W i a r d Popkes
Der Brief des Jakobus T h H K 14
Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament In neuer Bearbeitu...
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W i a r d Popkes
Der Brief des Jakobus T h H K 14
Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament In neuer Bearbeitung unter Mitwirkung von Reimund Bieringer, Hermann Binder, Ingo Broer, Christfried Böttrich, Reinhard Feldmeier, Jörg Frey, Walter Grundmann f» Klaus Haacker, Günter Haufe, Harald Hegermann, Jens Herzer, Gottfried Holtz f, Traugott Holtz, Ulrich B. Müller, Peter Pilhofer, Petr Pokorny, Wiard Popkes, Eckart Reinmuth,Gottfried Schule, T h o m a s Söding, Werner Vogler t , Wolfgang Weiß und Wolfgang Wiefel t
herausgegeben von
Erich Fascher t> J o a c h i m R o h d e , U d o Schnelle u n d Christian W o l f f
14
Der Brief des Jakobus von W i a r d Popkes
Der Brief des Jakobus
von
Wiard Popkes
EVANGELISCHE VERLAGSANSTALT Leipzig
Meinen Studenten
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme T h e o l o g i s c h e r H a n d k o m m e n t a r z u m N e u e n T e s t a m e n t / in neuer B e a r b . unter M i t w . v o n H e r m a n n B i n d e r ... H r s g . v o n E r i c h Fascher L e i p z i g : E v a n g . Verl.-Anst. 1 4 . P o p k e s , W i a r d : D e r B r i e f des J a k o b u s . - 2 0 0 1 Popkes, Wiard: D e r B r i e f des J a k o b u s / v o n W i a r d P o p k e s . - L e i p z i g : E v a n g . Verl.-Anst., 2001 ( T h e o l o g i s c h e r H a n d k o m m e n t a r z u m N e u e n T e s t a m e n t ; 14) ISBN 3-374-01813-0
© 2 0 0 1 b y Evangelische Verlagsanstalt G m b H , L e i p z i g Printed in G e r m a n y • H 6 6 8 6 D a s W e r k ist einschließlich all seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Gesamtherstellung: Druckerei Böhlau, Leipzig I S B N 3-374-01813-0
Vorwort
Jakobus hat es seinen Auslegern nie leicht gemacht. Das zeigt die Geschichte der Interpretation mit ihren unterschiedlichen Positionen. Obwohl alle Kommentatoren (nur) über dasselbe Material verfügen, sind die Fragen über die geschichtliche Pla zierung und theologische Bewertung, über Verfasser, Adressaten, Form, Absicht, Hintergrund, kanonsgeschichtliche Stellung und über diverse Relationen (zu Jesus, Paulus, IPetr, zum Judentum, zur Weisheitstradition u. a.), von vielen Detailfragen gar nicht zu reden, bis auf den heutigen Tag strittig. Deswegen sind hier Sorgfalt und Besinnung hinsichtlich der Methoden besonders angebracht. Ein Kommentar (der notgedrungen immer auch eine Kommentierung anderer Auslegungen in Geschichte und Gegenwart sein wird) zum Jakobusbrief kann m. E . nicht einfach fertige Ergeb nisse präsentieren. Vielmehr sollte er die Leserschaft mit hineinnehmen in das Ge spräch über die exegetischen Möglichkeiten des Textes, die methodischen Ansätze und die Bewertung des Materials aus Umwelt und Vorgeschichte. Es braucht Arbeit, bis sich die eigene Sicht herauskristallisiert, so etwa könnte Jakobus es gemeint haben, wobei auch die Grenzen des Erkennens auftauchen; denn Jakobus läßt man ches im Unklaren. Vordringlich erschien mir, Gedankengang und Arbeitsweise des Jak zu erfassen und dabei die Prämissen der eigenen Interpretation transparent wer den zu lassen. Die Einführung ist deshalb relativ ausführlich ausgefallen; sie enthält immer wieder auch Uberblicke zur Forschung, besonders zur neueren, die nicht nur zahlreich, sondern auch reichhaltig ist. Die einzelnen Abschnitte orientieren einlei tend über generelle Aspekte; zudem nötigt der Text auch zwischendurch verschie dentlich dazu, im Vor- bzw. Rückblick Gedankengänge zu beleuchten und nicht lediglich die einzelnen Verse durchzumustern. Solche Ausführungen wollen die VersAuslegung entlasten und stützen. Der Leser gewinnt dabei zugleich einen Einblick in die Arbeit des Kommentators und dessen Ringen mit dem Text. Solch ein Verfahren entspricht dem Stil und Anliegen gerade dieses Briefes. Jako bus ruft zu Geduld und Ausdauer; das sollte sich auch auf seine Ausleger übertragen. Er verwickelt seine Leserschaft ins Gespräch und nötigt sie zum eigenen Beurteilen; nicht selten stellt er Fragen. Viele schon haben es unternommen, die Gedankengän ge sorgsam zu analysieren und sich ihre Meinung zu bilden. Als Interpret sitzt man gewissermaßen an einem großen Runden Tisch mit ihnen und versucht, sich am Gespräch über das rechte Verständnis zu beteiligen; als Schwierigstes erweist sich dabei immer wieder die Verständigung über die Prinzipien und Prämissen der JakAuslegung. Der eigene Standpunkt kann nur induktiv aus der intensiven Beschäfti gung mit dem Text selbst und im argumentativen Gespräch mit anderen Auslegern gefunden werden.
VI
Vorwort
Aus den dargelegten Gründen folgt der Kommentar nicht immer ganz den Ge pflogenheiten dieser Reihe. Ich danke dem Verlag und den Herausgebern des T h H K nicht nur für ihre hilfreichen Einzelhinweise, ihre Geduld und Mühewaltung, son dern auch dafür, daß sie den Kommentar trotzdem aufgenommen haben. Die Leser innen und Leser kann ich diesbezüglich nur um Nachsicht bitten. Wem ich bei dem genannten argumentativen Gespräch besonders zu Dank ver pflichtet bin, wird der informierte Leser unschwer erkennen. Namentlich erwähnen möchte ich, auch wegen des literarischen Austausches, Hubert Frankemölle, Franz Mußner und Christoph Burchard; letzterer ließ mir noch vor der Drucklegung das Typoskript seines Kommentars ( H N T ) zukommen. Z u danken habe ich für den Austausch ferner Richard Bauckham, Ralph Martin, Karl-Wilhelm Niebuhr, Fran c i s Vouga, Peter Müller, Petra von Gemünden, Donald Verseput, Rudolf Hoppe, Klaus Haacker, Thomas Söding, David Hellholm, Ernst Baasland, Joachim Molthagen und Moises Mayordomo-Marin. Gelernt habe ich ebenfalls aus der Diskussion nach Vorträgen, speziell in Oslo 1996 und Oxford 1998. Viele haben mir durch Hinweise und Materialbeschaffung geholfen: Klaus Wachtel, Ronald Deering, Chris Church, Alan Tuttle, Martin Rothkegel, Andre Heinze, Lars Heinrich, T h o m a s Nißlmüller, Rainer Mansel, Christoph Stenschke, Matthias Walter, Carsten Claußen, Thomas Reichert, Enno Edzard Popkes und Olaf Petzel, der zudem Korrektur las. Steffi Eggers hat in unermüdlicher Treue das Manuskript in den Computer übertra gen. Dank gebührt gleichfalls meinen Kollegen vom Theologischen Seminar für ihr Interesse und ihre Unterstützung. Freude hat mir die Beschäftigung mit Jakobus immer bereitet, auch wenn der Text manche Fragen unbeantwortet läßt. Es lohnt sich, auf diesen besonderen Zeugen des Neuen Testaments zu hören. Ich hoffe, daß sich bei der Lektüre etwas von dieser Freude und von der inhaltlichen Zielsetzung des Briefes überträgt.
Im Herbst 2000
Wiard Popkes
Inhaltsverzeichnis Abkürzungen Literatur
XI XVIII
Einleitung § 1 Prolegomena 1. Situation der Forschung 2. Methodologie und Kriterien 3. Fehlende Themen 4. Ausgangspunkt der Analyse
1 1 1 3 6
§ 2 Die text- und kanonsgeschichtliche Rezeption 1. Textüberlieferung 2. Kanonsgeschichte
7 7 9
§ 3 Die kommunikative Gestalt 1. Anrede an kollektive Größe 2. Probleme durch menschliches So-Sein 3. Gepflegte Sprache
11 11 13 13
§ 4 Inhaltliche Schwerpunkte und Situation der Adressaten 1. Themenbereiche 2. Situation der Adressaten 3. Schichtenübergreifendes Spannungsgefälle 4. Selbstverständnis der Adressaten 5. Grundlinien der Theologie des Jakobus
16 16 17 18 21 22
§ 5 Traditionen 1. Altes Testament und jüdische Tradition 2. Weisheitstradition 3. Jesus-Überlieferung 4. Beziehungen zu Paulus 5. Beziehungen zum 1. Petrusbrief 6. Weitere innerneutestamentliche Berührungen 7. Frühchristliche Schriften 8. Sachlich-situativer Vergleich
27 27 29 32 36 39 40 40 42
§ 6 Die kompositorische Gestalt 1. Gattungsbestimmung
44 45
VIII
Inhalt
2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
Rhetorische Analyse Analysen von Jakobus 1 Thematische Einteilungen Didaktische Strukturvorschläge Einheitliches Thema Textbegriff Ergebnisse zur Kompositionsfrage
§ 7 Die Abfassungsverhältnisse 1. Entwicklung des Frühchristentums 2. Schriften des frühen 2. Jahrhunderts 3. Diaspora-Brief 4. Verfasserfrage 5. Entstehungsphasen 6. Ergebnis
47 49 51 52 53 54 56 59 59 60 61 64 68 69
Auslegung I. Präskript 1,1 70 IL Die rechte innere Einstellung 1,2-15 74 1. Texteingrenzung 74 2. Textüberlieferung 75 3. Text- und Kommunikationsstruktur 75 4. Traditionselemente 76 5. Redaktion und Intention 78 Vorbemerkungen zu 1,2-4 (Aufbau, Sinnlinien, Signale) 79 Auslegung V. 2-8 79 Vorbemerkungen zu 1,9-11 (Konstruktion, Interpretationsprobleme). . 93 Auslegung V. 9-11 94 Ergänzende Notizen zu 1,9-11 (Akzente, Intention) 99 Auslegung V. 12-15 99 III. Der Umgang mit dem Wort Gottes 1,16-27 110 1. Texteingrenzung 110 2. Text Überlieferung 111 3. Text-und Kommunikationsstruktur 112 4. Traditionselemente 114 5. Redaktion und Intention 117 Auslegung V. 16-21 119 Vorbemerkungen zu 1,22-25 (Argumentation und Begrifflichkeit). . 129 Auslegung V. 21-24 132 »Vollkommenes Gesetz der Freiheit« 138 Auslegung V. 25-27 143 IV. Glaube, Liebe, Taten und was dabei zu beachten ist 2,1-26 1. Texteingrenzung
152 152
Inhalt
IX
2. Textüberlieferung 153 3. Text- und Kommunikationsstruktur 154 4. Traditionselemente 155 5. Redaktion und Intention 157 Auslegung V. 1-7 158 Vorbemerkungen zu 2,8-13 (Gedankenfuhrung und Hintergrund) . 1 7 1 Auslegung V. 8-13 173 Vorbemerkungen zu 2,14-26 (Gedankengang und Hintergrund) . . . 182 Auslegung V. 14-17 190 Die crux interpretum 2,18 196 Auslegung V. 18-26 198 Ergänzende Notizen zu 2,14-26 (Glaube, Rechtfertigung; Rezeption, Fehlentwicklungen) 211 V. Verantwortliche Leiterschaft im Umgang mit dem Wort 3,1-12 1. Texteingrenzung 2. Textüberlieferung 3. Text- und Kommunikationsstruktur 4. Traditionselemente 5. Redaktion und Intention 6. Inhalt und kontextuelle Funktion Auslegung V. 1-12
215 215 216 216 217 218 218 219
VI. Das Verhältnis zur Welt 3,13-5,6 1. Texteingrenzung 2. Textüberlieferung 3. Text- und Kommunikationsstruktur 4. Traditionselemente 5. Redaktion und Intention
238 238 238 239 240 243
A) Weisheit, Streit und ihre Herkunft 3,13-4,3 Vorbemerkung zu 3,13-18 (Charakter und Position) Auslegung V. 1 3 - 1 8 . . Vorbemerkungen zu 4,1-3 (Charakter, Aufbau, Tradition und Realitätsbezug) Auslegung V. 1-3
244 244 245 258 262
B) Freundschaft mit Gott oder mit der Welt 4,4-12 266 Auslegung V. 4 267 Vorbemerkungen zu 4,5-6 (Schriftgebrauch, Syntax und Intention) 269 Auslegung V. 5-10 271 Ergänzende Bemerkung zu 4,7-10 (>Umkehrauer, Walter, W ö r t e r b u c h z u m N e u e n T e s t a m e n t , 6. Aufl. h g . v o n K u r t u n d B a r b a r a A l a n d , Ber lin ( d e G r u y t e r ) 1 9 8 8 . ( B a u e r - A . ) . Blass, Friedrich/Debrunner, Albert, G r a m m a t i k des neutestamentlichen Griechisch, bearbeitet v o n Friedrich Rehkopf, G ö t t i n g e n ( V & R ) 1 7 . Aufl. 1 9 9 0 . ( B - D - R ) . Borgen, Peder/Fuglseth, Kare/Skarsten, Roald, T h e Philo Index. A C o m p l e t e G r e e k W o r d I n d e x to the Writings o f Philo o f A l e x a n d r i a , L e m m a t i z e d & C o m p u t e r - G e n e r a t e d . U n i R e l Studieserie nr. 2 5 , T r o n d h e i m (Religionsvitskapleg institutt) 1 9 9 7 . Denis, Albert-Marie, C o n c o r d a n c e G r e c q u e des P s e u d e p i g r a p h e s d ' A n c i e n T e s t a m e n t , L o u v a i n l a - N e u v e (Institut Orientaliste) 1 9 8 7 . N o v u m T e s t a m e n t u m G r a e c u m . E d i t i o C r i t i c a M a i o r ( E C M ) h g . v o m Institut für n e u t e s t a m e n t liche T e x t f o r s c h u n g . I V D i e K a t h o l i s c h e n Briefe, h g . v o n B a r b a r a A l a n d , K u r t A l a n d , G e r d M i n k u n d K l a u s Wachtel, 1. L i e f e r u n g D e r Jakobusbrief, S t u t t g a r t ( D t . Bibelgesellschaft) 1 9 7 7 , Teil 1 Text, Teil 2 B e g l e i t e n d e Materialien. Hatch, Edwin/Redpath, Henry A., A C o n c o r d a n c e to the S e p t u a g i n t A n d the O t h e r G r e e k Versions o f the O l d T e s t a m e n t ( I n c l u d i n g the A p o c r y p h a l B o o k s ) 2 n d ed., » I n t r o d u c t o r y E s s a y « by R o b e r t A . Kraft a n d E m a n u e l Tov. » H e b r e w / A r a m a i c I n d e x to the S e p t u a g i n t « by T a k a m i t s u M u r a o k a , G r a n d R a p i d s (Baker) 1 9 9 8 . Horsley, Greg H. R. ( H g . ) , N e w D o c u m e n t s Illustrating E a r l y Christianity, N o r t h R y d e ( M a c q u a rie University), B d . I ( 1 9 8 1 ) - . Kraft, Heinrich, C l a v i s P a t r u m A p o s t o l i c o r u m . C a t a l o g u m v o c u m in libris p a t r u m q u i d i c u n t u r apostolici n o n raro o c c u r e n t i u m , a d i u n v a n t e U r s u l a Früchtel, D a r m s t a d t ( W B G ) 1 9 6 4 . Kümmel, Werner Georg ( H g . ) , J ü d i s c h e Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, G ü t e r s l o h ( M o h n ) III - 1 9 7 3 - ( J S H R Z ) . Liddell, Henry George/Scott, Robert, A G r e e k - E n g l i s h L e x i c o n , n e w edition b y H e n r y Stuart J o n e s , O x f o r d ( C l a r e n d o n ) I-II 1 9 4 0 ( L - S - J ) . Maier, Johann, D i e Q u m r a n - E s s e n e r : D i e Texte v o m T o t e n Meer, M ü n c h e n / B a s e l (Reinhardt) I 1 9 9 5 ( U T B 1 8 6 2 ) II 1 9 9 5 ( U T B 1 8 6 3 ) III 1 9 9 6 ( U T B 1 9 1 6 ) . D e r s . , D i e T e m p e l r o l l e v o m T o t e n M e e r u n d d a s » N e u e J e r u s a l e m « , M ü n c h e n / B a s e l (Reinhardt) 3. Aufl. 1 9 9 7 ( U T B 8 2 9 ) .
Literatur
XIX
Metzger, Bruce M., A T e x t u a l C o m m e n t a r y o n the G r e e k N e w T e s t a m e n t . A C o m p a n i o n V o l u m e to the U n i t e d Bible Societies G r e e k N e w T e s t a m e n t (third e d i t i o n ) , L o n d o n / N e w York ( U n i t e d B i b l e Societies) corrected edition 1 9 7 5 . Morgenthaler, Robert, Statistik des neutestamentlichen Wortschatzes, Z ü r i c h ( G o t t h e i ß 1 9 5 8 . Pape, W, G r i e c h i s c h - D e u t s c h e s H a n d w ö r t e r b u c h , 3 . Aufl. bearbeitet v o n M . S e n g e b u s c h , B r a u n schweig (Vieweg) I-II 1 9 1 4 . N e u e r W e t t s t e i n . Texte z u m N e u e n T e s t a m e n t aus G r i e c h e n t u m u n d H e l l e n i s m u s , II Texte zur Briefliteratur u n d zur J o h a n n e s a p o k a l y p s e , h g . v o n G e o r g Strecker u n d U d o Schnelle unter M i t a r b e i t v o n G e r a l d Seelig, Berlin (de Gruyter) 1 9 9 6 .
Diverse Literatur zu Jak und verwandten Bereichen Adamson, James B., T h e E p i s t l e o f J a m e s , N I C N T , G r a n d R a p i d s ( E e r d m a n s ) 1 9 8 4 (= 1 9 7 6 ) . ders., J a m e s . T h e M a n a n d H i s M e s s a g e , G r a n d R a p i d s ( E e r d m a n s ) 1 9 8 9 . Ahrens, Matthias, D e r Realitäten W i d e r s c h e i n oder A r m u n d R e i c h i m J a k o b u s b r i e f . E i n e sozialge schichtliche U n t e r s u c h u n g , Berlin (Alektor) 1 9 9 5 . Aland, Kurt, J a k o b u s b r i e f : R G G III ( 1 9 5 9 ) , 5 2 6 - 5 2 8 . ders., N e u t e s t a m e n t l i c h e E n t w ü r f e , T h B 6 3 , M ü n c h e n (Kaiser) 1 9 7 9 . Alföldy, Geza, D i e r ö m i s c h e G e s e l l s c h a f t - S t r u k t u r u n d E i g e n a r t : G y m n a s i u m 8 3 ( 1 9 7 6 ) , 1-25. ders., R ö m i s c h e S o z i a l g e s c h i c h t e , W i e s b a d e n 3. Aufl. 1 9 8 4 . Allison, Dale C. Jr., Exegetical A m n e s i a in J a m e s : E T L 7 6 ( 2 0 0 0 ) , 1 6 2 - 1 6 6 . Althaus, Paul, » B e k e n n e einer d e m a n d e r n seine S ü n d e n « . Z u r G e s c h i c h t e v o n J a k . 5 , 1 6 seit A u g u s t i n , in: F e s t g a b e T h e o d o r Z a h n , E r l a n g e n (Deichert) 1 9 2 8 , 1 6 5 - 1 9 4 . Amphoux, C.-B., U n e relecture d e chapitre 1 d e l'epitre d e J a c q u e s : B i b 6 2 ( 1 9 7 8 ) , 5 5 4 - 5 6 1 . ders., Vers une description linguistique d e l'epitre d e J a c q u e s : N T S 2 5 ( 1 9 7 8 / 7 9 ) , 5 8 - 9 2 . ders. S y s t e m e s anciens d e division d e l'epitre d e J a c q u e s et c o m p o s i t i o n litteraire: B i b 6 2 ( 1 9 8 1 ) , 390-400. ders., Q u e l q u e s t e m o i n s grecs des formes textuelles les p l u s a n c i e n n e s d e l'epitre d e J a c q u e s : N T S 28 (1982), 91-115. Amstutz, Joseph, A L I A O T H Z . E i n e begriffsgeschichtliche S t u d i e z u m jüdisch-christlichen G r i e chisch, T h e o p h a n e i a , B e i t r ä g e zur R e l i g i o n s - u n d K i r c h e n g e s c h i e n t e des A l t e r t u m s , B o n n (Hanstein) 1968. Anderson, R. Dean Jr., A n c i e n t Rhetorical T h e o r y a n d Paul, rev. ed. L e u v e n (Peeters) 1 9 9 9 . Aune, David E„ T h e N e w T e s t a m e n t in Its Literary E n v i r o n m e n t L i b r a r y o f E a r l y C h r i s t i a n i t y 8, P h i l a d e l p h i a (Westminster) 1 9 8 7 . ders. ( H g . ) , G r e c o - R o m a n L i t e r a t u r e a n d the N e w Testament. Selected F o r m s a n d Genres, Atlanta 1988. ders., H u m a n N a t u r e a n d Ethics in Hellenistic Philosophical T r a d i t i o n s a n d Paul: S o m e Issues a n d P r o b l e m s , in: E n g b e r g - P e d e r s e n , Troels ( H g . ) , Paul in H i s Hellenistic C o n t e x t , M i n n e a p o l i s ( A u g s b u r g Fortress) 1 9 9 5 , 2 9 1 - 3 1 2 . Baasland, Ernst, D e r J a k o b u s b r i e f als neutestamentliche Weisheitsschrift: S t T h 3 6 ( 1 9 8 2 ) , 1 1 9 139. ders., Literarische F o r m , T h e m a t i k u n d geschichtliche E i n o r d n u n g des J a k o b u s b r i e f e s : A N R W I I 25.5 (1988), 3646-3684. ders., J a k o b s b r e v e t , K N T 16, U p p s a l a ( E P S ) 1 9 9 2 . Backhaus, Knut, C o n d i c i o J a c o b a e a . J ü d i s c h e Weisheitstradition u n d christliche Alltagsethik n a c h J a k 4 , 1 3 - 1 7 , in: K n u t B a c k h a u s / F r a n z G e o r g U n t e r g a ß m a i r ( H g . ) , Schrift u n d T r a d i t i o n ( F S Josef Ernst), Paderborn (Schöningh) 1996, 1 3 5 - 1 5 8 . Baeumer, Max, T o p o s f o r s c h u n g , W d F 3 9 5 , D a r m s t a d t ( W B G ) 1 9 7 3 . Baker, William R, Personal S p e e c h - E t h i c s in the Epistle o f J a m e s ( W U N T II 6 8 ) T ü b i n g e n (Mohr) 1995. 3
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XXX
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XXXIV
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2
56Vgl. H e i l i g e n t h a l 4 9 ff.
2 5 7
Näheres ( u n d Literatur) i m Vorwort zu 2 , 1 4 - 2 6 .
2 5 8
D i e s ist e i n w i c h t i g e s u n d v i e l f a c h v e r t r e t e n e s A r g u m e n t ; e b e n s o H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 5 7 f .
2
59 V g l . H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 3 5 f. 5 8 .
2 6 0
Hahn/Müller, T h R 1998, 4 1 .
2 6 1
A u s f ü h r l i c h u n l ä n g s t Penner, E p i s t l e 5 3 - 7 4 . - G a n z a n d e r e W e g e b e s c h r e i t e t n e u e r d i n g s H a a c k e r , J u s t i f i c a t i o n : J a k 2 , 1 4 ( » d e r G l a u b e rettet«) n e h m e k e i n p a u l i n i s c h e s M o t i v auf, s o n d e r n e i n s y n o p t i s c h e s (z. B . M k 5 , 3 4 ) . P a u l u s w e n d e s i c h i n R o m 4 g e g e n eine P o s i t i o n w i e i n J a k 2 , u n d zwar a u s j ü d i s c h e r T r a d i t i o n . J a k kritisiere a l s o viel eher P e t r u s als P a u l u s . S . d a z u i m K o m m e n t a r z u 2 , 1 4 ff.
262 Penner, E p i s t l e 5 3 - 5 5 ; allenfalls für d a s 2 . J h . sei sie d e n k b a r . D a s A r g u m e n t läßt sich a l s o für e i n e S p ä t d a tierung verwenden.
Traditionen
37
2
264
» m i r r o r - r e a d i n g « 6 3 sei a u c h generell u n z u l ä s s i g u n d u n w a h r s c h e i n l i c h . Ferner sei es schwer vorstellbar, d a ß J a k Paulus o d e r eine p a u l i n i s c h e G r u p p e d e r m a ß e n m i ß v e r s t a n d ; u n d w a r u m b e s c h r ä n k e sich d a n n die K o n t r o v e r s e a u f nur einen A b s c h n i t t bzw. A s p e k t ? Z u d e m dürfe m a n 2 , 1 4 - 2 6 nicht v o m K o n t e x t (speziell 1 , 2 2 - 2 , 2 6 ) i s o l i e r e n . D i e Parallelen seien i m ü b r i g e n gar nicht s o e i n d e u t i g klar u n d erklärten sich eher a u s g e m e i n s a m e r T r a d i t i o n , wie g e r a d e a u c h d a s Abraham-Beispiel z e i g e . A u s der S p r a c h e v o n 2 , 1 4 - 2 6 k ö n n e m a n k e i n e S c h l ü s s e für eine P a u l u s - T r a d i t i o n ziehen; d i e j a k Begrifflichkeit sei eher g e m e i n - n e u t e s t a m e n t l i c h . Ferner sei zu beachten, d a ß weite Teile v o n Rom o d e r G a l in J a k gar nicht berücksichtigt w ü r d e n ; bei einer lite rarischen A b h ä n g i g k e i t wäre ein anderer T a t b e s t a n d zu e r w a r t e n . E i n e A n a l o g i e zu solch einer B e n u t z u n g eines Paulustextes finde sich n i r g e n d s . W e d e r die A b h ä n g i g k e i t v o n Paulus n o c h eine P o l e m i k g e g e n ihn sei s o m i t zu rechtfertigen. - N u n steht u n d fällt d i e P a u l u s - J a k - R e l a t i o n keineswegs m i t einer literarischen B e n u t z u n g s h y p o t h e s e . O b J a k Paulus-Briefe (Rom, evtl. G a l , l-2Kor) kannte u n d , falls j a , wie er sie benutzte (z. B . exzerpierte), ist eine g e s o n d e r t e Frage. Z u d e m b e s c h r ä n k e n sich die B e r ü h r u n g e n nicht n u r a u f 2 , 1 4 - 2 6 , wie n o c h gezeigt w e r d e n wird. E n t s c h e i d e n d j e d o c h ist der sachliche Reflex i m S i n n v o n T h e s e (Paulus) u n d A n t i t h e s e ( J a k ) , die freilich nicht direkt erfolgte, s o n d e r n über die Z w i s c h e n s t u f e einer verwilderten P a u l u s - T r a d i t i o n . M a n sollte d e s h a l b in der T a t nicht v o n einer ami-paulinischen Polemik r e d e n . E i n i g e der e r w ä h n t e n G e g e n a r g u m e n t e lassen sich i m ü b r i g e n e b e n s o g u t für eine S p ä t d a t i e r u n g v e r w e n d e n , n ä m l i c h : Polemik, M i ß v e r s t ä n d n i s , A u s w a h l , T e r m i n o l o g i e . W e n n e i n g e w e n d e t wird, o h n e eine » a priori A n n a h m e v o n A n t i - P a u l i n i s m u s in J a k 2 « sei eine R e k o n s t r u k t i o n der notierten P a u l u s - J a k R e l a t i o n gar nicht m ö g l i c h , d a n n k a n n m a n d e n V o r w u r f leicht z u r ü c k g e b e n . W i e s o oft in der J a k - F o r s c h u n g b e r ü h r t m a n d e n Bereich v o n g e w a c h s e n e n U b e r z e u g u n g e n , unter d e n e n die A r g u m e n t a t i o n leicht S c h a d e n n i m m t . Letztlich zählen die Wahrscheinlichkeit u n d D u r c h s i c h t i g k e i t der B e f u n d d e u t u n g ; u n d diese weisen ( m . E . ) a u f eine R e a k t i o n seitens des J a k g e g e n ü b e r einer sich paulinisch gebenden Gedankenfront. 2 6 5
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A u c h theologisch sollte m a n differenziert u r t e i l e n . D a s b e g i n n t bereits d a m i t , in 2 , 1 4 - 2 6 nicht d a s theologische Z e n t r u m des Briefes zu sehen, s o gewiß d a s ein wichtiger A b s c h n i t t i s t . E b e n s o d a r f 2 , 1 4 - 2 6 nicht v o m K o n t e x t (speziell 2 , 1 - 1 3 ) separiert w e r d e n . D a s übergreifende Ziel des G l a u b e n s ist für J a k dessen B e w ä h r u n g ( 1 , 3 ; 2 , 1 ff.) in der Praxis, a u c h g e g e n ü b e r fal schen t h e o l o g i s c h e n A n s i c h t e n . D i e Rechtfertigungslehre tritt dabei nicht als T h e m a für sich, d a s 2 7 6
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Penner, E p i s t l e 5 5 . 264 Y g i g r u n d s ä t z l i c h d a s C a v e a t v o n K l a u s Berger, D i e impliziten G e g n e r . Z u r M e t h o d e d e r E r s c h l i e ß u n g v o n » G e g n e r n « in n e u t e s t a m e n t l i c h e n T e x t e n , in: D i e t e r L ü h r m a n n / G e o r g Strecker ( H g . ) , K i r c h e ( F S Günter Bornkamm) Tübingen (Mohr) 1980, 373-400. 65 Penner, Epistle 5 6 - 5 8 . 266 Penner, E p i s t l e 5 8 f. D i e s A r g u m e n t ist nicht n e u u n d für die F r a g e einer P l s - K o n t r o v e r s e n u r b e d i n g t rele vant. V g l . H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 4 1 . Penner, E p i s t l e 6 0 ff. V g l . a u c h H a a c k e r , J u s t i f i c a t i o n . 268 Penner, E p i s t l e 6 3 - 6 7 m i t H i n w e i s a u f l C l e m u n d H e b r ( 6 5 ) . Viel eher sei J a k v o n I M a k k 2 , 5 2 beeinflußt ( 6 5 f.); s o etwa a u c h H e i l i g e n t h a l 5 1 ; Berger, A b r a h a m 3 7 4 . S . d a z u i m K o m m e n t a r . Penner, E p i s t l e 6 6 - 7 0 . Penner, Epistle 7 1 f. M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 3 8 , m e i n t z u d e m , bei einer S p ä t d a t i e r u n g m ü ß t e a u f die P a u lusbriefe direkt B e z u g g e n o m m e n w o r d e n sein (vgl. 2Petr 3 ) . A b e r nicht e i n m a l die A p g e r w ä h n t i r g e n d einen solchen Brief! Penner, E p i s t l e 7 1 f. K l e i n 1 9 7 ff.; u n d B i n d e m a n n 2 0 2 ff. halten es für wahrscheinlich, d a ß J a k Rom u n d I K o r k a n n t e ; S a t o 6 7 f.: R o m u n d G a l . H a h n / M ü l l e r , T h R 1998, 4 L V g l . Penner, E p i s t l e 7 4 . Hahn/Müller, T h R 1998, 36-41. Näheres i m Vorwort zu 2,14-26. E b e n s o Verseput, Puzzle 1 0 5 . Z u m G l a u b e n s b e g r i f f s . H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 3 5 f. 2
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Einleitung
38
erst errungen werden m ü ß t e , auf, s o n d e r n geradezu als ideologischer Störfaktor i m (praktisch-) theol o g i s c h e n D i s k u r s . D i e D i s k u s s i o n bei J a k ist ekklesiologisch-ethischer, nicht p r i m ä r soteriologischer N a t u r wie bei P a u l u s ^ _ letzteres w i r d vielmehr bei J a k g e r a d e infrage gestellt. D i e A u s g a n g s b e d i n g u n g e n s i n d g a n z unterschiedlich. F ü r Paulus g e h t es u m die Frage n a c h d e m H e i l s w e g (den d a s G e s e t z n i c h t bietet), für J a k u m die Verbindlichkeit des G l a u b e n s . J a k ist k e i n A n t i pauliner. V i e l m e h r b e w e g e n ihn wie Paulus jeweils zugespitzte Fragestellungen. Paulus m ö c h t e jederlei S e l b s t e r l ö s u n g des M e n s c h e n , J a k m ö c h t e jederlei S e l b s t t ä u s c h u n g des G l a u b e n s a u s schließen. B e i d e treffen sich bei der T ä t i g k e i t des G l a u b e n s in der L i e b e , v o n der J a k 2 , 1 ff. b e k a n n t l i c h h a n d e l t , o b w o h l er d a b e i nicht explizit v o n A g a p e redet, weil er a n s c h e i n e n d einen M i ß b r a u c h des L i e b e s g e b o t s a u s r ä u m e n will. Paulus will die » R e l i g i o n « n i c h t in » E t h i k « aufgehen lassen; J a k will j e n e n i c h t v o n dieser g e t r e n n t s e h e n . - Eigenartigerweise tritt, verglichen m i t Paulus, das T h e m a »sola gratia« g e g e n ü b e r »sola fide« bei J a k völlig z u r ü c k . E s scheint, d a ß d i e ser A s p e k t , der b e k a n n t l i c h bereits i m J u d e n t u m d u r c h a u s akzeptiert w a r , viel w e n i g e r z u m strittigen P a u l u s - E r b e g e h ö r t e . J a k jedenfalls entfaltet seine A k z e n t s e t z u n g nicht in diese R i c h t u n g . 2 7
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2. Auch in 2,8 ff existieren enge Berührungen hin zu paulinischem Material. Nur hier und in Rom 13,8-10 (vgl. Gal 5,14) wird Lev 19,18 gewissermaßen als »Krone des Gesetzes« bezeichnet und unmittelbar mit dem Anfang der 2. Dekalogtafel verbunden (s. z. St.). Man kann die ganze Passage als Auseinandersetzung mit einer sich paulinisch gebenden Position lesen, die das Liebesgebot ideologisch ausgehöhlt h a t . Hier - nicht in 2,14 ff. - greift Jak das Thema »Gesetz« auf, dargelegt interessanterweise speziell an dem einzigartigen Syntagma »Gesetz der Freiheit« (ebenfalls in 1,25). Auch in 2,1-13 äußert sich Jak kritisch gegenüber Fehldeutungen (Näheres dazu im Kommentar). Der Abschnitt 3,13-18 kommt den Äußerungen von 1 Kor 2-3 sehr nahe, teilweise bis in die Terminologie hinein (s. z. St.). Echte, göttliche Weisheit wird der irdischen, psychischen Zanksucht usw. gegenübergestellt. Möglicherweise bestehen auch hier traditionsgeschichtliche Beziehungen. Allerdings können einige Berührungen auch aus allgemeinem frühchristlichem Gut stammen - so etwa der Katalog in 3,17 (vgl. Gal 5,22 f.), »ungeheuchelt« (3,17), »Frucht der Gerechtigkeit« (3,18), »Erben« (2,5), oder »unversehrt« (1,4; vgl. lThess 5 , 2 3 ) . Immerhin jedoch gibt es eine Reihe weiterer Kontaktstellen zum Corpus Paulinum hin - so bei »Herr der Herrlichkeit« (2,1; vgl. IKor 2,8), »Begierde/Tod« (1,13-15; vgl. Rom 6,23; 7,7 ff.); Vorzugsstellung der Armen (2,5; vgl. IKor 1,26-28). - Ähnlichkeiten in Jak 1,2 f. mit Rom 5,35 überschneiden sich mit solchen zu IPetr 1,6 f., zumal in der Form eines klimaktischen Kettenschlusses. Der Ansatz bei der Anfechtungsthematik bringt jedoch 285
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287
279 M i t Heiligenthal 5 0 . Ebenso Hahn/Müller, T h R 1998, 36. G e g e n L a u t e n s c h l a g e r 1 8 3 , m i t H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 3 6 , unter B e z u g a u f L i n d e m a n n , Paulus 2 4 9 . 282 Verseput, Puzzle 1 0 8 £ , verweist a u f d e n j ü d i s c h e n H i n t e r g r u n d hinsichtlich »to divorce ethics f r o m religion«. Vgl. Popkes, Adressaten 4 3 ; L ü d e m a n n 2 0 1 . D a s zeigten nicht zuletzt d i e Q u m r a n - F u n d e ; s. O t t o Betz, R e c h t f e r t i g u n g in Q u m r a n , in: J o h a n n e s Friedrich u. a. ( H g . ) , R e c h t f e r t i g u n g ( F S E r n s t K ä s e m a n n ) , T ü b i n g e n ( M o h r ) u n d G ö t t i n g e n ( V & R ) 1 9 7 6 , 1 7 3 6 , speziell 2 7 ; Siegfried Schulz, Z u r R e c h t f e r t i g u n g a u s G n a d e n in Q u m r a n u n d bei Paulus: Z T h K 5 6 ( 1 9 5 9 ) , 1 5 5 - 1 8 5 ; vgl. Popkes, Gerechtigkeitstradition 3 f. D a z u gehören: d i e R e z e p t i o n v o n L e v 1 9 , 1 8 ; » G e s e t z der Freiheit«; » . . . wer das ganze G e s e t z e r f ü l l t . . . « ( 2 , 1 0 ) , s. d a z u i m K o m m e n t a r . V g l . Popkes, Paränese 1 4 0 - 1 4 9 . D i e s e Stellen s i n d vielfach m i t e i n a n d e r in B e z i e h u n g gesetzt w o r d e n ; z. B . D i b e l i u s , K E K 1 0 4 f.; T h o m a s , Anfechtung; Nauck, Freude; D e p p e 6 3 - 6 5 ; Popkes, Adressaten 132.152. 2 8 0
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39
Traditionen
weitergehende traditions- und formgeschichtliche Implikationen mit sich (vgl. auch die Relation zu Sir 2), auf die bei der Behandlung der Komposition zurückzukom men ist. 3. Aufs Ganze gesehen, wird man also die Beziehungen zu Paulus nicht auf 2,14-26 und die Thematik »Glaube/Werke« begrenzen und konzentrieren dürfen. Generell ist anzunehmen, daß, wenn an einer Stelle eine wichtige Verbindung vorliegt, sich auch anderswo Berührungen ergaben. Dabei darf die überlieferungsgeschichtliche Frage nicht außer Acht gelassen werden, wie solche Beziehungen zustande kamen, d. h. sowohl die allgemeine kirchen- und theologiegeschichtliche Entwicklung als auch die intertextuelle Relation sind zu b e s e h e n . Jak behandelt nicht ein isoliertes theologi sches Thema (in 2,14-26), sondern schreibt auf dem Hintergrund der Entwicklung der (paulinischen) Missionskirchen. Möglicherweise gewann er sogar Zugang zu einigen paulinischen Kerntexten, evtl. freilich nicht auf direktem Weg, sondern durch mündliche oder schriftliche Vermittlung. 288
5. Beziehungen
zum
1.
Petrusbrief 2 8 9
Die Beziehungen zu IPetr betreffen vor allem Jak 1-2 und 5 . So ähneln sich 1,2-4 und IPetr 1,6 f. z. T bis in den Wortlaut; ebenso 4,6-10 und IPetr 5,5 f., einschließ lich desselben Zitats. Vgl. ferner zu Jak 1,12: IPetr 1,8 f. (die Gott lieben, sollen das Ziel des Glaubens erlangen) und IPetr 3,14: 4,14 (selig, wer im Leiden durchhält). Auch IPetr 1,24 f. bringt Jes 40,6 f., bei Jak verteilt auf 1,10 f. und 18. Das Motiv der »Geburt« hat IPetr in 2,1 f.; ebenso »Ablegen des Schmutzes« 1,21, vgl. IPetr 1,2325; 2,1. Mehrere Motive in Jak 1,26-2,1 (Frömmigkeit, Reinheit gegenüber der Welt, Gott und Vater, Ansehen der Person) finden sich auch in IPetr (1,3 f. 17.19; 2,5 ff. 11 ff.). Schließlich gibt es Berührungen in Jak 5,7-20 zu IPetr 4,7 ff.: Nähe des Endes, angemessenes Verhalten, Gebet, Sünden zudecken (einschließlich Anspielung an Prov 10,12), zudem die Wendung »vor allen D i n g e n « und das Motiv »Herzen stärken« (IPetr 5,10). - Die Frage nach dem Zustandekommen der Berührungen wird traditionell mit der Formel »aus gemeinsamer Tradition« 1 beantwortet. Die form-prägenden Kräfte sind jedoch auffällig genug, um nach weitergehenden Lösun gen Ausschau zu halten. Immerhin betreffen sie jeweils primär den Rahmen der Brie fe. Gemeinsame AT-Elemente kommen hinzu, darüber hinaus noch das Problem 290
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S o w e i t m a n m i t einer P a u l u s - J a k o b u s - B e z i e h u n g r e c h n e t , g e h t m a n in d e r R e g e l d a v o n a u s , J a k w e n d e sich g e g e n e i n e n m i ß v e r s t a n d e n e n , j a d e g e n e r i e r t e n P a u l i n i s m u s ; vgl. z. B . B l o n d e l 1 4 6 f.; L i n d e m a n n , P a u l u s 2 4 3 ff.; L ü d e m a n n 1 9 4 ff; S o u c e k ; T r o c m e .
2 8 9
V g l . Ferris; B o i s m a r d ; B r a u m a n n 4 0 9 f.; L o h s e , G l a u b e 13 ff; Penner, E p i s t l e 7 2 m i t A n m . 1; v o n L i p s 4 2 8 m i t A n m . 1 9 1 ; P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 3 5 ff 1 4 9 ff
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I m N T nur J a k 5,12 u n d IPetr 4,8. S o z. B . Penner, E p i s t l e 7 2 . O d e r m a n n i m m t e i n e A b h ä n g i g k e i t d e s I P e t r v o n J a k a n , weil I P e t r t h e o l o g i s c h weiter e n t w i c k e l t sei; s o z. B . H e n g e l , P o l e m i k 2 5 1 .
2 9 2
D i e E n t s t e h u n g s g e s c h i c h t e v o n I P e t r ist m i t e i n i g e n F r a g e n b e h a f t e t (vgl. V i e l h a u e r 5 8 4 f.): L i e g t e i n e P r e d i g t a n N e u g e t a u f t e z u g r u n d e ? L a s s e n sich » W a c h s t u m s r i n g e « e r k e n n e n ? W u r d e d i e P r e d i g t d u r c h M a h n u n g e n e r g ä n z t u n d v e r a l l g e m e i n e r t s o w i e d a s G a n z e schließlich i m B l i c k a u f V e r f o l g u n g a k t u a l i s i e r t (4,12
ff)?
40
Einleitung
der Akolouthie bei Jak, also die Frage nach der Einarbeitung der Teile. Eine Möglichkeit besteht in der Annahme einer Beeinflussung jeweils durch (eine) ntl. Neophyten-Unterweisungs-Tradition. Nicht auszuschließen ist freilich auch, daß Jak den IPetr wenigstens teilweise exzerpierte. Antworten lassen sich jedoch allenfalls in einer Gesamttheorie der jak Traditionsaufnahme finden. 293
6. Weitere innerneutestamentliche
Berührungen
Einige weitere innerneutestamentliche Berührungen betreffen folgende Bereiche. 1. Sofern Jak 1,18.21 auf dem Hintergrund frühchristlicher Konversions- und Taufaussagen zu deuten i s t , legen sich Berührungen außer mit IPetr vor allem mit Kol-Eph nahe, nämlich: Wiedergeburt, Erstlingsfrucht (Kol 1,10; Eph 2,15; 4,21-24; 5,26); Ablegen/Annehmen (Kol 3,8). Dazu kommt evtl. noch: Erwählung und Verheißung des Reiches (Gottes) für die, die Liebe üben (Jak 2,5.7; Eph 1 , 4 ) . 9 5 2. Mit Hebr verbinden Jak die Motive der Anfechtung (2,18; 3,8 f.; 4,15) und Vollendung (2,10), die atl. Exempla Abraham/Isaak (11,17-19) und Rahab (11,31), dazu »Geduld üben« (6,12-15). Die Berührungen sind eher sporadisch und allgemein, ohne einen formgeschichtlich deutlicheren Rahmen. 3. Gleiches gilt für ljoh. ^ D a ist einmal der Zusammenhang zwischen Weltliebe, Prahlen (mit seinem Vermögen), Begierde des Fleisches und der Augen (IJoh 2,1517; Jak 4,1 ff. 13 ff.), zum anderen das Sich-Verschließen gegenüber der Not des Bruders (IJoh 3,17; Jak 2,15 f.). Eine eher formgeschichtliche Parallele liegt in der Schlußanweisung vor: sich um in die Irre Gehende zu kümmern (IJoh 5,16 f.; Jak 5,19 f . ) 294
2
2
297
7 . Frühchristliche
Schriften
Besonders im Hinblick auf gleiche, z. T spät nachweisbare Vokabeln, auf einige Formulierungen und auf einige atl. Anspielungen ist der Vergleich mit den frühchristlichen Schriften aus der Zeit von ca. 95 bis 150 von Interesse. 298
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V g l . P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 3 6 ff.; M u ß n e r , T a u f l e h r e 6 6 . V g l . B r a u m a n n ; M u ß n e r , T a u f l e h r e ; P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 4 7 ; s. z. S t . D i e T r a d i t i o n s g e s c h i c h t e bei d e n M o t i v e n » d a s R e i c h e r b e n « u n d » d i e i h n l i e b e n « ist n o c h weiter g e f ä c h e r t , z. T. m i t d e r T a u f t h e o l o g i e v e r k n ü p f t . V g l . G ü n t e r H a u f e , R e i c h G o t t e s bei P a u l u s u n d in d e r J e s u s t r a d i tion: N T S 3 1 ( 1 9 8 5 ) , 467-472; K a r l D o n f r i e d , T h e K i n g d o m o f G o d in Paul, in: W. W i l l i s ( H g . ) , T h e K i n g d o m o f G o d in 2 0 t h - C e n t u r y I n t e r p r e t a t i o n , P e a b o d y 1 9 8 7 , 1 7 5 - 1 9 0 .
2 9 6
Vgl. Popkes, Adressaten 6 7 ; dort a u c h zu Vowinckel. Epistolarisch vergleicht Francis die beiden Schriften.
2 9 7
Vgl. dazu Popkes, Paränese 149. E i n e n hilfreichen Ü b e r b l i c k z u d e n A p o s t o l . V ä t e r n bietet J o h n s o n , A n c B 2 6 - 4 8 ( m i t L i t e r a t u r ) . V g l . D i b e l i u s , K E K 4 9 - 5 1 (zu H e r r n ) , 5 1 f. (zu l C l e m ) ; M a y o r lxxiv ff.; Y o u n g ; A m s t u t z 1 1 6 f.; G e y s e r 3; S c h o e p s 3 4 9 . - V o n d e n bei J a k e i n i g e r m a ß e n auffälligen V o k a b e l n f i n d e n s i c h in d e n A p o s t o l i s c h e n V ä t e r n ebenfalls: d X a ^ o v E i a , duetQxooXög, d u i a v x o g , d o m X o g / a j t i A o g , dvooÖEV, dqpavi^oo, CUJQIOV, d j t X ö g xxX, d v i m ö x p i x o g , d x a x a o x a a i a xxX,, ßXaocpn^isa), ö a j i a v d a ) , öiijnjx-, ö i a x p i v ü ) , ö i c d o y - , EJtumju-ayv, Epig, EpiÖEia, eXeoc, xxX, E i o n v i x ö g , EjtixvYXdvoo, B o n o x E i a , f | ö o v r | , x a x a X a ? i - , x a x a ö u v a a x E o o , xd^iva), taxujtpög, voue>6£xng, öcpE^og, ö X ö x ^ n o o g , övEiöitoo/övEiöog, j t X a v d ü ) , J t a o o v o i a , j t o a i j i ) f | g xxX, jtEvÖEO), j t E i o a o u o g , j i Q o o w j t o X n ^ i a ( a b e r n u r l x ) , m x o ö g xxX, ofjg, ox£vd£oo, Q i m o g KTX, x a X a i J t o o o - , x o ö j t o g ,
2 9 8
Traditionen
41
Die wichtigsten Berührungen sind: Jak
1,2 1,3 f. 1,2-4
vielerlei B e d r ä n g n i s s e Prüfung, ausharren
H e r m S 7,4 (=66,4) H e r m V 4,3,4 (=24,4)
vollkommen, Werk
IgnSmll,2f.
1,5.17
Gottes Geben i m G l a u b e n bitten
H e r m M 2,4 (=27,4); S 2,7 (=51,7)
1,5 f. 1,5-8
H e r m M 9,11 (=39,11)
Zweifel ÖLOJJ'UXOC; (u. D e r i v a t e ) 9 9 2
1,8; 4 , 8
H e r m M 9 (=39) l C l e m 23,2; 2 C l e m 11,2.5; 19,2; Barn 19,5; D i d 4 , 3 ; H e r m M 9 (I4x); 10,2 (=40,2); V 4,1,4.9 (=22,4.8); S 6,1,2 ( = 6 1 , 2 ) ; 6,3,5 (=63,5); 9 , 2 1 , 1 f. ( = 9 8 , 1 f.) u. ö.
1,8;3,8.16 1,12 1,14 1,14 f. 1,15 1,21 1,26; 3 , 2 f. 1,27
dxaxaoxaA u s d a u e r , Ziel Verfuhrung Begierde, T o d
Diog9,l H e r m M 4,1,2 (=29,2)
Tod
JustDial 100
gebären
eingepflanzte G a b e zügeln
B a r n 1,2; 9 , 9 H e r m M 1 2 , 1 , 1 f. ( = 4 4 , 1 f.)
sich rein halten
H e r m M 12,6,5 (=49,5) H e r m S 1,8 ( = 5 0 , 8 )
Waisen u n d Witwen A r m e reich
2,5 2,6
lästern xaxaÖDvaoxeiJco B e t o n u n g der W e r k e
2 , 1 4 ff.
Abraham, Freund Gottes Abraham, G e n 15,6
2,21-23 2,23 2,25 3,13
H e r m S 6,3,5 (=63,5) lClem 35,4
H e r m S 2,5 ( = 5 1 , 1 ) ; 9,26,2 (=103,2) H e r m S 8,6,4 (=72,4) H e r m M 12,5,1 (=48,1) lClem 30,3; 38,2 l C l e m 10,1; 17,2 l C l e m 10,6
Rahab Weisheit in g u t e n
l C l e m 12,1-7
W e r k e n zeigen
lClem 38,2
G l a u b e v o n o b e n hat Kraft;
3,15
Zweifel ist irdisch 3,16 4 , 1 ff.
F ü h r e r in Eifersucht
H e r m M 9,11 (=39,11) l C l e m 14,1
Eifersucht, K r i e g usw.
l C l e m 3,2-4; 46,5
4 , 5 f.
Z i t a t Prov 3 , 3 2
lClem 30,2; I g n E p h 5,3
»der G e i s t , d e n er in uns w o h n e n ließ«
H e r m M 3,1 ( = 2 8 , 1 ) ; S 5,6,5 ( = 5 8 , 5 ) H e r m M 12,2,2-4 (=45,2-4)
4,7
Teufel, Furcht, F l u c h t
4,8
H e r z e n reinigen
H e r m V 3 , 9 , 8 ( = 1 7 , 8 ) ; 5,7 ( = 2 5 , 7 )
E l e n d derer m i t gespaltener Seele
H e r m M 12,5 (=49,5) l C l e m 2 3 , 2 f . 2 C l e m 1 1 , 2 f. 3 0 0
H e r m M 1 2 , 6 , 1 - 4 ( = 4 9 , 1 f. 4 )
4 , 8 f.
E l e n d der Zweifler
4 , 1 1 f.
Heiligung, üble Nachrede
a
2 9 9
3 0 0
lva
H e r m V 3 , 7 , 1 ( = 1 5 , 1 ) ; S 1,3 ( = 5 0 , 3 ) l C l e m 30,1-3; 2 C l e m 4,3 H e r m M 2 , 2 f. ( = 2 7 , 2 f.)
xaJiEivög, x ^ y^y^N i c h t i n d e n A p o s t o l i s c h e n V ä t e r n k o m m e n vor: djroxuEiv, djroaxiaouxx, ßoexa), öauxx^ü), ö i a o j t o g d , Eujrooog, emxr|Ö£iog, eoojtoov, Ei)jt£i0f|g, E(pr|[XEQ-, i'jutog, x a x a x a v x - , xaxioco, ök)Xi>£o), nagaXkayr). V o l l s t ä n d i g e L i s t e b e i Kraft. Z u öiojjuxog s. D i b e l i u s , K E K 4 9 A n m . 1; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 3 5 f.; Seitz, A n t e c e d e n t s , A f t e r t h o u g h t s ; M a r s h a l l , L o c a l ; Porter. I n l C l e m 2 3 als Schriftzitat, in 2 C l e m 11 als p r o p h e t i s c h e s W o r t bezeichnet.
42 Jak
Einleitung retten/verderben
HermS 9,23,4 (=100,4); M
4,14
»wie D a m p f «
lClem
4,16
H o c h m u t , Prahlerei
4,12
l C l e m 2 1 , 5 ; H e r m M 6,2,5 S 8,9,1
(=36,5);
(=75,1)
5,5
»fressen«
Barn
5,1-6
A u f r u f an Reiche30i
H e r m V 3 , 9 (=17,1)
5,11
noXvon'kayxvoc,
(etc.)
12,6,3 (=49,1)
17,6
10,3
H e r m V 1,3,2
( = 3 , 2 ) u.
ö.;
J u s t D i a l 55302 Eid,
5,12 5,19
f.
Wahrhaftigkeit
J u s t A p o l I 16
R e t t u n g Irrender
2 C l e m 1 5 , 1 ; 17,1 f.; B a r n
Prov
2Clem
10,12
19,10
16,4
Die Diskussion in der Literatur bewegt sich überwiegend um die Frage einer literari schen Abhängigkeit, einmal generell in traditionsgeschichtlicher Hinsicht, zum ande ren aber auch mit kanonsgeschichtlicher Relevanz. Die verbreitetste Meinung ist, Jak habe wie die anderen aus ähnlichen (primär paränetischen) »Strömen« geschöpft, eine literarische Abhängigkeit in der einen oder anderen Richtung sei nicht aufweisbar.303 Dabei bezeuge Jak jedoch ein relativ früheres Stadium, weil die anderen Schriften die Materialien weiter fortentwickelt hätten.304 Daneben steht die Auffas sung, daß l C l e m , Herrn usw. als frühe Bezeugungen des von ihnen benutzten Jak gel ten dürfen, also für eine relativ frühe Existenz und Anerkennung des Jak sprechen.305 Das Material reicht dafür aber nicht aus. Die Berührungen sind insgesamt zu wenig spezifisch, zu sporadisch und formgeschichtlich zu wenig deutlich, als daß man über eine allgemeine Kenntnis diverser überlieferter Materialien hinausgehen darf. Signifi kant bleibt jedoch die Nähe im Motiv- und Sprachbereich; auch Jak scheint hier in erheblicher Weise zuhause zu sein.306
8. Sachlich-situativer
Vergleich
Im sachlich-situativen Vergleich steht Jak Schriften wie dem MtEv, dem Hebr und den Pastoralbriefen, z. T. auch Lk-Apg nahe. Allgemein betrachtet, treten für die 2. bzw. 3. Generation typische Gefahren zutage, vor allem die Erschlaffung der geistlichen Spannkraft und das Problem des hier und da wachsenden Wohlstands.3°7 1. Die Pastoralbriefe ringen u. a. darum, wie man bei intendierter Weltoffenheit und unter sozialen Unterschieden einen christlichen Lebenswandel pflegt. Die H a b gier gilt als besondere Gefahr ( l T i m 6,9 f.; vgl. 3,3; Tit 1,7). Nicht Askese, aber Ge-
3 0 1
Z u » a r m / r e i c h « bei J a k u n d H e r r n s. D i b e l i u s , K E K 5 0 A n m . 1. 302 V g l . d a z u M a y o r 1 6 5 . 303 S o e t w a D i b e l i u s , K E K 4 9 - 5 3 . 304 D i b e l i u s , K E K 5 0 ( A n m . l z u H e r r n ) . 305 S o M e y e r 5 9 - 7 2 . J a k v e r f o l g t in seiner D i k t i o n - i m V e r g l e i c h z u m b r e i t e n , a u s u f e r n d e n , l ä n g l i c h e n Stil v o n l C l e m , H e r r n u n d B a r n - e i n e lectio brevior, ä h n l i c h w i e 1 Petr, v e r g l e i c h b a r in g e w i s s e r W e i s e m i t D i d , d i e a b e r viel stär ker e i n e A n s a m m l u n g v o n E i n z e l a b s c h n i t t e n ist. N ä h e r e s : P o p k e s , A d r e s s a t e n 7 8 flf. G e g e n e i n e n » n e u e n K o n s e n s u s « w e n d e t sich J u s t i n J . M e g g i t t , P a u l , Poverty a n d Survival, E d i n b u r g h (Clark) 1 9 9 8 : Paulus u n d seine L e u t e waren a r m . 3 0 6
3 0 7
Traditionen
43
nügsamkeit, Selbstdisziplin, schlichte Frömmigkeit und Sachlichkeit werden gefor dert. Ein Problemkonglomerat scheint sich aus der Verbindung zwischen den Fakto ren (Irr-)Lehre, Reichtum und Zank/Rivalität ergeben zu haben (vgl.lTim 6,3-10), wie es sich auch in Jak 3-4 widerzuspiegeln scheint. 2. Auch in Lk-Apg beobachtet man die Gefährdung der Gemeinde durch wach senden Wohlstand bei einigen und dessen Rückwirkung auf die Gemeinschaft,308 verbunden mit den Faktoren Macht, Einfluß und Abhängigkeit. Es existieren sozioökonomische Unterschiede und Spannungen. Lk bringt die Lösung - ähnlich wie Jak - auf die Formel »Wohltätigkeit und Genügsamkeit«309. Nicht Askese, aber Be sitzverzicht zwecks Wohltätigkeit wird empfohlen. 3. Die Berührungen zwischen Jak und Mß betreffen nicht nur das »Bergpre digtmaterial« (s. o.), sondern auch eine ähnliche Lageeinschätzung. Die Christen müssen ans Tun der Worte Jesu erinnert werden; das ist heilsrelevant (Mt 7,21-29). Die Motive Gerechtigkeit und Frucht (Jak 3,17 f.) spielen auch bei M t eine wesent liche Rollern, desgleichen Barmherzigkeit3i2. Der konsequenzlosen Gemeinde droht das Gericht. Ekklesiologisch scheint auch M t relativ »ämterlos« zu sein (s. 23,812).3i3 Wie Jak betont M t eine praktische Frömmigkeit und Grundhaltung. 4. Neben den Motiv-Parallelen zwischen Jak und Hebr (s. o.) ist ebenso die gene relle Situation ein Vergleichspunkt.314 Der Hebr richtet sich an Christen, die im Glauben müde und auch welt-zugewandt geworden sind. Das Modell der Wüsten wanderung Israels stellt das Versuchungsmotiv heraus. Wie bei Jak soll man Ausdau er lernen, damit das Ziel nicht verfehlt wird. 5. Der Vergleich mit den genannten ntl. Schriften stellt Jak in eine allgemeine^ Situation am Ausgang des 1. Jh.s. Typische Probleme der 2.-3. Generation werden sichtbar: Nachlassen der Spannkraft und der Tätigkeit des Glaubens, Welt-Zugewandtheit, Wohlstand und Prestigedenken, soziale Unterschiede, Gruppenegoismus. In der einen oder anderen Weise versuchen die Schriften, diesen Problemen zu begeg nen. Die Unterschiede zwischen ihnen überwiegen unverkennbar; trotzdem lassen sich die Gemeinsamkeiten in der Frontstellung nicht übersehen. Jak ist ein Teil einer 10
3 0 8
L i t e r a t u r bei P o p k e s , A d r e s s a t e n
79-81.
309 M i t H o r n , G l a u b e u n d H a n d e l n (s. o. A n m . 138).
D o r t (243)
auch zu den theologischen u n d personalen
Spannungen: Gewinrlstreben, verbunden mit »Selbstüberheblichkeit, Selbstrechtfertigung u n d Verachtung a n d e r e r « . D a s G a n z e ist n i c h t n u r ein w i r t s c h a f t l i c h e s P r o b l e m , s o n d e r n a u c h eins d e s G l a u b e n s u n d d e r F r ö m m i g k e i t , d a m i t zugleich der E t h i k u n d des Gemeindeverständnisses. 310 3 1 1
C o o p e r ; S h e p h e r d ; H e n g e l , P o l e m i k 251
( m i t M t sei J a k t h e o l o g i s c h » a m n ä c h s t e n v e r w a n d t « ) .
Vgl. Popkes, Gerechtigkeitstradition.
3 1 2
S . d a s Z i t a t v o n H o s 6,6
in 9,13
3 1 3
D a s b e z i e h t s i c h lt. 23,8
s o g a r a u f » L e h r e r « . Z u r D i s k u s s s i o n s. H u b e r t F r a n k e m ö l l e , A m t s k r i t i k i m M a t
thäus-Evangelium? Bibl
und
12,7.
54 (1973), 247-262; S a m u e l
Byrskog, Jesus the O n l y T e a c h e r . D i d a c t i c Authority
a n d T r a n s m i s s i o n in A n c i e n t Israel, A n c i e n t J u d a i s m a n d t h e M a t t h e a n C o m m u n i t y ( C B , N T S . S t o c k h o l m ( A l m q v i s t & W i k s e i l ) 1994; gart ( K B W )
1974, 159-163;
E d u a r d Schweizer, M a t t h ä u s u n d s e i n e G e m e i n d e ( S B S 71),
24),
Stutt
D e n n i s C . Duling, T h e M a t t h e a n B r o t h e r h o o d a n d M a r g i n a l Scribal L e a -
d e r s h i p , in: P h i l i p F. E s l e r ( H g . ) , M o d e l l i n g E a r l y C h r i s t i a n i t y . S o c i a l - s c i e n t i f i c s t u d i e s o n t h e N e w T e s t a m e n t in its c o n t e x t , L o n d o n ( R o u t l e d g e ) 1995; a n d S t a t u s in M a t t h e w s G o s p e l : S B L . S P 3 1 4
3 1
30,
N ä h e r e s u n d L i t e r a t u r bei P o p k e s , P a r ä n e s e
5 S. d a z u H a h n / M ü l l e r , T h R
1998, 65-70.
St. H u m p h r i e s - B r o o k s , Indicators o f Social O r g a n i s a t i o n
Atlanta (Scholars)
111-115.
1991, 31-49.
44
Einleitung
allgemeinen Bewegung, die ein Abgleiten zu verhindern und eine rechte praxis pietatis zu fördern sucht.
§ 6 Die kompositorische Gestalt Die Frage nach Aufbau, Gliederung, Form und Struktur des Jak durchzieht die Geschichte der Forschung von Anfang an.316 Eine Skizzierung dieser Geschichte erscheint deshalb angebracht. Immer wieder hat man neue methodische Ansätze angewendet, um Struktur, Argumentationsstrategie, Charakter und Gedankengang zu definieren.317 Eigenartigerweise ähneln sich die Ergebnisse trotz differenter M e thoden in nicht geringem Maße, und zwar vor allem darin, daß man immer wieder bestimmte Abschnitte (wie z. B. 2,14-26) meint klar herausstellen zu können, während andere Passagen (speziell 1,2 ff.) notorische Problemgebiete bleiben. Die Strukturfrage hängt mit der nach der Akolouthie zusammen. Schwierigkeiten bereitet vor allem die Frage der Kohärenz auf der Ebene der pragmatischen Intention3i8, daneben auch die der Kohäsion auf semantischer Ebene3i9 weniger die der Konnexität auf syntaktischer Ebene.320 £ ) Strukturproblem als ganzes hängt wiederum mit der Gattungsfrage zusammen; welchem Genre ist Jak zuzuordnen? Welches methodische Vorgehen ist deswegen angemessen? Eine Reihe von methodischen Überschneidungen ist zudem zu registrieren, etwa zwischen rhetorischen und thematischen Ansätzen. Eine wesentliche Rolle spielt schließlich auch das Verhältnis zwischen synchronen und diachronen Aspekten sowie deren Aufnahme in der Bewertung von Interund Intratextualität, in Hinblick sowohl auf die Struktur als ganze als auch auf die Akolouthie im einzelnen. Was ist der Traditionsübernahme zuzuschreiben, was dem eigenen Gestaltungsplan des Autors? )
a s
1. 21
Eine klare Gattungsbestimmung^ Parallelen vorhanden sind.
Gattungsbestimmung ist für Jak schwierig, weil nicht genügend deutliche
1. D i e v o n M . Dibelius322 v o r allen a n J a k u n d P s l s o k r a t e s D e m o n i c e a aufgezeigte D e f i n i t i o n v o n »Paränese«
bzw. » p a r ä n e t i s c h e Lehrschrift« als einer relativ d i s p a r a t e n S a m m l u n g v o n S p r ü c h e n ,
316 Ü b e r b l i c k b e i H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 9 . 1 6 - 2 4 ; B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , 3 6 5 4 - 3 6 5 9 ; P o p k e s , A d r e s s a t e n 18-23, C o m p o s i t i o n ; Paulsen, Jakobusbrief. 3 1 7
Darunter: inhaltlich-thematische
u n d Kriterien (Leitbegriffe, T h e m a - R h e m a , O p p o s i t i o n e n ) ,
formale
A s p e k t e (aus Epistolographie, Rhetorik, Paränese), Textpragmatik. V g l . d i e grundlegenden Anfragen bei Wuellner. 3 1 8
V g l . T s u j i 5 1 ff.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K p a s s i m .
3 1 9
S. dazu Frankemölle, Netz.
3 2 0
Z u r D i f f e r e n z i e r u n g s. C o n t e .
3 2 1
V g l . d e n Ü b e r b l i c k bei H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 2 4 - 2 9 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 4 - 7 0 ; T s u j i 5 - 1 2 ; J o h n s o n , A n c B 16-25; Baasland, A N R W 1988, 3 6 4 9 - 3 6 5 4 ; Popkes, Adressaten 10-18; Aune, Environment, Literature.
3 2 2
I m G e f o l g e v o n W e n d l a n d u n d H a r n a c k ; s. D i b e l i u s , K o l o s s e r , K E K , T h R 1 9 3 1 , F o r m g e s c h i c h t e , G e s c h i c h t e ; V g l . P a u l s e n , J a k o b u s b r i e f , P a r ä n e s e ; S c h n a c k e n b u r g , P a r ä n e s e ; H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 2 5 f.; P o p k e s , P a r ä n e s e 3 0 ff.
45
Die kompositorische Gestalt S p r u c h r e i h e n u n d kleinen A b h a n d l u n g e n , d i e für d i e F o r s c h u n g l a n g e in G e l t u n g s t a n d , z u n e h m e n d e K r i t i k a u f sich g e z o g e n .
3 2 4
3 2 3
hat
W e d e r treffen d i e g a t t u n g s g e s c h i c h t l i c h e n V o r a u s s e t z u n
gen z u , n o c h p a ß t J a k selber in solch ein S c h e m a . D e r P a r ä n e s e - B e g r i f f hat sich m e r k l i c h a u s g e weitet u n d v e r ä n d e r t .
3 2 5
Speziell s i n d » S i t u a t i o n s v e r b o t « u n d » K o n t e x t v e r b o t «
3 2 6
weithin a u f g e h o
b e n w o r d e n . G e w i ß ist » S i t u a t i o n « für J a k in e i n e m weiteren S i n n z u fassen als etwa bei P a u l u s ; d e s w e g e n b r a u c h e n d i e A u s f ü h r u n g e n j e d o c h n i c h t zeitlos »usuell« (statt »aktuell«) z u sein. M a n k a n n die B r ü c h e bei J a k a u c h n i c h t einfach d e m G e n r e zuweisen, w i e d a s bei D i b e l i u s geschieht; d i e F r a gen der K o n t e x t u a l i t ä t u n d K o h ä s i o n b e d ü r f e n einer a n d e r e n E r k l ä r u n g . 2 . Seit längerem bereits hat m a n versucht, J a k als Midrasch zu l e s e n
3 2 7
(vgl. o. § 5 , 1 . 2 ) . N e b e n ein
zelnen Stellen w u r d e a u c h der g e s a m t e Brief entsprechend eingestuft. M . G e r t n e r sieht in J a k eine M i d r a s c h - H o m i l i e über H o s 1 0 , 2 i m A n s c h l u ß an Ps 1 2 , 1 - 5 (bzw. 2 - 6 ) , der selber ein M i d r a s c h über die Prophetenstelle, sei, u n d zwar m i t den T h e m e n G l a u b e , G l a u b e u n d Werke, Z u n g e , Feindschaft gegen G o t t , B e d r ü c k u n g der A r m e n .
3 2 8
A . Blenker rekurriert a u f d a s H i o b - B u c h , speziell H i 1-32
u n d 4 2 , 7 - 1 2 in Relation zu J a k 1,2-17 u n d 4 , 1 3 - 5 , 1 1 . J a k beziehe seine T h e m a t i k weithin dort her.
3 2 9
in J a k .
D . L . B e c k findet in l Q S / l Q S a die gleiche T h e m e n f o l g e u n d eine siebenteilige O r d n u n g wie 3 3 0
Viel A n k l a n g h a b e n diese Vorschläge nicht gefunden; der N a c h w e i s ist schwer zu führen.
D e r m e t h o d i s c h ähnliche Versuch v o n A . Meyer, J a k sei eine Allegorie, n ä m l i c h ein ursprünglich j ü d . T e s t a m e n t des J a k o b an seine zwölf S ö h n e , entbehrt ebenfalls der sicheren B a s i s . 3. M e h r f a c h hat m a n »Katechismus«
o. ä. v o r g e s c h l a g e n .
332
der (gottesdienstlichen) Paraklese« - vorgetragen v o n e i n e m » M a h n r e d n e r « lich wie in Q u m r a n .
3 3 4
3 3 1
K . Kürzdörfer d e n k t an »das G e n u s 3 3 3
an die G e m e i n d e ähn
R . B . H a l s o n versteht die Epistel als S a m m l u n g katechetischen Materials z u m
G e b r a u c h in d e n Kirchen, »hervorgegangen aus einer besonderen >Schule< v o n K a t e c h e t e n « .
3 3 5
J . W a n k e führt J a k a u f ein christliches »Lehrerkollektiv« zurück, das d a m i t » G e m e i n d e p a r ä n e s e « betreibe.
3 3 6
E . L o h s e bezeichnet J a k »als eine A r t H a n d b ü c h l e i n christlicher E t h i k « , »als ein kleines
323 V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 4 f. ( m i t L i t e r a t u r ) . Berger, F o r m g e s c h i c h t e 1 4 7 ; T s u j i 7 - 1 0 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 5 ; P e r d u e / G a m m i e , S e m e i a 5 0 ; H e n g e l , P o l e m i k 2 4 8 - 2 5 0 ; P o p k e s , P a r ä n e s e 3 0 ff.; K ü r z d ö r f e r 10; T h o m a s , A n f e c h t u n g 1 8 6 . 1 9 0 ; B a a s l a n d , S t T h 1982, 135 A n m . 2. 325 V g l . T h o m a s , P h o k y l i d e s ; P e r d u e , C h a r a c t e r ; P e r d u e / G a m m i e , S e m e i a 5 0 ; P a u l s e n , Paränese; P o p k e s , Reconsidered, Paränese. Z w e c k s K l a r s t e l l u n g (vgl. K o n r a d t , E x i s t e n z 11 A n m . 6 - 7 ) : V o n » K o n t e x t v e r b o t « redete e r s t m a l s B u r c h a r d , Z N W 1 9 8 0 , 2 7 ; d e n a n a l o g e n A u s d r u c k » S i t u a t i o n s v e r b o t « b r a c h t e m e i n e s W i s s e n s i c h in d i e D i s k u s s i o n ( A d r e s s a t e n 3 3 ) . V g l . jetzt a u c h B u r c h a r d , H N T E i n l e i t u n g 3 . 2 : » m a n k ö n n t e a u c h n o c h e i n Präzisierungsverbot erfinden«. H a n s o n , Report. Vgl. allgemein Bodendorfer/Millard. G e r t n e r , M i d r a s h i m ; kritisch d a z u M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 5 8 f. - H e i l g e n t h a l 3 9 b e z e i c h n e t J a k 2 , 2 1 - 2 4 als M i d r a s c h . P r o c k t e r b e t r a c h t e t J a k 4 , 4 - 6 als M i d r a s c h ü b e r N o a h . J a c o b s b e l e u c h t e t d e n » M i d r a s c h - H i n t e r grund« von J a k 2,21-23. Blenker. D i e T h e m a t i k s t a m m e teilweise aus d e m falschen Verhalten d e r F r e u n d e H i o b s : falsches R i c h t e n , G l a u b e u n d W e r k e , falsche B e l e h r u n g anderer, i n n e r e Z e r r i s s e n h e i t . ° B e c k ; er unterteilt J a k e n t s p r e c h e n d : 1 , 2 - 1 8 ; 1 , 1 9 - 2 7 ; 2 , 1 - 1 3 ; 2 , 1 4 - 2 6 ; 3 , 1 - 1 2 ; 3 , 1 3 - 5 , 6 ; 5 , 7 - 2 0 . V g l . d i e K r i t i k bei M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 2 4 7 f. A u s f ü h r l i c h s t e K r i t i k bei K ü r z d ö r f e r 2 8 - 8 6 ; vgl. T s u j i 1 1 . E i n e M o d i f i k a t i o n des A n s a t z e s v o n M e y e r b i e tet H a r t m a n n : » D e r christliche Verfasser J a k o b u s h a t seine briefliche P a r ä n e s e ... a n d i e in G n 2 9 , 3 2 - 3 5 , 1 8 g e g e b e n e n u n d j e d e m J u d e n sicher geläufigen E r k l ä r u n g e n des N a m e n s der 1 2 S ö h n e a n g e k n ü p f t , i n d e m er jedesmal d i e I n h a l t s d e u t u n g wie ein Stichwortbenutzt, z u d e m er d a n n ... einiges a u s f ü h r t « ( 6 4 ) . Beispiel J a k 1 , 2 - 1 8 R ü b e n G e n 2 9 , 3 2 » D e r H e r r h a t angesehen mein Elend« ( 6 4 f.). V g l . H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 2 5 . Z u m p a s t o r a l e n u n d p r e d i g t h a f t e n C h a r a k t e r des J a k . K ü r z d ö r f e r 1 0 m i t B e z u g a u f M o f f a t t ; vgl. L o n g e n e c k e r , E x e g e s i s 1 8 9 . V g l . B a a s l a n d , S t T h 1 9 8 2 , 1 1 9 f.: h o r t a t i o . K ü r z d ö r f e r 1 0 7 - 1 2 5 . V g l . B o R e i c k e , D i a k o n i e , F e s t f r e u d e u n d Z e l o s in V e r b i n d u n g m i t d e r altkirchlichen Agapenfeier ( U U A 1951:5), Uppsala (Lundequistska)/Wiesbaden (Harrassowitz) 1 9 5 1 , 3 4 5 . H a l s o n 3 1 2 f. 6 Wanke 508-510. 3 2 4
3 2 6
3 2 7
3 2 8
3 2 9
3 3
3 3 1
3 3 2
3 3 3
3 3 4
3 3 5
3 3
Einleitung
46
E n c h i r i d i o n für d i e F r a g e n des christlichen A l l t a g s « . D i e K a t e c h i s m u s f o r m sei » v o n der späteren H o m i l e t i s i e r u n g überlieferter Paränese« (wie etwa bei H e r m a s ) z u u n t e r s c h e i d e n . 4 . A n d e r e s c h l a g e n »Traktat«
J a k ein T r a k t a t ü b e r d i e U n g e s p a l t e n h e i t d e s G l a u b e n s ,
3 3 8
für L . F. R i v e r a ü b e r »weises V e r h a l t e n
in d e n d e r g r o s s e n P r ü f u n g v o r a u s l a u f e n d e n P r ü f u n g s s i t u a t i o n e n « mit paränetischer A b z w e c k u n g « 5. Mischformen ga
3 4 2
3 3 7
vor; d a m i t w i r d m e i s t e n s ein T h e m a v e r k n ü p f t . F ü r G . S c h u l e ist
3 4 0
3 3 9
, für G . S t r e c k e r ein » T r a k t a t
.
vertreten L . T . J o h n s o n
3 4 1
( » p r o t r e p t i s c h e r D i s k u r s in B r i e f f o r m « ) u n d F. V o u -
, d e r K a p . 1 als P a r ä n e s e b e z e i c h n e t , K a p . 2 als D i a t r i b e , K a p . 4 - 5 als p r o p h e t i s c h e s O r a k e l
u n d d e n R e s t als L o g i e n a u s s y n o p t i s c h e r T r a d i t i o n . K . B e r g e r w e i s t J a k d e r p r o t r e p t i s c h e n s y m bouleutischen Literatur z u .
3 4 3
6 . V e r s u c h e , J a k g a t t u n g s m ä ß i g i n s g e s a m t d e r Diatribe^ sich n i c h t d u r c h g e s e t z t .
3 4 5
ten, diverse F r a g e n a r t e n , S t i l m i t t e l , W e n d u n g e n tungsbestimmung.
zuzuordnen (so J . H . R o p e s ) , haben
Z w a r f i n d e n s i c h Z ü g e der D i a t r i b e (fiktive D i a l o g e , fiktive O p p o n e n u s w . ) . A b e r d a s reicht n i c h t a u s für e i n e G a t
3 4 6
7 . S e i t einiger Z e i t g e w i n n t d i e Briefform
wieder mehr A n k l a n g .
3 4 7
Teils g e h t es d a b e i a l l g e m e i n
u m d i e F r a g e , o b d i e e p i s t o l a r i s c h e n T e i l e i n J a k für e i n e s o l c h e G a t t u n g s b e s t i m m u n g a u s r e i c h e n , speziell i m H i n b l i c k a u f d e n S c h l u ß . positiv zu b e a n t w o r t e n .
3 4 9
3 4 8
V o n d e r hellenistischen E p i s t o l o g r a p h i e her ist d i e F r a g e
E i n h e i t l i c h e R e g e l n für Briefe existierten in d e r A n t i k e n i c h t . I m m e r h i n
g i b t sich d a s S c h r e i b e n in 1,1 selbst als B r i e f z u e r k e n n e n ; es g e h ö r t e a m e h e s t e n zur G a t t u n g d e r litterae p u b l i c a e ( H . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 8 ) . D e r e p i s t o l a r i s c h e A n s a t z w i r d s o d a n n e i n m a l in R i c h t u n g speziell a u f d i e B r i e f e r ö f f n u n g h i n weiter verfolgt, a l s o in H i n b l i c k a u f eine e i n f a c h e o d e r s o g a r d o p p e l t e G e s t a l t d e r E x p o s i t i o n (F. O . F r a n c i s ) .
3 5 0
D e s w e i t e r e n fragt m a n n a c h einer b e
s t i m m t e n Tradition aufgrund des Präskripts, nämlich d e m jüdischen D i a s p o r a b r i e f
3 5 1
, w o m i t ein
337 L o h s e , G l a u b e 1 1 . 1 6 f . 2 2 . 338 Schille; er e n t w i c k e l t d a s T h e m a a u s 1,2 ff.: »Weil G o t t u n g e s p a l t e n ist ( h a p l o s ) , soll d e r G l a u b e n i c h t gespalten erscheinen (dipsychos)« (77). 339 R i v e r a 1 4 5 - 1 6 9 . 3 4 0
Strecker, L i t e r a t u r g e s c h i c h t e 7 2 .
4
3 1 Johnson, AncB 24. 4
3 2 V o u g a 16. 3 4
3 Berger, F o r m g e s c h i c h t e 1 4 7 .
3 4 4
D i e D e f i n i t i o n v o n D i a t r i b e hat sich m i t der Zeit verändert; Begriffsgeschichte bei Schindler, D i a t r i b e 15 4 ; d o r t ( 2 0 f.) a u c h K r i t i k a m A n s a t z v o n S t o w e r s , D i a t r i b e . V g l . T s u j i 6 A n m . 1 1 z u B u l t m a n n (»Stil d e r kynisch-stoischen
Volkspredigt«, Stowers (»in der philosophischen
Schule verwendeter Diskurs«) u n d
S c h i n d l e r (der d i e V i e l f ä l t i g k e i t u n d V a r i a b i l i t ä t b e t o n t ) . D a v i d E . A u n e , D i a t r i b e : R G G
4
II ( 1 9 9 9 ) , 8 3 2
f., e r k e n n t drei A s p e k t e i n d e r n e u e r e n D i s k u s s i o n : ( 1 ) literarisches G e n r e ( S t o w e r s ) o d e r i n f o r m e l l e r litearischer Stil ( S c h i n d l e r ) ? ( 2 ) S o z i a l e r K o n t e x t : p o p u l ä r e m ü n d l i c h e P r e d i g t d u r c h K y n i k e r u n d S t o i k e r o d e r p r i m ä r i n d e r P h i l o s o p h e n s c h u l e ( S t o w e r s ) ? ( 3 ) B e i Pls u n d J a k Ü b e r n a h m e eines p ä d a g o g i s c h e n Stils, d e r i m U m f e l d d e r P h i l o s o p h e n s c h u l e n e n t w i c k e l t w u r d e . A u n e definiert: » D i e D . w i r d d u r c h i h r e n d i a l o gischen C h a r a k t e r b e s t i m m t , einschließlich der V e r w e n d u n g imaginärer O p p o n e n t e n , hypothetischer E i n w ä n d e u n d falscher K o n k l u s i o n e n « ( 8 3 2 ) . 4
3 5 D a z u s. C h u r c h 4 5 - 9 1 ; T s u j i 6 f.; F a y 4 0 5 . Z u P a u l W e n d l a n d : P o p k e s , P a r ä n e s e 3 0 . 3 4 6
S c h i n d l e r , D i a t r i b e , ä u ß e r t sich s k e p t i s c h d a r ü b e r , o b D i a t r i b e ü b e r h a u p t (also n i c h t n u r i m Fall v o n J a k ) e i n e G a t t u n g s b e z e i c h n u n g sei ( 3 3 - 5 4 . 9 8 f . ) .
347 V g l . T s u j i 5 f.; N i e b u h r , D i a s p o r a b r i e f e , m i t B e z u g a u f T a a t z . F r ü h e r : M a y o r ( d a z u C h u r c h 1 3 - 4 4 ) . 3 4 8
I m m e r h i n existiert e i n P r ä s k r i p t . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 6 , fragt z u R e c h t , »wie der Verfasser selbst sein S c h r e i
3 4 9
F r a n k e m ö l l e , Ö T K 6 7 - 7 0 ; F r a n c i s ; S t o w e r s , Letter; W h i t e , A N R W , L i g h t ; K l a u s B e r g e r , H e l l e n i s t i s c h e
b e n verstehen wollte« - als » B r i e f a n k o n k r e t e A d r e s s a t e n , d a r ü b e r h i n a u s ... als R u n d b r i e f a n alle C h r i s t e n « . G a t t u n g e n i m N e u e n T e s t a m e n t : A N R W II 2 5 . 2 ( 1 9 8 4 , 1 0 3 1 - 1 4 3 2 ) , 1 1 3 2 - 1 1 3 8 . 1 3 2 6 - 1 3 6 3 ;
Strecker,
L i t e r a t u r g e s c h i c h t e 56ff.; A b r a h a m J . M a l h e r b e , A n c i e n t E p i s t o l o g r a p h y T h e o r i s t s , A t l a n t a 1 9 8 8 ; Penner, Epistle 1 3 3 - 1 3 9 . 3
50 S . o. § 6 , 3 .
351 T s u j i 5 - 5 0 ; N i e b u h r , D i a s p o r a b r i e f e ; V e r s e p u t , W i s d o m 7 0 2 f. H o p p e , Q D 1 7 1 - 1 7 5 .
47
Die kompositorische Gestalt inhaltlich-situativer A s p e k t b e r ü h r t ist. Fazit: I n A n b e t r a c h t d e s e i g e n e n S i g n a l s (in 1 , 1 )
3 5 2
spricht
in d e r T a t viel für d i e B r i e f f o r m . Freilich b l e i b t d i e A n g a b e relativ f o r m a l . D i e d a r a u s evtl. erfol genden K o n s e q u e n z e n gehen methodisch über diese Z u o r d n u n g hinaus.
8. Insgesamt bietet die Gattungsfrage nur bedingt Aufschluß über die kompositori sche Gestalt des Jak. Von 1,1 her hat »Brief« Priorität, was aber nur eine Rahmenan gabe darstellt. Daß Jak Elemente von Paränese, Diatribe, evtl. sogar von Hortatio, Protreptik und Midrasch enthält, ist unbenommen; aber als Gattungsbezeichnung sind diese Termini nicht genügend scharf. Dasselbe trifft auf »Traktat« zu; wenn damit die gedrängte Behandlung eines Themas oder Themenbereiches gemeint ist, so entspricht das weder der Fülle der inhaltlichen Aspekte bei Jak noch deren argumen tativer Durchführung im Anrede-Stil. Jak dürfte einiges aus der frühchristlichen kate chetischen Tradition übernommen haben, wie auch der Vergleich mit IPetr und dem Bergpredigtmaterial zeigt, speziell aus der Unterweisung an Neophyten. Aber er knüpft daran nur an; eine Gattungsbezeichnung ergibt sich daraus nicht.
2. Rhetorische
Analyse
Wie auch bei anderen Teilen des N T hat man die Struktur des Jak von der klassischen Rhetorik her untersucht.353 Zumeist denkt man dabei an den Aufriß des ganzen Werks, z. T. aber auch von einzelnen Abschnitten.354 Davon zu unterscheiden ist die Beobachtung, Jak habe rhetorische Elemente und Stilformen verarbeitet.355 Rhetori sche Modelle werden zuweilen auch in Kombination mit epistolarischen verwen det. 356 I allgemeinen überschneidet sich der Ansatz zudem mit einer thematischen Analyse. Ein besonderer Schwerpunkt liegt - ähnlich wie im Fall der Epistolographie - bei der Analyse der Eröffnung des Jak. m
1. R h e t o r i s c h e S t r u k t u r a n a l y s e n d e s J a k g e h e n m e i s t e n s v o n der b e k a n n t e n Schrittfolge propositio, ll.
3 5 8
argumentatio
undperoratio
aus.
3 5 7
exordium
y
A l s p e r o r a t i o gilt in d e r R e g e l 5 , 7 - 2 0 , seltener 5 , 7 -
D i e a r g u m e n t a t i o reiche b i s 5 , 6 ; sie k a n n ihrerseits n o c h in c o n f i r m a t i o , t r a n s i t u s u n d c o n -
3 5 2
Z u r F r a g e d e r U r s p r ü n g l i c h k e i t d e s P r ä s k r i p t s s. u . § 7 , 3 .
3 5 3
F o r s c h u n g s g e s c h i c h t e bei: T h u r e n 2 6 7 ff.; K l e i n 3 5 ff.; B i n d e m a n n 1 9 3 ff.; F a y 4 0 3 - 4 0 7 ; W a c h o b , V o i c e 5 2 ff. S a c h - Ü b e r b l i c k bei A n d e r s o n ; k r i t i s c h C l a s s e n . F ü r d a s N T s i n d b e s o n d e r s d i e A r b e i t e n v o n G e o r g e A . K e n n e d y g r u n d l e g e n d , w i d e r g e s p i e g e l t i n seiner F S : D u a n e F. W a t s o n ( H g . ) , P e r s u a s i v e Artistry. S t u d i e s in N e w T e s t a m e n t R h e t o r i c ... ( J S N T . S S 5 0 ) , S h e f f i e l d (A.P.) 1 9 9 1 ; p a r a d i g m a t i s c h H a n s D i e t e r B e t z , G a l a t i a n s . A C o m m e n t a r y o n P a u l s L e t t e r t o the C h u r c h e s i n G a l a t i a ( H e r m e n e i a ) , P h i l a d e l p h i a ( F o r t r e s s ) 1 9 7 8 . F ü r J a k s. W u e l l n e r . V g l . weiter: G e r d S c h u n a c k , N e u e r e l i t e r a t u r k r i t i s c h e I n t e r p r e t a t i o n s v e r f a h r e n in d e r a n g l o - a m e r i k a n i s c h e n E x e g e s e : V u F 4 1 ( 1 9 9 6 , 2 8 - 5 5 ) , 3 6 - 4 2 ; D e n n i s L . S t a m p s , R h e t o r i c a l C r i t i cism o f the N e w Testament: Ancient a n d M o d e r n Evaluations o f A r g u m e n t a t i o n , in Stanley E . Porter/ D a v i d T o m b s , A p p r o a c h e s to t h e N e w T e s t a m e n t ( J S N T . S S 1 2 0 ) , Sheffield (A.R) 1 9 9 5 ,
129-169.
354 S o W a t s o n z u J a k 2 u n d 3 . 3 5 5
D i e R h e t o r i k ü b e r s c h n e i d e t sich d a b e i teilweise m i t der D i a t r i b e u n d a n d e r e n S t i l m i t t e l n (s. o. § 3 , 3 ) .
3 5 6
S o z. B . K l e i n 3 3 ff., d e r d i e A r g u m e n t a t i o 2 , 1 - 5 , 6 i n s e c h s M a h n r e d e n m i t e t w a gleicher L ä n g e einteilt. Vgl. die kritische Rezension d u r c h M a r t i n Karrer: T h L Z 1 2 1 ( 1 9 9 6 ) , 6 6 3 - 6 6 5 .
3 5 7
Z . B . T h u r e n ; K l e i n ; B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , J a k o b s b r e v e t 1 7 8 (der i m e i g e n t l i c h e n K o m m e n t a r a l l e r d i n g s eine konventionell-inhaltliche
E i n t e i l u n g verfolgt; vgl. a u c h 1 8 1 f. z u einer s t ä r k e r t h e m a t i s c h e n ) .
358 S o K l e i n ; 5 , 7 - 2 0 sei d e r B r i e f s c h l u ß .
Einleitung
48 3 5 9
futatio unterteilt w e r d e n . U n t e r s c h i e d l i c h b e s t i m m t wird d a s e x o r d i u m ; hier schlagen d i e tradi tionellen Schwierigkeiten bei J a k zu B u c h e . Z u w e i l e n w i r d s o g a r zwischen e i n e m weiteren u n d e i n e m »eigentlichen« e x o r d i u m d i f f e r e n z i e r t . Ebenfalls überlagern sich z. T. d i e T e r m i n i exor d i u m u n d p r o p o s i t i o . A u c h wird d i e A b g r e n z u n g unterschiedlich v o r g e n o m m e n ; d a s e x o r d i u m (im weiteren S i n n ) reiche bis 1,12 ( W u e i l n e r ) , bis 1,15 ( B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 u n d J a k o b s brevet) o d e r bis 1,18 ( T h u r e n ) . A l s p r o p o s i t i o gilt d a n n der R e s t v o n J a k 1. Teilweise geht m a n j e d o c h sofort zur a r g u m e n t a t i o über (Wuellner: 1 , 1 3 - 5 , 6 ) , sofern m a n nicht bereits a b 1,2 m i t der p r o p o s i t i o b e g i n n t (Klein: 1 , 2 - 2 7 ) . Ü b e r w i e g e n d läßt m a n die a r g u m e n t a t i o m i t 2 , 1 b e g i n n e n . 360
3 6 1
3 6 2
3 6 3
2 . E i n s der P r o b l e m e der rhetorischen A n a l y s e zeigt sich in 5>7-20. E i n i g e teilen die Verse in recapitulatio ( T h u r e n : V 7 - 1 1 ; Wuellner V 7 f.) u n d »eigentliche p e r o r a t i o « (Wuellner: V. 9 - 2 0 ) bzw. c o n q u e s t i o ( T h u r e n , V. 1 2 - 2 0 ) . E s ist j e d o c h zu bezweifeln, d a ß 5 , 7 - 2 0 ü b e r h a u p t als p e r o ratio zu bezeichnen ist. D e n n v o n der peroratio erwartet m a n d o c h eine B ü n d e l u n g u n d Z u s p i t z u n g der A r g u m e n t e , a u c h p s y c h o l o g i s c h abgezielt a u f Z u s t i m m u n g h i n , nicht d a g e g e n eine recht a b r u p t e G e d a n k e n f o l g e m i t n e u e n T h e m e n wie in 5 , 7 - 2 0 . 3 6 4
3 6 5
66
3. E. Baasland^ erkennt zwei D u r c h g ä n g e i m H a u p t t e i l . E i n m a l 1 , 1 6 - 2 2 als p r o p o s i t i o p r i m a ; 1 , 2 3 - 2 7 amplificatio; 2 , 1 - 3 , 1 2 a r g u m e n t a t i o , confirmatio. Z u m a n d e r e n 3 , 1 3 - 1 8 als p r o p o s i t i o s e c u n d a ; 4 , 1 - 6 amplificatio; 4 , 7 - 5 , 6 a r g u m e n t a t i o , confutatio. D e r G r u n d ist p r i m ä r inhaltlicher Art; i m zweiten D u r c h g a n g w e r d e J a k in Inhalt u n d Stil harscher, a n g r i f f i g e r . Diese Beobach t u n g h a t einiges für sich, ist j e d o c h nicht aus der rhetorischen A n a l y s e entstanden, s o n d e r n a u s inhaltlichen E r w ä g u n g e n a u f sie übertragen. 4. D.EWatson meint, d a ß s o g a r einzelne A b s c h n i t t e ( 2 , 1 - 1 3 . 1 4 - 2 6 ; 3 , 1 - 1 2 ) in sich e i n e m »grie chisch-römischen A r g u m e n t a t i o n s s c h e m a « der R h e t o r i k f o l g e n . A m Beispiel v o n 2 , 1 - 1 3 heißt das: p r o p o s i t i o ( V 1), ratio (Beweis v o m e x e m p l u m , V. 2 - 4 ) , confirmatio ( V 5 - 7 ) , exornatio (V. 81 1 , m i t V. 8 als iudicatio u n d V. 9 - 1 1 als weiterer confirmatio), c o n p l e x i o (V. 1 2 f.). In allen Fällen handele es sich u m eine deliberative R e d e ; sie blicke in die Z u k u n f t u n d intendiere, »der H ö r e r schaft v o n einer b e s t i m m t e n H a n d l u n g s f o l g e a b z u r a t e n « . Kritisch ist d a g e g e n zu vermerken: Bei allen wertvollen B e o b a c h t u n g e n i m einzelnen bleibt der E i n d r u c k einer S c h e m a t i s i e r u n g , w e n n A b s c h n i t t a u f A b s c h n i t t nach d e m s e l b e n »pattern« rekonstruiert werden; d a s ist des G u t e n zuviel. 367
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5. L. Thuren u n t e r n i m m t nicht n u r eine rhetorische R e k o n s t r u k t i o n , s o n d e r n geht a u c h der B e o b a c h t u n g nach, w a r u m diese S t r u k t u r s o schlecht erkennbar sei. »In guter R h e t o r i k dürfen die taktischen B e w e g u n g e n oft nicht zu klar identifizierbar sein«, z u m a l , w e n n der A u t o r a n n i m m t , d a ß die H ö r e r s c h a f t g u t d a m i t b e k a n n t sei ( 2 8 3 ) . D i e G e s c h i c h t e der J a k - I n t e r p r e t a t i o n zeige, » d a ß die Strategie ein z u h o h e s R i s i k o e i n g i n g « . D i e E m p f ä n g e r h ä t t e n d a s T e x t - A r r a n g e m e n t n u r 3 7 1
359 B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 : 2 , l - 3 , 1 0 a ; 3 , 1 0 b - 1 2 ; 3 , 1 3 - 5 , 6 . E t w a s a n d e r s ders., S t T h 1 9 8 2 : 1 , 1 9 - 3 , 1 2 confir matio; 3,13-5,6 confutatio. 360 T h u r e n 2 8 2 : 1 , 1 - 1 8 bzw. 1,1-4; Wuellner: 1 , 2 - 1 2 bzw. 1,2-4. S o n e n n t K l e i n 3 9 f. 1 , 2 - 2 7 d o p p e l t e p r o p o s i t i o . S o a u c h m i t E n t s c h i e d e n h e i t v o n L i p s 4 1 4 ff. B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 unterteilt: 1 , 1 6 - 1 8 transitus, 1 , 1 9 - 2 7 p r o p o s i t i o ; ders., J a k o b s b r e v e t : 1 , 1 6 - 2 2 p r o p o s i t i o ( p r i m a , die p r o p o s i t i o s e c u n d a w ä r e 3 , 1 3 - 1 8 m i t 4 , 1 - 6 als a m p l i f i c a t i o u n d 4 , 7 - 5 , 6 als c o n f u t a t i o ) , 1,16-27 amplificatio. A n d e r s Klein, der 5 , 1 2 - 2 0 nicht m e h r rhetorisch, s o n d e r n epistolarisch erklärt; die peroratio u m f a s s e 5 , 7 - 1 1 . Heinrich L a u s b e r g , H a n d b u c h der literarischen Rhetorik. E i n e G r u n d l e g u n g der Literaturwissenschaft, Stutt gart (Franz Steiner), 3 . Aufl. 1 9 9 0 , 2 3 6 - 2 4 0 ( § § 4 3 1 - 4 4 2 ) . Vgl. Popkes, C o m p o s i t i o n 9 5 ; T h u r e n 2 7 3 f. B a a s l a n d , J a k o b s b r e v e t 1 7 8 . D a s rhetorische G e n u s des J a k b e s t i m m t er ( A N R W 1 9 9 8 , 3 6 - 5 5 ) als »eine s y m b u l e u t i s c h e R e d e , o d e r besser ... eine weisheitliche L e h r r e d e ( h o r t a t i o ) « . S o bereits B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , 3 6 6 4 f.; e b e n s o K o n r a d t , E x i s t e n z 3 1 3 . S . die D i a g r a m m e bei W a t s o n , J a m e s 2 , 9 7 . 1 1 8 , m i t » p a t t e r n o f e l a b o r a t i o n « ; ders., J a m e s 3 , 5 1 . 6 4 . Watson, James 3,53; James 2,100. T h u r e n 2 8 2 (mit D i a g r a m m ) . T h u r e n 2 8 4 ; m a n beachte d e n Titel seines Aufsatzes. T h u r e n erwägt z u d e m , o b der B r i e f s e k u n d ä r zwecks P u b l i k a t i o n h e r a u s g e g e b e n w o r d e n sei. D a s k ö n n t e erklären, w e s h a l b S c h l u ß g r ü ß e u n d a n d e r e spezifische I n f o r m a t i o n e n ü b e r die A d r e s s a t e n fehlten. - S o l c h e H y p o t h e s e n fuhren letztlich aber z u nichts.
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Die kompositorische Gestalt
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schwer identifizieren k ö n n e n . D i e s e T h e s e läuft m . E . selbst ein h o h e s R i s i k o , n ä m l i c h d e n T e x t zu überfordern, u m etwas aufzufinden, was er evtl. gar nicht enthielt.
6. Die rhetorische Analyse hat, aufs Ganze gesehen, für die Frage von Aufbau und Kom position des Jak nicht viel neue Erkenntnisse gezeitigt. Ihre Strukturierung des Jak weicht kaum von der nach anderen Methoden ab. Die Erklärung speziell von 5,7-20 läßt zu viele Fragen offen. Der rhetorische Ansatz ist de facto weithin ein Versuch, die (alten) Probleme von Kap. 1 zu lösen. Festzuhalten ist die Beobachtung gewissermaßen eines Tonartwechsels im Laufe von Jak 3 (Baasland) - aber das ist eine inhaltliche Frage.
3. Analysen
von Jakobus
1
Eine ganze Reihe von Analysen erkennt in Jak 1 eine Disposition oder Exposition des übrigen Briefes. Demnach reiße Jak die meisten Themen zunächst kurz an, um sie später weiter auszuführen. Auf diese Weise erkläre sich sowohl das Akolouthie-Problem in Kap. 1 als auch die Themenfolge danach, darüber hinaus noch die inhaltli che Schwerpunktsetzung. Methodisch überlagern sich dabei verschiedene Ansätze. 72
1. A u s der hellenistischen E p i s t o l o g r a p h i e leitet E O. Francis^ e i n e doppelte Brieferöffnung ab: 1,2-11 u n d 1 2 - 2 5 , gefolgt v o n d e m »Scharnier« 1,26 f. D i e b e i d e n E r ö f f n u n g s a u s s a g e n bildeten die E x p o s i t i o n der b e i d e n H a u p t t e i l e 2 , 1 - 2 6 u n d 3 , 1 - 5 , 6 . S i e enthielten die h a u p t s ä c h l i c h e n » a r g u m e n t a t i v e n Interessen des Briefes ... in sorgfältig ausbalancierten t h e m a t i s c h e n A u s s a g e n eingeführt d u r c h technische liturgisch-epistolarische W ö r t e r für » F r e u d e « u n d » S e g e n « . P. H . D a v i d s folgt d e m i m P r i n z i p , erkennt j e d o c h drei t h e m a t i s c h e H a u p t b l ö c k e : 2 , 1 - 2 6 ( A r m u t u n d Freigiebigkeit); 3 , 1 - 4 , 1 2 (sauberes R e d e n ) ; 4 , 1 3 - 5 , 6 (Prüfung d u r c h R e i c h t u m ) . Ebenfalls a u f epistolarischer E b e n e strukturiert T. C . P e n n e r : 1,2-12 Brieferöffnung; 1 , 1 3 - 4 , 5 eigentliches Briefkorpus; 4 , 6 - 5 , 1 2 A b s c h l u ß des K o r p u s ; 5 , 1 3 - 2 0 Briefschluß. - E s ist m . E . freilich fraglich, o b die epistolarische Basis, speziell i m S i n n der d o p p e l t e n E r ö f f n u n g , tragfähig ist. D e r P r o b l e m a t i k v o n J a k 1 werden die Vorschläge nicht wirklich gerecht. 2 . A u c h M. Tsuji folgt der E i n t e i l u n g ^ 1,2-27 E i n l e i t u n g , 2 , 1 - 5 , 6 H a u p t t e i l , 5 , 7 - 2 0 S c h l u ß teil. D a b e i bilde 5 , 7 - 2 0 eine Inclusio zu 1,2-12 ( m i t d e m M o t i v » V e r s u c h u n g e n u n d G e d u l d « ) , D i e E i n l e i t u n g h a b e eine D o p p e l s t r u k t u r (V. 2 - 1 2 . 1 3 - 2 7 ) , w o b e i V. 1 3 - 2 7 d a s Vorige amplifiziere. D e r H a u p t t e i l wird relativ konventionell unterteilt ( 7 3 ff.): 2 , 1 - 2 6 ; 3 , 1 - 4 , 1 2 ; 4 , 1 3 - 5 , 6 . E r b e h a n d e l e zwei T h e m e n : » A r m u n d R e i c h « sowie » i n n e r g e m e i n d l i c h e Zwietracht« w o b e i d a s erste T h e m a zweifach v o r k o m m e (in 2 , 1 - 2 6 u n d 4 , 1 3 - 5 , 6 ) . D i e übergreifende T h e m a t i k sei die O p p o s i t i o n zwischen G o t t u n d Welt. - E i n e detaillierte Feinstruktur erkennt a u c h M. Konradfi . D e r Prolog 1,2-12 fungiere als s u m m a r i s c h e E x p o s i t i o n , w o b e i V. 2 - 4 p r o g r a m m a t i s c h »die G r u n d d i m e n s i o n e n christlicher E t h i k « skizziere u n d V. 5 - 1 1 »dieses G r u n d g e r ü s t « ausgestalte. D a s K o r p u s 1,135,6 u m f a s s e zwei H a u p t t e i l e ( 1 , 1 3 - 3 , 1 1 / 1 2 u n d 3 , 1 2 / 1 3 - 5 , 6 ) , die die E x p o s i t i o n entfalteten. J e d e r 3 7 3
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372 V g l . a u c h Stowers, Letter; Penner 1 2 3 f f . 1 2 8 . Z u Francis u n d D a v i d s s. H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 , 2 0 . 2 6 . 373 Francis 1 1 8 . D a v i d s , C o m m e n t a r y 2 3 - 2 8 u n d D i a g r a m m ( 2 9 ) . D i e d o p p e l t e E r ö f f n u n g enthalte drei T h e m e n g r u p p e n , die i m C o r p u s chiastisch a u f g e n o m m e n w ü r d e n : (a) A n f e c h t u n g (testing) erzeugt F r e u d e ( 1 , 2 - 4 ) u n d S e g e n ( 1 , 1 2 - 1 8 ) ; (b) Weisheit d u r c h G e b e t ( 1 , 5 - 8 ) u n d : sauberes R e d e n enthält k e i n e n Ä r g e r ( 1 , 1 9 - 2 1 ) ; (c) A r m u t übertrifft R e i c h t u m ( 1 , 9 - 1 1 ) u n d : G e h o r s a m erfordert Freigiebigkeit ( 1 , 2 2 - 2 5 ) . 375 Penner, E p i s t l e 1 3 3 ff. 376 T s u j i 5 9 ff.; vgl. H a h n / M ü l l e r , T h R 1 9 9 8 2 3 f. 377 K o n r a d t , E x i s t e n z 3 1 1 - 3 1 5 . 3 7 4
Einleitung
50
Teil des K o r p u s w i r d n o c h wieder e i n m a l (thematisch) untergliedert: 1 , 1 3 - 2 5 ( G o t t e s H e i l s h a n deln) u n d 1 , 2 6 - 3 , 1 1 / 1 2 (wahrer G o t t e s d i e n s t ) sowie 3 , 1 2 / 1 3 - 4 , 1 2 u n d 4 , 1 3 - 5 , 6 . A l s E p i l o g folgt 5,7-20.378 3. W Wuellner betrachtet 1,2-4 als eigentliches e x o r d i u m , d e m in V. 5 - 1 1 die narratio u n d V. 12 die p r o p o s i t i o (Aktionsziel, zugleich transitio) folgen. D i e a r g u m e n t a t i o ( 1 , 1 3 - 5 , 6 ) teilt er in sechs Abschnitte ( 1 , 1 3 - 2 7 ; 2 , 1 - 1 3 ; 2 , 1 4 - 2 6 ; 3 , 1 - 1 8 ; 4 , 1 - 1 2 ; 4 , 1 3 - 5 , 6 ) , weitgehend m i t der Abfolge v o n jeweils » n e g a t i v / p o s i t i v « . - L. 77 Johnson notiert z w a r , daß einige Abschnitte sich leichter the matisch definieren ließen als andere (wie 2 , 1 2 f.; 4 , 1 1 f.). E r strukturiert d a n n aber: 1,2-27 E p i t o m e der E r m a h n u n g ; 2 , 1 - 2 6 Taten des G l a u b e n s ; 3 , 1 - 1 2 Kraft u n d Gefahr der R e d e ; 3 , 1 3 - 4 , 1 0 R u f zur Konversion; 4 , 1 1 - 5 , 6 Beispiele der A r r o g a n z ; 5 , 7 - 1 1 G e d u l d in Anfechtung; 5 , 1 2 - 2 0 R e d e n in der Glaubensgemeinschaft. - H. von Lips betrachtet 1,2-12 als s u m m a r i s c h e E x p o s i t i o n , die abschnitts weise einzelne Briefteile p r ä f i g u r i e r e : (a) 1,2-4 für 1,13-16 (Versuchung); 2 , 1 - 1 3 . 1 4 - 2 6 ( G l a u b e u n d Werke); 3 , 1 - 1 2 ( v o l l k o m m e n ) ; ferner (b) 1,5-8 für 1,17-26 ( G a b e , Bitten); 3 , 1 3 - 1 8 (Weisheit); 4 , 1 - 3 (bitten); 5 , 1 3 - 1 8 (beten); 5 , 1 9 f. (Weg); s o d a n n (c) 1,9-11 für 2 , 1 ff. (reich, d e m ü t i g ) ; 4 , 4 - 1 2 (erhöhen, erniedrigen); 4 , 1 3 - 1 7 ( r ü h m e n ) ; 5 , 1 - 6 ( R e i c h t u m ) ; schließlich (d) 1,12 als Inclusio v o n 1,2-12 für 5,7 ff. (Ausharren, Seligpreisung). - Ähnlich geht H. Frankemöllevor. Allerdings wird nicht g a n z klar, o b für ihn das e x o r d i u m ( 1 , 2 ff) bis V. 12 oder V 18 r e i c h t ; der Akzent liege j e d o c h a m A n f a n g , bei der »Vielfalt der A n f e c h t u n g e n « , die i m weiteren Verlauf expliziert w ü r d e n . Es verweisen d a n n : 1,3 a u f 5 , 7 - 2 0 ( G e b e t , A u s d a u e r ) ; 1,4 ( G r u n d t h e s e ) a u f 1,19-27 ( v o l l k o m m e n e s Werk) u n d a u f 3 , 1 - 1 2 ( v o l l k o m m e n e r M e n s c h ) ; 1,5 a u f 3 , 1 3 - 1 8 ( v o l l k o m m e n e Weisheit); 1,6-8 a u f 2 , 1 4 - 2 6 ( G l a u b e ) ; 1,9-11 a u f 2 , 1 - 1 3 u n d 4 , 1 3 - 5 , 6 (Solidarität m i t d e n A r m e n ) ; 1,12 a u f 4 , 1 - 1 2 ( D e m u t ) . - M. Kleina bezeichnet 1,2-27 als d o p p e l t e p r o p o s i t i o m i t d e n T h e m e n »Ziel« (V. 2 - 1 8 ) u n d »Weg« (V. 1 9 - 2 7 ) . Sie w ü r d e n in der argumentatio ( 2 , 1 - 5 , 6 ) in sechs etwa gleich langen M a h n reden m i t diversen Inhalten für unterschiedliche (!) Personengruppen entfaltet: 2 , 1 - 1 3 . 1 4 - 2 6 ; 3 . 1 1 2 . 1 3 - 1 8 ; 4 , 1 - 1 2 ; 4 , 1 3 - 5 , 6 ; die Inhaltsangaben bleiben die traditionellen. - Chr. Burchard faßt » 1 , 2 11 als s u m m a r i s c h e Exposition< (von L i p s ) « , d. h. als » E r ö f f n u n g : W a s i m B r i e f k o m m t « u n d gliedert d a s C o r p u s 1 , 1 2 - 5 , 6 in zwei H a u p t t e i l e , n ä m l i c h 1 , 1 2 - 3 , 1 1 ( » M a h n u n g e n an alle: Verlaßt e u c h a u f die G ü t e eures S c h ö p f e r s u n d werdet T ä t e r des v o l l k o m m e n e n G e s e t z e s der Freiheit«, m i t d e n A b s c h n i t t e n 1 , 1 2 - 2 5 G r u n d l e g u n g , 1 , 2 6 - 3 , 1 1 E r l ä u t e r u n g e n ) u n d 3 , 1 2 - 5 , 6 (»Schelte der U n v o l l k o m m e n e n : K e h r t u m « , u n d zwar 3 , 1 2 - 4 , 1 2 an streitsüchtige Besserwisser u n d Weltfreun de, 4 , 1 3 - 5 , 6 a n reiche W e l t f r e u n d e ) . D e r B r i e f s c h l u ß 5 , 7 - 2 0 ( » E r m u n t e r u n g . E r i n n e r u n g a n G r u n d r e g e l n . Verheißung«) w i r d eingeteilt in V. 7 - 1 1 . 1 2 - 1 8 . 1 9 f. 379
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4. Kann man von einem neuen Konsensus^ reden? Die alte Position von M . Dibelius, Jak sei eine weitgehend plan- und zusammenhanglose Sammlung von Einzelsprü chen, wurde durch diese Erkenntnisse zweifellos erschüttert. Die vielen Beobachtun gen zeigen eine Fülle von Anhaltspunkten. Dennoch bleiben kritische Anfragen. Im wesentlichen arbeiten die Vorschläge mit einer Doppelprämisse, nämlich: es gibt eine
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I m einzelnen w i r d diese S t r u k t u r v o n K o n r a d t n o c h viel weiter ausgefeilt. F ü r Wuellner ist J a k eine d i k a n i s c h e R e d e , aber a u c h w e r b e n d . J o h n s o n A n c B 1 2 ff. E r charakterisiert J a k als »a f o r m o f p r o t r e p t i c d i s c o u r s e in e p i s t o l a r y f o r m « ( 1 5 9 ) . V o n L i p s 4 1 4 ff. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 1 3 5 - 1 3 8 . 1 6 2 . 1 7 5 ff. D i e Z u o r d n u n g v o n 1 , 1 3 - 1 5 u n d 1 , 1 6 - 1 8 ist m . E . nicht g a n z klar. « K l e i n 3 9 f. B u r c h a r d , H N T E i n l e i t u n g 3 . 2 . » D a m i t ist nicht b e h a u p t e t , d a ß d i e U n t e r t e i l e des H a u p t t e i l s ihren K o p f in d e r E x p o s i t i o n regelrecht u n d n u r i h n auslegen o d e r d a ß u m g e k e h r t d i e E x p o s i t i o n n a c h t r ä g l i c h a u s S t o f f u n d Text des H a u p t t e i l s a b g e z o g e n ist; es ist nicht bestritten, d a ß T h e m e n , d i e e i n e n Unterteil b e s t i m m e n , a u c h a n d e r s w o v o r k o m m e n . « - D i e B e r u f u n g a u f v o n L i p s ist allerdings z u modifizieren; d e n n dieser betrachtet 1 , 2 - 1 2 »als s u m m a r i s c h e E x p o s i t i o n des J a k o b u s b r i e f s « ( 4 2 2 ) . So Hahn/Müller, T h R 1998, 24.
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Die kompositorische Gestalt
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Exposition, und diese wird thematisch strukturiert entfaltet. Die Vorschläge bewegen sich weitestgehend auf synchroner Ebene, auch wenn mit erheblicher Traditionsauf nahme gerechnet w i r d . ? Zudem fällt auf, daß die Einteilung in Abschnitte kaum neue Erkenntnisse gegenüber traditionellen, vielfach thematisch bestimmten Ent würfen z e i g t . Ist der Textbegrifjß ^ evtl. doch zu literarisch-statisch, zu architekto nisch, zu wenig dynamisch, auch in intertextueller Hinsicht? Stimmt die genannte Doppelprämisse? Die Divergenzen bei der Themenbestimmung raten zur Zurück haltung. Die thematischen Aspekte, so gewiß sie Anhalt im Text haben, stellen eher bestimmte Perspektiven dar als ein zweifelsfrei erkennbares Strukturkonzept, das Jak verfolgte. Es scheint, daß in der Forschung ästhetische Gesichtspunkte teilweise die analytischen überlagern. 38
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4. Thematische
Einteilungen
Thematische Einteilungen ohne Expositionsteil finden sich auch sonst in der Litera tur. ^ 1. E Vouga^ , dem R. M a r t i n ^ weitgehend folgt, erkennt drei Teile: 1,2-19a (Anfechtungen bestehen); l,19b-3,18 (das Wort verwirklichen; widerstehen); 4 , 1 5,20 (die göttliche Providenz bezeugen). Jeder Abschnitt leite sein Thema extra ein (1,2-4; 1,19b; 4,1-10). - Vier Abschnitte stellt C - Ä Amphoux heraus ? : 1,1-27 (Anfechtung und Hoffnung); 2,1-26 (in der Synagoge); 3,1-4,10 (tägliches Leben); 4,11-5,20 (Gericht und Errettung). Man erkennt wiederum, wie leicht thematische Einteilungen, von subjektiven Erwägungen nicht unbeeinflußt, zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. 2. T. Cargal bezeichnet seine M e t h o d e als ein »strukturelles semiotisches M o dell«, das zu einer »Diskursanalyse« führe. Jak enthalte vier größere »diskursive Ein heiten«, gekennzeichnet durch die »Parallelen zwischen >invertierten< (inverted) und >gesetzten (posited) Inhalten< ihrer jeweiligen >Einführungen< und >Abschlüsse«Heimweh< verbunden, sondern primär im Kontext des Lobes Gottes verwendet«. 1 Sowohl bei der Beurteilung der DiasporaSituation als auch der epistolarischen Formmerkmale ist somit Zurückhaltung ange zeigt. Dasselbe gilt für die erste Frage; ein Traditionsträgerkreis ist nicht erkennbar; anscheinend handelt es sich um eine gelegentlich geübte Praxis, die immer wieder Nachahmer fand. - Nur im allgemeinen Sinn kann man also Jak als einen Diaspora brief bezeichnen, der vom traditionellen Zentrum aus Klärung in der Diaspora schaf fen will. Er erteilt aber gerade keine kultischen u. a. Weisungen , sondern zielt auf theologische Differenzierung und praktische Konsequenz. 3. Relevanz scheint die Adressierung an die Diaspora auch für die Absenderangabe zu haben. Implizit wird als Ursprungsort das Land Israel, genauer noch Jerusalem signalisiert. Die Selbstbezeichnung »Gottes und des Herrn Jesus Christi Knecht« (Jak 1,1) wurzelt in der atlttestamentlich-jüdischen Würdeprädikation eines besonde ren Beauftragten Gottes - wie Abraham, Jakob, Mose, J o s u a . Unterstrichen ist also die Autorität, gleichsam »von Gottes (und Christi) G n a d e n « . 5 460
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46
t u n g göttlicher Treue« ( 7 0 3 ) . A n d e r s die Akzente bei S ö d i n g , D i a s p o r a z u Jak; J a k h a b e »nicht die Entfer n u n g v o n J e r u s a l e m v o r A u g e n o d e r d i e i r d i s c h e P i l g e r s c h a f t d e s w a h r e n , n ä m l i c h h i m m l i s c h e n Israel, s o n d e r n d a s L e b e n als M i n d e r h e i t i n v e r s c h i e d e n e n O r t s g e m e i n d e n , d i e n o c h w e n i g K o n t a k t u n t e r e i n a n d e r h a b e n ... V o n einer B e d r ä n g u n g d e r C h r i s t e n d u r c h d i e p a g a n e M a j o r i t ä t v e r l a u t e t nichts; d i e P r ü f u n g e n , die ihnen auferlegt sind, sind die A n f e c h t u n g e n d u r c h ihren eigenen M a n g e l . . . « ( 2 3 1 ) . 4
60Taatz79. T r o m p 15 u n d 2 5 . S o etwa auch A p g 15,23-29. V g l . W a l t e r Z i m m e r l i / J o a c h i m J e r e m i a s , T h W N T V 6 5 3 - 6 7 6 ; T s u j i 4 4 f.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 1 2 2 . E b e n s o N i e b u h r , D i a s p o r a b r i e f e 4 2 2 f.; v g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 6 0 f. - A n d e r s h i n g e g e n I P e t r 1,1 » A p o s t e l J e s u C h r i s t i « ; 2 P e t r 1,1 k o m b i n i e r t » K n e c h t u n d A p o s t e l J e s u C h r i s t i « . A u c h J u d 1 findet s i c h » J e s u C h r i s t i ö o i j ^ o g « , d i e f o l g e n d e A n g a b e » B r u d e r d e s J a k o b u s « m u ß n i c h t u n b e d i n g t eine W ü r d e s t e l l u n g des J a k o b u s voraussetzen; sie k ö n n t e auch einfach eine identifizierende Klarstellung bezwecken. 5 V g l . i m N T : L k 2 , 2 9 ; A p g 2 , 1 8 ; 4 , 2 9 ; 1 6 , 1 7 ; I P e t r 2 , 1 6 ; A p k 7 , 3 , w o » K n e c h t G o t t e s « e b e n f a l l s als E h r e n titel v o r k o m m t .
4 6 1
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4 6
Einleitung
64
4. Rückwirkungen hat die Diaspora-Angabe auch auf die vorausgesetzte Situation der Adressaten und die behandelte bzw. gerade nicht behandelte Thematik (vgl. o. § 1,4). In Diasporabriefen der jüd. Tradition spielten nämlich, wie Niebuhr heraus gestellt hat, »Weisungen aus dem Bereich des Tempelkultes und der auf das Land Israel bezogenen Gebote ... so gut wie keine Rolle.466 Auch wenn sich aus diesem Umstand nicht alle Konturen bei Jak erklären lassen, hilft die Kategorisierung als Diasporabrief auch in dieser Hinsicht zur besseren Erfassung des Gesamtcharakters des Schreibens.
4.
Verfasserfrage 467
Die Verfasserfrage ist ein altes, umstrittenes Poblem. - Nach allgemeiner A n s i c h t kommt von den verschiedenen Personen mit dem Namen »Jakobus« im N T wohl nur der Bruder des Herrn als implizierter Autor infrage; aber ist er auch der reale Autor? 1. Nicht in Betracht kommen: (a) des Alphäus Sohn, einer der Zwölf (Mk 3,18); »der Kleine«, Sohn einer Maria (Mk 15,40; vgl. 16,1); der Vater des Apostels Judas (Lk 6,16; Apg 1,13) - von diesen ist außer ihren Namen nichts bekannt; ebenso (b) der Sohn des Zebedäus und Bruder des Johannes, einer der Zwölf (Mk 1,19f; 3,17; 5,37 u. ö.), der laut Apg 12,2 früh (ca. 44) umgebracht wurde. Ganz unwahrschein lich (c) ist eine Identifizierung von Alphäus' Sohn und Herrenbruder , zumindest fraglich (d) die zwischen »dem Kleinen« und dem Herrenbruder. 2. Jakobus, »der Bruder des H e r r n « , wird in Gal 1,19 (vgl. ähnlich M k 6,3 = M t 13,55, hier zusammen mit anderen Namen, dazu Schwestern) so direkt erwähnt. Er dürfte mit dem Jakobus identisch sein, der bald in Jerusalem eine leitende Rolle übernahm: IKor 15,7; Gal 2,9.12; Apg 12,17; 1 5 , 1 3 ; 21,18; dazu evtl. auch J u d 1,1. Laut dem Bericht bei Josephus (Ant 20,9,1=20,200) ließ ihn der Hohepriester Anonus/Ananus II. i . J . 62 steinigen. Ähnliches erwähnt Hegesippus (bei Euseb, H E II 2 3 , 4 - 1 8 ) . 4 7 3 Jakobus soll den Beinamen »der Gerechte« getragen haben (Euseb, H E II 1,2; 23,7), wie auch die Nag Hamadi-Texte zeigen (EvThom 12 468
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4 6 6
Niebuhr, Diasporabriefe 4 4 1 zuTestXII.
4 6 7
S o e t w a K ü m m e l 3 6 3 ; R. E . B r o w n 7 4 1 ; S c h n e l l e 3 9 8 ff; V i e l h a u e r 5 7 8 f.; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 ff.; J o h n s o n , A n c B 8 9 ff.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 5 ff; zu a n d e r e n V o r s c h l ä g e n vgl. T s u j i 3 8 f. V g l . ferner C a r r o l l .
468 V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 f. 4 6 9
4 7 0
D a f ü r p l ä d i e r t M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 9. » B r ü d e r « J e s u w e r d e n a u c h M k 3 , 3 1 p a r . ; J o h 7 , 5 ; A p g 1,14; I K o r 9 , 5 e r w ä h n t , d u r c h g e h e n d u n t e r s c h i e d e n v o n d e n » A p o s t e l n « ( a u c h in G a l 1 , 1 9 ) . V g l . E u g e n R u c k s t u h l , J a k o b u s ( H e r r e n b r u d e r ) : T R E 16 ( 1 9 8 7 ) , 4 8 5 - 4 8 8 ; A l a n d , E n t w ü r f e 2 3 3 - 2 4 5 ; W i l l i a m R . Farmer, J a m e s the Lord's« Brother, a c c o r d i n g to Paul, in: C h i l t o n / E v a n s 1 3 3 - 1 5 3 ; Pratscher 1 9 9 ff. (zur V e r w a n d t s c h a f t v o n J a k u n d J e s u s in der S i c h t der A l t e n K i r che); 2 2 0 f. (zur B e z i e h u n g z w i s c h e n B r i e f u n d H e r r e n b r u d e r ) .
4 7 1
D e n in A p g 1 5 , 2 3 ff. e r w ä h n t e n B r i e f verfaßte allerdings d i e g e s a m t e in J e r u s a l e m v e r s a m m e l t e G e m e i n schaft.
4 7 2
Z u d e n T e x t e n s. Painter 1 3 2 - 1 4 3 .
4 7 3
A u s f ü h r l i c h e D a r s t e l l u n g der E u s e b - T e x t e bei Painter 1 0 5 ff.; e b e n s o bei Pratscher 1 7 8 ff. ( » D a s g r o ß k i r c h l i che J a k o b u s b i l d « ) ; M a r t i n , W B C xxxi-lxix. Z u d e n christlichen B e r i c h t e n ü b e r d a s M a r t y r i u m s. H e n g e l , H e r r e n b r u d e r 7 5 - 7 9 ; R . B a u c k h a m , F o r W h a t OfFence W a s J a m e s P u t to D e a t h ? , in: C h i l t o n / E v a n s 1 9 9 - 2 3 2 (mit Quellenanalyse); C r a i g A. Evans, Jesus a n d James: Martyrs o f t h e T e m p l e , ebd. 2 3 3 - 2 4 9 ; Jones; z u m Bei n a m e n »der G e r e c h t e « H e n g e l , H e r r e n b r u d e r 7 9 - 8 1 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 3 m i t A n m . 6.
Die Abfassungsverhältnisse
65
öixaiog). In der weiteren frühchristlichen Literatur wird die Position des Jakobus teil weise stark in den Vordergrund geschoben; so im EvHebr (erster Auferstehungs z e u g e ) , in EvThom 12 (über alle Apostel hinaus) und bei PsClemens. Jakobus wird zum ersten Bischof Jerusalems. ^ Genannt wird sein Name allerdings primär in judenchristlichen Kreisen. Damit ist allerdings nicht ein Anti-Paulinismus impli ziert. 3. In Erwägung gebracht wurde auch die Möglichkeit einer NamensverwechslungAll Demnach hätte jemand, der tatsächlich »Jakobus« hieß (der Name war sehr gebräuchlich), der aber nicht mehr identifizierbar ist, den Brief verfaßt. Später wurde dieser Autor fälschlicherweise mit dem Herrenbruder identifiziert. Mit dieser These versucht man, die Argumente sowohl für Authentizität (u. a. das Fehlen der literari schen Charakteristika von Pseudonymität) als auch die für Pseudonymität (besonders die Datierung in Relation zu Paulus, nach dem Tod des Herrenbruders i. J . 62) ernst zunehmen. Die Abfassung fiele dann in die 70er Jahre. Auch die schleppende Akzep tanz in der Alten Kirche würde sich so erklären. - Die These hat keine eigene Argu mentationsbasis, sondern arbeitet mit dem Prinzip »historischer Plausibilität«. Sie erklärt freilich weder die Entstehung noch die spätere Umbenennung näher. 4. Die Verfasserangabe in 1,1 hält sich merklich zurück, fast bedeckt. Die Figur des Jakobus tritt weniger als Person denn als Symbol in Erscheinung. Wahrscheinlich soll sie Autorität signalisieren; ob das absichtlich so kurz geschieht, ist schwer zu beant worten. Waren Person, Position und Autorität dermaßen klar und programmatisch, daß sich weiteres erübrigte? Braucht die Angabe nicht mehr auszusagen, oder will sie es nicht? Die übliche Interpretation, daß hier die Stimme »des« Jakobus aus der Hauptstadt der Heilsgeschichte zu Worte kommen will bzw. soll, dürfte zutreffen; man sollte jedoch gegenüber einer Überladung der Aussage behutsam sein. 5. Die Verfasserangabe wird weithin als fiktional bewertet. Das bedeutet, daß irgend jemand gemeint hat, im Namen des Herrenbruders eine Botschaft an die Christenheit in aller Welt ausgehen zu lassen; dazu lieh er sich die Autorität jenes Namens. Die Intention wäre relativ breit angelegt, nämlich die Kirche zu stärken und zur Räson zu rufen. Zeitlich kann das kaum vor den letzten Jahren des 1. Jh.s gesche hen sein. 6. Die Verfasserangabe wird auch von den Vertretern der Authentizität^ entspre chend interpretiert, was die Intention betrifft. Demnach habe sich der Herrenbruder vor dem Jahr 62 an die Gesamtchristenheit mit derselben (oben genannten) Inten tion gewandt. Freilich dürfte solch eine Art »Enzyklika« für die Frühzeit der Kirche eher eine Auffälligkeit und ein Wagnis gewesen sein als in einer weniger übersicht lichen späteren Phase. Es existiert zudem kein Reflex einer solchen jakobeischen, d. h. 474
4
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4
74 B e i H i e r o n y m u s , V i r l l l 1 2 , 2 .
475 V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 6 f.; H e n g e l , H e r r e n b r u d e r 9 8 ff. 476 P r a t s c h e r K a p . 3; H e n g e l , H e r r e n b r u d e r 9 2 - 9 8 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 0 . V g l . a u c h V o o r s t . 477 P a t t e r s o n . 478 V g l . T s u j i 3 9 A n m . 2 1 6 . 479 L i s t e bei T s u j i e b d . , u. a. A d a m s o n , J a m e s 3 - 5 2 ; H a r t i n , S a y i n g s 2 3 3 - 2 4 0 ; S t u l a c 1 3 - 1 7 ; M a y n a r d - R e a d 5 1 1 ; M o o 1 7 f.; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 - 8 . 2 3 7 - 2 4 0 ; C a r r o l l ; Powell 3 1 3 ; J o h n s o n , A n c B A18-121 scheinlich).
(wahr
Einleitung
66
durch Name, Position und Autorität des Herrenbruders untermauerten Aktion in der neutestamentlichen und frühchristlichen Literatur (inkl. Apg 1 5 ) . Verbunden mit den bisher gesammelten Gesichtspunkten über die Abfassungsverhältnisse, ist eine Entstehung im späteren 1. Jh. oder sogar Anfang des 2. Jh.s wahrscheinlicher. 4 8 0
7. E i n e völlig andere L a g e w ü r d e sich ergeben, w e n n d a s Präskript nicht ursprünglich zu d e m D o k u m e n t g e h ö r t hätte. D i e s e bereits 1 8 9 7 d u r c h A . v o n H a r n a c k erörterte H y p o t h e s e wurde 1997 d u r c h S . R . Llewelyn erneut zur D i s k u s s i o n gestellt. D i e A r g u m e n t a t i o n setzt b e i m , s o m e i n t m a n , sehr generellen, praktisch s i t u a t i o n s l o s e n C h a r a k t e r einer losen S a m m l u n g paränetischen M a t e r i als e i n . D a r a u s w i r d gefolgert, d a s Präskript sei sehr viel später a n die vor ca. 1 5 0 erstellte S a m m l u n g angefugt w o r d e n ; die S a m m l u n g blieb z u n ä c h s t in Vergessenheit, bis a m E n d e des 2 . J h . s i m Präskript des J a k o b u s N a m e erschien, w a s zur A u f n a h m e in d e n K a n o n führte. M . D i b e l i u s , der die a l l g e m e i n e C h a r a k t e r i s i e r u n g des Briefes teilte, betrachtete 1,1 nicht als Interpolation. D i e s p ä te A n e r k e n n u n g sei n a c h seiner A u f f a s s u n g a u f d a s paränetische M a t e r i a l zurückzuführen, d a s i m L a u f e d e s 2 . J h . s uninteressant w u r d e . Llewelyn n u n will D i b e l i u s ' A r g u m e n t e widerlegen u n d d a d u r c h H a r n a c k s T h e s e wieder zur G e l t u n g bringen. Z u n ä c h s t h a b e d a s D o k u m e n t d e m n a c h als ein »essay« o h n e A d r e s s i e r u n g existiert. A h n l i c h wie Q u n d E v T h o m h a b e es als »lose K o m p i l a t i o n v o n S p r ü c h e n in der W e i s h e i t s t r a d i t i o n « i m » o r t h o d o x e n « U m f e l d nicht überleben k ö n n e n ; des J a k o b u s N a m e sei dieser S a m m l u n g d a n n vorangestellt w o r d e n , u m sie zu erhalten. - D a s H a u p t p r o b l e m dieser D a r s t e l l u n g liegt darin, d a ß sie ausschließlich n a c h inneren Kriterien urteilt. Ä u ß e re A n h a l t s p u n k t e in der Textüberlieferung g i b t es nicht. D e m k ö n n t e m a n entgegenhalten, d a ß K o p i e n natürlich erst n a c h der k a n o n s g e s c h i c h t l i c h e n A k z e p t i e r u n g g e m a c h t w u r d e n . B e i Inter p o l a t i o n s v e r m u t u n g e n fällt d i e Beweislast i m m e r ihren Vertretern zu. Ihre A r g u m e n t e erweisen sich j e d o c h als nicht stichhaltig. J a k ist keine situationslose S a m m l u n g ; wie s c h o n D i b e l i u s regis trierte, w ü r d e m a n (bei einer Interpolation) eine kräftigere H e r a u s s t e l l u n g des H e r r e n b r u d e r s erwarten; die Ü b e r l e g u n g e n z u m » Ü b e r l e b e n « paränetischen M a t e r i a l s entbehren klarer A n h a l t s p u n k t e . M a n k a n n also d a b e i bleiben, d a s Präskript als z u m u r p r ü n g l i c h e n D o k u m e n t d a z u gehörig anzusehen. 4 8 1
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8. Die Debatte über Früh- bzw. Spätdatierung bewegt sich, insgesamt gesehen, um folgende Gesichtspunkte : (a) das Sprachniveau, d. h. das gute Griechisch; (b) das Gesetzesverständnis; (c) die Relation zu Jesus und (d) zu Paulus; (e) die theologiege486
4 8 0
D i e s e G e g e n p r o b e w i r d m e i s t e n s unterlassen; selbstverständlich h a t e i n a r g u m e n t u m e silentio einen b e grenzten Beweiswert, d e n n o c h sollte m a n d i e F r a g e nicht außer A c h t lassen. D i e a n g e b l i c h e n T e x t ü b e r n a h m e n d u r c h IPetr, l C l e m u. a., d i e als A r g u m e n t e für eine F r ü h d a t i e r u n g a n g e f ü h r t w e r d e n , bilden ein völ lig anderes G e n u s , a b g e s e h e n v o n ihrer Fraglichkeit. H a r n a c k 4 8 5 ff.: D i e A d r e s s a t e n wechseln s t ä n d i g in J a k . A b g e s e h e n v o n 1,1, d e u t e nichts a u f einen B r i e f ( 4 8 7 ) ; der Verfasser der » D i d a s k a l i l e e n , T r o s t r e d e n , Prophetieen, S t r a f p r e d i g t e n usw.« ( 4 8 7 ) , der nicht vor 1 2 0 gelebt h a b e , sei nicht identisch m i t d e m R e d a k t o r , der erst a m E n d e des 2. J h . s gewirkt h a b e . D a s 2 . J h . h a b e ü b e r h a u p t keinen J a k o b u s b r i e f besessen, m i t a n d e r e n W o r t e n : d a s Präskript sei nicht älter als d a s a u s g e h e n d e 2 . J h . ( 4 8 8 f.). D i e K o m p i l a t i o n sei zwar bereits vor der M i t t e des 2 . J h . s erfolgt; aber sie sei » s o lange relativ in der V e r b o r g e n h e i t geblieben als sie d e n N a m e n des J a k o b u s n o c h nicht trug« ( 4 8 9 ) . - Z u H a r n a c k s Position s. d i e D i s k u s s i o n bei M a y o r clxxviii-cxciii; H e n g e l , P o l e m i k 2 5 0 . Llewelyn 3 8 5 ff. Als B r i e f sei J a k » u n z u s t e l l b a r « ( 3 8 5 ) , ähnlich bereits D e i ß m a n n 2 0 6 . D i b e l i u s ' A r g u m e n t e : ( 1 ) d i e P a r o n o m a s i e in 1,1.2 xaipeiv - xapdv ( 2 ) d a s Präskript heroisiert d e n Ver fasser nicht als B r u d e r d e s H e r r n . — G e g e n e i n Verständnis v o n 1,1 als I n t e r p o l a t i o n a u c h F r a n k e m ö l l e , Ö T K 131. Llewelyn 3 9 3 . 485 V g l , Llewelyn 3 8 9 f. zur F r a g e der F u n k t i o n einer Z u s a t z a n g a b e » H e r r e n b r u d e r « . M a n sollte d i e F u n k t i o n des Präskripts aber nicht z u stark v o n solch e i n e m Titel a b h ä n g i g m a c h e n . 6 V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 7 f. 2 3 7 - 2 4 0 ; T s u j i 3 9 - 4 3 ; J o h n s o n , A n c B 1 0 8 - 1 1 1 .
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67
Die Abfassungsverhältnisse
schichtliche Position; (f) die kanonsgeschichtliche Rezeption; (g) die kirchen- und theologiegeschichtliche Situation. Dazu sei folgendes angemerkt. Z u a: Die Einschät zung des Sprachniveaus bleibt ambivalent; selbst wenn auch in Palästina das Griechi sche stärker verbreitet w a r , könnte u. U. ein Übersetzer in Anspruch genommen worden s e i n . Die stilistische Qualität zielt auf jeden Fall auf Akzeptanz im griechi schen S p r a c h r a u m ; der Wortschatz deutet auf eine spätere Zeit (s. o. § 5,7). Die Beweislast tragen in diesem Punkt die Vertreter der Authentizität. Z u b: Dasselbe gilt bei der Frage der Nomos-Observanz. Jak behandelt alle typisch jüdischen Themen nicht, einschließlich des sog. Ritualgesetzes (s.o. § 1,4). Daß er ein traditioneller N o mist i s t , wird im Brief keinesfalls deutlich. Die Aussagen speziell über das »Gesetz der Freiheit« und das Liebesgebot abstrahieren die Thematik eher. Auf Frühdatie rung weist kaum etwas. Zu c: Die Relation zum Jesus-Gut ist sachlich-allgemeiner Art. Überlieferungsgeschichtliche Erwägungen zu Q u s w . (s. o. § 5.3) besagen nichts für eine Frühansetzung. Jedenfalls wird eine persönliche Nähe zu Jesus nirgends erkennbar. Z u d: Daß Jak paulinische Gedanken voraussetzt, bleibt die wahr scheinlichere Lösung (s. o. § 5,4). Der sachliche Abstand (entstellter Paulinismus) spricht für einen eben solchen auch in der Chronologie. Daß Jak dann auf PaulusBriefe hätte Bezug nehmen sollen (wie es 2Petr 3,15 f. geschieht) , ist kein Argu ment; auch die Apg zeigt nichts davon. Daß Paulus z. Zt. der Apg und Past »längst >domestiziert< und >heimgeholt«< w a r , ist eine unzulässige Verallgemeinerung. Z u e: Bei Jak fehlen in der Tat »frühkatholische« Merkmale - wie Amtsdenken, Sakramen talismus und Parusieverzögerung. ^ Tatsächlich ist die theologische Welt des Jak eher »frühprotestantisch« zu nennen. Aber auch hier darf man die theologiegeschichtliche Entwicklung nicht verallgemeinern, wie etwa parallele Züge bei M t zeigen. Im übri gen sollte man Jak 5,8 f. nicht überinterpretieren, was eine zeitlich verstandene Naherwartung betrifft (vgl. z. St.). Zu f: Die späte Rezeption des Jak gibt zu denken. Ist die Argumentation für eine Frühansetzung stringent, »daß das Wissen um Rang und Rolle dieses Mannes in der Urgemeinde seinen Brief nicht auf die Dauer unter gehen lassen k o n n t e « ? Es gibt jedoch keine frühen Spuren, weder vom Text her noch vom Wissen über solch ein Dokument. Solch ein Brief hätte dann doch zu einer früheren Zeit wieder in Erscheinung treten müssen! Die zögerliche Rezeption deutet 487
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S . d i e E i n s c h r ä n k u n g bei T s u j i 4 1 f., z u J . N . Sevenster, D o Y o u K n o w G r e e k ? H o w m u c h G r e e k c o u l d t h e first J e w i s h C h r i s t i a n s h a v e k n o w n ? ( N T . S 1 9 ) , L e i d e n (Brill) 1 9 6 8 , u n d z u H e n g e l , P o l e m i k 2 5 1 f. V g l . weiter M a r t i n H e n g e l , J u d e n t u m u n d H e l l e n i s m u s . S t u d i e n z u ihrer B e g e g n u n g u n t e r b e s o n d e r e r B e r ü c k s i c h t i g u n g P a l ä s t i n a s bis z u r M i t t e d e s 2 . J h . s v. C h r . ( W U N T 1 0 ) , T ü b i n g e n ( M o h r ) 3 . A u f l . 1 9 8 8 ; d e r s . , T h e >Hellenization< o f J u d a e a in t h e First C e n t u r y after C h r i s t . I n C o l l a b o r a t i o n w i t h C h r . M a r k s c h i e s , L o n d o n / P h i l a d e l p h i a 1 9 8 9 . A u c h Penner, E p i s t l e 7 4 h ä l t d i e S p r a c h e für ein u n z u r e i c h e n d e s D a t i e r u n g s mittel.
4 8 8
S o M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 8. K r i t i s c h d a z u F r a n k e m ö l l e , Ö T K 5 3 ; T s u j i 4 3 .
4 8 9
Vgl. Malherbe, Ebene.
4 9 0
S o meinen L u d w i g u n d Lautenschlager.
4 9 1
S . i m K o m m e n t a r b e s o n d e r s z u 2 , 8 ff.
4 9 2
Z u m P r ä s k r i p t vgl. T s u j i 4 0 f.
4 9 3
So meint Mußner, Jakobusbrief 238.
4 9 4
So Mußner, Jakobusbrief 238.
4 9
5 Vgl. Mußner, Jakobusbrief 238.
4 9 6
So Mußner, Jakobusbrief 239.
Einleitung
68
eher auf eine nicht-gefestigte, relativ spät auftauchende Position. Zu g: Das Argu ment, es ließe sich »keine kirchen- und theologiegeschichtliche Situation am Ende des 1. Jh.s nennen, in die hinein oder aus der heraus der Brief geschrieben w ä r e « , läßt sich m. E. leicht mit dem Blick auf die in verschiedenen frühchristlichen Schrif ten (s. o. § 5,4-8; § 7,1-2) sichtbar werdenden Züge entkräften. Die Beweislast liegt also m. E. in allen Aspekten bei den Vertretern der Frühdatie rung. In Umkehrung der zitierten Gegenthese sollte man formulieren: »Es können also keine überzeugenden Gründe genannt werden«, die für »eine Verfasserschaft durch den Herrenbruder Jakobus sprechen würden«. 497
5.
Entstehungsphasen 498
Man hat erwogen, ob der Brief in verschiedenen Stufen bzw. Phasen e n t s t a n d . Die These bezieht sich vor allem auf zwei Aspekte. 1. Traditionsgeschichtlich könnte das eine oder andere »Grundmuster« (pattern) des Briefes auf den Herrenbruder zurückgehen. Dafür könnte der homiletische Stil sprechen. Eine »Schule« des Jakobus hätte solches Material aufbewahrt und später zusammengestellt und zur Geltung gebracht. 2. Die These soll zudem die sprachliche Eleganz erklären, und zwar in Anlehnung an die traditionelle Sekretärshypothese. Speziell könnte so auch das Fortleben einiger Semitismen plausibel werden. 3. Beide Aspekte sind in sich nicht völlig ohne Basis; denn »Schulen« gab es auch sonst im Frühchristentum, speziell bei Paulus; und Formulierungshilfe konnte durch aus in Anspruch genommen werden. Es ist jedoch zweifelhaft, ob man für den Fall des Jak wirklich Ansatzpunkte dafür im Text findet. Dann ist solch eine These nicht mehr als eine eventuelle Hilfskonstruktion, um die Zurückführung auf den Namen des Autors verständlicher zu machen. Die These ist jedoch zu wenig fundiert.500 499
4 9 7
Mußner, Jakobusbrief 240, mit besonderem Nachdruck.
4 9 8
Wall 9; D a v i d s , C o m m e n t a r y 1 2 ; M a r t i n , W B C Ixxvi. V g l . d i e k r i t i s c h e A n a l y s e bei T s u j i 4 3 f.; F r a n k e
4 9 9
M i t t o n 9 u n d L o n e c k e r 1 8 9 m e i n e n t r o t z einer z e i t l i c h e n A n s e t z u n g d e s Briefes v o r 6 2 , in J e r u s a l e m h a b e
mölle, Ö T K 53. m a n B e s u c h e r n » s o m e r e c o r d o f J a m e s ' c h a r a c t e r i s t i c t e a c h i n g « a u s g e h ä n d i g t . H a l s o n 3 1 2 f. a r g u m e n t i e r t , d e r B r i e f sei » e i n e K o l l e k t i o n k a t e c h e t i s c h e n M a t e r i a l s ... a u s einer b e s o n d e r e n >Schule< v o n K a t e c h e t e n . D a s v o n dieser S c h u l e a u f b e w a h r t e u n d b e n u t z t e M a t e r i a l w u r d e in d i e F o r m einer
Weisheitstradition
g e g o s s e n ... I n d e r g e g e n w ä r t i g e n G e s t a l t w u r d e d e r B r i e f z u s a m m e n g e s t e l l t , n a c h d e m d a s M a t e r i a l m e h r als e i n e G e n e r a t i o n l a n g b e n u t z t w o r d e n w a r « ; d i e K a t e c h e t e n s c h u l e »is to b e c o n n e c t e d w i t h J a m e s o f J e r u s a l e m « ; n a c h s e i n e m M a r t y r i u m w u r d e n ihre M i t g l i e d e r verstreut. D e r B r i e f sei » n i c h t z u l a n g e n a c h d e r Verbreitung« des M t zu datieren. 5 0 0
D i e Z w e i - S t u f e n - T h e o r i e h a b e ich s e l b s t f r ü h e r ( P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 8 7 f.) in E r w ä g u n g g e z o g e n , v e r f o l g e sie j e d o c h n i c h t weiter.
Die Abfassungsverhältnisse
6.
69
Ergebnis
Als Ergebnis — nach der m. E. immerhin deutlichen Wahrscheinlichkeit bemessen sei zur Frage der Abfassungsverhältnisse festgehalten: 1. Der Brief wurde in fortgeschrittener neutestamentlicher Zeit verfaßt, etwa um die Wende vom 1. zum 2. Jh.^ Das zeigt sich besonders in der sachlichen und sprach lichen Nähe zu verschiedenen Schriften aus der Zeit zwischen ca. 85 und dem Anfang des 2. Jh.s. 2. Das Schreiben greift das »Phänomen« (von einer regelrechten »Tradition« wird man kaum sprechen können) des Diasporabriefes auf. Hier wendet sich der »Ur sprungsort« an die Diaspora zwecks Stärkung, Warnung, Mahnung, Weiterführung und Korrektur. Allerdings werden dabei keine speziell »palästinischen« Anliegen gel tend gemacht. Adressat ist die Christenheit im »Ausland«. 3. Der Brief verwendet Namen, Position und Autorität des Herrenbruders Jako bus, ist aber nicht dessen eigenes Produkt, sondern stellt ihn in die Rolle des Verfassers eines Diasporabriefes; aus der implizierten Verantwortung wendet er sich an die »12 Stämme in der Diaspora«. 4. Die Frage des tatsächlichen Abfassungsortes ist nicht mehr lösbar. Für Palästina spricht nichts Entscheidendes; das gleiche gilt für Alexandrien.502 Die Nähe zu IPetr, lClem503 . . könnte evtl. für Rom plädieren lassen; aber auch diese Faktoren sind nicht genügend klar. 1
u
5 0 1
a
K ü m m e l 3 6 5 : d i e A b f a s s u n g s z e i t »läßt s i c h s c h w e r l i c h g e n a u e r als a u f d a s E n d e d e s 1. J h . s f e s t l e g e n « . V i e l h a u e r 5 8 0 d a t i e r t » z w i s c h e n 8 0 , u n d 1 3 0 « . S c h n e l l e 4 0 2 : E n d e d e s 1. J h . s B u r c h a r d , H N T E i n l e i t u n g 2 . 3 : » d i e letzten J a h r z e h n t e d e s 1. J h . s « (vgl. d i e » t r a d i t i o n s g e s c h i c h t l i c h e V e r w a n d t s c h a f t m i t M t u n d I P e t r « ) .
502 y g i
o. § 4 , 3 . 3 . B u r c h a r d , H N T E i n l e i t u n g 2 . 3 : d e r B e f u n d s p r i c h t w e d e r für e i n e l ä n d l i c h e G e g e n d ( P a l ä
s t i n a ) n o c h für e i n e H a f e n s t a d t (speziell A l e x a n d r i a ) ; d i e N ä h e z u M t u n d d a s A p o s t e l k o n z i l s a m t F o l g e n deuten a m ehesten a u f Antiochia. 503 S . o . § 5 , 5 u n d 7.
Auslegung I. Präskript 1,1
(1) J a k o b u s , G o t t e s u n d des H e r r n J e s u C h r i s t i Diener, D i a s p o r a - z u m frohen G r u ß .
den zwölf S t ä m m e n in
der
1 Das Präskript ist einfach aufgebaut. D e m Namen folgt als Apposition eine quasi titulare Qualifizierung (öoüXog), die auf zwei Genitive (0eoi3 x o d X U Q L O U I n o o i j X Q I G T O I J ) bezogen ist. Die Adressaten werden kollektiv genannt. Als ihr Ort erscheint lediglich ev x f j ö i a ö J T O Q Q t . Der Gruß ist kurz und ohne erkennbaren theologischen Gehalt (xaiQeiv). Die Identität des »Jakobus« läßt der Text weitestgehend offen. Der N a m e scheint einen konkreten Verfasser zu bezeichnen, wahrscheinlich den »Herrenbruder« Jakobus, sei es tatsächlich, sei es fiktional. In Verbindung mit den »12 Stämmen« könnte auch eine symbolische Relation zum atl. Patriarchen Jakob mitschwingen.3 Die Selbstbezeichnung »Diener« signalisiert altorientalisch-atl.-jüd. Würdeprädikation. Im N T erscheint öoüXog 0eoi3 nur noch Tit 1,1 (für Paulus) ; geläufiger ist bovXoq X Q L Ö T O D ( 1 T ] Ö O 1 3 ) : Rom 1,1; Phil 1,1; Gal 1,10; 2 Petr 1,1. Jak nennt sich dagegen nicht »Apostel« , welches die in den ntl. Briefen verbreitetste Absenderbezeichnung ist (Rom 1,1; IKor 1,1; 2Kor 1,1; Gal 1,1; Kol 1,1; Eph 1,1; 1 T i m 1,1; 2 T i m 1,1; Tit 1,1; 1 Petr 1,1; 2Petr 1,1), und zwar überwiegend zusammen mit »Jesu Christi«. Liegt der Grund für die Absenz von »Apostel« darin, daß »der Jakobustradition bekannt war, daß der Herrenbruder Jakobus nicht Apostel gewesen war«?? Das ist nicht auszuschließen. Ebenso fehlt eine sonstige nähere Kennzeich nung durch verwandtschaftliche oder kollegiale Beziehungen; insbesondere gilt das für eine Bezeichnung wie »Bruder des Herrn« , die man bei »Jakobus« evtl. erwarten 1
2
4
5
6
8
1
J o h n s o n , A n c B 1 7 0 : » b e m e r k e n s w e r t e i n f a c h u n d >säkularauch s o n s t beliebte S t i c h w o r t v e r b i n d u n g < ... z u w e r t e n , s o n d e r n als s i n g u l ä r redaktionell zu v e r s t e h e n « . V g l . n o c h T a a t z 1 0 6 f.
3 1
D o r t werden nicht nur Absender u n d Adressaten genannt, sondern der G r u ß wird z u m Segenswunsch. Vgl. W h i t e , A N R W 1 7 3 4 ; S c h n i d e r / S t e n g e r , S t u d i e n 3 ff.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 1 2 1 f.
IL Die rechte innere Einstellung 1,2-15 (2) F ü r j e d e r l e i F r e u d e h a l t e t e s , m e i n e B r ü d e r , w e n n i m m e r i h r i n m a n c h e r l e i A n f e c h t u n g e n fallt, (3) w i s s e n d , d a ß d a s P r ü f u n g s m i t t e l eures G l a u b e n s A u s d a u e r bewirkt; (4) d i e A u s d a u er a b e r s o l l e i n v o l l k o m m e n e s W e r k h a b e n , d a m i t i h r v o l l k o m m e n u n d k o m p l e t t s e i d , a n n i c h t s M a n g e l l e i d e n d . ( 5 ) W e n n a b e r j e m a n d v o n e u c h M a n g e l a n W e i s h e i t h a t , s o l l er (sie) erbitten von Gott, der vorbehaltlos allen gibt u n d nicht zu S c h a n d e n bringt, u n d i h m wird g e g e b e n w e r d e n . (6) E r bitte a b e r i m G l a u b e n , keinerlei B e d e n k e n t r a g e n d . D e n n wer B e d e n ken trägt, gleicht d e m G e w o g e des Meeres, das v o m W i n d bewegt u n d hin u n d her geworfen w i r d . ( 7 ) N i c h t m e i n e j e n e r M e n s c h , d a ß er e t w a s v o m H e r r n e m p f a n g e n w i r d , ( 8 ) e i n M a n n , in der Seele gespalten, chaotisch in allen seinen Wegen. (9) E s r ü h m e sich aber der niedrige B r u d e r ( i n ) l seiner E r h ö h u n g , ( 1 0 ) d e r reiche a b e r (in) seiner E r n i e d r i g u n g , d e n n w i e d i e B l ü t e d e s G r a s e s w i r d er vergehen. (11) E s g e h t n ä m l i c h d i e S o n n e a u f m i t (ihrer) G l u t , u n d das G r a s verdorrt, u n d seine B l ü t e verfallt, u n d die Wohlgestalt seines Angesichts vergeht. E b e n s o w i r d a u c h der Reiche in seinen R e i s e n / U n t e r n e h m u n g e n verwelken. (12) Selig der M a n n , der d i e A n f e c h t u n g a u s h ä l t ; d e n n , b e w ä h r t g e w o r d e n , w i r d er d e n K r a n z d e s L e b e n s empfangen, d e n (Gott) verheißen hat denen, die ihn lieben. (13) N i e m a n d , der angefochten/versucht wird, sage: »Von G o t t werde ich versucht«. D e n n G o t t ist u n v e r s u c h b a r z u b ö s e n D i n g e n , er s e l b s t a b e r v e r s u c h t n i e m a n d e n . ( 1 4 ) J e d e r w i r d v i e l m e h r v e r s u c h t d u r c h s e i n e eigene Begierde, gelockt u n d geködert. (15) D a n n gebiert die schwanger gewordene Begierde die S ü n d e , die zur V o l l e n d u n g g e k o m m e n e S ü n d e aber b r i n g t d e n T o d z u r Welt.
1.
Texteingrenzung
A u s v e r s c h i e d e n e n G r ü n d e n besteht Uneinigkeit darüber, w o die in 1,2 b e g i n n e n d e Passage zu e i n e m vorläufigen A b s c h l u ß k o m m t . D a s epistolographische M o d e l l v o n F. O . F r a n c i s sieht in 1,211 u n d 1 2 - 2 5 eine d o p p e l t e Brieferöffnung. Verbreiteter ist die U n t e r t e i l u n g zwischen V. 2 - 1 2 u n d V. 13 ff, u n d zwar v o n traditionsgeschichtlichen, inhaltlichen u n d expositionellen G e s i c h t s p u n k t e n her. 3 Beliebt ist aber a u c h der A b s c h l u ß n a c h V. 18, weil in V. 19 ein neues T h e m a beginne.^ N a c h rhetorischem M o d e l l bilden 1,2-12. bzw. 1,2-18 das E x o r d i u m . 5 E i n e interessante Variante d a z u schlägt E . B a a s l a n d vor: V. 2 - 1 5 e x o r d i u m , V. 1 6 - 1 8 transitus, V. 1 9 - 2 7 p r o p o s i t i o . G r a m m a t i k a l i sche u n d inhaltliche A s p e k t e raten dazu, m i t V. 15 zunächst einmal einzuhalten. D i e Ihr-Anrede, v o n der V. 2 - 4 b e s t i m m t sind, kehrt erst in V. 16 wieder, w ä h r e n d V. 5 - 1 5 die 3. Pers. S g . verwenden, also Einzelfälle behandeln, u n d zwar a u c h dort, w o sie v o n der Sache (V. 12) oder v o n der F o r m u l i e r u n g (V. 13 f.) her kollektive B e d e u t u n g h a b e n . In V. 16 liegt, so betrachtet, ein N e u a n s a t z vor. - D a s inhaltliche G e r ü s t der V. 2 - 1 5 bildet das Stichwort J i £ i o a o u . ö c ; - J t e i o d ^ e i v - cuteioacrcoc;, das nur hier v o r k o m m t (V. 2 . 1 2 . 1 3 . 1 4 ) , a u c h w e n n der semantische G e h a l t zu oszillieren scheint. D a s n ä c h ste unmittelbare Signal an die Leser bietet V. 16 (direkte A n r e d e ) ; ab hier wird die E i n t e i l u n g allerdings n o c h schwieriger (dazu später). 2
6
D i e kontextuelle Plazierung v o n V. 5-8 u n d besonders v o n V. 9 - 1 1 ist notorisch schwierig. Verschiedentlich stellt m a n deshalb V. 2 - 4 als eigene Passage heraus; nach d e m rhetorischen M o d e l l gilt
1
2
3
4
5
6
D a s ev b e i x a u x ö ö ö a t bezeichnet d e n Inhalt bzw. G e g e n s t a n d d e s R ü h m e n s , d e s h a l b k a n n bei d e r Ü b e r s e t z u n g d a s »in« entfallen. W e g e n der I n t e r p r e t a t i o n s s c h w i e r i g k e i t e n v o n V. 9 - 1 1 ist es j e d o c h festgehalten. S. E i n l e i t u n g § 6, 3 . 1 . V o n L i p s 4 1 4 ff. u. a. S . E i n l e i t u n g § 6, 2 - 4 . S . E i n l e i t u n g § 6, 2 . Baasland, Jakobsbrevet und A N R W 1988.
Textüberlieferung
75
7
sie als E x o r d i u m i m engeren S i n n . D i e thematische W i e d e r a u f n a h m e v o n V. 3-4 in V. 12 bildet j e d o c h eine deutliche K l a m m e r . D a das M o t i v »versuchen« aber in V. 1 3 - 1 5 fortgeführt wird, e m p fiehlt es sich, eine Z w i s c h e n p a u s e nicht bereits nach V. 1 2 , s o n d e r n erst n a c h V. 15 einzulegen.
2.
Textüberlieferung
G e w i c h t i g e u n d u m s t r i t t e n e P r o b l e m e der Textüberlieferung existieren in 1,2-15 k a u m . M e h r e r e Varianten weisen a u f U n k l a r h e i t e n i m T e x t h i n . - In V. 3 g i b t es Varianten z u ö o x l u m o v V\I(ÜV t f j g jTLötecog (wortgleich m i t IPetr 1,7). W e n i g e H s s ziehen ö ö x i | x o v (das E r p r o b t e ) vor. D i e A b f o l g e der letzten drei g e n a n n t e n W ö r t e r w i r d variiert; teilweise w e r d e n a u c h einzelne dieser W ö r t e r ersetzt o d e r a u s g e l a s s e n . D i e Varianten weisen a u f ein d o p p e l t e s V e r s t ä n d n i s p r o b l e m , n ä m l i c h d i e B e d e u t u n g des N o m e n s ( ö o x i u i o v ) u n d die R e l a t i o n v o n v\iCbv. — P r i m ä r stilistische G r ü n d e hat in V. 5 d i e E r s e t z u n g v o n ur| d u r c h o u x . V e r b e s s e r u n g e n m e i n t e m a n a n a i x e i T c o (Plur., V o k a b e l ) , xoü ö i ö ö v x o g 9 e o ü (Aor., A b f o l g e , S t r e i c h u n g v o n 0eoi3) v o r n e h m e n z u m ü s s e n . - D i e E i n f ü g u n g v o n d m o T o r v u n d z.T. v o n ö x i Xr|i|)£Tai (aus V. 7 e n t n o m m e n ) bei bzw. statt öiaxQivö|i£VOc; (z. T . in d e n Plur. gesetzt) in V. 6 soll der V e r d e u t l i c h u n g d i e n e n , hervorgerufen d u r c h D e u t u n g s p r o b l e m e bei ö i a x Q i v e a G a i . - E n t s p r e c h e n d e Varianten erscheinen in V. 7 bei » d a ß er etwas v o m H e r r n e m p f a n g e « . - In V. 8 soll yäq einen engeren S i n n z u s a m m e n h a n g herstellen. - Ä n d e r u n g e n in der W o r t f o l g e v o n 6 ddeXqpög (teilweise ausgelassen bzw. o h n e Art.) 6 x a j t e i v ö g e v x(p u x p e i avxov in V. 9 erstreben w o h l eine glattere, klarere A u s s a g e w e i s e . - U n t e r s c h i e d l i c h e H s s lassen in V. 11 d a s eine o d e r d a s a n d e r e amov a u s , v e r m u t l i c h als S i n n k o r r e k t u r e n . M e h r f a c h verändert w u r d e »in seinen R e i s e n « ( b e s o n d e r s a n Stelle v o n J t o o e i a i c ; trat: eujtooeiaic; bzw. j t o v T ] Q L a i g bzw. J t a o eifieiaig bzw. TaXaiJtcaQiaig), sicher ein H i n w e i s a u f ein S a c h p r o b l e m . - M e h r e r e H s s verallgem e i n e r n in V. 1 2 a » M a n n « z u » M e n s c h « . D i e Z e i t f o r m v o n u J t o ^ e v e i ist a n sich offen (Präsens o d e r F u t u r ) ; einige H s s stellen d i e futurische M ö g l i c h k e i t heraus. - D i e E i n f ü g u n g v o n »der H e r r « o d e r » G o t t « (als S u b j . z u »er verhieß«) in V. 1 2 b m ö c h t e eine vermeintliche L ü c k e f ü l l e n . E i n zelne Varianten s i n d ö i x a i o g für öoxijioc; u n d vixr]g für ^cafjg. - In V. 13 ersetzen einige H s s (darunter a u c h n) ctJto (von G o t t ) d u r c h u j t ö , w o d u r c h G o t t direkt zur h a n d e l n d e n Person w ü r d e . D i e A k z e n t u i e r u n g v o n d j t o x u e i (z. T . ersetzt d u r c h xixxei) in V. 15 leitet sich v o n der B e s t i m m u n g des W o r t s t a m m e s her. 8
9
1 0
3. Text- und
Kommunikationsstruktur
J a k o b u s b e g i n n t m i t einer direkten A n r e d e an seine » B r ü d e r « , o h n e j e d e A n g a b e ü b e r Veranlass u n g , M o t i v a t i o n , R e l a t i o n , Vorgeschichte seines S c h r e i b e n s o d e r über d i e S i t u a t i o n a u f ihrer o d e r seiner Seite. D e r A u t o r will Interpretationsanleitung für b e s t i m m t e L e b e n s l a g e n bieten (V. 2 ) E r beruft sich dafür a u f d a s W i s s e n der A d r e s s a t e n (V. 3 ) , bevor er eine indirekte A u f f o r d e r u n g (V. 4 a ) anschließt, gefolgt v o n einer A b s i c h t s a n g a b e (V. 4 b ) , der w i e d e r u m eine spezifizierende B e m e r k u n g angefügt ist (V. 4 c ) . D i e A u f f o r d e r u n g in V. 4 a ist s a c h b e z o g e n , w ä h r e n d V. 4 b - c wieder in der 2 . Pers. Plur. gehalten ist. - D i e Passage V. 5-8 spezifiziert die S c h l u ß b e m e r k u n g v o n V. 4 in einer b e s t i m m t e n R i c h t u n g ( M a n g e l a n Weisheit), b e z o g e n a u f Einzelfällle ( j e m a n d ) , u n d enthält H a n d l u n g s a n w e i s u n g e n (»er soll bitten« V. 5.6, »er m e i n e nicht« V. 7 ) u n d E r l ä u t e r u n g e n (über G o t t e s G e b e n , V. 5 b ; d a s Zweifeln, V. 6 b ; d a s W e s e n des g e s p a l t e n e n M e n s c h e n , V. 8 ) . D i e l o g i schen V e r k n ü p f u n g e n s i n d recht eng: Stichwortfortführungen ( » b i t t e n « , »zweifeln«), K o n j u n k t i o -
7 Wuellner; v o n L i p s 4 1 6 . V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 1 3 5ff.1 7 5 ff; T h u r e n 2 8 2 . M e t z g e r , T e x t u a l C o m m e n t a r y 6 7 9 , diskutiert n u r V a r i a n t e n z u jeweils e i n e m V / o r t in V. 3 . 1 2 . 9 Vgl. Mußner, Jakobusbrief 75. Metzger, Textual C o m m e n t a r y 6 7 9 . 8
1 0
76
Die rechte innere Einstellung
n e n ( d e V. 5 . 6 , y d o V. 6 b . 7 ) u n d Partizipien (V. 5 b . c . 6 a . b . c ) . D i e k o m m u n i k a t i v e A u s r i c h t u n g ist klar u n d in sich geschlossen: E r m u t i g u n g (V. 5) u n d K l ä r u n g (V. 6 a ) b e z ü g l i c h des B i t t e n s , K o n t r a s t i e r u n g m i t einer falschen E i n s t e l l u n g (V. 6 b - 8 ) . - O h n e s e m a n t i s c h e K o h ä s i o n u n d fast o h n e syn taktische K o n n e x i o n folgen V. 9 - 1 1 , s o d a ß a u c h die F r a g e der a r g u m e n t a t i v e n K o h ä r e n z s c h w i e rig w i r d . W i e in V. 5-8 findet sich eine A u f f o r d e r u n g (»er soll sich r ü h m e n « , V. 9 ) , b e z o g e n a u f zwei unterschiedliche M e n s c h e n typen (V. 9 - 1 0 a ) , v o n d e n e n aber n u r der zweite d u r c h Vergleichsbilder in B e g r ü n d u n g s f o r m (V. 1 0 b . 1 l a . b ) in s e i n e m zukünftigen S c h i c k s a l g e k e n n z e i c h n e t w i r d . A u c h q u a n t i t a t i v erhält er viel m e h r A u f m e r k s a m k e i t . D i e k o m m u n i k a t i v e F u n k t i o n v o n V. 9 - 1 1 i m K o n t e x t ist nicht o h n e weiteres erkennbar; der Text w ü r d e a u c h o h n e V. 9 - 1 1 verständlich b l e i b e n u n d a n s c h e i n e n d a n K o h ä r e n z nicht verlieren. - O h n e Ü b e r g a n g greift der M a k a r i s m u s V. 1 2 a d i e s e m a n t i s c h e L i n i e v o n V. 2 - 4 wieder (in g e w i s s e m S i n n s o g a r d a s ävr\Q v o n V. 8 ) auf, i m m e r n o c h , o b w o h l generalisierend, i m S g . formuliert. V. 1 2 b b r i n g t eine B e g r ü n d u n g i m F u t u r (wie V. 1 0 b . I I b ) , erläutert d u r c h einen Relativsatz i m A o r i s t (V. 1 2 c ) . O h n e Zweifel bildet V. 12 eine inclusio z u V . 2 - 4 . D a m i t w i r d die positive K o m m u n i k a t i o n s a u s r i c h t u n g , die k l a r V . 2 - 4 . 5 , aber a u c h V. 6 a . 9 u n d s o g a r V. 1 0 a kennzeichnet, die freilich a u c h w a r n e n d e (V. 6 b - 8 ) u n d d r o h e n d e E l e m e n t e (V. 10b. 11) enthält, vorläufig a b g e s c h l o s s e n . D e r Leser erhält weithin ein klares V e r h a l t e n s m u s t e r a n g e b o t e n . N u r in V. 9 - 1 1 scheint es nicht seine Wahl, s o n d e r n seine S t e l l u n g z u sein, d i e jeweils ein b e s t i m m t e s Verhalten als w ü n s c h e n s w e r t erscheinen läßt. W ä h r e n d in V. 2 - 8 . 1 2 g r u n d s ä t z l i c h j e d e r ( C h r i s t ) a n g e s p r o c h e n ist, fallen V. 9 - 1 1 d u r c h die p e r s o n a l e Differenzierung a u s d e m R a h m e n . - D i e A u s s a g e n V. 1 3 - 1 5 betreffen w i e d e r g r u n d s ä t z l i c h j e d e n . D e r W o r t s t a m m J t e i g a - lie fert d e n Ü b e r g a n g , w o b e i die s e m a n t i s c h e K o h ä s i o n d a s größte P r o b l e m darstellt. W i e in V. 7 w i r d eine falsche M e i n u n g z u r ü c k g e w i e s e n , s o g a r in der F o r m wörtlicher R e d e (V. 1 3 a ) . D i e f o l g e n d e n B e g r ü n d u n g s t e i l e (V. 1 3 b - l 4 ) s i n d d u r c h ö e (V. 1 3 b . l 4 a . 1 5 b ) , Partizipien (V. I 4 b . l 5 a ) bzw. eine T e m p o r a l k o n j u n k t i o n ( e i x a V. 1 5 a ) e n g m i t e i n a n d e r v e r w o b e n . A l s S u b j e k t e erscheinen n e b e n G o t t (V. 1 3 , wie s c h o n V. 5, implizit V. 12) jetzt B e g i e r d e u n d S ü n d e als Personifikationen. V. 1 3 15 b i l d e n ein a b g r e n z e n d e s N a c h w o r t zur d a m i t a b g e s c h l o s s e n e n J t e i o a o u o g - T h e m a t i k . W i e in V. 1 0 b - 1 1 e n d e t a u c h diese Passage i m N e g a t i v e n ( T o d ) ; d a s Verb d j t o x u e i v bildet ein S t i c h w o r t für die F o r t s e t z u n g (V. 1 8 ) . 1 1
4.
Traditionselemente
Inhaltlich u n d teilweise s o g a r formal ist eine F ü l l e v o n B e z i e h u n g e n zur jüd.-hellenistischen u n d zur frühchristlichen T r a d i t i o n erkennbar. G e d a n k e n , V o k a b e l n , W o r t v e r b i n d u n g e n , M o t i v e , Z i t a te, F o r m e n w i e K e t t e n s c h l u ß , M a k a r i s m u s u. a. ergeben V e r b i n d u n g e n speziell zur Weisheitslitera tur ( b e s o n d e r s Sir, W e i s h , teilweise P h i l o ) , z u IPetr, R o m u n d d e n S y n o p t i k e r n . (1) A n erster Stel le rangieren die B e z i e h u n g e n z u Sir 2 .
1 2
D o r t heißt es: W e r G o t t d e m H e r r n d i e n e n will, soll seine
Seele e i g J t e i Q a a ^ ö v vorbereiten ( 2 , 1 ) ^ 3 D e r Eleve w i r d zur G e r a d h e i t u n d T r e u e gerufen, u m für schwere Z e i t e n ( x a i o ö g ejTaycoYflG? V. 2 ) g e w a p p n e t z u sein, D e m ü t i g u n g e n ( x a j t e i v c o a i g ) e i n g e schlossen (V. 4 f.); » d e n n i m Feuer w i r d G o l d geprüft« ( d o x i j A a ^ e x a i V. 5; vgl. W e i s h 3 , 5 ff.). D e r H e r r w i r d sich des G e t r e u e n a n n e h m e n (Sir 2 , 6 ) ; der L o h n bleibt nicht a u s (V. 8 ) ; ewige F r e u d e u n d E r b a r m e n w a r t e n (V. 9 ) . N o c h nie ließ G o t t j e m a n d e n i m S t i c h (V. 10 f.). M a n soll vertrau ensvoll zu G o t t beten ( 2 , 6 . 8 . 1 3 ) . E i n dreifaches W e h e (V. 1 2 - 1 4 ) gilt d a g e g e n d e n Z a g h a f t e n u n d d e m S ü n d e r , »der a u f zwei P f a d e n w a n d e l t « (V. 1 2 ) , d e n U n e n t s c h l o s s e n e n u n d d e n e n o h n e A u s d a u e r (uJTOfxovr|, V. 1 4 ) . » D i e d e n H e r r n lieben« (V. 1 6 ) , »die ihn fürchten« (V. 1 5 . 1 6 . 1 7 ) , halten
1 1
Vgl. Conte.
1 2
V o n L i p s 4 1 7 ff.; F r a n k e m ö l l e , T h e m a u n d Ö T K z. St.; S i m o e n s .
1 3
n e i o a o u o g in S i r 2 , 1 ; 6 , 7 ; 2 7 , 5 . 7 ; 3 6 ( 3 3 ) , 1 ; 4 4 , 2 0 ; J t e i o d ^ e i v 4 , 1 7 ; 1 3 , 1 1 ; 1 8 , 2 3 ; 3 1 ( 3 4 ) , 1 0 ; 3 7 , 2 7 ; 39,4.
Traditionselemente
77
14
seine W e g e u n d d a s G e s e t z . In Sir 1 5 , 1 1 ff. w i r d der a n G o t t gerichtete V o r w u r f zurückgewiesen, er verleite z u m Abfallen u n d zur V e r i r r u n g . ^ G o t t haßt vielmehr alles S c h ä n d l i c h e ; er läßt u n s die freie Wahl; weder b e n ö t i g t n o c h gestattet er die S ü n d e (vgl. a u c h Philo D e t 1 1 2 ) . - A n weiteren B e r ü h r u n g e n m i t der j ü d . Weisheitsliteratur ist z u registrieren: B e w ä h r u n g fuhrt zur A u s d a u e r (z. B . 4 M a k k 1,10 ff.); o h n e Weisheit ist V o l l k o m m e n h e i t u n m ö g l i c h (Weish 9 , 6 ) ; m a n soll W e i s heit v o n G o t t erbitten (Weish 7 ff.; Sir 3 9 , 6 ) , der d e n B i t t e n d e n nicht verletzt (Sir 1 8 , 1 8 ; 2 0 , 1 4 f.; 4 1 , 2 2 ) ; b e i m B e t e n soll m a n nicht k l e i n m ü t i g sein (Sir 7 , 1 0 ) . D e r H e u c h l e r w a n k t wie ein Schiff im S t u r m (Sir 3 2 , 2 ) , w ä h r e n d die T u g e n d der Weisheit d u r c h alle U n b i l d e n trägt (Weish 4 , 1 ff.). G e w a r n t w i r d vor der G e s p a l t e n h e i t des H e r z e n s (Sir 1,28; 2 , 1 2 ff.) u n d vor D o p p e l z ü n g i g k e i t (Sir 5,9); S e l b s t e r n i e d r i g u n g vor G o t t ist erforderlich (Sir 3 , 1 8 f.). D e r R u h m (xai>x lM' ) des R e i c h e n , A n g e s e h e n e n u n d A r m e n ist einzig die F u r c h t G o t t e s (Sir 1 0 , 2 2 ) ; R e i c h t u m vergeht wie ein S c h a t ten (Weish 5,8 f.; vgl. ä t h H e n 9 6 , 4 ff.). G o t t w i r d die Gottesfürchtigen e r h ö h e n u n d ihnen eine K r o n e g e b e n (Sir 15,1 ff.; W e i s h 5 , 1 5 f.). D i e B e g i e r d e e m p f ä n g t u n d gebiert d e n W a h n ; sie ist der A n f a n g aller S ü n d e (Philo C h e r 5 7 ; A p o k M o s 1 9 ) . - Alle diese N o t i z e n ergeben eine n a h e z u lückenlose Parallelität zwischen J a k 1,2-15 u n d der Weisheitstradition. G e r a d e d e s h a l b fällt die partielle N i c h t - K o n g r u e n z bei J a k 1,10 f. auf. Z w a r redet a u c h Sir 2 v o n E r n i e d r i g u n g u n d G r o ß W e r d e n ? ( 2 , 3 : i v a atJ^nOfjg ejt ecr/axcov oov); aber die schroffe E n t g e g e n s e t z u n g v o n N i e d r i g e n u n d R e i c h e n ist in Sir d a m i t nicht v e r b u n d e n . Sir k a n n A r m e u n d R e i c h e parallelisieren ( 1 0 , 2 2 ; 1 1 , 1 4 ) oder ihren U n t e r s c h i e d b e t o n e n ( 1 3 , 1 8 ff.). A b e r es findet sich a u c h der M a k a r i s m u s desje nigen R e i c h e n , der u n t a d e l i g erfunden wird ( 3 4 [ = 3 1 ] , 8; vgl. 1 3 , 2 4 ; 4 4 , 6 f.), u n d der T a d e l an d e n A r m e n , der h o c h m ü t i g ist ( 2 5 , 2 ) . A u c h Testjos 10 deckt J a k 1,10 f. nicht völlig a b ; d o r t führt d a s W i s s e n , d a ß alles vergehen w i r d (xd J t d v x a J t a Q e X e u o e x a i ) , zur F u r c h t G o t t e s ( 1 0 , 5 f . ) . Der o h n e h i n schwierige Z u s a m m e n h a n g v o n J a k 1,9-11 w i r d also d u r c h die Weisheitstradition nicht völlig aufgeklärt. (2) D i e innerntl. Parallelen betreffen vor allem J a k 1 , 2 - 4 . 1 0 f. 12. Z u V. 2 - 4 zei gen IPetr 1,6 f. u n d R o m 5 , 3 - 5 deutliche B e r ü h r u n g e n . 9 D i e J t o i x d o i J t e i Q a o u o i führen laut IPetr »jetzt ein wenig, sofern es n ö t i g ist«, zu Trauer. S i e d i e n e n dazu, d a ß x ö ö o x i ^ i i o v ujicov xfjg moxeoog als n o c h wertvoller d e n n G o l d , geprüft ( d o x i j x d ^ e i v ) i m Feuer, erfunden werde z u m L o b ... bei der O f f e n b a r u n g C h r i s t i . W ä h r e n d sich also der V o r g a n g bis in d e n W o r t l a u t gleicht, diffe riert die E m o t i o n : Trauer, nicht F r e u d e wie bei J a k (s. freilich d a n n IPetr 1,6 i m Vorblick a u f d e n »letzten K a i r o s , an d e m ihr j u b e l t . . . « ) . R o m 5 spricht v o m R ü h m e n ( x a u x ö c ö B a i ) in B e d r ä n g nissen (OXiipeig), m i t d e m W i s s e n (eidöxeg), d a ß die D r a n g s a l A u s d a u e r ( i m o | i o v f | ) bewirkt ( x a x e Q y d ^ e x a i ) , diese w i e d e r u m B e w ä h r u n g ( ö o x i u r | ) . A u c h hier existieren wörtliche Ü b e r e i n s t i m m u n g e n ; d a z u k o m m e n der Verweis a u f d a s W i s s e n u n d der K e t t e n s c h l u ß . - D i e Parallelen hier m i t IPetr reichen n o c h über J a k 1,2-4 hinaus: D i e , die G o t t lieben, sollen d a s Ziel des G l a u bens erlangen ( I P e t r 1,9); wer i m L e i d e n durchhält, ist selig zu preisen ( 3 , 1 4 ; 4 , 1 4 ) . - A u c h zu d e n S y n o p t i k e r n , b e s o n d e r s zur B e r g p r e d i g t , g i b t es Parr.: F r e u d e über A n f e c h t u n g e n ( M t 5 , 1 1 f.); R u f zur V o l l k o m m e n h e i t ( 5 , 4 8 ) ; Verheißung der G e b e t s e r h ö r u n g ( 7 , 7 ) ; R e i c h t u m vergeht wie G r a s ( 6 , 3 0 ) ; vor Glaubenszweifeln w i r d gewarnt ( M k 1 1 , 2 3 f.; M t 2 1 , 2 1 ) . - Schließlich k ö n n e n einige weitere Ä h n l i c h k e i t e n (neben R o m 5 , 3 - 5 ) aus d e m C o r p u s P a u l i n u m e r w ä h n t werden: die U n v e r sehrtheit als Lebensziel ( I T h e s s 5 , 2 3 ) ; G o t t w a c h t über d a s M a ß der A n f e c h t u n g e n ( I K o r 1 0 , 1 3 ) ; die S ü n d e erwächst aus der B e g i e r d e ( R o m 7 , 7 ff.); ihr S o l d ist der T o d ( R o m 6 , 2 3 ) . - A u c h v o m N T her betrachtet, steht J a k also in einer Tradition, die sich teils k o m p a k t e r , teils verstreuter, aber i n s g e s a m t recht w e i t g e h e n d a u c h a n d e r s w o wiederfindet. 1 6
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Vgl. Frankemölle, T h e m a . H i e r w i r d j e d o c h nicht jceiod^eiv verwendet. Ä h n l i c h a u c h Philo M i g r 1 4 8 . V g l . v o n G e m ü n d e n , E i n s i c h t 3 m i t A n m . 1 2 . V g l . v o n L i p s 4 1 8 . E b d 4 2 0 : D i e O p p o s i t i o n v o n E r n i e d r i g u n g u n d E r h ö h u n g ist selten bei Sir, n ä m l i c h 1 , 2 . 3 . 5 (7); 3 , 1 8 . 2 0 . Vgl. v o n Lips 4 2 1 . V g l . d a z u B o i s m a r d 1 6 2 - 1 6 6 ; L i n d e m a n n , Paulus 2 4 1 f. D i e intendierte freudige R e z e p t i o n der A n f e c h t u n g bei J a k k ö n n t e A n z e i c h e n der gezielten U m k e h r u n g einer gegenteiligen T r a d i t i o n hier sein; die T r a d i t i o n k e n n t j e d o c h m e h r e r e A s p e k t e (s. u.).
78
D i e rechte innere Einstellung
5. Redaktion
und
Intention
A n g e s i c h t s der n a h e z u flächendeckenden T r a d i t i o n s v e r b u n d e n h e i t stellt sich d i e F r a g e u m s o d r i n g licher, w o u n d w i e J a k seine eigenen A k z e n t e setzt, welche W i r k l i c h k e i t er vor A u g e n hat u n d w i e er d a s M a t e r i a l ordnet. W a s m ü ß t e seinen L e s e r n a u f d e m H i n t e r g r u n d ihres W i s s e n s u n g e w ö h n lich u n d b e m e r k e n s w e r t erscheinen? W a s h i n g e g e n d a r f als geläufig gelten? W a s erzeugt b e s o n d e r e Aufmerksamkeit? (1) D a ß A n f e c h t u n g e n F r e u d e - u n d n i c h t etwa W a c h s a m k e i t (wie M k 1 4 , 3 8 parr.; I K o r 10,1 ff.) o d e r d i e B i t t e u m ihre A b w e n d u n g ( M t 6 , 1 3 par.) o d e r T r a u e r ( I P e t r 1,6 f.) - a u s l ö s e n , findet sich der S a c h e n a c h a u c h i m T o p o s » F r e u d e i m L e i d e n « o d e r i m Z u s p r u c h M t 5 , 1 1 f. par. D i e i m N T e r s c h e i n e n d e n u n t e r s c h i e d l i c h e n R e a k t i o n e n w i e a u c h d i e F o r m u l i e r u n g in J a k 1,2-4 legen es aber k e i n e s w e g s n a h e , V. 2 f. e t w a als » n o r m a l e A n t w o r t a u f B e d r ä n g n i s s e « seitens der A d r e s s a t e n u n d V. 1 2 als A u s d r u c k ihrer P o s i t i o n z u betrachten, d i e J a k d u r c h V. 4 infrage s t e l l e . V i e l m e h r folgt J a k hier einer b e s t i m m t e n L i n i e , d i e G e d a n k e n a u s Sir 2 u n d M t 5 usw. k o m b i niert, e t w a n a c h der D e v i s e : S c h w i e r i g k e i t e n bieten W a c h s t u m s c h a n c e n . - Ebenfalls ist d i e A n f e c h t u n g g e r a d e der m a n g nichts n e u e s , w i e IPetr 1,7 zeigt. E i n neuer A k z e n t ist h i n g e g e n die V e r b i n d u n g m i t e o y o v , u n d b e k a n n t l i c h ist g e r a d e d i e B e t o n u n g der T a t / d e s Werkes ein wesentli ches A n l i e g e n des J a k ( 1 , 2 2 ff.; 2 , 1 4 ff.). D e r G l a u b e soll ein W e r k » h a b e n « ( 1 , 4 ; 2 , 1 4 . 1 7 . 1 8 , vgl. a u c h 2 , 1 ) . D i e M o t i v e der V o l l k o m m e n h e i t u n d des e s c h a t o l o g i s c h e n Ziels w i e d e r u m s i n d tradi tionell. - J a k unterstreicht also in 1 , 2 - 4 . 1 2 , d a ß m a n P r o b l e m e n nicht ausweichen, s o n d e r n sie bestehen soll; sie bieten G e l e g e n h e i t , d a ß der G l a u b e zur T a t w i r d u n d d a ß die C h r i s t e n d i e Reife hin zur e s c h a t o l o g i s c h e n V o l l e n d u n g erlangen. 2 1
22
(2) In V. 5 - 1 1 w e r d e n verschiedene M e r k p o s t e n g e n a n n t , d i e als B e d i n g u n g e n für d a s D u r c h halten u n d d i e E r l a n g u n g des Ziels z u b e a c h t e n sind. Sie als begrüßenswerte Tests, also als JtOLXiAoi j t e i o a a u x H v o n V. 2 , a n z u s e h e n (wie H . F r a n k e m ö l l e a r g u m e n t i e r t ) , geht a n i h r e m Inhalt v o r b e i . Z w a r h e b t sich » m a n n i g f a c h « in V. 2 syntaktisch h e r v o r , u n d d i e Inclusio V. 12 b i n d e t V. 5 - 1 1 in die G e s a m t a u s s a g e ein; aber die L o g i k der V. 5 - 1 1 ist anderer A r t als » P r ü f u n g e n « . D e r T r a d i t i o n e n t s p r e c h e n d , weisen V. 5-8 a u f n o t w e n d i g e V o r a u s s e t z u n g e n für d a s G e l i n g e n des W e g e s u n d a u f zu v e r m e i d e n d e F e h l e i n s c h ä t z u n g e n (Zweifel, Zerrissenheit), w o b e i J a k d a s N e g a t i v e hervorhebt. D a s ist j e d o c h etwas anderes als eine B e n e n n u n g der Testbereiche, d i e i m weiteren V e r l a u f des B r i e fes »amplifiziert« w ü r d e n . - In V. 9 - 1 1 s i n d zwar d i e M o t i v e » r ü h m e n « , » E r n i e d r i g u n g u n d E r h ö h u n g « u n d » R e i c h t u m ist v e r g ä n g l i c h « konventionell; aber die b e s o n d e r e D r i n g l i c h k e i t der L a g e v e r ä n d e r u n g des R e i c h e n geht e b e n s o ü b e r die weisheitliche T r a d i t i o n h i n a u s w i e der I m p e r a t i v a n zwei gegensätzliche Standesvertreter. A u c h V. 9 - 1 1 k e n n z e i c h n e n V o r a u s s e t z u n g e n für d a s E r l a n g e n des Ziels, jetzt aber n i c h t a l l g e m e i n g ü l t i g für alle, s o n d e r n für b e s t i m m t e G r u p p e n u n d ihre R e a k t i o n a u f ihre erfolgte S i t u a t i o n s v e r ä n d e r u n g . Offensichtlich ist diese T h e m a t i k für J a k i m B l i c k a u f seine A d r e s s a t e n b e s o n d e r s wichtig. 23
24
2 5
2 6
(3) D i e M o t i v e » E n t l a s t u n g G o t t e s angesichts m e n s c h l i c h e r S ü n d e « u n d »die B e g i e r d e e m p fängt u n d gebiert« s o w i e der Z u s a m m e n h a n g zwischen B e g i e r d e , S ü n d e u n d T o d s i n d traditionell. Inhaltlich fällt j e d o c h in V. 1 3 - 1 5 auf, d a ß der G e d a n k e des j r e i o d ^ e i v m i t G o t t als S u b j e k t zwar kräftig z u r ü c k g e w i e s e n , aber i m m e r h i n d a d u r c h deutlich zur S p r a c h e g e b r a c h t wird. H i e r i n dürfte eher ntl. T r a d i t i o n ( M t 6 , 1 3 par.; 1 K o r 1 0 , 1 3 ) als jüd.-weisheitliche zur G e l t u n g k o m m e n . T r o t z einer gewissen s e m a n t i s c h e n S p a n n u n g k o p p e l t J a k d a m i t d i e S i n n e i n h e i t V. 1 2 - 1 5 a n d i e A u s s a -
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Nauck; T h o m a s , Anfechtung. W i e Cargal, Restoring 59-63, meint. Frankemölle, Ö T K 137. E b d . 1 3 6 betont. E s g e h e in V. 5 - 1 1 u m drei P r ü f u n g e n in b e z u g a u f M ä n g e l , s o m e i n t F r a n k e m ö l l e : ( 1 ) M a n g e l an Weisheit (V. 5 ) ; ( 2 ) M a n g e l a n G l a u b e (V. 6 - 8 ) , ( 3 ) M a n g e l a n richtiger S e l b s t e i n s c h ä t z u n g bei A r m e n u n d R e i c h e n (V.9-11). A n d e r s als Sir 2 b r i n g t J a k keine W e h e r u f e a n die Reichen.
1,2
79
gen v o n V. 2 f. u n d 1 2 . D a s S i g n a l a n die L e s e r in b e z u g a u f d i e » m a n n i g f a c h e n A n f e c h t u n g e n « heißt also n i c h t n u r » g e r n e akzeptieren, d u r c h s t e h e n u n d d a r a n w a c h s e n « , s o n d e r n a u c h »die S ü n de richtig o r t e n « u n d » I r r t ü m e r v e r m e i d e n « .
Vorbemerkungen
zu 1,2-4 (Aufbau,
Sinnlinien,
Signale)
D i e Passage gliedert sich in zwei H a u p t s ä t z e (V. 2 a . 4 a ) m i t jeweils e i n e m d u r c h eine K o n j u n k t i o n eingeleiteten N e b e n s a t z (V. 2 b . 4 b ) u n d e i n e m Part. (V. 3 a . 4 c ) , d a s i m ersten Fall d u r c h einen wei teren K o n j u n k t i o n a l s a t z (V. 3 b ) ausgeführt w i r d . D i e b e i d e n S a t z g e b i l d e w e r d e n relativ locker d u r c h ein de m i t e i n a n d e r verknüpft (V. 4 a ) . V. 3 b . 4 a s i n d sachlich u n p e r s ö n l i c h ( 3 . Pers. S g l . ) for muliert; alles ü b r i g e bezieht sich direkt a u f die A n g e r e d e t e n . E s ist nicht sofort klar ersichtlich, o b r\yr\oaoQE (V. 2 ) i m p e r a t i v i s c h o d e r indikativisch g e m e i n t i s t . D e r A n f a n g ist literarisch stilisiert (4fache J t - A l l i t e r a t i o n in V. 2 ) ; unter die Stilisierung fallen a u c h d a s b e t o n t vorangestellte »jede« u n d d a s u n g e w ö h n l i c h nachgestellte » v i e l f a c h e « . E i n e n nicht streng d u r c h g e f ü h r t e n K e t t e n schluß b i l d e n in V. 3 - 4 » A u s d a u e r « u n d » v o l l k o m m e n « . D a s s e m a n t i s c h e Inventar ( S i n n l i n i e n ) 3 0 u m f a ß t p r i m ä r W ö r t e r der inneren E i n s t e l l u n g bzw. Beschaffenheit ( F r e u d e , W i s s e n , G l a u b e , A u s dauer, v o l l k o m m e n , m a n g e l n ) . D a z u treten einige T e r m i n i der V e r ä n d e r u n g bzw. P r o d u k t i o n (fal len, bewirken, W e r k ) ; b l a ß erscheint d a n e b e n » h a b e n « (V. 4 ) . J a k reißt o h n e j e d e H i n f u h r u n g sogleich eine R e i h e v o n T h e m e n a n . W i e die v e r w a n d t e n T e x t e Sir 2 , 1 ff. s o w i e Rom 5, 3 - 5 u n d 2 7
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3 1
1 Petr 1,6 f. (vgl. n o c h M t 5,3 ff.) u n d y i v o b a x o v T e g (V. 3 ) zeigen, setzt J a k offenbar a u c h bei d e n A d r e s s a t e n eine gewisse K e n n t n i s der M a t e r i e u n d der Z u s a m m e n h ä n g e v o r a u s . D a z u zählen fol g e n d e S i g n a l e : der G l ä u b i g e w i r d A n f e c h t u n g e n u n d P r ü f u n g e n ausgesetzt, die der B e w ä h r u n g u n d A u s d a u e r d i e n e n u n d z u m Ziel fuhren. D i e A n f e c h t u n g e n sollen, a u c h w e n n sie hart erschei nen, p o s i t i v a n g e n o m m e n w e r d e n . J a k verweist a u f dieses » W i s s e n « (V. 3 a ) , d a s bereits in der F o r m eines K e t t e n s c h l u s s e s vorliegt. A u s d e m W i s s e n u m einen b e k a n n t e n V e r ä n d e r u n g s v o r g a n g (V. 3 b 4 ) sollen die A d r e s s a t e n M u t s c h ö p f e n ; d a s ist die einzige H a n d l u n g s a n w e i s u n g in dieser Passage. Alles ü b r i g e dient dafür als B a s i s , u n d zwar i m M o d u s der b e w ä h r t e n V e r h e i ß u n g , d i e in V. 3 aller d i n g s deutlicher (Indikativ »bewirkt«) ausfällt als in V. 4 ( I m p e r a t i v »soll h a b e n « m i t i v a - S a t z ) . D i e Ü b e r n a h m e v o n » m a n g e l n « v o n V. 4 c zu V. 5 a ( m a n soll bitten) zeigt, d a ß J a k k e i n e n q u a s i a u t o m a t i s c h e n V o r g a n g i m B l i c k hat. - J a k b e g i n n t also (in V. 2 ) m i t e i n e m p o s i t i v e n , sich a n d i e e m o t i o n a l e Aufnahmebereitschaft: w e n d e n d e n S i g n a l , d a s inhaltlich breit a u s l ä d t , a b e r vieles u n e r l ä u t e r t läßt. D a b e i s p r i c h t er » u n t e r B r ü d e r n « , n i c h t e t w a als L e h r e r (vgl. 3 , 1 f.) a n S c h ü l e r o d e r a n » K i n d e r « (xexva), w i e in d e r W e i s h e i t s t r a d i t i o n verbreitet (so a u c h S i r 2 , 1 ) . S e i n e K o m m u n i k a t i o n s e b e n e ist d e m n a c h w e n i g e r d i e der P ä d a g o g i k (in d e r d i e T h e m e n ebenfalls z u H a u s e s i n d ) als d i e der G l a u b e n s e r f a h r u n g . J a k steht d a r i n d e n ntl. V e r g l e i c h s t e x t e n n ä h e r als der j ü d i schen Weisheit. 3 2
3 3
2 Jak wendet sich an Adressaten, die er als »meine Brüder« bezeichnet (so auch 2,1.14; 3,1.10.12; 5,12.19); die Bruder-Anrede wird im Brief durchgehalten, manchmal variiert durch dyajtriTOi (1,16.19; 2,5), daneben bloßes döeAxpoi (4,11a;
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I n der Regel zieht m a n e i n e n I m p . vor; a n d e r s C a r g a l , R e s t o r i n g 5 7 ff. I m N T a u c h L k 1,1 f.; A p g 1 , 1 ; I P e t r 1,1 f.6 f.; H e b r 1,1 - also jeweils ( w i e b e i J a k ) a m A n f a n g eines S c h r e i b e n s ; d a s s e l b e trifft a u f d e n A n f a n g der B e r g p r e d i g t M t 5 , 3 - 6 z u . 9 Frankemölle, Ö T K 137.140. V g l . die A n g a b e n ( a u c h zur L i t e r a t u r ) bei W i l h e l m Egger, M e t h o d e n l e h r e z u m N e u e n T e s t a m e n t . E i n f ü h r u n g in linguistische u n d historisch-kritische M e t h o d e n , F r e i b u r g ( H e r d e r ) 1 9 8 7 , 9 6 ff. Bildlich g e s p r o c h e n : J a k fällt m i t der A n f e c h t u n g s t ü r ins H a u s . »Meine Brüder« auch 2,1.14; 3,1.10.12; 5,12.19. V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 1 8 9 ff.
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Die
rechte innere Einstellung
5,7.9.10). Mehrfach begegnet zwar auch avr\Q (1,8.12.20.23; 2,2; 3,2), aber nie in der Anrede, während döeXqpri nur als logisches Objekt erscheint (2,15). Die BruderAnrede wird aufgrund der allgemeinen Ausrichtung bei Jak (s. Einleitung § 1, 3.1) vorwiegend wörtlich verstanden worden sein, muß jedoch nicht exkludierend inter pretiert werden. Die im Frühchristentum - aber auch anderswo - für »Glaubensge nossen« u. dgl. geläufige Bezeichnung »Bruder« kann als »Mitchrist« wiedergegeben werden. Sie ist die im N T (u. a. bei Paulus: 113 x) verbreitetste Anrede für Christen; die Kirche fußt dabei auf jüd. Tradition. Trotz der Verbreitung verliert das Wort nicht den Charakter der familiären Nähe und Verbundenheit. Die andere M ö g lichkeit, nämlich »Kinder« (texva, Texvia, so l j o h 2,1 usw.), die eher der weisheit lichen Tradition entsprechen würde (vgl. Sir 2,1 u. a.), wählt Jak nicht. Die konven tionelle Anredeform signalisiert als solche in der Kommunikation zwischen Jak und seinen Adressaten nur den Aspekt der »Mitchristlichkeit«; erst die Beifügung »gelieb te« (kaum schon »meine« ) unterstreicht ein Näheverhältnis. - Jak beginnt mit einem psychologischen A p p e l l , der ein ungeteiltes Gefühl ( j t a o a xotQd) in Zu sammenhang mit einem unvorhersehbaren, passiven und gefahrvollen Geschehen (jT8Qi7tijTT8iv) und vielgestaltigen unliebsamen Situationen (jteioaauoi JtoixiXoi) bringt. Der Autor appelliert an die innere Einstellung (r\yr\oaoQe) der Adressaten, die es ihnen ermöglichen soll, schwierige existentielle Widerfahrnisse positiv zu bewälti gen, ja als Chance zu benützen. Daß solch ein psychologischer Appell richtig ver standen wurde, war in der damaligen hellenistischen Welt nicht selbstverständlich. Zwar bildet xagä auch eine Brücke zu xaioeiv (V. 1); das Freuden-Motiv ist jedoch in diesem Zusammenhang traditionell. Gemeint ist etwas Gegenwärtiges (nicht: eschatologische Vor-Freude, so eher IPetr 1). Der übliche Gegensatz zu x Q d lautete Trauer (kv7ix))A Jak wertet x«Qd hoch; er ist damit unabhängig von einer Gleichset zung mit r|8ovr| (s. 4 , 1 . 3 ) , ebenso von der stoischen Affektenlehre, die erst über den Umweg der »guten Affekte« (etJJtdOeia) die volkstümliche Positiv-Bewertung der Freude teilen k a n n . Das an sich profane Wort %a.Qa bezeichnet Freude, Fröhlich34
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H a n s F r h . v o n S o d e n : T h W N T I 1 4 6 z u J o s e p h u s , P l a t o ( V o l k s g e n o s s e n ) , X e n o p h o n ( F r e u n d e ) , für M i t g l i e d e r einer r e l i g i ö s e n G e n o s s e n s c h a f t (Papyri, I n s c h r i f t e n u. a . ) ; B a u e r - A . 2 8 - 3 0 , a u c h z u d Ö E k p ö r n g . H . v o n S o d e n 1 4 5 f.; J o h a n n e s B e u t l e r : E W N T I 6 7 - 7 2 , d o r t 6 8 z u m A T ( » G l a u b e n s g e n o s s e « ) u n d 7 0 z u Q u m r a n u n d den Rabbinen, 7 1 zu Bar K o c h b a (Anrede an Soldaten). S. Beutler: E W N T I 6 8 . S o wechselt etwa auch R o m 7,1.4 oder I K o r 1,10.11 i m selben Gedankenabschnitt von »Brüder« zu »mei ne B r ü d e r « ; b e i d e s b l e i b t i m K o n v e n t i o n e l l e n . - F ü r » g e l i e b t e « ist d e r B e f u n d b e i J a k s c h o n d e s h a l b b e m e r k e n s w e r t , weil er d e n W o r t s t a m m äyan- a u ß e r in v o r g e p r ä g t e n F o r m u l i e r u n g e n (so in 1 , 1 2 ; 2 . 5 . 8 ) m e i d e t . V e r m u t l i c h ist d e s w e g e n a u c j i » g e l i e b t e B r ü d e r « e i n e ü b e r n o m m e n e W e n d u n g . Vgl. z u m hellenistischen (stoischen) S y s t e m des Pathos: H a n s C o n z e l m a n n : T h W N T I X 3 5 0 - 3 5 3 ; rheto risch: H e i n r i c h L a u s b e r g , H a n d b u c h d e r l i t e r a r i s c h e n R h e t o r i k , S t u t t g a r t ( S t e i n e r ) 3 . A u f l . , 1 9 9 0 , § 2 5 7 . V g l . A d a m s o n , E p i s t l e 8 8 f., z u »all j o y « . S . o. z u » F r e u d e i m L e i d e n « : N a u c k ; T h o m a s , A n f e c h t u n g ; C o n z e l m a n n : T h W N T I X 3 5 8 f.; K l a u s Berger: E W N T I I I 1 0 7 9 - 1 0 8 3 . I m N T vgl. M t 5 , 1 1 ; I P e t r 1,6. Bauer-A. 1747. S o n o c h b e i P l a t o (s. C o n z e l m a n n : T h W N T I X 3 5 1 , 3 6 ff.); A r i s t o t v e r w e n d e t x«QCt k a u m n o c h ( e b d . 352,11.14). V g l . C o n z e l m a n n : 3 5 2 , 1 5 ff. A f f e k t e g e l t e n d o r t als F e h l u r t e i l e d e s L o g o s . N i c h t s t o i s c h ist d a r i n P h i l o (ebd. 3 5 5 f.).
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1,2
keit, Jubel; es kann auch religiöse Freude (vor Gott, über Gottes Geschenke) bedeu t e n . Jak stellt voran: »jede Freude/alles, was Freude heißt«, d. h. »lauter Freude«. ^ Verwandt damit ist das Motiv der »vollkommenen F r e u d e « . 'Hyeoiiai bedeutet hier (wie oft im N T ) »meinen, glauben, halten für«, bezeichnet also ein geistiges Wertur teil, eine bestimmte Ansicht über etwas. Das Verb ist aufgrund der Gedankenfüh rung imperativisch zu verstehen; würde es sich um eine Aussage handeln , müßte eine Art Beurteilung (zustimmend oder im Widerspruch) folgen. Jak ruft also dazu auf, bestimmte Ereignisse als Anlaß zur positiven Reaktion zu begreifen. 'Oxav heißt »wenn immer« (iterativ), ist also von »falls« (edv) zu unterscheiden. ^ Jak blickt auf verschiedene, wiederkehrende (nicht nur mögliche) Wechselfälle des Lebens mit Namen JteiQaouog. Das im Profangriechischen sehr seltene Wort kommt in der jüdi schen und frühchristlichen Literatur gehäuft vor50 und bildet dort einen eigenen theologischen Topos. Wichtigste Referenzpunkte sind im A T die Versuchung in der Wüste (Ex 17,7; Dtn 6,16; 9,22: Massa = JteiQaouog), im N T die Versuchung Jesu (Mt 4,1 ff. parr; Hebr 2,18; 4,15) und die letzte Bitte des Vater-Unser (Lk 11,4 par; Did 8,2).51 Schon in Israel gab es ein »ausgesprochen religiöses« Interesse52 an der Thematik speziell hinsichtlich der Erprobung des Frommen (Abraham, Hiob usw.), des leidenden Gerechten, der weisheitlichen Pädagogik (Weish 3,5 u. a.), der Anfein dungen durch Satan und auch der Herausforderung Gottes durch das Volk (vgl. 1 Kor 10,1-13; Hebr.). Das Ideal bilden die Standhaften, die Gott die Treue halten. Das ebenso semantische wie theologische Problem besteht darin, daß JteiQaouog ambiva lent ist, d. h. Versuchung (tentatio) wie Erprobung (probatio) umfassen kann. G e meint sein kann einerseits eine harte, aber wohlgemeinte, förderliche Belastung53, anderseits eine böswillige Verleitung zum Fall (so auch Jak 1,13 ff.). Das logische Sub44
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C o n z e l m a n n : 3 5 3 ff. z u A T , J u d e n t u m u n d a u c h P h i l o . B e i P a u l u s s t e h t x<xod n i e für e i n e p r o f a n e S t i m m u n g ( e b d . 3 5 9 , 1 4 ) . V g l . a u c h d i e V e r w e n d u n g für F e s t - , H o c h z e i t s - , E r n t e f r e u d e in d e r B i b e l .
4
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B . R e i c k e / G . B e r t r a m : T h W N T V 8 8 5 - 8 9 5 ; B - D - R § 2 7 5 . 2 : p r ä d i k a t i v , m e i s t e n s v o r a n g e s t e l l t ; artikellos: » j e d e r b e l i e b i g e « ; vgl. 6Xog u n d e x a o x o g . E b e n s o H y o n S u k H w a n g , D i e V e r w e n d u n g d e s W o r t e s Jtäg in d e n p a u l i n i s c h e n B r i e f e n , D i s s . E r l a n g e n 1 9 8 5 , 1 2 (»>völliglautervon j e g l i c h e r Art< o d e r >allerleijederjeder b e l i e b i g e ... a u c h oft >ganz, alle< m i t v e r a l l g e m e i n e r n d e m C h a r a k t e r « ) ; J o h n s o n , A n c B 1 7 6 f., n i m m t es a d v e r b i a l ( » c o n s i d e r it entirely as j o y « ) ; es s t e h e d e r G e s p a l t e n h e i t in V. 7 8 gegenüber.
4 6
J o h 1 5 , 1 1 ; 1 6 , 2 4 ; l j o h 1,4. V g l . d a z u H . C o n z e l m a n n : T h W N T I X 3 6 1 , 1 3 ff. (zu J o h ) , 3 5 5 , 2 6 ff. ( R a b binisches).
4 7
B a u e r - A . 6 9 6 . I m N T : A p g 1 5 , 2 2 ; 2 6 , 2 ; 2 K o r 9 , 5 ; P h i l 2 , 3 . 6 . 2 5 ; 3 , 7 . 8 ; l T h e s s 5 , 1 3 u. a.
4 8
S o m e i n t C a r g a l , R e s t o r i n g 6 2 f. 7 5 .
4 9
B e i J a k f i n d e t es s i c h n u r hier. E s s t e h t freilich e d v oft n a h e : E W N T II 1 3 1 5 .
50 V g l . P o p k e s : E W N T I I I 1 5 1 - 1 5 8 ; vgl. G i e l e n : Z N W 1 9 9 8 ; J . B . G i b s o n , T h e T e m p t a t i o n s o f J e s u s in E a r ly C h r i s t i a n i t y , S h e f f i e l d (A.P.) 1 9 9 5 . - I n L X X b e s o n d e r s in D t n u n d S i r m i t 5 bzw. 6 B e l e g e n . I m N T e r s c h e i n t d a s S u b s t a n t i v 2 1 x , d a v o n 7 x in L k - A p g , 4 x i m C o r p u s P a u l i n u m , j e 2 x in I P e t r u n d J a k ; l x in 2Petr. D a s V e r b jteiod^Eiv 3 8 x i m N T , d a v o n 1 7 x in S y n . u n d A p g , 7 x C o r p . P a u l . ; 6 x H e b r ; 4 x J a k . H i n z u k o m m e n 4 x EXJtEipd^Eiv. F a s t v ö l l i g o h n e B e f u n d : J o h , l - 3 J o h , a b e r a u c h Rom, l T h e s s , Phil, E p h , K o l . B e i d e n A p o s t V ä t e r n : S u b s t a n t i v 4 x , jtEioa l x , d a s V e r b jtEiodcD 5x. B e i P h i l o fehlt J t E i o a o u d g (dgl. b e i J o s e p h u s ) ; h ä u f i g d a g e g e n Jteloa ( 1 9 x ) , jreiodü) ( 4 3 x ) , JtEiod^ü) n u r 4 x . 5 1
Vgl. Grayston; Popkes, Bitte.
52 H . S e e s e m a n n : T h W N T V I ( 2 3 - 3 7 ) 2 4 , 1 6 . 5 3
F ü r d i e W e i s h e i t s l i t e r a t u r ( a u c h für P h i l o ) steht d e r ( g r i e c h . ) G e d a n k e d e r E r z i e h u n g i m V o r d e r g r u n d : S e e s e m a n n 2 5 f.
D i e rechte innere Einstellung
82
jekt wird oft (wie auch hier) nicht genannt, so daß Herkunft und Abzweckung nicht (sogleich) zu erkennen sind. In beiden Fällen bleibt das Element der Beanspruchung, inkl. des Zerbruchsrisikos. Im N T finden sich beide Linien, wobei Jesu Versuchung überwiegend als satanischer Verfuhrungsversuch, aber auch (so Hebr 2,17 f.; 5,8) als gbtt-gewollter Lernprozeß des Leidens interpretiert wird. Die letzte Bitte des VaterUnser wie auch die Gethsemane-Mahnung M k 14,38 parr. (»betet, damit ihr nicht in Anfechtung fallt«) lassen die mögliche Erfahrung für jeden Christen deutlich werden. »Der Jt8LQaö|i6g trifft ... immer nur die G l ä u b i g e n « , die Kinder G o t t e s . Insofern ist es ein paradoxes Privileg, gerade wegen des Glaubens zu den Angefochtenen zu gehören. Jak übernimmt diese Linie; Anfechtungen (wohl im Sinn von Erprobun gen) sind in der Tat Anlaß zur Freude. Man erkennt daran indirekt seinen Glaubens stand, und man erhält die Möglichkeit des geistlichen Wachstums. Daß die Anfech tung der Taufe folgt, ist ein urchristlicher Topos.57 D e m Gläubigen ergeht es ebenso wie seinem Meister Jesus (Mk 1 parr., Hebr 2,18; 4,15) und bereits dem Volk Israel (IKor 10,1-13). Dasselbe bezeugt IPetr 1,3 ff. Jak kann also auf Neophyten-Erfahrung zurückgreifen. Das Adj. »vielgestaltig, mannigfaltig« erscheint auch IPetr 1,6 mit »Anfechtungen«; es verweist auf eine große Bandbreite von Realisierungsmög lichkeiten (ähnlich wie z. B. bei Krankheiten: M k 1,34 parr.). Jak führt nicht aus, woran man denken soll. Schwerlich sind »Mängelzustände« ä la V. 5 ff. gemeint , denn ein Defizit ist kein JteiQaouog, sondern ein Problem bei der Bewältigung von Anfechtungen. Eher legt sich nahe, daß Jak die Leser an Bekanntes aus der früh christlichen Tradition im Sinn z. B. von M t 5,11 f. erinnern möchte (vgl. auch Sir 2), also Verleumdungen, Unrecht usw. (vgl. 2,6 f.; 5,1 f f . ) . Eine solche eher konventio nelle Interpretation bietet sich auch angesichts des semantischen Wechsels in 1,13 ff. an. Gegen eine Beziehung auf V. 5-11 und für ein allgemeines, offenes Verständnis von »mancherlei Anfechtungen« spricht auch das Verb »fallen«, das ein »in mißliche Umstände geraten« bezeichnet. Daß der Konj. Aor. die Vorzeitigkeit der Handlung bezeichnen soll, daß Jak also auf die Freude nach bestandenen Anfechtungen abhe54
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5 4
K . G . K u h n , J t e i o a o u d g - d u a p t i a - O&Q'E, i m N e u e n T e s t a m e n t u n d d i e d a m i t z u s a m m e n h ä n g e n d e n V o r stellungen: Z T h K 4 9 ( 1 9 5 2 ) 2 0 2 .
5 5
A u c h J e s u s w i r d als » S o h n G o t t e s « a n g e s p r o c h e n ( M t 4 , 3 p a r . ) .
5 6
B u r c h a r d , H N T z. S t . : n i c h t » b e s o n d e r e R e i f e p r ü f u n g e n w i e bei A b r a h a m o d e r J o s e p h « ; d i e A n f e c h t u n g e n » d u r c h z i e h e n d i e S o n d e r e x i s t e n z , d i e d i e A d r e s s a t e n kraft ihres G l a u b e n s in d e r D i a s p o r a d e r W e l t . . . f ü h ren m ü s s e n « . A u f sie w i r k t » v o n a u ß e n d i e W e l t « ( V e r h ö h n u n g , S c h i k a n e n , A n p a s s u n g s d r u c k ; V e r l o c k u n g z u E r w e r b , P r e s t i g e , G e n u ß ) ; i n n e n i m C h r i s t e n ist d i e B e g i e r d e a k t i v (sie » k ö d e r t i h n z u r W e l t l i c h k e i t « ) . J a k » d e n k t d a b e i k e i n e s w e g s a n E x z e s s e (der B r i e f e n t h ä l t k e i n e n L a s t e r k a t a l o g , v o n S e x u a l i t ä t u n d A l k o h o l ist e r s t a u n l i c h e r w e i s e n i r g e n d s d i e R e d e ) « .
5 7
V g l . P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 3 6 ff".
58 I m N T n o c h M k 1 , 3 4 parr.; 2 T i m 3 , 6 ; T i t 3 , 3 ; H e b r 2 , 4 ; 1 3 , 9 ; I P e t r 1,6; 4 , 1 0 . B a u e r - A . 1 3 7 0 f.: »vielfar b i g « , a u c h » v i e l d e u t i g « ; L - S - J 1 4 3 0 : a u c h » k o m p l e x , w a n d e l b a r « . W e i t h i n b e k a n n t w a r d i e o x o d JtoixiXr] A t h e n s (die » b e m a l t e W a n d e l h a l l e « ) , d a s L e h r h a u s d e s Z e n o n ( u m 3 0 0 v. C h r . ) . 5 9
A n d e r s F r a n k e m ö l l e , Ö T K 1 8 7 f. 2 0 9 - 2 1 1 . A u c h d i e s y n t a k t i s c h e P o s i t i o n v o n J t o i x i X o i g d e c k t d a s n i c h t
6 0
V g l . K l e i n 4 8 f.; z u R e c h t a u c h : » . . . läßt sich d a r a u s n i c h t o h n e weiteres s c h l i e ß e n , d a ß hier v o n Verfol
ab. g u n g e n d i e R e d e ist«. 6 1
B a u e r - A . 1 3 0 9 . I m N T : u n t e r R ä u b e r fallen ( L k 1 0 , 3 0 ) , in U n t i e f e n ( A p g 2 7 , 4 1 ) . V g l . z. B . H e r o d 1 , 9 6 (unter Gewaltherrschaften geraten).
83
1,2-3 62
b e , ist zwar philologisch möglich*^, legt sich aber vom Gedankengang kaum nahe, unbenommen des Umstands, daß JteQiJteönxe von der Sache her eine punktuelle Vor zeitigkeit gegenüber dem eher durativen f|yr|oaö68 impliziert. Der Akzent liegt gera de bei der Bewältigung des Schweren, das man mit Freude akzeptieren soll. 3 Der Appell von V. 2 wird in V. 3 durch den Rückgriff auf das Wissen der Adressaten abge stützt. Statt des (aus V. 2) zu erwartenden Wortes »Anfechtungen« erscheint jetzt t ö öoxiuiov als Subjekt. Der Wortstamm öoxui- ist von der Tradition vorgegeben, wahr scheinlich in einer Form wie Sir 2,5a »denn im Feuer wird Gold geprüft, bewährt (öoxuid^exai)«. In IPetr 1,7 ( T Ö Ö O X I U I O V eures Glaubens, wertvoller als durch Feuer bewährtes Gold) geht es um Vorgang und Ergebnis der Prüfung; öoxiuiov meint dort »Echtheit«. In Rom 5,4 (Ausdauer bewirkt öoxiuV|, diese bewirkt Hoff nung) ist die Ausdauer Subjekt in bezug auf öoxui-, also entgegengesetzt zu Jak 1,3. Während Jak in 1,12 dem traditionellen Gedanken folgt (der »bewährte Mann« als Ergebnis des Vorgangs), setzt er in V. 3 die aktive Komponente für öoxui- ein. Der Glaube wird geprüft; nicht eigentlich bewährt er sich (wie in IPetr 1,7). »Des Glau bens« ist dann genitivus obiectivus: der Glaube ist dem Prüfungsmittel ausgesetzt; er selbst ist passiv. Daß Jak überhaupt vom G l a u b e n redet, kann von der Tradition her gegeben sein; aber immerhin geschieht es (vgl. später zu 2,1.14 ff.), freilich ohne jede Erläuterung. Theoretisch denkbar wäre, daß statt von »Glaube« auch von »Lie be« oder »Hoffnung« als Objekt der Prüfung die Rede wäre; allerdings fehlen beide Nomina bei Jak. Einstweilen ist »Glaube« nicht viel mehr als ein von der Tradition bekanntes Wort ohne große Auswirkung auf den Kontext, nicht viel mehr als ein Interpretationsfaktor für »Anfechtungen«. »Glaube« steht hier im Kontext des geist lichen Reifungsprozesses. Vom Gedankengang her legt sich hier die Ubersetzung von möTig mit »Vertrauen« nahe. Die geistliche Pädagogik stellt die möxig der Erpro bung, dem Test aus. - Die frühchristliche Erfahrung lehrt, daß ein bestimmter Wir kungsprozeß abläuft: A bewirkt (xaT8QYd^8t8i 9) B, B bewirkt C (so R o m 5,3). Das Verb xaTeoyci^oum bezeichnet ein Bewirken, Hervorrufen, Vollbringen. Bei Jak wird über den Wirkungsmechanismus (Ursache, Logik, Vorgang usw.) nichts näher ausge führt. Vergleichbare Stellen benutzen teils eher werkhafte Terminologie (Rom 7,1520: neben Jtodööeiv und Jtoietv), teils ebenfalls einfach (xaT-)eQydI;eiv (so etwa 2Kor 7,10 f.: Trauer führt zu Tod bzw. Eifer). Jak denkt wahrscheinlich instrumental 64
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So Mußner, Jakobusbrief 64.
63 E W N T II 1 3 1 6 . D i e d o r t a n g e g e b e n e n ntl. B e l e g e ( M t 5 , 1 1 ; 9 , 1 5 ; M k 4 , 1 5 f . 2 9 - 3 2 ; 8 , 3 8 ; L k 6 , 2 2 ;
Rom
2 , 1 4 ; 2 K o r 1 3 , 9 ) s i n d j e d o c h vielfach a u c h bzw. eher i m g l e i c h z e i t i g e n S i n n d e u t b a r (so M t 5 , 1 1 ; M k 4 , 1 5 f.; 8 , 3 8 ; L k 6 , 2 2 ; Rom 2 , 1 4 ; 2 K o r 1 3 , 9 ) . 6 4
E s ist v ö l l i g u n n ö t i g , d a s Part, h i e r als E r s a t z für e i n e n I m p . z u l e s e n ( g e g e n M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 6 4 : i m p e r a t i v i s c h u n d b e g r ü n d e n d ) . J a k b e l e h r t hier n i c h t , s o n d e r n ruft W i s s e n a b .
65 G e r d S c h u n a c k : E W N T I 8 2 5 f.: O f t in d e r W e i s h e i t s t r a d i t i o n
(Prov, W e i s h , S i r ) ; z. B . Ps 1 1 , 7 ; P r o v 2 7 , 2 1 ;
Sir 2 , 5 . 66 E W N T
1829.
67 D i b e l i u s , K E K 1 0 1 ; M a r t i n , W B C 1 5 ; E W N T I 8 2 9 . B u r c h a r d , H N T z. S t . : L ä u t e r u n g s m i t t e l . 6 8
B u r c h a r d , H N T z. S t . : IliOTig ist » d a s e x k l u s i v e G o t t e s v e r h ä l t n i s , d a s d i e C h r i s t e n w i e s c h o n d i e atl. F r o m m e n ... a u s d e r W e l t . . . h e r a u s h e b t . . . H e i d e n h a b e n n i c h t e i n e n a n d e r e n G l a u b e n , s o n d e r n k e i n e n « .
69 D a s V e r b f i n d e t s i c h i m N T a u ß e r J a k 1,3 u n d I P e t r 4 , 3 n u r bei P a u l u s ( 2 0 x ) , d a v o n 1 l x in Rom u n d d o r t w i e d e r u m 6 x in Rom 7 (V.
8.13.15.17.18.20).
84
D i e rechte innere Einstellung
bzw. modal (vgl. eoyov in V. 4). Das »Prüfungsmittel« bewirkt insofern Ausdauer, als das Vertrauen geläutert wird und wächst. - Auf »Ausdauer« (i>Jtouovf|)70 zielten auch andere antike Richtungen, besonders Weisheit, Apokalyptik und Stoa. Der Akzent fiel in der Regel auf die langfristige aktive und passive Widerstandsfähigkeit. Im Blick auf Belastungen (bis hin zum Martyrium), die Zeitdehnung usw. war die Stärkung der Person angesagt. Ausdauer wird zur positiven Eigenschaft des Getreuen, From men und Gläubigen. Jak unterstreicht die Bedeutung von imouovri in 1,12 und 5,11 durch den zweifachen Makarismus. Im Blick steht der geistlich reife und zur Aktivität fähige Christ (1,12: »die Anfechtung aushalten«). Ausdauer ist kein Ziel in s i c h , kein Heroismus und auch mehr als eine Art Zeitüberbrückungstugend (zwischen dem »schon« und »noch nicht«); i)Jtouovf| meint gereiftes tragfähiges Vertrauen (jtioxtg). Zugleich steht imouovf| bei Jak für »Hoffnung« (etatic;). Dieses Wort fehlt bei ihm (auch als Verb); in der ntl. Tradition freilich stehen Ausdauer und Hoffnung früh miteinander verbunden (so auch Rom 5, 3 f . ) . Insofern Ausdauer ganz auf das Ziel der Vollendung hin ausgerichtet ist (V. 4), ist für Jak darin Hoffnung enthalten; Priorität gebührt jedoch der aktiven Konkretion des Durchhaltens. 4 In V. 4a wird der Kettenschluß zwar bei den Nomina (Ausdauer, vollkommenes Werk), nicht jedoch beim Verb ( x a T 8 Q y d ^ 8 x a i , so Rom 5,3 f.) fortgesetzt; es ist deshalb auch unklar, ob die Einleitung von V. 3a (»wissend, daß...«) weiterhin gilt. Der indirekte Imperativ (»soll haben«) ^ impliziert als logisches Subjekt doch wohl die Adressaten; d. h. es liegt an ihnen, daß die Ausdauer zum gewünschten Ergebnis führt. Die per sonale Ausrichtung auf die Adressaten wird im Finalsatz (V. 4b-c) explizit. Jak zielt auf das Sein (fjxe) der Menschen; das geht über einen bloß sachlichen Wirkungspro zeß h i n a u s . Wahrscheinlich verändert er deshalb die Kettenschluß-Tradition. Leitendes Stichwort ist xeXeiog , das zudem in V. 4b.c zweifach abgestützt wird 71
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F r i e d r i c h H a u c k : T h W N T I V 5 8 5 - 5 9 3 . D a s W o r t s t e h t a u c h in Rom 5 , 3 f., n i c h t h i n g e g e n in I P e t r 1 ( d o r t erst 2 , 2 0 ) .
7 1
D a s ist eher in d e n h e l l e n i s t i s c h e n P h i l o s o p h i e n d e r Fall, w o A t a r a x i e , A p a t h i e u. d g l . z u m a n e r z o g e n e n H a b i t u s w e r d e n s o l l e n . D e r K o n t e x t d o r t ist d a s G l ü c k l i c h - S e i n in d e r U n a b h ä n g i g k e i t g e g e n ü b e r d e r S i t u a t i o n u n d in d e r B e h e r r s c h u n g d e r L e i d e n s c h a f t e n . V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 0 6 .
7 2
Vgl. auch Hauck: T h W N T I V 5 8 9 , 2 9 - 3 1 .
7 3
D i e D o p p e l t r i a s l T h e s s 1,3 v e r k n ü p f t G l a u b e - L i e b e - H o f f h u n g m i t W e r k - M ü h e - A u s d a u e r . V g l . Ps 2 6 , 1 4 .
7 4
Ä h n l i c h H a u c k : T h W N T I V 5 9 2 ; D i b e l i u s , K E K 1 0 1 ; S c h n i d e r 2 7 ; L a w s , C o m m e n t a r y 5 3 , u. a.
7 5
B u r c h a r d , H N T z. S t . : F o r m a l eher W u n s c h als Befehl.
7 6
V g l . K o n r a d t , E x i s t e n z 2 6 7 f.
7 7
S a t o 7 2 f. n o t i e r t , d a ß d e r erste Teil v o n V. 4 ( » G e d u l d a b e r h a b e ein v o l l k o m m e n e s W e r k ! « ) o h n e Paralle le bei Rom
5 u n d I P e t r 1 sei. » V o l l k o m m e n e s W e r k « sei w a h r s c h e i n l i c h » p e r s ö n l i c h e S c h ö p f u n g d e s
A u t o r s « u n d für i h n » e i n S c h l ü s s e l b e g r i f F « . 7 8
B e i J a k n o c h m a l s in 1 , 1 7 ( G a b e v o n G o t t ) : 1 , 2 5 ( G e s e t z d e r F r e i h e i t ) ; 3 , 2 ( M a n n ) ; d a z u d a s V e r b 2 , 2 2 ( G l a u b e ) . - V g l . Z m i j e w s k i ; K o n r a d t , E x i s t e n z 2 6 7 - 2 8 5 ; K l e i n 4 3 - 8 1 ; W a l t e r s 1 3 0 f.; d u Plessis (zu J a k : 2 3 3 ff.); F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 9 5 - 4 9 9 ( E x k u r s ) ; H . H ü b n e r : E W N T I I I 8 2 1 - 8 2 4 ; G . D e l l i n g : T h W N T V I I I 6 8 - 8 5 ; R. N e w t o n Flew, T h e I d e a o f P e r f e c t i o n in C h r i s t i a n T h e o l o g y . A H i s t o r i c a l S t u d y o f t h e C h r i s t i a n I d e a l for the P r e s e n t L i f e , L o n d o n ( O x f o r d U n i v . Press) 1 9 3 4 . H a r t i n , Perfect, b e t o n t d i e N ä h e z u M t 5 , 3 - 1 2 . 4 4 - 4 8 : m a n w i r d d u r c h L e i d e n v o l l k o m m e n ; vgl. L u c k , W e i s h e i t ; D a v i d s , P e r s p e c t i v e s 2 7 ff. ( L e i d e n s t h e o l o g i e ) ; G o w a n ( M ä r t y r e r - H i n t e r g r u n d ) ; C r o y ; G a r l a n d . - In d e r g r i e c h . P h i l o s o p h i e ist »voll k o m m e n « v e r b u n d e n mit der T u g e n d , ebenfalls mit der Glückseligkeit u n d d a d u r c h mit der Bedürfnislo sigkeit: »es fehlt n i c h t s « (vgl. D e l l i n g 7 0 f.). I n d e r a t l . - j ü d . T r a d i t i o n liegt d e r A k z e n t a u f » u n g e t e i l t « , u n d zwar v o r a l l e m in B e z i e h u n g z u G o t t ( » i h m g a n z g e h ö r e n « u s w . ) , » g e r e c h t « u n d »rein« n a h e s t e h e n d ; vgl. D e l l i n g 7 3 f.; H ü b n e r 8 2 2 ; K l e i n 5 4 - 6 5 . 8 1 .
1,3-4
85
(öXöxXriQOi, ev firjöevi Xeutöjievoi). Der Wortstamm TEXEI- kommt im N T zwar nicht gerade häufig vor? , er scheint jedoch in der frühchristlichen Unterweisung eine gewisse Rolle gespielt zu h a b e n . Angesprochen wird dabei nicht ein Perfektionismus !, sondern der geistliche Wachstumsprozeß hin zur »erwachsenen« Reife. Die Vollkommenheit bewegt sich in Jak 1 zwischen Bewährung (vgl. V. 12) und Nicht-Mangeln an Weisheit (V. 5). Vollkommenheit ist im N T ein Qualitätsbegriff 3; demgegenüber betont öXöx^rjQOc; eher die quantitative Vollständigkeit. Verwandt ist die Segensformel lThess 5,23: »der Gott des Friedens heilige euch oXoxeXetg, und OXÖXXTJQOV müsse euer Geist usw. unanstößig in der Parusie unseres Herrn ... bewahrt werden«. Die Kombination der beiden Wörter xeXeioc; und 6X6xXr|QOc; findet sich also auch sonst, u. a. bei P h i l o . Zunächst einmal (V 4a) unterstreicht Jak die Qualität nur des »Werkes« ; die personale Ausrichtung und Ausarbeitung kommt erst in einem Folgesatz zur Sprache (V. 4b). Der Ausdruck egyov könnte neben Jtioxig! - bereits im Blick auf Kap. 2 gewählt sein; Vollkommenheit muß konkrete Verwirklichung s e i n . Der Mensch erscheint bereits hier als homo faber. Nur so erreicht er auch als Person die Reife und Vollständigkeit (V. 4b). Das ist primär anthropologisch gedacht; erst als Rahmen spielt auch die Eschatologie eine Rolle ( s . V 12).90 Christsein ist somit ein Reifeprozeß; in Widrigkeiten geschieht Wachstum, und zwar als Aktivität, ja gerade Produktion (»Werk«). Die Person ist stets auf ihre (ethische) Tätigkeit bezogen. 1 Die Person ist zugleich aber auch mehr 9
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T e ^ e i o g 19x, xeXeiöü) 2 3 x , xeXetöxr]g u n d xe^eicootg j e 2x, xe^eicog l x . G e w i s s e S c h w e r p u n k t e b i l d e n d a b e i H e b r , J o h , M t , P a u l u s , K o l u n d a u c h J a k . A u c h in d e r L X X finden sich n i c h t sehr viele Stellen; etwas z a h l reicher ist x e t a i ö o ) vertreten. S o g a r d i e W e i s h e i t s s c h r i f t e n e n t h a l t e n n u r relativ w e n i g e B e l e g e (x£>.etog n u r W e i s h 9 , 6 ; S i r 4 4 , 1 7 ) . B r e i t e s Interesse zeigt d a g e g e n P h i l o (s. D e l l i n g 7 1 f.; K l e i n 5 7 f.; W a l t e r s 1 2 3 ) . Vgl. Popkes, Vollkommenheit, Wholeness, Paränese 145. M i t K o n r a d t , E x i s t e n z 2 6 9 . B u r c h a r d , H N T : d a s S p r a c h f e l d F o r t s c h r i t t fehlt. I K o r 2 , 6 ; 3 , 1 ff.; 1 3 , 1 0 ; 2 K o r 1 3 , 1 1 ; Phil l,6ff; 3 , 9 ff.; K o l 1,28; 2 , 1 0 ; 3 , 1 ff.; E p h 4 , 1 3 ; H e b r 5 , 1 2 - 1 4 ; vgl. M t 5 , 4 8 ; 1 9 , 2 1 . D e r Z u s t a n d d e s » M i l c h l i n g s « soll ü b e r w u n d e n w e r d e n ( H e b r 5 , 1 2 ; I K o r 3 , 1 ff; vgl. I P e t r 2 , 2 ) . A n d e r s K l e i n 6 3 , weil bei J a k d a s B i l d v o n d e n v r | j u o i n i c h t v o r k o m m e . - B u r c h a r d , H N T z. St.: V. 4 zielt » n i c h t a u f G e m e i n s c h a f t s - o d e r W e l t g e s t a l t u n g , s o n d e r n d e n C h a r a k t e r « . 83 W e r n e r Foerster: T h W N T III 7 6 5 ; K l e i n 6 3 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 0 6 ff. - D i e Q u a l i t ä t zeigt sich lt. I K o r 2 , 6 - 1 6 ; H e b r 6 , 1 ff. in tieferer E r k e n n t n i s ; lt. I K o r , 3 , 1 ff i m H a l t e n d e s F r i e d e n s (vgl. J a k 3 , 1 3 ff); lt. Rom 1 2 , 2 ; Phil 1,10; H e b r 5 , 1 4 d a r i n , d a ß m a n G o t t e s W i l l e n z u p r ü f e n v e r m a g ; lt. H e b r 5 , 1 1 ff. in d e r F ä h i g k e i t , a n d e r e z u lehren (vgl. J a k 3 , 1 f.). Foerster: T h W N T III 7 6 5 f. I m N T n u r n o c h l T h e s s 5 , 2 3 . V g l . A p g 3 , 1 6 (die e i n z i g e Stelle i m N T m i t o^oxTjQia ): V o l l b e s i t z d e r k ö r p e r l i c h e n F u n k t i o n e n . V g l . I K o r 1,8; Phil 1,6: d a s g u t e W e r k v o l l e n d e n ; Phil 1,10: » d a m i t ihr l a u t e r u n d t a d e l l o s s e i d « . V g l . F o e r s t e r 7 6 5 f.; K l e i n 6 3 f.; oft m i t JtavxeXrig. V g l . B l o n d e l 1 4 6 f.; Z m i j e w s k i 2 9 5 ff: » v o l l k o m m e n « ist ein, w e n n n i c h t s o g a r das t h e o l o g i s c h e S c h l ü s s e l w o r t für J a k . V g l . d u Plessis 2 3 4 : » A >perfect work< is ... o n e >working perfectlyxoum ( 5 , 1 3 . 1 4 . 1 7 . 1 8 ) . Jak scheint also zwischen »bitten« (in Kap 1 und 4) und »beten« (im Schlußabschnitt) zu unterscheiden. O b eine weitere Differenzierung zwischen Aktiv (1,5 f.; 4,3a) und Medium (4,2b.3b) vorliegt , braucht 100
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99 S o a u c h d e r A k z e n t bei S c h n i d e r 3 2 ; F r a n k e m ö ü e , Ö T K 2 1 3 f., m i t V e r w e i s a u f W e i s h 7 , 7 . 1 5 ; 8 , 2 1 ; 9 , 4 ; P r o v 2 , 6 ; S i r 3 , 6 . 9 . V g l . a u c h Sir 4 , 1 7 zur p ä d a g o g i s c h e n S t r e n g e d e r W e i s h e i t . 100 D a v i d s , C o m m e n t a r y 7 2 ; vgl. I K o r 1-2. 1 0 1
D a v i d s ebd. m i t H i n w e i s a u f syrBar 4 4 , 1 4 ; 5 9 , 7 ; 4 E s r 8 , 5 2 ; ä t h H e n 5,8; 9 8 , 1 - 9 ; 1 0 0 , 6 . D i e g e n a n n t e n
1 0 2
S o m e i n t L u c k , J a k o b u s b r i e f 1 7 2 ; vgl. d e r s , T h e o l o g i e 14 f., W e i s h e i t 2 5 3 ff. K r i t i s c h d a z u : P o p k e s , A d r e s -
Stellen sind j e d o c h nicht besonders aussagekräftig. saten 2 4 - 2 7 . J a k lokalisiert Glaubenszweifel u n d T h e o d i z e e p r o b l e m anders; das Innere des M e n s c h e n selbst ist v e r a n t w o r t l i c h , s. V. 6 - 8 . 1 3 - 1 5 . 103 V g l . H a r a l d H e g e r m a n n : E W N T I I I 6 1 9 . 104 M i F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 1 6 . - V g l . a u c h u. z u V. 6, w o ein weiterer s y n . A n k l a n g v o r l i e g e n k ö n n t e : » B i t t e t
d e s G l a u b e n s « , vgl. M k 1 1 , 2 4 u. a. 105 A n d e r s D i b e l i u s , K E K 1 0 6 . 106 D a g e g e n fehlt EQCOxdo). 1 0 7
E v t l . z u differenzieren als » b i t t e n « u n d » f o r d e r n « ; vgl. W a l t e r R a d i : E W N T I 1 0 3 ; G u s t a v S t ä h l i n : T h W N T I 1 9 1 f. I m N T s t e h e n e t w a d i e H ä l f t e d e r B e l e g e i m M e d i u m ( R a d i 1 0 2 ) . D i e V e r t e i l u n g i m N T ist u n g l e i c h m ä ß i g ; d i e m e i s t e n S t e l l e n f i n d e n sich in d e n E v a n g e l i e n ; bei P a u l u s n u r I K o r 1 , 2 2 . S o n s t n o c h in K o l , E p h , IPetr.
D i e rechte innere Einstellung
88
bei 1,5 f. nicht behandelt zu werden. Der Wortstamm a l t - bezeichnet ein Verlangen, das zwischen Bitten und Fordern changieren k a n n . Gott gegenüber (wie in Jak 1,5 f.) kommt verständlicherweise nur das Bittgebet infrage. - Die Eindeutigkeit Gottes erscheint Jak bereits hier (vgl. 1,13-17) des Notierens wert. Der Grund dafür wird nicht angegeben; die unmittelbare Fortsetzung (V 6 fF.) führt die Spur nicht weiter, sondern lenkt in die Anthropologie über. Es reicht wohl nicht aus, die Aussagen über Gott nur als Kontrast zu denen über den Menschen zu f a s s e n ; dafür sind die kriti schen Implikationen über Gott in 1,13 ff. zu ausgeprägt. Der ganze Brief ist ein Plä doyer für Gottes Verläßlichkeit, Unveränderlichkeit, Güte, Unbestechlichkeit und Eindeutigkeit. Die Aussagen in l,5b.c sind kontextuell überschießend und tradi tionsgeschichtlich ohne direktes Vorbild. Zunächst (V. 5b) wird Gottes Geben doppelt qualifiziert: J t ä ö i v und a j t X ä x ; . Jak setzt die Reihe mit J t a g fort (1,2.5. 8. 17.19.21); das Wort entspricht seiner ganzheitlichen Gesamtkonzeption. Hier wirkt es fast apologetisch, als ob Zweifel an Gottes Unparteilichkeit ausgeräumt werden sollten.H3 Daß Gott »auf einfache Weise« gibt, ist eine im N T und A T ungewöhnli che A u s s a g e . Vorgaben existieren dagegen in der jüd. Tradition (u. a. bei Philo) und in der hellenistischen Philosophie 5, stellenweise auch im Hinblick auf die Ein heit Gottes. Weil Gott einer ist, gibt er auf einfache W e i s e . Der semantische Ge halt von djtXcoc; reicht recht weit, nämlich bis hin zu »freigiebig«, »ohne Neben- bzw. Hintergedanken« /', »ohne Zögern«, »vorbehaltlos«. Man redet auch vom »einfa chen«, d. h. klaren, eindeutigen Auge (Mt 6,22); der Tor dagegen gibt mit zwei Augen 108
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S t ä h l i n 1 9 1 fF.
1 0 9
A n d e r s d e r A k z e n t bei F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 2 0 f.
1 1 0
V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 9 7 f.; P o p k e s , A d r e s s a t e n 1 9 9 - 2 0 2 .
1 1 1
Frankemölle. Ö T K 2 1 7 (»erstaunliche Gottesprädikate«).
1 1 2
D a s A d v e r b cur^cög b e z i e h t s i c h a u f » g e b e n « , n i c h t e t w a a u f J t ä o i v (»allen o h n e A u s n a h m e « ) ; m i t R i e s e n feld, H a p l o s ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 1 6 .
113 Y g l S c h n i d e r 3 1 f.: G o t t m a c h t k e i n e A u s n a h m e n . #
1 1 4
D a s A d v e r b e r s c h e i n t i m N T n u r hier; d i e T e r m i n o l o g i e w i r d s o n s t a n t h r o p o l o g i s c h , n i e t h e o z e n t r i s c h ver w e n d e t ( F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 1 7 ) . Z u r L X X vgl. A m s t u t z 3 8 f.; z u M t 6 , 2 2 f. S y r e e n i .
1 1 5
S. N e u e r Wettstein 1 2 4 9 - 1 2 5 4 (primär i m K o n t e x t v o n » i m G e h e i m e n geben, angemessen e m p f a n g e n « ) . T i t e l u n d T h e m a d e s T e s t l s s s i n d r e g e l r e c h t » D a s V e r m ä c h t n i s d e s I s s a c h a r negl &Ji?iÖTr|Tog«, 1. - D i b e l i u s , K E K 1 0 6 f., u n t e r s c h e i d e t zwei V a r i a n t e n d e r G r u n d b e d e u t u n g » l a u t e r « : (1) g u t m ü t i g , g ü t i g , f r e i g i e b i g , h o c h h e r z i g (so z. T. in T e s t l s s ; J o s e p h A n t V I I 3 3 2 ) ; vgl. A m s t u t z 1 0 1 f. » n e i d l o s « ; (2) g e r a d e , o h n e H i n t e r g e d a n k e n , r ü c k h a l t l o s , o h n e B e d e n k e n (so H e r r n M 2 , 1 . 4 . 6 [= 2 7 , 1 . 4 . 6 ] ; S 9 , 2 4 , 2 f. [= 1 0 1 , 2 f.]). T i m S c h r a m m : E W N T I 2 9 6 differenziert für T e s t l s s : 3 , 8 : G ü t e , 3 , 2 f.: G e r a d h e i t . V g l . A m s t u t z 1 6 - 4 1 z u r L X X , 4 1 - 6 3 zur jüd.-hellenistischen Literatur, 6 3 - 9 6 zur Literatur der J u d e n Palästinas, 9 6 - 1 1 6 z u m N T , 1 1 6 - 1 5 7 z u d e n f r ü h c h r i s t l i c h e n S c h r i f t e n ( 1 1 8 : E i n f a c h h e i t w u r d e e i n T o p o s in d e r P o l e m i k g e g e n r h e t o rische T e c h n i k ) ; E d l u n d 5 1 ff. Z u P h i l o u n d s e i n e m m o n o t h e i s t i s c h e n A n s a t z s. M o n t e s - P e r a l , speziell 8 6 9 8 ( » N u r d a s S e i e n d e ist d e r e i n z i g e G o t t « ) . V g l . a u c h G e r h a r d Sellin, G o t t e s e r k e n n t n i s u n d G o t t e s e r f a h r u n g bei P h i l o v o n A l e x a n d r i e n , in: H a n s - J o s e f K l a u c k ( H g . ) . , M o n o t h e i s m u s u n d C h r i s t o l o g i e . Z u r G o t t e s f r a g e i m h e l l e n i s t i s c h e n J u d e n t u m u n d i m U r c h r i s t e n t u m , F r e i b u r g ( H e r d e r ) 1 9 9 2 , 1 7 ff.
1 1 6
D e m entspricht das »einfache« Gebet. Vgl. syrBar 4 8 , 2 6 ; M e c h E x 14,4.8; 2 0 , 2 2 ; F r g m T a r g G e n 2 2 , 1 4 (»in m e i n e m H e r z e n w a r k e i n Z w i e s p a l t « ) . A u c h b e i m T o r a - S t u d i u m ist E i n f a c h h e i t n ö t i g . » E i n f a c h h e i t b e i m B e t e n ist ein in d e r s p ä t e r e n c h r i s t l i c h e n Ü b e r l i e f e r u n g h ä u f i g e s T h e m a « ( A m s t u t z 8 6 ) ; s. a b e r a u c h s c h o n g r i e c h . Parallelen; s o X e n o p h M e m 1 , 3 , 2 ( S o k r a t e s b e t e t e ctJt^cög u m d a s für i h n G u t e , d e s s e n K o n k r e t i o n d e n G ö t t e r n ü b e r l a s s e n d ) ; M a r c A u r e l 5 , 7 , 2 . V g l . A m s t u t z 8 6 ff. ( » E i n h e i t - G a n z h e i t « ) .
1 1 7
Vgl. 2 K o r 8,2; 9 , 1 1 . 1 3 i m Z u s a m m e n h a n g m i t der Kollekte, die ebenso freigiebig wie o h n e H i n t e r g e d a n
1 1 8
V g l . S c h r a m m : E W N T I 2 9 6 f.; D a v i d s , C o m m e n t a r y 7 1 f.; D i b e l i u s , K E K 1 0 6 f.
k e n g e g e b e n w e r d e n soll.
89
1,5-6 119
(Sir 20,14 f F . ) - Der Bezug auf die Einheit Gottes legt die Konnotation »ungeteilt« nahe, d. h. also Gott gibt »ohne Vorbehalt«. - Das Verb öveiöi^o) bezeichnet in L X X und N T zumeist die grobe Schmähung, u. a. in der Leidenstheologie (z. B. Jesus: M k 15,32 par.; Hebr 11.26; 13,13; Christen: M t 5,11 par.; 1 Petr 4,12-18; Hebr 10,33). »Nörgeln« ist im Vergleich dazu eine zu schwache W i e d e r g a b e . Jak greift einen Topos über das rechte Geben (und Empfangen) bzw. über verbreitetes Fehlverhalten dabei a u f . 3 Seine Wortwahl fällt freilich kräftig aus: Gott reagiert auf Bitten in keiner Weise despotisch, herab-würdigend, »mit Schimpf und Schande«. Daß Gott nicht ein vertrauenloses (1,7) bzw. ein mißbrauchtes, egoistisches, hedonistisches Gebet erhört (4,1-3), steht auf einem anderen Blatt. Was aber zum Erreichen des Ziels (1,4.12) erforderlich ist, gibt er wie selbstverständlich. 6 ist eine Ausfuhrung zu dem aus V 5 aufgenommenen Imperativ aixeixco, und zwar hinsichtlich der Einstellung des Bittenden. Zentraler Terminus ist öiaxQiveaOai, beidemal im Partizip. V. 6b begründet V. 6a mit Hilfe eines Vergleichs aus der Natur. Einen Rückbezug zu V 3 bildet Jtioxic;. V. 6 ist fast nur negativ-abwehrend gehalten; diese Linie setzt sich durch V. 7-8 fort; die Tonart wird deutlich kritischer. - Die Handlungsanweisung erfolgt zweifach: bitten ev moxei, ^/nöev öiaxoivö^ievog. Dabei erläutert offenbar der zweite Faktor den ersten. Jak fuhrt also in den Bereich »Glaube und Zweifel«, obschon die Wortbedeutungen nicht ohne weiteres festliegen. Entsprechend V. 3 ist Jttöxic; auch hier mit »Vertrauen« wiederzugeben. 5 Der Sachgrund dafür wurde in V. 5 angezeigt: das Wesen Gottes. Das Gebet soll und darf dem entsprechen, an den es sich wendet. Solches »Bitten des Glaubens« (ähnlich wie 5,15) kann mit Erhörung rechnen. AiaXQlV£ö0ai bedeutet im Medium »Bedenken tragen, zweifeln«, obschon diese Bedeutung vor dem N T nicht belegt i s t ; sie bietet sich hier jedoch an. Auch anderswo im frühchristlichen Schrifttum begegnet die Spannung zwischen Zweifel und G l a u b e : M k 11,23 f. par., R o m 4,20; 14,23; breite Erörterung findet sie H e r m M 9. Verwandt ist auch Eph 4,13 f.: Das Ziel des Weges ist u. a. die »Einheit 120
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S i r 2 0 , 1 5 ( » H e u t e g i b t er, m o r g e n f o r d e r t er z u r ü c k « ) . V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 6 9 .
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D i b e l i u s , K E K 1 0 7 : » o h n e B e d e n k e n « . E t w a s a n d e r s d e r A k z e n t bei A m s t u t z 1 1 0 f.: G o t t » r ä s o n i e r t d a b e i n i c h t , o b er g e b e n solle, w e r d e s s e n w ü r d i g sei. E r g i b t a j r t a ö g , s p o n t a n ... J a c . 1,5 s t e h t e i n d e u t i g i m S t r o m d e r j ü d i s c h - c h r i s t l i c h e n P a r ä n e s e . D i e s e a b e r legt ourtaög i m S i n n e v o n s p o n t a n a u s « .
121 V g l . M i c h a e l L a t t k e : E W N T II 1 2 6 5 - 1 2 6 7 ; J o h a n n e s S c h n e i d e r : T h W N T V 2 3 9 - 2 4 1 ; s c h i m p f e n , schelten, s c h m ä h e n , V o r w ü r f e m a c h e n , zur L a s t legen, lästern, leiden lassen, b e d r ä n g e n , zur S c h a u stellen, S c h m a c h u n d S c h a n d e b e r e i t e n . I n d e n P s a l m e n b e s o n d e r s v o m V e r h a l t e n d e r G e g n e r ; m e h r f a c h bei S i r u n d bei P h i l o , d e r W o r t s t a m m a u c h i n T e s t X I I ( T e s t j u d 1 3 , 3 ; 1 7 , 4 ; T e s t R u b 4 , 2 . 7 ; 6 , 3 u. a . ) . 1 2 2
1 2
Gegen Dibelius, K E K 108; Lattke 1267; Frankemölle, Ö T K 2 1 9 .
3 S. u. a. P r o v 3 , 2 8 ; P s P h o k y l 2 2 ; P s S a l 5 , 1 3 ff.; S i r 8 , 1 5 ff; 2 0 , 1 4 ff; 4 1 , 2 2 ( 2 8 ) ; P h i l o C h e r 1 2 2 f.; D e m o s t h e n e s O r 1 8 , 2 6 9 ; P l u t M o r a l i a 6 3 e - 6 4 a ; vgl. N e u e r W e t t s t e i n 1 2 4 9 ff; A m s t u t z 1 0 3 ff; » o v e i ö i ^ e i v h a t s e i n e n festen P l a t z in d e r L e h r e v o m r e c h t e n G e b e n « ( A m s t u t z 1 1 1 A n m . 9 2 ) . V g l . S c h n e i d e r : T h W N T V 2 4 0 , 2 6 - 2 9 (zu J a k 1,5).
1 2 4
D e m g e g e n ü b e r w a r V. 4 c - 5 v o n » M a n g e l « b e s t i m m t ; M a n g e l l ä d t z u m » A u s g l e i c h « ein. D e s h a l b sollte m a n V. 6 b - 8 n i c h t m i t » M a n g e l a n G l a u b e « ü b e r s c h r e i b e n ( g e g e n F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 3 1 ) .
1 2 5
S o durchgehend die K o m m e n t a r e .
2
* 6 V g l . G e r h a r d D a u t z e n b e r g : E W N T I 7 3 2 - 7 3 8 ; F r i e d r i c h B ü c h s e i : T h W N T I I I 9 4 8 - 9 5 1 . I m A k t i v ist d i e B e d e u t u n g : b e u r t e i l e n , e n t s c h e i d e n , r i c h t e n , U n t e r s c h e i d u n g e n v o r n e h m e n (vgl. z u 2 , 4 ) . » B e d e n k e n t r a g e n « a u c h z. B . A p g 1 0 , 2 0 . 127 V g l . G e r h a r d B a r t h , G l a u b e u n d Zweifel in d e n s y n o p t i s c h e n E v a n g e l i e n : Z T h K 7 2 ( 1 9 7 5 ) , 2 6 9 - 2 9 2 .
D i e rechte innere Einstellung
90
des Glaubens« als »vollkommener Mann«, so daß wir nicht mehr Unmündige sind, »wie Wogen geworfen und umhergetragen von jedem Wind der Lehre«. Vermutlich kann Jak somit auf Bekanntes, geradezu Topisches hinweisen. Vertrauen ist von der Sache her ungeteilt, total; das betont auch ur]Ö£v, »in keiner Hinsicht«. Über mögliche Ursachen des Zweifeins sagt Jak nichts; es bleibt auch offen, ob er eine Polemik impliziert (vgl. bereits zu V. 5). Auf jeden Fall verträgt die motig keinerlei Einfärbungen; ihre Tragkraft (s. V. 3 f.) würde dadurch beeinträchtigt. Das »nicht Bedenken tragen« zielt nicht psychologisch-anthropologisch auf ein fanatisches, ideologisches, anti-intellektuelles, krampfhaftes Verdrängen von Seitengedanken, sondern theologisch auf die Korrespondenz mit dem Wesen Gottes; das Problem von 4,4 Freund Gottes und der Welt zugleich sein zu wollen - taucht bereits auf. Nicht-Vertrauen bedeutet Nicht-Achtung Gottes. Das Problem ist hier nicht einfach ein charakterlich-psychologisches , sondern ein geistlich-personales: Wer ist Gott für den Beter? - Jak vergleicht (eoixev, nochmals 1,23) den Zweifler mit dem Meeresgewoge; das Bild ist in der Antike geläufig, zumal für die schwankende Meinung des Volk e s . KMöoov GaXdoong bezeichnet das ganze Gewoge, vor allem in der Brandung, nicht nur die einzelne Welle. 30 Die Metaphorik wird durch die beiden Partizipien gesteigert und präzisiert; die Naturgewalten machen mit dem Wasser, was sie wollen; das Wasser kann ihm weder Halt noch Festigkeit entgegensetzen. Es wird vom Wind getrieben und b e w e g t . Das tertium comparationis liegt (wie auch V. 8 bekräftigen wird) in der Halt- und Positionslosigkeit des Betenden. D a er sich nicht Gott gegenüber festlegt, wird er zum Spielball dessen, was im Leben auf ihn einströmt; er bildet keinen ruhigen Gegenpunkt zu Gottes Verhalten; folglich kann er nichts empfangen (V. 7). 7-8 Die Negativaussage von V. 6 wird zweifach verstärkt, nämlich im Blick auf das Gebet und auf die Person. V. 8 ist eine doppelte Apposition zu »jener Mensch« (mit zwei Adjektiven: öiipuxog, a x a t d o t a x o g ) ; die semantischen Variationen (Mensch - Mann, Gott - Herr, zweifeln - gespalten) sind wohl nur stilistisch als Vermeidung von Wiederholungen b e g r ü n d e t . Einige Elemente aus V. 5-6 dienen dem steigernden Rückbezug, nämlich: »irgend etwas (xi)« gegenüber »nichts (urjöev)« 128
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T h e o p h r a s t n e n n t u n t e r d e n » C h a r a k t e r e n « ( N r . 1 8 ) a u c h d i e E i g e n s c h a f t d e r djüioxia d i e er als » e i n e U n t e r s t e l l u n g d e r U n g e r e c h t i g k e i t g e g e n ü b e r j e d e r m a n n ( i m ö ^ n u ^ i g xig d ö i x i a g x a x d Jtdxcov)« definiert. S o l c h ein M e n s c h sei d e r m a ß e n voller M i ß t r a u e n , d a ß er z. B . s e i n G e w a n d n i c h t d o r t h i n z u r R e i n i g u n g g e b e , w o es a m b e s t e n g e m a c h t w i r d , s o n d e r n d o r t , w o d e r W ä s c h e r i h m g u t e S i c h e r h e i t biete. J a k h a t d e m g e g e n ü b e r G r u n d s ä t z l i c h e s in d e r B e z i e h u n g d e s M e n s c h e n z u G o t t v o r A u g e n . - Z u R e c h t k n ü p f t etwa B a r k m a n v o r a l l e m bei 1,8 a n , w e n n er J a k als » A p o s t e l d e r P e r s ö n l i c h k e i t s i n t e g r a t i o n b e z e i c h n e t « (38.49.53.75).
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N e u e r W e t t s t e i n 1 2 5 5 f.; P h i l o M i g r 1 4 8 ( ü b e r U n e n t s c h l o s s e n e ) ; J e s 5 7 , 2 0 ( ü b e r d e n G o t t l o s e n ) ; S i r 2 9 , 1 7 ( V e r m ö g e n d e w u r d e n d u r c h B ü r g s c h a f t e n » w i e e i n e M e e r e s w o g e ins S c h w a n k e n g e b r a c h t « ) ; 3 3 , 2 b ( » d e r in s i c h h e u c h l e r i s c h e M a n n ist w i e ein S c h i f f i m S t u r m « ) .
1 3 0
Dibelius, K E K 1 1 1 , m i t Hinweis a u f Philo Sacr A b C a i n 9 0 u n d G i g 5 1 . B e i d e V e r b e n s i n d ntl. H a p a x l e g o m e n a . D i e F o r m d v e u i ^ ü ) k o m m t ü b e r h a u p t e r s t m a l i g hier bei J a k vor, k l a s s i s c h ist d v e u o ü ) (vgl. M a y o r 4 1 f.); d i e B e d e u t u n g ist ( i m Pass.) n a t ü r l i c h » v o m W i n d b e w e g t w e r d e n « (vgl. E W N T I 2 3 2 ) . QiJti^co f i n d e t s i c h ebenfalls oft z u s a m m e n m i t » W i n d « ( D a n 2 , 2 5 ; A r i s t 7 0 ; P h i l o A e t 1 2 5 ; G i g 5 1 ; M i g r 1 4 8 ; E p i c F r g m 2 ; D i o C h r y s O r 3 2 , 2 3 ) ; es b e d e u t e t » s c h a u k e l n , h i n u n d h e r t r e i b e n « ( E W N T I I I 5 1 0 f.). S o M a r t i n , W B C 2 1 . W i n d i s c h 7 b e t r a c h t e t es als t y p i s c h für d i e j ü d . - c h r i s t l i c h e M o r a l , » d a ß sie v o n M ä n n e r n a u s g e b i l d e t u n d in erster Linie a u f M ä n n e r z u g e s c h n i t t e n ist«; vgl. M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 7 1 . Z u r » m a s k u l i n e n Welt« bei J a k s. E i n l e i t u n g § 1, 3 . 1 .
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91
1,7-8
sowie »alle (Wege)« gegenüber »(Gott gibt) allen«. Dazu kommt die Lautangleichung oleoGoo - 8OLX6V. Jak legt offensichtlich Nachdruck auf die Aussage insgesamt; sach lich ist V. 7-8 nämlich weitgehend redundant; Neues wird kaum gebracht; vielmehr wird das Vorige (V. 5-6) ausgebaut. Dabei steht die Problematik der Person im Vordergrund. Jak wehrt eine falsche Erwartung (in V. 7) ab; ob man im Adressaten kreis tatsächlich solche Meinungen hegte, läßt die Formulierung als immerhin mög lich erscheinen. Trotz des Rückverweises auf »einer von euch« (V. 5) klingt »jener Mensch« recht distanziert und generell ; Jak stößt in die anthropologischen Impli kationen vor. Die Vokabel für »meinen« ( o i O | i a i ) ist für das N T ausgefallen 34; sie bezeichnet eine subjektive Lageeinschätzung. Jak eröffnet damit die Reihe über menschliche Selbsttäu schungen (1,13.16.25.26 usw.). »Empfangen« könnte evtl. (s. zu V. 5 f.) aus einer Tra dition wie M t 7,8 par. stammen, ist aber in der Gebetssprache verbreitet (vgl. 4 , 3 ) . »Irgend e t w a s « hat hier exkludierenden Sinn. »Herr« kann (nach V. 5) nur Gott (nicht Christus) meinen. Die Charakterisierung des unerhörbaren Gebets steht anscheinend hart im Raum neben der Verheißung in V. 5. Aber die Voraussetzungen sind eindeutig verteilt; auf Gottes Seite bestehen keine Unklarheiten, die Probleme ent stehen durch die falsche Einstellung (»nicht im Glauben«, V. 6) des Beters. Dadurch wird Gott geradezu gebunden, der Gabenfluß blockiert. Jak sieht hier ein Haupt problem, das er gegenüber seinen Adressaten herausstellen muß. Das Problem wird individuell-persönlich lokalisiert; es ist nicht auf das Kollektiv abwälzbar. Der Beter steht immer persönlich vor Gott; die Versagung der Bitte ist in ihm selbst begründet. Das Wort »in der Seele gespalten, doppel-seelisch« (öiip'uxog) ist bei Jak erstmals nachgewiesen (auch 4,8). Gehäuft erscheint es bei den Apostolischen V ä t e r n . Es bleibt unerkennbar, ob es sich um eine jak Wortprägung 9 oder gar um einen »loka len Ausdruck (in R o m ) handelte; wahrscheinlich war es ein damals neues, umlau fendes Wort. Vorstufen und Synonyme gab es verschiedene. Schon Plato redet 133
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136
137
138
13
1 4 0
141
1 3 3
J a k f o r m u l i e r t n i c h t » s o l c h e i n B r u d e r « o. d g l .
1 3 4
J a k zieht s o n s t ( 1 , 2 6 ; 4 , 5 ) Ö O X E C Ü vor. D i e V o k a b e l e r s c h e i n t i m N T n u r n o c h Phil 1,17; l j o h 1 1 , 2 5 . A u c h in d e r L X X ist sie n i c h t h ä u f i g , v e r b r e i t e t d a g e g e n i m H e l l e n i s m u s ( s o allein b e i P h i l o 2 2 9 x ) ; seltener d e m g e g e n ü b e r i n d e n A p o s t V ä t e r n ( l C l e m 3 0 , 4 ; 2 C l e m 6 , 6 ; 1 4 , 2 ; 1 5 , 1 ; z u I g n T r s. B a u e r - A . 1 1 4 0 ) .
135 V g l . A r m i n Kretzer: E W N T I I 8 3 0 f. 1 3 6
Vgl. ähnlich M t 5 , 2 3 .
1 3 7
V g l . e t w a M t 6 , 1 4 f.
1 3 8
S . E i n l e i t u n g § 5 , 7; L i n d e m a n n , C l e m e n s b r i e f e 8 3 f. V g l . a u c h d e n E x k u r s b e i B u r c h a r d , H N T z u 1,8.
1 3 9
1 4 0
Dahingehend argumentiert Frankemölle, Ö T K 238. S . M a r s h a l l , L o c a l ; vgl. S e i t z , A n t e c e d e n t s u n d A f t e r t h o u g h t s ; Porter.
141 Y g l G i l l 2 2 6 - 2 3 9 ü b e r » G r e e k p o e t i c a n d p h i l o s o p h i c a l m o d e l s o f s e l f - d i v i s i o n « . D i s k u t i e r t w i r d b e i d e n G r i e c h e n v o r a l l e m M e d e a s V e r h a l t e n (s. E u r i p M e d , b e s o n d e r s 1 0 7 8 - 1 0 8 0 ) , d a z u n o c h P l a t o H i p p i a s I I 3 6 9 ff", ü b e r A c h i l l ( H o m e r II 9 , 6 4 5 - 6 4 8 ) . T h e m a ist d e r p s y c h o - e t h i s c h e K o n f l i k t . G a l e n greift d i e D i s k u s s i o n i m Z u s a m m e n h a n g m i t seiner K r i t i k a n d e r s t o i s c h e n P s y c h o l o g i e b e i C h r y s i p p auf. F ü r G a l e n ist d i e P s y c h e e i n k o m p l e x e s G e b i l d e a u s r a t i o n a l e n u n d n i c h t - r a t i o n a l e n T e i l e n . E r liest M e d e a s M o n o l o g als K o n f l i k t z w i s c h e n V e r n u n f t (koyio\iozwiespältigAmbivalenz x d l X o g XQOVÜ) [xaoaivofAevov) n o c h Ü b e r f l u ß , der v o m Schicksal g e r a u b t wird, s o n d e r n d a s , w a s g e r e c h t u n d legal ist. M i t F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 4 4 ( g e g e n M u ß n e r u. a . ) . A n sich ein geläufiger T o p o s ; s o H i 1 5 , 2 9 ff.; K o h 5 , 1 3 f.; Sir 1 4 , 1 1 - 1 9 ; L k 1 2 , 2 0 . S o z. B . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 7 5 . - I I o Q E i a i m N T n u r n o c h L k 1 3 , 2 2 . B a u e r - A . 1 3 8 7 . V g l . Prov 2 , 7 ; l C l e m 4 8 , 4 ; H e r r n S 5 , 6 , 6 (= 5 9 , 6 ) . L a w s ; C o m m e n t a r y 6 2 . 6 5 , übersetzt tref f e n d »in m i d - c a r e e r « .
1,10-12
Ergänzende
99
Notizen zu 1,9-11 (Akzente,
Intention)
D i e Verse k ö n n t e n , v o m G e d a n k e n g a n g 1,2-12 her gesehen, a u c h fehlen. J a k b r i n g t sie aber d e s halb, weil er seine A d r e s s a t e n a u f d i e G e f a h r e n v o n W o h l s t a n d , Einfluß, Prestige u. d g l . hinweisen m ö c h t e , wie der weitere B r i e f m e h r f a c h belegt; aber d a s ist nicht alles ( o b w o h l u m f a n g m ä ß i g d a s m e i s t e ) , w a s J a k hier ausführt. V i e l m e h r setzt er in 1,9-11 zwei verschiedene A k z e n t e . Z u n ä c h s t fordert er z u m ( p a r a d o x e n ) R ü h m e n auf, u n d zwar a u f g r u n d einer z u m i n d e s t vor G o t t bereits erfolgten, aber a u c h bereits ekklesial relevanten S t a t u s v e r ä n d e r u n g . W ä h r e n d der N i e d r i g e v o n G o t t e r h o b e n w u r d e , b e d e u t e t d a s C h r i s t w e r d e n für d e n R e i c h e n eine g r u n d l e g e n d e Relativierung seines S t a n d e s u n d Einflusses. D e r eine wie der a n d e r e darf, j a soll sich d e s s e n freuen, d a r ü b e r stolz sein, ist d o c h beides A u s w i r k u n g der G n a d e G o t t e s . V o n einer ironisch-sarkastischen A u f f o r d e r u n g a n » d e n « (unchristlichen) R e i c h e n , selbst sein s c h l i m m e s E n d e zu r ü h m e n , k a n n keine R e d e sein. E i n zweiter A k z e n t ist d a n n die Vergänglichkeit des R e i c h t u m s ; freilich b r i n g t J a k nicht d a s A b s t r a k t u m , s o n d e r n h ä n g t d i e D a r l e g u n g e n , d i e er der biblischen T r a d i t i o n e n t n i m m t , u n m i t t e l bar an d i e Person des jtXoijöioc; a n . D a f ü r g a b der Text v o n J e s 4 0 insofern zusätzlichen A n h a l t , als es d o r t u m »alles Fleisch« geht, also u m Personen. F ü r J a k gilt es, ein T r u g b i l d zu desillusionieren. R e i c h - S e i n ist v e r l o c k e n d ; es sieht zwar s c h ö n a u s , unterliegt j e d o c h d e m Vergehen. D i e s e s V e r g e h e n erfolgt g e r a d e z u zwangsläufig naturhaft, wie d a s biblische B i l d zeigt. D a s M o t i v des G e r i c h t s sollte m a n d a m i t nicht v e r m i s c h e n . - D i e logischen P r o b l e m e der A u s f u h r u n g e n in V. 9 - 1 1 (s. o. V o r b e m e r k u n g ) erklären sich a m ehesten aus der K o m b i n a t i o n dieser b e i d e n A k z e n t e , d i e J a k der T r a d i t i o n e n t n i m m t : p a r a d o x e s R ü h m e n u n d Vergänglichkeit des R e i c h t u m s . D i e S p i t z e legt J a k a u f d a s vergängliche Schicksal des Reichen; d e s w e g e n personalisiert er etwas eigenwillig u n d nicht g a n z l o g i s c h d a s , w a s eigentlich für d a s A b s t r a k t u m bzw. für alle M e n s c h e n (wie in J e s 4 0 gesagt) gilt. - E r s t m a l s greift J a k hier in d a s soziale G e f ü g e der G e m e i n d e ein, u n d zwar b e m e r k e n s w e r terweise z u n ä c h s t e i n m a l positiv (vgl. a u c h V. 2 ) . E s besteht G r u n d z u m x a u x ^ a Ö a i , weil G o t t S t a t u s v e r ä n d e r u n g e n v o r n i m m t , die einen positiven Effekt h a b e n ; u n d d a s nicht nur für d e n N i e d r i g e n , s o n d e r n a u c h für d e n R e i c h e n d e m sich für sein Verhalten speziell in der G e m e i n d e eine g a n z n e u e Basis bietet. M i t d e m positiven A s p e k t verknüpft J a k freilich gleich d e n negativen H i n w e i s a u f d i e Flüchtigkeit dessen, w a s das L e b e n eines R e i c h e n üblicherweise a u s m a c h t . A n s c h e i n e n d g i b t es unter d e n A d r e s s a t e n zu viele, die m i t W o h l s t a n d u n d Einfluß liebäugeln, u n d a u c h einige, d i e wirtschaftlich g u t dastehen; d i e einen wie die anderen werden d a b e i » F r e u n d e der Welt«, nicht »Freunde Gottes« ( 4 , 4 ) .
12 Der Vers ist syntaktisch mehrfach gestaffelt. D e m kurzen, prädikatlosen Hauptsatz folgt ein Relativsatz im Präsens, der durch einen Nebensatz im Futur (Xri^exai) begründet (öxi) wird, der wiederum einen Relativsatz zum Objekt (Kranz) im Aorist nach sich zieht. Der öxi-Satz enthält zudem ein Part, im Aor. (Y£v6(ievog), der zweite Relativsatz eins im Präsens (ayajtooöiv). Überwiegend ist von der Aktivität des Menschen (im Sg.) die Rede: er hält aus, ist ein Bewährter geworden, wird empfangen, er liebt (nur der Schluß wechselt in den Plur.). Von Gott ist direkt gar nicht die Rede; allerdings kann das Subjekt von »er verhieß« ebenso wie cu&xöv nur ihn meinen; ebenso ist analog zu V. 7 bei ^ruiijjexai ein »vom Herrn« zu ergänzen. Inhaltlich besteht eine gewisse Spannung zwischen den Bedingungen der Seligpreisung: einerseits Aushalten und Bewährung, andererseits »ihn lieben«. Die Schlußnotiz wirkt angehängt und formelhaft (auch wegen des P l u r . " ) . Kontextuell greift Jak auf die Stichwörter in V. 2-4 zurück: Aushalten, Anfechtung, Bewährung; aus V. 7 tritt »er 1
!99 Plur. erst w i e d e r 1 , 2 0 . 2 3 ; 2 , 2 ; 3 , 2 . 2 0 0
B o i s m a r d 1 6 7 : V. 1 2 h a t e i n e e i g e n e V o r g e s c h i c h t e .
2 0 0
D i e rechte innere Einstellung
100
wird empfangen« hinzu, aus V. 8 »Mann«. Vom Kranz redet Jak nur hier, vom Leben nur noch 4,14 f., von ^laxao- 1,25; 5,11. Damit erweist sich 1,12 als überwiegend rückwärtsgewandt; der Vers schließt den Gedankengang von 1,2 ff. ab. Nach vorne deuten nur »selig«, »verheißen« und »die ihn lieben« wegen der analogen Formu lierungen in 1,25 und 2,5. - Formgeschichtlich betrachtet, bringt Jak nur hier einen Makarismus, denn die Verwendung des Terminus in 1,25 und 5,11 erfolgt satz intern. Der Wortstamm |j,axao- ist im Griechischen geläufig, ja z. T. ein »abgeblaß tes Alltagswort« mit der Bedeutung glücklich, begünstigt, privilegiert (auch gesell schaftlich), s e l i g . Synonyme sind etjöai^iov und öXßiog, die beide im N T feh l e n . Überwiegend gilt die Bezeichnung Personen, im AT i m m e r , wo sie npx und andere Wörter wiedergibt ^, zumeist in den Psalmen und bei S i r . Auch die Form des Makarismus (»glücklich, der ...«) findet sich im Griechischen, mit der Neigung zur G n o m e ? . Er kann sowohl im Kontrast als auch in der Entsprechung zur Wirk lichkeit g e l t e n . Die »griechische Lebensphilosophie« hat ihr Pendant in der »Lebensweisheit des AT«, wo der Makarismus für die Weisheitsschriften eigentüm lich i s t ? : i|> 1,1; 31,1 f.; 33,9 u. ö.; Prov 3,13; 8,34; Sir 14,1.2.20 u. ö . Gepriesen wird hier vor allem eine dem göttlichen Willen gemäße, fromme Lebensgestaltung. Der Makarismus ist darin Ausdruck des Tun-Ergehen-Zusammenhanges. Der »Zuspruch wird durch den Hinweis auf das Leiden des Frommen paradox ver stärkt.« Auf diesem Hintergrund sind die sog. eschatologisch-apokalyptischen Makarismen zu verstehen, die auf eine transzendente Herrlichkeit verweisen (PsSal 17,44; äthHen 58,2; 81,4; syrBar 10,6 f. u. ä.; vgl. 4Makk 17,18). Im Blickpunkt steht dabei vor allem der E i n z e l n e . Speziell die hellenistisch-jüd. Literatur führt den Tun-Ergehen-Zusammenhang »über die Todesgrenze hinaus« f o r t : s. Weish 4,2; 5,15 f. u. a.; Sir 15,6; 4 8 , 1 1 . Die Frage des Glücklich-Seins, die von der griechi schen Philosophie auch auf die jüdische Weisheit Einfluß gewinnt, kann also unter schiedlich beantwortet werden. Jak 1,12 folgt zunächst der aus dem AT geläufigen Formulierung »glücklich ist der Mann, der ...« (Ps 1,1; 32,2; Jes 56,2; Prov 8,34 u. a.) die im N T sonst zurücktritt. 201
202
203
204
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20
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214
2 0 1
D a s Verb E J t a Y Y E ^
w
n u r in d e n f o r m e l h a f t e n W e n d u n g e n 1 , 1 2 u n d 2 , 5 ; d a s S u b s t a n t i v fehlt. B u r c h a r d ,
H N T : E s b l e i b t offen, w a n n u n d w i e G o t t d e n K r a n z d e s L e b e n s v e r h i e ß . 2 0 2
S o a u c h z. T. i m N T ; d a s zeigt sich a u c h i m G e b r a u c h d e s K o m p a r a t i v s ( » b e s s e r d r a n « ) , e t w a I K o r 7 , 4 0 . Friedrich H a u c k : T h W N T I V 3 6 5 ; deshalb wird das W o r t von den Dichtern sogar gemieden. Vgl. G e o r g Strecker: E W N T II 9 2 6 . A l s t e r m t e c h e r s t m a l s bei A r i s t o t R h e t I 1 3 6 7 b , 3 3 ( H a u c k 3 6 6 , 1 7 f.).
2
° 3 H a u c k 3 6 5 f.: P l a t o R e p I 3 5 4 a ; A r i s t o t E t h N i c 1 1 0 1 a .
2 0 4
G e o r g B e r t r a m : T h W N T I V 367,44 f. I m A T n i e für G o t t , a n d e r s als bei d e n G r i e c h e n ( 3 6 8 , 5 f.) u n d bei Philo ( 3 6 9 , 2 0 ) .
2
»5 B e r t r a m 3 6 7 , 1 0 ff.
2 0 6
2
E i n e g e w i s s e H ä u f i g k e i t a u c h in Prov, J e s , T o b , 4 M a k k .
07 H a u c k , T h W N T I V 3 6 6 , 1 9 ff; vgl. S t r e c k e r : E W N T II 9 2 7 .
2 0 8
H a u c k 3 6 6 , 2 7 ff: in G r a b s p r ü c h e n w i e in S i e g e s s p r ü c h e n .
2 0 9
S . H a u c k 3 6 6 , 3 2 u n d B e r t r a m 3 6 7 , 3 5 ff Sir 2 5 , 7 - 1 0 h a t e i n e g a n z e S a m m l u n g v o n M a k a r i s m e n .
2 1 0
S e l t e n in Q u m r a n ; vgl. 4 Q 1 8 5 II 8 . 1 3 .
2
2
" Strecker: E W N T II 9 2 7 ; s. H i 5 , 1 7 ; D a n 1 2 , 1 2 ; T o b 1 3 , 1 6 ; 4 M a k k 7 , 2 2 u. a. 1
2
Frankemölle, Ö T K 262.
2 1 3
Frankemölle, Ö T K 2 6 4 (mit Literatur).
2
H a u c k : T h W N T I V 3 7 0 : a u ß e r M t 1 1 , 6 par.; L k 1 4 , 1 5 .
1
4
101
1,12
Jak 1,12 ist nicht an einer Umkehrung der Verhältnisse (wie Lk 6,20-23 u. a.) orien tiert, sondern an der Kontinuität, die zur Belohnung führt. Das Interesse haftet spe ziell an der Standhaftigkeit, nicht am Fortschritt. 5 'Yjtouiveiv bei jreiQaouov bedeutet hier: aushalten, nicht wanken, die Stellung halten, Kurs bewahren, Treue bewahren; also mehr als nur ein passives Erdulden, ein »über-sich-ergehen-lassen«. Wie bereits in V. 2 sagt Jak nichts Näheres über die Art der Anfechtung. Die generelle Formulierung läßt die inhaltliche Füllung offen; alles Belastende und Gefährliche kann gemeint s e i n . Die Wendung ööxuioc; yevojievog unterstreicht das »Aushalten«. Jak nimmt dabei das in V. 3 modifizierte Bewährungs motiv wieder auf, jetzt näher an der Tradition (Rom 5,4) befindlich: die Bewährung ist Produkt des Aushaltens. Wie in V. 4 ist Jak jedoch primär an der Person orientiert; für den Lebenskranz ist qualifiziert, wer (nach der geläufigen Metapher) wie Gold im Feuer bestanden hat. Beide Termini, Aushalten und Bewährung, signalisieren Stärke in einer Auseinandersetzung. Nahe verwandt im N T sind die Uberwindersprüche, besonders in Offb 2-3 (2,7 usw.), auch in R o m 8,37; IJoh 2,13 f.; 4,4; 5,4 f., mit ähnlichen Verheißungen, darunter auch die »Krone des Lebens« (nur noch Apk 2, 1 0 2 1 7 ) . Vom »Beharren bis ans Ende« mit Zusage der Rettung reden auch M k 13,13 parr.; M t 1 0 , 2 2 . Die »Kombination der Motive Glücklichpreisung, Standhaftig keit in Anfechtungen, Verleihung des Lebenskranzes und Gottesliebe« ist so weder im AT noch N T noch anderswo b e l e g b a r , obschon die Wendungen im einzelnen eine breitere oder engere Tradition aufweisen. Die meisten Berührungen bestehen zu Sir 1-2, nämlich »Lohn für Beständige« (2,6 f f ) , »Kranz des Jubels« (1,11) und »die den Herrn lieben« (2,15 f . ) . Jak ist somit stark der Sir-Tradition verhaftet; er scheint in V. 12 unter Rekurs auf diese Tradition den Abschnitt 1,2-12 abrunden zu wollen. Als ganzer ist V. 12 relativ generell und konventionell gehalten. »Kranz des Lebens« erscheint zwar sonst nur Apk 2,10; aber das Motiv ist verbreitet. Das Bild der Kranz verleihung stammt aus dem W e t t k a m p P , das auch übertragen und spirituell ver wendet wurde (vgl. z. B. Ps 21,4; 1 Kor 9,25), nicht zuletzt in der Weisheitsliteratur (Prov 4,9; 14,24; Sir 1,11.18), auch auf das Eschaton bezogen (Weish 4,2; 5,16; Sir 15,6; 4Makk 17,15; 2Tim 4,7 f.; IPetr 5,4; Apk 3,11; vgl. Herrn S 8,2,1=68,1). Der Genitiv »(Kranz) des Lebens« ist wahrscheinlich epexegetisch (»d. h. das L e b e n « ) 3 , 21
216
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2 2 0
21
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22
2 1
5 A n d e r s in Sir 3 4 , s. F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 6 8 .
2 1 6
D i e S t a n d h a f t i g k e i t d e s F r o m m e n ist i m J u d e n t u m ein g ä n g i g e s M o t i v : L u d w i g 1 5 0 . - M a n c h e d e n k e n a n V e r f o l g u n g usw. (vgl. J o h n s o n , A n c B 1 8 8 ) . L a w s , C o m m e n t a r y 6 7 , e r w ä g t e i n e n Z u s a m m e n h a n g m i t » A r m u t « (V. 9 ) . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 8 5 f., verweist a u f W e i s h 3 , 5 f. u n d I P e t r 3 , 1 4 .
2 1 7
2 1
2
D o r t m a r t y r o l o g i s c h g e p r ä g t (»Sei g e t r e u bis in d e n T o d « ) . V g l . L u d w i g 1 5 0 .
8 V g l . ferner W e i s h 3 , 5 ff.; 4 M a k k 7 , 2 2 ; I P e t r 3 , 1 4 ; H e r r n V 2 , 2 , 7 (= 6 , 7 ) .
*9 L u d w i g 1 5 0 .
220 V g l
v
o
n
L i p 418. I n Sir 2 , 6 e r s c h e i n t a u c h » P r ü f u n g w i e G o l d i m F e u e r « (vgl. o. z u V. 2 - 4 ) . V g l . C a l d u c h S
Benages 1 3 5 - 1 5 1 : G o t t u n d die Weisheit unterziehen den J ü n g e r der Prüfungen, u n d zwar aus Liebe; das Z i e l b e s t e h t in R e i n i g u n g u n d S t ä r k u n g . 2 2 1
E s ü b e r t r u g sich a u c h a u f d i e E h r u n g i m D i e n s t für d i e Ö f f e n t l i c h k e i t : P l a t o L e g 9 4 3 c ; vgl. H e b r 2 , 7 - 9
2 2 2
W. G r u n d m a n n : T h W N T V I I 6 2 5 f.
( J o h n s o n , A n c B 1 8 8 ) . F e r n e r a l l g e m e i n a u f d i e S y m b o l i k für F r e u d e , S i e g u n d H e r r s c h a f t ( V o u g a 5 0 ) . 223 V g l . B u r c h a r d , H N T z. S t . : D i e m e i s t e n lesen » K r a n z « als M e t a p h e r ; d a n n ist d e r G e n . e p e x e g e t i s c h . » J a k n i m m t a b e r w o h l d i e T r a d i t i o n auf, d a ß d e n b e w ä h r t e n F r o m m e n ... n a c h T o d o d e r W e l t e n d e ein K r a n z ... w i n k t « ( T e s t B e n j 4 , 1 u. a . ) .
102
D i e rechte innere Einstellung
evtl. auch Genitiv des Inhalts, kaum einer der Qualität. Das »Leben« wiederum ist Signum biblischer Heilserwartung. Jak selbst behandelt es jedoch nicht weiter tiefg e h e n d ; die Notiz in V. 12 ist also eher ein traditioneller Merkposten. In Anbetracht der auch sonst von Jak vertretenen Eschatologie wird die Formulierung »er wird empfangen« futurisch-eschatologisch (nicht: logisch) zu verstehen sein. Der Bewährte wird von Gott wie einen Kranz das ewige Leben erhalten. Das ist eine der wenigen soteriologischen Aussagen bei Jak; sachlich entspricht sie 1,18.21 und teilweise 1,4. - Die (pluralische!) Wendung »die ihn lieben« kommt zusammen mit »die er verheißen hat« ebenso in 2,5 vor, auch dort am Schluß der Aussage. Jak entfaltet auch dieses Element anderswo nicht weiter. Die Wendung ist traditionell und formelhaft. Eine Motiwerbindung mit »Kranz« existiert nicht nur in Sir 1-2 (s. o.), sondern auch 2Tim 4,8. »Liebe zu Gott« gehört zum Urgestein des atl.-jüdischen Glaubens von Dtn 6,4 und vom Dekalog (Ex 20,5 f.; Dtn 5,9 f.) her. « Im N T erscheint die Wendung xotg aycxJtCDöiv auxov noch R o m 8,28; IKor 2,9; vgl. der Sache nach IKor 8,4; Eph 6,24; 2 T i m 4,8; l j o h 4,20; 5,1 f.; dazu l C l e m 29,1 u. a. In der atl. und jüd. Tradition wird damit parallelisiert »die ihn fürchten« (wie Sir 2,15 f.) oder »und seine Gebote halten« (oder ähnlich ): Dtn 7,9; 10,12; 11,1. 13. 22 u. a. 118,47 ff; Neh 1,5; Dan 9,4 u. a.; 1 Q H 16,13; D a m 19,2; Jub 20,7; TestBenj 3,1; PsSal 14,1 u.a. Im N T enthält demgegenüber nur l j o h 5,2 die Kombination »lieben und Gebote halten«. Von speziellem traditionsgeschichtlichen Interesse ist IKor 2,9c (»was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben«), weil es sich um ein nicht-nachgewiesenes Schriftwort handelt. *) Die Verbreitung im N T ist also sporadisch und formelhaft. Die beiden jak Stellen (1,12; 2,5) belegen das; in beiden Fällen wäre die Aussage auch ohne die Wendung (»das er verhieß denen, die ihn lieben«) verständlich. Jak scheint sie in der vorliegenden Form (mit £Kr\yyeikaTo) eher der ntl. Tradition entnommen zu haben als der LXX; denn dort steht »verheißen« (anders als im N T ) selten 3i, auch nicht in Sir, wo »Gott lieben« auch in nicht-formelhafter Weise erscheint (2,15 f . ) . Die »Verheißung des Lebens« findet sich im N T noch l T i m 4,8; 2 T i m 1,1; Tit 1,2. 33 Damit relativiert sich auch das bereits angezeigte Problem der doppelten Begründung für »selig denn er wird empfangen«: Durchhalten und Bewährung oder Liebe zu Gott? Der Akzent fällt auf den ersten Faktor; der zweite sieht eher wie eine liturgische Abrundung aus. D a Jak sie allerdings in 2,5 224
225
226
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22
229
23
2
2 3 2
2
2 2 4
V g l . G . B e r t r a m : T h W N T II 8 5 6 ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 6 2 ; n e b e n a n d e r e n M e t a p h e r n w i e W e g , B a u m ,
2 2 5
I n 4 , 1 4 f. w i r d » L e b e n « p r i m ä r i m S i n n v o n b l o ß e r E x i s t e n z b e t r a c h t e t .
Quelle des Lebens. 2 2 6
I n d e r p a g a n e n V e r w e n d u n g v o n » K r a n z « fehlt dieser A s p e k t ( F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 6 3 ) .
2 2 7
2 2
M a t e r i a l bei L u d w i g 1 4 4 - 1 5 0 .
8Vgl. Ernst Jenni: T h H A T I 70-72.
2 2 9
S . L u d w i g 1 4 4 - 1 5 0 . - D i e W e n d u n g e n s i n d A u s d r u c k d e r » c o v e n a n t a l r e l a t i o n s h i p « z w i s c h e n G o t t u n d seinem Volk (Johnson, A n c B 189).
2
30 V g l . K o c h 3 6 - 4 1 . E r v e r g l e i c h t L A B 2 6 , 1 3 ; l C l e m 3 4 , 8 ; 2 C l e m 1 1 , 7 ; 1 4 , 5 ; M a r t P o l 2 , 3 u. a.; E v T h o m 1 7 . N i c h t in allen B e l e g e n st e ht » d i e i h n l i e b e n « ( 3 8 A n m . 2 1 ) . E i n g e w i s s e r E i n f l u ß b e s t e h t w o h l v o n J e s 6 4 , 3 .
2 3 1
L e d i g l i c h i|> 5 5 , 9 ; 2 M a k k 2 , 1 8 ( J o h n s o n , A n c B 1 8 8 ) . U n s i c h e r ist d i e B e z e u g u n g d e r W e n d u n g in J o s A s 1 5 , 7 ; H s B e n t h ä l t sie; a n d e r s d a g e g e n d e r T e x t bei C h r . B u r c h a r d , J S H R Z I I / 4 , 6 7 6 f.
2 3 2
D a s relativiert F r a n k e m ö l l e s A b l e i t u n g ( Ö T K 2 6 7 ) .
2 3 3
D i e beiden Präskripte verwenden wiederum formelhafte Sprache.
1,12-13
103
wiederholt, hat sie dennoch eine theologisch richtungweisende Funktion, nämlich die generelle Theozentrik zu unterstützen. Die Ausrichtung auf Gott - statt auf die Welt (4,4) - ist von grundlegender Wichtigkeit für ein gelingendes Dasein und das Erreichen des von Gott verheißenen Zieles. 13 Jak will eine bestimmte Interpreta tion der Anfechtungserfahrung absolut (»niemand, keinen«) ausgeschlossen sehen; sie wird in der Form einer Zitation (erstmals wörtliche Rede bei Jak; später noch in 2,3.16.18; 4,13; vgl. 4,15) gebracht. Die richtigstellende Begründung der Abweisung folgt zunächst in V. 13b in bezug auf Gott, während V. 14 f. die Gegenthese enthal ten. Zur Debatte steht die Herkunft der Versuchung - und damit des Bösen (V. 13b) und des Todes (V. 1 5 b ) . Die Debatte erfolgt im Hinblick auf das Verständnis Got tes (V. 13) und dann auch des Menschen (V. 14 f.). Durchgehendes Stichwort in V. 13-14 ist Jteioä^eiv, einschließlich des vor Jak nicht nachgewiesenen Adjektivs cutei2 3 4
2
oaoTog 35.
Die Aufnahme der Jteioa-Linie von V. 2.12 erfolgt unter deutlicher semantischer Veränderung. Waren vorher begrüßenswerte Anfechtungen im Sinn von Erprobun gen gemeint, so stellt bereits V. 13 durch den Kontrast zu Gottes Tun die negative Sei te heraus, die durch V. 14 f. vollends ausgeführt wird: Versuchung als Verleitung zum Bösen. Kontextuell ergibt sich dadurch das Problem der semantischen Inkonsistenz. 36 Man kann argumentieren, Jak spiele mit der Mehrschichtigkeit des Termi nus. Dennoch bleibt die Frage nach der Eindeutigkeit seiner Begriffsbestimmun gen, und das nicht nur hier. Jak scheint hier an einer konkordanten Wortverwendung freilich gar nicht primär interessiert zu sein; ihn bewegt die Sachfrage, ob jemand durch 38 Gott »in Probleme« gebracht wird. Er verneint das entschieden und nimmt damit im atl.-jüd. und frühchristlichen Spektrum eine radikale Position ein. In Gen 22,1; Ex 16,4; 20,20; Dtn 8,2; 13,4; Ri 2,22; Sir 44,20; I M a k k 2,52 heißt es durch aus, daß Gott Menschen (Abraham u. a.) der Anfechtung aussetzt, wie immer das des näheren gemeint ist. ^ Ja, Stellen wie A m 3,6 oder 2Sam 24,1 ff. (Davids Volkszäh lung) nennen Gott sogar als Verursacher des Bösen. Die Tendenz im Judentum ver lief jedoch in die entgegengesetzte Richtung, d. h. hin zur Entlastung Gottes; dabei gab es freilich verschiedene Modifikationen. Nach Weish 3,5 »erprobt« Gott nur für kurze Zeit. Das verbindet sich mit dem Erziehungsgedanken (vgl. Prov 3,11; Ps 118,18; Hi 5,17 f; Hos 5,2; 7,12 ff.; Sir 2,1; Jub 19,8 f.), der Strafen und Härte für nützlich hält. Auf der anderen Seite werden feindlichen Instanzen die Belastungen zugewiesen (Satan oder a n d e r e n ) . Auch im N T spiegelt sich die Problematik. 2
2 3 7
2
2
9
240
2 3 4
2 3 5
241
D e r W o r t s t a m m x a x - n o c h in 1 , 2 1 ; 3 , 8 ; 4 , 3 ; 5 , 1 0 . 1 3 ; O d v a x o g n u r 1,15 u n d 5 , 2 0 , » t o d b r i n g e n d « 3 , 8 . K l a s s i s c h h e i ß t es d i t e i o a x o c ; : B a u e r - A . 1 6 6 . J o s e p h u s v e r w e n d e t b e i d e s : B e l l 3 , 6 3 ; 5 , 3 6 4 ; 7 , 2 6 2 .
2 3 6
A n d e r s B u r c h a r d , H N T : E i n » P e r s p e k t i v w e c h s e l « tritt ein; » s e m a n t i s c h ä n d e r t s i c h in V. 13 n o c h n i c h t s « . I s a a c s u n t e r s c h e i d e t z w i s c h e n P r ü f u n g e n , E r p r o b u n g e n (trials) in 1 , 2 - 1 2 u n d V e r s u c h u n g e n ( t e m p t a t i o n s ) in l , 1 3 - 1 9 a .
2 3 7
S o z. B . L a w s , C o m m e n t a r y 6 9 f.; K o n r a d t , E x i s t e n z 1 2 0 . E i n e a n d e r e M ö g l i c h k e i t w ä r e z u s a g e n , in V. 2 . 1 2 g e h e es u m d i e ä u ß e r e S i t u a t i o n , in V. 1 3 - 1 5 u m d a s A n g e f o c h t e n w e r d e n v o n i n n e n ( K o n r a d t , Existenz 116).
2 3 8
Ä J t ö s t a t t vno
2 3 9
V g l . K o n r a d t , E x i s t e n z 1 0 4 f. H i 1-2; I C h r 2 1 ( S a t a n ) g e g e n ü b e r l S a m 2 4 ( D a v i d ) ; J u b 1 7 , 1 6 ff. ( M a s t e m a ) g e g e n ü b e r G e n 2 2 ( A b r a ham).
2 4 0
2 4 1
a u c h in 5,4 (s. d o r t ) . D i f f e r e n z i e r e n d : Schlatter, B r i e f 1 2 8 ; a n d e r s D a v i d s , C o m m e n t a r y 8 2 .
V g l . P o p k e s : E W N T I I I 1 5 1 - 1 5 8 ; A d r e s s a t e n 1 2 9 ff.
104
D i e rechte innere Einstellung
Der Teufel versucht Jesus (Mk 1 parr.) und die Christen (lThess 3,5; IKor 7,5). Man betet, Gott möge nicht in Versuchung fuhren, sondern von dem Bösen erlösen (Mt 6,13). Der Christ wird getröstet, Gott werde nicht über Gebühr belasten, sondern retten ( IKor 10,13; 2Petr 2,9; Apk 2,10; 3,10). Die Quelle der Versuchung liege im Menschen, in der Schwachheit des Fleisches (Mk 14,38) und in menschlichen Gelüsten ( I K o r 10,6 ff.; l T i m 6,9) - wie auch Jak 1,14 f. sogleich darlegen wird. Die Möglichkeit, daß jemand Behauptungen wie die in V. 13 zurückgewiesenen auf stellte, kann verschiedene Ursachen haben; man sollte die Aussagen nicht nur als Aus flüchte bezeichnen. 3 Immerhin konnte man biblische Belege (s. o.) anführen. O b manche Kreise darüber hinaus sogar ein negatives Gottesbild aus Passagen des A T entwickelten und sich davon distanzierten , kann man allenfalls fragen. Auf jeden Fall ist Jak hier wie auch 1,16 f. bemüht, jederlei Schatten von Gott fernzuhalten. Gott steht weder passiv (V. 13ba) noch aktiv (V. 13bß) mit einer Verleitung zum Bösen in Beziehung. Jak befindet sich bei dieser Auffassung in alter und breiter Tra dition, wobei es nicht entscheidend ist, ob er hier tatsächlich auf Sir 15,11-20 rekurriert ^, wonach Gott nicht gegen sein Wesen handele, für seine Pläne Sünder nicht nötig habe und weder Sünde befohlen noch Unrecht gestattet habe. Im Judentum äußern sich ähnlich etwa ätHen 9 8 , 4 und mehrfach Philo ?: von Gott kommt nur Gutes, nichts Böses. Auch die griech. Philosophie kennt die Thematik. Plato (Rep II 379-381) verwirft die Ansicht der Dichter (Homer, Aischylos), »daß Gott irgend jemandem Ursache des Bösen geworden ist, da er doch gut ist« ( 3 8 0 b ) . Die besondere Spitze liegt bei Jak in der Verbindung mit »versuchen«. Daß Gott ajteioaoTog xaxcov sei, ist am besten mit »unversuchbar zu bösen Dingen« wieder z u g e b e n . Gott kann nicht Objekt von Versuchung sein 50, l bösem Handeln verleitet werden, wie er auch seinerseits (betontes ouxoc;) niemanden zum Bösen ver führt. Die Aussage V. 13 macht insgesamt nur Sinn, wenn Jteiod^eiv in malo sensu verstanden wird, wozu bereits xaxcov nötigt, mehr aber noch V. 14 f.: das Ergebnis ist Sünde und Tod. Die Entlastung Gottes wird positiv bald folgen (V. 17). Zunächst ist für Jak via negationis (s. das a-privativum von ajteioaoTog) Klarheit geschaffen wor2 4 2
24
244
24
2 4 6
24
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249
2
a
s o
z
u
2 4 2
Z u b e a c h t e n ist d a b e i d i e G e b e t s s p r a c h e (wie a u c h in M k 1 4 , 3 8 p a r r . ) .
2 4 3
G e g e n S c h r ä g e , J a k o b u s b r i e f z. S t . H a n d e l t es s i c h u m fingierte o d e r w i r k l i c h e G e g n e r ? V g l . F r a n k e m ö l l e ,
2 4 4
V g l . S c h l a t t e r , B r i e f 1 2 7 : » W a n n e n t s t a n d d e r erste M a r k i o n i t ? E s w ä r e M a r k i o n n i c h t m ö g l i c h g e w e s e n ,
Ö T K 284. e i n e K i r c h e z u s a m m e l n , w e n n sein K a m p f g e g e n d e n S c h ö p f e r n i c h t vielen d a s g e s a g t h ä t t e , w a s a u c h sie dachten«. 2 4 5
V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 8 9 ; F r a n k e m ö l l e , T h e m a 3 3 ff.; S i m o e n s . A n d e r s e t w a K o n r a d t , E x i s t e n z 1 1 6 A n m . 1 0 4 : B e i S i r fehle d i e t h e o l o g i s c h e K o m p o n e n t e ; er s p r e c h e v o m M e n s c h e n a l l g e m e i n , J a k v o m C h r i s t e n ; S i r h a b e d e n freien W i l l e n d e s M e n s c h e n v o r A u g e n , J a k d i e B e g i e r d e . V g l . B u r c h a r d , H N T 7 2 .
2 4 6
2 4
D i e S ü n d e w u r d e n i c h t a u f E r d e n g e s c h i c k t , s o n d e r n M e n s c h e n s c h u f e n sie a u s s i c h selbst.
7 S p e c L e g II 1 1 . 5 3 ; C o n f L i n g 1 6 1 . 1 8 0 ; L e g A l l II 7 8 u. a.; s. N e u e r W e t t s t e i n 1 2 5 8 ff.; M o n t e s - P e r a l 1 0 2 f.
2 4 8
T e x t e bei N e u e r W e t t s t e i n 1 2 6 0 - 1 2 6 2 . H ö c h s t e n s sei G o t t d e r U r h e b e r h e i l s a m e r S t r a f e n .
2 4 9
A h n l i c h H . R . B a l z : E W N T I 2 8 6 f. K o n t e x t u e l l w e n i g s i n n v o l l w ä r e » u n e r f a h r e n in b ö s e n D i n g e n « (vgl. D i b e l i u s , K E K 1 2 3 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 8 7 A n m . 5 ) . S p i t t a 3 3 f. h ä l t d e n T e x t für u n v e r s t ä n d l i c h .
2 5 0
D a s ist e i n e A b w e i c h u n g v o n einer a n d e r e n L i n i e , w i e sie I K o r 1 0 , 9 s i c h t b a r w i r d : d i e W ü s t e n g e n e r a t i o n »provozierte« ( e j t e i g a o a v , neben exjteipd^ü)) G o t t . D a r a u f wie a u f D t n 6 , 1 6 bezieht sich D a v i d s , M e a n i n g (vgl. C o m m e n t a r y 8 2 f.) m i t d e m R e s u l t a t : G o t t sollte n i c h t d u r c h b ö s e M e n s c h e n a u f d i e P r o b e gestellt w e r d e n . A b e r S e m a n t i k w i e S a t z l o g i k s p r e c h e n d a g e g e n .
105
1,13-15
den; das Gottesbild ist fleckenlos. Jak stellt diese Aussage apodiktisch hin; es fehlt jede Erörterung - speziell im Hinblick auf die biblische und christliche Vorgeschichte. Jak ist insofern kein Schriftausleger. Die Wahrheit der Aussage hält er offenbar für in sich evident. Theologisch vertritt er dabei einen dualistischen A n s a t z ^ : Gutes und Böses sind säuberlich zu trennen. Das Böse stammt nicht von Gott, ohne daß allerdings die Herkunft des Bösen aufgewiesen würde. Es quillt gewissermaßen aus dem Menschen hervor (V. 14); einen kosmologischen Dualismus (das Böse als gegnerisches Ur-Prinzip) kennt Jak nicht (auch nicht in 3,6.8 oder 3,15 f.). 14-15 Der Entlastung Got tes (V. 13) läßt Jak die Behaftung des Menschen - ausnahmslos und persönlich (exaoxog) - bei seiner eigenen (löia) Problematik folgen (V. 14). Das Subjekt wech selt in V. 15a zu »Begierde« und in V. 15b zu »Sünde«. Jak verbindet die beiden Ver se durch ein temporales »danach« ^ ; für ihn bildet das Ganze eine Art Kettenschluß bzw. Klimax mit innerer Konsequenz. Theoretisch könnte allerdings sowohl nach V. 14 als auch nach V. 15a Schluß sein; die Aussage bliebe in sich sinnvoll und abge rundet. Das wirft Fragen nicht nur nach der metaphorischen Kohäsion und dem Tra ditionshintergrund, sondern auch nach der Logik auf. Jak formuliert nach wie vor apodiktisch. Die Passage bildet einen Sachkontrast zu V. 12. Intratextuelle Berüh rungen bestehen zu 4,1-3 (nur dort noch der Wortstamm zmQv\i-) und 5,19 f. (Verirrung, Sünde, Tod). - Was JteiQo^eiv bedeutet, wird in V. 14 durch ein Agens (Be gierde) und zwei Verben (im Part.) beschrieben. Die syntaktische Konstruktion ist nicht völlig deutlich; »durch die Begierde« scheint sich zunächst direkt an »er wird versucht« anzuschließen, analog zu »von Gott« in V. 13. Danach aber ist »durch die Begierde« logisches Subjekt der beiden Partizipien: »durch die Begierde fortgerissen und verlockt«. 53 Jak liest den Satz offenbar als Einheit. Nur hier (V. 14 f.) bringt er das N o m e n 5 4 emOuuia, und zwar im Sg., anders als in den meisten ntl. Belegen (besonders in Lasterkatalogen), die den Plur. bevorzugen. ^ Ohne Einführung oder Erläuterung wird die emOuuxa als Urheberin der Versuchung hingestellt. Das Fehlen eines qualifizierenden Adjektivs wie x a x r | (so z. B. Kol 3,5) läßt die Begierde als etwas in sich Negatives erscheinen. 56 Jak rechnet sie offenbar zu den negativen Leiden schaften bzw. Affekten (jtdOr]), und zwar in etwa gemäß der stoischen Zusammen stellung: emOuuia 5 7 und f|8ovf| sowie cpoßog und Xv7tr\, wobei die jeweils erstge nannten (Begierde und Furcht) futurisch ausgerichtet sind, die letzteren (Vergnügen und Trauer) präsentisch. 58 Im Griechischen kommt auch die Differenzierung zwi schen »allgemeinen (xoivai)« und »eigenen (löiai)« Begierden vor. 59 Ebenfalls kann 2
2
2
2
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2
2
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2
2
2 5 1
Vgl. Konradt, Existenz 86.
2 5 2
B u r c h a r d , H N T 7 3 : p r o m p t , als n ä c h s t e s .
2 5 3
Vgl. Dibelius, K E K 123; H a u c k 60; K o n r a d t , Existenz 8 5 A n m . 3 0 1 . Davids, C o m m e n t a r y 84, meint, die R e l a t i o n sei in d e r S c h w e b e g e h a l t e n .
2
54 D a s V e r b in 4 , 2 .
2 5 5
Rom
1,24; 6 , 1 2 ; G a l 5 , 1 6 . 2 4 ; E p h 2 , 3 ; 4 , 2 2 u. a. T e i l w e i s e a u c h z u s a m m e n m i t » e i g e n e « (iöi,a bzw.
e a u x c o v ) : 2 T i m 4 , 3 ; J u d 18; 2 P e t r 3 , 3 . 2 5 6
A n s i c h ist e m O u u x a v o x m e d i a , a l s o n e u t r a l . V g l . F r i e d r i c h B ü c h s e i : T h W N T I I I 1 6 8 ff.
2 5 7
Z u r e m O u u i a r e c h n e t d i e S t o a Z o r n , E r o s u. a. ( B ü c h s e i 1 6 9 , 5 ) .
2
58 B ü c h s e i 1 6 8 , 5 - 1 6 9 , 2 .
D a s s e l b e bei 4 M a k k 1 , 2 2 f. ( 1 7 0 , 1 5 ff.). V g l . J a k 4 , 1 - 3 : f j ö o v r j z u s a m m e n
emOuumv. 2
59 A r i s t o t E t h N i c II 1 1 0 5 b , 2 1 u. a. ( B ü c h s e i 1 6 8 A n m . 6 ) .
mit
106
D i e rechte innere Einstellung 260
gesagt werden, daß die Begierde Sünde s e i . Der jak Text läßt freilich nicht erken nen, aus welchen Traditionen er des näheren schöpft. Die L X X verwendet emOvfxia überwiegend n e u t r a l , kann damit aber auch die gottlose Begierde bezeichnen; auch das sexuelle Verlangen kann gemeint sein (Num 11,4.34; 33,16 f. u. a.; Prov 6,25; Sus 32, vgl. 4Makk 2,4 f.; Sir 4 0 , 2 2 ) . Die sexuellen Konnotationen bilden jedoch nur eine relativ geringe Teilmenge des semantischen Feldes von em0v|iia (auch im Profangriechischen 3); der anthropologische Ansatz in der Affektenlehre ist viel breiter angelegt, wobei die Beziehung zur Ethik natürlich außer Frage steht. Das gleiche ist bei Philo festzustellen, der von 8JTi0u|jia häufig als einer negativen Regung s p r i c h t ; ähnlich 4 M a k k (1,3.22 f.). Pointierter noch ist die jüdische Aus legung des Dekalogs, wonach das 10. Gebot (oi>x 8JU0u[xr|oeic; Ex 20,17; Dtn 5,21) die Quintessenz des ganzen Gesetzes s e i 5 ; dieses Motiv unterliegt auch R o m 7,7 ff. Das N T verwendet emOvfxia ebenfalls überwiegend negativ, d. h. im Sinn von »böses Verlangen«. Jak steht insofern in einer breiten T r a d i t i o n . 7 Ein Verweis auf die rabbinische Lehre vom bösen und guten Trieb ist weder nötig noch angebracht; denn dort geht es um den K a m p f zwischen zwei Trieben, die »beide dem Menschen von Gottes Hand anerschaffen« wurden (vgl. dagegen die Abgrenzung in V. 1 3 ! ) . - Jak statuiert also, es gebe in jedem Menschen einen negativen Drang, der zu diesem Men schen gehöre (iöia); dieser Drang sei der Urheber der Versuchung, er wirke also nega tiv auf das Tun und Ergehen des Menschen ein. Jak redet hier explizit nicht vom Willen des Menschen oder von der Willensfreiheit, so gewiß er diese implizit voraus setzt. In Verbindung mit V. 13 ist auf jeden Fall jede Schicksalhaftigkeit ausge schlossen. Woher die ejti0v|j,ia stammt, woher also letztlich die Kapazität zum Sün digen abzuleiten ist, läßt Jak unerwähnt. Er geht von dem Faktum aus, daß es eben so sei. Anthropologisch ergibt sich damit folgende Konstellation: (1) Der Mensch ist für seine Taten und sein Ergehen selbst verantwortlich; er ist dem Zug zum Sündigen nicht hilflos ausgeliefert. (2) Z u m Menschen gehört eine innere Kapazität, die ihn in die Sünde führen kann. (3) Diese Kapazität ist nicht identisch mit dem Ego/Selbst des Menschen 70, auf das sich vielmehr der Drang der Begierde richtet. (4) Der 261
2 6 2
26
264
26
266
26
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2
260 p i
u t
M o r a l i a X 4 4 9 d ( B ü c h s e i 1 6 9 , 6 f.), w o b e i P l u t freilich e i n e F r e m d m e i n u n g zitiert.
2 6 1
B ü c h s e i 1 7 0 ; teilweise s o g a r p o s i t i v : G e n 3 1 , 3 0 ; D t n 1 2 , 2 0 f.; P r o v 1 1 , 2 3 ; 1 3 , 1 9 ; W e i s h 6 , 2 0 ; S i r 6 , 3 7 u. a. A u c h in J o s e p h A n t II 5 1 sexuell v e r s t a n d e n . 3 Sexuell: P l a t o P h a i d 8 3 b ; P h a i d r 2 3 2 b . B ü c h s e i 1 7 0 , 1 0 ff.; für P h i l o ist d i e B e g i e r d e n i e d r i g s t e r Seelenteil ( p l a t o n i s i e r e n d g e d a c h t ) bzw. einer d e r vier A f f e k t e ( s t o i s c h ) ; vgl. C o n f L i n g 2 1 ; C o n g r 1 7 2 ; M i g r 6 0 u. a. B e i J o s e p h u s f i n d e t s i c h h ä u f i g e r e i n e neutrale V e r w e n d u n g (Büchsei 1 7 0 , 1 9 - 2 1 ) .
2 6 2
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2 6 4
2 6
5 V i t A d l 9 : d i e B e g i e r d e ist aller S ü n d e A n f a n g . E b e n s o P h i l o D e c a l 1 4 2 . 1 5 0 . 1 7 3 . P o s i t i v n u r L k 2 2 , 1 5 ; Phil 1 , 2 3 ; I T h e s s 2 , 1 7 . A n d e r s v e r h ä l t es s i c h b e i m V e r b . I n g e w i s s e m M a ß e e n t s p r i c h t EMOVUIA d e r ADP^ bei P a u l u s ( M a r t i n , W B C 3 6 ) .
2 6 6
2 6 7
B u r c h a r d , H N T 7 2 : EMOVOIA »ist hier w e d e r d e r u n t e r s t e d e r drei p l a t o n i s c h e n S e e l e n t e i l e ... n o c h einer s o n d e r n d e r T r i e b z u m B ö s e n ... J a k f o l g t j ü d i s c h e r T r a d i t i o n « .
d e r vier s t o i s c h e n H a u p t e f f e k t e 2 6 8
Z u »Yetser« s. S t r . - B , I V / 1 , 4 6 6 - 4 8 3 ( d a s Z i t a t 4 6 8 ) ; B ü c h s e i : T h W N T I I I 1 7 0 . A u c h d e r H i n w e i s a u f Sir 1 5 , 1 4 ( F r a n k e m ö l l e , Ö T K 2 8 6 ) t r ä g t n i c h t weiter. D o r t g e h t es u m W i l l e n s f r e i h e i t ( ö i a ß o i ^ i o v ) . A n d e r s Marcus; A d a m s o n , Epistle 7 1 . Burchard, H N T 73: J a k nennt keinen natürlichen guten Gegentrieb; die r a b b i n i s c h e n zwei T r i e b e (in d e r L X X s t e h t ü b r i g e n s nie e m O u u i a für 12T) g e h ö r e n d a h e r » n u r a m R a n d hierher«.
2 6 9
E r w i r d d e u t l i c h z w i s c h e n EMO'ÜUIA u n d ß o M r j a i g u n t e r s c h i e d e n (s. V 1 8 ) ; B ü c h s e i 1 6 9 , 7 f. S o a u c h v o n G e m ü n d e n , Einsicht 4.
2 7 0
107
1,13-15
Mensch birgt also ein Konfliktpotential in sich, das ihn mit sich selbst in Probleme stürzen kann. Jak nimmt den Ausgangspunkt nicht bei der Sünde, die dann ihrerseits bei der Begierde ansetzen würde (so R o m 7,7 ff.) ; vielmehr ist die Sünde erst Ergebnis der Begierde (V. 15a). Die Sünde ist nicht die treibende Macht, sondern Folge einer Triebkraft, ja eines Triebes. - Die in V. 14b benutzte Metaphorik ent stammt der Sprache der Jäger und Fischer: »fortreißen, wegziehen und a n l o c k e n « . Die anscheinend sachlich umgedrehte Reihenfolge erklärt sich evtl. aus dem Brauch, erst die Fische aus ihrem Revier zu vertreiben, um sie dann zu k ö d e r n sofern nicht ohne Beachtung der Reihenfolge parallel an die Gewalt und den Char me der Versuchung gedacht wird. ^ Beide Termini werden auch übertragen verwen det. Von der Begierde heißt es oft, daß sie »verlockt«. Evtl. liegt eine Anspielung auf die Gegenspielerin der Weisheit vor. So warnen Prov 5 und 7 vor den Verlockun gen der Dirne (doch wohl wörtlich g e m e i n t ) , deren Wege in Sünde und Tod fuh ren (5,5.22 f.; 7,23.27), ohne daß freilich dieselben Verben wie in Jak 1,14 vorkom men. - N u n ist die Gesamtmetaphorik in V. 14 f. jedoch nur bedingt eindeutig. Es ist die Rede von zwei Geburtsvorgängen (xixx8i,djtoxi)8i) obschon nur von einer Empfängnis (ovXkaßovoa), aber nicht von Vaterschaft ^. Soll etwa ein Genera tionsverhältnis Großmutter (Begierde) - Mutter (Sünde) - Enkelkind (Tod) be schrieben werden? Wieviel Interesse liegt an solcher G e n e a l o g i e ? Das Motiv der Hure, sofern es überhaupt im Hintergrund steht, trägt nicht w e i t ; denn diese ist nicht auf Schwangerschaft aus. Wahrscheinlich folgt Jak nur gebräuchlichen Rede mustern (wie sie besonders Philo verwendet ), die Empfängnis und Geburt auf see271
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A u c h n i c h t b e i m » F l e i s c h « (vgl. P a u l u s ) ; o d g ^ n u r in 5 , 3 , in g a n z a n d e r e r V e r w e n d u n g . - V g l . L u c k , G u t e 2 3 1 : V. 1 3 - 1 5 sei » e i n e k l e i n e D i a t r i b e ü b e r d i e A r t u n d W e i s e , w i e es z u S ü n d e u n d T o d k o m m e n k a n n « ; d i e A b f o l g e a u f d e m W e g d e s T o d e s ( e m S u u i a , d ^ a p t i a , Odvaxoc;) e n t s p r i c h t d e r i m J u d e n t u m ü b l i c h e n , w ä h r e n d P a u l u s in Rom 7 , 7 - 1 3 d i e G e s c h i c h t e v o m S ü n d e n f a l l n e u s c h r e i b t (der W e g l a u t e t jetzt v 6 ( i o g , d u n o x i a , O d v a x o g , w o b e i d i e Emö'uuia » d a s W e r k d e r d u r c h d i e T h o r a a u f e r w e c k t e n , ins L e b e n g e r u f e n e n S ü n d e « sei, 2 3 2 ) .
272 V g j M a y o r 5 4 . D a s K o m p o s i t u m E^Etatü) i m N T n u r hier; d a s S i m p l e x ( » z i e h e n , s c h l e p p e n « ) m e h r f a c h , u. a. J a k 2 , 6 . AE^Ed^ü) n o c h 2 P e t r 2 , 1 4 . 1 8 ( L a s t e r k a t a l o g e ) . #
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A d a m s o n , E p i s t l e 7 2 , k o n j i z i e r t ECpEXxöfXEVog, » a t t r a c t e d « . D e n n d a s K o m p o s i t u m E ^ E X X C D w e r d e i m k l a s sischen Griechisch nicht metaphorisch entsprechend benutzt. Vgl. Mayor 54, mit Hinweis auf O p p i a n 3,316; 4,359; X e n o p h Kyrop 8,1,32; M e m 3,11,18. M a y o r 5 4 f. V g l . P h i l o P r o b 1 5 9 : » W e n n d i e S e e l e n ä m l i c h z u d e n B e g i e r d e n g e t r i e b e n o d e r d u r c h d i e L u s t verlockt oder durch Furcht aus der B a h n geworfen oder durch Trauer geschrumpft oder durch Z o r n gefan g e n w u r d e , v e r s k l a v t sie s i c h . . . « .
2 7 6
P l a t o T i m 6 9 d ; 7. B r i e f 3 2 5 b ; X e n o p h K y r o p 8 , 1 , 3 2 ; P h i l o A g r 1 0 3 ; E p i c E n c h 3 4 ; A e l i a n N a t A n 6 , 3 1 (vgl. Bauer-A. 554).
2 7 7
E b e n s o z. B . K o h 7 , 2 6 ; T e s t R u b 2 - 5 ; T e s t j o s 3 ff.; T e s t B e n j 7.
2 7 8
I n d e r L X X fehlt bekeäC^U) g a n z , es k o m m t v o r in V i t A d 1 9 , 1 ; 2 6 , 3 ; J o s A s 2 1 , 2 1 (hier p o s i t i v ) ; (eE,)e\KU) u n d -xi3o) f i n d e n sich in d e r L X X , a b e r u n s p e z i f i s c h g e b r a u c h t . 279 V g l . v o n G e m ü n d e n , E i n s i c h t 4. S p i t t a 3 4 - 3 9 m e i n t : D e r b ö s e G e i s t s c h w ä n g e r t d i e B e g i e r d e (vgl. T e s t B e n j 7; T e s t R u b 2 f.); vgl. d i e S c h w ä n g e r u n g E v a s d u r c h d i e S c h l a n g e n a c h s p ä t e r e r j ü d . A u f f a s s u n g . 280 y g L P h i l o L e g A l l II 8 2 i m p o s i t i v e n S i n n ; » d i e T u g e n d g e b a r ( X E X O X E V ) d a s G l ü c k « . 2 8 1
2 8 2
M i t Frankemölle, Ö T K 2 8 8 ; K o n r a d t , Existenz 8 6 A n m . 304; von G e m ü n d e n , Einsicht 4 A n m . 18, gegen M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 8 8 f., u. a. P o s t C 7 4 : D i e v o n der L e i d e n s c h a f t s c h w a n g e r e Seele g e b i e r t K r a n k h e i t e n usw. (zu G e n 4 , 1 8 ) . C h e r 5 7 : D e r N o u s s c h w ä n g e r t die Aisthesis; diese e m p f ä n g t (ovKkaßovoa) u n d g e b i e r t (XIXXEI) d a s g r ö ß t e Ü b e l der S e e le, n ä m l i c h die Eitelkeit.
D i e rechte innere Einstellung
108
lische Vorgänge beziehen (vgl. bereits Ps 7,25). Daß Jak dabei auch an die Verführung Evas im P a r a d i e s denkt, ist m ö g l i c h . Das würde auch die Fortsetzung erklären, daß nämlich die Sünde den Tod hervorbringt, ist doch der Sündenfall Adams und Evas die Einbruchsteile des Todes (Gen 2,17; 3,3 f.; R o m 5,12; 6,23; IKor 15, 21 f . ) . 5 Offenbar ist Jak daran gelegen, an dieser Stelle nicht nur den Menschen bei seiner eigenen Problematik hinsichtlich Anfechtung/Versuchung und Begierde (also bei den anthropologischen Faktoren) zu behalten, sondern auch auf die ethischen, ontologischen und transzendenten Implikationen hinzuweisen: so entstehen Sünde und Tod. Das ist im Kontrast zum Lebens-Ziel V. 12 und auch bereits zum leben schaffenden Wort V. 1 8 gesagt. Zugleich bildet die Aussage einen Teil des Gesamt rahmens des Briefes; denn von Sünde und Tod wird am Schluß wieder die Rede s e i n . ? - Die drei Faktoren Begierde, Sünde und Tod bilden eine Kettenabfolge. Jak setzt die Begriffe als bekannt voraus. Er erläutert keinen, nicht einmal emOupiia. Die Frage, worauf die Begierde zielt, kann intratextuell bis zu einem gewissen Grad von 4,1-3 gefüllt werden; im übrigen könnte sich Jak auf den Dekalog (von dem er Teile in 2,11 zitiert) beziehen. Gemeint ist dann das begehrliche, besitzergreifende, egois tische, auf das eigene Wohlergehen zielende, rücksichtslose, den anderen nicht ach tende Streben; sachlich entspricht das der falschen Weisheit in 3,14-16. Diese Be gierde »empfängt und gebiert« Sünde. Das ist ein naturhafter, organischer und damit geradezu naturgesetzmäßiger Vorgang. Es bleibt offen, wie und von wem die Begier de »empfängt«; daran haftet nicht das Interesse, sondern an der Zwangsläufigkeit. Die Metaphorik in V. 15b ist weniger klar. Meint &JtOTeA,eö0eTöa ebenfalls einen biologischen Vorgang (d. h. die Sünde wäre ihrerseits geschlechtsreif geworden); oder ist gemeint, die Sünde sei an ihr »Ziel g e l a n g t « ; oder bietet Jak nur eine rhetorische Parallele zu ovllafiovoa ? ? Das Verb djtoxeAio) bedeutet »vollbringen«. Die Passiv form hier läßt in Verbindung mit ajtoxueiv eher an ein »zur Vollendung kommen, heranwachsen« denken statt an ein aktives »das Maß vollmachen» im Sinn einer fort gesetzten Tatsünde, obwohl das einen passenden Kontrast zu xekeiov eoyov in V 4 abgeben würde. Ohne daß Jak groß auf eine Genealogie abheben würde, betont er auch hier den naturhaften Prozeß, daß Sünde den Tod zur Welt bringt. 'Ajioxueiv 283
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S. Philo C h e r (vorige A n m . ) , direkt a u f A d a m u n d E v a b e z o g e n . A p k M o s 19: D i e S c h l a n g e tat an d i e F r u c h t d a s G i f t ihrer V e r s u c h u n g , d. h. ihrer B e g i e r d e ; d e n n d i e B e g i e r d e ist d e r A n f a n g aller S ü n d e . V g l . l T i m 2 , 1 4 . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 8 9 : V. 14 f. »lassen ... unwillkürlich a n d e n B e r i c h t der G e n e s i s ... d e n k e n « . F r a g l i c h ist aber, o b (auch) a n G e n 6,1 ff. (die V e r m i s c h u n g der G ö t t e r s ö h n e m i t d e n M e n s c h e n t ö c h t e r n ) g e d a c h t ist. V g l . d a z u Philo I m m 3: W e n n d a s L i c h t des V e r s t a n d e s beschattet ist, v e r b i n d e n sich d i e G e f ä h r t e n der F i n sternis m i t d e n ... L e i d e n s c h a f t e n , »welche er T ö c h t e r der M e n s c h e n n a n n t e « , u n d sie b r i n g e n F r u c h t für sich selbst (d. h. » d a s G e s c h l e c h t der L a s t e r « ) , n i c h t für G o t t (das w ä r e n d i e v o l l k o m m e n e n T u g e n d e n ) hervor.
F ü r Sir 4 1 , 4 ist der T o d d a s S c h i c k s a l aller M e n s c h e n v o n G o t t a u s . A h n l i c h K o h . Z u Recht betont von Konradt, Existenz 85. 7 5 , 1 5 . 1 6 . 2 0 ; dgl. W a h r h e i t ( 1 , 1 8 u n d 5 , 1 9 ) . Z u t r e f f e n d v o n G e m ü n d e n , E i n s i c h t 4: » D a s z e u g e n d e S u b j e k t ist n i c h t g e n a n n t . W a s interessiert, ist der a u t o m a t i s c h e , u n a u f h a l t s a m eskalierende Prozeß ... D a b e i m a c h t d i e Filiationsreihe d e n Z u s a m m e n h a n g zwi s c h e n u n s i c h t b a r e r U r s a c h e u n d sichtbarer F o l g e , zwischen I n n e n u n d A u ß e n b e w u ß t . . . « . V g l . D i b e l i u s , K E K 1 2 7 ( » . . . d i e V e r w e n d u n g der K e t t e n r e i h e zur D a r s t e l l u n g innerer V o r g ä n g e in ihrer G e s e t z m ä ß i g k e i t « ) . D a s Verb djtOTEÄia) i m N T n u r n o c h L k 1 3 , 3 2 (ein P r o p h e t m u ß in J e r u s a l e m » e n d e n « ) . S o B a u e r - A . 2 0 2 ; speziell »vollendet w e r d e n d u r c h d i e T a t « , unter H i n w e i s a u f Plato L e g 8 2 3 d ; 7. B r i e f 3 3 6 c. So Dibelius, K E K 125.
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109
1,15
bezeichnet zumeist den weiblichen Anteil beim »ins Leben bringen«, u. U. aber auch (wie sogleich in V. 18) den des Mannes. ^ Möglicherweise wählte Jak das relativ sel tene Wort zusammen mit ajroTeA.eöOeTöo: wegen des gleichen Anlauts, um so ein Verb zur Verfugung zu haben, das auch auf Gottes Tun (V. 18) anwendbar war. - Daß »der Tod geboren« wird, ist eine contradictio in adiecto. 93 Es handelt sich um die »Tod-Geburt« schlechthin, nicht um eine »Totgeburt«, die gleichsam nur ein bedau erlicher Betriebsunfall der Natur ist. Das Bild ist bewußt anstößig. Daß der Tod in der Welt ist, ist Folge des - individuellen - Sündenfalls (ebenso R o m 5,12 in bezug auf Adam), nicht eine metaphysische Vorgabe. Auch für Jak (vgl. 5,20) ist der Tod der große, »letzte« Feind (wie IKor 15,25 f.). 2
2
2
2 9 2
B a u e r - A . 1 8 8 . B e i d e F o r m e n bzw. A k z e n t u i e r u n g e n s i n d m ö g l i c h : djtoxuEO) u n d d j t o x ' u a ) . F r ü h e r e V e r s u c h e , d a n a c h a u f w e i b l i c h e bzw. m ä n n l i c h e A n t e i l e a u f z u t e i l e n (s. M a y o r 5 6 ) , s i n d z u R e c h t fallen g e l a s s e n w o r d e n . - I m N T n u r J a k 1 , 1 5 . 1 8 ; in d e r L X X n u r 4 M a k k 1 5 , 1 7 ( w e i b l i c h ) ; n i c h t in d e n P s e u d e p i g r a p h e n d e s A T (lt. D e n i s ) , n i c h t in A p o s t V ä t e r n .
2
93 V o u g a 5 5 .
III. Der Umgang mit dem Wort Gottes 1,16-27 (16) T ä u s c h t e u c h nicht, m e i n e geliebten B r ü d e r ! (17) J e d e g u t e G a b e u n d jedes v o l l k o m m e n e G e s c h e n k i s t v o n o b e n , h e r a b k o m m e n d v o m V a t e r d e r L i c h t e r , b e i d e m es k e i n e A b w a n d lung oder Verfinsterung aufgrund von Veränderung gibt. (18) Aus (seinem) Willensentschluß h e r a u s b r a c h t e er u n s d u r c h d a s W o r t d e r W a h r h e i t z u m L e b e n , d a m i t w i r s o z u s a g e n (ein gewisser) E r s d i n g seiner Geschöpfe seien. (19) Ihr wißt d o c h , m e i n e geliebten Brüder: Jeder M e n s c h soll schnell sein z u m H ö r e n , l a n g s a m z u m Reden, l a n g s a m z u m Zorn. (20) D e n n der Z o r n eines M a n n e s schafft nicht Gerechtigkeit G o t t e s . (21) D e s h a l b , a b l e g e n d alles S c h m u t zige u n d all d i e viele S c h l e c h t i g k e i t , n e h m t i n S a n f t m u t d a s eingepflanzte W o r t a n , d a s eure Seelen z u retten vermag. (22) Werdet aber Täter des Wortes u n d nicht n u r Hörer, euch selbst betrügend. (23) D e n n w e n n j e m a n d ein H ö r e r des Wortes ist u n d nicht ein Täter, der gleicht e i n e m M a n n , d e r i m S p i e g e l d a s G e s i c h t seines » G e w o r d e n s e i n s « betrachtet; ( 2 4 ) er b e t r a c h t e t e s i c h n ä m l i c h u n d i s t f o r t g e g a n g e n , u n d s o g l e i c h v e r g a ß er, w a s f ü r e i n e r e r w a r . ( 2 5 ) W e r aber, sich vertiefend in d a s v o l l k o m m e n e Gesetz der Freiheit u n d (darin) verharrend, nicht z u m vergeßlichen Hörer, s o n d e r n z u m T ä t e r des W e r k e s g e w o r d e n ist, d e r w i r d selig sein in s e i n e r T a t . ( 2 6 ) W e n n j e m a n d m e i n t , r e l i g i ö s z u s e i n , w ä h r e n d er s e i n e Z u n g e n i c h t z ü g e l t , s o n d e r n sein H e r z irrefuhrt, d e s s e n R e l i g i o n ist nichtig. (27) R e i n e u n d unbefleckte R e l i g i o n vor G o t t u n d d e m Vater ist diese: sich u m W a i s e n u n d W i t w e n in ihrer B e d r ä n g n i s k ü m m e r n , sich fehlerlos von der Welt halten.
1.
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D i e verschiedenen E r w ä g u n g e n darüber, o b bereits m i t 1,13 o d e r erst m i t V 16 o d e r gar erst m i t 1,19 eine n e u e Passage b e g i n n t , w u r d e n bereits bei der E i n g r e n z u n g v o n 1,2-15 b e h a n d e l t . A u f j e d e n Fall setzt V. 16 m i t der A n r e d e » m e i n e geliebten B r ü d e r « , d i e in dieser F o r m b a l d (V. 19) n o c h e i n m a l , s o n s t nur n o c h 2 , 5 erscheint, ein deutliches T e x t s i g n a l . G e w i ß b i l d e n V. 1 7 - 1 8 inhaltlich einen gewissen ( u n d zwar positiven) K o n t r a s t zu V. 1 3 - 1 5 ; aber es s i n d a u c h V e r b i n d u n gen zu V. 19 ff. v o r h a n d e n , vor a l l e m a d v o c e m » W o r t « . - D e r W o r t s t a m m nkav- erscheint bei J a k nur hier (V. 16) u n d a m S c h l u ß des Briefes ( 5 , 1 9 f.); d o r t k o m m t w i e hier ( 1 , 1 8 ) a u c h »Wahrheit« (&Xr|6£ia) vor, w o m i t die L o g o s - A u s s a g e n v o n 1 , 1 8 . 2 1 . 2 2 . 2 3 eröffnet werden.3 D a s erlaubt die A n n a h m e , d a ß 1 , 1 6 - 1 8 u n d 5 , 1 9 f. einen gewissen R i n g u m d a s Briefcorpus legen. D e m entspricht, d a ß a u c h v o m T o d nur in 1,15 (also u n m i t t e l b a r zuvor) u n d 5 , 2 0 die R e d e ist; 1,15 ist z u d e m m i t 1,18 d u r c h a j t o x u e i v v e r k n ü p f t . Z u m i n d e s t ist 5 , 1 9 f. als ein deutlicher R e k u r s a u f 1, (15.) 1 6 - 1 8 a n z u s e h e n . E s g i b t d e m n a c h g u t e G r ü n d e , m i t 1,16 einzusetzen, nicht erst m i t V. 1 9 . D e r R ü c k b e z u g a u f 1 , 1 3 - 1 5 , speziell V. 1 5 , w i r d d a m i t nicht g e m i n d e r t , wie J a k ü b e r h a u p t scharfe Z ä s u r e n nicht schätzt. M i t 1,16 ff. läutet er ein i h m wichtiges A n l i e g e n ein: die A d r e s s a t e n sollen sich nicht v o n der W a h r h e i t a b b r i n g e n lassen, ist es d o c h g e r a d e d a s » W o r t der W a h r h e i t « , d a s sie z u m L e b e n g e b r a c h t hat (V. 18) u n d d a s als »eingepflanztes W o r t « ihre »Seelen zu retten verm a g « (V. 2 1 ) . D i e s e A u s s a g e n erfolgen a u f d e m d u n k l e n H i n t e r g r u n d der » T o d e s g e b u r t « v o n V. ( 1 3 - ) 1 5 . - W i c h t i g für d i e T e x t e i n g r e n z u n g ist e b e n s o der Z u s a m m e n h a n g zwischen 1,18 u n d 2 1 , die b e i d e d a s T h e m a » W o r t « b e h a n d e l n u n d wahrscheinlich eine z u s a m m e n h ä n g e n d e T r a d i t i o n aufgreifen (s. u . ) . D e m g e g e n ü b e r läßt sich V. 1 9 - 2 0 leicht als redaktioneller E i n s c h u b erklä1
2
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4
S o f e r n m a n V. 1 6 nicht einfach als A b s c h l u ß des V o r i g e n betrachtet. D e s w e g e n schlägt B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 , vor, V. 1 6 - 1 8 als transitus zur p r o p o s i t i o V. 1 9 - 2 7 z u verstehen. » W o r t « u n d » V e r f e h l u n g « s o n s t bei J a k n u r n o c h in 3 , 2 . » V e r i r r u n g « u n d » W a h r h e i t « a u c h I J o h 1,8. V g l . K o n r a d t , E x i s t e n z 5 6 . - N i c h t s o klar ist h i n g e g e n d i e L a g e bei OÜ)£EIV, d a s zwar 1,21 m i t 5 , 2 0 verb i n d e t , aber a u c h 2 , 2 4 ; 4 , 1 2 ; 5 , 1 5 z u finden ist. D a s s e l b e gilt für d f i a p i i a : in 1 , 1 5 ( u n d 1,26) sowie 5 , 2 0 , aber a u c h in 2 , 9 ; 4 , 1 7 ; 5 , 1 5 f. N o c h w i e d e r a n d e r s sieht der B e f u n d bei £(DT| aus: 1 , 1 2 u n d 4 , 1 4 .
Texteingrenzung
111
ren.5 E s ist z u d e m keineswegs gesichert, d a ß V. 19 m i t e i n e m I m p e r a t i v eingeleitet wird; ein I n d i kativ p a ß t s o w o h l s y n c h r o n i s c h als a u c h d i a c h r o n i s c h besser (s. u . ) . M a n sollte also m i t V. 19 nicht einen n e u e n H a u p t a b s c h n i t t b e g i n n e n , wie viele m e i n e n . - D i e Z u o r d n u n g v o n 1 , 1 6 - 2 7 z u m Briefganzen gestaltet sich in der Literatur schwierig, w i e verschiedene Vorschläge zeigen. E i n län gerer erster H a u p t t e i l b e g i n n e in 1,19b (bis 3 , 1 8 : » A n w e n d u n g des W o r t e s « : Fr. V o u g a , R . P. M a r t i n ) o d e r in 1,22 (bis 2 , 2 6 : »Werke des W o r t e s « : T. C a r g a l ) . O d e r : bis 1,22 reiche die H a u p t t h e se (V. 1 6 - 2 2 , p r o p o s i t i o p r i m a ) , V. 2 3 - 2 7 seien deren amplificatio ( E . B a a s l a n d ) . I m M o d e l l der d o p p e l t e n BrieferöfTnung ( 1 , 2 - 1 1 . 1 2 - 2 5 ) bilden V. 2 6 f. ein »literarisches Scharnier« zu d e n fol g e n d e n » H a u p t t e i l e n « . 9 D a s P r o b l e m der T e x t e i n g r e n z u n g reflektiert also d i e F r a g e n der S t r u k t u r nicht n u r v o n 1 , 1 6 - 2 7 , s o n d e r n a u c h des g a n z e n ersten K a p i t e l s u n d des Briefes i n s g e s a m t . - D i e m e i s t e n K o m m e n t a t o r e n legen eine Z ä s u r zwischen 1,27 u n d 2 , 1 , weil d i e erneute Ihr-Anrede a u c h einen n e u e n t h e m a t i s c h e n S c h w e r p u n k t e i n f ü h r e . D i e s e Z ä s u r ist, s o betrachtet, sachlich sinnvoll u n d formal berechtigt. S i e ist j e d o c h nur in e i n g e s c h r ä n k t e m M a ß aufrecht zu erhalten. S o w o h l v o n d i a c h r o n e n als a u c h v o n s y n c h r o n e n G e s i c h t s p u n k t e n w i r d sie relativiert. B e i 1,26 f.; 2 , 1 ff. fällt auf, d a ß Sir 3 5 = 3 2 u n d IPetr 1-2 mehrere der T h e m e n ebenfalls k o m b i n i e r e n , d i e bei J a k in prima facie überraschender Weise z u s a m m e n s t e h e n . Bei Sir s i n d d a s : V e r s o r g u n g der W a i sen u n d W i t w e n , die B e z i e h u n g zu G o t t als V a t e r / S o h n , die ethische Opfer-Interpretation u n d jrQOOCDjrov taxußctveiv. In IPetr finden sich: »heilig i m Verhalten«, » G o t t als Vater a n r u f e n « , »er richtet o h n e A n s e h e n der Person«, »erlöst aus der N i c h t i g k e i t eures L e b e n s w a n d e l s « . E s greift a u c h zu kurz, J a k 1,26 f. lediglich als »Stichwortlieferant« für spätere » A m p l i f i k a t i o n e n « z u v e r s t e h e n . D e n n erst d i e a u f g e n o m m e n e n Traditionen erklären, w o h e r J a k d i e T h e m e n z u s a m m e n s t e l l u n g b e z o g u n d w e s h a l b er in 2 , 1 ff. sogleich m i t ^ Q o o c o j t o ^ n ^ i a fortsetzt. - A u f synchroner E b e n e ist z u notieren, d a ß 2 , 8 . 1 2 f. zwei A s p e k t e v o n 1 , 1 9 - 2 5 zu e i n e m gewissen A b s c h l u ß bringen, n ä m lich »reden u n d t u n « sowie » G e s e t z der F r e i h e i t « ; ferner bezieht sich 2 , 1 4 ff. z u m i n d e s t per A n a logie a u f 1 , 2 2 - 2 5 (»nicht nur s o n d e r n a u c h T ä t e r « ) . M i t 2 , 1 ff. b e g i n n t J a k also n u r b e d i n g t etwas N e u e s . N e u ist p r i m ä r die W i e d e r a u f n a h m e v o n » G l a u b e « ( 1 , 2 . 6 ) . B e v o r J a k die A u s f u h r u n gen g e r a d e zu d e m eigenartigen T h e m a » G e s e t z der Freiheit« (nur 1,25; 2 , 1 2 ) z u e n d e führt, m u ß der B o d e n bei d e n A d r e s s a t e n erst aufbereitet w e r d e n ( 2 , 1 - 7 ) , i n d e m K o n k r e t e s z u m Sozialverhal ten der G e m e i n d e g e b r a c h t wird. 6
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2.
Textüberlieferung
D i e d u r c h a u s nicht w e n i g e n Varianten reflektieren z u m e i s t die P r o b l e m e der logischen V e r k n ü p fung der Sätze, speziell bei deren E i n l e i t u n g e n , bei d e n logischen Partikeln u n d bei der Wortstel l u n g . D a n e b e n beschäftigten sich die Abschreiber m i t einigen inhaltlich eigenartigen A u s s a g e n (bes. in V. 1 7 b . 2 3 b . 2 7 b ) . W i r k l i c h e Zweifel über die Textgestalt existieren j e d o c h k a u m , a b g e s e h e n vielleicht v o n der W o r t f o l g e in V. 2 2 . - G e w i c h t i g e r ist die Interpunktionsfrage, speziell in V. 2 1 : die K o m m a s e t z u n g n a c h ^QatJxrjTi (so n o c h N e s t l e - A l a n d 2 7 . Aufl.) ist p r o b l e m a t i s c h ; m a n läßt
5
Mit Konradt, Existenz 7 6 . M a r t i n , W B C 4 3 ff. C a r g a l , R e s t o r i n g 9 3 ff.; vgl. Verseput, Prayers. 8 Baasland. A N R W 1988. Francis 1 1 8 ; ähnlich, D a v i d s , C o m m e n t a r y ; teilweise a u c h Penner 1 3 3 . V g l . B u r c h a r d , H N T z. St.; 1 , 2 6 3 , 1 1 b r i n g e » E r l ä u t e r u n g e n . Beispiele für reinen ethischen G o t t e s d i e n s t , der i m G e r i c h t zählt«. I n 1 , 2 6 f. n e h m e J a k » e x e m p l a r i s c h v o r w e g , w a s i h m wichtig ist«. S o etwa D i b e l i u s , K E K 156; v o n L i p s ; Wuellner; F r a n k e m ö l l e , Ö T K ; Klein; Francis; D a v i d s , C o m m e n t a ry; B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 u n d J a k o b s b r e v e t ; A m p h o u x , N T S 1 9 7 8 / 7 9 . Einzelheiten in der T r a d i t i o n s a n a l y s e u n d Versexegese. K r i t i s c h z u F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 2 4 f. 13 V g l . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 4 1 2 . 6
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1 2
Der U m g a n g mitdem Wort Gottes
112
das Satzzeichen besser fort (so jetzt a u c h in der E d i t i o C r i t i c a M a i o r ) . - D i e V a r i a n t e n » h e r a b k o m m e n d v o n « u n d »ist« in V. 1 7 a erstreben eine sprachliche V e r e i n f a c h u n g bzw. syntaktische K l ä r u n g , d i e Z u f u g u n g v o n yag
in V. 1 8 a eine V e r k n ü p f u n g , e a u x o ü in V. 1 8 b eine Präzisierung. -
D i e E r s e t z u n g v o n cttrexunoev d u r c h »er m a c h t e « in V. 1 8 a soll d e n s e m a n t i s c h e n A n s t o ß beseiti gen.
- D a s S y n t a g m a nagaXkayi]
f\ XQOJifjg a j t o o x i a ö L i a (V. 1 8 b ) ist in dieser F o r m » d i e a m
w e n i g s t e n u n b e f r i e d i g e n d e L e s a r t « u n t e r vielen V a r i a n t e n . mie,
14
A u s sachlichen G r ü n d e n ( A s t r o n o
M e t e o r o l o g i e ) h a t m a n versucht, T] n i c h t als » o d e r « , s o n d e r n als Artikel z u lesen, d a s letzte
W o r t in d e n G e n . , d a s vorletzte in d e n N o m . z u transformieren bzw. d a s zweite u n d dritte W o r t u m z u s t e l l e n . D i e A u s s a g e a b s i c h t des J a k w i r d d a v o n j e d o c h n i c h t g r u n d s ä t z l i c h b e r ü h r t . - In V. 19 1
w u r d e versucht, d a s a b r u p t e l ö t e 5 a b z u f a n g e n , i n d e m m a n ein ö e bzw. » ( ü b r i g e n s ) , m e i n e g e l i e b ten B r ü d e r « ( o . ä.) ergänzte, es strich, d u r c h cocrxe ersetzte oder ein x a i , vor eöxu) einfugte. -
Die
K o m p o s i t u m f o r m x a x e Q y a ^ x a i in V. 2 0 ist stilistische A n g l e i c h u n g (vgl. 1,3); laboriert w u r d e a u c h a n j t ä ö a v Q u u j r a o i a v x a i J i e Q i o o e i a v x a x i a g . D i e Z u f u g u n g v o n » d e r Weisheit« ( n a c h » S a n f t m u t « ) in V. 2 1 will i m S i n n v o n 3 , 1 3 präzisieren, d i e E r s e t z u n g v o n
ULWOV
d u r c h f|Lio>v
(V. 2 1 ) d i e A u s s a g e t h e o l o g i s c h richtigstellen. - Letzteres gilt a u c h v o n der Variante ( T ä t e r bzw. H ö r e r ) » d e s / r G e s e t z e ( s ) « (statt »des W o r t e s « ) in V. 2 2 . 2 3 (vgl. V. 2 5 , A n g l e i c h u n g der Stellen u n t e r e i n a n d e r ) . - D i e S t r e i c h u n g v o n ö x i (V. 2 3 a ) b e r u h t v e r m u t l i c h a u f d e s s e n U n d e u t l i c h k e i t ( b e g r ü n d e n d o d e r e r l ä u t e r n d ? ) . - D i e E r s e t z u n g v o n yeveöecog d u r c h yvcböecog bzw. y e v v r | ö e a ) g in V. 2 3 b dürfte ein Lesefehler sein o d e r a u f ein V e r s t e h e n s p r o b l e m z u r ü c k g e h e n . - S y n t a k t i s c h - l o g i sche F r a g e n w a r f das » d e n n « in V. 2 4 a u f ( S t r e i c h u n g o d e r E r s e t z u n g d u r c h ö e ) . - D e r s p r a c h l i c h e n G l ä t t u n g sollen in V. 2 5 a d i e E r g ä n z u n g v o n o u x o g bzw. d e s s e n S t r e i c h u n g in V. 2 5 b d i e n e n . D e r S a c h l o g i k w o l l e n einige H s s . in V. 2 5 b d u r c h d i e Z u f u g u n g v o n » H ö r e r d e s G e s e t z e s « ( u n d T ä t e r 16
des Werkes) a u f h e l f e n ; A n l a ß z u diversen O p e r a t i o n e n b o t a u c h ev xfj J i o i r | o e i a u x o ü e a x a i a m S c h l u ß v o n V. 2 5 : Präsens statt F u t u r bzw. W e g l a s s u n g , xajretvcoöig statt » T a t « . - D e n K o n n e x v o n V. 2 6 z u m V o r i g e n bei ei' xig bearbeitete m a n d u r c h E i n f ü g u n g v o n ö e o d e r per E r s e t z u n g d u r c h ei' xi, ö ö x i g bzw. ö x i , e b e n s o w o h l a u c h d u r c h d e n Z u s a t z » u n t e r e u c h « bei e l v a i . Teilweise w u r d e 0 Q n ö x ö g d u r c h e x e p ö ö o ^ o g o d e r mcrxög ersetzt, vielleicht ein sachlicher E n t s c h ä r f u n g s v e r s u c h . D i e Variante bei » z ü g e l n « ist stilistischer A r t (beide V e r b f o r m e n in 3 , 2 f.). Präzisieren soll d a s zwei fache tavxov
(statt a u x o ü ) . - A u c h d e n K o n n e x V. 2 6 / 2 7 wollte m a n deutlicher herstellen ( d u r c h
y d p bzw. ö e ) . D i e A u s l a s s u n g v o n xo> (vor 0eo>) hat stilistische G r ü n d e , e b e n s o d i e W a h l der 2 . Pers. Plur. in V. 2 7 b .
1 7
D e r v o m G e d a n k e n g a n g her ü b e r r a s c h e n d e S c h l u ß - T e i l s a t z w i r d d u r c h p 7 4
u n d L a k t a n z v e r ä n d e r t zu: »sie (also nicht: sich selbst) z u b e s c h ü t z e n (vor der W e l t ) « .
3. Text-und
1 8
Kommunikationsstruktur
F o r m a l betrachtet, ergibt sich eine recht klare Struktur. J a k w e n d e t sich d r e i m a l (V. 1 6 . 1 9 . 2 2 ) a n die G e s a m t h e i t d e r Leser, d i e ersten b e i d e n M a l e z u d e m m i t der A n r e d e » m e i n e geliebten B r ü d e r « . D i e b e i d e n ersten P a s s a g e n (V. 1 6 - 1 8 . 1 9 - 2 1 ) e n d e n jeweils m i t einer A u s s a g e über G o t t e s W o r t , die in V. 2 2 f. a u f g e n o m m e n w i r d . D i e dritte Passage (V. 2 2 - 2 7 ) w i r d d u r c h ein d o p p e l t e s ei' xig gegliedert (V. 2 3 - 2 5 . 2 6 - 2 7 ) . In k o m m u n i k a t i v e r H i n s i c h t ist d i e L a g e j e d o c h erheblich k o m p l i zierter. - J a k b r i n g t in V. 16 ein W a r n s i g n a l a n seine Leser i n s g e s a m t ; weil s o w o h l V. 13 als a u c h V. 17 eine A p o l o g i e G o t t e s enthalten, ist d i e Referenzrichtung
offen. B e l e h r e n d e n
Charakter
h a b e n V. 17 f.: »Alles G u t e k o m m t v o n G o t t ; er ist u n w a n d e l b a r ; er h a t u n s m i t d e m W a h r h e i t s -
1 4
M e t z g e r , T e x t u a l C o m m e n t a r y 6 7 9 f. !5 M e t z g e r 6 8 0 . » D e s G e s e t z e s « findet sich a u c h als V a r i a n t e in V. 2 2 . 2 3 , a b e r n i c h t i n d e n s e l b e n H s s . w i e in V. 2 5 . Vielleicht a u s d e m G r u n d , d a ß m a n d e n ersten Teil nicht als A . c . I . mißversteht. V g l . M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 1 3 A n m . 6. S o n d e r l e s a r t e n v o n p 7 4 a u c h in 2 , 1 1 . 1 2 . 1 8 . 2 0 . D a s V e r b i)Jt8Qaojtt^8iv erscheint relativ h ä u f i g i n d e r L X X ; u. a. Prov 2 , 7 f. R o b e r t s b e v o r z u g t die L A v o n p 7 4 .
1 6
1 7
1 8
Text- u n d Kommunikationsstruktur
113 1 9
w o r t zur Erstlingskreatur geschaffen«. N u r hier (V. 1 8 ) findet sich ein » w i r / u n s « in J a k l . D i e stark g r u n d s ä t z l i c h - t h e o l o g i s c h e A u s s a g e v o n V. 1 7 f., die d u r c h ihre Breite eine deutliche G e w i c h t u n g trägt, m ü n d e t in eine recht allgemeine Z i e l a n g a b e in V. 1 8 b . E s bleibt offen, w a s d e n n » E r s t ling seiner G e s c h ö p f e sein« impliziert. - Ü b e r g a n g s l o s bringt V. 1 9 d i e T h e m a t i k »hören, reden, Z o r n « , w o b e i g r a m m a t i s c h in d e r S c h w e b e bleibt, o b l ö t e Indikativ o d e r I m p e r a t i v ist, o b J a k also a n ein W i s s e n erinnert o d e r es erst vermittelt (s. aber bereits o. u n d z . S t . ) . Einstweilen wird n u r d a s T h e m a » Z o r n « weitergeführt (V. 2 0 ) u n d a u f das T h e m a » G e r e c h t i g k e i t G o t t e s « b e z o g e n (von d e m vor 2 , 2 1 - 2 5 nicht wieder die R e d e sein w i r d ) . D e r imperativischen B e l e h r u n g (ecrtü)...) V. 1 9 b - 2 0 schließt sich in V. 2 1 als F o l g e r u n g ( ö i ö ) eine inhaltlich recht weit gefaßte H a n d l u n g s b e s c h r e i b u n g oder -anweisung (V. 2 1 a ) u n d ein positiv gehaltener A u f r u f m i t Verheißungscharakter a n (V. 2 1 b ) . V. 2 1 gleicht eher V. 18 u n d k ö n n t e o h n e weiteres d o r t direkt anschließen. V. 19 f. er s c h e i n e n s o m i t als d i g r e s s i o , d e r e n T h e m e n i m f o l g e n d e n z u m e i s t n i c h t m e h r v o r k o m m e n : s c h n e l l / l a n g s a m , Z o r n u n d d e r R u f zur Hörbereitschaft ( i m folgenden ist d a s H ö r e n als m ö g l i c h e s N u r - H ö r e n g e r a d e d a s P r o b l e m , d e m die T a t gegenübergestellt w i r d ) . D a s k o m m u n i k a t i v e S i g n a l v o n V. 19 f. entbehrt s o m i t d e r kontextuellen D e u t l i c h k e i t . 2 0
In V. 2 2 - 2 5 geht es u m d a s T u n ( j t o i T y t r | c ; , jioirjois), z u n ä c h s t des L o g o s ( O b j . , V. 2 2 f.), also i m A n s c h l u ß a n V. 2 1 , d a n n des Werkes (V. 2 5 ) , a b g e s c h l o s s e n d u r c h eine M a k a r i s m u s - F o r m u l i e r u n g (V. 2 5 b ) . D e r N u r - H ö r e r w i r d übrigens nirgends s o n s t als hier ( 1 , 2 2 . 2 3 . 2 5 ) thematisiert. D i e I n t e n t i o n ist deutlich: E s k o m m t a u f d a s T u n an; d a s H ö r e n ( a u c h des W o r t e s Gottes!) allein g e n ü g t nicht. - N i c h t so klar ist der Vergleich in V. 2 3 b - 2 5 z u m T h e m a »Vergeßlichkeit«, d a s eben falls n u r hier (V. 2 4 f.) v o r k o m m t . Statt u m d a s H ö r e n geht es jetzt u m d a s S e h e n (V. 2 3 b - 2 4 ) . D a s B i l d v o m S i c h - i m - S p i e g e l - B e t r a c h t e n (V. 2 3 b - 2 4 ) scheint nicht a u s z u r e i c h e n . 3 D i e F o r t s e t z u n g (V. 2 5 a ) bringt n u r teilweise eine O p p o s i t i o n bei d e n Verben (»fortgehen/verharren«); d a s positive G e g e n ü b e r liegt a n s c h e i n e n d i m O b j . » v o l l k o m m e n e s G e s e t z d e r Freiheit« selbst; aber d a s b e d a r f der g e n a u e r e n U n t e r s u c h u n g (s. z. St.). S o w o h l v o m G e s e t z als a u c h v o n d e r Freiheit w a r bisher nicht d i e R e d e g e w e s e n (das S y n t a g m a » G e s e t z d e r Freiheit« erscheint s o n s t n u r n o c h in 2 , 1 2 ) , w ä h r e n d d i e Stichwörter » v o l l k o m m e n « u n d »Werk« d i e L i n i e v o n 1,4.17 aufgreifen. J a k scheint die k o m m u n i k a t i v e Kraft der A u s s a g e in V. 2 5 b h o c h einzuschätzen u n d d a m i t z u rechnen, d a ß sie b e i m Leser a u f B e k a n n t h e i t u n d Verstehen trifft, soll d o c h g e r a d e hier d e r U n t e r s c h i e d zwischen » H ö r e r der Vergeßlichkeit« u n d » T ä t e r des Werkes« klargestellt w e r d e n . - D i e formale Parallele z u V. 2 3 in V. 2 6 (»wenn j e m a n d « ) scheint d a r a u f h i n z u d e u t e n , d a ß V. 2 6 - 2 7 eine weitere E x p l i k a t i o n des Satzes V. 2 2 b r i n g e n soll. D a s M a t e r i a l ist bei J a k w e i t e s t g e h e n d n e u u n d z u m größeren Teil sogar singulär: Oqtjöxöc;, -xeia (nur hier), »zügeln«, » Z u n g e « , » H e r z « , » b e t r ü g e n « (nur hier), »hohl« (nur hier), »rein u n d m a k e l l o s « ( n u r hier), » W i t w e n u n d W a i s e n a u f s u c h e n « ( n u r hier), » u n b e fleckt« ( n u r hier), xööjiog. M e h r e r e (sogar erstmals verwendete) F a k t o r e n w e r d e n also i m folgen d e n nicht wieder a u f g e n o m m e n . D i e P r o b l e m v e r o r t u n g in d e r subjektiven F e h l e i n s c h ä t z u n g b e g e g n e t e u n s d a g e g e n bereits mehrfach ( 1 , 7 . 1 3 . 2 2 , jetzt erstmals m i t ö o x e t v ) . H i e r wie a n d e n vorigen Stellen ist d a s k o m m u n i k a t i v e G e s c h e h e n offenbar a u f d i e K o r r e k t u r einer (latenten) G e g e n p o s i t i o n gerichtet. - M a n h a t vorgeschlagen, d e r A u f b a u v o n 1 , 1 9 - 2 7 erkläre sich aus einer chiastischen S t r u k t u r . D i e drei T e r m i n i » H ö r e n , R e d e n , Z o r n « (V. 19) w ü r d e n z u n ä c h s t »in ver änderter R e i h e n f o l g e entfaltet« (V. 2 0 Z o r n , V. 2 2 - 2 5 H ö r e n , V. 2 6 - 2 7 R e d e n / Z u n g e ) . D i e D u r c h b r e c h u n g des C h i a s m u s ( R e d e n zuletzt, nicht H ö r e n ) wolle d a s R e d e n b e t o n e n . A u c h d i e folgen d e n A u s f u h r u n g e n seien chiastisch aufgebaut: V. 2 6 f. w ü r d e n expliziert in 3 , 1 - 1 2 ( Z ü g e l n der Z u n g e ) , 2 , 1 4 - 2 6 (wahre F r ö m m i g k e i t ) u n d 2 , 1 - 1 3 (fehlerlos v o r d e r Welt s e i n ) . A b e r ist d a s rich21
2 2
2
24
1 9
2 0
2 1
2 2
2 3
2 4
Erst wieder 2 , 1 . 2 1 ; 3 , 3 . 6 ; 4 , 5 ; 5 , 1 7 , o h n e P e r s o n a l p r o n o m e n in 3 , 1 f. S . u. z. St., o b d a s Partizip narrativ-voraussetzend o d e r indirekt-imperativisch g e m e i n t ist. - M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 1 0 1 notiert, d a ß V. 2 1 als Antithese z u » Z o r n « (V. 2 0 ) sehr a l l g e m e i n ausfällt. Außerdem nur noch 4 , 1 1 . Als A d j e k t i v a u c h 1,12; als Verb 5 , 1 1 . Vgl. Frankemölle, Ö T K 3 4 1 . F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 2 3 f., m i t B e z u g a u f Pfeiffer u n d C l a d d e r , A n l a g e . V g l . a u c h C o l l i n s , C o h e r e n c e ; er unterteilt: V. 1 9 - 2 1 . 2 2 - 2 5 . 2 6 - 2 7 .
Der U m g a n g mitdem Wort Gottes
114
tig gesehen? Steht das Verhältnis zur Welt nicht eher in 4 , 1 ff. zur D e b a t t e ? S i n d die t h e m a t i s c h e n C h a r a k t e r i s i e r u n g e n v o n 2 , 1 - 1 3 u n d 2 , 1 4 - 2 6 zutreffend? W a r u m fehlen so viele Stichwörter i m weiteren Verlauf des Briefes? - D i e s e K r i t i k richtet sich a u c h g e g e n die d a m i t v e r w a n d t e T h e s e , 1 , 1 9 - 2 7 sei, rhetorisch gesehen, als P r o p o s i t i o zu verstehen, deren A m p l i f i c a t i o i m Briefcorpus e r f o l g e . D i e P r o p o s i t i o liefere »wichtige S t i c h w o r t e « für die A m p l i f i k a t i o n : R e d e n / Z u n g e in 3,1 ff.; »Aussehen der H e r k u n f t « (V. 2 3 ) in 2 , 1 - 1 3 ; » N u r - H ö r e r u n d T ä t e r des Wortes« in 2 , 1 4 - 2 6 ; S a n f t m u t u n d Z o r n in 3 , 1 3 - 1 8 . G e w i ß k a n n m a n sagen, der A b s c h n i t t zeichne sich als Propositio d u r c h b r e v i t a s / K ü r z e , a b s o l u t i o / V o l l s t ä n d i g k e i t u n d p a u c i t a s / P r ä g n a n z a u s . A b e r erwecken D u k tus u n d D i k t i o n wirklich d e n E i n d r u c k , ein weiterer »Stichwortlieferant« (der erste u n d eigentliche sei der P r o l o g 1,2-18)29 sein? W i e d e r u m : w o bleiben etliche Stichwörter - wie z. B . Z o r n , H ö r bereitschaft:, N u r - H ö r e r , Vergeßlichkeit u n d die zahlreichen E l e m e n t e in V. 2 6 f.?30 G e w i ß , andere Stichwörter erscheinen später wieder, teils fanden sie sich a u c h bereits v o r h e r . J a k liebt s o g a r sol che flashbacks. E i n e andere F r a g e ist j e d o c h , o b sich die eigene Struktur der Passage aus der F u n k tion, das C o r p u s zu strukturieren (als p r o p o s i t i o / a m p l i f i c a t i o ) , herleiten läßt. Ist der kohärenz-sperrige Text wirklich in dieser Weise rekonstruierbar? B e v o r z u g t J a k nicht d o c h eher ein lockeres A s s o ziationsverfahren? U n d : was ist a u f das K o n t o der T r a d i t i o n s ü b e r n a h m e zu verbuchen? 25
26
2 7
2 8
z
u
31
4.
Traditionselemente
D a ß G o t t n u r G u t e s u n d V o l l k o m m e n e s g i b t (V. 1 6 ) , weiß a u c h d a s Judentum (Philo S a c r A b C a i n 6 3 ; M i g r 7 3 ) . E s k e n n t ihn a u c h als Vater des L i c h t s (TestAbr 7 , 6 ; A p o k M o s 3 6 ) . D a s L i c h t sei die s c h ö n s t e v o m H i m m e l k o m m e n d e G a b e (Philo A b r 1 5 7 f f ) . G o t t ä n d e r t sich n i c h t (Philo I m m 2 0 - 3 2 ; L e g A l l 2 , 3 3 . 7 2 ; C h e r 8 8 - 9 0 ; S o m n 2 , 2 2 1 ; P o s t C a i n 2 8 ) . 3 4 - Ebenfalls w i r d d i e willentli che S c h ö p f u n g d u r c h G o t t b e t o n t (Philo O p M u n d 16; 4 4 ; 7 7 ; 1 3 8 ) . - V o m » W o r t der W a h r h e i t « redet bereits d a s A T ( z . B . D t n 2 2 , 2 0 ; Ps 1 1 9 , 4 3 ; Prov 2 2 , 2 1 ) . D a s S y n t a g m a » E r s t l i n g der G e s c h ö p f e « findet sich so zwar nicht in der j ü d . T r a d i t i o n ; i m m e r h i n s a g t Philo j e d o c h ü b e r d a s V o l k Israel, d a ß es »wie eine E r s t l i n g s g a b e des g a n z e n M e n s c h e n g e s c h l e c h t s d e m S c h ö p f e r u n d Vater z u g e w i e s e n w u r d e « (...• TOV GUUjravToc; avOocbjrcov yevovc, o i d Tic; . . . &jraQxr| . . . : S p e c L e g 3 2
3 3
35
25 B a a s l a n d , A N R W 1 9 8 8 (eine p r o p o s i t i o s e c u n d a folge in 3 , 1 3 - 1 8 ) ; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 2 5 . S o F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 2 4 . A n d e r s v o n L i p s 4 1 6 : V. 1 7 ff. greifen M o t i v e der G a b e u n d d e s Bittens aus 1,5-8 auf, d i e in 3 , 1 3 ff.; 5 , 1 3 - 1 8 u n d 5 , 1 9 f. fortgeführt w ü r d e n . S o F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 2 4 . T h u r e n sieht d i e Z u s a m m e n h ä n g e f o l g e n d e r m a ß e n : d i e p r o p o s i t i o 1 , 1 9 - 2 7 m i t d e n K o m p o n e n t e n » R e d e / W o r t , T a t , G e l d « erfahre in der A r g u m e n t a t i o n 2 , 1 - 5 , 6 die A m p l i f i k a t i o n »Tat/Geld« (2,1-26), »Rede/Weisheit« (3,1-4,12) und »Rede/Tat/Geld« (4,13-5,6). S o Frankemölle, Ö T K 3 2 5 . E b d . 3 2 4 f. A u s V. 1 6 - 1 8 k a n n m a n h i n z u f u g e n : Lichter, V e r ä n d e r u n g , E r s t l i n g s g e s c h ö p f , S c h m u t z , a b l e g e n , e i n g e pflanztes W o r t , Seelen retten. S o G e s e t z der Freiheit, W e r k , v o l l k o m m e n , Z u n g e zügeln, Welt, v o n o b e n , W a h r h e i t , L o g o s , G e r e c h t i g keit, R e t t e n , S a n f t m u t , T ä t e r . V g l . S t r . - B . III 7 5 2 . M i g r 7 3 heißt es, G o t t s c h e n k e d e n G e h o r s a m e n nichts U n v o l l k o m m e n e s ( d x e Ä i g ) , jrXf|QT| ö e >tai xsXeia J t d v t a . V g l . freilich L a w s , C o m m e n t a r y 7 2 - 7 4 : es g e b e i m J u d e n t u m » n o certain p r e c e d e n t « , weil d i e H s s . hier nicht völlig p r o b l e m l o s seien. Z u Q u m r a n s. e b d . sowie M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 9 0 - 9 2 : 1 Q S 3 , 2 0 f.; D a m 5,18. Z u Philo, der b e k a n n t l i c h eine eigene Schrift z u m T h e m a verfaßte ( Q u o d D e u s sit I m m u t a b i l i s ) , s. M o n tes-Peral 1 2 1 - 1 3 1 ( » u n v e r ä n d e r l i c h « ) , vgl. 9 8 - 1 1 4 (»das w a h r e G u t e « ) ; C h r i s t i a n N o a c k , G o t t e s b e w u ß t sein. E x e g e t i s c h e S t u d i e n zur S o t e r i o l o g i e u n d M y s t i k b e i Philo v o n A l e x a n d r i a ( W U N T I I 1 1 6 ) , T ü b i n gen (Mohr) 2 0 0 0 . 5 K x i o u a k o m m t n i c h t g e r a d e h ä u f i g in der L X X vor: W e i s h 9 , 2 ; 1 3 , 5 ; 1 4 , 1 1 ; Sir 3 6 , 2 0 ( 1 7 ) ; 3 8 , 3 4 ; 3 M a k k 5,11. 2 6
2 7
2 8
2 9
3 0
3 1
3 2
3 3
3 4
3
Traditionselemente und J u d e n t u m 4,180).
3 6
115
- M a h n u n g e n z u m H ö r e n u n d W a r n u n g e n vor U n b e d a c h t s a m k e i t , A u f b r a u s e n u n d
Z o r n (V. 2 0 ) g e h ö r e n z u m S t a n d a r d r e p e r t o i r e n i c h t n u r d e s J u d e n t u m s (Sir 1,22; 4 , 2 9 ; 5 , 1 1 ; 1 0 , 1 8 ; W e i s h 1 0 , 3 ; Prov 1 3 , 3 ; 2 9 , 2 0 f.; A b o t h 5 , 1 1 f . ) . jedoch nicht.
3 8
3 7
E i n e A u s s a g e w i e in 1,20 b e g e g n e t u n s
D a s s e l b e gilt weithin a u c h für V. 2 1 , bei d e m sich n u r Einzelteile n a c h w e i s e n las
sen; z u »einpflanzen« vgl. z. B . J o s e p h A p II 1 6 9 , aber a u c h bereits D t n 3 0 , 1 1 - 1 4 (»das W o r t ist u n s n a h e , in M u n d u n d H e r z , d a m i t wir es t u n « ) u n d 4 Q D i b H a m 2 , 1 2 - 1 4 (die T o r a ins H e r z ein 39
p f l a n z e n ) ; z u » W o r t a n n e h m e n « vgl. z. B . Prov 2 , 1 ; 4 , 5 ; 1 0 , 8 ; zur A u s s a g e »das T u n d e s G e b o t s errettet« Sir 3 , 1 . - F ü r d a s J u d e n t u m steht außer Zweifel, d a ß G o t t e s W o r t e d u r c h d i e M e n s c h e n » g e t a n « w e r d e n m ü s s e n (z. B . E x 2 4 , 3 ; L e v 1 8 , 5 ) .
4 0
S c h o n d i e F o r m u l i e r u n g J t o i r | T c d Xoyov
(1,22)
ist s e m i t i s c h ; griechisch w ü r d e sie d e n » W o r t - P r o d u z e n t e n « , d. h. d e n R h e t o r bezeichnen. D i e explizite G e g e n ü b e r s t e l l u n g v o n » n u r Hörer, n i c h t a u c h T ä t e r « e n t s p r i c h t h i n g e g e n n i c h t direkt 4 1
der j ü d i s c h e n T r a d i t i o n , w o als P e n d a n t z u m T u n eher d a s (bloße) S t u d i e r e n erscheint, w i e d i e Rabbinen betonen.
4 2
- D i e M e t a p h e r v o m Spiegel ist zwar in der a n t i k e n religiösen Literatur ver
breitet, in d e m bei J a k 1,23 f. v e r w e n d e t e n S i n n s o n s t j e d o c h n i c h t n a c h w e i s b a r .
43
Weish 7,26
n e n n t d i e Weisheit G o t t e s u. a. d e n Spiegel der g ö t t l i c h e n E n e r g i e , w a s aber eher H e b r 1,3 ent spricht.
4 4
- A u c h d a s S y n t a g m a » G e s e t z der Freiheit« erscheint n i c h t in der j ü d i s c h e n Literatur. -
D i e M a h n u n g , G o t t e s W o h l t a t e n u n d G e b o t e n i c h t z u vergessen, findet sich verbreitet i m A T ( D t n 4 , 9 . 2 3 . 3 1 ; 6 , 1 2 ; 2 6 , 1 6 - 1 9 ; Pss u. ö . ) ; e b e n s o der S c h u t z für d i e W a i s e n u n d W i t w e n ( D t n 2 7 , 1 9 ; 4
H i 2 2 , 9 u. ö.; Sir 3 5 , 1 4 f . ) . 5 - D a s Verb » i m Z a u m halten« fehlt zwar in der L X X ; m a n vergleiche j e d o c h Philo S o m n 2 , 1 6 5 zur K o n t r o l l e des R e d e n s ; e b e n s o Prov 1 0 , 1 9 : »Wer seine Z u n g e beherrscht, ist k l u g « ; P s P h o k y l 5 7 : G e f ü h l e w i e d e n Z o r n kontrollieren. — D i e textkritische Vari a n t e v o n p 7 4 (s. o.) in V. 2 7 ließe sich v o m A T her u n t e r m a u e r n ; vgl. Prov 2 , 7 . - Z u r schen T r a d i t i o n g i b t es m e h r e r e Parallelen zu n o t i e r e n .
46
- Z u 1,16 u/f|
JtAaväöOe w i r d
hellenisti zwar unter
H i n w e i s a u f E p i c D i s s I V 6 , 2 3 g e r n e gesagt, es h a n d e l e sich u m eine verbreitete F o r m e l der D i a tribe.
4 7
E s finden sich aber außerhalb des N T k a u m weitere S t e l l e n .
48
- A n d e r e r M e i n u n g als
H o m e r , Z e u s teile w i e a u s zwei F ä s s e r n g u t e u n d s c h l i m m e G a b e n a u s (Ilias 2 4 , 5 2 5 - 5 2 8 ) , w a r
3 6
Vgl. N e u e r Wettstein 1267, dort i m Kontext. 37 V g l . B a k e r 2 3 ff. Z o r n schließt d i e Weisheit aus; vgl. J o h a n n e s Fichtner: T h W N T V 3 9 5 , 1 5 ff.; H ö r e n u n d Weisheit g e h ö r e n e n g z u s a m m e n : Sir 6 , 3 3 . 3 5 ; 2 1 , 1 5 ; T e s t D a n 4 , 3 ; 1 Q S 4 , 1 0 ; 5 , 2 5 ; a u c h P l u t a r c h M o r a lia 5 0 2 e , u. a. 8 V g l . D i b e l i u s , K E K 1 4 1 f.; F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 3 7 . 39 4 Q 5 0 4 F r g . I K o l . II (bei M a i e r I I 6 0 6 f.). V g l . K l e i n 1 3 6 f. D i e M e t a p h e r » e i n g e p f l a n z t e s W o r t « findet sich in A T u n d N T n u r hier ( F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 2 9 ) , a u c h n i c h t bei Philo. D a s A d j . e\icpVTOQ, i n d e r L X X n u r W e i s h 1 2 , 1 0 , in d e n P s e u d e p i g r a p h e n n u r V i t A d 3 3 , 4 . V g l . a u c h v o n G e m ü n d e n , V e g e t a t i o n s m e t a p h o r i k 2 7 0 f. V g l . H e r b e r t B r a u n : T h W N T V I 4 6 7 f. - » T ä t e r des G e s e t z e s « n u r I M a k k 2 , 6 7 ; » T u n des G e s e t z e s « a u c h Sir 1 9 , 2 1 ( F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 3 7 ) . Vgl. die K o m m e n t a r e zu M t 7,26 u n d Rom 2,13. U l r i c h L u z , M t ( E K K ) I 4 1 2 f.; U l r i c h W i l c k e n s , Rom ( E K K ) I 1 1 3 f. S o A b o t h 1 , 1 5 . 1 7 ; vgl. 3 , 1 8 ; Philo P r a e m 7 9 ff. ( ü b e r d a s E i n h a l t e n der G e b o t e ) . 3 F r a n k e m ö l l e , Ö T K 3 4 2 f. V g l . d i e L i t e r a t u r z u I K o r 1 3 , 1 2 . Sir 12,11 hat einen anderen Sinn. 5 V g l . ferner Sir 4 , 1 0 ; D a m 6 , 1 4 f. N e u e r Wettstein 1 2 6 3 - 1 2 7 5 ( n u r bis einschl. J a k 1 , 2 3 ) . D i e B e h a u p t u n g , es h a n d e l e sich u m eine geläufige F o r m e l d e r hellenistisch-rhetorischen D i a t r i b e , läßt sich s o n i c h t halten. V g l . G r e e v e n , G a b e 3 . G e g e n D i b e l i u s , K E K 1 2 9 f. ( m i t H i n w e i s a u f d a s v e r w a n d t e e g a j t a x a o O e in E p i c D i s s II 2 0 , 7 f. u n d 2 2 , 1 5 ) ; J o h n s o n , A n c B 1 9 5 ; L a w s , C o m m e n t a r y 7 2 ; M u ß n e r , J a k o b u s b r i e f 9 0 ; V o u g a 5 6 ; H . B r a u n : T h W N T V I 2 3 0 - 2 5 4 (in hellenistischen T e x t e n fehle d e r t a d e l n d e T o n ; » d a s J t X a v ä ö O a i g e s c h i e h t o h n e S c h u l d « : 2 3 3 ) ; A b r a h a m J . M a l h e r b e , P h i l o s o p h e r s 8 0 . - Bei E p i c D i s s I V 6 , 2 3 heißt es: » S o l l i c h v e r k ü n d e n , >Männer, laßt e u c h nicht t ä u s c h e n , m i r g e h t es g u t , m i c h b e k ü m m e r t nicht A r m u t usw.