Wilhelm Egger
Methodenlehre zum \ Neuen Testament Einführung in linguistische und historisch-kritische Methoden
St. Be...
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Wilhelm Egger
Methodenlehre zum \ Neuen Testament Einführung in linguistische und historisch-kritische Methoden
St. Benno-Verlag GmbH Leipzig
Herausgegeben von Oaus-Peter März
Inhalt
Vorwort des Herausgebers. . . . . . . . . Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
ISBN 3-7462-0441-0 Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1987 Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung des Verlages Herder Freiburg im Breisgau @
Nur zum Vertrieb und Versand in der Deutschen Demokratischen Republik und in den sozialistischen Ländern bestimmt 1. Auflage 1989 Lizenznummer 480/18/89 LSV6024 Lektor: Michael Zorr Printed in the German Democratic Republic Druck und buchbinderische Weiterverarbeitung: Druckwerkstätten Stollberg Einbandgestaltung: Margret Bönisch, Dresden
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§ 1 Einleitung: Methodenlehre als Anleitung zum Lesen.
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1. Lesen als Zugang zum Sinn des Textes . . . . . LI Erfahrungen mit dem Lesen und Verstehen . 1.2 Wissenschaftliches Lesen als Vergewisserung 1.3 Ein wissenschaftliches Lesemodell . . . . . . 2. Exegetische Methoden als Hilfen zum wissenschaftlichen Lesen und Verstehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Vielfalt der wissenschaftliChen Methoden und Integration der Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Verwendung von verschiedenen Methoden 3. Eigenart dieser Methodenlehre . 3.1 Inhaltliche Schwerpunkte . . . . . . . . 3.2 Leserkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Aufbau der vorliegenden Methodenlehre
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15 19 20 20 22
23 23 24 24
1. Teil: Texttheorie . . . . . . . . . . . .
27
§ 2 Text als strukturierte Größe . . . . . . . . . . . . . . . .
28
1. Der Text als strukturierte, kohärente sprachliche Äußerung LI Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Faktoren der Kohärenz von Texten . . . . . . . . . . . . 2. Das Lesemodell der strukturalistischen Betrachtungsweise
29 29 31 33
§ 3 Texte als Teil eines Kommunikationsgeschehens . .
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1. Kommunikation durch (schriftliche) Texte . . . . . . . 2. Kommunikation an hand von Texten der Vergangenheit . 2.1 Die Rolle des Verfassers . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Rezeption des Textes durch den Leser . . . . . . . . .
34 37 37 38
5
3. Lesen als Weg zur Rekonstruktion des Kommunikationsgeschehens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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§ 4 Texte als Ergebnis von Rezeption und Überarbeitung
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I. Die Entstehung der neutestamentlichen Schriften. 1.1 Die Etappen der Textentstehung . . . . . . . . . . . 1.2 Modell der Textverarbeitung . . . . . . . . . . . . . 2. Lesen als Suche nach den Spuren der Textentstehung
41 41 44 45
2. Teil: Vorbereitende Schritte der Analyse ..
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§ 5 Sicherung der Textgestalt (Textkritik) . . . . . . . . . . .
46
I. Die der Textkritik zugrundeliegende Theorie über die Entstehung von Varianten und Texttypen . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Die Entstehung von Varianten . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Die Entstehung von Handschriftenfamilien und Texttypen 1.3 Heutige Handausgaben des Neuen Testaments 2. Die Methode der Textkritik 3. Beispiele . . . . . . . . . 3.1 Eph I, I : "ev 'E
Egger, Nachfolge 159.
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dem Leser durch die Art der Formulierung eine Hilfe bieten 26. Die Überschriftenredaktion ist nicht nur als Methode der praktischen Bibelarbeit nützlich 27; auch in der eigentlichen exegetischen Arbeit hilft diese Methode, Inhalt und Aussageabsicht eines Textes zu erfassen. Die Überschriften können kerygmatisch sein, indem sie die Botschaft des Textes zusammenfassen: Jesus, das Licht der Welt (zu Joh 9), oder paränetisch (mahnend), indem sie an den Leser einen Appell richten: Entscheidung für den Menschensohn (ebenso zu Joh 9). Auch der Vergleich von Überschriften, die in Bibelausgaben einem Text gegeben werden, bietet einen ersten Zugang zum Verständnis des Textes. Diese aus der praktischen Bibelarbeit stammende Methode hilft zur Reflexion über das erste Textverständnis. Wahl des wichtigsten Verses Die Methode besteht darin, daß der Leser jenen Vers nennt, der ihm in einem Text als der wichtigste erscheint. Die Wahl ist dann zu begründen. Vergleich von verwandten Texten Durch den Vergleich von Texten wird sichtbar, wieweit verschiedene Akzente gesetzt werden, etwa beim Vergleich der Präskripte der Paulusbriefe und paralleler Texte in den synoptischen Evangelien 28. Dadurch wird der Blick geschärft, um die Aussage des zu untersuchenden Textes bzw. seiner Elemente besser zu erkennen. 2.3 Beschaffung von Zusatzinformationen Bei alten Texten sind aufgrund der zeitlichen und kulturellen Distanz zum rechten Verständnis Zusatzinformationen unumgänglich notwendig 29 • Bei biblischen Texten gilt dies wegen der Begrenztheit des uns vorliegenden Textkorpus um so mehr. Zusatzinformationen können am Anfang des wissenschaftlichen Arbeitens aus der Fachliteratur bezogen werden. Zur eigentlichen wissenschaftlichen Arbeit werden die zeitgeschichtlichen, besonders die religionsgeschichtlichen Parallelen herangezogen 30. Allerdings gilt natürlich, daß die aus dem Text erschlossene " Vgl. Egger, Überschriften als Lesehilfe. 17 Die Anleitungen zur Überschriftenredaktion lauten: "Suche zu einem biblischen Text eine Überschrift, die die Botschaft/den Appell des Textes zusammenfaßt." Zur Kontrolle können die Überschriften in einer Gruppe besprochen werden. Vgl. zur Methode: Egger, Gemeinsam Bibel lesen 35f. 28 Zum synoptischen Vergleich siehe § 12. 29 Titzmann, Strukturale Textanalyse 263-322. lO K. Müller, Die religionsgeschichtliche Methode. Erwägungen zu ihrem Verständnis und zur Praxis ihrer Vollzüge: BZ 29 (1985) 161-192.
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und nachweisbare Bedeutung durch Wissen über extratextuelle Daten weder bestätigt noch widerlegt werden kann 31.
3. Beispiele 33
3.1 Lk 4,16-30: Ort und Zeit des Heilsangebotes 34 ~, 196
Iichkeit überprüft wird. Die Frage ist nun: "Wie gelingt es, in methodisch richtiger Weise aus dem Text zurück in die Geschichte zu springen?" 6.
• Mußner, Methodologie 122. , P. Kirn, zitiert bei A. yon Brandt, Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die historischen Hilfswissenschaften (Stuttgart 1958) 58. • von Brandl, Werkzeug 66 71. • Ebd. 67 72f. 10 Obwohl für die Rückfrage nach Jesus eine eigene Methode entwickelt wurde, hat diese Methode noch nicht Eingang in die Methodenbücher gefunden. Daß es sich um eine eigenständige Methode handelt, betont F. Hahn, Methodologische überlegungen zur Rückfrage nach Jesus: K. Kertelge(Hrsg.), Rückfrage nach Jesus 11-77; bes. 27 unter Verweis auf M. Dibelius, ThR NF I (1929) 214: Damit ist "ein Feld betreten, das außerhalb der formgeschichtlichen Arbeit liegt".
~, 197
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Dabei ist neben der Eigenart der neutestamentlichen Texte als Glaubenstexte noch zu berücksichtigen, daß es sich um alte Texte handelt in denen viele zeit- und umweltbedingte Faktoren wirksam sind 11. ' . In der Forschung wurde eine Reihe von Kriterien erarbeitet, die zur Überprüfung der historischen Zuverlässigkeit von Texten herangezogen werden können. Freilich ist die Anwendung eines einzigen Kriteriums kaum ausreichend, erst die Zusammenschau der verschiedenen Kriterien erlaubt ein einigermaßen sicheres Urteil. Diese Kriterien sind: ' - Das Kriterium des Alters der Quellen . "Es. ist möglichst von alten, gesicherten Quellen auszugehen." 12 So smd ~Ie ältesten Que~len, ~ie durch Literarkritik, Form- und GattungsgeschIchte erhoben smd, m der Regel eher historisch zuverläßlich als späte redaktionelle Texte; näher zum ipsissimum verbum Jesu führen Texte, die von der Sprach form her auf einen palästinensischen Ursprungsort hinweisen 13. - Das Kriterium der mehrfachen Bezeugung Dieses Kriterium ist in der Geschichtsforschung und in vielen anderen Bereichen (etwa auch Kriminalistik) anerkannt. Es lautet: Vorfälle haben sich zugetragen, und Worte gehen auf Jesus zurück, wenn sie mehrfach bezeugt sind, d. h., wenn sie in mehreren, voneinander unabhängigen Quellen bezeugt sind, also etwa durch Mk, Logienquellen, Paulus USW. 14 • Freilich stellt die Unabhängigkeit der Quellen im Neuen Testament ein Problem dar (synoptische Fragen, Verhältnis von Joh zu den Synoptikern). Mehrfache Bezeugung liegt auch vor wenn ein Thema in verschiedenen Gattungen bezeugt ist, also in Wu~derberich ten, Gleichnissen, Logien. ~ieses Kriterium beruht auf der Überlegung, ~aß Fakten oder Worte, die von mehreren unabhängigen Quellen benchtet werden oder die sich in mehreren Gattungen niedergeschlagen haben, kaum völlig erfunden sein können. Besonders wichtig ist dieses Kriterium für die Bestimmung von Verhaltensweisen Jesu 1S und für Erzählungen: "Aus sich allein läßt sich praktisch keine Erzählung über Jesus als historisch rechtfertigen. Die Logientradition muß herangezogen werden ... " 16 Ein Beispiel für die Anwendung dieses Kriteriums ist der Rückschluß auf das Thema der Liebe Gottes zu den Sündern als Ge-
Lentzen-Deis, Kriterien 95. 12 Ebd, 94. Lambiasi, L'autenticitä 175; vgL besonders die Arbeiten von J. Jeremias, etwa: Theologie des Neuen Testaments. 14 Latourelle, A Gesu 249-252; Lambiasi. L'autenticitä 141-153. " Mußner, Methodologie 135. 16 Lentzen-Deis. Kriterien 101. 11
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genstand von Jesu Verkündigung und Wirken 17: Dieses Motiv. ist !n einem Gleichnis bezeugt (Lk 15,11-32: vom v7rlorenen Sohn), m eme~ Streitgespräch (Mt 21,28-32: "Zöllner und Dirnen kommen vor.euc? m die Gottesherrschaft"), in einem Wunderbericht (Mk 2, 1-12), m emer Berufungsgeschichte (Mk 2, 13-17). Da dieses Thema in versch~ed7nen Gattungen und auch noch in verschiedenen alten Quellen bezeugt Ist, Ist es wahrscheinlich als authentischerTeil der Verkündigung J esu anzusehen. • _ Das Kriterium der Analogielosigkeit 18 Ein Faktum oder ein Wort Jesu ist authentisch, wenn es weder auf die Auffassungen des sonstigen Judentums noch auf die Auffassungen der ersten christlichen Gemeinde zurückgeführt werden kann 19. Dieses Kriterium beruht auf der Überlegung, daß die Gemeinde eher Worte Jesus in den Mund legt, die ihren eigenen Interessen entspricht. Dieses Kriterium der Analogielosigkeit (Unerfindlichkeit) beruht als.o auf dem Nachweis des Unterschiedes von Worten und VerhaltensweIsen Jesu zu Worten/Verhaltensweisen des Judentums der Zeit und der ersten Gemeinde. Der Nachteil dieses Kriteriums ist, daß durch seine Anwe~-_ dung nur ein Minimum an Daten erhoben wer?en ka~n. ~eis~iel für die Anwendung dieses Kriteriums ist der Nachweis der emZlgartlgen Autorität Jesu, die sich in den Worten: "Ich aber sage euch" ausdrückt 20, und bei der Berufung seiner JÜnger 21 • - Das Kriterium der Kontinuität und Kohärenz 22 Unter bestimmten Bedingungen kann, ausgehend von dem durch die Kriterien der mehrfachen Bezeugung und der Analogielosigkeit festgestellten Jesusgut, auf weiteres authentisches Jesusgut geschlossen .werden. Wenn nämlich Worte oder Taten Jesu eng mit dem aufgrund dieser Kriterien erschlossenen authentischen Gut verknüpft sind (aufgrund von literarkritischen, gattungsgeschichtlichen u. a. Zusamme~hängen), kann auch dieses Gut als authentisch angesehen werden. In diesem Zusammenhang ist auch die Umwelt Jesu zu berücksichtigen: Di.e Umw~lt wirkt auf Wort und Wirken Jesu ein; in manchen Belangen stimmt sem Wirken mit dem damals üblichen überein, in anderen Belangen ist sein Wirken und Verhalten neu. Die Kenntnisse aus Archäologie, Judaistik usw. helfen, das Bild genauer zu fassen.
17 Zum folgenden: Lambiasi, L'autenticitä 145 (unter Verweis auf H.K. McArthur: W. Trilling). ' 11 Lentzen-Deis, Kriterien 97-99; Lambiasi, L'autenticitä 155-164. 19 Latourelle, A 'Gesu 252. 20 Siehe oben Anm. 3. 21 Siehe unten. 22 Lentzen-Deis, Kriterien 100; Lambiasi, L'autenticitä 164-173.
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- Kriterium des hinreichenden Grundes Als historisch ist ein Faktum oder ein Sachverhalt anzusehen wenn o.hne ~nahme der Tatsächlichkeit eine Reihe anderer Sachv~rhalte sIch DIcht erklären läßt 23. . Insgesamt gilt: Anhand de~ Kriterie~ der Historizität läßt sich ein geWIsser Gesamtrahmen und 10 etwa em Gesamtbild des historischen Jes.us ~ntwe.rfen 24. In manchen Fällen gelingt ein Beweis anhand dieser K?tenen DIcht. In solchen Fällen ist Nicht-Beweisbarkeit nicht mit NIcht-!atsächlichkeit gleichzusetzen. Der Weg vom Text zum Ereignis setzt eme sehr große Kenntnis der Umwelt Jesu voraus.
zu~ä~ni~nfassti1i~ (J~~ft~~ßtitH!undArbeitshinweise ~ie ~ückfrage nach den historischen Fakten beruht immer auf der BerückSichtIgung mehrerer Texte. So bildet den ersten Schritt der Rückfrage die Sammlung von Texten, die mit dem gleichen Faktum dem gleichen Verhal!en oder ~inem ä~nlichen. Wort zu tun haben. Die LÖsung dieser Probleme I~t allerdlD~s nur ID AuselDandersetzung mit der diesbezüglichen SekundärItteratur moglich. Alter der Quellen Zunächst ist festzustellen, welcher Text, der ein bestimmtes Thema beha _ deIt, der älteste ist (mit Hilfe von Redaktionsgeschichte Literarkritik U:d Gattungsgeschichte). ' Vielfältige Bezeugung In 'welchen voneinander unabhängigen Quellen ist das FaktumIWort beze~gt? In welchen Textsorten/Gattungen ist die betreffende Verhaltensweise oder ein ähnlicher Ausspruch bezeugt? Analogielosigkeit Welche Stellungnahme beziehen Paralleltexte aus jüdischer Umwelt und aus den christlichen Gemeinden zu dem Faktum oder Wort, das es zu untersuchen gilt? Kontinuität nnd Kohärenz Wie fügt sich ein Wort bzw. eine Tat Jesu in den Rahmen der Umwelt und in den Gesamtrahmen des Wirkens Jesu? Kriterium des hinreichenden Grundes Wieweit läßt sich ohne die Annahme der Historizität des Berichteten die Entstehung du Textes 4'/'\-"'" '
23 Lambiasi, L'autenticitä 191-194. 2. VgI: dazu die Werke über Jesus von Nazaret und die Darstellungen der neutestamentlIchen Theologie.
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3. Beispiel: Das Motiv der Nachfolge Die Anwendung der Kriterien der Historizität zeigt, daß das Wort "Folge mir nach", mit dem Jesus bestimmte Menschen In die Nachfolge gerufen hat, zum authentischen Jesusgut gehört. Im folgenden sollen die Kriterien der Historizität nicht auf einen einzelnen Text, sondern auf das Motiv "Nachfolge" angewendet werden 25. Die Begriffsbedeutung des Motivs ist durch statistische Erhebung, Differenzierung aufgrund der Textsorten und Berücksichtigung der mit "Nachfolge" verbundenen Themen zu erarbeiten.
Verwendung des Wortes "nachfolgen" im Neuen Testament Das Zeitwort äKOA.O~Etv wird im Neuen Testament 90mal verwendet; darüber hinaus in ähnlicher Bedeutung 61tlOCl) l:PXEo~at 35mal. Der Ausdruck kommt fast ausschließlich in den Evangelien vor (4mal in der Apg; lmall Kor; 6mal Oftb), wie auch der Ausdruck "Jünger/Schüler" in 225 von 271 Fällen jenen beigelegt wird, die dem irdischen Jesus folgen. Von der Verwendung hat also das Neue Testament das Wort "nachfolgen" für die Schilderung des irdischen Wirkens Jesu reserviert. Der Imperativ "Folge mir" ist darüber hinaus noch ein Kennzeichen der Sprechweise Jesu 26. Das Wort kann das physische Hergehen hinter einer Person bedeuten; in der Mehrzahl der Fälle ist es im Neuen Testament als Terminus technicus verwendet und meint die ständige Begleitung Jesu durch die JÜnger 27 •
Textgruppen Von der Nachfolge handeln vor allem zwei Textgruppen: Berufungserzählungen und Nachfolgeworte. Berufungserzählungen (Mk I, 16-20par; Mk 2, 14fpar; Mk 10,17-22 par) erzählen von einer eigentlichen Handlung und sind stereotyp aufgebaut: Am Beginn steht eine kurze erzählende Einleitung mit den Stichworten "vorbeigehen, sehen, rufen"; es folgt die Berufung in die Nachfolge mit dem Wort: "Folge mir/hinter mir her"; dann wird mit den Stichwörtern "Verlassen und Mit den diesbezüglichen Problemen der Historizität beschäftigt sich vor allem R. Riesner, Jesus als Lehrer. Eine Untersuchung zum Ursprung der Evangelien-Überlieferung (WUNT 2,7; Tübingen '1984) 408-440 (mit Literaturangaben) ; vgl. auch WElf' ger, Nachfolge als Weg zum Leben 8~9 98-107; ders., Der Ruf in die Nachfolge als Impuls für das Ordensleben : Ordensnachrichten 21 (1982) 2\5-226. Das Nachfolgemotiv wird oft als Beispiel für die Anwendung des Kriteriums der Analogielosigkeit genannt: I. de la Potterle, Come impostare il problema dei Gesu storico: CivCatt 120 (1969) H. 2855, 447~3, bes. 458; Lambiasi, L'autenticitä 221-224. 2. H. Schürmann, Die Sprache des Christus. Sprachliche Beobachtungen an den synoptischen Herrenworten: BZ 2 (\958) 54-84, bes. 105. 27 Im einzelnen Egger, Ruf 2\6f. 2>
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Nachfolgen" die Ausführung (bzw. bei Mk 10,22 die Nicht-Ausführung) des Rufes erzählt 28. In diesen Erzählungen werden die Autorität ~esu. und der be~ingungslose Gehorsam der Gerufenen betont. Die paränetlsc~e I?tentlOn der Texte ist offenkundig. Eine eigene Bearbeitung findet sIch In Lk 5,11 durch den Zusammenhang des Motivs der Nachf