BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR · ISSN 0340-7853
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BAND 59
BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR
HERAUSGEGEBE...
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BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR · ISSN 0340-7853
.
BAND 59
BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR
HERAUSGEGEBEN VON PETER WIRTH UND WILHELM GESSEL
B AND 5 9
EIN B AND DER ABTEILUNG B Y ZANTINISTIK HERAUSGEGEBEN VON PETER WIR TH
ANTON HIERSE MANN STUTT GAR T 2003
NIKEPHOROS GREGORAS
Rhomäische Geschichte HISTORIA RHOMAIKE
ÜB ERSETZT UND ERLÄUTERT VON JAN LOUIS VAN DIETEN
FÜNFTER TEIL (K APITEL XXIV,3 -XXIX )
ANTON HIER SE MANN STUTTGART 2003
ISBN 3-7772-0300-9 Printed in Germany © 2003 Anton Hiersemann, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der Übersetzung. Ohne schcriftliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses urheberrechtlich ge schützte Werk oder Teile daraus in einem photomechanischen, audiovisuellen oder sonstigen Verfahren zu vervielfältigen und zu verbreiten. Diese Genehmigungspflicht gilt ausdrücklich auch für die Verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung mittels Datenverarbeitungsanlagen oder elektronischer Kommunikationssysteme. Dieses Buch ist gedruckt auf holzfreiem, säurefreiem und alterungsbeständigem Papier. Lichtsatz in Sabon-Antiqua und Druck von Laupp & Gäbel . Satz
+
B indearbeit von G. Lachenmaier, Reutlingen. Einbandgestaltung von Alfred Finsterer t, Stuttgart.
Druck, Nehren.
INHALT
VORWORT .
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VII
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IX
ERGÄNZUNG ZUM LITERATURVERZEICHNIS
in Band I, 11, 111 und IV . EINLEITUNG .
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1
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NIKEPHOROS GREGORAS: RHOMÄISCHE GESCHICHTE (Übersetzung)
Kapitel XXIX
41 49 79 109 144 173
ANMERKUNGEN.
201
REGISTER .
409
Kapitel XXIV Kapitel XXV Kapitel XXVI Kapitel XXVII . Kapitel XXVIII.
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Bisher erschienene Bände dieser Ausgabe: Nikephoros Gregoras: Rhomäische Geschichte. Historia RomaYke. Übersetzt und erläutert von Jan Louis van Dieten. Erster Teil (Kapitel I-VII). 1973. VIII u. 339 Seiten
(
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BGL Band 4)
Zweiter Teil (Kapitel VIII-XI) in 2 Halbbänden. 1979. XIN u. 441 Seiten
(
=
BGL Bd. 8
u.
9)
Dritter Teil (Kapitel XII-XVII). 1988. X u. 438 Seiten
(=
BGL Bd. 24)
Vierter Teil (Kapitel XVIII-XXIV,2). 1994. VIII u. 370 Seiten
(
=
BGL Bd. 39)
V ORW ORT
In der Zeit, da ich mich (seit 1994) (u. a.) diesem fünften Teil meiner Gregorasübersetzung widmete, erfolgte der als Kosovokrieg bekannte Ver such, den Balkan zu befrieden. In der Zeit, die Gregoras in diesem fünften Teil seiner Rhomaike Historia behandelt, geschah vieles, was zum Unfrie den und zur dauerhaften Instabilität auf dem Balkan entscheidend beitrug. Im Loblied auf die Historiographie, das Gregoras gewissermaßen als Vor wort seinem Geschichtswerk vorausschickt (Bd. I S. 63 f.), nennt er die (auch von ihm angestrebte) 'Wahrheit' das Auge der Geschichtsschreibung und dieses Auge, das die Wahrheit und nichts als die Wahrheit sehen will, soll den Geschichtsschreiber befähigen, einen Maßstab und eine Richt schnur für die Zukunft aufzustellen: Wenn Gregoras. zu erkennen gibt, daß der erzieherische Wert der Historiographie ihn zu seiner Arbeit moti viert hat, ist das gewiß ein Gemeinplatz, den er mit vielen seiner Vorgänger in Byzanz gemein hat, aber doch wohl nicht nur das. Unsereiner, der sich etwa mit Herausgabe oder Übersetzung eines alten Geschichtsschreibers beschäftigt, macht sich wohl kaum noch Illusionen bezüglich der erziehe rischen W irkung der Historiographie auf die heutigen Gestalter der kleinen oder großen Politik. Gregoras stellt aber auch die rhetorische Frage: Was wüßte der Mensch überhaupt ohne die schriftliche Fixierung seiner Erfah rungen und seiner Vergangenheit, wer sonst als die Historiographie lehrt ihn aus dem Vergangenen das Künftige zu ahnen?! Gewiß, die Rhomaike Historia des Gregoras malt ein Bild der damals jüngsten Vergangenheit, die er selbst erlebt hatte, und vermittelt mehr als nur eine Ahnung vom Unter gang des byzantinischen Reiches, sie hat aber diesen Untergang weder verhindern noch verzögern können. Verhindert hat ihn niemand, verzögert vor allem Timur i Leng (1336-1405). Trotzdem wird der Mensch weiter versuchen müssen, aus der Vergangenheit zu lernen, d. h. er muß die Ver gangenheit der ganzen Menschheit studieren, wofür die Geschichtsschrei bung das Material bereitstellt. In diesem Sinne ist die Lektüre der Rho maike Historia des Gregoras, auch wenn der Autor sich als Literat nicht mit den großen byzantinischen Historiographen wie Prokopios, Psellos oder Niketas Choniates messen kann, eine sehr empfehlenswerte, nicht zuletzt, weil er die allzu subjektiven Memoiren des zeitgenössischen PoliVII
VORWORT
tikgestalters Johannes VI. Kantakuzenos weithin als reine Beschönigung entlarvt. Natürlich ist die Rhomaike Historia des Gregoras nur ein Miniteilchen des ganzen Mosaiks der immer weiter wachsenden Annalen der Mensch heit, aber wie groß ein Ganzes auch ist, nur das Studium aller Teilchen liefert das Bild des Ganzen. In diesem Sinne habe ich es als sinnvoll emp funden, dieser Arbeit soviel Zeit zu widmen. Immerhin wird der Überset zungstext der vollständigen Rhomaike Historia (ohne Theologie) über 900 Seiten füllen und die Fertigstellung eines einzigen Teiles dieser in Anmer kungen kommentierten Arbeit erfordert eine Stundenzahl, welche die Seitenzahl des Ganzen um ein Vielfaches übertrifft. Außer Motivation und Fleiß brauchte und brauche ich dazu vor allem die moralische Unterstützung und tatsächliche Hilfe anderer, ohne die ich dieses Werk weder angefangen hätte noch vollenden könnte. Namentlich zu danken habe ich Herrn Dr. Peter Wirth, der mich zu dieser Arbeit ver führte und sie bis heute begleitet hat, dem Verlag Anton Hiersemann, der das Unternehmen Bibliothek der griechischen Literatur schultert, Herrn Dr. Axel Dornemann, der beim Verlag diesen Teil meiner Arbeit betreut, und natürlich wieder meiner Frau für moralische Unterstützung und tat kräftige Hilfe, diesmal besonders in der Not, in die ich geriet, als ich durch einen Bedienungsfehler an meinem Olytext 20-Bildschirm-Schreibsystem mit als Drucker zugeschalteter Olympia-Schreibmaschine ca. hundert gespeicherte Din-A4-Seiten Anmerkungen in Nichts auflöste und sie, statt mit mir in Panik zu geraten, sich zur Schadensbehebung an die Schreib maschine setzte. Das war Anfang"November 1999, als kurz vor dem Mil lenniumwechsel Absturzgefahr in aller Munde war. «So war das», möchte ich mit Gregoras sagen, wie in Bd. III (1988) S. 1, als ich ca. sechzig über Jahre verschollene Seiten dieser Übersetzung wiederfand, nachdem ich sie neu übersetzt hatte. Möge es mir gelingen, den sechsten und letzten Teil ohne solche selbstverschuldete Mißgeschicke zu Ende zu bringen. Zuletzt, aber nicht am wenigsten, möchte ich hier noch meinem Schwa ger, Herrn Dipl. Ing. Hans Hollingshausen, danken, der das Register für mich auf Computer geschrieben und darin geduldig viele Nachbesserungen verarbeitet hat und durch die als Vorlage eingereichte Diskette die Druck legung erleichterte und beschleunigte. Nettetal, im September 2002
Jean Louis van Dieten
VIII
I
J
ERGÄNZUNG ZUM LITERATURVERZEICHNIS (in
Bd. I, S.301-307, Bd.lI, S. VII-XI, Bd.III, S. IX-X, Bd. IV, S. VII)
Failler: Dep.
=
Failler, Albert: La deposition du patriarche Calliste ler (13 53 ) , in: REB 3 1
(19 73 ) 5-163 . Failler: Not. chron.
=
Failler, Albert: Note sur la chronologie du regne de Jean Cantacuzene,
in: REB 3 1 (1971) 29 3 -3 02. Failler: Nouv. Not.
=
Failler, Albert: Nouvelle note sur la chronologie du regne de Jean
Cantacuzene, in: REB 3 4 (1976) 119 -124. Ph(ilippidis) -B r(aat) : Capt. Pal.
=
Philippidis-Braat, Anna: La captivite de Palamas chez les
Turcs: Dossier et Commentaire, in: Trav. Mem. 7 (19 79 ) 109 -222. Prinzing-Speck: Heptaskalon = Prinzing, Günter und Speck, Paul: (Heptaskalon) in: Studien zur Frühgeschichte Konstantinopels, hg. v. Hans-Georg Beck (Miscellanea B yzantina Monacensia 14), München 1973 , S. 196-198 mit Anm. 143 -164 auf S. 222-226. Reinsch ed. K ritobulos = Critobuli Irnbriotae Historiae rec. Dieter Roderich Reinsch (CFHB Vol. XXII Sero B erol.) Berlin-New York 19 83 . Reinsch übers. Kritobulos
=
Mehmet II. erobert Konstantinopel, Übers. usw. v. D. R. Reinsch
(Byzantinische Geschichtsschreiber XVII) , Graz Wien Köln 1986. Soulis: Serbs. and Byz.
=
Soulis,George Christos: The Serbs and Byzantium during the reign of
Tsar Stephen Dusan (13 3 1-1355) and his successors (Dumbarton Oaks Library and Col lection) Washington, D. C. 1984. Tinnefeld: K irchenpol.
=
Tinnefeid, Franz: B yzantinisch-russische Kirchenpolitik im 14. Jahr
hundert, in BZ 67 (1974) 3 59 -3 83 . de Vries: Elite
=
de Vries van der Velden, Eva: L'elite byzantine devant l'avance turque a
l'epoque de la guerre civile de 13 41-1354, Amsterdam 19 89 .
EINLEITUNG
1. NOCH NICHT DER LETZTE TEIL
Dieser fünfte Teil der Rhomaike Historia des Nikephoros Gregoras ist nicht, wie es geplant war, der letzte, sondern erst der vorletzte. Das hat drei Gründe. 1. Der Umfang des noch einzubringenden Teiles des ganzen Werkes (Kap. XXIV.3-XXIX + XXXVI-XXXVII) wuchs mit den erforderlichen Anmerkungen weit über das Maß hinaus, das ich errechnet hatte. 2. Die letzten zwei Kapitel des Werkes (XXXVI-XXXVII) weisen im überlieferten Textablauf eine Anordnung auf, die nicht auf den Autor zurückgeführt werden darf. Wir haben es hier mit nicht vom Autor geord netem Material zu tun, dessen Teile falsch zusammengesetzt wurden (s. van Dieten: Entstehung S. 26-29). Eine Rekonstruktion, wie der Autor sich die Anordnung gedacht hat, erweist sich als schwierig. Die Darlegung des Problems und die Begründung einer hypothetischen Lösung erfordern eine eigene umfangreichere Einleitung. 3. Mehrere Umstände haben dazu geführt, daß ich mit diesem fünften Teil nicht so gut vorangekommen bin, wie ich gehofft und geschätzt hatte (c'etait la vie), so daß mein inzwischen vorgerücktes Alter mir empfiehlt, das bis dato Fertiggestellte schon einmal vorzulegen. Dem Herausgeber und dem Verlag der Bibliothek der griechischen Lite ratur danke ich für das Entgegenkommen bei der Planungsänderung.
11. EINORDNUNG DIESES FÜNFTEN TEILES IN DAS GANZE WERK
1. Was vorausging. Tl. I und II.1-2 dieser Übersetzung der Rhomaike Historia enthalten die ersten elf Kapitel des Werkes, deren Inhalt die Geschichte des Rhomäer reiches von 1204-1341 bildet. Mit diesem Werk, das Greg. wohl schon vor 1330 in Angriff nahm, schloß er an Niketas Choniates an, der ein großartiges Werk über die Periode von 1118-1208 hinterlassen hat. Es 1
EINLEITUNG
ist anzunehmen, daß Greg. der Tradition der byzantinischen Geschichts schreibung folgend hauptsächlich eine Chronik seiner eigenen Zeit vorle gen wollte, aber, wie seine Vorbilder, es für erforderlich hielt, vorab den Anschluß an den letzten großen Vorgänger herzustellen. Die elf ersten Kapitel, die er vermutlich ca.1344 schon fertig hatte, aber nicht vor Mitte 1347 'veröffentlichte', waren also von Anfang an als erster Teil eines grö ßeren Werkes gedacht, und als dieser erste Teil erschien, arbeitete der Autor schon seit spätestens 1344 an der Fortsetzung (s. Bd. II S. 15-18). Daß er 1347 nach der Machtergreifung durch Ks. Joh. VI. Kantak. den ersten Teil seiner Rh. Hist. auf den Markt brachte und diesen auf die Zeit von 1204-1341 beschränkte, darf man wohl damit erklären, daß mit der politischen Entwicklung nach dem Tod des Ks. Andronikos III. Palaiologos (15. 06. 1341) für ihn eine neue Geschichtsperiode begann, die Zeit des Johannes Kantakuzenos. Tl. 3 dieser Übersetzung enthält die erste Fortsetzung des großangelegten Werkes und ist uns nur in einer einzigen selbständigen Hs. (Cod. Vatic. gr. 164) überliefert. Dieser Teil umfaßt nur sechs Kapitel, numeriert I-VI des zweiten Teiles, XII-XVII der ganzen Rh. Hist., und behandelt die Periode von 1341-1349. W ir haben hier eine eilig abgeschlossene und zur Verviel fältigung freigegebene Arbeit vor uns, die keine planmäßig abgesteckte Fortsetzung des ersten Teiles bietet. Es fehlt ein passendes Vorwort und der Umfang steht in keinem Verhältnis zu dem des ersten Teiles. Von der Materie her bringt sie kein Ereignis, das Anlaß böte, einen Punkt zu setzen und einen neuen dritten Abschnitt zu beginnen. Nur die Lebensumstände des Autors machen dieses Vorgehen verständlich. In der Zeit zwischen 1347 und 1350 wurde ihm allmählich klar, daß seine Versuche, Kantak. vom Palamismus abzubringen, erfolglos bleiben würden, und sein Urteil über diese Hauptperson in seiner Geschichte wurde unsicher und von sehr positiv immer negativer. Als er nach dem Konzil, das im Juni 1351 den Palamismus zur offiziellen Lehre der Kirche erhob, damit rechnen mußte, daß man ihn wegen seines fortgesetzten Kampfes gegen den Palamismus gefangensetzen würde, hat er es offenbar für ratsam gehalten, den zu dem Zeitpunkt fertig gesteIlten Teil der Fortsetzung seiner Rh. Hist. durch Publikation vor der Vernichtung zu retten, was ihm, wenn auch nur knapp, gelungen ist. Erneut fortgesetzt hat er dann seine Arbeit in seiner Haftzeit (Ende Juni 1351-Dezember 1354). Tl. 4 meiner Übersetzung enthält nur etwa die Hälfte dieser Fortsetzung, die zehn Kapitel umfaßt, gezählt Kap. VII2
II. Einordnung dieses fünften Teiles in das ganze Werk
XVI des zweiten Teiles bzw. Kap. XVIII-XXVII der ganzen Rh. Hist. Die sen Teil verfaßte er im Sommer 1352 und vertraute ihn gleich zur Publika tion einem Freund an, weil er befürchtete, bald hingerichtet zu werden. Dem Herausgeber der Rh. Hist. im Corpus (Parisinum) Historiae Byzanti nae (1702) Johannes Boivin folgend habe ich in dieser Fortsetzung nach Kap. XIII § 2 bzw. XXIV § 2 einen Schnitt gemacht, weil ab hier Greg. nicht mehr als direkter Augenzeuge der Zeitgeschichte auftritt, sondern nur noch wiedergibt, was ihm ein ihn fünfmal heimlich besuchender Freund berichtete (vgl. Bd. IV S. 9 f.). Von Kap. XVIII-XXIV § 2 enthalten gerade noch die § § XVIII 1-2 profane Historiographie, was danach folgt ist einem einzigen kirchengeschichtlichen und von Dogmatik beherrschten Thema gewidmet,. dem siegreichen Kampf des Gregorios Palamas und seiner Anhänger, deren unorthodoxe Mystik ein nicht-ökumenisches Kon zil im Mai/Juni 1351 zur verbindlichen Lehre für die ganze Kirche erklärte und deren fortgesetzte Bekämpfung dem Autor der Rh: Hist. dreieinhalb Jahre Hausarrest bescherte. Von Kap. XVIII.3-XXIV.2, die über das Kon zil und die unmittelbar danach von Greg. mit Palamiten geführten theo logischen Dispute referieren, ist Greg. ganz und gar vom Thema Palamis mus gefangen, erst ab Kap. XXIV. 3 kann er sich davon halbwegs befreien, als sein heimlicher Besucher Agathangelos seine Abschottung von der Außenwelt durchbricht und ihn befähigt, sich auch wieder der profanen Historiographie zu widmen. Darum habe ich den vierten Teil auf die Kap. XVIII-XXIV.2 beschränkt und eröffne mit XXIV.3 einen neuen Abschnitt (Tl. 5). 2. Was in diesem Teil vorgelegt wird W ie Greg. uns mitteilt, erhielt er in der Nacht eines Marienfestes im Herbst 1351 in seiner von der Außenwelt abgeschotteten und streng über wachten Wohnung im Chorakloster heimlichen Besuch eines ehemaligen Schülers, den er Agathangelos nennt und dessen Identität ich in § IV dieser Einleitung erörtern werde. Dieser Besuch wird ihm Anlaß zu einer neu artigen Historiographie. Direkt berichtet er ab nun im Dialog mit seinem Freund einiges über seine Haftzeit, eine Zeit der Einsamkeit und der Ent behrung, aber vor allem über die fünf Besuche seines Freundes in dieser Zeit, die das Alleinsein unterbrachen und ihn befähigten weiterhin geistig tätig zu sein, d. h. seinen zwei wichtigsten Geistesbeschäftigungen nachzu3
EINLEITUNG
gehen, der kontemporären Historiographie und der theologischen W ider legung des Palamismus. Für beides lieferte ihm Ag. das nötige Material. Eine Zugabe zu diesem Material über weltliches und kirchliches Gesche hen in der Zeit vom Juni 1351 bis Anfang Herbst 1354 bildet vieles, was Ag., der gerade von einer fast zehnjährigen 'Weltreise' heimgekommen war, in seinem Reisebericht zu erzählen weiß und Greg., der sein Werk gerne mit Gelehrsamkeit jeglicher Art befrachtet, zusätzlich verarbeitet hat. Den Erzählrahmen der Geschichtsschreibung des Greg. für die Zeit von Sommer 1351 bis Frühherbst 1354, für die Ag. sein Gewährsmann war, bilden also die nächtlichen Besuche dieses pseudonymen Freundes, deren Datierung nicht ganz unproblematisch ist. Auf diese Problematik werde ich im Paragr. IV dieser Einleitung (