BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR ISSN 0340-7853
.
BAND 33
BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR
HER AUS GEGEBE...
36 downloads
1098 Views
3MB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR ISSN 0340-7853
.
BAND 33
BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR
HER AUS GEGEBEN VON PET ER W I RT H UND W I L HE LM GESSEL
B AND 33
EIN B AND DER ABTEI LUN G BYZ ANTINIST I K HER AUS GEGEBEN VON PETER W I RT H
ANTON HIERSEMANN STUTT G A R T 1991
DEMETRIOS
KYDONES
Briefe
ÜBERSET ZT UND ER LÄUTERT VON F R AN Z T INNEFELD
ZWEI TER TEI L ( 9 1 B R IEFE, REGISTER )
ANTON HIERSEM ANN STUTT G A R T 1991
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Dcmetrius (Cydonius): Briefe / Demetrios Kydones. Übers. und er!. von Franz TinnefeId. - Sturtgart : Hiersemann.
NE: Tmnefeld, Franz Hermann [Hrsg.]; Demeuius (Cydonius): [Sammlung]
Teil 2. (91 Briefe, Register). - 1991 (Bibliothek der griechischen Literatur ; Bd. 33) ISBN 3-m2-912H NE: GT
Printed in Germany © 1991 Anton Hiersemann, Sturtgart
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der Übersetzung. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestartet, dieses urheberrechtlich ge schützte Werk oder Teile daraus in einem photomechanischen, audiovisuellen oder sonstigen Verfahren zu vervielfältigen und zu verbreiten. Diese Genehmigungspflicht gilt ausdrü.cklich auch für die Verarbeitung, Vervielfältigung oder Verbreitung mittels Datenverarbeitungsanlagen und elektronischer Kommunikationssysteme. Lichtsatz in Sabon-Antiqua und Druck von AlIgäuer Zeitungsverlag, Druckerei, Kempten. Gedruckt auf einem holz&eien, säurefreien und alterungsbeständigen Papier. Einbandgestaltung von Al&ed Finsterer, Sturtgart.
IN H A LT
EINLEITUNG .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1
1.
Auswahl und Anordnung der Briefe im zweiten Teil
1
2.
Konkordanz der Briefnummern im zweiten Teil
7
2.1 Reihenfolge nach der Zählung von R.-J. Loenertz 2.2 Reihenfolge nach der eigenen Zählung 3.
Zur Übersetzung .
4.
Zum Kommentar .
7 8 11
.
.
.
.
.
.
. .
12
DIE BRIEFE DES ZWEITEN TEILS (Nr. 0139-0229 der eigenen Zählung) .
15
ANHANG
Abkürzungsverzeichnis
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
223
Korrekturen und Nachträge zu den Bänden 1/1 und 1/2
228
Register zum zweiten Teil .
.
233
.
233
1.
Historisches Register
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
1.1 Namen (Personen, Geographisches) 1.2 Sachen 2.
.
.
233
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
238
Briefregister .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
239
2.1 Die in den Kydonesbriefen erwähnten eigenen Briefe
239
2.2 Die in den Kydonesbriefen erwähnten Briefe anderer Personen
240
3.
Register griechischer Stichwörter (Begriffe, Wendungen, Sprichwörter)
240
Literarisches Register
241
4.1 Epistolographisches .
241
4.2 Rhetorisches .
243
4.
.
.
.
4.3 Bilder in Vergleichen und Metaphern
245
4.4 Antike Namen .
.
248
4.5 Testimonien antiker Autoren
249
Grammatisches Register . .
250
5.
.
.
.
.
EIN LEITUN G
1. AUSWAHL UND ANORDNUNG DER BRIEFE IM ZWEITEN TEIL Im vorliegenden Band, der an den in zwei Halbbänden erschienenen er sten Teil (BGL
12, 1981,
und BGL
16, 1982)
anknüpft, wird die dort einge
führte Anordnung der Kydonesbriefe in annähernd chronologischer Rei henfolge beibehalten, und dies nicht nur aus Gründen der Konsequenz. Die von P. Schreiner! gegen diesen Versuch vorgebrachten Einwände sind zwar durchaus erwägenswert, zumal der hochangesehene Herausgeber der Briefe, R.-J. Loenertz, ein solches Unterfangen selbst für unmöglich erkläcr2 und deshalb darauf verzichtet hatte. Andererseits hat aber dersel
be Loenertz die Mehrzahl der Briefe in einem Index epistularum chrono logicus (Chronotaxis)3 aufgeführt und so dem Benutzer das Auffinden von Briefen einer bestimmten Epoche erleichtert. Da die Datierung der meisten Briefe ungenau ist und oft zwei oder mehrere Jahre umfaßt, kann natür lich auch die dort vorgeschlagene Reihenfolge nur als annähernd verstan den werden; bei Briefen etwa gleicher Datierung ist sie oft sogar, wenn weitere Kriterien fehlen, zufällig und willkürlich, wie Loenertz selbst be tont4• Loenertz ging also bei der Edition der Briefe von der Anordnung in den wichtigsten Handschriften aus, allerdings ohne dieser sklavisch zu folgen5, erwies aber durch die chronologischen Listen das Prinzip der zeit lichen Abfolge als nicht ganz undurchführbar und fand damit die für eine Edition einzig vertretbare Lösung. Da aber diese Edition nun einmal vor liegt, ist eine kommentierte Übersetzung, wie bereits früher von mir be merkt6, nicht zu gleicher Zurückhaltung verpflichtet. Für den, der das
1 2 3
4
Rezension in BZ76 (1983) 329f. LC I, XII. Zunächst für LC I ein vorläufiger Index chronologicus (dort S. 219), in LC 11 484-496 ein Gesamtindex für heide Bände; die Bezeichnung .Chronotaxis» findet sich dort im Ko lumnentitel.
5
LC 11, XVII. Zur Anordnung im ersten Band im wesentlichen nach Hs B: LC I, XII; zu der im zweiten Band nach Hs A: LC 11, XIII - XV. Vgl. auch weiter unten.
6
1/1,75.
1
EINLEITUNG
Briefcorpus als historische Quelle benutzen will, ist die annähernd chro nologische Anordnung eine große Erleichterung. So würde es mir z. B. wi dersinnig erscheinen, die Rhadenosbriefe, für die bereits Loenertz selbst die chronologische Abfolge rekonstruiert hatte, in einer Weise, die einer kritischen Überprüfung weitgehend standhälr7, nun doch wieder in einer der handschriftlichen Überlieferung folgenden Anordnung vorzulegen. Ähnliches gilt für zahlreiche andere Briefe. Damit soll dem Benutzer kei neswegs vorgegaukelt werden, er habe es «mit einer Art geistigem Tage buch),8 des Verfassers zu tun. Mit aller Deutlichkeit sei hier betont, daß Kydones seine Briefe nicht zur historischen Information der Nachwelt ver faßt und deshalb auch die chronologische Gliederung seiner Briefsamm lung vernachlässigt hat. Andererseits steht und fällt die Benutzbarkeit eines Briefes als historische Quelle weitgehend mit seiner richtigen Datie rung. Insofern ist es ein Mißverständnis des Rezensenten9, meine minuziö se Bemühung um.die Datierungsfrage bei jedem einzelnen der bisher kom mentierten Briefe sei eine Folge der von mir gewählten Anordnung. Viel mehr ist diese Arbeit in jedem Fall zu leisten. Man könnte höchstens einwenden, angesichts der hohen Zuverlässigkeit von R.-J. Loenertz als Historiker sei es müßig, die von ihm vorgeschlagenen Datierungen, die er - was auch nicht seine Aufgabe war - nicht im einzelnen begründet hat, zu überprüfen und gegebenenfalls modifizieren zu wollen. Ein solcher Verzicht erschiene mir aber in jedem Fall bedenklich. Zudem gelange ich in zahlreichen Fällen zu einer von Loenertz abweichenden Datierung, mag die Variante auch meist geringfügig sein. So wurde auch in diesem Band wieder die Datierungsfrage mit der gebührenden Sorgfalt berücksichtigtlO•
7 8
9
10
2
Vgl . TinnFreund 236 - 244. P. Schreiner, wie A . l , 329: " D ieses Schema . . . gaukelt einem nicht ganz sachvertrauten Benutzer vor, er habe es mit einer Art geistigem Tagebuch des Kydones zu tun .» Ebd . : "Die Datierungsbegründungen überlasten den Kommentar mit minuziösen Überle gungen , deren Gelehrsamkeit und oft auch Scharfsinn nicht verbergen können, daß der Übersetzer große Mühe hatte, sein Ziel einer chronologischen Ordnung durchzuführen. Dieses Schema bringt den Übersetzer in unnötige Zugzwänge . . . » In Wirklichkeit ist die sorgsame Begründung der Datierung jeden Briefes Prinzip und nicht eine Folge des ge wählten Anordnungsschemas. Der Rezensent bemerkt mit Recht, daß dieses Prinzip mit Mühen verbunden ist, aber mir erscheinen sie der Sache angemessen. Keine der übrigen mir bekannten Rezensionen des ersten Teils (1/1 und 1/2) , die hier nicht im einzelnen aufgezählt werden sollen, nimmt an dem Versuch der annähernd chro-
EINLEITUNG
Der vorliegende Band enthält, mit Ausnahme der sieben ersten Briefell, ausschließlich Briefe, die in der autographen Handschrift A (Vat.gr. 101) oder zumindest in deren Abschrift U (Vat.Urbin.gr. 133) überliefert sind. Alle Briefe dieser Gruppe, von denen schon einige wenige im ersten Teil übersetzt wurden, finden sich im zweiten Band der Loenertz-Edition, wel che die « Bücher» (Livres) XV I-XL nach der vom Editor gewählten Ein teilung umfaßt. Die Handschrift A bestand ursprünglich aus 28 Heften «' Manuel. Am genannten Tag wurde dieser zum Mitkaiser erhoben (BarkMan 23 ) . Gemäß LC H 488, Liste VIII und LBF I 461, A . 1 (peut-etre) schrieb Kyd. den Brief 1373/4 während seines Aufenthaltes auf Lesbos. Dagegen spricht (außer der Angabe unter OKyd) das 1/1, 30, A . 157 angeführte Argument. H. Xl : Ein Unbekannter, dem Kaiser Manuel durch einen Brief aus materieller Not half (Z. 16) . III. Hs: 0 273 " - 274', Nr. 7. IV. 1 Gestelzte Redeweise des Kaiserlobs. 2 Der Brief war wohl in einem «Theater» (vgl . Hunger I 210 f.) verlesen worden. 3 Das Wortspiel (distinctio, Lausberg, § 660) WORT (Jesus Christus)/Wort (vgl. T168, 3 l f.) findet sich z. B. auch in: Theodori Ducae Lascaris epistulae CCXVH , ed. N. Festa, Fi renze 1898, 11, ep . 8 . 4 HomIl 9,443 (Verwendung der Übersetzung von W . Schadewaldt, 1974) .
0144 - AN KALOEIDAS IN MITYLENE L: 127; OKyd: Konstantinopel; OE: Mitylene, Lesbos; wI: Mahnung des säumigen Brief schreibers unter Hinweis auf eine erwiesene Gefälligkeit (Vermittlung beim Herrscher von Lesbos) .
Ich halte dein Schweigen für ein Anzeichen, nicht von etwas Gutem, 5 sondern von zwei (möglichen) negativen (Tatsachen) . / Denn entweder
20
BRIEFE
TOl43 -0l44
hast du nicht erlangt, was du erhofft hast, und rächst dich in deinem Zorn an denen, die dich enttäuscht haben, oder weil du dich an dem Erhofften ganz prächtig sattgegessen hast, hast du nach dem früheren Unglück deine Freunde vergessen. Aber das würde deinem Charakter nicht einmal Mo mos l anhängen ! Denn starke Freundesliebe ist wie kaum etwas anderes zum Kennzeichen deiner Philosophie geworden. Es bleibt also nun das zweite zu vermuten, daß du nichts von dem erreicht hast, / wozu du ge- 10 kommen warst, und so zögerst, dein Unglück in Briefen zu beklagen. Aber auch zu dieser Annahme gibt die Einstellung des Herrschers zu mir und dir keinen Anlaß . Denn was hätte jener mir auf Bitten abgeschlagen oder dir auf Ansuchen nicht gegeben ? Ich jedenfalls bat ihn, dich zum Herrn des Gutes einzusetzen, und er hat es mir nicht nur nicht verweigert, son dern war mir auch dazu noch dankbar für meine Bitte und gestand mir brieflich, er sei vom / Gespräch mit dir so beeindruckt, daß du, wenn 15 schon nicht um meinetwillen, dann j edenfalls um deinetwillen alles von ihm bekommen könntest. So hast du uns denn durch dein Schweigen in Ratlosigkeit versetzt, und wir können uns keinen Reim auf deine Sprachlosigkeit machen. Löse uns also das Rätsel und laß nicht zu, daß wir wegen deines Schweigens noch eines Wahrsagers bedürfen ! Denn entweder erfahren wir, daß du erhalten hast, was wir wünschen, und werden dem Schwager des Kaisers für das, was dir gegeben wurde, Dank abstatten, oder / wenn wir feststellen, daß 20 er Größeres versprochen als gewährt hat, werden wir durch Tadel das bis jetzt Versäumte veranlassen. Denn mir wäre es unerträglicher als eine Schlinge, wenn du das Erhoffte nicht erlangt hättest und sinnlos und ver gebens (dort) verweilen müßtest, nicht nur weil mir2 deine Bedrängnis nicht weniger Betrübnis bringt als eigenes Ungemach, sondern auch, weil wir denen zum Gelächter werden, die weder Gott3 noch uns schonen .
i
I
I
I
K l. OKyd: Kyd. an seinem regulären Aufenthaltsort, wo er Post erwartet und erhält. D: Abfassung j edenfalls während der Regierungszeit des Francesco Gattilusio ( 1355 - 1384 ) . Weil dieser « Schwager des Kaisers» (Z. 19) genannt wird (d. h . , Ioannes' V. ) , kommt die Zeit, als Andronikos IV. in der Hauptstadt herrschte ( 1376 - 1379) wohl weniger in Frage, auch nicht die Zeit vor 1371, da Kyd. Francesco erst auf der Italienreise näher kennen lernte (I/2, 559 ) . Die Datierung erst nach der Rückkehr des Kyd. von Lesbos (1374 ) , die VI, 77 postuliert wird, ist nicht begründet. Il. BE: Kaloeidas (PLP 10551; KalekEp 78 - 83 ) , mit unbekanntem Vornamen, hatte sich nach Lesbos begeben, um dort einen Besitz (wohl Land) zu übernehmen, der ihm anschei-
21
ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
ne nd zustand. Kyd. hatte sich für ihn bei Francesco 1. verwandt, von Kaloeidas aber nichts über den Ausgang der Angelegenheit erfahren. Xl : Francesco 1. Gattilusio (l/2, 557 - 564; zur Bezeichnung « Schwager des Kaisers » , Z . 19, ebd. 558 mit A . 6 f. ) . X2 : Palamitische Gegner der Antipalamiten Kyd. und Kaloeidas (Z.24, A.3 ) . Ep: Gattilusio an Kyd. ( Z . 14) . III. Hss: d 28v - 29'; c 416v; e 205v; 1 119". Ed: KalekEp 334 f. , Nr. 8. Resümees ebd. 78 f. , 163 . IV. 1 Platonische Wendung: PIPI ta 487 a. Momos Gott des Tadels, vgl. T67,A.1O. 2 Ich würde Z.22 Elloi statt EilE (Hss) konj izieren. 3 Anspielung auf palamitische Gegner; vgl . X2. =
0145 L: 128; E: Ein Freund; wI: Dank für erhaltenes Öl.
Wisse, daß wir das Öl erhalten und benutzt haben. Dafür sind j etzt und in Zukunft nicht nur wir allein, sondern auch die dankbar, denen wir 5 einen Teil davon gegeben haben. / Denn wir meinten, mit dem Öl eines Gerechten müßten viele gesalbt werden . K III. Hss: d 27'; c 417'; e 205'; I 1 19v; n P. Ed: 1. Sakkelion, IIUtlltaxij Bt ßAWfl!,! xTj , Athen 1890, 207.
Nachgetragener Brief aus der Zeit vor der Lesbosreise 1 3 73/4
146
-
AN DEN GRO S S DOMESTIKO S
L: 168; OKyd: Konstantinopel; E: Demetrios Palaiologos; OE: Thessalonike; D: 1373 , vor September; wI: Auf die Nachricht hin, Kaiser Ioannes V. sei nach Thessalonike gereist, wen det sich Kydones, seit längerem bei diesem in Ungnade gefallen, an den einflußreichen Staatsmann mit der Bitte um Vermittlung zu seinen Gunsten. 5
Das Gerücht geht, der Kaiser sei auch zu euch geeilt, um die / Stadt zu besuchen und die Erste nach der Ersten ! mit seiner Anwesenheit zu ehren, aber auch, um bei euch dasselbe zu tun wie auch hier, also , die Gesetze gegen jeden Übergriff zu stärken, Unrecht zu vertreiben, den nur noch im Verborgenen existierenden wissenschaftlichen Studien ihre zentrale Stel lung und ihr altes Ansehen wiederzugeben, die Arme der Soldaten durch Geschenke zu stärken, Armut zu lindern, Steuern zu erlassen und allen in 22
BRIEFE TOl44 - 146
j eder Hinsicht Wohltaten, privat und öffentlich , zu erweisen. / Jedoch bleibt es kein Geheimnis, daß du bei all diesem bald sein Berater, bald sein Helfer sein, b ald sein Bemühen mit deinem Gebet unterstützen wirst, da du den Nutzen der Vaterstadt für eigenen Gewinn hältst. Ich bin aber auch überzeugt, daß du in privater Hinsicht bald glücklicher als alle sein wirst, da bei dir zuerst der alleredelste Kaiser mit den Geschenken beginnen wird . Denn niemand wird bestreiten, daß du an hervorragenden Eigen schaften alle übertriffst und niemand mehr als der Kaiser / geneigt ist, die Guten zu belohnen. Auch deine Verwandtschaft (mit dem Kaiser) wird die Geschenke noch vermehren, denn der, dessen Natur es ist, auch denen Wohltaten zu erweisen, die überhaupt nicht mit ihm verwandt sind, was wird der erst für seine nächsten Verwandten tun ? Da also all dies dem Kaiser Anlaß ist, für dich zu sorgen, wirst du gewiß nicht mehr die Reichen in Rom und Neapel bewundern, sondern anstatt unseren Landsleuten von dem zu erzählen, was es dort gibt, / wirst du uns Gelegenheit geben, bei anderen stolz deine eigenen Verhältnisse zu rühmen. Ich weiß aber, daß du deinem Reichtum nicht die Ausgänge verschließen wirst - denn du, der du j etzt zu deinem geringen Besitz alle einlädtst, wirst zweifellos wett eifern, (dasselbe zu tun,) wenn alles bei dir reichlich vorhanden ist - , son dern du wirst für alle eine offene Hand und Gesinnung haben und es er möglichen, daß ihnen alles freigebig zuteil wird. So weiß ich denn, ich würde, wenn ich selbst zugegen wäre, (noch) vor den anderen / am großen Schmaus teilhaben . Da ich aber von deinem Tisch getrennt bin, möge das geschehen, was noch verbleibt, wenn der Kaiser Gaben verteilt, du aber sie empfängst und vermittelst: Denke auch an einen Freund, den du vielfach liebtest, vielfach aber auch lobtest, mit dem du viel gemeinsam zur See gereist bist und viele Gefahren bestanden hast, mit dem zugleich du damals aber auch in deinen Hoffnungen ent täuscht wurdest2• Für diesen sprich mit dem Kaiser und überrede ihn, nicht leichtfertig / den Gründen zu glauben, mit denen man seine Taten tadelt, und nicht zu dulden, daß durch die üble Nachrede der Nichtswür digen die ehrenwerten Männer Schaden erleiden . Denn mit diesem Rat wirst du auch ihm wiederum eine Wohltat erweisen, da du ihm anstelle von schlechten Dienern gute vermittelst, und mich wirst du von den gehei men Verleumdungen befreien, mit denen ich nun bereits im zweiten Jahr bis zur Ermattung zu kämpfen habe . Du wirst aber auch nicht für einen gänzlich Verhaßten Fürsprecher sein . Denn auch der Kaiser / glaubt den 23
10
15
20
25
30
35
ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
Anklägern nicht alles, sondern da er ihren Charakter nicht verkennt, bil ligt er auch uns etwas (Gutes) zu und erweist der alten Freundschaft die Ehre, und sogar vor dieser noch der Tatsache, daß ich ihm niemals in ir gendeiner Hinsicht Anlaß zum Schaden geworden bin; darin sind alle mei ner Meinung. Wenn er also auch von deiner Zunge das wirklich Zutref fende hört, wird er j eden Verdacht aus der Seele vertreiben und mich der Gaben3 würdigen, die er zwar immer verspricht, aber noch nicht gegeben 40 hat, / ich weiß nicht, von wem gehindert. K l. OKyd: Nach Annahme von Loenertz noch Lesbos. Dafür könnte sprechen, daß Kyd. nur gerüchtweise von einer Reise des Kaisers nach Thessalonike erfahren hat. Doch ist dies in der Zeit, da Kyd . fern vom Kaiserpalast als Privatmann in Konstantinopel lebte, auch dort denkbar. Die konkrete Erwartung der kaiserlichen Gunst und Entlohnung paßt besser zu einem Aufenthalt in Konstantinopel, zum al « auch hier» (Z.6) eindeutig für Konstantinopel spricht. So hatte denn auch Loenertz in LS 11 181 noch an Konstantinopel gedacht. E: S . 112, 426 - 430; PLP 21 455. OE: Vgl . A . l . D: Die in 111, 29, A . 156 (vgl. auch 111, 77) vorgeschlagene Datierung auf 1374 basiert auf der Annahme, daß gemäß Z.33 seit dem Beginn der Ungnade bereits zwei Jahre vergangen seien . Tatsächlich aber befindet sich Kyd. « im zweiten Jahr » seitdem. Dann wäre dieser Brief früher anzusetzen, als ich damals vermutete, also noch vor der Lesbosreise, in die Zeit, als der Kaiser sich, wie auch in T109,79 bezeugt, durch Verleum dungen gegen Kyd. einnehmen ließ (Z.33 ) . Setzt man den Beginn der Ungnade mit 1/1, 27 auf etwa Anfang 1372 an, dann begann Anfang 1373 , also lange vor dem Beginn der Lesbosreise, bereits das zweite Jahr, von dem Kyd. spricht. 11. BKyd: Der Brief legt beredtes Zeugnis dafür ab, wie sehr sich Kyd. von der kaiserli chen U ngnade betroffen fühlte. Er wendet sich an den Begleiter auf der Romreise mit der Bitte um Vermittlung und beteuert, diese habe durchaus Aussicht auf Erfolg, da er beim Kai ser noch nicht ganz verhaßt sei. BE: Kyd. glaubte Anlaß zu der Annahme zu haben, daß E sich der besonderen Gunst seines kaiserlichen Verwandten erfreute. An seiner Herkunft aus Thessalonike zu zweifeln besteht kein Grund (vgl. die zurückhaltende Formulierung in 112, 429, A . l l ) , da Z . 12 die Stadt eindeutig als seine Vaterstadt bezeichnet wird. Xl : Kaiser Ioan nes V. Palaiologos. Sein Aufenthalt in Thessalonike scheint nur in diesem Brief, sonst in kei ner Quelle, bezeugt zu sein . Vgl . 111, 204, A .37; ferner T150, ZG (Verhandlungen mit dem Papst wegen Thessalonike) . III. Hss: A 138v - 139', Nr. 7; U 289' - 290', Nr. 284. IV. 1 Thessalonike ist in dieser Zeit die bedeutendste Stadt des Reiches nach Konstanti nopel. 2 Vgl . T84, BKyd. 3 Bezeichnung des geschuldeten Gehalts als «Gabe » , vgl . T117, A.9.
24
BRIEFE T146 - 147
Gruppe 2: Datierbare Briefe der Liste LC II 489, Nr. IX
147 - A N TARCHANEIOTES L: 182; OKyd: Konstantinopel ; E: Manuel ( ? ) Tarchaneiotes; OE: Thessalonike; D: Herbst 1374 Frühjahr 1375; wI: Zurückweisung der Bitte um lange, stilistisch vollendete Briefe, begründet mit der eigenen Unfähigkeit und mit mangelnder Thematik. -
Ich weiß nicht, welche Meinung über meine literarischen Äußerungen dich veranlaßt, häufige, schöne und / dazu noch lange Briefe von mir zu erbitten, was man j a sogar kaum von Demosthenes und Platon mit Recht hätte verlangen können . Denn ich bin weder ein Sack voll Worte, den man nur aufzubinden braucht, um sich aus ihm (etwas) auszuwählen, noch könnte ich, wenn mir dies ganz leichtfiele, dem Geschriebenen auch Schönheit hinzufügen, und darauf hast du es ja anscheinend abgesehen, wenn du mich in meinem Mangel an Bildung bedrängst. Zwar liebe ich auch selbst die kunstvolle Redeweise und den anmutigen Ausdruck . / Da ich mir aber meiner Schande bewußt bin, laufe ich vor mir selbst davon und eile vielmehr zu denen, die schöne Reden gestalten, wie die Liebhaber zu den Türen der Mädchen . Wenn aber auch ich selbst, der ich von ihrem Redefluß getrunken habe, darangehen möchte, etwas (davon) erklingen zu lassen, ist es gering und unbedeutend und reicht wohl nur dazu, dem Red ner bei seinen Zuhörern Tadel einzubringen . Ja wirklich, wenn du dir sol che Reden auch noch in großer Länge wünschst, wie es scheint, dann wünschst du dir Langweile . / Denn die, die schon mit kurzer Rede ihren Zuhörern auf die Nerven gehen dürften, wem würden die nicht zur Qual werden, wenn sie auch noch Länge hinzufügten ? Denn es kommt ja von der Länge kein Trost für die Schande. Vielmehr läßt sie diese noch größer werden, da sie das Schlechte nicht in der Kürze verborgen bleiben läßt. Aber anscheinend verleitet Zuneigung in hohem Maße zur Täuschung, da sie (uns) überredet, Eigenschaften des Nireus 1 bei Thersites2 zu suchen, wenn dieser nur gerade geliebt wird. Das hat auch / dir die Urteilskraft über meine Wortkunst verdorben . Denn indem du mich einschätzt, nicht wie ich bin, sondern wie du mich haben willst, glaubst du, ich hätte auch die deiner Meinung entsprechende Redekraft. 25
5
10
15
20
ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
Indessen, mein Guter, höre auf, von den Krähen die Musik der Schwä ne 3 zu erwarten, sondern fordere von denen, die sich darauf verstehen, lange und schöne Reden, von uns aber sollten dir das Wohlwollen und die 25 Wünsche für dein Wohlergehen genügen. Wenn du aber auch / Briefe be gehrst, wollen wir dir von den unsrigen solche schicken, die eher Gesin nung als kunstvolle Sprache vorzeigen . Sie aber auszudehnen und zu ver kürzen wollen wir nicht versuchen, wenn es dir (gerade) gefällt, sondern wenn die Umstände und die Gelegenheit es zulassen. Denn wenn man über nichts weitschweifig redet, ist das nichts anderes, als großes Gefasel zusammenzuschreiben. Das dürfte aber auch dir nicht zuträglich sein, denn du müßtest j a glauben, einen Schwätzer zum Freund zu haben . 30 Dennoch, wenn ich mich auch davor hüte, dir / ohne Veranlassung einen langen Brief zu schreiben, so habe ich es doch niemals für überflüs sig erachtet, die Leute, die von euch hierherkommen, mit langen Fragen aufzuhalten, sie über alles auszuforschen und es nicht zu dulden, daß sie etwas übergehen, was dich betrifft; vielmehr erfülle ich dies wie eine drin gende Pflicht. Daher glaube ich, auch Rhadenos ist schon ermattet, da er täglich aufgefordert wird, mir von dir zu erzählen. Es stehe also für die 35 langen Briefe / unser ständiges Gedenken an dich und dein Befinden. Wenn du aber immer noch willst, daß wir Schwätzer sein sollen, werde ich dir zeigen, wie du einen Redefluß wecken kannst, den du nicht einmal, wenn du willst, wirst aufhalten können 4 : Bemühe dich, Bedeutendes und der Reden Wertes zu leisten, und dann werden dir so viele Reden nicht nur von uns, sondern von allenthalben zugehen, daß du dich vielleicht schon für belästigt erklärst.
K I. OKyd: Kyd. an seinem regulären Aufenthaltsort ( ' (vgl. dazu T22, A . l ) ; ferner wird der Patriarch als « Kyr>' bezeichnet (Z.20) .
80
BRIEFE T173 - 174
2 Die in spitze Klammern gesetzte Passage ist die Übersetzung eines Konjekturvorschla ges von Loenertz, mit dem die zweifellos verderbte Stelle sinngemäß geheilt wird. Ferner be merkt Loenertz, Melitene sei vermutlich eine Frau gewesen, die sich auf Moirologia (Lieder der Totenklage) verstanden habe. 3 « Er» kann sich nicht auf den Metropoliten beziehen, weil dieser im folgenden Satz mit « Aber» eingeführt wird . Daher kann hier nur von Ioannes die Rede sein; vgl . X6. 4 Im Text steht « ihn zu hindern » . Da « ihn» sich nur auf Ioannes beziehen kann, scheint mir die Einfügung von « nicht» unumgänglich. Loenertz nimmt allerdings am überlieferten Wortlaut hier keinen Anstoß . 5 W. : em:i 1tQOC; auto t0 1tQuYlla ou Ilovov A.EYEtv, an' ouo/; A.oyU:;E0-9ai n 0-)(01..1'] . . . .
174 - A N KAI S E R ANDRONIKOS L: 154; OKyd: Konstantinopel; E: Kaiser Andronikos IV. Palaiologos; OE: Konstantino pel; D: 1377; wI: Bezugnahme auf ein Gespräch mit dem Usurpator am Vortage; entschiede ne Zurückweisung des Ansinnens, in seine Dienste zu treten; Ankündigung einer Reise zum Papst nach Rom; Versprechen, sich dort für die Belange des Reiches einzusetzen und bald zurückzukehren.
Als ich am gestrigen Tage mit dir gesprochen hatte, Kaiser, / überkam 5 mich nach der Unterredung eine sonderbare Empfindung. Denn solange du selbst sprachst, ich aber zuhörte , glaubte ich das Gesagte zu verstehen und wähnte bereits, mich an jemanden halten zu können, der mir in der besprochenen Angelegenheit nützlich sein könnte . Als du aber endetest und ich nach Hause zurückkehrte, wollte ich unterwegs das Gesagte über denken und herausfinden, worauf es wohl abzielen wolle. Es stand aber miteinander nicht im Einklang, und / (das eine) schien mir so weit vom 10 Ziel entfernt zu treffen, daß es mir geradezu unmöglich erschien, mit die sem j enes zu erreichen . Da ich es nun für unsinnig hielt, daß du so Wichti ges blindlings und aufs Geratewohl gesagt haben könntest, dachte ich noch einmal darüber nach und ging das Gehörte durch, in der Absicht, es zusammenzufassen und in der Abfolge der Worte ein Ziel zu finden. Als ich es aber oft versucht hatte und sich dennoch nichts ergab , sondern das Gesagte, j e mehr ich versuchte, es festzuhalten, desto / mehr sich entzog - 15 wie aus den Fingern rinnendes Wasser, je mehr man es zusammendrückt - , kam ich schließlich zu der Überzeugung, daß entweder ich zu der Zeit an scheinend im Schlaf jene Unterredung geführt hatte und es deshalb kein Wunder ist, wenn mich, als ich daraufhin erwachte, die Traumgesichter 81
ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
20
25
30
35
40
verließen, oder daß du im Besitz einer wunderbaren Kraft das Tun der Gaukler in deinen Reden nachahmst und den Nebel, den j ene über die Augen ausbreiten, / so über die Seele ausgießt, daß es scheint, als seien, solange du redest, deine Worte lebendig, in Bewegung und geeignet, die Zuhörer zu überzeugen, wie wenn sie etwas besagten, als bliebe aber, so bald du aufhörst, bei deinen Zuhörern nicht der geringste Eindruck zu rück. Was also deine Redekunst betrifft, so gibt es niemanden, den du nicht aus der Fassung bringen würdest, da du geradezu ein Daidalos der Worte ! bist und Reden anzubieten hast, die seinen Wundergebilden ganz ähnlich sind. / Denn jene bewegten sich sofort, wenn sie gestaltet waren, und woll ten bei denen, die sie gekauft hatten, ohne Fesseln nicht bleiben2; so ent schwindet das, was du sagst, schnell, ich-weiß-nicht-wohin und läßt deine Zuhörer mit leerem Kopf zurück. Du solltest aber gegenüber deinen Fein den, nicht bei deinen Freunden diesen Kunstgriff anwenden . Denn wenn du jene doppelt überwältigen könntest, mit Waffen und / Worten , könn test du wohl Ruhm ernten . Nach den strategischen Regeln darf man die Feinde ja auch überlisten . Mit Freunden aber auf diese Weise zu reden, sollte man als schändlich und ungerecht vermeiden, denn du darfst ihnen, wie mit Waffen, so auch nicht mit Worten Schaden zufügen; ja, du bist vielmehr nicht (einmal) ohne Tadel, wenn du ihnen nicht in j eder Hinsicht Wohltaten erweist. Da ich also in meinem Anliegen3 keine Förderung aus deinen Worten erhielt, wäre es gerecht, wenn auch ich selbst nicht / um eine Verteidigung deiner Worte bemüht wäre, sondern entweder vieles, wie es mir gerade einfällt, daherredete und meinerseits nur mit Geschwätz deine Ohren überschüttete oder durch Schweigen den Eindruck erweckte, als hätte ich gar nichts gehört. Da ich es aber für kindisch halte, mir den Anschein zu geben, als wolle ich nun mein Spiel mit dir treiben, will ich j ede Maske von den Worten abnehmen und, soweit ich es kann, dir meine Meinung ganz deutlich sagen : Ich kann einer deiner Diener wohl niemals werden, solange ich bei Verstand bin, / da es nicht einmal einen Grund gibt, der mich zu solcher Ehr losigkeit treiben könnte . Denn Geld habe ich reichlich, das durch Gottes Gnade meinen täglichen Bedürfnissen genügen kann, und ich halte es für geschmacklos, über die von allen mir erwiesene Ehre hinaus noch größere zu suchen . Die aber, die du versprichst, wird offenbar die vorhandene be einträchtigen, da sie mir unter der Bedingung der Knechtschaft gegeben 82
BRIEF
T l 74
wird. Ich werde mich auch keinesfalls überreden lassen, gegenwartlg (noch) in der Stadt zu bleiben, sondern ich werde / zum Papst nach Rom gehen . Ich schäme mich nämlich, daß ich ihm, der mich durch Gesandte und brieflich schon zweimal eingeladen hat, nicht gehorsam war, ihm, dem mehr als allen Gesetzen der Gehorsam aller wie eine Ehrengabe vor behalten ist, da seine hohe Stellung ihn fordert4 • Allerdings war er ohne dies auch schon vorher mein Freund und bewahrt mir bis jetzt seine Zu neigung; dies zeigt er, indem er privat und öffentlich mit lobender Rede meiner gedenkt. / Es wäre also undankbar, da doch ich mit Zeichen der Gunst anfangen müßte, diese nicht einmal zu erwidern und mich sogar durch seine Einladung nicht bewegen zu lassen, obwohl mich hier keinerlei gleichwertige Gründe festhalten. Zudem hat jener noch versprochen, der Sache der Rhomäer werde meine Reise zu ihm von höchstem Nutzen sein . Wenn daher ein (möglicher) Vorteil für mein Vaterland mich veran lassen könnte, hierzubleiben, so kann ich doch, wenn 'ich dorthinkomme, meinen Mitbürgern nützlicher sein. / D u solltest mich also nicht nur nicht hindern, sondern mich sogar, wenn ich bleiben wollte, darum bitten, die Abreise zu beschleunigen5 . Deswegen also werde ich gehen, wenn nicht der Tod mir zuvorkommt und meine Absicht vereitelt. Wenn ich aber die Reise unternommen, dem gemeinsamen Vater seinen Wunsch erfüllt und mich seiner Gegenwart er freut habe, die denen, die sie erfahren, unbedingt aufs höchste frommt, werde ich in die STADT zurückkehren. Denn ich liebe sie als die Schönste der Städte, / als Heimat und deshalb, weil sie eine große Zahl meiner Freunde beherbergt, die ich, wie es natürlich ist, allen Gütern vorziehen würde. Bilde dir also nicht ein, mich mit Versprechungen und Redegewalt an dieser Reise hindern zu können, sondern da sie (nun einmal) unbedingt stattfinden muß, sage es frei heraus, wenn auch du selbst von dort etwas brauchst. Denn ich selbst werde dort wie ein Freund um deine Angelegen heiten besorgt sein, und der Papst würde niemandem lieber als mir / willfahren, wenn ich ihn diesbezüglich um etwas bitte . Wenn ich aber den ERLÖSER gnädig finde und heimkehre, dann werde ich auch dir und der Stadt für die Dauer meines Lebens verbleiben und den Nutzen, den ich , wie du sagst, dir und j enen, die sich an mich wenden, bringen kann, euch in vollem Maße zukommen lassen. Ja, ich werde sogar, wenn ich zurück kehre, dem Staat nützlicher sein, da meine Reise mir größere Erfahrung in dieser Hinsicht einbringen wird . Dies sichere ich allerdings nur zu, inso83
45
50
55
60
65
ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
weit es einem Menschen möglich ist, das, was er tun wird, vorauszusagen, 70 ein Lebewesen, / das von Natur aus wie aufgrund der äußeren Gegeben
heiten vielfacher Unsicherheit unterworfen ist6 • Ich habe ausdrücklich ge sagt, was ich denke, und du wirst nicht behaupten können, auch ich hätte dir Rätselhaftes erzählt. K I. OKyd: Anspielung ZA4. OE: Der Bezug auf das am Vortage erfolgte Gespräch (ZA) setzt Anwesenheit an demselben Ort voraus. D: Der Brief setzt die Anwesenheit des Papstes (Gregors XL) in Rom voraus, muß also gemäß TIn, OE einige Zeit nach dem 17. 1. 1377 verfaßt sein, eher früher als später, da Andronikos mit seinem Vorschlag an Kyd. wohl nicht allzulange gewartet hat. 11. BKyd: Der Brief ist ein eindrucksvolles Dokument des Mutes und der Charakterfestig keit. Kyd . zögert nicht, dem Kaiser, der mit Gewalt die Macht übernommen hat und der ihm durchaus gefährlich werden könnte, das zu sagen, was er über ihn denkt, und ihm seine Dienste rundheraus zu verweigern. Die Absicht, nach Rom zu Papst Gregor Xl. zu reisen, wird zwar deutlich ausgesprochen (44 f. ) , ist aber keineswegs als einziger Grund der Absage zu verstehen . Allerdings stellt Kyd. in Aussicht, sich in Rom für Andronikos und seine Sache einzusetzen, und nach seiner Rückkehr ihm und dem Staat dank der gesammelten Erfahrun gen in besonderem Maße nützlich zu sein (52 - 54, 63 - 69 ) . Hierin mag man einen gewissen Widerspruch zur vorausgehenden entschiedenen Absage (Z.39 f. ) sehen; doch schränkt Kyd. selbst diese Perspektive wieder durch Hinweis auf die Unsicherheit alles Menschlichen ein (Z.69 f. ) , vielleicht in der Hoffnung, daß auch die Herrschaft dieses Usurpators nicht von allzu langer Dauer sein wird. BE: Der älteste Sohn Ioannes' V. ist in eindrucksvoller Weise als unklarer und verschlagener Charakter gekennzeichnet, vor allem Z . 14 f. 18 - 22.23 - 3 3 . Of fenbar hatte er gehofft, Kyd . wegen dessen länger andauernder gespannter Beziehung zu sei nem Vater um so leichter für sich gewinnen zu können, und sich in dieser Hoffnung nicht als guter Menschenkenner erwiesen . Xl : Papst Gregor Xl. (vgl . T150, X3 ) ; er hat Kyd. bereits zweimal eingeladen, einmal durch Gesandte (sc. die in T150, Xl genannten) , einmal durch einen Brief; gemeint ist das in Avignon am 1 8 . 3. 1375 aufgegebene Schreiben (vgl. lI1, 30 mit A.161; zur richtigen Datierung des Briefes s. u . , Korrekturen und Nachträge, S. 228, zu S. 30), hier ZA5 f. Über seine hier erwähnte Freundschaft z u Kyd . ( Z A 8 - 50) vgl . T150, X3 . ZG: Bis zum Tod Gregors Xl. im J. 1378 gab Kyd . die Hoffnung nicht auf, daß die Kurie Byzanz in seiner Bedrängnis durch die Türken zu Hilfe kommen könne, hier Z.52 - 54 . 64 f. Ep: S . o . , X l . III . (frz . ) .
Hss : A 154v - 155", Nr. 11; U 242'- 244', Nr. 243 . Ed: KydEpCam Nr. 24. Üb: Ebd.
IV. 1 I n PlPhdr 266e wird ein gewisser Theodoros von Byzanz a l s Aoy08ui8uAO> sprechen, aber dieser Anhaltspunkt ist doch sehr vage. Es kann durchaus ein Bleiben an einem zukünftigen Aufenthaltsort (also auch Italien) gemeint sein, und ande rerseits ist es unwahrscheinlich, daß Kyd. je plante, länger auf Lesbos zu bleiben. Allerdings könnte man I.U';VOV1:€C; auch mit « solange wir bleiben» übersetzen. Doch würde das Angebot Z.l9- 2 1 , Disypatos behilflich zu sein, besser nach Konstantinopel passen, z u mal j eder Hin weis auf den Aufenthaltsort fehlt. Ich neige daher der Auffassung zu, daß sich Kyd. bei Ab fassung des Briefes in Konstantinopel aufhielt und die Andeutung Z . 16 - 18 sich auf eine ge plante I talienreise bezieht. E: Zur Person Michaels, des dritten Sohnes Ioannes' V. , vgl. P. Schreiner, Studien zu den BPAXEA XPONIKA, München 1966, 15 1 - 155 und PLP 21 522. OE: E befindet sich in der Situation als Herrscher über « Untertanen » (Z .7) , in der er sich nach Ansicht von Kyd . bestens bewährt hat. Damit kann nur die Herrschaft in dem By zanz verbliebenen bulgarischen Gebiet um die Stadt Mesembria gemeint sein, die ihm durch ein Chrysobull seines Vaters, ausgestellt wohl im J. 1372 (vgl . dazu TinnProoim 194) , verlie hen wurde . Kyd . selbst hatte das Prooimion zu diesem Chrysobull verfaßt (Text mit Resümee des Inhalts und Kommentar: TinnProoim 191 - 195 ) . D: Terminus post quem für diesen Brief ist das Datum der Ausstellung des Chrysobulls (s. OE) , terminus ante quem der Zeitpunkt der Ermordung Michaels, gemäß SchreinChron II 3 13 f. : 1376/77. 11. Xl: Pegonites, ein wohlhabender Mann, der sich in nächster Umgebung Michaels, wohl in dessen Diensten, aufhält und dessen geistige Fähigkeiten Kyd. schätzt; er hat Kyd. gute Nachrichten über Michael gebracht ( Z A - lO) . Sein Kommen war für Kyd. wohl Anlaß für die Abfassung dieses Briefes, den er auch an Michael überbracht haben dürfte. Er ist an scheinend aus keiner anderen Quelle bekannt. X2: Disypatos ( Z .20) , der mit einem unbe kannten Auftrag Michaels am Aufenthaltsort des Kyd . weilt und dem Kyd . dabei behilflich sein soll, sonst unbekannt (vgl. PLP 5524). Vgl. auch OKyd . Ep: Loenertz (zur Stelle) vermu tet, daß die in Z.lO f. erwähnte «Weissagung» des Kyd. , Michael werde ein erfolgreiches Wir ken beschieden sein, sich in einem (nicht erhaltenen) Begleitbrief des Kyd. zu dem unter OE erwähnten Chrysobull fand. lJI . Hss: A 152" Nr. 5 ; U 23 8'" Nr. 237. IV. 1 Der Bezug von roc; EXi:A€UcrUC;, entweder auf tJ7tEQ crou 1tQUH€l oder auf AUm,€ A€lV, scheint mir nicht ganz sicher. Im ersteren Fall würde sich der Befehl des Despoten nur auf den Auftrag des Disypatos beziehen, im letzteren auf die erwartete Hilfe durch Kyd . Die Satzstellung scheint die letztere Lösung zu erfordern (wie in der Übersetzung gewählt ) , doch erscheint der Gedanke, daß Michael dem Kyd . etwas befiehlt, ein wenig überraschend. Aber wahrscheinlich ist der Begriff «befehlen » hier nicht strikt zu verstehen ; andererseits ist Mi chael immerhin Kaisersohn und «Despot » .
102
BRIEFE
TO!8 2 -0 !83
0183 L: 1 5 2 ; OKyd: Konstantinopel; E: Ein Verehrer; OE: Konstantinopel( ? ) ; D: 1373 - 13 8 1 ; wl: Kritische Zurückhaltung gegenüber beteuerter Freundschaft.
Ich glaube, nur dem Worte Gottes muß diese Ehre von allen erwiesen werden, daß es vertrauenswürdiger ist als jeder Gedanke, jedes Gefühl und j ede Erfahrung. / Die Worte der Menschen aber lasse ich zwar gelten, 5 wenn sie mit den Tatsachen übereinstimmen, sprechen diese aber eine an dere Sprache, halte ich die Worte für reines Geschwätz, würde man sie auch in den Versmaßen Homers und mit der Redegewalt eines Demosthe nes geschmückt vorbringen, und dies mit Fug und Recht. Denn das göttli che WORT ist selbst Wahrheit und ist für die anderen Dinge nicht nur ih res Wesens, sondern auch der ihnen innewohnenden / Wahrheit Ursache 10 und Ursprung ! . Menschen aber bringen ihre Gedanken in Übereinstim mung mit den Dingen und entnehmen daraus wie aus einer Ursache die Wahrheit dessen, was sie sagen2 . Zürne also nicht, wenn du versicherst, mich mehr als alle zu lieben und zu verehren und alles für mich zu tun, und dann von meiner Äußerung gegenüber Freunden hörst, ich sei von deinen Worten nicht ganz überzeugt. Glaube mir nämlich, daß dies nicht meine Stimme, sondern die der Tatsachen ist, / von denen ich selbst stets 15 den Erweis für die Wahrheit zu empfangen gewillt bin. Wenn ich also sehe, daß auch du dich mühst, durch Taten die Worte zu bestätigen, werde ich dich für deine Bereitwilligkeit loben und darauf achten , wie ich sie dir ver gelten kann . Wenn du aber die Bestätigung durch Taten nicht ' bei Kyd. vgl. T49, A . 16.
209 - AN DEN KAISER L: 218; OKyd: Konstantinopel; E: Kaiser Manuel II. Palaiologos; O E : Anatolien; D : Ca. Mai/Juni 1381; wl: Kydones, von einer Krankheit genesen, weist die Vermutung des Kaisers, es gehe ihm gut, zurück, indem er über seinen Ärger mit einem Diener und die unfreundliche Reaktion Kaiser Ioannes' V. auf den Mißerfolg seiner Gesandtschaftsreise zum türkischen Emir in Kotyaion berichtet.
Wieso dies ? Während du anderen mit Taten gefällig bis, / zeigst du den Ehrgeiz, mich nur mit Worten für glücklich zu erklären, und zählst auf, von welchen früheren Unbilden ich befreit sei und wie gut es mir nun erge he ? Jedoch macht wohl auch nicht das Freisein von Mißlichkeiten allein glücklich ; wir beurteilen j a die Glücklichen nach dem Besitz von Gütern, nicht nach dem Verlust des Gegenteiligen. Zudem werden vernünftig Denkende das Gute, das ich, wie du behauptest, j etzt genieße, teils eher im entgegengesetzten Sinne, teils aber sogar als offenes Unglück bewerten, 10 geeignet, / den Betroffenen nur Negatives zu bringen. Wie soll ich also glücklich sein, 0 Weisester der Kaiser\ weil ich von der unangenehmen Krankheit geheilt bin, die ich mit den Ärzten als schwer bezeichnete, wäh rend du damals schon über meine Schmerzen lachtest und auch j etzt nicht aufhörst, sie gering zu nennen, während du sie doch jetzt wenigstens schrecklich nennen müßtest, um mich wegen ihrer Schwere als um so glücklicher und seliger zu erweisen, wie es deine Absicht ist, da ich den / 15 j ähen Fluten des Styx 2 entrinnen konnte ? Nun bedeutet allerdings auch die Tatsache, daß ich aufhörte, für die Gesundheit des Barbaren zu beten, und mein Entschluß, dem gemeinsamen Feind niemals Gutes zu wünschen, ge radezu (so viel wie) aus der Liebe herauszufallen3 und ein Gebot zu miß achten, das du mit Recht als Hauptgebot bezeichnet hast. Somit bin ich 5
164
BRIEFE T208 - 209
jetzt, da ich aufgehört habe, für die Feinde zu beten , überführt, die Tu gend vernachlässigt zu haben. Deswegen allein aber könnte ich, auch wenn ich in anderer Hinsicht einen guten Ruf / hätte, mit Recht für unglücklich gehalten werden4 • Der Diener aber war mir schon früher unleidlich; drohte er mir doch , mich zu verlassen und in weite Fernen zu fliehen, weil ich ihm nicht er laubte, seiner Frau im Sterben beizustehen . Jetzt aber wird er mir täglich noch unleidlicher, weil er sie, was er nicht erwartet hatte, lebend antraf, von mir aber fordert, den Ärzten für sie Geld zu zahlen . So ist er um meine Pflege / wenig besorgt, ganz aber ihr verfallen, und wenn er gezwungen wird, etwas für mich zu tun, verrichtet er das Wenige mit Flüchen und Zorn . So ist auch dadurch das Übel für mich schlimmer geworden, da zu den Beschimpfungen noch der Schaden hinzukommt, es sei denn, du wür dest einwenden, ich sei nach früherer Unwissenheit nun belehrt worden, wie sehr unter Bediensteten die Männer ihren Frauen zugetan sind, und du würdest diese Erkenntnis als Wissenszuwachs bezeichnen und meinen, ich sei / dadurch gebessert worden . Wenn aber dies zutrifft, so macht doch erstens die Erkenntnis des Schlechten nicht weiser, denn diese beeinträch tigt vielmehr auch das Wissen um die erhabeneren Dinge. Sodann giltst auch du nicht als weise in Angelegenheiten der Frauen, sondern wie ich bist auch du in diesen Dingen unerfahren. Du wirst aber, glaube ich, selbst bald das Wissen haben, das ich hinzugewonnen habe; ich bin sogar über zeugt, daß du darin bereits bewandert bist. / Denn beinahe sehe ich schon, wie sich die Leute, die dich täglich umgeben, sogar beschweren, daß sie dir zuliebe Frauen verachteten und die Beherrschung von Philosophen zur Schau stellten. Wenn es also ein Glück für mich sein soll, von meinen Die nern solches zu lernen, verfügst auch du über etwas, das Anlaß geben wird, dich für höchst glücklich zu halten . So habe ich wegen keiner Last, von der ich nach deiner Meinung befreit bin, den anderen etwas an Glück voraus 5 . Aber fürwahr, selbst wenn man das Gute / in Betracht ziehen würde, durch das du mein Glück aufzuwerten versuchst, so gibt es hier noch mehr (ironisches) Gelächter und noch größeres Unglück, und wenn ich dir, indem ich die Wahrheit sage, nicht zu spotten scheine, will ich nicht zögern, dich über meine widrigen Erfahrungen aufzuklären: Der Kaiser glaubte, ich h ätte für meine Gesandtschaft 6 sogar noch Strafe verdient, weil es mir nicht gelang, den Barbaren zu dem zu überreden , was er woll-
165
20
25
30
35
40
ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
te. Er wünschte aber sogar, daß j ener uns mit Schlägen davongej agt hätte, und ist ungehalten, weil er uns wohlbehalten zurückkehren sah. So weit war ich davon entfernt, durch seine Gegenwart, wie du meinst, beglückt zu werden ! Nach einer Weile aber brauchte er meine Sprachkenntnisse7 in den Auseinandersetzungen mit den Genuesen, und so hatte ich eine Stel lung nächst dem Kaiser unter den Drohnen im Palast - du kennst ja den Gesprächsstoff der hier aufgetürmten Amphoren 8 und weißt, wie sie sich aus Untätigkeit in Bosheit üben; sie kennen / nur ein Ziel der Glückseligkeit: zur Mehrung der (eigenen) Macht mit dem Kaiser Umgang zu haben - ; damals also schien ich ihnen einer der zwölf Götter9 zu sein, wurde ich doch ständig vom Kaiser namentlich gerufen, teilte seine Verlautbarungen den anderen mit und brachte dem Kaiser ihre Äußerungen zur Kenntnis . Denn s o , wie es sich entwickelte, gab es keinen (anderen), den e r zwi schenzeitlich (als Vermittler) im wechselseitigen Umgang (mit den Ver handlungs partnern) verwendete . Daher sah es allen so aus, als sei mir die alte Stellung wiedergegeben. Ich aber rieb mich auf / und kämpfte mit Schlaflosigkeit, Hunger und Durst. Denn ich kam vor Abend nicht zum Essen, und es wurde mir erst kurz vor Sonnenaufgang gestattet, zu Bett zu gehen, obwohl meine Augenlider und meine Natur sich dagegen wehrten . Wenn ich aber (schlafen) ging, hatte ich den Fußboden als Liegestatt oder, wie die Komödie sagt, einen gewaltigen Stein, der mir als Kopfkissen dientelO• Damit hielt ich mich aufrecht, denn es war mir nicht / gestattet, meine häuslichen Bequemlichkeiten zu benutzen , mußte ich doch die gan ze Zeit an den Kaiser gekettet bleiben und die Labyrinthe der Genuesen entwirrenll. Als aber die Vereinb arung zustande kam und der Kaiser seine Widersacher willfährig sah, schien alsbald ich , der ich sie überredet hatte, die Strafe der Widersacher verwirkt zu haben . So ward mir nun statt der erwarteten, nach dem Krieg fälligen Siegespreise ein Versagern gebührender Lohn zuteil . Die Ursache dafür war, daß ich, / als mein Körper den Strapazen nachgab , eine Geringfügigkeit außer acht gelassen hatte und je manden empfahl, der auch diese werde erledigen können. So gehöre ich jetzt zu denen , die üblicherweise verachtet werden. Willst du mich also noch mit Recht glücklich nennen, der ich nach vielen Mühen auch noch geschmäht werde? Ich behaupte vielmehr, ein Unglücksmensch zu sein, nicht nur aus dem besagten Grund, sondern weil ich auch das alleinige Heilmittel in dieser Lage, dein Angesicht, vermisse; könnte ich es anblikken , ich würde mich nach / denen, die mich stechen 12 , nicht einmal umse-
45 /
50
55
60
65
70
166
BRIEF T209
hen! So sehr hat dir Gott die Seele zu einem mannigfaltigen Gut für die gestaltet, die mit ihr Umgang haben dürfen . So bedeutet für mich jetzt je des Mißgeschick weniger als j enes, von dir getrennt zu sein. Darüber werde ich nur durch das Denken an deine Rückkehr getröstet, während die anderen Dinge sogar meinen Widerwillen erregen, da die Erinnerung an dich ihre angenehmen Eigenschaften vertreibt; erweisen sich doch sogar die Bäume 1 3 und die Bücher, die mir über alles lieb sind, als zu schwach, I die Sehnsucht nach dir zu löschen . Da ich dennoch der Trauer nichts an- 75 deres entgegenzusetzen habe, habe ich mich diesen wieder ergeben, erwarte mit gespitzten Ohren die Kunde von deiner Rückkehr und bedaure die, die in die Palastangelegenheiten verstrickt sind. K 1. OKyd: Am Ort des Kaiserpalastes (Z.48 .77) . E: Der im Brieftitel genannte Kaiser kann dem herzlichen Ton des Briefes nach nur Manuel Palaiologos sein (s', vor allem Z.68 - 77 ) . OE: Manuel weilt fern der Hauptstadt, zweifellos b e i dem Barbaren, a u f den Z . l5 f . anspielt (s. X l ) , also wohl in Anatolien. D: Entscheidend für die Datierung ist die Anspielung auf den Vertrag mit den Genuesen, bei dem Kyd . maßgeblich mitwirkte (Z.46 - 6 1 ) . Am 4. 5 . 1381 wurde ein Waffenstillstand sowohl mit Andronikos IV. als auch mit den Genuesen geschlos sen (BarkMan 36) ; zu einem endgültigen Vertrag zwischen Byzanz und Genua kam es am 2. 11. 1382 (ebd. 41) . Wenn auch im vorliegenden Brief von Andronikos keine Rede ist, ist doch mit Loenertz (zu Z .47) und BarkMan 42, A . 1 l7 die Passage auf den früheren Vertrag zu beziehen, auf den in den zeitlich parallelen Briefen T211 und 213 deutlicher angespielt wird (s. u . ) . Der Brief ist also einige Zeit nach 4. 5 . 1381 verfaßt. H. BKyd: Der Brief ist für die Biographie des Kyd. von einiger Bedeutung: 1 . Er war in den ersten Monaten des Jahres 1381 von einer Krankheit befallen, die auch mit Schmerzen verbunden war. Die Anspielung darauf, daß Manuel sie nicht ganz ernst nahm, läßt eher auf psychosomatische Symptome schließen, mochte sie der Betroffene selbst auch als sehr quä lend empfinden . Inzwischen sieht Kyd . selbst das Leiden als überwunden an ( Z . 1O - 15 ) . Eine Folgeerscheinung war aber noch seine Erschöpfung nach Abschluß des Vertrages mit den Genuesen (Z.64 f. ) . 2. Kyd. ist nicht damit einverstanden, daß Manuel dem «Barbaren » (sc. Murad 1 . , vgl . X l ) Dienste leistet; so ist wohl die Verweigerung des Gebetes für diesen zu verstehen ( Z . 15 - 18 ) . 3. Das geringe Verständnis, das Kyd . für die Sorge seines Dieners um seine kranke Frau aufbringt (Z .20 - 30 ) , läßt sich nur aus der entschiedenen Ablehnung er klären, die er für Beziehungen zum anderen Geschlecht überhaupt zeigt (vgl. 1/1, 57 f. ) , be fremdet aber trotzdem, wenn man seine respektvolle Einstellung zu den ehelichen Beziehun gen seiner Freunde vergleicht (vgl . 1/1, 5 8 , A . 3 8 ) . Offenbar ist seine Bewertung menschlicher Beziehungen auch vom sozialen Stand der Betroffenen abhängig. 4. Einige Zeit vor Abschluß des Waffenstillstandes (4. 5 . 1381) wurde Kyd . von Ioannes V. als Gesandter, wohl zu Emir Süleyman Schah, nach Kütahyah (griech. Kotyaion; dieser Ort ist in der ursprünglichen Fas sung des Textes Z .26 genannt, wo nach dem Wort « Zorn» der Übersetzung ursprünglich die Bemerkung stand: « . . . , und er schreibt ganz und gar mir und Kotyaion die Krankheit seiner
167
ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
Frau zu » ) beordert, wo er anscheinend über ein Bündnis verhandeln sollte (Z .42 - 44; Quel len und Literatur zum türkischen Verhandlungspartner: l I l , 33, A .180) . Das Scheitern der Verhandlungen erregte den Zorn des Kaisers (Z.44 f. ) . Statt mit Byzanz einigte sich der Emir mit den Osmanen (lIl, ebd . ) . 5 . Trotz seiner Verstimmung über den Mißerfolg seines Ge sandten mußte loannes V. einige Zeit später wieder auf die Hilfe des Kyd . zurückgreifen, da er offenbar für die Aushandlung des Waffenstillstandes mit den Genuesen keinen Besseren finden konnte, vermutlich auch wegen der Sprachkenntnisse des Kyd. (Z.46 f. ) . Kyd. schil dert höchst eindringlich diese Zeit des zwar ehrenvollen, aber höchst aufreibenden Dienstes als Mesazon (J.IETa ßUcrtIcEU, Z .47; vgl. l/l, 14f.) im Kaiserpalast (Z.47 - 6 1 ) . Wegen eines kleinen Versehens beim Aushandeln der Vereinbarungen, bedingt durch seine physische Er schöpfung, machte sich Kyd. wieder beim Kaiser mißliebig und fiel erneut in Ungnade (Z.61 - 67) . 6. In dieser Lage gibt Kyd. seiner Zuneigung zu Manuel und seiner Sehnsucht nach ihm besonders beredten Ausdruck (Z.68 - 77) . Xl: Der «Barbar» , bei dem Manuel sich aufhält, zugleich der gemeinsame Feind ( Z . 1 5 - 17) , zweifellos Murad 1., Sultan der Osma nen, mit dem wegen seiner Hilfe gegen den Usurpator Andronikos gemeinsame Feldzüge in Anatolien vereinbart waren (vgl . T201, BE; 204, X l ) . X2: Der derzeitige Diener (OiXEH1 ' (o,av) (Z.4) läßt sogar eher vermuten, daß Kyd. noch in Konstantinopel ist. E: Vgl. 112, 557 - 564. OE: S. Brieftitel. D: Loenertz datiert auf 1382; TinnFreund 241 : am ehesten Frühj ahr/Sommer. Daß Kyd. im Frühjahr 1382 auf Lesbos war, wird auch durch T220 wahrscheinlich (s. dort, 0 ) . 1 1 . BKyd: Kyd . , der sich noch des kaiserlichen Wohlwollens erfreut (vgl. T214, BKyd ) , ist mit einer Gesandtschaft nach Mitylene in einer schwierigen Angelegenheit (s. u . , ZG) betraut worden. Durch den Brief, in dem er sich anmeldet, versucht er den Herrscher der Insel vor allem durch Beteuerung seiner aufrichtigen Gesinnung ( Z . lO - 13) und seiner Überzeugung, es gehe um eine gerechte Sache ( Z . 15 - 19 ) , zu gewinnen. Am Schluß deutet er nicht ohne drohenden Unterton an, ein Scheitern der Gesandtschaft werde für ihn selbst das Ende seiner Karriere, für Gattilusio aber den Verlust eines angenehmen Vermittlers bedeuten. Xl: Der Kaiser (Z.4) , sc. Ioannes V. ZG: Wie sich aus T219,28 H. ergibt, war Verhandlungsgegen stand die Stadt Ainos an der Mündung der Marica, die unter der Herrschaft Andronikos' IV.
196
BRIEFE T21 8 - 219
( 1376 - 1379) vermutlich an Gattilusio abgetreten wurde (vgl . 112, 564, A.33 ) , jedenfalls aber in seinen Besitz gelangte. Nun, nach Beendigung der Feindseligkeiten mit seinem Sohn, wünschte Ioannes V. die Herausgabe zu erreichen. Über den weiteren Verlauf der Angelegen heit s. u . , T219, ZG . III. Hss : A 22v - 23', Nr. fehlt (Die Briefe L241 - 243 , die in der Hs eigentlich die Num mern u' - y' 1 - 3 tragen müßten, sind ohne Nummernangabe geblieben . ) ; U 30v - 3 1', Nr. 40. IV. 1 W. : . . . EQiSCüV, mit Anspielung auf die von Platon als Sophisterei getadelte EQ t anxT] ,tXVT] , vgl. PISph 231e und 225 a - 226a . 2 Kyd. verwendet hier zur Einleitung der Protasis im irrealen kondizionalen Satzgefüge nicht die Konj unktion Ei (vgl. Schwyzer II 686) , sondern iiv ( tuv): . . . ouö' Civ �1\.)QtuxtC; . . . Errt,uHE, vielleicht in unbewußter Analogie Zllm vorausgehenden ouö' iiv . . . urrtJlElVu. =
=
219 L: 202; OKyd: Mitylene, Lesbos; E: Rhadenos; OE: Konstantinopel; D: Frühjahr 1382 ( ? ) ; wI: Rhadenos ist während der Abwesenheit des Kydones endlich, w i e seit längerem verspro
chen, n ach Konstantinopel zurückgekehrt. Kydones bedauert, ihn noch nicht sehen zu kön nen, weil die Verhandlungen mit Gattilusio sich hinziehen und er ihm andererseits rät, in Konstantinopel auf ihn zu warten, da er ihm nicht die Gefahr einer Seereise zumuten will.
Früher hätte einer von denen, die mich und dich kennen, gesagt, daß ich mich über die Maßen freuen würde, / wenn ich von deiner Rückkehr höre. 5 Nun aber ist das Gegenteil eingetreten: Du bist nach langer Zeit zu uns zurückgekehrt, ich aber, der ich den Brief mit dieser Nachricht erhalten habe, empfand nicht weniger Schmerz als damals, als du in Makedonien bliebst. Denn wenn die kommen, nach denen wir uns sehnen, und das Schicksal uns die Freude an ihnen wieder vorenthält, ist das nicht ein grö ßerer Schmerz, als wenn man dürstet und am Trinken gehindert wirdl ? Was aber die Trauer noch erhöht: Durch denselben Brief erfahre ich, daß auch du / darüber betrübt bist, uns verpaßt zu haben, zu denen du von 10 weither angereist bist. So verdoppelt sich mir das Übel, indem ich darüber trauere, daß wir uns gegenseitig verfehlt haben. Jedoch besteht der Kum mer für dich, wie du sagst, nur darin, u n s nicht zu hören 2 ; denn im übri gen gewährt die Große STADT denen, die sie besuchen, viele Annehm lichkeiten, vor allem, weil sie mit vielen Ideen der Weisheitslehrer3 und der Wissenschaften deren Liebhaber willkommen heißt. / Aber nicht nur für 15 diese Dinge allein könnte man dort viele (Leute) finden, die Anleitung ge ben\ sondern noch zahlreichere Lehrer für das, was über dem Himmel
197
UBERSETZUNG UND KOMMENTAR
20
25
30
35
40
geschieht, und diese übermitteln nicht nur dem Gehör, was dort vorgeht, sondern bieten auch den Ohren, Augen und übrigen Sinnen den Genuß all dessen dar. Wenn auch du täglich mit ihnen umgehst und Leute hast, die dir Teilnahme am (Sein) Gottes versprechens, wirst du, falls dir auch nur eine Spur von Betrübnis darüber, / daß du uns verfehltest, die Seele be schwert, leicht auch damit fertig werden . Uns aber bleibt, da uns mit dir auch die anderen vertrauten Freunde entzogen sind, (nur) der Schmerz . Zudem bedeutet der Aufenthalt bei den hiesigen Skythen den vollkomme nen Dialog6 , so unmöglich ist es, hier einen Mann zu treffen, der reines Griechisch sprichr7 , sondern man ist entweder gezwungen, sich mit einem vollkommenen Barbaren zu unterhalten , oder mit einem, der alles durch einanderbringt und für den man nicht einmal mühelos einen Dolmetscher / zur Verfügung hat. Dabei schweige ich (noch) von dem üb rigen: von der Armut, Unausstehlichkeit und Häßlichkeit des Ortes , und daß man nicht einmal Licht, Luft und die allergewöhnlichsten Dinge einfach genießen kann; denn auch diese sind noch mit tödlicher Verderbnis behaftet. Was mich aber veranlaßt, dies, was den Jammer betrifft, (noch) für leicht zu halten , ist (die Tatsache) , daß auch die Gesandtschaft und der Auftrag, mit dem der Kaiser uns hierher / gesandt hat, ohne Ergebnis zu bleiben drohen . Denn es wirkt geradezu wie eine Einladung zur Schlinge auf ihn, wenn wir um Nachgiebigkeit gegenüber dem Kaiser dessen Schwager bitten, und hätte er nicht mit Rücksicht auf die alte Freund schaft bis zu einem gewissen Grad die Verhandlungen wegen Ainos ertra gen, er hätte uns sofort im Zorn aus dem Lande vertreiben lassen, so sehr gerät er schon bei der Erwähnung einer Übereinkunft in Erregung! Mit so großen Widerwärtigkeiten also fertig zu werden, ist nicht / leicht, es ist (aber) auch nicht einfach, daraus zu entkommen, wenn man möchte. Denn es bleibt noch einiges, was der Entscheidung des Kaisers bedarf, und diese muß abgewartet werden , damit es für niemanden so aussieht, als wollten wir etwas gegen seinen Willen unternehmen. Bis wir aber über den Beschluß Bescheid haben, müssen wir zwangsläufig dasitzen und die ses Gefängnis ertragen; denn wenn man die Enge hier so bezeichnet, dürf te man den zutreffenden Namen nicht verfehlen . Diese / würde mir - das weiß ich - gewiß durch deine Anwesenheit erträglicher werden . Deshalb hätte ich Lust gehabt, dich (hierher) einzula den, um wenigstens einen Gesprächspartner zu haben und mich so in der gewohnten Umgebung zu fühlen, vielleicht aber auch , um dich durch Teil198
BRIEF T219
habe an den hiesigen Widerwärtigkeiten für deine bisherige Trägheit und Bequemlichkeit zu bestrafen . Aber ich fürchtete, dir könnte unterwegs et was zustoßen 8 und dir Schaden, mir aber Kummer, den ich nicht ertragen könnte, bringen . / Zugleich hielt ich es für eine Zumutung, dich wieder zu 45 anderen Mühen aufzufordern, bevor du den Staub der vorausgehenden Landreise abgeschüttelt hast. Bleibe also und bitte Gott, uns schneller dir und der Heimat zurückzugeben. K I. OKyd: In barbarischer Umgebung (Z.21 - 2 5 ) , zu Verhandlungen mit dem « Schwager des Kaisers» (Z.29 - 3 1 ) wegen der Stadt Ainos (Z .32) . Hier kann nur Francesco Gattilusio von Lesbos gemeint sein (vgl. X2 und ZG) . E : Ein Freund, der sein Kommen lange aufge schoben ( Z A2) und den Kyd. lange nicht gesehen hat (Z.5 f. ) ; er hielt sich vorher in Makedo nien (sc. Thessalonike) auf (Z.7) und ist ein Schüler des Kyd. ( Z . 12 und die folgenden An spielungen) . All dies deutet auf Rhadenos; vgl . die vorausgehende Korrespondenz : T206,207,21O - 212 u n d 2 1 6 . OE: D i e Große STADT ( Z . 13 ) . D : S . TinnFreund 240 f. , N r . 29 und dazu T21 8 , D . 1 1 . BKyd: Kyd. , im A uftrag Ioannes' V . wegen Verhandlungen über die Zurückgabe der Stadt Ainos in Mitylene (vgl. OKyd und T21 8 , ZG) , hat von der lange erwarteten Ankunft des Rhadenos in Konstantinopel während seiner Abwesenheit mit Bedauern erfahren (ZA10) . Nun befürchtet er, daß sich Rhadenos von anderen Gelehrten , aber auch von den Pala miten, beeinflussen läßt, und empfiehlt sie ihm ironisch als Lehrer ( Z . 15 - 2 1 ) . Mitylene er scheint ihm wegen der barbarischen Bevölkerung und wegen seiner Armut und Häßlichkeit als unliebsamer Aufenthaltsort (Z.21 - 28), zum al der Gegenstand seiner Gesandtschaft schwierig ist und er in Erwartung einer kaiserlichen Entscheidung längere Zeit dort verwei len muß (Z.28 - 39) . Er würde Rhadenos lieber bei sich sehen, rät ihm aber wegen der Gefah ren und Strapazen einer Seereise vom Besuch auf Lesbos ab ( Z .39 - 46), in der Hoffnung, bald selbst zurückzukehren ( Z A6 f. ) . BE: Zu der Frage, ob Rhadenos doch noch nach Lesbos reiste, s . TinnFreund 2 1 8. Xl: Der Kaiser, der Kyd . mit einer Gesandtschaft betraut hat (Z .29 f. ) , Ioannes V., Schwager des Francesco Gattilusio (Z.3 1 ) , identisch mit dem Kaiser, dessen Entscheidung Kyd. abzuwarten hat (Z.35 - 3 8 ) . Die Bemerkung von Loenertz zu Z .36, es sei evtl. auch an Andronikos IV. zu denken, falls dieser sich damals auf Lesbos aufgehal ten habe, erscheint abwegig. Man wird doch wohl annehmen dürfen, daß Auftrag und Ent scheidung bei derselben Person lagen. Außerdem spricht die Tatsache, daß Kyd . länger auf die Entscheidung warten mußte, dafür, daß sie zunächst aus der Hauptstadt einzuholen war. X2 : Der Schwager des Kaisers ( Z . 3 1 ) , sc. Francesco Gattil usio, der so auch sonst genannt wird: T109,13 ; 112,16; 1 1 3 , 1 8 , sc. wegen seiner Ehe mit Eirene-Maria, der Schwester des Kai sers; vgl . dazu I12, 558 mit A.6. In dem Nachtragsartikel PLP 91851 zu ihrer Person sind nun die ebd. diskutierten Überlegungen von van Dieten berücksichtigt. Trotz seiner langj ä hrigen Freundschaft mit Kyd . ( Z . 3 1 f. ; vgl . I12, 559 mit A.26) ist er in der Frage der Herausgabe von Ainos ein schwieriger Verhandlungspartner (Z.28 - 34) . ZG: Wie von Kyd. befürchtet (Z .29 f. ) , scheiterten die Verhandlungen um die Restituierung von Ainos an Byzanz tatsäch lich. Die Stadt blieb in der Hand der Gattilusi, und Francescos Bruder Niccol6 war dort spä-
199
OBERSETZUNG UND KOMMENTAR
testens seit 1384, wahrscheinlich schon zur Zeit der Verhandlungen, Statthalter (s. l/2, 559 mit A.34 und Loenertz zu Z .32, Quellen ) . Ep: Rhadenos an Kyd . ( Z . 6 ) , mit der Mitteilung seiner Ankunft in Konstantinopel ( TinnFreund 240, Nr. 28) . !Ir. Hss: A 96v - 97', Nr. 6; U 173 ' - 174\ Nr. 179. IV. 1 Anspielung auf die bekannten Qualen des Tantalos. 2 Es mag überraschen, daß hier nur vom Hören, nicht vom Sehen, die Rede ist, aber der Akzent liegt, wie der folgende Kontext zeigt, auf der Lehrer-Schüler-Beziehung. 3 W. : cro<jltcJ1:mv. Hier ist an Lehrer der praktischen Lebensweisheit aus der Beschäfti gung mit der gelehrten Literatur nach Art des Kyd. selbst zu denken. Doch ist die Bezeich nung als « Sophisten» wohl abschätzig gemeint, zumal er Rhadenos sicher nicht gern an einen von ihnen abtreten würde. 4 W. : TjYEI.lovac;, Führer. 5 In Z . 15 - 19 spielt Kyd . offenbar auf die Mystik der Hesychasten und die palamitische Lehre an. Es ist zu berücksichtigen, daß seit 1380 (vgl. PLP 1 1 648) Neilos Kerameus, « ein begeisterter Anhänger des Palamas» (H.-G. Beck, Kirche und theologische Literatur im by zantinischen Reich, München 1959, 776) Patriarch war. Der ironische Unterton ist unver kennbar. 6 W. : . . . iivnxguc; i':crn ÖWAEYEcr9at . Sarkastisch behauptet Kyd. das Gegenteil von dem, was zutrifft. 7 W. : . . . xa9agmc; EAAll viSovn . 8 Zu den von Kyd. und anderen häufig beschworenen Gefahren und Strapazen einer Seereise s. T43 , A . l . =
220
-
AN DIE LEUTE IN DER UMGEBUNG DES KAISERS NACH IHRER GEFANGENSCHAFT
L: 224; OKyd: Mitylene, Lesbos ( ? ) ; E: Leute am Hof Ioannes' V. Palaiologos; OE: Kon stantinopel ; D: Mai 1382 ( ? ) ; wl: Rückblick auf die Zeit der Gefangenschaft der Adressaten, sc. in Pera, zusammen mit der Kaiserin Helene und ihrem Vater Ioannes Kantakuzenos, an einem Jahrestag( ? ) ihrer Freilassung.
5
Wo sind denn jetzt die Widrigkeiten des vorigen Jahres: jene mehr (noch) übelriechende als finstere Höhle ! , / das Eisen, das die Füße eineng te, das Brot der Betrübnis, der mit Tränen gemischte TranP, der Barbar, der euch mit Stimme und Blick nicht weniger kränkte als bewachte, die Abwesenheit der Freunde, die Beschimpfungen und die Erwartung einer Zukunft, die stets (noch) schlimmer als die Gegenwart war ? In solcher Lage hielt euch mit Gottes Zustimmung die vergangene Zeit3 , und wegen
200
BRIEFE T219- 220
des Erlittenen seid ihr sehr betrübt, wir aber, / weil unsere Freunde dies erleben mußten . Jetzt aber sei Gott gepriesen, der euch nicht über eure Kraft versucht werden ließ4. Denn sieh, jene Wolke ist aufgelöst, an die Stelle des Gefängnisses ist die Freiheit getreten, wohin man will, zu gehen, statt der Finsternis genießt ihr ohne j ede Beeinträchtigung die Sonnen strahlen und das Licht. Der üble Geruch ist dem Duft der Baumblüten und Blumen gewichen, j ene Fesseln aber, / die euch nicht einmal das Sitzen erlaubten5 , sind (nun) nichts weiter als Spinnweben . Jetzt könnt ihr nicht nur nach Belieben frei umhergehen, sondern sogar dahineilen, nicht nur zu Fuß, sondern auch auf dem Rücken der schnellsten Pferde . Wenn wir an den Abgrund6 denken, in dem ihr gefangen wart, lachen wir, denn wir stellen uns die weiten Ebenen und die Bergeshöhen vor, und wie nichts euch einschränkt: wie ihr bald auf die Jagd geht, bald Gymnastik treibt / oder miteinander Gespräche führt, j edenfalls alles mit Freude angeht . Wie aber sieht jene (Vergangenheit) aus, die euch (nun) bei 'euren Zusammen künften großes Vergnügen bereitet ? Da erzählt einer von der Dunkelheit, der andere vom Hunger, der andere von der Kälte, der andere von der Krankheit, wieder ein anderer von der primitiven Waschgelegenheir7 , ein anderer von den Wasserquellen, die sich unter der Bettstatt ergossen, von den Wasserwogen über dem Haupt der Schlafenden und dem Schiff, das notwendig war, um von der einen Liegestatt zur anderen zu gelangen, ein anderer davon, daß er bis / j etzt nicht wisse, wegen welchen Vergehens er im Gefängnis war . Jedenfalls sei nach allem Gott Dank für die Freiheit, Fluch aber komme über die Schuldigen, und (man reagiert mit) Gelächter (darauf), wenn jemand damals aus Beklommenheit etwas Unpassendes tat oder sagte ; denn ihr alle, die ihr miteinander Gefährten in jener unglückli chen Lage wart, erzählt, wenn ihr beieinandersitzt, - wißt ihr doch alles voneinander - von der Vergangenheit, indem ihr sie ins Lächerliche zieht. Denn die Berichte von den traurigen Erlebnissen haben für die, die sie er fahren haben, nach der Überwindung sogar etwas Angenehmes, / wie, glaube ich, auch die Menschen, die in Seenot geraten sind, nach der An kunft im Hafen erzählen, wie es ihnen auf dem Meere ergangen ist. Alles aber stellt der wunderbare Kaiser in den Schatten, wenn er bei euch weilt zu persönlichem Gespräch und euch genauer fragt, wie es euch erging, aber dann selbst belehrend hinzufügt, auch das Los der Kaiser sei dem Schicksal unterworfen, über alles komme der Wandel, / und nur Gott bleibe immer derselbe7 a• Er verfügt aber (auch) über eine Redegabe, be-
201
10
15
20
25
30
35
ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
40
45
50
55
60
stens geeignet für erzählenswerte Dinge. Wenn ihr ihn über den « An emas» 8 hört, den unbegehbaren 9 unterirdischen Gang des Turmes und das unverhoffte Entrinnen, als er durch beeindruckendes RednertalentlO die Gesinnung der Barbaren änderte und sie aus Feinden zu Freunden um wandelte, staunt ihr mit Recht, haltet aber (auch) eure eigenen widrigen Erlebnisse im Vergleich zu seinen Leiden für gering, / und wenn auch nur ein kleiner Rest des alten Schmerzes euch verblieben ist, laßt ihr euch auch darüber trösten, damit eure Freude in jeder Hinsicht ungetrübt sei . Aber nicht nur durch seine Worte ermutigt euch der Kaiser, sondern nicht weni ger auch durch seine Taten : Er bewirtet euch kaiserlich und lädt euch zu einer Tafel, für die auch Zeus die « untadeligen Äthiopier » l1 verlassen hätte, um eilends daran Platz zu nehmen . Vielleicht aber / gebietet er dem Mundschenken, dem einen (oder anderen) auch mehr einzugießen, der (dann), berauscht vom Trank, etwas verlauten läßt, « was besser unausge sprochen geblieben wäre » 1 2 . Denn auch die Kaiser verfügen über eine ge wisse, durch Platon bekannte Methode, den Nüchternen durch einen Rausch die Vorsicht zu nehmen 1 3 , damit sie so ungehindert den im Inneren (verborgenen) Schatz zutage fördern und jeder sein eigener Verräter wird. Es genügt ihm aber nicht, daß seine Gäste beim Mahl es sich nur bis zur Sättigung wohl sein lassen, sondern / auch wenn sie weggehen, gibt er ei nigen Geschenke - anderen sendet er sie nach -, und das, was man er hoffen kann, ist mehr als das, was man erhält, und es ist sicherer als das, was man in der Hand hat 14• Denn nichts ist « widerrufbar, was immer » der Kaiser « mag nickend gewähren» 15 . So hat den Schmerz über die vergange nen Ereignisse in vieler Hinsicht die jetzige Freude besiegt. Und dafür sei sowohl Gott gedankt, der zu rechter Zeit den Sturm in Meeresstille verwandelte, wie auch dem Kaiser, der nicht nur die vielgerühmte / Freiheit durch sein persönliches Wagnis euch wiederschenkte, sondern auch mit (Hulderweisen), die größer waren als eure Leiden, die für ihn erlittenen Plagen belohnt. Da wir seine Gesinnung in dem erkennen, was er zu geben bereit ist, klagen wir mit Recht die Zeitläufte dafür an, was er nicht ver wirklichen kann; denn jede menschliche Kraft ist ihnen unterworfen. Bei (all) diesem wäre auch ich selbst gern zugegen; denn vielleicht könnte auch ich etwas zur Festfeier beitragen . / Nun aber « sei denn verflucht, 0 Krieg » 1 6 ! Aber nein, ich sollte danksagenl 7 , weil es den Freunden gutgeht. Es wäre aber wohl eure Schuldigkeit, mich beim Kaiser in Erinnerung zu bringen und dadurch die Abwesenheit des Freundes auszugleichen, (aber) 202
BRIEF T220
auch, wie einen Freundschaftstrunk den Brief aufzunehmen und ihm durch einen Erwiderungstrunk zu entsprechen 18 . Ich verstehe aber unter « Erinnern » nicht, daß ihr beim Trinkgelage wild durcheinanderschreit 19 . Denn dann ist das Erinnern schlechter als jede Komödie, und wenn ihr mich bei dem, was aufs Geratewohl / geredet wird, beiläufig erwähnt, 65 kommt nichts anderes dabei heraus als ein Einfall auf meine Kosten zur Steigerung des Gelächters . Ich aber möchte mir derartiges nicht von mei nen Freunden wünschen ! Vielmehr dann , wenn ihr euch selbst in der Ge walt habt und von der Zeit des Scherzens die des Ernstes klar abgrenzt, um den Kaiser in den notwendigen Angelegenheiten zu beraten, erfüllt für uns eure Pflicht und versucht den Kaiser zu unserem Wohl zu beeinflus sen, und ihr werdet euch nicht / vergeblich mühen ! Denn wie sollte der, 70 der zu seinen Kriegsgegnern gütig ist, die vernachlässigen, die ihm treu ge sonnen sind ? Dies also tut und werdet dem Kaiser nicht schlechtere Ratge ber als Nestor, sondern gebt ihm aus gerader Gesinnung die Ratschläge, die ihr vertreten könnt, und folgt in loyaler Gesinnung dem, was er gebie tet. Denn so werdet ihr nicht nur ihm, sondern auch euch selbst einen Ge fallen tun und das gebeugte Vaterland aufrichten, / eine Tat, welche unter 75 den Menschen nichts an Bedeutung übertrifft. K 1. OKyd: Gemäß Z . 5 8 - 60 befindet sich Kyd . nicht am gleichen Ort wie die Freunde, d. h . , nicht in Konstantinopel (vgl. OE) . Aufgrund seiner Stellung in der Handschrift gehört dieser Brief in die Jahre 1380- 1382. In dieser Zeit sind aus anderen Briefen des Kyd. zwei Aufenthalte außerhalb der Hauptstadt bekannt: die Gesandtschaft zum türkischen Emir von Kotyaion (s. o . , T209, BKyd, 4 . ) und die nach Lesbos (s. o . , T218 und 219) . Loenertz läßt in seiner Bemerkung zu Z . 3 die Entscheidung offen, um welche von beiden Gesandtschaften es sich handelt. Mein Hauptargument für eine größere Wahrscheinlichkeit der Abfassung in Mitylene ist das angenommene Datum des Briefes (s. u., 0). E: Die Adressaten sind gemäß dem überlieferten Brieftitel Leute in der Umgebung Ioannes' V., die sich ein Jahr zuvor in Haft befanden, und zwar, wie sich aus L222,92- 105 ergibt, zusammen mit Helene, der Gat tin Ioannes' V. , deren Vater Ioannes Kantakuzenos und deren Schwestern, sc. Maria und Theodora (vgl.NicKant 108 und 137) sowie deren Tochter (sc. Eirene, nach NicKant 138 der einzigen uns bekannten, vgl . PLP 2 1 352, wo aber L222,100 unberücksichtigt bleibt, ebenso wie bei NicKant 137; daß Ioannes V. und Helene noch eine Tochter Maria hatten, ist eher unwahrscheinlich; vgl. PLP 16 883 und 16 8 8 8 ) . Der Anlaß der Inhaftierung durch Androni kos IV. in einem Gefängnis in Pera war die Flucht Ioannes' V. und seiner Söhne aus dem Anemasturm ( s . u . , A . 8 ) im Frühsommer 1379 (BarkMan 35 ) , an der nach Ansicht des An dronikos Helene und ihr Vater eine Mitschuld hatten (L222,92; BarkMan 39) . Im vorliegen den Brief T220 ist keine der kaiserlichen Personen erwähnt, doch zeigen einige Parallelen der
203
ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
Situation, daß es sich um dieselbe Haft handeln muß (vgl. A . 1,A.6; Krankheit, Z .22 und L222,114; ferner die Tatsache, daß Ioannes V. nicht zu den Gefangenen gehörte, Z . 3 3 ; dessen Haft im Anemasturm wird von der hier beschriebenen unterschieden, Z . 3 6 - 39) . OE: Die Adressaten halten sich jetzt, aus der Haft befreit ( Z . 4 ff. ) , in der Nähe des Kaisers, sc. Ioan nes' V. , auf (Z.31 ff. ) ; die erwähnten Gastmähler (Z.42 - 49) sind nur in der Hauptstadt denk bar, trotz der Erwähnung von Ebenen, Bergeshöhen und Jagdunternehmen ( Z . 1 8 f. ) . D: Ge mäß Z.4, vielleicht auch Z.9 (vgl . dazu A.3 ) , liegen die beschriebenen Leiden der Gefangen schaft jetzt etwa ein Jahr zurück. Loenertz schließt daraus (Bemerkung zu Z . 9 ) , der Brief sei entweder zu Beginn des neuen Jahres nach der Freilassung oder an deren Jahrestag verfaßt. Die Haft endete gemäß NicKant 137 und BarkMan 39 f. im Gefolge der Übereinkunft zwi schen Ioannes V. und Andronikos im Mai 1381. Folglich ist der Brief entweder auf Anfang September 1381 (byzantinischer Neujahrstermin) oder auf Mai 1382 anzusetzen. Da die Les bosreise des Kyd . gemäß T218 , D aus den anderen Briefen nicht genauer zu datieren ist, ist von daher keine Entscheidung möglich. Doch wäre eine Gedächtnisfeier der Freilassung (Z.59) nach Jahresfrist, also Mai 1382, wahrscheinlicher. Bemerkenswert ist auch der Hin weis auf die Frühlingszeit ( Z . 14) . Jedenfalls scheint der so eingegrenzte Termin besser zu der Lesbosreise zu passen als zu der nach Kotyaion, die wohl früher stattfand (vgl. T209, D ) . Das Ganze würde dafür sprechen, daß sich Kyd. im wesentlichen i m Frühjahr 1382 auf Lesbos aufhielt. Ir. BKyd: Der Brief dokumentiert eine bemerkenswerte Unsicherheit gegenüber Kaiser Ioannes V. und zugleich eine gewisse ironische Distanz bei aller scheinbaren Lobhudelei. Die erstere zeigt sich in der Bitte, Kyd . beim Kaiser in Erinnerung zu bringen, gemischt mit der Besorgnis, dies könne bei unpassender Gelegenheit erfolgen (Z.61 - 7 1 ) , die zweite ergibt sich aus den Bemerkungen zu Ioannes V. in Z . 3 1 - 58, vor allem Z.33 f. (belehrende Attitüde des Kaisers) , Z .44 -48 (Warnung vor seiner geschickten Aushorchmethode) , Z.49 - 5 8 (ambi valentes Lob seiner Freigebigkeit) . Die Anspielung auf die eigene konkrete Situation bleibt sehr vage: Kyd. wünscht sich, bei der (Jahrestags?-)Feier der Freilassung dabeizusein und verflucht einen Kriegszustand, der ihn daran hindere (Z.58 - 60 ) . Daß hier auf den Streit um die Stadt Ainos angespielt wird (vgl . T218 , ZG) , ist jedenfalls von der Formulierung her nicht zu widerlegen . BE: Die Leiden der Adressaten in der Gefangenschaft werden ausführlich be schrieben ( Z . 4 - 9 . 1 2 - 15.21 -25); dazu kontrastierend wird ihr jetziges Leben in Freiheit aus gemalt ( Z . 1 1 - 20), verschönt durch die Annehmlichkeiten der kaiserlichen Huld ( Z .3 1 - 5 8 ) , wenn auch nicht ganz ohne Beeinträchtigung. Xl: Der Barbar, der d i e Gefangenen bewachte (Z.7), keine Einzelperson, sondern Sammelbegriff für die Gefängniswärter (wohl, in Pera, Genuesen, die Kyd. auch in T219,23 Barbaren nennt; vgl. L222,108 ) . X2: Kaiser Ioannes V. (Z.3 1 - 5 8 .61 .67 - 75 ) . Indem Kyd. ausmalt, worüber der Kaiser bei Gelegenheit der Feier sprechen könnte, kommt er auch auf dessen Gefangenschaft 1376 - 1379 und seine Flucht mit Hilfe der Barbaren (sc. Türken, BarkMan 35) zu sprechen (Z.36 - 39, vgl . A.8 und 9) . Zur Charakterisierung des Kaisers vgl . BKyd. ZC: Der Brief liefert bemerkenswerte Details zu den Realien der Gefängnissituation (Füße in Eisen, Z.5, Fesseln, die das Sitzen behindern, A.5, übler Geruch, Z . 14, Hunger, Kälte, Krankheit, Z.21 f. , hygienische Einrichtungen, A.7, von außen eindringendes Wasser, Z . 22 - 24) und des normalen Alltages der Adressaten (Rei ten, Z . 17, Jagd, sportliche Betätigung, Z . 19 f. , kaiserliche Gastmähler, Z .43 ff. , reichlicher Weingenuß bei solchen Gelegenheiten, Z.44 - 49.63 - 66, Geschenke des Kaisers für die Gä-
204
BRIEF T220
ste, Z A9 - 52, vgl. A . 15, beratende Funktion beim Kaiser, Z . 67 - 75 ) . Zu den Anspielungen auf zeitgeschichtliche Ereignisse s . o . , E, D, BKyd, X2. III. Hss : A 144v - 145" , Nr. fehlt (vgl . T202, Hss ) ; V 94' - 96', Nr. 107; B 286' - 289', Nr. 159; P 426' - 427", Nr. 44; V I (vgl . T202, Hss) 162' - 163', Nr. 8. Ed: BoissAnNov 321 324 (Nr. 34) . IV. 1 Vgl . L222,94 f. : ein Raum ohne Licht und frische Luft, der den primitivsten Be dürfnissen kaum genügt. 2 Vgl . ATPs 79,6; 101,10 LXX. 3 Loenertz geht in seiner Bemerkung zu Z . 9 (s. o . , D) anscheinend davon aus, daß Xg o vo> Oxymoron 0140, 6 (der Freundschaft über führt werden) ; 149, 7 f. (reich an Hoffnun gen statt an Geld ) ; 155, A.1 (Geschenk Sieg ohne Worte über den Briefmahner) ; 164, 16 (schwieriger als alles Unmögli che ) ; 177, 16 f. (unverschämte Bescheiden heit) ; 0184, 8 f. (erfreuen und zugleich be leidigen) ; 198, 28 f. (Verrat an Freunden für Weisheit halten) ; 203 , 78 f. (jede Freu de für freudlos halten) 217, 120 (Unmögli ches versuchen) praeteritio 0181, A.6; 214, 45 -48 Periphrase (ironische) 219, 15 - 18 (Palami ten) Polyptoton 199, 4 - 6 (fünf Wörter des =
244
Stammes VlX-, sieg-) ; 202, 29 f. (XOcr).!EtV TOV xExocrllT] xOTa, den mit Worten zie ren, der uns mit seinen Taten geschmückt hat) Prosopopoiie 211, A.5 (Konstantinopel) ; 214, 5 1 f. (Tugend) Redefiguren (crx" ).!aTa) 208 , 12 (Erwäh nung) Sarkasmus, s . Ironie Schönheit (des Stils) 0189, 10; 0 194, 16; 203 , 4 f. ; 206, 23; 0222, 37; 0229, 3 . 10; s. auch Anmut (des Stils ) ; 4 . 1 , Stil crE).!VOTT]t; 208 , 11 f. enkomiastische 1 . gehäuftes Topoi, Lob : 0189; 213; 2. Jugendlicher, der mehr, als seinem Alter entspricht, wahr heitsliebend ist 171, 15; 3. Anblick als 6 f.; 4. Lohn Lohn 0184, einziger (Kampfpreis) der Tugend 0196, 7 Überbietung (U1tEQOX" ) Vgl . die grundle gende Erläuterung in 1/1 zu T3 , A.5. Bei der folgenden Aufzählung überbietender Vergleiche ist der erstgenannte Name oder Begriff jeweils dem zweiten überle gen; der dritte nennt ggf. das tertium comparationis. Dazwischen steht jeweils ein Doppelpunkt; nach Semikolon folgt die nächste Stelle (Aufzählung nach der Abfolge der Briefe ) . 0140, 9 (Agathios, Briefpartner: Timon von Athen: Einfüh rung strenger Gesetze) ; 157, 19 (Rhade nos: eigener Sohn: Gegenstand der Zunei gung des Kyd . ) ; 157, A.3 (Demetrios Pa laiologos: antike Autoren: Stil ) ; 160, 36 f. (Kyd. in den Lobsprüchen Kaiser 10annes' V. : Platon: Charakter und Fähig keiten) ; 0179, 3 - 5 (Anklage für briefli ches Schweigen: Hilfe in Geldnot: Zei chen der Freundschaft ) ; 0181, 13 f. (Briefe : Geschenke: Gegenstand der Freude ) ; 0182, 10 (Wirklichkeit: Ruf: gute Eigen schaften) ; 0184, 7 f. (wenige Besuche aus treuer Gesinnung: viele Besuche aus Ei gennutz: positive Bewertung ) ; 0185, 39 f.
4.2 RHETORISCHES, 4.3 BILDER
(Bestechung: Atmung: Selbstverständlich keit) ; 0188, 17 (Kyd. in der Bewertung durch den Vater des anonymen Briefpart ners: alle Verwandten: Zuneigung) ; 0193 , 5 f. (die eigene Person: Freunde: verges sen) ; 0194, 28 f. (das reale Unglück: Schil derung durch Tragiker kann es nicht aus drücken) ; 0196, 6 - 9 (Ehrung: Spender der Ehrung) ; 0196, 1O f. ( Kyd . : Platon und Demosthenes: Unangemessenheit des Lo bes ) ; 0196, 20 f. (Wert eines Briefes von Kaiser Manuel für Kyd . : Wert des Geldes für Geizige ) ; 198 , 9 (