BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR ISSN 0340-7853· BAND 60
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HERAUSGEGEBEN VON...
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BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR ISSN 0340-7853· BAND 60
BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR
HERAUSGEGEBEN VON PETER WIRTH UND WILHELM GESSEL
BAND 6 0
E I N BAND DER ABTEILUNG BYZANTINISTIK HERAUSGEGEBEN VON PETER WIRTH
ANTON HIERSEMANN STUTTGART
2003
DEMETRIOS KYDONES
Briefe
ÜBERSET ZT UND ERLÄUTERT VON FRANZ TINNEFELD
VIERTER TEIL (1 08 BRIEFE, REGISTER)
\'---..../
ANTON HIERSEMANN STUTT GART 2003
ISBN 3-7772-0315-7 Printed in Germany © 2003 Anton Hiersemann, Stuttgart Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der übersetzung. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses urheberrechtlich geschü=e Werk oder Teile daraus in einem photomechanischen, audiovisuellen oder sonstigen Verfahren
zu
vervielfälti
gen und zu verbreiten. Diese Genehmigungspflicht gilt ausdrücklich auch für die Speicherung, Ver arbeitung, Vervielfältigung oder Verbreitung mittels Datenverarbeitungsanlagen und elektronischer Kommunikationssysteme. Lichtsatz in Sabon-Antiqua und Druck von AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten. Gedruckt auf einem holzfreien, säurefreien und alterungsbeständigen Papier. Bindearbeit von Großbuchbinderei Heinrich Koch, Tübingen. Einbandgestaltung vonAlfred Finsterert, Stuttgart.
INHALT
VORWORT . .
VII
EINLEITUNG.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Auswahl und Anordnung der Briefe im vierten Teil 2. Konkordanz der Briefnummem im vierten Teil 2.1
Reihenfolge nach der Zählung von R. J.
2.2
Reihenfolge nach der eigenen Zählung
. . .. .. . .
DIE BRIEFE DES VIERTEN TEILS (Nr. 342-449 der eigenen Zählung)
1 1 4 4 5
9
ANHANG
285
Abkürzungsverzeichnis Korrekturen und Nachträge zu den Bänden I, TI und m Register zum vierten Teil . . .. ... . Historisches Register .. . . . . 1.
285 290 293 293 293 300 304 304 304 304 304 305 306 306 308 308 310 310 314 317
1.1
Namen (Personen, Geographisches) .
1.2
2.
Sachen ............. . Briefregister .. ... .. . .. .
2.1
Adressaten der in den Kydonesbriefen etwähnten eigenen Briefe
2.2
Die in den Kydonesbriefen erwähnten oder zitierten Briefe anderer Personen
2.2.1
Absender von Briefen an Kydones
2.2.2
Absender von Briefen an andere Personen .
3. 4.
Griechische Stichwörter Literarisches Register
4.1
Epistolographisches
4.2
Rhetorisches
....
... .
...... .
4.2.1
Beobachtungen zum Stil des Kydones
4.2.2
Äußerungen des Kydones zu Stil und Rhetorik
4.3
Bilder in Vergleichen und Metaphern .....
4.4
Antike, biblische und frühchristliche Namen und Begriffe
4.5
Testimonien antiker und byzantinischer Autoren
\
'-
5. 6.
Grammatisches . . Moderne Autoren
319 319
Gesamtkonkordanz zu Band I IV . . . . . . . . . . . . 1. Reihenfolge nach der Zählung von R. -J. 2. Reihenfolge nach der eigenen Zählung .. . . . -
.
.
.
321 321 324
V O RW O RT
Rund 25 Jahre nach Beginn der Arbeit wird mit diesem vierten Band die kommentierte deutsche Übersetzung der 449 Kydones-Briefe abge schlossen. Die Vorbereitung dieses letzten Bandes wurde mir durch die Gewährung eines Fellowship für die Zeit von Mitte September 2000 bis Mitte Januar 2001 an der Forschungsstätte Dumbarton Oaks in Washing ton, D .C., USA erheblich erleichtert.Ich danke den Senior Fellows for Byzantine Studies in Dumbarton Oaks, mir durch Empfehlung an die Trustees for Harvard University diese Zeit ungestörter Arbeit an meinem Vorhaben ermöglicht zu haben. Insbesondere danke ich Dr.Alice-Mary Talbot, Director of Byzantine Studies in Dumbarton Oaks, für unermüdli che Hilfsbereitschaft und freundlichen Rat.Ich danke den Freunden an meinem Wohnort München, Dr.Erich Lamberz, Bearbeiter der Konzil sakten von Nikaia 787 an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, für vielfältige Hilfe, Prof.Dr. Dr. Hubert Kaufhold für aufmerksame und kritische Lektüre der Korrekturfahnen auch dieses Bandes. Im August 2002 konnte ich das Manuskript einschließlich des Register teils dem Verlag zum Druck einreichen. Für die Aufnahme der gesamten kommentierten Übersetzung in die Reihe «Bibliothek der griechischen Li teratur» möchte ich hiermit dem Herausgeber, Herrn Dr.Peter Wirth, und dem Verlag Anton Hiersemann abschließend noch einmal herzlich danken . München, im Januar 2003 Franz Tinnefeld
EINLEITUNG
1. AUSWAHL UND ANORDNUNG DER BRIEFE IM VIERTEN TEIL In diesem vierten und letzten Band einer kommentierten Übersetzung der Kydonesbriefe (frühere Bände: 111: BGL 12,1981; 112: BGL 16,1982; 11: BGL 33, 1991; m: BGL 50, 1999) werden im wesentlichen die Briefe vorgelegt, die mit Sicherheit oder vermutlich in dem Zeitraum nach der ersten Eroberung Thessalonikes durch die Osmanen (Mai 1387) und spä testens vor der zweiten Reise des Kydones nach Venedig (September 1396) entstanden sind .Wie in den vorausgehenden Bänden 11 und m sind die Briefe zu Gruppen zusammengefaßt, und es wird wieder, mit dem gleichen Vorbehalt wie in der Einleitung von Bd.m,.zwischen «datierba ren» und «nicht datierbaren» Briefen unterschieden. Was die « datierba ren» Briefe betrifft, so folge ich wieder im wesentlichen der in LC 11 484496 (Chronotaxis) vorgeschlagenen Anordnung; Abweichungen von die ser werden jeweils begründet.Die «undatierbaren » Briefe, die durch eine Null vor der Nummer gekennzeichnet sind, werden in ungefähr datier bare Gruppen zusammengefaßt und innerhalb dieser Gruppen in der von der handschriftlichen Überlieferung bestimmten Abfolge der Edition vor gelegt. Besondere Erwähnung verdienen Gruppe m und (die letzte) Gruppe VI. Die Briefe der Gruppe m (T395-0402) datierte der Heraus geber R . -J.Loenertz selbst zu verschiedenen Zeiten seines Lebens unter schiedlich, im Jahr 1947 auf 1389/90, im Jahr 1960 auf 1380...,.82. Ich versuche in einer Vorbemerkung zu Gruppe m die zuerst vorgeschlagene Datierung auf 1389/90 als die wahrscheinlichere zu begründen und ordne die Gruppe entsprechend ein.In der Gruppe der spätesten Briefe (Gruppe VI) scheinen mir erhebliche Abweichungen von der Anordnung bei Loe nertz geraten, doch muß hier auch manches unsicher bleiben. Meine Entscheidung, die Briefe - abweichend von der Edition - in einer neuen, annähernd chronologischen Zählung vorzulegen, wurde kürzlich von Georgios Makris in einer Rezension von Bd. 11 und m (BZ 93,2000,653-655) wie folgt kritisiert: «Andererseits ist kein ausrei chender (geschweige denn ein zwingender) Grund dafür ersichtlich, daß Tinnefeld die Briefe anders als die Loenertzsche Edition zählt. Dies er schwert die Verweise. Daraus, daß hier und da präzisere chronologische
1
EINLEITUNG
Daten gewonnen wurden, so wichtig oder unwichtig sie im einzelnen und insgesamt sein mögen, bedeutet nicht, daß in die Zählung der Texte in der kanonischen Edition von Loenertz eingegriffen werden durfte, zumal Loenertz die Briefe nach der Überlieferung im Autographen, nicht chro » 1 Darauf erwidere ich folgendes: Was die An nologisch angeordnet hat. ordnung der Briefe bei Loenertz betrifft, so kann sie nur zum Teil auf das Autograph zurückgehen, weil nur- die Briefe des zweiten Bandes der Edi tion (LC II) in diesem überliefert sind.Sie folgt aber auch in diesem Band nicht streng dem Autographen, sondern setzt eine von Loenertz rekon struierte ursprüngliche Anordnung der Hefte dieser Handschrift voraus, die nach seiner eigenen Angabe nur mit Einschränkung Bedeutung für die historische Abfolge der Briefe hat.Ich betone ferner, wie bereits früher, daß ich mit der von mir im wesentlichen nach Vorschlägen von Loenertz (!) durchgeführten annähernd chronologischen Anordnung dessen Entschei dung für eine stärker der überlieferung verpflichtete Abfolge der Briefe in der Edition weder kritisieren noch korrigieren wollte. Andererseits aber sehe ich meine Aufgabe als Kommentator von Brie fen, die zugleich wertvolle historische Quellen sind, auch darin, die bei einer großen Zahl der Dokumente zweifelsfrei gesicherte annähernde Da tierung für den historisch interessierten Benutzer bestmöglich zu erschlie ßen. Ich habe damit einen für mich wesentlich schwereren Weg gewählt und bin nach wie vor überzeugt, damit die richtige Entscheidung getrof fen zu haben. Hier nur ein Beispiel aus dem vorliegenden Band: Wäre es wirklich sinnvoller gewesen, den Brief T442 (= L222) an Kaiserin Helene, mit dem Kydones im Alter von fast 70 Jahren rückblickend eine Bilanz der beiderseitigen Beziehung und seines eigenen Lebens zieht, bereits ge mäß der ihm in der Edition zugewiesenen Zählung in Bd. II oder III vor zulegen? Ich kann die Frage nur verneinen. Für den Vorteil der neuen Anordnung mußte ich allerdings eine abweichende Zählung in Kauf neh men, deren Benutzung jedoch durch die Angabe der Loenertz-Nummer in den Lemmata am Briefbeginn, durch Angabe beider Nummern, wo es notwendig erschien, und durch Konkordanzen in jedem Band, ergänzt durch eine am Schluß dieses Bandes vorgelegte Gesamtkonkordanz, pro blemlos möglich ist. So muß ich Herrn Makris zwar in diesem mir wichti1 Ich weise darauf hin, daß der mißlungene Bau des letztzitierten Satzes nicht auf falscher Wiedergabe beruht.
2
EINLEITUNG
gen Punkt widersprechen, danke ihm aber ausdrücklich für einige andere kritische Beobachtungen, die ich in den Addenda et Corrigenda gern be rücksichtigt habe . Die Loenertz-Edition zählt 450 Briefnummern, während der letzte Brief im vorliegenden Band die Nummer 449 trägt.Die Abweichung erklärt sich durch die Elirninierung der Briefe L121 und 122, die nicht von Kydo nes verfaßt sind (siehe Bd. 111, 77), und durch die Einfügung des Brief traktates T81 (Bd. 112, 446 -469) nach der Edition von G.Mercati . Für die Gestaltung von Übersetzung und Kommentar verweise ich auf die Ausführungen in Bd.III 7 -9.
3
EINLEIT1JNG
2. KONKORDANZ DER BRIEFNUMMERN IM VIERTEN TEIL 2.1 Reihenfolge nach der Zählung von R.-J. Loenertz L
=
T
=
Loenertz Tmnefeld
L
T
L
T
L
T
82 84
387 392 442
375 376
364 0409
414 415
380 0418
416 417 419 420 421 422 423
222 231 232 233
395 396 397
377 379 380 381
365 359 363 357
234 236 237 238
398 399 400 401
382 383 384 385
361 368 0410 362
424
0419 0420 0421 0422 391 0423 0424 389
239 240 341 343
388 0402 0403 0404
382
425
0425 0426 393 441
0405
369 370 367 371
426 427 428
347 348
386 387 388 390 391 392
429
372 375
430 431
434 427 435
373
432 433
349 350 351 352
342 0406 343 344 345
355 356 363
346 347 348 0407 349
364 365 366
350 351 0408
367 368 369 370 371 372
352 354
353 354
373 374
4
366 353 360 355 356 358
393 394 395 396
3 74 383 381
397 398 399 401 402 403
384 0411 385 376 377
404 405 406
378 379 0412
407
0413
408 409 410 411 412
0414 0415 386
413
390 0416 0417
434 435 436 437 438
433 447 443 394 431 449 437
439
448
440 441
440 432 430 428
442 443 444 445
429 436 444
446 447 448
438 445
449 450
446 439
EINLEmJNG
2.2 Reihenfolge nach der eigenen Zählung Nummern TIL Adressat
Datum
Gruppe 1: Datierbare Briefe der Liste LC 11 494, Nr. XVI (1387/88), mit abweichender Einordnung von L390, ohne L239 Reise Manuels 342 L348 343 L350 344 L351
II. von Thessalonike nach Lesbos
Reise 345 346 347 348
Manuels L352 L353 L354 L355
H. von Lesbos nach Tenedos
Reise 349 350 351
Manuels L363 L364 L365 L367
II. nach Kleinasien
Manuels L370 L368 L372 L373 L381 L374
H. von Kleinasien nach Konstantinopel
=
Kaiser Manuel II. Palaiologos (?) Rhadenos
=
Rhadenos
=
=
=
=
=
=
=
=
352
=
Reise 353 354 355 356 357 358
=
=
=
=
=
=
Reise Manuels 359 L379 360 L371 361 L382 362 L385 363 L380 3 64 L375 365 L377 366 L369 367 L390 =
=
=
=
=
=
=
=
=
Rhadenos
Frühjahr 1 3 8 7 Sommer 1387 Sommer 1387
SommerlHerbst SommerlHerbst SommerlH�rbst SommerlHerbst
Rhadenos Rhadenos Rhadenos
1387 1387 1387 1387
Kaiser Manuel II. Palaiologos Theodoros 1. Palaiologos, Despot Kaiser Manuel II. Palaiologos
Herbst 1387 Ca. Herbst 1387 Herbst 1 3 8 7
Kaiser Manuel II. Palaiologos
Herbst 1387
Kaiser Manuel II. Kaiser Manuel II. Kaiser Manuel II. Kaiser Manuel II. Kaiser Manuel II. Kaiser Manuel II.
Palaiologos Palaiologos Palaiologos Palaiologos Palaiologos Palaiologos
Herbst 1387 Herbst 1387 Herbst 1387 Herbst 1 3 8 7 HerbstlW"mter 1 3 87/88 HerbstIWinter 13 87/88 (?)
11. von Konstantinopel nach Lemnos
Kaiser Manuel II. Palaiologos Ioannes Laskaris Kalopheros Theodoros Palaiologos, Protobesriarites
Winter 1387/88 (?) Winter 1 3 87/88 Winter 1 3 8 7/88 (?)
Maximos Chrysoberges Kaiser Manuel II. Palaiologos
WinterlFrühjahr 1 3 87/88 WinterlFrühjahr 1 3 87/88
Ein Freund in Konstantinopel Ein Freund in Konstantinopel Ein Mönch in Konstantinopel Ein Verehrer auf Letnnos
1 3 8 7/88 1387-89 (?) 1387-89 (?) 1388
5
EINLEITUNG Gruppe II: Datierbare Briefe der Liste LC II 495, Nr. XVII (1388/89), mit abweichender Einordnung der Briefe L393, 398 und 82 und Einfügung von L239 368 = L383 369 L387 370 = L388 371 = L391 372 L392 373 L394 374 L395 375 L393 376 L402 377 L403 378 L404 379 L405 380 L414 381 = L397 382 = L386 383 L396 384 L398 385 = L401 385" L401*
Kaiser Manuel 11. Palaiologos Maximos Chrysoberges Kaiser Manuel 11. Palaiologos Kaiser Manuel 11. Palaiologos Kaiser Manuel 11. Palaiologos Maximos Chrysoberges Kaiser Manuel 11. Palaiologos Kaiser Manuel 11. Palaiologos Maximos Chrysoberges Maximos Chrysoberges Ein Beamter Kaiser Manuels 11. Ein befreundetes Schwesternpaar Theodoros I. Palaiologos, Despot Kaiser Manuel 11. Palaiologos Kaiser Ioannes V. Palaiologos Kaiser Manuel 11. Palaiologos Kaiser Manuel 11. Palaiologos Kaiser Manuel 11. Palaiologos Erstfassung von T385
Reise Manuels 386 L410 387 = L82 388 = L239 389 L424 390= L411 391 L421 392= L84 393 L427 394 L435
II. von Lemnos nach Konstantinopel
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
Kaiser Manuel 11. Palaiologos Kaiser Manuel 11. Palaiologos Kaiser Manuel 11. Palaiologos Kaiser Manuel 11. Palaiologos (Notiz über einen Traum) Theodoros I. Palaiologos, Despot Kaiser Manuel 11. Palaiologos Theodoros I. Palaiologos, Despot Manuel (?) Tarchaneiotes
1388 1388 1388 1388 1388 1388 1388 1388 1388 1388 Spätherbst 1388 Herbst 1388 (?) Herbst 1388-Frühjahr 1389 Spätherbst 1388 HerbstlWinter 1388/89 (?) Bald nach 15. 6. 1389 Ca. Juli 1389 (?) Sommer 1389
Herbst 1389 (?) HerbstlWinter 1389190 (?) HerbstlWinter 1389190 (?) Herbst 1389 (?) Herbst 1389 (?) Herbst 1389 (?) HerbstlWinter 1389190 (?) Winter 1389190 (?) April 1390
Gruppe III: Hier mit späterer Datierung eingereihte Briefe der Liste LC II 490, Nr. XI (= LC II, Liber XXIII, S. 127-143, ohne L235 und 239) Vorbemerkung 395= U31 396 L232 397 U33 =
=
398 U34 399 L236 400= U37 =
=
6
zu den Briefen T395-0402 Kaiser Manuel 11. Palaiologos Theodoros Palaiologos, Protobestiarites Kaiser Ioannes V. Palaiologos Pothos Kaiser Manuel 11. Palaiologos Kaiser Manuel 11. Palaiologos
1389190 (?) Winter 1387/88 (?) 1387-1389 (?), Sommer Vor Winter 1389190 (?) HerbstlWinter 1389190 (?) 1390, vor April (?)
EINLEITUNG 401= L238 0402= L240
Kaiser Manuel II. Palaiologos Ein befreundeter Arzt
1390, vor April (?) Ca. 1389 (?)
Gruppe IV: Nicht datierbare Briefe aus LC II, Liber XXXII und XXXIV (ca. 1385-87) 0403= L341 0404= L343 0405 = L347 0406 = L349 0407 = L356 0408 = L366
Ein hoher Patriarchatsbeamter (?) Ein Bekannter Ein Adept der Mathematik Kaiser Ioannes V. Palaiologos Ein Freund Ein literarisch Gebildeter
1385-87 (?) 1386/87 (?) 1385-87 (?) 1379-86 (1385?) 1385-87 (?) 1387 (?)
Gruppe V: Nicht datierbare Briefe aus LC II, Liber XXXV-XXXVIII (ca. 1387-90) 0409 = L376 0410= L384 0411 L399 0412= L406 0413= L407 0414 L408 0415= L409 0416 = L412 0417= L413 0418 = L415 0419 = L416 0420= L417 0421= L419 0422 L420 0423= L422 0424 L423 0425= L425 0426= L426 =
=
=
=
Ein Freund in Konstantinopel Ein Freund in Konstantinopel Kaiser Ioannes V. Palaiologos Mönch Joasaph Ein kaiserlicher Beamter Athanasios, Mönch auf Kreta Ein Gegner des Kydones Ein Mönch Manuel (?) Tarchaneiotes Ein kaiserlicher Beamter Nathanael, Mönch Manuel (?) Tarchaneiotes Manuel (?) Tarchaneiotes Theodoritos, Mönch Ein Sohn des Georgios Synadenos Astras Ioannes Asanes Theodoros I. Palaiologos, Despot Konstantinos Asanes
1387-89 (?) 1387-89 (?) Winter 1382/83-84/85 (?) 1388/89 (?) Herbst 1389-Frühjahr 1390 (?) 1388/89 (?) 1387/88 (?). 1388/89 (?) 1388-90 (?) 1388-90 (?) 1388-90 (?) Vor 1387 (?) Vor 1387 (?), bald nach 0420 1388-90 (?) 1 388-90 (?) 1388-90 (?) Ca. Herbst 1389 1388-90 (?), Winter
Gruppe VI: Mehr oder weniger genau datierbare Briefe der späten Jahre (1391-94) 427= 428 = 429= 430 = 431= 432 = 433 = 434= 435 =
L430 L443 L444 L442 L436 L441 L432 L429 L431
Kaiser Manuel II. Palaiologos Maximos Chrysoberges Kaiser Manuel II. Palaiologos Theodoros 1. Palaiologos, Despot Ioannes Laskaris Kalopheros Athanasios, Mönch auf Kreta Kaiser Manuel II. Palaiologos Kaiser Manuel II. Palaiologos Kaiser Manuel II. Palaiologos
Bald nach 8. 3. 1391 März-Mai 1391 Ca. Juli 1391 Sommer 1391 Ca. Sommer 1391 Sommer 1391 September 1391 Ende September 1391 NovemberlDezember 1391
7
EINLEITUNG 436 L445 437 L438 438 L447 439= L450 440 L440 441= L428 442= L222 443 L434 444 L446 445 L448 446 L449 447 L433 448 L439 449 L437 =
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
8
Kaiser Manuel 11. Palaiologos Kaiser Manuel 11. Palaiologos Kaiser Manuel 11. Palaiologos Kaiser Manuel 11. Palaiologos Thomas Dukas Alusianos, Großrichter Maximos Chrysoberges Kaiserin Helene Palaiologina Athanasios, Mönch auf Kreta Ein Freund in Konstantinopel Ein ehemaliger Freund Ein am Kaiserhof einflußreicher Freund Ein Freund Paulus, in Kaffa Manuel Kalekas
SommerlHerbst 1391 (?) Herbst 1391 (?) Herbst 1391 (?) Winter 1391/92 (?) 1392 (?) 1392 (?) Ca. SommerlHerbst 1392 Ca. 1392 1392 (?) 1392/93 (?) 1392/93 (?) 1391-94 (?) Ca. 1394 (?) Ca. 1394 (?)
D IE BRIEFE DES VIERTEN TEIL S
Gruppe 1 : Datierbare Briefe der Liste LC II 494, Nr. XVI (1 387-89) (ohne L239)
342 L: 348; OKyd: Konstantinopel; E: Kaiser Manuel 11. Palaiologos (?); OE: Lesbos (?); D: Frühjahr 1387; wI: Die Nachricht von der soeben erfolgten Eroberung Thessalonikes durch die osmanischen Türken, mit der die Herrschaft Kaiser Manuels in dieser Stadt ihr Ende fand, hat Kydones tief betrübt, und er ist überzeugt, daß auf dieses Ereignis die baldige Versklavung aller Rhomäer folgen wird.
Ich wollte dir sehr gern Briefe zukommen lassen, zumal ich sie dir schulde, kann aber weder ! meine Pflicht erfüllen noch meiner (freund-
5
schaftlichen) Gesinnung entsprechend handeln, weil große Betrübnis mein Herz umfangen hält. Sie verleidet mir das Essen, schreckt mich aus dem Schlaf, verleidet mir (öffentliche) Versammlungen, schränkt mein (klares) Denken ein und hindert mich, Freunde und Gesprächspartner (über haupt) wahrzunehmen. Denn das Schattenbild jener unglücklichen Stadt verharrt Tag und Nacht in meiner Seele, ! hält mich gefangen und läßt 10 mich an überhaupt nichts anderes mehr denken. So sitze ich da, finde Trost für den Schicksalsschlag nur in meinen Tränen und meide wie Feinde alle, die meine Traurigkeit lindern wollen. Es vergrößert aber (nur) meinen Kummer, wenn ich dazu noch an deine Lage und dieses dein Schicksal denke, das du in keinem Fall verdient hast und dessen schwere Last auch kein gewöhnlicher Mensch, wenn es ihm zugestoßen wäre, hätte ertragen können.! Es erschreckt (deshalb) alle so sehr, weil sich nun 15 zum ersten Mal eine solche Tragödie in (deinem) Leben abspielt. Weder ein Dichter hätte sie erfinden können noch hätte irgendein anderer es
für möglich gehalten, daß ein so vielfältiges Unglück über die Menschen
kommen kann, das nicht nur im Augenblick Beschwernis bringt, sondern
auch die Reste der Hoffnung ganz und gar hinwegnimmt. Jetzt kann man getrost die Behauptung! aufstellen, daß ganz bestimmt kein Rhomäer der 20 Sklaverei entrinnen wird. Denn das, was man sieht und was geschieht,
9
üBERSETZUNG UND KOMMENTAR
beweist, daß dies der Wille Gottes ist. Verzeih mir also, um Gottes willen,
wenn mich das übergroße Unglück der Gedanken und der Stimme be raubt und ich deshalb schweige.
K I. OKyd: An seinem gewohnten Aufenthaltson. E: Obwohl der Briefpanner nicht aus drücklich genannt oder auch nur angedeutet wird, dürfte doch kaum ein anderer als Manuel Palaiologos, der Thessalonike kurz vor der Eroberung durch die Türken verließ, in Frage kommen. OE: Da das traurige Ereignis soeben erst stattgefunden hat, ist anzunehmen, daß dieser Brief an Manuels ersten Aufenthaltsort nach der Abreise von Thessalonike (siehe fol genden Brief T343), also nach Lesbos, gerichtet ist. D: Da der Fall Thessalonikes nach SchreinChron IT 332f. spätestens am 7. Mai 1387 erfolgte, muß dieser bald danach anzuset zende Brief spätestens bis Ende Mai geschrieben sein. IT. BKyd, ZG: Der Brief ist ein Aufschrei des Schmerzes über die eroberte Heimatstadt, deren Verlust für Kyd. um so schwerer wiegt, weil er den Sieg der Türken mit Sklaverei für Byzanz gleichsetzt. Chalk 144, Z. 1-4 teilt mit, daß der im Dienst Murads 1. stehende Hayr eddin Pascha (PLP 11097) Thessalonike eroberte und dadurch noch größeres Ansehen als zuvor gewann. III. Hss: A BOY, Nr. 15; U 20ZV-203Y, Nr.206.
343 L: 350; OKyd: Konstantinopel; E: Rhadenos; OE: Lesbos; D: Sommer 1387; wI: Vor wurf, vom neuen Aufenthaltsort nicht als erster geschrieben und sogar drei inzwischen an
ihn gesandte Briefe nicht beantwortet, sondern an Kydones einen Brief geschrieben zu haben, der auf seine Briefe nicht eingeht und vom längst bekannten Fall Thessalonikes und der Reise nach Lesbos wie von etwas Neuem berichtet. Zweifel, daß sich die Hoffnung des Rhadenos, Kaiser Ioannes v. werde seinen Sohn Manuel und so auch ihn selbst bald nach Konstantino pel rufen, erfüllen werde, Befürchtungen, daß Manuel und sein Gefolge bald den Türken Sklavendienste leisten müssen.
,Wenn ich glaubte, daß es dir an Kummer mangelt, würde ich nicht 5
zögern, diesen / Brief mit Vorwürfen zu füllen und mit dir darüber zu
reden, daß ich mich vernachlässigt fühle. Nun aber, in der Überzeugung, daß deine Wunde der Heilmittel und nicht (neuer) Verletzungen bedürfe,
hielt ich mich zurück und verlange (nun) von dir nicht, was du für deine
Verfehlung erleiden oder büßen müßtest; vielmehr beschloß ich, dir nur wohlwollenden Tadel als leichte Strafe aufzuerlegen. (Ja), mein Bester, du hättest auf Homer hören und mir zuerst schreiben sollen, da du von Ge10
burt der Jüngere bistl; / du hättest es für notwendig halten sollen, daß
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BRIEFE T342-3 43
diese Ehrung uns als den Älteren von euch2 als den Jüngeren erwiesen werde, oder (wenigstens), wenn du geglaubt hättest, daß dir dies weniger anstehe, dich meinem Beispiel anschließen, nicht aber sogar das Antwor ten für einen niedrigen (Dienst) halten und uns so (gleich) zweifach dein hochfahrendes Wesen demonstrieren sollen. Nun aber hast du nicht nur den ersten oder zweiten, sondern ganz prächtig sogar den dritten Brief übergangen / und somit klar das Gebaren eines allzu anmaßenden Men-
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schen gezeigt. Und doch hast du vielen geschrieben, von denen du niemals gesagt hättest, du würdest sie mir vorziehen, und vielen hast du Briefe gewidmet, deren Ehrung mir klar beweist, daß dein Schweigen Mißach tung meiner Person bedeutet. Du willst mir dein Schweigen mit der Betrübnis um die Vaterstadt er klären? Warum hast du dann nicht auch ebenso - wie ich (schon) sagte andere in deinem (angeblichen) Schmerz ohne Nachricht gelassen, sondern
an / sie und den Diener 3 wie in freudiger Stimmung geschrieben und dazu
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(noch andere) erwähnt, die sie grüßen sollten. Mir aber wolltest du nicht denselben (Gefallen) erweisen und hast dafür die Traurigkeit zum Vorwand genommen. Dabei wäre schon die Freundschaft, die du mir dereinst be teuert hast, Grund genug gewesen, dich zum Schreiben zu bewegen, noch mehr aber die gegenwärtige Notlage, zumal dir die Kenntnis dessen, was hier vor sich geht, großen / Nutzen bringen könnte4• Dieser wäre dir sicher,
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wenn ich dir schriebe, und auch mir wäre es nützlich, etwas von dir zu erfahren. Nun aber hast du durch dein Schweigen deinem eigenen Nachteil auch noch den unsrigen hinzugefügt. Aber von (all) dem abgesehen sollte dich, wenn schon nichts anderes, so doch allein bereits das, was du Betrübnis nennen willst, zum Schreiben bewegen. Könntest du dich doch allein dadurch weitgehend von deinem Schmerz befreien; (denn) du würdest jemandem schreiben, der in gleicher Weise wie du betroffen ist / und des-
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halb des Trostes bedarf, und so würde durch einen Austausch vOn Briefen der gemeinsame Schmerz schneller geheilt. So gibt es nichts, was dich bei der Verteidigung deines Schweigens unterstützen könnte, vielmehr wird alles zur Anklage wegen des Unrechtes, das du an uns begangen hast. Vielleicht glaubst du, daß jenes kleine Briefchen, (das du mir) durch Asanes (zukommen ließest)5, dir zur Rechtfertigung werde helfen können.
Im Gegenteil, es wird / die Anklage gegen dich noch verschärfen. Es wäre ja erträglicher, du suchtest Vorwände für den vollen Verzicht auf das Schreiben, statt vielleicht schreiben zu wollen, (aber) mit um so größerer
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
Geringschätzung meinen früher (geschriebenen Brieft zu übergehen. Denn du hast weder bekundet, daß dich die Absicht, (mir) zu antworten, zum Schreiben veranlaßte, noch erfolgte die geringste Erwähnung der Dinge, die ich dir in meinem BrieF geraten hatte, damit du nicht dadurch 40
gezwungen wärest, zu diesen Stellung zu nehmen - / das aber wolltest du anscheinend nicht -, noch stand überhaupt irgend etwas darin, was ich, wie du (recht wohl) wußtest, von dir erfahren wollte. Vielmehr hast du all jenes übergangen und uns über das Unglück Thessalonikes berich tet, als ob es etwas Neues und keine seit langem von allen öffentlich diskutierte Angelegenheit wäre, ferner, daß ihr euch auf der Flucht von dort auf Lesbos aufhaltet, daß du die Flucht bedauerst und derlei mehr,
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wovon einiges schon länger als Jahresfrist zurückliegt, anderes / aber kei nen Nutzen bringt, wenn man darum weiß. Ja, so steht es damit! Glaubst du denn (etwa), daß jemand von dem Schlag gegen jene unglückliche Stadt nichts gehört haben könnte und wir deswegen den Asanes hätten fragen müssen? Hat doch die ganze Welt vor dir8 von dieser Tragödie gehört und sie beklagt, und uns erreichte dein Brief, als wir schon seit langem deswegen trauerten. Wie hätte ich aber von der Reise nach Lesbos und der Gastfreundschaft, die euch die Lesbier
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gewährten, / nicht wissen können? Habe ich dir doch, überzeugt, daß du dich dort aufhältst, dorthin einen Brief geschickt, und du hast mir danach (bereits) von dort geschrieben9! Und ich habe ja auch dem Herrscher der Insepo geschrieben und ihm zu verstehen gegeben, daß seine Gastfreund schaft und sein freundlicher Umgang mit euch ihm bei allen hohes Lob einbringen werden. Auch du hast davon gehört, wie man erzähltl1, und hast mir gebührenden Dank für den Brief ausgesprochen. Warum also
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hast du (mir) / die Reise nach Mitylene als etwas Neues mitgeteilt? So (jedenfalls) bedeutete der Brief offene Geringschätzung und war eher eine Pflichtübung als ein Ausdruck der Zuneigung. Das hast du auch klar durch eine zusätzliche Bemerkung zu verstehen gegeben. Indem du näm lich sagtest, das bald zu erwartende W iedersehen veranlasse dich, nicht ausführlich zu schreiben, hast du dich (nur zu) gern davon befreit, mehr zu erzählen und mit mir Gedanken auszutauschen. Damit aber dein Schweigen vernünftig erscheine, hast du auch eine Prophezeiung hinzuge-
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fügt, / indem du die Hoffnung aussprachst, der Kaiser werde euch binnen kurzem in die Große STADT einladen; dann könntest du dich ausgiebig mit mir unterhalten, so daß es jetzt nicht nötig sei, mehr zu sagen. 12
BRlEF T343
Dies brachte mich allerdings zum Lachen12, denn ich dachte daran, wie leicht die Menschen sich ihren Wunschträumen hingeben. Dadurch laßt auch ihr euch täuschen, die ihr nach langem Umherreisen sehnlich be gehrt, in die STADT heimzukehren, und laßt euch / einreden, der Kaiser
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werde euch dies gewähren. Der aber ist zu allem eher bereit, als euch das jemals zu gestatten. Denn obwohl er von allen alles zu hören bekommt, was einen Menschen überreden könnte, hat er verlauten lassen, nur das eine werde ihn und die STADT retten, wenn er niemals (mehr) seinen Sohn empfange, und er werde, falls es ihm doch gelingen und ihn niemand daran hindern sollte, (zu ihm) zu kommen, seinen Anblick nicht ertragen.
Du wirst vielleicht glauben, das sei nur so gesagt. / Doch kannst du über-
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zeugt sein, daß dies mehr als alles andere wahr ist, es sei denn, Gott würde bei ihm einen Sinneswandel bewirken. Bis jetzt jedenfalls ließ er sich durch keinen Zuspruch beugen. So wenig Gewicht hat der Grund, der dich nach eigenem Bekunden dazu bewegte13 , deinen Brief abzukür zen. Um dich aber vollends für dein Schweigen zu entlasten, fügst du auch deine Verpflichtungen beim Kaiser14 und (deine T ätigkeit) in der Verwal tung der öffentlichen Angelegenheiten hinzu, / welche dir (angeblich) die
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Zeit nehmen, deinen Freunden zu schreiben. Was hätten da erst die Leute sagen sollen, die dem Perser15 bei seinem Kriegszug gegen Griechenland dienten? Ihnen war ja zuvor gesagt worden, sie hätten die Elemente zu bezwingen, über Bergeshöhen zu segeln16 und allen17 täglich eine Mahl zeit zu bereiten, während du selbst, wenn du wenigen Jammergestalten18 einen Gerstenbrei vorsetzt, dich (schon) rühmst, die zwölf Götter19 zu bewirten. / Freilich würde ich wünschen, daß es so viele Staatsgeschäfte
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(um wie du zu sprechen) zu versehen gäbe, daß nicht nur du allein, son dern sogar viele nicht reichen würden, sie auszuführen. Das wäre mir (jedenfalls) soviel wert wie alle Briefe, von woher sie auch immer bei mir eintreffen! Ich fürchte aber, daß deine Freizeit größer ist als die der Philosophen und Hesychasten, die von dir zu grüßen du deinen Freunden aufträgstz°. Anscheinend redest du so hochtrabend daher, / um mich einzuschüchtern. Das wird dir aber nicht gelingen. Denn ich weiß, daß ihr nicht von Triumphen oder einem Sieg zurückkehrt, sondern etwas erlitten habt, woran man sich nicht gern erinnert. So würdest du dich besser, statt dich hochfahrend zu verhalten, (bescheiden) zur Erde beugen und überlegen, wie du das nutzlose Joch, das du jetzt trägst, abschütteln
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üBERSETZUNG UND KOMMENTAR
kannst; sonst wirst du dich nach kurzer Zeit sogar (noch) den Barbaren, wenn du nicht ganz auf der Hut bist, unterjochen müssen. Denn ich sehe 90
außer Admetos keine Rettung für T hemistokles21• I Es bietet sich (ihm)
ja keine Möglichkeit, an einen anderen Ort zu fliehen, damit er dem Schierlingsbecher der Athener entgehe! Ich glaube aber, daß dies auch euch allen, wenn ihr gemeinsam Rat haltet, einleuchten wird; denn nahe den Grenzen ist der Mann22, und er hat schon seine Maßnahmen für die getroffen, die von dort (, wo ihr seid,) zu entkommen versuchen. Viel leicht aber wird er sogar Myus und Magnesia23 (dafür) geben, wenn je mand ihm nur verspricht, bei der Eroberung Griechenlands zu helfen. 95
Und gewiß wird man den, der dazu rät, in jeder Hinsicht I für einen überzeugenden Ratgeber halten, und ihr werdet alle zu der leichteren (Lö sung) eilen. Der Plan einer Flucht zu den Alpen aber ist mangels Mitteln negativ zu beurteilen24• Dann wird man den wackeren Rhadenos sehen, wie er, den Zweig des Bittstellers in der Hand25, an der Pforte26 des Bar baren sitzt und den Freunden, der Freiheit und der Bildung Lebewohl sagt. Zu wünschen, daß dies nicht geschehe, ist leicht, es zu vermeiden
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nicht so leicht. Denn I wer sich auf das einläßt, woraus sich das Gesagte ergibt, wird notwendig eine entsprechende Erfahrung machen. Aber was auch immer Gott über euch beschlossen hat, wir werden dir, soweit es an uns liegt, die Treue bewahren und Erlösung vom Übel und Zunahme des Guten von Gott erflehen. Das habe ich gesagt, damit du weißt, daß wir auch, wenn es den Anschein hat, als würdest du abtrünnig, zu dir halten und dich, wenn du leichtsinnig bist, aufrütteln und dich an
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das Frühere27 erinnern. I Denn ich glaube, mein Tadel an deinem Schwei gen wird auch von dir so verstanden, daß er von jemandem kommt, der die alte Freundschaft bewahren will. Aber selbst wenn du jene vielen schönen Beteuerungen, mit denen du alle überzeugt hast, daß niemand anderer dir mehr gelte als ich, nur noch für Geschwätz hältst, dich ganz (von uns) abwenden und uns fortan nicht mehr schreiben willst, als hät test du uns von Anfang an nicht gekannt, werden wir dir auch dann
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unsere Gesinnung I wie ein unversehrtes Unterpfand bewahren, ja, dich sogar um Verzeihung bitten, daß wir dich früher um Briefe baten, und fortan das Schweigen der Pythagoreer28 einhalten, damit wir dir nicht unversehens zusätzlich zu deinem unleidlichen Schicksal auch noch Unan nehmlichkeiten wegen (der Frage) des Briefeschreibens bereiten.
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BRIEF T343 K L OKyd: In der STADT (Z. 64. 67). E: Z. 97. OE: Z. 43. 54f. D: Wegen der unter Epl-3 und 5 erwähnten Korrespondenz, die nach dem Fall Thessalonikes (s. o., T342, D) erfolgte, ist der Brief zweifellos nicht vor Sommer 1387 geschrieben. Auf diese Zeit wird auch der Bericht Manuels an Kabasilas über seine Lage auf Lesbos datiert (s. u., X5). II. BKyd: Trotz seiner Enttäuschung über die unzureichende Schreibtätigkeit des Rhade nos und seine nicht akzeptablen Entschuldigungsversuche, die Kyd. tnit großer Umständlich keit analysiert (Z. 4-100), sichert er dem ehemaligen SchüIer auch jetzt noch seine an dauernde Freundestreue zu (Z. 101-113). BE: Tätigkeit im Dienst Kaiser Manuels als tQu JtE�OJtOW� (siehe T344, BE), hier, Z. 73-79, angedeutet; Kontakte zu den Hesychasten (s. u., A. 20). Xl: Ein Diener des Rhadenos (Ep2, A. 3; siehe aber auch unten, T344, BE). X2: Asanes, Z. 33f. 46f. (Briefbote). TrappAs 174 geht davon aus, daß es sich um Konstantinos Asanes handelt. Zur Person siehe Bd. I11, 268f., BE. X3: Francesco II. Gattilusio (Z. 52; s. u., Ep 5). X4: Ein Kaiser in Konstantinopel, der seinem Sohn gegenüber unnachgiebig bleibt, Ioannes V. (Z. 60-71). X5: Ein Sohn von X4, der vergeblich Verständigung mit seinem Vater sucht (Z. 67-71), Manuel Palaiologos. In dieser Situation verfaßte Manuel seinen langen Brieftraktat, tnit ausführlicher Erörterung und Meditation der Lage, an Niko laos Kabasilas, LetMan 187-205, Nr. 67; vgl. A. 1 zu diesem Brief, ebd. 204, sowie unten, A. 18. X6: Der Mann, dem sich Kaiser Manuel über kurz oder lang wird ergeben müssen, Murad L (Z. 92. 98). ZG: Der Brief beschreibt eindringlich (ab Z.60), daß Manuel an einem Wendepunkt steht und sich vom erbitterten Gegner der Osmanen zu deren Bundesge nossen (nach dem Muster seines Vaters) wandeln wird, um sein Leben zu retten. Ep: 1. Drei kürzlich verfaßte Briefe des Kyd. an Rhadenos (Z. 13 -15); der erste von ihnen ist auch Z. 50 (s. u., A. 9) erwähnt. 2. Mehrere Briefe des Rhadenos an diverse Personen in Konstanti nopel (Z. 15-21), unter ihnen auch sein Diener (Z. 20). 3. Ein «Briefchen» des Rhadenos aus Lesbos, überbracht von Asanes (s. u., A. 5); vgl. TinnFreund 243, NI. 58; identisch tnit dem in Z. 51 erwähnten Brief (in TinnFreund von mir noch, wohl irrig, als Nr. 55 von Nr. 58 unterschieden), Antwort auf den in A. 9 genannten Brief, dessen Inhalt Z. 53-62 ausführlich beschrieben wird. 4. Ein «früherer» Brief des Kyd. an Rhadenos (Z. 36-39; s. u., A. 6). 5. Ein Empfehlungsbrief des Kyd. an Francesco II. Gattilusio (Z. 51-53; s. u., A. 10, 11), der wohl wenig Erfolg hatte, denn gemäß Chalk I 48 suchte der Herrscher von Lesbos Manuel und sein Gefolge alsbald wieder loszuwerden. Ob die Passage bei Chalkokondyles JtQOUYOQEUELV emuIJ..o..ov äUov fUU1;OV elvm), um einen angeblichen Ausspruch des Pythagoras. Die Verifizierung mit Hilfe des TLG verdanke ich Erich Lamberz. In der bei Kydones zitierten Variante findet sich der Ausspruch anscheinend zuerst in der Pythagoras-Vita des Porphyrios (Porphyre, Vie de Pythagore etc., ed. E. des Places, Paris 1982, 51, § 33). Des Places verweist zwar in A. 5 als älteste Quelle auf den hellenistischen Geschichtsschreiber Timaeus (Timaios) von Taurome nium (F. Jacoby, Die Fragmente der griechischen Historiker, Bd. IIIIB, Leiden 1950, Nr. 566 [TimaiosJ, S. 598f., Nr. 13b), aber bei ihm ist nur die Variante XOLVCx ';Cx ,;WV <j>o..wv bezeugt.
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üBERSETZUNG UND KOMMENTAR Die Porphyrios-Variame findet sich aber auch im Brief Nr. 100 des Synesios von Kyrene an Pylaimenes (Synesii Cyrenensis Epistulae, rec. A. Garzya, Romae 1979, 1 69, Z. H.; dort im Apparat weitere Zitate). - Mit diesem Bekennmis seiner tiefempfundenen Freundschaft im letzten Brief an Rhadenos scheint Kyd. bereits den endgültigen Abschied von einem naheste henden Menschen, den bald darauf der Tod ereilen sollte, vorwegzunehmen. 2 Im Griechischen werden die folgenden drei Kola jeweils mit lt(ii � (wie) eingeleitet (Ana phora), was im Deutschen eine schwerfällige Konstruktion erfordert und deshalb nicht nach geahmt wird. 3 W:
xal -cwv naA.aLWV oaQxwv CJ'tEQT)eE�. Anspielung auf PlGrg 5 1 8c, wo Sokrates im
Gespräch mit Kallikles die Schmeicheleien der Rhetorik mit ungesunder Ernährung ver gleicht, welche die ursprünglich vorhandene Körperkraft verfallen läßt. Siehe zu demselben Bild auch Bd. 112, T60, A. 25. Vgl. auch die Anspielung auf eine kurz zuvor stehende Passage des platonischen Dialoges Gorgias in T344 (dort A.2).
349 L: 363; OKyd: Konstantinopel; E: Kaiser Manuel II. Palaiologos; OE: Im kleinasiatischen Herrschaftsbereich der Osmanen, wohl in Brussa; D: Herbst 1 3 87; wI: Kydones erklärt die Kürze eines einige Zeit zuvor geschriebenen Briefes an den Kaiser mit dessen schwieriger Situation und erläutert abschwächend eine Passage, die jener als kritische Zurechtweisung verstanden harte. Nachruf auf den kurz zuvor verstorbenen Rhadenos.
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Hätte ich anderen geschrieben, dann hätte ich andere Gründe für die Kürze meiner Briefe genannt. / Wenn ich aber damals die Länge des Brie fes an dich beschränkte, kann ich dafür nur deine Erhabenheit und die Unangemessenheit, einem so bedeutenden Kaiser Geschwätz anzubieten, als Entschuldigung anführen. Denn das Unzeitige wird, auch wenn es frei von Anmaßung ist, von allen getadelt. Deine jetzigen Sorgen aber, die der Taten, nicht der Worte bedürfen, ließen wohl jeden lästig erscheinen, der sich rhetorisch äußern wollte. Du würdest also recht daran tun, (mir) die Kürze meiner Ausführungen zu verzeihen 1. / Jener kleine Einschub aber war nicht, wie du meinst, zu (deiner) Zurechtweisung geschrieben und kam auch nicht von einem, der den An spruch erhob, dir seine Meinung vorzutragen - denn noch habe ich nicht den Verstand verloren, sondern kann abschätzen, wer ich bin und mit wem ich rede und wie man mit den Herrschern umzugehen hat -, son dern er war den Zurufen der Zuschauer an gute Wettläufer zu verglei chen, durch welche die Anwesenden jene, die auch von sich aus bereits bemüht sind, schnell zu laufen, / nicht belehren, sondern ihnen durch das 30
BRIEFE T348-349
Lob ihrer Leistung den Siegeskranz um so begehrenswerter erscheinen lassen. Mir war also deine Wesensart wohlbekannt, ich war vertraut mit dem Grad deiner Bildung, (wußte), welche bedeutenden Autoren und Rhetoren du studiert hast und daß dir nichts entgangen ist von dem, was die Alten über Ereignisse berichtet haben, die den Menschen unverhofft zugestoßen sind und die du selbst, wiewohl noch jung, aus vielfältiger Erfahrung / kennst. Deshalb würde ich, solange ich bei Verstand bin, es nicht wagen, einen Menschen, der so reich an Erfahrungen ist, zu beleh ren, wie er die (Schläge) des Schicksals ertragen soll, zumal mir bekannt wurde, daß derlei Ereignisse deine vernünftige Denkart nicht erschüttern konnten. Ich gab dir aber zwischen den Zeilen zu verstehen, daß ich auch das, was mir als deine gute Leistung bekannt war, weil ich dies für ange messen hielt, loben wollte. Verlaß dich also auf dich selbst und auf die göttliche Hilfe, bleib bei dem, was du tust / denn was von Menschen kommt, ist (nur) ein Schatten -, in der vollen Übe"rzeugung, daß der, welcher es den gefangenen Knaben mitten im Barbarenland verlieh, den Siegern überlegen zu sein2, auch dir den Feuerbrand der Versuchungen löschen und dich uns wieder in der früheren Stellung zeigen wird. Mir aber, der ich noch die Katastrophe meiner Vaterstadt betrauerte, verdoppelte der Tod des Rhadenos, der nun hinzukam, die Schrecken, denn die frühere Wunde / fährt fort, meine Seele zu quälen, die neue aber verschlimmert noch (die Schmerzen). Habe ich doch jetzt einen Freund und Schüler zu beklagen, der mir lieber als ein Sohn war, aber auch sei nerseits mich liebte und wie eine Mutter um mich besorgt war, ja mit seiner steten Verehrung für mich beinahe (ein Verhalten) zeigte, das den Vätern von ihren guten Kindern geschuldet wird, und mich zum Herrn über alle ihn betreffenden Dinge machte, / dazu aber in edlem Eifer auch sich selbst mir hinzugab; hörte er doch nie auf, sich in Briefen und Worten mein Knechr3 zu nennen. Es kommt mir aber (dabei) auch in den Sinn, was du (jetzt empfinden magst) und daß auch du allen Anlaß hast, mit mir zu trauern, da du eines zuverlässigen Dieners, wie du ihn jetzt wohl kaum so leicht finden wirst, beraubt bist. Jedesmal (also), wenn ich mich an ihn und zugleich an die Vaterstadt erinnere, wird mein Schmerz mir immer wieder neu bewußt. -
K 1. OKyd: An seinem gewohnten Aufenthaltsort. E: Kyd. spricht von dem Verstorbenen, der ihm selbst sehr nahestand, zugleich als von einem Diener (ÖL
(Z. 6f.; vgl. auch Z. 3 3 ), also bei Murad 1., vermutlich noch in Brussa (s.o., T349, OE).
D:
Einige Zeit nach dem vorausgehenden Brief an Manuel (T349), aber wohl auch noch im Herbst des Jahres.
TI. BKyd, BE: Kyd. befürchtet, daß Manuel mit seiner Unterwerfungspolitik Konstantino
pel bereits der Versklavung durch die Türken ausgeliefert hat (Z. 1 5 - 1 7; zu beachten ist, daß Kyd. hier die Vergangenheit eOEL verwendet). Nur die Aussöhung mit seinem Vater könne noch Hilfe bringen (Z. 12- 14. 17-23). Manuel solle nur noch dem Gebet vertrauen und sich den frommen König David zum Vorbild nehmen (Z. 23-35). Kyd. betont, wie stark ihn
alles, was Manuel betrifft, berührt (Z. 38f.). Er klagt aber auch über seine persönliche Situa tion in Konstantinopel; seine eigene Umgebung mache
ihm das Leben schwer, so daß er als
einzigen Ausweg nur die Flucht aus Konstantinopel sehe (Z. 39-41).
Xl:
«Der Kaiser»
(Z. 8 ), der Vater Manuels (Z. 20), Ioannes v., mit dem sich nach Meinung «aller» Manuel versöhnen und gegen die Türken verbünden solle, um Konstantinopel zu retten (Z. 8 10).
ZG: S. o., BKyd; Xl.
III . Hss: A 67"- 68v, Nr. fehlt (s. o., T349, Hss); U 1 12v-1 14', Nr. 125. IV. 1 W.:
rltv . . . ltAaVI'Jv. Die übersetzung versucht die kritische Färbung des Wortes
an
dieser Stelle herauszuarbeiten. 2 Loenertz (Edition, Anmerkung zur Stelle) gibt an, daß Kyd. hier auf einen Einsatz Ma nuels in den Jahren 1379-82 anspiele, als jener zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder Theodoros der Haft im Anemasturm zu Konstantinopel entkommen war, wo Andro nikos IV. sie drei Jahre lang gefangen gehalten hatte (BarkMan 32f.). Von den Passagen aus vier Briefen des Kyd., die Loenertz hier anführt, ist L220, Z. 1 1 - 1 6 die wichtigste. Siehe
TI, T213,
Bd.
ZG. Die zitierte Stelle deutet an, daß Manuel von Sommer 1 3 79 bis Frühjahr
1 3 8 1 maßgeblich an der Verteidigung Konstantinopels gegen seinen Bruder Andronikos und die mit ihm verbündeten Genuesen beteiligt war, worüber konkret nur westliche Quellen berichten (vgl. DenReign 4lf., 48; auch BarkMan 35, A. 92, der aber die Anspielung des Kyd. nicht erwähnt). Noch vager sind die übrigen von Loenertz zitierten Passagen: L214 (T201), 5f. (vor 1 3 82), L203 ( = T233), 6-9 ( 1 3 82), L243
(
=
T234), 5 - 10 ( 1382). Jedenfalls
befand sich Manuel damals noch im Einvernehmen mit seinem Vater, das sich Kyd. auch für die Zukunft wieder erhofft. 3 Kyd. spielt hier wohl auf die Wende in der Situation der Christen an, die Kaiser Konstantin der Große, der Gründer Konstantinopels, herbeiführte. 4 David; vgl. ATl Kg (LXX) 16, 1 1 - 13 ; Ps 77 (LXX), 70. 5 Anspielung auf die Verfolgung Davids durch Saul, ATl Kg (LXX), 1 9 -24. 6 Das Zitat ist kombiniert aus ATI Kg (LXX) 13, 14 (, bezieht sich auf die vorausgehenden Bemerkungen über sein gutes Verhältnis zu Kaiser Manuel, das zu betonen ihm notwendig erscheint, damit der Adressat keine Bedenken hat, Manuel an ihn zu erinnern. =
=
3 62 L: 385; OKyd: Konstantinopel; E: Maximos Chrysoberges; OE: Lemnos; D: WinterlFrüh jahr 1387/88; wI: Der Adressat hält sich bei Manuel II. auf und genießt seine Gunst, worüber Kydones sich sehr erfreut zeigt. Er empfiehlt ihm auch das gelehrte Gespräch mit dem Kaiser, bittet ihn aber, er möge die Verehrung, die er für Kydones empfinde, für sich behalten, weil zu großer Enthusiasmus unangebracht und störend sei.
5
Nicht nur du, sondern auch wir haben gleichermaßen Anlaß, uns zu freuen, / weil es dir, wie du sagst, nicht schlechter erging, als du gehofft hattest. Denn wenn auch du allein die Gunst des Kaisers genießt, so hat ten doch wir, wie du weißt, es inständig gewünscht. So ist es nur recht und billig, daß wir uns freuen, weil das einen guten Ausgang nahm, 60
BRIEFE T3 61 - 3 62
worum wir uns bemüht hatten, zumal wir sehen, daß (deren Einfluß) gebrochen ist, denen dies nicht gefiel. Dies also möge Gott zum Besseren wenden und dir die Fremde angenehmer sein lassen / als das Vaterland. Belästige aber nicht zur Unzeit durch Vorlesen meines (Briefes) und durch einen Bericht über meine Lage die, welche davon nicht gern hören wollen. Denn mich selbst wirst du dadurch niemals überreden, höher von mir zu denken, als es den Tatsachen entspricht, jenen aber wirst du lästig fallen, wenn du ihnen Vorträge hältst, die sie ganz und gar nicht erbeten haben. Zugleich auch wirst du durch solche Schwärmerei zugleich mit dem Va terland auch deinen Verstand aufgeben. So soll ihn1 ja auch, wie du selbst schon (einmal) sagtest, jemand, weil er dir zur Unzeit (einen Brief) vorlas, weggeworfen haben. / Mich also liebe mit Verlaub schweigend, mit jenen2 aber versuche dich zu arrangieren, indem du dich überall so verhältst, wie es sich geziemt. So wirst du deine eigenen Angelegenheiten leichter erledigen und die, welche für die jetzige Notlage den gelehrten Studien die Schuld geben und sie verwünschen, sanftmütiger stimmen. Wenn du dich aber zusammen mit dem alleredelsten Kaiser um die Studien be mühst, wirst du darin Fortschritte machen und sein Wohlwollen gewinnen, mit dem du, so / Gott will, auch anderen nützlich sein kannst. K L OKyd, E, OE: E, sc. Maximos Chrysoberges (wie T369, s. u.) hält sich im Gegensatz zu Kyd. in der «Fremde», und zwar, wie T369 (s. u.) erweist, auf Lernnos bei einem Kaiser (Z. 6) auf, sc. bei Manuel TI. (vgl. oben, T361). D: Nicht eher als T361 geschrieben (An kunft Manuels auf Lernno s), kann aber auch einige Monate später verlaßt sein. LoenLemn 126 schlägt vor, L383 anders als in LC TI 494f. vor diesem Brief als Nr. 9 der Reihe einzuord nen. Da er keine zwingenden Argumente dafür vorbringt, wird dieser Vorschlag hier nicht übernommen. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß Loenertz selbst die mangelnde Begründung der in LoenLemn vorgeschlagenen Brieffolge mit Alter und Krankheit entschuldigt (ebd. 124). TI. BKyd: Freude über gute Nachrichten von E (Z. 4f.), strikte Ablehnung jeder lobenden Erwähnung beim Kaiser und in seiner Umgebung (Z. 10- 16). BE: Chrysoberges erfteut sich der Gunst Kaiser Manuels (Z. Sf.), und es wird in der Zukunft auch zu gemeinsamer geistiger Betätigungt mit ihm kommen (Z. 1 8 -20). Xl : Ein Kaiser (Z. 6), wie T369, sc. Manuel TI. Xl: «Die, welche für die jetzige Notlage den gelehrten Studien die Schuld geben und sie verwünschen . . . » (Z. 1 6f.) ist wahrscheinlich Anspielung auf das von Kyd. öfters (T388, ZG; 399, Xl) getadelte bildungsfeindliche Klima unter Kaiser Ioannes V. Ep: Ein erster Bericht des Chrysoberges über sein Leben auf Lernnos (Z. 4 - 6). ill. Hss: A 39v, Nr. 4; U 56v-S7� Nr. 73. Resümee: LoenLemn 126f., Nr. 10. IV. 1 An dieser Stelle steht im Text das Relativpronomen ö, das aber in seinem Umfeld keinen Bezug hat. Sinngemäß kann es .sich nur auf 'twv ti]v M!;av 001)), auf das sich Kyd. hier beruft, ist allerdings nicht auf die private Ehre bezogen, sondern eine Ermahnung an das Volk Israel, den Glauben an seinen Gott und die Ehre, die ihm daraus erwächst, keinem anderen Volk preiszugeben.
3 64 L: 375; OKyd: Konstantinopel; E: Ein Freund; OE: Konstantinopel;. D: 1387/88; wI: Kydones hat gehofft, den Freund, der nach Konstantinopel zurückgekehrt ist, zu tteffen, doch wird dies von neidischen Gegnern verhindert, die bereits zuvor angekündigt haben, die zu erwartende Rückkehr des Freundes werde Kydones nicht das erwünschte Wiedersehen bringen. Solche Inttigen in seiner Umgebung veranlassen Kydones, den Plan, seine Zuflucht im Abendland zu nehmen, nun ernsthaft anzugehen.
Du betrübst deine Freunde, wenn du abwesend bist, uild läßt sie leiden, wenn du hier bist. Schuld an beidem ist der Klang deiner Rede, die / süßer als Honig fließtl . Ihrer sind wir beraubt, wenn du abwesend bist; bist du aber hier, (dann) erlaubt man uns nicht, sie zu genießen. So sind wir in beiden Fällen in derselben unangenehmen Lage und wissen nicht, welche von beiden (Alternativen), die uns betrüben, wir vorziehen sollen; glei cherweise werden wir nämlich von beiden (schmerzlich) getroffen. Doch hat die Erwartung, dich binnen kurzem wiederzusehen, uns deine frühere Abwesenheit leichter ertragen lassen. Als du aber auf dem Weg hierher warst, neideten uns die, welche geschworen haben, ihr Leben lang gegen die Guten zu kämpfen, / das Zusammentreffen und erklärten uns, daß auch deine jetzt erwartete Rückkehr uns nichts nützen werde. Warum also sollte man jemanden noch sehen wollen, mit dem man keinen Kontakt haben darf? Denn das bedeutet geradezu, einen Becher schon erfaßt zu haben und trotz brennendem Durst gehindert zu werden, ihn an die Lippen zu führen. Es sollte uns ja jetzt nicht einmal das, was du uns bedeutest, Gutes bringen, damit uns, wie es scheint, / nichts im Land der Rhomäer verbleibe, was uns erfreuen könnte, so daß wir, in der Hoffnung auf die persönliche Begegnung, die wir uns stets wünschten, getäuscht, Gadeira, die Säulen2, das äußere Meer und die nördlichen In seln aufsuchen. Ja, das werden wir wahrhaftig tun und so denen zu Willen sein, die uns von allen Seiten bedrängen. Vielleicht werden wir die Kyklo pen dort wohlwollender finden als unsere eigenen Mitbürger. 67
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR K I. OKyd: An seinem gewohnten Aufenthaltsort, wo man ihn hindert, seinen Freund wie derzusehen. E: Wer dieser rhetorisch b egab te Freund ist, den Kyd. nicht wiedersehen darf, ist nicht auszumachen. In manchem fühlt man sich an die Situation des verhinderten Wieder sehens mit Kaiser Manuel erinnert; vgl. oben, T354 und 355 und die unten, A. 1 behandelte Anspielung auf Nestor; doch gibt es keinen sicheren Anhaltspunkt dafür, daß der intendierte Adressat identisch mit Manuel ist. Vielleicht handelt es sich um einen Briefentwurf für die beiden genannten präziseren Briefe an Kaiser ManueI während seines Aufenthaltes in Kon stantinopel, in denen allerdings von Reiseplänen wie hier keine Rede ist. D och äußert Kyd. diese in dem späteren Brief an Manuel T358 , Z. 22-27. OE: Loenertz überschreibt den Brief mit den Worten: «Amico, nuper in urbem reverso iterurnque profecto» (An einen Freund, der kürzlich nach Konstantinopel zurückkehrte, aber wieder abgereist ist) . Ich glaube hingegen, daß das Bedauern des Kyd., den Adressaten nicht sehen zu dürfen, sich auf den in Konstantinopel gegenwärtigen Freund bezieht. Die Interpretation hängt davon ab, ob man das «jetzt» in der Wendung « deine j etzt erwartete Rückkehr» (Z. 11) auf die Gegenwart oder auf die Zeit bezieht, als die Intriganten die Verhinderung des « jetzt erwarteten» Wiedersehens ankündigten. Ich halte letzteres für wahrscheinlicher. D: Die beiden zeitlichen Anhalts punkte sind: die Nennung der Intriganten, die wohl im Dienst des kaiserlichen Hofes tätig sind (vgl. T354, BKyd), und die Reisepläne des Kyd. (s.o., T360, BKyd und öfter). Beide Angaben sind zu vage, um daraus eine genauere D atierung als auf die späteren 80er Jahre abzuleiten. D och ist die Abfassung auf eine Zeit anzusetzen, als sich die Reisepläne des Kyd. noch nicht konkretisiert hatren (s. u., T394, D), also 138 7/88. Handelt es sich aber (wie oben unter E diskutiert) um den Entwurf eines Briefes an ManueI, dann wäre dieser wohl kurz vor T354, also auf Herbst 138 7 zu datieren. Da dies aber nicht sicher ist, wird der Brief hier gemäß LC I1, 494, Liste XVI zusammen mit einigen weniger genau datierbaren Briefen der Jahre 138 7/88 eingeordnet. II. BKyd: S. o., D.
III. Hss: A 73"', Nr. 8. IV . 1 Zu dieser Anspielung auf den homerischen Nestor (mit Bezug auf die Rhetorik
Kaiser Manuels), s. o., T356, A. 4. 2 Zu den «Säulen» (sc. des HerakIes) und Gadeira siehe Bd. I12, T49, A. 12
3 65 L: 377; OKyd: Konstantinopel; E: Ein Freund; OE: Konstantinopel; D: 138 7-8 9 (?); wI: Kydones berichtet, daß er arn vorausgehenden Tag überraschend zu seinem ehemaligen D ienstherrn, Kaiser Ioannes V., gerufen wurde. Der Kaiser, der sich krank fühlte und sonst niemanden empfing, erklärte ihm daß er seiner Gesellschaft b edürfe, und ließ ihm auch leutselig Geschenke zukommen; doch mußte Kydones sich bei ihm dafür entschuldigen, daß er einer Festfeier im Palast ferngeblieben war. Obwohl Kollegen arn Hof diesen fteundlichen Empfang als großen Fortschritt in der Verbesserung der Beziehungen preisen, bleibt Kydo nes skeptisch und erklärt das Ganze ironisch als ein Traumgesicht. ,
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BRIEFE T3 64- 3 65
Gestern geschah etwas Erstaunliches, wenn man ein unverhofftes (Ereig nis) so bezeichnen darf. Ich / saß im Kaiserpalast, und viele saßen bei mir, die wie gewöhnlich das Unglück des Vaterlandes beklagten. Denn das Fest des ERLÖSERS l hatte uns alle zusammengeführt. Da kam jemand aus den inneren (Gemächern des Palastes), brachte mir einen Hasen und sagte: « Nimm ihn; der Kaiser gibt ihn dir und sagt, er hätte ihn gern selbst geges sen, aber lieber sei es ihm, wenn du das Tier als Mittagsmahl verzehrtest.» Da lachte ich, sagte ihm Dank / für seine Freundlichkeit und versprach ihm, das Gebotene so auszuführen, daß den Speisemeistern nicht einmal etwas von den Knochen verbleiben werde. Da schrieen alsbald die Anwesenden auf, als hätte mir der Kaiser Magnesia oder Myus geschenkt2; sie spendeten ihm Beifall für seine Wohltat, mir aber weissagten sie, was hier im Kleinen geschehe, werde der Anfang großer Gunsterweise und gewiß ein Vorspiel (weiterer) Geschenke in der Zukunft sein. / Als die (Begeisterung) über den Hasen sich noch nicht gelegt hatte, kam ein anderer und rief mich bei mei nem Namen zu dem Zimmer, wo der Kaiser zu schlafen pflegt. Dies wie derum schien denen, die es hörten, geradezu (soviel) zu bedeuten wie ein Aufruf zur Teilnahme an der Herrschaft. Denn nichts anderes besage es, wenn man vor allen bevorzugt werde; sei doch keinem der Eintritt bei ihm gestattet - der Kaiser war nämlich derzeit für niemanden zu sprechen, weil ihn ein körperliches Unwohlsein / zwang, in seinen Gemächern zu bleiben , und nur ich dürfe bei ihm eintreten. So folgte ich mit geziemender Würde3 dem, der mich (zu ihm) beordert hatte, und traf (den Kaiser) allein auf seinem Lager, in einen dicken Pelz gehüllt und stöhnend wie einer, der Schmerzen hat. Als ich ihn aber nach seinen Beschwerden fragte, antwor tete er, er habe am Vortage irgendeine Speise nicht vertragen, und fügte hinzu, er habe mich nicht rufen lassen, weil er meiner (Dienste) bedürfe, / sondern nur, um sich mit mir zu unterhalten; denn davon erhoffe er sich Linderung (seiner Schmerzen). Dann rief er einen anderen von seinen ver trauten Dienern herbei, denen sein leibliches Wohl anvertraut ist. Ich sagte ihm Dank für die Ehre, wünschte ihm Genesung von seinen Be schwerden und wollte (wieder) zu meinen Kollegen hinausgehen. Er aber hielt mich zurück und sagte, vor meinem Fortgehen müsse ich mich (für etwas) entschuldigen. Ich hätte nämlich am heutigen Tage etwas getan, was eine Abbitte / erfordere. Der Vorwurf aber bestand darin, ich sei der Feier des Festes4 ferngeblieben. Das hielt er mir als ein gravieren des (Vergehen) vor, wobei er noch einige erschwerende Aspekte hinzu-
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
fügte, z. B., daß der Chorführer - damit meinte er mich - seinem Chor nicht fernbleiben dürfe. Als ich aber einigen Hindernissen dafür die Schuld gab und mich auf diese zurückzog, beteuerte er, daß er mir glaube und bereit sei, mir Verzeihung zu gewähren. Als Beweis dafür nannte er 35 die / Geschenke, die er mir anläßlich des Festes zukommen lasse. Zugleich
überreichte er mir zwei LeuchtenS, die man an den Festtagen zu verteilen
pflegt. Darauf verweilte ich noch kurze Zeit bei ihm, und nachdem ich wenig gesagt und viel zu hören bekommen hatte, ging ich hinaus und wurde von den unglückseligen (Gestalten) im Palast für das Glück6, das mir binnen (so) kurzer Zeit (zugefallen sei), selig gepriesen. Du weißt ja, was für Seelchen die dort gestapelten Hohltöpfe7 sind und wie sie nicht nur auf das Wort, sondern sogar auf den Wink des Kaisers hin springen8 • / 40 Ich aber lachte, überzeugt, daß es mir aufgrund dieses Vorfalls um nichts
besser gehen werde. Jene aber bedauerte ich, weil sie sich nicht schämten, nach Trugbildern der Hoffnung Ausschau zu halten. Dies berichte ich dir über meine gestrigen Traumgesichte9, damit du weißt, mit welchen Wor ten der Kaiser das lange Schweigen unterbrach. K 1. OKyd: Im Bereich des Kaiserpalastes (Z. 4f. und passim). E, OE: Der Empfänger des Briefes, dem Kyd. in recht vertraulichem Ton schreibt, scheint die Verhältnisse am Hof zwar zu kennen und daher in Konstantinopel zu wohnen, selbst aber, da der Bericht sonst unnötig wäre, nicht dem höfischen Bereich anzugehören. D: Die von Loenerrz vorgenommene Ein ordnung des Briefes in die Phase der kaiserlichen Ungnade seit ca. Herbst 1 3 8 7 (s. o., T358, Xl) wird durch Z. 1 1 - 14. 37-41 begründet: Die Kollegen des Kyd. werten dessen leutseli gen Empfang beim Kaiser, der bereits «nach kurzer Zeit» (Z. 37) erfolgt, als ein besonderes Glück, während Kyd. selbst nicht glaubt, daß sich etwas ändern werde. Man fragt sich, was mit der «kurzen Zeit» gemeint ist. Die nach der Verhängung der Ungnade? Dann wäre der Brief nicht allzulange nach Herbst 1 3 8 7 einzuordnen. Loenerrz hingegen hält sogar 1389 noch für möglich, und auch dies läßt sich begründen, weil Kyd. am Schluß des Briefes von einem «langen Schweigen» des Kaisers spricht (Z. 43). Andererseits scheint der Kaiser, wenn er Kyd. als «Chorführer» (antike Bezeichnung des Vortänzers im Reigentanz) bezeichnet (Z. 31), eigentlich noch seine leitende Stellung am Kaiserhof vorauszusetzen, und dazu würde auch passen, daß er an einem Fesrtag die offizielle Anwesenheit des Kyd. am Hof erwartete (Z. 30). Die Anhaltspunkte für eine zeitliche Einordnung sind mithin so widersprüchlich, daß der zeitliche Rahmen zwischen 1 3 8 7 und 1389 kaum noch genauer präzisiert werden kann. Ir. BKyd: Siehe die Angaben unter D. Xl: Ein Diener, der Kyd. die Einladung des Kai sers überbringt (Z. 6-9. 11). Xl: Ein Kaiser, Ioannes V. Palaiologos, der erkrankt ist und sich Kyd. gegenüber unerwartet leutselig erweist (passim). X3: Ein Kammerdiener des Kaisers (Z. 15f.). III . Hss: A 74'- 75', Nr. 10; U 123v- 124v, Nr. 137.
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BRIEFE T365-366
rv. 1 Loenertz bemerkt zur Stelle: «Natale an Resurrectio Domini?»
2 Zur Anspielung auf die Verleihung der Herrschaft über Magnesia und Myus an Themi stokles durch Artaxerxes 1., hier als metaphorischer Ausdruck für ein wertvolles Geschenk oder Angebot s. o., T343, A. 23. 3 W.: f.LHU axli f.LaTo �. 4 Vgl. oben, A. 1 . 5 W.: Aaf.LJtuÖLa (wie unten, T382, A . 1 ) , hier allgemein mit «Leuchten» übersetzt. Es handelt sich wohl eher um Kerzenleuchter bzw. Kerzen als um Ö llampen, denn gemäß R. F. TaftJA. Kazhdan, ODB 371, Art. Candles wurden Ö llampen bereits seit dem 7. Jh. mehr und mehr durch Kerzen ersetzt, und nunmehr nahm auch das Wort Aaf.LJtu� die Bedeutung «große Kerze» an, so daß die hier verwendete Diminutivform eine kleinere Kerze bezeichnen würde. Vgl. nun auch: Byzantine Monastic Foundation Documents, ed.J. Thomas/A. Constantinides Hero, Washington, D. c., 2000, vol. I-V, hier vol. V, Glossary, 1934, s. v. lighting devices, mit zahlreichen Belegen für Kerzen. 6 Mit xaxoÖmf.L0vUJv (
2 W.: 8ijOELV 1:a. örrAa. Man würde gemäß LSc, s. v. 1:L8T]I-!L, A, 11, 10 das Medium (8ijow8m) erwarten. 3 Kyd., von dem im ganzen sechs Reden (siehe Bd. 111, 64f., Nr. 1 .3 . 1 - 6) überliefert sind, hofft also nun in vorgerückten Jahten endlich einmal ein Enkomion auf Manuel halten zu können, wie er einst zwei Lobreden auf Kaiser Ioannes VI. Kantakuzenos hielt (Nr. 1 .3.23). Aber diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Er sollte es nicht mehr erleben, daß die politische Lage zu Lobreden Anlaß gab, und so hat trotz vieler lobender Briefe Kyd. nie ein Enkomion auf Manuel verfaßt.
387 L : 82; OKyd: Konstantinopel; E : Kaiser Manuel 11 . Palaiologos; OE: Konstantinopel; D: HerbstfWinter 13 89190 (?); wI: Manuel hat eine Dankrede anläßlich der Genesung seines erkrankten Vaters gehalten, die Kydones formal und inhaltlich als vollendete Leistung Manu eIs preist. Sie gibt ihm Gelegenheit, ausführlich auf das geniale rhetorische Talent des Kaisers einzugehen.
Dafür, daß allein dank ihrer Natur die Menschen große Taten vollbrin5 gen, / könnte man vielleicht auch ein anderes Beispiel nennen, aber gewiß
keinen so klaren Beweis finden wie deinen Erfolg bei all deinen Unterneh mungen. Denn alles, was du vollbringst, ist nach aller Meinung das Werk eines Mannes, dem dies von Natur gegeben ist und der sich nicht darum zu mühen braucht. Daher wird auch alles, was du tust, von allen mehr gelobt als das Tun derer, die viel Zeit auf die Vorbereitung eines Vorha bens verwenden. Diese gute (Eigenschaft), die dir von Natur gegeben ist, / 10 gibt all deinen Taten Glanz, wird aber noch herrlicher durch deine Reden
und Schriften bestätigt. Denn du bist nicht zuerst zum Grammatiklehrer gegangen, um bei ihm Attisch zu lernen, noch hast du dir dann einen Lehrer der schönen Rede gewähltl und ihm zugehört, wie er dir Aufgaben stellte, dich im Aufbau der Redeteile und in kraftvollem Ausdruck unter wies, dich aber auch für manches Versagen tadelte und höhnte, noch hast 15 du dich in vielen / Nachtwachen und Abhandlungen mit der Sorge um
diese Dinge geplagt, was doch für alle selbstverständlich ist und worauf man nicht verzichten kann, wenn man ein erfolgreicher Redner werden will. Ohne (also) mit solchen Methoden deine Begabung wie mit Arzneien vorbeugend zu behandeln, bist du dazu gelangt, schöne Reden zu halten. Du hast vielmehr die (anderen), die sich bei Lehrern bewährt haben, wie 1 22
BRIEFE
T386-387
ein guter Wettläufer als die Trägeren hinter dir gelassen und gezeigt, wie groß der Unterschied zwischen einem Vogel / und einer Schildkröte ist.
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Denn kurz nur hast du dich dem Studium der antiken (Vorbilder) gewidmet, kurz nur dich mit ihren Methoden beschäftigt, hast ihre We senszüge genau in deine Seele aufgenommen und hältst Reden, die sogar im Kreis professioneller Redner gerechten Beifall fanden. Dies bewirkt deine angeborene Sprachkunsr2 , die Zeitaufwand und Mühe so gut wie ganz entbehren kann, die aus eigener Kraft entschiedener als jeder Vogel auf das Ziel / zustürzt und beweist, daß die rhetorische Technik ein 25 Glücksgeschenk der Natur ist. So kann (deine Begabung) den Schwäche ren behilflich und ihnen wie einer morschen Mauer Stütze sein, die Star ken aber daran hindern, (die Technik)3 in enge und niedrige Grenzen einzuschließen. So hast du dich deiner überreichen Begabung bedient und allein mit ihrer Hilfe die Redekunst ausgeübt, ließest viele, die nur auf
Technik und langjähriges (Studium) vertrauen, / ver�tummen und hältst 30 Reden, die wie ein Echo die schöne (Sprache) eines Demosthenes erklin gen lassen4• Es zieren aber deine Reden nicht nur (schöne) Wort(wahl), Figuren, über Kreuz gestellte SatzgliederS und derlei nebensächlicher Zierat, mit dem die Verfasser schöner Reden ihre Sprache gefälliger gestalten, son dern bei dir bleibt die Schönheit der Komposition weit hinter der Anmut deiner Gedanken zurück. Zudem / reicht die Eleganz deiner Worte nicht 35 nur bis zu den Ohren, sondern zugleich mit dem entzückten Lauschen wird den Zuhörern auch Gewinn beschert. Du läßt es ja nicht zu, daß aufs Geratewohl dahinströmende Worte über den Geist (des Gesagten) die Oberhand gewinnen, sondern stimmst den Lakoniern auch darin zu, daß du viele erhabene Gedanken in wenige Worte einschließt und deine Zuhörer nicht nur heiterer, sondern auch als bessere (Menschen) entläßt. So / gibst du deinen Texten vielerlei Gestalt und läßt doch in allen eine 40 Idee, in unbeschreiblicher Schönheit ausgearbeitet, zur Sprache kommen und sie überall durchscheinen, ob du nun Freunden Briefe schreibst oder - (wie) häufig - in literarischen Werken deine Gedanken ausführst oder gerechtes Lob austeilst. So hast du auch uns gestern bewirtet, als du dem ERLÖSER Dank sagtest für die Gesundheit deines Vaters, des Kaisers, zu der dieser zurückfand, nachdem er beinahe den Tod gekostet hätte6. / Du verstandest dies aber 45 als Anzeichen dafür, daß die VORSEHUNG Gottes fortan gnädiger über uns 123
ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
beschließen wird, weil sie uns den Arzt der Städte? erhalten hat, gabst aber den Zuhörern deiner Rede auch den Rat, nicht nur, um Gutes zu erlangen, zu Gott zu beten, die Bewahrung des Geschenkten aber zu ver nachlässigen, sondern sich (gerade) dadurch dem Geber des Guten dank-
50 bar zu erweisen 8 . Allerdings beeindruckt das (Gesagte) nicht / nur wegen
seiner ansprechenden Formulierung, sondern bezeugt auch die hohe mo ralische Autorität des Redners und bringt den Zuhörern großen Nutzen. Denn die Gesundung deines Vaters Gott zuzuschreiben und ihm dafür zu danken9 , ist uns zugleich ein Beweis deiner Frömmigkeit und des Glau bens, daß alles Gute von ihm kommt. Und sich über die Genesung des Vaters zu freuen und sie zugleich als Unterpfand zukünftigen Glücks zu 55 verstehen1o, / ist ein Zeichen frommer Liebe zum Vater. Aber auch die
Mahnung, das zu bewahrenl1, was der Vater seinen Untertanen zu geben hat, ist nicht nur Zeichen der Ehrerbietung für den Vater und (Ausdruck) des Vertrauens, daß die Rhomäer solche Wohltaten von ihm zu erwarten haben1 2, sondern (beweist) auch den Wunsch, daß den Freunden das ge währte Gut verbleibe. Das aber ist nicht nur ein Kennzeichen aufrichtig60 ster Liebe, sondern auch das untrügliche / Merkmal eines Kaisers, der kraft seiner Stellung die Aufgabe hat, für die Untertanen alles Gute zu gewinnen und das Gewonnene zu bewahren, indem er das, was diese Wohltaten beeinträchtigt, mit Entschlossenheit abwehrt. So wurde uns das gestrige Festmahp 3 zu einem vielfältigen Geschenk; es gab uns literarische Anregung, gab aber auch Weisung zu richtigem Verhalten gegenüber Gott, den Eltern und dem gemeinsamen Vaterland. 65 Verleihe also, ERLÖSER, dem Kaiser in seinen Reden die / Sprache eines Platon und eines Demosthenes, in seinen Kriegstaten aber das Glück des Makedonen14; denn was seine Menschenliebe betrifft, so dürfte er selbst anderen ein Vorbild sein1 S • K
I. o Kyd, OE: Kyd. hat am Vortage eine Rede angehört(Z. 43. 62), die Kaiser Manuel in Konstantinopel auf die Genesung seines Vaters gehalten hat. E: Der Adressat ist selbst Kai ser (Z. 59. 64) und der redebegabte (passim) Sohn eines Kaisers (Z. 43f.), kann also in dieser Zeit nur Manuel TI. sein. D: Wichtigster Anhaltspunkt für die Datierung des Briefes ist die Nachricht von schwerer Erkrankung und Gesundung Ioannes' V. (Z. 43-46) und der anläß lich der Gesundung gehaltenen Rede Manuels. Aus der im Wortlaut überlieferten (s. u., A.6) Rede selbst läßt sich zwar kein Argument für eine genauere Datierung entnehmen. Aber auch Manuels Brief LetMan, Nr. 12, ebenfalls in Konstantinopel verfaßt, bezieht sich auf die Genesung seines Vaters. Dennis schlägt daher in LetMan 32-34, A.l eine Datierung von
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BRIEF T387
L82 unmittelbar vor LetMan, Nr. 12 vor, den er auf 13 89/90 datiert, weil er annimmt, daß Manuel wegen der Erkrankung seines Vaters aus Lemnos zurückkehrte, was zwar nicht be wiesen ist (!), aber ein plausibler Grund für die Rückkehr Manuels wäre. BarkMan 431 hingegen hatte die Rede auf die Genesung des Vaters, ebenfalls ohne Beweis, noch als « early» bezeichnet. Nun erwähnt aber derselbe Brief Manuels auch eine großzügige Zahlung seines Vaters an Kyd. Für eine solche bedankt sich Kyd. in L83, einem Brief, der allerdings wahrscheinlich irrig - bereits in Bd. 11 als T 0142 eingeordnet wurde. Dennis hingegen sieht auch L83 in zeitlichem Zusammenhang mit Manuels Brief Nr. 12 und mit L82. Dafür spricht auch der Kontext der Überlieferung dieser bei den Briefe in der Hs B, der wie folgt aussieht: L 82: B 251'-252r, Nr. 107; es folgt in B als Nr. 108 auf f. 252rv der Brief L239/T388, dann als Nr. 109 auf f. 25r-25Y L379/T359, und schließlich als Nr. 1 1 0 auf f. 253V der Brief L83. In der Überlieferungsfolge der Hs B sind also die ersten drei genannten Briefe in die Zeit von Winter 1387/88 bis Winter 13 89/90 verfaßt. So ist dies auch für L83 wahrschein lich. Daß die genannten vier Briefe in verschiedenen Bänden der Edition Loenertz stehen, erklärt sich daraus, daß L82 und 83 nur in Hs B überliefert sind, während die drei übrigen auch im Autographen A stehen und deshalb gemäß LC I, IV (zu Hs B) in LC 11 eingeordnet wurden. 11. BKyd: Kyd. zeigt enthusiastische Bewunderung für die Rede Manuels auf seinen Vater (passim). BE: Vgl. die Angaben zur Rede Manuels unter D und in den folgenden Anmer kungen Nr. 4 und 6 - 1 3 . Xl: Ein Kaiser, Vater des Adressaten (Z. 43f.), Ioannes v., der von schwerer Krankheit genesen ist (s. o., D ) . ill . Hss: B 251'-252r, Nr. 107. Iv. 1 W.: J'tgOO1:1l0Uf,LeVOuAmulv. Vgl. BoissAnNov 238: uAcism. 12 W.: . . . I'X ye [lEAAOL "tOOO1J"tWV aya6Ölv "tOi:� 'PW[laLOL� ahw,,; elvm. 13 Zum Vergleich einer schönen Rede mit einern Festmahl siehe Bd. III, T265, Z. 72 (ebenfalls Brief an Kaiser Manuel). Siehe auch T363, A. 3 (Manuel selbst bezeichnet ein eigenes Werk als Festschmaus). 14 Sc. Alexanders des Großen. 15 Kyd. will sagen, daß er für die Menschenliebe (lAav6gwrcLa) des Kaisers kein Vorbild (wie die zuvor genannten Vorbilder) zu nennen braucht, weil Manuel in dieser Hinsicht selbst das Vorbild für andere ist. . .
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An Kaiser Manuel
L: 239; OKyd: Konstantinopel; E: Kaiser Manuel II. Palaiologos; OE: Konstantinopel;
D: HerbstlWinter 1389190 (?); wI: Mit dem Argument, Manuel sei gegenwärtig der einzige, der noch in der Lage sei, den Verfall der Bildung in Konstantinopel aufzuhalten, empfiehlt ihm Kydones einen geistig interessierten j ungen Mann von bescheidener sozialer Herkunft, der mit dem literarischen Zirkel um den Kaiser Kontakt aufzunehmen wünscht.
Wer sich mit den literarischen Studien beschäftigt, braucht viele Helfer. 5 Vor allem trifft dies für junge Menschen zu, / die noch nicht mit (dem
Fortgang ihrer Lebens)zeit den Beistand erfahren haben\ wie (ihn), glaube ich, Wettläufer durch (anfeuernde) Zurufe und Pflanzen durch Be wässerung (erhalten). Gegenwärtig aber ist allerseits ein Krieg gegen die Studien ausgebrochen, und es ist den Eltern ein Anliegen, daß der Wunsch nach literarischer Bildung ihren Söhnen nicht einmal in den Sinn komme, weil das Bemühen darum sie zu Bettlern machen oder ihnen ein schlechte res Leben als das der Sklaven einbringen würde. So gibt es für (die Stu10 dierwilligen) nur die eine (Gelegenheit) zum Aufatmen, die / deine Gesin
nung und Redekunst ihnen (gewährt); denn du hältst deinen Blick auf das Wesen der literarischen Studien gerichtet, hältst sie für den einzigen Be sitz, der eines Menschen würdig sei, und siehst alle, die etwas anderes mehr bewundern, als blind an; .du hast dich den Büchern gewidmet, weil du glaubst, daß der Reichtum, den sie vermitteln, kostbarer als die kaiser lichen Schätze sei. So bist du uns nunmehr nach langem Umherreisen als der erschienen, 15 den Platon ersehnte, als der Philosophenkönig, / unter dessen Herrschaft,
wie er weissagte, die Städte von (allem) Unglück befreit würden. Dies hat nun auch die Studierwilligen ermutigt, die zuvor gedemütigt und ernied126
BRIEFE T3 8 7-3 88
rigt waren; sie sind überzeugt, daß niemand sie fortan um der Redekunst willen tadeln werde, und sprechen eine offene Sprache. So wagen es (nun) die einen, sich zu äußern, weil sie sich durch den Ruf, der von dir ausgeht, geschützt fühlen. Wissen sie doch, daß die Widersacher eines so bedeuten den Kaisers / als Schwätzer (entlarvt werden), wenn sie ein unfreundliches 20 Wort über die literarische Bildung fallen lassen. Andere wiederum sind begierig, dem Kaiser wie Demosthenes zu lauschen. Ja, nun wagt wohl auch ein Vater seinen Sohn in die Schule zu schicken, weil er glaubt, damit für das Kind eine nützliche Entscheidung getroffen zu haben; läßt er ihn doch (jetzt) etwas lernen, was dem Kaiser gefällt, (und ist über zeugt), daß dies sein Glück sichern werde. In der Tat siehst du gern Men schen, die lesen, / und hörst auch Rednern gern zu, und wenn sich jetzt 25 jemand von denen naht, die früher die Pforte des Palastes von ferne wie ein unzugängliches Heiligtum verehrten, genügt es, dem Türhüter einen Wink zu geben, und alsbald wird er bei dir vorgelassen und findet ein offenes Ohr für seinen rhetorischen Vortrag. Empfange also auch diesen j ungen Mann, der dich (schon) seit langem (persönlich) sehen und deine Stimme hören will, wegen seiner Armut und seines bescheidenen Standes aber seine Hoffnungen / zurückstellen mußte, 30 jetzt jedoch den Schritt wagte und von mir belehrt wurde, daß du in (deiner) Güte keineswegs denen gram bist, die sich an deiner (Redekunst) erfreuen wollen. Er kommt zu dir, um wenig zu sagen, vieles aber von dir und allen, die Respekt verdienen, zu hören, und gewiß wirst du, wenn er einige Zeit mit dir verbringen kann2, binnen kurzem seine Fähigkeit unter Beweis stellen, auch über dich etwas Angemessenes zu sagen. Das wird vielleicht auch andere junge Leute für die / literarischen Studien gewinnen 35 und sie von dem Krämergeist3 befreien, der nun wegen der Mißachtung der Bildung allein den Palast beherrscht. K I. OKyd: Kyd. ist über die Vorgänge im Kaiserpalast informiert (Z. 36), hält sich also in der Hauptstadt auf. OE, D: Loenertz ordnet diesen Brief als letzten in Liste XVI der Chro notaxis (LC II 494) ein, nach den ersten Briefen an Manuel 11. auf Lemnos, obwohl er als Aufenthaltsort Manuels mit Recht Konstantinopel angibt. Doch gehört der Brief, der in Loen Lemn nicht erwähnt wird, zweifellos in die Zeit nach der endgültigen Rückkehr Manuels in die Hauptstadt, wie vor allem aus der Bemerkung, er sei «nach langem Umherreisen» (Z. 14) nunmehr als platonischer Philosophenkönig erschienen, zu erschließen ist. Es ist verwunder lich, daß der Brief bei BarkMan nicht erwähnt wird; vielleicht war Barker durch die unzutref fende Einordnung bei Loenertz irritiert. Da loannes V. zwar indirekt als bildungsfeindlich
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kritisiert, aber nicht als lebend erwähnt wird, ist auch eine Datierung des Briefes in die Zeit nach seinem Tode nicht auszuschließen. Die Bemerkung über das LAOAOYOV - <j>LAoao<j>ov nachzuahmen: Die Wiedergabe mit « Philologe» und « Philosoph» wäre auch möglich, aber « Philologe» wird heute anders verstanden. 3 W: EV 1;OLe; 8EW Q tl flUmv. Theorem: eine theologisches oder philosophisches Problem. 4 Der ausdrückliche Ausschluß von Ironie im Zusammenhang mit der bescheidenen Be teuerung der eigenen Inkompetenz ist interessant, weil diese Bescheidenheit auch sonst nicht immer deutlich von Ironie zu unterscheiden ist; siehe z. B. T372, Z. 41, wo Kyd. sich selbst für unbedeutend erklärt. 5 W: . . . ovÖ' oIov uXOUaUV1:L mü JtEQumtQw JtoAUJtQ UYflOVELV uJtoax€a8m we; UV �ÖT] 1;0 �T]1;OUflEVOV EX0V1:L. So wie übersetzt verstehe ich jedenfalls die schwierige Passage (die Dative sind wie auch aOL abhängig von dem vorausgehenden A€YELV) und deute sie so: Kyd. gibt an, so wenig Ahnung von der Sache zu haben, daß er nicht einmal mit einem, der die Frage schon gelöst hätte, vernünftig darüber reden könnte. Diese überspitzte Ablehnung nimmt er aber im folgenden doch zurück, wenn er um genauere Angaben birtet. 6 Eigentlich der Priester der Eleusinischen Mysterien. Als Interpret theologischer Fragen wird hier nicht ohne ironischen Unterton ein « Hierophant» gesucht. 7 Hier bezieht Kyd. kurz nacheinander zuerst EflOÜ (Singular), dann �flLV (soziativer Plural) auf sich selbst, was die Übersetzung gemäß Bd. I/l, 84 auch in diesem Fall wörtlich wiedergibt. 8 W: 1;0 YQC<j>ov. Kyd. schreibt dieses Wort im Autographen mit Akut, die Edition setzt den gebräuchlichen Zirkumflex. Tb YQL<j>OV (bei LSc nur: 6 YQL<j>Oe;), ist mit der Bedeutung « Rätsel» belegt in: TrappLex II 330.
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0423 - An Astras L: 422; OKyd: Konstantinopel; E: Michael Synadenos Astras, Sohn des Georgios Synade nos Astras; OE: Lemnos ( ? ) . D: 1 3 8 8 - 90 ( ? ); wI: Kydones entschuldigt sich, dem Sohn seines verstorbenen Freundes bisher nicht geschrieben zu haben. Er möchte nun eine Korre spondenz mit ihm eröffnen und hofft auf Vergebung für sein bisheriges Schweigen.
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Ich gebe zu, es war ein Unrecht, daß ich bis jetzt zögerte, Dir zu schreiben, obwohl es (so) viele gerechte (Gründe) gibt, die mich dazu hätten bewegen können 1 . Deine noble Gesinnung könnte ja sogar den Gleichgültigsten dazu gewinnen, dein / Lobredner und Freund zu werden! Außerdem weiß ich von dir, daß du dich an meinen Briefen, die ich an andere sandte, erfreu test und zu ihrer Verlesung eine Zuhörergemeinde zu versammeln pfleg tesr2, die schönen Worten angemessen war, so daß du es auch verdient hät test, von mir persönlich Briefe zu erhalten. Zudem könnte ich deinen Vater, der alle bei uns durch seine Kenntnis in städtischen Angelegenheiten übertraf, wohl kaum vergessen; zeigte er mir doch / höhere Verehrung und Zu neigung, als (man sie von) Geschwistern (erwarten kann). So schäme ich mich denn, und weil ich glaube, daß mein langes Schwei gen die Anklagen gegen mich täglich vergrößert, ändere ich mein Verhal ten und beginne eine Korrespondenz, für deren bisheriges Ausbleiben du mir mit Recht Vorwürfe machen könntest. Ich möchte aber wünschen, daß nun nicht auch du - weil ich erst mit dem Schreiben begann, als ich wegen meines fehlerhaften Verhaltens getadelt wurde - mein Verhalten durch Schweigen nachahmst, / sondern mir das Frühere verzeihst und meine späte Bereitschaft durch Briefe honorierst. Wenn du nämlich jetzt aus Rache schweigen willst, werde ich dein Ankläger sein, weil ich zuge geben habe, zuvor unrecht gehandelt zu haben. K I. OKyd: Zweifellos an seinem gewohnten Aufenthaltsort.
E: Weitere Angaben zu seiner
Person: PLP 1599. Dort auch sein urkundlich bezeugter Vorname Michael. Zu seinem Vater s. u., Xl. OE: Der Aufenthaltsort ist nicht genannt, doch teilt PLP mit, daß Michael Astras die Güter seines Vaters auf Lemnos erbte.
D: Gemäß LC II, XIV wird Heft 1, in dem dieser
Brief steht, auf 1 3 8 8 -90 datiert. II. BKyd, BE: Die Erinnerung an die Freundschaft mit seinem 1366 verstorbenen Vater (Xl) und die Nachricht, daß er seine Briefe in einem literarischen Zirkel verlesen läßt (s. u., Ep), bewegen Kyd., mit dem jungen Mann Kontakt aufzunehmen. Xl: Der Vater des Adressaten, Georgios Synadenos Astras, den Kyd. wegen seines «Wissens um die Städte» (Astras war Architekt) und seiner freundschaftlichen Zuneigung lobt (Z. 8 - 1 0). Zur Person
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BRIEFE T
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siehe Bd. IIl, 250- 254; PLP 1 59 8 . Ep: Briefe des Kyd. an andere Personen, die Astras in seinem Zirkel verlesen läßt (Z. 5 - 7). III. Hss: A 6v, Nr. 10; U 8r, Nr. 1 0. IV. 1 Im folgenden zählt Kyd. diese Gründe auf. 2 W. : "tuu"tm� 8€u"tQOv JtEQllO"ta�. Der terminus technicus «Theatron» wird hier mit «Zu hörergemeinde» wiedergegeben. S. o., Bd. III, Register, 334, s. v. Zirkel, literarischer.
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An Ioannes Asanes
L: 423; OKyd: Konstantinopel; OE: Konstantinopel; D: 1 3 8 8 -90 ( ? ) , am 27.128. 1 . oder 13.114. 1 1 .; wI: Verärgerte Reaktion auf eine erneute Enttäuschung durch einen unverbesserli chen Leichtfuß. Anstatt mit seinem Onkel am nächtlichen Gottesdienst zu Ehren des hl. Ioannes Chrysostomos teilzunehmen, ist Asanes sehr wahrscheinlich auf die Jagd gegangen. Aber noch hofft Kydones, ihn von seinen banalen Interessen ablenken und vom Wert geistiger Betätigung überzeugen zu können.
Ob du, wie geplant, auf die Jagd gehen konntest, weiß ich nicht. Da du aber viel Gutes versäumt hast, als du / gestern nicht auf mich hören wolltest, würde ich dies mit ziemlicher Sicherheit behaupten. Wenn du also erfahren willst, was (dir entgangen ist), höre mich an. Ich bat dich, deinen Onkel mitzunehmen und zu kommen, um das Nachtgebet1 in der größten und zugleich schönsten Kirche2 zu erleben und damit zugleich das Gedächmis des heiligen und goldenen Vaters3 zu ehren, dort eine Vielzahl von Freunden zu treffen und dich mit ihnen zusammen gebüh rend zu erfreuen. Der erste meiner Vorwürfe / (gegen deine Entscheidung), dich (der Feier) zu entziehen, ist, daß du die Bitte eines nicht ganz unbe deutenden Mannes mißachtet hast, dann aber auch die eines Freundes, den du nach deinen eigenen Worten allen anderen vorziehst4 • Aber auch Chrysostomos war von der Mißachtung betroffen, ein Mann, den wohl nur Gott in würdiger Weise ehren kann. Nicht allein dich aber, sondern auch deinen Onkel hast du um die Festfeier gebracht, obwohl du doch in jeder Hinsicht zu seinem Wohl beitragen solltest. Du hast aber (noch) zusätzlichen Schaden angerichtet, / weil du durch deine Weigerung teilzunehmen auch ihn, der teilnehmen wollte, (daran) gehindert hast - wie (seinerzeit) die PharisäerS. Denn von mir will ich schweigen, nämlich da von, daß auch ich es nicht ertrug, ohne euch das Fest zu begehen. Jeden falls war auch ich ein Betroffener. Von den Genannten also war jeder betrübt, weil er wegen deines Fernbleibens (die Feier) versäumte6. Es 197
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schließt dich aber von jeder Nachsicht aus, daß du all diesen (wichtigen Dingen) einen einzigen Hasen vorzogst, den du noch nicht einmal gefangen, sondern - wie / lächerlich! - dir nur erhofft hattest. So gut weißt du, welche Sache man gegen welche andere austauschen sollte! o du ausgemachter Leichtfuß, der sich selbst vernachlässigt und den Dingen, die ihm nützen könnten, ausweicht, als ob sie ihm schaden könn ten, da aber, wo gescherzt wird, die Sache ernstnimmr7! Nachdem du nun genug gegen ängstliche Tiere gekämpft hast8, halte es nun für an der Zeit, fortan von ihnen deinen Eifer auf Menschen zu lenken, deine allzu große Betriebsamkeit ihrer / Eigenart und ihren Taten zuzuwenden und eifrig dar auf bedacht zu sein, wie man lernen kann, einen guten Menschen zu erja gen, was ich niemals müde werde, dir zu raten. Denn wenn du so das beste und stärkste Lebewesen zu bezwingen lernst, wirst du selbst ein Freund der Besten und der Beste sein und von allen Lob zu hören bekommen. Wenn dich aber nach einem Festschmaus gelüstet, wirst du einen solchen genießen können, wie dir nicht einmal einer geboten würde, / wenn du alle Tiere erja gen und dir aus ihnen ein Mahl bereiten würdest. Solltest du diese Lehre annehmen, wirst du vielleicht einmal die Spuren Gottes verfolgen9, und wenn du ihn findest, wahrhaft glücklich sein. K I. OKyd, OE: Kyd. und Asanes halten sich an einem und demselben Ort auf, wo sich die « größte und schönste Kirche» befindet (A. 2), zweifellos in Konstantinopel. D: In Z. 7 - 9 ist eine nächtliche Feier (Pannychis, s. u" A. 1 ) zu Ehren des hl. Johannes Chrysostomos erwähnt, an der E nicht teilgenommen habe. Loenertz nimmt an, daß sie sich auf das Fest des Heiligen am 27. Januar bezieht. An diesem Tag wird die übertragung seiner Reliquien im Jahr 438 gefei ert. Man könnte aber auch an sein Fest am 1 3 . November denken. Da die Pannychis in der dem Festtag vorausgehenden Nacht gefeiertwurde, ist der Brief entsprechend auf den der Nacht fol genden 27. Januar bzw. 1 3 . November zu datieren. Die vermutete Zeitspanne für die Jahresda tierung ist die des Heftes 1, dem dieser Brief angehört (LC TI, XIV). TI. BKyd: Die Verärgerung des Kyd. über eine geplatzte Verabredung ist unmittelbar spür bar und läßt den Brief recht lebensnah erscheinen. BE: Der Adressat ist aus anderen Briefen des Kyd. als Leichtfuß gut bekannt, seine Begeisterung für die Jagd (Z. 4f. 1 8 -20. 23. 29f.; Ha
senjagd, Z. 19 und A. 8) insbesondere aus Bd. TI, T 0228; Bd. m, T239. Xl : Ein Onkel des Ioannes (Z. 6. 1 3 ) , den Kyd. zusammen mit Ioannes zur Teilnahme an der Pannychis eingeladen hatte. Loenertz denkt an Konstantinos Asanes, den Adressaten von L426. Dies ist aber auszu schließen, da Konstantinos wohl eher ein Bruder des Ioannes war; vgl. PLP 9 1 3 71 (wo auch der hier genannte Onkel von Konstantinos Asanes unterschieden wird) und Bd. 111, T43, BE, 268f. TI!. Hss: A 7"", Nr. 1 1 ; U 8'_9v, Nr. 1 1 .
Iv. 1 W : ltavvvX(Öa, Eine Pannychis ist in der ostkirchlichen Liturgie ein Nachtgebet zur
Vorbereitung auf ein hohes Kirchenfest,
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BRIEFE T 0424-0425
2 Wohl die Hagia Sophia, nicht die Apostelkitche. 3 Ioannes Chrysostomos; vgl. Z. 12f. Siehe auch oben, T0412, A. 2. 4 Anspielung auf diese Beteuerung auch Bd. III , T239 (ca. 1 3 8 3 verfaßt), Z. 12f. 5 Hier ist der Vorwurf gemeint, den Jesus gegen die Pharisäer erhob, sie hätten den Men schen das Himmelreich verschlossen, denn sie würden selbst nicht eintreten (ELOEAeEIv, was oben, entsprechend dem Zusammenhang mit «teilnehmen» übersetzt wird) und die, welche im Begriff seien einzutreten, nicht eintreten lassen (NTMt 23, 13; Variante: NTLk 1 1, 52, wo statt vom Himmelreich von der (wahren) Erkenntnis die Rede ist). 6 W.: aVE1J OOÜ flT] ·Wxwv. 7 Asanes nimmt die Jagd ernst, die nach Meinung des Kyd. keine so ernstzunehmende Sache ist. Zur Anspielung auf die platonische Antithese ScherzIErnst (1ta�ELv/o1t01JÖa�ELv) s. o., T363, A. l. 8 Ironische Anspielung auf die Hasenjagd, die zugleich den Jagdeifer des Asanes lächer lich macht. 9 W: ewIo flE"taÖLW�EL� 'LXVEa. Anspielung auf HomOd 2, 406 und 3, 30 (Telemachos, welcher der Göttin Athene folgt) bzw. 5, 193 (Odysseus, welcher der Nymphe Kalypso folgt) ; e s heißt jeweils wörtlich: flE-.;' 'LxvLa ßaIvE (= EßmvE) ewIo. Die Wendung klingt auch bei PlPhdr 266b an, wo Sokrates dem Phaidros versichert, er folge dem, der ihn in der Dialektik belehren könne, wie einem Gott. Im Kontext des vorliegenden Briefes ist die Anspielung auf den christlichen Gott zu beziehen, dessen Spuren Asanes fortan folgen möge.
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An Theodoros, den Sohn des Kaisers
L: 425; OKyd: Konstantinopel; E: Theodoros I. Palaiologos, Despot; OE: .Mistra, Pelo ponnes; D: Ca. Herbst 1 3 8 9; wI: Nach überschwenglichem Dank für den von Theodoros geäußerten Wunsch, von ihm Briefe zu erhalten, entschuldigt Kydones sein längeres Schwei gen mit ängstlicher Zurückhaltung, zu der allerdings nun kein Anlaß mehr bestehe.
Nie habe ich mich je so sehr über das Lob von anderen gefreut wie über den Tadel, der mir jetzt von dir / durch Leontares übermittelt wurde. Denn daß ein so bedeutender Mann, wie du es bist, sich über meine Briefe zu freuen scheint und mich aus meinem Schweigen aufwecken will, aber auch verspricht, selbst wieder zu schreiben, wenn ich selbst schreibe, gleichsam, um nicht Erz für Gold\ sondern Gleiches für Gleiches einzu tauschen, macht mich das nicht glücklicher als einen, der wegen seines Glücks berühmt ist? Vor allem aber, daß du nicht in Wohlleben / und Muße nach dem Wort verlangst, sondern (dann), wenn dich Kriege um branden und die Zeit es nicht erlaubt, außer Waffen und Pferden etwas anderes wahrzunehmen, gleichsam wie einer, der im sicheren (Haus) und (umgeben von) Gärten dasitzt, erklärst, es gelüste dich nach Briefen: (das) 199
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weist dich als einen Liebhaber des Größten und Göttlichsten von allem aus - wird doch der Wortkunst sogar von den Unvernünftigen dieses Zeugnis ausgestellt -; mir aber vergrößert es, wie gesagt, mein Glück, / wenn ich dir soviel bedeute, daß du nicht einmal, wenn du um dein Leben kämpfst, mich und meine Worte - wenn sie denn überhaupt erwähnens wert sind - vergiß�. Freilich kann ich dir für deine freundschaftliche Gesinnung und dafür, daß du mich nicht nur durch dein Lob, sondern nicht weniger auch durch deinen Tadel zu ehren scheinst, wohl keine adäquate Gegenleistung anbieten; du aber hoffe darauf, von Gott, den du bei all deinem Tun vor Augen hast, dafür / und für deine Liebenswürdig keit in anderen (Dingen) den würdigen (Lohn ) zu empfangen. Ich muß aber nun den Grund meines Schweigens erklären; denn ich möchte mich dir auch in den geringsten Dingen als untadelig erweisen. Du hast nach meiner Überzeugung schon in den vorausgehenden Briefen eine ausreichende Entschuldigung (erhalten), die mich freisprechen kann. Ich muß aber noch den entscheidenden (Grund) nennen, der mir (bislang) sowohl den Gedanken wie die Sprache hemmte: Ich bin schüchtern / und ängstlich gegenüber den Mächtigen, und zwar so sehr, daß ich es leichter ertrage, ein Dieb als ein Großmaul zu heißen, obwohl ich genau weiß, wie erfolgreich Unverschämtheit heutzutage ist, da die ständige Einfluß nahme auf die Herrscher denen, die sie ausüben, mehr einbringt als der Zehnte der Syrakusaner3• Trotzdem bin ich so weit davon entfernt, die, welche sich auf diese Weise bereichert haben, zu beneiden, daß ich mich sogar für sie schäme. / Dies hinderte auch meine Hand zu schreiben, weil ich fürchtete, jemand könnte vielleicht sagen: « Ja, mein Lieber, merkst du denn nicht, wie du die dir gesetzten Grenzen überschreitest und dir eine Zudringlichkeit herausnimmst, die dir nicht ansteht? » Deshalb schwieg ich, obwohl ich mich sehr gern an dein HAUPT gewandt hätte. Weil aber du glücklicherweise die Angst von meiner Seele nahmst, werde auch ich fortan nicht mehr so übermäßig schüchtern sein, / sondern will im Ver trauen darauf, daß ich nicht ungelegen erscheine, (dir) so fleißig schrei ben, daß du schon sagen wirst, es sei dir lästig. K I. OKyd: An seinem gewohnten Aufenthaltsort. OE: Der Despot Theodoros, Sohn Ioan nes' v., herrschte 1 3 82- 1407 auf der Peloponnes. D: Loenertz datiert den Brief ohne Frage zeichen auf Herbst 1 3 89, weil er wahrscheinlich auf T39 1 Bezug nimmt, den Loenertz auf SommerlHerbst 1 3 8 9 datiert hatte (meine Datierung: Herbst 1 3 89). S. u., Ep. Er scheint in
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der Tat nicht allzulange nach T391 geschrieben zu sein. So hätte Loenertz ihn eigentlich in der Liste XVII in LC II 495 zwischen L421ff3 9 1 und L427ff3 93 einreihen sollen. Er hat ihn aber dort vielleicht vergessen oder doch wegen Unsicherheit über die Datierung mit Be dacht nicht aufgeführt. Wegen dieser Unsicherheit wird der Brief auch hier in die Gruppe der «nicht datierbaren» Briefe eingereiht. II. BKyd: Der devote Ton des Kyd. zeigt, daß der Brief auf jeden Fall nach seinem Rückzug aus dem kaiserlichen Dienst verfaßt ist. Siehe vor allem die bescheidene Bemerkung über den Wert seiner eigenen Worte (Z. 1 6 ) und die längeren Ausführungen über seine Schüchternheit gegenüber den Mächtigen (Z. 24 -36). BE, ZG: Die durch die aufsässigen Barone bedingten Unruhen, die Theodoros auf der Peloponnes in Atem halten, dauern an (Z. 9 - 12; vgl. Bd. m, T273, ZG; hier, T380, D; 391, D ) . Xl: Leontares (Z. 5), Briefbote des Theodoros, nur hier erwähnt (PLP 14667). Ep: Kyd. nimmt Z. 22 Bezug auf einen vorausgehenden Brief an Theo doros, in dem er sich bereits zur Genüge für versäumtes Schreiben entschuldigt habe. III. Hss: A 7"-8', Nr. 13; U 9'- 10" Nr. 1 3 . Im Autographen folgt (f. 8') die Sentenz Cam Sent, Nr. I, mit dem Inhalt, es sei töricht, den Tod zu fürchten; Todesfurcht sei das Zeichen mangelnden Glaubens an die Unsterblichkeit der Seele. Eine inhaltliche Beziehung zu diesem oder dem in A folgenden Brief T0426 ist nicht festzustellen. IV. 1 Anspielung auf Hornll 6, 236 (wie auch in T0419, 1 3 f.; 0426, A. 14): Im Kampf vor Troja entdecken der Lykier Glaukos und der Achäer Diomedes, daß ihre Vorfahren Gast freunde waren und beschließen einen freundschafrlichen Waffentausch, bei dem allerdings Diomedes durch das Eingreifen des Zeus goldene statt der ehernen Waffen des Glaukos er hält. Die Stelle wird auch in PlSmp 219a zitiert. Es ist hier aus der Sicht des Kyd. natürlich Theodoros, der in Gefahr ist, Erz für Gold zu erhalten, wenn er mit Kyd. korrespondiert. 2 Hier führt der Editor Loenertz seine Leser durch die Wahl der Interpunktion in die Irre. Nach AOf,lßavfLv (Z. 1 6 ) ist ein fehlendes Komma nachzutragen; nach "tLf,lWvw (Z. 1 8 ) ist statt Punkt ein Komma zu setzen. 3 W: LUgOXOUcr(wv öExa"tTj, sprichwörtliche Bezeichnung für großen Reichtum. Belege: Paroem I 418, Nr. 14; 455, Nr. 8 8 . Gemäß der Erläuterung an letzterer Stelle beschlossen einst die reichen Syrakusaner, den Zehnten ihres Besitzes zur Finanzierung von Schiffen, Weihgeschenken und Festgesandtschaften zu spenden, und dieser Anteil fiel so reichlich aus, daß man den Begriff fortan ironisch im genannten Sinne verwendete.
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An Asanes Konstantinos
L: 426; OKyd: Konstantinopel; E: Konstantinos Asanes; OE: Konstantinopel; D: 1 3 8 8 90 ( ? ) , Winter; wI: Anschauliche Beschreibung einer Periode winterlichen Wetters mit anhal tendem Schneefall, der selbst gegenseitige Besuche innnerhalb der Stadt verhindert. Ironische Ausmalung der Vorstellung, der jagdbegeisterte Ioannes Asanes könnte sich auch bei diesem Wetter in sein geliebtes Jagdrevier begeben, was er dann wahrscheinlich zu bereuen hätre. Besser sei es jedoch, wenn er von vorneherein zu Hause bleibe und sich endlich mit an spruchsvoller Lektüre beschäftige.
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Was einst bei der Sintflut Noe erlebte, erlebten nun auch wir: / Alle Türen und Fenster sind zwar verschlossen\ der Schnee aber kommt trotz dem herein und nimmt so überhand, daß wir nicht einmal die Wahl ha ben, ohne ihn in unserem Bett zu schlafen, und unsere Diener mit Anwei sungen schikanieren, ihn von den Ruhebänken2 zu entfernen. Wenn wir aber in unseren Häusern sitzen, ist es auch nicht leicht, zum Himmel zu schauen, weil Wind und Schneegestöber die Augenlider reizen / und uns zwingen, sie zu schließen. In dieser Hinsicht übertreffen wir sogar Noe, denn er konnte sich von dem Vorrat an (kultisch) reinen Vögeln ernäh ren3; wir hingegen sind auf die Vorräte des Marktes angewiesen, können uns aber dort keine Nahrung holen, weil die Händler sich in ihre Löcher verkrochen haben und dem Geschäft das Überleben vorziehen, und so setzt uns der Hunger noch mehr als die Kälte zu. Aber freilich wird dies auch deshalb / für uns noch schlimmer, weil wir auf eure4 Anwesenheit verzichten müssen, die uns wichtiger ist als vieles, was wir besitzen, es sei denn, man verwandelte sich in einen Vogel und käme durch die Luft dahergeflogen wie Bellerophontess. Denn dies wäre leichter als über die Straßen zu gehen, die man vergeblich ausfindig zu machen sucht. So hätten wir beinahe auch unseren Diener, den wir Einge schlossenen ausgesandt hatten, um zu erfahren, wie es euch geht, zu sammen mit (anderen) tödlich Verunglückten / beweinen müssen. Als er sich nämlich ein wenig aus der Arche6 herauswagte und durch die Straßen zu gehen versuchte, wäre er beinahe eingeschneit worden, hätte er nicht sei nen Verstand gebraucht und beschlossen, seinen Ehrgeiz aufzugeben. So kehrte er zurück und dankte dem ERLÖSER. Nun würde ich mir wünschen, daß unser Jäger sich hohe StiefeF anzieht, einen filzhutS / aufsetzt und wie Herakles ausstaffiert, um mit der Jägerei, die er betreibt, zu beeindrucken. (Jetzt) könnte er über Berg und Tal streifen, um jenen Spottvogel9 zu suchen, den er mehr liebt als Zeus den Ganymedes10. Jener aber ist übermütig und hochfahrend, er treibt den Liebhaber durch Schluchten und über Berghänge und bedauert ihn vielleicht, während er selbst hoch oben sitzt, wegen seines Umherirrens, / der Mühen und des Aufwandes, den er für einen, der ihn verachtet, ein setzt. Wenn er also ohne Rücksicht auf Wind, Schnee, Schlamm und Frost ausgezogen ist, in der Hoffnung, die flüchtigen Vögel zu fangen, wird er den Krieg gegen die Elemente als Tapferkeit und Kraft bezeichnen und uns als unmännlich verspotten, weil wir uns lieber an Rauch und Asche11 202
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halten. Ich will aber übergehen, was dazu / treffend die anderen sagen, sondern zu Gott beten, er möge ihm den Winter angenehmer gestalten. Denn ich möchte nicht, daß er am eigenen Leibe die Strafe für seine un vernünftige Passion zu spüren bekommt. Es ist jedenfalls klar, daß er uns, wenn er zurückkehrt, die Winde, die ihm zuteil geworden sind, mitbrin gen wird. Denn diese sind, wie Salomon gesagt hat, die Beute derer, die dem Geflügel nachjagen12 . Wenn er aber fortan so vernünftig ist, zu Hause zu bleiben und zusammen mit uns Stubenhockern / ebenfalls mit dem Rauch vorlieb zu nehmen, soll er sich nun belehren lassen, welche Plage die Kunst, die er bevorzugt, denen bringt, die sie betreiben. Wenn er diese also (nun) spät verurteilt, möge er den Theologen1 3 und seine Reden, also Gold gegen Erz, wie man sagtl 4, dafür eintauschen. Denn jene (Sc. die Jägerei) kann man nicht ohne Mühen genießen, und er wurde von ihr schon zur Genüge aufgerieben. Wenn er sich a,ber an jenen hält, wird er wissen, was Tier, was Gott und was Mensch ist15. K I. OKyd: An seinem gewohnten Aufenthaltsort; vgl auch OE.
E: In diesem Band ist dies
dank der Angabe im Brieftitel der einzige sichere Brief an Konstantinos Asanes. Zur Person des Adressaten siehe Bd. I11, 268f. (T43, BE) und oben, T343, Xl und 0408, Xl. Kaiser Manuel II. schrieb an ihn die Briefe LetMan, Nr. 18 ( 1 3 9 1 ) und 30 ( 1 396).
OE: Der Adressat hält sich
am gleichen Ort wie Kyd. auf, weil in Z. 1 8 -23 von einem Diener die Rede ist, der auf den Straßen (sc. der Stadt) zu E unterwegs war (s. u., Xl). D: Der Brief mit seiner realistischen und bildhhaften Beschreibung Konstantinopels im tiefen Schnee (Z. 5 - 1 0. 1 7f. 20-23) ist in einem Winter verfaßt. Die vermutete Zeitspanne für die Jahresdatierung ist wie bei dem inhaltlich ver wandten BriefT 0424 die des Heftes 1, dem dieser Brief angehört (LC II, XIV). II. BKyd: Der Brief ist vor allem eine weitere Quelle für die Beziehung des Kyd. zu Ioannes Asanes (Xl), die durchweg von ironisch gefärbter Kritik an seinem Leichtsinn geprägt ist (vgl. Bd. II, T 0 1 95, 198, 200, 0228; Bd. III, T239, 257, 258 sowie hier T 0424). Die Jagdlei denschaft des Ioannes Asanes wird, nicht ohne Ironie, in folgenden Briefen thematisiert: T 0228 (ca. 1 3 8 0 -82), T239 (ca. Winter 1 3 8 1182), vielleicht auch in T370 an Manuel II. auf Lemnos (wenn hier, Xl, von Ioannes Asanes die Rede ist) sowie T 0424. T370 (sicher datierbar, aber die Identität von Xl ist dort unsicher), vielleicht auch T 0424 und der vorlie gende Brief sind etwa acht bis zehn Jahre später als die anderen zu datieren. In dieser relativ kurzen Zeitspanne ist es durchaus möglich, daß Ioannes Asanes seine Gewohnheiten nur wenig geändert hat.
Xl : Der Diener des Kyd., der ausgesandt wurde, sich nach dem Befin
den des Adressaten (und seines Bruders, Xl) zu erkundigen, aber beinahe im Schneegestöber umgekommen wäre, wäre er nicht rechtzeitig umgekehrt (Z. 18 -23, Übertreibung?). Aus der Erwähnung von Dienern im Plural (Z. 7) muß wegen des allgemeinen Charakters der Aussage nicht auf mehrere Diener des Kyd. geschlossen werden; doch scheint T372 zwei Diener des Kyd. zu bezeugen (siehe dort, A. 6). X2: «Unser Jäger» (Z. 24); gemeint ist Ioannes Asanes, Konstantins Bruder gemäß T 0424, Xl. Kyd. kritisiert und karikiert seine Jagdleidenschaft
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üBERSETZUNG UND KOMMENTAR
(vgI. auch unten, A. 4) und möchte sein Interesse den geistigen Dingen, vor allem dem Stu dium der Kirchenväter zuwenden (ähnlich wie oben, T 0424, 21 -32). III. Hss: A 8v_ 9r, Nr. 14; U 1 0r - l l', Nr. 14. IV. 1 Die Parallele zur Arche Noes beschränkt sich auf die verschlossenen Fenster und Türen gemäß ATGe 7, 1 6: « . . . und Gott verschloß die Arche von außen.» Es ist im Bibeltext nur von einem Fenster die Rede, aus dem Noe eine Taube fliegen ließ (ebd. 8, 6). Um die Arche zu verlassen, öffnete er das Dach (eine Dachluke? ) (ebd. 8, 1 3 ) . 2 W.: "twv XAWWV. Zur Übersetzung vgI. N. Oikonomides, The Contents of the Byzantine Horne from the Eleventh to the Fifreenth Centuty, DOP 44 ( 1 990) 205-214, hier 213: Der vorherrschende Haustyp in mittel- und spätbyzantinischer Zeit «had a permanent wooden or stone-built couch, a kind of divan, which covered three sides of the room ("tQLXA(VLQv) and which could serve as bed and chair». 3 Dies enmimmt Kyd. offenbar aus ATGe 7, 3 , wonach Gott Noe gebot, eine größere Zahl sowohl reiner wie unreiner Vögel mit in die Arche zu nehmen, so daß einige von ihnen als Speise zur Verfügung standen. 4 Der hier wie auch Z. 19 stehende Plural der Anrede bezieht offenbar den Bruder des Adressaten, Ioannes Asanes (s. o., X2), mit ein, der nicht bereits auf die Jagd gegangen ist, sondern sich noch «zu Hause» (Z. 39), also anscheinend bei seinem Bruder, aufhält. Kyd. stellt sich nur vor, wie es ihm ergehen würde, wenn er sogar bei solchem Wetter seiner Jagdleidenschafr folgte. 5 Der antike Heros Bellerophon(tes), ein Enkel des Sisyphos, pflegte auf dem geflügelten Götterroß Pegasos, das er sich gebändigt hatte, durch die Lufr zu reiten. 6 Anknüpfung an das A. 1 erläuterte Bild. 7 W.: x06oQvo1J ltATJOlO1;6V'tWv [,IE'tEOWXe XWQo�). Sein Amt habe Alusianos «Sklaven» (bzw. einem «Sklaven", Z. 92, wem?), die er für geeig neter hielt, übertragen (Z. 38- 40). Kyd. aber schätzt den jungen Mann weiter als aus dauernd, besonnen und hochgebildet (Z. 42f.). Er genieße in Konstantinopel hohes Ansehen und habe sich auch, als ihn Ioannes V. zur Wahrnehmung wichtiger Aufgaben zu seinem Sohn Manuel nach Lemnos sandte, dort bewährt (Z. 47-49). Dort schätzte ihn Manuel 11. (X l) bald ebenso wie sein Vater (Z. 49-53). Als er von Lemnos nach Konstantinopel
zurückkehrte, gelang es ihm trotz der Verleumdungen seiner Gegner, weiter die Gunst des alten Kaisers und nach dessen Tod nicht weniger das Vertrauen Manuels II. zu genießen, zu dessen engerem Kreis er bald gehörte (Z. 58-61). Seine Qualifikation für das ihm entzogene Amt steht für Kyd. außer Zweifel (Z. 86-88), und er bittet den Freund dringend, seine Entscheidung zu revidieren (Z. 120 -123). Eine Identifikation des jungen Mannes mit einer namentlich bekannten Person im Literatenkreis Kaiser Manuels (Z. 5lf.; siehe auch unten, A. 4) wurde, soweit ich sehe, bisher nicht versucht und scheint auch wohl nicht möglich zu sein.
X3: Der verstorbene Kaiser, Ioannes v., der alle nach Verdienst belohnt habe, so auch
den jungen Mann (Xl), den er an den Hof berufen und gefördert habe (Z. 44- 47). ZG: Der Brief ist eine wertvolle Quelle für die Geschichte des Kollegiums der Großrichter (frz. «grands juges», X080ALXOL XQL'tOC 'twv 'PW[,IoCwv, eng!. «universal judges»), «which served as a supreme court in the Palaeologan period» (A. Kazhdan, ODB 1158, Art. Kritai Katholi koi). Zur Bezeichnung «Großrichter» und zur Bedeutung des Amtes siehe auch Bd. I12, T72, E, im Brief an den Amtsinhaber Andronikos Oinaiotes. Begründet 1296 von Kaiser Androni kos II., umfaßte das Kollegium zunächst zwölf, ab 1329 vier Personen, von denen zwei Kleriker und zwei Laien waren. Kyd. spielt Z. 61-70 darauf an, daß einige Zeit vor diesem Brief das frühere Richterkollegium, wohl im wesentlichen auf Betreiben des Alusianos, abge setzt und mit Billigung Manuels II. (X 4) ein neues gewählt worden war. Dessen Vorsitz übernahm nun Alusianos (Z. 67f.), zum Schaden des jungen Mannes, für den Kyd. sich in vorliegendem Brief einsetzt (Xl). Offenbar hatte das Kollegium also die Befugnis, Hofbe amte ein- und abzusetzen. Ep: Die Z. 52f. angedeutete literarisch anspruchsvolle Korre spondenz zwischen Manuel 11. und dem unbekannten jungen Mann (Xl) ist leider verloren.
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BRIEFE T440-441
Wie die chronologische Liste LetMan 245f. zeigt, ist aus Manuels Zeit des Lemnosaufenthal tes nur der Brieftraktat Nr. 67 an Nikolaos Kabasilas erhalten. III. Hss: A 165'-167" Nr. 1; U 258'-26P, Nr. 258. IV. 1 W.: [J.LXQOV nvot; u<j>oQ[J.OVvtOt; (von U<j>OQ[J.EW): «als nur ein Kleines verborgen vor Anker lag». 2 Zu dieser sprichwörtlichen Wendung s.o., T348, A. I. 3 W: Tiit; ÖEU"tEQUt; . . . ltQo o8i] xT]t;. 4 W: 'A.oywv yE[J.WV. 5 W.: lt UvtEt; ltuv"tu xu"tCr. "to öEo v YLvE08m ouyxwQOVOL. 6 W.: "tiit; ltQw"tT]t; . . . ßou'A.iit;, und Loenertz bemerkt dazu «consessus iudicum universa lium Romanorum». Kyd. spielt also hier auf das Kollegium der Großrichter (s. o., ZG) an, das in seiner früheren Zusammensetzung dem jungen Mann günstig gesonnen war. Zur Ver wendung von ltQGJ"tOt; im Sinne von ltQO"tEQOt; (früher) siehe LSc , s. v. ltQO"tEQOt;, B, I, 3, d. 7 W.: d)v EVu ouu"tov EOE08m Tfi ltOAAfj "tO"tE xut' EXELVWV QU[J.TI xUL "tUIt; 'ÜßQEOLV UltLOX
VOU. Die Übersetzung geht davon aus, daß es sich nicht um ein wirkliches Versprechen han delte, sondern daß er sich vor der Wahl durch seine Kritik am bislang angeblichen Fehlverhalten des Richterkollegiums selbst als Kandidat qualifizierte. . 8 W: "tOu"twv TJYo v als «inchoatives» Imperfekt verstanden, das Schwyzer II 277 zwar ,
nicht für erwiesen hält, aber aufgrund einiger der von ihm angeführten Beispiele doch belegt. Loenertz bemerkt zu dieser Stelle: discimusne hinc amicum Cydonii, i. e. Alusianum, toti collegio praesedisse? Diese vorsichtige Frage ist wohl kaum anders als mit einem Ja zu beant worten. Alusianos war also zur Zeit des Briefes der Vorsitzende des Richterkollegiums. Dies bestätigt auch die Bemerkung Z. 77-79, daß seitdem Anwärter nur durch maßloses Lob auf Alusianos eine Chance hatten, Karriere zu machen. 9 Zur Eidesformel der Großrichter verweist Loenertz auf deren Edition in LemJuge 297f. 10 W: E1;oLOE LV. Zur Bedeutung von EX<j>€QELV im Sinne von «bring about, accomplish» vgl. LSc, s. v., II, 2. 11 W.: "t0 XE<j>U'A.ULC[l. KE<j>u'A.mov bedeutet hier zweifellos im Sinne von LSc, s. v., Sb soviel wie «sum total», also die dem Kollegium zur Verfügung stehende Summe «<Etat»), zu welcher der Kaiser einen freiwilligen Beitrag leistete. 12 Die sprichwörtliche Wendung avw xu"tW findet sich schon bei PlTht 153d. Weitere Belege: Paroem I 61, Nr. 6I. 13 W.: Ei xUL [J.T] ltQO"tEQOV EvEY€YQumo. Ich beziehe die Bemerkung darauf, daß der junge Mann bereits früher ein Amt am Hof bekleidete (Z. 44-47), bevor er von Alusianos aus diesem Amt entfernt wurde (s.o., Z. 36-39). 14 W.: ÖEO[J.EVOV, welches hier anscheinend wie ein accusativus absolutus im Sinne von öEov gebraucht wird. Die Passage spielt auf die oben, Z. 39f. erwähnte Äußerung des Adressaten an. 15 W: ltEQLELOLV, er geht umher. Dasselbe Verbum verwendet Kyd. noch einmal Z. 110
(ltEQLLovtEt;, welche von einem zum anderen gehen). 16 Anspielung auf DemOr 2,17 (01 2,23), wo Demosthenes sich für eine Aussage auf einen zuverlässigen Zeugen beruft. 17 S.o., T375, A. 4. 18 Zur Palinodie (Widerruf einer früher geäußerten Meinung) siehe Bd. IIl, T9, A. 8.
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üBERSETZUNG UND KOMMENTAR
441 L: 428; OKyd: Konstantinopel; E: Maximos Chrysoberges; OE: Im Dominikanerkonvent auf Chios (?); D: 1392 (?); wI: Dank für einen in lateinischer Sprache abgefaßten Brief, der die Fortschritte des Maximos in dieser Sprache beweise. So werde er auch zu seinem eigenen
Nutzen die Weisheit Italiens studieren und mit Lateinern disputieren können. Seinem Ordens oberen solle er sich in jeder Hinsicht unterordnen und auch den an sich begrüßenswerten Plan eines Besuches in Konstantinopel mit ihm abstimmen.
Selbst der verspätete Empfang deines Briefes erschien mir willkommen, 5 und daß er auf lateinisch1
/ verfaßt war, erhöhte meine Freude, nicht weil
ich diese Sprache der griechischen vorziehe, sondern weil es mir scheint, daß du außer der attischen auch diese gelernt und nachdem du viele zuvor in jener (sc. der attischen) unterwiesen hast, nun in dieser viele, die sie studieren, hinter dir läßt. Daß du aber in so kurzer Zeit soviel geleistet hast, ist ein klarer Beweis dafür, daß du bald im gleichen Ruf wie Zenon 10
stehen wirst. Denn jener / galt wegen seiner Fähigkeit, widersprüchliche Dinge zustande zu bringen, als der «mit der zweifachen Zunge»2, und so werden dich auch, weil du zwei Idiome beherrschst, deine Gesprächspart ner ameden. Füge aber deinem Eifer noch hinzu, daß du das gleiche Anse hen wie bei den Hellenen auch bei den Lateinern gewinnst, damit du von beiden gelobt wirst, weil du beide verstehen kannst, (zugleich) aber auch mir (Gelegenheit) gibst, getrost mit dir zu reden, wenn ich in Anwesenheit
15 vieler vermeiden möchte, daß jemand (außer uns)
/ das Gesagte versteht.
Schon jetzt mag der Nutzen, den die Weisheit Italiens bringt, vielen beachtlich erscheinen, vor allem im öffentlichen Leben3• Ich aber meine, daß sie wenig nützt, wenn man nur daran denkt, sie im Geschäftsleben und in öffentlichen Angelegenheiten zu verwenden. In Wahrheit aber läßt sich ihre Bedeutung vor allem beim Studium der antiken Autoren und 20 beim Gespräch und der Disputation mit Zeitgenossen
/ erweisen. Mit ih
nen pflegst auch du Gemeinschaft, und weil du ihre (Sprache) verstehen kannst, wirst du dir große Erfahrung in göttlichen und menschlichen Din gen sammeln und die Lüge von der Wahrheit zu unterscheiden wissen. Dies aber ist meiner Meinung nach das Wichtigste, was Gott den Men schen verliehen hat, zumal wenn - wie jetzt in deinem Leben - das Gebet auf die Lektüre und diese wiederum auf die göttlichen Hymnen und das 25 Gebet folgt;
/ denn dann wird aus beiden Richtungen der Geist gereinigt;
er wird sich selbst für vergeudete und auf Nichtiges verwendete Zeit ta-
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BRIEFE T440-441
deIn und das dem Menschen gesetzte Ziel in philosophischer Gesinnung suchen, und wenn er es gefunden hat, wird er wissen, was Gott, was der Mensch4, was Wahrheit und was Trug ist. Dies aber wirst du besser von dem bewundernswerten Greis erfahren, der dich dies nicht durch Worte allein lehrt, sondern dir auch durch seine Taten ein Vorbild sein kann. / Den Blick auf ihn gerichtet, so möchte ich wünschen, solltest du dich formen, mit seinem (Rat) an alles herangehen und so auch von ihm das Zeichen für (dein) Verbleiben oder (deine) Rückkehr (sc. nach Konstanti nopel) empfangen. Denn willkommener ist uns (zwar) deine Rückkehr; es muß aber sein Urteil hinzukommen, weil er die Fähigkeit besitzt, vor dem Angenehmen noch weit mehr das, was uns förderlich ist, zu erkennen. K I. OKyd: An seinem gewohnten Aufenthaltsort. E, OE: Der Adressat, der früher andere im attischen Griechisch unterrichtete, hat inzwischen in relativ kurzer Zeit und offenbar, wie sein in lateinischer Sprache geschriebener Brief an Kyd. beweist, recht gut Lateinisch gelernt (Z. 4-8). Er befindet sich jetzt in einer Umgebung, wo er seine Sprachkennmisse zu geistli chem Gespräch und gelehrter Diskussion nutzen kann (Z. 18-22). Vor allem kann er sich aus dem Umgang mit einem «bewundernswerten Greis» wertvolle Unterweisung erhoffen (Z. 28-34). Es wird klar gesagt, daß er sich in einiger Entfernung von Konstantinopel auf hält, weil seine «Rückkehr» dorthin eine besondere Entscheidung und den Rat des gteisen Mentors erfordert (Z. 30-34). Durch einen Vergleich mit den überlegungen unter T428, E wird die Annahme von Loenertz, daß der Brief an Maximos Chrysoberges gerichtet ist, bestä tigt. Er hält sich aber nun nicht mehr im Dominikanerkloster zu Pera, sondern offenbar in einem weiter entfernten Kloster auf. Wir wissen, daß er sich ab 1392 nacheinander in Kon venten des Ordo Praedicatorum auf Chios, Lesbos und Kreta und schließlich 1393/94 in dem der SS. Giovanni e Paolo in Venedig aufhielt, wo er Philosophie studierte (LBF II 62). Die vermutliche Anspielung auf Elias Petit (Xl) spricht dafür, daß Chrysoberges sich noch auf Chios aufhält.
D: Seit dem letzten an ihn gerichteten Brief T428, zu datieren auf März
Mai 1391, hat E große Fortschritte in der lateinischen Sprache zu verzeichnen. Ein Abstand von bis zu eineinhalb Jahren zwischen diesem und dem vorausgehenden Brief gemäß dem angenommenen Aufenthaltsort (siehe OE) ist also durchaus wahrscheinlich.
II.
Xl: Der «bewundernswerte Greis», der Maximos Lehrer und Vorbild sein kann
(Z. 28f.) ist nach der Annahme von Loenertz Elias Petit O. P. (s.o., T428, X4 und A. 7), Adressat des Briefes KalekEp 323, Nr. 4 an einen Superior der Dominikaner auf Chios. Das würde allerdings dafür sprechen, daß auch vorliegender Brief an den noch auf Chios anwe senden Chrysoberges gerichtet ist.
Ep: Ein Brief des Chrysoberges an Kyd. in lateinischer
Sprache (Z. 4-7).
ill. Hss: A 177', Nr. fehlt (s.o., T394, Hss). In Hs A geht diesem Brief das Fragment voraus, das in Bd. 111, 67, Nr. 1. 7. 3 beschrieben ist.
rv. 1 W: YQUIl'WOLV 'haAwv, eigentlich also «mit den Buchstaben der Italer», aber aus dem Folgenden ergibt sich, daß Chrysoberges natürlich in lateinischer Sprache, nicht nur in lateinischer Schrift, geschrieben hatte.
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
2 W.:
af.lcpo1:fQ6yAwaao�. Dies WOrt steht bei Plutarch, Perikles, 4 in einem Zitat aus
Versen des skeptischen Philosophen Timon von Phleius (Aflou�)/Argolis (ca. 320-ca. 230 v. Chr.) auf den Philosophen Zenon von Kition, den Begründer der Stoa (335 -263 v. Chr.). Kyd. nahm bereits in einem früheren Brief (an Simon Arumanos) auf dieses Wort Bezug; siehe Bd. II, T203, A. 5. Dort auch weitere Erläuterungen zum Zitat. 3 w.: 1:0L�
EV f.lEOl[l.
Die vorgeschlagene Übersetzung wird durch den folgenden Kontext
als die einzig mögliche bestätigt. Vgl. auch T443, A. 2. 4 Ähnliche Formulierung wie oben, T0426, Z. 44.
442
-
An Kaiserin Helene
L: 222; OKyd: Konstantinopel; E: Kaiserin Helene Palaiologina, Witwe Ioannes' V., Nonne Hypomone; OE: Konstantinopel; D: Ca. SommerlHerbst 1392; wI: Eine bewegende Dankeshymne auf die liebevolle Zuwendung, die Kydones zeitlebens von der Kaiserin erfah ren hat, zugleich ein Rückblick auf die beiderseitigen Beziehungen, aber auch auf das leidvolle Schicksal, dem die Kaiserin, vor allem wegen der Eigenmächtigkeiten ihres ältesten Sohnes Andronikos (dessen ausdrückliche Nennung vermieden wird) über Jahre hinweg ausgesetzt war. Eine Tendenz, des Kydones, sie wie eine Heilige zu verehren, ist unverkennbar.
Anderen hat Gott andere Güter verliehen, wie es ihm gefiel und wie 5
es / ihren Empfängern nützlich sein sollte; mir aber, ehrwürdigste Kaise rin, hat er deine sorgende Zuwendung geschenkt und mir damit nicht einfach nur dies eine gegeben, sondern, wenn man es so sagen kann, darin alles Gute und Willkommene zusammengefaßt, was Menschen sich vorstellen können. Die Erfahrung dieser Huld begleitete mich mein Leben lang, und du gabst mir alles, sogar mehr, als ich mir hätte wünschen
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können. So standest du mir auch, als ich Geld / brauchte, zur Seite und hast mich in meiner Not großzügig unterstützt, so daß mir deine Gunst nicht (nur) Trost in meiner Bedürftigkeit, sondern darüber hinaus eine Quelle des Reichtums bedeutete. Deinen Geschenken aber fügtest du noch Ehren hinzu, die du mir teils selbst zudachtest, teils beim Kaiser erwirk test. Auch hörte ich von deinem weisen Munde viel Lob, (noch) mehr (Lobendes) aber (bekamen) andere (von dir) über mich (zu hören); es war
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aber alles in einem Übermaß gesagt, / welches man kaum den Angesehen sten bei uns zugestanden hätte. So erschien ich in deinen Worten nicht als der, welcher ich war, sondern als einer, der wegen seiner Tugend und seines Ansehens berühmt ist. Denn wer hätte es gewagt, wenn du sprachst, Zweifel anzumelden? Wußten doch alle, daß du die Krone der
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BRIEF
T442
Wahrheit für glänzender hältst als alle Pracht des Herrschertums! So wurde ich von allen geehrt, weil dein (edler) Charakter mein Lob bestä tigte. Wollte ich aber deine Hilfe / in den vielen (Situationen) aufzählen, aus
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denen du mich durch dein (mutiges) Auftreten gegen meine Verfolger1 als bereits dem Untergang Geweihten gerettet hast, würde ich dich mit dem Versuch, etwas allgemein Bekanntes zu erzählen, (nur) langweilen. Du hast dich aber darin noch überboten, daß du nicht nur mir, sondern auch allen meinen Angehörigen2 deine Wohltaten erwiesen hast, was auch jene in gleicher Weise wie ich (von dir) berichten können. So hast du, kurz gesagt, nicht nur die menschenfreundlichsten Herrscher, / sondern auch
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die liebevollsten Eltern mit dem, was du unserem ganzen Hause (Gutes) erwiesen hast, übertroffen. Gott hat dich uns also als vielfältiges Heilmittel geschenkt, das in (mancher) Notlage, in Krankheiten, gegen Intrigen und in (Zeiten der) Verzagtheit, (kurz,) in jeder Situation, wo man des Beistandes bedarf, wunderbare Kraft und Hilfe brachte. Solches habe ich also bis jetzt selbst, (ebenso) wie die, denen ich es am meisten wünschen möchte, / so im Übermaß genossen, daß es nichts mehr gäbe, was ich mir
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noch von Menschen erbitten könnte, und ich könnte darüber auch (dann) nichts, was auch nur ein wenig (deinem) Verdienst nahekäme, sagen, wenn ich mit aller Rhetorik, die Menschen zu Gebote steht, darüber zu berichten versuchte. Du hast aber, weil du anscheinend nicht auf das bedacht bist, was ich verdient habe, sondern auf das, was zu geben dir angemessen (erscheint), und weil die (einzige) Grenze deiner Wohltaten deine eigene Großmut ist, noch (etwas) hinzugefügt, was ich, wäre mir selbst / der Gedanke gekom-
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men, nicht einmal für vernünftig gehalten hätte. Dadurch hast du klar gezeigt, welch weiten Raum ich in deiner Erinnerung einnehme, die weder durch die Bedrängnis der gegenwärtigen Zeiten gemindert, noch durch die ständige Abfolge schrecklicher Ereignisse zerstört, noch durch lange Zeitdauer, die Vergessen bringt, getilgt wurde, sondern unbehelligt von derlei negativen Einflüssen bestehen blieb. Es mußte nämlich (noch) der Prüfstein für das Gold und die Erprobung deiner Tugenden hinzukom men, nicht damit Gott (dich) erkenne - denn wie könnte / dem Auge, das (sogar) unsere noch nicht vollbrachten (Taten) sieht, eine von unseren Taten entgehen, oder was wäre dem verborgen, der die Herzen erforscht3 und diese je einzeln formt? -, sondern damit er allen das offenbare, was
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
bis dahin der Menge verborgen war, und bekannt werde, daß du nicht, wenn es dir gut geht, dankbar bist, wenn aber das Gegenteil eintritt, in Verwirrung gerätst und sagst, was nur den Schwächeren zu sagen ansteht, 45
läßt er auch jetzt zu, / was er einst bei Hiob zuließ, und gestattet dem Versucher, mit seinem Vorhaben und seiner Prüfung bis zum Äußersten zu gehen, im festen Vertrauen darauf, daß er mit seinem Angriff scheitern werde. Deshalb stürzte sich (also) jener (sc. der Versucher), mit Erlaubnis dessen, der ihn eine Zeitlang zurückgehalten hatte, heftiger als ein Unwet ter auf dich und das kaiserliche Haus und vernichtete es zwar weder
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durch Feuer4, noch ließ er Dach und Mauern einstürzen, / um die zu begraben, welche sich darin aufhieltenS, womit er das Leid auf kurze Zeit beschränkt hätte6, sondern er säte unter deinen engsten Angehörigen Mißtrauen, Neid und Streitsucht, flüsterte es jedem einzelnen von ihnen ein, die Vernichtung seiner Verwandten für sein eigenes Heil zu halten, brachte die Natur gegen sich selbst auf und spaltete die (bis dahin) Ein trächtigen. Diese begannen nun so sehr miteinander zu streiten, daß sie
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« Vater, Mutter und Geschwister», denen (doch) unsere größte Liebe / gilt, nicht als Bezeichnungen für Verwandtschaft, sondern für Streit und Zank präsentierten. Sie sorgten sich also nicht um ihre natürlichen Feinde, son dern gingen gegenseitig aufeinander los, und mit der Wut, die sie gerech terweise an jenen hätten auslassen sollen, vernichteten sie einander selbst und ihre Untertanen. Du aber klagtest darüber, ihr Schicksal ansehen zu müssen, weil du zugleich mit den Siegern und den Unterlegenen Mitleid
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empfandest. Allerdings / verstanden sie nicht, daß du so dachtest, sondern die jeweils Stärkeren verdächtigten dich, die Unterlegenen zu bedauern. Diesen Ruf brachte dir dein Mitgefühl für beide (Seiten) ein. Denn stets bevorzugtest du das Schwächere und schienst die Stärkeren gering zu ach ten. So ergab es sich, daß in den Wirren des (Bürger)krieges deine Seele sich in ständiger Bedrängnis befand, denn du konntest weder Versöhnung
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bewirken, noch klar / herausfinden, welcher Seite du dich anschließen solltest. Sahst du dich doch (immer) gezwungen, die andere (Seite) zu verraten, der du gerechterweise die gleiche Liebe schuldetest! Dies aber war, solange der Kaiser? sich an der Macht halten konnte, nur wie ein Vorspiel des Schicksals zu (weiteren) Aufführungen. Als näm lich jener mit (euren) Söhnen im Gefängnis saß und die Macht in der
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Hand derer war, die du in gleicher Weise wie die Inhaftierten lieben mußtest8, hattest du Mitleid mit den Gefangenen und / den Verursachern der
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BRIEF T442
Gefangenschaft9, und wieder wurdest du von beiden (Seiten) getadelt, von den einen, weil sie zu wenig Zuwendung erfuhren10, von den ande ren, weil sie glaubten, die Fürbitte der Mutter für ihre Kinder werde ihnen selbst keinen Nutzen bringen. Sie wurden vielmehr durch das, was sie eher hätte besänftigen sollen, nur um so mehr verärgert, mißachteten die Fürsprache (der Mutter), die ja ihren eigenen Feinden galt, und erhoben deshalb gegen die Fürsprecherin und ihre Schützlinge die gleichen / Vor-
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würfe, so daß man damals nichts ausrichten konnte, weil sich beiderseits in gleicher Weise ein Abgrund auftat. Hättest du nämlich geschwiegen, hättest du der Natur unrecht getan, Reden aber war nicht nur sinnlos, sondern auch für dich und jene (sc. die Gefangenen) gefährlich, anderer seits aber war dir Schweigen unmöglich, weil du deinen Gefühlen Gewalt angetan hättest. Wenn wir die Trennung der Seele vom Leibe Tod nennen und diese alle (anderen) menschlichen Übel übertrifft, wie schlimm mag es dann erst sein, wenn / die Seele in sich selbst gespalten ist, wenn sich
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ihr wie an einem Kreuzweg die Wahl stellt und sie ratlos ist, welchen Weg sie wählen soll? So erging es auch dir damals, da die Wahl des Besseren, um nicht zu sagen, die Vermeidung des Schlechteren, vollkommen un möglich war. So bleibt es beispiellos, was du damals gelitten hast. Aber darauf beschränkte sich das Übel nicht, sondern als ob das Schicksal den Ehrgeiz gehabt hätte, alles Schlimme als einen Scherz zu erweisen, / was es den Menschen jemals zufügte, stellte es das Vorherige
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(noch) durch folgendes in den Schatten: Der Kaiser entrann diesem Laby rinth bzw. diesem Kaiadas, (wie es) bei den Lakedaimoniern (heißt)l1 denn wie sonst könnte man den Abgrund12, in den er eingeschlossen war, nennen? -, mitsamt seinen Söhnen, zweifellos dank der VORSEHUNG, denn dies war das Unwahrscheinlichste, was je unter Menschen geschah. Hätte man es doch für leichter / gehalten, daß eine Seele dem Hades und 90 dem Tartaros entkäme und wieder zum Leben zurückkehrte, als es ihnen gelingen könnte, aus jenem Abgrund wieder aufzutauchen. Daher waren alle überzeugt, daß durch das damalige Geschehen die (Geschichte) von Jonas und dem Walfisch13 bestätigt wurde. Sofort aber schob man die Schuld auf die Kaiserin; man entschied, daß sie für die Flucht (der Gefan genen) zu bestrafen sei, und man beschloß dich außerhalb der Grenzen zu den Barbaren zu verbannen. Dort solltest du hausen, von Licht, (fri scher) Luft und überhaupt allem, was der Mensch zum Leben braucht, / ausgeschlossen, zu völliger Unkennmis aller Vorgänge (in der Welt) drau-
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ÜBERSETZUNG UND KOMMENTAR
ßen verurteilt, (an einem Ort), den niemand, nicht einmal einer deiner unentbehrlichsten Diener, zu betreten wagte. Und als ob das eigene Un glück nicht genug sei und deine Schrecken (noch) ausgedehnt werden müßten, beschloß man auch, deinen Vater, den Kaiser, mit dir ins Gefäng nis zu werfen, einen Mann, der seinen Zunamen glänzend durch seine Taten bestätigt hat14 - so könnte man mit kurzen Worten das Wesentli100 che über ihn
/ sagen15 -, mit ihm aber auch deine Schwestern und deine
Tochter, Frauen, die ihrer Abstammung würdig sind und hinter keinem Mann, der je gelebt hat, zurückstehen16 und - um deine Schwestern noch deutlicher zu kennzeichnen - ihre Verwandtschaft (mit dir) nicht zuletzt durch ihren klugen Sinn und ihre Wesensart erwiesen haben. So war das, was sich (da) abspielte, nicht nur ein Frevel an Kaisern und Kaiserinnen, die rücksichtslos und unter Drohungen ins Gefängnis geworfen wurden, / 105 sondern auch über die Maßen betrüblich. Denn über ihrem Anblick und
bei dem Gedanken, daß du selbst die Ursache ihrer grausamen Behand lung warst, die dir lieber waren als die eigene Seele, vergaßest du deinen eigenen (Schmerz) und grämtest dich über ihr Unglück fast zu Tode. Alle also waren im Gefängnis, und vor den T üren standen grimmige Wächter, denen aufgetragen war, mit dem Ton ihrer Stimme, ihrem Blick und allen 110 Mitteln die zu kränken,
/ die sie17 zuvor nicht einmal als Haussklaven
hätten beschäftigen wollen. (Schon bald) blieb ihr Leiden nicht auf das Gefühl der Verzagtheit beschränkt, sondern ging wegen der schlimmen äußeren Umstände auch auf ihr leibliches Befinden über. Denn sie waren in eine belagerte Festung eingeschlossen, und weil wegen des langen Krie ges die Nahrungsmittel erschöpft waren, waren sie auf Reste angewiesen, die (allerdings auch nur) in geringer (Menge zur Verfügung standen) und zudem verdorben waren. Zum Hunger kam aber auch noch eine Seuche18 115 hinzu, so daß die / Überlebenden mit der Bestattung der Toten überfordert
waren. (So erging es den) Menschen, die zeit ihres Lebens so sehr an Reinlichkeit und Luxus gewöhnt waren! Hinzu kamen die mehr als alles verletzenden Worte, mit denen (euch) die Wärter aus jedem beliebigen Anlaß anfuhren, als sollte, scheint es, zugleich euer Ohr und euer Auge beleidigt werden und euch keine Kränkung erspart bleiben. Wer könnte wohl alle Schmach19, (die man euch) damals (zufügte), beschreiben? 120 Nein, man kann keine
/ ausreichenden Worte (dafür) finden, und zu
gleich, glaube ich, wird, wie das, was damals geschah, so auch das, was ich jetzt (darüber) sage, dich traurig stimmen. Doch werde ich vielleicht
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BRIEF T442
soviel sagen können, ohne dich zu verletzen, daß damals zum ersten Mal (Personen der) Kaiser(familie) (rüpelhaftem) Schiffspersonal ausgeliefert waren und deren gesamtes Schicksal ihrer Roheit preisgegeben war20. Man sträubt sich aber sogar, es (auch nur) auszusprechen, daß sie (damit) einen Befehl ausführten, nach Möglichkeit noch unflätiger aufzutreten, als sie es von Natur aus gewohnt waren, und für / eine frechere Sprache
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mit einer Belohnung rechnen konnten. Aber vielleicht reichen Worte weder aus, um dies genau zu bescheiben, noch ist dies im Augenblick meine Absicht. So sei es denen überlassen, davon zu reden und es sich anzuhören, die an Sensationen ihre Freude haben, oder den Dichtern, die von tragischen Ereignissen berichten, denn es gibt keine schlimmere Qual, die einem Menschen (je) zustoßen könnte, als diese, und nur Gott allein kann hier Trost spenden. So geschah es auch damals. Denn er, / der nicht zuläßt, daß man in höherem Maße
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versucht wird, als man es (durchstehen) kann, sondern mit der Versu chung auch den guten Ausgang gibr21, hat durch die Rückkehr des Kai sers22 diese Wolke aufgelöst und dich uns wieder gezeigt als reinen Glanz23, wie jemand gesagt hat, nach jener Dunkelheit, die (unser) aller Gemüter gefangen hielt. Damals konnte man mehr als je erleben, mit welcher Liebe dir alle Herzen zugetan waren. Denn es gab niemanden, der zu Hause bleiben wollte, als man deine Rückkehr ankündigte, / son-
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dem wie zu einem höchst willkommenen Schaustück strömte die ganze Stadt zusammen, und die engen Gassen erwiesen sich damals zum ersten Mal als das, was ihr Name besagr24. Alle aber riefen nach der Weisen, der Tugendhaften, der Wohltäterin, die, solange sie unter uns weilte, gleichsam die Seele unseres Gemeinwesens gewesen war, deren Abwesenheit aber allenthalben als Verlust empfunden wurde und die nun wieder, wenn Gott es (so) wolle, dem Reich das Heil bringen werde. Davon sang voll Freude jeder / Mund. Denn je mehr ihnen bewußt wurde, daß es
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ihnen privat und als Staatsbürgern gut erging, suchten sie offensichtlich nach (stets) stärkeren Worten zu (deinem) Lobpreis. An dieser Stelle möchte ich auch auf mich selbst und auf das, was mich zu diesem (Brief) veranlaßte, zu sprechen kommen. Als (damals) nämlich auch ich mit allen hinzutrat und dir die geziemende - wenn auch keines wegs die (eigentlich) geschuldete - Ehre darbrachte, ließest du nichts von deiner gewohnten Huld fehlen, warst nicht auf die Erhabenheit / deiner Majestät bedacht - welches kokette Geziere sind wir hingegen durchweg
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üBERSETZUNG UND KOMMENTAR
von den anderen Damen gewohnt! - und ließest dir auch nicht, wie es so manchem anderen mit einem geliebten Menschen erging, durch das Übermaß der (erlebten) Mißgeschicke die Erinnerung an den Freund trü ben, (sondern) schautest mich gütig an und sprachst mit mir, ganz wie es deiner würdig ist. Du erinnertest mich an das Ver gangene und (gabst mir zu verstehen), daß nichts, was mich betreffe, in deinem Gedächtnis vergessen oder durch lange Zeitdauer verblaßt, sondern mir der altgeISO wohnte Platz
I in deinem Gedächtnis verblieben sei; aber auch ich solle
(dir) meine frühere treue Gesinnung bewahren und durch mein jetziges Verhalten beweisen, daß sie sich während deiner Abwesenheit nicht geän dert habe. Viel solches wurde gesagt, voll von Liebenswürdigkeit und wie es kaiserlicher Großmut ansteht. Mit den Worten, die du damals sprachst, scheint mir nichts vergleichbar, sondern ich zähle mich zu den glücklich sten Menschen, weil ich solches zu hören bekam. Du aber hast nicht mit 155
Worten, I sondern vielmehr durch Taten das, was du sagtest, bestätigt, und als ob (das Gute) nicht (schon) genügt hätte, das du mir oft erwiesen hast, hast du deine Worte mit einem großen Geschenk besiegelt, und noch größer als die Gabe war die Ehrung und das, was bei dieser (Gelegenheit) gesagt wurde. So hast du also mit vielen guten Taten dein Leben auf dieser Welt gezierr25, deine Eltern geehrt und deine Angehörigen geliebt, deinen Freunden Wohltaten erwiesen, aber (auch) deine Feinde nicht betrübt,
160
hast dich durch I dein Wirken im privaten Bereich bewährt, aber auch dem Gemeinwesen in äußerst angemessener und höchst nützlicher Weise gedient und dich in jeder Hinsicht deiner kaiserlichen W ürde entspre chend verhalten, ja sie allem Anschein nach noch mehr geadelt, als sie dich adelte. Nun aber war es dir beschieden, dich auch noch für das Höchste und deiner Seele am meisten Würdige zu begeistern; denn du wolltest nicht das Leben der Menge teilen und in der sichtbaren (Welt)
165
verbleiben, sondern I diese und jede andere sinnliche Empfindung als Sorge kleiner Seelen hinter dir lassen und zum (wahren) Leben des Paulus und zum HimmeF6 wie zu einem (tatsächlich) erreichbaren (Ziel) eilen, das denen, die dorthin gelangen, Freiheit von Schmerz, Betrübnis und allem Jammer verheißt! Zuvor aber war dir aufgegeben, was Dir an Eige nem verblieben war, nach dem Gebot (Christi) zu verteilen27, damit du auch in dieser Hinsicht dem deinen Gehorsam zeigtest, der dich zur Voll-
170
kommenheit aufruft. Als du nun I dies beschlossen hattest und zuvor das,
264
BRIEF T442
was den Liebhabern dieser Welt wert und teuer ist, gemäß dem Gebot aufgeben mußtest, erhielten das meiste die Hände der Armen, an die du stets deinen Besitz verteilt hattest und von denen du wohl wußtest, daß sie dir auf diesem Wege vorausgehen und deine Fürsprecher beim (ewi gen) Richter sein würden; ein wenig aber behieltest du auch deinen Freunden vor, die deiner ehrenden Zuwendung würdig waren und sich an das Gute erinnern sollten, das sie von dir erhielten. Zu diesen wurde auch ich gezählt, / als einer der Vertrauten, der dir gütiger Sorge würdig erschien,
175
und so hast du deine vielen Wohltaten zur Vollendung geführt, damit in deiner Beziehung zu mir der Anfang mit dem Ende übereinstimme. Ich nehme also das Geschenk an, aber nicht das Geld ist mir wichtig - ob wohl es mir zusteht, weil ich es teuer erkauft habe -, sondern deine gütige Gesinnung, die dich auf solche Weise meiner gedenken ließ, und / dies
180
(Gedenken) ist mir kostbarer als alles Gold unter und auf der Erde. Denn wenn es den Menschen etwas bedeutet, von wem auch immer geehrt zu werden, wie wertvoll ist es dann erst, eine solche (Zuwendung) von Personen der Kaiser(familie) zu erfahren, und dazu noch von einer Frau, die sich nach meiner Überzeugung und der übereinstimmenden Meinung aller so durch Tugend und Weisheit auszeichnet? Zudem habe ich diesen (Schatz) nicht in einer Truhe oder einem anderen Behälter, auf den es Diebe und Motten abgesehen haben28, aufbewahrt, / sondern in der Tiefe
185
meiner Seele, wo wir das Schönste und Kostbarste, was wir besitzen, auf heben, als Denkmal deiner Tugend und als Auszeichnung für meine treue Gesinnung, für die anderen aber als Beweis der Ehre, die du mir erwiesen hast. Von allem, was ich habe, gibt es nichts, worauf ich so stolz bin wie auf dies. Du aber, Zierde deines Hauses und Krone des Kaisertums, du bist der Weisheit innig zugetan und übst die Tugend / mit aller Leidenschaft. Du
190
hast dir bereits mit Werken aus deiner Feder29 selbst Ehre verdient und mit solchem Erfolg literarische Studien betrieben, daß du vielen, die über dem Studium der Rhetorik gealtert sind, voraus bist; du bist für alle, die sehen können, ein Vorbild in Wort und Tat. Eile weiter auf diesem glücklichen Weg30, den du gewählt hast und den (nur) wenige mit Mühe kaum vollenden, und laß nicht ab von deinem liebenden Verlangen, / bis du zu dem kommst, der31 allein der Sehnsucht wert ist. Von ihm wirst du gewiß auch die Krone der Gerechtigkeit erhalten32 und dich seiner seligen Anschauung erfreuen, zusammen mit Maria und Martha33 und jeder an-
265
195
üBERSETZUNG UND KOMMENTAR
deren Frau, die Christus treulich diente. Du durftest ihn zwar nicht, wie jene, zuvor berühren34, aber du wirst ihn, nachdem die Zeichen und Bil der (der Wirklichkeit) gewichen sind, genießen, ohne je Sättigung zu emp finden; denn das ist für die Gutgesinnten das Ziel all ihres Redens und / 200
Tuns. Mich aber verweise (auch) in Zukunft nicht als einen, der noch dem Irdischen, das du selbst verachtest, anhängt, an andere und ver schließe mir nicht den gewohnten Zugang (zu dir), sondern in der Über zeugung, daß Zunahme der Tugend auch Zunahme der Menschenliebe und Fürsorge für die Geringeren bedeutet, entziehe mir nicht, wenn ich dich zu gegebener Zeit besuche, die gewohnte (Gunst). So wirst du mir wirklich das kostbarste Geschenk zukommen lassen, das ich mir je wün schen könnte. K I. OKyd: Vor allem die Ankündigung, daß er die Kaiserin auch in der Zukunft, in ihrem Kloster in Konstantinopel (s. u., OE), besuchen wolle (Z. 200-204), beweist, daß Kyd. sich ebenfalls in dieser Stadt aufhält.
E, OE:
Die im überlieferten Titel des Briefes genannte
« Kaiserin Helene» (NicKant 1 3 5 - 138; PLP 2 1 3 65) ist die 1 3 3 3/34 geborene Tochter des 10annes Kantakuzenos (PLP 10973), die im Mai 1 347 mit 10annes V. verheiratet wurde und sich einige Zeit nach dessen Tod im Februar 1391 in das Marthakloster zu Konstantinopel
(5. u.,
A. 33) zurückzog, wo der vorliegende Brief sie bereits als anwesend voraussetzt
(Z. 163 - 1 66). Als Nonne trug sie gemäß einer Kaiserliste in einer Hs des Athosklosters Kutlumusiu den Namen Hypomone (Geduld); vgl. L. Politis, Eine Schreiberschule im Kloster 'tÖJv 'ObT]YÖJv, BZ 51 ( 1 958) 274.
D: Loenertz hatte eine venezianische Urkunde vom
20. Juli 1392 für seine Datierung des Briefes «nicht vor Juni 1392» in Anspruch genommen, weil hier für die um wenige Wochen zurückliegende Zeit, auf die sich die Passage bezieht, die Anwesenheit der Kaiserin im Palast vorausgesetzt wird (Text der Urkunde: LC II 449f., D20, hier Z. 8f.). Zwar weist SchreinChron II 348f. diesen Ansatz als nicht zwingend zurück, da Helene auch noch als Nonne politischen Einfluß habe ausüben können. Da jedoch die Urkunde vom Kaiser (sc. Manuel) und seiner Mutter (sc. Helene) als selbstverständlich im Palast anwesend spricht, ist es unwahrscheinlich, daß Helene zum Empfang des veneziani schen Gesandten das Kloster noch einmal verlassen hätte (so auch KiankLett 163). So bean sprucht gemäß der Annahme von Loenertz und Kianka dieser terminus post quem doch einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit. Ein sicherer terminus ante quem des Briefes ist der Tod der Helene-Hypomone im Marthakloster ca. November 1396 (NicKant 1 37 mit A. 7). Wir wissen also nicht sicher, ob Helene bereits bald nach dem genannten terminus post quem oder erst etwas später ins Kloster ging. Doch ist es wahrscheinlich, daß sie als Witwe (seit Februar 1 391) nicht mehr allzulange im Palast verweilte. So ist als Zeit ihres Eintrittes in das Kloster die zweite Jahreshälfte 1392 als wahrscheinlich anzunehmen. Da aber Kyd. den vorliegenden Brief als direktes Dankschreiben für das letzte Geschenk der Kaiserin, also kurz nach ihrem Eintritt in das Kloster, verfaßte (Z. 174- 1 88), ist dieser entsprechend zu datieren. 11. BKyd: Kyd. blickt dankbar auf die vielen Wohltaten zurück, welche die Kaiserin ihm während langer Jahre erwiesen hat (Z. 4-32), vor allem durch größere Geldzuwendungen
266
BRIEF T442
(Z. 9 - 1 1), erstmals 1381 oder einige Zeit früher (Z. 142-157, dazu unten, A. 22), dann wiederum kurz vor Abfassung dieses Briefes, aus Anlaß ihres Rückzuges in das Kloster/eben (Z. 174-180, dazu oben, D), ferner Ehrungen, die sie ihm selbst oder durch Fürbitte bei ihrem Mann zukommen ließ (Z. 1 1-13), direktes oder gegenüber anderen geäußertes Lob (Z. 13-19) sowie Hilfe und Schutz in kritischen Situationen (Z. 19-21. 26 -28). Er dankt ihr aber auch für ihre Wohltaten gegenüber seinen Angehörigen (Z. 22-24; dazu unten, A. 2). Auf die zuletzt erwiesene Gunst spielt Kyd. bereits Z. 32-38 an, nimmt aber dann die Bemerkung, die Kaiserin habe sich durch schwere Lebensschicksale nicht von ihrer liebevol len Sorge für ihn abbringen lassen, zum Anlaß, zuerst in einern langen Exkurs über diese Schicksale bis zu ihrer Rückkehr aus dem Gefängnis zu berichten (Z. 38-141; Details unter BE). Erst Z. 14lf. kehrt Kyd. zum eigentlichen Anlaß seines Briefes, dem Dank für die zuletzt erwiesene Gunst, zurück. Aber auch nun erinnert er sich zuerst an das frühere «Geschenk» der Kaiserin nach der Rückkehr aus ihrer Haft in Pera (Galata) 1381
(?)
(Z. 141-157) und
kommt dann erst auf ihre letzte Gabe vor ihrem Eintritt in das Kloster zu sprechen (Z. 174177). Er nehme auch diese an (EYW
f,lEV oiiv öExof,laL
'tO OWQov), obwohl es ihm nicht um
das Geld zu tun sein; gleichzeitig aber betont er, der Betrag stehe ihm zu, weil er ihn teuer erkauft habe
(J'tOAAOil
'toil-r'
EOEL J'tQLUf,lEVOV EXELV,
Z. 178), womit er wohl darauf anspielt,
wie schlecht Ioannes V. seine treuen Dienste zu entlohnen pflegte (s. u., Register, 1. 1, s. n. Kydones, Demetrios, Geldzahlungen; Bd. III, Register, 326, K., D., Besoldung; in früheren Jahren: Bd. lll, 20 1, A. 30, 31). Wichtiger aber sei ihm die weiter andauernde Huld der Kaiserin (Z. 177-188). So bitte er sie auch, ihn in Zukunft gnädig zu empfangen, wenn er ihr einen Besuch abstatte; dies werde das kostbarste Geschenk für ihn sein (Z. 200-204). Der Brief ist ein bewegendes Zeugnis für die Zuneigung des unverheirateten Literaten Kyd. zu einer Frau. Bezeichnend für seine sonst nicht immer freundliche Einstellung zum weiblichen Geschlecht (siehe dazu auch Bd. 111, 58) ist in diesem Brief seine abschätzige Bemerkung über die «Koketterie»
(eQu'lj!L> schaute. O"tEVWJtO�, was wörtlich «enge Öffnung, Eng
24 Das griechische Wort für « Gasse» ist paß" bedeutet.
25 Was hier und im folgenden mit finiten Verbformen überserzt wird, ist im Griechischen eine Folge von acht Partizipien im Akkusativ, die mit der Endung
-aoav als Homoioteleuta U)EL OE (Z. 163) verbunden sind. 26 Anspielung auf NTPhil 3, 20 ( o.ov aMOv ea1J"t6v eIVaL); 440, A. 2 (Freunden ist alles gemeinsam) Freundschaft 348, A. 1 (Bekenntnis zur -); 440, 4-13 (Erhaltung der - durch offe nes Diskutieren von Konflikten); 353, 5-7 (Rücksichtnahme als Beweis der -); 0410, E (Warnung vor Gegnern als Zei chen der -); 0417, 6f. (Freunde teilen Freud und Leid); 0423, Xl (Erinnerung an einen verstorbenen Freund); 431, pas sim, 440, E (enttäuschte -); siehe auch unten, 4.1, s. v. Gericht, kaiserliches 372, 3 6f., A. 12
Geschenke 1.- des Kaisers, der Kaiserin, des Despoten: 365, 35; 375, 35f. 45f. (- angemahnt), Xl; 378, 10f.; 380, BKyd, BE; 382, BKyd (- angemahnt); Vorbemerkung vor T395; 0406, 28; 0421, A. l; 442, BKyd; 2. trügerische Geschenke der Türken: 345, 17f. 22-24; siehe auch unten, 4.1, Geschenke (mit Be gleitbrief übersandt) Getreideversorgung 344, 1 8 (durch Rhade nos); 345, 17f. (durch die Türken) Gott 342, 21 (nach dem Fall Thessaloni kes: - will Versklavung der Rhomäer); 366, 4-21 (seine Strafe ist zu befürchten, seine Langmut zu erhoffen); 0410, 23f., A. 5 (sein Wesen, seine Energien, aus der Sicht der Palamiten); 041 1, 36f. (Vergel ter des Guten); 0417, 41 - 60 (man soll sich seinem Willen fügen), 64-76 (er wendet alles zum Besten) Gott: Bezeichnungen für - wie VORSEHUNG und, für Jesus Christus, ERLÖSER und WORT werden zur Kennzeichnung ihrer Bedeutung im Text grundsätzlich mit Ka pitälchen geschrieben Großrichter (bzw. Allgemeiner Richter) der Rhomäer 440, E, BKyd, Xl, X2, ZG, A. 6, 8, 9 Handelsunternehmer 448, E (Paulus aus Mailand) Hesychasten 343, A. 20 (Kontakte des Rha denos zu den -); siehe auch oben, 1.1, Palamas, Palamiten Hungersnot 0426, 1 0 - 14 (im Winter); 433, 82-88 (im belagerten Konstanti nopel) Intrigant 358, 6-13 (Typenbeschreibung) ]agd(leidenschaft) 1. Kaiser Manuel auf LetDDos: 370, 23-34. 45; 372, 35; 385·, 13f. 18 -20, 2. Asanes, Ioannes: 0424, BE; 0426, 24-44 Kaiser, allgemein 372, 4-13 (behält immer Recht, vor allem, wenn er die Redekunst
301
REGISTER
beherrscht); 385, 1 6f. (Leutseligkeit als Postulat) Kaiserkritik 435, 16- 18. 33f., A. 7 (- an den Kaisern vor Manuel 11., vor allem an Ioannes V.); siehe auch oben, 1.1, Kydo nes, Demetrios und Palaiologos, Manuel, 9.; Palaiologos, Ioannes V. Kaiserlob (und Herrscherlob )
1.
für Pa
zugleich); 363, 23- 30, 387, 4-31, A. 4, 436, BKyd (von Natur literarisch begabt, braucht keinen Lehrer der Rhetorik [en komiastischer Topos] ), A. 15 (seine Men schenliebe, (jlv..uv8QomCa); 433, 20-22. 22- 3 1 (weder sein Kriegsdienst bei Baya zid noch seine Trinkgelage mit ihm beein trächtigen ManueIs Briefstil); 434, 25 29 (Notwendigkeit eines vernünftigen Oberhauptes); 3. für Palaiologos, Theo doros, Despot: 0425, 9 - 16 (Krieger und Literat zugleich); 4. Palaiologina, He lene, Kaiserin: 442, passim. Kopialbuch, s. u., 4.1, Briefsammlungen Krankheit und Behandlung 365, D, Xl; 374, 4-11; 387, D; 0402, 5f. (Arzneien). 19-25 (Gebet). 20 (Besprechung, btwör,); 0406, 12- 15. 17f. (Erkrankung der Beine); 433, 40-44 (Erkrankung durch unsauberes Wasser); 449, 6f. 9f. 14f., A. 1, A. 6 (Erkrankung [Bruch?] eines Fu ßes oder Beines); siehe auch Kydones, De metrios, Krankheiten 384, A. 9 (als Feinde der
302
größte Unglück), A. 9 (- mit schlechtem Gewissen ist das größte Unglück) Leuchten, s. o., Lampen Mathematik
0405, passim
( der Atlantische Ozean) =
383, 28 Mesazon (leitende Stellung am Kaiserhof) 400, Xl, A.3 (Angaben zur «Wahl» des -) Mönch(e), Mönchrum
366, E; 403, 12f.
( Galaktion, ein gebildeter -); 0416, E; 442, 163 - 1 69 (monastisches Ideal der Palaiologina, Helene); 0420, BKyd, Xl (Kritik an Mönchen); 0414, 22-28, 443, 19 -26 (Bildungsaufttag der -); siehe auch oben, 1.1, Athanasios; David; Do minikanermönche; Ioasaph; Nathanael; Theodoritos; siehe auch unten, Nonnen kloster Mondphasen (Neumond)
434, 1 3 - 16, D,
A. 4 Natur, natürlich 19-22;
1. Familienbande: 351,
356,
19f.;
357,
18f.;
361, 4. 9f., A. 1
442,
52f. 76; 2. Begabung: 387, 4-31; Heilungsprozeß: 373, 9; 0402, 6f.;
3. 4.
natürlicher Anspruch auf Wahrung der persönlichen Ehre: 363, 51f.;
5. Natur
des Menschen und der Tiere: 0426, A. 15 (Gregor von Nazianz) Neid
(in
schaft)
der
zeitgenössischen
Gesell
355, 22-26, A. 5; 360, A. 1 ;
siehe auch oben, 1 . 1 , Kydones, Deme trios, Klage Nonnenkloster
0420, 21-24; 442, OE, D,
BE, A. 3 3 Pannychis (liturgisches Nachtgebet)
Kürschner 396, A. 1 (für lernnische Schaf felle) Lampen (oder Leuchten) 365, A. 5; 382, A. l Landbesitz (auf Lernnos)
363, A. 5 (durch Standhaftigkeit
bewältigen), A. 8 (unverdientes - ist das
Meer, das äußere
laiologos, Ioannes V.: 382, 19 -22 (ent spricht der Idee des guten Herrschers; captatio benevolentiae); 2. für Palaiolo gos, Manuel 11.: 359, 4 - 1 1 (als Philosoph und Ästhet); 370 (für literarische Werke); 384, BE, 436, 5 -24 (Literat und Krieger
Kriegsveteranen Bildung)
Leiden
0424,
A. l Pelz (yoiivu)
393, 20-24, A. 4, 5; siehe
auch unten, Tierfell Pest Pferd
360, BKyd, A. 3; 435, A. 2 349, OE; 386, 9; 401, 5; 0425, 1 1
1 . HISTORISCHES REGISTER
« Pforte» (mJAaL), orientalische Bezeichnung für den Herrscherpalast 343, A. 26; 347, 45; 349, OE «Philosoph» Mönch 0416, A. 2; 428, E Piraten 345, 12f., OE Plejaden, Gestirn 378, A. 2, 3 (Auf- und Untergang dient der Zeitberechnung) Proskynese 390, 1 0 Protobestiarites, Titel 361, E Purpurgewand des Kaisers 3 8 1, 10; 399, 28 Ramadan, islamischer Fastenmonat, Ende des - 429, D; 433, D; 434, D, A. 1 Rhetorik, politische Bedeutung der - 399, 12-29, BKyd Rosen (im Garten) 397, 7- 1 1 Schafe 367, 7 (wichtig für den Lebensun terhalt der Arenen); 390, 6-17, BKyd (Schaffell als Kleidungsstück oder Decke); siehe auch unten, Tietfell Scherz und Ernst (platonischer Topos) 363, 4-10. 39f., A. 1; 0424, A. 7; 433, 22-31 Schicksal (als Ursache des Unglücks) 361, 30; 431, 6 1 - 65; 442, 84f. Schisma, abendländisches (13 78 - 1417) 0406, A. 3; 428, X2, ZG Schneefall in Konstantinopel 0426, 5-10. 1 7f. 20-23, D Seeleute, rauher Charakter der - 442, A. 2 Seuche 442, A. 18; siehe auch oben, Pest « Sklave» als Schimpfwort 440, X2 Sklaverei (drohende Versklavung durch die Türken) 342, 20; 344, 25, BKyd; 345, 26f. 47; 348, 22f.; 351, BKyd; 431, 71f., Xl Söldner 391, A. 3; 395, 5 - 10, Xl; 401, 4-15 Sport betreiben 361, 11 =
Stateren (antikisierende Geldbezeichnung) 3 82, 9 mit A. 4 Stauraton (spätbyzantinische Silbermünze) 382, A. 4 Steuerdruck 369, ZG Strafe für Sünden: Unglück als - 430, 2630; 435, 21 -29. 40f., Ep, A. 8 Sultan (Titel) 349, OE Synodalakt von 1351 (Dogrnatisierung der Energienlehre des Palamas) 0410, A. 6 Tierfell 378, A. l; 381, D; Vorbemerkung zu T395; 396, BKyd; siehe auch oben, Pelz, Schafe; siehe auch unten, Ziegen Trauer um die Toten 0417, 3 3 - 60 (Warnung vor maßloser -) Traum 390 (Beschreibung eines -es) Urkunde 1. kaiserliche: 0406, A. 2; 0420, Xl; 2. patriarchale: 361, E Vorsehung, göttliche 3 69, 42; 387, 45; 393, 11; 0411, 24; 0417, 64. 71; 431, 36. 92f.; 435, 25; 438, 35; 442, 88; siehe auch oben, Gott Wein und Lebensfreude 380, A. 3; 433, 22-31, A. 5 Weizenemte 397, 8f. Wohnhaus, Einrichtung 392, 21 (Feuer stätte, Kamin); 0426, A. 2 (Sitz- und Lie gebänke) Würfelspiel 363, 40 Zelte 343, Ep5, A. 18 (Behausung des Pa laiologos, Manuel auf Lemnos) Ziegen 3 8 1, 6 - 1 1 (-fell, tQclYWV ÖOQcl, ge nauer: Fell des Ziegenbocks); 381, 25f., D (-herden auf Lemnos) Zirkel, literarischer (geatQov) 370, 43 45; 388, Xl; 0410, E, BKyd, Xl; 0423, 5 - 7, BE, Ep, A. 2
303
REGISTER
2. BRIEFREGISTER 2.1
Adressaten der in den Kydonesbriefen erwähnten eigenen Briefe
Chrysoberges, Maximos
373, Ep2
=
=
(mehrere Briefe,
=
Gattilusio, Francesco
=
=
dere?)
T369, 373?)
II. 343, Ep5
Palaiologos, Manuel II. 349, Epl (vgl. T347, Xl); 370, Ep (zwei Briefe); 371,
2.2
Ep2 ( T368); 372, Epl ( T368); 434, Ep (mehrere Briefe, T429, 433 und an =
( T369?); 376, Ep3 ( T362?); 376, Ep4
Rhadenos 343, Epl (drei Briefe), Ep4, A. 6, 7 (ein Brief T328); 344, Epl =
( T343); =
Die in den Kydonesbriefen erwähnten oder zitierten Briefe anderer Personen 2.2.1
Absender von Briefen an Kydones
Athanasios, Mönch auf Kreta 432, Ep Chrysoberges, Maximos
0414, Ep;
3 62, Ep
(
=
376,
Ep2?); 373, Epl; 376, Epl; 441, Ep (la teinischer Brief) Konrad von Ancona 0406, Ep2 Palaiologos, Manuel II. 349, Ep2; 371, Epl ( 372, Ep2); 3 8 1 , Ep (mehrere Briefe, nicht erhalten); 383, Ep; 385, Ep; 429, D (T429 antwortet auf LetMan, Nr. 14 [429, A. 1]; Antwort aufT429 ist LetMan, =
2.2.2
Nr. 1 6 [429, A. 2]); 433, D, BE, Ep, A. 1, 2, 4, 6 (T433 antwortet auf LetMan, Nr. 16); 435, D, Ep (LetMan, Nr. 21 ant wortet auf T435); 436, Ep ( LetMan, Nr. 14?); 439, Ep ( LetMan, Nr. 20?) =
=
Rhadenos 343, Ep3; 344, Ep2; 345, Ep (mehrere Briefe, darunter auch T344, Ep2) Tarchaneiotes, Manuel ( ? )
0417, Ep (An
zeige des Todes der Gattin); 0420, Ep
Absender von Briefen an andere Personen
Konrad von Ancona 0406, Ep (an Palaio logos, Ioannes V.) Palaiologos, Manuel II. 363, Epl, A. 1 (an
Ep (an Palaiologina, Helene, seine Mut
Nikolaos Kabasilas, Abhandlung in Brief
ter); 440, Ep (literarisch anspruchsvolle Korrespondenz mit einem jungen Mann 440, Anonymus Xl)
form LetMan, Nr. 67); 374, Ep (an Pa laiologos, Ioannes v., seinen Vater); 384,
Rhadenos 343, Ep2 (Briefe an diverse Per sonen, u.a. auch an einen Diener des
=
=
Kyd.)
304
2. BRIEFE, 3. GRIECHISCHE STICHWÖRTER
3 . GRIECHISCHE STICHWÖRTER (Übersetzungen stehen mit, Erläuterungen ohne Gleichheitszeichen in der Kl ammer)
äYVOLO (= mangelndes Empfinden, Blind heit) 376, A. 1 OLÖW� (= Kleinmut?) 345, A.5 CUtLVI]OLa (= Ruhigstellung, von Hippokrates zur Heilung einer Fraktur empfohlen) 449, A. 6 cl!-toTeQoYAwoOO� 441, A. 2 (Zenon von Kition) clvoYKa�w (= überreden, veranlassen) 360, A. 5, 6 äv6Qwrto�, 1) (respektvolle Bezeichnung ei ner weiblichen Person, sc. Palaiologina, Helene) 384, A. 1 1 ävw KaTw 440, A. 12 clQen1 (= moralische Autorität) 387, 50 änw (attisch für: cltaOW) 3 65, A. 8 oVToKQaTwQ ÖLOLKT]nl� (= legatus Apostolicae sedis) 428, A. 1 ßoü� !-t0L trtl YAWOCJ'[l 0402, A. 2 ÖL6eQo (= Tierfell, Leder) 378, A. 1; 381, D etKoAoYLO (fehlerhaft statt KOKOAOYLa?) 375, A . 1 EKKAT]TOV rtOLELV (= an das Appellationsge richt delegieren) 372, A. 1 tAAT]VLKÖl� A€.yeLv 390, 1 9f. tA:rtLöe� ßOaxOUOL TOiJ� äQovo� 375, A. 1 1 t�w!-tU; ( = Schulterjacke, Gewand der Hirten und Bauern) 381, 10f. t06Aa &.rr t06AÖlV 345, A. 7 (TOV) 1]nw Myov KQeLnw rtOLELV 371, A. 1 6e� !-tOLQLAWV 348, A. 1; 440, A. 2 (TO) KOLVOV TÖlV XQLOTLaVÖlV 384, A. 1 KOLVO� rtOnlQ (= Papst) 428, A. 3 KOQU" (sc. Ti'j� LAOOOLO�) 372, A. 1 5 KW!-tWÖLa (= Beschimpfung, Tadel) 366, A. 1 (Erläuterung der Bedeurung); 347, A. 8; 442, A. 19 Myo�, s. u., 4.2.1, Wortspiel Myo� statt ö!-tLALa zur Bezeichnung einer theologischen Rede im Unterschied zur Predigt 0404, E; 0410, A. 1 - 3 AUrtQO� = AUrtT]QO� 359, A . 2 !-t€.oq,>, OL tv - (= Leute des öffentlichen Le bens) 441, A. 3; vgl. OL tv - 6ÖQUßOL (= Unruhen des öffentlichen Lebens), 443, A. 2 !-tT]öev äyov 0414, A. 3; 432, A. 7 Ö!-tOTEXVO� (= Kollege) 381, A. 4 ö!-tOü rtaVTO XQtl!-tOTO (Bezug auf das Chaos der Elemente am Weltanfang) 372, A. 7 oUöev 'ÜYLE� 350, A. 1 ÖXAO� äAAW� 0402, A. 1 rtaVTO QEL 0417, A. 3 rtoQQT]OLa äKOLQO� 352, A. 10 rtouw: rtOÜOOL TOLVUV (zur Formel siehe Bd. 1I2, Register, S. 662, s. v. ) 391, 15; 421, 15 rtAaVTj 351, A. 1 (verfehlter Gang); 351, A. 7, 354, 4 (Weg in der Fremde); 427, 6 (Odyssee) rtAtlnw Ta yovo-ra (Ausdruck innerer Bewe gung) 347, A. 4 rtOALTEUO!-tOL (= freier Bürger sein) 428, A.8 rtQo.aKUVTjO� (= tiefe Verehrung) T0414, A. 2; siehe auch oben, 1.2, Proskynese rtU!-tOTOV KOKOV 433, A. 9
305
REGISTER
oxavöa)..ov ( Falle) 354, A. 5 O1!J.LJ.LoQLa ( Steuerklasse) 395, A. 6 L'lJQaXO'IJOCOJv ÖEXa"tT] 0425, A. 3 O)(fjJ.La 365, A. 3 (würdevolles Auftreten); =
=
373, A. 1 (Rang, Stellung, sc. des Kai sers); siehe auch oben, 1.2, Diplomatie 'tE)..OJVELa ( Krämergeist) =
388, A. 3
'tQaJtEl;oJtoL6� ( Verpflegungsintendant) 343, 344, BE iJßQLOTiJ� öQv� 426, A. 9 <j>v..av6QOJJtLa ( Menschenfreundlichkeit, Menschenliebe, als Kaisertugend) 387, A. 15; 0406, 20; 442, 24. 202 =
=
<j>v..6xooJ.Lo� ( Liebhaber dieser Welt) 170 =
'tC9T]J.LL (statt 'tC6EJ.LaL) 'tu öJt)..a 386, A. 2 'tC6T]J.LL: 'tC6EJ.LaL 'tLVL ( einer Sache zustim-
442,
=
men)
372, A. 13
4. LITERARISCHES REGISTER 4. 1 Abschiedsbrief
Epistolographisches
348 (an Rhadenos); 431
Anklage wegen versäumten Schreibens 1. allgemein: 343, passim; 373, 5-8; 376, 16- 18; 380, 18f.; 385" 6 (<j>v..aC'tLO� ein allzu beflissener Ankläger); 0407, passim (Musterbrief?) 2. Verteidigung =
gegen -: 344, 4-7; 3 . - als Zeichen der Freundschaft: 344, 1 1 - 16; 370, 4 - 1 0; 373, 9f.; 0423, 11; siehe auch unten, Schweigen Anklage wegen Verständnis des Briefparr ners für versäumtes Schreiben (!) 371, 6-9, Epl (als widersinnig zurückgewie sen); 372, 17-20, BKyd (ironisch ge meinte Annahme der Anklage) Anrede des Briefparrners 1. HAUPT (XE $\Ja).."'): 1. Kaiser: 353, 10; 358, 5; 395, 23; 0406, 19; 0411, 14; 438, 4; 2. Des pot: 350, 11, E; 0425, 33; 2. �NSCHEN FREUNDLICHKEIT (<j>v..av6QOJJtCa): 406, 20 (Kaiser); 3. - in der 2. Person Plural: 343, A. 2; 4. - am Briefanfang: 391, 15, 446, A. 1, 449, 4, A. 2 (ÜQLOLE aVÖQöiv); 0412, A. l , 0422, A. l ('tLJ.LLE Jta'tEQ); 432, 4 ('tLJ.LLw'ta'tE J.LovaXöiv, ironisch); 448, 5, A. 1 (00 XQT]OLE IIa'ii l-.e)
306
Briefe
1. als Wertobjekt: 367, passim (lite
rarische Kostbarkeit); 380, 20 (bereiten
(an Kalopheros, Ioannes Laskaris)
Freude und sind Zeichen der Ehrung); 383, 24 (Wohltat); 3 83, BKyd, A. 1 ( wer den aufbewahrt ; siehe auch unten, Brief sammlungen); 2. ersetzen und ergänzen das Gespräch: 370, 8; 373, 11f.; 0407, 3f.; 438, 5; 3. vom Empfänger ignoriert: 343, 3 3 - 62 Briefe mit Geschenken, siehe Geschenke Briefe, LängelKürze 349, 4 (Entschuldi gung für Kürze); 350 (Kürze ist in schwe rer Zeit angemessen); 429, 5 - 9, 439 (kurzer Brief vermeidet Belästigung); 433, 4 - 1 1 . 1 8 - 20 (langer Brief, wegen seiner Schönheit gelobt) Briefe, Überlieferung der - im Autographen A (Vat. gr. 101): 1. Erstfassung liegr vor: 354, A. I -4; 385*; 2. versehentlich nicht numerierte Briefe: Gruppe 1: 349, 350, 351, 352; Gruppe 2: 388, 0402; Gruppe 3: 394, 427, 429, 430, 431, 434, 437, 441, 443, 447, 448, 449; 3. andere vermutliche Versehen: 345, A. 4; 3 62, A. 1; 0409, A. 1; 442, A. 3 1 Briefanfänge, einige häufiger vorkommende 1. Frage oder Ausruf zum Ausdruck des
4. LITERARISCHES REGISTER
Tadels oder der Enttäuschung: 344, 355, 371, 377, 381, 3 84, 386, 391, 434, 435, 449; 432, A. 1 (zu 1:L 1:0;); 2. allgemeine Feststellung: 359, 368, 3 83, 388, 0407, 430,
346, 432,
1:0'Ü348, 431,
440; 3. Bericht über vorausgegangene Ereignisse: 357, 374, 398, 0403, 0406, 0418, 0420, 0421, 0426; 4. Anknüpfung an eine vorherige Aussage oder Handlung des Briefpartners: 366, 367, 376, 378, 382, 0412, 0413, 0415, 0417, 0422, 433, 443; 5. capratio benevolentiae: 394, 395, 396, 0402, 0411, 0423, 444 Briefboten 1. unzuverlässig oder unwillig: 344, 10f.; 373, 8f.; 391, 8f.; 393, 410; 2. als Beweis für gesendete Briefe aufgezählt: 376, 22-24 Briefpartner hat nur an andere geschrieben (Vorwurf) Briefsammlung
343, 1 5 -22 383, BKyd, A. 1 (Samm
lung der Kyd.-Briefe durch Palaiologos, Manuel II.); 449, D (autographe - des Kyd. und deren Abschrift durch Kalekas, Manuel) Briefstil, von Stimmung abhängig 376, 3 1 33 Drohung (im Brief) 400, 1 9 - 36 ( - mit Zu dringlichkeit oder Ausreise bei ausblei bender Geldzahlung); 0413, 9 -25 (- an einen Beamten, sich bei ausbleibender Zahlung beim Kaiser zu beschweren); 432 (Abweisung zu großen Lobes durch - mit Abbruch der Korrespondenz); 440, 1 3 17. 126f. (- mit der mächtigen Fama, wenn der Adressat weiter eine verfehlte Personalpolitik betreibe) Empfehlungsbrief 343, Ep5; 388; 394; 395; 0402, XI; 041 1 ; 0418; 432, Ep Entschuldigung für versäumtes Schreiben (