Irmgard Wetzstein Mediativer Journalismus
Irmgard Wetzstein
Mediativer Journalismus Konstruktive Konfliktbearbeitung ...
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Irmgard Wetzstein Mediativer Journalismus
Irmgard Wetzstein
Mediativer Journalismus Konstruktive Konfliktbearbeitung in der qualitätsjournalistischen Auslandsberichterstattung
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
Dissertation Universität Wien, 2010 Gedruckt mit freundlicher Unterstützung durch die Österreichische Forschungsgemeinschaft
1. Auflage 2011 Alle Rechte vorbehalten © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011 Lektorat: Dorothee Koch | Britta Göhrisch-Radmacher VS Verlag für Sozialwissenschaften ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-531-18310-7
Danksagung
Wissenschaftliche Forschungsprojekte nehmen oft mehrere Jahre intensiven Arbeitsaufwandes in Anspruch. So ist auch die vorliegende Arbeit das Ergebnis eines mehrjährigen Prozesses, auf dessen Weg mich viele Menschen begleitet haben, denen ich dafür gar nicht genug danken kann. Zu allererst danke ich Hannes Haas für die Betreuung der vorliegenden Dissertation, für wertvolle Ratschläge und seine motivierenden Worte. Besonderer Dank gilt auch meiner Kollegin Cornelia Brantner, die sich stets Zeit dafür genommen hat, mir hilfreich zur Seite zu stehen, und es verstand, in den turbulenten Phasen der Fertigstellung der Dissertation einen beruhigenden Einfluss auf mich auszuüben. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft hatte ich in den vergangenen vier Jahren die Gelegenheit, unter anderem mit Wolfgang R. Langenbucher, Katharina Lobinger und Karin Dobernig zu forschen. Das gemeinsame wissenschaftliche Arbeiten, aus dem ich auch Lehren für mein Dissertationsprojekt ziehen konnte, war stets von gutem Teamwork geprägt. Daher bin ich den genannten KollegInnen zu großem Dank verpflichtet. Inhaltlich war mir der Besuch des postgradualen Lehrgangs „Mediation und Konfliktregelung“ bei der ARGE Bildungsmanagement in Wien eine große Hilfe. Zahlreiche WorkshopleiterInnen bzw. Lehrbeauftragte haben mir stets neue Perspektiven der für diese Arbeit so relevanten Konfliktthematik eröffnet. Ihnen, insbesondere Gerald Kastner, ist daher zu danken. Ohne familiären und freundschaftlichen Rückhalt ist jede größere wissenschaftliche Arbeit ein schwieriges Unterfangen. Daher gilt meine besondere Wertschätzung meiner Familie und meinem Freundeskreis, die mich in den vergangenen Jahren auf unterschiedlichste Weise unterstützt haben. Ein großes Dankeschön möchte ich an dieser Stelle Christian Mihels, Lenny Dokalik und Oliver Stadler sowie insbesondere meiner Mutter Angelika Wetzstein und meiner Großmutter Martha Fuchs, der diese Arbeit gewidmet ist, aussprechen. Irmgard Wetzstein
Inhaltsverzeichnis
1.
Das Projekt: Einleitung, Erkenntnisinteresse und Vorüberlegungen ...................................................................................... 19
2.
Auslandsjournalismus in der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikation: Ein Überblick zu Forschungstraditionen, -desideraten und theoretischen Perspektiven ......................................... 25 2.1 Zur Relevanz der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikationsforschung: Forschungstraditionen, desiderate und Plädoyers für Inter- und Transdisziplinarität ............ 25 2.2 Zur Anwendung von Theorien mittlerer Reichweite in der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikationsforschung und Wirkpotenziale der Auslandsberichterstattung ................................. 34 2.3 Zur metatheoretischen Verortung der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikation ................................................................... 40
3.
Positionierung: Warum Auslandsberichterstattung, warum nicht „Friedensjournalismus“ und was bedeutet „konstruktive“ Krisenund Konfliktberichterstattung? ............................................................... 43
4.
Perspektiven und Möglichkeiten journalistischer Konfliktbearbeitung ................................................................................. 53 4.1 Kapitel-Übersicht .............................................................................. 53 4.2 Journalismus-Konzepte: Ansprüche an journalistische Konfliktbearbeitung .......................................................................... 53 4.3 Leistungsperspektiven: Journalismus und gesellschaftliche Problembearbeitung .......................................................................... 55 4.4 Kritik und Kontexte: Kriegsberichterstattung im Auslandsjournalismus ....................................................................... 58 4.5 „Antwort“ Friedensjournalismus: Zur Forderung einer alternativen Kriegsberichterstattung ................................................. 63 4.6 Zwischenfazit: Benennen und konstruktive Diskussion als Aufgaben der Krisen-, Kriegs- und Konfliktberichterstattung.......... 72
8
Inhaltsverzeichnis
5.
Journalistische Konfliktberichterstattung und Außenpolitik ............... 75 5.1 Kapitel-Übersicht .............................................................................. 75 5.2 „From secret chambers to the public sphere“: Theoretische Überlegungen zur Rolle der Auslandsberichterstattung in außenpolitischen Entscheidungs- bzw. Konfliktmanagementprozessen ......................................................... 76 5.3 Erklärungsrahmen: Public Diplomacy .............................................. 83 5.4 Partizipation oder Propaganda?: Zum Beitrag öffentlicher Diplomatie zur Pluralisierung und Demokratisierung internationaler politischer Konfliktmanagementprozesse ................. 86 5.5 Zwischenfazit: JournalistInnen zwischen Systemzwang und individueller Handlungsfreiheit ........................................................ 89
6.
Konflikttheoretisches Fundament I: Begriffsbestimmungen und Perspektiven .............................................................................................. 91 6.1 Kapitel-Übersicht .............................................................................. 91 6.2 „Konflikt“ und „Krise“: Erste begriffliche Überlegungen und Verortungen ...................................................................................... 93 6.3 Die sozialwissenschaftliche Verortung internationaler politischer Konflikte: Definitionen und Differenzierungsmöglichkeiten ........... 95 6.4 Perspektivische Komplexität: Sozialwissenschaftliche Konflikttheorien und die integrative, dynamisierende Funktion von Konflikten ................................................................................ 100 6.5 Internationale politische Konflikte: Modelle und Ansätze ............. 103 6.6 Weitere Begriffe: „Krieg“ und „Frieden“ ....................................... 106 6.7 Zwischenfazit: Integrative Potenziale von Journalismus und Konflikten und begriffliche Verortungen ....................................... 109
7.
Konflikttheoretisches Fundament II: Mediative Qualitäten im Journalismus ........................................................................................... 111 7.1 Kapitel-Übersicht ............................................................................ 111 7.2 Qualitätsjournalismus: Erläuterungen und Modelle........................ 111 7.3 Objektivität oder Ausgewogenheit?: Zur (Un-)Möglichkeit „neutraler“ Krisen-, Kriegs- und Konfliktberichterstattung im Auslandsjournalismus ..................................................................... 118 7.4 Zur speziellen Qualität von Bildern im Journalismus: Empathie durch Visualisierung und die Rolle visueller Elemente in der journalistischen Kriegs-, Krisen- und Konfliktberichterstattung .... 122
Inhaltsverzeichnis
7.5 7.6
9
Mediation: Begriffsbestimmung und ein Überblick über Abläufe, Rollenbilder, Tätigkeitfelder und Ansprüche an die Praxis ............ 124 „Mediative Qualitäten“ im Journalismus?: Zur Verknüpfung von Qualitätsjournalismus und Mediation im Hinblick auf Ansprüche an die jeweilige Praxis im Umgang mit Konflikten ........................ 132
8.
Vorläufiges Resümee: Zur Auswahl der Kriterien konstruktiver Konfliktbearbeitung für die empirische Erhebung.............................. 139
9.
Empirie: Anlage der Untersuchung und Untersuchungsmaterial ...... 143
10. Zur Darstellung des hoch eskalierten Konflikts „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza ....................................................................... 153 10.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials .................................................................. 153 10.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven .............................. 164 10.3 Perspektivenkoordination ............................................................... 178 10.4 Zukunftsorientierung sowie Arbeiten mit Szenarien und Optionen ......................................................................................... 180 10.5 (Problem- und) Lösungsorientierung .............................................. 181 10.6 Konstruktiver Umgang mit Vergleichen und Metaphern................ 182 10.7 Kontextualisierungen der Schlüsselbegriffe „Konflikt“, „Krise“, „Krieg“ und „Frieden“ .................................................................... 184 10.8 Zusammenfassung: Ergebnisse über die Darstellung des hoch eskalierten Konflikts „Operation Gegossenes Blei“ ....................... 196 11. Zur Darstellung niedriger eskalierter Konfliktphasen des israelisch-palästinensischen Konflikts................................................... 201 11.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials .................................................................. 201 11.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven .............................. 215 11.3 Perspektivenkoordination ............................................................... 230 11.4 Zukunftsorientierung sowie Arbeiten mit Szenarien und Optionen ......................................................................................... 231 11.5 (Problem- und) Lösungsorientierung .............................................. 233 11.6 Konstruktiver Umgang mit Vergleichen und Metaphern................ 234 11.7 Kontextualisierungen der Schlüsselbegriffe „Konflikt“, „Krise“, „Krieg“ und „Frieden“ .................................................................... 235
10
Inhaltsverzeichnis
11.8 Zusammenfassung: Ergebnisse über die Darstellung niedriger eskalierter Konfliktphasen des israelisch-palästinensischen Konflikts im Jahr 2008 im Vergleich zur Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ ......................................................... 244 12. Zur Darstellung des Konflikts über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo ............................................................................................... 249 12.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials .................................................................. 249 12.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven .............................. 258 12.3 Perspektivenkoordination ............................................................... 268 12.4 Zukunftsorientierung sowie Arbeiten mit Szenarien und Optionen ......................................................................................... 269 12.5 (Problem- und) Lösungsorientierung .............................................. 270 12.6 Konstruktiver Umgang mit Vergleichen und Metaphern................ 271 12.7 Kontextualisierungen der Schlüsselbegriffe „Konflikt“, „Krise“, „Krieg“ und „Frieden“ .................................................................... 271 12.8 Zusammenfassung: Gegenüberstellung der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo sowie der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 ........................ 275 13. Resümee ................................................................................................... 281 14. Quellenverzeichnis .................................................................................. 287 Anhang: Untersuchungsmaterial und -design .............................................. 299 Anmerkungen zur Auswahl des Untersuchungsmaterials ......................... 299 Strukturierung des Untersuchungsmaterials nach Medium und Thema.... 300 Untersuchungsdesign ................................................................................ 321
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Tabelle 2a:
Tabelle 2b: Tabelle 2c: Tabelle 2d: Tabelle 3: Tabelle 4: Tabelle 5:
Tabelle 6:
Tabelle 7:
Tabelle 8:
Tabelle 9:
Verknüpfung qualitätsjournalistischer und mediativer Ansprüche im Hinblick auf die jeweilige Praxis ........................... 137 Thematische Kontextualisierungen der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „The Guardian Weekly“ (39 Artikel) ............................................................................................ 156 Thematische Kontextualisierungen der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „Der Spiegel“ (18 Artikel) ...... 157 Thematische Kontextualisierungen der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „Die Zeit“ (21 Artikel) ............ 158 Thematische Kontextualisierungen der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „Profil“ (13 Artikel) ................ 159 Durchschnittliche Länge der Artikel pro Medium in der GazaBerichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in Seiten .......... 161 Durchschnittliche Anzahl der Bilder pro Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) ......... 162 Durchschnittlicher Anteil der Bilder pro Artikel pro Medium am Gesamttext in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in % .................................................................. 162 Dargestellte KonfliktakteurInnen im Text pro Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) ............................................................................................... 165 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „The Guardian Weekly“ .......................................................................... 167 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „Der Spiegel“ ........................................................................................... 168 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „Die Zeit“ ................................................................................................ 169
12 Tabelle 10:
Tabelle 11: Tabelle 12:
Tabelle 13:
Tabelle 14:
Tabelle 15:
Tabelle 16:
Tabelle 17:
Tabelle 18:
Tabelle 19:
Tabelle 20: Tabelle 21: Tabelle 22: Tabelle 23:
Tabellenverzeichnis
Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „Profil“ ............................................................................................ 170 Dargestellte Konfliktakteure im Bild pro Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) ..... 171 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „The Guardian Weekly“ .......................................................................... 172 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „Der Spiegel“ ........................................................................................... 173 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „Die Zeit“ ................................................................................................ 174 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „Profil“ ............................................................................................ 176 Durchschnittliche Anzahl der thematisierten Positionen pro Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“)........................................................................... 179 Durchschnittliche Anzahl der thematisierten Interessen pro Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“)........................................................................... 179 Durchschnittliche Anzahl der thematisierten Zukunftsperspektiven/Szenarien/Lösungsvorschläge pro Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“)........................................................................... 180 Bewertung der thematisierten Zukunftsperspektiven/Szenarien/Lösungsvorschläge pro Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“)........................................................................... 181 Problem- und Lösungsorientierung pro Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) ........ 182 Beschriebene Eskalationsstufen in den Artikeln pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) ......... 184 Beschriebene Konfliktphasen in den Artikeln pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) ......... 185 Mediative Phasen (konstruktive Konfliktbearbeitungsmuster) der Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) ...................................................... 186
Tabellenverzeichnis
Tabelle 24: Tabelle 25:
Tabelle 26a:
Tabelle 26b:
Tabelle 26c:
Tabelle 26d:
Tabelle 27:
Tabelle 28:
Tabelle 29:
Tabelle 30:
Tabelle 31:
Tabelle 32:
Tabelle 33:
13
Dargestellte Gewalt in Bildern pro Medium in der GazaBerichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) ......................... 187 Verwendung der Schlüsselbegriffe „Krise“, „Konflikt“, „Frieden“, „Terror(ismus)“ und „Krieg“ pro Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) ............................................................................................... 188 7hematische Kontextualisierungen der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „The Guardian Weekly“ im Jahr 2008 (42 Artikel) ................................................ 205 Thematische Kontextualisierungen der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Der Spiegel“ im Jahr 2008 (11 Artikel)..................................................................... 206 Thematische Kontextualisierungen der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Die Zeit“ im Jahr 2008 (26 Artikel) ............................................................................ 208 Thematische Kontextualisierungen der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Profil“ im Jahr 2008 (18 Artikel) ............................................................................ 209 Durchschnittliche Länge der Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 in Seiten ..................................................... 211 Durchschnittliche Anzahl der Bilder pro Artikel pro Medium in der in der Berichterstattung über den israelischpalästinensischen Konflikt im Jahr 2008 ....................................... 212 Durchschnittlicher Anteil der Bilder pro Artikel pro Medium am Gesamttext in der Berichterstattung über den israelischpalästinensischen Konflikt im Jahr 2008 in % ............................... 213 Dargestellte KonfliktakteurInnen im Text pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelischpalästinensischen Konflikt im Jahr 2008 ....................................... 216 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „The Guardian Weekly“ im Jahr 2008 ........................ 217 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Der Spiegel“ im Jahr 2008......................................... 218 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Die Zeit“ im Jahr 2008............................................... 220
14 Tabelle 34:
Tabelle 35:
Tabelle 36:
Tabelle 37:
Tabelle 38:
Tabelle 39:
Tabelle 40:
Tabelle 41:
Tabelle 42:
Tabelle 43:
Tabelle 44:
Tabelle 45:
Tabellenverzeichnis
Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Profil“ im Jahr 2008 ................................................... 221 Dargestellte Konfliktakteure im Bild pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 ..................................................................... 222 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „The Guardian Weekly“ im Jahr 2008 ........................ 223 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Der Spiegel“ im Jahr 2008......................................... 224 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Die Zeit“ im Jahr 2008............................................... 226 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Profil“ im Jahr 2008 ................................................... 227 Durchschnittliche Anzahl der thematisierten Positionen pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008....................... 230 Durchschnittliche Anzahl der thematisierten Interessen pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008....................... 231 Durchschnittliche Anzahl der thematisierten Zukunftsperspektiven/Szenarien/Lösungsvorschläge pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008....................... 232 Bewertung der thematisierten Zukunftsperspektiven/Szenarien/Lösungsvorschläge pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008....................... 232 Problem- und Lösungsorientierung pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 ..................................................................... 233 Beschriebene Eskalationsstufen in den Artikeln pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 ..................................................................... 235
Tabellenverzeichnis
Tabelle 46:
Tabelle 47:
Tabelle 48:
Tabelle 49:
Tabelle 50:
Tabelle 51:
Tabelle 52:
Tabelle 53:
Tabelle 54:
Tabelle 55:
Tabelle 56:
Tabelle 57:
15
Beschriebene Konfliktphasen in den Artikeln pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 ..................................................................... 236 Mediative Phasen (konstruktive Konfliktbearbeitungsmuster) der Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008....................... 237 Dargestellte Gewalt in Bildern pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 ..................................................................... 238 Verwendung der Schlüsselbegriffe „Krise“, „Konflikt“, „Frieden“, „Terror(ismus)“ und „Krieg“ pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelischpalästinensischen Konflikt im Jahr 2008 ....................................... 239 Thematische Kontextualisierungen der Berichterstattung über die Unabhängigkeit des Kosovo in „The Guardian Weekly“, „Der Spiegel“, „Die Zeit“ und „Profil“ im Jahr 2008 (40 Artikel) ............................................................................................ 254 Durchschnittliche Länge der Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 in Seiten ...................................................... 256 Durchschnittliche Anzahl der Bilder pro Artikel pro Medium in der in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 ............................................................... 256 Durchschnittlicher Anteil der Bilder pro Artikel pro Medium am Gesamttext in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 in %........... 257 Dargestellte KonfliktakteurInnen im Text pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 ................... 258 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in „The Guardian Weekly“ im Jahr 2008 ......................... 259 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in „Der Spiegel“ im Jahr 2008 .......................................... 260 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in „Die Zeit“ im Jahr 2008................................................ 261
16 Tabelle 58:
Tabelle 59:
Tabelle 60:
Tabelle 61:
Tabelle 62:
Tabelle 63:
Tabelle 64:
Tabelle 65:
Tabelle 66:
Tabelle 67:
Tabelle 68:
Tabelle 69:
Tabellenverzeichnis
Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in „Profil“ im Jahr 2008 .................................................... 262 Dargestellte Konfliktakteure im Bild pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 ...................................................................... 263 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in „The Guardian Weekly“ im Jahr 2008 ......................... 264 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in „Der Spiegel“ im Jahr 2008 .......................................... 265 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in „Die Zeit“ im Jahr 2008................................................ 266 Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in „Profil“ im Jahr 2008 .................................................... 267 Durchschnittliche Anzahl der thematisierten Positionen pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 ................... 268 Durchschnittliche Anzahl der thematisierten Interessen pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 ................... 269 Durchschnittliche Anzahl der thematisierten Zukunftsperspektiven/Szenarien/Lösungsvorschläge pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 ................... 269 Bewertung der thematisierten Zukunftsperspektiven/Szenarien/Lösungsvorschläge pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 ................... 270 Problem- und Lösungsorientierung pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 ...................................................................... 270 Beschriebene Eskalationsstufen in den Artikeln pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 ...................................................................... 271
Tabellenverzeichnis
Tabelle 70:
Tabelle 71:
Tabelle 72:
Tabelle 73:
17
Beschriebene Konfliktphasen in den Artikeln pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 ...................................................................... 272 Mediative Phasen (konstruktive Konfliktbearbeitungsmuster) der Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 ................... 273 Dargestellte Gewalt in Bildern pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 ...................................................................... 273 Verwendung der Schlüsselbegriffe „Krise“, „Konflikt“, „Frieden“, „Terror(ismus)“ und „Krieg“ pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 ................... 274
1. Das Projekt: Einleitung, Erkenntnisinteresse und Vorüberlegungen
„The news media can play a central role in the promotion of peace. They can emphasize the benefits that peace can bring, they can raise the legitimacy of groups and leaders working for peace, they can help transform images of the enemy. The media, however, can also serve as destructive agents in the process. They can emphasize the risks and dangers associated with compromise, raise the legitimacy of those opposed to concessions, and reinforce negative stereotypes of the ememy.“ (Wolfsfeld 2004: 1)
Die Relevanz des kommunikativen Aspekts in Konfliktsituationen und für die Herstellung von Verständigung und Verständnis ist mit Sicherheit keine neue Thematik, wie beispielsweise anhand Habermas’ Essay „What is Universal Pragmatics?“ aus dem Jahr 1976 ersichtlich wird (vgl. Habermas 1976). Dennoch haben Habermas’ Überlegungen keineswegs an Aktualität eingebüßt – ein Umstand, der sicherlich auch mit den nicht nur gegenwärtig vorhandenen, in der auslandsjournalistischen Berichterstattung thematisierten Spannungen in der Sphäre der internationalen Politik zusammenhängt. Journalismus kann in einer pluralistischen, individualisierten Gesellschaft integrierend, aber auch desintegrierend wirken (vgl. Jäckel 2005); er kann Problemverursacher sein, aber auch problembearbeitend bzw. -lösend fungieren, wie das einleitende Zitat von Wolfsfeld (2004) zeigt. Die vorliegende Arbeit soll zur Klärung qualitätsjournalistischer Leistungspotenziale in der außenpolitischen Konfliktberichterstattung beitragen. Daher liegt das zentrale Interesse bei der Frage nach Möglichkeiten konstruktiver Konfliktbearbeitung im Journalismus, wobei konstruktive Konfliktbearbeitung hier ausschließlich qualitätsjournalistisch positionierten Produkten zugemutet wird und strukturelle Bedingungen bzw. journalistische Routinen ebenso berücksichtigt werden wie Journalismus als System, das nach eigenen Regeln der Nachrichtenkonstruktion operiert. Insofern findet auch eine Abgrenzung zur friedensjournalistischen Idee statt, welche Journalismus als Friedensstifter bzw. „peace promoter“ positionieren will und ihre diesbezüglichen Ansprüche an einzelne JournalistInnen richtet sowie strukturelle Bedingungen kaum bzw. nicht berücksichtigt. Die vorliegende Arbeit ist im Gegensatz zum Konzept des Friedensjournalismus überdies nicht danach ausgerichtet, Journalismus reformieren zu wollen
I. Wetzstein, Mediativer Journalismus, DOI 10.1007/978-3-531-94061-8_1, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
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1. Das Projekt
und zu fragen, was Journalismus leisten soll, sondern zu hinterfragen, was Journalismus systemisch im Hinblick auf seine Möglichkeiten konstruktiver Konfliktbearbeitung leisten kann. In der vorliegenden Arbeit werden zudem Wirkpotenziale der Auslands- bzw. Konfliktberichterstattung auf RezipientInnen bzw. die öffentliche Meinung erläutert, wobei gerade Auslandsberichterstattung als die Thematisierung von für RezipientInnen in der Regel nicht direkt erfahr- bzw. erlebbare Ereignisse besonders große Agenda-Setting- bzw. Framing-Effekte zugeschrieben wird (oKapitel 2.2 und 3). Anders als im Rahmen des CNN-Effekts (oKapitel 5.2) thematisiert, ist mit konstruktiver Konfliktbearbeitung im Journalismus hier nicht kurzfristige Druckausübung auf politische EntscheidungsträgerInnen gemeint, sondern die Vermittlung einer konstruktiven „Konfliktkultur“ im Rahmen der Möglichkeiten journalistischer Konfliktbearbeitung. Zwar wäre es vermessen, vom System Journalismus eine mediative Kontextualisierung von Konflikten als positiv oder, bildlich gesprochen, als „Salz des Lebens“ (Mehta/Rückert 2008) zu erwarten. Journalismus wird – in den Worten Langenbuchers – jedoch auch im Rahmen dieser Arbeit als „spezifische Kulturleistung“ (Langenbucher 1994: 7) betrachtet, als „unverzichtbare kulturelle und soziale Leistung für die Gesellschaft“ (Haas 1999: 94). Journalistische Konfliktbearbeitung kann je nach Anspruch an die journalistische Praxis unterschiedlich ausgeprägt sein. Um dies zu verdeutlichen, werden verschiedene Journalismus-Konzepte sowie Modelle bzw. Überlegungen zum Zusammenhang von Journalismus und gesellschaftlicher Problembearbeitung vorgestellt, Kontexte, Charakteristika sowie in der Literatur oftmals geäußerte Kritik an der journalistischen Kriegsberichterstattung sowie das Konzept des Friedensjournalismus diskutiert (oKapitel 4). Weiters werden die Beziehung bzw. wechselseitige Einflüsse zwischen Auslands- bzw. internationaler Berichterstattung und dem System Politik bzw. politischen EntscheidungsträgerInnen fokussiert, um den in der Literatur geforderten „weiteren Horizonten“ (Calließ/Raue 2004: 199) in der Erforschung der journalistischen Kriegs-, Krisen- und Konfliktberichterstattung nachzukommen (oKapitel 2.1) und Journalismus mit seiner System-Umwelt zu kontextualisieren (oKapitel 5). Die Generierung eines konflikttheoretischen Fundaments und diesbezügliche Inter- bzw. Transdisziplinarität stellen weitere Forschungsdesiderate in der Kriegs-, Krisenund Konfliktkommunikationsforschung dar (oKapitel 2.1). Daher werden die in der vorliegenden Arbeit als Schlüsselbegriffe identifizierten und relevanten Termini „Krieg“, „Krise“, „Konflikt“ und „Frieden“ in weiterer Folge definitorisch verortet und anhand von Modellen und Differenzierungsmöglichkeiten erläutert. Dabei wird der Konfliktbegriff aufgrund seiner Komplexität, Weitläufigkeit (der Konfliktbegriff impliziert, wie erläutert werden wird, auch den Kriegsbegriff
1. Das Projekt
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sowie zumindest teilweise den Krisenbegriff) und Strukturierungsmöglichkeiten sowie seiner Verankerung in der soziologischen bzw. sozialwissenschaftlichen Forschung besonders fokussiert wird (oKapitel 6). Zur Weiterführung der Generierung eines konflikttheoretischen Fundaments zur Erforschung der Kriegs-, Krisen- und Konfliktberichterstattung wird schließlich das etablierte AlternativeDispute-Resolution-Tool Mediation1 erläutert und mit in der Literatur thematisierten journalistischen Qualitätskriterien in Verbindung gebracht. Eine solche Verknüpfung ist nicht nur im Hinblick auf die Erarbeitung eines konflikttheoretischen Fundaments für die Erforschung journalistischer Kriegs-, Krisen- und Konfliktberichterstattung sinnvoll, sondern auf hinsichtlich der Tatsache, dass Mediation und Qualitätsjournalismus zumindest teilweise ähnliche Ansprüche an die jeweilige Praxis stellen (oKapitel 7). Auf Basis dieser theoretischen Überlegungen sowie der theoretisch möglichen „mediativen Qualitäten“ im Journalismus wird eine explorativ angelegte inhaltsanalytische Studie präsentiert, in welcher aus der Literatur herausgefilterte Möglichkeiten konstruktiver Konfliktbearbeitung im Journalismus einer empirischen Prüfung unterzogen werden. Anders als der CNN-Effekt (oKapitel 5.2) postuliert, werden für diese Untersuchung nicht tages- oder stundenaktuelle Nachrichten, sondern Artikel aus wöchentlich erscheinenden Printmedien mit Fokus auf den israelisch-palästinensischen Konflikt sowie die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo, der so genannten „Kosovo-Krise“, im Zeitraum Jänner 2008 bis Februar 2009 herangezogen. Der Untersuchungszeitraum inkludiert somit auch die israelische Militäroffensive in Gaza im Dezember 2008 und Jänner 2009. Der sich insgesamt über ein Jahr erstreckende Untersuchungszeitraum ermöglicht vor allem bezüglich der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt die Analyse des Umgangs mit hoch- und niedriger eskalierten Konfliktphasen in qualitätsjournalistischen Texten. Unterschiede können jedenfalls vermutet werden. Wolfsfelds (2004) Arbeit über die Rolle der Medien in drei Friedensprozessen (Oslo bzw. israelisch-palästinensischer Friedensprozess, israelisch-jor-
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„Mediation“ (lat. „mediare“ = vermitteln) wird in der vorliegenden Arbeit nicht wie oft im kommunikationswissenschaftlichen Kontext vorkommend als Synonym für „Vermittlung“ verwendet, sondern meint Mediation als Alternative-Dispute-Resolution-Tool, konkret als die „Vermittlung von Konflikten durch unparteiische, neutrale Dritte, die von allen Seiten akzeptiert werden. Die Mediatorinnen und Mediatoren führen die Konfliktparteien durch einen Klärungsprozeß, in dem die Kontrahenten ihre Interessen, Gefühle und Anliegen äußern und diejenigen der anderen Seite anzuhören und zu verstehen versuchen, um gemeinsam eine Konfliktbereinigung auf Basis aller relevanten Aspekte zu suchen.“ (Klammer 1999: 9) Mediation als Konflikttransformations- bzw. -regelungstool wird in unterschiedlichen Systemen angewandt, so auch im politischen.
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danischer Friedensprozess, nordirischer Friedensprozess) resultiert beispielsweise unter anderem in folgender Erkenntnis: „The news media are most likely to play a constructive role when there is a high level of support in favor of a peace process, when the number and intensity of crises are low, when there is a relatively high level of shared news organs and when journalists feel less need or desire to construct sensationalist news stories.“ (Wolfsfeld 2004: 220)
Mit der Einbeziehung der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Februar 20082 in die empirische Untersuchung können dem journalistischen Dauerthema israelisch-palästinensischer Konflikt3 der Umgang mit einem eher punktuellen Ereignis in der Berichterstattung gegenübergestellt und konfliktübergreifende Berichterstattungsmuster festgestellt werden. Inhaltsanalytisch untersucht werden alle thematisch und im Untersuchungszeitraum relevanten Artikel in vier Nachrichtenmagazinen bzw. Wochenzeitungen: der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“, dem österreichischen Nachrichtenmagazin „Profil“, der britischen Wochenzeitung „The Guardian Weekly“ und dem deutschen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, die allesamt eindeutig als Qualitätsmedien positioniert sind. Zwar ermöglichen Inhaltsanalysen 2
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Studien zur Berichterstattung über den Kosovo beziehen sich zumeist auf den Kosovo-Krieg 1999 bzw. die diesbezügliche militärische Nato-Intervention. Untersuchungen zur journalistischen Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo konnten nicht ausfindig gemacht werden. Götz (2008: 412) erläutert und begründet die dauerhafte Thematisierung Israels, insbesondere des israelisch-palästinensischen Konflikts, in der journalistischen Berichterstattung wie folgt: „Was in Israel geschieht, ist immer eine Nachricht wert. Von kaum einer anderen Region wird in Deutschland kontinuierlich so viel berichtet wie von hier. Dabei ist Israel ein geografisch kleines Land im Nahen Osten, kleiner als das deutsche Bundesland Hessen. Die Größe des Landes aber steht in keinem Verhältnis zu seiner Bedeutung. Israel liegt am Schnittpunkt dreier Kontinente, Europa, Asien und Afrika. Darüber hinaus ist Israel religiöses Zentrum der drei Weltreligionen Christentum, Islam und Judentum. Die militärischen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern bzw. zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarländern stehen spätestens seit den Terror-Anschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington exemplarisch für den grundsätzlichen Konflikt zwischen dem westlichen und arabischen Kulturkreis. Weil nirgendwo sonst auf der Welt auf einer so kleinen Fläche religiöse, kulturelle und politische Gegensätze derart stark aufeinander prallen, gilt die Region als Brennpunkt der Welt und Hauptnachrichtenplatz für Medienanstalten. Aus Israel berichten mehr deutsche Journalisten als aus irgendeinem anderen Land der Welt, in Relation zur Bevölkerungszahl.“ (Götz 2008: 412). Eine Recherche in der Datenbank „Communication and Mass Media Complete“ zeigt, dass die Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt auch in der Kommunikationswissenschaft ein Dauerthema darstellt. Neuere Studien thematisieren zudem den LibanonKrieg im Jahr 2006 zwischen der israelischen Regierung und der libanesischen Hisbollah. Relevante Studien zur Berichterstattung über den Nahost-Konflikt bzw. über den israelischpalätinensischen Konflikt werden stellenweise exemplarisch geschildert (oKapitel 3, 4.5, 6.5, 7.3 und 7.4).
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„selbstverständlich keine unmittelbaren Einblicke in die Produktion von Krisen- und Kriegsberichterstattung [und somit Konfliktberichterstattung, Anm.], vermitteln aber Einsichten in die Modelle, mit denen Printmedien und Rundfunk Krisen und Kriege [und somit Konflikte, Anm.] darstellen.“ (Löffelholz 2004: 32).
Die wöchentliche Erscheinungsweise der für die Untersuchung herangezogenen Printmedien lassen die Vermutung zu, dass diese eher als das tagesaktuelle Zeitungs-, Fernseh- oder Onlinegeschäft aufgrund längerer Produktionszeiten detaillierte, hintergründigere und rechercheaufwändigere journalistische Produkte anzubieten vermögen, was dem Forschungsinteresse – der Frage nach einem konstruktiven Umgang mit politischen Krisen und Konflikten im Qualitätsjournalismus – entgegenkommt.
2. Auslandsjournalismus in der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikation: Ein Überblick zu Forschungstraditionen, -desideraten und theoretischen Perspektiven
In diesem Kapitel wird zunächst ein Überblick über Traditionen und -desiderate in der Erforschung von Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikation gegeben (oKapitel 2.1), um schließlich klären zu können, welche Forschungslücken es in der vorliegenden Arbeit zu schließen gilt (oKapitel 3) Im nächsten Schritt werden wiederholt verwendete Theorien mittlerer Reichweite, welche sich vor allem auf Wirkpotenziale journalistischer Auslands- bzw. Kriegs-, Krisen- und Konfliktberichterstattung, beziehen, beschrieben (oKapitel 2.2). Die besonderen Wirkpotenziale der Auslandsberichterstattung machen die Notwendigkeit qualitätsjournalistischer Kriegs-, Krisen- und Konfliktberichterstattung und eines konstruktiven Umgangs mit Konflikten im Journalismus (oKapitel 7.6 über „mediative Qualitäten“) deutlich. Zuletzt werden metatheoretische Verortungen sowie KommunikatorInnenperspektiven auslandsjournalistischer Berichterstattung bzw. Determinanten der Themenselektion im Auslandsjournalismus erläutert (oKapitel 2.3). 2.1 Zur Relevanz der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikationsforschung: Forschungstraditionen, - desiderate und Plädoyers für Inter- und Transdisziplinarität Dass und inwiefern Journalismus konstruktiv zu gesellschaftlicher Problembearbeitung und -lösung theoretisch beitragen kann, wurde in der Kommunikationsforschung bereits erörtert (oKapitel 4.3). Die konstruktive Bearbeitung außenpolitischer Konflikte und Krisen hat im Fach institutionell hingegen weniger
I. Wetzstein, Mediativer Journalismus, DOI 10.1007/978-3-531-94061-8_2, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
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2. Auslandsjournalismus in der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikation
Beachtung gefunden, was etwa auch dadurch erklärt werden kann, dass Krieg4 – im Gegensatz zu Frieden als dem Ziel konstruktiver Konfliktbearbeitung – in der Vergangenheit „zumindest Vater mancher Entwicklungen in der Kommunikationsforschung“ war, was „speziell für die Medien-Technik, aber auch für die Organisationsformen der Medien nach dem ,Kommando-Modell’“ gilt (Fabris 1991: 43, 44). Weiters stellt Fabris (1991) fest: „Mit Disziplinen wie Friedensund Konfliktforschung gibt es kaum Berührungspunkte. Es existieren nicht einmal institutionelle Ansätze zu einer Richtung innerhalb der Kommunikationswissenschaft, wie dies etwa die Friedenspädagogik innerhalb der Erziehungswissenschaften geworden ist.“ (Fabris 1991: 44) Dies gelte für den deutschsprachigen Raum, aber auch weitgehend für das übrige Europa. Als Ausnahme nennt Fabris Skandinavien, „wo durch das Wirken einer für die Friedensforschung so wichtigen Person wie Johan Galtung oder das Friedensforschungs-Institut in Oslo eine andere Tradition begründet wurde“ (Fabris 1991: 44-45). In Österreich sei es „durch die Tätigkeit des Österreichischen Instituts für Friedensforschung und Friedenserziehung in Schlaining im Burgenland jedenfalls punktuell immer wieder gelungen, Aufmerksamkeit für die Beziehung zwischen ,Medien – Macht – Politik’ >...@ zu wecken. >...@ Eine institutionelle Absicherung im Wissenschafts- und Forschungsbetrieb haben diese Ansätze jedoch (bisher) nicht gefunden.“ (Fabris 1991: 45)
Ebenfalls punktuell, jedoch sehr ausgiebig widmete sich die von der Deutschen Welle sowie vom Bonn International Center for Conversion organisierte internationale Konferenz „Global Media Forum“ im Jahr 2008 der Thematik „Media in Peacebuilding and Conflict Prevention“ (vgl. Deutsche Welle 2008). Was Fabris bereits 1991 festgestellt hat, besitzt auch heute noch Gültigkeit; die Berührungspunkte zwischen Kommunikationsforschung sowie Friedens- und Konfliktforschung sind nach wie vor marginal und institutionell kaum verankert. Die von der Friedens- und Konfliktforschung stammenden theoretischen Ansätze bezeichnet Löffelholz (2004: 51) aufgrund ihres normativen Charakters jedoch als wissenschaftlich wenig hilfreich. Andererseits gab es bis 1991 bereits eine ganze Reihe von Fallstudien, vor allem Inhaltsanalysen, welche die Berichterstattung über militärische Konflikte bzw. Kriege thematisieren (vgl. Fabris: 1991 45-46). Die inhaltsanalytische Betrachtung vor allem hoch eskalierter Konflikte (Kriege) wird in der Kommunikationsforschung auch aktuell oft aufgegriffen (vgl. etwa Shinar 2009, Shinar 2009a). „Jeder gewaltsame Konflikt, der in den letzten Jahrzehnten medial inten4
Krieg wird hier als hoch eskalierter Konflikt verstanden, somit wird der Kriegsbegriff innerhalb des Konfliktbegriffs verortet. Krisen sind im Allgemeinen ebenso als höher eskalierte Konflikte zu definieren. Definitionen und Erläuterungen zu den Begriffen „Frieden“, „Konflikt“, „Krise“ und „Krieg“ oKapitel 6.
2.1 Zur Relevanz der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikationsforschung
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siver thematisiert wurde, induzierte eine große Zahl wissenschaftlicher Fallstudien.“ (Löffelholz 2004: 30) Studien über Auslandsberichterstattung bzw. Auslandskorrespondenz (zur Auslandskorrespondenz oKapitel 3, 4.4 und 7.3) generell sind ebenfalls hauptsächlich inhaltsanalytisch angelegt (vgl. Hahn/Lönnendonker/Scherschun 2008: 20). Untersuchungen über Arbeitsweisen bzw. die Alltagspraxis und den Produktionsprozess von Auslandsberichterstattung sind, wenn auch in vergleichsweise geringerer Anzahl, vor allem im Zusammenhang mit dem Berufsbild des/der AuslandskorrespondentIn entstanden und oftmals sozialanthropologisch verortet (vgl. z.B. Dreßler 2008, Hannerz 2004). Es überrascht nicht, dass Muster und Qualität der Kriegsberichterstattung permanente kommunikationswissenschaftliche Forschungsthemen darstellen, denn: „Im 21. Jahrhundert mag ein Dritter Weltkrieg unwahrscheinlicher geworden sein, ein Zeitalter weltweiten Friedens steht dennoch nicht bevor. Die Erforschung der Bedingungen, Strukturen und Leistungen von Krisen- und Kriegskommunikation bleibt daher eine zentrale Aufgabe der Kommunikationswissenschaft und angrenzender Disziplinen. Angesichts neuer sicherheitspolitischer Herausforderungen – wie nicht zuletzt dem Strukturwandel der Beziehungen von Politik, Militär und Öffentlichkeit – ist davon auszugehen, dass die Relevanz dieses Forschungsfeldes sogar zunehmen wird.“ (Löffelholz 2004: 13)
Daniel (2006: 7) wiederum argumentiert die Relevanz der Forschung über Kriegsberichterstattung wie folgt: „Wer verstehen will, was Krieg für die Menschen bedeutet hat beziehungsweise heute bedeutet, kann demzufolge an Geschichte und Gegenwart medialer Kriegsrepräsentationen nicht vorbei. Und man sollte das verstehen wollen: nicht, weil etwa Zeitungen und ihre Leserschaft, Fernsehanstalten und ihre Publika über Fragen von Krieg und Frieden entscheiden – das gehört zu den von politischer und/oder militärischer Seite gern gepflegten Legenden für Fälle, in denen etwas schief ging; vielmehr ist dieses Verständnis notwendig, um ermessen zu können, was an den medialen Präsentationen von Kriegen und Konflikten jeweils dazu beitrug, diese in den Augen der Menschen, die sie ertragen, als notwendig oder zumindest plausibel erscheinen zu lassen.“ (Daniel 2006: 7)
Dass die Auseinandersetzung mit (unterschiedlich eskalierten) Konflikten auch für die Kommunikationswissenschaft relevant ist bzw. eine Notwendigkeit darstellt, argumentieren Bonacker/Imbusch (2004: 195) folgendermaßen: „Soziale Konflikte sind konstitutiv für alle Typen und Arten von Gesellschaften, sie sind allgemeine Tatbestände menschlicher Vergesellschaftungen und müssen gerade deshalb ein zentraler Gegenstand all jener Disziplinen sein, die sich im weitesten Sinne mit der Gesellschaft oder den Vergesellschaftungen von Menschen befassen.“ (Bonacker/Imbusch 2004: 195)
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2. Auslandsjournalismus in der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikation
Obwohl Kriege als hoch eskalierte Konflikte in der Kommunikationswissenschaft permanente Forschungsfelder darstellen, bleiben konfliktübergreifende bzw. Konflikte vergleichende Studien – ebenso wie Studien über das Verhältnis zwischen Krieg bzw. Militär und Medien – jedoch Ausnahmen (vgl. Löffelholz 2004: 31, Hammond 2007: 11, Daniel 2006: 8). Vergleichende Forschungszugänge werden unter anderem sicherlich dadurch erschwert, dass sich einzelne Konflikte in vielerlei Hinsicht voneinander unterscheiden (oKapitel 6.3). Dennoch können etwa in unterschiedlichen Kriegsberichterstattungen ähnliche Muster festgestellt werden: „Vor einem beginnenden Krieg durchläuft die Berichterstattung offenkundig bestimmte Phasen, die Savrese (1993) als „Überraschung“, „Interesse“, „Gewöhnung“, „Abwarten“ und schließlich mit dem Beginn eines Krieges als „Nachrichtenschwemme“ charakterisiert.“ (Löffelholz 2004: 32)5 So manche Publikationen zur Kriegs- und Krisenberichterstattung trügen „essayistische Züge, liefern also – durchaus hilfreiche – Problembeschreibungen, ohne sich jedoch auf empirische Befunde zu stützen oder gar den theoretischen Diskurs einzulassen“ (Löffelholz 2004: 31). Bei Hug (1997: 16) lässt sich ein ähnlicher, jedoch vorwiegend auf den Forschungsstand6 sowie die Kontextualisierung massenmedialer Konfliktberichterstattung bezogener Befund nachlesen, denn zwar stehe ein „reicher Fundus an theoretischen und empirischen Erkenntnissen über das Phänomen Konflikt“ bereit, jedoch: „Weitgehend außer Acht gelassen wurde dabei allerdings lange Zeit die Rolle und Funktion der publizistischen, das heißt der massenmedial hergestellten Öffentlichkeit im gesellschaftlichen Konfliktaustragungsprozeß. Angesichts der unbestreitbaren Bedeutung der Massenmedien im kommunikativen Gesamthaushalt moderner Gesellschaften muß dieses Versäumnis überra-
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vgl. dazu auch Ausführungen zu Erzählstrategien bzw. Mustern von Medienskandalen im Zusammenhang mit der Kriegsberichterstattung oKapitel 5.2 Für einen ausführlichen Überblick zum Forschungsstand im Bereich der Konfliktberichterstattung, Krisen- und Kriegskommunikation und diesbezügliche kommunikationswissenschaftliche Befunde vgl. etwa Hug 1997: 27-104, Löffelholz 2004: 30-47 und Bucher/Duckwitz 2005. Während eine Vielzahl empirischer Untersuchungen vor allem zur Krisen- und Kriegsberichterstattung existiert, ist der entsprechende Forschungsstand jedoch wenig erfasst. Löffelholz (2004: 54) plädiert daher neben einer länder-, kultur- und konfliktübergreifenden Längsschnittstudie „zur Identifikation basaler Strukturen der medialen Darstellung von Krisen (Kriegen)“ (Löffelholz 2004: 54) aufgrund der „Parzellierung der Medienangebotsforschung“ (ebd.) auch für eine Sekundäranalyse, in der die in den entsprechenden Studien verwendeten theoretischen Ansätze, Methoden und Ergebnisse bzw. Befunde beschrieben werden (vgl. Löffelholz 2004: 54). Eine strukturierte bzw. systematische Erschließung des Forschungsfeldes liegt bis dato nicht vor. Einen Überblick über den Forschungstand zur „Kriegsberichterstattung als Thema kommunikationswissenschaftlicher Forschung“ liefern Eilders/Hagen (2005).
2.1 Zur Relevanz der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikationsforschung
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schen. Daß ein nicht unerheblicher Teil sozialer Konflikte in der Medienöffentlichkeit zum Austrag kommt, verdeutlicht zugleich die Problematik dieses Defizits.“ (Hug 1997: 16).
Der Umstand kaum vorhandener Berührungspunkte zwischen Konfliktforschung und Kommunikationsforschung, den Fabris (1991) auf institutioneller Ebene feststellt, setzt sich auf inhaltlichen Ebene des Forschungsprozesses zur Konfliktberichterstattung fort: So wie die Konfliktforschung „die Rolle und Funktion der Massenmedien in sozialen Konflikten bislang weitgehend außer acht gelassen“ hat, so verzichten Kommunikationswissenschafter „ebenso auf die Kenntnisnahme konflikttheoretischer Grundlagen“ (Hug 1997: 84). Bezugnehmend auf soziologische Konflikttheorien (oKapitel 6.4) stellen Bucher/Duckwitz (2005) ähnlich fest, dass die Rolle der Medien bei gesellschaftlichen Veränderungen in soziologischen Konflikttheorien ebenso wenig ein Thema sei wie umgekehrt eine kommunikationswissenschaftliche Bezugnahme auf soziologische Konflikttheorien trotz des Vorhandenseins zahlreicher Befunde zur Relevanz der Medienkommunikation für soziale Konflikte (vgl. Bucher/Duckwitz 2005: 179). Jedoch könne „eine Konflikttheorie der modernen Gesellschaft nicht ohne eine Medientheorie auskommen“ (Bucher/Duckwitz 2005: 179), da Medien auch als Foren der Konfliktaustragung fungieren und Konflikte als Medienereignisse der journalistischen Logik bezüglich journalistischer Selektionskriterien, aber auch der Art und Weise der Konfliktbehandlung, etwa durch die Verwendung bestimmter medialer Strategietypen, wie etwa „instrumenteller Aktualisierung“ (vgl. dazu etwa Kepplinger 2009: 155), unterworfen sind (vgl. Bucher/Duckwitz: 189-190)7. Während sich Hug (1997) für Transdisziplinarität bei der wissenschaftlichen Thematisierung von Konfliktberichterstattung ausspricht, plädieren Calließ/ Raue (2004), ebenso wie Löffelholz (2004: 55) und Bucher/Duckwitz (2005: 7
„Die journalistische Logik ist für die Konfliktbehandlung insofern entscheidend, als dass es die journalistischen Selektionskriterien sind, über die sich entscheidet, ob ein Konflikt überhaupt aufgegriffen wird oder nicht. Aber auch die Art und Weise der Konfliktbehandlung folgt der journalistischen Logik, wobei die Bedingungen der Periodizität, der Intermedialität und der Mediengattungsspezifik wirksam werden. Folgende medialen Strategietypen lassen sich unterscheiden: die „instrumentelle Aktualisierung“ (Kepplinger 1989, S. 204ff.), die darin besteht solche Informationen in den Vordergrund zu rücken, die entweder zu Gunsten oder zu Ungunsten einer Konfliktpartei sind, die Bewertung der Konfliktparteien und ihrer Handlungen, die Synchronisation von Kommentierung und Berichterstattung, die periodische Kumulierung gleichgerichteter Beiträge in verschiedenen Ausgaben eines Mediums und das reflexive Aufgreifen anderer Medien in der Medienkritik (vgl. Bucher 1991, S. 40f.). Da gerade in der Konfliktberichterstattung der Verdacht der Parteilichkeit nahe liegt, sind medienkritische Begleitdiskussionen über Tendenz, Ausgewogenheit, Relevanz, Wahrheit und Informativität der Berichterstattung typisch für Medienkonflikte. Der Echtzeitcharakter der Medienkommunikation trägt entscheidend zur Beschleunigung der Konfliktdynamik bei.“ (Bucher/Duckwitz 2005: 189-190, vgl. dazu auch Kepplinger 2009: 155).
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2. Auslandsjournalismus in der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikation
179) ähnlich für Interdisziplinarität bei der Erforschung massenmedialer Kriegsdiskurse (vgl. Calließ/Raue 2004: 206): „Die Medienwissenschaften, die Soziologie, die Politikwissenschaft und die Friedensforschung, die Sprachwissenschaften, die Geschichtswissenschaften und die Kulturwissenschaften – sie alle können mit ihren eigenen spezifischen Fragen, Ansätzen und Methoden etwas beisteuern zur Aufklärung der Bedingungen und Zusammenhänge, in denen die Arbeit der Beobachter und Berichterstatter von Kriegen gesehen und beurteilt werden muss.“ (Calließ/Raue 2004: 206)
Ihres Erachtens nach braucht die Kritik an der Kriegsberichterstattung also „weitere Horizonte“ (Calließ/Raue 2004: 199). Eine solche sei demnach erst dann sinnvoll, „wenn sie eingebettet ist in eine Analyse der gesamten Kriegs- und Krisenkommunikation.“ (Calließ/Raue 2004: 207) Die diesbezügliche Verantwortung könne jedoch nicht der wissenschaftlichen Forschung allein zugeschrieben werden, auch eine zeitnahe, spontane und unverzügliche Kritik in Zeiten des Krieges sei notwendig (vgl. Calließ/Raue 2004: 207). „Diese zeitnahe Kritik an der Arbeit der Kriegsberichterstatter ist ein wichtiger Beitrag zur Schärfung der Wahrnehmungs- und Urteilsfähigkeit des Publikums sowie eine Herausforderung für die Journalisten, es mit ihrer Sorgfaltspflicht noch genauer zu nehmen. Vor allem ist sie notwendig, weil in Zeiten des Krieges doch sehr sorgfältig geprüft werden muss, wie valide die Informationen und wie zutreffend die Einschätzungen sind, auf die sich dann Meinungsbil8 dungs- und Entscheidungsprozesse beziehen.“ (Calließ/Raue 2004: 207)
Löffelholz (2004: 53-54) identifiziert fünf wesentliche Entwicklungen, welche zukünftig intensiverer Forschung bedürfen und plädiert ähnlich wie Calließ und Raue (2004) dafür, „konfliktübergreifende Strukturen und langfristige Trends in den Blick zu nehmen“ (Löffelholz 2004: 53). Folgende Aspekte müssten speziell in der Krisen- und Kriegskommunikationsforschung demnach in Zukunft stärker berücksichtigt werden: x
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Der Relevanzgewinn multilateraler Organisationen erweitert die Strukturen sicherheitspolitischer Kommunikation und internationalisiert die Krisenund Kriegskommunikation, ohne die Komplexität innerstaatlicher Krisenkommunikation zu reduzieren. Während öffentlichkeitsorientiertes sicherheitspolitisch-militärisches Kommunikationsmanagement und Public Diplomacy9 an Relevanz gewinnen,
vgl. dazu auch Ausführungen zu Mustern und Erzählstrategien der Kriegsberichterstattung bzw. von medial inszenierten Skandalen oKapitel 4.4 und 5.2 ovgl. Kapitel 5 in dieser Arbeit
2.1 Zur Relevanz der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikationsforschung
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verlieren traditionelle Formen zur Aushandlung politischer Entscheidungen über Krieg und Frieden an Bedeutung. Das (US-)Militär versteht Information und Kommunikation als Kernressouren globaler Kriegsführung des 21. Jahrhunderts. Der nichtdeterministische Charakter der Beziehungen von Medien und Sicherheitspolitik wird dabei zunehmend berücksichtigt. Kommunikative Aspekte der Kriegsführung werden auch von nicht-staatlichen Akteuren intensiver berücksichtigt. Zunehmend professioneller nutzen Terrorgruppen die Anfälligkeit medialer Aufmerksamkeitsstrukturen offener Gesellschaften für krisenhafte Ereignisse. Ob der Journalismus vorbereitet ist, den aktuellen Herausforderungen der Krisenkommunikation zu begegnen, erscheint zweifelhaft. Die Erosion des Qualitätsjournalismus geht einher mit dem Bedeutungsgewinn nichtjournalistisch erstellter, über das Internet verbreiteter Information. (Löffelholz 2004: 53-54)
Die schließlich gegen Ende der siebziger Jahre einsetzende kommunikationswissenschaftliche Forschung zu Strukturen, Verläufen, Ursachen und Wirkungen massenmedialer Konfliktberichterstattung zeige jedoch konflikt-, kommunikations- und journalismustheoretische Defizite: So äußere sich etwa ein mangelndes „konflikttheoretisches Fundament“ durch ein „stark simplifizierendes Konfliktverständnis“, welches „Konflikte einseitig als dysfunktionale Kommunikationserscheinungen begreift“, was dann zu der Frage führe, „wie Massenmedien zur Lösung von Konflikten zur Konsensbildung beitragen können“ (Hug 1997: 16-17). Demgegenüber setzen Medien Konflikte jedoch eher fort als sie zu harmonisieren, wodurch ihnen „generelles Versagen in der Konfliktlösung attestiert“ wird (ebd). Auch Bucher/Duckwitz (2005) attestieren „weiten Teilen der Sozialwissenschaft“, dass auch nicht gewaltsam ausgetragene bzw. niedrig eskalierte Konflikte als negativ bzw. störend verstanden werden, was die AutorInnen auf die Popularität der konsensorientierten strukturfunktionalistischen Systemtheorie zurückführen (vgl. Bucher/Duckwitz 2005: 184). Dies zeige sich auch in zahlreichen empirischen Analysen der Konfliktberichterstattung, in denen Medien der auf das Habermas’sche Diskursmodell rekurrierenden Erwartung, einen wesentlichen, durch Sachbezogenheit, Diskursivität und Konsensorientierung gekennzeichneten verständigungsorientierten Beitrag zur Harmonisierung und Lösung sozialer Konflikte zu leisten, nicht gerecht werden (vgl. Hug 1997: 24, 27, 32).10 10
Eine Erklärung für den „Erfolg“ konsensorientierter theoretischer Perspektiven findet sich bei Landwehr (2009: 1): „Modern societies are characterised by conflicts between
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2. Auslandsjournalismus in der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikation
Konfliktberichterstattung sei demgegenüber stark trivialisierend, polarisierend, fragmentarisch, personalisiert, desintegrierend und konflikteskalierend oder fortsetzend, Argumente spielen eine untergeordnete Rolle, geschweige denn der Austausch von Argumenten im Sinne des Habermas’schen Konzepts der diskursiven Rationalität (vgl. Hug 1997: 24-27). Im Zusammenhang mit einem defizitären konflikttheoretischen Fundament in kommunikationswissenschaftlichen Forschungsarbeiten zur Konfliktberichterstattung erweise sich auch die „kommunikationstheoretische Grundlegung der Forschung als mangelhaft: Das unzureichende konflikttheoretische Fundament der Forschung zur Rolle und Funktion der Massenmedien in sozialen Konflikten erklärt sich durch die Dominanz eines konsensorientierten Konfliktverständnisses innerhalb der Kommunikationswissenschaft. Danach ist Kommunikation als teleologischer Prozeß zu verstehen, der in Verständigung und Konsens sein originäres Ziel hat. Konflikte erscheinen somit als Kommunikationsdefizite. Mit dieser Reduzierung des Konflikts als ein Kommunikationsdefizit können die positiven Beiträge von Konflikten zur Strukturierung sozialer Beziehungen aber nicht angemessen erfasst werden.“ (Hug 1997: 17)
Anders als in der kommunikationswissenschaftlichen Forschung zur Konfliktberichterstattung vorwiegend postuliert, seien Konflikte eben nicht dysfunktional und Kommunikation nicht generell konsensorientiert (vgl. Hug 1997: 349-350). Ähnlich wie Bucher/Duckwitz (2005), die dafür plädieren, dass eine moderne Konflikttheorie medientheoretische Perspektiven nicht außer Acht lassen darf, argumentiert auch Hug (1997: 17), dass die Erforschung von Funktion und Rolle massenmedialer Öffentlichkeit in sozialen Konflikten eine „Theorie massenmedialer bzw. öffentlicher Kommunikation“ brauche, die bislang jedoch fehle. Stattdessen schreibe man Massenmedien oder der Medienöffentlichkeit unterschiedliche und teils gegensätzliche Leistungen, Aufgaben und Wirkungen zu. Die funktionale Bestimmung publizistischer Öffentlichkeit würde gar nicht ersta angestrebt, sei aber notwendig, „wenn eine angemessene Theorie öffentlicher Konfliktaustragung entwickelt werden soll“ (Hug 1997: 17). In der Folge thematisiert Hug (1997) unterschiedliche theoretische Perspektiven, in denen Öffentlichkeit jeweils als dritte im Konflikt verortet wird, und unterzieht diese einer eingehenden Kritik. In einem ersten Schritt erläutert er das auf Basis der Habermas’schen Theorie des kommunikativen Handelns konzipierte „empathische“ Öffentlichkeitsmodell: incommensurable values and norms, clashing interests, and competing acceptances about the state of the world and causal mechanisms within it. The diversity of different possible positions and opinions also means that actors are confronted with a deep uncertainty about what is true and right. Under these conditions, the success of deliberative theories of democracy is hardly surprising. In a nutshell, deliberative democracy promises to replace – by means of power-free discourse – conflict and uncertainty with consensus and truth.“ (Landwehr 2009: 1).
2.1 Zur Relevanz der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikationsforschung
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„Das ,empathische’ Öffentlichkeitsmodell spricht der Öffentlichkeit eine Schiedsrichterfunktion in sozialen Konflikten zu und sieht im öffentlichen Konfliktaustrag die Chance einer rationalen und humanen Transformierung sozialer Konflikte in gesamtgesellschaftliche Konsense. Die Rationalitäts- und Konsenserwartungen dieses ,empathischen’ Öffentlichkeitsmodells stützen sich vorrangig auf prozedurale Kriterien, wie etwa die Maximalinklusion aller gesellschaftlich relevanten Kräfte, ein weitgehendes Informierungsgebot und eine verständigungsorientierte Kommunikation als originärer Modus öffentlicher Kommunikationsprozesse. Vor dem Hintergrund eines konsensorientierten Öffentlichkeitsmodells erscheinen langanhaltende Konflikte ausschließlich als defizitäre Erscheinungen, die vor allem auf Fehlleistungen publizistischer Kommunikationsprozesse zurückgeführt werden.“ (Hug 1997: 233)
Die Kritik des Autors an diesem Öffentlichkeitsmodell ist angesichts der zuvor angestellten Überlegungen offenkundig: Die Verortung sozialer Konflikte als kommunikative Dysfunktionen scheint der Relevanz bzw. Notwendigkeit von Konflikten in demokratisch-pluralistischen Gesellschaften zuwider zu laufen. Es darf jedoch angezweifelt werden, dass sich Konsensorientierung und ein neutrales bzw. positives Konfliktverständnis unbedingt gegenseitig ausschließen müssen, da andererseits ebenso davon ausgegangen werden kann, dass Konflikte eher konstruktiv bearbeitbar sind, wenn Konsens als Ideal bzw. anzustrebendes Ziel gesehen wird. So ist auch das Ziel von Mediationsprozessen, welche auf theoretischer Ebene demokratische Wesensmerkmale implizieren, in der Regel eher ein langfristiger Konsens als ein kurzfristiger Kompromiss (oKapitel 7.5) Aus systemtheoretischer Perspektive wird Öffentlichkeit ebenso als ein „kommunikatives Phänomen“ betrachtet. Bezug nehmend auf Luhmann beschreibt Hug (1997: 290) öffentliche Meinung als Produkt öffentlicher Kommunikation, wobei die öffentliche Meinung in weiterer Folge wiederum öffentliche Kommunikation strukturiert. „Die Funktion von öffentlicher Meinung besteht nach Luhmann in der Selektion von Themen, die der politischen Kommunikation als Struktur zugrunde liegen. Luhmanns exklusive Zuweisung der öffentlichen Meinung an das politische System wird der gesellschaftlichen Bedeutung von öffentlicher Meinung bzw. Öffentlichkeit aber nicht gerecht.“ (Hug 1997: 290).
Der Autor kritisiert hier vor allem die „reduktionistische Sichtweise von öffentlicher Meinung bzw. Öffentlichkeit als Annex des Politiksystems“ (Hug 1997: 290), welches laut Hug (1997) etwa Gerhards und Marcinkowski zu überwinden versuchen, indem sie „Öffentlichkeit bzw. Publizistik als autonomes Funktionssystem der Gesellschaft“ rekonstruieren, „dessen Funktion in der Generierung gesellschaftlicher Selbstbeobachtung besteht“ (Hug 1997: 290). Eine eindeutige Abgrenzung des Öffentlichkeitssystems von seiner Umwelt bzw. die Abgrenzung öffentlicher Kommunikation von anderen gesellschaftlichen Kommunikationsbereichen und somit die „Bestimmung von Öffentlichkeit als autonomem Funktionssystem“ gelinge hier jedoch, wie auch in anderen Öffentlichkeitsmo-
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2. Auslandsjournalismus in der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikation
dellen, nicht (vgl. Hug 1997: 290). Daher und aufgrund der von ihm favorisierten systemtheoretischen Perspektive legt Hug eine eigene systemtheoretisch angelegte Verortung bzw. Bestimmung von Öffentlichkeit vor: „Die Funktion von Öffentlichkeit besteht in der Generierung und Kommunikation von Beobachtungen umweltrelevanter Aspekte teilsystemischer Binnenoperationen. Auf diese Weise deckt Öffentlichkeit den wechselseitigen Beobachtungsbedarf der gesellschaftlichen Teilsysteme. Öffentliche Kommunikation dient vornehmlich der Definition und Artikulation sozialer Probleme, die aus den funktionstragenden Binnenoperationen der gesellschaftlichen Teilsysteme heraus entstehen. Die Anschlußfähigkeit von Kommunikation im Öffentlichkeitssystem wird mit Hilfe des symbolisch generalisierten Kommunikationsmediums Umweltrelevanz gewährleistet. [...] Im Funktionssystem Öffentlichkeit übernimmt Journalismus die Rolle des Leistungssystems. Journalismus beobachtet die Gesellschaft mit Hilfe der Unterscheidung von umweltrelevant und nicht umweltrelevant. Journalistische Kommunikation kann nur als gemeinsame Selektionsleistung von Journalismus und Publikum verstanden werden. Die Kriterien, nach denen Journalismus die beiden Code-Werte umweltrelevant / nicht umweltrelevant auf Sachverhalte und Ereignisse zuordnet, sind in sogenannten journalistischen Entscheidungsprogrammen fixiert.“ (Hug 1997: 290-291)
Auch Löffelholz (2004: 50) thematisiert das Fehlen einer umfassenden Theorie der Kommunikation, die jedoch als Basis für eine allgemeine Theorie der Krisenund Kriegskommunikation notwendig wäre, wie wohl theoretische Grundlegungen von Kommunikation bereits vorliegen. Eine solche Theorie der Kommunikation müsse die Komplexität von Kommunikation als sozialen Prozess erfassen (vgl. Löffelholz 2004: 50). Eine zentrale diese Komplexität betonende Besonderheit direkter und medial vermittelter Kommunikation sei etwa Reflexivität, wonach „die beabsichtigten und unbeabsichtigten (möglichen) Folgen von Kommunikation auf den Kommunikationsprozess unmittelbar zurück[wirken] – etwa aufgrund von Erwartungserwartungen des Kommunikators“ (Löffelholz 2004: 50).
2.2 Zur Anwendung von Theorien mittlerer Reichweite in der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikationsforschung und Wirkpotenziale der Auslandsberichterstattung Das Fehlen einer allgemeinen Theorie der Kommunikation und folglich einer allgemeinen Theorie der Krisen- und Kriegskommunikation resultiert in der Kommunikationswissenschaft darin, dass in der Krisen- und Kriegskommunikationsforschung vor allem kommunikationswissenschaftliche Theorien mittlerer Reichweite als theoretische Basen herangezogen sowie problemlos für dieses Forschungsfeld verwendet werden können (vgl. Löffelholz 2004: 50). Dazu zählen etwa die Nachrichtenwerttheorie, der Agenda-Setting-Ansatz, der Framing-Ansatz sowie dis-
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kursanalytische, rezeptionsorientierte und medienpsychologische Ansätze (vgl. Löffelholz 2004: 50). Gerade im Rahmen friedensjournalistischer Ansätze (oKapitel 4.5) werden dem Journalismus „seine Selektions- und Thematisierungsstrukturen zum Vorwurf gemacht“ (Hanitzsch 2004: 188), Journalismus und Gesellschaft werden oftmals als „separate Einheiten“ betrachtet (vgl. Hanitzsch 2004: 188). Dabei seien Nachrichtenfaktoren11 (oKapitel 4.4 und 4.5) jedoch „Selektionsstrukturen der öffentlichen Kommunikation“ (Hanitzsch 2004: 188) und schließen somit auch Publikumspräferenzen ein, was für die wirtschaftliche Existenz von Medienbetrieben notwendig ist (vgl. Hanitzsch 2004: 187). In anderen Worten finden sich Nachrichtenfaktoren „in ähnlicher Form bereits in der ganz alltäglichen, nicht-medienbezogenen, relevanzorientierten Umweltbeobachtung der Menschen wieder“ (Staiger 2004: 163). Auch im Rahmen der mit Framing-Ansätzen zusammenhängenden Schematheorie werden Journalismus und Publikum als nicht separat im Rahmen medialer Kriegskonstruktionsmuster thematisiert.12 Konstruk11
12
Staiger (2004: 162-163) erläutert Nachrichtenfaktoren als teils „journalismus- bzw. redaktionsspezifische Konkretisierung“ und teils als Ergänzung von aus der Gestaltpsychologie thematisierten Gestaltfaktoren (u.a. einfache Kontraste bzw. Konturen, Symmetrien, Gruppierungen). Staiger (2004: 163-164) fasst wie folgt zusammen, wann ein Kriegsereignis am ehesten zur Nachricht wird: „Ein Kriegsereignis wird danach umso eher zur Nachricht bzw. umso stärker gewichtet, je neuer/aktueller es eingestuft wird (Neuigkeit/Aktualität); je folgenreicher oder wichtiger es in Bezug auf die Zielgruppe eingestuft wird (Betroffenheit); je geringer die geografische, politische, wirtschaftliche oder kulturelle Distanz zum Ereignis bzw. den beteiligten Systemen ausfällt (Nähe); je außergewöhnlicher es ist bzw. je größer seine Intensität ist (Außergewöhnlichkeit); je überraschender, unerwarteter oder seltener es auftritt (Überraschung); je stärker es bestimmten Erwartungen oder Wünschen entspricht (Erwartungstreue/Konsonanz); je mehr es sich auf wichtige/bekannte/prominente Staaten, Organisationen oder Personen bezieht (Interesse-Systeme); je konflikthaltiger, schadensträchtiger, bedrohlicher usw. es ist (Negativität); je stärker es sich mit Personen und/oder Einzelschicksalen verbindet bzw. in Verbindung bringen lässt (Personalisierung); je kürzer bzw. kurzfristig abgeschlossener es ist (Entwicklung/Dauer); je einfacher, klarer, widerspruchsfreier, überschaubarer es ist (Eindeutigkeit); je stärker es mit bereits Berichtetem in Beziehung steht (Themenkarriere); je mehr es mit Gefühlen, Mitfühlen, Romantik, Abenteuer, Risiko usw. aufgeladen ist bzw. entsprechende Gefühle bei der Zielgruppe hervorrufen kann (Emotionalität/Dramatik); je leichter es beobachtet werden kann, je besser es zugänglich ist, je mehr Bild- und Tonmaterial vorliegt (Beobachtbarkeit) (vgl. Frerichs 2000: 130ff.; Luhmann 1996: 58ff.; Ruhrmann 1994: 238ff.; Schulz 1976).“ (Staiger 2004: 163-164) Demnach „arbeitet (Kriegs-)Journalismus mit Schemata, d.h. mit Modellen seiner Umwelt, die zahlreiche Einzelbeobachtungen zusammenfassen, wodurch künftige Beobachtungen schneller eingeordnet und Systemoperationen schneller abgestimmt werden können (vgl. Frerichs 2000: 87 f.). Analog zur Schematheorie des Kinderpsychologen und Erkenntnistheoretikers Jean Piaget werden neue kriegsbezogene Informationen in bestehende Schemata einbezogen (Assimilation) oder führen – in einem stetigen Ausgleich widersprüchlicher Vorstellungen – zu einer Umformung der Schemata (Akkomodation). Journalisten, Redaktionen und Makrosysteme beobachten stets auf Basis bestehender Schemata, die dann gegebenenfalls modifiziert, an veränderte Umstände angepasst und/oder ergänzt werden. Ebenfalls analog zur individuellen kognitiven Ordnungsbildung laufen bei der Produktion (kriegs-)journalistischer Medienangebote un-
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tionsmuster in der (Kriegs-)Berichterstattung basieren immer auch auf bereits gebildeten Schemata, werden bereits vorhandenen Schemata zugeordnet13 (semantisches Gedächtnis) und damit kaum als Einzelfälle bzw. Episoden wahrgenommen, die sich (noch) keinem Schema zuordnen lassen (episodisches Gedächtnis) (vgl. Staiger 2004: 163 und Dahinden 2006: 35). Feindbildkonstruktionen als negative „stereotype Wirklichkeitskonstruktionen eines Mensch- oder Sozialsystems“ sind aufgrund einer Polarisierung „nach einem Schwarz-Weiß-Schema“ erkennbar und sagen „mehr über den Konstrukteur aus als über das Konstruktionsobjekt“, da sie nicht auf unmittelbarer Beobachtung beruhen, sondern Vor-Urteilscharakter haben (vgl. Staiger 2004: 164-165). (Positive und negative) Stereotype als Mechanismen kognitiver Vereinfachung spielen wie Images und Nationenbilder eine wesentliche Rolle in der Auslandsberichterstattung, um die „Komplexität der Welt zu reduzieren“ (Nitz 2008: 65) bzw. das komplexe Geschehen im Ausland für RezipientInnen wahrnehmbar bzw. einordenbar zu machen (vgl. Nitz 2008: 65). Durch die Schematheorie bzw. Framing-Effekte lässt sich die Notwendigkeit eines konstruktiven Umgangs mit Krisen und Konflikten sowie der Kontextualisierung dieser Begriffe in der journalistischen Berichterstattung erklären. Framing-Effekte sind Schlüsselreize zur Aktivierung bestimmter Schemata und treten während und unmittelbar nach der Rezeption journalistischer Texte auf; dabei werden jene von den RezipientInnen langfristig gespeicherten Schemata abgerufen, die sich mit der Rahmung des Sachverhalts (Framing14) am ehesten
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entwegt Komplettierungsdynamiken ab. So werden etwa isolierte Teile kriegsjournalistischer Wahrnehmung mit anderen isolierten Teilen der Systembeobachtung sowie Fragmenten aus dem Systemgedächtnis (z.B. Archive, erinnerte Nachrichten) zu zusammenhängenden Geschichten narrativiert (vgl. Kriz 1999: 139f.). Wegen der für Kriege typischen Informationsknappheit prägen die – ohnehin permanent wirksamen – Komplettierungsdynamiken Kriegsberichterstattung in besonderem Maße.“ (Staiger 2004: 162) Nitz (2008) thematisiert in diesem Zusammenhang auch den Priming-Ansatz, wonach „Rezipienten bei der Informationsaufnahme an bereits bekannte, vorhandene Informationen“ anknüpfen (Nitz 2008: 70). Entman (1993: 52 zit. nach Dahinden 2006: 14) definiert Framing folgendermaßen: „To frame is to select some aspects of a perceived reality and make them more salient in a communicating text, in such a way to promote a particular problem definition, causal interpretation, moral evaluation and/or treatment recommendation.“ Der Framing-Ansatz geht von Informationsverarbeitung im Kontext früherer Erfahrungen aus, welche „als kognitive Strukturen einen Interpretationsrahmen vorgeben“ und so bei der Einordnung und Verarbeitung neuer Ereignisse helfen (Nitz 2008: 70) Ein in der Literatur oft erwähnter Frame ist der so genannte „David-Goliath-Frame“. Ein außenpolitisches Beispiel für die Verwendung dieses Frames in der Berichterstattung ist etwa der israelisch-palästinensische Konflikt. In der entsprechenden Berichterstattung wurde Israel zuerst die Rolle des David zugeordnet, „welcher sich gegen die Übermacht der alteingesessenen arabischen Staaten zur Wehr setzt. Dieses Deutungsmuster hat in der jüngsten Vergangenheit aber an Bedeutung verloren, was u.a. als Folge der Intifada gesehen werden kann (Liebes 1992: 59). Auf Grund der militärischen Überlegenheit von Israel wird dieses Land nicht mehr
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decken. Angenommen werden kann, dass aktivierte Schemata, sofern anwendbar, nach der Rezeption journalistischer Texte zur Urteilsfindung herangezogen werden (Price/Tewksbury 1995: 43 und Price/Tewksbury/Powers 1997: 486 zit. nach Scheufele 2003: 63). Da die Art und Weise des Framings eines berichterstatteten Sachverhalts als kognitives Angebot von Deutungsmustern an die RezipientInnen zu verstehen ist und von einem Einfluss auf Bewertungen dieses Sachverhalts durch ein bestimmtes Framing ausgegangen werden kann, ist eine konstruktive Rahmung bzw. Kontextualisierung gerade von politischen Krisen und Konflikten sowie etwa von den Begriffen „Krise” und „Konflikt” besonders relevant (für eine Zusammenfassung zentraler Ansätze zu Framing und FramingEffekten vgl. Brantner/Lobinger/Wetzstein 2010). (für auf der Framing-Theorie basierende inhaltsanalytische Studien oKapitel 3) Als eine in der Medienwirkungsforschung einflussreiche Theorie mittlerer Reichweite wird auch der Agenda-Setting-Ansatz häufig als Erklärungsrahmen in der Forschung zur Krisen- und Kriegsberichterstattung herangezogen. Die Agenda-Setting Theorie wurde von McCombs/Shaw 1972 erstmals thematisiert und seither stetig weiter entwickelt. In zahlreichen Studien konnte Agenda Setting, unter anderem in Bezug auf die Wahrnehmung anderer Länder, immer wieder nachgewiesen werden (vgl. z.B. Kim/McCombs 2007, Bai/McCombs 2007). Je nach Argumentation bzw. Perspektive sehen KommunikationswissenschafterInnen mehr oder weniger Übereinstimmungen zwischen Second-Level-AgendaSetting und Ansätzen zu Framing bzw. Framing-Effekten (vgl. Brantner/Lobinger/Wetzstein 2010). Agenda-Setting als die Annahme, dass Medien nicht determinieren, was über bestimmte Themen gedacht wird, sondern über welche Themen nachgedacht wird, hat wesentliche Merkmale mit dem Framing-Ansatz gemein. „Beide Theorien postulieren eine Übereinstimmung zwischen Medieninhalten (Themen, Frames) und deren Rezeption durch das Publikum.“ (Dahinden 2006: 84). Zudem werden Medienwirkungen beim Publikum „nicht primär auf der Handlungsebene (Einstellungen) gesehen, sondern vielmehr auf der kognitiven Ebene“ (Dahinden 2006: 84). Da Framing und Agenda-Setting weitgehend übereinstimmen, sehen unterschiedliche Autoren Framing als Erweiterung von Agenda-Setting und identifizieren Framing somit als Second Level Agenda Setting (auch Attribute Agenda Setting genannt). Im Rahmen des Prozesses des First Level Agenda Setting wird angenommen, dass Medien die Themenagenda des Publikums determinieren, während im Rahmen des simultan ablaufenden Second Level Agenda Setting die Attribute, mit denen ein Thema als der unschuldige David, sondern vielmehr als mächtiger Goliath wahrgenommen, der seine Stärke gegenüber den nur schwach organisierten und primitiv bewaffneten Palästinensern ohne Rücksicht ausspielt. Der David-Goliath-Frame wird mit anderen Worten also mit umgekehrten Vorzeichen für die Beschreibung desselben Konflikts eingesetzt.“ (Dahinden 2006: 15).
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2. Auslandsjournalismus in der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikation
versehen wird, im Vordergrund stehen (vgl. Dahinden 2006: 85). Trotz offenkundiger Gemeinsamkeiten von Agenda-Setting und Framing sind auch große Unterschiede zwischen diesen Konzepten erkennbar, die an der Sinnhaftigkeit einer terminologischen Gleichsetzung zweifeln lassen: „Framing und Agenda-Setting thematisieren neben ihrem zentralen theoretischen Konzept auch den jeweils anderen Ansatz als ein sekundäres, peripheres Konzept. Sie verhalten sich zueinander also in einem gewissen Sinne komplementär, wobei die Terminologie nicht übereinstimmt: Agenda-Setting stellt den Begriff des Issues in den Vordergrund (First Level Agenda Setting) und den Begriff des Frames in den Hintergrund (Second Level Agenda Setting). Framing fokussiert auf Frames und untersucht diese vor dem Hintergrund von unterschiedlichen Medienthemen (Issues).“ (Dahinden 2006: 85)
Zudem werden in beiden Konzepten unter anderem unterschiedliche zeitliche Dimensionen von Medienwirkungen fokussiert: Während Agenda-Setting kurzfristige Medienwirkungen und deren Dynamik ins Zentrum rückt, betont der Framing-Ansatz nicht das Thema bzw. (rasche) Veränderungen der Themenhierarchie, sondern den „Frame als langfristigeres Berichterstattungs- und Wahrnehmungsmuster. Issue und Frame werden mit anderen Worten also theoretisch und empirisch getrennt untersucht. Ein bestimmter Issue kann unterschiedlich geframt werden. Und ein bestimmter Frame kann auf unterschiedliche Issues angewandt werden.“ (Dahinden 2006: 87, zu den Unterschieden zwischen Framing und Agenda-Setting vgl. Dahinden 2006: 84-88).
Da außenpolitische Berichterstattung Themen aufgreift, welche RezipientInnen in der Regel nicht direkt erfahren können und diesen daher wenig vertraut sind („unobtrusive issue“), wird im Sinne der Agenda-Setting-Theorie angenommen, dass Auslandsjournalismus bzw. internationale Berichterstattung größere Effekte hinsichtlich der öffentlichen Meinung hat als vertraute, erfahrbare Themen („obtrusive issues“) (vgl. Besova/Cooley 2009: 224, Hahn/Lönnendonker/Schröder 2008: 47). Auch Steele (1997: XIII) stellt in seinem Vorwort zu Lippmanns erstmals 1922 erschienenem Werk „Public Opinion“, auf das sich die Agenda-Setting-Forschung immer wieder bezieht, fest: „With no direct knowledge of the dramatic national and world events they [the people, Anm.] read about, they experience them second-hand, through the prism of others’ interpretations. Theories of democratic decision-making, however, were based on the assumption that every person would have a direct experience of the issues he was called upon to decide. The problem is that most of us do not live in the world of the Greek city-state or the New England village; we are called upon as voters to make decisions about issues we cannot experience first hand or often even fully comprehend. Should we sign a trade agreement with China, send troops to Bosnia, adopt a new national health care system? The external world has become too complex for any person, however well intentioned, to grasp.“ (Steele 1997: XIII).
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Die Einführung in Lippmanns „Public Opinion“ trägt den Titel „The World Outside and the Pictures in our Heads“ (Lippmann 1997: 3). Dass Medien in dieser Verbindung eine wesentliche Rolle spielen, liegt auf der Hand. Lippmann (1997) argumentiert, dass wir die Umwelt, in der wir leben, nur indirekt kennen, denn: „We can see that the news of it comes to us now fast, now slowly; but that whatever we believe to be a true picture, we treat as if it were the environment itself.“ (Lippmann 1997: 4). Anspruch der Medien bzw. der Presse könne jedoch nicht Wahrheit sein, vielmehr machen sie einzelne Episoden bzw. Zwischenfälle aus unserer Umwelt sichtbar. Dass Medien die Arbeit politischer Institutionen übernehmen könnten bzw. Demokratiedefizite ausgleichen können, sei daher nicht denkbar, da mit Episoden bzw. einzelnen Ereignissen nicht regiert werden kann (vgl. Steele 1997: XIII-XIV). Aus empirischen Studien, welche auf Basis von Agenda-Setting den Zusammenhang zwischen journalistischer Auslandsberichterstattung und öffentlicher Meinung untersuchen, lässt sich ebenso wie aufgrund von Framing-Effekten eine Notwendigkeit konstruktiver Berichterstattung ableiten (vgl. etwa Wanta/ Golan/Lee 2004 und Besova/Cooley 2009). Die Ergebnisse einer Studie von Wanta/Golan/Lee (2004) über die öffentliche Wahrnehmung fremder bzw. anderer Nationen unterstützen die Agenda-Setting-Theorie: „The more media coverage a nation received, the more likely respondents were to think the nation was vitally important to U.S. interests, supporting the agenda-setting hypothesis.“ (Wanta/Golan/Lee 2004: 364). Ebenso konnten Effekte festgestellt werden, welche Second Level Agenda Setting stützen: „The more negative coverage a nation received, the more likely respondents were to think negatively about the nation, supporting the second level of agenda setting.“ (Wanta/ Golan/Lee 2004: 364). Positive Berichterstattung hatte in dieser Studie demgegenüber keinen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung (vgl. Wanta/ Golan/Lee 2004: 364). Basierend auf der beschriebenen Studie von Wanta/Golan/Lee (2004) kommen auch Besova/Cooley (2009) im Rahmen ihrer Studie zum Zusammenhang zwischen Auslandsberichterstattung und öffentlicher Meinung anhand der U.S.amerikanischen und britischen Berichterstattung über neun Länder in Verbindung mit Umfragedaten zu dem Ergebnis, dass negative Berichterstattung im Auslandsjournalismus mehr Agenda-Setting-Effekte aufweist als neutrale oder positive Berichterstattung (vgl. Besova/Cooley 2009: 219, 220). Außenpolitische journalistische Berichterstattung wird auch in dieser Studie als die zentrale Informationsquelle für die Urteilsfindung über andere Länder thematisiert; Zusammenhänge zwischen der Sichtbarkeit von Ländern in der Auslandsberichterstattung und der öffentlichen Wahrnehmung bzw. Meinung über diese Länder wurden vielfach erforscht (vgl. Besova/Cooley 2009: 219). So kann allein die vermehrte Auslands-
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2. Auslandsjournalismus in der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikation
berichterstattung über ein Land ein positiveres Image dieses Landes bei RezipientInnen der Berichterstattung hervorrufen (vgl. Nitz 2008: 65). Semetko/Boomgarden/De Vreese (2006) konnten in ihrer auf Framing bzw. Framing-Effekte rekurrierenden experimentellen Studie über „Effects of Issue News Framing on Public Support for Turkish Membership in the EU“ ebenso wie die auf Basis der Agenda-Setting-Theorie durchgeführten Studien nachweisen, dass negative Nachrichtenframes stärkere Effekte nach sich ziehen als positive Nachrichtenframes (vgl. Semetko/Boomgaarden/De Vreese 2006).
2.3 Zur metatheoretischen Verortung der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikation In unterschiedlichen mit Krisen- und Konfliktkommunikation befassten Forschungsrichtungen findet zudem eine unterschiedliche metatheoretische Verortung statt: In der Politikwissenschaft dient vor allem die Demokratietheorie als Basis für die Erläuterung der Beziehung zwischen Medien und Politik. Normative Ansätze aus der politikwissenschaftlichen Friedens- und Konfliktforschung bilden einen weiteren Bezugspunkt, diese seien jedoch, wie erwähnt, wissenschaftlich wenig hilfreich (vgl. Löffelholz 2004: 51) In der kommunikationswissenschaftlichen Krisen- und Kriegskommunikationsforschung spielen Systemtheorie und Konstruktivismus eine wesentliche Rolle, welche sich von normativen Positionen abgrenzen (vgl. Löffelholz 2004: 51): „Was der Journalismus aus Krisen und Kriegen macht, ist demnach kein Abbild der Wirklichkeit, sondern ein Modell, das auf medialen Konstruktionsregeln beruht. Die Erwartungen von Unternehmen oder Sicherheitspolitik, dass Krisen aus ihrer je spezifischen Sicht medial dargestellt werden, können daher – konstruktivistisch gesehen – enttäuscht werden, ohne dass dem Journalismus ein Vorwurf zu machen wäre. Denn der Journalismus operiert nach eigenen Regeln, entwirft also journalistische Modelle der Kriegswirklichkeit. Das bedeutet, dass der Journalismus nicht fehlerhaft oder manipulativ handelt, sondern – im Sinne seiner Regeln – korrekt operiert, wenn statt komplizierter Prozesse Personen in den Vordergrund gerückt werden (Personalisierung) oder statt vieler Details nur wesentliche Informationen präsentiert werden (Vereinfachung). Die so entstehenden Produkte journalistischer Arbeit stellen ihrerseits Angebote für die Wirklichkeitskonstruktion von Rezipienten dar.“ (Löffelholz 2004: 51-52)
Barnett (2006: 259) erläutert bzw. verortet unter anderem die soziale Konstruktion von Realität und deren Relevanz anhand einiger Beispiele wie folgt: „The social construction of reality concerns not only how we see the world but also how we see ourselves, define our interests, and determine what constitutes acceptable action. [...] To emphasize the social construction of reality is to denaturalize what is frequently taken for granted. This points several issues. One is with the origins of those social constructs that are
2.3 Zur metatheoretischen Verortung der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikation
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now taken for granted. Sovereignity did not always exist; it is a product of historical forces and human interactions that generated new distinctions regarding where political authority resided. The category of weapons of mass destruction is a modern invention. Although individuals have been forced to flee their homes ever since Adam and Eve were exiled from Eden, the political and legal category of „refugees“ is only a century old.“ (Barnett 2006: 259).
Framing als Theorie mittlerer Reichweite wird in aller Regel im (Sozial-)Konstruktivismus verortet, während etwa das Bias-Konzept, welches im kommunikationswissenschaftlichen Diskurs in den vergangenen Jahren eher an Bedeutung verloren hat, die journalistische Objektivitätsnorm als zentrale Komponente für die Thematisierung der Verzerrung journalistischer Berichterstattung heranzieht (vgl. Dahinden 2006: 73). Journalismus als System operiert also nach eigenen Regeln und konstruiert aufgrund von Selektionsmechanismen und Thematisierungsstrategien Wirklichkeiten. Wie Chang/Lee (2010: 72) mit Fokus auf U.S.-Medien erläutern, kann die Frage der Thematisierung sowie der Art und Weise der Thematisierung eines Ereignisses durch unterschiedliche Bedingungen determiniert sein, etwa durch interne Faktoren in Medienunternehmen („organizational approach“). So kann beispielsweise davon ausgegangen werden, dass Medienunternehmen, welche KorrespondentInnen im Ausland beschäftigen, dort stattfindende Ereignisse eher journalistisch aufgreifen. (U.S.-)Medien thematisieren zudem eher solche Länder, zu denen ein starker wirtschaftlicher oder politischer Bezug, geografische Nähe oder in denen größere Pressefreiheit besteht („context-oriented approach“). Rekurrierend auf die Nachrichtenwerttheorie bzw. die Nachrichtenfaktoren hängt die journalistische Thematisierung eines Ereignisses auch von dessen Charakter ab; negative Ereignisse werden beispielsweise eher thematisiert („event-ortiented approach“) (vgl. Chang/Lee 2010: 72). Im Rahmen eines „News Flow Model for International Elections“, welches anhand der journalistischen Berichterstattung in den USA über ausländische Wahlen getestet und überwiegend bestätigt wird, thematisieren Wanta/Golan (2010) drei „newsworthiness factors“: Faktor 1 ist die Verortung im Weltsystem (oKapitel 4.4) und thematisiert vor allem die Dominanz (westlicher) „Elitenationen“ in der internationalen journalistischen Berichterstattung. Faktor 2 thematisiert internationale Interaktionen, das heißt etwa, dass „semiperiphere“ Länder eher auf die journalistische Agenda gelangen, wenn diese enge kulturelle oder wirtschaftliche Verbindungen mit Kern- bzw. „Eliteländern“ aufweisen oder Hilfe von diesen erhalten. Faktor 3 behandelt internationale Attribute: „Eliteländer“ haben aufgrund ihrer Relevanz für die Weltwirtschaft bzw. für das internationale politische System demnach einen hohen Nachrichtenwert. „Semiperiphere“ Länder haben aufgrund ihrer Interaktionen mit „Eliteländern“ einen Nachrichtenwert. „Länder der Peripherie“ brauchen jedoch zusätzliche Attribute, um auf die internationale journalisti-
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2. Auslandsjournalismus in der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikation
sche Agenda zu gelangen, etwa eine hohe Ölproduktion oder eine große Bevölkerungszahl. Negative Faktoren, wie etwa eine wahrgenommene Bedrohung von „Eliteländern“ durch „Peripherieländer“, sorgen auch hier für einen hohen Nachrichtenwert (vgl. Wayne/Golan 2010: 112-115). Golan (2010) fasst ähnlich geografische Variablen („geographic proximity“), kulturelle Affinität und die Lokalisierung im Weltsystem als Determinanten für die Themenselektion in der Auslandsberichterstattung zusammen (vgl. Golan 2010: 125-128).
3. Positionierung: Warum Auslandsberichterstattung, warum nicht „Friedensjournalismus“ und was bedeutet „konstruktive“ Krisen- und Konfliktberichterstattung?
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit können nicht alle thematisierten Forschungsdesiderate bzw. -lücken (oKapitel 2.1) geschlossen werden. Jedoch wird versucht, Möglichkeiten konstruktiver journalistischer Konfliktbearbeitung aufzuzeigen und empirisch zu überprüfen, wobei Journalismus als Leistungssystem mit eigenen Regeln der Nachrichtenkonstruktion aufgefasst wird (oKapitel 4). Um vor allem den für die Kriegskommunikationsforschung geforderten „weiteren Horizonten“ (Calließ/Raue 2004: 199) nachzukommen (oKapitel 2.1), wird Auslandsjournalismus im Hinblick auf öffentliche Diplomatieprozesse bzw. die Rolle journalistischer Berichterstattung für politische Konfliktmanagement- bzw. Entscheidungsprozesse in einem größeren Kontext betrachtet (oKapitel 5). Durch das Einbeziehen vor allem soziologischer und mediativer Herangehensweisen an die Konfliktthematik soll zudem der geforderten Inter- bzw. Transdisziplinarität (oKapitel 2.1) Rechnung getragen und für die vorliegende Arbeit ein konflikttheoretisches Fundament geschaffen werden (oKapitel 6 und 7). Zudem soll dem Mangel an konfliktübergreifenden Studien im empirischen Teil begegnet werden, indem unterschiedliche Konflikte bzw. Konfliktphasen analysiert und gegenübergestellt werden (oab Kapitel 9). Zweifelsfrei ist die Berichterstattung über politische Konflikte und Krisen (Definitionen und Erläuterungen oKapitel 6) ein relevantes Forschungsfeld in der Kommunikationswissenschaft, nicht zuletzt, da eine Vielzahl der thematisierten Konflikte und Krisen oft nicht nur geografisch, sondern auch kulturell und politisch außerhalb des direkten Erfahrungsbereiches der RezipientInnen von journalistischer Auslandsberichterstattung bzw. internationalen Medien liegt und sich somit dem Alltag bzw. einer direkten Wahrnehmbar- und Überprüfbarkeit durch die RezipientInnen entzieht. Auch Hafez (2002) legt seiner umfangreichen theoretischen Auseinandersetzung der Auslandsberichterstattung, die er als Informationsvermittlung über staatliche Grenzen hinweg definiert, zugrunde, dass „bei Berichten aus dem
I. Wetzstein, Mediativer Journalismus, DOI 10.1007/978-3-531-94061-8_3, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
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3. Positionierung
Ausland den Rezipienten in aller Regel das Korrektiv der eigenen Erfahrung fehlt“ (Kunczig 2003: 99). Konflikte als häufige Themen in der Auslandsberichterstattung sind „heute immer häufiger Konflikte der Weltgesellschaft. Sie besitzen grenzüberschreitende Dimensionen und ihre Austragung, ihre Akteure, ihre Gegenstände, ihre Wahrnehmung und ihre Bearbeitungsformen werden von einem immer größeren Teil von globalen Rahmenbedingungen bestimmt. Selbst in den vermeintlich entlegendsten Winkeln der Erde lässt kaum ein Konflikt, überschreitet er eine gewisse Schwelle der Gewalt, die Weltgesellschaft ungerührt.“ (Bonacker/Weller 2006: 9).
Löffelholz (2004) stellt in diesem Zusammenhang fest: „Auch wenn die (gewaltsamen) Austragungsformen vieler Konflikte territorial begrenzt bleiben, kann sich die Kommunikation über regionale Krisen im Zeitalter globaler Medien schnell internationalisieren oder gar globalisieren – und damit den Verlauf von Konflikten reflexiv beeinflussen.“ (Löffelholz 2004: 16) Durch Aktualitätskonstruktion bzw. systemimmanente Kriterien synchronisiert Journalismus als autonomer Beobachter und Leistungssystem (Welt-)Gesellschaft. Diese durch Öffentlichkeit erfüllte Synchronisationsfunktion ermöglicht die Selbstbeobachtung der Gesellschaft (vgl. Görke 2004: 126-127). Neben dem Interventionismus einzelner Staaten tragen auch multilateral organisierte Institutionen, wie etwa die UNO oder die Nato, zur Internationalisierung der Krisen- und Kriegskommunikation bei (vgl. Löffelholz 2004: 16). Gleichzeitig ist das Konfliktpotenzial „im Zuge der gesellschaftlichen Evolution von der archaischen Gesellschaft zur Weltgesellschaft [...] rapide angestiegen“ (Hug 1997: 19). Internationale Medien spielen hier eine tragende Rolle, außenpolitische Berichterstattung ist eine zentrale Informationsquelle, die den RezipientInnen einen Überblick bzw. Orientierung und detailliertes Hintergrundwissen über oft komplexe politische Ereignisse im Ausland zu bieten vermag und eine interessierte Öffentlichkeit etwa als möglicherweise kritische Beobachterin in den politischen Prozess integrieren kann. „The media are central to the exercise of power in society. They can set agendas in the sense of highlighting some news stories and topics, but they can also severely limit the information with which we understand events in the world.“ (Philo/Berry 2004: 94-95). In der Nachrichtenwertforschung besteht Einigkeit darüber, dass Konflikte „zu den primären Attraktoren journalistischer Aufmerksamkeit“ zählen und somit einen zentralen Nachrichtenfaktor darstellen, dass „Konflikte also von Journalisten als besonders veröffentlichungswürdig angesehen werden“ (Hug 1997: 28). Weiters kann davon ausgegangen werden, dass „die Massenmedien generell eine Schlüsselposition innerhalb des gesamtgesellschaftlichen Kommunikationsprozesses einnehmen [...]. Speziell in Situationen gesellschaftlicher Instabili-
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tät infolge von sozialen Konflikten scheint die massenmediale Kommunikation noch zusätzlich an Bedeutung zu gewinnen“ (Hug 1997: 29-30).
Die vorangegangenen Überlegungen, welche die Relevanz der Erforschung der Konfliktberichterstattung im Auslandsjournalismus betonen, sind bestimmt weniger kontrovers als die Diskussion darüber, welche Rolle JournalistInnen gerade in Bezug auf komplexe politische Konflikte und Krisen übernehmen sollen; unterschiedliche und oft stark divergierende Ansichten über Ansprüche und Anforderungen, die an eine qualitätsvolle Konflikt- und Krisenberichterstattung gestellt werden, lassen sich aus der einschlägigen Literatur recht problemlos herausfiltern. Die Konfliktlinien bezüglich unterschiedlicher journalistischer Ansprüche und Rollendefinitionen werden besonders im Zusammenhang mit konfliktsensitiven Journalismuskonzepten, etwa den Ansätzen des Friedensjournalismus (oKapitel 4.5), welcher Journalismus friedensstiftende Aufgaben zuschreiben will und in dem kriegs- und friedensorientierte Berichterstattung klar unterschieden werden, offensichtlich. Theoretische Beiträge zum Friedensjournalismus sowie Befunde über friedensjournalistische Projekte in (ehemaligen) Konfliktregionen sind recht zahlreich vorhanden (vgl. Bilke 2002, Bilke 2008, Ross/Tehranian 2009, Weinmann 1994). Beispielsweise erarbeitet Bilke (2008) im Rahmen ihrer Dissertation „Qualität in der Krisen- und Kriegsberichterstattung“ ein Modell für einen konfliktsensitiven Journalismus, indem die Autorin die Qualitätskriterien Wahrhaftigkeit, Richtigkeit, Relevanz und Vermittlung systematisiert, um diese später mit dem Schlüsselkriterium der Konfliktsensitivität zu verbinden. Auch empirische Studien, welche friedens- und kriegsjournalistische Frames (Framing oKapitel 2) in der Berichterstattung über hoch eskalierte Konflikte bzw. Kriege herausfiltern, indem friedensjournalistische Anforderungen bzw. Kriterien operationalisiert und analysiert werden, wurden in der englischsprachigen kommunikationswissenschaftlichen Forschung bereits publiziert, wobei generell mehr Kriegsals Friedens-Frames identifiziert wurden (vgl. Lee/Maslog 2005, Shinar 2009, Shinar 2009a, Fawcett 2002). Inhaltsanalytische Untersuchungen zur journalistischen Berichterstattung über den Krieg im Libanon zwischen Israel und der Hisbollah 2006 beispielsweise zeigen deutlich, dass friedensjournalistische Forderungen in der journalistischen Berichterstattung zumindest in „Mainstream“-Medien kaum umgesetzt werden (vgl. Shinar 2009a, Hackett/Schroeder with NewsWatch Canada 2009, Ross 2009): Shinars (2009a) Untersuchung der entsprechenden Berichterstattung in kanadischen und israelischen Medien zeigt eine generelle Bevorzugung von kriegsjournalistischem Framing im Gegensatz zu friedensjournalistischem Framing.
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Jedoch konnten auch einige wenige Anzeichen für friedensjournalistisches Framing identifiziert werden: „However, some variables indicate encouraging signs of the possibility that peace journalism is not totally disregarded. Thus, even though about half of the items indicate expectations that the war will result in more war, the win-win orientation as opposed to the sports coverage model is present in 44 percent of all items. In addition, some 60 percent of the items do not feature military discourse.“ (Shinar 2009a: 21)
Hackett/Schroeder mit NewsWatch Canada (2009) stellen in ihrer nationenübergreifenden vergleichenden Studie zur Berichterstattung über den LibanonKrieg ebenfalls überwiegend kriegsorientierte Berichterstattung fest: „On average, each WJ [war journalism, Anm.] factor appears in 51.9 percent of the articles, whereas each PJ [peace journalism, Anm.] factor is present in only 31.6 percent. Put differently, the average WJ score for each article is 5.19 out of 10, while the average PJ score is just 3.16. The high WJ score is particularly accounted for by the news focus on immediate events, elites, the visible effects of war, and direct (rather than structural or cultural) violence.“ (Hackett/Schroeder with NewsWatch Canada 2009: 39-40)
Auch Ross (2009) konstatiert in ihrer Studie zur strategischen Konstruktion des Libanon-Kriegs anhand US-amerikanischer Zeitungsberichterstattung: „Thus, while this study of news coverage of the Lebanon war documents a brief window of opportunity in which journalists might exercise choices that could reflect greater peace journalism reporting, the structural and on-the-ground conditions of such reporting may not favor altered journalism practices that require both individual initiative and systematic change.“ (Ross 2009: 75)
Lee/Maslog (2005) zeigen anhand der Berichterstattung über vier regionale Konflikte in Asien in zehn Zeitungen die deutliche Dominanz kriegsjournalistischer Frames gegenüber friedensjournalistischen Frames, wobei in dieser Studie auf Basis von Galtungs Klassifikation zur Unterscheidung von Kriegs- und Friedensjournalismus (oKapitel 4.5) gearbeitet wurde. „The three most salient indicators of peace journalism are the avoidance of demonizing language, a nonpartisan approach, and a multiparty orientation.“ (Lee/Maslog 2005: 311). Der in der Berichterstattung überwiegende kriegsjournalistische Frame „is supported by a focus on the here and now, an elite orientation, and a dichotomy of good and bad“ (Lee/Maslog 2005: 311). Fawcett (2002) untersucht anhand zweier nordirischer Zeitungen „textual and discursive constraints on the coverage of conflict“ (Fawcett 2002: 213) und kommt zu dem Ergebnis, dass „those constraints priviledged conflict frames over
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the development of the type of conciliation frame that would be favoured by advocates of peace journalism“ (Fawcett 2002: 213). Die Analyse der diskursiven Muster bzw. Strukturen zeige, dass Konfliktframes strategisch genutzt werden: „We have seen how the Irish News and News Letter employed discursive strategies similar to those of politicians, and each presented a rhetorical package of arguments and symbols. We have also seen how both newspapers unconsciously allowed their reporting to be structured by narrative forms that excluded arguments aimed at finding a compromise [...].“ (Fawcett 2002: 221)
Diese sich ähnelnden und aus friedensjournalistischer Perspektive wohl eher entmutigenden empirischen Befunde dürften für KritikerInnen friedensjournalistischer Konzepte wenig überraschend sein. Die wissenschaftliche Kritik an friedensjournalistischen Konzepten ist jedenfalls fundiert und vielfältig zugleich: Hanitzsch (2007) argumentiert beispielsweise, dass Friedensjournalismus auf einer individualistischen Perspektive basiert, während strukturelle Einschränkungen ignoriert werden. Der Wunsch nach konstruktiver Berichterstattung sei bei JournalistInnen durchaus vorhanden, „Forderungen nach einer Veränderung der Berichterstattung über Kriege müssen daher an die Strukturen im Journalismus adressiert werden (Kriterien der Nachrichtenselektion, Darstellungsformen, etc.).“ (Hanitzsch 2004: 177). Spezifische Zwänge der Nachrichtenproduktion, vor allem hoher Aktualitätsdruck, die Begrenzung von Textlängen sowie die „strukturelle Inkompatibilität zwischen den Charakteristika von Friedensprozessen und journalistischen Imperativen“ (Hanitzsch 2004: 178) seien dabei Hindernisse für friedensjournalistische Berichterstattung (vgl. Hanitzsch 2004: 178). In seiner theoretischen Analyse über Funktionen und Dysfunktionen der Massenmedien in öffentlichen Diplomatieprozessen schlägt Weinmann (1994: 291307) in die gleiche Kerbe, indem er etwa stark wettbewerbsorientierte Medienlandschaften, die mögliche Instrumentalisierung der Medien durch politische AkteurInnen sowie die Nachrichtenwerte und die damit verbundene Favorisierung von Konflikten und Dramatisierung als Hindernisse für eine friedensorientierte Berichterstattung ins Treffen führt. Ähnlich fragt sich auch Sabiiti (2006): „The media is one of the most powerful forces we have. The media can create you or break you. The media is used to reach all corners of the globe, all villages, bedrooms, and the highest places of decision-making. It shapes our attitudes, helps us to form opinions about important things in our lives and it influences our behaviour. Given all this power and influence, why then does the media not help in bringing about peace?“ (Sabiiti 2006: 120)
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und liefert auf diese Frage sogleich ähnlich wie Hanitzsch (2004) und Weinmann (1994) strukturell bedingte Hindernisse für eine friedensorientierte journalistische Berichterstattung als Antwort (vgl. Sabiiti 2006: 121). Löffelholz (2004) betont jedoch, dass ökonomische Interessen von Medienunternehmen und kriegerische Absichten von Regierungen keineswegs immer zusammenpassen (vgl. Löffelholz 2004: 27). „Medien in demokratischen Gesellschaften können also nicht nur Unterstützer oder gar Verstärker, sondern auch Opponenten kriegerischer Absichten sein.“ (Löffelholz 2004: 27)15. Diese Feststellung illustriert Löffelholz (2004) anhand eines konkreten Beispiels: „In Spanien beispielsweise überholte der Privatsender „Telecinco“ mit seinen Abendnachrichten in der letzten Woche des Irak-Krieges erstmals das Staatsfernsehen TVE in der Zuschauergunst, weil er sich – im Gegensatz zu TVE nicht auf den kriegsfreundlichen Kurs der Regierung Aznar eingelassen hatte. Offenkundig auf politischen Druck hatte TVE unter anderem darauf verzichtet, live über die europaweit größte Antikriegsveranstaltung zu berichten, an der in allen größeren Städten Spaniens rund fünf Millionen Menschen teilgenommen hatten. Von dieser – basale journalistische Standards ignorierenden – Form der Kriegsberichterstattung profitierte, wörtlich genommen, „Telecinco“, das die Informationsinteressen und politischen Auffassungen seines Publikums ernster nahm (vgl. Mayer 2003), ohne jedoch explizit einen „Friedensjournalismus“ (Galtung 1998b) zu verfolgen.“ (Löffelholz 2004: 27)
Dieses Beispiel zeigt deutlich, „dass ein an klassischen professionellen Regeln orientierter Journalismus ein einträgliches Geschäft sein kann, solange die redaktionelle Linie sich an den politischen Interessen der Publikumsmajorität orientiert. Andererseits wirken ökonomische Profitinteressen von Medienunternehmen dann kriegstreibend, wenn – wie bei der Berichterstattung von „Fox News“ über den Irak-Krieg – ein propagandistischer Journalismus von einem relevanten Teil des Publikums gratifiziert wird. Das bestätigt einmal mehr, wie sehr der Journalismus, in Kriegs- wie in Friedenszeiten, an politische, ökonomische und kulturelle Entwicklungen geknüpft ist“ (Löffelholz 2004: 27).
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Langenbucher (2003) erörtert „Journalismus als Opposition“ als journalistische Qualität, welche sich im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ entwickelte, jedoch im Zusammenhang mit parlamentarischer Berichterstattung, welche parlamentarische „Oppositionsdefizite“ ausgleicht, die entstehen, wenn sich beispielsweise eine Oppositionspartei auf eine künftige Regierungsrolle vorbereitet oder wenn eine große Koalition die Regierung übernimmt (vgl. Langenbucher 2003: 15). Als 1962 die damalige BRD-Regierung versuchte, das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ wegen einer militärischen Titelgeschichte des Landesverrats anzuklagen, löste dies angesichts der befürchteten Gefährdung der Demokratie und der Verletzung von Grundrechten breiten öffentlichen Protest aus, die Regierung setzte sich schließlich nicht durch (vgl. Langenbucher 2003: 14). Im Rahmen der präsentierten empirischen Untersuchung in der vorliegenden Arbeit wird auch „Der Spiegel“ als Untersuchungsmaterial berücksichtigt.
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Anhand dieser Ausführungen wird ersichtlich, dass Konfliktberichterstattung nicht notwendiger Weise friedensjournalistische Ansprüche erfüllen muss, um als konstruktiv eingestuft werden zu können. Loyn (2007) geht noch einen Schritt weiter, indem er Friedensjournalismus als das Gegenteil von Qualitätsjournalismus positioniert, da im Konzept des Friedensjournalismus Parteiergreifen eine wesentliche Rolle spiele, dem stünden jedoch traditionelle journalistische Methoden, im Rahmen derer versucht wird, „durch Objektivität zur Wahrheit zu gelangen, auch wenn eine perfekte Wahrheit unerreichbar ist“ (Loyn 2007: 1), gegenüber. Zudem bräuchten Reporter keine neuen bzw. geänderten „Werkzeuge“, sondern die Lösung der Probleme sei „in einer besseren Anwendung der bekannten Werkzeuge zu suchen und nicht in einem neuen Werkzeugkasten“ (Loyn 2007: 1). Die nicht auf den wissenschaftlichen Kontext begrenzte, sondern auch unter JournalistInnen lebhafte Debatte über friedensjournalistische Ansprüche (vgl. dazu Hanitzsch 2004: 176-178) und deren strukturelle Grenzen wirft die Frage auf, ob Journalismus als Adressat in Zusammenhang mit konstruktiver Konfliktbearbeitung einen eher naiven Ausgangspunkt darstellt, da Zweifel bestehen, ob Konfliktbearbeitung überhaupt eine journalistische Aufgabe darstellen soll, was wohl im Widerspruch zu einer „neutralen” und „objektiven” Berichterstattung von reinen Fakten steht. Andererseits kann auch darüber nachgedacht werden, ob Neutralität und Objektivität gerade im Falle hoch eskalierter, kriegerischer Auseinandersetzung für JournalistInnen immer möglich ist (oKapitel 7.3). Im Gegensatz zur Forderung nach einer neutralen Berichterstattung verstehen Bloomfield und Moulton (1997: 63) Journalismus als aktiven Part, der im Rahmen von Konfliktsituationen positiv intervenieren kann. Diese Arbeit wagt sich ebenfalls an die Frage konstruktiver Konfliktbearbeitung im Journalismus heran, jedoch ohne den Anspruch zu erheben, dass sich Journalismus in Konflikttransformationsprozessen direkt engagieren soll, was die journalistische Integrität insofern gefährden könnte, als dass ein solcher Anspruch (qualitäts)journalistische Kriterien bzw. Werte wie Fairness, Objektivität und Ausgewogenheit konterkariert (vgl. Hanitzsch 2004: 176). Zudem zeigen erste Befunde einer groß angelegten multinationalen Studie von Hanitzsch und Seethaler (2009) zum Vergleich von Journalismuskulturen auf, „dass Interventionismus – d.h. das aktive Eintreten von Journalisten für bestimmte Positionen, Gruppen und soziale Veränderungen – generell kein Kennzeichen einer westlichen Journalismuskultur ist. Dort sind die Ideale von Nichteinmischung und Distanz am stärksten in der professionellen Selbstwahrnehmung verankert. Eine stärkere Tendenz zum Interventionismus haben Journalisten in Entwicklungs- und Transformationsgesellschaften. Für sozialen Wandel einzutreten bereit sind Journalisten insbesondere dort, wo er sich rapide vollzieht bzw. wo er am dringendsten benötigt wird.“ (Hanitzsch/Seethaler 2009: 471)
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Die vorliegende Arbeit fokussiert im Rahmen der empirischen Untersuchung die Auslandsberichterstattung „westlicher“ bzw. europäischer Medien (oKapitel 9). Von der als Untersuchungsmaterial herangezogenen Berichterstattung engagierte Friedensstiftung zu erwarten, würde also im Widerspruch zur Journalismuskultur stehen, in der die für die Untersuchung ausgewählten Qualitätsmedien verankert sind. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird davon ausgegangen, dass der konstruktive Umgang mit Konflikten und Konfliktbearbeitung miteinander einhergehen. Der Umgang mit Konflikten ist also dann als konstruktiv zu betrachten, wenn Konflikte im Hinblick auf eine diskursive Verständigung ausgetragen (also nicht verdrängt bzw. vermieden) und somit bearbeitet bzw. bearbeitbar gemacht werden. Der konstruktive Umgang mit Konflikten im Journalismus bedeutet in der vorliegenden Arbeit keineswegs, dass Journalismus – wie etwa im Rahmen friedensjournalistischer Konzepte gefordert – als Friedensstifter fungieren soll, sondern fragt vielmehr nach der Einhaltung qualitätsjournalistischer Kriterien unter Berücksichtigung etablierter Tools im Umgang mit Konflikten bzw. konstruktiver Konfliktbearbeitung (im Rahmen dieser Arbeit anhand des ADR-Tools Mediation). Auffällig ist, dass die wissenschaftliche Literatur zu den Themengebieten Mediation (oKapitel 7.5) und journalistische Qualität (oKapitel 7.2, 7.3 und 7.4) mit ähnlichen Schlüsselbegriffen operieren und bezüglich des konstruktiven Umgangs mit Konflikten teilweise ähnliche Qualitätsansprüche an die jeweilige Praxis stellen, wenn es beispielsweise um Ausgewogenheit, Fairness und kritisches Reflexionsvermögen geht (vgl. z.B. Bucher/Altmeppen 2003 sowie z.B. Duss-von Werth 2005). Im Rahmen dieser Arbeit ist es daher hinsichtlich der Generierung eines konflikttheoretischen Fundaments für die Erforschung der journalistischen Krisen-, Kriegs- und Konfliktberichterstattung sinnvoll, beide Forschungsgebiete zu verknüpfen, indem in einem ersten Schritt mögliche mediative Qualitäten anhand einschlägiger Literatur identifiziert (oKapitel 7.6) und diese dann in einem zweiten Schritt einer empirischen Überprüfung unterzogen werden, um unter Einbeziehung kommunikations- und weiterer konflikttheoretischer Überlegungen (Kapitel 2, 4, 5 und 6) herauszufinden, ob und welche dieser mediativen Qualitäten im Journalismus erkennbar bzw. vorhanden sind (o Kapitel 10, 11 und 12) und schließlich bewerten zu können, wie und inwieweit konstruktive Konfliktbearbeitung im Qualitätsjournalismus möglich ist (vgl. auch Wetzstein 2010, Wetzstein 2009). Vermutet wird, dass solche mediativen Qualitäten am ehesten in der Auslandsberichterstattung solcher qualitätsjournalistisch positionierten Medien vorhanden sind bzw. identifiziert werden können, welche in Regionen verortet sind, die keine (direkte) politische bzw. geografi-
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sche Nähe zu einer der Konfliktparteien aufweisen und daher mediativen Prinzipien bzw. Haltungen eher Rechnung tragen können. Im Rahmen der Bearbeitung der Frage nach einem konstruktiven Umgang mit politischen Krisen und Konflikten im Qualitätsjournalismus auf inhaltsanalytischer Ebene dürfen strukturelle Einschränkungen und Grenzen, wie etwa begrenzte Zeit- und Materialressourcen und die möglicherweise eingeschränkte Zugänglichkeit zur Konfliktregion und zu Informationen (vgl. Hanitzsch 2007: 5), jedoch nicht außer Acht gelassen werden (zu den journalistischen Arbeitsbedingungen von AuslandskorrespondentInnen (oKapitel 2.1, 4.4 und 7.3) in Israel und den palästinensischen Gebieten vgl. Götz 2008). Die Verwendung qualitätsjournalistischer Kriterien als theoretische Basis sollte sicherstellen, dass übertriebene und allzu idealistische Ansprüche an eine konstruktive journalistische Konflikt- und Krisenberichterstattung vermieden werden können, wiegleich vorhersehbar ist, dass auch friedensjournalistische Aspekte in die empirische Untersuchung Eingang finden werden müssen, jedoch nicht mit dem an den Journalismus adressierten Anspruch der engagierten Herbeiführung von Frieden. Denn systemtheoretisch betrachtet „kann es nicht die zentrale Aufgabe von Journalismus sein, friedliche Konfliktlösungen herbeizuführen, da sich hierauf bereits andere gesellschaftliche Teilsysteme (u.a. Politik, Recht, Militär) spezialisiert haben“ (Hanitzsch 2004: 189). Während friedensjournalistische Ansätze, wie erwähnt, dennoch betont „peace promotion” forcieren und Journalismus eine friedensstiftende Aufgabe zuweisen, wodurch der irreführende Eindruck entstehen kann, dass die Verwirklichung von Frieden nicht Aufgabe der Politik, sondern Aufgabe der Medien sei (vgl. Hanitzsch 2004: 176), werden Konflikte, deren Darstellung und Thematisierung in der Berichterstattung es zu hinterfragen gilt, im Rahmen der vorliegenden Arbeit als zentraler Nachrichtenwert erkannt (vgl. Wetzstein 2010a). Prinzipiell können vier Konfliktstrategien unterschieden werden: Vermeiden, Nachgeben, Angreifen bzw. Wetteifern und Problemlösen/Kooperation (vgl. Baros 2006: 219). Ein konstruktiver Umgang mit Konflikten wäre vor allem in letztgenannter Strategie zu verorten. Der Begriff „konstruktiv” ist hierbei direkt verbunden mit John Paul Lederachs Konzept der Konflikttransformation, „because [it] reflects a better understanding of the conflict itself”. Zudem “[c]onflict transformation […] does not suggest that we simply eliminate or control conflict, but rather recognize and work with its ‘dialectic nature’ […] It suggests that left alone, conflict can have destructive consequences. However, the consequences can be modified or transformed so that self-images, relationships, and social structures improve as a result of conflict instead of being harmed by it” (Burgess/Burgess 1997).
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Diese generelle Perspektive auf Konflikte erinnert an die Vielzahl sozialwissenschaftlicher Konflikttheorien (oKapitel 6.4) und mediativer Ansätze (oKapitel 7.5), im Rahmen derer der diskursive Umgang mit Konflikten hauptsächlich als integrativ bzw. als Notwendigkeit für gesellschaftlichen Wandel bzw. Entwicklung betrachtet wird (vgl. Bonacker 2005, Mehta/Rückert 2008, Moore 2003). Die Perspektive konstruktiver Konfliktbearbeitung wird in der Literatur gegenüber der Konfliktlösung häufig bevorrangt, weil etwa im Zusammenhang mit „Entweder-Oder“-Konflikten, also beispielsweise Wertkonflikten, eine Konfliktlösung kaum möglich ist, da in solchen Fällen nicht davon ausgegangen werden kann, dass die Konfliktparteien ihre als legitim wahrgenommene Position aufgeben. Zudem wäre die reine Suche nach Lösungen bei solchen Konflikten verkürzt, bei denen die Parteien zwar prinzipiell die gleichen Interessen vertreten, sich in Bezug auf die Strategien zur Erreichung des angestrebten Ziels aber nicht einig sind. Weiters werden im Rahmen eines Konzepts der konstruktiven Konfliktbearbeitung eher Verbesserungen im Allgemeinen fokussiert, wogegen Konfliktlösung sich nur im Spannungsfeld „gelöst – ungelöst“ bewegen kann. Konstruktive Konfliktbearbeitung kann zudem möglicherweise eher zu langfristig allseits tragbaren Konfliktregelungen führen als Regelungen aufgrund von eventuell kurzfristiger Konfliktlösungen, die sich auf Dauer als untragbar erweisen können (vgl. Baros/Jaeger 2004: 228). Aufgrund dieser Überlegungen scheint sich gerade in lang andauernden Konflikten, wie etwa dem israelischpalästinensischen Konflikt, welcher im Rahmen der vorliegenden Arbeit unter anderem als Fallbeispiel herangezogen wird, die Perspektive konstruktiver Konfliktbearbeitung eher zu eignen als das Anliegen einer Konfliktlösung. Auch Konflikttransformation, wie sie etwa von Galtungs so genannter „Transcend“Methode (oKapitel 7.5) umgesetzt wird „bezieht sich auf ergebnis-, prozessund strukturorientierte langfristige ,peacebuilding’-Bemühungen“ (Baros/Jaeger 2004: 231).
4. Perspektiven und Möglichkeiten journalistischer Konfliktbearbeitung
4.1 Kapitel-Übersicht Im folgenden Kapitel werden Perspektiven und Möglichkeiten journalistischer Konfliktbearbeitung aufgezeigt. Dass sich journalistische Konfliktbearbeitung unterschiedlich äußern kann, wird zunächst anhand unterschiedlicher Journalismus-Konzepte thematisiert, auf Basis derer wiederum jeweils unterschiedliche Ansprüche an journalistische Konfliktbearbeitung abgeleitet werden können (oKapitel 4.2). Mit theoretischen Konzepten, welche Zusammenhänge zwischen Journalismus und gesellschaftlicher Problembearbeitung zum Thema haben, wird anschließend demonstriert, dass Journalismus wesentliche Leistungen erbringen kann (oKapitel 4.3). Bevor schließlich auf das Konzept des Friedensjournalismus eingegangen wird (oKapitel 4.5), werden Kritikpunkte an Charakteristika und Mustern der Kriegsberichterstattung erläutert (oKapitel 4.4), welche die Basis friedensjournalistischer Ansätze darstellen. Die Kritik am friedensjournalistischen Konzept sowie die Abgrenzung der vorliegenden Arbeit zur friedensjournalistischen Idee, welche dem System Journalismus eine friedensstiftende Rolle zuschreiben will, wurde an anderer Stelle bereits ausgeführt (oKapitel 2 und 3). Wenn es um eine Darstellung theoretischer Perspektiven journalistischer Konfliktbearbeitung geht, muss das Konzept Friedensjournalismus jedoch unbedingt berücksichtigt werden. 4.2 Journalismus-Konzepte: Ansprüche an journalistische Konfliktbearbeitung Wie politische Konflikte im Journalismus inhaltlich bearbeitet werden können und was Journalismus in Bezug auf eine konstruktive Konfliktbearbeitung leisten kann, hängt nicht zuletzt etwa von der Positionierung des Mediums oder dem Selbstverständnis der journalistischen AkteurInnen ab, und in diesem Zusammenhang auch davon, welches Journalismus-Konzept zur Anwendung kommt:
I. Wetzstein, Mediativer Journalismus, DOI 10.1007/978-3-531-94061-8_4, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
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4. Perspektiven und Möglichkeiten journalistischer Konfliktbearbeitung
So halten in Bezug auf das Journalismus-Konzept des investigativen Journalismus „die Methoden und Arbeitsweise voll und ganz allen objektiven Kriterien“ stand, „die Motivation ist aber immer ein Parteiergreifen. Die Legitimierung des investigativen Journalismus liegt in einer gewissen Kontrollfunktion der Gesellschaft und der Demokratie [...].“ (Wallisch 1995: 58). Einen ganz anderen Anspruch verfolgt der Informationsjournalismus, nämlich das möglichst wertfreie Wiedergeben von Fakten unter der Prämisse eines mündigen Publikums, welches sich seine Meinung selbst bildet (vgl. Wallisch 1995: 63). Als Gegenpol dazu will Meinungsjournalismus bzw. interpretativer Journalismus durch Kommentar und Analyse nicht nur die Nachricht selbst, sondern auch deren Bedeutung verständlich machen (vgl. Wallisch 1995: 64). Anwaltschaftlicher Journalismus versteht sich als „Plattform unterprivilegierter Gesellschaftsgruppen“ und ist vor allem durch sein soziales Engagement charakterisiert (vgl. Wallisch 1995: 65). In seiner radikalsten Form findet sich anwaltschaftlicher Journalismus im so genannten Journalism of Attachment wieder, einer neuen etablierten, aber ebenso umstrittenen Journalismusschule, die davon ausgeht, dass JournalistInnen „angesichts der Gräuel, welche moderne Kriege mit sich bringen, nicht in Distanz zu dem Geschehen bleiben können, über welches sie berichten. Journalisten müssen für die Opfer des Krieges Partei ergreifen und der Forderung Ausdruck verleihen, dass etwas unternommen werden muss.“ (Kempf 2004: 440) Journalism of Attachment kann als Fortsetzung der friedensjournalistischen Idee (oKapitel 4.5) verstanden werden. Während Friedensjournalismus jedoch „auf die Verbundenheit mit allen tatsächlichen und möglichen Opfern von Konflikten anspielt, meint Journalism of Attachment [...] Parteilichkeit im „Kampf gegen das Böse“.“ (Hanitzsch 2004: 179) Problematisch an einem solchen journalistischen Anspruch ist jedoch, dass JournalistInnen „ihre professionellen Regeln und Standards der Wahrhaftigkeit im Namen einer höheren moralischen Verpflichtung über Bord werfen“ (Kempf 2004: 440, zur Kritik am Journalism of Attachment vgl. auch Hanitzsch 2004: 179-183). Der Präzisions-Journalismus bzw. „sozialwissenschaftliche Journalismus“ wiederum „soll sich auf Instrumente und Validitätskriterien empirischer Sozialforschung stützen“, während unter „New Journalism“ eine „sehr persönliche Art der Darstellung verstanden [wird], die an der Grenze zwischen Journalismus und Literatur angesiedelt ist“ und welche „die Beobachtungsperspektive erweitern und den holzschnittartigen Beschreibungen durch die ,Objektive Berichterstattung’ eine Art von professionellem ,Subjektivismus’ entgegenstellen“ (Weischenberg 2001: 41-43). Je nach Journalismus-Konzept kommen unterschiedliche Thematisierungsstrategien zur Anwendung, also unterschiedliche Mittel, wie aus Ereignissen Nachrichten werden. Die Art der Thematisierung hängt unter anderem von der Ausrichtung des Mediums als boulevard- oder qualitätsjournalistisch sowie von
4.3 Leistungsperspektiven: Journalismus und gesellschaftliche Problembearbeitung
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der journalistischen Darstellungsform bzw. dem Genre ab. Meinungsbetonte Berichterstattung (z.B. Glosse, Kommentar, Leitartikel) folgt hierbei anderen Ansprüchen als etwa eine Kurzmeldung oder ein Bericht, in dem Ereignisse in einem Zusammenhang dargestellt werden, oder einer Reportage, in der Personen oder Situationen detaillierter als in Berichten und mit narrativen Stilmitteln dargestellt werden, oft wird eine generelle Situation anhand eines konkreten Beispiels dargestellt, wobei Reportagen Vor-Ort-Charakter haben und das Publikum die Ereignisse miterleben soll (vgl. Weischenberg 2001: 44-60). Diese exemplarisch herangezogenen und sehr unterschiedlichen journalistischen Konzepte und in weiterer Folge Berufsrollen weisen jeweils unterschiedliche Berichterstattungsmuster und somit Qualitäten, auch in Bezug auf die Möglichkeiten journalistischer Konfliktbearbeitung, auf (zu journalistischen Berufsrollen und Berichterstattungsmustern vgl. auch Haas 1999: 101-112): Während es im investigativen Journalismus explizit um das Aufdecken und Benennen etwa von Missständen geht, kann ein Konfliktbearbeitungspotenzial des Informationsjournalismus im Bereitstellen bzw. Vermitteln von Wissen in Form von Fakten über politische Konflikte liegen. Meinungsjournalismus kann in Form von Analysen und Kommentaren neben faktischen Informationen zusätzlich verschiedene Interpretations- und Erklärungsrahmenrahmen zur Einordnung der Fakten bzw. Orientierung anbieten, indem isolierte Informationen kommentiert werden (vgl. Haas 1999: 105). Gerade im Kontext mit der Thematisierung politischer Konflikte, welche für RezipientInnen außerhalb der unmittelbar erfahrbaren Alltagswelt liegen, da etwa die Konsequenzen solcher Konflikte für sie nicht direkt spürbar sind, können vielfältige Interpretationen und Erklärungen der oft hochkomplexen Konfliktkonstellationen und -situationen als sinnvolle wenn nicht gar notwendige kognitive Angebote betrachtet werden. Das Konzept des interpretativen Journalismus ist aufgrund seines ausgeprägten Bewertungsmoments der Kritik ausgesetzt, sich ein Deutungsmonopol zu schaffen. „Nur mit ausreichender Voraus- oder Komplementärfunktion durch andere Medien könne dieses Defizit ausgeglichen werden.“ (Haas: 1999: 105). Das umstrittene Konzept des anwaltschaftlichen Journalismus kann aufgrund seiner bewussten Parteilichkeit unterrepräsentierten, „schwächeren“ Konfliktparteien eine Plattform bieten und in diesem Sinne empowerment leisten (vgl. Haas 1999: 106).
4.3 Leistungsperspektiven: Journalismus und gesellschaftliche Problembearbeitung Dass Journalismus als gesellschaftliches Teilsystem, als welches er Problemdefinitionen und -lösungen vorgibt, als „institutionalisierte Lösungen der Kommuni-
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4. Perspektiven und Möglichkeiten journalistischer Konfliktbearbeitung
kationsprobleme“ betrachtet werden kann, thematisiert Neuberger in der überarbeiteten Fassung seiner Dissertation „Journalismus als Problembearbeitung“ (vgl. Neuberger 1996: 77 ff., 298). Kommunikation wird hier als „Problemzusammenhang und als soziales wechselseitiges Handeln von Kommunikator und Rezipient“ verstanden (Neuberger 1996: 13). „Journalistische Aussagen sollen primär einen kognitiven Nutzen für den Rezipienten besitzen: Sie sollen ihm beim Bearbeiten und Vermeiden von Problemen in seiner Alltagswelt dienen. Dieser kognitive Nutzen (Informationsfunktion) läßt sich als Gebrauchsweise von Aussagen vom emotionalen Nutzen unterscheiden.“ (Neuberger 1996: 13).
Journalismus solle unter anderem „Wissen zur Bearbeitung von Problemen bereitstellen, also auch als Mittel zur Problembearbeitung dienen.“ (Neuberger 1996: 14). Neuberger erkennt fünf Kommunikationsprobleme, die Journalismus lösen kann: Das Vermittlungsproblem, das durch periodische Massenmedien gelöst wird; das Kontaktproblem, das durch öffentliche Kommunikation bzw. das Herstellen von Öffentlichkeit gelöst wird; das Interpretationsproblem, welches durch Verständlichkeit ausgeglichen wird; das Objektivitätsproblem im Kommunikationsprozess, dem die Eindeutigkeit bzw. Erkennbarkeit der journalistischen Mitteilungen entgegen gestellt wird sowie das vorwiegend die Nachrichtenselektion betreffende Relevanzproblem, das journalistische Aktualität und Objektivität fordert (Neuberger 1996: 84). Diese Ausführungen lassen erkennen, dass der Autor seinen Fokus auf system- sowie handlungsorientierte Aspekte legt. Journalismus als kollektive Problembearbeitung auf Basis des Herstellens von Öffentlichkeit setzt bei ihm zudem die Betroffenheit der RezipientInnen in ihrer Alltagswelt voraus. Demgegenüber fokussiert die vorliegende Arbeit politische Konflikte, die sich dem direkten Erfahrungshorizont der RezipientInnen in der Regel entziehen, und fragt nach möglichen Potenzialen und der praktischen Umsetzung konstruktiver Konfliktbearbeitung im Journalismus auf Medieninhaltsebene. In „Empirischer Journalismus“ widmet sich Haas in einem Kapitel ausführlich unterschiedlichen Schulen und Positionen der Journalismusforschung (vgl. Haas 1999: 61-100), darunter auch dem von Helmut F. Spinner entwickelten „Modell des findigen, problemlösenden Journalismus“, welches sich jedoch explizit auf Wissenschaftsjournalismus bezieht und von einer symbiotischen, aber hierarchisch nicht gleichberechtigten Beziehung der beiden „Problemlösungstypen“ Wissenschaft und Journalismus ausgeht: Während die Wissenschaft Forschung und Lehre betreibt, sei es die Aufgabe der WissenschaftsjournalistInnen, deren Ergebnisse zugänglich zu machen und verständlich zu präsentieren. Die journalistische Erkenntnisarbeit – die Nutzung journalistischer Gelegenheiten „im Feld“ zur Überprüfung abstrakter wissenschaftlicher Theorien anhand
4.3 Leistungsperspektiven: Journalismus und gesellschaftliche Problembearbeitung
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konkreter Einzelfälle und somit anhand unterschiedlicher Kontexte – bedürfe einer gewissen journalistischen Findigkeit, die sich methodisch jedoch nicht festschreiben lasse, da eine solche Festschreibung die Qualität der journalistischen Gelegenheit schmälern würde. Journalistische Beiträge zur gesellschaftlichen Problemlösung können demnach so vielfältig sein wie journalistische Gelegenheiten zur Überprüfung wissenschaftlicher Theorien selbst: Beispielsweise untersuchen JournalistInnen die Verhältnisse vor Ort, befragen im Streitfall die Parteien sowie Dritte, recherchieren Einzelheiten oder liefern Hintergrundinformationen (vgl. Haas 1999: 96-98). Ebenso kann Carsten Brosdas Entwurf eines „Diskursiven Journalismus“ als Position der Journalismusforschung zur gesellschaftlichen Problembearbeitung verortet werden. Diskursiver Journalismus zeichnet sich dabei durch einen hohen Grad journalistischer Eigenständigkeit einerseits und einen hohen Grad mediensystemischer Ausdifferenzierung andererseits aus (vgl. Brosda 2008: 371). Auf Basis der Habermas’schen Theorie des kommunikativen Handelns unterscheidet Brosda journalistisches Handeln von Massenmedien generell auf mehreren Ebenen: Gesellschaftstheoretisch sind Massenmedien systemisch und kommunikativ erfolgsorientiert, journalistisches Handeln lebensweltlich (und in diesem Zusammenhang verständigungsorientiert) verortet (vgl. Brosda 2008: 376), das heißt: Der journalistische Diskurs hat sich „gegenüber lebensweltlichen Anliegen kommunikativ sensibel zu zeigen“ (Brosda 2008: 371). Journalistisches Handeln ist in diesem Entwurf zudem verständigungsorientiert und sozial interaktiv und hat zudem die Aufgabe, gesamtgesellschaftliches Handeln auf (ethischer) Diskursbasis kommunikativ zu koordinieren, wobei die Legitimationsgrundlage journalistischen Handelns der Konsens (und nicht wie im Falle von Massenmedien Effizienz) darstellt (vgl. Brosda 2008: 376). Diskursivem Journalismus gehen dabei wesentliche gesellschaftliche Leistungen voraus: x x x
Durch Gewährleistung gesellschaftlicher Kommunikation ermöglichen Journalisten soziale Verständigung. Durch reflexive Vermittlung ermöglichen Journalisten soziale Orientierung. Durch performative Inanspruchnahme der kommunikativen Kompetenz ihrer Rezipienten ermöglichen Journalisten soziale Teilhabe (Brosda 2008: 377)
Ausgehend von den genannten journalistischen Leistungen beschreibt Brosda (2008) journalistisches Handeln innerhalb seines Entwurfs eines diskursiven Journalismus, welcher vor allem durch diskursive Rationalität, also kurz gesagt Konsensbildung auf Basis des Austauschs rationaler Argumente, und öffentliche Deliberation im Habermas’schen Sinne gekennzeichnet ist. In Brosdas (2008) Konzept fungieren JournalistInnen als Anwälte des gesellschaftlichen Diskurses,
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4. Perspektiven und Möglichkeiten journalistischer Konfliktbearbeitung
womit jedoch nicht anwaltschaftlicher Journalismus, sondern die Ermöglichung einer Diskursteilnahme für solche gesellschaftlichen Gruppen, die aus eigener Kraft nicht teilnehmen könnten, sowie die Prüfung und das Verfügbarmachen von Information. Jedoch können bzw. müssen JournalistInnen auch Stellung beziehen, Involviertheit sei eine notwendige Voraussetzung journalistischen Verstehens (vgl. Brosda 2008: 377-378). In diesem Zusammenhang sind JournalistInnen sowohl als DiskursvermittlerInnen als auch als DiskursteilnehmerInnen zu verstehen.
4.4 Kritik und Kontexte: Kriegsberichterstattung im Auslandsjournalismus Kritik an den Strukturen und Mustern journalistischer Kriegsberichterstattung ist im kommunikationswissenschaftlichen Fach zahlreich vorhanden. So beschreibt etwa Jaeger (2004) die hinderlichen Vorbedingungen für einen Journalismus, der sich konstruktiver Konflikttransformation verschreibt, und zeichnet Problematiken der Kriegsberichterstattung auf mehreren Ebenen nach (vgl. Jeager 2004: 323-327): Zunächst einmal hebt sie hervor, dass Kriegsberichterstattung vorwiegend als eskalationsorientiert zu charakterisieren ist. „Naturgemäß sind die Massenmedien der direkt in den Konflikt verwickelten Gruppen am ehesten gefährdet, zur Verbreitung von Kriegspropaganda benutzt zu werden oder sich freiwillig in ihren Dienst zu stellen. Doch auch internationale Medien laufen Gefahr, der Eskalation von Konflikten Vorschub zu leisten.“ (Jaeger 2004: 323)
Den Umstand, dass „ein Großteil der schwelenden Konflikte im Ausland in den Medien wenig Aufmerksamkeit erfährt und die internationale Presse erst dann zu interessieren scheint, wenn der Konflikt zum Kampf eskaliert ist“ (Jaeger 2004: 323), führen viele ForscherInnen auf Nachrichtenfaktoren (oKapitel 2 und 4.5) als thematische Selektionskriterien zurück. Durch die Praxis der Nachrichtenselektion wird ein Bild der Wirklichkeit konstruiert, das die Welt in Eliteländer, die Hilfe und Frieden bringen, und in Peripherieländer, Gewalt und Kriege vorherrschen, also in Gut und Böse, kategorisiert. Um den Nachrichtenwert eines Ereignisses zu steigern, neigen Medien zudem zu Dramatisierung und Polarisierung. Aufgrund solcher medialer Selektionskriterien und Thematisierungsstrategien fallen Massenmedien, auch wenn im Ausland präsent, als Frühwarnsysteme, also als aktive Entdecker von Konflikten in deren Frühstadium, aus (vgl. Jaeger 2004: 323). Dass Medien unter anderem als Frühwarnsysteme fungieren sollten, wird auch von friedensjournalistische Berichterstattung propagierender Seite gefordert (vgl. Sabiiti 2006: 121). Löffelholz (2004) verweist auf Untersuchungen zur
4.4 Kritik und Kontexte: Kriegsberichterstattung im Auslandsjournalismus
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Auslandsberichterstattung, welche zeigen, dass westliche Medien dazu tendieren, „Länder aus der Nachrichtenperipherie thematisch auf Konflikte, Krisen und Katastrophen (sowie Sportereignisse) zu verengen“ (Löffelholz 2004: 32). „Was im Frieden nützlich erscheint, könnte sich in Kriegszeiten als kontraproduktiv erweisen, es könnte dem Feind dienen. Medien geraten im Krieg deshalb leicht in die Nähe von Instrumenten der Propaganda oder werden dazu genutzt.“ (Büttner/von Gottberg/Metze-Mangold 2004: 7). Aber auch internationale Medien werden leicht zu „Zielscheiben der Öffentlichkeitsarbeit“ und als solche zu „Verteilern von im Konfliktgebiet vorherrschenden Wahrnehmungsverzerrungen“, nämlich dann, wenn „sich ein Konflikt verschärft und die Parteien sich erhoffen, mittels Imagepflege und Werbung um Koalitionspartner ihre Position zu verbessern“ (Jaeger 2004: 323-324). Das ist besonders vor dem Hintergrund problematisch, dass den meisten Menschen in Bezug auf innen- und außenpolitische Vorgänge kaum eine andere Wahl bleibt, als sich auf massenmedial transportierte Informationen zu verlassen. Gerade in der außenpolitischen Berichterstattung haben die Medien einen großen Einfluss auf das Bild, das (außenstehende) RezipientInnen von den Konfliktparteien haben (vgl. Jaeger 2004: 323). Unter Bezugnahme auf Studien von Kempf, Kempf u.a. und Jaeger stellt die Autorin fest: „Untersucht man Kriegsberichterstattung auf Merkmale von Propaganda, so findet man kaum einen Unterschied zwischen beiden.“ (Jaeger 2004: 324). Militärisches Denken werde in der Berichterstattung nicht hinterfragt bzw. legitimiert, alternative konstruktive Konfliktlösungen nicht thematisiert. Dieser Umstand ist umso problematischer, als dass politisches strategisches Informationsmanagement bzw. militärisches Medienmanagement – dazu zählen unter anderem journalistische Zensur und die Inszenierung von Skandalen bzw. die moralische Skandalisierung des Kriegsgegners zur Rechtfertigung von Kriegshandlungen (oKapitel 5.2) – globale Effekte hinsichtlich der Berichterstattung über Kriege hat, wenn ausländische Medien als hauptsächlich zur Verfügung stehende Informationsquellen etwa solche Medien, welche aufgrund ihrer geografischen bzw. systembedingten politischen Nähe zum jeweiligen Konflikt vor allem die Adressaten militärischen Medienmanagements sind, und – mit Ausnahme der Qualitätspresse – hauptsächlich AkteurInnen des politischen Systems (Elitenorientierung)16, als Quellen heranziehen müssen (vgl. Loustarinen/Ottosen 1998: 29 und Görke 2004: 135). Generell wird U.S.-Medien in diesem Zusammenhang besondere Dominanz attestiert. Vor diesem Hintergrund ist auch erklärbar, warum die Forschung über internationale Medienkommunikation bzw. über Nachrichtenflüsse in der internationalen Medienlandschaft, wie Chang (2010: 8-9) feststellt, generell und trotz der Veränderung der internationalen 16
vgl. dazu auch Ausführungen zur „Indexing“-These oKapitel 5.2
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4. Perspektiven und Möglichkeiten journalistischer Konfliktbearbeitung
Medienlandschaft durch globale Kommunikation und digitale Technologien nach wie vor unter dem Paradigma eines (U.S.-amerikanischen) kulturellen Imperialismus steht. Aus dieser Perspektive fungiert außenpolitische journalistische Berichterstattung als Beobachterin anderer außenpolitischer journalistischer Berichterstattung. Das Paradigma eines kulturellen Imperialismus als normatives Konzept thematisiert hierbei einen Zustand, der in der internationalen Kommunikation nicht sein sollte (Chang 2010: 26). Für das Paradigma eines „westlichen“ kulturellen Imperialismus sprechen die Ergebnisse einer Studie von Turan/Colakoglu/Colakoglu 2009). In ihrer Studie über die Rolle westlicher Medien in nicht-westlichen öffentlichen Wahrnehmungen anhand des Images bzw. der Identität der Türkei in koreanischen Medien stellen Turan/Colakoglu/Colakoglu (2009) beispielsweise fest, „that non-Western (Korean) people learn and inquire about another non-Western nation (Turkey) and its identity via Western cultural representation“ (Turan/Colakoglu/Colakoglu 2009: 55). Kulturellem Imperialismus steht die Perspektive der Globalisierung, welche in der Forschung über internationale Kommunikation immer mehr eingenommen wird, gegenüber. Zweitere hat weniger die Bewegung bzw. Strömung kultureller Produkte vom Westen in andere Teile der Welt im Blickfeld als das Verschwimmen nationaler Grenzen bzw. nationale Entgrenzung etwa durch technologische Innovationen (vgl. Chang 2010: 23) Durch den internationalen Newsflow vom „Westen“ („core“) in den Rest der Welt („periphery“) liegt auch eine Verbindung zur Weltsystemtheorie nahe: „World-systems theory argues that the global system has two tiers, with Western developed countries forming the core and the rest of the world forming the periphery. [...] World-system theory merges an individual nation’s goals, its global exchange of trade, and its flow of international relations, capital and information.“ (Wanta/Golan 2010: 111)
Selbstreferenz ist für jedes System, so auch für den Journalismus bzw. für Medien typisch (vgl. Staiger 2004: 155). Hahn/Lönnendonker/Scherschun (2008: 39) etwa konstatieren: „Nachrichtenagenturen17 sind inzwischen die wichtigsten 17
Nachrichtenagenturen wurde in kommunikationswissenschaftlichen Arbeiten bisher wenig Beachtung geschenkt, obwohl sie für die journalistischen Berichterstattung eine große Rolle spielen (Strukturierung von Ereignissen bzw. Themen bezugnehmend auf die Medien, die ihre Dienste nutzen und in weiterer Folge Beeinflussung der Form der Nachrichtenpräsentation) (vgl. Hahn/Lönnendonker/Scherschun 2008: 30-31). Einen ausführlichen Überblick über die Arbeit der Nachrichtenagentur „Associated Press“, die sich als globales Nachrichtennetzwerk definiert und für sich beansprucht, „fast, unbiased news from every corner of the world to all media platforms and formats” zu liefern (vgl. Associated Press: Facts & Figures, http://www.ap.org/pages/about/about.html, abgerufen im Juni 2010), bietet der Band „Breaking News. How the Associated Press has covered War, Peace, and Everything Else” von ReporterInnen der Associated Press (2007).
4.4 Kritik und Kontexte: Kriegsberichterstattung im Auslandsjournalismus
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Lieferanten von Auslandsnachrichten für Medien geworden.“ (Hahn/Lönnendonker/Scherschun 2008: 30). Selbst AuslandskorrespondentInnen18 (oKapitel 2.1, 3 und 7.3), sofern solche beschäftigt werden, sind stark von Agenturinformationen abhängig (vgl. Hahn/Lönnendonker/Scherschun 2008: 30, siehe auch oKapitel 2, 3 und 7.3). Wu (2006) kommt etwa zu dem Ergebnis, dass Nachrichtenagenturen sowohl für Online- als auch für traditionelle Medien unter anderem führende Prädiktoren internationaler Nachrichtenberichterstattung darstellen, wobei der Einfluss auf Online-Medien stärker zu sein scheint (Wu 2006). Unter dem Begriff Intermedia-Agenda-Setting wurden und werden Studien durchgeführt, welche die Einflüsse der Nachrichtenagenden unterschiedlicher Medien aufeinander untersuchen. Intermedia-Agenda-Setting als Teil der Agenda-Setting-Theorie (oKapitel 2.2) wurde insofern auf politische Werbung bzw. Kampagnenkommunikation ausgeweitet, als dass auch Korrelationen zwischen politischer Werbung bzw. politischen Kampagnen und der entsprechenden journalistischen Berichterstattung festgestellt werden sollten und wurden (vgl. z.B. Roberts/McCombs 1994; McCombs/Min 2006). Erkannt wurde in diesem Zusammenhang zudem eine starke Rolle der Printmedien als Initiatoren der journalistischen Agenda für die Rundfunkberichterstattung (vgl. McCombs/Min 2006). Für Krisen- und Kriegsjournalismus bedeutet das, dass er „häufig vor allem Kriegsberichterstattung beobachtet – und dann eben nicht unmittelbar die Ereignisse, auf die er sich bezieht. [...] In der Kriegsberichterstattung gewinnt die Selbstbezüglichkeit durch Angebotsbezüglichkeit zusätzliche Bedeutung, wenn sich das eigentliche Kriegsgeschehen, die Kampfhandlungen und -folgen, auf Grund von Maßnahmen der Zugangsregulierung und Zensur einer unmittelbaren Beobachtung durch journalistische Systeme weitgehend entzieht.“ (Staiger 2004: 155).
Frohloff (2004) führt die Konsequenzen, die solche Restriktionen für die journalistische Kriegsberichterstattung auslösen, weiter aus: „Journalisten sollen keine Kriege gewinnen, sie sollen darüber berichten. Doch Medien, die über Kriege berichten, geraten leicht selbst in Konflikt: Zwar ist das Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit in Kriegszeiten besonders groß, doch der Zugang zu Informationen ist für Journalisten gleichzeitig besonders mühsam. Im Ausnahmezustand Krieg wird die Informationsbe19 schaffung für die Medien zu einer schwierigen Aufgabe.“ (Frohloff 2004: 39)
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Zum Forschungsstand über AuslandskorrespondentInnen bzw. Auslandskorrespondenz vgl. Hahn/Lönnendonker/Scherschun 2008. Zur Rolle von AuslandskorrespondentInnen als zentrale Schnittstellen bzw. „Kontextvermittler zwischen den Kulturen“ vgl. Hahn/Lönnendonker/Schröder 2008. vgl. dazu auch Ausführungen zu Krieg und der moralischen Skandalisierung von KriegsgegnerInnen zur Legitimierung von Kriegshandlungen im Zusammenhang mit der „Indexing“These oKapitel 5.2
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4. Perspektiven und Möglichkeiten journalistischer Konfliktbearbeitung
Konfliktparteien würden in ihrer Sichtweise stereotyp und homogen dargestellt, eine Involvierung aller vom Konflikt Betroffenen fände nicht statt. Zudem werde eher die Schuldfrage als die Eskalationsdynamik des Krieges erörtert. Kriegsberichterstattung neige außerdem zu einseitiger Perspektivenübernahme, die Opfer würden tendenziell vernachlässigt und wenn doch, dann würden die Opfer der einen Konfliktpartei ignoriert, während das Leid der Opfer der anderen Konfliktpartei dramatisiert werde (vgl. Jaeger 2004: 324-325). „Humanisierung von Opfern löst einerseits enorme Spendenwellen im Ausland aus, andererseits dient sie häufig einer Legitimierung militärischer Intervention von außen. Sie unterstreicht die Dringlichkeit eines Eingreifens.“ (Jaeger 2004: 325) Kritisiert wird unter anderem, dass die genannten Bedingungen, Strukturen und Charakteristika journalistischer Kriegsberichterstattung im Widerspruch zur 1978 verabschiedeten UNESCO Mediendeklaration stehen, wie anhand der folgenden Passage offenkundig wird: „Der Zugang der Allgemeinheit zu Informationen soll durch die Vielfalt der ihr zur Verfügung stehenden Informationsquellen und –mittel gewährleistet werden, um so jedem Einzelnen die Überprüfung der Richtigkeit von Tatsachen sowie die objektive Bewertung von Ereignissen zu ermöglichen. Dazu müssen Journalisten das Recht zur freien Berichterstattung und weitestmöglichen Zugang zu Informationen haben. Ebenso ist es wichtig, dass die Massenmedien auf die Anliegen von Völkern und Einzelpersonen eingehen, um so die Allgemeinheit stärker an der Ausarbeitung von Informationen zu beteiligen.“ (Europa-Archiv, Folge 71/1979, D 190192 zit. nach Hörburger 2004: 31)
Dabei wären gerade Identifikationsangebote mit Opfern aller involvierten Konfliktparteien wesentlich für eine konstruktive Konfliktbearbeitung, da erst so die Notwendigkeit klar würde, Kriege als hoch eskalierte Konflikte gewaltfrei zu transformieren (vgl. Jaeger 2004: 325). „Identifikationsangebote mit Akteuren, welche sich ziviler Konfliktbearbeitung verschrieben haben, und damit Anreize zur Solidarisierung mit Menschen und Institutionen, die sich bereits dieser Aufgabe widmen, finden sich jedoch in der Kriegsberichterstattung selten.“ (Jaeger 2004: 325) Auch Kempf (1998) stellt in einer Studie zur Berichterstattung über Friedensinitiativen dritter Parteien während des Golfkrieges eine „krasse Eskalationsorientierung“ fest, denn: „Obwohl die Medien der Berichterstattung über alternative Konfliktlösungsoptionen große Aufmerksamkeit widmeten, gab es extrem wenig kritischen Journalismus, der einer friedlichen Streitbeilegung eine Chance ließ. Selbst die Berichterstattung über Friedensinitiativen dritter Parteien diente eher dazu, den Krieg als unvermeidlich hinzustellen und eine Eskalation der Kriegsziele über das UN-Mandat hinaus zu befürworten.“ (Kempf 1998: 45).
Ausgehend von der oftmals kritisierten Eliteorientierung und der thematisierten Eskalationsorientierung der Medien bezüglich der Kriegsberichterstattung, bringt
4.5 „Antwort“ Friedensjournalismus
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Jaeger (2004) die Kritik an journalistischer Kriegsberichterstattung als Hindernis für eine friedensorientierte Berichterstattung wie folgt auf den Punkt: „Guter Wille und Engagement alleine scheinen jedenfalls noch nicht auszureichen, sich von einer tendenziell eskalationsorientierten Konfliktberichterstattung zu verabschieden und zu einem Journalismus zu gelangen, der sich konstruktiver Konflikttransformation, Frieden und Versöhnung verschreibt. [...] Dass diese Form des Journalismus in Gefahr gerät, als unrealistisch, als Friedenspropaganda oder Versöhnungsmanipulation diskreditiert zu werden, während ,ganz normale’ Kriegsberichterstattung oft Züge von Propaganda trägt und dies als selbstverständlich hingenommen wird, zeigt einmal mehr, welch absurd geringer Marktwert dem Frieden, verstanden als mit gewaltfreien Mitteln zu schaffender Zustand der Gewaltfreiheit, zugestanden wird.“ (Jaeger 2004: 327).
4.5 „Antwort“ Friedensjournalismus: Zur Forderung einer alternativen Kriegsberichterstattung An eben dieser Kritik an der journalistischen Kriegsberichterstattung setzt auch das Konzept des Friedensjournalismus an. Ein sich Frieden und Versöhnung verschreibender Journalismus – und somit der Gegenpol zur oft als propagandistisch kritisierten Kriegsberichterstattung – ist die zentrale Idee friedensjournalistischer Ansätze, die bis heute hauptsächlich akademische Projekte darstellen. So wie sich die Friedensforschung als normative Wissenschaft positioniert, ist auch der Anspruch friedensjournalistischer Konzepte als normativ zu verstehen (vgl. Hanitzsch 2004: 172), auf Basis derer auch Handlungsempfehlungen für die journalistische Praxis gegeben werden (vgl. etwa das Kapitel „Doing Peace Journalism“ in: Lynch/ McGoldrick 2005: 161-193). Lynch/McGoldrick (2005: 5) definieren Friedensjournalismus wie folgt: „Peace Journalism is when editors and reporters make choices – of what stories to report and how to report them – that create opportunities for society at large to consider and value nonviolent responses to conflict. Peace Journalism: x uses the insights of conflict analysis and transformation to update the concepts of balance, fairness and accuracy in reporting x provides a new route map tracing the connections between journalists, their sources, the stories they cover and the consequences of their journalism – the ethics of journalistic intervention x builds an awareness of non-violence and creativity into the practical job of everyday editing and reporting“ (Lynch/McGoldrick 2005: 5; für einen generellen Überblick friedensjournalistischer Ansätze vgl. Lynch/McGoldrick 2005)
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4. Perspektiven und Möglichkeiten journalistischer Konfliktbearbeitung
Friedensjournalismus versteht sich – wie auch „Development Journalism“ oder „Public Journalism“, in welchen das bürgerlich-partizipatorische Element bzw. BürgerInnenbeteiligung zentral ist – als Opposition bzw. Korrektiv zu etablierten Formen des „Mainstream“-Journalismus (vgl. Cottle 2006: 100-119). Friedensjournalismus als eine „Sonderform des sozial-verantwortlichen Journalismus“ (Hanitzsch 2004: 172) ist ein recht junges Forschungsfeld, das sich in den 1990er Jahren unter dem Eindruck des Krieges in Bosnien-Herzegowina und des Golfkrieges entwickelte und von der Frage ausgeht, „wie der Einfluss der Medien zur Konfliktprävention und zur konstruktiven Transformation von Konflikten genutzt werden kann“ (Kempf 2004: 440). In der deutschsprachigen kommunikationswissenschaftlichen Forschung zur Krisen- und Konfliktberichterstattung spielen friedensjournalistische Konzepte bisher eher eine untergeordnete Rolle (vgl. Hanitzsch 2004: 171). Im englischsprachigen Raum wurde die Einhaltung friedensjournalistischer Kriterien in der Kriegsberichterstattung demgegenüber bereits häufiger untersucht, vor allem in Bezug auf journalistisches Framing (oKapitel 1 und 2.2). Eine zentrale Figur in der friedensjournalistischen Forschung ist Johan Galtung, der den Begriff „Peace Journalism“ bereits seit den 1970er Jahren verwendet, klar zwischen gewaltorientiertem Kriegs- und Gewaltjournalismus sowie lösungsorientiertem Friedens- und Konfliktjournalismus unterscheidet und das Forschungsfeld mit seinem Transcend-Ansatz der konstruktiven Transformation von Konflikten gleichzeitig theoretisch fundiert (vgl. Kempf 2004: 441 und Hanitzsch 2004: 172-173). Um die Unterscheidung zwischen gewaltorientiertem Kriegs- und Gewaltjournalismus und lösungsorientiertem Friedens- und Konfliktjournalismus zu veranschaulichen, zieht Galtung einen Vergleich, in dem er Kriegs- und Gewaltjournalismus mit etwas, das er „Krankheitsjournalismus“ nennt, in Verbindung bringt, während Friedensjournalismus mit „Gesundheitsjournalismus“ vergleichbar wäre. Während sich ein entwickelter „Gesundheitsjournalismus“ jedoch bereits etabliert habe, existiert laut Galtung jedoch noch kein entsprechender Friedensjournalismus (vgl. Galtung 1998: 3-4). Theoretische Grundannahmen der Betrachtung von Konflikt- bzw. Friedensjournalismus im Kontrast zu Kriegs- bzw. Gewaltjournalismus betreffen etwa Verzerrungen der Konfliktwahrnehmung, denen auch JournalistInnen als Mitglieder der Gesellschaft ausgesetzt sind; die Konflikteskalation, die nicht von vornhinein negativ konnotiert ist, da es manchmal erforderlich sei, Konflikte bis zu einem gewissen Grad zu eskalieren, um diese konstruktiver Transformation zugänglicher zu machen; und „Meaning Making“ als interaktiver Prozess, in dem die Medien zwar eine wichtige Vermittlerrolle einnehmen, aber in Konflikten nur ein Akteur von vielen sind (vgl. Kempf 2004: 442-443).
4.5 „Antwort“ Friedensjournalismus
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Gerade solche kaum vermeidbaren Wahrnehmungsverzerrungen politischer Konflikte äußern sich in der journalistischen Berichterstattung vor allem in der Konstruktion von Kriegsdiskursen, denen nach friedensjournalistischen Überlegungen anzustrebende Friedensdiskurse gegenüberstehen (vgl. Kempf 2004: 444-446). Da der im gewaltorientierten Kriegsjournalismus vorherrschende Kriegsdiskurs jedoch nicht einfach zu dekonstruieren bzw. in einen konfliktorientierten Friedensjournalismus und somit in einen Friedensdiskurs zu transformieren ist, schlägt Kempf für eine solche Diskurstransformation ein ZweiStufen-Modell vor (vgl. Kempf 2004: 446-447): Deeskalationsorientierte Konfliktberichterstattung als erste Stufe „deckt sich weitgehend mit dem, was gemeinhin als Qualitätsjournalismus bezeichnet wird. Sie ist durch Neutralität und kritische Distanz gegenüber allen Konfliktparteien geprägt. Über die professionellen Normen des Journalismus geht deeskalationsorientierte Konfliktberichterstattung nur insofern hinaus, als die konflikttheoretische Kompetenz der Journalisten zum Tragen kommt und der Konflikt für eine friedliche Streitbeilegung offen gehalten wird“ (Kempf 2004: 447).
Mit Friedensjournalismus, wie Galtung ihn versteht, hat diese erste Stufe noch nicht viel gemein. Lösungsorientierte Konfliktberichterstattung als friedensjournalistischer Ansatz ist proaktiv, gibt während eines Krieges also wichtige Impulse in Richtung Deeskalation. Realistisch bzw. mehrheitsfähig ist diese Art der Berichterstattung jedoch erst dann, wenn beispielsweise bereits ein Waffenstillstand oder Friedensabkommen vereinbart wurde bzw. sich die Eskalationsintensität verringert hat (vgl. Kempf 2004: 447). Dabei können Medien diese zweite Stufe friedensjournalistischer Berichterstattung durchaus ausüben, sofern Frieden tatsächlich auf der politischen Agenda steht, wie Kempf (2004) anhand einiger empirischer Befunde, etwa zur Berichterstattung nach Ende des Bürgerkriegs in El Salvador und dem folgenden Friedensvertrag, demonstriert. Demgegenüber zeigen Untersuchungen der deutschen Presseberichterstattung anhand des israelisch-palästinensischen Friedensprozesses zwischen 1993 und 1997 und des nordirischen Friedensvertrag 1998 in Bezug auf eine lösungsorientierte Konfliktberichterstattung deutliche Defizite auf (vgl. Kempf 2004: 448)20. 20
„So blieben die Selektionskriterien der Nachrichtenauswahl in der Berichterstattung der Frankfurter Rundschau über den israelisch-palästinensischen Friedensprozess weitgehend unangetastet: Negative Kontexte dominierten die positiven, über die israelische Gesellschaft (Elite-Land) wurde deutlich mehr berichtet als über die palästinensische (Non-Elite), und auf beiden Seiten wurden Elite-Personen von der Berichterstattung klar bevorzugt. Versöhnungsbereite Segmente der Zivilbevölkerung wurden auf beiden Seiten fast vollständig ignoriert. Nur in zwei Punkten war ein Versuch zur Unterstützung des Friedensprozesses zu erkennen: Im offensichtlichen Bemühen um den Aufbau von Vertrauen in die palästinensische Elite, die fast ausschließlich durch die Person Arafats repräsentiert war, wurde dieser ca. gleich häufig in positiven wie in negativen Kontexten dargestellt; und im offensichtlichen Bemühen um Neutralität kamen die
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4. Perspektiven und Möglichkeiten journalistischer Konfliktbearbeitung
Während Kempf (2004) ein Zwei-Stufen-Modell zum Friedensjournalismus vorschlägt, thematisiert Lynch (2009) die Unterscheidung zwischen „aktivem“ und „passivem“ Friedensjournalismus, indem er hinterfragt, ob „reporting of conflict in a newspaper already distinguished as a producer of less interventionist, or „passive“ peace journalism, might now manifest a higher proportion of „active“ peace journalism“ (Lynch 2009: 134). Indikatoren für einen passiven Friedensjournalismus seien dabei unter anderem die Vermeidung einer gefühlsgeladenen bzw. dämonisierenden Sprache sowie einer Etikettierung als gut oder schlecht. Eine konkretere Definition der Unterscheidung zwischen „aktivem“ und „passivem“ Friedensjournalismus bleibt hier jedoch aus. Kriegs- und Friedensjournalismus unterscheiden sich laut Galtung in der Art und Weise, wie Konflikte betrachtet werden. Grundsätzlich gebe es zwei Wege: „[...] ob der eigentliche Konflikt und seine friedliche Transformation in den Mittelpunkt gestellt werden, oder der – der durch Gewalt und Krieg erst daraus entstehende – Meta-Konflikt und die Frage, wer gewinnt. Die Medien bringen beides gelegentlich durcheinander; sie sprechen von Konflikt, wenn sie Gewalt meinen.“ (Galtung 1998: 4).
Den erstgenannten Weg bezeichnet Galtung dabei als „high road“, den zweitgenannten in logischer Konsequenz als „low road“, wobei er feststellt, dass die „low road“-Perspektive „bei weitem in den Medien dominiert“ (Galtung 1998: 4). In dieser Perspektive werde „Konflikt als eine Art Schlacht und die Schlacht als Gladiatorenkampf in einem Sportstadion“ (Galtung 1998: 4) gesehen. Weiters charakterisiert Galtung Kriegs- und Gewaltjournalismus wie folgt: „Die Parteien werden gewöhnlich auf die Zahl 2 reduziert und kämpfen um die Durchsetzung ihrer Ziele. Das zugrundeliegende Berichterstattungsmodell folgt oft ganz offensichtlich dem Muster des militärischen Kommandos: Es meldet, wer vorrückt, wer kurz vorm Ziel kapituliert und beziffert die Verluste nach der Anzahl der Toten und Verwundeten sowie der materiellen Verluste. Die Nullsummenperspektive stützt sich auf die Sportberichterstattung, wo „gewinnen nicht das einzig wichtige, sondern alles ist“. [...] Kriegsjournalismus hat seine Vorbilder in der Sportberichterstattung und – in der Hofberichterstattung!“ (Galtung 1998: 4-5).
Demgegenüber sieht Galtung die „high road“-Perspektive, also den Weg des Friedensjournalismus, in dem Konflikte „als weltweite Herausforderung“ (Galtung 1998: 5) gesehen würden. Einerseits bestehe in Konflikten die Gefahr, dass Gewalt entsteht.
Israelis (Elite-Gesellschaft) in der Berichterstattung über Non-Elite-Personen gleich selten vor wie die Palästinenser (Non-Elite-Gesellschaft).“ (Kempf 2004: 448)
4.5 „Antwort“ Friedensjournalismus
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„Aber im Konfliktfall gibt es genauso eindeutig die Chance für ein Fortschreiten der Menschheit, vorausgesetzt, daß der Konflikt dazu benutzt wird, neue Wege zu finden, phantasievoll und kreativ zu sein und den Konflikt so umzuformen, daß die Chancen die Oberhand gewinnen. Ohne Gewalt.“ (Galtung 1998: 5).
Friedensjournalismus müsse stets wahrheitsgemäß sein, jedoch sei Wahrheitsjournalismus allein noch kein Friedensjournalismus (vgl. Galtung 1998: 5). In diesem Zusammenhang nennt Galtung sechs wesentliche Aspekte, welche FriedensjournalistInnen recherchieren müssten (Galtung 1998: 5-6): 1. 2. 3. 4. 5. 6.
Was ist der Gegenstand des Konflikts? Wer sind die Konfliktparteien, was sind ihre wirklichen Ziele? Wieviele Parteien stehen außerdem unsichtbar im Hintergrund? Die Liste ist oft lang. Wo liegen die eigentlichen strukturellen und kulturellen Wurzeln des Konflikts, auch unter historischer Perspektive? Welche Ideen gibt es für andere Lösungen als die, daß eine Partei ihre Vorstellungen der anderen aufdrängt? Insbesondere kreative, neue Ideen? Können diese Ideen mächtig genug sein, um Gewalt zu verhindern? Wenn es zur Gewaltanwendung kommt: Wie steht es dann mit solchen nicht sichtbaren Folgen wie Trauma und Haß und dem Wunsch nach Vergeltung und Ruhm? Wer bemüht sich, Gewalt zu verhindern? Welche Visionen eines Konfliktausganges haben diese Leute, was sind ihre Methoden und wie können sie unterstützt werden? Wer initiiert Wiederaufbau, Versöhnung und Konfliktlösung, und wer ist lediglich Nutznießer der Aktivitäten anderer? (Galtung 1998: 5-6)
Anhand dieser Fragestellungen werden die Trennlinien zwischen konfliktorientiertem Friedensjournalismus und gewaltorientiertem Kriegsjournalismus offenkundig. Wie die Punkte 1 und 2 erkennen lassen, soll sich Friedensjournalismus vor allem am Konfliktgegenstand selbst orientieren, indem eine eingehende Konfliktanalyse bezüglich der direkt und indirekt involvierten AkteurInnen und der Ursachen betrieben wird (Friedens- und Konfliktorientierung statt Kriegsund Gewaltorientierung). Weiters sollen, wie in Punkt 3 ersichtlich, Lösungsalternativen unter Berücksichtigung aller Konfliktparteien aufgezeigt und diskutiert werden, um den Konflikt ohne Gewaltanwendung zu transformieren (Lösungsorientierung statt Siegerorientierung). Friedensjournalismus versteht sich insofern als investigativ, als dass, wie in Punkt 4 beschrieben, Folgen von Gewalt sowie Unwahrheiten und Vertuschungsversuche auf allen Seiten aufgedeckt werden sollen, während Kriegsjournalismus die Unwahrheiten der anderen fokussiert und eigene Vertuschungsversuche unterstützt (Wahrheitsorientierung statt Propagandaorientierung). Ebenso impliziert Punkt 4 die Menschenorientierung (statt Eliteorientierung) des Friedensjournalismus, die Punkte 5 und 6 beziehen sich explizit auf die Orientierung an Menschen, die etwa im Rahmen von Friedensinitiativen um eine Verhinderung einer Ausweitung des Krieges bemüht
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4. Perspektiven und Möglichkeiten journalistischer Konfliktbearbeitung
sind, und rekurrieren zudem auf die weitere Berichterstattung über die Nachkriegsphase (vgl. Galtung 1998: 7). Galtungs Einschätzung nach sind die meisten Medien nicht eindeutig der kriegs- oder friedensjournalistischen Seite zuordenbar. Jedoch: „Wenn ein Krieg seinen Höhepunkt erreicht, wie am Golf oder in Jugoslawien, wird ganz klar Kriegsjournalismus betrieben. Aber davor und danach gibt es – entgegen dem Professionalismus und Mut (!) des erfahrenen Kriegsberichterstatters, der unbeirrt sein Propagandawerk verrichtet – oft einige zögerliche, laienhafte, Bewegungen zur anderen Seite hin.“ (Galtung 1998: 8)
Das Vorherrschen des kriegsorientierten Journalismus erklärt sich Galtung durch Nachrichtenfaktoren (oKapitel 2 und 4.4) bzw. massenmediale Selektion, im Rahmen derer Kriege als lineare, negative Ereignisse, die Personen widerfahren, welche zu einer Elite gehören, eher ihren Weg auf die journalistische Agenda finden als Frieden als etwas Komplexes, Positives, strukturell Bedingtes (nicht personalisiert) und durch Initiativen oft eher unbekannter Personen bzw. Teile der Zivilbevölkerung (Non-Elite) Erreichtes (vgl. Galtung 1998: 9, 17). Friedensbewegungen haben es folglich schwer, ihre (alternativen) Vorstellungen über (konventionelle) Massenmedien zu transportieren (vgl. Vogler 2004: 185).21 Dennoch sei Friedensjournalismus laut Galtung notwendig, da Nachrichtenbilder, also jene Bilder, welche die Medien von der Wirklichkeit konstruieren, „als primäre politische Sozialisation fungieren“ (Galtung 1998: 15). Zudem werde „[...] die heutige Welt [...] immer globaler, alphabetisierter und demokratischer. Wenn die Welt dichter an ein Land heranrückt, müssen die Probleme aus mehr als nur der eigenen Perspektive betrachtet werden. Außerdem ist Bildung nicht länger das Privileg einiger weniger; in der heutigen Welt sind viele viel besser informiert als die Eliten. Demokratie läßt sie das Recht fordern, an den Dingen teilzuhaben, von denen sie selbst betroffen sind. Und von Konflikten und Kriegen sind sie betroffen. Kriegsjournalismus ist einfach passé, ein Relikt der Vergangenheit. Eine Veränderung ist überfällig.“ (Galtung 1998: 10).
Tatsächlich kommt Kempf (2005) in zwei Experimenten zur deeskalationsorientierten Berichterstattung über Nachkriegskonflikte zu dem Ergebnis, dass dees21
Einen Versuch der Vermittlung alternativer Perspektiven in qualitätsjournalistisch positionierten Tageszeitungen unternahmen im Jahr 2003 zur Frage einer neuen Definition der europäischen Rolle in der Welt namhafte Intellektuelle wie Derrida, Habermas und Eco als Gegenvorschlag zum „Brief der Acht“, in dem EU-Staaten und EU-Beitrittsländer Unterstützung für die amerikanische Außenpolitik äußerten. Habermas und Derrida stellen in ihrem am 31.5.2003 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung unter dem Titel „Nach dem Krieg: Die Wiedergeburt Europas“ erschienenen Artikel unter anderem fest: „Uns allen schwebt das Bild eines friedlichen, kooperativen, gegenüber anderen Kulturen geöffneten und dialogfähigen Europas vor.“ (Habermas/Derrida 2003).
4.5 „Antwort“ Friedensjournalismus
69
kalationsorientierte Zeitungsartikel niemals weniger akzeptiert wurden als die anderen den 126 bzw. 128 ProbandInnen vorgelegten Textversionen22. Laut Kempf sprechen die Ergebnisse der zwei Experimente jedenfalls für das Projekt Friedensjournalismus, denn: „Bei dem Textmaterial aus der Qualitätspresse und ihrer Leserschaft wurden sie [deeskalationsorientierte Zeitungsartikel, Anm.] sogar eher akzeptiert und resultierten in weniger stark polarisierten mentalen Modellen. Bei dem Textmaterial aus der Provinzpresse und ihrer Leserschaft konnte kein Unterschied bezüglich der Akzeptanz der verschiedenen Textversionen gefunden werden.“ (Kempf 2005: 1) (zu psychologischen Effekten von Kriegs- sowie Friedensjournalismus vgl. auch McGoldrick 2009)
Aufgrund des friedensjournalistischen Anspruchs, Frieden zu berichten, hat Galtung gemeinsam mit Vincent „zehn Vorschläge für eine andere Kriegsberichterstattung“ (Galtung/Vincent 1993: 1) entwickelt, welche praktische Hinweise zur friedensjournalistischen Arbeit geben sollen (vgl. Hanitzsch 2004: 173-174). Folgende Aspekte journalistischen Handelns müssten demnach beachtet werden (Galtung/Vincent 1993): (1) „In jedem Krieg sollte der Journalist sich bemühen, seine Story von allen Seiten zu beleuchten. Es ist zwar wichtig, einen Standpunkt zu haben; wichtiger als alles andere ist aber, bei den Fakten korrekt zu sein. Genauigkeit ist der Schlüssel zu einer fairen und verantwortlichen Berichterstattung.“ (Galtung/Vincent 1993: 8) (2) „Im Krieg sollten die Medien darauf drängen, Zugang zu Ereignissen, Menschen und Themen zu bekommen. Das kann schwierig sein, wenn man berücksichtigt, daß viele nur widerwillig Interviews geben und Militär- oder Regierungsveranwortliche immer auch bestimmte Sicherheitsrisiken sehen. Trotzdem, Quellenvielfalt ist das wirksamste Werkzeug von Journalisten. Indem sie nach vielfältigen Quellen suchen, erhöhen Journalisten die Wahrscheinlichkeit, daß sie die wahre Begebenheit berichten und nicht nur eine, die bestimmte Führer die Öffentlichkeit glauben lassen wollen; auch eventuelle Ungenauigkeiten können so entdeckt werden. Reliabilität wird maximiert, wenn die Medien für den Zugang zu Quellen kämpfen.“ (Galtung/Vincent 1993: 11) (3) „Um eine umfassende Berichterstattung zu gewährleisten, sollten Journalisten Eliten nicht übermäßig als Quellen nutzen, sondern bestrebt sein, verschiedene „Autoritäten“ und „Experten“ ausfindig zu machen.“ (Galtung/Vincent 1993: 15)
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Den ProbandInnen wurden folgende Artikelvarianten unterschiedlicher Nachkriegskonflikte vorgelegt: moderat eskalationsorientierte Artikel aus den Qualitätszeitungen „Die Welt“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und „Süddeutsche Zeitung; Artikel mit verstärkt eskalationsorientiertem Framing; Artikel mit moderat deeskalationsorientiertem Framing; Artikel mit stärker deeskalationsorientiertem Framing der Ereignisse. Jede/r ProbandIn musste jeweils einen Artikel zu jedem Nachkriegskonflikt lesen (vgl. Kempf 2005: 1)
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4. Perspektiven und Möglichkeiten journalistischer Konfliktbearbeitung
(4) „Es wäre vernünftig, wenn die Medien in ihrer Kriegsberichterstattung eine Glorifizierung der Technologie vermeiden würden. Zugegebenermaßen ist das schwierig. Journalisten neigen dazu, Technologie als wichtig anzusehen; der ganze Berufsstand verdankt seine Existenz der Technologie.“ (Galtung/Vincent 1993: 17) (5) „So inhuman es auch scheinen mag, die Medien sollten nicht darauf verzichten, auch drastisch-anschauliches Material („blood and guts“-Storys) zu verwenden, nur weil einige so etwas als abstoßend empfinden. Obwohl sie natürlich abstoßend sind, vermitteln derartige Szenen doch ein wirklicheres Bild von den Schrecken des Krieges. Krieg ist nicht schön, und seine Kosten (in bezug auf Geld und Menschenleben) können unglaublich hoch sein. Werden solche Szenen gezeigt, wird die Öffentlichkeit gezwungen, sich der häßlichen Realität des Krieges zu stellen. Natürlich müssen Journalisten auch dabei abwägen, ob mit derartigen Präsentationen die Regeln des guten Geschmack unnötig verletzt werden. Denn es sollte keine Möglichkeit gegeben werden, durch die Veröffentlichung sensationellen Materials us dem Krieg Profit zu schlagen. Boulevard-Journalismus ist von uns nicht gemeint.“ (Galtung/Vincent 1993: 18-19) (6) „Die Medien sollten sinnvolle und gut geschriebene Berichte über „normale Leute“ anbieten. Denn damit können sie eine personalisierte Darstellung des Krieges präsentieren, die auch angebracht ist. Während wir oben die Nutzung nonelitärer Quellen begründet haben, geht es in diesem Fall um etwas anderes – nämlich um Human-Interest-Storys über Menschen, die normalerweise nicht im Scheinwerferlicht stehen. Ob sie nun Opfer oder unbeteiligte Beobachter sind, ihr Leben wird durch den Krieg in Unordnung gebracht.“ (Galtung/Vincent 1993: 23-24) (7) „Die Medien können eine Vielzahl von Storys anbieten – und das schließt Hintergrundberichte ausdrücklich ein. Gerade wenn Journalisten sich nicht einfach nur auf die Ereignisse der letzten 24 Stunden beschränkten, könnte das dazu beitragen, die Vermittlungsfunktion der Medien für das Publikum zu verbessern. Möglichkeiten für Hintergrundberichterstattung bieten historische Skizzen über Kulturen, Geopolitik, Militärgeschichte oder tiefreichende Analysen gegenwärtiger Probleme und Diskussionen.“ (Galtung/Vincent 1993: 26) (8) „Die Medien müssen sich bewußt sein, daß „Nachrichtenmacher“ versuchen, sie zu manipulieren. Dieses Problem gewinnt an Bedeutung, weil eine zunehmende Zahl von Menschen die persuasive Macht der Medien erkennt. Vieles, was jeden Tag berichtet wird, fällt in die Kategorie „Verlautbarungsjournalismus“: Nachrichten, die von „Nachrichtenmachern“ präpariert werden und via Pressemitteilungen in die Medien gelangen oder eigens konstruierte Ereignisse wie Pressekonferenzen, geplante Reden und Informationsgespräche.“ (Galtung/Vincent 1993: 27) (9) „Es ist eine Gefahr, wenn Medien oder Journalisten selbst zur Nachricht werden. Im letzten Abschnitt sprachen wir über die Gefahren, die entstehen, wenn Außenstehende versuchen, die Presse zu manipulieren. Hier nun geht es um die potentielle Manipulation durch die Nachrichtenleute selbst, sei sie beabsichtigt oder nicht. Das Problem liegt in der Ablenkung der öffentlichen Aufmerksamkeit von den wahren Problemen des Krieges. Obwohl die Frage, wie die Medien über den Krieg berichten, durchaus berechtigt ist, muß man aufpassen, daß sie nicht zur eigentlichen Story wird oder die anderen Probleme überschattet.“ (Galtung/Vincent 1993: 32) (10) „Es ist wichtig, daß Nachrichtenmedien in ihrer Berichterstattung Friedensinitiativen thematisieren und fördern. Die Presse kann eine zentrale Rolle bei Konfliktlösungsversuchen spielen und friedliche Lösungen fördern. Mit den Möglichkeiten des Agenda-Setting sind die Massenmedien in einer Position, von der aus sie ein wesentliches Mittel kontrollieren können, um die öffentliche Meinung zu formen. Warum sonst zeigen so viele Regierungen ein solches Inte-
4.5 „Antwort“ Friedensjournalismus
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resse für die Tätigkeiten und die Organisation von Medieninstitutionen?“ (Galtung/Vincent 1993: 33)
Dass diese zehn Punkte innerhalb des kommunikationswissenschaftlichen Faches kontroverse Debatten auslösen, liegt auf der Hand. So wird JournalistInnen hier etwa die Möglichkeit eingeräumt, wahre Begebenheiten bzw. ein „wirklicheres Bild“ vermitteln zu können (Punkte 2.3 und 5), was konstruktivistischen Perspektiven als vorwiegenden metatheoretischen Verortungen in der (neueren) kommunikationswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit journalistischer Krisen- und Konfliktberichterstattung gegenübersteht (oKapitel 2.3). Zudem wird PR mit schierer Manipulation bzw. mit Propaganda gleichgesetzt (Punkt 8) – eine Sichtweise, die angesichts theoretischer Fundierungen der Public Relations verkürzt erscheint (oKapitel 5.4). Weiters wäre anzunehmen, das journalistische Medienkritik, die „häufig Teil des Medienangebots selbst“ (Jäckel 2008: 179) ist, bzw. Selbstkontrolle gerade friedensjournalistischen Ansprüchen stark entgegenkommt (Punkt 9). Der Thematisierung und Förderung von Friedensinitiativen (Punkt 10) stehen journalistische bzw. öffentliche Selektionskriterien bzw. Nachrichtenfaktoren (oKapitel 2 und 4.4) entgegen. Die systemtheoretische Perspektive, dass Journalismus als autonomes System wie jedes System nach eigenen Regeln funktioniert, welche jedoch mit dem jeweiligen Publikumsinteresse abgestimmt werden müssen, und als System strukturellen Zwängen unterliegt, scheint hier ausgeblendet zu werden (oKapitel 2 und 3). Kempf (1998) zeigt im Rahmen der oben genannten Studie über die Berichterstattung dritter Parteien während des Golfkriegs (oKapitel 4.4) neben systemischen bzw. ökonomischen Zwängen als Hürden für kritische friedensjournalistische Arbeit zudem auch die Schwierigkeit auf, dass die bloße Berichterstattung über das Scheitern von Friedensinitiativen militärische Logik fördern kann (vgl. Kempf 1998: 45). Diese Erkenntnis bringt Kempf (1998) zu folgendem Resümee: „Kritischer Friedensjournalismus erfordert offensichtlich mehr als nur die Trennung von Bericht und Meinung. Er fordert eine intellektuelle Kapazität, die es ihm erlaubt, über den Antagonismus des Krieges hinauszugehen. Wenn Journalisten für sich in Anspruch nehmen, einen Beitrag zur Beendigung von Krieg und Gewalt leisten zu wollen (vgl. Stock, 1997), genügt es nicht, daß sie neutral bleiben, sondern sie müssen den Rahmen von Krieg und militärischer Logik verlassen und ihre Basis in der Logik der konstruktiven Transformation von Konflikten finden.“ (Kempf 1998: 46, zu Kempfs Konzept eines „kritischen Friedensjournalismus“ vgl. auch Hanitzsch 2004: 175-176)
Konkreter thematisiert Görke (2004: 134-137) die Enthierarchisierung der beobachteten Systeme sowie Multiperspektivität als mögliche journalistische Alternativen angesichts des politisch-militärischen Informationsmanagements, welche
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4. Perspektiven und Möglichkeiten journalistischer Konfliktbearbeitung
auch Forderungen friedensjournalistischer Ansätze darstellen. Beide Alternativen wurden in der journalistischen Krisenwirklichkeitskonstruktion des dritten Golfkriegs oftmals realisiert. Offenkundig könne aber „selbst die strikteste Einhaltung des friedensjournalistischen Forderungskatalogs Kriege nicht verhindern“ (Görke 2004: 137). Jedoch könne die Krisenberichterstattung dadurch unter Umständen angemessener bzw. komplexer werden (vgl. Görke 2004: 137). Zudem resultiere diese (teilweise) alternative journalistische Konstruktion von Krise im Falle von CNN daraus, dass der Sender im Unterschied zum zweiten Golfkrieg „kein Nachrichtenmonopol mehr inne hatte, sondern sich gegen die BBC und – wie schon in Afghanistan – vor allem gegen ‚Al-Jazeera’ behaupten musste“ (Görke 2004: 136). Ironisch sei dabei, dass „Krisenjournalismus gerade durch politisch-militärisches Informationsmanagement zu friedensjournalistischen Konzepten veranlasst wird“ (Görke 2004: 137). Dies geschehe nicht aufgrund einer höheren Einsicht, sondern habe mit der Selbstbehauptung journalistischer Eigenwerte bzw. der Selbsterhaltung des Systems Journalismus zu tun (vgl. Görke 2004: 137).
4.6 Zwischenfazit: Benennen und konstruktive Diskussion als Aufgaben der Krisen-, Kriegs- und Konfliktberichterstattung Unterschiedliche Ansprüche an Journalismus im Zusammenhang mit gesellschaftlicher Problembearbeitung und Konfliktbearbeitung lassen sich auf Basis von Journalismus-Konzepten bzw. Berichterstattungsmustern und in weiterer Folge unterschiedlichen journalistischen Rollenbildern sowie unterschiedlichen theoretischen Ansätzen der Journalismusforschung ausdifferenzieren (oKapitel 4.2 und 4.3). Das Konzept des Friedensjournalismus, welches bei einer Kritik der Kriegsberichterstattung als propagandistisch, eskalations- und elitenorientiert ansetzt, stellt in diesem Zusammenhang besonders hohe Ansprüche an die journalistische Praxis, welche über die gesellschaftlichen Funktionen von Journalismus im Hinblick auf Information, Integration, Orientierung und als Forum hinausgehen und aus systemtheoretischer und konstruktivistischer Perspektive als überzogen, unrealistisch und oft als gar nicht wünschenswert kritisiert werden (oKapitel 2.3 und 4.5). Die Eskalationsorientierung und der geringe Marktwert des Friedens, die Jaeger (2004: 327) in der Kriegsberichterstattung bemängelt, geben berechtigten Anlass zur Kritik (oKapitel 4.4). Dass Frieden im Gegensatz zu Konflikt keinen Nachrichtenwert bzw. kein journalistisches Selektionskriterium darstellt, ist dem System Journalismus jedoch immanent, wobei zu bedenken ist, dass die Nachrichtenfaktoren nicht ohne Grundlage für das System Journalismus „erfunden“ wurden, sondern dass diese auf Relevanzkriterien der Um-
4.6 Zwischenfazit
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weltbeobachtung von Menschen rekurrieren (vgl. Staiger 2004: 163, oKapitel 3). Fraglich ist zudem, ob Friedens- und Versöhnungsarbeit und somit die Übernahme von Aufgaben, die eigentlich dem politischen System obliegen, dem System Journalismus überhaupt auferlegt werden können bzw. sollen, oder ob durch ein solches journalistisches Verständnis Qualitätskriterien wie Ausgewogenheit bzw. Objektivität nicht eher gefährdet sind. Die Kritikpunkte am friedensjournalistischen Konzept sind jedenfalls tiefgreifend und beinhalten im Großen und Ganzen fundierte Argumentationen, warum dieses nicht umsetzbar oder nicht wünschenswert ist (oKapitel 2, 3 und 4.5). Diese Begründungen führen im Rahmen der vorliegenden Arbeit zu der Schlussfolgerung, dass friedensstiftende Maßnahmen realistisch betrachtet generell nicht zu journalistischen Leistungen zählen können. Jedoch ist der qualitätsjournalistischen Krisen- und Konfliktberichterstattung zuzutrauen, dass Missstände bzw. Konflikte unter Einhaltung qualitätsjournalistischer Kriterien, also der „Anwendung der bekannten Werkzeuge“ (Loyn 2007: 1), benannt und konstruktiv diskutiert werden (oKapitel 3).
5. Journalistische Konfliktberichterstattung und Außenpolitik
5.1 Kapitel-Übersicht Das folgende Kapitel versucht der Forderung nach „weiteren Horizonten“ (Calließ/Raue 2004: 199) in der Erforschung der journalistischen Kriegs-, Krisen- und Konfliktberichterstattung nachzukommen (oKapitel 2.1) und kontextualisiert Journalismus mit seiner System-Umwelt. Hierbei werden die Beziehung bzw. wechselseitige Einflüsse zwischen Auslands- bzw. internationaler Berichterstattung und dem System Politik bzw. politischen EntscheidungsträgerInnen fokussiert. In einem ersten Schritt wird die Rolle der Auslandsberichterstattung in außenpolitischen Entscheidungs- bzw. Konfliktmanagementprozessen thematisiert, wobei diesbezügliche Analysen in der einschlägigen Literatur nur selten über theoretische Überlegungen hinausgehen. Erörtert werden zunächst der so genannte CNN-Effekt, dem die „compassion fatigue thesis“ gegenübersteht, die so genannte „Indexing“-These, der so genannte Rally-Effekt, die Rolle von PolitikerInnen als ProtagonistInnen der Berichterstattung und deren diesbezüglicher Umgang mit den Medien sowie das Konzept der „öffentlichen Diplomatie“ (oKapitel 5.2). Da es sich im Falle der öffentlichen Diplomatie im Gegensatz zum CNN-Effekt nicht nur um eine theoretische Annahme, sondern ein von Regierungen bzw. Entscheidungen oftmals angewandtes Konzept handelt – öffentliche Diplomatie hat etwa in der U.S.-amerikanischen Politik ihren fixen Platz – und da sich aus Überlegungen zu öffentlicher Diplomatie zudem gegenseitige Einflüsse zwischen Journalismus und Politik ableiten lassen, wird „public diplomacy“ in der Folge als Erklärungsrahmen für die Beziehung von Medien bzw. Auslandsjournalismus und politischen EntscheidungsträgerInnen herangezogen (oKapitel 5.3). Schließlich wird die Frage thematisiert, ob das Konzept der öffentlichen Diplomatie mit Propaganda gleichzusetzen ist oder ob demgegenüber politische EntscheidungsträgerInnen durch das Öffentlichmachen vormals eher „geheimer“ Diplomatie und damit einhergehenden erweiterten diskursiven Partizipationsmöglichkeiten demokratischen Legitimationszwängen unterliegen (oKapitel 5.4).
I. Wetzstein, Mediativer Journalismus, DOI 10.1007/978-3-531-94061-8_5, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
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5. Journalistische Konfliktberichterstattung und Außenpolitik
5.2 „From secret chambers to the public sphere“: Theoretische Überlegungen zur Rolle der Auslandsberichterstattung in außenpolitischen Entscheidungs- bzw. Konfliktmanagementprozessen Wenn, wie in der vorliegenden Arbeit, die Frage nach einer konstruktiven Konfliktbearbeitung im Journalismus gestellt wird, ist es notwendig, Journalismus nicht als isoliertes, sondern als ein im Kontakt mit seiner Umwelt stehendes System zu begreifen, Krisen-, Konflikt- und Kriegsberichterstattung also in einem weiteren Kontext zu betrachten, wofür in der Krisen- und Kriegskommunikationsforschung oftmals plädiert wird (oKapitel 2.1). Im Falle der Krisen-, Konflikt- und Kriegsberichterstattung im Auslandsjournalismus ist also besonders die Frage nach den Beziehungen zwischen Medien und (Außen-)Politik zu erörtern. Einen Ausgangspunkt kann in diesem Zusammenhang das Konzept der öffentlichen Diplomatie darstellen, welches die Behandlung von Diplomatie als öffentliche Angelegenheit thematisiert. Unumgängliche „Adressaten“ des publicdiplomacy Konzepts sind also die Medien, was auch erklärt, warum das Konzept der öffentlichen Diplomatie in der Literatur auch Mediendiplomatie genannt wird (vgl. Hartmann 1988: 73). Neben repräsentativen Tätigkeiten und der Beobachtung bzw. Berichterstattung politischer Entwicklungen etwa durch BotschafterInnen ist Konfliktmanagement beispielsweise im Rahmen bi- bzw. multilateraler Verhandlungen eine dritte wichtige diplomatische Aufgabe (vgl. Hartmann 1988: 61 – 69). Public diplomacy wird unter anderem als Konfliktmanagementtool eingesetzt (vgl. Reitweger 2004: 5). Zieht man nun Journalismus an das public-diplomacy Konzept heran, drängen sich vor allem die Fragen auf, welche Rolle Journalismus im internationalen politischen Konfliktmanagement bzw. in öffentlichen Diplomatieprozessen einnimmt, von welchen (wechselseitigen) Einflüssen zwischen Medien und Außenpolitik ausgegangen werden kann und wie politische EntscheidungsträgerInnen mit Medien bzw. journalistischer Berichterstattung umgehen. Kepplinger (2009a: 51-66) setzt sich mit PolitikerInnen als ProtagonistInnen der Medien auseinander und thematisiert unterschiedliche Wahrnehmungsund Wirkungsdimensionen der Medienberichterstattung bzw. hervorgerufene reziproke Effekte bei PolitikerInnen im Unterschied zu unbeteiligten BeobachterInnen. „Reziproke Effekte beruhen auf der persönlichen Betroffenheit und auf der spezifischen Mediennutzung der gesellschaftlichen Akteure, die sich selbst oder ihr Tätigkeitsfeld als Gegenstand der Berichterstattung sehen.“ (Kepplinger 2009a: 51). Generell kann davon ausgegangen werden, dass Medienberichterstat-
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Keren 2004: 214
5.2 Theoretische Überlegungen zur Rolle der Auslandsberichterstattung
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tung auf ProtagonistInnen derselben eine stärkere Wirkung hat als auf BeobachterInnen: „Geht man von den Annahmen aus, dass die Protagonisten der Medienberichte sich besonders hohen Mediendosen aussetzen, die Beiträge aufgrund ihrer Betroffenheit sehr aufmerksam verfolgen und entsprechend sensibel reagieren, kann man folgern, dass Medien auf die Protagonisten eine stärkere Wirkung besitzen als auf die Masse der unbeteiligten Beobachter.“ (Kepplinger 2009a: 55)
Die Effekte der Medienberichte können kognitiver oder emotionaler Natur sein, sich aber auch als direkt beobachtbare Verhaltensweisen (z.B. Beratungen, öffentliche Auftritte, Anweisungen) als Folge der Medienberichterstattung zeigen. Zu diesen Verhaltensweisen zählt auch der Umgang der ProtagonistInnen mit den Medien (Einflussnahme oder Anpassung) (vgl. Kepplinger 2009a: 52). Ausgegangen werden kann davon, dass der Grad des medialen Einflusses auf die ProtagonistInnen von der Reputation der Medien abhängt: „Kritik von Medien, die man schätzt, ist schmerzlicher, Lob von solchen Medien erfreulicher als entsprechende Aussagen von Medien, die man nicht schätzt.“ (Kepplinger 2009a: 53). PolitikerInnen sind in Bezug auf die Berichterstattung, welche sie involviert, jedoch keineswegs ausschließlich reaktiv, sondern versuchen auch, auf die Medienberichterstattung Einfluss zu nehmen. Kepplinger (2009a) unterscheidet diesbezüglich drei Effekte: „Pro-aktive Effekte sind Wirkungen zukünftiger Berichte auf die Verhaltensweisen potenzieller Protagonisten, die sie verhindern oder herbeiführen wollen. Man kann sie auch als antizipierende Reaktionen bezeichnen. Beispiele hierfür sind Interventionen in Redaktionen und Exklusivinterviews. Inter-aktive Effekte sind Wirkungen, die während der Kontakte mit den Medien von ihnen ausgehen. Ein Beispiel hierfür sind Einflüsse der Studio-Atmosphäre auf das nonverbale Verhalten von Gästen einer TV-Talk-Show. Re-aktive Effekte sind Wirkungen, die bereits erschienene Berichte auf Protagonisten ausüben. Man kann sie auch als korrigierende Reaktionen bezeichnen.“ (Kepplinger 2009a: 56)
Die Frage nach gegenseitiger Einflussnahme von Medien bzw. Auslandsberichterstattung und Außenpolitik beschäftigt die Kommunikationswissenschaft seit geraumer Zeit, zumeist jedoch auf theoretischer Ebene, wie etwa anhand der zahlreichen Analysen und Abhandlungen zum so genannten CNN-Effekt demonstriert werden kann, welcher dem tages- und stundenaktuellen „Echtzeit“Journalismus dahingehend einen nicht näher definierten Einfluss auf politische AkteurInnen zuschreibt, als dass ein solcher Journalismus einen gewissen Entscheidungsdruck auf die jeweils involvierten politischen EntscheidungsträgerInnen ausübt, diese zu je nach Perspektive positiven oder negativen, meist kurzfristigen politischen Entscheidungen zwingt, politische Prozesse also (oft unkontrol-
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5. Journalistische Konfliktberichterstattung und Außenpolitik
liert bzw. unreflektiert) beschleunigt (vgl. Jakobsen 2000, Robinson 2002, Staiger 2004: 167). „Adherents to the so-called `CNN effect´hold that global broadcasting corporations, such as CNNI, transmitting harrowing scenes of human suffering from around the globe, prompt changes in foreign policy and can even galvanize governments into carrying out humanitarian interventions backed by military force.“ (Cottle 2009: 127)
Dabei wird generell vermutet, dass der Einfluss der Medien – gemeint sind hier nicht ausschließlich audiovisuelle Medien, sondern auch etwa Tageszeitungen24 – mit politischer Unsicherheit bzw. Ungewissheit („policy uncertainty“), beispielsweise einem Dissens zwischen politischen EntscheidungsträgerInnen, wächst (vgl. Robinson 2002: 3, 25). Eine wesentliche Rolle spielt in diesem Zusammenhang aber auch die Frage, wie prioritär bzw. wichtig eine solche Krise vom betreffenden politischen Umfeld wahrgenommen wird (vgl. Spencer 2008: 39). Dass der so genannte CNN-Effekt nicht unumstritten ist, wird vor allem im Rahmen der in Opposition zum CNN-Effekt stehenden „compassion fatigue thesis“, welche im deutschsprachigen Raum weniger thematisiert wird als im englischsprachigen und sich eher auf Reaktionen von RezipientInnen auf emotionaler Ebene als auf Reaktionen politischer EntscheidungsträgerInnen auf kognitiver und handelnder Ebene bezieht, deutlich: „Here it is argued that media reports and televised scenes of human suffering in fact have a diminishing capacity to mobilize sentiments, sympathy or sustain humanitarian forms of response. Essentially, it is argued, audiences have become inured to the moral compulsion of such images and our capacity for compassion has become overwhelmed or `fatigued´ by their constant circulation in the media.“ (Cottle 2009: 128)
Beide Ansätze – der CNN-Effekt ebenso wie die compassion-fatigue-These – gehen von einer Mediendeterminierung aus, jedoch mit der Annahme völlig konträrer Auswirkungen. In diesem Zusammenhang hinterfragt Cottle (2009: 128-145) den CNN-Effekt als „too good to be true?“ und demgegenüber „compassion fatigue“ als „too bad to be right?“. Die Beziehung zwischen Medien und Politik in den Vereinigten Staaten thematisiert Bennett (1990) anhand der so genannten „Indexing“-These25. Hier 24 25
„Both TV news, because of the visual imagery, and newspapers, because of their greater tendency to express overt political opinion and influence elite opinion, might play an important role in influencing opinion during humanitarian crises.“ (Robinson 2002: 3) Bennetts (1990) „Indexing“-These, welche sich auf U.S.-amerikanische Berichterstattung bezieht, kann nicht direkt etwa auf deutsche Verhältnisse übertragen werden, da in der Kommunikationsforschung übereinstimmend davon ausgegangen wird, „dass deutsche Journalisten ein grundsätzlich kritischeres Selbstverständnis ihres Berufes aufweisen als ihre amerikanischen Kollegen“ (Pohr 2005: 264). Jedoch hat sich die „Indexing“-These auch in der deutschen
5.2 Theoretische Überlegungen zur Rolle der Auslandsberichterstattung
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wird angenommen, dass für führende Medienunternehmen bzw. -organisationen arbeitende JournalistInnen „tend to ,index’ the range of voices and viewpoints in both news and editorials according to the range of views expressed in mainstream government about a given topic“ (Bennett 1990: 106). Hindernisse für die Thematisierung alternativer Sichtweisen seien limitierte Zeitressourcen für journalistische Recherche sowie der journalistische Schreibstil, der zur Struktur offizieller Statements passt (vgl. Henderson 2003: 3). Andere bzw. alternative Sichtweisen zum politischen Mainstream werden in die Berichterstattung nach dieser These dann einbezogen, wenn sich diese auch in offiziellen politischen Kreisen durchzusetzen beginnen (vgl. Bennett 1990: 106). Die Vielfalt der in die Berichterstattung einbezogenen Sichtweisen kann je nach Themengebiet variieren, wobei in der Außenpolitikberichterstattung und „sperrigen“ Themenfeldern wie Währungspolitik eher wenig alternative Stimmen vermutet werden, „offizielle“ narrative Strukturen also dominieren.26 Die „Indexing“-These trifft zudem
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Berichterstattung „als geeignetes Erklärungsmuster für die Medienleistung in parlamentarischen Konsenssituationen“ bewährt (Pohr 2005: 274). Medien sind in der Regel „nicht nur eine neutrale Leinwand, auf die die Konfliktparteien ihre Bilder vom Krieg projizieren können“ (Brüggemann/Weßler 2009: 635), sondern vielmehr selbst Akteure mit einem hohen Maß an redaktioneller Autonomie (vgl. Brüggemann/Weßler 2009: 635). Als Erklärungsrahmen für die Dominanz „offizieller“ narrativer Strukturen in der Berichterstattung kann aufgrund der „Indexing“-These die Möglichkeit großer kommunikationsstrategischer Einflussnahme auf die journalistische Berichterstattung durch Politik und Militär gerade im Krieg als Ausnahmesituation, die sich in der journalistischen Routine in der Regel durch Informationsknappheit und gleichzeitig durch ein erhöhtes Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit äußert (oKapitel 4.4), abgeleitet werden. Politisches bzw. militärisches Informationsmanagement bedient sich etwa zum Zwecke der Legitimierung von Kriegshandlungen dabei oftmals der gezielten Inszenierung von Skandalen (Medienskandale als medial produzierte Skandale folgen dabei im Gegensatz zu mediatisierten Skandalen, also von Medien lediglich thematisierten und weniger konstruierten Skandalen, einer spezifischen Erzählstrategie, vgl. Burkhardt 2006: 25-26). Als Beispiel für einen gezielt inszenierten Skandal nennt Burkhardt (2006: 24) die moralische Skandalisierung des Iraks durch die US-Regierung zur Vorbereitung ihres zweiten Golfkriegs. Überhaupt haben sich Skandale laut Burkhardt (2006: 24) mit der Erfindung der Massenmedien „zur gefährlichen Waffe politischer Einflussnahme entwickelt“, wodurch die Qualität der für die Berichterstattung zur Verfügung stehenden Quellen hinterfragt werden muss (wovon im Rahmen der „Indexing“-These jedoch eher nicht ausgegangen wird), was für die journalistische Kriegsberichterstattung auch generell gilt. Wie journalistische Kriegsberichterstattung (oKapitel 4.4) verlaufen auch Medienskandale nach einer bestimmten Dramaturgie bzw. Dynamik, folgen bestimmten Mustern bzw. narrativen Strukturen, die sich in unterschiedliche Phasen der Berichterstattung einordnen lassen („Skandaluhr“ als Phasenmodell des Medienskandals, vgl. Burkhardt 2006: 204): 1. Latenzphase (generell kurz, emotionale Erregung der Medienöffentlichkeit annähernd im Normalzustand, Einführung der ProtagonistInnen und Schlüsselereignisse); 2. Aufschwungphase (höhere emotionale Erregung der Medienöffentlichkeit, Kontextualisierung der Schlüsselereignisse); 3. Etablierungsphase mit Klimax (Entscheidungsfindung, Skandalklimax bzw. Entscheidung am Ende dieser Phase, emotionale Erregung der Medienöffentlichkeit erreicht ihren Höhepunkt/Medienöffentlichkeit im emotionalen Ausnahmezustand); 4. Abschwungphase (Qualifikation der Entscheidung,
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5. Journalistische Konfliktberichterstattung und Außenpolitik
vermutlich eher auf tägliche Ereignisse und Krisen zu als auf „spezielle Berichterstattung“, etwa über politische Wahlen, „that may have a normative-ritual order of their own“ (Bennett 1990: 107, vgl. Bennett 1990: 106-107). In Bennetts (1990) These hat Journalismus kaum Autonomie in der Thematisierung unterschiedlicher Sichtweisen, während Berry (1990) und Zaller/Chiu (1996) feststellen, dass journalistische Kritik an politischen Eliten dann Eingang in die Berichterstattung findet und von offiziellen politischen Positionen dann Distanz gewahrt wird, wenn politische Entscheidungen als gescheitert bzw. fehlgeschlagen wahrgenommen werden. Anders formuliert ist kritische journalistische Berichterstattung eher dann gegeben, wenn politischer Dissens bzw. wahrgenommene Fehlentscheidungen dominieren, während „offizielle“ Sichtweisen dann eher übernommen werden, wenn im politischen System Konsens vorherrscht (vgl. dazu auch Henderson 2003: 7). Der theoretische Ansatz des CNN-Effekts wird von Berry (1990) insofern unterstützt, als dass JournalistInnen nicht nur (Regierungs-)Informationen filtern, sondern auch aktiv an außenpolitischen Prozessen teilnehmen (vgl. Henderson 2003: 7-8). Im Rahmen des so genannten „Rally“-Effekts (abgeleitet aus „Rally around the flag“) wird wiederum angenommen, dass das Vertrauen in PolitikerInnen bzw. politische Institutionen sowie in das Militär bei beginnenden Krisen kurzbzw. mittelfristig zunimmt, was durch eine konsonante und undifferenzierte Berichterstattung eher begünstigt wird. Empirisch belegt ist der Rally-Effekt, welcher sich etwa nach dem 11. September 2001 zeigte, in den USA (vgl. Löffelholz 2004: 40). Einige AutorInnen attestieren Massenmedien gerade im Rahmen von Konflikten bzw. Krisen einen besonders hohen Einfluss auf politische EntscheidungsträgerInnen. Keren (2004) etwa thematisiert die Presse als einflussreiche Akteurin in diplomatischen Prozessen: „Since diplomacy has shifted from secret chambers to the public sphere, the press has turned into a major actor in diplomatic processes. The modern era of diplomacy is the era of public opinion and the latter is both reflected in and led by the press.” (Keren 2004: 214.). Zudem kann die öffentliche Meinung – reflektiert und beeinflusst von der Presseberichterstattung (vgl. Keren 2004: 214) – politische EntscheidungsträgerInnen insofern unter Druck setzen, als dass diese gedrängt werden, verantwortungsbewusste Übereinkünfte zu erzielen. „Yet negotiators know that the outcome of their dealemotionale Erregung der Medienöffentlichkeit sinkt), 5. Rehabilitationsphase (Normalisation der Situation, an deren Ende die Medienöffentlichkeit wieder annähernd den emotionalen Normalzustand bzw. denselben emotionalen Zustand wie zu Beginn der Latenzphase erreicht). Diese Überlegungen demonstrieren das Vorhandensein narrativer Routinen bzw. Thematisierungsstrategien selbst in der Darstellung von Ausnahmezuständen (nicht nur bezüglich der Frage der Qualität und vertrauens- bzw. Glaubwürdigkeit der herangezogenen Quellen), wie Kriege oder (vermeintliche) Skandale.
5.2 Theoretische Überlegungen zur Rolle der Auslandsberichterstattung
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ings is eagerly awaited by the media and will be closely analysed and probably criticised; and in this way public opinion influences even the most secretive of diplomatic discussions.” (Reitweger 2004: 5.). Überdies können die Medien eine wichtige Plattform sein, um bestimmte Absichten und Intentionen (anderer) direkt oder indirekt involvierter Konfliktparteien erahnen bzw. herausfinden zu können. Bloomfield/Moulton (1997: 63) schreiben Medien im Umgang mit politischen Konflikten einen besonders hohen Einfluss und somit auch eine besonders verantwortungsvolle Aufgabe zu: “Publicity in the age of global communications can be a powerful diplomatic instrument to encourage noncoercive compliance through its powers of, so to speak, shame, embarrassment, and ridicule >...@ This is all the more reason why, when a serious threat is building, impartial, credible information should be diffused in a glare pitiles enough to inhibit aggressive behavior, to keep responsible governments from waffling, and to encourage the offender to back down.” (Bloomfield/Moulton 1997: 63.).
Publizität wird hier als eine gebräuchliche Strategie präventiver Diplomatie thematisiert (vgl. Bloomfield/Moulton 1997: 63). Betont wird hier weiters, dass Medien als Informationsplattform sowohl für eine breite Öffentlichkeit als auch für politische EntscheidungsträgerInnen fungieren. Demgegenüber schreiben allerdings nur wenige ForscherInnen der Auslandsberichterstattung einen großen Einfluss auf außenpolitische Vorgehensweisen zu, jedoch wird die Existenz eines solchen Einfluss in keiner Studie negiert (vgl. Besova/Cooley 2009: 221): „It was proposed that media coverage of foreign countries influences not only the public but also matters of foreign policy. Overall, this relationship has been highly debated by researchers, jounalists, and government officials, and the research has reached contradictory conclusions.“ (Besova/Cooley 2009: 223).
In unterschiedlichen Studien ist von einer Konsistenz zwischen der Außenpolitik eines Landes und internationaler Berichterstattung über dieses Land ebenso die Rede („Indexing“) wie von einer untergeordneten Rolle der Medien in außenpolitischen Entscheidungsprozessen oder auch von keinem Einfluss, auch wenn Medien durchaus Emotionen hervorrufen können. Je nach Studie nutzen politische EntscheidungsträgerInnen Auslandsberichterstattung zur Information über das Ausland bzw. zur Kontaktaufnahme und zum Austausch von Standpunkten mit ausländischen Regierungen, fungieren Medien aufgrund ihrer Auslandsberichterstattung als politische Entscheidungsträger bzw. Primärakteure oder „bloß“ als Sekundärakteure, indem sie ein Entscheidungsumfeld für politische Primärakteure bzw. EntscheidungsträgerInnen schaffen. Auf Theoriebasis wird beispielsweise versucht, den Transfer der öffentlichen Meinung zur Außenpolitik
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5. Journalistische Konfliktberichterstattung und Außenpolitik
anhand des „Two-Step-Flow“-Modells zu erklären, in dem Opinion Leader bzw. Meinungsführer eine wesentliche Rolle spielen (vgl. Besova/Cooley 2009: 223, Hahn/Lönnendonker/Scherschun 2008: 33). Studien über die Wirkung positiver und negativer Medienberichterstattung auf politische EntscheidungsträgerInnen, in welcher diese ProtagonistInnen darstellen, liegen nicht vor. Jedoch weisen die meisten Daten darauf hin, „dass negative Berichte eher einen Einfluss auf die Verwirklichung von politischen Vorhaben besitzen als positive Berichte“ (Kepplinger 2009a: 58). Dieser Befund weist insofern eine starke Ähnlichkeit mit Ergebnissen von in der Agenda-Setting-Forschung angesiedelten Studien, welche den Einfluss der Auslandsberichterstattung auf die öffentliche Wahrnehmung untersuchen, auf, als dass negativer Berichterstattung größere AgendaSetting-Effekte attestiert werden als positiver Berichterstattung (oKapitel 2.2). Eine zuverlässige Erhebung des Einflusses außenpolitischer journalistischer Berichterstattung ist zweifellos kompliziert und methodisch schwierig umsetzbar. Der Zusammenhang zwischen außenpolitischer journalistischer Berichterstattung und öffentlicher Meinung wurde in mehreren Studien bereits thematisiert (oKapitel 2.2). Direkte und einfache Kausalitäten sind gerade in der hoch komplexen globalen Kommunikation27 jedoch schwierig auszumachen (vgl. Cottle 2009: 128). Sicher ist aber, dass Medien eine wesentliche und komplexe Rolle für die Außenpolitik spielen: „Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur Konstruktion des Umfeldes, in welchem sich Außenpolitik vollzieht. Daran sind nicht nur die nationalen, sondern auch die internationalen Medien beteiligt. Nationale und internationale Diskurse sind eng miteinander verwoben, und der Journalismus spielt darin eine zentrale Rolle.“ (Kempf 2004: 439)
JournalistInnen sind in diesem Zusammenhang mehr als neutrale BerichterstatterInnen, Medien sind mehr als bloße Nachrichtenkanäle (vgl. Kempf 2004: 439). Wissen über das Weltgeschehen ist in einer globalisierten Welt notwendig und wichtig, daher wächst auch die Bedeutung internationaler bzw. außenpolitischer Berichterstattung, was der Beobachtung, dass internationale journalistische Berichterstattung generell abnimmt bzw. gering ist, jedoch entgegensteht (vgl. Besova/Cooley 2009: 219, 221; Hess 1996: 9). 27
Dass Globalisierungsprozesse als zirkulär bzw. komplex zu verstehen sind und nicht als linear bzw. durch monokausale Einflüsse gekennzeichnete und dadurch simple Gegebenheiten darstellen, wird etwa in Giddens (1990: 64 zit. nach Cottle 2009: 20) Definition des Globalisierungsbegriffs deutlich: „Globalization can thus be defined as the intensification of worldwide social relations which link distant localities in such a way that local happenings are shaped by events occurring many miles away and vice versa. This is a dialectical process because such local happenings may move in an obverse direction from the very distanciated relations that shape them. Local transformation is as much part of globalization as the lateral extension of social connections across time and space.“
5.3 Erklärunsrahmen: Public Diplomacy
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5.3 Erklärungsrahmen: Public Diplomacy Medien fördern sozialen Wandel, so auch die Veränderung der politischen Öffentlichkeit; die Kommunikationsgesellschaft ist dynamisch und durch Beschleunigung, Verdichtung, Vermehrung und Globalisierung von Kommunikation gekennzeichnet (vgl. Münch/Schmidt 2005: 201). In diesem Zusammenhang liegt es auf der Hand, dass die Verlagerung der Diplomatie „from secret chambers to the public sphere” (Keren 2004: 214) mit der Ausbreitung und Ausdehnung der Massenmedien bzw. massenmedialen Möglichkeiten und Entwicklungen korreliert und von diesen gefördert wird. Der Wandel der „traditionellen“ Diplomatie zur „Public Diplomacy“ kann also anhand kommunikationstechnologischer Wandlungsprozesse erklärt werden, aber auch demokratiepolitische und ökonomische Aspekte spielen eine Rolle (vgl. Horvath 2007: 27), das heißt einerseits, dass Medien in Demokratien eine gewisse Kontrollaufgabe zukommt, wodurch sich „Diplomaten nicht mehr von der Öffentlichkeit „abkapseln“ [können], sondern Außenpolitik muss zunehmend öffentlich gerechtfertigt werden“ (Horvath 2007: 27). Durch die durch das Verfügen über Publizität begründete und durch das Angewiesensein gesellschaftlicher (somit auch politischer) AkteurInnen auf die Medien erklärbare Mediatisierung als der „Einfluss der Medien auf einzelne gesellschaftliche Bereiche“ (Vowe/Dohle 2008: 15) müssen sich politische EntscheidungsträgerInnen zudem „an die Handlungslogik der Medien anpassen“ (Vowe/Dohle 2008: 13). Weiters nehmen internationale Wirtschaftsbeziehungen zu, wodurch die „kommunikative Imagepflege im Ausland für heutige Staaten eine zunehmende wirtschaftliche Notwendigkeit“ (Horvath 2007: 27) darstellt. Generell haben sich diplomatische Rahmenbedingungen und Strukturen gewandelt: Darunter fallen strukturelle Veränderungen durch internationale Organisationen (z.B. UNO), neue AkteurInnen (z.B. transnationale Konzerne und NGOs), Globalisierung bzw. stärkere internationale Vernetzung etwa in den Bereichen Kommunikation und Wirtschaft, das Verschwimmen von Innen- und Außen- bzw. Europapolitik bzw. europäische Integration sowie der zunehmende Einfluss der Medien (vgl. Horvath 2007: 27). Wie auch in anderen politischen Bereichen nutzen auch diplomatische AkteurInnen als TeilnehmerInnen an internationalem politischem Konfliktmanagement die damit einhergehenden Vorteile, um die jeweiligen (oft auch militärischen) Absichten, Pläne und Projekte zu streuen, für diese zu werben und voranzutreiben. Diese Bestrebung diplomatischer AkteurInnen, bestimmte Themen (und auch sich selbst) auf die massenmediale und somit journalistische Agenda zu hieven und Diplomatie somit als öffentliche Angelegenheit zu behandeln, wird als moderne Diplomatie, Mediendiplomatie oder öffentliche Diplomatie bezeichnet. Obwohl seit längerem als Fachbegriff gebräuchlich, wird der Begriff
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5. Journalistische Konfliktberichterstattung und Außenpolitik
der öffentlichen Diplomatie bzw. public diplomacy weder im deutsch- noch im englischsprachigen Raum in der politik- bzw. entsprechenden kommunikationswissenschaftlichen Einführungsliteratur erläutert (vgl. Löffelholz 2004: 21). Löffelholz (2004) subsumiert unter public diplomacy „staatlich geförderte transnationale Rundfunksendungen, kulturelle Austauschprogramme sowie weitere auf das Ausland gerichtete zivile Informationsarbeit“ (Löffelholz 2004: 21). Avraham (2009) thematisiert anhand des Fallbeispiels Israel unterschiedliche Kommunikationsstrategien in den Bereichen öffentliche Diplomatie, Krisenkommunikation und Nation Branding. So werde versucht, Medien auf mehreren Ebenen zu beeinflussen: durch Kooperation und die Entwicklung von Verbindungen zu Medien ebenso wie durch Blockaden des Medienzugangs zu bestimmten Ereignissen. Zudem werde versucht, die (traditionellen) journalistischen Medien gewissermaßen durch das Nutzen der Filmindustrie sowie von Prominenten und Opinion Leaders sowie von Internetplattformen (Social Web) zu ersetzen und Zielgruppen davon zu überzeugen, dass etwa das medienvermittelte Image des Landes als gefährlich mit der Realität nicht übereinstimme („Come see for yourself“). Auf der Ebene der vermittelten Botschaften werde versucht, das „harte“ Image aufzuweichen, gegenteilige Botschaften zu strategisch problematischen Charakterisierungen zu streuen, das Image generell auszuweiten, Stereotypen gegenzusteuern sowie Stereotypen aufzuzeigen und deren Lächerlichkeit zu thematisieren. Auf Ebene des Zielpublikums werden ähnliche bzw. gemeinsame Werte mit anderen Ländern (im Falle Israels zum Beispiel mit den USA) betont, in diesem Zusammenhang auch vertraute kulturelle Symbole verwendet (vgl. Avraham 2009). Während öffentliche Diplomatie nach Ende des Kalten Krieges an Bedeutung verlor, steigerte sich ihre Relevanz wieder nach dem 11. September 2001 (vgl. Löffelholz 2004: 21). „Die nach dem 11. September 2001 unternommenen militärischen Kampagnen der Vereinigten Staaten waren eine Reaktion auf einen auch mit medialen Mitteln geführten Angriff.“ (Szukala 2005: 231). Zu diesem militärischen Informationsmanagement zählt auch das im Irakkrieg 2003 eingesetzte und viel diskutierte kommunikationsstrategische Konzept des „embedded journalism“, also das Verfahren des gezielten Einbettens von JournalistInnen in militärische Kriegszonen28 (vgl. Szukala 2005: 234). Die U.S.-amerikanische Bush-Administration machte sich dadurch zwei Faktoren der Medienwirkung zu Nutze: Erstens erhöhen bekannte TV-ReporterInnen die Glaubwürdigkeit der 28
„Diese Art der Kooperation zwischen Militär und Journalismus sah vor, dass Journalisten im Kriegsgebiet als Teil der Kampfeinheiten lebten, arbeiteten und sich bewegten. Die Embeddeds hatten die Möglichkeit, aufgrund der ihnen zur Verfügung stehenden modernen Technik ihre Bilder live zu senden oder ihre Texte unmittelbar unter dem Eindruck des Kampfgeschehens an ihre Heimatredaktionen zu übertragen.“ (Donsbach/Jandura/Müller 2005: 298).
5.3 Erklärunsrahmen: Public Diplomacy
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Berichterstattung, zweitens wird durch die Anwesenheit ziviler ReporterInnen die Unverwundbarkeit des amerikanischen Militärs vermittelt (vgl. Szukala 2005: 234, zu U.S.-amerikanischen militärischen Kampagnen und public diplomacy während des Irak-Kriegs 2003 vgl. Szukala 2005). Im deutschen Journalismus wurde „embedded journalism“ kaum praktiziert, deutsche Medien berichteten überwiegend negativ über dieses Konzept (vgl. Donsbach/Jandura/Müller 2005: 298, 310). „Der Begriff der „public diplomacy” wurde im Jahr 1965 vom USamerikanischen Diplomaten und ehemaligen Botschafter im Congo, Edmund Gullion, kreiert (vgl. Hartmann 1988: 73). Das Konzept der öffentlichen Diplomatie ist als Konfliktmanagementtool gemeint, aber auch „above all one to be used in the medium and long term perspective by diplomats working to improve understanding for the concerns of their country and to create a positive ‘image’ that may be conducive to favourable decisions by their host country.” (Reitweger 2004: 5.) Das Edward R. Murrow Center of Public Diplomacy29 (1965 zit. nach Waller 2007: 24) thematisiert in seiner Verortung bzw. Definition von öffentlicher Diplomatie vor allem die transnationale Perspektive und die Rolle der Medien: „[Public Diplomacy concerns] the role of the press and other media in international affairs, cultivation by governments and of public-opinion, the non-governmental interaction of private groups and interests in one country with those of another, and the impact of these transnational processes on the formulation of policy and the conduct of foreign affairs.“ (zit. nach Waller 2007: 24)
Das Konzept der öffentlichen Diplomatie legt den Stellenwert der Massenmedien und gegenseitige Einflüsse zwischen Medien und politischem System im Zusammenhang mit politischen Entscheidungs- bzw. diplomatischen Konfliktmanagementprozessen sowie auch die Gefahr einer möglichen Instrumentalisierung von Journalismus zu Propagandazwecken durch politische AkteurInnen offen. Gerade aus der Gefahr einer möglichen Instrumentalisierung lässt sich die Notwendigkeit eines ausgewogenen, kritischen und hinterfragenden Qualitätsjournalismus ableiten, vor allem, da durch massenmediale Diskurse, welche die intersubjektive Autonomie der Öffentlichkeit schaffen, Öffentlichkeit generiert wird. Dieser Umstand führt Habermas zur „Idee der Selbstgesetzgebung” (vgl. Habermas 1992: 153 – 154), welche die Bedeutung der intersubjektiven Autonomie der Öffentlichkeit für den demokratischen Diskurs hervorhebt. Diese Autonomie 29
Das Edward R. Murrow Center of Public Diplomacy ist eine an der „The Fletcher School“ (Graduate School of International Affairs, Tufts University) in Medford/USA angesiedelte akademische Einrichtung. (vgl. The Edward R. Murrow Center of Public Diplomacy: http://fletcher.tufts.edu/murrow/about.html, abgerufen im Juni 2010).
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5. Journalistische Konfliktberichterstattung und Außenpolitik
kann wiederum nur durch ausgewogenen, kritischen Journalismus gewährleistet werden. Öffentliche Diplomatie kann sich nämlich, wie Koschwitz (1992) anhand des Golfkonflikts 1990/91 zeigt, durch das „massive Eindringen der Medien in wichtige Phasen und Umstände der Auseinandersetzung“ auch als „spannungseskalierender, verschärfender Faktor“ erweisen: „Indem sie [die Medien, Anm.] Vermittlung, Verbreitung oder Verfestigung von Fehleinschätzungen, von unrealistischen Perzeptionen förderten, leisteten sie, sei es direkt oder nur indirekt, auf seiten verantwortlicher Akteure zweckwidersprechenden Verhaltensweisen oder gar irrigen Entscheidungen Vorschub. Medien bestimmten somit zwar nicht den Ausgang des Konfliktes; zuzumessen war ihnen jedoch ein erheblicher Anteil an Ablauf und Richtung, an Art und Form seiner Austragung.“ (Koschwitz 1992: 343)
5.4 Partizipation oder Propaganda?: Zum Beitrag öffentlicher Diplomatie zur Pluralisierung und Demokratisierung internationaler politischer Konfliktmanagementprozesse Auf die Frage, ob öffentliche Diplomatie eine Form der Propaganda sei, wird im von Waller (2007) herausgegebenen „Public Diplomacy Reader“ unter anderem folgende, sehr eindeutige Antwort, geliefert: „Objectively speaking, the answer is yes: public diplomacy is a form of persuasive communication intended to modify the target audience’s perceptions, attitudes and behavior. But propaganda is such a loaded word thanks to World Wars I and II, with such negative connotations, that most public diplomats avoid the term completely.“ (Waller 2007: 331).
Demgegenüber wird im gleichen Band jedoch auch die US-amerikanische Advisory Commission on Public Diplomacy (1991)30 zitiert, welche die demokratische Komponente öffentlicher Diplomatie betont:
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Auf der Website des U.S. Department of State ist die Advisory Commission on Public Diplomacy wie folgt beschrieben: „The U.S. Advisory Commission on Public Diplomacy is a bipartisan panel created by Congress and appointed by the President to appraise U.S. Government activities intended to understand, inform, and influence foreign publics. The Commission was reauthorized in June 2007 pursuant to Public Law P.L. 110-21 (2007). It formulates and recommends to the President, the Secretary of State, and Members of Congress policies and programs to carry out the public diplomacy functions vested in the State Department, Broadcasting Board of Governors, and other government agencies. It also appraises the effectiveness of the public diplomacy policies and programs carried out by government agencies. By law, the Commission's seven members are appointed by the President with the advice and consent of the Senate. They are selected from a cross-section of professional backgrounds and serve 3-year terms with the possibility for reappointment.
5.4 Partizipation oder Propaganda?
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„Public diplomacy – the open exchange of ideas and information – is an inherent characteristic of democratic societies. Its global mission is central to foreign policy. And it remains indispensible to [national] interests, ideas and leadership role in the world.“ (zit. nach Waller 2007: 24-25).
Will man nun öffentliche Diplomatie von Propaganda unterscheiden, ist neben der Annahme, dass das System Journalismus Einfluss auf das System Politik ausübt, auch die Herausarbeitung der demokratischen Implikationen des publicdiplomacy-Konzepts notwendig. Laut Habermas ist die intersubjektive Autonomie der Öffentlichkeit oder, in anderen Worten, die Selbstbestimmung bzw. Mündigkeit der Menschen in einer Gesellschaft als wesentliche Voraussetzung für die Verwirklichung von Demokratie zu sehen (vgl. Habermas 1992: 153 – 154, Kunczig 2002: 183). Zudem kann davon ausgegangen werden, dass der diplomatische Diskurs durch die Expansion des Diskurses, welcher durch den Einfluss der Massenmedien und des Journalismus im Speziellen generiert wird und die politischen AkteurInnen dazu drängt, Haltungen und Handlungen ständig zu legitimieren (vgl. Münch 1991: 257 f.), pluralistischer wird. Ein Indiz hierfür ist die Einbindung einer größeren Anzahl an partizipierenden AkteurInnen (neben den Konfliktparteien auch beispielsweise zivilgesellschaftliche Institutionen und Initiativen) in diplomatische Prozesse. Wenn sich Diplomatie nicht „from secret chambers to the public sphere“ (Keren 2004: 214) verlagert hätte, wäre diese aktive Einbindung auch zivilgesellschaftlicher AkteurInnen und somit die Pluralisierung des Diskurses kaum möglich bzw. organisierbar gewesen. Umgekehrt fordert publizistischer Druck einhergehend mit der Ausweitung des diplomatischen Diskurses von politischen AkteurInnen die Transparenz von Entscheidungsprozessen. Jedoch darf nicht übersehen werden, dass diplomatische Entscheidungen selbst letztendlich nicht von der Öffentlichkeit bzw. öffentlich getroffen werden. In diesem Lichte wirkt die These der Demokratisierung öffentlicher Diplomatieprozesse wiederum übertrieben, jedoch hat das Konzept der öffentlichen Diplomatie durch sein Wesensmerkmal der Publizität, welche Partizipation ermöglicht, demokratisch-partizipatorische Implikationen inne. Eine strukturierte Möglichkeit der theoretischen Unterscheidung von öffentlicher Diplomatie und Propaganda ist das Differenzierungsmodell von Merten, auf das sich auch Kunczig (2002: 34) im Rahmen einer Begriffsklärung von Propaganda und Public Relations, welcher das Konzept der öffentlichen Diplomatie, das oft im Zusammenhang mit Public Affairs und Krisenkommunikation behandelt wird (vgl. Avraham 2009), im weitesten Sinne zuzuordnen ist, stützt: The Commission reports its findings and recommendations to the President, the Congress, the Secretary of State, and to the American people. “ (U.S. Department of State: Diplomacy in Action, abgerufen unter http://www.state.gov/r/adcompd/ im Juni 2010).
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5. Journalistische Konfliktberichterstattung und Außenpolitik
Unterschieden werden hier Werbung, welche die Funktion der Überredung innehat, Propaganda, welche zwecks Manipulation zur Akzeptanz einer vorgegebenen Entscheidung eingesetzt wird und Public Relations, welche durch Erzeugung von Vertrauen überzeugen soll. Im Gegensatz zur Propaganda soll PR also vertrauensbildend und Glaubwürdigkeit steigernd wirken. Sichtbar wird diese Charakterisierung von Public Relations besonders deutlich in Grundannahmen der symmetrischen Konzeption von PR, bei deren Erläuterung sich Kunczig (2002: 270) auf Grunig bezieht, der laut Kunczig (2002: 271) jedoch auch eingesteht, dass das symmetrische Modell in der PR-Praxis nur selten aufzufinden sei. Im symmetrischen PR-Modell wird angenommen, dass Kommunikation als Hauptziel das Ermöglichen von Verständigung etwa zwischen Menschen bzw. Organisationen und Teilöffentlichkeiten bzw. der Gesellschaft hat. Zudem sollen Konflikte durch Verhandlungen und Kompromisse gelöst werden. Kommunikation wird im Rahmen des symmetrischen Konzepts der PR also eindeutig als Konfliktlöserin gesehen (vgl. Kunczig 2002: 270-271). Die Funktion der Konfliktlösung in der PR ist vor allem zentral in Burkarts dialogorientiertem Konzept der verständigungsorientierten Öffentlichkeitsarbeit (vgl. dazu z.B. Burkart 2010), das theoretisch durch die Habermas’schen Geltungsansprüche (Verständlichkeit als Anspruch an den/die KommunikatorIn sich klar auszudrücken, Wahrheit als Anspruch an die Absicht des/der SprecherIn der Mitteilung eines wahren Gehalts, Wahrhaftigkeit als Anspruch an den/die SprecherIn einer wahrhaftigen Äußerung seiner/ihrer Intentionen zur Schaffung von Vertrauen bei dem/der HörerIn und Richtigkeit als Anspruch an den/die SprecherIn im Sinne der Wahl einer wechselseitig akzeptablen Formulierung) sowie diskursive Rationalität, also den gleichen Chancen aller TeilnehmerInnen zu kommunikativer Partizipation, untermauert ist. Die Durchführung verständigungsorientierter, auf Konsens abzielender Öffentlichkeitsarbeit ist (wie auch Mediation) in unterschiedliche aufeinander folgende Phasen strukturiert: Information über das Selbstverständnis, die Interessen und die Beweggründe eines Unternehmens, Diskussion über relevante Sachverhalte mit aktiver Beteiligung der Betroffenen, Diskurs beispielsweise zur Einigung über Richtlinien und Situationsdefinition zur Einigung über Sachurteile. Zentrales Element dialogorientierter Öffentlichkeitsarbeit, in welcher das Konzept verständigungsorientierter Öffentlichkeitsarbeit zu verorten ist, ist das Bemühen um die Berücksichtigung aller Standpunkte, wie dies auch in der Phase der Diskussion des Konzepts der verständigungsorientierten Öffentlichkeitsarbeit erkennbar ist. Dialogorientierte PR impliziert also offenkundig Partizipation, welche wiederum eine wesentliche demokratietheoretische Bezugsgröße darstellt (vgl. Kunczig 2002: 296-301 und Rinck 2001: 40-42).
5.5 Zwischenfazit
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5.5 Zwischenfazit: JournalistInnen zwischen Systemzwang und individueller Handlungsfreiheit Das Konzept öffentlicher Diplomatie zeigt deutlich, dass politische AkteurInnen in Demokratien durch medial generierte Publizität unter Legitimierungsdruck hinsichtlich ihrer Handlungen bzw. Entscheidungen stehen, Medien diesbezüglich eine Kontrollfunktion innehaben (vgl. Münch 1991: 257 f., Horvath 2007: 27, Vowe/Dohle 2008: 13-15). Das Konzept „public diplomacy” demonstriert aber ebenso deutlich, dass Journalismus nicht immun gegen Instrumentalisierungsversuche durch politische AkteurInnen ist (oKapitel 5.2, 5.3 und 5.4). Aufgrund dieser Überlegungen wäre es allzu einfach, Handlungsempfehlungen für JournalistInnen hinsichtlich eines Überprüfens der Zuverlässigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen und Materialien abzugeben. Handlungsempfehlungen dieser Art setzen teilweise intensive recherchejournalistische Tätigkeiten voraus. Detaillierte und tiefgründige Recherche ist in einem solchen Ausmaß, selbst wenn ausreichend Zeitbudget zur Verfügung stünde, gerade in der Konfliktbzw. Kriegsberichterstattung strukturell jedoch oft nur schwierig möglich, da speziell in der Kriegsberichterstattung ein hoher Informationsbedarf und somit Veröffentlichungsdruck einer (oftmals politisch gesteuerten) Informationsknappheit gegenüber steht (oKapitel 2). Das bedeutet jedoch nicht, dass JournalistInnen generell ausschließlich von äußeren Umständen determiniert sind und nicht auch individuell handeln bzw. entscheiden können, jedoch dürfen strukturelle bzw. system-interne und -externe Umstände, wie etwa politisch-militärisches Informationsmanagement bzw. öffentliche Diplomatie sowie Selbstreferenz im System Journalismus (oKapitel 4.4 und 5.3), nicht außer Acht gelassen werden. Sicher ist es möglich und dem Qualitätsjournalismus immanent, politisches, eventuell manipulatives „Wording“ einer kritischen Würdigung zu unterziehen und mehr oder weniger subtile Euphemismen (z.B. „friendly fire”, „intelligente Waffen”, „Attacke gegen Milosevic”), die Verwendung „cleverer“ Metaphern – verbreitet ist etwa die Arzt-Krankheitsmetaphorik (z.B. „Krebsgeschwür Islamismus“) – oder eine systematisch verwendete Sprache der Polarität („Gut gegen Böse“, „Wir gegen die anderen“) nicht unhinterfragt zu übernehmen (vgl. Loquai 2007: 56 – 74). Andernfalls lässt sich Journalismus durch das Nicht-Einhalten qualitätsjournalistischer Kriterien, wie etwa eine kritische Distanz zum Geschehen und Ausgewogenheit (oKapitel 7.2 und 7.3), allzu einfach für Propagandazwecke instrumentalisieren, wodurch die Basis politischer Öffentlichkeit in Demokratien – eine notwendige, adäquate, individuelle und intersubjektive Beurteilungs- und Einschätzungsleistung (vgl. Nazzal 2004: 30–31) – nicht mehr gewährleistet werden kann.
6. Konflikttheoretisches Fundament I: Begriffsbestimmungen und Perspektiven
6.1 Kapitel-Übersicht Vermutlich nicht zuletzt aufgrund der hohen Komplexität und vielfältigen Perspektiven des Konfliktbegriffs verzichtet ein Großteil kommunikationswissenschaftlicher Studien zur Konfliktberichterstattung auf dessen Klärung bzw. Präzisierung (vgl. Hug 1997: 84). Wenn Definitionen angeführt werden, erweisen sie sich laut Hug (1997: 84-85) oft „unter konflikttheoretischen Gesichtspunkten als wenig plausibel und sind nicht präzise genug“ (Hug 1997: 84-85). So habe etwa „die Mainzer Forschungsgruppe unter Leitung des Kommunikationswissenschaftlers Kepplinger [...] inzwischen vier voneinander abweichende Definitionen des publizistischen Konflikts vorgelegt“ (Hug 1997: 85): In unterschiedlichen Studien werde von publizistischen Konflikten etwa als „Auseinandersetzungen zwischen Publizisten und Publikumsorganen in den Massenmedien vor einem Publikum“ (Kepplinger/Hachenberg/Frühauf 1977: 31 zit. nach Hug 1997: 85), als „Kontroversen zwischen mindestens zwei Kontrahenten (K1, K2) mit Informationen (I) über einen Konfliktgegenstand (G) via Massenmedien (M) vor einem Publikum (P)“ (Kepplinger et al 1989: 201 zit. nach Hug 1997: 85) oder als „die divergierende Darstellung der Auseinandersetzung zwischen der Regierung in Nicaragua und ihren innen- und außenpolitischen Gegnern“ (Kepplinger et al 1994: 163 zit. nach Hug 1997: 85) gesprochen31. Weiters thematisiert 31
Kepplinger (2009: 135) thematisiert Parallelen zwischen publizistischen Konflikten als Konflikte zwischen mindestens zwei Kontrahenten, welche via Massenmedien ausgetragen werden, und Skandalen: „Die Gegenstände von publizistischen Konflikten, Krisen und Skandalen sind häufig sehr komplex. Dies hat mehrere Ursachen. Erstens sind die Fakten oft nur zum Teil bekannt, kaum überschaubar und schwer verständlich, weil es sich um Gebiete handelt, die Spezialkenntnisse erfordern. Zweitens kann man die gleichen Fakten meist unter verschiedenen Gesichtspunkten interpretieren und bewerten, so dass technische, wirtschaftliche, rechtliche, politische und moralische Aspekte zu beachten sind. Drittens beeinflussen die vorhandenen Einstellungen und Meinungen die Ansichten über die Relevanz der einzelnen Fakten und über die Bedeutsamkeit der verschiedenen Aspekte, unter denen man sie betrachten kann. Aus diesen Gründen haben die Teilnehmer an öffentlichen Auseinandersetzungen zum Teil unterschiedliche Ansichten darüber, um was es in Wirklichkeit geht.“ Zur Genese von Skandalen
I. Wetzstein, Mediativer Journalismus, DOI 10.1007/978-3-531-94061-8_6, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
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6. Konflikttheoretisches Fundament I
Kepplinger (2009) politische Wahlen als „ritualisierte publizistische Konflikte: Die Auseinandersetzungen zwischen den Parteien werden mit Hilfe der Massenmedien vor ihrem Publikum, den Wählern, ausgetragen“ (Kepplinger 2009: 155).32 Demzufolge ist auch die typologische Unterscheidung zwischen öffentlichen und publizistischen Konflikten unstimmig: Publizistische Konflikte werden laut Hug (1997) in den oben genannten Definitionen entweder als „Spezialfälle öffentlicher Konflikte“ oder als eigenständiger Typus neben privaten und öffentlichen Konflikten verortet. Im folgenden Kapitel werden die Schlüsselbegriffe dieser Arbeit – „Konflikt“, „Krise“, „Krieg“ und „Frieden“ – definitorisch verortet und erläutert (oKapitel 6.2 und 6.6), wobei dem Konfliktbegriff aufgrund seiner Komplexität, großen inhaltlichen Bandbreite, unterschiedlichen Differenzierungsmöglichkeiten und vielfältigen Thematisierungen im soziologischen Fach sowie in den Sozialwissenschaften allgemein besonderes Augenmerk geschenkt wird (oKapitel 6.3 und 6.4). So können der Kriegsbegriff eindeutig und der Krisenbegriff zumindest teilweise innerhalb des Konfliktbegriffs verortet werden. Ebenso werden Ansätze bzw. Modelle zur Erfassung etwa von Konfliktdynamiken und -intensitäten vorgestellt (oKapitel 4.5).
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stellt Kepplinger (2009: 119) weiters fest, dass Massenmedien Skandale nicht aufdecken, sondern Missstände anprangern und als empörend charakterisieren, wodurch diese zu Skandalen gemacht werden. Skandale seien also per se keine vorgegebenen Geschehnisse. „Kaum ein anderes gesellschaftliches Phänomen illustriert die Interdependenz von Politik und Medien so klar wie Skandale.“ (Kepplinger 2009: 191) Das Benennen bzw. die Charakterisierung von Missständen als Skandale durch die Medien erfordert wiederum die Reaktion des politischen Systems zur Beseitigung der Skandalanlässe, was als Konsequenz der Stärkung des Systems zugute kommt bzw. kommen kann (vgl. Kepplinger 2009: 192). Vgl. dazu (als Kontrast bzgl. der Funktion von Skandalen) auch die Ausführungen zu medial inszenierten Skandalen (Medienskandalen) zur Legitimierung von Kriegshandlungen (oKapitel 5.2). Auch Wahlen als ritualisierte publizistische Konflikte können beispielsweise durch die Skandalisierung eines/r KandidatIn gekennzeichnet sein: „Weil die Massenmedien einen relativ großen Einfluss auf die Kenntnisse, jedoch nur einen vergleichsweise geringen Einfluss auf die Meinungen der Bevölkerung besitzen, ist es generell erfolgversprechender, instrumentelle Gegebenheiten zu aktualisieren, die für die eigene bzw. gegen die andere Seite sprechen, als den Versuch zu machen, die Meinungen zu bestimmten Sachverhalten zu verändern.“ (Kepplinger 2009: 155; instrumentelle Aktualisierung oKapitel 2.1) „Durch die erfolgreiche Anprangerung eines Politikers im Wahlkampf geht der publizistische Konflikt >...@ in einen Skandal über.“ (Kepplinger 2009: 157)
6.2 „Konflikt“ und „Krise“: Erste begriffliche Überlegungen und Verortungen
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6.2 „Konflikt“ und „Krise“: Erste begriffliche Überlegungen und Verortungen Der Begriff des Konflikts (vom lat. confligere = „zusammenschlagen, streiten, kämpfen“) „ereignet sich auf der Beziehungsebene, etwa wenn Personen, Gruppen, Nationen, Gangs, religiöse Gruppen, Ethnien aneinandergeraten, sich die Köpfe verhauen, töten, entwerten und demütigen, einander das Recht auf Existenz (z. B. als eigener Staat, als Kirche ...) absprechen – kurzum, wenn ihre persönliche, kollektive, nationale Beziehung polemisch, kontrovers, im Grenzfall im Kampf um Leben und Tod ausgetragen wird.“ (Duss-von Werdt 2008: 43-44).
Folgt man dieser Verortung des Konfliktbegriffs, impliziert dieser offensichtlich auch militärische bzw. kriegerische Auseinandersetzungen, aber auch der Begriff der Krise als „eine über einen gewissen (längeren) Zeitraum anhaltende massive Störung des gesellschaftlichen, politischen oder wirtschaftlichen Systems“ (Schubert/Dietz 2006 zit. nach Bundeszentrale für politische Bildung) ist zumindest teilweise im an dieser Stelle und in dieser Arbeit sehr breit gefassten Konfliktbegriff enthalten, sofern es sich um eine politische Krise handelt (zum „engen“ und „weiten“ Konfliktverständnis vgl. etwa Imbusch 2006: 146-150). Politische Krisen werden, wie Kriege, als gewaltsame Konflikte typologisiert. Während die unterschiedlichen Kriegsdefinitionen jedoch zumindest teilweise gemeinsame Merkmale aufweisen, wie etwa die kollektive Anwendung von Gewalt, ist der Krisenbegriff weiter gefasst und in der einschlägigen Literatur selten konkret definiert, wenn auf ihn nicht sogar als zentraler Begriff verzichtet wird (vgl. Schreiber 2008: 60). Die wissenschaftliche Literatur zur politikwissenschaftlich und soziologisch dominierten Friedens- und Konfliktforschung ist ebenso wenig (zumindest nicht explizit) mit dem Krisenbegriff befasst wie die (Einführungs-)Literatur zur internationalen Politik (vgl. z.B. Imbusch/Zoll 2006, Knapp/Krell 2004). Verschiedene Eskalationsmodelle definieren Krise „als notwendige Vorstufe eines Krieges“ (Schreiber 2008: 60), in diesem Zusammenhang werden Krisen als „zugespitzte, friedensbedrohende Konflikte“ (Schreiber 2008: 60) auch in die Nähe des Kriegsbegriffs gerückt. Krisen können weiters definiert werden als „(vermutete) Bedrohungen zentraler Werte eines Systems“ (Löffelholz 2004: 48). Weiters können Krisen- und Risikokommunikation insofern unterschieden werden, als dass sich Krisenkommunikation auf „gegenwärtige, akut ausgelöste oder schwelende krisenhafte Ereignisse“ (Löffelholz 2004: 49) bezieht, während Risiken „antizipierte potenzielle Krisen“ (Löffelholz 2004: 49) darstellen. In der PR-Forschung wird der Begriff der Krisenkommunikation als „alle Kommunikationsanstrengungen nach Eintritt eines Schadens“ (Merten/Zimmermann 1998: 376 zit. nach Löffelholz
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6. Konflikttheoretisches Fundament I
2004: 47) erklärt. Für die Journalismusforschung scheint es hilfreicher zu sein, sich in Definitionsversuchen zum Krisenbegriff an Merkmalen bzw. Charakteristika von Krisen, wie etwa Unsicherheit, Entscheidungsdruck und Zeitknappheit zu orientieren (vgl. Löffelholz 2004: 47, 48). Demnach sind Krisen „durch die ungewollte Gefährdung dominanter Ziele (z.B. eines Unternehmens oder Staates), einen ambivalenten und nicht vorhersehbaren Ausgang und die nur teilweise Beeinflussbarkeit des Ablaufs gekennzeichnet. Damit unterscheiden sich Krisen von Konflikten (die nicht zwangsläufig die Existenz gefährden), Störungen (die keine dominanten Ziele berühren) und Katastrophen (die stets negativ enden). Kriege wiederum können als fortbestehende Krisen gesehen werden, die gewaltsam zugespitzt werden“ (Löffelholz 2004: 48).
Politische Krisen können somit als höher bzw. hoch eskalierte Konflikte („Vorstufe eines Krieges“ sowie Krieg als spezielle Form von Krise) verortet werden. Anders als Löffelholz (2004: 48), der unter anderem eine Abgrenzung des Krisenbegriffs vom Konfliktbegriff thematisiert, wird der Krisenbegriff bezugnehmend auf das jährlich publizierte Konfliktbarometer des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung in der vorliegenden Arbeit innerhalb des Konfliktbegriffs verortet: In der dem jährlichen Konfliktbarometer als Basis dienende Darstellung von Konfliktintensitäten werden die zuvor bereits erwähnten Erläuterungen zum Krisenbegriff insofern untermauert, als dass die in diesem Modell integrierten Intensitätsstufen „crisis“ und „severe crisis“ auch hier unter „violent“ (im Gegensatz zu „non-violent“) eingeordnet werden. Der Krisenbegriff wird dabei wie folgt erläutert: „A crisis is a tense situation in which at least one of the parties uses violent force in sporadic incidents.“ Und weiters: „A conflict is considered to be a severe crisis if violent force is used repeatedly in an organized way.“ (HIIK 2008) Mit Ausnahme der Krisendefinition des HIIK (2008) werden in den genannten Erläuterungen des Krisenbegriffs Krisenphänomene wie eine teilweise Unkontrollierbarkeit bzw. Unvorhersehbarkeit des Krisenverlaufs sowie systemische Charakteristika fokussiert, während im Rahmen des Konfliktbegriffs unter anderem auch KonfliktakteurInnen eine wesentliche Rolle spielen, wie an unterschiedlichen Konfliktdefinitionen erkennbar ist (oKapitel 6.3). Jedoch werden auch Konflikte im Rahmen unterschiedlicher Modelle und Definitionen immer wieder als (eigen-)dynamische Prozesse betont. Trotz aller Bemühungen bleibt der Krisenbegriff weitgehend ungeklärt bzw. unstrukturiert: „Schon eine unsystematische Aufzählung prominenter Krisen aus der Zeit macht diese Heterogenität deutlich: Berlin-, Kuba-, Kongo-, Öl-, Verschuldungs- und Asien- oder auch Parteienkrise.“ (Schreiber 2008: 60) In seiner Auseinandersetzung mit globalen Krisen versucht Cottle (2009: 15) weniger, den Krisenbegriff zu definieren, sondern vielmehr zu subsumieren,
6.3 Die sozialwissenschaftliche Verortung internationaler politischer Konflikte
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welche globalen Krisen, also Krisen, die global kommuniziert werden bzw. globale Reaktionen hervorrufen, heutzutage existent sind. Zu seiner, wie Cottle (2009: 15) selbst sagt, keineswegs Vollständigkeit beanspruchenden Liste, zählen: der Klimawandel bzw. ökologische Risiken; Katastrophen bzw. humanitäre Notfälle, welche globales Mitgefühl, Spendenaktionen und Untertützung hervorrufen; neue Kriegsformen, etwa der „global war on terror“, asymmetrische Kriegsführung und transnationale Terrornetzwerke; militärische humanitäre Interventionen; die globale Bedrohung durch eine neue Generation von Massenvernichtungswaffen; Weltarmut und in diesem Zusammenhang Gesundheitsthemen; transnationale Pandemien, wie etwa SARS, AIDS oder H5N1; der Anstieg der Weltbevölkerung und in diesem Zusammenhang wachsende Migrationsbewegungen, Asylsuche, politische Flucht, neue Rassismen und Politiken des Ausschlusses und der Grenzkontrollen; die Verletzung der Menschenrechte; globale Finanzmärkte und der Welthandel, durch den periodische Finanz- bzw. Marktkrisen hervorgerufen werden, indem Ressourcen ausgebeutet werden, um die Produktion zu steigern (vgl. Cottle 2009: 15). Während von einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Begriff der politischen Krise und der Strukturierung dieses weitläufigen, komplexen Begriffs wenig bemerkbar ist (vgl. etwa Bonacker 2005, Lee/Maslog 2005, Bilke 2008), fand und findet zum ebenso komplexen Konfliktbegriff in den Sozialwissenschaften ein reger Diskurs sowie Theorienbildung und empirische Forschung statt. Aufgrund seiner Vielfalt und Komplexität sowie bereits zur Verfügung stehenden Definitionen und unternommenen Strukturierungsversuchen in unterschiedlichen Modellen, sind die weiteren Ausführungen der Verortung des Konfliktbegriffs gewidmet. Fokussiert wird hier der für die Dissertation relevante Bereich der internationalen politischen Konflikte.
6.3 Die sozialwissenschaftliche Verortung internationaler politischer Konflikte: Definitionen und Differenzierungsmöglichkeiten Eine Möglichkeit, den Begriff des internationalen politischen Konflikts zu definieren, ist, bei sozialwissenschaftlichen Begriffsdefinitionen anzusetzen. In diesem Zusammenhang ist jedoch zu bedenken, dass: „Ebensowenig, wie es heute eine einheitliche Soziologie des Konflikts oder eine allgemeine Konflikttheorie geben kann, gibt es auch einen eindeutigen bzw. unstrittigen Konfliktbegriff.“ (Bonacker/Imbusch 2006: 68) In der wissenschaftlichen Literatur werden etwa zum Begriff des sozialen Konflikts vielerlei Definitionsmöglichkeiten angeboten, wobei manche dieser Erklärungen soziale Konflikte recht eng fassen, während andere wiederum eher
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6. Konflikttheoretisches Fundament I
vage bzw. offen gehalten sind. Einige Erklärungsansätze im Zusammenhang mit sozialen Konflikten bietet Friedrich Glasl in seinem Handbuch zu Konfliktmanagement (vgl. Glasl 2004). Schließlich generiert er aus diesen Erläuterungen die folgende neue Definition: „Sozialer Konflikt ist eine Interaktion zwischen Aktoren (Individuen, Gruppen, Organisationen usw.), wobei wenigstens ein Aktor eine Differenz bzw. Unvereinbarkeiten im Wahrnehmen und im Denken bzw. Vorstellen und im Fühlen und im Wollen mit dem anderen Aktor (den anderen Aktoren) in der Art erlebt, dass beim Verwirklichen dessen, was der Aktor denkt, fühlt oder will eine Beeinträchtigung durch einen anderen Aktor (die anderen Aktoren) erfolge.“ (Glasl 2004: 17)
Bruno Rüttinger geht noch etwas konkreter auf die Beziehung zwischen Konfliktparteien ein, indem er soziale Konflikte wie folgt erklärt: „Soziale Konflikte sind Spannungssituationen, in denen zwei oder mehrere Parteien, die voneinander abhängig sind, mit Nachdruck versuchen, scheinbare oder tatsächlich unvereinbare Handlungspläne zu verwirklichen und sich dabei ihrer Gegnerschaft bewusst sind.“ (Rüttinger 1980: 22 zit. nach Glasl 2004: 16)
Während nach Glasls (2004) Definition das Wahrnehmen einer Differenz durch eine Konfliktpartei bereits ausreicht, um von einem sozialen Konflikt zu sprechen, sind sich laut Rüttinger also alle Beteiligten der scheinbaren oder tatsächlichen Unvereinbarkeiten bewusst. Vor allem letztgenannter Definitionsversuch scheint auch zur Erklärung von internationalen Konflikten passend. So ist es beispielsweise ja durchaus gängig, dass zwei oder mehrere Regierungen bzw. Staaten gegensätzliche Positionen repräsentieren und sich dessen bewusst sind. In seinem jährlichen Konfliktbarometer definiert das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung Konflikte als „the clashing of interests (positional differences) over national values of some duration and magnitude between at least two parties (organized groups, states, groups of states, organizations) that are determined to pursue their interests and achieve their goals“ (HIIK 2008).
Aufgrund der hohen Komplexität des Konfliktbegriffs scheint es sinnvoll, diesen auf unterschiedlichen Ebenen und mit Einnahme unterschiedlicher Perspektiven zu betrachten. Eine Vielfalt an Differenzierungsmöglichkeiten hat sich bereits herausgebildet, welche Bonacker und Imbusch (2006: 69-76) zusammenfassen: Zu allererst können grundsätzlich vier Analyseebenen unterschieden werden: das Individuum mit intrapersonalen Konflikten, die Gesellschaft mit interpersonalen und innergesellschaftlichen Konflikten und das internationale System mit internationalen Konflikten, wobei für die Sozialwissenschaften vor allem interpersonale und internationale Konflikte von Interesse seien. Dabei lassen sich
6.3 Die sozialwissenschaftliche Verortung internationaler politischer Konflikte
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auf jeder Analyseebene unterschiedliche Konfliktparteien und unterschiedliche Erscheinungs- und Austragungsformen identifizieren. Auf interpersonaler Ebene können etwa Entscheidungs- und Beziehungskonflikte verortet werden. „Beispiele für innergesellschaftliche Konflikte wären etwa politische, religiöse, ökonomische und soziale Konflikte, ethnische, rassische und andere Minoritätenkonflikte, Bürgerkriege, Informations- und Kommunikationskonflikte, Technologiefolgekonflikte und ökologische Konflikte. Auf der internationalen Ebene könnte man zwischen Machtkonflikten und Kriegen, der Konkurrenz weltanschaulicher Systeme (z.B. Ost-West-Konflikt), globalen Verteilungskonflikten (Nord-Süd-Konflikt) sowie regionalen Spannungen und Auseinandersetzungen unterscheiden.“ (Bonacker/Imbusch 2006: 69-70)
Besonders die gesellschaftliche bzw. innerstaatliche und die internationale Ebene müssen in Bezug auf den Umgang mit ihnen und mögliche Regelungsformen dahingehend unterschieden werden, dass im Rahmen internationaler Konflikte eine Schlichtungsinstanz mit verbindlichen Sanktionsmöglichkeiten fehlt, wenn die Konfliktparteien ihre Konflikte gewaltsam austragen. „Auf internationaler Ebene reicht das Spektrum möglichen Konfliktaustrags von diplomatischen Drohgebärden über sogenannte Handelskriege bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Staaten oder Staatenbündnissen.“ (Bonacker/Imbusch 2006: 75). Darüber hinaus spielen im zwischenstaatlichen System strukturelle Gewaltverhältnisse, also „jene Arten der Gewalt [...], die aus systemischen Strukturen resultieren und sich in den vielfältigen Formen anonymer Massenverelendung und weltweiten Massensterbens aufgrund ungleicher Lebenschancen niederschlagen“ (Bonacker/Imbusch 2006: 88), eine wesentliche Rolle, da sie zu unterschiedlichen Konflikten führen können (zum Gewaltbegriff und dessen Abgrenzung zum Konfliktbegriff vgl. Bonacker/Imbusch 2006: 81-106). Es sei Aufgabe der Politik, „Konflikte in ihrem Eskalationspotential über den Abbau direkter physischer und psychischer sowie struktureller Gewalt zu reduzieren und über die Orientierung an Werten wie sozialer Gerechtigkeit friedliche Verhältnisse zu fordern“ (Bonacker/Imbusch 2006: 75-76). Eine weitere Differenzierungsmöglichkeit betrifft die Konfliktgegenstände: Gegenstand eines Konflikts kann einerseits die Verteilung knapper Güter bzw. die Neuverteilung von Geld, Macht, Herrschaft und Status sein, andererseits können Konflikte auch Normierungsversuche darstellen. Zu Letztgenannten zählen etwa Konflikte um Weltanschauungen, um Werte bzw. Wertvorstellungen oder um Regeln des Zusammenlebens. Neben kulturell geprägten Konflikten können etwa Territorialkonflikte als weitere Form bzw. Ausprägung von Konflikten begriffen werden. Territorialkonflikte bezeichnen gemäß ihrer Bezeichnung den Konflikt um Territorien, um Zuständigkeits- und Einflussbereiche, der oft lange andauert und durch genaue Regeln der Kompetenz- und Zuständigkeitszuteilung kanalisiert werden kann bzw. muss. Als weitere „typische Kon-
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6. Konflikttheoretisches Fundament I
flikte“ führt Jutta Stornig (2008) neben Territorialkonflikten etwa Beziehungskonflikte, Rollenkonflikte, Normierungs- und Bestrafungskonflikte (Wertkonflikte), Zugehörigkeitskonflikte, Führungskonflikte, Organisationskonflikte und Strukturkonflikte an (vgl. Stornig 2008: 56 – 67). Im jährlichen Konfliktbarometer des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung werden ebenso unterschiedliche Konfliktgegenstände benannt, unter anderem: Territorium, Sezession, Dekolonisation, Autonomie, System/Ideologie, nationale Macht, regionale Vorherrschaft, internationale Macht und Ressourcen (vgl. HIIK 2006). Gerade bei Wert- und Regelkonflikten ist die Frage nach der Struktur des Konfliktgegenstands evident, also ob es sich um eine Nullsummenspiel-Situation handelt oder nicht und ob es sich um den Typus eines teilbaren („mehr oder weniger“) oder unteilbaren („entweder-oder“) Konflikts handelt. Kulturelle Konflikte sind als „Entweder-Oder-Konflikte” kaum zu verhandeln, da eine „logische” Debatte mit den betreffenden Konfliktparteien über die Identität ihrer Gruppe bzw. Zugehörigkeiten nicht denkbar ist. Eine Konfliktregelung bzw.lösung ist somit nicht möglich, an ihre Stelle muss im Falle kulturell verorteter Konflikte kulturelle Sensitivität treten. Nicht unbedingt neue, jedoch etablierte theoretische Konzepte bzw. Modelle können eine solche notwendige und authentische kulturell-sensitive Haltung mit Sicherheit nicht ersetzen. Jedoch stellen sie eine solide Basis dar, um kulturelle Konflikte zu identifizieren und analysieren. Ein hilfreiches theoretisches Modell bietet etwa Edward T. Hall, Anthropologe und Trainer für DiplomatInnen, mit den so genannten primary-message-systems, anhand derer er folgende Aspekte nonverbaler Kommunikation identifiziert, die von Kultur zu Kultur unterschiedlich ausgeprägt sein können (vgl. Hepp 2006: 51 – 53): Interaktion (als wechselseitiges Handeln); Assoziation (Verband, Vergesellschaftung); Art der Sicherstellung des Lebensunterhalts; Bisexualität/Gender-Konzept; Territorialität (Prozess der Inbesitznahme und Verteidigung von Territorien); Temporalität/Lebensrhythmen/Umgang mit Zeit (Begriffe wie etwa Pünktlichkeit oder Regelmäßigkeit können in verschiedenen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen bzw. Konnotationen haben); Lernen (Art und Weise, wie bestehendes Wissen weitergegeben wird); Spiele (Erprobung sozialer Interaktionen in einem geschützten Rahmen, Art der Sozialisation); Verteidigung (Schutz des Eigenen); Ausbeutung (der Natur). Aufgrund der Komplexität internationaler politischer Konflikte kann davon ausgegangen werden, dass diese zumeist wohl kaum einer eindeutigen Konfliktform bzw. -prägung zuzuordnen sind, jedoch können die erwähnten Konfliktausprägungen als Strukturierungs- und Verständnisangebote begriffen werden, also bei der Analyse und Strukturierung eines Konflikts hilfreich sein. Weitere Unterscheidungen beziehen sich auf Arten bzw. Typen von Konflikten, wobei hier zur Strukturierung des Begriffs etwa mit idealtypischen Ent-
6.3 Die sozialwissenschaftliche Verortung internationaler politischer Konflikte
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gegensetzungen gearbeitet wird, wie dies zum Beispiel bei Cosers Differenzierung zwischen echten bzw. realistischen und unechten Konflikten der Fall ist: „Als echte, ,realistische’ Konflikte betrachtet er [Coser, Anm.] zweckrationale Konflikte, in denen der Konflikt das Mittel zur Erreichung eines bestimmten Ziels darstellt und nicht zum Selbstzweck degeneriert ist. Bei unechten Konflikten steht dagegen nicht der Gegenstand oder das Ziel des Konflikts im Mittelpunkt, sondern der Konflikt an sich, Konflikt und Konfliktparteien sind beliebig.“ (Bonacker/Imbusch 2006: 71).
Weiters kann zwischen manifesten und latenten Konflikten unterschieden werden: „Als manifest ließe sich ein Konflikt bezeichnen, der aufgrund seines Konfliktaustrags oder in bezug auf die offene Artikulation durch die Konfliktparteien als solcher erkennbar ist. Im Gegensatz dazu wäre ein latenter Konflikt nicht unmittelbar als solcher erkennbar, weil er (noch) nicht offen ausgetragen wird. Die ursprüngliche Unterscheidung von manifesten und latenten Konflikten hat Dahrendorf um die Kategorie des umgelenkten bzw. umgeleiteten Konflikts erweitert. Ein umgelenkter Konflikt wäre einer, der aus bestimmten Gründen nicht ausgetragen werden kann, aber gleichsam in andere Konfliktbereiche oder Verhaltensweisen abgedrängt wird, in denen eine Austragungschance besteht.“ (Bonacker/Imbusch 2006: 71-72)
Eine weitere idealtypische Entgegensetzung stellt die Differenzierung von Konflikten in symmetrisch und asymmetrisch dar, wobei symmetrische Konflikte in durch Herrschaftsverhältnisse geprägten Gesellschaften wohl eine Ausnahme sind. Symmetrisch wäre ein Konflikt dann, wenn die Konfliktparteien in ihren Voraussetzungen und Mitteln gleich stark bzw. gleichberechtigt wären. Unterschieden werden können weiters antagonistische und nicht-antagonistische Konflikte (unversöhnliches, kompromissloses Gegenüberstehen der Konfliktparteien; der Konflikt ist aus strukturellen Gründen nicht lösbar vs. Zugänglichkeit für Kompromisse), legitime und nicht-legitime Konflikte (aufgrund universeller rechtlicher und humanitärer Normen gesellschaftlich erlaubt, ermöglicht oder erwünscht vs. Überschreitung der Grenzen der gesellschaftlichen Konsensualität), informelle und institutionalisierte Konflikte (durch formale Regeln nicht kanalisiert vs. Kanalisierung durch formale Regeln und Anerkennung bzw. Akzeptanz ihrer Notwendigkeit im Hinblick auf die Zielsetzung), objektive und subjektive Konflikte (Verteilung knapper Güter vs. durch Ressentiments, Feindschaft, Aggressivität, Hass, u.a. hervorgerufene Einstellungen), produktivkonstruktive und kompetetiv-destruktive Konflikte (Zufriedenheit aller Konfliktparteien mit dem Ergebnis der Konfliktlösung vs. Unzufriedenheit und hohes Eskalationspotenzial). (zu den Differenzierungsmöglichkeiten des Konfliktbegriffs vgl. Bonacker/Imbusch 2006: 69-76)
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6. Konflikttheoretisches Fundament I
So unterschiedliche Konflikttypen bzw. -arten differenziert werden können, so vielfältig können auch Konfliktlösungen sein. Schwarz (2005: 277) erkennt in den vielfältigen Lösungen fünf Grundmuster des Lösungsverhaltens: Flucht, Vernichtung des Gegners, Unterordnung des einen unter den anderen, Delegation an eine dritte Instanz, Kompromiss und Konsens (vgl. Schwarz 2005: 277). Für das Funktionieren von Mediationsprozessen (oKapitel 7.5) sind die drei erstgenannten Grundmuster jedoch undenkbar, letzteres als anzustrebendes Ideal zu verstehen.
6.4 Perspektivische Komplexität: Sozialwissenschaftliche Konflikttheorien und die integrative, dynamisierende Funktion von Konflikten In Referenz zu den erwähnten Erklärungsversuchen, scheint es durchaus sinnvoll, internationale Konflikte aus sozialwissenschaftlicher bzw. soziologischer Perspektive zu betrachten (für eine Systematik sozialwissenschaftlicher Konflikttheorien vgl. Bucher/Duckwitz 2005). Diese Vorgangsweise ist aber auch deshalb angemessen, wenn bedacht wird, dass die Generierung, Entwicklung und Diskussion von Konflikttheorien gerade im soziologischen Fach tradiert ist. Sozialwissenschaftliche Konflikttheorien fokussieren zudem soziale Dynamik; in der kommunikationswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Konflikten werden sie jedoch bisher ebenso wenig berücksichtigt wie vice versa Medien in sozialwissenschaftlichen Konflikttheorien nicht berücksichtigt werden (oKapitel 2.1 und 6.4). So wie es keine einheitliche Soziologie des Konflikts geben kann, gibt es auch keine allgemeine Konflikttheorie in den Sozialwissenschaften. Selbst Verfechter eines engen Konfliktbegriffs, „die diesen scharf gegen benachbarte Begriffe abgrenzen und nur tatsächlich beobachtbare Konflikte nach Maßgabe eigener Definitionen erfassen, nicht aber latente bzw. strukturelle Konflikte“ (Imbusch 2006: 147), halten es für nicht wünschenswert bzw. notwendig, die Verschiedenartigkeit von Konflikten in eine einzige Theorie zu verorten. Zudem müsse jeder Konflikt aufgrund seiner Singularität bzw. Einzigartigkeit als Einzelfall in Bezug auf seine Ursachen bzw. Geschichte, seine Gegenstände, die involvierten AkteurInnen bzw. Parteien sowie die Austragungsformen betrachtet und analysiert werden, außerdem sei die Integration allen sozialwissenschaftlichen Wissens über den Konflikt in eine Theorie kaum möglich (vgl. Imbusch 2006: 147 und Imbusch/Zoll 2006). Sozialwissenschaftliche Konflikttheorien beschäftigen sich daher mit vielfältigen Konfliktaspekten bzw. -perspektiven; soziologische Konfliktforschung fokussiert solche Konflikte, die aus dem Wandel oder der Beschaffenheit gesell-
6.4 Perspektivische Komplexität
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schaftlicher Strukturen resultieren (vgl. Bonacker/Imbusch 2004: 197). Sechs der zahlreichen sozialwissenschaftliche Konflikttheorien sollen hier kurz vorgestellt werden, um die vielfältigen Perspektiven, aus denen heraus Konflikte betrachtet werden können, zu veranschaulichen. Robert W. Cox fokussiert als einer der Hauptvertreter der Konflikttheorie der Internationalen Politischen Ökonomie die historische Perspektive von Konflikten im Zusammenhang mit einem transnationalen historischen Materialismus. Er führt an, dass die Form der Beziehung zwischen Konsens und Zwang bzw. zwischen Kooperation und Konflikt oder – in anderen Worten – hegemoniale und nicht-hegemoniale Strukturen und die solide bzw. instabile Konsistenz der Weltordnung nur in der historischen Perspektive definiert werden kann (vgl. Bieling 2005: 121 – 128). Eine andere Konflikttheorie korrespondiert mit postmodernen Theorien internationaler Beziehungen. Hier wird betont, dass kulturelle, nationale oder kollektive Identitäten nicht als gegeben angenommen werden können. Damit nimmt diese Theorie offenbar eine sehr konstruktivistische Perspektive ein. Die zentrale Frage, die hier gestellt wird, bezieht sich darauf, welchen Einfluss konfliktträchtige Umgebungen auf das Verständnis der Menschen von der Welt haben und wie diese Wahrnehmungen etwa in der Schule oder aber auch in der Diplomatie diskursiv reproduziert werden. Die Konflikttheorie postmoderner Theorien internationaler Beziehungen schenkt ihre Aufmerksamkeit weniger der Transformation der Welt als der Transformation der Art und Weise, wie die Welt beobachtet und reflektiert wird (vgl. Diez 2005: 187 – 189). In eine völlig andere Kerbe schlägt die Konflikttheorie der Rational-ChoiceTheorie, welche auf der Idee der individuellen, rational gesteuerten Nutzenmaximierung des Einzelnen basiert. Soziale Konflikte sollen hier also auf Basis individueller Handlungen, die aufgrund rationaler Entscheidungen – Rationalität bedeutet hier die Fähigkeit, seine Wünsche und Ziele in eine Rangfolge bringen zu können – zustande kommen, betrachtet werden. Aufgrund individueller Handlungen entstehende soziale Konflikte können hierbei durchaus produktiv im Sinne einer Herbeiführung von Veränderungsprozessen, aber aufgrund von „unintendierten Folgen des absichtsvollen Handelns“ auch „unerfreulicher Art“ sein (vgl. Kunz 2005: 461 – 484). Eine andere Perspektive eröffnet wiederum die Konflikttheorie der Anerkennungstheorie, welche soziale Konflikte auf soziale Anerkennungsverhältnisse und Anerkennungsweisen – emotionale Zuwendung, kognitive Achtung und soziale Wertschätzung – hin fokussiert und strukturiert. Die Anerkennungstheorie geht hinsichtlich zwischenmenschlicher Bindungen nicht von einem „dauernden Gleichgewichtszustand“ gegenseitiger Kontrolle aus, sondern von einem
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6. Konflikttheoretisches Fundament I
ständigen „Ringen um ein prekäres Gleichgewicht von Verschmelzung und Distanz“ (vgl. Köhler 2005: 319 – 333). Die Konflikttheorie der Gesellschaftstheorie, die im Neomarxismus zu verorten und von Ralf Dahrendorf maßgeblich entwickelt worden ist, sieht soziale Konflikte wiederum vor allem in gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen begründet. Dahrendorf sieht die Unterdrückung sozialer Konflikte als „ineffektive Behandlungsweise“ derselben, da gesellschaftliche Dynamiken und Veränderungsprozesse erst durch aktive Behandlung sozialer Widersprüche entstehen können. Konflikte sind in dieser Theorie quasi als der Motor gesellschaftlichen Wandels zu verstehen und fordern somit eine gewisse soziale Mobilität, die es ermöglicht, aus so genannten „Quasigruppenstrukturen“ neue bzw. andere institutionalisierte gesellschaftliche Herrschaftsstrukturen bzw. -rollen zu generieren (vgl. Lamla 2005: 207 – 229). Eine letzte sozialwissenschaftliche Konflikttheorie, die hier erklärt werden soll, bezieht sich auf die Zivilisierungstheorie, welche kulturelle Konfliktdimension ins Auge fasst, wobei kulturelle Konflikte oft nicht zwischen Gesellschaften oder kulturellen Räumen, sondern innerhalb dieser gelegen sind. In diesem Zusammenhang werden kulturelle Konflikte als Dispute über die Art und Weise der öffentlichen Ordnung innerhalb einer Gesellschaft verortet. Kulturelle Konflikte sind, wie erwähnt, zudem Identitätskonflikte, so genannte „Entweder-OderKonflikte”. Das bedeutet, dass sie im Gegensatz zu Konflikten über unterschiedliche Interessen – „Mehr-oder-Weniger-Konflikte” – im Grunde nicht verhandelbar sind (vgl. Imbusch 2005: 165 – 171). Soziale bzw. internationale Konflikte implizieren sicherlich zumeist beide Konfliktaspekte (oKapitel 6.3). Eine Vielzahl sozialwissenschaftlicher Konflikttheorien schreibt Konflikten eine integrative Funktion zu. Konflikte werden in diesem Zusammenhang insofern als gesellschaftlich konstruktiv und notwendig betrachtet, als dass sie als normale Phänomene von Gesellschaften betrachtet werden und sozialisatorische bzw. systemintegrative Funktionen innehaben. Manche Theorieansätze gehen einen Schritt weiter und sehen in Konflikten Förderer des sozialen Wandels: Sozialer Wandel ist hier nicht das Resultat eines Konflikts, sondern dessen Funktion. Demgegenüber stehen negative Sichtweisen von Konflikten als vollständig pathologische Erscheinungen, wie sie etwa in konservativen Gesellschaftstheorien vorherrschen, sowie von Konflikten als Dysfunktion, in denen diese als Störung gesellschaftlicher Strukturen wahrgenommen werden (vgl. Bonacker/ Imbusch 2006: 76-77). Einwände können gegen beide – die eher positiven und eher negativen – Sichtweisen eingebracht werden. Bei eher positiv konnotierten Konfliktperspektiven kann etwa die Frage aufgeworfen werden, bis zu welchem Grad (etwa der Eskalation) Konflikten produktive Funktionen beigemessen werden können. Andererseits kann mit dem scheinbaren Paradoxon argumentiert
6.5 Internationale politische Konflikte: Modelle und Ansätze
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werden, dass „moderne demokratische Gesellschaften gerade durch die Formen ihres Streitens zusammengehalten werden“ (Bonacker/Imbusch 2006: 77). Ähnlich stellt Hug (1997: 15) in diesem Zusammenhang fest: „In der pluralistischen Demokratie darf die erste Sorge daher nicht einer Begrenzung oder gar (Auf-)Lösung von Widerspruch und Konflikt gelten, sondern den Möglichkeiten, Dissens frei artikulieren und Konflikte öffentlich austragen zu können.“ Im sozialwissenschaftlichen Diskurs herrsche dementsprechend „seit langem weitgehend Einigkeit über die Eufunktion des Konflikts für die demokratischpluralistische Gesellschaft – wenn auch das optimale Verhältnis von Harmonie und Disharmonie strittig bleibt“ (Hug 1997: 15). In dieser Argumentation sind Konflikte konstitutiv für Demokratie, da sie „im Raum des Politischen ausgetragen werden“ (Bonacker/Imbusch 2004: 198) und sich in ihnen kollektive AkteurInnen konstituieren, welche Konflikte dann aber wiederum verschärfen können. Konflikte werden in diesem Zusammenhang erst dann zum Problem, wenn die wechselseitige Anerkennung zwischen den Konfliktparteien und der Regeln des Konfliktaustrags nicht mehr gegeben ist und es dadurch beispielsweise zu Bürgerkriegen kommt (vgl. Bonacker/Imbusch 2004: 198). Modernere sozialwissenschaftliche Konflikttheorien, die insgesamt vorwiegend mögliche konstruktive Konfliktfunktionen thematisieren, weichen somit großteils vom vorherrschenden Alltags-Konfliktverständnis ab, in dessen Rahmen Konflikte überwiegend negativ assoziiert sind. Unterschieden werden sollte jedoch zwischen dem Konfliktbegriff selbst und dessen Austragungsform: „Eine sozialwissenschaftliche Fassung des Konfliktbegriffs wird den Konfliktbegriff weder mit positiven noch negativen Assoziationen belasten, sondern Konflikte als soziale Tatsachen begreifen, die zunächst weder gut noch böse sind. Positiv oder negativ können bestenfalls die Austragungsformen eines sozialen Konflikts sein, so dass dieser selbst einer häufig vorschnellen Bewertung entzogen bleiben sollte.“ (Bonacker/Imbusch 2004: 195)
6.5 Internationale politische Konflikte: Modelle und Ansätze Weitere Verständnis- und Strukturierungsangebote für soziale bzw. internationale politische Konflikte bieten Modelle und Ansätze, welche sich etwa mit Konfliktverläufen bzw. -dynamiken befassen. Ein Ansatz, der speziell internationale politische Konflikte ins Blickfeld nimmt, ist das so genannte Bloomfield–Leiss Dynamic Phase Conflict Model, das gleichzeitig die Basis für Computer Assisted Conflict Analysis (CASCON), eine spezielle Software, die zur Konfliktanalyse verwendet wird, darstellt. Dieses Modell beinhaltet sechs Phasen, wobei Phase sechs den Konflikt als beendet markiert, und bietet zudem eine recht konkrete Klassifizierung des Konfliktbe-
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6. Konflikttheoretisches Fundament I
griffs. So werden die Phasen zwei (conflict: military option develops), drei (hostilities: fighting between organised units) und vier (post–hostilities: conflict remains) als Konfliktphasen eingestuft, wobei ein Disput zudem die Phasen eins (dispute: quarrel about an issue) und fünf (post–hostilities: dispute remains unsettled) beinhaltet. In anderen Worten: Der Begriff des Disputs beinhaltet auch den Konfliktbegriff (vgl. Bloomfield/Moulton 1997: 12). Glasls (2004) Phasenmodell der Eskalation ist ein anderes Tool zur Diagnose der Konsistenz und des Charakters eines Konflikts. Die erste Phase stellt hier die niedrigste Eskalationsstufe dar, während Phase neun die höchste Phase der Eskalation beschreibt. Die einzelnen Eskalationsstufen sind wie folgt gegliedert (vgl. Glasl 2004: 233 – 302): Stufe 1: Verhärtung, Standpunkte prallen zuweilen aufeinander Stufe 2: Polemik, Debatte: Denken und Reden in „Entweder-Oder“-Dimensionen Stufe 3: Taten statt Worte, Drohungen statt Empathie Stufe 4: Bilden von Koalitionen, Fokus auf negatives Image des anderen Stufe 5: Gesichtsverlust, direkte Diffamierungen und Isolierung des anderen Stufe 6: Drohstrategien, Erpressung, Sanktionen, Ultimaten Stufe 7: Begrenzte Vernichtungsschläge; Ein eigener kleiner Schaden wird dennoch als Gewinn betrachtet Stufe 8: Zersplitterung: Paralysieren und Desintegrieren des feindlichen Systems Stufe 9: Totale Konfrontation, gemeinsam in den Abgrund, Vernichtung zum Preis der Selbstvernichtung Beruhend unter anderem auf Glasls (2004) dynamischem Neunphasenmodell, in dem Dauer und Richtung der Eskalation variabel sind, entwickelt Kempf ein Eskalationsmodell, das destruktiv verlaufende Konflikte fokussiert. Kempf unterscheidet grob drei Eskalationsstufen: Konkurrenz, Kampf und Krieg (vgl. Baros/Jaeger 2004: 224-226): In der Phase der Konkurrenz wird der Konflikt von den Konfliktparteien dabei als „win-lose“-Situation wahrgenommen, während sich in der Phase des Kampfes zumindest eine Konfliktpartei verletzt fühlt und die Beziehung zur gegnerischen Konfliktpartei zum zentralen Gegenstand wird (vgl. Baros/Jaeger 2004: 224). Krieg als höchste Eskalationsstufe „ist dann erreicht, wenn die Konfliktparteien beabsichtigen, den Gegner physisch oder psychisch zu vernichten und/oder ihn durch die Anwendung von Gewalt – im Sinne der physischen oder psychischen Vernichtung von Menschen – zur Kapitulation zu zwingen“ (Baros/Jaeger 2004: 225).
6.5 Internationale politische Konflikte: Modelle und Ansätze
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Die Ausweitung eskalierender Konflikte wird beispielsweise im Rahmen des Konflikt-Spiralen-Modells erläutert. Dabei werden zwei Klassen von Konfliktspiralen unterschieden, die oft ineinander greifen: die Vergeltungs- und die Verteidigungsspirale: In der Vergeltungsspirale bestraft eine Konfliktpartei eine andere für deren Aktionen, die sie als feindselig wahrnimmt. Beispiele hierfür sind etwa Attentate oder militärische Vergeltungsschläge im israelischpalästinensischen Konflikt. Demgegenüber wird in der Verteidigungsspirale jede von einer Konfliktpartei als Verteidigung unternommene Aktion von der anderen Konfliktpartei wiederum als Angriff bzw. Bedrohung wahrgenommen (vgl. Baros/Jaeger 2004: 223). Wie die eben beschriebenen Modelle fokussiert auch das im Rahmen des im jährlich publizierten Konfliktbarometers des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung verwendete Modell unterschiedliche Konfliktintensitäten (vgl. HIIK 2008). Prinzipiell werden zwei „states of violence“ unterschieden, nämlich „violent“ und „non-violent“, wobei die Intensitätsstufen aufsteigend angeordnet sind. Die Intensitätsstufen 1 („latent conflict“) und 2 („manifest conflict“) gehören in diesem Modell demnach der Gruppe niedriger Konfliktintensität („non-violent“) an. Die Intensitätsstufe 3 („crisis“) zählt zur Gruppe mittlerer Konfliktintensität und wird bereits als „violent“ verortet. Die Intensitätsstufen 4 („severe crisis“) und 5 („war“) gelten in logischer Konsequenz ebenso als „violent“ (vgl. HIIK 2008). Obwohl die Definitionen der Intensitätsstufen 4 und 5 („crisis“ und „severe crisis“) im Rahmen der vorliegenden Arbeit bereits an anderer Stelle Erwähnung gefunden haben (oKapitel 6.2), werden sie im Folgenden ebenso wie die anderen Konfliktintensitätsstufen im Modell des HIIK der Vollständigkeit halber im Folgenden nochmals zitiert: Intensitätsstufe 1 („latent conflict“): „A positional difference over definable values of national meaning is considered to be a latent conflict if demands are articulated by one of the parties and perceived by the other as such.“
Intensitätsstufe 2 („manifest conflict“): „A manifest conflict includes the use of measures that are located in the stage preliminary to violent force. This includes for example verbal pressure, threatening explicitly with violence, or the imposition of economic sanctions.“
Intensitätsstufe 3 („crisis“): „A crisis is a tense situation in which at least one of the parties uses violent force in sporadic incidents.“
Identitätsstufe 4 („severe crisis“): „A conflict is considered to be a severe crisis if violent force is used repeatedly in an organized way.“
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6. Konflikttheoretisches Fundament I
Identitätsstufe 5 („war“): „A war is a violent conflict in which violent force is used with a certain continuity in an organized and systematic way. The conflict parties exercise extensive measures, depending on the situation. The extent of distruction is massive and of long duration.“
(alle Definitionen aus HIIK 2008) Die vorgestellten theoretischen Ansätze und Modelle sind sicher potenzielle Instrumente bzw. Hilfsmittel, um Orientierung im Hinblick auf die mit internationalen Konflikten zusammenhängenden zumeist komplexen und facettenreichen Themenfelder zu erlangen. Konfliktanalysen sollten aus friedensjournalistischer Perspektive (oKapitel 4.5) zudem einen zentralen Aspekt der journalistischen Arbeit darstellen (vgl. Lynch/McGoldrick: 2005: 33-55). Aufgrund limitierter Zeitressourcen in der journalistischen Praxis sind intensive und tiefgründige Konfliktrecherchen jedoch oft bestenfalls begrenzt möglich (oKapitel 3).
6.6 Weitere Begriffe: „Krieg“ und „Frieden“ Die Begriffe „Krieg“ und „Frieden“ werden etwa von Bonacker/Imbusch (2006) erläutert. So wird der Begriff des Krieges zumeist als Gegensatz zum Begriff des Friedens verstanden, wobei beide Begriffe politische Implikationen enthalten. Gerade der Kriegsbegriff wirft direkt die Frage nach den politischen Konsequenzen auf (vgl. Bonacker/Imbusch 2006: 107). „So ist es von großer politischer Bedeutung, ob es sich beim Jugoslawien-, oder beim Tschetschenien-Konflikt oder bei der militärischen Reaktion der Vereinigten Staaten auf die Anschläge vom 11. September 2001 um Kriege handelte.“ (Bonacker/Imbusch 2006: 107). Dies mag auch eine Erklärung dafür sein, warum es die israelische Regierung vermied, die im Untersuchungsmaterial berücksichtigte militärische „Operation Gegossenes Blei“ im Gazastreifen Ende 2008/Anfang 2009 als Krieg zu bezeichnen. Im Rahmen einer Definition des Kriegsbegriffs kommt erschwerend hinzu, dass der Einsatz militärisch organisierter Armeen auf zwischenstaatlicher Ebene als dessen Hauptmerkmal als Erklärung nicht mehr auszureichen scheint, da zunehmend auch Bürgerkriege und transnationaler Terrorismus in Überlegungen zum Kriegsbegriff einbezogen werden müssen (vgl. Bonacker/Imbusch 2006: 107). Vor allem Terrorismus, im Speziellen 9/11, hat das klassische Konfliktverständnis verändert (vgl. Roell 2008: 61). Dennoch: „In der spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges vorherrschenden völkerrechtlichen Definition wird unter Krieg eine mit Waffengewalt geführte Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen verstanden, von denen wenigstens eine als reguläre Armee oder bewaffnete
6.6 Weitere Begriffe: „Krieg“ und „Frieden“
107
Streitkraft auftreten muß. Ferner sollen die Tätigkeiten dieser Gruppen organisiert und zentral gelenkt sein und sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Desweiteren sind diese Gruppen jeweils souveräne Vereinigungen meistens mit staatlichem Charakter, die im Bewusstsein ihrer Gegnerschaft, ihre Gruppenidentität vor allem durch Abgrenzung zum Feind herstellen und dabei Fremdidentitäten zuschreiben, durch die die andere Gruppe als Feind wahrgenommen werden kann.“ (Bonacker/Imbusch 2006: 109)
Diese Definition bleibt jedoch problematisch, da sich „das Kriegsgeschehen in den letzten Jahrzehnten von der zwischenstaatlichen Gewalt, ja vom Staat überhaupt entfernt hat“. (Bonacker/Imbusch 2006: 109). Auch das normative traditionelle Verständnis des Kriegsbegriffs als „staatliches Recht legitimer Gewaltanwendung“, das seit Ende des Zweiten Weltkriegs jedoch auf wenige Bereiche wie die Verteidigung bei Angriffen oder die Gefährdung des Weltfriedens beschränkt ist, scheint gegenüber der empirischen Wirklichkeit überholt. Zudem delegitimiere eine solche Kriegsdefinition etwa Befreiungskämpfe oder Aufstände gegen staatliche Unterdrückung (vgl. Bonacker/Imbusch 2006: 110). Näher an die empirische Realität rücke die Definition von Krieg als „organisierter kollektiver Gewalt, an der mindestens ein staatlicher Akteur beteiligt sein muss“ (Bonacker/Imbusch 2006: 111). In der Friedens- und Konfliktforschung besteht zudem weitgehend Übereinstimmung darüber, dass Kriege über ihre Dauer sowie Intensität der Gewalt und die beteiligten AkteurInnen bestimmt und von nicht-kriegerischer Gewalt unterschieden werden können (vgl. Bonacker/Imbusch 2006: 110). Wie die beschriebenen Konfliktphasenmodelle (oKapitel 6.5) offen legen, kann der Kriegsbegriff innerhalb des Konfliktbegriffs verortet werden. Betrachtet man etwa Glasls (2004) neunstufiges Modell der Konflikteskalation, können die Phasen 8 (Zersplitterung: Paralysieren und Desintegrieren des feindlichen Systems) und 9 (Totale Konfrontation, gemeinsam in den Abgrund, Vernichtung zum Preis der Selbstvernichtung) sowie eventuell Phase 7 (Begrenzte Vernichtungsschläge; Ein eigener kleiner Schaden wird dennoch als Gewinn betrachtet) durchaus einen Kriegszustand bzw. ein Kriegsgeschehen beschreiben. Das gleiche gilt für Phase 3 (hostilities: fighting between organized units) im Bloomfield-Leiss-Dynamic-Phase-Model. Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung verortet Krieg explizit als höchstmögliche Konfliktintensitätsstufe (vgl. HIIK 2008). Wie unter dem Krisenbegriff werden auch unter dem Kriegsbegriff gewaltsame, also hoch eskalierte Konflikte subsumiert (vgl. Schreiber 2008: 54-61) In Kempfs Eskalationsmodell reicht im Gegensatz zu den eben beschriebenen Definitionen des Kriegsbegriffs bereits die Absicht, den Gegner vernichten zu wollen, um von einem Krieg zu sprechen (vgl. Baros/Jaeger 2004: 225).
108
6. Konflikttheoretisches Fundament I
Noch schwieriger gestaltet sich der Versuch einer Definition des Friedensbegriffs, dessen Theoriefähigkeit bis dato nicht ganz geklärt ist. Dies ist etwa daran erkennbar, dass seit den Anfängen der Friedens- und Konfliktforschung bis heute fortlaufend über den sachlichen und normativen Gehalt des Friedensbegriffs debattiert wird und etwa vermutet wird, dass es zum Wesen des Friedens gehöre, nicht definiert werden zu können (vgl. Bonacker/Imbusch 2006: 126, 129). „Damit ist in erster Linie das Problem gemeint, ob verschiedene Friedenskonzeptionen nicht einfach unterschiedlichen und nicht unbedingt miteinander übereinstimmenden Werturteilen entsprechen, so dass es letztlich keinen intersubjektiv überprüfbaren und mithin wissenschaftlich tragfähigen Friedensbegriff geben könne.“ (Bonacker/Imbusch 2006: 129).
Diese unterschiedlichen Werturteile müssten als Konsequenz diskursiv aufgeklärt werden (vgl. Bonacker/Imbusch 2006: 129). Bezüglich der Ideengeschichte des Friedensbegriffs spielt Immanuel Kant für die Friedens- und Konfliktforschung, vor allem aber für Forschungen zum Demokratischen Frieden, eine besondere Rolle, indem er Frieden „zum Produkt menschlicher Vernunft macht“ (Bonacker/Imbusch 2006: 127). Bonacker und Imbusch (2006: 127) fassen Kants Friedenskonzept folgendermaßen zusammen: „[...] dass Demokratien – genau gesagt waren es bei Kant Republiken bzw. das Prinzip der Volkssouveränität – sich nach außen friedfertiger verhalten als Nichtdemokratien. Dies liegt im Kern daran, dass, wenn die Bürger und Bürgerinnen eines Staates über dessen Außenpolitik entscheiden können, sie sich vermutlich gegen einen Krieg wenden, weil sie die Kosten des Krieges nicht tragen wollen. [...] Für Kant [...] setzt sich der Friede mit der bürgerlichen Gesellschaft mittels eines real gewordenen menschlichen Vernunftvermögens durch. Die Menschen führen sich aus ihrer Unmündigkeit heraus und schaffen damit Frieden. Ein solcher Frieden beginnt aber für Kant erst dort, wo der Anlass des Krieges beseitigt wurde. Nicht jeder Waffenstillstand ist mithin Frieden. Entscheidend für das Erreichen eines wirklichen Friedens sind deshalb nicht nur eine republikanische Staatsform, in der die Bürger und Bürgerinnen über die Außenpolitik des Staates mitentscheiden, sondern auch die Schaffung eines Rechtszustands zwischen den Staaten [...].“ (Bonacker/Imbusch 2006: 127-128).
Gängig in der Friedens- und Konfliktforschung ist die Unterscheidung des Friedensbegriffs in positiven (weiten) und negativen (engen) Frieden. Der negative Friedensbegriff impliziert demnach die Abwesenheit von Krieg bzw. das Fehlen von kriegerischen Auseinandersetzungen und wird von jenen ForscherInnen bevorzugt, für die die Forschungspraxis bzw. Operationalisierung des Friedensbegriffs von zentraler Bedeutung ist. Zudem zielen Bemühungen auf internationaler Ebene für Konfliktregionen wie etwa den Nahen Osten darauf ab, einen solchen negativen Frieden wiederherzustellen. Die Ansicht, Frieden sei mehr als die Abwesenheit von Krieg, hat zum Konzept des positiven Friedens geführt, der Frieden als „die Abwesenheit struktureller indirekter Gewalt und somit die Ver-
6.7 Zwischenfazit
109
wirklichung umfassender sozialer Gerechtigkeit“ (Bonacker/Imbusch 2006: 130) sowie als unteilbar und daher nicht auf eine einzelne Region begrenzbar versteht (vgl. Bonacker/Imbusch 2006: 130-132).
6.7 Zwischenfazit: Integrative Potenziale von Journalismus und Konflikten und begriffliche Verortungen In der neueren soziologischen bzw. sozialwissenschaftlichen Konfliktforschung werden Konflikte keineswegs als dysfunktional angenommen, sondern, wie an Berkels (2006) Buchtitel ablesbar, als „Motor“ der Öffentlichkeit betrachtet, dysfunktional bzw. negativ kann demgegenüber maximal etwa eine gewaltsame Austragungsform eines Konflikts sein. Was Berkel (2006) auf die europäische Öffentlichkeit bezieht, kann auch in einen weiteren Kontext von Öffentlichkeit gesetzt werden. Ausgehend davon, dass Journalismus ebenso wie Konflikten integrative Potenziale zugeschrieben werden, nimmt das Öffentlichmachen bzw. der öffentliche Umgang mit sozialen bzw. politischen Konflikten und somit auch die öffentliche Bearbeitung solcher Konflikte einen wesentlichen Stellenwert ein und ist in demokratischen Gesellschaften unerlässlich. Weltgesellschaftlich bzw. -systemisch betrachtet (oKapitel 2.3, 3 und 4.4) können durch Publizität generell und Auslandsberichterstattung speziell auch solche „Öffentlichkeiten“ zumindest informativ bzw. als Beobachterinnen in die Konfliktbearbeitung bzw. den Konfliktbearbeitungsdiskurs einbezogen werden, die solche Konflikte etwa aufgrund von räumlicher Distanz nicht direkt erfahren können. Krisen-, Kriegs- und Konfliktberichterstattung im Auslandsjournalismus können, als Schlussfolgerung dieser theoretischen Überlegungen, weltgesellschaftliche Dynamik fördern. In diesem Kapitel wurden die Begriffe „Krise“, „Konflikt“, „Krieg“ und „Frieden“ erläutert (oKapitel 6.2, 6.6). Besonderes Augenmerk wurde auf den zweifelsohne komplexen und aus vielerlei Perspektiven begreifbaren Konfliktbegriff gelegt (oKapitel 6.3, 6.4 und 6.5) Dabei konnte verdeutlicht werden, dass der Begriff „Krise“ großteils und der Begriff „Krieg“ vollständig innerhalb des Konfliktbegriffs verortet werden können. Kriege können aufgrund der vorangegangenen Überlegungen als hoch eskalierte, mit (Waffen-)Gewalt ausgetragene, „organisierte“ Konflikte verortet werden, wobei jeder Konflikt – auch hoch eskalierte – mehr oder weniger von eigendynamischen Prozessen geprägte Verläufe aufweisen kann. Krisen werden ebenso als höher eskalierte Konflikte aufgefasst, wobei Krisen definitorisch möglicherweise eher auf politische und humanitäre Konfliktfolgen und -umstände fokussieren, während im Rahmen von Konflikten bzw. Konfliktmanagement und -transformation eher Konfliktgegenstände bzw. -akteurInnen ins Blickfeld genommen werden (oKapitel 6.2 und 6.3). Der Konfliktbegriff um-
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6. Konflikttheoretisches Fundament I
fasst hohe und niedrige Eskalationsphasen und weist unterschiedliche Differenzierungsmöglichkeiten, etwa nach Konfliktgegenstand oder Intensität, auf (Kapitel 6.3). Wie und wie vielfältig die als Schlüsselbegriffe der Konflikt- und Krisenberichterstattung identifizierten Termini „Konflikt“, „Krise“, „Krieg“ und „Frieden“ im Auslandsjournalismus kontextualisiert werden, wird in der empirischen Untersuchung unter anderem analysiert und sollte Aufschluss über die Frage einer konstruktiven journalistischen Konfliktbearbeitung geben.
7. Konflikttheoretisches Fundament II: Mediative Qualitäten im Journalismus
7.1 Kapitel-Übersicht Um das als notwendig erachtete konflikttheoretische Fundament für die Erforschung der journalistischen Konfliktberichterstattung weiterzuführen, werden im nun folgenden Kapitel die Ansprüche journalistischer Qualität und von Mediation als etabliertes Alternative-Dispute-Resolution-Tool thematisiert (oKapitel 7.2 und 7.5)33. Besonderes Augenmerk wird auch auch die Frage journalistischer Neutralität in der Auslands- bzw. Konfliktberichterstattung (oKapitel 7.3) sowie auf das Bild bzw. Visualisierungen in der journalistischen Qualitätsdebatte (oKapitel 7.4) gelegt, da visuelle Thematisierungen bzw. Veranschaulichungen auch in der empirischen Untersuchung (oab Kapitel 9) Berücksichtigung finden. Da Mediation und Qualitätsjournalismus zumindest teilweise ähnliche Ansprüche an die jeweilige Praxis stellen, werden diese Gebiete abschließend insofern verknüpft, als dass Parallelen ebenso wie Differenzen herausgearbeitet werden. Einige der dann identifizierten parallelen bzw. ähnlichen Ansprüche werden in den darauffolgenden Kapiteln (oab Kapitel 9) einer empirischen Überprüfung unterzogen, um herausfiltern können, ob die untersuchten theoretischen Verknüpfungen auch empirisch standhalten können. 7.2 Qualitätsjournalismus: Erläuterungen und Modelle Im Jahr 2006 zählte das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) im Rahmen seines jährlichen Konfliktbarometers insgesamt 196 33
Gemeint ist hier also, wie bereits erwähnt (oKapitel 1), weder der kommunikationswissenschaftliche Mediationsbegriff, welcher etwa im Zusammenhang mit der Beschreibung von Medien als (neutrale) Vermittler verwendet wird, noch das kommunikationswissenschaftliche Konzept der Mediatisierung, also die Anpassung des politischen Systems an massenmediale Logiken (oKapitel 5.3), sondern Mediation als professionelles Konflikttransformationstool als Referenz für die Überprüfung qualitätsjournalistischer Konfliktberichterstattung.
I. Wetzstein, Mediativer Journalismus, DOI 10.1007/978-3-531-94061-8_7, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
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7. Konflikttheoretisches Fundament II
innerstaatliche und 76 zwischenstaatliche Konflikte (vgl. HIIK 2006: 3). Für das Jahr 2007 verzeichnete das HIIK weltweit 238 innerstaatliche und 90 zwischenstaatliche Konflikte (vgl. HIIK 2007: 3), für das Jahr 2008 insgesamt 254 innerstaatliche und 91 zwischenstaatliche Konflikte (vgl. HIIK 2008: 2) und für 2009 273 innerstaatliche und 92 zwischenstaatliche Konflikte (vgl. HIIK 2009: 2). Aufgrund der stetig hohen und jährlich ansteigenden Anzahl an Konflikten ist es unumgänglich, dass viele internationale Konflikte journalistisch unbearbeitet bleiben. Journalistische Themenselektion betreffend stellen Wanta/Golan (2010) fest: „Important events happen throughout the world every day. Because of time and space limitations, news media must sort through the endless stream of these international events and make value judgments which are important enough to receive coverage. Thus, only a small portion of international news events ever gets through the media gatekeepers.“ (Wanta/Golan 2010: 109).
Ebenso thematisiert Golan (2010) die Notwendigkeit thematischer Selektion in der Auslandsberichterstattung: „The world we live in is shaped daily by events that occur all around the globe. Such events might include terror attacks, natural disasters, armed conflict, political elections, and celebrity weddings. Due to limitations of time and space, news media gatekeepers must identify a few events as more newsworthy than others.“ (Golan 2010: 125)
Konflikte als starke Nachrichtenfaktoren (oKapitel 2, 4.4 und 4.5), oft gemischt mit prominenten politischen EntscheidungsträgerInnen als VerhandlerInnen, haben also eine gute Chance journalistisch aufgegriffen zu werden. Auch wenn nicht alle bzw. nur wenige internationale Konflikte gleichermaßen journalistische Aufmerksamkeit erhalten (können), kann die Art und Weise, wie qualitätsvoll über die ausgewählten Konflikte berichtet wird, entsprechende Auswirkungen in der Öffentlichkeit bzw. auf die involvierten politischen AkteurInnen haben (oKapitel 2.2 und 5.2). Laut Rau (2004) gibt es keine konsistente, einheitliche Definition des Begriffs Qualitätsjournalismus (vgl. Rau 2004: 65). Ein reflexiver, profunder, investigativer und meinungsbildender Journalismus ist jedoch essenziell für die Gewährleistung sozialer Koexistenz und des demokratischen Diskurses (vgl. Kilz 2004: 111). In weiterer Folge führt Rau das Vier-Säulen-Konzept meritorischer journalistischer Qualität in Medienangeboten in die Diskussion ein (vgl. Rau 2004: 79 – 80). x x
Information (Breite, Tiefe, Selektion, Selektivität) Präsentation (Verständlichkeit, Variabilität in der Darstellung)
7.2 Qualitätsjournalismus: Erläuterungen und Modelle
x x
113
Reflektion (Inwieweit werden fremde Positionen übernommen, hinterfragt, neu beleuchtet?) Bildung (Meinungsbildung und Horizonterweiterung: politisch, kulturell, wirtschaftlich, wissenschaftlich; in diesem Punkt geht es darum, Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass RezipientInnen Entscheidungen und Entwicklungen auf unterschiedlichen Feldern nachvollziehen und wissend begleiten können, sowie die Basis für die individuelle Weiterentwicklung zu schaffen).
Um journalistische Qualität untersuchen und das entsprechende Forschungsfeld aufbereiten zu können, schlägt Fabris (2001: 43) unter anderem eine grundlegende Unterscheidung vor, welche die Frage nach dem Zweck bzw. der Funktion journalistischer Produkte in den Mittelpunkt stellt. Unterschieden wird diesbezüglich zwischen einem informativen, unterhaltenden, service- und lebenshilfeorientierten sowie PR-orientierten Charakter des Journalismus respektive des herangezogenen Untersuchungsmaterials. Diese Art der Unterscheidung schließt an in diesem Kapitel noch genauer erläuterte Ausführungen Ruß-Mohls (1992: 85) an, die Funktion der Berichterstattung, das jeweilige Genre sowie das jeweilige Medium generell als Vorüberlegungen zur Erforschung journalistischer Qualität als abhängige Variable einzubeziehen. Den im Rahmen dieser Arbeit analysierten Printmedien ist in diesem Zusammenhang eindeutig ein informativer Charakter zu attestieren. Eine andere Option zur Strukturierung der Frage nach journalistischer Qualität bietet Weischenbergs so genanntes Zwiebelmodell, welches journalistische Kontexte beleuchtet. Weischenberg (1992: 68f zit. nach Renger/Rest 2001: 107) unterscheidet hier Normen-, Struktur-, Funktions- und Rollenkontext. Die im empirischen Teil präsentierte Studie, in welcher journalistische Medieninhalte analysiert werden, fokussiert klar den Funktionskontext, also die konkrete Leistung der untersuchten Berichterstattung bzw. Medienaussagen (Renger/Rest 2001: 107). Solcherlei Modelle sind in der journalistischen Qualitätsforschung vielfach vertreten und zeichnen sich insbesondere durch ihre Offenheit aus. Erläuterungen und Modelle zu journalistischer Qualität müssen naturgemäß offen sein, da Qualität stets eine abhängige Variable darstellt (RußMohl 1992: 85). Journalismus – dynamisch wie er ist – entwickelt sich permanent etwa aufgrund technischer Neuerungen und sozioökonomischer Entwicklungen weiter. Was relevant ist, kann daher keine absolute Norm darstellen (Fabris/Renger 2003: 80). Journalistische Qualität ist eine Variable, an die aufgrund ihrer Vielfältigkeit und Offenheit aus den unterschiedlichsten Perspektiven wissenschaftlich herangegangen werden kann bzw. wird. Neben Qualitätskriterien in journalistischen Inhalten werden beispielsweise auch journalistische Ausbildung, Produkti-
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7. Konflikttheoretisches Fundament II
ons- bzw. Arbeitsbedingungen oder herausragende journalistische Persönlichkeiten im Zusammenhang mit der Bildung journalistischer Kanones, mit welcher sich im deutschsprachigen Raum vor allem Langenbucher beschäftigt, fokussiert (vgl. z.B. Wilke 2003: 47; Altmeppen 2003: 113; Langenbucher/Wetzstein 2010). Journalistische Preise bzw. Auszeichnungen können also ebenso als Indikatoren journalistischer Qualität konsultiert werden wie einschlägige Trainings bzw. Ausbildungsprogramme, welche einen hohen Grad an Professionalisierung gewährleisten sollen. Die Analyse journalistischer Leistungen auf einer solchen institutionellen Ebene ist ebenso möglich wie die Einbeziehung medienökonomischer und -rechtlicher Aspekte, die Fokussierung auf einzelne journalistische AkteurInnen sowie Produkte und Produktionsbedingungen. Die im Rahmen dieser Arbeit präsentierte Studie fokussiert die Frage nach Möglichkeiten konstruktiver Konfliktbearbeitung in journalistischen Inhalten. Arnold (2009) beschäftigt sich in seiner Arbeit „Qualitätsjournalismus – Die Zeitung und ihr Publikum“ unter anderem mit einer publikumsorientierten Sichtweise journalistischer Qualität, die er neben einem journalistischanalytischen und dem normativ-demokratietheoretischen Ansatz zur Entwicklung eines integrativen Qualitätskonzepts heranzieht (vgl. Arnold 2009: 133). Auf journalistisch-analytischer bzw. funktional-systemorientierter Ebene bestehe die Funktion von Journalismus darin, „aktuelle Themen aus den diversen sozialen Systemen der Umwelt zu sammeln, auszuwählen, zu bearbeiten und dann diesen Systemen als Medienangebote zur Verfügung zu stellen, um so eine möglichst anschlussfähige – und damit auch synchronisierende – Selbstbeobachtung der Gesellschaft zu gewährleisten“ (Arnold 2009: 185).
Als Funktionsnormen bzw. Qualitäten seien auf dieser Ebene Vielfalt, Aktualität, Relevanz, Glaubwürdigkeit, Unabhängigkeit, Recherche, Kritik und Zugänglichkeit zu nennen (vgl. Arnold 2009: 185). Auf normativ-demokratieorientierter Ebene seien Qualitätskriterien nicht mit einer Funktion begründet, „sondern mit bestimmten fundamentalen Werten einer demokratisch-pluralistischen Gesellschaft“ (Arnold 2009: 185-186). Zentrale Kriterien von Journalismus als „öffentliche Aufgabe“ seien Ausgewogenheit, Neutralität bzw. die Trennung von Nachricht und Meinung sowie zahlreiche gesetzliche Bestimmungen, die sich nicht ausschließlich auf Medien, sondern auf alle Bereiche der Gesellschaft beziehen und auf ein friedliches Zusammenleben abzielen (vgl. Arnold 2009: 200). Auf nutzenbezogener-handlungsorientierter Ebene komme es darauf an, dass journalistische Angebote „so gestaltet werden, dass sie vom Publikum akzeptiert werden und es etwas mit ihnen anfangen kann“ (Arnold 2009: 223). Das könne durch das Herstellen eines Bezuges zur Lebenswelt der RezipientInnen gelingen, was wiederum impliziert, dass Journalismus vor allem im Nahbereich versuchen
7.2 Qualitätsjournalismus: Erläuterungen und Modelle
115
könne, Problemlösungen aktiv zu befördern, welche RezipientInnen beurteilen können sollen. Dies erfordere ein Mindestmaß an Quellentransparenz. Durch den Bezug zur Lebenswelt wird das Publikum in das Medium einbezogen, erhält also Partizipationsmöglichkeiten, wodurch in Beitrag zu gesellschaftlicher Demokratisierung geleistet wird (vgl. Arnold 2009: 223). In weiterer Folge untersucht Arnold Qualitätskriterien in Bezug auf das Medium Zeitung aus Publikumssicht anhand eines quantitativ-qualitativen Befragungsdesigns (zur Anlage der Studie vgl. Arnold 2009: 358 ff.). Im Rahmen qualitativer Leitfadeninterviews wurden unter anderem Qualitäts- bzw. Nutzertypen in Bezug auf die Zeitung gebildet (vgl. Arnold 2009: 359), wobei als Ergebnis schließlich sechs „Qualitätsmuster“ unterschieden werden konnten: Neben dem „Glokalen“, dem „Lokal- und Unterhaltungsorientierten“, dem „Beliebigen“, dem „Gewohnheitsleser“ und dem „Desinteressierten“ wird auch der „Weltoffene“ als Qualitätstypus identifiziert (Arnold 2009: 456-458). Letzterer dürfte außenpolitischer Berichterstattung, welche im Rahmen der vorliegenden Arbeit fokussiert wird, besonders zugewandt sein, denn: „Für den Weltoffenen ist der lokale Bezug der Zeitung nur wenig von Bedeutung, er interessiert sich vor allem für überregionale Politik und Wirtschaftsberichterstattung. Er wünscht sich eine unparteiliche, jedoch kritische, analysierende und kommentierende Zeitung, die auf aktuelle Probleme aufmerksam macht und Lösungen diskutiert. Unterhaltsamkeit wird hingegen weniger geschätzt.“ (Arnold 2009: 456-457)
Laut Arnold handle es sich bei dem Qualitätstypus des „Weltoffenen“ „zumeist um lokal nur schwach gebundene Männer mittleren Alters, die höher gebildet sind und oft eine überregionale Zeitung lesen“ (Arnold 2009: 457). Auch der „Glokale“, dem vor allem ausführliche lokale bzw. regionale Berichterstattung wichtig sind, der zudem aber auch hintergründige überregionale politischgesellschaftliche Berichterstattung schätzt, ist zumeist älter, jedoch lokal stark gebunden und verfügt über eine mittlere Bildung (vgl. Arnold 2009: 457). Journalistische Qualität im Allgemeinen sowie die wissenschaftliche Diskussion über die Festlegung journalistischer Qualitätskriterien stellen seit den frühen 1990er Jahren ein vitales und viel beachtetes Forschungsfeld im Bereich der Kommunikationswissenschaft dar (vgl. Rau 2007: 89). Nichtsdestotrotz scheint Ruß-Mohls viel zitiertes Statement, in dem er den Versuch einer Definition journalistischer Qualität damit vergleicht, einen Pudding an die Wand nageln zu wollen (vgl. Ruß-Mohl 1992: 85), weiterhin Gültigkeit zu besitzen, wobei Ruß-Mohl zwölf Jahre später einräumt, dass sich journalistische Qualitätskriterien eben doch, beispielsweise im Rahmen von Inhaltsanalysen, festmachen und überprüfen lassen (vgl. Held/Ruß-Mohl 2004: 56). Eine einheitliche, absolute Definition journalistischer Qualität scheint jedoch weiterhin nicht möglich,
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7. Konflikttheoretisches Fundament II
diese ist ganz im Gegenteil als abhängige Variable zu begreifen, wobei folgende sechs Faktoren bzw. Qualitätsmaßstäbe zu berücksichtigen sind (vgl. Ruß-Mohl 1992: 85). x x x x x x
Selbstverständnis der JournalistInnen (z.B. als neutrale/r VermittlerIn/ „TransportarbeiterIn“, AnwältIn, Vierte Gewalt) Funktionen (z.B. Information, Orientierung, Kritik und Kontrolle, Integration, Unterhaltung) Publikum/Zielgruppe (Alter, Bildung, Interessen – special/general, Einkommen, Schicht, usw.) Genre (z.B. Nachricht, Reportage, Feature, Kommentar) Medium (z.B. Zeitschrift, Zeitung, Hörfunk, Fernsehen) Aktualität/Periodizität (live, stundenaktuell, tagesaktuell, wöchentlich, monatlich)
Die Berücksichtigung der genannten Faktoren bei der Feststellung, Beschreibung und Definition journalistischer Qualität muss wiederum offenkundig zu vielfältigen Qualitätsanforderungen führen, je nachdem, wie die aufgezählten fünf unabhängigen Variablen als zu berücksichtigende Voraussetzungen ausgeprägt sind. Die beschriebene Unmöglichkeit einer absoluten Definition journalistischer Qualität ist nach Haas und Lojka keineswegs als nachteilig zu betrachten, da eine Vereinheitlichung bzw. Uniformität des Journalismus hervorgerufen durch eine konsensuale Professionalisierung und Qualitätssicherung nicht wünschenswert sei (vgl. Haas/Lojka 1998: 116). Vielmehr spiegelt der Umstand einer je nach Medium, dessen Periodizität, Textgenre, der Funktion der Berichterstattung und journalistischem Selbstverständnis notwendigen Neubewertung journalistischer Qualität die hohe Komplexität des journalistischen Feldes, insbesondere der journalistischen Produktionsweisen und -bedingungen, wider. Trotz der ob der hohen Komplexität des Themas zweifelsohne großen Herausforderung, journalistische Qualität greifbar zu machen, sehen Haas und Lojka klare Fortschritte in der wissenschaftlichen Debatte journalistischer Qualität bzw. Qualitätssicherung, obwohl diese im Vergleich zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Qualitätsstandards im Rahmen des Public Relations-Feldes, wo Techniken der Qualitätsevaluierung bereits früh berücksichtigt wurden, recht jung ist (vgl. Haas/Lojka 1998: 115.). Ein Konsens im wissenschaftlichen Diskurs über journalistische Qualität kann jedoch folglich dahingehend festgestellt werden, dass diese als aktiver und dynamischer Prozess wahrgenommen wird (vgl. etwa Rau 2007: 108). Rösslers (2004: 127) Beschreibung journalistischer Qualität als multidimensionales Konstrukt, das unterschiedlich je nach Beurteilungsgegenstand und Perspektive des
7.2 Qualitätsjournalismus: Erläuterungen und Modelle
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Beurteilenden gemessen werden kann, untermauert die Charakterisierung journalistischer Qualität sowie des wissenschaftlichen Diskurses darüber als kontinuierlichen und aktiven Prozess. Zusammengefasst ist eine Vereinheitlichung des Begriffs der journalistischen Qualität weder möglich noch wünschenswert, vielmehr handelt es sich eben um einen kontinuierlichen, dynamischen und stetig neu zu bewertenden Prozess. Dennoch: Beim Studium wissenschaftlicher Literatur zu diesem Thema fällt schnell auf, dass sich bestimmte Schlüsselbegriffe bezüglich der Anforderungen an einen qualitativ hochwertigen Journalismus wiederholen; eine gewisse Übereinstimmung bei der Feststellung journalistischer Qualitätskriterien scheint in der wissenschaftlichen Diskussion zum Thema also vorhanden zu sein. Fabris (2001: 61) erwähnt Aktualität, Relevanz, die Richtigkeit der referierten Daten und die Vermittlungskompetenz im Sinne handwerklichen Könnens als zentrale und in Praxis und Wissenschaft akzeptierte Variablen zur Benennung bzw. Bestimmung journalistischer Qualität. Zudem werden in der einschlägigen Literatur oftmals Begriffe wie etwa Objektivität, inhaltliche Vielfalt bzw. Pluralität, Komplexitätsreduktion, Originalität, Transparenz, Verständlichkeit, Orientierung und Ausgewogenheit als vom jeweiligen Medium unabhängige Qualitätskriterien herangezogen, um nur einige zu nennen (vgl. etwa Koxeder 2007, Ruß-Mohl 1992, Siegert 2001, Huber 2001, Chmelir/Scheschy 2001, Weischenberg 2001, Rau 2007, Bucher/Altmeppen 2003). Ein Modell, das in der journalistischen Qualitätsforschung immer wieder zitiert und empirisch angewandt wird, ist das von Stephan Ruß-Mohl entwickelte so genannte „Magische Vieleck”, welches fünf konkrete Ziele und Kriterien der Qualitätsbewertung beinhaltet (vgl. Ruß-Mohl 1992: 86 und Koxeder 2007: 60): x
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Komplexitätsreduktion, welche Faktentreue, Vereinfachung und Verständlichkeit im Zusammenhang mit der verwendeten Sprache (u.a. Erklärung von Abkürzungen und Fachtermini) und der zur Verfügung gestellten Kontext-Information bzw. Hintergründe im Sinne der journalistischen Orientierungsfunktion beinhaltet, Aktualität, unterschieden werden hierbei die zeitliche Aktualität im Sinne des Neuigkeitswertes und die so genannte „Problem“-Aktualität im Sinne der thematischen Relevanz bzw. Wichtigkeit, Originalität, wodurch ein gewisser Leseanreiz gewährleistet werden soll, Transparenz, das heißt die Offenlegung der Berichterstattungs-Bedingungen (Angabe der Quellen und Verwendung zuverlässiger Quellen) sowie ein gewisses Maß an Quellenkritik und Objektivität, diese impliziert wiederum Faktentreue, aber auch die Beachtung der Nachrichtenwerte bzw. Auswahlregeln, die Trennung von Nach-
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7. Konflikttheoretisches Fundament II
richt und Meinung, die Vielfalt der Blickwinkel und Perspektiven im Sinne der Informationsvielfalt (hierbei muss neben den Inhalten der Artikel an sich auch die Vielfalt der verwendeten journalistischen Darstellungsformen bzw. Genres berücksichtigt werden) sowie Fairness bzw. Ausgewogenheit im Hinblick auf die zu Wort kommenden AkteurInnen bzw. SprecherInnen.
7.3 Objektivität oder Ausgewogenheit?: Zur (Un-)Möglichkeit „neutraler“ Krisen-, Kriegs- und Konfliktberichterstattung im Auslandsjournalismus Insbesondere der Objektivitätsbegriff wird in der journalistischen Qualitätsforschung häufig diskutiert und mit anderen Begriffen in Verbindung gebracht, wie etwa Maßstabsgerechtigkeit, Vollständigkeit, Ausgewogenheit, Vielfalt, Genauigkeit, Wichtigkeit, Neutralität und Trennung von Nachricht und Meinung (Neuberger 1996: 101). Wallisch (1995: 104 ff.) diskutiert explizit die Trennung von Nachricht und Meinung als Qualitätskriterium. Neuberger (1996) hegt „Zweifel an der Lösbarkeit des Objektivitätsproblems“ (vgl. Neuberger 1996: 185 ff.) im Journalismus und führt im Zusammenhang mit dem Objektivitätsbegriff aus, dass Nachrichten und Realität weder verglichen werden können noch verglichen werden müssen, denn: „Erst durch Nachrichten werden Ereignisse konstruiert, sie können deshalb nicht der unstrukturierten Realität gegenübergestellt werden.“ (Neuberger 1996: 249). Anders als Neuberger (1996) beschäftigt sich Bentele (2008) mit dem Objektivitätsbegriff aus rekonstruktivistischer Perspektive, also davon ausgehend, „dass es eine von der Berichterstattung im Prinzip unabhängige natürliche und soziale Realität gibt“ (Nothhaft/Wehmeier 2008: 23). Dabei verknüpft Bentele (2008) Objektivität mit der Frage nach Übereinstimmungen und Diskrepanzen zwischen von RezipientInnen wahrgenommener Realität und Medienrealität, also der dargestellten Realität in den Medien (vgl. Bentele 2008: 68-69)34. Objektive Berichterstattung ermögliche demnach die Vereinfachung von Sachverhalten, jedoch nicht deren Verfälschung, Objektivität fungiere möglicher Weise als Ursache bzw. Voraussetzung für Vertrauens- bzw. Glaubwürdigkeit der Medien bzw. Medienberichterstattung bei den RezipientInnen (vgl. Seidenglanz 2008: 44, 46). Bei außenpolitischen Ereignissen, welche sich der 34
Bentele (2008: 124-127) thematisiert jedoch auch das „Objektivitätsdilemma“, d.h. Schwierigkeiten mit der Objektivitätsnorm: Probleme stellen in diesem Zusammenhang etwa die „semantische Mehrdeutigkeit“ und schwierige Operationalisierbarkeit des Objektivitätsegriffs dar. Zudem wird objektive Berichterstattung zwar als notwendig, deren Realisierbarkeit jedoch als unmöglich empfunden. Eine Alternative zur Objektivitätsnorm gibt es laut Bentele (2008: 127) nicht, die Objektivitätsnorm müsse viel mehr differenziert und präzisiert werden.
7.3 Objektivität oder Ausgewogenheit?
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direkten Erfahrbarkeit bzw. Überprüfbarkeit durch RezipientInnen entziehen und von diesen daher großteils medienvermittelt wahrgenommen werden können, müssen nach dieser Auffassung Quellen- und Medienglaubwürdigkeit eine besondere Rolle spielen. Mit Ausnahme des griechischen „Code of Deontology“ wird der Objektivitätsbegriff in den zahlreichen nationalen Kodizes journalistischer Berufsethik jedoch nicht explizit als Norm auch auf internationale Ereignisse bzw. die Berichterstattung über andere Länder bezogen (vgl. Bentele 2008: 109-111). Gerade in oft hochkomplexen Konfliktkonstellationen stellt sich die Frage, ob Objektivität in diesem Sinne sowie im Sinne von Neutralität überhaupt möglich ist. Westerstahl (1970, zit. nach Bentele 2008: 154-155), der im Rahmen einer empirischen Untersuchung den Grad der Objektivität in der Berichterstattung unterschiedlicher Themen maß, schloss die Untersuchung des Kriteriums der Wahrheitstreue bei Themen wie dem Vietnamkrieg aufgrund angenommener unmöglicher Realisierbarkeit a priori aus.35 Aus einer konstruktivistischsozialsystemischen Perspektive betrachtet kommt Staiger (2004) zu dem Befund, dass es „keinem journalistischen System“ möglich sei, „so etwas wie eine beobachterunabhängige, ,absolute’ Realität des Krieges zu erkennen. Denn Kriegswirklichkeit – als Ergebnis eines Beobachtungsprozesses – gibt es nur im System, ihre Relativität kann also prinzipiell nicht eliminiert werden.“36 (Staiger 2004: 154) Demgegenüber erwecken (kriegs-)journalistische Systeme aber den „nicht-einlösbaren Anschein der Realitätserfassung“, was vom Publikum auch erwartet wird (vgl. Staiger 2004: 154). Der unter anderem als Auslandskorrespondent bekannte Journalist Peter Scholl-Latour, dessen Araber- und Islambild Klemm/Hörner (1993) jedoch als verzerrt thematisieren (zum Nahost- und Islambild der deutschen überregionalen Presse vgl. Hafez 2002a), etwa antwortet auf die Frage, ob ein/e ReporterIn mög-
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Westerstahl (1970, zit. nach Bentele 2008: 154-155) unterscheidet in seinem Objektivitätsmodell drei Ebenen: Das Berichtete muss mit der Realität, über die berichtet wird, zunächst übereinstimmen. Daher sind auf zweiter Ebene Faktentreue und Unparteilichkeit unerlässlich. Auf dritter Ebene wird Faktentreue als Wahrheitstreue und Relevanz definiert; Unparteilichkeit umfasst Ausgewogenheit und neutrale Präsentation. „Mit der Relativität jeder Wirklichkeit wird auch Objektivität zu einer kognitions- bzw. sozialsystemrelativen und dynamischen, in einen veränderlichen räumlichen, zeitlichen und sozialen Zusammenhang eingebetteten Größe. Der Begriff „Objektivität“ meint nunmehr eine in bestimmten (kriegs-)journalistischen Systemen „anerkannte und vereinheitlichte Vorgehensweise zur Erlangung von Erkenntnis“ (Frerichs 2000: 151). Die manifestiert sich etwa in „Nachrichtenregeln“ wie der Trennung von Nachricht und Kommentar oder der Gegenüberstellung sich widersprechender Standpunkte, die allerdings – selbst wenn sie formal befolgt werden – einen gewaltigen Spielraum für ganz subjektive Färbungen eröffnen. Die in der journalistischen Berufsideologie weit verbreitete Wunschvorstellung einer „absolut objektiven“ Kriegsbeobachtung bildet einen Widerspruch in sich – als Fiktion der Kriegsberichterstattung, beobachten zu können ohne sich selbst.“ (Staiger 2004: 154).
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7. Konflikttheoretisches Fundament II
lichst neutral berichten und die eigene Meinung so wenig wie möglich in die Berichterstattung einfließen lassen sollte: „Nein, als Europäer bin ich gegenüber dem Erdball doch nicht neutral.“ (Scholl-Latour 2008: 31). Ob es legitim ist, Partei zu ergreifen komme darauf an, wer die Parteien sind. Aber: „An Ort und Stelle begegnet Ihnen ja überhaupt kein Journalist mehr, der sich eine Meinung bilden könnte. Das ist das Tragische. Die Meinungen werden ausschließlich in den Redaktionen gemacht. [...] Es gibt das Internet, und es gibt Stringer vor Ort, die für wenig Geld die Redaktionen mit Rohmaterial beliefern. Aber es gibt kaum noch permanente Auslandskorrespondenten.“ (Scholl-Latour 2008: 31)
In seinem Buch „Wie im echten Leben. Von Bildern und Lügen in Zeiten des Krieges“ beschreibt Joris Luyendijk seine Erfahrungen als Auslandskorrespondent im Nahen Osten und thematisiert hierbei ebenso die Möglichkeit bzw. Unmöglichkeit einer objektiven Auslands- bzw. Kriegsberichterstattung und veranschaulicht überdies die Rolle der Auslandsberichterstattung und damit einhergehend der „Weltöffentlichkeit“ als „Regulativ“ im israelisch-palästinensischen Konflikt bzw. den Konflikt als Medienkonflikt (vgl. Luyendijk 2007): „Bevor ich Korrespondent wurde, dachte ich immer: Es gibt die Wirklichkeit, und es gibt die Berichterstattung darüber. Ein Journalist war für mich eine fly on the wall, ein unsichtbares Mikro, das lediglich aufzeichnete, was vor sich ging, so wie ein Fußballreporter irgendwo im Stadion und für die Spieler unsichtbar den Spielverlauf verfolgt. Doch Fußball mag zwar Krieg sein, Krieg ist aber kein Fußball, weder in Israel noch bei den Palästinensern. Die Medien wurden durch die Konfliktparteien ständig manipuliert und beeinflusst. [...] Ich war überzeugt, ein Medienkrieg sei ein Krieg, der in den Medien viel Beachtung fand. Es war aber viel tiefgreifender. Vergleich die zweite Intifada doch mal mit dem Grenzkrieg, der momentan zwischen Äthiopien und Eritrea wütet, sagten Kollegen. Das ist ein klassischer Konflikt. Zwei Seiten bekämpfen sich mit allen zur Verfügung stehenden militärischen Mitteln, der Stärkste gewinnt, und darüber berichten die Medien. Der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern aber funktioniert ganz anders. Wenn die sich mit allen Mitteln bekämpfen würden, wäre die Sache schnell entschieden. Israel mit seinen Atomwaffen, „intelligenten“ Bomben, hoch entwickelten Panzern, Kampfjets, Hubschraubern, Schlachtschiffen, Spionagesatelliten und U-Booten ist haushoch überlegen. Binnen 24 Stunden könnten sie alle Palästinenser in die Flucht jagen – und bei Bedarf die Nachbarn gleich mit. In den israelischen Medien wird regelmäßig dafür plädiert. Trotzdem kommt es nicht dazu, was mit der enormen Medienaufmerksamkeit für diese Region und mit dem Interesse der Weltöffentlichkeit zu tun hat. Diese öffentliche Meinung wiederum wird maßgeblich durch die Bilder geprägt, die die Menschen in den Medien zu sehen bekommen.“ (Luyendijk 2007: 138-139)
Auch Dreßler (2008), die mittels ethnographischer Feldforschung die Alltagspraxis von AuslandskorrespondentInnen erforscht, geht auf die Schwierigkeiten objektiver Auslandsberichterstattung im israelisch-palästinensischen Konflikt ein, insbesondere im Hinblick auf den „Konflikt der Narrationen“ (Dreßler 2008: 198) – gemeint sind hier unterschiedliche „Wahrheiten“ bzw. Sichtweisen der Konfliktparteien – in dem sich AuslandskorrespondentInnen befinden.
7.3 Objektivität oder Ausgewogenheit?
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Pott (2008) stellt bezüglich der Berichterstattung über die arabische und islamische Welt fest: „Nur wenn sie [die KorrespondentInnen, Anm.] entsprechende Vorkenntnisse über die kulturellen Eigenheiten und daraus erwachsene soziokulturelle Ordnung besitzen, wird es ihnen gelingen, eine der komplexen Wirklichkeit entsprechende Berichterstattung zu leisten. Unverzichbar sind Kenntnisse über die Geschichte der arabischen Völker, den Islam in seiner facettenreichen Vielfalt, die arabischen Stammeskulturen und das arabische Bewusstsein gegenüber dem Westen vor dem Hintergrund der Kolonialpolitik des 19. und 20. Jahrhunderts in der Region. Wer nicht in diesem Sinne qualifiziert ist, muss sich in seiner Arbeit überwiegend auf „internationale“ Quellen wie Nachrichtenagenturen stützen und er/sie bleibt abhängig von örtlichen Mitarbeitern und Producern, ohne selbst über eine autonome Urteilsfähigkeit zu verfügen. Selbstverständlich muss man sich der Tatsache bewusst sein, dass Korrespondenten mit Blick auf die Ereignisse die eigenen soziokulturellen Vorprägungen mit sich herum schleppen. Nur wenige sind frei von Vorurteilen und Klischees. Nicht zuletzt durch unbewusst verinnerlichte Grundhaltungen, die geprägt sind durch die Positionen, die die deutsche, europäische oder die westliche Politik in der Region einnimmt.“ (Pott 2008: 132)
Philo und Berry (2004) führen die Problematik der neutralen Krisen- bzw. Konfliktberichterstattung anhand des später in der vorliegenden Arbeit unter anderem als empirisches Fallbeispiel herangezogenen israelisch-palästinensischen Konflikts aus: „The Israeli-Palestinian confict is deep and long-standing. In all such conflicts the origins and history of particular events are contested by the different parties involved. Participants tell the story from their own point of view and often to legitimise their own actions.“ Für die Konfliktberichterstattung erschwerend komme hinzu, dass „causes of the conflict are subject to constant debate. [...] This makes the journalist’s task very difficult. If there is no single account of what has happened which everyone accepts, then the journalist has to rely on the concept of balance and attempt to represent the range of views which exist.“ (Philo/Berry 2004: 1).
Folglich scheint es gerade für komplexe Konfliktgegenstände sinnvoller zu sein, von journalistischer Objektivität einerseits die Ausgewogenheit der Berichterstattung sowie andererseits die Vielfalt von thematisierten Perspektiven als Indikatoren abzuleiten37. 37
Arnold (2009) erläutert die Begriffe Vielfalt und Ausgewogenheit und deren gegenseitige Abgrenzung folgendermaßen: „Vielfalt wird nicht nur als ein essenzielles Element pluralistisch verfasster demokratischer Gesellschaften betrachtet, sondern auch als ein zentraler Wert des westlichen Denkens überhaupt. Sie soll ermöglichen, dass durch das Öffentlichmachen möglichst vieler alternativer Ziele und Vorschläge für Problemlösungen die individuelle und allgemeine Wohlfahrt optimiert werden kann. Als Prinzip für die Massenmedien basiert Vielfalt zum einen auf der Diskussion um die Massengesellschaft, bei der angenommen wird, dass die Medien Trends zur kulturellen Homogenisierung verstärken und die verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft schwächen
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7. Konflikttheoretisches Fundament II
7.4 Zur speziellen Qualität von Bildern im Journalismus: Empathie durch Visualisierung und die Rolle visueller Elemente in der journalistischen Kriegs-, Krisen- und Konfliktberichterstattung Die Erforschung journalistischer Qualität wurde und wird im wissenschaftlichen Diskurs vor allem auf den Wortjournalismus bezogen, die Rolle journalistischer Bilder und deren Beziehung zum geschriebenen Text wurde bis dato verhältnismäßig wenig berücksichtigt, wiewohl bereits Überlegungen zu dieser Thematik angestellt wurden. Weischenberg (1995: 36 f. zit. nach Renger/Rest 2001: 124) steht der Entwicklung des Journalismus hin zu einer stärkeren Visualisierung kritisch gegenüber, indem er ins Treffen führt, dass der Informationswert auf Grund des wachsenden Stellenwert des Grafik-Designs zurückgestellt werden könnte. Positiv sei laut Weischenberg allerdings, dass „das Qualitäts- und Produktdenken an die Seite des Kostendenkens tritt, die Zeitung der Zukunft voraussichtlich leichter, kleiner und der Inhalt geordneter und typografisch attraktiver wird, und die Produkte stärker den individuellen Wünschen der Leser- und Anzeigenkunden entsprechen“ (Renger/Rest 2001: 124). Die im Rahmen der vorliegenden Arbeit präsentierte empirische Studie steht jedenfalls unter dem Postulat, journalistische Qualität und den Einsatz visueller Elemente im Journalismus eben keineswegs vorweg als Antipoden zu betrachten, sondern Wort und Bild im modernen Printjournalismus als sich ergänzende, in Beziehung stehende und gemeinsam Bedeutungen und Interpretationsrahmen liefernde Elemente anzunehmen (zur Rolle visueller Elemente im Journalismus sowie Bild-TextBeziehungen vgl. Dobernig/Lobinger/Wetzstein 2010). Gerade „Krieg und Fotografie sind seit dem Krimkrieg (1853-1856) untrennbar miteinander verbunden“ (Spindler 2005: 182), Kriegsberichterstattung ist ohne Bilder nicht mehr vorstellbar, was auch ihre Berücksichtigung in inhaltsanalytischen Untersuchungen der Berichterstattung über Kriege bzw. politische Krisen und Konflikte unerlässlich macht. „Fotografien bestimmen wesentlich, welche Bedeutung Konflikte erhalten und wie sie in Erinnerung bleiben.“ (Spindler 2005: 182) Bilder, gemeint sind Fotografien, aber auch Infografiken, Karten, Zeichnungen und andere Visualisierungsformen, können im Journalismus unterschiedliche Funktionen – Holicki (1993) unterscheidet die dramaturgische, illustrative und journalistische Funktion (vgl. auch Untersuchungsdesign im Anhang) – würden. Vielfalt ist dann ein Wert, der Tendenzen der Vereinheitlichung und Zentralisierung entgegenwirken soll. Zum anderen spielt die Vorstellung eine Rolle, dass die Medien durch vielfältige Berichterstattung den sozialen Wandel befördern und zur Entwicklung und Demokratisierung der Gesellschaft beitragen. [...] Vielfalt ist schließlich als „Alternative“ zur Ausgewogenheit zu sehen. Während bei der Ausgewogenheit ein bestimmter Maßstab gesetzt werden muss [...], besagt Vielfalt lediglich, dass unterschiedliche Positionen, Argumente, Personen, Informationen vorhanden sein sollen.“ (Arnold 2009: 57-58)
7.4 Zur speziellen Qualität von Bildern im Journalismus
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übernehmen. Anders als im Rahmen der „compassion fatigue“ These (oKapitel 5.2) vermutet, wird in der vorliegenden Arbeit angenommen, dass Bilder, allem voran Fotografien, eine empathieauslösende Funktion für den Leser bzw. die Leserin innehaben, da vor allem Fotografien emotionales Engagement auch etwa zu weit entferntem, nicht direkt erfahrbarem Leiden in anderen Teilen der Welt bewirken können. (vgl. Dobernig/Lobinger/Wetzstein 2010). Generell werden Emotionen in den Medien häufig visuell vermittelt, was dadurch erklärt werden kann, dass Bilder wie Emotionen einer assoziativen Logik folgen, während textuelle Kommunikation einer argumentativen Logik folgt (vgl. Kappas/Müller 2006: 3). In einer inhaltsanalytisch angelegten Studie zeigt Ottosen (2007), dass „durch eine stärkere Beachtung der visuellen Elemente der Kriegsberichterstattung, wie z.B. Grafiken oder Fotos, der Friedensjournalismus bzw. ein kritischer Journalismus in Konfliktsituationen in seiner Aussagekraft verstärkt werden kann“ (Ottosen 2007: 1). Im Rahmen einer experimentell angelegten Untersuchung über visuelle Framing-Effekte konnte festgestellt werden, dass vor allem die einseitige visuelle Thematisierung palästinensischer Kriegsopfer in der Berichterstattung über den Gaza-Krieg Ende 2008 und Anfang 2009 („Operation Gegossenes Blei“) zu höheren emotionalen Bewertungen bei der Beurteilung der journalistischen Berichterstattung führten als die visuelle Darstellung von PolitikerInnen oder Artikel ohne visuelles Framing (vgl. Brantner/Lobinger/Wetzstein 2010), was darauf hinweist, dass Bilder als Empathieauslöser bzw. -verstärker fungieren können. Aus interkultureller Perspektive kommt Empathie eine große Bedeutung zu, wie Calloway-Thomas (2010: 7) feststellt: „Of all the sentiments that have the potential to alter what we do interculturally, none are more important than empathy or sympathy. Although both sympathy and empathy are crucial for human understanding, above all, empathy is the crucible of intercultural relations. Empathy helps us to understand people whose values, views, and behavior are different from our own. Feeling sorrow for individuals who lose their homes in a hurricane, grieving for children affected by cholera in India, feeling joy over a high school drama team winning a national contest, and cheering when the villain in a motion picture is wounded are among the ways that we express empathy. A feeling of pleasure and distress, then, is not limited to those closest to us. It extends to strangers, animals, and fictional characters in our favorite novel. Empathy is the moral glue that holds civil society together; unless humans have robust habits of mind and reciprocal behavior that lead to empathy, society as we know it will crumble.“ (CallowayThomas 2010: 7)
Vor allem Bilder können dazu beitragen, eine Vorstellung über die Situation von Menschen zu erhalten, sich auch emotional in andere hineinzuversetzen und deren Gedanken und Gefühle nachzuvollziehen, wobei es jedoch nicht um eine direkte Übertragung dieser Gedanken und Gefühle gehen kann: „Of course, attempting to „see through the eyes of others“ does not mean that we can
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7. Konflikttheoretisches Fundament II
duplicate others’ actual feelings but rather that we can suspend judgment and seek to enter their minds and feelings through „imaginative participation“.“ (Calloway-Thomas 2010: 9). Es kann vermutet werden, dass Visualisierungen nicht nur in Mediationsprozessen (oKapitel 7.5), sondern auch im Journalismus die Situationen der Konfliktparteien veranschaulichen, dadurch unterschiedliche Perspektiven einnehmen und so zum Verständnis unterschiedlicher Sichtweisen beitragen können. Dafür spricht, dass die Fotografie „zu einem der wichtigsten Hilfsmittel geworden“ sei, „um eine Erfahrung zu machen, um den Anschein der Teilnahme an irgendetwas zu erwecken.“ (Hörburger 2004: 29) „Eine Fotografie gilt als unwiderlegbarer Beweis dafür, dass ein bestimmtes Ereignis sich tatsächlich so abgespielt hat. Das Bild mag verzerren; immer aber besteht der Grund zur Annahme, dass etwas existiert – oder existiert hat -, das dem gleicht, was auf dem Bild zu sehen ist.“ (Sontag 1989 zit. nach Hörburger 2004: 29)
Fotos vermitteln RezipientInnen Augenzeugenschaft und werden aufgrund ihres analogen Charakters von diesen folglich als „Beweisstücke“ bzw. objektive Realitätsdarstellungen gesehen, was sie auch für Propagandazwecke attraktiv macht. So wie in der wortjournalistischen Berichterstattung manipulierte Informationen bzw. gezielte Desinformation kaum zu erkennen sind, wird aber auch „die visuelle Authentizität der Berichterstattung durch Krieg und Gewalt beeinflusst“ (Müller/Knieper 2005: 11). Visuelle Kompetenz, also das kritische Hinterfragen visueller Darstellungen als Ausschnitte, ist aber generell weniger ausgeprägt als verbale Kompetenz, was wiederum dazu führt, dass visuelles Framing im Gegensatz zu verbalem Framing kaum bzw. gar nicht erkannt wird (vgl. Dobernig/Lobinger/Wetzstein 2010; Brantner/Lobinger/Wetzstein 2010). Im Zusammenhang mit konstruktiver Konfliktbearbeitung sollten empathieerzeugende bzw. -auslösende Bilder im Sinne journalistischer Ausgewogenheit jedenfalls für alle thematisierten Konfliktparteien gleichermaßen eingesetzt werden. Aufgrund dieser Überlegungen wird die Bildberichterstattung in der im Rahmen dieser Arbeit präsentierten Studie ebenso berücksichtigt wie Wortjournalismus.
7.5 Mediation: Begriffsbestimmung und ein Überblick über Abläufe, Rollenbilder, Tätigkeitfelder und Ansprüche an die Praxis In der Literatur scheint es unumstritten, dass Mediation als kultursensitive Technik bzw. mediative Vorgehensweisen für internationale politische Konfliktmanagementprozesse empfehlenswert, wenn auch kein Allheilmittel ist. Die Einfüh-
7.5 Mediation: Begriffsbestimmung und ein Überblick
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rung einer „neutralen“ Person ist eine etablierte Methode, um solche Konflikte transformieren bzw. lösen zu können. Mediationen werden in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Kontexten durchgeführt, etwa im Bereich der Schule, der Familie, der Arbeitsumwelt, im wirtschaftlichen und im politischen Kontext. Unter letzterem lassen sich unter anderem Umweltmediation, lokalpolitische Mediation, interkulturelle Mediation und Mediation auf zwischenstaatlicher Ebene subsumieren (vgl. Mattenschlager/Meder 2004: 496-497). Konflikte werden generell wie in der neueren soziologischen bzw. sozialwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Konflikten bzw. Konfliktphänomenen nicht als dysfunktional, sondern als gegeben und, sofern sie nicht destruktiv ausgetragen werden, als Chance gesehen (oKapitel 6.3 und 6.4). Mediation (Verhandlungen mit Unterstützung eines Moderators, der sowohl verfahrens- als auch ergebnisorientiert verfährt) ist neben Negotiation (das heißt Verhandlungen ohne Unterstützung eines Dritten), Facilitation (Verhandlungen mit Unterstützung eines neutralen, verfahrenstechnisch eingreifenden Vermittlers) und Nonbinding Arbitration (Verhandlungen mit Unterstützung eines neutralern Schiedsrichters, dessen Urteile für die Konfliktparteien jedoch nicht bindend sind) ein viertes Alternative Dispute Resolution Tool (ADR) und wird allgemein praktiziert, um Konflikte auf unterschiedlichen Ebenen – beispielsweise zwischen Einzelpersonen, in bzw. zwischen Organisationen, betrieblich, rechtlich, im Gemeinwesen sowie im Hinblick auf ethnische und internationale Konflikte - zu bearbeiten und zu lösen (vgl. Kunczig 2002: 306, Moore 2003: 14). Mediation „may not be the oldest profession, but it surely must be close. As long as people had disputes with each other, mediators have emerged to counsel the use of reason over arms” (vgl. Kolb 1985: 1). Die Tradition politischer Mediation im Zusammenhang mit internationalen Beziehungen ist definitiv älter als deren Verwendung zur Konfliktregelung bzw. -transformation innerhalb von Gesellschaften oder zwischen einzelnen Personen. Aspekte wie Macht, Hierarchie und Autorität nehmen vor allem in der politischen Mediation einen besonders hohen Stellenwert ein und lassen somit auf den hohen Grad an Komplexität internationaler politischer Konfliktmanagementprozesse schließen (vgl. Michal-Misak 2003: 268, 271). Vor allem in diesem komplexen Mediationsfeld ist es oftmals empfehlenswert, im Rahmen von Einzelgesprächen die Interessen jeder involvierten Konfliktpartei herauszufiltern, vor allem, wenn es sich um hoch eskalierte Konflikte handelt. Laut dem Politikwissenschafter und Friedensforscher Johan Galtung wird diese Vorgangsweise in diplomatischen Prozessen oftmals nicht gewählt – ein bekannter Fehler in internationalen Konfliktmanagementprozessen (vgl. Galtung 2003: 92). Mediation kann allgemein definiert werden als: „the intervention in a negotiation or a conflict of an acceptable third party who has limited or no authoritative decision-making power, which assists the involved parties to voluntarily reach
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7. Konflikttheoretisches Fundament II
a mutually acceptable settlement of the issues in dispute. In addition to addressing substantive issues, mediation may also establish or strengthen relationships of trust and respect between the parties or terminate relationships in a manner that minimizes emotional costs and psychological harm.” (Moore 2003: 15)
Eine ähnliche Definition findet sich bei Mattenschlager und Meder (2004). Sie definieren Mediation als „die Intervention einer dritten Partei in einem Konflikt mit dem Ziel, diesen durch Verhandlung zu bearbeiten und die Konfliktparteien bei der Suche nach einer eigenverantwortlichen, einvernehmlichen, gewaltfreien Regelung zu unterstützen.“ (Mattenschlager/Meder 2004: 495). Konkreter formuliert versteht man unter Mediation „einen Konfliktregelungsweg, bei dem eine dritte Partei beauftragt wird, die Streitparteien in der Bearbeitung ihrer Konfliktsituation zu unterstützen. Im Gegensatz zu anderen Verfahren (z.B. Schiedsgerichtsbarkeit, Gerichtsbarkeit) verfügt der Mediator nicht über Entscheidungsbefugnisse, sondern dient vielmehr als Kommunikationsbrücke, durch die konsensorientierte, eigenverantwortliche Wege der Konfliktparteien unterstützt werden.“ (Mattenschlager/Meder 2004: 494).
Obwohl ein/e MediatorIn also für die Struktur eines Verhandlungsprozesses verantwortlich ist, entwickelt er oder sie nicht die Verhandlungsinhalte. Ein/e MediatorIn arbeitet jedoch immer ergebnisorientiert, das bedeutet, dass er oder sie im Rahmen eines strukturierten Prozesses klare und praktikable Lösungen anstrebt, welche aber von den Konfliktparteien elaboriert werden sollen. Mit einer klaren, durch den/die MediatorIn vorgegebenen Struktur bietet der/die MediatorIn also eine Kommunikationsplattform, um die entsprechenden Themen der jeweiligen Konfliktsituation zu erarbeiten und die jeweils dahinter liegenden Interessen aufzuklären. Durch den Mediationsprozess werden Verhandlungsfortschritte so erleichtert, die entsprechenden Lösungen müssen allerdings, wie erwähnt, inhaltlich von den Konfliktparteien kommen (Duss-von Werdt 2005: 20). Haynes/Mecke/Bastine/Fong (2006) spezifizieren diesen Aspekt der Mediation – also die Tatsache, dass sich Mediatoren für den Prozess, nicht jedoch für den Verhandlungsinhalt verantwortlich zeichnen, mit dem Begriff der prozeduralen Gerechtigkeit (vgl. Haynes/Mecke/Bastine/Fong 2006: 21). MediatorInnen legen also die Agenda bzw. Themen einer Verhandlung im Allgemeinen nicht fest; der Verhandlungsinhalt wird viel mehr von den Konfliktparteien selbst erarbeitet, wobei der/die MediatorIn diesen dabei „assistiert“. Das bedeutet wiederum, dass die im Mediationsprozess involvierten Konfliktparteien, also etwa politische AkteurInnen und DiplomatInnen, einen hohen Grad an Eigenverantwortlichkeit sowie die Bereitschaft und entsprechend notwendige Disposition zur Teilnahme an einem solchen Prozess mitbringen müssen (vgl. Haynes/Mecke/Bastine/Fong 2006: 22 und Dussvon Werdt 2005: 267–268). Der Mediationsprozess wird
7.5 Mediation: Begriffsbestimmung und ein Überblick
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folglich umso schwieriger durchführbar, je höher der Konflikt eskaliert ist, da die Konfliktparteien etwa auf Stufe acht oder neun im bereits erläuterten Modell der Eskalationsdynamik nach Glasl wohl kaum noch mit der entsprechenden Disposition – nämlich gewaltfreie Konfliktlösungen zu erarbeiten – in den Mediationsprozess hineingehen. Zusätzlich zur möglichen Aufgabe des/der MediatorIn, den Konfliktparteien bei der Entwicklung relevanter zu diskutierender Themen behilflich zu sein, nennt Christopher Moore eine Vielzahl an Rollen und Strategien, die ein/e MediatorIn anwenden kann, um Konfliktparteien zu assistieren. In seinem Buch „The Mediation Process“ listet der Autor neun konkrete Arten auf, wie MediatorInnen Verhandlungsfortschritte erleichtern können (vgl. Moore 2003: 19): x
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Opener of communication channels: Der/die MediatorIn stellt mit seiner/ ihrer vorgegebenen Struktur des Prozesses neue Kommunikationskanäle zur Verfügung und initiiert bzw. erleichtert den Konfliktparteien eine vielleicht neue, bessere Art der Kommunikation, wenn die Konfliktparteien bereits verhandeln. Legitimizer: Der/die MediatorIn hilft allen Konfliktparteien, das Recht der jeweils anderen zu erkennen, in die Verhandlungen involviert zu sein bzw. zu werden. Process facilitator: Der/die MediatorIn bietet eine konkrete Vorgehensweise und übernimmt oftmals die offizielle Leitung von Verhandlungssitzungen. Trainer: Als TrainerIn bereitet der/die MediatorIn unerfahrene bzw. unvorbereitete VerhandlerInnen auf den Verhandlungsprozess vor. Resource expander: Quasi als ModeratorIn führt der/die MediatorIn mit seiner/ihrer konkreten Struktur durch den Verhandlungsprozess und stellt beispielsweise Kontakt zu außenstehenden ExpertInnen her (z.B. AnwältInnen, technische ExpertInnen, andere EntscheidungsträgerInnen). Durch die Verfügbarkeit zusätzlicher Ressourcen besteht die Möglichkeit für die Konfliktparteien, zusätzliche Lösungsoptionen im Interesse aller beteiligten Konfliktparteien zu generieren. Problem explorer: Der/die MediatorIn hilft den Konfliktparteien, mit dem Konflikt zusammenhängende Probleme von unterschiedlichen Perspektiven aus zu betrachten. Zudem assistiert er bei der Bestimmung grundlegender Themen und Interessen und sucht Optionen, die möglichst für alle Konfliktbeteiligten akzeptierbar sind. Agent of reality: Der/die MediatorIn verhilft zu annehmbarer bzw. vernünftiger und umsetzbarer Konfliktlösung und fordert mit Fragen solche Kon-
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fliktparteien heraus, die extreme, unrealistische bzw. illegitime Ziele und Forderungen verfolgen. Scapegoat: Der/die MediatorIn kann aus strategischen Gründen die Verantwortung bzw. den Tadel für unpopuläre Entscheidungen auf sich nehmen, welche die Konfliktparteien dennoch bereit sind zu akzeptieren. Dies bewahrt die Konfliktparteien vor (befürchtetem) Integritäts- bzw. Gesichtsverlust und verhilft eventuell zur Unterstützung einer solchen Entscheidung durch den/die AuftraggeberIn. Leader: Der/die MediatorIn ergreift durch prozessorientierte, eventuell auch durch substanzielle Vorschläge die Initiative, um die Verhandlungen anzutreiben.
Generell ist es unabdingbar, dass MediatorInnen im Verhandlungsprozess mit gewissen Qualitäten betreffend ihre Haltung agieren müssen. Diese Haltung sollte durch Ausgewogenheit, Allparteilichkeit, also der Distanz bzw. Nähe zu allen am Mediationsprozess beteiligten Konfliktparteien gleichermaßen, und der Fähigkeit, die Anliegen, Interessen und Bedürfnisse der einzelnen Konfliktparteien auszubalancieren gekennzeichnet bzw. charakterisiert sein. Sowohl Moore (2003) als auch Haynes/Mecke/Bastine/Fong (2006) führen als Kriterium bzw. Voraussetzung für den Einstieg in einen Mediationsprozess die Freiwilligkeit der Konfliktparteien für die Teilnahme an einem solchen Prozess an. Moore betont die Notwendigkeit, dass der/die MediatorIn diese freiwillige Natur des Mediationsprozesses im Auge zu behalten: „Voluntary generally refers to both freely chosen participation and freely made agreements. Parties are not forced to mediate and settle by either an internal or external party to a dispute.” (Moore 2003: 19–20). Laut Michal–Misak (2003) ist die dem Mediationsprozess auf theoretischer Ebene inherente Voraussetzung der Freiwilligkeit oft nicht mehr als ein Idealzustand, da die Konfliktparteien im Rahmen politischer Mediation bzw. internationalem Konfliktmanagement oft unter externem Druck arbeiten, wodurch der Aspekt der Freiwilligkeit im Mediationsprozess in den Hintergrund rückt (vgl. Michal-Misak 2003: 272). Haynes/Mecke/Bastine/Fong (2006) thematisieren zudem die Notwendigkeit, dass der/die MediatorIn den Fokus auf die Zukunft der Konfliktparteien richtet, um die Nachhaltigkeit der im besten Fall am Ende des Prozesses folgenden Übereinkunft zu gewährleisten. In anderen Worten hilft solch ein ergebnis- und zukunftsorientierter Fokus im Mediationsprozess den involvierten Konfliktparteien, konkrete Wege für die Organisation der zukünftigen Zusammenarbeit bzw. des weiteren Umgangs miteinander oder mit bestimmten Themen zu entwickeln (vgl. Haynes/Mecke/Bastine/Fong 2006: 38). Mattenschlager und Medes fassen die wesentlichen Prinzipien der Mediation mit folgenden Schlagworten zusammen: Neutrali-
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tät, Vertraulichkeit, Informiertheit, Eigenverantwortlichkeit, Einvernehmlichkeit und Freiwilligkeit (vgl. Mattenschlager/Medes 2004: 500-501). MediatorInnen, welche zwischenstaatliche Konflikte oder Konflikte zwischen Bevölkerungsgruppen mediieren, sind in der Regel entweder zivile KonfliktbearbeiterInnen aus vorwiegend sozialwissenschaftlichen Berufsgruppen oder hochrangige Persönlichkeiten, deren Aufgaben beispielsweise darin bestehen, die Grundlage für formelle Verhandlungen zu schaffen, Treffen zu organisieren, produktive Kommunikation zu unterstützen, Ansätze zur Problemlösung zu unterstützen sowie den Konfliktparteien bei der Herausarbeitung der zentralen Probleme und der hinter vordergründigen Positionen liegenden Interessen zu helfen. Auch für politische Mediationsprozesse gilt: Je niedriger eskaliert und symmetrischer ein Konflikt beschaffen ist (oKapitel 6.3), desto erfolgversprechender ist ein Mediationsverfahren. Die Bereitschaft der MediandInnen sich auf das Verfahren einzulassen, spielt ebenfalls eine wesentliche Rolle (vgl. Mattenschlager/Meder 2004: 497, 502-503). Vor allem im Bereich des internationalen Konfliktmanagements ist das Arrangement von Einzelgesprächen, wie bereits erwähnt, üblich, beispielsweise mit einem Vertreter jeder Konfliktpartei, bevor die Konfliktparteien zusammentreffen, vor allem, wenn der Konflikt recht hoch eskaliert ist. Solche Einzelgespräche finden oft in Form so genannter Pendelmediation, Pendeldiplomatie bzw. shuttle mediation statt: Das bedeutet, dass der/die MediatorIn quasi die Rolle eines/r PostbotIn übernimmt; der/die MediatorIn pendelt also zwischen den Konfliktparteien und kommuniziert die jeweiligen Gesprächsergebnisse, Vorschläge und Interessen (vgl. Bilek/Sator/Michal–Misak: 33). Ein anderer Ansatz – vielleicht eher eine Mediationsphilosophie zu bezeichnen – ist Transcend, entwickelt von Johan Galtung, einem bekannten Friedensforscher sowie Gründer und Rektor der Transcend Peace University (www.transcend.org), welcher auch als Begründer der friedensjournalistischen Idee (oKapitel 4.5) gilt. Wie auf der TPU Website festgestellt wird, „Transcend has developed the United Nations training manual for Conflict Transformation by Peaceful Means and is one of the world's most recognized professional training organizations in the fields of peacebuilding and development“ (www.transcend.org; FAQ: How are TPU Courses Certified?). Im Rahmen des Transcend-Ansatzes beginnt der Mediationsprozess ebenfalls mit Einzelgesprächen, aber noch davor sieht dieser Ansatz vor, alle Konfliktparteien, die aktiv oder passiv in den betreffenden Konflikt involviert sind, genau zu definieren. Im Jahr 2001 etwa arbeitete Johan Galtung im ehemaligen Jugoslawien mit insgesamt 27 unterschiedlichen Konfliktparteien. Wie auch andere mediative Herangehensweisen ist ein wichtiger Fokus bzw. Bestandteil von Transcend die Entwicklung (kreativer) Optionen zur Beilegung des Konflikts (vgl. Galtung 2003: 90 – 92).
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Partizipation bzw. Beteiligung als die Involvierung aller Konfliktparteien in den Konflikttransformations- bzw. -lösungsprozess ist wie in Demokratien generell ein zentrales Wesensmerkmal von Mediationsprozessen bzw. der mediativen „Philosophie“ bzw. Haltung (vgl. Duss-von Werdt 2008: 89): „Geschichtlich wurden Volksherrschaft und Mediation bereits bei der Geburt der Demokratie in Athen miteinander verbunden. [...] In Demokratie und Mediation sind Partizipation und Deliberation „radikal“ (von ihrer Wurzel – lat. radix – her) verankert und grundsätzlich alle Beteiligten darin eingebunden. Am Maß, ob und wie es konkret geschieht, lassen sich die Qualitäten beider messen.“ (Duss-von Werdt 2008: 89)
In einem (normativen) Strukturvergleich thematisiert Duss-von Werdt Parallelen zwischen Demokratie und Mediation anhand unterschiedlicher Aspekte (vgl. Duss-von Werdt 2008: 91): x x
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Organisation: Während Demokratie horizontal bis vertikal organisiert sein kann, ist Mediation konsensuell und horizontal-demokratisch selbstorganisiert. Zentraler Fokus: Demokratie betrifft die Gesamtgesellschaft, also „alle innerhalb des Geltungsbereiches des jeweiligen Staates“ (Duss-von Werdt 2008: 91). Wie erwähnt ist Vertraulichkeit ein wesentlicher Aspekt in Mediationsprozessen. Mit „alle“ sind in der Mediation in aller Regel also alle aktiv Beteiligten bzw. alle Konfliktparteien gemeint, nicht jedoch eine darüber hinausgehende Öffentlichkeit. Zielrichtung: Demokratie zielt auf Interessen im Sinne des Gemeinwohls ab, Mediation impliziert „diskursive Gerechtigkeit“ sowie den „Ausgleich individueller und kollektiver Interessen“ (Duss-von Werdt 2008: 91). Idealtypisches Menschenbild: Dieses definiert Demokratie als Emanzipation zu mündigen BürgerInnen, Mediation als „Würde des Menschen, Verantwortung für sich selber und andere“ (Duss-von Werdt 2008: 91). Mediation setzt mündige BürgerInnen also voraus. Entscheidungsprozess: Dieser ist in der Demokratie durch Koordination, Kooperation und den Mehrheitsentscheid, in der Mediation durch „Konsensbildung bis zur Einstimmigkeit“ (Duss-von Werdt 2008: 91) geprägt.38 Partizipation: Die Beteiligung aller ist strukturell sowohl in Demokratie als auch Mediation wünschenswert bzw. unerlässlich, wobei „alle“, wie oben beschrieben, jeweils unterschiedlich definiert ist.
Diese normative Beschreibung mediativer Entscheidungsfindung erinnert an Habermas’ Diskurstheorie, welche Konsensorientierung betont (vgl. Habermas 1992).
7.5 Mediation: Begriffsbestimmung und ein Überblick
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Angestrebte Sozialstruktur: In der Demokratie werden Gleichheit, Freiheit und Solidarität angestrebt. In der Mediation sollen Unterschiede respektiert und gleichberechtigte Teilnahme gewährleistet sein. „Machtspiel“: Demokratie ist durch Dezentralisierung der Macht gekennzeichnet, Macht ist rechtsstaatlich geregelt. In der Mediation wird die Verteilung der Machtmittel ausgehandelt. Bedingungen der Praxis: Demokratie ist bedingt durch „Dialogfähigkeit unter Achtung von Verfassung und Rechtsordnung“ (Duss-von Werdt 2008: 91) und Einhalten der Menschenrechte. Mediation braucht die Bereitschaft zum Diskurs sowie die Aneignung entsprechender Kompetenzen. Gesellschaftspolitische Folgen: Diese hängen in der Demokratie von der Organisation und Ausübung deligierter Macht ab. Normativ betrachtet führt Mediation gesellschaftspolitisch zu einer „Demokratisierung“ in Bezug auf das Zusammenleben und –arbeiten. (vgl. Duss-von Werdt 2008: 91)
MediatorInnen stehen eine Vielzahl an Methoden, Tools und Zugängen zur Verfügung. Ein zentrales Motiv jeder Mediation ist die Tatsache, dass sich der/die MediatorIn im Prozess auf (oftmals versteckte) Interessen, Bedürfnisse und (subjektive) Wahrnehmungen der MediandInnen konzentriert, anstatt die vordergründigen Positionen jeder Konfliktpartei zu fokussieren. Der/die MediatorIn betont also die Interessen, die hinter verhärteten Positionen liegen. Auf diese Art und Weise ist im Idealfall die Entwicklung einer gewissen Empathie bzw. von einem gewissen Grad an Verständnis zwischen den Konfliktparteien möglich, da MediandInnen bei dieser Vorgehensweise dazu angehalten sind, den Konflikt aus unterschiedlichen Perspektiven – vor allem aus der Sicht des/der „KonfliktpartnerIn“ – zu betrachten. Ein wichtiger Schritt in der Mediation ist also die Analyse sowohl der eigenen Interessen als auch der Interessen der anderen Konfliktpartei(en) hinter den jeweiligen Positionen. Diesen Ansatz verfolgt auch das so genannte Harvard-Konzept, eine in Diplomatie und Wirtschaft etablierte mediative Elemente enthaltende Verhandlungstechnik, welche zur Regelung internationaler Konflikte herangezogen werden kann (vgl. Fisher/Ury/Patton 2004, Watkins/Rosegrant 2001: 17). Mediation ist als strukturiertes, zielgerichtetes Verfahren, so wie das ihr recht ähnliche Harvard-Konzept, in Phasen, Stufen bzw. chronologische Abfolgen eingeteilt, wodurch sich der/die MediatorIn Orientierung in oft komplexen Konfliktthematiken verschaffen kann, und auf die er oder sie je nach Ausgangslage mehr oder weniger ausführlich zurückgreift. Diese Phasenmodelle unterscheiden sich in der Literatur nur geringfügig, beispielsweise in der Ausführlichkeit der Beschreibung oder der Anzahl der Phasen, schildern aber im Grunde genommen immer
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7. Konflikttheoretisches Fundament II
eine ähnliche Struktur. Moore etwa beschreibt die Phasen der Mediation besonders detailliert in einem Zwölf-Stufen-Modell (vgl. Moore 2003: 68 – 69): Stufe 1: Etablierung einer Beziehung bzw. Verbindung zwischen den Konfliktparteien Stufe 2: Auswahl einer allgemeinen Strategie für den Mediationsprozess Stufe 3: Sammlung und Analyse von Hintergrundinformation Stufe 4: Entwurf eines detaillierten Plans für den Mediationsprozess Stufe 5: Herstellung von Vertrauen und Kooperation Stufe 6: Beginn der Mediationssitzung(en) Stufe 7: Definition der Themen und Agenda Stufe 8: Aufdecken der versteckten Interessen der KonfliktpartnerIn Stufe 9: Generierung von Optionen zur Konfliktbeilegung Stufe 10: Einschätzung bzw. Gewichtung der Optionen Stufe 11: Finale Verhandlung Stufe 12: Erreichung offizieller Konfliktbeilegung Ebenso kann der Mediationsprozess in sechs Phasen systematisiert werden, wobei in Phase 1 Vorbereitungen für das eigentliche Mediationsverfahren stattfinden, in Phase 2 Probleme erfasst und analysiert werden, in Phase 3 der Konflikt tiefgehend hinsichtlich seiner Struktur und Bedingungen analysiert wird, in Phase 4 die Konflikte und Probleme durch das Generieren und Bewerten von Lösungsoptionen bearbeitet werden, was schließlich in Phase 5, einer Mediationsvereinbarung, münden sollte. In Phase 6 wird später die Lösungsumsetzung kontrolliert und evaluiert (vgl. Mattenschlager/Medes 2004: 500). Im Untersuchungsdesign zur im Rahmen dieser Arbeit präsentierten empirischen Studie wird der Mediationsablauf in fünf Phasen eingeteilt (oUntersuchungsdesign siehe Anhang).
7.6 „Mediative Qualitäten“ im Journalismus?: Zur Verknüpfung von Qualitätsjournalismus und Mediation im Hinblick auf Ansprüche an die jeweilige Praxis im Umgang mit Konflikten Zur weiteren Erarbeitung eines konflikttheoretischen Fundaments für Möglichkeiten einer konstruktiven Konfliktbearbeitung in der qualitätsjournalistischen Auslandsberichterstattung werden in weiterer Folge die in der einschlägigen Literatur als Bedingungen bzw. Kriterien identifizierte Aspekte für die qualitätsjournalistische Praxis mit Ansprüchen an die mediative Arbeitspraxis verknüpft, Parallelen wie Differenzen aufgezeigt. Dabei geht es jedoch nicht um den An-
7.6 „Mediative Qualitäten“ im Journalismus?
133
spruch einer eventuellen Berücksichigung mediativer Praktiken durch JournalistInnen, wie diese in Wetzstein (2010) thematisiert wurde, da politisches Konfliktmanagement, wie erläutert, nicht Aufgabe des Systems Journalismus sein kann bzw. soll, sondern um die Festigung bereits vorhandener qualitätsjournalistischer Haltungen und Werkzeuge, deren Notwendigkeit gerade bei sensiblen Themen wie politischen Konflikten bzw. Kriegen offenkundig wird (oKapitel 4.6). Wie bereits erwähnt, übernehmen MediatorInnen im Allgemeinen die Verantwortung für den Konfliktregelungs- bzw. -transformationsprozess, nicht aber für den Inhalt dieses Prozesses (oKapitel 7.5). Eine Differenz zwischen Mediation und Journalismus besteht offensichtlich darin, dass JournalistInnen unter Berücksichtigung zur Verfügung stehender Information und dem System Journalismus immanenten Selektionskriterien (oKapitel 2 und 4.5) im Gegensatz zu MediatorInnen die Agenda, also die Themen bestimmen, über die berichtet werden soll. Theoretisch können JournalistInnen wie MediatorInnen dabei mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen auch das gewährleisten, was Haynes/Mecke/Bastine/Fong (2006) als „prozedurale Gerechtigkeit“ bezeichnen (vgl. Haynes/Mecke/Bastine/Fong 2006: 21), indem sie entscheiden, welche Perspektiven und Aspekte des Konflikts unter Wahrung von journalistischer Ausgewogenheit bzw. mediativer Allparteilichkeit die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit bzw. der Konfliktparteien selbst erlangen sollen (oKapitel 7.3 und 7.5). Wie vom Konzept der öffentlichen Diplomatie abgeleitet werden kann, beeinflusst journalistische Berichterstattung – wenn auch nicht klar ist, in welchem Ausmaß, – wie MediatorInnen – außenpolitische Entscheidungen und folglich auch politische Konfliktmanagementprozesse (oKapitel 5.2 und 5.3). JournalistInnen stellen jedoch keine politischen EntscheidungsträgerInnen dar, und die Übernahme von dem politischen System obliegenden Aufgaben durch den Journalismus wird zudem als nicht praktikabel bzw. wünschenswert erachtet (oKapitel 3). JournalistInnen und MediatorInnen scheinen aber ähnliche „Tools“ bzw. Möglichkeiten konstruktiver Konfliktbearbeitung zur Verfügung zu haben, wenn auch auf unterschiedlichen Ebenen bzw. mit unterschiedlichen Ansprüchen (Benennen, Öffentlichmachen, kritische Reflexion und Kontrolle politischer Entscheidungsprozesse versus Konflikttransformation bzw. -regelung in Zusammenarbeit mit den involvierten Konfliktparteien): Beide sind in der Lage Kommunikationskanäle zu öffnen, „bessere Kommunikation“ zu erleichtern und als LegitimiererInnen der Konfliktparteien – in dem Sinne, dass die Konfliktparteien legitime, in hoch eskalierten Konflikten oftmals auch illegitime Interessen verfolgen, was sowohl im Journalismus als auch in Mediationsprozessen themati-
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7. Konflikttheoretisches Fundament II
siert wird – zu agieren (vgl. die möglichen Rollen des/der MediatorIn: Moore 2003: 19; oKapitel 7.5). MediatorInnen übernehmen aber auch oft Rollen, die definitiv nicht im journalistischen Aufgabenbereich liegen können (oKapitel 7.5): JournalistInnen können den Konfliktparteien bzw. unerfahrenen Verhandlungsbeteiligten wohl kein Training für erfolgreiche Verhandlungsprozesse bieten (vgl. Moore 2003: 19). Nichtsdestotrotz können JournalistInnen als „resource expanders“ agieren, da sie mit ihrer Berichterstattung durch die Einbeziehung verschiedener in den Konflikt involvierter AkteurInnen sowie nicht involvierter ExpertInnen eine Expansion des Diskurses bewirken (vgl. Münch 1991: 257). Ebenso können JournalistInnen durch kritische und reflektierte Berichterstattung wie MediatorInnen demzufolge als „problem explorers“ und „agents of reality“ fungieren (vgl. Moore 2003: 19). JournalistInnen führen Konfliktverhandlungen selbstverständlich nicht, so wie MediatorInnen dies oftmals tun, allerdings können Erstere die öffentliche Wahrnehmung eines Konflikts bzw. der involvierten Konfliktparteien durch Thematisierungsstrategien beeinflussen, wie im Rahmen der Agenda-SettingForschung sowie Framing-Effekten oftmals aufgezeigt wurde (oKapitel 2). JournalistInnen jedoch die Rolle als mögliche „Leader“ von Verhandlungen zuzumuten, wäre allerdings mehr als eine Übertreibung. Wie bereits erläutert (oKapitel 7.5), übernehmen MediatorInnen manchmal die Rolle von „scapegoats, who may take some of the responsibility or blame for an unpopular decision that the parties are nevertheless willing to accept” (Moore 2003: 19). Auch vielen JournalistInnen ist die Rolle des Sündenbocks oftmals sicherlich nicht fremd, jedoch nicht aufgrund unpopulärer von politischen AkteurInnen getroffener Entscheidungen, sondern eher aufgrund in den Augen der politischen EntscheidungsträgerInnen oftmals allzu kritischen Berichterstattung – ein zentrales Merkmal qualitätsjournalistischer Arbeit, die dazu führt bzw. führen soll, dass politische AkteurInnen ihre Haltungen und Handlungen in Entscheidungs- und Konfliktmanagementprozessen rechtfertigen bzw. legitimieren müssen (vgl. Münch 1991: 257, o Kapitel 5). In diesem Zusammenhang kann (und soll) die Idealsituation der Freiwilligkeit – das heißt, dass alle Konfliktparteien gleichermaßen aus freien Stücken am Konfliktregelungs- bzw. -transformationsprozess teilnehmen – nicht auf die journalistische Berichterstattung übertragen werden. Bis zu einem gewissen Grad kann die Zukunftsorientiertheit des/der MediatorIn (oKapitel 7.5) im Rahmen des Konfliktregelungs- bzw. -transformationsprozesses von JournalistInnenen sicherlich geteilt werden, auch wenn JournalistInnen naturgemäß zumeist Vergangenes berichten und reflektieren und – im Gegensatz zu MediatorInnen – eher problem- als lösungsorientierten Fokus
7.6 „Mediative Qualitäten“ im Journalismus?
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einnehmen. Ein Teil kritischer journalistischer Analyse internationaler politischer Konflikte kann sich jedoch auf die Erstellung von Prognosen und das Aufzeigen unterschiedlicher (Lösungs-)Optionen und Konsequenzen beziehen. Ebenso ist die sprachliche und visuelle Veranschaulichung komplexer Situationen (Reduktion von Komplexität) ein wesentlicher Anspruch sowohl der qualitätsjournalistischen als auch der mediativen Praxis. Die (konstruktive) Verwendung von Metaphern kann also ebenso als Indikator für konstruktive Konfliktbearbeitung betrachtet werden wie eine inhaltlich ausgewogene visuelle Präsenz der involvierten Konfliktparteien bzw. deren unterschiedlichen Sichtweisen (oKapitel 7.2 und 7.4). Ebenso lassen sich aus dem Umgang mit bzw. der Kontextualisierung der in der vorliegenden Arbeit als Schlüsselbegriffe identifizierten Termini „Konflikt“, „Krise“, „Krieg“ und „Frieden“ (oKapitel 6). im Hinblick auf deren Vielfältigkeit und Konnotationen in journalistischen Inhalten unter Einbeziehung der relevanten Begriffsdefinitionen bzw. -erläuterungen und konflikttheoretischer Überlegungen Erkenntnisse zur Frage der Möglichkeit konstruktiver Konfliktbearbeitung im Qualitätsjournalismus ableiten. Partizipation bzw. Beteiligung als die Involvierung aller Konfliktparteien in den Konflikttransformations- bzw. -regelungsprozess ist wie in Demokratien generell ein zentrales Wesensmerkmal von Mediationsprozessen bzw. der mediativen „Philosophie“ bzw. Haltung (vgl. Duss-von Werdt 2008: 89): Wie in Duss-von Werdts (2008) normativen Strukturvergleich von Demokratie und Mediation ersichtlich (oKapitel 7.5), ist Partizipation bzw. die Involvierung aller Konfliktparteien in den Konflikttransformations- bzw. -lösungsprozess wie in Demokratien generell ein zentrales Wesensmerkmal von Mediationsprozessen. Ebenso wird Partizipation durch journalistische Berichterstattung ermöglicht. Normativ betrachtet verfolgt Journalismus in diesem Zusammenhang ebenso die Involvierung aller, wobei sich „alle“ auf eine breitere Öffentlichkeit bzw. die Gesamtgesellschaft bezieht. Während Journalismus also Öffentlichkeit herstellt und somit fundamental mit Öffentlichkeit verbunden ist, wird im Rahmen von Mediationsprozessen zwar versucht, alle Konfliktparteien einzubeziehen, jedoch eher Diskretion im Umgang mit einer breiteren Öffentlichkeit walten zu lassen. Qualitätsjournalismus mit dem Anspruch der Integration aller gesellschaftlichen Gruppen kann gerade im Kontext mit der Berichterstattung über internationale politische Konflikte als „Perspektivenkoordinator“ fungieren bzw. eine Forumsfunktion übernehmen, das heißt „ein Forum zur öffentlichen Artikulation der vielfältigen, konkurrierenden Meinungen und Interessen“ (Hug 1997: 90) bilden, – eine Rolle, die auch von MediatorInnen in Mediationsprozessen übernommen wird. Konstruktive journalistische Konfliktbearbeitung ist demnach etwa durch den Umgang mit unterschiedlichen Sichtweisen bzw. Perspektiven in journalistischen Texten herauszufiltern. Hier ist also die Frage zu berücksichti-
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7. Konflikttheoretisches Fundament II
gen, inwieweit unterschiedliche Sichtweisen nicht nur zugelassen, sondern auch insofern koordiniert werden, als dass nicht nur vordergründige Positionen der Konfliktparteien, sondern auch dahinterliegende – möglicherweise gemeinsame – Interessen thematisiert werden. „Bei Problemen und Konflikten tritt das Perspektivische der Sichtweisen als trennender Unterschied zwischen den Personen besonders deutlich hervor und strapaziert Verstand und Gefühl. Wie mit den Unterschieden umgegangen wird, ist in der Mediation ein Dauerbrenner. Es geht ja um nichts weniger als darum, ob aus Unterschieden eine gemeinsame Wirklichkeit zu konstruieren sei, an der alle Anteil haben, der alle zustimmen können, anders gesagt, ob sich die Unterschiede koordinieren lassen oder nicht.“ (Duss-von Werdt 2008: 29).
Das Zulassen und Koordinieren von Perspektiven sollte auch die Basishaltungen eines/r jeden MediatorIn sein, um „diskursive Gerechtigkeit“ und die Möglichkeit der Partizipation aller in einen Konflikt involvierten Gruppen im Diskurs zu ermöglichen (oKapitel 7.5). Ein „perspektivenkoordninierender“ Journalismus kann also möglicherweise eine Plattform für die Generierung eines Verständnisses für unterschiedliche Positionen in einem Konflikt darstellen, selbst wenn diese konträr sind. In der folgenden Tabelle 1 ist nun die aufgrund theoretischer Überlegungen erstellte Verknüpfung von Qualitätsjournalismus und Mediation, welche als theoretische Basis dienen kann ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben und somit jederzeit erweiterbar ist, zusammengefasst (eigene Darstellung, vgl. auch Wetzstein 2010):
7.6 „Mediative Qualitäten“ im Journalismus?
Mediation (ausschließlich mediative Rolle) –„Scapegoat“ für unpopuläre Entscheidungen –„Leader“ –„Trainer“ –Zukunftsorientierung (nicht vergangenheitsorientiert) –Freiwilligkeit (bis zu einem gewissen Grad) –Diskretion im Umgang mit Öffentlichkeit
Mediation und Qualitätsjournalismus –Einfluss auf den Prozess – „prozedurale Gerechtigkeit”, Benennen und Offenlegen (Erleichterung des Prozesses) –Fokus: Positionen und dahinter liegende Interessen – Zukunftsorientierung –Öffnen von Kommunikationskanälen / Beteiligung aller innerhalb des Geltungsbereichs (Integration) – Legitimierung „des Anderen” –„resource expander“ –„problem explorer“ –Problem- und Lösungsorientierung –„agent of reality“ –Originalität – kreieren von Optionen und Alternativen –(kritische) Reflexion –Allparteilichkeit/Objektivität im Sinne von Ausgewogenheit und Vielfalt der thematisierten Perspektiven –Aktualität –Relevanz (im Sinne journalistischer Thematisierungsstrategien sowie für Konflikttransformation) –Interaktivität/Dialogfähigkeit –Transparenz/Reflexivität –Reduktion von Komplexität/ Verständlichkeit/Veranschaulichung komplexer Situationen (Visualisierung, sprachliche Illustration z.B. unter Verwendung von Metaphern) –Hintergrundinformation/ Recherche/Analyse –konstruktive und vielfältige Kontextualisierungen von Schlüsselbegriffen (Konflikt, Krise, Krieg, Frieden) –Eröffnung neuer Perspektiven auf einen Konflikt (Ermöglichung von Perspektivenwechsel hinsichtlich unterschiedlicher Sichtweisen) –Einbeziehung aller relevanten bzw. involvierten Gruppen
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Qualitätsjournalismus (ausschließlich journalistische Rolle) –Festlegen der journalistischen Agenda – Vergangenheitsorientierung (eventuell Zukunftsorientierung möglich) –Herstellen von Öffentlichkeit, fundamentaler Konnex zu Öffentlichkeit (Publizität)
Tabelle 1: Verknüpfung qualitätsjournalistischer und mediativer Ansprüche im Hinblick auf die jeweilige Praxis
8. Vorläufiges Resümee: Zur Auswahl der Kriterien konstruktiver Konfliktbearbeitung für die empirische Erhebung
Anhand der bisherigen Überlegungen konnte aufgezeigt werden, dass das System Journalismus gesellschaftliche Problembearbeitung ermöglichen kann, Möglichkeiten konstruktiver Konfliktbearbeitung in journalistischen Inhalten theoretisch generell vorhanden und in unterschiedlichen Journalismus-Konzepten unterschiedlich ausgeprägt sein können. Das Benennen und die kritische Diskussion von und über Kriege, Krisen und Konflikte wurden schließlich als zentrale Leistungen konstruktiver Konfliktbearbeitung in der qualitätsjournalistischen Auslandsberichterstattung identifiziert (oKapitel 3 und 4). Weiters wurden wechselseitige Einflüsse zwischen den Systemen Journalismus und Politik thematisiert und demonstriert, wie das System Journalismus mit seiner Umwelt interagiert. Wirkpotenziale der journalistischen Auslandsberichterstattung auf ihre RezipientInnen im Allgemeinen sowie auf politische EntscheidungsträgerInnen als ProtagonistInnen und daher möglicher Weise besonders aufmerksame RezipientInnen im Speziellen wurden erläutert (oKapitel 2 und 5). Die Erarbeitung eines konflikttheoretischen Fundaments für die vorliegende Arbeit durch die Erläuterung der relevanten Schlüsselbegriffe „Konflikt“, „Krise“, „Krieg“ und „Frieden“ sowie die Verknüpfung mediativer mit qualitätsjournalistischen Ansprüchen gewährleistet schließlich die geforderte Inter- bzw. Transdisziplinarität in der Kriegs-, Krisen- und Konfliktkommunikationsforschung. Integrative Potenziale von Konflikten und von Journalismus wurden dabei betont (oKapitel 6 und 7). Die bisherigen Erkenntnisse führen zu der Frage, wie politische Konflikte und, somit auch Krisen und Kriege (oKapitel 6), in der qualitätsjournalistischen Auslandsberichterstattung thematisiert werden bzw. wie mit Konflikten im Auslandsjournalismus im Hinblick auf die Frage, ob und wie sich die identifizierten Potenziale bzw. Möglichkeiten konstruktiver Bearbeitung von Konflikten in journalistischen Inhalten äußern, umgegangen wird. Im Rahmen der in der vorliegenden Arbeit präsentierten empirischen Studie, die fokussiert, was Journalismus im Umgang mit Konflikten leisten kann, und nicht, was er diesbezüglich leisten muss, werden daher journalistische Texte hinsichtlich folgender zentraler Aspekte konstruktiver Konfliktbearbeitung analysiert:
I. Wetzstein, Mediativer Journalismus, DOI 10.1007/978-3-531-94061-8_8, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
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8. Vorläufiges Resümee
Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven Objektivität im Sinne einer „neutralen“ Berichterstattung über Krisen, Kriege und Konflikte ist etwa aufgrund von politisch-militärischem Informationsmanagement bzw. Informationsknappheit und unterschiedlicher Sichtweisen der Konfliktparteien bzw. Wahrnehmungen des Konflikts nur schwierig bzw. kaum möglich (oKapitel 7.3). Jedoch: Das „Ethos der Massenmedien in der modernen Gesellschaft [liegt] darin, möglichst viele und konkurrierende Stimmen zur Geltung kommen zu lassen“ (Jarren/Sarcinelli/Saxer 1998: 44). Dieses Kriterium bezieht sich also vor allem auf die Vielfalt der AkteurInnen, die in Journalistischen Texten zu Wort kommen bzw. mit ihren Standpunkten, ihren Positionen und Interessen vertreten sind. Mit der Analyse der Vielfalt der AktuerInnen in der Berichterstattung können Rückschlüsse auf die „Indexing“-These (oKapitel 5.2) gezogen werden. Fokussiert werden in der Analyse dieses Punktes aber vor allem direkt involvierte Konfliktparteien. Welche AkteurInnen kommen in der Berichterstattung also zu Wort bzw. wie werden die Konfliktparteien repräsentiert, und kommt allen AkteurInnen in der Berichterstattung auch ein gleichwertiger, ausgewogener Stellenwert bezüglich der Erwähnung in der Berichterstattung sowie ihrer Repräsentationen zu? Und bezogen auf die verwendeten visuellen Elemente, welche im Rahmen der Analyse der Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven ebenso Berücksichtigung finden müssen (oKapitel 7.4): Werden die Konfliktparteien gleich häufig abgebildet und gleichwertig repräsentiert? Perspektivenkoordination Wie auch etwa in Mediationsprozessen üblich, kann ein Potenzial des konstruktiven Umgangs mit Konflikten im Qualitätsjournalismus in der Koordination unterschiedlicher Sichtweisen der Konfliktparteien liegen (oKapitel 7.6). Fokussiert wird hier einerseits, inwieweit unterschiedliche Positionen, aber auch hinter vordergründigen Positionen liegende Interessen (ovgl. Untersuchungsdesign im Anhang) thematisiert und koordiniert bzw. aufeinander abgestimmt werden. Zukunftsorientierung sowie Arbeiten mit Szenarien und Optionen Als weitere Möglichkeit konstruktiver journalistischer Konfliktbearbeitung kann die Zukunftsorientierung des journalistischen Textes bzw. die Thematisierung möglicher Szenarien und möglicher Optionen der Konfliktparteien gelten. Nicht außer Acht gelassen werden darf jedoch die Tatsache, dass Journalismus naturgemäß Vergangenes thematisiert und reflektiert (oKapitel 7.6).
8. Vorläufiges Resümee
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(Problem- und) Lösungsorientierung An das Kriterium einer Zukunftsorientierung anknüpfend kann konstruktive Konfliktbearbeitung im Explorieren von Problemen, aber auch in einer Lösungsorientierung im Zusammenhang mit einem Konflikt liegen (oKapitel 7.6). Konstruktiver Umgang mit Vergleichen und Metaphern Die Frage konstruktiver journalistischer Konfliktbearbeitung kann aus dem Umgang mit Metaphern und Vergleichen abgeleitet werden, sprich, ob diese der Veranschaulichung eines komplexen Sachverhalts oder aber zur Stigmatisierung bzw. negativen Stereotypisierung einer Konfliktpartei dienen (oKapitel 5.5). „Metaphern haben die Funktion, komplexe Sachverhalte zusammenzufassen, auf den Punkt zu bringen und oft auch zu dramatisieren.“ (Dahinden 2006: 78) Zudem weisen Metaphern „durch die Übertragung von Bedeutung von einem Kontext in den anderen“ einen starken „nomadischen“ Aspekt auf (Dahinden 2006: 77). Sie sind in journalistischen Texten, aber auch in der Wissenschaft, etwa in der Namensgebung journalistischer Frames (z.B. „David-Goliath-Frame“) im Rahmen der Framing-Theorie (oKapitel 2), präsent. Dennoch wird das linguistische Phänomen der Metapher in der Wissenschaft oftmals negativ bewertet und genießt keinen guten Ruf (vgl. Dahinden 2006: 78-79). Die Frage, ob Metaphern ein „willkommenes Mittel der Rhetorik, das die Verständlichkeit in der Kommunikation fördert“ sind oder „auf Grund der Inkongruenzen zwischen der eigentlichen und der übertragenen Bedeutung eher zu Verwirrung und zu Missverständnissen“ beitragen, ist jedenfalls umstritten (Dahinden 2006: 78-79). Ob nun positiv oder negativ bewertet, sind Metaphern und Vergleiche im Journalismus jedoch präsent. Im Rahmen der empirischen Studie wird der konstruktive Umgang mit Metaphern und Vergleichen zur Veranschaulichung als Möglichkeit konstruktiver Konfliktbearbeitung thematisiert (oKapitel 7.6). Kontextualisierungen der Schlüsselbegriffe „Konflikt“, „Krise“, „Krieg“ und „Frieden“ Weiters wird die Frage thematisiert, wie vielfältig die erläuterten Begriffe „Konflikt“, „Krise“, „Krieg“ und „Frieden“ (oKapitel 6) in qualitätsjournalistischen Texten kontextualisiert werden bzw. welche kognitiven Angebote diesbezüglich aus den journalistischen Texten gefiltert werden können. Fokussiert wird hier insbesondere die Kontextualisierung des Konfliktbegriffs. Die moderne soziologische bzw. sozialwissenschaftliche Konfliktforschung betrachtet Konflikte großteils als Chancen, Veränderungsprozesse in Gang zu bringen, als „Motor“ und Notwendigkeit der Öffentlichkeit in demokratischen Systemen und betont die gesellschaftlich integrative und dynamisierende Funktion von Konflikten. Konflikte sind also an und für sich, im Gegensatz zum Alltagsverständnis des
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8. Vorläufiges Resümee
Begriffs, nicht negativ, destruktiv kann nur die Austragungsform etwa durch (Waffen-)Gewalt sein (oKapitel 6). Hier schließt auch die mediative Haltung gegenüber Konflikten an (oKapitel 7.5): Konflikte werden in mediativen Prozessen keineswegs als etwas zu Vermeidendes betrachtet, vielmehr werden sie als etwas konstruktiv zu Bearbeitendes, als Möglichkeit eines positiven Transformationsprozesses gesehen. „Konflikte haben heißt leben. Es gibt kein Leben ohne Konflikte“ (Reményi 2008: 43) oder bildlich gesprochen: „Konflikte sind das Salz des Lebens“ (Mehta/Rückert 2008). Konflikthafte Ereignisse sind ein wesentliches journalistisches Selektionskriterium, gerade im Auslandsjournalismus hat die Berichterstattung über Krisen, Kriege und Konflikte einen hohen Stellenwert (oKapitel 2). Journalistischer Berichterstattung eine „mediative“ Haltung gegenüber Konflikten abzuverlangen, wäre jedoch vermessen und würde den Anforderungen an einen kritischen Journalismus, dem Aufzeigen und Benennen bzw. Öffentlichmachen von und der Diskussion über gesellschaftliche bzw. politische Missstände (oKapitel 4.6), zudem widersprechen. Jedoch kann eine vielfältige, tiefgründige Kontextualisierung der Begriffe „Krieg“, „Krise“, „Konflikt“ und „Frieden“ als Indikator für konstruktive Konfliktbearbeitung im Journalismus dienen.
9. Empirie: Anlage der Untersuchung und Untersuchungsmaterial
Um die genannten Kriterien (oKapitel 8) zu überprüfen, wird eine Inhaltsanalyse qualitätsjournalistischer Texte durchgeführt, welche quantitative ebenso wie qualitative Herangehensweisen beinhaltet und auch die journalistische Bildberichterstattung (oKapitel 7.4 und 8) berücksichtigt (oUntersuchungsdesign im Anhang). Die Datenerfassung und die Auswertung der quantitativen Aspekte erfolgen mittels SPSS. Die hier durchgeführte Studie ist explorativ angelegt, dient also der „Erkundung neuer und theoretisch noch wenig strukturierter Gegenstandsbereiche“ (Lamnek 2005: 90), wie dies im Falle der Möglichkeiten journalistischer Konfliktbearbeitung abseits friedensjournalistischer Ansprüche (oKapitel 3 und 4.5) der Fall ist. Als Analyseeinheiten wurde jeweils der ganze Artikel herangezogen. Für die numerischen Variablen wurde die Intercoderreliabilität des Untersuchungsdesigns (oAnhang) mit Unterstützung von insgesamt drei Kodiererinnen getestet und schließlich anhand von Holstis Formel berechnet, wobei die Datenerfassung anschließend jedoch größtenteils durch die Autorin der vorliegenden Arbeit selbst erfolgte. Die Reliabilität erwies sich generell als hoch (.91), bezüglich der Variablen zu den Haupt- und NebenakteurInnen im Text war die Reliabilität jedoch niedriger (.81). Zwar wurden jeweils die gleichen drei AkteurInnen codiert, jedoch oftmals nicht gleichwertig als Hauptoder NebenakteurInnen identifiziert. Aus diesem Grund wurden die identifizierten AkteurInnen im Text als Mehrfachnennungen ausgewertet. Im Zuge eines Pretests, in dem ein Teil des Untersuchungsmaterials über die „Operation Gegossenes Blei” in Gaza anhand des vorliegenden Erhebungsinstruments bereits analysiert und in einer Master These thematisiert wurde (vgl. Wetzstein 2009a), wurde die Bewertung der Darstellung der direkt involvierten Konfliktparteien in den analysierten Artikeln als positiv, neutral oder negativ aufgrund geringer Aussagekraft zudem wieder verworfen. Kritik an und Verständnis für die jeweiligen Konfliktparteien wechselten innerhalb der einzelnen Artikel vor allem in langen Texten oftmals, wodurch die Darstellung der einzelnen Konfliktparteien im Endeffekt größtenteils als neutral zu codieren gewesen wäre. Einzig in Kommentaren wären Tendenzen erkennbar gewesen, in der Regel erwiesen sich gan-
I. Wetzstein, Mediativer Journalismus, DOI 10.1007/978-3-531-94061-8_9, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
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9. Empirie
ze Artikel als Analyseeinheit jedoch als ungeeignet für die Bewertung der Darstellung der Konfliktparteien. Im Rahmen der in der vorliegenden Arbeit präsentierten Studie werden Unterschiede in der Berichterstattung über hoch- und niedriger eskalierte Konfliktphasen (oKapitel 6.5) bzw. Konflikte sowie in der Berichterstattung über dauerhafte Konflikte und eher „punktuell“ berichterstattete Konflikte vermutet (osiehe auch Kapitel 1). Der Grad der Eskalation bzw. Intensität unterschiedlicher Konfliktphasen muss aufgrund der Singularität eines jeden Konflikts immer individuell im Hinblick auf dessen Gesamtkontext neu definiert werden (oKapitel 6.4). Bezüglich des Kriteriums „Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven“ werden Unterschiede in der Berichterstattung hoch- und niedriger eskalierter Konflikte aufgrund der Tatsache vermutet, dass gerade in hoch eskalierten Konflikten bzw. Kriegen Informationsknappheit einem journalistischen Thematisierungs- bzw. Veröffentlichungsdruck gegenüber steht (oKapitel 2 und 5.5). Im Rahmen der Berichterstattung niedriger eskalierter Konflikte bzw. Konfliktphasen wird daher eine höhere Vielfalt und möglicherweise auch eine ausgewogenere Berichterstattung hinsichtlich der thematisierten Perspektiven erwartet. Perspektivenkoordination wird aufgrund der schnellen Ereignisdynamik hoch eskalierter Konflikte ein Fokus auf Interessen hinter vordergründigen Positionen ebenso eher in der Berichterstattung niedriger eskalierter Konflikte bzw. Konfliktphasen vermutet. Gleiches gilt für die Kriterien einer möglichen Zukunftsorientierung sowie der Möglichkeit, mit Szenarien und Optionen zu arbeiten, einem konstruktiven Umgang mit Metaphern und Vergleichen sowie für die Möglichkeit einer vielfältigen Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe „Konflikt“, „Krise“, „Krieg“ und „Frieden“. Die Möglichkeit einer Lösungsorientierung neben kritischer journalistischer Reflexion bzw. Problemorientierung wird ebenso eher in niedriger eskalierten Konflikten bzw. Konfliktphasen gesehen, da Konflikte generell besser bearbeitbar sind und insofern eher eine Konfliktlösungsperspektive eingenommen werden kann, je niedriger eskaliert der Konflikt ist (oKapitel 7.5). Zudem wird vermutet, dass der dauerhafte, in der Berichterstattung regelmäßig thematisierte und daher bereits „bekannte“ israelischpalästinensische Konflikt eher Möglichkeiten konstruktiver Konfliktbearbeitung in der qualitätsjournalistischen Auslandsberichterstattung aufweist als die „punktuelle“, weniger prominente und sich auf einen Konfliktgegenstand bzw. -auslöser beziehende Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo. Aufgrund der vermuteten Unterschiede werden als Untersuchungsmaterial thematisch daher journalistische Artikel über die so genannte „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza (hoch eskalierter Konflikt bzw. Krieg), den israelischpalästinensischen Konflikt (als dauerhafter und dauerhaft berichterstatteter Konflikt mit unterschiedlichen Eskalationsphasen) sowie die Geschehnissen rund um
9. Empirie
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die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo (eher „punktuell“ berichterstatteter Konflikt) herangezogen (ozur Auswahl des Untersuchungsmaterials vgl. Untersuchungsdesign im Anhang). Dieser konfliktübergreifende empirische Zugang ermöglicht zudem die Identifizierung genereller Muster in der journalistischen Konfliktberichterstattung. Untersuchungszeitraum ist jeweils Anfang Januar 2008 bis Mitte Februar 2009, für diesen Untersuchungszeitraum handelt es sich in Bezug auf die erwähnten journalistisch berichterstatteten Konflikte um eine Vollerhebung39. In einem ersten Schritt wird die Berichterstattung hoch eskalierter Konflikte bzw. Konfliktphasen anhand der so genannten „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza im Hinblick auf Möglichkeiten konstruktiver Konfliktbearbeitung in der qualitätsjournalistischen Auslandsberichterstattung fokussiert. Der GazaStreifen, ein Küstenstreifen zwischen Israel und Ägypten liegend, ist einer der Hauptschauplätze des innerpalästinensischen sowie des israelisch-palästinensischen Konflikts, der wiederum nur einen komplexen Aspekt des weitaus komplexeren Nahost-Konflikts darstellt. Während der „conflict over regional predominance between the Palestinian National Liberation Movement (al-Fatah) and the Islamic Resistance Movement (Hamas) in the Palestinian territories deescalated [in 2008]“ (HIIK 2008: 76), eskalierte der Konflikt zwischen der Hamas, einer politischen Bewegung, die den Gaza-Streifen kontrolliert und in der internationalen Medienberichterstattung oftmals als radikal-islamisch beschrieben wird, und der israelischen Regierung im selben Jahr. Als Konsequenz stetiger Raketenbeschüsse israelischer Gebiete von militanten Palästinensern von Gaza aus, startete die israelische Regierung die so genannte „Operation Gegossenes Blei“ (engl. „Operation Cast Lead“), eine Militäroffensive gegen HamasPositionen zuerst mit Angriffen aus der Luft, dann als Bodenoffensive. „Operation Gegossenes Blei“ wurde konkret am 27.12.2008 gestartet und endete nach der ersten Januarhälfte 2009 mit einer Waffenruhe, der sowohl Hamas als auch die israelische Regierung zustimmten, wobei die Wochenzeitung „The Guardian Weekly“ die vereinbarte Waffenruhe in ihrer Berichterstattung als „fragile“ bezeichnete (The Guardian Weekly, Ausgabe vom 23. Januar 2009, S. 10 osiehe BIN 82 in der Strukturierung des Untersuchungsmaterials nach Medium und Thema im Anhang). Im Untersuchungsmaterial sind, wie am Untersuchungszeitraum ersichtlich, auch Artikel nach der vereinbarten Waffenruhe enthalten. Im Gegensatz zu großen Teilen der internationalen Medienberichterstattung vermied 39
Da es sich bei der im Rahmen der vorliegenden Arbeit präsentierten empirischen Studie um eine Vollerhebung handelt, werden keine statistischen Signifikanzen berechnet. Zudem sind in der Konflikt-, Krisen- und Kriegsberichterstattung generell zwar grundsätzliche gemeinsame Muster erkennbar (oKapitel 6.3), jedoch sind Konflikte bzw. Konfliktverläufe und somit auch die konkrete Berichterstattung als singulär zu betrachten (oKapitel 6.4).
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es die israelische Regierung, „Operation Gegossenes Blei“ als Krieg zu identifizieren bzw. zu deklarieren (oKapitel 6.6). In Anbetracht der hohen Anzahl ziviler Opfer in Gaza wurde in der internationalen Politik die Frage möglicherweise verübter Kriegsverbrechen durch die israelischen Streitkräfte aufgeworfen. In weiterer Folge wird die dauerhafte bzw. permanente und unterschiedliche Konflikteskalationsphasen beinhaltende Berichterstattung über den seit Jahrzehnten andauernden israelisch-palästinensischen Konflikt analysiert, in welchem das Konflikt-Spiralen-Modell der Vergeltung und Verteidigung (oKapitel 6.5) seine offensichtliche Bestätigung findet. Dies gilt auch für den festgelegten Untersuchungszeitraum der präsentierten empirischen Studie, also dem Jahr 2008 sowie dem Beginn des Jahres 2009, wobei die eben beschriebene „Operation Gegossenes Blei“ als hoch eskalierter Konflikt die Auslandsberichterstattung am Beginn des Jahres 2009 dominiert (nähere Informationen zum israelisch-palästinensischen Konflikt bieten seit 1989 etwa die Publikationen und Pressemeldungen der israelischen Menschenrechtsorganisation „B’Tselem – The Israeli Information Center for Human Rights in the Occupied Territories“, wobei hier aber der Fokus auf Menschenrechtsverletzungen in den palästinensischen Gebieten gelegt wird, vgl. http://www.btselem.org/english/; einen Überblick über AkteurInnen und vertrauensbildene Maßnahmen im Nahost-Konflikt bieten etwa Ben-Dor/ Dewitt 1994). Zuletzt werden Artikel zu den oftmals als „Kosovo-Krise“ bezeichneten „punktuell“ bzw. kurzfristig berichterstatteten Geschehnissen rund um die von der ursprünglich serbischen Provinz einseitig ausgerufene Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien analysiert. Dieser Konflikt weist vor allem im Hinblick auf Territorialfragen sowie Fragen zu nationaler Identität bzw. zur Identität als Staat ebenso unterschiedliche Konflikteskalationsstufen auf. Insgesamt umfasst das Untersuchungsmaterial 228 Analyseeinheiten, wobei, wie bereits erwähnt, jeder Artikel eine Analyseeinheit darstellt. Die Artikel sind vier wöchentlich erscheinenden Printmedien, der britischen Wochenzeitung „The Guardian Weekly“, dem deutschen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ sowie dem österreichischen Nachrichtenmagazin „Profil“ entnommen. Von diesen im wöchentlichen Rhythmus erscheinenden Medien kann aufgrund längerer Produktionszeiten eher tiefgründige, weitreichende und detaillierte Berichterstattung erwartet werden als etwa von täglicher oder gar stündlich produzierter journalistischer Berichterstattung. Zudem konnte im Rahmen der Intermedia-Agenda-Setting-Forschung eine starke Rolle der Printmedien als Initiator der journalistischen Agenda für die Rundfunkberichterstattung festgestellt werden (oKapitel 4.4). Gerade qualitätsjournalistische Nachrichtenmagazine bzw. Wochenzeitungen wie „Der Spiegel“, „Die Zeit“ und „Profil“, welche einen meinungsbildenden Anspruch haben, können
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als Leitmedien identifiziert werden. So zählt etwa „Der Spiegel“ mit „einer anerkannten Leitfunktion für andere Journalisten und Medien zu den vermutlich einflussreichsten Medienangeboten in Deutschland“ (Peters/Schultz/Wimmel 2004: 15). „Die Zeit“ gilt als „wichtigste Wochenzeitschrift von höherem intellektuellen Anspruch“ (Peters/Schultz/Wimmel 2004: 15). „Profil“ kann aufgrund seiner österreichweit konkurrenzlosen Positionierung als qualitätsjournalistisches politisches Nachrichtenmagazin eine ebenso große Bedeutung attestiert werden. Im Unterschied zur Rolle von wöchentlichen Nachrichtenmagazinen bzw. Wochenzeitungen als Leitmedien für andere Medien, erscheinen in „The Guardian Weekly“ ausgesuchte Artikel unterschiedlicher überregionaler täglich erscheinender Qualitätszeitungen, wodurch dem/der LeserIn ein „detaillierter Überblick“ über das Weltgeschehen ermöglicht werden soll (Positionierung von „The Guardian Weekly“ siehe unten). Bezogen auf die erläuterten JournalismusKonzepte (oKapitel 4.2) bewegen sich die analysierten Medien zwischen Informationsjournalismus und interpretativem Journalismus. „Der Spiegel“ verortet sich selbst zudem explizit im Konzept des investigativen Journalismus (Positionierungen bzw. Selbstbeschreibungen der analysierten Medien siehe unten). Alle vier analysierten Printmedien sind meinungs- und argumentativ orientiert und implizieren somit den Anspruch, zu einer diskursiven Öffentlichkeit beizutragen: „Diskursive Beiträge sind maßgeblich von einer meinungsorientierten und argumentativen Orientierung bestimmt, sie zielen auf eine begründungs- und rechtfertigungsgeladene Auseinandersetzung.“ (Peters/Schultz/Wimmel 2004: 18). Dies wird im Falle von „Die Zeit“, „Der Spiegel“ und „Profil“ vor allem anhand langer Reportagen und detaillierter Analysen sowie als meinungsbetonte journalistische Darstellungsform naturgemäß in Kommentaren erkennbar. In „The Guardian Weekly“ findet man oftmals auch auf nicht bewerteten Tatsachen fokussierende Berichte, jedoch wird Kommentaren auch hier viel Platz geboten. Nicht übersehen werden darf, dass die vier analysierten Printmedien unterschiedlichen journalistischen Kulturen, welche sich zwischen Mediensystemen und politischen Systemen erkennen lassen, angehören: Nord- und zentraleuropäische sowie angloamerikanische Länder folgen generell einem informationsorientierten Ansatz. „Angloamerikanischer“ Journalismus hat einen eher narrativen Charakter legt eine starke Betonung auf „human interest“, das heißt auf die Fokussierung persönlicher Erfahrungen bestimmter Personen sowie der LeserInnen selbst. Die britische Presse ist zudem oftmals parteiisch. In nord- und zentraleuropäischen Ländern wird der informationsorientierte Ansatz, ähnlich dem angloamerikanischen Journalismus, mit einer eher kommentierenden Perspektive verbunden. Die Massenmedien werden hier nicht ausschließlich als privatwirtschaftliche Unternehmen, sondern als Institutionen im Dienste der Gesellschaft angesehen (vgl. Hallin/Mancini 1997: 15, 20-25). Die journalistische Kultur, in
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welcher der britische „The Guardian Weekly“ angesiedelt ist, unterscheidet sich zweifelsohne von den deutschen Printmedien „Die Zeit“ und „Der Spiegel“ und dem österreichischen Nachrichtenmagazin „Profil“. Zudem ist „das Mediensystem und der Journalismus einer jeden Gesellschaft ein integraler Bestandteil eines umfassenderen Gesellschaftssystems und kann nicht unabhängig von diesem verstanden werden“ (Hallin/Mancini 1997: 25). Vor diesem Hintergrund muss im Rahmen der vorliegenden Arbeit vor allem die jeweilige (Außen)Politik bzw. die internationalen Beziehungen des Landes, in welchem die hier untersuchten Medien jeweils systemisch verankert sind (also konkret Deutschland, Großbritannien40 und Österreich), berücksichtigt werden: Die deutsche Außenpolitik ist vor allem durch eine aktive Europapolitik und die Bereitschaft zur Übernahme internationaler Verantwortung auch außerhalb Europas gekennzeichnet. Konkret äußerte sich dies in der jüngeren Vergangenheit in einer hohen Integrationsbereitschaft, sichtbar etwa anhand der aktiven Befürwortung der Erweiterung der EU 2004 bzw. 2007 (ein eventueller EUBeitritt der Türkei wird jedoch skeptisch betrachtet), sowie der Beteiligung des Nato-Mitglieds Deutschland an multilateralen Militäreinsätzen zur Wiederherstellung und Wahrung des Friedens, etwa dem Einsatz in Afghanistan (2001) und dem umstrittenen, weil nicht auf ein Mandat des UN-Sicherheitsrats beruhenden Luftkrieg der Nato gegen Serbien (1999). Deutschland beteiligt sich an dem von den USA angeführten „Kampf gegen den Terrorismus“, wobei die rot-grüne Koalition 2003 ihre Unterstützung für einen Einmarsch in den Irak jedoch verweigerte, was zu einem US-amerikanisch-deutschen Zerwürfnis führte. Entwicklungszusammenarbeit mit Ländern der „Dritten Welt“, Armutsbekämpfung, Umweltschutz, Friedenssicherung und Demokratieförderung und die gerechte Gestaltung der Globalisierung stellen neuere Schwerpunkte der deutschen Außenpolitik dar (vgl. Ismayr 2009: 557-558) Aufgrund guter Beziehungen zu Israel sowie zu den arabischen Staaten fungierte Deutschland in jüngerer Vergangenheit als wesentlicher Vermittler im Nahost-Konflikt. Beispielsweise legte Deutschland 2002 ein Nahost-Ideenpapier vor, in welchem ein Weg- und Zeitplan für eine Zwei-Staaten-Lösung im israelisch-palästinensischen Konflikt vorgeschlagen und welches international aufgegriffen wurde. Es folgte eine deutsche Initiative für einen Dreistufenplan, welcher von den AußenministerInnen der EU übernommen und vom Nahost-Quartett (USA, EU, Russland, UN; der ehemalige britische Premierminister Tony Blair fungiert als Sondergesand-
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Zu bedenken ist hier jedoch, dass in „The Guardian Weekly“ ausgewählte journalistische Texte der britischen Zeitungen „The Guardian“ und „Observer“, aber auch der US.amerikanischen Zeitung „Washington Post“ und der französischen „Le Monde“ zusammengetragen werden.
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ter) zu einem „Roadmap“-Text verschmolzen und schließlich den Konfliktparteien übergeben wurde (vgl. Schöllgen 2004: 221). Aus der Sicht Großbritanniens gibt es, obwohl euroskeptisch, zur EU keine Alternative, jedoch eher aus pragmatisch-ökonomischen als aus visionären Gründen. Ein Beitritt der Türkei zur EU etwa wäre aus britischer Sicht ökonomisch hilfreich. Großbritannien ist eine Nuklearmacht, ist ständig im UN-Sicherheitsrat vertreten und ist militärisch weltweit bei UN-Kampfeinsätzen präsent (z.B. Golfkrieg und Bosnien). Die britische Militärpräsenz ist außerhalb des Nato-Gebiets eher symbolischer Natur, eine Ausnahme den im Krieg mit Argentinien behaupteten Falklandinseln (1982). Das ehemalige weltweite „Empire“ des Vereinigten Königreichs ist nunmehr großteils im Commonwealth zusammengeschlossen, welchem 52 unabhängige Staaten angehören (vgl. Sturm 2009: 299-301). Im Nahen Osten war Großbritannien bis zur Suezkrise 1956 dominierende Kolonialmacht, danach schwand der Einfluss in der Region. Vor allem durch die Unterstützung der US-amerikanischen Bush-Administration im Irakkrieg 2003 durch Großbritannien unter dem damaligen Premierminister Tony Blair, welcher nunmehr als Sondergesandter des Nahost-Quartetts (bestehend aus USA, EU, Russland und UN) fungiert, verlor Großbritannien weiter an Einfluss und Glaubwürdigkeit in der Region. Eine Lösung des Nahost-Konflikts ist ein zentrales Interesse der Außenpolitik Großbritanniens (wie auch anderer Staaten der „westlichen“ Welt), da dieser in Zusammenhang mit einer zunehmenden Spaltung zwischen „westlicher“ und muslimischer Welt sowie mit der Radikalisierung muslimischer Bevölkerungen in Westeuropa gesehen wird (vgl. Mepham 2007: 154, 165). Die Außenpolitik Österreichs war seit 1955 durch die klar deklarierte „immerwährende Neutralität“ bestimmt, welche nach dem EU-Beitritt Österreichs 1995 jedoch als ungeeignetes Konzept erscheint, da Österreich durch seinen EUBeitritt im Rahmen des Maastricht-Vertrags auch die Verpflichtung zur Entwicklung einer gemeinsamen EU-Außen- und Sicherheitspolitik übernommen hat. Österreich ist kein Nato-Mitglied, jedoch 1995 der „Partnerschaft für den Frieden“ der Nato beigetreten. Das Militär ist faktisch unter Nato-Kommando an den friedenssichernden Operationen im Kosovo und in Bosnien beteiligt. Die Neutralitätspolitik weicht zunehmend dem Muster einer „Verwestlichung“ (in diesem Zusammenhang hat durch die EU-Sanktionen gegen die Regierungsbeteiligung der FPÖ im Jahr 2000 jedoch eine Gegenbewegung stattgefunden), wobei die Neutralität nach wie vor ein populäres Konzept, wenn auch keine außenpolitische „Richtschnur“ darstellt. Von einer vom Konzept der „immerwährenden Neutralität“ gekennzeichneten besonderen außenpolitischen Rolle Österreichs als Mittler in Zentraleuropa (z.B. im Zusammenhang mit den Kriegen am Balkan) oder in außereuropäischen Konflikten (z.B. zwischen Israelis und Palästinensern, wie dies in der Kreisky-Ära 1970-1983 versucht worden ist) kann gegenwärtig
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und für die jüngere Vergangenheit jedenfalls nicht gesprochen werden (vgl. Pelinka 2009: 636-637). Die hier kurz angerissenen außenpolitischen Kulturraumspezifika legen unterschiedliche Verständnisse bzw. Handlungsweisen und -räume in der neueren Außenpolitik des jeweiligen Landes offen (aktive Außenpolitik Deutschlands und Großbritanniens sowie hauptsächlich passive Außenpolitik Österreichs; militärische Intervention und aktive Vermittlung in außenpolitischen Konflikten vor allem im Falle Großbritanniens und Deutschlands, kaum im Falle Österreichs) und deuten in diesem Zusammenhang auf unterschiedliche Traditionen und Interessenslagen des jeweiligen Landes hin. Die Länder Deutschland, Großbritannien und Österreich haben, wenn auch unterschiedlich ausgeprägt, das außenpolitische Interesse an der Balkanregion in der jüngeren Vergangenheit gemeinsam. Bezüglich des israelisch-palästinensischen Konflikts tritt vor allem Deutschland als aktiver Vermittler auf. Eine aktive Rolle Österreichs in diesem Konflikt ist aktuell nicht zu bemerken. Großbritannien scheint im Konflikt bzw. in dessen Vermittlung wenig Einfluss zu haben, selbst wenn der ehemalige britische Premierminister Tony Blair als Sondergesandter des Nahost-Quartetts fungiert und die Lösung des Nahost-Konflikts ein wesentliches britisches (und insgesamt „westliches“) Interesse darstellt. Dennoch erfährt die Arbeit an einer Beilegung des israelisch-palästinensischen Konflikts innerhalb des NahostKonflikts in allen drei Ländern großes außenpolitisches Interesse. Die unterschiedliche außenpolitische Konflikt- und Kriegserfahrenheit der erwähnten Länder lässt unterschiedliche Diskurs- und Expertenreservoires, welche sich auf die jeweilige journalistische Berichterstattung niederschlagen bzw. für diese nutzbar gemacht werden, vermuten. Aufgrund dieser Überlegungen wird die Berichterstattung im Rahmen der in der vorliegenden Arbeit präsentierten Studie zuerst bezogen auf das jeweilige Medium analysiert, die daraus resultierenden Ergebnisse bzw. Aussagen über die Berichterstattung der einzelnen Medien werden erst in einem zweiten Schritt einander gegenübergestellt. Dennoch sind alle erwähnten Medien eindeutig qualitätsjournalistisch positioniert, beanspruchen für sich jeweils in ähnlicher Weise, Hintergrundberichterstattung und journalistische Qualität anzubieten. „The Guardian Weekly“ etwa will potenzielle LeserInnen mit folgenden Argumenten überzeugen: „The world isn't simple. It's a messy, complicated place. Where there's rarely just one answer to a question. And always more than one side to a story. That's why the Guardian Weekly explores international events in depth.͒Because we're weekly, we have time to digest the news, check the facts and provide context with expert opinions and analysis. You get a complete and balanced view.͒If you're the kind of person who likes to make up your own mind about events shaping the world then the Guardian Weekly is the publication for you.“ (The Guardian Weekly 2010)
9. Empirie
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Hier wird offensichtlich, dass in „The Guardian Weekly“ explizit qualitätsjournalistische Ansprüche wie Hintergrundberichterstattung, die Einnahme mehrerer Sichtweisen und somit perspektivische Vielfalt sowie Ausgewogenheit erfüllt werden sollen. Weiters positioniert sich die britische Wochenzeitung wie folgt: „The Guardian Weekly is one of the world's best-selling international weekly newspapers. It offers a unique blend of international news, politics, culture and comment, drawing on the considerable editorial resources of the Guardian, with selected features from the Observer, the Washington Post and Le Monde.“ (The Guardian Weekly 2010)
„Der Spiegel“ ist vor allem als investigatives Medium (oKapitel 4.2) positioniert, in dem gründliche Recherche und Hintergrundberichterstattung versprochen werden: „Der SPIEGEL ist Deutschlands bedeutendstes und Europas auflagenstärkstes NachrichtenMagazin. Er ist politisch unabhängig, niemandem – außer sich selbst und seinen Lesern – verpflichtet und steht keiner Partei oder wirtschaftlichen Gruppierung nahe. Das Themenspektrum des SPIEGEL reicht von Politik über Wirtschaft und Wissenschaft, Medizin und Technik, Kultur und Unterhaltung bis zu Medien, Gesellschaft und Sport. >...@ Zu Recht ist der SPIEGEL in Deutschland ein Synonym für investigativen Journalismus. Wie er Sachverhalte recherchiert und seine Leser informiert – das unterscheidet ihn von allen anderen Medien im Lande. Oft arbeiten vier, fünf oder mehr Redakteure, Korrespondenten und Dokumentationsjournalisten an einer Story und decken bei ihren Recherchen Fakten und Daten auf. >...@ Der SPIEGEL zeichnet sich durch gründliche Recherche und verlässliche Qualität aus. Investigative Geschichten festigen seine Position und bauen sie weiter aus. Dabei legen die Redakteure das Hauptaugenmerk auf politische und gesellschaftliche Ereignisse. Das Ergebnis ist ein Blatt mit viel Hintergrund, einer ausbalancierten Mischung von kurzen und langen Geschichten, Autorenstücken mit pointierten Stellungnahmen, großen Reportagen, Gesprächs- und Diskussionsforen und einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Titelthema.“ (Spiegelgruppe 2010)
„Die Zeit“ beansprucht für sich selbst vor allem eine Rolle als meinungsbildendes Orientierungsmedium sowie als wesentliche Informationsquelle. Betont wird das Eintreten etwa für demokratische und soziale Prinzipien: „Mit einer Auflage von etwa 501.000 verkauften Exemplaren ist DIE ZEIT Deutschlands führende meinungsbildende Wochenzeitung. Sie erreicht mit jeder Ausgabe mehr als zwei Millionen Leser. Gegründet 1946 in Hamburg, erscheint DIE ZEIT jede Woche donnerstags – mit Themen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Bildung, Gesellschaft, Reisen und Geschichte. Verlag und Redaktion treten für freiheitliche, demokratische und soziale Prinzipien ein. Gründlich recherchierte Hintergrundberichte, große Reportagen und meinungsstarke Kommentare machen DIE ZEIT nicht nur zu einer wichtigen aktuellen Informationsquelle, sondern auch zu einem Orientierungsmedium, getreu der Devise der früheren Chefredakteurin und Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff: „Wir wollten dem Leser Material bieten, damit er sich selber eine Meinung bilden kann, wir wollten ihn nicht indoktrinieren.““ (Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG 2009: 4)
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Der „Die Zeit“-Politik-Ressortleiter Bernd Ulrich beschreibt die Positionierung seines Ressorts sowie die Notwendigkeit einer Perspektivenvielfalt internationaler Berichterstattung zudem folgendermaßen: „Die ZEIT als Wochenzeitung legt sich quer zu den täglichen Rhythmen von großer Erregung und schnellem Vergessen. Wer Politik in der ZEIT liest, tut dies meist mit einem hohen Grad an Vorinformation und hat damit ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Einordnung, Überraschung und Anregung und nach der Frage, was bleibt über den Tag hinaus. Und was liegt jenseits der nationalen Grenzen. Weil nationale Phänomene inzwischen fast immer übernationale Ursachen haben und oft internationale Folgen, beschreiben wir die Welt verstärkt aus mehr als einer Perspektive. In der Innenpolitik sind wir die Stimme für Themen mit großer ZEIT-Tradition, von der Verteidigung der Freiheitsrechte über Deutschlands Rolle in der Welt bis zu Fragen ökonomischer und sozialer Gerechtigkeit. Gleichzeitig erschließen wir uns und den Lesern neue Felder, etwa Fragen ökologischer Verantwortung oder Glaubensthemen. Die beiden 2008 eingeführten Meinungsseiten bilden den engagierten Akzent zum Abschluss des politischen Teils der ZEIT.“ (Ulrich 2009: 5)
Auch „Profil“ beansprucht, journalistische Qualität zu bieten und ist als meinungsbildendes und Hintergrundberichterstattung bietendes Medium positioniert: „Seit 40 Jahren ist das Nachrichtenmagazin profil vom österreichischen Markt nicht wegzudenken. profil lässt sich mit den 3 Wörtern: unabhängig - anspruchsvoll - meinungsbildend am besten beschreiben.“ (Verlagsgruppe News 2010) Die „Profil“-Verlagsleiterin des innerhalb der Verlagsgruppe News angesiedelten Nachrichtenmagazins Maria Oppitz beschreibt den journalistischen Anspruch von „Profil“ wie folgt: „profil ist als unabhängiges Nachrichtenmagazin das wichtigste meinungsbildende Medium in Österreich. Es bietet seinen gebildeten, kaufkräftigen Lesern höchste journalistische Qualität, ausführlich recherchierte Artikel und Hintergrundinformationen in einem breiten Themenumfeld.“ (Oppitz 2010)
Im Zusammenhang mit dem Auslandsressort werden „große Reportagen, tiefgründige Kommentare, die besten Interviews und Analysen“ sowie „klare Orientierung und seriöse Information über globale Themen und Ereignisse“ versprochen (Verlagsgruppe News 2010).
10. Zur Darstellung des hoch eskalierten Konflikts „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
10.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials Die hoch eskalierten Konfliktereignisse der „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza (oKapitel 9) wurden in den vier analysierten wöchentlich erscheinenden Printmedien „The Guardian Weekly“, „Die Zeit“, „Der Spiegel“ und „Profil“ in insgesamt 91 Artikeln thematisiert. Bezüglich der thematischen Zusammenhänge, in welche „Operation Gegossenes Blei“ in den journalistischen Texten gestellt wird und der generellen Theatisierung der militärischen Operation, lassen sich bei den genannten Medien einige Parallelen feststellen: Zunächst werden die mit Waffengewalt einhergehenden Ereignisse im Kontext mit „Operation Gegossenes Blei“ in allen vier Medien explizit als Krieg, also als hoch eskalierter, mit (Waffen-)Gewalt ausgetragener, „organisierter“ Konflikt (oKapitel 6.7) bezeichnet und verortet. Die Berichterstattung der am 27.12.2008 begonnenen militärischen Operation wird zu Jahresbeginn 2009 aufgenommen und ist vor allem bis zur Erklärung des Waffenstillstandes Mitte Januar 2009 in allen vier Medien besonders intensiv. Bereits mit Beginn der Berichterstattung stellen die vier wöchentlich erscheinenden Medien den hoch eskalierten Konflikt in größere Kontexte, welche sich mit der Dauer der Berichterstattung erweitern, wobei jeweils ein anderer Fokus eingenommen wird: In „The Guardian Weekly“ beginnt die Berichterstattung unter anderem mit Reaktionen der USA auf die Eskalation sowie der Rolle der UN in Bezug auf die humanitäre Situation in Gaza, der Rolle des neuen US-Präsidenten Obama bezüglich des israelisch-palästinensischen Konflikts, mit der Beschreibung von Verlusten auf palästinensischer Seite, beschrieben werden auch die Strategie und Vorbreitung Israels auf die Anschläge in Gaza, der Umgang der israelischen Regierung mit den Medien bzw. die Unzugänglichkeit zur Konfliktregion für JournalistInnen. Zudem wird ein Zusammenhang mit den bevorstehenden Wahlen in Israel hergestellt. „Der Spiegel“ führt mit der Thematisierung der Unterstützung bzw. des Verständnisses arabischer Länder für das Vorgehen Israels ein, Verluste auf palästinensischer Seite (insbesondere zivile Opfer) werden in der Woche darauf thematisiert.
I. Wetzstein, Mediativer Journalismus, DOI 10.1007/978-3-531-94061-8_10, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
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10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
„Die Zeit“ beginnt ihre Berichterstattung mit der Erörterung von Kriegshandlungen und Kriegsstrategien Israels und erörtert diesbezüglich den Libanonkrieg 2006. Weiters werden „Operation Gegossenes Blei“ sowie der israelischpalästinensische Konflikt generell innerhalb des „größeren“ Nahost-Konflikts verortet und analysiert. „Profil“ beginnt die Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ aufgrund seiner Produktionszeiten zu Jahresanfang in der zweiten Januarwoche. Das Nachrichtenmagazin betont eingangs die historisch begründete Schwierigkeit, Israels Vorgehensweise im Nahost-Konflikt zu kritisieren und blickt auf mehrere Jahrzehnte der israelisch-palästinensischen Beziehung zurück. Zudem werden die Motive und Strategien Israels, internationale Reaktionen und Alternativen zur Militäroperation diskutiert. Thematisiert wird auch die „Übermacht“ Israels bei der Militäroffensive. Mit Fortdauer der Berichterstattung greifen die vier Printmedien ähnliche thematische Kontexte auf. Dazu zählen internationale Reaktionen sowie die Rolle europäischer, USamerikanischer sowie arabischer politischer Eliten etwa als Vermittler im israelisch-palästinensischen Konflikt bzw. im Nahostkonflikt, der Umgang Israels mit den Medien während der „Operation Gegossenes Blei“, die Frage ziviler Opfer der Militäroffensive in Gaza und die Rolle der Hamas im Zusammenhang mit der Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts. Ab der zweiten Januarhälfte ist ein stetiger Rückgang der Berichterstattung zu bemerken, zudem wird „Operation Gegossenes Blei“ zunehmend zum journalistischen Nebenschauplatz, konkreter: von den bevorstehenden Wahlen in Israel als Hauptthema abgelöst und in diesem Zusammenhang vermehrt als Nebenthema in den journalistischen Texten behandelt. Fokussiert werden ab der zweiten Januarhälfte zudem humanitäre Konsequenzen der „Operation Gegossenes Blei“ für die Menschen in Gaza sowie mögliche Kriegsverbrechen Israels im Zuge der militärischen Operation. Ab Mitte Februar 2009 ist „Operation Gegossenes Blei“ kein journalistisches Thema mehr. Die folgenden Tabellen 2 a bis d fassen die thematischen Kontextualisierungen der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) im Untersuchungszeitraum pro Kalenderwoche und Medium zusammen41.
41
Die erste Januarwoche 2009 ist mit Woche 53 gekennzeichnet, die zweite Januarwoche 2009 mit Woche 54, etc. Erklärung dazu oUntersuchungsdesign im Anhang. Codiert wurden bis zu drei Themen pro Artikel als string-Variable.
10.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials
WOCHE 53 (5 Artikel)
54 (11 Artikel)
55 (9 Artikel)
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The Guardian Weekly Angriff Israels auf Hamas in Gaza, Reaktion der USA, Verluste auf palästinensischer Seite, Wahlen in Israel, neuer US-Präsident Obama Strategie und Vorbereitung Israels auf die Gaza-Anschläge, Livnis (israel. Außenministerin, Vorsitzende der israel. Kadima-Partei) Rolle als Verhandlerin, Vorgehensweise Israels: Journalisten müssen raus aus Gaza, „war to the bitter end“ Kämpfe zwischen Israelis und Palästinensern (schwerste Anschläge seit 1967), Situation in Gaza, israelische Wahlen Humanitäre Situation in Gaza und Rolle der int. Gemeinschaft Journalistische Zensur Beschreibung des Schicksals von Palästinensern in Gaza Situation an der nordisraelischen Grenze zum Libanon, Libanonkrieg 2006 Obamas Rolle im israelisch-palästinensischen Konflikt, Bushs Rolle im israelisch-palästinensischen Konflikt, Clintons Rolle im israelisch-palästinensischen Konflikt Strategie der Hamas, Beziehung Hamas – Iran – Syrien, Bedeutung einer Zerstörung der Hamas und Konsequenzen, Israels Umgang mit der Hamas/Verhandlungen, Ziele der Hamas Wahrnehmung der Situation aus israelischer und palästinensischer Perspektive, Rolle Ägyptens, Verantwortung der USA Geschichte Israels/Diaspora, israelische Kriegsstrategie, Reaktionen aus Europa, von Sarkozy und Bush, Rolle der israelischen Wahl Verhandlungen eines Waffenstillstands, Interessen von Hamas und Israel, Szenarien bei einer Aufhebung der Blockade des Gaza-Streifens Zivile Opfer der Militäroperation in Gaza, Israels Militäroperationen, Situation in einem palästinensischen Spital, Katastrophe für die Zivilbevölkerung Umgang der südisraelischen Bevölkerung mit Hamas-Raketen (Erleben), Begründung/Rechtfertigung für den Kriegsbeginn Ziele der Militäroffensive, Gaza-Operation als Weg mit Hamas-Raketen umzugehen, Militäroperation als einziger Weg Israels, Verbesserung der Nachbarschaft mit Gaza Ausschluss arabischer Parteien von den israelischen Wahlen Situation und Verluste auf beiden Seiten, Ende vs. Eskalation des Konflikts, Geschichte: erreicht wird stets das Gegenteil vom Geplanten Israels mutmaßliche Kriegsverbrechen, Reaktion Israels, Angriff auf eine UNSchule Situation in einem Spital in Gaza/Alltag der Ärzte, Reflexion des Krieges, Opfer Israelische Medienberichterstattung über den Gazakrieg, Konsequenzen der Einstellung der Israelis Israelische Perspektive/Reaktion auf einen zuvor erschienenen Artikel Obamas Umgang mit Israel, Rolle der europäischen Bürger, Rolle der USA in UN, Optionen Israels, Konsequenzen aus Hamas-Perspektive
156 56 (7 Artikel)
57 (3 Artikel)
58 (4 Artikel)
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
Ausgang des Krieges aus israelischer Sicht Schilderung der Einberufung eines Israelis zum Militär, Entführung eines israelischen Soldaten Waffenstillstand und Konsequenzen des Krieges, Handlungsmöglichkeiten Israel und Hamas Konsequenzen des Gazakriegs für Israel, Konsequenzen für Obama, internationale Reaktionen, Rolle der UN Vergleich Nahostkonflikt – nordirischer Friedensprozess Meinung der Israelis zur Waffenruhe Meinung der Palästinenser zur Waffenruhe, Konsequenzen für palästinensische Bevölkerung (anhand konkreter Beispiele) Kinder als Opfer im Gazakrieg (anhand eines Schicksals) Umgang der Medien mit dem Krieg in Gaza (Beispiel BBC) Wiederaufbau von Gaza und die Rolle der Hamas, Zerstörung der Landwirtschaft, wirtschaftliche Auswirkungen der Zerstörung Gaza Entschädigungszahlungen an den getöteten Kameramann James Miller Wahlen in Israel, Meinung der israelischen Bevölkerung zur Offensive, Israel als Gewinner des Krieges, Meinung des israelischen Militärs zum Kriegsausgang Ernährungskrise im Gazastreifen Friedensprozess
59 - 60 Tabelle 2a: Thematische Kontextualisierungen der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „The Guardian Weekly“ (39 Artikel)
10.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials
WOCHE 53 (1 Artikel) 54 (2 Artikel) 55 (6 Artikel)
56 (5 Artikel)
57 (3 Artikel)
58 (1 Artikel)
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Der Spiegel Verständnis und Unterstützung arabischer Länder für das Vorgehen Israels Dahlan (palästinensischer Politiker) über den Krieg, Dahlan über die Fatah Zivilisten als Opfer im Gaza-Streifen, Darstellung und Bilanz der Angriffe durch israelische Regierung Palästinensische Zivilopfer Indyk (ehem. Botschafter der USA in Israel) über die Politik und den Einfluss der USA und Obamas im Nahen Osten, Israel will Krieg fortsetzen Journalistische Zensur, wie arabische Medien über den Krieg berichten, Informationsbeschaffung durch social media als nicht möglich bzw. unzufriedenstellend Umgang von „Der Spiegel“ mit journalistischer Zensur Livni (israel. Außenministerin, Vorsitzende der israel. Kadima-Partei) schließt Verhandlungen mit Hamas aus und rechtfertigt den „Krieg gegen den Terror“, Verständnis westlicher Regierungen für das Vorgehen Israels, Livni rechtfertigt Angriff auf UN-Schule, internationale Vermittlungsbemühungen Forderung Mottakis (iran. Politiker/Außenminister) zum Rückzug der israelischen Soldaten aus Gaza, Rolle des Iran im Konflikt Agenden des neuen US-Präsidenten Obama (u.a. in Bezug auf den Nahostkonflikt), Irans Atomwaffen Al-Assad (syrischer Präsident) über seinen „Friedensplan“, Syrien als Vermittler Al-Assad als Schlüsselfigur im Nahen Osten, stellt „Friedensplan“ vor Mangelnde Chancen auf Frieden zwischen Israelis und Palästinensern, Konflikt aus historischer Perspektive Schicksal von Palästinensern in Gaza, hohe Opferzahl unter palästinensischen Zivilisten Mögliche Kriegsverbrechen Israels, hohe Opferzahl unter palästinensischer Zivilbevölkerung, war der Krieg gelungen und erfolgreich? Schicksale von Palästinensern Journalisten von „Der Spiegel“ berichten als erste deutsche Journalisten aus dem Gaza-Streifen Wahl in Israel, Chancen des israel. Politikers Netanyahu, Vorstellung der einzelnen Parteien und Positionen in Israel, Politische Situation in Israel vor der Wahl am 10.2.
59 60 Tabelle 2b: Thematische Kontextualisierungen der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „Der Spiegel“ (18 Artikel)
158 WOCHE 53 (2 Artikel)
54 (7 Artikel)
55 (2 Artikel)
56 (3 Artikel)
57 (1 Artikel) 58 (5 Artikel)
59 (1 Artikel)
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
Die Zeit Kriegshandlungen Israels, Nasrallah (Anführer der libanesischen Hisbollah) als Gewinner des Libanonkriegs Kriegsstrategien von Israel und Hamas, Kernkonflikt ist der große Konflikt zwischen USA und Iran, Augenzeugenbericht eines Bombardements in Gaza, welche Konflikte sind zunächst zu lösen? Autor fordert ein kurzes Innehalten der Dokumentation des Konflikts aus Respekt vor den Opfern, wie weit wird die Hamas gehen? Wie wurde die Palästinenserin Ayat zur Attentäterin? Intentionen beider Konfliktparteien bei den neuen Kriegshandlungen, Israels neue Strategie mit gezielten, punktuellen Angriffen, Sunni-Regime in der arabischen Welt profitieren von der „Drecksarbeit“ Israels Position Deutschlands, gespaltenes Auftreten der EU als Problem für eine mögliche Vermittlung, Auswirkungen des Krieges auf das Palästinensergebiet, Potenzial Obamas die USA wieder als Makler im Nahostkonflikt zu etablieren Erklärung Israels Militäreinsatz, um die Lage in Südisrael zu stabilisieren, israelische Politik und Kampfhandlungen Gemeinsamkeiten von Hamas und Hisbollah, Zusammenhänge der Allianzen, Bedeutung der Hisbollah im Libanon Treffen eines Journalisten mit Zahar, Edwan, Hanyia, Eindrücke des Journalisten über die Situation der einzelnen Hamas-Führungsmitglieder, Waffenruhe mit internationalen Garantien als Lösungsoption Umgang der Zivilbevölkerung mit dem Krieg, Bewältigung von Notsituationen mit Kindern Ethik des Krieges, was ist ein „gerechter“ Krieg, Konflikt Hamas – Fatah, Krieg als Selbstverteidigung, Ausschalten von speziellen Zielpersonen, die eine Gefahr darstellen Alltag im Gazakrieg/Familienschicksal, Entbehrungen durch die Unmöglichkeit nach draußen zu gehen Alltagsprobleme der palästinensischen Bevölkerung im Westjordanland, Reaktionen von Kindern, Unmöglichkeit der Zusammenarbeit einer Gesundheitsorganisation in Gaza und Westjordanland Probleme einer möglichen Zweistaatenlösung, in Israel ist nur die Linke für eine Zweistaatenlösung, Diskussion einer Dreistaatenlösung Auswirkungen des Krieges auf die Bevölkerung von Gaza, Alltag in Gaza/Einzelschicksal Umgang der Bewohner Gazas mit dem Krieg und seinen Folgen, Verwundete/Verletzte in Gaza, Misshandlungen von Menschen in Gaza durch Hamas Umgang der Menschen in Gaza mit dem Krieg (anhand eines konkreten Schicksals/ Beispiels) Rolle Obamas, neuer Nahost-Beauftragter Mitchell Kriegsstrategien Israels im Gazakrieg, Nutzen des Krieges für Netanyahu, Hamas kein Partner für Verhandlungen, da ihr Ziel die Einstaatenlösung ist. Familienschicksal in Gaza Sicherheitsbedürfnis der Israelis als Grundbedingung für weitere Verhandlungen, Frage ob mit Terroristen verhandelt werden soll Handlungsoptionen Israels, Rotes Kreuz bekam keine Genehmigung zur Rettung, Kriegsverbrechen nur schwer nachweisbar, Rolle USA/Obama und Verhältnis zu Israel
60 Tabelle 2c: Thematische Kontextualisierungen der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „Die Zeit“ (21 Artikel)
10.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials
WOCHE 53 54 (2 Artikel)
55 (3 Artikel)
56 (2 Artikel)
57 (1 Artikel) 58 (3 Artikel)
59 60 (2 Artikel)
159
Profil Schwierigkeit, Israels Politik bzgl. des Nahostkonflikts zu kritisieren anhand geschichtlicher Beispiele, gegenseitige Schuldzuweisungen Israel – Palästinenser seit 60 Jahren, Ist die Herkunft der heute im Staat Israel lebenden Juden palästinensisch? Bezug zu einem Bestseller von Shlomo Sand Übermacht Israels bei der Militäroffensive, Motivation Israels und internationale Reaktionen, Strategien Israels und Alternativen zur Militäroffensive Frage nach dem Gebot der Verhältnismäßigkeit anhand des israelischen Angriffs auf ein UN-Gebäude in Gaza, chronologische Vorgehensweise Israels, journalistische Zensur Begründung und Rechtfertigung für den Kriegsbeginn durch Israel anhand von Beispielen/persönlichen Schicksalen und internationalen Reaktionen, legitimer Verteidigungskrieg oder Kriegsverbrechen, Journalisten-Zensur, Kriegsverbrechen und Kriegsverschulden – Begründung des Krieges Mögliche Kontrolle des Gaza-Konflikts durch die Entsendung einer internationalen Truppe, Motivation Israels für Einmarsch in Gaza und Blockadepolitik, Kampfstrategien der Hamas und Reaktionen Israels Reaktion auf Dan Ashbels (israel. Botschafter in Österreich) Vorwurf der Übernahme eines UN-Gebäudes durch die Hamas, Kampfhandlungen und -strategien Israels im Gazastreifen und Organisation der Hamas, Beschuss des Hauptquartiers in Gaza Situation in der Kriegszone anhand konkreter Schicksale/Flüchtlinge, GazaKonflikt/Versorgung der Bevölkerung, humanitäre Hilfe, Verhandlungen/durch Druck der internationalen Öffentlichkeit ist ein Ende des Gazakriegs abzusehen Unklarheit über Kriegsziele Israels, Ausgang des Gazakriegs, Kriegsverbrechen, persönliches Schicksal eines Arztes, der seine Kinder verlor (Illegitime) Begründung für den Kriegsbeginn durch Israel Schwenk im Umgang mit Nahost durch Obama, Möglichkeiten einer langfristigen Lösung: Einbinden der Hamas, Loyalität der USA gegenüber Israel nicht mehr gesichert Mögliche Kriegsverbrechen Israels, Wahlen in Israel und Sieg in Gaza, Wahlen in Israel: Vorteil für die politische Rechte durch den Gazakrieg, Rolle USA/Obama und Verhältnis zu Israel Entwicklungen nach dem Gaza-Krieg (Verhandlungen, Waffenstillstand, Öffnung von Grenzübergängen), Bedeutung der Zweistaatenlösung für arabische Israelis, Clinton, Obama und Nahost-Friedensverhandlungen Folgen des israelischen Wahlausgangs für arabische Israelis, israelische Politik, Wahlausgang
Tabelle 2d: Thematische Kontextualisierungen der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „Profil“ (13 Artikel)
160
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
Insgesamt sind 66 Artikel (72,5% des Gesamtmaterials), in welchen „Operation Gegossenes Blei“ thematisiert wird, dem Ressort „Außenpolitik“ bzw. „Politik“ zuzuordnen. „Die Zeit“ veröffentlicht drei Artikel zur Thematik, welche der Kategorie „Kultur/Feuilleton/Dossier“ zuzuordnen sind. Die Kategorie „Andere Ressorts“ umfasst insgesamt 22 Artikel (24,2%). Der hohe Anteil an Artikeln, welche dieser Kategorie zuzuordnen sind, ist vor allem anhand eigener Kommentarseiten (vor allem in „The Guardian Weekly“) zu erklären, die keinem Ressort zugeordnet werden können: Konkret wurden 15 Artikel aus „The Guardian Weekly“, vier Artikel aus „Der Spiegel“, zwei Artikel aus „Profil“ und ein Artikel aus „Die Zeit“ der Kategorie „Andere Ressorts“ zugeordnet. Die Anzahl der Artikel pro Medium verteilt sich wie folgt: 39 Artikel (42,9% des Gesamtmaterials) zur Thematik sind in „The Guardian Weekly“ erschienen, 21 Artikel (23,1%) in „Die Zeit“, 18 Artikel (19,8%) in „Der Spiegel“ und 13 Artikel (14,3%) in „Profil“. Im Gegensatz zu den anderen analysierten Medien fallen die Artikel in „The Guardian Weekly“ mit mindestens 0,12 bis maximal 1,32 Seiten42 pro Artikel verhältnismäßig kurz aus. Bei 13 Artikeln (33,3% des Materials zur Thematik in „The Guardian Weekly“) handelt es sich um unterschiedlich lange bzw. kurze Berichte bzw. Meldungen. 14 ebenso unterschiedlich lange Artikel (35,9%) wurden unter der Textgattung „Reportage/Hintergrund/Dossier“ subsumiert. Tendenziell lange Kommentare (10 Artikel, 25,6%) nehmen in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ in „The Guardian Weekly“ recht viel Platz ein. Berichte bzw. Meldungen sind in „Der Spiegel“ kaum vertreten (ein Bericht, der 0,30 Seiten umfasst). Demgegenüber wird 8 Mal (44,4% des Materials zur Thematik in „Der Spiegel“) mit dem Genre der Reportage gearbeitet. Reportagen fallen in „Der Spiegel“ mit mindestens einer Seite bis maximal 6 Seiten zudem tendenziell lang aus. Anders als in „The Guardian Weekly“ sind Kommentare zur Thematik in „Der Spiegel“ kaum vertreten (ein Kommentar, der 1,50 Seiten umfasst). Jedoch wird in „Der Spiegel“ 5 Mal mit Interviews gearbeitet (27,8%), welche eher kurz ausfallen. Generell sind die Texte zur Thematik in „Der Spiegel“ zwischen 0,30 und 6 Seiten lang. Mit mindestens 0,20 und maximal 6,33 Seiten ist die Spannweite der Länge der Artikel in „Die Zeit“ etwa so groß wie in „Der Spiegel“. Zu bedenken ist hier jedoch das weitaus größere Format der Wochenzeitung „Die Zeit“ im Vergleich zu den anderen analysierten Printmedien. Berichte bzw. Meldungen zur Thematik finden sich in „Die Zeit“ keine. Hauptsächlich wird die Textgattung der Reportage verwendet, 15 Artikel (71,4% des Materials zur Thematik in „Die Zeit“) fallen in diese Kategorie. Kommentare finden auch hier verhältnismäßig wenig Verwendung (3 Kommentare, 14,3%). Der längste Artikel fällt mit 6,33 Seiten 42
Die Länge der Artikel in Seiten inkludiert immer auch die Bildberichterstattung.
10.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials
161
unter die Textgattung des Porträts. 2 Mal wird zudem mit Interviews, die 0,24 und 0,70 Seiten lang sind, gearbeitet. In „Profil“ ist jeder Artikel zur Thematik mindestens eine Seite lang, die maximale Seitenanzahl pro Artikel beträgt 5. Die 3 vorkommenden Kommentare zu „Operation Gegossenes Blei“ (23,1% des Materials zur Thematik in „Profil“) umfassen jeweils eine Seite. Reportagen werden für die Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ ebenso oft verwendet wie Interviews (jeweils 4, jeweils 30,8%). Berichte sind 2 Mal vertreten (15,4%). Wenn zuvor festgestellt wurde, dass ähnliche thematische Kontextualisierungen der „Operation Gegossenes Blei“ in den vier Medien erkennbar sind, weist die unterschiedlich intensive Verwendung verschiedener journalistischer Textgattungen (besonders offensichtlich ist dieser Unterschied bei „The Guardian Weekly“ im Vergleich zu den anderen drei Medien) jedoch auf unterschiedliche Erzählstrategien hin. Die folgende Tabelle 3 fasst die durchschnittliche Länge der Artikel pro analysiertes Medium zusammen: MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Mittelwert 1,2609 2,0000 ,8843 2,0115
N 39 18 21 13
Standardabweichung 4,27588 1,83110 1,37471 1,29899
Tabelle 3: Durchschnittliche Länge der Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in Seiten (n=91 Artikel)
Besonders ersichtlich wird hier die sehr unterschiedliche Länge der Artikel anhand der großen Standardabweichung in „The Guardian Weekly“. Wie bereits erwähnt, ist hier auch das weitaus größere Format von „Die Zeit“ im Gegensatz zu den anderen analysierten Printmedien mitzudenken. Bezogen auf die Anzahl der Seiten pro Artikel sind die Artikel zu „Operation Gegossenes Blei“ im Nachrichtenmagazin „Profil“ durchschnittlich am umfangreichsten. So wie der Umfang der Gaza-Berichterstattung generell, variiert auch der Umfang der Bildberichterstattung, wobei Bilder – gemeint sind Fotografien ebenso wie Infografiken bzw. Karten oder Karikaturen bzw. Zeichnungen – hauptsächlich in Reportagen und Berichten eingesetzt werden. Die vier analysierten Medien setzen Bilder jedoch unterschiedlich intensiv ein: In „The Guardian Weekly“ werden pro Artikel zur Thematik nie mehr als 2 Bilder platziert. Konkret ist in 21 Artikeln jeweils ein Bild platziert, in 2 Artikeln werden jeweils 2 Bilder verwendet, und 16 Artikel kommen gänzlich ohne Bildberichterstattung aus. Im Falle von „Der Spiegel“ reicht die Spannweite bezüglich der Anzahl der verwendeten Bilder pro Artikel von eins bis 8, wobei 9 der insgesamt 18 Artikel in „Der Spiegel“ mit einem Bild auskommen. Jedoch wird in keinem Artikel ganz auf die Bildberichterstattung verzichtet. Im Vergleich zu den anderen Me-
162
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
dien werden in „Der Spiegel“ durchschnittlich die meisten Bilder pro Artikel verwendet. In „Profil“ wird ebenso mindestens ein Bild (und maximal 3 Bilder) pro Artikel platziert, während „Die Zeit“ wiederum auch ohne Bildberichterstattung auskommt, maximal aber 8 Bilder pro Artikel verwendet werden. Die folgende Tabelle 4 veranschaulicht die durchschnittliche Anzahl der verwendeten Bilder pro Artikel pro Medium: MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Mittelwert ,64 3,28 1,90 1,77
N 39 18 21 13
Standardabweichung ,584 2,697 2,095 ,832
Tabelle 4: Durchschnittliche Anzahl der Bilder pro Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) (n=91 Artikel)
Betrachtet man nun den durchschnittlichen Anteil der Bilder am Gesamttext (Bild und Text als gesamter Artikel) in Prozent (Tabelle 5), wird deutlich, dass Bildern vor allem in „Der Spiegel“, gefolgt von „Die Zeit“, besonders viel Raum gegeben wird, während der Bildanteil pro Artikel in „Profil“ und „The Guardian Weekly“ geringer ausfällt. In „Der Spiegel“ werden also durchschnittlich pro Artikel nicht nur die meisten Bilder verwendet, diese nehmen im Schnitt im Vergleich zu den anderen drei Medien auch den meisten Platz ein. Wie an den Standardabweichungen ersichtlich, variieren die Bildanteile pro Artikel vor allem in „Die Zeit“ stark. MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Mittelwert 13,08 29,50 21,81 15,85
N 39 18 21 13
Standardabweichung 16,194 13,862 19,020 10,590
Tabelle 5: Durchschnittlicher Anteil der Bilder pro Artikel pro Medium am Gesamttext in der GazaBerichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in % (n=91 Artikel)
Die Bildberichterstattung fungiert in allen vier Medien hauptsächlich als Illustration, das heißt, Bilder werden hauptsächlich zur Veranschaulichung im Text verwendeter Sachverhalte bzw. Situationen eingesetzt (57,9% aller 114 verwendeten Bilder zur Thematik in den analysierten Medien). Erkennbar ist im Rahmen der Gaza-Berichterstattung aber auch die Verwendung von Bildern als dramaturgische Elemente, konkreter: zum Zwecke eines Spannungsaufbaus (28,1%). Journalistisch fungierende Bilder, also Bilder mit eigenständiger visueller Information, kommen vergleichsweise selten vor (12,3%) und Bilder als
10.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials
163
Verkaufsargumente für das Medium (ökonomische Funktion) werden insgesamt nur 2 Mal (1,8%) eingesetzt. Wenig überraschend handelt es sich beim Großteil der verwendeten Bilder um Fotografien (100 Bilder, 87,7%), die 14 restlichen Bilder sind jeweils zur Hälfte Infografiken bzw. Karten oder Zeichnungen bzw. Karikaturen. So wie Bilder in allen vier analysierten Medien ähnliche Funktionen übernehmen und Fotografien die hauptsächlich verwendete Bildgattung darstellen, werden in den vier Printmedien auch jeweils ähnliche Bildquellen herangezogen: Mehr als die Hälfte aller verwendeten Bilder (50,6%) wurden aus dem Bildbestand von Nachrichtenagenturen, weitere 23,6% aus Bildagenturen bzw. -archiven entnommen. Für 15,7% der Bilder wurden eigens FotografInnen bzw. FotojournalistInnen engagiert. KarikaturistInnen, InfografikerInnen bzw. ein gleichzeitiges Fungieren des/der schreibenden JournalistIn als FotografIn kommen hingegen kaum vor43. Die vorwiegende Verwendung von Nachrichtenund Bildagenturen für die Recherche und Verwendung von Fotografien überrascht angesichts von Pauschalangeboten dieser, welche in Redaktionen in der Regel genutzt werden, nicht. Weiters kann das Zurückgreifen auf Nachrichtenund Bildagenturen als vorwiegende Bildquellen dadurch erklärt werden, dass die Konfliktregion Gaza für ausländische JournalistInnen während der hoch eskalierten Ereignisse bis Mitte Januar 2009 nicht zugänglich war. Wie bereits erläutert, zählen Nachrichtenagenturen zudem generell zu den wichtigsten Quellen bzw. Lieferanten für Auslandsnachrichten (oKapitel 4.4). Zusammengefasst kann die Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegossenes Blei“ angesichts der hohen Anzahl der Artikel in den vier wöchentlich erscheinenden Printmedien im Verhältnis zum kurzen Berichtszeitraum von nur wenigen Wochen durchaus als intensiv bezeichnet werden. Im Vergleich der vier analysierten Medien untereinander sind die meisten Artikel in „The Guardian Weekly“ erschienen, wobei die Artikel dort durchschnittlich am kürzesten und die Bildberichterstattung vergleichsweise gering ausfallen. In „Profil“ wiederum ist im Vergleich zu den anderen drei Medien zwar die geringste Artikelanzahl feststellbar, jedoch sind die dort erschienenen Artikel durchschnittlich am umfangreichsten, gefolgt von „Der Spiegel“, wo die Bildberichterstattung in Anzahl und Umfang die vergleichsweise größte Rolle spielt. Unterschiede lassen sich auch jeweils in der thematischen Kontextualisierung von „Operation Gegossenes Blei“ zu Beginn der diesbezüglichen Berichterstattung feststellen, wobei jedoch in der Berichterstattung generell Parallelen in der Herstellung thematischer Kontexte in den vier Medien erkennbar sind. Die unterschiedlich gelagerte Verwendung journalistischer Textgattungen – diesbe-
43
Pro Artikel wurden maximal 3 Bilder bzgl. der Bildquelle codiert. Die hier angegebenen Zahlen zu den verwendeten Bildquellen beziehen sich auf 89 diesbezüglich zugeordnete Bilder.
164
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
zügliche Unterschiede werden vor allem in „The Guardian Weekly“ im Vergleich zu den anderen drei Medien deutlich – lässt jedoch auf unterschiedliche Erzählstrategien hinsichtlich der Darstellung von „Operation Gegossenes Blei“ und deren thematische Kontexte schließen. Große Ähnlichkeiten zwischen den vier analysierten Printmedien sind in der wenig überraschenden hauptsächlichen Verwendung von Fotografien im Vergleich zu anderen Bildgattungen, wie etwa Infografiken bzw. Karten oder Karikaturen bzw. Zeichnungen, erkennbar. Vorwiegend herangezogene Bildquellen sind dabei Nachrichten- bzw. Bildagenturen. Die Feststellung, dass Nachrichtenagenturen wesentliche Quellen für Auslandsnachrichten darstellen (oKapitel 4.4), trifft also auch auf die journalistische Bildberichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ zu. Zusätzlich gefördert wurde die hauptsächliche Verwendung von Nachrichtenagenturen als Quellen möglicherweise durch die Unzugänglichkeit zur Konfliktregion während „Operation Gegossenes Blei“ sowie durch Pauschalangebote der Agenturen, welche die Redaktionen nutzen.
10.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven Gerade im Falle der Darstellung von Konflikten lässt sich journalistische Objektivität kaum messen (oKapitel 7.3). Konflikte sind stets von unterschiedlichen Wahrnehmungen von Situationen geprägt, in den Konflikt involvierte AkteurInnen bzw. Parteien haben unterschiedliche Sichtweisen auf denselben Konfliktgegenstand, was sich wiederum durch unterschiedliche Konfliktnarrationen der Konfliktparteien äußert (oKapitel 6). Eine einzige „Konfliktwahrheit“ ist kaum feststellbar. Was Journalismus im Umgang mit Konflikten leisten kann, ist, eine möglichst große Bandbreite an Konfliktperspektiven, welche von KonfliktakteurInnen eingenommen werden, aufzugreifen bzw. zu reflektieren und unterschiedliche Perspektiven ausgewogen darzustellen, also für eine möglichst große inhaltliche Vielfalt und die Ausgewogenheit der Perspektiven (oKapitel 8) zu sorgen. Die folgenden Ausführungen fokussieren die Darstellung der zentralen Konfliktparteien – die israelische und die palästinensische Seite44 –, welche jeweils unterschiedliche Sichtweisen bzw. Perspektiven bezüglich des hoch eskalierten Konflikts „Operation Gegossenes Blei“ repräsentieren, in Text und Bild. In Tabelle 6 ist die Häufigkeit der Thematisierung der israelischen sowie der palästinensischen Seite in den journalistischen Texten der vier analysierten
44
Die israelische sowie die palästinensische Seite werden in der Berichterstattung der vier analysierten Printmedien bezüglich ihrer Konfliktsichtweisen und –perspektiven jeweils weitgehend homogen dargestellt (oKapitel 4.4).
165
10.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
Printmedien abgebildet. Die Häufigkeit der Repräsentation beider Seiten ist in den vier Medien unterschiedlich verteilt. In „The Guardian Weekly“ und in „Profil“ dominiert diesbezüglich die israelische Seite, während in „Die Zeit“ die palästinensische Seite fokussiert wird. In „Der Spiegel“ stellt sich die Verteilung sehr ausgewogen dar. So wie in „Der Spiegel“ werden in „The Guardian Weekly“ und „Profil“ zudem andere, also nicht bzw. nicht direkt in den Konflikt involvierte AkteurInnen (z.B. JournalistInnen bzw. KommentatorInnen und GastkommentatorInnen, internationale PolitikerInnen), stark in die Berichterstattung einbezogen, was darauf hinweist, dass der Konflikt aus einer gewissen Distanz heraus betrachtet wird. Zusammengefasst zeigen diese ersten Ergebnisse, dass „Der Spiegel“ am ausgewogensten berichtet, dass aber auch „Profil“ und „The Guardian Weekly“ in ihren Berichterstattungen auf nicht (direkt) in den Konflikt involvierte AkteurInnen zurückgreifen. „Die Zeit“ stellt hier mit der palästinensischen Seite als in ihren Texten bezüglich der Häufigkeit des Vorkommens dominierende Konfliktpartei eine Ausnahme dar. Die israelische Seite findet in „Die Zeit“ etwas häufiger Erwähnung als andere, nicht (direkt) involvierte AkteurInnen. MEDIUM/KONFLIKTAKTEURE im TEXT Israelische Palästinensische Andere*
The Guardian Weekly 42 38,5% 23 21,1% 44 40,4%
Der Spiegel 13 34,2% 12 31,6% 13 34,2%
Die Zeit 19 30,6% 28 45,2% 15 24,2%
Profil 17 43,6% 6 15,4% 16 41,0%
Tabelle 6: Dargestellte KonfliktakteurInnen im Text pro Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) n=248 KonfliktakteurInnen in 91 Artikeln, max. 3 AkteurInnen pro Artikel codiert, % beziehen sich auf das jeweilige Medium *nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Die in den Texten des „The Guardian Weekly“ dominierende israelische Seite wird hauptsächlich durch israelische PolitikerInnen, gefolgt von israelischen Parteien bzw. Organisationen, wozu hier auch das Militär gezählt wird, Israel als Nation bzw. Gebiet und einzelnen Personen und Familien bzw. der Thematisierung von Konfliktschicksalen anhand konkreter Beispiele repräsentiert. Bei letztgenannter Art der Repräsentation dominiert die palästinensische Seite prozentuell. Die im Vergleich zur israelischen Seite in „The Guardian Weekly“ weniger thematisierte palästinensische Seite wird ebenfalls mehrheitlich durch politische AkteurInnen (Personen und Parteien bzw. Organisationen) und Konfliktschicksale repräsentiert.
166
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
Andere bzw. nicht (direkt) involvierte KonfliktakteurInnen sind neben PolitikerInnen, welche außerhalb der Konfliktregion (Israel/palästinensische Gebiete) agieren, supra- bzw. internationalen Institutionen (z.B. UNO, EU), zivilgesellschaftlichen Institutionen bzw. Initiativen (z.B. NGOs, Vereine) und WissenschafterInnen bzw. ExpertInnen vor allem JournalistInnen bzw. (Gast-)KommentatorInnen. Der hohe Anteil an JournalistInnen bzw. KommentatorInnen, welche nicht eindeutig Partei für eine Konfliktpartei ergreifen, ist durch die große Anzahl an der meinungsbetonten Textgattung des Kommentars in „The Guardian Weekly“ erklärbar. Die KommentatorInnen waren hier als zentrale AkteurInnen in der Berichterstattung zu codieren. Die folgende Tabelle 7 verdeutlicht die Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien in „The Guardian Weekly“. THE GUARDIAN WEEKLY: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im TEXT PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn (Gast-)KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere
Israelische
Palästinensische
*Andere
17 40,5% 0 0% 9 21,4% 0 0% 0 0% 7 16,7% 1 2,4% 6 14,3% 1 2,4% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 2,4%
4 17,4% 0 0% 7 30,4% 0 0% 0 0% 0 0% 2 8,7% 7 30,4% 2 8,7% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 4,3%
2 4,5% 7 15,9% 0 0% 6 13,6% 2 4,5% 2 4,5% 0 0% 1 2,3% 4 9,1% 4 9,1% 0 0% 14 31,8% 2 4,5% 0 0%
Tabelle 7: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „The Guardian Weekly“
167
10.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
Anmerkungen zu Tabelle 7: n=109 Akteurzuordnungen in 39 Artikeln, max. 3 Akteure pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Israelische, Palästinensische, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Tabelle 8 verdeutlicht die Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien in „Der Spiegel“, in welchem die israelische sowie die palästinensische Seite generell in etwa gleich häufig dargestellt werden. Im Gegensatz zur Berichterstattung in „The Guardian Weekly“ spielen Repräsentationen der Konfliktparteien durch israelische oder palästinensische PolitikerInnen sowie durch konkrete Konfliktschicksale in diesem Nachrichtenmagazin eine untergeordnete bzw. kaum eine Rolle. Sowohl die israelische als auch die palästinensische Seite werden vorwiegend durch israelische bzw. palästinensische politische Parteien und Organisationen repräsentiert. Weiters werden die israelische Seite als Nation bzw. Gebiet und die palästinensische Bevölkerung thematisiert. Andere, nicht (direkt) involvierte AkteurInnen werden hauptsächlich durch PolitikerInnen, welche außerhalb des Konfliktgebiets agieren, repräsentiert.
DER SPIEGEL: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im TEXT PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn
Israelische
Palästinensische
*Andere
2 15,4% 0 0% 6 46,2% 0 0% 0 0% 4 30,8% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
1 8,3% 0 0% 7 58,3% 0 0% 0 0% 0 0% 3 25,0% 1 8,3% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 6 46,2% 0 0% 1 7,7% 0 0% 2 15,4% 0 0% 0 0% 0 0% 1 7,7% 0 0%
168 (Gast-)KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
1 7,7% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0%
3 23,1% 0 0% 0 0%
Tabelle 8: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „Der Spiegel“ n=38 Akteurzuordnungen in 18 Artikeln, max. 3 Akteure pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Israelische, Palästinensische, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
In der Wochenzeitung „Die Zeit“, in welcher die Darstellung der palästinensischen Seite in der Textberichterstattung überwiegt, sind im Vergleich zu „“The Guardian Weekly“ und „Der Spiegel“ besonders deutliche Unterschiede in der Repräsentation der Konfliktparteien bemerkbar. Während die israelische Seite überwiegend aus einer politischen Perspektive (politische Parteien bzw. Organisationen) betrachtet wird, überwiegen bezüglich der Repräsentation der palästinensischen Seite Personen aus der Zivilbevölkerung bzw. Konfliktschicksale. Andere, nicht (direkt) involvierte AkteurInnen sind hauptsächlich PolitikerInnen außerhalb des Konfliktgebiets, gefolgt von WissenschafterInnen bzw. ExpertInnen. Tabelle 9 veranschaulicht die erläuterten Ergebnisse. DIE ZEIT: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im TEXT PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn
Israelische
Palästinensische
*Andere
2 10,5% 0 0% 10 52,6% 0 0% 0 0% 1 5,3% 1 5,3% 3 15,8% 0 0% 1 5,3%
3 10,7% 0 0% 5 17,9% 0 0% 0 0% 0 0% 3 10,7% 14 50,0% 0 0% 0 0%
1 6,7% 6 40,0% 1 6,7% 0 0% 1 6,7% 2 13,3% 0 0% 0 0% 0 0% 3 20,0%
169
10.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
KünstlerIn (Gast-)KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere
0 0% 1 5,3% 0 0% 0 0%
0 0% 2 7,1% 0 0% 1 3,6%
0 0% 0 0% 0 0% 1 6,7%
Tabelle 9: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „Die Zeit“ n=62 Akteurzuordnungen in 21 Artikeln, max. 3 Akteure pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Israelische, Palästinensische, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Anders als in der Wochenzeitung „Die Zeit“ dominiert die israelische Seite in der Berichterstattung des Nachrichtenmagazins „Profil“. Tabelle 10 zeigt, dass sowohl die israelische als auch die palästinensische Seite in der Berichterstattung von PolitikerInnen sowie konkreten Konfliktschicksalen bzw. einzelnen Personen aus der Zivilbevölkerung vertreten werden, wobei die palästinensische Seite letztgenannter Repräsentationsart überwiegt. Die israelische Seite wird zudem als Nation bzw. Gebiet thematisiert. Andere, nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen werden vor allem durch (Gast-)KommentatorInnen bzw. JournalistInnen, aber, wie in „The Guardian Weekly“, auch durch supra- bzw. internationale Organisationen (z.B. UNO, EU) repräsentiert. PROFIL: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im TEXT PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn
Israelische
Palästinensische
*Andere
4 23,5% 0 0% 2 11,8% 0 0% 0 0% 4 23,5% 2 11,8% 2 11,8% 1 5,9% 0 0%
2 33,3% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 16,7% 3 50,0% 0 0% 0 0%
0 0% 2 12,5% 0 0% 4 25,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 2 12,5%
170 KünstlerIn (Gast-)KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
1 5,9% 0 0% 0 0% 1 5,9%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 8 50,0% 0 0% 0 0%
Tabelle 10: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „Profil“ n=39 Akteurzuordnungen in 13 Artikeln, max. 3 Akteure pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Israelische, Palästinensische, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Bei der Frage nach vielfältiger und ausgewogener journalistischer Darstellung von Konfliktperspektiven, welche durch KonfliktakteurInnen repräsentiert werden, muss auch die Bildberichterstattung berücksichtigt werden (oKapitel 7.4). Tabelle 11 zeigt, dass die israelische sowie die palästinensische Seite in „The Guardian Weekly“, in welchem im Vergleich zu den anderen analysierten Medien zwar die meisten Artikel zur Thematik erschienen sind, aber durchschnittlich die wenigsten Bilder platziert sind, ebenso wie in „Profil“, recht ausgewogen visualisiert werden, wobei die visuelle Darstellung der palästinensischen Seite jeweils leicht überwiegt. In der Bildberichterstattung von „Der Spiegel“, in welchem Bilder im Vergleich zu den anderen drei Medien den meisten Platz einnehmen, dominiert die palästinensische Seite ebenso wie in „Die Zeit“ stark. Die Visualisierung der israelischen und palästinensischen Seite in einem Bild findet sich generell eher selten. Andere, nicht (direkt) involvierte AkteurInnen werden in „Der Spiegel“ fast ebenso häufig abgebildet wie die israelische Seite. Während die Darstellung der israelischen Seite in den journalistischen Texten in „The Guardian Weekly“ und „Profil“ also überwiegt (Tabelle 6), ist die Bildberichterstattung beider Medien in Bezug auf die Häufigkeit der visuellen Darstellung der Konfliktparteien also als weitgehend ausgewogen einzustufen. In der Bildberichterstattung von „Die Zeit“ dominiert, eindeutiger als in den journalistischen Texten der Wochenzeitung (Tabelle 6), die palästinensische Seite. Auch in „Der Spiegel“, in welchem eine häufigkeitsbezogen ausgewogene Darstellung der Konfliktparteien in den journalistischen Texten festgestellt wurde (Tabelle 6), dominiert die palästinensische Seite die Bildberichterstattung.
171
10.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
MEDIUM/KONFLIKTAKTEURE im BILD Israelische Palästinensische Israelische und Palästinensische Andere*
The Guardian Weekly 8 34,8% 9 39,1% 4 17,4% 2 8,7%
Der Spiegel 9 28,1% 14 43,8% 1 3,1% 8 25,0%
Die Zeit 7 25,0% 18 64,3% 1 3,6% 2 7,1%
Profil 7 36,8% 9 47,4% 2 10,5% 1 5,3%
Tabelle 11: Dargestellte Konfliktakteure im Bild pro Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) n=102 KonfliktakteurInnen in 66 Artikeln, in 25 Artikeln kein Bild vorhanden bzw. Konfliktpartei nicht zuordenbar, max. 3 Bilder pro Artikel codiert, % beziehen sich auf das jeweilige Medium *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen) „The Guardian Weekly“: 2 Konfliktakteure nicht zuordenbar; „Der Spiegel“: 4 Konfliktakteure nicht zuordenbar; „Die Zeit“: 2 Konfliktakteure nicht zuordenbar; „Profil“: 4 Konfliktakteure nicht zuordenbar
In der im Gegensatz zur Textberichterstattung ausgewogenen, wenn auch im Vergleich zu den anderen drei Medien geringen Bildberichterstattung des „The Guardian Weekly“ wird die israelische Seite hauptsächlich anhand politischer Parteien und Organisationen abgebildet. Die palästinensische Seite wird demgegenüber vorwiegend anhand konkreter Konfliktschicksale bzw. einzelner Personen aus der Zivilbevölkerung visuell dargestellt. Die visuellen Repräsentationen der Konfliktparteien stellen sich im Vergleich zu den verbalen Repräsentationen in den journalistischen Texten hier weniger vielfältig dar (Tabelle 7), obwohl die häufigkeitsbezogene Darstellung der Konfliktparteien in der Bildberichterstattung generell ausgewogener ist als in den journalistischen Texten. Gerade anhand dieses Ergebnisses, welches in Tabelle 12 veranschaulicht wird, wird deutlich, dass die Ausgewogenheit der Perspektiven nicht gleichzeitig deren Vielfalt bedeuten muss und vice versa.
172
THE GUARDIAN WEEKLY: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im BILD PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn (Gast-) KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere AkteurIn nicht zuordenbar
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
Israelische
Palästinensische
1 12,5% 0 0% 6 75,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 12,5%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 11,1% 8 88,9% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Israelische und Palästinensische 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 25,0% 1 25,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 25,0% 1 25,0%
*Andere
0 0% 1 50,0% 0 0% 1 50,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Tabelle 12: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „The Guardian Weekly“ n=23 Akteurzuordnungen in 23 Artikeln, in 16 Artikeln kein Bild vorhanden, max. 3 Bilder pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Israelische, Palästinensische, Israelische und Palästinensische, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Gegensätzlich zur Berichterstattung in „The Guardian Weekly“ ist die Darstellung der Konfliktparteien in den journalistischen Texten in „Der Spiegel“ ausgewogen (Tabelle 6), während in der visuellen Darstellung der Konfliktparteien die palästinensische Seite dominiert (Tabelle 11). Anders als in „The Guardian Weekly“ (Tabelle 12) spielen israelische politische Parteien und Organisationen im Nachrichtenmagazin zudem eine untergeordnete Rolle, während die israelische Seite
173
10.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
vergleichsweise häufig durch PolitikerInnen repräsentiert wird. Auf palästinensischer Seite überwiegt ebenso wie in „The Guardian Weekly“ (Tabelle 12), wenn auch weit weniger deutlich, die visuelle Darstellung von Konfliktschicksalen bzw. einzelnen Personen aus der Zivilbevölkerung. Ebenso häufig wie die visuelle Darstellung von Konfliktschicksalen wird in „Der Spiegel“ das palästinensische Gebiet (z.B. in Infografiken bzw. Karten) visualisiert, erst dann folgen die palästinensische Bevölkerung („die Palästinenser“) und palästinensische PolitikerInnen. Zudem werden in „Der Spiegel“ nicht (direkt) in den Konflikt involvierte PolitikerInnen visualisiert. Die beschriebenen Ergebnisse werden in Tabelle 13 verdeutlicht. DER SPIEGEL: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im BILD PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn (Gast-) KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere
Israelische
Palästinensische
6 66,7% 0 0% 2 22,2% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 11,1% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
2 14,3% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 4 28,6% 3 21,4% 4 28,6% 0 0% 0 0% 0 0% 1 7,1% 0 0% 0 0%
Israelische und Palästinensische 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 100,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
*Andere
0 0% 6 75,0% 0 0% 1 12,5% 0 0% 0 0% 1 12,5% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Tabelle 13: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „Der Spiegel“ n=32 Akteurzuordnungen in 18 Artikel, max. 3 Bilder pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Israelische, Palästinensische, Israelische und Palästinensische, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
174
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
In „Die Zeit“ dominiert häufigkeitsbezogen sowohl in den journalistischen Texten (Tabelle 6) als auch visuell (Tabelle 11), wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, die Darstellung der palästinensischen Seite. Wie auch in „Der Spiegel“, in welchem ebenso die palästinensische Seite visuell dominiert (Tabelle 13), wird diese in den Bildern – so wie auch in den „Die Zeit“-Texten – vor allem anhand konkreter Konfliktschicksale bzw. Personen aus der Zivilbevölkerung, aber auch anhand des palästinensischen Gebiets (z.B. in Infografiken bzw. Karten) und palästinensischer PolitikerInnen dargestellt. Die israelische Seite wird visuell wenig dargestellt und durch unterschiedliche AkteurInnen repräsentiert. Die Ergebnisse über visuelle Akteursrepräsentanzen in „Die Zeit“ sind in Tabelle 14 dargestellt. DIE ZEIT: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im BILD PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn (Gast-) KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere
Israelische
Palästinensische
1 14,3% 0 0% 2 28,6% 0 0% 0 0% 1 14,3% 0 0% 1 14,3% 0 0% 1 14,3% 0 0% 1 14,3% 0 0% 0 0%
3 16,7% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 5 27,8% 2 11,1% 8 44,4% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Israelische und Palästinensische 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 100,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
*Andere
0 0% 2 100,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Tabelle 14: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „Die Zeit“
175
10.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
n=28 Akteurzuordnungen in 12 Artikeln, in 9 Artikeln kein Bild vorhanden, max. 3 Bilder pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Israelische, Palästinensische, Israelische und Palästinensische, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Wie auch in „The Guardian Weekly“ dominiert in „Profil“ die israelische Seite bzgl. der Häufigkeit ihrer Darstellung gemeinsam mit anderen, nicht (direkt) involvierten AkteurInnen, die journalistischen Texte (Tabelle 6), während die Bildberichterstattung beider Medien bezogen auf die Häufigkeit der visuellen Darstellung beider Konfliktparteien weitgehend ausgewogen ist (Tabelle 11). So wie die starke visuelle Thematisierung der palästinensischen Seite anhand einzelner Konfliktschicksale bzw. Personen aus der Zivilbevölkerung in den drei anderen analysierten Printmedien auffällig ist (Tabellen 12, 13 und 14), wird die palästinensische Seite auch in „Profil“, ebenso deutlich wie in „The Guardian Weekly“, anhand konkreter Konfliktschicksale bzw. einzelner Personen aus der Zivilbevölkerung visualisiert, während die israelische Seite visuell vor allem durch PolitikerInnen repräsentiert wird. Tabelle 15 veranschaulicht die visuellen Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien in „Profil“. PROFIL: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im BILD PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn
Israelische
Palästinensische
4 57,1% 0 0% 2 28,6% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 14,3%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 11,1% 8 88,9% 0 0% 0 0% 0 0%
Israelische und Palästinensische 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 50,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
*Andere
0 0% 0 0% 0 0% 1 100,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
176
(Gast-) KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere AkteurIn nicht zuordenbar
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0% 1 50,0%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Tabelle 15: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) in „Profil“ n=19 Akteurzuordnungen in 13 Artikeln, max. 3 Bilder pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Israelische, Palästinensische, Israelische und Palästinensische, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Zusammengefasst dominiert bezüglich der Häufigkeit ihrer Darstellung die israelische Seite die journalistischen Texte in „The Guardian Weekly“ und „Profil“, während die diesbezügliche Bildberichterstattung der beiden Medien weitgehend ausgewogen ist. In „Der Spiegel“ ist die verbale Darstellung der Konfliktparteien häufigkeitsbezogen ausgeglichen, in der entsprechenden Bildberichterstattung ist die palästinensische Seite dominant. In „Die Zeit“ dominiert die palästinensische Seite in Text und Bild. Ausgewogenheit bezüglich der Häufigkeit der Darstellung der Konfliktparteien in Bild und Text gleichermaßen ist in keinem der vier analysierten Medien feststellbar. Mit Ausnahme der analysierten Artikel in „Die Zeit“ ist die am häufigsten thematisierte Konfliktpartei im Text in keinem der Printmedien zugleich die am häufigsten visualisierte Konfliktpartei, was auf unterschiedliche Thematisierungsstrategien des hoch eskalierten Konfliktes in Bild und Text hinweist. Perspektiven anderer, nicht (direkt) involvierter AkteurInnen werden in die Berichterstattung der vier Medien über „Operation Gegossenes Blei“ unterschiedlich intensiv einbezogen. In „Der Spiegel“ erhalten diese in den Artikeln ebenso viel Raum wie jede der beiden Konfliktparteien, auch in den Bildern des Nachrichtenmagazins werden andere, nicht (direkt) involvierte AkteurInnen abgebildet. In den journalistischen Texten von „Profil“ und „The Guardian Weekly“ nehmen andere, nicht (direkt) involvierte AkteurInnen neben der Thematisierung der israelischen Seite häufigkeitsbezogen einen wesentlichen Stellenwert ein. Supra- und internationale Institutionen, welche unter anderem als Konfliktvermittlerinnen fungieren bzw. als solche thematisiert werden (z.B. UNO, EU), spielen in den journalistischen Texten dieser beiden Medien häufigkeitsbezogen eine Rolle. In den Texten von „Die Zeit“ und „Der Spiegel“ kommen sie kaum bzw. gar nicht vor. Zivilgesellschaftliche Initiativen bzw. Instituti-
10.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
177
onen (z.B. NGOs, Vereine) spielen nur in „The Guardian Weekly“ eine, wenn auch nur sehr untergeordnete, Rolle. Wie die Tabellen 2 a bis d zeigen, ist eine Vielfalt an Perspektiven bei der Thematisierung des hoch eskalierten Konflikts in allen vier Printmedien durchaus erkennbar. Bei der Untersuchung der Vielfalt an Perspektiven anhand der Fragestellung, durch welche AkteurInnen die Konfliktparteien jeweils repräsentiert werden, tendieren die vier Medien in der jeweiligen Bildberichterstattung eindeutig in eine Richtung: In allen analysierten Printmedien zeigt sich die Darstellung der palästinensischen Seite vor allem anhand einzelner Konfliktschicksale bzw. anhand von Personen aus der Zivilbevölkerung in Gaza. In der Bildberichterstattung über die israelische Seite überwiegt die Darstellung politischer AkteurInnen. Generell ist also ein unterschiedliches Framing (oKapitel 2.2) der Konfliktparteien in der Bildberichterstattung feststellbar: Während die israelische Seite in der Bildberichterstattung eher anhand israelischer PolitikerInnen bzw. politischer Parteien und Organisationen, also anhand politischer Eliten dargestellt wird (politischer Frame), wird die palästinensische Seite überwiegend anhand konkreter Konfliktschicksale bzw. Personen aus der Zivilbevölkerung (humanitärer Frame bzw. Opferframe) dargestellt. Aufgrund des überwiegenden visuellen humanitären Framings der palästinensischen Seite kann davon ausgegangen werden, dass die Bildberichterstattung über die palästinensische Seite – im Gegensatz zur Bildberichterstattung über die israelische Seite, in der politisches Framing, also die Repräsentation durch offizielle Staatsmacht, überwiegt – als Empathieauslöserin bzw. -verstärkerin fungiert (oKapitel 7.4) Die Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien in den journalistischen Texten ergeben ein etwas komplexeres Bild. Bei der Darstellung der israelischen Seite ist politisches Framing aber auch hier im Allgemeinen dominant, besonders deutlich in „Die Zeit“. Aber auch die palästinensische Sichtweise wird in den Artikeln in „Der Spiegel“, „Profil“ und „The Guardian Weekly“ vorwiegend anhand palästinensischer politischer Parteien und Organisationen oder PolitikerInnen verbalisiert. Die Thematisierung konkreter palästinensischer Konfliktschicksale bzw. einzelner Personen aus der Zivilbevölkerung spielt in „Profil“ und „The Guardian Weekly“ eine ebenso wesentliche Rolle. Generell ist die palästinensische Seite in den analysierten Textberichterstattungen humanitär und politisch geframed. Eine Ausnahme stellt jedoch die Berichterstattung in „Der Spiegel“ dar, in welcher Konfliktschicksale bzw. einzelne Personen aus der Zivilbevölkerung kaum eine Rolle spielt. In der Wochenzeitung „Die Zeit“, in welcher die Darstellung der palästinensische Seite sowohl im Bild als auch im Text häufigkeitsbezogen dominiert, wird die palästinensische Seite, wie auch in ihrer Bildberichterstattung, hauptsächlich anhand konkreter Konfliktschicksale bzw. Personen aus der Zivilbevölkerung thematisiert.
178
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
Ausgewogenheit als häufigkeitsbezogen ausgeglichene Thematisierung beider Konfliktparteien ist also in den journalistischen Texten von „Der Spiegel“ sowie in den Bildberichterstattungen von „The Guardian Weekly“ und „Profil“ erkennbar. Die thematisierten Perspektiven sind bezüglich der thematischen Kontextualisierung von „Operation Gegossenes Blei“ (Tabelle 2) durchaus vielfältig. Bei näherer Betrachtung der Akteursrepräsentanzen der beiden Konfliktparteien lassen sich jedoch vor allem in der Bildberichterstattung Tendenzen feststellen: Während der humanitäre bzw. Opferframe bei der visuellen Darstellung der palästinensischen Seite generell überwiegt, ist die israelische Seite visuell vor allem politisch geframed. Wie bereits erwähnt, weisen die empirischen Ergebnisse zur Häufigkeit der Darstellung und der Akteursrepräsentanz der Konfliktparteien in der Bildberichterstattung vor allem in „Die Zeit“ Ähnlichkeiten zu den entsprechenden Ergebnissen bezüglich der journalistischen Texte auf, wo die Darstellung der palästinensischen Seite in Text und Bild überwiegt und diese sowohl verbal als auch visuell hauptsächlich anhand konkreter Konfliktschicksale bzw. Personen aus der Zivilbevölkerung thematisiert wird. Bild und Text scheinen hier möglichst genau aufeinander abgestimmt zu sein, Bilder illustrieren die im Text vorherrschenden AkteurInnen, wodurch eine stimmige BildText-Beziehung gewährleistet werden kann. Ausgewogenheit ist in „Die Zeit“ durch ähnliches Framing beider Konfliktparteien in Bild und Text erkennbar. In „Profil“ und „The Guardian Weekly“ überwiegt in den Texten die Darstellung der israelischen Seite, jedoch wird offenbar auf Ausgewogenheit bei der visuellen Darstellung der Konfliktparteien geachtet. „Der Spiegel“ berichtet in seinen Texten bezüglich der Häufigkeit der Darstellung der Konfliktparteien ausgewogen, auf Bildebene überwiegt aber die palästinensische Seite. Bilder dienen in „Profil“, „The Guardian Weekly“ und „Der Spiegel“ offenbar zur Hervorhebung des Leids der Menschen in Gaza (Betonung des neben dem politischen Framing vorwiegenden humanitären Framings der palästinensischen Seite in der Textberichterstattung) sowie des „offiziellen“ Israel (Betonung des in der Textberichterstattung überwiegenden politischen Framings der israelischen Seite).
10.3 Perspektivenkoordination Wie erwähnt sind Konflikte durch unterschiedliche Sichtweisen der Konfliktparteien auf einen Konfliktgegenstand gekennzeichnet (oKapitel 6). Wenn also die Qualität journalistischer Konfliktberichterstattung erörtert werden soll, spielt einerseits der bereits erläuterte Umgang mit unterschiedlichen Konfliktperspektiven der konfliktinvolvierten Parteien hinsichtlich Ausgewogenheit und Vielfalt eine wesentliche Rolle. Andererseits muss auch hinterfragt werden, wie unter-
179
10.3 Perspektivenkoordination
schiedliche Perspektiven thematisiert und aufeinander abgestimmt werden. Die Art und Weise der Perspektiventhematisierung wird anhand des Ausmaßes an Positionen, welche häufig Forderungen einer Konfliktpartei an die andere Konfliktpartei darstellen, und in diesem Zusammenhang hinter vordergründigen Positionen liegenden Interessen, welche oft anhand von Zielen und Bedürfnissen der Konfliktparteien offensichtlich werden, in der Berichterstattung deutlich (oKapitel 7.5). Die Beschreibung des Ethos der Massenmedien als die Thematisierung möglichst vieler konkurrierender Stimmen in der Berichterstattung (oKapitel 8) kann untermauert werden: In der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ findet in allen vier analysierten Medien eine Vielzahl an Positionen Platz, wie in Tabelle 16 ersichtlich. „Die Zeit“ und „Der Spiegel“ thematisieren durchschnittlich die meisten Positionen pro Artikel, wobei hier auch die hohen Standardabweichungen zu beachten sind. In den analysierten Medien werden mindestens eine bis drei und maximal 13 bis 50 Positionen pro Artikel genannt, die Anzahl genannter Positionen pro Artikel variiert also auch innerhalb der vier Printmedien stark. MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Mittelwert 7,92 14,78 14,86 6,92
N 39 18 21 13
Standardabweichung 4,325 11,528 7,869 2,985
Minimum 1 1 2 3
Maximum 21 50 30 13
Tabelle 16: Durchschnittliche Anzahl der thematisierten Positionen pro Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) (n=91 Artikel)
Während in den Artikeln aller vier Medien generell eine hohe Dichte an thematisierten Konfliktpositionen vorherrscht, sind hinter den Positionen liegende Interessen der Konfliktparteien verhältnismäßig selten vertreten, wie Tabelle 17 verdeutlicht. Durchschnittlich die meisten Interessen pro Artikel werden in „Die Zeit“ thematisiert. MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Mittelwert 1,28 2,28 3,71 2,38
N 39 18 21 13
Standardabweichung ,944 1,994 1,953 1,193
Minimum 0 0 1 1
Maximum 3 7 8 5
Tabelle 17: Durchschnittliche Anzahl der thematisierten Interessen pro Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) (n=91 Artikel)
180
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
Die genauere Betrachtung der thematisierten Interessen in den Artikeln ergibt, dass auf die israelische Seite vor allem die Interessen der Selbstverteidigung sowie der Sicherheit der Bevölkerung bezogen werden, während territoriale Integrität, gerechte Behandlung und die Sicherung von Grundbedürfnissen (Ernährung, Medizin) als wesentliche palästinensische Interessen deklariert werden. Wie die israelische Seite wird auch die palästinensische Seite mit dem Interesse des Schutzes der Bevölkerung in Verbindung gebracht. Weitere von beiden Konfliktparteien geteilte Interessen sind die Anerkennung durch die jeweils andere Seite sowie eine friedliche Koexistenz im Rahmen einer Zweistaatenlösung. Wie dieser exemplarische Überblick zeigt, werden in der journalistischen Berichterstattung der vier analysierten Medien durchaus Interessen thematisiert, welche auf beide Konfliktparteien zutreffen, diese werden jedoch nicht als gemeinsame Interessen behandelt bzw. aufeinander bezogen. Eine Orientierung an Interessen sowie die Abstimmung unterschiedlicher Perspektiven aufeinander hinsichtlich der Thematisierung gemeinsamer Interessen und Ziele ist in der analysierten journalistischen Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegossenes Blei“ wie erwartet nicht erkennbar, eine ausgeprägtere Interessenorientierung wird in der Berichterstattung über niedriger eskalierte Konfliktphasen (oKapitel 11) erwartet (oKapitel 9). Positionen bzw. Forderungen werden in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegossenes Blei“ jedoch vielfach thematisiert.
10.4 Zukunftsorientierung sowie Arbeiten mit Szenarien und Optionen Wie die Orientierung an Interessen bzw. Bedürfnissen der Konfliktparteien ist auch Zukunftsorientierung, also das Arbeiten mit möglichen Szenarien bzw. Optionen im Hinblick auf eine Lösung des hoch eskalierten Konflikts, als Merkmal konstruktiver Konfliktbearbeitung in der entsprechenden journalistischen Berichterstattung der vier analysierten Printmedien wenig ausgeprägt, wie Tabelle 18 zeigt. MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Mittelwert ,64 1,00 1,00 2,08
N 39 18 21 13
Standardabweichung 1,088 1,749 1,414 1,656
Minimum 0 0 0 0
Maximum 4 7 5 5
Tabelle 18: Durchschnittliche Anzahl der thematisierten Zukunftsperspektiven/Szenarien/ Lösungsvorschläge pro Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) (n=91 Artikel)
181
10.5 (Problem- und) Lösungsorientierung
Mehrheitlich werden in den Artikeln keine Zukunftsperspektiven thematisiert, die durchschnittlich meisten Zukunftsperspektiven sind in „Profil“ genannt, wie Tabelle 18 verdeutlicht. Sofern Zukunftsperspektiven thematisiert werden, tendieren diese in die negative Richtung, das heißt, dass großteils mit worse- bzw. worst-case-Szenarien gearbeitet wird, welche die zukünftige Verschlimmerung der Situation betonen, wenn der Konflikt nicht bearbeitet bzw. gelöst wird. Die Tendenzen der thematisierten Zukunftsperspektiven werden in Tabelle 19 veranschaulicht. MEDIUM/ BEWERTUNG der PERSPEKTIVEN The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Eindeutig positiv
Überwiegend positiv
1 2,9% 0 0% 2 10,0% 0 0%
2 5,7% 1 6,7% 0 0% 2 16,7%
Positiv und negativ gleichermaßen 2 5,7% 2 13,3% 2 10,0% 3 25,0%
Überwiegend negativ 1 2,9% 1 6,7% 3 15,0% 3 25,0%
Eindeutig negativ 4 11,4% 1 6,7% 1 5,0% 1 8,3%
Keine Perspektiven genannt 25 71,4% 10 66,7% 12 60,0% 3 25,0%
Tabelle 19: Bewertung der thematisierten Zukunftsperspektiven/Szenarien/Lösungsvorschläge pro Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) (n=82 Artikel, in 9 Artikeln eindeutige Bewertung nicht möglich, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
Die Arbeit mit worst-case-Szenarien zur Verdeutlichung der Tragweite einer Konfliktsituation wird auch von MediatorInnen als „problem explorers“ (oKapitel 7.5) praktiziert und kann konstruktiver Konfliktbearbeitung dienlich sein. Mögliche Szenarien, Zukunftsperspektiven und Optionen der Konfliktparteien spielen in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegossenes Blei“ wie erwartet aber generell eine untergeordnete Rolle. In der Berichterstattung über niedriger eskalierte Konfliktphasen wird eine ausgeprägtere Zukunftsorientierung erwartet, auch wenn Journalismus generell eher Vergangenes reflektiert und Situationen problematisiert.
10.5 (Problem- und) Lösungsorientierung In der mediativen Praxis ist konstruktive Konfliktbearbeitung unter anderem durch Lösungsorientierung charaktierisiert (oKapitel 7.5). Journalistische Berichterstattung thematisiert jedoch naturgemäß gesellschaftliche Probleme, kann
182
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
demgegenüber also als problemorientiert bezeichnet werden (oKapitel 4.3 und 4.6). Dennoch können in der Berichterstattung auch konkrete Konfliktlösungen bzw. Konfliktlösungsszenarien thematisiert werden. Tabelle 20 zeigt, dass die journalistische Konfliktberichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ hauptsächlich problemorientiert ist, wobei vor allem in „Profil“ auch Lösungsperspektiven in die vorwiegend problemorientierte Berichterstattung einfließen. Ausschließlich lösungsorientierte Berichterstattung kommt kaum vor. MEDIUM/ ORIENTIERUNG des Artikels The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Problemorientiert
Lösungsorientiert
31 79,5% 12 75,0% 15 75,0% 8 61,5%
3 7,7% 0 0% 3 15,0% 0 0%
Problem- und lösungsorientiert 5 12,8% 4 25,0% 2 10,0% 5 38,5%
Tabelle 20: Problem- und Lösungsorientierung pro Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) (n=88 Artikel, in 3 Artikeln keine Orientierung erkennbar bzw. eindeutige Bewertung nicht möglich, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
10.6 Konstruktiver Umgang mit Vergleichen und Metaphern Wie erwähnt, können Metaphern und Vergleiche destruktiv, also zur Stigmatisierung bzw. negativen Stereotypisierung, oder konstruktiv, zur Veranschaulichung komplexer Situationen bzw. Sachverhalte, eingesetzt werden (oKapitel 8). In der Berichterstattung der vier analysierten Medien über die hoch eskalierte „Operation Gegossenes Blei“ werden Metaphern jedoch generell wenig verwendet. Euphemismen und Medizin-Metaphern kommen in der Berichterstattung eher selten vor (z.B. „Operation Gegossenes Blei“ als surgical operation und friendly fire in „The Guardian Weekly“). Destruktive Metaphern kommen vor allem in Zitaten etwa iranischer, palästinensischer oder libanesischer PolitikerInnen bzw. politischer Parteien und Organisationen vor. Gaza wird vom iranischen Parlamentssprecher Larijani in „The Guardian Weekly“ etwa als graveyard for Israelis bezeichnet. Metaphern und Vergleiche dienen in der Berichterstattung der vier analysierten Printmedien überwiegend dazu, die drastische Lage vor allem für die Gaza-Bevölkerung während „Operation Gegossenes Blei“ zu betonen, zudem
10.6 Konstruktiver Umgang mit Vergleichen und Metaphern
183
wird vereinzelt auch die Hilflosigkeit internationaler AkteurInnen anhand von Metaphern und Vergleichen thematisiert. So wird etwa in „Die Zeit“ die EU als diplomatischer Flohzirkus bezeichnet, um das Fehlen eines einheitlichen EUStandpunktes zu verdeutlichen. Für die Darstellung der israelischen Seite werden Metaphern und Vergleiche kaum verwendet. Die meisten verwendeten Metaphern und Vergleiche zeichnen ein drastisches und emotionales Bild der Situation der Menschen in Gaza während und nach „Operation Gegossenes Blei“, wie die folgenden Beispiele zeigen: „Die Zeit“ erläutert die je nach Sichtweise als „security fence“ oder „separation wall“ (auch „apartheid wall“) bezeichnete Mauer, die das Westjordanland von Israel abgrenzt, als Mauer, die sich wie eine gefräßige Schlange aus Beton durch die Landschaft zieht und für die Menschen einen täglich zermürbenden Hindernislauf bedeutet. Zudem erinnere der Nahostkonflikt generell an ein tödliches Hamsterrad, das heißt, die Konfliktbearbeitung stagniert, während sich die Spirale der Eskalation weiterdreht. „Profil“ thematisiert die Größe des GazaStreifens als flächenmäßig kleiner als Wien und wählt für einen Artikel über das Ende bzw. den Ausgang von „Operation Gegossenes Blei“ den Titel „Bleivergiftung“. Für „Der Spiegel“ riecht die Straße (in Gaza) in einer Überschrift nach Tod. „The Guardian Weekly“ thematisiert Gaza unter anderem als nothing more than an enormous concentration camp und die conditions in Gaza invite comparisons by moderate Palestinians to the Warsaw ghetto. Metaphern und Vergleiche dienen in den vier analysierten Medien also hauptsächlich zur Emotionalisierung der Sprache, sollen also die Ernsthaftigkeit der Lage für die Bevölkerung in Gaza während und nach „Operation Gegossenes Blei“ emotional veranschaulichen. Durch in den analysierten Medien zitierte Äußerungen etwa palästinensischer, iranischer und libanesischer PolitikerInnen sowie politischer Parteien und Organisationen, in welchen destruktive Metaphern und Vergleiche verwendet werden und die generell in den journalistischen Texten weitgehend isoliert bleiben, werden diese AkteurInnen als radikal konnotiert. Anhand der verwendeten Metaphern und Vergleiche wird ersichtlich, dass mit politischen AkteurInnen, welche der palästinensischen Seite angehören bzw. nahe stehen, in den journalistischen Texten anders umgegangen wird als mit der Bevölkerung in Gaza (Metaphern und Vergleiche zur Konnotierung als radikal vs. Metaphern und Vergleiche zur Betonung der drastischen Lebenssituation). Metaphern und Vergleiche werden für die Darstellung der israelischen Seite wie erwähnt kaum eingesetzt. Zusammengefasst ist der Umgang mit Metaphern und Vergleichen im Falle der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ als nicht konstruktiv einzustufen, wenn „konstruktiv“ ausschließlich die Veranschaulichung komplexer Sachverhalte meint. Als konstruktiv kann der Einsatz von Metaphern und
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10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
Vergleichen dann bezeichnet werden, wenn durch ihre Verwendung fragwürdige Einstellungen politischer Eliten zumindest implizit thematisiert und weit entferntes Leid der dem hoch eskalierten Konflikt ausgesetzten Zivilbevölkerung sprachlich verdeutlicht wird. Beides ist bei der Darstellung der palästinensischen Seite, nicht jedoch der israelischen Seite, anhand des Umgangs mit Metaphern und Vergleichen erkennbar.
10.7 Kontextualisierungen der Schlüsselbegriffe „Konflikt“, „Krise“, „Krieg“ und „Frieden“ Die Kontextualisierung der in der journalistischen Konfliktberichterstattung als Schlüsselbegriffe identifizierten Termini „Konflikt“, „Krise“, „Krieg“ und „Frieden“ kann Aufschluss über den Umgang mit denselben in den vier analysierten Printmedien geben (oKapitel 8). Wie angekündigt soll die Verwendung der erwähnten Begriffe in einem letzten Analyseschritt erörtert werden. Zunächst wird in Tabelle 21 aber nochmals veranschaulicht, wie eskaliert sich die berichterstatteten Konfliktverläufe in den vier Medien darstellen. Dabei wird auf das neunstufige Phasenmodell der Konflikteskalation von Friedrich Glasl (oKapitel 6.5) zurückgegriffen. Die Konfliktverläufe stellen sich in der Berichterstattung aller vier Medien großteils hoch eskaliert dar (Stufe 7-9: begrenzte Vernichtungsschläge bis hin zur Vernichtung zum Preis der Selbstvernichtung). Ebenfalls thematisiert werden direkte Diffamierungen, die Isolierung des anderen und Drohstrategien (Stufe 5-6). ESKALATION/ MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Stufe 1 - 2
Stufe 3 - 4
Stufe 5 - 6
Stufe 7 - 9
4 10,3% 0 0% 0 0% 2 15,4%
1 2,6% 0 0% 2 9,5% 1 7,7%
11 28,2% 5 27,8% 6 28,6% 3 23,1%
23 59,0% 13 72,2% 13 61,9% 7 53,8%
Tabelle 21: Beschriebene Eskalationsstufen in den Artikeln pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) (n=91 Artikel, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
185
10.7 Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe
Tabelle 22 bestätigt die Ergebnisse in Tabelle 21 anhand des Bloomfield-LeissDynamic-Phase-Models (oKapitel 6.5). Phase 3 (Feindschaft), welche in der Berichterstattung aller vier Medien überwiegt, bezeichnet hier den höchsten Konflikteskalationsgrad. KONFLIKTPHASE/ MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Phase 1 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Phase 2 2 5,1% 1 5,6% 0 0% 0 0%
Phase 3 24 61,5% 13 72,2% 13 61,9% 7 53,8%
Phase 4 7 17,9% 4 22.2% 8 38,1% 4 30,8%
Phase 5 5 12,8% 0 0% 0 0% 2 15,4%
Disput ist gelöst 1 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Tabelle 22: Beschriebene Konfliktphasen in den Artikeln pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) (n=91 Artikel, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
In Tabelle 23 werden die in den vier analysierten Medien erschienenen Artikel über „Operation Gegossenes Blei“ den Phasen, welche in Mediationsprozessen durchlaufen werden, zugeordnet (oKapitel 7.5), um feststellen zu können, wie der hoch eskalierte Konflikt in der Berichterstattung jeweils behandelt bzw. bearbeitet wird, wobei Mediationsverfahren bzw. die Behandlung von Konflikten in der Berichterstattung hier in fünf Phasen unterteilt wird: In Phase 1 wird über den Konflikt generell informiert bzw. ein diesbezüglicher Überblick gegeben, was eine für die Konfliktbearbeitung wesentliche Voraussetzung darstellt. In Phase 1 werden beispielsweise die involvierten AkteurInnen bzw. die Betroffenen sowie der Konfliktgegenstand identifiziert. In Phase 2 werden konkrete Themen bzw. thematische Anliegen der Konfliktparteien bezogen auf den Konflikt herausgefiltert. In Phase 3 geht es um die Herausarbeitung von Interessen bzw. Bedürfnissen der Konfliktparteien. Phase 3 kann sich in der Berichterstattung etwa durch ein kritisches Hinterfragen vordergründiger Positionen äußern. In Phase 4 werden mögliche Optionen aufgrund der herausgearbeiteten Interessen bzw. Bedürfnisse der Konfliktparteien entwickelt, welche in Phase 5 in einer Lösung münden sollen. Die Tabelle zeigt, dass Phase 5, also die Konfliktlösung, in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt wenig überraschend keine Rolle spielt. Ansonsten bearbeiten die vier analysierten Medien den Konflikt in ihren Berichterstattungen unterschiedlich. In „The Guardian Weekly“ werden, wie auch in „Profil“, vorwiegend konfliktrelevante Themen benannt (Phase 2), aber auch Interessen bzw. Bedürfnisse thematisiert bzw. hinterfragt (Phase 3). Phase 3
186
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
ist auch in „Die Zeit“ dominant. In „Profil“ werden wiederum häufig Optionen entwickelt (Phase 4). „Der Spiegel“ stellt vor allem wesentliche Informationen zur weiteren Konfliktbearbeitung zur Verfügung (Phase 1). Generell kommt in den Berichterstattungen der vier Medien jede mediative Phase bzw. Art und Weise der Konfliktbearbeitung mehrmals vor, nur in „Profil“ spielen Phase 1 (Beschränken der Berichterstattung auf grundsätzliche Informationen über den Konflikt, Identifizierung von AkteurInnen und des Konfliktgegenstandes) und Phase 3 (Herausarbeiten von Interessen bzw. Bedürfnissen) kaum eine Rolle. MEDIATIVE PHASE/ MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Phase 1
Phase 2
Phase 3
Phase 4
Phase 5
6 15,4% 7 38,9% 5 23,8% 1 7,7%
12 30,8% 3 16,7% 4 19,0% 5 38,5%
11 28,2% 4 22,2% 7 33,3% 1 7,7%
9 23,1% 4 22.2% 5 23,8% 6 46,2%
1 2,6% 0 0% 0 0% 0 0%
Tabelle 23: Mediative Phasen (konstruktive Konfliktbearbeitungsmuster) der Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) (n=91 Artikel, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
Dass es sich bei der journalistischen Thematisierung von „Operation Gegossenes Blei“ um die Berichterstattung eines hoch eskalierten Konflikts handelt und wie dieser Konflikt journalistisch behandelt wird, wurde in den Tabellen 21, 22 und 23 bereits erläutert. Wie eskaliert der Konflikt in der Bildberichterstattung vermittelt wird, verdeutlicht Tabelle 24. Anders als in den journalistischen Texten werden Gewalthandlungen in den Bildern kaum thematisiert. In „Der Spiegel“, „Die Zeit“ und „Profil“ wird Gewalt kaum visualisiert. In „The Guardian Weekly“ ist Gewalt in den visuellen Elementen gar nicht oder nur teilweise vorhanden. In letzterem Fall sind zwar beispielsweise Schusswaffen, aber keine sichtbare Bedrohung anderer erkennbar. Generell werden die verbalisierten hoch eskalierten Konfliktereignisse im Rahmen der „Operation Gegossenes Blei“ visuell nicht dargestellt.
187
10.7 Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe
MEDIUM/ GEWALT im BILD The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Keine Gewalt erkennbar 11 44,0% 31 86,1% 29 96,7% 17 73,9%
Gewalt teilweise erkennbar 10 40,0% 5 13,9% 1 3,3% 3 13,0%
Gewalt erkennbar 4 16,0% 0 0% 0 0% 3 13,0%
Tabelle 24: Dargestellte Gewalt in Bildern pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) (n=114 Bilder in 72 Artikeln, in 19 Artikeln kein Bild vorhanden bzw. nicht zuordenbar, max. 3 Bilder pro Artikel codiert, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
Bezüglich der Verwendung der identifizierten Schlüsselbegriffe „Krise“, „Krieg“, „Konflikt“ und „Frieden“ überwiegt deren Kombination innerhalb einzelner Artikel in „The Guardian Weekly“, und „Die Zeit“. Der Kriegsbegriff alleine kommt in „Profil“ ebenso häufig vor wie die Kombination mehrerer Begriffe, in „Der Spiegel“ überwiegt die alleinige Verwendung des Kriegsbegriffs in den Artikeln. Generell bezeichnen alle vier Medien die hoch eskalierten Konfliktereignisse im Rahmen von „Operation Gegossenes Blei“ als Krieg, wobei der Kriegsbegriff alleine in „The Guardian Weekly“ fast gar nicht eingesetzt wird, jedoch mit anderen Schlüsselbegriffen kombiniert wird. Mehrere Schlüsselbegriffe werden in den vier Medien entweder aufgrund der Komplexität der Ereignisse oder aber zur Vermeidung von Wortwiederholungen eingesetzt. Ebenfalls erhoben wurde die Verwendung des Terrorismusbegriffs, welcher alleine stehend nur in „The Guardian Weekly“ vorhanden ist. Andere Begriffe als die erhobenen kommen ebenso vor allem in „The Guardian Weekly“ vor (z.B. „assault“). Der Konfliktbegriff spielt für sich alleine stehend vor allem in „The Guardian Weekly“ eine Rolle. Der Krisenbegriff alleine wird nur in „The Guardian Weekly“, dort jedoch kaum, zur Beschreibung der humanitären Lage der Gaza-Bevölkerung nach „Operation Gegossenes Blei“ verwendet. Der Friedensbegriff wird in den Berichterstattungen der vier Medien über den hoch eskalierten Konflikt alleine – wenig überraschend – fast gar nicht verwendet. Tabelle 25 veranschaulicht die Verwendung der identifizierten Schlüsselbegriffe.
188 MEDIUM/BEGRIFF Krise/crisis Konflikt/conflict Frieden/peace Terror(ismus)/terror(ism) Krieg/war Kombination mehrerer Begriffe andere
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
The Guardian Weekly 2 5,1% 6 15,4% 0 0% 5 12,8% 1 2,6% 15 38,5% 10 25,6%
Der Spiegel 0 0% 0 0% 1 5,6% 0 0% 8 44,4% 7 38,9% 2 11,1%
Die Zeit 0 0% 1 4,8% 0 0% 0 0% 6 28,6% 14 66,7% 0 0%
Profil 0 0% 2 15,4% 1 7,7% 0 0% 5 38,5% 5 38,5% 0 0%
Tabelle 25: Verwendung der Schlüsselbegriffe „Krise“, „Konflikt“, „Frieden“, „Terror(ismus)“ und „Krieg“ pro Artikel pro Medium in der Gaza-Berichterstattung („Operation Gegossenes Blei“) (n=91 Artikel, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
Die Begriffe „Krieg“ und „Konflikt“ werden in den vier analysierten Medien vielfältig kontextualisiert, wobei alle vier Medien insbesondere deren Charakterisierung, Ursprünge bzw. Auslöser und Folgen fokussieren. Thematisiert wird auch die Komplexität des Konfliktes bzw. Krieges, als welcher „Operation Gegossenes Blei“ in den vier analysierten Medien bezeichnet wird. Zudem werden Zusammenhänge zwischen dem Krieg bzw. dem Konflikt und einer eingeschränkt möglichen Medienberichterstattung darüber thematisiert. Zur Charakterisierung von Krieg/Konflikt Im Zusammenhang mit „Operation Gegossenes Blei“ wird Krieg hauptsächlich als destruktiv bzw. zerstörerisch, vor allem für die betroffene Bevölkerung, charakterisiert. Aus politischer Perspektive wird in den vier Medien vor allem das strategische Kalkül des Krieges beispielsweise hinsichtlich der bevorstehenden Wahl in Israel oder der Schwächung der in Gaza regierenden Hamas (was auch im Interesse der im Westjordanland regierenden Fatah liegt) betont. Als Kriegsstrategie wird auch der Einsatz „menschlicher Schutzschilde“ durch die Hamas erwähnt. In „Der Spiegel“, in welchem der Kriegsbegriff in den Artikeln über „Operation Gegossenes Blei“ besonders häufig verwendet wird, wird der destruktive Charakter des Krieges besonders hervorgehoben, Charakterisierungen als asymmetrisch (oKapitel 6.3), schmutzig, chaotisch, gnadenlos und unverhältnismäßig fallen hier besonders auf. Erwähnt wird auch die Doppelstrategie des Krieges zwischen Verhandeln und Vorstoß, Friedensverhandlungen (mit der Fatah) bei gleichzeitiger Kriegsführung (gegen die Hamas) schließen sich demnach nicht aus. Differenziert wird zudem Kriegsführung als legitime Selbstver-
10.7 Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe
189
teidigung sowie als Abschreckung und das Führen eines „schmutzigen“ Krieges, also ob es sich um einen legitimen oder illegitimen Krieg handelt; wobei betont wird, dass in einem legitimen Krieg internationales Kriegsrecht eingehalten wird, also TerroristInnen und ZivilistInnen bei der Kriegsführung unterschieden werden und das Leben unbeteiligter ZivilistInnen geschont wird. Ähnliche Kriegskontextualisierungen finden sich auch in „Die Zeit“, wobei Krieg unter Einnahme der Sicht der Bevölkerung zudem als alltäglich bzw. vertraut, demoralisierend und zermürbend thematisiert und hinterfragt wird, ob Krieg überhaupt gerecht sein kann. Generell fokussiert „Die Zeit“ stark die Bedeutung von „Operation Gegossenes Blei“ als Krieg für die Bevölkerung in Gaza (siehe auch oKapitel 10.2, wo ausgeführt wurde, dass Konfliktschicksale bzw. einzelne Personen auf palästinensischer Seite in „Die Zeit“ besonders häufig Erwähnung finden) und differenziert die Wahrnehmung des Krieges durch Politik und Bevölkerung. Thematisiert wird aber auch, dass der Krieg Opfer sowohl auf israelischer als auch auf palästinensischer Seite bzw. sowohl in Südisrael als auch in Gaza fordert. „Operation Gegossenes Blei“ als Krieg wird in allen vier Medien stets als Teil eines größeren Konflikts (israelisch-palästinensischer Konflikt oder NahostKonflikt generell) kontextualisiert. Der Krieg wird also als Konfliktphase betrachtet, wie es auch den im Theorieteil erläuterten Konfliktphasenmodellen entspricht (oKapitel 6.5). Krieg wird aus Perspektive der Kriegführenden zudem in „Die Zeit“ und „Der Spiegel“ als Unwort deklariert, das heißt, es wird vermieden, den Krieg als solchen zu benennen, da Krieg, wie bereits erläutert, unweigerlich die Frage nach politischen Konsequenzen aufwirft (oKapitel 6.6). Wie in „Der Spiegel“ und „Die Zeit“ wird „Operation Gegossenes Blei“ als Krieg auch in „Profil“ als Reaktion auf eine konkrete Bedrohung, wobei hier wiederum die Frage der Verhältnismäßigkeit der Kriegsführung in Bezug auf die Gefährdung der Bevölkerung in Gaza aufgeworfen wird, als eine Gratwanderung zwischen Kriegsverbrechen und legitimer Selbstverteidigung und als kontraproduktiv im Zusammenhang mit dem Verfolgen von Interessen thematisiert. Die Frage der Legitimation von „Operation Gegossenes Blei“ spielt auch in „Profil“ eine wesentliche Rolle. Der Konfliktbegriff spielt in der Berichterstattung von „Der Spiegel“ über „Operation Gegossenes Blei“ kaum eine Rolle. „Konflikt“ wird hier als gefährlich und irrational beschrieben, der Konfliktverlauf wird als Prozess „von Krieg zu Krieg“ thematisiert. Demgegenüber wird der Konfliktbegriff in „The Guardian Weekly“ oftmals verwendet. Der bewaffnete Konflikt, als welcher „Operation Gegossenes Blei“ in „The Guardian Weekly“ sowie auch in „Die Zeit“ unter anderem bezeichnet wird und bei dem die Erreichung militärisch-strategischer Ziele laut „The Guardian Weekly“ im Mittelpunkt steht, ist hier eine Phase des Konflikts, die zu Stillstand bzw. Stagnation zwischen den Konfliktparteien führt
190
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
und an der Situation nichts ändert, während der eigentliche Konflikt bleibt. Letzterer Aspekt kommt in „The Guardian Weekly“ auch im Zusammenhang mit der Verwendung des Kriegsbegriff vor, woraus geschlossen werden kann, dass die Begriffe „Krieg“ und „Konflikt“ in „The Guardian Weekly“ oftmals gleichgesetzt werden bzw. sowohl der Begriff „Krieg“ als auch „bewaffneter Konflikt“ als Formulierungen für die Beschreibung von „Operation Gegossenes Blei“ verwendet werden. Hingewiesen wird auch darauf, dass Konflikte zwar ähnliche Muster aufweisen, jedoch nie gleich sind (Singularität). Der Konflikt geht in „The Guardian Weekly“ mit einer fehlenden Friedensstrategie einher, ist durch die Vermeidung einer Auseinandersetzung mit den schwierigsten Fragen (Auseinandersetzung mit Symptomen statt mit Ursachen) und unterschiedliche moralisch gefärbte Sichtweisen der Konfliktparteien gekennzeichnet und besteht, obwohl beide Seiten unter anderem die gleichen Ziele verfolgen. Aus der Perspektive der Bevölkerung wird der Konflikt jedoch als eine Frage des Überlebens thematisiert. Weiters hat der bewaffnete Konflikt mit dem ursprünglichen Interesse der Neuverhandlung eines Waffenstillstandes nichts mehr zu tun, stattdessen nimmt der Konflikt eine ungewollte Eigendynamik an, bei der die militärische Macht des Gegners mit möglichst geringem Schaden für sich selbst herausgefordert wird. In „Die Zeit“ wird wie in „The Guardian Weekly“ betont, dass der Kernkonflikt trotz des Beendens des Krieges („Die Zeit“) bzw. bewaffneten Konfliktes („The Guardian Weekly“) bestehen bleibt. Im Allgemeinen sind in den beiden eben genannten Medien ähnliche Konfliktkontextualisierungen erkennbar, wobei Kriegs- und Konfliktbegriff in „Die Zeit“ deutlich differenzierter behandelt werden als in „The Guardian Weekly“. In „Profil“ wird besonders eindeutig zwischen dem Konfliktbegriff als Beschreibung für eine kontinuierliche Situation und dem Kriegsbegriff als kurzfristige Situation innerhalb eines Konflikts unterschieden. Generell wird der Konflikt im Zusammenhang mit der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ in allen vier analysierten Medien als dynamischer Prozess beschrieben. Zum Ursprung/Auslöser von Krieg/Konflikt In „The Guardian Weekly“ wird die dort als Krieg deklarierte „Operation Gegossenes Blei“als Konsequenz von nationalem Angstgefühl bzw. einer nationalen Besorgnis erklärt. In „Der Spiegel“ wird der Krieg als Folge von Provokationen und tödlicher Bedrohungen (etwa durch von Gaza kommende Raketenabschüsse nach Südisrael) betrachtet, wobei beide Seiten einen Beitrag zu einem Kriegsbeginn geleistet haben. In „Profil“ ist der Krieg ähnlich wie in „Der Spiegel“ als die Konsequenz einer konkreten Bedrohung bzw. Provokation thematisiert. „Die Zeit“ erwähnt unter anderem Krieg als Konsequenz eines Gefühls der Ausweglosigkeit.
10.7 Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe
191
Der Ursprung des eigentlichen Konflikts („The Guardian Weekly“), des Konflikts als Prozess von Krieg zu Krieg („Der Spiegel“) bzw. des lange schwelenden Konflikts, in welchem Krieg eine Dimension darstellt („Die Zeit“), ist in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ in „Der Spiegel“, „The Guardian Weekly“ und „Die Zeit“ kaum Thema. In „Profil“ wird der lange andauernde Konflikt als historisch gewachsen thematisiert. Zu den Folgen von Krieg/Konflikt In allen vier Medien wird Krieg als Zustand, der zwar viele Opfer fordert, jedoch nichts an der generellen Konfliktsituation und der politischen Situation in Gaza ändert, thematisiert. Die Konsequenz des Krieges wird in weiterer Folge als Stagnation beschrieben. Die KriegsgewinnerInnen haben zwar einen militärischen Sieg errungen, langfristige Vorteile für die Siegerpartei bleiben aber aus. Demgegenüber bringt das Führen eines Kriegs aber möglicherweise kurzfristige innenpolitische Benefits, kann also beispielsweise für politische Parteien im Hinblick auf bevorstehende Wahlen vorteilhaft sein, was wiederum im Kontext mit der Charakterisierung von Krieg als politische Strategie steht. Als weitere Kriegsfolge werden die Stärkung von ExtremistInnen bzw. terroristische Anschläge und Radikalisierung sowie die generelle Fortsetzung bzw. ein weiteres Hervorrufen von Gewalt thematisiert. In „The Guardian Weekly“, wo der Kriegs- und der Konfliktbegriff oftmals zur Beschreibung derselben Situation („Operation Gegossenes Blei“) verwendet werden, wird ebenso Stagnation als Folge des Konflikts beschrieben. Erwähnt wird auch, dass die militärisch stärkere Partei an Glaubwürdigkeit bei späteren Friedensverhandlungen verliert. Bezüglich der Eskalation der militärischen Offensive „Operation Gegossenes Blei“ wird hier auch die Sicht der Bevölkerung eingenommen, indem als Konsequenz körperliche und seelische Verletzungen bei den Opfern thematisiert werden. In „Die Zeit“ werden vorwiegend Trauer und Verlust als Kriegsfolgen für betroffene Personen in Gaza betont, wobei aufgrund des Leidens der Bevölkerung alleine keine politischen Konsequenzen vermutet werden. Auch in „Profil“ wird neben humanitären Konsequenzen die Festigung des politischen Status quo trotz des Leidens der Betroffenen als Kriegsfolge thematisiert. Zur Komplexität von Krieg/Konflikt „Operation Gegossenes Blei“ als Krieg wird in „Der Spiegel“ und „Die Zeit“ insofern als komplex thematisiert, als dass der Krieg in Gaza als Teil der Krise im Nahen Osten und als ein sich wiederholender Teil innerhalb eines größeren Konfliktes zu verstehen ist. Zudem durchläuft der Krieg mehrere Phasen (Luftangriffe, gefolgt von Bodenkrieg). Die Komplexität im Zusammenhang mit dem israelisch-palästinensischen und dem größeren Nahost-Konflikt, in welchen
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10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
„Operation Gegossenes Blei“ als Krieg verortet wird, wird in allen vier Medien vor allem im Zusammenhang mit einer Konfliktlösung bzw. -regelung oder mit Konfliktmanagement gesehen. Eine Lösung des Konflikts als Prozess von Krieg zu Krieg wird in „Der Spiegel“ als kaum möglich thematisiert, daher sollte bescheidenem Konfliktmanagement der Vorzug gegeben werden. Neben Bescheidenheit werden auch der Einfluss internationaler AkteurInnen (USA, Europa) auf den Konfliktlösungsprozess etwa durch Druckausübung auf die involvierten Konfliktparteien sowie die Einbindung der Hamas in entsprechende Gespräche, was jedoch die Überwindung eines Tabus bedeutet, als Notwendigkeiten bzw. Möglichkeiten thematisiert. Auch in „The Guardian Weekly“ wird im Zusammenhang mit dem Terminus „Konflikt“ die Notwendigkeit intensiver internationaler Vermittlung betont. Weiters wird die Komplexität des Konflikts thematisiert, indem festgestellt wird, dass ein starker Konnex zwischen einer innerpalästinensischen Aussöhnung (zwischen Fatah und Hamas) sowie der internationalen Bearbeitung des israelisch-palästinensischen Konflikts, bei welcher auch indirekte Verhandlungskanäle eine Rolle spielen und welcher auch europäische Werte herausfordere, besteht. Betont wird, dass der Konflikt nicht mit Gewalt, sondern mit friedlichen Verhandlungen im Sinne einer schrittweisen Annäherung beendet werden soll, welche zwar nicht Jahrzehnte in Anspruch nehmen muss, wobei der Zeitrahmen dennoch unklar ist. Auch in „Die Zeit“ wird die Rolle der Hamas sowie internationaler AkteurInnen, welche eine klare Haltung zum Konflikt einnehmen müssen, und die Beziehung zwischen Hamas und Fatah in Bezug auf Verhandlungen thematisiert. Neben dem größeren Konflikt wird hier auch die Notwendigkeit von Konfliktmanagement nach dem Krieg betont, wobei in „Profil“ die Notwendigkeit einer Veränderung in den Köpfen beider Seiten gesehen wird. Hingewiesen wird in „Die Zeit“ auch auf die Vielfalt an konfliktinvolvierten AkteurInnen, also darauf, dass im Konflikt bzw. Konfliktmanagement mehr als die bekannten bzw. offensichtlichen AkteurInnen vorhanden bzw. einzubinden sind. Krieg/Konflikt und Medien Kritisch eingegangen wird in den vier analysierten Printmedien auch auf die Beziehung zwischen Krieg und Medien hinsichtlich der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. „Profil“ thematisiert den Ausschluss von JournalistInnen ebenso wie „Der Spiegel“ fehlende bzw. eingeschränkte Pressefreiheit thematisiert, wodurch der Wahrheit des Krieges journalistisch nicht nachgekommen werden kann. Die Wahrheit über den Krieg kommt aber laut „Der Spiegel“, wenn überhaupt, erst nach dem Krieg heraus. Andererseits wird aber auch betont, dass ein Krieg unterschiedliche Wahrnehmungen bzw. Sichtweisen impliziert. Daher braucht der Krieg objektive, unabhängige Berichterstattung, welche durch Zensur
10.7 Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe
193
jedoch nicht möglich ist. Journalismus wird zudem mit „Kriegsvoyeurismus“ in Verbindung gebracht, die journalistische Berichterstattung zeigt nur „Bruchstücke des Leids“. In „The Guardian Weekly“ wird im Zusammenhang mit dem Konflikt „Operation Gegossenes Blei“ (hier wird „Operation Gegossenes Blei“ in „The Guardian Weekly“ als Konflikt bezeichnet) ebenfalls fehlende Information als Resultat journalistischer Zensur als problematisch thematisiert, da Meinungen bzw. Einstellungen zum Konflikt als eine Frage der Medieninformation betrachtet werden. Für „Die Zeit“ fehlt vor allem das Bild der humanitären Lage während des Krieges „Operation Gegossenes Blei“ aufgrund der Medienzensur, daher fokussiert die Wochenzeitung das Erzählen von einzelnen Schicksalen, um die unverständliche Situation verständlich zu machen. Thematisiert wird in „Die Zeit“ auch der zentrale Stellenwert von Kriegsbildern bzw. der „Bilderkrieg“ oder anders gesagt: Je mächtiger die Zerstörung, desto höher ist die Sympathie für die Betroffenen der Zerstörung als Opfer, was einen Solidarisierungseffekt zur Folge hat. In diesem Zusammenhang können empathieerzeugende bzw. -verstärkende Bilder als wesentlicher Teil der Kriegsstrategie fungieren bzw. strategisch produziert und verbreitet werden (oKapitel 7.4). Zum Krisenbegriff Der in den Artikeln des „The Guardian Weekly“ selten alleine verwendete Krisenbegriff wird vor allem mit humanitären Belangen als Konsequenz der „Operation Gegossenes Blei“ („food crisis“, landwirtschaftlicher Schaden) und der daraus resultierenden Frage des Umgangs mit territorialen Grenzen bzw. der Möglichkeit der Öffnung von Grenzen und des Wiederaufbaus in Verbindung gebracht. Krisen seien akut, treten plötzlich bzw. unvorbereitet ein, verlangen nach diplomatischer Unterstützung, und ihre Behandlung sei innen- und außenpolitisch nicht zu trennen. In „Der Spiegel“, „Die Zeit“ und „Profil“ spielt der Krisenbegriff, sofern überhaupt erwähnt, in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ eine untergeordnete Rolle. Zum Friedensbegriff Der in der Berichterstattung über die hoch eskalierte „Operation Gegossenes Blei“ erwartungsgemäß selten verwendete Friedensbegriff wird in „The Guardian Weekly“ als außenpolitische Priorität, der Friedensprozess aber gleichzeitig als erstarrt, thematisiert. Wie bereits erwähnt, wird die Notwendigkeit friedlicher Verhandlungen zur Lösung bzw. Beendigung des Konflikts betont. In „Der Spiegel“ wird Frieden als diplomatische Fiktion thematisiert, ein dauerhafter Frieden braucht andererseits Optimismus und ist durch Dialog zu erreichen. Eine gegenseitige Anerkennung der Konfliktparteien wird erst als Folge eines Friedens möglich, nicht umgekehrt. Voraussetzung für Frieden sei eine einheitliche
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10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
Haltung beider Konfliktparteien, also unter anderem eine Lösung des innerpalästinensischen Konflikts zwischen Fatah und Hamas. Dass Friedensverhandlungen geeinte Konfliktparteien brauchen, um ein starkes Abkommen zustande zu bringen, ist auch Thema in „Die Zeit“. Notwendig sei dabei das Erkennen der Nöte der palästinensischen Bevölkerung ebenso wie der Sicherheitsbedürfnisse Israels aufgrund historischer Erfahrungen. Friedensverhandlungen können unterschiedliche Ansprüche verfolgen, entweder eine umfassende Lösung des Konflikts oder, weniger weit greifend, das Schaffen erträglicher Lebensbedingungen für alle. Frieden ist zudem eine Frage der politischen Haltung, in diesem Zusammenhang kann sich Frieden durch Zurückhaltung, also der Abwesenheit von Gewalt bei gleichbleibender Vorsicht, oder durch Entgegenkommen äußern. In Friedensverhandlungen müssen alle Betroffenen und regionale Vermittler (z.B. Ägypten) einbezogen werden, sie brauchen Respekt, eine Anerkennung des Leidens der Palästinenser, Vermittler statt Ideologen, Empathie und generell positive Signale. Bei Friedensverhandlungen kann es zudem nicht ausschließlich um die Bearbeitung des israelisch-palästinensischen Problems gehen, dieses muss im Kontext mit der ganzen Region (also auch im Kontext mit israelisch-arabischen Problemen, etwa mit den Konflikten zwischen Israel und dem Iran sowie Israel und Syrien) gesehen werden. „Profil“ thematisiert Frieden im Zusammenhang mit der Klärung der territorialen Frage in der Konfliktregion und Demokratie als Basis für Frieden. Zum Terrorbegriff Terror wird in „The Guardian Weekly“ als etwas zu Verminderndes, jedoch nicht zu Beseitigendes thematisiert. „Die Zeit“ und „Der Spiegel“ thematisieren Terror als ungerechtfertigt bzw. als Gegensatz zu gerechtfertigtem Widerstand. Ein Terrorismusdiskurs ist in der Berichterstattung im Zusammenhang mit „Operation Gegossenes Blei“ generell kaum zu erkennen. Zusammengefasst werden vor allem die Begriffe „Krieg“ und „Konflikt“ in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, in welcher erwartungsgemäß überwiegend hoch eskalierte Konfliktereignisse thematisiert werden (Tabellen 21 und 22), generell vielfältig kontextualisiert, wobei der hohe Eskalationsgrad in der Bildberichterstattung wenig visualisiert wird (Tabelle 24). Ähnliche, wenn auch unterschiedlich gewichtete bzw. betonte Zusammenhänge sind in allen vier analysierten Medien erkennbar. So wird „Operation Gegossenes Blei“, welche in allen vier Medien als Krieg bzw. als bewaffneter Konflikt bezeichnet wird, aus der Perspektive eines politisch-strategischen Kalküls hauptsächlich auf israelischer Seite ebenso wahrgenommen wie ihre Destruktivität für die betroffene Bevölkerung in Gaza. Die Legitimität von „Operation Gegossenes Blei“ als Krieg wird generell kritisch hinterfragt, gegenübergestellt werden in diesem
10.7 Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe
195
Zusammenhang (legitime) Selbstverteidigung sowie (illegitime) Gewaltanwendung gegen unbeteiligte ZivilistInnen bzw. die Verhältnismäßigkeit des Krieges und Kriegsverbrechen seitens des israelischen Militärs. Als Krieg bzw. bewaffneter Konflikt wird „Operation Gegossenes Blei“ in den vier analysierten Medien, wie auch in den erläuterten konflikttheoretischen Phasenmodellen (oKapitel 6.5) als Teil eines größeren, kontinuierlichen Konflikts (israelisch-palästinensischer Konflikt, Nahost-Konflikt) betrachtet. Die Erklärung des Konflikts als dynamischer bzw. eigendynamischer und teilweise unkontrollierter Prozess, welcher sich in destruktiven Austragungsformen äußert bzw. äußern kann, findet sich ebenso in der analysierten Medienberichterstattung wie auch in der Konfliktforschung (oKapitel 6). Der eigentliche Konflikt bzw. Kernkonflikt, welcher „Operation Gegossenes Blei“ zugrunde liegt, wird vor allem bezüglich der Komplexität eines erfolgversprechenden Konfliktmanagements, in welchem auch der innerpalästinensische Konflikt zwischen Hamas und Fatah sowie die Einbeziehung aller, auch vordergründig wenig bekannter, AkteurInnen sowie internationaler VermittlerInnen als wesentlich erkannt werden, thematisiert. Die Partizipation aller – direkt und indirekt – involvierten AkteurInnen sowie die Notwendigkeit der Vermittlung durch Dritte werden auch in Mediationsprozessen als wesentliche Voraussetzung für funktionierende und konstruktive Konfliktbearbeitung betrachtet (oKapitel 7.5). Diese äußert sich in der Berichterstattung der vier analysierten Medien über „Operation Gegossenes Blei“ unterschiedlich (oTabelle 23), etwa als grundsätzliche Information bzw. Überblick über den Konfliktgegenstand sowie involvierte AkteurInnen, als kritisches Hinterfragen vordergründiger Positionen, als Sammlung relevanter Themen für die Konfliktparteien oder als Thematisierung möglicher Szenarien bzw. Optionen. Im Wesentlichen finden sich die zuvor erarbeiteten Definitionen der Begriffe „Krieg“ und „Konflikt“ in der Kontextualisierung dieser Termini im Rahmen der analysierten Medienberichterstattung wieder (oKapitel 6.7). Der Krisenbegriff spielt in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, außer in „The Guardian Weekly“, wo in diesem Zusammenhang, wie auch in der erarbeiteten Definition (oKapitel 6.7), humanitäre Konsequenzen für die Bevölkerung in Gaza thematisiert werden, kaum eine Rolle. Ebenso findet sich in der analysierten Berichterstattung kaum ein Bezug zu Terror bzw. Terrorismus. Frieden wird einerseits als unrealistisch bzw. als Fiktion thematisiert, andererseits als Prozess, der Einigkeit innerhalb der Konfliktparteien, Dialog und positive Signale voraussetzt. Als wesentlich wird eine Klärung der territorialen Frage konstatiert. In der Berichterstattung der vier Medien wird ein solcher Frieden thematisiert, der in der Friedens- und Konfliktforschung als negativ bezeichnet wird (oKapitel 6.6).
196
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
10.8 Zusammenfassung: Ergebnisse über die Darstellung des hoch eskalierten Konflikts „Operation Gegossenes Blei“ Abschließend werden die aufgrund der vorliegenden Ergebnisse generierten wesentlichen Aussagen über die Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ in „The Guardian Weekly“, „Der Spiegel“, „Die Zeit“ und „Profil“ nochmals strukturiert bzw. zusammengefasst: Generelle Aussagen zur Berichterstattung x Wie erwartet werden in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ in „The Guardian Weekly“, „Der Spiegel“, „Die Zeit“ und „Profil“ überwiegend hoch eskalierte Konfliktereignisse thematisiert. Diese werden in der Bildberichterstattung jedoch kaum abgebildet bzw. visualisiert. x Die Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ kann hinsichtlich der hohen Anzahl der Artikel zum Thema (91 Artikel) in einem kurzen Berichtszeitraum (ca. 6 Wochen) und unter Berücksichtigung der wöchentlichen Erscheinungsweise der vier analysierten Printmedien durchaus als intensiv bezeichnet werden. x Bezüglich des Ausmaßes der Bildberichterstattung und der Herstellung thematischer Kontexte in den journalistischen Texten zu Beginn der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ sind Unterschiede in den vier analysierten Medien erkennbar. Mit Fortdauer der Berichterstattung sind Parallelen in der Herstellung thematischer Zusammenhänge erkennbar. x Besonders offensichtlich unterscheidet sich „The Guardian Weekly“ von den anderen analysierten Medien hinsichtlich der Verwendung von Textgattungen, was auf Unterschiede bezüglich journalistischer Erzählstrategien im Zusammenhang mit „Operation Gegossenes Blei“ schließen lässt. x In der Bildberichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ findet sich hauptsächlich die Bildgattung der Fotografie. Vorrangige Bildquellen sind Nachrichten- bzw. Bildagenturen. Bilder werden hauptsächlich zur Illustration bzw. Ergänzung von im Text erläuterten Sachverhalten bzw. Perspektiven eingesetzt. Aussagen zur Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven x Ausgewogenheit als häufigkeitsbezogen ausgeglichene Thematisierung beider Konfliktparteien ist in den journalistischen Texten von „Der Spiegel“ sowie in den Bildberichterstattungen von „The Guardian Weekly“ und „Profil“ erkennbar. Ausgewogene Textberichterstattung lässt also nicht auf ausgewogene Bildberichterstattung schließen und vice versa.
10.8 Zusammenfassung
x x x
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197
In „Die Zeit“ und „Der Spiegel“ wird die palästinensische Seite in der entsprechenden Bildberichterstattung häufiger thematisiert als die israelische Seite. In „Profil“ und „The Guardian Weekly“ überwiegt in den Texten die Darstellung der israelischen Seite. In „Die Zeit“ überwiegt die textliche Darstellung der palästinensischen Seite. Im Zusammenhang mit der Vielfalt an thematisierten Perspektiven als eine Frage der Repräsentation der Konfliktparteien durch unterschiedliche AkteurInnen lassen sich vor allem in der Bildberichterstattung deutliche Unterschiede feststellen: Während der humanitäre bzw. Opferframe bei der visuellen Darstellung der palästinensischen Seite generell überwiegt, ist die israelische Seite visuell vor allem politisch geframed. In den analysierten Textberichterstattungen ist die palästinensische Seite generell humanitär und politisch, die israelische Seite überwiegend politisch geframed. Die Thematisierung der israelischen Seite als Nation bzw. Gebiet spielt ebenfalls eine Rolle. Andere, nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen spielen in der Bildberichterstattung, ebenso wie die gemeinsame Visualisierung beider Konfliktparteien in einem Bild, keine wesentliche Rolle. In der Textberichterstattung werden sie unterschiedlich, etwa durch PolitikerInnen, repräsentiert. Supra- bzw. internationale Institutionen (z.B. UNO und EU), welche als mögliche KonfliktvermittlerInnen thematisiert werden, spielen in „The Guardian Weekly“ und „Profil“, nicht jedoch in „Der Spiegel“ und „Die Zeit“, eine Rolle. Zivilgesellschaftliche Initiativen bzw. Institutionen (z.B. NGOs, Vereine) kommen in „The Guardian Weekly“ (sieben Mal) und in „Profil“ (ein Mal) vor.
Aussagen zu Perspektivenkoordination, Zukunfts- bzw. Optionenorientierung und der Arbeit mit möglichen Szenarien sowie zur Problem- und Lösungsorientierung x Perspektivenkoordination als eine Orientierung an und Abstimmung von Interessen der Konfliktparteien spielt in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ generell eine untergeordnete Rolle. Interessen bzw. Ziele der Konfliktparteien werden im Verhältnis zu vordergründigen Positionen der Konfliktparteien wenig thematisiert. x Mögliche Szenarien, Zukunftsperspektiven und Optionen der Konfliktparteien spielen in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegossenes Blei“ generell eine untergeordnete Rolle. Wenn solche thematisiert werden, weisen diese eine eher negative Tendenz auf.
198 x
10. „Operation Gegossenes Blei“ in Gaza
Die Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ in den vier analysierten Medien ist hauptsächlich problemorientiert. Vor allem in „Profil“ ist die Problemorientierung in den Artikeln oftmals mit einer Orientierung an Lösungen gekoppelt.
Aussagen zur Verwendung von Metaphern und Vergleichen x Mit Metaphern und Vergleichen wird in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ generell eher sparsam umgegangen. x Die meisten verwendeten Metaphern und Vergleiche zeichnen ein drastisches und emotionales Bild der Situation der Menschen in Gaza, sollen also offenbar das Leid der Bevölkerung in Gaza emotional nachvollziehbar machen. x Durch in den analysierten Medien zitierte Äußerungen etwa palästinensischer, iranischer und libanesischer PolitikerInnen sowie politischer Parteien und Organisationen, in welchen destruktive Metaphern und Vergleiche vorkommen und die generell in den journalistischen Texten weitgehend isoliert bleiben, werden diese AkteurInnen als radikal konnotiert. Aussagen zur Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe „Krieg“, „Konflikt“, „Krise“ und „Krieg“ x Die Kontextualisierungen der Begriffe „Krieg“ und „Konflikt“ in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ in den vier analysierten Medien lassen sich hauptsächlich unter den Dimensionen „Charakterisierung“, „Ursprünge bzw. Auslöser“ und „Folgen“ subsumieren. Thematisiert wird auch die Komplexität des Konfliktes bzw. Krieges, als welcher „Operation Gegossenes Blei“ in den vier analysierten Medien bezeichnet wird. Zudem werden Zusammenhänge zwischen dem Krieg bzw. dem Konflikt und einer eingeschränkt möglichen Medienberichterstattung darüber hergestellt. x „Operation Gegossenes Blei“ wird in der Berichterstattung der vier analysierten Medien als Krieg bzw. bewaffneter Konflikt benannt. Auf die Vorgeschichte („Ursprünge bzw. Auslöser“) von „Operation Gegossenes Blei“ als Krieg bzw. bewaffneter Konflikt wird generell weniger eingegangen als auf die zum Zeitpunkt der Berichterstattung gegenwärtigen Ereignisse bezüglich der militärischen Operation und deren Folgen. x Als Krieg bzw. bewaffneter Konflikt wird „Operation Gegossenes Blei“ hauptsächlich unter Einnahme einer politischen Perspektive (hauptsächlich der israelischen Seite) als strategisch und unter Einnahme der Perspektive der Bevölkerung bzw. konkreter Konfliktschicksale (der palästinensischen Seite) als destruktiv charakterisiert. Hieraus können also, wie auch im Zu-
10.8 Zusammenfassung
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sammenhang mit den Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien, politisches Framing der israelischen und humanitäres bzw. Opferframing auf palästinensischer Seite abgeleitet werden. „Operation Gegossenes Blei“ als Krieg bzw. bewaffneter Konflikt wird generell hinsichtlich seiner Legitimität bzw. Verhältnismäßigkeit kritisch hinterfragt, aber auch als Reaktion auf eine konkrete Bedrohung thematisiert. Diese Zusammenhänge finden sich in der Berichterstattung aller vier Medien über „Operation Gegossenes Blei“, wenn auch in unterschiedlicher Gewichtung bzw. mit unterschiedlicher Betonung. Als Krieg bzw. bewaffneter Konflikt wird „Operation Gegossenes Blei“ in den vier analysierten Medien als Teil bzw. Phase eines größeren, kontinuierlichen Konflikts (israelisch-palästinensischer Konflikt, Nahost-Konflikt) betrachtet. Dieser eigentliche Konflikt bzw. Kernkonflikt bleibt auch nach dem Krieg bestehen. Dieser eigentliche Konflikt bzw. Kernkonflikt wird in der analysierten Berichterstattung als dynamisch bzw. eigendynamisch und teilweise unkontrolliert charakterisiert. Als Folge von „Operation Gegossenes Blei“ als Krieg bzw. bewaffneter Konflikt wird Stagnation gesehen. Der eigentliche Konflikt bzw. Kernkonflikt, welcher „Operation Gegossenes Blei“ zugrunde liegt, wird vor allem bezüglich der Komplexität eines erfolgversprechenden Konfliktmanagements, in welchem auch der innerpalästinensische Konflikt zwischen Hamas und Fatah sowie die Einbeziehung aller, auch vordergründig wenig bekannter, AkteurInnen sowie internationaler VermittlerInnen als wesentlich erkannt werden, thematisiert. In der analysierten Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ sind unterschiedliche Konfliktbearbeitungsmuster erkennbar, etwa grundsätzliche Information bzw. ein Überblick über den Konfliktgegenstand sowie involvierte AkteurInnen, das kritische Hinterfragen vordergründiger Positionen, die Sammlung relevanter Themen für die Konfliktparteien oder die Thematisierung möglicher Szenarien bzw. Optionen. Kontextualisierungen zum Krisenbegriff in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ finden sich ausschließlich in „The Guardian Weekly“, wo in diesem Zusammenhang humanitäre Konsequenzen für die Bevölkerung in Gaza thematisiert werden. Frieden wird angesichts der hoch eskalierten Ereignisse im Zusammenhang mit „Operation Gegossenes Blei“ als Fiktion bzw. als unrealistisch thematisiert. Frieden wird als ein Prozess verstanden, der Einigkeit innerhalb der Konfliktparteien, Dialog und positive Signale voraussetzt. Als wesentlich wird eine Klärung der territorialen Frage thematisiert.
11. Zur Darstellung niedriger eskalierter Konfliktphasen des israelisch-palästinensischen Konflikts
11.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials Nachdem in Kapitel 10 die Darstellung des hoch eskalierten Konflikts „Operation Gegossenes Blei“ in der journalistischen Berichterstattung sowie der Umgang mit diesem in der Berichterstattung analysiert wurden, wird in weiterer Folge der Umgang mit niedriger eskalierten Konfliktphasen45 in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt hinterfragt. Untersuchungsmaterial sind weiterhin alle relevanten Artikel der als qualitätsjournalistisch positionierten wöchentlich erscheinenden Printmedien „The Guardian Weekly“, „Der Spiegel“, „Die Zeit“ und „Profil“. Berücksichtigt werden nun all jene Artikel, welche den israelisch-palästinensischen Konflikt thematisieren. Untersuchungszeitraum ist das gesamte Jahr 2008. Bekanntermaßen ist der israelisch-palästinensische Konflikt ein Dauerthema journalistischer Auslandsberichterstattung. Wie die Tabellen 26 a bis d zeigen, wird über den israelisch-palästinensischen Konflikt auch im Jahr 2008 in den vier analysierten Medien regelmäßig berichtet. Im Vergleich zur Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegossenes Blei“, welche sich über einen Zeitraum von etwa sechs Wochen erstreckt und insgesamt 91 Artikel umfasst, ist die Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im gesamten Jahr 2008 mit insgesamt 97 Artikeln jedoch weit weniger intensiv. Der Unterschied bezüglich der Häufigkeit der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt und über niedriger eskalierte Ereignisse überrascht angesichts journalistischer Selektionskriterien (oKapitel 2.2, 4.4 und 4.5) nicht. Von den 97 publizierten Artikeln über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 sind 42 (43,3% des Gesamtmaterials zum israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008) in „The Guardian Weekly“ erschienen. Zum 45
Da der israelisch-palästinensische Konflikt selten niedrige Eskalationen aufweist bzw. selten niedrig eskaliert dargestellt wird, wird hier bewusst von niedriger eskalierten Konfliktphasen gesprochen.
I. Wetzstein, Mediativer Journalismus, DOI 10.1007/978-3-531-94061-8_11, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
202
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
Vergleich: Die etwa sechs Wochen andauernde Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ umfasst nur drei Artikel weniger. In „Der Spiegel“ sind im Jahr 2008 11 Artikel (11,3% des Gesamtmaterials zur Thematik) zur Thematik erschienen, im Falle der „Der Spiegel“-Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ waren es sogar sieben Artikel mehr. „Die Zeit“ veröffentlichte im Jahr 2008 26 Artikel (26,8% des Gesamtmaterials), welche eine Auseinandersetzung mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt beinhalten, „Profil“ publizierte 18 Artikel (18,6% des Gesamtmaterials) zur Thematik. Somit erschienen in „Die Zeit“ und „Profil“ im Jahr 2008 jeweils fünf Artikel mehr über den israelisch-palästinensischen Konflikt als über die wenige Wochen andauernde Konflikteskalation im Rahmen von „Operation Gegossenes Blei“. Die thematische Kontextualisierung des israelisch-palästinensischen Konflikts in der Berichterstattung der vier analysierten Medien kann, wie auch im Falle der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, als vielfältig bezeichnet werden. Dies ist schon zu Beginn der Berichterstattung im Jahr 2008 ersichtlich, da die vier Medien sehr unterschiedlich in die Thematik einsteigen, jedoch sind im Laufe der Berichterstattung wiederum Parallelen erkennbar: Hingewiesen wird etwa auch hier auf die Dauerhaftigkeit und die Komplexität des israelisch-palästinensischen Konflikts. Generell spielt der Konfliktbegriff also eine wesentliche Rolle, aber auch der Krisenbegriff wird im Hinblick auf humanitäre Belange verwendet. So wird beispielsweise hinterfragt, ob das Durchbrechen der Grenze Gazas zu Ägypten die Konsequenz einer humanitären Notlage der Menschen in Gaza darstellt. Thematisiert wird in diesem Zusammenhang auch ein florierendes Schmuggelgeschäft. Der Kriegsbegriff wird wenig und vor allem im Zusammenhang mit dem Libanon-Krieg im Jahr 2006 verwendet. Auffällige thematische Kontexte in der Berichterstattung über den israelischpalästinensischen Konflikt sind die Rolle internationaler AkteurInnen im Konflikt bzw. in dessen Vermittlung (vor allem die Rolle der USA), die Siedlungspolitik Israels, die Grenzblockade zu Gaza, Anschläge durch palästinensische SelbstmordattentäterInnen, der (stockende) Friedensprozess und die Rolle der Hamas im Friedensprozess, Korruption in der israelischen Regierung und politische Wahlen in Israel. Zudem wird der 60. Jahrestag der Gründung Israels im Jahr 2008 mehr oder weniger ausführlich anhand geschichtlicher Rückblicke thematisiert. In diesem Zusammenhang finden der israelisch-palästinensische Konflikt sowie der Holocaust zentrale Erwähnung. Gerade anhand der Berichterstattung über das 60-jährige Bestehen Israels werden aber auch unterschiedliche narrative Strategien in den analysierten Medien offenkundig: Während „The Guardian Weekly“ einen generellen Überblick aufgrund unterschiedlicher Perspektiven thematisiert, spielt dieses Thema in „Der Spiegel“ kaum eine bzw. keine eigenständige Rolle. Die Zeit greift die Diskussion um das „Existenzrecht“
11.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials
203
Israels kritisch auf und erzählt Erfahrungen von Menschen in der Konfliktregion. „Profil“ wiederum erzählt die Geschichte des israelisch-österreichischen Journalisten (und Zeitzeugen) Ari Rath. Im Zusammenhang mit der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 ist in „The Guardian Weekly“, „Die Zeit“ und „Profil“ zudem das Herstellen eines thematischen Bezuges zum eigenen Kulturraum bzw. zur Außenpolitik des jeweiligen Landes (oKapitel 9) bemerkbar: „Profil“ thematisiert die Rolle Österreichs im israelisch-palästinensischen Konflikt bzw. in dessen Vermittlung, „Die Zeit“ erläutert die israelisch-deutsche Beziehung und „The Guardian Weekly“ kritisiert die einseitige politische Haltung zum Konflikt in Großbritannien. Die Hauptschauplätze des Konflikts sind in allen vier Medien der Gaza-Streifen (wie auch in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“), jedoch wird auch – mehr als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ – die Situation in Südisrael erläutert, danach folgt das Westjordanland. Die folgenden Tabellen 26 a bis d geben einen Überblick über die thematischen Kontextualisierungen in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 in den vier analysierten Printmedien. WOCHE 3 (2 Artikel) 4 (1 Artikel) 5 (1 Artikel) 6 (2 Artikel)
7 (1 Artikel) 8 (2 Artikel) 9 (3 Artikel)
The Guardian Weekly Besuch Bushs im Nahen Osten; Bush in Saudi Arabien; Annapolis-Konferenz Bush pro Ende der israel. Okkupation, aber auch pro Aufrechterhaltung einiger Siedlungen, und pro Palästinenserstaat; Bushs Einstellungen zum Konflikt sind teilweise unklar Israel schneidet Gaza-Versorgung ab; Versorgung der Krankenhäuser in Gaza; Erlaubnis Israels Medizin und Treibstoff nach Gaza zu bringen Menschen aus Gaza übertreten Grenze zu Ägypten, um Lebensmittel zu kaufen; Umgang Ägyptens mit der Situation; Laut israelischer Sichtweise muss Ägypten das Problem lösen Libanon-Krieg; Israel als Verlierer des Krieges; Kriegsopfer; Zweifel des Kommentators, ob ein Verstecken hinter Zäunen und Mauern und Kriegführen gegen Feinde/Bedrohungen richtig ist. palästinensischer Selbstmordattentäter in Israel; Reaktion von Abbas (palästinensischer Präsident/Westjordanland) und Olmert (israel. Ministerpräsident); Schließung des ägypt. Grenzübergangs zu Gaza Israel reduziert Elektrizität für Gaza als Reaktion gegen Hamas; Angriffe der Hamas auf Israel; Israel möchte sich aus Gaza zurückziehen Gaza-Blockade durch Israel als politische Krise; Einschätzung durch UN und Reaktion Olmert; Scheitern eines Treffens zw. UN und Israel Streit zwischen Hamas und Fatah; Hamas und Fatah versuchen, Kinder/Jugend zu beeinflussen; Spaltung der palästinens. Gesellschaft Israelisch-palästinensischer Friedensprozess/Konflikt; Vortrag eines parteiunabhängigigen Palästinensers über den Konflikt; Vorschlag eines gewaltlosen Widerstands von einem Parlamentarier; Beispiel: Durchbruch der Mauer zu Ägypten,
204
10 (2 Artikel)
11 (1 Artikel) 12 (1 Artikel) 16 (1 Artikel) 17 (2 Artikel)
18 (2 Artikel) 19 (1 Artikel) 20 (1 Artikel) 21 (1 Artikel) 25 (1 Artikel)
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
um einkaufen zu gehen; Die Welt ändert sich schnell, aber der israelisch-palästinensische Konflikt bleibt israelischer Bürgermeister von Sderot will mit der Hamas sprechen; er schlägt eine Waffenruhe vor; Raketen von Gaza nach Südisrael; Israels Blockade des Gazastreifens und palästinensische Proteste dagegen. Vermeidung der Erwähnung Israels in einem britischen Dokument über Iraks Massenvernichtungswaffen; die Nennung Israels im Dokument könnte die israelisch-britischen Beziehungen belasten; ein Vergleich zwischen Israel und Irak wurde gelöscht/vermieden Kind aus Gaza stirbt an Kanonenkugel; Militärpräsenz Israels und Kämpfe im Gazastreifen; Todeszahlen; Notwendigkeit einer Waffenruhe; gegenseitige Forderungen von Hamas und Israel Konflikt eskaliert; israelischer Angriff auf Gaza; Todeszahlen auf palästinensischer Seite; Raketen auf Südisrael als Rechtfertigung für den Angriff; Friedensverhandlungen: Gaza darf nicht ignoriert werden; Kritik der UN an der Vorgangsweise Israels; Israeli in Sderot durch eine Rakete aus Gaza getötet Palästinensischer Attentäter erschießt 8 Studenten in einem israelischen jüdischen Seminar in Jerusalem; Auswirkungen auf Friedensgespräche; Bauen weiterer Siedlungen; Raketenbeschüsse auf Israel durch Hamas Zweistaatenlösung; Probleme und Weg dorthin; gegenseitiges Misstrauen; Einbeziehen der Hamas; Rolle Syriens Zerstörung des Hauses eines Palästinensers im Westjordanland; die notwendige Erlaubnis durch Israelis für Palästinenser, um Häuser zu bauen, wird kaum erteilt; Ausbau der Siedlungspolitik im Westjordanland Todeszahlen in Gaza und im Zusammenhang mit Israelis, Palästinensern und Journalisten; Konsequenzen, Ursachen und gegenwärtige Situation in Gaza; Rolle Jimmy Carters als Vermittler Tzipi Livni beantwortete bei einer Konferenz in der arabischen Welt kritische Fragen und versucht zu deeskalieren; Siedlungspolitik Israels; Livni versucht ihr Bestes, aber das Blutvergießen in Gaza könnte das zunichte machen; mutige Livni Israel bietet Geld zwecks außergerichtl. Ausgleich für getöteten britischen Kameramann ökonomische Probleme in Gaza; Auswirkungen der israel. Blockade; Siedlungspolitik Israels; Hunger- und Treibstoffkrise in Gaza Siedlungspolitik Israels: Der Friedensprozess hängt vom Stopp der Siedlungsaktivitäten ab; mögliche Waffenruhe; Treffen des Nahost-Quartetts; Ägypten als Vermittler für eine Waffenruhe 60 Jahre Israel; geschichtlicher Rückblick Israel/Palästina; Holocaust; Israel und peacemaking; Ängste der Israelis/Rückzug in Privates George Bush auf seiner letzten Nahosttour; Scheitern Bushs; worst-case-Szenarien und konkrete Alternativen; momentanes Vorgehen/Verhalten führt zu einem weiterem Krieg Condoleezza Rice kritisiert Israel wegen Siedlungsplänen (Störung der Friedensgespräche dadurch); Rechtfertigung Israels für Siedlungspolitik in Jerusalem; innerpalästinensischer Konflikt als Schwierigkeit für Friedensgespräche
11.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials
26 (2 Artikel)
28 (1 Artikel) 30 (1 Artikel) 31 (3 Artikel)
32 (2 Artikel)
33 (2 Artikel) 34 (1 Artikel) 39 (2 Artikel) 40 (1 Artikel) 46 (1 Artikel) 50 (1 Artikel)
205
Militärische Übung Israels für potenzielle Attacke gegen iranische Nukleareinrichtungen; internationale Reaktionen auf die Militärübung; Sarkozy möchte, dass Israel die Souveränität über Jerusalem mit den Palästinensern teilt. Schmuggel in Gaza wegen Blockade; schlechte ökonomische Lage in Gaza; Rollen der Hamas als Regierung, radikal-islamische Bewegung und als Protagonist schlechter Ökonomie palästinensischer Attentäter in Jerusalem tötet 3 Menschen; arabische Bezirke von Jerusalem werden abgeschnitten; Zukunft Jerusalems: beide Konfliktparteien benennen Jerusalem als ihre Hauptstadt. Gefangenenaustausch Israel-Libanon
Daniel Barenboims (Musiker/Dirigent) Divan Orchester bringt Israelis und Palästinenser zusammen; Charakterisierung der Musiker und wie sie zum Orchester kamen; Barenboim über den israelisch-palästinensischen Konflikt Präsidentschaftskandidat Obama hat wenig Macht im Nahen Osten; Entwicklungen seit der Annapolis-Konferenz; möglicher Beitrag Obamas zum Friedensprozess Streit um Jerusalem als Hauptstadt der Israelis und Palästinenser; gesetzliche Bestimmungen für Palästinenser; Für Palästinenser ist es zu teuer, in Jerusalem zu bauen; Situation in Ostjerusalem: arabische Viertel; Sichtweise beider Konfliktparteien zur Situation in Ostjerusalem, v.a. die der Israelis (ultra-orthodoxe Juden und Israelis allgemein); Überleben der Palästinenser Menschen aus Gaza sollen für Israel spionieren, sonst erhalten sie keine Medizin; Versorgung und Folter; Menschen fliehen aus Gaza wegen des Kampfes zwischen Hamas und Fatah Olmert für vorgezogene Neuwahlen; Olmert und Korruption; Gegner und Befürworter von Neuwahlen Mauer durch Westjordanland und deren Bedeutung für die Palästinenser; israelischer Offizier entgeht einer Strafe für Erschießung eines Palästinensers Tod des palästinensischen Poeten Mahmoud Darwish israelisches Militär zieht keine Konsequenzen aus Tod des Reuters-Kameramanns sowie 8 palästinensischer Zivilisten in Gaza Ergebnis der Wahl Israel und Reaktionen; Reaktion von Palästinensern zur Wahlsiegerin Livni politische Situation in Israel; Herausforderungen für Livni nach ihrer Wahl in Bezug auf den israelisch-palästinensischen Konflikt; Situation in Gaza Einstaatenlösung (Israelis und Palästinenser leben zusammen und gleichberechtigt in einem Staat); Argumente gegen eine Zweistaatenlösung und für eine Einstaatenlösung; Unvermeidbarkeit der Einstaatenlösung Barack Obamas Kampagne; Obamas Grenzen/Herausforderungen anhand unterschiedl. Konfliktgebiete (darunter der israelisch-palästinensische Konflikt) Israelische Polizei räumt ein Haus, das von „violent settlers“ bewohnt wird
Tabelle 26a: Thematische Kontextualisierungen der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „The Guardian Weekly“ im Jahr 2008 (42 Artikel)
206 WOCHE 4 (1 Artikel) 5 (2 Artikel)
11 (1 Artikel) 15 (1 Artikel) 24 (1 Artikel) 30 (1 Artikel) 32 (1 Artikel) 35 (1 Artikel) 41 (1 Artikel) 45 (1 Artikel)
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
Der Spiegel Kritik an Barak (israel. Verteidigungsminister) nach Kassamraketen-Beschuss der israelischen Stadt Sderot (Barak hat kein Rezept); Kritik an Barak wegen Nichteinlösens von Wahlversprechen; Kritik an Barak, weil er gegen Olmert (israel. Ministerpräsident) arbeitet Humanitäre Krise in Gaza?: Hinterfragen des Durchbrechens der Grenze zu Ägypten aufgrund einer humanitären Notlage; Solidaritätskundgebungen mit der Hamas; Durchbruch vom Grenzübergang Rafah als Erfolg für die Hamas; weitere Strategie der Hamas Schmuggelgeschäft durch eingerissenen Grenzwall zu Ägypten; israelische Siedlungen; Gestaltung von Verhandlungen mit der palästinensischen Seite (indirekte Gespräche mit der Hamas); Folgen des Libanon-Kriegs Palästinenserin bringt in einem israelischen Krankenhaus Zwillinge zur Welt; die Menschen in Sderot (Israel) leiden genauso wie Menschen in Gaza; Einstellung des Arztes: egal, wen er behandelt Friedensprozess: Rolle Baraks und der israelischen Siedlungspolitik; Interessen und Positionen Israels; Rückblick Arafat-Clinton und Vergleich mit heute; Situation SyrienIsrael Genehmigung des Neubaus einer palästinensischen Stadt im Westjordanland zum ersten Mal nach 41 Jahren Besatzung; Investoren des Bauprojekts; Hürden Situation in Ost- und Westjerusalem/Selbstmordattentäter sind nicht mehr aus dem Westjordanland, sondern aus Ostjerusalem; soziale Situation/Infrastruktur Ost- und Westjerusalems Schmuggelgeschäft durch unterirdische Tunnel: Hamas als Profiteur; Waffenstillstand als nachteilig für den Schmuggel-Handel; Agieren der Hamas Vorschlag eines jüdischen Siedlers der Zahlung einer Entschädigungen für Siedler, wenn diese abziehen; Reaktionen der israelischen Politik auf den Vorschlag des jüdischen Siedlers; Versammlung der vom jüdischen Siedler gegründeten Organisation Beit Echad Israel soll mit allen arabischen Staaten in einer gemeinsamen Organisation sitzen; Beziehung Israels zu unterschiedlichen arabischen Staaten Beschreibung der Situation und der Sichtweise eines palästinensischen Mannes, der während des Sabbat für orthodoxe Juden arbeitet; Situation der Palästinenser in Westjerusalem; Beschreibung des Jobs und der Umstände
Tabelle 26b: Thematische Kontextualisierungen der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Der Spiegel“ im Jahr 2008 (11 Artikel)
11.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials
207
WOCHE 4 (1 Artikel) 6 (2 Artikel)
Die Zeit Situation für die Menschen in Gaza: Mangel an Strom, Essen und medizinischer Versorgung
8 (1 Artikel) 10 (1 Artikel) 12 (2 Artikel)
Israel und Hamas als Verhandlungspartner: unterschiedliche Szenarien; Zwischenlösungen des innerpalästinensischen Konflikts zwischen Hamas und Fatah
15 (1 Artikel) 17 (1 Artikel) 18 (2 Artikel)
20 (4 Artikel)
Humanitäre Krise in Gaza?: Hinterfragen des Durchbrechens der Grenze zu Ägypten aufgrund einer humanitären Notlage Schmuggelgeschäft durch den eingerissenen Grenzwall zu Ägypten
Israels Strategie: Krieg mit der regierenden Hamas in Gaza, Frieden mit Abbas (palästinensischer Präsident/Westjordanland); Israels Rückzug aus Gaza 2004; Separatfrieden als falsch; diplomatische Vorstöße; Rolle Ägyptens Beziehung Deutschland – Israel: diplomatische Krisen und Rückblick; Freundschaft Deutschlands mit Israel als gut eingefädelte Realpolitik Zusammenrücken Deutschland und Israel, diplomatische Bemühungen; Medien und Israel: Gefühl der Voreingenommenheit; Rolle von Geschichte und Erinnerung in der israelisch-deutschen Beziehung Buch von Michal Zamir (Romanautorin und Tochter des ehem. Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad); Lebensgeschichte von Michal Zami; Rolle des Vaters Israel hat die höchste Geburtenrate in der westlichen Welt (2,7 Kinder pro Frau): Gründe dafür (Demographie, Kollektivdasein); Motive für Kinderwunsch und Gegenüberstellung mit anderen Ländern Identität und Bedeutung Israels für den amerikanischen Juden und Autor Elie Wiesel (Engagement für Friedensprozess); Biografie Wiesels; seine Verbundenheit mit Israel, Erfahrungen zur Gründung Israels; Hoffnung auf Frieden und Lösung des Konflikts Rolle Ägyptens im israelisch-palästinensischen Konflikt/Reden mit der Hamas; Positionierung Ägyptens als Nationalstaat, in der Gemeinschaft der Araber und als muslimisch; diplomatische Rolle und Interessen Ägyptens 60 Jahre Israel, 60 Jahre Demokratie: Diskussion um das „Existenzrecht“ Israels; IsraelKritik anderer Medien; Rolle der Politik im israelisch-palästinensischen Konflikt Israel-Kritik: Sicht der Palästinenser, Rolle Israels im Konflikt; Aufruf prominenter Intellektueller in der „Herald Tribune“, den 60. Geburtstag nicht zu feiern
23 (1 Artikel)
Kind fragt Vater über Israel; Sichtweise eines ehem. Mitarbeiters in Jad Vaschem (nationale Gedenkstätte Israels für die Opfer des Holocaust); Sichtweise des Sohns eines aus Sibirien stammenden in Tel Avis wohnenden Mannes; Beziehung Deutschland - Israel Option/Szenario: Israel in die EU: Konsequenzen für die EU/Rolle der EU; Konsequenzen für Israel und die Region; Rolle Amerikas; Positionierung der EU gegenüber Amerika; Rolle von Frauen in Palästina/Gaza; Sichtweise einer Ministerin Obamas mögliche Rolle als Weltpräsident; Analysen unterschiedlicher Experten aus unterschiedlichen Regionen der Welt zur möglichen Rolle Obamas
208 25 (2 Artikel)
26 (2 Artikel)
33 (1 Artikel) 41 (1 Artikel) 47 (1 Artikel) 51 (2 Artikel) 52 (1 Artikel)
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
Stellenwert Amerikas bei der Vermittlung im Nahost-Konflikt kaum noch vorhanden; Vermittlungen und Beziehungen: Ägypten, Türkei, Syrien; Palästina-Konferenz in Berlin Zipi Livnis Positionierung bei der Bevölkerung und zu Krieg; Einstellung Livnis bzgl. der Palästinenser und zur Siedlungspolitik; Eltern/Familie und deren politische Einstellung Der Autor ist unterwegs in Hebron: spricht mit arab. Taxifahrer über den NahostKonflikt; Erlebnisse des Autors in Hebron und über Menschen, die er kennenlernt: SoldatInnen, PolizistInnen; Umgang mit Kindern; Eindrücke vom Nahost-Konflikt im Alltag Berliner Konferenz zur Unterstützung der palästinensischen zivilen Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit; Rolle Deutschlands im Konflikt (hat Vertrauen beider Seiten); Rolle der Hamas als ausgeschlossener Gesprächspartner Iris Berben über ihre Einstellung zu Israel; Verantwortungs- und Schuldgefühl Deutschlands gegenüber Israel Tod einer Palästinenserin durch einen Angriff; Besuch bei der Familie; private Trauer wird zur politischen Märtyrer-Botschaft (Analyse) Amos Oz will eine neue Partei gründen; Nahost-Friedensprozess/israelischpalästinensischer Konflikt: Hinterfragen eines ev. baldigen neuen Abkommens Grenzen des Mitleids für andere im Zusammenhang mit dem israelischpalästinensischen Konflikt: Suchen nach einer Erklärung Wahlkampf in Israel; Klimawandel und Kampf gegen die globale Rezession (als weitere Themen) Vereinbarkeit von Politik und Glaube (Interview mit Tony Blair); Blair über den Nahost-Konflikt: auch Religion spielt eine Rolle; Dialog zwischen den Religionen als wünschenswert
Tabelle 26c: Thematische Kontextualisierungen der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Die Zeit“ im Jahr 2008 (26 Artikel) WOCHE 4 (1 Artikel) 7 (1 Artikel) 11 (1 Artikel) 18 (3 Artikel)
Profil Vergleich tschetschenischer und palästinensischer Terrorismus/Schicksale; geschichtlicher Hintergrund zur palästinensischen Vertreibung; geschichtlicher Hintergrund zur tschetschenischen Vertreibung Daniel Barenboim (Musiker/Dirigent) erhält Musikpreis; Barenboims Interesse an der Aussöhnung von Palästinensern und Israelis; Barenboim, der unter anderem die israelische Staatsbürgerschaft hat, erhält die palästinensische Ehrenstaatsbürgerschaft Nahost-Gipfeltreffen; israelische Siedlungen; abgefeuerte Raketen durch Hamas auf Israel 60 Jahre Israel; Geschichte von Ari Rath (israelisch-österreichischer Journalist, ehem. Herausgeber der „Jerusalem Post“); Geschichte Israels Beziehung EU-China; EU und Klimaschutz; Tschad; EU-Initiativen im Nahen Osten; Finanzhilfe für den Gazastreifen Geschichte Israels; 60 Jahre Israel; internationale Rollen, u.a. die Rolle Österreichs
11.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials
209
19 (2 Artikel)
Bedeutung der Gründung Israels für Palästinenser (Al-Nakba); Vertreibung der Palästinenser; Sichtweise der Palästinenser und Israelis bzgl. Nakba („Katastrophe“)
21 (1 Artikel) 23 (1 Artikel) 26 (2 Artikel)
Israelische Perspektive: keine "ethnischen Säuberungen" von Palästinensern; Rückblick zur Geschichte Israels; Vertreibung von Juden aus arabischen Staaten
Entwicklung der israelischen Gesellschaft als Fortschritt und Rückschritt
fragwürdige Inhalte des Hamas-Senders Al Aksa TV zur Rekrutierung von Terroristen; Empfang von Al Aksa TV über einen französischen Satelliten soll untersagt werden Diverse Friedensgespräche; Waffenruhe Hamas-Israel; Unsicherheit darüber, wie lange der Waffenstillstand hält Kommt ein israelischer Soldat aufgrund der Waffenruhe aus der Hamas-Gefangenschaft frei?; Gefangenenaustausch; Warum Verhandlungsbereitschaft Israels?
28 (1 Artikel) 31 (1 Artikel) 33 (1 Artikel) 38 (1 Artikel) 48 (1 Artikel) 51 (1 Artikel)
Gefangenenaustausch Libanon-Israel; Geiselnahmen als Business; Zukunft von Gefangenenaustauschen: viele Palästinenser sind in israelischen Gefängnissen, israelischer Soldat in Hamas-Gefangenschaft Bestechungsskandal Olmert (israel. Ministerpräsident)/Korruption in Israel (alle anderen Themen, auch der israelisch-palästinensische Konflikt, rücken dadurch in den Hintergrund); Einfluss von Großspenden aus Europa und USA Palästinenser spendet Organe seines von israelischen Soldaten getöteten Sohnes an israelische Kinder; Dokumentarfilm zur Geschichte "The heart of Jenin"; Überwindung der israelischen Familie, die Organe anzunehmen; Kontakt mit israelischen Familien Nachfolge Olmerts: Livni als Favoritin; Charakterisierung von Livni und ihr Verhältnis zu Olmert Livnis Konkurrent Mofas; israelisch-palästinensischer Friedensprozess Nahost-Initiative: gleichzeitige Schaltung von Inseraten mit Friedensangeboten von palästinensischer und israelischer Seite durch NGOs Charakterisierung von Netanyahu und sein Comeback in die israelische Politik; Rückblick: Raketen aus Gaza, Libanonkrieg 2006 zum Vorteil Netanyahus; Forderung internationaler Militärpräsenz in den Palästinensergebieten
Tabelle 26d: Thematische Kontextualisierungen der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Profil“ im Jahr 2008 (18 Artikel)
Wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ ist auch ein Großteil der Artikel über den israelisch-palästinensischen Konflikt in den vier analysierten Medien im Ressort Politik bzw. Außenpolitik zu finden. Konkret sind insgesamt 72 von allen 97 in den vier Medien erschienenen Artikeln (74,2% des Gesamtmaterials zur Thematik) im genannten Ressort erschienen. 4 Artikel (74,2%) sind der Rubrik „Kultur/Feuilleton/Dossier“ und 21 Artikel (21,6%) der Kategorie „andere Ressorts“ zuzuordnen. Der hohe Anteil der in anderen Ressorts erschienenen Artikel ist, wie im Falle der Berichterstattung über „Operation
210
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
Gegossenes Blei“, vor allem durch eigene Kommentarseiten in „The Guardian Weekly“, welche keinem Ressort zugeordnet werden können, zu erklären. In „The Guardian Weekly“ sind 24 der 42 veröffentlichten Artikel zur Thematik (57,1%) im Ressort „International News“ erschienen, 17 Artikel (40,5%) sind aus dem genannten Grund der Kategorie „andere Ressorts“ und 1 Artikel (2,4%) der Rubrik „Kultur/Feuilleton/Dossier“ zuzuordnen. In „Der Spiegel“ sind wiederum alle 11 erschienenen Artikel zur Thematik im Jahr 2008 im Außenpolitik-Ressort publiziert worden. In „Die Zeit“ sind 20 der 26 themenrelevanten Artikel (76,9%) im Politikressort erschienen, jeweils 3 Artikel (jeweils 11,5%) sind der Rubrik „Kultur/Feuilleton/Dossier“ zuzuordnen bzw. in anderen Ressorts erschienen. Die „Profil“-Berichterstattung über den israelischpalästinensischen Konflikt im Jahr 2008 findet fast ausschließlich im Außenpolitik-Ressort statt (17 von 18 Artikeln, das entspricht 94,4% des „Profil“Untersuchungsmaterials zur Thematik), 1 Artikel ist der Kategorie „andere Ressorts“ zuzuordnen. Die Länge der Artikel zur Thematik variiert in „The Guardian Weekly“ von 0,06 Seiten bis 2,66 Seiten, wobei die Textgattung der Reportage am häufigsten eingesetzt wird, um den israelisch-palästinensischen Konflikt zu thematisieren. Konkret sind 20 Artikel (47,6% der relevanten Artikel in „The Guardian Weekly“) dem Genre der Reportage zuzuordnen. Die Reportagen in „The Guardian Weekly“ umfassen mindestens 0,5 Seiten und sind, gemessen an der durchschnittlichen Länge der Artikel in „The Guardian Weekly“, die in Tabelle 27 ersichtlich ist, tendenziell lang. Die 11 in „The Guardian Weekly“ erschienenen Berichte (26,2%) zur Thematik im Untersuchungszeitraum sind großteils kurz, jedoch umfasst ein Bericht 0,66 Seiten, also mehr als den Mittelwert der Artikellänge in „The Guardian Weekly“. Ebenfalls 11 Mal (26,2%) wurden in „The Guardian Weekly“ Kommentare zur Thematik veröffentlicht, welche zwischen 0,33 und 1 Seite umfassen. Die Länge der Berichterstattung über den israelischpalästinensischen Konflikt in „Der Spiegel“ umfasst mit mindestens 0,25 und maximal 3 Seiten eine ähnliche Spannweite wie die Länge der Berichterstattung in „The Guardian Weekly“. Die Reportage ist auch hier das am häufigsten eingesetzte Textgenre (6 Reportagen, das entspricht 54,5% des Untersuchungsmaterials zur Thematik in „Der Spiegel“) und ist mit mindestens einer und maximal drei Seiten auch hier tendenziell lang. In „Der Spiegel“ sind zur Thematik auch 3 mit mindestens 0,33 und maximal 0,50 Seiten eher kurze Berichte (27,3%) sowie zwei Interviews (18,2%), welche mit 1,33 und 2,33 eher lang ausfallen, erschienen. Kommentare kommen in der für die empirische Untersuchung relevanten „Der Spiegel“-Berichterstattung nicht vor. In der Wochenzeitung „Die Zeit“, in welcher die Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 zwischen 0,10 und 5,66 Seiten umfasst, werden tendenziell lange
11.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials
211
Reportagen und Kommentare gleichermaßen häufig verwendet. Konkret beinhaltet die Berichterstattung jeweils 10 Reportagen und Kommentare (jeweils 38,5% des hier relevanten Materials in „Die Zeit“). Zudem umfasst die Berichterstattung 4 unterschiedlich lange Interviews (15,4%) und 2 Porträts (7,7%), die mit 0,10 und 0,6 Seiten eher kurz ausfallen. Berichte kommen in „Die Zeit“ nicht vor. In „Profil“ sind die im Jahr 2008 erschienenen Artikel über den israelischpalästinensischen Konflikt zwischen 0,2 und 6 Seiten lang. Tendenziell lange Reportagen (zwischen 1 und 6 Seiten lang) stellen auch hier die vorwiegende Textgattung dar (11 Reportagen, das entspricht 61,1% des relevanten Untersuchungsmaterials zum israelisch-palästinensischen Konflikt in „Profil“). Erschienen sind zudem 3 kurze Berichte (16,7%), welche 0,2 bzw. 0,25 Seiten umfassen. Veröffentlicht wurden zudem 1 Dokumentation, 1 Kommentar, 1 Porträt und 1 Interview (jeweils 5,6%). Das Porträt ist mit 0,25 Seiten kurz, die Dokumentation umfasst 2 Seiten und der Kommentar sowie das Interview sind jeweils 1 Seite lang. Auch wenn Reportagen in allen vier Medien eine vorwiegend eingesetzte Textgattung darstellen, geben die verschiedenen Genres dennoch Hinweise auf unterschiedliche Erzählstrategien. In „The Guardian Weekly“ spielt meinungsbetonte Berichterstattung (Kommentare) ebenso eine wesentliche Rolle wie in „Die Zeit“. Während in „Die Zeit“ im Untersuchungszeitraum jedoch keine Berichte über den israelisch-palästinensischen Konflikt vorkommen, nehmen diese in „The Guardian Weekly“, wie auch in dessen Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, einen hohen Stellenwert ein. Kommentare zur Thematik gibt es in „Der Spiegel“ wiederum keine. „Profil“ bedient sich bei der Darstellung bzw. Thematisierung des israelisch-palästinensischen Konflikts ebenfalls hauptsächlich des Reportage-Genres, setzt aber insgesamt die meisten Textgattungen ein. In Tabelle 27 ist die durchschnittliche Länge in Seiten der im Jahr 2008 in den vier analysierten Medien erschienenen Artikel über den israelisch-palästinensischen Konflikt zusammengefasst. MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Mittelwert ,6236 1,3700 1,0192 1,7889
N 42 11 26 18
Standardabweichung ,48464 ,87990 1,21709 1,47405
Tabelle 27: Durchschnittliche Länge der Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 in Seiten (n=97 Artikel)
212
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
Wie erwähnt (oKapitel 10.1) ist hier zu beachten, dass bei der Angabe der durchschnittlichen Länge der Artikel in Seiten die unterschiedlichen Formate der analysierten Printmedien mitzudenken sind. Insofern sind die Artikel in „Die Zeit“ besonders lang, während die Artikel in „The Guardian Weekly“ über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008, wie auch die dort erschienenen Artikel über „Operation Gegossenes Blei“, durchschnittlich am kürzesten ausfallen. Die Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 fällt in „The Guardian Weekly“, „Der Spiegel“ und „Profil“ durchschnittlich kürzer aus als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Demgegenüber sind die in „Die Zeit“ erschienenen Artikel über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Schnitt länger als diejenigen über „Operation Gegossenes Blei“ (oTabelle 3). Wie im Rahmen der Analyse der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ müssen auch bei der Untersuchung der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt 2008 visuelle Elemente berücksichtigt werden. Generell werden Bilder besonders häufig in Reportagen eingesetzt. Tabelle 28 zeigt, dass die Wochenzeitung „The Guardian Weekly“, wie auch in ihrer Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, durchschnittlich mit den wenigsten Bildern pro Artikel auskommt und „Profil“ im Schnitt die meisten Bilder einsetzt. In insgesamt 21 Artikeln des Materials über den israelischpalästinensischen Konflikt ist kein Bild vorhanden. Nur in „Profil“ kommt in jedem Artikel mindestens ein visuelles Element vor. In „The Guardian Weekly“ werden, wie auch in dessen Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, nie mehr als 2 Bilder eingesetzt, in „Der Spiegel“ werden höchstens 5, in „Die Zeit“ bis zu 9 und in „Profil“ maximal 12 Bilder pro Artikel verwendet. Die durchschnittliche Anzahl der verwendeten Bilder ist in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 in „The Guardian Weekly“, „Die Zeit“ und „Profil“ höher als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. In „Der Spiegel“ werden im Vergleich zu seiner Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ demgegenüber durchschnittlich weniger Bilder verwendet (oTabelle 4). MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Mittelwert ,76 2,36 2,38 2,78
N 42 11 26 18
Standardabweichung ,692 1,433 2,316 2,713
Tabelle 28: Durchschnittliche Anzahl der Bilder pro Artikel pro Medium in der in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 (n=97 Artikel)
11.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials
213
Den durchschnittlich höchsten Bildanteil pro Artikel am Gesamttext in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 weist „Die Zeit“ auf. So wie die durchschnittliche Anzahl verwendeter Bilder in „The Guardian Weekly“, „Die Zeit“ und „Profil“ hier höher ist als in deren Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ (oTabelle 5), fallen auch die durchschnittlichen Bildanteile höher aus, wie Tabelle 29 zeigt. Zu beachten sind hier aber auch die großen Standardabweichungen. In „Der Spiegel“ werden wie erwähnt im Schnitt weniger Bilder als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ verwendet, erwartungsgemäß ist auch der durchschnittliche Bildanteil geringer. MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Mittelwert 18,24 27,27 32,23 29,00
N 42 11 26 18
Standardabweichung 16,813 14,150 17,945 17,436
Tabelle 29: Durchschnittlicher Anteil der Bilder pro Artikel pro Medium am Gesamttext in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 in % (n=97 Artikel)
Visuelle Elemente werden in der Berichterstattung der vier analysierten Medien über den israelisch-palästinensischen Konflikt, wie auch in deren Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, hauptsächlich, konkret zu fast 70%, illustrativ, also zur Veranschaulichung und ergänzend zu im Text beschriebenen Sachverhalten, eingesetzt. Als dramaturgische und journalistische Elemente, also zum Zwecke eines Spannungsaufbaus oder zur Auflockerung sowie als eigenständige visuelle Information, werden Bilder erst danach eingesetzt, wobei eine dramaturgische Bildfunktion generell leicht überwiegt. Journalistisch fungierende Bilder kommen in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt häufiger vor als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Die ökonomische Bildfunktion, das heißt Bilder als Verkaufsargumente bzw. Kaufanreiz des jeweiligen Mediums, kommen, wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, nicht vor. Parallelen zur Bildberichterstattung im Zusammenhang mit „Operation Gegossenes Blei“ sind auch hinsichtlich der verwendeten Bildgattungen sowie Bildquellen46 feststellbar. So werden auch in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 hauptsächlich Fotografien
46
Pro Artikel wurden maximal 3 Bilder bzgl. der Bildquelle codiert. Die hier angegebenen Zahlen zu den verwendeten Bildquellen beziehen sich auf 115 diesbezüglich zugeordnete Bilder.
214
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
eingesetzt, und Nachrichten- sowie Bildagenturen stellen mit mehr als 60% den überwiegenden Anteil verwendeter Bildquellen dar. Für die Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt werden zudem häufig auch FotojournalistInnen bzw. FotografInnen engagiert (ca. 20% der verwendeten Bildquellen). Von GrafikerInnen des jeweiligen Mediums erstellte bzw. aufbereitete Infografiken bzw. Karten nehmen in der Berichterstattung über den israelischpalästinensischen Konflikt mit etwa 9% einen höheren Stellenwert ein als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Zusammengefasst findet eine Berichterstattung über den israelischpalästinensischen Konflikt im Jahr 2008 in den vier analysierten Medien zwar regelmäßig statt, diese ist im Vergleich zur Berichterstattung über die hoch eskalierte „Operation Gegossenes Blei“ jedoch weit weniger intensiv. Generell lassen sich einige Parallelen zur Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ feststellen: Auch in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 sind die meisten Artikel in „The Guardian Weekly“ erschienen, wobei diese zugleich durchschnittlich am kürzesten und die Bildberichterstattung vergleichsweise gering ausfallen. Die geringste Artikelanzahl ist im Falle der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt aber hier nicht im „Profil“, sondern in „Der Spiegel“ zu beobachten, gefolgt von „Profil“, wo die Artikel wieder durchschnittlich am längsten sind bzw. durchschnittlich die meisten Seiten pro Artikel umfassen. Unterschiedliche thematische Kontextualisierungen der vier analysierten Medien sind auch in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt vor allem zu Beginn des Analysezeitraums erkennbar, dennoch sind ähnliche thematische Kontexte in den vier Medien im Laufe der Berichterstattung offenkundig. Im Vergleich zur Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ werden in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 aber eher Zusammenhänge mit dem Kulturraum, in dem das jeweilige Medium verortet ist, und diesbezüglichen Expertenreservoirs hergestellt. Die Reportage ist generell das beliebteste Textgenre zur Darstellung des israelisch-palästinensischen Konflikts, wobei Berichte (in „The Guardian Weekly“) und Kommentare (in „The Guardian Weekly und „Die Zeit“) ebenso einen wesentlichen Stellenwert einnehmen. Die vorwiegende Verwendung der Bildgattung Fotografie ist ebenso bereits aus der Analyse der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ bekannt wie Nachrichten- und Bildagenturen als hauptsächliche Bildquellen, wobei Bilder für die Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt etwas weniger häufig in Nachrichten- und Bildagenturen recherchiert werden als für die Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Folglich kann die Intensität der Verwendung von Nachrichten- und Bildangeboten zwar auch anhand der Unzugänglichkeit zur Konfliktregion während „Operation Ge-
11.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
215
gossenes Blei“, viel mehr jedoch anhand der im Verhältnis zu anderen Bildquellen kostengünstigeren Nutzung von Pauschalangeboten der Agenturen in den Redaktionen und somit als generelles Produktionsmuster der Berichterstattung erklärt werden.
11.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven Dass einer Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven in Text und Bild gerade in Konfliktberichterstattungen ein besonderer Stellenwert eingeräumt werden muss, wurde bereits ausführlich erläutert (oKapitel 10.2). Wie in der vorangegangenen Analyse der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ wird auch in der folgenden Analyse der Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 in den vier analysierten Medien die Ausgewogenheit der Perspektiven anhand der häufigkeitsbezogenen Thematisierung der zwei Hauptkonfliktparteien (Israel und PalästinenserInnen) und die Vielfalt der Perspektiven anhand der Repräsentation dieser Konfliktparteien durch unterschiedliche AkteurInnen ermittelt. Tabelle 30 zeigt die Häufigkeit der Erwähnung der Konfliktparteien in der Textberichterstattung. Im Nachrichtenmagazin „Profil“ dominiert hier, wie auch in dessen Textberichterstattung zu „Operation Gegossenes Blei“ (oTabelle 6), die israelische Seite stark, andere, nicht (direkt) involvierte AkteurInnen spielen, wie auch in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegossenes Blei“, eine untergeordnete Rolle. Im Falle der Wochenzeitung „The Guardian Weekly“ lassen sich ebenfalls Parallelen zur Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt feststellen, auch in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 dominiert die israelische Seite, andere, nicht (direkt) involvierte AkteurInnen kommen ebenfalls, wenn auch nicht ganz so häufig wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, vor. In „Der Spiegel“ ist die Häufigkeit der Erwähnung der Konfliktparteien, wie auch in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt, annähernd ausgewogen, andere, nicht (direkt) involvierte AkteurInnen spielen häufigkeitsbezogen jedoch eine eher untergeordnete Rolle. Während die palästinensische Seite in der „Die Zeit“-Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ eindeutig dominiert, werden hier die israelische Seite sowie nicht (direkt) involvierte KonfliktakteurInnen vorwiegend thematisiert. „Die Zeit“ ist somit das einzige der vier analysierten Medien, in denen kein durchgehendes Muster im Zusammenhang mit der Häufigkeit der Thematisierung der Konfliktparteien in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegosse-
216
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
nes Blei“ und der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 erkennbar ist. Zudem werden andere, nicht (direkt) involvierte AkteurInnen in der „Die Zeit“-Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt häufiger erwähnt als in der entsprechenden Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, während solche AkteurInnen in den anderen Medien hier vergleichsweise weniger häufig erwähnt werden. MEDIUM/KONFLIKTAKTEURE im TEXT Israelische Palästinensische Andere*
The Guardian Weekly 44 37,3% 35 29,7% 39 33,1%
Der Spiegel 14 45,2% 11 35,5% 6 19,4%
Die Zeit 30 41,7% 11 15,3% 31 43,1%
Profil 26 51,0% 15 29,4% 10 19,6%
Tabelle 30: Dargestellte KonfliktakteurInnen im Text pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 n=272 KonfliktakteurInnen in 96 Artikeln, max. 3 AkteurInnen pro Artikel codiert, % beziehen sich auf das jeweilige Medium, in 1 Artikel Konfliktakteure nicht zuordenbar *nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen) „The Guardian Weekly“: 3 Konfliktakteure nicht zuordenbar; „Die Zeit“: 2 Konfliktakteure nicht zuordenbar; „Profil“: 1 Konfliktakteur nicht zuordenbar
Tabelle 31 verdeutlicht die Häufigkeit der Repräsentation der Konfliktparteien durch unterschiedliche AkteurInnen in der Berichterstattung über den israelischpalästinensischen Konflikt im Jahr 2008 in „The Guardian Weekly“. Generell werden die Konfliktparteien ähnlich und ebenso vielfältig repräsentiert wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. So wird die israelische Seite vor allem anhand von PolitikerInnen und politischen Parteien bzw. Organisationen repräsentiert. Die Erwähnung der israelischen Seite als Nation bzw. Gebiet nimmt hier einen größeren Stellenwert ein als in der Berichterstattung der Wochenzeitung über „Operation Gegossenes Blei“. Die palästinensische Seite wird in der „The Guardian Weekly“-Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt etwas vielfältiger repräsentiert als in der entsprechenden Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, da im Jahr 2008 etwa eine zusätzliche Thematisierung der palästinensischen Seite als Gebiet stattfindet. Am häufigsten wird die palästinensische Seite in der „The Guardian Weekly“-Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt anhand von Konfliktschicksalen bzw. einzelnen Personen aus der Zivilbevölkerung thematisiert. Während die Repräsentation der Konfliktparteien durch einzelne Personen bzw. Konfliktschicksale in der „The Guardian Weekly“-Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ ähnlich häufig stattfindet, überwiegt die Darstellung der palästinensischen Seite anhand
217
11.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
einzelner Personen bzw. Konfliktschicksale in der entsprechenden Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 deutlich. THE GUARDIAN WEEKLY: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im TEXT PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn (Gast-)KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere AkteurIn nicht zuordenbar
Israelische
Palästinensische
*Andere
17 38,6% 0 0% 10 22,7% 0 0% 0 0% 10 22,7% 3 6,8% 2 4,5% 1 2,3% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 2,3% 0 0%
5 14,3% 0 0% 7 20,0% 0 0% 1 2,9% 4 11,4% 1 2,9% 13 37,1% 3 8,6% 0 0% 1 2,9% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 8 20,5% 0 0% 8 20,5% 3 7,7% 3 7,7% 0 0% 3 7,7% 0 0% 2 5,1% 1 2,6% 10 25,6% 0 0% 0 0% 1 2,6%
Tabelle 31: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „The Guardian Weekly“ im Jahr 2008 n=118 Akteurzuordnungen in 42 Artikeln, max. 3 Akteure pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Israelische, Palästinensische, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ werden die Konfliktparteien in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt nicht, wie in der entsprechenden Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, hauptsächlich durch politische Parteien bzw. Organisationen repräsentiert. Die israelische Seite wird vorwiegend anhand von PolitikerInnen, die – weniger thematisierte – palästinensi-
218
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
sche Seite überwiegend anhand einzelner Personen bzw. Konfliktschicksalen aus der Zivilbevölkerung, welche im Rahmen der entsprechenden Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ bei Repräsentation beider Konfliktparteien kaum eine Rolle spielen, aber ebenso anhand politischer Parteien bzw. Organisationen, thematisiert. Tabelle 32 zeigt die Ergebnisse über die Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien in der „Der Spiegel“-Berichterstattung über den israelischpalästinensischen Konflikt im Jahr 2008. DER SPIEGEL: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im TEXT PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn (Gast-)KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere
Israelische
Palästinensische
*Andere
7 50,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 2 14,3% 2 14,3% 2 14,3% 1 7,1% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
1 9,1% 0 0% 3 27,3% 0 0% 0 0% 0 0% 2 18,2% 5 45,5% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 2 33,3% 0 0% 0 0% 0 0% 1 16,7% 0 0% 0 0% 1 16,7% 0 0% 0 0% 2 33,3% 0 0% 0 0%
Tabelle 32: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Der Spiegel“ im Jahr 2008 n=31 Akteurzuordnungen in 11 Artikeln, max. 3 Akteure pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Israelische, Palästinensische, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Die „Die Zeit“-Textberichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 unterscheidet sich betreffend der Häufigkeit der Thematisie-
219
11.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
rung der Konfliktparteien wie erwähnt grundlegend von der entsprechenden Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Während in den Texten über „Operation Gegossenes Blei“ die palästinensische Seite dominiert, wird in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt vor allem der israelischen Seite sowie nicht (direkt) konfliktinvolvierten AkteurInnen Raum gegeben. Die Repräsentation der Konfiktparteien gestaltet sich in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 vielfältiger als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. In der analysierten „Die Zeit“-Berichterstattung im Jahr 2008 wird die israelische Seite hauptsächlich als Nation bzw. Gebiet thematisiert, gefolgt von PolitikerInnen, einzelnen Personen bzw. Konfliktschicksalen und WissenschafterInnen bzw. ExpertInnen. Die weit weniger thematisierte palästinensische Seite wird aus der Perspektive politischer Parteien bzw. Organisationen sowie einzelner Personen bzw. Konfliktschicksale beleuchtet. Palästinensische Konfliktschicksale bzw. einzelne Personen werden in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt weit weniger thematisiert als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. In Tabelle 33 finden sich die konkreten Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien in der „Die Zeit“-Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008. DIE ZEIT: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im TEXT PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn
Israelische
Palästinensische
*Andere
5 16,7% 0 0% 2 6,7% 0 0% 0 0% 8 26,7% 2 6,7% 4 13,3% 0 0% 4 13,3% 3 10,0%
1 9,1% 0 0% 6 54,5% 0 0% 0 0% 0 0% 1 9,1% 3 27,3% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 9 29,0% 0 0% 1 3,2% 0 0% 3 9,7% 0 0% 1 3,2% 0 0% 2 6,5% 1 3,2%
220
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
(Gast-)KommentatorIn/JournalistIn
2 6,7% 0 0% 0 0%
LeserIn andere
0 0% 0 0% 0 0%
14 45,2% 0 0% 0 0%
Tabelle 33: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Die Zeit“ im Jahr 2008 n=72 Akteurzuordnungen in 26 Artikeln, max. 3 Akteure pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Israelische, Palästinensische, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Tabelle 34 zeigt die Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien in der „Profil“Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008. Die in „Profil“ häufiger thematisierte israelische Seite wird hauptsächlich aus der Perspektive von PolitikerInnen betrachtet, gefolgt von der Thematisierung von Konfliktschicksalen bzw. einzelnen Personen aus der Zivilbevölkerung sowie der Bevölkerung („die Israelis“). Auf palästinensischer Seite nehmen politische Parteien bzw. Organisationen sowie die Bevölkerung einen hohen Stellenwert ein. In „Profil“ werden die Konfliktparteien in den Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 jeweils ähnlich repräsentiert, wobei die palästinensische Seite in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ jedoch nicht anhand politischer Parteien bzw. Organisationen dargestellt wird. Einzelne Personen bzw. Konfliktschicksale spielen zur Darstellung der israelischen Seite in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 hier zudem eine größere Rolle. PROFIL: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im TEXT PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung
Israelische
Palästinensische
*Andere
9 34,6% 0 0% 1 3,8% 0 0% 0 0% 3 11,5% 3 11,5%
2 13,3% 0 0% 6 40,0% 0 0% 0 0% 0 0% 3 20,0%
0 0% 4 40,0% 0 0% 2 20,0% 0 0% 0 0% 0 0%
221
11.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn (Gast-)KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere
5 19,2% 4 15,4% 0 0% 0 0% 1 3,8% 0 0% 0 0%
2 13,3% 0 0% 1 6,7% 0 0% 1 6,7% 0 0% 0 0%
0 0% 1 10,0% 1 10,0% 1 10,0% 1 10,0% 0 0% 0 0%
Tabelle 34: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Profil“ im Jahr 2008 n=51 Akteurzuordnungen in 18 Artikeln, max. 3 Akteure pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Israelische, Palästinensische, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Tabelle 35 veranschaulicht die5 Häufigkeit der visuellen Darstellung der Konfliktparteien in den Artikeln der vier analysierten Medien. Während in den journalistischen Texten der Wochenzeitung „The Guardian Weekly“ die israelische Seite dominiert, wird in den Bildern hauptsächlich die palästinensische Seite dargestellt. In „Der Spiegel“ ist die visuelle Darstellung beider Konfliktparteien wie in den entsprechenden journalistischen Texten häufigkeitsbezogen annähernd ausgewogen. In „Die Zeit“ und in „Profil“ dominiert in der Bild-, wie auch in der Textberichterstattung jeweils die israelische Seite. Zur Bildberichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ lassen sich deutliche Unterschiede feststellen (oTabelle 11): Dort stellt sich die Bildberichterstattung hinsichtlich der Häufigkeit der Darstellung der Konfliktparteien in „The Guardian Weekly“ recht ausgewogen dar, während in „Der Spiegel“ die palästinensische Seite visuell dominiert. In der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ in „Die Zeit“ dominiert, wie auch in den entsprechenden journalistischen Texten, die palästinensische Seite, während die israelische Seite in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Die Zeit“ visuell und verbal überwiegt. In „Profil“ ist die Bildberichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ recht ausgewogen gestaltet, während die israelische Seite in der „Profil“Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt visuell weit häufiger thematisiert wird.
222 MEDIUM/ KONFLIKTAKTEURE im BILD Israelische Palästinensische Israelische und Palästinensische Andere*
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
The Guardian Weekly
Der Spiegel
Die Zeit
Profil
6 21,4% 13 46,4% 3 10,7% 6 21,4%
9 40,9% 8 36,4% 5 22,7% 0 0%
16 39,0% 10 24,4% 5 12,2% 10 24,4%
16 50,0% 8 25,0% 4 12,5% 4 12,5%
Tabelle 35: Dargestellte Konfliktakteure im Bild pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 n=123 KonfliktakteurInnen in 72 Artikeln, in 25 Artikeln kein Bild vorhanden bzw. Konfliktpartei nicht zuordenbar, max. 3 Bilder pro Artikel codiert, % beziehen sich auf das jeweilige Medium *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen) „The Guardian Weekly“: 4 Konfliktakteure nicht zuordenbar; „Der Spiegel: 1 Konfiktakteur nicht zuordenbar; „Die Zeit“: 1 Konfliktakteur nicht zuordenbar; „Profil“: 3 Konfliktakteure nicht zuordenbar
Die Bildberichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 in „The Guardian Weekly“ stellt sich im Vergleich zur Bildberichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ (oTabelle 12) hinsichtlich der Repräsentation der Konfliktparteien durch unterschiedliche AkteurInnen etwas vielfältiger dar. Wie bereits erläutert (oKapitel 10), wird die israelische Seite in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ hauptsächlich anhand politischer AkteurInnen und die palästinensische Seite überwiegend anhand einzelner Personen aus der Zivilbevölkerung visuell dargestellt. In der Bildberichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt wird die palästinensische Seite zudem durch die Bevölkerung („die Palästinenser“), wobei die Darstellung anhand einzelner Personen auch hier überwiegt, thematisiert. Die insgesamt weniger visualisierte israelische Seite wird zusätzlich zu PolitikerInnen und politischen Parteien bzw. Organisationen anhand einzelner Personen aus der Zivilbevölkerung in den verwendeten Bildern thematisiert. In Tabelle 36 sind die Ergebnisse zu den Akteursrepräsentanzen in der „The Guardian Weekly“-Bildberichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 konkretisiert. THE GUARDIAN WEEKLY: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im BILD PolitikerIn national PolitikerIn international
Israelische Palästinensische 3 50,0% 0 0%
0 0% 0 0%
Israelische und Palästinensische 0 0% 0 0%
*Andere
0 0% 4 66,7%
223
11.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn (Gast-) KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere AkteurIn nicht zuordenbar
1 16,7% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 2 33,3% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0% 1 7,7% 3 23,1% 8 61,5% 0 0% 0 0% 1 7,7% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
1 33,3% 0 0% 0 0% 1 33,3% 1 33,3% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 16,7% 0 0% 0 0% 0 0% 1 16,7%
Tabelle 36: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „The Guardian Weekly“ im Jahr 2008 n=28 Akteurszuordnungen in 26 Artikeln, in 16 Artikeln kein Bild vorhanden, max. 3 Bilder pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Israelische, Palästinensische, Israelische und Palästinensische, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
In der annähernd ausgewogenen Bildberichterstattung von „Der Spiegel“ über den israelisch-palästinensischen Konflikt wird die palästinensische Seite hauptsächlich durch politische AkteurInnen repräsentiert. Einzelne Personen aus der Zivilbevölkerung bzw. Konfliktschicksale spielen hier, wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, keine Rolle (oTabelle 13). Politische AkteurInnen nehmen bei der Thematisierung der israelischen Perspektive hier wie auch in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ einen wesentlichen Stellenwert ein, jedoch wird die Perspektive der israelischen Bevölkerung in der „Der Spiegel“-Bildberichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt, im Unterschied zur entsprechenden Bildberichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, ebenso thematisiert. Die palästinensische Seite, welche in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ vor allem als
224
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
Gebiet visuell thematisiert und anhand einzelner Personen bzw. Konfliktschicksale, der Bevölkerung und PolitikerInnen visualisiert wird, wird in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt hauptsächlich anhand der Bevölkerung sowie politischer Parteien bzw. Organisationen dargestellt. Andere, nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen spielen in der „Der Spiegel“Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 visuell keine Rolle, wie Tabelle 37 zeigt. DER SPIEGEL: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im BILD PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn (Gast-) KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere AkteurIn nicht zuordenbar
Israelische Palästinensische 4 44,4% 0 0% 2 22,2% 0 0% 0 0% 0 0% 2 22,2% 0 0% 1 11,1% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
1 12,5% 0 0% 2 25,0% 0 0% 0 0% 1 12,5% 3 37,5% 1 12,5% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Israelische und Palästinensische 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 2 40,0% 0 0% 2 40,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 20,0%
*Andere
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Tabelle 37: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Der Spiegel“ im Jahr 2008 n=22 Akteurzuordnungen in 10 Artikeln, in 1 Artikel kein Bild vorhanden, max. 3 Bilder pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Israelische, Palästinensische, Israelische und Palästinensische, Andere)
225
11.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
*nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
In der Wochenzeitung „Die Zeit“ dominiert in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ die palästinensische Seite in Bild und Text (oTabellen 6 und 11). In der „Die Zeit“-Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 stellt sich die Situation genau umgekehrt dar, hier überwiegt die Darstellung der israelischen Seite in beiden Modi. Die Visualisierung einzelner Personen aus der Zivilbevölkerung bzw. Konfliktschicksale nimmt sowohl in der Bildberichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ als auch über den israelisch-palästinensischen Konflikt einen hohen Stellenwert zur Darstellung der palästinensischen Seite ein, gefolgt von der Darstellung des palästinensischen Gebiets. Während in der „Die Zeit“-Bildberichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ auch palästinensische PolitikerInnen thematisiert werden, spielen diese AkteurInnen in der „Die Zeit“-Bildberichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 keine Rolle. Die israelische Seite wird in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikts in „Die Zeit“ vorwiegend anhand politischer Parteien bzw. Organisationen visuell thematisiert. Tabelle 38 zeigt die entsprechenden Ergebnisse zur Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 in „Die Zeit“. DIE ZEIT: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im BILD PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn
Israelische Palästinensische 3 18,8% 0 0% 4 25,0% 0 0% 0 0% 2 12,5% 3 18,8% 0 0% 0 0% 1 6,3%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 2 20,0% 1 10,0% 4 40,0% 0 0% 0 0%
Israelische und Palästinensische 1 20,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 4 80,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
*Andere
0 0% 5 50,0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 10,0% 0 0% 0 0% 0 0% 2 20,0%
226 KünstlerIn (Gast-) KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere AkteurIn nicht zuordenbar
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
2 12,5% 1 6,3% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0% 1 10,0% 2 20,0%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
2 20,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Tabelle 38: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Die Zeit“ im Jahr 2008 n=41 Akteurzuordnungen 21 Artikeln, in 5 Artikeln kein Bild vorhanden, max. 3 Bilder pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Israelische, Palästinensische, Israelische und Palästinensische, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Auch in der „Profil“-Bildberichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 überwiegt wie in „Die Zeit“ die Darstellung der israelischen Seite, welche hauptsächlich durch PolitikerInnen repräsentiert wird. Die palästinensische Seite wird vielfältiger als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ ebenfalls anhand einzelner Personen aus der Zivilbevölkerung, aber auch gleichermaßen anhand der Bevölkerung sowie als Gebiet visualisiert. Im Rahmen der visuellen Darstellung der israelischen Seite überwiegen ebenso wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ politische AkteurInnen, gefolgt von der Visualisierung der israelischen Bevölkerung und israelischen Konfliktschicksalen bzw. einzelnen Personen. Im Gegensatz zur „Profil“-Bildberichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ werden hier beide Konfliktparteien annähernd ausgewogen durch die Bevölkerung und einzelne Personen bzw. Konfliktschicksale visuell repräsentiert. Tabelle 39 veranschaulicht die genannten Ergebnisse zu den Akteursrepräsentanzen in der „Profil“-Bildberichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008. PROFIL: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im BILD PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national
Israelische Palästinensische 6 37,5% 0 0% 3 18,8%
0 0% 0 0% 1 12,5%
Israelische und Palästinensische 1 25,0% 0 0% 0 0%
*Andere
0 0% 1 25,0% 0 0%
227
11.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn (Gast-) KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere
0 0% 0 0% 1 6,3% 3 18,8% 2 12,5% 0 0% 0 0% 0 0% 1 6,3% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 2 25,0% 2 25,0% 2 25,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 12,5%
0 0% 0 0% 1 25,0% 0 10,0% 2 50,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
1 25,0% 0 0% 0 0% 1 25,0% 1 25,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Tabelle 39: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Profil“ im Jahr 2008 n=32 Akteurzuordnungen in 18 Artikeln, max. 3 Bilder pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Israelische, Palästinensische, Israelische und Palästinensische, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Zusammenfassend überwiegt die Darstellung der israelischen Seite in den journalistischen Texten über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „The Guardian Weekly“, „Die Zeit“ und „Profil“ gegenüber der palästinensischen Seite. In „Die Zeit“ sind andere, nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen, welche in „Die Zeit“ einen höheren, in den anderen analysierten Medien aber einen geringeren Stellenwert als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ einnehmen, am stärksten vertreten, gefolgt von der israelischen Seite. In „Der Spiegel“ ist die Häufigkeit der Darstellung der Konfliktparteien in den Texten annähernd ausgewogen. Im Allgemeinen werden die Konfliktparteien in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 durch ähnliche AkteurInnen repräsentiert wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Zu bemerken ist aber auch eine tendenziell höhere Vielfalt an repräsentierenden AkteurInnen. Bei der Darstellung der israelischen Seite steht die politische Perspektive, wie auch in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, generell im Vordergrund. Die israelische Seite
228
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
wird zudem häufig als Nation bzw. Gebiet dargestellt. Einzelne Personen bzw. Konfliktschicksale auf israelischer Seite sowie die israelische Bevölkerung nehmen in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in den vier analysierten Medien im Allgemeinen einen höheren Stellenwert ein als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Demgegenüber spielen einzelne Personen bzw. Konfliktschicksale wie politische AkteurInnen zwar auch in der Textberichterstattung zur Darstellung der palästinensischen Seite eine wesentliche Rolle, diese repräsentieren die palästinensische Seite in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 jedoch weniger häufig als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Eine Ausnahme stellt diesbezüglich das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ dar, in dessen Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ einzelne Personen bzw. Konfliktschicksale generell kaum eine Rolle spielen. In der entsprechenden Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 wird die palästinensische Seite jedoch vorwiegend durch einzelne Personen bzw. Konfliktschicksale repräsentiert. Die Bildberichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt in „Der Spiegel“ ist wie die entsprechende Textberichterstattung annähernd ausgeglichen, während in „The Guardian Weekly“ die palästinensische Seite und in „Profil“ sowie in „Die Zeit“ die israelische Seite visuell dominiert. In den Berichterstattungen von „Profil“ und „Die Zeit“ ist also diejenige Konfliktpartei, welche im Text überwiegt, nämlich in beiden Fällen die israelische Seite, auch jeweils visuell dominant. In „Der Spiegel“ sind Bild- und Textberichterstattung jeweils annähernd ausgewogen. In „The Guardian Weekly“ dominiert die israelische Seite in den Texten, demgegenüber wird die palästinensische Seite visuell häufiger dargestellt. Die israelische Seite wird generell vorwiegend anhand politischer AkteurInnen visualisiert, bei der visuellen Darstellung der palästinensischen Seite sind einzelne Personen aus der Zivilbevölkerung bzw. Konfliktschicksale sowie die Bevölkerung dominant. Visuell thematisiert werden in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt aber auch die israelische Bevölkerung sowie israelische Konfliktschicksale bzw. einzelne Personen aus der Zivilbevölkerung. Wie die Textberichterstattung stellt sich auch die Bildberichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt tendenziell vielfältiger dar als im Falle der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Anders als vermutet, ist Ausgewogenheit im Sinne einer gleichermaßen häufigen Darstellung der israelischen und palästinensischen Seite in Bild und Text in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt generell nicht deutlicher erkennbar als in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegossenes Blei“. Nur in „Der Spiegel“ ist die Darstellung der Kon-
11.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
229
fliktparteien sowohl visuell und verbal häufigkeitsbezogen annähernd ausgewogen, während in der entsprechenden Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ die Textberichterstattung zwar ausgewogen ist, die palästinensische Seite in der Bildberichterstattung jedoch überwiegt. In „Profil“ und „The Guardian Weekly“ dominiert auf Textebene, wie in der Berichterstattung dieser Medien über „Operation Gegossenes Blei“, die Darstellung der israelischen Seite, auf Bildebene dominiert in „Profil“ ebenso die israelische, in „The Guardian Weekly“ demgegenüber die palästinensische Seite. Die Bildberichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ ist in diesen beiden Medien weitgehend ausgewogen. In „Die Zeit“ dominiert in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ die palästinensische Seite in Bild und Text, während in der entsprechenden Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 die israelische Seite visuell und verbal dominiert. Anders als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ sind Bild-Text-Scheren bzw. die ergänzende visuelle Illustration von im Text wenig verdeutlichten AkteurInnen und deren Sichtweisen in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt nur in „The Guardian Weekly“ erkennbar. In allen anderen Medien ist die Darstellung der Konfliktparteien in Bild und Text häufigkeitsbezogen entweder ausgewogen („Der Spiegel“), oder die israelische Seite wird sowohl visuell als auch verbal häufiger thematisiert („Die Zeit“ und „Profil“). Generell stellen sich die Repräsentationen der Konfliktparteien durch unterschiedliche AkteurInnen vielfältiger dar als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, dennoch lassen sich auch in der Berichterstattung der vier Medien über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 Tendenzen feststellen: Die palästinensische Seite wird wie auch in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ häufig aus der Perspektive konkreter Konfliktschicksale bzw. einzelner Personen aus der Zivilbevölkerung thematisiert. Jedoch spielt diese Perspektive in der Berichterstattung über den israelischpalästinensischen Konflikt bei der Darstellung der israelischen Seite eine weitaus größere Rolle als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. In den analysierten journalistischen Texten über den israelisch-palästinensischen Konflikt ist die israelische Seite nicht mehr ganz so überwiegend politisch geframed wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Im Wesentlichen sind beide Konfliktparteien in der Textberichterstattung also politisch und humanitär geframed. Auch in der Bildberichterstattung sind jeweils beide Frames bei der Darstellung der Konfliktparteien vorhanden, jedoch sind in der Bildberichterstattung, wie auch in der Bildberichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, eindeutigere Tendenzen erkennbar: Hier überwiegt im Allgemeinen humanitäres Framing auf palästinensischer und politisches Framing auf israelischer Seite.
230
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
Wie erwähnt kommt nicht (direkt) konfliktinvolvierten AkteurInnen in der Textberichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 außer in „Die Zeit“ häufigkeitsbezogen generell ein geringerer Stellenwert zu als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. In der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegossenes Blei“ wird folglich häufiger die (möglicherweise distanziertere oder kritischere) Perspektive Dritter im Konflikt bzw. nicht (direkt) konfliktinvolvierter AkteurInnen eingenommen als in der Berichterstattung über niedriger eskalierte Konfliktphasen des israelisch-palästinensischen Konflikts im Jahr 2008. Supra- und internationale Institutionen (z.B. UN, EU), welche unter anderem als Konfliktvermittlerinnen thematisiert werden, spielen, wie auch in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, in „The Guardian Weekly“ eine wesentliche Rolle. In der „Profil“-Berichterstattung spielen supra- und internationale Institutionen im Gegensatz zur entsprechenden Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ jedoch eine geringere Rolle.
11.3 Perspektivenkoordination Wie im Rahmen der Analyse der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, wird auch die Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt ausgehend von der Thematisierung von Positionen und Interessen in den Artikeln der vier Medien hinsichtlich einer möglichen Koordination unterschiedlicher Konfliktperspektiven untersucht (oKapitel 10.3). Tabelle 40 verdeutlicht, dass Positionen bzw. Forderungen an die jeweils andere Konfliktpartei in den analysierten Texten der vier berücksichtigten Printmedien, wie auch im Falle der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ (oTabelle 16), eine wesentliche Rolle spielen. MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Mittelwert 6,31 12,36 14,54 8,78
N 42 11 26 18
Standardabweichung 3,432 9,615 8,905 6,770
Minimum 0 2 2 0
Maximum 15 34 37 25
Tabelle 40: Durchschnittliche Anzahl der thematisierten Positionen pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 (n=97 Artikel)
Tabelle 41 zeigt, dass die Thematisierung von hinter Positionen liegenden Interessen bzw. Zielen wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ (oTabelle 17), eine untergeordnete Rolle spielt.
231
11.4 Zukunftsorientierung sowie Arbeiten mit Szenarien und Optionen
MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Mittelwert 1,19 2,36 2,85 1,78
N 42 11 26 18
Standardabweichung 1,366 2,111 1,804 1,883
Minimum 0 0 0 0
Maximum 5 6 8 7
Tabelle 41: Durchschnittliche Anzahl der thematisierten Interessen pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 (n=97 Artikel)
Die vermutete höhere Interessenorientierung in der Berichterstattung über niedriger eskalierte Konfliktphasen des israelisch-palästinensischen Konflikts gegenüber der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegossenes Blei“ ist also generell nicht erkennbar. Im Allgemeinen werden ähnliche Interessen thematisiert wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ (oKapitel 10.3), also unter anderem die Sicherheit bzw. der Schutz der Bevölkerung beider Konfliktparteien (bezogen auf physische Sicherheit sowie territoriale Sicherheit), Anerkennung bzw. Gleichberechtigung, die Sicherung von Grundbedürfnissen auf palästinensischer Seite sowie das Ziel einer friedlichen Koexistenz beider Konfliktparteien. Eine Abstimmung der thematisierten Interessen bzw. gemeinsamer Interessen der Konfliktparteien aufeinander findet in der Berichterstattung, wie auch in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, nicht bzw. kaum statt.
11.4 Zukunftsorientierung sowie Arbeiten mit Szenarien und Optionen Zukunftsorientierung bzw. das Arbeiten mit möglichen Szenarien und Optionen spielt in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ kaum eine Rolle (oTabelle 18). In der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 spielt dieses Kriterium konstruktiver Konfliktbearbeitung überraschender Weise eine noch geringere Rolle als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Eine Ausnahme stellt „The Guardian Weekly“ dar, wo in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt durchschnittlich – wenn auch unwesentlich – mehr Zukunftsorientierung in den Artikeln feststellbar ist, wie Tabelle 42 zeigt. Generell kann die Vermutung, dass Zukunftsorientierung in der Berichterstattung über niedriger eskalierte Konfliktphasen im israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 eine größere Rolle spielt als in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegossenes Blei“, hier nicht bestätigt werden, eher ist das Gegenteil der Fall.
232
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Mittelwert ,74 ,36 ,54 ,28
N 42 11 26 18
Standardabweichung 1,449 ,505 1,240 ,575
Minimum 0 0 0 0
Maximum 7 1 5 2
Tabelle 42: Durchschnittliche Anzahl der thematisierten Zukunftsperspektiven/Szenarien/ Lösungsvorschläge pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelischpalästinensischen Konflikt im Jahr 2008 (n=97 Artikel)
Wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ sind auch in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 in den Artikeln überwiegend keine Zukunftsperspektiven genannt. Jedoch tendieren die genannten Zukunftsperspektiven häufiger in eine positive Richtung als in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt (oTabelle 19), wie Tabelle 43 zeigt. MEDIUM/ BEWERTUNG der PERSPEKTIVEN The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Eindeutig positiv
Überwiegend positiv
1 2,5% 0 0% 0 0% 0 0%
5 12,5% 2 18,2% 3 11,5% 2 11,8%
Positiv und negativ gleichermaßen 5 12,5% 0 0% 3 11,5% 0 0%
Überwiegend negativ 1 2,5% 1 9,1% 1 3,8% 1 5,9%
Eindeutig negativ 2 5,0% 1 9,1% 0 0% 1 5,9%
Keine Perspektiven genannt 26 65,0% 7 63,6% 19 73,1% 13 76,5%
Tabelle 43: Bewertung der thematisierten Zukunftsperspektiven/Szenarien/Lösungsvorschläge pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 (n=94 Artikel, in 3 Artikeln eindeutige Bewertung nicht möglich, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
Generell spielt Zukunftsorientierung in der journalistischen Darstellung niedriger eskalierter Konfliktphasen im israelisch-palästinensischen Konflikt – anders als vermutet – keineswegs eine größere Rolle als in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegossenes Blei“. Erkennbar ist vielmehr, dass im Vergleich zur Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ in weniger Artikeln zukunftsorientiert gearbeitet wird. Erklärt werden kann dieser Umstand dadurch, dass worst-case-Szenarien für die unmittelbare Zukunft nach einer Konflikteskalation – im Gegensatz zur Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ – in der Darstellung niedriger eskalierter Konfliktphasen im israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 kaum eine Rolle spielen. Die
233
11.5 (Problem- und) Lösungsorientierung
genannten Zukunftsperspektiven bzw. -szenarien haben in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 eine positivere Tendenz als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“.
11.5 (Problem- und) Lösungsorientierung Dass eine wesentliche journalistische Aufgabe die Thematisierung bzw. Benennung gesellschaftlicher Probleme darstellt, wurde bereits erläutert (oKapitel 4.3 und 4.6). Dennoch kann im Journalismus auch die Entwicklung bzw. das Vorschlagen von Problemlösungsoptionen eine Rolle spielen. In der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ überwiegt eine Problem- gegenüber einer Lösungsorientierung generell stark (oTabelle 20). Dies ist auch in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 erkennbar, wobei Artikel, in denen Problem- und Lösungsorientierung kombiniert sind, mit Ausnahme von „Profil“ hier – wenn auch nicht wesentlich – häufiger vorkommen. Ausschließliche Lösungsorientierung findet sich in den Artikeln über den israelisch-palästinensischen Konflikt jedoch im Allgemeinen noch seltener als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Eine Erklärung hierfür ist die höhere Komplexität hinsichtlich einer umfassenden Transformation bzw. Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts als hinsichtlich der kurzfristig notwendigen Regelung bzw. Deeskalation von „Operation Gegossenes Blei“. Ein ursprünglich vermuteter deutlicher Unterschied bezüglich der Lösungsorientierung zugunsten der journalistischen Darstellung niedriger eskalierter Konfliktphasen des israelisch-palästinensischen Konflikts ist hier also nicht feststellbar. MEDIUM/ ORIENTIERUNG des Artikels The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Problemorientiert
Lösungsorientiert
30 75,0% 5 50,0% 14 63,6% 10 66,7%
0 0% 0 0% 1 4,5% 1 6,7%
Problem- und lösungsorientiert 10 25,0% 5 50,0% 7 31,8% 4 26,7%
Tabelle 44: Problem- und Lösungsorientierung pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 (n=87 Artikel, in 10 Artikeln keine Orientierung erkennbar bzw. eindeutige Bewertung nicht möglich, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
234
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
11.6 Konstruktiver Umgang mit Vergleichen und Metaphern Metaphern und Vergleiche werden in den vier analysierten Medien zur Darstellung des israelisch-palästinensischen Konflikts im Jahr 2008 generell ebenso wenig verwendet wie in der entsprechenden Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Im Allgemeinen spielen Vergleiche zur bildhaften Veranschaulichung von Konfliktsituationen bzw. -umständen hier aber eine größere Rolle. Metaphern und Vergleiche werden ebenso zur Emotionalisierung der Sprache verwendet. Destruktive Metaphern sind seltener und, wie in der Berichterstattung über Operation Gegossenes Blei“, hauptsächlich Zitate von PolitikerInnen. In „The Guardian Weekly“ wird etwa ein Hamas-Sprecher mit der Aussage „We will be the flaming rock upon which you will fall“ zitiert. Im gleichen Medium wird die Situation der PalästinenserInnen mit den „black victims of apartheid“ in Südafrika verglichen. „The Guardian Weekly“ nimmt aber auch eine israelische Perspektive ein und thematisiert die Forderung an Israel, auf Territorium zu verzichten, anhand der Frage, wann die USA und Großbritannien einen solchen Schritt jemals von sich aus gesetzt haben. In „Der Spiegel“ wird der Umgang Israels mit dem Konflikt so erklärt, dass die linke Hand für den Frieden ausgestreckt bleiben muss, während die rechte Hand am Abzug bleibt. Zudem könne man, anders als im Krieg, der anderen Seite den Frieden nicht aufzwingen; dazu brauche es zwei, wie beim Tango. Thematisiert werden auch zwei unterschiedliche Sichtweisen bzw. Welten im Konflikt, die geteilt sind wie Jerusalem. In „Der Spiegel“ werden zudem der innerpalästinensische Konflikt bzw. das in das Westjordanland und den Gaza-Streifen geteilte Palästinensergebiet mit zwei unverbundenen Teilen, die wie sich abstoßende Kontinentalplatten auseinanderdriften, thematisiert. „Die Zeit“ thematisiert beispielsweise im Zusammenhang mit dem Konflikt und im Hinblick auf die je nach Sichtweise als security fence oder apartheid wall bezeichnete Mauer zum Westjordanland die Notwendigkeit, Steine aus der Mauer zu brechen und bezeichnet Deutschlands Umgang mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt als diplomatischen Spagat. Thematisiert wird auch ein großes Plakat, auf dem die Leichen vermutlich arabischer Menschen abgebildet sind und welches laut Autor auf schreckliche Weise an die toten Juden in Auschwitz erinnert. Verwendet werden zur Beschreibung des Konflikts auch Theatermetaphern („Denn die Tragödie ist eine Daueraufführung, die seit hundert Jahren die Bühne beherrscht.“). „Profil“ erwähnt unter anderem den explosiven Cocktail, der Menschen zu Selbstmordattentätern werden lässt, und das epidemische Ausmaß an Korruption in der israelischen Regierung.
235
11.7 Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe
11.7 Kontextualisierungen der Schlüsselbegriffe „Konflikt“, „Krise“, „Krieg“ und „Frieden“ Um weiteren Aufschluss über die Darstellung des israelisch-palästinensischen Konflikts in den vier analysierten Medien im Jahr 2008 zu erlangen, werden die Kontextualisierungen der als Schlüsselbegriffe in der Berichterstattung identifizierten Termini „Konflikt“, „Krise“, „Krieg“ und „Frieden“, wie auch im Rahmen der Analyse der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ (oKapitel 10.7), berücksichtigt. Zuvor wird, wie auch im Falle der Analyse der journalistischen Texte über den hoch eskalierten Konflikt, nochmals verdeutlicht, wie eskaliert sich die Konfliktsituation in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 darstellt. Tabelle 45, in welcher wieder Glasls neunstufiges Konflikteskalationsmodell zur Anwendung kommt (oKapitel 6.5), verdeutlicht, dass die dargestellten Konfliktereignisse in der Berichterstattung niedriger eskaliert sind als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ (oTabelle 21). In „The Guardian Weekly“ und „Der Spiegel“ werden am häufigsten aufeinander prallende Standpunkte sowie Entweder-Oder-Dimensionen thematisiert (Stufen 1 und 2). „Die Zeit“ fokussiert Drohungen bzw. konkrete Taten der Konfliktparteien, das Bilden von Koalitionen sowie die negative Beschreibung des jeweils anderen (Stufen 3 und 4), aber auch direkte Diffamierungen und die Isolierung, Drohstrategien und Ultimaten (Stufen 5 und 6), welche auch in den „Profil“-Artikeln zur Thematik im Untersuchungszeitraum vorwiegend erkennbar sind. ESKALATION/ MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Stufe 1 -2 19 46,3% 6 54,5% 4 17,4% 3 17,6%%
Stufe 3 -4 11 26,8% 2 18,2% 7 30,4% 3 17,6%%
Stufe 5 -6 6 14,6% 3 27,3% 10 43,5% 5 29,4%
Stufe 7 -9 5 12,2% 0 0% 1 4,3% 3 17,6%%
Mehrere Stufencluster erkennbar 0 0% 0 0% 1 4,3% 3 17,6%
Tabelle 45: Beschriebene Eskalationsstufen in den Artikeln pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 (n=92 Artikel, in 5 Artikeln Eskalationsstufe nicht zuordenbar, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
Die in Tabelle 46 dargestellten Ergebnisse bestätigen die Ergebnisse in Tabelle 45 anhand des Bloomfield-Leiss-Dynamic-Phase-Models (oKapitel 6.5). Phase 1, welche den Disput über ein Thema beschreibt, dominiert in allen vier analy-
236
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
sierten Medien, gefolgt von Phase 2, welche das Aufkeimen bzw. Entwickeln einer militärischen Option beinhaltet. In „The Guardian Weekly“ und „Profil“ ist zudem Phase 4 (Nach-Feindschaften/Konflikt bleibt) erkennbar, wobei in einigen „Profil“-Artikeln mehrere Phasen eine Rolle spielen. Die den höchsten Eskalationsgrad beschreibende Phase 3 in diesem Modell (Feindschaften/Kämpfe zwischen organisierten Einheiten) hat in der Berichterstattung einen untergeordneten Stellenwert. KONFLIKTPHASE/ MEDIUM
Phase 1
Phase 2
Phase 3
Phase 4
Phase 5
The Guardian Weekly Der Spiegel
26 63,4% 6 54,5% 15 65,2% 5 31,3%
6 14,6% 5 45,5% 7 30,4% 3 18,8%
3 7,3% 0 0% 1 4,3% 1 6,3%
5 12,2% 0 0% 0 0% 3 18,8%
1 2,4% 0 0% 0 0% 0 0%
Die Zeit Profil
Disput ist gelöst 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Phasen überschneiden sich 0 0% 0 0% 0 0% 4 25,0%
Tabelle 46: Beschriebene Konfliktphasen in den Artikeln pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 (n=91 Artikel, in 6 Artikeln Konfliktphase nicht feststellbar, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
Wie im Rahmen der Analyse der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ werden auch die in den vier berücksichtigten Medien erschienenen Artikel über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 den Phasen zugeordnet, welche in Mediationsprozessen klassischer Weise durchlaufen werden (oKapitel 7.5 und 10.7), um Konfliktbearbeitungsmuster in der Berichterstattung identifizieren zu können. Im Allgemeinen sind diesbezüglich eher Ähnlichkeiten zwischen den vier Medien feststellbar als im Falle der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ (oTabelle 23). So werden in den Artikeln aller vier Medien häufig Themen bzw. thematische Anliegen der Konfliktparteien herausgefiltert (Phase 2). Vor allem in „Profil“, aber auch in „Die Zeit“, wird über den Konflikt generell informiert bzw. ein diesbezüglicher Überblick gegeben (Phase 1). In „Der Spiegel“-Artikeln ist zudem eine Herausarbeitung von Interessen bzw. Bedürfnissen (Phase 3) der Konfliktparteien und möglicher Optionen (Phase 4) erkennbar. Eine Einigung bezüglich des Konflikts (Phase 5) spielt, wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, auch in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 erwartungsgemäß keine Rolle. Tabelle 47 veranschaulicht die erläuterten Ergebnisse.
237
11.7 Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe
MEDIATIVE PHASE/ MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Phase 1
Phase 2
Phase 3
Phase 4
Phase 5
10 24,4% 1 9,1% 8 30,8% 8 47,1%
18 43,9% 4 36,4% 10 38,5% 6 35,3%
5 12,2% 3 27,3% 5 19,2% 2 11,8%
7 17,1% 3 27,3% 3 11,5% 1 5,9%
1 2,4% 0 0% 0 0% 0 0%
Tabelle 47: Mediative Phasen (konstruktive Konfliktbearbeitungsmuster) der Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 (n=95 Artikel, in 2 Artikeln mediative Phase nicht erkennbar, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
Die Konfliktbearbeitungsmuster sind in der Berichterstattung der vier Medien ebenso vielfältig wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Innerhalb der vier analysierten Medien unterscheidet sich die Art der Konfliktbearbeitung aber teilweise, je nachdem, ob über die hoch eskalierte „Operation Gegossenes Blei“ oder niedriger eskalierte Konfliktphasen des israelischpalästinensischen Konflikts im Jahr 2008 geschrieben wird. Auffällig ist, dass das Herausarbeiten von Interessen bzw. Bedürfnissen der Konfliktparteien (Phase 3) in „Profil“ und „The Guardian Weekly“ im Gegensatz zu ihrer Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ in der Darstellung des israelischpalästinensischen Konflikts im Jahr 2008 eine weniger große Rolle spielt. In „Profil“ tritt das Generieren von Optionen (Phase 4) vor allem gegenüber einer generellen Information bzw. einem Überblick über den Konflikt in den Hintergrund. Generell werden in den Berichterstattungen häufig Themen bzw. thematische Anliegen der Konfliktparteien herausgearbeitet. Als Erklärung für diese Unterschiede kann die höhere Komplexität und das Jahrzehnte lange Bestehen des israelisch-palästinensischen Konflikts gegenüber der einige Wochen andauernden „Operation Gegossenes Blei“ herangezogen werden; einen generellen Überblick über die komplexen und vielfältigen Gegenstände des israelischpalästinensischen Konflikt zu geben, diese journalistisch aufzuarbeiten und Optionen zur Beilegung dieses Konfliktes zu entwickeln, ist möglicher Weise schwieriger als eine kurzfristigere hoch eskalierte Konfliktphase zu überblicken und Optionen zur Deeskalation der Gewalt zu entwickeln. Optionen (Phase 4) und Interessen (Phase 3) spielen in den „Der Spiegel“-Artikeln über den israelisch-palästinensischen Konflikt aber wiederum eine größere Rolle, grundlegende Informationen bzw. ein Konfliktüberblick (Phase 1) treten in den Hintergrund. Im Allgemeinen wird der israelisch-palästinensische Konflikt im Jahr 2008 in der Berichterstattung der vier analysierten Medien, wenig überraschend, weit
238
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
weniger eskaliert vermittelt als „Operation Gegossenes Blei“. Konstruktive Konfliktbearbeitungsmuster sind in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt ebenso vielfältig erkennbar wie in der Berichterstattung über niedriger eskalierte Phasen des israelisch-palästinensischen Konflikts, wobei die diesbezüglichen Unterschiede je nach Medium – und innerhalb der analysierten Medien, je nach Thematik („Operation Gegossenes Blei“ oder israelisch-palästinensischer Konflikt im Jahr 2008) – ebenso vielfältig sind. Die niedriger eskalierte Darstellung des israelisch-palästinensischen Konflikts in den vier Medien setzt sich in deren Bildberichterstattung fort, wie Tabelle 48 zeigt. Ähnlich wie in der Bildberichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ (Tabelle 24) ist auch in der Bildberichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 kaum Gewalt erkennbar, gefolgt von einer teilweisen Visualisierung von Gewalt (z.B. Abbildung von Menschen mit Schusswaffen, jedoch keine sichtbare Bedrohung anderer). MEDIUM/ GEWALT im BILD The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Keine Gewalt erkennbar 28 87,5% 17 73,9% 39 92,9% 26 74,3%
Gewalt teilweise erkennbar 2 6,3% 6 26,1% 3 7,1% 7 20,0%
Gewalt erkennbar 2 6,3% 0 0% 0 0% 2 5,7%
Tabelle 48: Dargestellte Gewalt in Bildern pro Medium in der Berichterstattung über den israelischpalästinensischen Konflikt im Jahr 2008 (n=132 Bilder in 76 Artikeln, in 21 Artikeln kein Bild vorhanden bzw. nicht zuordenbar, max. 3 Bilder pro Artikel codiert, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
Bezüglich der Häufigkeit der Verwendung der als Schlüsselbegriffe identifizierten Termini „Konflikt“, „Krieg“, „Krise“ und „Frieden“ in der Berichterstattung über niedriger eskalierte Phasen des israelisch-palästinensischen Konflikts im Jahr 2008 lassen sich gegenüber der hoch eskalierten „Operation Gegossenes Blei“ (oTabelle 25) Unterschiede feststellen. Tabelle 49 zeigt, dass der Kriegsbegriff alleine erwartungsgemäß generell weniger häufig in den Artikeln verwendet wird. Wie anhand der Tabellen 26 a bis d ersichtlich, wird der Kriegsbegriff vor allem zur Beschreibung weiter zurückliegender hoch eskalierter Konflikte, wie etwa im Libanon 2006, gebraucht. Die alleinige Verwendung des Krisenbegriffes spielt wiederum nur in „The Guardian Weekly“ eine Rolle. Eine wesentlichere Rolle als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ spielt der Begriff „Frieden“, vor allem in „The Guardian Weekly“, wäh-
239
11.7 Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe
rend der Konfliktbegriff alleine in den Artikeln wenig Verwendung findet. Wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ überwiegt auch in der journalistischen Darstellung des israelisch-palästinensischen Konflikts im Jahr 2008 die Kombination mehrerer Schlüsselbegriffe, entweder aufgrund der hohen Komplexität des Konfliktes oder, um Wortwiederholungen zu vermeiden. Die ebenfalls erhobene alleinige Verwendung des Terrorbegriffs spielt in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 ähnlich wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ eine untergeordnete Rolle. MEDIUM/BEGRIFF Krise/crisis Konflikt/conflict Frieden/peace Terror(ismus)/terror(ism) Krieg/war Kombination mehrerer Begriffe andere
The Guardian Weekly 4 11,4% 3 8,6% 11 31,4% 0 0% 1 2,9% 8 22,9% 8 22,9%
Der Spiegel 0 0% 0 0% 2 22,2% 1 11,1% 1 11,1% 3 33,3% 2 22,2%
Die Zeit 0 0% 0 0% 2 8,3% 0 0% 4 16,7% 17 70,8% 1 4,2%
Profil 0 0% 3 17,6% 2 11,8% 2 11,8% 0 0% 8 47,1% 2 11,8%
Tabelle 49: Verwendung der Schlüsselbegriffe „Krise“, „Konflikt“, „Frieden“, „Terror(ismus)“ und „Krieg“ pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 (n=85 Artikel, in 12 Artikeln kein Schlüsselbegriff erkennbar, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
Im Zusammenhang mit der Kontextualisierung der erwähnten Schlüsselbegriffe werden in der Berichterstattung der vier Medien über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 andere Merkmale betont als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Während in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt die Charakterisierung, Ursprünge bzw. Auslöser und Folgen von „Krieg“ und „Konflikt“ im Mittelpunkt stehen und diese Begriffe mit einer hohen Komplexität sowie der Rolle der Medien in Verbindung gebracht werden, fokussiert die Berichterstattung über niedriger eskalierte Konfliktphasen des israelisch-palästinensischen Konflikts im Jahr 2008 vorwiegend Voraussetzungen für den Frieden bzw. Frieden als Prozess, den Umgang mit dem Konflikt bzw. Konfliktregelung sowie die Charakterisierung des Krisenbegriffs. Der Kriegsbegriff nimmt, wie erwähnt, eine untergeordnetere Rolle ein,
240
11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
und der Terrorbegriff hat einen nicht ganz so geringen Stellenwert wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Ähnlichkeiten in den thematischen Kontextualisierungen zwischen den Berichterstattungen sind insofern erkennbar, als dass der israelisch-palästinensische Konflikt als dauerhaft und seine mögliche Beilegung als komplex thematisiert werden. Vor allem wird auch hier die Notwendigkeit bzw. Problematik der Inklusion aller Beteiligten sowie Dritter (z.B. internationaler VermittlerInnen und andere Länder im Nahen Osten), die Notwendigkeit einer Einigkeit innerhalb der Konfliktparteien sowie Dialogbereitschaft in Verhandlungen betont. Die Partizipation aller ist auch eine zentrale Voraussetzung für erfolgreiche Mediationsprozesse und wesentliches Merkmal in Duss-von Werdts Strukturvergleich von Demokratie und Mediation (oKapitel 7.5). Der Krisenbegriff wird, wie auch in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, hauptsächlich als humanitäre Notsituation der palästinensischen Bevölkerung kontextualisiert. Zudem wird in beiden Berichterstattungen erläutert, dass sich Eskalationen und Verhandlungen nicht ausschließen. Voraussetzungen für den Frieden bzw. Frieden als Prozess In „The Guardian Weekly“ wird Frieden mit Stabilität in Verbindung gebracht, welche durch Gesprächsangebote bzw. Dialog und Respekt für die Rechte der jeweils anderen zustande kommen kann. Wesentlich ist hier das Generieren eines gegenseitigen Verständnisses, gegenseitige Akzeptanz sowie Vertrauensbildung zwischen den Parteien. Das gelingt nur, wenn die Konfliktparteien, auch hinsichtlich der von ihnen kommunizierten Interessen (vermutete und behauptete Interessen), glaubwürdig sind und sich an Vereinbarungen halten. Berücksichtigt werden müssen vor allem die Bedürfnisse der Bevölkerung. In diesem Zusammenhang spielen hier auch ökonomische Projekte und das Aufheben von Zugangsbeschränkungen eine Rolle, um der palästinensischen Bevölkerung ein besseres Leben zu ermöglichen. Frieden wird generell als langfristiger politischer Prozess thematisiert. Friedensgespräche und das zeitgleich stattfindende politische Handeln stehen sich jedoch diametral gegenüber, Friedensverhandlungen als schrittweise Annäherung und eine Eskalation bzw. Fortführung der gegenwärtigen Situation, welche auch ein Verhandlungsgegenstand ist, schließen sich also nicht aus. Dieser Aspekt wird auch in „Der Spiegel“ beleuchtet. Kritisiert wird in „The Guardian Weekly“ das Stocken der Friedensverhandlungen insofern, als hauptsächlich Gespräche über Gespräche geführt werden, also hauptsächlich darüber verhandelt wird, wie Friedensgespräche überhaupt stattfinden sollen. „Der Spiegel“ thematisiert wie „The Guardian Weekly“ Gesprächsbereitschaft als Voraussetzung für den Frieden bzw. Friedensprozess, aber auch die Notwendigkeit des Einbringens von Ideen bzw. Optionen und zivilgesellschaftli-
11.7 Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe
241
chen Initiativen, welche in weiterer Folge von den Regierungen aufgenommen werden, als möglichen Anstoß für den Friedensprozess. Andererseits wird Frieden in „Der Spiegel“ auch als „Träumerei“ und folglich als unrealistisch thematisiert. Betont wird zudem, dass im Friedensprozess auch strategische Interessen eine Rolle spielen. „Die Zeit“ thematisiert, wie „The Guardian Weekly“, Frieden im Zusammenhang mit Stabilität, Frieden braucht dabei aber mehr als folglose, schöne Worte. Der Rolle internationaler AkteurInnen im Konflikt, allem voran der EU und der USA, insbesondere Obamas, wird in „Die Zeit“ besonders große Aufmerksamkeit geschenkt. Thematisiert wird auch eine Erschwerung des Friedensprozesses durch den innerpalästinensischen Konflikt zwischen Hamas und Fatah. Insgesamt fokussiert „Die Zeit“ die Komplexität der Nahostdiplomatie. In „Profil“ wird ebenfalls ein Zusammenhang zwischen Frieden und Stabilität hergestellt, als Voraussetzung für den Frieden wird ebenso eine Friedensdynamik im Sinne von symbolischen Gesten (z.B. Anerkennung Israels, Rückkehrrecht von PalästinenserInnen) und Gesprächsbereitschaft, aber auch das Überdenken von den eigenen Prinzipien, thematisiert. Internationale Initiativen, etwa der EU, werden auch hier als zentral thematisiert. Geklärt werden muss unter anderem die territoriale Frage. Der Frieden betrifft aber nicht ausschließlich den israelisch-palästinensischen Konflikt, viel mehr muss Frieden im größeren Kontext einer israelisch-arabischen Friedenslösung gesehen werden. Umgang mit dem Konflikt bzw. Konfliktregelung In „The Guardian Weekly“ wird die Bevölkerung beider Seiten als Opfer des israelisch-palästinensischen Konflikts thematisiert. Für den Konfliktverlauf spielt die „world opinion“, vor allem die USA, eine tragende Rolle, Dritte bzw. internationale VermittlerInnen müssen in den Konfliktregelungsprozess einbezogen werden. Hier wird vor allem die mögliche Rolle Obamas, aber auch die Rolle der UN, hinterfragt. Betont wird, dass es im israelisch-palästinensischen Konflikt eine Vielzahl an Themen zu klären gibt und der Konflikt vielfältige Ausprägungen annimmt (z.B. Armut und Beschränkungen, Besatzung/territoriale Integrität/Grenzen, Jerusalem, Flüchtlinge). Insofern braucht der Konfliktregelungsprozess permanente Statusverhandlungen. „Der Spiegel“ thematisiert vor allem die Klärung der territorialen Frage als Voraussetzung für eine Konfliktbeendigung. In „Die Zeit“ wird der Umgang der Medien mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt als voreingenommen gegenüber Israel thematisiert. Generell wird erörtert, dass die Konfliktparteien oftmals in Gut und Böse bzw. der Konflikt in Recht und Unrecht eingeteilt wird, während eine solch simplifizierte Klassifizierung bzw. Stereotypisierung nicht zielführend ist, da beide Konfliktparteien legitime Rechte haben. In „Profil“ wird, wie in „The Guardian Weekly“, die Themenvielfalt des israelisch-palästinensischen Konflikts, welcher im Nachrich-
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11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
tenmagazin auch als Identitätskonflikt erläutert wird, betont, thematisiert wird diesbezüglich vor allem die Zweistaatenlösung. Vor allem ein Perspektivenwechsel der Konfliktparteien hinsichtlich der Betrachtung der Vergangenheit, wodurch sich auch die Einstellung zur Gegenwart verändern kann, sowie Kompromissbereitschaft und die Anerkennung von Traumata der Vergangenheit bzw. die Anerkennung des Leids der anderen werden als notwendige Schritte im Zusammenhang mit der Regelung des Konflikts verdeutlicht. Erwähnt wird außerdem, dass Spannungen innerhalb der israelischen Gesellschaft im Ausland kaum bemerkt werden, solange der Nahost-Konflikt anhält. Charakterisierung des Krisenbegriffs Der Krisenbegriff wird in „The Guardian Weekly“ mit einer politisch motivierten, akuten und sich verschlechternden ökonomischen und humanitären Situation in den palästinensischen Gebieten in Zusammenhang gebracht und diesbezüglich als kollektive Bestrafung thematisiert. Diese Situation wird vor allem als Konsequenz von Blockaden bzw. Zugangsbeschränkungen gesehen. In „Der Spiegel“ äußert sich die Krise ebenso durch humanitäre Notlagen, etwa einem Mangel an Lebensmitteln. Gefragt wird aber auch danach, inwieweit durch eine Manipulation von Informationen der Eindruck einer Krise erweckt wird. „Die Zeit“ bringt den Krisenbegriff vor allem mit bilateralen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland in Verbindung und kontextualisiert „Krise“ als Spannungsfeld von Realpolitik und moralischen Erwägungen. In „Profil“ spielt der Krisenbegriff kaum eine Rolle. Zum Kriegsbegriff Der Kriegsbegriff spielt in „The Guardian Weekly“ keine wesentliche Rolle. Betont wird, dass Krieg das Erreichen militärischer Ziele nicht garantiert. In „Der Spiegel“ wird, wie in dessen Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, die Unterscheidung zwischen einem gerechten Krieg (zwischen SoldatInnen) und einem ungerechten Krieg (gegen ZivilistInnen) thematisiert. Krieg wird in „Die Zeit“ unter anderem als Trauma für die betroffenen Menschen, aber auch als Möglichkeit der Selbstinszenierung der Hamas, thematisiert. In „Profil“ wird Krieg als Folge von Provokationen, als Reaktion auf Terrorismus und als regelmäßig wieder aufflammendes Intermezzo in einem langwierigen bzw. langfristigen Friedensprozess erläutert. Zum Terrorbegriff In „The Guardian Weekly“ wird der Terrorbegriff in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 nicht kontextualisiert. In „Der Spiegel“ spielt er ebenso eine untergeordnete Rolle und wird mit Radikali-
11.7 Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe
243
sierung und einer notwendigen Bereitschaft und Einigkeit darüber, ihn zu bekämpfen, in Verbindung gebracht. „Die Zeit“ hinterfragt unter anderem, wie Terrorismus politisch begegnet werden kann bzw. soll. „Profil“ wiederum versucht den Wurzeln von Terrorismus bzw. Selbstmordattentaten auf den Grund zu gehen. Zusammengefasst werden im Zusammenhang mit der Kontextualisierung der identifizierten Schlüsselbegriffe in der Berichterstattung über den israelischpalästinensischen Konflikt im Jahr 2008 vor allem Voraussetzungen für den Frieden bzw. Frieden als Prozess, der Umgang mit dem Konflikt bzw. Konfliktregelung und die Charakterisierung des Krisenbegriffs fokussiert. Der Kriegsbegriff spielt in der Berichterstattung über niedriger eskalierte Konfliktphasen des israelisch-palästinensischen Konflikts im Jahr 2008 im Gegensatz zur Berichterstattung über die hoch eskalierte Konfliktphase im Zusammenhang mit „Operation Gegossenes Blei“ erwartungsgemäß eine untergeordnete Rolle. Der Terrorismusbegriff spielt eine größere, wenn auch keine zentrale, Rolle in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Teilweise lassen sich ähnliche Kontextualisierungen der Begriffe wie in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt feststellen: „Krise“ wird hauptsächlich als humanitäre Notlage der palästinensischen Bevölkerung kontextualisiert und „Krieg“ wird als Intermezzo in einem lange andauernden Konflikt gesehen. Zudem werden Friedensverhandlungen und Konflikteskalationen in beiden Berichterstattungen als miteinander einhergehend thematisiert und der zentrale Stellenwert internationaler AkteurInnen sowie die Notwendigkeit der Einbeziehung involvierter KonfliktakteurInnen betont. Immer wieder wird außerdem auf die Komplexität des Friedensprozesses bzw. einer Konfliktregelung eingegangen. In der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt wird die Notwendigkeit eines aufeinander Zugehens bzw. einer schrittweisen Annäherung als Voraussetzung für einen funktionierenden Friedensprozess besonders betont. Wiederholt wird auch darauf hingewiesen, dass beide Konfliktparteien legitime Rechte haben und Interessen verfolgen und gegenseitiges Verständnis gefördert werden muss. Diese Überlegungen sind auch in Mediationsprozessen zentral (oKapitel 7.5); die konstruktive Bearbeitung des israelisch-palästinensischen Konflikts ist also zentrales Thema in der entsprechenden analysierten Berichterstattung. Die Bevölkerungen beider Seiten werden als Leidtragende des Konflikts, welcher eine große Vielfalt an Themen beinhaltet, thematisiert. Zwar wird, wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, vorwiegend die palästinensische Seite humanitär geframed, jedoch nicht mehr so eindeutig wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, politi-
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11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
sches Framing ist in der Darstellung beider Konfliktparteien erkennbar. Diese Feststellungen werden durch die Ergebnisse zur Repräsentation der Konfliktparteien durch verschiedene AkteurInnen (oKapitel 11.2) untermauert. Zudem wird darauf hingewiesen, dass die Bevölkerung im Friedensprozess berücksichtigt werden muss und Friedensprozesse durch zivilgesellschaftliche Initiativen in Gang gebracht werden können.
11.8 Zusammenfassung: Ergebnisse über die Darstellung niedriger eskalierter Konfliktphasen des israelisch-palästinensischen Konflikts im Jahr 2008 im Vergleich zur Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ Generelle Aussagen zur Berichterstattung x In der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 in „The Guardian Weekly“, „Der Spiegel“, „Die Zeit“ und „Profil“ werden erwartungsgemäß niedriger eskalierte Konfliktereignisse thematisiert als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Ebenso wie in der Bildberichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ wird Gewalt bzw. hohe Eskalation in der Bildberichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt kaum visualisiert. x Die Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 in den vier analysierten Medien ist mit insgesamt 97 Artikeln (im gesamten Jahr 2008) weitaus weniger intensiv als die Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, welche insgesamt 91 Artikel (innerhalb von ca. 6 Wochen) umfasst. Über den israelisch-palästinensischen Konflikt wird im Jahr 2008 in den vier Medien regelmäßig berichtet. x Bezüglich des Ausmaßes der Bildberichterstattung und der Herstellung thematischer Kontexte in den journalistischen Texten zu Beginn der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt sind, wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, Unterschiede in den vier analysierten Medien erkennbar. Mit Fortdauer der Berichterstattung sind ebenfalls Parallelen in der Herstellung thematischer Zusammenhänge erkennbar. Die thematischen Kontexte in der Berichterstattung über den israelischpalästinensischen Konflikt im Jahr 2008 sind generell vielfältig. x Bezüglich der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ unterscheidet sich besonders offensichtlich „The Guardian Weekly“ von den anderen analysierten Medien hinsichtlich der Verwendung von Textgattungen, was auf Unterschiede bezüglich journalistischer Erzählstrategien schließen lässt. Bezüglich der Verwendung von Textgattungen in der Berichterstat-
11.8 Zusammenfassung
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tung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 können in den vier Medien ebenfalls Unterschiede festgestellt werden, vorwiegend werden jedoch Reportagen publiziert. In der Bildberichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt findet sich wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ hauptsächlich die Bildgattung der Fotografie. Vorrangige Bildquellen sind auch hier Nachrichten- bzw. Bildagenturen. Bilder werden hauptsächlich zur Illustration bzw. Ergänzung von im Text erläuterten Sachverhalten bzw. Perspektiven eingesetzt.
Aussagen zur Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven x Ausgewogenheit im Sinne einer gleichermaßen häufigen Darstellung der israelischen und palästinensischen Seite in Bild und Text ist in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt generell nicht deutlicher erkennbar als in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegossenes Blei“. x Nur in „Der Spiegel“ ist die Darstellung der Konfliktparteien sowohl visuell als auch verbal häufigkeitsbezogen annähernd ausgewogen, während in der entsprechenden Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ die Textberichterstattung zwar ausgewogen ist, die palästinensische Seite in der Bildberichterstattung jedoch überwiegt. x In „The Guardian Weekly“ dominiert visuell die palästinensische und verbal die israelische Seite, in „Profil“ in beiden Modi die israelische Seite. Demgegenüber ist die Bildberichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ in diesen beiden Medien weitgehend ausgewogen. x Im Allgemeinen sind beide Konfliktparteien in der Textberichterstattung politisch und humanitär geframed, humanitäre Notlagen werden jedoch eher im Zusammenhang mit der palästinensischen Seite thematisiert. In der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ ist im Vergleich dazu einerseits ein politisches Framing der israelischen und andererseits ein politisches und humanitäres Framing der palästinensischen Seite erkennbar. x Auch in der Bildberichterstattung sind jeweils beide Frames bei der Darstellung der Konfliktparteien vorhanden, jedoch sind in der Bildberichterstattung, wie auch in der Bildberichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, eindeutigere Tendenzen erkennbar: Hier überwiegt im Allgemeinen humanitäres Framing auf palästinensischer und politisches Framing auf israelischer Seite. x Nicht (direkt) konfliktinvolvierten AkteurInnen kommt in der Textberichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 außer in „Die Zeit“ häufigkeitsbezogen generell ein geringerer Stellenwert zu als
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11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Supra- und internationale Institutionen (z.B. UN, EU), welche unter anderem als Konfliktvermittlerinnen thematisiert werden, spielen, wie auch in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, in „The Guardian Weekly“ eine wesentliche Rolle. In der „Profil“-Berichterstattung spielen supra- und internationale Institutionen im Gegensatz zur entsprechenden Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ jedoch eine geringere Rolle. Nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen werden in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt generell häufiger visualisiert als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Nur in „Der Spiegel“ stellt sich die Situation umgekehrt dar. Die Visualisierung der israelischen und der palästinensischen Seite in einem einzigen Bild kommt in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt ebenso häufiger vor als in Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. In „The Guardian Weekly“ kommt die Visualisierung der israelischen und der palästinensischen Seite in einem Bild jeweils etwa gleich häufig vor. Aussagen zu Perspektivenkoordination, Zukunfts- bzw. Optionenorientierung und der Arbeit mit möglichen Szenarien sowie zur Problem- und Lösungsorientierung Perspektivenkoordination als eine Orientierung an und Abstimmung von Interessen der Konfliktparteien spielt in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 ebenso wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ generell eine untergeordnete Rolle. Interessen bzw. Ziele der Konfliktparteien werden im Verhältnis zu vordergründigen Positionen der Konfliktparteien wenig thematisiert. Mögliche Szenarien, Zukunftsperspektiven und Optionen der Konfliktparteien sind in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 im Allgemeinen tendenziell weniger vorhanden als in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegossenes Blei“, in dem dieses Kriterium konstruktiver Konfliktbearbeitung ebenso eine untergeordnete Rolle spielt. Im Vergleich zu den Texten über „Operation Gegossenes Blei“ weisen die in den Texten über den israelischpalästinensischen Konflikt thematisierten Optionen, Szenarien und Zukunftsperspektiven aber eine positivere Tendenz auf. Die Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt ist in den vier Medien ebenso als hauptsächlich problemorientiert einzustufen wie die Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“.
11.8 Zusammenfassung
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Aussagen zur Verwendung von Metaphern und Vergleichen x Mit Metaphern und Vergleichen wird in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 ebenso wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ generell eher sparsam umgegangen, wobei Vergleiche häufiger verwendet werden. x Während die meisten verwendeten Metaphern und Vergleiche in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ ein drastisches und emotionales Bild der Situation der Menschen in Gaza zeichnen und somit das Leid der Bevölkerung in Gaza emotional nachvollziehbar machen sollen, werden Metaphern und Vergleiche in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt zwar ebenso unter anderem verwendet, um die Dramatik der Lebensumstände der palästinensischen Bevölkerung zu veranschaulichen. Vergleiche und Metaphern werden im Gegensatz zu deren Verwendung in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ aber zudem – wenn auch nicht häufig – eingesetzt, um die israelische Perspektive bzw. das Handeln der israelischen Politik im Konflikt nachvollziehbar zu machen. x Destruktive Metaphern kommen seltener als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, aber ebenfalls im Rahmen zitierter Aussagen etwa von Hamas-Sprechern vor. Aussagen zur Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe „Krieg“, „Konflikt“, „Krise“ und „Krieg“ x In der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 sind in den vier analysierten Medien ebenso unterschiedliche Konfliktbearbeitungsmuster erkennbar wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“. Fokussiert wird aber vor allem die Identifizierung unterschiedlicher Themen innerhalb des israelisch-palästinensischen Konflikts. x Während in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt die Charakterisierung, Ursprünge bzw. Auslöser und Folgen von „Krieg“ und „Konflikt“ im Mittelpunkt stehen und diese Begriffe mit einer hohen Komplexität sowie der Rolle der Medien in Verbindung gebracht werden, fokussiert die Berichterstattung über niedriger eskalierte Konfliktphasen des israelisch-palästinensischen Konflikts im Jahr 2008 vorwiegend Voraussetzungen für den Frieden bzw. Frieden als Prozess, den Umgang mit dem Konflikt bzw. Konfliktregelung sowie die Charakterisierung des Krisenbegriffs. Der Kriegsbegriff spielt, wenig überraschend, anders als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, keine wesentliche Rolle.
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11. Israelisch-palästinensischer Konflikt 2008
Ähnlichkeiten in den thematischen Kontextualisierungen zwischen den Berichterstattungen sind insofern erkennbar, als der israelisch-palästinensische Konflikt als dauerhaft und seine mögliche Beilegung als komplex thematisiert werden. Vor allem wird auch hier die Notwendigkeit der Inklusion aller Beteiligten sowie Dritter (z.B. internationaler VermittlerInnen und andere Länder im Nahen Osten), die Notwendigkeit einer Einigkeit innerhalb der Konfliktparteien sowie Dialogbereitschaft in Verhandlungen betont. „Krise“ wird hauptsächlich als humanitäre Notlage der palästinensischen Bevölkerung kontextualisiert und „Krieg“ wird als Intermezzo in einem lange andauernden Konflikt gesehen. Zudem werden Friedensverhandlungen und Konflikteskalationen in beiden Berichterstattungen als miteinander einhergehend thematisiert. Diese Kontextualisierungen von „Krise“ und „Krieg“ und „Frieden“ sind auch in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ zu beobachten. In der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt wird die Notwendigkeit eines aufeinander Zugehens bzw. einer schrittweisen Annäherung als Voraussetzung für einen funktionierenden Friedensprozess besonders betont, aber ein umfassender Frieden im Gegensatz zu einzelnen Zwischenlösungen, wenn auch nicht ganz so intensiv wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, als unrealistisch deklariert. Hingewiesen wird unter anderem auch auf die Themenvielfalt innerhalb des israelisch-palästinensischen Konflikts. Wiederholt wird auch darauf verwiesen, dass beide Konfliktparteien legitime Rechte haben und Interessen verfolgen und dass gegenseitiges Verständnis gefördert werden muss. Erkennbar ist hier, dass die konstruktive Bearbeitung des israelisch-palästinensischen Konflikts generell ein zentrales Thema in der Berichterstattung der vier analysierten Medien über den Konflikt im Jahr 2008 darstellt. Ein eindeutiges Framing der Konfliktparteien in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt lässt sich anhand der Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe „Konflikt“, „Frieden“, „Krise“ und „Krieg“ hier weniger deutlich feststellen als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, in der ein politisches Framing der israelischen sowie ein humanitäres und politisches Framing der palästinensischen Seite erkennbar ist. Humanitäres Framing ist anhand der Kontextualisierung des Krisenbegriffs jedoch auch in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 deutlicher in der Darstellung der palästinensischen Seite erkennbar.
12. Zur Darstellung des Konflikts über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo
12.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials Wie die Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 und über den damit zusammenhängenden hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegossenes Blei“ wird in einem letzten Schritt die Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo von Serbien am 17. Februar 2008 empirisch untersucht. Die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo zog einen politischen Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo nach sich und wurde international viel diskutiert wurde. Die oftmals als „Kosovo-Krise“ bezeichneten Ereignisse rund um die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo stehen offenbar in keinem thematischen Zusammenhang zu den zuvor analysierten Konflikten. Die Analyse der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo ermöglicht somit die Identifizierung konfliktübergreifender bzw. konfliktunabhängiger Berichterstattungsmuster. Überdies können Unterschiede bzw. Ähnlichkeiten zwischen der journalistischen Aufarbeitung eines Konflikts, der sich auf ein einziges, punktuelles Ereignis mit eindeutig definierbarem Konfliktgegenstand bzw. -auslöser bezieht (Unabhängigkeitserklärung des Kosovo), und eines Dauerkonflikts (israelisch-palästinensischer Konflikt) bzw. eines hoch eskalierten Konflikts mit (raschen) Ereignisfolgen („Operation Gegossenes Blei“) festgestellt werden. Als Untersuchungsmaterial werden wie zuvor die vier qualitätsjournalistisch positionierten wöchentlich erscheinenden Printmedien „The Guardian Weekly“, „Der Spiegel“, „Die Zeit“ und „Profil“ herangezogen. Untersucht werden alle im Jahr 2008 in diesen Medien erschienenen Artikel, in denen die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo thematisiert wird. Wie bei der empirischen Analyse der journalistischen Darstellung des israelisch-palästinensischen Konflikts sowie von „Operation Gegossenes Blei“ handelt es sich auch hier um eine Vollerhebung für den festgelegten Untersuchungszeitraum. Das Untersuchungsmaterial besteht aus insgesamt 40 Artikeln der vier analysierten Medien. Über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo sind weit weniger Artikel erschienen als über die zuvor analysierten Konflikte, was angesichts journalisti-
I. Wetzstein, Mediativer Journalismus, DOI 10.1007/978-3-531-94061-8_12, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
250
12. Konflikt über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo
scher Selektionskriterien (oKapitel 2.2, 4.4 und 4.5) und der Tatsache, dass hier ein einziges punktuelles Ereignis sowie dessen Ursachen und Folgen journalistisch thematisiert und kontextualisiert werden, nicht überrascht. Konkret sind 13 Artikel zur Thematik in „The Guardian Weekly“ (32,5% des Gesamtmaterials zur Thematik), 5 Artikel in „Der Spiegel“ (12,5%), 7 Artikel in „Die Zeit“ (17,5%) und 15 Artikel in „Profil“ (37,5%) erschienen. Die vergleichsweise intensive Auseinandersetzung mit dem Thema in „Profil“ lässt sich durch die Nähe zur Krisenregion und die Zuwanderung nach Österreich zur Zeit des Kosovokriegs im Jahr 1999 erklären (Betroffenheit). Die vermehrte Berichterstattung in „The Guardian Weekly“ lässt sich durch dessen Anspruch erklären, „a unique blend of international news“ (The Guardian Weekly 2010) bereitzustellen. Thematische Kontextualisierungen der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo sowie diesbezügliche Ähnlichkeiten der vier analysierten Medien lassen sich einfacher herausfiltern als im Rahmen der zuvor analysierten Konfliktberichterstattungen. Wiederholt werden der Einfluss der kosovarischen Unabhängigkeitserklärung auf serbische Wahlen bzw. Wahlergebnisse, der Kosovokrieg im Jahr 1999, Serbiens Beziehungen zur EU (mögliche Mitgliedschaft, Annäherung), die Rolle der EU im Kosovo, die internationale Anerkennung bzw. Ablehnung sowie die völkerrechtliche Situation bezüglich des Unabhängigkeitsstatus und die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo als Präzedenzfall bzw. Argument für eine mögliche Abspaltung Südossetiens und Abchasiens von Georgien im Zusammenhang mit dem Georgienkrieg thematisiert. Immer wieder wird zudem in Form historischer Rückblicke versucht, das serbisch-kosovarische Beziehungsgeflecht zu erläutern, etwa um die Wurzeln der Krise, die aufgrund der Unabhängigkeitserklärung entstand, festzustellen und zu klären, wer „Anrecht“ auf den Kosovo hat. Aufgrund der Themenerfassung liegt vorerst die Vermutung nahe, dass vorwiegend aus serbischer Sicht berichtet wird. Zudem spielen supra- bzw. internationale Organisationen (UN im Zusammenhang mit dem völkerrechtlichen Diskurs, die EU und ihre Beziehung zu Serbien sowie ihre Rolle im Kosovo, die Nato-Intervention im Kosovokrieg 1999) in der Berichterstattung eine wesentliche Rolle, wie Tabelle 50 zeigt. Des Weiteren wird in Tabelle 50 erfasst, wie eskaliert die thematisierten Ereignisse rund um die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo sind. Zur Anwendung kommt hierfür wie zuvor Friedrich Glasls 9-stufiges Phasenmodell (oKapitel 6.5), welches für die Codierung geclustert wurde, um möglichst eindeutige Zuordnungen treffen zu können. In der Berichterstattung werden generell wenig eskalierte Ereignisse thematisiert, die Eskalationsstufen 1 und 2 überwiegen. In den Zeiträumen des Georgienkriegs sowie nach der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Februar stehen höher bzw. hoch eskalierte Ereignisse im Mittelpunkt. Zudem sind in Tabelle 50 die erkennbaren Konfliktbearbeitungsmuster in
12.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials
251
jedem Artikel bzw. der Umgang mit dem Konflikt anhand des Ablaufs eines klassischen Mediationsprozesses in fünf Phasen angegeben (oKapitel 7.5). Die Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 fokussiert vor allem grundlegende Informationen über den Konflikt, über konfliktinvolvierte AkteurInnen sowie über die Genese des Konflikts (Phase 1) und identifiziert wesentliche zu klärende Themen innerhalb des Konflikts (Phase 2). Nur selten stehen Optionen zur Konfliktlösung (Phase 4) sowie Interessen, Ziele und Bedürfnisse der Konfliktparteien (Phase 3) im Mittelpunkt.
252
12. Konflikt über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo
12.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials
253
Tabelle 50: Thematische Kontextualisierungen der Berichterstattung über die Unabhängigkeit des Kosovo in „The Guardian Weekly“, „Der Spiegel“, „Die Zeit“ und „Profil“ im Jahr 2008 (40 Artikel)
254 12. Konflikt über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo
12.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials
255
34 Artikel (85% des Gesamtmaterials zur Thematik) sind dem Ressort Außenpolitik zuzuordnen, ein Artikel (aus “Die Zeit” ) ist im Ressort Wirtschaft erschienen, 5 Artikel sind in anderen Ressorts, zumeist eigenen Kommentarrubriken, platziert (4 in „The Guardian Weekly“ und 1 in „Die Zeit“). Die thematisch relevanten Artikel in „The Guardian Weekly“ sind zwischen 0,12 und 2,66 Seiten lang. 8 Artikel sind dem journalistischen Genre des Berichts zuzuordnen, welches zwischen 0,12 und 0,66 Seiten umfasst. 4 Berichte sind genau eine halbe Seite lang. Im Gegensatz zu den anderen untersuchten Medien überwiegen bei „The Guardian Weekly“ die Berichte gegenüber Reportagen/Dossiers bzw. Hintergrundberichterstattung (insgesamt 2 mit 0,75 und 2,66 Seiten), was sich wiederum durch die zuvor erläuterte Positionierung der Wochenzeitung erklären lässt. Zudem beinhaltet das Untersuchungsmaterial aus „The Guardian Weekly“ 3 Kommentare in der Länge von 1 Seite, 0,66 Seiten und 0,40 Seiten. Die Artikel in „Der Spiegel“ sind zwischen 0,33 und 5 Seiten lang, bestehend aus 3 Reportagen (1,33, 1,5 und 5 Seiten lang), einem Interview (1,33 Seiten lang) und einem Bericht (0,33 Seiten lang). In „Die Zeit“ sind im Gegensatz zu den anderen herangezogenen Medien keine Berichte zur Thematik vorhanden. Die Länge der Artikel liegt hier zwischen 0,13 und 1,60 Seiten, wobei hier das im Gegensatz zu den anderen drei Medien weit größere Format der Wochenzeitung zu berücksichtigen ist. Auf die drei vorhandenen Reportagen bzw. meinungsbetonten Analysen entfallen 0,40, 0,80 bzw. 1,60 Seiten. Die drei publizierten Kommentare zum Thema sind vergleichsweise kurz gehalten und umfassen 0,13, 0,16 und 0,33 Seiten. Zudem ist im Untersuchungszeitraum ein Porträt mit 0,75 Seiten erschienen, in dem die Unabhängigkeit des Kosovo thematisiert wird. In „Profil“ reicht die Spannweite der Länge der Berichterstattung von 0,20 bis 5,50 Seiten, wobei auch hier die Reportagen länger ausfallen als die Berichte: Die 5 vorhandenen Berichte umfassen zwischen 0,20 und 1 Seite, die 7 publizierten Reportagen umfassen mindestens 1 Seite (4 Reportagen) und maximal 5,50 Seiten (eine Reportage). 2 Reportagen umfassen jeweils 2 Seiten. Der einzige in “Profil” erschienene Kommentar zum Thema ist eine Seite lang, die zwei erschienenen Interviews, in denen die Kosovofrage thematisiert wird, haben eine Länge von 3 bzw. 5 Seiten. Wie im Falle der zuvor analysierten Berichterstattungen sind Reportagen, außer in „The Guardian Weekly“, auch in diesem Fall die vorwiegend verwendete Textgattung. Die Verwendung journalistischer Textgenres scheint also vom Medium und nicht von der jeweiligen Konfliktthematik abhängig zu sein. Die Mittelwerte zur Länge des Artikels in Seiten sind durch deutliche Standardabweichungen gekennzeichnet, wodurch veranschaulicht wird, dass die Spannweite der Artikellänge im Untersuchungszeitraum groß ist. Tabelle 51 zeigt, dass die Nachrichtenmagazine „Der Spiegel“ und „Profil“, wie auch in ihren Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-
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12. Konflikt über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo
palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 (oTabellen 3 und 27), durchschnittlich die längsten Artikel zur Thematik veröffentlicht haben, gefolgt von „The Guardian Weekly“ und „Die Zeit“. Die „The Guardian Weekly“-Artikel über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo fallen jedoch länger aus als jene über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008. Generell kann aber beobachtet werden, dass die Länge der Artikel, wie die Intensität der Berichterstattung, sowohl vom jeweiligen Medium als auch von der Konfliktthematik abhängig ist. MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Mittelwert ,6846 1,8980 ,5957 1,6633
N 13 5 7 15
Standardabweichung ,63463 1,79476 ,51474 1,63341
Tabelle 51: Durchschnittliche Länge der Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 in Seiten (n=40 Artikel)
Ähnliches gilt auch für den Einsatz visueller Elemente in der Berichterstattung, welche, wie in der zuvor analysierten Berichterstattung, in „The Guardian Weekly“ am wenigsten verwendet werden (oTabellen 4 und 28). Insgesamt kommen 9 von 40 Artikeln über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo ohne Bildberichterstattung aus. Konkret kommen in 6 „The Guardian Weekly“- und 3 „Die Zeit“Artikeln kein Bild vor. In „The Guardian Weekly“ werden maximal zwei Bilder pro Artikel platziert (max. 2 Bilder in Reportagen, max. 1 Bild in Berichten, kein Bild in Kommentaren). „Der Spiegel“ weist mindestens ein und maximal 7 Bilder pro Artikel auf, wobei Kommentare auch hier keine und Reportagen die meisten visuellen Elemente beinhalten. Die Kommentare in „Die Zeit“ beinhalten ebenfalls keine Bilder, die drei Reportagen haben 1, 3 und 6 Bilder, das Porträt 4 Bilder. Auch in „Profil“ werden die meisten Bilder in Reportagen platziert. Pro Artikel werden hier mindestens 1 und maximal 6 Bilder verwendet. Die in Tabelle 52 veranschaulichten Mittelwerte zur Anzahl der Bilder in der Berichterstattung zeigen große Standardabweichungen, wodurch sichtbar wird, dass sich der quantitative Einsatz von Bildern sehr unterschiedlich darstellt. MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Mittelwert ,62 3,00 2,00 2,13
N 13 5 7 15
Standardabweichung ,650 2,345 2,380 1,642
Tabelle 52: Durchschnittliche Anzahl der Bilder pro Artikel pro Medium in der in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 (n=40 Artikel)
12.1 Inhaltliche und formale Beschreibung des Untersuchungsmaterials
257
Tabelle 53, in welcher die durchschnittlichen Bildanteile der Artikel pro Medium genannt sind, spiegelt die in Tabelle 52 thematisierten Ergebnisse wieder. In den Nachrichtenmagazinen „Der Spiegel“ und „Profil“, in welchen durchschnittlich die meisten Bilder verwendet werden, ist auch der durchschnittliche Bildanteil pro Artikel am höchsten. MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Mittelwert 17,00 27,00 21,86 26,93
N 13 5 7 15
Standardabweichung 17,550 13,115 20,595 12,027
Tabelle 53: Durchschnittlicher Anteil der Bilder pro Artikel pro Medium am Gesamttext in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 in % (n=40 Artikel)
Bilder übernehmen, wie in den zuvor analysierten Berichterstattungen, generell (zu fast 80%) eine illustrative Funktion, dienen also der Veranschaulichung und Präzisierung und beziehen sich direkt auf im Text beschriebene Sachverhalte bzw. Ereignisse. Bilder mit journalistischer (eigenständige visuelle Information) und dramaturgischer Funktion (Auflockerung bzw. Spannungsaufbau mit latentem Bezug zum Text) kommen nur selten vor. Bilder als Verkaufsargument (ökonomische Funktion) kommen nicht vor. Als Bildquellen47 werden, wie in den zuvor analysierten Berichterstattungen, Infografiken bzw. Karten, aber hauptsächlich Fotografien (92,6%) aus Nachrichten- und Bildagenturen (73,5%) verwendet. In der „Die Zeit“-Berichterstattung, aber auch bei „Profil“, ist beobachtbar, dass in einigen Fällen auch FotojournalistInnenen beauftragt werden. Zusammengefasst sind Parallelen thematischer Kontexte in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in den vier analysierten Medien weniger komplex bzw. vielfältig und daher einfacher zu erkennen bzw. herauszufiltern als in den zuvor analysierten Konfliktberichterstattungen. Die berichterstatteten Ereignisse im Kontext mit der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo sind hauptsächlich wenig eskaliert, und journalistische Konfliktbearbeitung beschränkt sich hier auf grundsätzliche Informationen über den Konflikt und die Identifizierung relevanter Themen innerhalb des Konflikts. Generell kann aufgrund der Analyse der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, über den israelisch-palästinensischen Konflikt und aufgrund der bisherigen Ergebnisse zur journalistischen Darstellung der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo festgestellt werden, dass die Länge der Artikel, die Intensität der 47
Pro Artikel wurden maximal 3 Bilder bzgl. der Bildquelle codiert. Die hier angegebenen Zahlen zu den verwendeten Bildquellen beziehen sich auf 54 diesbezüglich zugeordnete Bilder.
258
12. Konflikt über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo
Berichterstattung sowie Anzahl und Anteil der verwendeten Bilder sowohl vom Medium als auch von der Konfliktthematik abhängig sind. Anders deuten die hauptsächliche illustrative Funktion von Bildern in allen drei Konfliktberichterstattungen, die vorwiegende Verwendung von Fotografien und Nachrichtenund Bildagenturen als überwiegend herangezogene Bildquellen darauf hin, dass diese weder vom Medium noch von der jeweiligen Konfliktthematik abhängen, sondern generelle journalistische Arbeitstechniken in Verbindung mit der Berichterstattung über Konflikte darstellen.
12.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven Wie die zuvor analysierten Konflikte, wird auch die Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo hinsichtlich ihrer Vielfalt und Ausgewogenheit untersucht (oKapitel 10.2 und 11.2). Ausgewogenheit wird anhand der Häufigkeit der Thematisierung der Konfliktparteien ermittelt, Vielfalt wird anhand der Repräsentation der Konfliktparteien durch unterschiedliche AkteurInnen festgestellt. Tabelle 54 zeigt, dass die Konfliktparteien in „The Guardian Weekly“ und „Die Zeit“ annähernd ausgewogen thematisiert werden. Andere, nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen kommen vor allem in „The Guardian Weekly“ besonders häufig vor, aber auch in „Die Zeit“ überwiegen diese. In „Profil“ überwiegen die serbische Perspektive sowie die Perspektive nicht (direkt) involvierter AkteurInnen deutlich. In „Der Spiegel“ wird ebenso vorwiegend die serbische Seite thematisiert, gefolgt von anderen, nicht (direkt) konfliktinvolvierten AkteurInnen. Auffällig ist, dass nur in „The Guardian Weekly“ die kosovarische Seite etwas mehr Raum in der Berichterstattung erhält als die serbische Seite. MEDIUM/ KONFLIKTAKTEURE im TEXT Kosovo Serbien Andere*
The Guardian Weekly
Der Spiegel Die Zeit Profil
10 25,6% 8 20,5% 20 51,3%
3 20,0% 7 46,7% 5 33,3%
5 23,8% 7 33,3% 9 42,9%
7 15,6% 18 40,0% 17 37,8%
Tabelle 54: Dargestellte KonfliktakteurInnen im Text pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 n=116 KonfliktakteurInnen in 40 Artikeln, max. 3 AkteurInnen pro Artikel codiert, % beziehen sich auf das jeweilige Medium *nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
259
12.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
In „The Guardian Weekly“ werden nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen, welche in der entsprechenden Berichterstattung am häufigsten thematisiert werden, vielfältiger als die Konfliktparteien repräsentiert. Supra- und internationale Institutionen sowie die Thematisierung von Nationen bzw. Gebieten (z.B. Russland) nehmen hier einen besonderen Stellenwert ein, gefolgt von (Gast-)KommentatorInnen bzw. JournalistInnen. Die serbische Seite wird hauptsächlich durch serbische PolitikerInnen repräsentiert, während die kosovarische Seite überwiegend als Nation bzw. Gebiet thematisiert wird, wie Tabelle 55 zeigt. THE GUARDIAN WEEKLY: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im TEXT PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn (Gast-)KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere
Kosovo
Serbien
*Andere
2 20,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 6 60,0% 1 10,0% 1 10,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
5 62,5% 0 0% 1 12,5% 0 0% 0 0% 1 12,5% 1 12,5% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 2 10,0% 0 0% 8 40,0% 0 0% 6 30,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 4 20,0% 0 0% 0 0%
Tabelle 55: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in „The Guardian Weekly“ im Jahr 2008 n=38 Akteurzuordnungen in 13 Artikeln, max. 3 Akteure pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Kosovo, Serbien, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
260
12. Konflikt über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo
In „Der Spiegel“ wird die vorwiegend thematisierte serbische Seite vielfältiger repräsentiert als die kosovarische Seite, wie Tabelle 56 verdeutlicht. Die Perspektive serbischer PolitikerInnen und politischer Parteien bzw. Organisationen wird gleichermaßen thematisiert wie die Situation aus der Sicht der Bevölkerung. Demgegenüber wird der Kosovo ausschließlich als Nation bzw. Gebiet behandelt. Andere, nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen sind, wie auch in „The Guardian Weekly“, hauptsächlich supra- und internationale Institutionen. DER SPIEGEL: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im TEXT PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn (Gast-)KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere
Kosovo
Serbien
*Andere
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 3 100% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
2 28,6% 0 0% 2 28,6% 0 0% 0 0% 1 14,3% 2 28,6% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0% 3 60,0% 0 0% 1 20,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 20,0% 0 0% 0 0%
Tabelle 56: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in „Der Spiegel“ im Jahr 2008 n=15 Akteurzuordnungen in 5 Artikeln, max. 3 Akteure pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Kosovo, Serbien, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Ähnliche Aussagen bezüglich der Repräsentation der Konfliktparteien sind auch für „Die Zeit“ zu treffen. Die serbische Seite wird vielfältiger als die koso-
261
12.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
varische Seite, welche überwiegend als Nation bzw. Gebiet thematisiert wird, repräsentiert. Andere, nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen sind suprabzw. internationale Institutionen, Nationen bzw. Gebiete und (Gast-)KommentatorInnen bzw. JournalistInnen, wie Tabelle 57 zeigt. DIE ZEIT: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im TEXT PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn (Gast-)KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere
Kosovo
Serbien
*Andere
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 4 80,0% 0 0% 1 20,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
2 28,6% 0 0% 1 14,3% 0 0% 0 0% 2 28,6% 0 0% 0 0% 1 14,3% 0 0% 1 14,3% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0% 4 44,4% 0 0% 3 33,3% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 2 22,2% 0 0% 0 0%
Tabelle 57: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in „Die Zeit“ im Jahr 2008 n=21 Akteurzuordnungen in 7 Artikeln, max. 3 Akteure pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Kosovo, Serbien, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Ein ähnliches Muster ist auch in der „Profil“-Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo erkennbar, wie in Tabelle 58 veranschaulicht: Auf serbischer Seite überwiegen politische AkteurInnen, während der Kosovo als Nation bzw. Gebiet thematisiert wird. Andere, nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen sind hauptsächlich supra- und internationale Institutionen.
262
12. Konflikt über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo
PROFIL: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im TEXT PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn (Gast-)KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere
Kosovo
Serbien
*Andere
2 28,6% 0 0% 1 14,3% 0 0% 0 0% 3 42,9% 1 14,3% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
9 50,0% 0 0% 4 22,2% 0 0% 0 0% 2 11,1% 2 11,1% 0 0% 0 0% 0 0% 1 5,6% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 2 11,8% 0 0% 7 41,2% 0 0% 3 17,6% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 2 11,8% 3 17,6% 0 0% 0 0%
Tabelle 58: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Text in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in „Profil“ im Jahr 2008 n=42 Akteurzuordnungen in 15 Artikeln, max. 3 Akteure pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Kosovo, Serbien, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Visuell werden die Konfliktparteien in „Der Spiegel“ etwa gleich häufig thematisiert, während in der Textberichterstattung des Nachrichtenmagazins, wie erläutert (Tabelle 54), die serbische Seite dominiert. In „Die Zeit“ ist die Darstellung der Konfliktparteien häufigkeitsbezogen sowohl verbal als auch visuell annähernd ausgewogen. In der „Profil“-Berichterstattung dominiert die serbische Seite beide Modi, und in „The Guardian Weekly“ kommt die serbische Seite visuell häufiger vor, während die kosovarische Seite auf verbaler Ebene etwas häufiger thematisiert wird als die serbische Seite. Andere, nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen nehmen in der Bildberichterstattung generell einen geringeren Stellenwert ein als in den journalistischen Texten. Nur in „The Guardian
263
12.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
Weekly“ werden sie visuell etwa gleich häufig thematisiert wie die serbische Seite. Tabelle 59 zeigt die Häufigkeit der visuellen Darstellung der Konfliktparteien in den vier analysierten Medien. MEDIUM/ KONFLIKTAKTEURE im BILD Kosovo Serbien Kosovo und Serbien Andere*
The Guardian Weekly
Der Spiegel
Die Zeit
Profil
1 12,5% 4 50,0% 0 0% 3 37,5%
5 45,5% 4 36,4% 0 0% 1 9,1%
3 33,3% 4 44,4% 0 0% 2 22,2%
6 23,1% 13 50,0% 0 0% 4 15,4%
Tabelle 59: Dargestellte Konfliktakteure im Bild pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 n=50 KonfliktakteurInnen in 31 Artikeln, in 9 Artikeln kein Bild vorhanden bzw. Konfliktpartei nicht zuordenbar, max. 3 Bilder pro Artikel codiert, % beziehen sich auf das jeweilige Medium *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen) „Der Spiegel“: 1 Konfliktakteur nicht zuordenbar; „Profil“: 3 Konfliktakteure nicht zuordenbar
In der „The Guardian Weekly“-Bildberichterstattung wird die serbische Seite, wie in den journalistischen Texten der Wochenzeitung, vielfältiger dargestellt als die kosovarische Seite. Anders als in der Textberichterstattung werden die Konfliktparteien visuell nicht aus politischer (serbische Seite) und territorialer (kosovarische Seite), sondern aus humanitärer Perspektive thematisiert, wie Tabelle 60 zeigt. THE GUARDIAN WEEKLY: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im BILD PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung
Kosovo Serbien
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 100%
1 25,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 2 50,0%
Kosovo und Serbien 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
*Andere
0 0% 0 0% 0 0% 1 33,3% 0 0% 0 0% 1 33,3%
264
12. Konflikt über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo
Einzelne Personen/Familien (Schicksale)
0 0% Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn 0 0% WissenschafterIn/ExpertIn 0 0% KünstlerIn 0 0% (Gast-) KommentatorIn/JournalistIn 0 0% LeserIn 0 0% andere 0 0% AkteurIn nicht zuordenbar 0 0%
1 25,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 33,3%
Tabelle 60: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in „The Guardian Weekly“ im Jahr 2008 n=8 Akteurzuordnungen in 7 Artikeln, in 6 Artikeln kein Bild vorhanden, max. 3 Bilder pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Kosovo, Serbien, Kosovo und Serbien, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Auch in der „Der Spiegel“-Bildberichterstattung ist die serbische Seite entgegen der entsprechenden Textberichterstattung wenig politisch geframed, sondern wird eher aus der Perspektive der Bevölkerung thematisiert bzw. humanitär geframed. Die kosovarische Seite wird visuell häufiger als die serbische Seite anhand des Territoriums dargestellt, aber auch humanitär anhand der Bevölkerung und einzelner Personen geframed, wie Tabelle 61 zeigt. DER SPIEGEL: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im BILD PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet
Kosovo
Serbien
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 3 60,0%
1 25,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 25,0%
Kosovo und Serbien 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
*Andere
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 100% 0 0%
265
12.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn (Gast-) KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere
1 20,0% 1 20,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
2 50,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Tabelle 61: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in „Der Spiegel“ im Jahr 2008 n=10 Akteurzuordnungen in 5 Artikeln, max. 3 Bilder pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Kosovo, Serbien, Kosovo und Serbien, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
In „Die Zeit“ spielt visuelles politisches Framing der serbischen Seite ebenso eine Rolle wie deren Repräsentation anhand zivilgesellschaftlicher Institutionen (z.B. NGOs, Vereine) und WissenschafterInnen bzw. ExpertInnen. Die kosovarische Seite wird anhand des Territoriums sowie anhand der Bevölkerung thematisiert, wie in Tabelle 62 veranschaulicht. DIE ZEIT: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im BILD PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale)
Kosovo
Serbien
Kosovo und Serbien
*Andere
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 33,3% 2 66,7% 0 0%
1 25,0% 0 0% 1 25,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 1 50,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 50,0%
266 Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn (Gast-) KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere
12. Konflikt über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
1 25,0% 1 25,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Tabelle 62: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in „Die Zeit“ im Jahr 2008 n=9 Akteurzuordnungen in 4 Artikeln, in 3 Artikeln kein Bild vorhanden, max. 3 Bilder pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Kosovo, Serbien, Kosovo und Serbien, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Tabelle 63 zeigt, dass die in „Profil“ häufiger visualisierte serbische Seite, wie auch in der Textberichterstattung des Nachrichtenmagazins, vorwiegend aus politischer Perspektive dargestellt wird. Die kosovarische Seite wird aus politischer, territorialer und humanitärer Sicht gleichermaßen visuell thematisiert. PROFIL: AKTEURE/KONFLIKTAKTEURE im BILD PolitikerIn national PolitikerIn international Politische Partei/Organisation national Supranationale/internationale Institution Politische Partei international Nation/Gebiet Bevölkerung Einzelne Personen/Familien (Schicksale) Zivilgesellschaftliche Institution/VertreterIn WissenschafterIn/ExpertIn
Kosovo
Serbien
Kosovo und Serbien
*Andere
2 33,3% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 2 33,3% 0 0% 2 33,3% 0 0% 0 0%
9 69,2% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 2 15,4% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0% 2 50,0% 0 0% 1 25,0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
267
12.2 Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven
KünstlerIn (Gast-) KommentatorIn/JournalistIn LeserIn andere
0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
2 15,4% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
0 0% 0 0% 0 0% 1 25,0%
Tabelle 63: Akteursrepräsentanzen der Konfliktparteien im Bild in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in „Profil“ im Jahr 2008 n=23 Akteurzuordnungen in 15 Artikeln, max. 3 Bilder pro Artikel codiert, % beziehen sich auf die Konfliktakteure (Konfliktparteien: Kosovo, Serbien, Kosovo und Serbien, Andere) *nicht (direkt) konfliktinvolvierte Akteure (z.B. inter- und supranationale Organisationen, JournalistInnen, internationale PolitikerInnen)
Zusammengefasst kann festgestellt werden, dass die serbische Seite in den analysierten Textberichterstattungen über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in allen vier Medien offenkundig vielfältiger repräsentiert ist als die kosovarische Seite. Die Perspektivenvielfalt hält sich, wie auch anhand der überschaubaren thematischen Kontexte in den Berichterstattungen (oTabelle 50) erkennbar, in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo als „punktuelles“ Ereignis mit eindeutig definierbarem Konfliktgegenstand bzw. -auslöser jedoch generell in Grenzen. Zudem wird die serbische Seite eindeutig politisch geframed, während die kosovarische Seite überwiegend als Territorium (Nation bzw. Gebiet) thematisiert wird. Ein bestimmtes Framing der Konfliktparteien ist hier deutlicher erkennbar als in den Berichterstattungen über den israelischpalästinensischen Konflikt und über „Operation Gegossenes Blei“. Beobachtet werden kann anhand der bisherigen empirischen Ergebnisse auch eine tendenziell häufigere Thematisierung solcher Konfliktparteien, die vorwiegend politisch geframed sind, in diesem Fall der serbischen Seite. Nur in den journalistischen Texten in „The Guardian Weekly“ wird die kosovarische Seite etwas häufiger thematisiert als die serbische Seite. Andere, nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen nehmen, wie auch in den zuvor analysierten Konfliktberichterstattungen, in den analysierten Texten einen weit höheren Stellenwert ein als in den visuellen Elementen. In der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo kommt vor allem supra- und internationalen Institutionen ein hoher Stellenwert zu. Visuell kommen die Konfliktparteien in „Die Zeit“ und „Der Spiegel“ etwa gleich häufig vor, während in „Profil“ und „The Guardian Weekly“ die serbische Seite dominiert. Ein eindeutig politisches visuelles Framing der serbischen Seite lässt sich nur in „Profil“ feststellen. In allen anderen Medien sind die Konfliktparteien eher humanitär geframed, werden also anhand der Bevölkerung oder
268
12. Konflikt über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo
einzelner Personen thematisiert48. Die Darstellung des Kosovo als Nation bzw. Gebiet, also territoriales Framing, spielt auch visuell eine Rolle.
12.3 Perspektivenkoordination Wie im Falle der Berichterstattungen über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 (oKapitel 11.3) und über den hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegossenes Blei“ (oKapitel 10.3) wird die Häufigkeit der Thematisierung von Positionen bzw. Forderungen an die jeweils andere Konfliktpartei und dahinter liegenden Interessen bzw. Zielen sowie deren Abstimmung aufeinander auch im Falle der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo analysiert. Tabelle 64 zeigt die durchschnittliche Anzahl der thematisierten Positionen in den Artikeln der vier analysierten Medien. In „Der Spiegel“ werden im Schnitt die meisten, in „The Guardian Weekly“ die wenigsten Positionen thematisiert. MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Mittelwert 5,92 14,00 12,14 10,60
N 13 5 7 15
Standardabweichung 3,121 5,701 4.706 8,509
Minimum 1 4 6 1
Maximum 13 18 19 31
Tabelle 64: Durchschnittliche Anzahl der thematisierten Positionen pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 (n=40 Artikel)
Hinter vordergründigen Positionen liegende Interessen spielen, ebenso wie in den zuvor analysierten Berichterstattungen, auch in den journalistischen Texten über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo generell eine untergeordnete Rolle, wie Tabelle 65 verdeutlicht.
48
Humanitäres Framing äußert sich hier, anders als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008, weniger durch die Visualisierung von Opfern (Opferframing anhand einzelner Personen bzw. Konfliktschicksale), sondern eher durch zivilgesellschaftlichen Protest oder die Visualisierung von Bevölkerungsgruppen allgemein.
269
12.4 Zukunftsorientierung sowie Arbeiten mit Szenarien und Optionen
MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Mittelwert 1,23 1,40 1,86 1,13
N 13 5 7 15
Standardabweichung 1,166 1,517 ,690 1,302
Minimum 0 0 1 0
Maximum 4 4 3 3
Tabelle 65: Durchschnittliche Anzahl der thematisierten Interessen pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 (n=40 Artikel)
Hauptsächlich werden territoriale Interessen beider Konfliktparteien thematisiert. In anderen Worten werden die Konsequenzen der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo überwiegend als Territorialkonflikt (oKapitel 6.3) zwischen Serbien und dem Kosovo verortet. Wie in den zuvor analysierten Berichterstattungen werden die genannten Positionen und Interessen kaum aufeinander bezogen bzw. abgestimmt, Perspektiven also kaum koordiniert (zur Perspektivenkoordination oKapitel 7.6, 8 und 10.3).
12.4 Zukunftsorientierung sowie Arbeiten mit Szenarien und Optionen Zukunftsorientierung bzw. mögliche Szenarien und Optionen für die Konfliktparteien spielen, wie in den zuvor analysierten Konfliktberichterstattungen (oKapitel 10.4 und 11.4), eine untergeordnete Rolle, wie Tabelle 66 zeigt. MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Mittelwert ,69 1,00 ,86 ,53
N 13 5 7 15
Standardabweichung ,855 1,732 1,464 1,060
Minimum 0 0 0 0
Maximum 2 4 4 4
Tabelle 66: Durchschnittliche Anzahl der thematisierten Zukunftsperspektiven/Szenarien/ Lösungsvorschläge pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 (n=40 Artikel)
Tabelle 67 bestätigt, dass in allen vier Medien jeweils in mehr als der Hälfte aller Artikel keine Zukunftsperspektiven thematisiert werden. In „Der Spiegel“ und „Profil“ tendieren die genannten Zukunftsperspektiven in die negative Richtung. In „Die Zeit“ und „The Guardian Weekly“ kommen sowohl eher positive als auch eher bzw. eindeutig negative Zukunftsperspektiven vor.
270 MEDIUM/ BEWERTUNG der PERSPEKTIVEN The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
12. Konflikt über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo
Eindeutig positiv
Überwiegend positiv
0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
1 9,1% 0 0% 1 14,3% 0 0%
Positiv und negativ gleichermaßen 2 18,2% 0 0% 1 14,3% 0 0%
Überwiegend negativ 0 0% 2 40,0% 1 14,3% 2 14,3%
EindeuKeine tig Perspeknegativ tiven genannt 1 7 9,1% 63,6% 0 3 0% 60,0% 0 4 0% 57,1% 2 10 14,3% 71,4%
Tabelle 67: Bewertung der thematisierten Zukunftsperspektiven/Szenarien/Lösungsvorschläge pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 (n=37 Artikel, in 3 Artikeln eindeutige Bewertung nicht möglich, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
12.5 (Problem- und) Lösungsorientierung Ebenso wie die zuvor analysierten Berichterstattungen (oKapitel 10.5 und 11.5) werden in den Artikeln über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo überwiegend Probleme thematisiert und analysiert. Ausschließlich lösungsorientierte Artikel über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo wurden nicht veröffentlicht. Neben einer Problem- ist eine Lösungsorientierung in mehr als einem Artikel nur in „The Guardian Weekly“ feststellbar, wie Tabelle 68 zeigt. MEDIUM/ ORIENTIERUNG des Artikels The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Problemorientiert
Lösungsorientiert
7 63,6% 4 80,0% 7 100% 11 91,7%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Problem- und lösungsorientiert 4 36,4% 1 20,0% 0 0% 1 8,3%
Tabelle 68: Problem- und Lösungsorientierung pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 (n=35 Artikel, in 5 Artikeln keine Orientierung erkennbar bzw. eindeutige Bewertung nicht möglich, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
271
12.7 Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe
12.6 Konstruktiver Umgang mit Vergleichen und Metaphern Metaphern und Vergleiche werden in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo generell noch sparsamer eingesetzt als in den zuvor analysierten Berichterstattungen (Kapitel 10.6 und 11.6). Vergleiche dienen überwiegend der Veranschaulichung. So wird der Kosovo in „Der Spiegel“ als ein Territorium thematisiert, das kaum größer und halb so dicht besiedelt ist wie der Regierungsbezirk Stuttgart. Metaphern dienen ebenso der Veranschaulichung, haben aber auch dramatisierende Elemente inne. So wird etwa in „Die Zeit“ erläutert, dass das Bewerfen internationaler Organisationen mit Handgranaten im Nordkosovo, wo besonders viele Serben leben, zum Volkssport geworden sei. „Profil“ erläutert, dass der Sekt nach der Unabhängigkeitserklärung inzwischen schal schmeckt, die Partylaune also verflogen ist. Der Kosovo, den Serbien als „Wiege“ seiner mittelalterlichen Kultur wie ein Totem für sich reklamiert, sei zudem zwischen die Mühlsteine der Weltpolitik geraten.
12.7 Kontextualisierungen der Schlüsselbegriffe „Konflikt“, „Krise“, „Krieg“ und „Frieden“ Wie in Tabelle 50 bereits veranschaulicht, werden im Zusammenhang mit der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo von Serbien hauptsächlich niedriger eskalierte Konfliktereignisse thematisiert. Tabelle 69 bestätigt anhand Glasls neunstufigem Phasenmodell der Konflikteskalation (oKapitel 6.5), dass kaum hoch eskalierte Ereignisse (Stufe 7 – 9) thematisiert werden. ESKALATION/ MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Stufe 1 2 10 83,3% 1 20,0% 0 0% 10 66,7%%
Stufe 3 -4 0 0% 2 40,0% 3 42,9% 1 6,7%%
Stufe 5 -6 1 8,3% 2 40,0% 3 42,9% 3 20,0%
Stufe 7 -9 1 8,3% 0 0% 1 14,3% 1 6,7%%
Mehrere Stufencluster erkennbar 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Tabelle 69: Beschriebene Eskalationsstufen in den Artikeln pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 (n=39 Artikel, in 1 Artikel Eskalationsstufe nicht zuordenbar, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
272
12. Konflikt über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo
Ähnlich lässt sich auch anhand des Bloomfield-Leiss-Dynamic-Phase-Models (oKapitel 6.5) feststellen, dass niedriger eskalierte Konfliktphasen in der Berichterstattung überwiegen (Phasen 1 und 2) und hoch eskalierte Konfliktereignisse (Phase 3) kaum vorkommen, wie Tabelle 70 zeigt. KONFLIKTPHASE/ MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Phase 1 10 83,3% 2 40,0% 4 57,1% 12 80,0%
Phase 2 1 8,3% 3 60,0% 2 28,6% 2 13,3%
Phase 3 1 8,3% 0 0% 1 14,3% 1 6,7%
Phase 4 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Phase 5 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Disput ist gelöst 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Phasen überschneiden sich 0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Tabelle 70: Beschriebene Konfliktphasen in den Artikeln pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 (n=39 Artikel, in 1 Artikel Konfliktphase nicht feststellbar, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
Anhand der Tabelle 50 wurde bereits ersichtlich, dass der Konflikt um die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo hauptsächlich durch die Identifizierung unterschiedlicher Konfliktthemen (mediative Phase 2), die sich vorwiegend auf das Interesse beider Konfliktparteien an territorialer Integrität beziehen, sowie die Thematisierung grundlegender Informationen über den Konflikt (mediative Phase 1) journalistisch bearbeitet wird (zu den mediativen Phasen oKapitel 7.5 und Untersuchungsdesign im Anhang). In Tabelle 71 sind diese Ergebnisse konkretisiert. Das Herausfiltern konfliktrelevanter Themen ist auch in den zuvor analysierten Konfliktberichterstattungen, deutlicher in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008, ein wesentliches Konfliktbearbeitungsmuster (oKapitel 10.7 und 11.7). Generell sind die anhand der Phasen klassischer Mediationsprozesse festgestellten Muster der Konfliktbearbeitung in den journalistischen Texten über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo aber weniger vielfältig als jene in den zuvor analysierten Konfliktberichterstattungen.
273
12.7 Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe
MEDIATIVE PHASE/ MEDIUM The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Phase 1
Phase 2
Phase 3
Phase 4
Phase 5
2 16,7% 2 40,0% 2 28,6% 6 40,0%
8 66,7% 2 40,0% 4 57,1% 8 53,3%
1 8,3% 0 0% 1 14,3% 0 0%
1 8,3% 1 20,0% 0 0% 1 6,7%
0 0% 0 0% 0 0% 0 0%
Tabelle 71: Mediative Phasen (konstruktive Konfliktbearbeitungsmuster) der Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 (n=39 Artikel, in 1 Artikel mediative Phase nicht erkennbar, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
Wie die Analyse der Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 verdeutlichen, wird Gewalt, also die direkte Bedrohung anderer, selbst im Rahmen der Darstellung hoch eskalierter Konfliktereignisse in den journalistischen Texten, visuell kaum thematisiert (oKapitel 10.7 und 11.7). Auch in der Bildberichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo wird Gewalt großteils nicht visualisiert, wie Tabelle 72 zeigt. Die teilweise Erkennbarkeit von Gewalt in visuellen Elementen, also beispielsweise die Abbildung einer Waffe im Bild ohne sichtbare Bedrohung anderer, kommt ebenfalls selten vor. MEDIUM/ GEWALT im BILD The Guardian Weekly Der Spiegel Die Zeit Profil
Keine Gewalt erkennbar 7 87,5% 8 72,7% 7 77,8% 22 84,6%
Gewalt teilweise erkennbar 1 12,5% 3 27,3% 2 22,2% 3 11,5%
Gewalt erkennbar 0 0% 0 0% 0 0% 1 3,8%
Tabelle 72: Dargestellte Gewalt in Bildern pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 (n=54 Bilder in 31 Artikeln, in 9 Artikeln kein Bild vorhanden bzw. nicht zuordenbar, max. 3 Bilder pro Artikel codiert, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
Generell werden in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo sowohl visuell als auch verbal also vorwiegend niedrig bzw. niedriger eskalierte Konfliktereignisse thematisiert. Die Identifizierung konfliktrelevanter Themen und das Herausarbeiten grundsätzlicher Informationen sind die vorwie-
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12. Konflikt über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo
genden Konfliktbearbeitungsmuster in der Textberichterstattung. Journalistische Konfliktbearbeitung stellt sich in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Allgemeinen weniger vielfältig dar als in den zuvor analysierten Konfliktberichterstattungen. Im Folgenden soll, wie auch im Rahmen der zuvor analysierten Konfliktberichterstattungen (oKapitel 10.7 und 11.7), auf die Verwendung bzw. Kontextualisierung der als generelle Schlüsselbegriffe journalistischer Konfliktberichterstattung identifizierten Termini „Krise“, „Konflikt“, „Frieden“, „Terror(ismus)“ und „Krieg“ eingegangen werden. Tabelle 73 zeigt die Häufigkeit der Verwendung dieser Begriffe in den Artikeln über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo in den vier analysierten Medien. Die alleinige Verwendung des Krisenbegriffs spielt, wie auch in den zuvor analysierten Berichterstattungen, nur in „The Guardian Weekly“-Artikeln eine Rolle. Auch der Konfliktbegriff wird überwiegend in „The Guardian Weely“ alleine verwendet. Der Begriff „Krieg“ kommt alleine vor allem in „Profil“-Artikeln, zumeist im Zusammenhang mit dem Kosovo-Krieg im Jahr 1999, vor. In allen vier Medien werden die genannten Schlüsselbegriffe in den Artikeln auch kombiniert, besonders häufig in „Die Zeit“, aber auch in „Der Spiegel“. Die Begriffe „Frieden“ und „Terror(ismus)“ kommen in den Artikeln alleine nicht vor. MEDIUM/BEGRIFF Krise/crisis Konflikt/conflict Frieden/peace Terror(ismus)/terror(ism) Krieg/war Kombination mehrerer Begriffe andere
The Guardian Weekly 3 30,0% 4 40,0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 10,0% 2 20,0%
Der Spiegel 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 1 20,0% 2 40,0% 2 40,0%
Die Zeit 0 0% 1 14,3% 0 0% 0 0% 2 28,6% 4 57,1% 0 0%
Profil 0 0% 1 9,1% 0 0% 0 0% 7 63,6% 2 18,2% 1 9,1%
Tabelle 73: Verwendung der Schlüsselbegriffe „Krise“, „Konflikt“, „Frieden“, „Terror(ismus)“ und „Krieg“ pro Artikel pro Medium in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 (n=33 Artikel, in 7 Artikeln kein Schlüsselbegriff erkennbar, % beziehen sich auf das jeweilige Medium)
Wie die thematischen Kontexte (oTabelle 50) und die Repräsentationen der Konfliktparteien (oKapitel 12.2), stellen sich auch die Kontextualisierungen
12.8 Zusammenfassung
275
dieser Schlüsselbegriffe weniger vielfältig dar als in den zuvor analysierten Berichterstattungen (oKapitel 10.7 und 11.7). Der Krisenbegriff, welcher hauptsächlich in „The Guardian Weekly“ verwendet wird („Kosovo-Krise“), wird hier, anders als in den zuvor analysierten Konfliktberichterstattungen, nicht mit humanitären bzw. wirtschaftlichen Notlagen der Bevölkerung, sondern als zivilgesellschaftlicher Protest und als politisch („politische Krise“) thematisiert. Als zentrale Fragen der Krise werden die Klärung territorialer Verhältnisse sowie von Zugehörigkeit thematisiert. Zudem wird internationales Involvement durch die Vereinten Nationen und die EU als wesentlich für eine Klärung beschrieben. In „Die Zeit“ wird der Kosovo als Krisenherd bezeichnet. Der Kriegsbegriff wird hauptsächlich in Zusammenhang mit dem KosovoKrieg 1999 und in Verbindung mit so genannten humanitären Interventionen, welche generell, vor allem aber in „Die Zeit“, kritisch hinterfragt werden, thematisiert. Krieg wird als destruktiv und traumatisch, überwiegend aber als (völker)rechtliche Frage behandelt. Die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo wird hauptsächlich als Auslöser für die offene Austragung eines Konflikts, der aber bereits zuvor existiert hat (vgl. dazu „latente Konflikte“ oKapitel 6.3), thematisiert. Im Allgemeinen wird der Konflikt zwischen dem Kosovo und Serbien in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo überwiegend als Territorialkonflikt thematisiert, aber auch (nationale) Identitäts- und Zugehörigkeitsfragen werden behandelt.
12.8 Zusammenfassung: Gegenüberstellung der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo sowie der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 Zusammenfassend können über die Berichterstattung zur Unabhängigkeitserklärung des Kosovo von Serbien im Jahr 2008 unter Berücksichtigung der Erkenntnisse zu den Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und über den israelisch-palästinensischen Konflikt folgende Aussagen getroffen werden: Generelle Aussagen zur Berichterstattung x In der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo von Serbien im Jahr 2008 werden überwiegend niedriger eskalierte Konfliktereignisse thematisiert, hoch eskalierte Konfliktereignisse kommen kaum vor. Ebenso wie in der Bildberichterstattung über die hoch eskalierte „Operation
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12. Konflikt über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo
Gegossenes Blei“ und über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 wird Gewalt bzw. hohe Eskalation in der Bildberichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo kaum visualisiert. Die Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Jahr 2008 in den vier analysierten Medien ist mit insgesamt 40 Artikeln (im gesamten Jahr 2008) weitaus weniger intensiv als die Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt. Bezüglich des Ausmaßes der Bildberichterstattung sind, wie in den Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008, Unterschiede in den vier analysierten Medien erkennbar. In der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo werden in den vier analysierten Medien, weitaus eindeutiger als in den Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelischpalästinensischen Konflikt im Jahr 2008, ähnliche thematische Kontexte hergestellt. Die thematischen Kontextualisierungen der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo sind in der Berichterstattung generell weniger vielfältig und weitaus überschaubarer als jene des israelisch-palästinensischen Konflikts und der „Operation Gegossenes Blei“. Bezüglich der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo unterscheidet sich besonders offensichtlich „The Guardian Weekly“ von den anderen analysierten Medien hinsichtlich der Verwendung von Textgattungen, was auf Unterschiede bezüglich journalistischer Erzählstrategien schließen lässt. In den anderen analysierten Medien kommen Reportagen besonders häufig vor, wobei auch dort Textgattungen unterschiedlich häufig verwendet werden. Ähnliche Ergebnisse liefern auch die Analysen der Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008. In der Bildberichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo findet sich, wie in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008, hauptsächlich die Bildgattung der Fotografie. Vorrangige Bildquellen sind auch hier Nachrichten- bzw. Bildagenturen. Bilder werden hauptsächlich zur Illustration bzw. Ergänzung von im Text erläuterten Sachverhalten bzw. Perspektiven eingesetzt.
12.8 Zusammenfassung
277
Aussagen zur Vielfalt und Ausgewogenheit der Perspektiven x Die Konfliktparteien werden in „Der Spiegel“ visuell etwa gleich häufig thematisiert, während in dessen Textberichterstattung die serbische Seite dominiert. x In „Die Zeit“ ist die Darstellung der Konfliktparteien häufigkeitsbezogen sowohl verbal als auch visuell annähernd ausgewogen. x In der „Profil“-Berichterstattung dominiert die serbische Seite sowohl verbal als auch visuell. x In „The Guardian Weekly“ kommt die serbische Seite visuell häufiger vor, während die kosovarische Seite auf verbaler Ebene etwas häufiger thematisiert wird als die serbische Seite. x Andere, nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen nehmen in der Bildberichterstattung generell einen geringeren Stellenwert ein als in den journalistischen Texten, in denen nicht (direkt) involvierte AkteurInnen generell häufiger thematisiert werden als die kosovarische Seite. Andere, nicht (direkt) involvierte AkteurInnen sind, anders als in den Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008, generell hauptsächlich supra- und internationale Organisationen (z.B. UN, EU, Nato). x Ein Framing der Konfliktparteien ist in den journalistischen Texten über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo weitaus eindeutiger erkennbar als in den Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008: Die serbische Seite ist hauptsächlich politisch geframed, während der Kosovo hauptsächlich als Nation bzw. Gebiet (territoriales Framing) thematisiert wird. x In der Bildberichterstattung lässt sich ein eindeutig politisches Framing der serbischen Seite nur in „Profil“ feststellen. In den anderen analysierten Medien sind die Konfliktparteien eher humanitär geframed, werden also anhand der Bevölkerung oder einzelner Personen visualisiert. Humanitäres Framing äußert sich hier, anders als in der Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008, jedoch weniger durch die Darstellung von Konfliktopfern, sondern vorwiegend durch zivilgesellschaftliche Proteste bzw. die Visualisierung von Bevölkerungsgruppen. Die Darstellung des Kosovo als Nation bzw. Gebiet, also territoriales Framing, spielt auch visuell eine Rolle. x In der Bildberichterstattung werden die Konfliktparteien tendenziell vielfältiger repräsentiert als in der Textberichterstattung. Dies gilt vor allem für die Darstellung der kosovarischen Seite. Andere, nicht (direkt) involvierte AkteurInnen spielen in der Bildberichterstattung eine geringere Rolle als in der Textberichterstattung.
278 x
12. Konflikt über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo
Die Perspektivenvielfalt, das heißt die Repräsentation der Konfliktparteien durch unterschiedliche AkteurInnen, hält sich in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo als „punktuelles“ Ereignis mit eindeutig definierbarem Konfliktgegenstand bzw. -auslöser, anders als in den Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008, jedoch generell in Grenzen.
Aussagen zu Perspektivenkoordination, Zukunfts- bzw. Optionenorientierung und der Arbeit mit möglichen Szenarien sowie zur Problem- und Lösungsorientierung x Perspektivenkoordination als eine Orientierung an und Abstimmung von Interessen der Konfliktparteien spielt in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo ebenso wie in den Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 generell eine untergeordnete Rolle. Interessen bzw. Ziele der Konfliktparteien werden im Verhältnis zu vordergründigen Positionen der Konfliktparteien wenig thematisiert. x Mögliche Szenarien, Zukunftsperspektiven und Optionen der Konfliktparteien spielen in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo eine ebenso untergeordnete Rolle wie in den Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008. x Die Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo ist in den vier Medien ebenso als hauptsächlich problemorientiert einzustufen wie die Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008. Aussagen zur Verwendung von Metaphern und Vergleichen x Mit Metaphern und Vergleichen wird in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo noch sparsamer umgegangen als in den Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008. x Vergleiche, sofern verwendet, dienen in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo zur Veranschaulichung von Sachverhalten. Metaphern dienen ebenso der Veranschaulichung, haben aber zudem auch dramatisierende Elemente inne. Destruktive Metaphern kommen nicht vor.
12.8 Zusammenfassung
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Aussagen zur Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe „Krieg“, „Konflikt“, „Krise“ und „Krieg“ x In der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo sind in den vier analysierten Medien weniger vielfältige Konfliktbearbeitungsmuster erkennbar als in den Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008. Fokussiert wird in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo, noch eindeutiger als in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt, vor allem die Identifizierung unterschiedlicher Themen im Zusammenhang mit Konfliktereignissen aufgrund der kosovarischen Unabhängigkeitserklärung. Zudem werden grundsätzliche Informationen über den Konflikt thematisiert und analysiert. Die ursprüngliche Vermutung, dass der lange andauernde und in der Berichterstattung regelmäßig thematisierte und daher bereits „bekannte“ israelischpalästinensische Konflikt eher Möglichkeiten konstruktiver Konfliktbearbeitung in der qualitätsjournalistischen Auslandsberichterstattung aufweist als die „punktuelle“ bzw. sich auf einen Konfliktgegenstand bzw. -auslöser beziehende und weniger prominente Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo (oKapitel 9), kann aufgrund dieser Ergebnisse also bestätigt werden. x So wie die thematischen Kontexte und die Repräsentationen der Konfliktparteien, sind auch die Kontextualisierungen der identifizierten Schlüsselbegriffe in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo weniger vielfältig als in den Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008. x Der Krisenbegriff wird, wie in den Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt, fast ausschließlich in „The Guardian Weekly“ verwendet, wo die Folgen der Unabhängigkeitserklärung als „Kosovo-Krise“ bezeichnet werden. Anders als in den Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt bezeichnet der Krisenbegriff hier jedoch keine humanitäre bzw. wirtschaftliche Notlage der Bevölkerung bzw. einzelner Personen, sondern eine instabile politische Situation. x Der Kriegsbegriff wird hauptsächlich rechtlich, aber auch als destruktiv und traumatisch und im Zusammenhang mit dem Kosovo-Krieg im Jahr 1999 sowie mit so genannten humanitären Interventionen thematisiert. x Die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo wird hauptsächlich als Auslöser für die offene Austragung eines Konflikts, der aber bereits zuvor existiert hat, thematisiert. Im Allgemeinen wird der Konflikt zwischen dem Kosovo und Serbien in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des
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12. Konflikt über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo
Kosovo überwiegend als Territorialkonflikt thematisiert, aber auch (nationale) Identitäts- und Zugehörigkeitsfragen werden behandelt. Betont wird, wie auch in den Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt, die Dauerhaftigkeit des Konflikts, der historisch gewachsen und durch bestimmte Ereignisse – in diesem Fall durch die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo – immer wieder ausbrechen bzw. eskalieren kann. Der Friedens- sowie der in der empirischen Analyse ebenfalls berücksichtigte Terrorbegriff spielen in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo kaum eine Rolle. Ein eindeutiges Framing der Konfliktparteien in der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt lässt sich anhand der Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe „Konflikt“, „Krise“ und „Krieg“ kaum feststellen. Anhand der Kontextualisierungen der Begriffe kann jedoch konstatiert werden, dass die politische Perspektive (sowohl auf regionaler als auch auf internationaler Ebene) die Berichterstattung generell dominiert.
13. Resümee
Anhand der vorliegenden empirischen Ergebnisse lassen sich Muster in der Konfliktberichterstattung feststellen, die nicht von der speziellen Konfliktthematik, sondern von der generellen qualitätsjournalistischen Praxis abhängig zu sein scheinen. So erfolgt die Beschaffung des Bildmaterials – generell hauptsächlich Fotografien – in allen vier Medien und unabhängig vom berichterstatteten Konflikt überwiegend via Nachrichten- und Bildagenturen, wodurch die zentrale Rolle von Nachrichtenagenturen zur Informationsbeschaffung in der Auslandsberichterstattung, die etwa Hahn, Lönnendonker und Scherschun (2008: 39) konstatieren, hier für die Bildberichterstattung Bestätigung findet (oKapitel 4.4). Bezüglich des Umfangs der Bildberichterstattung lassen sich, wie auch bezüglich der Länge der Artikel und verwendeter Textgattungen, Unterschiede in den analysierten Medien, aber auch in der jeweiligen berichterstatteten Konfliktthematik feststellen. Neben den formalen Kriterien der Häufigkeit verwendeter Bildquellen und Bildgattungen können aufgrund der vorliegenden Ergebnisse auch auf inhaltlicher Ebene konfliktübergreifende und medienunabhängige Muster in der Berichterstattung identifiziert werden. So orientiert sich die Berichterstattung in allen vier Medien und unabhängig von der Konfliktthematik stark an Positionen bzw. Forderungen der Konfliktparteien und anderer, nicht (direkt) konfliktinvolvierter AkteurInnen, während hinter vordergründigen Positionen liegenden Interessen bzw. Zielen generell wenig Raum in der Berichterstattung gegeben wird. Perspektivenkoordination als die Abstimmung von Positionen und – eventuell gemeinsamen – Interessen der Konfliktparteien ist in den analysierten journalistischen Texten der vier wöchentlich erscheinenden Printmedien „The Guardian Weekly“, „Der Spiegel“, „Die Zeit“ und „Profil“ kaum zu bemerken. Die Vielzahl an thematisierten und gegenübergestellten Positionen in den analysierten Artikeln lässt jedoch den Schluss zu, dass die von Hug (1990) erläuterte Funktion von Qualitätsjournalismus als „Forum zur öffentlichen Artikulation der vielfältigen, konkurrierenden Meinungen und Interessen“ (Hug 1997: 90) dann erfüllt ist, wenn der Begriff „Interessen“ durch den Begriff „Positionen“ ersetzt wird. Ebenso wenig, wie die analysierten Konfliktberichterstattungen an hinter Positionen liegenden Interessen orientiert sind, spielen Zukunftsperspektiven und Lösungen bzw. Lösungsoptionen eine Rolle. In den analysierten Wochenzeitungen bzw. Nachrichtenmagazinen findet demgegenüber, etwa anhand detaillierter Hintergrundberichterstattung, intensives
I. Wetzstein, Mediativer Journalismus, DOI 10.1007/978-3-531-94061-8, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
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13. Resümee
„problem exploring“ statt, welches auch in der mediativen Praxis für die konstruktive Konfliktbearbeitung unerlässlich ist (oKapitel 7.5). Des Weiteren kann auf Basis der empirischen Ergebnisse festgestellt werden, dass Metaphern und Vergleiche, unabhängig vom Medium und von der Konfliktthematik, eher sparsam verwendet werden. Bemerkenswerter Weise wird Gewalt, also die direkte Bedrohung anderer, in den analysierten Konfliktberichterstattungen, unabhängig davon, ob hoch- oder niedriger eskalierte Konfliktphasen in der Textberichterstattung dargestellt werden, generell kaum visualisiert. Die Vermutung, dass sich Perspektivenkoordination, Zukunftsorientierung und Lösungsorientierung als Merkmale konstruktiver Konfliktbearbeitung bzw. als mediative Qualitäten in der Berichterstattung über niedriger eskalierte Konfliktphasen des israelisch-palästinensischen Konflikts eher erkennen lassen als in journalistischen Texten über die hoch eskalierte Konfliktphase „Operation Gegossenes Blei“, kann aufgrund der empirischen Ergebnisse nicht bestätigt werden. Viel mehr wird offensichtlich, dass diese Kriterien medien- und konfliktübergreifend eine untergeordnete Rolle spielen. Einzig die Tendenz der wenigen thematisierten Zukunftsperspektiven ist in der Berichterstattung über niedriger eskalierte Konfliktphasen des israelisch-palästinensischen Konflikts im Jahr 2008 positiver als in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegossenes Blei“. Qualitätsjournalistische Leistungen der Konfliktbearbeitung in der Auslandsberichterstattung liegen in den vier wöchentlich erscheinenden Medien in der Analyse von Konflikten anhand der Thematisierung detaillierter Hintergrundinformationen („problem exploring“) sowie in der Gegenüberstellung unterschiedlicher Positionen. Zudem können in den analysierten Berichterstattungen unterschiedliche Muster konstruktiver Konfliktbearbeitung festgestellt werden, welche sich in der Berichterstattung über den hoch eskalierten Konflikt „Operation Gegossenes Blei“ und über niedriger eskalierte Phasen des israelisch-palästinensischen Konflikts vielfältiger darstellen als in der Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo von Serbien als punktuelles Ereignis bzw. eindeutig definierbarer Konfliktauslöser. Dadurch wird die Vermutung, dass der dauerhafte, in der Berichterstattung regelmäßig thematisierte und daher bereits „bekannte“ israelisch-palästinensische Konflikt eher Möglichkeiten konstruktiver Konfliktbearbeitung in der qualitätsjournalistischen Auslandsberichterstattung aufweist als die „punktuelle“, weniger prominente und sich auf einen Konfliktgegenstand bzw. auslöser beziehende Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo, bestätigt. Die journalistische Bearbeitung der Konflikte fokussiert im Allgemeinen häufig die Identifizierung konfliktrelevanter Themen sowie die Berichterstattung grundsätzlicher Informationen und die kritische Auseinandersetzung mit Konfliktursachen und -verläufen. Diese in den analysierten Texten erkennbaren Konfliktbearbeitungsmuster sind auch in der mediativen Konfliktbear-
13. Resümee
283
beitung nicht wegzudenken. So wie die erkennbaren journalistischen Konfliktbearbeitungsmuster, gestalten sich auch die thematischen Kontexte, die Repräsentation der Konfliktparteien durch unterschiedliche AkteurInnen sowie die anhand der identifizierten Schlüsselbegriffe „Konflikt“, „Krise“, „Krieg“ und „Frieden“ herausgefilterten Perspektiven bzw. kognitiven Angebote in den Berichterstattungen über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 und über „Operation Gegossenes Blei“ vielfältiger als in den Texten über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo. Generell kann aufgrund der empirischen Ergebnisse jedoch festgestellt werden, dass die israelische Seite in den Texten über „Operation Gegossenes Blei“ hauptsächlich aus politischer Perspektive (politisches Framing) thematisiert wird, während auf palästinensischer Seite sowohl die Sicht einzelner Personen bzw. der Bevölkerung (humanitäres Framing bzw. Opferframing) als auch die politische Perspektive (politisches Framing) reflektiert wird. Im Falle der Berichterstattung über niedriger eskalierte Konfliktphasen des israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 sind beide Konfliktparteien ausgewogener politisch und humanitär geframed, wobei auch hier bei der Darstellung der israelischen Seite politisches Framing im Vergleich zu humanitärem Framing überwiegt. In den journalistischen Texten über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo wird die serbische Seite aus politischer Perspektive dargestellt, der Kosovo wird vorwiegend als Nation bzw. Gebiet (territoriales Framing) thematisiert. In den analysierten Textberichterstattungen erhält die jeweilige hauptsächlich politisch geframede Konfliktpartei (israelische und serbische Seite) tendenziell mehr Raum als die hauptsächlich humanitär (palästinensische Seite) oder territorial (kosovarische Seite) geframede Konfliktpartei. Ausnahmen stellen die „The Guardian Weekly“-Berichterstattung über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo, in der die territorial geframede kosovarische Seite häufiger dargestellt wird, sowie die „Die Zeit“-Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“, in welcher der humanitär geframeden palästinensischen Seite mehr Raum gegeben wird als der israelischen Seite, dar. Dadurch, dass Wochenzeitung „Die Zeit“ in ihren journalistischen Texten über „Operation Gegossenes Blei“ bewusst einzelne Schicksale in Gaza erzählt, um ein Bild über die dortige humanitäre Lage zu erhalten (oKapitel 10.7), hat ihre Berichterstattung stark die Komponente des anwaltschaftlichen Journalismuskonzepts inne (oKapitel 4.2). In den analysierten Bildberichterstattungen ist das Framing der jeweiligen visualisierten Konfliktpartei eindeutiger festzustellen als in den Textberichterstattungen: In den Berichterstattungen der vier Medien über „Operation Gegossenes Blei“ und den israelisch-palästinensischen Konflikt ist die israelische Seite visuell vorwiegend politisch, die palästinensische Seite humanitär geframed. Das visuelle Framing der Konfliktparteien unterscheidet sich in der Berichterstattung über den
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13. Resümee
hoch eskalierten Konflikt also nicht von der Berichterstattung über niedriger eskalierte Konfliktphasen des israelisch-palästinensischen Konflikts, Bilder fungieren vor allem bei der Darstellung der palästinensischen Seite als Empathieauslöser bzw. -verstärker (oKapitel 7.4). Während jedoch die humanitär geframede palästinensische Seite in den Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ tendenziell häufiger visualisiert wird, wird in den Berichterstattungen über den israelisch-palästinensischen Konflikt die politisch geframede israelische Seite tendenziell häufiger visuell dargestellt. In den Bildberichterstattungen der vier Medien über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo dominiert die serbische Seite die Bildberichterstattung im Allgemeinen. Jedoch wird die serbische Seite im Gegensatz zu den Textberichterstattungen weniger politisch, sondern hauptsächlich humanitär, also anhand einzelner Personen bzw. Bevölkerungsgruppen (zivilgesellschaftlicher Protest), visualisiert. Andere, nicht (direkt) konfliktinvolvierte AkteurInnen (z.B. internationale PolitikerInnen, supra- und internationale Institutionen) spielen als kritische, aber in deren Handlungen oftmals auch kritisierte Instanz der Konfliktvermittlung bzw. -bearbeitung, in den Textberichterstattungen generell, besonders offensichtlich in jener über die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo, eine Rolle. In den Bildberichterstattungen kommen sie im Allgemeinen selten vor. In den Berichterstattungen über „Operation Gegossenes Blei“ sowie über den israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008, bei dessen Thematisierung kulturraumspezifische Expertenreservoirs der vier Medien (oKapitel 9) am ehesten offensichtlich werden, sind anhand der Schlüsselbegriffe „Konflikt“, „Krise“, „Krieg“ und „Frieden“ jeweils unterschiedliche, aber gleichermaßen vielfältige Perspektiven erkennbar. Auch wenn nicht auszuschließen ist, dass die erwähnten Begriffe auch beliebig verwendet werden, um Wortwiederholungen zu vermeiden, kann den vier analysierten Medien insofern ein bewusster Umgang mit diesen Termini attestiert werden, als dass die Kontextualisierungen der Begriffe großteils mit konflikttheoretischen Definitionen, Verortungen und Systematisierungen (oKapitel 6) übereinstimmen. In der Berichterstattung über den dauerhaften israelisch-palästinensischen Konflikt im Jahr 2008 wird die Notwendigkeit einer anhaltenden friedlichen Koexistenz von Israelis und PalästinenserInnen besonders betont und hervorgehoben, dass es auf beiden Seiten Opfer gibt. In diesem Zusammenhang von einer Umsetzung der friedensjournalistischen Idee (oKapitel 4.5) zu sprechen, wäre jedoch vermessen, da auch hier die Konfliktthematik den zentralen Nachrichtenwert darstellt. Zudem wird die Arbeit an einem anhaltenden Frieden in der Berichterstattung zwar wiederholt gefordert, gleichzeitig aber dezidiert als Aufgabe der Politik deklariert. Zusammengefasst können auf Basis der Ergebnisse der präsentierten explorativen Inhaltsanalyse folgende mediative Qualitäten bzw. Leistungspotenzia-
13. Resümee
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le konstruktiver Konfliktbearbeitung in der qualitätsjournalistischen Auslandsberichterstattung wöchentlich erscheinender Printmedien ermittelt werden: x x x x x
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Eine vielfältige Thematisierung und Gegenüberstellung von Positionen bzw. Forderungen der Konfliktparteien und anderer, nicht (direkt) konfliktinvolvierter AkteurInnen; „problem exploring“ durch detaillierte Hintergrundinformation; die Identifizierung konfliktrelevanter Themen; die Berichterstattung grundsätzlicher Informationen und die kritische Auseinandersetzung mit Konfliktursachen und -verläufen; vielfältige thematische Kontexte über den jeweiligen Konflikt und die Thematisierung der Konfliktparteien aus unterschiedlichen Perspektiven (hauptsächlich in der Berichterstattung über den dauerhaften, regelmäßig berichterstatteten israelisch-palästinensischen Konflikt bemerkbar); bewusster und genauer Umgang mit den Schlüsselbegriffen der Konfliktberichterstattung (v.a. „Konflikt“, „Krieg“ und „Frieden“) und dementsprechenden kognitiven Angeboten zum Verstehen von Konfliktthematiken; die Betonung der Notwendigkeit friedlicher Koexistenz und der Schaffung von Frieden als politische Aufgabe.
Auch wenn aufgrund der empirischen Analyse medienunabhängige und konfliktübergreifende Berichterstattungsmuster festgestellt werden können, darf nicht vergessen werden, dass jeder Konflikt singulär ist (oKapitel 6.4). Daher ist die Durchführung weiterer konflikt-, aber auch medienübergreifender Studien, welche diese Liste der Leistungspotenziale journalistischer Konfliktbearbeitung weiterhin hinterfragen, analysieren und möglicher Weise erweitern, wünschenswert. Sicher ist jedoch, dass das Benennen von humanitären und politischen Missständen sowie die kritische und konstruktive Diskussion als Aufgabe der Konfliktberichterstattung (oKapitel 4.6) in „The Guardian Weekly“, „Der Spiegel“, „Die Zeit“ und „Profil“ umgesetzt wird. Auslandsberichterstattung kann auch solche Öffentlichkeiten, die solche Konflikte etwa aufgrund von räumlicher Distanz nicht direkt erfahren können (oKapitel 6.7), zumindest informativ bzw. als Beobachterinnen in die Konfliktbearbeitung bzw. den Konfliktbearbeitungsdiskurs einbeziehen. Das Öffentlichmachen bzw. der durch Qualitätsjournalismus gewährleistete konstruktive öffentliche Umgang mit sozialen und politischen Konflikten, die als Konflikte der Weltgesellschaft immer öfter grenzüberschreitende Dimensionen annehmen (oKapitel 3), und somit auch die konstruktive öffentliche Bearbeitung solcher Konflikte, sind in demokratischen Gesellschaften unerlässlich.
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Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
Anmerkungen zur Auswahl des Untersuchungsmaterials Ausgewählt wurden Artikel, welche die Themenkomplexe „Kosovo-Krise“ (gemeint sind die Geschehnisse rund um die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo im Februar 2008) sowie den israelisch-palästinensischen Konflikt als Hauptoder Nebenthema im Zeitraum Anfang Januar 2008 bis Mitte Februar 2009 behandeln (Vollerhebung). Berücksichtigt wurde somit auch die so genannte „Operation Gegossenes Blei“, welche am 27.12.2008 begann und Mitte Jänner 2009 mit einem Waffenstillstand endete, sowie der erste Jahrestag der kosovarischen Unabhängigkeitserklärung am 17.2.2009. Jedoch wurde dieser bis 20.2.2009 wohl in Tageszeitungen, nicht aber im hier herangezogenen Untersuchungsmaterial thematisiert. Als Untersuchungsmaterial wurden folgende deutsch- und englischsprachige Qualitätsnachrichtenmagazine bzw. -wochenzeitungen, in denen detaillierte Hintergrundberichterstattung und vielfältige thematische Kontextualisierung vermutet werden kann, herangezogen: The Guardian Weekly (GB), Der Spiegel (D), Die Zeit (D) und Profil (Ö). Aufgrund der Komplexität der Thematiken wurde zur Herausfilterung des relevanten Materials die eingehende Begutachtung aller im erwähnten Zeitraum erschienenen Printausgaben der vier genannten Medien einer Online-Suche nach Stichworten vorgezogen. LeserInnenbriefe wurden dann in das Untersuchungsmaterial einbezogen, wenn diese mit der Verwendung visueller Elemente gekoppelt waren.
I. Wetzstein, Mediativer Journalismus, DOI 10.1007/978-3-531-94061-8, © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
300
Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
Strukturierung des Untersuchungsmaterials nach Medium und Thema The Guardian Weekly (Anfang Jänner 2008 – Mitte Februar 2009) Israelisch-Palästinensischer Konflikt 49
BIN 1 o.A.: Bush’s Middle East Tour. Insubstantial pageant. 18.1.2008, S. 20 (Ressort: the guardian week50 ly). Anmerkung: kein Bild . BIN 2 Rory McCarthy (Ramallah) and agencies: Bush calls for end to Israeli occupation. 18.1.2008, S. 4 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild (Bush). BIN 3 Rory McCarthy (Khan Yunis): No light, heat or bread: Israel cuts Gaza supplies. 25.1.2008, S. 1-2 (Cover mit 1 Bild). BIN 5 Rory McCarthy (El Arish, Egypt): Egypt strives to turn back Palestinian tide. 1.2.2008, S. 5 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild. BIN 7 Rory McCarthy (Dimona): Israel’s first suicide bomb in year kills one. 8.2.2008, S. 6 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild. BIN 8 o.A.: Lebanon war. Olmert survives, for now. 8.2.2008, S. 22 (Ressort: the guardian weekly). Anmerkung: kein Bild. BIN 9 o.A..: Middle East. Israel turns out Gaza lights. 15.2.2008, S. 2 (Ressort: News; Anmerkung: Kurzmeldungen). Anmerkung: kein Bild. BIN 11 Toni O’Loughlin (Jerusalem): Olmert says Israel has ‚free hand’ on blockade of Gaza. 22.2.2008, S. 10 (Ressort: International news). Anmerkung: kein Bild. BIN 13 Peter Beaumont: Gaza’s foes take fight to playground. 22.2.2008, S. 30 (Ressort: Weekly review; Genre: Reportage/Observer). Anmerkung: 2 Bilder. BIN 15 Toni O’Loughlin (Jerusalem)/Mark Tran/agencies: Israeli mayor ready to talk to Hamas. 29.2.2008, S. 7 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild.
49 50
BIN = Beitragsidentifikationsnummer (numerische Zuordnung der Artikel zur Strukturierung des Materials für die empirische Untersuchung) Sofern nicht anders angegeben, bezeichnet der Begriff „Bild“ eine Fotografie.
Strukturierung des Untersuchungsmaterials nach Medium und Thema
301
BIN 16 Richaed Norton-Taylor: Labour tried to hide criticism of Israel. 29.2.2008, S. 13 (Ressort: UK news). Anmerkung: 1 Bild. BIN 17 Jonathan Freedland: Unarmed protest: a Palestinian way ahead? 29.2.2008, S. 17 (Ressort: Comment & Debate). Anmerkung: 1 Bild (Zeichnung). BIN 19 Rory McCarthy (Jabalia): How Safa, 12, came to die in her father’s arms. 7.3.2008, S. 1-2 (Cover mit 1 Bild). BIN 20 o.A.: Gaza. Punishing the people. 7.3.2008, S. 20 (Ressort: the guardian weekly). Anmerkung: kein Bild. BIN 21 Rory McCarthy and Toni O’Loughlin (Jerusalem): Seminary attack hits Mideast peace talks. 14.3.2008, S. 4 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild. BIN 24 Jonathan Freedland: Israel must first make peace with Syria. 21.3.2008, S. 24. (Ressort: Comment & Debate). Anmerkung: kein Bild. BIN 25 Rory McCarthy (Far’un): Rate of destruction of Palestinian West Bank homes accelerates. 18.4.2008, S. 3 (Ressort: International news). Anmerkung: 2 Bilder. BIN 26 Guardian reporters and agencies: Uneasy Gaza truce breaks down. 25.4.2008, S. 10 (Ressort: International news). Anmerkung: 2 Bilder. BIN 27 Simon Tisdall: Nice try, but that communication gap is still unbridged (World briefing). 25.4.2008, S. 10 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild (+ Abbildung des Autors). BIN 28 Toni O’Loughlin (Jerusalem): Israelis offer family $3.6m. 2.5.2008, S. 9 (Ressort: International news/Middle East; „Schwerpunkt“). Anmerkung: kein Bild. BIN 29 Toni O’Loughlin (Jerusalem)/Alex Renton (Gaza): Economic slowdown. Blockade hits Gaza’s growth. 2.5.2008, S. 9 (Ressort: International news/Middle East; „Schwerpunkt“). Anmerkung: kein Bild. BIN 30 Ian Black: Pressure grows on Israel at peace talks. 9.5.2008, S. 8 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild.
302
Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
BIN 32 Jonathan Freedland: Israelis are choosing a bubble existence. 16.5.2008, S. 24 (Ressort: Comment & Debate). Anmerkung: kein Bild. BIN 33 o.A.: Middle East. Fast forward to the past. 23.5.2008, S. 22 (Ressort: the guardian weekly). Anmerkung: kein Bild. BIN 34 Toni O’Loughlin (Jerusalem): Rice attacks Israel over settlement plans. 20.6.2008, S. 6 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild. BIN 35 Guardian reporters: Tehran denounces Israeli ‚sable-rattling’. 27.6.2008, S. 5 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild. BIN 36 Griff Witte (Rafah, Gaza Strip) Washington Post/Peter Walker: A tale of truce, taxes and trade on the Gaza strip. 27.6.2008, S. 5 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild. BIN 37 Rory McCarthy (Jerusalem): Attack ignites Arab debate. 11.7.2008, S. 9 (Ressort: International news). Anmerkung: kein Bild. BIN 38 Rory McCarthy (Jerusalem)/Hugh Macleod (Naqoura): Hizbullah bolstered by prisoner swap. 25.7.2008, S. 6 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild. BIN 39 Peter Beaumont (Jerusalem/Observer): Arabs losing ground in battle for holy city. 1.8.2008, S. 10 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild. BIN 40 Jonathan Steele: Middle East has no cheers for Obama. 1.8.2008, S. 19 (Ressort: Comment & Debate). Anmerkung: 1 Bild (Zeichnung). BIN 41 Ed Vulliamy (Observer): Creating harmony amid hostility (Classical music). 1.8.2008, S. 28-29 (Ressort: Culture; Genre: Reportage). Anmerkung: 3 Bilder. BIN 42 Toni O’Loughlin (Gaza)/Jonathan Steele: Israeli police ‚pressing sick Gazans to spy’. 8.8.2008, S. 4 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild. BIN 43 Toni O’Loughlin (Jerusalem): Israel’s rightwing parties urge an early poll. 8.8.2008, S. 4 (Ressort: International news). Anmerkung: kein Bild. BIN 44 o.A.: Middle East. Palestinian poet mourned. 15.8.2008, S. 2 (Ressort: News; Anmerkung: Kurzmeldung). Anmerkung: 1 Bild.
Strukturierung des Untersuchungsmaterials nach Medium und Thema
303
BIN 45 Rory McCarthy/Toni O’Loughlin: Israel’s crushing devide. 15.8.2008, S. 25-27 (Ressort: weekly review; Genre: Reportage). Anmerkung: 3 Bilder. BIN 46 Rory McCarthy (Jerusalem): No action on Israel deaths. 22.8.2008, S. 12 (Ressort: International news). Anmerkung: kein Bild. BIN 48 Rory McCarthy and agencies (Jerusalem): Winds of change in Israel as Livni tops poll. 26.9.2008, S. 8 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild. BIN 49 o.A.: Israel. Mrs Clean enterst he mire. 26.9.2008, S. 20 (Ressort: the guardian weekly). Anmerkung: kein Bild. BIN 51 Ghada Karmi: The future is one nation. 3.10.2008, S. 20 (Ressort: Comment & Debate). Anmerkung: kein Bild. BIN 54 Suzanne Goldenberg: Obama faces a stony path through world of problems to fulfil his pledges (Washington diary). 14.11.2008, S. 7 (Ressort: International news/US election; „Schwerpunkt“). Anmerkung: 1 Bild (Zeichnung). BIN 55 o.A.: Middle East. Israeli police evict settlers. 12.12.2008, S. 2 (Ressort: News; Anmerkung: Kurzmeldungen!). Anmerkung: kein Bild. Gaza-Krise- bzw. –Krieg BIN 56 Ian Black: Long-planned strikes at Gaza launched by Israel. 2.1.2009, S. 1-2 (Cover mit 1 Bild). BIN 57 Guardian reporters: Israel vows to fight Hamas ‚to bitter end’. 2.1.2009, S. 10-11 (Ressort: International news/Assault on Gaza; „Schwerpunkt“). Anmerkung: 1 Bild (seitenübergreifend). BIN 58 Ian Black: Air strikes likely to boost Palestinian support for militants. 2.1.2009, S. 10-11 (Ressort: International news/Assault on Gaza; „Schwerpunkt“). Anmerkung: 1 Bild. BIN 59 Simon Tisdall: Analysis. World has little leverage. 2.1.2009, S. 11 (Ressort: International news/Assault on Gaza; „Schwerpunkt“). Anmerkung: kein Bild. BIN 60 o.A.: Gaza air strikes. Killing a two-state solution. 2.1.2009, S. 20 (Ressort: the guardian weekly). Anmerkung: kein Bild.
304
Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
BIN 61 Ian Black/Rory McCarthy (Jerusalem): Leaders scramble to Stopp the bloodshed in Gaza. 9.1.2009, S. 1-2 (Cover mit 1 Bild). BIN 62 Ewen MacAskill: Washington diary. Obama’s challenge in the Middle East will be complex but not impossible. 9.1.2009, S. 9 (Ressort: International news/Assault on Gaza; „Schwerpunkt“). Anmerkung: 1 Bild (Zeichnung). BIN 63 Rory McCarthy and Chris McGreal (Jerusalem): Israeli ground forces target rocket sites. 9.1.2009, S. 10-11 (Ressort: International news/Assault on Gaza; „Schwerpunkt“). Anmerkung: 1 Bild (seitenübergreifend). BIN 64 Hazem Balousha (Gaza City)/Chris McGreal (Jerusalem): ‚As I ran, I saw three of my children dead’. 9.1.2009, S. 10 (Ressort: International news/Assault on Gaza; „Schwerpunkt“). Anmerkung: 1 Bild. BIN 65 Griff Witte (Sderot/Washington Post): ‚It is difficult to believe that this will work’. 9.1.2009, S. 11 (Ressort: International news/Assault on Gaza; „Schwerpunkt“). Anmerkung: kein Bild. BIN 66 Rory McCarthy (Jerusalem)/Ian Black: Close watch is kept on Hezbollah. 9.1.2009, S. 11 (Ressort: International news/Assault on Gaza; „Schwerpunkt“). Anmerkung: kein Bild. BIN 67 Chris McGreal (Jerusalem): Hardliners replay strategy that failed before. 9.1.2009, S. 12 (Ressort: International news/Assault on Gaza; „Schwerpunkt“). Anmerkung: kein Bild. BIN 68 Rory McCarthy (Jerusalem): Unwanted trial of strength. 9.1.2009, S. 12 (Ressort: International news/Assault on Gaza; „Schwerpunkt“). Anmerkung: 1 Bild (Karte). BIN 69 Jonathan Freedland: Tactics for war, but none for peace. 9.1.2009, S. 18-19 (Ressort: Comment & Debate). Anmerkung: 1 Bild (Zeichnung). BIN 70 Peter Beaumont (Observer): The weight of history. 9.1.2009, S. 18-19 (Ressort: Comment & Debate). Anmerkung: kein Bild. BIN 71 o.A.: Gaza ground assault. When victory is a hollow word. 9.1.2009, S. 22 (Ressort: the guardian weekly). Anmerkung: kein Bild. BIN 72 Rory McCarthy (Jerusalem): Israelis advance into Gaza City as Olmert says goals nearly met. 16.1.2009, S. 3 (Ressort: International news/Assault on Gaza; „Schwerpunkt“). Anmerkung: 2 Bilder.
Strukturierung des Untersuchungsmaterials nach Medium und Thema
305
BIN 73 Guardian reporters: Israelis ‚could be guilty of humanitarian crimes’. 16.1.2009, S. 4-5 (Ressort: International news/Assault on Gaza; „Schwerpunkt“). Anmerkung: 1 Bild (seitenübergreifend). BIN 74 Rory McCarthy (Jerusalem)/Hazem Balousha (Gaza City): ‚This one to the morgue; this one to intensive care’. 16.1.2009, S. 4 (Ressort: International news/Assault on Gaza; „Schwerpunkt“). Anmerkung: 1 Bild. BIN 75 Rory McCarthy: Arab political parties banned from poll. 16.1.2009, S. 5 (Ressort: International news/Assault on Gaza; „Schwerpunkt“). Anmerkung: kein Bild. BIN 76 Griff Witte (Tel Aviv/Washington Post): Different war: media shows only one side. 16.1.2009, S. 5 (Ressort: International news/Assault on Gaza; „Schwerpunkt“). Anmerkung: kein Bild. BIN 77 Timothy Garton Ash: Europe is failing two key tests. 16.1.2009, S. 21 (Ressort: Comment & Debate). Anmerkung: 1 Bild (Zeichnung). BIN 78 o.A.: The transition. Steep learning curve. 16.1.2009, S. 22 (Ressort: the guardian weekly). Anmerkung: kein Bild. BIN 79 o.A.: Gaza. More, but worse. 16.1.2009, S. 22 (Ressort: the guardian weekly). Anmerkung: kein Bild. BIN 80 4 LeserInnenbriefe unter der Überschrift „Attack on Gaza“. 16.1.2009, S. 23 (Ressort: Reply). Anmerkung: 1 Bild. BIN 81 Ian Black: Israel Stepps back from Gaza but can truce last? 23.1.2009, S. 1-2 (Cover mit 1 Bild). BIN 82 Guardian reporters: Both sides declare a fragile ceasefire. 23.1.2009, S. 10-11 (Ressort: International news/Gaza crisis; „Schwerpunkt“). Anmerkung: 2 Bilder (Foto und Infografik/Kasten mit Zahlen). BIN 83 Hazem Balousha (Gaza)/Toni O’Loughlin (Jerusalem): Strip’s survivors have little faith war is over. 23.1.2009, S. 10 (ressort: International news/Gaza crisis; „Schwerpunkt“). Anmerkung: 1 Bild. BIN 84 Rachel Shabi (Tel Aviv): Olmert’s public wanted the guns to continue firing. 23.1.2009, S. 11 (Ressort: International news/Gaza crisis; „Schwerpunkt“). Anmerkung: 1 Bild. BIN 85 Chris McGreal (Tel Aviv): The refusenik paratrooper. 23.1.2009, S. 11 (Ressort: International news/Gaza crisis; „Schwerpunkt“). Anmerkung: kein Bild.
306
Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
BIN 86 Jonathan Freedland: Precedent of the IRA offers hope for Gaza. 23.1.2009, S. 20 (Ressort: Comment & Debate). Anmerkung: 1 Bild (Zeichnung). BIN 87 o.A.: Gaza. Brutal lessons. 23.1.2009, S. 22 (Ressort: the guardian weekly). Anmerkung: kein Bild. BIN 88 Peter Beaumont (Gaza/Observer): Hamas seeks command of reconstruction. 30.1.2009, S. 11 (Ressort: International news/Gaza crisis; „Schwerpunkt“). Anmerkung: 1 Bild. BIN 89 Rory McCarthy (Gaza City): Thousands of children face a long road to recovery. 30.1.2009, S. 11 (Ressort: International news/Gaza crisis; „Schwerpunkt“). Anmerkung: 1 Bild. BIN 90 Derek Brown: Gaza appeal puts BBC in prime-time pickle. (Week in Britain). 30.1.2009, S. 14 (Ressort: UK news; Anmerkung: Week in Britain/Kurzmeldungen). Anmerkung: kein Bild (zu dieser Meldung). BIN 91 Peter Beaumont (Gaza/Observer): 1.5m need food aid after farms wrecked. 6.2.2009, S. 11 (Ressort: International news/Gaza crisis; „Schwerpunkt“). Anmerkung: 1 Bild. BIN 92 Toni O’Loughlin (Jerusalem): Israeli governing parties face poll battering. 6.2.2009, S. 11 (Ressort: International news/Gaza crisis; „Schwerpunkt“). Anmerkung: 1 Bild. BIN 93 Toni O’Loughlin (Jerusalem)/Julian Borger: Payout for media death. 6.2.2009, S. 11 (Ressort: International news/Gaza crisis; „Schwerpunkt“). Anmerkung: kein Bild. BIN 94 2 LeserInnenbriefe unter der Überschrift „Talking to our enemies“. 6.2.2009, S. 23 (Ressort: Reply). Anmerkung: kein Bild. Kosovo-Krise BIN 4 Ian Traynor: Hardliner wins Serbian election’s first leg. 25.1.2008, S. 4 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild. BIN 6 Ian Traynor: EU’s favoured candidate wins Serbia poll. 8.2.2008, S. 4 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild. BIN 10 Julian Borger (Pristina)/Peter Beaumont (Mitrovica)/Ian Traynor (Kasten „Doubts surround EU’s role“): International community split by Kosovo’s declaration of independence from Serbia. 22.2.2008, S. 5 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild.
Strukturierung des Untersuchungsmaterials nach Medium und Thema
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BIN 12 Kim Bytyci: Kosovo is redeemed. 22.2.2008, S. 20 (Ressort: Comment & Debate). Anmerkung: kein Bild. BIN 14 Guardian reporters: Russian deputy PM declares Moscow’s support for Serbia. 29.2.2008, S. 5 (Ressort: International news). Anmerkung: kein Bild. BIN 18 Martin Kettle: Action can be the only moral course. 29.2.2008, S. 18 (Ressort: Comment & Debate). Anmerkung: kein Bild. BIN 22 Peter Beaumont (Observer) and agencies: Serbia in crisis as PM resigns over Kosovo. 14.3.2008, S. 7 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild. BIN 23 Ian Traynor: Serb riots in Kosovo force UN pullback. 21.3.2008, S. 6 (Ressort: International news). Anmerkung; 1 Bild. BIN 31 Matthew Weaver/Mark Rice-Oxley/agencies: Pro-Europe parties win Serbian poll. 16.5.2008, S. 8 (Ressort: International news). Anmerkung: 1 Bild. BIN 47 Tim Judah: Playthings of the gods. 22.8.2008, S. 25-27 (Ressort: weekly review; Genre: Reportage). Anmerkung: 3 Bilder. BIN 50 Ian Traynor (Brussels): UN balance of power Tipps against the west. 26.9.2008, S. 4 (Ressort: International news). Anmerkung: kein Bild. BIN 52 Ian Traynor: Finn awarded peace prize. 17.10.2008, S. 10 (Ressort: International news). Anmerkung: kein Bild. BIN 53 Paddy Ashdown/Richard Holbrooke: Bosnian tensions are set to explode. 31.10.2008, S. 21 (Ressort: Comment & Debate). Anmerkung: kein Bild. Der Spiegel (Anfang Januar 2008 – Mitte Februar 2009)
Israelisch-Palästinensischer Konflikt BIN 96 o.A.: Israel. Alle gegen Barak. Ausgabe 4/2008 (21.1.2008), S. 89 (Ressort: Ausland/Panorama; Anmerkung: Kurzmeldungen). Anmerkung: 1 Bild.
308
Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
BIN 97 Christoph Schult: Nahost. „Mit der Hamas reden“. Ausgabe 5/2008 (28.1.2008), S. 106-107 (Ressort: Ausland; Genre: Interview). Anmerkung: 2 Bilder. BIN 98 Amira El Ahl/Christoph Schult: Nahost. Marsch auf Erez. Ausgabe 6/2008 (2.2.2008), S. 98-99 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 3 Bilder (2 Fotos, 1 Karte). BIN 100 Christoph Schult: Nahost. Das Leiden der Anderen. Ausgabe 11/2008 (10.3.2008), S. 122 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 2 Bilder (1 Foto, 1 Karte). BIN 102 Christoph Schult/Hans Hoyng: Spiegel-Gespräch. „Mich kann keiner drängen“. Ausgabe 15/2008 (7.4.2008), S. 132-134 (Ressort: Ausland; Genre: Interview). Anmerkung: 3 Bilder. BIN 105 o.A.: Palästina. Geld vom Golf. Ausgabe 24/2008 (9.6.2008), S. 115 (Ressort: Ausland/Panorama; Anmerkung: Kurzmeldungen). Anmerkung: kein Bild. BIN 106 Juliane von Mittelstaedt: Israel. „Ein privater Dschihad“. Ausgabe 30/2008 (21.7.2008), S. 106-107 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 4 Bilder (eines davon seitenübergreifend). BIN 107 Juliane von Mittelstaedt: Nahost. Geschäfte mit der Unterwelt. Ausgabe 32/2008 (4.8.2008), S. 104106 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 4 Bilder (eines davon seitenübergreifend). BIN 108 Christoph Schult: Israel. „Wie schnell komme ich weg?“. Ausgabe 35/2008 (25.8.2008), S. 132-133. Anmerkung: 3 Bilder (2 Fotos, 1 Karte). BIN 109 o.A.: Nahost. Reden mit den Israelis. Ausgabe 41/2008 (6.10.2008), S. 130 (Ressort: Ausland/Panorama; Anmerkung: Kurzmeldungen). Anmerkung: 1 Bild. BIN 110 Juliane von Mittelstaedt: Mittler zwischen den Zeiten. Ausgabe 45/2008 (3.11.2008), S. 134 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 2 Bilder (1 Foto, 1 Zeichnung/Skizze/Grafik). Gaza-Krise bzw. -Krieg BIN 111 o.A.: Nahost. Schwindender Rückhalt. Ausgabe 1/2009 (29.12.2008), S. 93 (Ressort: Ausland/Panorama; Anmerkung: Kurzmeldungen). Anmerkung: 1 Bild. (Info zu diesem Artikel: Thema ist die Ankündigung der Militäroperation seitens der israelischen Regierung). BIN 112 Juliane von Mittelstaedt/Christoph Schult/Daniel Steinvorth/Bernhard Zand: Tage des Krieges, Tage des Zorns. Ausgabe 2/2009 (5.1.2009), S. 92-97 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 8 Bilder (davon 1
Strukturierung des Untersuchungsmaterials nach Medium und Thema
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Karte, 3 Bilder seitenübergreifend). Verweis: siehe auch Inhaltsverzeichnis S. 5 („Vergeltung für den Terror“ + 1 Bild) und Erwähnung am Cover (Roter Balken im linken oberen Eck: „Israel gegen die Hamas. Krieg als Strafe“). BIN 113 Juliane von Mittelstaedt/Christoph Schult: „Zerstörung als Strategie“. Ausgabe 2/2009 (5.1.2009), S. 96-97 (Ressort Ausland; Genre: Interview; Anmerkung: Es handelt sich um ein größeres Kastenelement zu BIN 112, wird daher als eigener Beitrag identifiziert). Anmerkung: 1 Bild. BIN 114 o.A.: Hausmitteilung 12. Januar 2009 (1. Absatz). Ausgabe 3/2009 (12.1.2009), S. 3 (Ressort: keines). Anmerkung: 1 Bild. BIN 115 Isabell Hülsen/Juliane von Mittelstaedt/Martin U. Müller/Michael Schiessl/Christoph Schult/ Bernhard Zand: Pressefreiheit. Bruchstücke des Leids. Ausgabe 3/2009 (12.1.2009), S. 54-56 (Ressort: Medien). Anmerkung: 6 Bilder (davon eines Seitenübergreifend, 1 Karte, 1 Screenshot). Verweis: siehe auch Inhaltsverzeichnis S. 5 („Drama um Gaza“ + 2 Bilder). BIN 116 Ralf Beste/Clemens Höges/Hans Hoyng/Juliane von Mittelstaedt/Britta Sandberg/Christoph Schult/Bernhard Zand: Nahost. „Die Straße riecht nach Tod“. Ausgabe 3/2009 (12.1.2009), S. 82-90 (6 Seiten!) (Ressort: Ausland). Anmerkung: 8 Bilder (1 Karte). Verweis: siehe auch Inhaltsverzeichnis S. 5 („Drama um Gaza“ + 2 Bilder). BIN 117 Christoph Schult: „Keine Verhandlung mit der Hamas“. Ausgabe 3/2009 (12.1.2009), S. 84 (Ressort: Ausland; Genre: Interview; 1-seitiges Kastenelement zu BIN 116). Anmerkung: 1 Bild. Verweis: siehe auch Inhaltsverzeichnis S. 5 („Drama um Gaza“ + 2 Bilder). BIN 118 Dieter Bednarz/Hans Hoyng: „Die Aggression muss enden“. Ausgabe 3/2009 (12.1.2009), S. 86-87 (Ressort: Ausland; Genre: Interview; 1,33-seitiges Kastenelement zu BIN 116). Anmerkung: 1 Bild. Verweis: siehe auch Inhaltsverzeichnis S. 5 („Drama um Gaza“ + 2 Bilder). BIN 119 Gregor Peter Schmitz/Gabor Steingart: „Unser Einfluss ist schwächer“. Ausgabe 3/2009 (12.1.2009), S. 88 (Ressort: Ausland; Genre: Interview; 1-seitiges Kastenelement zu BIN 116). Anmerkung: 1 Bild. Verweis: siehe auch Inhaltsverzeichnis S. 5 („Drama um Gaza“ + 2 Bilder). BIN 120 Cordula Meyer/Gregor Peter Schmitz/Gabor Steingart: USA. Die Rückkehr der Politik. Ausgabe 4/2009 (19.1.2009), S. 74-76 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 6 Bilder. Verweis: siehe auch Inhaltsverzeichnis S. 7 („Bewährungsprobe Nahost“ + 2 Bilder). BIN 121 Dieter Bednarz/Erich Follath/Mathias Müller von Blumencron: Spiegel-Gespräch. „Wo ist der Aufschrei?“. Ausgabe 4/2009 (19.1.2009), S. 77-80 (Ressort: Ausland; Genre: Interview). Anmerkung: 5 Bilder (2 davon seitenübergreifend).
310
Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
BIN 122 Juliane von Mittelstaedt: Gefangen zwischen den Fronten. Ausgabe 4/2009 (19.1.2009), S. 81 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 1 Bild. BIN 123 Tom Segev: Von Krieg zu Krieg. Ausgabe 4/2009 (19.1.2009), S. 82-83 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 3 Bilder. BIN 124 o.A.: Hausmitteilung 19. Januar 2009 (2. Absatz). Ausgabe 4/2009 (19.1.2009), S. 3 (Ressort: keines). Anmerkung: 1 Bild. BIN 125 o.A.: Hausmitteilung 26. Januar 2009 (2. Absatz). Ausgabe 5/2009 (26.1.2009), S. 3 (Ressort: keines). Anmerkung: 1 Bild. BIN 126 Thomas Darnstädt/Christoph Schult: Kriegsverbrechen. Unmenschliche Rechnung. Ausgabe 5/2009 (26.1.2009), S. 78-80 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 3 Bilder (eines davon seitenübergreifend). Verweis: siehe auch Inhaltsverzeichnis S. 5 („Gaza: Protokoll eines Krieges“). BIN 127 Susanne Koelbl/Juliane von Mittelstaedt/Mathieu von Rohr/Volkhard Windfuhr/Bernhard Zand: Gaza. Die Trauer nach dem Hass. Ausgabe 5/2009 (26.1.2009), S. 81-84 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 7 Bilder (Fotos + 1 Infografik/Karte). Verweis: siehe auch Inhaltsverzeichnis S. 5 („Gaza: Protokoll eines Krieges“). BIN 128 Christoph Schult: Israel. Fähnchen im Wind. Ausgabe 6/2009 (2.2.2009), S. 98-100 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 4 Bilder (3 Fotos + 1 Grafik). Kosovo-Krise BIN 95 Gerhard Spörl: Balkan. „Schlimme Entscheidung“. Ausgabe 3/2008 (14.1.2008), S. 101-102 (Ressort: Ausland; Genre: Interview). Anmerkung: 2 Bilder. BIN 99 Rüdiger Falksohn/Renate Flottau: Kosovo. Der Preis der Freiheit. Ausgabe 9/2008 (25.2.2008), S. 124-125 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 2 Bilder. BIN 101 Renate Flottau: Kosovo. Kochender Zorn. Ausgabe 13/2008 (22.3.2008), S. 126-127 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 2 Bilder. BIN 103 Walter Mayr: Kosovo. Elefanten vor dem Wasserloch (+Kastenelement „Der Kosovo-Konflikt“). Ausgabe 17/2008 (21.4.2008), S. 128-138 (5 Seiten!) (Ressort: Ausland). Anmerkung: 7 Bilder (davon 1 Karte).
Strukturierung des Untersuchungsmaterials nach Medium und Thema
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BIN 104 o.A.: Kosovo. Schleppender Prozess. Ausgabe 18/2008 (28.4.2008), S. 111 (Ressort: Ausland/Panorama; Anmerkung: Kurzmeldung). Anmerkung: 1 Bild. Die Zeit (inkl. ZEITmagazin) (Anfang Januar 2008 – Mitte Februar 2009) Israelisch-Palästinensischer Konflikt BIN 129 Carolin Emcke: Die Toten frieren nicht. Ausgabe 5/2008 (24.1.2008), S. 8 (Ressort: Politik). Anmerkung: 4 Bilder + 1 Kastenelement „Hamastan“ (Text). BIN 130 Peter Kümmel: Der israelische Traum. Ausgabe 7/2008 (7.2.2008), S. 42 – 45 (Ressort: ZEITmagazin). Anmerkung: 5 Bilder (Aufmacherbild seitenübergreifend). BIN 133 Gisela Dachs: Reden und Raketen. Ausgabe 9/2008 (21.2.2008), S. 9 (Ressort: Politik). Anmerkung: 2 Bilder (davon 1 Karte). BIN 135 Michael Thumann: Es brennt. Ausgabe 11/2008 (6.3.2008), S. 6 (Ressort: Politik). Anmerkung: kein Bild. BIN 136 Josef Joffe: Vom Nutzen der Liebe. Ausgabe 13/2008 (19.3.2008), S. 5 (Ressort: Politik). Anmerkung: 1 Bild. BIN 137 Shimon Stein: Es hat sich trotzdem gelohnt. Ausgabe 13/2008 (19.3.2008), S. 4 (Ressort: Politik). Anmerkung: 2 Bilder (eines davon im Kastenelement zum Autor). BIN 139 Annabel Wahba (Fotos: Daniel Josefsohn): Die ungehörige Soldatin. Ausgabe 16/2008 (10.4.2008), S. 32-37 (Ressort: ZEITmagazin). Anmerkung: 5 Bilder. BIN 140 Gisela Dachs: Das Land der Familie. Ausgabe 18/2008 (24.4.2008), S. 11 (Ressort: Politik). Anmerkung: 1 Bild. BIN 141 Michael Thumann: Das Prinzip Kairo. Ausgabe 19/2008 (30.4.2008), S. 5 (Ressort: Politik). Anmerkung: 1 Bild. BIN 142 Elie Wiesel: „Das haben wir durch Beten erreicht“. Ausgabe 19/2008 (30.4.2008), S. 57 (Ressort: Feuilleton). Anmerkung: 2 Bilder (eines davon im Kastenelement zum Autor).
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Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
BIN 144 Josef Joffe: Der Staat, der an ein Wunder grenzt. Ausgabe 21/2008 (15.5.2008), S. 1 (Ressort: Cover/Seite 1). Anmerkung: kein Bild. BIN 145 Matthias Krupa: Ramallah (Rubrik „Mail aus...“). Ausgabe 21/2008 (15.5.2008), S. 2 (Ressort: Politik). Anmerkung: kein Bild. BIN 146 Gunter Hofmann: Sie sind wie wir. Ausgabe 21/2008 (15.5.2008), S. 11 (Ressort: Politik). Anmerkung: 2 Bilder (davon 1 Karte). BIN 147 Matthias Krupa: Kinderfragen. Ausgabe 21/2008 (15.5.2008), S. 11 (Ressort: Politik). Anmerkung: kein Bild. BIN 148 Evelyn Finger: Als Jüdin muss ich gegen Unrecht sein. Ausgabe 21/2008 (15.5.2008), S. 51 (Ressort: Feuilleton; Genre: Interview). Anmerkung: 1 Bild (im Kastenelement zur Person der Interviewten Judith Butler). BIN 150 Jan Ross: Ein Hauch von Menschheit. Ausgabe 24/2008 (5.6.2008), S. 3-4 (Ressort: Politik; Anmerkung: Dieser Artikel mit zahlreichen Elementen, welche Perspektiven und Meinungen von Experten aus unterschiedlichen Weltgegenden enthalten, steht unter dem Schwerpunkt „Die Welt ist farbig“. Dies bezieht sich auf Barack Obama als möglicher „Weltpräsident“. Besondere Berücksichtigung für die empirische Untersuchung sollen folgende Experteneinschätzungen finden: „Fast zu schön“ von Adel Al Toraifi und „Obama ein zweiter Carter?“ von Yossi Alpher.). Anmerkung: 1 Karte + 8 Fotos (Fotos von Barack Obama und der Experten im Passbildformat). BIN 151 Gisela Dachs: Die Überfliegerin. Ausgabe 26/2008 (19.6.2008), S. 2 (Ressort: Politik). Anmerkung: 1 Bild. BIN 152 Michael Thumann: Sagt der Scheich zum Emir. Ausgabe 26/2008 (19.6.2008), S. 7 (Ressort: Politik). Anmerkung: 2 Bilder (davon 1 Karte im Kastenelement „Nahost in Berlin“). BIN 153 Jörg Lau: Mit federndem Schritt. Ausgabe 27/2008 (26.6.2008), S. 9 (Ressort: Politik). Anmerkung: 1 Bild. BIN 154 Tuvia Tenenbom: An der Pforte zum Paradies. Ausgabe 27/2008 (26.6.2008), S. 47-48 (Ressort: Feuilleton). Anmerkung: 2 Bilder (eines davon vom Autor). BIN 156 Tina Hildebrandt/Matthias Krupa: Meine Liebe zu Israel. Ausgabe 34/2008 (14.8.2008), S. 5 (Ressort: Politik; „Sommer-Interview“). Anmerkung: 2 Bilder (eines davon im Kastenelement „Die Entschiedene“).
Strukturierung des Untersuchungsmaterials nach Medium und Thema
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BIN 157 Carolin Emcke: Wem gehört der Tod in Gaza? Ausgabe 42/2008 (9.10.2008), S. 24 (Ressort: Politik). Anmerkung: 3 Bilder (2 davon im Kastenelement „Pathos und Parole“). BIN 158 Gisela Dachs: Die Partei der Verzweifelten. Ausgabe 48/2008 (20.11.2008), S. 8 (Ressort: Politik; Genre: Interview). Anmerkung: 1 Bild (+ 1 Kastenelement zum Interviewten Amos Oz „Amos Oz – Kämpfer im Sechstagekrieg“ ohne Bild). BIN 159 Frank Drieschner: Was macht die Welt? Ausgabe 52/2008 (17.12.2008), S. 14 (Ressort: Politik). Anmerkung: 8 Bilder (PolitikerInnen). BIN 160 Carolin Emcke: Das Leid der anderen. Ausgabe 52/2008 (17.12.2008), S. 8 (Ressort: Politik). Anmerkung: 1 Bild. BIN 161 Jan Ross/Patrik Schwarz: „Ja, es ist auch eine spirituelle Reise“. Ausgabe 1/2009 (23.12.2008), S. 23 (Ressort: Politik; Genre: Interview). Anmerkung: 4 Bilder. Gaza-Krise bzw. -Krieg BIN 162 Josef Joffe: Logik des Wahnsinns. Ausgabe 2/2009 (31.12.2008), S. 1 (Ressort: Cover/Seite 1). Anmerkung: 1 Bild (Schwerpunkt „Der Krieg in Gaza“). BIN 163 Gisela Dachs/Michael Thumann/Ulrich Ladurner (Mitarbeit): Der Krieg nach dem Krieg. (inkl. 2 Text-Kastenelemente: „Hamas und Fatah“ und Bericht einer ungenannten Augenzeugin und Mitarbeiterin einer NGO in Khan Younis „’Er kannte Israel nicht’“). Ausgabe 2/2009 (31.12.2008), S. 4. Anmerkung: 2 Bilder (davon 1 Karte zum Kastenelement „Hamas und Fatah“). BIN 164 Josef Joffe: „Dialog der Gewalt“. Ausgabe 3/2009 (8.1.2009), S. 8 (Ressort: Meinung). Anmerkung: 1 Bild (des Autors). BIN 165 Michael Thumann: Brüder im Zorn. Ausgabe 3/2009 (8.1.2009), S. 4 (Ressort: Politik/Titelgeschichte „Krieg in Gaza“). Anmerkung: 2 Bilder (davon 1 Karte; berücksichtigt werden muss außerdem das Titelbild auf S. 1). BIN 166 Jan Ross: Schweigeminute. Ausgabe 3/2009 (8.1.2009), S. 4 (Ressort: Politik/Titelgeschichte „Krieg in Gaza“). Anmerkung: kein Bild (berücksichtigt werden muss allerdings das Titelbild auf S. 1). BIN 167 Jörg Lau/Patrik Schwarz: „Das ist Obamas erster Krieg“. Ausgabe 3/2009 (8.1.2009), S. 5 (Ressort: Politik/Titelgeschichte „Krieg in Gaza“; Genre: Interview). Anmerkung: 2 Bilder (davon 1 Bild mit dem Interviewten Joschka Fischer; berücksichtigt werden muss außerdem das Titelbild auf S. 1).
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Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
BIN 168 Majeda Al-Saqqa: Beschuss. Ausgabe 3/2009 (8.1.2009), S. 5 (Ressort: Politik/Titelgeschichte „Krieg in Gaza“). Anmerkung: kein Bild (berücksichtigt werden muss allerdings das Titelbild auf S. 1). BIN 169 Gisela Dachs: Sieg ohne Gewinn. Ausgabe 3/2009 (8.1.2009), S. 6 (Ressort: Politik/Titelgeschichte „Krieg in Gaza“). Anmerkung: 1 Bild (bezieht sich auch auf BIN 170; berücksichtigt werden muss außerdem das Titelbild auf S. 1). BIN 170 Reiner Luyken: Gazas Herrscher. Ausgabe 3/2009 (8.1.2009), S. 6 (Ressort: Politik/Titelgeschichte „Krieg in Gaza“). Anmerkung: 4 Bilder (eines davon bezieht sich auch auf BIN 169; 3 weitere Bilder zeigen Hamas-Führer im Passbildformat; berücksichtigt werden muss außerdem das Titelbild auf S. 1). BIN 171 Anita Blasberg (Fotos: Gianni Occhipinti): Ein Hass, größer als aller Schmerz. Ausgabe 3/2009 (8.1.2009), S. 10-16 (Ressort: ZEITmagazin/Titelgeschichte). Anmerkung: 5 Bilder + Cover (ZEITmagazin) + Cover-Fortsetzung auf Seite 3 (ZEITmagazin). BIN 172 Patrik Schwarz: „Das Töten ist nicht der moralische Kern“. Ausgabe 4/2009 (15.1.2009), S. 4 (Ressort: Politik; Genre: Interview; Schwerpunkt: „Israel und die Palästinenser“)). Anmerkung: 3 Bilder (davon 1 Karte; 2 der 3 Bilder beziehen sich auch auf BIN 173). BIN 173 Ulrich Ladurner: Die fernen Brüder. Ausgabe 4/2009 (15.1.2009), S. 4 (Ressort: Politik; Schwerpunkt: „Israel und die Palästinenser“). Anmerkung: 2 Bilder (davon 1 Karte; Bilder beziehen sich auch auf BIN 172). BIN 174 Majeda Al-Saqqa: „Ich will heute nicht raus“. Ausgabe 4/2009 (15.1.2009), S. 5 (Ressort: Politik; Schwerpunkt: „Israel und die Palästinenser“). Anmerkung: 1 Bild. BIN 175 Michael Thumann/Gisela Dachs (Mitarbeit)/Ulrich Ladurner (Mitarbeit): Der Frieden von gestern. Ausgabe 5/2009 (22.1.2009), S. 5 (Ressort: Politik). Anmerkung: 1 Bild. BIN 176 Majeda Al-Saqqa: Bomben zum Abschied. . Ausgabe 5/2009 (22.1.2009), S. 5 (Ressort: Politik). Anmerkung: kein Bild. BIN 177 Carolin Emcke: Die schreiende Stille von Gaza. Ausgabe 6/2009 (29.1.2009), S. 7 (Ressort: Politik). Anmerkung: 2 Bilder (davon 1 Karte). BIN 178 Etgar Keret: Einschlafen oder Weinen. Ausgabe 7/2009 (5.2.2009), S. 45 (Ressort: Feuilleton). Anmerkung: 1 Bild (des Autors).
Strukturierung des Untersuchungsmaterials nach Medium und Thema
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BIN 179 Josef Joffe: Die Zeit der Krieger. Ausgabe 7/2009 (5.2.2009), S. 4 (Ressort: Politik). Anmerkung: 1 Bild. BIN 180 Martin Klingst/Michael Thumann: Friedensplan mit sieben Buchstaben? Respekt!. Ausgabe 7/2009 (5.2.2009), S. 4 (Ressort: Politik). Anmerkung: 1 Bild. BIN 181 Gisela Dachs/Michael Thumann: Veto der Angst. Ausgabe 8/2009 (12.2.2009), S. 5 (Ressort: Politik). Anmerkung: 1 Bild. BIN 182 Carolin Emcke: Warum starben Ibrahim und Kassab?. Ausgabe 8/2009 (12.2.2009), S. 13-17 (Ressort: Dossier). Anmerkung: 8 Bilder. Weitere Anmerkung: Seite 16 ist ausschließlich Inserat! + Interview: Auch Soldaten müssen helfen. (Interview mit Bardo Fassbender, Professor für Völkerrecht; Interviewer: Heinrich Wefing). 0,20 Seiten. Kosovo-Krise BIN 131 Andrea Böhm: Der große Riss. Ausgabe 7/2008 (7.2.2008), S. 6 (Ressort: Politik). Anmerkung: 1 Bild. BIN 132 Andrea Böhm: Unser erster Krieg. Ausgabe 9/2008 (21.2.2008), S. 1 (Ressort: Cover/Seite 1). Anmerkung: kein Bild. BIN 134 Andrea Böhm: Was tun mit Serbien? Ausgabe 10/2008 (28.2.2008), S. 5 (Ressort: Politik). Anmerkung: kein Bild. BIN 138 Andrea Böhm: Mit Feuer spielen. Ausgabe 13/2008 (19.3.2008), S. 2 (Ressort: Politik). Anmerkung: kein Bild. BIN 143 Andrea Böhm: So sind sie, die Serben. Ausgabe 20/2008 (8. 5.2008), S. 8 (Ressort: Politik). Anmerkung: 4 Bilder. BIN 149 Christian Tenbrock: Der europäische Patient. Ausgabe 22/2008 (21.5.2008), S. 21-22 (Ressort: Wirtschaft). Anmerkung: 4 Bilder (+ 2 Bilder – 1 Karte im Kastenelement „Das Kosovo-Dilemma“ und 1 Foto im Kastenelement „Mit Gewalt in die Unabhängigkeit“). BIN 155 ABT, MT und andere: Was geht uns das an? Ausgabe 34/2008 (14.8.2008), S. 2 (Ressort: Politik/Titelgeschichte „Krise im Kaukasus“). Anmerkung: 3 Bilder (1 Foto und 1 Karte auf S. 2; 1 Foto auf Seite 1/Cover!!). Weitere Anmerkung: besondere Berücksichtigung des Absatzes „Zweitens: Weil wir im Kosovo einen Präzedenzfall geschaffen haben“ von MT.
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Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
Profil (Anfang Januar 2008 – Mitte Februar 2009) Israelisch-Palästinensischer Konflikt BIN 183 Tessa Szyszkowitz: Trauma und Terror. Ausgabe 4/2008 (21.1.2008), S. 70-75 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 5 Bilder (davon 1 Buchcover-Abbildung; 2 Bilder seitenübergreifend). Weitere Anmerkung: Text enthält 3 Kastenelemente (1. „Vertreibung. „Wenn ihr könnt, flieht““; 2. „Deportation. „Leichen ohne Köpfe““; 3. Kasten zur Autorin inkl. Buchcover-Abbildung). Außer BuchcoverAbbildung sind Bilder bei Betrachtung des Layouts nicht eindeutig Lauftext respektive Kastenelementen zuzuordnen. BIN 187 o. A.: Ausgezeichnet. Daniel Barenboim, 65. Ausgabe 7/2008 (11.2.2008), S. 11 (Ressort: profile). Anmerkung: 1 Bild (zu diesem Kurzporträt) BIN 192 Martin Staudinger/Robert Treichler: Statistik des Scheiterns. Ausgabe 11/2008 (10.3.2008), S. 84-85 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 5 Bilder. BIN 195 Tessa Szyszkowitz (Jerusalem): Der rasende Chronist. Ausgabe 18/2008 (28.4.2008), S. 64-70 (4 Seiten inkl. Kastenelement „Feierlichkeiten. Radweg zum Geburtstag“; 1 Seite Inserat; Doppelseite „Geschichte. Staat im Zeitraffer“ wird als eigener Artikel identifiziert, siehe BIN 196) (Ressort: Ausland/Schwerpunkt: „60 Jahre Israel“). Anmerkung: 5 Bilder (inkl. „Logo“ zum Schwerpunkt „60 Jahre Israel“). BIN 196 o.A. (als Teil von BIN 193 jedoch vermutlich Tessa Szyszkowitz): Geschichte. Staat im Zeitraffer. Ausgabe 18/2008 (28.4.2008), S. 66-67 (Ressort: Ausland/Schwerpunkt: „60 Jahre Israel“). Anmerkung: 13 Bilder (inkl. „Logo“ zum Schwerpunkt „60 Jahre Israel“). BIN 227 Otmar Lahodynsky: „Klima mit China entspannen“ (Interview mit Benita Ferrero-Waldner). Ausgabe 18/2008 (28.4.2008), S. 80 (1 Seite) (Ressort: Ausland). BIN 198 Inge Günther (Jerusalem): Erinnerungslücken. (inkl. Kastenelement „Geschichte. Traumdeutung“ von Georg Hoffmann-Ostenhof). Ausgabe 19/2008 (5.5.2008), S. 72-74 (Ressort: Ausland/Schwerpunkt: „60 Jahre Israel“). Anmerkung: 4 Bilder (eines davon seitenübergreifend; eines davon Karte; inkl. „Logo“ zum Schwerpunkt „60 Jahre Israel“). BIN 199 Robert Treichler: Der Weg nach Westen. Ausgabe 20/2008 (9.5.2008), S. 108-109 (Ressort: Ausland/Schwerpunkt: „60 Jahre Israel“). Anmerkung: 3 Bilder (inkl. „Logo“ zum Schwerpunkt „60 Jahre Israel“). BIN 201 Dan Ashbel: Wessen Erinnerungslücken?. Ausgabe 21/2008 (19.5.2008), S. 95 (Ressort: Ausland; Genre: Gastkommentar). Anmerkung: 1 Bild (des Autors im Passfoto-Format).
Strukturierung des Untersuchungsmaterials nach Medium und Thema
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BIN 202 o.A.: Terror-TV in Europa. Ausgabe 23/2008 (2.6.2008), S. 103 (Ressort: Ausland/Kurzmeldungen). Anmerkung: 1 Bild (Screenshot). BIN 204 Georg Hoffmann-Ostenhof: Friedenssignale. Ausgabe 26/2008 (23.6.2008), S. 73 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 1 Bild (Karte). BIN 228 o.A.: Hoffnungsschimmer. Ausgabe 26/2008 (23.6.2008), S. 59 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 1 Bild. BIN 205 Robert Treichler: Töten und tauschen. (inkl. Kastenelement „Hintergrund. Nahöstliche Mengenlehre“). Ausgabe 28/2008 (7.7.2008), S. 74-75 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 3 Bilder. BIN 206 Martin Staudinger: Die Achse der Spesen. (inkl. Kastenelement „Hintergrund. Die Vorwürfe“). Ausgabe 32/2008 (4.8.2008), S. 51 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 1 Bild. BIN 208 Inge Günther (Jerusalem): Achmed lebt. Ausgabe 33/2008 (11.8.2008), S. 74-75 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 4 Bilder. BIN 209 Inge Günther (Jerusalem): Die Stunde der Sauberfrau. (inkl. Kastenelement „Hintergrund. Die Olmert-Ablöse“). Ausgabe 38/2008 (15.9.2008), S. 94-95 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 2 Bilder. BIN 212 o.A.: Nahost-Konflikt. Entgeltliche Einschaltung. Ausgabe 48/2008 (24.11.2008), S. 55 (Ressort: Ausland/Kurzmeldungen). Anmerkung: 1 Bild. BIN 213 Inge Günther (Jerusalem): Bibi startet durch. (inkl. Kastenelement „Nahost. NATO nach Palästina!“) Ausgabe 51/2008 (15.12.2008), S. 66-68 (2,5 Seiten, halbe Seite Inserat) (Ressort: Ausland). Anmerkung: 2 Bilder. Gaza-Krise bzw. -Krieg BIN 214 Herbert Lackner: Der schwierige Freund. Ausgabe 2/2009 (5.1.2009), S. 11 (Ressort: Leitartikel). Anmerkung: 2 Bilder (Foto des Autors im Passbildformat und 1 Zeichnung). BIN 215 Robert Treichler: Gaza und was dann?. Ausgabe 2/2009 (5.1.2009), S. 56-57 (insg. ca. 1 Heftseite, Text ist seitenübergreifend) (Ressort: Ausland/Kurzmeldungen). Anmerkung: 1 Bild. BIN 216 Robert Treichler: Der Zwang zum Krieg. (inkl. Kastenelement „Chronologie. Umkämpfter Küstenstreifen“). Ausgabe 3/2009 (12.1.2009), S. 66-71 (5 Seiten, das 1-seitige Element „Interview. Was
318
Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
sollen wir tun?“ wird aufgrund seiner Länge als eigener Artikel identifiziert – siehe BIN 214) (Ressort: Ausland). Anmerkung: 3 Bilder (exkl. 1 Bild in BIN 214). BIN 217 o.A. (als Teil von BIN 213 jedoch vermutlich Robert Treichler): Interview. „Was sollen wir tun?“. Ausgabe 3/2009 (12.1.2009), S. 69 (Ressort: Ausland; Genre: Interview). Anmerkung: 1 Bild. BIN 218 Peter Michael Lingens: Eine vage Chance für Gaza. Ausgabe 3/2009 (12.1.2009), S. 104 (Ressort: Meinung/Lingens). Anmerkung: 1 Bild (des Autors im Passbildformat). BIN 219 Robert Treichler: „Ein Haufen Schutt“. Ausgabe 4/2009 (19.1.2009), S. 52-54 (Ressort: Ausland; Genre: Interview). Anmerkung: 2 Bilder (das größere Bild auf S. 52 muss auch in Kontext mit BIN 217 gesehen werden). BIN 220 Jamal al-Badawi (Anmerkung: „Name wegen möglicher Repressionen von der Redaktion geändert“): Nachts in Gaza. (inkl. Kastenelement „Verhandlungen. Schlussakt?“). Ausgabe 4/2009 (19.1.2009), S. 55-57 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 1 Bild (exkl. Bild auf S. 52, das ebenso in Kontext mit diesem Artikel gesehen werden muss – siehe BIN 216). BIN 221 Robert Treichler: Bleivergiftung. (inkl. Kastenelement von Inge Günther, Tel Aviv „Reportage. „Oh Gott, sie haben meine Mädchen getötet““). Ausgabe 5/2009 (26.1.2009), S. 66-67 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 2 Bilder (eines davon im Kastenelement). BIN 222 Gregor Mayer (Beit Lahiya)/Shabtai Gold (Khan Younis): Verbrannte Erde. (inkl. aller Kastenelemente) Ausgabe 6/2009 (2.2.2009), S. 48-51 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 4 Bilder (eines davon Doppelseite = Aufmacherbild – muss auch im Kontext mit BIN 220 gesehen werden; inkl. Wiederholung des Aufmacherbildes in Kleinformat). BIN 223 Georg Hoffmann-Ostenhof/Gunther Müller: „Israel hat die Waffenruhe gebrochen“. Ausgabe 6/2009 (2.2.2009), S. 52-53 (Ressort: Ausland; Genre: Interview). Anmerkung: 3 Bilder (inkl. Wiederholung des Aufmacherbildes von BIN 219 im Kleinformat). BIN 224 Georg Hoffmann-Ostenhof: Dicke Luft. Ausgabe 6/2009 (2.2.2009), S. 52-53 (Ressort: Ausland; Genre: Meinung/Kommentar). Anmerkung: 1 Bild (des Autors). BIN 225 Georg Hoffmann-Ostenhof: Seltsame Sieger. Ausgabe 8/2009 (16.2.2009), S. 77-78 (1,33 Seiten) (Ressort: Ausland). Anmerkung: 3 Bilder. BIN 226 Tessa Szyszkowitz (Jerusalem): „Lieberman hat von mir geklaut“. Ausgabe 8/2009 (16.2.2009), S. 78-79 (1,66 Seiten) (Ressort: Ausland; Genre: Interview; Kastenelement zu BIN 225, aufgrund der Länge und eindeutiger Abhebung vom Lauftext jedoch eigene BIN).
Strukturierung des Untersuchungsmaterials nach Medium und Thema
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Kosovo-Krise BIN 184 Gregor Mayer (Belgrad): Die Stunde des Totengräbers. Ausgabe 5/2008 (28.1.2008), S. 56-62 (6 Seiten; 1 1-seitiges Kastenelement wird aufgrund seiner Länge als eigener Artikel identifiziert – siehe BIN 185; 1 Kastenelement „Historie. Auf Erden statt im himmelreich“ wird BIN 184 zugeordnet) (Ressort: Ausland). Anmerkung: 7 Bilder (inkl. Bild im eigenständigen Kastenelement; Lauftext: 6 Bilder, eines davon füllt eine Doppelseite = Aufmacherbild). BIN 185 Dodo Roscic: Polemik. Abenteuerliche Ignoranz. Ausgabe 5/2008 (28.1.2008), S. 60 (Ressort: Ausland; Genre: Kommentar/Meinung). Anmerkung: 1 Bild (Foto der Autorin im Passbildformat). BIN 186 o.A.: Hollywood und Kosovo. Ausgabe 6/2008 (4.2.2008), S. 71 (Ressort: Ausland/Kurzmeldungen). Anmerkung: 1 Bild (zu dieser Kurzmeldung). BIN 188 Gregor Mayer: Go East (inkl. Kastenelement „Gespaltene EU“).Ausgabe 7/2008 (11.2.2008), S. 87 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 1 Bild. BIN 189 Gregor Mayer (Prishtina): Aufbruch im Armenhaus. Ausgabe 8/2008 (18.2.2008), S. 80-81 (inkl. Kastenelement „Hintergrund. Land ohne Aussicht?“) (Ressort: Ausland). Anmerkung: 2 Bilder. BIN 190 Gregor Mayer (Belgrad): Gelenkter Zorn. Ausgabe 9/2008 (25.2.2008), S. 105 (inkl. Kastenelement „Zerfällt Bosnien?“) (Ressort: Ausland). Anmerkung: 1 Bild. BIN 191 Otmar Lahodynsky/Martin Staudinger (Brüssel)/Oliver Tjaden (Fotos): „Gegen den Totalitarismus der politischen Korrektheit“.Ausgabe 9/2008 (25.2.2008), S. 92-97 (inkl. Kastenelemente) (Ressort: Ausland; Genre: Interview). Anmerkung: 5 Bilder (insgesamt! Alle Fotos in der Fotoserie einzeln gezählt). BIN 193 Gregor Mayer (Belgrad): Geplante Eskalation. Ausgabe 13/2008 (21.3.2008), S. 123 (Ressort: Ausland/Kurzmeldungen). Anmerkung: 1 Bild. BIN 194 Bernhard Odehnal: Triumph der Gewalt. Ausgabe 15/2008 (7.4.2008), S. 70 (Ressort: Ausland), Anmerkung: 1 Bild (+ kleines Textelement zum zeitlichen Verlauf). Weitere Anmerkung: Hier wird die Unabhängigkeit des Kosovo zwar nicht thematisiert, jedoch wird im Artikel ein bestimmtes Bild des Kosovo vermittelt. BIN 197 Gregor Mayer (Belgrad): Singen gegen Europa. (inkl. Kastenelement „Nationalismus. Der Bäcker von Sombor“). Ausgabe 19/2008 (5.5.2008), S. 66-67 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 3 Bilder (eines davon ist dem Kastenelement zuzuordnen).
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Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
BIN 200 Gregor Mayer (Belgrad): Schräge Königsmacher. Ausgabe 21/2008 (19.5.2008), S. 79 (Ressort: Ausland/Kurzmeldungen). Anmerkung: 1 Bild. BIN 203 Gregor Mayer (Belgrad): Ungebrochen. (inkl. ein kleines Textelement „Österreicher im Einsatz“). Ausgabe 24/2008 (9.6.2008), S. 95 (Ressort: Ausland). Anmerkung: 1 Bild. BIN 207 o.A.: Kaukasisches Chaos. Ausgabe 33/2008 (11.8.2008), S. 60-61 (Umfang ca. 2 Spalten, seitenübergreifend) (Ressort: Ausland/Kurzmeldungen). Anmerkung: 2 Bilder (davon 1 Karte). BIN 210 o.A.: Serbien. EU-Euphorie. Ausgabe 41/2008 (6.10.2008), S. 71 (Ressort: Ausland/Kurzmeldungen). Anmerkung: 1 Bild. Weitere Anmerkung: Kosovo bzw. die Unabhängigkeit des Kosovo wird zwar nicht direkt angesprochen, jedoch wird ein bestimmtes Bild Serbiens vermittelt, das im Kontext mit der kosovarischen Unabhängigkeit (bzw. Artikeln dazu) betrachtet werden soll. BIN 211 Georg Hoffmann-Ostenhof/Gregor Mayer (Belgrad): „Wir sind ein wenig schizophren“. (inkl. Kastenelement „Serbien. 100 Tage frischer Wind“ von Gregor Mayer, Belgrad). Ausgabe 43/2008 (20.10.2008), S. 92-94 (Ressort: Ausland; Genre: Interview + 1 Textkasten). Anmerkung: 4 Bilder.
Untersuchungsdesigns
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Untersuchungsdesign Inhaltsanalytisches Erhebungsinstrument zur Exploration von Möglichkeiten konstruktiver Konfliktbearbeitung in der qualitätsjournalistischen Auslandsberichterstattung Analyseeinheit: Artikel (insgesamt 228 Analyseeinheiten) Ebenen: Formale Kriterien – Wortjournalismus – Bildjournalismus
EBENE 1: Formale Kriterien / erste Zuordnungen Beitragsidentifikationsnummer (BIN) Durchnummerierung der Artikel gemäß Liste des Untersuchungsmaterials Medium, in dem der Artikel erschienen ist (MEDIUM) 1 Guardian Weekly 2 Der Spiegel 3 Die Zeit 4 Profil Autor des Artikels (AUTOR) (string-Variable) Eingetragen wird der Name des/der wortjournalistischen AutorEn/der Autorin(nen) des jeweiligen Artikels nach dem Muster „Vorname Nachname“ bzw. bei mehreren AutorInnen nach dem Muster „Vorname Nachname / Vorname Nachname“. Nicht eingetragen werden MitarbeiterInnen an den jeweiligen Artikeln. Erscheinungsdatum des Artikels (DATUM) z.B. 29.03.2008 Kalenderwoche (KW) Eingetragen wird die Woche, in welcher der Artikel erschienen ist, als fortlaufende Nummer (erste Woche im Januar 2008 = 1, zweite Woche im Januar 2008 = 2, etc.). Mit Beginn des Jahres 2009 (Berichterstattung über „Operation Gegossenes Blei“) wird die Nummerierung nicht mit „1“ neu begonnen, sondern mit „53“ fortgesetzt. Ressort, dem der Artikel zugeordnet ist (RESSORT) 1 Außenpolitik/International 2 Wirtschaft 3 Kultur/Feuilleton/Dossier 4 andere Länge des Artikels (LAENGE) Codiert wird die Länge des Artikels (Text + Bild gesamt) in Seiten (z.B. 0,25 Seiten; 1,5 Seiten, etc.)
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Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
Anzahl der Bilder51 im Artikel (ANZ_BILD) Hier wird die Anzahl der Bilder im gesamten Artikel eingetragen. Wenn keine Bilder, bitte „0“ (Null) eintragen. Anteil der Bilder am Gesamttext in % (ANT_BILD) Der Prozentanteil aller im Artikel vorkommenden Bilder am Gesamttext wird errechnet und eingetragen. Wenn keine Bilder, bitte „0“ (Null) eintragen. Anzahl der Bilder mit ökonomischer Funktion (ANZ_OEK_BILD) Hier wird die Anzahl der Bilder mit ökonomischer Funktion pro Artikel eingetragen. Wenn keine vorhanden, bitte „0“ (Null) eintragen. Anzahl der Bilder mit dramaturgischer Funktion (ANZ_DRAM_BILD) Hier wird die Anzahl der Bilder mit dramaturgischer Funktion pro Artikel eingetragen. Wenn keine vorhanden, bitte „0“ (Null) eintragen. Anzahl der Bilder mit illustrativer Funktion (ANZ_ILLU_BILD) Hier wird die Anzahl der Bilder mit illustrativer Funktion pro Artikel eingetragen. Wenn keine vorhanden, bitte „0“ (Null) eintragen. Anzahl der Bilder mit journalistischer Funktion (ANZ_JOUR_BILD) Hier wird die Anzahl der Bilder mit journalistischer Funktion pro Artikel eingetragen. Wenn keine vorhanden, bitte „0“ (Null) eintragen. Als Hilfestellung für die Zuordnung von Bildfunktionen soll folgende Übersicht (vgl. Lobinger/Wetzstein 2008) dienen. Die Tabelle veranschaulicht Qualitätsansprüche (vgl. Ruß Mohl 1992 / Qualitätskriterien nach Ruß-Mohls Magischem Vieleck), welche an die erwähnten Bildfunktionen (vgl. Grittmann 2007) gestellt werden können. Vgl. zusätzlich Variablen FKT_BILD1, FKT_BILD2 und FKT_BILD3 in diesem Untersuchungsdesign.
51
Der Bildbegriff umfasst in diesem Untersuchungsdesign unterschiedliche Bildgattungen (siehe etwa Variable BG_BILD1).
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Untersuchungsdesigns
Qualitätskriterien/Bildfunktionen ökonomisch52 dramaturgisch
illustrativ
journalistisch
Komplexitätsreduktion
Aktualität
X Auflockerung/ Eye-Catcher
X Latenter thematischer Bezug (auch Stock Photos)
Originalität Transparenz
X Formale Gestaltung (z.B. Bildgröße, Bildausschnitt) VeranschauliZeitlich-aktuelle Formale und chung des bzw. probleminhaltliche Textes aktuelle Unmittel- Gestaltung barkeit (Bildauswahl) Visualisierung Direkter themati- Narration von Information scher Bezug (keine (z.B. durch Stock Photos) Bildfolgen)
X Angabe der Bildquelle
Objektivität/Authentizität X Latenter thematischer Bezug
Bild-Text- Bild-TextKontextual Kontextualis i-sierung ie-rung und Präzisierung Offenlegung der Produktionsbedingungen
Offenlegung der Produktions bedingungen
EBENE 2: Wortjournalismus Erste thematische Zuordnung (ZUORD) 1 Nahost 2 Nahost/Gaza-Krise bzw. -Krieg 3 Kosovo Hier erfolgt eine erste grobe thematische Zuordnung des Artikels hinsichtlich der Unterteilung des Untersuchungsmaterials in Artikel zur Kosovo-Krise (3), zum israelischpalästinensischen Konflikt allgemein (2) sowie zur Gaza-Krise bzw. Gaza-Krieg (2).
52
Die ökonomische Bildfunktion umfasst Bilder als Verkaufsargument und entziehen sich somit weitgehend journalistischen Qualitätsansprüchen, daher keine Zuordnung zu den hier erwähnten Qualitätskriterien.
324
Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
Genre des Artikels (GENRE) 1 Bericht/Meldung 2 Reportage/Hintergrundbericht/Dossier/Analyse 3 Dokumentation (Abdruck einer Rede, eines Programms etc.) 4 Kommentar/Gastkommentar/Leitartikel/Kritik/meinungsbetonte Analyse 5 Porträt 6 Interview 7 LeserInnenbrief 8 Sonstiges Diese Variable sowie die folgenden Kodierregeln sind teilweise dem Untersuchungsdesign von Grittmann (2007) entnommen: Bericht/Meldung (1) wird kodiert, wenn es sich um eine kurze tatsachenbetonte Darstellung eines Sachverhalts bzw. einer Situation handelt, wie dies oftmals in Kurzmeldungen, aber auch bei ausführlicheren Darstellungen eines neuen Sachverhalts bzw. einer neuen Entwicklung der Fall ist. Eine Reportage (2) ist eine eher subjektive journalistische Darstellungsform, die eigene Erfahrungen bzw. Beobachtungen des Autors thematisiert (Merkmal des „Dabei-Seins“, szenische Beschreibungen) und oft durch weitere Hintergrundberichterstattungen (z.B. in Form von Kastenelementen) ergänzt wird. Dossier bzw. Analyse beinhalten ebenfalls die Darstellung komplexer Sachverhalte bzw. Zusammenhänge anhand einzelner Beteiligter/Betroffener, sind somit schwierig vom ReportageGenre abzugrenzen und daher in die gleiche Ausprägung (2) eingebunden. Dokumentation (3) bezeichnet die reine Wiedergabe von Reden oder Texten (z.B. Gesetzestexte, Grundsatzpapiere). Wird beispielsweise eine Rede zitiert, dann aber im Sinne einer Analyse reflektiert, ist nicht Dokumentation (3) zu kodieren, sondern der Gesamtartikel als Analyse (Ausprägung 2 oder 4, je nach Meinungsbetonung und Bezeichnung des Artikels als Kommentar). Ausprägung 4 (Kommentar/Gastkommentar/Leitartikel/Kritik/meinungsbetonte Analyse) fasst eindeutig meinungsbetonte Berichterstattungsformen zusammen. Kommentare, Gastkommentare und Leitartikel sind zumeist explizit als solche gekennzeichnet. Meinungsbetonte Analysen werden ebenfalls hier eingeordnet. Beim Porträt (5) stehen eine gewisse Person bzw. biografische Aspekte im Vordergrund. Das Interview (6) ist die verschriftlichte Form eines Gesprächs, wobei Frage und Antwort explizit ausgewiesen sind. LeserInnenbriefe (7) sind von LeserInnen verfasste, explizit als solche ausgewiesene, meinungsbetonte Stellungnahmen zu veröffentlichten Artikeln/Themen im entsprechenden Medium.
Untersuchungsdesigns
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Verwendete Schlüsselbegriffe (BEGRIFF) 1 Krise/crisis 2 Konflikt/conflict 3 Frieden/peace 4 Terror bzw. Terrorismus/terror(ism) 5 Krieg/war 6 Kombination mehrerer Begriffe 7 andere 99 keine Hier wird die verwendete Bezeichnung einer Situation bzw. eines Sachverhalts gemäß des Forschungsinteresses kodiert. Zur Erklärung: Frieden (3) wird auch kodiert, wenn z.B. von Friedensverhandlungen berichtet wird. Krieg (5) wird auch dann kodiert, wenn z.B. von Kriegsverletzten berichtet wird. Im Falle solcher „zusammengefügter Hauptwörter“ muss dieser Begriff jedoch in der Variable „Anmerkung zum verwendeten Schlüsselbegriff (ANM_BEGRIFF)“ berücksichtigt werden. Wenn andere (7) oder Kombination mehrerer Begriffe (6) (z.B. Konflikt und Frieden treten in einem Artikel als Schlüsselbegriffe auf) kodiert wird, muss die genaue Bezeichnung ebenso in der Variable „Anmerkung zum verwendeten Schlüsselbegriff (ANM_BEGRIFF)“ eingetragen werden. Die Kombination mehrerer Begriffe (6) wird dann kodiert, wenn zwei Schlüsselbegriffe gleichwertig nebeneinander auftreten (z.B. „Konflikt im Nahen Osten – Chance für einen dauerhaften Frieden?“) oder mit zwei unterschiedlichen Begriffen die gleiche Situation bzw. der gleiche Sachverhalt bezeichnet wird (z.B. Bezeichnungen „Kosovo-Konflikt“ und „Krise im Kosovo“ im gleichen Artikel). Anmerkung zum verwendeten Schlüsselbegriff (ANM_BEGRIFF) (string-Variable) Zur Erklärung dieser Variable vgl. Variable „Verwendete Schlüsselbegriffe (BEGRIFF)“. Hauptthema des Artikels (THEMA1) (string-Variable) Hier wird das Hauptthema des Artikels (z.B. israelische Siedlungspolitik, Unabhängigkeitserklärung des Kosovo,...) eingetragen. Das Hauptthema ist jenes Thema des Artikels, welches räumlich den meisten Platz einnimmt. Oft ist das Hauptthema bereits in der Überschrift bzw. im Vorspann des Artikels angekündigt. Sollten der Artikel mehrere Themen aufweisen, denen gleichwertig Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist in jedem Fall das zu allererst erwähnte Thema als Hauptthema einzutragen. Erstes Nebenthema des Artikels (THEMA2) (string-Variable) Es gelten die gleichen Kodierregeln wie für die Variable „Hauptthema des Artikels (THEMA1)“, bezogen auf das erste Nebenthema. Sollte kein erstes Nebenthema vorhanden/erkennbar sein, bitte „keines“ eintragen.
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Zweites Nebenthema des Artikels (THEMA3) (string-Variable) Es gelten die gleichen Kodierregeln wie für die Variable „Hauptthema des Artikels (THEMA1)“, bezogen auf das zweite Nebenthema. Sollte kein zweites Nebenthema vorhanden/erkennbar sein, bitte „keines“ eintragen. Hauptakteur (AKTEUR1) 1 PolitikerIn national 2 PolitikerIn international 3 Politische Partei/Organisation national (auch: israel. Militär sowie VertreterInnen dieser z.B. einzelne Soldaten und Hamas- bzw. Fatah-Kämpfer, israel. Regierung, paläst. Regierung) 4 supranationale/internationale Institutionen sowie VertreterInnen dieser (UNO, EU,...) 5 Politische Parteien international 6 einzelne Nationen/Gebiete (USA, Israel,...) 7 Bevölkerung (Die Israelis, die Palästinenser,...) 8 Einzelpersonen/Einzel- bzw. Familienschicksale aus dem Betroffenenkreis 9 Zivilgesellschaftliche Institutionen/NPO/NGO/Initiativen bzw. VertreterIn solcher 10 WissenschafterIn/ExpertIn 11 KünstlerIn (z.B. Buchautor, Maler, Musiker) 12 KommentatorIn/GastkommentatorIn/JournalistIn und Medien (entweder als VerfasserInnen der Artikel oder als AkteurInnen im Artikel vorkommend) 13 LeserIn 14 andere 99 nicht zuordenbar Der/die HauptakteurIn ist jene/r AkteurIn, der/die in der Berichterstattung am häufigsten direkt oder indirekt zitiert wird bzw. mit seiner Sichtweise im Artikel am präsentesten ist, anders gesagt, dessen/deren Sichtweise im Artikel am meisten Raum gegeben wird. Sollten mehrere AkteurInnen diesbezüglich gleichwertig sein, wird hier der Akteur kodiert, dessen Sichtweise zu allererst erläutert wird (z.B. durch ein direktes oder indirektes Zitat). Maximal drei Akteure können kodiert werden. PolitikerIn national (1) bezeichnet PolitikerInnen aus den entsprechenden Konfliktregionen und sind politische RepräsentantInnen der Hauptkonfliktparteien (israelische und palästinensische PolitikerInnen bzgl. Nahost-Konflikt bzw. Gaza-Krise bzw. –Krieg sowie PolitikerInnen aus dem Kosovo und Serbien bzgl. Kosovo-Krise). PolitikerIn international (2) bezeichnet solche Personen aus dem Bereich Politik, die nicht in der Konfliktregion angesiedelt sind bzw. zu den erwähnten Hauptkonfliktparteien gehören, jedoch in den Konflikt in irgendeiner Form involviert sind (z.B. als VermittlerIn, UnterstützerIn, etc.; Beispiele: Sarkozy, Obama, Mubarak, Ahtisaari, u.v.m.). Politische Partei/ Organisation national (3) und international (5) folgen den gleichen Kodierregeln, nur eben nicht bezogen auf Einzelpersonen, sondern auf politische Parteien bzw. Organisationen (hierzu zählt auch das Militär bzw. Personen, welche das Militär repräsentieren). Supranationale/internationale Institutionen (4) bezeichnen Organisationen wie die Vereinten
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Nationen (UNO), OECD oder supranationale Gemeinschaften wie etwa die EU. Einzelne Nationen/Gebiete (6) wird kodiert, wenn nicht ein/e konkete/r AkteurIn, sondern eine ganze Region/Nation/Staat als AkteurIn genannt wird (z.B. „Am 17.2.2008 hat der Kosovo seine Unabhängigkeit erklärt.“; „Israel hält an seiner Siedlungspolitik fest.“; „Frankreich will vermitteln.“). Bevölkerung (7) wird bei einer ähnlichen Pauschalisierung der Konfliktparteien, diesmal bezogen nicht auf das Gebiet, sondern die Bevölkerung, kodiert (z.B. „Israelis fordern die uneingeschränkte Anerkennung des Existenzrechts des Staates Israel.“; „Serben wehren sich gegen die einseitige Unabhängigkeitserklärung.“). Einzelpersonen/Einzel- bzw. Familienschicksale aus dem Betroffenenkreis (8) wird dann kodiert, wenn Schicksale aus der Zivilbevölkerung (Einzelpersonen, Familien,...) dargestellt werden. Ausprägung 9 bezeichnet Non-Profit-Organisationen bzw. Non-GovernmenalOrganisationen und Menschenrechtsorganisationen wie etwa Amnesty International oder Reporter ohne Grenzen. Auch VertreterInnen solcher Organisationen (Einzelpersonen) werden hier eingeordnet. WissenschafterInnen/ExpertInnen unterschiedlicher Fachdiszipline (z.B. Politikwissenschafter; Juristen, die nicht unter Ausprägung 9 fallen) werden in der Ausprägung 10 eingeordnet. KommentatorInnen/GastkommentatorInnen/ JournalistInnen (12) werden im Rahmen des journalistischen Genres des Kommentars und verwandter journalistischer Darstellungsformen immer als HauptakteurInnen kodiert. Erst als zweite zu Wort kommende AkteurInnen können beispielsweise Vertreter der Konfliktparteien bzw. in den Konflikt Involvierte folgen. Bei LeserInnenbriefen ist der/die VerfasserIn eines solchen LeserInnenbriefes als erste/r zu Wort kommende/r AkteurIn zu kodieren (13). Ausprägung 11 umfasst KünstlerInnen wie etwa BuchautorInnen, MusikerInnen, MalerInnen etc., wenn diese in dieser Funktion im Artikel Erwähnung finden. Wenn beispielsweise ein Buchautor als Verfasser des Artikels fungiert, wird dieser als KommentatorInnen/GastkommentatorInnen/JournalistInnen (12) kodiert. Anmerkung zum Hauptakteur (ANM_AKTEUR1) (string-Variable) Hier soll die Variable „Hauptakteur (AKTEUR1)“ konkretisiert werden. Wurde z.B. „9 Zivilgesellschaftliche Institutionen/NPO/NGO/Initiativen bzw. VertreterIn solcher“ kodiert, soll hier die genaue Bezeichnung der Organisation (z.B. Amnesty International) und/oder des/der VertreterIn eingetragen werden. Erster Nebenakteur (AKTEUR2) 1 PolitikerIn national 2 PolitikerIn international 3 Politische Partei/Organisation national (auch: israel. Militär sowie VertreterInnen dieser z.B. einzelne Soldaten und Hamas- bzw. Fatah-Kämpfer, israel. Regierung, paläst. Regierung) 4 supranationale/internationale Institutionen sowie VertreterInnen dieser (UNO, EU,...) 5 Politische Parteien international 6 einzelne Nationen/Gebiete (USA, Israel,...) 7 Bevölkerung (Die Israelis, die Palästinenser,...) 8 Einzelpersonen/Einzel- bzw. Familienschicksale aus dem Betroffenenkreis
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Zivilgesellschaftliche Institutionen/NPO/NGO/Initiativen bzw. VertreterIn solcher WissenschafterIn/ExpertIn KünstlerIn (z.B. Buchautor, Maler, Musiker) KommentatorIn/GastkommentatorIn/JournalistIn und Medien (entweder als VerfasserInnen der Artikel oder als als AkteurInnen im Artikel vorkommend) LeserIn andere nicht zuordenbar
Der/die AkteurIn, der/die in der Berichterstattung am zweithäufigsten direkt oder indirekt zitiert wird bzw. mit seiner/ihrer Sichtweise im Artikel bzgl. Präsenz an 2. Stelle ist, anders gesagt, dessen/deren Sichtweise im Artikel nach AKTEUR1 am meisten Raum gegeben wird. Sollten mehrere AkteurInnen gleichwertig sein, wird hier der/die AkteurIn kodiert, dessen/deren Sichtweise an zweiter Stelle erläutert wird (z.B. durch ein direktes oder indirektes Zitat). Weitere Kodierregeln vgl. Variable „Hauptakteur (AKTEUR1)“. Anmerkung zum Ersten Nebenakteur (ANM_AKTEUR2) (string-Variable) Hier soll die Variable „Erster Nebenakteur (AKTEUR2)“ konkretisiert werden. Weitere Erläuterungen vgl. Erklärung zur Variable „Anmerkung zum Hauptakteur (ANM_AKTEUR1)“. Wenn AKTEUR2 mit „keiner“ (15) kodiert wurde, also kein zweiter Akteur vorhanden ist, bitte „keiner“ eintragen. Zweiter Nebenakteur (AKTEUR3) 1 PolitikerIn national 2 PolitikerIn international 3 Politische Partei/Organisation national (auch: israel. Militär sowie VertreterInnen dieser z.B. einzelne Soldaten und Hamas- bzw. Fatah-Kämpfer, israel. Regierung, paläst. Regierung) 4 supranationale/internationale Institutionen sowie VertreterInnen dieser (UNO, EU,...) 5 Politische Parteien international 6 einzelne Nationen/Gebiete (USA, Israel,...) 7 Bevölkerung (Die Israelis, die Palästinenser,...) 8 Einzelpersonen/Einzel- bzw. Familienschicksale aus dem Betroffenenkreis 9 Zivilgesellschaftliche Institutionen/NPO/NGO/Initiativen bzw. VertreterIn solcher 10 WissenschafterIn/ExpertIn 11 KünstlerIn (z.B. Buchautor, Maler, Musiker) 12 KommentatorIn/GastkommentatorIn/JournalistIn und Medien (entweder als VerfasserInnen der Artikel oder als als AkteurInnen im Artikel vorkommend) 13 LeserIn 14 andere 99 nicht zuordenbar
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Der/die dritte AkteurIn ist jene/r, der/die in der Berichterstattung am dritthäufigsten direkt oder indirekt zitiert wird bzw. mit seiner/ihrer Sichtweise im Artikel bzgl. Präsenz den 3. Stellenwert einnimmt, anders gesagt, dessen/deren Sichtweise im Artikel nach AKTEUR2 am meisten Raum gegeben wird. Sollten mehrere AkteurInnen gleichwertig sein, wird hier der/die AkteurIn kodiert, dessen/deren Sichtweise an dritter Stelle erläutert wird (z.B. durch ein direktes oder indirektes Zitat). Weitere Kodierregeln vgl. Variable „Hauptakteur (AKTEUR1)“. Anmerkung zum Zweiten Nebenakteur (ANM_AKTEUR3) (string-Variable) Hier soll die Variable „Zweiter Nebenakteur (AKTEUR3)“ konkretisiert werden. Weitere Erläuterungen vgl. Erklärung zur Variable „Anmerkung Hauptakteur (ANM_AKTEUR1)“. Wenn AKTEUR3 mit „keiner“ (15) kodiert wurde, also kein dritter Akteur vorhanden ist, bitte „keiner“ eintragen. Anzahl der im Artikel beschriebenen Positionen (ANZ_POS) In mediativen Prozessen werden Positionen und Interessen bzw. Bedürfnisse grundlegend unterschieden. Eine Position zeichnet sich dabei durch ihren konträren Standpunkt zu einer anderen Position aus wobei diese konträren Sichtweisen vordergründig unvereinbar scheinen. Positionen sind zumeist mit Forderungen an die Gegenseite verbunden. Die (hier frei erfundene) Position „Wir haben das Recht, unserer Siedlungspolitik weiter nachzugehen“ steht der (ebenso frei erfundenen) Position „Wir haben das Recht, unsere Häuser zu schützen und zu verteidigen“ allem Anschein nach diametral gegenüber. Hier soll die Anzahl solcher Positionen pro Artikel gezählt und eingetragen werden. Wenn wider Erwarten keine Position erkennbar ist, „0“ (Null) eintragen. Anzahl der im Artikel beschriebenen Interessen/Bedürfnisse zu den Positionen (ANZ_INT) Interessen bzw. Bedürfnisse unterscheiden sich insofern, als dass Interessen bzw. Bedürfnisse hinter den Positionen/Forderungen liegende Motivationen/Bedürfnisse und Ziele thematisieren. Als hinter der Position „Wir haben das Recht, unserer Siedlungspolitik weiter nachzugehen“ liegendes Interesse könnte im Artikel beispielsweise der Wunsch nach Anerkennung des Existenzrechts Israels thematisiert sein. Das Interesse muss direkt mit einer entsprechenden Position in Zusammenhang stehen. Hier soll die Anzahl solcher thematisierten Interessen pro Artikel gezählt und eingetragen werden. Wenn wider Erwarten kein Interesse/Bedürfnis erkennbar ist, „0“ (Null) eintragen. Anmerkungen zu den beschriebenen Interessen (ANM_INT) (string-Variable) In dieser Variable sollen die angesprochenen Interessen kurz und prägnant erfasst werden. Sollten keine Interessen im Artikel erkennbar sein, bitte „keine“ eintragen.
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Anzahl möglicher Zukunftsperspektiven/Szenarien/Lösungsvorschläge (ANZ_ZUKUNFT) Hier wird die Anzahl der pro Artikel genannten positiven oder negativen Zukunftsperspektiven, Lösungsvorschläge sowie positiven oder negativen Zukunftsszenarien gezählt und eingetragen. Die Häufigkeit der Nennung einer möglichen Zukunftsperspektive durch einen oder mehrere Akteure spielt keine Rolle, d.h. ein beschriebenes Szenario, wenn auch von einem anderen Akteur in ähnlichen Worten wiederholt, wird nur ein Mal gezählt. Wenn keine vorhanden, bitte „0“ (Null) eintragen. Anmerkungen zu Zukunftsperspektiven/Szenarien/Lösungsvorschlägen (ANM_ZUKUNFT) (string-Variable) Hier werden die genannten Zukunftsperspektiven/Szenarien/Lösungsvorschläge kurz und prägnant in Stichworten genannt, ebenso wird der/die jeweilige SprecherIn (JournalistIn oder andere/r AkteurIn) eingetragen. Falls keine Zukunftsperspektiven/Szenarien/ Lösungsvorschläge erkennbar sind, bitte „keine“ eintragen. Muster: Zweistaatenlösung/ JournalistIn. Bewertung der Zukunftsperspektiven/Szenarien/Lösungsvorschläge (BEW_ZUKUNFT) 1 eindeutig positiv 2 überwiegend positiv 3 positiv und negativ gleichermaßen 4 überwiegend negativ 5 eindeutig negativ 6 keine Zukunftsperspektiven genannt 99 nicht erkennbar/nicht zuordenbar Hier wird kodiert, ob die im Artikel genannten Zukunftsperspektiven, Szenarien und Lösungsvorschläge insgesamt ein optimistisches (positives) oder pessimistisches (negatives) Bild zeichnen. Beispiel: Sollten in einem Artikel sowohl positive als auch negative Szenarien gezeichnet werden, wobei den negativen Perspektiven mehr Raum gegeben wird, ist überwiegend negativ (4) zu kodieren. Lösungsvorschläge sind in aller Regel als positiv einzustufen. Beispiel als Anmerkung: „Israel kann/wird den Krieg nicht mehr gewinnen“ zeigt keine Perspektive für die Zukunft auf und ist daher nicht als solche zu kodieren. Sollten im Artikel keine weiteren Zukunftsperspektiven erkennbar sein, wäre in diesem Fall „6 keine Zukunftsperspektiven genannt“ zu kodieren. „Israel kann den Krieg nicht mehr gewinnen“ verbunden mit möglichen Auswirkungen/Konsequenzen dieses vermuteten Umstands (prognostisch!) wird als Zukunftsperspektive/Szenario gewertet. Orientierung des Artikels (ORIEN) 1 problemorientiert 2 lösungsorientiert 3 problem- und lösungsorientiert 99 nicht zuordenbar/nicht erkennbar
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Hier wird kodiert, ob der Artikel problem-, lösungsorientiert oder beides gleichermaßen ist. Problemorientiert (1) wird kodiert, wenn vorwiegend der Konflikt/die Krise bzgl. dessen Vorgeschichte und Ist-Stand thematisiert wird. Wenn beispielsweise in nur einem kurzen Absatz am Ende des Artikels die Zweistaatenlösung als Option angedacht wird, im weit größeren Rest jedoch die Entstehung des Konflikts, die Vorgeschichte sowie der IstStand thematisiert wird, ist dennoch „1 problemorientiert“ zu kodieren. Gleiches gilt im umgekehrten Fall für die Ausprägung „2 lösungsorientiert“. In diesem Fall muss der Artikel eine eindeutige Lösungs- bzw. Zukunftsorientierung aufweisen. Sollte beiden Orientierungen gleichermaßen Raum eingeräumt werden (wobei auch ein Unterschied von einigen Zeilen als gleichermaßen zu werten ist), egal, in welcher Reihenfolge, ist „3 problem- und lösungsorientiert“ zu kodieren. Anmerkung zur Orientierung des Artikels (ANM_ORIEN) (string-Variable) Wenn zuvor „3 problem- und lösungsorientiert“ oder „99 nicht zuordenbar/nicht erkennbar“ kodiert wurde, können hier erklärende Anmerkungen eingetragen werden (z.B. rein deskriptive Orientierung,...). Eskalationsstufe des Artikels (ESKAL) 1 Stufe 1-2 2 Stufe 3-4 3 Stufe 5-6 4 Stufe 7-9 5 mehrere Stufencluster im Artikel 99 nicht zuordenbar Diese Variable orientiert sich an Glasls Phasenmodell der Eskalation, welches folgende Eskalationsstufen eines Konflikts beinhaltet (vgl. Glasl 2004: 233 – 302): Stufe 1: Verhärtung, Standpunkte prallen zuweilen aufeinander Stufe 2: Polemik, Debatte: Denken und Reden in „Entweder-Oder“-Dimensionen Stufe 3: Taten statt Worte, Drohungen statt Empathie Stufe 4: Bilden von Koalitionen, Fokus auf negatives Image des anderen Stufe 5: Gesichtsverlust, direkte Diffamierungen und Isolierung des anderen Stufe 6: Drohstrategien, Erpressung, Sanktionen, Ultimaten Stufe 7: Begrenzte Vernichtungsschläge; Ein eigener kleiner Schaden wird dennoch als Gewinn betrachtet Stufe 8: Zersplitterung: Paralysieren und Desintegrieren des feindlichen Systems Stufe 9: Totale Konfrontation, gemeinsam in den Abgrund, Vernichtung zum Preis der Selbstvernichtung Für diese Variable werden diese Eskalationsstufen zwecks möglichst eindeutiger Zuordnung geclustert. Sollten mehrere dieser Cluster in einem Artikel erkennbar sein, ist die Ausprägung 5 zu kodieren. Kodiert wird hier, in welcher Eskalationsphase bzw. in welchem dieser Cluster sich der Konflikt in der Berichterstattung generell befindet, d.h. welchen Ist-Stand des Konflikts/der Krise die Berichterstattung sieht. Wenn ein journalistischer Text also problemorientiert funktioniert und anhand der Vorgeschichte des Konflikts mehrere Phasen durchläuft, so wird ausschließlich der im Text beschriebene Ist-
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Stand einer Eskalationsstufe zugeordnet. Anhand dieser Variable können die in der Berichterstattung thematisierten Konflikt- und Krisenverläufe nachgezeichnet werden. Konfliktphase des Artikels (KONFPHAS) 1 Phase 1/Disput über ein Thema (Disput) 2 Phase 2/Konflikt/Militärische Option entwickelt sich 3 Phase 3/Konflikt/Feindschaften/Kämpfe zwischen organisierten Einheiten 4 Phase 4/Konflikt/Nach-Feindschaften/Konflikt bleibt 5 Phase 5/Disput/Nach-Feindschaften/Disput bleibt ungelöst 6 Disput ist gelöst 7 Phasen überschneiden sich/mehrere Phasen in einem Artikel 99 nicht zuordenbar Ein anderer Weg, einen Konfliktverlauf oder, wie in diesem Fall den berichterstatteten Konfliktverlauf, nachzuvollziehen, ist das Bloomfield-Leiss Dynamic Phase Model, welches sich in folgende Phasen unterteilt (vgl. Bloomfield/Moulton 1997: 102): Phase 1/Disput über ein Thema (Disput) Phase 2/Konflikt/Militärische Option entwickelt sich Phase 3/Konflikt/Feindschaften/Kämpfe zwischen organisierten Einheiten Phase 4/Konflikt/Nach-Feindschaften/Konflikt bleibt Phase 5/Disput/Nach-Feindschaften/Disput bleibt ungelöst Disput ist gelöst Diese Variable soll die Variable ESKAL ergänzen. Ebenso wie bei der Variable ESKAL wird auch hier der Fokus auf den berichteten Ist-Stand des Konflikts/der Krise gelegt. Mediative Phase des Artikels (MEDPHAS) 1 Phase 1 2 Phase 2 3 Phase 3 4 Phase 4 5 Phase 5 99 nicht zuordenbar Mediationen gliedern sich allgemein in 5 Phasen: Phase 1: prämediativ /Informationen über den Konflikt bzw. die Krise; wer sind die AkteurInnen? Wer die Betroffenen? Was ist das Problem? Phase 2: Sammlung konkreter Themen Phase 3: Herausarbeiten von Interessen/Bedürfnissen Phase 4: Entwickeln von Optionen aufgrund der Interessen/Bedürfnisse Phase 5: Settlement/Herausarbeiten einer Lösung und „Abklopfen“ bzw. (eventuell provokatives) Abtesten der Lösung bzw. ob die Lösung dauerhaft standhalten kann. Mit dieser Variable wird ermittelt, wie der/die JournalistIn, also der/die VerfasserIn des Textes mit dem Konflikt/der Krise umgeht, also wird nicht wie in den zuvor beschriebe-
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nen Variablen der dargestellte situative Ist-Stand des Konflikts/der Krise ermittelt, sondern der konkrete Umgang mit der Krisen-/Konfliktsituation in der Berichterstattung. Die mediativen Phasen werden als mögliche konstruktive Konfliktbearbeitungsarten bzw. muster für die Berichterstattung betrachtet. Kodiert wird die Ausprägung, die vorwiegend den Tenor des Artikels bzgl. der mediativen Phasen widerspiegelt. Verwendung von Metaphern und Vergleichen (METAPH) (string-Variable) Hier werden insgesamt Metaphern und Vergleiche im Artikel erfasst. Bei einem Vergleich handelt es sich um die Gegenüberstellung von mindestens zwei Sachverhalten (oft verbunden durch „wie“ als Bindewort). Metaphern sind Sinnbilder, sie „haben die Funktion, komplexe Sachverhalte zusammenzufassen, auf den Punkt zu bringen und oft auch zu dramatisieren.“ (Dahinden 2006: 78). Metaphern sind gekennzeichnet „durch die Übertragung von Bedeutung von einem Kontext in den anderen“ (Dahinden 2006: 77). Wortjournalistische Frames (FRAME_TEXT) (string-Variable) Hier geht es um die konkrete Kontextualisierung des/der im Artikel verwendeten Schlüsselbegriffs/e (siehe Variable BEGRIFF), wobei möglichst alle im Artikel erkennbaren Kontextualisierungen erfasst werden sollen. Schlüsselbegriff und Kontext (explizit und implizit erwähnt/erkennbar) sollen hier Erwähnung finden. Muster: Schlüsselbegriff und Kontextualisierung, z.B. Konflikt als Chance; Krise als kurzfristige Bedrohung; Frieden als Utopie; Terror als schleichende Gefahr, etc. Sollten andere als die unter BEGRIFF kategorisierten Schlüsselbegriffe verwendet werden, sollen auch diesbezüglich Kontextualisierungen herausgearbeitet werden. Nach der Herausfilterung relevanter Textstellen bzgl. der Kontextualisierung der Schlüsselbegriffe werden diese in einem qualitativen Analyseverfahren reduziert, generalisiert und strukturiert (induktive Herangehensweise). Zentrales Thema (ZENTR_THEMA) 1 Kosovo-Krise zentral 2 Kosovo-Krise peripher 3 Israel- Palästinens. Konflikt zentral 4 Israel.-Palästinens. Konflikt peripher Kodiert wird, ob die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo (Kosovo-Krise) sowie der israelisch-palästinensische Konflikt Zentralaspekte der Berichterstattung sind, also direkt angesprochen werden und mit anderen Themen in Bezug gesetzt werden. „Peripher“ bedeutet, dass nur ein kurzer Verweis auf diese Aspekte existiert bzw. diese Aspekte nur am Rande der Berichterstattung (z.B. in einem Satz oder Nebensatz) erwähnt werden.
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Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
EBENE 3: Bildjournalismus Die Variablen bzw. Kategorien der Bildebene sind teilweise aus Grittmann (2007) abgeleitet. Kodiert werden bis zu 3 Bilder pro Artikel. Als Bild 1 wird das am prominentesten, z.B. als Aufmacher oder am Cover platzierte, ev. größte oder am Beginn des Artikels platzierte Bild kodiert. Dann folgen Bild 2 und 3 aufgrund ihres Stellenwerts/ihrer Platzierung im Layout des Artikels. Haben mehrere Bilder einen gleichwertigen Stellenwert, wird das zuerst platzierte Bild kodiert. Bild(er) vorhanden (BILD) 1 ja 2 nein (Wenn nein, Kodierung hier beenden.) Bildgattung des Bildes 1 (BG_BILD1) 1 Fotografie (rechteckig) 2 Infografik/Karte 3 Zeichnung/Karikatur 4 Faksimile/Screenshot 5 Fotomontage 6 freigestellte Fotografie 7 andere Diese Variable ist teilweise dem Untersuchungsdesign von Grittmann (2007) entnommen. Faksimile/Screenshot (4) wird dann kodiert, wenn Teile eines Originaldokuments bzw. Internetseiten (oder Teile davon) abgebildet sind. Stellenwert des Bildes 1 (ST_BILD1) 1 alleiniger Aufmacher 2 einer der Aufmacher 3 sonstiger Bild-Beitrag Vor allem bei längeren Artikeln werden oftmals ein oder mehrere zumeist am Beginn des Artikels prominent platzierte Aufmacherbilder (zumeist Fotografien) verwendet, die in das Thema einführen sollen. Aufmacherbilder heben sich zudem oft durch ihre im Vergleich zu anderen verwendeten Bildern größere Bildfläche ab. Möglich ist auch, dass ein Artikel ein Aufmacherbild, jedoch keine weiteren Bilder enthält. Dementsprechend ist hier zu kodieren, ob es sich um einen alleinigen (1), einen von mehreren (2) Aufmachern oder einen anderen Bildbeitrag (3) handelt. Diese Variable ist dem Untersuchungsdesign von Grittmann (2007) entnommen.
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Funktion des Bildes 1 (FKT_BILD1) 1 ökonomische Funktion (Bilder als Verkaufsargument/zur Emotionalisierung des Themas, z.B. oftmals Coverbilder) 2 dramaturgische Funktion (Auflockerung, Spannungsaufbau, Übersichtlichkeit) 3 illustrative Funktion (vermitteln Unmittelbarkeit und Authentizität, zur Unterstützung und Veranschaulichung des Textes) 4 journalistische Funktion (eigenständige Informationsvermittlung, „visuelle Information“) 99 nicht zuordenbar Diese Einteilung in Bildfunktionen ist großteils aus Holicki (1993) entnommen. Bildfarbe des Bildes 1 (FARB_BILD1) 1 Farbe 2 Schwarz-Weiß Bildunterschrift zu Bild 1 (BU_BILD1) (string-Variable) Sofern eine Bildunterschrift vorhanden ist, wird diese hier vollständig erfasst. Sollte keine Bildunterschrift vorhanden sein, bitte „keine“ eintragen. Bildinhalt des Bildes 1 (BI_BILD1) (string-Variable) Hier wird eine möglichst kurze Beschreibung dessen, was auf dem Bild zu sehen ist/was explizit abgebildet ist (ohne Bewertungen abzugeben!) eingegeben. Bildquelle zu Bild 1 (BQ_BILD1) 1 Nachrichtenagentur 2 Bildagentur/ -archiv 3 PR/privat 4 eigenes Medium/eigener Fotojournalist 5 eigenes Medium/Wortjournalist ist zugleich Fotograf 6 eigenes Medium/Archiv 7 eigenes Medium/Infografik 8 eigenes Medium/Karikaturist/Künstler 9 Sonstiges 99 Bildquelle nicht vorhanden/nicht zuordenbar Diese Variable erfasst die Bildquelle und ist großteils dem Untersuchungsdesign einer von Lobinger/Wetzstein (2008) unveröffentlichten Studie entnommen. Dargestellte Konfliktpartei in Bild 1 (KONFPART_BILD1) 1 Israel 2 Palästinenser
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Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
Kosovo Serbien Israel und Palästinenser Kosovo und Serbien andere keine Konfliktpartei nicht zuordenbar
Keine Konfliktpartei (8) wird kodiert, wenn etwa journalistische Akteure (Abbildung von KommentatorIn/GastkommentatorIn/JournalistIn als VerfasserInnen des Artikels) alleine abgebildet sind. Nur in Ausnahmefällen können KommentatorInnen/GastkommentatorInnen als VerfasserInnen eines Artikels einer Konfliktpartei zugeordnet werden, allerdings nur dann, wenn diese z.B. in einer anderen Funktion, die eindeutig der palästinensischen oder israelischen Seite zugeordnet werden kann, thematisiert werden (z.B. israelischer Botschafter Dan Ashbel als Kommentator). Die inhaltliche Tendenz der Berichterstattung darf bei der diesbezüglichen Codierung von Kommentaren jedoch keine Rolle spielen, da Kommentare/Gastkommentare naturgemäß meinungsbetont sind und daher oft in eine Richtung tendieren. Wenn ein Journalist auf einem Bild gemeinsam mit Vertretern einer Konfliktpartei abgebildet ist, wird die jeweilige dargestellte Konfliktpartei kodiert. Konfliktparteien können in Form von VertreterInnen solcher, aber auch anhand von Symbolen/Icons (z.B. Flagge) abgebildet sein. Andere (7) bezieht sich auf andere in irgendeiner Form in den Konflikt involvierte Akteure (z.B. Frankreich als Vermittler, Russland als Unterstützer, UN als Unterstützer, etc.). Sollte eine der genannten Hauptkonfliktparteien (Ausprägungen 1-6) gemeinsam mit einem anderen (7) Akteur abgebildet sein, ist die abgebildete Hauptkonfliktpartei zu kodieren. Akteure in Bild 1 (AKTEUR_BILD1) 1 PolitikerIn(nen) national 2 PolitikerIn(nen) international 3 Politische Partei/Organisation national (auch: israel. Militär und VertreterInnen solcher, z.B. einzelne Soldaten, oder Hamas- bzw. Fatah-Kämpfer, israel. Regierung, paläst. Regierung) 4 supranationale/internationale Institutionen (UNO, EU,...) und VertreterInnen solcher 5 Politische Parteien international 6 einzelne Nationen/Gebiete (USA, Israel,...), auch: Gebäude, Mauern, etc. 7 Bevölkerung (z.B. Gruppe von Israelis, Gruppe von Palästinensern,...) 8 Einzelpersonen/Einzel- bzw. Familienschicksale aus dem Betroffenenkreis 9 Zivilgesellschaftliche Institutionen/NPO/NGO/Initiativen bzw. VertreterIn solcher 10 WissenschafterIn(nen)/ExpertIn(nen) 11 KünstlerIn (z.B. Buchautor, Maler, Musiker) 12 KommentatorIn/GastkommentatorIn/JournalistIn 13 andere 14 keiner 99 nicht zuordenbar
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Diese Variable orientiert sich bzgl. ihrer Kodierregeln an AKTEUR1. Die Ausprägungen 1, 2, 7, 8, 10, 11 und 12 beziehen sich auf die Abbildung einzelner oder mehrerer Personen entsprechend der jeweiligen Ausprägung. KünstlerIn (11) wird dann kodiert, wenn ein/e AkteurIn in dieser Funktion Erwähnung im Artikel findet/abgebildet ist. Sollte aber beispielsweise ein Buchautor der Verfasser des Artikels sein, ist dieser als KommentatorIn/GastkommentatorIn/JournalistIn (12) zu kodieren. Wenn beispielsweise ein Journalist mit einem anderen Akteur (Ausprägungen 1-11 und 13) abgebildet ist, wird der entsprechend andere Akteur kodiert. Die Ausprägungen 4 bis 6 sowie 9 sind nicht (unbedingt) personenbezogen. Hier können auch Symbole/Icons, Gebäude u.Ä. auf Fotos oder einzelne Nationen/Gebiete (6) auf Karten/Infografiken abgebildet sein. Tendenz der Darstellung in Bild 1 (TEND_BILD1) 1 positive Tendenz 2 neutral 3 negative Tendenz 99 nicht zuordenbar Tendenz lässt sich zum Beispiel durch die Darstellungsart erkennen. Eine extreme Unteroder Aufsicht ist als negative Tendenz zu kodieren. Dies orientiert sich an den Forschungsergebnissen von Kepplinger (1987). Besonders negative Eindrücke werden üblicherweise mit starker bzw, extremer Draufsicht erzeugt. Ausnahmen: starke Untersicht kann auch eingesetzt werden, um eine starke Heroisierung des Dargestellten zu erreichen. In diesem Falle wäre die Codierung positiv. Als negative Tendenz sind auch so genannte „Unbilder“ zu werten, also jene Bilder, die den Akteur während des Sprechens mit unvorteilhafter Mimik zeigen, oder unvorteilhafte Größenverhältnisse und Ausschnitte. Neutral sind jede Bilder, die aus durchschnittlichen Winkeln (bei Menschen: Augenhöhe, leichte Auf- bzw. Untersicht) aufgenommen wurden und weder eindeutig positive oder negative Absichten vermuten lassen. Positive Tendenz wird dann kodiert, wenn besonders ästhetische Darstellungen, heroisierende Darstellungen und generell positivere Darstellungsweisen als in anderen Bildern des Artikels vorkommen. Als positiv wird auch gewertet, wenn die Gestik und die Mimik besonders ästhetisch wirken. Dies kann nämlich auf die Bildauswahl zurückgeführt werden (es gibt üblicherweise mehrere Bilder in Serie, wovon das beste ausgewählt wurde) und nicht auf die Person selbst. Einstellung des Bildes 1 (EINST_BILD1) 1 Detailaufnahme, Close up, sehr nah 2 groß, nah 3 halbnah, halbtotal 4 total, weit, Überblick 99 nicht zuordenbar
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Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
Dieses Variable orientiert sich an Grittmann (2007). Detail: extreme Großaufnahme, Augenpartie, Mund, Teil von Gesicht bzw. Gegenständen Groß/Nah: Kopf bzw. Kopf und obere Schulterpartie bei Personen, geringer Ausschnitt des Umfeldes. Auch wenn eine Person in Nahaufnahme das Bild dominiert, aber ein Teil des Umfeldes zu sehen ist, wird Groß/Nah kodiert Halbnah: Ganzfigurige, bzw. halbfigurig Darstellung einer oder mehrerer Personen. Meist ein Teil des Umfeldes sichtbar. Es ist jedoch nicht die ganze Szene erkennbar. Total: Wenige, oder mehrere Menschen ganzfigurig aus größerer Distanz. Überblick über die Situation. Gebäudeaufnahmen und Anlagen aus Distanz. Anzahl der abgebildeten Personen in Bild 1 (ANZ_PERS_BILD1) 1 1 Person 2 kleine Gruppe (2 bis max. 4 Personen) 3 mittlere Gruppe (4 bis 7 Personen) 4 große Gruppe (ab 8 Personen) 5 Menschenmasse 99 nicht kodierbar Es werden nur jene (handelnden) Personen kodiert, die tatsächlich im Zentrum der Aufnahme stehen. Unscharfe Personen, die nur teilweise im Hintergrund erkennbar sind, werden nicht gezählt. Ausnahme: Steht der Massencharakter im Vordergrund, so werden auch die Personen im Hintergrund gewertet. Darstellung von Gewalt in Bild 1 (GEW_BILD1) 1 nicht vorhanden (kein Blut, keine Schusswaffe oder sonstige Waffe, keine sichtbaren körperlichen Bedrohungen bzw. Drohgebärden; wird auch kodiert, wenn es sich z.B. um eine Infografik/Karte handelt) 2 teilweise vorhanden (z.B. Waffe im Bild, egal, ob im Vorder- oder Hintergrund der Fotografie, aber keine sichtbare Bedrohung eines anderen) 3 vorhanden (Blut bzw. Blut und Waffe bzw. eindeutige körperliche Bedrohung und/oder Konsequenz körperlicher Gewaltanwendung zu sehen, egal, ob im Vorderoder Hintergrund der Fotografie) Bildgattung des Bildes 2 (BG_BILD2) 1 Fotografie (rechteckig) 2 Infografik/Karte 3 Zeichnung/Karikatur 4 Faksimile/Screenshot 5 Fotomontage 6 freigestellte Fotografie 7 andere 8 Bild 2 nicht vorhanden
Untersuchungsdesigns
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Kodierregeln/Anmerkungen siehe BG_BILD1. Im Falle von „8 Bild 2 nicht vorhanden“ Kodierung hier beenden. Stellenwert des Bildes 2 (ST_BILD2) 1 alleiniger Aufmacher 2 einer der Aufmacher 3 sonstiger Bild-Beitrag Kodierregeln/Anmerkungen siehe ST_BILD1. Funktion des Bildes 2 (FKT_BILD2) 1 ökonomische Funktion (Bilder als Verkaufsargument/zur Emotionalisierung des Themas, z.B. oftmals Coverbilder) 2 dramaturgische Funktion (Auflockerung, Spannungsaufbau, Übersichtlichkeit) 3 illustrative Funktion (vermitteln Unmittelbarkeit und Authentizität, zur Unterstützung und Veranschaulichung des Textes) 4 journalistische Funktion (eigenständige Informationsvermittlung, „visuelle Information“) 99 nicht zuordenbar Diese Einteilung in Bildfunktionen ist großteils aus Holicki (1993) entnommen. Bildfarbe des Bildes 2 (FARB_BILD2) 1 Farbe 2 Schwarz-Weiß Bildunterschrift zu Bild 2 (BU_BILD2) (string-Variable) Sofern eine Bildunterschrift vorhanden ist, wird diese hier vollständig erfasst. Sollte keine Bildunterschrift vorhanden sein, bitte „keine“ eintragen. Bildinhalt des Bildes 2 (BI_BILD2) (string-Variable) Hier wird eine möglichst kurze Beschreibung dessen, was auf dem Bild zu sehen ist/was explizit abgebildet ist (ohne Bewertungen abzugeben!) eingegeben. Bildquelle zu Bild 2 (BQ_BILD2) 1 Nachrichtenagentur 2 Bildagentur/ -archiv 3 PR/privat 4 eigenes Medium/eigener Fotojournalist 5 eigenes Medium/Wortjournalist ist zugleich Fotograf 6 eigenes Medium/Archiv 7 eigenes Medium/Infografik 8 eigenes Medium/Karikaturist/Künstler
340 9 99
Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
Sonstiges Bildquelle nicht vorhanden/nicht zuordenbar
Diese Variable erfasst die Bildquelle und ist großteils dem Untersuchungsdesign einer von Lobinger/Wetzstein (2008) unveröffentlichten Studie entnommen. Dargestellte Konfliktpartei in Bild 2 (KONFPART_BILD2) 1 Israel 2 Palästinenser 3 Kosovo 4 Serbien 5 Israel und Palästinenser 6 Kosovo und Serbien 7 andere 8 keine Konfliktpartei 99 nicht zuordenbar Kodierregeln/Anmerkungen siehe KONFPART_BILD1. Akteure in Bild 2 (AKTEUR_BILD2) 1 PolitikerIn(nen) national 2 PolitikerIn(nen) international 3 Politische Partei/Organisation national (auch: israel. Militär und VertreterInnen solcher, z.B. einzelne Soldaten, oder Hamas- bzw. Fatah-Kämpfer, israel. Regierung, paläst. Regierung) 4 supranationale/internationale Institutionen (UNO, EU,...) und VertreterInnen solcher 5 Politische Parteien international 6 einzelne Nationen/Gebiete (USA, Israel,...), auch: Gebäude, Mauern, etc. 7 Bevölkerung (z.B. Gruppe von Israelis, Gruppe von Palästinensern,...) 8 Einzelpersonen/Einzel- bzw. Familienschicksale aus dem Betroffenenkreis 9 Zivilgesellschaftliche Institutionen/NPO/NGO/Initiativen bzw. VertreterIn solcher 10 WissenschafterIn(nen)/ExpertIn(nen) 11 KünstlerIn (z.B. Buchautor, Maler, Musiker) 12 KommentatorIn/GastkommentatorIn/JournalistIn 13 andere 14 keiner 99 nicht zuordenbar Kodierregeln/Anmerkungen siehe AKTEUR_BILD1. Tendenz der Darstellung in Bild 2 (TEND_BILD2) 1 positive Tendenz 2 neutral 3 negative Tendenz 99 nicht zuordenbar
Untersuchungsdesigns
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Kodierregeln/Anmerkungen vgl. Variable TEND_BILD1. Einstellung des Bildes 2 (EINST_BILD2) 1 Detailaufnahme, Close up, sehr nah 2 groß, nah 3 halbnah, halbtotal 4 total, weit, Überblick 99 nicht zuordenbar Kodierregeln/Anmerkungen vgl. Variable EINST_BILD1. Anzahl der abgebildeten Personen in Bild 2 (ANZ_PERS_BILD2) 1 1 Person 2 kleine Gruppe (2 bis max. 4 Personen) 3 mittlere Gruppe (4 bis 7 Personen) 4 große Gruppe (ab 8 Personen) 5 Menschenmasse 99 nicht kodierbar Kodierregeln/Anmerkungen vgl. Variable ANZ_PERS_BILD1. Darstellung von Gewalt in Bild 2 (GEW_BILD2) 1 nicht vorhanden (kein Blut, keine Schusswaffe oder sonstige Waffe, keine sichtbaren körperlichen Bedrohungen bzw. Drohgebärden; wird auch kodiert, wenn es sich z.B. um eine Infografik/Karte handelt) 2 teilweise vorhanden (z.B. Waffe im Bild, egal, ob im Vorder- oder Hintergrund der Fotografie, aber keine sichtbare Bedrohung eines anderen) 3 vorhanden (Blut bzw. Blut und Waffe bzw. eindeutige körperliche Bedrohung und/oder Konsequenz körperlicher Gewaltanwendung zu sehen, egal, ob im Vorderoder Hintergrund der Fotografie) Bildgattung des Bildes 3 (BG_BILD3) 1 Fotografie (rechteckig) 2 Infografik/Karte 3 Zeichnung/Karikatur 4 Faksimile/Screenshot 5 Fotomontage 6 freigestellte Fotografie 7 andere 8 Bild 3 nicht vorhanden Kodierregeln/Anmerkungen siehe BG_BILD1. Im Falle von „8 Bild 3 nicht vorhanden“ Kodierung hier beenden.
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Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
Stellenwert des Bildes 3 (ST_BILD3) 1 alleiniger Aufmacher 2 einer der Aufmacher 3 sonstiger Bild-Beitrag Kodierregeln/Anmerkungen siehe ST_BILD1. Funktion des Bildes 3 (FKT_BILD3) 1 ökonomische Funktion (Bilder als Verkaufsargument/zur Emotionalisierung des Themas, z.B. oftmals Coverbilder) 2 dramaturgische Funktion (Auflockerung, Spannungsaufbau, Übersichtlichkeit) 3 illustrative Funktion (vermitteln Unmittelbarkeit und Authentizität, zur Unterstützung und Veranschaulichung des Textes) 4 journalistische Funktion (eigenständige Informationsvermittlung, „visuelle Information“) 99 nicht zuordenbar Diese Einteilung in Bildfunktionen ist großteils dem Untersuchungsdesign von Grittmann (2007) entnommen. Bildfarbe des Bildes 3 (FARB_BILD3) 1 Farbe 2 Schwarz-Weiß Bildunterschrift zu Bild 3 (BU_BILD3) (string-Variable) Sofern eine Bildunterschrift vorhanden ist, wird diese hier vollständig erfasst. Sollte keine Bildunterschrift vorhanden sein, bitte „keine“ eintragen. Bildinhalt des Bildes 3 (BI_BILD3) (string-Variable) Hier wird eine möglichst kurze Beschreibung dessen, was auf dem Bild zu sehen ist/was explizit abgebildet ist (ohne Bewertungen abzugeben!) eingegeben. Bildquelle zu Bild 3 (BQ_BILD3) 1 Nachrichtenagentur 2 Bildagentur/ -archiv 3 PR/privat 4 eigenes Medium/eigener Fotojournalist 5 eigenes Medium/Wortjournalist ist zugleich Fotograf 6 eigenes Medium/Archiv 7 eigenes Medium/Infografik 8 eigenes Medium/Karikaturist/Künstler 9 Sonstiges 99 Bildquelle nicht vorhanden/nicht zuordenbar
Untersuchungsdesigns
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Diese Variable erfasst die Bildquelle und ist großteils dem Untersuchungsdesign einer von Lobinger/Wetzstein (2008) unveröffentlichten Studie entnommen. Dargestellte Konfliktpartei in Bild 3 (KONFPART_BILD3) 1 Israel 2 Palästinenser 3 Kosovo 4 Serbien 5 Israel und Palästinenser 6 Kosovo und Serbien 7 andere 8 keine Konfliktpartei 99 nicht zuordenbar Kodierregeln/Anmerkungen siehe KONFPART_BILD1. Akteure in Bild 3 (AKTEUR_BILD3) 1 PolitikerIn(nen) national 2 PolitikerIn(nen) international 3 Politische Partei/Organisation national (auch: israel. Militär und VertreterInnen solcher, z.B. einzelne Soldaten, oder Hamas- bzw. Fatah-Kämpfer, israel. Regierung, paläst. Regierung) 4 supranationale/internationale Institutionen (UNO, EU,...) und VertreterInnen solcher 5 Politische Parteien international 6 einzelne Nationen/Gebiete (USA, Israel,...), auch: Gebäude, Mauern, etc. 7 Bevölkerung (z.B. Gruppe von Israelis, Gruppe von Palästinensern,...) 8 Einzelpersonen/Einzel- bzw. Familienschicksale aus dem Betroffenenkreis 9 Zivilgesellschaftliche Institutionen/NPO/NGO/Initiativen bzw. VertreterIn solcher 10 WissenschafterIn(nen)/ExpertIn(nen) 11 KünstlerIn (z.B. Buchautor, Maler, Musiker) 12 KommentatorIn/GastkommentatorIn/JournalistIn 13 andere 14 keiner 99 nicht zuordenbar Kodierregeln/Anmerkungen siehe AKTEUR_BILD1. Tendenz der Darstellung in Bild 3 (TEND_BILD3) 1 positive Tendenz 2 neutral 3 negative Tendenz 99 nicht zuordenbar
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Anhang: Untersuchungsmaterial und -design
Kodierregeln/Anmerkungen vgl. Variable TEND_BILD1. Einstellung des Bildes 3 (EINST_BILD3) 1 Detailaufnahme, Close up, sehr nah 2 groß, nah 3 halbnah, halbtotal 4 total, weit, Überblick 99 nicht zuordenbar Kodierregeln/Anmerkungen vgl. Variable EINST_BILD1. Anzahl der abgebildeten Personen in Bild 3 (ANZ_PERS_BILD3) 1 1 Person 2 kleine Gruppe (2 bis max. 4 Personen) 3 mittlere Gruppe (4 bis 7 Personen) 4 große Gruppe (ab 8 Personen) 5 Menschenmasse 99 nicht kodierbar Kodierregeln/Anmerkungen vgl. Variable ANZ_PERS_BILD1. Darstellung von Gewalt in Bild 3 (GEW_BILD3) 1 nicht vorhanden (kein Blut, keine Schusswaffe oder sonstige Waffe, keine sichtbaren körperlichen Bedrohungen bzw. Drohgebärden; wird auch kodiert, wenn es sich z.B. um eine Infografik/Karte handelt) 2 teilweise vorhanden (z.B. Waffe im Bild, egal, ob im Vorder- oder Hintergrund der Fotografie, aber keine sichtbare Bedrohung eines anderen) 3 vorhanden (Blut bzw. Blut und Waffe bzw. eindeutige körperliche Bedrohung und/oder Konsequenz körperlicher Gewaltanwendung zu sehen, egal, ob im Vorderoder Hintergrund der Fotografie)
Im Untersuchungsdesign verwendete Quellen Bloomfield, Lincoln P.; Moulton, Allen (1997): Managing International Conflict. From Theory to Policy. A Teaching Tool using CASCON. New York: St. Martin’s Press. Dahinden, Urs (2006): Framing. Eine integrative Theorie der Massenkommunikation. Konstanz: UVK. Glasl, Friedrich (2004): Konfliktmanagement. Ein Handbuch für Führungskräfte, Beraterinnen und Berater. 8. aktualisierte und ergänzte Auflage. Bern/Stuttgart/Wien: Haupt Verlag. Grittmann, Elke (2007): Das politische Bild. Fotojournalismus und Pressefotografie in Theorie und Empirie. Köln: Halem. Holicki, Sabine (1993): Pressefoto und Pressetext im Wirkungsvergleich: Eine experimentelle Untersuchung am Beispiel von Politikerdarstellungen. München: Verlag Reinhard Fischer. Lobinger, Katharina; Wetzstein, Irmgard (2008): Zur Visualisierung abstrakter Themen im Qualitätsjournalismus. Eine Untersuchung der Darstellung des Klimawandels in „Profil“ 2007. Unveröffentlichte Studie.