Manfred Borutta, Christiane Giesler Karriereverlaufe von Frauen und Mannern in der Altenpflege
SOZIALWISSENSCHAFT
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Manfred Borutta, Christiane Giesler Karriereverlaufe von Frauen und Mannern in der Altenpflege
SOZIALWISSENSCHAFT
Manfred Borutta, Christiane Giesler
Karriereverlaufe von Frauen und Mannern in der Altenpflege Eine sozialpsychologische und systemtheoretische Analyse
Mit einem Geleitwortvon Prof. Dr. Heribert W. Gartner
Deutscher Universitats-Verlag
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet ijber abrufbar.
I.Auflage April 2006 Alle Rechte vorbehalten © Deutscher Universitats-Verlag I GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006 Lektorat: Ute Wrasmann / Dr. Tatjana Rollnik-Manke Der Deutsche Universitats-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media, www.duv.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Telle ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen Im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und dahervon jedermann benutzt werden durften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Druck und Buchbinder: Rosch-Buch, ScheBlitz Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN-10 3-8350-6029-5 ISBN-13 978-3-8350-6029-6
Geleitwort Sie haben ein Buch in der Hand, das eine Frau und ein Mann zusammen geschrieben haben. Beide kommen aus einem typischen Frauenberuf, der Pflege. In diesem Beruf haufen sich die pflegenden Manner, wenn es urn verantwortliche Positionen geht. Beide iiaben Pflegemanagement studiert. Die Frau und der Mann schrleben dieses Buch nicht in einem Alter, in dem man ubiichen/veise Diplomarbeiten schreibt, sie sind wesentlich alter und sind somit ein Spiegel der Bildungslandschaft Pflege. Das heidt, hinter wissenschaftlich formulierten Satzen stehen Erfahrungen und Biographie. Dies ist der anregende Hintergrund dieses Buch. Es beschaftigt sich mit drei wichtigen Fragen: 1. Was bedeutet Karriere in der Altenpflege? 2. Welchen Einfluss hat das Geschlecht auf den Karriereverlauf in der statlonSren Altenpflege? 3. Wamm leiten vor allem Manner Altenheime? Man kann sich diesen Fragen sinnvoll auf unterschiedliche Art zuwenden. Das Buch ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen BeschSftigung mit diesen Themen. Den fachlichen Bezugsrahmen bilden die (neuere) Systemtheorie und Erkenntnisse der (Sozial-)Psychologie. Mit diesen Zugangen und der Tatsache, dass es sich um eine Diplomarbeit handelt, ist eine Sprache impliziert, die nicht alltagssprachlich ist. Wenn Sie bereit sind, manche Satze auch zweimal zu lesen und sich durch Zitate, die ublichenA^eise zu einer wissenschaftlichen (Erstllngs-)Arbeit gehGren, nicht abschrecken lassen, wird sich das Lesen lohnen. Also kein Buch fur die Badewanne, sondern eher fur den TIsch. Ich getraue mich aber zu sagen, dass Sie Neues erfahren werden. Und dies passiert einem zurzeit nicht jeden Tag; obwohl wir einer Flut von Nachrichten ausgesetzt sind. Neu ist so einlges, well es den beiden gelingt, Erkenntnisse aus Wissenschaftsbereichen auf das Feld Pflege so anzuwenden, dass man mehr sehen kann und nicht einfach Seiten gefullt werden. Fur das Arbeitsfeld Pflege betreten Christiane Giesler und Manfred Borutta mit ihrem Thema ein unbestelltes Feld; dies belegen auch die Ergebnisse der von Ihnen durchgefuhrten Befragung. Die Auswertung des vorhandenen Materials zeigt die von mir bereits angesprochene Verschiebung der Geschlechtervertellung zwischen Grundberuf und Leitungsstellen; die beiden gehen den Grunden nach, warum dies so ist. Eine solche Arbeit beginnt zumeist mit BegriffsklSrungen. Und so verfahren auch die Autoren. Sie entfalten systematisch die fur die Arbeit zentralen Begriffe Lebenslauf, Biographie und Karriere und beleuchten was dies mit Non-Profitorganisationen zu tun hat. Damit wird das Thema sinnvoll eingegrenzt. Es geht also nicht um Manner-Frauen-Karriere in Industrieunternehmen. Danach schlieflt sich die ausfuhrliche Er5rterung von Geschlecht und Sozlalisation im Beruf, Insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Rollentheorie an. Das Kapitel V. klappt die Geschlechterdifferenz systemisch auf und analysiert sie mit den Unterscheidungen Inklusion / Exklusion, Codes und Programme. Auch wenn man-
ches abstrakt klingt, werden hier die Begrifflichkeiten geliefert, mit denen die beiden in ihrem Thema praktisch weiterkommen. Wenn Sie bis dahin durchgehalten haben, werden Sie belohnt; es wird immer praktisclier: Was machen denn Organisationen mit IViannern und Frauen, wenn sie Karriere machen wollen? Und wie sieht das in der Altenhilfe aus? Und der Schluss gehort der Minderheit (so merkt man, dass auch dieser Begriff wohl eine Beobaclitungskategorie ist): Was machen eigentlich IVIdnner in der Altenpflege zwischen beruflichem Ausstieg, (Neu-)Einstieg und Aufstieg? Ich finde, Christiane Giesler und iVIanfred Bomtta haben ein wirklich lesenswertes Buch geschrieben. Es hat naturlich die erforderliche Zwanghaftigkeit wissenschaftlicher Erstlingswerke; aber das schadet einer neuen wissenschaftlichen Disziplin, wie dem Pflegemanagement und der Pflegewissenschaft nicht wirklich. Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, wissen Sie mehr uber dieses Thema. Fur die Pflege ist die Arbeit nutzlich, well man zu einem Thema, das viele umtreibt und die Gemuter erregt, nun argumentativer sprechen kann. Und das ist gut, denn wenn man in die Praxis schaut, Ist hier immer noch der Weg von der Betroffenheit zur Argumentation zu beschreiten. Ich freue mich deshalb, dass die beiden sich entschlossen haben die gemelnsam geschriebene Arbeit zu veroffentllchen. Ihnen werte Leserin und werter Leser wunsche ich einen nutzllchen Erkenntnlsgewinn, der so manches Schmunzein einschlleden kann. Prof. Dr. Heribert W. Gartner Kath. Fachhochschule NRW Fachbereich Gesundheltswesen
VI
Vorwort „Verwunderung uber den Widerstand. Weil Etwas fur uns durchsichtig geworden ist, meinen wir, es k6nne uns nunmehr keinen Widerstand leisten, und sind dann erstaunt, dass wir hindurchsehen und doch nicht hindurch kCnnen! Es ist dieselbe Thorheit und dasselbe Erstaunen, in welches die Fliege vor jedem Glasfenster gerath." aus Nietzsches ,Morgenr6the' 1906
Durch die immer wieder auftretende verbale Auseinandersetzung mit dem Thema unserer Diplomarbeit, vor allem wahrend der letzten zwei Studiensemester, kristallisierte sich irgendwann heraus, diese Arbeit mussen wir, Manfred Borutta und ich, als Mann und Frau, zusammen schreiben. Die reflektierten personlichen Kontexte unseres Lebens als Frau bzw. Mann, unsere eigenen Eriebnisse in Bezug auf Karriere, sollten in einem erkenntnistheoretischen Zusammenhang bearbeitet und somit in einen weiteren Raum gestellt werden. Dann haben wir uns getraut, wir haben uns auf das Wagnis einer gemeinsannen Diplomarbeit eingelassen. Ich habe viel dabei gelernt, sowohl personlich als auch in Bezug auf die Einflussfaktoren, die auf einen Karriereverlauf wirken konnen. Gerade die Auseinandersetzung mit organlsationalen wie indlviduellen Einflussen fand ich sehr spannend. Die sehr konstruktive Zusammenarbeit mit Manfred Borutta hat in unzahligen Telefonaten, Treffen und e-mails das gemeinsame Werk wachsen lassen. Wir waren kritisch miteinander aber letztendlich einig uber die wesentlichen Zusammenhange und wie wir sie darlegen wollten. Gerade als Frau empfinde ich die Erkenntnisse, die ich aus dieser Auseinandersetzung gezogen habe, zwar als deprimierend (im Jahr 2004), aber auch als entlastend. Diese Ambivalenz erklart sich so: Zu wissen, dass die karriererelevanten Einflussfaktoren nicht allein von Frauen individuell attribulert werden mussen, sondern, dass systemrelevante Faktoren den Verlauf welblicher Karrieren pragnant mitbestimmen, tragt zur Gelassenheit bei. Mir ist nun ein Ansatzpunkt geboten, z.B. glaserne Decken und Wande zu orten und konstruktiv und phantasievoll damit umzugehen (Oder selbst welche zu konzipieren?..) ...und nicht wie die Fliege staunend vor der Sciieibe zu sitzen, durcli die ich sehe, aber nicht hindurchl