Alter Orient und Altes Testament
Veröffentlichungen zur Kultur und Geschichte des Alten Orients und des Alten Testament...
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Alter Orient und Altes Testament
Veröffentlichungen zur Kultur und Geschichte des Alten Orients und des Alten Testaments
Band 216 Akio Tsukimoto Untersuchungen zur Totenpflege (kispum) im alten Mesopotamien
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Alter Orient und Altes Testament Veröffentlichungen zur Kultur und Geschichte des Alten Orients
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Untersuchungen zur Totenpflege (kispum) im alten Mesopotamien
und des Alten Testaments
Herausgeber Kurt Bergerhof . Manfried Dietrich . Oswald Loretz
von Akio Tsukimoto
1985
1985
Verlag Butzon & Bercker Kevelaer
Verlag Butzon & Bercker Kevelaer
Neukirchener Verlag Neukirchen -Vluyn
N eukirchener Verlag N eukirchen-Vluyn
Vorwort
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Tsukimoto, Akio: Untersuchungen zur Totenpflege (kispum) im alten Mesopotamien I von Akio Tsukimoto. - Kevelaer: Butzon und Bercker; NeukirchenVluyn: Neukirchener Verlag, 1985. (Alter Orient und Altes Testament; Bd. 216) ISBN 3-7666-9394-8 (Butzon u. Bercker) ISBN 3-7887-1200-7 (Neukirchener Ver!.) NE:GT
D 21 © 1985 Neukirchener Verlag des Erziehungsvereins GmbH Neukirchen-Vluyn und Verlag Butzon & Bercker Kevelaer Alle Rechte vorbehalten Herstellung: Breklumer Druckerei Manfred Siegel Printed in Germany ISBN 3-7887 -1200-7 Neukirchener Verlag . ISBN 3-7666-9394-8 Verlag Butzon & Bercker
Die vorliegende Arbeit ist meine Dissertation, die im Februar 1980 von der kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen angenommen wurde. Das Thema wurde von meinem Lehrer, Prof. Dr. W. Röllig, angeregt. Ihm vor allem möchte ich für seine ständige Hilfsbereitschaft, seine kritischen Anmerkungen und Verbesserungen zu einzelnen Punkten, die sich im Laufe der Arbeit er~aben, ganz herzlich danken. Für wertvolle Hinweise, sowie sprachliche Verbesserungen bin ich Frau Dr. B. Groneberg sehr dankbar. Freundlicherweise stellte mir Herr Prof. Dr. K. Deller eine verbesserte Umschrift von A 485+3109 zur Verfügung, und regte darüber hinaus einige Lesungsverbesserungen der nA Texte an. Dafür danke ich ihm sehr herzlich. Bei den Literaturhinweisen war mir Herr Dr. Kh. Nashef behilflich. Für die Veröffentlichung wurde die Dissertation nochmals überarbeitet und leicht gekürzt. Die nach 1980 erschienene Literatur konnte ich dabei nur unvollständig berücksichtigen. An dieser Stelle möchte ich auch meinen Lehrern in Japan, besonders dem leider 1980 verstorbenen Herrn Prof. Dr. G. Mayeda, der mich beim Studium in Deutschland ständig ermunterte, und Herrn Prof. K. Gotoh, der mich in die Altorientalistik einführte, meinen aufrichtigen Dank bekunden. Herrn Prof. Dr. O. Loretz danke ich dafür, diese Arbeit in die Reihe AOAT aufgenommen zu haben. Schließlich darf ich meiner Frau Tomoko für ihre liebevolle Unterstützung und Geduld ein Wort des herzlichsten Dankes sagen. Tübingen im März 1983 Akio Tsukimoto
Inhaltsverzeichnis Einleitung: Die Unterwelts- und Jenseitsvorstellungen im alten Mesopotamien 1. Drei Einstellungen zum Tod im Gilgame~-Epos 2. Darstellung der Unterwelt im alten Mesopotamien 3. Glauben an die Auferstehung?
1 6 11
4. Das Problem des Totengerichts
14
5. Totenkult und Gefühl gegenüber dem Toten Aufgabe der vorliegenden Arbeit
19
Erstes Kapitel: ki.sl.ga und kiapu(m) 1. Etymologie des kiapu(m) 2. ki.sl.ga in der sumerischen Überlieferung 3. ki.st.ga in e.ki.sl.ga, gud (u.ki.sl.ga) und anderen Wörtern 4. Beziehung der beiden Begriffe ki.s\.ga und
23 26 31 34
küpu (m) Zweites Kapitel: Materialien zu kiapu(m) als regelmäßiger Totenbetreuung in nicht religiösen Texten I. Altbabylonische Zeit: Babylonien
1. kiapu(m) als Speise und Getränke für den Toten 2. Der Tag der "Totenpflege" 3. Die "Totenpflege" im Monat Abu(m)
39 42 48
4. Der Empfänger der "Totenpflege"
51
11. Altbabylonische Zeit: Mari
1. kiapu(m) in den administrativen Texten
57
2. Totenpflege am Neumond und am Vollmond -
62
religionsphänomenologischer Vergleich
3. kiapu(m) und mätiku Tabellen: kiapu(m) und matikn 4. Gibt es ein "Haus des kiapu(m)" in Terqa? 5. Zum kiapu(m)-Text Mari 12803
65 I-VI 70 73
VIII
IX
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
111. Mittelbabylonische Zeit 1. Der Tag des ~lcpu(m)-Opfers 2. Ausführung vom ~lcpu(m) in Verbindung mit anderen Riten
79 86
111.
1. Die Totenpflege als Pflicht des Erbkindes 92 2. Philologische Probleme: ~üpu(m) ulld Hpca.tu(m) 93 3. ~lpcätu(m) und l.e.anu "Familiengötter" 98 4. Ein angeblicher Beleg für ~lcpu(m) in Nuzi 105
IV.
Drittes Kapitel: Funktion des I.
~lcpu(m)
~lcpu(m)
für Menschen ~lcpu(m) bei der "Bestattung" vom Repräsentanten des Unheils EXKURS: ~lcpu(m) lna ~enl(m) 11.
118 120
11.
140
~lcpu(m) zur Besänftigung der bösen Totengeister
1. Wirkung der unbetreuten Totengeister 2. ~lcpu(m) zur Besänftigung der bösen Totengeister EXKURS: ~lcpu(m) in der Beschwörung an Zappu STT 69
146 151 155
184 190 194
in der mythologischen Übertragung
~lcpu(m)
i~
Schluß:
Das Gefühl für den Toten und die Funktion des 1. 2. 3. 4.
201 204 208 212
Kult Assyriens
1. Beim Tod Anums 2. ~~cpu(m) im neuassyrischen Königskult
125 135
~lcpu(m)
6 1. ~lcpu(m) im Monat Tasr1tu 2. Klagefeier am "heiligen Hügel" (du 6 .kll) 3. Eine Umdeutung des ~lcpu(m)-Opfers am "heiligen Hügel" (du .kll) 6 EXKURS: Belege für (du6.k~)
bei der imitativ-magischen Bestattung
2.
für die Anunnakü
1. ~üpu(m) auf dem "heiligen Hügel" (du .kil)
in Beschwörungen
1. k.t.olpu(m)bei der "Bestattung" vom Ersatztier
~lcpu(m)
Viertes Kapitel:
VI. Die Totenpflege in neu- und spätbabylonischer Zeit 1. Die Totenpflege im bürgerlichen Bereich 2. ~lcpu(m) &~ Königshof
159 161 167
1. Die Anunnakü als Unterweltsgötter 2. Gebetsbeschwörung an die Anunnaku 3. ~lcpu(m) für die Anunnakü im Beschwörungsritus
V. Die Totenpflege in neuassyrischer Zeit 107 110 116
für die Totengeister der Familie
1. Schutz funktion des Totengeistes 2. Beschwörung der Familientotengeister 3. ~lcpu(m) für die Familientotengeister in verschiedenen Beschwörungen
IV. Die Totenpflege in Nuzi
1. Opfer am Grab des To~en 2. ~lcpu(m) in den Königsinschriften EXKURS: Die ~lcpu(m)-Tafel
~lcpu(m)
Zwei Aspekte des Todes Soziale Funktion des ~lopu(m) Das Gefühl gegenüber dem Toten Der Ersatztod
218 223 ~lcpu(m)
228 229 233 241
Index zitierter Stellen
243
Abkürzungsverzeichnis
253
Tabellen 1 . 4
255
EINLEITUNG Die Unterwelts- und Jenseitsvorstellungen im alten Mesopotamien 1. Drei Einstellungen zum Tod im Gilgame~-Epos Im alten Mesopotamien 1 ) war das Interesse am Leben im Jenseits nicht so groß, daß das religiöse Leben ganz eschatologisch ausgeprägt war 2 ). Abkürzungen richten sich nach dem Abkürzungsverzeichnis bei R. Borger, HKL 11 S.XIff. und W. von Soden, AHw 111. 1) Unter dem Begriff "das (alte) Mesopotamien" verstehen wir einen Kulturkreis, der von den Sumerern gegründet und dann von den Akkadern übernommen und weiter entwickelt wurde. Es ist sehr schwierig, zwischen den Sumerern und den Akkadern bezüglich einer religiösen Auffassung wie der Jenseitsvorstellung zu unterscheiden. S. dazu R. Stola, Zu den Jenseitsvorstellungen im Alten Mesopotamien, Kairos 14 (1972), S.258f. In der vorliegenden Arbeit werden hauptsächlich akkadische Texte behandelt. Deswegen werden mit der Bezeichnung "die Mesopotamier" in erster Linie die Akkader - die Babyionier und die Assyrer - gemeint. Der Grund für die Verwendung der Bezeichnung "die Mesopotamier" statt "der Akkader" liegt darin, daß religiöse Vorstellungen der Akkader in machen Fällen auf die sumer. Tradition zurückgehen können. 2) Die Literatur zu den Unterwelts- und Jenseitsvorstellungen im alten Mesopotamien ist (in Auswahl): A. Jeremias, Hölle und Paradies bei den Babyioniern unter Berücksichtigung der biblischen Parallelen und mit Verzeichnis der Bibelstellen, AO 1/2. 1903 2 • Fr. Delitzsch, Das Land ohne Heimkehr, Stuttgart 1911. S. Langdon, Babylonian Eschatology, in: Essays in Modern Theology, Festschrift CH.A. Biggs, New York 1911, S. 141-161, später in: Babyloniaca 6 (1912), S.193-215. A. Deimel, Die Listen über den Ahnenkult aus der Zeit Lugalbandas und Urukaginas, Or 2 (1920), S.32-51. B. Meissner, Babylonien und Assyrien 11, Heidelberg 1925, S.142ff. F. Nötscher, Altorientalischer und alttestamentlicher Auferstehungsglaube, Darmstadt 1970 (Neudruck von 1926). E. Ebeling, Tod und Leben nach den Vorstellungen der Babyionier I: Text, Berlin 1931. K. Tallqvist, Sumerisch-akkadische Namen der Totenwelt, Helsinki 1934 (=StOr 5/4). A. Heidel, The Gilgamesh Epic and Old Testament Parallels, London 1946. A. Moortgat, Tammuz, der Unsterblichkeitsgedanke in der alt-
2
Einleitung
Fr. Delitzsch schrieb: "Alles Dichten und Trachten des Menschen, alles Segnen und Fluchen hat nahezu ausschließlich das irdische Leben zum Inhalt,,3). Ähnlich R. Furlani: "Die mesopotamische Religion gehört zu den Religionen, in denen die eschatologischen Fragen keine große Bedeutung hatten,,4). Dies bedeutet natürlich nicht, daß die Mesopotamier keine Fragen nach dem Tod stellten. Es ist in der Tat gerade das Problem des Todes, welches z.B. das Gilgames-Epos, das am besten tradierte literarische Werk Mesopotamiens, als Grundthema darstellt. Das Epos legt uns drei verschiedene Lebensanschauungen vor, die der Mensch dem unvermeidbaren Tod entgegen setzen kann und wodurch er sein sterbliches Schicksal zu überwinden vermag.
3) 4)
orientalischen Bildkunst. Berlin 1949. C.G. Gadd, The Spirit of Living Sacrifices in Tombs, Iraq 22(1960), S.51-58. S.N. Kramer, Death and the Nether World accordi~g to the Sumerian Literary Texts, Iraq 22(1960), S.59-68. F.R. Kraus, Altmesopotamisches Lebensgefühl, JNES 19(1960), S.117-132. W. von Soden, Licht und Finsternis in der sumerischen und babylonischen Religion, Studium Generale 13(1960), S.647-653. A.M. Aynard, Le jugement des morts chez les Assyro-babyloniens, in: Sources Orientales IV: Le jugement des morts, Paris 1961, S.81-102. A. Fiske, Death: Myth and Ritual, JAAR 37(1967), S.249-265. L. Wächter, Unterweltsvorstellungen und Unterweltsnamen in Babylonien, Israel und Ugarit, MIO 15(1969), S.327-336. J. Bauer, Zum Totenkult im altsumerischen Lagasch, ZDMG Suppl. 1(1969), S.107-114. R. Stola, Zu den Jenseitsvorstellungen im Alten Mesopotamien, Kairos 14(1972), S.258-272. M. Bayliss, The Cult of Dead Kin in Assyria and Babylonia, Iraq 35(1973), S.115-125. P. Xella, A proposito deI sacrificio umano nel monde mesopotamico, OrNS 45(1976), 8.185-196. Th. Jacobsen, Death in Ancient Mesopotamia, in: B.AIster (ed.), Death in Mesopotamia, Kopenhagen 1980 (=CRRAI 26= Mesopotamia 8), S.19-24. J. Bottero, La mythologie de la mort en Mesopotamie ancienne, in: B. Aister (ed.), op.cit., S.25-52. W.G. Lambert, The Theology of Death, in: B. Aister (ed.), op.cit., S. 53-66. Fr. Delitzsch, op.cit., S.6. G. Furlani, La religione babilonese e aSS1r1a 11, Rom 1929, S.336(nach R. Stola, op.cit., S.260).
Einleitung
3
Die erste Anschauung, die man als "heldisch" bezeichnen könnte, wird von Gilgame~ selbst umrissen, als er vor demszug gegen Humbaba seinen den Tod fürchtenden Freund ermutigt ): Wer, mein Freund, könnte zum Himmel au6~teigen? Ein Gott nur thront ewig mit ~amas; Der Menschheit Tage aber, sie sind gezählt, Eitel Wind ist, was immer sie wirken mag! Du hier aber scheuest den Tod! Was ist's mit der Kraft deines Heldensinnes? So will ich denn ziehen, dir voran Dein Mund mag dann rufen: Geh' ran! Sei nicht bang! Fiele ich 6elb~t - meinen Namen richt' ich auf: "Gilgame~ hat wider den reckhaften Humbaba den Kampf gewagt" wird es heißen. Diese von Gilgame~ vertretene Auffassung von dem "Überwinden" der Sterblichkeit wurde aber zunichte, als er den Tod seines Freundes Enkidu sah 6 ): Gilgames - um Enkidu, seinen Freund Weint er bitterlich, laufend hin in die Steppe: Werd ich nicht, sterbe ich, sein wie auch Enkidu? Harm hielt Einzug in meinem Gemüte, Todesfurcht überkam mich, nun laufe ich hin in die Steppe. Veranlaßt durch die Furcht vor dem Tod reiste er zu Utanapistim, um nach dem ewigen Leben zu suchen. In dieser Haltung Gilgamess findet man eine ganz andere Einstellung zum Tod, nämlich den
5) Gil. II("Y"), 140-150. Übersetzung nach A. Schott/Wo VOn Soden Das Gilgamesch-Epos, Reclam 1982, S.32. Die sumer. und akkad. Königsinschriften zeigen eindeutig, daß die altmesopotamischen Könige eifrig ihre Leistungen und ihre Namen aufschreiben ließen und damit versuchten, auch nach dem Tod weiter gelobt zu werden. S. dazu F.R. Kraus, op.cit., S.128ff. 6) Gil. IX i 1-5. Übersetzung nach A. Schott/Wo von Soden, op.cit, 8.75.
Einleitung
4
. 7) Versuch, den Tod zu vermeiden und ewig am Leben zu ble1ben • Diametral entgegengesetzt zu dieser zweiten Einstellung zum Tod findet man im Epos eine hedonistische Lebensanschauung, die das diesseitige Leben trotz dessen Endlichkeit bejaht. Die Schenkin Siduri, eine Göttin 8 ), der Gilgames auf seinem Weg zu Utanapistim begegnete, gab nämlich dem nach dem ewigen Leben suchenden Gilgames den folgenden Rat 9 ):
Gilgames, wohin läufst du? Das Leben, das du suchst, wirst du nicht finden! Als die Götter die Menschheit erschufen, Teilten den Tod sie der Menschheit zu, Nahmen das Leben für sich in die Hand. Du, Gilgames - dein Bauch sei voll, Ergötzen magst du dich Tag und Nacht! Feiere täglich ein Freudenfest! Tanz und spiel bei Tag und Nacht! Deine Kleidung sei rein, gewaschen dein Haupt, Mit Wasser sollst du gebadet sein! Schau den Kleinen an deiner Hand, Die Gattin freu' sich auf deinem Schoß! Solcher Art ist das Werk de~ Men~ehen! 7) A.L. Oppenheim schreibt hierzu: "Das Streben nach Unsterblichkeit als Hauptmotiv des Epos wird hauptsächlich auf der ziemlich primitiven Ebene eines Verlangens nach ewiger Jugend herausgearbeitet; ein Nebenakzent liegt auf dem Verlangen nach einem durch außerordentliche Taten gewonnenen Ruhm, der dem Individuum über das Grab hinaus Dauer verleihen soll". A.L. Oppenheim, Ancient Mesopotamia: Portrait of a Dead Civilization, Chicago 1964, S.257, hier zitiert aus: K. Oberhuber (ed.), Das Gilgamesch-Epos, Darmstadt 1977, S.436. 8) Zur Göttin SIS~-du-~~,
s. K. Tallqvist, AGE, S.441 und 46~.
9) Gil. X ("M") iii 1-14. Übersetzung nach A. Schott/Wo von Soden, op.cit., S.75.
Einleitung
5
Die Frage, welche von diesen drei Anschauungen vom Tod und Leben der Dichter vertrat, lassen wir hier offen 10 ). Ganz deutlich ist aber, daß eine gemeinsame Erkenntnis in den drei verschiedenen Einstellungen zum Tod vorausgesetzt wird, nämlich die Erkenntnis, daß der Mensch, auch wenn er ein großer Held wie Gilgames ist, sterben muß. Im Epos wird ausdrücklich erklärt, daß kein Mensch unsterblich ist, weil die Götter schon bei der Schöpfung der Menschheit den Tod als ihr Schicksal zugeteilt hatten. Im Adapa-Mythos findet sich eine andere, volkstümlichere Erklärung derselben Frage: Der Mensch kann nicht ewig leben, weil Adapa, der von Ea als Vorbild der Menschheit erschaffene Mensch, vor dem himmlischen Gott Anu(m) das ewige Leben wegen Eas falschen Rates versäumt hattell). Aufgrund der Tatsache, daß der Mensch sterben muß, stellten die Mesopotamier nicht nur die Frage, wie er den unvermeidbaren Tod überwinden könne, sondern auch die Frage nach dem Leben nach dem Tod. Gerade diese letzte Fragestellung war ein möglicher Anstoß dazu, die 12. Tafel des Cilgame~-Epos, die 10) Die Meinung, daß der Dichter zum Problem des Todes und des Lebens pessimistisch war, findet sich bei B. Landsberger und A. Heidel: B. Landsberger, Einleitung in das GilgamesEpos (1948, türkisch), jetzt in: K. Oberhuber (ed.), op.cit., S.174; A. Heidel, op.cit., S.ll. Nach F.M. Böhl war der Standpunkt des Dichter's _die "Sonnenreligion", die das heldenhafte Leben als das Leben des idealen Menschen annahm. F.M. Böhl, Das Problem ewigen Lebens im Zyklus und Epos des Gilgamesch (1948), jetzt in: K. Oberhuber (ed.), op.cit., S.258ff. Laut J.J. Stamm schildert das Epos die innere Wandlung des Helden Gilgamesch; am Ende des Epos steht nicht "die tatenlose Resignation", sondern "ein von utopisc'hen Erwartungen gereinigtes Ja zum irdischen Tun". J.J. Stamm, Das Gilgamesch-Epos und seine Vorgeschichte (1952), jetzt in: K. Oberhuber (ed.), op.cit., S.304. Nach L. Matous war das Grundmotiv des akkad. Epos "die Freundschaft" zwischen den beiden Helden, Gilgamesch und Enkidu. L. Matous, Die Entstehung des Gilgamesch-Epos (1958), jetzt in: K. Oberhuber (ed.), op.cit., S.371. So auch zuletzt E. von Weiher, Gilgames und Enkidu: Die Idee einer Freundschaft, BagM 11 (1980), S.106-119. 11) Zum Adapa-Mythos, s. zuletzt S.A. Picchioni, 11 poemetto di Adapa, Budapest 1981.
6
Einleitung
sich mit dem Leben nach dem Tod befaßte, in der neuassyrischen Zeit der ursprünglichen Version, die sich bis daher nur um die Frage nach Sinn und Unvermeidlichkeit des Todes drehte, hinzuzufügen 12 ). Welche Antwort gaben die Mesopotamier für das Leben nach dem Tod? 2. Darstellung der Unterwelt im alten Mesopotamien
Einleitung
7
"Land/Erde" war. Nur kur/ki=e.~~e.tu(m) konnte ohne Zusätze sowohl im Sumerischen als auch im Akkadischen die Bedeutung "Unterwelt" haben. Weniger häufig wurden auch die Lemmata ki=aK~u(m) "Ort" k.askal=~a~~a:ytu (m) "Straße", sila=.6üqu (m) / u~bu (m) "Weg" in Kombination mit bestimmten Attributen für die Totenwelt verwendeti]) Durch die Attribute war der Bereich der Toten einerseits euphemistisch für "groß" (gal=~aba(m), "weit" (dagal=~aptu(m) und "rein" (k~=e..e..e.u(m) zu halten 18 ); andererseits aber auch als "dunkler" (e.~a(m), e.k..e.e.tu(m), "öder" (k.a~mu(m), :ti.e.i ha~ba:tu(m), "staubiger" (b:tt e.p~i(m) und "stiller" (6'aqummu(m) Ort aus zuweisen 19 ). Die Totenwelt lag unten (lap.e.iX) und auch fern (sud=
Die Namen, die die Mesopotamier für die Totenwelt verwendeten, sind stark variiert. K. Talqvist gab 1934 darüber einen ersten Überblick 13 ). Da der Tote in einern Grab bestattet wurde, bedeutet das Grab einfach einen Ort, wo der Tote in Ruhe und Frieden liegen sollte 14 ). Die Bezeichnung für Grab qab~u(m) wurde ~e legentlich im übertragenen Sinne für Totenwelt verwendetlS • Das Grab qab~u(m) bedeutete für den mesopotamischen Menschen den Eingang zur Totenwelt. Daher wird z.B. gesagt, daß die Totengeister aus dem Grab (urugal.la.ta=~ltu qab~i) auf die Erde emporsteigen 16 ). Da die Totenwelt als ein Raum angenommen wurde, wo die Toten weiter existieren sollten, wurden dafür Komposita gebildet, deren eines Element e=bZtu(m) "Haus", dur/du 6 =6ubtu(m) "Wohnung", uru=ä.e.u(m) "Stadt" oder kur/ki=ma:tu(m)/e.~~e.tu(m)
Die Namen der Unterwelt, die genau so oft wie diese belegt sind, sind edin=?e:~u(m) "Steppe" und kur=Xadi1(m) "Berg,,21). Der "Berg" als Name der Unterwelt hatte wahrscheinlich in erster Linie nichts mit dem kosmischen Weltberg zu tun, wie es manchmal verstanden wird 22 ), sondern hängt eher zusammen mit der Vorstellung vom Berg als einern Land, das nicht zu bewohnen war, oder das von feindlichen Völkern besetzt sein konnte. Eine vergleichbare semantische Struktur finden wir bei edin=?e~u(m)23). Ein anderer Name für die Unterwelt, der aber auf literarische Texte begrenzt zu sein scheint ist a~a.e..e.a, dessen Etymologie bisher nicht erklärbar ist 24 ).
12) Zum Problem der 12. Tafel, s. A. Shaffer, Sumerian Sources of Tablet XII of the Epic of Gilgames, Diss. Pennsylvania 1963 (University Microfils, Ann Arbor 1972), S.6ff. S. auch unten S.146 13) K. Tallqvist, op.cit. (Anm.2). L. Wächter, op.cit. 14) Vgl. Bezeichnungen für das Grab wie e.k.a.e. .6a.e.ä.e.~ "Palast des Ruhens", k.~ma~ :tap6u~t~ "Grab der Beruhigüng" oder 6ubat dii~a:ti "ewige Wohnung" in OIP 2, S.151, Nr.14, (Z.1-4). Vgl. auch NARG Nr. (9-12!), Z.52-56; CAD §.69 (.6a.e.a.e.u(m) 1-b). 15) K. Tallqvist, op.cit. (Anm. 2), S.2. S. au~h STT 173,1 (unten Anm. 33). 16) CT 17,37 "y" 1-10 (s. unten S.148). Vgl. A. Heidel, op.cit., S.120. Zum Ausdruck bZt yte:~e.b e.~.6e.ti "Haus des Eingangs zur Erde (=Unterwelt)", s.K. Tallqvi;t, op.cit. (Anm.2), S.28.
17) Die Belege, s. K. Tallqvist, op.cit., S.40ff. (Index). 18) ki.gal=k.~ga.e..e.u(m), iri/uru.gal=i~k.a.e..e.a, ki.dagal=e.~~e.:tu(m) ~apiltu(m), mitu(m) ~aplitu(m), dak.k~=lubtu(m) e..e..e.Ztu(m), s. K. Tallqvist, op.cit., Index. 19) K. Tallqvist, op.cit., S. 23 und 37. 20) Ibid., S.llff. und 16. 21) Ibid.,S.17ff. und 23ff. S. auch A. Haldar, The Notion of the Desert in Sumero-Accadian and West-Semitic Religions, Uppsala 1950, S. 14ff. 22) So K. Tallqvist, op.cit., S.23ff. 23) A. Haldar, op.cit., S.17ff. Vgl. auch BWL 52,8. 24) Die Belege, s. K. Tallqvist, op.cit., Index. Hat das Wort ursprünglich mit (U)a~a.e..e.u "the half-mythical land of gold" z~ tun? Zu (tl)a~a.e..e.u, s, M. Stol, Studies in Old Babylonian H~story, Istanbul 1976, S.41f.
~iLqu(m)20).
Einleitung
8
Bis auf wenige Ausnahmen wird die Totenwelt bei den Mesopotamiern mit negativen Ausdrücken belegt. Kann man daraus schließen, daß die Jenseitsvorstellungen im alten Mesopotamien "durchaus negativ und pessimistisch" waren 25 )? Mit dieser Schlußfolgerung bin ich nicht einverstanden. Was in den negativen Bezeichnungen zum Ausdruck kommt, ist eher die Vorstellung, daß der Totenbereich als eine ganz andere Welt vom Lebensbereich streng zu trennen ist. Diese Trennung ist in der poetischen Um26 schreibung der Totenwelt deutlich zu sehen ):
b:rtu 6a eJt-i.bu6u ti'i a6tJ. "das Haus, dessen Betreter nicht wieder austritt" b:ttu 6a eJt-i.butu zumma l1üJta "das Haus, dessen Betreter des Lichtes beraubt ist" eJt~et/ara.Jt/uJtub-lb-aJtJtal1 tCi taü "die Erde/der Ort/der Weg/die Straße ohne Rückkehr" ~aJtJtiil1u ataff-.i.m-m.i.-.i.t-t.i.m. Es handelt sich dabei um eine "gebrochene Schreibung", s. dazu B. Groneberg, JCS 32(1981), S.158.
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
40
5. Ich schreibe dir immer wieder. Aber um mein Wort 6. kümmerst du dich nicht. 7. Sie zerstreuen Hölzer und Kotfladen~70)! 8. Du paß sehr auf! 9. Für die Hölzer werde ich die Hand wie Übel des 10. 11. 12. 13. 14. 15.
Marduk an dich [anlegen.j168) Die Treppentür soll wohl verriegelt werden. Außerdem, daß du je ein Bündel(?) (der HÖlzer)171) für die "Totenpflege" abgibst, sollst du kein Holz ausgeben.
Nach diesem Brief wurden Hölzer wohl als Brennstoff bei der "Totenpflege" verwendet. Das könnte heißen, daß bei der "Totenpflege" etwas Gekochtes oder Gebratenes geopfert wurde. Eine andere Möglichkeit der Interpretation, nach der der Brennstoff für den Totenkult durch die Verbindung von ~{hpu(ml und der Feuerfeier im Monat Abu erklärt werden könnte, ist ausgeschlossen (s.u.). Sonst sagt der Text nicht, wann, wo, was und wem das ~~hpu(ml dargebracht wurde. Sicher ist dennoch, daß der Statthalter die "Totenpflege" für sehr wichtig gehalten hat, wie aus Z.13-15 hervorgeht. Ein Brief des Ammiditana, des neunten Königs der ersten Babyl. Dynastie, informiert uns etwas mehr über die "Totenpflege.,172): 5. 6. 7. 8. 9.
,
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ga u 1.nun '" '" itu ne.ne.gar a-na ki.s1.ga ha ~~-~a-ar-6e-e~ ~~-ma ~up-p~ an-n~-a-am
ta-am-ma-Ilu
170) putru(m) "Kotfladen" als Brennstoff, s. AbB 3,65,12 u. 100, 1. vgl. A. Salonen, Bemerkungen zur sumerisch-akkadischen Brennholz-Terminologie, JEOL 18 (1964), 5.331-8. 171) AHw 513a "Garbe", aber CAD K 573a: "mng. uncert.". 172) TeL 1,7 bearbeitet von A. Ungnad, VAB 6, Nr.80. Vgl. auch A. Heidel, op.cit. (Anm.2), S.151f.
I. Altbahylonische Zeit: Bahylon
41
10. 1 l~ be-et pl-~a-t~-~a 11. 30 abLUf
u
12. nigida l.nun 13. t~-~t-qf-a-am 14. a-na k~.dingir.raki
15.
t~-~t-t~-~am-ma
16. 17. 18. 19. 20.
a-d~ ki.sl.ga ~-ta-at-t~-mu ga t~-~~-~t ta a-ta-ap-pa-tam
5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20.
Milch und Butter für die "Totenpflege" des Monates Abu wird benötigt, Sobald du diese meine Tafel siehst, soll ein Statthalter von dir 30 Kühe und 60-q~ Butter für mich nehmen. Nach Babylon soll er herkommen. Bis die "Totenpflege" fertig geworden ist, soll er Milch bereit halten. Er soll nicht zögern. Eilends soll er bei mir eintreffen.
aJt-~~-~6 t~-~h-n~-qa-am
Der König verlangt hier Milch und Butter für die "Totenpflege" im Monat Abu. Die Milch von 30 Kühen ist dafür bestimmt. Man kann aus dem Maß der Opfergaben (etwa 60 Liter Butter und Milch von 30 Kühen) schließen, daß bei dieser "Totenpflege" im Monat Abu ziemlich umfangreiche Opfergaben dargebracht wurden (vgl. unten S. 59). Samsuditana, der übernächste Nachfolger des Ammiditana und der letzte König der Dynastie verlangt in einem Brief für die "Totenpflege" im Monat Abu zwei merkwürdige Opfergaben,
2. Kapitel: Materialien zu ki.lpu(m}
42
raqqu- und teleppn-Schildkröten173). 4. ba.al.gi k u6 ' vha ~ n{g.b~n. rna ku'. 6 , itu 5. a-na ki.sL.ga ne.ne.gar 6. [l]h-ha-al-Ie-hu ... ...
I. Althahylonische Zeit: Bahylon
DM] v
.
4. ~aqqu- und 6elepp~-Schildkröten werden 5. für die "Totenpflege" im Monat Abu 6. benötigt. .. 17 4 ) . .Ln spa.. t eren · d enen Sc h'Lldk rotenarten Ob die zwei versch Le ,wLe 175 Ritualtexten ), eine gewisse religiöse Bedeutung hatten, oder ob sie damals als Nahrungsmittel gefangen wurden, ist nicht mit Sicherheit zu beantworten. Es ist jedenfalls durch diese Briefe klar geworden, daß die "Totenpflege" (fzl.6/lu(m)) im Monat Abu am Hof der ersten babyl. Dynastie als ein bedeutender Ritus veranstaltet wurde 176 ). Unter dem Begriff fzl.6pu(m) verstehe ich hier eine rituelle Betreuung der Toten mit Speisen und Getränken.
5. 6• 7• 8 • 9. 10. 11.
zLga v/" # ' 0 cl .6a su a-p~-~~Zuen ; . . , . '" ., a-na nLg.ka 9 -.6u ~.6-.6a-afz-ka-an itu ,. ne.ne.gar u4 15-kam mu Am-ml-dl-ta-na lugal-e dug 4 .ga.gu.la dUtu lugal.a.ni.du
1. Ein einjähriges Kalb, das er 2. für die "Totenpflege" 3. im Monat Abu 4. weggebracht hat. 5. Aufwendung 6. seitens des Apil-S1n 7. ist ihm in Rechnung zu stellen 177 ). 8. Am 15. des Monates Abu. 9.-11. Im 18. Jahr des Ammiditana 178 ). JCS 11,37,27,5-14
2. Der Tag der "Totenpflege" Es gibt zwei altbabyl. Wirtschaftsurkunden, die fast gleich datiert sind: CT 1. 2. 3• 4.
48,100 1 amar mu I 6a a-na ki.si.ga itu .6a ne.ne.gar Y
~-ta-.u-a-am
173) VS 16,51, bearbeitet zu letzt von R. Frankena, AbB 6, Nr.51. 174) Zu ba.al.gi und n{g.b6n.na, s. W. Farber, JCS 26(1974), S.195ff. Vgl. auch AbB 5, Nr.267, 13-16 (hier auch für fzl.6pu(m) im Monat Abu?). 175) Z.B. KAR 91 Rs.llff. Vgl. E.D. van Buren, Fish-Offerings in Ancient Mesopotamia, Iraq 10(1948), S.112f.; C. Frank, Studien zu babyl. Religion, Straßburg 1911, S.162. Sonst s. AHw 958a-b (~aqqu(m)) und 1210b (6'eleppa(m)). 176) J.J. Finkelstein hat 1966 eine genealogische Liste (BM 80328) der Hammurabi-Dynastie aus der Regierungszeit des Ammisaduqa ~eröffentlicht, und die kl.6pUlmJ-Feier als deren "Sit; im Leben" angenommen. Ders., The Genealogy of the HammuraDi Dynasty, JCS 20(1966), S.95-118. S. unten S.98ff.
5. 1 u 8 6. a-na ki.sl.ga 7. na. 'gad' I v , v? ... , 8. E.68-ta~-.6u·- x -a-n[lJ . k a -.6u v 9 • a-na nLg. 9 10. l6-~a-afz-fza-an itu , 11. ne.ne.gar u4 21-kam 12. mu Am-ml-dlta-na lugal 13. dug 4 .ga.gu.la 14. dUtu lugal.a.ni.ta 5. Eu. Mutterschaf 6. für die "Totenpflege". 177) Zum Ausdruck "ana nlfzfza.6.6l 6afzä'nu(m)", ~.• K.R. Veenhof, Aspects of Old Assyrian Trade, Leiden 1972, S.434f. 178) S. RlA Bd.2, S.188(Nr.229).
43
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
44
7. Hirte: 8. Istar-x-x-ani 9. Es ist ihm in Rechnung 10. zu stellen 177 ) 12.-13. Im 18. Jahr des Ammiditana 178 ). Es wird also ein einjähriges Kalb am 15. Abu im 18. Jahr des Ammiditana und ein Mutterschaf sechs Tage später ebenfalls für die "Totenpflege" genommen. Beide Texte stammen wahrscheinlich aus Sippar 179 ) und beziehen sich auf genau dieselbe Veranstaltung. Noch ein leider schlecht erhaltener Text aus Sippar könnte, wenn wir richtig gelesen haben, auch von der "Totenpflege" im Monat Abu sprechen 180 ): '" itu ne.ne.gar u4 15? -k ['J 1 • l~-tu am 2. gu 4 v gab.a l~-ba-tu " • / r, 3. l~-tu u -um u 4 15-kam x x x 4 4. gU4~ ~e-ell-!am l-ku-tu-ma 5. a-kl (od. -dl) kl-ü-p1.-lm )..-na <wa>-Mt kl - lm 6. ap-Itu-t~ .v i tu ne.ne.gar u 18-k [" 7. ~~-tu am] 4 . ? ? ? 181) '" 8. ~~ -~u -uh -ma 3 lu.hun.ga"mes v h' v 9. wa-alt-kl gu ua lt-tl-ku 4 1. Vom 15. Abu an 2. nahmen die Rinder frische Kleie 182 ). 3. Vom 15. an [ •••] 4. fraßen die Rinder Mastfutter.
ha
ha
179) Vgl. R. Harris, Ancient Sippar, Leiden 1975, S.202f. Der Text BM 81143, den R. Harris als einen Beleg für kl~pu(m) in Sippar zitiert, handelt ihrer schriftlichen Mitteilung vom 25.7.1977 zufolge nicht direkt von kl~pu(m) (ki.sl.ga), sondern von ka.si.ga. 180) Th. Friedrich, BA 5, S.511, Nr.46 (au~ Sippar). 181) Lesungsvorschlag von w. RHllig; ia-ba·-tu-ma wäre auch mHglich. Der Text muß kollationiert werden. 182) gab.a "Kleie", s. ~L 168, 112.
I. Altbabylonische Zeit: Babylon
5. 6. 7. 8. 9.
45
Für (od. bis zur) die nächste "Totenpflege" sonderte ich (sie) aus. Vom 18. Abu an verstellte man (sie). Und drei Lohnarbeiter pflegten die Rinder.
Die Rinder sind vielleicht ab Mitte des Monates Abu bis zum Tag der "Totenpflege" mit dem Zweck der Überprüfung und Reinigung von der Herde getrennt und auf besondere Weise gepflegt 183) . worden .Man kann dlesem Text entnehmen, daß ein bzw. mehrere Rinder für die "Totenpflege" an einem Tag in der zweiten Hälfte des Monates Abu geschlachtet wurden. Nach einer altbabyl. Opferschauurkunde wurde eine Opferschau mittels eines Opferschafes bei der "Totenpflege" am 25. des Monates Abu veranstaltet: BM 78564 184 ) 1. uzu te-elt-tum ta ki.s~.ga 2. ki.gub tuk g{r tuk 3. ~u-bat zag g{r gar
12. ta-at-ma-at 13. a-hl-l~-~a ta-at-ta-at / 14. it~ ne.ne.gar u 25-kam 4 183) paltä~u(m) "aussondern" für Tiere, s. AHw 831a. 184) J. Nougayrol, JCS 21~1967), S.222f. Text G. Vgl. auch TC ~, 5,l 4-7:A a-na-kam ~a-l-ta-tlm ba-Itl-a-tlm e-te-me n"~ v, v , ~ .~;~ -ma -~Ult u~:ta-na-ad-ka "Hier befragen wir'die ~a ~ttum-Pr1ester1nnen (und) die Opferschaupriesterinnen u~d au~h die T~tengeister, und As~ur verwarnt dich immer w1eder • (H. H1rsch, AfO Bh,13/14, S.14f.). Die Tätigkeit des TotenbeschwHrers (muXet~ etemme) ist uns nicht bekannt (5. AHw 682a, CAD M II 265a) • •
u
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2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
1. Opferschau bei der "Totenpflege"
2. Der "Standort" ist vorhanden; der "Gang" ist vorhanden; 3. Die "Wohnung" befindet sich rechts vom "Gang";
12. (Das Ergebnis der Opferschau:) Günstig. 13. Aber ihr widriges Zeichen ist auch hingestreckt 185 ). 14. Am 25. des Monates Abu. Von diesen Belegen her kann man feststellen, daß "Totenpflege" im Monat Abu nicht nur einen Tag, sondern länger gedauert haben wird. Eine Datumsangabe der "Totenpflege" in einem anderen Monat ist in einer Wirtschaftsurkunde aus der Regierungszeit des Samsuiluna (im 29. Jahr?) zu finden: TLB 1,92,32-38 186 ) ] _x 188 ) 32 • I[tu A"jjanu 3011J- k; am 187 1 ban [ 33. 5 slla [ ] -x 34. 1 slla [ J -b.i. 35. 1 slla Ku-zu- [ J-tum 4 sl1a 189 ) 36. 37. su.nigin banmin 1 slla a-na Q.i.-i~-p{-.i.m " i t ugU .s~.sa ." 38. ~a 4 185) Zu diesem technischen Ausdruck s. CAD A I 192a, und JCS 21, S.222 Anm.31. 186) TLB 1,92, bearbeitet in: W.F. Leemans, SLB 1/3, Nr.92, S. auch D.O. Edzard, BiOr 18 (1961), S.69. 187) Es gibt gar keine andere Möglichkeit der Ergänzung. Im vorhergehenden Abschnitt (Z.26-31) handelt es sich um eine übliche Auslieferung des Getreides vom 30. Ajjaru und der nächste Abschnitt (Z.39-43) ist schon auf den 1. Simanu datiert (Z.43). 188) In dieser Spalte müssen Namen der Personen, die die vorne stehende Menge des Getreides empfangen haben, registriert worden sein. 189) 4-qu ist hier außer Rechnung gelassen.
I. Altbahylonische Zeit: Bahylon
47
In dieser Urkunde handelt es sich um die Ablieferung des Getreides. I~ Z.37 wird registriert, daß am 30. Ajjaru insgesamt 2-~ütu 1- q t2 für die "Totenpflege" in die Hände eines Mannes, der es mahlen sollte, ausgeliefert wurde. Das kann nichts anderes bedeuten, als daß die "Totenpfleg~' selbst am 30. des Monates Ajjaru ausgeführt wurde, denn im Text steht: a-na Q.i.-.i.~-pl-.i.m 6a itU gu4 .sLsa "für die Totenpflege des Monates Ajjaru". Daß die "Totenpflege"am Ende des Monates veranstaltet wurde, wird durch einen Privatbrief bestätigt 190 ). In diesem Brief verlangt der Absender von seinem Bruder Knoblauch, Zwiebeln und eine bestimmte Art von Fisch191 ), und fragt: 17. [QaJ-al ta-at-U a-na kLsLga 18. [bl.i.-.i.b-bu-U-.i.m Ka a-b.i-Qa 19. [m.i.]-na-a a-na-ad-d.i.-in
e
17. Während des ganzen Jahres für die "Totenpflege" 18. des Neumondtages im Haus deines Vaters, 19. was werde ich geben? Hier ist Qi~pu{ml mit dem Neumond (bubbulu{ml I, nämlich den letzten Tagen des Monates 192 ), verbunden. Die Gleichsetzung von dem Tag der "Totenpflege" mit dem Neumond ist auch in lexikalischen Texten zu finden 193 ): u 4 u4 u4 u 4 u 4
30-ka'm \ na.am " i}ul.gal " lJul.g al kLsLga
6e.-la-U.-a bu-ub-bu-lu SU-lU 4 u -mu le.m-nu 4 u -mu H-ü-p.i 4
der 30. Tag der Tag des Neumondes böser Tag böser Tag der Tag der "Totenpflege"
190) CT 43,106, bearbeitet von F.R.Kraus in: AbB 1, Nr.l06. 191) S. Z.4-8 u. 13-36. 192) Zu bubbulu{ml und ITm bubbul.i.{ml, s. J. Lewy, OrNS 17(1948), S.152f. mit Anm. 1 u.2. 193) MSL V 23, 192-198. S. auch LTBA 2, 11, 109; CT 18, 23, 13 (=11 R 32, 1,12).
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1. Altbabylonische Zeit: Babylon
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
der Tag des "Bades" u -mu ~~-~m-~~ u su.nag 5 4 4 der Tag der"Reinigung" u sikil.e.d6 u 4 -mu te-l~l-tum 4 Wir können deshalb als erstes feststellen, daß der Tag für die "Totenpflege" in der altbabyl. Zeit normalerweise, nämlich außer dem Monat Abu, auf den Neumond fiel. Ob dies in der späteren Zeit auch gültig war, ist aber eine andere Frage, die weiter unten geprüft werden soll. 3. Die "Totenpflege" im Monat Abu
Es scheint nicht zufällig zu sein, daß der fünfte Monat Abu schon in sechs von acht Monatsangaben in altbabyl. Texten vorkommt. Es hat einen Zusammenhang zwischen diesem Monat und der "Totenpflege" gegeben. S. Langdon hat, ohne unsere Stellen zu erörtern, über den Monat Abu menologisch erklärt: "abu is the Babylonian word for firewood"; "Torches lit the way of the souls of the dead who ascend on the night of the 9th of abu,,194), oder: "After the season of wailing for Tammuz came the feasts of torches, funeral meals for the dead god, and families entertained the ghosts of their dead relatives at the parentalia,,195). Diese reizvolle Erklärung gründet sich auf die un. h ere Lesung e1nes . Textes, d es "A stro 1 a b • B".196) • Der S1C 19 Text lautet 7):
194) S. Langdon, Babylonian Menologies and the Semitic Calendar, London 1935, S.20. 195) Ibid., S.123. 196) S. Langdon Ubersetzt: "Ab is the month of Sirius and the god Ninurta. Fire-brands are lighted, and there is burning of torches for the souls of the dead. The fire-god descends from heaven. The heroes in the courts of the netherworld ascend by the gates on the ninth day". (Ibid., S.20). 197) KAV 218 a 11 1-15. Vgl. E. Weidner, HBA, S.85ff.; CAD A I 76a; CAD E 409b.
49
1. [
2. [
din]gir.re.ne
3. [ ]dA.nun.na.ke4one , 4 • dMurgu am.ta ell.ne. k e d Utu.ra
5. 6• 7. 8. 9. 10. 11.
12. 13.
nim.nim.mu.ne kaI gespu lirum.ma 1·t U dG·~ 1S. b·l 1 .ga.mes~ k a.ne.ne u 4 9-kam a.da.man itu ne ~u-~u-du v d . . mes N1n-urta k1.ne ut-tap-pa-ha d~-pa-~u a-na dA-nun-na-ke • 'v- .:-: d . . 4 ~n-na-a~-~~ G1b11 6 ~r-tu an -e u~-~a-dam-ma ~t-t~ d Utu ~-~a-na-an . d.v" v," 1tu G1s.g1n.mas.., tu-~u:-u • ..;. 0 • k/mes" ~ u4-m~ ~~-~u-tu ~na a ~u-nu
14. 15. u-ma-aK-u-ba-~~ ul-te-~u-u
.
Abu ist der Monat des Sirius, des Ninurta. Ein Kohlenbecken wird angezündet, eine Fackel wird für die Anunnaku 198 erhoben ). Der (Feuergott) Girra steigt vom Himmel herab und rivalisiert mit Samas 199 ). Das ist der Monat des 200 Gilgames. Am 9. Tag ) veranstalten die Männer Ring- und ·· f e (' /V" "b . _v. b- .201» an Athl e t en k amp u-ma-a~-u- a-~~ < umao~ u a a~~ ihren Toren miteinander. Der Text besteht aus vier Teilen 202 ): 1. Der Stern und der Gott des Monates: Sirius und Ninurta 2. etymologische Erklärung des Monatsnamens: itune>ki.ne= Hnünu(m): ne=~tätu(m)=dGibil6 3. ein astrologischer Mythos: "Herabsteigen des Gottes Girra" "die Anunnak~ hoben Fackeln empor" (Gil.XI 103). Anunnak~ beim ~i6pu(m), s. unten S.184ff.
198) Vgl.: 199) 200) 201) 202)
S. B. Landsberger, JNES 8(1949), S.274. Zu tU6u'U, s. GAG §71e ("9.Monatstag"). Var.: a-ba-~~ uX-te-eo-~u-u (BA 5, S.704, 13). Vgi. E. Weidner, op.c:f.t:, S.95f.
Die
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2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
1. Altbahylonische Zeit: Bahylon
4. ein episches Ereignis(?) des Monates: "Kämpfe der Männer an den Toren" Die etymologisierende Erklärung ist hier zu allgemein, um ein konkretes Feuerfest daraus zu entnehmen 203 ). Der kultetiologische Mythos von dem Gott Girra ist auch zu kurz, um eine Verbindung mit einem bestimmten Kult anzunehmen 204 ). Was den letzten Teil angeht, so scheint es mir, daß hier ein mythisch-epischer Kampf an den Toren der Stadt, etwa wie der Ringkampf Gilgame~. 205) ,vorausgesetzt wurde. Mit e1nem . Enk1du Wort, der Text hat mit dem Totenkult oder mit Totengeistern, denen die Totenopfergaben dargebracht werden sollen, gar nichts zu tun. Nach dem Astrolab 'B' soll ~~~pu(m) sogar weder im Monat Abu noch im Monat Du'uzu, sondern im Monat Tasritu dargebracht werden 206 ). Noch ein denkbares Motiv, ~~~pu(m) mit dem Mittsommermonat Abu zu verbinden, ist der sogenannte "Tammuz-Kult", der anscheinend bei S. Langdon im Hintergrund steht. Das ist aber, wie schon oben erörtert wurde, textlich nicht bewiesen 207 ). Wenn man auch dem gestorbenen Gott Dumuzi eine "Totenbeigabe" dargebracht hätte - das kann an sich möglich gewesen sein -, muß der Monat für das Opfer nicht Abu, sondern Du'üzu sein, denn
203) Zum "Feuerfest", vgl. CT 41,4ff. (H. Zimmern, Neujahrsfest I, S.134). 204) ~gl'i~üG. Lyon, Keilschriftaexte Sargon's, S.10, Z.61: ~na ne.ne.gar itu a-~ad Gibil mu-ub (Kopie: u6}b~! (var.: b~-~!) ~a-~u-ub-~e mu-~~n le-me-en uru l "in the month of Abu, the'month in which the Fire god comes down (to the earth), who dries out the wet field, (the month) when one lays the foundations of cities and houses" (CAD A I 76a). 205) Gil. 11, 214ff. ("p"), Zur Szene bzw. zum Bild von kämpfenden Männern an den Toren, vgl. ferner "Gilgamel und Agga von Kil", Z.84ff. (jetzt W.H.Ph. R6mer, Das sumerische Kurzepos "Bilgame~ und Akka", AOAT 201/1, 1981) u. bZ":t me~e~~ 215-220 (G. Meier, AfO 14,139ff., Hinweis von Ph. Hibbert). Zu g(.pu/lirum, vgl. auch "Tod des Gilgamel" A 30 (S.N. Kramer, BASOR 94, S.2ff. u. J.J.A. van Dijk, HSAO, S.249f.) u. das Martu-Epos, ii 32 (SEM 58, Hinweis von Ph. Hibbert). S. ferner J.H. Tigay, The Evolution of the Gilgamesh Epic, Philadelphia 1982, S.184-89. 206) S. unten S. 201ff. 207) S. 0 ben S.l 0 f f.
a
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Dumuzi stirbt im Monat Du'uzu und steigt in die Unterwelt hinab 208 ). Die oben erwähnte Urkunde aus der Regierungszeit des Samsuiluna zeigt uns, daß ~~6pu(m) im ~onat Ajjaru ausgeführt wurde. ~~~pu(m) wird dort "~~6Plf ta 1tu Ajja~u" genannt, wie ~'. () . Mona t Ab u ,,~. v 1tu Ab u " genannt wird. Diese K~QPU m 1m K~6pU 6a Re d e f orm ,,~K~6pu . "MN" we1st . 6a schon daraufhin, daß ~~~pu(m) auch in anderen Monaten dargebracht worden sein kann. Auch die oben zitierte Stelle eines Privatbriefes: "während des ganzen Jahres für die 'Totenpflege' (~i~pu(m)) des Neumondtages im Haus deines Vaters", spricht dafür, daß die "Totenpflege" in jedem Monat am Neumondtag dargebracht worden sein kann. Wenn das häufige Zusammentreffen von ~~6pu(m) und dem Monat Abu zur altbabyl. Zeit nicht einer Zufälligkeit zuge9 )d1e . "Totenpflege" des Monates Abu . b en werden soll 2 0 sch r1e ,muß als die größte Veranstaltung des Totenkultes im Jahr, die mehrere Tage gedauert hat (s. oben), angesehen werden. Aber die Frage, warum sie gerade im Monat Abu stattfand, können wir noch nicht beantworten 210 ). 4. Der Empfänger der "Totenpflege" Der Empfänger der "Totenpflege" ist zur altbabyl.Zeit, niemand anders als der Vater des Opfernden. Ein Privatbrief lautet 211 ) : 208) KAV 218 aI 50: itu sipa dDumu.zi i~-~a-mu-~ "Monat (Du'~zi) in.de~ der ~irte Dumuzi gebunden wird". Vgl. oben S. 27ff. ' (k~.s~.ga fur Gugalanna, der starb). 209) Nac~ einer späteren Hemerologie sollte ~i~pu(m) am 29. yebetu dargebracht werden: KAR 178 Rs. ii 74, s. dazu unten S. 123f. 210 ) Die phonetische Gleichheit von Abu als Monatsnamen und abu.~m) "Vat~r", dem Empfänger der "Totenpflege", wird einer zufalligen Ubereinstimmung zugeschrieben. Aber sie mag zur altbabyl. Zeit bei der VerknUpfung von dem Monat und ~i~pu(m) eine Nebenrolle gespielt haben. Einen Unterweltscharakter des Monates Abu beschreibt zuletzt Tz. Abush (JNES 33(1974), S.261 mit Anm.35). Damit kann man aber die "Totenpflege" im Abu in der altbabyl. Zeit nicht erklären weil der Monat in späterer Zeit im Zusammenhang mit der ' "Totenpflege" nicht mehr so wichtig ist. 211 ) VS 16,5 bearbeitet zuerst von P.Kraus (MVAeG 36/1, S.100f.),
I. Altbahylonische Zeit: Bahylon
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
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1. a-na I-tl-[~m-gu~-~a-an-n~J 2. a-b~-~a 3. uzu e_6e_em_tam 212 )
Unsere Hypothese, daß der Empfänger des k~6pu(m) in erster Linie der Vater des Opfernden ist, geht noch klarer hervor aus einem Testament aus Susa 214 ) 10. ~-na pa-n~ ~~-~m-t~-tu 11. ki-~~-ba-na pa-n~ U wa_a~_ki215)
4. a-na k~-~6-pl 5. Xa a-H-ka 6. ru-b~-tam 1. An Ili- [imgurranni
2. 3. 4. 5. 6.
xa
213 )
12. ~ß-pi-~a 13. a-na m~ Na-~u-ub-ti ma-a~-ti-~u 14. id-di-it-ti 15. ba-at-~u-ku-ma a-ka-ta ta-na-di-i-na 216 ) 16. mi-ta-ku-ma H-ü-pa ta-ka-6I- [~p (od. -pa)J
,J
meinen Vater: Einen Knochen zur "Totenpflege" für deinen Vater schicke mir.
Der Absender des Briefes litt an einer Hungersnot, wie 213 aus dem Hauptteil des Briefes bekannt ist ). Das hat er seinem Vater geklagt: Er hätte keinen Knochen für die "Totenpflege" seines Großvaters oder: Weil er in so großer Hungersnot sei, hätte er gerne einen Knochen, der bei seinem Vater nach der Veranstaltung der "Totenpflege" übrig geblieben sein müsse. Die zweite Interpretation scheint mir wahrscheinlicher, denn ein Knochen läßt sich sonst als Gabe bei der "Totenpflege" nicht belegen. Wenn diese Interpretation richtig ist, ist die "Totenpflege" hier nicht vom Enkel dem Absender des Briefes, sondern vom Sohn, dem Empfänger des Briefes, ausgeführt worden.
212)
53
zuletzt von R. Frankena (AbB 6, Nr.5). Die Lesung der Z.3 ist problematisch. Die ersten drei Zeichen sind nicht gü~~ vollständig erhalten. P. Kraus hat zuerst das Ngrt als e-~e-em-tam gelesen. CAD hat dann die Lesung gbu~-6e-em-tam vorgeschlagen (CAD K 426a). bU~6emtu(m) ist ab~r sonst in altbabyl. Zeit nicht ZU beleg~n. Außerdem bedeutet bu~6emtu(m) kein Gefäß, sondern nach AHw "Kasten fOr TOrangeistein" (140b), nach CAD B "box under the door pivot" (333a). Trotz des Vorschlages von CAD K lese ich also mit P. Kraus und jOngst R.Frankena die Zeile als uzue-6e-em-tam. I Z.6-12: am-m~- rn~m"ba- 'ir.~-a-kü' d~-a-t~-~ ta ta-Xa-a[t·]
~-na b~-t~-ka ma-an-nu-um b{-~[~] a-na-ku-~ ba-~~-a-ku-u "Warum habe ich Hunger? Du kOmmerst dich nicht um mich. Wer hat in deinem Haus Hunger? Ich habe aber Hunger!" (s. R. Frankena, op.cit.).
10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.
Angesichts seines Todesschicksals den Klumpen von der Vorder- und Rückseite zerbrach er. Und der Narubtu, seiner Tochter gab er (ihn) (und er sagte:) Während ich lebe, wirst du mir Brot geben 217 ). Nachdem ich gestorben bin, wirst du mir die "Totenpflege" ausführen.
Die Tochter, die das Besitztum ihres Vaters erben sollte, war hier verpflichtet, ihrem Vater nach seinem Tod die "Totenpflege" ··h 217a) • Aus dem Parallelismus der Zeilen 15 und 16 auszu f uren kann mit Recht geschlossen werden, daß mit k~6pu(m) eine Betreuung des Toten mit Speise gemeint ist. Noch eine - schlecht MDP 23,285. Sehr schwer zu deuten ist ki6pu(m) in einer akkad. Inschrift aus Haft Tepe, die anscheinend aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends stammt. S. E. Reiner, Inscription from a Royal Elamite Tombe, AfO 24 ~1973), S.8?ff. Der Ausdruck küpa ik.a66~pii (pi. 1) kommt 1m Text zwe1mal vor (Z.31 u. 34). Sechs Wächter die im Text mit Namen oft genannt sind, bringen ein k~~pu(m) op:er dar. Sonst kann man Ober den k~6pu(m)-Brauch nichts we1teres herauslesen. Handelt es sich hier um einen elamischen Totenkult, der eigentlich nichts direkt mit dem mesopotamischen zu tun hat? 215) Mit CAD K 403a. 216) Mit CAD A I 239b. 217) Vgl. unten S.92ff. 217a) Zum Erbrecht der Tochter in Nuzi, s. J. Paradise, A Daughter and her Father's Property at Nuzi, JCS 32(1980), S.189ff. 214)
1. Altbabylonische Zeit: Babyion
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
54
erhaltene - Ritualvorschrift(?) spricht von einem ki6pu(m). das die Tochter ihrem Vater darbringen sollte 218 ) 2'. q~-ba-ru li-id-di-in-ma ba? [ 3'. ru~ ar-tum Ka-~a-na-tum aK-rum [ 4'. r u' i-na ri-ka-~i-im la U6- [ 5'. U aX-Jum ka-a~-pa-a6-6a la x [ 6'. ~ a-na a-bi-Xa ki-i6-pa-am r 7'. te -e-em ba-~i-im an-nu-u21~) [ . 4 ? 220) 8'. x x ta-ai' la x x x [
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Er möge seinen Befehl geben und [ ] wegen er arana um, wegen •••••• und d K t [J und mit Bier nicht [...... ] und wegen ihres Tongefässes nicht [ •••• ] und für ihren Vater [soll sie] die "Totenpflege" [ausführen(? )] 7'. Diese Weisung des Opferschaupriesters [ •••••]
2'. 3 '. 4'. 5'. 6'.
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w ~ U ag' du g[alp und den "Fami liengö ttern" mit 377 ). Der me ist Rede die tur) sag.du ~a kleine n Kopf (dingi r dem großen Erstge borene Tegip tilla erbt die "Fami liengö tter" mit n kleine dem mit die la Kopf und der Zweitg eboren e Paitil in denen Kopf. K. Deller schrei bt: "Da in allen Testam enten, mes im Plural steht, Hausg ötter expliz it erwähn t werden , dingir e ist eine Auf teilung unter die Söhne ohnehi n die nächst la später Paitil e eboren Zweitg der geht Regelu ng,,378 ). Allerd ings Mann, der weil t, mit einem Mann namens Akipta~enni vor Gerich s. P. Koscha ker, ZA 48 373a) Zur Famili engesc hichte des Na~wa,.A.Morr ison/D.I.Owen, op.cit. (1944) , S.187f f. Ferner YBC 5142(M S.73~f. ., 374) K. Deller , op.C!t me ~t] /~ dingir rta.' [t]a.' - r;.t-Iw' [ 375) Z. 36f.: dumu hen, -L-zu-u [z ] "(Wenn die nachge borene n) Söhne K.fortzie Deller , op. dürfen sie die Götter nicht teilen " (nach cit., S.73. 6 376) Z. 25b-30 : ma.-a.n-nu ~-na. ma.- [lte-e-~a.J / 1 sizkur -L-pu-u -L-t~
~ ~ 6um-ma. a.-na. b~- rt~-6U' -nu / / ma.vsizkur [4 e ] / ~-PU-6U il dingir ~[t-ta.-RUJ -Lq-q~-mes ein la.-nu-t-L ta. ~-[pu-ull "Wer von meinen Söhnen dingir möge er
U t-L-[(-Lt)-t-L-Ra.
377) 378)
IV, Die Totenpflege in Nuzi
2, Kapitel: Materialien zu kispu(m)
Opfer (für die Famili engött er) darbrin gen will, Fami(zu meinem erstgeb orenen Sohn) kommen. Wenn sie (diedarliengö tter) in ihre Häuser nehmen wollen und Opfer gehen, bringe n wollen , werden die Hausg ötter (dorth in) , aber andere Götter sollen sie nicht machen ". (K. Deller S.74). ., op.cit . H8S 19,5,1 0f. u. 21. S. dazu K. Deller , op.cit ., S.48ff g Vgl. aber auch P. Koscha ker, ZA 48 (1944) , 8.190 (Teilun der Hausg ötter?l ). K. Deller , op.cit .
103
und AN. zwei ZALAG auf illega le Weise bekommen und seine Mutter U:d 379): habe ft verkau Land n andere einem Schwe stern nach
w~e Paitil la klagt, die "Fami liengö tter" des Paitil l dumu SUR-It~-Ü " AN 2. [.öum]-mar dingirmes_~a • ZA~LAGmes um-m-
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Tabelle 1: Tage der Auslieferung für kispu(m) und mälikG
Tag Monat Uranum
1 IX 218 iv XI 127
Malkänum
IX 114 i (.XII 418) XI~ XII 85
11
5
7
8
9
Lat!!lum Abum
~ibirtum
ohne Unterstreichung: für kispu(m) mi t Unterstreichung: für mälikü mit Unterstreichung: für kispu(m) u, mälikü 10-15 16 7-22 23 124 25 XI274(?) 1 XII 412 XII 543 XII 681 XII 96 XI I 192 XII 561
26 27
128
XI 231 XII 209 XI I 431 TIx 121 iii IX 123 (.IX 121 v) I~
DIGI.KUR
XII 450
Kinunum
XII 454
Dagan
XII 722
Lilliätum
VII 9 XI 156 (?) XII 473
B~let-biri
XII 30
Kiskissum
XII 3 XII 156
Ebürum
XII 173 XII 369 RA 64,34 (Nr, 26 )
XII 432 (IX 121 iii)
IX 201
9 30
IX 173
XII 437 (IX 121 iii)
unbekannt
IX 225/X I I 430 XII
342
---
;;;l
XII 585
17
~
XI 94 XII 453
E!_~
XII 108
XII 244 XII 723 XI! 282
------XII 364
IX 89(20 Ta9 ) XII 499
+
x,
XI 266
XI 118 XII 63 XII 641 (!) I
-----
8:
t-.:>
~
~
Tabelle 2: lieferungen rür kispu( •.) nach Jahr und Monat
IMonllt
Malkänum
Urahum
Unterstreichung: zuulllunstellende Monatsl iste
Abu.
lahhUlIl
Hibirull
"m~.1I1i
KinOnull
D~n
lilliähll
IJahr
I:ssyr. schaft
16.XII 192
"Jllflliniten"
f'lh"" ,.. 1 I"Musterung
ll
)lx.XII
116.XII 412jt.XII 418 ( .. IX 114 i)
I"Dur-JllhdUn-I 23 .XII lim tl
543
I1.XI 226 16.XI1561
LXII 209
16.XI 94
Monat
Kiskissulil
Jahr
::~~;;
25.XII 106
1~1
~aRla~1I
6elet-bIri
I.VII 9
I.Xl185 16.XII 96
Herr-
Tabelle Z fortsetzung
I.XII 30 16.XII 244
Herr-
I
"Jaminiten H "Thronde$
l.XII 431 4.XII 432 9.XI1437
410
1.XII 450 l.XII454 16.XII 453
I;XlIS6 7.XII 364 20+X.IX8
~
LXII 473
"Musterung
ll
RA 64 ,34, Hr. 28 J. $ulllu!alll/lil
(im 2.
x. XII 63 I,XII156
I.XII 173 1)(214 vi
~
LXII 396
53m3S"
1.IX 12J{ .. IX 121 v)
[büru.
11.
;;;'
~ 16.XI231 2B.IX 173
t:r' 16.)(11499
"Our-Jahdun-
IX 16!ivi
limt!
Cl>
~
Nl tlStatuedes
l.XI121
IX 71 iii
IIStatue des
Hatta"
16.XI 118
IX 216v
Hatta lt
l"mUball i ~um"
~
tlmuballituM n
~
, lunbekannt
I.IX 218 16.?Xr 274 16.XII 6BI
IX 221?ii' 7.IX 201 IX
I.XII 722 16. ?XtI 723
27 .XI 266
lunbekannt
x.XII 61,1
~
Tabelle 3a: Tageslieferung für ki6pu(m) in den Texten des 1. Typs Maß: q~
i: am 1. und 16. Beleg
Datum
n.K. n.GU n.e. n.m.
X.
XI IX XII XI XII
127 218 681 274 85 410
Urabum Urabum 16. Urabum 16. UralJum 1. Malkanum 1- Malkanum
20 50
4~?
16 44 14 x 14 14
10 20 10 x 10 10
2 4,1/2 2 x 2,15 SU 2
IX 114i XI 226 XII 96 XII 192 XI 231 XII 209 XII 431 !~! 123
Malkänum Malkänum 16. Malkanum 16. Malkanum 16. Lahum 1. Ab~m 1. Abum 1. !!ibirtum
40 20 2 3 20 3 18 20
5 5 x 4 5 5 4 4
14!1 14 10+x 14 14 14 14 17
10 10 10 10 10 10 10 10
2,15 SU 2
4 6 5 x 3 4 4
14 14 24 x 14 14 14 40 20 12 14 16
10 10 20 x 10 10 10 10
:H
IX IX XII XII XI XII XII XII XII XI XII XII
1. 1-
11-
121 v 1203 1. 244 16. 9 1. 156 1. 473 1. 30 1. 499 16. 3 1. 118 16. 173 1396 1.
!!ibirtum \!ibirtum Kinünum Lilliatum Lilliitum Lilliätum Belet-biri Belet-biri Kiskissum Kiskissum Ebürum Ebürum
x
5 16 4 x 4 5
20 x 20
1 I
20' 20 20
23 20 x 17 20
-
10 60 20 3 20
20 x? 4 15 10 20
5 4 4
-
10 10 10
Öl
Sonst
..,
g..
2 2 2 2 2,1/2 2,1/2 2 2 x 2 2 2 2,1/2 4 2 2 2
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