Stavros Tsitsiridis
Platons Menexenos
Beitrage zur Altertumskunde Herausgegeben νοn
Michael Erler, Ernst Heitsch, ...
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Stavros Tsitsiridis
Platons Menexenos
Beitrage zur Altertumskunde Herausgegeben νοn
Michael Erler, Ernst Heitsch, Ludwig Koenen,
Reinhold Merkelbach, Clemens Zintzen
Band 107
Β.
G. Teubner Stuttgart und Leipzig
Platons Menexenos Einleitung, Text und Kommentar
Von
Stavros Tsitsiridis
Β.
G. Teubner Stuttgart und Leipzig 1998
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Tsitsiridis, Stavros: Platons Menexenos: Ein1eitung, Text und Kommentar Ι
νοn Stavros Tsitsiridis. - Stuttgart; Leipzig: Teubner, 1998
(Beitrage zur Altertumskunde; Bd. 107)
Teilw. zugl.: ΚδΙn, υnίν., Diss., 1995
ISBN 3-519-Ο7656-Χ
Das Werk einschliel3lich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschίitzt.
Jede Verwertung aul3erhalb der engen Grenzen des Urheberrechts
gesetzes ist ohne Ζ ustimmung des Verlages unzulassig und strafbar.
Das gilt besonders fιir VervielIaltigungen, ϋbersetΖungen.
Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung
ίη elektronischen Systemen.
© Β. G. Teubner Stuttgart 1998
Printed ίn Germany
Druck und Bindung: Rock, Weinsberg
PARENTIBVS
JOTAE, AMICAE CARISSIMAE
Γ
Platons Menexenos
Beitrage zur Altertumskunde
Einleitung, Text und Kommentar Herausgegeben νοn Michael Erler, Ernst Heitsch, Ludwig Koenen, Reinhold Merkelbach, Clemens Zintzen
Β.
Band 107
Von Stavros Tsitsiridis
83
83
G. Teubner Stuttgart und Leipzig
Β.
G. Teubner Stuttgart und Leipzig 1998
PARENTIBVS
ΙΟΤΑΕ,
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Tsitsiridis, Stavros: Platons Menexenos: Einleitung. Text und Kommentar /
νοn Stavros Tsitsiridis. - Stuttgart; Leipzig: Teubner, 1998
(Beitrage zur Altertumskunde; Bd. 107)
Teίlw. zugl.: ΚδΙn, υnίν .. Diss.• 1995
ISBN 3-519-Ό7656-Χ
Das Werk einsch1ieBlich aller seiner Teίle ist urheberrechtlich geschίitzt.
Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts
gesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulassig und strafbar.
Das gilt besonders fiir Verviel51tigungen. ϋbersetΖungeη,
Mikroverfιlmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung
ίn elektronischen Systemen.
© Β. G. Teubner Stuttgart 1998
Prίnted ίη Germany
Druck und Bίndung: Rock, Weinsberg
AMICAE CARISSIMAE
VORWORT
Die vorliegende Arbeit ist die tei1weise ίiberarbeitete Fassung meiner Dissertation, die im Wintersemester 1994/95 νοη der Philosophischen Fakultat der Universitat Ζυ ΚδΙη angenommen wurde (Tag des Rigorosums war der 5. Februar 1995). Zur ursprίinglichen Fassung (Einleitung und Kommentar) ist spater die kritische Ausgabe des Textes hinzugefίigt worden. Die Veroffentlichung der Arbeit wurde aus verschiedenen Grίinden verschoben. Ich habe allerdings versucht, die inzwischen erschienene Literatur, soweit es mir moglich war, Ζυ berίicksichtigen. lη der Einleitung werden alle Fragen ausfίihrlich behandelt, auf eine Diskussion ίiber die Beziehung Platons zu Thukydides wurde aber verzichtet. Diesem Problem werde ich an anderem Ort nachgehen. 1m Kommentar wurde bewuBt besonderes Gewicht sowohl auf textkritische als auch auf hίstοήsche Fragen gelegt, nicht jedoch auf die zahlreichen rhetοήschen Figuren, da sie schon ίη der Dissertation νοη Th. Bemdt ίibersichtlich zusammengestellt sind. Betreut wurde die Arbeit νοη Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolf Kassel. Seine groBe Gelehrsamkeit und wissenschaftliche Strenge haben meine Arbeit stark gefόrdert. Fίir seine Κritik, fύr seine zahlreichen Hinweise und nicht zuletzt fίir seine Geduld mochte ich ihm sehr herzlich danken. Mein Dank gi1t auch all jenen, die mir wahrend meines Studiums ίη Deutschland und bei der Entstehung dieser Arbeit geholfen haben: Prof. Dr. Κ. Bormann hat bereitwillig das Κοπeferat ίibemommen; Prof. Dr. Ρ. Funke hat den Teil ίiber den Korinthischen Κrieg gelesen und einige nίitzliche Hinweise beigesteuert; Prof. Dr. G. Α. Lehmann hat mein Studium der Alten Geschichte stets freundlich begleitet; Prof. Dr. D. Lipourlis hat mit mir (wahrend meines Aufenthalts ίη Zypem) einige Probleme diskutiert; mein Freund Prof. Dr. Ρ. Riemer und seine Frau Dr. Ulrike Riemer haben mir bei vielen Schwierigkeiten geholfen und darίiber hinaus meine Arbeit durchgelesen und stilistisch ίη vielen Fiillen
!!
verbessert; Prof. Dr. C. Zintzen hat schlieBlich die Aufnahme der Arbeit ίη die Reihe "Beitrage zur Altertumskunde" ermOglicht. Mein Studium ίη Deutschland wurde durch ein groBzίigiges Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) moglich, wofίir ich sehr dankbar bin. Meine Lehrer ίη Griechenland will ich hier nicht unerwahnt lassen. Ganz besonders mochte ich Herrn Prof. Dr. Th. Stephanopoulos danken: Er hat mich ίη die Klassische Philologie eingeweiht, zum Weiterstudium ίη Deutschland ermutigt und ist mir stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Was ich ihm schulde, ist nicht leicht auszudrίicken. Nennen mochte ich mit groBer Dankbarkeit auch meinen frίiheren, leider mittlerweile durch tragischen Tod verstorbenen Lehrer Prof. Dr. J. Κambitsis.
Last but not least mochte ich Jota Κritseli danken, nicht nur fur ihre allgemeine Unterstίitzung wahrend der ganzen Zeit, sondem auch fiir ihre Hilfe bei der Entstehung der Arbeit, ganz besonders im Zusammenhang mit der Kollation der Handschriften. Ihr und meinen Eltem ist dieses Buch gewidmet. Athen, im Januar 1998
INHAL TSVERZEICHNIS
LlTERATUR- UND ABKΌRzUNGSVERZEICHNIS EINLEITUNG Ι. Echtheit Π. Datierung m. Aufbau IV. Sinn und Bedeutung ν. Textίiberlieferung
(ί) Direkte ϋberlieferung (Η) Nebenίiberlieferung ΤΕΧΤ
KOMMENTAR INDICES
11 21 21 41 52 63 92 92 100 103 127 421
LITERATUR- UND ΑΒκϋRΖUΝGSVΕRΖΕΙCΗΝΙS Die antiken Autoren werden nach den Abkίirzungen νοη LSJ zitiert mit wenigen Ausnahmen (Diod. statt D.S., Dion. Hal. statt D.H., Ε. Her. statt HF und Hcld. statt Herαcl., Χ. Hell. statt Χ. HG).
Ι. Textausgaben. Kommentare und ϋbersetΖungen
Busteed
Orationes duae funebres altera Platonis dicta Menexenus. Lysiae altera, rec. Μ. Busteed, Caηtabήgίae 1696.
Gottleber
Platonis Menexenus et Periclis Thucydidei oratio fuηebήs, rec. Ι. Chr. Gottleber, Lipsiae 1782.
Koppen
Platonis Menexenus im GrundriB, nebst Anmerkungen νοη Joh. Η. Koppen, Berlin / Stettin 1790.
Bekker
Platonis dialogi Graece et Latine, rec. Imm. Bekker, νοl. 111 2, Berolini 1817.
Bek ker, Comm. Cr.
Imm. Bekker, Ιη Platonem commentaria critica, Berolini 1823.
Loers
Platonis Menexenus, rec., e Graeco conνertίt
et commentariis Coloniae 1824.
ίη
illustraνit
νοl. Ι,
Latinum
V. Loers,
Stallbaum, Var.lect. G. Stallbaum, Platonis quae supersunt opera, t. Variae lectiones, Lipsiae 1825, 131-150. Schleiermacher
Platons Werke,
ίibers. νοη
ΧΙ:
Fr. Schleiermacher, Teil 11
Bd. 3, Berlίn 21826. Engelhardt
Platonis dialogi quattuor, scholarum ίη usum ed. Fr. G. Engelhardt, Berolίni 1826.
Ast
Platonis quae exstant opera, rec. Fr. Astius, Lipsiae 1827.
νοl. ΙΧ,
..... LITERATUR VERZEICHNIS
LITER ATUR VER ZEICHNIS
12
Stallbaum
Winckelmann
bei Engelmann
Αηοη.
Hermann
Platonis opera omnia, rec. et commentarίis insιruxίt G. Stallbaum. νοΙ ιν 2, Gothae et Erfordiae 21857 (Ι 1833). Platonis opera quae feruntur omnia. rec. 10. G. Baiterus, 10. C. Orellius et Aug. G. Winckelmannus. Τuήcί 1839. Platons Menexenos, Gήech. u. Deutsch, mit krit. u. erkHirenden Anmerkungen. (Verlag W. Engelmann) Leipzig 1847. (Autor unbekannt) Platonis dialogi, ex rec. Car. Fr. Hermanni. Lipsiae 1851.
Apelt
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Bury
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Meridier
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Hirschig
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Clίtopho,
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Iowett 3
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Tradίtion
1981.
of
EINLEITUNG
Ι.
ECHTHEIT
WENN es zutήfft, daB ίη der Vergangenheit die Echtheit nur weniger platonischer Schήfteη nicht ίη Abrede gestellt wurde, so ware es verwunderlίch, wenn dies nicht auch im Falle des Menexenos geschehen waιe, dessen ratselhafter Charakter und verha1tnismaBig kleiner Umfang die Philologen immer ίη Verlegenheit brachte und den staιkeren Verdacht einer Unechtheit erweckte. Der Argwohn den platonischen Schriften gegeηϋber war ein Phanomen des 19. Jahrhunderts, so daB die Echtheitsfrage ίη den meisten Fa11en - und dazu laBt sich auch die vorlίegende Schήft zahlen - heute keine bedeutende Rolle mehr spielt. Dennoch ist eine ausfϋhrιίche ErDrterung der gegen die Echtheit vorgebrachten Argumente nicht nur fϋr die Geschichte der philologίschen Forschung νοη Interesse, sondem kann auch das Verstandnis des Werkes selbst fordem, indem sie die Aufmerksamkeit auf verschiedene Aspekte des Textes richtet und die Gelegenheit zur Aufklarung etlίcher Schwίeήgkeίteη bietet. Der erste, der die Echtheit des Μχ. bzw. eines Teί1s des Werkes ίη Frage gestellt hat, war Fr. Schleiermacher ίη seiner kurzen, aber inhaltsreichen Einleitung zur ϋbersetΖuηg der Schήft. Seine Κήtίk ήchtete er hauptsachlίch gegen das Rahmengesprach, weί1 es eine besondere Schwίeήgkeίt beΖϋgιίch der Interpretation der Rede bereite. Zur Ausdeutung der Rede bieten sich namlίch nach Schleiermacher drei Interpretationsmoglίchkeiten, νοη denen jedoch keine durch das Rahmengesprach bestatigt werde. Darϋber hinaus sei das Rahmengesprach Platons "nicht sonderlίch wϋrdίg", vorwiegend wegen der "plumpen Ehrerbietίgkeit" des Menexenos und der verfehlten Scherze des Sokrates (376-7). Deshalb ist nach Schleiermacher der Verdacht berechtigt, die Umrahmung rϋhre νοη einem anderen her, "der gem ein Gesprach machen wollte aus der Rede, und meinte, ein Platonisches
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EINLEITUNG
EINLEITUNG
Erzeugnis konne doch ohne den Sokrates unmoglίch ίη die Welt gehen" (377). Vieles ίη diesem Gesprach lasse sich demnach als Nachahmung platonischer Motive erklaren, wie beispielsweise Aspasia, die der Diotima nachgebίldet sein konnte, und gerade dieser Nachahmungsversuch habe auch Ζυ dem groben Anachronismus gefίihrt. 1 Mag die Annahme Schleiermachers an sich anregend erscheinen, so sind doch seine Argumente uηbefήedίgeηd und reichen nicht aus, um sie Ζυ srutzen. Es ist zunachst methodisch unannehmbar, die Echtheit eines Werkes oder eines Teίles nur deswegen anzufechten, weil dieses Werk oder dieser Teίl Ζυ gewissen 1nterpretatίonen oder Vorstel1ungen nicht paBt. Das hangt natϋrlich im Fal1e Schleiermachers mit seiner al1gemeineren Auffassung ϋber das platonische Werk zusammen, das er als ein geschlossenes phίlosophisches System betrachtet, worin die kleinen Schήfteη nicht mehr als Vorlaufer oder Erganzungen der groBen Werke sind, was aber zur Folge hat, daB Ζυ dem System nicht passende kleinere Dialoge zwangslaufig ίη den Verdacht geraten, unecht Ζυ sein, oder unterschatzt werden.2 Und was die asthetischen Urteίle Schleiermachers anbelangt, so muB man diese ίη unserem Jahrhundert nicht unbedingt teilen. Dann bleibt nur der Anachronismus ϋbήg, der ίη der Tat nicht Ζυ ϋberseheη ist und auch νοη spateren Philologen immer wieder als AnstoB empfunden wurde: Sokrates wiederholt angeblich eine Rede Aspasias, die u.a. ΡeήkΙes ίη der Rhetοήk unterwiesen habe, ίη der die Erzahlung der athenischen Geschichte bis ins Jahr 386 reicht, also weit (13 Jahre) ϋber den Tod des Sokrates und viel1eicht auch den der Aspasia hinaus.3. Das Vorhandensein eines Anachronismus konnte an sich eher als ein
Anzeichen fίir die Echtheit genommen werden, da kleinere oder groBere Anachronismen nicht selten bei Platon Ζυ finden sind, so daB sich diese Erscheinung auch als platonische Eigenrumlichkeit bezeichnen lieBe. 4 Einige Beispiele aus der gleichen schήftstel1eήscheη Ρeήοde Platons sol1ten geηϋgeη, um dies Ζυ demοηstήereη: (ί) 1m Gorgiαs laBt sich ein konkreter Zeitpunkt der Handlung nicht bestimmen, dennoch bieten manche Teίle des Dialoges verschiedene ΖeίtbeΖϋge. Auch wenn die meisten einander nicht widersprechen, weichen die hίstοήscheη Angaben ίη zwei Fal1en so stark voneinander ab, daB die Abweichung nur als Anachronismus betrachtet werden kann: Wahrend ίη 470 d5 als jϋηgstes Beispiel (vgl. dl τα γαρ xerc και πρώην γεγονότα, d5 όρ~c αρχοντα) eines ungerechten Mannes, der trotzdem glϋckΙίch sei, der Konig Archelaos νοη Mazedonien aηgefϋhrt wird, der 413 Y.Chr. den Thron bestiegen hat, heiBt es dagegen spater νοη ΡeήkΙes, er sei νεωcτί (503 c2) gestorben. 5 (ίί) Das Gesprach im Menon findet, wie mit groBer Sicherheit Ζυ schlieBen ist, kurz nach 403 (viel1eicht Ende Januar oder Anfang Februar 402) statt. 6 Die Erwahnung des 1smenias (90 a) bezieht sich jedoch sehr wahrscheinlίch auf die Vorgange des Jahres 395, die mit der Tatigkeit des Rhodiers Timokrates als eines persischen Agenten, der ίη Theben, Athen, Argos und Korinth Bestechungsgelder ausgeteilt hat, verbunden sind. 7 (ίίί) GroBere Ahnlichkeit mit dem ίη Μχ. festgestel1ten
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1 Fίir die Trennung des dia10gischen Teils νοη der Rede ist neulich wieder Thes1eff (Chron010gy 116 f.; 182) eingetreten, der ebenfalls Ζυ der Ansicht neigt, der Dia10g sei Produkt eines der Schίίler P1atons und stamme nicht νοη ihm se1bst: "Ι prefer Ιο think that the frame dia10gue was added 1ater by P1ato or, rather, a ρυρil, ίη order Ιο bήηg ουΙ the irony of the speech quite c1ear1y and 10 link ίι υρ with a current discussion of the teaching of Socrates and its sources" (182).
2 Vgl. Fr. Sch1eiermacher, P1atons Werke Ι 2, 263 und s. hierzu Η. Leisegang, RE ΧΧ 2 (1950) 2372; Η. Flashar, Der Dia10g lοη a1s Zeugnis p1atonischer Philosophie, Berlin 1958,4 Α. 1. 3 Wann genau 1etztere gestorben ist, 1aBt sich freilich nicht sagen, vgl. dazu W. Judeich, RE 11 2 (1896) 1720 f.
4 Dazu s. Ε. Zeller, Ueber die Anachronismen ίη den p1atonischen Gesprachen, Abh. d. Akad. d. Wiss. Ζυ Berlin 1873 = ΚΙ Schr. Ι 115-35; R. Sch1ag1, Beitrage Ζυ den Anachronismen bei P1aton, Progr. Tetschen a.E. 1901; Η. Raeder, P1atons Philosophische Entwicke1ung, Leipzig 1905, 65 ff. Die Anachronismen bei P1aton blieben auch ίη der Antike nicht unbemerkt, wie aus einem Abschnitt vielleicht aus der Schήft npoc τον Φιλοcωιφάτην des Krateteers Herodikos hervorgeht (fr. 2 Dίiring = Αήstίd. 3, 577-82 L.-B.; Athen. V 216 c- 218 e. Diese Quelle des Αήstίdes wird weder νοη Α. Haas, Quibus fontibus Aelius Αήstίdes ίη componenda dec1amatione ... usus sit, Diss. Greifswa1d 1884,33 Α. 17 noch νοη Behr ίη seinem Apparat erwiihnt). 5 Vgl. Dodds 17 f. Ζυ einem frίiheren Anachronismus schon im lon s. Η. Flashar, Der Dia10g lοη 96 ff. 6 R.
S. B1uck, P1ato' s Meno, Cambήdge 1961, 120.
E.S. Thompson Ζυ Men. 90 a (Ζ. 40); kaum g1aubhaft dagegen die Annahme νοη Wilamowitz 11 104 f. (vgl. Cobet, Collect. critica 47 f.); die Erk1arung νοη J. S. Μοrήsοη, ClQ 36 (1942) 57-78, ist rein hypothetisch (ihm f01gt auch B1uck im Komm. Ζυ 90 a3-4). Der Diskussion liegt die vorgefaBte Meinung zugrunde, daB man P1aton keinen Anachronismus zutrauen darf. 7
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hat zweifellos der im Symposion erscheinende Anachronismus: lη der ΑήstΟΡhaηesrede wird der arkadische Umzug (διοικιcμόc) erwii.hnt (193 a), womit zweifellos der des Jahres 385 gemeint ist8; es wird also auf ein hίstοήsches Ereignis angespielt, das zumίndest 14 Jahre nach dem Tod des Sokrates und mehr als 30 Jahre nach dem (ins J. 416 datierbaren) ίη Agathons Haus abgehaltenen Symposion stattfιndet. 1m Vergleich mίt den erwii.hnten Beispielen konnte man ηatϋrlίch einwenden, daβ sich der Anachronismus im Μχ. krasser ausnimmt. Gerade aber die Tatsache, daβ er ins Auge fcillt, deutet eher nicht auf einen Nachahmer oder Hίlscher hin, es sei denn, man wollte annehmen, daB es sich ίη diesem Fall um einen besonders unbegabten Imitator handelte. Dies wiederum wϋrde durch den einwandfreien platonischen Stίl und gleichermaβen durch die auffallende Kenntnis νοη Personen und Sachen sowie durch die lίteraήschen Anspielungen im Vorgesprach klar widerlegt. Wenn aber der Anachronismus hier nur als absichtlίch eingesetzt Ζυ denken ist, dann kann dieser nicht allein ίη dem mangelnden lηteresse Platons an etwaigen lnkonsequenzen ίη seiner Darstellung lίegen. Wenn man ηυη bedenkt, daβ weder Aspasia einen Epitaphios verfaβt, noch Sokrates eine solche Rede gehalten bzw. wiederholt haben dϋrfte und daβ Platon eine solche Moglίchkeit nie hatte unterstellen wollen, so lίegt der Grund fίir den Anachronismus auf der Hand: Platon will auf diese Weise beide Personen νοη der Urheberschaft befreien und somίt den fιktiven Charakter des Werkes hervorheben. Die Κraβheit des Anachronismus hangt also mit seiner Funktion zusammen. Darϋber hinaus muB aber auch da,rauf hingewiesen werden, daβ Anachronismen der zeitgenossischen lίterarischen Praxis nicht fremd waren. Είη vergleichbarerer Anachronismus kam ίη der fingierten Ank1agerede des Polykrates gegen Sokrates vor 9 und gerade ίη Zusammenhang mit Aspasia war Aischines νοη Sphettos mίt einem ebenfalls unverkennbaren 8 Wilamowitz (Ι 372; 11 176) hat angenommen, daB Platon damit das Ereignis des Jahres 418 gemeint habe, als die Spartaner den Bund der arkadischen Stiidte aufgelost haben. Vgl. ίη der gleichen Richtung Η. Β. Mattingly, Phronesis 3 (1958) 31-9 und nach ihm auch J. S. Μοπίsοn, ClQ 58 (1964) 44 ff. Diese Interpretation hat Κ. J. Dover, Phronesis 10 (1965) 2-20, ίiberzeugend widerlegt. 9 Polykrates erwiihnte den Wiederaufbau der Mauem durch Κοηοη (393 v.Chr.), wie aus Favοήn fr. 3 Mensching (= D.L. 11 39) hervorgeht; s. dazu R. Hirzel, RhM 42 (1887) 240; Ρ. Treves, RE ΧΧΙ 2 (1952) 1740.
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Anachronismus ίη seiner Aspαsiα Platon vorausgegangen lO • Die Echtheit nicht mehr des Rahmengesprachs, sondem der ganzen Schήft hat zum ersten Mal Fr. Ast (Plat. Schr. 448 ff.) bestήtten. Sowohl seine Argumente wie auch das Ergebnis seine ϋberlegungen sind jedoch nichts weiter als eine Erweiterung der Argumentatίon Schleiermachers. Er entdeckt auch im Vorgesprach manches, was "abgeschmackt" und "ungeschickt" sei, fιndet die hίstοήscheη Darlegungen ίη der Rede sehr "parteiisch" (im Falle der Bezeichnung der attischen Verfassung als 'Αήstοkratίe' sogar uηήchtίg) und tadelt schlίeBlίch die ίη der Rede enthaltenen rhetοήscheη Elemente und die poetischen Ausdrϋcke. Das einzige diskutable Argument ist der Hinweis auf einen scheinbaren Widerspruch: ίη 235 c wird die Wahl des Redners als ohne Vorbereitung erfolgt dargestellt, obwohl ίη 234 b schon gesagt worden ist, daβ sie auf den folgenden Tag verschoben sei. Der Widerspruch schwindet aber, sobald man versteht, daβ mίt den gleichen Worten an beiden Stellen jeweίls etwas anderes gemeint iSt. 11 Grϋndlίcher und ausfίihrlίcher war Κ. Steinharts Argumentatίon gegen die Echtheit (Είη!. Ζυ Η. ΜϋΙΙers ϋbersetΖuηg S. 372 ff.). Steinhart ϋbersίeht weder die fϋr die Echtheit sprechenden antίken Zeugnisse noch den Umstand, daβ die Sprache keinen AnstoB erregt. Seine Κήtίk kοηΖeηtήert er auf "die ganze kϋηstΙeήsche Composition". Doch im Rahmengesprach vermiBt Steinhart vier kϋηstleήsche Είgeηtϋmlίch keiten, "an denen wir den echten Platon leicht erkennen"(375): 1. Es fehle -die "reiche und anmuthige Ausstattung mit mimίsch-szenischem Schmuck, die Platon gerade solchen Dialogen, welche weniger reich an phίlosophischem Gehalte sind, mίtzugeben pflegt". 2. Man fιnde nichts
10 Er liiBt Aspasia ein Gespr1l.ch mit Xenophon und seiner Frau fίihren (fr. 31 Dittmar De inv. 1,51 vgl. Quint. lnst. V 11,27); dazu s. auch Η. Κrauss, Aeschinis Socratici reliquiae, Leipzig 1911, 84 Α. 137; Η. Dittmar, Aischines νοη Sphettos, (Philol. Unters. 21) Berlin 1912,32 Α. 118. 11 Dazu s. den Komm. zu 235 c7-8. Ahnlicher Argumentation, wie die νοη Schleiermacher und Ast vorgefίihrte, bedient sich Ε. Zeller ίη seinen Platonischen Studien (1839). Obwohl er die Halfte seines Anhangs zur Echtheitsfrage des Μχ. widmet, enthalten seine Ausfίlhrungen kaum etwas Neues; vgl. spiiter Philos. d. Gήech. 511 Ι, 480 ff. Α. 1, wo er Tίlllmann folgend offenbar annimmt, daB die Schήft vom Opuntier Philippos untergeschoben wurde (zu seinem Argument hinsichtlich der Datierung s. unten Kap. 11).
= Cic.
""Ζδ"
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"νοη
jener dramatischen Entwickelung, durch welche selbst die unbedeutenderen Gesprache Ζυ kϋηstleήsch abgerundeten Darstellungen einer durch wechselnde Stimmung und Gefϋhle und durch den Gegensatz der Charaktere belebten Handlung werden". 3. Man veπnisse femer die echt sokratische Dialektik und Maeutik. 4. SchlieBlich fehle die "sonst dem Sokrates eigene attische Feinheit des Witzes und der Ironie" oder sie sei "ίη einer herzlich plumpen Weise nachgebildet". Υοη diesen Argumenten darf man zunachst den letzten Punkt, den fast alle Anfechter der Echtheit seit Schleieπnacher und Ast angefϋhrt haben, beiseite lassen, denn dieser Tadel beruht zum Teil auf MiBverstandnissen und zum Teil auf einer nicht vorurteilslosen Meinung iiber die Art der sokratischen Scherze. 12 Was die iibήge Argumentation anbelangt, so basiert Steinharts Κήtίk auf einer irrtiimlichen Annahme, denn sie setzt mehr oder weniger voraus, daB so etwas wie eine feste und typische Art des platonischen Dialogs mit bestimmten Merkmalen existiert hat. Er kann infolgedessen den Μχ. mit Dialogen wie Lysis, Chαrmides, Lαches und Euthydemos oder aber mit den beiden Hippiαs, dem Euthyphron und dem Kriton ohne Bedenken vergleichen. Dabei wird jedoch iibersehen, daB Platon Dialoge mit sehr verschiedener Form, Inhalt und Charakter geschήebeη hat. ϋberseheη wird zudem die Tatsache, daB der dialogische Tei1 ίη unserer Schήft verhiiltnismaBig kurz ist und daB er obendrein eine einrahmende, d.h. lediglich einleitende und abschlieBende Funktion hat, wahrend das Hauptgewicht der Grabrede zukommt. Insofem ist also die Forderung unberechtigt, im Gesprachsteίl miisse dramatische Entwicklung oder sokratische Dialektik und Maeutik Ζυ finden sein. Durch die erwahnten Eigentiimlichkeiten laBt f6.ch auch erklaren, warum der "mimisch
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UnzuHi.ngliches Verstandnis zeigt Ζ.Β. der Tadel der Worte des Sokrates, daB er
Ύοπ Aspasia beinahe Schlage bekommen hatte' , weil er vergeBlich gewesen sei, denn dieses Bild gehort Ζυ der (auch sonst nicht unbekannten) komodienhaften
Selbstdarstellung des Sokrates als Schtiler. Das gleiche gilt, wenn Sokrates sich mit seiner A.uBerung ίπ 236 dl-2 bereit erklart, offentlich nackt Ζυ tanzen; s. hierzu den Komm. z.St. Ζυ den scherzhaften Elementen im Vorgesprach sei im ϋbήgen folgendes bemerkt: Erstens darf man nicht vergessen, daB Sokrates mit einem viel jϋngeren und ihm offenbar sehr gut bekannten Mann SΡήcht und, wie bei Sokrates Ζυ erwarten, ist der Gesprachs- und Umgangston heiter und zuweilen spielerisch. Zweitens weist vieles ίπ diesem Gesprach, was die Personen (Konnos, Aspasia) und verschiedene Αusdrϋcke angeht, auf die zeitgenossische Komδdie hin. Dies konnte auch die Art der Scherze teil weise erklaren.
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szenische Schmuck" nicht so reichlich wie ίη anderen Dialogen ist (er fehlt allerdings auch ίη der vorliegenden Schήft nicht ganzlich). Wenn man den Μχ. mit anderen platonischen Werken hinsichtlich der "kϋηstΙeήscheη Composition" vergleichen wollte, dann sollte man nicht den Lαches, den Chαrmides oder die beiden Hippiαs, sondem vielmehr die Apologie, den Timαios, den Kritiαs und (falls sie echt ist) die Epinomis heranziehen, Werke also, denen der Μχ. wenigstens ίη Bezug auf die Poπn naher steht. Noch weniger stichhaltig ist aber die Κήtίk Steinharts an der Grabrede: er verurteίlt sie nicht etwa aufgrund ihres Inhalts oder vorhandener Schwachen, sondem weil Platon eine solche Rede anders (mit Hervorhebung Ζ.Β. der Unsterblichkeit der Seele ίη der Paramythie) hiitte schreiben sollen. Auf hauptsachlich hίstοήschem Gebiet bewegt sich die Argumentation die Ε. Schwartz ίη Zusammenhang mit einer glanzenden Quellenanlyse der Hellenikα des Kallisthenes und speziell einer Erorterung des Problems des ΚaΙΙίasfήedeηs vorgebracht hat (Heπnes 35, 1900, 106-30). Seine Einwande gegen die Echtheit beruhen auf der Beschreibung gewisser hίstοήscher Ereignisse der Pentekontaetie im Μχ. Da sie νοη besonderem Belang sind und noch nicht diskutiert worden sind, bedίirfen sie einer ausfϋhrlicheren Besprechung. 13 Zum Ende der Ρerserkήege werden im Μχ. (241 d4 ff.) folgende Vorgange ίη der angegebenen Reihenfolge erwahnt: die Seeschlacht am Eurymedon und die Expedition nach Zypem, Agypten (beides ohne 13 Vor Schwartz war jedoch die Echtheit auch νοπ anderen Philologen ίπ Abrede gestellt. So ΤϋΙΙmann ίπ seiner Dissertation (bes. 76), der den Herausgeber der Leges, Philippos νοπ Opus, als Verfasser vermutet; J. Gutscher, Programm Marburg ίπ Steiermark 1864; Fr. Ueberweg, Untersuchungen ϋber die Echtheit u. Zeitfolge u. ϋber die Hauptmomente aus Plato' s Leben, Wien 1861, 143 ff., der aufgrund der Tatsache, daB bei D.L. ΙΙ 124 unter dem Namen Glaukons, Platons Bruder, ein gleichnamiger Dialog steht, ihm die Verfasserschaft zuschreiben will; Sauppe, Nachr. d. Kgl. Gesel. d. Wiss. 1864, 220 = Ausgew. Schr. 385 ff. (dazu vgl. aber Wendland 194 Α. 3); C. Schaarschmidt, Die Sammlung der p1at. Schήften, Βοηη 1866, 106 ff.; schlieBlich Bruns 360, wohl mit der Anerkennung, daB die Technik des Werkes der platonischen Art ohne Frage naher steht als andere Werke, er aber "vorlaufig an seine Echtheit nicht Ζυ glauben" vermag. Damit nicht der Eindruck entsteht, daB die ϋberwίegende Mehrheit der Philologen des 19. Jahrhunderts gegen die Echtheit war, sei hier erwahnt, daB genauso viele fϋr die Echtheit eingetreten waren, u.a. J. Socher, V. Loers, C. Schoenborn, Α. Westermann, Κ. W. Kruger, Κ. F. Hermann, G. Stallbaum, Th. Bergk, Th. Bemdt, Ρ. Wend1and.
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nahere Bestimmung) und 'an vie1en anderen Orten'.14 Danach wird νοη einem 'Fήeden' gesprochen, der als Ein1eitung zum nachsten Abschnitt ϋber die innergήechίschen Κήege dίene. A1s erstes Ereignis dieser Κήege wird die Sch1acht bei Tanagra erwahnt. Ζυ dieser Darstellung bemerkt Ε. Schwartz: 'Ήίer werden die Seesch1acht am Eurymedon, der Feldzug gegen Kypern, die Fahrt nach Aegypten zusammen vor den Vertrag geruckt, ferner ίη eine solche Reihenfo1ge, dass man den kΥΡήscheη Fe1dzug vor den aegyptischen stellen muB und ηυη nicht weiss, [1]15 we1cher νοη den kίmonischen Ζϋgeη, die Ephoros beide mit Kypern ίη Verbindung bήηgt [er meint die Fe1dΖϋge νοη 459 und 450], gemeint ist, [2] auch nicht wie oft die Athener nach Aegypten gefahren sind, ob Dfter, wie bei Thukydides, oder einmal, wie bei Ephoros. Am allerschlίmmsten ist [3] dass alles der Sch1acht bei Tanagra zeitlίch vorangehen sol1." Gegen diese Κήtίk 1aBt sich fo1gendes einwenden: [1] Schwartz nahm AnstoB daran, daB man aus der Darstellung nicht erkennen kann, we1cher νοη den beiden Fe1dΖϋgen nach Zypern gemeint sei. Da aber die Reihenfo1ge der Ereignisse offensichtlίch chrono1ogίsch ist, versteht sich νοη se1bst, daB mit dem erwahnten ΖΥΡήscheη Fe1dzug, wenn man ihn identifizieren will, nur der νοη Thukydides (1104, 2) und auf der 1ηschήft 1G 13 1147 genannte Fe1dzug des Jahres 459 gemeint sein kann. 16 . [2]
14 Welche Schlachten mit letzteren Worten vor allem angedeutet werden kδnnten, laBt sich aus der Gefallenenliste der Phyle Erechtheis IG 13 1147 = M-L 33 aus dem Jahre 460 oder 459 entnehmen (s. auch Komm. Ζυ 241 e2). Zum besseren Verstandnis werden die Daten (nach der ίη CAH 2 V 506 ff. angenommenen Chronologie~ fίir die wichtigsten Ereignisse der erwahnten Zeίt angegeben: 469-6 Land- und Seesieg der Athener unter Κimon ίiber die Perser bei Eurymedon. 459? Athenische Flotte nach Zypern und anschlieBend die groBe Expedition nach Agypten, die 454 mit der Niederlage der Aufstandischen und der Athener auf der Nilinsel Prosopίtis beendet wird. 458? Die Niederlage der Athener durch dίe Spartaner bei Tanagra. 450? Feldzug der Athener unter Kimon nach Zypern und anschlieBend nach Agypten. Sieg der Athener ίiber die Perser bei Salaιnis auf Zypem. 449? Der angebliche ΚaΙΙίasfήeden zwischen Athenem und Persem. 15 Die Νumeήerung stammt vοη mir. 16 Es ist deswegen absurd, wenn vοη R. Sealey, Ηίstοήa 3 (1954) 329 und G.L.
Murison, Phoenix 25 (1971) 14, behaΙιΡtet wird, der Verfasser des Μχ. datiere den Kalliasfrieden vor 460, weil die Schlacht bei Tanagra danach anzusetzen ist, und
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Nach Schwartz geht aus der Darstellung nicht hervor, "wie oft die Athener nach Aegypten gefahren sind, ob Dfter, wie bei Thukydίdes, oder einma1, wie bei Ephoros". Die Frage ist aber, ob eine solche Νachήcht ίη einer Rede ϋberhaUΡt Ζυ erwarten ist. Um nur ein ahnlίches Beispie1 Ζυ erwahnen: Wir wissen aus hίstοήοgraΡhίscheη Quellen, daB wahrend des Pe10ponnesischen Κήeges zwei athenische Expeditionen nach Sizilίen unternommen wurden, eine ίη den Jahren 427-424 und eine vie1 wichtigere ίη den Jahren 415-413. 1η we1cher Rede begegnet man aber der ersten Expedition? Und we1chem Leser ist es unk1ar, wenn einfach νοη der 'sizίlischen Expedition' die Rede ist? Man darf aber hier mit vollem Recht eine weitere Frage stellen, ob namlίch P1aton selbst wie seine Zeitgenossen - mit Ausnahme vielleicht einiger Ηίstοήker ϋberhaUΡt ίη der Lage waren, sich so genau ϋber die Expedition nach Agypten Ζυ auBern oder zwischen den beiden Expeditionen nach Zypern, die innerha1b νοη wenigen Jahren stattfanden, Ζυ unterscheiden. 17 Noch etwas entkraftet die Κήtίk νοη Schwartz Ζυ diesen beiden Punkten. Seine Vοrwϋrfe spie1ten fϋr die Echtheit des Μχ. nur dann eine Rolle, wenn die angeblίche Verschwommenheit oder Verwechs1ung ίη der Darstellung der Geschichte aus der zweiten HaIfte des 4. Jh., aus der Zeit a1so, ίη der Ephoros und Lykurg schreiben, stammt, wie Schwartz se1bst behauptet. Νυη findet sich die gleiche Verschwommenheit bei 1sokrates 8, 86 (356 v.Chr.). Auch an dieser Stelle b1eibt unk1ar, wie oft die Athener nach Agypten gefahren sind und we1cher ΖΥΡήsche Fe1dzug gemeint ist, auBer wenn man annimmt, daB die bei 1sokrates angegebenen Zah1en die Sache deutlicher machen. Wenn a1so diese gleichzeitig nach 454 (und wahrscheinlich nach 450), weil dίe Expedition nach Zypem und Agypten vorher erwιιhnt worden sei. Letzteres ist falsch. 17 Ιη solchen FiιIlen ist immer mit dem fίir mi1ndliche Oberlieferung charakteήstίschen 'Teleskop-Effekt' Ζυ rechnen, "der zwei ιιhnliche, aber zeitlich getrennte Vorglinge im Ri1ckblick aus groBer Feme ιniteinander verschmelzen l!ίBt" (Κ. Α. Raaflaub ίη: J. Ungem-Stemberg - Η. Reinau [Hsg.], Vergangenheit ίη mi1ndlicher Oberlieferung, [Colloquium Rauήcum 1] Stuttgart 1988, 222, ιni! dem weiteren Beispiel [S. 216 Α. 81] aus [D.] 58, 66 f., wo das oligarchische Regime vοη 411 mit dem vοη 404 verιnischt wird); s. auch Thomas 224. Es ist bekannt, daβ die hίstοήsche Kenntnisse der Athener geήng waren, s. Η. Crosby ίη: C1assical Studies presented to Ed. Capps, Ρήncetοn 1936, 72-85. Ahnliches gi1t fi1r die Redner: das Beispiel des Andokides ίη seiner Friedensrede (391 v.Chr.) ist hierzu lehπeίch (er verwechselt u.a. Mi1tiades und Kimon ιniteinander), s. im einzelnen Thomas 119 ff.
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Verschwoιnmenheit
auch bei Isokrates festzustellen ist. warum waι-e das bei Platon unwahrscheinlich? Wϋrde man wirklich erwarten. daB Platon Ηίstοήkerwerke studiert hatte. um einige Ereignisse ίη seinem (fiktiven) Epitaphios ΖΟ erwiίhnen? 1st nicht wahrscheinlicher. daB er fϋr diesen Zweck aus anderen Reden. aus der mϋηdιicheη Tradition oder gar aus Denkmiίlem. die jedem Athener sichtbar waren. geschopft hat?18 Es bleibt nur der dήtte Punkt [3] ίη der Κήtik νοη Schwartz ϋbήg. den er als das "allerschlimmste" bezeichnet und nach dem alle im Text erwiίhnten Ereignisse der Schlacht bei Tanagra vorangehen sollten. Die Beschreibung des Problems ist zunachst nicht ganz ήchtίg. denn. wenn man die oben zum ersten Punkt gegebene Erklarung ϋber den ΖΥΡήscheη Feldzug akzeptiert. fallen alle Ereignisse auBer vielleicht dem ίη 242 a2 angedeuteten ΚaΙΙίasfήedeη tatsachlich ίη die Zeit vor der Schlacht bei Tanagra. Mit der HistοήΖίtat und der Datierung des ΚaΙΙίasfήedeηs ist aber eines der groBten hίstοήscheη Probleme verbunden. 19 Die Frage nach der ΗίstοήΖίtat des Vertrages spielt jedoch ίη unserem Falle keine Rolle. da die Worte είρήνηc δε γενομένηc sowohl einen formellen FήedeηsschΙuΒ wie auch einen de fαcto eingetretenen FήedeηSΖustaηd bezeichnen kOnnen.20 Wichtig ist dagegen hier die Datierung des 181m vorlίegenden Fall scheint mir die ϋbereinstimmung mit der Gefallenenlίste der Phyle Erechtheis (s. oben Anm. 14) auffallend: dort wird ebenfalls zuniίchst Zypern und dann Agypten erwiίhnt; es folgen Phonizien, Halίeis, Agina und Μegaήs (= άλλocε πολλαχόcε Μχ. 241 e2). 19 Das Problem lίegt, zusammenfassend, darin, (ί) daB dieser Vertrag νοη den zeitgenossischen Quellen (lkrodot, KomOdie, Thukydides) ίlberhaupt nicht erw1ihnt wird, (ii) daB, obwohl auf ihn zum ersίen Mal Isokrates im Pαnegyrikos anspielt, seine Bestimmungen erst spi1ter und allmiίhlίch konkretisiert ίη den Quellen erscheinen und (iiί) daB der Vertrag νοη Theopomp und Kallisthenes ausdήicklich negiert wird (hierzu anders Α. Β. Bosworth, JHS 110, 1990, 1-13). Aus all diesen Gήinden wurde der AbschluB eines offiziellen Vertrages νοη vielen Gelehrten, u.a. νοη Dahlmann, Kήiger, Wilamowitz und zuletzt νοη Κ. Meister, Die Ungeschichtlichkeit des ΚaΙΙίasfήedens und deren hίstοήschen Folgen, (Palingenesia 18) Wiesbaden 1982, geleugnet und als eine Erfindung der Rhetοήk betrachtet, die dem Κδnίgsfήeden einen ruhmreichen Fήeden gegenίIberstellen wollte. AusfίIhrliche Darstellung des Problems ίη dem schon erwiίhnten Buch νοη Meister. Fίlr die ΗίstοήΖίΙiίt des ΚaΙΙίasfήeden ist neuerdings Ε. Badian ίη seinem wichtigen Aufsatz ίη JHS 107 (1987) 1-39 = From Plataea Ιο Potidaea 1-72, eingetreten. 20 Letzteres immerhin wahrscheinlich, vgl. 243 e ι; 244 b3; ferner 242 d ι; man beachte schlieBlich das Fehlen des Artikels. Daraus ist allerdings kein SchluB ίIber die ΗίstοήΖίtiίt des Kalliasfriedens Ζυ ziehen, denn es ist plausibel, daB Platon zwar den
EINLEITUNG
31
:_1,
Fήedeηs. iιnmer
unter dem Vorbehalt. daB ein solcher Fήedeη tatsachlich geschlossen wurde. 1st der Fήedeη ins Jahr 465 ΖΟ datieren. wie manche Histoήker neuerdings glauben2 1• dann fiίllt er ohnehin ίη die Zeit vor der Schlacht bei Tanagra und die Reihenfolge der ίηηergήechίscheη Κήege bDte keine Schwίeήgkeίt. Nicht so einfach ist dagegen die Sache. wenn man eine Datierung ins Jahr 449 befϋrwοrtet. die auch Schwartz voraussetzt und auf die er sich stϋtzt. um ein weiteres Argument gegen die Echtheit anzuruhren. Er sagt (S. 123 f.). daB der Verfasser des Μχ. und Lykurg. im Gegensatz ΖΟ Ephoros. den Vertrag falschlicherweise ίη die Zeit nach der Eurymedonschlacht gerϋckt hatten. ein Fehler. den Platon. "der ίη den Gesetzen so tiefsinnige Gedanken ϋber den Gang der gήechίscheη Geschichte aUSSΡήcht". nicht geteilt hatte. Diese Datierung laBt sich aber nur dann herauslesen. wenn man aus der Tatsache. daB der Κalιiasfήedeη der Schlacht bei Tanagra vorangeht. den SchluB zieht. daB die ίη der Antike verbreitete Datierung ins Jahr ca. 465/4 vorausgesetzt wird. lη diesem Fall ist aber der Gedankengang νοη Schwartz logisch nicht einwandfrei. denn er macht aus einem angeblichen Fehler zwei. Entweder setzt namlich Platon den ΚaΙΙίasfήedeη chronologisch ίη die Zeit kurz nach der Eurymedonschlacht (dann aber ist die Reihenfolge ίη Zusammenhang mit der Schlacht bei Tanagra ήchtίg). oder es ist die Reihenfolge falsch (dann kann man aber daraus keinen SchluB ϋber die Datierung des ΚaΙΙίasfήedeηs ziehen). Da offensichtlich nur das erste geschieht. muB man annehmen. daB der Κalιiasfήedeη im Μχ. ίη die Zeit kurz nach der Eurymedonschlacht datiert wird. Was wird aber damit bewiesen? Nach Schwartz ist das ebenfalls ein ίη der zweiten Halfte des 4. Jhs. ίη Athen weit verbreiteter Irrtum. Νοη erweist sich die Meinung νοη Schwartz als falsch. denn. wie Κ. Meister ϋberΖeugeηd gezeigt hat. datiert die gesamte antike ϋberιieferuηg mit Ausnahme des Ephoros bei Fήeden
als ϋbergangsmοtίv gebrauchen, aber nicht den AbschluB eines Fήedens zwischen den 'νοη ihrer Natur die Barbaren hassenden' Athenern und den Persern erwiίhnen wollte. Eine andere Moglichkeit ist, daB es sich bei diesem Frieden ίη Wirklichkeit um eine inoffizielle Verabredung zwischen Athen und Persien handelte; diese These ist ίIberzeugend νοη A.J. Holladay, Ηίstοήa 35 (1986) 503-7 aufgestellt. 21 S. Marta Sordi, Rivista stοήca dell' antichit~ Ι (1971) 33-48; J. Walsh, Chiron II (1981) 31-63; Ε. Badian, From Plataea Ιο Potidaea, 2 ff. (bes. 5: "second half of 465"), der eine Erneuerung des Fήedens im J. 449 annimmt .
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EINLEITUNG
Diodor den Kallίasfrίeden ίη die Zeit nach der Eurymedonschlacht und νοτ den Sturz des Areopags (462/1).22 Hiitte also Platon diesen (angenommen) Fehler begangen, wίirde das ηυτ bedeuten, daβ er Ζυ den ϋbrίgeη antίken Autoren Ζυ zahlen ist und Ephoros nicht benutzt hat. Wenn aber ηυη Platon, wie alle antίken Autoren bis hin Ζυ Ephoros, den Kallίasfrίeden ίη die Zeit nach der Eurymedonschlacht datίert, dann ist die Reihenfolge innerhαlb der beiden Gruppen rίchtίg und ηυτ die Tatsache, daβ der Kalliasfrίeden (zweite Gruppe) nach der Zypem- und A.gypten-Expedition (erste Gruppe) erwahnt wird, ruft eine gewisse chronologische Unordnung hervor. Darf man aber diese ungenaue Reihenfolge als historίschen 'Fehler' bezeichnen? Schwartz selbst riiumt ein, daβ die Teίlung der Κrίege ίη zwei Gruppen, die barbarίschen und die innergrίechischen, traditionell ist und sich schon bei Isokrates, wie er sagt, ίη Wahrheit jedoch schon ίη Perίkles' Epitaphίos bei Thukydides (ΙΙ 36, 4) findet. Gerade diese traditίonelle und im Μχ. schon am Anfang des Tatenberίchts (vgl. 239 bl-3) angenommene Teίlung der Κrίege hat diese Schwierίgkeit verursacht. Sollte Platon, der hίer nach der Art der Redner einen Epitaphios schreibt, ηυτ deswegen auf diese Anordnung verzichten, weίl die chronologische Reihenfolge der Ereignisse wegen dieser Teίlung ίη einem Fall nicht stimmt? Dabei sollte man auch die Bedeutung der Tatsache berϋcksίchtίgeη, daB der Einschnitt mit dem Frieden zusammenfiillt. Der Frίeden ist ein ϋblίches ϋbergaηgsmοtίν im Μχ. 23 und bietet femer ίη diesem Fall nicht ηυτ einen konkreteren chonologischen Ansatz fϋr den Beginn der innergrίechischen Κrίege, sondem νοτ allem die Moglίchkeit, das Motiv des ζηλο, und φθόνο, der anderen Grίechen den Athenem gegeηϋber anzuwenden. Diese Vorteile zugunsten der historίschen Genauigkeit Ζυ opfem, hiitte Platon keinen Grund; Zusammenfassend laBt sich also sagen, daβ an der Mx.-Stelle kein Fehler Platons festzustellen und eine gewisse Ungenauigkeit ίη der Reihenfolge der Ereignisse nicht als Argument gegen die Echtheit gelten darf. 24
..
22 Meister, Die Ungeschichtlichkeit 10. 24 ff. Sehr deutlich wird diese Datierung zum ersten Mal ίη dem Areopαgitikos (80) des Isokrates. 23 S. oben Anm. 20. 24 Einen weiteren Vorwurf macht Schwartz aus der Stelle 239 c: Sollte P1aton, fragt er, "der ίη der romantischen Erneuerung des He1denepos die Poesie der Zukunft sah und
1
EINLEITUNG
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Ιη der Diskussion nach Schwartz stand die Echtheitsfrage nicht mehr
im Vordergrund. Die ϋberwiiΙtίgeηdeMehrheit der Phίlologen sprach sich fϋr die Echtheit des Μχ. aus, vermutlίch als Folge eines verbesserten Textverstiindnisses, Ζυ dem die Arbeiten νοη Bemdt und Wendland wesentlίch beigetragen hatten, und ebenso die Anwendung der Sprachstatίstikίη der Platon-Forschung. 25 Einer der letzten, der sich mit Argumenten gegen die Echtheit geiiuBert hat, ist Α. Mornίgliano (RFIC 8, 1930, 40-53). Nach seiner Auffassung ist die Schrίft ein Angrίff gegen die Improvisation (vgl. 235 d), und insofem stehe sie ίη direktem Widerspruch zum Lob der Improvisation im Phαidros. Momigliano nimmt also an, daβ das Werk nach dem Tod Platons ίη der Akademie geschrίeben ist und daβ "ίl Menesseno di Antistene ha dato 10 spunto e forse anche tutti e due ί personaggi al nostro Menesseno" (53). Doch ist diese Auffassung zumindest des Μχ. unhaltbar, infolgedessen besteht auch kein Widerspruch zum Phαidros. Was das gleichnamige Werk des Antisthenes (D.L. νι 1, 9) betrίfft, beschriinken sich unsere Kenntnisse auf den Titel, so daβ jegliche Diskussion ϋber den Inhalt oder seine Beziehung Ζυ anderen Werken nur als reine Spekulation betrachtet werden kann. 26 Den oben erwiihnten Argumenten. gegen die Echtheit stehen νοη der grassirenden Verehrung des Chοeή10S nichts wissen wollte, das ΡaηegΥήsche Gerede νοη den Perserkriegen fίir einen dankbaren poetischen Stoff erkHirt haben?"
Dazu s. aber den Komm. ιυ 239 c3-4. 25 Bezeichnend fίir den Wande1 der Zeiten ist das Beispie1 νοη Wi1amowitz: Am Anfang 1ehnt er die p1atonische Urheberschaft ab (s. Ι.Β. Ind. schol. hib. Gryphiswa1diae 1879, 11 = ΚΙ Schr. ιν 594), dann richtet er seine Kritik νοτ allem gegen das Rahmengesprach (Αήst. u. Ath. ΙΙ 100, vgl. P1aton ΙΙ 141), doch am Ende (P1aton ΙΙ 126 Α. 2) erkennt er, daB seine frίiheren Bedenken nicht stichhaltig waren. 26 Ζυ Momiglianos Argumenten vgl. auch Lattanzi 305 f. Ζυτ Ahnlichkeit zwischen Μχ. 240 a-d und Lg. 698 c-e ist schon bemerkt, daB die Lg.-Stelle schwerlich vorausgegangen sein und somit a1s Vorbίld gedient haben kann. Die Se1bstwiederho1ungen ίη verschiedenen Werken oder sogar innerha1b eines groBeren Werkes ist aπ sich keineswegs anstoBig und besagt allein nichts, vgl. Fried1ander ΙΙ 311 Α. 14, der auf die (ungedruckte) Dissertation νοη W. Eberhardt, De iteratis apud P1atonem, Leipzig 1923, verweist. AuBer Momigliano haben auch andere Phίlologen Bedenken gegen die Echtheit gauBert, s. die Angaben bei Thes1eff, Chrono1ogy 116 Α. 1; hinzuzufίigen ist noch G. Mίiller, Arch. f. Gesch. d. Phίlos. 3 (1948) 274, aufgrund der paπhellenischen Tendenz, die allerdings schon ίη Gorgias erkennbar ist (vgl. H.-J. Newiger, Gnomon 33, 1961, 765); ders., Studien ιυ den p1at. Nomoi, (Zetemata 3) Mίinchen 1951, 153 Α. 1.
EINLEITUNG
34
gewichtigere Indizien bezeugen.
gegenϋber,
die die platonische Urheberschaft
ntiken Zeugnisse. Das erste Zeugnis fϋr den platonischen Ursprung des Μχ. findet sich schon ίη der Rhetorik des Αήstοteles, wo Die
α
zweima1 die Stelle aus dem Einleitungsgesprach des Μχ. zitiert wird, an der Sokrates sagt, es ware schwierig, wenn man Athener vor Peloponnesiern oder Peloponnesier vor Athenem loben sollte, es sei dagegen keine groBe Sache, wenn man die lobt, vor denen man auftήtt (235 d3 ff.). Das erste Zitat kommt im ersten Buch der Rhetorik ίη dem Abschnitt ϋber das Lob vor: Ι 9. 1367 b 7 cκoπειν δε και παρ' oIc ό επαινοc' ωcπερ γαρ ό Cωκράτηc ελεγεν, ού χαλεπον Άθηναίουc έν Άθηναίoιc έπαινεΙν.
Das zweite findet sich im dήtten Buch im Kapitel ϋber das epideiktische Proomium: ΠΙ 14. 1415 b 28 έν δε toic έπιδεικτικοιc οϊεcθαι δει ποειν cυνεπαινειcθαιτον άκροατήν, η αύτον η γένοc η έπιτηδεύματ' αύτου η άμωc γέ πωc' δ γαρ λέγει Cωκράτηc έν τφ έπιταφίφ, άληθέc, στι ού χαλεπον Άθηναίουc έν Άθηναίοιc έπαινειν άλλα έν Λακεδαιμονίοιc.Wie
man leicht bemerkt, ist das Zitat an der ersten Stelle kϋrΖer, und zudem wird nicht das Werk erwiίhnt, aus dem es stammt, so daB man, falls das zweite Zitat nicht existierte, es eventuell rur einen Ausspruch des hίstοήschen Sokrates halten kOnnte. Doch laBt die zweite aήstοtelίsche Stelle keinen Zweifel daran, daB es sich um ein Zitat aus dem platonischen Μχ. handelt: (α) Es wird ausdrϋcklich gesagt, daB diese Worte aus 'dem Epitaphios' stammen. (b) Die ausfίihrlichere Formulierung macht die Ahn1ichkeit mit der Μχ. Stelle noch deut1icher. (J) Die Ausdrucksweise entSΡήcht genau der Art, ίη der Αήstοteles Zitate aus platonischen Werken anzufίihren pflegt. 27 Allerdings fehlen Abweichungen νοη der MX.-Stelle nicht ganz1ich. So steht bei Αήstοteles Λακεδαιμονίοιc, wo bei Platon Πελοποννηcίοιc Ζυ lesen ist. Das besagt aber nicht mehr, als daB Aristoteles aus dem Gedachtnis zitiert. Dazu 1iefem die beiden aristote1ischen Zitate einen vοrΖϋglίchen Beweis: (ί) Das Wort χαλεπόν erscheint nicht ίη dem 27
Hierίiber s. vor al1em Ε. Zeller, Phίlos. d. Griech. 511 1,447 ff. Sammlung der
platonίschen Zitate
bei Aristoteles und einzelne Bemerkungen bei F. Α. Trendelenburg, Platonis de ideis et ηumeήs dοctήηa ex Αήstοtele illustrata, Leipzig 1826, 13 ff.; Ε. Zeller, Plat. Studien, 201 Α.Ι; Fr. Ueberweg, Untersuchungen, 131 ff.
Γ
EINLEITUNG
35
zitierten platonischen Satz, wohl aber am Ende des vorhergehenden Satzes. (ίί) Die Worte Άθηναίουc έν Άθηναίοιc έπαινειν sind an der zitierten Mx.-Stelle nicht Ζυ finden, obwohl nailir1ich der Sinn der gleiche ist. Der aήstοte1ischen Wendung entSΡήcht jedoch genau Μχ. 236 a5 Άθηναίουc γε έν Άθηναίoιc έπαινων.
Das schwerwiegende Zeugnis des Aristoteles versuchte man abzustreiten, zumindest was das zweite, wichtigere Zitat betήfft. Nachdem aber Η. Diels 28 die Echtheit des dritten Buches der aήstοtelίschen Rhetoήk endgϋltig gezeigt
hat, b1ieb nur ϋbήg, das erste νοη dem zweiten Zitat abzusondem und das letztere rur eine Interpolation Ζυ erklaren. So wurde behauptet, daB das Zitat im dήtten Buch eine ''Erweiterung'' aus der Hand eines Interpolators sei, der "seine Vorlage fίir den Zweck des Unterήchts Ζυ verdeut1ichen suchte"29. Das Zitat im ersten Buch lieBe sich dann a1s eine AuBerung des hίstοήschen Sokrates erklaren, dafίir sprache auch das Imperfekt ελεγεν. Doch unterscheidet Aristoteles ίη der Regel kaum zwischen dem hίstοήschen und dem platonischen Sokrates und, wenn der Name des Sokrates auftaucht, dann heiBt das immer entweder, daB Αήstοteles einfach einen platonischen Dia10g zitiert, oder, daB er mehr an den Sokrates denkt, wie er ihn aus den platonischen Dialogen und nicht etwa aus den Werken anderer Sokratiker kennt. GewiB deutet das Imperfekt im ersten aήstοtelίschen Zitat darauf hin, daB ίη erster Linie an die hίstοήsche Person gedacht wird, was aber nicht aussch1ieBt, daB gleichzeitig auf eine platonische Schήft Bezug genommen wird. 30 Νυη kann man aber auch die Τheοήe ϋber das dritte Buch der aristot. Rhetοήk, Abh. Kgl. Akad. d. Wiss., Phil.-hist. Berlin 1886.
28 ΚΙ.,
29 Ε. Zel1er, Phίlos. d. Griech. 511 1, 403 Α. 1; nach ihm will das Zitat auch Fr. Susemihl, lηd. schol. unίvers. lίtter. Gryphiswa1d. per sem. aestiv. 1892, 8 f. tίlgen. 30 Vgl. Ζ.Β. Rh. 111 18. 1419 a 8 (vgl. 1123. 1398 a 15) - Ρl. Αρ. 27 b ff.; ΕΝ ΠΙ 11. 1116 b 3 - Ρl. Prt. 349 e ff. 360 c; ΕΝ ΥΙΙ 3. 1145 b 23 ff. - Ρl. Prt. 352 b; Pol. Ι 13. 1260 a 21 - Ρl. Men. 73 a; SE 34. 183 b 7 - Ρl. Tht. 150 c, R. 1337 a; Zeller, Phil. d. Gήech. 5π 1,452. Diels (ϋber das dήtte Buch 21) verweist femer auf die ebenfal1s mit ελεγεν eingefιihrten Worte aus den Gedichten des Xenophanes (Rh. 11 23. 1399 b 6 = 21 Α 12 D.-K.). ϋber das Vorhandensein oder Fehlen des Artikels vor dem Namen Sokrates sowie den sogenannten 'canon of Fitzgerald', nach dem πrit ό (ωιφάτηc eine drαmαtis personα bezeichnet wird, w!ihrend das einfache (ωκράτηc auf die hίstοήsche Person hinweise, s. Α. Ε. Taylor, vaήa Socratica, Oxford 1911,40 ff., der die Meinung vertritt, daB bei der Erwahnung des Namen des Sokrates bei Αήst. die ϋbιίcheη
36
EINLEITUNG
der "Erweiterung" nicht gelten lassen, weίl sie zur Folge hatte, daB man eine Reihe νοη Zitaten, die auBer ίη den ersten beiden Bίicher der Rhetοήk auch im dήtteη vorkommen, mit Zeller tίlgen mίiBte. Wenn man diesen Schήtt nicht wagt, besteht auch kein Grund, das MX.-Zitat im dritten Buch Ζυ entfernen, zumal es gut ίη den aristotelίschen Zusammenhang paBt31 . Das Zeugnis des Αήstοteles ist also nicht Ζυ bestreiten. Ihm muB im Gegenteίl ein besonderes Gewicht beigelegt werden: erstens, weίl man schwerlίch behaupten kann, daB Αήstοteles, der immerhin nicht weniger a1s zwanzig Jahre der Akademie angehorte, nicht wuBte, welches Werk platonisch ist und welches nicht - er dίirfte daher kaum einem Hίlscher aufgesessen sein -, zweitens, weίl das aήstοtelίsche Zitat aus dem Einleitungsgespriίch des Μχ. stammt, das ofters im Mittelpunkt der Κήtίk stand. Fίir echt platonisch hielten das Werk auch die ίibrigen antiken SchήftsteΙΙer, die den Μχ. erwahnen oder zitieren. So Cicero (De off. 63; Orat. 151; Tusc. V 36), Dionysios νοη Ha1ikarnass (Dem. 23 ff. ρ. 180, 9 ff. U.-R.; Comp. 49 ρ. 116 f.), der Anonymus der Schήft περι ϋψουc (23, 4; 28, 2), Plutarch (Per. 24, 7), Ailios Αήsteίdes (2, 341 L.-B; 3, 57), Athenaίos (ΧΙ 506 f.), Synesios νοη Kyrene (Dion 1 ρ. 37 d), Proklos (Comm. in Prm. ρ. 631, 28 Cousin) und Quintίlίan (/nst. 11 15, 29).32 Es grammatischen Rege1n ge1ten, und das u.a. mit Verweis auf die beiden Zitate aus Μχ. begrίindet. Anders W. D. Ross, Αήstοt1e's Metaphysics Ι, Oxford 1924, χχίν ff., der, um den 'canon' Ζυ verteidigen, den Artike1 im Mx.-Zitat des ersten Buches tίlgen wil1, da er vermutlίch aus einer Verwechs1ung zwischen ό und σ entstanden sei (χlί). Zum Thema s. auch Th. Deman, Le t6moigpage d' Αήstοte sur Socrate, Parίs 1942, 14 ff.; 61 f.
31 Das Zitat mag viel1eicht eine "aήstοteιίsche Bosheit" (W. Sίiss) sein, steht aber nicht "nur ίη einem losen Zusammenhang" mit den Vorhergehenden, wie Zel1er meint, s. dazu Wend1and 193 f.; W. Stiss, Ethos, Leipzig Ι Berlίn 1910, 198 f. (gegen Α. Roemer ίη seiner Ausgabe der Rh. Praef. 1χχίχ). 32 Wenn Athenaios (V 216 c-218 e) und Ailίos Aristeides (3, 577-82 L.-B.) ίη der Tat aus Herodikos schopfen (s. oben Α. 4), dann gehen natίirlίch die ηachaήstοteιίscheη Zeugnisse bis auf das 2. Jh. V.Chr. zurίick. Ιη spaterer Zeit gab es wahrscheinlίch ίη phίlosophischen Schulen manche, die die Echtheit angezweife1t haben. Prok1os ίη seinem Komm. Ζυ Τί. 19 c-d (Ι ρ. 62 Dieh1) beήchtet νοη 'einigen unter den A1teren' (Erk1arem), die P1aton das Genos Epideiktikon absprechen und sagt: οί δε τουτο λέγοντεc προc τφ τον Μενέξενον αντικρυc άθετεϊν δοκουcί μοι μηδε τηc έν Φαίδρφ του Cωκράτουc έΠ'\Ίcθηcθαι μεγαληγΟΡίαc. Wίlamowitz
11 126 Α. 1 bemerkt dazu: "Das HiBt doch mit ziemlίcher Sicherheit auf eine Athetese des Menexenos schlίeBen. Nur sind solche Athetesen der Neuplatoniker Einfal1e, denen kein Gewicht beizumessen ist. Phίlo1ogische Krίtik steckt nicht
Ι"
EINLEITUNG
37
nicht ohne Bedeutung, daB der Μχ. ίη das ίη Tetra10gien platonische Corpus aufgenommen wurde, wahrend andere Schriften entweder ίiberhaupt nicht oder wenn, dann nur mit der Bezeichnung νοθευόμενοι einbezogen wurden.
ist
schlίeBlίch
geglίederte
Die Sprache. Wie schon erwahnt, ist die Sprache (und der Stίl im dialogischen Teίl) der Schήft einwandfrei platonisch, und niemand hat ernstlίch daran AnstoB genommen. Wahr ist allerdings, daB dasFehlen νοη Abweichungen νοη dem platonischen Idiom kein sicheres Κήteήum ist und bei weitem nicht genίigt, um die Echtheit unwiderlegbar Ζυ bestiίtigen. 33 Denn Unechtheit bedeutet nicht unbedingt, daB auch eine ungeschickte Nachahmung oder Falschung vorlίegt. Man konnte beispielsweise vermuten, daB es sich um einen Nachahmer Platons handelt, der kurz nach dem Tod Platons das Werk abgefaBt hat, oder daB der Verfasser ein Mitglied der Akademie gewesen ist, der unter dem EinfluB Platons geschήebeη hat und dessen Werk spater aus Versehen ίη das platonische Corpus eingeschoben wurde. Ιη diesem Fa11 ware es νοη Nutzen, kleinere sprachlίche Einzelheiten Ζυ untersuchen, die, zuma1 ihre Zahl nicht geήηg ist, nicht ohne weiteres hatten nachgeahmt werden kOnnen. Dazu lίefern die vorhandenen sprachstatistischen Untersuchungen gerade bei Platon ausreichendes Μateήal. 34 Fίir die Ablehnung der Echtheit der Schrift werden folgende Kriterien
dahinter." (άθετεϊν kann ίη diesem Fall schwerlίch "virtual1y reject" bedeuten, wie Guthrie ιν 313 Α. 2 meint, auch wenn der AnstoB fίir diese Annahme der enkomiastische Charakter der Rede war [Oppenheimer 67 f.]. Ζυ ahnlίchen Athetesen anderer p1atonischer Werke durch die Neup1atoniker und viel1eicht durch Prok1os se1bst [vgl. Αηοη. Proleg. Philos. ΡΙαι. 26,6 Westeήnk] s. J. Freudenthal, Hermes 16, 1881, 201-24.) 33 Obg1eich nicht Ζυ vergessen ist, daB das onus probαndi den Anfechtem zufιil1t.
34 Leider wurde der Μχ.
ίη vie1en Fal1en nicht ίη den Ζυ untersuchenden Werken er fϋr unecht gehalten wurde, teίls, wei1 der dialogische Teίl einen Ζυ geήηgeη Umfang einnimmt. Zur kήtίscheη Betrachtung der Methode und Prίifung der Exaktheit der wichtigsten sprachstatistischen Untersuchungen ίiber P1aton s. L. Brandwood, The Chrono1ogy of P1ato's Dia1ogues, Cambήdge 1990. Mit groBer Skepsis betrachtet die Sprachstatistik bezίiglίch der Datierung der p1atonischen Werke Η. Thes1eff, Chrono1ogy 67, doch betreffen seine Bedenken weniger den Gebrauch der Sprachstatistik ίη der Diskussion tiber die Echtheit. berίicksichtigt, teίls, weίl
38
r- ι
EINLEITUNG
vorgeschlagen35 : (α) Wenn sie SΡrachΖϋge aufweist, die ίη keiner der drei platonischen Ρeήοden Ζυ fιnden sind. (b) Wenn sie eine Mischung νοη SΡracheίgentϋmιichkeίten verschiedener Ρeήοden erkennen liίBt. (c) Wenn ΕίgentϋmΙίchkeίten Ζυ konstatieren sind, die eindeutig Ζυ der spiίteren schήftsteΙΙeήschenΡeήοde Platons gehOren. Sollte keines dieser Κήteήen erfϋΙΙt werden, darf diese Tatsache als Bestiίtigung der Echtheit aus sprachlichem Aspekt gelten. Die breiteste sprachstatistische Untersuchung, die das meiste sprachliches ΜateήaΙ verwertet hat, wurde νοη C. Ritter durchgefϋhrt. Obwohl er aus methodischen Grϋnden den Μχ. nicht νοη Anfang an ίη die echten Werke eingeordnet hat, hat er ihn dennoch, wie auch die ϋbήgen zweifelhaften und unechten Werke, mit den zweifellos echten verglichen. Daraus ergab sich, daB im Μχ.: Ι mal τφ οντι (aber kein οντωc, wie ίη spiίteren Werken Platons), Ι mal δηλον Τι (dagegen kein δηλον ώc), 4 mal ωcπερ (dagegen kein ιcαθάπερ)
erscheinen; Ζυ finden sind auch Ι άληθίι'ιc und Ι τij άληθείι" 3 'ίcωc im
Gegensatz Ζυ 1 τάχα, 1 ενειcα und 1 χάριν, 1 μήν und 1 μέντοι. Es kommen femer 5 formelhafte Antworten vor. darunter 1 πάνυ γε und Ι λέγειc (nach: λέγειc;). erwahnen ist schlieBlich eine Doppelsteigerung durch
ώc ίη
36 Ζυ
Verbindung mit einer Form
νοη δύναμαι und einem Superlativ. 37 Obwohl zahlreiche Anhaltspunkte wegen der Kίirze
des dialogischen Teils fehlen, schlieBt Ritter dennoch daraus: "Das alles mίisste
EINLEITUNG und die Art der platonischen Hapax legomena im Μχ. 28 Hapax legomena, Somit nimmt der
νοη
Μχ.
denen eins im
ίibrigen
innerhalb der drei
Ζυ
39 bestiίtigt:
es finden sich insgesamt
bei keinem anderen Autor erscheint.
unterscheidenden Gruppen eine Stellung
zwischen der Gruppe mit den wenigsten Hapax legomena und der mittleren ein. 39 Noch wichtiger ist die Frage der Hiatmeidung. Bekanntlich neigt Platon letzten
Ρeήοde
allgemeinen anderen
Ζυ
ίη
den Werken der
und unter dem EinfluB vielleicht des Isokrates dazu, den Hiatus im vermeiden. 1m Μχ.
frίiheren
liίBι
sich feststellen, daB eine zwar im Vergleich
Werken kleinere Quote
die aber nicht wesentlich kleiner
ausfiίllt
νοη
ιniι
Hiaten vorliegt (28, 19 pro Didot-Seite),
als die des
Crα.
(31, 18) und nicht viel groBer
als die des Phdr. (23,90), aber keinesfalls vergleichbar wiίre
ιniι
der der spiίteren Werke
(zwischen 6, 7 ίη Lg. und Ο, 4 im Plt.).40
Die stίΙοmetήsche Untersuchung des gesamten platonischen Corpus, die νοη G. R. Ledger mit der Hilfe eines Computers durchgeftihrt wurde, hat leider ίη Bezug auf den Μχ. wenig eingebracht.41 Das Ζυ erwartende Resultat. daB niίmlich der platonische Epitaphios nicht weniger als die ϋbήgen die stilistischen Merkmale seiner Gattung triίgt, kann natϋrlich bei der Echtheitsfrage (geschweige denn fϋr die Datierung der Schήft) kaum verwertbar sein. Ζυ erwiίhnen ist schlieBlich das Ergebnis aus der Untersuchung des Prosarhythmus bzw. der Klausel. Auch ίη diesem Bereich findet sich nichts, was unplatonisch wiίre oder ein Kennzeichen fϋr eine spiίtere
uns bestimmen, dem Menexenus unter den Schriften der ersten Gruppe seinen Platz Ζυ suchen" (99). Daneben gilt es jedoch weitere Anhaltspunkte heranzuziehen, wie Ζ.Β. den Gebrauch νοη παc und deren Komposita. Man hat niίmlich festgestellt, daB Platon mit der αίι immer hiίufiger Gebrauch sowohl νοη cύμπαc wie auch νοη απαc macht und daB die Verwendung νοη παc, besonders aber νοη seinen Komposita, insgesamt ίη der letzten Ρeήοde gestiegen ist. 38 Die Statistik weist fίir Μχ. (37 παc, 5 απαc, 2 cύμπαc, kein cυνάπαc) ebenfalls, daB er mit anderen Werken, wie Euthd., Crα., Smp. und ΡΜ., Ζυ
einer spiίteren Phase der ersten Ρeήοde gehOrt. Das gleiche Bild wird durch die Zahl
35
VgΙ C. Ritter, Untersuchungen ίiberPlato, Stuttgart 1888, 81.
36
Ritter, Untersuchungen 98; Ζυ dem ebenfalls νοη Ritter bemerkten ιcάλλιcτα ιcαι
αριcτα (238 al) s. den Komm. z.St. 37
Dazu s. Komm. Ζυ 248 el-2.
Dazu s. Ε. Walbe, Syntaxis Platonicae specimen, Diss. Βοηη 1888, Ι ff. bes. Taf. auf S. 4; W. Lutoslawskί, The Οήgίn and Growth of Plato's Logic, London 1897, 125; Brandwood, Chronology 41 ff. 38
39 Α. Fossum, A1Ph 52 (1931) 205-31, bes. 209. 213 f. Die Gesamtzahl der Hapax legomena im platonischen Werk ist nach Fossum 3.640, νοη denen 500 bei keinem anderen antiken Autor vorkommen. Doch sind die Zahlen, die er gibt, wahrscheinlich nicht kοπekt, weil sie auf Asts Lexikon beruhen. Ιη Hinsicht auf die Echtheit des Μχ. bemerkt Fossum, daB er immerhin besser dastehe als Ζ.Β. [on oder Prm. (206). 40 Dazu s. S. G. Janell, Quaestiones Platonicae, Jahrb. f. class. ΡhilοΙ, Suppl. 26 (1901) 263-336. Die kleinere Zahl νοη Hiatus ίη Phdr. und Μχ. ist nicht unabhiίngig νοη dem Charakter der ίη ihnen enthaltenen rhetοήschen Partien, vgl. Raeder, Platons philos. Entwickelung 41. 41 G. R. Ledger, Re-counting Plato. Α Computer Analysis of Plato's Style, Oxford 1989, 163 f. Ledger erkennt trotz der Ergebnisse die Echtheit des Werkes an, was nur bedeuten kann, daB sich seine rein mechanistische Methode im konkreten Fall nicht anwenden liίBΙ: "The verdict of stylometry is rather against ίι [sc. the Μχ.]. but Ι am inclined Ιο think that that is more a reflection of its peculiar nature than a definitive declaration against Platonic authorship. (... ) Neverthless Ι concede a weakness ίη the stylometric evidence."; vgl. 105; 169 ("The Menexenus and Clitophon Ι take Ιο be genuine [...]").
40 schήftsteΙΙeήsche Ρeήοde
EINLEITUNG
Platons. 42
..........-
EINLEITUNG
41
die beiden Schήften nahe. Besonders herνorzuheben ist die A.hnlίchkeit zwischen Grg. 484 c4 ff. (αν έπι τα. μείζω ελθ'!JC έάcαc ήδη φιλοcoφίαν κτλ.) und den Worten des Sokrates am Anfang des Μχ. (234 a4 ff. 11 δηλα δη .. έπι τά μείζω έπινοειc τρέπεcθαι).44 Μίι den Leges verbindet den Μχ.: (i) Die Theοήe. der 'gemischten Verfassung" die ίη der Darlegung der athenischen Verfassung ίη Μχ. 238 d erkennbar ist und spater ίη den Leges (691 d-692 a; 693 d-e; vgl. Ερ. 8, 355 d-e) deutlicher formulίert wird. (ίί) Die Darstellung der Geschichte und besonders der Fabel vom Kesseltreiben ίη Μχ. 240 a-b und Lg. ΠΙ 698 c-e. Es erscheint kaum wahrscheinlίch, daB die Darstellung im zweiten Werk vorausgegangen ist, da die erste immerhin ausfϋhrιίcher iSt. 45 (ίίί) Die ίη Μχ. 246 b6 erwiίhnten Wettkampfe sind ίη den Bestimmungen fϋr die Leichenfeier der Oberaufseher ίη Lg. ΧΠ 947 e4 wieder Ζυ erkennen. Ιη den meisten dieser Falle kann schwerlich behauptet werden, daB es sich um leicht ausgefϋhrte Nachahmung handelt. Die Zahl der Werke, auf die Bezug genommen wird, macht auch deutlίch, daB der Μχ. keine rhetοήsche SchuΙϋbuηg oder billige Fiίlschung sein kann. Die erwahnten A.hnlichkeiten zeigen aber auch, daB die Annahme einer Verwechslung mit dem (vielleicht gleichnamigen) Werk eines anderen hochst unwahrscheinlich ist, denn ίη diesem Fall lίeBe sich der offenbar absichtliche AnschluB an platonische Werke noch weniger erkliίren. 000
Der Ι nhαlt. Da zunachst kein phίlosophischer Gehalt ίη der Schήft erkennbar ist (zumindest ίη der aus den platonischen Dialogen bekannten Form der Behandlung eines philosophischen Problems) und da keine Einigkeit ϋber ihren Charakter heπscht, so daB man aufgrund des Inhalts ihre Stellung im ganzen platonischen Werk und ίη der phίlosophischen Entwicklung Platons nicht leicht bestimmen kann, bleibt nicht anderes ϋbrίg, als vereinzelte Elemente ίη Betracht Ζυ ziehen, und zwar diejenigen, ίη denen sich Berϋhrungen mit anderen Werken Platons erkennen lassen. Auf den ΕίηΠυΒ der Rhetοήk auf die Αρ. und insbesondere auf die Berϋhrungspunkte mit der Epitaphίentopik am Ende des Werkes, ίη der dritten Rede, hat man schon hingewiesen.43 Der Epitaphios dient ίη diesem Teίl sozusagen als lίterarίsches Vorbίld und insofem gibt es viele A.hnlίchkeiten mit dem Μχ., besondere Beachιung verdient aber die Ermahnung des Sokrates an die Richter, d.h. an die Athener, fϋr seine lGnder nach seinem Tod Ζυ sorgen (Αρ. 41 e1-42 a2 - Μχ. 248 d2-249 b2) sowie das Gelobnis ίη Μχ. 246 b6, das an die Αρ. 29 d-30 b eήηηert. A.hnlichkeit weisen auch die Worte des Sokrates ϋber die Sinneswahmehmung ίη der Apologie (40 c5 ff.) und die der Gefallenen im Μχ. (248 b7, vgl. auch Phd. 63 c5; 91 b3; Lg. ΧΙ 927 a). Die Prosopopoie ίη der Paranese und der Paramythie des Μχ. findet femer ihre Entsprechung ίη der Prosopopoie der Nomoi im Kriton, deren Drohung Cri. 54 c d~D Worten der Gefallenen Μχ. 247 c sehr nahekommen. Μίι dem Gorgiαs verbindet den Μχ. nicht nur das allgemeine Thema des Werkes, sondem auch ίη Einzelheiten stehen sich
0
Als allgemeines Ergebnis liίBΙ sich also feststellen, daB keinerlei AnlaB besteht, die Echtheit der Schήft ίη Frage Ζυ stellen.
ΙΙ. 42 Dazu.s. W. Kaluscha, WS 26 (1904) 190-204. ϋber den Μχ. bemerkt er, daB letzterer zusammen mit Euthphr., Crα., Phdr., Tht. und Prm., die alle durch die Formel ~ - - - hervorragen, "ίη die frίihere Periode, ίη der sich Plato um rhythmische Schlίisse wenig bekίimmerte" gehδre (202). Μχ. zeigt auch eine grδΒere Vermeidung der Formel - - - " und - - - - " , keine Vorlίebe jedoch fίir die Formel ~ - - " ,die charakteristisch ist fίir die Werke der dritten Gruppe und wird deshalb νοη Α. W. De Groot, Der antike Prosarhythmus Ι, Groningen 1921,56, chronologisch nach Grg., Ηρ. Μίο, Euthd., Crα., Men. und vor Phdr. und Smp. gesetzt. 43 Hierzu s. Ε. De Strycker - S. R. Slίngs, Plato's Apology of Socrates, (Mnemosyne Suppl. 137) Leiden 1994, 235 ff.
DATIERUNG
Es ist schon erwiίhnt worden, daB der Μχ. durch die Sprachstatistik ίη die erste Periode Platons angesetzt wird. Eine genauere Datierung innerhalb der ersten Gruppe aufgrund der Sprache ist jedoch nicht nur bei 44 Weitere Beriihrungspunkte bei Dodds 24 Α. 2; zu diesen ist noch der Rίickblίck ίη der Geschichte Persiens und bes. die Erwiihnung des Dareios-Zuges gegen dίe Skythen hinzuzufίigen (483 d - Μχ. 239 a). 45 Zum Vergleich der beiden s. Pohlenz 278 ff.
42
EINLEITUNG
dem heutigen Stand der Forschung kaum moglίch, sondem ware auch methodisch fragwίirdig.46 Letzteres gίlt um so mehr, als unsere Schήft (zusammen mίΙ der Apologie und dem Kritias) wegen der Kίirze des dialogischen Teils eine besondere Stellung unter den platonischen Dialogen einnimmt. Dort aber, wo die Sprachstatίstίk versagt, bietet der Inhalt etlίche Anhaltspunkte zur genaueren Datierung. Είη solches wichtiges Indiz sieht man gewohnlίch im Τateηbeήcht: Da die Erzahlung der zeitgenossischen athenischen Geschichte sich bis zum Ende des Κοήηthischeη Κήeges erstreckt und der Κδηίgsfήedeη (Frίihlίng 386) das chronologisch letzte angedeutete Ereignis ist (245 e), liege die Vermutung nahe, daB die Abfassungszeit des Μχ. nicht viel spater falle. 47 Die aus dieser Erzahlung erschlossene Datierung wurde sogar mit Ζυ groBer Zuversicht fίir ganz sicher gehalten: "Der Menexenos ist _ 46 Ζυ den emst Ζυ nehmenden allgemeinen Bedenken s. zuletzt Thesleff, Chronology 67 ff.; J. Holand, Phoenix 45 (1991) 189-214. AuBer diesen Bedenken gibt es fίir die Werke der ersten Ρeήοde zus1itzliche Probleme: (a) Die ίη den Untersuchungen angelegten Κrίteήen passen viel mehr Ζυ den Werken der mittleren und sp1iteren Ρeήοde. (b) Viele Werke der ersten Gruppe wurden wegen ihrer angezweifelten Echtheit nicht berucksichtigt. Dazu s. Brandwood, Chronology 251 f. 47 Zur Andeutung des Κδnigsfήedens ίη 245 e s. schon Kruger 226 ff. Dϋmmler 21 findet ίη der Rede kein Ereignis erw1ihnt, das nach 390 falle, und will das Werk um diese Zeit ansetzen, vgl. aber Blass ΙΙ 466 Α. 2. Einen sp1iteren Ansatz als 386 hat man dagegen aufgrund folgender Stellen angenommen: (a) ϋber die Aufnahme des kοήnthίschen Κήeges νοη seiten Athens wird 245 a gesagt, es selbst sei den Hellenen Ζυ Hilfe gekommen und habe sie νοη der Knechtschaft befreit, ωcτ' έλευθέρου, είναι μέχρι ο;) πάλιν αύτοι αύτΟ'υ, κατεδουλώcαντο. Koppen 64 sieht daήn eine Anspielung auf die Zerstorung νοη Mantin6ia (385 v.Chr.) oder auf die Besetzung der Kadmeia (382 v.Chr.), w1ihrend Zeller, Philos. d. Griech. 5ιι ι, 480 ff. Α. 2, Anspielung auf die Gewalttaten der Spartaner gegen Argos, Arkadien, Theben und Phleius ίη den acht Jahren nach dem Konigsfrieden oder aber auf die Abh1ingigkeit Griechenlands νοη Mazedonien (nach Platons Tod also) annimmt. Diese Worte beziehen sich jedoch sehr wahrscheinlich auf die erzwungene Vereinigung bzw. Einverleibung Korinths durch Argos (Xen. Hell. ιν 4,6 ff., Diod. χιν 92,1) zwischen 392-386; s. auch Komm. z.St. (b) Ιη 244 dl heiBt es: και μηκύνειν μεν τί δεΊ; ού γαρ πάλαι ούδε παλαιων (Ρ: ούδε πολλων TWf : ούδ' έπ' αλλων Bekker) ανθρώπων γεγονότα λέγοιμ' αν τα μετα ταυτα' αύτοι γαρ ϊcμεν κτλ. Blass ΙΙ 466 Α. 3 bemerkt dazu: "So liess sich νοη den Thaten der jetzt Ζυ Begrabenden nicht reden", und verweist auch auf 245 e f. Er hat insofern Recht, als dies keine Rede fϋr die GefalIenen des kοήnthίschen Krieges ist. (Das konnte sie auch nicht sein, weil ja eine Grabrede den GefalIenen nur des jeweils vergangenen "Κήegsjahres" gewidmet war.) Dies hlingt aber nicht darnit zusammen, daB die Rede viel sp1iter (um 382 nach Blass) geschήeben wurde, sondem darnit, daB es sich hier um einen fiktiven Epitaphios handelt.
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EINLEITUNG
43
abgesehen νοη den Βήefeη - die einzige Schήft Platos, die wir absolut datieren konnen", behauptet Pohlenz (305) und ahnlίch glaubt Wίlamowitz (1267.269; 11127), daB die Schήft "sich selbst" ins Jahr 386 datiere. 48 GewiB muB man zugeben, daB diese Erzahlung viele Jahre nach den Ereignissen unpointiert gewesen ware und daB bei einer spateren Abfassungszeit der Verfasser nicht versaumt hatte, neuere Geschehnisse Ζυ erwahnen. Sicherheit ist jedoch nicht Ζυ eπeίcheη, denn leicht laBt sich der Einwand erheben, daB die athenische Geschichte zumindest bis Ζυ der Grίindung des zweiten athenischen Seebundes (377 v.Chr.) kaum ein neueres erwahnenswertes Ereignis hatte vorweisen konnen und daB die Diskussion ίiber den krankenden Κδηίgsfήedeη sicher langer gedauert haben mίiBte 49 • Das Datum des Κδηίgsfήedeηs bietet also nur einen terminus α quo fίir die Abfassung des Werkes. Bevor man darίiber urteίlen kann, ob dieses Ereignis zunίllίg oder absichtlίch als letztes ίη der Rede auftήtt, mίissen nicht nur andere Moglichkeiten ίη Erwagung gezogen werden, sondem es muB auch nach weiteren Indizien gesucht werden. Zunachst ist jedoch eine andere Frage Ζυ klaren, ob namlich das Werk νοη Anfang an als Ganzes konzipiert und verfaBt wurde, oder ob der dialogische Teίl ein Zusatz Platons war und infolgedessen spater Ζυ datieren ist. 50 Die Annahme, Platon habe sein Werk revidiert, nachdem er es herausgab, d.h. verbreiten lίeB, kann ohne weiteres zurίickgewiesen werden. Das ware nicht nur aus praktischen Grίinden sehr schwίeήg, sondem auch fίir Platon unwahrscheinlίch, denn wir mίiBten annehmen, daB er nach dem Gorgias ohne jeglίche Erklarung oder wenigstens Andeutung eine rhetοήsche Rede veroffentlicht hat, ίη der er (ironisch oder nicht) manch Seltsames erzahlt, unter anderem, daB die athenische 48 Vgl. F. Ueberweg - Κ. Praechter, Die Philos. d. Altertums 12 202; Dodds 24; Kahn 228 f.; anders Α. Di~s, Autour de Platon ΙΙ, Ρaήs 1927, 246 f.: ''Ia date foumie pour le Menexene par la paix antalcidique est deja plus flottante". Labarbe (bes. 94 ff.) stelIt die Datierung ίη die Zeit nach dem Κδnίgsfήeden deswegen ίη Frage, weil er den Abschnitt nach dem Ende des Βϋrgerkήegs ίη Athen und bis zum Ende des Tatenberichts fϋr einen sp1iteren Zusatz h1ilt; dabei ϋbersίeht er, daB Anachronismen im platonischen Werk gewohnlich sind; Ζυ seiner Interpretation s. Komm. zu 249 e Ι. 49 Vgl. Ζ.Β. Isoc. Pαneg. 175 ff. 50 DaB auch der dialogische Teil nur νοη Platon stammen kann, ist im vorigen Kapitel gezeigt worden.
Verfassung seiner Zeit ίη Wirklichkeit eine Αήstοkratίe sei. Es ware auBerdem das einzige platonische Werk - wenn man νοη den Βήefen absieht - ohne Dialog, denn nicht einmal ίη der Apologie fehlt er ganzlich. Alle diese Schwίeήgkeίten ϋberwίndet man natϋrlich, wenn man mit Thesleff (Chronology 83 ff., vgl. 182) annimmt, daB die Revision vor der Herausgabe stattgefunden hat. Nach dieser Hypothese hat Platon einige seiner Werke vorab mit einigen Freunden oder Schϋlem ίη der Akademie diskutiert und danach ίη einer revidierten und Ζυ weiterer Verbreitung geeigneten Form verOffentlicht. Das gilt nach Thesleff vor allem fϋr "inconvenient or out-of-date pieces of λόγοι" und dazu zahlt er zusammen mit der ersten Rede des Sokrates im Phαidros, einer oder mehreren Reden des Symposion und der ersten Fassung der Republik (Βϋcher Π-Υ) auch den Μχ. Doch im Werk selbst findet sich keine Spur, die auf eine ϋberarbeitung oder neue Fonnierung des Werkes hindeuten kOnnte. Das Gegenteil ist eher der Fall, denn, wie spater gezeigt werden wird, weisen die rur die Datierung verwertbaren Zeichen sowohl aus dem Vorgesprach wie auch aus der Grabrede auf die gleiche Zeit hin. ΗίηΖυ kommt, daB das Vorgesprach auf die Herabsetzung der Rhetοήk zielt, was man unbedingt bei Platon vor einer solchen Rede erwarten wϋrde. Oaήη werden schlieBlich Themen aufgegήffen, die fϋr Platon charakteήstίsch sind und zum Verstandnis der platonischen Problematik beitragen (Phi1osophie und Rhetοήk bzw. Politik, EinfluB der Rhetoήk auf die Menschen usw.). Kein Vergleich also etwa mit dem einleitenden Gesprach des Theαitetos, beΖϋgιich dessen aufgrund der antiken Νachήcht (Anon. .,Comm. in Pl. Theαet. [hsg. νοη Η. Diels - W. Schubart, Berlin 1905] 28, 3 ff.), daB eine andere Version bekannt war, vermutet wird, daB der Text durch Platon selbst revidiert wurde. Wir konnen uns jetzt der Frage zuwenden, ob die Abfassung des Μχ. nicht um 386, sondern um einiges spater und zwar kurz nach 380 wahrscheinlich iSt. 51 Diese Datierung ist νοη Α.Ε. Taylor und C.W. ΜϋΙΙer vorgeschlagen worden, die ίη dem Erscheinen des Pαnegyrikos des Isokrates im Jahre 380 eine Erklarung fϋr die Entstehung des Μχ.
51 Nur ihrer Κuήοsitat wegen wird hier die Datierung des Μχ. nach der R. und dem Phdr. durch L. Stefanini. P1atone Ι, Padova 21949,69 ff. Α. 1 (Ende) erwahnt.
sehen. 52 Taylor versteht den Μχ. alS eine Satire, deren Mischung mit sympathischen Elementen ("sympathy") besser verstandlich wiίre, wenn sie gegen Isokrates geήchtet gewesen ware; eine Pαnegyrikos-Satire zeige sich namentlich ίη der Auffassung des Konflikts zwischen Gήechen und Barbaren und ίη der Verzerrung der Geschichte. Bei ΜϋΙΙers scharfsinniger Interpretation, auf der seine Datierung beruht, muB man langer verweilen. ΜϋΙΙer stellt zunachst fest, daB es dem Μχ. an einer erkennbaren Daseinsberechtigung fehle und daB sich keine der Schήften Platons, vom 7. Βήef allerdings abgesehen, so situationsgebunden gibt wie diese. Der Bezug jedoch auf den Κδnίgsfήedens (245 d-e) deute nicht auf seine besondere Aktualitat, wie man angenommen habe, sondem erscheine vielmehr wie eine ironische Rep1ik auf eine vorausgegangene Kampagne ίη Athen gegen den Κδnίgsfήeden, ein Ereignis, das auch ίη den folgenden Jahren im po1itischen BewuBtsein der Zeitgenossen stets gegenwartig geb1ieben sei. Der Μχ. sei die spontane Antwort Platons auf das groBe Ereignis der politischen Publizistik Athens, das Erscheinen des Pαnegyrikos. Diese ironische Antwort versteht ΜϋΙΙer im folgenden Sinne: Platon antworte auf Isokrates nicht ίη der Absicht, der politischen Konzeption des Pαnegyrikos einen eigenen Entwurf entgegenzusetzen, sondem im Rahmen der Rivalitat um die intellektuelle Fϋhrerschaft ίη Athen und des Konkunenzverhaltnisses zur Schule des Isokrates. Das Einleitungsgesprach der Schήft bot nach ΜϋΙΙer Platon die Mog1ichkeit,
52 Tay10r 42.44 f. 517; ΜϋΙΙer bes. 142 ff.; schon Gossmann 39 u. 43 Α. 2 setzt den nach nach dem Pαneg. Zur Beziehung des Μχ. zum Pαneg. s. auch Wend1and 178 ff.; Poh1enz 273 Α. 2. 305 ff.; Ε. Buchner, Der ΡanegΥήkοs des Isokrates, (Ηistοήa ES 2) Wiesbaden 1958, 13. 24 f. 45 ff. (vg1. H.-J. Newiger, Gnomon 33,1961,761-8, bes. 764-66); Κ. Ries, Isokrates u. P1aton im Ringen um die Philosophia, Diss. Μϋnchen 1959,62 ff.; Chr. Eucken, Isokrates, (Unters. Ζ. ant. Liter. u. Gesch. 19) Berlin 1983, 150. 162 ff. Ιη der Antike hat man eine An1ehnung des Μχ. und des Pαneg. an andere Werken vermutet, niemand aber hat eine Berϋhrung zwischen den beiden bemerkt, s. Ries 65. Bei der Diskussion ϋber die angenommene Berϋhrung beider Werke kann man natϋrlich an dem groBen Thema der allgemeineren Beziehung beider Autoren zueinander und am p1atonischen Urteil in Phdr. 278 e-279 b nicht vorbeigehen; im allgemeinen s. Ries und Eucken, wo auch frϋhere Literatur Ζυ finden ist; bes. Ζυ P1atons noch umstήttener Ausserung s. G. J. de Vήes, Α Commentary οη the Phaedrus of P1ato, Amsterdam 1969, 15 ff.; Η. Erbse, Hermes 99 (1971) 183-97 (= F. Seck [Hsg.], Isokrates, Darmstadt 1976, 329- 52 , mit Nachtrag aus dem Jahr 1973); de Vries, Mnemosyne 24 (1971) 387-90; Ε. Heitsch, P1aton Phaidros, (P1aton Werke ΠΙ 4) Gottingen 1993, 218 ff.
Μχ.
EINLEITUNG
EINLEITUNG
bestimmte Eigenschaften des Pαneg. dίaΙοgίsch-kήtίsch Ζυ reflektίeren, und bίldet andererseits das bewuBte Gegenstίick Ζυ der ausgedehnten Methodenreflexion ίη der Rede des 1sokrates. Die Rede sei zum einen eine spielerische Demonstration, die zeigen sollte, daB Platon das ΡaηegΥήsche 1nstrumentarίum nicht weniger als 1sokrates beheuscht habe. Die Preisungen des Epitaphios implίzieren allerdings den standigen Appell an den Leser, Ζυ prίifen, ob das, was gesagt wird, ήchtίg sei, und, ίη welcher Absicht sie verfaBt worden seien. Die Botschaft der Toten an die Lebenden ίη der Paranese, "besiegt uns an Ruhm und Arete", die gegen alle Konventίon stehe, besage schlίeBlich, daB die geforderte Arete nicht auf dem Wege der traditionellen Polίtik und Lebensfίihrung erreichbar sei, sondern nur durch den Weg des sokratischen
Sinne des 1sokrates meint. 54 Noch wichtiger ist jedoch, daB sich die Worte des Sokrates ausdrίicklίch auf alle oder zumίndest die groBe Mehrheit der Epitaphienredner beziehen. Er beschreibt ironisch ein Phanomen seiner Zeit. Diese Beschreibung muB man als Ganzes ins Auge fassen und sollte nicht vereinzelte Ausdrίicke interpretieren. Man darf nicht unberίicksichtίgt lassen, was im folgenden ίiber diese Redner gesagt wird: jedem νοη ihnen stίinden fertige Reden Ζυ Gebot und auBerdem ware es fίir sie nicht schwίeήg, aus dem Stegreif Ζυ sprechen (235 d1-3). Es ist nicht Ζυ erkennen, worin ίη der ganzen Beschreibung eine besondere Anspielung auf 1sokrates bestehen sollte, zumal die Worte des Sokrates Ζυ ihm ίiberhaupt nicht passen. (3) 1η Zusammenhang mit dem erwahnten Passus und 235 cl-5 behauptet Mίiller, daB die ''Epitaphientraditon der Rίihmung Athens im 'Panegyrikos' ihren Hohepunkt" eueicht, was nach ihm offensichtlίch den SchluB zulaBt, daB unter dem 'geschίckten Redner' im Μχ. vor allem 1sokrates gemeint sei (149). DaB 1sokrates νοη der Epitaphientopik bewuBt Gebrauch macht, geht zwar aus seinen eigenen Worten (§74) hervor, kann aber nicht bedeuten, daB sein Werk ein Epitaphίos ist, oder sogar, daB er dadurch Ζυ einem Epitaphienredner geworden ist. DaB dίeser Unterschied gerade bei einem solchen Vergleich nicht bedeutungslos ist, wird deutlίch, wenn man bedenkt, daB der Pαnegyrikos einen wichtigen symbuleutischen Teil enthalt (§ 133-186), der nicht nur ίη den Epitaphien keine Entsprechung fιndet, sondem sich sogar νοη ihnen wesentlίch unterscheidet. (4) 1η 235 c1 ε ν α υ λ ο c ό λόγοc τε και ό φθόγγοc παρά του λέγοντοc ένδύεται είc τα 6)τα sieht Mίiller (149) eine Anspielung auf 1sokrates, weίl sein Vater ein FΙδteηfabήkaηt gewesen sei und 1sokrates selbst ίη der zeitgenossischen Komodie als 'F1Dtenbohrer' (αύλοτρύπηc) verspottet worden seί. Doch εναυλοc weist auf eine passende Metapher hin, die die Wirkung der Rede vortrefflich veranschaulίcht und die Platon auch ίη der Apologie (54 d) vor Augen fίihrt: 'Dies, lίeber Freund Κήtοη,' sagt Soktrates, 'glaube ich Ζυ horen, wie die, welche das Ohrenklίngen haben, die F1Dte Ζυ horen glauben. Denn auch ίη mir klingt so der Τοη dieser Reden und macht, daB ich andere nicht horen kann' (vgl. die Verwendung des gleichen Adjektivs ohne jeglίche Anspielung auf irgend etwas ίη Lg.
46
Phίlosophierens. Ζυ Mίillers
Auffassung muB bemerkt werden, daB sie zwar eine befήedίgeηde 1nterpretation des Μχ. unter dem Aspekt der Abhangigkeit vom Pαnegyrikos bietet, daB sich aber die Sache wirklίch so verhalt, wird schlieBlίch nicht bewiesen. Denn gerade die Argumente, die die Abhangigkeit des Μχ. vom Pαnegyrikos beweisen sollten, scheinen mir nicht ίiberzeugend: (1) Die triviale Verwendung νοη φιλοcoφία ist keinesfalls unplatonisch, wie Mίiller (148) meint. Der gleiche Gebrauch des Wortes fιndet sich schon ίη Grg. 484 c-486 C.53 1η 484 c4 begegnet man sogar seinem Gebrauch ίη einer ganz ahnlίchen Wendung: Το μεν ο.ον άληθεc οϋτωc εχει, "'γνώcτι δέ, αν έπι τα μείζω ελθτιc έάcαc ήδη φ ι λ ο c ο φ ί α ν. (2) 1η den Worten des Sokrates 234 c1 ff. heiBt es nach Mίiller, daB die Verfasser der Epitaphien 'nicht einfach drauflos, sondem lange Zeit an ihren Reden gefeίlt haben' (148), was natίirlίch an das Proomium des Pαneg. eήηηem wίirde, wo ebenfalls die Lange der Zeit erwahnt wird, die 1sokr. auf die Ausarbeitung seiner Rede verwendet habe (§ 14). Doch es ist zunachst fraglίch, ob Platon mίt der Wendung έκ πολλου χρόνου λόγουc παρεαευαCΜένων die Ausfeίlung der Reden im 53 Vgl. auch Ζ.Β. Euthd. 288 d8; Tht. 143 d3; Tim. 88 c5; s. Α.-Μ. Malingrey, Philosophia, Ρaήs 1961, 49. Auf jeden Fall hande1t sich bei φιλοcoφία um ein Modewort dieser Zeit, das jeder, auch die Sophisten, fiir sich ίη Anspruch nimmt (W. Burkert, Hermes 88, 1960, 173 ff.). Was Isokrates betήfft, hat das Wort natαrlich nicht tiberall die gleiche Bedeutung und verweist nicht nur auf sein Bildungsprogramm, was woh1 auch ftir Pαneg. gilt (zu φιλοcοφία und παίδευcιc bei Isokrates und speziell im Pαneg. s. Ε. Buchner [oben Anm 52] 54 ff.).
54 Dazu s. den Komm. zu 234 c5.
&
47
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EINLEITUNG
EINLEITUNG
ΠΙ
678 c3 εvαυλοc φόβοc). (5) Είη weiterer Beweis fίir die Anlehnung Platons an den Pαnegyrikos besteht nach Mίiller ίη der Darstellung der Κriege des heroischen Zeitalters: Die Auslassung dieser Κriege im Μχ. setze sich νοη Isokrates ab, bei dem sich alle vier νοη Platon genannten Themen finden. Νυη gibt auch Mίiller zu, daB die gleichen Themen sich auch bei Lysias finden, bei ihm fehle jedoch der Feldzug des Eumolpos, den Platon und Isokrates erwiilinen. Aber abgesehen davon, daB dies nichts ίiber eine Abhangigkeit des einen vom anderen besagen konnte, ist der Feldzug des Eumolpos keine lίterarίsche Erfindung eines der beiden Autoren, sondem geht wahrscheinlίch auf das 5 Jh. zurίick und gehort ebenfalls Ζυ den traditionellen Τοροί der patriotischen Rhetοήk. 55 Eine Abhangigkeit des Μχ. vom Pαnegyrikos des Isokrates und somit seine Datierung nach ihm ist also nicht nachzuweisen. DaB die Datierung nach 380 unhaltbar ist, HίBt sich aber auch positiv zeigen, wenn man die ίη der Schrift vorhandenen Indizien ίη Betracht zieht. die rur eine frίihere Datierung sprechen: Die drastische und eindrucksvolle Schίlderung des Einflusses der Grabreden auf die Zuhorer (234 cl ff.) und die Κήtίk an dieser Art Ρatήοtίscher Rhetοήk im Vorgesprach erkΗίrt sich leichter, wenn der Eindruck dieser Rhetοήk fήsch war. 56 Solche Rede Ζυ horen, hatte man sicher Gelegenheit ίη den Leichenfeiem wahrend des Κοήηthίscheη
55 Hierίiber s. Schroeder 62 ff. Ζυ den ίη beiden Werken vorkommenden GemeinpIatzen s. Pflugmacher bes. 18 ff. und die tabel1arische Aufstel1ung bei Ries, Isokrates u. Platon 66, der dazu bemerkt: 'Ήίeraus geht klar hervor, daB Isokrates mit Lysias und Thukydides nίcht weniger gemeinsam hat als mit Platon. Die Gedanken, die er bήngt, sind langst 10ci communes geworden, Materia1, das Isokrates ebenso beniitzt wie neben allen anderen auch Platon" (67). Mίiller betrachtet ferner die zeitliche Ρήοήtiit des Μχ., wie es insbesondere νοη Eucken interpretiert wird, auch aus einem anderen Aspekt als schwίeήg: "Was bei P1aton als »abgeschmackt stilisiert« erscheint, hat bei Isokrates »alle Penetranz« ver10ren. (...) Seit wann imitiert die Tragodie die Komodie und mίldert, dampft und verfeinert deren Grobianismen?" (146 Α. 35). Νυη ist der Μχ. gewiB keine 'Komodie', ίη der P1aton Spott treibt und al1e enthaltenen Gedanken ab1ehnt (dazu s. das nachste Kapitel). Es ist ίiberdies vielleicht eine ϋbertreίbung, aus den Gemeinsamkeiten an einigen Stellen, die topisch bedingt oder Rerniniszenzen sein kQnnen, Ζυ schlieBen, daB der eine den anderen "imitiert". 56 Auch die νοη P1aton fίir sein Werk gewahlte Form eines Epitaphios und die Erwahnung der bevorstehenden Leichenfeier ίη 234 b6 (und nicht etwa einer Gedachtnisfeier) werden dadurch verstandlicher, vgl. G. Mathieu ίη: Me1anges G. G10tz 11, Paήs 1932, 556.
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Κrieges
(395-387), kaum dagegen ίη den nachsten Jahren. Auch die Κritik paBt gut Ζυ der Zeit kurz nach dem beschamenden Fήedeη, der sicherlίch starken Unmut bei den meisten Athenem hervorgerufen hat. Es erscheint also durchaus plausibel, daB wir im Μχ. gewissermaBen eine Parallele zum platonischen lon haben. fίir den man iilinlich vermutet, daB er aus dem Eindruck der Homerrezitation eines Rhapsoden an den Panathenaen des Jahres 394 entstanden iSt. 51 Fruchtbar fίir eine an,nahernde Datierung kann sich auch der inhaltlίche Vergleich mit anderen platonischen Werken der ersten Gruppe erweisen. 58 Die enge Beziehung des Μχ. zum Gorgiαs, die nicht nur ίη
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51 Eine weitere Paral1ele konnte ίη der Erwahnung des Archinos und Dion ίη 234 blO bestehen, wenn sie wie Apol1odor und Phanosthenes ίη lon 541 c-d (s. dazu Flashar, Der Dia10g Ιοη 101) aus aktuel1em AnlaB erwahnt werden. Dion war wohl ein unbedeutender Politiker und Archinos, der berίihmte Mitkampfer des Thrasybulos bei dem Umsturz der DreiBig, spielte ίη der Zeit des Korinthischen Krieges, wenn er noch lebte (was immerhin wahrscheinlich scheint, vgl. D. 24, 135), keine besondere Rol1e ίη der Politik mehr (er wird weder ίη den Ekklesiαzusen des Aristophanes noch ίη den Hell.Oxy. erwahnt). Beide werden a1so hier eher als bekannte Epitaphienredner erwahnt. Gehoren sie aber Ζυ den gewohnlichen Epitaphienrednern der Zeit der Abfassung des Μχ., die im Vorgesprach angegriffen werden? Oder waren die beiden bekannt aus frίiheren Zeiten? (Archinos konnte Ζ.Β. die Rede auf die Gefallenen ίη Phyle gehalten haben). Wir wissen fast nichts ίiber ihre Tatigkeit wahrend des Korinthischen Κrieges, so daB eine Antwort nicht moglich ist (zu den beiden s. Komm. z.St.; Ρ. Funke, Hom6noia und Arche, (Ηίstοήa ES 37) Wiesbaden 1980, 111 Α. 25 [Archinos], 137 Α. 8 [DionJ). Wenn Archinos und Dion nicht als bekannte Epitaphienredner aus frίiherer Zeit erwahnt werden, muB man allerdings annehmen, daB ίη ihrer Erwahnung ein zweiter Anachronismus (neben dem ίη der Rede) vorlίegt. Es ist nicht plausibel, daB nur Sokrates ίη eine spatere Zeit versetzt wird. Die Tatsache, daB Menexenos nicht viel a1ter als ίη Ly. ist, sowie die Erwahnung Aspasias machen wahrscheinlich, daB die fiktive Zeit des Gesprachs schon vor den Tod des Sokrates gelegt wird (dazu s. auch Thurow 1 f.). 58 Ιη Zusammenhang mit der Datierung ist auch die Beziehung der Schrift Ζυ den Werken anderer Autoren nicht Ζυ ίibersehen, allerdings unter dem Vorbehalt, daB vieles hypothetisch ist. Ch. Kahn (ίη: Ρ.Α. Vander Waerdt [ed.], The Socratic Movement, IthacalLondon 1994, 103 ff.) hat neuerdings ίiberzeugend gezeigt, daB der als literarische Anspielung Ζυ erklarenden Einfίirung der Aspasia im Μχ. die Aspαsiα des Aischines vorausgeht. Dieser Schrift wiederum war sehr wahrscheinlich das g1eichnarnige Werk des Antisthenes vorausgegangen. Hierzu s. auch den Komm. Ζυ 235 e8. Kahn baut vorwiegend auf der Datierung des Μχ. auf, die er als gegeben betrachtet, aber sein Argument, der Αngήff des Lysias auf Aischines (nach Ath. ΧΙΙΙ 612 d) setze voraus, daB die Werke des Aischines zumindest gewisse Zeit vor 380 sehr wohl bekannt gewesen sein sollen, hangt nicht νοη der Datierung des Μχ. ab und ist an sich interessant. Ζυ seinem Argument kommt ein weiteres Indiz hinzu: Κ. S. Rothwell, Jr., Politics and Persuasion ίη ΑήstΟΡhanes Ecclesiαzusαe, (Mnemosyne Suppl. 111) Leiden
Γ
EINLEITUNG
EINLEITUNG
der Thematik besteht, sondem auch ίη vielen Einzelheiten sichtbar ist, wurde schon νοη Dodds hervorgehoben. 59 Als sicher darf ebenfalls gelten, daB der Gorgiαs, den man chronologisch zwischen 390 und 386 ansetzt, vorausgegangen war, vor allem wegen der ίη ihm aufgewiesenen Είηflϋsse der Reise nach Sizilien (pythagoreische 1deen, Bedeutung der Mathematik, Erwahnung des Epicharmos und Mithaikos und nicht zuletzt Einfϋhrung des Gorgias als ersten Gesprachspartners des Sokrates).60 Die enge Beziehung der beiden Werke darf man bei der Datierung des Μχ. nicht unterschatzen. 1m Gegensatz zum Gorgiαs ist der Vergleich mίt dem Lysis und dem Menon weniger aufschluBreich. 1m Lysis tritt ebenfals die Person des Menexenos auf, wird aber noch als έριcτικόc (211 b8) und deswegen vielleicht als jϋηger dargestellt, was eventuell auf eine frϋhere Datierung des Ly. Ζυ schlieBen erlaubt. ϋber die absolute Datierung des Μχ. besagt dies jedoch nichts. Die Beziehung des Μχ. zum Menon, den man gewohnlich nach dem Grg. und um 385 datiert6 1, ware vielleicht ηϋtΖιίcher, wenn es geηϋgeηd Anhaltspunkte dafϋr gabe. Gewisse Ahnlίchkeiten fehlen zwar nicht ganzlich, sind aber wenig beweiskraftίg.62 Ahnliches gίlt fϋr den Euthydemos. ίη dem, wie im Μχ.,
Konnos als Lehrer des Sokrates im Musikunterrίcht erwahnt wird (272 c, 295 d). Viel wichtiger hinsichtlίch der Datierungist die Beziehung des Μχ. zum Symposion. Dort findet man wieder eine Auseinandersetzung Platons mίt der Rhetοήk und zwar der epideiktischen. Es wird eine Reihe νοη Lobreden gehalten, diesmal freίlich ϋber den Eros, νοη denen die des Gastgebers Agathon im gorgianischen Stil besonders auffallt. Dieser Rede stellt Sokrates eine eigene gegeηϋber, die wieder angeblίch nicht νοη ihm selbst stammt, sondem νοη seiner 'weisen' Lehreήη, Diotima (201 d).63 DaB Diotima und Aspasia die gleiche Funktion erfϋΙΙeη und daB im Smp. das gleiche Motiv vorliegt, laBt sich kaum bezweifeln. Da ηυη aber das Moti ν und die Person im Μχ. aus der sokratischen Literatur und teilweise auch aus der Komodie stammen, ist der SchluB zulassig, daB im Smp. ein im Μχ. schon vorhandenes Motiv umgebildet wird. Damίt kann aber im Smp., d.h. ίη der Zeit um 384 oder wenig spater 64 , auch ein terminus αnte quem fϋr die Abfassung des Μχ. festgesetzt werden. Die erwahnten 1ndizien ίη Verbindung mit dem Abbruch der
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1990, 92 ff., konstatiert eine Ahnlίchkeίt der Aspasia mίt der Praxagora ίη den Ekklesiαzusen des AristoSJhanes (392 v.Chr.) und vermutet einen EinfluB der lίterarischen Tradition ίiber Aspasia auf Aristophanes. (Wenn 1etzteres zutrifft, ist natίirlίch zurnίndest die Aspαsiα des Antisthenes - wenn nicht auch des Aischines chrono1ogisch etwas frίiher anzusetzen. Dafίir sehe ich keine Schwίeήgkeίt.). Argumentativ nicht verwertbar sind femer die Reminiszenzen an den Μχ., da sie, vom Pαneg. des Isokrates abgesehen, erst ίη Xenophons Smp. (s. dazu Kap. IV) Ζυ finden sind. 59 S. oben Kap. Ι. 60 Wenn diese E1emente durch die Reise erk1iirt werden konnen und nicht ein noch frίiheres Interesse Platons an Sizilίen vor der Reise zum Ausdruck bringen. DaB Grg. nach der ersten Reise anzusetzen ist, hat J. Geffcken, Hermes 65 (1930) 14-37, mit starken Argumenten ge1tend gemacht und der gleichen Meinung sind Dodds (al1erdings weniger kategοήsch) ίη seiner Gorgias-Ausgabe (26 f.) und Thesleff, Chronology 118. Vor die Reise datieren ihn Wίlamowitz Ι 209 ff. 242; Pohlenz 167; J.S. Momson, C1Q 8 (1958) 200 ff.; Ε. Kapp, The Theory of Ideas ίη P1ato's Earlίer Dialectic [nach 1942] ίη: Ausgew. Schr., Berlίn 1968,79 ff. 61 So u.a. R. S. B1uck ίη seinem Kommentar (110 ff. 120); anders Thes1eff, Chrono1ogy 163 ff. 62 A1s solche Anha1tspunkte konnte man fo1gende betrachten: (ί) Die k1einen
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epideiktischen Reden des Menon im gorgianischen Stίl (71 el-72 a5, 79 e7-80 b7; die Sokrates-Rede 81 a5-e2 ha1t Th. Ebert, Meinung u. Wissen ίη der Phίlosophie Platons, Berlίn /N.York 1974, 96 ff., auch fίir eine Parodie eines gorgianischen epideiktischen Logos, seine Argumentation ist jedoch nicht ίη al1en Punkten tiberzeugend). (ίί) Die an Grg. (503 c, 517 b-5 19a) eήηηemde Beschaftίgung rnίt den groBen Politikem Athens ίη Men. 93a-94 b zeigt das starke Interesse P1atons fίir das politische Leben Athens, das sich auch im Μχ. bekundet. Nach Ε. Kapp, The Theory of Ideas 104 f., zeige sich sogar nicht nur im Men., sondem auch im Μχ. und Prt. ein ahnlich verstandnisvol1es und mίldes Urteίl ίiber die Verfassung und die polίtische Fίihrerschaft Athens, was fίir die zeitliche Nahe dieser drei Werke spreche. Der mίldere Τοη ist im Men. ίη der Tat unverkennbar (vgl. 93 a. c-e. 94 a2). Ob das auch im Μχ. der Fal1 ist, hangt νοη der Interpretation der Rede ab. Um alle drei Werke ίη die gleiche Zeit zu rίicken, genίigt das freilίch nicht. DaB die Polίtiker die Erziehung ihre Sohne vemach1assigen ist im ίibήgeη ein Motiv, das nicht nur ίη Prt. 319 e und ίη Men. 93 b ff., sondem auch sonst auftritt, vgl. Lα. 180 b; femer Eupolίs fr. 111 Κ-Α. 63 Zur ahnlichen Einfίihrung der sokratischen Reden im Μχ. und Smp. s. auch Loewenc1au 31 Α. 81 und Β. Eh1ers, Eine vorplatonische Deutung des sokratischen Eros, (Zetemata 41) Mίinchen 1966, 133. Die Frage, ob Diotima, wie Aspasia, eine historische Person war oder nicht (vgl. FήedΙaηder Ι 374 Α. 13 mit weiterer Lίteratur), ist hier nicht νοη Be1ang, denn es geht nur um das lίteraήsche ΜοΙίν. 64 S. dazu Thesleff, Chronology 117 f.; Κ J. Dover, Phronesis 1Ο (1965) 2-20 und ίη seiner Ausgabe S. 10.
EINLEITUNG
EINLEITUNG
Erzahlung ίη der Grabrede nach der Erwahnung des Κδηίgsfήedeηs machen eine Datierung des Μχ. um 386 oder wenig spater sehr plausibel.
dem Euthd., ίη denen ein Dialog einen anderen Dialog umrahmt, ist unverkennbar, und insofem darf man den Vergleich der dialogischen Einkleidung ίη beiden Fallen als berechtigt ansehen. Hinsichtlich der beήchteηdeη Person findet schlίeBlίch das Refeήereη des Sokrates eine Entsprechung ίη der Erzahlung seines Gesprachs mit Diotima im Smp. und rnit den Gesetzen im Cri.
52 hίstοήscheη
ΠΙ
AUFBAU
Bezίiglίch
seiner Form gehort Μχ. Ζυ den einfachen dramatischen Dialogen Platons, ίη denen ein zusammenhangender Vortrag ίiberwiegt. 65 Ιη die gleiche Κategοήe lieBen sich mit Ausnahme νοη Αρ., die einen besonderen Fall darstellt, die Dialoge Τ ί., Criti., Epin. und C Ι ί t. einordnen. Diese Κlassifizierung ist jedoch quantitativ und ίibersieht die Tatsache, daB stilistisch bei Platon nicht alle Dialoge und nicht alle zusammenhangenden Vortrage νοη gleicher Art sind. Bei einer genaueren Klassifizierung konnte man zumindest zwischen vier verschiedenen Arten νοη Dialogen unterscheiden: die fίir Sokrates typischen, elenktischen Dialoge, die sich einem Monolog nahemden Dialoge, ίη denen nur ein Gesprachspartner eine wichtige Rolle spielt, die beήchteηden Dialoge und schlieBlίch die Dialoge, die eine Unterhaltung wiedergeben. 66 Das Rahmengesprach im Μχ. gehort zur letzten Gruppe der Dialoge, ohne daB jedoch ίη ihm monologartige Abschnitte (234 c 1 235 c5) fehlen. Aber auch die Bezeichnung 'zusammenhangender Vortrag' bedarf einer naheren Bestimmung. Wichtig ist vielleicht dabei, daB es sich um eine rhetοήsche Rede handelt, die an ahnliche Reden, die ίη der Αρ., im Smp. und im Phdr. vorkommen, erinnert. Fίir die Urnrahmung eines zusammenhangenden Vortrags, der den Hauptteil des Werkes einnimmt, lassen sich im platonischen Werk keine anderen Beispiele finden. Die Ahnlichkeit aber mit refeήereηdeη Dialogen wie
Dαs Rαhmengespriich
Wie die Dramen des Epicharmos und die Mimoi des Sophron stellen die Dialoge Platons Szenen aus dem alltiίglichen Leben dar. 67 Ιη unserer Schήft wird ein Gesprach zwischen Sokrates und dem jungen Menexenos gefίihrt. 68 Als Schauplatz hat man sich vielleicht eine StraBe unweit der Agora vorzustellen, da schon ίη der ersten Frage des Sokrates an Menexenos die Vermutung ausgedrίickt wird, daB letzterer eben νοη diesem Ort kommt. 69 Dies wird νοn Menexenos bestatigt und durch die nahere Bestimmung seines frίiheren Aufenthaltsortes erganzt: er komme νοη der Agora und zwar aus dem ΒuΙeuteήοη. Sowohl die SΖeηeήe als auch der Gesprachspartner sind, wie immer bei Platon, nicht zufallig gewahlt. Agora und ΒuΙeuteήοη sind natίirlich ''Orte des Scheins" und des "leeren tagespolitischen Geschwatzes"70 und stehen somit als solche ίη engem Zusammenhang mit dem Thema des Werkes, wie spater gezeigt werden wird. ϋber die Person des Menexenos (ΡΑ 9973) wissen wir wenig, im Gegensatz zum zeitgenossischen Leser, der sicherlich mehr ίiber die Personen und ίiber manche Anspielung im Einleitungsgesprach wuBte, und dem daher auch das Werk im ganzen verstiίndlicher war. Als sicher darf immerhin gelten, daB es sich bei ihm und dem Menexenos im Ly. um
..
65 Dazu s. Η. Raeder, P1atons philos. Entwicke1ung 47 ff. Zu der Einteilung der p1atonischen Dia10ge ίη dramatische, erzah1ende und gemischte ίη der Antike s. D. L. ΠΙ 50; P1ut. Quαest. Conv. 711 b-c; vgl. Αηοη. Proleg. 20, 1 ff. Westerink; zum Thema s. auch Ο. Nίisser, A1bins Pro1og u. die Dia1ogtheorie des P1atonismus, (ΒΖΑ 12) Stuttgart 1991, 175 ff. 238 ff. bes. 240. 66 Zu dieser Unterscheidung s. Thes1eff, Sty1es 33 ff. (vgl. ders., Chrono1ogy 55 Ο, der aber al1gemeiner νοη "types of exposition" spricht und deswegen auch eine fίinfte Kategorie ("mono1ogue or continuous exposition") anfίihrt. Eine andere, al1erdings inkonsequente K1assifizierung findet man bei W. Lutos1awski (oben Anm. 40) 393 f.
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67 Zum Verg1eich mit den beiden genannten Autoren, deren Werk P1aton zweifel10s kennt, s. J. Μ. S. McDona1d, Character-Portraiture ίη Epicharmus, Sophron, and P1ato, (Diss. Co1umbia υηίν.) Sewanee 1931, 142.380. 68 Zwei Personen auch ίη den Dia10gen /οπ, Cri., Euthphr., Ηρ. Μα. und Phdr. 69 DaB die Vermutung des Sokrates nicht etwa auf einer Gewohnheit des Menexenos
... '-'Ι, .
••1. • .
beruht, geht aus der fo1genden Frage des Sokrates hervor: 'Was hast du gerade mit dem Rathaus zu tun?'
70 D. Mtil1er, Hermes 116 (1988) 396.
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EINLEITUNG
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Bekanntschaft mit Sokrates wird im Μχ. wahrscheinlich vorausgesetzt (vgl. die Worte des Menexenos ίn 235 c6: άει (υ προcπαίζειc, c1 Cώκρατεc, τουc Ρήτοραc). Dazu paBt, daB er ίn Phd. 59 b unter den Personen erwahnt wird, die ίn den letzten Stunden des Sokrates bei ihm im Gefangnis waren. Platon hatte guten Grund, ihn im Μχ. als Gesprachspartner anΖufϋhren: (α) Menexenos stammt aus einer voτnehmen und reichen Familie (Vergleich mit Lysis ίn Ly. 207 c), die auf eine Tradition im Bekleiden νοn Amteτn zurϋckb1ickt, wie Sokrates anzudeuten nicht versiίumt (234 b). Seine Herkunft verschafft ihm also wichtige Vorteile rur eine po1itische Karήere. (b) Menexenos hat sich νοn seinem Onkel Ktesippos, der auch 'Schϋler' des Sokrates war, ίn die Εήstik einweihen lassen (Ly. 211 b-C).76 Er hat sich also mit der hDheren
die gleiche Person handelt. 71 Aus Ly. 207 b8 erfahren wir, daB sein Vater Demophon (ΡΑ 3692) hieB, der Demos jedoch, aus dem Menexenos stammte, bleibt uns unbekannt. 72 Nach einer νοn Ρ. Vidal-Naquet aufgestellten Hypothese 73 war sein Vater derselbe Demophon (ΡΑ 3701), der als Sohn des Hippokrates (ΡΑ 7640) erwahnt wird, der wiederum ein Sohn des ΑήΡhrοn (ΡΑ 2204; ΡΑΑ 20 2330), des Bruders νοn ΡeήkΙes, war. Daraus erkHirt sich nach dieser Hypothese der Hinweis des Sokrates am Anfang des Dialogs (234 bl-2) auf die Tradition des Hauses des Menexenos ίn Zusammenhang mit der Besetzung staatlicher Amter. Aber das ist nur eine Hypothese, die auf sehr unsicherem Boden beruht. 74 1m Ly. ist Menexenos jedenfalls ein heranwachsender Jϋng1ing, ungefahr 15 Jahre alt. 1m Μχ. wird er dagegen als alter, ungefahr ΖwanΖίgjahήg, dargestellt.75 Entsprechend ist der Unterschied im Charakter: im Ly. ist Menexenos der beste Freund des Lysis und wird als έριcτικόc bezeichnet (211 b8); im Μχ. erscheint er dagegen bescheidener und reifer. Er ist bereit, die Ratschlage des Sokrates anzunehmen (234 b) und ist begieήg darauf, die Rede des Sokrates Ζυ horen (236 c). Eine langere
76 Bei Hanslik a.O. steht, daB der "Sophist Ktesippos" der Lehrer des Menexenos "ίη der Redekunst" war. Ktesippos kann aber kein Sophist gewesen sein, denn er wird ebenfalls unter den Freunden des Sokrates, die im Gefangnis waren, erwahnt (Phd. 59 b; vgl. die l0beηdeη Worte des Sokrates ftir den jungen Ktesippos ίη Euthd. 273 a). Wenn er im Ly. und vor allem im Euthd. a1s Εήstίker dargestellt wird, dann ist damit nicht die Εήstik etwa des Protagoras gemeint, sondern (anachronistisch) die Disputierkunst einiger Sokratesschtiler, wie des Eukleides aus Megara und des Antisthenes. Der Hauptvertreter der Εήstίk ist fϋr Platon Antisthenes und dessen bloBe Wortfechterei will er vor a1lem νοη der Dialektik des Sokrates unterscheiden. Dazu s. Ε. S. Thompson, The Meno of Plato, Cambήdge 1901,272-85 (Excursus ν); Ρ. Natorp, RE νι Ι (1907) 467; Η. Keuien, Untersuchungen Ζυ Platons 'Euthydem', (Klassisch-philol. Studien 37) Wiesbaden 1971,62 ff.; zur Unterscheidung der Eristik νοη der άντιλογική und der διαλεκτική bei Platon s. G. Β. Kerferd, The Socratic Movement, Cambήdge 1981, 62 ff. Chr. Eucken (oben Anm. 52) 9 ff. 47 ff. stellt die These auf, έριcταόc (wie eptc usw.) habe bei Platon erst im Euthd. eine spezifische Bedeutung erlangt, ίη den frtiheren Schriften gelte dagegen das Wort fϋr den 'streitstichtigen' (ίη Ly. 211 b ftir den Menexenos). Kann aber die Bezeichnung der gleichen Person, des Ktesippos, als έριcτικόc im Euthd. anderen Inhalt haben als im Ly ? Μίι der Zugehorigkeit des Menexenos zur Εήstik hangt vermutlich auch die Beliebtheit, die er bei den Sokratikem genoB, zusammen. Eine Schήft mit dem Titel Menexenos hatte auch Antisthenes (Α Ι, 73 Caizzi = 41, 72 Giannantoni = D. L. νι 18) verfaBt. Schon der Untertitel περι του αρχειν weist auf eine Bertihrung mit dem Μχ. hin (s. Komm. Ζυ 234 a7-bl). Nach R. Hirzel, Der Dialog Ι 126, handelte es sich dabei um ein Gesprach zwischen Sokrates und Menexenos, wie das Gesprach des Sokrates mit Glaukon ίη Xen. Mem. πι 6, Ι ff. (vgl. G. Giannantoni, Socraticorum Reliquiae πι 229). Ob das antisthenische oder das platonische Werk vorausgegangen war, laΒt sich nicht sagen. Bei Platon erscheint jedoch Menexenos schon im Ly., was immerhin unwahrscheinlich macht, daB er diese Person spater νοη Antisthenes tibemommen hat. Bemerkenswert ist femer die Νachήcht, daB auch Glaukon, der Bruder Platons, ein Werk mit dem gleichen Titel geschήebeη haben soll (D. L. Π 124). Chronologisch spater ist der Dia10g Menexenos des Αήstοteles (D. L. ν 210 = ρ. 3, 8 Rose2 ). Nach Ρ. Moraux, Les listes anciennes des ouvrages d'
71 Wilamowitz ΙΙ 69 Α. 2 (mit Zweifeln jedoch ίη Ι 188); FήedΙander Π 316 Α. 6 ("Platon wollte mit demselben Namen denselben Menschen vergegenwartigen - wie Balzac"). Μίι dem Sohn des Polyaratos, den Isaios ίη der 5. (und Isoc. ίη der 17. ?) Rede erwahnt, kann er nicht identisch sein, wie Α. Schafer, Demosthenes und seine Zeit ΠΙ Β, Leipzig 21857, 213 Α. 6, mernte. Zum Namen seines Vaters kommt das Altersverhaltnis hinzu, s. Blass ΙΙ 545 Α. 5. 72 R. Hanslik, RE χνl (1931) 858, erwahnt als Tatsache, daB sein Stammdemos Paeania war. Das geht jedoch aus keiner Quelle hervor. Der Fehler hangt vermutlich damit zusammen, daB sein Onkel, Ktesippos, aus Paeania stammte (Ly. 203 a; Phd. 59 b), was allerding keinen SchluB auf dem Stammort des Neffen erlaubt. Lysis, der engste Freund des Menexenos, stammte aus Aixone, und die gleich Herkunft ware bei Menexenos sehr wohl denkbar. 73 Ρ. Vidal-Naquet ίη: Aux οήgίηes de I'hellenisme. Hommage a Η. Van Εffeηteπe, Ρaήs 1984,280. 74 Eine Schwierigkeit fϋr diese ansprechende Hypothese besteht darin, daB Demophon und seine Brtider noch im J. 412 "very young" waren (J. Κ. Davies, Athen. Propert. Families, Oxford 1971,456). Vidal-Naquet muB aus diesem Grund annehmen, daB Menexenos nach 412 oder zwar "tres vraisemblabement" um 406 geboren wurde. Die Folge dieser Annahme ware allerdings, daB man einen Anachronismus nicht nur im Rahmengesprach des Μχ. , sondern auch - was noch problematischer ist - im Ly. hinnehmen mtiBte. 75 Hierzu s. den Komm. Ζυ 234 bl. Zur Einftihrung νοη Knaben und Jtinglingen bei Platon s. Bruns 245 ff.; McDonald, Character-Portraiture 189 ff.
,ι.",.
EINLEITUNG
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Bildung befaBt (vgl. Μχ. 234 a5), sein 1nteresse gilt aber jetzt der Politik, wie seine Anwesenheit im ΒuΙeuteήοη zeigt. Aus diesen zwei Grϋnden wird er zum geeigneten Gesprachspartner, dem Sokrates seine Ansicht ίiber die athenischen Redner und ίiber die Stadt vortragen kann. Den 1mpuls fίir die Diskussion zwischen Sokrates und Menexenos gίbt die Erw1ihnung des ΒuΙeuteήοη durch den letzteren. Menexenos war dort, weίl er erfahren hatte, daB der Rat den Redner w1ihlen wίirde, der den Epitaphios fίir die Gefallenen halten sol1te. Das gibt Sokrates die Gelegenheit, die Epitaphienredner und ihre Reden anzugreifen (234 c1 235 c5). Dem Einwand des Menexenos, der konkrete Fall werde fίir den Redner ungίinstig sein, da dieser wenig Zeit zur Vorbereitung habe, halt Sokrates entgegen, daB die Redner immer fertige Reden parat haben und es nicht schwίeήg sei, a1s Redner Erfolg zu haben, wenn man vor denen SΡήcht, die man lobe. 1hm selbst fiele diese Aufgabe leicht, da seine Lehreήη ίη der Rhetοήk Aspasia gewesen sei. 1η diesem Fall hatte er leicht die Rede wiederholen konnen, die er νοη seiner Lehreήη gehort habe, als sie eine Rede fίir den vorliegenden Fa11 mίt frϋher ausgedachten Gedanken und 'ϋberbΙeίbseΙη' aus der Rede des Ρeήk1es ihm vorgetragen habe. Den Bitten des Menexenos gibt Sokrates schlieB1ich nach und wiederholt die Rede. Aus dem, was erwahnt worden ist, geht also hervor, daB das Einleitungsgesprach hinsicht1ich seiner dramatischen Funktion einen doppelten Existenzgrund hat: Erstens werden ίη ihm der Rahmen und die Voraussetzungen fίir den Vortrag eines Epitaphios geschaffen. Zweitens wird bei der Diskussion der notige Deckmantel dafίir geliefert, das Sokrates einen Epitaphios halt, indem er die Urheberschaft auf jemand anderen abwalzt.77 Dazu dient auch die Einfίihrung der Aspasia. Sie steht
an der Stelle des "Jemand", "den der platonische Sokrates dort wie oft ironisch abspaltet, um sich hinter ihm Ζυ verstecken" (FήedΙaηder ΙΙ 205).78 Sie bietet gleichzeitig die Gelegenheit, eine Verbindung zum Epitaphios des ΡeήkΙes herzustellen. 79 Sie war natίirlίch seit langem eine bekannte Figur aus der KomOdie. 80 Ihre Erscheinung jedoch auch ίη der sokratischen Literatur und besonders im gleichnamigen Dialog des Aischines kurze Zeit vor der Abfassung des Μχ. gab vielleicht Platon einen weiteren AnlaB, sie ίη Verbindung mίt Sokrates Ζυ erw1ihnen. 81 Das Einleitungsgesprach ist aber auch inhaltlίch nicht unwichtig. Es dient einerseits dazu, die wichtigsten Themen (Erziehung, Rhetοήk, Politik) zum Vorschein Ζυ bήηgeη, andererseits aber auch, die Rhetoήk moglichst stark herabzusetzen. 82 1m Gegensatz zum Einleitungsgesprach ist das SchluBgesprach sehr kurz und im wesentlίchen dekoratίv. Menexenos drϋckt seinen Zweifel ίiber die Verfasserschaft der Aspasia aus, und das Werk endet wie manche anderen platonischen Dia10ge (Lα., Chrm., Prt., Crα., Lg., Phlb.) mίt einem Versprechen des Sokrates, ίη diesem Fall, daB er ihm ίη der Zukunft weitere Reden der Aspasia vortragen werde. 1η Zusammenhang mit dem Rahmengesprach sind schlieBlίch einige Bemerkungen zur Person des Sokrates hinzuzufίigen, obgleich sie sich nurauf seine Rolle im Μχ. beschranken kOnnen. Weniger die bei ihm
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Αήstοte, Louvain 1951,43 f., bezog sich aber das Werk auf Menexenos aIs Freund des Lysis und hatte aIs Thema die Freundschaft; anders W. Jaeger, Αήstοteles, Berlίn 1923 (21955),30; Oppenheimer 71; s. auch Ο. Gigon, ΜΗ 16 (1959) 175. Είη Werk mit dem gleichen Titel hatte schlίeBlίch der megarische DiaIektiker Philon geschήebeη (CΙem. ΑΙ Strom. ιν 121,5 [11 ρ. 302, 7 f. St.], wiίhrend sein Lehrer Diodoros Κronos die erste seiner disputierlustigen Tochter Μενεξένη nannte; s. Ε. Zeller, Phίlos. d. Gήecheη 511 Ι, 247 Α. 7; 250 Α. Ι. 77 Einen Deckmantel braucht Sokrates nicht nur, weil er 'jmmer die Redner verspottet' (235 c6), sondem auch, weil er, wie er Αρ. 17 d angibt, ίη der Rhetοήk keine Erfahrung habe.
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78 Vergleichbar ist der 'Jemand' ίη R. 1337 a-b und Ηρ. Μα. 286 c sowie Diotima im Smp. Eine iίhnliche AbspaIΙUng findet sich femer innerhalb der Grabrede im Μχ., wenn die Toten ihre Aufforderung und ihren Trost aussprechen. Zum Κuηstgήff der Spalιung und der Doppelung des Sokrates bei Platon s. Ο. Apelt, Platonische Aufsatze, LeipzigIBerlίn 1912, 96-108. 79 Ob das gleichzeitig eine Verbindung zu Thukydides bedeutet, wie Loewenclau 34 und Kahn 244 meinen, bleibe dahingestellt. 80 Hierzu s. den Komm. zu 234 e8.
'Ι.:'...... _ ι ,
".
81 Dazu s. Η. Dittmar, Aischines νοη Sphettos 20 f. 40. Auf die lίteraήsche Aspasia der Sokratiker hatte schon Bruns 359 hingewiesen; vgl. femer Pohlenz 262 f. 302; Wίlamowitz Ι 269; 11 142 f. Um νοη einer Bekampfung des aischineischen Werkes zu sprechen (Dittmar 55), fehlt jedoch jeder Anhaltspunkt. Eine ganz andere Interpretation des Aspasia-Motivs schlagt Bloedow vor, wonach es sich im Μχ. um die hίstοήsche Aspasia handelt: "what Plato had ίη mind is ηοι the lίterary, but the h i s t ο r ί c a Ι Aspasia, ηοΙ, however, as the consort of Perikles, but as a leading member of the Ρeήk1ean circle, and thus, with others, a co-architect of the Sophistic movement" (47-8). 82 Zum letztereη s. Wilamowitz 11 139.
'ίiblίche
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337 a4) als vielmehr der urbane und SΡίeΙeήsche Τοη charakteήsίert seine Haltung ίη diesem Gesprach. Dieser Τοη ist auch fίir das ganze Gesprach kennzeichnend. Die Ironie fehlt zwar ίη seiner Beschreibung der Wirkung der Epitaphioi auf ihn selbst nicht, sie ist jedoch durch das Thema bedingt. Domίnant ist ίiberall das SΡίeΙeήsche Element, das sich ins Komische wandelt, als die Rede auf die Qualίfίkation des Sokrates als Redner und auf den angeblichen Epitaphios der Aspasia kommt. Je mehr der ν ortrag des Epitaphίos ίη den Bereich des Wahrscheinlichen gerίickt wird, desto komischer wirkt das Benehmen des Sokrates, der bisweίlen den Eindruck einer Komodienfigur erweckt (die Szene lieBe sich betiteln: der alte Sokrates als Schίiler). Der Grund fίir diese komischen Zίige, an denen manche Phίlologen des 19. Jahrhunderts AnstoB genommen haben, ist offensichtlίch: sie sollen hervorheben, wie sich Sokrates davon distanziert, eine rhetοήsche Rede Ζυ halten, um seinen Auftήtt als Redner glaubhafter Ζυ machen. Als wichtiges Ergebnis geht also hervor, daB das ganze Rahmengesprach durchaus kίinstlerisch gestaltet ist und ίη enger Verbindung mίt dem umrahmten Epitaphios steht. Ironie' (R.
Ι
Der Epitαphios Da Sokrates versprochen hat, er werde einen Epitaphios wiederholen, ist Ζυ erwarten, daB die" darauf folgende Rede die typischen Merkmale einer wirklίchen Grabrede aufweisen wird. Was aber kann als typisches Merkmal fίir den Aufbau eines Epitaphios betrachtet werden? Eine rhetοήsche Theοήe hat es wahrscheinlich ίη der klassischen Zeit trotz des konventionellen Charakters der Epitaphios-Gattung nicht gegeben. Νυτ aus der Spatantike sind uns rhetοήsche Anweisungen fίir die Abfassung eines Epitaphios ίη der falschlίcherweise unter dem Namen des Dionysios νοη Halίkamassos ίiberlίeferten Ars Rhetoricα (νι 2-6 ρ. 278-83 U.-R.) und im entsprechenden Kapitel aus dem Traktat περι έπιδεικτικων des Rhetors Menanders (ρ. 418-22 Sp.= ρ. 170-8 Russell-Wίlson) erhalten. 1m letzteren Fall handelt es sich jedoch ίη Wahrheit ηυτ um die Ρήνateη Grabreden, die Menander unter einem neuen Gesichtspunkt behandelt, indem er als maBgebliches Gestaltungskriterium die wechselnden
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UmsHίnde,
d.h. den Zeitabstand vom Todesfall einfίihrt.83 1m Gegensatz zu ihm behandelt Pseudo-Dionysios auch die offentliche Grabrede und ihren Aufbau. Pίiτ den Hauptteίl des Epitaphios schreibt Ps.-Dionysios eine dreiteilίge Glίederung νοτ: Lob - Paranese - Trost. Anders als Menander (ρ. 418, 19 Sp.) halt er den Jammer fίir dem Epitaphios wesensfremd und zii.hlt ihn folglίch nicht Ζυ seinen Bestandteilen. Ιη Bezug auf das Lob unterscheidet er, indem er die Τοροί des Enkomions auf dieses ίibertragt, folgende Teile: (1) πατρίc, (2) γένοc, (3) φύcιc, (4) άγωγή, (5) πράξειc. Sein Schema ist jedoch hinsichtlich der Beschreibung eines klassischen Epitaphios mit zweierlei Mangeln behaftet: Erstens dient ihm, wenn er den klassischen Epitaphios berίicksichtigt, der platonische Μχ. als Vorbild 84 , der aber nicht ίη jeder Hinsicht als typisch betrachtet werden kann. Zweitens geht er ίiber den klassischen Epitaphios hinaus, indem seine Ausfίihrungen neue, ίη den klassischen Reden nicht vorhandene Elemente enthalten. So bleibt uns keine andere zuverHi.ssige Quelle als der Vergleich der ίiberlίeferten Grabreden, νοη denen allerdings die des Gorgias sehr fragmeηtaήsch erhalten ist, die des Hypereides unvollstandig ist und einen neuen Zeitgeist widerspiegelt und die des Thukydides hinsichtlich ihrer Durchfίihrung und des allgemeinen Charakters νοη den ίibrigen absichtlich abweicht. Trotzdem lassen sich auf den Aufbau des Epitaphios einige Schlίisse ziehen. Das erste ist die bei Ps.-Dionysios erwahnte Dreiteilung des Hauptteils des Epitaphios ίη (a) Lob, (b) Aufforderung, und (c) Trost, wobei ίη den Epitaphien des Lysias (2, 71-6) und des Demosthenes (60, 32-4), ίη denen der Jammer als Bestandteil vorkommt, die Aufforderung durch ihn ersetzt wird. 85 Eine nahere Bestimmung der Unterteilung eines jeden Teiles ist ηυτ bis Ζυ einem gewissen Grad mOglich. So weist das Lob eine dem Enkomion ii.hnliche Glίederung auf, ίη: (ί) φύcιc / εύγένεια, (ίί) παιδεία und (iίί) εργα, an die (ίν) der επαινοc των άποθανόντων anschlίeBt. 1m Unterschied zum Enkomion wird im Epitaphios, ίη dem es sich um das Lob einer 83 Ζυ
fϋr
den Anweisungen Menanders s. ausfϋhr1ίch J. Soffe1, Die Rege1n Menanders die Leichenrede, (Beitr. Ζ. k1ass. Philo1ogie Η. 57) Meisenheim a. G1an 1974, 60 ff.
84 Dazu s. Radermachers Praef. ρ. ΧΧίν, der aus diesern Grund einen Neop1atoniker, vielleicht Longinus oder SΥήanus, a1s Verfasser vermutet. 85 Zur Dreitei1ung s. auch Schneider 74.
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a4-e6) 3.2.3. Die Schlachten bei Salamis, Artemision und Plataiai (240 e6-241 c6) 3.2.4. Die 'Vollendung der Rettung' (241 c6-e5) 4. Die innergήechischen Κriege (241 e6-246 a4) 4.1. Die Grίinde des Κrieges (241 e6-242 a6) 4.2. Der 'erste Peloponnesische Κrieg' (242 a6-c2) 4.3. Die erste Ρeήοde des peloponnesischen Κrieges (242 c2-e4) 4.4. Die zweite Ρeήοde des peloponnesischen Κrieges (242 e4-243 d7) 4.5. Der Βϋrgerkrieg ίη Athen (243 d7-244 b3) 4.6. Derkοήηthίsche Κrieg (244 b3-246 a4)
bestimmten Gruppe νοη Βϋrgem handelt, die παιδεία durch den (ν) επαινοc τηc πολιτείαc entweder ersetzt oder beschrankt, da sie sich fϋr das Lob einer Einzelperson eignet. 86 Der Umfang jedoch des einzelnen Teiles sowie die Anordnung wird νοη dem jeweiligen Redner nach seinem Willen bestimmt. Auch im Μχ. wird dieses Schema bestatigt, wie schon aus der aηgekϋηdίgteη Dreitei1ung ίη der dispositio ίη 236 e3-237 al ersichtlich wird. 1m einzelnen weist der ίη ihm enthaltene Epitaphios folgende Anordnung auf87 : Α.
Β.
Proomium 1. Notwendigkeit eines Epitaphios (236 d4-e3) 2. Disposition der Rede (236 e3-237 al) 3. Disposition des Epainos und gleichzeitig ϋberΙeίtuηg (237 al-b2)
C. Mahnung und Trost 1. Proomium (246 a5-c8) 2. Mahnung und Trost der Toten (246 dl-248 d6) 2.1. Mahnung (246 dl-247 c4) 2.2. Trost (247 c5-248 d6) 3. Trost des Redners (248 d7-249 c6)
Epainos 1. εύγένεια (237 b2-238 b6) 1.1. Autochthonie (237 b2-c4) 1.2. Lob der attischen Erde (237 c5-el) 1.2.1. Sie ist gottgeliebt (237 c5-d2) 1.2.2. Sie hat die ersten Athener geboren (237 d2-el) 1.3. Aufzucht und Erziehung (237 el-238 b6) 1.3.1. Aufzucht "(237 el-238 bl) 1.3.2. Erziehung durch die Gotter (238 bl-6) 2. Die athenische Verfassung (238 b7-239 a4) 3. Τateηbeήcht (239 a5-246 a4) 3.1. Pαrtitio - Grund rur das ϋbergeheη der mythischen Taten (239 a5-c7) 3.2. Die Perserkriege (239 c7-241 e5) 3.2.1. Die persische Macht (239 c7-240 a 4) 3.2.2. Die Εretήa-ΕΡίsοde und die Schlacht bei Marathon (240
Vgl. G. Fraustadt, Encomiorum ίη ιitteήs graecis usque ad Romanam aetatem Diss. Leipzig 1909,44 f.; Pohlenz 267 ff. Die Anordnung, die Ziolkowski 89 ff. mit Tabel1e 2 vorschlagt, beruht auf einer Abstraktion, die ίη dieser Form ϊη keinem Epitaphios Ζυ finden ist. 87 Vgl. Bemdt, De ironia 46 ff.; Schneider 32. 66 f. 73.
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D. Epilog Formelhafte Entlassung der Zuhorer (249 c6-8) Zum Verstandnis des Aufbaus konnen ferner einige weitere Bemerkungen beitragen. Die erste betήfft die Beziehung der Rede zum rhetοήscheη Enkomion. Wie seit langem bekannt isΙS 8 , folgt das Lob der Anordnung des Enkomions, wie sie sich schon ίη der Anaximenes zugewiesenen Rhetoricα αd Alexαndrum findet. 1m c. 35 der Rhetoricα wird ein Schema dargestellt, das auBer dem Proomium eine Genealogie und ein Lob nach dem Lebensalter (Κind, Jϋηgιiηg, Mann) vorsieht. Fϋr das Kindesalter heiBt es konkreter, daB die Ζϋchtίgkeίt und die Entha1tsamkeit der Ζυ lobenden Person auf die Aufseher ΖurίickΖufϋhreη seien und deswegen sich eine gewisse ΚϋrΖe dieses Abschnittes empfehle (35, 11). Fϋr das Jϋηgliηgsa1ter sol1e man η τα εργα του έπαινουμένου η
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hίstοήa,
j.
88
Wendland 183; Pohlenz 267 ff.
τον τρόπον
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drαmαtis personαe
hinzuweisen. Sokrates selbst ist schon eine personα Platons und die hier erscheinende Aspasia sicher1ich eine personα des Sokrates. Der Leser nimmt also die Worte Platons nur ίη doppelter Brechung auf. Ιη der Paranese wird ηυη die Sache noch komplizierter, indem die Worte, die die Gefa11enen vor ihrem Tod ausgesprochen haben, wiedererzahlt werden. Diese Struktur mehrfacher Einschachtelung laBt sich folgendermaBen darste11en:
τά έπιτηδεύματα
steigem, wahrend man fϋr das Mannesalter die Taten und mit ihnen die Gerechtigkeit, die Weisheit (coφία) und Tapferkeit der Ζυ lobenden Person Ζυ erwahnen habe (35, 16). Dieses Schema ίibertragt Platon, wie spater Demosthenes und Hypereides 89 , auf den Epitaphios, indem er a11erdings die Altersstufen nicht auf die jetzt Gefa11enen, sondem auf das Volk der Athener als Ganzes bezieht. So gebiert die attische Erde das Volk der Athener wie eine wirk1iche Mutter und versorgt es ihrer Natur als Mutter entsprechend auch mit der notigen Nahrung (237 d-238 a - Genealogie). Daraus erklarι sich femer leicht, warum sich daran ein Abschnitt ίiber die Erziehung des Volkes der Athener durch die Gotter ansch1ieBt (238 bl-2 αρχονταc και διδααάλουc αύτων θεο\)( έπηγάγετο, b5 παιδευcάμενοι, b 6 διδαξάμενοι). Nach der Schi1derung des Κindesalters nimmt zwar die Ahnlichkeit mit dem Enkomion ab, vermutlich deswegen, weίl einzelne Ereignisse nicht mehr auf das ganze Volk bezogen werden kOnnen. Doch eήηηert auch die Erwahnung der Taten des Volkes der Athener an das Lob des Mannesalters, fίir das nach der Rhetoricα die Taten ebenfa11s das wichtigste sind. Die Ahnlichkeit geht aber weiter. Wie man nach den Anweisungen der Rhetoricα νοη den Taten ausgehend auf die Tugenden einer Person Ζυ sprechen kommen so11, so erwahnt auch Platon die Taten nicht um ihrer selbst wi11en, sondem sie dienen vielmehr zur Begrundung einer jewei1s daran anschlieBenden Bewertung. Wenn schlieB1ich das Jίing1ingsalter anders als das Kindes- und Mannesalter keine deutliche Entsprechung im Lob findet, dann deshalb, wei1 es durch die Beschreibung der Verfassung ersetzt wird, die fίir die Charakteήsίeruηg eines Volkes unerlaB1ich ist. Hinsichtlich der Erzahltechnik ist sch1ieBlich auf die Verwendung der
[Plat.]
~
Sokrates
~
Aspasia ~ [imp1izierter Redner]
~
die Gefa11enen.
Dieser Technik bedient sich Platon auch ίη anderen Werken, wenn es um die Erzahlung einer Geschichte oder um die Wiedergabe einer Rede geht. Hier sei besonders auf den ahnlichen Κuηstgήff im Atlantis-Mythos eήηηert: Κήtias erzahlt eine Geschichte, die er vom seinen gleichnamigen GroBvater gehort habe, dem sie sein Vater Dropides erzahlt habe, der sie wiederum νοη Solon erfahren habe. Die Geschichte stamme aber nicht νοη Solon, denn er habe sie νοη den Agyptem gehort (ΤΙ 20 d ff.). Die Unterschiede zwischen der personα der Aspasia und der der Gefallenen so11te man jedoch nicht verkennen. Als personα hat Aspasia eine andere Funktion als die Gefallenen und damit steht der SΡίeΙeήsche und zugleich ironische Τοη ίη ihrer Darste11ung im Einklang. Die Gefa11enen bήηgeη dagegen ein dramatisches Moment ίη die Rede.
IV. SINN UND BEDEUTUNG
Der Hinweis auf die auBerordentlichen Schwierigkeiten bei der Interpretation des Μχ. ist geradezu ein Topos geworden. "Dies ist die verwiuendste Schrift Platons", warnt FήedΙaηder (11 202) gleich am Anfang des entsprechenden Kapitels. Andere, gleichfa11s gute Platonkenner, versichem ihren Lesem, dieses kleine Werk sei "almost certainly the most enigmatic of all Plato's wήtίηgs" (Kahn 220) jedenfa11s handele es sich bei ihm um "a philological puzzle" (Vlastos 188).90 Mogen solche AuBerungen am Anfang einer Diskussion den Eindruck
89 Hiertiber s. Fraustadt a.O.; Pohlenz a.O. Auch wenn die Rhetorica αd Alexandrum zweifellos ein Produkt des 4. Jh. ist, wurde sie jedoch sicherlich nach dem Μχ. abgefaBt. Sie setzt aber eine Hi.ngere praktische Erfahrung voraus. Das gleiche Aufbauschema wie im Μχ. findet sich immerhin vor ihm im Lob des Alkibiades ίn der Rede des Isokrates περι του ζεύγουc (16, 25-41), vgl. Fraustadt 42 f.; Th. Payr, RAC 5 (1962) 335 f. Ζυ Hippolochos (ΑήsΙ Rh. Ι 9. 1368 a 17) und zur Existenz des Enkomion als Gattung vor Isokrates s. Wilamowitz, Hermes 35 (1900) 533 f.= ΚΙ. Schr. ιν 111 f. (vgl. aber auch F. Leo, Die griechisch-romische Biographie, Leipzig 1901,93); D. Κromer, Xenophons Agesilaos. Untersuchungen zur Komposition, (Diss. Berlin 1968) Augsburg 1971,65 ff. 72 f.
90 Vgl. De Vries 256: "Van de raadsels. die Plato's dialogen soms opgeven, is dat van de Menexenus niet het gemakkelijkst ορ te lossen". Α
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erwecken, so lassen sie sich schwerlίch aIs unbegrϋndete Obertreibungen abtun.91 Denn es gibt kaum eine andere platonische Schrift, die fϋr solche Verwirrung gesorgt hat. GroBe Phi1ologen, wie Wilamowitz und Pohlenz, vertreten im Falle des Μχ. entgegengesetzte Meinungen, nicht etwa ϋber die Interpretation einer Stelle oder eines Abschnittes, sondem ϋber eine so grundlegende Frage wie die, ob der im Werk enthaItene Epitaphios emst gemeint ist oder nicht. Und das beschrankt sich nicht nur auf diese beiden Philologen. Seit dem Erscheinen der Dissertation νοη Th. Bemdt, 1881, der den Epitaphios als "specimen .. , ironiae mimicae" (59) erklarte, gibt es neben Gelehrten wie Wilamowitz, die die Rede als emst gemeint verstehen, eine groBe Zahl, die wie PohIenz den ganzen Epitaphios oder seinen Lobteil, auf jeden Fall aber die gesamte Tendenz der Rede fϋr nicht emsthaft halt. 92 Ober die Antwort auf die Frage, wie man den Epitaphios aufzufassen habe, sollte er nicht emst gemeint sein, ist man sich freilich auch nicht einig: er soll ironisch, als παίγνιον, aIs Satire, aIs Pastiche oder als Parodie verstanden werden. 93 Man vermiBt aber ίη der RegeI eine genauere Unterscheidung dieser Β egriffe, was die Diskussion noch schwίeήger macht. Die Schwίeήgkeίten beginnen mit dem witzigen Vorgesprach, dessen InhaIt ironischerweise trotz den vielen Anspielungen, νοn denen einige
uns noch entgehen mogen, im allgemeinen Ieicht verstandlich und unzweideutig ist. Ιη seinem Gesprach mit Menexenos wendet sich Sokrates allgemein gegen die Epitaphienredner. Dabei wirft er ihnen folgendes vor: (i) Sie loben Personen, indem sie νοη ihnen nicht nur sagen, was ihnen zukommt, sondem auch, was ihnen nicht zukommt (234 c6-235 al).94 (ίί) Ihr Lob bewirkt eine vergangliche Bezauberung der Zuhorer, indem ίη ihm der Staat auf alle Arten und Weisen und alle seine Bewohner, sowohI die Vorfahren aIs auch die Zeitgenossen, geΡήesen werden. (235 a-c). (Ηί) Die Aufgabe des Epitaphienredners ist eine Ieichte und bedarf keiner Kunst, sogar dann nicht, wenn man aus dem Stegreif sprechen muB (235 d, vgl. 236 b).95 Wie man sieht, besteht der Vorwurf im wesentlichen darin, daB die Epitaphienrednem mit ihren leicht gemachten Erzeugnissen den Zuhorem ηυι schmeicheln. 96 Das ist der gIeiche Vorwurf, der im Gorgiαs gegen die Rhetοήk im allgemeinen erhoben wird. 1m Unterschied aber Ζυ Gorgiαs bIeibt Sokrates hier nicht bei der Κritik stehen, sondem hiίIt seIbst einen Epitaphios. Er gibt zwar an, daB die Rede nicht νοη ihm, sondem νοn Aspasia stamme, seine Angaben sind jedoch so ungΙaubwϋrdίg und ausgesprochen witzig, daB der Leser genauso wie Menexenos νοη Anfang an ahnt, daB ίη Wahrheit Sokrates der Verfasser ist und daB es sich bei der Ζurϋckfϋhrung der Rede auf Aspasia Iediglich um einen Κunstgήff handelt. 97 Die wahre Verfasserschaft der R:ede IaBt PIaton im Nachgesprach noch deutlicher zutage treten, so daB dem Leser am Ende kein ZweifeI darϋber bIeibt. Das Problem liegt ηυη darin, daB das Rahmengesprach nicht hinreichend AufschIuB ϋber die Rede gibt, wie man erwarten wϋrde. Die paradoxe Situation, daB Sokrates nach seiner harten Κritik seIbst einen Epitaphios MIt, IaBt theoretisch zwei InterpretationsmogIichkeiten zu. Die erste ist,
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einer cαptαtio
benevolentiαe
91 Wie emst die Resignation bisweilen empfunden wurde, zeigt sich auch daήn, da3 manche νοη der Beschaftigung mit diesem Problem des Μχ. abraten; vgl. Ζ.Β. Τ. G. Rosenmeyer, Gnomon 33 (196 Ι) Ι 28: "Perhaps ίι is one of those minor mysteries, Iίke the elephant ίη pre-Colombian art, which are better left alone''. 92 Schon vor Bemdt gab es Gelehrte (Ζ.Β. StalIbaum), die die Rede als nicht emst gemeint verstanden. Bemdt hat sich aber als erster mit dem Thema systematisch befaBt. Auf eine Doxographie wird hier verzichtet. Die Forschungsgeschichte kann man bei Thurow ΥΙΙΙ ff. und noch ausfίihrIίcher bei CΙavaud 37 ff. finden. Ζυ erganzen ist: J. V. Novak, Platon u. die Rhetοήk, Jb. f. class. Philol. Suppl. 13, Leipzig 1884, 484 f. 5 19 ff.; J. Geffcken, Griech. Literaturgesch. ΙΙ 82 ff.; SΥkutήs ; Vlastos; Bloedow; Guthήe ιν 312 ff.; Henderson; Maletz. Nach CΙavaud sind Loraux (L'invention), Coventry, Thomas, C. W. Mίίller und Fr. Adorno (Per una lettura del Menesseno di Platone, ίη: Scήttί ίη memοήa di D. Pieraccioni, Florenz 1993, 17-34 [mir nicht zugangIίch)) erschienen; vgl. auch C. W. MίilIer 140 Α. Ι. 93 AIs ironisch faBt ihn Ζ.Β. Bemdt auf; als παίγνιον Ζ.Β. Pohlenz (263. 309) und Wendland (180); als Satire Ζ.Β. Trendelenburg (180) und Taylor; als pastiche bezeichnen ihn Μeήdίer (74 ff.), Henderson (33) und Loraux, L'invention 328. Ιη vielen Fiillen wird vom gleichen Gelehrten mehr als eine Bezeichnung verwendet.
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94 Ιη 234 c4 verstehe ich φαυλοc nicht als moralische Bezeichnung (s. Komm. z.St.). Die Worte des Sokrates an dieser SteIle beziehen sich nicht auf den Inhalt der Grabreden, sondem auf die Tatsache, daB allen, auch den φαυλοι, den einfachen Leuten, gleicherweise die Ehre, die eine Grabrede bedeutet, erwiesen wird. 95 Eine Fortsetzung der ίη Grg. 463 b3 geauBerten Κήtίk:
ώc δε ό εμαc 'Aόyoc, ούκ εcτιν τέχνη αλλ' έμπειρία καί τριβή.
δ δοκεί μεν εΙναι τέχνη,
96 Auch die Leichtigkeit des Lobes 'der Athener νοτ Athenern' gilt letztIich nur unter der Voraussetzung, da8 der Redner seinem PubIίkum schmeichelt. 97 Diesen Κuηstgήff wendet der platonische Sokrates auch ίη anderen Werken an, s. dazu Komm. Ζυ 236 a8-b2.
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daB die folgende Rede als eine Bestatigung oder Erweiterung der vorausgegangenen Κήtίk gedacht wurde. Die andere ist, daB die Κήtίk gerade deswegen vorausgeschickt wird, weίl der Inhalt des Dialogs ίη die Form einer solchen Rede gekleidet wird. 98 Ιη diesem Fall konnte die Κήtik einerseits den AnlaB fίir das Halten der Rede und andererseits die notίge Distanz νοη den gewohnlichen Epitaphien und νοη der Rhetοήk im allgemeinen lίefem. Είη unmiBverstandlίcher Hinweis auf die eine oder die andere Richtung fιndet sich im Rahmengesprach nicht. Die einzige (indirekte) Aussage, die den Charakter des Epitaphios betήfft, findet sich an der Stelle, an der Sokrates seine angeblίche Furcht ausdrίickt, Menexenos werde ihn auslachen, wenn er sehe, daB Sokrates ίη seinem Alter ΚίηderSΡίeΙe treibe (236 c8 'Αλλ' ϊcωc μου καταγελάC1J, αν (οι δόξω πρεcβύτηc ων ετι παίζειν),99 Mit παίζειν meint Sokrates natίirlίch den Vortrag des Epitaphίos, den er νοη Aspasia gehort habe. 'Άfter being told that such speeches praise Athens for και τα προcόντα και τα μη (234 c6) and being wamed that this one is παιδιά (236 c9)", bemerkt Dodds (24 Α. 2), "the stupidest of Plato's contemporaries can hardly have faίled to notice the tongue ίη the cheek". DaB nicht alle Leser Platons es auf eine Weise verstanden haben, zeigt, daB die Sache nicht so einfach ist, wie Dodds meinte. Die Frage ist, was genau Sokrates als 'Spiel' bezeichnet: den Inhalt der Rede oder, daB er ίiberhaupt eine Rede halt? Der folgende Vergleich mit einem Tanz mitten auf der StraBe konnte sich ohne weiteres auf das Verhalten des Sokrates beziehen. loo Aber auch wenn man ann3.hme, daB die Rede selbst als 'Spiel' bezeichnet wird, ware Ζυ bedenken, ob diese Bezeichnung nicht im Sinne der sokratischen Ironie Ζυ verstehen ware. Wie Η. Gundert 101 bemerkt hat, bezeichnet Platon um 98 Vgl. Wίlamowitz 11 141: "P1aton hat die Rede ganz emsthaft geschήeben und hat ihr doch die unbarmherzigste Kritik vorausgeschickt, nicht weίl sie sch1echt ware, sondem weίl sie eine Rede ist, und weίl sie den Beifa11 der Menge erschmeiche1t". 99 Die Behauptung des Sokrates, die Rede sei aus περιλείμματα des Epitaphios des Perik1es zusammenge1eimt (236 b6), sollte man mit Oppenheimer 70 Α. 79 nicht ίiberschi1tzen. Sie gehort zum Witz ίiber Aspasia, dessen Zweck Ρήmar die Abwa1zung der Verfasserschaft ist. 100 Vgl. auch Komm. Ζυ 236 c8-9. 101 Η. Gundert, Spie1 bei P1ato, ίη: Beispie1e. Festschr. Ε. Fink, hsg. νοη L. Landgrebe, Den Haag 1965, 219.
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so haufιger ein Gesprach als Spiel, je mehr er "vor Verstehenden νοη der Wahrheit selbst enthίillt". Die Bezeichnung eines Gesprachs oder einer Rede als 'Spiel' durch Sokrates kann also genausogut ein Indiz rur ihre Emsthaftigkeit sein. Da das Rahmengesprach nur wenige und unsichere Anhaltspunkte Ζυ einer eindeutigen Interpretation des Epitaphios, bleibt nichts anderes ίibrig als die Betrachtung der Rede selbst. Fίir die Diskussion ist es sinnvoll, zunachst die Interpretationen auszuschlieBen, die als weniger wahrscheinlίch erscheinen. Das gilt vor allem fίir die phίlosophische Deutung der Rede durch Ilse νοη Loewenclau, die ίη der rhetοήscheη Rede eine Darstellung der 'Idee Athen' sieht und jede Einzelheit unter dem Aspekt der phίlosophischen Lehre Platons Ζυ erklaren versucht. Diese Deutung beruht auf dem Grundsatz, daB man die platonischen Schήfteη allein aus Platons Philosophie Ζυ erklaren habe, und verkennt die Bedeutung der Einordnung des einzelnen Werkes ίη die Biographίe und das CEuvre Platons. Wegen ihrer methodischen Schwache kann νοη Loewenclaus phίlosophische Erklarung ίibergegangen werden, zumal sie bei den spateren Interpreten wenig oder keinen Beifall gefunden hat. 102 Langer aufhalten muB man sich dagegen bei der Interpretation, die im Epitaphios eine satίήsche Tendenz erkennt. Nach dieser Auffassung, die vor allem νοη Trendelenburg und Pohlenz vertreten wird, ήchtet sich die platonische Satire gegen die Rhetorik oder die auswartige Polίtik Athens. 103 Als Argumente werden allerlei Verdrehungen, Entstellungen und starke ϋbertreίbuηgeη beigezogen, die angeblich ϊη der Rede reichlίch vorhanden sind. Diese Argumentation wird weitgehend νοη denen ίibemommen, die den Epitaphios fίir nicht emst halten, wird aber teίlweise (besonders ίη Bezug auf die Darstellung der historischen Ereignisse) auch νοη denen nicht ίη Frage gestellt, die die Rede als emsthaft interpretieren. DaB der Epitaphios solche Merkmale ίη dem 102 Ich begnίige mich hier mit einem Verweis auf die berechtigte Kritik νοη Newiger. Vor Loewenc1au hat R. Harder eine ahnliche These vertreten. Er postuliert vor allem eine Parallelitat zwischen den Dia10gpaaren Ap.-Cri. und Grg.-Mx. und vermeidet im Gegensatz Ζυ Loewenc1au ϋbertreibungen. Er geht aber wenig auf Einze1heiten ein und Hillt somit vie1e Fragen und Schwίeήgkeίt offen. 103 Trende1enburg (6) ha1t den Epίtaphios fίir ein "Pasquill", dessen Zie1 die Rhetοήk ist. Poh1enz deutet ihn a1s Satire der athenischen Demokratίe und Κήtίk der auswίirtigen Politik.
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angenommenen MaB aufweist, ist jedoch stark Ζυ bezweifeln. Auf keinen Fall finden sich satίήsche Elemente ίη dem Tei1 des Epitaphios, der Mahnung und Trost enthalt. Auf diesen Tei1 braucht man nicht ausfϋhrιich einzugehen, da sein emster Τοη und lnhalt allgemein anerkannt werden. 104 Wie emst Mahnung und Trost gemeint sind, zeigt sich u.a. daήη, daB ihr wichtigster Abschnitt durch die Prosopopoie den Toten ίη den Mund gelegt wird, sowie im Versprechen des Redners, die Sohne der Gefallenen personlich Ζυ ermahnen. 105 Einige Gedanken, wie die Notwendigkeit der Verbindung des technischen Wissens mit Arete (246 e7-247 a2), das MaBhalten ίη der Trauer und schlieBlich die Autarkie im Leben, daB man seine Eudamonie auf sich selbst grϋnden so11 (248 a; vgl. R. ΠΙ 387 d), konnten ίη jeder anderen Schήft Platons stehen, ohne daB man sie als unplatonisch empfunden hatte. Auch das Vorkommen des Ruhmes, der an sich nach Platon ein auBeres Gut ist, innerhalb einer Paranese, ίη einem erΖίeheήscheη Zusammenhang also, eηtSΡήcht der Auffassung Platons ϋber den Ruhm. 106 Dieser Tei1 der Rede kann also νοη vomherein νοη der Diskussion ausgenommen werden. Es gi1t aber Ζυ Ρrϋfeη, ob eine satirische Tendenz im epainetischen Tei1 erkennbar ist. Nach dem ProDmίum, ίη dem bezeichnenderweise auf das rhetοήsche Schwίeήgkeίtsmοtίν verzichtet wird, und einer pedantischen propositio, ίη der u.a. ein Lob au( die Gestorbenen, aber nicht auf die Lebenden aηgekϋηdίgt wird, folgt der Abschnitt ϋber die Wohlgeborenheit, die εύγένεια, der Athener. Daήn wird vor a11em der Topos der Autochthonie behandelt: die Athener stammten nicht wie andere νοη auswίίrts, sondem seien Autochthonen ihres Landes, das fϋr sie wirkliche Mutter, nicht Stiefmutter sei. Diesem - eigentlich vorbereitenden - Abschnitt folgt das Lob der attischen Erde, das mit zwei Argumenten begrϋndet wird: (ί) Die attische Erde sei gottgeliebt, wie der Streit der GDtter ϋber sie bezeuge. (ίί) Sie habe das Volk Athens geboren, es genahrt und ihm GDtter als Vgl. Ζ.Β. Pohlenz 292. 294; er entdeckt alIerdings auch ίη diesem Teίl manche Beziehung'" Zur Interpretation dieses Teίls s. vor allem Oppenheimer 26 ff.; vgl. 73. 105 Wίlamowitz (ΙΙ 137) bemerkt Ζυ Recht, daB ein solches Versprechen nicht ein Dion oder Archinos, sondem nur ein Sokrates oder Platon geben konnte. 106 Dazu s. Venske 78; ders., Plato und der Ruhm, Diss. Kiel 1938,27 ff. 34 ff.
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Lehrer zugefίihrt. Alle diese Motive, die uns im Μχ. begegnen, kehren auch ίη der Beschreibung Urathens im Atlantis-Mythos wieder. Die GDtter Hephaistos und Athena, denen Athen durch Los zutei1 wurde, heiBt es ίη Criti. 109 c-d, bevolkerten das Land mit trefflichen Ureinwohnem (dl-2 ανδραc δε άγαθσυc έμποιήcαντεc αύτόχθοναc) und lenkten ihren Geist zur Είηήchtuηg der Staatsverfassung hin. Auch im At1antis-Mythos ist die attische Erde 'gottgeliebt'. 1m Τί. 24 c wahlt Athene selbst das Land aus fϋr den Wohnsitz der Athener wegen der klimatischen Verhίiltnisse, die fϋr die geistige Entwicklung gϋηstίg seien. lη Critίo 109 erhalten Hephaistos und Athene das Land, weil es ihnen 'lieb' (φίλον) sei, und nicht nach einem Streit, da die GDtter immer nur das annahmen, was ihnen zukomme. Der Streit der Gotter wird dort also nicht akzeptiert. Das Streit-Motiv gehorte aber zum festen Repertoire des Lobes der Stadt,l07 so daB man daraus nicht auf eine Satire im Epitaphios schlieBen kann. Wie die erniίhrende Erde im Μχ. ist ferner die Erde Urathens uηϋbertrefflich fruchtbar (Critίo 11 Ο e-lll e), wοfϋr die Fruchtbarkeit des gegenwartigen Athens ein Beweis sei, dessen Erde nur ein 'ϋbeπest' (λείψανον) des damaligen Athens sei. 108 SchlieBlich wird auch im Atlantis-Mythos die Erziehung der Athener, d.h. die Pflege der Κϋηste und der Literatur ίη Athen, den GDttem Ζugeschήebeη. 1m τι 23 d6 sagt der agyptische Ρήester Solon, er werde alles mittei1en, vor allem der GDttin Athene zuliebe, die Athen wie Agypten durch Los erhalten, aufgezogen und erzogen habe (Ελαχεν και εθρεψεν και έπαίδευcεν). Die Athener seien wie die Agypter 'Abkommlinge und Zoglinge' (245 d5 γεννήματα και παιδεύματα) der GDtter. Diese erΖίeheήsche und leitende Funktion wird ίη Criti. 109 b-c den Gottem insgesamt zugewiesen: nachdem die GDtter die ganze Erde unter sich vertei1t hatten, sei ihr Verhaltnis Ζυ den Menschen ihres Anteils das eines Hirten Ζυ seiner Herde gewesen mit dem wichtigen Unterschied, daB sie auf die Seelen der Menschen nur durch ϋbeπeduηg und ohne jegliche Gewalt gewirkt hatten.I 09
104
"satίήsche
107 Vgl. Komm. Ζυ 237 c8-dl.
108 Ζυ vergleichen ist das ίκ:ανον τεκ:μήριον ίη Μχ. 237 e6 ff.
109
Zur Ahnlίchkeit des Criti. mit dem Μχ. im Aufbau ihrer ersten ΗΙΙΙfΙe und ίη
EINLEITUNG
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Das Autochthonie-Motiv kehrt aber, abgesehen vom Atlantis-Mythos, auch ίn der Republik wieder, ίn einem Zusammenhang, der mit Athen nichts Ζυ tun hat. 1ιo 1m dήtten Buch (414 b-415 d) erzahlt Sokrates den 'Phonizischen' Mythos, eine Mischung der attischen Autochthonie-Sage und des hesiodischen Mythos νοn den Metallen. Die Einwohner des Idealstaates sollen nach dem ersten Teil dieses Mythos glauben, daB ihre bίsheήge Erziehung und Bildung nur ein Traum gewesen sei, wahrend sie sich ίn Wahrheit im Inneren der Erde befanden, bis sie selbst, ihre Waffen und ihre ϋbrίgen Werkzeuge fertig waren. Diese Erzahlung wird als 'noble Tauschung' (414 b8-9 των ψευδων Ο,, γενναιόν τι) bezeichnet. Sie ist also nach der Unterscheidung, die zuvor νοn Platon gemacht wurde, keine 'wirkliche Lϋge', sondem eine 'mit Worten ausgedrίickte Lϋge', die notwendig sei und heilsam wirke. 111 Υοn dieser 'noblen Tauschung', vom Mythos der Erdgeborenen, sollen, wie es im Text heiBt, zuerst die Wachter ϋberΖeugt werden. ll2 1m nachsten Abschnitt geht es um die athenische Verfassung, die als Teil der Erziehung angesehen und behandelt wird. Die Vorfahren, zu denen auch die Gefallenen gehoren, seien tϋchtig geworden, weil sie ίn einer trefflichen Verfassung aufgewachsen sind. Diese Verfassung, rnit wenigen Ausnahmen seit den Urzeiten die gleiche, sei eine Αήstοkratίe, eine Henschaft der Besten. Konige gebe es zwar immer, bald erblίche, bald gewahlte, die eigentliche Macht habe jedoch groBtenteils die Masse, die wiederum Amt und"Gewalt denen verleihe, dίe im Ruf stϋnden, die Besten Ζυ seien, ohne Rϋcksίcht auf soziale und finanzielle Stellung oder Abkunft. 1m Unterschied zur Oligarchie und Tyrannis, die 'ungleichmii.Big' (άνώμαλοι) seien, da ihre Βϋrger ίn Henen und Sklaven geteilt seien, kennzeichneten die athenische Verfassung die brϋderlichen GefϋhΙe ihrer Β ϋrger zueinander wegen der gemeinsamen Abkunft, was sich auch ίn der Gleichheit vor dem Gesetz niederschlage. Ιn dieser
Schilderung der zeitgenossischen athenischen Demokratie sieht Pohlenz eine "blutige Satire auf die tatsachlίchen Zustande" (247). Sie bestehe ίn einer "Durcheinanderwirblung der staatsrechtlίchen Βegήffe" (245), die der Bezeichnung der Demokratie als παντοπώλιον '" πολιτειων ίn der Republik (νπι 557 d) entspreche. 1st aber die Verfassung im Μχ. wirklich eine Durcheinanderwirblung staatsrechtlίcher Begriffe, die dem 'Kaufhaus der Verfassungen' entSΡήcht? Die beschriebene Verfassung beruht auf zwei Grundlagen: der Souveranitat des Volkes und der Institution des KOnigs. Das erste ist zusammen mit der Gleichheit ('im gesetzlichen Sinne') der Βϋrger offensichtlich ein demokratisches Element, wahrend der Konig das monarchische Element darstellt. Diese Verfassung ist gleichzeitig eine 'Henschaft der Wϋrdίgsten', die dadurch gesichert wird, daB die Konige nicht mehr erblich sind, sondem gewahlt werden, sowie dadurch, daB das Volk die Macht den Besten gibt. Es geht also hier um eine Mischung zweier konstitutioneller Elemente, um eine 'gemischte Verfassung'.1I3 Die Mitte und die Mischung νοn Elementen verschiedener Verfassungen ist eine der wichtigsten Erkenntnisse ίn den Leges (bes. πι 693 d-e).114 Mischverfassungen sind nach Platon die spartanische (πι 691 d-692 a) und die kretische (IV 712 e), gemischte Verfassungen hatten aber frϋher auch Athen und Persien (ΠΙ 693 e-694 b; 698 a ff.). Der Versuch der Mischung ist femer erkennbar fast ϋberaΙΙ im platonischen Staat der Leges: ίn den Verfassungsorganen, ίn den Wahlverfahren, im Bereich der Religion und der Erziehung. Eine Mischverfassung ist schlieBlich im wesentlίchen das, was im platonischen (falls er echt ist) 8. Βήef (354 a
70
weiteren Einzelheiten s.
FήedΗΙηder ΠΙ
357 f.
Dazu s. Dίimrnler 25; Loewenclau 76; Scho1l34. 111 Zu dieser Unterscheidung vg1. R. Π 382 a-d; ΠΙ 389 b-c; V 459 c-460 a; s. C. D. C. Reeve, Phί1osopher-Κings, Ρήηcetοη 1988, 208 ff. 112 Zur Interpretation des Mythos s. J. F. Μ. Arends, Die Einheίt der Polίs, (Mnemosyne Suppl. 106) Leiden 1988, 18 ff. Das Autochthonie-Motiv erscheint im ίibήgeη auch im Mythos des Plt. (269 b; 271 a-c). 110
71
113 Hierzu s. auch den Komm. zu 238 d2-3. Κ. Schopsdau (ίη: W. Gorler - S. Koster [Hsg.], Pratum Seraviense. Festg. f. Ρ. Steinmetz, [Pa1ingenesia 30] Stuttgart 1990, 36 Α. 23) hat Recht, wenn er hinsichtlίch der athenischen Verfassung im Μχ. und der altpersischen Verfassung ίη den Lg. die Vermutung iiuBert, "daB fίir Platon das μέcoν zwischen extremer Monarchie und Demokratie und somit die 'Mischverfassung' ίη einer an das Gesetz gebundenen (dies ist das 'demokratische' Element) Herrschaft der Besten (άΡΙCΤOKρατία; dies ist das monarchische Elemen) besteht". 114 Dazu s. G. R. Morrow, Plato's Cretan City, Ρήηcetοη 1960, 521 ff.; G. J. D. Aa1ders, Die Theοήe der gemischten Verfassung im Altertum, Amsterdam, 1968,38 ff.; Bedenken gegen die Anwendung des Begriffs ftir die Verfassung der Lg. iiuBert W. Nippel, Mischverfassungstheorie u. Verfassungsrealίtiit ίη Antike und frϋher Neuzeit, Stuttgart 1980,136 ff. Zur Verfassung des Μχ. s. Morrow 87 ff.; Aa1ders 31 ff.; Nippel 99 Α. 2.
EINLEITUNG
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ff.) den Freunden des ermordeten Οίοη angeraten wird. 115 DaB es sich auch im Μχ. um das gleiche Prinzip handelt, zeigen zwei wichtige lηdίzίeη. Das erste ist die stark hervorgehobene Kontinuitat der Verfassung, die die Besonderheit aufweist, daB sie sich nicht nur auf das Konigtum beschrankt (238 c5-7). Wie Platon ίη Lg. ΠΙ 692 b6-7 sagt, ist es gerade die Mischung, die die Bestandigkeit einer Verfassung, wie Ζ.Β. der spartanischen, sichert. Das zweite lηdίz ist die Ablehnung der ϋbιicheη Namen fϋr die athenische Verfassung und die Bevorzugung einer Umschreibung (238 c7-d2). Ahnlich weiB Megillos ίη Lg. ΠΙ 692 d nicht, wie man eine gernischte Vefassung wie die spartanische benennen sollte, wahrend Αήstοteles (Ρο 1. ιν 9. 1294 b 14 ff.) genau dies als Κήteήum fϋr eine gut gernischte Verfassung anwendet. Man darf also nicht die Verfassung im Μχ. mit dem 'Kaufhaus der Verfassungen' gleichsetzen. Das ware auch ein MiBverstandnis der Republik-Stelle. Denn dort ist die Rede nicht νοη einer Mischung verschiedener Verfassungen, sondem νοη der Mannigfaltigkeit der lndividuen, die ίη einer Demokratie leben und die verschiedenen Verfassungsformen entsprechen. Das gilt eben nicht fϋr die im Μχ. dargestellte athenische Verfassung. Sie besteht, wie ίη 238 e-239 a ausdrϋcklich gesagt wird, nicht aus 'vielfaltigen' (παντοδαπων) und 'ungleichmaBigen' (άνωμάλων) Βϋrgem, sondem aus gleichberechtigten Brϋdem, die infolgedessen nicht ίη Ηeπeη und Sklaven geteilt Sind. 116 Diese Darstellung eήηηert jedoch an das Verhaltnis, das zwischen den Βϋrgem des Idealstaates besteht, wie es im Gesprach des Sokrates mit Glaukon beschήebeη wird (R. V 463 a-c). 1m Idealstaat findet man also die gleiche Vorstellung νοη Gleichheit und Brϋderlίchkeit der Βϋrger wie im Μχ. Was der Darstellung ίη der Republik ebenfalls zugrundeliegt, hat Stenzel erkannt: "Platons Staat gehort Ζυ den g emis chten Verfassungen, die Elemente aus allen hίstοήscheη Verfassungen ίη Auswahl zur Einheit verbinden wollen".117 Wie ίη der Republik der
'Phonizische' Mythos zur Einheit des Staates dient, so wird im Μχ. die Gleichheit der Βϋrger mit Verweis auf den Autochthonie-Mythos begrϋηdet. Der athenische Staat wird im Μχ. als ein Idealstaat beschήebeη: (ί) Er besteht aus freien Βϋrgem, die vor dem Gesetz gleich sind (Isonomia). 118 (ii) lη ihm regieren diejenigen, die als die Besten gelten. Es gibt also keine arithmetische Gleichheit, sondern nur proportionale nach dem Verdienst jedes einzelnen. (ίii) Aufgrund der gemeinsamen Abkunft der Βϋrger ist der Staat einheitlich. 119 Besondere Beachtung verdient auch ein weiteres Kennzeichen der geschilderten Verfassung: die Kontinuitat. 1m Text wird hervorgehoben, daB die zeitgenossische Verfassung die gleiche wie frϋher ist (238 c5-7). Der ganze Abschnitt beginnt bezeichnenderweise mit den Worten, es zieme sich, der Verfassung der Vorfahren Ζυ gedenken (238 b7-cl). Die Verfassung Athens, die hier als die beste beschήebeη wird, ist folglich nicht irgendeine Verfassung, sondem die πάτριοc πολιτεία. Gerade um sie hatte bekanntlich ίη Athen seit der Zusatzklausel des Kleitophon l20 (Αήst. Ath. 29,3) im J. 411 und dem Dekret des Teisamenos wahrend der Ηeπschaft der DreiBig im J. 403 (And. 1, 83) eine Diskussion begonnen, die auch im 4. Jh. weitergefϋhrt wurde. 121 Gegenstand der Diskussion, die νοη antidemokratischen Kreisen initiiert wurde, war die athenische Verfassung und ihr herrschendes Schlagwort, die Rϋckkehr zur 'Verfassung der Vater', die man im 4. Jh. vorwiegend auf Solon und Kleisthenes Ζurϋckfϋhrte. Αη diese Diskussion eήηηert ίη der Darstellung der Verfassung im Μχ. nicht nur die Betonung der Vergangenheit,
72
115 S. Aalders a.O. 50 f. 116 Die Worte ίiber die Menschen
ίη einem Abschnitt, wo doch die Rede νοη der Verfassung ist, scheint vielleicht im Μχ. nicht recht verstandlίch. Dahinter steckt der gleiche allgemeine Gedanke wie ίη der Republik, daB n1imlίch jeder Verfassung ein Menschentypus eηtSΡήcht (vgl. R. ιν 435 e; 445 c; ΥΙΠ 544 d). 117 J. Stenzel, Platon der Erzieher, Leipzig 1928, 116.
118
73
Vgl. Ερ. 7, 326 d; 336 d.
119 Diese Hauptmerkmale entsprechen genau dem Leitbίld, das ίη Lg. ΠΙ 693 b3 der Gesetzgebung gestellt wird; πόλιν έλευθέραν τε ε{ναι δει και εμφρονα και έαυτ~ φίλην. Das εμφρον bezieht sich auf die Ηeπschaft der Besonnenen. Vgl. Thurow 125. 120 Die gleiche Person, die ίη R. Ι 328 b7 und 340 a3-b8 erscheint und nach der der gleichnamίge Dialog (umstritten bezίiglίch der Echtheit) benannt wurde; s. Wίlamowitz, ΑήsΙ u. Ath. Ι 102 Α. 8. 121 Zur Ρatήοs Polίteia s. Α. Fuks, The Ancestral Constitution, London 1953, bes. Ι ff.; Ε. Ruschenbusch, Hermes 7 (1958) 398-424; Μ. Finley, The Use and Abuse of History, London 1975,34-59 (ursprunglίch 1971); Κ. R. Walters, Αmeήcaη Joumal of Ancient History Ι (1976) 129-44, der die Existenz "of a pαtrios politeiα program ίη fifth-century Athens" (135) ίη Abrede stellt; Μ. Η. Hansen, C & Μ 40 (1989) 71-99; ders., The Athenian Democracy ίη the Age of Demosthenes, transl. by J. Α. Crook, Oxford 1991, 296 f.
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sondem auch der gemischte Charakter der Verfassung. Denn eine Mischverfassung war sowohl die πάτριοc δημοκρατία Solons, wie Αήstοteles (Pol. Π 12. 1273 b 35 ff.) sagt, als auch die Verfassung des K1eisthenes. 1m Rahmen dieser Diskussion ist auch die ϋbereίηstίmmuηg mit Isokrates Ζυ verstehen, der die athenische Verfassung zur Zeit des Solon und des Kleisthenes als δημοκρατία αριcτοκρατίq. χρωμένη (12, 131) oder δημοκρατία αριcτοκρατίq. μεμιγμένη (12, 153, vgl. 7, 21) bezeichnet. P1aton hat sicherlich die Diskussion verf01gt, zumal ίη der Zeit vor dem Ende des 5. Jh. einige seiner Verwandten und Bekannten wichtige Rol1en ίη den politischen Ereignissen spielten (vgl. Ερ. 7, 324 d).122 Es ist also wahrscheinlich. daB Platon hier indirekt an die Diskussion um die πάτριοc πολιτεία ankηϋΡft. Wie man sieht, besteht die Darstel1ung der athenischen Verfassung nicht ίη einer einfachen Umkehrung der tatsachlichen Verhaltnisse ίη Athen, sondem vielmehr ίη einer Idealisierung. Die Idealisierung als solche ist realitatsfem. was aber nicht unbedingt auf eine Satire oder Parodie hindeutet. Der einzige wahre AnstoB ίη dieser Darstel1ung ist die Behauptung, diese beste Verfassung bestehe bis ίη die Gegenwart fort (238 c6). Ιη jedem anderen Zusammenhang ware diese Behauptung ein unmiBverstandlίches Signal fϋr die unemste Intention Platons. Innerhalb dieser Idealisierung ist sie aber nicht deutlίch genug. ΜυΒ man sie als eine Zuspitzung verstehep, die die Unemsthaftigkeit der Aussage deutlίch machen sol1? Oder dient sie dazu, die ϋberΖeίtΙίcheη Ζϋge des athenischen Staates herauszustel1en?123 Wahrscheinlicher erscheint das erste. Gerade aber durch die Unklarheit scheidet eine satίήsche Tendenz an dieser Stel1e aus. Der dritte groBere Abschnitt ist der Tatenbericht, ίη dem die wichtigsten Ereignisse der athenischen Geschichte Erwahnung finden. Da im Μχ. die mythischen Taten mίt wenigen Worten ϋbergegaηgeη werden. beschrankt sich der Τateηbeήcht auf die Zeit νοη den Perserkrίegen bis zum Αηtalkίdas-Fήedeη. offenbar das letzte erwahnenswerte Ereignis vor der Abfassung der Schήft. 1m Zusammenhang mit diesem Abschnitt stel1t
sich die Frage, ob die Behandlung des histοήscheη Stoffes eine satίήsche Tendenz veuat, sei es durch die Auswahl der Ereignisse, sei es durch absichtliche Fehler oder ϋbertreίbuηgeη. Daήη hat man oft einen wichtigen Beweis fϋr die Tendenz der Schrίft gesehen, 124 ohne jedoch auf zwei dabei bestehende Gefahren zu achten. Die erste besteht daήn, daB unsere hίstοήscheη Kenntnisse mίt denen eines Autors des 4. Jh. wie Platon nicht immer ϋbereίηstίmmeη kOnnen. Ihm standen mehr und vor allem andere Quellen zur Verfϋguηg, bei denen die mϋηdΙίche ϋberιieferuηg keine geήηge Rolle spielte. Darϋber hinaus wurden die damals vorhandenen Quellen nicht wie heute bewertet. Wer Ζ.Β. annehmen wi1l. daB Platon das Werk des Thukydides schon zur Zeit der Abfassung des Μχ. kannte, muB gleichzeitig anerkennen, daB letzterer fϋr Platon alles andere als eine Autoritat war. 125 Man darf also die Abweichung νοη der historischen Wahrheit nur anhand der damals bekannten Quellen bewerten und unter dem selbstverstandlichen Vorbehalt, daB unsere Kenntnisse nicht ίη al1en Fal1en ausreichend sind. um ein Urteil Ζυ bilden. ΗίηΖυ kommt die eigentϋm1iche Stel1ung Platons zur Geschichte und die besondere Art. mit der er sich ίη seinem ganzen Werk geschichtlίchen Ereignissen nahert und sie darstel1t (nicht als Selbstzweck, sondern. im Hinblick auf allgemeingϋltige Gesetz maBigkeiten).126 Die zweite Gefahr ist dadurch gegeben, daB man die Eigentϋmlίchkeiten der lίterarischen Gattung ϋbersίeht. Natϋrlίch ist es ϋbertήebeη und insofem hίstοήsch unwahr, wenn fϋr jede athenische Tat edle Motive (Freiheit, Hίlfe fϋr die Schwachen usw.) angenommen werden oder wenn die Siege vergroBert, die Niederlagen dagegen verkleinert oder umgedeutet werden. Ιη der Geschichtsschreibung ware ein solches Verfahren tadelnswert. Ιη einem Epitaphios werden aber stets die wichtigsten hίstοήscheη Taten im Rahmen eines Lobes erwahnt, und dieser Tatsache muB man Rechnung tragen. ϋberdίes muB man
74
124 Vgl. bes. Pohlenz 75 ff.; Μeήdίer 59 ff.; Henderson 34 ff. 125 Das zeigt sich besonders deutlich darin, daB Platon den Peloponnesischen Κήeg nicht als Einheit auffaBt; s. Kornm.
122 Es ist auch bemerkenswert, wie oft Platon
ίη seinem Werk den Namen Solons
erwiihnt; s. dazu Mouow, Cretan City 80 ff. (vgl. Komm. zu 238 dl-2); Finley a.O. 50 f. 123 Diese Interpretaion vertήtt Ζ.Β. G. R. Mouow, Plato's Cretan City 89.
75
Ζυ
242 e4.
126 Allgemeiner zum Thema Platon und Gechichte s. G. Rohr, Platons Stellung zur Geschichte, Berlin 1932; Κ. Gaiser, Gnomon 33 (1961) 344-9; Κ. Vοurνeήs, Πλάτων 6 (1954) 179-213; Κ. Schopsdau, Platon; Nomoi (Gesetze) Ι-ΠΙ, (Platon Werke ΙΧ 2) Gottingen 1994, 351.
EINLEITUNG
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bedenken, daB ίη einem Epitaphios ίη der Regel die fίir Athen sicherlίch positive offizielle Version der athenischen Geschichte erscheint, die oft νοη der rhetorischen Tradition beeinfluBt und haufiger ίη den bruchstίickhaft ίiberlίeferten Lokalgeschichten als ίη den a]lgemeineren hίstοήοgraΡhίscheη Werken niedergelegt ist. 127 Diese Geschichte war allerdings nur teίlweise 'propagandistίsch', denn sie entsprach im groBen und ganzen dem Bίld, das die Athener νοη der Stadt und νοη sich selbst hatten und νοη dem sie ίiberzeugt waren. 128 Um νοη einer absichtlichen Verzerrung der Geschichte zwecks einer Satire ίη einem Epitaphios sprechen Ζυ konnen, braucht man also etwas mehr als den Nachweis gewohnlίcher SchOnfarberei. Die wichtigsten hίstοήscheη Uηήchtίgkeίteη im Μχ., an denen man AnstoB genommen hat, sind folgende: (1) Ιη der Schlacht bei Marathon werden nur die Athener a]s Gegner der Perser erwahnt (240 c). Dabei wird die Hίlfe der Plataer verschwiegen, obwohl sie den Athenem weitgehend hatte bekannt sein mίissen. Hierzu ist aber Ζυ bemerken, daB die Plataer zumindest bei den Rednem regelmaBig nicht erwiίhnt werden. Bezeichnender und fίir die Μχ. -Stelle gewichtiger ist jedoch die Tatsache, daB Platon auch ίη den
Leges (ΠΙ 699 a) die Behauptung aufstellt, die Athener seien ίη Marathon νοη niemandem unterstϋtzt worden, ohne dort der absichtlίchen Verzerrung der Geschichte verdachtίgt werden Ζυ kOnnen. (2) Bei der Darstellung des Xerxeszuges bleibt der Kampf der Lakedaimonier bei Thermopylai anders als die Schlachten der Athener unerwahnt. Wieder laBt sich aber aus dieser leicht bemerkbaren Weglassung kein SchluB ziehen. Denn diese Schlacht wird nicht immer νοη den Rednem angefίihrt. 129 Und wenn sie erwiίhnt wird, dann nicht a]s Anerkennung fίir die Tapferkeit und die Verdienste der Spartaner. Sie wird im Gegenteil negativ gefarbt, entweder als nicht erfolgreiche Abwehr oder als νοη Eifersucht motivierte Tat. (3) Platon bezeichnet den Ausgang der Schlacht bei Tanagra als 'unentschieden' und legt den Sieg der Athener ίη Oinophyta auf den dήtteη Tag nach der Schlacht bei Tanagra (242 a-b). Anders als Platon beήchtet Thukydides νοη einer Niederlage der Athener bei Tanagra und νοη einem Sieg bei Oinophyta am zweiundzwanzigsten Tag nach Tanagra. l3o Es ist offensichtlίch, daB die Angaben des Μχ. positiver fίir die Athener und insofern verdachtig sind. Doch νοη einer 'unentschiedenen' Schlacht bei Tanagra weiB u.a. auch Ephoros (bei Diod. ΧΙ 80, 6), was sehr unwahrscheinlich macht, daB die Anderung auf Platon zurίickgeht. Er folgt vermutlίch auch ίη diesem Fall der offiziellen athenischen Version. Ahnlίches mag fίir die Angabe ίiber den Zeitraum zwischen den beiden Schlachten gelten. (4) Schwίeήgkeίteη haben schlieBlίch die Aussagen im Μχ. ίiber zwei weitere historische Ereignisse bereitet. Ιη 245 a7 werden der Wiederaufbau der Langen Mauem und der Bau einer neuen Flotte als Erfolge der Athener erwiίhnt. Ιη Anbetracht der Κήtίk an den Mauem, den Schiffen und den Werften als Machtsymbolen ίη der Zeit der athenischen Seehenschaft im Gorgiαs hat Dodds die MX.-Stelle als
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127 Zur 'offiziellen' Version der Geschichte Athens s. Thomas 196 ff.; Κ. Raaflaub (oben Anm. 17) 217 ff. 128 Zur politischen Selbs;darstellung der Athener s. Η. Strasburger, Hermes 86 (1958) 17 ff.= Η. Herter (Hsg.), Thukydides, (WdF 98) 498 ff. Sowohl Thomas (206 Α. 39; 237) als auch Raaflaub ([oben Anm. 17] 223) wamen mit Recht davor, bei der 'Verformung' der athenischen Gechichte bei den Historikern und den Rednern (besonders den Epitaphienrednern) νοη Propaganda oder absichtlicher Verfalschung Ζυ sprechen. Dieser Aspekt wird am wenigsten berucksichtigt, obwohl vieles sich dadurch besser verstehen lieBe. Als Beispiel sei die Darstellung des Ausgangs des Peloponnesischen Krieges ίη 243 d erwahnt. Die Athener, heiBt es dort, seien trotz der Niederlage nicht νοη ihren Gegnern besiegt worden, da die Niederlage die Athener selbst, nicht ihre Gegner verursacht hatten. Henderson bemerkt dazu: ''1t may be that Plato is intent οη exposing (by taking ίι Ιο an extreme) the kind of chauvinistic fiction which would deny Athens' enemies credit even for Athens' defeat, and specifically, perhaps, Lysias' version where ίι is expressly alleged that the Spartan victory was brought about by lack of unanimity among the Athenians''. Da nicht nur die Redner den inneren Zwist als Ursache fίir die Niederlage annehmen, sondem auch Thukydides dieser Ansicht ist (s. Komm. Ζυ 243 d4-7), kommt man, wenn man Hendersons Meinung weiterfίlhrt, zum offenkundig unhaltbaren SchluB, daB Thukydides eine "chauvinistίc fiction" teilte, die sogar Platon so ίibertrίeben und unwahr schien, daB er sie der Parodie wert fand.
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129 Dazu s. Komm. Ζυ 240 e6-241 c6. Vergleichbar ist die Weglassung der Seeschlacht bei Salamis ίη And. 1, ΙΟ7 f. 142; vgl. S. Perlman, ScήΡta Hierosolymitana 7 (1961) 163 f. 130 Dazu s. Komm. Ζυ 242 bl-2 und b3. Die Abweichung im Μχ. betont auch J. Geffcken, Gήech. Literaturgesch. ΙΙ 2, 72 Α. 118; vgl. Μ. Nouhaud, L' utilisation de Ι' histoire par les orateurs, Paήs 1982, 228. 366.
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Widerspruch empfunden und sie als Spott interpretiert. 131 Es ist aber Ζυ bezweifeln, ob Platon die Dinge ίη beiden Fiillen aus dem gleichen Blickwinkel betrachtet. Anders als im Gorgias werden sie im Μχ. nicht ίη Zusammenhang mit den Politikem erwahnt, sondem als lηstrumeηte der Rettung der Griechen vor den Persem (vgl. 244 cl-2). Wie ihre Zerstorung nach dem Peloponnesischen Κήeg die Undankbarkeit der ϋbήgeη Gήecheη offenbart, verdeutlichen die Wiederherste11ung der Mauem und der Bau neuer Schiffe die Κrafte Athens, die seine schne11e Genesung moglich machten. Mit den Worten τειχιcαμένη και ναυπηγηcαμένη wird im Μχ. nichts weiter als eine hίstοήsche Tatsache beschήebeη. Ob die Meinung eines Autors wie Platon ίη einem solchen Thema unbedingt unveriίnderlich blieb oder ob sie nach den hίstοήscheη Zustanden modifιziert wurde oder sich anderte, ist eine Frage die man ste11en sollte. Isokrates, dessen Meinung gerade ίη der Frage der athenischen Seeherschaft alles andere als unveriίnderlich blίeb, liefert ein interessantes Beispiel. 132 1m Falle des Μχ. darf obendrein nicht vergessen werden, daB er kurz nach dem Κδηίgsfήedeη abgefaBt wurde. Fur den Grg. ist das nicht sicher, es erscheint sogar etwas unwahrscheinlich,133 Ahnlich steht es um die Worte am Ende des Τateηbeήchts, mit denen die Athener, die als Soldner mit der persischen Flotte bei Knidos gekampft und dadurch den GroBkonig befreit haben, als 'tapfer' gelobt werden (246 al-2). Diese Worte sind νοη den meisten lηterpreteη als bittere Ironie verstanden worden. Pohlenz, der diese AuBerung als wichtiges Argument gegen Wilamowitzens lnterpretation des Μχ. verwendet hat, ste11t die Frage: "So11 das wirklich eine loyale Anerkennung fur Athens Politik ίη der letzten Zeit sein?"134 Es ist aber sehr fraglίch, ob man den Text als (ironische oder nicht ironische)
,Anerkennung' fur Athens Politik lesen darf. Denn hier werden die Gefa11enen nicht wegen ihrer Taten gelobt, sondem unabhangig davon, wo sie gekampft haben. Durch die Erwahnung der Taten wird nur an die verschiedenen Umstande erinnert, unter denen ίη letzter Zeit Athener gefallen sind. 135 Der Sinn ist, daB αllen athenischen Gefallenen ίη diesem Κήeg Ehre gebilhrt und man αller gedenken muB. Das Gewicht liegt auf den Gefallenen selbst als Athenem und nicht auf ihren Taten. 136 Was man freilich gestehen so11, ist, daB ίη den Worten βαcιλέα έλευθερώcαντεc eine gewisse Bitterkeit (jedoch ohne Ironie) steckt. 137
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131 Dodds zu Grg. 517 c2-4: "It is evident that Plato viewed with disfavour these attempts at recreating vanished g10ήes (cf. 519 a). The laudatory reference Ιο them ίn the Menexenus, 245 a7 τειχιcαμένη και ναυπηγηcαμένη, Ι take Ιο be part of his mockery of contemporary politicians ίn that dia1ogue". AuBer Grg. vg1. Alc. Ι 118-124, 134 b. 132 Hierzu s. Α. Mornigliano, CR 58 (1944) 3 f.; G. Μοποw, Plato's Cretan City 98 Α. 5. Ιn der Zeit des Panegyrikos war Isokrates positiv eingestellt zur athenischen Seemacht (§ 119). 133 Wtirde Platon jemals ein so wichtiges Ereignis nicht einmal einer Andeutung wert geha1ten? 134 Μ. Pohlenz, GGA 183 (1921) 14.
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1m historischen Teil sieht man also, daB die Darste11ung der Geschichte zwar tendenzios und gemessen an der ΗίstοήοgraΡhίe nicht immer exak:t ist, daB sie aber die fίir die Gattung und fur den athenischen Leser bzw. Zuhorer ilblίche Grenze nicht ίiberschreitet, so daB eine ν erzerrung im Sinne einer Satire nicht nachweisbar ist. Dagegen enthalt die Darstellung Elemente, die nicht traditionell, sondem νοη Platon selbst eingefilhrt sind. Der kurze Ruckblick ίη die Geschichte Persiens (239 d5 240 a4) kommt weder ίη einem anderen Epitaphios noch ίη einer rhetοήscheη Rede uberhaupt vor. Er dient dazu, die GroBe der Gefahr (φόβοc αποροc, wie es ίη Lg. ΠΙ 698 b8 heiBt) vor Augen Ζυ fίihren und den Gegensatz zwischen der Knechtschaft Asiens und der Freiheit im europaischen Griechenland hervorzuheben. Die Eretria-Episode, die zumindest der Rhetοήk unbekannt ist, kehrt ίη Lg. ΠΙ 698 c-d wieder (dort deutet Platon allerdings an, daB es sich bei dieser Erzahlung eher um eine Legende handelt, was aber nicht impliziert, daB sie unbedingt falsch sein muB). Die Bewertung der Schlachten wahrend der Perserkήege und die Herνorhebung der Bedeutung νοη Marathon ist die
135 Μίι (οί) έκβαλόντεc έκ τηc θαλάττηc Λακεδαιμονίουc sind meiner Ansicht nach die Gefallenen gemeint, die bei den erfolgreichen Operationen des Thrasybulos gekampft haben; s. Komm. zu 246 al-2 und 245 b2-c6. 136 Platon hat schon ίn 245 a4-7 ausdrϋcklich zwischen der Haltung der Stadt und der Ha1tung einzelner Athener gegentiber dem Gro.BkOnig unterschieden. 137 Es sei daran erinnert, daB nach Aristoxenos Platon im Korinthischen Κήeg tei1genommen und tapfer gekampft hat: D.L. 111 8 και αύτον (sc. τον Πλάτωνα) φηcιν Άριcτόξενοc (fr. 61 Wehrli) τρειc έcτρατεύcθαι. απαξ μεν Eic Τανάγραν, δεύτερον δε Eic Κόρινθον. τρίτον έπι Δηλίφ' ενθα και άριcτεϋcαι. ferner Ae1. νΗ 7, 14; s. Α. S. Riginos, Platonica, Leiden 1976, 51 f.
EINLEITUNG
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.gleiche, die man ίη den Lg. findet. 138 Das Lob fiir die MaBigung der
Aus der naheren Betrachtung des epaίnetischen Teils geht also hervor, da6 Platon sich zwar der konventionel1en Topik bedient und Athen und
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Athener, d.h. vorwiegend der Demokraten, im athenischen Βϋrgerkήeg (243 e-244 a) ist zweifel10s echt, denn Platon wiederholt das gleiche Lob im 7. Βήef (325 b4-5).139 Die panhel1enischen Gedanken, die den Teil
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seine Geschichte mit der ίη den Epitaphien gewohnlίchen Schonfarbung darstel1t, da6 aber die Ζυ erwartenden offensicht1ichen Verzerrungen und
ίiber die ίηηergήechίscheηΚήege durchziehen, widersprechen keinesfal1s
starken ϋbertreίbuηgeη weitgehend nicht vorhanden sind. Die
der Haltung Platons Ζυ diesem Thema. Ιη R. V 469 b-471 c begegnet man
Abweichung
genau den beiden wichtigen panhel1enischen Gedanken, die im Μχ. direkt
steht der iib1ichen Selbstdarstel1ung der Athener so nahe, da6 die
oder indirekt ausgedrϋckt werden: erstens, die Gήecheη diirfen nicht auf die gleiche Weise Κήeg gegen andere Gήecheη fίihren wie gegen
einige Motive
Barbaren, und zweitens, die Gήecheη sind νοη Natur aus Feinde der
νοη
der Darstel1ung
ίη
anderen Epitaphien ist so
geήηg und
Beschonigung leicht als Idea1isierung verstanden werden konnte, zumal ίη
spateren Werken Platons wiederkehren. AIs Satire kann man folg1ich die Rede nicht interpretieren. 145 Es fehlt nicht nur die
Barbaren. Die hel1enische Polίtik Athens wird νοη Platon auch im 7. Βήef anerkannt (332 b).140 Keinesfal1s auf eine Satire deuten schlίe61ich
entsprechende Darstel1ungsart (erkennbare Verzerrung), sondem auch die
die Geschichtskapitel hin, auf die im Epitaphios nicht eingegangen wird.
die protreptische Intention einer Satire beruht. Und den Charakter eines Angήffs hat der Epitaphios - insgesamt betrachtet - ebenfalls nicht. Aber auch als Parodie im engeren Sinne laBt sich die Rede kaum bezeichnen. 146
Das erste Kapitel sind die mythischen Taten, die stichwortartig erwahnt (239 b), und sogleich iibergangen werden. Dabei hatte man sie viel ausfίihrlίcher behandeln konnen, wie aus dem lysianischen Epitaphios und dem Panegyrikos des Isokrates hervorgeht. 141 Ihre Einbeziehung ware bestimmt gut geeignet gewesen fiir eine Satire. 142 Platon zieht es aber vor, sie Ζυ ίibergehen und gro6eres Gewicht als gewohn1ich auf die Ρerserkήege und vor al1em auf die Marathonschlacht Ζυ legen. 143 Das zweite Kapitel, das ganz1ich weggelassen wird, ist die Zeit der athenischen άρχή. Diese Zeit bietet zwar der epideiktischen Rhetοήk keine Gelegenheit zu" ausfίihrlicher Darstel1ung, sie wird aber oft berϋhrt.l44
138 Zur Bezeichnung der Schlacht bei Plataiai als dήtte s. Komm. zu 241 c4-5. Wie der Iysianische Epitaphios zeigt, wurde die Seeschlacht νοη Salamis ίη einem 'demokratischen' Epitaphios genauso hoch gescMtzt wie die Schlacht bei Marathon. 139 Die Echtheit des 7. Briefes wird heute νοη der ίiberwiegenden Mehrheit der Gelehrten anerkannt, obwohl die Diskussion darίiber keineswegs zu Ende ist; s. Guthήe V 399 ff. (weitere Literatur zum Thema bei Thesleff, Chronology 201 Α.71). 140 Vgl. 1. Geffcken, Gήech. Literaturgesch. 11 Ι, 83.
141 Lys. 2,4-16; Isoc. 4, 54-70; vgl. D. 60, 8.
142 Das riίumt auch Pohlenz 275 ein: "Die mythischen Kiίmpfe (...) erwiίhnt Plato
vorher nur kurz (239 b), obwohl sie zur Satire auf die formellen Kίinste der Rhetοήk natίirlich ebensogut Gelegenheit geboten hiίtten".
143 Dazu s. bes. Thurow 67 ff.
144 Vgl. Lys. 2,47; Isoc. 4,72; vgl. Η. Strasburger, Hermes 86 (1958) 24 f.
deut1iche Κήtίk, die notwendige Entlarvung und Bl06stellung, auf denen
145 Wenn man als Satire die gattungsίibergreifende Literaturform versteht, "die durch Aggressi νHiίI, protreptische Intention und verzerrende Darstellungsart gekennzeichnet ist" (1. Brummack, Rea1lexikon der deutschen Literaturgeschichte 2111, 1977, 602). Zur Satire ίη diesem Sinne s. auch R. Sίihnel, Das Fischer Lexikon Literatur ΙΙ 2, 1965, 507 ff.; D. Weber ίη: Ο. Knorήch (Hsg.), Formen der Literatur, Stuttgart 1981,319-25. 146 Vgl. die Definition νοη Η. Grellmann (Reallexikon der Deutschen Literaturgeschichte 111, 1926-1928, 630): "1m engeren Sinne ist unter Parodie eine Nachahmung zu verstehen, die komisch wirken will, indem sie formale Elemente der ernstgemeinten Vorlage beibehiίlt, aber den lηhalt ίη nicht dazu passender Weise abiίndert". Vgl. Th. Verweyen - G. Witting, Die Parodie ίη der neueren deutschen Literatur, Darmstadt 1979, die die Parodie a1s "antithematische Textverarbeitung", als ''Herabsetzung'' der Vorlage durch die Diskrepanz zwischen Form und Inha1t definieren (121 ff.). AIs konstitutive Elemente einer Parodie ίη Bezug auf ihre Zielsetzung werden folgende erwiίhnt: Lachen, Kritik, Satire und Verlachen; s. W. Karrer, Parodie, Travestie, Pastiche, Mίinchen 1977, 35 ff.; das komische Element betont auch Margaret Α. Rose, Parody: Ancient, Modem and Post-Modem, Cambήdge 1993, 5 ff. (bes. 52: 'Ίη all of these specific and general uses parody may be defined ίη general terms as the comic re/unction ο/ pre/ormed linguistic ΟΓ artistic material"; 31: ''The creation of comic incongruity or discrepancy will be taken as a significant distinguishing factor ίη parody [..]"). Zum Begriff der Parodie s. auch G. Highet, The Anatomy of Satire, Ρήηcetοη 1962,67 ff.; D. Larnping ίη: Ο. Κηδrήch (oben Anm. 145) 290-5. 1m breiteren Sinne fassen den Βegήff auf: Α. Liede, Rea1lexikon d. deutschen Literaturgesch. 2111, 1977, 12; W. Freund, Die ιiteraήsche Parodie, (Sarnmlung Metzler 200) Stuttgart 1981, 14 ff.; Linda Hutcheon, Α Theory of Parody, Ν. York / London 1985. 5 ff. 30 ff. Nach ihnen ist das komische Element nicht konstitutiv fίir die Parodie. Das galt ίη der Antike
EINLEITUNG
EINLEITUNG
Sie kann zwar als Nachahmung einer Gattung aufgefaBt werden, es fehlt aber immer noch die Diskrepanz zwischen Form und Inhalt und vor allem die komische Wirkung, die eine Parodie kennzeichnen. Die groBte Schwίeήgkeίt ίiberhaupt fίir die Auffassung des Epitaphios sowohl als Parodie als auch als Satire ist aber die Zwiespaltigkeit, die man ίη diesem Fal1 annehmen muB. Denn Mahnung und Trost lassen sich keinesfal1s als Parodie oder noch weniger als Satire verstehen. Der Inhalt dieses Teίls konnte den emsteren Τοη erkΗίreη, rechtfertigen wίirde er aber die Stimmungsanderung innerhalb ein und derselben Rede nicht. Wie kann man ίiberhaupt ein Werk schreiben, das zur Halfte Satire oder Parodie ist und zur Halfte emsthaft? Wenn die Zielsetzung des Lobteίls so offenkundig unemst ist, wird dann nicht der Umbruch unertraglich? Ν achdem festgestel1t worden ist, daB der Epitaphios auch keine Satire oder Parodie im engeren Sinne sein kann, hat man eine weitere Hypothese ίη Erwagung zu ziehen, namlich daB der Epitaphios trotz seines konventionellen und nicht philosophischen Inhaltes als emst gemeint νοη Platon geschήebeη ist. Nach dieser Hypothese wird ίη der Rede fίir traditionel1e Werte und Ideale geworben. 1m Lobteίl werde die paradigmatische Bedeutung der Geschichte Athens (auch der jίingsten) gezeigt. Die Werte, die die Athener bei ihren Taten ίη der Vergangenheit bewegten, stίinden dann im Mittelpunkt der Mahnung der Gefallenen selbst und des Redners. Der bewuftt traditionelle Charakter der Gedanken unterscheidet nach dieser Interpretation diesen Epitaphios stark νοη den ίibrigen. Er sei eine 'Volksrede' ,147 die Platon ίη einem bestimmten Zeitpunkt an seine Mitbίirger geήchtet habe. Die Anwendung der Rhetοήk zu einem erΖίeheήscheη Zweck ist fίir Platon theoretisch durchaus denkbar. 148 Zugrunde lίegt der Gedanke, daB die Natur der Rhetorik immer die gleiche ist, da durch sie nur eine
Meinung und kein Wissen entsteht (Grg. 454 e9-455 a2), daB sie aber gerade deswegen nίitzlich sein kann, weil die Menge fίir das Wissen uηeπeίchbar iSt. 149 Eine theoretische Diskussion findet sich zum ersten Mal im Phαidros (259 e ff.).150 Dort wird die Rhetorik als 'Seelenfίihrung' (ψυχαγωγία τιc δια λόγων, Phdr. 261 a8, 271 clO) verstanden, die auf der Kenntnis der Seele, d.h. der Psychologie der Zuhorer, beruht. Grundbedingung ist, daB der Redner ίiber das Wesen der Dinge, νοη denen er SΡήcht, Bescheid weiB. Die Rhetοήk setzt also die Philosophie voraus. Das wird damit begrίindet, daB nur die Kenntnis der Wahrheit dem Redner eine Tauschung aufzudecken oder auszufίihren erlaube (261 c-262 c). Wie die Kenntnis der Wahrheit und sornit des Guten rnit einer Tauschung vereinbart werden kann, wird im Text nicht weiter erkliίrt. Die Sache klingt umso merkwίirdiger, als es sich ίη diesem Abschnitt ausschlieBlich um die Begrίindung der 'wahren' Rhetοήk handelt. Platon denkt aber sehr wahrscheinlich an den Unterschied, der spater ίη der Republik diskutiert wird, zwischen einer wirklichen Lίige und einer 'noblen Tauschung', d.h. einer fiktiven Erziίhlung, die als Medikament dienen kann. 151 Darnit stimmt die Defιnition der Rhetοήk im Politikos (304 c 1O-d2) ίiberein, wonach sie die Kunst ist, die Masse (πλήθουc τε και σχλου) durch das Erziίhlen fiktiver Geschichten (δια μυθολογίαc) und nicht durch Belehrung (δια διδαχηc) zu ίiberreden. Nach der Darstellung der wahren Rhetοήk im Politikos hat nur der Staatsmann ίiber ihre Anwendung zu entscheiden (304 d). Sie selbst ist ein Instrument ίη den Handen des Philosophen, dessen Nίitzlichkeit ίη der ϋbeπeduηg zur Gerechtigkeit besteht (304 al-2). Als Beispiele dieser Rhetοήk hat man den 'Phonizischen' Mythos ίη der Republik und die Proomien der Gesetze ίη den Leges betrachtet.152 Mit dem Konzept der
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fίir
die Parodie a1s literarischen Teπninus allerdings nicht, s. Ρ. Rau, Paratragodia, (Zetemata 45) Mίίnchen 1967, 7 ff. Parodie und Satire werden a1s Begriffe hiiufig verwechse1t; zum Unterschied der beiden s. Κaπer 41 ff.; Lamping 293; Hutcheon 43Ι 147 A1s "ethische Volksrede" wird der Epitaphios νοη Thurow 148 ff. bezeichnet. 148 Zur p1atonischen Auffassung der Rhetorik s. u.a. R. Hirze1, Ueber das Rhetorische u. seine Bedeutung bei P1ato, Leipzig 1871; Ε. Zeller, Die Philos. d. Gήechen 5ιι Ι, 944 ff.; Scholl 71 ff.; auch die Ausfίihrungen νοη Η. Gδrgemanns ίη seinen Beitrilgen zur lnterpretation νοη P1atons Nomoi, (Zetemata 25) Mίinchen 1960, 56 ff.
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149 Wilamowiιz 1485. 150 Schon im Gorgiαs (502 e-504 e) hatte er nach der entschiedenen MiBbilligung
der existierenden Rhetorίk auf eine Rhetorίk anderer Art hingewiesen, die zwar noch nicht existiere, die aber mδgιich sei. Diese Rhetorίk wίirde nicht darauf achten, ob sie angenehm sei, und wilre darauf gerichtet, 'daB die See1en der Bίirger so gut wie mδgιich werden"
151 Gδrgemanns a.o. 57 f. Das Prob1em hat auch Ε. Heitsch, Wege Ζυ P1aton, Gδttingen 1992, 116-26, diskutiert, ohne jedoch auf die Erk1i1rung νοη Gδrgemanns einzugehen. 152 Gδrgemanns, Beitrilge 59 ff.
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'wahren'
Rhetοήk im
Phdr. konnte man also auch die Verwendung der
Rhetοήk im Μχ. erkΙiίreη,ι53
Fϋr
diese Auffassung des Epitaphios lassen sich zweifellos einige Argumente vorbringen. Zunachst wird damit die unertrag1iche Zwiespaltigkeit vermieden, die bei einer satίήscheη oder parodistischen Interpretation zwischen dem Epainos und dem Teil mit der Mahnung und dem Trost zwangslaufιg entsteht, sowie das Spiel mit den athenischen Gefallenen. Die ganze Schήft hat einen positiven Inhalt (was allerdings ίη den platonischen Schήfteη zumindest der ersten Ρeήοde nicht unbedingt notwendig ist) und steht insofem im Einklang mit dem erΖίeheήscheη Zweck, den Platon mit der Begrϋndung der Akademie vermutlich kurz vor der Abfassung des Μχ. verfοlgte,ι54 Die groBe Rolle des Mythos am Anfang des Epainos, der patriotische und panhellenische Τοη im Τateηbeήcht und das stark betonte ethische Element im letzten Teil der Rede sind ein weiteres Indiz fϋr diese Auffassung. Dafϋr SΡήcht schlieBlich auch die Bewertung und Verwertung des Epitaphios ίη der Antike. Aus den vorhandenen Zeugnissen geht hervor, daB der Epitaphios spater als durchaus emsthaft aufgefaBt wurde. 155 Cicero (Orat. 151) beήchtet, daB die Rede ίη Athen alljahrlich Dffentlich rezitiert wurde. 156
Α. Croiset 59 f. 63; Schol1 77 ff.; Gδrgemanηs, 59 (anders ίη: PlatoR 66 f.); Kennedy 160 ff.; Thurow 148 ff. Es ist allerdings schon bedenklίch, daB man fίir die Interpretation des Μχ. eine Idee Platons anwenden will, die ίη einem viel SΡΙΙter abgefaBten Werk ausgedrίickt wird, und keine Deutung im Licht des zeitlίch nahe stehenden Grg. versucht. 154 Zum letztereη Argument vgl. Kennedy 160: "But ίι seems a little unusual that the dialogue should have ηο positiv educational cοηtήbutίοη Ιο make, especially since ίι must have been written soon after Plato opened his school and ίη the midst of the educational ήνaΙry with Isocrates''. 155 Zum Thema s. auch Oppenheimer 67 ff.
153 Das haben angenommen:
Beitriίge
Ζυ 249 b5-6. Aus den Zitaten ίη der Rhetorik des Αήstοteles sich leίder nicht ersehen, wie er den Epitaphios selbst verstanden hat; es ist al1erdings bezeichnend, daB er gerade die ironischen Worte des Sokrates ίiber das Lob der Athener νοτ Athenem aufgenommen hat (zum Thema vgl. Clavaud 17 ff.). Dagegen ist wahrscheinlich, daB schon Xenophon den Epitaphios als emstgemeint ansah. Ιη der Beschreibung des GeSΡrΙΙchs zwischen demjίlngeren Ρeήkles (dem Sohn Aspasias!), der kίinftig das Strategenamt bekleiden werde, und Sokrates ίη den Memorαbilien (ΠΙ 5) schreibt er sehr wahrscheinlich ίη Anlehnung u.a. an den Μχ., wie nicht ηυτ die Thematik und die Auswahl der Gespriichspartner zeigen, sondem auch Einzelheiten. Dazu s. Α. Delatte, Le troisίeme lίvre des Souvenirs socratiques de X~nophon, Lίege Ι
156 Dazu vgl. Komm.
liίBΙ
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Dionysios νοη HalikarnaB sieht im Μχ. die beste der platonischen Reden (Dem. 23 ρ. 180, 9 f. U.-R. κράτιcτοc δη πάντων των πολιτικων λόγων ό Μενέξενοc. Gemeint sind noch die Αρ. und die Lobreden im Smp.).157 Er untersucht ihn stilistisch (c. 24-30) und vergleicht ihn mit Reden des Demosthenes,l58 Plutarch (Per. 24, 7) bemerkt femer zum Μχ., daB ίη ihm μετα παιδιαc τα πρωτα (d.h. das Vorgesprach) geschήebeη sei, woraus man nur schlieBen kann, daB er die Rede fίir emst gemeint hielt. Quintilian (Inst. orat. Π 15, 29) fϋhrt ebenfalls den Μχ. wie die Αρ. als Beweise dafϋr an, daB Platon die Rhetοήk nicht abgelehnt habe. Die Vergleiche mit dem Epitaphios bei Thukydides, die ίη der Schήft περι μεθόδου δεινότητοc des Ps.-Hermogenes (24 ρ. 441, 2 ff. R.), bei Prok1os (Comm. in Plat. Prm. 631, 21 ίί. Cousin) und ίη den anonymen Prolegomena Philosophiae Platonicae (22, 47 ff. Westeήηk) vorgenommen oder diskutiert werden, zeigen, daB auch ihre Verfasser ihn als durchaus emsthaft betrachtet haben. Trotz den erwahnten Argumenten scheint diese Auffassung nicht plausibel. Wichtige Indizien zeigen, daB sich der Epitaphios genauso wenig als ganz emsthaft gemeintes Erzeugnis Platons interpretίeren liίBΙ, wie er als Satire oder reine Parodie verstanden werden kann. (α) Die Form des Epitaphios ist auBerst rhetοήsch. Die ganze Rede ist vol1 νοη rhetοήscheη Figuren aller Art;159 Dispositionsangaben und scharf markierte ϋbergaηge klingen zuweilen nahezu schulmaBig;160 das Paήs 1933, 66 ff. (auf die Ahnlίchkeit hatte schon Dίimrnler 26 aufmerksam gemacht; dieser SchluB wird erhiirtet durch die Bemerkung νοη Wίlamowitz (Π 141), daB Xenophon ίη Smp. 2, 16 ein ΜοΙίν des Μχ. nachahmt (vgl. Pohlenz 263 Α. Ι). Xenophon hιιtte uηmδglich ίiber ein ernstes Thema ίη Anlehnung an den Μχ. geschήeben, wenn er auch den Epitaphios fiίτ unemsthaft hielt.
157 Die nicht unbegrίindete Κήtίk des Dionysios an dem epainetischen Teίl, die im Gegensatz Ζυ der Anerkennung fίir die Paranese und die Paramythie steht, wird unter dem Blickwinkel des Attizismus, der fίir die Schlίchtheit und gegen die ϋberkίiηstιίchkeίtpliidierte, sehr verstandlίch. Dazu s. Komm. Ζυ 249 b5-6. 158 Dazu s. F. Walsdorff, Die antiken Urteίle ίiber Platons Stίl, (Klassisch philologische Studien Ι) Βοηη 1927,9 ff. bes. 18 ff. 159 Bemdt, De ironia 26 ff. 160 Μ~ήdίer 66 f. Anders als die Dispositionsangaben hat der logische und stringente Aufbau der Rede sowie der Versuch der genetischen Erkliirung damit Ζυ tun, daB der Autor kein Redner, sondem Platon ist; vgl. Blass ΙΙ 469: "Aber das Eine muss man νοη dem Phίlosophen durchaus erwarten, dass er logisch und ίibersichtlίch disponiert, und ίη
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V okabular ist oft der Dichtersprache entnommen oder zumindest ungewohn1ich; es kommen zahlreiche 'Motivwiederholungen' vor, wie sie sich bei Gorgias finden,161 und es werden rhetοήsche Beweismittel gebraucht. 162 Es ist deutlίch, daB Platon den gorgίanischen Stίl imitίert. 163 Die Ν achahmung bedeutet aber bei Platon immer Spiel, dessen Zweck oft die Parodie iSt. I64 Der ϋberaus SΡίeΙeήsche Umgang mit der Form der Rede im Μχ. laBt sich mit der Annahme, die Rede als solche sei absolut emst gemeint, kaum vereinbaren. Die Agathon-Rede im Smp., ίη der ebenfal1s der gorgianische Spl imitiert wird, ist hierzu eine einleuchtende Parallele. (b) Es ist wahr, daB im Vorgesprach eine eindeutige Aussage ϋber den folgenden Epitaphios fehlt. Auf der anderen Seite bedeutet aber die ganze Diskussion zweifel10s eine Herabsetzung fϋr die Epitaphien im al1gemeinen. V οη dieser Diskussion wird der Epitaphios, den Sokrates halten wird, direkt oder indirekt nicht ausgenommen. Und das ist nicht al1es. Die Rede wird νοη Sokrates auf Aspasia Ζurϋckgefϋhrt. Der Κuηstgήff des Sokrates als solcher besagt zwar nichts ϋber den Inhalt der Rede, wohl aber die Person, auf die die Rede zurϋckgefίihrt wird. Auch im Symposion fίihrt Sokrates sein Wissen auf eine Frau, Diotima, zurϋck. Oaήη besteht aber ein wesentlίcher Unterschied, denn Diotima ist eine emste und ehrwϋrdίge Person, worauf schon ίhr Name hinweist, Aspasia dagegen eher eine komische Figur. Bedenkt man ηυη, daB der Inhalt des Epitaphios konventioneil ist und sich nicht sehr νοη den ϋbιicheη Epitaphien unterscheidet, so laBt sich nicht einsehen, warum Platon eine
Rede, die er als emsthaft gemeint abgefaBt haben sol1, νοη einem solchen herabsetzenden Gesprach umrahmt sein lieB.
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der That finden wir nicht nur dies, sondem auch eine kunstvolle Verknίίpfung und glatten Anschluss der einzelnen Theile gaπz ίη Isokrates' Art". 161 Pohlenz 264 f.; Loewenclau 149 f. 162237 c7 (μαρτυρει); el (τεκμήριον); 238 a4 (τεκμήρια); vgl. Pohlenz 264. 163 Diesen Stil irnitiert Platon schon ίη Grg. 448 c; s. Dodds Ζυ 448 c4-9. 164 Vgl. Wilamowitz ΙΙ 419: "Wo er (sc. Platon) nachahmt, parodiert er, den Protagoras, den Polos, den Agathon". Wenn man 'parodiert' im weiteren Sinne des Wortes auffaBt, ist diese Bemerkung zweifelsfrei richtig. Wίlamowitz (a.O.) selbst erkennt aπ' daβ auch der Eingaπg des Epitaphios "rnit Absicht parodisch" ist. 1m Kapitel ίίber den Μχ. erkliirt er aber den Stil der ganzen Rede anders (ΙΙ 127): "Die Rede Platons zeigt, daB er Ζυ den Kunstrednern ίη Wettbewerb ιήιι, und wenn er einen Epitaphios schreiben wollte, so war ihm der Stίl νοrgeschήebeη, so gut wie er ίη einer Tragodie euήΡίdeίsch hatte dichten mίίssen".
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(c) Der Epitaphios enthaIt Behauptungen, die an sich nicht als satίήsch aufgefaBt werden konnen, die man aber einem emst sprechenden Platon nicht zuweisen wϋrde, auch nicht ίη einer idea1isierenden Rede, die fϋr das breite Publίkum bestimmt ware. Dίe Aussage, daB die Erde die Frau nachahme, mag vie11eicht kosmologische Anschauungen widerspiegeln, kehrt aber bei Platon bezeichnenderweise ίη der Rede des ΑήstΟΡhaηes im Smp. wieder. 165 Der Streit der Gotter ϋqer Athen wird nicht nur ίη Criti. negiert, wie wir gesehen haben, sondem als a11gemeinere Vorstel1ung auch ίη Euthphr. 6b-8b (ein Werk, das wohl vor dem Μχ. entstanden ist) ausdrϋcklίch abgelehnt. 166 Warum Platon dieses ΜοΙίν ίη einem emst gemeinten Epitaphios hatte beibehalten mϋsseη, ist schwer Ζυ verstehen. Genauso schwerwiegend ist die BehaupΙUng, die athenische Verfassung sei 'auchjetzt' (238 c6 και νυν), wie frϋher, eine 'Ηeπschaft der Besten'. Diese dίrekte Bezugnahme auf die Gegenwart, die ins Auge SΡήηgt, hatte der Autor vermeiden konnen, indem er einen milderen oder al1gemeineren Ausdruck benutzt hatte. Die Schonfarberei schlieBlίch ίη der Darstel1ung der athenischen Geschichte ware zwar verstandlίch ίη einem Lob der femen Vergangenheit, wenn damit ein erΖίeheήscher Zweck verfolgt wϋrde, nicht aber ίη Bezug auf die jϋηgste Geschichte Athens.
Die Interpretatίon des Epitaphios als einer popuHi.ren Rede erweist sich also als uηbefήedίgeηd. Durch die aufeinanderfolgenden Abgrenzungen aber, die sich bei der bίsheήgeη Diskussion ergeben haben, tritt der Charakter des Epitaphios ίη seinen wesentlίchen Ζϋgeη deutlicher zutage. Sein Inhalt ist konventionel1 und bήηgt zumindest an einigen Stel1en nicht die wahre Meinung Platons zum Ausdruck, er ist aber auch keine Satire oder Parodie im engeren Sinne. Seine Topik ist traditione11, sie laBt
165 Dazu s. Komm. Ζυ 238 a4-5. Auch die Behauptung, die attische Erde sei
ursprίίnglίch llyovoc και καθαρα νοη wίlden Tieren (237 d), sowie der angefίίhrte 'Beweis' (τεκμήριον) dafίίr, daB die attische Erde die ersten Einwohner geboren habe (237 e), klίngen selbst ίη einem mythischen Zusammenhang ίίbertrieben und Ζυ rhetοήsch.
166 DaB dieses Motiv anstoBig ist, wird auch νοη Η. Herter, Palίngenesia 4 (1969) 109 Α. 5 = ΚΙ. Schr. 279 Α. 5, aπerkannt, der den Epitaphios fίίr emst gemeint haIt.
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aber zugleich eine besondere Akzentuierung erkennen (groBe Rolle des Mythos am Anfang des Epainos, stark panhellenischer Τοη im Τateηbeήcht, Betonung des ethischen Elements ίη der Mahnung und im Trost). 1m Vergleich mit anderen konventionellen Epitaphien ist der platonische eine gute Rede, obgleich sein Inhalt nicht platonisch ist. Ιη dieser Hinsicht eήηηert der Epitaphios an die erste Rede des Sokrates im Phdr. Beide Reden sind gute Beispiele der gewohnlίchen Rhetοήk, deren Inhalt jedoch gewissermaBen vorgegeben ist. Es ist deswegen bestimmt kein Zufall, daB auch die Gesprache, die beiden Reden vorausgeschickt werden, sehr groBe Ahnlίchkeit mίteinander aufweisen,167 so daB man das ν orgesprach des Μχ. als eine "ν orform" der entsprechenden Partie im Phdr. betrachten kann. 168 Είη Unterschied des Epitaphios zur Rede des Sokrates im Phdr. lίegt nur daήn, daB im Μχ. nicht fίir einen paradoxen Gedanken pladiert wird und daB der Τοη der Rede wegen ίhres Inhaltes emster ist, was besonders fϋr den zweiten Teίl gίlt. 1m Gegensatz zum Inhalt ist die Form des sokratίschen Epitaphios nur als Spiel Ζυ verstehen, das ίη der Nachahmung der gorgianischen Manier besteht und bisweίlen ϋbertrίebeη klίngt. Als solche kann die Form nur als ironische Distαnzierung interpretiert werden. Will man ηυη den sokratischen Epitaphios anhand der erwahnten Merkmale ίη eine lίteraήsche Κategοήe einordnen, so paBt dazu am ehesten das Pαstiche. Dieser Begrίff erscheint insofem als vorteilhaft, als er gewissen Eigentϋmlί~hkeiten des Epitaphios Rechnung tragt. Denn
obwohl das Pastiche als parodistisches Verfahren aufgefaBt werden und Ζυ einem parodistischen Zweck dienen kann, unterscheidet es sich ίη wesentlίchen Punkten νοη der Parodie im engeren Sinne: 169 das Gewicht wird im Pastiche auf die Nachahmung und die Ahnlίchkeit mit der Vorlage und nicht auf die (verΖeπeηde, komisch wirkende) Veranderung und die Gegensatzlίchkeit gelegt; die ν orlage fϋr ein Pastiche ist ίη der Regel eine Gattung oder das gesamte Werk eines Autors, nicht das einzelne Werk; das komίsche Element wird schlίeBlίch im Pastiche nicht ausgeschlossen, es ist aber ίη der Regel subtίlerer Art als ίη der Parodie. Der sokratische Epitaphios enthalt zweifellos die konstitutiven Elemente eines Pastiche. Er ist im wesentlίchen absichtlίche Nachahmung einer Gattung, aber die Nachahmung eines ΚϋηstΙers und nίcht die ϋbuηg eines SchϋΙers im Rhetοήkuηterήcht. Kennzeichnend fϋr die platonische Imitation ist, daB das parodistische Element entweder fehlt oder, wo es vorkommt, fast unmerklίch bleibt. Die Grenze zwischen Emst und Spiel ist nicht immer klar Ζυ ziehen. 170 Diese feine und subtίle Parodie sowie die νerbindung νοη Emst und Spiel 171 sind sehr charakteήstίsch nicht nur fϋr den Epitaphios, sondem
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169 Zum Pastiche s. vor allem den wichtigen Aufsatz νοη W. Hempel, Germanisch romanische Μοηatsschήft 15 (1965) 165 ff., dem ich im allgemeinen folge; s. auch L. Deffoux, Le pastiche liιιeraire, Paήs 1932,5 ff.; L. Albertsen, Orbis litterarum 27 (1971) 1-8; W. Kaπer. Parodie, Travestie, Pastiche 47 ff.; L. Hutcheon, Α Theory of Parody 38 f.; Μ. Α. Rose, Parody: Ancient, Modern and Postmodem 72 ff. Das Pastiche wird hier natίirlich nicht im abwertenden Sinn der tiiuschenden Ahnlichkeit verstanden wie ίη den bildenden Kίinsten.
167 Die Ahnlichkeiten, die bis ins Wortliche hineinreichen, sind auffallend: Sokrates stellt im Eingang des Dialogs die gleiche Frage aπ Phaidros wie hier an Menexenos; Phaidros liest entzίickt eine Rede vor, die Lysias mit Zeitaufwand ίη MuBe verfaBt haben sol1 (228 a); der Vortrag hat auf Sokrates die gleiche Wirkung wie die Grabreden: er geriit auBer sich (234 d, bes. dl έκπλαγηναι, d5 cυνεβάκχευcα - Μχ. 235 a-b); Sokrates behauptet ebenfalls, er konne besser als Lysias sprechen, seine Argumente stammten aber νοη anderen, νοη wem genau, habe er allerdings vergessen (235 c-d, vgl. bes. 235 c7 παρά γε έμαυτου ούδέν αύτων έννενόηκα - Μχ. 236 a8, sowie Phdr. 235 d2-3 - Μχ. 236 b8-cl); wie Menexenos driingt auch Phaidros Sokrates behaπιich, die Rede zu halten (235 d-237 a, bes. 236 c8 έCΜέν δέ μόνω έν έρημί~ - Μχ. 236 d2, 237 a6 Λέγε μόνον, τα δ' αλλα σπω, βούλει ποίει - Μχ. 236 c5-7, clO). 168 FήedΙiiηder Η 204 f. 263. Auf die Ahnlichkeit haben 'ior FήedΙiiηder schon Stallbaum (Proleg. 20. 22) und nach ihm Diels (Α. 32) und Dίimmler 26 hingewiesen, ohne jedoch die Bedeuιung dieser Entsprechung erkannt zu haben. Am ausfίihrlichsten hat diese Partien aus dem Phdr. und dem Μχ. Pohlenz (259 f. 263) verglichen. aber daraus keinen SchluB gezogen.
170 Damit kann man auch den emsteren Τοη im zweiten Teil der Rede (Mahnung und Trost) erkliiren, ohne eine Zwiespiiltigkeit annehmen zu mίissen. Durch diese Mischung wird auch die Beleidigung der Gefallenen vermieden. Das Spiel ist nicht ίibertήeben und gίlt nur der literaήschen GatΙUng. 171 Die Mischung νοη Ernst und Spiel war charakteήstίsch fίir das Verhalten des Sokrates (vgl. Χ. Mem. Ι 3, 8; Cyr. νι Ι, 6; 3, 47), und νοη ihm hat sie auch Platon ίibemommen. 1m platonischen Werk ist das Spiel ein vieldeutiger Begriff. (πουδή und παιδιά bίlden nach Platon nicht nur einen Gegensatz, sondem sind gelegentlich sich ergiinzende Elemente: das Spiel ist bisweilen eine Erholung vom Emst (Phlb. 30 e6 'Ανάπαυλα γάρ, ι1 ΠρώταΡχε, τη' (πουδη, γίγνεται ένίοτε ή παιδιά, vgl. Lg. Η 653 c d) und der Emst kann um des Spieles willen existieren (Lg. νΗ 803 d); ίη Ερ. 6,323 d1 (die Echtheitsfrage ist hierfίir weniger wichtig, da der lηhait durchaus der Halιung Platons eηtSΡήcht) werden die beiden als Geschwister bezeichnet (έπομνύντα, (πoυδ~ τε αμα και τη, (πουδη, άδελφ~ παιδι~, vgl. Phdr. 276 a1 [νοη der schήftlicheη und mίindlichen Rede, die der (πουδή und der παιδιά entsprechen)). Nach Platon sind Spiel ..1oo1L..
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auch fϋr groBe Tei1e des platonischen Werkes. Um dies Ζυ belegen, braucht man nicht viel Ζυ suchen, denn letztlίch weisen fast alle platonischen 1mitationen diese Merkmale auf. 1m Protagoras Ζ.Β. ist die wi1lkϋrιίche 1nterpretation des Simonides-Gedichtes durch Sokrates, obwohl sie zeitwei1en als ernsthaft platonisch miBverstanden wurde, zweifellos nur eine Parodie der sophistίschen ErkHirungmethode, die aber nicht scherzhaft bleibt. 172 1m Kratylos, wo Sokrates ίη seinem Gesprach mit Hermogenes die Kunst des Etymologisierens parodiert, wechseln sich seine wίlden und verfehlten Etymologίen mίt ήchtίgeη ab, so daB man am Ende nicht genau weiB, wieweit er nur spielt. Das gleiche gίlt fϋr die Reden des Tragίkers Agathon und des ΑήstΟΡhaηes im Symposion. Die Rede des Gorgiasschϋlers Agathon, deren Parallelίtat zum Μχ. als Stίlίmίtatίon schon erwahnt wurde, wird vom Dichter selbst am Ende teίls als Spiel tei1s als Ernst bezeichnet (197 e7 τα μεν παιδιαc, τα δε (πουδη, μετρία, ... μετέχων) und ist ίη der Tat trotz einiger emsthaften Gedanken eher ein Spiel. Die Rede des groBen Komodiendichters ist anders, als man vielleicht erwartet, inhaltsreicher. Seine Rede klίngt zumindest an einigen Stellen scherzhaft und parodiert sehr wahrscheinlίch Gedanken des Empedokles und der Orphiker. 173 Nur eine Parodie ist aber seine Rede sicherlίch nicht, denn sie ist die einzige Rede, auf die Diotima antwortet (205 dlO-e7, vgl. 212 c4-6). 1η all diesen Beispielen sind die Grenzen zwischen Spiel und Ernst nicht leicht festzusetzen und die Ρarδdίe nicht ϋberaΙΙ erkennbar oder sicher. Dieses gίlt genauso fϋr den sokratischen Epitaphios, und nur auf diese Weise ist Ζυ erklaren, warum er ίη der Antίke miBverstanden wurde und warum ίη der Neuzeit keine Einigkeit zwischen den 1nterpreten eπeίcht wurde.
Nachdem der Charakter des Epitaphίos geklart ist, stellt sich die Frage nach seiner Funktion im Werk und schlίeBlίch nach dem Sinn des Ganzen. Wenn der Epitaphios eine SΡίeΙeήsche Nachahmung bzw. ein Pastiche ist, aber keine (komίsch wirkende) Parodie der gewohnlίchen Epitaphίen, kann er nicht eine BloBstellung dίeser lίteraήschen Produkte bedeuten und ist somit auch keine einfache Bestatigung der allgemeinen Κήtίk im Vorgesprach. 174 Wenn Platon wirklίch ein typisches Beispiel dieser Reden bieten wollte, hatte er einen der 'Lysias'-Rede im Phaidros entsprechenden Epitaphios ϋbemehmeη oder schreiben kOnnen. Die Bestatigung der Κήtίk war nicht das Hauptanlίegen Platons, denn ihre Richtίgkeit hatte jeder Leser, der ίη Athen lebte, leicht feststellen kOnnen. Der sokratische Epitaphios bedeutet nur insofem eine Bestatigung der vorausgeschickten Κήtίk, a1s er genauso wie dίe erste Rede des Sokrates im Phaidros demοηstήert, wie man aus leichter Hand einen Epitaphios (und zwar einen guten) schreiben kann. ϋber den Grund, warum Platon einen solchen Versuch untemommen und diese Schήft abgefaBt hat, und ϋber den Zweck, den er damίt verfolgte, lassen sich nur Vermutungen aufstellen. Wegen des Charakters des Epitaphios scheint es sehr plausibel, daB der Wetteifer mίt den athenischen Rednem, d.h. ίη diesem Fa11 den Polίtikem, zumindest als Hintergedanke bei der Abfassung der Rede eine Rolle spielte. "Platon wollte sich wirklίch mίt den Publίzisten des Tages, den Rhetoren, messen, wollte zeigen, daB er nur Ζυ wollen brauchte, um es auf ihrem Felde mit ihnen aufzunehmen", meint Wi1amowitz (ΙΙ 142). Nach der kήtischen Auseinandersetzung mίt der Rhetorik im Gorgias dϋrfte Platon ein solcher Versuch attraktiv erschienen sein. 175 Seine neugegrϋndete Schule und die natϋrliche
nicht nur al1e mimetischen Kίinste (Sph. 234 b); Spiel ist auch die schήftιίch fixierte Rede des Phίlosophen (Phdr. 276 d). Zum Spiel bei Platon s. neben der schon erwahnten Arbeit νοη Η. Gundert (oben Anm. 101); De νήes 16 ff.; Κ. νοurνeήs, 'Αφιέρωμα είς Γ. Χατζιδάκιν, Έπιστ. Έπετ. Φιλοσ. Σχ. Πανεπ. 'Αθηνων 195511956, 469-526 = Κλασσικη παιδεία καΙ ζωή, Athen 1969,90 ff. (παιδεία und παιδιά bei Platon und Αήstοteles); Guthήe ιν 56 ff. 172 So kann man die Meinung des Sokrates, die Ungerechtigkeit sei Ergebnis eines Unwissens, nur als ernst gemeint verstehen. Vgl. auch FήedΙaηder ΙΙ 20: "Das Ganze enthaIt einen Ansatz platonischer Ontologie und ist ein kurzer ΑbήΒ dessen, was man die sokratίsche Wissensethik nennt (...)". 173 Dazu s. die im Komm. zu 238 a4-5 erwahnte Literatur.
174 Als "Wahrheitsbeweis" der vorausgehenden Κήtίk versteht die Rede vor allem Oppenheimer 70 ff. (vgl. Buchheit 90 Α. 4). Nach ihm schlίeBt sich der Beweisgang mit dem Beifall des Menexenos im Nachdialog. Diese Auffassung ist aber sehr bedenklich. Als Erklarung fίir den Beifall des Menexenos mag sie moglίch erscheinen. Warum hat aber Platon das ganze Werk geschrieben? Nur um zu zeigen, wie gefahrlίch diese Rhetοήk ist? Warum 11ίBt er aber dann Sokrates den Epitaphios vortragen? Und was muB man mit der Par1ίnese und der Paramythie tun? Meiner Ansicht nach ist der Beifall des Menexenos nach dem Vortrag des Sokrates mit dem Beifall der Gaste nach der Rede Agathons im Smp. zu vergleichen. 175 Die Veroffentlίchung des thukydideischen Werkes rnίt dem daήη enthaltenen Epitaphios des Ρeήkles konnte ein zusatzlίcher AnlaB fίir Platon gewesen sein. Schon ίη der Antike hat man einen Bezug auf Thukydides angenommen: Dion. Hal. 23 ρ. 180,9
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Konkurrenz mit der Schule des Isokrates, die ihren Betrieb sehr wahrscheinlich um 490 v.Chr. aufnahm,176 waren fϋr ihn viel1eicht ein weiterer Anreiz. l77 Es ist aber auch sehr wahrscheinlich, daB die Κritik an den Epitaphien im ν orgesprach mit der Situation ίη Athen Ζυτ Zeit der Entstehung des Μχ. ίη Zusammenhang steht. Wίίhrend des Κοήnthίschen Κrieges muB die Gattung der Epitaphien und die Ρatήοtίsche Rhetοήk eine ΒΙϋte erlebt haben, die νοη den Traumen der Athener seit 392, ihre άρχή wίederaufΖuήchten, gestarkt wurde. Um so deutlicher muB die Κluft zwischen dem idealen Bi1d Athens ίη der Ρatήοtίschen Rhetοήk und die Realitat nach dem enttauschenden und schmachvol1en Αntalkidasfήeden gewesen sein. Die Κritik Platons ist also sehr aktuel1 und im weiteren Sinne politisch. Ob diese ν ermutungen al1erdings zutreffen und ob etwas mehr hinter der Abfassung der Schήft steckt, wird, solange unsere Kenntnisse ϋber die Tatigkeit Platons Ζυ dieser Zeit so geήng sind, sehr ungewiB bleiben.
fϋnf ηυτ den Epitaphios und weitere sechs Abschnitte verschiedenen Umfangs enthalten. 179 Bumet hat als erster gezeigt, daB νοη diesen Ηandschήften drei als Hauptzeugen Ζυτ Textkonstitution gelten mϋssen. Seine Ausgabe, wie spater die νοη Μeήdίer, beruht auf einer Kol1ation dieser Ηandschήften. νοη den sekundίίren Ηandschήften sind bis jetzt ηυτ 23 vol1standig oder tei1weise kol1ationiert. Die meisten νοη ihnen wurden νοη Bekker und einige weitere νοη Stallbaum fϋr ihre Ausgaben herangezogen. 180 Eine Kol1ation aller Handschriften ware eine notwendige ν oraussetzung, um ein richtiges Bild ϋber die HandschήftenverhaltnissenΖυ bekommen, war aber im Rahmen meiner Arbeit nicht mOglich. Deswegen habe ich zur Textkonstitution eine neue Kol1ation (sowohl auf Mikrofιlm als auch auf Photographien) der drei ΗaUΡthandschήften vorgenommen. 181 Bei den sekundίίren Ηandschήften
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Vatican Plato and its Relations, Middletown 1934, 65-92). Nicht vollstiindig ist im allgemeinen auch die Liste νοη Brumbaugh und Wells (vgl. Ν. G. Wilson, Gnomon 41, 1969, 615), so daB die Anzahl der Handschriften, die den Μχ. ϋberιieferη, moglicherweise groBer ist. Es ist sicherlich nur ein Zufall, daB bis jetzt kein Papyrus gefunden ist, der den Μχ. ϋberιiefert, wie dies auf etwa die Hiilfte der platonischen Werke Ζutήfft (zu den Platon ΡaΡΥή im allgemeinen s. Ρ. J. Sijpesteijn, Aegyptus 44, 1964, 26-33). Es ιιιβι sich jedoch mit Sicherheit sagen, daB das Werk auch im Agypten des 2. und 3. Jh. n.Chr. gelesen wurde, da der Name Μενέξενοc zusammen mίt den Namen weίterer platonischer Dialoge ίη einer Βϋcherιiste auf einem Papyrus (wahrscheinlich aus dem 3. Jh. n.Chr.) aus Oxyrhynchos erscheint (zum ersten Mal veroffentlicht νοη Medea Norsa, Aegyptus 2, Ι921, Ι9 [= Nr. 2087 Pack2]).
V.ΤΕχτϋΒΕRLΙΕFΕRUΝG
(ί) Direkte ϋberιieferung
Der
Μχ.
ist
ίη
insgesamt 47
Ηandschήften ϋberιiefert,178 νοη
denen
179 Wie C. W. ΜϋΙΙer, WϋrΖburger Jahrbϋcher 5 (1979) 244 ff., gezeigt hat, gehen zumindest vier (Escor. C Ι Ι; Monac. 490; Flor. 28, 29; Paris. 3009) der fϋηf Ηandschήfteη, die nur den Epitaphios enthalten, auf eine Platonausgabe des Gemistos Plethon zurϋck.
ff. U.-R.; [Hennog.] π. μεθ. δειν. 24 ρ. 44Ι, 2 ff. R.; Proklos, Comm. ίπ Ρl. Prm. 631, 2Ι ff. Cousin; vgl. aber auch Αηοη. Prolegomenα Philosophiαe Plαtonicαe 22, 47 ff. Westeήnk; ίη neuerer Zeit: Th. Bergk, Gήech. Literaturgesch. ιν 459; Bemdt, De ironia 3 f.; Pohlenz 246 ff.; Loewenclau 69 ff.; Kahn 22Ι ff.; vgl. Ο. Luschnat, RE Suppl. ΧΙΙ (1970) Ι 280-4. Gegen Platons Kenntnis des thukydideischen Werkes hat sich Wilamowitz mehnnals ausgesprochen.
176 Κ.
180 Bekker hat filr den Μχ. 12 Ηandschήfteη herangezogen: Γ (= Coisl. 155), Θ (=Vat. 226), Ξ (=Marc. Ι84), Σ (= Marc. Ι89 = S bei Schanz), Φ (= Vindob. phil. 109), Β (=Paήs. 1808), C (= Paήs. 1809), Ε (= Ρaήs. Ι811), F (= Paήs. 1812), Ζ (= Ρaήs. 3009), r (= Ambros. 56), w (= Angel. C Ι, 9). Stallbaum hatte 11 Ηandschήfteη fiir seine Ausgabe kollationieren lassen: a (= Laur. 59, Ι), b (= Laur. 85, 6); c (= Laur. 85, 9), d (= Laur. 85, 12), q (= Laur. 4, 33), ν (= Laur. 59,47), χ (= Laur. 85, 7), Ζ (= Laur. 28, 29), Vind. Ι (= Vind. suppι. gr. 7 = W Bumet), Vind. 4 (= Vind. suppl. gr. 39 = F Bumet), Vind. 6 (= Vind. Ι09 = Φ Bekker). Die meisten Ηaηdschήfteη, die noch nicht kollationiert sind, gehoren ins Ι4. oder ίη ein noch spiiteres Jh. Es gibt aber 3 Ηandschήfteη (Vat. 1028 = Nr. 207 Wilson; Βοηοη. 3630 = Nr. 5 W.; Escor. γ Ι, 13 = Nr. Ι4 W.), die vielleicht ins 13. Jh. gehOren.
Μϋηscher, RE ΙΧ 2 (ι9Ι6) 2Ι69 f.
177 Werke wie der Μχ. dϋrfteη im Gymnasium der 'Ακαδήμεια gelesen worden sein,
d.h. am Ort, wo die Veranstaltungen fiir Anfangem stattfanden; zur platonischen Schule s. neuerdings Μ. Baltes, Hennathena Ι55 (1993) 5-26, bes. 7. DaB Platon "nonnally the deliverer of his Socrate's words" war, wie G. Ryle (Plato's Progress, Cambήdge Ι 966, 32) behauptet, ist eine interessante, aber unbewiesene Hypothese. 178 Bei R. S. Brumbaugh - R. Wells, The Plato ΜanuscήΡts. Α New Index, New Haven/London Ι968, 96-98 und ΙΟΟ, werden 46 Ηandschήfteη erwi1hnt, hinzuzufiigen ist aber auch der Angel. C Ι, 9, der νοη Bekker fϋr den Μχ. kollationiert wurde, seit langer Zeit jedoch als verloren gilt. Ιη der Liste νοη Ν. G. Wilson, ScήΡtοήum Ι6 (1962) 386-95, werden 43 Ηandschήfteη erwiihnt (noch weniger bei L. Α. Post, The
93
~ .... ..
Cώκρατεc, του, ρήτοραc. νυν μέντοι οΤμαι έγφ τον αίρεθέντα ού πάνυ εύπορήcειν- έξ
d
ύπογύου γαρ παντάπαcιν ή αϊρεcι' γέγονεν, ωcτε ϊcωc άναγκαcθήcεται ό λέγων ωcπερ αύτοcχεδιάζειν. (Ω. πόθεν, ώγαθέ; είcιν έκάcτοιc τούτων λόγοι παρε
235 a 1 τα μη etiam Τ, sed τα ex emend. (τα etiam in marg.) a 3 την πόλιν TW : τον 1Cόcμον F τρόπου, TW : το,κ τρόπου, F a 4 1Cat του' TW : om. F (suprascr. f) a 6 έπαινουντε, del. Cobet ooct' TF : ώ, W a 7 1Cat TW : 1Cat γ' F έξέcτη1Cα F: εctη1Cα TWf b 1 ά1Cροώμενοc] αίωρoUμενο, Valckenaer b 2 μείζων TW : 1Cat μείζων F b 5 μοι om. W b 8 πλείω 11 TWF : πλείω Priscianus: πλειον Hirschig: πλειν Cobet d 1 πόθεν-d 2 αύtοcχεδιάζειν om. F, sed ead. man. add. in ima pag.
107
(κευαcμένoι, και αμα ούδε αύτοcχεδιάζειν τά γε τοιαυτα χαλεπόν. εί μεν γαρ δέοι 'Αθηναίου, έν Πελοποννηcίοιc ε~ λέγειν 11 Πελοποννηcίουc έν 'Αθηναίοιc, άγαθου αν ρήτορο, δέοι του πείcοντοc και εύδοκιμήcοντοc' οταν δέ τι, έν τούτοι, 5 άγωνίζηται οϋcπερ και έπαινει, ούδεν μέγα δοκειν ε~ λέγειν. , " l' (ωκρατεc; ' ΜΕΝ . Ουκ οιει, ω (Ω. Ού μέντοι μα Δία.
ΜΕΝ .
"λοιτο'
ε
1'Η"
οιει
'β ου λ' η;
1',
οιο' τ
,,,
αν
l'
ειναι
'"
αυτο,
-
ειπειν,
'δ'
ει
εοι
, e
και
(ε η
(Ω. Και έμοι μέν γε, 6> Μενέξενε, ούδεν θαυμαcτον οϊω τ' εΤναι είπειν, φ τυγχάνει διδάcκαλοc o~ca ού πάνυ φαύλή
περι ρητορικηc, άλλ' ηπερ και άλλου, πολλου, και άγαθου, 5 πεποίηκε ρήτοραc, ενα δε και διαφέροντα των 'Ελλήνων, Περικλέα τον Ξανθίππου. Μ Ε Ν. Τί, αϋτη; 11 δηλον οτι 'Αcπαcίαν λέγειc;
(Ω. Λέγω γάρ, και Κόννον γε τον Μητροβίου' o~τoι γάρ
μοι δύο είcιν διδάcκαλοι,
ό μεν μουcικηc, ή δε Ρητορικηc.
οϋτω μεν o~ν τρεφόμενον άνδρα ούδεν θαυμαcτον δεινον εΤναι
236
λέγειν' άλλα και οcτιc έμου κάκιον έπαιδεύθη, μoυcικην μεν ύπο Λάμπρου παιδευθείc, ρητορικην δε ύπ' 'Αντιφωντο, του 'Ρ
,
αμνoυcιoυ,
IfΙ ομω,
,,1"
καν
ουτο,
l' , οιο'
τ
,
" ειη
'Αθ' ηναιου,
γε
,
εν
5
'Αθηναίοι, έπαινων εύδοκιμεΙν. ΜΕΝ. Και τί αν εχοι, είπειν, εί δέοι (ε λέγειν;
(Ω. Αύτο, μεν παρ' έμαυτου ϊcωc ούδέν, 'Αcπαcίαc δε και χθε, ήκροώμην περαινούcηc έπιτάφιον λόγον περι αύτων b τούτων. ηκουcε γαρ απερ (υ λέγειc, οτι μέλλοιεν 'Αθηναιοι αίρειcθαι τον έρουντα' επειτα τα μεν έκ του παραχρημά μοι
δι~ει, οΤα δέοι λέγειν, τα δε πρότερον έcκεμμένη, οτε μοι
δοκει (υνετίθει τον έπιτάφιον λόγον ον Περικλη, εΤπεν, 5
περιλείμματ' άττα έξ έκείνου CυΥκολλα/cα.
d 5 δέοι του TWf : δέοιτο F 1Cat ante οταν add. F e 1 11 TWF, cοπ. Gottleber οίει TWf: οίει αν F e 3 μέν γε θαυμαcτόν. ι1 Μενέξενε, O'i>δεν θαυμαcτον F e 4 (οι post είπειν add. F 236 a 1 ό TW : ή F (pήm.ίΙ ό uel οί) ή Τ : ό W: οί F a 4 παιδευθει, del. Cobet a S σϋtω' primit. W pro ~o' οΙό, τ' είη TW : ΟΤΟ' τ' η. 11 F γε F : τε TW b 5 δΟ1Cει Τ: έδό1Cει WF b 6 περιλείμματ' αττα Τ (sed γρ. ταυτα ίn marg.) f (supra lίneam) : περιλείμματα ταυτα WF (sed alt. τα ίη ταυτα punctis ηοΙ) ruyιCολλώcα TWf : 1Cομιί)cα F
MENEEENOC
ΠλΑΤΩΝΟC
108
παραμυθούμενοc. τίc ο{)ν αν ήμιν τοιουτοc λόγοc φανείη; η 237 πόθεν αν operoc άρξαίμεθα ανδραc άγαθ01Κ έπαινουντεc, οϊ ζωντέc τε το\)( έαυτων ηϋφραινον δι' άρετήν, και την τελευτην άντι tfjc των ζώντων cωτηρίαc ήλλάξαντο; δοκει μοι χρηναι κατα φύcιν, ωcπερ άγαθοι έγένοντο, οϋτω και έπαινειν αύ 5 τούc. άγαθοι δε έγένοντο δια το φυναι έξ άγαθων. την εύγένειαν ο{)ν πρωτον αύτων έγκωμιάζωμεν, δεύτερον δε τροφήν τε και παιδείαν έπι δε τούτοιc την των εργων πραξιν έπιδεί b
ΜΕΝ. "Ή και μνημονεύcαιc αν α Ελεγεν ή 'Αcπαcία;
c
(Ω. Εί μή άδικω γε' έμάνθανόν γέ τοι παρ' αύτηc, και όλίγου πληγαc ελαβον οτι έπελανθανόμην.
ΜΕΝ. Τί ο{)ν ού διηλθεc;
(Ω. Άλλ' οπωc μή έξενέγκω αύτηc τον λόγον.
5
μοι
χαλεπανει
ή
διδάcκαλοc,
αν
ΜΕΝ. Μηδαμωc, ιi> Cώκρατεc, άλλ' είπέ, και πάνυ μοι χαριει, είτε Άcπαcίαc βούλει λέγειν είτε ότουουν- άλλα μόνον είπέ. (Ω. 'Αλλ' ίcωc μου καταγελάC1;Ι, αν COt δόξω πρεcβύτηc
ξωμεν, ώc καλην και άξίαν τούτων άπεφήναντο. tfjc δ' εύγενείαc πρωτον ύπηρξε τοιcδε ή των προγόνων γένεcιc
ούκ επηλυc ο{)cα, ούδε τουc έκγόνουc τούτουc άποφηναμένη μετοικουνταc έν t'Q χώρ~ αλλοθεν (φων ήκόντων. άλλ' 5
""
ων ετι παι'ζ ειν.
ΜΕΝ. Ούδαμωc, ιi> Cώκρατεc, άλλ' είπε παντι τρόπφ.
10
d
αύτόχθοναc και τφ οντι έν πατρίδι οίκουνταc και ζωνταc, και τρεφομένουc ούχ ύπο μητρυιαc ώc οί αλλοι, άλλ' ύπο
(Ω. Άλλα μέντοι coί γε δει χαρίζεcθαι, roctE καν όλίγου, εί με κελεύοιc άποδύντα όρχήcαcθαι, χαριcαίμην αν, έπειδή
μητροc tfjc χώραc έν ~ φκουν, και νυν κειcθαι τελευτήcανταc c έν οίκείοιc τόποιc tfjc τεκούcηc και θρεψάcηc και ύποδεξα
γε μόνω έcμέν. άλλ' ακουε. ελεγε γάρ, ώc έγφμαι, άρξαμένη λέγειν άπ' αύτων των τεθνεώτων ούτωcί. ''Εργφ μεν ήμιν οϊδε εχoυcιν τα προcήκοντα
5
1",
ων
τυχοντεc
,
πορευονται
,ι,
την
ειμαρμενην
μένηc. δικαιότατον δη κοcμηcαι πρωτον την μητέρα αύτήν οϋτω γαρ (υμβαίνει αμα και ή τωνδε εύγένεια κοcμουμένη. ''Ectt δε άξία ή χώρα και ύπο πάντων άνθρώπων έπαι 5 νειcθαι, ού μόνον υφ' ήμων, πολ~αχ'Q μεν και αλλι;ι, πρωτον δε και μέγιcτον οτι τυγχάνει ούcα θεοφιλήc. μαρτυρει δε ήμων τφ λόγφ ή των άμφιcβητηcάντων περι αύτηc θεων Eptc τε και κρίcιc' ην δη θεοι έπ~νεcαν, πωc ούχ υπ' d άνθρώπων γε ξυμπάντων δικαία έπαινειcθαι; δεύτεροc δε επαινοc δικαίωc αν αύτηc είη, οτι έν έκείνφ τφ χρόνφ, έν φ ή παcα γη άνεδίδου και εφυε ζφα παντοδαπά, θηρία τε και βοτά, έν τούτφ ή ήμετέρα θηρίων μεν άγρίων ciyovoc και καθαρα 5 έφάνη, έξελέξατο δε των ζφων και έγέννηcεν ανθρωπον, δ cυνέcει τε υπερέχει των αλλων και δίκην και θεουc μόνον
(φίcιν αύτοιc,
,
πορειαν,
109
προπεμ
φθέντεc ICotv'Q μεν ύπο tfjc πόλεωc, ίδί~ δε ύπο των οίκείων λόγφ δε δη τον λειπόμενον κόcμον ο τε νόμοc προcτάττει
e άποδουναι totc άνδράcιν και χρή. εργων γαρ ε{) πραχθέντων λόγφ καλωc ρηθέντι μνήμη και κόcμοc totc πράξαcι γίγνεται παρα των άκουcάντων- δει δη τοιούτου ttvoc λόγου octtc Τ01Κ μεν τετελευτηκόταc ίκανωc έπαινέcεται, totc δε ζωCΙν 5 εύμενωc παραινέcεττον F c 7 πρεπόντω, (τε και άξίωc) Herwerden d 5 λόγφ TW : έν λόγφ F d 7 αύτφ pro a1tero αύτου ci. Richards e 2 υίο, TWF e 3 οΤον om. Ρ, sed suprascr. ead. man. έπιβαίνειν ΤΡ: -βηναι W 240 a 3 των άνθρώπων F a 4 ην om. F e 4 ωριcτο pro ώρίcατορήmiΙ F (superscr. f ut uidetur) a 5 τε TW : δε F έρετριέα, TWF hic et a 8 b 2 εύδοκιμωτάτοι, TW : μάλιcτα a 6 προφααζόμενο, secl. Cobet εύδοκιμωτάτοι, F : εύδοκιμώτατοι Hirschig
b 4 δεν pro δε Ρ, sed uocabulum linea inductum c 3 άθηναίοι, W c 5 δ' Τ : δε WF c 8 και add. post άγαπωντε, F d 4 ολη, τη, aciac F (τη, ολη, aciac Marc. 189) : om. TW 241 a 2 και νικήCαCΙ del. Cobet και ycιp TW : και γαρ ούδε F a 4 τε ΤΡ : γε W κατα θάλατταν ΤΡ :
θάλαττανW
.6
r !
ΜΕΝΕΞΕΝΟC
ΠλΑΤΩΝΟC
114
έαυτων τε και των άλλων όμοφώνων προc τουc βαρβάρουc'
γαρ Μαραθωνι τοcουτον μόνον έπέδειξαν toic 'Έλληcιν, οτι b κατα γην οΙόν τε άμύνεcθαι το\)( βαρβάρουc όλίγοιc πολλούc,
είρήνηc δε γενομένηc
αύτήν,
ναυcι δε ετι ην άδηλον και δόξαν είχον Πέρcαι άμαχοι εΤναι
5
c
5
d
5
e
115
Ο
δη
242
και tflc πόλεωc τιμωμένηc ηλθεν έπ'
φιλει έκ των άνθρώπων toic
ε-Ο πράττoυcι
προcπίπτειν, πρωτον μεν ζηλοc, άπο ζήλου δε φθόνοc' δ και τήνδε την πόλιν άκουcαν έν πολέμφ toic 'Έλληcι κατέ- 5 cτηcεν. μετα δε τουτο γενομένου πολέμου, cυνέβαλον μεν
κατα θάλατταν και πλήθει και πλούτφ και τέχντι και ρώμτι' τουτο δη άξιον έπαινειν των άνδρων των τότε ναυμαχηcάντων, οτι τον έχόμενον φόβον διέλυcαν των Έλλήνων και επαυcαν φοβουμένουc πληθοc νεων τε και άνδρων. ύπ' άμφοτέρων δη ξυμβαίνει, των τε Μαραθωνι μαχεcαμένων και των έν (αλαμινι ναυμαχηcάντων, παιδευθηναι το\)( άλλουc 'Έλ ληναc, ύπο μεν των κατα γην, ύπο δε των κατα θάλατταν μαθόνταc και έθιcθένταc μη φοβειcθαι tO'uc βαρβάρουc. τρίτον δε λέγω το έν Πλαταιαιc εργον και άριθμφ και aPEtij γενέcθαι tflC 'Ελληνικηc cωτηρίαc, κοινον ηδη τουτο Λακε δαιμονίων τε και 'Αθηναίων. το μεν ο-Ον μέγιcτον και χαλεπώτατον ο-Οτοι πάντεc ημυναν, και δια ταύτην την άρετην νυν τε ύφ' ήμων έγκωμιάζονται και Eic τον επειτα χρόνον ύπο των ϋcτερον' μετα δε τουτο πολλαι μεν πόλειc των 'Ελλήνων ετι ηcαν μετα του βαρβάρου, αύτοc δε ήγγέλλετο βαCΙλε\)( διανοειcθαι ώc έπιχειρήcων πάλιν έπι το\)( "Ελληναc. δίκαιον δη και τούτων ήμαc έπιμνηcθηναι, οϊ toic των προτέρων Epyotc τέλοc tflc cωτηρίαc έπέθεcαν άνακαθηράμενοι και έξελάcαντεc παν το βάρβαρον έκ tflc θαλάττηc. ηcαν δε ο.()τοι οϊ τε έπ' Εύρυμέδοντι ναυμαχή cαντεc και οί Eic Κύπρον cτρατεύcαντεc και οί Eic Αϊγυπτον πλεύcαντεc και άλλοcε πολλαχόcε, c1v χρη μεμνηcθαι και χάριν αύτοιc είδέ"αι, οτι βαcιλέα έποίηcαν δείcαντα tij έαυτου (ωτηρί~ τον νουν προcέχειν, άλλα μη tij των Έλ
έν Tανάγρ~ ύπερ tflc Βοιωτων έλευθερίαc Λακεδαιμονίοιc μαχόμενοι, άμφιcβητηcίμου δε tflc μάχηc γενομένηc, διέκρινε το ϋcτερον εργον- οί μεν γαρ ωχοντο άπιόντεc, καταλιπόντεc
b
{Βοιωτουc} otc έβοήθουν, οί δ' ~μέτερoι τρίττι ήμέρ~ έν οίνο
φύτοιc νικήcαντεc τουc άδίκωc φεύγονταc δικαίωc κατήγαγον.
ο.()τοι δη πρωτοι μετα τον Περcικoν πόλεμον, "Eλληcιν ηδη 5
ύπερ
tflc έλευθερίαc βοηθουντεc προc 'Έλληναc, άνδρεc άγαθοι
γενόμενοι και έλευθερώcαντεc otc έβοήθουν, έν τφδε τφ c μνήματι τιμηθέντεc ύπο tflc πόλεωc πρωτοι έτέθηcαν. μετα δε ταυτα πολλου πολέμου γενομένου, και πάντων των Έλλήνων έπιcτρατευcάντων και τεμόντων την χώραν και
άναξίαν χάριν έκτινόντων tij πόλει, νικήcαντεc αύτουc 5 ναυμαχί~ οί ήμέτεροι και λαβόντεc αύτων τουc ήγεμόναc Λακεδαιμονίουc έν tij (φαγί~, έξον αύτοιc διαφθειραι έφεί (αντο και άπέδοcαν και είρήνην έποιήcαντο, ήγούμενοι προc d μεν το όμόφυλον μέχρι νίκηc δειν πολεμειν, και μη δι' όργην ίδίαν πόλεωc το κοινον των Έλλήνων διολλύναι, προc δε τουc βαρβάρουc μέχρι διαφθοραc. τούτουc δη άξιον
έπαινέcαι το\)( άνδραc, οϊ τουτον τον πόλεμον πολεμήcαντεc 5 ένθάδε κεινται, οτι έπέδειξαν, εϊ ttC άρα ήμφεcβήτει ώc έν τφ
προτέρφ πολέμφ τφ προc το\)( βαρβάρουc άλλοι ttVEc εΤεν άμείνουc 'Αθηναίων, οτι ούκ άληθη άμφιcβητοιεν- ο.()τοι γαρ ένταυθα εδειξαν, cταcιαcάcηc tflc Έλλάδοc περιγενό- e
5 λήνων έπιβουλεύειν φθoρ~.
Και o.()toc μεν δη πάcτι tij πόλει διηντλήθη ό πόλεμοc ύπερ
242 a 6 cυνέβαλον μεν Τ : cυνεβάλομεν F : cυνέβαλλον μεν Wf b 2 γαρ ΤF : om. W καταλιπόντεc WF: -λείποντεc Τ (ει supra lineam etiam W) c 4 alterum και del. Egelie c 5 έκτινόντων ΤW : b 3 Βοιωτσυc secl. Bekker -νύντων F c 7 Λακεδαιμονιουc del. Cobet amoic] αύτο\κ Stallbaum d 6 έπέδειξαν ΤW : έπεδειξαντο F ήμφεcβήτει Τ : ήμφι- WF
b 1 άμύνεcθαι Τ: -ναcθαι WF b 2 ναυ[cι δε---α]μαχοι inclusa om. F, sed add. c 2 γην ΤW : την γην F c 7 ημυναν ΤW : ήμύναντο F : ead. man. in marg. ilwcav Gottleber d 3 ήπέλλετο WF (ήγάλλετο superscr. ead. man. uel f) : ήπέλετο Τ βαCΙλε\K ΤW : ό βαCΙλε\K F : del. Cobet έπιχειρήcειν πάλιν ΤWF : (έπιcτρατευcαι) έπιχειρήcων πάλιν Schanz : επιχειρήcων πάλιν (έπιcτρατευcαι) έπι Vah1en : έπιχειρήcων πάλιν (ίέναι) Cobet e 6 πάCΙ;Ι] πα.c ίη Plat. ορ. ΧΙ (Var. lect.) 139, πα.c πάC1J ίη editione Stallbaum
...ιiι.,
nAATDNOC
116 μενοι
τφ
πολέμφ,
το\κ
προεcτωταc
ΜΕΝΕΞΕΝΟC
των
άλλων
'Ελλήνων
χειρωcάμενοι, μεθ' ι1ν τότε το\κ βαρβάρουc ένίκων κοινl1, τούτουc νικωντεc ίδί~. τρίτοc δε πόλεμοc
μετα ταύτη ν την
5 είρήνην άνέλπιcτόc τε και δεινοc έγένετο, έν Φ πολλοι και
243
άγαθοι τελευτήcαντεc ένθάδε κεινται, πολλοι μεν άμφι (ι κελίαν πλειcτα τρόπαια cτήcαντεc ύπερ τηc Λεοντίνων
έλευθερίαc,
otc βοηθουντεc δια το\κ ορκουc επλευcαν είc
έκείνουc το\κ τόπουc, δια δε μηκοc του πλου είc άπορίαν τηc πόλεωc καταcτάcηc και ού δυναμένηc αύτοιc ύπηρετειν,
5 τούτφ άπειπόντεc έδυcτύχηcαν- ι1ν 01. έχθροι και προcπολε
μήcαντεc πλείω επαινον εXOυCΙ cωφροcύνηc και άρετηc 11 των άλλων 01. φίλοι' πολλοι δ' έν ταιc ναυμαχίαιc ταιc καθ' 'Ελλήcποντον, μι~ μεν ήμέρ~ πάcαc ταc των πολεμίων
b έλόντεc ναυc, πολλαc δε και άλλαc νικήcαντεc' δ δ' εΙπον
δεινον και άνέλπιcτον του πολέμου γενέcθαι, τόδε λέγω, το ε1.c τοcoυτον φιλονικίαc έλθειν προc την πόλιν το\κ άλλουc 'Έλληναc, ωcτε τολμηcαι τφ έχθίcτφ έπικηρυκεύcαcθαι 5 βαCΙλει, (κα1.) ον κοινl1 έξέβαλον μεθ' ήμων, 1.δί~ τουτον πάλιν έπαγ(αγ)έcθαι, βάρβαρον έφ' 'Έλληναc, και ξυναθροιcαι έπι
την πόλιν πάνταc "Ελληνάc τε και βαρβάρουc. o~ δη και
c έκφανηc έγένετο ή τηc πόλεωc ρώμη τε και άρετή. οίο μένων γαρ ηδη αύτην καταπεπολεμηcθαι και άπειλημμένων έν Μυτιλήντι των νεων, βοηθήcαντεc έξήκοντα ναυcίν, αύτοι έμβάντεc είc ταc ναυc, και άνδρεc γενόμενοι όμολογουμένωc 5 άριcτοι, νικήcαντεc μεν τουc πολεμίουc, λυcάμενοι δε τουc φιλίουc, άναξίου τύχηc τυχόντεc, ούκ άναιρεθέντεc έκ τηc
θαλάττηc κεινται ένθάδε. ι1ν χρη
άει μεμνηcθαί τε και
d έπαινειν- Τl1 μεν γαρ έκείνων άρεΤl1 ένικήcαμεν ού μόνον την τότε ναυμαχίαν, άλλα και τον άλλον πόλεμον-
TW: το μηκο, F a 4 δυναμένη, amoic W : δυναμένοι, αmη' Τ : δυναμένη, amijc F a 5 τoύ'tφ TW : τουτο F προcπολεμήcαντεc TW : προπ- F a 7 δ' a 6 εχoυcι) λέyoυcι uel έρaUcι Κrebs : λέyoυcι uel παρέχoυcι Madvig έν TW : δε F a 8 και μι~ F (και puncto not. f) b 3 φιλονεικία, TWF b 5 (καΙ.) ον Teuffel b 6 έπαy(αy}έCΘαι Wilamowitz : έπάΥεcθαι TWF c 2 ηδη αύτ/ν TW : αύτ/ν ηδη F c 7 (ού) κεινται Wesseling
243 a 3
μηκο,
δόξαν
117
γαρ δι' αύτουc ή πόλιc εcχεν μή ποτ' αν καταπολεμηθηναι μηδ' ύπο πάντων άνθρώπων - και άληθη εδοξεν - Τl1 δε ήμετέρ~ αύτων διαφoρ~ έκρατήθημεν, ούχ ύπο των άλλων- άήττητοι γαρ ετι και νυν ύπό γε έκείνων έcμέν, ήμειc δε αύτοι ήμαc αύτουc και ένικήcαμεν και ήττήθημεν. μετα δε ταυτα ήcυχίαc γενομένηc και είρήνηc προc τουc άλλουc, ό οίκειοc ήμιν πόλεμοc οϋτωc έπολεμήθη, ωcτε εϊπερ ε1.μαρμένον εϊη άνθρώποιc cταcιάcαι, μη αν άλλωc εϋξαcθαι μηδένα πόλιν έαυτου νοcηcαι. εκ τε γαρ του Πειραιωc και του άcτεωc ώc άcμένωc και οίκείωc άλλήλοιc [υνέμειξαν 01. πολιται και παρ' έλπίδα τοιc άλλοιc 'ΈλληCΙ, τόν τε προc τουc 'Ελευcινι πόλεμον ώc μετρίωc εθεντο' και τούτων άπάντων ούδεν άλλ' αϊτιον 11 ή τφ οντι ξυγγένεια, φιλίαν βέβαιον και όμόφυλον ού λόγφ άλλ' εργφ παρεχομένη. χρη δε και των έν τούτφ
τφ πολέμφ
τελευτηcάντων
ύπ'
άλλήλων
μνείαν
εχειν
5
e
5
244
και
διαλλάττειν αύτουc Φ δυνάμεθα, εύχαιc και θυcίαιc, έν τοιc 5
τοιοιcδε, τοιc KραΤOυCΙν αύτων εύχομένουc, έπειδη και ήμειc
διηλλάγμεθα. ού γαρ KαKί~ άλλήλων ηψαντο ούδ' εxθρ~ άλλα δυcτυχί~. μάρτυρεc δε ήμειc αύτοί έCΜεν τούτων 01. b ζωντεc' 01. αύτοι γαρ οντεc έκείνοιc γένει [υγγνώμην άλλήλοιc
εχομεν ι1ν τ' έποιήcαμεν ι1ν τ' έπάθομεν.
μετα δε τουτο
παντελωc είρήνηc ήμιν γενομένηc, ήcυχίαν ηγεν ή πόλιc, τοιc μεν βαρβάροιc cυγγιγνώcιeουcα, ΟΤΙ παθόντεc ύπ' αύ- 5 τηc κακωc, 1.κανωc, ούκ ένδεωc ήμύναντο, τοιc δε "Eλληcιν
άγανακτουcα, μεμνημένη ώc εδ παθόντεc ύπ' αύτηc οϊαν χάριν άπέδοcαν, κοινωcάμενοι τοιc βαρβάροιc, τάc τε ναυc c περιελόμενοι αϊ ποτ' έκείνουc εcωcαν, και τείχη καθελόντεc
άνθ' ι1ν ήμειc τάκείνων έκωλύcαμεν πεcειν- διανοουμένη δε
ή
πόλιc μη αν ετι άμυναι μήτε "Eλληcι προc άλλήλων
d 4 δέ TWf : om. F d 7 ήττήθημεν TW : έλυπήθημεν primit. F, sed corr. ead. man. e 1 προ, toi>e άλλου, om. F (superscr. fort. ead. man.) e 3 μηδέν primit. F pro μή αν. sed corr. ead. man. (α superscr. etiam f) e 4 πεφαιω, F : πεφαιέω, TW ίXctEOOC F : -εο, TWf 244 a 1 άλλ' TW : άλλο F a 2 η ή recc. : η F : ή TW βέβαιον TW : βεβαίαν F a 5 φ TW : ώ, F και TW : τε και F a 7 KαKί~ TW: -αν F b 4, παντελii)' TWF: -ου, recc. b 5 βαρβάροι, om. F, sed add. ead. man. ίη marg. cυΥΥΙΥνώcκ:ουcα TW : (υΥΥΙ ν- F b 6 ίκανω, del. Bekker b 7 ooc] oc' Cobet c 4, αν addubitauit Schanz : δή ci. Η. Richards
nAATnNOC
118
5 δουλουμένοιc μήτε ύπο βαρβάρων,
ΜΕΝΕΞΕΝΟC
οϋτωc φκει. ήμων o~ν
έν τοιαύηl διανoί~ οντων ήγηcάμενοι Λακεδαιμόνιοι το\κ· μεν τηc έλευθερίαc έπικούρουc πεπτωκέναι ήμαc, (φέτερον δε ηδη
d εργον εΙναι καταδουλουcθαι τουc αλλουc, ταυτ' επραττον. και
μηκύνειν μεν τί δει; ού γαρ παλαια ούδε παλαιων ανθρώπων γεγονότα λέγοιμ' αν τα μετα ταυτα' αύτοι γαρ ϊcμεν έκπεπληγμένοι άφίκοντο είc χρείαν τηc πόλεωc των τε Έλ 5 λήνων οί πρωτοι, Άργειοι και Βοιωτοι και Κορίνθιοι, και τό γε θειότατον πάντων, το και βαCΙλέα είc τουτο άπορίαc άφικέcθαι, ωcτε περιcτηναι αύτφ μηδαμόθεν αλλοθεν την
roC
(ωτηρίαν γενέcθαι άλλ' η έκ ταύτηc ·τηc πόλεωc, ην προθύμωc
e
άπώλλυ. και δη και εί τιc βούλοιτο τηc πόλεωc κατη γορηcαι δικαίωc, τουτ' αν μόνον λέγων όρθωc αν κατηγοροι, άει λίαν φιλοικτίρμων έcτι και του ηττονοc θεραπίc. και δη και έν τφ τότε χρόνφ ούχ οϊα τε έγένετο καρτερηcαι ούδε διαφυλάξαι α έδέδοκτο αύτ'Ό, το μηδενι δουλουμένφ βοηθειν των cφαc άδικηcάντων, άλλα έκάμφθη και έβοήθηcεν, και τουc μεν "Ελληναc αύτη βοηθήcαcα άπελύcατο δουλείαc,
roC
245
ωcτ' έλευθέρουc δουλώcαντο,
εΙναι μέχρι o~ πάλιν αύτοι αύτουc κατε
βαCΙλει
δε αύτη
μεν
ούκ
έτόλμηcεν
βοηθηcαι,
5 αίcχυνομένη τα τρόπαια τά τε Μαραθωνι και (αλαμινι και
b
Πλαταιαιc, φυγάδαc δε και έθελονταc έάcαcα μόνον βοηθηcαι όμολογουμένωc εcωcεν. τειχιcαμένη δε και ναυπηγηcαμένη, έκδεξαμένη τον πόλεμον, έπειδη ήναγκάcθη πολεμειν, ύπερ tπαρίωνt έπολέμει Λακεδαιμονίοιc. φοβηθειc δε βαcιλευc την πόλιν, έπειδη έωρα Λακεδαιμονίουc τφ κατα θάλατταν πολέμφ άπαγορεύονταc, άποcτηναι βουλόμενοc έξ~τει τουc
119
'Έλληναc τουc έν Τ'Ό ήπείρφ, οϋcπερ πρότερον Λακεδαιμόνιοι 5 αύτφ έξέδοcαν, εί μέλλοι cυμμαχήcειν ήμιν τε και τοιc αλλοιc
cυμμάχοιc, ήγούμενοc ούκ έθελήcειν, ϊν' αύτφ πρόφαcιc εϊη τηc άποcτάcεωc. και των μεν αλλων (υμμάχων έψεύcθη' c ήθέληcαν γαρ αύτφ έκδιδόναι και ξυνέθεντο και ωμοcαν Κορίνθιοι και Άργειοι και Βοιωτοι και οί αλλοι (ύμμαχοι,
εί μέλλοι χρήματα παρέξειν, έκδώcειν τουc έν Τ'Ό ήπείρφ 'Έλληναc' μόνοι δε ήμειc ούκ έτολμήcαμεν οϋτε έκδουναι ούτε όμόcαι. οϋτω δή τοι τό γε τηc πόλεωc γενναιον και έλεύθερον βέβαιόν τε και ύγιέc έcτιν και φύcει μιcoβάρ βαρον, δια το είλικρινωc εΙναι "Ελληναc και άμιγειc βαρβάρων. ού γαρ Πέλοπεc ούδε Κάδμοι ούδε Αίγυπτοί τε και Δαναοι ούδε αλλοι πολλοι φύcει μεν βάρβαροι οντεc, νόμφ δε 'ΈλληνΕC, (υνOΙKOυCΙν ήμιν, άλλ' αύτοι "Ελληνεc, ού μειξοβάρβαροι οίκουμεν, οθεν καθαρον το μιcoc έντέτηκε τ~ πόλει τηc άλλοτρίαc φύcεωc. ομωc δ' o~ν έμονώθημεν πάλιν δια το μη έθέλειν αίcχρον και άνόCΙOν εργον έργάcαcθαι 'Έλληναc βαρβάροιc έκδόντεc. έλθόντεc o~ν είc ταύτα έξ
d
5
e
c1v και το πρότερον κατεπολεμήθημεν, (υν θεφ αμεινον η τότε έθέμεθα τον πόλεμοΥ' και γαρ ναυc και τείχη εχοντεc και ταc ήμετέραc αύτων άποικίαc άπηλλάγημεν του πολέμου 5 οϋτωc άγαπητωc· (άγαπητωc δ') άπηλλάττοντο και οί πολέμιοι. άνδρων μέντοι άγαθων και έν τούτφ τφ πολέμφ έcτερήθημεν,
των τε έν Κορίνθφ χρηcαμένων δυcχωρί~ και έν Λεχαίφ προδοcί~' άγαθοι δε και οί βαCΙλέα έλευθερώcαντεc και 246
έκβαλόντεc έκ τηc θαλάττηc Λακεδαιμονίουc' c1v έγω μεν ύμαc άναμιμν~cκω, ύμαc δε πρέπει ξυνεπαινειν τε και κοcμειν τοιούτουc ανδραc.
c 7 ήμαc del. Cobet d 2 παλαια scripsi : πάλαι TWF ούδε παλαιων F (ci. Gottleber) : ούδε πολλα/ν TWf : ούδε προ πολλα/ν έτων Laur. 29.28 : ούδε έπ' αλλων Koppen (ούδ' έπ'αλλων Bekker) : ούδε πολλα/ν ανω γενεων Heindorf d 4 έκπεπληγμένοι TW : πεπληγμένοι F e 5 το TW : τω F 245 a 1 cφαc TW : cφαc αύτο-\κ F a 2 αύτή F : αϋτη TW a 3 amoύc W : amoiJc F : amotc Τ a 4 αύτή Ρ: αύτη TW a 5 τε ... και ... και TW: τ' έν ... και έν ... καΙ έν Ρ: τε ... καν ... κάν Η. Richards a 6 Πλαταιαlc] Πλαταιαcι Herwerden b 1 ύπερ παρίων] fortasse ύπερ πάντων Schonbom : a1ii a1ia b 4 έξ~τει Τ : έζ- WF
5
b 6 μέλλοι recc. : μέλλει TWF b 7 ϊν' TW : ην Ρ, sed corr. ead. man. c 3 οί F : om. c 1 έψεύcθη TW : ούκ έψ. F c 2 έκδιδόναι TWf: έν- F TW (fortasse άλλοι, cf. 237 b7) d 1 "Ελληναc Bemdt : "ελληνεc TWF d 2 αίγυπτοι TW : αίγύπτιοι F d 4 αύτοι ελληνεc TWF [Long.] De subl. : αύτοέλληνεc Cobet e 2 ελληναc F : ελληνεc TW : "Ελληνεc "Ελληναc Schanz ταύτα Τ : ταυτα WF e 6 omooc άγαπητωc' (άγαπητωc δ') uel άπηλλάττοντο (δε) Wilamowitz : omooc άγαπητωc (ώc) Trendelenburg : omooc, (ωcτε) άγαπητωc Madvig οϋτωc-πολέμιοι secl. Hermann e 8 λεχαίφ Ρ: -αιφ Τ : -εφ W 246 a 2 έκβαλόντεc F : έκβάλλ- TW
120 5
b
MENEEENOC
ΠΛΑΤΩΝΟC
121
άλλφ γαρ ό τοιουτο, πλουτει και ουχ έαυτφ - ούτε (ώματο, κάλλο, και ίcχύc δειλφ και κακφ ξυνοικουντα πρέποντα 5 φαίνεται άλλ' άπρεπη, και έπιφανέcτερον ποιει τον εχοντα και έκφαίνει την δειλίαν- παcά τε έπιcτήμη χωριζομένη δικαιοcύνηc και τη' άλλη, άρετη, πανουργία, ου (οφία 247
Και τα μεν δη εργα ταυτα των άνδρων των ένθάδε κειμένων και των άλλων οcοι υπερ τη' πόλεω, τετελευτήκαCΙ, πολλα μεν τα είρημένα και καλά, πολύ δ' ετι πλείω και καλλίω τα υπολειπόμενα' πολλαι γαρ αν ήμέραι και νύκτε, ουχ ίκαναι
γένοιντο τφ τα πάντα μέλλοντι περαίνειν. τούτων o~ν χρη
φαίνεται. ι1ν ενεκα και πρωτον και ύcτατον και δια παντο,
μεμνημένου, τοι, τούτων έκγόνοι, πάντ' άνδρα παρακε λεύεcθαι, ωcπερ έν πολέμφ, μη λείπειν την τάξιν την των 5 προγόνων μηδ' εί, τουπίcω άναχωρειν εϊκοντα, κάηι. έγω
παcαν πάντω, προθυμίαν πειραcθε εχειν οπω, μάλιcτα μεν
υπερβαλειcθε και ήμα, και τού, πρόcθεν εύκλείψ εί δε μή, 'ίcτε ώ, ήμιν, αν μεν νικωμεν υμα, άρετ'Ό, ή νίκη αίcχύνην 5
μεν o~ν και αυτόc, ι1 παιδε, άνδρων άγαθων, νυν τε παρα
φέρει, ή δε ηττα, έαν ήττώμεθα, εύδαιμονίαν. μάλιcτα δ' αν νικφμεθα και υμει, νικφητε, εί παραcκευάcαιcθε Τ'Ό των
κελεύομαι και έν τφ λοιπφ χρόνφ, οπου άν τφ έντυγχάνω
c υμων, και άναμνήcω και διακελεύcομαι προθυμειcθαι εΙναι
προγόνων δόξ1J μη καταχρηcόμενοι μηδ' άναλώcoντε, αύτήν, b γνόντε, οτι άνδρι οίομένφ τι εΙναι ούκ εcτιν αϊcχιον ούδεν 11 παρέχειν έαυτον τιμώμενον μη δι' έαυτον άλλα δια δόξαν
ώ, άρίcτουc' έν δε τφ παρόντι δίκαιό, είμι είπειν α οί πατέρε, ήμιν έπέαηπτον άπαγγέλλειν τοι' άει λειπομένοιc, εϊ τι πάcχοιεν, ήνίκα κινδυνεύcειν εμελλον. φράcω δε υμιν
προγόνων.
5 α τε αυτων ηκουcα έκείνων και οΤα νυν ήδέω, αν εϊποιεν υμιν λαβόντε, δύναμιν, τεκμαιρόμενο, έξ ι1ν τότε ελεγον. άλλα νομίζειν χρη αυτων άκούειν έκείνων α αν άπαγγέλλω' ελεγον
εΤναι
μεν
γαρ
τιμα,
γονέων
έκγόνοι,
καλο,
θηcαυροc και μεγαλοπρεπήc' χρηcθαι δε και χρημάτων και 5 τιμων θηcαυρφ, και μη τοι, έκγόνοι, παραδιδόναι, aicxpov και ανανδρον, άπορίq. ίδίων αυτου κτημάτων τε και εύδοξιων. και έαν μεν ταυτα έπιτηδεύcητε, φίλοι παρα φίλου, ήμα, c άφίξεcθε, οταν υμα, ή προcήκουcα μοιρα κομίC1J' άμελή (αντα, δε υμα, και κακιcθένταc ούδει, εύ"μενω, υποδέξεται.
δε τάδε ~Ώ παιδεc, οτι μέν έcτε πατέρων άγαθων, αυτο μηνύει το νυν παρόν- ήμιν δε έξον ζην μη καλωc, καλω, αίρούμεθα μαλλον τελευταν, πριν υμα, τε και τού, επειτα εί, όνείδη καταCτηCαι και πριν τού, ήμετέρου, πατέρα, και παν το 5 πρόcθεν γένο, αίcχυναι, ήγούμενοι τφ τού, αυτου αίcχύναντι
d
τοι, μεν o~ν παιcι ταυτ' είρήcθω.
άβίωτον εΤναι, και τφ τοιούτφ ούτε τινα άνθρώπων ούτε θεων φίλον εΤναι ούτ' έπι γη' ούθ' υπο γη, τελευτήcαντι. χρη o~ν μεμνημένου(' των ήμετέρων λόγων, έάν τι και άλλο
e 4 cώματοc ιcάλλοc TWF Iamblichus : ιcάλλοc cώματοc Dion.Hal. Stobaeus 247 a 2 {Ictatov] {jctEPov Stobaeus a 4 εί δέ μή, 'ίcτε TWF Dion.Hal. Stobaeus: lacunam post μή indicauit et Iamblichum secutus ita fere supplendam esse σπωc Eic ϊcον ιcαταcτ/cετε' ϊcτε γαρ (ιcαι ictEmalit Schanz) censuit Cobet a 5 ήμιν TW : ύμιν F αν TW : έαν F ή νίκη αίCΧύνην φέρει WF Dion.Hal. Stobaeus : ή νίκη om. Τ (ante φέρειν add. t) a 7 νιιcώμεθα TWF Dion.Hal. Stobaeus : ήττώμεθα Τ ίη marg. : νιιcφητε Wf : -ατε F : -'
~,
Γ
234 a 1-234 a 4
KOMMENTAR
130
Anredeformen, Lund 1958, 422-3; V. Schmidt, Sprachliche Untersuch. Ζυ Herondas, (Unters. Ζ. ant. Literatur u. Geschichte 1) Berlin 1968, 89 ff. mit weiterer Literatur. Diese scheinbare Distanzierung νοη dem Ange redeten kommt, wie Svennung bemerkt, hauptsachlich am Anfang eines Gesprachs vor, wo der Angeredete als halb Abwesender prasentiert werden kann. Auf den mϋηdιicheη Charakter dieser Anrede ist wahr scheinlich auch die Seltenheit der Belege aus ιiteraήscheη Werken zuriickzuruhren. Die Erwahnung der Gesprachspartner gleich am Anfang des Dialogs (vgl. a2 c1 Cώκρατεc) hatte ίη der Antike u.a. eine praktische Bedeutung. Wie J. Αηdήeu, Le dialogue antique, Parίs 1954,209 ff. 307 f. (vgl. W. Schubart, Das Buch bei den Gήecheη u. Romem, Berlin 21921, 87 ff.) gezeigt hat, wurden die Personen im Drama und ίη den prosaischen Dialogen zumindest vor der Kaiserzeit ίη den Ηaηdschήfteη nicht mit ihren Namen bzw. mit einem Siegel markiert, sondern nur mit dίakήtίscheη Zeichen (Dikolon, Paragraphos). Die Erwahnung der Namen im Gesprach selbst gab also dem Leser die notwendige Informa tίoη ϋber die Identίtat der am Gesprach teilnehmenden Personen. ϋber Menexenos s. Είηl. S. 53 ff. a 2. και άπα 'tou βοuλεU'tηρ{οu. Das καί, dessen Tilgung durch Richards unbegriindet ist, hat eine steigemde Bedeutung, wie etwa και δή, vgl. Denn. GP 291 f. Die Prapositίon έκ wechselt hier mit άπό, das Beziehungsverhaltnis bleibt aber unverandert. Zur Abwechslung der beiden Prapositionen vgl. Ζ.Β. Th. Ι 35,3, s. auch K-G. Ι 548. Das ΒuΙeuteήοη war der Versammlungsort des Rates und lag im westlichen Teil der Agora, neben der Tholos und ίη der Nahe der Eponymen. Es handelt sich hier bestimmt um das Neue ΒuΙeuteήοη, das Anfang des 4. Jh. vollendet wurde und das Alte ΒuΙeuteήοη ersetzte. (Letzteres wurde femerhin als Metroon und als kultischer Ort benutzt.) Das Neue ΒuΙeuteήοη war ein langlich viereckiges Gebaude mit einer einem Theater ahnlichen Anlage. Eine Beschreibung nach den neueren archaologischen Funden findet man bei Η. Α. Thompson - R. Ε. Wycherley, The Athenian Agora χιν (The Athenian Agora), Ρήηcetοη 1972, 29-38; s. auch J. Travlos, Bildlexikon Ζ. Topographie des antiken Athen, Τϋbίηgeη 1971, 191 ff. mit Abbildungen; die ιiteraήscheη und epigraphischen Testimonia sind gesammelt bei R. Ε. Wycherley, The
131
Athenian Agora χιν (Literary and Epigraphical Testimonia), Ρήηcetοη 1959, 128-137. Da Menexenos offenbar kein Mitglied der Bule war, HiBt sich aus der vorliegenden Stelle schlie6en, da6 die Anwesenheit νοη ΡήνatΡersοηeη bei den Sitzungen erlaubt war, was uns auch aus anderen Quellen bekannt ist (vgl. D. 8,4; 19,17; Aeschin. 3, 125). Είη Problem sieht Ρ. J. Rhodes, The Athenian Boule, Oxford 1972,40, ίη der Gro6e des Saales, der selbst fϋr die 500 Mitglieder wahrscheinlich nicht ausreichte. Es stellt sich ίη diesem Fall die Frage, ob die ΡήνatΡersοηeη ϋber die κιγκλίc hinaus, d.h. au6erhalb des eigentlichen Saales (vgl. Ar. Eq. 625 f.), oder im Saal (vgl. D. 19, 17) standen. a 4. 't{ μάλιαα cot πρόc βouλεuτ/ριoν (sc. Ectt); 'Was hast du gerade mit dem Rathaus Ζυ tun?' Statt (οί (Ρ) lesen alle Herausgeber vor Schanz (und nach ihm Bury) (ύ (Τ W) und denken dabei offenbar ein Verbum der Bewegung hinzu. Diese Moglichkeit ist nicht auszuschlie6en, zumal wenn man die Worte des Menexenos ίη b4 νυν μέντοι άφικόμην προc το βουλευτήριον κτλ. als eine Antwort auf diese Frage des Sokrates verstehen will. Doch den SchΙϋsseΙ rur die Interpretation der Frage gibt Sokrates selbst, indem er sie gleich mit einer zweiten Frage (η δηλα δη κτλ.) erganzt und naher bestimmt. Aus dieser zweiten Frage geht hervor, da6 Sokrates deswegen ϋber die Anwesenheit des Menexenos im ΒuΙeuteήοη Sorge hat, weil er noch sehr jung ist. Sokrates befϋrchtet namlich - freilich nicht ohne eine gewisse Ironie -, da6 Menexenos eventuell seine Bildung zugunsten der Politik vemachlassigen kOnnte. Um die Sache Ζυ klaren, fragt er ihn also, was er 'genau' mit der Ratsversammlung Ζυ tun hat. Die Redensart Ectt μοι πρόc τινα ist nicht selten und stammt aus der Umgangsprache (K-G. Ι 417 Α. 20). Vgl. Isoc. 4, 12 ούδεν έμοι προc έκείνουc und D. 21, 44 ούδεν αύτφ προc την πόλιν Ectt. Die Verwechslung νοη coί und (ύ kommt wegen des Iotazismus haufig ίη den Handschήften vor (vgl. Ζ.Β. Chrm. 164 c8; Prι. 336 b6; Phlb. 21 a8).
..
η δήλα δή o'tt: 'oder ist es offenbar, da6 ... '. Ganz ahnlich am Anfang
.
des Prt. 309 al πόθεν, c1 Cώκρατεc, φαίν1;1; η δηλα δη στι άπο κυνηγεcίου .,. ; vgl. auch R. 452 a 10 τί ... όραc; η δηλα δη στι γυμναc tιXc γυναικαc ... ; Die Partikel δή mit dem Adj. δηλοc kommt bei Platon haufig vor (Denn. GP 205); δηλα δη gehort Ζυ den umgangsprachlichen
234 a 4-234 b 1
KOMMENTAR
132
Ausdrίicken, νgl. Ρ. Τ. Steνens,
Co11oquia1 Expressions ίη ΕuήΡίdes, (Hennes ES 38) Wiesbaden 1976, 46. Die getrennte Schreibweise ist hier νorzuziehen, wei1 ein Substantiνsatz f01gt und sich δηλα δη inf01gedessen nicht a1s Adνerb auffassen ΗίΒι (LSJ s.ν. δηλαδή).
a 4. παιδε6cειoc: και φιλocoφΊΑC. παίδευαc war die a11gemeine, nicht fachmannische Bi1dung, die sich fίir jeden freien Bίirger ziemte und die man ίη spaterer Zeit a1s Enkyklios Paideia bezeichnete. Das Wort fιndet sich haufιg bei P1aton ίη Verbindung mit der sinnνerwandtenτροφή (R. ιν 424 a5; Tim. 44 b8; Criti. 110 c 6; Lg. 926 a2), zuwei1en auch anste11e der παιδεία (Ζ.Β. Prt. 349 a 2; zum Unterschied beider Begήffe νgl. Dej 416 a 27-28).In Verbindung mit φιλοcoφία kommt παίδευαc bei P1aton nicht νor, woh1 aber παιδεία (R. νι 498 b3 μειράκια μεν οντα και παίδαc μειρακιώδη παιδείαν και φιλοcoφίαν μεταχειρίζεcθαι, νgl. Isoc. 12, 209 ο-Οτοι δε (sc. οί βάρβαροι) τοcoυτον άπολελειμμένοι τηc
KOtvilC παιδείαc και φιλοcoφίαc είcίν, ωcτ' ούδε γράμματα μανθάνουαν, Lucian. Sαltαt. 2). φιλοcoφία ist hier ίη der tήνίa1en Bedeutung der wissenschaftlichen Beschiίftigung im weitesten Sinne und somit a1s wichtiger Bestandtei1 der hoheren Bi1dung aufzufassen, wie es auch aus der inha1tlich ahn1ichen Diskussion ίη Grg. 484 c-486 c herνorgeht. Zum Ursprung und Bedeutungswande1 des Wortes s. W. Burkert, Hennes 88, 1960, 159-77; Α.-Μ. Malingrey, Phi10sophia, Paήs 1961 (zu P1aton 46 ff,);.. Andrea W. Nightinga1e, Genres ίη Dia10gue. P1ato and the Construct of Phi10S0phy, Cambήdge 1995, 14 ff. ϋber Menexenos' 'Lembegier' auBert Sokrates ίη Ly. 213 d6 ausdrίicklich seine Freude: 'Εγω ο-Ον βουλόμενοc τόν τε Μενέξενον άναπαυcαι και έκείνου ήcθειc Τ1J φιλοcoφί~ ... (ahnliches Interesse ίiber die φιλοcoφία der Jungen zeigt Sokrates auch sonst, νgl. Chrm. 153 d, 154 e). Menexenos ist aber so jung, daB die Frage des Sokrates, ob er g1aube, mit dem Studium der Phi1osophie fertig Ζυ sein, nur a1s stark ironisch νerstanden werden kann. επι τ έλει
• \
α
ήγει .. ειναι: ., hd 291 b6 οιομενοι ,ι "δ' 'Ιλ νgl. Εut. η η επι τε ει
wird hier die Politik angedeutet (νgl. " , ξΙ , 1 ' λλ Ι Ι l' R. ιν coφωτατοc ειναι, Αρ. 22 d7 εκαcτοc η ιου και τα α τα' μεγιcτα 426 c6 coφοc τα μεγάλα). Sokrates ste11t der Bi1dung und der Phi1osophie die Politik entgegen und schatzt ironisch die 1etztere a1s wichtiger ein.
6.
έπι τα μείζιο. Miι τα μείζω
l' ειναι.
133
Diese Unterschatzung der Phi1osophie spiege1t zweife110s die bei den einfachen Menschen heuschende Meinung wider, die νοη den Sophisten νerstiίrkt wurde. Ka11ik1es, der Schίiler des Gorgias und Vertreter der 'Phi1osophie des Lebens', sagt ίη unνerkennbar ahnlicher Weise ίη Grg. 484 c4: Το μεν ο-Ον άληθεc οϋτωc εχει, γνώC1;1 δέ, αν έπι τα μείζω ελθ1;lC έάcαc ηδη φιλοcoφίαν. Ka11ik1es erkliίrt weiter, daB die Phi1osophie eine schone Sache sei, soweit man sie maBig im geeigneten A1ter (d.h. ίη der Jugend) betreibt. Betreibt man sie dagegen im groBeren A1ter, fίihrt sie nach Ka11ik1es zur geistigen Weichheit (μαλακία τηc ψυχηc 491 b4; νgl. R. νι 487 c-d; 498 a-c; νπ 539 b-c) S01che Ste11ungnahmen fιnden sich nicht se1ten nach der zweiten Ha1fte des 5. Jh. ν.Chr., besonders bei Prosaikem und Dichtem, die ίη ihren Werken popu1iίre Ideen νertreten oder erkennen 1assen. Die g1eiche Ansicht tei1t u.a. auch Isokrates (νgl. 10, 5; 12, 27 f.), obwoh1 er den erΖίeheήschen Wert der Phi1osophie anerkennt. Zur Sache s. Wend1and 171 f.; W. Nest1e, Phi1010gus 70 (1911) 12 ff. = Gήech. Studien 462 f.; ders., Vom Mythos zum Logos2 326 f.; Dodds Ζυ Grg. 484 c4-485 e2; Doνer 10 f. P1aton νertrat bekanntlich die entgegengesetzte Meinung: ίη R. VII 537 d wird das dreiBigste Jahr a1s das A1ter festge1egt, ab dem die Beschaftigung der Wachter mit der Phi1osophie beginnt. Dieser Beschaftigung geht das Studium der Αήthmetίk, der Geometήe und der anderen Facher νoraus, die P1aton a1s wichtig, aber doch nur a1s προπαιδεία zur Dia1ektik betrachtet (R. VII 536 d).
a 7 • b 1. αρχειν ήμων ... των πρεcβυτέριον τηλικοϋτο, ων. Menexenos ist, wie P010s ίη Grg. (463 e2; 466 a7 τηλικουτοc ων), sehr jung, sein A1ter 1ϊίΒι sich jedoch aus dem Text her nur nach unten abgrenzen. (Nach der Hypothese νοη Vida1-Naquet [s. Είηl. S. 54] wurde er nach 412 oder wahrscheinlicher nach 406 ν.Chr. geboren). Da er auf dem Markt und im Βu1euteήοn a11ein verkehrt (234 a1-2), darf man annehmen, daB er mίindig ist. Er muB a1so sein 18. Lebensjahr νo11endet haben und ins ληξιαρχικον γραμματείον eingetragen sein. Dafίir konnte auep Sokrates' (wenng1eich ironische) Frage an ihn, ob er mit dem Studium der Phi1osophie fertig sei, ein Indiz sein. DaB Menexenos a11erdings wegen seines Auftήtts im Βu1euteήοn a1s Ephebe schon gedient haben so11 und deswegen im Dia10g zumindest 20 Jahre a1t sei, wie der Anon. bei Enge1mann offensichtlich νennutet, kann man nicht behaupten.
134
234 a 7-234 b 1
KOMMENTAR
Denn auch wenn die Institution der Ephebie schon vor 336/5 existierte (was Wίlamowitz bestrίtt), ist weder sicher, daB dίe zweijίihrίge Ephebie Ausbίldung kontinuierlίch, noch daB sie eine ν erpflichtung fϋr alle Jugendlίchen war (nach Ο. W. Reinmuth, The Ephebic ΙηscήΡtίοηs of the Fourth Century B.C., [Mnemosyne Supp1. χιν] Leiden 1971, 129. 133, fand sie ίη der Zeit νor 336/5 'ΌηΙΥ seasonally and οη cal1" statt; Ρ. Gauthίer, υη commentaίre hίstοήque des Poroi de Xenophon, Geneve Ι Paήs 1976, 190 ff., der auf die Bedeutung der Xenophon-Stel1e Vect. 4, 51-2 fϋr die Ephebie aufmerksam gemacht hat, kommt Ζυ dem SchluB, daB sie vor Lykurg nicht verpflichtend war). Wenn man aber nicht dazu verpflichtet war, dann konnte jeder auch vor seinem zwanzigsten Lebensjahr sich mίt der Polίtίk beschaftigen (die gleiche Moglίchkeit gίlt fϋr den Fal1, daB die Ausbίldung nicht ohne Unterbrechung war. Vgl. Χ. Mem. ΠΙ 6, 1 Γλαύκωνα δε τον Άρίcτωνοc, στ' έπεχείρει δημηγορείν. έπιθυμων προcτατεύειν τη, πόλεω, ούδέπω εϊKOCΙν ετη γεγονώc, ... ). Die angeblίche Ambition des Menexenos, ϋber die Alteren Ζυ regieren, besagt auch wenig. Die Vollendung des dreiBigsten Lebensjahres war zwar eine al1gemeine ν oraussetzung fϋr das Bekleiden eines Amtes (Μ. Η. Hansen, GRBS 21, 1980, 152-4; R. Develίn, ΖΡΕ 61, 1985, 149-159), Sokrates meint aber hier seine Worte al1es andere als emst. Die Ironie ίη seinen Worten wird um so deutlίcher je groBer die Diskrepanz ist, die man zwischen dem Alter und den Ambitionen des Menexenos anzunehmen hat. Andererseits muB man betiicksichtίgen, daB ein DreίΒίgjίihήger nach den ν orstellungen der Gήecheη gemeinhin als noch ziemlίch jung fϋr die Polίtίk galt. Und wenn auch nicht im gleichen MaBe, wie ίη den ϋbήgen griechischen Stadten, war es dennoch auch ίη Athen nicht selbstverstandlίch, daB Manner unter 30 eine aktίve Rolle ίη der Polίtik spielen durften; vg1. die Bemerkung des Thukydides ίη ν 43, 2 ϋber den polίtίschen Erfolg des Alkίbiades im Alter νοη ungefίihr 30 Jahren; auch den Aufruf des Herolds: τί, άγορεύειν βούλεται των ύπερ πεντήκοντα ετη γεγονότων; (Aeschin. ίη Tim. 23); femer Lys. 16,20; s. Α. Α. Bryant, HSCPh 18 (1907) 115. νοη Sokrates ist auch aus anderen Quellen bekannt, daB er mίt der aktίνen Beschaftίgung junger und unreifer Menschen mίt der Polίtίk nicht einνerstanden war. Ιη Χ. Mem. ΙΠ 6 erzίihlt Xenophon, wie es Sokrates gelungen ist, Glaukon, den Bruder P1atons, νοη seinen politischen Pliίnen
135
abzubringen. FriedHinder Π 203 f. weist darauf hin, daB auch Alkibiades und Theages (ίη den gleichnamigen - wahrscheinlich unechten Dialogen) heπschen wollen. Bezeichnenderweise trug nach D.L. νι 18 der Dialog Μενέξενο, des Antisthenes den Untertitel η περι του αρχειν (s. Momiglίano 53). a 7. Φ θαυμάαε. Diese ironische Anrede kommt bei Platon haufig ίη Fragen vor, die ein Erstaunen ausdrϋcken. Ιη solchen Fallen sucht der Sprecher nicht, den Gesprachspartner Ζυ beeinf1uBen, sondern eine gegebene Situation Ζυ charakterisieren; dazu s. Ε. Brunius-Nίlsson, ΔΑIΜΟΝIΕ, Upsala 1955, 112-113. Ob die Athener sich tatsachlich mit ανδρεc, τ'Ώδε Τ'Ώ ήλΙKί~ πλάττοντι λόγουc Eic υμαc είcιέναι. Das παίζειν bezieht sich auf die folgende Grabrede, daraus laBt sich aber nicht unbedingt sch1ieBen, daB diese Rede als παίγνιον aufzufassen ist (so Pohlenz 263). παίζειν bezeichnet hier das
~
w
176
KOMMENTAR
kindliche Benehmen, das nach Sokrates mit dem Vortrag einer rhetοήschen Rede verbunden ist. Wie 1. Ooms, ΠΑΙΔΙΑ bei Platon, Diss. (Mschr.) Βοηη 1956, 32, ήchtίg bemerkt, .weist die GegenϋbersteΙΙung πρεcβύτηc - παίζει ν darauf hin, "daB hier etwas anderes als Ironie und Spott gemeint ist, namlich ein unwichtiges Τυη ohne inneren Wert, vergleichbar dem Spielen oder ganz allgemein dem Betragen νοη Kindem" (der Rhetοήk steht hier nach Ooms die eigentliche Aufgabe des Sokrates, der philosophische Logos gegenϋber). Ζυ den verschiedenen Bereichen, ίη denen das Wort παιδιά bei Platon auftήtt, s. Η. Gundert ίη: L. Landgrebe (Hsg.), Beispiele. Festschήft Ε. Fink, Den Haag 1965, 188 221, bes. 191. c 10. παντΙ τρόπφ: wie haufig zur Verstarkung des Imperativs oder einer Aufforderung, vgl. Cri. 46 a7 mit Μ. Schanz z.St.; Euthphr. 15 dl; Euthd. 274 d5; R. Π 368 c4; Ερ. VI 323 a5. d 1. άποδύντα όρχήcαcθαι. άποδύντα lieBe sich so auffassen, daB Sokrates damit nicht meint, er wϋrde tatsachlich nackt tanzen, sondem daB er sich die auBeren Kleider (besonders die χλαινα) auszoge, bevor er mit dem Tanz begonne (so verstehen diese W orte Loers 14-16 und spatere Interpreten; mit dieser Interpretation gibt sich nur Schleiermacher nicht Ζufήeden). Ζυ dieser Bedeutung νοη άποδύομαι s. Sch. Ar. Ach. 627 a (= Suda α 3305) άλλ' άποδύvτεc : άπο μεταφοραc των άποδυομένων άθλητφν. [οϊ] άποδύονται την εξωθεν cτολην ϊνα εύτόνωc χορεύcωcιν
(s. auch Sch. 627 c). Νυη war aber die Bekleidung sowie der ganze Lebensstil des Sokrates Ζυ seiner Zeit und spater nοtοήsch. Wir wissen sowohl aus Platon (Prt. 335 d, Smp. 219 b) und Xenophon (Mem. 16,2) als auch aus der Komodie (s. Α. Patzer [zu 235 e 9] 61 f.), daB er, wie die Spartaner, nur einen groben Wollmantel (τρίβων) trug. Wenn er also hier ϋber sich selbst sagt άποδύντα όρχήcαcθαι, dann kann nur gemeint sein, daB er bereit ist, buchstablich nackt Ζυ tanzen. Sokrates zeigt mit diesem Scherz aus dem Fundus der Alten Komodie (Pohlenz 263 Α. 1 denkt an eine Anspielung auf einen anderen Sokratiker), welch freundliche Gefϋhle er Menexenos gegenϋber hat. Der Sinn wird verstandlicher, wenn man berϋcksichtigt, daB sich die antike Orchestik nicht auf die Bewegung der FϋΒe beschrankte, sondem
236 c 9-236 d 1
177
daB ihr wichtigerer Teil (mit der Ausnahme der Reigentanze) ίη der χειρονομία bestand (s. C. Sittl, Die Gebarden der Gήechen und Romer, Leipzig 1890, 226; L. Lawler, The Dance ίη Ancient Greece, London 1964, 11 f.). Das Interesse des Sokrates am Tanz, auch ίη seinem Alter, ist wohlbekannt: er behandelt das Thema gem im Gesprach (Χ. Smp. ΙΙ 15; Plut. Quaest. conv. 711 e) oder tanzt sogar allein Ζυ Hause, um seinen Korper Ζυ kraftigen (Χ. Smp. ΙΙ 17; 19; vgl. Plut. De tuenda san. praec. 124 e; Lucian. Salt. 25 vielleicht ίη Anlehnung an unsere Stelle; Athen. Ι 20 f; bzgl. seiner Beziehung zur Tanzkunst s. auch Β. Wamecke, RE ιν Α 2, 1932, 2233). Allein oder ohne besonderen AnlaB Ζυ tanzen, galt auch ίη der Antike als seltsames oder gar namsches Verhalten (vgl. Χ. Smp. Π 17 έγέλαcαν απαντεc und 19 έξεπλάγην και εδειcα, μη μαίνοιο [sc. Cωκράτηc]. Vgl. weiter Cic. Mur. 13 Nemo fere saltat sobrius, mihi crede, nisi forte insanit, ders. De off. ΠΙ 75; 93; Plut. De vit. pud. 535 a). 1m Fall des Sokrates ist dieses Benehmen eines der vielen fremdartigen Elemente und Eigentϋmlichkeiten seines Charakters, die sich nach Ε. Zeller, Die Philosophie d. Gήechen 4ΙΙ Ι, 70 ff. mit den gήechίschen Sitten nicht vertragen, die aber den inneren Gehalt seiner Personlichkeit erscheinen lassen. c 11. 'Aλλfι. μέντοι ist hier zustimmend, vgl. Denn. GP 411. c 11 • d 1. (οί Ύε δεί χαρίζεcθαι, wctf καν όλίΎου, εί με κελεύοι, άποδύντα όρχήcαcθαι, χαριcαίμηv άν. Die SchluBfolgerung erscheint auf den ersten Blick unbefήedίgend, und vielleicht aus diesem Grund hat Stallbaum φ γε aus ωcτε konjiziert, was Bury ίη den Text aufgenommen hat. Schanz hat auf der anderen Seite die WDrter χαριcαίμην αν getilgt und den Text folgendermaBen konstruiert: ωcτε καν όλίγου, εϊ με κελεύοιc, άποδύντα όρχήcαcθαι (die Tilgung auch νοη W. Berdolt, Der Folgesatz bei Plato, [Diss.] Erlangen 1896, 58 f. angenommen). Die Konjektur νοη Stallbaum wird jedoch wegen der herbeίgefϋhrten dreimaligen Wiederholung νοη γέ ίη der gleichen Ρeήοde fast unmOglich. Auch fϋr die vorgeschlagene Tilgung besteht kein wichtiger Grund (die Wiederholung νοη αν erklart sich hier aus dem Einschub des hypothetischen Satzes; vgl. neben den νοη Stallbaum angefϋhrten Belegen K.-G. Ι 246 ff.; J. Wackemagel, IF Ι, 1892,399 ff. = ΚΙ Schr. Ι 67 ff., bes. 69 mit Belegen aus Platon; S. R. Slings, CPh 87, 1992,
r
236 d 1-236 d 5
KOMMENTAR
178
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Wilamowitz, Gήech. Lesebuch 411 1,93 (zu ρ. 138, 22); auch Schneider 24 ff.; Ziolkowski 65 ff. Αη das eigentliche Proomium schlie6t sich im Μχ. wie ίη den ίibήgen Epitaphien (s. unten Ζυ 236 e3-237 al) eine Dispositionsangabe ίiber die ganze Rede an, der wiederum eine Dispositionsangabe ίiber das Lob folgt. Sie sind a1s solche zwar kein Bestandteil des ProDmiums, knίipfen jedoch im Μχ. passend an die Billigung der Institution der Rede an und bilden einen ϋbergang zum Lob der Taten der Gefa11enen.
102 ff.}. Das Verbum finitum ist im Gegenteil notwendig, weil das Gewicht auf dem Folgesatz liegt (ahnliche Beispiele finden sich ίη Fίillen, ίη denen der Ausdruck τοcούτου oder τοσσυτον δέω im ίibergeordneten Satz auftήtt, vgl. Ζ.Β. Men. 71 a5 έγω δε τοcoυτον δέω εϊτε διδακτον εϊτε μη διδακτον είδέναι, ωcτ' ούδε αύτο οτι ποτ' έcτι το παράπαν άρετη τυγχάνω είδώc, s. Stah1506, 3). Durch den Optativ wird hier eine gemilderte Behauptung ausgedrίickt, s. K-G. Π 514.
d 1-2. έπειδή γε μ6νω έcμέν: vgl. Phdr. 236 c8 έcμεν δε μόνω έν έρημί~, Alc. Ι 118 b5 ομωc δέ, έπειδη μόνω έcμέν, ρητέον, Clit. 406 a9 ηδιcτ' αν (οι διεξέλθοιμι αύτο\κ (sc. το\κ λόγουc) αύτόc, έπειδη και μόνω τυγχάνομεν Οντε. Zum Pradikatsnomen im Dua1 und dem Verbum ίη der ersten Person s. Α. Roeper, De dualis usu Platonico, Danzig 1878,
d 4-5. ΙΈργφ μεν ήμίν ..• πορεuοVtαι τήν είμαρμένην πορείαν. Der Eingang des platonischen Epitaphios hat mehrmals die Aufmerksamkeit der antίken Stίlkήtίker auf sich gezogen. Dion. Ha1. Dem. 24 ρ. 181,6 u. R. lobt ihn warm und vorbehaltlos: ή μεν είcβολη θαυμαcτη και πρέπουcα τοιc ύποκειμένοιc πράγμαcι κάλλουc τε όνομάτων ενεκα και
31 ff.
cεμνότητοc και άρμονίαc. Derselbe macht ίη
D er
Epitαph
Comp. 18 ρ. 75, 18 ff. aufmerksam auf den Rhythmus bei Platon, durch den die platonische λέξιc sich a1s άξιωματική und καλή erweist, und fίihrt die vorliegende Stelle a1s eines der 'sehr bekannten und berίihmten' Beispiele an. Ihr folgt eine metήsche Ana1yse des Dionysios, die sich folgenderweise darstellen
ios
236 d 4 - 237 b 2. Ρ r ο δ m ί u m Ιη den spateren rhetοήschen Lehrbίichem, ίη denen der Epitaphios erDrtert wird ([Dion. Ha1.] Rh., Menander Rh. π. έπιδεικτικων Β), finden sich keine Anweisungen fίir das Proomium eines Epitaphios, was wahrscheinlich macht, daB es auch frίiher keine solchen gab. Trotzdem lassen sich ίη den Proomien der erha1tenen Epitaphien aus der klassischen Zeit zwei typische Merkmale erkennen: (ί) Der Hinweis auf den Ρatήοs Nomos, der neben der Dffentlichen Bestattung den Vortrag einer Rede vorsieht. Thukydides Ιϊί6ι seinen Perikles Kritik an der spater eingefίihrten Bestimmung fίir die Rede ίiben, wahrend bei Hypereides jeglicher Hinweis auf den Nomos fehlt. (ii) Die auf dem Schwίeήgkeίts motiv beruhende cαptαtio benevolentiαe. Durch die Hervorhebung des Mi6verhaltnisses Rede - Taten wird darauf hingewiesen, wie schwίeήg es ist, Jαctα dictis exαequαre. Thukydides weicht dabei insofem ab, a1s er den Grund fίir die Schwίeήgkeίt eines adaquaten Lobs ίη der Psychologίe der Zuhorer erkennt. ImMx. kommt der Hίnweis auf den Nomos vor, im Gegensatz aber Ζυ den ίibήgen Epitaphien wird das Schwίeήgkeίtsmοtίν weggelassen (s. unten Ζυ 236 el-3). Zum Proomium der Epitaphien s.
liί6Ι:
Erstes
Κοlοη
εργφ μεν ι ημιν Ι οιδε εΙχουcιν ι τα προcηlκοντα Ι cφιcιν αυΙτοι,
(Katalexis)
Zweites Kolon ων τυχοΙντε, πορευΙονται ι την ειΙμαρμενην ι πορειαν
Zum ersten Kolon ist die Ansicht des Dionysios interessant, es s~i der 'Baccheus' (er meint den παλιμβάκχειοc [vgl. Heph. Enchir. 3,2 ρ. 11, 14 Consbr.], den Baccheus nennt er ύποβάκχειοc, vgl. Comp. 17 ρ. 72, 13 ff. U.-R.) dem Iambus vorzuziehen, denn ούκ έπιτροχάλουc και ταχειc άλλ' άναβεβλημένουcκαι βραδειc τοιc οίκτιζομένοιc προcηκεν άποδίδοcθαι τοi>c χρόνουc (zur Messung der letzten Silbe νοη (φίcιν a1s
Lange vgl. die Bemerkung νοη Usener und Radermacher ίη ihrem Apparat; Dion. liί6Ι allerdings auch die Moglichkeit der anapastischen Messung offen). Man vgl. auch die kolometήsche Ana1yse des Lachares § 24 ίη der Fragmentsammlung νοη W. Studemund, Universitati Bononiensi octavorum saeculaήum diem festem ... gratulatur universitatίs Vratislaviensis Vίadήna, 1888 = Κastor π. μέτρων ρητορικων m ρ. 722, ~
Ι
236 d 5-236 d 7
KOMMENTAR
180
zugrunde
7 ff. Walz. lη der Schήft π. ϋψουc schlίeBlίch werden diese Satze als schlagender Beweis dafϋr vorgebracht, daB die Periphrase zum Erhabenen beitragen kann. Der unbekannte Autor drϋckt sein Ergebnis ίη Form νοη rhetοήscheη Fragen aus (28, 2): &ρα δη τούτοιc μετρίωc
d 5-6. προπεμφθέντε, κοιν6 ... ""πα τίόν οίκείιον. Οίοη. Hal. Dem. 24 181, 11 U.-R. tadelt Platon wegen der durch diese Worte hervorgerufenen 'unnotigen' Wiederholung, denn τα προcήκοντα schlossen dieses Geleit schon ίη sich ein. Den Grund dafϋr vermutet aber Dionysios selbst: εί μη κράτιcτον (άπάντων) των περι tCtc ταφαc νομίμων τουτο ύπελάμβανεν ό άνηρ εΙναι, λέγω δη το παρειναι
d 4. "ΕρΥφ. Damit ist die offentlίche Leichenbestattung gemeint, deren Erwahnung am Anfang wie am Ende eines Epitaphios wahrscheinlίch topisch war; vgl. Th. Π 35, 1 άνδρων άγαθων εργφ γενομένων εργφ και δηλουcθαι tCtC τιμάc, οΤα και νυν περι τον τάφον τόνδε δημοcί~ παραcκευαcθέντα όρατε, und Π 46, 1 και εργφ οί θαπτόμενοι ηδη κεκόcμηνται. Dem εργφ μέν eηtSΡήcht das folgende λόγφ δέ (d7), νοη einem wirklίchen Gegensatz kann aber nicht die Rede sein, wei1 der λόγοc hier als notige Erganzung Ζυ εργον verstanden wird (bezeichnenderweise geht ίη diesem Fall das εργον voraus). Der Gegensatz erschopft sich ίη einem rhetοήscheη Sti1mittel gleich Ζυ Anfang der Rede (vgl. die Gegensatze KOtviJ μέν - ίδί~ δέ, ύπο tf\c πόλεωc - ύπο των οίκείων). Da der Gegensatz λόγοc - εργον vor allem fϋr Thukydides charakteήstίsch ist und bei ihm haufiger als sonst vorkommt (42 mal im ganzen Werk, 9 mal nur im ΡeήkΙeίscheη Epitaphios, ohne daB die unvollstandig ausgedrϋckteη Formen eingerechnet werden), ist die bewuBte Anlehnung an seinen Sti1 nicht auszuschlieBen (vgl. aber auch Lys. 2, 1). Zum Gebrauch und zur Geschichte des Gegensatzes s. Α. Parry, Logos and Ergon ίη Thucydides, Diss. Harvard 1957 (ϋber Platon S. 53-7); auch F. Heinimann, Nomos und Physis, Basel 1945, 43 ff.
πολλΟ1Κ
έκκομιδαιc,
και
ούθεν
άτοπον
έδόκει
ποιειν
tOtC άλλοιc και χωριc ύπερ αύτου μόνου λέγων. Das Geleit der Yerstorbenen erwahnt Platon nebenbei auch ίη Lg. ΥΠ 800 e. κοιν6
- ίδίq. Dieser ίη der Rhetοήk gangige Gegensatz kommt auch ίη der vorliegenden Rede nicht selten vor und zwar ίη zwei verschiedenen Zusammenhangen: (α) Am Anfang und Ende der Rede ist damit der Gegensatz Βϋrger - Stadt gemeint; s. auBer der vorliegenden Stelle 239 bl (δημοcί~ statt KOtviJ), 249 b4 und vgl. 249 c7. (b) 1m Τateηbeήcht dagegen weist ίδί~ auf die Stadt und KOtviJ auf ganz GήecheηΙaηd hin: 242 e3; 243 b5. Zum Gegensatz vgl. Ε. Kemmer, Die polare Ausdrucksweise ίη der gήech. Literatur, (Beitr. Ζ. hist. Syntax d. gήech. Sprache 14) Wϋrzburg 1903, 121. 170 ff. (ίδί~ - δημοcί~). ""πα τίόν οίκείιον.
Der Anonymus der Schrift π. ϋψουc ϋberΙίefert προcηκόντων statt οίκείων, was natϋrlich auch Platon hatte schreiben konnen (vgl. Ζ.Β. Lg. ΙΧ 868 b6 τούc προcήκονταc του τελευτήcαντοc, Th. Π 34,4 και γυναικεc πάρειcιν αί προcήκουcαι und Lys. 2, 76 ΤΟ1Κ τούτοιc προcήκονταc). Durch οίκείων vermeidet Platon aber hier die Wiederholung des gleichen Partizips ίη derselben Ρeήοde. Die Abweichung des Anonymus laBt sich am einfachsten dadurch erklaren, daB er, wie auch die ΗίηΖufϋguηg des Wortes εκαcτοc nach δέ zeigt, aus dem Gedachtnis zitiert. 1m 4. Jh. bezeichnet man mit οίκειοι allgemein die Yerwandten, wahrend im 5. Jh. das Wort nur rur die Blutverwandtschaft und nach dem Ende des 4. Jh. ausschlίeBlίch rur die Schwagerschaft gebraucht wurde; s. Η. Υ artigian, Attic Greek Κinship Terminol0gy, Diss. υηίν. l0wa 1978, 101 ff.
(vgl. Ζ.Β. Cic. Pro Rosc.
23 und Ovid Fαst. 2,569). d 5. τ/ν είμαρμέvην πορείαν hat natϋrlίch die gleiche Bedeutung wie die 'Fahrt ίη den Hades' (την είc Αϊδου πορείαν) ίη Phd. 115 a2 (vgl. an dieser Stelle den spateren Zusatz ώc πορευcόμενοcοταν ή είμαρμένη καλει); 107 d-e. Der Ausdruck steht fϋr den θάνατοc, wie das darauf folgende προπεμφθέντεc KOtviJ ύπο tf\c πόλεωc an Stelle νοη τετυχηκέναι των νομιζομένων steht ([Longin.] π. ϋψουc 28, 2). Ζυ dem
ταιc
(υμπεριλαβών τε αύτο
ist ethischer Dativ, vgl. K.-G. 1423.
τα προcή1Cοvτα eηtSΡήcht hier dem Lat. iustα
Yergleich des Todes mit einer Reise s. Louis 101 f.
ρ.
ωγκωcε την νόηcιν; η ψιλην λαβων την λέξιν έμελοποίηcε, καθάπερ άρμονίαν τινα την έκ tf\c περιφράcεωc περιχεάμενοc εύμέλειαν;
ήμίν
lίegenden
181
d 7. λόΥφ δε δη. Unter λόγφ sind nur 'Worte" nicht 'Rede' (u.a.
J~
KOMMENTAR
182 Schleieπnacher
und Apelt) wie ίη e2 zu verstehen: vom festen Gegensatz εργφ - λόγφ abgesehen 'schmϋckt' man eher mίt Worten, nicht mίt Reden. Zur Kombinatίon δε δή vg1. Denn. GP 259. d 7. τον λειπόμενον 1Cόcμον. Mit κόcμοc ist hier die ganze Ehrung (Bestattung und Rede) gemeint; vg1. 246 a 3 (κοcμειν); femer Th. Π 46, 1; s. Wankel zu D. 18,287 (Π 1224). Ο τε νόμο, προcτάττει: vg1. 249 c7 κατα τον νόμον. Gemeint ist der νοη Thukydides (Π 34) beschήebeηe πάτριοc νόμοc, der nichts anderes
als 'altererbtes, ungeschriebenes Gesetz' bedeutet (s. Jacoby 39; zu Nomos als 'Brauch' s. Μ. Ostwald, Nomos and the Beginnings of the Athenian Democracy, Oxford 1969, 34 ff. C1aiπnont Π 250 verweist mίt Recht auf die Verbindung des παλαιον Eeoc mit dem πάτριοc νόμοc ίη Isoc. 4, 55, was ϋbήgeηs genau den άρχαίοιc εθεcι und dem πάτριοc νόμοc ίη Lys. 2, 81 eηtSΡήcht). Den Ρatήοs Nomos gebrauchten (χρώμενοι Th. Π 34, 1) die Athener, um ihre Gefa11enen ίη den Jahren zu ehren, ίη denen Κήeg heuschte und es athenische Gefallene gab. Nach Thukydides war die Είη,fϋhruηg der Grabrede ein spaterer Zusatz im Staatsbegrabnis: 11 35, 1 οί μεν πολλοι ... έπαιναυcι τον προcθέντα τφ νόμφ τον λόγον τόνδε κτλ. (Jacoby 39 Α. 10 bemerkt allerdings dazu, daB die Idee einer spater hίηΖugefϋgteη Rede lediglίch ein konventioneller Topos fϋr ein Proomium ist und daB Thukydides ein bestimmter Name wahrscheinlίch nicht bekannt war; vg1. StUΡΡeήch 234). AuBer dem Epitaphios war ίη dem Ρatήοs Nomos auch das offentlίche Begrabnis mίt der Prothesis und der Ekphora mίt ίηbegήffeη. Ob der Epitaphios Logos tatsachlίch spater eίηgefϋhrt wurde, laBt sich wegen der Dϋrftίgkeίt der ιίteraήscheη Quellen schwer bestimmen. GewiB setzt der uns bekannte Epitaphios das Staatsbegrabnis voraus, was jedoch die gleichzeitige Είηfϋhruηg der beiden nicht unbedingt ausschlίeBt (auch wenn letzere Moglίchkeit weniger plausibel erscheint). Ιη Zusammenhang mίt der Είηfϋhruηg des Ρatήοs Nomos, d.h. eventuell auch der Grabrede, werden folgende Daten erwahnt: (α) Schon Anfang des 6. Jh. νοη Solon, s. Anaximenes νοη Lampsakos FGrHist 72 F 24 und Sch. Th. Π 35, 1; dafϋr hat auch L. Weber, Solon u. die Schopfung der attisch. Grabrede, Frankfurt a.M. 1935, bes. 43 ff. pladiert. Der Name Solons erscheint ίη diesem Zusammenhang
236d 7
183
erwartungsgemaB. Er war schlίeBlίch der attίsche Gesetzgeber pαr excellence und die Person, auf die alle πάτρια Ζuruckgefϋhrt wurden. Solons Name war zudem mit verschiedenen Sepulkralbestimmungen verbunden (vg1. Ζ.Β. Ruschenbusch, CΟΛΩΝΟC ΝΟΜΟΙ fr. 72 a-c). Der Nachήcht ist also kein groBer Wert beizumessen (vg1. StuΡΡeήch 201 ff.; daB es um ein "autoschedίasma" geht, wie Jacoby 39 Α. 8 bemerkt, wird ϋbήgeηs aus dem Scholίon zu Th. ersichtlίch). Allein die zehn Sarge aus Zypressenholz bei der Ekphora zeigen, daB die Phylen-Reform des Kleisthenes vorauszusetzen ist. (b) Ιη die Zeit des Κ1eisthenes setzt den Beginn des Staatsbegrabnisses mit verschiedenen Argumenten und unter Βerϋcksίchtίguηg der archaologischen Funde StuΡΡeήch 206 ff. (ahnlίch Thomas 207). Obwohl die Entstehung der Είηήchtuηg ίη der Zeit des Kleisthenes moglich ist, SΡήcht dennoch einiges fϋr die Datierung des Staatsbegrabnisses und folglίch der Είηfϋhruηg der Leichenrede ίη die Zeit nach den Perserkήegen: (ί) Mit Ausnahme der Gefallenen ίη Agina (dazu s. aber C1aiπnont 12) gibt es kein Zeugnis dafϋr, daB athenische Gefallenen vor ca. 470 Y.Chr. im Demosion Sema begraben wurden (Jacoby 49 ff.). (ίί) Gefallenenlίsten sind erst ab ca. 465/4 belegt, s. jetzt Nr. 1 bei D. W. Bradeen, The Athenian Agora χνιι (lnscriptions. The Funerary Monuments), Ρήηcetοη 1974. Auch wenn man annimmt, daB das Epigramm fϋr die Gefallenen ίη Byzanz (GVI 12 = FGE 878-81) aus einer Gefa11enenlίste stammt, kommt man nicht viel weiter zuruck als bis ίη die Zeit um 470 (C1aiπnont 95). Zu diesem Argument vg1. a11erdings Thomas 207 Α. 44. (ίίί) Das feste Repertoire der mythischen Taten ίη den Leichenreden und die deutliche Parallelίsierung dieser Taten zu hίstοήscheη Ereignissen (der Αηgήff der Amazonen bietet Ζ.Β. eine Parallele zum Zug des Datis und zu Marathon) weisen darauf hin, daB die Ρerserkήege einen terminus post quem bί1den (s. dazu W. Kierdorf, Erlebnis und Darstellung der Perserkήege, [Hypomnemata 16] Gottingen 1966, 89 ff.; s. auch unten zu 239 a5-c7). Eine Datierung des Epitaphios Logos nach den Ρerserkήegeη findet sich auch bei Diod. ΧΙ 33, 3 und Dion. Ha1. Ant. Rom. V 17, 4 (beide folgen Ephoros, der vielleicht an Thukydides anschlίeBt, s. Jacoby 39 Α. 8). Trotz dieser Indizien werden jedoch die Ρerserkήege nicht νοη allen auch fϋr das Staatsbegrabnis (neben dem Epitaphios) als terminus post quem angesehen.
184
236 d 7-236 e 1
KOMMENTAR
(c) Kimon, dessen Name auch mit der Rϋckfϋhruηg der Theseus Relίquien im Jahre 475 verbunden ist. (Κimon als Urheber der Grabrede
hat als erster F. Weber, ϋber die Standrede des Perίkles bei Thukydides, Progr. Darmstadt 1827, angenommen; als Urheber des Staatsbegrabnisses im Kerameikos schon Ε. Curtius, Die Stadtgeschichte νοη Athen, Berlίn 1891, 119 f.; auch Wίlamowitz, Αήst. u. Athen ΙΙ 292 Α.4 und zuletzt Clairmont 13 f.; Ζυ der der angeblίchen Rϋckfϋhruηg der Theseus Relίquien beigemessenen Bedeutung s. die Κrίtik νοη R. StuΡΡeήch, Gnomon 56, 1984, 639). (d) Die Niederlage der Athener bei Drabeskos 465/4 (Paus. 129,4). Fϋr diese Datierung ist vor a11em Jacoby eingetreten, vgl. aber die Κrίtik νοη Gomme Ζυ Th. ΙΙ 34, 1; fϋr diese Datierung auch W. Κ. Ρήtchett, The Greek State at War ιν 122 f. Stήttίg bleibt immer noch, ob πρωτοι έτάφηcαν bei Pausanias topographisch (so u.a. Gomme a.O. ρ. 97) oder zeitlich aufzufassen ist; die ganze Interpretation Jacobys, der die zeitlίche Auffassung verfίcht, scheint plausibler (vgl. L. Weber, RhM 75, 1926, 296 ff.; Ρήtchett 113 ff.), womit aber nicht eine Bestatigung der GΙaubwϋrdίgkeίtder νοη Pausanias benutzten Que11e einhergeht. (e) Ιη der Zeit des Ephialtes oder ίη den ersten Jahren der politischen Tatigkeit des Perikles, also Ende der sechziger Jahren des 5. Jh. (Υ. Ehrenberg, Gnomon 39, 1967,518; Loraux, L'invention 56 ff.). Fϋr die Είηfϋhruηg der Grαbrede scheint letztere Datierung aus zwei Grϋnden wahrscheinlίch: Zum einen weist das Lob der demokratischen Verfassung ίη den Leichenreden auf die demokratische Herkunft dieser Είηήchtuηg hin. ΗίηΖυ kommt, daB "das Phanomen νοη Selbstlob und Selbst verteidigung Athens kaum entstanden sein kann, ehe die Hegemonie zur drϋckenden Ηeπschaft geworden war" (Ehrenberg). Zum anderen ist ίη diesem Fall die zeitlίche Entfemung Ζυ der ersten belegten und vie11eicht sogar einer der ersten Leichenreden ϋberhaUΡt, der Samίschen Grabrede des ΡeήkΙes (439 v.Chr.), nicht a11zu groB (die Grabrede des Gorgίas wird um 420 v.Chr. datiert, s. W. Vo11graff, LΌraίsοη funebre de Gogias, Leiden 1952, 16). DaB die Leichenreden jedoch Produkte einer vo11kommen entwickelten und νοη Gorgias stark beeinfluBten Rhetοήk seien und folglίch Schopfung nur des ΡeήkΙeίscheη Zeitalters hatten sein konnen, wie Schneider 7 ff. behauptet, kann man nicht gelten lassen, s. Ed. Meyer, Forschungen Ζ. alten Geschichte ΙΙ 219 f.
185
e 1. και χρη:" 239 d2 c1v και δίκαιον και χρή. Οίοη. Hal. Dem. 24 ρ. 183, 4 U.-R. tadelt Platon streng wegen dieses Zusatzes: το και χρη πάλιν (ένταυθα) κείμενον έπι τηc τελευτηc τίνοc ενεκα παρείληπται και δια τί; πότερα (του)
(suppl. R. Kassel) cαφεcτέραν ποιηcαι την λέξιν; άλλα και xropιc τηc προcθέcεωc ταύτηc έcτι cαφήc. (...) άλλα τουτο ηδιον άκουcθηναι και μεγαλοπρεπέcτερον; παν μεν ο.ον τούναντίον ήφάνικεν αύτηc το cεμνον και λελύμανται. Dionysios urteίlt aber ίη diesem Fa11 Ζυ streng, denn durch dieses 'sol1' wird nach dem erwiihnten Gesetz die moralische und religiose Pflicht gegeηϋber den Toten hervorgehoben (zum Gebrauch νοη χρή statt δει fϋr "the requirements of morality and the lίkes" s. Baπett Ζυ Ε. Ηίρρ. 41); vgl. auch νόμοc και θειον ίη AeschiD. 1, 14 und s. Ζυ ahnlichen Verbindungen Α. Roschatt, Die synonymen Verbindungen, Programm d. kgl. human. Gymnasiums Ζυ Freising 1896, 31 f. Tatsachlich aber begrϋηdet der folgende Satz dieses χρή. Zur Funktion ahnlicher Ausdrϋcke als Abgrenzungsformeln ίη der ganzen Rede s. unten Ζυ 239 d2. " \. θ' \ Λ' , D as e 1-. Ύαρ ευ πραχ εv'tmv .•• παρα 'tmv ακουcαv'tmv. 3 εΡΎων Schwίeήgkeίtsmοtίν ιήιι
haufig ίη der epideiktischen Rhetοήk und vor a11em ίη den Proomίen der Grabreden auf, vgl. Gorgias 82 Β 6 ρ. 285, 10 ff. Ο-Κ; Th. Π 35, 1-2 (an ihn eήηηert stark die vorl. Ste11e); Lys. 2, 1; D. 60,1; ΗΥΡ. 6,2; femer Antiph. 5,1-7.84; 6,47; E.Supp. 844; Isoc. 4,82.88.187; 6,100; 12,36; 14,4; D. 6,11; 14, 1; Sallust. Cαt. 3,2. Die Funktion des Schwierigkeitsmotivs besonders am Anfang einer rhetοήscheη Rede ist leicht verstandlίch: Einerseits dient es dazu, die Ζυ preisenden Taten hervorzuheben, vor a11em aber gehort es zur cαptαtio benevolentiαe (s. oben Ζυ 236 d4-237 b2 und J. Th. Kakrίdis, Der thukyd. Epitaphίos, [Zetemata 26] Μϋηcheη 1961, 4). Diesen aus dem Gegensatz Worte - Taten hervorgehenden Gemeinplatz berϋhrt auch Platon hίer, nur drϋckt er ihn ίη umgekehrter Form aus, indem er den Redner sagen lii.Bt, durch die schone Rede erwachse die Ehre fϋr die Taten. Es ist allerdings schwer Ζυ sagen, ob Platon hier das Schwίeήgkeίtsmοtίν umkehrt oder ob er nicht eher nur einem traditione11en Topos (Lob der Institution) folgt. Fϋr letzteres SΡήcht der Anfang des thukydideischen Epitaphios (ΙΙ 35, 1 οί μεν πολλοι των ένθάδε ηδη είρηκότων έπαινoυcι τον προcθέντα τφ
KOMMENTAR
186 νόμφ τον λόγον τόνδε).
Die Verbreitung des Schwίeήgkeίtsmοtίνs und die Tatsache, daB ίη keinem der anderen uns erhaltenen Epitaphien ein Lob fϋr die Instίtution des Rede-Vortrags enthalten ist, rufen jedoch eine gewisse Unsicherheit hervor. Man beachte das Ρaήsοη εργων ε~ πραχθέντων Ι λόγφ καλω, ρηθέντι, die Antίthesen εργων - λόγφ, πραχθέντων - ρηθέντι, τοι' πράξαcι - παρα των άκουcάντων und die Entsprechung ε~ - καλα/, (s. auch. Οίοη. Hal. Dem. 26 ρ. 184,21 U.-R.). e 1. εΡΥφν. Anders als ίη 236 d4 sind hier die edlen Taten gemeint, vgl. den ahnlίchen Gebrauch des Wortes im Proomium der ΡeήkΙeίscheη Grabrede (Th. II 35, Ι). e 2. λόΥφ: im Gegensatz
Ζυ
d7 ίη der Bedeutung 'Rede' (Anaklasis).
μνήμη ιc:αι ιc:όcμοc
beziehen sich genau genommen nur auf die Funktion des ersten und wesentlίchen Teils einer Grabrede, des Epaίnos. 'Andenken und Ehrung' kommen auch als Absatzformeln vor, vgl. 239 d3 (6)ν και δίκαιον και χρη ... μεμνημένου, έπαινέcαι); 243 c7 (χρη μεμνηcθαί τε και έπαινειν); 246 a3; femer Th. ΙΙ 35; Hyper. 6,30. 34; Oppenheimer 58. κόcμοc wird hier, anders als ίη 236 d7, auf die Ehrung der Rede beschriίnkt; s. auch unten Ζυ 237 c3. e 3 - 237 a 1. δεί δη τοιούτou ..• τούτOU' δε παραμυθούμενοc. Nach dem Proomium bίldet diese Ρeήοde einen ϋbergaηg zum eigentlichen Epainos. Sie dient gleichzeitig als Dispositionsangabe, die ίη der rhetοήscheη Theοήe als πρόθεcι' (propositio) bezeichnet wird (Οίοη. Hal. Lys. ρ. 28, 13 ff. U.-R.; die altesten Beispiele bei Gorgias Hel. 82 Β 6 ρ. 285, lO ff. D.-K und Antiph. l, 3; zur Sache s. Ε. Norden, Die antίke Kunstprosa 31 366 Α. 2; Hess 27 ff.; vgl. Ziolkowskί 59 f.). Die Prothesis findet sich meistens ίη Geήchtsredeη, tήtt aber auch ίη epideiktischen Reden und auf irgendeine Art ίη allen Leichenreden auf, vgl. Th. ΙΙ 36, 4; Lys. 2, 3; D. 60, 3; ΗΥΡ. 6, 3. 1m Unterschied Ζυ Μχ. ist die Prothesis ίη den anderen Leichenreden kϋrΖer oder ohne besondere Sorgfalt gestaltet. Der Zweck der pedantίschen Sorgfalt hier kann nur die Persiflage der gorgianischen Manier sein, denn solche Dispositionen waren besonders fϋr seinen Stil charakteήstίsch, wie man heute noch ίη seiner Helenα, im Pαlαmedes und ίη der Schήft περι του μη οντο, feststellen kann (vgl. den Anfang der Agathon-Rede ίη Smp. 194 e-195 a und s. Blass Ι 68 ff.;
236 e 1-236 e 4
187
Radermacher, Art. Scr. Ζυ Β νΙΙ 39; Μ. Fuhrmann [zu 235 dl] 129 ff. vgl. 124). Dazu tragt auch der rhetοήsche Schmuck bei. Ρaήsa: το\)( μεν τετελευτηκότα, ίκανω, έπαινέcεται Ι τοι'
δε
ζωcιν
εύμενω,
παραινέcεται. έκγόνοι, μεν και άδελφοι,
- παρακελευόμενοc, Ι πατέρα, δε και μητέρα, - παραμυθούμενοc. Homoioteleuta: ίκανωc εύμενωc, έπαινέcεται - παραινέcεται, παρακελευόμενο, παραμυθούμενοc. Auffallίg ist ebenfalls die Personifikation des λόγοc. Platons Dispositίon weist folgendes Schema auf: 1. Lob der Gestorbenen ll. Ermahnung der Lebenden: a) Aufmunterung der Nachkommen und Brϋder b) Trost der Vater und Μϋtter Daήη folgt er natϋrlίch dem konventίonellen Schema der Rhetοήk seiner Zeit. Bemerkenswert ist allerdings, daB der Trost nicht als dήtter und gesonderter Teίl angesehen, sondem der Ermahnung untergeordnet wird, damit vielleicht die Glίederung noch logischer und sorgfaJ.tίger erscheint. Ιη der angegebenen Disposition fehlt auch der Threnos, den man im Iysianischen Epitaphios (71-76; vgl. D. 60, 32) findet und den auch Menander (π. έπιδεικτ. ρ. 418, 19 Sp.) fϋr einen Teil bzw. ein Element des Epitaphios haIt. Ζυ der Vermeidung dieses Teils rat der Verfasser des Kapitels περι έcχηματιcμένων Α bei [Οίοη. Hal.] 9 ρ. 306, 18 ff. U.-R. DaB der Threnos hier nicht erwahnt wird, SΡήcht eher dafίir, daB er kein fester Bestandteil eines Epitaphios war (anders Oppenheimer 51 Α. 40; J. Soffel, Die Regeln Menanders f. die Leichenrede, [Beitr. Ζ. klass. Philol. 57] Meisenheim a. Glan 1974, 62; vgl. aber Kassel41 ff. und Ziolkowskί 40 ff.). Es scheint, daB der Threnos ίη der klassischen Zeit nur ein Topos des epainetischen Teils war, wοfϋr auch sein Vorkommen im Iysianischen Epitaphios SΡήcht. e 2. δη hebt das Verbum δει hervor, vgl. Denn. GP 215 f. e 4-5. τοί, δε ζίOcιν εύμενίΟ, παραινέcεται. εύμενω, wird mit 'gelίnde' (Schleiermacher), 'wohlwollend' (L. Georgii) u.a. ϋbersetΖt, besser ware hier vielleicht die Wiedergabe mit 'freundlich' (vgl. LSJ s.y. εύμενή, Ι 3). παραινειν (die seltene Medialform des Futurums wird hier wegen des vorhergehenden έπαινέcεται verwendet, Κ-Β. ΙΙ 352) kann sowohl 'ermahnen' als auch 'raten' bedeuten . 1m ersten Fal1 ist es als
236 e 5-237 a 1
KOMMENTAR
188
Synonym zum folgenden παρα1Cελευόμενοc aufzufassen. Den Unterschied zwischen παραίνεcιc und παρα1Cέλευcιc hat Ρ. Hartlich, Exhortationum a Graecis Romanisque scήΡtarum hίstοήa et indoles, (Diss.) Leipziger Studien ΧΙ, 1889,222, darnίt erkliirt, daB παρακέλευcιc 'exhortatio', παραίνεcιc 'praeceptio' bedeutet. Dagegen hat Τ. C. Burgess (zu 235 al-2) 229 ff. Α 2 ausfϋhrιίch gezeigt, daB diese und iihnlίche WDrter, wie προτροπή, sehr oft austauschbar sind und ίη den meisten Fiillen auch ohne einen erkennbaren Unterschied verwendet werden. Er verweist (ρ. 232) u.a. auf die vorlίegende Stelle mit der Bemerkung, daB die beiden Verben "are used ίη the same part of the έπι τάφιοc [= ΜΧ.]", womit offensichtlίch gemeint ist, daB sie hier synonyrnίsch gebraucht werden. Das scheint aber unwahrscheinlίch, wei1 παραινέcεται sich im Gegensatz zum folgenden παρακελευόμενοc nicht nur auf die Errnahnung an die Κίηder, sondem auch auf den Trost der Eltem bezieht. Man beachte auch, daB ίη der Ermahnung an die Κίηder spater nur das Verbum παρακελεύεcθαι verwendet wird (246 b3; b6; vgl. cl διακελεύcoμαι).
einer rationalen und auf die Mi1derung des Schmerzes abzielenden Mahnung (was auch ίη den spateren Trostschriften deutlich erkennbar ist); zu ihr als Bestandtei1 des Epitaphios wie auch der Konsolations lίteratur ϋberhaUΡt gehDrt aber kaum der Gemϋtstοη, den das deutsche 'trosten' durchscheinen laBt, s. dazu Kassel 3 ff. So erklart sich vielleicht auch, wie Platon im vorlίegenden Passus nicht nur die παρακέλευcιc. sondern auch die παραμυθία der παραίνεcιc unterordnen kann, und warum er Ermahnung und Trost gewissermaBen als Einheit auffaBt. τί, o~ν αν ήμιν τοιουτο, λόγο, φανείη; τοιουτοc ist kein Pradikativum, wie Mistriotis meint, sondern ist mit λόγοc zusamrnen zunehmen (der Sinn bleibt unverandert). WDrtlich ϋbersetΖt heiBt es: 'Als was Wϋrde uns eine solche Rede erscheinen?' Als eine Rede, die den erwahnten Anforderungen entsprache. Ζυ otv als verbindende und zwar progressive Partikel vgl. Des Places 57 ff. und Denn. GP 425 f.
• αν " ή μιν ~ τοιουτο, ~ λόγο, φανειη; '.Q " ορ • θ~ω, ' ουν a 1-2• τι' .1 πο'θ εν αν άρξαίμεθα ••• ; Die Frage des Redners im Eingang seiner Rede (oder eines Abschnitts) ϋber die Gestaltung der Rede ist eine gelaufιge Gedankenfιgur, die νοη den antiken Rhetoren διαπόρηcιc oder dubitatio genannt wird; s. R. Volkmann, Die Rhetorik d. Griechen u. Romer 2 496 f.; Η. Frohberger, Ausgew. Reden des Lysias 21 198 ff. (Anhang Ζυ 12, 1) mit vielen Beispielen; Η. Wankel zu D. 18,20 (Ι 209 f.) und 129 (Π 687 f.); sie fιndet sich oft auch am Anfang νοη Hymnen, s. W. Η. Race, GRBS 23 (1982) 5-8. Die Form der dubitatio, die ahnlich, wie hier, aus zwei direkten Fragen besteht, νοη denen die zweite mit dem disjunktiven η beginnt, komrnt schon ίη h.Ap. 19-25 vor: πωc γάρ c' ύμνήcω πάντωc εϋυμνον έόντα; / ... / η roc cε πρωτον Λητω τέκε χάρμα βρoτoιcι κτλ. lη der gleichen Form auch ίη Platons Prm. 137 a7 (πόθεν otv δη άρξόμεθα και τί πρώτον ύποθηcόμεθα; η βούλεcθε '" άπ' έμαυτου αρξωμαι και τηc έμαυτου ύποθέcεωc ... ;); vgl. Gorgias Ρα/. 4
e 5. εύμενω, weist vielleicht auf den Versuch der Redner, das Wohlwollen (εϋνοια) des Horers Ζυ gewinnen, hin. 1m parainetischen Teil wird dieses Ziel augenscheinlίch durch die Prosopopoie erstrebt, s. Hellwig (oben Ζυ 235 a2) 290. καΙ άδελφοΙc.
Trotz eer Erwahnung der Brϋder hίer ήchtet sich die ίη den Mund der Viiter gelegte Paraίnesis (246 d-247 c) als auch die des Redners selbst (248 e-249 c) nur an die SOhne. Die Brϋder der Verstorbenen werden auch bei Thukydides (ΙΙ 45, 1) erwahnt. e 7. των ανωθεν Ετι προγόνων: 'der noch 1ίlteren Vodahren'. ανωθεν ist ίη diesem Fall ein Synonym νοη εμπροcθεν, vgl. τι 18 d3 το\)( δ' εμπροcθεν και ανωθεν γονέαc. Ζυ den verschiedenen Bedeutungen des Wortes πρόγονοι ίη der Rede s. unten Ζυ 237 b3.
(περι τούτων δε έγω πόθεν αρξωμαι; τί δε πρωτον ε'ίπω; ποι δε τηc
τούτου, δε. τούτουc
weist auf die vorausgegangenen πατέραc και μητέραc και εϊ τινεc zurϋck, um auf das neue Partizip und auf seine Objekte aufmerksam Ζυ machen, vgl K.-G. Ι 660 f. Das δέ ist infolgedessen nur eine Wiederholung. 237 a 1. παραμυθούμενοc.
παραμυθία
beruhte
ίη
189
άπολογίαc τράπωμαι;).
1m Epitaphios des Demosthenes (60, 15) tήtt die dubitatio ίη der Form der indirekten Frage auf, die νοη άπορω abhangig ist, im Epitaphios des Hypereides (6, 6) als direkte Fragen, denen eine Hypophora folgt.
der Antike eher auf
j
190
237 a 1-237 a 3
KOMMENTAR
237 a 1·2. πόθεν ... ανδραc άΥαθου, έπαινοUντεc ... : Wie C. Collard Ζυ Ε. Supp. 857-9 bemerkt, "the claίm Ιο give the dead their due is a clίche of έπιτάφιοι"; vgl. Th. Π 34, 6; 36, 1; D. 60, 1; auch die Worte des Adrastos ίη seinem 'Epitaphios' ίη Ε. Supp. 858-9 (ebv εγωγε βούλομαι /
191
vorwiegend nicht fϋr die Gefallenen gebraucht (Wankel a.o., der auf die Dissertation νοη Ε. Bartsch, Tapferkeit u. Mannhaftigkeit im Gήechίscheη νοη Homer bis zum Ende d. klass. Zeit, Gottίngen 1967, Α. 1, verweist). Auch ίη Simonides' offenbar sehr popularem Skopas Gedicht (PMG 542, 1), das bekanntlίch ίη Platons Prt. 339 a ff. erhalten ist, kommt der Ausdruck ανδρ' άγαθον γενέcθαι vor und spielt ίη der darauf folgenden Diskussion im platonischen Werk eine wichtίge Rolle. Υοη Simonides und vor allem νοη Tyrtaίos (fr. 10,20; 12, 10.20 West 2; vgl. auch Solon 13, 39 West2) ist der Gebrauch νοη άνηρ άγαθόc ίη die Grabreden ϋbergegangeη (Hess 26, vgl. aber Ζυ diesem Punkt die Κήtίk Rupprechts, DLZ 61, 1940, 849), wo die formelhafte Verwendung gelaufig ist, s. Ζ.Β. Th. Π 35, 1; Lys. 2, 5. 8. 24. 25. 51; D. 60, 1.2.34; ΗΥΡ. 6, 1.8.29; vgl. auch άνδραγαθίαc Th. 42, 3; ΗΥΡ. 6,40.
φίλων άληθη και δίκαι' είπείν πέρι).
a 2. ανδρα, άΥαθοuc kann ηatϋrιίch 'tapfere Manner' heiBen, wie ίη 242 b6, 245 e7, 246 al. b6. d5, 247 d5 ('wackere Manner' ϋbersetΖt auch Schleiermacher und ίhm folgend ahnlίch alle spateren ϋbersetzer). Es ist jedoch nicht auszuschlίeBen, daB es hier ίη einem al1gemeineren Sinn steht. Dieser SchluB ΙϊίΒι sich auch aus dem folgenden ζωντεc .,. ηϋφραινον δι' άρετήν und den zwei folgenden Ρeήοdeη ziehen. Dort ist ebenfal1s nicht die kήegeήsche Arete gemeint, und άγαθόc heiBt nicht 'tapfer'. Wil1 man hίer keine Doppeldeutigkeit gelten lassen, so scheint die erste lnterpretatίon, namlίch einen ϋbergang zum al1gemeineren Sinn nach ανδραc άγαθούc anzunehmen, wahrscheinlίcher. Die Pradikation άνηρ άγαθόc drϋckt bis zum Ende des 5 Jh. im al1gemeinen nicht eine moralίsche Eigenschaft des lηdίνίduums aus, sondem vielmehr die Anerkennung der Umwelt fϋr seine Verdienste im lηteresse der Gemeinschaft (treffend ϋb~rsetΖt Snel1, Gnomon 9, 1933, 615 άγαθόc mit 'respektabel'). Dazu s. die Dissertatίon νοη J. Gerlach, ΑΝΗΡ ArAeOC, Μϋηcheη 1932, bes. 14 u. 50; ϋber Platon S. 45 ff. (seine Ergebnisse, die oft den EinfluB νοη Ε. Schwartz, Das Geschichtswerk des Thukydides 351 ff., zeigen, sind jedoch nicht immer schΙϋssίg, vgl. Wankel Ζυ D. 18, 97 [Ι 533]); s. auch Α. W. Η. Adkins, Μeήt and Responsibίlity, Oxford 1960, 168 f. Α. 2; Fr. Μ.(?) - P.Hermann, Lex. d. frϋhgr. Epos s.y.; J. S. Rusten, HSCPh 90 (1989) 71 ff. Der formelhafte Gebrauch dieser Pradikation findet sich haufig auch ίη den lηschήfteη und zwar ίη den Wortverbindungen άγαθον γίγνεcθαι, άγαθον εΙναι. διατελεί άγαθοc ων oder (spater) einfach άγαθόc (das ίηschήftιίche ΜateήaΙ bei W. Larfeld, Handb. d. gήech. Epigraphik Π 738 f.; s. auch Gerlach 7 ff.; Ζυ ά. γίγνεcθαι s. den Einwand Dovers 235 Α. 9). Die Formel άνηρ άγαθοc έγένετο wird oft euphemίstisch fϋr den Tod auf dem Schlachtfeld gebraucht und ahnlίch heiBen die Gefal1enen an den Thermopylen im Grabgedicht des Simonides (PMG 531, 6) ανδρεc άγαθοί, s. Wi1amowitz, Sappho u. Simonides 176 Α. 3; ders., Aus Kydathen 26 Α. 48; ίη den lηschήfteη wird diese Formel jedoch
a 3. ηiSφραινον. Die einhellig ϋberιίeferte Form εϋφραινον, die νοη allen Editoren vor Schanz (und nach ihm νοη Bury) ίη den Text gesetzt wurde, ist wohl fϋr Platon, wie fϋr alle attischen Autoren vor der Mitte des 4. Jh., unhaltbar. DaB das Augment ηυ- dem klassischen attischen Sprachgebrauch (zumίndest vor 350 v.Chr.) eηtSΡήcht, wird sowohl νοη den antiken Grammatikem (Choeroboscus ίη Gramm. Gr. ιν 2, 51.34 52.9 sowie Gramm. Gr. ΙΠ 2, 2.789,7-12, vgl. Bekker, Anecd. ρ. 804, 31 und Cramer, Anecd. ιν ρ. 180, 16) als auch νοη den lηschrίfteη (Threatte, Gramm. Attic lηscr. Ι 384 f.) bestatigt. Gegen das sogenannte 'Lautensach-Gesetz', wonach zwischen den einfachen Verben, die mίΙ ευ- begannen, und den Komposita mit dem AdverblPrafix ευ- ein Unterschied beΖϋgιich des Augments Ζυ konstatieren ist, s. D. J. Mastronarde, Glotta 67 (1989) 101-5. δι' άρε'tην.
Zum Begήff der Arete, der kaum ϋbersetzbar ist und dem immer ein Werturteil zugrunde lίegt, s. Wilamowitz, Αήst. u. Athen 11 405 ff. (vgl. dens. Platon Ι 55 ff.); Κ. Koch, Quae fueήt ante Socratem vocabulί ΑΡΕΤΗ ηοιίο, Diss. Jena 1900; J. Ludwig, Quae fueήt vocis ΑΡΕΤΗ vis ac natura ante Demosthenis exitum, Diss. Leipzig 1906; Ο. ΚuηsemϋlΙer, Die Herkunft der plat. Kardinaltugenden, (Diss. Μϋηcheη) Erlangen 1935, 13 ff. (mίΙ Α. 32, wo man auch weitere Literatur finden kann); Ε. Schwartz, Ethik d. Gήecheη, hsg. νοη W. Richter, Stuttgart 1951, 19 ff.; Α. W. Η. Adkins (zu 237 a2) 31 ff. 46 ff. 156 ff.
&,
192
237 a 3-237 a 6
KOMMENTAR
lη
den Epitaphien spielt die Arete eine sehr wichtίge Rolle und kehrt haufίger als jeder andere Βegήff wieder (s. die Belegsammlung νοη Thurow 18 Α. 5; im vorlίegenden Epitaphios kommt αρετή 16 mal, αγαθόc [wenn man νοη der Stelle 247 d5 absieht] 15 mal vor). Wie αρετή sich zum Adjektiv αγαθόc verhalt, zeigt sich deutlίch auch an unserer Stelle, wo die beiden Worte ίη enge Beziehung ('den αγαθόc begleitet ίη seinem Leben die αρετή') gebracht werden: αρετή ist das nomen αctionis Ζυ αγαθόc (s. Schwartz a.o. 23). ' -J. Τ~-υ.,lν _οι __...,), • ,~ ~ ζ Ι ι. λλάξ a 3-4. καΙ"lν αvτι Τ/' των ωvτων (mτηρια' η αvτo: vgl. Lyc. c. Leocr. 88 οϊ γε προτιρουντο ... αποθνήacειν ύπερ αύτηc (sc. 'tilc πατρίδοc) και την ίδίαν ψυχην αντι 'tilc lCotvilc cωτηρίαc αντικαταλλάττεcθαι (vgl. femer Isoc. 5, 135; 6, 109). Mit αντί wird hier eher eine Kompensation als eine Disjunktion ausgedrίickt, s. J. L. Stocks, CQ 7 (1913) 102 f.; LSJ S.v. Α ΠΙ 4 ('for the sake of).
Forderung wird im Methodensatz ίη 239 d4-5 gestellt. Trendelenburg versteht also falsch, wenn er mit Verweis auf Th. Π 35, 2 (ύπερ την φύcιν) folgenderweise interpretiert: "Wie sie Ζυ Helden wurden, so muss ihrer Natur (ihren Leistungen) auch das Lob entsprechen''. lη 239 a2 findet sich κατα φύcιν ίη einem anderen Zusammenhang und hat dementsprechend einen andem Sinn. Ζυ κατα φύcιν bei Platon s. auch D. Mannsperger, Physis bei Platon, Berlίn 1969, 64 ff. a 6. αγαθοι δε έγένovτo δια το φi)ναι έξ αγαθίΟν. Statt des einfachen F δέ γε, was νοη Bekker, Ast und Hirschig ίη den Text aufgenommen wurde und auch den Beifall νοη Pohlenz (264) fand. Obwohl diese Kombination hier nicht unwahrscheinlich waτe, da sie oft einfach als verstarktes δέ gebraucht wird, ist doch der mίt δέ gegebene leichtere Gegensatz vorzuziehen. Der vorlίegende Satz bίldet namlich keinen wirklίchen Gegensatz zum Vorhergehenden, sondem ist die Weiterfϋhrung des gleichen Gedankens. AuBerdem kommt δέ γε auch bei Platon ίη den nicht-dialogischen Teίlen nur selten vor. Ζυ δέ γε s. Denn. GP 152 ff. und spezieller fίir den Gebrauch ίη Erwiderungen Ρ. Shorey, CPh 14 (1919) 165-74. Zur doppelten Setzung des Adjektivs ίη ahnlίchen, haufig stereotyp gebrauchten Wendungen vgl. femer Phdr. 246 a8 (αύτοί τεαγαθοι και έξ άγαθων) mίt De Vήes z.St.; 249 el; 274 al (δεcπόταιc αγαθοιc τε και έξ αγαθων); Cr. 394 a2 (και έξ αγαθου αγαθόc); Arist. Rh. Ι 9. 1367 b 30 (έξ αγαθων αγαθούc); And. 1, 109 (αγαθοι έξ αγαθων ovtEc); s. auch St. Schrδder Ζυ Plut. De pyth. orαc. 395 a (ρ. 112). Der gleiche Gedanke kehrt spater nochmals wieder: 239 a6 καλωc φύντεc ... απεφήναντο, vgl. femer Crα. 394 a; R. ΠΙ 415 a; Alc./ 120 d; Αήst. a.O. Zur besonderen Bedeutung νοη φύεcθαι im Vergleich mit γίγνεcθαι s. Mannsperger (zu 237 a5) 117. ϋber die allgemeine bzw. wirkliche Einstellung Platons zur Vererbungsfrage s. die (allerdings stark νοη der Rassenideologie beinfluBte) Dissertation νοη W. Haedicke, Die Gedanken d. Gήecheη ίiber Fami1ie u. Vererbung, Halle 1936, 113 ff., der Platons Ansicht so zusammenfaBt: "Nicht die Anlage, wie der Adel glaubte, nicht die Erziehung, wie die Sophisten lehrten, bestimmt den Wert des Menschen, sondem beides; so lautet Platons Synthese" (124). δέ ίiberlίefert
a 4. δοκεϊ μοι χρηναι. Hirschig lίest mit zwei codices recentiores (Ven. Marc. 189; Paris. 3009) δοκει o~ν μοι. Ζυ Unrecht. Einer διαπόρηcιc folgt zwar oft eine Folgerung mίt o~ν, eben deswegen scheint aber hier die Annahme eines spateren Zusatzes wahrscheinlίcher. Das Asyndeton muB beibehalten werden (fίir die Beibehaltung auch Η. Frohberger [zu 237 al-4] 200). Mit Verba wie τιμάν, έπαινειν u.a. verwendet Platon, wie ίη der Regel alle Autoren vor Demosthenes, immer χρή (vgl. auch 239 d3); s. S. Bemardete, Glotta 43 (1965) 288. a 5. κατα ,ucιv. Die vorangegangenen Fragen und die weiter unten folgende Dispositionsangabe geben deutlίch Ζυ verstehen, daB es sich nicht etwa um den lnhalt bzw. die Qualitat des Epaίnos, sondem um seine 'naturgemaBe' Entfaltung und Disposition handelt. Der Epainos der Gestorbenen muB gemaB der Entstehung ihrer αρετή, d.h. 'sachgemaB', gestaltet werden. Wie Gr. Bemardakίs, Λεξικον έρμηνευτικόν s.v. φύcιc (1175 a) Ζυ unserer Stelle bemerkt, wird κατα φύcιν zunachst durch αγαθοι δε έγένοντο (a5) und dann (breiter) durch αγαθοι δε έγένοντο ... απεφήναντο (a6) erklarι. Auf κατα φύcιν bezieht sich also sowohl φυναι έξ αγαθων als auch τροφήν τε και παιδείαν und την των εργων πράξιν. Vgl. D. 60, 15 ού μην άλλα πειράcoμαι την αύτην ποιήcαcθαι του λόγου τάξιν, ηπερ ύπηρξε του βίου τούτοιc. Eine vergleichbare
193
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-J. a 6 - b 2 "'ιν
,ι ., ~ εuyενειαν ουν πρmτoν
••.
• ξΙ Ι • Ι α ιαν τoυ'tων απεφηναvτo.
194
237 a 6-237 b 1
KOMMENTAR
Die Disposition des Epainos ist wie die der ganzen Rede ebenfalls schulmaBig und pedantisch gesta1tet; dazu tragt auch die Tatsache bei, daB sie die Form einer ίη der Rhetοήk partitio genannten Aufzahlung annimmt, vg1. Ε. Norden, Die antike Kunstprosa 31 386 Α. 2. lηha1t1ίch ϋbertragt Platon das Schema des Enkomion (vg1. Anaximenes Rh. 35, 3 ff.; auch Quinti1. Inst. ΙΠ 7, 15) auf den Epainos; s. hierzu Wendland 183 u. Pohlenz 267 ff. (vg1. aber auch den textkritisch allerdings recht problematischen Passus ίη Αήst. Rh. 19, 1367 b 33ff.). Wahrend nam1ich im thukydideischen und im lysianischen Epitaphios das Lob der Vorfahren und des Vaterlands ίη schlichter, d.h. ίη chronologischer Folge geordnet wird, findet sich hier eine andere Anordnung: (1) Herkunft (2) Aufzucht (3) Erziehung (4) Τateηbeήcht. Was aber ίη Bezug auf eine Person nicht ungewohnlich erschiene, klingt hier merkwϋrdίg, wenn man bedenkt, daB es sich um ein ganzes Volk handelt. Das fa11t insbesondere bei der Erziehung auf, unter der nun wDrtlich die Erziehung des (gewissermaBen personifizierten) Volks ίη der Vergangenheit verstanden wird (vg1. 238 b). Diesem Schema wird auch im demosthenischen Epitaphios gefolgt, frei1ich unter Mitbenutzung des Μχ., wie schon Westermann, Proleg. ίη Dindorfs Demosthenes-Ausgabe, vo1. VII, Oxford 1849, 1396, erkannt hat (anders jedoch SΥkutήs, Hermes 63, 1928,241 f.). Vg1. bes. 60, 3: έπειδη δε και γεγενηcθαι καλα/, και πεπαιδευcθαι cωφρόνω, και β εβιωκέναι φιλοτίμω, cυμβέβηκεν αύτοιc, έξ-ών είκότω, ηcαν cπουδαιοι, αίcχυνοίμην αν ε'ί τι τούτων φανείην παραλιπών. Auch fϋr Hypereides ist vielleicht dieses Schema vorauszusetzen, s. Pohlenz 270. a 7. εύγένειαν ist lediglich ein vom personlichen Epainos ϋbertrageηes Wort, das ίη Bezug auf ein Volk nicht mehr als die Autochthonie bedeutet, vg1. Αήst. Rh. Ι 5. 1360 b 31 εύγένεια μεν ο-Ον έcτιν εθνει μεν και πόλει το αύτόχθονα, 11 άρχαίου, ε{ναι, vg1. auch Π 15. 1390 1 b 18; Ροι. V18. 1294 a21; V 1. 1301 b 3. So wird das Wort auch im Epitaphios des D. 60, 4 und des ΗΥΡ. 6, 7 gebraucht. (Zur Autochthonie s. unten zu b 6). Vg1. S. o.C. 728 ανδρε, χθονο, τηcδ' εύγενει, οίκήτορεc, Ε. Ion 1060 πλην των εύγενεταν Έρεχθειδαν (= 'der Athener'). ϋber den Inha1t und die Geschichte dieses Βegήffs, der ursprunglich (aber auch ίη der Zeit Platons) oft mit Reichtum verbunden war (vg1. Ζ.Β. Tht. 174 e und [ΡΙut.]π. εύγεν. fr. 141 Sandb.), s. den
195
erschopfenden Aufsatz νοη D. Loenen, Mnemosyne 54 (1926) 206-23; auch R. Laurenti, Αήstοtele: Ι framenti dei dia10ghi Π, Napoli 1987, 767 9, bei letzterem auch (770 ff.) ausfϋhrιicher ϋber den aήstοteιischeη Dia10g π. εύγενεία, (fr. 91-4 Rose 3). έΥκωμιάζωμεν. lη einer Aufzahlung, ίη der es um Konkretes geht,
hatte man eher einen Αοήst Konj. (oder ein Futur lηd.) erwarten konnen, zumal έπιδείξωμεν (b 1) folgt. Auf einen solchen Gedanken oder vielleicht auf einen einfachen Fehler ist die Lesart έγκωμιάcωμεν ίη einigen codices recentiores (Ven. Marc. 189; Vindob. Phi1. Gr. 109; Paήs. 3009) ΖuruckΖufϋhreη. Die Κοπektur ist jedoch nicht notig, denn das Prasens laBt sich auch aus dem vorangegangenen έπαινειν erklaren. Zum Konjunktiv ίη einer Willenserklarung s. F. Slotty, Der Gebrauch des Konj. u. des Optat. ίη den gήech. Dialekten, GDttingen 1915, 10 ff.; Schwyzer Π 315. a 7 - b 1. δε6-tερoν δέ tροφήν te 1Cal παιδεία. Die Hinzufϋgung des Artikels την vor τροφην, wie Richards 29 vorschlagt, ware verkehrt, wei1 την vor εύγένειαν sich lediglich auf den vorhergehenden Satz bezieht. τροφή steht hier ίη anderer Bedeutung a1s ίη 237 e7 ff. und darf nicht unter Bezug auf die dortige Stelle interpretiert werden (so Ζ.Β. Gottleber: "τρ. h.1. refertur ad victum a teπa Attica editum, quo nutήti sunt"). Trophe heiBt ebenfalls 'Aufzucht', 'Erziehung', nur mehr νοη seiner physischen Seite her gesehen (LSJ s.v. Π. Schmidt, Synonymik ιν 98 ff. wi11 dem Wort die Bedeutung 'Erziehung' ϋberhaUΡt absprechen, da das Aufziehen keine "planmaBige und bewuBte Einwirkung" bedeute. Vg1. aber Ζ.Β. Αήst. ΕΝ Χ 10. 1179 b 34 ff., wo das Wort gleichbedeutend mit άγωγή gebraucht wird). Zusammengenommen bi1den τρέφειν und παιδεύειν ein Ganzes, das dem Βegήff 'erziehen' eηtSΡήcht. Dazu s. Ε. Kemmer (zu 236 d5-6) 251 ff.; zur Verbindung νοη Trophe und Paideia bei Platon s. auch die νοη Stallbaum zur vor1. St. und zu Phlb. 55 e zusammengestellten Belege. Die Auffassung beider Worter als ein Βegήff wird hier durch den zusammenfassenden ϋbergaηg ίη 238 b7 bestatigt: γεννηθέντε, δε (- εύγένειαν) και παιδευθέντε, (- τροφήν τε και παιδείαν) οϋτω, κτλ.
tσ6tmv: d.h.
ihrer edlen Abkunft und Erziehung.
196
KOMMENTAR
Epainos
237 b 2 - c 4. Die Autochthonie der Athener. Die 'Wohlgeborenheit ' der Athener besteht ίη ihrer Autochthonie: (ί) Sie wohnten νοη jeher ίη ihrem eigenen Land und sind deshalb keine AnkOmmlίnge. (ii) Athen ist fίir seine Bίirger eine wirklίche Mutter, keine Stiefmutter, wie das bei anderen der Fall ist. Letzteres wird spater naher erkliίrt, wenn es heiBt, die attische Erde habe die ursprίinglίchen Einwohner geboren (237 c 2 tilc τεκούcηc, d 6 έγέννηcεν [sc. ή ήμετέρα γη] ανθρωπον, e6 ώc άνθρώπουc γεννηcαμένη). Zum Autochthonie mythos s. Ε. Ermatinger, Die attische Autochthonensage bis auf ΕuήΡίdes, (Diss. Ζίiήch) Berlίn 1897, der auch die Bedeutung des ΕuήΡίdes ίη der Entwicklung des Mythos hervorhebt; Schroeder 5 ff.; Loraux, Les enfants d' Athena, Paήs 1981,35-73 (urspr. ίη: Annales 34, 1979, 1-26); dies., L'invention 150 f.; Μ. J. Miller, The Athenian Autochthonous Heroes from the Classical to the Hellenistic Ρeήοd, Diss. Harvard 1983; V. J. Rosivach, CQ 37 (1987) 294-306; R. Parker, Myths of Early Athens, ίη: J. Bremer (ed.), lnterpretation of Greek Mythology, London 1987, 193 ff.; Μaήaηηe Luginbίihl, Menschenschopfungs mythen, (Diss.) Bern 1992, 130 ff., vg1. 100 ff. 121 ff. Die Sage ίiber die Autochthonie war mit der Geburt des Konigs Erechtheus Ι Εήchthοηίοs (ίiber die Identitat der beiden s. Ermatinger 37 ff. bes. 59 ff.) νοη der Erde aus dem Samen des *phaistos verbunden (als erdgeboren erscheint Erechtheus schon im Schiffskatalog ίη ll. 2, 548; wahrscheinlich handelt es sich dabei um eine lnterpolation aus der Zeit der Peisistratos Redaktion, s. Miller 15). Wie es scheint, bezog sich die Erdgeburt nicht νοη Anfang an auf das ganze athenische Volk. Erdgeboren war zunachst im Mythos der Konig Erechtheus und erst spater, als die Athener als Abkommlinge des Erechtheus betrachtet und als Έρεχθείδαι bezeichnet wurden, wurde die chthonische Herkunft des Erechtheus auf sie ίibertragen (Schroeder 6). Die chthonische Abstammung der Athener wurde dann (wahrscheinlίch im 5. Jh.) als Metapher fίir den kontinuierlίchenAufenthalt ίη Attika verwendet (Rosivach 294 ff.). Das Selbstlob der Athener wegen ihrer Autochthonie gehorte zumindest seit der Zeit Herodots (vgl. νπ 161, 3) zum festen Motivbestand der Ρatήοtίscheη Sagen und kommt deswegen auch ίη allen Grabreden vor
237 b 2-237 b 6
197
(Th. Π 36, 1; Lys. 2, 17; D. 60,4; Hyper. 6, 7; vg1. Ε. Erechtheus fr. 360, 5-13 Ν.2 [= fr. 50 Austin]; Th. Ι 2, 5; Isoc. 4,24; 12, 124-5; Lyc. c. Leocr. 48. 83). Der Grund fίir die Verbreitung und Belίebtheit des Autochthoniemythos lίegt ίη seiner ideologischen Bedeutung und Funktion, die er ίη der patriotischen Rhetorik erhalten hat. Die Legitimation fίir den Besitz des eigenen Landes (zur ursprίinglίchen Bedeutung des Wortes αύτόχθων s. unten Ζυ 237 b6) spielte dabei eine geήηgere Rolle. Viel wichtiger waren andere Aspekte. Oaβ die Athener immer im gleichen Land gewohnt hatten, zeigte, daβ sie - wie Herodot sagt - ein άρχαιότατον Eevoc seien. Hohes Alter bedeutet aber fίir ein Volk εύγένεια (vg1. oben Ζυ 237 a7). Da die Athener nicht ίη einem Land wohnten, ίη dem frίiher andere Volker gelebt hatten, bewies auch, daβ sie unvermischte Gήecheη waren (vgl. unten 245 c6-d6). Auch der 'Anfang ihres Lebens' sei gerecht gewesen, weil sie kein Volk aus seinem Land vertήebeη hatten (Lys. 2, 17). Das alles bildete einen starken Gegensatz Ζυ den Erzahlungen ίiber die Grίindung anderer gήechischer Stadte, und vor allem Ζυ der Wanderung der Dοήer. Darauf konnten die Athener ihren Hegemonieanspruch grίinden (vg1. Hdt. νπ 161; die fίihrende Rolle Athens bei den Perserkήegen war spater ein weiteres Argument fίir den Hegemonieanspruch). Die Autochthonie hatte aber eine weitere Bedeutung. lη der mythischen Ebene werden die ersten Athener ίη enge Beziehung Ζυ den Gottern Athena und Hephaistos gebracht (Parker 194). Die Athener stammten also νοη Gottern, und ihr Land wίirde als 'heilig' (s. die Stellen bei Schroeder 6) und 'gottgelίebt' (s. unten Ζυ 237 c7) angesehen. Die beiden Gotter hatten den Athenern denn auch die fήedιicheη 'Kίinste' fίir das alltaglίche Leben beigebracht (vg1. unten 238 b3-5). Noch wichtiger ist, daβ durch die Erdgeburt der Athener ihre enge Verbindung Ζυ ihrer Land-Mutter hervorgehoben wird. Diese Verbindung sei der Grund, weshalb die Athener ihr Land ganz besonders lieben (vgl. Lyc. c. Leoc.48) und warum sie ίη der Vergangenheit fίir dieses tapfer gekampft hatten und ίη der Zukunft ahnlίch kampfen sollten (Rosivach 303). Gleichzeitig bήηgt die gemeinsame Herkunft aller Athener νοη der Erde auf mythische Weise ihre enge Verbundenheit untereinander zum Ausdruck und verpflichtet sie Ζυ Zusammenhalt. 1m Abschnitt ίiber die Verfassung wird schlίeBlίch mit dem Argument der 'gleichen Abstammung' die Gesetzesgleichheit und das Fehlen der Teίlung der
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237b 2-237b 6
KOMMENTAR
Bίirger ίη
Sklaven und Heuen ίη Athen begrίindet (238 e5-239 a4; vgl. die Funktion der Erzahlung ίiber die Abstammung νοη der Erde im 'Phonikischen Mythos' ίη R. ΠΙ 414 d-e). Autochthonen sind natίirlich auch die ersten Bίirger Urathens ίη Critίo 109 d (zur Aufnahme des gleichen Motivs im Mythos des Plt. [269 b; 271 a-c] s. Μ. Luginbίihl 134 ff.). b 2-3. 'tηc δ' εuγενείαc "pm'tov ύπηρξε 'tοίcδε ή 'tmv προγόνων 'Ihren Adel ηυη begrίindete zuerst die Abstammung der Vorfahren', d.h. sie liegt diesem Adel zugrunde. Ζυ ύπάρχω mit Gen. (und Dat.) s. LSJ s.y. Α 2. Der Satz wurde νοη Ficino (aber auch νοη spateren Philologen) miBverstanden: 'Prima quidem geneήs horum laus est, quod maiorum οήgο haud peregήna fuit' .
γένεcιc:
b 3. 'tmv προγόνων. Gemeint sind damit eigentlich nur die ersten Vorfahren der Athener, da nur sie νοη der Erde geboren wurden (vgl. 237 e2; 238 b7; femer Plt. 271 a7 ύπο των ήμετέρων πατέρων των πρώτων). Als allgemeine Bezeichnung fίir die mαiores wird ίη 239 a5 der Ausdruck οί τωνδέ τε πατέρεc και οί ήμέτεροι verwendet (ίη 240 e2 bezieht sich allerdings das Wort πατέρεc speziell auf die Marathonkampfer; s. auch oben Ζυ 236 e7). Ιη den ίibήgen Epitaphien wird der Βegήff πρόγονοι sowohl fίir die Vorfahren im allgemeinen als auch rur die Vorfahren einer bestimmten Zeit angewendet (Th. Π 36, 1; Lys. 2, 17. 20. 23. 32; D. 60, 4. 5.7; ΗΥΡ. 6, 3). Worauf sich die Bezeichnug οί πατέρεc im Unterschied Ζυ οί πρόγονοι bezieht, ist nicht festgesetzt und laBt sich jeweils nur dem Zusammenhang entnehmen (vgl. Th. Π 36, 2; D. 60, 7). Zum Sprachgebrauch bei Isokrates und bei Demosthenes s. Jost 127 f. und 190 ff. entsprechend. b 4. επηλuc ist bei Aischylos und Herodot gangίg (jeweils 5 mal), es kommtjedoch spater seltener vor (zur Bedeutung vgl. ΤΙ Locr. s.v.). Oft bildet es wie hier einen Gegensatz Ζυ αύτόχθων: Hdt. ιν 197,2; vm 73, 1; Isoc. 4, 63; 12, 124. Der Gebrauch des Wortes ίη D. 60,4 klingt, wie ίibήgens der ganze Passus, im Μχ. an. Das gleiche gilt fίir Diod. Π 38, 1 και τούτων των έθνων μηδεν εχειν την έξ άρχηc γ έ ν ε c ι ν ε π η λ υ ν, άλλα πάντα δοκεΊν ύπάρχειν αύτόχθονα. Als Aquivalent werden bisweilen ahnliche Adjektive gebraucht, vgl. Ζ.Β. Ε. Ion 590 έπείcακτον γένοc und fr. 360, 7 Ν.2 λεωc ούκ έπακτοc αλλοθεν. Zum Sinn unserer
199
Stelle vgl. bes. Isoc. 8, 89 und s. Schroeder 8. Οίοη. Hal. Dem. 27 ρ. 188, 13 ff. U.-R. bemangelt am vorliegenden Passus, daB man γένεcιc nicht als έπήλυδα oder αύτόχθονα bezeichnen kann. Dabei vermag er nicht Ζυ erkennen, daB es sich um eine wohl kίihne, aber keinesfalls sonderbare Hypallage handelt (των προγόνων ούκ έπηλύδων Οντων). Zur ΡeήΡhrase ή των προγόνων γένεcιc (statt οί πρόγονοι) vgl. 238 a7 έλαίου γένεcιν. έ1CΎόνοuc. Der Codex F (ίibereinstimmend mit ihm der Marc. 189) ίiberliefert
(anders als ίη 236 e5 und 239 d2) έγγόνουc, das hier die gleiche Bedeutung wie έκγόνουc hatte. Inschriftlich sind beide Schreibweisen bezeugt: den altesten Beleg hat Eyyovoc, das ElCYovoc kommt aber ίη allen Zeiten am haufigsten vor, s. Threatte, Gramm. Attic Inscr. Ι 581 f. Bumet schreibt ίiberall bei Platon einheitlich ElCYovoc, auch wenn die Ηandschήften einhellig εγγονοc ίiberliefem (Ζ.Β. R. Π 364 e4). Hinsichtlich der Phonetik ist diese Schreibweise ήchtίger, denn auch bei EyYovoc wurde das rrnicht als [ng], sondem als [gg] ausgesprochen (s. Baπett Ζυ Ε. Ηίρρ.
447-50).
'tou'touc bezieht sich auf das vorangegangene τοΊcδε ('diese ihre Nachkommen'). b 4-5. άποφηναμένη με'tΟΙ1CoUνtαc. Οίοη. Hal. Dem. 27 ρ. 188-9 U. R. geht nochmals ίη seiner Κήtik fehl, denn άποφαίνεcθαι steht hier ίη der Bedeutung 'erscheinen lassen', vgl. ίη b2 die ebenfalls mediale Verbform νοη άπεφήναντο im Vergleich Ζυ έπιδείξωμεν und LSJ s.y. Β la. Von diesem Verbum sind die folgenden, pradikativ stehenden Partizipien (und anakoluthisch auch der Inf. κεΊcθαι) abhangig. ϋber μετοικεΊν s. Baπett Ζυ Ε. Ηίρρ. 836-7. Zum Inhalt vgl. Hdt. νπ 161,3 άρχαιότατον μεν Eevoc παρεχόμενοι (sc. 'ΑθηναΊοι), μόνοι δε έόντεc ού μετανάcται Έλλήνων. Deutet das vorangegangene επηλυc vor allem auf die dοήschen Einwanderer, so weist 'ansiedeln' vielleicht auf die ionischen und aiolischen Kolonisten ίη Κleinasien hin. b 5. άλλοθεν cφων ήKόνtων: constructio αd sensum, als ob vorher οί und nicht ή των προγόνων γένεcιc stίinde.
πρόγονοι
b 6. aύtΌXOovac. Platon versteht das Wort zweifellos nicht ίη der einfachen Bedeutung 'eingeboren', sondem ίη der Bedeutung 'aus der
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237 b 6-237 c 1
KOMMENTAR
Erde selbst stammend', wie die Darstellung der Athener als wirklίche Kinder der Erde im folgenden vermuten laJ3t und der Gebrauch des Wortes ίη Sph. bestatigt (die (παρτοί τε και αύτόχθονεc ίη 247 c5 werden ίη 248 c2 als γηγενειc bezeichnet; vgΙ Criti. 109 d2, zu dem die vorausgehenden Worte ανδραc δέ άγαθοi>c έμποιήcαντεc [sc. "Ηφαιcτοc και Άθηνα) nicht im Widerspruch stehen; femer Lys. 2, 17; Isoc. 4, 24). Dieser Bedeutung lίegt wahrscheinlίch eine falsche Verbindung des Wortes mit der Erdgeburt des Erechtheus / Erichthonios zugrunde. Nach F. Sommer, Zur Gesch. d. griech. Nominalkomposita, Abh. Bayer. Akad. Wiss., ΡhίΙ-hίst. ΚΙ 27, 1948, 83 ff., kann die Abstammung νοη der Erde selbst nicht der ursprϋnglίche lnhalt des Wortes gewesen sein, da keine Parallele fϋr ein Adjektiv mit dem Begriffskem αύτη ή χθών zu finden sei. GemaJ3 Sommer waren die αύτόχθονεc ursprίinglich die Leute, "die ein Land a 1s ί h r s e 1b s t eigenes vonjeher ίη Besitz hatten". V. J. Rosivach, CQ 37 (1987) 297, leitet das Wort (ohne jedoch die Erklarung Sommers zu kennen) aus ό αύτόc (= idem) und χθών (= 'land, country') ab und nimmt an, seine ursprίinglίche Bedeutung sei "always having the same land" gewesen. Zum Wort s. auch Μ. LugίηbϋhΙ (zu 237 b2-c4) 130 f. 1m Gegensatz zu γηγενήc, das ίη der Dichtung gelaufig ist, kommt αύτόχθων haufiger ίη der Prosa vor; s. Μ. J. Miller (zu 237 b2-c4) 17 mit der Belegsammlung aufS. 41 Α. 6 und 7. " b 6. και τφ OVΤΙ έν πατρίδι oiKouvτac και ζmνταc: vgΙ Isoc. 4, 24 ταύτην γαρ οικΟ'υμεν ούχ έτέρουc έκβαλόντεc ...• άλλ' οϋτω καλα/c και γνηcίωc γεγόναμεν. D. 4, 4 τούτουc δέ γ νηcίωc γόνφ τηc πατρίδοc πολίταc εΤναι.
b 7 - c 1. και τρεφομένο\), ••• άλλ Ι 'όπο μητρο, Τ/' xιOpac. DaJ3 ein Volk oder ein Mensch νοη einem Land emahrt bzw. aufgezogen wurde, fϋhrte zu der Vorstellung, daJ3 dieses Land seine Mutter ist; vgΙ R. Kassel, Quomodo quibus 10cis apud veteres scriptores Graecos infantes ... commemorentur, (Diss. Mainz 1951) Meisenheim am Glan 1954, 39 = ΚΙ Schr. 35. Das wϋrde aber bedeuten, daJ3 Attika keine Exklusivitat ίη Bezug auf die Autochthonie vorzuzeigen hatte. Dazu dient das diesem Satz zugrunde lίegende sophistische Argument: 'Jedes Volk wird νοη seinem Land emahrt. Doch emahrt werden kann man nicht nur νοη seiner
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Mutter, sondern auch νοη einer Stiefmutter. Die anderen sind anderswoher gekommen, sie werden also νοη einer Stiefmutter emahrt'. b 7. και τρεφομένο\)c. Aufgrund der Tatsache, daJ3 κα Ι νοη den codices W und F (und weiteren codd. recentiores) nicht ϋberιίefert wird, lassen es Bekker, Ast, Hirschig und Stallbaum weg. Abgesehen νοη der ϋberlieferung durch den cod. Τ sprechen aber fύr ein Beibehalten des καΙ wie Ε. ν. Leutsch, Phίlologus 21 (1864) 12, bemerkt hat, folgende Grϋnde: (i) Die SchluJ3worte der Periode τηc τεκούcηc και θρεψάcηc και ύποδεξαμένηc. wo nahezu die gleichen Partizipien wiederholt werden. (iί) Die Haufigkeit der Polysyndeta, die fίir den Stίl der ganzen Rede charakteristisch sind (vgΙ Bemdt, De ironia 45). OUx ,)πο μητρ\)ια.c. Welchen konkreten Sinn die Bezeichnung 'Stiefmutter' hat, ergibt sich aus dem Gegensatz Ζυ der wirklίchen Mutter: empfangt, gebiert und emahrt letztere ihre Kinder, so hat die Stiefmutter diese Moglίchkeiten nicht (hinzu kommt, daJ3 die Mutter Erde ihre Kinder 'wieder aufnimmt'). lη allen Punkten erweist sich die attische Erde nicht als Stiefmutter. Das Wort war schon ίη der Antike negativ geflίrbt; s. F. Vonessen, Symbolon 1 (1972) 113-37, bes. 118 ff.; West zu Hes. Ορ. 825; Patricia Α. Watson, Ancient Stepmothers, (Mnemosyne SuppΙ 143) Leiden 1995, bes. 2 ff. Die Bemerkung Wilamowitz' (Π 129) zu unserer Stelle, das Wort habe nicht "den ϋbΙeη Klang, den ihm unsere Marchen gegeben haben", ist folglich nicht ganz stichhaltig. Den Gegensatz Mutter - Stiefmutter ίη Bezug auf das Vaterland verwendete ίη spaterer Zeit auch Scipio Aemilίanus nach Plut. Apophth. 201 a ι1ν (sc. άνθρώπων) ού μητέρα την 'Ιταλίαν άλλα μητρυιαν ο-δcαν έπίcταμαι, vgl. Val. Max. ΥΙ 2, 3; Vell. Paterc. Π 4, 4; Petron. Sαt. 122 (Vers 166); Polyaen. νπι 16,5; femer Cic. De or. 1164,257. c 1. άλλ ύπΟ μητρό, Τ/' xιOpac: Der Vergleich des Landes mit einer Mutter ist ein allbekannter Topos, der ίη den Epitaphien und ίη der epideiktischen Rhetorik allgemein mit der Autochthonie verbunden wird, vgl. Lys. 2, 17; femer Isoc. 4, 25; 12, 90. 125; 6, 108 (τα τροφεια); Lyc. c. Leocr. 21. 47. 85; D. 60, 5; Cic. F/αcc. 62; Aristid. 46, 24 Keil (fϋr Korinth als gastfreundlίche Stadt); der Topos fand seinen Niederschlag auch ίη der rhetorischen Theorie: Menand. π. έπιδ. Ι ρ. 346, 7 Sp. και ει μεν πάμφοροc (sc. χώρα). στι γυναικι εϋπαιδι εοικεν. Der Unterschied Ι
202
237 c 1-237 c 3
KOMMENTAR
Platons hier und im folgenden ist, daB er die Erde als wirkliche Mutter darstellt. Ebenfalls als Mutter erscheint die Erde im 'Phonizischen' Mythos, der fίir die Bίirger des Idealstaates bestimmt ist: R. ΠΙ 414 e έπειδη δε παντελωc έξειργαcμένοι ηcαν (sc. οί πολιται), και ή γ η αύτουc μήτηρ ο-οcα άνηκεν, και νυν δει ώc περι μ ητροc και τροφου τηc χώραc έν ~ είCΙ βουλεύεcθαι και άμύνειν αύτούc, έάν τιc έπ' αύτην ϊ1J, και ύπερ των αλλων πολιτων ώc άδελφων οντων και γηγενων διανοεΙcθαι.
Vgl. R. V 470 d7; τι b8; Lg. ΧΠ 958 e4; auch die etymologische Ableitung des Namens γη aus γεννήτειρα ίη Crα. 410 b8 c2. Zur Verehrung der Erde als Mutter ίη GήechenΙaπd s. ausfίihrlich Α. Dίeteήch, Mutter Erde, Berlin 31925, 36 ff.; auch Μ. Ρ. Ni1sson, Gesch. d. griech. Rel. 2J 456 ff.; Ilona Opelt, RAC 5 (1962) 1147 f.; Μ. Luginbίihl (zu 237 b2-c4) 174 ff. mit weiterer Literatur. Am deutlichsten kommt der Glaube aπ die Mutter Erde bei Aischylos (Ch. 128 f.; Pr. 88; Th. 16 ff.; fr. 44 Radt) zum Ausdruck, auch bei ΕuήΡίdes (Hcld. 748 ff.; Antiope fr. 12 Kambitsis; Chrysippos fr. 839 Ν.η, kaum dagegen bei Sophokles. Den Athenem war aber die Mutter Erde auch sonst bekaπnt und wichtig, man denke etwa an das Trauerfest der Genesien, die Hei1igtίimer der Ge Kurotrophos oder die Eidesformel (Aeschin. 3, 109). Welche Bedeutung sie fίir die Volksreligion hatte, Hi.Bt sich auch ίη den Reden des Demosthenes erkennen: fίinfzehnmal steht bei ihm der Anruf ι1 Γη και θεοί gegenίiber siebenmal ι1 Ιευ και θεοί (Dίeteήch 54). χώραc wird hier gesagt"und nicht yfjc, wei1 es sich um eine bestimmte, vom Volk bewohnte 'Erde' handelt und der Sinn also eher 'Land' erfordert, ein Βegήff, der auch die politische Gemeinschaft einbezieht. Spater (e2) wird sie allerdings γη genannt. Zur Abgrenzung dieser Worter voneinander und νοη weiteren Synonymen (τόποc usw.) s. Schmidt, Synonymik Π 1 ff. c 1. χε'icθαι steht hier anakoluthisch, denn es ist ebenfalls νΟΩ άποφηναμένη abhangig. Um das Anakoluth Ζυ vermeiden, hatte man ein Partizip (κειμένουc) verwenden mίissen. Richards 29 denkt aus diesem Grund, daB entweder ein mit άποφηναμένη parallel laufendes Partizip (Ζ.Β. παρέχουcα oder έωcα) weggelassen worden sei oder daB man ein ωcτε vor και νυν einschieben mίisse. Doch weder fehlen Anakoluthe ίη dieser Schήft ganzlich (vgl. Engelhardt, Specimen Π 24), noch ist eine syntaktische UnregelmaBigkeit gerade ίη einer so langatmigen Ρeήοde
203
unwahrscheinlich. c 2. έν οίχείοι, τόποιc, Statt τόποιc findet man haufiger das Wort so Ζ.Β. ίη Grabίnschήften: GVI 1583; 1756; 1782 (fίir Platon selbst) cωμα μεν έν κόλποιc κατέχει τόδε γαια Πλάτωνοc. Ζυ Ge als Gottin der Unterwelt vgl. Α. Pers. 220. 628. Nach Paus. Ι 28, 6 stand im Heiligtum der Semnai auf der Akropolis eine Statue der Ge neben einer des Pluton und des Hermes. ()r,t"j ....... J:tj~;.~.i, ς,1""!ttt ΑΓ'
κόλποιc,
-.JJ·~.rt ~
c 2-3. τη, τεχoυcη' χαι θρεψάcη' χαι ύποδεξαμένηc, Zur Erklarung ς" ιι ;, ~ t des letzten Partizips sind drei Interpretationen vorgeschlagen worden: (α) Nach Loers kann maπ annehmen, daB dem ύποδεξαμένη das Bild der Amme zugrundeliegt, die das Κind zur Emahrung ίibemimmt, vgl. h. Cer. 226. Schon das vorangegangene τεκούcηc aber und die Betonung ίη der ganzen Partie, daB die Erde wirkliche Mutter ist, schlieBen diese Interpretation aus. (b) Stallbaum und mit ihm der Anon. bei Engelmann und Μίstήοtίs erklaren das Wort als eine Metapher νΟΩ der weiblichen Empfangnis: 'die Erde, die sie empfangen, geboren und erzogen hat' (nach dem Anon.), vgl. Χ. Mem. Π 2,5 (ή δε γυνη ύποδεξαμένητε φέρει το φορτίον τουτο βαρυνομένη και κινδυνεύουcαπερι του βίου); Men. fr. 685 Koerte «ύπ)εδεξάμην, ετικτον, έκτρέφω, φιλώ [έδεξάμην cod. : ύπεδ. ci. Kock]); Ael. ΝΑ 9, 5; Poll. Π 6. Wie bei der ersten Interpretation ist man auch ίη diesem Fall gezwungen, ein Hysteron Proteron anzunehmen. (c) 1m Gegensatz Ζυ den erwahnten Interpretationen erklart
Schleiermacher das Wort einfacher und befήedίgender, indem er
ίibersetzt: 'und die jetzt nach ihrem Ende ίη dem verwandten SchoB ihrer
Gebareήn und Εmahreήn wieder aufgenommen liegen'. Hier ist also die
Aufnahme der Toten gemeint, die sich aus der Verbindung der Mutter
Erde mit der Unterwelt (s. oben Ζυ c1-2) sehr gut erklaren laBt (zum
Gebrauch des Wortes ύποδέχομαι vgl. 247 c2 άμελήcανταc δε ύμαc και
κακιcθένταc ούδειc εύμενωc ύποδέξεται, Cri. 54 c6 και έκει οί
ήμέτεροι άδελφοι οί έν "Αιδου νόμοι ούκ εύμενωc cε ύποδέξονται).
Vgl. die ahnliche Reihenfolge ίη Lys. 2, 73 11 τεκειν μεν και θρέψαι και
θάψαι τουc αύτων, sowie das Grabepigramm ίη ΑΡ νπ 368 χαίροιc ή
θρέψαcα και ή μετέπειτα λαχουcα / χθών με και ή κόλποιc ϋcτατα
δεξαμένη. Zur Erde als Mutter der Toten s. Μ. Luginbίihl (zu 237 b2-c4)
184 ff. Mit der Wiederaufnahme der Toten durch die Erde hangt der
237 c 3-237 c 7
KOMMENTAR
204
Gedanke zusammen, daβ nach dem Tod des Menschen sein Korper ίη die Erde, seine Seele ίη den Himmel zurϋckkehrt; vgl. Ζ.Β. Xenophanes fr. 27 Ω.-κ.; Epich. fr. 245 Kaίbel; Α. Ch.128 f.; Ε. Supp. 531 ff. (mίΙ Thomson und Garνie z.St.); fr. 839, 5-9 Ν.2. Dieser Gedanke fand wahrschein1ich Eingang ίη den Volksglauben, denn er erscheint im Grabepigramm auf die Gefallenen ίη Poteidaίa (lG 13 1179 CEG 10, 6 GVI 20, 5) und wird Topos ίη den Grabepigrammen (s. Β. Lier, Phίlologus 62, 1903, 586 ff.; Α. D. Skίadas, ΕΠΙ ΤΥΜΒΩΙ, [Έλλ. Άνθρωπιστικη Έταιρεία 14] Athen 1967, 81). Ζυ diesem Gedanken s. C. W. ΜϋΙΙer, Gleiches Ζυ Gleichem, (Klass.-PhίloΙ Studien 31) Wiesbaden 1965, 167-73; R. Kannicht Ζυ Ε. Hel. 1013-16; C. Collard Ζυ Ε. Supp. 531-6; St. Schrδder, Plutarchs Schήft De Pythiae oracu1is, (Beitr. Ζ. Altertumskunde 8) Stuttgart 1990, 212.
=
=
3. διχαιότατον δη: 'Darum ist es am billigsten c (Schleiermacher). Zum verbindenden δή ίη der Bedeutung propter hoc vgl. Denn. GP 236 ff. χοcμηcαι πρcDτον την μητέρα αUτήν. KOCΜειν ίη der Bedeutung '(lίteraήsch) preisen, rϋhmeη' kommt mehrmals bei Platon vor; vgΙ unten 239 cl und s. weitere Belege bei J. Sykutήs, Hermes 62 (1927) 39 Α. 51 = F. Seck (Hsg.), Isokrates, (WdF 351) Darmstadt 1976,90 Α. 51 (zu Μχ. 246 a3 s. allerdings oben Ζυ 234 d7); vgl. Jula Kerschensteiner, KOSMOS, (Zetemata 30) Μϋηcheη 1962, 21; Η. Wankel Ζυ D. 18, 287 (ΙΙ 1224). Zum ersten Mal erscheint das Wort ίη dieser Bedeutung im 5. Jh. (Ρί. Ν. 6,46), s. Η. Diller ίη: Festschήft Β. Snell, Μϋηcheη 1956,57 f. = ΚΙ Schr. 84; hiίufig findet es sich ίη der Verbindung KOCΜειν εργα (Ζ.Β. Ar. Rα. 1027). κόcμοc und KOCΜειν waren auch bei Gorgias und den Gorgianem be1iebt (W. Sϋss, Ethos 104 f.).
c 4. cuμβαίνει findet sich hier ίη einer selten vorkommenden personlίchen Konstruktion, daher das folgende Partizip statt des gewohnlichen lnfinitίvs (K-G. ΙΙ 59, 9). χαι ist hier nach dem Demonstrativum οϋτω "responsive" ('auch'), vgΙ
Denn. GP 307 f.
237 c 5 - e 1. Dαs Lob der αttischen Erde.
Das Lob der Erde als Mutter findet ίη den anderen Epitaphien keine
205
Entsprechung. Wίlamowitz (ΙΙ 129) bezeichnet die ganze Partie als "tief und schOn". Es ist wahr, daβ das ΜοΙίν der Mutter Erde auch ίη anderen Werken Platons auftήtt (s. unten Ζυ 237 cl). Doch im vorlίegenden Abschnitt k1ingt der Τοη nicht immer sehr emst (s. Είηl. S. 68 ff.). Das Lob der Erde wird mίΙ dem Streit der Gotter Poseidon und Athena ϋber Athen begrϋndet, sowie mit dem Argument, die Erde Athens habe nur den Menschen und keine wίlden Tiere geboren. Als Beweis fϋr den Geburt der ersten Athener νοη der Erde wird dann die Tatsache erwahnt, daβ sie den Menschen das Getreide und spiίter das 01ivenDl als Nahrung gespendet haben (237 el-238 bl). Μίι diesen hat die attische Erde ihre Κίηder emiίhrt und aufgezogen. Nach der Aufzucht fϋhrte sie den νοη ihr geborenen Menschen die GDtter als Lehrer Ζυ (238 bl-6). Die Aufzucht und die Erziehung sind ein fes!er Topos ίη den Epitaphien, der aus dem Lob rur einzelne Personen ϋbemοmmeη wurde; vgl. Th. ΙΙ 39, 1; Lys. 2, 69; D. 60, 3. 16-7; ΗΥΡ. 6, 8; femer Ε. Supp. 911 ff.; Isoc. 47-50; s. auch die Anweisungen der Rhetoren: [Ωίοη. Hal.] Rh.VI 3 ρ. 279, 19 ff. U.-R.; Menander π. έπιδεικτικων ρ. 420, 11 ff. Aufgrund der Tatsache, daβ der Topos noch nicht bei Hdt. (νπ 161 f.; ΙΧ 27) erscheint, sondem zum ersten Mal ίη den Supp. des ΕuήΡίdes vorkommt, vermutet Hess 42, daβ er "erst auf Grund der geistigen Auseinandersetzung ϋber das Problem der παιδεία zur Zeit der Sophίsten im Epitaphios Eingang fand". Anders als ίη den ϋbήgeη Epitaphien, ίη denen die Erziehung auf die Βϋrger bezogen wird, Ζυ denen eventuell auch die Gefallenen gehoren, wird diese Erziehung im Μχ. und im Pαneg. des Isokrates allgemeiner als Kultur verstanden. c 6. πολλαχ'6 μεν χαι αλλ",: vgl. Smp. 178 a7 ΟΤΙ μέγαc eEoc εϊη ό 'Έρωc και θαμαcτοc έν άνθρώποιc τε και eEotc, πολλαχ1} μεν και αλλ-ΙJ, ούχ ηKΙCτα δε κατα την γένεcιν.
c 6-7. πρcDτον δε χαι μέγιcτον: zum Ausdruck s. Ε. Norden, Die antike Kunstprosa 31 386 Α. 2. Nochmals eine unverkleidete, diesmal jedoch kϋrΖere pαrtitio, die mit δεύτεροc δε επαινοc (d2) fortgesetzt wird. c 7. θεοφιλήc. Der Glaube, daB eine Stadt oder ein Ort die Freundschaft einer Gottheit genieBen kann, geht wahrscheinlίch auf die mykenische Zeit zurϋck und findet sich schon ίη den homerischen
206
237 c 7-237 d 1
KOMMENTAR
Gedichten (vgl. Ζ.Β. 11. 2, 668. Od. 8, 284). Seit Anfang des 5. Jh. verwendet man dafίir am haufιgsten das Adjektiv θεοφιλήc und so wird Athen schon ίη Α. Eu. 869 (vgl. 911. 999, Pers. 347) als χώρα θεοφιλεcτάτη bezeichnet; vgl. Eupolis fr. 330 Κ-Α.; Ε. Ion 1617; Isoc. 4, 29; Himer. or. 6, 7. Auch wenn das Adjektiv vorwiegend mit Athen verbunden ist, wird es gelegentlich auch ίη Zusammenhang mit anderen Stadten verwendet (fίir Agίna: Ρί. Ι. 6,66; fϋr Argos: Bacch. 11,60 Sn.). Zum Βegήff s. Fr. Dirlmeier, Philologus 90 (1935) 57-77 u. 176-93 = Ausgewahlte Schr. 85-109. Ζυ Athen als 'gottgeliebte' Stadt s. Ε. Kienzle, Der Lobpreis νοη Stadten u. Landem ίη der alteren gήech. Dichtung, (Diss. Basel) ΚalΙmϋnΖ 1936, 79 ff.; Β. Smarczyk (zu 235 b2 3) 306. c 7-8. μαρ-ruρεί δε ήμών τφ λόγφ. Statt ήμών fιndet man bei Dion. Hal. Dem. 28 ρ. 189,24 U:-R. die Lesart ήμιν, die sehr erwagenswert ist, denn die rhetοήsche Wendung μαρτυρει δέ μου τφ λόγφ ist zwar fίir spatere Autoren gut bezeugt (vgl. Ph. De conf. ling. 44; Leg. alleg. ΗΙ 129; Quod det. pot. ins. soleat 52; J. Α] 1107.240; χν 9; [Plut.] De puer. educ. 6 b [s. allerdings dazu Wyttenbach, Animadv. ίη Plut. ορ. mor. Ι 63]), fϋr die frϋhere Zeit gibt es aber keinen Beleg. Ιη ahnlichen Ausdrϋcken tήΙΙ dagegen der Dativ auf, vgl. Hdt. ιν 29 μαρτυρέει δέ μοι τ~ γνώμι;ι και 'Ομήρου εποc κτλ. und Ι 18, 1 ('bears witness Ιο my ορίηίοη' nach LSJ Ι 2; ίη beiden FaIlen ist aber auch μου ϋberιiefert). Bei Platon kommt vielleicht aΪs eine ungefahre Parallele Lg. Η 680 d2 εοΟ τφ cφ λόγφ εοικεν μαρτυρειν ίη Β etracht, wo das Possessivpronomen einem Genitiv entSΡήcht. Zwischen μαρτυρει hier und μαρτύρια ίη der Erwahnung des Streits bei Herodot (VHI 55; vgl. Paus. Ι 26, 5; 27, 2) besteht keinerlei Beziehung, wie Judith Binder ίη: Stud. Presented Ιο Sterling Dow, Durham 1984, 19, meint: (ί) Der Beweis bezieht sich bei Herodot auf den einzelnen Gott, hier dagegen auf den Streit selbst. (ii) μαρτύρια heiBt an der Hdt.-Stelle nicht einfach 'Beweise', sondem vielmehr 'Wahrzeichen' (L. Preller, Hermes 16, 1881,69 ff.). c 8 - d 1. ή τών • θεών ~ΡΙ' τε και KpiCΙC: 'der Streit und die Entscheidung der Gotter', vgl. R. Η 379 e5 ούδε θεών εριν τε και κρίcιν (sc. έπαινεcόμεθα), wo Platon auf die ΚΥΡήen anspielt und folglich
207
κρίcιc
'Entscheidung' bedeutet (Wilamowitz, Ηοmeήsche Untersu chungen 367 Α. 46; W. R. Hardie, CR 4, 1890, 182; auf die Theomachie ίη 11. 20,4-155 wird es dagegen νοη Jowett-Cambell z.St und J. Labarbe, L' Homere de Platon, Liege 1949, 366 ff. bezogen). Aus der dortigen Stelle geht hervor, daB κρίcιc hier nicht 'Streit' bedeutet, wie ίη einigen Wδrterbϋchern (Stephanus s.v. col. 1977; Pape s.v. [a]) und ϋbersetΖungen (Jowett4 'contention'; vgl. Labarbe a.o. 368 Α. 3 'se mesurer') Ζυ fιnden ist, sondem iudicium. Ιη dieser Bedeutung fιndet sich das Wort auch sonst bei Platon, vgl. Ζ.Β. Euthphr. 7 c10 Περι τίνοc δε δη διενεχθέντεc και έπι τίνα κρίcιν ού δυνάμενοι άφικέcθαι έχθροί γε αν
άλλήλοιc εΙμεν και όργιζοίμεθα; So wird auch die logische Abstufung ίη diesem Satz deutlicher: Anspruch (άμφιcβητιcάντων) - Streit (εριc) Entscheidung (κρίcιc). Fϋr die Bedeutung 'Streit' wϋrde freilich die haufιg vorkommende Kombination νοη εριc mit einem synonymen Wort, vgl. Ζ.Β. εριν και μάχην ίη Ηρ. Μα. 294 d2 und εριc τε και άγωνία ίη Lg. νιιι 834 d3 sprechen; vgl. auch die Worte ϋber den Streit der Gotter ίη Euthphr. 8 al περι α και άμφιcβητουντεc cταcιάζουcί τε και πoλεμoυcιν άλλήλοιc. Die Weglassung des και κρίcιc bei Dion. Hal. Dem. 28, ρ. 190, 1 U.-R. ist femer πiίΙ Sicherheit auf einem Schreibfehler ΖurϋckΖufϋhren, denn nur ein paar Zeilen weiter unten wiederholt Dionysios auch diese Worte. Gemeint ist natϋrιich der Streit des Poseidon und der Athene um Attika: Hdt. νΗΙ 55 (vgl. Ε. Ion 1433; Tr. 801); Ovid Met. 6, 70 ff.; Apollod. Bibl. ΗΙ 178-9; weitere Zeugnisse bei Preller-Robert, Gήech. Myth. 41203 Α. 1. Eine Darstellung des Streits war im Westgiebel des Parthenon abgebildet, s. Ε. Simon ίη: Tainia, Festschr. R.Hampe, Mainz 1980,239-55, und Judith Binder (zu 237 c7-8) 15-22; dasselbe Thema ίη Relief an der Nordwestseite nach Paus. Ι 24, 3, dies aber eher "a colloquy, ηοΙ a violent dispute" (G. R. Stevens, ΗeSΡeήa 15, 1946, 11). Die Schlagspuren νοη Poseidons Dreizack wurden auf der Akropolis noch ίη spaterer Zeit gezeigt (Hegesias FGrHist 142 F 24, Paus. 126,5). Der Streit des Poseidon und der Athene um Attika gehorte nach Dion. Hal. a.O. zum festen Repertoire jedes Enkomions der Stadt (παρέχεται [sc. Πλάτων] μάρτυραc το\κ άμφιcβητήcανταc περι αύτηc θεούc, κοινόν τι πραγμα και ύπο πάντων cχεδον των έπαινεσάντων την πόλιν είρημένον);
vgl.
Ε.
Erechth. fr. 360,46 ff. Ν.2 = 50, 46 ff. Austin; Isoc.
KOMMENTAR
208
237 d 1-237 d 6
12, 193; Aήstid. 1,40 ff. L.-B.; s. Pohlenz 273 f.; Schroeder 19 f. Platon selbst hiilt aber eine solche Vorstellung νοη miteinander streitenden GDttem fϋr ganz unwϋrdίg, vgl. Euthphr. 6 b-8 b und besonders die Verurteilung solcher Vorstellungen ίη Criti. 109 b1 Θεοι γαρ απαcαν γην ποτε κατα τοiκ τόπουc διελάγχανον - ού κατ' εριΥ' ού γαρ αν
209
d 5-6. θηρίων μεν άγρίων αγονο, και καθαρά έφάνη: ein hochtrabendes Lob, zumal wenn man bedenkt, daB es ίη der Antike ίη den attischen Bergen immer wilde Tiere gab: Paus. Ι 32, 1 και Πάρνηc παρεχομένη θήραν (υων άγρίων και αρκτων, vgl. Ε. Ph. 804 ι1 ζαθέων πετάλων πολυθηρότατον νάποc 'Αρτέμιδοc χιονοτρόφον
ϋbermaBίges und
όρθον εχοι λόγον θεοiJC άγνοειν τα πρέποντα έκάcτοιc αύτων, ούδ' α~
ομμα Κιθαιρών.
γιγνώcκονταc το μαλλον αλλοιc προcηκον έτέρουc αύτοιc δι' έρίδων
d 6. και ΈΥέννηcεν ανθρωπον. Ιη e6 und ίη 238 a3 findet sich das Medium γεννηcαμένη. Auch wenn die νοη Reiske (zu Dion. Hal. Dem. 28 ρ. 1041) vorgeschlagene Konektur der vorliegenden Form unnotig ist, scheint die Erklarung νοη Stallbaum nicht ganz ϋberΖeugend. Er glaubt namlich einen Unterschied daήn erkennen Ζυ konnen, daB das Aktiv hier den einfachen Sinn hat, daB die attische Erde als erste Menschen geboren hat, wahrend Platon ίη e6 "rem ita significat, ut ipsius Atticae singulaήs quaedam ratio habeatur. Dicitur enim ea homines ita procreavisse, ut eos et ipsa aleret atque nutήret". Die Sache ist jedoch komplizierter, zunachst weil der Unterschied an den beiden Stel1en nicht deutlich ist, und dann, weil nach dem angeblich ίη einfacher Bedeutung stehenden έγέννηcεν auch das gewohnlich fϋr weibliche Wesen verwendete ετεκεν gebraucht wird. Es ist deswegen nicht auszuschlieBen, daB Aktiv und Medium ίη diesem Fall undifferenziert nebeneinander stehen. Die Geburt der Athener aus der attischen Erde eήnnert an die Erzahlung νοη Kadmos und den Sparten ίη Theben (vgl. die Geschichte νοη lason), femer an die γηγενειc Giganten und an die ursprϋng1ichen mythischen Vorfahren der Bewohner verschiedener Stadte, wie Pelasgos ίη Arkadien (aber auch ίη Argos und Thessalien) oder Erechtheus ίη Athen, die aus der Erde entsprungen waren oder mit ihr Ζυ tun hatten. Zur Erdgeburt der Athener s. oben Ζυ 237 b2-c4; zum Ursprung des Menschen ίη der gήechίschen Mythologie s. im allgemeinen W. Κ. C. Guthrie, Ιη the Beginning, Ithaca, Ν.Υ. 1957, 11 ff. ϋber solche Erzahlungen machte sich spater Lukian ίη Philops. 3 lustig: ' Αθηναιοι δε τον Έριχθόνιον έκ τηc yfjc άναδοθηναί φαcιν και τούc πρώτουc άνθρώπουc έκ τηc ' Αττικηc άναψυναι καθάπερ τα λάχανα. Man vergleiche auch die Verspottung der Eugeneia-Vorstellungen νοη Antisthenes fr. 123 Decleva Caizzi = fr. 8 Giannantoni. Speziell unsere Stel1e hatte schlieBlich Hippolytos ίη Elench. V 7, 3 (GCS Π ρ. 79, 10)
έπιχειρειν κταcθαι.
των άμφιcβητηcάvτων περι αύτηc. Statt αύτηc (F, Dion. Hal.) ϋberιiefem Τ und W αύτήν, was freilich unbefήedίgend ist, weil άμφισβητω hier ίη
der Bedeutung 'beanspruchen' steht und ίη solchen Fallen der Gegenstand der Beanspruchung oder allgemeiner der Kontroverse entweder durch einen bloBen Genitiv oder durch περί mit Genitiv ausgedrϋckt wird, vgl. Ζ.Β. mit Gen. ΡΙι 279 a2; mit Prapos. Grg. 476 a3; Phd. 91 a3; Lg. 1638 a5; s. auch Hermann Praef. ρ. χχνίi. Αη der Stel1e Eutyphr. 8 a1, die νοη Pohlenz 274 Α. 1 fϋr die Verteidigung des Akkusativs angefϋhrt wird, handelt es sich um einen Streit zwischen den GDttem im Sinne einer Uneinigkeit ϋber etwas und nicht im Sinne eines Durchsetzens νοη Ansprϋchen. d 4. άνεδίδου και εφυε. Hartman 102 wol1te και εφυε tilgen, vol1ig Unrecht, wie Vahlen, Opusc. Acad. 11 383 gezeigt hat, denn ahnliche Verbindungen synonymer Verben kommen auch sonst bei Platon haufig vor, vgl. Ζ.Β. Smp. 197 a2 ~ γίγνεται και φύεται πάντα τα ζωα, Phdr. 276 e6 φυτεύ"Ό τε και (πείρτι, R. ΥΙ 492 a4 cπαρειcά τε και φυτευθειcα. άναδίδωμι ('emporwachsen lassen') wird hauptsachlich fϋr die Erde gebraucht (LSJ s.v. 11 1). Zur durativen Bedeutung νοη φύω hier ('hervorwachsen lassen') s. Mannsperger (oben Ζυ 237 a5) 112.
Ζυ
θηρία τε και βοτά.
Der Gegensatz erklart das vorangegangene παντοδαπά. Mit βοτά sind hier also speziell die 'weidenden', zahmen Tiere gemeint (der Scholiast erklart es mit βοcκήματα). Das Wort ist poetisch und ein Hapax bei Platon. d 5. έν τούτφ (sc. τφ χρόνφ): das Demonstrativpronomen mit wegen des eingeschobenen Nebensatzes, vgl. Κ. G. 1660 f. zurϋckweisenderΚraft
~1
210
KOMMENTAR
vor Augen. ο: gemeint ist ζφον, was allerdings nur dann versHίndlich wird, wenn
man den folgenden Satz gelesen hat. Wie Ζυ erwarten ware, wurde νοη einem unvorsichtigen Abschreiber das Pronomen verkehrt auf ανθρωπο( bezogen, dadurch entstand die Lesart OC (F). d 7. cι>νέcει 'tE υπερέχει 'twv άλλων. (ύνεcι' heiBt hier 'Intelligenz', 'Vemunft" eine Bedeutung, die νοη den Sophisten gepragt und verbreitet wurde. Ahnlich unterscheidet ίη Ε. Tr. 671-2 (ύνεCΙ( und Sprache die Menschen νοη den Tieren; vgl. Supp. 203-4 und die aristophanische Verspottung ίη Ra. 893-4. Das Wort war nicht nur der Umgangssprache fremd, sondem auch Platon im allgemeinen unsympathisch, "wie etwa der 'Verstand' unseren Romantikem" (Th. Gomperz, Apologie der Heίlkunst, 21910, 90-1). Zur Bedeutung und Geschichte des Wortes s. Wίlamowitz Ζυ Ε. Her. 655; Β. Snell (zu 234 c4) 54 ff.; Η. Wankel Ζυ D. 18, 127 (Π 681 f.). d 7 - e 1. καΙ δίκην καΙ θεου, μόνον νομίζει. Die Wendung θεου( νομίζει weist nicht auf die Anerkennung der Gotter oder den Glauben an sie hin, als ob der Unterschied des Menschen νοη den ίibήgeη Tieren allein darίn bestίinde, sondem Ρήmar auf die Kenntnis bzw. den Kult der Gotter ίiberhaupt, vgl. Prt. 322 a4-5 und s. W. Fahr, eEOYC ΝΟΜΙΖΕΙΝ, (Diss. Tίibingen) Hίldesheim / N.York 1969, 128 ff.; R. Sorabji, Animal Minds & Human Morals, London 1993, 90. DaB der Mensch im Gegensatz Ζυ den Tieren das auf dem Gesetz beruhende Recht kennt, findet man auch bei Lys. 2, 19, vgl. femer Hes. Ορ. 276 ff. e 1. μέγα δε 'tε1Cμήριον: 238 a4 (τεκμήρια), 246 a4 (τεκμαιρόμενοc). τεκμήριον wurde spatestens bei Antiphon als rhetοήscher Terminus gebraucht, bei den einzelnen Rednem hatte er jedoch nicht immer den gleichen Inhalt und sein Gebrauch war insofem nicht einheitlich. Der Unterschied Ζυ (ημειον wurde νοη Wilamowitz (Gήech. Lesebuch ΙΙ Ι, 98) klar herausgestellt: "cημειον ist ίη der damalίgen Rhetοήk ein jeder 'Beleg' fίir eine Behauptung, mag er eine Thatsache oder ein Zeugnis oder sonst ein documentum seiD. Dagegen sind είκότα und τεκμήρια argumenta, λόγοι, auf Grund deren man είκάζει und τεκμαίρεται". Zum Gebrauch und zum Inhalt dieser Βegήffe s. auch Η. Diller, Hermes 67 (1932) 24 f., und vor allem die ausfίihrlίche Untersuchung νοη Jost 3 ff.;
237 d 6-237 e 5
211
ίiber Thukydides s. S. Homblower, Thucydides, London 1987, 100 ff., der jedoch ohne Kenntnis der frίiheren Arbeiten die aήstοtelίsche Definition (Rh. Ι 2. 1357 b 1 ff., vgl. ΙΙ 25. 1403 a 10) als Κήteήum benutzt und dabei ίibersieht, daB Αήstοteles' Definition weniger am Sprachgebrauch als an der Logik οήeηtίert ist (s. Jost 5). Trotz der Tatsache, daB man eine scharfe Linie zwischen beiden Βegήffeη nicht immer ziehen kann, bleibt jedoch ein wichtiger Unterschied, daB τεκμήριον immer einen ratίonalen Charakter hat, ein logisches Argument ist. Das zeigt sich auch hier: aus einem Vorgang (Getreide ging zum ersten Mal aus der attίschen Erde herνor) zieht man einen logischen SchluB fίir die Vergangenheit (Erdgeburt der ersten Athener). τεκμήριον wird haufig vom Adjektiv μέγιcτον (am haufίgsten bei Isokrates: 14 mal) oder ίκανόν, seltener νοη μέγα oder κάλλιcτον begleitet. Das gilt allerdings nicht fίir Platon, bei dem μέγα τ. die haufίgste Wortverbindung ist: Prt. 341 el; Euthphr. 5 e2; Grg. 456 bl; Ηρ. Μα. 282 e9; Smp. 192 a5. 195 a9. 196 a5; R. ΙΙ 360 c5. 405 b2; Criti. 11 Ο e6. Man beachte, daB die Bezeichnung μέγα vor der Anfίihrung des eigentlίchen Arguments durch den Gebrauch des ίκανόν ίη e6 abgeschwacht wird.
e 1. E'tE1Cev. Das Verbum begegnet ίη wenigen Zeίlen viermal (vgl. e2 τεκόν, τέΚ'ι;ι, e4 τεκουcα); das Phanomen wurde νοη den Romem trαductio genannt, s. dazu Rehdantz, Index Ι s.y.; Denniston, Style 80 f.; vgl. die vierfache Verwendung des Wortes πολιτεία ίη 238 b7-c5.
e 2-5. παν γαρ 'to 'tE1COV ... πηγα, 'tροφηc 'tίp γενομένφ. Das gleiche Beispiel fίir ein zwingendes (ημειον, d.h. ein Tekmerion, fίihrt Αήstοteles zweimal an: Rh. Ι 2. 1357 b 14 το δέ, οΤον εϊ τι' εϊπειεν (ημειον ΟΤΙ vocEi, πυρέττει γάρ, 11 τέτοκεν ΟΤΙ γάλα εχει, άναγκαΙον. οπερ των (ημείων τεκμήριον μόνον έcτίV" μόνον γάρ, αν άληθε, ~, αλυτόν έcτιν, APr. ΙΙ 27. 70 a 11 λαμβάνεται δε το (ημειον tptIroc, όcαχωc και το μέcoν έν τοι' 'χήμαcιY" 11 γαρ ώ, έν τφ πρώτφ 11 ώ, έν τφ μέcφ 11 ώ, έν τφ τρίτφ, οΤον τ ο μεν δειξαι κύουcαν δια το γάλα εχειν έκ του πρώτου cχήματοc' μέcoν γαρ το γάλα εχειΥο έφ' φ το Α ΙCΎειν, το Β γάλα εχειν, γυνη έφ' φ Γ (vgl. auch die stoische Lehre ίiber das Semeion und gleichartige Beispiele: SVF ΙΙ fr. 221 [bes. ρ. 73, 17 ff.]). Die Annahme, daB Αήstοteles dίesbezίiglίch νοη Platon abhangίg
237 e 5-238 a 1
KOMMENTAR
212
ist, scheint wenig wahrscheinlίch. Platon und Αήstοteles konnten das Argument ohne weiteres der schulmaBigen Rhetorik ihrer Zeit entnehmen, vgl. ein ahnlίches Τekmeήοη spater ίη der Rhet. αd Herenn. Π 39 ltem vitiosα confirmαtio est rαtionis, cum eα re, quαe plures res signifίcαt, αbutimur pro certo unius rei signo, hoc modo: 'Necesse est, quoniαm pαllet, αegrotαsse'; αut 'Necesse est peperisse, quoniαm sustinet puerum infαntem'. Wie sich aus der Art der erwahnten Beispiele vermuten laBt, hat die Rhetοήk solche RϋckschΙϋsse aus der medizinische Τheοήe ϋbemοmmen, vgl. die im Index Hippocr. s.v. ΠΙ angegebenen Stellen und Galen. οροι ίατρ. ΧΙΧ 397 Κϋhn und s. Pohlenz 273. Die ϋbereίηstίmmung des demosthenischen Epitaphios (60, 5) mit dieser Stelle ist unverkennbar, doch um Ζυ beweisen, daB der Verfasser dίe vorlίegende Stel1e nachahmt, geηϋgt sie al1ein nicht. e 4. τεκοucά τε άληθω, καί μή: zum disjunktiven τέ ... καί ίη der Bedeutung 'entweder ... oder' vgl. Denn. GP 515. άλλ' ύποβαλλομένη: Partiz. Pras. trotz des vorangegangenen τεκουcα,
"quia haec res ηοη temporis quodam spatio inclusa est, sed manet" (Engelhardt). Ast konjizierte allerdings ύποβαλομένη, was νοη Loers, Hirschίg, Schanz und Moraitis ίη den Text aufgenommen wurde (vgl. auch die ϋbersetΖung νοη Ficino: 'quae infantem simulando supposuit'). Hartman 88 und nach ihm Bury gehen einen Schήtt weiter und tίlgen diese Worter Doch ohne diese Worte ware es nicht sofort deutlίch, ob sich der folgende Nebensatz auf άληθωc oder auf μή bezieht. e 5. πηΎα, τροφηc. Mit 'Quel1en der Nahrung' sind eigentlίch die Mutterbrϋste gemeint (daher auch der Plural); ahnlich sagt [Plut.] De lib. educ. 5 c ή πρόνοια δΙΤΤ01Κ ένέθηκε ταιc γυναιξιν Τ01Κ μαcτούc, ϊνα και εί δίδυμα τέκοιεν, διτταc εχοιεν 'tcxc 'tilc τροφηc πηγάc. Es scheint aber wahrscheinlίch, daB hier ίη einer Art Synekdoche das Erzeugende (Mutterbrϋste) anstelle des Erzeugnisses (Mίlch) steht, so daB Platon ίη Wirklίchkeit das gleiche Τekmeήοη wie die Rhetoren (vgl. oben Ζυ 237 e2-5) benutzt (der Grund fϋr den geschraubten Ausdruck mag daήη lίegen, daB er durch das πηγάc die unvermeidlίche Wiederholung des Wortes τροφή [vgl. e3] vermeiden wollte). Der ganze Satz gab Dion. Hal. Dem. 28 ρ. 191, 1 U.-R. AnlaB Ζυ scharfer Κήtίk: ν ελαβεν απαCΙ μετ έδωκε, Cίc. Flαcc. 62, Diod. V 4, 4.
Bei der Verbreitung des Getreideanbaus spielte ίη der Mythologie der eleusinische Kultheros ΤήΡtοlemοs eine wichtίge Rol1e (vgΙ Lg. VI 782 b; femer S. Triptolemos fr. 596-617 Radt). Die Erzahlung muB nach der Verbindung νοη Athen und Eleusis entwickelt worden sein, da ίη dem hοmeήscheη Hymnus auf Demeter der Getreidebau als etwas ίη der ganzen Welt Bekanntes vorausgesetzt wird (s. Preller-Robert, Gήech. Myth. 41 765 Α. 1; 770 ff.). Wie man sich diesen Mythos auch ίη der AuBenpo1itik zunutze machte, wird besonders ίη der Kallίas-Rede ίη Χ. Hell. m 6, 3 ersichtlίch. a 7. έλαιou γένεcινstatt des einfachen ελαιον, damit ein Paήson mit dem folgenden πόνων άρωγήν hergestellt wird. Der 01baum war bekannt1ich das Wahrzeichen der Athena im Streit mit Poseidon (Hdt. ΥΙΙΙ 55; Ε. fr. 360,46 Ν.2; weitere Quellen bei Preller-Robert, Gήech. Myth. 41 203 Α. 1 und J. Frazer Ζυ Apollod. Bibl. ΙΙΙ 14, 1). Die Athener glaubten, daB Athena ihn ίη Athen zum ersten Mal gepflanzt habe (Ε. Tr. 801 ff.; Ion 1433 ff.) und daB es 01baume urprϋnglίch nur dort gegeben habe (Hdt. V 82, 2 ίη Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen Athenem und Aigineten: λέγεται δε και ώc έλαιαι ηcαν αλλοθι Yilc " ούδαμου κατα χρόνον έκεινον η έν Άθήνηcι, S. O.C. 694 ff.). Auf diese ΡrίοήΗίt stϋtzte sich auch die Forderung einer <Jl-Aparche νοη den Bundesgenossen, wie zumindest der Zusatzantrag des Aparche-Dekrets IG 1378 vermuten laBt (Ζ. 59 περι δε το έλαίο τει άπαρχει. Dazu s. Β. Smarczyk [zu 235 b2-3] 216 ff.). Wie wichtig der 01baum fίir Athen war, zeigt auch das gesetzlίche Ausfuhrverbot fϋr ΟΙ im 6. Jh. (das angeblίche Gesetz Solons fr. 65 Ruschenbusch). Ζυ den heίligen 01baumen (μορίαι) auf der Akropolis und ίη der Akademeia s. Κ. Latte, RE ΧΥΙ 1(1933) 302 f. ,
•
,
πονων αριayην:
vg.1
Ρ rt.
334 b2"επει
Λ' Λ και""λ το ε αιον τοιc μεν φυτοιc
απαcίν έcτιν πάγκακον και ταιc θριξιν πολεμιώτατον άνθρώπου άρωγον και τφ αλλφ cώματι, Lg. ΧΙ άρωγή
0.0
ταιc δε του
919 c2. Das Substantiv ist wie das entsprechende Adjektiv poetisch und kommt selten ίη
der Prosa vor. Nicht zufallig begegnet man πόνων άρωγόν Podαgrα (Vers 54), wo der Stίl der TragOdie parodiert wird.
217 ίη Lukίans
b 2. τα μεν όνόματα. Das μέν ist solitαrium (vgΙ Denn. GP 380 ff.), gemeint ist vielleicht der Gegensatz τα δε εργα λέγειν (Stallbaum). b 3. έν τφ τοιΦδε: 'bei solchem AnlaB', vgΙ Hdt. ΙΧ 27, 6; Th. ΙΙ 36, 1; auch unten 244 a5 (έν τοιc τοιοΙcδε). {tcμεY γάρ}.
DaB diese Worte erheblίche Schwίeήgkeίteη bereiten, ist u.a. daran ersicht1ich, daB der Text lange Zeit miBverstanden bzw. syntaktίsch falsch aufgefaBt wurde. Wahrend diese Worte vor Stallbaum mit dem folgenden Relativsatz zusammengenommen wurden (ϊCΜεν γαρ οϊ τον βίον ήμων κτλ.), hat dieser ήchtίg bemerkt, daB der Relativsatz sich auf θεο\)( έπηγάγετο bezieht und folglίch ϊCΜεν γάρ als parenthetischer Satz aufgefaBt werden muB. Dadurch wurde jedoch das eigentlίche Problem erst deutlίch. Wie Wίlamowitz (Hermes 33, 1898, 519-20 = ΚΙ Schr. ιν 31) als erster erkannt hat, sind diese Worte nichts anderes als eine albeme Begrϋndung fίir die Unterdrϋckung der Namen der Gotter und konnen nur als "ein amϋsaηtes Glossem" verstanden werden. Dem Glossator war offenbar nicht bekannt, daB die Namen der Gotter ίη der Grabrede nicht deswegen unterdrϋckt wurden, weίl sie allbekannt waren, sondem weίl es ein relίgioses Gebot war, olympische Gotter anlaBlich einer Trauerfeier nicht bei ihrem Namen Ζυ nennen. Ζυ diesem Gebot vgΙ Hdt. ΙΙ 86, 2; D. 60, 30 (οτι Κάδμου μεν (εμέλη, τηc δ' ον ο ύ πρέπον εcτ' όνομάζειν έπι ταυδε του τάφου ... γέγονε); 31; auch unten 244 a6 (τοιc κρατoυcιν αύτων), wo die Gotter der Unterwelt ebenfalls ungenannt bleiben; vgΙ R. Parker, Miasma, Oxford 1983, 64; nur Lysias 2, 4 erwahnt einmal ίη mythologischem Zusammenhang Ares namentlίch (zu den Ausnahmen dϋrfte man spatere Autoren, wie Himerios ίη seinem Polemαrchikos, wohl nicht hinzurechnen). Gegen die Tίlgung dieser Worte wendet jedoch Trendelenburg ein, daB es sich hier vielleicht um einen "beabsichtigten Scherz" handele: "Die flache, den schonen Sinn der Sitte verkennende Begrϋndung ist ganz im Stίle des Rhetors, der sich mit seinem Wissen spreizt und wenns darauf ankommt, unfehlbar daneben haut". Zur Untermauerung seiner These verweist Trendelenburg auf die ahnlίche Wendung ίη Th. ΙΙ 36,4 τα μεν κατα πολέμουc εργα, μακρηγορειν έν
218
238 b 3-238 b 8
KOMMENTAR
είδόcιν ού βουλόμενοc, έάcω.
Die Thukydides-Stelle bietet jedoch keine adaquate Parallele Ζυ unserer Stelle, vielmehr handelt es sich dort um eine prαeteritio, die mit dem ίη solchen Fallen ϋb1icheη Argument begrϋndet wird, was der Redner ϋbergeheη werde, sei allen bekannt. Hier dagegen, wo es sich um drei Namen handelt, kann man wohl nicht νοη prαeteritio sprechen. Auch ein uηgebϋhr1icher Scherz ίη Zusammenhang mit re1igiosen Geboten ist Platon nicht zuzutrauen. Den ϋber1ieferteη Text verteidigt auBer Trendelenburg auch C1avaud 184 der diese Worte als eine "adjonction" auffaBt, die νοη Aspasia selbst stammt ("j'imagine qu' Aspasie la pronon~ait en s'accompagnant d'un geste entendu"). Woher sollte aber der Leser ίη einem solchen Fall wissen, daB hier eine Parenthese der Aspasia selbst vor1iegt? Auch wenn ahn1iche Parenthesen im platonischen Werk nicht fehlen (vg1. Ζ.Β. Phd. 60 a2. d7. el; Lg. ΠΙ 698 e3), erscheint die Tilgung an der vor1iegenden Stelle notwendig: die Worte sind ϋberf1ϋssίg, denn die Wendung πρέπει έν τφ τοιφδε έαν enthalt eine fϋr den zeitgenossischen Leser ausreichende Begrϋndung (vg1. dazu die erwahnte Stelle aus Demosthenes), und ϋberdίes widersprechen sie eindeutig der schon angedeuteten Begrundung.
219
b 4. την καθ' ήμέραν δίαιταν: vgl. Lg. ΥΙ 762 e7; Ερ. 7,340 e1. b
5.
παιδευcάμενοι:
διδαξάμενοι, s.
K-G.
Ι
kausatives Medium, wie das folgende
108.
b 6. κτηcίν τε και Xρηcιν. κτη cιc hier ίη der Bedeutung 'Verfertigung', 'Herstellung'; beide Worter treten oft zusammen auf: Isoc. 7, 35 (vgl. 1,28); Χ. Lαc. 7,6; D. 18,308 (oyηcιc -κτηcιc); weitere Belege bei LSJ s.y. κτ/cιc 11 1 mit Suppl.; Wyttenbach, Animadv. ίη ΡΙυΙ ορ. mor. 171. 1m Unterschied zu der vorlίegenden Stelle wird jedoch ίη fast allen Fallen der 'Besitz', nicht die 'Herstellung' dem 'Gebrauch' gegeηϋbergesteΙΙt. Sowohl diese Art Wortspielerei wie auch die Verwendung des Wortes κτηcιc erinnem an Gorgias (vgl. 82 Β 20 D.-K; Β 11 a ρ. 298, 28).
238 b 7 - 239 α 4. Die αthenische Verfαssung. Der Topos der Verfassung tritt ίη fast allen Epitaphien auf: Th. 11 37 39; Lys. 2, 18-19; D. 25-26; ϋbergaηgeη wird er im Epitaphios des Hypereides. Schneider 49 fal3t (vielleicht im Hinblick auf die Vorschriften des Dion. Hal.) diesen Teίl bei Platon nicht als selbstandigen επαινοc πολιτείαc, sondem als ersten Unterabschnitt des Tatenberichts auf, indem er das Verdienst der Athener, "ein kraftiges Staatswesen eingerichtet zu haben, als erste Ruhmestat der Vorfahren" ansieht. Platon halt sich aber an das Schema, das er 237 a5-b2 angegeben hat und das eine ϋbertraguηg der Anordnung eines personlichen Enkomions auf den Epitaphios ist. Dem Lob ϋber die εύγένεια der Athener lal3t er also das Lob der Erziehung folgen, welches schon ίη 238 b 1 beginnt und sich zunachst auf die (mythische) Erziehung der ersten Athener bezieht. 1m Rahmen dieses Lobes (vgl. 238 cl πολιτεία γαρ τροφη άνθρώπων έcτίν) folgt jetzt die Schίlderung der Verfassung. Zum Bild der Verfassung, wie sie ίη diesem Abschnitt dargestellt wird, s. Είηl. S. 70 ff.
b 3-6. οϊ τον βίον ήμων κατεcκεόαcαν ... και Xρηcιν διδαξάμενοι. Wilamowitz denkt an die GDtter Athena, Hephaistos, Prometheus und bemerkt anschlieBend dazu (Π 125 Α. 1): "Vermut1ich steckt ίη dem Lehrer der οπλων κτηcι' και χρηcι' 238 b eine bestimmte Beziehung, die mir entgeht." Doch ~icht Prometheus, sondem Ares ist hier gemeint, wie Platon selbst ίη Lg. ΧΙ 920 d7 lehrt: 'Ηφαίcτου δε και Άθηνα, ίερον το των δημιουργων γένοc, οϊ τον βίον ήμΊν cυγκατεαευάκαcιν τέχναιc,
"Αρεω, δ' α~ και' Αθηναc οί τα των δημιουργων cφζοντεc τέχναιcι έτέραιc άμυντηρίοιc εργα.
Auch ίη P/t. 274 c wird Prometheus nur ίη Zusammenhang mit dem Feuer und nicht mit den Κϋηsteη erwahnt (vg1. Κ Thraede, RAC 5, 1962, 1198). Ζυ Hephaistos - Athena vgl. auBer den erwahnten Stellen Prt. 321 d-e und Criti. 109 c; gemeinsam wurden beide GDtter (Hephaistos freilίch inoffiziell) am Fest der Handwerker, den Chalkeia, verehrt (L. Deubner, Attische Feste, Berlin 1932, 35 f.). Ζυ κατεcκεύαcαν s. unten Ζυ b8. (πρόc τε την ... δίαιταν ist im ϋbήgeη mit παιδευcάμενοι zusammenzunehmen, und deshalb sollte kein Komma mit Schanz, Bumet und Μeήdίer nach δίαιταν gesetzt werden.)
b 8. Φκοον: 'civilem agebant vitam' (Stallbaum), vgl. 238 e4; 244 c5; 245 d5. πολιτείαν καταcκευαcάμενοι.
Unter πολιτεία ist die Staats verfassung Ζυ verstehen, aber nicht im Sinne der gesetzlίchen, sondem der 'inneren' Form, der Grundsatze des offentlichen Lebens. Ιη
&
220
KOMMENTAR
238 b 8-238 c 2
dieser Zeit hatte das Wort noch keine lange Vorgeschichte, wie aus den ersten uns bekannten Belegen hervorgeht: zum ersten Ma1 bei Hdt. ΙΧ 34 ('Βϋrgeπecht'); dann Ps.-X. Ath. und IG 13 118, 10 = Syl1.3 112 (a. 409/8). Interessant ist dabei, daB um die Wende des 5. Jh. eine ganze Literatur νοη Werken mίt diesem Titel entstanden ist (so die Politeia des Protagoras, des Thrasymachos, des Κήtίas und die νοη Ps.-Xenophon). Zur Geschichte und vielfaltigen Bedeutung des Wortes s. Η. Schaefer, Staatsform u. Politίk, 1932, 104 ff., der einen sophistίschen Ursprung des Βegήffs vermutet (128); Η. Ryffel, ΜΕΤΑΒΟΛΗ ΠΟΛΙΤΕΙΩΝ, Bem 1949, 4 ff.; Μ. Treu, RE ΙΧ Α2 (1967) 1935-6; Jacquelίne Bordes, Polίteia dans la pensee greque jusqu' a Αήstοte, Ρaήs 1982 (bes. 210-3 ϋber die Grabreden); Chr. Meier, Histor. Worterbuch d. Phί1osophie 7 (1989) 1034-5; zum Unterschίed gegeηϋber πολίτευμα s. W. Ruppel, Phίlologus 82 (1927) 269. κατααευάζειν ίη der Bedeutung 'eίηήchteη' wird oft bei Platon ίη Verbindung mίt πολιτεία (Ερ. 11, 359 a3), wie auch mit πόλιc (unten 238 e2, vgl. R. Π 372 d4; νπ 557 d5; Ερ. 11, 359 b4) und mit βίοc (vgl. oben 237 b4, femer Ζ.Β. R. Χ 606 e5) gebraucht.
wϋrde,
221
und Schleiermacher, der den Dionysios-Text "gefiillίger" findet (Anm. S. 533), fϋhrt kein Argument an. (Ιη der ersten Ausgabe seiner ϋbersetΖuηg hatte er wegen des fehlenden Artikels vor καλή im ersten Κοlοη zwei Verbesserungen vorgeschlagen: καλη μεν αγαθων, μη καλη δε κακων oder και ή μεν αγαθη αγαθων, ή δε έναντία κακων. Doch der Artikel ist im zweiten Κοlοη deswegen notwendig, weί1 damit nicht irgendeine 'entgegengesetzte' Polίteia gemeint ist, sondem die der 'guten' 'entgegengesetzte'.) Femer hat G. Kaίbel, Hermes 28 (1893) 43 4, vorgeschlagen, τροφόc statt τροφή zu schreiben, da man die Polίteia a1s Εmiihreήη und nicht als Nahrung bezeichne und es im nachsten Satz heiBt: ώc o~ν έν καλiJ πoλιτεί~ έτράφηcαν οί πρόcθεν ήμ&ν κτλ. Kaίbel machte jedoch den Vorschlag ίη der falschen Annahme, daB bei Οίοη. Hal. τροφόc ϋberιίefert ist. Gegen die A.nderung sprechen aber auch weitere Grϋnde: (α) Als Mutter und Εmiihreήη wurde schon das Land genannt und es ware ja widersprϋchlίch,wenn auch die Polίteia ebenfalls Εmiihreήη gewesen ware. Hinzu kommt, daB die Polίteia diejenige war, die νοη den Vorfahren 'eίηgeήchtet' wurde. (b) τροφή heiBt hier nicht 'Nahrung', sondem 'Erziehung', wie oft bei Platon, vgl. Ζ.Β. Phdr. 272 d6; R. m 401 d6; Lg. V 735 cl; Ερ. 7,343 c7; s. auch oben zu 237 a7-bl. A.hnlίch wird die Polίteia als ψυχη πόλεωc bei Isoc. (7, 14; 12, 138) bezeichnet, die πάντων αίτία των ταιc πόλεcι (υμβαινόντων sei, oder als βίοc πόλεωc bei ΑήsΙ Ρο/. νπι 1295 a 4. ΑΙΙ diesen Metaphem ist der Vergleich des Staates mit dem Menschen gemeinsam, dessen 'Erziehung', 'Seele' oder sogar 'Leben' die Verfassung ist. (Welche Bedeutung nach Platons Ansicht die Staatsform fϋr die Formung des Menschen hat, zeigt sich u.a. daήn, daB er nach jeder Staatsform einen entsprechenden menschlichen Typus [olίgarchischen, demokratischen usw.] unterscheidet; s. Jaeger, Paideia ΠΙ 50.) (c) Natϋrlίch kann man die Staatsverfassung nur metaΡhοήsch als 'Erziehung' verstehen, und deswegen heiBt es im fogenden Satz έν καλiJ πoλιτεί~ έτράφηcαν (und nicht ύπό). Ιη den Worten καλη μεν αγαθων, ή δε έναντία κακων sieht Kaίbel einen iambischen Τήmeter, den er zu Unrecht als dίchteήsches Zitat erklaren will, denn ein Τήmeter kann sehr leicht auch zufa1lίg entstehen, besonders dort, wo die Sprache sehr rhetοήsch wird (vgl. Wί1amowitz 11 128 Α. 1: "wozu sol1te Platon einen so nichtssagenden, klanglosen Vers
c 1-2. πολι'tεία γαρ 'tροφη άνθρώπων έc'tίν, καλη μεν άγαθων, ή δε ένανtία κακων. Die indirekte ϋberΙίeferuηg weist an der vorlίegenden Stelle eine mehrfache Verwiπung auf: (a) Οίοη. Ha1. Dem. 26 ρ. 187, 2 ϋberιίefert: πολιτεία γαρ άνθρώπων τροφή 'ctt και ή μεν αγαθη αγαθων, μη καλη δε K~Kων. (b) Nach Stob. ιν 1, 86 lautet der Text: πολιτεία γαρ ανατροφη ανθρώπων έcτί, καλη μεν αγαθων, μη καλη δε κακων.
Aus dem Vergleich beider vaήanten ergibt sich, daB entweder Stobaios den Text nach Οίοη. Hal. zitiert oder aber daB man fϋr beide eine gemeinsame Quelle (s. auch Kap. V ίί) annehmen sol1te: (ί) Die Lesart ανατροφή bei Stob. setzt die Umstellung ανθρώπων τροφή voraus, denn so HίBt sie sich am leichtesten erkHiren (paHiographisch ανθρώπων = ΑΝΩΝ). (ίί) Statt ή δε έναντία der plat. Ηaηdschήfteη geben beide μη καλή. Auch και ή bei Οίοη. Ha1. kann nichts anderes sein, als das νοη den plat. Handschr. und Stob. ϋberιίeferte καλή. Τήfft das zu, so ist der Nominatίv αγαθή bei Οίοη. Ha1. wahrscheinlich eine auf einen Schreibfehler ΖuruckΖufϋhreηde Dittographie (s. Usener Radermacher im kήι Apparat z.Sto). Darϋber hinaus fίndet man nichts, was inha1tlίch oder stilίstisch fϋr eine der beiden vaήanten sprechen
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222
238 c 6-238 d 1
KOMMENTAR
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erster die Tίlgung des Wortes Argument, die Verfassung werde ίη 238 dl als Demokratie bezeichnet. Richards 29 macht (offenbar ohne Hartmans Vorschlag Ζυ kennen) den gleichen Vorschlag und gibt als Grund an: "the force of the passage wi11 be greatly enhanced by the name being kept to the end". Ihm stimmen auch Herwerden, Mnemosyne 35 (1907) 125 und Thurow 123 Α. 1 zu. Liest man jedoch den Text ohne dieses Wort, so zeigt schon die storende Wiederholung der zwei aufeinanderfolgenden νυν, daB die Tίlgung nicht angenommen werden kann. Diese Schwierigkeit hatte wohl Bekker schon erkannt und deswegen lange vor Rίchards den Vorschlag gemacht, die Worte και νυν άριcτοκρατία Ζυ tίlgen (s. den Βήef νοη Wolf an Bekker vom 22. Maί 1811 ίη: Fr. Α. Wolf, Είη Leben ίη Βήefeη, Ergίίnzungsband Ι, hsg. νοη R. Sellheim, Halle 1956, ρ. 48, 6 ff. [Hinweis νοη Prof. R. Kassel]). Doch darnίt werden die Schwίeήgkeίteη nicht behoben: (ί) Die ganze Ρeήοde hat wegen des γάρ einen begrίindenden Charakter. Offenbar sol1 damit das έν καλ1} πoλιτεί~ ίη c2 begrίindet werden, so daB man erwarten wϋrde, daB der Name und sornίt die Begrίindung der Bezeichnung καλή πολιτεία im begrundenden Satz erwahnt wird. (ίί) Ιη dem Text nach Bekker konnen die Wort~ και τον άει χρόνον έξ έκείνου im Nebensatz nur schwerlίch als weitere Bestimmung νοη και τότε ην verstanden werden. Darίiber hinaus ste11t man bei naherem Betrachten der Worte και τότε ην ... ώc τα πολλά (c5-7) fest, daB sie kunstvo11 gestaltet sind und daB ihre geradezu chiastische Struktur auf dem Wort άριcτοκρατία beruht. Da άριcτοκρατία (zum Wort s. unten Ζυ 238 d2) als Bezeichnung fϋr die athenische Verfassung an sich schon etwas befremdlίch klίngt, HίBt sich nicht ausschlίeBen, daB auch die kuήοse Ste11ung des Wortes innerhalb der Ρeήοde auf einen ϋbeπaschuηgseffekt zielt.
Hartman
136
223
hat
als
άριcτοκρατίανοrgeschlageηrnίt dem
c 7. ώ, τα πολλά. Mit diesen kargen Worten werden die Ausnahmen wahrend der Zeit der Tyrannis und des Regimes der Vierhundert (411 v.Chr.) und der DreiBig (403 v.Chr.) angedeutet. c 7 - d 1. καλεί δε ό μΑν αUτην δημοκρατίαν. Der Name Demokratie ist an sich zweideutig: er HίBt sich sowohl ίη abstrakterem Sinne als
des ganzen Volkes (vgl. Ζ.Β. Th. Π 37, 1 rnίt Gommes Komm. z.St.) oder als hίstοήsch konkrete Staatsform, ίη der vor a11em die Armen heπscheη (vgl. Th. Π 65; Ρl. R. νπι 557 a), auffassen. Hier steht das Wort fϋr die konkrete Staatsform. Zur Geschichte des Wortes s. Α. Debrunner ίη: Festschήft f. Α. Tieche, Bem 1947, 11-24 = Κ. Η. ΚίηΖΙe (Hsg.), Demokratia, (WdF 657) Darmstadt 1995, 55-69; s. auch Chr. Meier ίη: Discordia Concors. Festgabe f. Ε. Bonjour Ι, BasellStuttgart 1968, 3-29 = Kinzle a.O. 124-59 (ϋberarb. Fassung); Κ. Η. Kinzle, Gymnasium 85 (1978) 117-27 u. 312-26 (mit Literatur zum Βegήff auf S. 117 Α. 2); inschriftlίch findet sich das Wort zum ersten Mal im Theozotίdes-Dekretνοη 40312 (R. S. Stroud, ΗeSΡeήa 40, 1970, 281 Ζ. 6, mit S. 285 dazu), und ίη der gleichen Zeit kommt es ίη verschiedenen Texten mehrmals vor (s. J. Α. Ο. Larsen, CPh 68, 1973,45-6). ό δε άλλο, δ αν χαίρ'Ό. Statt des ϋberιίeferteη φ αν χαίΡTJ konjizierte
Stallbaum δ αν χαίΡTJ (sc. καλων), was νοη Loers, Ast und Hirschig ίη den Text gesetzt wurde (νοη Sta11baum selbst a11erdings nicht). Die Anderung scheint notwendig: (α) Ιη ahnlίchem Zusammenhang wird ίη der Regel bei Platon rnίt χαίρω ein Verbum der Benennung gesetzt: Prt. 358 a8 εϊτε όπόθεν και σπωc χαίρειc τα τοιαυτα όνομάζων, Smp. 212 c2 στι και σΠTJ χαίρειc όνομάζων, Ηρ. Μα. 369 a1 η ότιουν χαίρειc όνομάζων, Lg. νι 763 b7 εϊτε τιc κρυπτουc εϊτε άγρονόμουc εϊθ' στι καλων χαίρει, τουτο προcαγορεύων. Hier fehlt καλων nur deswegen, weίl das gleiche Verbum schon zuvor steht. (b) Den Nebensatz darf man nicht etwa rnίt 'quo delectatur' (Engelhardt) wiedergeben, denn χαίρειν heiBt hίer vielmehr 'Gefa11en finden'. Der Sinn des Nebensatzes erfordert also ein 'was' oder ein 'wie" Ιπefϋhreηd ist ϋbήgeηs, wenn man άλλο ins Deutsche mit dem Adverb 'anders' ϋbersetΖt, weίl man dann eher einen Adverbialsatz erwartet; angemessener wϋrde man ίη Bezug auf diesen Punkt ϋbersetΖeη: 'der eine bezeichnet sie als Vοιksheπschaft, der andere als etwas anderes, was auch immer man wi11" Zur Verwechslung des ο und φ ίη den Ηaηdschήfteη, mit der namentlίch nach dem Verstummen des ι adscήΡtum seit dem 2. Jh. ν .Chr. haufiger Ζυ rechnen ist, vgl. Ζ.Β. Grg. 519 d4; Smp. 212 a1; Ηρ. Μα. 292 d1; Cra. 432 b4; Phd. 92 b8. 105 b5; diese Verwechslung laBt sich auch ίη Ιηschήfteη seit der Mitte des 4. Jh. festste11en, s. Threatte, Gramm. Attίc Inscr. Ι 223 ff.
238 d 1-238 d 2
KOMMENTAR
224
Es ist nicht sehr wahrscheinlίch, daB ίη diesen Worten eine konkrete Anspielung, etwa auf Th. ΙΙ 37, 1 steckt. Die Verfassung, die im folgenden geschίldert wird, ist mit keiner der existierenden identisch. lηsofem ist die Unterscheidung νοη der Demokratie notwendig. d 1-2. μετ' ε6δοξία, πλήθouc. Seitdem Ast εύδοξία rnίt 'approbatio' wiedergab, hat sich diese lnterpretation durchgesetzt und fast alle ϋbersetΖuηgeη beeinfluBt. Sie beruht offenbar auf der folgenden Schίlderung der Verfassung (έγκρατεc δε τηc πόλεωc τα πολλα το πληθοc, ταc δε αρχαc δίδωcι και κράτοc τοιc αει δ ό ξ α c ι ν αρίcτοιc εΊναι). Diese Bedeutung wird als semasiologische Erweiterung der Grundbedeutung 'guter Ruf aufgefaBt (vg1. LSJ s.y. 12), kann aber aus zwei Grίinden nicht ήchtίg sein: (ί) Es gibt keinen anderen Beleg fίir diese Bedeutung auBer der vorlίegenden Stelle. (ίί) Wie das Verbum εύδοξέω hat auch das aus ihm hergeleitete Substantiv immer passivische Bedeutung, nicht aktive. Nach dem gewohnlichen Sprachgebrauch kann also εύδοξία πλήθουc nur heiBen, daB 'die Menge ίη gutem Ruf steht', d.h. sie wird als gut angesehen, nicht das Gegentei1. Die einzige Ausnahme ist Men. 99 b11, wo aber εύδοξία 'ήchtίges Urteίl' heiBt und νοη Platon offensichtlίch nicht νοη εύδοξειν, sondem νοη ε-δ δοξάζειν abgeleitet wird (zum doppelten Sinn νοη δόξα seit Homer s. Β. Sne11 [zu 234 c4] 53; vg1. auch das αδόξαcτον [= was man nicht δοξάζει] Ζ.Β. ίη Phd. 84 . a8). Auf diese Stelle gestίitzt hatte schon Schleiermacher die Wiedergabe 'rnίt dem guten Wi11en des Volkes' bevorzugt, "weίl nem1ich das Volk Ζυ entscheiden hatte ίiber den Ruf der Tugend und Einsicht nach Sokrates Darste11ung, und also die αριcτοι nur wirklίch heπschteη wenn das Volk ήchtίg urtheίlte" (Anm. Ζυ S. 534). Auch wenn letztere lnterpretation sehr erwagenswert ist, muB man bedenken, daB das Wort im Μ en. innerhalb einer Diskussion ίiber die δόξα steht und seine besondere Bedeutung dort aus dem Zusammenhang leicht erkliίrbar ist, da es synonymisch fur όρθη δόξα gebraucht wird. Είη noch wichtigeres Hindemis bei der Befϋrwortung dieser lnterpretation lίegt ilberdies daήn, daB εύδοξία nochmals ίη 247 b7 wiederkehrt, dort allerdings ίη der gewohnten Bedeutung. DemgemaB so11 man also hier ilbersetzen: 'rnίt dem guten Ruf der Menge'. Die Pointe lίegt ίη der Verbindung der Αήstοkratίe mit dem hohen Ansehen des Volkes, wodurch das Moment der Idealίsierung noch stiίrker hervortήtt. Das a11es schlίeBt natϋrlίch eine
..
absichtlίche
225
Zweideutigkeit der Worte seitens Platons nicht aus. s. unten Ζυ d4.
Ζυ πληθοc
d 2. aptc'toxpa'tia steht hier ίη der ursprίinglίchen und aus der Etymologie des Wortes hervorgehende Bedeutung 'Ηeπschaft der Besten', vg1. Αήst. Ρο!. ιν 7. 1293 b 3 την γαρ έκ των αρίcτων απλωc πολιτείαν και μη προc ύπόθεcίν τινα αγαθων ανδρων μόνην δίκαιον προcαγορεύειν αριcτοκρατίαν
(auch Rh. 17. 1365 b 33 ff.). Die gleiche Bedeutung hat das Wort auch ίη Th. ΙΠ 82, 2 und νπι 64,3, wo es zum ersten Mal belegt ist, sowie bei den meisten Autoren. Das hangt darnίt zusammen, daB αριcτοι im Gegensatz Ζυ αγαθοί, έcθλοί usw. nicht als Bezeichnung fur den Adelsstand benutzt wurde (W. F. Donlan, Phίlologus 113, 1969, 268-70). lη der R. (Ζ.Β. ιν 445 d6) verwendet Platon αριcτοκρατία fur die Idealverfassung, wenn wenige regieren (wenn einer = Konigtum; anders gebraucht er das Wort ίη ΡΙt. 301 a). Ahnlίch wie hier schreibt Isokrates (12, 131. 153) der (iίlteren) athenischen Verfassung aήstokratische Merkmale zu; vg1. Th. Π 37, 2. Das Substantiv erscheint zum ersten Mal als Bezeichnung einer hίstοήscheη Staatsform bei Αήstοteles. Ζυ αριcτοκρατία s. Hermann Swoboda, Handbuch der gήech. Staatsaltertumer 61ΙΙ 32; J. de Rornίlly, REG 72 (1959) 85 ff.; Chr. Meier ίη: Geschichtlίche Gruηdbegήffe Ι, Stuttgart 1972,2-7. d 2-3. βαcιλη' μεν γαρ άει ήμίν ..• 'to'tE δε alpe'toίo Was mit 'erblίchen Konigen' gemeint ist, laBt sich leicht herausfinden, wenn man an die Medontίden denkt (Αήstοt. Ath. 3, 3; Paus.IV 5, 10. 13, 7; IG 13 1062. 1383). Was aber βαcιληc αίρετοίheίΒeη so11, ist sehr fraglίch und hat den AnlaB Ζυ mannigfaltigen, im allgemeinen uηbefήedίgeηdeη lnterpretationen gegeben (s. bes. die kaum zufrίedenste11ende Diskussion νοη Ρ. Shorey, CPh 5, 1910, 361-2). Zwar haben Fustel de Coulanges (Recherches sur quelques problemes d'histoire, Paήs 1885, 159) und Wίlamowitz (Αήst. u. Ath. ΙΙ 41; Platon Π 130) angenommen, daB darnίt der Archon Basileus angedeutet wird. Diese lnterpretation bereitet jedoch eine doppelte Schwίeήgkeίt: (α) lη der folgenden Schίlderung der Polίteia ist immer die Rede νοη Fuhrungsiίmtem, denen wirkliche Macht zusteht (d4 ταc δε αρχαc δίδωcι και κράτοc, d8 αρχει). Der Archon Basί1eus hatte aber bekanntlίch nur
226
KOMMENTAR
238 d 2-238 d 3
relίgios-kultische
Funktionen und somit keine wirklίche Macht. (b) Vermutlίch seit der Zeit Solons, mit Sicherheit aber seit 487/6 wurde das Collegium der Neun Archonten und folglίch auch der Konig durch Losverfahren mit Vorwahl bestellt. Abgesehen νοη kleineren Anderungen ίη diesem Wahlmodus und mit der Ausnahme der Zeit nach dem Abgang Solons, wahrend der Verfassung der Vierhundert und der Ηeπschaft der DreiBig, ίη denen das Losverfahren aufgehoben wurde, blίeb die Wahl bis ίη das 2. oder 1. Jh. Y.Chr. der normale Weg fίir die Bestellung der Archonten (dazu s. V. Ehrenberg, RE ΧΠΙ 2, 1927, bes. 1467 ff.; Ε. S. Staveley, Greek and Roman Voting and Elections, Ithaca, Ν.Υ. 1972,33 ff.). Der Modus der Amterbesetzung war aber ίη Wahrheit ein Losen und keine Wahl; gerade darin sah man ein Hauptmerkmal der Demokratie (vgl. Hdt. ΠΙ 80, 6; Ρl. R. vm 561 b; bes. die Defιnition ίη Αήst. Rh. Ι 8. 1365 b 31 (cτι δε δημοκρατία μεν πολιτεία έν ~ κλήρφ διανέμονται ταc άρχάc). Ιη Anbetracht dieser Tatsache ist αίρετόc die Bezeichnung, die man hier am wenigsten erwarten wίirde. Um die erste Schwίeήgkeίt Ζυ beseitigen, nahm schon Gottleber an, das Wort stehe κατ' έξοχήν fίir die Archonten ίiberhaupt, nicht nur fίir die Basiles; nach ihm Loers, der Anon. bei Engelmann ("alle diejenigen Administrativ- wie Gerichtsbehorden"), Mistriotis, Meridier ("1' ensemble des archontes") und Vοurνeήs, Ρl. u. Ath. 102 Α. 1 ("οί αρχοντες έν γένει"); dagegen nur Engelhardt. Stallbaum weicht νοη dieser Interpretation ifl.sofem ab, als er nur fίir den zweiten Tei1 des Satzes einen Hinweis annimmt, und zwar auf die Neun Archonten. D. Loenen, Mnemosyne 54 (1926) 218 und ders., Eugeneia, Amsterdam 1965, 56, geht dagegen so weit, daB er unter Basi1es die Phylobasi1es versteht (vgl. aber G. J. D. Aalders, Die Τheοήe der gemischten Verfassung im Altertum, Amsterdam 1968, 32 Α. 2). Isabella Labήοla sieht ίη dieser Wendung "un'allusione alla strategia, considerata ηοη (solo) nelle sue caratteήstίche techniche di magistratura mi1itare, ma ίη quelle ρίυ generali di reale direzione po1itica, qua1i ebbe nel quinto secol0, soprattuto con la strategia ΡeήcΙea" (Tucidide 219). Doch sind solche, ziemlίch harte Interpretationen ganz unbefήedίgend, denn ίη diesem Fall wίirde das Moment der Kontinuitat, das durch das Adverb ά ε ί noch verstarkt wird, verschwinden. Darίiber hinaus stellt sich die Frage, warum die Archonten βαcιληc heiBen sollten. Die Schwίeήgkeίt
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laBt sich auf andere Weise leichter beseitigen: Platon erwahnt den Basileus an dieser Stelle, um die Kontinuitat der Verfassung herνorzuheben, und ίibersieht dabei bewuBt die Tatsache, daB der Archon Basi1eus keine wirkliche Macht mehr hatte. Es sei hier an die athenische Tradition eήnnert, nach der die Demokratie bis ίη die Zeit des Theseus reichte und νοη ihm begrίindet wurde, eine Tradition, die seit dem 6. Jh. Ζυ den po1itischen Mythen Athens gehorte (auch wenn der Name Theseus ίη den Grabreden, ausgenommen der demosthenischen, unerwahnt bleibt). Ζυ dieser Tradition gehorte auch, daB die Reihe der Konige nicht abήΒ (Wilamowitz Π 130). Auf der anderen Seite dient die Erwahnung des Konigs dazu, der athenischen Verfassung einen gemischten Charakter Ζυ verleihen. Das verdient besondere Beachtung: Die ίη diesem Abschnitt dargestellte Verfassung ist eine Idea1isierung der attischen Verfassung und zwar ίη der Form einer Mischverjαssung, die ίη sich Elemente aus zwei Staatsformen (Basilίe und Demokratie) vereinigt (s. Είηl. S. 71 f.). 1st die Gleichheit und Vοlksheπschaft das demokratische Element, so ist die Beibehaltung des Konigs das konig1iche Element der Verfassung. Είη dήttes, aristokratisches (olίgarchisches) Element ist (anders als Aalders a.O. 31 ff. meint) nicht anzunehmen: nur die Unterscheidung νοη Masse und Ηeπschenden ('Konige') ist hier erkennbar. άριcτοκρατία wird nicht terminologisch gebraucht und laBt sich nicht als Hinweis auf eine andere Verfassungsform verstehen. Man darf aber auch mit Labήοla (Tucidide 213 ff) nicht so weit gehen und der beschήebenen Verfassung den Charakter einer Mischung streitig machen, denn um eine einfache Umkehrung der athenischen Demokratie der ΡeήkΙeSΖeίt handelt es sich hier nicht. (Spuren der Mischverfassungs- Τheοήe sind schon bei Thukydides νπι 97, 2 Ζυ fιnden, hier aber ist zum ersten Mal die Rede nicht νοη gesellschaft1ichen Gruppen, sondern νοη Verfassungs elementen, s. Aalders, a.O. 31-4.) Die gleiche Theοήe stellt Platon auch spater ίη Lg. ΙΠ 691 d-692 a und 693 d-e (vgl. Ερ. 8, 355 d-e) dar, dort allerdings als zweitbeste Verfassung, s. G. Μοποw, Plato's Cretan City, Princeton 1960, 521 ff.; Aalders a.O. 38 ff., der die Entstehung der Theοήe unter pythagoreischem EinfluB bestreitet und an die Sophisten denkt (13 ff.). 1m Gegensatz Ζυ der ersten Schwίeήgkeίt ist die zweite komplexer. Fustel de Coulanges und Wilamowitz (ll 130) erklaren αίρετόc hier als
~"
,8,
KOMMENTAR
238 d 2-238 d 3
'durch Losen bestellt' (κλήρφ αίρετόc). Das ist nicht unmoglίch, da αϊρεcιc ίη der Tat eine νοχ media ist (vgl. Ζ.Β. den Gebrauch des Substantivs und Verbums ίη Plat. Lg. ΥΙ 756 a-b oder noch deutlίcher ίη Arist. Ath. 26, 2, wo sie sich auf Losverfahren mit Vorwahl beziehen, s. auch Wίlamowitz, Ar. u. Ath. Ι 73; zum Gebrauch der Teπnίni αϊρεcιc, κλήρωcιc, πρόκριcιc bei Platon s. die wichtigen Ausfίihrungen bei Μοποw a.O. 233-8). Gegen diese lnterpretation an der vorlίegenden Stelle HiBt sich jedoch folgendes einwenden: (1) Die vorlίegende Beschreibung der Verfassung ist nur dann verstandlίch, wenn die Archonten wirklίch gewahlt und nicht durch Losen bestellt werden. Hatte Platon keine wirkliche Wahl im Sinne, konnte er nicht sagen, daB (το πληθοc) tac apxac δίδωcι και κράτοc tolc άει δόξαcιν άρίcτοιc εΤναι (d4), oder daf3 ό δόξαc coφοc εΤναι κρατει και αρχει (d8). Daf3 "the characterization, whether tongue-in cheek or not, makes most sense, if there was still some preferential selection ίη the appointment procedure", wie V. Lynne Snyder Abel, Prokrisis, (Diss. Stanford) Konigstein/Ts. 1983, 49, behauptet, vermag ich nicht zu erkennen. Die κλήρωcιc έκ προκρίτων war im 4. Jh. nicht ίη Gebrauch, s. Ρ. J. Rhodes, Gnomon 57 (1985) 378-9; Μ. G. Haπsen, CPh 81 (1986) 222-9. Eine Prokrisis ist umso unwahrscheinlίcher, als πληθοc im Sinne der 'Volksversammlung' steht, mit Demen oder Phylen also nichts zu tun hat. (2) Υοη dem zeitgenO'Ssischen Konig ίη Athen spricht Platon nochmals im Ρ/ι. 290 e6; dort wird aber sorgnίltig und deutlίch νοη τ φ λ α χ ό ν τ ι βαcιλει gesprochen. (3) Auffallend ist die ϋbereinstimmung ίη der Wahl des Konigs mit der pseudodemosthenischen Rede gegen Neaira, ίη der vom Redner gesagt wird, daf3 auch ίη der Zeit des Theseus die Konige gewahlt wurden: 59, 75 έπειδη δε Θηcε\)( cυνφκιcεν αύτο\)( και δημοκρατίαν
Zufall sein kann (ΠΙ 14. 1285 a 14 εν μεν τουτ' εΙδοc βαcιλείαc,
228
229
cτρατηγία δια βίου, τούτων δ' αί μεν κατα γένοc είcιν αί δ' αίρεταί).
Es ist deswegen nicht auszuschlίeBen, daB es sich um 'Traditionsgut' haπdelt (vgl. Ε. Schίitrumpf Ζυ Αήst. Ρο/. ΠΙ 14. 1285 a 16 [Π ρ. 537]). Allerdings heiBt αίρετόc aπ der Αήstοteles-StelΙe offensichtlίch 'gewahlt' (vgl. 1285 a 31 αίρετη τ:υραννίc ίiber die Aisymneteia und die Wahl des Pittakos ίη Mytίlene). (5) GewiB kann αϊρεcιc unter UmsHinden einfach 'Bestellung' bedeuten, besonders wenn die Art und das Verfahren der Bestellung unwichtig ist (Ρ. J. Rhodes Ζυ Αήst. Ath. 13,2; vgl. Ehrenberg a.o. 1469). Was aber fίir das Substantίv und das Verbum ήchtίg sein kaπn, weίl maπ sie haufιger abstrakt und ohne Gegensatz Ζυ etwas anderem auffaBt, gίlt weniger fίir das Adjektiv, das mehr νοη dem Gegensatz αίρετόc κληρωτόc gepragt ist. Ζυ diesem Sprachgebrauch Ζ.Β. bei Αήstοteles s. Busolt-Swoboda, Gήech. Staatskunde Π 842 Α 2. αίρετόc bedeutet also hier nicht einfach 'bestellt' und ist nicht mit κλήρφ αίρετόc gleichzusetzen, sondem es heiBt wortwortlίch 'gewahlt'. Die Abweichung νοη der Wirklίchkeit ist genauso frappant wie die Behauptung, Athen sei weiterhin ein Konigtum, und kann nur als absichtlίch erklart werden. Der erste Grund fίir die Erwahnung der 'gewahlten Konige' mag vielleichtmit der demokratischen Neuinterpretation des Theseus-Mythos und mίt dem Versuch, ίη seiner Person einen 'demo.kratischen' Konig darzustellen, zusammenhangen (vgl. Ε. Supp. 403 ff. und die oben aπgefίihrte [Dem.]-Stelle). Είη weiterer und wichtigerer Grund lίegt aber ίη der Bedeutung des Losens und der Wahl fiir die Verfassungsdiskussion. Wahrend n3.mlίch das Losen mίt der Demokratίe identίfιziert wurde und im Mittelpunkt der Κήtίk aπ der athenischen Verfassung stand (vgl. Ζ.Β. die Κήtίk des Sokrates ίη Χ. Mem. 12,9), betrachtete man dίe Wahl als aήstοkratίsches Element und als ein Kennzeichen der Ρatήοs Polίteia. AufschluBreich ist dazu Αήst. Ρο/. Π 12. 1273 b 35: ... (όλωνα δ' ενιοι μεν οϊονται νομοθέτην
έποίηcε και ή πόλιc πολυάνθρωποc έγένετο, τον μεν βαcιλέα ούδεν ηττον ό δημοc ήρειτο έκ προκρίτων κατ' άνδραγαθίαν χειροτονων,
γενέcθαι cπουδαιον' όλιγαρχίαν τε καταλυcαι λίαν ακρατον ο~cαν,
την δε γυναικα αύτου κτλ.
(4) Aristoteles unterscheidet im 14. Kap. des dritten Buches seiner
και δουλεύοντα τον δημον παυcαι, και δημοκρατίαν καταcτηcαι την
Po/itik, das dem Konigtum und seinen γένη gewidmet ist, ίη Bezug auf
πάτριον, μείξαντα καλα/c την πολιτείαν- εΙναι γαρ την μεν έν 'Αρείφ
eine bestimmte Art des Konigtums die gleiche Klassifιzierung wie Platon ίη einem erblίchen und ίη einem gewahlten Konigtum, was kaum ein
τα δε δικαcτήρια δημοτικόν.
πάγφ βουλην όλιγαρχικόν το δε
i
..
ι...&:
tac apxac αίρεταc άΡΙCΤOKραΤΙKOν, DaB auch Platon im vorlίegenden
KOMMENTAR
230
Abschnitt die solonische Patrios Politeia andeutet, erscheint sehr wahrscheinlich, zumal wenn man die plausible Annahme Μοποws (a.o. 80 ff.; 542) tei1t, Αήstοteles beziehe sich mit ενιοι auf Platon. (Durch diese Annahme erkHirt sich m.E. auch der Widerspruch zwischen der Polίtik-Stelle und Αήst. Ath. 8, 1, wo die κλήρωcιc έκ προκρίτων ίη die Zeit Solons datiert wird; zum Widerspruch s. Rhodes' Komm. z.St. und ders., Gnomon 57, 1985, 379 gegen Snyders Unterschatzung der Abweichung beider Stel1en). Ζυ den Ahnlichkeiten mit der Politik-Stelle muB man auch die Wertschίίtzung berticksichtigen, der sich Solon bei seinem entfemten Verwandten Platon erfreut, s. dazu Μοποw a.O. Es ist schlίeBlίch nicht ohne Interesse, daB die Empfehlung der Wahl fϋr die hoheren Amter im Gegensatz zum Losen bei den nίedήgeren gerade ein Topos der abratenden Rhetοήk war: Anax. Rh. 2, 14 δει δε αύτων (sc.tcOv νόμων) την θέcιν έν μεν ταιc δημοκρατίαιc ταc μικραc άρχαc και ταc πολλαc κληρωταc ποιειν (άcταcίαcτον γαρ τουτο), ταc δε μεγίcταc χειροτονηταc άπο του πλήθουc
(wo allerdings unter 'den hochsten Amtem' schwerlίch nur die Strategen gemeint sein kOnnen). d 4. ΤΟ πληθο, wird als Βegήff den Ηeπschem gegenϋbergesteΙΙt. Als Synonym hatte Platon auch οί πολλοί verwenden konnen, die Erwίίhnung des δημοc vermeidet er jedoch absichtlίch, da dieses Wort zum Ρarteίbegήff herabgesunken war und abschatzig fϋr den Pobel gebraucht wurde, wίίhrend dagegen das πληθοc die ursprίingliche Bedeutung des 'Volks' im Sinne seiner Gesamtheit noch behalten hatte. Bezeichnenderweise verwendet ίη der Verfassungsdebatte bei Herodot m 80-2 Otanes, der Verteidiger der Demokratie, ebenfal1s das Wort πληθοc fϋr das Volk, wίίhrend die Verteidiger der anderen Staatsformen das Wort δημοc bevorzugen. Zum Wortgebrauch s. G. Kaibel, Sti1 u. Text der Πολιτεία 'Αθηναίων des Αήstοteles, Berlin 1893, 52 f.; Chr. Meier (zu 238 c7-d1) 25 ff.= Κ. Η. ΚίnΖΙe (zu 238 c7-d1) 154 ff.
.
d 4-5. τα, δε άΡXΑC δίδωcι καΙ κράτοc. Aus F und anderen codices recentiores setzen Bekker, Loers, Engelhardt, Ast, Stallbaum und Hirschίg den Artikel τό vor κράτοc. Doch der Staat, wo die Macht ίη den Handen weniger oder einzelner liegt, ist eher eine Tyrannis oder Oligarchie, gerade also das Gegentei1 νοη dem, was hier beschήeben wird. άρχαί steht dagegen oft mit dem Artikel, wei1 damit vermutlίch
238 d 3-238 d 6
231
nicht irgendwelche Amter, sondem die hochsten gemeint sind, vgl. Thg. 127 e2 (πολλαc ηδη άρχαc και ταc μεγίcταc Άθηναίoιc ηρξαc); Men. 90 b2; Τί. 20 a3. d 5. τοί, άεΙ δόξαcιν άρίcτοιc εΤναι. δοκειν ist das Verbum, das man gewohnlich ίη Zusammenhang mit einer Wahl oder einer Entscheidung des Volkes gebraucht; es findet sich als Sanktionsformel im ΡraskήΡt aller Volksbeschlϋsse (vgl. Phdr. 258 a4) und tritt auch sonst ίη ίίhnlichem Zusammenhang auf, vgl. Lg. νπι 829 c5; Ερ. 8,356 e1; Th. Π 34, 6; ιν 81, 1; Χ. Mem. ιν 2, 6; Αήst. Ath. 38, 3; s. Oppenheimer 63. Natϋrlich erinnert δοκω auch an den zumindest seit Parmenides gelaufigen Gegensatz δόξα - έπιcτήμη (vgl. F. Heinimann, Nomos u. Physis, Basel 1945, 57 f.), der sich ίη verschίeden Formen auch ίη den frϋhen Schriften Platons (seit Μ e n ο n) findet, namentlich im Zusammmenhang mit der Rhetorik, vgl. Grg. 527 b2 (και παντοc μαλλον άνδρι μελετητέον ού το δοκειν εΙναι άγαθον άλλα το εΙναι, και ίδίc το πλειcτον, άα/ χώ πένηc εχων ϊcoν.
ν gl. auch die 1ίhnlίch klίngenden Ermahnungen des Erechtheus ίη der gleichnamigen Tragodie des ΕuήΡίdes, fr. 362, 7-8 Ν.2 (= fr. 53, 7-8 Austin).
hyνmci~ πατέρων weist nur indirekt darauf hin, daB die Vorfahren unberίihmt waren; hauptsachlίch
bedeutet dieser Ausdruck, daB jemandes Vorfahren niemandem mehr bekannt sind und daB er folglίch niederer Herkunft ist, vgl. Οίοη. Hal. AR νι 47, 4 (oc ούδ' Eic τρίτον πάππον ανενεγκειν εχει το γένοc). Die Mitglίeder der hoheren Klassen heiBen dagegen γνώριμοι (Ζ.Β. ΑήsΙ Pol. ιν 4. 1291 b 17; ίη diesem Sinne kann man vie11eicht auch αξιώματοc αφανείςt ίη Th. Π 37, 2 besser verstehen, denn 'Ansehen' ist zuwenig). αγνωcία ist gegen Sta11baum ("propterea quod homines parentes eorum ignorant") passivisch Ζυ erklaren, wie αγνώc (vgl. LSJ s.v.). άπελήλαται: 'wird ausgeschlossen'. Wie beim folgenden τετίμηται eηtSΡήcht
das Perfekt einem verstaτkten Prasens, vgl. zum 'emΡίήscheη' Perfekt s. Stah1118 f.
Ζ.Β.
Th. 11 45,1
(τετίμηται);
d 7·8. άλλά εΙ, opoc, ... αρχει: vgl. ΑήsΙ Pol. ιν 8. 1294 a 10 αριcτοκρατίαc μεν γαρ opoc αρετή. d 8. coφOc η hyaeoc:"nicht a1s wirklίche Altemative aufzufassen, vgl. unten Ζυ 239 a4. Beide Adjektive werden oft mίteinander verbunden, um das Ideal der Vereinigung inte11ektue11er und sittlίcher Vortrefflichkeit auszudrίicken, vgl. Ρί. Ο. 9, 28; Α. Th. 595; S. Ph. 119; Ε. fr. 282, 23 Ν.2; vgl. [Χ.] Ath. 1,7. Zur Verbindung νοη αρετή und (οφία s. Β. Sne11 (zu 234 c4) 13; Β. Gladίgow, Sophίa u. Kosmos, (Spudasmata 1) Hί1desheim 1965,68 ff. e 1. ή έξ ΚΟ'\) γένεcιc: 'dίe gleiche Abstammung', vgl. 237 b3 und 239 a2 (ίcογονία). κ. R. Popper (The Open Society and its Enemίes 21255 Α. 19) geht vo11ig ίη die Irre mit seiner Behauptung, es sei nicht unwahrscheinlίch,daB die Wiederholung des Ausdrucks 'gleiche Geburt' ίη diesem Abschnitt eine verachtlίche Anspielung auf die 'niedere' Herkunft der beiden Sohne des ΡeήkΙes und der Aspasia sein so11, die
233
durch eine spezie11e Gesetzgebung im J. 429 als Βϋrger anerkannt wurden (gegen Popper wendet sich auch Levinson 336 Α. 217). Eine Anspielung auf die dοήschen Ηeπeη einerseits und die unterworfenen Heloten und Messenier andererseits ίη Sparta ist dagegen moglίch, darf aber nicht auf sie beschrankt werden. Ζυ έξ ϊcoυ s. Ast s.y. ϊcoc. e 2. παντοδαπών wird nicht neutral gesagt, sondem hat wie haufig eine stark herabsetzende Nuance, vgl. Ζ.Β. Grg. 489 c5; Ηρ. Μα. 282 dl; Sph. 228 e4. Was hier a1s Merkmal derolίgarchischen und tyrannischen Staaten angesehen wird, gίlΙ nach Platons wahrer Meinung nicht weniger fϋr die Demokratie, vgl. R. νιπ 557 c, wo es heiBt, ίη der Demokratie versammelten sich παντοδαποί Menschen . e 3. και άνωμάλων, wcτε αυτών άνώμαλοι και αί πολιτείαι. Sta11baum nimmt rur das Adjektiv ανώμαλοι im Hauptsatz eine andere Bedeutung an a1s im Konsekutivsatz: im ersten Fa11 hieBe es 'dispares' (Menschen), im zweiten 'inaequales' (Staaten). DaB das Wort ίη Bezug auf die Staaten auf die polίtische Ungleichheit der Βϋrger und auf das Vorhandensein eines Ηeπ-Κnecht-νerhaΙtnίsses hinweist, wird aus dem Zusammenhang deutlίch. Es ist jedoch sehr zweifelhaft, ob ανώμαλοι im Hauptsatz 'dispares' heiBen kann. Dagegen SΡήcht vor a11em der Sprachgebrauch, da ανώμαλοc ίη Bezug auf den Charakter eines Menschen oder eines Volkes ίη der Regel 'unbestandig' bedeutet, vgl. Lg. νι 775 d2; auch ανώμαλον (Moc) ίη ΑήsΙ Poet. 15. 1454 a 26 ff.; ίη diesem Sinne SΡήcht auch Plb. νι 44, 3 ϋber την ανωμαλίαν τηc φύcεωc der athenischen Polίteia; vgl. Ph. De special. Lg. ιν 88 (δια ταc των πληθων ανωμαλίαc); Αρρ. BC ΙΠ 42 (οχλοc ανώμαλοc). Αη unserer Ste11e handelt es sich freilίch nicht um den Charakter der Menschen an sich, sondem um das aus dem Charakter hervorgehende 'ungleichmaBige' Benehmen anderen Menschen gegeηϋber, das ίη der Tat kennzeichnend fϋr die Βϋrger unfreier Staaten ist. Zum Verstandnis der Ste11e kann Isoc. 4, 151 beitragen, wo ϋber die ίη groBen Ehren stehenden Perser 1ίhnlίch geurteί1t wird, daB sie ό μαλ ω c μεν ούδε KOtvroC ούδε πολιτικωc ούδεπώποτ' έβίωcαν (hierzu s. den Komm. νοη Rauchenstein Μϋηscher); vgl. femer Isoc. 9, 44 und Ρl. Lg. νι 773 b7 ανώμαλοc ή πόλιc ολη γίγνεται χρήμαcίν τε και τρόπων ηθεcιν. Dem Gedanken lίegt die Gleichsetzung des Staates mίΙ seinen Βϋrgem zugrunde: Die
238 e 4-239 a 2
KOMMENTAR
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Gesinnung der Bίirger bestimmt auch den Staat, so daB aus Bίirgem unfreier Gesinnung ηυΓ ein unfreier Staat (Olίgarchie oder Tyrannis) entwickelt werden kann. e 4. τυραννίδε, τε χαι όλιγαρχίαι. Die Demokratie wird nicht erwiihnt, denn es ist ja im Grunde die athenische Demokratie, die ίη diesem Abschnitt als Idealνerfassung geschίldert wird. Die Drei Verfassungs-Lehre war im 5. Jh. geHiufig, vgl. die Vefassungsdebatte ίη Hdt. ΠΙ 80-82; auch Aeschin. 1, 4; 3, 6. Die Erwahnung der EntarιungsfoπnenlaBt den SchluB zu, daB Platon die Sechs-Verfassungs Lehre, die uns ίη ΡΙι 302 d begegnet, schon ίη der Zeit des Μχ. bekannt war. Das ist durchaus moglίch, denn auf sie weist implίzit vielleicht schon Hdt. ΙΠ 82, 1 (s. Ryffel, ΜΕΤΑΒΟΛΗ ΠΟΛΙΤΕΙΩΝ 65 Α. 196).
4-5. oίχoϋcιν o~ν ενιοι μεν δούλουc, οί δε δεcπόταc άλλήλου, νομίζοντεc. Zum verbindenden ο.ον (hier:'demnach') νgl. Des Places 30 ff.; Denn. αρ 426 ff. Die Erganzung Bakes ενιοι (οί) μεν δούλουc, die den Beifall νοη Cobet 242 fand und νοη Schanz sogar ίη den Text gesetzt wurde, ist unannehmbar, denn der Inha1t des Satzes gίlΙ nicht ηυΓ fίir einige, sondem fίir alle Stadte. Zwar wird ίη 238 d7 einfach νοη εν &λλαιc πόλεcι gesprochen, dies betrίfft aber die Bevorzugung der Bίirger wegen ihres Reichtums oder ihrer Abstammung, was bekanntlίch nicht ίη allen Stadten die Regel war. Ιη Bezug aber auf die Abkunft steht Athen eindeutig a11ein: 238 el ...2 αί μεν ... &λλαι πόλειc. Μίι ενιοι sind also nicht andere Stadte, sondem es ist die Gruppe derer gemeint, die innerhalb einer Stadt die Macht ίη der Hand hat und die ίibήgeη als Knechte ansieht. Der Gegensatz ενιοι - οί δέ weist vielleicht auf die Minderzahl der Machthaber im Unterschied Ζυ den ίibήgeη Bίirgem hin, da sonst ενιοι μέν - ενιοι δέ die gewohnlίche Poπn ist, νg1. Ly. 217 c3; Thι 151 a3; R. νπι 552 c7. Wegen der Kίirze des Ausdrucks drίickt schlίeBlίch άλλήλουc unprazise den gemeinten Sinn aus. Vollstandig hieBe es nach Engelhardt: ενιοι μεν δούλουc το\)( άλλουc, οί δε
' δ εcποταc
'ζ oυcιν. εκεινουc νομι
"
Diese Worte konnen rnίΙ Blίck auf die Barbaren und νΟΓ allem das persische Reich und die dortigen Verhaltnisse im Gegensatz zur Freiheit ίη Athen geschήebeη sein, νgl. 239 d5 ff.; νgl. Schroeder 26. Die Gleichsetzung der Barbaren mit 'Sklaven' und der Gήecheη mit 'Freien'
235
erschien nach den Perserkriegen geradezu selbstverstandlich, wurde aber besonders ίη Athen ideologisch fixiert, da besonders dort die Freiheit neben der Gleichheit als Hauptprinzip der Demokratie verstanden wurde; vg1. Ζ.Β. Ε. Hel. 276 των βαρβάρων γαρ δουλα πάντα πλην ένόc mit Kannichts Komm. z.St. Hier scheint aber wahrscheinlicher, daB Platon allgemeiner die ίibrigen Staaten meint, die im Gegensatz zu Athen keine Idealstaaten sind. Dafίir spricht die Tatsache, daB vorher sowohl νοη τυραννίδεc als auch νοη όλιγαρχίαι (238 e4) gesprochen wurde. Das geht auch aus dem Vergleich mit R. V 463 a-c hervor, wo mit ahnlichen F oπnulierungen das Verhaltnis zwischen den Bίirgern des Idealstaates untereinander beschrieben wird: wahrend ίη den anderen Staaten das Volk die Ηeπscher 'Ηeπeη' oder 'Ηeπscher' nennt und die Ηeπscher das Volk als 'Sklaven' bezeichnen, werden im Idealstaat die Herrscher vom Volk 'Bίirger' oder 'Retter und Helfer' genannt, das Volk wiederum νοη den Ηeπscherη 'Lohngeber und Ernahrer'. Wie der Idealstaat gewahrleistet auch der athenische Staat die Freundschaft zwischen den Standen und somit die Einheit des Staates. Vg1. Schlau, De Hyperidis oratione funebri, Diss. Leipzig 1913,46; J. Stenzel, Platon der Erzieher, Leipzig 1928, 116 ff.; Loewenclau 75. 239 a 2. ή ίCοΥονία ist ein Hapax ίη der klassischen Literatur. Spater verwendet das Wort Cassius Ωίο ίη der Agripparede, offenbar ίη Anlehnung an unsere Stelle (52, 4, 3 η τε γαρ ίcoγονία ίcομοιρίαc όριγναται). Das Wort ist offenbar ίcoνομία nachgebildet; zu ahnlichen Nachahmungen s. Α. Debrunner, Griech. Wortbildungslehre § 92. Das Wortspiel mit der Komponente -γονία ist bei Platon auch sonst belίebt, vg1. Ρ/Ι 265 dl0 τ~ κoινoγoνί~ τε και ίδιoγoνί~. Wichtiger ist jedoch die erste Komponente, die kennzeichnend [ίiΓ eine Reihe νοη Wortem ist, die vom Geist der demokratischen Gleichheit gepragt wurden und die Isonomie spezifizieren sol1ten, wie ίcoκρατία, ίσηγορία, ίcoτέλεια, ίσοτιμία usw.; s. dazu R. Hirzel, Themis, Dike u. Verwandtes, Leipzig 1907, 264 ff.; V. Ehrenberg, RE Supp1. νπ (1940) 297-8; bes. Fraenkel zu Α. Ag. 1442 f. u. 1470 f. Die Bedeutung der Isogonia erklart sich aus den vorangegangenen Worten, namentlich aus der 'gleichen Abstam mung' (238 el). ήμάc:
man wίirde nach dem Substantiv eher einen genitivus
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239 a 3-239 a 4
KOMMENTAR
possessivus oder aber den Akkusativ viel1eicht nach άναγκάζειν erwarten. Das hiίtte aber die Auflosung des ohnehin 10ckeren Parίson zur Folge, auf das Platon nicht verzichten wi1l.
a 3. ίcoνoμίαν, 'der schonste Name νΟΩ allen' fίir die Yolkshenschaft wie Herodot (ΠΙ 80, 6) sagt, war ein politisches Schlagwort bzw. ΡήηΖίρ, mit dem vermutlich urspήinglich die Αήstοkraten sich gegen die Tyrannis der Peisistratiden wendeten (ίcόνομοc zum ersten Mal im Skolion auf die Tyrannenmorder: Page, PMG 893, 4 = 896, 4), das aber zur Zeit des Kleisthenes Kennwort fϋr die neue politische Ordnung wurde. Isonomia bestand ίη der Forderung gleicher politischer Rechte fίir alle Βϋrger und war "entsprechend ihrem Gegenspiel, der Eunomia, keine Yerfassung, auch nicht der Staat der gleichen Gesetze fϋr jedermann, sondem die idea1e Form der Gemeinschaft, an der alle Antei1 hatten" (Υ. Ehrenberg, RE Suppl. ΥΠ, 1940, 297). Ζυ Inhalt und Geschichte des Βegήffs s. R. Hirzel, Themis, Dike u. Yerwandtes 242 ff.; Η. Schaefer, Staatsform u. Politik 106 ff. 147 ff.; Υ. Ehrenberg a.O. 293-301; J.A.O. Larsen ίη: Essays ίη Political Theory presented ιο G. Η. Sabine, Ithaca, Ν.Υ. 1948, 1-16; Ylastos 164-203; ders., AJPh 74 (1953) 337-66; Μ. Ostwa1d (zu 236 d7) 96 ff.; Η. W. Pleket, Talanta 4 (1972) 63 ff.; Ρ. Frei, ΜΗ 38 (1981) 205-19; Κ. Raaflaub, Die Entdeckung der Freiheit, [Yestigia 37] Μϋnchen 1985, 115 ff.; ders. ίη: Κ. Η. ΚίηΖΙ (Hsg.), Demokratia, (WdF 657) Darmstadt 1995,49 ff. (mit weiterer Literatur); Μ. Η. Hansen, Was Athens a Democracy?, (Det Kongel. Danske Yidensk. Selskab, Ηίstοήsk-fi10S. Meddelser 59) Kopenhagen 1989, 23 f.; ders., The Athenian Democracy ίη the Age of Demosthenes, Oxford 1991, 81 ff. Etymologisch wurde Isonomia fήiher νοη νέμειν oder νοη νόμοc abgeleitet (im ersteren Fa11 hiίtte das Wort die Bedeutungsnuance 'gleiche Zutei1ung', im zweiten 'Gleichgesetzlichkeit' [eher also auf die einzelnen Personen und den Ρήvaten Bereich bezogen]; s. Ehrenberg 293 4; Ostwald a.o. 61 mit weiterer Literatur dazu). Wahrscheinlicher aber ist, daβ das Wort ίη Anlehnung an εύνομία und zugleich unter dem EinfluB von ίcoμοιρία gebi1det wurde (Frei 216 ff.). Aus dem Gebrauch des Wortes bei Platon an anderen Stel1en darf man schlieBen, daβ er eine ΥerknϋΡfung mit νέμειv annahm. Isonomia kommt noch viermal vor: ganz negativ ίη R. ΥΙΠ 561 e und 663 b, wo die Rede νοη der demokratischen Lebensweise ist, positiv dagegen ίη Ερ. 7,326 d und 336
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d. Der negativen Deutung liegt die ίη der Demokratie angewendete 'aήthmetίsche Gleichheit' zugrunde, der positiven Bewertung dagegen die begehrte 'geοmetήsche Gleichheit' (dazu s. auch Ylastos 202-3; Ostwald a.O. 181-2). Ιη beiden Fiίllen ist also das Moment der Gleichverteiltheit und nicht des Gesetzes vorhenschend (vgl. die Anspielungen auf das ΡήηΖίρ der Isonomia schon ίη Grg. 483 c5, 484 al, femer 492 c2). Damit stimmt auch unsere Stel1e ϋbereίn, an der die politische Gleichheit als gleicher Anteil am politischen Leben ίη Erscheinung tήΙΙ Freilich beschriίnkt sich Isonomia hier nicht auf die Yertei1ung der Amter, wie ίη der R., sondem bezieht sich al1gemeiner auf die gleichen Rechte der Βϋrger (vgl. die vorhergehenden Worte 239 al-2 ούκ άξιαυμεν δουλοι ούδε δεcπόται άΛλήλων ε{ναι). κατα νόμον: 'im gesetzlichen Sinne'. Nomos ist hier das geschήebene
Gesetz, s. Μ. Ostwald (zu 236 d7) 181. Deshalb ist κατα νόμον nach ίcoνομίαν keine Tautologie, wie Berndt, De ironia 11, und Trendelenburg meinen, zumal wenn man die besondere Deutung der Isonomia (s. vοήge Bemerkung) ίη Betracht zieht. Zum Gegensatz Physis - Nomos vgl. 245 d3. a 3-4. και μηδενι ΙΧλλφ ύπείκειν άλλήλοιc. Nur άλλήλοιc ist als Dativ-Objekt vom Infinitiv abhangig. μηδενι αλλφ laBt sich als dαtivus cαusαe ('aus keinem anderen Grund') oder besser des Bezugs ('ίη nichts anderem') auffassen.
..
j,
a 4. η άρετή, δόξ-υ και φροVΉcεωc. φρόνηcιc ist hier die praktische Weisheit beim Regieren, vgI. Smp. 209 a6. Die ganze Wendung wiederholt gewissermaβen die Worte ίη 238 d5: aPEtiic - άγαθόc, δόξ1J - ό δόξαc, φρονήcεωc - coφόc. Die Gleichheit der Βϋrger hinsichtlich ihrer Natur und im politischen Leben fϋhrt nicht zur Nivel1ierung, sondem ist eine Gleichheit nach Yerdienst und Leistung. Diese Darstellung setzt die 'proportionale Gleichheit' und ihre Unterscheidung νΟΩ der 'arίthmetischen' voraus. Den Βegήff der aus der Mathematik stammenden 'proportionalen Gleichheit' und seine Yerwertung ίη der politischen Diskussion (die freilich spater im 4. Jh. gangίger wurde, vgl Ζ.Β. Isoc. 7, 21) hatte Platon wahrscheinlich νΟΩ Archytas aufgegήffen und verwendet ihn schon ίη Grg. (508 a6 ή ίcότηc ή γεωμετρική mit Dodds Komm. z.St.; vgl. Lg. ΥΙ
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239 a 5-239 c 7
KOMMENTAR
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den Herakliden geleistet haben. Eine Unterteilung ist innerhalb dieser Gruppe erkennbar: (ί) und (ίί) bestehen ίη einer Abwehrgeschichte, (ίίί) und (ίν) beziehen sich dagegen auf eine Hikesie (vgl. Isoc. 4, 54 ff.: ίκετειαι, 66 ff.: περι των προc ΤΟ\Κ βαρβάρουc). Die beiden erstgenannten sollten die Freiheits1iebe und den Kampfeswillen der Athener, die beiden ϋbrίgen ihren Einsatz fϋr die Schwachen demοnstήeren. Kennzeichnend fϋr die ideologische Verwendung des Mythos ist die Tatsache, daB nur Athen als Stadt, jedoch keine einzelne Person genannt wird (ίη D. 60, 2 wird Theseus ausschlieBlich als Heros Eponymos erwiihnt, der die Ιsegοήe eίngefϋhrt hat). Die Auswahl der vier Taten ist nicht zufiillig: die Abwehrerziihlungen (insbesondere die Amazonen-Geschichte) bieten eine genaue Parallele Ζυ dem Feldzug und der Abwehr der Perser, namentlich dem Zug des Datis, bei dem die Athener der rhetοήschen Tradition nach allein gegen die Invasoren bei Marathon gekiimpft hatten (dazu s. Schroeder 60; Fischer 25 f. 50; W. Κierdorf, Erlebnis u. Darstellung der Perserkήege, [Hypomnemata 16] GDttingen 1966,89 ff.; StuΡΡeήch 229. 233; Loraux, L'invention 57 ff.). Die Hikesie-Geschichten liefem auf der anderen Seite eine Parallele Ζυ der ϋbemahme der Hegemonie durch Athen und die Bildung des delisch attischen Seebundes 478 v.Chr. (s. Κierdorf 91 ff.; Ν. G. L. Hammond, CR 82, 1968, 79 f.; StuΡΡeήch 229 ff., der auch an das νοη Hdt. VI 108 erwiihnte Hilfegesuch der Plataier an die Athener, als sie νοη den Thebanem bedriingt wurden, denkt). Wichtig fϋr die Auswahl der vier Taten war vielleicht auch die Tatsache, daB sie fϋr Anspielungen im Zusammenhang mit den auBenpolitischen Beziehungen Athens und dem Verhalten anderer Staaten gegenϋber Athen geeignet waren, da ίη ihnen kein wichtiger Staat, mit dem Athen Differenzen hiitte haben konnen, unerwiihnt bleibt. Das ist im ϋbήgen einer der Grϋnde, warum der trojanische Κήeg ίη den Kanon entweder gar nicht aufgenommen wurde oder, wenn aufgenommen, im Gegensatz Ζυ den anderen mit der Zeit verblaBte und schlieBlich vor dem Anfang des 4. Jh. weggelassen wurde; dazu s. Schroeder 32 ff.; L. Weber, Hermes 57 (1922) 379 ff.; Ρ. Treves, CPh 36 (1941) 321-45; StUΡΡeήch 48 f.; Loraux, L'invention 70 ff. Bei Hdt. ΙΧ 27, 4 wird der Trojanische Κήeg neben den vier anderen erwiihnt, doch ίη den erhaltenen Epitaphien fιndet er nur Erwiihnung ίη dem gewohnlichen rhetοήschen Gebrauch, als ein wichtiges militiίrisches
756 e-758 a; zur Herkunft des Gedankens bei Platon s. W. Burkert, Weisheit u. Wissenschaft, Νϋmberg 1962, 69). Diese Art Gleichheit eignet natϋrlich mehr der 'Αήstοkratίe', die Demokratie kennt dagegen keinen Unterschied (vgl. R. ΥΠΙ 556 c5 ίcότητά τινα όμοίωc ϊcoιc τε και άνίcoιc διανέμουcα).
239 α 5 - c 7. Die Taten der Vorfahren. Ο bergehen der mythi schen Taten. Ν ach dem allgemeinen Lob der Autochthonie der Athener und ihrer Verfassung folgt ηυη der Τatenbeήcht, dessen AnschluB an die frϋheren Abschnitte auch 10gisch begrϋndet wird: da die Vorfahren (aber auch die Ζυ ehrenden Gefallenen) durch edle Abkunft ausgezeichnet waren und ίη Freiheit aufgewachsen sind, haben sie so viele und heπliche Taten vollbracht, indem sie sich fϋr die Freiheit eingesetzt haben (239 a5-b3; vgl. Lys. 2, 17, wo aber statt der Freiheit das Motiv des Kampfes fϋr das Recht auftήtt, das entsprechend durch die 'gerechte' άρχη του βίου erkliirt wird). Die Taten der Vorfahren sind deutlich zwei Bereichen zugeordnet, dem des Mythos und dem der Ηίstοήe (vgl. die Trennung beider Κategοήen durch das Einschieben der Paragraphen 17-19 ϋber die Autochthonie und die Demokratie im lysianischen ΕρίΙ und die Worte των μεν ο-Ον είc μύθουc άνηνεγμένων εργων im demosthenischen [60, 9]). Der Unterschied zwischen den beiden betήfft allerdings kaum die hίstοήsche GΙaubwϋrdίg}ceίt, denn fϋr die Gήechen war bekanntlich der Mythos ebenfalls Geschichte. Nur der zeit1iche Abstand dient als Κήteήum, so daB man im Falle des Mythos auch νοη Frϋhgeschichte sprechen kann. Diese zeitliche Entfemung war neben der Κήtίk der Sophistik der Grund, warum der Mythos ίη der ϋbήgen Rhetοήk, die auf politischen EinfluB und auf aktuelle ΒeΖϋge geήchtet war, mit Ausnahme des Isokrates nur selten gebraucht wird (s. darϋber G. Schmitz-Kahlmann, Das Beispiel der Geschichte im politischen Denken des Isokrates, Leipzig 1939, 39 ff.). Das mythische Repertoire der Epitaphien enthiilt, wie auch aus unserer Stelle Ζυ erkennen ist, vier Taten: (ί) Die Abwehr der Invasion der Amazonen ίη Attika. (ίί) Die Abwehr der Invasion der Thraker unter dem Konig Eumolpos. (ίίί) Die Durchsetzung der Bestattung der Sieben, die mit Adrastos einen Feldzug gegen Theben untemommen hatten, durch die Athep.er. (ίν) Die Hilfe, die die Athener
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240
239 a 4-239 a 7
KOMMENTAR
Unternehmen, ,das man bezίiglich seiner Dauer (Ρeήkles bei Plut. Per. 28, 7 = lοn ν. Chios FGrHist 292 F 16, vgl. aber die Bedenken Jacobys, CQ 41, 1947, 13 ff.= Abhandl. Ζ. gήech. Geschichtsschreibung 162 ff.; D. 60, 10; vgl. Isoc. 4, 83; 5, 111-2) oder bezίiglίch der GroBe der daran betei1igten Κrafte (ΗΥΡ. 6, 35; vgl. Isoc. 4, 186; 5, 65) zum Vergleich heranziehen kann. Ob man mit Schroeder und Weber auch Th. 11 41, 4 (ούδεν προcδεόμενοι ... 'Ομήρου έπαινέτου) ίη diesem Zusammenhang heranziehen darf, scheint mir sehr fraglίch, denn Homer wird an dieser Stelle nur als Dichter κατ' έξοχήν erwiίhnt (επη heiBt im folgenden Satz 'schδne Reden', s. J. Th. Kakήdis, Der thukyd. Epitaphios, [Zetemata 26] Mίinchen 1961, 70 f.). Zur Erwiίhnung des Trojanischen Κήeges im Eion-Epigramm (FGE 839-52 [ρ. 257]) s. vor allem F. Jacoby, ΗeSΡeήa 14 (1945) 203 ff. = ΚΙ. philol. Schr. Ι 570 ff.; Ζυ Paus. Ι 29, 5 s. Jacoby 53 ff. Die Verwendung des Motivs schon 439 durch ΡeήkΙes ίη seiner 'rhetοήschen' Version und die panhellenischen Zίige des Unternehmens sprechen dafίir, daB das Motiv Ζυ einem festen Topos ίη den Grabreden geworden ist. Ahnlίches gilt fίir das Lob der Phylenheroen bei D. 60, 27 30, vgl. Diod. ΧΥΙΙ 5; dazu s. J. Sykutήs, Hermes 63 (1928) 245 f.; StuΡΡeήch 49 f. Die mythischen Taten werden an unserer Stelle ίη der Form einer prαeteritio angefίihrt, bei der die Erwiίhnung der wegzulassenden Taten gleichzeitig als ϋbergang zum eigentlίchen Thema dient Oihn1iche Beispiele s. bei G. G"ebauer, De Ρraeteήtίοnίs formis apud oratores Atticos, Leipzig 1874, 6 ff.). Warum Platon den Mythos ίibergeht, HίBt sich nicht mit Sicherheit deuten. Die angegebene ErkHi.rung, diese Taten seien νοη Dichtern wίirdig geΡήesen worden, ist nur eine rhetοήsche Rechtfertigung. Auch die Ansicht, daB sie Ζυ dem Leitgedanken der Freiheit nicht passen (so Scholl 39 Α. 2), ist nicht ίiberzeugend. Wahrschein1icher scheint, daB diese Haltung Platons tei1s damit zusammenh1ingt, daB er das Gewicht auf die Perserkriege und insbesondere auf die Marathonschlacht legen wollte, was ίη unserem Fall zu Lasten des Mythos geht (vgl. Thurow 29), teils aber auch damit, daB die Beweiskraft des Mythos oft ίη Abrede gestellt wurde, vgl. Hdt. ΙΧ 27, 4; Th. Ι 73, 2; Isoc. 6,42 (auch 4,28; 5,43; 14,27); Ephoros bei Diod. ιν 1,3.
241
239 a 5. υΟθεν δη: 'So kam es denn'; δή ist hier verbindend, vgl. Denn. GP 236 f. έν πάCQ ΈΛΕUθερί~ τεθραμμένοι. Das ist bis jetzt nicht ausdrίick1ich
gesagt worden, geht aber aus der Beschreibung der athenischen Verfassung hervor, ίη der es wegen der gemeinsamen Abkunft keine Heuen und Knechte gebe (238 e). Υοη der Freiheit als Hauptelement der Verfassung erfolgt ίη 239 b der ϋbergang Ζυ der νοη den Barbaren, aber auch νοη anderen gήechίschen St1idten bedrohten Freiheit der Athener und der anderen Gήechen. Zum Freiheitsmotiv s. auch unten Ζυ 239 bl. a 5-6. οΙ τmνδέ τε πατέρε, καΙ ήμέτεροι καΙ αUτoΙ o~oι. Hier liegt vielleicht ein Fall vor, wo keine der Ηandschήften den ursprίinglίchen Text ganz ήchtίg ίiberliefert. F hat τε, aber auch den Artikel οί vor ημέτεροι. Τ und W ίiberliefern keinen Artikel vor ημέτεροι, lassen aber auch τε weg. Ιη der Stephanus-Ausgabe 1iest man schlίeBlich: οί τωνδε πατέρεc, και οί ημέτεροι. Alle Editoren nach Stephanus haben zwischen den beiden ίiber1ieferten Lesarten und dem Vorschlag νοη Stephanus gewiίhlt. Bekker (nach ihm Stallbaum) hat als erster das Richtige gesehen. Seine Textgestaltung wird durch die Worte des Redners ίη 237 e2 Τ01Κ τωνδε τε και ημετέρουc προγόνουc best1itigt. AuBerdem laBt der Sinn der Worte kein MiBverstandnis zu. Zwei Gruppen sind gemeint: (a) Die V1iter der Gefallenen und der Lebenden, d.h. die mαiores. (b) Die Gefallenen selbst. Anders als Platon teilt Thukydides (11 36) die Vorfahren ίη drei Gruppen ein: Die 1ίlteren Vorfahren (πρόγονοι), die Generation der Ρerserkήege und der athenischen Hegemonie (πατέρεc) und sch1ieBlich die Zeitgenossen (αύτοι ήμεΙc).
a 6. καΙ καλcD' φuντεc weist auf die schon behandelte Eugeneia des athenischen Volkes (237 b-c) hin. Vgl. Lys. 2, 20 και γάρ τοι φύντεc καλωc και γνόντεc ομοια, πολλα μεν καλα και θαυμαcτα οί πρόγονοι των ένθάδε κειμένων ήργάcαντο.
Zum ingressiven Αοήst φύντεc, der im Gegensatz Ζυ γενόμενοι das Geborenwerden mit bestimmten Beschaffen heiten anzeigt (vgl. 238 e5), s. D. Mannsperger (zu 237 a5) 118 f. a 7. πoλλcl δη καΙ καΜ: 1ίhnlίch Phdr. 244 bl πολλα δη και καλα
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ίδί~ τε και δημοcί~,
Isoc. 4, 92 πολλων και καλων αύτοιc προειργαcμένων. 1m lysianischen Epitaphios liest man eine 1ίhn1iche
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KOMMENTAR
242
239 a 7-239 b 2
Wendung: πολλα μεν καλα και θαυμαcτα οί πρόγονοι των ένθάδε κειμένων είργάcαντο. Vgl. femer R. νπ 538 al πολλφ δε και μεγάλφ γένει, Plt. 308 b3 πολλην ... και την μεγίcτην ϊcχειν εχθραν και cτάcιν. Zum haufigen Gebrauch des πολλοί ίη einem beiordnenden Verhaltnis attήbutiνer Adjektive, damit der Βegήff d~r Vielheit herνorgehoben wird, s. K.-G. 1277. Nach dem Adjektiv ist δή hier herνorhebend, vgl. Denn. GP205.
243
b 2. και VΕλληcιν. Zum ΗeΙΙeηeηbegήff s. F. Walbank, Phoenix 5 (1951) 41-60 bes. 45 ff.; Η. Schafer ίη: Probleme der alten Geschichte, Gottingen 1963, 269-306; Η. Ε. Stier, Die geschichtl. Bedeutung des Hellenennamens, (Arbeitsgemeinschaft f. Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, Geisteswiss. Η. 159) 1969,31 f.; W. Will, RAC 14 (1988) 376-89; Ζυ unserem und zum lysianischen Epitaphios sowie zum Pαneg. des Isoc. s. ausfϋhrlich Κleinow 78 ff.
απεφηναντο ει, ρωπουc. Ζ um Gb e rauc h νοη Etc " " παντα, αν 'ο' ' zur Angabe raum1icher Ausdehnung vgl. Prt. 312 a5; 349 al; Grg. 526 bl; Smp. 179 b6; Τί. 25 b5; K.-G. Ι 470.
και βαρβάροιc. Das Wort tήΙΙ ίη verschiedenen Formen insgesamt 18
mal im Μχ. auf, meistens im Plural, aber auch im Singular (241 d2; 243 b7) und als kollektives Neutrum (241 d6 το βάρβαρον). Damit sind ϋberalΙ nicht nur die Νίchtgήecheη, sondem konkreter die angreifenden Perser gemeint (Ausnahme ist 243 d7, wo der persische Konig selbst als Barbar bezeichnet wird). Dieser Gebrauch geht wahrscheinlich auf die Zeit der Ρerserkήege zurϋck, vgl. das Simonides zugewiesene Epigramm bei Page, FGE 762-3; Α. Pers. 255. 377. 391. 434. 475. 798. 844; vgl. auch die lηschr. νοη Achamai rnit dem Eid νοη Plataiai (dessen Echtheit allerdings umstήtten ist), Ζ. 22 (leicht zuganglich bei Ρ. Siewert [zu 239 b1]). lη den ιiteraήscheη oder ίηschήftιicheη Texten aus dieser Zeit heiBen allerdings die Angreifer vorzugsweise 'Meder' oder 'Perser'; zum ersten vgl. M.-L. 19. 40, 27. 34, 3 (aus den Jahren 460-54); das Pausanias-Epigramm bei Th. Ι 132,2; FGE 735. 782. 874. 879. 700. 702 709; Theogn. 764. 775; zum zweiten vgl. IG 13 503/504 Α Π = CEG 2, 8; M.-L. 26 Π; FGE 759 (der Vers 726 gi1t allgemein als unecht); beide Namen zusammen: Simon. fr. 13,8-9 West2 ; FGE 722-3; darϋber s. auch Chr. Habicht, Hermes 89 (1961) 7; Siewert, 62 f. Die Erwahnung der angreifenden Armee rnit der Sammelbezeichnung 'Barbaroi' war insofem hίstοήsch berechtigt, als diese Armee weder ausschlieBlich persisch noch medisch war, sondem ein Gernisch aus vielen VOlkem. Wahrend der Zeit der Ρerserkήege wurde auch das ΖusammeηgehδrίgkeίtsgefϋhΙ der Gήecheη und der starke Gegensatz Ζυ den Barbaren gepragt, obwohl das Wort immer wertfrei benutzt werden konnte. Zum Βegήff und seine Geschichte s. Α. Eichhom, BAPBAPOC quid sίgηίfιcaνeήt, Diss. Leipzig 1904; J. Jϋthηer, Hellenen u. Β arbaren, Leipzig 1923; W. Speyer - Ι. Opelt, JbAC 10 (1967) 251-290 (als Nachtrag zum RAC); Edith Hall, lnventing the Βarbaήaη, Oxford 1989, 3 ff. Die Stellung Platons
b 1. και ίδίq και δημοcίq. Zum Gegensatz, der auch bei Platon haufig vorkommt (Belege bei Ast, Lex. s.y. ίδίq), s. Ε. Kemmer (zu 236 d6) 160. 170ff. oα/tερ Τ/' έλευΟερία," Die
Athener stellen sich gem als Vorkampfer der Freiheit aller Gήecheη dar, was auch ίη der epideiktischen Topik als wichtiges ΜοΙίν oft wiederkehrt, vgl. weiter unten 240 e; 242 a.b.c; 243 a; 244 c; 246 a; Th. Π 40,5; Lys. 2, 24. 34.42.44.47.55.68; 34, 11; Isoc. 4, 52. 83; Χ. Hell. ΥΙΠ 142, 3; Diod. χνπι 6, 3; s. femer Η. Strasburger, Hermes 86 (1958) 20. 22. Fϋr die Entstehung des FreiheitsbewuBtseins besonders ίη Athen spielten die Perserkήege eine entscheidende Rolle, da sie νοη Anfang an als Freίheίtskήeg verstanden wurden, vgl. Ζ.Β. den 'Schlachtruf der Athener ίη der Seeschlacht bei Salamis ίη Α. Pers. 402-5; auch Hdt. VI 11,2; νπ 157,2; 178,2; s. dazu Μ. Pohlenz, Gήech. Freiheit, Heidelberg 1955, 14 ff.; Κ. Raaflaub (zu 239 a3) 71 ff.; aus der Zeit der Perserkήege stammt auch das abstrakte Substantiv έλευθερία, das sich zum ersten Mal ίη dem auf einer rοtfίguήgeη Pyxis eingekratzten Skolion aus dem Jahr 480 oder 479 (CEG 440) findet (s. Ρ. Siewert, Der Eid νοη Plataiai, Μϋηcheη 1972, 53 ff.). Μίι ihrer fϋhreηdeη Rolle wahrend des Freiheitskrieges begrϋndeten spater die Athener auch ihren FϋhruηgsaηSΡruch ίη GήecheηΙaηd, vgl. Ζ.Β. Th. Ι 75, 1 ff.; s. Raaflaub 215 ff. b 1-3. και VΕλληcιν ύπερ 'Ελλήνων μάχεcOαι και βαρβάροι, ύπερ άπάντων τίόν 'Ελλήνων. Die naheliegende Untertei1ung auch bei Th. Π 36, 4 (βάρβαρον 11 'Έλληνα πολέμιον έπιόντα) und im lysianischen Epitaphios (2, 20-68). Δ\;
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244
KOMMENTAR
gegenϋber den Barbaren ist nicht einheitlich, sondem durch den jeweiligen Blickwinkel seiner Betrachtung bedingt. Neben Stellen, wo der Gegensatz zwischen Hellenen und Barbaren stark hervorgehoben wird (vgl. Smp. 182 b; R. V 469 b ff.; Lg. ΠΙ 693 a), stehen andere, ίn denen das Wort eine verallgemeinemde Bedeutung hat (vor allem ίn der Formel 'Έλληνεc και βάρβαροι = 'die gesamte Menschheit', s. die Belege bei Eichhom 50 Α. 2). Eine dήtte Κategοήe bilden Stellen, wo den Barbaren ein Eigenwert nicht abgesprochen wird (vgl. Ζ.Β. Smp. 209 e; Phd. 78 a). Besonders interessant ist Plt. 262 d, wo Platon bemerkt, daB die Unterteilung der Welt ίn Hellenen und Barbaren unlogisch sei. Ζυ Platons Stellung s. Eichhom 50 ff.; F. Weber, Platons Stellung Ζυ den Barbaren, (Diss.) Μϋnchen 1904 (mir nicht zugiίnglich); Jϋthner, 23 ff.; Ο. Reverdin ίn: Entretiens Fondation Hardt ΥΙΙΙ (1962) 103 ff. (vgl. 118 ff.); J. Kerschensteiner, Platon u. der Οήent, Stuttgart 1945, 59ff.; die wichtigsten Stellen ϋber die Barbaren gesammelt auch bei Vοurveήs, Ρl. u.B.
b 3. Εύμόλπου. Anspielung auf den Einfall der Thraker unter dem Konig Eumolpos ίn Attika, als sie den Eleusiniem Ζυ Hilfe kamen, und auf die erfolgreiche Abwehr durch die Athener unter ihrem Konig Erechtheus, s. darϋber C. Robert, Gήech. Heldensage 141 ff.; femer Ε. Ermatinger, Die attische Autochthonensage, Berlin 1897, 75 ff.; Schroeder 62-4; R. Parker ίn: J. Bremer (Hsg.), Interpretations of Greek Mythology, London / Sidney 1987,201 ff.; zur Darstellung ίn der Kunst s. L. Weidauer, LIMC V 1 (1988) 56-9. ΕuήΡίdes hatte diesen Mythos ίn seinem zwischen 421-11 aufgefϋhrten Erechtheus aufgegήffen (C. Austin, Nova fragmenta Ευήρ. 22-40, fr. 39-65; fr. 448-76 Mette, Lustrum 12, 1967, 117-24; zur Datierung s. Μ. Cropp - G. Fick, Resolutions and Chronology ίn ΕuήΡίdes, [BICS Suppl. 43, 1985] 79 f.). 1m Gegensatz Ζυ der iίlteren Fassung des Mythos kommen aber bei ΕuήΡίdes die Thraker nicht den Eleusiniem Ζυ Hilfe, sondem greifen allein Attika an. DaB es sich um eine Neuerung des ΕuήΡίdes handelt, hat Ermatinger (105) vermutet, es ist aber genauso plausibel, daB diese Anderung auf den Ρatήοtίsmus der Epitaphienredner zuruckgeht, die jeden Grund gehabt hiίtten, den Κrieg als rein iίuBeren darzustellen (Schroeder 63; nach dieser Tradition wiίre ein gleichnamiger Nachkomme des ersten Eumolpos der Begrϋnder der Eleusinischen ΜΥsteήen). AuBer
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239 b 2-239 b 3
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im Μχ. wird die Sage ίn D. 60, 8 und femer ίn Isoc. 4, 68 erwiίhnt, nicht aber bei Lys., ΗΥΡ. und Hdt. (ΥΠ 161, ΙΧ 27); Th. 11 15, 1 nennt anstelle der Thraker die Eleusinier. κα" Άμαζόνmν. Nachdem Theseus allein oder (nach anderer Version)
zusammen mit Herakles ins Amazonenland gezogen war, untemahmen die Amazonen einen Zug gegen Athen, um den Raub der Antiope (genannt werden auch Hippolyte, Melanippe und Glauke) Ζυ riίchen. Sie belagerten die Akropolis, wurden aber νοn Theseus ίn einer blutigen Schlacht vollig besiegt und ϋber den Phasis hinaus verfolgt. ϋber den Mythos und seine Quellen s. C. Robert, Gήech. Heldensage 730 ff.; auch Α. ΚΙϋgmann, Die Amazonen ίn der att. Literatur u. Kunst, Stuttgart 1875, bes. 31 ff.; L. Radermacher, Mythos u. Sage bei den Gήechen, Wien 21943, 283 ff.; Η. Herter, RE Suppl. ΧΙΙΙ (1973) 1149 ff.; J. Boardman ίn: D. Kurtz - Β. Sparkes (Hsg.), The Eye of Greece, Cambridge 1982, 1-28. Allgemeiner ϋber die Entwicklung des Amazonen-Mythos ίn der gήechίschen Mythologie s. Κ. Dowden, RhM 140 (1997) 97-128. Eine ausfϋhrliche Darstellung der Schlacht gibt der Atthidograph Kleidemos (FGrHist 328 F 18 m. Jacobys Komm.). Ιn der Antike zeigte man ίn Attika, wie ίn anderen Orten, Griίber, die den Amazonen zugeschήeben wurden (so Κleidemos). Die Amazonensage wurde ίn der Tragodie, soweit uns bekannt ist, kaum behandelt. Zum ersten und einzigen Mal erwiίhnt Aischylos ίn Eu. 685 ff., daB die Amazonen auf dem spiίter Areopag genannten ΗϋgeΙ kampierten und dort dem Ares opferten, woher auch der Ν ame des ΗϋgeΙs stammt. Ιn den Epitaphien und der ϋbrίgen epideiktischen Literatur wird der Mythos hiίufιg erwiίhnt: Lys. 2,4-6 (ausfϋhrιich); D. 60,8; femer Hdt. ΙΧ 27; Isoc. 4, 68-70; 12, 193; vgl. auch Χ. Mem. ΙΠ 5, 10; Plut. Thes. 27, 10. DaB es eine iίltere Version des Mythos gegeben habe, die die fήedιiche Beilegung des Konflikts gekannt hat (vgl. das erwiίhnte Κleidemos-Fragm.) und sich dadurch νοn der spiίteren Version der Epitaphien unterscheidet, wie Schroeder meint, ist eine halt10se Vermutung (s. Herter 1155). Fϋr die Verwertung der Sage ίn der Rhetoήk ist die Ahnlichkeit mit dem Xerxeszug wichtig gewesen: (α) Ιn beiden Fiίllen handelt es sich um den Einfall barbaήscher Volker aus Asien (bei Isoc. 12, 193 werden neben den Amazonen Skythen erwiίhnt). Ιn der
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KOMMENTAR
246
Kunst ist sogar die Unterscheidung zwischen den beiden nicht immer mOglich. (b) Als ΜοΙίν beider FeΙdΖϋge wird die Rache fϋr vοrheήge gήechίsche ϋbergήffe angegeben (ϋber die Verbindung des Zuges νοη Theseus [mit und ohne Herakles] ins Amazonenland und der Hi1fe, die die Athener und die Εretήer den l0ηίem wahrend ihres Aufstandes geleistet haben s. Boardman 13. 14. 27 f.). (c) Die Amazonen schlagen ihr Lager auf dem Areopag auf und belagem νοη dort aus die Akropolis, wie die Perser 480. Die Gefahr war ίη beiden Fiίllen sehr groB, die Stadt konnte sie aber ϋberwίηdeη. AuBer ίη der epideiktischen Rhetοήk war das ΜοΙίν der Amazonenschlacht auch ίη der Kunst sehr beliebt: dargestellt wurde es u.a. auf den Metopen des Schatzhauses der Athener ίη Delphoi, im Theseion, ίη der Stoa Poikile, auf den Westmetopen des Parthenon, auf der AuBenseite des Schi1des der Athene Parthenos und darίiber hinaus auf zahlreichen Vasen. Dazu s. vor allem D. v. Bothmer, Amazons ίη Greek Art, Oxford 1957 (vgl. F. Brommer, Gnomon 30, 1958,345-54); Α. Kaufmann-Samaras, LIMC Ι 1 (1981) 587-653. Statt προτέρων hat man πρότερον konjiziert (Anonymus ίη Observ. Misc. Π ρ. 366 nach Gott1eber), veranlaBt vielleicht durch Stellen wie Prt. 319 d4 ούδειc τουτο έπιπλήττει ωcπερ τοιc πρότερον, oder R. ιν 425 a9 α. οί πρότερον άπώλλυcαν πάντα, vgl. femer Hdt. ΥΙ 96; Th. Ι 23, 1; Plut. Per. 18,2. Doch Platon sagt ίη 241 d5 wieder: οί τοιc των προτέρων Epγotc τέλοc τηc cωτηρίαc έπέθεcαν (vgl. auch Grg. 518 d7; Ηρ. Μα. 282 a5; 283 a2; Men. 93 a2. b3. ell; Phdr. 274 cl; R. νπι 546 d4). Welche diese 'noch frίiheren' lηvasoreη sind, liίβΙ sich nicht leicht sagen. Koppen (87) erwagt den Κήeg des alten Pandion gegen Labdakos (Apollod. m 193) oder unter Erechtheus gegen die Chalkidenser (Ε. lon 59).
b 4.
και τίόν ~τι προτέρων.
b 5. και cDc ημυναν 'Αργείοι, ΠΡΟ' Καδμείουc. Die damit gemeinte mythische Tat gehδrt Ζυ der Sage der Sieben gegen Theben: Nach dem Tod der Sieben verweigerten die Thebaner die Auslieferung der Leichen zur Bestattung, und der argivische Konig Adrastos bat zusammen mit den Μϋttem der Sieben die Athener um Hi1fe. Die Athener setzten die Auslieferung durch und die Sieben wurden ίη Eleusis bestattet (der Mythos entstand ίη ΑηkηϋΡfuηg an die dort und ίη Eleutherai
247
vorhandenen iίlteren Griίber, s. Wilamowitz, Gήech. Trag. 81200; Jacoby, FGrHist ΠΙ b 1,444 f. 447 f.; StuΡΡeήch Α. 4 Ζυ S. 47). Zum Mythos s. C. Robert, Gήech. Heldensage 943 ff. (zu den mythographischen Quellen sei ΡΟΧΥ 1241 ίii 23 ff. aus dem 2. Jh. D.Chr. hinzugefϋgt); Η. Herter, RE Suppl. ΧΙΠ (1973) 1208-10. Auch Aischylos ίη seinen Eleusiniern (fr. *53 a-54 Radt) und ΕuήΡίdes ίη seinen Hiketiden haben diesen Stoff behandelt, freilich nicht ohne Abweichungen voneinander (vgl. Schroeder 40-3; Jacoby 444 ff.). Aischylos, wie auch andere Autoren (vgl. Philochoros FGrHist 328 F 112), vertrat nach Plutarch (Thes. 112) die iίltere Version, gemiίβ der Theseus die Auslieferung durch diplomatische Verhandlungen eneicht hat. Bei ΕuήΡίdes liest man dagegen die Version, die schon ίη Hdt. α 27, 3 Ζυ finden ist, daβ die Athener die Thebaner durch militaήsche Gewalt gezwungen hatten. Die gleiche Versίόη auch ίη den Epitaphien: Lys. 2, 7-10 (wo der Frevel der Thebaner, die Toten unbestattet Ζυ lassen, als einziges ΜοΙίν fϋr den Feldzug der Athener angegeben wird); D. 60, 8; vgl. Isoc. 4, 54-64; Himer. 6, 10-12; femer Χ. Hell. VI 5,46; Pseph. bei D. 18, 186. Den Grund, warum Isoc. ίη 12, 168 ff. die altere Version aufgreift, deutet er selbst an, vgl. Schmitz Kahlmann, Das Beispiel der Geschichte 72 f.; S. Perlman, Scripta Hierosolymitana 7 (1961) 160 f. Wie Wi1amowitz (Gήech. Trag. 81206) bemerkt hat, geht die militaήsche Version wahrscheinlich auf eine rhetοήsche Quelle zurίick: ''Irgend ein Redner nach Aischylos vor ΕuήΡίdes hat aus der diplomatischen eine bewaffnete lηterveηtίoη gemacht". b 5-6. 'Αργείοι, προ, Καδμείου, χαι Ήραχλείδαι' προ, 'ApγEioυc. beachten ist aufier dem Parison und dem Homoioteleuton (προc Καδμείουc - προc Άργείουc) der Kyk10s (Άργείοιc - Άργείουc), der auch die Idee der Urnkehrung νοη erlittenem ίη begangenes Unrecht
Ζυ
suggeήert.
χαι ΉραΧλείδαι, προ,
'APYEiouc. Nach dem Tod ihres Vaters verfolgte der argivische Konig Eurystheus die Κinder des Herakles und bedrohte jede Stadt, die sie aufniίhme, mit Krieg. Nur die Athener ήskίerteη den Κήeg und gewahrten ihnen Asyl. Als Eurystheus spater gegen die Athener einen Feldzug untemahm, wurde er besiegt und fand mit seinen fϋηf Sohnen den Tod ίη der Schlacht. Zum Mythos s.
239 b 6-239 b 8
KOMMENTAR
248
Wilamowitz, lηdex SchoΙ Gryphiswaldiae 1882, πι-χνι = ΚΙ Schr. Ι 62-81; C. Robert, Gήech. Heldensage 653 ff.; Schroeder 38-40; F. ΡήηΖ, Grϋndungsmythen u. Sagenchronologie, [Zetemata 72] Mίinchen 1979, 233 ff.; zur Darstellung ίη der Kunst s. Μ. Schmίdt, LIMC ιν 1 (1988) 723-8. Wie Wilamowitz gezeigt hat, war die Sage ursprϋng1ich mit Theben verbunden, das auf diese Wohltat ebenfalls Anspruch erhoben hat. Das Thema hatte Aischylos ίη seinen Herαkliden (fr. 73 b-77 Radt) und ΕuήΡίdes ίη der erhaltenen gleichnamigen Tragodie aufgegήffeη. Vielleicht aus der Behandlung ίη der Tragodie haben die Epitaphien einen Topos entwickelt: Lys. 11-16; D. 60, 8; femer Hdt. ΙΧ 27, 2; Isoc. 4, 54 60; 12, 194; Χ. Mem. ΠΙ 5, 10. Αήstοteles erwahnt ίη Rh. Π 22. 1396 a 13 τα ύπερ των Ήρακλειδων πραχθέντα unter den Τοροί eines Epainos. 1m Gegensatz Ζυ der Tragodie ist ίη der Rhetοήk keine Erwahnung νοη Marathon Ζυ finden, vgΙ Schroeder 40. Chronologisch wird die Aufnahme der Herakliden zur Regierungszeit des Theseus angesetzt, obwohl sein Name ίη den Epitaphien natίir1ich nicht genannt wird (vgΙ Isoc. 10, 31). Pherekydes FGrHist 3 F 84 und Euripides ίη seiner Tragodie ersetzen Theseus durch seinen Sohn Demophon wohl aus chronologischen Grϋnden (W. Schmίd, Gesch. d. gr. Literatur 13,418 Α. 2; Η. Herter, RE SuppΙ ΧΙΙΙ [1973] 1210). b 6-7. Ο τε χρόνο, βραΧ'υ, άξίω, διηγήcαcθαι. Zur ahn1ichen Verwendung des lnfinitivs (ohne ωcτε) vgΙ Phdr. 274 e3 α λόyoc πολυc αν εϊη διελθειν, Criti. "Ί 19 b7 α μακροc αν χρόνοc εϊη λέγειν. Das Argument der ungenίigenden Zeit, das ίη 246 b wiederkehrt, dient auch sonst der prαeteritio, vgΙ Lys. 2, 54; Isoc. 9, 34; D. 60, 9; ΗΥΡ. 6, 4; [Andoc.] 4, 10; s. G. Gebauer (zu 239 a5-c7) 33f. Verwandte Argumente: (ί) Die Gelegenheit ist ungeeignet fίir lange Reden (Ζ.Β. Th. Π 36,4). (ii) Fίir einen Redner allein ist es schwίeήg, so viele und wichtige Taten darzustellen (Ζ.Β. Lys. 2, 54). b 7·8. ποιηταί τε αύτών ηδη καλώ, .•. εί, πάντα, μεμηνύκαcιν. Damit ist vorwiegend die Behandlung ίη Tragodien gemeint, wie die erwahnten Eleusinier und Herαkliden des Aischylos oder der Erechtheus, die Hiketiden und die Herαkliden des ΕuήΡίdes. καλόΧ:.
Die Lesart ίκανωc (F) ist eine typische Majuskelverlesung (ΗΔΗΚΑΛΩC). Das folgende είc πάνταc μεμηνύKαCΙ zeigt, daB hier
etwas mehr als ίκανωc erforder1ich ist;
vgΙ
femer Lg.
249
ΧΠ
960 c4
πολλα
των εμπροcθεν καλα/c ϋμνηται.
έν μο'\)cι,,'Q ύμνήcαντεc.
Das vorangegangene ποιηταί und der Gegensatz Ζυ λόγφ ψιλφ zeigen, daB hier nicht nur die ΙΥήscheη Gedichte wie ίη c6 (έc Φδάc), sondem die gesamte Dichtung gemeintist, vgΙ Smp. 205 b5 άπο δε πάcηc τηc ποιήcεωc εν μόριον άφοριcθεν το περι την μoυcικην και τα μέτρα τφ του ολου όνόματι προcαγορεύεται.
1m allgemeinen genίigt nach Platon fϋr die Unterscheidung der Prosa νοη der Dichtung das Metrum, vgl. Phdr. 258 d, 277 e; R. Π 380 c, Χ 607 d; Sph. 237 a; Lg. VIΙ 858 d, Χ 886 c (vgΙ aber auch Grg. 502 c; Lg. νπ 810 b). Die Ausdrucksweise an unserer Stelle impliziert, daB der Rhythmus aus der Prosa nicht ausgeschlossen werden kann und daB nur im musika1ischen Element ein Hauptunterschied zwischen den beiden Ζυ sehen ist. Zum Thema s. F. Blass, Die Rhythmen der attischen Kunstprosa: Isokrates-Demosthenes-Platon, Leipzig 1901, 6 ff.; zum Gebrauch des Wortes μoυcιτ/ bei Platon s. Ρ. Vicaire, Recherches sur les mots designant la poesie et le poete dans ΙΌeuνre de Platon, Ρaήs 1964, 144 ff. b 8. ύμνήcαντεc. Das Verbum wird sowohl vom Rίihmen durch Dichter (Th. Π 42, 2 ποιηται ύμνήKαCΙ περι αύτων έπι το μειζον κοcμουντεc) wie auch durch Redner (Gorgias Β 5 b D.-K.; Th. Π 42, 2; Aeschίn. 1, 133) gebraucht. μεμηνύ"αcιν: vgΙ
246 dl. Wie ein B1ick ίη Brandwoods lηdex zeigt, ist μηνύειν ein Lieb1ingswort Platons. Bei keinem anderen SchήftsteΙΙer der klassischen Zeit kommt dieses Wort so haufig vor. b 8 - c 2. έαν o~ν ήμεί, ... τάχ' αν δεύτεροι φαινοίμεθα. Die ΚοηkuπeηΖ des Redners mit den Dichtem wird auch ίη Th. Π 41, 4 imp1iziert, wenn es dort heiBt, man brauche keinen Homer, der das Lob der Stadt singen werde. Zur 'ΆηaΙοgίe" der Rhetοήk zur Dichtung s. Scholl 88 ff. b 8 - c 1. έαν o~ν· ήμεί, έπιχειρώμεν. Nach den Regeln der Schulgrammatik ware ein Optativ (εί o1Sv ήμειc έπιχειροιμεν) Ζυ erwarten. Aus diesem Grund aber mit Stahl 442 eine Textanderung vorzunehmen, besteht kein Bedarf, denn der optαtivus potentiαlis im
Τ
31'.1
250
KOMMENTAR
239 c 1-239 c 3
Hauptsatz eηtSΡήcht ίη solchen FaJ.len auch bei Platon dem Futur; vgl. Phdr. 244 b3 (και έαν δη λέγωμεν ... , μηκύνοιμεν αν); Phlb. 55 el (αν ttC ••. χωρίζ-ι;ι ... , φαυλον το καταλειπόμενον έκάcτηc αν γίγνοιτο); R. νιπ 556 a10 (έαν ... ttC προcτάττ-ι;ι ... (υμβάλλειν, χρηματίζοιντο μεν αν ηττον άναιδωc); Rίddell § 70; K-G. Π 2, 475 b.
c 1. λόΥφ ψιλφ: 'ίη Prosa', vgl. Smp. 215 c7 στι ανευ όργάνων ψιλοιc λόγοιc ταύτον τΟ'υτο ποιειc, Lg. ΙΙ 669 d7 λόγουc ψιλο\κ Eic μέτρα τιθέντεc (ίη Tht. 165 a sind dagegen ψιλοι λόγοι die Argumente). Durch ψιλόc wird das Fehlen jeder Art Begleitung, die Nacktheit ausgedήickt, so πoίηcιν ψιλήν (d.h. ohne Musίkbegleitung) ίη Phdr. 278 c2 und ψιλ~ κιθαρίcει τε και αύλήcει (d.h. ανευ ρημάτων) ίη Lg. ΙΙ 669 el. κocμ.εΙν: fester Ausdruck fίir das lίteraήsche Lob, vgl. oben Ζυ 236 d2.
τάχ' αν: 'vielleicht', wie auch aπ aπderen Stellen bei Platon Ζυ finden ist, s. Ast, Lex. s.v.; vgl. LSJ s.v. τάχα π; Goodwin, Syntax ofthe Moods aπd Tenses § 221. δεύτεροι heiBt hier 'zweiten Raπges', 'ίηfeήοres', vgl. Lg. ΧΙΙ 951 a3 (στ ι δεύτερα τα των αλλων έcτι νόμιμα τα περι ταc πολιτείαc); Amαt. 135 e3 (και γαρ έκεινοι τούτων μεν λείπονται κατα τα τούτων &.θλα και δεύτεροί είcι προc τούτουc).
c 2. μεν οοΟν hat ϋbergaηgsfuηktίοη. Αη die durch diese Partikelverbindung eingeleitete Zusammenfassung schlίeBt sich der neue Punkt ίη der folgenden δέ-Ρeήοde aπ' vgl. Denn. GP 471 f. c 3. έπειδη και εχει την άξίαν: 'da es ja schon seine Wίirdigung hat' (L. Georgii). ,. δ ε\ O\nt " ποιητ/( ι πω δοι ξαν α • ξΙιαν επ . . ,α ξΙιοι( MR.J.." 3 - 4 • ων tΛUν εχει. G. Kaibel, Hermes 28 (1893) 43, vermutet aufgrund des RhΥthmusdίchteήscheηUrsprung. Die Wiederholung την άξίαν - δόξαν άξίαν έπ' άξίοιc und die starke Alliteration sind aber ganz im Stίl des Gorgias gehalten. Dion. Hal. Dem. 26 ρ. 186, 4 ff. U.-R. hat diese und ahnlίche Wendungen im Μχ. als ungelegen und gekίinstelt empfunden. Solche Wiederholungen um des Wortspiels willen finden sich jedoch auch ίη aπderen Werken Platons, namentlίch wo die Rhetοήk imitiert C
Ί"
251
wird, aber auch sonst. Vgl. Ζ.Β. Euthd. 304 e5 άξίων άναξίαν (πουδήν, dίe Worte des Polos ίη Grg. 448 c5 έκ των έμπειριων έμπείρωc, c7-8 αλλοι αλλων αλλοιc, των δε άρίcτων οί αριcτοι, Smp. 196 c 1 (Agathon-Rede) οϋτε ποιων ποιει - παc γαρ .,. , Plt. 303 c4 μεγίcτουc γίγνεcθαι των coφιcτων coφιcτάc, Lg. χπ 950 al ξένων ξένoιc. Die Ρerserkήege waren zu Platons Zeit schon mehrmals νοη den Dichtern als Stoff aufgegήffeη. Die Phoinissen des Phrynichos, die Perser des Aischylos, die Persikα des Choirίlos νοη Samos (Suppl. Hellenist. fr. 314-23), die Perser des Timotheos und nicht zuletzt die Elegien des Simonides und die ihm zugeschήebenen Epigramme hatten gerade dieses Thema behandelt. LaBt sich an den Worten Platons eine Κήtίk aπ dieser Dichtung erkennen? Nach einer Anekdote bei Proklos (zu ΤΙ 21 b-c ρ. 90 Diehl) erwahnte Herakleides Pontikos (fr. 6 Wehrlί), daB Platon die Gedichte des Antimachos bevorzugt habe, obwohl ίη dieser Zeit die des Choirίlos angesehener gewesen seien und Platon ihm aufgetragen habe, die Gedichte des Antimachos fίir ihn ίη Kolophon Ζυ kaufen. Dieses negative Urteίl ίiber Chοίήlοs wil1 Wilamowitz ΙΙ 132 auch hier bestiίtigt sehen, mίι der zusatzlίchen Bemerkung, daB dies nicht weniger die Perser des Timotheos treffen sol1te. Was wiίre dann aber mίΙ den ίibήgeη Werken? Werden sie νοη Platon einfach ίgηοήert? 1m Gegensatz Ζυ Wίlamowitz glaubt Ε. Norden (Neue Jahrb. f. class. Phil. 7, 1901, 317 Α. 100 = κι. Schr. 402 Α. 100), daB die Κήtίk nicht vom Standpunkt Platons selbst aus geίibt wird, sondern vom Standpunkt des Rhetors, der aπ rhetοήsche Dichtung, aπ ΡaπegΥήsche Reden ίη Versen wie die des Chοίήlοs νοη lasos denkt. Das scheint aber genauso unwahrscheinlίch. Zweifelhaft ist, ob ίiberhaupt eine Κήtίk ίη diesem Sinne hier vorlίegt und ob es sich nicht vielmehr um einen auf dem Vergleich mit der 'mythischen' Poesie beruhenden allgemeinen Satz haπdelt, der nur aus rhetοήscheη Gήinden eingefίihrt wird. Eine Parallele dazu bieten die νοη Eryximachos angefίihrten Worte des Phaidros ίη Smp. 177 a-c, wo er unwillig behauptet, die Dichter hiίtten auf alle Gotter Lob- und Dankgesange gedichtet und nur auf Eros, einen so wichtίgen Gott, habe keiner der Dichter bis jetzt ein Lob geschήebeη. Eine weitere Parallele kommt ίη der zweiten Rede des Sokrates ίη Phdr. 247 c3 vor: Τον δε ύπερουράνιον τόπον οϋτε τιc ϋμνηcέ πω των τ~δε ποιητηc οϋτε ποτε ύμνήcει κατ' άξίαν. lη diesen Fallen haπdelt sich wie an unserer
252
KOMMENTAR
239 c 4-239 c 6
Stelle um einen Topos der Exordialtopik, den Ε. R. Curtius (Europ3ische Literatur u. lateinisches Mittelalter 2 95) mit den Worten: "ich bringe noch nicht Gesagtes" zusammenfaBt. Dazu s. auBer Curtius 95 f. auch R. HauBler, Das historische Epos d. Griechen u. Romer bis Vergίl Ι, Heidelberg 1976, 303 ff. (Exkurs 5).
253
προμνώμενον
als 'werben' ϋbersetzt und die Frage stellt: Wer werbe hier wen, das Thema die Dichter oder die Dichter das Thema? Die Antwort lίege auf der Hand: "Surely ίι is the subject that woos or invites poets Ιο treat ίι It has been courting poetical treatment for a long time past and is courting ίι still (...). The orator will add his efTorts and οη its behalf woo the poets Ιο ρυΙ ίι ίηιο verse. This certainly seems the sense and the accusativ άλλουc would then appear necessary, as there is ηο reason why the person wooed or invited should be mentioned ίη the dative." Obwohl Richards streng genommen Recht hat, scheint jedoch der Ersatz des Dativs durch den Akkusativ unnotig, denn das Partizip erhalt hier die Nuance des Empfehlens, und es ist sehr wohl denkbar, dal3 es auch νοη Platon entsprechend benutzt wurde. (1st Χ. An. νπ 3, 18 ταυτα προύμνατο έκάcτφ πρocιών nicht doch als ahnlich Ζυ betrachten?) Richards erwagt jedoch auch eine weitere Moglίchkeit anlal3lich einer Stelle aus Aristeides (2, 341 L.-B.), wo letzterer offensichtlich mit unserer Stelle vor Augen sagt: έν φ (sc. τφ έπιταφίφ) και τοιc αλλοιc
c 4.ltι tέ. Ζυ der Verbindung οϋτε ... τε vgl. Prt. 309 b8;Cra. 410 a2; R. ΥΙΠ 566 el; Denn. GP 508. iCtιV έν μνηctεί~. Statt μνηcτεί~ (Τ W) ϋber1iefert der Kodex F άμνηcτί~ ('ίη Gefahr der Vergessenheit'), was sich trotz der Aufnahme ίη
den Text νοη Gottleber, Loers, Engelhardt, Hermann (vgl. Praef. ρ. χχνii), Ast, Bury und Bumet schwer1ich verteidigen laBt: (α) Υοη der Gefahr der Vergessenheit der Perserkriege hatte man Anfang des 4. Jh. kaum emst1ich sprechen kOnnen. Schon das Vorkommen ίη fast jedem Lob Athens widersprache einer solchen Aussage. Das ετι macht die Schwierigkeit dieser Annahme noch deutlicher. (b) Durch das προμνώμενον wird im folgenden Satz die gleiche Metapher der Werbung fortgesetzt. (c) έν άμνηcτί~ paBt nicht Ζυ dem Zusammenhang: Der Redner sagt im ersten Teil dieser Periode nicht, daB sich kein Dichter mit diesen Kriegen befaBt hat, so daB sie noch ίη Vergessenheit bleiben, sondem, daB keinem Dichter eine wϋrdίge Darstellung gelungen ist und daB infolgedessen diese Ereignisse noch auf einen tϋchtigen Bewerber warten. Die kϋhne Metaρher wurde irgendwann nicht verstanden und das Wort durch eine naheliegende lectio facilior ersetzt. Zum metaphorischen Gebrauch νοη μνηcτεία vgl. Joseph. Ant. Jud. 18,241; Ζυ μνηcτεύω s. LSJ s.y. m.
προξενειν φηcι και προμναcθαι, είc Φδάc τε και την αλλην πoίηcιν θειναι, ΚΟCΜήCανταc άξίωc των πραξάντων, λέγω δη τα τούτων εργα.
Richards vermutet ηυη aus diesem Passus, dal3 ursprunglich κα ι προξενουντα nach προμνώμενον stand. Da Aristeides aber aus dem Gedachtnis zitiert (vgl. Ζ.Β. άξίωc statt des platonischen πρεπόντωc), ist es sehr wahrscheinlίch, dal3 es sich bei dem hίnzugefϋgten Partizip einfach um einen rhetorischen Pleonasmus handelt. c 6. έ, Φδά, tE 1Cai τ/ν άλλην πoίηcιν. Wegen ihres besonderen Charakters werden die lyrische Dichtung bzw. die Lieder (φ&χί) νοη den ϋbrίgen (epischen und dramatischen) Gedichten unterschieden, vgl. mit nahezu den gleichen Worten Phdr. 245 a3 κατά τε Φδαc και κατα την αλλην πoίηcιν, femer 278 c2 και εϊ τιc αλλοc α~ πoίηcιν ψιλην 11 έν Φδi1 cυντέθηκε. Das erinnert an das platonische Gesetz ίη Lg. νπ 801 e, wonach den sich durch heπlίche Taten auszeichnenden und den Gesetzen gehorsam folgenden Βϋrgem nach ihrem Tod έγκώμια zuteil werden sollen (vgl. Pohlenz 276). musikalίschen
c 5-6. 1Ca ί προμvmμεvοv lX"λotc: 'und sie anderen empfehle'. Ιη metaphorischer Bedeutung findet sich προμνάομαι auch ίη Tht. 151 b3. Es ist nicht auszuschlieBen, daB mit dieser Metapher auf den Dialog Aspasia des Aischines angespielt wird, wie zumindest aus einer νοη Aischines stammenden Stelle ίη Χ. Mem. Π 6, 36 (= fr. 33 Dittmar = 72 Giannantoni, vgl. Χ. Smp. 4, 64) Ζυ entnehmen: εφη rcιp (sc. 'Αcπαcία) τάc άγαθάc προμνηcτρίδαc μετα μεν άληθείαc τάγαθα διαγγελλούcαc δειναc εΙναι cυνάγειν είc κηδείαν, ψευδομέναc δ' ούκ έθέλειν έπαινειν (vgl. Χ. An. VΠ 3, 18). Dazu s. Dittmar 35; Pohlenz 276 Α. 4. Richards 29 f. findet den Dativ άλλοιc anstoBig, indem er
c 7. πρεπόvtCDC tcDv πραξάVtCDV. Fϋr die νοη Herwerden (125) vorgeschlagene Erganzung τε και άξίωc nach πρεπόντωc spricht nichts aul3er der vielfachen Wiederholung νοη άξία ίη c3-4. Gerade diese
&
KOMMENTAR
239 c 7-239 d 2
Variation ware aber fίir den Autor ein wichtiges ΜοΙίν, diesmal πρεπόντωc Ζυ schreiben (man beachte auch die Alliteration mit dem folgenden πραξάντων). Είη noch wichtigerer Grund fίir den Gebrauch dieses Wortes war jedoch, daB es sich hier um literarische Werke handelt. lη Bezug auf sie hat πρεπόντωc aπders als άξίωc nahezu terminologische Bedeutung. Denn πρέπον war schon vor Platon ein rhetorischer Begriff, der auf die Angemessenheit der Kunstmittel, der Sprache und der Okonomίe eines literarischen Werkes zu seinem Gegenstand hinwies; s. Μ. Pohlenz, NGA Ι, 16 (1933) 53-92 = ΚΙ Schr. Ι 100-139. VgΙ den Beifall der Anwesenden nach der Rede Agathons ίη Smp. 198 a2 (όχ:: πρεπόντωc του νεανία:ου είρηκότοc); R. V 459 e6 (και ϋμνοι ποιητέοι
θανειν / και (έ. ι1 τάλαιν', εδοξε τ'Όδ' έν ήμέρ~, oder die Zusammenfassung des Boten ίη Ε. Βα. 1030 Πενθε\)( Ολωλεν. παιc 'Εχίονοc πατρόc. Zur Struktur des Βοteηbeήchtes G. Erdmann, Der Βοteηbeήcht bei ΕuήΡίdes, Diss. Κiel 1964, 18 ff. (Eingangsdialog); zur Parodie ίη der Komodie s. Ρ. Rau, Paratragodia, (Zetemata 45) Mίinchen 1967, 162 ff.
254
d 1-2. χαι δouλουμένου, -ςην Εύρώπην. δουλουμένουc istpraesens de conatu ('unterwerfen wollten'), wie haufig bei einem Partiz. Pras. (Κ. G. Ι 140 ff.). νοη Engelhardt wird es wegen des vorangehenden ήγουμένουc anders aufgefaBt: 'qui iam Europam sibi subiiciebant'. Μίι 'Europa' ist aber hier vorwiegend GήecheηΙaηd gemeint, und das war eigent1ich noch nicht unterworfen. Zum lnhalt vgΙ Lys. 2, 21 έλπίζων (sc. ό τηc 'Αcίαc βαcιλεύc) και την Εύρώπην δουλώcεcθαι, auch Lg. ΠΙ 698 b οτε ή nEPcrov έπίθεcιc τοιc 'Έλληcιν, 'ίcωc δε (χεδον απαcιν τοιc την Εύρώπην OίKOυCΙν, έγίγνετο. Der Gegensatz Europa - Asia ιήιι besonders bei Herodot stark hervor und bestimmt sogar den Autbau seines Werkes, s. Μ. Pohlenz, Herodot, Leipzig Ι Berlin 1937, 203 ff.; Η. Immerwahr, Form and Thought ίη Herodotus, Cleveland 1966, 41 ff. Das wissenschaft1iche Zerlegen der Erde ίη zwei Tei1e, Europa und Asia, geht auf Anaximander zurίick, der Unterschied Ζυ den Asiaten wurde jedoch den Gήecheη besonders wahrend der Perserkήege deutlich (vgΙ u.a. das Epigramm auf den Sieg 449 bei Zypern [FGE 874], ahn1ich die lykische lηschr. aus dem Ende 5. Jh. bei M.-L. 39,1; auch ChοίήΙ0S Υ. Samos fr. 316 bei Lloyd-Jones - Parsons, SuppΙ Hellenisticum, wo der Anklang aπ Hdt. unverkennbar ist). 1m allgemeinen ίiber den ΕurΟΡa-Βegήff ίη der Antike s. auch Η. Berve, Gestaltende Κriίfte der Antike, Mίinchen 1966, 467-84; G. Pfligersdorffer, RAC 6 (1966) 964-80.
τοιc ήμετέροιc ποιηταιc πρέποντεc τοιc γιγνομένοιc γάμοιc); πρέπει
steht terminologisch bei Platon schon ίη Ion 540 b3 (s. Η. Flashar, Der Dialog lοη 82 ff.). Anders als Platon bevorzugt Isokrates ίη ahnlichem Zusammenhang das Adverb άξίωc (vgl. Ζ.Β. 4, 82 μηδένα πώποτε δυνηθηναι ... άξίωc των έκείνοιc πεπραγμένων είπειν). d 1-3. Πέρcαc ήΥουμένου, τίl' 'Αcίαc ••• yovη' δε ήμέοςεροι. Kurze Zusammenfassung der Perserkriege, ίiber die weiter unten ausfίihrlicher berichtet wird. Solche der Haupterzahlung vorausgehenden und bίindig formulierten Zusammenfassungen sind ίη der Rhetorik nicht unbekaπnt. So hielt man es ίη den Geήchtsredeη bisweilen fίir nίitzlich, eine solche Angabe ίiber den Streitpunkt zu geben, damit die Zuhorer aufmerksam und gelehrig wίirden, s~ R. Volkmann, Die Rhetorik d. Griechen u. Romer 2 135 f. Der Terminus fίir die sehr kurze Zusammenfassung dieser Art war προέκθεcιc, vgl. Αηοη. Seg. Rh. 11 ρ. 354, 10 Sp.-H.; Fortunat. Rh. 11 15 (Halm, Rhet. Lat. min. ρ. 110, 20); zu anderen Termini s. Ernesti, Lex. Technol. Graec. Rhet. s.y. Quintilian (lnst. ιν Ι, 34) vergleicht diese Art Zusammenfassung am Anfang einer Rede mit dem, was Homerus atque Vergilius operum suorum principiis faciunt. Die Angabe an unserer Stelle erinnert ίiberdies an ahnliche Zusam menfassungen am Anfang der Botenberichte ίη der Tragδdie. Zur Form dieser Botenberichte, die mit Euripides einen festen Charakter angenommen haben, gehort auch ein Eingangsdialog, der u.a. eine lapidare Zusammenfassung dessen enthiίlt, was im folgenden ίη ausfΊihrlicher Form vorgetragen werden wird. VgΙ Ζ.Β. Ε. Or. 852-65, bes. die Worte des Boten ίη 857-8 ψήφφ llEMcyrov (ον καcίγνητον
255
d 2. ECXov: hier ίη der Bedeutung 'abhalten' (LSJ s.v. εχω Α π 5 mit als transitiv ίη dieser Bedeutung ist selten und kommt noch seltener ίη der Prosa vor. Vgl. Il. 11, 820 (η ρ' ετι που (χήcoυcι πελώριον 'Έκτορ' 'Αχαιοί); 16,740; Α. Pers. 746; Eu. 692; Χ. An. VII 1, 20. Verwandt ist das εχε δή ίη ΡΙ Prt. 349 el; Grg. 460 a5; 490 bl. SuρρΙ; εχω
.
yovilc. Die Endung -Eic erscheint ίη allen platonischen Handschήften (Stallbaum, Var. lect. Ζυ 239 d [ρ. 136]); bis 350 v.Chr. war aber die Endung -ilc vorherrschend • s. Threatte, Gramm. Αιι lηscr. Π 239 ff.
239 d 3-239 d 5
KOMMENTAR
256
d 3. ων και δίκαιον και χΡΤι πρcDτoν μεμνημένou, έπαινέcαι αύ-tων 'tTιv άρε'tήν. Stal1baum nimmt das ν έμέο πειθόμενοι γίνεcθε έλεύθεροι, Ι 127, 1 Πέρcαι μέν νυν προcτάτεω έπιλαβόμενοι αCΜενoι έλευθερουντο, Ι 210, 2 oc (κυροc) άντι μεν δούλων έποίηcαc έλευθέρουc Πέρcαc εΤναι (vgl. auch Ι 130, 2). Ausfίihrlich hatte wahrscheinlich darϋber auch Ktesias berichtet (vgl. Nikolaos νοη Damaskos FGrHist 90 F 66; zur Quelle des Nikolaos s. F. Jacoby, RE ΧΙ 2 [1922] 2040-1; 2056, vgl. aber auch R. Laqueur, RE χνπ 1 [1936] 375 ff.). Ζυ den hίstοήschen Ereignissen s. J. Μ. Cook, The Persian Empire 25 ff.; J.M. Balcer, The Persian Conquest of the Greeks 540-450 B.C., (Xenia Η. 38) Konstanz 1995,43 ff.
e 1. lίμα και του, δεcπόταc Μήδοο, έδουλώcατο. Ahnlich ίη Hdt. Ι 129, 4 νυν δε Μήδουc μεν άναιτίουc τούτου έόνταc δούλουc άντι δεcποτέων γεγονέναι, Πέρcαc δε δούλουc έόνταc το πριν Μήδων νυν γεγονέναι δεcπόταc, Ι 129, 3 οτι του δείπνου εϊνεκεν Μήδουc κατεδούλωcε (sc. κυροc), Ι 130, 1 Μηδοι δε ύπέκυψαν Πέρα;ιCΙ δια την
τούτου (sc. του 'Αcτυάγουc) πικρότητα, Ι 210, 2. Dieser Wechsel wurde
τφ αυτού φρονήματι. Richards 30 schlagt τφ αύτφ φρονήματι vor und bemerkt dazu: "αύτου gives poor sense and is due to τουc αύτου πολίταc". Was waτe aber 'dasselbe' φρόνημα ίη diesem Zusammenhang? MίiBte man dann τφ αύτου φρονήματι mit αμα και τουc δεcπόταc Μήδουc έδουλώcατο zusammennehmen? Das hat offensichtlich die meisten ϋbersetΖer ίη die lπe gefίihrt. Schleiermacher ίibersetzt:
νοη den Gήechen (wie ίibήgens νοη den Juden und den Agyptem
ebenso) kaum wahrgenommen, da sie auch spater noch νοη Medem sprechen. Zur Unterscheidung zwischen Medem und Persem bei den Gήechen s. unten Ζυ 242 b5 und die dort erwahnte Arbeit νοη D. F. Graf; auch C. Τυριiη ίη: Η. Sancisi-Weerdenburg - Α. Kurt - Μ. Cool-Root (Hsg.), Achaemenid History νπι: Continuity and Change, Leiden 1994, i
Ι~;
239 e 1-239 e 3
KOMMENTAR
262
238-51. Zur Kombination νοη Freiheit und Hecrschaft Schopsdau Ζυ Lg. m 694 a4-5 (sowie Ζυ 687 a7-b2).
ϋber
andere s.
Κ.
e 1-2. και τη' lίλλη' 'Αcίαc μέχρι ΑίΥ6πτO'U ηρξεν. Nach dem Sieg ϋber Κroisos, der Unterwerfung der Gήechen und der anderen Volker Κ1einasiens (Hdt. Ι 154-76) und der Unterwerfung Babyloniens (Hdt. Ι 178-200) wurde Kyros Hecr ϋber groBe Teile Asiens, und die Grenzen seiner Hecrschaft reichten ίη der Tat bis Agypten. Μίι dem Κήeg gegen die Massageten (Hdt. Ι 200-14) wollte er sein ImΡeήum ϋber das gaπze Asien ausdehnen, wurde jedoch besiegt und fiel auf dem Schlachtfeld. Ζυ seinem Reich und den Κήegen, die er untemommen hat, s. auch Α. R. Bum, Persia and the Greeks 38 ff.; J. Μ. Cook, The Persian Empire 28 ff.). Agypten als Grenze ist sehr charakteήstίsch bei Herodot, da gerade mit dem Zug nach Agypten die Regierungszeit des Kambyses begίnnt, mit der auch das zweite Buch Herodots aπfιingt, vgl. auch Hdt. Ι 130, 2 τότε δε έπι 'Αcτυάγεοc οί Πέρcαι τε και ό KGpoc έπαναcτάντεc τoιcι Mήδoιcι ηρχον το άπο τούτου τηc 'Αcίηc, femer Isoc. 5, 66 ετι τοίνυν KGpoc ο είc τοcαύτην ηλθε μεταβολην ωcθ' άπάcηc τηc 'Αcίαc γενέcθαι δεcπότηc, Χ. Cyr. νm 7, 7. Unklar bleibt aπ unserer Stelle, ob Platon Agypten als Teil Asiens oder Αfήkas oder aber als selbstiίndigen Erdteil betrachtet. Bezeichnet μέχρι Αίγύπτου die Grenze eines Teils νοη Asien oder gaπzen Asiens? τι 25 b (Λιβύηc μεν ηρχον [sc. die Konige der Atlaπtier] μέχρι προc Αϊγυπτον) erweckt den Eindruck, daB Libyen Agypten ίη sich schlieBt. Bei Herodot ist ebenfalls unklar, wo Agypten einzuordnen ist (ίη Π 17, 1 ist es Ζ.Β. Grenzgebiet zwischen Asien und Agypten, aπ anderen Stellen bleibt es aber nicht unklar, vgl. ιν 39, 2 und 41, 1 mit How-Wells z.St.; Η. R. Immerwahr, TAPhA 87, 1956,260 Α. 38). ••
e 2. δ δε ,)oc. Zur Schreibweise ύόc s. Μ. Schaπz, Plat. Opera ΧΠ, Proleg. νίίί f. Platon kennt den Namen des Kambyses, denn er erwahnt ihn ίη Lg. ΠΙ 694 c; 695 b. e. Dort halt er ihn jedoch wegen der schlechten Erziehung, die er genossen habe, fϋr einen unfahigen Konig (vermutlich war seine Quelle ebenfalls Herodot, der, perserfeindlichen agyptischen Quellen folgend, eine ahnliche Haltung zeigt, vgl. F. Jacoby, RE Suppl. Π, 1913, 427-8). Das ist aber nicht unbedingt der Grund, warum Platon seinen Namen hier weglaBt. Namen laBt er auch sonst weg,
vielleicht einfach, weil sie bekannt sind, vgl. Grg. 483 d6
263 έπει ποίφ
δικαίφ χρώμενοc Ξέρξηc έπι την 'Ελλάδα έcτράτευcεν τι ό πατηρ αύτου έπι Cκύθαc;
e 2-3. ΑίγύπτO'U τε και Λιβύηc. Den Feldzug nach Agypten erwahnt Herodot ίη ΠΙ 1-16, den nach Libyen ίη ΠΙ 17-26. Vor ihm hat die persische Expaπsion Hekataios νοη Milet ίη seiner Periegesis (FGrHist 1 F 196-357) skizziert (dessen Βeήcht hat nach eigener Angabe [V 36, 2] Herodot benutzt; s. auch J. Μ. Balcer, The Persian Conquest 96 m. Α. 126). ϋber den Feldzug nach Agypten beήchtete auch Ktesias (FGrHist 688 F 13, 13 a, vgl. Athen. ΧΠΙ 560 d). Ζυ den hίstοήschen Ereignissen s. Α. R. Bum, Persia and the Greeks 82 ff.; J. Μ. Cook, The Persian Empire 46 ff.; Balcer 101 ff. e 3. lScov οΤον τ' ην έπιβαίνειν. Ζυ έπιβαίνειν als 'betreten' (LSJ S.Y. 1) vgl. Lα. 183 b4; Lg. VI 778 e5; ΙΧ 864 e7. 871 d7. 874 b2. Herodot erzahlt (ΠΙ 25), daB das Heer zum RϋckΖug gezwungen worden sei, ehe es nach Athiopien gelangte, da es unvorbereitet gewesen sei und der Maπgel aπ Nahrung die Soldaten zum Kannibalismus gefϋhrt habe. Der Zug gegen die Ammonier gelangte bis ίη die Ammon-Oase, ecreichte aber nicht die Ammonier selbst (m 26). ΑΙ
τρίτο, δε Δαρειοc.
Dareios Ι gelangte 522 Y.Chr. an die Macht, als er mit sechs weiteren edlen Persem den Usurpator Gaumata srnrzte (vgl. Lg. ΠΙ 695 c; Ερ. 7, 332 a-b), und regierte bis Ζυ seinem Tod (486 v.Chr.). Das Urteil Platons ϋber ihn, wie ϋber Kyros, ist positiv (vgl. auBer den erwahnten Stellen Phdr. 258 c). Die Darstellung der Thronbesteigung und seiner Regierungszeit samt den Exkursen umfaBt einen groBen Teil des herodoteischen Werkes (ΠΙ 61-νπ 4); zur Darstellung bei Ktesias s. FGrHist 688 F 13, 16-23. Neben den gήechischen Quellen sind seine Res Gestae ίη der Ιnschήft νοη Behistun wichtig. Zur Geschichte wahrend seiner Regierungszeit s. Α. R. Bum, Persia and the Greeks 93 ff.; J.M. Cook, The Persian Empire 50 ff.; J. Μ. Balcer, The Persian Conquest 107 ff.; 125 ff. e 3-4. πεζ'\ί μεν μέχρι (1Cυθων την άρχην ώρίcατο. Ιη Grg. 483 d erwahnt Kallik1es den Feldzug gegen die Skythen als Beispiel dafϋr, daB das Recht des Starkeren auch ίη den intemationalen Beziehungen
KOMMENTAR
264 heπscht.
Darstellung des Κήeges mit den Skythen (519-518) ίn Hdt. ιν 1-144; Ktesias FGrHist 688 F 13, 21; s. auch J. Μ. Balzer, The Persian Conquest 147 ff. e 4 • 240 a 1. vauci. δε τη, τε θαλάττη, έχράτει χαι 'tmv νήcων. Herodot erwahnt vor dem ionischen Aufstand die Einnahme νοn Samos (m 139-49) und am Ende des Aufstands die Einnahme νοn Chios, Lesbos und Tenedos (νι 31, 1; es ist vielleicht kein Zufal1, daB ίn beiden Fiillen die Verwendung νοn (αγηνεία erwiihnt wird, vgl. unten Ζυ 240 a4-e6). Das Interesse des Dareios fϋr das Meer kommt auch sonst zum Ausdruck, vgl. Π 158, 1; ιν 44. Die Ηeπschaft der Perser hiitte Platon aus der Tei1nahme vor allem der Phoiniker, aber auch der ΖΥΡήοten, Κilikier und Agypter an der Κήegsmaήne der Perser schlieBen konnen (Hdt. νι 6, vgl. ΠΙ 19, 3 und die Satrapienliste ίn ΠΙ 91, 1). Bemerkenswert ist die Ahnlichkeit der vorliegenden Stelle mit Th. Ι 16: Δαρειοc τε ϋcτερον τφ Φοινίκων ναυτικφ κρατων και ταc νήcoυc (sc. έδούλωcε). 240. a 1. άξιoi)ν: hier 'wagen', vgl. Α. Pers. 335; Eu. 425; Lucian. Hist. Conscr. 21. a 2-4. αΙ δέ γνmμαι δεδουλωμέναι ... χαταδεδουλωμένη ην ή Περcmν άρχή. Zur Wiederholung desselben Verbums ίn einem folgenden
Satz oder Satztei1, das zweite Mal freilich als Kompositum, dessen prapositionale Komponente die Bedeutung des Verbums intensiviert, vgl. Ζ.Β. R. Ι 351 b2 (δουλ.ουcθαι ... καταδουλουcθαι), ΙΧ 589 d3-7 (δουλούμενα ... καταδουλουται); s. R. Renehan, Studies ίn Greek Texts, (Hypomnemata 43) Gottingen 1976, 22 ff. (bes. 26 Ζυ Platon). a 3. μάχιμα γένη: vgl. Lys. 2, 5 τα μαχιμώτατα των έθνων. 240 α 4 - e 6. Die Eretria-Episode und die Schlαcht bei Marathon. Die Darste11ung des Konflikts zwischen Asien und GήechenΙand beginnt mit der Einnahme νοη Εretήa und der Schlacht bei Marathon. Dabei wird der vorangehende Feldzug des Mardonios, der zum Ruhm Athens kaum hiitte beitragen konnen, erwartungsgemaB weggelassen. Die kurze Erzahlung vom Geschick Εretήas, das chronologisch unmittelbar der Schlacht bei Marathon vorausgeht, wird nur zum Tei1 aus hίstοήschen Grϋnden angefϋhrt, da beide Stadte hier wie bei Herodot als Hauptziel und Vorwand des persischen Αngήffs angesehen werden.
239 e 4-240 a 4
265
Hauptsachlich dient sie jedoch rhetοήschen Zwecken, da durch sie der Schrecken der ϋbήgen Gήechen vor den Persem und somit die Leistung der Athener bei Marathon hervorgehoben wird. Sie sol1 einerseits die GroBe der Gefahr und den Schrecken der ϋbήgen Gήechen, der sie gelahmt hat, veranschaulichen, und andererseits die vo11ige Isolierung und somit die Leistung der Athener hervorheben. Mit der gleichen Geschichte beginnt Platon die Darste11ung der Perserkήege ίη Lg. m 698 c-d, wo jedoch die persische Treibjagd als (αγηνεία bezeichnet wird. Sowohl der dort benutzte Terminus wie die Beschreibung ίη beiden Werken weisen unverkennbare Ahnlichkeit mit dem auf, was Herodot ίn νι 31, 2 (vgl. ΠΙ 149) ϋber die Sageneia sagt (zur Ahnlichkeit ίn der Ausdrucksweise s. νοurveήs, Ρl. u. Β. 109; Ε. Des Places, Platon oeuvres completes Χ, Paήs 1951, ρ. ΧΧίΧ Α. 1). Das persische Vorgehen, wie es hier geschi1dert wird, ist also an sich weder "eine lustige Geschichte" (Wendland 188) noch eine "Fabel" (Wi1amowitz 133), zumal da, wie Κ. Meuli (ίη 'Westostliche Abhandlungen' R. Tschudi zum siebzigsten Geburtstag, Wiesbaden 1954, 63-86 = Gesammelte Schr. Π, Stuttgart 1975, 699-729) aufgrund der schlagenden Ahnlichkeit der Sageneia mit den groBen Treibjagden bei den Mongolen gezeigt hat, das persische Netztreiben auf Menschen moglich und ίn der Tat ein persischer Κήegsbrauch gewesen ist. Das Problem ist jedoch hier, daB Herodot, der die Anwendung νοn Sageneia nach dem ionischen Aufstand auf anderen Inseln erwiihnt, nichts ϋber eine ahnliche Operation der Perser auf Εretήa sagt und daB die spateren Nachήchten darϋber sehr gut (wenn auch nicht zwingend) auf Platon (ausschlieBlich oder ίn Kombination mit anderen Que11en) zurϋckgehen konnen (vgl. Αήstίd. 1, 102-3 L.-B.; Strab. ΧΙ 1, 10; Polem. Cyn. 54.56; Ailian. ΝΑ χν 5; Philostr. νΑ Ι 23; Ηίmeήοs 6, 19; Suda ι 545; die besondere Beziehung Platons Ζυ dieser Εretήa Geschichte geht auch aus den ihm Ζugeschήebenen Epigrammen hervor: FGE 618-9 und 620-3). DaB es sich aber um eine bloBe Erfindung Platons handelt, der auf Eretήa ϋbertragt, was Herodot νοn anderen Inseln erziihlt (so schon Busolt, Gr. Gesch. 2Π 578 Α. 3, nach νurνeήs, Πλάτων 6, 1954, 206, ein 'Gedachtnisfehler'), scheint wenig ϋberzeugend, da Platon auch sonst ίn diesem Abschnitt νοη Herodot abweicht (vgl. R. W. Macan, Herodotus. The Fourth, Fifth and Sixth Books Π, London 1895, 189): (i) Die Zahl des persischen Heeres und der Schiffe ist bei Platon eine andere.
266 (ίί)
KOMMENTAR
Die Drohung des Dareios gegen Datis fehlt bei Herodot. (ίίί) Die Einnahme νοη Εretήa geschieht bei Platon ίη drei Tagen, bei Herodot am siebten Tag. (ίν) Die Tei1nahme der Plataier an der Schlacht bei Marathon wird bei Platon, anders als bei Herodot, nicht erwahnt. Darίiber hinaus ist wenig glaubhaft, daB Platon nicht nur im Μχ., sondern auch ίη den Lg. wi1lkίir1ich eine eigene Erfindung ίη so bekannte hίstοήsche Ereignisse eingefίigt habe. ΗίηΖυ kommt, daB schon Herodot (νι 107. 115. 117) νοη der Deportation gefangener Εretήer nicht weit weg νοη Susa SΡήcht, wo sie bis Ζυ seiner Zeit lebten (vgl. Philostr. νΑ 123 fo; F. Grosso, RFIC 36, 1958,350-75; R. J. Penella, Athenaeum 52, 1974,295-300; G. Anderson, Phi1ostratus, London 1986, 206)0 Platon schopft also ίη der Erzahlung ίiber Εretήa aus einer anderen Quelle, was jedoch nicht heiBt, daB alles, was er erzahlt, hίstοήsch ήchtίg ist (vgl. die Bedenken νοη F. Geyer, Topographie Uo Geschichte der lnsel Euboia, Ber1in 1913, 68 f.). Auf jeden Fall ist die Erzahlung selbst keine Erfindung Platons, sondern zumindest etwas, was νοη anderen darίiber erzahlt worden waro Die Quelle, die Platon ίη diesem Abschnitt benutzt hat, Hi.Bt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. F. Jacoby, RE ΧΙ 2 (1922) 2067, halt es fίir sehr wahrschein1ich, daB die Quelle fίir Lgo πι 698 c-d (also auch fίir den entsprechenden Abschnitt im Μχ.) Ktesias gewesen sei. Nach Wo ΑΙΥ, Strabon νοη Amaseia, Βοηη 1957, 356 f. (vgl. ders., Formprobleme d. frίihen gήech. Prosa, [Philologus Suppl.-Bd. 21, 3] Leipzig 1922, 89 Α. 92 a ) kommt als Quelle nur Hellanikos ίη Frage. Gegen eine historiographische Quelle sprache aber das dramatische Element der Schrecken verbreitenden Kunde (ίη den Lg.), das νοη Anfang an ein konstitutives Element der Erzahlung im Zusammenhang mit der Schlacht bei Marathon gewesen sein dίirfte, sowie die Distanzierung Platons hinsicht1ich der hίstοήscheη Richtigkeit der Datis-Kunde ίη Lg. ΙΠ 698 d5 (ό δη λόγοc, είτ' άληθηc είτε και σπ"J άφίκετο, τούc τε &λλουc 'Έλληναc και δη και 'Αθηναίουc έξέπληττεν κτλ.). Der Quellenfrage ist auch Α. Ε. Raubitschek (ίη: Chaήtes, hsg. νοη Κ. Schauenburg, Βοηη 1957, 234-42) nachgegangen, der ίη Zusammenhang mit dem ίη Ar. Pax 289 ff. erwahnten Δάτιδοc μέλοc, das er mit dem Βeήcht bei Diod. Χ 27 (wohl aus Ephoros) und der erwahnten Erzahlung ίη Lg. ίη Verbindung bήηgt, die Annahme auBert, daB ein Datis1ied existiert habe, aus dem die bei Diodor (vgl. auch Sch. Ar. Pax 289 d) und ίη Lgo erwahnte Botschaft
240 a 4-240 e 6
267
des Datis an die Athener stamme (fίir die Anekdote bei Diodor scheint allerdings plausibler, daB sie aus der νοη Aischines verfaBten Vita des Mi1tiades stammt, vgl. Macan 212). lη dieser Botschaft habe Datis auch seine Freude ausgedrίickt (vgl. Aro Pax 291), die ihm die (auch an unserer Stelle geschi1derte) Unterwerfung Εretήas bereitet habe. Worauf aber sich die Erwahnung des 'Datis-Liedes' bei Ar. bezieht, ist sehr unsicher (vgl. Μ. ν. Mo1itor, Mnemosyne 39, 1986, 128-31, der einen Bezug auf eine Darstellung des Datis ίη der Komodie und zwar ίη einem Werk des Leukon vermutet). Ζυ den platonischen Stellen ist Ζυ bemerken, daB die platonische Beschreibung, die praktische Einzelheiten enthalt, schwer1ich nur aus dichterischer Quelle stammt. Fίir die Einzelheiten des Netztreibens sowie fίir den dafίir verwendeten Terminus ist wohl anzunehmen, daB sie dem herodoteischen Werk oder der Quelle, aus der auch Herodot schopft, entnommen sind (spatere Autoren,wie Strabon aoOo, kennen den Terminus (αγηνεύω als herodoteisch; Herodot selbst erweckt jedoch ίη VI 31 den Eindruck, als ob er eine allgemeine Regel auf einen konkreten Fall anwendet, vgl. Macan z.St.). Was die eigent1iche Erzahlung ίiber Eretria und Marathon angeht, erscheint es dagegen wahrschein1icher, daB sie eine attische Tradition war, was allerdings nicht bedeutet, daB sie nicht auch literaήsch bzw. dίchteήsch verwertet worden war. Auf eine attische Tradition weist auch Ρl. Sph. 235 b, wo mit der auf den Sophisten angewandten Fangmethode hochst wahrscheinlich auf die Sageneia angespielt wird (vgl. Stallbaum z.St., wenig ίiberzeugend dagegen Campbell z.St.; zum Jagdbi1d im Sph. So auch C. J. Classen, Untersuchungen Ζυ Platons Jagdbi1dern, Deutsche Akad. d. Wiss. Ζυ Ber1in [Altertumswiss. 25] 1960, 40 ff.). Der metaΡhοήsche Gebrauch und die Art der Anspielung zeigen, daB es sich um eine Ζυ dieser Zeit wohlbekannte Geschichte handelt. a 4-6. αίτιαcάμενοc δε Δαρείο, ήμα, τε χαί Έρετρια, Cάρδεcιν έπιβουλεucαι {προφαcιζόμενοc}. νοη einer πρόφαcιc des Dareios SΡήcht auch Herodot (νι 94, 1), das Wort heiBt aber dort, wie ίiberall im herodoteischen Werk, nichts anderes als 'Entschuldigungsgrund' (vgl. Η. R. Raw1ings m, Α Semantic Study of Prophαsis to 404 B.C., [Hermes ES 33] Wiesbaden 1975, 19 ff.). Das Problem an unserer Stelle hat als erster Cobet (242) erkannt, der die Ti1gung des Partizips als Randglossem
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240 a 6-240'a 7
KOMMENTAR
vorgeschlagen hat, da έπιβουλευcαι Ζυ αίτιαcάμεvοc abhange. Die Tilgung scheint notwendig: (ί) 1st έπιβουλευcαι νοη προφαcιζόμεvοc abhangig, so wird der Text unklar, denn das Subjekt des lnfinitivs ist nicht mehr, wie bei den Partizipien, Δαρειοc, sondem ήμαc τε και Έρετριαc, was sich nicht sofort verstehen ΗίΒι (ίί) προφαcίζομαι hat immer die Bedeutung 'vorschίitzen, etwas als Entschuldigung gebrauchen' . Die vor1iegende Stelle ware die einzige Ausnahme, wo das Verb ίη der Bedeutung 'etwas als Beschuldigung, als Vorwurf gebrauchen' stίinde. (ίίί) αίτιωμαι bedeutet nicht nur 'beschuldigen', sondem auch (gerade bei Platon) 'etwas als Grund angeben', so daB es bisweilen als Synonym νοη προφαcίζομαι verwendet wird, vgl. Ερ. 7, 329 c3 (Δίωνα Διοvύcιοc αίτιώμενοc έπιβουλεύειν τ~ τυραννίδι ... έξέβαλεν ατίμωc); auch Phdr. 231 b2; Phd. 98 el; R. νπl 562 d4; mit lnfinitiv Prt. 332 d2; Men. 93 d9; Phlb. 22 dl; LSJ S.v. 11. Wenn diese Bedeutung aber gebrauch1ich ist, dann ist an unserer Stelle προφαcιζόμενοc vollig ίiberflίissig. Gleichzeitig wίirde damit der Zusatz erklarbar: irgendeinem Abschreiber war die Nuance unbekannt oder sie erschien ihm nicht deut1ich genug, und er versuchte durch das Partizip am Rand die Sache Ζυ verdeut1ichen. Mit Ηίmeήοs (6, 16), der zweifellos ίη Anlehnung an Platon ebenfalls νοη πρόφαcιc SΡήcht, haben wir (falls das Partizip nicht νοη einem Glossator stammt) einen terminus ante quem fίir den Zusatz. Wahrend des ionischeR Aufstandes 499 v.Chr. hatten die Athener 20 Schiffe, die Εretήer 5 Schiffe den l0ηίem als Hilfe geschickt (Charon νοη Lampsakos FGrHist 262 F 10; Hdt. ν 97, 3; 99, 1). Diese Κrafte hatten auch an dem ν orstoB der l0ηίer gegen Sardeis teilgenommen, als die Stadt (nicht jedoch die Akropo1is) νοη den Aufstandischen besetzt und niedergebrannt wurde (Hdt. ν 100 ff.). Die Eroberung νοη Sardeis machte einen groBen Eindruck und hat entscheidend zur νerbreitung des Aufstandes ίη Κleinasien beigetragen. Die Rache als Motiv der Perser fίir ihre Expedition kommt auch bei Herodot deut1ich zum Ausdruck, vgl. die Anekdote ίη ν 105; auch νι 101,3 (bei der Eroberung νοη Eretήa) τουτο μεν τα ίρα cυλήcαντεc ένέπρηcαν (sc. οί Πέρcαι), αποτινύμενοι των έν Cάρδιcι κατακαυθέντων ίρων, νι 119, 1. Zur Hilfe der Athener und Εretήer als Motiv der Perserkήege vgl. femer das syllogistische Beispiel ίη Αήst. ΑΡο Π 9. 94 a 36-94 b 8.
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a 5. Έρετριcic: zur kontrahierten Form (statt des ίiber1ieferten Έρετριέαc) vgl. Threatte, Gramm. Attic lηscr. 11 256 f. a 6. μυριάδα, μεν πεντήκοντα. Die Zahl 500.000 fίir die persische Armee ist hpch gegήffeη und hίstοήsch wertlos, findet sich aber auch bei Lys. 2, 21 und mit Bezug auf die Armee des Xerxes bei Isoc. 12, 49. Herodot (ΥΙ 95,1) liefert keine konkrete Angabe ίiber die lηfanteήe und beschrankt sich ίη einer allgemeinen Bezeichnung (cτρατον πολλόν τε και ε~ έcκευαcμένoν); allgemein gehalten ist auch Isoc. 4, 86 und Platon selbst erwahnt ίη Lg. πι 698 d nur μυριάcι cυχναΙc. Bei den Spateren erscheinen ίiberall ίibertήebeηe Zahlen: Nepos Milt. 4, 1 gibt 200.000 FuBvolk und 10.000 Reiter an, Val. Max. ν 3, 3 und (Plut.] ΡαΓαΙl. Min. 305 b ίiber1iefem 300.000, lust. Hist. Philipp. Π 9, 9 sogar 600.000 und nur Ampe1ius 15, 9 gibt 80.000 an. 1m (gefalschten) Epigramm bei Αήstίd. 28, 63 Keil (fr. 88 Diehl) sind 9 ΜΥήadeη nur die gefallenen Perser bei Marathon (im gleichen Epigramm ίη Suda π 3079 sind es 20 ΜΥήadeη geworden), wahrend bei Paus. lν 25, 5 Ζυ lesen ist, daB die Zahl der umgekommenen Perser 30 ΜΥήadeη gewesen sei. (Zum erwahnten 'Simonides'-Epigramm, auf das u.a. N.G.L. Hammond ίη CAH2 ν 504 verweist, s. Page, FGE S. 229 f.) Die hier angegebene Zahl stammt also aus der Tradition der Rhetοήk und der ν olksgeschichte, wo solche Zahlen durchaus gewohn1ich sind (man vgl. etwa die 300 ΜΥήadeη der Perser, die nach dem Epigramm bei Hdt. ΥΠ 228, 1 an den Thermopylen mit den Spartiaten gekampft haben sollen; bei Diod. ΧΙ 33, 2 sind es dann nur 200 geworden). Die wirk1iche Zahl der Perser dίirfte nicht viel mehr als 25.000 gewesen sein (N.G.L. Hammond, Studies ίη Greek History, Oxford 1973, 203; auf 20.000 oder gar weniger berechnet dagegen die gesamte persische Armee Ed. Meyer, GdA 31ν 1, 306, vgl. auch G. Highett, Xerxes' lηvasίoη of Greece, Oxford 1963, 71). a 7. πλοίοι, και ναυcΙν. Seit der Einfίihrung der Τήere ίη den wurde oft ναυc schlechtin fίir diesen ΤΥΡ νοη Κήegsschίff im Gegensatz Ζυ anderen gebraucht, s. LSJ s.v. Zum Unterschied νοη πλοιον und ναυc s. auch Ammonios De αdf. νocab. differentia § 334 Nickau. Seekήeg
ναυ, δε tptaKociac. Herodot νι 95, 2 beziffert die persische Sιarke auf 600 Τήereη (eine konventionelle Zahl nach Ed. Meyer, GdA 31ν 1, 306); Nepos Milt. 4, 1 SΡήcht νοη 500 Schiffen. Die vor1iegende Angabe
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240 a 7-240 b 2
KOMMENTAR
wίdersΡήcht
der herodoteischen nicht, da sie sich ausschlίeBlίch auf die Κήegsschίffe bezieht; sie erscheint auch plausibel, s. N.G.L. Hammond, Stud. ίη Gr. Hist. 203; ders., CAH2 ν 504. Neben den Κήegsschίffeη muB man natίirlίch auch eine groBe Zahl νοη Transportschiffen annehmen, vgl. Η.Τ. Wallίnga, Ships and Sea-Power before the Great Persian War, (Mnemosyne Suppl. 121) Leiden 1993, 137 ff. Δα:tιν δε άρχοντα.
Zusammen mίt dem Meder Datίs erw3hnt Herodot (νι 94, 2, vgl. νΗ 74, 2) als zweiten Kommandanten den Neffen des Konigs, Artaphrenes (Artaphemes). Ιη Lg. ΠΙ 698 d wird ebenfalls nur Datis als Anfίihrer genannt. a 8. εΤπεν ηκειν lίyoντα 'Bρε-tρια' και 'Αθηναίοοc: vgl. Hdt. VI 94, 2 (Befehl des Dareios zu Datis und Artaphemes) έντειλάμενο, δε (sc. Δαρειοc) απέπεμπε έξανδραποδίcανταc 'Αθήνα, και Έρέτριαν άνάγειν έωυτφ έ, οψιν τα ανδράποδα.
a 8 - b 1. εί βoUλoιτo την έαuτ06 κεφαλήν εχειν. Ahnlίch ίη Lg. ΠΙ 698 c (θάνατον αύτφ προειπων μη πράξαντι ταυτα). Bei Hdt. VI 94, 2 fehlt dagegen jeglίche Drohung. Zu 3hnlίch formulίerten Drohungen vgl. Nikolaos νοη Damaskus (wohl aus Ktesias) FGrHist 90 F 4 (ρ. 333, 34), vgl. F 66, 34; Plut. De lib. educ. 11 c. b 2. έν τοί, εδδoκιμωτάτoιc. Trotz der einhelligen ϋberιίeferuηg und obwohl der Text grammatikalίsch einwandfrei ist, hat Hirschig die Anderung des Dativs ίη den Nominativ (έν τοι, εύδοκιμώτατοι) vorgeschlagen und ίη den Text aufgenommen, vermutlίch ίη der Absicht, eine auch bei Platon nicht unbekannte Steigerungsformel wiederherzustellen und den Text insofem glatter zu machen, als wenn mίt dem Nominatίv ein Adjektiv als Priidikativum stίinde. Da die Textiinderung mίnimal ist und ein Schreiber auf den Gedanken einer angeblίchen 'Verbesserung' leicht verfallen wίirde, hat die Konjektur bei fast a1len Editoren nach Hirschig (Schanz, Bumet, Bury, Μ6ήdίer) Beifa11 gefunden und wurde ίη den Text gesetzt (anders nur Stallbaum und Moraitis). Es stellt sich jedoch die Frage, ob der durch diese Konjektur hergestellte Text einen befήedίgeηdeη Sinn ergίbt, was ίη diesem Fall aber eine Antwort auf die Frage nach der genauen Bedeutung der Formel voraussetzt. Denn bezίiglίch dieser Formel, die die Besonderheit hat, daB sie nur bei Herodot, Thukydides, Platon und einmal bei Pherekrates (fr.
ι
271
154,4 Κ-Α.) auftaucht, besteht ίη der Forschung Uneinigkeit. Nach Κ G. Η 2, 28 f. bezeichnet έν τοι, mίt Superlativ als erstarrte Formel ohne Rίicksicht auf das Genus des Superlativs nicht den unbedingten νοπaηg "sondem weist nur dem herνorgehobenen Begήffe die erste Stelle unter Verwandten an" ('mίt am ... " 'unter anderen '). Diese These haben vor K.-G. u.a. auch G. Bemhardy (Wissenschaftlίche Syntax d. gήech. Sprache, Berlίn 1829, 311) und J. Ν. Madvig (Syntax d. gήech. Sprache, Braunschweig 1847, § 96 Α. 2) vertreten. Nach der Meinung νοη Κ W. Κriiger (Gήech. Sprachlehre § 49, 10,6), Heindorf (zu Ρl. Crα. 247e) und zuletzt Η. Thesleff (Studies οη the Greek Superlatίve, Helsingfors 1955, § 131) drίickt diese Formel den absoluten νοπaηg ('νοr allem', 'bei weitem'). Eine mittlere Position nimmt Ο. Schwab ein (Historische Syntax d. gήech. Comparatίon ΠΙ, [Beitr. Ζ. hist. Syntax d. gr. Sprache 13] Wίirzburg 1895, 81 ff.), der einen Bedeutungswandel annimmt: w3hrend die Formel bei Herodot und Thukydides die Bedeutung 'unter den ... , mit zu ... ' bedeute, bezeichne sie bei Platon die hochste Gradsteigerung. Da zu unserer Stelle nur der platonische Sprachgebrauch νοη Bedeutung sein kann, sei dahingestellt, ob die Formel ίiberall die gleiche Bedeutung behίίlt oder bei anderen Autoren eine abweichende Bedeutung hat. Aus der Untersuchung des platonischen Sprachgebrauchs ergibt sich folgendes: auBer an der vorlίegenden Stelle kommt diese Formel 13 ma1 vor (zu den νοη Schwab erw3hnten Stellen ist Smp. 178 a8 hinzuzufίigen) und drίickt ίiberall den absoluten νοπaηg aus. Das Billt sich besonders deutlίch ίη drei Fiίllen feststellen: Ιη Smp. 178 cl (s. dazu vor a1lem den Kommentar Rettigs z.Sto), ίη Cri. 43 c7 und ίη Euthd. 305 a5 (die Handschriften ίiberlίefem wie so oft auch ίη diesem Fall κρατίcτοιc, der Nominativ ist eine Konjektur νοη Schanz, die aber treffend ist, denn der Gespriichspartner Κήtοηs hat ihm vorhin [304 el] gesagt, Euthydemos und Dionysodoros seien die weisesten Miίnner ίη solchen Reden: οϊ νυν σοφώτατοί είcι των περι ΤΟ'Κ τοιούτου, λόγουc). Wenn aber έν τοι, als Formel bei Platon immer den absoluten νοπang ausdrίickt, dann hieBe es an unserer Stelle, daB die Εretήer als die vorzuglichsten im Κήegsweseη unter den damalίgen Hellenen bezeichnet werden, was aber aus zwei Grίinden sehr bedenklίch ist: (ί) Es tήfft sachlίch nicht zu. Die Εretήer waren zwar vor allem fίir ihre Reiterei bekannt, und Herodot (νι 106, 3) laBt Philippides ίη seiner Rede ίη
240 b 2-240 b 6
KOMMENTAR
272
Sparta ahnlich wie bei P1aton die Stadt a1s 'bedeutend' bezeichnen (πόλι λογίμφ ή Έλλαc γέγονε αcθενεcτέρη), vgl. femer Lysanias νοη Mallos FGrHist 426 F 1 mίt Jacobys Komm. Doch a1s die absolut beste, was den Κrίeg betrίfft, hatte man sie schwerlίch hinstellen konnen, zuma1 wenn man sie mit Staaten wie Ζ.Β. Sparta oder Athen verg1eicht. (ίί) Dem Zweck der rhetοήscheη amplίfιcatio ware genauso gut gedient, wenn die Eretrier zu den νοrΖϋglίchsteη gezah1t wϋrdeη. Dagegen ist nicht einzusehen, warum ein athenischer Epitaphienredner Ζυ diesem rhetοήscheη Zweck den ersten P1atz seiner Stadt ίη irgendeinem Bereich hatte preisgeben sollen.
Adjektivs s.
b 6-7. έκ θαλάττη, εί, θάλατταν διαcτάντεc, (υνάψαντε, τα, ίη
Lg. ΠΙ 698 d werden ίη Zusammenhang mίt der Netztreibjagd auf Menschen zwei Einzelheiten erwahnt: (a) Die Soldaten stellen sich νοη einem Meeresufer einer Inse1 oder eines Gebiets bis zum anderen auf. (b) Sie nehmen sich an den Handen. Wahrend aber das erste woh1 verstandlίch ist und sogar bei einem so zah1reichen Heer wie dem persischen glaubhaft k1ingt, erscheint das zweite prob1ematisch. Denn wie hat man sich den Vorgang vorzustellen? Gingen die Soldaten unbewaffnet vor? Und wie konnten sie auf diese Weise die Hindemisse des Ge1andes ϋberwίηdeη? Um solche Schwίeήgkeίteη Ζυ beseitigen, hat G. C. Whittik, AC 22 (1953) 27-31, versucht, den Text anders Ζυ interpretieren: διήκο υ c ι bedeute bei Herodot nicht 'sich auseinanderziehen', wie manche a1tere Phίlo1ogen meinten, sondem weise auf eine statische Ausdehnung hin ('sie erstrecken sich νοη ... bis zum ... '); ahn1ich mϋsse man διαcτάντεc im Μχ. a1s milίtarischen Terminus auffassen, der die Bίldung einer Formation νοη Soldaten ίη rege1maBigen Abstanden ausdrϋcke. Die Worte άψάμενοc tilc χειρόc bei Herodot und cυνάψαντεc ταc χειραc bei P1aton er1auterten die Bi1dung der Formation und hatten die Bedeutung: 'sie nahmen Abstand ίη Aπnlange'; deswegen sollte man das Komma im Μχ. nach χειραc setzen. Diese Interpretation ist aber zunachst sprachlίch schwίeήg, denn sowoh1 das herodoteische άψάμενοc tilc χειρόc a1s auch das p1atonische cυνάψαντεc 'tCLc χειραc konnen schwerlίch etwas anderes bedeuten a1s 'die Hande reichen'. Auch wenn man ein MiBverstandnis des Herodottextes durch P1aton annehmen wollte (was theoretisch zwar moglίch, aber immerhin unwahrscheinlίch erscheint), b1eibt die Schwίeήgkeίt bei Herodot erha1ten. Bei ihm hat namlίch απτομαι mit Genitiv keine andere Bedeutung. Ζυ dieser Schwίeήgkeίt kommen Bedenken anderer Art hinzu, wenn man diese Erzah1ungen mit οήeηtalίscheη Beschreibungen νοη Treibjagden verg1eicht. Auffallend ist die Ahnlίchkeit mit entsprechenden Einzelheiten ίη der Beschreibung der groBen Treibjagden Dschingis Κhans νοη dem bedeutenden persischen Histoήker des 13. Jh. Guwayni. Ιη der bei Meulί ([oben Ζυ 240 a4-6] 707)
b 5. τοιούτφ τρ6πφ: vgl. Hdt. νι 31, 2 (αγηνεύoυcι δε τόνδε τον τρόπον. Bei P1aton HίBt sich τρόπφ auch sonst verbunden mit τοιούτφ
finden, mίt τοιφδε scheint es jedoch ge1aufiger Ζυ sein und ist zudem das, was man woh1 auch hier erwarten wϋrde; Ζυ ersterem vgl. Phd. 73 c5; 114 a2; R. ιν 420 e6; Lg. νι 780 c2; ΙΧ 869 c7; Ζυ 1etzterem vgl. Phdr. 253 c6 (άλίcκεται δε ό αίρεθειc τοιφδε τρόπφ); Tht. 191 e4; Τί. 35 al; 60 b6; 78 al; 91 a3; Lg. ΙΙ 657 c4; 658 a5; ΙΧ 877 d5; ΧΠ 948 al; Ερ. 8, 356 b7. Αη unserer Stelle mag der Sprachgebrauch Herodots nachgewirkt haben (Henderson 37);..denn bei ihm ist τρόπφ τοιούτφ (das Subst. immer voranstehend) eine feste und ge1aufige Verbindung (ίη Powells Lexicon to Herodotus s.v. 4 c werden 16 Be1ege fϋr diesen Gebrauch verzeichnet). Henderson hat vielleicht Recht, wenn er zum Ausdruck hier bemerkt, daB er ''out of p1ace ίη the e1evated 1anguage of the funera1 oration" Ζυ sein scheine. b 5-6. έπι τα ορια έλθ6ντε, τη, Έρετριτ/, οί (τρατιωται αύτου. Hdt. νι 101, 1 1andete die persische Armee bei drei verschίedenen Κϋsteηοrteη (Temenos, Choireaί, Aigilia). Zur Topographie νοη Eretrίa, Ζυ dessen Gebiet weitere k1einere Ortschaften gehorten, s. F. Geyer [oben Ζυ 240 a4-e6] 55 ff.; Α. Philίppson, RE νι 1 (1907) 422 ff.; W. Wallace, ΗeSΡeήa 16 (1947) 115-46, bes. 130 ff.; H.-J. Gehrke, Boreas 11 (1988) 15-42.
Ν ach
Έρετριτ/c.
Zur anoma1
gebίldeten,
Amman, -IKOC bei P1aton, Diss. Freiburg 1953, 79.
χείρα, διηλθον απαcαν την χώραν. Sowoh1 bei Herodot (νι 31, 2) wie
b 3-4. τούτου, έχειρώcατο μέν έν tPlciv ήμέραιc. Nach Hdt. VI 101, 2 fie1 Eretria am siebten Tag durch Veaat. Zur Deportation der gefangenen Εretήer s. oben Ζυ 240 a4-e6.
b 6.
Α.
273
aber gebrauchlίchen Form des
j
274
KOMMENTAR
Γ
gegebenen ϋbersetΖung kann man folgendes lesen: ''1st dann der Ring (sc. der Treibjagd) bis auf zwei, drei Parasangen zusammengedrίickt, so mίissen die Leute Stricke miteinander verbinden und Filze darίiberwerfen. Die Truppen bleiben dann Schulter an Schulter stehen, wiίhrend im Ring alle Arten Wild ein Geschrei und einen Tumult vorfίihren und die wildesten Tiere ίη StDhnen und Brίillen ausbrechen (...)". lη einer Paraphrase dieser Beschreibung νοη F. v. Erdmann (Temudschin der Unerschίitterlίche, Leipzig 1862,459 f.), die νοη der bei Meulί gegebenen ϋbersetΖuηg ίη diesem Punkt abweicht, steht folgender Satz: "Wenn sich das lagdrevier verenge, so solle ein jeder sich die Hand geben, Schulter an Schulter und Knie an Κnie stehen." Ahnlίches steht bei einem anderen persischen Autor, Mirhwand (15. Jh.), der ebenfalls beήchtet, daB sich die Armee zum Treiben genauso organisierte wie fίir eine Schlacht und der Ring sich so eng am Ende schloB, daB alle sich an den Handen fassen konnten und Schulter an Schulter, Knie an Knie standen (Meulί 709). Weist die (αγηνεία im allgemeinen Ahnlichkeit mίt solchen Treibjagden auf, so darf man nicht ausschlίeBen, daB auch solche Einzelheiten bei der cαγήνευcιc moglich waren. DaB die Perser ganze lηselη wie Lesbos oder Gebiete wie Εretήa auf diese Weise durchsucht haben sollen, ist wohl auszuschlieBen. Es ist jedoch nicht unmoglich, daB dieses Handefassen der Soldaten nur ίη der letzten Phase des ν orgehens eintrat. Andererseits konnte es sich um ein MiBverstandnis handeln, durch die Tatsache veranlaBt, "daB die Treiber eng geschlossen. Schulter an Schulter vorgingen und durch das Bestreben, die Uηdurchdήηglίchkeίt ihrer Kette anschaulich auszudrίicken" (Meuli 704). Dann mίiBte man hier freilich die Glaubwίirdigkeit Herodots ίη Frage stellen. der aber gerade an dieser Stelle den Eindruck erweckt, als ob er genau wίiBte, wovon er SΡήcht.
έποίηcανο Ζυ διάνοια (Άbsίcht') vgl. Αρ. 41 d7; ΤΙ 38 c3;
275
Lg. χπ 967
a4. c 3. ω, l'tοιμον (φίcιν 8ν: 'als ware es eine leichte Sache', Accus. absolutus (K-G. Π 95). c 3-4. και 'Αθηναίου, έν 't'\1 au't'\1 'tau't'Q άνάγκ'Q ζεuξαν'tαc 'EpE'tptεUcιv αγειν: 'auch die Athener, unter das gleiche 10ch gezwungen wie die Eretrier, abzufίihren'. άνάγκη etwa mit 'necessitas' wiederzugeben (Engelhardt, Ast, L. Georgii, 10wett4 , Apelt, Allen), verdunkelt eher den Sinn. αγειν άνάγκ'Ό wird schon bei Homer formelhaft ίη der Bedeutung 'gewaltsam fίihren' verwendet (vgl. 11. 9, 429.692; Od. 9, 98; 14,27.272; 17,441; 18,76), und ίη diesem Sinne sollte man diese Worte an unserer Stelle ίibersetzen. Man darf auf der anderen Seite nicht mit Η. Schreckenberg (Ananke, [Zetemata 36] Mίinchen 1964, 6 ff.) so weit gehen, 'Fessel' oder 'Joch' als ursprίinglίche Grundbedeutung νοη άνάγκη anzunehmen und άνάγκ'Ό ζεύξανταc αγειν hίer als den volleren und verstandlicheren Ausdruck fίir das hοmeήsche αγειν άνάγ1C1J Ζυ interpretieren. έν άνάγ1C1J (haufιger ein einfacher dativus instrumentalis des begleitenden Umstands ohne Praposition) gίbt diesen Sinn nur ίη Verbindung mίt ζεύγνυμι und αγειν, vgl. Κ, Rίiter, Lex. d. frίihgr. Epos s.v. άνάγκη. Der Gebrauch der Praposition έν mίt ζεύγνυμι und ahnlichen Verben ist ίiblίch, s. Ζυ Platon die zahlreichen Beispiele, die Μ. Schanz (Novae comment. Platonicae) zusammengestellt hat; vgl. LSl s.v. δέω (Α) Ι 1. 000
c 1-2. οη ουδει, (φα, άποπεφευγα/, είη: vgl. Nep. Milt. 4, 2: ΙΙlί praefecti regii classe αd Euboeam appulsa celeriter Eretriam ceperunt omnesque eius gentes cives abreptos in Asiam αd regem miserunt. c 2-3. tii δ' αUήi διανoί~ κατ/γάγοV'tο έξ Έρετρία, εί, Μαραθώνα. ν gl. Hdt. VI 102 χειρωcάμενοι δε την Έρέτριαν και έπιcχόντεc όλίγαc ήμέραc επλεον έc γην την Άττικήν, κατέργοντέc τε πολλον και δοκέοντεc ταύτα το,κ Άθηναίουc ποιήcειν τα και ΤΟ'Κ Έρετριέαc
240 b 7-240 c 6
Ι
Ι
1:.,
c 6·7. oU'tE 'Αθηναίοι, πλην Λακεδαιμονίων. Die Hilfe der Plataer 'mίt ihrer ganzen Streitmacht' bei der Schlacht (Hdt. νι 108, 1) wird verschwiegen; ahnlich Lg. πι 699 a (vgl. 692 d); femer Isoc. 4, 86; 7, 75; Lyc. c. Leocr. 86. 109. DaB die Athener allein bei Marathon gekampft hiίtten, war ein rhetοήscher Topos, vgl. schon die Athenerrede bei Hdt. ΙΧ 27, 5 (vgl. νπ 10 b 1) und die Athenerrede bei Th. Ι 73, 4; And. 1, 107; Lys. 2, 20. 24; D. 60, 10 f. Die Athener wuBten natίirlίch sehr gut ίiber die Teilnahme der Plataer Bescheid (daran eήηηerte u.a. die Darstellung der Schlacht ίη der Stoa Poikίle), und die Verleihung der Isopolίteia an die Plataer 427 genίigt nicht, das ν erschweigen ihrer Leitsungen Ζυ erklaren, s. W. West πι, GRBS 11 (1970) 275 ff.; Κ, R. Walters, RhM 124 (1981) 204-11; vgl. Ε. Κirsten, RE ΧΧ 2 (1950) 2286.
240 c 7-240 d 4
KOMMENTAR
276
c 7-8. ~oι δε ~ uctεραίq Τ/C μάχτιc άφί1CΟV'tΟ. Zur Einfίihrung νοη Parenthesen rnit δέ s. C. Grίinewald, Die Satzparenthese bei den zehn attischen Rednem, (Beitr. Ζ. hist. Synt. d. gr. Spr. Η. 19) Wtirzburg 1912, 250. Als ErkHi.rung fίir die spartanische Verspatung erwahnt Platon ίη Lg. ΠΙ 692 d u. 698 e einen Messenischen Aufstand, im Gegensatz Ζυ Herodot (νι 106, 3), der einen re1igiosen Grund daftir angibt. Nach Hdt. νι 120 waren die Spartaner ϋcτεροι tilc cυμβοληc nach Marathon gekommen. Die Νachήcht hier und ίη den Lg., die Spartaner seien um einen Tag verspatet Ζυ Hi1fe gekommen, verdachtigt Ι Toepffer, Quaestiones Pisistrateae, Diss. Dorpat 1886, 138: "Redolet me iudice testimonium illud epigrammatis cuiusdam argumentum, ίη quo haud scio an οratοή omamenti vel Lacedaemoniorum culpae sublevandae gratia res ita fueήt conformata"; vgl. G. Busolt, Gήech. Gesch. 2Π 596 f. Α. 4. Wie dem auch sei, diese Νachήcht weicht nicht sehr νοη der Darstellung Herodots ab, der gleichfalls beήchtet, daB die Spartaner die Leichen der persischen Gefallenen auf dem Schlachtfeld sehen konnten. Zur Hi1fe der Spartaner und zum Grund ihrer Verspatung s. Η. Ρορρ, Die Einwirkung νοη Vorzeichen, Opfem u. Festen auf die Κήegfϋhrung im 5. u. 4. Jahrhundert v.Chr., Diss. Erlangen 1957, 75 ff.
und Lg. ιν 707 c2, wahrend ίη Lg. ΠΙ 698 e-699 a der Lokativ und die prapositionale Ortsangabe nebeneinander stehen. Der Gebrauch des Lokativs im Μχ. paBt nach J. Η. Τ. Μaiη, Locative Expressions ίη the Attic Orators, Diss. Baltimore 1892, 38, gut Ζυ seinem Charakter "as a rhetοήcal exercise": ''Its language must show agreement with official standards (... )". Zur Redeweise bei den Rednem s. Main 37 ff.; Η. Wankel Ζυ D. 18,209 (Π 961). Ζυ den Ιnschήften s. Threatte, Gramm. Attic Inscr. Π 379, 382 (έμ Μαραθωνι auf Ιnschήft erst um 190 v.Chr.); der Lokativ ist im ίibήgen metήsch gesichert ίη Eupolis fr. 106. 233 Κ. Α.
d 3-4. καΙ 1Cολαcάμενοι tTιv υπερηφανίαν οληc tηc Άcίαc. Zur medialen Form κολάζομαι statt des gewohn1ichen κολάζω vgl. Prt. 324 cl; R. ΙΧ 575 d5; Ar. ν. 406; Th. VI 78, 1; Κ-Β. Π 463; Ζυ κολάζειν und κολαcτήc (selten ίη der Prosa im Gegensatz zur Verbform) s. Κ. Gleisberg (zu 234 bl) 31 f. Die Bezeichnung der Athener einerseits als Beschίitzer der schwiίcheren und der Unrecht Leidenden (dazu s. unten Ζυ 244 e3) und andererseits als Bestrafer der Bosen ist ein fester Topos. Vgl. Gorgias Epit. Β 6 ρ. 286, 3 D.-K θεράπoντεc μεν των άδίκωc δυcτυχούντων, κολαcται δε των άδίκωc εύτυχούντων, Ε. Supp. 341 (Theseus) Eeoc τόδ' Eic 'Έλληναc έξελεξάμην, / άει κολαcτηc των κακων καθεcτάναι, ΗΥΡ. 6, 5 το,)( μεν κακο,)( κολάζουcα το,)( δε
c 8. οϊ δ' αλλοι πάνtεc έκπεπληγμένοι. Ιη Lg. ΙΠ 698 d, wo frei1ich eine andere Tendenz heπscht, heiBt es, daB auch die Athener νοη Schrecken ergήffen wor~en seien.
δικαίουc β[οηθουcα].
Der ϋbermut der Perser bestand hauptsach1ich im tibermaBigen
άγαπmνtεc: 'sich begntigend, Ζufήeden rnit', hier nicht rnit Dativ (vgl. Lys. 2, 21; LSJ s.V. ΠΙ 3), sondem mit Akkusativ, vgl. R. ΠΙ 399 cl(tCt
ν ertrauen auf ihre zahlreichen Streitkrafte und ίη der ϋberzeugung, daB
sie unbesiegbar seien. Man vgl. die Worte des Chors der Greise ίη Α. Pers. 87 ff. und die Worte des Mardonios ίη Hdt. νπ 9. νοη ύπερηφανία des Xerxes SΡήcht auch Isoc. 4, 89 (vgl. auch 152 ίiber die Satrapen und ΗΥΡ. 6, 20 tiber den mazedonischen ϋbermut). Ahn1ich sprach man ίη der Antike νοη άλαζονεία, ύπεροψία oder κόμποc der Perser, s. dazu Η. Haberkom, Beitrage Ζ. Beurtei1ung d. Perser ίη der gήech. Literatur, Diss. Greifswald 1940, 136 f.
άποβαίνοντα άγαπωντα).
d 1-2.
έν tοutφ δη αν 't\C γενόμενοc. Die Wendung wird leicht
verstand1ich, wenn sie als Komm. z.St.
d 2.
Rϋckgήff
277
auf 239 d5 aufgefaBt wird, s. den
αρα
zeigt, daB die Wahrheit des Gedankens noch nicht erfaBt worden ist, vgl. Denn. GP 38; Des Places 261 ίibersetzt: 'decidement'.
d 3. Μαραθωνι. Obwohl ίiberall im Μχ. nur der Lokativ vorkommt, zeigt Platon sonst jedoch bei dem Gebrauch das gleiche Schwanken wie fast alle attischen Autoren. So findet sich έν Μαραθωνι ίη Grg. 516 d9 (zur falschen Angabe Bumets ίiber die Textϋber1ieferung s. Dodds z.St.)
d 4. οληc tηc 'Αcίαc. Der ϋber1ieferungSΖustand bereitet hier Schwίeήgkeίten: Τ,
W und mit ihnen fast alle codices recentiores ίiberliefem diese Worte nicht, sie stehen jedoch ίη F, rnit dem auch der Marcianus 189 und der Paήsinus 3009 tibereinstimmen, allerdings rnit ~.&,
278
240 d 4-240 d 6
KOMMENTAR
dem Unterschied, daB sie τηc δληc 'Aciac haben. Υοη den Editoren haben Schanz und Μeήdίer sie weggelassen. Der Hauptgrund fίir die Verdachtigung dieser Worte besteht daήn, daB F haufiger als die beiden anderen ΗaUΡthaπdschήften falsche Zusatze enthalt, s. Είηl. S. 99. ΗίηΖυ kommt, daB diese Worte den Eindruck rhetοήscher Steigerung erwecken, der sehr wohl auch einem spateren Rhetor ίη den Sinn hatte kommen konnen, zumal ίη 239 d5 ein ahnlicher Ausdruck vorkommt (vgl. auch Isoc. 4, 83. 88; 5, 66; 14, 59; D. 60, 10; bes. interessant, daB der Ausdruck τηc 'Aciac πάcηc ίη Χ. Mem. ΠΙ 5, 11 νοη Sokrates gebraucht wird; femer Α. Ρ. 12 παcα γαρ icxi:ιc αcιατογενηc / φχωκεν). Είη weiterer Verdachtigungsgrund ware eventue11 der Gebrauch νοη δλη vor Asien aπ unserer Ste11e, wahrend zuvor (239 d5) schon παcα gebraucht worden ist. Beide Adjektive sind jedoch ίη diesem Fa11 sprachlich moglich, und die Abwechslung im gleichen Werk ist nicht ungewohnlich, vgl. Isoc. 4, 186 τουc δληc τηc 'Aciac κρατήcανταc (aber 4, 83 την έξ απάcηc τηc 'Aciac δύναμιν); zum a11gemeinen Unterschied beider Adjektive s. Αήst. Mete. ιν 26. 1024 a 1-8; zur uneinheit1ichen Anwendung Ζ.Β. im Corpus Hippocraticum s. U. Horoldt, Der Gebrauch der Worter OAOC und nAC im Corpus Hippocraticum, Diss. ΚδΙη 1965. Fίir die Aufnahme dieser Worte ίη den Text SΡήcht folgendes: (ί) ύπερηφανία ware zwar im allgemeinen auch ohne weitere Bestimmung sehr gut moglich, doch scheint hier die Bestimmung erforderlich, da sowohl das vorangeheιfde Substantiv δύναμιν wie auch das folgende τρόπαια, die an entsprechender Ste11e stehen, keinen rein abstrakten Inhalt ausdrίicken, sondem weiter bestimmt werden (man vgl. femer ΗΥΡ. 6, 20 την Μακεδόνων ύπερηφανίαν). (ii) Wie durch die drei substantivierten Partizipien (οί ... δεξάμενοι ... κολαcάμενοι ... cτήcαντεc) ίη Wirklichkeit drei sukzessive Stufen des gleichen Vorgangs zum Ausdruck gebracht werden, so erscheint wahrscheinlich, daB nach der erwahnten 'Macht' der Barbaren das Zίichtigen des ϋbermuts eben dieser Macht folgt (jetzt allerdings anders formu1iert). (iiί) Die Aufnahme empfiehlt sich auch sti1istisch, denn dadurch hatten wir eine dreima1ige strukture11e Wiederholung: Partiz. + Akkus. + Gen. Ζυ bedenken ist ebenfa11s, daB ohne diese Worte die Wiederholung νοη των βαρβάρων ίη kurzem Abstand storend ware. d 4-5. και πρm'tοι c'tήcαν'tεc 'tρόπαια 'tmv βαρβάρων. Ζυ cτηcαι
279
τρόπαιον
mit Genitiv, der den besiegten Gegner angίbt, vgl. S. Tr. 1102; Ε. Andr. 763; Or. 713; Κ Woelcke, Bonner Jahrbίicher 120 (1911) 132; Schwyzer Π 131 f. Der Ausdruck wird haufig gleichbedeutend mit dem Sieg gebraucht (s. unten Ζυ 243 a 1-2). Es ist jedoch frag1ich, ob es sich an unserer Ste11e um eine bloBe Metapher haπdelt. Ιη den sechziger Jahren des 5. Jh. hat Athen am Ort der Schlacht bei Marathon ίη der Tat ein dauerhaftes Monument fίir den Sieg errichtet, welches das ursprίingliche, vergang1iche Denkmal ersetzen sollte (ίiber die archaologischen Funde s. Ε. Vanderpool, ΗeSΡeήa 35, 1966, 93-106). Schon die Art der Erwahnung bei ΑήstΟΡhanes (Eq. 1334; V. 711; Ly. 285; fr. 429 Κ-Α.) weist auf ein wirkliches, greifbares Dauermonument hin (maπ vgl. auch das Ende der demosthenischen Rede fίir die Freiheit der Rhodier, wo auf das Betrachten der Tropaia hingewiesen wird; zum Thema s. W. C. West ΠΙ, CPh 64, 1969, 7-19). AuBer an unserer Ste11e (vgl. 245 a5) wird das Marathon-Tropaion auch bei Κήtίas 88 Β 2 D.-K und im lysianischen Epitaphios (2, 25) erwahnt (vgl. auch Isoc. 4, 87); Gorgias so11 auch ίη seinem Olympikos bei den Tropaia wahrend der Perserkήege verwei1t (ένδιέτριψε) haben (82 Α 1 ρ. 272, 7 ff. D.-K = Phi1ostr. VS Ι 9). Zum Tropaion im a11gemeinen s. Κ Woelcke, Bonner Jahrbίicher 120 (1911) 127-235 (zum Sprachgebrauch 131 ff.); F. Lammert, RE νπ Α 1 (1939) 663-73; W. Κ Ρήtchett, The Greek State at War Π, Berkeley 1974, 246 ff. d 5. ήγεμόνεc: hier im Sinne der 'Vorangehenden" 'derer, die das Beispiel geben" daher auch die Verbindung mit διδάcκαλοc, vgl. R. Χ 595 blO (ίiber Homer) εοικε μεν γαρ των καλων απάντων τούτων των τραγικων πρωτοc διδάcκαλοc τε και ήγεμων γενέcθαι (ahnlich 600 a9 ήγεμων παιδείαc); auch ίη Verbindung mit παιδαγωγόc (R. V 467 d7), πατήρ (Ly. 214 al) und κύριοc (Ερ. 7,345 cl-2 mit F. Novotny z.St.). και διδάcκαλοι. Αη die vor1iegende Metapher knίipft auch 240 e5 (μαθηται των Μαραθωνι γενόμενοι)
an, vgl. auch 241 c1 παιδευθηναι. Das eήnnert an die Bezeichnung Athens als Schule GήechenΙands bei Th. Π 41, 1 und an die Behauptung des Isokrates (4, 50), die Schϋler νοη Athen seien Lehrer der ίibήgen Gήechen geworden (vgl. 12, 295). d 6-7. ά').)Jι. παν πληθο, και πα, πλοu'tοc άρετυ ύπείκει. Die hier als Maxime bzw. als κεφάλαιον (Αήstίd. 2, 341 L.-B.)
a11gemeingϋltige
240 d 7-241 c 6
KOMMENTAR
280
vorgetragene Aussage (vgl. 241 b) ist ein traditonelles Motiv: Lys. 2,23. 24.40; Isoc. 4,91(την άρετην του πλήθουc περιγιγνομένην); 6,60; And. 1, 107; ΗΥΡ. 6, 19; Lyc. c. Leocr. 108 (καταφανη έποίηcαν την άνδρείαν του πλούτου και την άρετην του πλήθουc περιγιγνομένην);
Wendland (188, vgl. 182), der aufgrund der Stelle im Palamedes (32) des Gorgias diese Wendung "auf ein Muster des berϋhmten Altmeisters der Epideίk.tik" zurϋckfίihrt; zum platonischen Hintergrund s. Thurow 71 ff. Das Bίld des persischen Reichtums und der persischen Menge trίtt ίη den Persern des Aischylos sehr deutlίch hervor, vgl. Ζ.Β. zum Reichtum V. 3. 45.53. 159. 163. 168.237.249 ff. 751, zur persischen Menschenmenge V. 9. 73. 334 ff. 532 ff. e 3. ή\ ήπείρφ: fϋr 'Kontinent' zum ersten Mal bei Herodot. Hier wird ίη Wirklίchkeit der Kontinent mίt GήecheηΙaηd gleichgesetzt. το ερΥον: 'rϋhmlίche Tat" 'Kampf, wie ίη 241 a6. c4, 242 b2. lη dieser Bedeutung schon ίη der Ilias (LSJ s. ν. Ι 1), besonders haufig jedoch bei Thukydides, vgl. Ζ.Β. Ι 23, 1 (των πρότερον εργων μέγιcτον έπράχθη το Μηδικόν); Π 36, 4 (c1v έγω τα κατα ΤΟ-ΙΚ πολέμουc εργα ... έάcω); ιν 92, 7; νπ 87, 5; Ε.-Α. Betant, Lex. Thucyd. S.v. (b). Die Verbindung mίt Marathon (Μαραθώνιον εργον) ist formelhaft geworden, vgl. dίe lηschήft bei Paus. Χ 10, 1 (Syl1.3 23); ΡΙυΙ Tit. 11; ahnlίch ίη den Grabreden vgl. Hdt. ΙΧ 27, 5 (του έν Μαραθωνι εργου); s. dazu Pfeiffers Αρρ. Ζυ Call. Hec. fr. 349.
e 4. άποβλέψαντεc: zum platonischen Gebrauch des Verbums, das haufig das παράδειγμα als Objekt hat, s. Loewenclau 86 Α. 359; L. Paquet, Platon. La m6diation du regard, Leiden 1973,221. 252. e 5. ύπερ τη, cιοτηρίαc. Bezeichnenderweise kampfen die ϋbήgen nicht fϋr die Freiheit wie die Athener (e2), sondem nur um die 'Rettung'.
Gήecheη
των Μαραθωνι. Μαραθωνι);
Zum Ausdruck vgl. 241 a6. 7; Th. Π 34, 5 (ΤΟ-ΙΚ έν D. 14,30; 19,312.
240 e 6 - 241 c 6. Die Schlachten bei Artemision, Salamis und Plataiai. Nach der Schlacht bei Marathon setzt sich die Erzahlung der Ρerserkήege mit den Seeschlachten bei Salamis, Artemision und
anschlίeBend
281
mit der Schlacht bei Plataiai fort. Dabei werden Thermopylaί und Mykale stillschweigend weggelassen. Letztere Schlacht wird auch sonst im 4. Jh. kaum erwahnt, bis sie νοη Ephoros wiederbelebt wird (R. W. Macan, Herodotus. The Seventh, Eighth and Ninth Books Π 47). Bei Thermopylaί dagegen fallt das Schweigen auf, denn die Schlacht dort wird ίη den epideiktischen Reden ίη der Regel erwahnt, wenn auch oft ίη Begleitung νοη negativen Bemerkungen (Lys. 2, 30-2; Isoc. 4, 90. 92; ΗΥΡ. 6, 12; Lyc. c. Leocr. 108 f.; Αήstίd. 1, 131 L.-B.; weggelassen wird sie ίη Th. Ι 73, 2 ff., im demosthenischen Epitaphios und ίη Aeschin. 2, 75). Bezeichnenderweise erwahnt Platon Thermopylaί auch ίη den Leges nicht. 1m Gegensatz Ζυ Marathon wird den hier erwahnten Schlachten ausdrϋcklίch nur eine erganzende Rolle zugeteίlt: Salamis und Artemίsion sind insofem wichtig, als sie die Furcht der Gήecheη vor der Starke der Perser auf der See beseitigt haben, Plataίai nimmt nur den dήtteη Platz ein. Die Bedeutung jeder der drei groBen Stationen der gήechίscheη Freiheit und Rettung spiegelt sich auch im Umfang der entsprechenden Darstellung wider: die Erzahlung ϋber Salamis und Artemίsion ist viel kϋrzer als die ϋber Marathon, die Angabe ϋber Plataίaί beschrankt sich auf wenige Worte. Die Wertung der Ereignisse hangt vor allem νοη ihrer paradigmatischen Bedeutung ab. Marathon war die erste Schlacht und somit die wichtigste, denn die Griechen haben daraus gelemt; den spateren kann nicht die gleiche Bedeutung beigemessen werden. Ζυ dem angegebenen Grund kommen aber weitere, nicht erwahnte Grϋnde hinzu: (i) Bei Marathon haben die Athener allein gekampft (so zumindest nach der rhetorischen Version), die anderen Schlachten stellten dagegen eine gemeinsame Leistung der Gήecheη dar. (Die Mitwirkung der anderen Gήecheη bei Salamίs und Artemίsion bleibt zwar hier unerwahnt, war aber zweifellos allgemein bekannt). (ίί) DaB die Marathon-Schlacht hohere Bewertung erfahrt als die bei Salamis hangt auch mίt der Haltung Platons dem Seewesen gegeηϋber zusammen. Wie Platon selbst ίη Lg. ιν 707 c sagt, waren es ίη Wirklίchkeit die Landschlachten bei Marathon und Plataίai (zur Abweichung bei der Bewertung der Schlacht im Μχ. s. unten Ζυ 240 c4-5), die die Gήecheη gerettet und im Gegensatz Ζυ den Seeschlachten bei Salamis und Artemίsion positiv auf ihre Sittlichkeit gewirkt haben (Platons Ablehnung
240 e 5-241 a 7
KOMMENTAR
282
des Seewesens ist vermutlίch nach der Erfahrung des zweiten attischen Seebundes noch groBer geworden). Man vgl. auch den Atlantis-Mythos, wo es sich um den Sieg einer Landmacht (Ur-Athen) ίiber eine Seemacht (Atlantis) handelt (vgl. bes. Τί. 25 b-c), und die ίη Grg. 519 a geiίuBerte Κήtίk an den Polίtikem des 5. Jh., sie hiίtten, ohne an Gerechtigkeit und Sittsamkeit Ζυ denken, die Stadt 'mit Hiίfen, Werften, Mauem, Trίbuten und allerlei Geschwiίtz' gefίillt (iίhnlίch Alc. Ι 134 b). Ζυ Platons Haltung s. R. W. Macan, Herodotus. The Fourth, Fifth and Sixth Books Π 190; G. R. Mouow, Plato's Cretan CΊιy, Prίnceton 1960,96 ff.; Α. Momiglίano, CR 58 (1944) 3 f. DaB Salamis hier im Unterschied Ζυ Lg. hoher als Plataίaί gewertet wird, entsprίcht vollig der athenischen Tradition (kaum zufiίllig erwiίhnt Arίst. Rh. Π 22. 1396 a 12 nur Marathon und Salamis unter den gewohnlίchen Τοροί des Epaίnos). e 5 - 241 a 2. Μαραθωνι γενόμενοι ... και γαρ τούτων των άνδρα/ν. F. Blass (zu 239 b 7-8) 156 erkennt einen Rhythmus ίη diesem Passus (freilίch nicht ohne Emendationen). \ συν 1', ~ ~ '1,ζ,., " 'θ' Ζ ' ουν l' e 67 - . τα\ μεν αριcτεια τφ ινu τφ εκεινοι, ανα ετεον. u μεν s. oben Ζυ 239 c2. άνατίθημι heiBt hier nicht 'weihen' (Schleiermacher), sondem 'zusprechen'. Nach jeder Schlacht erhielt diejenige Person oder Stadt, die sich durch besondere Tapferkeit auszeichete, einen Siegespreis (bei den Athenem war das gewohnlίch ein oδiegerkranz und eine πανοπλία). Die Wahl der Ζυ ehrenden Person oder Stadt wurde νοη den Strategen nach der Schlacht getroffen (Hdt. νιπ 123, 2; Ρl. Smp. 220 d); zur Sache s. W. Κ prίtchett, The Greek State at War Π, 276 ff. άριcτεια (bei Ρl. immer im Plural) werden ίη den anderen Epitaphien mίΙ Ausnahme νοη Lys. 2, 43 nicht erwiίhnt, wohl aber ίη anderen Reden: Isoc. 4, 72. 99; 7, 75; 8, 76; 9,16; 16,30.31;D. 19,272;22,72;24,129.180;59,97;60,31. 241 a 1. περι (αλαμϊνα. Am hiίufigsten wird der Ortsname mίΙ der verbunden, wie unten 241 c1 und ίη Lg. ΙΠ 698 c3). lη 245 a5 findet sich sogar die Lokativform (αλαμινι, wohl wegen des vorangehenden Μαραθωνι. Diese Varίation kommt auch bei anderen Autoren vor, vgl. Ζ.Β. Aeschin. 2, 75 περΙ (αλαμινα, wiίhrend 2, 74 έν (αλαμινι steht. Zum Gebrauch s. J. Η. Τ. Maίη (zu 240 d3) 45 f.
Priίposition έν
έπ' Άρτεμιcίφ. Hier dίe giίngige Verbindung mίΙ έπί, vgl. Hdt. νω 2,
1; Th.
283
ΙΠ
54, 4; Lys. 2, 39; Isoc. 4, 90; D. 18,208; 59, 95; Aeschin. 2, 75; 707 c7 dagegen: την περΙ το Άρτεμίcιoν ... κατα θάλατταν μάχην. Die Priίposition έπΙ (hier = 'unmittelbar bei', vgl. K-G. 1499) ist ίη diesem Fall wohl rίchtiger, weίl Artemίsion ein Kίistenstrίch war. Chronologίsch fallt die Seeschlacht bei Artemision ίη die gleiche Zeit wie Thermopylai, sie wird jedoch gemiίB ihrem Wert nach Salamis angesetzt. A-hnlίch wie an unserer Stelle wird sie der Schlacht bei Salamis ίη Lg. lν 707 c7 zugeordnet (προc γαρ Τ'Ό περΙ (αλαμινα την περι το Άρτεμίcιόν cot προcθήcω κατα θάλατταν μάχην). \ τουτων , ~, δ Λ λλ \ 3. ' a 2-. των αν ρων πο α μι:;ν ... τουτου 5 και\ γαρ
ίη Lg. lν
μνηcθήcομαι. Eine
Art
prαeteritio,
bei der der Vorstellung des neuen Themas ein όριcμόc (και οΙα έπιόντα ... , καΙ ώc ήμύναντο .. vorangestellt wird (G. Gebauer [zu 239 a5-c7] 19 ff.). Der Hinweis darauf, daB man auf die Behandlung einer Fίille νοη Material (oft ausgedrίickt durch πολλά oder πάντα) verzichtet, damit man einen ausgewiίhlten Punkt behandelt, kommt hiίufιg ίη Prίameln vor, s. W. Η. Race, The Classical Prίamel from Homer Ιο Boethius, (Mnemosyne Suppl. 74) Leiden 1982, 111 ff. (zur Prosa). 0
)
a 3. και οΤα έπιόντα: niίmlίch δεινά (oder κακά), s. Gr. Bemardakis, s.y. επειμι (437 a).
Έρμηνευτικον λεξικόν
a 4•.κατά τε γην και κατα θάλατταν. Zum Gegensatz, der noch einmal 241 c2 wiederkehrt und auch 241 b angedeutet wird, vgl. Th. Π 41,4; Lys. 2, 2. 47; Χ. Mem. ΙΠ 5, 11; Ε. Kemmer (zu 236 d6) 166 f.; Thurow 33 Α. 6. a 6. το έξη, ερΥον τοί, Μαραθωνι. Nach der Bezeichnung κάλλιcτον kann sich έξηc nicht, wie der Αηοη. bei Engelmann behauptet, auf den Rang und die Bedeutung beziehen, sondem nur auf die zeitlίche Folge. νοη έξηc mίΙ Artikel kann ein Dativ wie hier (vgl. Phd. 100 c3; Ti. 72 e1; Lg. νι 780 c6), aber auch ein Genitiv (vgl. R. πι 390 a1; Τί. 115 e6) abhiίngig sein. toic Μαραθωνι ist eine Brachylogie fίir τφ των Μαραθωνι (εργιρ).
a 7. έπέδειξαν τοί, 'Έλλησιν, ση κτλ. Alle Editoren vor Stallbaum bevorzugen nach einigen codices recentiores das mediale έπεδείξαντο (zur Begrίindung s. Hermann Praef. ρ. xxνίi), neben dem Zeugnis der
284
241 b 1-241 c 4
KOMMENTAR
ΗaUΡthandschήften
vgl. jedoch 242 d6 έπέδειξαν, ... ΟΤΙ ούκ άληθη
285
vorliegende als auch der folgende Satz nehmen den Gedanken νΟΩ 241 b2 wieder auf, wo ausdrϋcklich gesagt wird, daB im Seekampf die Sache noch (ετι) unklar war und die Perser im Ruf standen, zur See unbesiegbar Ζυ sein. Man vgl. auch 241 a6, wo die Schlachten bei Salamis und Arternision a1s το έξηc εργον toic Mαραθωcι bezeichnet werden.
άμφιcβητοΙεν.
b 1. οΤόν τε άμύνεcθαι όλίγοι, πολλούc. Zwischen den Lesarten άμύνεcθαι (Τ) und άμύναcθαι (WF) ist nicht leicht Ζυ entscheiden. Trotz der ϋbereίnstίmmung νΟΩ W und F paBt hier vielleicht besser die Prasensform, vgl. 240 e3 είc έκεινο γαρ το εργον άποβλέψαντεc '" έτόλμηcαν διακινδυνεύειν ... , μαθηται των Μαραθωνι γενόμενοι, 241 c3 μαθόνταc και έθιcθένταc μη φοβειcθαι το,κ βαρβάρουc. Zur Attraktion des Kasus des Subjekts eines Infinitivs nach δίκαιόν έcτι, οΙόν τε έcτιν u.a. s. Riddell § 183. Die gleiche Beurtei1ung hinsichtlich der Stίίrke beider Heere wird schon bei Herodot sowohl νΟΩ den Athenem (ΥΙ 109, 1) als auch νοη den Persem ΥΠ 112, 2) geauBert. Ygl. Lys. 2, 24; femer 2, 37. 40. 41. 56; Thurow 33; Loraux, L'invention 164 f.
b 6 πληθoc νεων τε 1Ca1. άνδρων. Ιη Lg. ΙΙΙ 699 b2 sagt Platon, daB die gesamte Flottenstίίrke der Perser 'mehr als Tausend' Schiffe betraf. Seine Zahlenangabe kommt der Zahl der 1207 Schiffe, die schon Aischylos (Pers. 339 ff.) und mit ihm (oder mit der gemeinsamen Quelle beider) Herodot (ΥΠ 89. 184) angibt, sehr nah. Fϋr die gήechίsche Flotte, ϋber die Platon nicht SΡήcht, gibt Aischylos 310, Herodot (ΥΙΠ 48. 82) 378 Schiffe an. Ζυ den ϋberιieferten Zahlen der persischen und gήechίschen Flotte s. C. Hignett, Xerxes' Invasion of Greece, Oxford 1963,345 ff.; Α. D. Papanikolau, RhM 114 (1971) 217- 26; Η. Wankel Ζυ D. 18,238 (Π 1056 f.).
b 3. 1Cat πλήθει 1Cat πλούτφ 1Cat τέχνυ 1Cat Ρώμυ. 'Zahl' und 'Reichtum' der persischen Armee sind schon ίη Zusammenhang mit der Schlacht bei Marathon (240 d7) erwiίhnt worden. τέχνη dagegen fϋhrt den Aspekt der mi1itίίήschen Fiίhigkeit und Erfahrung ίη der Darstellung ein und ρώμη ist eher eine Gesamtbezeichnung. Die persische F10tte war ίη der Tat der griechischen ίη jeder Hinsicht ϋberΙegen: (1) Ζυ ihr gehorten Kontingente aus Agypten, Zypem, Κilikien und vor a11em aus Phoinikien (Hdt. ΥΠ 89 if.), die eine lange Tradition im Seekampf hatten. (2) Die persischen Schiffe waren besser gebaut. (3) Die Perser waren schlieBlich ίη der Gefechtstaktik ϋberΙegen. Dazu s. Α. Koster, Studien Ζ. Geschichte des antiken Seewesens, (Κlio Beiheft 32) Leipzig 1934, 97 ff.
b 7. δ1ι ist hier verbindend rnit logischer Funktion ('also'), vgl. Denn. GP238 f. των τε Μαραθωνι μαχεcαμένων. Ahnlich sagt man οί Μαραθωνι παραταξάμενοι (Lyc. c. Leocr. 104) und οί Μαραθωνι νικήcαντεc
(lsoc. 8, 38); vgl. auch den Schwur μα το,κ D. 18,208 rnit Wankel z.St.
Μαραθωνι
προκινδυνεύcανταcίη
b 7 - c 1. έν (αλαμίνι. Ygl. oben Ζυ 241 al. Auf Ιnschήften erscheint der Ortsname im Dativ zum ersten Ma1 ίη einem Dekret aus dem Ende des 6. Jh. ohne έν, danach erscheinen Ortsnamen immer rnit Praposition (Threatte, Gramm. Attic Inscr. Π 379.382 f.).
b 4. δ1ι hebt das vorangestellte τσυτο hervor, vgl. Denn. GP 208 f.
c 3. μαθόντα, 1Cat έθιcθένταc μη φοβείcθαι τοο, βαρβάρουc. ϋber die Furcht der anderen Gήechen vor den Barbaren SΡήcht auch Herodot ίη Zusammenhang mit dem Mut der Athener bei der Schlacht bei Marathon (ΥΙ 112, 3): πρωτοι μεν γαρ Έλλήνων πάντων των ήμειc
άξιον έπαινείν: vgl. Lys. 2, 66; ΗΥΡ. 6, 2.
b 5. τον έχόμενον φόβον διέλυcαν των 'Ελλήνων. Gott1eber verbindet das Partizip έχόμενον rnit των Έλλήνων und ϋbersetΖt: "timor, qui Graecos incesserat, quo occupati erant" (iίhnlich Loers, Engelhardt und der Anon. bei Engelmann). Doch bei niίherer Betrachtung des Zusammenhangs wird deutlich, daB ό έχόμενοc φόβοc die 'darauf folgende' bzw. 'die noch gebliebene Angst' ist (zu dieser Bedeutung νΟΩ έχόμενοc bei Platon s. Ast, Lex. s.v. εχω [ρ. 876 f.]), denn sowohl der
ϊδμεν δρόμφ έc πολεμίουc έχρήcαντο, πρωτοι δε άνέcχοντο έcθητά τε
Μηδικην όρωντεc και τσυc ανδραc ταύτην έcθημένουc' τέωc δε ην τoιcι 'Έλληcι και το oϋνo~α το Μήδων φόβοc άκσυcαι.
c 4-5. τρίτον δέ λέγω το έν Πλαταιαί, εργον 1Cat άριθμιΡ 1Ca1. άρεή1 ,~:
.8i
286
241 c 4-241 c 7
KOMMENTAR
Υενέcθαι τη, Έλληνικη, cωτηρίαc. Eine andere Bewertung dieser
287
c 6 - e 5. Die 'Vollendung der Rettung '. Nach der erfolgreichen Abwehr gelίngt es den Athenem die persische Gefahr auch weiterhin Ζυ beseίtίgen, indem sie die Barbaren an vielen verschiedenen Orten angreifen und sie aus der See vertreiben. Am Ende muB der GroBkonig, der zuvor die Unterwerfung Griechenlands beabsichtίgte, fϋr seine eigene Sicherheit fϋrchteη. Die Geschichte dieser Zeit fehlt ganzlίch ίη den anderen Grabreden und scheint fϋr die chronologische Darstellung der athenischen Geschichte nicht notwendig gewesen Ζυ sein (vgl. Ζ.Β. den ϋbergaηg auf die ίηηergήechίscheη Κήege direkt nach Plataίaί ίη Lys. 2, 48). Sie will vielmehr den Umfang des Einsatzes der Athener im Κήeg gegen die Perser zeigen. Deswegen ist auch die Aufzahlung der Ereignisse, wie Pohlenz 284 treffend bemerkt hat, ίη erster Linie geographisch motiviert, nicht chronologisch.
Schlacht findet man ίη Lg. ιν 707 c, wo Marathon als der Anfang, Plataίai a1s der AbschluB der Rettung der Gήecheη dargestellt wird. νοη einem Widerspruch kann man aber nicht sprechen, da die unterschiedlίche Bewertung mit dem Gesichtspunkt, unter dem die Schlachten betrachtet werden, zusammenhangt. Hier werden sie nach ihrem paradeigmatischen Wert beurtei1t, wοfϋr die chronologische Reihenfolge wichtig ist. Ιη den Lg. ist dagegen die Unterscheidung Landschlachten - Seeschlachten ausschlaggebend. Ιη Lα. 191 b-c erzahlt Sokrates νοη einem Manover der Spartaner ίη der Schlacht, das auf einer wahren Begebenheit beruhen konnte (Ed. Meyer, GdA 3ιν 1, 389 Α. 2; anders C. Cron z.Sto, der die Angabe auf einen Schreib- oder Gedachtnisfehler Platons Ζuruckfϋhreη will). Zur haufigeren Erwahnung der Schlacht bei den Rednem des 4. Jh. im Gegensatz Ζυ den Rednem des 5. Jh. s. Η. Wankel Ζυ D. 18, 208 (11 962 f.).
1. 9, \ αλε ' • \ ~ ουν μεyιcτoν και Χ πO>tατον ... '\)ΠΟ των 'UCteρov. 6 - dl • το\ μ~ν Diese Rekapitulation bildet nicht den AbschluB des vorhergehenden Abschnitts (so Pohlenz 283), sondem eher den Anfang eines neuen Abschnitts, wie auch die Partikelverbindung μεν ο.()ν und das sich daran anschlίeBende δέ im folgenden Satz zeigen (vg1. Des Places 95 f.; Denn. GP 472). Ahnlίch begίnnt der Absatz ίη 241 e6.
C
c 4. έν nlatataic. Der Ort kommt ίη der Regel mίt der Prapositίon έν (ίη diesem Fall ='ίη der Nahe', K.-G Ι 464. 499) vor; dazu s. J. Η. Τ. Main [zu 240 d3] 45 (es gibt wenige Ausnahmen, wo die Lokativform vorkommt, s. Komm. Ζυ 245 a5-6). c 5-6. κοινον ήδη τoUτo Λακεδαιμονίων τε και 'Αθηναίων. Da bis Ζυ diesem Punkt ausschlίcBlίch Taten der Athener erwahnt worden sind, erwecken diese Worte den Eindruck, a1s ob sich die Lakedaίmonier erst jetzt aktiv am Κήeg beteilίgten und als ob an der Schlacht nur diese beiden Staaten der Griechen tei1genommen hatten. Ersteres ist offensichtlίch falsch. Aber auch letzteres entspricht nicht der Wirklichkeit. Nach den Angaben Herodots (ΙΧ 28, 2-32) nahmen an der Schlacht neben Sparta und Athen Kontingente aus 18 Stadten tei1, wahrend das spartanische und das athenische Kontigent zusammen nicht einmal die Halfte der Gesamtzahl ausmachten. Zum Eid νοη Plataiaί (Tod, GHI 11 Nr. 204; vg1. Lyc. c. Leocr. 8; Diod. ΙΧ 29, 3), der alle teilnehmenden Gήecheη verpflichtete, s. J. Ρ. Βaποη ίη: CAH2 ιν 604 und die ίη J. Μ. Ba1cer (zu 239 d7) 284 Α. 43 angefϋhrte Literatur.
c 6-7. το -
U
μΈΥιcτον και χαλεπιότατον: der gleiche Ausdruck ίη der
metaΡhοήscheη Beschreibung eines Seesturmes ίη R. ν 472 a4. Die Bezeichnung bezieht sich hier auf den defensiven Κήeg der Gήecheη gegen die Perser im Gegensatz zum offensiven Teί1 dieses Κήeges.
ι
ί, '~~. ~)'\..
':
c 7. o~τoι πάντεc. Nicht a11e Gήecheη, sondem die Athener, die ίη allen entscheidenden Schlachten gegen die Barbaren beteilίgt waren. Denn νοη ihnen ist standig die Rede: wie ίη der allgemeinen Zusammenfassung am Anfang (239 d1 Πέρcαc ... Ecxov οί το'icδε 'tilc χώραc εκγονοι, γονηc δε ήμέτεροι), so aber auch bei der Darstellung der einzelnen Schlachten, nach der die Athener mit Ausnahme der verhaltnismaBig bedeutungslosen Schlacht bei Plataίai immer allein gekampft hatten (das Weglassen der Thermopylen scheint auch unter diesem Aspekt kein Zufall Ζυ sein). Das gleiche gi1t fϋr die Fortsetzung dieser Κήege (241 d-e), bei denen ebenfalls ausschlίeBlίch νοη den Athenem die Rede ist. Man vgl. schlίeBlich 241 e6 και ot>toc μεν δη παc
288
241 c 7-241 d 3
KOMMENTAR
τ~ πόλει διηντλήθη ό πόλεμοc.
289
unter persischer Ηeπschaft. Είοη, Skyros und Karystos wurden νοη den Griechen 475 befreit, Doriskos blίeb dagegen noch jahrelang persisch (Ed. Meyer, GdA 31ν 1,463; Η. Bengtson, Griech. Gesch. 4 194). Viele GrίecheηsΗίdte ίη Kleinasien, darunter Halίkarnassos, Ephesos und Lampsakos konnten erst nach der Schlacht am Eurymedon befreit werden (Meyer, GdA 31ν 1,456.499). lη der gleichen Zeit hatten schlίeBlίch die Perser ihre Herrschaft auf Zypern gefestigt. Die ν erbannung der persischen Gefahr aus Europa und der Schutz der Griechen ίη Kleinasien war das proklamierte Ziel des 478/7 gegrϋηdeteη delίsch-attischen Seebundes (vgl. Hdt. νπl 3, 2; Th. ΠΙ 10, 3; νι 76, 3-4; J. Α. Ο. Larsen, HSCPh 51, 1940, 199 ff.).
ημυναν.
1m Gegensatz Ζυ Τ und W ϋberιίefert F ήμύναντο, was νοη Bekker, Hirschig und Bumet ίη den Text ϋbemοmmeη wurde. Die Entscheidung hangt jedoch νοη der lnterpretatίon des o~τoι πάντεc ab. Sind damit alle Athener gemeint, wie oben angenommen wurde, dann ist ήμύναντο unakzeptabel, denn das hieBe, daB die Athener 'das groBte und schwίeήgste' von sich abgewehrt hatten. Das erschίene aber gerade ίη der vorlίegenden Zusammenfassung und ίη Anbetracht der Tendenz des Τateηbeήchts, die Athener als ν orkampfer rur das ganze GήecheηΙaηd, ja fϋr das ganze Europa darzustellen (vgl. 240 e3; 242 al), absurd (zur ν erwendung beider ν erben und zwar ίη ahnlίchem Zusammenhang ist Lg. ΠΙ 692 d-e besonders aufschluBreich). Die νοη Gott1eber vorgeschlagene Anderung des ημυναν ίη ηνυcαν, rur deren Annahme auch Cobet (242-3) pladiert hat und die νοη Schanz sogar gedruckt wurde, ist trotz gewisser Vorteίle bedenklίch: (α) άνύτω kommt noch achtmal bei Platon νΟΓ, immer aber ίη Verbindung mit CΜΙlφόν, ούδέν und τι, wird also ausschlίeBlίch ίη festen Ausdrϋcken gebraucht. Die ν erwendung des ν erbums hier ware dagegen eher dichterisch und insofem bei Platon einmalίg. (b) lη Zusammenhang rnίΙ den eigentlίchen Perserkήegen sowohl im Μχ. wie auch ίη den Lg. ist immer die Rede νοη 'Abwehr' und 'Rettung', so daB Ζυ erwarten ware, daB dieses Moment auch ίη der Zusammenfassung zum Ausdruck kame. (ιη 241 a4 ist der Sinn anders). ημυναν"' paBt aber auch deswegen besser Ζυ dieser Zusammenfassung, weil die bis Ζυ diesem Punkt erwahnten Perserkήege ηυΓ der dejensive Teίl des ganzen Κήeges gegen die Perser sind, der auch einen zweiten, offensiven Teίl (241 d4 ff.) enthalt. (c) Gottleber nahm an ημυναν AnstoB, weil er wie Cobet offensicht1ich εργον als Objekt annahm. Doch R. ν 472 a4 zeigt, daB die Erganzung νοη εργον nicht notig ist und daB το μέγιcτον και χαλεπώτατον hier soviel wie 'die groBte Gefahr' bedeutet.
d 2-3. αύ'tοc δε ήπέλλε'tο βαcιλευ' διανοείcθαι ιOc έπιχειρήcιον πάλιν έπ1. 'touc 'Έλληναc. Auch nach dem Seesieg der Griechen bei
Mykale (479) war die Gefahr einer neuen persischen Offensive nicht ganzlίch abgewendet, zumal die Sicherheit der aufstandischen ionischen SΗίdte ηυΓ schwer hίitte gewίihrleistet werden konnen (vgl. Hdt. ΙΧ 106, 2). Die Abwehr eines eventuellen persischen Gegenschlags war einer der wichtigsten Grϋnde [ϋΓ die Entstehung des delίsch-attischen Seebundes im J. 478/77; vgl. Th. 190,2; Diod. ΧΙ 36, 7; 39, 3; 43, 2 (εδοξεν o~ν αύτφ [sc. Θεμιcτοκλεί] προc μεν το\)( Λακεδαιμονίουc πρέcβειc άποcτείλαι τουc διδάξονταc cυμφέρειν τοίc ICotvolc τηc Έλλάδοc πράγμαcιν εχειν άξιόχρεων λιμένα προc την ύπο των Περcων έcoμένην
cτρατείαν); 47, 1 (Εύθυc o~ν ό μεν Άριcτείδηc cυνεβούλευε τοίc cυμμάχοιc απαcι κοινην αγoυcι cύνοδον άποδείξαι την Δηλον κοινον ταμιείον
... προc δε τον άπο των Περcων ύποπτευόμενον πόλεμον τάξαι φόρον ταίc πόλεcι πάcαιc κατα δύναμιν ... ); s. F. Kiechle, ΗΖ 204 (1967) 267 f.; 279; Β. Smarczyk (zu 238 al) 419 Α. 71; 435 f.; vgl. W. Κ. Pritchett, The Greek State at War Π, 1974, 226. lη diesem historischen Zusammenhang muB man vieHeicht auch die Anekdote sehen, nach der Xerxes (oder Artaxerxes) den zu ihm geflϋchteteη Themistokles mit der Αusfϋhruηg einer Untemehmung gegen Griechenland beauftragt haben soll: Th. Ι 138, 2; Diod. χι 58, 2 (ενιοι δε των cυγγραφέων φαcι τον
d 1. μεtα δε 't06'to dient als Absatzfoπnel: 242 a6; c2 (vgl. e4); 243 d7; 244 b3.
Ξέρξη έπιθυμήcαντα π ά λ ι ν cτρατεύειν έπι την Έλλάδα παρακαλείν
d 1·3. πολλα1. μεν πόλει, 'tcDv Έλλήνιον εη ηcαν με'tα 'toi> βαρβάρου. νΟΓ allem Festungen an der thrakischen Κϋste, aber auch einige lnseln standen noch Jahre spater nach der Schlacht bei Mykale
τον Θεμιcτοκλέα cτρατηγείν έπι του πολέμου); ΡΙυΙ Them.
29, 3; 31, 3 ff.; Kim. 18, 6; Nep. Them. 10, 2.4; Aristodemos FGrHist 104
"
'j.
Γ
241 d 3-241 d 6
KOMMENTAR
290
F 1 (10,4- 11, 1); Sch. Ar. Eq. 84 b; Suda θ 125; κ 1620. d 3.
291
Erganzung ist aber ίη diesem Fall unnOtig. Thukydides νπ 21, 3 verwendet έπιχειρειν ahnlich mit der Praposition προc und ohne
βαcιλευc.
Cobet (243) schlagt die Tilgung des Wortes vor: "SΡuήum est βαcιλεύc et aliena sede collocatum. Contemtim dicitur αύτοc δέ, nempe ό βάρβαροc". Ich vermag nicht Ζυ erkennen, warum αύτοc δέ "contemtim dicitur". Das Pronomen betont, daB nach diesen Meldungen der GroBkonig selbst der Anfίihrer des Feldzuges war. Das war nicht immer so (490 v.Chr. Ζ.Β. wurde Datis geschickt). Die Erwahnung des GroBkonigs macht die GroBe der Gefahr deutlicher. Die Tilgung des Wortes wίirde auBerdem Schwίeήgkeίten bereiten. Der Bezug gerade des Verbums διανοειcθαι auf das kollektive βάρβαροc klange seltsam, wahrend es zum 'Planen' eines GroBkonigs gut paBt. Man beachte femer das Adverb πάλιν, welches an die Erzahlung νοη der Untemehmung des Dareios gegen die Athener und die Eretήer eήnnert (240 a5 αίτιαcάμενοc δε Δαρειοc ... πέμψαc κτλ.). Zur Weglassung des Artikels vor βαcιλεύc (= Perserkonig) s. K-G. Ι 602 f. (e). βαcιλεύc wird als offizielle Bezeichnung des persischen GroBkonigs wie ein Eigenname behandelt und ίη der Regel ohne Artikel (F falsch an unserer Stelle mit Artikel) gebraucht: vgl. auch 241 d3; e3; 244 d6; 245 b2; 246 al (mit τφ βαcιλει ίη 240 c 1 ist dagegen ein konkreter Konig gemeint); dazu s. auch F. Blass, RhM 44 (1889) 11. Die gleiche Bezeichnung kommt auf Ιnschήften vor, vgl. IG Π2 8, 14. 16 = M-L 70, 14. 16; IG Π2 141,3 = Syll.3 185,3; βαcιλε-ΙK βαcιλέων ίη der Gadatas lίnschήft (M-L 12, 1) ist der gebrauchlichste persische Terminus, s. Ed. Meyer, GdA 31V 1, 22. Bei den Rednem findet man auch die Bezeichnungen ό μέγαc βαcιλεύc und βαcιλε-ΙK ό μέγαc sowie ό llEpcffiv βασιλεύc (s. dazu Β. L. Gildersleeve, Syntax of Class. Greek Π § 572). Bei Platon erscheint neben dem einfachen βαcιλεύc der Ausdruck ό μέγαc βαcιλεύc (Αρ. 40 d8; Ly. 209 d6; Grg. 470 e4; 524 e3; Men. 78 d2; auch ohne Artikel: R. νπι 553 c6) und βαcιλε-ΙK ό μέγαc (Sph. 230 el).
Infιnitiv: ξυνανέπειθε δε και ό Έρμοκράτηc ούχ ηκιcτα τού ταιc ναυcι μη άθυμειν έπιχειρήcειν προc το-Ικ Άθηναίουc
(zur Verteidigung des Textes gegen eine Tilgung des Infinitivs s. Steup ίη Classen-Steup z.St. [Anhang ρ. 241 f.]). Ζυ vergleichen ist auch Th. ιν 43, 5 ηλπιζον γαρ αύτο-Ικ έπι την (ολύγειαν πόλιν πειράcειν (zu πολεμειν, ναυμαχειν, έναντιούcθαι und έπιέναι mit ~poc bei Th. s. Steup a.O. und Ζυ 183, 1).
ίiberlieferten
d 5. τέλο, τ/' (O>τ/ρΊΑc έπέθεcαν. Der Genitiv 'tilc cωτηρίαc bereitet zweifellos eine gewisse Schwίeήgkeίt, die jedoch seine Tilgung (so Cobet 243 und Hartman 102) nicht rechtfertigt. Platon wollte vielleicht schreiben: οϊ 'toic των προτέρων εργοιc 'tilc cωτηρίαc τέλοc έπέθεcαν. Vergleichbar ist hierzu Alc. Ι 105 d2 τούτων γάρ coι άπάντων των διανοημάτων τέλοc έπιτεθηναι ανευ έμου άδύνατον. Pedantische Akribie ist dem platonischen Stil nicht eigen. (Zur Freiheit der Ausdrucksweise als Hauptmerkmal des platonischen Stils s. Wilamowitz Π 417 ff., der dies auch anhand νοη Beispielen veranschaulicht.) Zur Wendung τέλοc έπιτίθημι s. auch Η. Wankel Ζυ D. 18, 140 (Π 765 f.). Ahnlich wie hier wird ίη Lys. 2, 47 die Schlacht bei Plataiai als 'Vollendung' dargestellt: τελευτην 'toic προτέροιc κινδύνοιc έπιθέντεc. Ζυ vergleichen ist ebenfalls Lg. ιν 707 c3 ίiber die Schlachten bei Marathon und Plataiai: την μεν αρξαι 'tilc cωτηρίαc 'toic 'Έλληcι, την δε
.
τέλοc έπιθεΙναι.
d 6. άναχαθηράμενοι χαΙ έξελάcαντεc. Cobet (243 u. Var.lect. 149) wollte και έξελάcαντεc als nachtragliche Erganzung tilgen, da es nach dem ausgesuchten άνακαθηράμενοι schwach und alltaglich erscheine. Hatte aber Platon tatsachlich ίη diesem Sinne άνακαθηράμενοι το βάρβαρον έκ 'tilc θαλάττηc schreiben konnen? Ιη solchen Fallen zeigt das Objekt eher den Ζυ reinigenden Gegenstand (LSJ s.v. άνακαθαίρω π 1; wenn Dion. Hal. AR Ι 12, 1 άνακαθήραc [sc. Οϊνωτροc] το βάρβαρον έκ μέρουc αύτηc schreibt, dann ist das zweifellos nur eine schwache [vgl. das Genus des Verbs] Reminiszenz an unsere Stel1e, wie auch die Verbindung des Verbums mit dem ungewohnlichen το βάρβαρον veπat). 1m Vergleich dazu ist έκ 'tilc θαλάττηc nach έξελάcαντεc ganz
d 3-4. Φ, έπιχειρήCQ)ν πάλιν έπΙ του, 'Έλληναc. Cobet (243) erganzt mit Verweis auf Ηρ. Μα. 286 d πάλιν (ίέναι), da έπιχειρειν immer mit einem Dativ oder, was bei Platon sehr haufig vorkommt, mit einem Infιnitiv konstruiert werde (zustimmend Wilamowitz Π 128 Α. 1). Schanz erganzt (έπιcτρατευcαι) έπιχειρήcων, was durch Vahlen (Opusc. Acad. Π 364) ίη έπιχειρήcων πάλιν (έπιcτρατεύcαι) verbessert wurde. Jegliche ι
.il}:.
.-Ε
292
241 d 6-241 e 2
KOMMENTAR
unproblematisch (vgl. Ζ.Β. Grg. 460 d4 έξελαύνειν έκ τηc πόλεωc, 466 d2; Platon hatte auch καθαιρειν verwenden konnen, wie Th. Ι 4 τό τε λllcτικόν, ... , καθ~ρει έκ τηc θαλάττηc). Moraίtis (739) hat vie11eicht Recht, wenn er sagt, Platon wo11te ursprϋnglίch άνακαθηράμενοι τ11ν θάλατταν έκ των βαρβάρων schreiben, der Deutlίchkeit halber habe er jedoch nach άνακαθηράμενοι den Satz rnίt έξελάcαντεc fortgesetzt. Fίir die Anderung des άνακαθηράμενοι ίη καθηράμενοι (so anscheinend Blaydes, Misce11. cήtίca 93), besteht kein AnlaB (άνα- versHirkt ίη diesem Fall die Hauptbedeutung, vgl. LSJ S.v. F 2). Anders als έκβάλλειν und έξελαύνειν haben άνακαθαίρειν und έκκαθαίρειν zuweίlen eine veriίchtlίche Farbung, wie Cobet ήchtίg bemerkt hat. So ist es vie11eicht kein Zufa11, daB spater (246 a2) fίir die Vertreibung der Lakedaimonier νοη der See durch die Athener das Verbum έκβάλλειν gebraucht wird.
293
daB es eine Schlacht sowohl Ζυ Wasser als auch Ζυ Land war: Th. Ι 100, 1 (πεζομαχία και ναυμαχία); Ephoros FGrHist 70 F 191, 62-118; Diod. ΧΙ 61; Nep. CΊm. 2, 2-3; Αήstοdemοs FGrHist 104 F 11, 2; Just. Π 15, 20; Paus. Ι 29, 14; man vgl. auch das Simonides Ζugeschήebeηe Epigramm bei Page, FGE χΙνί (880 αίχμηται πεζοί τε και ώκυπόρων έπι νηων) und die Weihung der Athener bei Paus. Χ 15,4. Warum Platon hier nur ναυμαχήcαντεc sagt, ob aus stilistischen oder aus anderen Grϋnden, liίBt sich nicht sagen. e 1. και οί εί, Κύπρον cτρατεύcαντεc. Gemeint ist der Feldzug des Jahres 460 oder 459 v.Chr., nicht der νοη 449 (s. auch Είηl. S. 28). Bei Thukydides findet dieser Feldzug nur nebenbei und ίη ν erbindung rnίt der Expedition nach Agypten Erwiίhnung: Ι 104, 2 (ίiber die Athener) οί δε (ετυχον γαρ έc Κύπρον (τρατευόμενοι vaucΙ διακοcίαc αύτων τε και
των ξυμμάχων) ήλθον άπολιπόντεc τ11ν Κύπρον. Er wird femer ίη der
παν το βάρβαρον = πάνταc το\)( βαρβάρουc, vgl. 242 d2 το
Gefa11enenlίste
der Phyle Erechtheis (s. Ζυ e2) erwiίhnt; vgl. auch Aristodemos FGrHist 104 F 11, 3. Hierzu ist auch Plut. CΊm. 15, 2 heranzuziehen, wo ίiber ein Untemehmen Κimons zur See (έξέπλευcε) Ζυ der Zeit, als der Areopag νοη Ephialtes aηgegήffeη wurde (462), gesprochen wird (vgl. Plut. CΊm. 18, 1 ώc έπ' Αϊγυπτον και Κύπρον α i) θ ι c έκcτρατευcόμενοc). Ob es sich an unserer Ste11e um dieses Unternehmen Κimons handelt und ob dieses Untemehmen 462 oder noch frϋher (nach Eurymedon, vgl. auch Diod. ΧΙ 61, 7) stattfand, liίBt sich nicht rnίt Sicherheit beantworten, und es lassen sich nur Vennutungen anste11en. Dazu s. Α. ν. Domaszewski, Die attische Polίtik ίη der Zeit der Pentekontaetie, (SBAW, Philol.-hist. Klasse) Heidelberg 1925, 11, der den kimonischen Feldzug fίir identisch rnίt dem ίη Th. Ι 104, 2 erwiίhnten halt und ihn 462 ansetzt; J. Barns, Ηίstοήa 2 (1953) 163-70, der eine groBere Expedition Kimons Ζυ der gleichen Zeit annimmt, die aber Thukydides weggelassen haben so11 (zu seiner lnterpretation νοη Th. Ι 104, 2 s. aber Homblower z.St.); kήtischer auBert sich Α. Blamire mit Recht ίη seinem Kommentar Ζυ den erwiίhnten Plutarch-Ste11en, der auch fίir aMtc ίη ΡΙυΙ CΊm. 18, 1 eine andere lnterpretation vorschlagt.
όμόφυλον, 241 d2 μετ α του βαρβάρου, Lg. ΠΙ 692 el άμύνειν τον βάρβαρον. Bei Thukydides tήtt zweimal ίη der gleichen Bedeutung das Neutrum des Adj. auf -tlCoc (το βαρβαρικόν: Ι 6, 6; νπ 29, 4) auf. Entsprechend sagt man το Έλληνικόν: Hdt. 14,4; 58; 60, 3; νπ 139, 5; 145,2; νπl 13; 144,2; Th. Ι 1, 1; 6, 6; 15,3; ΙΠ 57, 2; 82, 1; 83, 2; νι 90, 3; ferner το πεζόν (Th. Π 98, 2; 66, 3; νπ 39), το δουλον (Ε. /on. 988); zum ko11ektiven.. Neutrum s. G. Bernhardy, Wissenschaftlίche Syntax d. gήech. Sprache, Berlίn 1829,326; K.-G. Ι 14.
d 7. θαλάττηc. Die Behauptung des Aίlios Dionysios (c 15 Erbse = Eustath. Comm. in. Il. Κ 409 ρ. 813, 53), Platon habe wie Homer, die Tragiker und Thukydides nicht θάλαττα, sondern θάλαccα gebraucht, beruht offensichtlίch auf einem Irrtum und fιndet keine Stίitze ίη der ϋberιίeferuηg. Auf attischen lηschήfteη ist θάλαττα seit 44817 belegt (Threatte, Gramm. Attic lηscr. Ι 538). d 7. οϊ τε έπ' Εύρυμέδοντι ναυμαχήcαντεc. Der Sieg der Athener unter Kimon ίiber die Perser an der Mίindung des Eurymedon fand zwischen 469 und 466 v.Chr. statt (Bengtson, Gήech. Gesch. 4 194 f.; wahrscheinlίcher im Jahr 466: Ed. Meyer, GdA 31ν 1,496 Α. 2; Ε. Badian, From Plataea to Potidaea, BaltimorelLondon 1992, 76 f. 100). lη a11en Que11en wird allerdings erwiίhnt und zuweίlen auch hervorgehoben,
e 1-2. και οί εί, ΑίΥυπτον πλεύcαντεc. Das Eingreifen der Athener ίη Agypten, um den Aufstandischen Ζυ helfen, begann 460 und endete 456 rnίt einer Katastrophe fίir Athener und Agypter (Hauptque11e hierfίir ist
'~
241 e 2-241 e 6
KOMMENTAR
294
Th. Ι 104; 105,3; 109-10). Ζυ den Ereignissen s. Ed. Meyer, GdA 31V 1, 552 f. 570; Ρ. Salmon, La polίtique egyptienne d' Athenes, Brίissel 1965, 134 ff.; Ζυ den chronologischen Problemen s. auch Ε. Bayer - J. Heideking, Die Chronologie des perikleischen Zeitalters, (Ertrage d. Forschung) Dannstadt 1975, 132 ff.
indem er die Frage stellte, ob nicht auch am Peloponnesischen Κrieg die ganze Stadt Anteίl nahm. Er schlug deswegen πάC1;Ι (τιμ'Ό) (oder einen ahnlίchen Βegήff, wie άρετ'Ό, δόξ1;J usw.) vor, wahrend Stallbaum ίη seinem Kommentar (παc) πάC1;J als wahrscheinlίcher annahm (ohne es jedoch ίη den Text Ζυ setzen). Stallbaum hatte frίiher (Var. lect. Ζυ 242 a [ρ. 139]) die Anderung des πάC1;J ίη παc erwogen, was spater unabhangig νοη ihm auch der Anonymus bei Engelmann annahm. Moraitis konjizierte schlίeBlίch έκούC1;J, um einen Gegensatz zum folgenden liICoucav herzustellen. Den ίiberlίeferten Text hat dagegen Loers Ζυ verteidigen versucht. Er nahm an, daB πάC1;J Τ'Ό πόλει 'coniunctis νίήbus' bedeute und somίt auf dίe besondere Einmίitίgkeit der Athener wahrend dieses Κrieges hinweise, die ίη anderen Κriegen gefehlt habe (nach der Angabe Stallbaums war ihm ίη dieser lnterpratation Ι. Fr. Wagner, Bibl. Cήι Hίldeshem. 3, 1820,232, vorausgegangen). Diese lnterpretation ist nur teίlweise richtig. Μίι πάC1;J Τ'Ό πόλει wird die Einmίitigkeit der Athener ίη diesem Κrieg hervorgehoben, nicht aber im Gegensatz Ζυ anderen Κriegen generell. Der Gegensatz besteht zwischen dem lηhalt des ganzen Satzes und dem, was danach folgt: 'Dieser Κrieg wurde νοη der ganzen Stadt ausgehalten und das nicht nur fίir sich selbst, sondem fίir das ganze GήecheηΙand. Was hat sie aber dafίir bekommen: Neid und Κήeg νοη den ίibήgeη Griechen'. lη diesem gesamten Gegensatz zwischen den Perserkήegen einerseits und den ίηηergήechίscheη Κriegen (als Einheit gesehen) andererseits weist πάC1;J Τ'Ό πόλει auf zwei Dinge hin: (ί) Die Opfer, die die gesamte Bevolkerung ίη diesem Κrieg bήηgeη muBte (διηντλήθη hebt gerade diesen Aspekt hervor; dabei denkt Platon vermutlίch vor allem an die Evakuierung der Stadt vor der Schlacht bei Salamis). Das betont die Aufopferung der Athener und macht den Kontrast mit der Undankbarkeit der ίibήgeη Gήecheη noch starker. (ίί) Die Bereitwίlligkeit der Athener wahrend der Ρerserkήege und das Fehlen dieser Bereitschaft (vgl. 242 a5 liICoucav) bei den ίηηergήechίscheη Κriegen. πάC1;J muB also vor Τ'Ό πόλει beibehalten werden. Die Frage ist nur, ob man mίΙ Stallbaum (παc) πάC1;J τη πόλει schreiben sollte. Fίir die Erganzung lίeBen sich folgende Argumente νοrbήηgeη: (1) Der Ρerserkήeg wird im allgemeinen als eine groBere, zweiteilίge Einheit aufgefaBt. Durch eine Bestimmung wie παc wiirde der lηhalt des an sich unklaren Wortes 'Κήeg' deutlίcher. (2) DaB die
e 2. καΙ άλλocε πολλαχόcε. Welche anderen Κriegshandlungen neben der Expedition nach Zypern und Agypten angedeutet werden, fίihrt uns die Gefallenenlίste der Phyle Erechtheis aus dem Jahre 460/59 (lG 13 1147, 1-4 =Syll.3 43 =M-L 33, 1-4) vor Augen: Έρεχθε'iδο (
hοίδε έν τοι πολέμοι άπέθανον έν Κύπροι έν Αίγ[ύ]
πτοι έν Φοινίκει έν Άλιευcιν έν Αίγίνει Μεγαροί
-
το
,-,
αυτο
ενιαυτο
Ζυ
der lηschήft s. Claίrmont 130 ff.; vgl. J. Η. Schreiner, Vestigia 17 (1973) 42-7.lhnen sollte man auch die Seeschlacht bei Kekryphaleia (Th. Ι 105, 1, Diod. ΧΙ 78,2, vgl. Roehl, IGA 15) hinzufίigen (zu den anderen ίη der lηschήft erwahnten Schlachten s. auch Th. Ι 105-6; 108; Diod. ΧΙ 70,2-3; 78, 1-4; 79, 3-4). e 3-5. Μι βαcιλέα έποίηcαν δείcαντα ••• ά'λJJι. μη ή1 tWV 'Ελλήνων έπιβουλεύειν ,eopq.: vgl. Lys. 2, 56 roce' ό μέγαc βαCΙλε\K ούκέτι των άλλοτρίων έπεθύμει, άλλ' έδίδου των έαυτου και περι των λοιπων έφοβείτο
295
(ahnlich auch e, 6).
e 5. έπιβουλεύειν: 'beabsichtigen', 'im Sinne haben', vgl. Grg. 473 b12 (έαν άδικων ανθρωποc ληφθ'Ό, τυραννίδι έπιβουλεύων); Hdt. m 122 (πυνθάνομαί (ε έπιβουλεύειν μεν πρήγμαcι μεγάλoιcι); LSJ s.y. Ι
2. 241 e 6 - 242 α 6. Die innergriechischen Kriege: ihr Grund.
e 6. μεν δη wird hier als ϋbergaηgsfοrmel gebraucht, wie μεν o~ν, vgl. Denn. GP 258. πάcu ή1 πόλει. Versteht man den Ausdruck als Teίl eines implίzierten Gegensatzes, bei dem man als zweites Glίed dίe Anteίlnahme nicht 'der ganzen Stadt' an anderen Κriegen Ζυ verstehen hat, so ergibt sich eine Schwίeήgkeίt. Auf sie machte Koppen (114-5) als erster aufmerksam,
.~:
241 e 6-242 a 4
KOMMENTAR
296
Athener sich wahrend 'des gαnzen Κήeges' eingesetzt und gekampft hatten, wtίre ein weiterer Grund, warum Athen bei den anderen Gήecheη 'zu solchen Ehren' (τιμωμένΗC 242 a2) gekommen war. Der Vergleich mit der Haltung anderer Stadte (240 c6; 241 dl) dίirfte diese Tatsache deutlich genug gemacht haben. (3) Είη Anklang an unsere Stelle findet sich vielleicht ίη Libanios or. 59, 94 (IV ρ. 255, 6 f.), wie vor allem die Verbindung des selten vorkommenden διαντλουμαι mit πόλεμοc schlίeBen laBt. lηteressaηterweίse steht dort der Ausdruck τοcoύτου γαρ πολέμου διαντλουμένου, was sicherlίch παc ό πόλεμοc naher kommt. νοη den erwahnten Argumenten ist jedoch keines entscheidend. Gegen die Erganzung SΡήcht obendrein dίe Tatsache, daB damίt sowohl der oben angenommene Gegensatz (Perserkήege und ίηηergήechίsche Κήege) als auch die Anteίlnahme der 'ganzen' Stadt an den Ρerserkήegeη ίη den Hintergrund trate. ΗίηΖυ kommt schlieBlίch, daB man mit παc vor πάC1;Ί ein ungewohnlίch starkes Hyperbaton hatte (ο1')τοc ... παc ... ό πόλεμοc).
allgemeingίiltige
Sentenz vorgetragen wird, findet sich - allerdings ίη modifizierter Form und im Zusammenhang mίt Reichtum - noch zweimal bei Platon. Der Reichtum ίη einer Timokratie fίihrt die Bίirger zum ζηλοc miteinander, was die Wandlung der Verfassung ίη eine 01igarchie zur Folge hat (R. ΥΗΙ 550 e). lη einem Gemeinwesen dagegen, ίη dem weder Reichtum noch Armut heπscht, entsteht keine Eifersucht und kein Neid (Lg. ΠΙ 679 b). Das Wohlergehen der Freunde nimmt auch Αήstοteles ίη seiner Definition des Wetteifers und des Neids als Motiv an: Der ζηλοc ist λύπη τιc έπι φαινομέν1;Ί παρουcίq: άγαθων (Rh. Η 11. 1388 a 30), der φθόνοc ebenfalls λύπη τιc έπι εύπραγίq: φαινομέν1;Ί (Rh. Η 10.1387 b 22; zum Neid vgl. auch [Ρl.] Def. 416 a13 (φθόνοc λύπη έπι φίλων άγαθοιc 11 o1')cιν 11 γεγενημένοιc); Χ. Mem. ΗΙ 9, 8 (άλλα μόνουc εφη [sc. Cωκράτηc] φθονειν το\)( έπι ταιc των φίλων ε ύ π ρ α ξ ί α ι c άνιωμένουc). Zur Verbindung zwischen Wohlergehen und Neid vgl. die wichtige Bemerkung νοη Dodds (zu Grg. 469 al, mit Verweis auf Bacchyl. 10, 47-8 Sn.-M.): 'Ίη a 'shame-culture', to be envied is the especial mark of εύδαιμονία: it is κάλλιcτον".
διηντλήθη. Das Verbum kommt immer ίη metaΡhοήscher Bedeutung vor, vgl. Pind. Ρ. 4, 293; Ε. Andr. 1217; Her. 1373.; [Ρl.] Αχ. 366 d8; Plut. Arαt. 52, 4; Luc. Pseudol. 25; Them. or. 34, 8. άντλειν ist im eigentlίchen Sinn das Ausschopfen des Leckwassers. Auf diesen Sinn ist auch die metaΡhοήsche Bedeutung 'mίihsam durchfίihren', 'ίiberstehen' (hier zusammen mit δια- = 'ganz') zurίickzufίihren. Ζυ άντλειν und seinen Komposita s. D. van Nes, Die maήtίme Bildersprache des Aischylos, Groningen 196\ 145 ff.
a 4. άπο ζήλου δε φθόνοc. Die Bedeutung νοη φθόνοc bereitet keine Schwίeήgkeίt (vgl. die Ζυ a3-4 erwahnten Definitionen; zum Βegήff des 'Neids' bei Platon s. Ε. Β. Stevens, AJPh 69 [1948] 173 ff.; Ε. Mίlobenski, Der Neid ίη der gήech. Phίlosophie, [Klassisch-phίlol. Studien 29] Wiesbaden 1964 21 ff. [zur aήstotelischen Unterscheidung zwischen ζηλοc und φθόνοc 69 ff.]). ζηλοc ist dagegen doppeldeutig, so daB hier zwei lnterpretationen moglίch wtίren: (α) ζηλοc ist wie so oft ein positiv aufzufassender 'Wetteifer', eine αemulαtio, die sich dann ίη einen negativen 'Neid' wandelt (ίη diesem Sinne wird ζηλοc an unserer Stelle νοη Stallbaum und ίη LSJ s.y. Ι 1 interpretiert). Das entsprache der aήstοteιίscheη Definition (Rh. Η 9. 1388 a 30 ff.), der zufolge der ζijλοc ein Schmerzgefίihl wegen des Fehlens νοη Gίitem bei sich selbst und somit positiv aufzufassen ist (das Gegenteίl ist nach Αήstοteles die καταφρόνηcιc). Hierzu lίeBen sich auch die Worte des ΡeήkΙes ίη seiner letzten Rede bei Thukydides (Π 64, 4) vergleichen. (b) ζηλοc heiBt 'Eifersucht', 'MiBgunst' und ist negativ Ζυ verstehen. lη dieser Bedeutung gebraucht Platon das Wort oft zusammen mit φθόνοc (vgl. Phlb. 47 e; 50 c; Lg. m 679 c). DaB das Wort zweifellos ίη diesem Sinne
e 6 - 242 a 1. Όπερ έαυτίόν: constructio αd sensum nach dem vorausgegangenen πάC1;Ί τ~ πόλει. 242 a 1. και τίόν άλλων δμοφώνων ΠΡΟ' τοΌ, βαρβάρουc. Zur Bedeutung der Sprachgemeinschaft neben der Abkunft fίir die Unterscheidung der Gήecheη νοη den Barbaren vgl. Hdt. ΥΙΠ 144, 2 (α1')τιc δε το Έλληνικόν, έον ομαιμόν τε και όμόγλωccoν); s. J. Jίithner (zu 239 b2) 5; Κleinow 193 ff. a 2. είρήνη, Kap. S. 30 ff. a 3-4. ο"δ'η
δε γενομένηc.
Zum Fήedeη, der hier gemeint ist, s.
Είηl.
'
~ αν 'θ ρωπων τoιc ~., φι λε~' ι εκ των ευ πρ άττoυcι προcπιπτειν,
'
πρίότον μεν ζηλοc, άπό ζήλου δε φθόνοc.
297
Der Gedanke, der hier als Αι.
242 a 6-242 a 7
KOMMENTAR
298
hier steht, zeigt neben der weiter unten erwahnten Lysias-Stel1e der Gebrauch des Wortes φιλονικία ίη 243 b3 (s. Komm. z.St.), wo das gleiche Motίν zugrunde liegt. Die 'Eifersucht' und der 'Neid' der ϋbήgen Gήechen gegenϋber Athen wegen seiner Verdienste ίη den Perserkriegen werden auch im lysianischen Epitaphios als Grund fϋr die ίnnergήechίschen Κήege genannt (2, 48 δια ζηλον των γεγενημένων και φθόνον των πεπραγμένων); ein ahnlicher Hinweis auf die 'Nacheiferung' der Spartaner kommt ferner ίη Isoc. 4, 91 vor (Λακεδαιμόνιοι μεν ζηλουντε, την πόλιν τη, έν Μαραθωνι μάχη, κτλ.). Der Grund, warum die Athener mit ihren Verdiensten ίη den Ρerserkήegen keine Sympathie bei den meisten Gήechen finden konnten (vgl. Hdt. ΥΙΙ 139, 1), lag ίη Wirklichkeit daran, daB sie damit ihren Anspruch auf Hegemonie
299
Grabdenkmaler der gefallenen Argίver hatten die Athener auf der StraBe, die zur Akademie fϋhrte, emchten lassen: IG 13 1149 = CEG 135 (m. Nachtrag Bd. 11 S. 301) = M.-L. 36; Paus. Ι 29, 7. 9; den athenischen Reitem, die ίη dieser Schlacht fielen, war wahrscheinlich IG 13 1181 = CEG 4 m. Nachtrag Bd. 11 S. 300 (- Α.Ρ. νπ 254) gewidmet. Diese Monumente meint viel1eicht Wilamowitz, wenn er Ζυ Tanagra Oinophyta bemerkt (11 134): "Wir wissen, daB fϋr diese Schlachten ganz besonders stattliche Monumente im Kerameikos standen. Αη diese eήnnert er (sc. Platon); so oft er νοη der Akademie zur Stadt gίng, kam er an ihnen vorϋber." a 7. ύπερ τ/' Bouoτων ΈΛΕUθερίαc. Nach den Perserkήegen trat Athen als der wichtίgste 'SchutΖheπ' der Freiheit der Gήechen nicht nur den Barbaren, sondem auch den anderen Gήechen gegenϋber auf, eine Rol1e, die seit dem 6. Jh. ίη GήechenΙand Sparta spielte (s. dazu W. Κierdorf, Erlebnis u. Darstel1ung der Perserkήege, GDttingen 1966, 92; Κ. Raaflaub (zu 239 a3) 218 ff.). Wenn also hier die Freiheit der Bootier als Motίν fϋr das Handeln der Athener angegeben wird, steht diese AuBerung ίη Einklang mit der offiziellen Darstellung, die Athen νοη seiner AuBenpolitίk gab. Das heiBt aber nicht, daB es sich im vorliegenden Fall nur um eine propagandistische Parole oder sogar um eine platonische ϋberbίetung ίη Ρatήοtίscher Rhetοήk handelt. Diodor (ΧΙ 81, 1-2, vgl. Justίn m 6, 10), der ίη diesem Abschnitt wahrscheinlich Ephoros folgt (s. Jacoby Komm. Ζυ 70 F 331), erwahnt, daB die Thebaner wahrend des Aufenthalts der Spartaner ίη Bootien diese um Hilfe baten, um ihre alte Macht und Ηeπschaft ϋber Bootien wiederherzustel1en (διο και των
begrϋndeten.
242 α 6 - c 2. Der 'erste Peloponnesische Krieg'.
a 6-7. (υνέβαλον μεν έν Τανάγρq. Als die Phoker 457 ίη Dοήs einfielen, sandten die Spartaner ihren Stammesgenossen 1500 eigene und 10.000 bundesgenossische Hopliten Ζυ Hilfe (Th. Ι 107,2; Diod. ΧΙ 79, 4 ff.). Nachdem die Spartaner die Phoker zum Abzug aus Dοήs gezwungen hatten, muBten sie selbst ihre Plane andem, da ihnen der Rϋckweg durch die Ath~ner abgeschnitten war. Sie beschlossen also, ίη Bootien Ζυ warten, ermutigt auch, wie Thukydides (1107,4) sagt, νοη Oligarchen ίη Athen, die den SΙUrz der Demokratie ίη ihrer Stadt beabsichtigten und den Bau der langen Mauem verhindem wol1ten. Doch die Athener warteten nicht, bis die Gegner nach Athen kamen, sondem zogen als erste ins Feld und griffen mit ihrem ganzen Aufgebot unterstϋtΖt νοη 1000 Argivem, einem thessalischen Reiterkorps und Bundesgenossen, die Spartaner ίη Tanagra an. Bei der darauf folgenden Schlacht siegten zwar die Spartaner (ihre Weihung ίη CEG 351 = M.-L. 36); der Sieg war jedoch nicht entscheidend und, wie Thukydides sagt, es 'floB auf beiden Seiten viel Blut' (vgl. Diod. ΧΙ 80, 6). Ζυ den Ereignissen s. Ed. Meyer, GdA 2111 1,593 ff.; R. J. Buck, CPh 60 (1970) 218 ff.; Nancy Demand, Thebes ίη the Fifth Century, London 1983, 31 ff.; D. Μ. Lewis ίη CAH2 V 114 f.; Ι. Μ. Plant, Ηίstοήa 43 (1994) 259-74; zur Datierung s. auch R. McNeal, Ηίstοήa 19 (1970) 306-25.
Βοιωτων άπάντων καταφρονούντων και μηκέτι προσεχόντων τοι' Θηβαίοιc, ήξίουν του, Λακεδαιμονίου, τi;) πό?"ει cυμπεριποιηcαι την ολην ήγεμονίαν τη, Βοιωτίαc). Als Gegenleistung versprachen die Thebaner, den Κrieg gegen die Athener Ζυ ϋbemehmen. Den Vorschlag der Thebaner erwahnt zwar Diodor nach der Schlacht bei Tanagra, es ist jedoch wahrscheinlicher, daB die Verhandlungen vor der Schlacht stattgefunden haben; vgl. Ed. Meyer, GdA 2ΠΙ 1, 594 f., anders R. Meiggs, The Athenian Empire, Oxford 1972, 99; fϋr unzuverlassig halt die Νachήcht bei Diodor Buck (zu 242 a6-7) 220 f, vgl. aber H.-J. Gehrke, Stasis, (Vestigia 35) Μϋnchen 1985, 166 Α. 10. DaB Theben ίη ..,ιί'ΙΙ··ί·Ι;
242 a 7-242 b 3
KOMMENTAR
300
der Tat Anspruch auf die Hegemonie ϋber Bootien vor der Schlacht bei Tanagra erhoben hatte, paBt nicht nur zur Aussage Platons an unserer Stelle, sondem wird auch durch die Wahl Tanagras als Schauplatz fϋr die Schlacht nahegelegt. Offensichtlich hatte Tanagra ebenfalls Anspruch auf die Hegemonie ίη Bootien erhoben; s. Demand (zu 242 a6-7) 32 f. έν Τανάγρq.. Ζυ έν
301
gewesen sein (vgl. Η. Strasburger, Hermes 86, 1958, 25). Die spatere epideiktische Rhetorik setzte diese Tradition fort, entstellte aber die Tatsachen soweit, dal3 sie daraus sogar einen moralischen Sieg der Athener machte (Aristid. 13, 220 f. L.-B.; zur Umdeutung einer Niederlage bei den Rednem s. unten zu 243 d5-7). Eine andere Tradition ϋber den Ausgang der Schlacht wird νοη Herodot, Thukydides und Plutarch vertreten, die nur νοη einer Niederlage der Athener wissen. νοη einem Sieg weil3 dagegen Aristodem (FGrHist 104 F 1 [12, 1]), der eine dritte Tradition vertritt. Dazu s. auch Ε. Beecke, Die historischen Angaben ίη Aelius Aristides Panathenaikos auf ihre Quellen untersucht, Strassburg 1908, 62 ff.
= 'ίη der Nahe' s. oben Ζυ 240 c4.
a 7 • b1. Λαχεδαιμονίοιc μαχόμενοι. Bei Thukydides und Diodor ist ebenfalls nur νοη Lakedaimoniern die Rede. Es ist aber nicht auszuschlieBen, daB auf ihrer Seite auch Thebaner mitkampften, wie D. W. Reece, JHS 70 (1950) 75-6, mit Verweis auf Paus. 129, 9 und den pseudoplatonischen Alc. Ι 112 c vermutet (vgl. R. Meiggs, The Athenian Empire 117-8 [Endnote 5]). Nach Reece entspricht die Zahl der Truppen, die ίη Th. Ι 107, 2 erwahnt wird, nicht der Hilfe fϋr die Stammgenossen ίη Doris, sondem den Κraften, die bei Tanagra kampften, so daB die erwahnten ξύμμαχοι bei Thukydides ίη der Mehrheit Thebaner gewesen sein dϋrfteη.
b 3. {Botιo'to\)c}. Da die Lakedaimonier nicht allen Bootiem, sondem nur den Thebanem zu Hίlfe kamen (vgl. Diod. ΧΙ 81, 1-2, nach Ephoros), kann die ϋberΙίeferte Lesart nicht richtig sein. Darauf hat als erster Bekker (Comm. Crit. [zu Μχ. S. 392, 6]) aufmerksam gemacht, der der Tίlgung des Wortes vor der Anderung ίη Θηβαίουc den Vorzug gab. Anders als Bekker schlagt der Αηοη. bei Engelmann vor, entweder Βοιωτων ΤΟΙΚ άδίκωc φεύγονταc zu schreiben oder Βοιωτούc hierher zu stellen und auf ΤΟΙΚ άδίκωc φεύγονταc δικαίωc κατήγαγον zu beziehen. Eine weitere Moglichkeit ware vielleicht, den Akkusativ ίη einen Genitivus pαrtitivus (Βοιωτων) Ζυ andern. Am einfachsten lal3t sich jedoch das Wort als eine urSΡrϋηg1ich am Rande stehende Glosse erklaren, die das nicht deut1ich genug erscheinende oic (vgl. 242 c 1 έλευθερώcαντεc oic έβοήθουν) erkΗίreη sollte, so dal3 die Tίlgung ίη der Tat vorzuziehen ist. Ιη diesem Fall sind unter oic έβοήθουν nicht alle Thebaner zu verstehen, sondem nur diejenigen, die im Gegensatz zu den άδίκωc φεύγονταc die hegemoniale Politik Thebens unterstϋtzten.
'to
b 1-2. άμφιcβητ/cίμου δε τ/c μάχηc γενομέvηc, διέχρινε ϋC'tερον εργον. Ahnlich Diodor ΧΙ 80, 6: τέλοc δε tilc μάχηc άμφίδοξον λαβούcηc το τέλοc, (υνέβη τούc τε Λακεδαιμονίουc άμφιcβητηcαι περι
τηc νίκηc και ΤΟΙΚ Άθηναίουc. τότε μεν ο-Ον έπιλαβούcηc νυκτόc και tilc νίκηc άμφιδόξου γενομένηc, διεπρεcβεύοντο προc άλλήλουc και τετραμηνιαίουc cπονδClc έποιήcαντο (vgl. Aristid. 1, 322 L.-B. κατα την έν Tανάγρ~ μάχην την άμφιcβητήcιμον, wahrscheinlich aber ίη Anlehnung an unsere Stelle, was ebenfalls fϋr Lib. or. 59, 119 gilt; Justinus ΙΙΙ 6, 9). Die ϋbereίηstίmmuηg unserer Stelle mit Ephoros (zur Quelle des Diodor s. oben Ζυ 242 a6-7) ίη mehr als einem Punkt weist vielleicht auf eine gemeinsame Quelle hin. Als solche dϋrfte vor allem Hellanikos gelten (vgl. Ed. Meyer, GdA 2ΙΙΙ 1,596. Die νοη Thomas 230 Α. 120, geauBerte Meinung, es sei sehr gut moglich, daB die Darstellung des Ephoros νοη der an unserer Stelle beeinfluBt worden sei, ist abzulehnen, vgl. einen ahn1ichen Fall ίη 243 c3, wo aber ein Abhangigkeitsverhaltnis deutlich ausgeschlossen ist; was die Duplikation der Oinophyta-Schlacht betrifft, so stammt sie nicht νοη Ephoros, sondem νοη Diodor, s. unten Ζυ b3-4). Diese Version muB jedenfalls diejenige der patriotischen Rhetorik und somit die offizielle ίη Athen
'tρίηι ήμέρq.. Das widerspricht der thukydideischen Angabe, wonach die Athener δευτέρ~ και έξηκοcή1 ήμέρ~ μετα την μάχην (bei Tanagra) gegen 'die Boiotier' ins Feld zogen und sie bei Oinophyta besiegten (Ι 108, 2). Ahn1ich setzt Diodor die beiden Schlachten ίη zwei aufeinanderfolgenden Archontenjahren an (vgl. ΧΙ 81, 1). Um die Schwierigkeit Ζυ ϋberwίηdeη, hat Α. Boeckh, Pindari opera quae supersunt ΙΙ 2, Leipzig 1821, 533, versucht, diese Worte anders zu deuten, indem er sie mit "tres per dies" wiedergegeben und diesen
Α
302
242 b 3-242 b 5
KOMMENTAR
303
'dreitagigen Kampf' folgenderweise erkliirt hat: "Ρήmο autem die ea pars pugnae videtur accidisse, quam Diodorus ΧΙ, 82. narrat apud Tanagram pugnatam; post quam Tanagram cepisse eiusque moenia diruisse et Boeotiam vastasse Athenienses dicit; post ea narrat pugnam ad Oenophyta (ΧΙ, 83.), quasi aliquo temΡοήs intervallo divisam: sed haec omnia negligenter composita sunt." Gegen diese Deutung hat sich aber mit Recht Krϋger 172 Α. 4 gewendet, weil sie schon durch die vorhergehenden Worte διέκρινε το ϋcτερον εργον widerlegt wird. Als eine Interpretatiosmog1ichkeit, die er selbst allerdings ablehnt, erwagt Α. W. Gomme (zu Th. Ι 108, 2) den Sinn: 'two days after the departure of the Lacedaemonians'. Wenig ϋberΖeugend ist ebenfalls die Erklarung νοn Ε. Κίrsten, RE χνπ 2 (1937) 2257-8, der ίn der geήngen raum1ichen Entfemung beider Sc111achtorte den AnlaB fϋr die VerkϋrΖung der Zwischenzeit zwischen den beiden Schlachten sieht. Erwagenswert ist dagegen die Erganzung Koppens (115) (έξηκοcτ'Ό και) τρίΤ1J, die ίn der leicht abweichenden Form τρίΤ1J (και έξηκοcτ'Ό) vorzuziehen ist, die spater Η. F. Clinton, Fasti Hellenici, Oxford 1824, 232, unabhangig νοn Koppen, und der Αnοn. bei Engelmann als Verbesserung der Koppenschen Erganzung vorgeschlagen haben. Freilich ist ein Eingήff ίn den Text bedenklich, zumal eine andere, rhetorische Version nicht auszusch1ieBen ist, die die beiden Schlachten ίn zeit1iche Nahe rϋckte, damit die Niederlage durch den darauf folgenden Sieg ϋberdeckt wird. Immerhin setzt Aristid:-- 1, 221 L.-B. (Άθηναιοι δε προηλθον κατα πόδα, τη, μάχηc) die uns vorliegende Version voraus. Nicht auszuschlieBen ware auch die Annahme einer anderen hίstοήοgraΡhίschen Version. Man hat schon die Vermutung angestellt, daB τρί Τ1J bei Hellanikos stϋnde, es aber spater durch Thukydides korήgiert worden sei (so Harήson, Cambήdge υnίν. Reporter, March 12, 1912, nach Gomme a.O.).
topographischen Identifizierung νοn Oinophyta mit dem heutigen Staniates s. J. Μ. Fossey, Topography and Population of Ancient Boiotia, Chicago 1988, 58 ff. Die Duplikation der Schlacht bei Diodor geht Ζυ seinen Lasten und nicht Ζυ Lasten des Ephoros; s. Α. Andrewes ίn: J. W. Eadie - J. Ober (Hsg.), The Craft of the Ancient Ηίstοήan. Essays ίn Honor of C. G. Starr, Lanham 1985, 189 ff. Die Bedeutung, die der Schlacht bei Oinophyta beigemessen wird, hangt wesentlich rnit der Person des Myronides zusammen, der besonders ίn konservativen Κreisen ίn Athen als Vertreter der alten Generation der Marathonkampfer galt, vgl. Ar. Ec. 304; Ly. 801 ff.; Eupo1is fr. 100, 1 Κ Α. rnit der Bemerkung der Editoren z.St. Die Schlacht ίn Verbindung rnit dem Namen Myronides erwahnt auch der FeΙdheπ Hippokrates ίn seiner Rede im J. 424 vor der Schlacht bei Delion (Th. ιν 95,3).
b 3-4. έν OίνoφUτoι(. Die Schlacht fand im Spatsommer 457 statt. Die Thebaner wurden ίn dieser Schlacht νοn den Athenem unter Myronides vollig geschlagen (Diod. ΧΙ 81-83, 3), was die Ηeπschaft der Athener ϋber Boiotia, Phokis und Lokήs bis zur Schlacht bei Koroneia zur Folge hatte; s. Busolt, Gr. Gesch. ΠΙ 1,318 ff.; Ed. Meyer, GdA 2ΠΙ 1, 597 f.; R. Meiggs, The Athenian Empire 99; D. Μ. Lewis ίn: CAH2 V 115; zur Datierung s. Ε. Bayer - J. Heideking (zu 241 el-2)136; zur (unsicheren)
b 5. δΤι hebt ο-Οτοι hervor ('Diese waren ίn der Tat ... '), vgl. Denn. GP 208 f.
b 4. 'tOu( άδίκω( φεuγοντα( δικαίω( κατήγαγον. Wahrend der thebanischen Hegemonialpolitik im Jahre 457, die sich, unterstϋtzt durch Sparta, gegen Athen richtete, kam es offensichtlich ίn Bootien Ζυ Verbannungen νοn Gegnem dieser Politik. Da Theben bis zur Schlacht bei Oinophyta oligarchisch war, tendierten wahrscheinlich die Verbannten zur Demokratie; s. dazu H.-J. Gehrke, Stasis, (Vestigia 35) Μϋnchen 1985, 165 f.; 372 ff. (Appendix νπι). Nach der Schlacht bei Oinophyta wurden sie νοn den Athenem Ζurϋckgefϋhrt, wahrend ίn manchen Stadten die Demokratie eίngeήchtet wurde. DaB es fϋr einige Zeit nach Oinophyta auch ίn Theben eine Demokratie gab, geht aus Αήst. Ρο/. V 2. 1302 b 29 hervor: και έν ται, δημοκρατίαι, (sc. (ταcιάζoυcιν) οί εϋποροι καταφρονήcαντεc τη, άταξία, και άναρχίαc, οΤον και έν Θήβαι, μετα την έν Οίνοφύτοι,
μάχην κακω, πολιτευομένη ή
δημοκρατία διεφθάρη κτλ.
Stelle; Gehrke 166 Α.
(vgl. [Χ.] Ath. 2, 11); s. Kalinka zur [Χ.] 16 rnit weiterer Literatur.
τον ΠεΡCΙKOν πόλεμον.
!
Seit Herodot (ΙΧ 64) und Thukydides ist die gelaufige Bezeichnung der Ρerserkήege ό Μηδικο, πόλεμο, oder τ α Μηδικά. Zwischen Persem und Medem hatte man zwar schon im Jahrzehnt nach dem Xerxes-Zug (vgl. schon 472 die Perser des Aischylos) deut1ich Ζυ unterscheiden begonnen, der Name Μηδοι kam
,
304
KOMMENTAR
aber nicht auBer Gebrauch und wurde seit der Mitte des 5. Jh. zum festen Ausdruck fϋr die Gegner der Gήecheη ίη den Perserkriegen. lη der Bezeichnung der Perserkήege hier a1s 'persischer Κήeg' und ίη Lg. Ι 642 d6 als τα ΠεΡCΙKά wird der Versuch Platons erkennbar, die anachronistische Terminologie Ζυ iίndem, damίt sie der Sache gerecht wird (vg1. den Einblίck ίη die Geschichte Persiens ίη 239 d-e); ahnlίch spiίter Isokrates: (ό Περcικοc πόλεμοc) 4, 68; 6, 42; 8, 88; 12, 149; 14, 57; 15,233; (τα ΠεΡCΙKά) 7, 75; 8, 37. 90; zur Termίnologie vg1. R. W. Macan, Herodotus. The Seventh, Eighth and Ninth Books Π 31. 50, und vor allem D. F. Graf, Medism: Greek Collaboration with Achaemenid Persia, Diss. υηίν. Michίgan 1979, 18 ff. und (dasselbe ίη modifizierter Form) ίη JHS 104 (1984) 18 ff.; femer C. Tυplίη (zu 239 el) 238 ff. c 1-2. έν τφδε τφ μνήματι. μνημα ist hier nicht das Sondergrab (so S. Wenz, Studien Ζυ att. Κήegergriίbem, [Diss. Μϋηster] Erfurt 1913, 19), sondem, wie ίη Lys. 2, 63, die Gesamtanlage des Fήedhοfs; s. auch L. Weber, RhM 75 (1926) 293 ff. c 2. πρωτοι έτέθηcαν. Aufgrund dieser Worte wurde mehrmals ein Fehler Platons angenommen, der angeblίch behaupte, die Gefallenen bei Oinophyta seien als erste ίiberhαupt im Kerameikos bestattet worden; so Ζ.Β. Bemdt, 49 f., der das rur einen absichtlichen Fehler hiίlt; vg1. Loraux, L'invention 63 ("eueur volontaire"). Doch was hier zweifelsfrei gesagt wird, ist, daB die Ge.fallenen bei Tanagra und Oinophyta a1s erste unter denen, die fϋr die Freiheit der Gήecheη gegen andere Gήecheη gekiίmpft haben, im Kerameikos bestattet wurden; vg1. Jacoby, Ρatήοs Nomos 54 Α. 77. Das πρωτοι ist eine Wiederaufnahme des πρωτοι ίη 242 b5. Die Aussage an der vorliegenden Stelle steht ίη Einklang mit der scharfen Unterteilung der Κήege ίη barbarische und ίηηergήechίsche.
242 c 2 - e 4. Die erste Periode des Peloponnesischen Krieges. Den Peloponnesischen Κήeg kennt Platon a1s Einheit nicht (s. unten Ζυ 242 e4) und genauso wenig den Namen Πελοποννηcιακοc πόλεμοc (letzteres gilt im ϋbrίgeη fϋr alle klassischen Autoren, da diese Bezeichnung zum ersten Ma1 auf einer lηschήft [IG Π 2 1035,41] aus dem Anfang des 1. Jh. v.Chr. belegt wird, s. Β. Keίl, Hermes 51, 1916,441 58). Er nennt aber auch diesen ersten Κήeg bzw. den ersten Teίl des Κήeges nicht, obwohl rur ihn angeblίch schon Lysias (fr. ΙΧ Thalh.) den
Ι .~. Jj
ψ
242 c 1-242 c 4
305
Namen Άρχιδάμειοc benutzt haben sol1. Thukydides, der Αηοη. der Hell.Oxy. und wahrscheinlίch auch Anaximenes und Ephoros kennen die Bezeichnung fϋr diesen Κrieg ebenfalls nicht (s. Jacobys Komm. Ζ. Ephoros FGrHist 70 F 197). Aus der Zeit des Archidamίschen Κήeges erwahnt Platon nur zwei Ereignisse: die Verwϋstuηg Attikas durch die Spartaner und die Gefangennahme der spartanischen Hopliten auf SΡhakteήa. Beides muB den Athener fϋr lange Zeit ίη Erinnerung geblίeben seiD. Die Einschiίtzung, dieser Κήeg sei ein Sieg der Athener gewesen, eηtSΡήcht nicht nur der hίstοήscheη Wirklichkeit, sondem auch der Darstellung der attίschen Redner, die, wenn sie ihn nicht ϋbergeheη, daraus eine positive Bίlanz ziehen; vg1. F. W. UΙΙήch, Beitriίge zur Erklarung des Thukydides, Hamburg 1846, 8 f. c 3-4. χαι πάντων των 'Ελλήνων έΠΙCτραΤε\)Cάντων. Eine Liste mίt den Mitgliedem der beiden feindlichen Lager lίefert Th. Ι 9. Die ϋbertreίbuηg ίη der Darstellung des Gegners liίBt den Sieg gloueicher und die Niederlage geήηger erscheinen, vg1. 243 b7 (πάντα, 'Έλληνά, τε και βαρβάρουc) und die ahnlίche Hyperbel ίη Isoc. 12, 57 (άπάντων αύτ'Ό και των Έλλήνων και των βαρβάρων έπιθεμένων); eine kleinere ίη Isoc. 7, 75 (Πελοποννηcίουc απανταc); auch im Grabepigramm (lG 13 1181 = CEG 4, vg1. Α.Ρ. νπ 254) rur die gefa11enen Ritter bei Tanagra ist Ζυ lesen, daB sie 'gegen die meisten der Hellenen' gekiίmpft hiίtten (vg1. W. Peek, Gήech. Grabgedichte, Berlίn 1960, S. 22). • \ \. c 4-5. επιcτρατεucαντων χαι τεμοντων τιιν χωραν χαι ανα ιαν χάριν έχτινόντων. Nach den Partizipien im Αοήst mag das Auftreten des Priίsens έκτινόντων auf der gleichen Stufe mίt ihnen anstoBig erscheinen. Deshalb wollte Egelie 54 das κα ί vor άναξίαν getίlgt wissen, da έκτινόντων sich auf die zwei vorangehenden Partizipien beziehe und nichts Neues bήηge. Der Sinn ist nach Egelie: πάντεc οί 'Έλληνεc Ι
Ι
~
Ι
ξΙ
έπεcτράτευcαν και ετεμον τ11ν χώραν, άναξίαν χάριν έκτίνοντεc Τ'Ό πόλει.
Letzteres ist zweifellos ήchtίg. DaB aber hier die sprachlίche Genauigkeit um des rhetοήscheη Eindrucks willen geopfert wird, sollte man ίη Kauf nehmen. Andemfalls kame neben der Zerstorung des Polysyndeton mit dem folgenden νικήcαντεc eine weitere Schwίeήgkeίt hinzu, da wir dann drei miteinander nicht verbundene Partizipialsatze
Ι
i
242 c 4-242 c 7
KOMMENTAR
306 hiίtten
und die Konstruktion der Ρeήοde noch hiίrter erschiene. Eher wiίre dagegen Ζυ erwiίgen, ob nicht die Anderung des Αοήst τεμόντων ίη das Priίsens τεμνόντων gewisse Vorteile mit sich bήngt. Nicht nur weil das 'Verwίisten' (anders als έπιcτρατεύειν) gewohnlich als dauemde Tat aufgefaBt wird (vgl. Ζ.Β. Isoc. 16, 13), sondem weil auch das folgende Priίsens έκτινόντων eher gerechtfertigt Ζυ sein scheint. Zur Bekriίftigung der engeren logischen Verbindung beider Partizipien konnte man eventuell auch die stilistische Entsprechung τεμ(ν)όντων την χώραν έκτινόντων τ1.1 πόλει νοrbήngen. Doch darf man nicht ίibersehen, daB mit den Worten άναξίαν χάριν έκτινόντων τ1.1 πόλει eher ein moralisches Urteil ausgesprochen wird, das anderer Art ist und durch die Veriίnderung des Tempus νοη der Erwahnung der Einzeltaten unterschieden wird.
307
den Ereignissen des Κήeges war nach Angabe des Thukydides (ιν 40, 1; ν 15, 1) dies dasjenige, das den groBten Eindruck auf die Gήechen machte; denn man glaubte bis dahin immer, nichts konne einen Spartaner dazu zwingen, sich Ζυ ergeben. AuBerdem bildeten die 400 Hopliten auf SΡhakteήa ein Zehntel der gesamten Hoplitenmacht Spartas (Beloch, Gήech. Gesch. 2Π 327). Anspielungen darauf auch ίη Ar. Eq. 54 ff; Nu. 186; fr. 102 Κ-Α. mit der Bemerkung der Editoren zum Fragment. c 7. έν 'tij Cφα'Υίq. Sphagia war ein anderer Name fίir die Insel SΡhakteήa (Strab. νπl 3, 21 ρ. 348; Faνοήnus fr. 89 Barigazzi = Steph. ΒΥΖ. S.V. (φακτηρία). Den gleichen Namen verwenden Χ. Hell. νι 2,31 (Cφαγίαι); Strab. νm 4, 2 ρ. 359; Plin. ΝΗ lν 55 (tres Sphαgeαe); Ptol. Geogr. πι 14,44 Mίill. DaB jedoch Sphagia der ursprίingliche Name der Insel sei, wahrend SΡhakteήa als Name spiίter und mit Bezug auf die blutigen Kiίmpfe des Jahres 425 (cφακτηρία [vilcoc] = 'mδrdeήsche Insel') beigelegt worden sei, wie bei Bίirchner, RE ΙΠ 2 (1929) 1693 und L. Deroy - Μ. Gerard, Le cadastre mycenien de Pylos, (lncunabula Graeca Χ) Rom 1965,173 f., behauptet wird, ist nicht stichhaltig, s. J. Κ Promponas, Πλάτων 41 (1989) 21-4 (nach ihm weisen beide Namen der Insel auf ihren gebirgigen oder felsigen Boden hin).
c 4. τεμόντων την χώραν. τέμνειν weist auf die Ζerstδreήsche das Abschneiden νοη Getreide und das Umhacken νοη Biίumen hin (deshalb am hiίufigsten ίη Verbindung mit γη); Ζυ seiner Bedeutung ίη Vergleich mit anderen Synonymen, wie δ'ΌΟ'υν, φθείρειν usw., und seinem Gebrauch speziell bei Thukydides s. Α. Η. Jackson, Ηίstοήa 18 (1969) 12-6. Verwίistungen des attischen Landes fanden wahrend des Peloponnesischen Κήeges fast jahrlich zwischen 431 und 425 statt: Th. Π 19,2 (431); Π 47,2 (430); m 1, 2 (428); ΙΠ 26,3 (427); lν 2, 1 (425); s. γνοη Garlan, Recherches de poliorcetique grecque, Athen 1974, 22 fJ. Die Verwίistung Attikas wiίhrend des Peloponnesischen Krieges erwahnen νοη den Rednern And. 3, 8; Aeschin. 2,175; Lys. 7, 6; D. 9,48.
νerwίistung,
c 7 - d 1. έξον αύτοί, διαφθείραι έφείcαντο και άπέδοcαν. Die Gefangenen aus SΡhakteήa wurden ίη Wirklichkeit als Geiseln ίη Athen festgehalten fίir den Fall, daB die Spartaner ίη Attίka einfielen (Th. lν 41, 1), und trugen zudem als Druckmittel zum AbschluB des fίir die Athener vorteilhaften Νίkiasfήedens bei. Nur durch diesen Fήeden wurde auch die Freilassung der Κήegsgefangenen ermOglicht. Insofem war die Haltung der Athener weniger eine humane, wie hier behauptet wird, und mehr eine politisch kalkulierte Tat. Andererseits sollte man nicht vergessen, daB wahrend des Κήeges, dessen Grausamkeit mit der Zeit immer mehr wuchs, die Totung νρη Gefangenen nicht selten war; vgl. Ζ.Β. Th. Π 67, 4 (schon am Anfang des Κήeges) und lν 57, 4 mit Gomme z.St.; πι 68, 1-3; ausfίihrlich dazu Α. Panagopoulos, Captives and Hostages ίη the Peloponnesian War, Athens 1978, 19 ff.
c 5. άναξίαν χάριν έ1C1:ινόvτων: vgl. Ar. Ly. 1138 f. (ταυτι παθόντεc των' Αθηναίων ϋπο / δ'ΌΟ'υτε χώραν, η, ύπ' ε-δ πεπόνθατε;); Isoc. 4, 62; vgl. νοurνeήs, Ρl. u. Ath. 137. c 5-6. νικήcαντεc αύτο\)( ναυμαχίq. Den ν organg vor dem Hafen νοη Pylos, wodurch die spartanischen Hopliten ίη Sphakteria
abgeschnitten wurden, erzahlt Thukydides ίη lν 14. c 6-7. και λαβόντε, αύτίόν το\)( ή'Υεμόνα, Λακεδαιμονίοο, έν τi1 Cφα'Υίq. 1m siebten Jahre des Peloponesischen Κήeges (Sommer 425)
c 7. αύτοίc. Stallbaum wollte αύτο\κ mit drei codices recentiores (Par. 3009; Ven. 189; Vind. 109) schreiben: "Nam quod editt. omnes habent αύτοιc, ad έξόν hunc dativum facile intellexeris, ad διαφθειραι
hatten die Athener unter Kleon und Demosthenes 292 Hopliten auf Sphakteria gefangengenommen, unter denen sich 120 Spartiaten befanden: Th. lν 3-6.8-23.26-41; Plut. Nic. 7-8; Diod. ΧΠ 61-3. Unter
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242 d 1-242 e 1
KOMMENTAR
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309
των βαρβάρων τρόπαια ϋμνουc άπαιτει. τα δε κατα των 'Ελλήνων
accusativum aegre desideraveris". Sein Argument ist keinesfalls zwingend, so daβ die ϋberlίeferuηg der drei ΗaUΡthaηdschήfteη hier
θρήνουc.
Schon bei ihm findet sich die Mischung des Panhellenischen und des National-Athenischen, die spater auch bei Isokrates vorkommt (W. Nestle, Phίlologus 70, 1911, 14 ff.= Gήech. Studien 464 f.; H.-J. Newiger, Gnomon 33, 1961, 765), vor allem ίη seinem Panegyrikos (4, 66.131.133-86; vgl. 12, 163).
weiterhίn als maβgeblίch gelten muB.
d 1. και είρήνην έποιήcαντο. Gemeint ist der sogenannte Nikίasfrίede (421 v.Chr.); die Quellen bei Bengtson, Staatsvertriige 2Π Nr. 188, mit weiterer Literatur dazu. Der Fήede und die Freίlassung der Gefangenen fallen chronologisch zusammen, und so stehen sie auch hier ίη einer Reihe; da ίη der Darstellung das Hauptgewicht auf die Schonung der Gefangenen gelegt wird, ist die Reihenfolge nicht einer Chronologie, sondem einer inneren Logik angepaBt, wobei auch eine gewisse Steigerung (Schοηuηg-Freίlassuηg-Fήede)erkennbar wird. (Wie Μ. Ν ouhaud, L' utίlίsation de l'histoire par les orateurs, Paήs 1982, 366 ίη der Reihenfolge einen der "glίssements chronologiques" des Werkes sehen kann, ist OOr unverstandlίch).
d 2. το ομόφυλον: vgl. Τί. 81 a6; als feminines Adj. weiter unten ίη 244 a2 und als maskulίnes ίη Lg. ΥΠΙ 843 a4; femer Phίlolaos 44 Β 6 (Ι 409, 3. 6. 7) D.-K; Demokήt 68 Α 135, 50. 54 ρ. 115, 2; 116, 4 D.-K.; Hippias 86 Β 6 ρ. 331, 118 D.-K; Ηρ. Aer. 12 (Π 56, 2 Littre); ΝαΙ. Hom. 3 (νΙ 56,2 Littre); Ε. Her. 1200; fr. 296 Ν.2; Th. Ι 141,6; Isoc. 5, 108.
d 3. το κοινον των 'Ελλήνων. Das Wort κοινόν wird hier nicht terminologisch (vgl. Busolt-Swoboda, Gήech. Staatskunde Π 1316) gebraucht, sondern im allgemeinen Sinne der (griechischen) Gemeinschaft, die hier den einzelnen Stiidten entgegengesetzt wird. Ιη spiiterer Zeit wurde το κοινον των Έλλήνων terminologisch fίir den νοη Philίpp νοη Makedonien begrίindeten Staatenbund verwendet, vgl. Απ. An. ill24,4.
d 1-3. ήγούμενοι ΠΡΟ' μεν το ομόφυλον μέχρι νίκη, ... ΠΡΟ' δε τού, βαρβάρου, μέχρι διαφθοραc. Zum Bau des Satzes s. Yahlen, Opusc.
Acad. Π 387. Ahnlίche Gedanken iiuBert Platon ίη seinem Exkurs ίiber die Art der Κήegfίihruηg im fίinften Buch seiner Republik, wo er scharf zwischen
ι β' υ ι ι λ θ~ , β ~ " ημφε, ητει οτι ουκ α η η αμφι, ητοιεν: zur d 6 -8 . ει" τι' αρα constructio αd sensum besonders nach dem indefiniten Pronomen τίc vgl. K-G. Ι 54 b.
dem Krieg gegen Barbaren und dem gegen andere Griechen unterscheidet. Krieg dίirfen die Bίirger des idealen Staates, der wohlgemerkt ein gήechίscher ist (470 e4 ff.), gegen einen anderen gήechίscheη Staat nur fίihren, um ihn zur Besonnenheit zu bήηgeη, ούκ έπι δoυλεί~ κολάζοντεc ούδ' έπ' όλέθρφ (471 a); vgl. 471 b 'Εγω μέν, εφη, όμολογω οϋτω δειν npoc toi>e έναντίουc toi>e ήμετέρουc πολίταc προcφέρεcθαι' npoc δε toi>e βαρβάρουc, ώc νϋν οί 'Έλληνεc npoc άλλήλουc. Die gleiche Unterscheidung zwischen Gήecheη und Barbaren ίη Bezug auf den Κήeg erscheint auch ίη Isoc. Paneg. 85 (zur anscheinend gemeinsamen Υ orlage s. Ε. Schίitrumpf, Hermes 100, 1972, 11); vgl. auch Χ. Ages. 6, 7. Zur Forderung nach Humanitiit ίη der Κήegsfίihruηg unter Gήecheη, die nach dem Peloponnesischen Κήeg lauter wurde, s. ausfίihrlίch bei F. ΚίechΙe, Ηίstοήa 7 (1958) 129-56 (bes. 143 ff.); auch Η. Bengtson ίη: Rast10ses Schaffen, Festschr. F. Lammert, Stuttgart 1954, 31-4. Der unverkennbare panhellenische Τοη an unserer Stelle eήηηert auch an Gorgίas' Ausspruch (82 Β 5 b D.-K) τα μεν κατα
d 6. ήμφεcβήτει. Die Form mit doppeltem Augment ist iilter und 88, 7 - 420119 ff. ν. Chr.) bezeugt; Κ-Β. Π 35. 367; Threatte, Gramm. Αιι Inscr. Π 496. ήμφιcβήτει (W F) ist neben der anderen Form bei spiiteren Autoren ίiblίch (keinesfalls jedoch nur eine "Irrung" der Ηaηdschήfteη, wie bei Κ-Β. steht); s. G. Cronert, Μemοήa Graeca Herculanensis, Leipzig 1903, 207 Α. 1; vgl. Cobet, Novae lectiones 156 f. ίiberdies inschrίftlίch (Syll.3
d 8 • e 4. o~τoι γαρ ένταϋθα εδειξαν ... νΙKωντΕC ίδίq. Nach εδειξαν wird νικωντεc priidikativ gebraucht (vgl. K-G. Π 52). Scleiermacher ίibersetzt treu: "Denn diese (...) haben gezeigt, (...) daβ sie diejenigen OOι denen sie gemeinschaftlίch gesiegt hatten nUD allein besiegten". e 1. cταcιαcάcηc Τ/' 'EWδoc. Der natίirlίche Unterschied zwischen dem Κήeg gegen Barbaren und dem gegen Gήecheη (s. oben zu 242 dl :Δi
--.. KOMMENTAR
310
3) hat nach Platon seinen Niederschlag auch im Sprachgebrauch gefunden und muB bewuBt angewendet worden sein: 470 b4 Φαίνεται μοι, ωcπερ και όνομάζεται δύο ταυτα όνόματα, πόλεμοc τε και cτάcιc,
οϋτω και εΙναι δύο, οντα έπι δυοιν τινοιν διαφοραΙν. λέγω δε τα δύο το μεν οίκειον και cυγγενέc, το δε αλλότριον και όθνεΙον. έπι μεν o~ν tiJ του οίκείου εχθρα cτάcιc κέκληται, έπι δε tiJ του αλλοτρίου πόλεμοc. 470 c7 'Έλληναc δε 'Έλληcιν, οταν τι τοιουτον δρωcιν (sc. πολεμειν), φύcει μεν φίλουc εΙναι, vocEiv δ' έν τφ τοιούτφ την Έλλάδα και cταcιάζειν, και cτάcιν την τοιαύτην εχθραν κλητέον.
Diese GegeηϋbersteΙΙuηg νοη πόλεμοc und cτάcιc zeigt, daB σταcιάζειν an unserer Stelle nicht etwa 'ίη Zwiespalt sein' (wie oft ϋbersetΖt wird) bedeutet, sondem vielmehr 'ίη Βϋrgerkήeg sein'. Darin besteht ein Unterschied Ζυ der sonst ahnlίchen Wendung im lysianischen Epitaphios (2,21 cταcιαζούcηctTιc Έλλάδοc). e 2-3. του, προεcτmταc των άλλων 'Ελλήνων χειρωcάμενοι. Nicht die Αηfϋhrer der Lakedaimonier auf SΡhakteήa (Gottleber), sondem die Lakedaimonier als Vorkampfer gegen die Perser, wie auch aus dem folgenden deutlίch hervorgeht. Als Vorsteher GήecheηΙands wird Sparta schon im Bundesangebot des Kroisos ίη Hdt. Ι 69, 2 (ύμέαc γαρ προεcτάναι tTιc Έλλάδοc) bezeichnet (s. How-Wells z.St.). Ζυ Sparta ίη der Rolle des προcτάτηc νοη GήecheηΙaηd s. Η. Schaefer, Staatsfoπn u. Polίtik, Leipzig 1932,251 ff.; zum Gebrauch der Metapher προεcτάναι των Έλλήνων s. auch Η. Wankel Ζυ D. 18,200 (ll 933).
..
e 3. μεθ" ων •.. κοιν'6: zur Verstarkung der Praposition μετά durch κοι viJ (vg1. auch 243 b5 κοινη ... μεθ' ήμων) s. Tycho Mommsen, Beitrage Ζυ der Lehre νοη den gήech. Prapositionen, Berlin 1895,546 f. τότε: 'einst', 'vormals' (vg1. LSJ S.v. Ι 1) oder aber 'vorher' (Schleieπnacher).
e 4. νικωντε, steht pradίkativ Ζυ εδειξαν (el), vg1. K-G. II 52, 2. 242 e 4 - 243 d 7. Die zweite Periode des Peloponnesischen Krieges. Der Abschnitt enthalt die Sizilίsche Expedition und den Dekeleischen Κήeg bis zur Niederlage Athens. Ζυ seiner Bezeichnung als 'dήtter Κήeg' s. unten Ζυ 242 e4.
242 e 2-242 e 4
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e 4. τρίτο, δε πόλεμοc. Die Bezeichnung des Κήeges zwischen 415 403 als 'dήtter' zeigt, daB Platon nicht nur den sogenannten 'ersten Peloponnesischen Κήeg' (459-446), sondem auch den Archidamischen Κήeg als verschiedene hίstοήsche Ρeήοdeη kennt. Daήη steht er im Gegensatz Ζυ Thukydides, der bekanntlίch den Κήeg νοη 431 bis 403 trotz der Pause des Νίkίasfήedeηs a1s Einheit auffaBt (V 26, 2). V οη den beiden Ansichten scheint die νοη Platon hier vertretene, die im Peloponnesischen Κήeg zwei verschiedene Κήege sah, die traditionelle Ζυ sein, wahrend Thukydides ίη diesem Punkt wahrscheinlίch nur seine personlίche Ansicht zum Ausdruck bήηgt. Die gleiche Einteilung des Peloponnesischen Κήeges ίη zwei verschiedene Κήege kommt auch ίη Andokίdes 3, 9 und ίη Aischines 2, 176 vor (1etzterer folgt freilίch daήn Andokίdes). Der letzte Teί1 des Peloponnesischen Κήeges νοη 413-404 wird haufig als Δεκελεικόc πόλεμοc bezeichnet: Isoc. 8, 37; 14, 31; D. 18,96 mίt Westeπnann-Rosenberg7 z.St.; 22, 15; 57, 18; Diod. ΧΙΙΙ 9,2; Strab. ΙΧ 1, 17. Ιη manchen Quellen wird auch νοη einem Ζehηjahήgeη Κήeg gesprochen, womit offensichtlίch der Dekeleische Krieg als besonderer Κήeg gemeint ist. So laBt Xenophon (Hell. ΙΙ 4, 21) Κ1eokήtos νοη einem Κήeg der Peloponnesier gegen Athen sprechen, der vor dem Regime der DreiBig stattgefunden und zehn Jahre gedauert habe. Ebenfa11s νοη einem Ζehηjahήgeη Κήeg ist auch ίη Isoc. 12, 57 und 18, 47 die Rede, wobei es vor a11em an der zweiten Stelle deut1ich wird, daB es sich nicht um den sogenannten Archidamίschen Κήeg handelt, sondem um den Κήeg νοη 413 bis 404 (zur Erklarung der Zahl 'zehn' s. F. W. Ullήch, Beitrage Ζ. Erklarung des Thukydides, Hamburg 1846, 11 Α. 11). Ιη den Dekeleischen Κήeg wurde bisweί1en, wie es auch hier geschieht, der Sizilίsche und femer der Ionische Krieg mit einbezogen. Zur Auffassung und Benennung des Κήeges s. UΙΙήch 7 ff.; Η. Patzer, Das Problem der Geschichtsschreibung des Thukydides u. die thukydideische Frage, Berlin 1937, 17 ff. (gegen UΙΙήch); G. Β. Grundy, Thucydides and the History ofhis Age Ι, Oxford 1948,390 ff.; G.E.M. de Ste Croix, The Οήgίηs of the Peloponnesian War, London 1972, 294 f. (Appendix ΙΙ). Wenn νοη Η. Patzer, Das Problem der Geschichtsschreibung des Thukydides u. die thukydideische Frage, (Neue Deutsche Forschungen 6) Berlin 1937, 17 ff. und nach ihm νοη Andrewes ίη: Gomme-Dover Andrewes, Hist. Comm. Th., Bd. V S. 384 ff., die These aufgestellt wird,
-..."..
,~ 312
242 e 6-243 a 1
KOMMENTAR
Thukydides und seine Zeitgenossen hatten sich 420 vom Νίkίasfήeden nicht tauschen lassen, sondem, anders als spatere Autoren, die Einheit des Κήeges erkannt, ίiberzeugt diese Argumentation wenig: (α) Wenn Thukydides um 399 sein Werk abrupt beendet haben so11, welche 'spatere' Generation war diejenige, die eine andere Meinung dazu hatte, so daB die Antwort des Thukydides ίη ν 26, 2 notwendig gewesen wiίre? 1m Fa11e des Μχ. gilt eher das Gegenteil; denn, wie Wilamowitz (Π 134) bemerkt, stammten die ersten deutlichen Εήnnerungen Platons eben aus der FήedenSΖeίt, so daB er hier sehr wahrscheinlich nur das beήchtet, was er als Knabe gehort hatte. (b) Der Versuch, die Andokides- und Μχ. Ste11e als hίstοήsch unzuverlassig darzuste11en, ist wenig ίiberzeugend, denn es ist nicht glaubhaft, daB ίη beiden Fallen nur um der rhetοήschen Argumentation wi11en eine andere Einteilung der jίingsten Geschichte vorgenommen wird. Was Μχ. konkret anbelangt, so wird behauptet, daB die Trennung des Κήeges ίη den Archidamischen und ίη den Κήeg von 415-404 "makes it possible to say that of the three wars which Athens fought against a combination of Greek enemies ίη the fifth century she won the first two - a victory οη points, as it were, over the century as a whole" (385). Der Text erweckt jedoch nicht den Eindruck, daB es dem Redner darauf ankommt, ein positives Bild der Athener durch eine Bilanz der Niederlagen und der Siege Ζυ geben, da auch ίiber den 'dήtten' Κήeg verhiίltnismaBig ausfίihrlich berichtet wird. Darίiber hinaus hiίtte ein Redner dieses Bild auf einfachere Weise herste11en konnen, indem er die Ereignisse der letzten Phase des Κήeges rnit wenigen Worten ίiberging. (c) Bei der Erwahnung des Dekeleischen Κήeges durch Isokrates konnte man ίη der Tat das Wort πόλεμοc als "fighting" oder ''operations'' wiedergeben. Doch so11te man den Ausdruck nicht unabhangig νΟΩ den Ste11en interpretieren, ίη denen νΟΩ einem Ζehnjahήgen Κήeg vor dem Regime der DreiBig gesprochen wird. e 6 - 243 a 1. ποΛ.λοι μΑν άμφι (ικελίαν πλειcτα τρόπαια cτ/cαντεc. Die Ausdrucksweise ist hier unverkennbar poetisch, worauf schon G. Kaibel, Hermes 28 (1893) 43, rnit besonderem Verweis auf Ar. Eq. 521 (oc [sc. Μάγνηc] πλειcτα χορων των άντιπάλων νίκηc εcτηcε τρόπαια) hingewiesen hat. Man beachte den hier metaΡhοήsch gebrauchten Ausdruck τρόπαια cτήcαντεc, der im Drama haufiger vorkommt (vgl. auch oben Ζυ 240 d4-5). Dίchteήscher Herkunft ist aber auch die
313
Praposition άμφί mit Akk., die selten ίη der Prosa erscheint, und wenn, dann ίη der Regel ίη der Form οί άμφί τινα. Hier liegt einer der beiden Fa11e vor, ίη denen die Praposition nicht ίη dieser Form auftήtt (der andere Fall ist Th. νπ 40, 2); s. Tycho Mommsen (zu 242 e3) 382 f. 243. a 1. πλειcτα τρόπαια cτήcαντεc. Die Expedition ist am Anfang positiv fίir die Athener verlaufen. Neben kleineren Siegen (Ζ.Β. gegen Hykkara, Th. νι 62, 3) konnten sie im November 415 einen groBeren Sieg ίiber Syrakus eπingen (Th. νι 64-71) und wenig spater mit der Belagerung der Stadt νΟΩ Epipolai aus beginnen (Th. νι 97, 5). Die ungίinstige Wende im Verlaufe der Ereignisse hat man ίη Athen erst durch das Schreiben des Nikias im November 414 edahren konnen (Th. νπ 11-5). Auf die Siege der ersten Zeit bezieht sich auch das ΕuήΡίdes unterschobene Grabepigramm (GVI 21 = FGE 558-9), ίη dem sogar νΟΩ acht Siegen die Rede ist und die Wende im Κήeg nur auf das Verhalten der Gotter zurίickgefίihrt wird: οϊδε Cυραιcοcίουc όιcτω νίιcαc έιcράτηcαν
ανδρεc, στ' ην τα θεων έξ ϊcoυ άμφοτέροιc
Es dad kein Zweifel darίiber bestehen, daB auch an unserer Stelle die gleichen Siege und nicht die bei der ersten Expedition angedeutet werden (so der Αηοη. bei Engelmann rnit Verweis auf Th. ΙΠ 90).
· ~; ·'Ά· · · · · .
l.
"
a 1-2. ύπερ τη, Λεοντίνων έλευθερίαc. Der Unterstίitzung der Leontiner diente vorwiegend die erste Expedition der Athener im Jahre 427, als sie 20 Schiffe unter Laches und Charoiades und spater noch vierzig unter Eurymedon und Sophokles als Hilfe Ζυ ihren νerbίindeten schickten (Th. ΠΙ 86, 1; ιν 2, 2). Der Expedition νοη 415 dagegen gίng ein Hilfegesuch der Segestaner voraus, bei dem sie lediglich νΟΩ Flίichtlingen aus Leontinoi unterstίizt wurden. Da ηυη der Νίkίasfήede schon erwahnt worden ist, hat man vermutet, daB hier eine Zusammenfassung oder sogar Verwechslung beider Expeditionen vorliegt (Anon. bei Engelmann Ζ. St.; Bemdt, De ironia 50; Μ6ήdίer S. 61; Henderson 41). Doch SΡήcht manches gegen eine solche Annahme: (ί) Die Gesandten aus Segesta eήnnem im Winter 416/5 die Athener bezeichnenderweise an das Bίindnis rnit den Leontinem und nicht etwa an den Vertrag mit ihnen selbst: Th. νι 6, 2 ωcτε την γενομένην έπι Λάχητοc και του προτέρου πολέμου Λεοντίνων ot Έγεcταιοι
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243 a 2-243 a 5
ξυμμαχίαν άναμιμνήα::οντεc το,κ Άθηναίουc έδέοντο [φίCΙ ναυc
ό ρκίω ν
πέμψαντεc έπαμνναι
(die Tί1gung des Wortes Λεοντίνων ist kaum ΖufήedeηsteΙΙeηd, s. den Anhang bei C1assen-Steup z.St. [Bd. 3νl S. 249 ff.]; zur ErkHirung s. ferner Gomme-Andrewes-Dover z.St.; J. D. Smart, JHS 92, 1972, 133 ff.; Μ. Η. Chambers - R. Ga11uci - Ρ. Spanos, ΖΡΕ 83, 1990, 48; leider ist die vorlίegende Stelle bei der Diskussion nicht beriicksichtίgt worden). (ίί) Ζυ den Zielen der Expedition gehDrte auch die Hίlfe rur ihre Stammverwandten, unter denen man ίη erster Linie die Leontίner verstand (Th. νι 6, 1 mίt Gomme-Andrewes-Dover z.St.). Der Auftrag fϋr die Flotte, die nach Sizilίen geschickt wurde, war nach der Entscheidung der athenischen Versammlung u.a. die Wiederherstellung der Stadt Leontίnoi: Th. νι 8, 2 ξυγκατοικίcαι δε και Λεοντίνουc (zur ErkHirung s. Gomme-Dover-Andrewes z.St.). (ίίί) lη ϋbereίηstίmmuηg mit unserer Stelle gibt Aischines als Motiv fϋr die Expedition die Hilfe an die Leontiner an (2, 76 την δ' είc (ικελίαν [τρατείαν, ην έξέπεμψαν Λεοντίνοιc βοηθήcoντεc). Eine Anlehnung des Aischines an Μχ. nur im konkreten Punkt, wie Henderson meint, ist nicht anzunehmen. Vielmehr weist diese ϋbereίηstίmmuηg, wie auch aus Thukydides Ζυ entnehmen ist, auf die groBe Rolle hin, die die Verbindung Athens mit Leontinoi ίη der offentlίchen Meinung spielte und die ίη der Rhetοήk leicht Niederschlag fand. Dazu kann auch der Eindruck νοη der Gesandtschaft der Leontiner im Jahre 427 beigetragen haben, an der Gorgias teHnahm (vgl. Ηρ. Μα. 282 b). a 2. δια. 'ΣΟΟ, OPlCOUC. Die 'feierlίchen Eide' (s. dazu Busolt-Swoboda, Griech. Staatskunde Π 1252 f.) stehen hier fϋr den Βϋηdηίsνertrag (ξυμμαχία, Th. πι 86, 3; νι 6, 2), den 433/2 Leontinoi und Athen erneuert hatten (nach Η. Β. Mattingly, The Athenian Empire Restored, Αηη Arbor 1996, 263 f. 266 f. wurde der Βϋηdηίsνertrag 433/2 nicht erneuert, sondern zum ersten Mal abgeschlossen). lη dem ίηschήftιίch (lG 13 54 = Syl1. 3 70 = Bengtson, Staatsvertrage Π 163) erhaltenen Vertrag wird erwartungsgemiiB sowohl das Leisten des Eides als auch dessen lηhalt erwahnt: τεμ μεν χcυμμαχίαν ε{ναι Άθηναίοιc και τον Ο[Ρ]ΚΟΥ δ"οναι και δέχcασ[θαι. όμόc]αι δε Άθηναίοι[οc τάδε κτλ. Auf die eidlichen Vertrage haben sich nach Th. νι 19, 1 auch die Gesandten aus Segesta im Winter 416/5 berufen: οί δ' Άθηναιοι άκούcαντεc των 'Εγεcταίων και Λεοντίνων, οϊ παρελθόντεc έδέοντό τε και των
ύπομιμνήα::οντεc
315
ίκέτευον βοηθηcαι [φίcι κτλ.
wahren Grund der Expedition s. Th.
νι
Zum
6, 1. 33, 2. 60, 1.
a 3-5. δια. δε μηχο, 'Σου πλου ... 'Σού'Σφ άπειπόν'Σε, έδUC'ΣUχηcαν. Wenn der MiBerfolg ausschlίeBlich auf objektive Schwierigkeiten Ζuriickgefϋhrt wird, ist das nur eine rhetοήsche Rechtfertigung und keine historische Erklarung, denn das, was als Grund angegeben wird, eηtSΡήcht kaum den Tatsachen. Die Athener hatten namlίch im Winter 414/3 als Verstiirkung eine F10tte unter Eurymedon (Th. νπ 16, 1) und einige Monate spater eine zweite unter Demosthenes (Th. νΗ 20, 2) geschickt. a 3. δια. δε μηχο, 'Σου πλου. Nach δέ steht im Kodex F noch der Artίkel τό, was allerdings nicht so sehr ins Gewicht fallen muB, da der Kodex oft eindeutige Zusatze enthalt (s. ΕίηΙ. Kap. S. 99). Dagegen wird der Artikel nach einer Praposition sehr haufig weggelassen (κ.-G. ι 605), was auch speziell durch die Verbindung des διά mίt πλουc bestatigt wird, vgl. Th. νι 34,4 (χαλεπον δε δια πλου μηκοc έν τάξει μειναι) und VI 86, 3 (άδύνατοι καταcχειν δια μηκόc τε πλου και άπoρί~ φυλακ:fjc). Die weite Entfernung Sizilίens νοη GήecheηΙand wird auch ίη Ερ. 7, 329 a hervorgehoben und muB Platon selbst nach seiner ersten Reise wohlbekannt gewesen sein. a 5. 'Σοmφ άπειπόvtεc: Ζυ άπειπειν mίt Dat. der Ursache vgl. LSJ s.y. 3 d ('give way to, sink under ').
άπειπον lν
έδUC'Σuχηcαν weist indirekt auf die Niederlage hin, die sie erlίtten; ίη ahnlίcher
Weise wird das Verbum oft fϋr milίtiiήsche Niederlagen verwendet, vgl. Alc. Ι 148 c6 (και κατα γην και κατα θάλατταν ... δυcτυχειν); Aeschin. 3, 88 (ού γαρ το δυcτυχηcαι κατα πόλεμον μέγιcτόν έcτι κακόν, άλλ' οταν ttC προc άνταγωνιcταcάναξίουc αύτου διακινδυνεύων άποτύχω. l' a 5-7. ων
... .,
••
οι εχ
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ροι χαι προcπο
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εμηcαν'Σεc π
λ'
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ειω επαινον εχου(\
cωφροruνηc καί άρε'Ση, η 'Σίόν άλλων οί φίλοι: 'deren [der gefallenen Athener] Gegner, obwohl sie gegen sie [die Athener] gekampft hatten, mehr Lob fϋr ihre Besonnenheit und Tapferkeit ϋbήg haben als anderer Freunde'. Den Sinn des Satzes haben Ε. Forberg, Ueber eine Stelle des Menexenus des Plato, Programm Koburg 1839,3-8, und F. R. C. Krebs,
.....
243 a 5-243 a 7
KOMMENTAR
316
jedoch auch ein Topos der Epitaphien gewesen
11 γαρ ήλευθερσυντο 11 τιμώμενοι
(vgl. Diod.
Χ1Π
παρέμενον τοιc κεκτημένoιc
33, 1). Der Hinweis auf das Lob des Gegners scheint
Ζυ
sein (vgl. Lys. 2, 2 πανταχ~ δε και παρα παcιν άνθρώποιc οί τα αύτων (sc. των ένθάδε
Disputatio de locis duobus Platonis, Programm Weίlburg 1841,4 ffo, und nach ihnen Stallbaum zum ersten Mal ήchtίg erfaBt, wobei letzterer Ζυ Recht auf den konzessiven Sinn des Partizips προcπολεμήcαντεc hinwies. Wegen seiner Unklarheit hat der Satz ίη der Vergangenheit mehrmals Ζυ falschen Auslegungen gefίihrto So nahm Gottleber an, daB sich diese Worte auf die zwei gegeneinander kampfenden Parteien ίη Sizilίen beziehen, so daB sich ιbν auf die Leontiner und των αλλων auf die Messenier bezieht. Dazu bemerkte jedoch schon Schleiermacher (Anmo S. 535), daB dies gar keinen Sinn hatte, da "der letzteren Freunde dieselben wie der ersteren Feinde" wiίreno Genauso unhaltbar ist aber die νοη Schleiermacher selbst vorgeschlagene 1nterpretation, wonach των αλλων eine Anspielung auf die Seeschlacht bei den Argίnusen sein soll. Platon ΙϊίΒι nach ihm den Redner sagen, "ίη Sίkelίen hatten dίe Feinde der gebliebenen Athener mehr MaBigung bewiesen ίη Begrabung der Todten als hemach ihre eignen Feldherrn Behaπlίchkeit, welche es unterlassen sie aus der See aufzufischen". Die ΗaUΡtschwίeήgkeίt, derer sich Schleiermacher allerdings bewuBt war, lίegt darin, daB Sokrates bekanntlίch Ζυ den wenigen gehδrte, die gegen die Verurteίlung der Strategen waren. Eine dήtte 1nterpretation schlagt Η. Mίiller ίη seiner .. '!' Ubersetzung (Anm. S. 419 f.) vor, nach der ων sich zwar auf die gefallenen Athener bezieht, mit οί έχθροί aber die Lakedaimonier gemeint sind, "welche die den Leontinem feindselίge Partei unterstίitzten und die man nicht weίl"sie besonnener und tapferer als die Freunde des andem Theίls, die Leontiner, waren, als solche preist, sondem weίl der Erfolg fίir sie entschied". Als Losung hat man schlίeBlίch die Tίlgung des Satzes (Loers, Moraitis [741 f.]) oder seine Versetzung nach 242 dl άπέδοcαν (Α. Hallstrom, Eranos 12, 1912,203-4, offenbar ohne Kenntnis der zweiten Aufl. des Komm. νοη Stallbaum) vorgeschlagen. Die Stelle erhalt eine besondere Bedeutung, wenn die Vermutung νοη Wίlamowitz (Π 134) Ζutήfft, daB wir hier vielleicht Platon horen, "der eben ίη Syrakus das Urteίl ίiber seine Landsleute kennengelemt hatte, νοη denen mancher ίη der Fremde als Knecht oder Freigelassener geb1ieben war". Er verweist dabei auf Plut. Nic. 29, 2, der ίiber die Athener ίη Sizίlien nach ihrer Niederlage sagt: έβοήθει δε τούτοιc 11 τ' αίδωc και το κόcμιοV"
317
κειμένων άνδρων) πενθσυντεc κακα ταc τούτων άρεταc ύμνσυcι).
a 6. επαινον εxoυcι. Da der Sinn offenkundig ein Verbum rnίΙ aktiver Bedeutung erfordert, hat schon Engelhardt die Moglίchkeit erwogen, den Ausdruck mit 'laudem tήbuere' wiederzugeben. 1η aktiver Bedeutung versteht das Verbum auch Stallbaum, der auf iίhnlίch Ausdrίicke wie μομφήν / μέμψιν εχειν (Α. Pr. 443; S. Ph. 1293; Ε. Ph. 773 mit D. J. Mastronarde z.St.; Or. 1069) oder μνείαν εχειν (Ζ.Β. Lg. νπ 798 b2) verweist (iίhnlίch Cobet, Mnemosyne Π 2, 1874, 244; Trendelenburg; Ζυ weiteren Beispielen solcher Periphrasen mit εχω aus der Tragodie s. 1talίe, 1ndex Aeschyleus s.v. εχω Ι 6; Ellendt-Genthe, Lexicon Sophocleum s.v. εχω [S. 293 b]; Kannicht Ζυ Ε. Hel. 1355-7). Dieser Losung stehen jedoch zwei Schwίeήgkeίteη entgegen: (ί) Es gibt keine Stelle, ίη der επαινον εχειν fίir έπαινειν steht. (ίί) Platon selbst benutzt επ. εχ. stets ίη passiver Bedeutung (Smp. 177 b6; Lg. νπ 823 b6; 1Χ 881 cl). Angesichts dieser Schwίeήgkeίt ist die Annahme einer Korruptel Ζυ erwagen. Am meisten zufήedenstellend wiίre das νοη Κrebs (zu 243 a5 7) 6 vorgeschlagene λέγουcι, vgl. Smp. 177 d2; Phdr. 243 d8; Lg. ΧΠ 957 c8. Weniger treffend erscheinen dagegen andere Vorschlage, wie έρσυcι (ebenfalls νοη Κrebs), χέoυcι (Baίter) oder παρέχoυcι (Madvig, Adv. Cήt. 1415). cιοφροcuνηc και άρε'tηc. 1η
der Wortverbindung werden die Vorstellungen der Athener tiber die Eigenschaften des idealen Β tirgers zum Ausdruck gebracht, "a blending of the heroism of the soldier (exercised now, ηοΙ ίη search of personal glory, but οη behalf of the city) and the excellence of the patήotic citizen ίη time of peace" (Helen North, Sophrosyne, 1thaca, N.York 1966, 13). Die Wortverbindung findet sich haufig auch ίη Grabepigrammen: CEG 41; 58; 585; 568; GV1 99; vgl. auch CEG 704 und das Simonides zugeschήebene Epigramm FGE 1006. Entsprechend sagt man adjektivisch άγαθοc και σώφρων (CEG 16; 34; 36 [ίί]). a 7 - b 1. πολλοι δ' έν 'taic ναυμαχίαι,'taic καθ' ΈλλήcποV, ένιΙCΉcαμεν χαι ήττήθημεν. Mίt ήττήθημεν hat man ύφ' ήμων zu deηkeη(άπό ΙCOlVOV); zum passivischen Ausdruck eines Gedankens neben einem aktivischen vg1. R. Π 358 e5; Lg. χπ 949 b7; weiteres bei Stallbaum.
e 2-4. όΧτε είπερ εΙμαρμένον ... πόλιν έαυτου vocί\cat. Der Vergleich des inneren Streits mίt einer Krankheit ist seit der zweiten Halfte des 5. Jh. ίη der gήechίscheη Literatur gelaufίg, vg1. Wilamowitz zu Ε. Her. 542: "bϋrgerΖwίst als krankheit des staates zu bezeichnen ([Vers] 34) ist den Hellenen so gewohnlίch, daB es kaum noch metapher ist"; Belege s. bei Η. Janne ίη: Melanges F. Cumont Ι, Brϋssel 1936, 280-90, der die Meinung auBert, daB νόcoc nur ίη Verbindung mίt cτάcιc den Βegήff des ΒϋrgerΖwίsts ausdrϋckt; s. auch Fraenkel zu Α. Ag. 850. Die Metapher kommt auch bei Platon mehrmals vor: R. ΥΙΙΙ 556 e; Sph. 228 a (Νόcoν ϊcωc χαι (τάcιν ού ταύτον νενόμιχαc;); ΡΙι 307 d; Lg. V 744 d; ahnlich wird der Zwist ίη GήecheηΙaηd als 'Κrankheit' bezeichnet, s. oben zu 242 el und vg1. D. 18,45 mit Η. Wankel z.St. (Ι 318 f.); zum 'erkrankten' Staat bei Platon vg1. femer Grg. 518 e; Prt. 322 d;R. ΙΙ 372 e; ιν 426 b c; ΥΙπ 544 c; Lg. V 736 a; ΡΙι 307 d; zum Zwist a1s Κrankheit bei Platon s. Η. Ruess, Gesundheit-Κrankheit-Arzt bei Plato, Diss. Τϋbίηgeη 1957, 61 ff. (Mschr.). Die Metapher des (aus welchem Grund auch immer) 'kranken' Staates hangt mit dem Bild des Staates als eines menschlichen Organismus zusammen, das sich schon ίη der Homonoia-Literatur des letzten Viertels des 5. Jh. aufSΡϋreη laBt; zur Geschichte dieser Idee s. W. Nestle, Κlίo 21 (1927) 350-60.
243 d 7 - 244 b 3. Der Bίirgerkrieg in Athen. Nach der Behauptung, die Athener hatten sich ihre Niederlage selbst bereitet (243 d4-7), folgt nUD der Βϋrgerkrίeg, der als eine gewissermaBen durch die innere Situation ίη Athen bedingte Κrankheit (εϊπερ είμαρμένον εϊη ... V0C11cat, 243 el-3) dargestellt wird. Die ϋberwίηduηg der gefahrlίchen Krise wird auf die Verwandtschaft zwischen den Βϋrgem Athens, d.h. letztlίch auf die Autochthonie zurϋckgeruhrt.
Eine Beschonigung dieser Zeit ίη der Darstellung gelίngt, nachdem zwei Dinge ϋbergaηgeη werden: (a) Obwohl der Friede mit den Spartanem νοη 404 Erwahnung findet, bleiben jedoch seine Bedingungen unerwahnt. Sie werden aus rhetοήscheη Grϋnden fϋr den ϋbergang zum ϋbemachsteη Abschnitt (244 c) aufgehoben. (b) Es wird der Βϋrgerkήeg zwar erwahnt, nicht aber das ihm vorausgegangene Regime der DreiBig. Letzteres wird verstandlίch, wenn man die personlίche ΕηtHίuschuηg Platons durch dieses Regime bedenkt (Ερ. 7, 324 e: die DreiBig hatten die frϋhere Verfassung 'ίη kurzer Zeit a1s eine goldene erscheinen lassen'), sowie die Tatsache, daB unter den DreiBig auch Verwandte Platons (Κήtίas, Charmides) waren.
e 3·4. πόλιν έαυτου. Das Fehlen des Artikels ist keinesfalls anstoBig, wie Trendelenburg meint, denn hier handelt es sich um eine bestimmte Stadt, s. K-G. Ι 603; 627.
, , ,. , ""λλο D er F' e 1. ή (υχια, Ύενομενη' χαι ειρηνη' προ, του, α υc. ne de zwischen Athen und Sparta (Bengtson, Staatsvertrage ΙΙ Nr. 211) wurde nach der Kapitulation Athens geschlossen und enthielt harte Bedingungen fϋr sie, so daB Andokίdes (3, 12) wohl mit Recht behauptet, man dϋrfe ίη diesem Fall nicht νοη Fήedeη, sondem νοη (πονδαι χατ' άνάγχην έξ έπιταγμάτων sprechen.
e 4. εχ τε Ύαρ του Πειραιωe χαι του αcτεωc. Beide Bezeichnungen οί εχ του Πειραιωc und οί έχ του αcτεωc werden nahezu termίnologisch rur
die zwei Fraktionen des Βϋrgerkήegs, die Demokraten unter Thrasybul und die Oligarchen, benutzt: Lys. 12,92; 25, 28; Isoc. 18,38.50; Χ. Hell. ΙΙ 4, 11. 26. 33. 38. 40; Αήst. Ath. 38, 3. 4; 40, 3. Da es sich um eine lokale Bezeichnung handelt, sagt man natϋrlich auch οί έν Πειραιει und οί έν αcτει: Lys. 6, 38; 9, 55; 12,56; Χ. Hell. ΙΙ 4,23.29.31.35.37.38. Die Demokraten heiBen ϋberdίes οί έκ Φυληc (Lys. 16,4; 31, 8; Χ. Hell.
e 1-2. ό οίχείο, ήμίν πόλεμοc. Gemeint ist der Κήeg, den die verbannnten Demokraten mίt Thrasybul an der Spitze 404/3 zunachst νοη
&
243 e 5-243 e 6
KOMMENTAR
330
11 4, 4) oder οί άπα Φυλijc (Χ. Hell. 11 4, 11. 12; D. 24, 134 οί έκ:
meler entre eux, et contre toute attente, avec les autres Grecs'. Zum Inhalt dieser Aussage bemerkt er: "allusion au revirement qui se produisit alors parmi les anciens ennemis d' Athenes; M6gare et Thebes acceuillirent les citoyens proscrits par les Trente". Seine Interpretation ist jedoch unannehmbar. Denn das, was die ίibήgen Gήechen nicht erwarteten, ist, daB die Stadt den Bίirgerkrieg ίη kurzer Zeit und ohne verheerende Folgen fUr sie ίiberstehen kOnnte. Hinter diesen Worten steckt der Gedanke der rettenden Eintracht innerhalb der Stadt, nicht der Eintracht mit den anderen Staaten. Diese Eintracht ist es auch, die νοη den Rednem durchweg gelobt wird. Wenn im Rahmen dieses Lobs die ίibήgen Gήechen erwahnt werden, so steht das immer ίη Zusammenhang damit, wie hoch nach diesen Ereignissen ίη ihren Augen das Ansehen der Stadt stieg. Vgl. Isoc. 18, 46 (έπειδη δε τα.c πίcτειc άλλήλοιc εδομεν είc ταύταν cυνελθόντεc, οϋτω κ:αλωc κ:αι lCotvffic πολιτευόμεθα, ωcπερ
Πειραιωc κ:αι άπα Φυλijc).
εχ 't! γαρ 'tOi> neιpatcDC. Zum Vorkommen der hier ίiber1ieferten Schreibweise des Genitivs Πειραιωc (vgl. R. ιν 439 e7, metήsch gesichert ίη Cήtο Com. fr. 3,4 Κ-Α. mit Komm.) auf Ιnschήften neben den Formen Πειραιέωc, Πειραέωc, Πειραωc (Threatte, Gramm. Attic Inscr. 1282 ff. 11 249 ff. [auch add. ρ. 726]). Ιη Prapositionalausdrίicken mit Πειραιεύc kann der Artikel fehlen, was bei den Rednem sogar sehr haufig vorkommt; zum Gebrauch des Artikels speziell mit diesem Namen s. F. Blass, RhM 44 (1889) 8 f. 13 f.; Η. Kallenberg, Philologus 49 (1890) 542 f.; C. Schmidt, De articulo ίη nominibus propriis apud Atticos scήΡtοres pedestres, Diss. Κiel 1890,542 f.; Β. L. Gildersleeve, Syntax of Class. Greek Π § 557. Das Erscheinen des Artikels aπ unserer Stelle mag damit zusammenhangen, daB ein Teil der Stadt einem anderen entgegengesetzt wird (vgl. Χ. Hell. 14, 13 Ο τε κ:αι έκ: του Πειραιωc κ:αι ό έκ: του αcτεωc οχλΟζ s. Blass 13 f.; Schmidt 11). Die Gegenbeispiele, die Kallenberg anfίihrt, machen jedoch plausibler, daB es eine solch.e Regel nicht gegeben hat. Seine hίstοήsche Erklarung, daB der Name nam1ich ursprίinglich ίη der Schήftsprache (Ζ.Β. Hdt., Th.) den Artikel verlange und nur mit der Zeit und vor allem bei den Rednem dieser Sprachgebrauch nachgelassen habe, erscheint ίiberzeugender.
ούδεμιαc ήμιν cυμφοραc γεγενημένηc. κ:αι τότε μεν άμαθεcτάτουc κ:αι δυcτυχεcτάτουc πάντεc ήμαc ένόμιζοψ νυν δ' εύδαιμονέcτατοι κ:αι
cωφρονέcτατοι των 'Ελλήνων δοκ:ουμεν εΤναι); vgl. femer And. 1, 140; Aeschin. 2, 176; Isoc. 18, 31. Zur Spannung ίη den Beziehungen zwischen Theben und Athen bald nach 403 s. Funke, Ηοmόnοίa u. Arche 49 f. παρ' έλπίδα: 'wider Erwarten'; der Ausdruck wird oft 'gegen die Hoffnung' ίibersetzt, doch έλπίc steht ίη diesem Fall eher ίη der Bedeutung der exspectαtio (vgl. έλπίc ίη Lg. 1644 c) als der spes.
' " \ οιχειΟ), '" ' λ οι' συνεμει ' ξ αν. D er αcμενΟ)c ~αι α λλη e 5• o)c Aussohnungsvertrag (Χ. Hell. Π 4, 38; Αήst. Ath. 39), der die Amnestie gewahrleistete, kam zustande unter dem Druck der Spartaner und dank der Bemίihungen des spartaπischen Konigs Pausanias. Doch haben auch die beiden Parteien ίη Athen ohne Zweifel MaBigung und Versohnungsbereitschaft gezeigt, sowohl vor dem Sturz der DreiBig (vgl. Χ. Hell. 11 4, 19: die gefallenen Anhanger der DreiBig wurden nicht geplίindert; 11 4, 20 ff.: Kleokήtos-Rede), als auch ίη der Zeit nach dem Sturz unter stήkter Einhaltung der Amnestie; s. Funke, Ηοmόnοίa u. Arche 14 ff.
'Eλεocivt. Der Eigenname kommt ίη der Regel ohne Praposition vor, K-G. 1442; vgl. jedoch Is. 5, 42 mit Wyse z.St.; Ζυ den Rednem s. J. Η. Τ. Main (zu 240 d3) 35 ff.
(υνέμειξαν: zur Schreibweise s. LSJ s.v. μείγνυμι und (υμμείγνυμι,
sowie Fήsk, Gήech. Etym. Worterbuch s.v. μείγνυμι. e 6. παρ' έλπίδα 'toic άλλοιc'Έλληcι.Μ6ήdier nimmt aπ' daB neben auch τοιc αλλοιc'Έλληcι νοη (υνέμειξαν abhangig ist: 'a se
άλλήλοιc
331
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e 6 - 244 a 1. 'tόν 't! προ, 'toUc 'EλεociVt πόλεμον ώc με'tρίωc εθεν'to. Der Aussohnungsvertrag νοη 403 (s. oben Ζυ 243 e5 (υνέμειξαν) sah vor, daB diejenigen 01igarchen, die aus Angst oder einem anderen Grund nicht mehr ίη Athen bleiben wollten, nach Eleusis auswandem und dort einen Sonderstaat bi1den konnten. Zwei Jahre nach der Bi1dung des Sonderstaates jedoch (unter dem Archon Xenainetos: 401/400) kam es Ζυ Spannungen ίη den Beziehungen beider Staaten, da, wie es ίη Athen hieB, der Eleusis-Staat Soldner anwίirbe. Der Grund dieser Vorbereitungen wird ίη den Quellen nicht erwahnt, es ist aber wahrschein1ich, daB die
244 a 1-244 b 2
KOMMENTAR
332
Oligarchen um die Unabhangigkeit und die Existenz ihres Staates fϋrchteteη, weil viele νοη ihnen nach Athen zurϋckgekehrt waren. Die Athener antworteten darauf, indem sie mit ihrem gesamten Βϋrgeraufgebοt(Χ. Hell. Π 4,43 πανδημεί) ίη Eleusis einmarschierten. Trotz der Vorbereitungen kam es jedoch nicht Ζυ einer Schlacht, weil die Strategen des Eleusis-Staates ίη einer νοη den Demokraten aufgestellten Falle unter dem Vorwand, Verhandlungen fϋhreη Ζυ wollen, getDtet wurden. Ζυ diesem Κήeg s. Χ. Hell. a.O.; Justin V 10,9; Isoc. 7, 67 (vg1. 4, 104). Der Κήeg zeichnete sich trotz der Totung der Strategen insofem durch MaBigung aus, als er nur auf einige fϋhrende Personen beschrankt wurde, wahrend die Oligarchen νοη Eleusis ohne Zwang ίη Athen wieder aufgenommen wurden und fϋr eine Amnestie das Eidversprechen nochmals gegeben wurde (Χ. a.O.; vg1. Lys. 25, 9). Zum Sonderstaat ίη Eleusis und den Grϋnden fϋr den Κήeg s. G. Α. Lehmann ίη: Antike u. Universalgeschichte. Festschήft Η. Ε. Stier, Μϋηster 1972, 221 ff.; Ρ. Krentz (zu 243 el-2) 120 ff.; Τ. C. Loening, The Reconciliation Agreement of 403/402 B.C. ίη Athens, (Hermes ES 53) Stuttgart 1987, 59 ff.
a 2. όμόφυλον: vgl. oben zu 242 d2; zu
φιλίαν όμόφυλον vgl. Ε. Her.
1200.
a 5. διαλλάττειν αύτο\>c: vgl. unten a7 διηλλάγμεθα. Das gleiche Verbum kommt ίη Χ. Hell. Π 4,38 ίη Bezug auf die Kommission vor, die νοη Sparta geschickt wurde, um unter der Leitung des Konigs Pausanias den Βϋrgerkrίeg ίη Athen zu schlichten, vgl. Lys. 6, 39. Das Substantiv διαλλαγαί findet sich ebenfalls ίη diesem Zusammenhang ίη einer Inschrift (IG Π2 10 =Syl1. 3 120 Α 8 =Tod, Gr. Hist. lηscr. 100, 11), vgl. And. 1,90; Lys. 13,80. lη der gleichen Bedeutung wird ίη Arist. Ath. 39, 1 das Verbum διαλύειν verwendet. Zur Terminologie s. auch J. Ρ. Rhodes Ζυ Arist. Ath. 39, 1.; zum Gebrauch dieser Termini ίη der Rechtssprache s. Lipsius, Att. Recht u. Rechtsverfahren Ι 222 ff.; Α. Steinwentner, Die Streitbeendigung durch Urteil, Schiedspruch u. Vergleich nach griech. Rechte, (Μϋηchener Beitrage Ζ. Papyrusforschung u. Rechtsgeschichte 8) Μϋηcheη 1925,91 ff. Die Ermahnung zur Versohnung der Toten beruht auf dem Volkgslauben, daB die Toten nach ihrem Tod ίη bewuBtem Zustand ίη der Unterwelt weiterleben, s. unten zu 246 d7.
244 a 1. πόλεμον - εθεντο: zum Ausdruck vgl. Th. Ι 31,3; 82, 6; νπι 84,5; Plut. Phoc. 17, 7. Haufiger benutzt man statt τίθεcθαι das Verbum άποθέcθαι oder καταλυcαl, vgl. Sch. Th. Ι 82, 6. Ahnlich sagt man τίθεcθαι ταc διαφοράc (Ζ.Β. And. 1, 140).
a 5-6. έν τοί, τοιοίcδε: 'bei solchen Feierlichkeiten', vgl. 238 b3 έν τφ τοιφδε.
a 6. τοί, KραΤOΌCΙν αυτων: die Gotter der Unterwelt, wohl die unterirdischen Ηeπscher Hades und Persephone, die ίη einem Palast thronen; vgl. die Bezeichnungen des Hades als αναξ, βαcιλεύc, δεcπότηc, κατέχων θρόνουc ύπο γαιαν απαcαν, κοίρανοc, und der Persephone als αναccα, βαcιληίc, δέcποινα, παμβαcίληια (C. F. Η. Bruchmann, Epitheta deorum, Ausf. Lex. d. griech. Mythol. hsg. νοη W. Η. Roscher, Suppl. Ι, Leipzig 1893, s.v. ''Αιδηc und Περσεφόνη).
.
ι.Oc μετρίω, εθεντο. Ahnlich beurtei1t Platon die Haltung der
Demokraten ίη Ερ. 7, 325 b ην o~ν και έν έκείνοιc ατε τεταραγμένοιc πολλα γιγνόμενα α τιc αν δυcχεράνειεν, και ούδέν τι θαυμαcτον ην
τιμωρίαc έχθρων γίγνεcθαί τινών τιcιν μείζουc έν μεταβολαic' καίτοι πoλλ~ γε έχρήcαντο οί τότε κατελθόντεc έπιεικεί~.
, , F reun d e waren a 23 -. η"'~" η τφ οντι C\Y'fYEVEta, φ ιλ'ιαν ..• παρεχομενη. fϋr die Gήecheη ίη erster Linie die Verwandten, was sich νοη Homer an im Sprachgebrauch niederschlagt und die griechische Literatur durchzieht; s. F. Dirlmeier, Φίλοc und φιλία im vorhellenistischen Gήecheηtum, Diss. Μϋηcheη 1931, 7 ff.; zur 'Freundschaft der Gleichen' s. C. W. ΜϋΙΙer (zu 237 c2-3) 155 ff. Zur Verbindung der Verwandschaft mit der Freundschaft bei Platon vgl. Phdr. 233 d; 239 e; R. ΥΙ 487 a.
333
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b 1-2. μάρτυρε, δε ήμεί, αυτοί έcμεν τούτων οΙ ζωντεc. Das Sichberufen auf Zeugen zur BesHitigung der Arete des Gestorbenen oder einer Aussage ϋber ihn kommt auch ίη Grabepigrammen seit dem 5. Jh. V.Chr. vor; vgl. GVI 33, 13; 709, 5; 1489,3-4; 1498 (= CEG 623); 1508, 12; 1894, 1-2; s. Α. D. Skiadas (zu 237 c2-3) 76 f. b 2-3. (υγγνι.Ομην άλλήλοι, εχομεν. Der offizielle Ausdruck ίη den Quellen ist μη μνηcικαιcειν, vgl. den Eid bei And. 1, 90 ιcαι ού
.,.
334
244 b 3-244 c 1
KOMMENTAR
μνηcικακήcω των πολιτων ούδενι πλην των τριάκοντα και των ενδεκα
ούδε τούτων OC αν έθέλι;ι εύθύναc διδόναι tilC άρχηc ηc ηρξεν, Χ. Hell. Π 4, 43, Αήst. Ath. 39, 6.
244 b 3 - 246 α 4. Der Korinthische Krieg. Der Abschnitt enthalt die Geschichte Athens nach dem Βϋrgerkήeg und bis zum Κδnίgsfήeden (386 v.Chr.), sowie den επαινοc των νυν θαπτομένων, d.h. ίη diesem Fall aller Gefallenen wahrend des ganzen Krieges (245 e7-246 a4, s. Schneider 53). Da im Epitaphios eine absichtliche Verzerrung der hίstοήschen Ereignisse selbst (nicht ihrer Interpretation oder Bewertung) nicht festzustellen ist und da es sich hier um die jϋngste Geschichte Athens handelt, kann man annehmen, daB die platonische Darstellung im wesentlichen der hίstοήschen Wirklichkeit entSΡήcht.
b 3. με'tcX δε 'toU'to. Nach dem Ende des Κήegs mit dem Sonderstaat ίη Eleusis (401/400 v.Chr.). b 4. ήc'Uχίαν ηΎεν ή πόλιc. ήcυχία war ίη der politischen Terminologie der Gegensatz Ζυ πολυπραγμοcύνη, das man als einen typischen Grundzug des athenischen Charakters betrachtete (vgl. Ζ.Β. Th. Ι 70 [ίη der zweiten Rede der Κοήnther]) und das ίη den Augen des Thukydides die psychologίsche Grundlage des athenischen ΙmΡeήaιismus bildete; Ζυ πολυπραγμ()(ύνη s. den immer noch grundlegenden Aufsatz νοη V. Ehrenberg, JHS 67 (1947) 46-67; Ζυ 'Sophrosyne' im Sinne der Apragmosyne als Ideal der Konserνativen ίη Athen s. G. GroBmann, Politische Schlagworter aus der Zeίt des Peloponnesischen Κήeges, (Diss. Basel) Ζϋήch 1950, 126 ff.; ήcυχίαν αγειν kann femer auf die ΝeutraιiΗίt eines Staats hinweisen, vgl. R. Α. Bauslaugh, The Concept of Neutrality ίη Classical Greece, Berkeley Ι Los Angeles 1991, 7. 9. 13 ff. 212. Wie beide Βegήffe mit ihren Folgen, 'Κήeg' und 'Frieden', verbunden werden, zeigt sich am besten ίη Hell. Dxy. 10,2 Chambers = 7, 2 Bartoletti; interessanterweise ist an dieser Stelle ebenfalls νοη der Zeit vor dem Beginn des Κοήnthίschen Κήeges die Rede. Es heiBt dort, die politischen Fϋhrer ίη Athen wollten die Athener νοη dem Fήeden und der ήcυχία 10smachen:[oH δ' [έ]ν ταιc Άθήναιc έπιθυμουντεc άπαλλάξαι τ[Ο'U]c Άθηνα[ί]ουc τηc ήcυχίαc και tilc είρήνηc και
335
[πρ]οαγαγειν έπι το πολεμειν και π[ολ]υπρα[γ]μονεινκτλ.
b 5-6. O'tt παΟόV'tEC Uπ' αUτ/' 1Cα1CcDc. i1CαYcDc. oU1C ένδείiκ ήμ'όναν'to. Bekker hat ίκανωc getilgt, veπnutlich ίη der Annahme, daB es aus einem Glossem Ζυ ούκ ένδεωc entstanden ist (nach ihm Loers, Ast, Cobet 244, Schanz, Bury, Bumet). Μίι Recht hat jedoch Engelhardt auf die Entsprechung einerseits zwischen παθόντεc ... κακωc und ήμύναντο und andererseits zwischen ίκανωc und ούκ ένδεωc hingewiesen. DaB ίκανωc sich nicht auf παθόντεc κακωc bezieht (Hartmann 95), sondern gegensatzlich Ζυ ούκ ένδεωc steht, hat Vahlen, Opusc. Acad. ΙΙ 367 f., gezeigt (zum parallelismus antitheticus s. K.-G. ΙΙ 586 und die gesammelten Beispiele bei Ι. Bekker, Ηοmeήsche Blatter ΙΙ 222 f.). Gegen eine Tilgung SΡήcht ϋberdίes folgendes: (ί) Das Adverb ίκανωc kommt bei Platon haufig ίη Verbindung mit einem Synonym vor, vgl. Ζ.Β. Grg. 493 c7 ίκανωc και έξαρκούντωc, Smp. 177 e4 ίκανωc και καλωc. (ii) Gerade ένδεήc ist das Wort, das am ehesten einen Gegensatz Ζυ ίκανόc bildet, vgl. Prt. 322 b4; Phd. 84 c6-7; 88 e2-3; Lg. νπι 802 b3-4; femer Lys. 31,4. Sollte man wiederum die Meinung νοη Pohlenz 289 Α. 1 teilen, der κακωc getilgt wissen will, so waren die Schwίeήgkeίten, die diese Annahme mit sich bήngt, nicht aus dem Weg Ζυ raumen. Denn abgesehen davon, daB man schwerlich ίκανωc πάcχω sagen kann, entSΡήcht παθόντεc ... κακωc genau dem folgenden ε~ παθόντεc (b7). Auch die Erganzung eines καί zwischen ίκανωc und ούκ ένδεωc ist unnotig (vgl. die Beispiele bei Vahlen 365 ff.). b 7 - c 1.
,.
... .. α'U'tηc
l' Ο' μεμνημενη α/' ε'U πα ον'tεc 'Uπ
v
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οιαν χαριν
άπέδocαν: 'indem sie gedachte, was ihnen Gutes durch sie zuteil geworden war, und was fϋr einen Dank sie dafϋr erstattet haben.' Statt ώc hat Cobet (244) oc' konjiziert, was dann νοη Schanz ίη den Text aufgenommen wurde. Dabei ϋbersίeht Cobet, daB das ώc dem οϊαν genau entSΡήcht und daB ϋber die Barbaren ίη ahnlicher Weise nur παθόντεc κακωc (ohne eine weitere qualitative Bestimmung) gesagt wird. Zur Verbindung des Partizips mit einem oder mehreren Relativpronomina s. K-G. Π 100 f. 00.
c 1-2. 'tάc 'tε να'ί), περιελόμενοι ... 1Cα1. 'tείχη 1CαΟελόν'tεc. Μίι τείχη (vgl. unten 245 e4) sind hier die Langen Mauem gemeint; vgl. Χ. Hell. V 1,35; And. 1, 11. 12; D. 18,96 mit Η. Wankel z.St. (1520); s. femer G.
η
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244 c 3-244 d 2
KOMMENTAR
Gebhardt, ΒΗίtter fϋr das bayer. Gymnasial- und Realschulwesen 14 (1878) 52 f. Die Spartaner hatten bekanntlίch den Athenem 12 Schiffe sowie die Ringmauer der Stadt selbst gelassen (Χ. Hell. Π 2, 20). Die Langen Mauem waren jedoch fϋr die Verteidigung Athens viel wichtiger als die Mauer der Stadt und bei 12 Schiffen konnte keine Rede νοη 'Flotte' sein, so daB man nicht vollig unberechtigt behaupten konnte, die Stadt hatte Ζυ diesem Zeitpunkt 'kein Schiff und 'keine Mauer' gehabt (s. Wankel und Gebhardt a.D.).
337
interpretiert, sondem mit quo modo ϋbersetΖt (S. 62); K.-G. Π 386; Stahl 488; Schwyzer Π 326 f.; D. Th. Sakalίs, 'Ιωνικο λεκτικο στον Πλάτωνα, Μέρος ΑΙ: Σύνταξη, (Έπιστ. Έπετ. Παν. 'Ιωαννίνων 9) Ioannina 1978, 119 ff., der daήn ein ionisches Element sieht. c 5. ~ν markίert schwach einen neuen Abschnitt, vgl. Des Places 60 f. d 1-2. καΙ μηκύνειν μΕν τί δεί; Vgl. Ar. Ly. 1131-2 (πόcoυc / εϊποιμι αν αλλουc, εϊ με μηκύνειν δέοι;); Ε. Ph. 761 (τί δει μακρηγορειν;), Th. Ι 68, 3 (νυν δε τί δει μακρηγορειν ... ;), ιν 59, 2 (και περι μεν του
244 c 3. άνθΙ ων steht hier als fester Ausdruck, da τάκείνων sich auf τείχη bezieht. Damit wird nicht eine Vergeltung, sondem eine Ursache zum Ausdruck gebracht. Ζυ der rein kausalen Bedeutung ('weshalb, proptereα quod'), die sich mit der Zeit aus der Bedeutung der Vergeltung entwickelt hat, vgl. Ζ.Β. Ly. 208 e5 ('Αλλ' άντι τίνοc μην οϋτω cε δεινωc διακωλύoυcιν εύδαίμονα εΙναι ... ;); Min. 321 a6 ( ... τον Μίνων τιμωρούμεθα άνθ' c [sc. touc βαρβάρουc] εχομεν); 4, 184 (έπι touc και φύcει πολεμίουc και πατρικούc έχθρούc);12, 163 (φύcει πολέμιοι); ΡΙυΙ CΊm. 18, 1 (tιXC άπο των φύcει πολεμίων ευπορίαc); Αήstίd. 16 (προc βαρβάρουc και φύcει πολεμίουc); femer die Worte der Gesandten Phίlίpps V. im panii.tolίschen KongreB νοη 200 v.Chr. ίη Liv. ΧΧΧΙ 29, 15 (cum bαrbαris αeternum omnibus Grαecis bellum est eritque. nαturα enim ... hostes sunt); s. auch Μ. ΜϋhΙ, PhW 41 (1921) 71 2, der eine Ahnlehnung Platons an Isokrates annimmt, vgl. J. Jϋthηer, WS 47 (1924) 29 Α. 5; Ε. SchϋtrumΡf, Hermes 100 (1972) 9ff., hatjedoch wahrscheinlίch gemacht, daB beide νοη einer gemeinsamen panhe11enischen Que11e (hochst wahrscheinlίch eine Rede des Sophisten Hippias) abhangig sind. Zum 'panhe11enischen Programm' gehorte nicht nur die Forderung nach Fήedeη und Freiheit ίη GήecheηΙaηd, sondem auch nach einem Κήeg gegen die Perser als Erbfeinde, s. G. Dobesch, Der panhe11enische Gedanke im 4. Jh. v.Chr. u. der 'Philippos' des
245 d 1-245 d 3
KOMMENTAR
358
Isokrates Ι, Wien 1968, 16 f. Dabei spielte der Gedanke der Rache an den Persem, der Ζυ Beginn des 4. Jh. wiederauflebte, eine wichtige Rolle, wozu auch die Abtretung der kleinasiatischen Gήechenstadte beitrug; dazu s. Η. Bellen, Chiron 4 (1974) 49 ff. d 1. δια. το είλικρινίΟ, εΤναι "Ελληναc. Die A-nderung des einhellig ϋber1ieferten 'Έλληνεc ίη Akk., wie Berndt (De ironia 48 Α. Ι) vorgeschlagen hat, scheint notwendig Ζυ sein. Der Nom. w1ίre akzeptabel nur unter der Voraussetzung, daB die Erklarung Sta1lbaums, nach der das Subjekt hier ή πόλιc (constructio αd sensum) ist, ήchtίg ware. Bemdt wendet aber Ζυ Recht ein, daB ίη diesem Fall "duabus mutationibus opus est: Ρήmum pro το τηc πόλεωc γενναιον subaudiendum est ή γενναία πόλιc, tum demum οί γενναιοι πολΙται". είλΙKρινίOc (ίη
den Ηandschήften meist mit sρίήtus asper) drϋckt das Ungemischtsein und somit die Reinheit aus, vgΙ die Zusammensetzung mit Synonymen ίη Smp. 211 el (είλικρινέc, καθαρόν, αμεικτον); Phlb. 52 d6 (το καθαρόν τε και είλικρινέc); Loewenclau 103 Α. 445. d 2-4. ού Ύα.ρ Πέλοπε, ούδε Κάδμοι ούδε ... νόμφ δε "Ελληνεc. Εin eindrucksvolles Beispiel, ίη dem das 'Gesetz der wachsenden Glieder' (Ο. Behaghel, ΙΡ 25, 1909, 110-42, bes. 141 ϋber vier Glieder) Anwendung findet (die G1ieder werden hier durch ού ... ούδέ verbunden). d 2-3. ού Ύα.ρ Πέλοπε, ούδε Κάδμοι ούδε ΑΤyuπτοί τε και ΔαναοΙ Die Pluralform bezeichnet die Personen, die das gleiche Wesen haben, ίη diesem Fall die Nachkommenschaft der Stammesheroen (K.-G. Ι 15). VgΙ Smp. 218 a7 (και όρων α~ Φαίδρουc, Άγάθωναc, 'Ερυξιμάχουc, Παυcανίαc, Άριστοδήμουc τε και 'Αριcτοφάναc); R. ΠΙ 387 b 8 (Κωκυτούc τε και (τύγαc και 'ένέρουc' και 'άλίβανταc'); Eigennamen im Plural begegnen auch ίη der Tragodie, vgΙ Α. Ag. 1438 (mit Fraenkel z.St.); Ε. Her. 454 (mit Wilamowitz z.St.); Trαg. Adesp. fr. 289 Kannicht Snell; noch haufiger jedoch ίη der Komodie, vgΙ Ar. Ach. 1071; Αν. 558 9; Ec. 1068-9; Rα. 1051-2 1055-6. Zum Unterschied des 'generellen' Plurals, der sich bei Eigennamen, Verwandtschafts- und Gattungsbezeichnungen findet, vom poetischen Plural s. Ρ. Maas, Archiv f. Lat. Lexikographie u. Grammatik 12 (1902) 498 f. = ΚΙ Schr. 543 f. (mit Beispielen aus dem Lateinischen). Der 'generelle' Plural hat einen rhetοήschen Charakter und tragt zum OyKOC der Rede bei, vgΙ
359
Αήst. Rh. ΙΠ
6. 1407 b 32 ff. und Anon. π. ϋψουc 23, 3 (Ece' οπου
προcπίπτει
τα.
πληθυντικα.
μεγαλορρημονέcτερα
και
αύτφ
δοξοκοπουντα τφ οχλφ του άριθμου). Ιη
den Beispielen, die der ist auch die vorliegende Stelle enthalten
Anonymos π. ϋψουc anfϋhrt, (23,4). Pelops, nach dessen Namen die Dοήer ihre neue Heimat nannten, war Lyder oder Phryger (nach einer anderen Version Paphlagonier), s. die Quellenangaben bei Κ. Scherling, RE SuppΙ VII (1940) 849-50 (schon ίη Il. 2, 100 ff. wird er allerdings als einheimischer Ηeπscher νοη Argos erwiίhnt). Kadmos, der Grϋnder und erste Ηeπscher Thebens, galt als Phonizier, vgΙ Hellanikos FGrHist 323 a F 51. 96; Hdt. V 59; ΥΙ 47. Ε. Ph. 638 ff.; seine Genealogie weist auch auf Kaήen hin; s. C. Robert, Gήech. Heldensage 102 ff.; Κ. Latte, RE Χ 2 (1919) 1461-3, 1470-1; zur Verbindung mit Phonizien s. auch F. Vian, Les οήgίnes de Thebes, Paήs 1963, 52 ff. Danaos, der Eponym der Danaoi, und sein Zwillingsbruder A-gyptos galten als A-gypter, vgl. Hdt. Π 91, 5; νπ 94; Isoc. 12, 80; Hekataios νοη Abdera FGrHist 264 F 6, 3. Nach einer Version des Mythos flohen die fϋnfΖίg Tochter des Danaos mit ihrem Vater nach Argos, als die fϋnfΖίg Sohne des A-gyptos sie heiraten wollten. Obwohl sie zunachst ίη Argos Schutz fanden, wurden sie spater nach einem Kampf mit den Sohnen des A-gyptos gezwungen, diese Ζυ heiraten. Ιη der Hochzeitnacht ermordeten sie jedoch auf Anordnung des Danaos ihre Gatten; zum Mythos s. Robert 266 ff. Gerade diesen Mythos hat Aischylos ίη der Danaidentήlogίe (463 ?) aufgegήffen, Ζυ der auBer den erhaltenen Hiketiden die Aigyptioi und die Dαnαides gehδrten; s. Η. Fήίs Johansen - Ε. W. Whittle, Aeschylus. The Suppliants Ι 23 ff.; 40-55 (Rekonstruktion der ganzen Tetralogie); zum Epos mit dem Titel Dαnαis s. die Testim. und Fragm. bei Μ. Davies, Epic. Graec. Fragm. [ρ. 141]. Die Verwendung eines Arguments aus der Mythologίe aή unserer Stelle weist groBe Ahnlichkeit mit einer Stelle aus der Helenα des Isokrates (10, 68) auf, wo fast die gleichen Beispiele zur Veranschaulichung der Zeit vor dem Troischen Κήeg verwendet werden: έξ c1v τοcαύτηc μεταβοληc έτύχομεν, ωcτε τον μεν έπέκεινα χρόνον οί δυcτυχουντεc έν τοιc βαρβάροιc των 'Ελληνίδων πόλεων αρχειν ήξίουν, και Δαναοc μεν έξ Αίγύπτου φυγων "Apyoc κατέcχε, Κάδμοc δε (ιδώνιοc Θηβων έβαcίλευcε, κα.ρεc δε τα.c νήcoυc κατφκουν, Πελοποννήcoυ δε
245 d 3-245 d 6
KOMMENTAR
360
cυμπάcηc ό Ταντάλου Πέλοψ έκράτηcεν, μετα δ' έκεινον τον πόλεμον κτλ.
d 4. μειξοβάρβαροι. Trotz der Schreibweise μιξ- der Ηaηdschήfteη (vgl. LSJ s.v. μιξοβάρβαροι) ist vielleicht μειξ- wegen der ίηschήftιίch bezeugten Eigennamen wie Μειξίδημοc, Μειξίαc usw. (Meisterhans Schwyzer, Gramm. d. att. Inschr. 3 51 Α. 500; Threatte, Gramm. Att. Inscr. Π 624) und der allgemeinen Sprachregeln vorzuziehen; s. Ε. Rίsch, ΙΡ 59 (1944) 48 f. Das Wort kommt ίη der klassischen Zeit noch zweimal vor: Ε. Ph. 138; Χ. Η ell. ΠΙ, 15 (vgl. aus der byzantinischen Zeit J. Maspero, Papyrus grecs d'epoque byzantine Ι, Nr. 67004, 14). Sehr wahrscheinlίch wurde es Ende des 5. Jh. (Schwyzer 1442, ld) paral1el Ζυ μειξέλληνεc (schon bei Hel1anikos FGrHist 4 F 71 a) gebildet.
(vgl. 12,80).
d 3-4. φόcει μεν βάρβαροι OVtEC, νόμφ δε 'Έ~ηνεc. Zur Geschichte des ΒegήffΡaares φύcιc - νόμοc, das durch die Sophisten Ζυ einer festen Antithese wurde, s. F. Heinimann, Nomos u. Physis, (Schweiz. Beitr. Ζ. Altertumswiss. 1) Base11945, bes. 110 ff. (auBer der vorlίegenden Stel1e weitere wichtige Zeugnisse aus dem 4. Jh. auf S. 163 Α. 1). Ιη einer anderen Form, aber ίη ahnlίchem Zusammenhang ist die Antithese schon ίη 239 a2-3 verwendet. Die vorlίegende AuBerung eήηηert an den Vermitt1ungsversuch des Hippias ίη Prt. 237 c7: 'Ι'Ω ανδρεc, εφη, οί παρόντεc, ήγΟ'υμαι έγω ύμαc τε cυγγενειc τε και οίκείουc και πολίταc " l' ι " ",Ι ...."" ,
d 5-6. χαθαρον το μιcοc έντέτ/κε 't'Q πόλει τη, άλλοτρία, φ,)cεwc. Die Ahnlίchkeit rnίt S. ΕΙ 1311 (μιcόc τε γαρ παλαιον έντέτηκε μοι) ist auffal1end. Auf den Vers aus der Elektra als Quel1e der vorlίegenden Wendung haben schon C. Schmidt, Βeήcht ϋber das Gymn. ίη Bielefeld 1847, 16, und G. Kaίbel, Hermes 28 (1893) 43 (vgl. ders., Sophokles Elektra, Leipzig/Berlin 21911, 272 sowie Κ. Gleisberg [zu 234 b1] 60) verwiesen. έντήκω ist ein dίchteήsches Wort: S. Tr. 463; fr. 941 Radt; Ar. V. 651; Lys. 553; auBer an der vorliegenden Stel1e findet es sich ίη der Prosa nur spater: Plut. Mar. 45, 11; Lucian. Peregr. 22; Alciphr. 1, 16,2; Jul. or. 11, 130 c; vgl. auch den ahnlichen Gebrauch des ένcτάζεcθαι ίη Verbindung rnίt μιcoc ίη Paus. ιν 32,4. Dabei handelt es sich nicht um eine Metapher "from molten wax cleaving to the mould", wie Α. C. Pearson Ζυ S. fr 941, 7 f. meint. Zugrunde lίegt die Technik des Bleivergusses bei der Befestigung der Blocke einer Quadermauer. Die Metapher beruht auf der Analogie rnίt der Festigkeit des Bleis nach dem Erkalten. Dazu s. D. ΜϋΙΙer, Handwerk u. Arbeit, (Beitr. Ζ. klass. Philologie 51) Meisenheim am Glan 1974,88 f.
απανταc ειναι φυcει ου νομψ το γαρ ομοιον τφ ομοιφ φυcει cυγγενεc
έcτιν, ό δε νόμοc, τύραννοc ων των άνθρώπων, πολλα παρα την φύcιν βιάζεται
(zu der Freundschaft der Verwandten s. oben Ζυ 244 a2-3). Wie Hermes 100 (1972) 5-29, gezeigt hat, lίegt dem Ausspruch des Hippias ein panhel1enischer Gedanke zugrunde, dem Platon freilίch einen anderen Sinn unterlegt hat (der urSΡrϋηgΙίche Gedanke sol1te nach seiner Annahme [S. 12] lauten: "Wir Gήecheη sind rnίteinander verwandt, sind Αηgehδήge und Βϋrger [eines Staates] νοη Natur, nicht aber dem Gesetz nach; denn dieses ΖeπeίΒt gewaltsam als Tyrann der Menschen unsere ZusammengehOrigkeit"). Wie der Sprachgebrauch offenbart, handelt es sich an unserer Stel1e um den gleichen Gedanken, der"'jedoch diesmal ίη modifiziertem Sinne nur auf die Athener angewendet wird. Diese Vermutung wird durch das vorausgegangene φύcει μιcoβάρβαρον (245 c7 m. Komm. z.St.) erhartet, vgl. den Gebrauch des Wortes όμόφυλον ίη 242 d2 (m. Komm. z.St.).
Ε. SchϋtrumΡf,
d 4-5. άλλ' αύτο1. 'Έλληνεc, ού μειξοβάρβαρβαροιοίκουμεν: 'sondem wir sind ausschlίeBlίch Hel1enen, nicht Barbarenmischlίnge, die wir hier wohnen'. αύτοί wird mit 'reine' (Schleiermacher), 'pure' (Jowett4 ), 'authentiques' (Meridier) u.a. wiedergegeben, was zwar hinsichtlich des gesamten Sinnes der Stel1e nicht falsch waτe, dem Wort jedoch eine Nuance gibt, die es nicht hat. Das Pronomen steht hier ίη der Bedeutung solus, vgl. LSJ S.v. Ι 3; Ast, Lex. s.v.; Riddel1 47 γ. (Das wurde offensichtlίch νοη Cobet 244 f. nicht erkannt, denn sonst waτe er nicht dazu gekommen, das nicht belegte αύτοέλληνεc Ζυ konjizieren).
361
ι. . :;. .
Ι,"'"
.
d 6. OΜΩc δ' o~ν. Fϋr die Anderung des ομωc ίη oλooc, wie Herwerden, Mnemosyne 35 (1907) 125, vorschlagt, SΡήcht nur die Tatsache, daB beide Worter palaographisch leicht verwechselbar sind. έμονώθημεν geηϋgt aber vol1ig, um den erforderlichen Sinn auszudrϋcken, wenn nicht klar ist, welchen konkreten Inhalt ίη diesem Fall die Erganzung 'ganzlich' haben soll. Dagegen scheint nach den vorhergehenden Worten ein starkerer ϋbergaηg als nur δ' o~ν notwendig. Mit der Partikelverbindung wird die Erzahlung der Ereignisse wieder
~
362
245 e 2-245 e 4
KOMMENTAR
aufgenommen, die kurz unterbrochen war, vgl. Denn. GP 463 f.
zUf Annahme des
έμoνcOθτιμεν πάλιν. Stallbaum geht zweifellos fehl, wenn er ίη πάλιν
Fήedeηs Ζυ ίiberzeugen.
e 2-3. έξ Φν heiBt "weder ν ο η w ο (Schleiermacher) noch w 0 d u r c h (Engelhardt), sondem ν ο η w ο a u s, indem eine Wirksamkeit nach Aussen gedacht wird: έξ c1)v αφορμων, die durch den Abfall der Bundessgenossen verήngert waren" (Κrίiger 226 Α. 3).
eine Anspielung auf den Κήeg gegen die Perser im Jahre 490 sieht. Der Vergleich zielt hier, wie im folgenden (e2-3), auf die Situation am Ende des Peloponnesischen Κήeges; zur Isolation Athens ίη dieser Zeit vgl. auch 243 b6 και cυναθροιcαι έπι την πόλιν πάνταc 'Έλληνάc τε και
e 3. (-Ον θεφ ist eine Formel, vgl. S. Aj. 765. 779; Ε. Med. 802; Rh. 358; Supp. 1226; fr. 490, 1 Ν.2; Χ. Cyr. 15, 14; ahnlίch cυν θεφ είπεΙν. vgl. bei Platon Prt. 317 b7; Tht. 151 b4; Lg. ΙΧ 858 b2; Ζυ den Varίationen dieser Formel (mίΙ Plural θεοιc oder verbunden mίΙ φάναι, είρηcθαι, είπειν, s. Lobeck Ζυ S. Aj. 779. Zum Glauben der Gήecheη an die Mitwirkung der Gotter s. Fraenkel Ζυ Α. Ag. 811 (ρ. 373 f.).
βαρβάρουc.
e 2. 'Έλληνα, βαρβάροιc. Die Konjektur 'Έλληνεc 'Έλληναc νοη Schanz (mίΙ Verweis auf 247 cl φίλοι παρα. φίλουc), die er auch ίη den Text gesetzt hat, ist allein aufgrund der Abweichung der ϋberlίeferuηg bezίiglίch der Endung des Namens nicht Ζυ rechtfertigen. Der Partizipialsatz nach έργάcαcθαι muB eine Erganzung Ζυ den' recht undeutlichen Worten ανόcιoν εργον έργάcαcθαι sein, und auf diesen Punkt wird das Gewicht gelegt, nicht auf das durch 'Έλληνεc betonte Subjekt ήμεΙc. Zur Figur der Nebeneinanderstellung entgegengesetzter Begriffe ίη der gleichen syntaktischen Einheit s. D. Fehlίng, Die Wiederholungsfiguren u. ihr Gebrauch bei den Gήecheη vor Gorgias, Berlίn 1969,280 ff. ' .,. • \ ε• ξ" \ το\ προτερον , 3 ε•λθ οντε, e 2-. ουν ει, ταυτα ων και καΤΕΠολεμήθημεν.Nach den ϋberfaΙΙeη der Spartaner unter Teleutias auf die Kίiste Attikas νοη Aigina aus (Χ. Hell. V 1, 24) und der Βeheπschuηg der ΡrοΡδηtίs durch die spartanische Flotte unter dem Kommando des Antalkίdas (Χ. Hell. V 1,25 ff.), die ηυη mίΙ sizilίschen, sίiditalίschen und persischen Schiffen versHίrkt war, war die Lage fίir die Athener verzweifelt, so daB die Annahme des Κδηίgsfήedeηs als einziger Ausweg blieb; Ζυ den Ereignissen s. Hamί1ton (zu 245 a3-4) 302 ff.; zur Chronologie Funke, Ηοmόηοίa u. Arche 98 ff. Die Athener standen wie vor der Kapitulation Athens im Jahre 404 wieder ohne Verbίindete da, sahen sich einer Blockade unterworfen und waren νοη Hunger bedroht. Die Ahnlίchkeit mίΙ der damalίgen Situation ist auffIίllig, und der hier angedeutete Vergleich wurde sehr wahrscheinlίch schon Ζυ dieser Zeit gezogen, vgl. Χ. Hell. V 1, 29; die Εήηηeruηg an das Ende des Peloponnesischen Κήeges hatten die Athener lange wachgehalten, so daB 391 Andokides (3, 3, 12. 37 ff.) den Vergleich mit der damalίgen Situation als wichtiges Argument benutzen konnte, um seine Mitbίirger
363
e 3·4. c'ίμεινoν η τότε έθέμεθα τον πόλεμον. Das Ende des Κήeges kam mίΙ dem AbschluB des Κδηίgsfήedeηs im Frίihjahr 386 (Bengtson, Staatsvertrage 211 Nr. 242); s. Urban (zu 245 b2-c6) bes. 101 ff. DaB Athen ίη diesem Κήeg schlίeBlίch mehr als die anderen griechischen Staaten gewann und damit, zumal im Vergleich mit dem Ausgang des Peloponnesischen Κήeges, Ζufήedeη sein konnte, eηtSΡήcht durchaus der Wahrheit; s. Urban 120 ff.
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e 4-5. και τα, ήμετέρα, αύτων άποικίαc. Μίι dem Κδηίgsfήedeη wurde den Athenem das Recht zugestanden, ihre Κleruchien ίη Lemnos, Skyros und Imbros Ζυ behalten (Χ. Hell. V 1, 31). Nach dem Peloponnesischen Κήeg erging es den Athener vermutlίch anders, da Lysander alle athenischen Κleruchen nach Athen zurίickgeschickt hatte ( Χ. Hell. 11 2, 2), die aber spater (39312) ίη die Κleruchien zurίickkehren konnten (vgl. Α. J. Graham, Colony and Mother CΊιy ίη Ancient Greece, Manchester 1964, 185 ff.). Statt des offiziellen Terminus κληρουχία benutzt Platon hier das allgemeinere αποικία (vgl. Criti. 109 c5, wo κληρουχέω nicht terminologisch, sondern im allgemeineren Sinn gebraucht wird). Die ungenaue Bezeichnung der Kleruchien kommt bei dep klassischen Autoren nicht selten vor. So erwahnt Thukydides ίη seinem Katalog derer, die ίη Sizilίen gekampft haben, die Kleruchen gerade aus Lemnos und Imbros, wie auch aus Hestiaίa als αποικοι (VII 57, 2), und genauso SΡήcht Demosthenes νοη den αποικοι ίη Poteidaίa, wahrend Andokides (3, 9) fίir die Chersonesos, Naxos und Euboia die
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245 e 5-245 e 6
KOMMENTAR
Bezeichnung άποικίαι verwendet. Zur Terminologie s. auch F. Gschnitzer, Abhangige Orte im gήech. Altertum, (Zetemata 17) 98 ff.; Graham a.O. 166 ff.; speziel1 Ζυ Th. s. V. Ehrenberg, CPh 47 (1952) 143 9 = Polίs u. ImΡeήum 245-53; vg1. R. Wemer, Chiron 1 (1971) 21 ff. Α. 6. e 5-6. άπηλλάγημεν του πολέμου οϋτω, άΥαπητιΟc ο (άΥαπητιΟ, δ') άπηλλάττοντο χα" οί πολέμιοι. Nach dem ίiberlίeferten Text besteht zwischen den beiden Satzen keinerlei Verbindung, so daB man ίη al1en Textausgaben auBer der νοη Schanz und Burnet nach πολέμου interpungiert und οϋτωc άγαπητωc zusammen mit dem zweiten Satz nimmt. Wegen der fehlenden Verbindung und des uηbefήedίgeηdeη Sinns hat Hennann den zweiten Satz (οϋτωc ... πολέμιοι) getίlgt. Er selbst jedoch bemerkt Ζυ dem getilgten Satz: "quamquam tam ineptum est, ut ne ίηterpοlatοήs quidem consilίum assequar" (Praef. χχνπ). Es ist ίη Wirklίchkeit nicht einzusehen, wie ein lnterpolator auf diesen Gedanken verfal1en sein konnte, zumal schon das erste Wort άγαπητωc, wie spίίter gezeigt werden wird, nicht Ζυ diesem, sondem Ζυ dem νοήgeη Satz gehδren muB. Madvig (Αdνersaήa cήtica 415) hat wiederum den ersten Satz mίt οϋτωc enden lassen und danach als Anfang des nachsten Satzes die Konjuktion ωcτ' erganzt: 'ita ut etiam hostes (nobis strenue rem gerentibus) lίbenter bel10 lίberaή cuperent'. Zur Unterstίitzung seines nicht weiter begrίindeten Vorschlags laBt sich eine Stel1e aus dem Plαtαikos des Isokrates anfίihren, wo ebenfa11s ίη Bezug auf das Ende des Κοήηthίscheη Κήeges ein ahnlίch fonnulίerte Satz steht (14, 51): ομωc αύτων (sc. των Λακεδαιμονίων) τοCO'υτον περιεγένεcθε πολεμσυντεc ωcτ' έκείνουc άγαπητωc ίδειν την είρήνην γενομένην. Bei naherem Zusehen stel1t sich jedoch heraus, daB diese Erganzung, die νοη Schanz und Bumet ίη den Text gesetzt wurde, nicht befήedίgeηd ist: (ί) Sie gibt einen schiefen Sinn: Der Grund, warum auch die Gegner Ζufήedeηstel1eηd vom Κήeg befreit wurden, kann nicht daήη bestehen, daB die Athener am Ende ihre Kolonien behalten konnten. DaB die Athener den Κήeg entschlossen fίihrten und Gewinne erzielten, wiίre ίη der Tat eine Begrίindung, steht aber nicht im Text. (ίί) Das και vor οί πολέμιοι implίziert, daB die Gegner genauso zufrίeden wie die Athener uber das Ende des Κήeges waren. Man venniBt jedoch eine ahnlίche Aussage ίiber die Athener im vorhergehenden Satz. (ίίί) Viele Jahre nach
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365
detn Ende des Κήeges kann Isokrates an der erwahnten Stel1e behaupten, daB die Athener so ίiberlegen waren, daB die Gegner mit dem Fήedeη Ζufήedeη waren. Aus dem vorlίegenden Abschnitt geht jedoch nicht herνor, daB die Athener im Κήeg den Gegnem weit ίiberlegen waren. 1m Gegenteίl wird gesagt, daB die Athener am Ende a11ein geblίeben waren. Es paBt also besser zur hίstοήscheη Wahrheit und ihrer Darstel1ung hier, wenn beide Gegner genauso Ζufήedeη mίt der Beendigung des Κήeges waren und wenn das nicht nur fίir die Gegner der Athener gilt. Wie Wilamowitz (11 135 Α. 2) bemerkt, lίegt dem Redner daran, "die Aktiva des Fήedeηs stark Ζυ betonen, damίt die Athener sich νοη ihm befήedίgt fίihlen". Die Erganzung Madvigs ist also unanehmbar. Gleichfalls unbefriedigend, obgleich viel besser, ist die Konjektur (ώc) nach άγαπητωc, die Trendelenbung vorgeschlagen hat und nach der die Athener mίt der Beendigung des Κήeges 'so Ζufήedeη' waren 'wie ihre Gegner'. Doch gegen diese Moglίchkeίt spricht eine wichtige Bemerkung, die Wίlamowitz gemacht hat, namlίch, daB wir ίη der Aussage ίiber die Feinde "einen Zwischengedanken und einen Zwischensatz" erkennen mίissen. Darauf weist folgendes hin: (a) das Imperfektum nach dem Αοήst (nach ώc wίirde man eher das gleiche Tempus erwarten), und (b) das μέντοι am Anfang des folgenden Satzes. Durchaus zufriedenstellend ist dagegen die Losung, die Wilamowitz gegeben hat, der als erster den Text ήchtίg aufgefaBt hat. Er Hillt den ersten Satz mit dem Wort άγαπητωc enden und nimmt eine Wiederholung des gleichen Wortes im nachsten Satz an: άπηλλάγημεν οϋτωc άγαπητωc· (άγαπητωc δ') άπηλλάττοντο κτλ. Er erwagt allerdings als Moglichkeit, daB man nach άπηλλάτοντο einfach ein δέ erganzt. Der erste Vorschlag hat den Beifall νοη Vοurνeήs, Ρ1. u. Ath. 157 f., und G. J. de Vήes, Miscel1aneous Notes οη Plato, (Medelίngen der Koninklίjke Nederlandse Akad. van Wetenschappen, Afd. Letterkunde 38) 28 f., gefunden. Auf den ersten Blick scheint der zweite Vorschlag plausibler, denn damίt bleibt der Satz ίη der Tat ein "Zwischensatz" und der durch das μέντοι ausgedrίickte Gegensatz des folgenden Satzes kommt glatter zur Geltung. Doch die Worte οϋτωc άγαπητωc nehmen die letzte Stellung des ersten Satzes ein, so daB auf sie ein besonderes Gewicht fcίllt. Deswegen ist ein ahnlίch herνorgehobenes Wort auch am Anfang des zweiten Satzes Ζυ erwarten. Man beachte schlieBlich, daB dίe
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245 e 6-246 a 1
KOMMENTAR
52; Ρl. Tht. 142 a8 bezieht sich im ίibήgen nicht auf diese Schlacht, wie man annehmen konnte, sondem auf diejenige νΟΩ 369, s. Β. Laurdas, Άθηνα 49, 1939, 189). Gefallene dieser Schlacht sind auf der Gefallenen-Liste IG Π 2 5222 = Syll.3131 = Tod, GHI 104 (vgl. IG Π2 5221) und auf der berϋhmten Dexi1eos-Stele (IG Π 2 6217 = Syl1. 3 130 = Tod, GHI 105) verzeichnet; zum Re1ieffragment mit dem Anfang der Gefallenen1iste (IG Π 2 5221) νοη 394 s. StUΡΡeήch 17 m. Α. 3 und Clairmont 209 ff. Test. 68 a mit weiterer Literatur.
folgenden Worte eine gewisse Ahn1ichkeit ίη ihrem Aufbau aufweisen: άνδρων μέντοι άγαθων ... έcτερήθημεν .... άγαθοι δέ και οί ... e 6. άγαπητcDC: 'gem, zufήeden', vgl. Criti. 106 a2 νυν οϋτωc έκ tilc του λόγου διαπορίαc άγαπητωc άπήλλαγμαι (nach Ast, Lex. S.V. steht das Wort an dieser Stelle wie ίη Ly. 218 c5 ίη der Bedeutung 'endlich', was mir a11erdings frag1ich scheint, denn οϋτωc ist an der Crίtί.-SteΙΙe wie an unserer mit άγαπητωc zusammenzunehmen, was aber dann bedeutet, daB άγαπητωc dem vorhergehenden al αcμενοc entSΡήcht). e 8. τίόν τε έν Κορίνθφ χρηcαμέvωv δυcχωρί~. Ζυ χρω μαι ίη der Bedeutung 'auf etwas stoBen, durch etwas betroffen werden' vgl. LSJ s.v. ΙΠ 1. δυcχωρία wird fast terminologisch vorwiegend ίη militarischem Zusammenhang gebraucht: Isoc. 5, 101; 6, 80; Χ. An. ΙΠ 5, 16; Cyr. 14, 7; Hell. νι 4, 13; Eq. Mαg. 4, 4; 8, 13; bes. haufig bei Diod.(J. 1. MacDougall, Lex. ίη Diod. Sic. s.v.). Ιη der Nahe νοη Κοήnth kam es im Frϋhjahr 394 Ζυ einer groBen Schlacht zwischen den Spartanem und den Alliierten, bei der letztere entscheidend geschlagen wurden (Χ. Hell. ιν 2-3; D. 20, 52-3; Diod. χιν 83-4; Plut. Ages. 18; zur Aufstellung der Streitmachte und der Schlacht s. W. Kaupert ίη: J. Κromayer - G. Veith, Schlachten-Atlas Ζ. antiken Κήegsgeschίchte, Leipzig 1922, Gήech. Abt. 5, Sp. 29-31 m. Karte Nr. 1; W. Κ. Ρήtchett ίη: Studies ίη Ancient Greek Topography Π, [Battlefields] Berkeley/Los Angeles 1969, 72-84). Die Athener wie auch die ίibήgen Alliierten mίissen dabei groBe Verluste er1itten haben (Χ. Hell. ιν 4, 12 οί δέ Λακεδαιμόνιοι ήπόρουν τίνα άποκτείνοιεν). Wenn Platon hier die Niederlage indirekt durch das ungίinstige Terrain rechtfertigt, ist das nicht unbegrϋndet. Wie Ρήtchett gezeigt hat, fand die Schlacht nicht auf dem linken Ufer des Nemeabachs statt, wie man frϋher mit Verweis auf Diod. χιν 83, 2 annahm, sondem west1ich des FluBes Rachiani, wo das GeHίnde weniger gίinstig ist (vgl. Χ. Hell. ιν 2, 15. 19). Das wίirde ίiberdies den beschrankten Einsatz der Reiterei erkHiren (vgl. Η. Delbrϋck, Gesch. d. Κήegskunst Ι, Berlin 1920, 147). Auch die Placierung der Schlacht 'bei Κοήnth' ist nach der topographischen Darstellung Ρήtchetts ήchtίg, so daB man nicht mehr νΟΩ der 'Schlacht bei Nemea' (so fast ίibera11 auch nach Ρήtchett) sprechen sollte (vgl. die weiter unten erwahnten Inschήften und And. 3, 18; Χ. Ages. 7, 5; D. 20,
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e 8 - 246 a 1. χαι έν Λεχαίφ προδοcί~. 1m Ho~hsommer 392 boten zwei fίihrende Mitg1ieder der Αήstοkraten, die nach der demokratischen Revolution ίη Κοήnth (s. oben Ζυ 245 a3-4) geblieben waren, Pasimelos und Alkamenes, Praxitas, dem Kommandanten der ίη Sikyon stationierten Truppe, an, seine Truppe ίη die Mauer einzulassen, die Korinth mit seinem Hafen Lechaion verband. Nachdem die Spartaner ίη die Mauer hineingekommen waren, versuchten Truppen der Alliierten aus Argos, Boiotien und Athen erfolglos, die Stellung wieder Ζυ erobem. Dabei erlitten die Alliierten schwere Verluste. Vgl. Χ. Hell. ιν 4, 7 ff.; Diod. χιν 86,2 ff.; And. 3, 18; Polyaen. m 9, 45; s. C. D. Hamilton (oben Ζυ 245 a3-4) 250-1; zur Datierung s. Funke, Ηοmόnοίa u. Arche 84. 246 a 1. άγαθοι δε. Bei Platon, wie bei Herodot, beginnt oft eine Klausel mit der Wiederholung eines Wortes aus dem vorhergehenden Satz oder Satztei1, s. Denniston, Style 92 f. βαcιλέα. Wenn Bergk (Gήech. Literaturgesch. ιν 457 Α. 122) statt der ίiber1ieferten Lesart den Namen Εύαγόραν oder τόν Κυπρίων βαcιλέα schreiben will, ίibersieht er dabei, daB damit lediglich Bezug auf 245 a4 genommen wird.
a 1-2. άγαθοι δε χαι οί βααλέα έλευθερΏCαντε' χαι έχβαλόντε, έχ τ/' θαλάπη, Λαχεδαιμoνίoυc. Κrϋger 231 sieht ίη diesen Worten einen
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Bezug auf die Erfolge νΟΩ Thrasybulos, Iphikrates und Chabήas zur See σν 8, 25 ff.; 5, 13 ff.). Nach Stallbaum und Wendland 192 Α. 1 muB man sie dagegen auf den Sieg Konons bei Knidos beziehen (Wendland verweist dazu auf Isoc. 5,63; 4, 154; 9, 56; hinzugefίigt sei: Isoc. 7, 65; D. 20, 68). Es erscheint jedoch plausibler, daB der Redner an beide Siege eήnnert, da er versucht, aller Gefallenen des Κήeges Ζυ gedenken: mit der Erwahnung der 'Vertreibung der Lakedaimonier νΟΩ der See' wird
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246 a 5-246 b 5
KOMMENΤAR
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'i 'i - \ \ " ή , ~ \' !.'i 'i ' b 1- 2• ΠOΛΛUoΙ γαρ αν μεραι ..• τφ τα παντα μι;ιwwντι περαινειν. Zum Zeitmangel als Begrundung einer prαeteritio s. Gebauer (zu 239 a5 c7) 33 f.; seinen Belegen sei Lys. 2, 54 hinΖugefϋgt; vgl. auch Αρ. 37 b1 2; Ζυ ahnlichen Hyperbeln s. auch Η. Wankel Ζυ D. 18,296 (Π 1256).
deutlίch
auf 245 b3-4, mit der Erwahnung derer, 'die den GroBkonig befreit haben', auf 245 a6-7 Bezug genommen. Die Gefa11enen dieser Unternehmungen stehen ste11vertretend fίir die Opfer des Seekrieges, wie die Gefa11enen bei Korinth und Lechaion fϋr die Opfer des Kriegs Ζυ Lande.
b 3. πάντ' liνδρα: 'jedermann', vgl. LSJ S.v. άνήρ ΥΙ 4; Ast s.v. άνήρ mit weiteren Belegen aus Platon.
Mahnung und Trost
b 4-5. μη λείπειν την τάξιν ..• άναχωρειν εΤκονταc κάη. Eine vergleichbare Formulierung findet man an zwei weiteren platonischen Ste11en, ίn denen ebenfa11s νοn Fahnenflucht die Rede ist: R. V 468 a5 (Αύτων μέν, εΙπον, τον λιπόντα τάξιν η οπλα άποβαλόντα 11 τι των τοιούτων πoιήcαντα δια κάκην ... ); Lg. ΧΙΙ 943 a4 (έαν δέ τιc έκλείΠ1J τινι κάΚ1J, γραφαc άcτρατείαc εΙναι προc το\κ πολεμικο\κ αρχονταc ...). Das Bi1d der mi1ίtaήschen τάξιc ist bei den Rednem eine beliebte Metapher, die die Tradition der Tapferkeit und die Pflicht den Vorfahren gegenϋber hervorheben sol1; s. die Belege bei Jost 149. 226.
246 α 5 - c 8. ProOmium. Nach der ϋberΙeίtuηg folgt eine kurze Mahnung des Redners an die Nachkommen, ihre Vorfahren nachzuahmen, die ίη erster Linie dazu dient, die Rede der Gefa11enen vorzubereiten. Die Είηfϋhruηg der Gefa11enen ahnelt als erzahltechnischer Kunstgriff unverkennbar der Είηfϋhruηg der Aspasia als Verfasserin der Rede im Vorgesprach, als personαe unterscheiden sie sich jedoch stark voneinander; s. Loewenclau 110; Είηl. S. 63.
a 5 - b 1. Και τα. μεν δη lρya ... πολύ δ' Ετι πλείω και καλλίω τα.
μη λείπειν τ/ν τάξιν την των προγόνων. λείπειν την τάξιν ist ein
Uπoλειπόμενα. Ζυ dieser Form der prαeteritio, ίη der die redende Person
formelhafter Ausdruck (Rehdantz, Index 11 S.v. τάξιc), der auf die Reihe der Phalanx hinweist (vgl. LSJ S.v. τάξιc ι 5). Der gleiche Ausdruck stand auch im athenischen Gesetz ϋber die Militarvergehen, das harte Bestrafung fίir die Fahnenflucht vorsah, vgl. And. 1,74; Aeschin. 1, 175; Lys. 14, 5; s. Lipsius, Das att. Recht u. Rechtsverfahren Ι 452 ff.; vgl. die Bestimmungen Platons ίn Lg. ΧΙΙ 943 a-d und die oben angefϋhrte R. Ste11e. Zum Begriff der τάξιc s. ausfϋhrιich Β. Ι. Anastasiades,
behauptet, sie habe im Vergleich zu dem, was man hatte sagen konnen, vieles ϋbergaηgeη, s. G. Gebauer (zu 239 a5-c7) 34 ff.; hinzuzufίigen ist Lys. 2, 2. Eine ahnliche prαeteritio begegnet uns ίη der Agathon-Rede ίn Smp. 196 b4: Περι μεν wi> κάλλουc του θεου και ταυτα ίκανα και ετι πολλα λείπεται, περι δε άρετηc ερωτοc κτλ. Den rhetοήscheη Charakter der Worte des Redners an dieser Ste11e berucksichtigt Thomas 211 Α. 63 nicht, wenn sie sie als absurd und sinnlos bezeichnet, da der vorhergehende Bericht so ausfϋhrιίch gewesen sei.
Χαρακτηρισμοί κοινωνικών στρωμάτων και η έννοια τάςιc στην
αρχαία Ελλάδα, (Diss.) Thessaloniki 1992, 81 ff. (spezie11 zum Ausdruck (έκ)λείπειν την τάξιν 87 f.; Ζυ unserer Ste11e 97 f.). την τάξιν την των προγόνων hat hier metaphorischen Sinn (die ruhmreiche Tradition, auf deren Fοrtfϋhruηg die Hinterbliebenen nicht verzichten dϋrfen). Zum Gebrauch dieses Bi1des bei Platon s. Louis 215; femer Jost 149 (Isokrates); 226 (Demosthenes).
a 6. και των liλλιov ocot 'όπερ τ/c πόλεωc τετελευτήKαCΙ. 1m Gebiet des Kerameikos waren auch fremde Soldaten begraben. Wir wissen νοn den Argivern (IG J3 1149 = CEG 135; Paus. Ι 29, 8 [= Test. 21 a Clairmont]) und den Kleonaern (Paus. 129, 7 = Test. 21 b Clairmont), die dort begraben wurden, sowie vom Polyandrion der Lakedaimonier (lG Π2 1678 = Test. 60 a Clairmont) vom J. 403 (vgl. Χ. Hell. 11 4, 33). Es werden also hier nicht die Fremden den im Kerameikos begrabenen Athenern gegeηϋbergeste11t, sondern nur die nicht Begrabenen den Begrabenen (erstere Moglichkeit hat Moraitis [S. 748] erwogen).
b 5. κάη: 'Feigheit' (LSJ S.v. 2); vgl. auBer den Ζυ b4-5 erwahnten Ste11en Phdr. 273 c2 und Lg. χπ 944 c6. Nach Μοeήs (ρ. 201, 5 Bekker) ist das Wort attisch (vgl. W. Schrnid, Der Atticismus ΙΠ 204). Μοeήs hat
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KOMMENTAR
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sich jedoch wahrscheinlίch durch das Vorkommen des Wortes bei Platon beeinflussen lassen (κ. Mras, WS 37, 1951, 105 f.). lη Wirklίchkeit ist das Wort dem dίchteήscheη Vokabular entlehnt; s. Κ. Gleisberg (zu 234 bl) 33 f.
Gegensatz Ζυ επιcτέλλω, das nach Ammonios (De αd!. vocab. dίfferentia § 181 Nickau) fiir einen schήftιίcheη Auftrag benutzt wird, gebraucht man επιcτ/πτω nur fiir einen miindlίchen Auftrag. lη diesem Sinne wird das Verbum haufίg ίη Zusammenhang mίt dem letzten Willen Sterbender verwendet; vgΙ S. Tr. 1221;Aj. 566; Hdt. ΙΠ 65,6; Antiphon 1, 1.29.30; Ε. Alc. 365; Ph. 774; Lys. 13,4.41.42.92.94; 32,6; Is. 3,69 (mίt Wyse z.St.); 9, 19; D. 28, 15; 36, 32; Babr. 47, 2; Hld. νπι 3, 5. Sein Vorkommen an unserer Stelle verleiht der Rede, wie Oppenheimer 27 bemerkt, den Charakter eines Testamentes, dem auch die Worte εαν αρα (υμβ~ γενέcθαι (247 c7) und die Verwendung der Tempora - bald im Hinblίck auf die gegenwartige Situation des Lebenden (Prasens: 246 d2; 248 b), bald mίt Hinblίck auf die kiinftige Situation des Toten (Futur: 247 c; 248 c4) - entsprechen.
b 6. ~ παίδεc. Wie aus dem Zusammenhang hervorgeht, bedeutet παιδεc hier und im folgenden 'Sohne' und nicht 'Κίηder' (vgΙ LSJ s.v. παιc Ι 1 und s. auch unten Ζυ 248 e8). Λ ελ ' ., •• , . W orte des τε παρακ εuoμαι ... ειναι οχ aptctooc. Dle b6 - C 1• νuν Redners eήηηem stark an das Gelobnis des Sokrates ίη Αρ. 29 d4 (και εωcπερ αν εμπνέω και οtόc τε ι1, ού μη παύcωμαι φιλοcοφων και ύμιν παρακελευόμενόc τε και ενδεικνύμενοc δτφ αν άεί εντυγχάνφ ύμων,
Hier weicht zwar das Gelobnis νοη dem einfachen Typus ού παύcoμαι-άλλ' άεί ab, doch HiBt sich eine Entsprechung deutlίch erkennen (statt άει steht hier εν τφ λοιπφ χρόνφ und statt der negativen Formulίerung ού παύcομαι eine positive); vgΙ Oppenheimer 27; zum Gelobnis im allgemeinen und speziell ίη der Αρ. s. Ε. Wolff, Platos Apologie, (Neue phί10Ι Untersuchungen 6) Berlίn 1929, 39 ff. W. Steidle, ΜΗ 7 (1950) 141 ff., eήηηert an die Ausgangsposition einiger friiher Dia10ge Platons, die damίt begίnnen, daB jemand Sokrates um Rat bittet, und weist auf die Bedeutung der gegenseitigen Fiirsorge der Biirger fiir das Leben ίη der Polίs hin, das "weniger auf staatlicher Organisation als vielmehr auf einer !.-ebensgemeinschaft analog der des Hauses oder der Famίlίe" beruhte (142). Wichtig ist zur vorlίegenden Stelle die Bemerkung νοη Wίlamowitz (Π 137): "Er (sc. der Redner) νerSΡήcht ίη der Zukunft jeden, mίt dem er zusammentήfft, daran Ζυ mahnen, daB er sich Miihe geben miiBte εΙναι ώc αριcτον, 246 c. So schickt es sich ίη der άριcτοκρατία. Was fiir ein Redner kann ein solches Versprechen geben? Doch nicht ein Dion oder Archinos, sondem ein Sokrates oder ein Platon, einer, der als seinen Beruf empfίndet, sein Volk zur άρετή Ζυ erziehen."
371
λέγων κτλ.).
4. εί τι πάcχοιεν. πάcχω wird oft euphemistisch (besonders bei Bestimmungen) fiir das Sterben verwendet, vgΙ LSJ S.v. m 2 a; Frohberger2 Ζυ Lys. 32,6. C
testameηtaήscheη
φράCα/ δε ύμίν κτλ. νοη
diesem Punkt an bis 248 e2 (άπαγγέλλω) wird dίe Rede bei Dionysios νοη Halίkamass zitίert (c. 30 ρ. 192,23-197, 1 U.-R.). Er lobt diesen Teί1 der Rede als echt platonisch: αϋτη δοκει
\
κάλλ\cτα εχειν Πλάτωνι ή λέξιc εν τούτφ τφ λόγφ. εχει μέντοι τα πλείω καλωc (ού γαρ δοκει ψεύδεcθαι), πλην δη πολιτικόν γε το (χημα αύτηc εcην, ούκ εναγώνιον (ρ.
197, 1-4 U.-R.). Trotz des Umfangs des Zitats, der ein Zitieren aus dem Gedachtnis ausschlίeBt, tragt der bei Dionysios iiberlίeferte Text zur Wiederherstellung des urspriinglίchen Platon-Textes kaum bei; dazu s. ΕίηΙ Kap. V ίί (Nebeniiberlίeferung).
5-6. οΤα νυν ήδέω, αν είποιεν ύμίν λαβόντε, δύναμιν. A.hnlίche Ausdriicke (vor a11em: φωνην λαβειν) dienen bei Platon wie bei anderen Autoren zur Einkleidung einer Personifikation: Prt. 361 a3 (καί μοι C
δοκει ήμων ή αρτι εξοδοc των λόγων ωcπερ ανθρωποc κατηγορειν τε
2. δίκαιό, είμι: hier 'ich bin verpflichtet (zu sagen)'; vgΙ Prt. 319
bl (δθεν δε αύτο ήγουμαι ού διδακτον εΤναι ... , δίκαιόc είμι είπειν),
Lα. 180 el, Grg. 461 d2.
C
και καταγελαν, και εί φωνην λάβοι, είπειν αν δη κτλ.);
Antisthenes fr. 190 Decleva caίzzi = 172 Giannantoni (εί φωνην λάβοι ό χαλκόc ... ); D. 8, 35 (εί οί 'Έλληνεc εροινθ' ύμαc ... ); Lucian. De luctu 13 (προc lic ό νεκροc αύτοc άποκρίναιτ' αν, εί λάβοι φωνήν); s. J. F. Κίηdstrand, Βίοη of Borysthenes, Uppsa1a 1976, 212 mίt weiteren Beispielen; s. auch
C 3. έπΈCΙCΗΠΤoν. lη der Bedeutung 'auftragen' nur hier und ίη 248 el
bei Platon (sonst nur als Fachausdruck der Gerichtssprache). 1m
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Ε.
246 c 6-246 d 2
KOMMENTAR
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Norden, Die Antίke Kunstprosa 31129 Α. 1.
c 6. λαβόντε, δύναμιν: 'wenn sie die Moglichkeit hiίtten" Das bei Dionysios entstand vennutlich daraus, daB δύναμιc νοη ihm a1s korperliche Κraft verstanden wurde; vgl. aber ίη iίhnlichem Zusammenhang Ερ. 8,355 a4 (δυνάμενοc); femer Sph. 236 b 5 δύναμιν ε'ί τιc λάβοι τα τηλικαυτα ίκανωc όραν. Zu δύναμιc an der vorliegenden Stelle s. auch J. Souilhe, Etude sur le tenne ΔΥΝΑΜICdaηs les dia10gues de Platon, Parίs 1919,87. άναλαβόντεc
c 6-7. άλJJι. νομίζειν χρη αύτών άκούειν. Die Version des Dionysios (30 ρ. 193, 2-3 U.-R.) άλλα χρη νομίζειν άκούειν αύτων νeπiίt eine "ϋberarbeίtuηg im Sinn der Isokrateischen Vοrschήft" (Η. Usener, ΚΙ Schr. ΙΙΙ 117), da sie offenkundig auf die Venneidung des Hiatus zielt. c 7. αύτών άκούειν έκείνων. Der lnhalt der Wahmehmung steht hier nicht im Akk., wie es ίη der Regel mίt άκούω geschieht, sondem im Genitiv, weil es die Bedeutung 'auf etwas horen', 'Gehor schenken' hat, vgl. K-G. Ι 359 Α. 6. Nach D. Th. Sakalis (zu 244 c3-4) 35 ff., der diese Erscheinung fίir ein ionisches Element bei Platon halt, ist eine Anspielung auf die Sprache der Sophίsten anzunehmen (vgl. R. V 450 b4 [Worte des Sophίsten Thrasymachos]). 246 d 1 - 247 c4. Die Rede der Gefαllenen: Mαhnung. Wie schon Demetήos.-De eloc. 266 R. ήchtίg erkannt hat, ist die Rede
der Gefa11enen eine Prosopopoie (zum Βegήff und zur Anwendung ίη der Rhetοήk s. Volkmann, Die Rhetοήk d. Gήecheη u. Romer2 280 f.; Martin, Antike Rhetοήk 292 f.). Des gleichen rhetοήscheη (im breiteren Sinne) Mittels bedient sich Platon ίη Cri. 50 a-54 d (Gespriίch des Sokrates mit den Gesetzen) und ίη R. ΥΙΠ 545 d-547 c (MusenprosopopOie). lη den Leges kommen fiktive Mitredner mehnnals vor: 1629 b-e (Tyrtaίos); 635 c-d (der Gesetzgeber); ΙΙΙ 629 a (Pίndar); V 741 ff. (die 'Rede'); zum prosopopoetischen Gebrauch der incertα personα ίη den Dia10gen Platons s. Oppenheimer 30 Α. 11. Die groBte A.hnlichkeit mίt der vorliegenden Personifikatίon weist jedoch der achte Βήef des platonischen Corpus auf (355 a-357 d), ίη dem Platon den 'Rat', den der verstorbener Dion hatte geben wollen, den Verwandten und Freunden Dions erteίlt (vgl. auch die Einfίihrung der Rede 355 a5-6
373
Μχ.
246 c5-6). Υοη den spiίteren Autoren verwendet CΊcero ίη Cαel. 33 4. 36 (vgl. Quintil. ΠΙ 8, 54; ΧΠ 10, 61) eine iίhnliche Personifikation, indem er Clodia mίt ihrem Vorfahren Appius Claudius Caecus und ihrem ebenfa11s gestorbenen Bruder Clodius sprechen liίBΙ d 1-2. το νυν παρΟν. Gemeint ist nicht die Feier fίir die Toten (Μeήdίer: 'a elle seule la ceremonie presente'), sondem die Entscheidung der Viίter zu sterben: (ί) Der Redner gibt wieder, was er νοη den kίinftigen Gefallenen gehort hat (246 a5). Die Redenden (d.h. die kίinftigen Gefallenen) sprechen jedoch, wiίhrend sie noch leben. Der Tod erscheint nur a1s eine Moglichkeit, die ausschlίeBlich im Futur erscheint. (ίί) Die Erwahnung der Totenfeier am Anfang ihrer Rede wίirde das dramatίsche Moment aufheben: sie sprechen nicht, nachdem sie ίη den Zustand des Todes versetzt sind, sondem a1s Lebende, die eine wichtige Entscheidung getroffen haben und mίt diesen Worten ihren letzten Willen iίuBem. (ίίί) Ware mίt το νυν παρόν die Totenfeier gemeint, wίirde man konsequenterweise erwarten, daB die Entscheidung der Gefa11enen als Tat der Vergangenheit und nicht der Gegenwart dargestellt worden ware (demzufolge sollten sie also είλόμεθα statt αίρούμεθα sagen). d 2-3. ήμίν δε έξον ζην μη καλώc, καλώ, αΙρούμεθα μάλλον τελευταν. Eine Prohaίresis (Αήst. ΕΝ ΠΙ 3. 1113 a 10-6) der Gefallenen begegnet ίη allen Grabreden: Gorgias 82 Β 6 (Π ρ. 285, 15 ff.) D.-K; Th. Π 42, 4; Lys. 2, 24-6 (62: αίρούμενοι); D. 60, 27-31 (26: εϊλοντο, 28: ~ρoυντo); ΗΥΡ. 3 (προαιρέcεωc). 40. Die Prohairesis ist auch die konstίtutive Ροπη fίir groBe Teίle der platonischen Αρ. (bes. 28 b-d), s. Ε. Wolff (zu 246 b6-cl) 34 ff. 75 ff.; zur Ροπη der Prohaίresis S. 54 ff. Die Gegenίiberstellung νοη schandlichem Leben und ehrenvollem Tod (vgl. schon Il. 9,410-6) kommt ίη der Tragodie hiίufig vor, vgl. S. Aj. 479-80 (άλλ' η καλωc ζην η καλωc τεθνηκέναι / τον εύγενη χρή); weitere Belege bei Blaydes zu S. Aj. 479; Pearson zu S. fr. 488; Radt Ζυ Α. fr. 466 (vgl. zu fr. 90); ders. zu S. fr. 488; zur Prosa vgl. Isoc. 6, 36; 9, 8; Χ. Αρ. 9; Lαc. 9, 1; D. 18,205; Polyaen. ιν 6,5. d 2-3. καλώ, αΙρούμεθα τελευταν. Die Arete des Bίirgers erweist sich im Aufopfem seines Lebens fίir die Gemeinschaft. Zum 'schonen Tod' a1s Bestandteil der Polis-Ideologie aus der Zeit der Entstehung der hoplitίschen Phalanx s. C. W. Mίiller, Gymnasium 96 (1989) 318 ff.
246 d 2-246 d 7
KOMMENTAR
374
d 2. μη 1CαλώC, 1CaλίOC. Ζυ gleichen und entgegengesetzten Begήffen, die nebeneinaπder gestellt werden, s. K.-G. Π 602. μη καλωc eηtSΡήcht hier dem αίcχρωc oder πονηρωc. Zum Gegensatz καλό'>c - μη καλό'>c vgΙ Ε. fr. 361 Ν.2 έγω δε toi)( καλωc τεθνηκόταc / ζην φημι μαλλον του βλέπειν toi)( μη καλό'>c.
ανθρώπων εμμεναι οϋτε θεων / οϋτ' έπι Yilc οϋτ' α.οτε τελευτήcανθ' ύπο γαίηc.
1st aber die Haufung der Antithesen nicht eher ein Indiz dafϋr, daB der Ursprung dieser Worte, zumίndest wie sie hίer stehen, rhetοήsch ist? d 6-7. οϋτε τινα. άνθρώπων ούτε θεων. Der Ausdruck zeigt die Allseitigkeit, d.h. eine MiBbilligung durch die gesamte Welt, vgΙ iihnlίche Beispiele bei Ε. Kemmer (zu 236 d6) 86 f.
d 3-4. τεΛ.εuταν, πρΙν ••. εκ όνείδη 1Cαταcτ/cαι: vgΙ den Spruch des Komodien- und Dithyrambendichters Αηaxaπdήdes (fr. 65 Κ-Α. = Αήst. Rhet. ΙΠ 11.1412 b 16) καλΟν γ' αποθανειν πριν θανάτου δραν αξιον. '.\ Λ Λ θ ' D er "μαc τε και τou, επειτα ... και παν το πρoc εν oyεyoc. d 3-5. πριν "
.,
,
,
375
ούτε θεων φίλον εΤναι. DaB die schlechten, ungerechten usw. Menschen νοη den Gottem gehaBt, die Guten dagegen geliebt werden, wird bei Platon oft wiederholt; vgΙ Αρ. 40 dl (στι ούκ Ecttv ανδρι
,
Βegήff des
Geschlechts spielte eine wichtige Role ίη der Adelsethik. Der einzelne sollte sich nur als ein Teίl seines Geschlechtes fϋhΙeη, das laπge Geschichte vor ihm und Zukunft auch nach ihm hatte. Insofem war auch der Ruhm kein personlίches Eigentum, sondem Geschlechtsgut (vgΙ 247 a3-6). Dazu s. Μ. Wundt, Gesch. d. gήech. Ethίk Ι 82 f. und ausfϋhrlίcher Oppenheimer 36 ff.
αγαθφ κακον ούδεν οϋτε ζωντι οϋτε τελευτήcαντι, ούδε αμελειται ύπο θεων τα τούτου πράγματα);
femer Grg. 507 e; Smp. 212 a; R. 1352 a; Π 382 e; Χ 612 e; Phlb. 39 e; s. Τ. Meyer,Platons Apologie, (Τϋbίηger Beitr. Ζ. Altertumswiss. 42) Stuttgart 1962, 80 f. Ζυ αρετή als Vorausetzung der θεοφιλία s. F. Dirlmeier (zu 237 c7) 180 ff. = Ausgew. Schr. 100 ff.
d 4-5. πρΙν το\)( ήμετέρου, πατέρα, καΙ παν το πρόcθεν Ύένο, αφναι: vgΙ Ι1. 6, 208-9: αίεν αριcτεύειν και ύπέροχον εμμεναι αλλων, / μηδε γένοc πατέρων αίcχυνέμεν, femer Hypereides 6, 3 το μη
d 7. ούθ' ύπο Ύη, τελευτήcαντι. Hirschig hat τελευτ/cαντι als Glosse getilgt (zustimmend G. Jachmann, Der Platontext, Nachr. Ak. Wiss. GOtt., ΡhίΙ-hίst. ΚΙ 1941, Gottingen 1942, 366 Α. 1 = TextgeschichtΙ Studien, Konigstein 1982, 722 Α. 1), sehr Ζυ Unrecht, denn durch das Partizip wird, wie Stallbaum bemerkt, der Zustand des Toten deutlίch gemacht: "Caret enim neutiquam νί et gravitate, quandoquidem eo addito mortis status et condicio urgetur, ut quum Latine dicas: η eque apud inferos, ubi vitam fίniverit". Bemdt, De ironia 27, und Μ6ήdίer machen auch auf die Entsprechung τελευτήcαντι - αίcχύναντι sowie auf τελευταν - αίcχυναι aufmerksam. τελευτήcαντι wird auBerdem νοη Dionysios (Dem. 30 ρ. 193, 11 U.-R.) und Iamblichos (Protr. 19 ρ. 118, 8 Des Places) bezeugt. Die Toten nehmen nach dem Volksglauben nicht nur wahr, was auf der Erde geschieht (s. unten Ζυ 247 b7-cl), sondem nehmen auch mit Gefϋhlen aπ den Geschehnissen teil. Auf die Gefϋhle der Verstorbenen weisen oft die Redner hin, wenn sie die Entscheidung der Richter oder der Versammlung beeinflussen wollen; vgΙ Lyc. c. Leocr. 136; D. 20, 87; 19, 66; 23,210; Aeschin. 3, 259; s. Η. Meuss, Jb. f. class. PhίloΙ 35 (1889) 806. Zum Glauben aπ die Unterwelt als einen Ort, wo die Seelen entsprechend ihren Taten auf der Welt bestraft oder belohnt werden, s. Μ. offensichtlίch
καταιcχυναι 'tιxc των προγόνων αρετάc.
d 5. αΙcχUναντι. Nur die Αοήstfοrm paBt hίer wirklίch, denn es geht nicht um eine Leben..s haltung, sondem um eine Tat (vgΙ das voraπgehende αίcχυναι).
d 6. άβίιοτον εΤναι: vgΙ R. ΙΠ 407 a5 (0.0 [sc. εργου] αναγκαζομένου απέχεcθαι αβίωτον); bl (αβίωτον τφ μη μελετωντι); Lg. ΧΙ 926 b6 (ac [sc. cυμφοράc] αβίωτον ζην κεκτημένφ); βίοc αβίωτοc kommt als fester Ausdruck haufig vor, vgΙ Plt. 299 b7; Gorgίas 82 Β 20 ρ. 299, 7 D.-K.; Ar. Ρ!. 197; 969; Ε. Ηίρρ. 821.868; Lys. 6, 31; Phίlemon fr. 94, 7; 96, 7 Κ-Α.; Ζυ diesem und iihnlίchen Ausdrϋcken s. auch Ε. De Strycker - S. R. Slίngs Ζυ Αρ. 38 a5. d 6-7. oiStE τινα. άνθρώπων ••• Uπα yηc τελεuτήcαντι. Nachk1aπg aπ die Verse eines elegischen Dichters, wahrscheinlίch des Solon oder des Tyrtaios, vermutet C. Schmidt, Epistola ad Τuήceηses Platonis editores philologa, Βeήcht ϋber das Gymnasium ίη Bielefeld 1847, 16. Die Verse hatten nach Schmidt folgendermaBen lauten konnen: Οϋτε τίν' i
"~1
γραμματεΙον.
' , • \ \ , Ι Wegen der a 6 - b2. αποπεμπει επι 'ta cφε'tερ ... κεκοcμημενον. vielen Partizipien ist es auBerst schwίeήg, den Satz Ζυ konstruieren. Schon άποπέμπει steht anakoluthisch anstelle eines Partizips (cυνεκτρέφει ... καταcταcα ... και άποπέμπουcα). Stallbaum folgt der Interpretation der ϋbersetΖuηgeη und bezieht ένδεικνυμένη und άναμιμν~cκουcα auf διδουcα (er ίibersetzt: 'und unter Hinweisungen und Εήηηeruηgeη an des Vaters Bestrebungen ihnen die Werkzeuge der vaterlichen Tugend ίibergiebt'). Wie aber Moraitis (752) Ζυ Recht bemerkt, wiίre das Gegenteillogischer: der Staat weist hin und eήηηert, indem er ίibergibt. Moraitis selbst nimmt an, daB jedes der drei Partizipien (κοcμήcαcα, ένδεικνυμένη [mit diesem ist natίirlich άναμιμν~cκουcα zusammenzunehmen], διδουcα) dem jeweils vorhergehenden untergeordnet ist. Noch uηbefήedίgeηder erweist sich aber Sta11baums Konstruktion, denn nach ihr sol1 das και αμα οίωνου χάριν αρχεcθαι ... KεKOCΜημένoν νοη διδουcα diesmal freilich ίη der Bedeutung 'erlauben' ("permittendi νί et potestate") abhiίngig sein. Das scheint keineswegs ίiberzeugend: (ί) Es ist zumindest ungewohn1ich, daB man im gleichen Satz ein Partizip zweimal Ζυ verstehen hat, das aber das zweite Mal ίη ganz anderer Bedeutung steht. (ii) Es wiίre ungeschickt, wenn es hier hieBe, der Staat 'erlaube' ihnen Ζυ gehen, obwohl schon gesagt worden ist, daB der Staat selbst sie άποπέμπει. Genauso wenig treffend ist die Losung νοη Trendelenburg, der αρχεcθαι als 'sich beherschen lassen, gehorchen' versteht und nach οίωνου χάριν die Worte αύτον άφιειcα μαθόντα μετ' αίδουc erganzt, damit ein Gegensatz Ζυ αρξοντα μετ' ίcχύοc hergeste11t wird, sowie die Losung νοη Rίchards 31, der meint, der Infinitiv αρχεcθαι stehe hier anakoluthisch und dieses Anakoluth sei "as awkward as that of κειcθαι ίη 237 c and, lίke that, calls for the addition of a participle, e.g. βουλομένη" (zu κειcθαι vgl. aber Komm. Ζυ 237 c 1). Die Schwίeήgkeίt wird aufgehoben, sobald man και αμα οίωνου χάριν nicht mit αρχεcθαι zusammennimmt, sondem letzteres als Epexegese versteht. Ich fasse den Satz folgenderweise auf: ,
a 3-4. πρoΘUμoυμένη ... 'tTιv όρφανίαν γενέcθαι. Das gleiche Ziel wird ebenfa11s fίir die Waisenkinder nach ihrer 'zweiten Geburt' ίη Lg. ΧΙ 926 e3 gesetzt: μηχαναcθαι δει τίνα τρόπον ή τηc όρφανίαc τύχη τοιc γενομένοιc όρφανοιc ώc ηκιcτα ελεον εξει τηc cυμφοραc.
a 4-5. έν πα'tΡοc cχ'ήμα'tΙ κα'tαc'tα.cα αύ'tοίc αύτ/: 'e11e-meme prend aupres d' eux le role du pere' (Μeήdίer); vgl. Lg. ΙΧ 859 a3 (έν πατρόc τε και μητροc (χήμαcι); ΧΙ 918 e6 (έν μητροc αν και τροφσυ (χήματι τιμφτο); auch 249 b7-cl έν κληρονόμου και ύέοc μoιρ~ καταcταcα. Ζυ (χημα ίη der Bedeutung 'Ro11e' s. LSJ S.v. 5. a 5. ε'tΙ 'tE παιcιν o~cιν. Ζυ παιc als Altersbezeichnung s. Μ. Golden, Children and Chi1dhood ίη Classical Athens, BaltimoreILondon 1990, 15. a 6. έπειδαν εί, άνδρο, 'tέλoc ίωcιν. Mit Lobeck (Phrynichi eclogae nominum et verborum atticorum ρ. 212) τελέcωcιν oder mit Moraitis (S. 750 f.) τελεωθωcιν statt des ίiber1ieferten τέλοc ϊωcιν Ζυ schreiben besteht kein Grund. τέλοc steht hier ίη der Bedeutung 'Alter' (im Sinne einer Entwicklungsstufe) und heiBt zusammen mit άνδρόc nichts anderes als 'Mannesalter' (LSJ S.v. ΠΙ 1 a); vgl. Epin. 992 d5 είc πρεcβύτου τέλοc άφικόμενοc ταc μεγίcταc άρχαc παραδίδοcθαι δεΙν. Besonders auffa11end ist die Ahn1ichkeit mit dem Dekret aus Thasos, ίη dem es ίiber die Schenkung der 'vo11en Rίistung' vom Staat heiBt (Sokolowski, Lois sacrees Suppl. Nr. 64, 16-7): οταν έ c την ήλικίην άφίκωνται, διδότωcαν αύτοιc οί πολέμαρχοι κτλ. Diese Zeit fallt mit dem Ende des Jugendalters zusammen, das die Zeitgrenze fίir die Unterstίitzung des Staates fίir die Κήegswaiseη bildet: Κratinos fr. 183 Κ-Α. (είc ηβην); Th. Π 46, 1 (μέχρι ηβηc); Lys. fr. 42 b Thalheim; Aeschin. 3, 154; Αήstίd. 1,
368 L.-B.; vgl. Chr. Pelekidis, Histoire de l' ephebie Attique, Paήs 1962, 16 f. Die Mίindigsprechung geschah mit der Eintragung ins ληξιαρχικον
ι
Ι
Ι
άποπέμπει έπι τα (φέτερ' αύτων πανoπλί~ κοcμήcαcα
404
KOMMENTAR
249 a 6-249 a 7
(a) ένδεικνυμένη και άναμιμν~C1Cουcα τα του πατροc έπιτηδεύματα οργανα τηc πατρφαc άρετηc διδουcα,
i
(b) και αμα [Sc. άποπέμπει πανoπλί~ κοcμήcαcα] οίωνου χάριν. αρχεcθαι ίέναι έπι την πατρφαν έcτίαν ... κεκοcμημένον Nach dieser Konstruktion erkliίren oder begriinden die Tei1e des Satzes (a) und (b) die Aussage άποπέμπει πανoπλί~ κοcμήcαcα (sie werden miteinander durch και αμα νerbunden). Damit wird auch die Schwίeήgkeίt ίη der Interpretation νοη Stallbaum beseitigt: Der Staat macht selbst etwas um des guten Vorzeichens willen -nicht: der Staat 'erlaubt' um des guten Vorzeichens willen. Man konnte die Stelle folgendermaBen ϋbersetΖeη: 'Sie (sc. die Stadt) entHiBt sie nach Hause, nachdem sie sie mit einer Vollrϋstung ausgestattet hat. (Das tut sie) einerseits als Hinweis und Εήηηeruηg an des Vaters Bestrebungen und andererseits als gutes Vorzeichen fϋr die Zukunft, damit jeder namlich im Schmuck der Waffen als kraftνoller kϋηftίger Ηeπscher zum νater1ichen Herd hinzutreten beginnt'. Eine Schwίeήgkeίt bereitet nur der Infinitiν αρχεcθαι, der nicht leicht als Epexegese νerstanden wird. Die Formu1ierung wiίre glatter, wenn man ein ωcτε νor αρχεcθαι erganzte (Vorschlag νοη Prof. R. Kassel). Das einzige Problem dabei ware, daB das χάριν auf ein Ziel hinweist, so daB man danach eher die Erklarung dieses Ziels als sein Ergebnis erwarten wϋrde. Da aber ωcτε mit Infinitiν auch νοη einer mog1ichen Folge gebraucht werden kann (κ.-G. II 502 γ), erscheint diese Losung n~ht unwahrschein1ich. a 6-7. άποπέμπει έπι 'tcX cφέ'tερ' amcDv: 'schickt sie nach Hause fort'; νgl. Aeschin. 3, 154 (τρέπεcθαι έπι τα έαυτων); Αήstίd. 1, 368 L.-B. (άποπέμπειν έπι τουc πατρφουc οίκουc). Nach der δοκιμαcία und der Eintragung ίη das ληξιαρχικον γραμματειον konnten sich also die Κήegswaίseη mit ihrem νaterlichen Besitz beschiίftigen, was aber nicht bedeutet, daB sie νοη der Ephebeia befreit wurden (C. Pelekidis [zu 249 a6] 17). Sie wurden immerhin ίη zweierlei Hinsicht begϋηstίgt: (ί) Sie erhielten eine 'volle Rϋstuηg' , wiίhrend ihre Altersgenossen νielleicht ein Jahr spater nur einen Schild und eine Lanze erhielten (Αήst. Ath. 42,4; nach Ρ. J. Rhodes z.St. ist die Schenkung des Schildes und der Lanze an alle Epheben "presumably an innoνation of the 330' s"). (ίί) Sie bekamen den Status des Βϋrgers mit vollen Rechten zwei Jahre frϋher als ihre A1tersgenossen. Dazu s. Loraux, L'inνention 27. ΗίηΖυ kommt, daB sie
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405
ein Jahr lang nach der ΜϋηdίgSΡrechuηg νοη den Liturgien befreit waren (Lys. 32,24). a 7. πανoπλί~ 1Cοcμήcαcα. Aus welchen Teilen die 'volle Rϋstuηg' (eines Hop1iten) bestand, wird im Dekret aus Thasos erwahnt (Sokolowski, Loi sacrees Suppl. 64, 18-9: κνημιδαc, θώρηκα, έγχειρίδιον, κράνοc, άcπίδα, δόρυ). Die Schenkung der 'vollen Rϋstuηg' fand bei einer Feierlichkeit im Theater statt, die uns νor allem durch die Beschreibung des Aischines (3, 154) bekannt ist; νgl. auch Lys. fr. 42 b Thalh.; Isoc. 8, 82; Αήstίd. 1, 368 L.-B.; Lesbonax Rh. 2, 19 Kiehr; femer Ar. Αν. 1360-6 mit Sch. Ζυ 1363 (a). Ahn1iches galt ίη Thasos (Sokolowski, Lois sacrees Suppl. nr. 64, 13 ff.; νgl. das Re1ief mit der Darstellung der Kriegswaisen mit Panop1ia aus Thasos bei J. Pouilloux [zu 248 e7-8] Nr. 154) und ίη Rhodos (Diod. ΧΧ 84, 3). Ιη Athen wurden wiίhrend der GroBen Dionysien νor der Αuffϋhruηg der Dramen νom Herold die Κriegswaisen mit ihren Patronymika ίη die Orchestra gerufen und mit der neuen Rϋstuηg νοrgefϋhrt. Danach erhielten sie fϋr diesen Tag die Ehrenplatze im Theater. Nach Isokrates a.O. wurden ίη frϋherer Zeit die Κήegswaίseη gleichzeitig mit der Zurschaustellung der ϋberschϋsse aus den Τήbuteη der Bundesgenossen (έκ των φόρων codd. ΠΛΖΞΤ, των φόρων Pap. : των πόρων ΓΔΕ) νor den Augen der Bundesgenossen νοrgefϋhrt, damit letztere das πληθοc των όρφανων siίhen (zur Τeχtϋber1ieferuηg s. Β. G. Mandi1aras, Ό Περι είρήνηc λόγοc του 'IcoKP. έκ του παπ. του Βρετ. Μουcείου, Athen 1975, im Αρρ. u. auf S. 257; zur Interpretation s. Α. Ε. Raubitschek, TAPhA 72, 1941, 356-62; R. Meiggs, The Athenian Empire 433 f.; sollte damit auf die Tribute angespielt werden, dann ist nach Stupperich 240 die Feier1ichkeit ίη dieser Form wahrschein1ich nach der Verlegung des Bundesschatzes nach Athen im J. 454 eίηgefϋhrt worden). Aus der Stelle der isokrateischen Fήedeηsrede (um 356) und aus Aischines liίBt sich sch1ieBen, daB die Einrichtung schon damals der Vergangenheit angehOrte. Das bezieht sich jedoch nicht auf die Fϋrsοrge des Staates fϋr die Kriegswaisen, wie Pohlenz 296 mit Hinweis auf die "Geflissent1ichkeit", mit der Platon im νor1iegenden Abschnitt zweimal "die Tatsach1ichkeit der gesetz1ichen Fϋrsοrge herνorhebt", νermutet (dagegen νgl. Lys. 2, 75; ΗΥΡ. 6, 42). Zur Feier1ichkeit s. auch R. S.
406
KOMMENTAR
1
249 a 8-249 b 4
407
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Stroud, Hesperia 40 (1971) 288 f.; Stupperich 240; Den Boer (zu 248 e7 8) 48 f., der (S. 47) auf die soziale und mί1iHirische Bedeutung der Schenkung hinweist (die Waisen wurden aus dem Thetenstand dem dritten Stand zugeordnet).
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a 8. ΟρΥανα Τ/' πατριΡα' άρετ/c. Richards 31 ΜΙι den Artikel τα vor notwendig und vermutet, daB er wegen einer Haplographie nach έπιτηδεύματα ausgefallen sei. Da es sich aber nicht um die Werkzeuge der vaterlichen Tugend, sondern ίη Wirklichkeit um Werkzeuge wie die der νateι:ιίcheη Tugend handelt, darf man annehmen, daB der Artikel absichtlίch weggelassen wurde.
οργανα fιir
b 1. οίο>νOU χάριν. Der Ausdruck weist auf einen aberglaubischen Aspekt des Brauchs hin. Worin bestand aber ίη diesem Fall das omen ? Koppen 121 f. meinte, der erste Weg, den die Kriegswaisen ίη dieser Rίistung machten, sei ins vaterlίche Haus, damit sie den gefallenen Vatem an Mut und Vaterlandslίebe gleich werden. Er verwies dabei auf den Brauch der Lateiner, den neuen Konig des guten Vorzeichens halber ins Haus des Picus zu fίihren, um dort das Zepter und die ersten Fasces zu empfangen, damit er vermutlίch Picus gleich werde (vgl. Verg. Aen. 7, 173-4 hic [sc. ίη aede Pici) sceptrα αccipere et primos αttollere fαscis / regibus omen erαt). Απ unserer Stelle heiBt es allerdings im folgenden, die Kriegswaisen seien ίη dieser Rίistung nach Hause gegangen, aber dies taten sie nicht um den Vatem an Mut gleich zu werden, sondem um am vaterlίchen Herd mit Kraft zu henschen (Koppen gestaltete freilίch den Text anders: er las αρξαcα [sc. ή πόλιc), 'die Stadt befiehlt', statt des ίiberlieferten αρξοντα). Das omen bestand also nach der angegebenen Erklarung darin, daB sie bei ihrem ersten Besuch zu Hause als κ:ύριοι des Oikos mit der Panoplia Starke demonstrieren konnten wie ihre Vater. Platon erweckt aber hier den Eindruck, als ob er eine eigene, mehr rationale Erklarung (αρξοντα μετ' ίcχύοc) fίir einen Brauch bietet, dessen Bedeutung ihm vielleicht nicht deutlίch genug war. Dem Brauch dίirfte ein Transitionsritus und zwar eine Zeremonie fίir die 'Einkorperung ίη die neue Welt' zugrunde lίegen, eine νοη denen, die Α. van Gennep (The Rίtes ofPassage, transl. by Μ. Vizedom - G. L. Caffee, London 1960, 21) als "postlίminal rites" bezeichnet.
LSJ s.y. Ι 2). Der Grund fίir die Wahl dieses Wortes hangt damit zusammen, daB es besondere Konnotationen hatte: Der Herd war der heilige Mittelpunkt des Hauses und darίiber hinaus wichtig bei den Aufnahmezeremonien. Das Tragen um den Herd spielte eine bedeutende Rolle bei der Zeremonie der Amphidromien, bei der die neugeborenen Kinder ίη die Familiengemeinschaft aufgenommen wurden; auch die Braut wurde bei den Griechen und den Romern zuerst an den Herd gefllhrt. Dazu s. Ε. Samter, Famί1ienfeste der Griechen u. Romer, Berlin 1901,14 ff. 60 ff.; Μ. Ρ. Nί1sson, Gesch. d. griech. Relίgion 2178 f. 337 f. Vgl. femer das Sprichwort άφ' έcτίαc αρχου, das Platon ίη Crα. 401 a erwahnt. αρξοvtα. Das Verbum weist auf den (mannlίchen) κ:ύριοc des Oikos hin; zu dieser lηstίtutίoη s. W. Κ Lacey, The Famί1y ίη Classical Greece, London 1968, 21 f. Das vorausgehende πατρόc bewirkt hier den Wechsel vom Plural (a3 το\)( δε παιδαc usw.) ίη den Singular.
b 3. αύτο,)( δε το,)( τελευτήcαvtαc 'tlμWca ούδέποτε έκλείπει. Das Gedenken der Gemeinschaft an die Gefallenen bedeutete eine Art Unsterblίchkeit fίir sie. Darin bestand fίir die Lebenden ein wichtiges Μοιίν, fίir das Vaterland tapfer zu kampfen. Fίir die Hinterblίebenen war das ein Trost. Vgl. Gorgias 82 Β 6 ρ. 286,16-7 D.-K; Th. 11 43,2-3; 44; Lys. 2, 79-81; D. 60, 32; 36; ΗΥΡ. 6, 24; 27; 42; vgl. Schaeffer (zu 247 d4) 15; C. W. Mίiller, Gyιnnasium 96 (1989) 327. b 4. καθ' fKactov ένιαυτον αύτη τα νομιζόμενα ποιουcα κοιν'6 πiicιν. Nach W. Κ Pritchett, The Greek State at War ιν 120, sind mit τα νομιζόμενα hier die Prothesis und die Ekphora gemeint. Welchen Sinn hat aber dann das folgende απερ έκ:άcτφ ίδί~ γίγνεται? Kann die einmalίge Bestattungszeremonie die Bestatigung dafιir sein, daB die Stadt το\)( τελευτήcανταc τιμωcα ούδέποτε έκ:λείπει. 1m allgemeinen kann das Wort nach dem Zusammenhang auf die Bestattungsfeier oder aber auf die jahrlίchen έναγίCΜατα auf dem Grab des Gestorbenen hinweisen; s. Ε. Rohde, Psyche 21 234 ff.; W. Wyse zu Is. 2,4 (ρ. 243 f.) und 2, 46 (ρ. 269-71). Hier ist mit τα νομιζόμενα letzteres gemeint. Dabei laBt sich weniger an die Genesia denken, die am 5. Boedromion gefeiert wurden, da sie mίt den Kriegsgefallenen wenig zu tun hatten (zum Fest der Genesia s. F. Jacoby, CQ 38,1944,65-75 = Abhandl. 243-59; vgl. S. C.
b 2. !cτίαν steht hier metaphorisch fίir den Oikos, das 'Haus' (vgl. ff"
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249 b 4-249 b 6
KOMMENTAR
Humphreys, JHS 100, 1980, 100 f.). Wegen der Bestandigkeit und der konservativen Haltung dem Totenkult gegeηϋber ist es sehr wahrschein1ich, daB der epitaphische Agon und die spateren Epitaphia das gleiche Fest waren, frei1ich unter anderem Namen (s. L. Deubner, Attische Feste, Berlin 1932, 230 f.; die angenommene Verbidung der Epitaphia und der ίη einigen ΕΡhebeηίηschήfteη zusammen erwii.hnten Theseia ist, wie Deubner nach Dittenberger, Syl1.3 717 Α. 10 bemerkt, "ganz unsicher"). b 4-5. ποιoucα κοιή) παcιν απερ έKάcτφ ίδ~ γίγνεται. Der Text ίη Τ (ίδί~ έκάcτφ ϊδια) und W (έκάcτφ ίδί~ ϊδια) enthalt eine offensicht1iche Dittographie, auf die schon Bekker aufmerksam machte, indem er mit Verweis auf zwei codd. rec. (Marcianus 189; Paήs. 3009), die das Wort 'ίδια nicht ϋber1iefem, den Text νοη Τ unter Tilgung des 'ίδια druckte. Auch nach ihm haben jedoch die meisten Editoren des 19. Jh. das Wort beibehalten. Zur Verteidigung hat Loers auf die Entsprechung Koιν~ - ίδί~ und παcιν - ϊδια (anscheinend im Sinne des Gegensatzes Ρήvat - staat1ich) hingewiesen (vgl. Stalbaums ϋbersetΖuηg: 'quae Ρήvatίm cuique Ρήvata fιunt'). Was kann aber 'ίδια nach τα νομιζόμενα bedeuten? Nach den Ausfϋhrungen zu 249 b4 handelt es sich ebenfalls um νομιζόμενα, die jetzt ledig1ich privαtim durchgefϋhrt werden. Der einzige Gegensatz ist zweife110s der zwischen Koιν~ - ίδί~ und παcι ν - έκάcτφ. Schwίeήger ist dagegen die Frage, ob man έκάcτφ ίδί~ mit F oder ίδί~ έκάcτφ mit den zwei erwii.hnten recentiores schreiben so11 (der Text νοη F wird nur ίη Bumets Ausgabe gedruckt). Die genaue Para11e1itat (Koιν~ παcιν, ίδί~ έκάcτφ) ist genauso mog1ich wie die chiastische Form (Koιν~ παcιν, έκάcτφ ίδί~). Wegen der Bezeugung durch Ρ, dem man als Hauptzeugen mehr Gewicht beizulegen hat, ist vie11eicht έκάcτφ ίδί~ vorzuziehen (vgl. auch die Para11elste11e ίη Crα. 386 d8 ΟύκΟ'υν εί μήτε π α c ι πάντα έcτιν όμοίω, αμα και άεί, μήτε έ κ ά c τ φ ί δ ί ~
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εκαcτον).
b 5-6. ΠΡΟ' δε τούτΟΙ' άγωνα, ... καΙ μ.oucικη' πάcηc. Der Epitaphios Agon wird mehrfach bezeugt: Lys. 2, 80; D. 60, 13. 36; Αήst. Ath. 58, 1; Diod. ΧΙ 33, 3; ΧΥΙΙ 117,4; Melesagoras FGrHist 330 F 2 (= Hsch. ε 4499); Pollux 8, 91; Philostr. VS 2,30; Hld, Aethiop. Ι 17; Lesbonax Rh.
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2, 19 Κίehr; Suda θ 126; vgl. Ar. Rα. 129 ff. Dazu s. Η. Sauppe, Nachr. d. Kgl. Gesellsch. d. Wiss. 1864, 199-222 = Ausgewii.hlte Schr. 373-87; Aug. Mommsen, Feste d. Stadt Athen im Altertum, Leipzig 1898, 298 307; Κ. Meu1i, Der gήech. Agon, ΚδΙη 1968 (urspr. 1926), 65 ff.; L. Deubner (zu 249 b4) 230 f.; Jacoby 59 ff. (= Abhandl. 301 ff.); StuΡΡeήch 54-6; Loraux, L'invention 37 ff.; Clairmont 22-8; W. Κ. Ρήtchett, The Greek State at War ιν 106-24. Die Είηήchtuηg existierte mit Sicherheit - und trotz des Schweigens der literaήschen Quellen schon im 5. Jh., wie aus drei Bronzegefiillen (zwei Lebetes aus der Zeit nach den Perserkήegen und eine ΗΥdήa aus der zweiten Halfte des 5. Jh.) hervorgeht, die die Ιηschήft 'ΑθηναΊοι' &θλα έπι τοΊc έν τδι πολέμοι tragen (es ist a11erdings nicht uηumstήtteη, ob die erwii.hnten Spiele ίη Athen stattfanden, s. Ρήtchett 107 f.). Seit dem 2. Jh. v.Chr. werden auf ΕΡhebeηίηschήfteη die gleichen Spiele ίη Zusammenhang mit dem Fest der Epitaphia erwii.hnt (die Ιηschήfteη bequem bei Jacoby 64 Α. 126; StuΡΡeήch 54 Α. 3). Der Agon fand auf der AkademiestraBe und im Kerameikos statt (Hld., Philostr., Melesag.), und fϋr seine Veranstaltung war nach Αήstοteles der Polemarchos zustandig. Eine wichtige Frage ist, ob der Epitaphios Agon ίη der klassischen Zeit ein Teil des Staatsbegrabnisses war oder ein selbstandiges Fest. Fϋr ersteres treten neuerdings StuΡΡeήch, Clairmont und Ρήtchett ein, wobei nicht alle drei dieselbe Auffassung ϋber den Charakter des Staatsbegrabnisses vertreten (zu Jacobys Verbindung des Staatbegrabnisses mit dem Fest der Genesia s. Gomme zu Th. ΙΙ 34, 1 [ρ. 100 f.] und D. W. Bradeen, ClQ 63, 1969, 155; zu Clairmonts Auffassung s. auch StUΡΡeήch, Gnomon 56, 1984, 640). Es wird jedoch dabei ein wichtiger Widerspruch ϋberseheη, der das Zusammenziehen des Epitaphios Agon mit dem Staatsbegrabnis verbietet. Nach Thukydides (ΙΙ 34, 7, vgl. Μχ. 234 b; 236 b) fand namlich das Staatsbegrabnis wii.hrend des Κήeges όπότε ξυμβαίη αύτοι, statt, was nur bedeuten kann, daB es Jahre gab, ίη denen kein Gebrauch vom Staatsbegrabnis gemacht wurde. Dagegen wird an unserer Ste11e νοη den Ehrungen fϋr die Gefallenen νοη seiten des Staates, zu denen auch die Wettkampfe gehorten, eindeutig gesagt, daB sie αLLjiihrlich stattfanden. Darauf hat schon Loraux zu Recht hingewiesen, Ρήchett hat jedoch die Schwίeήgkeίt nicht erkannt, weil er die vorliegende Ste11e miBverstanden hat. ϋber den Sinn unserer Stelle dϋrfte kein Zweifel bestehen: schon der
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KOMMENTAR
angegebene Zweck der Argumentation (die Stadt hort nie auf, die Gefallenen Ζυ ehren), genίigt um Ζυ zeigen, daB nicht die einma1igen Leichenspie1e bei der Bestattung der Gefallenen jedes Κήegsjahres damit gemeint sein kOnnen. A1s indirekte BesHitigung des 1nha1ts dieser Aussage moge man ferner die Bestimmung ίiber die Ehrungen fίir die toten εϋθυνοι, die hochste aller Behorden (keine Einze1person woh1gemerkt), ίη Lg. ΧΙΙ 947 e4-5 betrachten: κατ' ένιαυτον δε αγώνα μουcικηc αύτοιc και γυμνικον ίππικόν τε θήcoυcιν. DaB P1aton dabei wie sehr oft ίη den Lg. eine athenische Είnήchtung ίibernimmt, scheint sehr wahrschein1ich (vgl. Meu1i 66). Gegen die Zusammenfassung des Ρatήοs Nomos und des Epitaphios Agon SΡήcht noch fo1gendes: (α) Das Schweigen des Thukydides ίiber den Epitaphios Agon ίη ΙΙ 34. Man nimmt gewohnlich eine absichtliche Unter1assung an und vermutet a1s Motiv, Thukydides habe versucht, die re1igiose Komponente zugunsten der po1itischen herunterzuspie1en (Jacoby 59 ff.; Loraux, L'invention 39; S. Hornb1ower, HSCPh 94, 1992, 170 f.). Das gi1t eventuell fίir die Rede se1bst, fίir das ein1eitende Kapite1 ist es aber wenig ίiberzeugend. Die Prothesis, die Ekphora, die Trauer werden mit vie1en Worten und mit Einze1heiten beschήeben, so daB man nicht einsehen kann, warum die Erwiίhnung der Leichenspie1e ίη einem Satz das religiose E1ement starker hatte hervortreten 1assen. Die einzige Erk1arung, die p1ausibe1 klingt, ist, daB die Leichenspie1e unter dem Ρatήοs Nomos nicht erwiίhnt werden, wei1 sie einfach nicht dazu gehOren. (Im ίibήgen ist sehr daran Ζυ zweife1n, ob cτέφανον αγώνων .. ο &.θλα ίη ΙΙ 46 eine Anspie1ung auf die Leichenspie1e ist, wie Rusten und Hornb1ower z.St. meinen: die ϋbertragung des Agongedankens auf den Opfertod fίir das Vater1and ist ein Motiv, das ίη den Grabreden haufig vorkommt, s. Hess 61). (b) 1m Dekret aus Thasos, das den athenischen ahn1iche Bestimmungen entha1t, heiBt es, nachdem ίiber die Bestattung gesprochen ist (Soko1owski, Lois sacrees Suppl. 64, 7-11): αναγράφειν δε αύτων (der Gefallenen) τα όνόματα πατρόθεν είc τοι)( Άγαθοι)( τοι)(
nicht nur fίir die Gefallenen jedes Κήegsjahres. (ίί) Das Opferfest war nicht einma1ig, sondern wiederho1te sich mehrma1s (οταν = 'wann immer'), d.h. ίη diesem Fall alljiίhr1ich. Das entSΡήcht zweifellos dem jiίhrlichen Opferfest ίη Athen, das hier a1s τα νομιζόμενα bezeichnet wird. DaB die Opferfeste dort wie ίη Athen mit Wettkampfen (vermut1ich die im fo1genden erwiίhnten) verbunden waren, 1iegt nahe. Auf diese Verbindung der alljiίhr1ich stattfindenden Wettkampfe mit dem Opferfest fίir die ΚήegsgefaΙΙenen ίη Athen weist Αήst. Ath. 58, 1 hin: der Po1emarchos θύει μεν θυcίαc τ'ίj τε 'Αρτέμιδι ... , διατίθηcι δ' αγωνα τον έπιτάφιον, και toic τετελευτηKόCΙν έν τφ πολέμφ και Άρμοδίφ και 'Αριcτογείτωνι έναγίcματα ποιει (Ρ. J. Rhodes z.St. will die έναγίcματα nur auf Harmodios und Αήstοgeίtοn bezogen wissen; vgl. aber Jacoby 38 Α. 3 = Abhandl. 262 Α. 3, der u.a. auf H1d. Aethiop. Ι 17, 5 ενθα [sc. έν 'Ακαδημίq.] toic ηρωcιν οί πολέμαρχοι το πάτριον έναγίζoυcιν verweisto Man verg1eiche auch den Ausdruck θυcιων και αγώνων im demosthenischen Epitaphios (60, 36). Eine Heroisierung der Kriegsgefallenen ist jedoch mit Loraux, L'invention 39 ff. nicht anzunehmen, s. κ.-w. We1wei ίη: G. Binder - Β. Effe [Hsg.], Tod u.
0.0
~ι ~ '{:
πολεμάρχουc και τον γραμματέα τηc βουληc και καλειcθαι αύτων τοι)( πατέραc και τοι)( παιδαc οταν ή πόλιc έντέμνηι τοιc ΆγαθοΙc.
Aus diesen Worten 1aBt sich fo1gendes entnehmen: (i) Der Staat opferte ίη Thasos fίir die Gefal1enen ίη den Κήegen insgesamt (τοιc Άγαθοιc) und
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j
,ι
Jenseits im A1terum, Τήer 1991, 53). Aus all diesen Grίinden darf man schlieBen, daB der Epitaphios Agon ein Jahresfest zum Gedenken an alle Κήegsgefal1enen war. Wie oben (zu 249 b4) bemerkt wurde, scheint es sehr p1ausibel, daB der Epitaphios Agon das gleiche Fest wie die spateren Epitaphia ist. Wenn das Ζutήfft und die Epitaphia das nachfo1gende Fest waren, dann hat sehr wahrschein1ich eine Veranderung vermut1ich im 2. Jh. v.Chr. (Jacoby 65) stattgefunden, denn bei diesem Fest hie1t ίη spaterer Zeit der Po1emarchos jedes Jahr eine Grabrede (Men. Rh. Πο έπιδεικτ. 418, 10 ff. Sp.). Damit ist die Νachήcht ίη Cicero ΟταΙ. 151 ίiber die jiίhrliche Ver1esung des Μχ. Ζυ verbinden: (P1ato) in populαri orαtione, quα mos est Athenis lαudαri in contione eos qui sint in proeliis interfecti; quαe sic probαtα est, ut eαm quotαnnis, ut scis, ίΙΙο die recitαri necesse sit (die Annahme einer 1nterpo1ation, wie einige Editoren der Schήft Ciceros und Μeήdίer ρ. 77 annehmen, ist unberechtigt, s. Jacoby 65 Α. 137; Huby 104 ff.). Wenn mit den Worten illo die der bestimmte Tag eines Festes gemeint ist, so sind sehr wahrschein1ich die Epitaphia dieses Fest. Ob der Po1emarchos oder jemand anderer zur Zeit Ciceros den Μχ. offentlich ver1as, kann man
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249 b 6-249 d 3
KOMMENTAR
nicht sagen. (Jacoby halt es allerdings fϋr wahrscheinlicher, daB es sich um eine "confυsion with an annuallecture for the epheboi" handelt). Auf die Wettkampfe selbst braucht man nicht ausfϋhr1ich einzugehen. Die erwiihnten drei Arten νοη Wettkiimpfen sind nichts anderes als die ίη der Antike gewohnliche Dreiteί1ung der Kampfarten; vgΙ Ζ.Β. Lg. ΙΙ 658 a7; ΧΠ 949 a2; Plut. Tim. 39; Απ. An. νπ 14, 10; entsprechend hei6t es im lysianischen Epitaphios 80 άγωνεc ... ρώμΗC και coφίαc και πλούτου. Dazu sowie zum Inhaltjeder Kampfart s. Ε. Reisch, RE 11 (1893) 837 ff. Unter γυμνικοί άγωνεc verstand man vor allem den Lauf, den Sprung, das Speerschleudern, das Ringen, das πένταθλον und das παγκράτιον. Zu den ίππικοι άγωνεc gehorten alle Wettkampfe, die ίη irgendeiner Weise mit Pferden zu tun hatten. Der Βegήff μOυCΙKOΙ άγωνεc umfaBte sch1ie61ich die Wettkiimpfe ίη Musik, Poesie und Orchestik. Diese unterteilt Reisch ίη fϋηf Kategorien: Agones (ί) ίη rezitierender Dichtkunst, (ii) musikalisch-poetische, (iiί) der lηstrumeηtalmusίk, (ίν) der Orchestik und (ν) dramatische. Das πάcηc hier mag auf die Breite dieser Art νοη Wettkampfen hindeuten und nicht unbedingt auf etwas, "was streng genommen nicht musisch war", wie Prosavortrage (so Mommsen 306). b 6. μο'Ucιτ/c: vgΙ Pollux ΠΙ 142 οί δ' Άττικοι ού ρ~δίωc λέγoυcιν άγωναc μουcικούc, άλλα μουcικηc, was trotz der vielen Beispielen, ίη denen der attήbutίνe Gebr~uch vorkommt (Ζ.Β. Ar. Ρl. 1163; Th. m 104, 4; ΡΙ Lg. Π 658 a7; ΥΙΠ 828 c3), im allgemeinen (man beachte auch das ού ραδίωc des Pollux) ήchtίg zu sein scheint. b 7 - c 1. έν κληρονόμοο καΙ ύέο, μοίρq καθεCτ/1C'Uία. Der Staat hat nicht nur fϋr die Bestattung gesorgt, sondern verήchtet ϋberdίes iihnlich wie ein Erbe und Sohn jedes Jahr τα νομιζόμενα und veranstaltet Wettkampfe zum Andenken an sie. c 2. παcαν πάντων παρα πάντα τον χρόνον: s. oben zu 247 a2-3.
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Satzg1ieder, die antithetisch (oder paral1el) angeordnet sind, werden oft herνorgehoben und verselbstandigt. Dazu s. die bekannten Aufsatze νοη Ed. Fraenkel ϋber 'Κοlοη und Satz': NGG 1933,328 ff. = ΚΙ Beitrage 103 ff. mit zah1reichen Beispielen, sowie NGG 1932,213 f.= ΚΙ Beitr. 91 f. c 5-6. pqctot θεραπεύειν τε καΙ θεραπεύεcθαι: 'so wiίre es (fύr die Kinder) am leichtesten, Dienste zu erweisen und (fϋr die Eltern) anzunehmen . (Trende1enburg). ~ δ'''δη' ~ τε και ,οι . α"λλοι .•. απο ' λοφ'Uραμενοι Ι εη 'Uμειc απιτε. 6 - 8 • wv Είη forme1hafter SchluB ίη den Grabreden, vg1. Th. ΙΙ 46, 2 νυν δε άπολοφυράμενοι ον προcήκει έκάcτφ απιτε (CG : άποχωρειτε ABEFM), D. 60, 37 ύμειc δ' άποδυράμενοι και τα προcήκονθ' ώc χρη και νόμιμα ποιήcαντεc απιτε, ferner Lys. 2, 81 ομωc δ' άνάγκη 'totc άρχαιοιc εθεcι χρηcθαι, και θεραπεύονταc τον πάτριον νόμον όλοφύρεcθαι 'tO'uc θαπτομένουc, ΡΙ Αρ. 42 a2 άλλα γαρ ηδη ωρα άπιέναι. έμοι μεν άποθανουμένφ, ύμιν δε βιωcoμένοιc. lnteressanter weise findet sich eine ahn1iche Aufforderung am Sch1uB einer Grabinschrift aus der Zeit um 575-550 v.Chr. (lG 13 1194 = CEG 13 = GVI 1226): Ταυτ' άποδυράμενοι νεc.θε έπι πραγμ' άγαθόν. Dazu s. Ρ. Friedlander - Η. Β. Hoff1eit, Epigrammata Nr. 135; Margherita Guarducci, Epigraphical Appendix ίη: Gise1a Richter, The Archaic Gravestones of Attica, London 1961, 158 f. Nr. 36; Α. D. Skiadas (zu 237 c2-3) 38 f. VgΙ ferner die Bestimmung ίiber die Bestattung im bekannten Labyaden-Gesetz (Sokolowski, Lois sacrees Nr. 77 C 21 ff.): των δε πρόcτα τεθνακότων έν 'toic cαμάτεccι μη θρηνειν μήδ' ότοτύζεν, άλλ' άπίμεν Fοίκαδε (F)έκαcτον. lη den Grabinschriften ist die Aufforderung an den Vorbeigehenden, sowoh1 um den Gestorbenen zu klagen a1s auch fortzugehen, nicht ungewohnlich: GVI 699 (απιθι); 702 (ϊθι); 1149 (απιθι); 1257 (ίθι); 1266 (ίθι); 1228 (όλοφυράcθω).
C
"
c 3. ένθ'Uμο'Uμένο'Uc: hier mit Gen. ίη der Bedeutung 'bedenken, erwagen' (LSJ S.v. Ι 1 b). VgΙ oben zu 247 d2-3.
c 7. άπολοφ'Uράμενοι. Zu άπο- ίη der Bedeutung 'mit etwas aufhoren, SchluB machen' s. Schwyzer 11 445.
c 4-5. τοί, τε γαρ 'tΕΛΕUTήcacι καΙ τοί, ζωeιν ... προcφιλέcτατοι εΤτε. Wie die Stellung des αν zeigt, mu6 der Satz ίη zwei Kola geteilt werden: 'totc τε ycxρ τελευτήcαcι και 'totc ζωcιν Ι οϋτωc αν προcφιλέcτατοι εΙτε.
d 3. ΝΤΙ Δία. Zur bekraftigenden Eidesformel, die ίη ihrer ab geschwachten Form ohne Artikel (K.-G. Ι 600) bei P1aton haufiger vorkommt, s. Μ. Schanz (zu 235 d8) 18 f.
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KOMMENTAR
d 3-5. μαιcαρίαν γε λέγει( .•. οΤα 't' i('t1. C\)V'tιθέναι. Seit Ficino wird μακαρίαν gewohnlίch mit 'beatam' U.a. ίibersetzt (noch Μeήdίer: 'bien
heurese'), obwohl es offensichtlich keinen befήedίgeηdeη Sinn gibt. Nur Apelt hat das Wort treffend mit 'hochbegnadet' wiedergegeben. Die Bezeichnung weist ironisch auf die auBergewohnlίche Personlichkeit Aspasias, die mit ihrer Rede eine groBe Leistung erbracht hat. Damit SΡήcht aber Menexenos gleichzeitig seinen starken Zweifel aus, ob Aspasia als Frau Ζυ einer solchen Leistung fahig ist. μακάριοc, das zum ersten Mal ίη Ρί. Ρ. 5, 46 vorkommt, bezieht sich im Gegensatz Ζυ μάκαρ, das ίη der Regel ftir die Gotter verwendet wird, vorwiegend auf Menschen; zur Bedeutung und Geschichte des Wortes s. C. De Heer, ΜΑΚΑΡ· ΕΥΔΑΙΜΩΝ - OABIOC· EYTYXHC, (Diss. Utrecht) Amsterdam 1968, 57 ff. 83 ff. 101 ff. Die Seligsprechung mit μακάριοc und einem Konditίonal- oder Kausalsatz oder mit μακάριοc und einem Genitiv ist anders als das erhabene und dίchteήsche μακάριοc OC •.• eine alltiiglίche Formel (G. Lejeuηe-DίήchΙet, De veterum macarίsmis, RGVV 14, 1914, 26). d 6. άλλ' εί μη πι('tεUει(. Die Ironie ίη den ersten Worten des Sokrates war also auch fίir Menexenos unverkennbar. Letzterer drίickt es deut1ich aus, damit dem Leser kein Zweifel bleibt. Die Erkennung des sokratischen Schwindels durch den Gesprachspartner hat, wie Wίlamowitz 11 138 bemerkt, eine Parallele ίη Euthd.: "Sokrates hat geschwindelt, genau wie"er im Euthydem 291 a schwindelt, eine kluge Antwort kame νοη Kleinias, was Κήtοη genau so durchschaut wie hier Menexenos: der eigentlίche Urheber bleibt auch ungenannt, und doch kennen wir ihn wohl". άιcoλoυθει με't' έμ.oU: vgl. Ar. Ρl. 823; Isoc. 5,48; 8,45; 14, 15; Phot. α 789 = (υναγ. λέξ. χρηc. ρ. 57, 23 Bachmann: Άκολουθειν μετ' αύτου· οϋτω cυντάccουcιν οί Άττικοί άντι του άκολουθειν αύτφ· και γαρ Λυcίαc οϋτω κέχρηται και Πλάτων. άλλα και 'Αριcτοφάνηc έν Πλούτφ κτλ. (vgl. auch Phrynich. 330 Fischer). , , η'" e 1. ειcειV\Ί
,
• ,. • , D'le W orte η""εκεινφ O('tt( (οι ο• ειπων ε('tιν αυ'tον. οcτιc coι ό είπών έcτιν αύτφ will Labarbe 98 ff. im Einklang mίt seiner Hypothese ίiber die Interpolationen im Μχ. getίlgt wissen. Nach dieser Hypothese seien bei der spateren ϋberlίeferung der Rede, als sie ίη den
ειcεινφ ιι
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Epitaphia (tiber die Νachήcht Cίceros s. oben Ζυ 249 b5-6) rezitiert wurde, ίη groBerem Umfang Zusatze eingeschoben worden. Daraus lasse sich die Inkonsenquenz erklaren, die zwischen der Ankίindigung des Sokrates, er werde die Rede Aspasias mίt Genauigkeit wiederholen (236 d3 ούτωcί), und dem Gebrauch des Maskulinums ίη der 1. Pers. Sing. ίη der Rede (239 c4-5; 246 b 5-7; 246 c2; 246 c4-6; 248 e2) bestehe. Eine iihnlίche Interpolation lίegt nach Labarbe an der vorlίegenden Stelle vor, an der mίt ό είπών nicht die gleiche Person wie mίt τφ είπόντι gemeint sei, was "une singulίere et penible discordance" hervorruft. Menexenos habe zwar schon im Vorgesprach etwas Λhnliches gesagt (236 c6 ε'ίτε Άcπαcίαc βούλει λέγειν είτε ότουουν), dort werde aber mit diesen Worten nicht das MiBtrauen des Menexenos gegenίiber der Behauptung des Sokrates ausgedrίickt, sondem seine Bemίihung, eine Verzogerung der Rezitation der Rede Ζυ vermeiden. Hier sei sein Verhalten anderer Art: "Tout autre chose, cependant, qu'une reticence narquoise de jeune homme υη peu mίsogyne est la reserve 11 έκείνφ οcτιc coι ό είπών έcτιν αύτόν, attήbution supposee a υη auteur different dΆSΡasίe ou, a tout le moins, hypothese de l'existence d'un intermediaire" (99-100). Die Interpolatίon stamme aus der Zeit, als der Μχ. 'maskulinisiert' wurde, und sei vermutlίch dadurch entstanden, daB ein vorsichtiger Leser, der die Formen des Maskulinums ίη der Rede bemerkt habe, die interpolίerten Worte an den Rand geschήebeη habe, bis sie dann spater ίη den Text eingeschoben worden seien. Die ganze Hypothese νοη Labarbe beruht meiner Ansicht nach auf einer grundlegenden Fehlίnterpretatίon, die der SΡίeΙeήscheη Ironie des Gesprachs keinesfalls Rechnung tragt. Sie ist genauso unhaltbar bei der Interpretation der vorlίegenden Stelle. Zur Bedeutung der Worte έκείV1J 11 έκείνφ s. unten Ζυ 249 e2. e 2. 1Ca1. πρΌC γε liλλιoν πολλίόν χάριν εχω 'tep είπόν'tι. Die Codices Τ und W ίiberliefem πρό γε αλλων πολλων, Fπρόc γε αλλων πολλων (die erste Lesart wird νοη Bekker, Winckelmann, Engelhardt und Stallbaum aufgenommen, die zweite νοη Bumet und Bury). Ιη der Vulgata findet sich auch πρό γε αλλων πολλήν (Ald., Stephanus, Gottleber, Loers, Ast). L. F. Heindorf Ζυ Grg. 469 bl (§ 55) hat πρόc γε αλλην πολλήν konjiziert (ihm folgen Hermann, Schanz und Meridier, wahrend Stallbaum, der ίη den Text die Lesart νοη Τ und W gesetzt hat, im
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KOMMENTAR
Komm. dazu bemerkt: "Vide an legendum sit: και πρόc γε άλλην
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πολλήν χ., quod Heindorf [ '" ] suasit"; Heindorf schreibt auch coί statt τφ vor είπόντι, was aber Ζυ Recht keinen Beifa11 gefunden hat).
(α) και πρόc γε ist ein umgangssprach1icher Ausdruck, der zum aΙΙΗίgΙίcheη Τοη
des Gesprachs sehr gut paBt und deswegen beibehalten werden muB; vgl. R. Ι 328 a6; V 466 e4; Sph. 234 a3; Lg. V 746 d7; Grg. 469 bl; 513 b4; Men. 90 e9; s. Ρ. Τ. Stevens (zu 234 a4) 57. πρό γε ist dagegen sehr problematisch, wei1 danach nur ein Genitiv, d.h. άλλων πολλων, folgen kann, womit nichts anderes als 'viele andere' Personen gemeint waren. Das ergabe aber einen schiefen Sinn. Denn wie kommt Menexenos jetzt darauf, νοη 'vielen' Leuten Ζυ sprechen, wenn er doch selbst wie Sokrates vorher nur νοη einer Person gesprochen hat, νοη der Sokrates angeb1ich den Epitaphios gehort hatte und der auch Menexenos dankbar sein sol1te? (b) Wenn πρόc γε vorzuziehen ist, stellt sich die Frage ob man danach άλλων πολλων mit den drei ΗaUΡthaηdschήfteη oder άλλην πολλήν mit Heindorf lesen muB. Der Genitiv άλλων πολλων gibt nur dann einen Sinn, wenn er als Neutrum aufgefaBt wird. Was sind aber diese 'vielen anderen' Dinge, deretwegen Menexenos dem Sokrates dankbar sein so11? Davon war noch nicht die Rede weder im vorliegenden Dialog noch ίη anderen. ('Reden' konnen schwerlich damit gemeint sein, da, wie es im folgenden heiBt, gerade ίη ihnen das Versprechen des Sokrates fϋr die Zukunft besteht.) FaBt man die Worte des Sokrates έκείνη η έκείνφ ΟCΤΙC coι ό είπών έcτιν αύτόν a1s Antwort auf die Frage des Menexenos auf, ob er αύτ'ίj (= Aspasia) fϋr die Rede dankbar sei, so entsteht eine zusatz1iche Schwίeήgkeίt. Denn der ϋbergang erscheint dann sehr schroff: einen Moment lang weiB Menexenos Dank demjenigen, der Sokrates die Rede mitgetei1t hat (el ό είπών), und im nachsten Moment SΡήcht er plotz1ich νοη seiner Dankbarkeit 'wegen vieler anderer (Dinge)' gegenϋber demjenigen, der die Rede vor ihm vorgetragen hat (e2 τω είπόντι). Der ϋbergang ware dagegen glatter und der Ausdruck και πρόc γε verstand1icher, wenn es sich ίη beiden Satzen um den 'Dank' des Menexenos wegen der gleichen Sache handelt (' ich weiB groBen Dank dem - wer das auch immer sei -, der dir die Rede mitgetei1t hat; ich weiB aber ebenfa11s groBen Dank dem, der sie vor mir vorgetragen hat'). Nach dieser Interpretation versucht Menexenos die fiktive Darstellung des
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Sokrates ϋber die Urheberschaft der Rede nicht zu zerstoren, da ihm die Rede selbst und nicht die Darste11ung des Sokrates wichtig war (dem Ausdruck des Menexenos ίη el έκείVΙ;Ι η έκείνφ ΟCΤΙC entsprache sein Ausdruck ε'ίτε 'Αcπαcίαc βούλει λέ:Υειν είτε ότουουν ίη 236 c6). Auf der anderen Seite ist aber nicht auszusch1ieBen, daB Menexenos mit den 'vielen anderen Dingen' noch deutlίcher machen so11, daB fύr ihn die Person, νοη der Sokrates die Rede gehort haben soll, und die Person, die vor ihm die Rede vortrug, die gleiche ist. Nach dieser Interpretation ist also ό είπών (el) mit τφ είπόντι (e2) gleichzusetzen, wodurch auch das Fehlen einer naheren Bestimmung des zweiten είπών (wie das νοη Heindorf angenommene coί) erklίίrt wird. Das άλλων πολλων konnte als Dankbarkeit des Menexenos fίίr Ratschlag oder Nutzen im a11gemeineren Sinn verstanden werden, den er aus frϋheren Gesprachen mit Sokrates gezogen haben dϋrfte. Entscheidende Argumente fύr diese wie fϋr die erste Interpretation lasseη sich jedoch nicht aηfϋhreη. Der zweiten ist deswegen der Vorzug zu geben, wei1 sie handschriftlich besser bezeugt ist. e 3. άλλ' ΟΠΦ( μου μη κατερεί(. οπωc mit Ind. Fut. bei einer Aufforderung ist umgangssprachlίch, vgl. Grg. 489 al; Men. 77 a4; R. Ι 336 c6; s. Dorothy Τaπaηt, CQ 8 (1958) 159; Ρ. Τ. Stevens (zu 234 a4) 29f.
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λλο" _οι_\. 'lJ.... ' LOΙOΙ_ e 3-5• vινα και'''8' αυ ι( (οι ΠΟ '\Κ και KQM1V( ""'r0UC ... aπα:rtUWIAJJ. Ahnlich wird am Ende anderer platonischer Dialoge eine weitere Diskussion ίη Aussicht gestellt: Chrm. 176 b-d; Prt. 357 b6 (είc αoMtc (κεψόμεθα); 361 c5-6 (και πάλιν έπιcκέψαcθαι περι αύτου); Men. 99 e3-4 (και αi)θιc διαλεξόμεθα); Tht. 210 d4. Freilίch tauchen solche Hinweise auf eine kϋnftige Diskussion eines Problems und mit ahnlίchen ' αυ'ι'θ ιc, ταχα, ι ι ι θ ι δΙιιμεν ) Forme1η ( αυ1'θ tC, ειc ποτε - (κεψομε α, μετιμεν, nicht nur am Ende eines Dialogs auf. Η. Siebeck, Jb. f. class. Phίlol. 131 (1885) 233 ff., nahm an, daB damit immer auf die kϋηftίge (schriftlίche) Behandlung innerhalb des gleichen Dialogs oder (ίη den meisten Fa11en) ίη anderen Dialogen hingewiesen wird. Letzteres scheint ίη vielen Fallen sehr unwahrscheinlίch (ίη R. ιν 430 b f. kann Ζ.Β. unmoglίch die Diskussion ϋber die Tapferkeit ίη Lα. 196 d f. gemeint sein). Das Vorkommen dieser Formeln ίη den groBen Dialogen "vor oder
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KOMMENΤAR
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unmittelbar im Kulminationspunkt des Gespriichs" interpretiert dagegen Η. J. Kriimer, Arete bei Platon u. Aristoteles, Heidelberg 1968, 389 ff., (offensichtlίch ohne Siebecks Aufsatz zu kennen) als Verweis auf die esoterische Lehre Platons. Da diese Forme1n aber nicht selten erscheinen, kann man kaum erkennen, ob und welchen besonderen Inhalt sie an jeder einzelnen Stelle haben, an der sie vorkommen (die erwiihnten Stellen des Prt. weisen Ζ.Β. nach Siebeck auf Plt. 283 d ff., nach Κrίίmer dagegen auf die esoterische Lehre). Wenn nur ίη bestimmten Fiillen auf die esoterische Lehre hingewiesen wird, warum wird das nicht mίΙ einer anderen oder modifizierten Formulίerung deutlίch gemacht? Αη welchen Leser richteten sich diese 'Aussparungsstellen', und wie konnte er sie erkennnen? Μίι Ausnahme der Fiille, ίη denen das Versprechen einer spiiteren Behandlung im gleichen Dialog eingelost wird, kann man im allgemeinen nur feststellen, daB auf eine ausfίihrlίchere Diskussion hingewiesen wird. Ob Platon selbst etwas Konkretes im Sinne hatte oder plante und was genau, ΙίίΒι sich kaum sagen. Das gilt auch fίίr die Worte des Sokrates hier: Man kann nicht ausschliel3en, daB damit die Πολιτεία gemeint ist, "deren Hauptgedanken schon der Verfasser des Gorgias trug", wie Dϋmmler 26 meint. Genausogut lassen sich aber seine Worte als allgemeiner Hinweis darauf, daB das Thema weiterer Behandlung ίη einer anderen Schrift bedarf, oder einfach a1s lίterarisches ΜοΙίν verstehen. Ζυ Paralle1en auBerhalb Platons vgl. die viel diskutierten Hinweise Herodots (1106, 2; 184; νπ 213, 3) auf die Ά«ύριοι λόγοι, die zumindest ίη seinem uns erhaltenen Werk nicht vorhanden sind, sowie Ηρ. De arte 9 (νι 16, 1 Littre) mίΙ dem Komm. νοη Th. Gomperz (Die Apologie der Heilkunst, Leipzig 21910) Ζ. St., der auch weitere Beispiele aus der hippokratischen Schrift De articulis anfίίhrt.
e 40 λόιyouc
000
κολι~ιι::οUc. Die Verdiichtigung des Wortes πολιτικού
, 363
cυνειcτρέφειν,401
157
νομιζόμενα, τά,
τέωc.
Ονομα.
Κ"αι μήν,
407
182, 237
cύνεcιc, (φαγία,
210
307
ταφΆC ποιειν,
τέ
00.
139
Κ"αί
Disjunktiv.212
210
τέλoc (= •Alter'). 402
τεΚ"μήριον,
τέμνειν,306
φιλονιΚ"ία, 319
158
φιλocoφία,46,132
τρέφειν.394
τροφή.
Il~
260
χρcicθαι
φαΌλoc,l44
χώ ρα,202
φθόγγοc.157
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297
φιλoιιcτίρμων,
):
φρόνημα,
195.221
ύπό'yυoc, 159
ύποδέχομαι, 203
φθόνοc,
~.
429
342
(= 'auf etw. stoBen '), 366
χρή.185
250