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Robert Ernst-Siebert: KMU im globalen Innovationswettbewerb. Eine Untersuchung des betriebsgrößenspezifischen Innovationsverhaltens und innovationsinduzierter Beschäftigungseffekte ISBN 978-3-86618-218-9, Rainer Hampp Verlag, München u. Mering, 2008, 220 S., € 27.80
Innovationen sind die Triebfeder wirtschaftlicher Entwicklung und damit auch maßgeblich für die Beschäftigungsentwicklung. Kleine und Mittelgroße Unternehmen unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer materiellen Voraussetzungen bei der Durchführung von Innovationsprojekten, sondern auch im Hinblick auf die Art und Weise, mit der Neuerungen generiert werden. Aus Sicht der Innovations- und Technologiepolitik interessieren vor allem die Fragen, inwieweit die Einbindung von KMU in das Nationale Innovationssystem gelungen ist, sowie die Frage, ob die derzeit angewendeten Förderinstrumente geeignet sind, um vorhandenes Innovationspotential zu aktivieren und nutzbar zu machen. Auf der Basis einer empirischen Primärerhebung sowie betrieblicher Fallstudien wird am Beispiel von drei Branchen das Innovationsverhalten von KMU, die Beschäftigungswirkung von Innovationen sowie die Relevanz innovationsund technologiepolitischer Förderinstrumente untersucht. Schlüsselwörter: Innovationsmanagement, Innovationsökonomie, Innovationssystem, Beschäftigung, Innovationswettbewerb Robert Ernst-Siebert, Jahrgang 1974, Studium der Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Bremen und der University of Hertfordshire/England, Promotion an der Universität Bremen, Arbeitsschwerpunkte: Innovationsökonomie, Mittelstandsökonomie, Innovationsmanagement, New Business Development.
Robert Ernst-Siebert
KMU im globalen Innovationswettbewerb Eine Untersuchung des betriebsgrößenspezifischen Innovationsverhaltens und innovationsinduzierter Beschäftigungseffekte
Rainer Hampp Verlag
München und Mering
2008
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. DOI 10.1688/9783866182189 ISBN 978-3-86618-218-9 1. Auflage, 2007 Zugl.: Bremen, Univ., Diss. 2007 © 2008
Rainer Hampp Verlag München und Mering Marktplatz 5 D – 86415 Mering www.Hampp-Verlag.de
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Danksagung Ohne die Unterstützung durch zahlreiche Personen und Institutionen würde es die vorliegende Arbeit nicht geben. Danken möchte ich an dieser Stelle ganz besonders der Hans-Böckler-Stiftung, welche meine akademische Ausbildung von Beginn an gefördert hat. Mein Dank gilt auch der Hochschule Bremen die das Forschungsprojekt, auf das diese Arbeit aufbaut ermöglicht hat. Mein besonderer Dan k gilt meinem Doktorv ater Prof. Dr. Hans H. Bass der mir während meiner akademischen Ausbildung stets ein guter Lehrer war und mich durch seine ausgezeichnete Betreuung motiviert hat diese Arbeit zu schreiben und fertig zu stellen. Danken möchte ich auch meinem Co-Betreu er Prof. Dr. Axel Sell der mir während mein er Promotionsphase viele nützliche und für diese Arbeit wichtige inhaltliche Impulse gegeben hat. Dr. Roland Abel von der Ruhr-Univers ität Bochum danke ich dafür, dass er mir als konstruktiver Diskuss ionspartner geholfen hat über den ökonomischen Tellerra nd hinauszublicken. Katharina Böhm gilt mein Dank für die kritisc he Durchsicht meines Manuskriptes. Ganz besonderer Dank gilt meinen Freunden Patrick und Gabriele Pulvermüller in Köln die mir dort den nötigen Freiraum geschaf fen haben um diese Arbeit abschließen zu können. Mein größter Dank gilt meiner Fa milie, insb esonderer meiner Frau und meinen Kindern, die mich so manche Stunden, Tage und Wochen entbehren mussten und in vielen Dingen eigene Interessen und Bedürfnisse zurückgestellt haben. Danken möchte ich schließlich Kle mens Siebert der sich mit schier unermüdliche r Geduld der Durchsic ht des Manuskriptes widmete. Fehler in dieser Arbeit sind ausschließlich durch mich zu verantworten.
Abbildungsverzeichnis .......................................................................................... i Tabellenverzeichnis ............................................................................................ iii Einleitung ..................................................................................................... 1
1
Wirtschaftswissenschaftliche Verortung der Arbeit ............................ 4
Kapitel I
Theoretische Grundl agen .................................................................. 7
2
Zentrale Begriffe und Konzepte ......................................................... 8 2.1
Abgrenzung des Innovationsbegriffes .............................................................. 8
2.2
Erklärung der Existenz unterschiedlicher Betriebsgrößen .................................... 14
2.3
Abgrenzung innovativer Unternehmen .............................................................18
2.4
Betriebsgrößenspezifische Merkmale und Innovationsaktivität .............................. 23
2.5
Innovationsmanagement in KMU .................................................................... 28
2.6
Stand der empirischen Erfolgsfaktorenforschung ............................................... 32
2.7
Die Rolle des Unternehmers in KMU ............................................................... 36
2.8
KMU und Kooperation.................................................................................. 39
2.9
KMU und Internationalisierung ...................................................................... 41 Internationalisierungstheorien .......................................................................42 Internationalisierungsmotive und Internationalisierungsstrategien kleiner und mittelgroßer Unternehmen ............................................................................45 Relevanz der Internationalisierung von KMU .................................................... 48
2.9.1 2.9.2 2.9.3 2.10
3
Fazit .......................................................................................................52
Innovation und Besc häftigung ......................................................... 53 3.1
Theoretische und empirische Zusammenhänge ..................................................53
3.2
Empirische Untersuchungen zur Beschäftigungswirkung von Innovationen ............... 59
3.3
Fazit .......................................................................................................62
4
Innovations - und Technologiepolitik ................................................ 63 4.1
Konzept und Abgrenzung der Innovations- und Technologiepolitik ......................... 63
4.2
Theorie nationaler Innovationssysteme ...........................................................70
4.3
Die Theorie der öffentlichen Güter und Innovationen ..........................................81
Kapitel II
Empirische Untersuc hung................................................................ 85
5
Forschungsleitende Hypothesen ...................................................... 86
6
Darstellung der unter suchten Branchen ........................................... 90 6.1
6.1.1 6.1.2 6.2
6.2.1 6.2.2
Branchenreport: Logistikdienstleistungen ........................................................ 90 Abgrenzung der Logistikbranche ....................................................................90 Die ökonomische Bedeutung der Logistikbranche .............................................. 92 Branchenreport: maritime Industrie ................................................................ 97 Abgrenzung der Branche maritime Industrie ..................................................... 97 Die ökonomische Bedeutung der maritimen Industrie .......................................... 99
6.3
6.3.1 6.3.2
7
Branchenreport: Umwelttechnologie ............................................................. 102 Abgrenzung der Branche Umwelttechnologie .................................................. 102 Die ökonomische Bedeutung der Umwelttechnologiebranche .............................. 104
Diskussion der empirischen Ergebnisse ......................................... 106 7.1
Erhebungsdesign ..................................................................................... 106
7.2
Innovationsaktivitäten im Branchenvergleich .................................................. 108
7.3
Kooperationen im Branchenvergleich ............................................................ 118
7.4
Innovation und Beschäftigung im Branchenvergleich ........................................ 123
7.5
Internationalisierung im Branchenvergleich .................................................... 129
7.6
Innovationshemmnisse und Innovationsfördernde öffentliche Instrumente im Branchenvergleich .................................................................................... 134
8
Fallstudien ................................................................................... 141 8.1
Zielsetzung und methodisches Vorgehen ....................................................... 141
8.2
Fallstudien Logistikdienstleister .................................................................. 142 Fallstudie Logeins .................................................................................... 142 Fallstudie Logzwei.................................................................................... 143
8.2.1 8.2.2 8.3
8.3.1 8.3.2 8.4
8.4.1 8.4.2 8.5
8.5.1 8.5.2
Kapitel III
Fallstudien maritime Industrie ..................................................................... 145 Fallstudie Marieins ................................................................................... 145 Fallstudie Marizwei ................................................................................... 147 Fallstudien Umwelttechnologie .................................................................... 149 Fallstudie Uteins ...................................................................................... 149 Fallstudie Utzwei ..................................................................................... 151 Auswertung der Fallstudien ........................................................................ 152 Synoptische Darstellung der Fallstudien ........................................................ 152 Zusammenfassende Darstellung der Fallstudienergebnisse nach Untersuchungsfeldern ............................................................................................................ 157
Schlussfolgerungen und weiterer Forschungsbedarf ................... 164
9
Schlussfolgerungen und weiterer Forschungsbedarf ...................... 165
10
Tabellenanhang ............................................................................ 173
Literatur
200
i
Abbildungsverzeichnis Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb.
2-1 2-2 2-3 2-4 2-5 2-6 2-7 2-8 2-9 3-1 4-1 4-2 4-3 4-4 7-1 7-2
Abb. 7-3 Abb. 7-4 Abb. 7-5 Abb. 7-6 Abb. 7-7 Abb. 7-8 Abb. 7-9 Abb. 7-10 Abb. 7-11 Abb. 7-12 Abb. 7-13 Abb. 8-1 Abb. 9-1
Innovationsarten ........................................................................................10 Differenzierungsmerkmale von KMU ............................................................... 16 Analyseebenen zur Messung des Innovationsgrades eines Unternehmens ...............20 Analyse des Innovationsgrades von Unternehmen ..............................................21 Innovationsnutzen und Reifegrad des Innovationsmanagements ............................28 Innovationsmanagement als Teil des strategischen Managements .........................30 Dimensionen des Innovationserfolges und dessen Messung .................................35 Internationalisierungsmotive .........................................................................46 Internationalisierung nach Motiven, Strategien und Erscheinungsformen ................ 47 Einflussdimensionen der Beschäftigungswirkung von Innovationen ........................ 59 Innovations- und Technologiepolitik: Wechselwirkung mit anderen Politikfeldern ...... 66 Ebenen der Wissensgenerierung .................................................................... 72 Schematische Darstellung eines nationalen Innovationssystems ........................... 73 Nationales Innovationssystem in der Globalisierung ...........................................76 Innovationsaktivitäten nach Regelmäßigkeit im Branchenvergleich, in %............... 109 Innovationsaktivitäten der innovationsaktiven Unternehmen nach Umsatzgrößenklassen, drei Branchen ............................................................ 111 Unternehmensgröße, Planung und Zufall in der Innovations-Black-Box ................. 113 Anteil der Beschäftigten mit abgeschlossener akademischer Ausbildung nach Anteilsgrößenklassen ................................................................................ 116 Zeitdauer bis zur Übernahme von Neuerungen ................................................ 118 Veränderung der Beschäftigungssituation als Folge von Innovation, d r e i B r a n c h e n , i n %* . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 4 Ziele der Innovationstätigkeit, KMU und große Unternehmen im Vergleich, verarbeitendes Gewerbe. Deutschland, 2000 .................................................. 127 U m f a n g d e r K o s t e n r e d u z i e r u n g i n F o l g e v o n P r o z e s s i n n o v a t i o n e n i n %, K M U verarbeitendes Gewerbe, 2000 .................................................................... 128 I n t e r n a t i o n a l i s i e r u n g n a c h K o n t i n e n t e n , i n %* . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 9 I n t e r n a t i o n a l i s i e r u n g d e r G e s c h ä f t s t ä t i g k e i t , d r e i B r a n c h e n , i n %* . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 3 0 Erwartete und tatsächliche Schwierigkeiten bei der Internationalisierung der Geschäftstätigkeit .................................................................................... 131 K o o p e r a t i o n u n d E i n t r i t t a u f d e n A u s l a n d s m a r k t , d r e i B r a n c h e n , i n %* . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 3 2 Inanspruchnahme von öffentlichen Angeboten und Einrichtungen für I n n o v a t i o n s p r o j e k t e i n %, d r e i B r a n c h e n * . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 3 7 Kennzeichnende Merkmale der Innovationstätigkeit, alle Fallstudien ................... 161 Erweiterte Darstellung der Einflussdimensionen auf die Beschäftigungswirkung von Innovationen ....................................................... 167
ii
Tabellenverzeichnis Tab. 1-1 Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab.
2-1 2-2 2-3 2-4 2-5 2-6
Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab.
2-7 3-1 4-1 4-2 4-3 6-1 6-2
Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab.
6-3 6-4 6-5 6-6 6-7 6-8 6-9 6-10 6-11 7-1 7-2 7-3
Tab. 7-4 Tab. 7-5 Tab. 7-6 Tab. 7-7 Tab. 7-8 Tab. 7-9 Tab. 7-10 Tab. 7-11 Tab. 7-12 Tab. 7-13 Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab.
7-14 7-15 7-16 7-17 7-18 7-19 7-20
Tab. 7-21 Tab. 8-1 Tab. 8-2
Ziele und Fragestellungen der volks- und betriebswirtschaftlichen Innovationsforschung ................................................................................... 5 Systematisierung des Innovationsbegriffes ....................................................... 9 KMU-Definition der EU Kommission ................................................................ 16 Qualitative und quantitative Merkmale von KMU ................................................ 17 Betriebsgrößenspezifische Vor- und Nachteile im Innovationsgeschehen ................ 24 Betriebsgrößenspezifika von KMU und Strategiefähigkeit .................................... 39 Technoglobalismus und Technonationalismus als komplementäre und parallele Prozesse .................................................................................................. 49 Dimensionen und Indikatoren zur Messung der Internationalisierung......................50 Typologie des technologischen Wandels ..........................................................54 Merkmale der örtlichen Verteilung innovativer Aktivitäten TNU .............................78 Marktliche Allokation und staatliche Korrektur ..................................................82 Marktliche Allokation und unterstützende staatliche Korrektur und Ergänzung.......... 83 Abgrenzung des Logistiksektors nach WZ 2003 .................................................92 Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Logistiksektor, Land Bremen, Land Hamburg und Bundesgebiet West im Vergleich ........................ 95 Umschlagvolumina der Häfen im Land Bremen, 2004 und 2005 ............................. 97 Branchenuntergliederung in der maritimen Industrie ........................................... 98 Abgrenzung der maritimen Industrie nach WZ 2003 ............................................99 U m s ä t z e i m S c h i f f b a u * n a c h B u n d e s l ä n d e r n , i n M i o . € u n d %- A n t e i l e n . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 0 0 Bestand und Auftragslage Weltcontainerflotte 2006 ......................................... 101 Produktion, Export, Beschäftigung im deutschen Schiffbau, 1999-2004 ................ 101 Beschäftigtenentwicklung im Schiffbau* nach Bundesländern, 2001-2005.............. 102 Abgrenzung der Branche Umwelttechnologie nach WZ 2003* .............................. 103 Umsatz und Beschäftigung im Bereich erneuerbarer Energien 2005 ..................... 104 Schwerpunkte der Geschäftstätigkeit der angeschriebenen Unternehmen .............. 107 Übersicht über Fragebogenerhebung, Rücklaufquote und Stichprobengröße .......... 107 Umsatzkritische Schwellen für unterschiedliche Regelmäßigkeiten, mit der Innovationsaktivitäten zu beobachten sind, in Mio. Euro.................................... 112 Innovationsaktivitäten nach Innovationsbereichen, drei Branchen, Z E W - D a t e n z u m V e r g l e i c h i n %* . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1 4 Beschäftigung von Akademikern nach Beschäftigtengrößenklasse, drei Branchen ... 117 Zusammenarbeit und Erfahrung mit öffentlichen Einrichtungen aus Bildung, Wissenschaft und Forschung, drei Branchen ................................................... 119 Formen der Kooperation in Innovationsprojekten*, drei Branchen ........................ 120 Kooperationen zwischen privaten Unternehmen ............................................... 121 Kooperationsbeziehungen zu Wissenschaft, Bildung und Forschung und Managementausbildung .............................................................................. 123 Veränderung der Beschäftigungssituation in den Unternehmen im Zeitablauf, drei Branchen .......................................................................................... 125 Kostenreduktion durch Prozessinnovationen, KMU verarbeitendes Gewerbe 2000 ... 126 Exportanteil der Jahresproduktion, drei Branchen ............................................ 131 Zusammenhang zwischen Auslandserfahrung des Managements und Internationalisierung, drei Branchen ............................................................. 132 Innovationsaktivitäten und Internationalisierung .............................................. 133 Zusammenhang zwischen Strategieformulierung und Internationalisierung ............ 133 FuE-Aktivität und vertikale Rückwärtsintegration ............................................. 134 FuE-Aktivität und vertikale Vorwärtsintegration ............................................... 134 Erwartete und tatsächliche FuE-Hemmnisse, drei Branchen* .............................. 135 Inanspruchnahme öffentlicher Förderinstrumente für Innovationsprojekte* ............ 136 Rangliste der Nutzung öffentlicher Einrichtungen und Angebote durch innovationsaktive Unternehmen für eigene Innovationsaktivitäten, drei Branchen* .......................... 138 Nutzung staatlicher Angebote und Einrichtungen von innovationsaktiven Unternehmen* .......................................................................................... 139 Synoptische Darstellung der Interviewergebnisse in den einzelnen Untersuchungsfeldern ................................................................................ 153 Fallstudienergebnisse im Untersuchungsfeld „Vor- und Nachteile im Innovationsgeschehen“ .............................................................................. 157
iii
Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab.
8-3 8-4 8-5 8-6 8-7 10-1 10-2 10-3
Tab. 10-4 Tab. 10-5 Tab. 10-6 Tab. 10-7 Tab. 10-8 Tab. 10-9 Tab. 10-10 Tab. 10-11 Tab. 10-12 Tab. Tab. Tab. Tab. Tab.
10-13 10-14 10-15 10-16 10-17
Tab. 10-18 Tab. 10-19
Fallstudienergebnisse im Untersuchungsfeld „Staat und Innovationspolitik“ ........... 158 Fallstudienergebnisse im Untersuchungsfeld „Genese von Innovationen“ .............. 158 Fallstudienergebnisse im Untersuchungsfeld „Kooperation“ ............................... 159 Fallstudienergebnisse im Untersuchungsfeld „Innovation und Beschäftigung“ ........ 160 Analyseraster zur Bestimmung des Innovationsgrades ...................................... 162 Innovationsaktivitäten im Branchenvergleich .................................................. 173 Innovationsaktivitäten und Umsatz 2003 im Branchenvergleich ........................... 174 Zusammenhang zwischen Produkt- und Prozessinnovationen, ZEW-Daten verarbeitendes Gewerbe 2000 ..................................................................... 175 Zusammenhänge zwischen Managementausbildung und Kooperationsbeziehung zu öffentlichen Einrichtungen aus Bildung, Wissenschaft und Forschung .................. 176 Zusammenhänge zwischen Managementausbildung und Forschungskooperationen mit öffentlichen Einrichtungen ..................................................................... 176 Zusammenhang zwischen FuE-Aktivität und Unternehmenskooperation* ............... 177 Zusammenhang zwischen FuE-Aktivitäten und Forschungskooperationen mit staatlichen Forschungsinstituten/Hochschulen* ............................................... 178 Zusammenhang zwischen FuE-Aktivitäten und Zusammenarbeit mit öffentlichen Einrichtungen aus Bildung, Wissenschaft und Forschung* .................................. 179 Zusammenhang zwischen FuE-Aktivitäten und Inanspruchnahme öffentlicher Ressourcen für eigene FuE-Aktivitäten* ......................................................... 180 Zusammenhänge zwischen Nutzung öffentlicher Einrichtungen und Angeboten und Innovationsaktivitäten, drei Branchen ...................................................... 181 Zusammenhang zwischen Beschäftigung von Mitarbeitern für FuE- und/oder Innovationsprojekten und deren Durchführung ................................................. 185 Nutzung von staatlichen Ressourcen durch innovationsaktive Unternehmen*, drei Branchen .......................................................................................... 186 W i r k u n g v o n I n n o v a t i o n e n n a c h Z e i t h o r i z o n t , I n n o v a t i o n s a r t , B r a n c h e , i n %* . . . . . . . . . 1 8 7 Deskriptive Statistik (Lagemaße) zu Beschäftigungseffekten nach Zeithorizont ...... 188 Aussagen zum Zusammenhang zwischen Innovation und Beschäftigung ................ 190 Internationalisierung nach Weltregionen, drei Branchen*................................... 192 Ziele der Innovationstätigkeit, verarbeitendes Gewerbe 1997, KMU bis 250 Beschäftigte* und Unternehmen größer als 250 Beschäftigte** ........................... 193 Hindernisse bei der Internationalisierung aus der Sicht bereits internationalisierter Unternehmen, drei Branchen, Anzahl der Nennungen* ............ 193 Erwartete Schwierigkeiten bei der Internationalisierung aus Sicht noch nicht internationalisierter Unternehmen, drei Branchen*, Anzahl der Nennungen ............ 194
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
1
Einleitung Innovationen werden von Unternehmen, aber auch von den gestaltenden politischen Akteuren zunehmend als die entscheidenden Bausteine im Prozess der wirtschaftlichen Entwicklung erkannt. Die gestalterische Kraft von Innovationen bewirkt Veränderungen der Wirtschaftsstruktu r und Veränderungen in der Organisation d er Werts chöpfung auf Unternehmensebene bzw. sektoraler Ebene, wodurch Innovationen eine Schlüsselrolle im St rukturwandel und den damit verbundenen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt erlangen. Im Untersch ied zu Wachstumstheorien die technischen Fortschrit t als exogenen Faktor annehmen, werden heute Innovationen und technischer Fortsc hritt als das Ergebnis interaktiver und interdiszip linärer Lernprozesse betrachtet. Im Mittelpunkt diese r Lernprozesse stehen die Anwendung und Neukombination vorhandenen Wissens in veränderten Sinn- und Funktionszusammenhängen sowie die Schaffung neuen Wissens. Daraus leitet sich die Notwendigkeit ab, über die zur Realis ierung interaktiver und interdisziplinärer Le rnprozesse notwendigen einzel- und gesamtwirts chaftlichen Rahmenbedingungen ein vertieftes Verstän dnis zu erlangen. Um Innovationsprozesse starten, durchführen und abschließen zu k önnen ist es darüber hinaus notwendig, die auf Unternehmens- und auf gesamtwirtschaf tlicher Ebene notwendigen Voraussetzungen und Innovationsdeterminanten zu kennen und erklären zu können. Das Verständnis der für Innovationsprozesse relevanten einzelund gesamtwirts chaftliche n Zusammenhänge ist die notwendige Voraussetzung für eine optimale Ausgestaltung der Innovations- und Technologiepolitik, denen im Hinblick auf die Gestaltungsaufgaben und Gestaltungsmöglichkeiten der Politik eine entscheidende Bedeutung bei der wachstums- und bes chäftigungspolitischen Ausgestaltung und Optimierung innovationsförderlicher Rah menbedingungen zukommen. Innovationen sind wegen ihres ursächlichen Zusammenhanges mit wirts chaftliche m Wachstum und mit Beschäftigung ein beschäftigungspolitisch releva nter Analysegegenstand. Die Beschäftigungswirkung von Innovationen – auf gesamtwirtsc haftlicher Ebene über innovationsinduziertes Wachstum vermittelt – ist auf der Unternehmensebene vermittelt über neue Produkte, neue Märkte und auch zu einem großen Anteil über eine Ausweitung der Kompetenzbasis der Unternehmen. Aufgrund der Beschäftigungswirkung von Innovationen und wegen der Rolle v on Unternehmen als maßgeblicher O rt der Innovationstätigkeit kommt der Analy se des Innovationsverhaltens der Unternehmen eine wichtige beschäftigungspolitische Bedeutung zu. Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen dre i Fragen. Es wird erstens gefragt, wie Innovationen in KMU sich auf die betrie bliche Beschäftigungssituation auswirken. Zweitens wird nac h dem Zusammen hang zwischen Innovationstätigkeit und Internationalisierung gefragt. Drittens wird danach gefragt, wie Innovationen in KMU entstehen. Diese drei Fragestellungen werden in der vorliegenden Arbeit untersucht am Beispiel kleiner- und mittelgroßer Unternehmen (KMU), die in nahezu allen entwickelten Volkswirtschaften eine große Bedeutung für Beschäftigung und Innovation haben. Dies gilt besonders im Übergang von der Industrie- zu r Dienstleistungs- bz w. Wissensgesellschaft, denn KMU sind oft Triebkräfte dieses Strukturwandels.
2
Wirt schaftswis senschaftliche Verortung der Arbeit
So dominieren Unte rnehmen mit einer Betriebsgröße von nicht meh r als 5 00 Beschäftigten zu 99,7% d ie deutsche Unternehmenslandschaft. Dies entspricht einem Unternehmensbestand in 2005 von 3,38 Mio. Unternehmen mit jeweils mehr als 17.500 Euro steuerpflichtigem Jahresumsatz und mindestens einem sozialversicherungspflicht ig Beschäftigten. In kleinen und mittelgroßen Unternehmen sind in Deutschland 70,8% der sozialvers icherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer angestellt (Institut für Mittelstandsforschung Bonn 2006). KMU sind somit nicht nur ihrer Anzahl nach die dominierende Betriebsgröße, sondern sind auch für die deutliche Mehrheit der sozialvers icherungspflichtigen Beschäftigung in Deutschland verantwortlich. Diese Dominanz klein er und mittelgroßer Unternehmen gilt auch für die Europäische Union: 91,3% aller Un ternehmen beschäftigten 1 - 9 Mitarbeiter, 7 ,3% beschäftigen 10 – 49 und 1,2% beschäftigen 50 – 250 Mitarbeiter und nur 0,2% beschäftigen mehr als 250 Mitarbeiter (Europäis che Kommiss ion 2006). Auf Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten entfallen innerhalb der EU ca. 57% der Wertsch öpfung und 66% der Beschäftigung. Kleine und mittelgroße Unternehmen scheinen daher sowohl in Deutschland als auch in Europa eine entscheidende Rolle für Wachstum und Beschäftigung zu spielen. Die Geschäftstätigkeit kleiner und mittelgro ßer Unternehmen ist schon heute nicht nur nationalstaatlich begrenzt. Durch die voranschreitende Globalisierung und der damit einhergehenden Intensivierung des Wettbewerbsdrucks auf dem Innlandsmarkt dürfte die internationale Ausrichtung der Geschäftstätigkeit noch weiter z unehmen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob es einen Zusammen hang zwischen den Innovationsaktivitäten kleiner und mittelgroße r Untern ehmen und deren Internationalisierung gibt. Aufgrund ihrer hohen beschäftigungs- und wachstumspolitisc hen Bedeutung, ihrer betriebsgrößenspezifischen Vor- und Na chteile beim Innovie ren und der in der Forschung vergleichs weise unklaren Rolle kleiner und mitte lgroßer Unternehmen im Innovationsgeschehen sind diese Gegenstand der durchgeführten Untersuchungen. Während die Zusammenhänge zwischen Innovation und Wachstum theoretisch und empiris ch vergleichsweise gut erklärt und nachgewiesen werden konnten, besteht noch Forschungsbedarf hinsichtlich des Zus ammenhangs zwisch en Innovation und Beschäftigung in KMU und der unmittelbaren Wirkung von Innovationen auf der Unternehmensebene sowie für die Frage, wie sich in klein en und mittelgroßen Unternehmen Innovationsprozesse vollzieh en. Die vorliegende Arbeit soll hier eine Lücke schließen. Aufgrund der Bedeutung von Innovationen für Wachstum und Beschäftigung, aufgrund der hohen Bedeutung von kleinen und mittelgroßen Unterne hmen für die deutsche Volkswirtschaft und aufgrund der Relevanz der internationalen Arbeitsteilung für die Geschäftstätigkeit der kleinen und mittelgroßen Unternehmen stehen folgende Fragestellungen im Mittelpunkt dieser Arbeit:
Wie wirken s ich Innovationen in KMU auf die betriebliche Beschäftigungssituation aus? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Innovationsaktivität und Internationalisierung? Wie entstehen Innovationen in KMU?
Die forschungsleiten de Annahme geht davon aus, dass Innovationen sich mit zunehmendem Zeithorizont beschäftigungsschaffend auswirken und dass kleine und
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
3
mittelgroße Unternehmen über betriebsgrößenspezifische Innovationsvorteile verfügen, die gezielt genutzt werden können. Zusätzlich zu diesen Annahmen wird davon ausgegangen, dass KMU auch über betriebsgrößenspezifische Nachteile im Innovationsgeschehen verfügen, die durch die Einbindung in das nationale Innovationssystem, durch zwis chenbetriebliche Kooperationen sowie im Rahmen der staatlichen Innovations- und Technologiepolitik kompensiert we rden können. Für die Frage nach dem Zusammenhang zwischen I nnovationstätigkeit und Internationalisierung wird von einem positiv en Zusammenhang ausgegangen. Um die Fors chungslücke über den Zusammenhang zwisc hen Innovation und Beschäftigung in KMU und dem KMU-spezifischen Innovationsverhalten zu schließen, ist zunächst der Begriff der Innovation im Zu sammenhang mit k leinen und mittelgroßen Unternehmen herauszuarbeiten. Dazu werden im ersten Teil der Arbeit die für diese Arbeit relevanten theoretischen Grundlagen dargestellt und es wird eine Abgrenzung zentraler Begriffe vorgenommen. Daran anschließend wird der Forschungsstand zum Zusammenhang von Betriebsgröße und Innovation und zu Beschäftigungseffekten aus KMU-Innovationen präsentiert. Die Zusammenhänge zwischen Innovation und Wachstum werden im Rahmen der Diskussion der neoklassischen und der neuen Wachstumstheorie sowie der Theorie der langen Wellen darge stellt. An diese Ausführungen schließt s ich die Darstellung der Innovations- und Technologiepolitik sowie der Theorie nationaler Innovationssysteme an. Schließlich werden Ergebnisse einer empirischen Untersuchung an der Hochschule Bremen 1 zum Zusammenhang von KMU-I nnovationen und Beschäftigung für drei Branchen in Deutschland vorgestellt und bezüglich der Frag estellungen diskutiert: Logistikdienstleistungen, maritime Wirtscha ft und Umwelttechnologie. Die Arbeit endet mit einer zusammenfassenden Darstellung der Ergebnisse und dem Aufzeigen von weiterem Forschungsbedarf.
1)
Die Date n wurden in de m Forsch ungs projekt „KMU im glo bale n In novati on swett be we rb “ an de r Hochschule Bremen (Leitung Prof. Dr. Hans H. Bass) generiert.
4
Wirt schaftswis senschaftliche Verortung der Arbeit
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Wirtschaftswissenschaftliche Verortung der Arbeit
Für die Analyse der Innovationstätigkeit, der Beschäftigungseffekte aus Innovationen von KMU und der Rahmenbedingungen von KMU greift diese Arbeit auf die Erkenntnisse der Innovationsökonomie und der KMU-Öko nomie 2 zurück. Ziel der KMU-Ökono mie ist es, den theoretischen Erkenntniss tand der Disziplin zu erweitern und darüber hinaus Lösungsansätze für konkrete Problemstellungen von kleinen- und mittelgroßen Unternehmen 3 aufzuzeigen. Dabei bedient sie sich der Erkenntnisse und Methoden der Betriebswirtschaftslehre, der Volkswirtschaftslehre und der Soziologie und wird von diesen Disz iplinen beeinflusst und weiterentwicke lt. Die KMU-Ökonomie zeichn et sich damit durch einen interdisziplinären Charakter aus und ist somit der geeignete Bezugsrahmen für KMU, die durch eine Vielz ahl verschiedener und im hohen Maße außerökonomischer Faktore n beeinflusst sind. Die betriebsgrößenspezifischen Charakteristika kleiner und mitt elgroßer Unternehmen, ihre Abgrenzung zu großen Unternehmen sowie deren volkswirts chaftliche Bedeutung – insbesondere für Wachstum und Beschäftigung – sind in der Literatur umfassend beschrieben (vgl. dazu Hamer 2006 4, Pfohl/Arnold 2006, Pfohl 2006). Kleine und mittelgroße Unterne hmen verfügen über betriebsgrößenspezifische Vorteile und Nachteile, die sich auf ihre Rolle für Wachst um, Beschäftigung und Innovation auswirken (ebenda, vgl. auch Abschnitt 2.4 dieser Arbeit). Die Erkenntniss e der KMU-Ökonomie über betriebsgrößenspezifische Faktoren, welche Wettbewerbsv orteile und –nachteile begründen und zudem die Innovationstätigkeit beeinflussen, sind die notwendige Grundlage für die Unt ersuchung der Innovationsaktivitäten und Beschäftigungswirkung 5 von KMU-Innovationen. Ebenfalls notwendige Voraussetzung zur Bearbeitung dieser Zusammenhänge sind die Erkenntnisse der In novationsökonomie über die Entstehung und Wirkung von Innovationen. Hauptinteresse der Innovationsforschung ist die Beschäftigung mit Entstehungsprozessen, mit der Diffusion von Innovationen der am Innovationsgeschehen beteiligten Institutionen und mit den die Innovationsfähigkeit beeinflussenden Rahmenbedingungen. Ein Hauptobjekt der Innovationsforschung ist das Innovationsverhalten von Wirtschaftseinheiten (Hübner 2002). Erkenntnisziele sind neben der Beschreibung von Prozessen, Strukturen und Verhalten das Finden von Erklärungen und die Ableitung von Gestaltungs- und Handlungsempfehlungen für die am Innovationsgeschehen beteiligten Akteure. Hier wird die volks wirtschaftliche und – mit
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In Deutschland dominiert der Begriff Mittelstandsökonomie (vgl. Hamer 2006) der jedoch leicht missverständlich zu verstehen ist, da er begrifflich die kleinen Unternehmen nicht erfasst. Um diesem Mangel abzuhelfen, müsste von einer KMU-Ökonomie gesprochen werden (Schmidt 1998, Bass 2006). In einer weiteren Auslegung können Unternehmen verstanden werden als Gebilde, die aus Betrieb, Geschäft und Führung bestehen und mit der sozialen, ökonomischen und ökologischen Umwelt interagieren. Eingängig und prägnant definiert Wöhe Unternehmen wie folgt: "Die Betriebe des marktwirtschaftlichen Wirtschaftssystems bezeichnet man als Unternehmungen. Unternehmen sind demnach eine historische Erscheinungsform des Betriebes." (Wöhe 1993:447). Eberhard Hamer gilt als Begründer der modernen Mittelstandsökonomie, in der er eigentümergeführte Unternehmen in den Mittelpunkt rückt (Hamer 1987). Hamer lehnt eine betriebsgrößenspezifsche Klassifizierung ab und betrachtet grundsätzlich eigentümergeführte Unternehmen unabhängig von iher Größe als Mittelstand. Die Beschäftigungsentwicklung ist darüber hinaus durch volkswirtschaftliche Zusammenhänge auf der Makroebene bestimmt. Auf eine Darstellung dieser Zusammenhänge auf der Grundlage der Arbeitsmarktund Beschäftigungstheorie wird in dieser Arbeit verzichtet, da sich diese Arbeit auf den Wirkungszusammenhang zwischen Innovation und Beschäftigung konzentriert.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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Blick auf Unternehmen als Träger von Innovationen – die betriebswirts chaftliche Relevanz der Innovationsforschung deutlich 6. Kennzeichnend für die Innovationsforschung ist zum einen ihr interd isziplinäre r Charakter und zum an deren ihr durch Mu ltik ausalitäten und Mehrdimensionalität der zu berücksichtigen Fakt oren bestimmtes Forschungsfeld. Die We ttbewerbsfähigkeit der Unternehmen hängt in immer stä rkerem Maße von ihre r I nnovationsleistung ab. Wachstum und Beschäftigungsentwicklung sind somit zunehmend bestimmt durch die Innovationsleistung der Unternehmen. Aufgrund der hohen Bedeutung, die kleine und mittelgroße Unternehmen für We rtschöpfung und Beschäftigung zu haben scheinen, wächst auch für KMU der Innovationsdruck. Für die KMU-Fors chung stellt sich damit die Herausforderung zu untersuchen, in wieweit s ich für kleine und mittelgroße Unternehmen ein spezifisches Innovationsv erhalten beobachten lässt und wie d ieses systematisie rt werden kann. Im Rahmen dieser Arbeit wird der in der vorliegenden Literatur noch nicht hinreichend beschriebene Zusammenhang zwisc hen Innovationen in KMU und Beschäftigungseffekten in KMU untersucht. Grundlage dieser An alyse ist die auf Jose f Alois Schumpeter (1 883 – 1950) zurückgehende Innovationsforschung 7. Der G rund, warum e rst fast 50 Jahre nach Schumpeter seine Erkenntnisse „wieder entdeckt “ wurden, was sich an der stetig wachsenden neo-schumpeterianisch en Forschungsgemeinde und der wachsenden Bedeutung der durch Schumpeter inspiriert en neuen Wachstumstheorie ablesen lässt, mag in der Wachstumss chwäche seit Beginn der 70er Jahre liegen (Bass 1998, Hübner 2002:77). Tab. 1-1
Ziele und Fragestellungen Innovationsforschung
der
volks-
und
betriebswirt schaftlichen
Übergeordnete Ziele der Innovationsforschung Beschreibung von Prozessen, Strukturen und Verhalten sowie das Finden von Erklärungen und die Ableitung von Gestaltungsund Handlungsempfehlungen für die am Innovationsgeschehen beteiligten Akteure. Fragestellungen der volkswirtschaftlichen Innovationsforschung Welche Faktoren beeinflussen in welcher Weise die wirtschaftliche Entwicklung eines Wirtschaftsraumes? Welche Maßnahmen und Instrumente können eine positive 8 Entwicklung fördern ? (Hübner 2002:81)
betriebswirtschaftlichen Innovationsforschung Im Mittelpunkt steht das Innovationsverhalten: Welchen Stellenwert haben Innovationsgeschehen und die einzelnen Innovationsbereiche im Unternehmen? Wie ist der Innovationsprozess zu gestalten? Welche Instrumente und Methoden sind verfügbar und geeignet? Welche Qualifikationen sind erforderlich?
Quelle: eigene Darstellung nach Hübner (2002) Die Zusammenhänge zwischen Wachstu m u nd Beschäftigung sowie zwis chen Innovation und Wachstum rückten die Erforschung der Ursachen für die Wa chstumskrise und die Suche nach geeigneten Instrumenten, diese zu beseitigen, in den Vordergrund. Damit einher ging die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Bestimmungsgründen, die zum Entstehen von Innovationen führen (Hübner 2002). Sowohl das kontinuierliche als auch das diskontinuierlich e Auftreten von Innovationen ist stets von unterschiedlicher 6) 7) 8)
Allerdings liegt im Hinblick auf die gesellschaftliche Durchdringung mit Innovationen auch eine sozialwissenschaftliche Innovationsforschung vor (vgl. dazu. Bröchler/Simonis/Sundermann 2000). Hier sind insbesondere Schumpeters Werke von 1912 und 1942 zu nennen. Unter positiver Entwicklung sind hier positive Wachstumsraten und Beschäftigungszunahme gemeint.
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Wirt schaftswis senschaftliche Verortung der Arbeit
Tragweite für das so zioökonomische Gefüge einer Gesells chaft und bleibt nie ohne Beschäftigungswirkung. Daher wird zur Erklärung des Zusammenhangs zwisch en Innovation und Beschäftigung auf die Theorie der langen Wellen eingegangen. Hinsichtlich ihre r z entralen Fragestellung lässt sich die betriebs- und die volkswirtschaftlich orientierte Innovationsforschung noch weiter differenzieren (Hübner 2002). Die Grundlage für die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Betriebsgröße , Innovation und Beschäftigungswirkung von KMU-Innovationen sowie des betriebsgrößenspezifischen Innovationsverhaltens bilden im Folgenden die Erkenntnisse der Innovations- und KMU-Ökonomie.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
Kapitel I
Theoretische Grundlagen
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8
Kapitel I Theorie: Abgrenzung zentraler Begriffe und Konzepte
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Zentrale Begriffe und Konzepte
2.1 Abgrenzung des Innovationsbegriffes Obwohl der Innovationsbegriff im wirtschaf tswissenschaftlichen und politischen Diskurs zu den Themen Wachstum und Beschäftigung einen festen Platz hat, ist er nicht übereinstimmend definiert. Es gibt vielmehr eine Vielfalt von Innovationsbegriffen (Hauschildt 1998). Joseph Alois Schumpeter beschäftigte sich als Konjunkt urtheoretiker mit dem dynamischen Element in kapitalistischen Ökonomien. Für ihn sind fortwährende Veränderungen der Wirtschaftsst ruktur – wie sie durch Innovationen ausgelöst werden können – keine Störungen eines erwünschten, gleichgewichtigen Zustandes 9, sondern der kapitalistis chen Wirtschaftsweise immanent und spiegeln wirtschaftliche Entwicklung wider. Auf dieser Grundlage führte er 1942 den Ausdruck der „schöpferis chen Zerstörung “ ein, u m den systemimmanenten Prozess des wirtsc haftlichen Wandels z u erklären: „Der Kapit alismus ist also von Natur aus eine Fo rm oder Methode der ökonomischen Veränderung und ist nicht nur nie stationär, sondern kann es auch nie sein “ (Schumpeter 1950:136). Gemeinsam ist den in der Literatur verwendeten Begriffsbestimmu ngen, dass es sich bei einer Innovation um etwas Neues handelt, das auf dem Ma rkt sichtbar wird bz w. im Prozess der Leistungserstellung durch einen Marktteilnehmer eingesetzt oder angewendet wird. Nach wie vor unklar ist jedoch das Wesen der Innovation: Wann genau, neben dem Merkmal, dass Innovationen auf dem Markt s ichtbar sind, ist etwa s als Innovation, und – daraus abgeleitet – ein Unternehmen als innovativ zu bezeichnen? Hauschildt (2004) verwendet zur Bestimmung des Innovationsbegriffes vier Dimensionen: Die inhaltliche, die prozessuale, die subjektive und die normative Dimension. Die inhaltliche Dimension bestimmt, was neu ist . Unterschieden wird zwischen Produktinnovationen und Prozessinnovationen, die sich auf den Vorgang der Leistungserstellung beziehen (Haus childt 1998). Zu dem Prozess der Leistungserstellung ist, in E rgänzung zu Hauschild, a uch die Form der innerbetrieblichen Organisation von nicht-produktionsbezogenen Einheiten und Abläufen zu zählen. Neben der Festlegung, ob sich die Neuerung auf ein Produkt oder einen Prozess bezieht, bestimmt die inhaltliche Dimension den Neuigkeitsgrad, indem gefragt wird, ob es sich um eine Verbesserung (inkrementale Innovation) eines bestehenden Produktes bzw. eines Prozesses handelt oder um eine originäre Neuerung (radikale Innovation). Die prozessuale Dime nsion drückt aus, dass Innovationen nie zeitpunktbezogen sondern imme r das Ergebnis eines Prozesses sind und mit diesem Prozess über Feed-backEffekte weiterhin verb unden bleiben. Die subjektive Dimension beschreibt, aus welcher Perspektive etwas als Innovation bezeichnet wird. Auf der individuellen Ebene hängt dies vom Wissensst and (Expertenwissen versus Laienverständnis) aber auch von individuell unterschie dlichen Einschätzungen ab. Dies kann auch zu der Situation führen, dass eine Neuerung nicht als solche bewertet wird, wenngleich es sich nach Einschätzung oder Wissensstand einer anderen Person um eine so lche handelt. Wird als Maßstab das Kriteriu m der Weltneuheit zugrunde gelegt, erfolgt die Beurteilung aus der 9)
Selbst ein temporärer Gleichgewichtszustand bedeutet ökonomischen Stillstand, welcher gerade nicht erwünscht ist.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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Globalperspektive. Zusammenfassend bedeutet dies, dass es keinen objektiven Innovationsbegriff geben kann – ganz im Gegenteil: Jeder Innovationsbegriff ist meh r oder weniger subjektiv besetzt (vgl. dazu auch Tebbe 1990:13ff). Der Innovationserfolg und die erreichte Verbesserung gegenüber dem früheren Zustand stehen im Mittelpunkt der normativen Dimension, die Hauschildt zur Annäherung an den Innovationsbegriff einführt. Ähnlich wie die subjektive Dime nsion zeigt, dass der Innovationsbegriff nie objektiv sein kann, weist die normative Dimension darauf hin , dass die Bestimmu ng des Innovationserfolges sowie die Einschätzung eines Nutzenzuwachses interpersonell unterschied lich ist und zudem von Partikularinteres sen geleitet wird. Hauschildt schließt daraus, d ass sich die normativ e Dimens ion nicht zu r Bestimmung des Innovationsbegriffes eignet (Hauschildt 1 998). Da für den Innovationserfolg jedoch in erster Linie die Akzeptanz einer Neuerung durch die Marktteilnehmer ents cheidend ist, ist die normative Dimension keineswegs ohne Bedeutung, denn aus Sicht der Nach frager ist die Ein schätzung über den Nutzenzuwachs für die Akzeptanz der angebotenen Neuerung ebenfalls entscheidend. Die von Hauschildt vorgeschlagene Annäherung an den Innovationsbegriff ist zweckdienlich, we il s ie systematis ierend und strukturierend wirkt. Da Hauschildt in seiner inhaltlichen Dimension die Ersc hließung neuer Märkte als eine mögliche Innovationsdimension ausblendet (s. o.) ble ibt er damit hinter der Systematisierung von Schumpeter zurück. Innovationen führen zu einer Umwälzung der „Wirts chaftsstrukt ur von innen heraus “, was Schumpeter als den Prozess der „schöpferischen Ze rstörung “ bezeichnet. Transmissionsriemen dieses Prozesses sind neue Produkte (Produktinnovationen), Produktionsprozesse (Prozess innovationen), die Ers chließun g neuer Absatz- u nd Beschaffungsmärkte sowie „neue Formen der industriellen Orga nisation“ (Schumpeter 1950:137, Bass 1998). Diese Innovationen lassen sich nach Schumpeter „als neue Kombination“ von Ressourcen und produktiven Kräften definieren. Diese auf Schumpeter zurückgehenden Innovationsarten können technisch und/oder nicht-technisch sein (neue Produkte, neue Prozesse, neue Verfahren) oder nur nicht-technis ch (neue Märkte, neue Organisationsformen). Tab. 2-1 Dimension inhaltliche prozessuale subjektive normative
Systematisierung des Innovationsbegriffes Gegenstand Fragt, auf was sich die Innovation bezieht Ablauf von Innovationsphasen, Rückkopplungseffekten Perspektive, aus der etwas als Innovation wahrgenommen wird fragt nach dem Innovationserfolg
Innovationsbereiche neue Produkte neue Prozesse/Verfahren neue Märkte neue Organisationsstrukturen
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Hauschildt (2004) Im Mittelpunkt der unterschiedlichen Begriffsbestimmung en steht nicht der Innovationsprozess sondern das Ergebnis dieses Prozesses. Für die vorliegende Arbeit folgt aus der Systematisierung des Innovationsbegriffes nach Hauschildt und der von Schumpeter eingeführten Systematisierung, dass die Begriffsbestimmung den prozessualen Charakter einer Innovation, das Veränderungsmoment, das Planungs- und Zufallsmoment sowie die Innovationsbereiche
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Kapitel I Theorie: Abgrenzung zentraler Begriffe und Konzepte
berücksichtigen muss. Vor dem Hintergrund der Globalisierung der Weltwirtschaft kommt auch der Erschließung von neuen (geographischen) Märkte n als eine mögliche Innovationsdimension große Bedeutung zu. Im Untersch ied zu Definitionen, welche das Ergebnis eines In novationsprozesses als konstituierendes Merkmal ansehen, wird für den Zweck diese r Arbeit und vor dem Hintergrund der betriebsgrößenspezifischen Charakteristika von KMU die Begriffsbestimmung erweitert und ein Innovationsbegriff zugrunde gelegt, der den Prozess des Zustandekommens des Neuen (nach Hauschildt) und die eigentliche Neuerung (Produkte, Prozesse, Organisationsstrukturen, Märkte) (nach Schumpeter) aus der subjektiven Pers pektive heraus berücksichtigt. Nachstehende Abbildung systematisiert die verschiedenen Innovationsarten nach ihrem technologischen 10 Charakter. Zu unterscheiden sind technologisch und nichttechnologisch basierte Innovationsarten (Abb. 2-1). Diese Unterscheidung ist vor alle m im Hinblick auf die Frage nach der Genese von Innovationen entscheidend, da somit deutlich wird, dass eine Verkürzung des Innovationsverständnisses auf eine technologische Bestimmungsgröße der Vie lgestaltigkeit von Innovationen nicht gerecht wird. Da raus folgen Konsequenzen für das innerbetriebliche In novationsmanagement, die Betrachtung der Stellung des Menschen im Innovationsgeschehen und die Konzeption der staatlichen Innovationspolitik. Abb. 2-1 Innovationsarten Innovationen
Neue Produkte
Neue Prozesse, Verfahren
Neue Organisationsformen
technisch und/oder nicht technisch
Neue Märkte
nicht technisch
Quelle: eigene Darstellung Die einzelnen Innovationsarten sind in dieser Arbeit folgendermaßen definiert: Produktinnovationen Produktinnovationen bezeichnen neu entwickelte Produkte oder Dienstleistungen, die für den Markt oder das Unternehmen neu sind oder sich jeweils durch eine Verbesserung gegenüber einem vorherigen Zustand auszeichnen. Aus Produktinnovationen folgen häufig produktionstechnische Umsetzung der durch
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Prozessinnovationen, ein neues Produkt
da die bedingten
Technologie ist hier als die Lehre von der Technik zu verstehen. Die konkrete Neuerung kann somit technischer oder nicht-technischer Art sein.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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Produktionsschritte e ine Veränderung bestehender Produktionsprozesse oder eine Neuentwicklung von Produktionsprozessen erforderlich macht.
Prozessinnovationen Prozessinnovationen bezeichnen Neuerungen, die sich direkt auf den Prozess der Leistungserstellung beziehen und für den Markt oder das Unternehmen neu sind oder sich jeweils durch eine Verbesserung gegenüber einem vorherigen Zustand auszeichnen.
Prozessinnovationen können auf Produzentenseite zu einer Verringerung des Inputs bei gleichem Output oder umgekehrt zu einer Steigerung der technischen Effizienz führen.
Organisatorische Innovationen Unter organisatorisc hen Innovationen ist die Veränderung, Weiter- oder Neuentwicklung von innerbetrieblichen Unternehmensstrukturen zu verstehen. Diese Veränderungen können für den Mark t oder das Unternehmen neu sein oder sich jeweils durch eine Verbesserung gegenüber einem vorherigen Zustand auszeichnen. Organisatorische Innovationen beziehen sich demnach auf die Arbeitsorganisation und haben zum Ziel, die un ternehmensinternen Organisationsstrukturen so zu gestalten, dass sich die Kreativitä t – und damit das innovative Potenzial – der Beschäftigten optimal entfalten kann und Ineffizienzen in der Arbeitsorganisation minimiert we rden.
Im Untersch ied zu Prozessinnovationen konzentrieren sich organisatorische Innovationen auf Abläufe in nicht direkt produktions- bz w. produktbezogenen Unternehmensstrukturen, die jedoch auch auf den Prozess der Leistungserstellung einwirken.
Neue Märkte Neue Märkte bezeichnet das Eröffnen neuer Absatz- oder Beschaffungsmärkte. Das Unternehmen kann dabei als Pionier auftreten oder dem Marktgeschehen folgen.
Gerade bei KMU, d ie im Untersch ied zu g roßen Unternehmen in der Regel nicht über institutionalisie rte Forschungsabteilungen verfügen, verläuft der Innovationsprozess nicht linear, sondern ist gekennzeichnet durch Rückkopplungseffekte zwischen den einzelnen Stadien, eine starke Problemorientierung und häufig auch durch Zufälle. Zudem kann bei KMU häufig nicht unters chieden werden zwis chen Produktions- und Innovationstätigkeit, da sich die Entwicklung von Neuerungen in der Regel nicht in eigenen, von der Produktion getrennten Abteilungen vollzieht. Durch die hier vo rgenommene Erweiterung des Innovationsbegriffes um die prozessuale Dimension ist es zum einen möglich, den betriebsgrößenspezifischen Besonderheiten von KMU gerecht zu werden und zum anderen wird dadurch eine verlaufsorientierte Analyse des Innovationsverhaltens möglich. Aus dem hier zugrunde gelegten Innovationsverständnis leitet sich die im Abschnitt 2.3 vorgenommene Abgrenzung innovativer zu nicht-in novativen Unternehmen ab. Bei der Betrachtung des Innovationsprozesses ist entscheidend, dass der maßgebliche Input-Faktor Wissen nicht exogen vorgegeben ist, sondern das Ergebnis von Lernprozessen (learning by doing, learning by using, learning by interaction) sowie von gezielten Suchprozessen. Daraus folgt, dass jegliche Neuerung aus der Anwendung von Wissen resultiert, ent weder als „neue Kombinationen vorhandener Ressourcen “ bzw. bereits bekannter Res sourcen oder dass mit Routinen d.h. mit der Konvention, Dinge auf eine bestimmte Art und Weise zu tun, im Wirtschaftsleben gebrochen wird (Nelson/Winter 1982).
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Kapitel I Theorie: Abgrenzung zentraler Begriffe und Konzepte
Lundvall (1992:8) beschreibt diese unaufhörliche Innovationstätigkeit wie folgt: „at all times, we expect to find on-going processes of learning, searching and exploring, which result in new products, new techniques, new forms of organisat ion and new markets ”. Die nach der Innovation, d.h. nach der kommerz iellen Verwe rtung einer Neuerung eintretende Imitation ist selbst nicht schlich tes Kopieren, sondern vor allem im Bereich komplexer Neuerungen ein aktiver Lernprozess (learning by using), welcher den Einsatz von Ressourcen erfordert und an dessen Ende wiederum eine Neuerung des imitierte n Produktes stehen kann. Auslöser eines Innovationsprozesses können gezielte Such- und Experimentierprozess e sein, aber auch Zufall oder das Zusammenwirken nicht iso lierbarer Einzelfaktoren, die zueinander in komplexen Wechselbeziehungen stehen. Innovationsprozesse sind somit nur bedingt initiierb ar und nur bedingt direkt planbar. Die Ausgestaltung von betrieblichen und ordnungspolitischen Rahmenbedingungen, innerhalb derer Wissen und Kreativität zur Entfaltung kommen können, ist dagegen planbar. Dass das Zusammenwirken von Wissenschaft und technischem Fortschritt/ Wandel eben nicht ein unerklärlicher Vorgang ist, zeigte bereits 1982 Nathan Rosenberg. Insbesondere die informative Rückkoppelung zwischen Produzent und Konsument beinhaltet Potenzial zur Steigerung der Effizienz der innovativen Aktivitäten, indem der Kunde als Koproduzent (user-producer-rela tionship) betrachtet wird 11 (Lundvall 1992a, Cantner 2000, Thomke 2002). Die einzelnen Stadien eines Innovationsprozesses sind damit in den seltens ten Fällen eindeutig voneinander abzugrenzen. Ausgehend vom schöpferischen Gedanken über die Phase der Realisierung hin zum auf dem Markt sichtbaren Ergebnis (der Innovation) und bis zur Diffusion (der Verbreitung der Neuerung beim Kunden), sowie dem St adium der Imitation (Nachahmung durc h Konkurrenten) kennzeichnen Rückkoppelungseffekte den gesamten Prozess. Auf der betrieblichen Ebene lässt sich das hier vorgestellte Grundmuster eines rückgekoppelten Innovationsprozesses noch weiter differenzie ren. Die Phase, in der Veränderungserfordernisse erkannt werden , ist jedem Innovationsprozess vorgelagert und drückt die Veränderungsbereitschaft bzw. Sensibilität f ür Veränderungsnotwendigkeiten aus. Bei innovativen Unternehmen findet sich dies im Unternehmensleitbild oftmals wieder als Verpflichtung und/oder Bekenntnis zu Innovation und Veränderung. Daran schließt sich d ie Phase der Ideenfindung an zur Bewältigung der identifizierten Veränderungsnotwendigkeit oder –möglichkeit. In dieser noch außerökonomischen Phase kann noch nicht von einer Innovation als auf dem Markt s ic htbares ökonomisches Ergebnis gesprochen werden. Es handelt sich hierbei u m die „kreative Phase “. Die entstandenen Ideen werden in der s ich ans chließenden Phase bewertet und hinsichtlic h ihrer Realis ierungschancen und ihrer Tauglichkeit eingeschätzt bzw. überprüft. Nach der erfolgten Auswahl schließt sich eine Phase an, in der Lösungen erarbeitet werden (Realis ierungsphase). Darauf folgt die Sicherstellung der Umsetz ung, in deren Folge die Invention zur Innovation wird. In der an- und abschließenden Phase sind die vorangegangenen Schritte zu evaluieren, d. h. dass sowohl das gesamte angewendete Managementinstrumentarium als auch die Rahmenbedingungen, in die das 11)
Das Einbeziehen der Kunden als Koproduzenten im Sinne einer FuE Strategie privater Unternehmen wird in der Softwareentwicklung besonderst deutlich, da neue Softwareprodukte in einem frühen Stadium der Markteinführung grundsätzlich als Beta-Versionen an einen Kreis von willkürlich ausgewählten Kunden zu Testzwecken ausgeliefert wird.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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Innovationsprojekt eingebettet war, krit is ch zu würd igen sin d, um gegebenenfalls Veränderungsbedarf erkennen zu können. Die hie r sk izz ierten Phasen folgen einem nicht-linearen Ablauf, so dass es durch Feedback-Effekte und externe Einflussfaktoren zu parallelen Teilproz essen und Rückführungen in vorgelagerte Phasen kommen kann. Die Annahme eines so lchen vernetzten und rückgekoppelten Innovationsprozesses stellt eine Einschränkung des rationalen Entscheidungskalküls der am Innovationsprozess beteiligten Akteure dar. Dies insbesondere, da die kennzeichnenden Charakteristika eines solchen Innovationsprozesses Unsicherheit und unvollständige Informationen sind. Auf Unternehmensebene ist die Entscheidungsgrundlage der Akteure von zunehmender Komplexität in den Be ziehungen zueinander gekennzeichnet, so dass Entscheidungen im Rahmen eines Innovationsprozesses nicht mehr an einem einfachen einzelwirt schaftlichen Problemlösungsdenken orientiert sind und eine für eine individuell rationale Entscheidung notwendige Reduktion der Komplexität des Innovationsprozesses unmöglich ist. Die zweite wesentliche Einsc hränkung im rat ionalen Verhalten besteht in den zeitlichen Verzög erungen zwischen innovatorischem Handeln und innovatorischem Nutzen. Zudem ist der Innovationsprozess gekennzeichnet durch Verflechtungen mit der sozioökonomischen Umwelt, deren Veränd erungen die Akteure nicht vorherbestimmen und nur bedingt antizipieren können. Der Innovationsprozess erscheint demnach als Lern- und Experimentierprozess, in dem die Akteure beschränkt rationale Entscheidungen treffen und diese den jeweiligen Veränderungen im Beziehungsgeflecht zueinander und zu der sozioökonomischen Umwelt anpassen. Die Gestaltung und Nutzung des Beziehungsgeflechtes zur Wissensschaffung, in das Unternehmen eingebunden sind, beschreiben Nonaka/Takeuchi (1997). In ihrer Arbeit zur Organisation, Schaffung und Nutzung von Wissen betonen sie die große Bedeutung von implizitem Wisse n – und damit die B edeutung der subjektiven Dimension in der Wissensgenerierung. Nonaka/Takeuchi beschreiben vier Formen v on Wissensumwandlung (Wissenst ransfer): von impliz it zu implizit, v on explizit zu explizit, von explizit zu implizit und von implizit zu explizit. Entscheidend ist hierbei, dass es im Unternehmen und außerhalb des Unternehmens jeweils Träger von implizite m und explizitem Wissen gibt. Die Herausforderun g in der Schaffung neuen Wissens besteht darin, dieses Wisse n auf den jeweils anderen bzw. auf das Unternehmen zu transferieren und in die jewe ilige Form umzuwandeln: Implizites Wissen muss zu explizitem Wissen werden, um es Dritten zugänglich machen zu können und dieses explizite Wissen muss in das implizite Wissen Dritter übergehen. Der Übergang von implizitem zu explizit em Wissen ermöglich t somit die Kombinat ion unterschiedlichen Wissens. De r Übergang von explizitem zu implizitem Wis sen beschreibt die Sozialisation von Wissen, da diese verglichen werden kann mit dem Erfahrungs wissen, welches häufig in traditionellen Handwerksberufen vom Lehrer auf den Schüler überging. Der Übergang von implizite m zu explizite m Wissen intern alisiert Wissen in den Dritten zugänglichen Wissensfundus des Unternehmens und der Übergang von explizitem zu implizite m Wissen beschreibt diesen Vorgang in umgekehrter Richtung, da hier personengebundenes Wis sen externalis iert wird (ebenda:74ff). Erst durch die Aktivierung des im Unternehmen vorhandenen impliz iten Wis sen und die Organisation eines Interaktionsprozesses zwischen den Trägern impliziten und expliziten Wissens entsteht eine „Spirale der Wissensschaffung“ welche von der „individuellen Ebene immer mehr Interaktionsgemeinschaften erfasst (…) und sogar Unternehmen überschreitet“ (ebenda:86). Die herausragende Bedeutung von Mitarbeite rwis sen für Innovationsprozesse in KMU beschreiben Armbruster/Kinkel et al. (2005). Mit abnehmender Beschäftigtenzahl steigt die Abhängigkeit des Innovationserfolges vom
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Kapitel I Theorie: Abgrenzung zentraler Begriffe und Konzepte
Wissen einze lner Bes chäftigter. Umgekehrt basiert mit zunehmender Beschäftigtenzahl die Innovationskompetenz von Unternehmen auf größer werdenden Beschäftigtengruppen. Für die Innovationsleistung von KMU folgt aus der erhöhten Abhängigkeit vom Wissen einzelner Beschäftigter die Notwendigkeit zur Implementierung von Strukturen und Routinen zur Aktivierung und Nutzbarmachung des impliziten Wissens (vg l. dazu auch Walther-Klaus/Zimmermann (2 007). Die hier angesprochenen Akteure sind nicht nur private Unternehmen, sondern auch der Staat mit se iner direkten FuE Tätigkeit sowie mit den v on ihm gestalteten Rahmenbedingungen. Über die Ausgestaltung der Bildungsund Wissenschaftseinricht ungen nimmt der Staat zudem direkt Einflus s auf die Bildung von Wissen sowie auf dessen Verwendung. Dieser stetige Lernprozess drückt sich in Forschung und Entwicklung (FuE) aus 12, welche darauf ausgerichtet ist, systematisch und stetig den Erkenntnisstand zu erweitern sowie Wissen in neu e Anwendungsmöglichkeiten überzuführen. Die OECD definie rt Fo rsc hung und Entwicklung wie folgt: FuE “comprise creative work und ertaken on a systematic basis in order to increase the stock of knowledge and the use of this stock of kno wledge to devise new applications. ” (OECD 1993:29). Sowohl industrielle Fors chung und Entwicklung in privaten Unternehmen als auch die vom Staat betriebene Forschung und Entwicklung greifen dabei auf die Erkenntnisse aus dem Wis senschaftsbetrieb zurück. Damit sind Forschung und Entwicklung wegen der planmäßigen Verwertung und Generierung von Wissen die treibe nden Konstanten im Innovationsgeschehen, welche im Wissenschaftsbereich und auch im Technologie- und Technikbereich fest verankert sind. So definierte Forschung und Entwicklung spiegelt jedoch nur die institutionalisie rten Innovationsaktivitäten wider. A llerdings ist nicht jede Innovation auf Forschung und Entwicklung zurückzuf ühren, wie sie von der OECD definiert ist. Dies trifft insbesondere auf das Innovationsverhalten von KMU zu. Ein Innovationsverständnis, welches erstens lediglich auf das Ergebnis eines Innovationsprozesses abstellt und zwe itens Innovationen nur Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen im engeren Sinne zuordnet, würde demnach die Mehrzahl innovativer KMU nic ht berücksichtigen. Forschung und Entwicklung ist somit ein wichtiger Katalysato r im Innovationsgeschehen, der erfolgreiches Innovieren wahrscheinlich macht, ohne jedoch die conditio sine qua non erfolgreichen Innovierens zu sein. 2.2 Erklärung der Existenz unterschiedlicher Betriebsgrößen Kleine und mittelgroße Unternehmen haben nicht nur in Deutschland sondern in ganz Europa eine herausragende Bedeutung für Wachstum und Beschäftigung. Vor der Analyse der betrie bsgrößenspezifischen Bedingungen für die Entfaltung von Innovationsaktivitäten ist die Frage zu k lären, wie sich Ex ist enz unterschiedlicher Betriebsgrößen theoretisch begründen lässt. Das mikroökonomis che Theoriegebäude der Neoklass ik 13 geht in einer komparativ statischen Analyse von der Annahme nutzenmaximie render Individuen auf Märkten mit
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Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um reine Grundlagenforschung, anwendungsorientierte Forschung oder experimentelle Entwicklungstätigkeiten handelt. In der statischen Welt der Neoklassik haben Innovationen, welche eine Störung und/oder Verhinderung eines ökonomischen Gleichgewichtes implizieren, genau genommen nicht nur keinen Platz, sondern können aufgrund der Annahmen der Neoklassik auch nicht erwünscht sein.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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vollkommener Konkurrenz und Information jenseits von Zeit und Raum sowie von durc h Grenzkosten bestimmten Kosten- und Produktionsfunktionen aus. Durch den, einen stetigen Gleichgewic htszustand hervorruf enden, auch durch die Neoklas sik nic ht erklärbaren automatischen Ausgleichsmechanismus zwischen Angebot und Nachfrage, werden technischer Fortschritt und Innovationen als exogene Phänomene des Wirt schaftssystems betrachtet. Unterschie dliche Betriebsgrößen können nicht erklärt werden 14. Auch der Transaktio nskostenansatz, der auf Ronald H. Coas e zurückgeht, 15 kann unterschiedliche Betriebsgrößen nur unzureichend erklären. Der Transaktionskostenansatz beschreibt die Kosten marktvermittelter ökonomischer Transaktionen bezüglich Informations beschaffung, Anbahnungskosten (z.B. Kontaktaufnahme), Kosten für die Abwicklung der Transaktion (z. B. Maklercourtage, Transportkosten), Ko ntrollkosten und Kosten für Änderungen im Verlaufe der Transaktion (z.B. Reklamationen) (Coase 1937, Coase 1960). In allgemeiner Form beschreibt Coase diesen Sachverhalt wie folgt: „In order to carry out a market transaction it is neces sary to discover who it is that one wishes to deal with, to conduct negotiations leading up to a bargain, to draw up the contra ct, to undertake the inspection needed to make sure that the terms of the contract are being observed, and so on” (Coase 1960). Sind die Kosten, die durch die unternehmensinterne Abwicklun g der Transaktion anfallen, höher als bei Koordination über den Markt, wird die Internalisierung von Transaktionen, also von Maßnahmen im Zusammenhang mit unternehmerischem Handeln, aus Sicht des Unternehmens unwirtschaftlich. Der Ausweg besteht in der Bildung kleinerer Einheiten. Insofern kann durch den Transaktionskostenansatz im Grundsatz e rklärt werden, warum es große und kleine Unternehmen bzw. warum es überhaupt Unternehmen gibt. Das Konzept der Organisationstheorie versucht, Organisations strukturen über das Wirken situativer Fak toren und/oder Einflussgrößen zu erklären und fragt nach den Auswirkungen unterschiedlicher Konstellationen von Situation-Faktoren/Einflussgrößen auf das Verhalten der Organisationsmitg lie der und auf die Effizienz der Organisation 16 (Kieser 2001). Nach d er Organisationstheorie von Mintzberg lässt sich jede O rganisation in die folgenden sechs Basisbestandteile zerlegen: operativer Kern, strategische Spitze, mittleres Management als Mittler z wischen operativem Kern und strategischer Spitze, analytische Einheit Technostruktur - der planerische, steuernde und kontrollierende Funktionen zukommen - unterstützende Einheiten sowie I deologie, welche die Grundwerte und Tradition der Organisat ion widerspiegelt (Mintzberg 1989). Aus dem Zusammenwirken dieser Basisbestandteile leitet Mintzberg schließlich typisch e Organisationsstrukturen für kleine und mit tlere Unternehmen ab (vgl. dazu Bart scher 1999).
14)
15) 16)
Der Ansatz von Lucas (1978), der den Lohn abhängig Beschäftigter als Opportunitätskosten des Unternehmerdaseins definiert, stellt hier eine Ausnahme dar. Seinem Ansatz zufolge nimmt im wirtschaftlichen Abschwung die Zahl der Selbständigen zu und die durchschnittliche Betriebsgröße schrumpft. Die Weiterentwicklung des Transaktionskostenansatzes wurde wesentlich von Williamson (Williamson 1985, Williamson 1989) vorangetrieben. Zugunst en des „Si tua tiven Ansa tzes “i n de r O rga nisat ionsfo rschu ng wurde de r A nsatz, ein allge mein g ü l t i g e s O r g a n i s a t i o n s k o n z e p t z u f i n d e n , a u f g e g e b e n . G e p r ä g t w u r d e d e r A u s d r u c k „S i t u a t i v e r A n s a t z “ durch Staehle (1981:216ff) vgl. auch Kieser (2001), Kieser (1992).
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Kapitel I Theorie: Abgrenzung zentraler Begriffe und Konzepte
Ausgehend von der Überlegung, dass KMU beeinflusst sind durch eine individuelle Konfiguration von Variablen (Jenner 2001 ), erscheint der Kontingenzansatz als am ehesten geeignet, um erstens der Heterogenität von KMU gerecht zu werden, da hier die meisten Variablen berücksichtigt werden, und zweitens um einen Zusammenhang zwischen Einflussfakt oren und Organisationsstruktur herzustelle n, die wiederum auch die Betriebsgröße über die Zahl der Beschäftigten abbildet 17. Die Analyse kleiner und mittelgroße r Unternehmen muss berücksicht igen, dass KMU höchst heterogen sind Abb. 2-2 zeigt die wesentlichen Differenzie rungsmerkma le auf, die jedoch nicht alle z ur Abgrenzung nach Betriebsgröße verwendet werden. Abb. 2-2 Differenzierungsme rk male von KMU Innovationsgrad
Strategie Beschätigtenzahl
Ressourcen
Organisationsstruktur KMU
Unternehmensführung
Tradition/Kulturraum
Branche Umsatz
sozioökonomisches Umfeld
Quelle: eigene Darstellung Auf nationaler Ebene und im internationalen Vergleich werden viele verschiedene KMUDefinitionen verwendet, was zu Problemen bei der Vergleichbarkeit empirischer Untersuchungen führt (Sheikh/Oberholzner 2002). Meist werden sowohl quantitative als auch qualitative Merk male zur K MU-Definit ion herangezogen, die im Fo lgenden näher erläutert werden. Als gängige quantitative Merkmale gelten Anzahl der Beschäftigten, Jahresumsatz, Bilan zsumme, Jahresgewinn sowie Marktanteil (Pfohl 2006). Die Europäische Union grenzt KMU von großen Unternehmen wie folgt ab (Europäische Kommiss ion 2003). Tab. 2-2
KMU-Definition der EU Kommiss ion
Beschäftigte Umsatz pro Jahr oder Bilanzsumme Kapitalbesitz durch ein/mehrere Nicht-KMU
Kleinstunternehmen 1- 9 maximal 2 Mio. € maximal 2 Mio. € maximal 25 %
kleine Unternehmen 10 - 49 maximal 10 Mio. € maximal 10 Mio. € maximal 25 %
mittlere Unternehmen 50 - 249 maximal 50 Mio. € maximal 43 Mio. € maximal 25 %
Quelle: Europäische Kommis sion 2003 Durch diese KMU-Definition wird mit Hilfe der Festlegung von Kriterien für Unternehmensbeteiligungen verhindert, dass Beihilfe- und Förderrichtlinien ohne 17)
Die Zahl der Beschäftiften in einem Unternehmen ist sicherlich nicht alleiniges jedoch für die Analyse zweckdienliches Merkmal der Betriebsgröße.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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weiteres umgangen werden können. Durch die gesonderte Abgrenzung von Kleinstunternehmen wird zudem der Tatsache Rechnung getragen, dass ein großer Teil der unternehmerischen Aktivitäten in Kleinstunternehmen stattfindet. Für Deutschland hat diese Abgrenzung gegenüber der gängigen Definitio n des Institutes f ür Mittelstandsforschung – Bonn (IfM), die Mittelunternehmen bis zu einer Zahl von 499 Beschäftigten und bis zu einem Umsatz volumen von 50 Mio. EUR erfasst, die Konsequenz, dass in der neuen Fassung ein großer Teil des d eutschen industriellen Mittelstandes ausgegrenzt wird, da s ich die ser durch eine Besch äftigtenzahl von mehr als 249 auszeichnet (KfW 2003). Als gängige qualitative Merk male gelten: wirtschaftlic he und rechtliche Selbstständigkeit, Personenidentität zwischen Eigner und Unternehmensleitung, teilweise geringer Formalisierungsgrad der Unternehmens abläufe und internen Organisation sowie die Fähigkeit zur Erbringung von kundenindividuellen Lösungen (Assmann 1979, Bussiek 1994, Daschmann 1994, Pichler 2000, Pfohl/Arnold 2006). Weiterhin sind KMU überwiegend eigentümergeführt und aufgrund gewachsener Familienstrukturen tra ditionsorientiert. Es d ominieren zentrale Entscheidungsstrukturen und die Entscheidungen sind durch die Persönlichkeit d es Unternehmers/der Unternehmerin geprägt. Oft besteht ein persönliches Verhältnis z wischen Beschäftigten und Geschäftsführung und es gibt nur eine geringe Anzahl von Hierarchieebenen. Zudem sind Änderungen in der Organisationsstruktu r eher selten (vgl. auch Assmann 1979:14ff, Mugler 1993:16ff, Pfohl 2006, Wittlage 1988:217ff). Aufgrund der Heterogenität von KMU können diese Merkmale jedoch nicht als allgemeingültig ang esehen werden. Neben diesen allgemeinen betriebsgrößenspezifisc hen Merkmalen zeichnen sich KMU durch spezifische finanzielle Rahmenbedingungen aus, innerhalb derer sie ihre unternehmerischen Aktivitäten entfalten: geringe Eigenkapitaldecke sowie s chwieriger und teurer Zugang zu Fremdkapital. Tab. 2-3
Qualitative und quantitative Merkma le von KMU
qualitative Merkmale wirtschaftliche und rechtliche Selbstständigkeit, Personenidentität zwischen Eigner und Unternehmensleitung, teilweise geringer Formalisierungsgrad der Unternehmensabläufe und internen Organisation, Fähigkeit zur Erbringung von kundenindividuellen Lösungen eigentümergeführt traditionsorientiert zentrale Entscheidungsstrukturen Entscheidungen dominant geprägt durch Eigentümer geringe Anzahl von Hierarchieebenen Organisationsstruktur eher selten persönliches Verhältnis zwischen Mitarbeiter und Geschäftsführung
quantitative Merkmale Jahresumsatz Bilanzsumme Jahresgewinn Marktanteil
Quelle: eigene Darstellung nach Assmann (1979:14ff), Mugler (1993:16ff), Pfohl (2006), Wittlage (1988), Dasc hmann (1994), Bussiek (1994), Pichler (200 0), Kayser (2006) Es ist davon auszugehen, dass die hier beschriebenen Merkmale sowohl branchen- als auch betriebsgrößenspezifisch unterschiedlich stark ausge prägt sind und die unternehmerische Pra xis auch unterschiedlich beeinflussen.Die in Tab. 2-3 genannten Merkma len sind in den Unternehmen unterschiedlich stark ausgeprägt. Zur Abgrenzung der Betriebsgröße werden daher lediglic h die messbaren q uantitativen Merkmale herangezogen. Relevant sind die qualitativen Merkmale von KMU vor allem auch für die Beschreibung der Vor- und Nachteile von KMU im Innovationsgeschehen sowie für die Diskuss ion über die Strategiefähigkeit von KMU.
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Kapitel I Theorie: Abgrenzung zentraler Begriffe und Konzepte
In dieser Arbeit we rden solche Unternehmen als kle ine und mittlere Unternehmen aufgefasst, die weniger als 250 Beschäftigte und/oder weniger als 50 Mio. Euro Jahresumsatz haben und sich nicht zu mehr als 25 % i m Kapitalbesitz eines nicht-K MU befinden. Auf Grundlage dieser Abgrenzung erfolgte auch die Auswahl der Unternehmen für die empirische Untersuchung. Dieser Arbeit liegt ein erweiterter Innovationsbegriff zugrunde, der den Innovationsprozess und nicht nur das Prozessergebnis berücksic htigt. Für die Analyse der Zusammenhänge zwischen Innovation und Beschäftigung in KMU ist folglich, in Ergänzung zu dem erweiterten Innovationsbegriff, zu unterscheiden zwis chen innovativen und nicht innovativen KMU. Im Folgenden wird ein neues Konzept zur Abgrenzung innovativer Unternehmen vorgestellt, welches nicht quantifizierbare qualitative Faktoren systematisie rt und damit einer Bewertung zugänglich macht. 2.3 Abgrenzung innovativer Unternehmen Wie bei jeder Def inition besteht die Gefahr, dass die zugrunde gelegten Merkmale zu eng oder zu weit gefasst sind. Eine eher enge Fassung würde, angesichts der Vielschichtigkeit dess en was als innovativ zu bezeichnen ist, den Aussagehalt einer empiris chen Untersuc hung zu stark nive llie ren. Eine eher weite Fassung würde ebenfalls den Aussagegehalt schmälern, da der Untersuchungsgegenstand nicht mehr deutlich abgrenzbar ist. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsf orschung in Mannheim bezeichnet lediglic h Unternehmen, die innerhalb der zurückliegenden drei Jahre ein Innovationsprojekt erfolgreich abgeschlossen haben, als Innovatoren. Hingegen geht das ZEW davon aus, dass Unternehmen innovativ sind, wenn sie „im Beobachtungsjahr Aufwendungen für Innovationsprojekte getätigt haben, unabhängig davon, ob diese erfolgreich abgeschlossen wurden.“ (ZEW 2006:3). Mit dieser Abgrenzung löst sich das ZEW von einer rein ergebnisorientierten Abgrenzung und rückt den Innovationsprozess in den Mittelpunkt. Allerding s reduziert es Innov ationsanstrengungen auf einen monetären Gesichtspunkt. Dies is t im Sinne der Messba rkeit nachvollz iehbar, erscheint aber, da bei KMU oft nicht zwisc hen Produktions- und Innovationstätigkeit unterschieden werden kann und nicht-monetär erfassbare Instrumente unberücksichtigt bleiben, zum Zweck e der KMU-Analyse als zu eng. In dem jüngst vom DIW vo rgestellten Innovationsindikator Deutschland wird ein Unternehmen dann als innovativ bezeichnet, wenn es in drei zurückliegenden Jahren entweder neue bzw. merk lich ve rbessert e Produkte/Dienstleis tungen auf den Markt gebracht oder neue bzw. merklich verb esserte Produktionsv erfahren genutzt oder grundlegende organisatorische Veränderungen eingeführt hat. Das DIW verzichtet damit darauf, die Einführung von Innovationen auf dem Markt als alleiniges Merk mal zur Bestimmung ob ein Unternehmen innovativ ist festzusch reiben (Deutsches Institut für Wirt schaftsforschung 2006:25). Bei der Bestimmung des Innovationsbegriffes und des Innovationsprozesses wurde deutlich, dass Innovationen nicht immer auf Forschung- und Entwicklung zurückzuführen sind, sondern dass Auslöser für Innovationsprozesse häufig nicht eindeutig identifizierbare und abgrenzbare Einzelfaktoren sind, die in multikausalen Wechselbeziehungen zueinander stehen. Innovationen scheinen somit immer auch das Ergebnis eines Vorganges innerhalb einer Black-Box zu sein, die nur bedingt eingesehen werden kann.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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Wird für die Frage, wann ein Unternehmen innovativ genannt werden kann, nur das Innovationsergebnis betrachtet, findet eine Einschränkung auf ein zeitpunktbezogenes Ergebnis unternehmerischen Handelns statt. Von dieser zeitpunktbezogenen Betrachtung ist jedoch die eher prozessorientiert e Frage, wann ein Unternehmen als innovativ gelten kann, abzugrenzen. Im Mittelpunkt steht hier die Bewertung der Gesamtheit des unternehmeris chen Handelns. Die Reichweite der Fra ge ist somit ausgedehnt auf das innovative Potenzial de s Unternehmens und insofern die zentrale Frage im Zusammenhang mit der Bewertung des Innovationsgrades von Unternehmen und der Ausgestaltung von Innovationspolitiken. Somit wird vermieden, dass als Folge einer zeitpunktbezogenen Momentaufnahme ein zu positives oder zu negatives Bild gezeichnet wird. Entscheidend ist die Bewertung der Innovationsreife, die sich im innovativen Potenzial und den Strukturen dieses zu aktivieren und zu nutzten ausdrückt, zweitens die Bewertung der Innovationsbereitschaft, die sich im Bekenntnis zu Innovationen als Selbstverständnis unternehmerischen Han delns widerspiegelt und drittens die Bewertung der Innovationsaffinität, die als Innovationsneugierde und Bereitschaft, Neuerungen zu testen und zu nutzen, beschrieben werden kann. Innovationsreife, Innovationsbereitschaft und Innovationsaffinität wiederum sind jeweils die Summen zahlreic her Einzelfaktoren, die in einem multikau salen Zusammenhang zueinander stehen und sich in der Untern ehmensstrategie, der Unternehmenskultur 18 und der Unternehmensorganisation abbilden und begründen. Sie bestimmen allesamt den Innovationsgrad eines Unternehmens und sind somit die zentralen Analysebereiche für die Einschätzung, ob ein Unternehmen als innovativ gelten kann oder nicht. Die Frage, wann ein Unternehmen als innovativ gilt, ist somit nicht nur dadurch zu beantworten, dass gemessen wird, ob ein Unternehmen konkrete Neuerungen generiert hat oder nicht (aus schließlich ve rgangenheitsbezogene Analyse). Vielmehr spielen Unternehmensstrategie, Unternehmenskultur und Unternehmensorganisation eine entscheidende Rolle (gegenwarts- und zukunftsbezogene Analyse), welche die übergeordneten Analyseebenen darstellen. Dieser Ansatz ist insofern neu, da er unterstellt, dass ein Unternehmen innovativ sein kann ohne konkrete, auf dem Markt sichtbare Neuerungen hervorgebracht zu haben und ohne das sich seine Innovationsanstrengungen monetär erfassen lassen 19. Dass d ies er Ansatz nicht im Widerspruch zu der a uf Seite 22 verwendeten Definition von inn ovativen Unternehmen steht, erklärt sich damit, dass unterschieden wird zwischen dem Unternehmen und der Innovation als dem Ergebnis innovatorischen Handelns. Damit wird die hier vorgestellte Abgrenzung des ZEW und des DI W aufgegriffen und mit d em Ziel erwe itert die quantitative Erfassung des Innovationsgrades eines Unternehmens zu ergänzen indem auch qualitative Merk male berücksichtigt werden.
18)
19)
Unternehmenskultur beschreibt die Summe der durch Gewohnheit und Praxis entstandenen Sichtweisen, Handlungsmuster und Werte in einem Unternehmen. Die Unternehmenskultur stellt somit einen Handlungs- und Interpretationsrahmen dar, der über die Zeit gewachsen ist und zugleich Orientierungsfunktion hat. Der hier vorgestellt Ansatz lässt sich empirisch jedoch nur bedingt im Rahmen einer fragebogenbaisierten Datenerhebung realisieren. Dieser Nachteil soll durch Fallstudien kompensiert werden.
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Kapitel I Theorie: Abgrenzung zentraler Begriffe und Konzepte
Auf der Ebene der Unternehmensstrategie wird das Innovationspotenzial wesentlich durch die Wahl des st rategischen Ansatzes bestimmt. Fo lgt die Unternehmensstrategie einem marktorientiert en Ansatz, in dem sic h das Unternehmensergebnis ausschließlich aus den strukturellen Gegebenheiten der Branche ableiten lässt und unternehmensspezifische Faktoren, zu denen eben auch potenzialbestimmende und potenzialbildende Ressourcen, über die ein Unternehmen verfügt oder zu denen es Zugang hat, gehören, vernachlässigt werden, wird sich das Innovationspotenzial unterscheiden von einem Unternehmen, das einen ressourcenorientierten Ansatz bevorzugt, in dem die Beschaffungsmärkte und das unternehmensinterne Ressourcenmanagement im Mittelpunkt 20 stehen. Die Innovationsaffinität wird wesentlich geprägt durch die Unternehmenskultur, die sich gegenüber Neuem entweder konservativ zurückhaltend verhalten kann oder aufgeschlossen und experimentierfreudig. Im Zusammenhang mit der Innovationsreife eines Unternehmens kommt der Unternehmensorganisation eine entscheidende Rolle zu, da sie flexible und unbürokratische Arbeitsabläufe sowie einen hohen Grad an informeller Kommunikation und Interaktion ermöglichen kann und damit dazu beitragen kann, dass Neuerungen in das Unternehmen Eingang finden. Es wird also ein ursäc hlicher, jedoch nicht ausschließlicher Zusa mmenhang zwischen Unternehmenskultur u nd Innovationsaffinität, zwischen Unterneh mensorganisation und Innovationsreife und zwischen Unternehmensstrategie und Innovationspotenzial unterstellt. Abb. 2-3 Analyseebenen zur Messung des Innovationsgrades eines Unternehmens Unternehmensstrategie
Unternehmensorganisation
Unternehmenskultur
Innovationsreife Innovationspotential Innovationsaffinität = Innovationsgrad
Quelle: eigene Darstellung Die Analyse der strategischen Orientierung, der Unternehmensorganisation und der Unternehmenskultur s ind bei der Einschätz ung, ob ein Unternehmen als innovativ gilt , die übergeordneten Analyseebenen. Analysebereiche sind die Innovationsbereitschaft, die Innovationsreife und die Innovationsaffinität. Diesen drei Bereichen sind jeweils konkrete Analysegegenstände zugeordnet sowie übergreifen d die Analyse des Unternehmensziels und der im Unternehmen geltenden Erfolgsfaktoren (vgl. Abb. 2-4).
20)
Unterschieden werden physische, finanzielle, intangible und organisatorische Ressourcen.
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21
Abb. 2-4 Analyse des Innovationsgrades von Unternehmen InnovationsReife Unternehmensstrategie Unternehmens organisation
Innovationspotenzial Innovationsgrad
Unternehmenskultur Innovationsaffinität
unternehmensinterne Strukturen zur Aktivierung und Nutzung des Innovationspotenzials unternehmensinterne Ressourcen und Zugang zu externen Ressourcen, Strukturen zur Erfassung interner und externer Potenziale Bekenntnis zu innovativem Handeln als Selbstverständnis des unternehmerischen Handelns Innovationsneugierde, Bereitschaft, Neuerungen zu testen und zu nutzten
Analyse des Unternehmensziel s und der im Unternehmen geltenden Erfolgsindikatoren
Quelle: eigene Darstellung Gewinnerzielung ist das vorrangige Ziel privater Unternehmen. Die Kenngröße Gewinn gibt allerdings noch k einen Aufschluss darüber, ob ein Unternehmen innovativ ist oder nicht. Es kann sich um ein hoch profitables Unternehmen mit niedrigem Innovationsgrad handeln. Umgekehrt k ann einem Unternehmen, gemessen an der Kenngröße Gewinn, ein schlechtes Unternehmensergebnis attestiert werden und es kann dennoch über einen hohen Innovationsgrad verfügen (vgl. dazu auch die Argumentation zu FuE-Ausgaben auf Seite 22). Die Ursache für eine solche mögliche Diskrepanz liegt auch hier in der zeitlichen Reichweite der verwendeten Kenngröße. Die Kenngröße Gewinn ist lediglic h vergangenheits- und gegenwartsbezogen, ohne Aufschluss über mögliche zukünftige Entwicklung zu liefern. Die gegenüber der Kostenführerschaft und Gewinnposition langfristig stabilere Wettbewerbsposition ist die der Innovationsführerschaft, die üb er einen Innovationsvorsprung die Wettbewerbsposition verbessert. Als Kenngröße für den Unternehmenserfolg und als Unternehmensziel 21 mit größerer Re ich weite kann daher die langfristige Sicherun g 22 und Entwicklungsfähigkeit des Untern ehmens gelten. Als erfolgreich gilt demn ach ein Unternehmen, das sich als langfristig wettbewerbs- und entwicklungsfähig erweist. Die zwingend notwendige Bedingung dafür ist wiederum ein hoher Innovationsgrad. Für die Definition von innovativen KMU gilt somit, dass nicht das auf dem Markt sichtbare Ergebnis der Innovationsanstrengungen konstitutives Merkmal ist. Vie lmehr is t entscheidend, ob ein Unternehmen aufgrund seiner Innovationsreife, seiner
21) 22)
In diesem Konzept kann der Unternehmenserfolg auch erst im Zeitverlauf festgestellt werden – muss sich also langfristig an der Zielsetzung und Strategiewahl orientieren. Langfristige Sicherung ist hier nicht gleichzusetzen mit Stagnation, sondern drückt auch die Fähigkeit aus, sich im Markt zu behaupten und zu wachsen. Grundsätzlich kann die langfristige Sicherung unterschiedliche Qualitäten widerspiegeln (Schumpeter 1997).
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Kapitel I Theorie: Abgrenzung zentraler Begriffe und Konzepte
Innovationsaffinität und seines Innovationspotenzials als innovativ gelten kann und in der Vergangenheit Innovationsprozesse angestoßen hat. Als innovativ werden daher in dieser Arbeit Unternehmen bezeichnet, wenn sie Prozesse initiie rt haben, die auf die Generierung neuer Produkte, neuer (Produktions-) Pro zesse/Verfahren, neuer Märkte oder neuer Organisationsstrukturen zielen und/oder, gemessen zum Zeitpunkt des Marktdebüts, zeitnah 23 Neuerungen implementieren und über unternehmensinterne Strukturen zur Aktivierung und Nutzung unternehmensinterner und externer Ressourcen sowie über Strukturen zur Erfas sung interner und externer Potenziale verfügen und zudem innovatives Ha ndeln als Selbstverständnis des unternehmerischen Handelns begreifen und sich durch die Bereitschaft, Neuerungen zu testen und zu nutzten auszeichnen. Die Abgrenzung innovativer Unternehmen begründet sich damit nicht in eindeutig identifizierbaren, ze itlich und inhaltlich abgrenzbaren Innovationsprojekten. Auch die monetären Aufwendungen für Forschung und Entwicklung in einer bestimmten Zeitperiode, die als gängige Inputfaktoren zur Messung des Innovationsgrades herangezogen werden, sind nicht das bestimmende Merk mal zur Abgrenzung innovativer Unternehmen. Dieser Indikator lässt zwar Rückschlüsse auf die Innovationsaffinität und die tatsächliche Innovationsanstrengungen zu, bildet diese jedoch nur unzureichend ab. Erfasst wird durch die FuE-Aufwendungen lediglich der im Unternehmen institutionalisie rte Bereich der Innovationsanstrengungen (Legler/Krawczyk 2005), was für KMU aufgrund der oft schwie rigen Klassif ikation betrieblicher Abläufe als Innovationsaktivitäten zu großen Messfehlern führt (Europäische Kommis sion 2002:13). Dies kann zu der Situation führen, dass ein Unternehmen, gemessen an den finanziellen Aufwendungen für FuE im Verhältnis zu m J ahresumsatz als wenig innovationsaktiv oder gar innovationsinaktiv erscheint, dies jedoch gar nicht ist, da Neuerungen sich in diesem Unternehmen eben nicht aus der „syste matisch schöpferischen A rbeit zur E rweiterung des Wissens “ ergeben – wie die OECD im Frascati Manual FuE definiert. Forschung, Entwicklung und Innovationsaktivität werden folglich in dieser Arbeit synonym verwendet. Der im Rah men des hier entwickelten Konzeptes zur Messung des Innovationsgrades (vgl. Abb. 2-3 und Abb. 2-4) dargestellte Zusammenhang zwischen langfristiger Sicherung der Wettbe werbs- und Entwicklu ngsfähigkeit und dem Innovationsgrad eines Unternehmens spiegelt den offensichtliche n Zusammenhang zwischen Innovation und Wettbewerb wider (v gl. dazu die Ausführungen in Abschnitt 4). Darüber hinaus ermöglicht es eine genauere Analyse als dies bei rein outputorientierten und zeitpunktbezogenen Ansätzen der Fall ist. Um letztl ich den Innovationsgrad bestimmen zu können, sind qualitative und quantitative Indikatoren notwendig. Diese lassen sic h aus der Erfolgsfaktorenforschung sowie den Analysebereichen Strategie, Organisation und Kultur ableiten. Die entscheidende Schwierigkeit bei der Ab grenzung der Indikatoren dürfte darin liegen, dass es sich, ähnlich wie bei der Identifikation von Erfolgsfaktoren der Innovationstätigkeit, um ein mehrdimensionales System von Einz elindikatoren handelt, die jeweils zueinander in Beziehung stehen und auf Veränderungen wechselseitig reagieren. 23)
Als zeitnah gilt hier ein Zeitraum bis 6 Monate nach Einführung der Neuerung auf dem Markt.
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Die Tatsache, dass eine Innovation mehr ist als die Summe dessen was theoretisch beschrieben werden kann, wird hier berücksichtigt. Damit zeigt sich jedoch auch die Notwendigkeit, eben die Faktoren, die empiris ch nicht quantifizierbar sind, methodisch anders erfahrbar und nutzbar zu machen. Daher werden die im e mpirischen Teil dieser Arbeit vorgestellten Ergebnisse ergänzt durch sechs Fallstudien. 2.4 Betriebsgrößenspezifische Merkmale und Innovationsaktivität Die vorliegende Untersuchung geht davon aus, dass KMU über e in betriebsgrößenspezifisches Innovationspotenzial verfügen. Daraus folgt, dass die dargestellten betriebsgrößenspezifischen Merkmale hinsichtlich d er Innovationstätigkeit von KMU sowohl als Nachteile a ls auch als Vorteile gelten k önnen oder auch als Innovationsbarriere wirken können (Überblick bei Baldwin 1987, Thurik 1996; auch Taylor 1998). Im Folgenden werden die allgemeinen betriebsgrößenspezifischen Merkma le im Hinblick auf ihre Vorteilhaftigkeit, Nachteilig keit und/oder ihres Barrierecharakters dis kutiert. Das Management von KMU ist, verglichen mit dem in großen Unternehmen, nicht in erster Linie dem Sicherheitsgedanken – und damit der Ris ikoaversion von Anteilseignern verpflichtet, sondern in der Lage, unternehmerische Entscheidungen schnell, unbürokratisch und chancenorientiert zu treffen. Dieser höheren Flexibilität kann jedoch auch eine als negativ zu bewertende mangelnde Systematisierun g und Formalis ierung betrieblicher Abläufe zugrunde liegen (Wank 1994:105ff). Anstelle einer aus systematischer Analys e der gegebenen Situation abgeleiteten Planung und Zielsetzung mit den darauf bezogenen Maßnahmen und anschließender Erfolgskontrolle überwiege n spontane und teilweise intuitive Handlungsweisen von KMU-Ents cheidungsträgern. Dies führt zwar möglic herweise zu einem ineffizienten Umgang mit internen Wissens ressourcen (Probst 1997:57ff), erhöht jedoch auf der anderen Seite die Wahrscheinlichkeit, sich zeitnah auf Neuerungen einzulassen. Dadurch erhöht sich die Chance, Pioniergewinne zu realisieren. Die bessere Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Bedingungen gilt auch für interne Lernprozesse, welche sich durch kürzere und direktere Kommu nikationswege in KMU schneller und effektiver vollziehen (KfW 2004). Dieser Umstand kommt auch durch den intensiven Kundenkontakt als Vorteil zu m Tragen, da durch hohe face-to-face Kontakte zwischen Unternehme n und Kunden intensive Feedback-Effekte entstehen und Eingang in die Produktion finden können. Auch die Tatsache, dass große Unternehmen schneller Zugriff auf technische Neuerungen haben, bedeutet keinesfalls, dass sie diese auch übernehmen. Ganz im Gegenteil: Neue rungen gefährden unter Umständen die Marktposition sowie die Wertschöpfungsprozesse und erfordern kostenintensives Umsteuern eines e inmal eingeschlagenen Pfades (Dodgson/Rothwell 1996). Verglich en mit großen Unternehmen haben KMU eine geringere Eigenkapitalausstattung. Zudem ist ihre Geschäftstätigkeit nur im geringen Maße diversifiziert.
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Tab. 2-4
Kapitel I Theorie: Abgrenzung zentraler Begriffe und Konzepte
Betriebsgrößenspezifische Vor- und Nachteile im Innovationsgeschehen
Vorteile i.d.R. keine Verpflichtung gegenüber Anteilseignern unternehmerische Entscheidungen schnell, unbürokratisch und chancenorientiert hohe Flexibilität zeitnahe Reaktion auf neue Trends mit der Chance, Pioniergewinne zu realisieren kurze, direkte Kommunikationswege häufige face-to-face Kontakte zwischen Unternehmen und Kunden
Nachteile/Barrieren geringer Systematisierungs- und Formalisierungsgrad betrieblicher Abläufe ineffizienter Umgang mit internen Wissensressourcen langsamer Zugriff auf technische Neuerungen nur geringe Absicherung des Kerngeschäftes möglich schlechtere Kreditwürdigkeit und infolge dessen hohe Kapitalbeschaffungskosten geringe Eigenkapitalquote
Quelle: eigene Darstellung Diese beiden Besonderheiten führen dazu, dass KMU weniger Möglichkeit haben, ihr Kerngeschäft so abzusichern, dass ein unternehmerisches Scheitern abseits des Kerngeschäftes aufgefangen werden kann. Die hier dargeste llten Nachteile k önnen entweder dazu führen, dass Innovationsprozesse länger dauern und/oder einen höheren Ressourceneinsatz erfordern oder auch dazu, dass Innovationsprozesse verhindert werden. Ob es zu einer Verhinderung oder zu einer Verzögerung bzw. Kostenintensivierung kommt, hängt wesentlich ab von den branchenunterschiedlichen Innovationszyklen/ Produktlebenszyklen, von der Innovationsart, von den unternehmensinternen Strukturen innovatives Potenzial zu nutzen, von den Wettbewerbsbedingungen, von den in Abb. 2-2 dargestellten Differenzierungsmerk malen und von unternehmensexternen Einflussfaktoren. Nach Storey (2002) wirken sich standortspezifische Aspekte, wie beispielsweise positiv e und/oder negative Agglomerationseffekte, auf die Geschäfts- und Innovationsaktivitäten aus (vgl. dazu auch Stahl 1995). Zu den unternehmensexternen Einflussfaktoren, die gerade von KMU im Unterschied zu großen Unternehmen mit global ausgerichteten Beschaffungs- und Gewinnverrechnungsstrukturen nicht kompensiert werden können, zählen insbesondere staatliche Regulierung und Förderstrukturen, die Steuergesetzgebung, die Struktur des Schul- und Ausbildungssystems, sozi-kulturelle Strukturen sowie Branchen- und Wettbewerbsstruktur. Die der innovativen Betätigung zugrunde liegende Motivation ist die Aussicht , Innovationserträge realisieren zu können. Eben dies identifizieren Acs/Preston (1997) als mögliche Innovationsbarriere in Großu nternehmen, in denen jede neue Erfindung automatisch dem Unternehmen zugeordnet wird und nicht dem erfindenden Mitarbeiter. Der eigentliche Vorteil von KMU liegt hier in der weitaus engeren Beziehung zwischen Mitarbeiter und Unternehmen sowie an der häufigen Personenidentität zwischen Eigner des Unternehmens und Unternehmensleitung. Dies läs st eine höhere Partizipation an den Innovationserträgen sowie eine höhere Identifikation mit dem Unternehmen erwarten. Die rein finanzielle P artizipation ist eine weitgehend anonyme Form der Partiz ipation und alleine weniger gut geeignet, Identifikation und Selbstverpflichtung (dem Unternehmen gegenüber) herzustellen. Umgekehrt ist die Partizipation auf einer persönlich-emotionale n Ebene viel besser geeignet, Identifikation zu stiften und Selbstverpflichtung zu erzeugen und damit motiv ierend zu wirken (Berger 2002). Partizipation im Innovationsprozess bedeutet, Betroffene zu Beteiligten zu machen,
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denn Innovationen führen zu Veränderungen, die sich für einzelne Beschäftigte unterschiedlich darste llen können. Auch in einem KMU g ehört eine Erfindung in der Regel dem E igner des Unternehmens. Der Unterschied zu großen Unternehmen liegt vielmehr in der höheren Identifikation mit dem erfindenden Mitarbeiter, was eine nicht-monetäre Wertschätzung des Beschäftigten darstellt, welche wied erum motivierend und leistungssteigernd wirkt. Acs/Randall/Yeung (2001) schließen d araus, dass Basis innovationen eher durch KMU als durc h Großunternehmen hervorgebracht werden (so auch Pavitt 1987 und OECD 2002). Allerdings konnte diese These empirisch bis her nicht überzeugend belegt werden. Die Frage nach der Innovationsperformanz von KMU lässt sich nicht pauschal beantworten. Dazu sind, wie bereits ausgeführt, KMU hinsichtlich Branc he, Beschäftigtenzahl, Organisationsform, Tra dition und verfügbarer Ressourcen, de m sozioökonomischen Umfeld wie der Unterne hmensstrategie zu unterschiedlich. Das ZEW stellt in se iner jüngsten Analyse des Innovationsverhaltens der deutschen Wirt schaft eine „gespaltene Innovationskonjunktur“ fest (ZE W 2006:2): Einerseits stiegen die für Innovationsprojekte zur Verfügung gestellten Mittel in großen als auch kleinen und mittelgro ßen Unternehmen wie der deutlich an im Vergleich zu den Jahren vor 2004. Andererseits hat trotz eines gestiegenen Anteils innovationsaktive r Unternehmen der Anteil der Unternehmen, die Innovationserfolge verzeichnen, nicht zugenommen. Diese Disk repanz kann zu einem nicht unerheblichen Anteil auf eine Messproblematik zu rückzuführen sein, da zwischen Start und erfolgreichem Abschluss von Innovationsprojekten unterschiedliche Zeitspannen liegen können. Insbesondere KMU aus der verarbeitenden Industrie weiteten ihre Innovationsanstrengungen und Innovationserfolge aus, was auch auf ein verbessertes konjunkturelles Umfe ld zurückgeführt wird (eb enda:12). Unabhängig von konjunkturellen E influssfaktoren lassen sich spezifis che Vorteile und spezifische Nachteile identifizie ren, die KMU bei der Generierung von Innovationen haben. Schumpeter und Galbraith stellten die These auf, dass seit der Mitte des 20 . Jahrhunderts große Unternehmenseinheiten, denen entsprechende finanzielle Ressourcen zur Verfü gung stünden, ein höheres Innovationspotenzial hätten als kleinere Unternehmenseinheiten ("Schumpetersche Hypothese"; vgl. Bass 1998, Bass 2003). Dennoch sind verschiedene Argumente vorgebracht und empirisc h untermauert worden, warum auch kleinere und mittelgroße Unternehmen heute eine wichtige Rolle in regionalen und volkswirtschaftlichen Innovationsprozessen spielen können (Bass/ErnstSiebert 2006, 2007). Diese Rolle wird be gründet mit der gerin geren Bedeutung von Routinen, der geringeren Bedeutung der Pfadabhängigkeit bei technologischen Entwicklungen, der geringeren Bedeutung der Prinzipal-Agent-P roblematik sowie eine r höheren Effizienz der Ressourcenverwaltung 24. Hinsichtlich der beo bachteten Innovationshäufigkeit in KMU gibt es ambiva lente Ergebnisse: Für das Großherzogtum Luxemburg ergibt sich, dass die Häufigkeit, in der Innovationsvorhaben durchgeführt werden, mit der Unternehmensgröße ansteigt (STATEC 1994: zitiert nach Europäische Kommission 2002:24). Für eine Stichprobe von über 5.000 italienischen Unternehmen mit mehr als 20 B eschäftigten aus der verarbeitenden Industrie kommt das Statist ische Bundesamt Italiens zu dem Ergebnis, 24)
Die Verwendung interner Wissensressourcen ist jedoch, wie an anderer Stelle ausgeführt, eher durch Ineffizienzen gekennzeichnet.
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dass 46% der kleinen Unternehmen mit weniger als 49 Beschäftigten sich innovativ betätigten, während es bei großen Unternehmen mit 250 bis 499 Beschäftigten 69% und bei Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten sogar 82% der Unternehmen sind (ISTAT 1999: zitiert n ach: Europäische Kommiss ion 2002:25f). Zu anderen Ergebnissen kommen jedoch Buesa/Molero 1998 in ihrer Untersuchung von kleinen spanischen IT-Unternehmen, die einen höheren relativen Ausgabenanteil an FuE Aufwendungen aufweisen als große Unternehmen aus derselben Branche (zitiert nach: Europäische Kommis sion 2002). Die Arbeiten von Tether (1997), Tether/Massini (1998a), Tether/Miles et al. (2000) belegen hingegen wiederum eine geringere Rolle von KMU im Innovationsgeschehen. Während die Aktiv itäten großer Unternehmen in Bereichen konz entriert s ind, die eine n hohen Kapitaleinsatz erfordern und mit Skalenerträgen verbunden sind, zeichnen sich die Aktivitäten von KMU aus durch: den Einsatz überwiegend hoch qualifizierter Arbeitskräfte, die Fokussierung vo n Marktnischen und neuen Geschäftsfeldern mit niedrigen Markteintrittskosten, durch ihre Orientierun g an individuellen Kundenbedürfnissen, durch eine große Problemlösungskompetenz und durch ein hohes Innovationspotenzial im A nwendungsbereich neuer Technologien sowie komplexer, auf Personen oder Institutionen bezogener Dienstleistungen (Almeida 1997, Dodgson/Rothwell 1996, OECD 2002). Insbesondere wegen ihres hohen Innovationspotenzials im Bere ich neuer Technologien können KMU als die Triebfeder des Strukturwandels gelten (OECD 1997a). Dass gerade in der jüngeren Vergangenheit die Neuerungen aus der Informations- und Kommunikationstechnologie sowie der Biotechnologie mit den Namen von Großunternehmen verbunden sind, ist häufig die Folge der Akquisition „junger“, innovativer KMU (so auch Acs/Preston 1997). Dieser Sachverhalt weist auf die bereit s erwähnte komplementäre Beziehung zwisc hen großen Unternehmen und KMU hin. Allgemeingültige Aussagen hinsichtlich einer optimalen Betriebsgröße für die Generierung von Innovationen können nicht getroffen werden. Vielmehr spielen große und kleine Unternehmen eine komple mentäre Rolle bei der Generierung von Innovationen (Tether 1997, Rothwell 1983). Zwischen KMU und großen Unternehmen ist eine gewisse Form d er Arbeitsteilung zu beobachten. Diese Arbeitsteilung zeigt sic h, indem große Unternehmen durch strategische Allianzen mit – oder durch die Akquisition von jungen, innovativen KMU ihr Ris iko gering halten, indem diese für sie eine Pionierfunktion übernehmen (Dodgson/Rothwell 1996) und im Falle des wirts chaftliche n Scheiterns nicht der Unternehmenserfolg als Ganzes gefährdet ist (Gambardella/To rris e 1998). Diese Form der Arbeitsteilung stellt so mit auch eine Lösung der betriebsgrößenbedingten Schwierigkeit von KMU dar, das Kerngeschäft gegenüber dem möglichen Scheitern innovativer Projekte abzusichern. Als Beispiel für die komplementäre und arbeitsteilige Beziehung kann die Biotechnologiebrache gelten, in der junge Biotechnologieunternehmen Pionierarbeit leisten, die Weite rentwicklung zur Marktreife von Neue rungen sowie deren wirts chaftliche Verwertung hingegen oftmals durch etablierte Pharmaunternehmen geleistet wird (Kf W 2003). Durch die Akquisitionsoption halten Großunternehmen ihr eigenes Risiko bei der Einführung neuer Produkte gering, da im Falle de s wirts chaftlichen Scheiterns der Innovation nicht der Erfolg d es Großunternehmens insgesamt gefährdet ist, umgekehrt aber im Erfolgsfall das Kle inunternehmen in das
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Großunternehmen inkorporiert we rden kann und dadurch für eine Weiterentwic klung dieser Innovation die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stehen (Gambardella/Torrise 1998). Neben den hier ausgeführten betriebsgrößenspezifischen Einflussfaktoren scheint das Innovationsverhalten von KMU auch v on den jeweiligen Branchencharakteristika beeinflusst zu sein. Hinsichtlich ihrer konkre ten Innovationstätigkeit unterscheiden KMU sich von Großunternehmen durch: ein kleines Innovationsportfolio, geringe personelle und finanzielle Ressourc enausstattung für Innovationsprojekte, Unterschreitung krit isc her Größen für den Aufbau interner FuE-Abteilungen, kurzfristig-intuitiv aus gerichtete FuE, seltene Grundlagenforschung, unmittelbaren Einfluss der Geschäftsführung auf das Innovationsprojekt (Pfohl 2006, Pfohl/Arnold 2006, Geschka 1997). KMU und große Unternehmen sind komplementäre Innovatoren, die über jeweils betriebsgrößenspezifische Vorteile und Nachteile im Innovationsgeschehen verfügen. Die Komplementarität der Innovationsfelder, die KMU und große Unternehmen besetzen, sowie deren unterschiedliche Innovationsvoraussetzungen stellen eine Innovationsressource dar. Der Zugriff auf diese Ressource und deren Nutzung ist jedoch aus Sicht der Unternehmen nicht selbstverständlich und dürfte auch nicht ohne Schwierigkeiten möglich sein. Als Hinde rnis dafür erweisen sich ve rmutlich die begrenzte Ressourcenbasis sowie die in der Tendenz eher strukturkonservative Prägung von KMU. Jedoch dürfte auch aus Sicht großer Unternehmen eine Zusammenarbeit mit KMU problematisch bis abwegig erscheinen, auch aufgrund der stark unterschiedlichen Formalisierung von u nternehmensinternen Abläufen und der Tatsache, dass es sich dabei nicht um eine Zusammenarbeit „unter Gleichen “ handelt. Die Moderation und Gestaltung der Schnittstelle zwischen KMU und großen Unternehmen stellt eine Herausforderung an die Innovationspolitik dar (vgl. Abschnitt 4). Einerseits ist bekannt, dass KMU über strukturelle Defiz ite im Innovationsgeschehen verfügen – insbesondere was den Zugriff auf Inputfaktoren angeht. Andererseits verfügen KMU über bestimmte betriebsgrößenspezifische Vorteile im Innovationsgeschehen, die sie als potentielle Basis innovatoren qualifizieren. Die empiris chen Ergebnisse weisen zunächst darauf hin, dass d ie Innovationstätigkeit zunimmt je g rößer das Unternehmen ist. Allerdings kann auch vor dem Hinterg rund der betriebsgrößenspezifischen Charakteristika geschlussfolgert werden, dass die Schumpetersche Hypothese in dieser Art zu modifizieren ist: Im Mittelpunkt der innovationsbezogenen KMU-Fo rschung kann es nicht länger darum gehen zu prüfen, ob KMU oder große Unternehmen innovativer sind, sondern in welcher Beziehung sie in ihren Innovationsaktivitäten zueinander stehen. Ob sich betriebsgrößenspezifische Vorteile im Innovationsgeschehen in Innovationsprozessen und schließlich in Neuerungen ausdrücken, hängt – wie bereits ausgeführt – von unternehmensexternen aber auch von unternehmensinternen Faktoren ab. Im Rahmen des hier vorgestellten Konzeptes zur Messung des Innovationsgrades eines Unternehmens werden unternehmensinterne Faktoren analysiert, die das betriebliche Innovationsmanagement und die Innovationsstrategie von KMU direk t beeinflussen. Wenngleich der Innovationserfolg auch stark von unternehmensexternen Faktoren abhängt, kann davon ausgegangen werden, dass das Innovationsmanagement positiv mit dem Innovationserfolg korreliert. Daraus folgt, dass für die hier interessierenden Fragen, wie die Beschäftigungseffekte aus Innovationen realisiert
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Kapitel I Theorie: Abgrenzung zentraler Begriffe und Konzepte
werden können und welches spezifis che Innovationsverhalten für KMU charakteristisch ist, auch die Frage vo n Bedeutung ist wie s ich das strategische In novationsmanagement in KMU darstellt. Im Folgenden wird daher das Thema "Innovationsmanagement in KMU" diskutiert. 2.5 Innovationsmanagement in KMU Innerhalb der Gruppe der innovativen KMU kann mit B lick auf die Häufigkeit von Innovationsprojekten und den Reifegrad des Innovationsmanagements noch weiter unterschieden werden. Dies wird möglich, indem unterschieden wird zwischen: erstens KMU, die erstmalig Innovationsvorhaben umsetzen und kein systematisch es Innovationsmanagement betreiben (Anfänger), z weitens KMU, die bereits Erfahrung aus vorangegangenen Innovationsvorhaben besitzen und bereits ein I nnovationsmanagement installiert haben, das jedoch noch nicht integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie ist (Fortgeschrit tene), drittens KMU, die regelmäßig Innovationsvorhaben durchführen und über ein Innovationsmanagement verfügen, das integraler Bestandteil der Unternehmensstra tegie ist (Routinier) u nd schließlich v ierten s KMU die, neben einem voll integrierten Innovationsmanagement, Reibungsverluste zwischen den organisatorischen Einheiten und allen direkt und indirekt in den Innovationsprozess eingebundenen Personen minimieren kon nten und sich darauf konzentrieren, das bestehende System zu optimieren (Experten). Die Übergänge zum nächst reiferen Stadium sind gekennzeichnet durch Lernkurveneffekte, die sich in Abhängigkeit von Zeit, Grad der organisatorischen Einbettung und Zahl der durchgeführten Innovationsprojekte einstellen. Im Ergebnis wird der Nutzen zunehmen, den das Unternehmen aus Innovationsprozessen generiert, je reifer das Innovatio nsmanagement ist. Dieser Zusa mmenhang wird in Abb. 2-5 dargestellt.
Innovationsnutzen
Abb. 2-5 Innovationsnutzen und Reifegrad des Innovationsmanagements
Experten Routiniers
Fortgeschrittene
Anfänger Reifegrad des Innovationsmanagementes
Quelle: CURDS (2002) Neben dem rein monetären Nutzen für das innovierende Unternehmen stellt Wissen, als immaterielle r Nutzen, einen mindestens ebenso bedeutenden Wertzuwachs dar. Die
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Besonderheit von Wis sen als Inputfaktor 25 besteht in seinem kumulativen Charakter, es verbraucht sich nicht im Prozess der Wis s ensproduktion sondern erweitert sich durch Lern- und Spillover-Effekte 26. Der in Abb. 2-5 dargestellte Kurvenverlauf spiegelt insgesamt den kumulativen Charakter der Wissensproduktion wider und zeigt im Übergang von Anfängern zu Fortgeschrittenen den vergleichsweise stärkeren Zuwachs an Nutzen als im Übergang von Fortgeschrit tenen zu Routiniers u nd weiter zu Experten. Dies erk lärt s ich durc h die Prozesse der „nachholenden Entwicklung“ im e rsteren Fall und der „Probleme der Innovationsführerschaft“ im letzte ren Fall. Im Rahmen des Innovationsmanagements können die betriebsgrößenspezifischen Vorteile von KMU im Innovationsgeschehen (vgl. Tab. 2-4 und Tab. 2-5 und die dazugehörenden Ausführungen) genutzt werden. Die Nutzung dieser Stärken bedeutet für KMU aufgrund ihrer, verglichen mit großen Unternehmen, größeren Kundennähe eine notwendige Verzahnung von Innovations- und Qualitätsmanagement. Dabei bewegen sich KMU stets zwisc hen Kontinuität, die auch Garant für Qualität ist, und Wandel, der gewachsene und für Qualität bürgende Strukturen verändert. Hier kann es zu einem Zielkonflikt z wischen Qualität (Kontinuität) und Innovation (Wandel) kommen. Eine enge Verzahnung dieser beiden Managementbereiche kann diesen Zielkonflikt auflösen (Abb. 2-6). Im Ergebnis kann so nicht nur die langfristige Wettbewerbs- und Entwicklungsfähigkeit eines Unternehmen s gesichert werden, sondern auch eine Beschäftigungsgenerierung durch Innovationen ausgelöst werden.
25)
26)
Wissen ist gleichermaßen Input und Output von Innovationsprozessen. Die ökonomische Betrachtung von Wissen findet sich wieder in grundlegenden Arbeiten von Machlup (1962), der am Beispiel der Vereinigten Staaten von Amerika die Zusammenhänge bei der Produktion von Wissen untersuchte, in Arbeiten von Romer (1986), der im Zusammenhang mit wirtschaftlichem Wachstum die Externalitäten von Wissen in den Mittelpunkt rückte (durch die Diffusion neuen Wissens) und von Lucas (1988), der im Zusammenhang mit Wachstum die Bedeutung von Humankapital betonte. In diesem Fall liegen für Wissen die Merkmale Nicht-Ausschlussprinzip und Nicht-Rivalität in der Nutzung vor. Wäre dies der Regelfall, läge für Wissen als ökonomisches Gut stets Marktversagen vor und die Produktion von Wissen würde nicht durch den Markt sichergestellt werden mit der Konsequenz, dass nur der Staat Wissen als öffentliches Gut bereitstellt. Tatsächlich aber wird Wissen nicht nur durch den Staat, sondern auch durch private Akteure produziert. Im Falle von implizitem d.h. an die Person gebundenem Wissen (tacit knowledge) liegt Rivalität der Nutzung vor und das Ausschlussprinzip greift, da die Nutzung des Wissens durch Imitatoren mit der Aufwendung von Ressourcen (Zeit, Kapital) verbunden und an ihre absorptiven Fähigkeiten geknüpft ist (Cantner 2000). In diesem Zusammenhang spricht Can tne r vo n tech nologisch em Wisse n als „l ate nt ö ffe ntliche m Gut “ (eb end a). Aus de r Betrachtung von Wissen als Rohstoff für technischen Fortschritt, unter dem Gesichtspunkt der Theorie der öffentlichen Güter, kann die Notwendigkeit, die Aneignung von Innovationserträgen für private Akteure zu sichern und für die öffentliche Hand die der positiven externen Effekte zu gewährleisten sowie die aktive Rolle des Staates in der Produktion und Verwendung von Wissen – und somit in FuE Prozessen – begründet werden.
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Abb. 2-6 Innovationsmanagement als Teil des strategischen Managements
Strategisches Management
Innovationsmanagement
Verknüpfung von Innovations- und Qualitätsmagement Qualitätsmanagement
Quelle: eigene Darstellung Das Innovationsmanagement umfasst somit alle operativen Ma ßnahmen, welche die Weiterentwic klung, die Anpassungsprozesse und die damit einhergehenden unternehmensinternen Gestaltungsprozesse betreffen. Ausgehend von der Überlegung, dass KMU bestimmte strategische Vorteile und bestimmte Nachteile im Innovationsgeschehen haben, stellt sich die Frage nach dem daran ausgerichteten Strategiedesign. Der traditionelle Ansatz versteht Strategie als prozessorie ntiertes Handeln. Im Mittelpunkt steht nicht der Inhalt einer Strat egie, sondern die Fra ge danach, wie man z u einer Strategie gelangt. Nachfolgende Definitionen des Strategiebegriffes veranschaulichen dies. Strategy is defined as „the determinatio n of the basic long-term goals and objectives of an enterprise. “ (Chandler 1962:5). Strategie als Summe der strategischen Entscheidungen legt die Entwicklungsrichtungen eines Unternehmens in seiner Umwelt fest, lenkt die Allokation von Ressou rcen und trägt zur Int egration verschiedener Geschäfts- und Funktionsbereiche bei.” (Wo lfrum 1991:15). „Bas ically, a strateg y is a set of decision-mak ing rules f or guidance of organizational behavior. “ (Ansoff/Mac Donnell 1990:43). Diesen sehr heterogenen Sichtweisen gemeinsam ist, dass die Strategie eine Richtung vorgibt, ohne jedoch unmittelbar daraus folgernde Aktionen vorzugeben. Strategie kann hier beschrieben werden als Handlungsrahmen, welcher auf der Basis von aggregierten und unvollständigen Informationen festgelegt ist und innerhalb dessen einzelne, zukunftsgerichtete Projekte realisie rt werden sollen. Im Unters chied zu de r tradit ionellen Sicht weise fragt Porte r na ch den Eigenschaften bzw. den Fähigkeiten, über die ein Unternehmen verfügen muss, um erfolgreich zu sein : „The reason why firms succeed or fail is perhaps the central question in strategy “ (Porter 1991:95). Diesem fähigkeitsorientie rten Ansatz liegt die Erkenntnis zugrunde, dass die Wettbewerbsposition wesentlich bestimmt wi rd durch die Position des Unternehmens im Markt und die Attraktivität der Branche. Darauf zielt auch das Konzept der strategischen Erfolgsposition von Pümpin ab (Pümpin 1 992:14), in dem die
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Wechselbeziehungen zwischen Unternehme n, Absatzmarkt und Konkurrenten untersucht werden. Ebenso wie im traditionellen Ansatz wird hier St rategie als Ergebnis rationale n Handelns verstanden. Mintzberg verwirft die Annahme der planungsgestützten Konzepte, dass Strategien ein Ergebnis rationalen Handelns sind. Hauptansatzpunkt seiner Krit ik ist, dass St rategien nicht nur ausdrücken, was ein Unternehmen plant zu tun, sondern auch immer beinhalten, was ein Unternehmen tatsächlich macht (Mintzbe rg 1994). In diesem kritischen Ansatz von Mintzberg hängt Unt ernehmenserfolg wes entlich davon ab, ob ungeplante Ereignisse in das strategische Handeln eingebunden werden können. Dabei spielen unternehmensinterne Lernprozesse, Kreativität und Flexibilität eine wichtige Rolle. Die bis lang kurz vorgestellten Konzepte basieren alle im We sentlichen auf den im Unternehmen vorhandenen Ressourcen. Über die vorhandenen Ressourcen und Fähigkeiten hinaus geht ein Ansatz, der Strategie als strategisch e Intention begreift. In diesem Ansatz wird unterstellt, dass erfolgreiche Unternehmen Ziele verfolgen, die weit über ihre vorhandenen Ressourcen und Fähigkeiten hinausgehen: „Bei dieser Strategieauffassung kommt es nicht unbedingt auf eine exakte Übereinstimmung von Zielen und Ressource n an, sondern eher auf die Formulierung fordernder Ziele, die von den Angestellten verlangen, das scheinbar Unmögliche zu erreiche n“ (Hamel 1995:51). Anschließend an Mintzbergs Analyse, dass Flexib ilität und Lernprozesse von entscheidender Bedeutung für die Wettbewerbsposition sind, formulie rt Grant den wissensbasierten Ans atz. Hier steht die Nutzung impliz iten Wiss ens (tacit knowledege) im Vordergrund (Grant 1996). Nach Johnson/Scholes/Whittington (2005) sind strategische Entscheidungen gekennzeichnet durch folgende Eigenschaften: sie sind langfristig ausgericht et, versuchen einen Konkurrenzvorteil zu schaffen, entscheiden was gemacht we rden soll und was nicht, zielen darauf ab die unternehmerischen Aktivitäten an die sozioökonomische Umwelt anzupassen und zielen auf eine optimale Ressourcennutzung ab. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Strategien, auf geplantem Handeln basierende, zukunftsorientierte und langfris tig ausgelegte, auf den Unternehmenserfolg ausgerichtete Zielerreichungsplanungen sind, die externe Felder (Märkte, Produkte) sowie interne Fähigkeiten berücksichtige n und situationsbezogenes flexibles und kreatives Handel zulassen. Sie umfassen Ziele, Maßnahmen und Mittel zur Zielerreichung, sind gekennzeichnet durch einen umfassenden Charakter und beinhalten rationale sowie motiv ierende Elemente. Die für das strategisc he Management dominanten Handlungsfelder sind
die strategische Positionierung des Unternehmens, der Aufbau der für die Strategieumsetzung und Kontrolle notwendigen internen Kompetenzen und Monitoring-Systeme so wie das Change-Management.
Wenngleich KMU sich häufig auch durch strukturkonservative Geschäftsführung auszeichnen (Abel 2006), stellt das strategische Management in KMU ein wichtiges Instrument zur Erlang ung der Innovationsführerschaft und der Aktivierung vorhandener Beschäftigungspotenziale dar. Im Abschnitt 2.7 wird die Rolle des Unternehmers in Beziehung gesetzt zur Strategiefähigkeit von KMU. Das hier diskutierte Innovationsmanagement ist ein Element interner Strukturen zur Aktivierung und Nutzung von Innovations- und Beschäftigungspotenzial. Die
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Erfolgsfaktorenforschung identifiziert weitere, für den UnternehmensInnovationserfolg kritische Erfolgsfaktoren, die im Folgenden vorgestellt werden.
und
2.6 Stand der empirischen Erfolgsfaktorenforschung Die gegenüber der Kostenführerschaft langfristig stabilere Wettbewerbsposition der Innovationsführerschaft zu erlangen und Beschäftigungspotenziale zu aktivieren ist nur möglich, wenn ein Unternehmen seine Ressourcenbasis stetig erweitert und daraus systematisch seine Kernkompetenzen entwickelt. Erst dann wird es möglich, zeitnahe und kundenindividuelle, innovative Problemlösungen zu entwic keln und den Kunden anzubieten. Obwohl der Unternehmenserfolg oder Misse rfolg das Ergebnis komple xer Wechselwirkungen ist und monokausale Erklärungsmuster zu kurz gre ifen, können einzelne Faktoren bestimmt werden, die das Ergebnis maßgeblich beeinflussen (Steinbach 1997). Die Mehrdime nsionalität und Multikausalität des Unternehmenserfolges führen zu einer Herausforderung, diejenigen Faktoren zu isolieren, die für den langfristigen Unternehmenserfolg maßgeblic h sind. Die umfangreichste St udie zum Zusammenh ang von Strategie und Unternehmenserfolg ist die PIMS -Studie (Profit I mpact of Market Strategies). Diese Studie versuc hte herauszufinden, wie sich strategische Schlüsseldimensionen auf Rentabilität und Umsatz auswirken: „The Profit Impact of Market St rategy (PI MS) progra m (…) is a multicompany activity designed to provide each participating company with reliable dat a on the consequences of strategic actions (…) PIMS operates by pooling information on the business-strategy experiences of member companies.“ (Schoeffler 1983:23). In der Studie, der eine Stichprobe mit 450 Unternehmen zugrunde liegt, wurden folgende strategische Haupteinflussgrößen identifiziert: Investitionsint ensität, Produktivität, Marktposition, Markt wachstum, Qualität, Innovation und Differenzierung von den Wettbewerbern, vertikale Integration, Kostenentwicklung und strategische Absichten (Schoeffler 1983). Für erfolgreiche innov ative Unternehmen identifizierten Peters und Waterman folgende Einflussfaktoren/Merk male: Nähe zum Kunden, Freiraum für innovatives Unternehmertum, Produktivität durch Menschen, gelebtes Wertesystem, Konzentration auf das Kerngeschäft 27, klare und flex ible Organisationsstruktur 28 und einen Führungsstil, der ausbalanciert ist zwische n straffer Führung einerseits und Freiräumen für Initiative andererseits (Peters/ Waterman 1983). Obwohl die von Peters und Waterman benannten Merk male Allgeme inplätze belegen, waren es eben diese Merkma le, die erfolgreiche Unternehmen von den übrigen unterschieden 29. Der Ansatz zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass er dem Wertes yst em und dem Menschen als Quelle von Kreativ ität eine explizit strate gische Bedeutung beimisst. Das strategische Verhalten von KMU, dessen Bestimmungsgrößen sowie die Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg standen im STRATOS-Projekt (Strategic orientation of small and medium-sized enterprises) im Mittelpu nkt (Bamberger 1988, Fröhlich 1988). Der Untersuchung lag eine Stichprobe von 1135 europäischen 27) 28) 29)
Diversifizierung muss im Einklang mit den unternehmensinternen Wissensressourcen stehen. Hier ist neben unbürokratischen Arbeitsabläufen direkte und informelle Kommunikation gemeint. Ein Erklärungssansatz ist, dass es Diskrepanzen gibt zwischen dem Wissen um diese Einflussfaktoren, der Selbstverpflichtung, diese umzusetzen, der erfolgreichen Umsetzung und dem tatsächlichen Praktizieren.
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Unternehmen 30 aus den Bereichen Bekleidung, Nahrung und Elektronik zugrunde. Insgesamt wurden 26 für den Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit releva nte Einflussfaktoren untersucht. Die größte Wertigkeit wurde von den untersuchten Unternehmen dem Faktor Produktqualität zugeschrieben. Dem nachgeordnet wurden die Faktoren Lieferzuverlässigkeit, guter Ru f des Unternehmens, Qualifikation der Beschäftigten und des Managements, Flexib ilität der Firma sowie persönliche Kontakte. Die 26 untersuchten Einflussfaktoren wurden folgenden Bereichen zugeordnet: Humankapital und Image, technologische Fähigkeiten, Leistungsprogramm, Produktentwicklung und Verkaufsförderung, Kostenführerschaft und Preispolitik sowie Marktpräsenz und Fin anzkraft (Gabele 1989). In Anlehnung an die empirische Erfolgsfa ktorenforschung von Fritz (1989) und Frit z (1995) werden nachstehende allgemeine Faktoren als für eine erfolgreiche Unternehmensführung relevant bezeichnet. Dies erfolgt vor dem Hintergrund, dass keiner der Faktoren als dominant gelten kann und die Bedeutung jeweils abhängt von der Branche, dem kulturellem Setting, der Unternehmensvisio n und –kultur sowie anderen „situativen B edingungen“. Im E inzelnen handelt es sich um Erfolgsfaktoren, die im Rahmen einer Met a-Erfolgsfaktoren-Analyse aus 40 vers chiedenen Untersuchungen 31 der Erfolgsfaktorenforschung isoliert wurden. Folgende Erfolgsfaktoren dominiere n demnach: Qualität der Humanres sourcen, Produkt- und Angebotsqualität, Innovationsfähigkeit, Investition und Finanzierung, Führungsstil und Führungssystem, Produktion, Divers ifikation, Kundennähe, Organisationsstruktur und Organisationskultur. Während bei der Mehrzahl der Faktoren keine nennenswerten Unterschiede zwische n den erfolgreichen und weniger erfolgreichen Unternehmen bestehen, zeigt sich, dass bei den Faktoren „fortsch rittliche Technologie/Produkte“, „viele Pro duktinnovationen" und „hohe Umweltfreundlichkeit 32“ die Unterschie de sehr signifikant oder signifikant waren (Fritz 1995). In der Un tersuchung bei kleinen und mittelgroßen Unt ernehmen von Blessin wurden, ohne eine Vorgabe von Antwortmöglichkeiten, die Faktoren abgefragt, welche die Wettbewerbsfähigkeit bestimmen. Dabei wurde das Generieren von Innovation als zentraler Erfolgsfakto r identifiz iert B lessin (1998). In der Untersuchung zeigten sic h Zusammenhänge zwis chen Innovation und Qualitätsverbesserung sowie Kundenkontakt als Stimulus für Innov ation, Qualifikation und Innovation 33.
30) 31) 32)
33)
Belgien, Deutschland, Frankreich, Österreich, Großbritannien, Niederlande, Schweiz, Finnland. Vier dieser Untersuchungen legen ihren Fokus explizit auf KMU. Allerdings wurde Umweltorientierung lediglich in der Studie von Töpfer als strategischer Erfolgsfaktor aufgegriffen(Töpfer 1985). Hier zeigt sich auch das grundsätzliche Problem fragebogenbasierter Erhebungen. Die Ergebnisse spiegeln immer das enge, vorgegebene Antwortraster wider. Was im Fragebogen als Antwortmöglichkeit nicht angeboten wird, kann also auch nicht als Ergebnis dargestellt werden. Zum einen fördert ein hohes Qualifikationsniveau Innovationen, zum anderen lösen Innovationen ein Qualifikationserfordernis aus.
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Sowohl auf volkswirts chaftlicher als auch auf betriebswirtschaftlicher Ebene steht bei der Erfolgsfaktorenforschung die Suche nach kritis chen Erfolgsfaktoren im Vordergrund. Im ersten Falle ist es die Suche nach Faktoren und Zusammenhängen, welche Innovationen in volkswirts chaftliches Wach stum und Beschäftigung überführen und im letzteren Falle die Suche nach Faktoren und Zusammenhängen, die das Unternehmensergebnis maximieren 34 (Grüning/Heckner/Zeus 1996, Haedrich/Jenner 1996). Die entscheidende Schwierigkeit bei der Identifikation von Erfolgsfaktoren der Innovationstätigkeit dürfte darin liegen, dass es sich um ein mehrdimensionales System von Einzelfaktoren handelt, die jeweils zueinander in Beziehung stehen und auf Veränderungen wechselseitig reagieren (Hauschildt 1993, Hauschildt 2004). Sie sind also mehrdimensional, vernetzt und reagibel 35. Neben der Bestimmung der für den Innovationserfolg maßgeblichen Faktoren, ist d ie Mes sung des Innovationserfolges problematisch. Dies z eigt ebenfalls Hauschildt in seinen empirisc hen Arbeiten, in denen er folgende Problembereiche identifiziert: Messbereich (Pro jekt- bzw. Produkt-Familie n oder Programm- und Unternehmensebene), Messdimensionen, Messzeitpunkt (wann setzt die Messung ein: bei Vorliegen der Idee oder Entdeckung oder zu einem späteren Zeitpunkt im Markt zy klus 36), Referenzgrößen (z.B. branchenüblich e Innovationszyklen) und Mess-Objekt (Hau schildt 1993). Während auf der Mikro-Ebene einzelne, eindeutig abgrenzbare Projekte betrachtet werden und auf der Meso-Ebene Synergien innerhalb von Produktfamilien betrachtet werden, stehen auf der Makro-Ebene Projektverbünde im Mittelp unkt der Betrachtung. Zu beachten ist hier, dass solche Projekt verbünde auf der Ebene des Unternehmens sektoral oder aber auf nationaler oder internationaler Ebene 37 angesiedelt sein können. Die nachfolgende Abbildung erweitert die Darstellung der Nutzenzuwächse nach Hauschildt um direkte und indirekte Beschäftigungseffekte infolge von Innovationen. Der Vorteil der Systematisierung, wie sie Haus childt vorgenommen hat, liegt sicher darin, dass nicht nur rein monetäre Effekte Berücksichtigung finden. Kritisch anzumerken ist, dass hier nicht unterschieden werden kann zwischen Effekten, die einzelwirtschaftlic h betrachtet einen Nutzenzuwachs, volkswirtschaftlich jedoch eine Nutzenschmälerung bzw. eine Schmälerung des Innovationserfolges darstellen können.
34)
35) 36)
37)
Dazu gehört eben auch Innovationsführerschaft zu erlangen sowie im Zusammenhang mit dem strategischen Management die langfristige Sicherung und Entwicklungsfähigkeit des Unternehmens als übergeordnetes Unternehmensziel zu erreichen (vgl. Ausführungen S. 28ff.). Sie reagieren zum einen auf interne Veränderungen, aber insbesondere auch auf sich verändernde Wettbewerbsbedingungen. Die Wahl des Messzeitpunktes ist in der empirischen Innovationsforschung von erheblicher Bedeutung, da die Ursache-Wirkungszusammenhänge in Innovationsprozessen durch Zeitverzögerungen gekennzeichnet sind, die in Abhängigkeit vom Messzeitpunkt zu irreführenden Ergebnissen führen können (vgl. dazu auch (Hauschildt 1993:469). Die von Hauschildt verwendete Bezeichnung "Wirtschaftblöcke" ist hier nicht zu verwechseln mit den üblicherweise so bezeichneten geographischen Wirtschaftsräumen EU, Japan, USA.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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Abb. 2-7 Dimensionen des Innovationserfolges und dessen Messung Dimensionen des innovationserfolges
technische Effekte
ökonomische Effekte
direkte Effekte
indirekte Effekte
- zu bestimmen in spezifischen Messwerten
- Lernerfolge, - Erfahrung, - Know-how, - Transfereffekte, - Spin-offs, - Werbeeffekte, - Sicherungseffekte, - Abwehreffekte, - Schwachstellenerkenntnis
"technicher Nutzen"
sonstige Effekte
direkte Effekte
- Umsatzsteigerung, - Erlangung von Subventionen - Steigerung von Gewinn/ Deckungsbeiträgen - Kostensenkung
indirekte Effekte
direkte Effekte
indirekte Effekte
- Umsatzverringerung der Konkurrenz - Kostenerhöhung der Konkurrenz
- Umwelteffekte - soziale Effekte - Autonomieeffekte
- wissenschaftliche Anerkennung - Selbstverwirklichung
direkte und indirekte Beschäftigungseffekte
"ökonomischer Nutzen"
"sonstiger Nutzen"
"Gesamt-Nutzen"
Quelle: erweiterte Da rstellung nach Hauschild (1999:323) Für die Erlangung einer nachhaltig stabilen Wettbewerbsposition ist, wie an anderer Stelle ausgeführt, die enge Verzahnung des Innovationsmanagements mit dem Qualitätsmanagement notwendig. Die entscheidende Schwierigkeit bei der Identifikation und Messung von Erfolgsfaktoren der Innovationstätigkeit dürfte darin liegen, dass es sich um ein mehrdimensionales System von Einzelfaktoren handelt, die jeweils zueinander in Beziehung stehen und auf Veränderungen wechselseitig reagieren. Da Innovationen imme r das Ergebnis der k reativen Anwendung von Wissen sind, das in komplexen, rückgekoppelten Lernprozessen erworben wird, ist der kritis che Erfolgsfaktor im betrie blichen Innovationsgeschehen der Mensch (vgl. dazu Klotz 2006). Die Stellung der Beschäftigten in KMU ist, verglichen mit der in großen Unternehmen, gekennzeichnet durch eine engere und direktere persönliche Beziehung zu den übrigen Beschäftigten und der Geschäftsführung. Die dadurch bedingte Verkürzung von Entscheidungs- und Kommunikationswegen führt zu einem Bedeutungszuwachs des Handelns Einzelner, d a Erfolg und Misserfo lg unmittelbarer deutlich werden und direkt Einzelnen zugeordnet werden können. Diese Konstellation übt einerseits Erwartungsdruck auf den einzelnen Beschäftigten aus, lässt andererseits Anerkennung und Partizipation unmittelbarer deutlich werden. Für KMU stellt dies eine Stärke und einen strategischen Vorteil im Innovationswettbewerb dar, der den einzelnen Beschäftigten als Träger von Innovationen in den Mittelpunkt des strategischen Innovationsmanagements rückt. E in Unternehmen, welches den Mitarbeite rn Rahmenbedingungen vorgibt, die Anreize schaffen, um eigenverantwortlich und kreativ zu handeln sowie seinen Innovatoren, die nicht zwingend die Unternehmenseigner sein
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müssen, am Innovationserfolg partizipieren lässt, wird im I nnovationswettbewerb erfolgreich sein. Die Mehrzahl aller kleinen und mittelgroßen Unternehmen sind inhabergeführte Personengesellschaften. Damit nehmen nich t nur die Unternehmen als solche, sondern auch die Unternehmer eine wichtige Rolle im Wirtschaftsgeschehen ein 38. Die für KMU häufig typische Personenidentität zwischen Eigner und Management führt dazu, dass die Unternehmensstrategie, die Unternehmenskultur und damit verbunden die Wertvorste llungen und Motive für unternehmerisches Handeln eng mit der Person des Unternehmers verknü pft sind. Daher ist es nahe liegend, die Figur des Unternehmers genauer zu beleuchten. Im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen Innovation, Wachstum und Beschäftigung steht regelmäßig der innoviere nde Unternehmer im Mittelpunkt. 2.7 Die Rolle des Unternehmers in KMU Mit Blick auf die Person des Unternehmers stellt sich erste ns die Frage, welche Eigenschaften notwendig sind, um der Komplexität des unternehmerischen Handelns gerecht zu werden und zweitens ist zu f ragen, inwieweit diese Eigenschaften mit der Strategiedefinition (vgl. dazu die Ausführungen auf S. 31) korrespondieren. In der von Schumpeter begründeten Innovationsforschung nimmt der Unternehmer als Träger von Innovationen eine zentrale Rolle ein 39. Schumpeter sieht im Unternehmer einen Innovator, der neue Kombinationen durchsetzt und damit die Aussicht hat Pioniergewinne zu realisieren (Bass 1998, Schumpeter 1961). Damit kommt dem Unternehmer im Markt geschehen eine zentrale Rolle zu, ebenso wie es die Vertreter der österreichis chen Schule 40 postulieren. Während bei Schumpeter bestimmte, an die Person gebundene Fähigkeiten 41 einen Menschen als Unternehmer qualifizieren, hat bei Kirzner jeder das Potenzial zum Unternehmer (Kirzner 1974, Kirzner 1984), den er als findigen Arbitrageur beschreibt, der Marktu ngleichgewichte und Informationsasymmet rien ausnutzt und durch Gewinnstreben motiviert ist . Unternehmerisches Handeln ist hier gekennzeichnet durch das Ausnutzen von GewinnGelegenheiten 42. Bei Schumpeter („Schumpeter Mark I “) wird der willens- und durchsetzungsstarke Innovator beschrieben, dessen Handeln infolge des Prozesses der „schöpferischen Zerst örung“ zu Ungleichgewichten führt (Bass 1998). Während bei Schumpeter Gewinnmöglichkeit en aus Innovationen erwachsen, sind diese bei Kirzner die Folg e von Arbitragegeschäften (Kirzner 1974). Daraus folgt eine unterschiedliche Rolle der Unternehmer. Im Prozess von der Inv ention zur Innovation übernimmt der Unternehmer aktiv das Ma nagement der eingesetzten und benötigten Ressourcen. Bei Arbitragegeschäften ist lediglich das Erkennen der Gewinn-Gelegenheit
38)
39) 40) 41) 42)
Für den Prozess der wirtschaftlichen Entwicklung ist sowohl die Person des Unternehmensgründers zentral als auch die des Unternehmensführers. Diese Unterscheidung ist wichtig, da Neugründungen nicht immer den Erwartungen an Nachhaltigkeit (Überlebensfähigkeit) und an Wachstumsimpulsen und Auswirkungen auf Strukturwandel genügen. Dennoch überdauern Neugründungen, auch wenn sie sich als Unternehmen nicht nachhaltig am Markt halten können, durch die Stimulation vor- und nachgelagerter Branchen. Einen Üb erblick zu d en „W u rzeln des Schu mpe te rsche n Unt erneh me rbild es “ gibt Ba ss (1 998 :42 ). Carl Menger (1841-1921), Eugen von Boehm-Bawerk (1851-1914), Ludwig von Mises (1881-1973), Friedrich von Hayek (1889-1992), Israel Kirzner (1913-dato) Initiativfähigkeit, Begeisterungsfähigkeit, Vorteilsbedachtheit (Schumpeter 1961, Schumpeter 1997) Das Entstehen von Gewinn-Gelegenheiten erklärt sich durch Fehler früherer Akteure, Präferenzänderungen der Markteilnehmer und durch systematisches Suchen solcher Gelegenheiten.
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und die sachliche (neue Produkte), zeitliche oder räumliche (neue geographische Märkte) Überb rückung des Marktungleichgewichtes und der Informationsasymmet rie notwendig 43. In seiner „theory of the entrepreneur“ sieht Casson Unternehmertum als die individuelle Fähigkeit, in Bezug auf die Allokation und Reallokation knapper Ressourcen langfristig Entscheidungen treffen zu können. Daraus folgt, dass er einen Unternehmer sieht als: “someone who specializes in taking judgmental decisions about the coordination of scare resources “ (Ca sson 1982:23). Casson schreibt ähnlich wie Schumpeter dem Unternehmer charakteristis che Eigenschaften zu. Er ist bestrebt, für komplexe und ungelöste Probleme Lösungsmöglichkeiten zu finden, systematis iert dieses Bestreben und motiviert sich durch eine optimistische Einstellung, dass dieses Streben erfolgreich sein wird 44. Damit tritt der dynamische Charakter dieses Unternehmertyps zu Tage 45, denn die koordinierten Suchprozesse zur Problemlösung führen zu einer stetigen Reallokation der vorhandenen Ressourcen sowie zu einem andauernden, am eigenen Nutzen und dominant intrinsisch mot ivierten Prozess (Casson 1995). Die Unternehmertheorie v on Casson ist stark biologistisch geprä gt, da er bestimmte unternehmerische Fähigkeiten 46 als genetisch determiniert ansieht. Aus den vorgestellten Theorien zum Unternehmer Charakteristika/Eigenschaften ableiten: Fähigkeit, Gewinn-Gelegenheiten zu erkennen Suche und Nutzung von Gewinn-Gelegenheiten Risikobereit schaft Kreativität, innovatives Handeln Durchsetzungsfähigkeit Entscheidungswille Problemlösungskompetenz Kooperationsfähigkeit Gewinnstreben, nutzenmaximie rendes Verhalten
lassen
sich
folgende
Abseits solcher einzelner Merkmale lieferten Miles und Snow einen Beitrag zur Typologisierung von Unternehmern 47 (Miles/S now 1978). Die Reduktion von Komplexität wurde bereits als die zentrale An forderung an das Management 48 bei Innovationsprozessen begründet. Von der Fähigkeit, die Komplexität des Marktgeschehens zu reduzieren, was eine notwendige Vorraussetzung ist, um die fü r 43) 44) 45)
46) 47)
48)
Unternehmerisches Handeln ist hier eng gekoppelt an die Senkung von Transaktionskosten. Dieses optimistische Streben nimmt das Risiko des Scheiterns in Kauf. Daraus lässt sich eine eher geringe Risikoaversion ableiten. Casson sieht Personalführungsqualitäten, Teamfähigkeit und die Fähigkeit Unterstützungs- und Informationsnetzwerke knüpfen und nutzen zu können als weitere notwendige Befähigung von Unternehmern an. Im Einzelnen sind dies: self-knowledge, imagination, practical knowledge, analytical ability, search skill, foresight, computational skill, delegation skill, organizational skill (Casson 1982:35f). Einerseits bietet eine Typologisierung, wenn die Abgrenzung der Typen ausreichend genau ist, den Vorteil, die Wahrscheinlichkeit zu reduzieren, eine bestimmte Person nicht zu erfassen. Andererseits stellt dies einen Nachteil dar, da die Bildung von Typologien beliebig erscheint. Es gilt also auch für Typologien der Einwand, dass diese der Individualität des Menschen nur annäherungsweise gerecht werden können. Auch wenn in der betriebswirtschaftlichen Literatur teilweise differenziert wird zwischen Unternehmer, Unternehmensführung und Management, soll Management hier gleichbedeutend mit Unternehmer und Unternehmensführung verstanden werden, da eine differenzierte Betrachtung für die vorliegende Arbeit nicht von Bedeutung ist. (Macharzina 1995, Hopfenbeck 1997). Zur Kritik der synonymen Verwendung (vgl. Staehle 1999).
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Kapitel I Theorie: Abgrenzung zentraler Begriffe und Konzepte
das strategische Management relevanten Informationen zu selektieren, hängt die Fähigkeit ab, das Unternehmen an die sich stetig verändernden Wettbewerbsbedingungen anzupassen. Miles und Snow glied ern diesen Anpassungsprozess in drei P roblembereiche, denen die Unternehmensführung gerecht werden muss : das unternehmerisch e Problem (Festlegung der geeigneten Produkt-Markt -Kombinationen), das technische Problem (Wahl der geeigneten Produktionsmethoden/-technologien und Vertriebswege) und das administrative Problem (Identifikation d er Zukunftsfelder, Wahl der geeigneten Organisationsstruktur) (Miles/Snow 1978:21ff). Je nach Annäherung an die genannten Problembereiche ord nen Miles und Snow Unternehmer der Gruppe der Verteidiger (defender), der Prospektoren, der Analysierer oder der Reagierer z u (Miles/Snow 1978:31ff). Der Verteid iger konzentriert sich auf einen klar definierten Produkt-/Marktbereic h und tritt mit einem darauf abgestimmten Produkt- und Dienstleistungsangebot auf. Diese Unternehmer zeichnen sich durc h fundiertes Expertenwissen aus und die Tendenz, geschäftsbereichübergreifende Entwicklungen zu ignorieren und zu versuchen, ihren Macht-/Einflussbereich durc h Effizienzsteigerung z u erhalten. Die Prospektoren hingegen treten in Produkt-/ Marktbereichen auf, die stetigen Veränderungen unterworfen sind, betätigen sich häufig selbst als Initiator von Veränderungen und zeichnen sich durch hohe Flexibilität aus. Dabei versuchen sie Trendbrüche und neue Geschäftsfelder zu antizipieren und nutzen ein breit gefächertes Spektrum an Technologien und Produktionsmethoden. Eine Mischung dieser beiden Typen stellt der Analysierer dar, der einen Ausgleich zwischen der Identifikation neuer Geschäftsfelder und dem B eibehalten bewährter Produkt-Markt -Kombin ationen versucht. Weiterentwick lung erfolgt durch Imitation der vielversp rechendsten Innovationen der Prospektor-Unternehme r und versucht, einen Ausgleich zwischen Stabilität und Flexibilität herzustellen. Der Reagierer schließlic h stellt für Miles und Snow den instabilsten Unternehmertyp dar, der sich durch ungenaue Strategiefestlegung, Inkonsistenz zwischen Struktur und Strategie und dem Festhalten an überholten Strukturen und Strategien 49 ausweist. Dies führt dazu, dass die Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen nur unter hohem Druck und seh r verspätet stattfindet. Im Abschnitt zu betriebsgrößenspezifischen Merkmalen und Innovationstätigkeit wurde gezeigt, dass sich KMU durch bestimmte allgemeine u nd mit Blick auf die Innovationstätigkeit betriebsgrößenspezifisc he Merkmale auszeic hnen (Tab. 2-3 und Tab. 2-4). Werden nun die KMU allgemein und im speziellen ken nzeichnenden Merkmale in Beziehung gesetzt zu der entwickelten Strategiedefinition, scheinen KMU entgegen der These, dass sie nicht strategiefähig sind (vgl. Frankenfeld 2006, Aderholt/Richter 2006 demgegenüber jedoch Simon/Welling/ Freiling 2006) sehr wohl strategiefähig. In Tab. 2-5 werden betriebsgrößenspezifisch e Merkmale in Beziehung gesetzt zu der entwickelten Strategiedefinition.
49)
Diese Merkmale können einzeln oder in Kombination auftreten.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
Tab. 2-5
39
Betriebsgrößenspezifika von KMU und Strategiefähigkeit
Merkmale von KMU persönliches Verhältnis zwischen Mitarbeiter und Geschäftsführung kurze, direkte Kommunikationswege i.d.R. keine Verpflichtung gegenüber Anteilseigner eigentümergeführt Personenidentität zwischen Eigner und Unternehmensleitung, traditionsorientiert geringe Anzahl von Hierarchieebenen unternehmerische Entscheidungen schnell, unbürokratisch und chancenorientiert zentrale Entscheidungsstrukturen zeitnahe Reaktion auf neue Trends mit der Chance, Pioniergewinne zu realisieren häufige face-to-face Kontakte zwischen Unternehmen und Kunden hohe Flexibilität Fähigkeit zur Erbringung von kundenindividuellen Lösungen
Elemente der Strategiedefinition (vgl. S. 31) rationale und motivierende Elemente zukunftsorientiert und langfristig ausgelegt , 50 umfassender Charakter
geplantes als auch ungeplantes, flexibles und kreatives Handeln, zukunftsorientiert und langfristig ausgelegte, auf den Unternehmenserfolg ausgerichtete Zielerreichungsplanungen, betrachtet externe Felder (Märkte, Produkte) sowie interne Fähigkeiten
Quelle: eigene Darstellung Hier zeigt s ich, dass sich gerade aus den betriebsgrößenspezifischen Merkmalen von KMU eine hohe Strate giefähigkeit ableiten lässt. Dies ist jedoch nicht gleichbedeutend damit, dass auch jedes kleine oder mittelgroße Unternehmen eine solche Strategie formuliert. Insbeso ndere der teilweise geringe Formalis ierungsgrad der Unternehmensabläufe und der internen Organisation sowie die Person des Eigentümers, der Unternehmensentscheidungen dominant prägt, können Ursache für Strategielosigkeit sein – im negativsten Fall für Strategieunfähigkeit. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Innovationsperformanz der KMU von unternehmensinternen Strukturen – denen auch die Person des Unternehmers zuzuordnen ist – aber auch von unternehmensexternen Strukturen abhängt. Inwieweit unternehmensexterne Faktoren das Innovationsverhalten von KMU beeinflussen, wird im empiris chen Teil dies er Arbeit näher untersucht. Die unternehmensinternen Faktoren werden im empirische n Teil im Rahmen der Fallstudien diskutiert. 2.8 KMU und Kooperation Die Globalisierung der Weltwirtschaft verändert auch die Wettbewerbsbedingungen kleiner und mittelg roßer Unternehmen. Dies gilt nicht nur für KMU, deren Geschäftstätigkeit bereits internationalis ie rt ist, sondern auch für solche, die nur innerhalb nationalstaatlicher G renzen agieren. Als Reaktion auf die Verschärfung der Wettbewerbsbedingungen besteht die Möglichkeit, vorund nachgelagerte Wertschöpfungsaktivit äten auszulagern sowie mit Unternehmen zu kooperieren, welche die eigenen Kompetenzen und Ressourcen komplementär ergänzen 51 (vgl. dazu Weder 1990, Eggers/Engelbrecht 2005). Insbesondere die Ergänzung der Ressourcenbasis durch Kooperation wird als wichtig für das erfolgreiche Behaupten am Markt angesehen (vgl. dazu Dreher/Kink el 2000, Engelbrecht 2001, Picot/Reichwald/Wigand 2003).
50) 51)
Unter umfassendem Charakter ist auch das bei KMU besonders ausgeprägte Bestreben nach Nachhaltigkeit zu verstehen. Zum Verhältnis von Kooperation und Wettbewerb zwischen zwei Unternehmen vergleiche die Arbeit von Miklis (2004).
40
Kapitel I Theorie: Abgrenzung zentraler Begriffe und Konzepte
Mit Blick auf die Internationalisierung und die Innovationsaktivitäten kann Kooperation somit zum Ziel haben, den Internationalisie rungsprozess einzuleiten oder abzusichern und/oder die Innovationskraft zu stärken. Picot/Reichwald/Wigand (2003) verstehen unter Kooperation eine freiwillige un d zwischenbetriebliche Zusammenarbeit zwis chen Unternehmen, ohne dass dabei die wirts chaftliche Selbstständigkeit aufgegeben wird. Aus der Definition von Straube (1972) leiten Picot/Reichwald/Wigand 2003:3) folgende Merkmale für die Bestimmung des Kooperationsbegriffs ab: „Zusammenarbeit z wis chen mindestens zwei Unternehmen, Rechtliche und wirtsch aftliche Selbstständigkeit der Partner, Freiwilligkeit der Zusa mmenarbeit, Zusammenarbeit in Te ilbereichen des Unternehmens, (wirtschaftliche) Zielo rientierung der Zusammenarbeit, Nutzengewinn für alle Beteiligten (Win-win-S ituation), Kündbarkeit der Zusammenarbeit. “ Diese Begriffsbestimmung kann grundsätzlich auch für die Kooperation von NichtUnternehmen gelten. Der Unternehmensbegriff ist dann sinngemäß zu ersetzen und es sind nicht-wirtschaftliche Ziele zu unterste llen. Von einem Netz werk kann gesprochen werden, wenn mehr als zwei Partner kooperieren (ebenda:3). In Kooperationen und Netzwerken spiegeln sich einerseits Elemente marktvermittelte r Transaktionen wider. Andererseits f inden sich durch d ie Ausgestaltung der Kooperationsbeziehung auch hierarchische Elemente wieder. Allerdings sind Elemente wie Weisungen oder Pläne schwächer ausgeprägt als in hierarchis chen Organisationsformen (Unternehmen, Institutionen). Powell (1990) bezeichnet Kooperationen daher als intermediäre K oordinationsform, die zwis chen Markt und Hierarch ie angesiedelt ist. Ein Kooperationsvorhaben ist dadurch motiviert, vo rhandene Kompetenzen und Ressourcen komplementär zu ergänzen, um ein bestimmtes wirtschaftliches Ziel zu erreichen. Die Entscheidung zur Kooperation geht dabei über das Transaktionskostenargument nach Coase (1960) hinaus. Coase rückt die Kosten des unternehmerischen Handels in den Mittelpunkt (costs of searching, bargaining and decision costs, cost s of policing and enforc ement) und fragt, ob eine bestimmte Leistung über den Markt abgewickelt oder unternehmensintern erstellt werden soll. Die sich hieraus ergebenden Konsequenzen für unternehmerisches Handeln lassen sich mit dem Ausdruck „make or bu y “ zusammenfassen. Die Kooperation vermeidet auf der einen Seite Kosten, die bei rein marktvermittelten Transaktionen entstehen, auf der anderen Seite hohe Investitions- und Integrationskosten bei unternehmensinterner Leistungserstellung (Eggers/Engelbrecht 2005). Semmlinger (1 993) sieht durch die Kooperation die Vorteile marktvermittelter und hierarchischer Koordination vereint. Einerseits ist jede Kooperation geprägt durch Wettbewerbsbedingungen, was im Unt erschied zu eher stark fo rmalisiert en hierarchischen Strukturen als Vorteil zu werten ist. Der Wettbewerbsdruck nimmt jedoch ab je größer die geographische Entfernung der Kooperationspartner ist, da dann eher unterschiedliche Absatzgebiete bedient werden (Staudt 1995). Andererseits werde n durch den Aufbau von „Vert rauenskultur (…) die negativen Effekte opportunistischen Verhaltens reduziert. “ (Eggers/Engelbrecht 2005:5). Durch eine Kooperation sollen Zeit-, Koste n-, Ris iko- und Resso urcenvorteile realisiert werden, die letztlich den Transaktionskosten der Kooperation, die sich aus dem
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
41
Transaktionskostenargument von Coase ergeben, gegenübergestellt werden müssen (ebenda) 52. Eine Kooperation ist umso bindender für die Kooperationspartner je stärker die jurist ische Absicherung der Kooperation ist (Hillig 1997). Darauf, dass der Einsatz eigener Ressourcen und der Zugriff der kooperierenden Partner auf eigene und Partnerressourcen mit steigender ju ristischer Absicherun g zunimmt, weisen Eggers/Engelbrecht (2005) hin, die aus der formalen Bindungsintensität und der inhaltlichen Relevanz auf die Binnenstruktur und die Kooperationsform sch ließen (ebenda:7). Als weite res konstitutives Merkmal der Kooperation sform gelten räumlich e Verteilung und die Anzahl der Kooperationspartner (ebenda). Kooperationen werden als Mittel angesehen, vorhandene Stärken und Kompetenzen kleiner und mittelgroßer Unternehmen zu bündeln, damit Wettbewerbsvorteile realis iert werden können. Die A usführungen zu Kooperationsbeziehungen zeigen allerdings, das s Kooperationen mit nicht unerheblichem Ressourceneinsatz verbunden sind. Gerade daran mangelt es jedoch in der Mehrzahl der KMU. Inwieweit Kooperationen tatsächlich auch von KMU eingegangenen werden und ob sie für das Innovationsverhalten von KMU eine Rolle spielen un d zu einer nachhaltigen Verbesserung der Wettbewerbssituation führen, ist empirisc h offen und theoretisch nicht eindeutig zu beantworten. Im empiris chen Teil die ser Arbeit wird unt ersucht, inwieweit K ooperationen für das Innovationsverhalten von KMU entscheidend sind. 2.9 KMU und Internationalisierung Einer engen Auslegung folgend kann von Internationalisierung gesprochen werden, wenn im Ausland unternehmenseigene Produktionsstätten unterhalten werden (Steinmann/Kumar/Wa sner 1977, auch Glaum 1996). Einer weiteren Auslegung folgend ist die Aufnahme bzw. das Vorhandensein von grenzüberschreitenden Geschäftsaktivitäten konstitutives Merkma l der Internationalisierung (Dülfer 1985, Bamberger/Evers 1994). Dabei ist d er Umfang der grenzüberschreitenden Geschäftstätigkeit nicht entscheidend (vgl. Bamberger/Wrona 2006). Der Internationalisierungsgrad drückt demnach die Intensität der Verbundenheit mit dem Ausland aus. Nicht jede internationale Geschäftstätigkeit ist auch gleichsam eine potentielle Markteintrittsst rategie. So ist der Import eine internationale Geschäftsaktivität, aber keine Markteintritts trategie, da kein eigenes Produkt oder keine eigene Dienstleistung auf dem Auslandsmarkt angeboten wird. Der Abgrenzung des Internationalisierungsbegriffes kommt auch im Hinbl ick au f die Messung des Internationalisierungsgrades entscheidende Bedeutung zu (vgl. dazu Abschnitt 2.9.3). Ein sehr weites Verständnis von Internationalisierung führt möglicherweise dazu, dass der Internationalisieru ngsgrad von Unternehmen eher überbewertet wird. Allerdings wird eine solche mögliche Verzerrung der Realit ät als weit weniger gravierend eingeschätzt als die, we lche sic h aus einer sehr engen Auslegung ergeben würde. Eine Unterschätzung des Internationalisierungsgrades würde erstens dazu führen, dass es zu größeren Ineffizienzen beim Politikdesign zur Förderung von Internationalisierung kommt, da am Bedarf vorbei geplant wird und zweitens, dass die vielfältigen Ausprägungen grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit nur unzureichend Berücksichtigung finden, wenngleich sie wesentlich zur Intensität der Verbundenheit mit 52)
Ein Nutzenzuwachs der monetär nicht quantifiziert werden Transaktionskostentheorie durch Ersatzgrößen zu berücksichtigen.
kann,
ist
im
Rahmen
der
42
Kapitel I Theorie: Abgrenzung zentraler Begriffe und Konzepte
dem Ausland beitragen. Daher liegt dieser Arbeit ein eher weit gefasstes Verständnis von Internationalisierung zugrunde. Unter Internationalisierung ist in dieser Arbeit die nationale Grenzen überschreitende Geschäftstätigkeit von Unternehmen zu verstehen, die auf Unternehmensebene alle Bereiche umfasst und nicht begrenzt ist auf einzelne, voneinander abgrenzbare Unternehmensbereiche. Internationalisierungstheorien Die ältesten Überleg ungen zur Internationalisierung s ind die Außenhandelstheorien 53 nach Adam Smith (absolute Kostenvorteile), Dav id Ri cardos (komparative Kostenvorteile) oder auch Eli Heckscher und Bertil Ohlin (Faktorproportionentheorem). Daneben gibt es die Zinssatztheorien (vg l. Fußnote 53), d ie Währungsraumtheorie (Aliber 1970) und die den kapitalmarktorientierten Erklärungsa nsätzen zuzuordnende Portfolio-Theorie der Direkt investition (vo r allem Rugman 1976, Rugman 1975). 2.9.1
Während Adam Smith Handelsbeziehungen noch über absolute Preisunterschiede der gehandelten Güter erklärte, liefert die The orie der komparat ive n Kostenvorteile nach Ricardo eine theoretis che Erklärung für internationale Handelsbeziehungen nicht nur bei relativen Kostenvorteilen, sondern auch bei absoluten Kostennachteilen eines Landes, die trotz identischer Faktorausstattung bei allen Gütern entstehen können. Das Faktorproportionentehorem von Eli Heckscher und Bertil Ohlin erklärt Außenhandelsbeziehungen schließlich über die unterschiedliche Faktorausstattung. Die Außenhandelstheorien liefern nach wie v or eine theoretische E rklärung dafür, warum Handel stattfindet und warum er vorteilhaft ist. Die Betriebsgröße spielt in diesen Erklärungsmodellen keine Rolle. Das Abstraktionsniveau solcher und anderer makroökonomischer Modelle lä sst jedoch die Berücksichtig ung unternehmensindividueller Entscheidungsgrößen nicht zu, wodurch ihr Erk lärungsgehalt auf makroökonomisch e Zusammenhänge begrenzt wird. Internationalisierungstheorien, welche unternehmensinterne Fakt oren berücksichtigen und nicht auf Außenhandelstheorien rekurrieren, lassen sich unterteilen in effizienzbasierte, res sourcenbasierte und verhaltenswissenschaf tlich basierte Ansätze Glaum (1996). Zu de n effizienzorientierten Ansätzen gehören die Portfoliotheorie der Direkt investition, die „eklektische “ Theorie s owie der ressourcenbasierte Ansatz. Zu den verhaltenswissenschaf tlich orientierten Ans ätzen gehören die Behaviorale Theorie, die Prinzipal-Agent-Theorie sowie das Uppsala Modell und der Netzwerkansatz. I m Folgenden werden diese Ansätze kurz dargestellt und hinsichtlich ihrer Relevanz für kleine und mittelgroße Unternehmen gewürdigt. Bezogen auf die Internationalisierun g unterstellt die Portfoliotheorie der Direkt investition eine Risikominimie rung durch geographische Divers ifikation (Rugman 1975, Rugman 1976). Diese ste llt aufgrund der rechtlichen und wirtschaftlichen Selbstständigkeit der KMU eine Divers ifikat ion des Privatvermögens des Eigners dar. Aus der Internationalisierung folgt, bedingt durch die unvollständige Korrelation zwischen Konjunkturverläufen und Produktlebenszyklen einzelner Länder, eine Risiko minimierung d er Geschäftstätigkeit (Qian 2002). Internationalisierung führt 53)
Die auf Ragnar Nurkse und Iversen in Anlehnung an die Aussagen der neoklassischen Außenhandelstheorien entwickelten Zinssatztheorien versuchen, grenzüberschreitende Investitionen mit makroökonomischen Überlegungen zu erklären (Braun 1988, Glaum 1996).
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
demnach gegenüber Wettbewerbsposition.
nicht
internationalisie rten
KMU
zu
einer
43
verbesserte n
Die „eklekt ische 54“ The orie nach Dunning (1980, 1988) bestimmt die Vorteilskategorien wie Eigentumsvorteile (Theorie der monopolistischen Vorteile), Int ernalisierungsvorteile (Internalisie rungstheorie) und Standortvort eile (Standorttheorie) als ausschlaggebend für die Internationalisierung. Glaum benennt als wesentliche unternehmensspezifisch e Vorteile der internationalen Geschäftstätigkeit: Abweichungen von den Bedingungen der vollständigen Konkurrenz auf den für das Unternehmen relevanten Güter- und Faktormärkten, Größe nvorteile und staatliche nicht marktkonforme Regulierungen (zitiert nach Glaum 1996:55). Die Aufnahme grenzüberschreitender Gesc häftstätigkeit setzt voraus, dass gegenüber anderen Unternehmen Eigentumsvorteile (z. B. Know-how, Patente) bestehen. Nienaber (2003) argumentiert, dass Eigentumsvorteile besonders für innovative KMU relevant sein können, da betriebsgrößenspezifische Nachteile gegenüber großen Unternehmen durch Innovationen – die einen Eigentumsvorteil darstellen – kompensiert werden können. Die Realisierung von Internalisierungsvorteilen (Vorteile des Unternehmens am Standort die nur durch Vor-Ort-Präsenz realisiert werden können) geht letztlich auf den Transaktionskostenansatz von Coase (1937) zurück, der eine Integration (Internalisie rung) von Prozessen (Vorteilen) dann als ökonomisch sinnvoll ansieht, wenn die Transaktionskosten über den Markt höher sind als bei Integration des Prozesses in das Unternehmen. Die Realisierung von Standortvorteilen (z.B. Lohnkostenvorteile, Nähe zum Absatzmark t) ist das dritte Mot iv in der eklektischen Theorie nach Dunning. Der ressourcenbasierte Ansatz betrachtet den Zusammenhang zwische n Ressourcenausstattung und Wettbewerbsposition. Die E rweiterun g der Ressourcenbasis und die Ausnutzung eines vorhandenen Ressourcenbündels mit Alleinstellungsme rkma l erklären in diesem Ansatz die Internationalisierung von KMU. Qian (2002) und Westhead/Wright/Ucbs asran (2001) betonen, dass die Person des Unternehmers für die Internationalisierung von KMU eine kritis che Ressource ist. Auslandserfahrung der Unternehmensleitung und internationale Arbeits- und Aus bildungserfahrung sind demnach entscheidende Erfolgsvoraussetzungen (ebenda, vgl. auch die vorgestellten Indikatoren zur Messung der Internationalisierung in Tab. 2-7). Die Principal-Agent-Theorie, die wesentlic h begründet wurde durch Jensen/Meckling (2004) und Eisenhardt (1989), setzt an a m Verhältnis zwische n zwei oder mehrere n Personen, zwischen denen es zur Übertragung von Entscheidungsbefugnissen kommt. Die Übertragung von Entscheidungsbefugnissen und zu erledigenden Aufgaben ist für den Prinzipal immer d urch unvollständige Information über den Agenten gekennzeichnet. Die konkrete Handlung, die Rahmenbedingungen des Handelns sowie die Qualifikatio n und Motivation des Agenten können ex ante nicht zweifelsf rei b estimmt werden. Damit ist auch unklar, we lcher Beit rag am E rfolg dem Agenten und welcher Beitrag Umfeldeinflüssen zuz uschreiben ist (G laum 1996:76f). Diese f ehlenden Informationen können wiederum vom Agenten genutzt werden, um unternehmensfremde eigene Ziele zu verfolgen oder um unternehmenseigene Ressourcen für unternehmensfremde Zweck e zu verbrauchen (ebenda). Anreiz- und Kontrollinst rumente können diese Problematiken
54)
Die eklektische Theorie greift Ansätze auf aus der Transaktionskostentheorie (Coase 1937, Williamson 1975, Williamson 1985), der Standorttheorie (Stein 1998), der Industrie-Organisations-Theorien bzw der internationalen Unternehmen nach Hymer (1960), Kindleberger (1969), Braun (1988).
44
Kapitel I Theorie: Abgrenzung zentraler Begriffe und Konzepte
lediglich minimieren, nicht aber beseitigen. Auf die Internationalisierungsentscheidung übertragen bedeutet dies, dass die Principal-Agent-Theorie die Anreize untersucht, die für handelnde Akteure (Eigentümer, angestellte Manager) bestehen, die Geschäftstätigkeit zu internationalisieren. Für den Agenten stellt die Internationalisierung durch Direkt investitio n einen eigenständigen, erstrebenswerten Wert dar (Glaum 1996:79). Zum einen begründet sich dies durch die Koppelung von Managergehältern an die Unternehmensgröße, die insbesondere durch Internationalisierung infolge von Direkt investitionen zunimmt, so wie zum anderen durc h die dann eintretende Wirk samkeit nicht -monetärer Faktoren wie die Betrachtung von Internationalisierung als zu meisternde Herausforderung, soziales Prestige und Kontrollvolumen. Kritisch anzumerken ist, dass Agenten als rein opportunistisch u nd rational handelnde Akteure angesehen werden, die lediglich über finanzielle Anreize un d Kontrollinstrumente z u einem mit den Zielen des Eigentümers konformen Verhalten angehalten werden können. Zudem wird die Internationalisierungsentscheidung reduziert auf die Personengruppe des Managements ohne dass die Rolle von Stakeholdern 55 berücksichtigt wird. Für die Erklärung der Internationalisierung von KMU scheint dieser Ansatz wenig geeignet, da insbesondere im kleingewerblichen Bereich, aber auch noch überwiegend bei mittelgroßen Unternehmen, die strategische Verantwortung beim Eigentümer liegt und angestellte Manager mit Entscheidungsbefugnissen eher selten sind. Die behavioristische Theorie der Internationalisierung, als deren Vordenker Aharoni (1966) gelten kann, geht davon aus, dass ein Unternehmen eine „politische Koalition “ is t (Glaum 1996), in der die verschiedenen Akteure 56, die in unterschiedlicher Beziehung zueinander stehen, nur eingeschränkt rat ional handeln und ihre individuellen Ziele zu erreichen versuchen. Entscheidungen sind unter diesen Annahmen somit immer Kompromissentscheid ungen, welche divergierende Interessen ausgleichen und den Idealvorstellungen der Einzelnen möglichst nahe kommen. Im Untersch ied zur Prinzipal-Agent-Theorie stehen hier nicht die unterschiedlichen Interessen von Prinzipal und Agenten im Vordergrund, die durch Anreiz- und Kontrollstrukturen b eherrscht werden sollen, sondern das Verfahren der Entscheidungsfindung vor dem Hinterg rund unterschiedlicher Interessen. Da die Entscheidungsfindung wesentlich bestimmt wird von Verhandlungsgeschick, Machtkonstellationen sowie Kompromissbereitschaft und das Handeln der Akteure nur begrenzt rational ist, kann das Verhandlungsergebnis ex ante nicht bestimmt werden. Glaum (1996) kommt daher zu folgendem Ergebnis: „Investit io nsentscheidungen sind teilweise zufallsabhängig, präzise Hypothesen über Form, Ausmaß und Erfolg der Internationalisierung können nicht abgleitet werden“ (ebenda:140). Glaum weist zu Recht darauf hin, dass die Komplexität des Aushandlungsprozesses eher nicht zu „effiz ienten und gewinnmaximie renden Strategien“ f ühren wird, da die
55)
56)
Zum Stakeholderansatz (vgl. Staehle 1999). Eng mit dem Stakeholderansatz verwandt ist die behavioristische Theorie der Internationalisierung nach Aharoni, der Unternehmen als eine politische Koalition begreift, in der verschiedene Personen/Gruppen ihre Ziele zu erreichen versuchen und dabei solange Kompromisse eingehen, solange der so gewonnen Nutzen ihren Beitrag zum Kompromiss noch übersteigt. So werden im Unterschied zur Principal-Agent-Theorie die in der Regel komplexen Entscheidungsmechanismen berücksichtigt (Aharoni 1966). Bei den Akteuren kann es sich um einzelne Personen oder um Personengruppen handeln.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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Strategien in der Regel für keinen der Akteure nutzenmaximierend sind, sondern allenfalls Kompromiss e darstellen (ebenda). Für die Internationalisierungsentscheidung ist nicht in erster Linie die offizielle Unternehmensstrategie maßgeblich, sondern Eigeninteresse, Durchsetzungskraft und die persönlichen Beziehungen zwischen den entscheidungsbefugten Akteuren sowie Zufälligkeiten. Wenngleich die Zahl der Akteure, die an Aushandlungsprozessen beteiligt sind, in KMU begrenzt sein dürfte, scheint dieser Ansa tz aufgrund der häufigen Personenidentität zwischen Unternehmensführung und Unternehmenseigner sowie der häufig fehlenden Systematisierung betrieblicher Abläufe die Realität von kleinen und mittelgroßen Unternehmen sehr treffend widerzuspiegeln. In Anbetracht der zunehmenden Komplexität des einzelwirt schaftlichen Handelns ist der Ansatz von Dunning, in Ergänzung zu den makroökonomisch argumentierenden Handeltheorien sehr gut geeignet, um unter Berücksichtigung unternehmensinterner Faktoren die Formen der internationalen Geschäftstätigkeit zu erklären, da er eben keine monokausalen sondern multikausale Zusammenhänge unterstellt. Internationalisierungsmotive und Internationalisierungsstrategien kleiner und mittelgroßer Unternehmen Der Internationalisierung kleiner und mittelgroßer Unternehmen liegen zumeist drei Leitmotive zugrunde, die jeweils dem übergeordneten Unternehmensziel einer Verbesserung bzw. Erhaltung der Wettbewerbsposition dienen. Hitt/Hosk isson/Ireland (1994) beschreibt das Motiv der geographischen Divers ifiz ierung, welche die Risike n aus der Abhängigkeit von nur einem geographischen Markt minimieren soll (Behr 2004:47, Hitt/Hoskiss on/Ireland 1994). Buckley (1993), Casson (1985) beschreiben als Motiv die Internalisie rung: durch die Präsenz im Auslandsmarkt wird der Zugriff auf nich t handelbare Ressourcen gesichert und damit Transakt ionskosten minimiert. Auf Porter (1980), Porter (1990) schließlich geht das Argument zurück, durch die Präsenz auf dem Auslandsmarkt international unterschiedliche Wettbewerbsvorteile nutzen zu können. Ahokangas (1998) weist darauf hin, dass die Entscheidung zur Internationalisierung beeinflusst wird durch die Internationalisierung der Austauschbeziehungen der für den Unternehmenszweck notwendigen Ressourcen und der erstellten Produkte bzw. Leistungen: „Within the flow of tangible and intangible inputs and outputs, a firm may internationalise as the network configuration of exchange becomes international. “ (ebenda:32). Conner betrachtet Internationalisierung als zwangsläufige Konsequenz aus dem allen Unternehmen eigenen Ziel: der Profitmaximierung (Conner 1991). 2.9.2
Der Internationalisierungsentscheidung liegt ein Set von unternehmensinternen und unternehmensexternen Anreizfaktoren so wie von Zwängen/Limitierungen zugrunde (Ahokangas 1998). Im Folgenden werden lediglich solche genannt, die neben anderen dominieren. Als int erne Anreizfaktoren dominieren übers c hüssige (Produktions -) Kapazitäten 57, das Alleinstellungsmerk mal eines Produktes, die Nutzung technologischer Überlegenheit und die Persönlichkeit des Entscheidungsträgers (Ahokangas 1998). Als externe Anreizfaktoren können die zufällige Anfrage von Auslandskunden gelten, ein gesättigter Heimatmarkt, die Möglic hkeit zur Abschöpfung von Renten sowie Wet tbewerbsdruck (ebenda). Interne Zwänge/Limitierungen können in
57)
Hier wird unterstellt, dass diese zur Produktion von für den Export bestimmten Waren genutzt wird.
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Kapitel I Theorie: Abgrenzung zentraler Begriffe und Konzepte
der Unternehmensgeschichte und im G rad der lokalen Vernetz ung 58 liegen. Externe Zwänge/Limitierungen sind dominant wie die Nachfragesituation, das Design inländischer Politiken und die Geschäftsstrategie der Konkurrenzunternehmen. Abb. 2-8 Internationalisierungsmotive externe Zwänge/ Limitierungen
externe Anreizfaktoren Internationalisierungsmotive
Diversifizierung*
Internalisierung
Nutzung national divergierender Wettbewerbsvorteile
Stärkung und/oder Verbesserung der Wettbewerbsposition
Profitmaximierung interne Anreizfaktoren *nach Produkten und Regionen
interne Zwänge/ Limitierungen
Quelle: eigene Darstellung nach Porter (1980,1990), Buckley (1993), Casson (1985), Hitt (1994), Zentes (1 995), Ahokangas (1998) Diese Entscheidungsfaktoren 59 bilden schließlich den Rahmen der zugrunde liegenden Motive und Ziele. Die der Internationalisierung zugrunde liegende Rationalität unterscheidet sich jedoch nicht nach Betriebsgröße. Wenn die Internationalisierung der Geschäftstätigkeit dazu beiträgt, die Wettbewerbssituation zu verbessern und/oder diese zu sichern, erscheit sie aus der einzelwirts chaftlichen Pers pektive heraus sinnvoll (Zentes 1995). Sell (1998) unterscheidet Formen der Internationalisierung nach der Nutzung von Kompetenzen innerhalb des Konzerns (ebenda:35) und weist darauf hin, dass die Transaktionskosten positiv mit de m G rad der Internationalisierung ko rreliere n. Marschner/Ma rzen (19 84) unterscheiden Vertragsfertigung, Lizenzvergabe, Franchising, Joint Venture, Auslandsmontage und Auslandsfertigung als 60 Internationalisierungsstrategien . Ausgehend von der Unterscheidung nach Fertigung im Inland und Ausland systematisiert Macharzina (2005) Internationalisierungsstrategien. Bei Inlandsfertigung ordnet Mac harzina den indirekte n Export, den direkten Export und Exportkooperationen als
58)
59)
60)
Je höher der Grad der Einbettung in lokale sozioökonomische Strukturen ist, bei gleichzeitig geringer Ausprägung der grenzüberschreitenden Vernetzung, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich lokal beschränktes Handeln nur schwer überwinden bzw. internationalisieren lässt. Für eine Abgrenzung der Internationalisierungsstrategien ist es von nachrangiger Bedeutung, ob die Internationalisierung ein Ergebnis der Einbindung in globale Wertschöpfungsketten ist, häufig auch im Sinne eines follow-up-prozesses, der ausgelöst wird durch ein Großunternehmen, für das ein KMU Vorprodukte liefert. Für Beispiele dazu vgl. Behr (2004), Mühge (2006). Im Unterschied zu Sell 1998 unterscheiden Marschner/Marzen (1984) und Macharzina (1995) nicht zwischen Formen der Internationalisierung und Internationalisierungsstrategie.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
47
Internationalisierungsstrategien zu. Bei Produktion im Ausland werden die Internationalisierungsstrategien unterschieden nach vertraglichen Kooperationsformen: Management-Vertrag, Lizenzvergabe, Franchising, Vertragsfertigung, und Direkt investitionen: Joint Venture und vollbeherrschtes Unternehmen (ebenda:697). Ahokangas (1998) identifiziert in seiner Studie über die Internationalisierung nordischer KMU fünf Internationalisie rungsstrategien: Internationalisierung durch kundenorientierte Divers ifiz ierung, produktorientierte Kooperationen, Kooperation und Kundenauswahl im Inland sowie Internationalisierung auf Grundlage von Produktentwicklung und Vertriebskooperation und effizienzbasierte Internationalisierung durch den Aufbau interner und externer Unternehmensressourcen (ebenda 134ff, 148ff). Die Internationalisierung von KMU kann zwei typischen Vorgehensweisen zugeordnet werden. Entweder erfolgt die Internationalisierung im Anschluss an eine erfolgreiche nationale Etablierung oder schon mit der Unternehmensgründung 61. Die hier vorgestellten Internationalisierungsstrat egien sind Ersc heinungsformen der Internationalisierung ohne dass sie den Charakter einer Strategie, entsprechend der Definition von Strategie (vgl. S. 31), haben müssen. Auch hier gilt, wie im Abschnitt 2.7 über die Strategiefähigkeit von KMU festgestellt, dass KMU ihr Handeln ex ante nicht notwendigerweise als Strategie formuliere n und dies auch nicht transparent machen müssen. Abb. 2-9 Internationalisierung nach Motiven, Strategien und Erscheinungsformen externe Zwänge/ Limitierungen
externe Anreizfaktoren Internationalisierungsmotive
Diversifizierung*
Internalisierung
Nutzung national divergierender Wettbewerbsvorteile
Stärkung und/oder Verbesserung der Wettbewerbsposition
Profitmaximierung interne Zwänge/ Limitierungen
interne Anreizfaktoren
kundenorientierte Diversifizierung
produktorientierte Kooperationen
Produktentwicklung und Vertriebskooperation
Kooperation und Kundenauswahl im Inland
effizienz- und informationsbasierte Internationalisierung
Lizenzvergabe, Franchising , Joint Venture, vollbeherrschtes Unternehmen, Auslandsmontage , Auslandsfertigung, indirekten Export, direkten Export, Exportkooperation, Management-Vertrag * nach Produkten und Regionen
Quelle: eigene Darstellung Im Zusammenhang mit den Internationalisierungsstrategien drückt Ahokangas dies wie folgt aus: „Strategic behaviour in itself does not necessarily req uire the elaboration of 61)
Zum born-global-Konzept vgl. Knight/Cavusgil (2005), Lehmann/Schlange (2004), Dow (2005).
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Kapitel I Theorie: Abgrenzung zentraler Begriffe und Konzepte
formal, written, or conscious plans and objectives. “ (Ahokangas 1998:74). Abb. 2-9 zeigt den Zusammenhang zwischen den Leitmotiven der Internationalisierung, den übergeordneten Unternehmenszielen, den Strategietypen und den gängigsten Erscheinungsformen der Internationalisierun g. Relevanz der Internationalisierung von KMU Die Internationalisie rung der Geschäftstätigkeit kann sich auch auf die Innovationsaktivitäten der Unternehmen erstrecken. Grenzüberschreit ende Innovationsaktivitäten sind, bedingt durch die Ressourcen ausstattung und die unternehmensgrößenabhängige Fähigkeit auf externe Ressourcen zugreifen zu können, eher bei Großunternehmen ein Aspekt der Internationalisierung. Insbesondere der Rolle von innovativen KMU als Triebfeder des technologischen Wandels und der voranschreitenden internationalen Arbeitsteilung gewinnen grenzüberschreitende Innovationsaktivitäten auch für KMU an Bedeutung. Da mit der Betrachtung des Zusammenhangs von Globalisierung und Erzeugung von technischem Fortsch ritt 62 sowie der Verwertung von Innovationen die Frage nach der Relevanz nationaler Innovationspolitiken gestellt wird, ist e s notwendig, diesen Zusammenhang zu systematisie ren. Arch ibugi/Michie (1997), Archibugi/Iammarino (1999) unterscheiden zwischen drei ko mplementären Prozessen, die unter dem Ausdruck „technological globalisation “ zusammengefasst werden (Archibugi 1995). Dabei handelt es sich erstens um die internationale wirts chaftliche Verwertung eigener technologischer Kompetenzen und Erfindungen durch private Unternehme n und Einzelpersonen. Der z weite Prozess beschreibt die internationale Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Instituten und privaten Unternehmen (global techno-scientific collaborations ). Der dritte Prozes s bezeichnet die grenzüberschreitende Generierung von Innovationen (Archibugi/Immarino 1999). 2.9.3
Bezüglich der Strategien der Unternehmen, ihre technologische Wettbewerbsfähigkeit auszubauen, stellen sich hier zwei scheinbar gegenläufige Entwicklungen dar. Zu m einen eine stark zunehmende Außenorientierung in Form von internationaler Forschungskooperation und auf der anderen Seite eine eher nationalstaatlich orientierte in-house Forschungs- und Entwicklun gstätigkeit (Gic k 2001, Narula 2000, Archibugi/Iammarino 1999). Diese beiden als Technoglobalismus und Technonationalismus zu bezeichnende Prozesse laufen jedoch eher parallel ab, und müssen nicht notwendigerweise in Widersp ruch zueinander stehen. Vielmehr ergänzen sie sich und spiegeln die globalen Aktivitäten von nationalen Unternehmen sowie von öffentlichen Institutionen in einer interdependenten Weltwirts chaft wider (Archibugi/Michie 1997).
62)
Technischer Fortschritt drückt technologisches Know-how aus und spiegelt sich in Innovationen (Produkten, Produktionsverfahren und Organisationsprinzipien) wider. Technischer Fortschritt ist somit nicht reduziert auf Änderungen im Produktionsverfahren und in den rein physischen Produkteigenschaften.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
Tab. 2-6
49
Technoglobalismus und Technonationalismus als komplementäre u nd parallele Prozesse
Akteur: Prozess
Technoglobalismus
Technonationalismus
private Unternehmen Motivation Kosten- und Risikominimierung Verbreiterung der Wissensbasis für laufende und zukünftige FuE-Vorhaben internationale Verwertung von technologischem Know-how (Wissen, Produkten, Verfahren/ Prozessen, Dienstleistungen) 63 Transaktionskostenminderung durch vertikale Integration . Erhalt und Ausbau technologischer Wettbewerbsvorteile im Sinne einer forward-strategy Ausbau der technologischen Wettbewerbsfähigkeit. technologisches Know-how als implizites Wissen und 64 strategisches asset lokal gebunden transaktionskostenminimierendes Handeln im eigenen kulturellen und institutionellen Gefüge
öffentliche Institutionen
global-scientific-collaboration von jeher Anwendungsbezug als notwendiger Stimulus für Forschungsfortschritt. Erhalt und Ausbau technologischer Wettbewerbsvorteile im Sinne einer forward-strategy Stärkung der nationalen technolgischen Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Standortwettbewerb als politische Zielvorgabe
Quelle: eigene Darstellung Die UNCTA D (1995) verwendet zur Messung des Internationalisierungsgrades einen Index, der sich aus dem mit je weils g leichem Gewicht eingehenden Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz, dem Anteil der im Ausland beschäftigten Mitarbeiter im Vergleich zu allen Beschäftigten und dem Anteil der ausländischen an den gesamten Vermögenswerten zusammensetzt. Ausgehend von der Überlegung, dass die Einteilung in national und international der Komplexität von Internationalität nicht gerecht wird, versuch t Ietto-Gillies (2001) die Streuung und den Grad an regionaler Konzentration 65 zu berücksichtigen. Sie multiplizie rt daher den Anteil der Länder, in denen ein Unternehmen vertreten ist (das Streuungsmaß), mit den jeweilige n quantifizierten Internationalisierungsdimens ionen von UNCTAD (1 995), um so Indizes zu erhalten, welche die Internationalisierungsdimensionen der UNCTAD und die regionale Streuung berücksichtigen. Sullivan berücks ichtig t in seinem Index die Auslandserfahrung des Managements 66, den Anteil an ausländischen Tochtergesellschaften, den Anteil ausländischer Vermögenswerte, den Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz sowie die "psychische" Streuung von Auslandsaktivitäten 67 (Sullivan 1994, vgl. dazu auch De Clercq et al. 2005).
63)
64)
65) 66) 67)
Das Transaktionskostenargument kann durchaus auch zur Erklärung bestimmter Erscheinungsformen im Prozess des Technoglobalismus herangezogen werden, da sich über die Strategie grenzüberschreitender vertikaler Integration im FuE Bereich Unsicherheit (insb. bzgl. der Qualität der Inputfaktoren) und das Problem des moral hazard (durch fehlendes Anreizsystem) eliminieren sowie eine bessere Kapazitätsauslastung (durch bessere Koordination und Reduktion von Komplexität) und ein effizienteres Wissensmanagement erreichen lässt. Sicher ist es möglich, die jeweiligen Menschen als Träger des Wissens an einen anderen Ort zu versetzen, doch die technologische Kompetenz eines Unternehmens wird durch mehr als die Summe seiner Forscher bestimmt. Das Wissen des Einzelnen entfaltet seine Nützlichkeit oft nur im Zusammenspiel mit anderen und dem sozi-kulturellen Umfeld. eine hohe regionale Konzentration lässt auf eine optimale Nutzung von Standortvorteilen schließen (Iettto-Gilles 1998). gemessen als Verhältnis der im Ausland erlangten Arbeitserfahrung zur Dauer der Berufserfahrung. hier liegt die Annahme zugrunde, dass der Internationalisierungsgrad desto höher ist je mehr kulturelle und geographische Distanzen überwunden werden müssen.
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Tab. 2-7 Dimension
Kapitel I Theorie: Abgrenzung zentraler Begriffe und Konzepte
Dimensionen und Indikatoren zur Messung der Internationalisieru ng Innovation Anzahl internationaler Forschungskooperationen
Anzahl an ausländischen FuE Beschäftigten
Indikatoren Anzahl und Dauer des Aufenthaltes von inländischem FuE Personal im Ausland Dauer bis im Ausland generierte Neuerungen im Inland übernommen/angewendet werden
Produktion Anteil ausländischer Produktion an Wertschöpfung
Warenwirtschaft Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz
Anteil der im Exportanteil Ausland Beschäftigten
Anteil der ausländisch produktiven Investitionen
regionale Streuung Anzahl Länder, in denen ein Unternehmen aktiv ist
Strategie
Belegschaf t Unternehmer- Anteil ausisches ländischer Selbstverständ- Beschäftigter nis von in der InternatioProduktion nalität
Kapitalmarkt Nationalitätsbezogene Zusammensetzung der Aktionärsstruktur
Distanzen zu und zwischen den Ländern, in denen ein Unternehmen aktiv ist
Anteil an ausländischen Beschäftigten in Management und Unternehmensleitung
Notierung an ausländischen Börsen
Auslandserfahrung von Beschäftigten in Management und Unternehmens -leitung
Anwendung internationaler Rechnungslegungsvorschrift Portfolioinvestitionen im Ausland
Quelle: eigene Darstellung Es existiert keine einheitliche Auffassung darüber, wie der Internationalisierungsgrad zu messen ist (Ra maswamy 1996, Reuber 1997). Die Messung des Internationalisierungsgrades erfordert die Verwendung von Indikatorenbündeln, welche die unterschiedlic hen Dimensionen widerspiegeln. Die versch iedenen Herangehensweisen spiegeln jedoch alle wieder, da ss es s ich bei der Internationalisierung um einen mehrdimens ionalen und komplexen Prozess handelt. Die beobachtbare, zunehmend grenzüberschreitende Vernetzung von Unternehmen und Wertschöpfungsketten ist auch das Resultat einer verstärkt en Auslagerung von Wertschöpfungsaktivit äten. Dabei kann es sich um die Auftragsvergabe an einen kostengünstigeren externen Anbieter handeln oder um die Ausgründung von Unternehmensteilen als wirt schaftlich und rechtlich selbstständige Unternehmen. Nach Phasen der hochgradigen Diversiv izie rung der Unternehmen steht zunehmend die Rückbesinnung auf Kernkompetenzen (vertikale Desintegration) im Vordergrund. Dabei stellt sich die klas sisc he Frage nach „make or buy“ oder in den Worten von Willia mson (1975) nach „Markets or Hirarchies “. In Folg e dieser Rückbesinnung wird die Frage nach
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
51
„make or buy “ zunehmend zugunsten von „buy “ entsch ieden 68. Zu Recht weist Perry darauf hin, dass die Rückbesinnung auf Kernkompetenzen und die Auslagerung von Unternehmensdienstleistungen nicht unwesentlich durch die damit einhergehende Verkleinerung der Stammbelegschaft und somit durch die Aussic ht auf eine flexiblere Personalpolitik motiviert ist (Perry 1998:196f). Diese Entwicklun g stellt eine Reaktion auf die durch die Globalisierung geprägten Wettbewerbsbedingungen dar. Auch KMU sind mit Wettbewerbsbedingungen konfrontiert, die wesentlich geprägt sind durch die Globalisie rung. Eine Reaktion auf diesen Wettbewerbsdruck kann sein, die eigene Geschäftstätigkeit zu internationalisieren. Die Entscheidung dazu hängt davon ab, ob eine Internationalisierung als po sitiv für die eigene Wettbewerbssituation eingeschätzt wird. E s ist keinesfalls so, dass die zunehmende Verflechtung der Weltwirtschaft dazu führt, dass der Unterne hmenserfolg nur durc h Internationalisierung gesichert werden kann. Dies hängt vielmehr vom Strategietyp des Unternehmens ab. Vor dem Hintergru nd der stark begrenzten finanziellen, personellen organisatorischen Ressourcen stellt die Koordinierung der Auslandsaktivität beträchtliche Hürde dar. Zu koordinieren sind Logistik, V ertragsgestaltung Vertragsabwicklung sowie Abstimmungsp rozesse bei grenzüberschreitenden Aktivitäten und die Koordinierung der Produktionsverfahren und Qualitätsmanagements (Eden 1997).
und eine und FuEdes
KMU aus High-Tech-B ranchen weisen in der Regel eine höhere Internationalisierung auf als KMU anderer Branchen (PWC 2001); unter anderem durch die Einbindung in globale Wertschöpfungsketten. Ein wesentlich es Charakterist iku m dieser globale n Wertschöpfungsketten ist die systemische Effizienz (Kaplinsky 2 000), was für KMU als Zulieferer eine Anpassung an die Standards der systemführenden Unternehmen bedeutet und damit eine verstä rkte Diffusion von Prod uktinnovationen. Wohlmuth (2004) spricht in diesem Zusammenhang aber auch von einem "B austeincharakter" bzw. "Rohstoffcharakter" d er Komponentenproduktion, was durch den Wettbewerbsdruck auf allen Ebenen zu hohem Preis - und Lohndruck führe, wodurch auch Prozessinnovationen beschleunigt würden. Den bekannten Zusammenhang zwischen Wachstum, Alter und Größe eines Unternehmens einerseits und dem Zugang zu Fremdkapital als Bestimmungsgrößen für Unternehmenswachstum sowie als notwendige Voraussetzung zur Internationalisierung andererseits weisen Bechetti/Trovatto (2002) nach in ihrer empirischen Arbeit, der eine Stichprobe von 4000 italienis chen KMU f ür den Zeitraum zwischen 1989 und 1997 zugrunde liegt. Dies ist auch insofern bedeutend, da insbesondere das Wachstums sowie das Innovationspotenzial kleiner Unte rnehmen durch einen restrikt iven Zugang zu Fremdkapital gebrems t wird (ebd.) (vgl. auc h Audretsch/Elston 2002, KfW 2003). Die Joint Ventures von 9 britischen und 12 deutschen KMUs aus der verarbeitenden Industrie (Mas chinenbau und Elektrotechnik) sowie dem Diens tleistungssektor (zwei deutsche KMUs der Stichprobe) untersuchten mittels Intervie ws Kirby et al. (2003). Die Stichprobe ist unterteilt in eine Größenkla sse von Unternehmen, die weniger als 200 Beschäftigte haben und eine, die Unternehmen mit 200 bis 500 Beschäftigen erfasst. Die Autoren kamen zu dem Ergebnis, dass Joint Ventures gerade für KMUs eine geeignete Strategie zur Internationalisierung darstelle n. 68)
Externalisierungshypothese, d.h. Nutzung von economies of scale und scope der Dienstleister bzw. der spezialisierten Auftragsnehmer.
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Kapitel I Theorie: Abgrenzung zentraler Begriffe und Konzepte
Die Fähigkeit, Größe nvorteile zu realisie ren, ist nicht nur ein Vorteil, den große Unternehmen gegenüber KMUs haben, sondern zugleich auch Antrieb in der Internationalisierung der Geschäftstätigkeit. Im Wesentlich en gestützt auf die mangelnde Fähigkeit von KMU, Größenvorteile zu realisieren, die mit entscheidend sind für eine erfolgreiche Internationalisierung, leiten Rugman/Lecraw/Booth (1985), Robock/Simmonds (19 89) und Young (1989) die These ab, dass KMU letzt lich nur als nationale Akteure erfolgreich sein könn en. Zahlreiche Studien widerlegen diese Auffassung (McDougall/Oviatt/Shrader 2003, Coviello/Munro 1995, Roberts/Senturia 1996, Bloodgood/Sapienza/Almeida 1996). Allen Studien ist gemeinsam, dass sie die Erfahrung der Geschäftsführung im internationalen Geschäftsverkehr als einen entscheidenden Aspekt für die erfolgreiche Internationalisierung identifizieren (so auch Lindqvist 1991, Murray 1996, Reuber 1997). Darüber hinaus wird e rfolgreichen Globalis ierern bescheinigt, ein e "international vis ion" zu haben (McDougall/Oviatt 1996, Roberts/Senturia 1996). Der Markteintritt erfolgt überwiegend über Direktexporte sowie über Direktverkäufe an Distributoren (indirekte r Export) im Zielmarkt (Jolly/Alahuhta/Jeannet 1992, Boter/Holmquist 1996, Roberts/Senturia 1996). 2.10 Fazit Ein Unternehmen ist nicht nur dann innovativ, wenn es eine konkrete Neuerung hervorgebracht hat, sondern wenn es aufgrund seiner Innovationsaffinität, Innovationsreife und seines Innovationspotenzials über einen hohen Innovationsgrad verfügt. Im Mittelpunk t dieses Konzeptes s teht somit nicht länger eine rein ergebnis und zeitpunktbezogene Betrachtung der Innovationsaktivitäten, sondern zusätzlich die verlaufs- bzw. prozes s orientierte Betrachtung. KMU verfügen über betriebsgrößenspezifisch e Vorteile, die im Innovationsgeschehen zur Stärkung der innovationsbasierten Wettbewerbsfähigkeit und der Aktivie rung von Beschäftigungspotenzialen genutzt werden können. Aufgrund ihrer allgemeinen betriebsgrößenspezifischen Merkmale sind KMU in hohem Maße strategiefähig und somit in der Lage, diese Potenziale im Rahmen des strategischen Innovationsmanagements zu nutzen. Der Person des Unternehmers, zusammen mit den internen Unternehmensstrukturen, kommt eine Schlüsselrolle bei der Erschließung des innerbetrieblichen und extern verfügbaren Innovationspotenzials zu. Der für KMU krit ische Erfolgsfaktor ist, aufgrund seiner KMU-typischen Stellung im Unternehmen, der Beschäftigte. Internationalisierung und Kooperation können, je nach Strategietyp und Branche, für KMU geeignete Antworten auf die Herausforderungen im Zuge der sich ve rschärfenden globalen Wettbewerbsbedingungen sein.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
3
53
Innovation und Beschäftigung
3.1 Theoretische und empirische Zusammenhänge Aus der auf Schumpeter zurückgehenden Innovationsökonomie lässt sich ein positiver Zusammenhang zwischen Innovationen, Wirtschaftswachstum und Beschäftigungszuwächsen ableiten – wenngleich Ursache (Innovationen) und Wirkung (wirtschaftsstruktu relle Veränderungen, Veränderungen der Beschäftigungssituation) zeitlich auseinanderfallen können. Dabei wird unterstellt, dass der technische Forts chritt das volkswirtschaftliche Produktionspotenzial erhöht, so dass ein positiver Beschäftigungseffekt zu erwarten ist. Im Folgenden werden einige mögliche Beziehungen zwischen technischem Fortschritt (Innovationen) und Wachstum sowie zwischen Innovation und Beschäftigung dargestellt. Innovationen wirken sich in ihrer Intensit ät und ihrer Richtung unterschiedlich auf Wirt schaft und Gesellschaft aus. Auf technischem Fortsch ritt b eruhendes Wachstum steht in direktem Zusammenhang mit der Veränderung der Beschäftigungs- und Einkommensstruktur e iner Volks wirt schaft. Beispielhaft ist dafür der von Schumpeter beschriebene Prozess der s chöpferischen Zerstörung: Arbeit splätze werden dort wegfallen, wo die herkömmliche We rtsch öpfung verdrängt wird durch eine durch Innovationen bedingte neue Art des Wirtsch aftens – wodurch sich wiederum, vermittelt über hohe Wachstumsraten, positive Beschäftigungseffekte ergeben können. Verbunden mit dieser Veränderung der Wirtschaf tsstruktur sind Veränderungen in der Beschäftigungsstruktur auf sektoraler Ebene und Veränderungen der Einkommensstruktur. Aus diesem Prozes s der schöpferis chen Zerstörung leitet Sch umpeter jedoch kein e zwangsläufige Beschäftigungszunahme ab, da der technische Fortschritt neue Qualifikationsanforderungen an die Beschäftigten stellt, die nicht ohne Zeitverzögerung erfüllt werden können. Parallel ste llt sich eine Entwertu ng der vorhandenen Qualifikationen ein, die dazu führt, dass d iese Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt nicht länger nachgefragt werden. Inwieweit ein solcher innovationsbedingter qualifikatorischer Mis match ausgeglichen werden kann – und damit Freisetzungseffekt e kompensiert werden k önnen – hängt wesentlich von der Anpassungs- und Lernfähigkeit der Beschäftigten sowie von den gesellschaftlich vorgehaltenen Strukturen ab, die ein qualifikatorisches up grading ermöglichen. Es ist davon auszugehen, dass der qualifikatorische Mismatch und die damit verbundene „Humankapitalentwertung“ mit der Intensität und Geschwindigkeit des technischen Fortschritts zunehmen. Diese Mismatch-P roblematik gilt ebenso für die Wirkung des technischen Fortschritts auf die Produktivität, da sich e ine durch Innovationen zu erwarten de Produktivitätssteigeru ng erst einstellt, we nn die Beschäftigten über die nun nötige Qualifikation verfügen. Die Analyse des Zusammenhangs zwischen Innovation und Beschäftigung muss demnach immer einer verlaufsorientierten B etrachtung folgen, um notwendige Zeitverzögerungen im Wirkungszusammenhang zu berücksichtigen. Auf Unternehmensebene ist die Wirkung von Innovationen auf das Unternehmensergebnis und die Beschäftigungssituation, je nach Innovationsart und je nach Neuigkeitsgrad (Vgl. Tab. 3-1), deutlich unmittelbarer als dies auf sektoraler oder auf gesamtwirts chaftlicher Ebene der Fall ist. Da sich Innovationen jedoch auch auf die gesamtwirts chaftliche Beschäftigungssituation und darüber hinaus auf die Wirt schaftsstruktur als solches auswirken, wird im Folgenden auf die Theorie der Langen Wellen eingegangen.
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Kapitel I Theorie: Innovation und Beschäftigung
Die Veränderungen der Wirtschaftsstruktur in Folge vo n Innovationen und technologischem Wandel hängt eng zusammen mit der a uf Kontratjew (1926) zurückgehenden Theorie der Langen Wellen, der eine Analyse von Zeitreihen über die wirts chaftliche Entwicklung in Industriestaaten zugrunde lag. Kontratjew zufolge vollzieht sich die wirt schaftliche Entwicklun g in Konjunkturzyklen, die jeweils etwa ein halbes Jahrhundert dauern. Die Wendepunkte von einem zum nächsten langen Konjunkturzyklus falle n in einen Zeitraum von etwa fünf bis sieben Jahren. Am unteren Wendepunkt beginnt die Aufschwungphase, an dessen Anfang bisher stets heftige kriegeris che Auseinandersetzungen standen. Insgesamt überwiegen in einem langen Zyklus d ie Jahre mit guter Konjunktur. Charakteristisch ist, das s sich neue regionale Märkte öffnen. Verbunden mit der Einführung und Verbreitung neuer Technologien und Industriezweige sind gesellschaftliche Umwälzungen. Daran knüpft Schumpeter (1939) an, der in innovativen Unternehmern die Auslöser für anhaltende wirtschaftliche Aufschwünge sieht. Wenn nun infolge verbesserter Produktionsverfahren das Angebot schneller wächst a ls die Nachfrage, führt der Angebotsüberschuss zum Sinken der Güterpreise. Infolgedessen verringern s ich die Profite und die Investitionsanreize in bestehende Technologien erlahmen (Mandel 1995, Nefiodow 2001). Die Abschwungphase, in der die Jahre mit rezessiven Konjunkturen überwiegen, beginnt am oberen Wendepunkt. In dieser Phase treten wichtige Entdeckungen meist kumuliert auf, denn mit den existierenden Technologien und Produkten lassen sich dann keine hohen Profite mehr realisieren – Risikos cheu wird überwunden und die Profiterwartung schlägt um zugunsten neuer Technologien. Für die Auslösung eine s Aufschwungs ist das kumulierte Auft reten sowie die Verb reitung von sich ergänzenden und gegenseitig verstärkenden Technologien und Neuerungen notwendig, die sich jeweils a n Basisinnovationen anschließen und notwendigerweise einhergehen mit grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen. Tab. 3-1
Typologie des technologischen Wandels
Typen inkrementale Innovationen radikale Innovationen Umbrüche im technologischen System Änderungen im technoökonomischen und sozioökonomischen Paradigma
Hauptcharakteristika sich in kleinen, vorhersehbaren Schritten vollziehende alltägliche Modifikationen bestehender Produkte und Prozesse innerhalb eines technologischen Paradigmas – sie sind oft Ergebnis von Verbesserungen im Produktionsprozess durch user-producer relationship verändern die Entwicklungsrichtung einer ganzen Branche weit reichende Änderungen in der Technologie, die mehrere Branchen betreffen – generische Technologien, die zum Entstehen neuer Branchen führen neue generische Technologien mit derart weit reichender Wirkung, dass sie die Wirtschaft und Gesellschaft als Ganzes umwälzen – neue Industriebranchen entstehen; alte verlieren an Bedeutung, überkommene Organisationsmuster werden entwertet. Tiefgreifende Transformationen in Produktion und Management finden statt
Quelle: Freeman (1987), Freeman/Perez (19 88) Die Wirkungsintensit ät von Innovationen und technischem Fortschritt auf die Gesellschaft kann noch weiter unterschieden werden. Verbesserungsinnovationen (inkre mentale Innovationen) führen in der Regel nicht zu tief greif enden Veränderungen. Radikale Innovationen hingegen führen meist für eine bestimmte Branche zu tief greifenden Veränderungen. Zu branchenübergreifenden und gesamtgesellschaftlic h relevanten tief greifenden Veränderungen führen Innovationen, die aufgrund ihres generischen Charakters zu Umbrüchen im technologischen System und im technoökonomischen bzw. sozioökonomischen Paradigma führen (Freeman 1987, Freeman/Perez 1988) (Tab. 3-1). Der Theorie der Langen Wellen zufolge können Innovationen Ursache für technoökonomische und sozioökonomisc he Veränderungen auf
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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Unternehmensebene, auf sektoraler oder auch gesamtwirts c haftlicher Ebene sein. Kleinen und mittelgro ßen Unternehmen kann aufgrund ihrer häufig zu beobachtenden Pionierfunktion in diesen Veränderungsprozessen eine entscheidende Rolle zukommen . Während in der Theorie der Langen Wellen technologischer Fortschritt bedeutend ist, spielt er in der neoklassischen Allokationsth eorie keine Rolle. Der Grundgedanke der neoklassischen Allokationstheorie spiegelt sich vielmehr in Knappheitsüberlegungen wider. Der zentrale Mechanismus, welcher zu wirtschaftliche m Wachstum führt, ist der Prozess der Kapitalakkumulation, welcher sich aus dem Verhältnis zwischen Investieren und Sparen ableitet, wodurch die produzierte Menge an Gütern und Dienstleis tungen wächst. Vermittelt über den Preis als Knappheitsindikator und seiner Signalwirk ung für die Wirtschaftssubjekte werden Ungleichgewichtszustände stets ausgeglichen und, sofern es keine Staatseingriffe gibt, wird das Gleichgewicht auf allen Märkten hergestellt. Dieser pre isgesteuerte Mechanismus unterliegt dabei den Annahmen über nutzenmaximierende Wirt schaftssubjekte, vollkommene Information der Akteure (über welche die Marktakteure verfügen ohne dafür Ressourcen aufwenden zu müssen), flexible Pre ise – d.h. auch flexible Löhne – die s ich auf atomistischen Märkten mit vollkommener Konkurrenz (die Markt teilnehmer sind „Preisnehmer“) ohne Zeitverzögerung an die Angebots- und Nachfragebedingungen anpassen. In diesem Modell des Gleichgewichts auf allen Märkten werden die eingesetzten Produktionsfaktoren entsprechend ihrem Grenzprodukt entlohnt, weisen konstante Skalenerträge auf und folgen dem Gesetz der abnehmenden Grenzerträge. Wirt schaftliches Wachstum wird in diesem s tatischen Modell durc h die homogenen und vollständig mobilen Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit sowie über den als exogen determinierten und durch die Neoklassik nicht erklärbaren t echnischen Fortschrit t generiert. Dieses Grundmodell d er neoklassischen Wa chstumstheorie geht dabei auf Robert Solow zurück (Solow 1956). Zentrale Probleme d er Solowschen Überle gungen sind dabei die Annahmen über konstante Skalenerträge, abnehmende Grenzerträge und vollkommene Konkurrenz sowie über die Generierung von Wachstum aus der Kapitalakkumulation heraus. Produzenten und Konsumenten haben konkurrierende Interessen. Während die Produzenten danach trachten, ihre Wa ren z u einem Preis zu verkaufen, der über dem Marktpreis liegt, ist es das Interesse der Konsumenten, die Waren zu einem Preis unterhalb des Marktp reises zu kaufen. Den Annahmen der neoklassischen Theorie folgend werden diese konkurrierenden Interessen in einen gesamtwirtschaftlich wünschenswerten Zustand gelenkt, in dem weder Arbeit noch Kapital eine Rente abschöpfen können und die Ressourcen ihrer produktiv sten Verwendung zugeführt werden. Werden statt abnehmender, konstante Grenzerträge und statt konstanter, steigende Skalenerträge erzielt, versagt dieser Mechanismus allerdings. Da im neoklassische n Modell Wirt schaftswa chstum das Ergebnis von Kapitalakkumulation ist, wü rden gemäß der Annahme abnehmender Grenzerträge bei zunehmender Kapitalakkumulation die Erträge der letzten investierten E inheit abnehmen. Dies würde zum Ende des wirts chaftlichen Wac hstums führen (Gu ndlach 2002). Als Rettungsanker der neoklassischen Wach stumstheorie dient deshalb der technische Fortschritt, der als exogen bestimmt angenommen wird. Allerd ings ist zu vermuten, dass er nicht wie Manna vom Himme l fällt, sondern Ergebnis gezielt er Anstrengungen in den Bereichen Bildung,
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Kapitel I Theorie: Innovation und Beschäftigung
Forschung und Entwicklung sowie das Ergebnis von Lernprozessen ist, d.h. unter Einsatz von Ressourc en produziert wird. Gerade dies ist jedoch im klass ischen Solowschen Modell nicht möglich, da durch die Entlohnung der beiden Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital nach dem Wert ihres Grenzproduktes der gesamte Erlös aufgeteilt ist und eine Finanzie rung von technischem Fortschritt n icht möglich ist. Neoklas sisch e endogene Wachstumsmodelle ve rsuchen technischen Fortschritt zu endogenisieren und nicht länger als Residualgröße zu behandeln. Hauptanliegen ist es, langfristiges Wachstum endogen erklären zu können, indem es nicht zu abnehmenden Grenzerträgen (abnehmende Kapitalverzinsung) bei zunehmendem Kapitalbestand pro Kopf und damit zu Nullwachstum kommt. Im neoklassischen Modell führt technischer Fortschritt für alle Faktorkombinationen zu einer Steigerung der Produktivität der Prod uktionsfaktoren Arbeit und Kapital. Ob sich im Zuge eines Forts chrittseffektes der Faktoreinsatz insgesamt verringert, im Zu ge eines Substitutionseffektes zugunsten eines Produktionsfaktors verändert oder durch einen Niveaueffekt ausweitet, kann ex ante nicht eindeutig bestimmt werden. Unter den bekannten neoklassischen Fortschritt induzierte Arbeitslosigkeit Arbeitsmarkt zurüc kzu führen und stets Ausgleichsmechanismus unterstellt, der
Annahmen ist jedoch eine durch technischen vorrangig auf Unvollkommenheiten auf dem temporärer Natur. Damit wird ein automatischer im Wesentlichen theoretischer Natur ist.
Die neuen Wachstums theorien rücken nun Ausbildung, Wissen, Wissensproduktion un d Produktion von neuen Technologien in den Mittelpunkt der Betrachtung und nehmen technischen Fortschrit t als eigenständigen Produktionsfaktor an. Den Grundstein dazu legte Paul Romer (1986) mit seiner A rbeit über konstante bis st eigende Grenzerträge und langfristiges Wirts chaftswachstum. In dieser grundlegenden Arbeit wird Kapital nicht länger einzig als Sachkapital betrachtet, sondern auch in Form von Wissen anerkannt (Romer 1986). In anderen Worten: während die neoklassis che Wachstumstheorie in der Tradition von Solow auf die Akkumulation von Sachkapital setzt, sieht Romer in der Akkumulation von Wissen – Lucas (1988) bezeichnet dies als Humankapital – den Antrieb für Wachstum. Die Bedeutung von Wissen für Wachstu m bringt Ro mer in f olgender Aussage zum Ausdruck: “what is important for growth is integration not into an economy with a large number of people but rather into one with a large a mount of human capital" (Rome r 1990:98). Während die Investit ion in die Ausbildung der Menschen, als o die Investition zu r Generierung von Wissen, abnehmende Grenzerträge zur Folge hat, führt seine produktive Verwendung zu konstanten bis steigenden Grenzerträgen. Das produzierte Know-how bzw. der technische Fortschritt ist somit zu Begin n mit hohen Kosten verbunden, denen geringe bis keine Erträ ge gegenüberstehen, die sich jedoch durch seine beliebig häufige Verwendbarkeit von beliebig vielen Anwendern mit Zeitverzögerung einstellen. Dies gilt zumin dest immer dann, wenn Wissen kodifizierbar und ohne den Menschen als Träger des Wissens transferie rbar ist. Im Falle des nicht kodifizierbaren, aussc hließlich an eine Pers on gebundenen Wissens (tacit knowledge 69) kann nicht von einer beliebigen Nutzung ausgegangen werden.
69)
Der Ausdruck tacit-knowledge geht auf Polanyi (1985) zurück.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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Die Nutzung des generierten Wissens durch Anwender und auch Wettbewerber stellt eine technologische Externalität dar, d ie nic ht über den Markt mec hanismus erfasst wird und deren gesamtwirts chaftliche Erträge größer sein können als ihre einzelwirt schaftlichen (Cantner 2000). Die Produktion von neuem technischem Wissen stellt ein Spillover-Effekt aus der Forschun gs- und Entwicklungs tätigkeit dar, welcher wiederum künftigen Forschungs- und Entwicklungsprozessen zugute kommt. Dies kann dazu führen, dass Wachstumsprozesse sich selbst verstärken ohne jedoch dabei einem Wachstumsautomatis mus zu unterliegen (Hemmer/Wilhel m 2001). Im Hinblic k auf Innovationen und Wirt schaftswachstum bedeutet dies, dass es dann zu einer Erhöhung der langfristigen Wachstumsraten ko mmt, wenn die Aufwendungen zur Wissensproduktion dazu führen, dass kontinuierlich Innovationen hervorgebracht werden. Wissen und damit te chnischer Forts chritt ist sowohl E rgebnis der Tätigkeiten von Wirt schaftssubjekten als auch Ergebnis vo n interaktiven Lernprozessen, erweitert s ic h stetig und ist nicht länger exogen bestimmt. Wachstum wird s omit erklärt durch den Einsatz von Ressourcen für gezielte Forschungs- und Entwic klungsanstrengungen, welche wiederum zu Innovationen führen. Wissen als Wac hstum determinie rende Variable, in Gestalt von Humankapital oder inkorporiertem Wissen, kann gezielt gebildet werden und ist gleichzeitig Ergebnis vorheriger Aktivitäten der Wirtschaftssubjekte. Die Besonderheit von Wissen als Inputfaktor besteht in seinem kumulativen Charakter, es verbraucht sich nicht im Prozes s der Wisse nsproduktion, sondern erweitert sich durch Lern- und Spillover-Effekte. Daraus erwächst für innovierende Unternehmen ein Wettbewerbsvorteil, d er sich in einem Zuwa chs an Beschäftigung ausdrücken kann. Sind Innovationen mit einer Produktivitätssteigerung verbunden, so bedeutet dies jedoch, dass mit geringerem Faktoreinsatz die gleiche oder eine größere Menge an Output produziert werden kann. Die Beschäftigungswirkung von Innovationen ist somit einerseits bestimmt durch ihre Wirkung auf die Arbeitsproduktivität und andererseits durch ihre Wirkung auf das gesamtwirts chaftliche Wachstum, welc hes wiederum positiv mit der Beschäftigungsentwicklung korre liert . Abhängig davon, inwieweit Arbeit durch Kapital substituiert werd en kann, führt dieser Substitutionseffekt zu einer negativen Beschäftigungswirk ung. Positiv auf die Beschäftigungssituation hingegen wirkt der Kompensationseffekt. Dieser tritt ein, wenn ein Unternehmen, vermittelt über die Kostenreduzierung, die Outputpreise senken und die Absatzmenge steigern kann. Wie der Nettobeschäftigungseffekt ausfällt, kann vorab nicht eindeutig bestimmt werden und hängt mithin von der Preise lastizität der Nachfrag e ab: je elastischer die Nachfrage auf Preissenkungen reagiert, desto größer dürften Netto-Beschäftigungszuwächse ausfallen. Während der Nutzenzuwachs durch Prozessinnovationen darin besteht, dass der Konsument pro Geldeinheit mehr a lte Güter konsumieren kann, stiften Produktinnovationen einen Zusatznutzen und die Sättigungsgrenze verschiebt sich nach außen (Meyer-K rahmer 1999). Die durch den Zusatznutzen von Produktinnovationen entstehende Nachfragesteigerung führt dann ceteris paribus zu einer Ausweitung der Produktion und somit auch zu einer Ausweitung der Beschäftigung. Für Produktinnovationen gilt jedoch, dass positive direkte Beschäftigungseffekte davon abhängen, ob es sich um komplementäre (positive Beschäftigungseffekte) oder um substitutive Produkte (negative Beschäftigungseffekte) handelt. Mittel- bis langfris tig dürften die B eschäftigungszuwächse, die überwiegend Produktinnovationen zugeschrieben werden, die Beschäftigungsverluste durch
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Kapitel I Theorie: Innovation und Beschäftigung
Verdrängungseffekte, wie sie häufig Prozessinnovationen zugeschrieben werden, übersteigen (Greenan/Guellec 2000, Blechinger/Pfeiffer 1999, Europäische Kommission 2002). Direkte positive Beschäftigungseffekte können Ergebnis der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und der Markterweiterung sein und/oder auf Kostenvorteile bzw. Real-Einkommenseffekte (der Unternehmen) zurückzuführen sein. Indirekte positive Beschäftigungseffekte sind hingegen primär das Ergebnis der Nachfragesteigerung nach Vorleistungen und Real-Einkommenseffekten (bei den Konsumenten). Umgekehrt können indirekte negative Beschäftigungseffekte auf einen Rückgang der Nachfrage nach Vorleistungen zurückzuführen sein, da als Folge einer Innovation bestimmte Vorleistungen nicht mehr benötigt werden. Verdrängungsprozesse in voroder nachgelagerten Wertschöpfungsbereichen infolge von Innovationen sind ebenfalls den indirekten negativen Beschäftigungseffekten zuzuordnen. Rationalisierung und Verdrängung im innovierenden Sektor selbst können Ursache für direkt e Beschäftigungsverluste sein. Direkte und indirekte Beschäftigungseffekte sind zudem noch nach ihrer zeitlichen Dimension zu unterscheiden. Kurz-, mittel-, und langfristig können die direkten und indirekten Beschäftigungseffekte unterschiedlich ausfallen. In sbesondere vor dem Hintergrund der Funktion von Innovationen im Strukturwandel ist dies von Bedeutung, da die Veränderung und Neuordnung der volkswirts chaftlichen Werts chöpfung zwangsläufig mit Anpassungsverzögerungen verbunden ist. Diese betreffen vor allem den Aufbau und die Etablierung neuer Unternehmen, die Schaffung der für die Wertschöpfung notwendigen vor- und nachgelagerten Strukturen sowie die Anpassung der Qualifikationserfordernisse der Beschäftigten. Während direkte Besc häftigungseffekte auf Unternehmens- und auch sektoraler Ebene empiris ch gut erfa sst werden können, ist die E rfass ung von indirekten Beschäftigungseffekten in den vor- und nachgelagerten Industrien methodisch schwierig, da Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge, Zeitverzögerungen zwischen Innovation und beschäftigungsrelevanter Wirkung sowie der Wirkungsgrad von Innovationen nicht exakt erfasst werden könn en. So problematisc h die Erfassung se ktoraler Verf lechtung hinsichtlich der zeit lic hen und räumlichen Reichweite sowie des Durchdringungsgrades einer Innovation ist, so schwierig ist auch die Ermittlung und Quantifizierung der durch Innovationen induzierten Nachfrageeffekte. Die Wirkung von Innovationen auf die Beschäftigung kann somit auf Unternehmensebene, sektoraler Ebene und gesamtwirt sc haftlich unterschiedlich ausfallen und ist zu differenzieren nach kurz-, mittel-, und langfristigen Effekten. Insbesondere auf gesamtwirt schaftlicher Eb ene können die Freis etzungseffekte infolge des durch Innovationen ausgelösten Produktivitätsfort schrittes nur dann überkompensiert werd en, wenn die Nachfrageeffekte nicht auf das Inland beschränkt bleiben und hohe Wachstumsraten von Anlageinvestitionen vorliegen (Meyer-Krahmer 1999). Freisetzungseffekten infolge von technischem Fortschritt entgegen wirken im Wesentlichen die Kompensation von Beschäftigungsverlusten durch Vorleistungseffekte, mit denen innovationsbedingte, beschäftigungswirk same Investitionen in neue Produktionsanlagen/Komponenten notwendig werden, Kaufkrafteffekte, die beschäftigungswirksam werden, wenn Produktivitätszuwächse in Form von Preis senkungen und Lohnzuwächsen weitergegeben werden und
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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Wettbewerbseffekte, die vermittelt durch eine Ausweitung der Exportnachfrage im Zuge einer gesteigerten internationalen Wettbewerbsfähigkeit beschäftigungswirksam werden (vgl. dazu auch Christ idis/Ciscar/ Hernández/Kyriakou 2002).
Auch im Falle von nicht vollständig an den Konsumenten weitergegebenen Preis- und Kostenvorteilen entstehen durch möglich e Investitionstätigkeiten, vermittelt über volkswirtschaftliche Kreislaufbeziehungen, positive Beschäftigungseffekte. Diese Kreislaufbeziehung gilt auch für ausgewiesene Rationalisie rungsinnovationen. Innovationen können demnach vor- und nachgelagerte Wirtschaftsbereiche positiv beeinflussen, so dass Beschäftigungseffekte nicht z wingend auf das innovierende Unternehmen begrenzt bleiben müssen. Die mit der Innovationstätigkeit zusammenhängenden Lernerfahrungen führen zu einem Wissenszuwachs, der die Geschäfts- und damit die Beschäftigungsentwicklung positiv beeinflussen kann. Vermittelt über Lern prozesse führen Innovationen zu einem qualifikatorischen upgrading bei den Beschäftigten und weiten somit die für den Einsat z neuer Technologien und die produktiv e Nutzung neuen Wissens notwendigen absorbtiven Fähigkeiten aus. Innovationen führen somit, vermittelt über ein durch Lernprozesse ausgelöstes qualifikatoris c hes upgrading und die Ausweitung der absorptiven Fähigkeiten, zu einer Verbesserung der Wettbewerbsposition, die wiederum positiv auf die Bes chäftigung wirkt. Nachstehende Abbildung zeigt die für die Beschäftigungswirkung von Innovationen wesentlichen Einflussdimensionen. Abb. 3-1 Einflussdimensionen der Beschäftigungswirk ung von Innovationen Wettbewerbseffekte
Lern- u. Wissenseffekte
Beschäftigung
Vorleistungseffekte
Einkommenseffekte
Quelle: eigene Darstellung 3.2 Empirische Untersuchungen zur Beschäftigungswirkung von Innovationen Der Zusammenhang zwischen Innovation und Beschäftigung ist theoretisch nic ht eindeutig determiniert, da sich sowohl Beschäftigungszuwächse als auch Beschäftigungsverluste theoretisch begründen lassen (Peters 2004, Blitzer/Stille 1998). Vielmehr scheint die Beschäftigungswirkung von Innovationen abzuhängen von Richtung und Intensität des technischen Fortschritts, der Innovationsart, dem Nachfrageverhalten der Konsumenten, der Wettbewerbsstruktur der betrachteten Branche, dem Arbeitsmarkt , dem Qualifikationsniv eau der Beschäftigten sowie von den sektoralen Verflechtungen. Da die Einführung neuer Produkte oft nur mit neuen Produktionsprozessen möglich is t, ist eine systematis che Trennung der Beschäftigungseffekte der verschiedenen Innovationsformen empirisch schwierig. De nnoch konnten Greenan/Guellec (2000) für Frankreich nachweise n, dass Branchen, in denen Prozessinnovationen dominierten, Netto-Beschäftigungsverluste verzeichneten, während Branchen, in denen im
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Kapitel I Theorie: Innovation und Beschäftigung
Untersuchungszeitraum Produktinnovationen Beschäftigungszuwächse aufwiesen.
dominierten,
Netto-
Dass Prozessinnovationen, die auf eine Qualitätsverbesserung der Produkte abzielen, nicht zu signifikant negativen Beschäftigungseffekten führen, zeigt Peters (2005) für Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, deren Innovationsstrategie auf Produktund Prozessinnovationen ausgerichtet ist. Dieser Untersuchung liegt zur Schätzung der Beschäftigungseffekte ein ökonometrisch es Modell mit CIS3 70 Daten für 1281 Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes und 936 Dienstleistu ngsunternehmen mit 5 bis 499 Beschäftigten zugrunde. In der Arbeit wird ein Zus ammenhang zwischen Beschäftigungsveränderung und Innovation nachgewiesen, der sich als robust gegenüber der Aufnahme weiterer erk läre nder Variablen erweist. Zudem zeigen die Daten, dass zwischen Produkten, die neu für den Markt und solchen, die nur neu für das Unternehmen sind, hinsichtlich der Beschäftigungswirkung keine signifikanten Unterschiede nachweisbar sind (Peters 2005, Peters 2004). In eine ähnliche Richtung weist die Erkenntnis, dass Beschäftigungseffekte aus Innovationen vom bestehenden Technologieniveau der Branche abhängen. Blechinger/Pfeiffer (1999) zeigten mit Daten des verarbeitenden Gewerbes für die OECD-Länder im Zeitraum von 1970 bis 1991, dass Produktivitätssteigerung mit Beschäftigungsverlusten einhergeht. Eine Ausnahme bildete Japan, wo trotz überdurchschnittlicher Produktivitätssteig erung eine Beschäftigungszunahme zu verzeichnen war. Der Hochtechnologiesektor und der Sektor mit mittlere m Technologieniveau (unterschieden an den FuE-Aufwendungen) konnten aber deutlich höhere Beschäftigungszuwächse verzeichnen als der Niedrig-Technologiesektor (so auch Lettmayr/Oberholzner/Sheikh 1997). Eine positive Korrelation zwischen einer innovationsinduzierten Produktivitätssteigerung und einer Produktionsausweitung weist Blazejczak (1991) in s einer auf Input-OutputAnalysen und Expertenurteilen basierenden Studie über die A uswirkung von neuen Technologien auf die sektorale Beschäftig ungsstruktur nach. Sektoren, die vermittelt durch ihre Innovationsleistung hohe Produktivitätszuwächse rea lisie ren, weisen hohe Wachstumsraten auf, aus denen auf eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und damit auf die beschäftigungsstabilisie rende und beschäftigungsgenerierende Wirkung von Innovationen geschlossen werden kann, die sich am deutlichsten im Dienstleistungssektor zeigt. Die Arbeit von Blazejczak unterscheidet sich methodisch von der späteren Studie von Lettmayr et al. vor allem durch die Berücksichtigung der sektorspezifischen Wirkung von Produktionseffekten. Hinsichtlich der betriebsgrößenspezifischen Beschäftigungseffekte von Innovationen gibt es eine Reihe von Untersuchungen. Cesaratto/Stirati/Ma ngano/Serrano (1996) analysieren Daten aus italienischen KMU. Innovative Unternehmen konnten im Zeitraum 1990-92 einen jährlic hen Zuwachs an Arbeitsplätzen von 0,28 Prozent realisieren. Die nicht-innovativen Unt ernehmen reduzierten die Zahl der Arbeits plätze um 0,45 Prozent pro Jahr. Allerdings bezieht sich diese Differenz nur auf die Zahl der Beschäftigten, nicht jedoch auf die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden. Eine Ausnahme bilden lediglic h KMU mit einer Besch äftigtenzahl von 20 bis 199 Personen. In dieser Gruppe konnte
70)
Third community innovation survey (2000/2001)
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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sowohl hinsichtlich der Zahl der Beschäftigten als auch hinsichtlich der geleisteten Arbeitsstunden eine positive Korrelation mit der Innovationstätigkeit festgestellt werden. Ergänzt wird dieses Ergebnis durch den Nachweis positiver indirekt er Beschäftigungseffekte aus KMU-Innovationen. Bestätigt werden diese Ergebnisse von Unioncamere (2000) (zitie rt nach Sheikh/Oberholzner 2002), die 3.000 kleine und mittelgroße Unternehmen (6 bis 249 Beschäftigte) der verarbeite nden Industrie Italiens untersuchten. Innovative KMU konnten im Zeitrau m v on 1998-99 einen Beschäftigtenzuwachs verzeichnen, der deutlich über dem Durchschnitt aller KMU la g (zitie rt nach: Sheikh/Oberholzner 2002:53). Zudem wird bei K MU, die ihre Forschungs und Entwicklungstätigkeit reduzierten, ein Beschäftigtenverlust festgestellt. Eine positive Korrelation z wischen Innovation und Beschäftigtenzuwachs in den KMU Italien s wird auch von Tag liacarne/Unioncamere (1997) und Evangelista/Savona (2002) bestätigt. Ebenfalls auf einer Stichprobe von italienischen Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes beruht die Arbeit von Mariac ris in a/Marco (2003). Ihre ökonometrische Arbeit über die Beschäftigungseffekte aus Innovationen auf Unternehmensebene basiert auf einer Stichprobe von 575 Unternehmen. Für die Stichprobe liegen Daten über die Innovationsausgaben für den Zeitraum 1992 – 1997 vor. Die Autoren weisen in ihrer Arbeit einen signifikant positiven Zusammenhang zwisch en Innovation und Beschäftigungszuwachs nach und zeigen, dass das Beschäftigungswachstum positiv mit dem Anstieg der Innovationsausgaben korreliert. Die Arbeit von Blechinger/Pfeiffer (1999), die auf einer Stichprobe von 3.000 deutschen KMU basiert, zeigt ebenfalls einen stark positiven Zusammenhang zwischen Prozessund Produktinnovation und Beschäftigung. Sie weist für innovative kleine Unternehmen die stärkste Steigeru ng der Nachfrage nach Arbeitskräften aus . Ebenso wie in den genannten italienisc hen Studien besteht der stärkste Zus ammenhang zwischen Innovation und Beschäftigung für die Unternehmensgrößenklasse von 10 bis 199 Beschäftigten. Die Studie von Lettmayr/Oberholzner/Sheikh (1997), die auf einer Stichprobe von 2.000 österreichis chen Handwerksunternehmen mit bis zu 250 Beschäftigten basiert, bestätigt ebenfalls einen signifikant positiven Zusammenhang zwischen Innovation und Beschäftigtenzuwächsen, die für innovierende KMU deutlich über dem Durchschnitt des betrachteten Sektors liegen. Zwischen den Sektoren zeigen sich stark unterschiedliche Umsatz- und Beschäftigungseffekte. Zu eher pessimistis chen Ergebnissen hinsichtlich der Besc häftigungseffekte von Innovationen kommt Veugelers (1999) in ein er Studie über belgisc he KMU. Innovationen sind demnach nicht ausschlaggebend für Beschäftigtenzuwächse. Einen positiven Zusammenhang zwisc hen Innovation und Umsatz, nicht jedoch z wischen Innovation und Beschäftigtenanzahl, stellen Klomp/Leeuwen (2001) für eine Stichprobe von 8.300 dänischen Unternehmen aus der verarbeitenden Industrie fest. Tether/Massini (1998a) zeigen in einer Untersuchung von 149 britischen KMU, die mit Preisen für technologische Errungenschaften ausgezeichnet worden waren, für den Zeitraum von 1980 bis 1991 einen negativen Zusammenhang zwische n Unternehmensgröße und Beschäftigtenzuwächsen in innovativen Unternehmen. Innovative Kleinunternehmen haben höhere Nettobeschäftigungseffekte als mittelgroße Unternehmen und in diesem Zeitraum vo r allem größere Beschäftigtenzuwächse als der Durchschnitt der KMU.
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Kapitel I Theorie: Innovation und Beschäftigung
Schließlich zeigt eine Studie von PWC (2001), die sich auf 351 innovative KMU aus zehn europäischen Ländern (1998-1999) bezieht, ein durchschnittliches Umsatzwachstum von fast 26 Prozent, während für KMU allgemein ein durchsc hnittliches jährliches Umsatzwachstum von 4 bis 5 Prozent angenommen werden kann (Europäische Kommiss ion 2002:23). Ein derartig sta rker Unterschied im Umsat zwachstum lässt auch Rückschlüsse auf deutliche Unterschiede zwischen innovativen und nicht-innovativen KMU im Beschäftigungswachstum zu. 3.3 Fazit Die unmittelbare Wirkung von Innovationen auf die Beschäftigung hängt erstens wesentlich von der Zielsetzung und Art der Innovation ab: Handelt es sich um Rationalisierungsinno vationen oder um In novationen, die auf eine Ausweitung der Warenproduktion abzielen. Im ersteren Falle werden unmittelbar Beschäftigungsverluste realisie rt und im zweiten Fall Besch äftigungszuwächse. Zweiter wesentlicher Einflussfaktor ist die Weitergabe von innovationsinduzierten Produktivitätszuwächsen in Form von Preissenkungen und Lohnsteigerungen. Dritter Einflussf aktor ist die sektorale Verflechtung mit vorund nachgelagerten Branchen, welche zu einer beschäftigungswirksamen Wirkungsverlagerung der Innovation führen kann. Als vierter Faktor ist die Wirkung von Innovationen auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit und der damit verbundenen beschäftigungswirksamen Ausweitung der Exportnachfrage zu nennen. Als fünfter entscheidender Faktor gelten die Anpassungs- und Lernfähigkeit der Beschäftigung sowie die auf Mikro- und Makroebene vorhandenen Strukturen zur Ermöglichung eines qualifikatorischen upgrading. Ein gesamtwirts chaftlich positive r Nettobeschäftigungseffekt tritt dann ein, wenn die Wachstumseffekte die Produktivitätseffekte überkompensieren.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
4
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Innovations- und Technologiepolitik
4.1 Konzept und Abgrenzung der Innovations- und Technologiepolitik Die Ausführungen Schumpeters zum Prozess der „s chöpferischen Zerstörung" drücken den Zusammenhang zwischen Wettbewerb und Fortschritt bzw. Innovation aus. Diesen Zusammenhang nimmt auch von Hayek an. Allerdings werden in seinem Verständnis Innovationen im Wett bewerb entdeckt und sind nicht wie bei Schumpeter das Ergebnis menschlicher Schaf fenskraft. In beiden Fällen hat die Gestaltung der wirts chaftspolitischen Rahmenbedingungen jedoch unmittelbaren Einfluss auf das Verhalten der Unternehmen. Innovationen sichern die langfristige Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Umgekehrt geht vom Wettbewerb der Druck zu innovieren aus, um sich im Wettbewerb zu behaupten. Unter den Annahmen, die der Hayekschen Auffassung über den Wettbewerb als Entdeckungsverfahren zugrunde liegen, koordinieren sich die Wirt schaftssubjekte über Marktbeziehungen, in denen der Preis das entscheidende Signal dafür darstellt, was gesellschaftlich g ewünscht wird. Das auf die einzelnen Akteure verteilte Wissen wird entdeckt und in neue Sinn- und Funktionszusammenhänge gebracht, so dass neues Wissen entsteht. Die wettbewerbliche Ordn ung selbst ist für von Hayek Ergebnis eines Evolutionsprozesses . Bezogen auf die Entstehung von Innovationen ist, der Hayeksche n Sichtweise folgend, staatliche Planung im Rahmen nationaler oder auch regionaler Innovationssysteme abzulehnen und wird durch von Hayek als „An maßung von Wissen“ 71 angesehen. Dass allerdings spontane Ordnung im Rahmen der Evolution von Regeln und geplantes Handeln nicht zwingend ein Widerspruch sind, beschreibt Brodbeck. Er betont, dass „die Planung ein wesentliches Moment der Evolution der Gesellschaft ist “ (Brodbeck 2001:19). Es geht somit nicht um Widersprüche zwischen sp ontaner Ordnung und Planung, sondern um Differenzen: „(… ) nämlich die zwis chen Plan und Verwirklichung, zwischen Idee und Realität. “ (ebenda:19). Selbst wenn davon auszugehen ist, dass eine Gesellschaft in ihrer Komplexität nich t einer „Gesamtve rnunft“ folgend auf dem Reisbrett entworfen werden und planmäßig konstruiert werden k ann, so folgt daraus noch nicht, dass Planung und bewusste Veränderung nicht doch entscheidenden Anteil an wirtschaftlich er Entwicklung haben können (ebenda). Der Innovationserfolg ist demnach nicht prognostizierbar und planbar, der kreative Prozess des Erfindens, welcher einer Innovation vorausgeht, lässt sich allerdings sehr wohl planen und steuern. Allerdings unterscheidet von Hayek nicht zwischen dem Entdecken und Erfinden. Sowohl von Hayek als auch Schumpeter betonen den dynamischen Aspekt von Wettbewerb sowie d as Entstehen von Neuerungen als Folge von Wettbewerb. Der Zusammenhang zwis chen Wettbewerb und Innovation begründet sich im – vom Wettbewerb ausgehenden – Druck auf die privaten Unternehmen am technischen Fortschritt teilzunehmen, da andernfalls der Verlust der Wettbe werbsfähigkeit eintritt. Diesen Zwang zur Teilnahme am Innovationswettbewerb betont von Hayek selbst: „der Einzelne (hat) es nicht in der Hand, zu wählen, ob er am t echnischen Fortschrit t teilnehmen will oder nicht “ (Hayek 1971:61). Schumpeter unterst reicht dies zu m einen durch seine Auffassung, dass der Innovationswettbewerb wirksa m wird, selbst wenn er 71)
So lautete dann auch der Titel seiner Rede anlässlich seiner Nobelpreisverleihung (Hayek 1975).
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Kapitel I Theorie: Dies er Arbeit zugrunde liegenden Hypothesen
nur eine „allgegenwärtige Drohung ist“ und indem er feststellt, dass die Teilnahme am Innovationswettbewerb der „Versuch dies er Unternehmungen (ist), s ich auf einem Boden, der unter ihnen weg gleitet, aufrechtzuhalten“ (Schumpeter 1950:139). Trotz dieser gemeins amen Schnittmenge in der Frage des Zusammenhanges zwischen Innovation und Wettbewerb unterscheiden sich von Hayek und Schumpeter deutlich in der Frage, welche Rolle dem Staat im Wirtschaftsgeschehen zukommt. Während von Hayek jeglichen Staatseingriff ablehnt, werden staatliche Eingriffe von Schumpeter nicht pauschal abgelehnt. In der Bewältigung der Folgen des über Inn ovationen vermittelten Strukturwandels – als Ergebnis des Prozesses der „schöpferisc hen Zerstörung“ sieht Schumpeter durchaus eine aktive Rolle d es Staates, die sich auch darauf beziehen kann, Innovationen zur Durchsetzung zu verhelfen. Der Staat soll im s chumpeterschen Verständnis jedoch keine veralteten Industriestruktu ren konservieren bzw. staatlic h alimentieren. Vielmehr geht es um die geordnete Abwicklung. Bass bezeichnet dies als „Geburtsh ilfe für neue Industrien und Sterbehilfe für alte Industrien“ (Bass 1999). Ziegler (1999:24) argumentiert, dass Technologiepolitik als „politisches Handeln an der Grenze zwischen der intellektuellen und ökonomischen Sphäre“ verstanden werden kann. Politik wird als Prozess definiert, in dem Konflikte v erhandelt werden und Technologie wird als Prozess definiert in dem wissenschaftliche Erkenntnisse nutzbar gemacht werden (ebenda). In der Technologiepolitik drückt sich demnach auch immer das Verhältnis der politisch handelnden Akteure zu den Naturwis senschaften 72 aus. Wenn die nichtwissenschaftlichen Zielsetzungen der Politik mit denen der Wissenschaft nicht übereinstimmen oder sich sogar gegenseitig ausschließen, manifestieren sich Konflikte an der Schnittstelle zwischen Wiss enschaft und Politik. Im politis chen Handeln drückt sich jedoch nicht nur das Verhältnis der Akteure zu den Wissenschaften aus. Vielmehr spiegelt sic h darin auch die langfristige politis che und ökonomische Strategie einer Ökonomie wider. Technologiepolitik ist somit erstens gekennzeichnet durch das Eingreifen in den Innovationsprozess – worin die strategischen Zielsetz ungen der politischen Akteure erkennbar sind. Dieses Eingreifen ist hier auf die Richtung des Innovationsprozesses bezogen: Im Mittelpunkt stehen nicht die konkreten Bedingungen auf Unternehmensebene, sondern die Innovationsfelder. Die Begründung für die Wahl der Innovationsfelder orientiert sich dabei nicht an einzelwirt schaftlichen Überlegungen sondern gibt den vorausgegangen politischen Willensbildungsprozess der politisch Verantwortlichen wider. Der leitende Gedanke ist zumeist die Hoffnung sich durch die Konzentration von Technologiepolitischen Anstrengungen im gewählten Innovationsfeld im internationalen Vergleich als Kompetenzführer zu etablieren. Daraus sollen dann wettbewerbsfähige unternehmerische Ak tivitäten mit positiven Beschäftigungseffekten resultieren. Die gewählten Innovationsfelder spiegeln damit die einzelwirtschaftlic hen und einer reinen Marktlogik übergeordn eten politischen Zielsetzungen wider. Zweitens ist Technolo giepolitik gekennzeichnet durch die Generierung und Nutzung von neuem Wissen als unabdingbarer Inputfaktor für Neuerungen sowie durch die Gestaltung
72)
Dies gilt auch für andere, dem technischen Fortschritt und Innovationen zugrunde liegende Wissenschaften. Dass es sich hierbei um ein Spannungsverhältnis handeln kann, ist sehr gut an der Diskussion über die Gestaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Forschung an embryonalen Stammzellen zu beobachten.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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von Rahmenbedingungen und Anreizen, welche neuen Technologien zur breiten Anwendung verhelfen (vgl. dazu auch Welsc h 2005, Simonis 2001). Technologiepolitik ist in dieser Arbeit definiert als jegliches Eingreifen des Staates in den Innovationsprozess, welches übergeordneten politischen Zielen oder der Generierung und Nutzung von neuem Wissen dient und auf die Gestaltung von Rahmenbedingungen und Anreizen gerichtet ist, die neuen Technologien zur breite n Anwendung verhelfen, sowie die Evaluierung dieser Technologien berücksichtigt. Gemäß dieser Defin ition ist Technologiepolitik auf der Makro- und Mesoebene angesiedelt. Auf der Mik roebene ist der Innovationsprozess durch spezifische und im Zeitablauf veränderlic he Bedingungen gekennzeichnet. Mit diesen Bedingungen setzt sich die Innovationspolitik auseinander. Das Feld der Innovationspolitik ist also ein Teilbereich der Techn ologiepolitik. Innovationspolitik ist in dieser Arbeit definiert als jegliches Eingreifen des Staates, welches auf die sp ezifischen Bedingungen des Innovationsgeschehens auf der Mik roebene abzielt. Häufig wird nicht unt erschieden zwischen Innovations- und Technologiepolitik (IuTP). Beide Einzelpolitiken werden entweder unter Innovations- oder Technologiepolitik zusammengefasst und definiert als die Summe der staatlichen Aktivitäten und Maßnahmen, die sich auf die Beeinflussung und Steuerung von Innovationsprozessen richten. Meyer-K rahmer (2004) definiert Innovationspolitik als S chnittmenge zwischen Industriepolitik, Fors chungs- und Technologiepolitik. Eine allgemein gültige und akzeptierte Definition für IuTP gibt es nic ht. Konsens herrscht jedoch darüber, dass sowohl die Innovationspolitik als auch die Technologiepolitik inhaltliche Bezüge zu anderen Politikfeldern aufweisen und gekennzeichnet sind durch das Zusammenwirken der im politis chen und privatwirtschaftlichen Bereich angesiedelten Akteure (vgl. Abel/Bass/Ernst-Siebert 2006). Da Innovationen selbst das Ergebnis multikausaler Wechselbeziehungen sind und monokausale Erklärungsmus ter die Genese von Innovationen in den seltensten Fällen erklären können, erscheint dies auch sinnfällig. Um geeignete Instrumente und Maßnahmen für die Technologieentwicklung und die Überwindung von betriebsgrößenspezifisc hen Innovationsbarrieren entwickeln zu können, erscheint eine definitorische Tre nnung der beiden Politikbereiche s innvoll. Beide Politikfelder sind jedoch erstens nicht unverbunden mit den übrigen Politikfeldern moderner Ökonomien, sondern befinden sich in einer Wechselbeziehung zu diesen. Zweitens bedienen sie sich der gleichen Instrumente und sind zudem nicht immer eindeutig von einander zu trennen. Diese fehlende Trennschärfe scheint jedoch nich t schädlich zu sein, da einerseits beide Politiken das gleic he übergeordnete Ziel verfolgen und zudem bei der Wahl der Instrumente und Maßnahmen auf das gleiche Repertoire zurückg reifen. Die anwendbaren Politikinst rumente der Innovations- und Technologiepolitik sin d beeinflusst von der Gestaltung der Wettbewerbs-, Fo rschungs-, Wissenschafts-, und Bildungspolitik, aber auch durch die Geld- und Fiskalpolitik so wie durch die Struktur-, Arbeitsmarkt - und So zialpoliti k. In diesen Politikfe ldern wirken unterschiedliche Anreizsysteme, Restriktionen, Entwicklungsgrößen und politische Zielsyste me, die wiederum die Instrumente und Ziele der Innovations- und Technologiepolitik beeinflussen. Umgekehrt wirken die Instrumente und Ziele der Innovations- und Technologiepolitik zurück auf die der anderen Politikfelder (vgl. Abb. 4-1). Im Zuge dieser Wechselbeziehungen tritt Politik als Proz ess in Ers cheinung, in dem Konflikte ausgehandelt werden.
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Kapitel I Theorie: Dies er Arbeit zugrunde liegenden Hypothesen
Innovations- und Technologiepolitik sind mit hin Intermediäre im Wirtschaftsprozess. Sie besetzen die Schnittstelle zwischen den einzelnen Subsystemen im Wirts chaftssystem und stehen damit in der Tradition der Idee von Innovationssystemen (vgl. dazu Welsc h 2005, zu Innovationssystemen vgl. Abschnitt 4.2). Abb. 4-1 InnovationsPolitikfeldern
und
Technologiepolitik:
Wechselwirkung
mit
anderen
spezi fi s che Anrei zsy stem e, R estrik ti onen, E nt w i ckl ungs größen und Z i els yst em e
Forsc Wisse n hu ngs- u. s c h a f tg s p o lt i k
Bi
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u. tk r ma litik o i ts be ialp r A oz S
Techn ol og iep ol itik (M akro-, M esoIn no vatio nsebene) po li tik (M ikro eb ene)
S tr
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nd - u litik d l Ge alpo k Fis
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Quelle: eigene Darstellung Das übergeordnete Ziel der Innovations- und Technologiepolitik besteht in der Verbesserung der Innovationsleistung einer Volkswirtschaft und in der Beschleunigung des technischen Fortschritts 73. Die Begründung für diese Ziele liegt in der ursächlichen Beziehung zwischen Innovation, Wachstum und Beschäftigung 74. Als direkte (harte) Instrumente der Innovations- und Technologiepolitik sind vor allem Steuererleichterungen und Subventionen zu nennen (Medium Geld). Unter indirekten (weichen) Instrument en hingegen wird die Anpassung von Rahmenbedingungen verstanden (Medium Recht). Handlungsfelder der IuTP sind die Stärkung des NIS, Verbesserung der Rahmenbedingungen für Generierung, Anwendung und Nutzung von Wissen, Anpassung des Bildungssystems a n den technologischen Wandel, Förderung von Forschungskooperationen, Steigerung der FuE-Ausgaben der öffentlichen Hand, Entwicklung von Ko mpetenz-Clustern, E rleichterung des Zugangs zu Kapital zu r Innovationsfinanzierung, Erhöhung der Effizienz öffentlicher Forschungseinrichtungen sowie Sicherstellung von Schutzmechanismen zur Aneignung von Innovationserträgen (z.B. Patente). Die Handlungsfelder machen deutlich, dass die Wahl der Inst rumente nicht länger dogmatisch an einem bestimmten theoretischen Verständnis v on IuTP orientiert ist . Vielmehr spiegelt sich in der Wahl der Instrumente die Erkenntnis wider, dass Innovationserfolg das Ergebnis komplexer Wechselbeziehungen im Rahmen eines
73) 74)
Daran knüpft auch das Nebenziel – Verbesserung des Umweltschutzes – an. Innovations- und Technologiepolitik leisten damit einen Beitrag im Rahmen von Standortpolitik. So sichern wettbewerbsfähige Waren und Produktionsprozesse die Beschäftigung und ermöglichen eine Ausweitung des unternehmerischen Handelns.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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Innovationssystems is t. Somit können die Instrumente und Maßnahmen der IuTP nicht im Sinne einer Politikdic hotomie gewählt werden, sondern sind politikfeldübergreifend zu konzipieren. Hauptkritikpunkt der derzeitigen IuTP in Deutschland ist die Vernachlässigung nichttechnischer Innovationen. Gesamtwirtschaft lich positive Effekte resultieren nicht nur aus high-tech-Innovationen. Der Erfo lg eines In novationsstandortes begründet sich nicht nur in der high-tech-Infras truktur, sondern auch im Innovationsumfeld, welches im günstigen Fall gekennzeichnet ist durch eine hohe Intensität informeller Ko mmunikation. So weist Ulrich Klotz zu Recht darauf hin, dass Innovationen von Menschen gemacht werden und nicht etwa lediglich das Ergebnis von (Geld-)Kapitaleinsatz sind (Klotz 2006). Hier ze igen sich gleic hsam die Möglichkeiten und Grenzen staatlicher Politik, die durch die intelligente Ausgestaltung von Rahmenbedingungen dazu beitragen kann, dass Menschen ihr innovatives Potenzial entfalten können ohne dadurch jedoch die Entstehung von Innovationen diktieren zu können. Abb. 4-1 zeigt die an IuTP angrenzenden Politikfelder, die in durchaus unterschiedlicher Intensität in Wechselbeziehung zueinander und zur IuTP stehen können. Diese Wechselbeziehungen gilt es im Rahmen der IuTP in einen innovationsförderlichen Rahmen zu übersetzen. Ziegler (2006) weist im Zusammenhang mit den Möglichkeiten und Grenzen der staatlichen IuTP auf die Probleme der mangelnden empirischen Absicherung, der dem staatlichen Handeln zugrunde liegenden Annahmen und einer fehlenden umfassenden Theorie des technisc hen Wandels hin. Die Komplexität der Wechselbeziehungen im Innovationsgeschehen, die sich auf der Ebene der verschiedeneren Einzelpolitike n wieder abbildet, kann dazu führen, dass die Wirkung innovationspolitischer Maßnahmen durch diese Wechselwirkungen beeinflusst (Sell 2006) oder auch überkompensiert wird. Ulrich Klotz drückt d ie Grenzen der IuTP aus, indem er darauf hinweist, dass die IuTP Innovationen lediglich wahrscheinlicher machen, jedoch nicht v erordnen kann (Klotz 2006). Vor dem Hinterg rund der starken Verengung der IuTP auf Hoch- und Spitzentechnologie, der beschäftigungspolitischen Implikat ionen von Innovationen, des regionalen Bedeutungszuwachses in der Globalis ierung und der herausragenden Rolle des Menschen im Innovationsgeschehen muss das Design der IuTP an eben diesen Stellen verändert werden: IuTP muss am Innovator – und damit am Menschen ansetzen. Die Leistungen im Rahmen nationaler Innovations- und Technologiepolitik stellen für die Leistungsempfänger Beihilfen dar, die ex klusiven Charakte r h aben. Dabei ist noc h unerheblich, ob die Unternehmen, welche im Rahmen der innovations- und technologiepolitischen Maßnahmen eine Unterstützung bei ihren Innovationsvorhaben erlangen, diese auch in einen messbaren Wettbewerbsvorteil ums etzen können. Auf den Nationalstaat beschränkte Förder- und Unterstützungsstrukturen stehen so gesehen im Widerspruch zu den Beihilferichtlinien der Europäischen Union. Diese Problematik betont vor allem Sell für die direkte Forschungsförderung aber auch für die indirekte Forschungsförderung in Gestalt der staatlichen Forschungseinrichtungen, die auf dem Markt als Anbieter v on Dienstleistungen in direkter Konkurrenz stehen mit privaten Unternehmen, welche die gleiche Dienstleistung anbieten (Sell 2006). Die Gelder zu m Aufbau und Unterhalt dieser öffentlichen Forschungseinrichtungen könnten dann – so Sell – als wettbewerbs verzerrende Subventionen aufgefasst werden (ebenda:247). Zu Recht we ist Sell darauf hin, dass die öffentlich geführten Forschungs- und Transfereinrichtungen gerade für KMU eine hohe Relevanz haben, da diese meist nicht über eigene Forschungsabteilungen verfügen und somit weit stärk er auf den Zugang zu
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Kapitel I Theorie: Dies er Arbeit zugrunde liegenden Hypothesen
aktuellem Forschungs wissen angewiesen sind (ebenda). Wettbewerbstheoretischen und -rechtlichen Bedenken zum Trotz hat sich die EU für die Finanzperiode von 2007 bis 2013 zum Ziel gesetzt, im Rahmen des siebten Rahmenprogramms für Fo rschung, technologische Entwicklung und Demonstration den Förderanteil für KMU bei etwa einer halben Milliarde Euro stabil zu halten. Insgesamt verdoppelt die EU d ie Mittel jedoch, verglichen mit dem sechsten Rahmenprogramm, auf etwa 70 Mrd. Euro und weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es um eine Wiederbelebung der Lissabon Strategie gehe. Die Fortsetzung der Lissabon Strategie, deren Ziel die Weitere ntwicklung der EU zu m wettbewerbsfähigst en und dynamischsten wissensbasierten Wirt sc haftsraum ist, sowie die Bedeutung von KMU für dieses Ziel finden für den Zeitraum 2007 – 2013 Ausdruck in der Förderung der Innovationstätigkeiten von KMU. Dazu werden für diesen Zeitraum im Rahmen des Förderprogramms „We ttbewerbsfähigkeit und Innovation“ 3,28 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt (ebenda). Aufgrund der Erfahrung, dass im sechsten Rahmenprogramm b is 2006 die Einbindung von KMU vo r allem aufgrun d der hohen administrativen und finanzielle n Zugangshürden nicht gelungen ist, sollen diese für das kommende Programm deutlich gesenkt werden. Inwieweit die Einbindung von KMU in Verbundprojekte, auf die der Großteil der Fördermit tel konzentriert ist, zu m jetzigen Zeitpunkt gelingen kann, ist nicht zuverlässig zu p rognostizieren. Da jedoch die vorhanden finanziellen und personellen Ressourcen meist vollumfänglich für das Ta gesgeschäft eingesetzt werden müssen und KMU s ich zudem durch eine hohe Standortorientierung und Einbettung in die lokalen ökonomischen und politischen Strukturen auszeichnet, erscheint eine Strategie der Konzentration der Mittel auf europäischer Ebene für die Aktivierung und Nutzung des Innovationspotenzials von KMU nicht zielführend. In Abschnitt 4.3 wurde diskutiert, unter welchen Bedingungen ein marktkonformes Eingreifen des Staates erfolgen kann. Die d irekte und indirekte Forschungsförderung als unmittelbar und mittelbar auf das Innovationsverhalten privater Unternehmen wirkend e Instrumente wird gerechtfertigt über Mark tversagen aufgrund von Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit I nvestitionsentscheidungen – beispielsweis e aufgrund der Größe eines Innovationsvorhabens 75. Die im Laufe der Jahre in Deutschland gewachsene, leistungsfähige Forsc hungsinfrastruktur ve rschafft – so Sell – deutschen KMU im europäischen Vergleich einen Wettbewerbsvorteil. Die europäische Forschungspolitik hat in den vergangenen Jahren eine stetige Aufwertung erfahren und ist eingebunden in einen Prozess der fort laufenden Harmonis ierung nationaler Strukturen bzw. des Aufbaues einer europäischen Forschungsinfrastrukt ur. Nicht eindeutig belegt ist jedoch, ob es s ich hier insgesamt um eine Bereicherung der europäischen Forschungsinfrastruktur handelt oder um Parallelstruktu ren, die sich vor dem Hintergrund des europäisc hen Binnenmarktes zu Lasten leistungsfähiger nationaler Strukturen durchsetzen werden. Im Zusammenhang mit der ökonomischen Konkurrenzfähigkeit der Nation sprach Friedrich List bereits 1841 davon, die nationalen Produktivkräfte zu entfalten (List 1909). Mit Blick auf das damals wirtschaftlich aufstrebende Japan prägte Freeman (1987) den Ausdruck „National System of Innovation“, um die systematis che Zusammenarbeit nationaler Akteure im Innovationsprozess zu beschreiben. Der Begriff der Innovation ist positiv besetzt. Doch jede Innovation verdrängt - wie alles Neue - das 75)
Unterstellt wird, dass der Staat ein Interesse an den erwarteten, positiven, externen Effekten hat.
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Alte. Um die positive Wirkung von Innovationen zu spüren, ist es notwendig, zuvor den schmerzhaften Verlust des Alten gespürt zu haben. Da dies unmittelbare Auswirkungen auf die Marktposition einzelner Unternehmen haben kann, vollziehen sich Änderungen in der ökonomischen Struktur selten im allseitigen Einvernehmen. Gute Ideen entstehen meist zufällig. Das s sich gute Ideen in marktfähigen Gütern materialisieren, ist d agegen weit weniger das Ergebnis von Zufall, sondern eher das Ergebnis von Koordination und Kooperation zwis chen den am Innovationsprozess beteiligten Akteuren. Demnach stellt sich die Frage, wie die Beziehung zwischen den beteiligten Akteuren bewusst gestaltet werden kann und wie die Akteure eingebunden werden können in ein System der koordinierten Kooperation. Zudem interessiert, welcher ordnungspolit ische Rahmen als innovations- und somit a ls wachstumsfö rdernd gilt. Die Formen der gepla nten Zusammenarbeit innerhalb des privaten Sektors und zwischen den Institutionen des öffentlichen Sektors, die Interaktionen und Kooperationen zwischen privater und öffentlicher Forschung und die Entwicklungstätigkeite n charakterisie ren ein I nnovationssystem. Ne ben Fragen der konkreten Ausgestaltung der Beziehungen stellt sich weit wichtiger die Frage nach der Rolle von Lernen im Innovationsprozess. Lernprozessen kommt nicht nur auf der Makroebene sondern auch auf der Mikroebene eine herausragende Stellung zu, denn Innovationen werden nicht durch „Wissen an sich", sondern durch die Schaffung von Wissen vorangetrieben“ S. 266). Jede Innovation kann somit als das Ergebnis von angewendetem Wisse n betrachtet werden. Auf der Makroebene kommt demnach dem Bildungssystem bzw. den vorgehaltenen Strukturen zur Generieru ng von Wissen eine Schlüsselrolle im Innovationssystem zu. Auf Mikroebene drückt sich die Bedeutung von Lernprozessen im betrieblichen Innovationsmanagement aus. Auf das Innovationssystem und die Innovationsakzeptanz wirken darüber hin aus der kulturelle Hintergrund sowie die Geschichte und die Pfadabhängigkeit der Innovationstätigkeit ein (Nelson/Winter 1982, Rosenberg 1994, Cantwell 2000). Grundsät zlich konzentrie rt sic h die Betrachtung von Innovation aus dem Blickwinkel eines Innovationssystems auf alle Bestimmungsgrößen von Innovationen. Im Sinne einer räumlichen Gliederung von Innovationssystemen lassen sich im Wesentlichen drei Analyseebenen ausmachen: die regionale, die nationale und die internationale Ebene. Der am weitesten verbreitete Ansatz, die Innovationstätigkeit in einer Ökonomie zu betrachten, ist der des nationalen Innovationssystems. Abweichend von einer nationalen Perspektive können zwei Hauptrichtungen der theoretischen Auseinandersetzung mit Innovationssystemen ausgemacht werden. Zum einen ist dies der Ansatz, regionalen 76 Innovationssystemen größere Bedeutung beizumessen und zum anderen die Betrachtung der Innovationstätigkeit aus dem Blick winkel einer globalisierten Wirtsch aftswelt. Unter dem Stich wort „Technoglobalismus “ und mit dem Verweis auf die Globalisie rung und die Innovationsressourcen transnationaler Unternehmen (TNU) sowie deren konzerninterne und konzernübergreifende Kooperationen wird dem nationalen Innovationssystem und somit den nationalen Innovationspolitiken die entsprechende Wirksamkeit abges prochen. Tatsächlich verfügen TNU über enorme
76)
Unter Region ist in diesem Zusammenhang ein geographischer Raum unterhalb der nationalen Ebene zu verstehen.
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Kapitel I Theorie: Dies er Arbeit zugrunde liegenden Hypothesen
Innovationspotenziale und gehen internationale Forschungskooperationen ganz ohne nationalstaatliche Hilfe ein. Zudem nutzen TNU die Möglich keiten der modernen Informations- und Kommunikationstechnologien zum untern ehmensinternen aber grenzüberschreitenden Austausch von Know-how und Technologie. Staatliche Forschungseinrichtungen sind ebenfalls nicht national beschränkt, sondern in Form von formalen Fors chungskooperationen und informellen Beziehungen seit jeher internationa l vernetzt. Je nachdem welchem räumlich en Ansatz die politischen Akteure größere Bedeutung beimessen, unterscheiden sich die notwendigen politisc hen Entscheidungen. Die Bedeutung von Innovationssystemen für die wirtschaftliche Entwicklung ist heute vor dem Hinterg rund der Globalisierung zu sehen. Zunehmende Verflechtungen und Interdependenzen zwischen den Akteuren im Wirts chaftsgeschehen bleiben nicht ohne Auswirkung auf national verfasste Innovationssysteme. Im Folgenden werden die Zusammenhänge zwischen den möglicherweise an Innovationsprozessen beteiligten Akteuren vor dem Hintergrund der Einbindung von KMU dargestellt. 4.2 Theorie nationaler Innovationssysteme Die Einsicht, dass E rfindungen, deren Kommerzialisie rung und Verbreitung des in der Erfindung inkorporiert en Wissens in den s eltensten Fällen dem Zufall zuzus chreiben sind, ist allgemein ak zeptiert. Aus dieser Einsicht heraus result iert die systematische Betrachtung des Zustandekommens von Innovationen und deren Verbreitung. Damit rückt die Interaktion der verschiedenen Akteure in einer Ökonomie in den Mittelpunkt der Betrachtung. Aus der Fülle von Beiträgen zu nationalen Innovationssystemen sind ihrer grundlegenden Bedeutung wegen die fünf im Folgenden dargestellten Autoren von besonderer Relevanz. Christopher Freeman führte (1987) erstmals den Ausdruck und das Konzept des „national system of innovation“ (Freeman 1987:1) in die wissen schaftliche Diskussio n ein, um die ökonomische Performance Japans nach dem Zweiten We ltkrieg zu beschreiben. Er definierte ein nationales Innovationssystem (NIS ) als: “The network of institutions in the public and private sectors whose activit ies an d interactions init iate, import, modify and diff use new technologies may be described as ‘the national system of innovation.” (ebenda). Eine erste systematis che Analyse nationaler Innovationssysteme präsentierte Nelson 1993. In dieser identifizierte er zum einen die bestimmenden Institutionen und Prozesse in einem NIS, welc he zu Wettbewerbsv orteilen im Bereich der technologischen Innovationen führen, erkannte andererseits Selektionsprozess e zur Identifizierung technologischer Neuerungen als bestimmende Schlüsselfaktoren für den technologischen Wandel und Mechanisme n, die in das bestehende technologische System einzuführen sind, um gegebenenfalls den eingeschlagenen Technologiepfad zu verlassen 77. Bei seinem Vergleich von zehn industrialisierten Ländern identifizierte Porter (1990) die stetige Generierung neuen Wissens und das systematische Handeln der Akteure als die B estimmungsgründe für die kontinuierliche In novationstätigkeit von Unternehmen sowie für die Entwick lung wettbewerbsfähiger Industriezweige. Das nationale Innovationssystem spiegelt sich demnach in dem institutionellen Gefüge wider, welches die innovativen Aktivitäten der Unternehmen fördert.
77)
Nelson geht dabei davon aus, dass technologischer Wandel sich nicht auf einem technologischen Pfad vollzieht.
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Die Bedeutung von Wissen und interaktiven Lernprozessen, welche eingebettet sind in einen institutionellen und kulturellen Rahmen, rückt Lundvall (1 992) zur Erk lärung der Entstehung von Innovationen in den Vordergrund. In seiner eng gefassten Definition beschreibt er demnach ein nationales Innovationssystem wie folgt: “would includ e organisations and institutions involved in searching and exploring – such as R&D departments, technological institut ions and universities. ” (Lundvall 1992:12). In seiner weit gefassten Definition schließt er “all p arts and aspects of economic structure an d institutional set up affecting learning as well as searching and exploring ” (ebenda) mit ein. Unabhängig von der Gewichtung einzelner Bestimmungsgrößen im P rozess de s technologischen Wandels und der Generieru ng von Innovationen, ist allen Ansätzen die Betonung der Interaktion und Kooperation der am Innovationsprozess beteiligten Akteure gemeinsam. Der Ansatz, die Generierung von Innovationen als Ergebnis von geplanter Interaktion zu betrachten, ist jedoch keineswegs neueren Datums, wurde er doch schon 1841 von Friedrich List ve rtreten. List formuliert e das Konzept eines nationalen Systems der Produktion und des Lernens, welches die Entfaltung der nationalen Produktivkräfte zum Ziel hat. Schon List erkannte, dass neben Kapital das im Menschen gebundene Wissen sowie die s tetige Verbreiterung der Wissensbasis die ökonomische Leistungsfähigkeit bestimmen. Dem Staat schrieb e r dabei eine durchaus aktive Rolle zu, indem er ihn in der Verantwortung für die Bereitstellung von Infrastruktur und Bildung sah. Diese Arbeit teilt die Einschätzung Lundvalls, dass Wissen, die Generierung neuen Wissens durch Lernen sowie interaktive Lernprozesse zwischen allen öffentlichen Institutionen, Einrichtungen des Bildungswesen sowie des Wissenschafts- und Forschungssektors die conditio sine qua non für eine erfolgreiche Innovationstätigkeit sind. Die Analyse der Bestimmungsfaktoren der I nnovationstätigkeit aus einer s ystematis chen Sicht betrachtet nicht einzelne Bestimmun gsgründe erfolgreichen Innovierens isoliert , sondern setzt sie zueinander in Beziehung. Die Innovationstätigkeit der einzelne n Akteure ist demnach eingebettet in ein System der Interaktion. Im Mittelpunkt steht dabei der geplante Austausch von Wissen und Erfahrung, aber auch von Kapital. Das geplante und unbewusste Zusammenwirken der Determinanten der Innovationstätigkeit ist verantwortlich für das Hervorbringen von Neuerungen, welche wiederum auf die einzelnen Bestimmun gsgrößen zurückwirk en. Die Interaktion der Akteure findet im Wesentlichen statt auf der Ebene des Wettbewerbs, der über d en Markt ve rmitte lten Transaktionen sowie auf der Ebene formeller und informeller Netzwerke und ist eingebettet in national verfasste institutionelle und sozioökonomische Rahmenbedingungen. Ein Innovationssystem kann als Netzwerk von Innovationen determinie render Faktore n und Verhaltensweisen angesehen werden, die eingebunden sind in ein national verfasstes, institutio nalisiertes System z ur Generierung, zum Austausch und zur Verwertung von Wisse n auf allen Ebenen und zwischen allen beteiligten Akteuren. In diesem Netzwerk drückt sich Wissen in Technologie und Techniken aus. Technologie beschreibt zunächst einmal das Wissen über die Nutzbarmachung der Naturwissenschaften für den Menschen (vgl. Sell 1998:29) und ist zu trennen vom Begriff der Technik, welcher zum einen eine Handlung, Fertigkeit oder Methode bei der Nutzbarmachung naturwis senschaftlicher G esetzmäßigkeiten und zum anderen ein vom Menschen geschaffenes Werk beschreibt (G rupp 1997).
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Kapitel I Theorie: Dies er Arbeit zugrunde liegenden Hypothesen
In modernen, wissensbasierten Ökonomien, in denen Innovationsprozesse gekennzeichnet sind durch interaktives Lern en und kollektives Handeln, gibt es demnach keine eindeutige Trennung zwischen der auf theoretische Tiefe abzielenden Wissenschaft sowie d er schöpferischen, gestaltenden Technik und Technologie (Grupp 1997). Zudem begünstigt ein enges Zusammenspiel v on Wissenschaft u nd Technik/Technologie die Innovations- und Wachstumsprozesse. Wissensgenerierung vollzieht sich hier nac h dem gleichen Prinzip wie es im Modell d er Wissenssp irale von Nonaka/Takeuchi (2003) beschrieben wurde (vgl. dazu die Ausführungen auf S. 13). Die nachstehende Abbildung verdeutlicht das Beziehungsgeflecht zwischen Wissenschaft , Forschung und Entwicklung sowie Technologie und Technik. Abb. 4-2 Ebenen der Wissensg enerierung systematische und kreative Anstrengung zur Nutzung und Erweiterung von Wissen
Wissenschaft (öffentlich und privat)
Forschung und Entwicklung (öffentlich und privat) neues Wissen
Produktion von Wissen in theoretischer Tiefe und Exaktheit
Technologie und Technik (öffentlich und privat)
Nutzbarmachung der Naturwissenschaften für den Menschen einschließlich der angewandten Methoden, Fertigkeiten und Handlungen, sowie das erstellte Werk
Quelle: eigene Darstellung Auf Unternehmensebene sind die Voraussetzungen für erfolgreiches Innovieren demnach die im Unternehmen vorhandenen Strukturen zur Erfassung vorhandenen Wissens, z ur Aktivierung des k reativen Potenzials und zur Nutzung des vorha ndenen bzw. des neu geschaffenen Wissens. Im Rahmen dies er Strukturen können sich dann die von Nonaka/Takeuchi beschriebenen Formen der Wissensumwandlung vollziehen (von implizit zu implizit: Sozialisation, von explizit zu explizit: Komb ination, von explizit z u implizit: Exte rnalisie rung, von impliz it zu explizit: Internalis ierung). Die Erfassung, Aktivierung und Verwendung von neuem und altem Wissen vollz ie ht sich in interaktiven Lernprozessen, die sowohl nach innen (unternehmensintern) als auch nach außen (unternehmensextern) gerichtet sind (vgl. S. 13). Auf der Makroebene drückt sich dieser Sa chverhalt in den Stru kturen aus, welche die Interaktion zwischen dem öffentlichen Sektor (Staat), dem Wissenschafts- un d Bildungssektor und dem privaten Sektor k onzentrieren. Für die Wissensumwandlung entscheidend ist nicht, welche Wissensform als die wichtigere o der gehaltvollere gilt, sondern die Synthese zwischen imp lizite m und explizitem Wissen, aus der neues Wissen entsteht (S. 268f).
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Innovationen wurden als Ergebnis von geplanter und ungeplanter Interaktion (Kooperation) zwisch en am Innovationsprozess beteiligten Akteuren dargestellt, bei welcher die Akteure beeinflusst sind von den sie umgebenden sozioökonomischen und institutionellen Rahmenbedingungen, welche direkt und indirekt auf Forschung und Entwicklung, Bildung und berufliche Ausbildung, den Gesetzes- und Verordnungsrahmen des Finanzsektors usw. einwirken. Es wurde gezeigt, dass das Auftreten von Innovationen nicht unerklärlich ist, sondern im Rahmen einer systematischen Betrachtung der Innovationsdeterminanten erklärt werde n kann. Auf nationaler Ebene drückt sich dies er Ansatz in nationalen Innovationssystemen aus und auf betrieblicher Ebene in der unternehmensinternen Organisationsstruktur, die sich im betrieblichen Innovationsmanagement widerspiegelt. Nonaka und Takeuchi sprechen in diesem Zusammenhang von einer „innovationsorientierten Organisationsstruktur“ (Nonaka/Takeuchi 2003). Die tragenden Säulen eines nationalen Innovationssystems s ind die Forschungs- und Entwicklungsinstitute des öffentlichen Sektors, die Privatunternehmen, deren private FuE Tätigkeit und der Wissenschafts- und Bildungssektor, an dem die universitä re Forschung und Entwicklung angesiedelt ist (Cantner 2000, Teubal 1997). Die dem öffentlichen, dem privaten sowie dem Wissenschafts- und Bildungssektor zuzuordnenden Einzelakteure sind z udem von der Beschaffenheit der Faktormärkte sowie den, in nachstehender Abbildung nicht eingezeichneten, Beziehungen zum Ausland beeinflusst.
Abb. 4-3 Schematische Darstellung eines nationalen Innovationssystems Faktormärkte
öffentlicher Sektor
Kapital
öffent. Wissenschafts- u. Bildungseinrichtungen
Wissen
Wissen Kapital
Transfereinrichtungen
Wissen Kapital
privater Sektor FuE Technik- u. Technologiesektor
Wettbewerbsbedingungen markvermittelte Transaktionen formale und informelle Netzwerke
Transfereinrichtungen
institutioneller Rahmen, Regeln Wissen: Regeln:
kodifizierbares Wissen und Forschungspersonal Gesetze, Verordnungen, Bestimmungen
Quelle: eigene Darstellung Die geplante Interaktion zwis chen den genannten Sektoren wird durch intermediä re spezielle Transfereinrichtungen, Ministerien , aber auch Patente sichergestellt. Da die
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Patentierung von Neuerungen nicht nur die Aneignung der Innovationserträge durch den Innovator sicherstellt (Schutzwirkung), sondern zudem immer eine Offenlegung der Idee und der zugrunde liegenden Herstellungsverfahren (Organisationsprinzipien) bedeutet, stellen Patente eine öffentlich zugänglic he Informationsquelle dar (d ie somit auc h Imitationsprozesse beschleunigt). Innerhalb dieses Systems stellen die einzelnen Ebenen wiederum Subsysteme dar, in denen die Einzelakteure ebenfalls miteinander interagieren (öffentlich-öffentlich, privat privat). Für die Leistungsfähigkeit des Innovationssystems ist die Qualität und Quantität des Austausches von Wis sen und Know-how zwischen der öffentlichen, der privaten sowie der Wissensc hafts- und Bildungsebene entscheidend. Die OECD (1997) unterscheidet vier grundsätzliche Möglichkeiten, die Intensität des Wissensaustausches zu messen: gemeinsame Forschung von Universitäten/öffentlichen FuE Instituten und privaten Unternehmen, gemeinsame Patentanmeldungen und gemeinsame wissenschaftliche Veröffentlichungen von privaten Unternehmen und öffentlichen FuE Institutionen bzw. Univers itäten, bibliometrische Unters uchung von Firmenpublikationen und Befragung von Firmen inwieweit sie im Rahmen ihrer innovativen Aktivitäten auf die Erkenntnisse aus Universitäten und öffentlichen Forsch ungseinrichtungen zurückgreifen. Einfluss auf Umfa ng und Güte der ausgetauschten Informationen nehmen Transfereinrichtung und –institutionen, welche zwischen den Ebenen vermitteln. Darüber hinaus stellt sich insbesondere für private Unternehmen die Frage, ob das angebotene Wissen das eigene Know-how komplementär ergänzt und Bezug zum Kerngeschäft hat. Wenn dies der Fall ist, stellt sich für die austauschenden Akteure die Frage der Reziprozität und Aus gewogenheit. Da Wis sensaustausch immer auch Einblick in die Ressourcenbasis und damit in die innova tive Leistungsfähigkeit verschafft, mus s er wechselseitig und von ähnlicher Qualität sein, um Wettbewerbsvorteile zu einseitig en Lasten zu verhindern. Die Leistungs- und Funktionsfähigkeit eines Innovationssystems ist somit geknüpft an Reziprozität und an eine, durch Komplementarität gekennzeichnete und in Netzwerken organisierte Beziehung der handelnden Akteure. Im Hinblick auf Dynamik und Ausmaß der Globalisierung stellt sich die Frage, ob nationale Politiken vor der Entscheidung stehen, zwischen einer Politik mit nationalem, internationalem oder globalem Blick winkel zu wählen. Während Friedrich List in seine m nationalen System der Produktion und des Lernens die Bedeutung des temporären Schutzes heimischer I ndustrien durch nationale Politiken betonte, wurden im Zuge der multilatera l und supranational formulierten Regeln zur Liberalis ierung auf den Güterund Kapitalmärkten protektionistische Politiken nationaler Herkunft zunehmend unpopulär. Dies ändert jedoch nichts daran, dass die für Innovatio nsprozesse relevanten Institutionen und Mechanismen des Wissenserwerbes und der Bildung/Ausbildung ebenso wie die politis chen Regelungskompetenzen auch im Zeitalter der Globalisie rung national verfasst sind . Das bedeutet nicht, dass Innovationsprozesse imme r eindeutig national stattfinden oder gar immer in nationalen Grenzen gehalten werden sollen. Ganz im Gegenteil, Innovationsprozesse folgen der Logik der internationalen Arbeitsteilung, welche nationale Unterschiede in der Auss tattung, Beschaffenheit und Qualität der fü r den Innovationsprozess relevanten Ressourcen betont und weniger deren Gemeinsamkeiten. Anders gewendet, Innovationsprozesse finden nie nur national und
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nie nur supranational statt, sondern sind notwendigerweise parallele und sich ergänzende Prozesse, die beeinflusst sind von nationalen Interessen sowie den Strategien privater Unternehmen und geprägt sind durch nationale Innovationssysteme. Die Akteure im globalisierten Innovationsgeschehen, insbesondere TNU, nutzen lediglich die für ihre Zwecke dienlichsten Innovationssysteme und ergänzen diese durch eigene, d.h. unternehmensinterne, standortunabhängige, Innovationen generierende Strukturen. Im Zusammenhang mit Innovationen und Innovationsprozessen existieren paralle l zu supranational formulierten Regeln und parallel zu globalisiert stattfindenden Prozessen des Wis senserwerbe s, der Wissensan- und -verwendung, nationale wachstums-, beschäftigungs- und forschungspolitische Interessen, welche , mit B lick auf den internationalen Standortwettbewerb, den Einsatz nationaler Politiken zur Förderung des technologischen Know-hows und der Innovationsfähigkeit notwendig machen. Innovations- und Technologiepolitik ist somit Wachstums- und Beschäftigungspolitik. Demnach kommt der nationalen Politik die Aufgabe zu, neben ihrer nationalen Ausrichtung die Ausprägungen des Technoglobalismus in der Fo rmulierung innovations und technologiepolitis cher Agenden zu berücksichtigen. Mit der Globalisierung haben sich demnach Bedeutung und Gestaltung nationaler Innovations- und Technologiepolitiken sowie die Anforderungen an ein nationales Innovationssystem gewandelt. Bisher wurde ein Innovationssystem als ein Netz werk von Innovationen determinierender Fakt oren und Verhaltensweisen angesehen, die eingebunden sind in ein national verfasstes institutionalis iertes System zur Generie rung und zum Austausch von Wissen auf allen Ebenen sowie zwischen allen beteiligten Akteuren. Um im Technoglobalis mus weiterh in Bestand zu haben, muss diese Definition erwe itert werden um den A spekt der Außenbeziehungen und die bereits dargestellt en Erscheinungsformen des Technoglobalismus. Der Austausch (reziprok) und Transfer (einseitig durch priva te und öffentliche Akteure) von Wissen und auch Kapital findet somit zwis chen nationalen Akteuren einerseits sowie nationalen und ausländischen Akteuren andererseits statt. Ein nationales Innovationssystem in der Globalisierung kann angesehen werden als ein nach innen und außen offenes Netzwerk von Innovationen determinierender Faktoren und Verhaltensweisen, die eingebunden sind in ein national verfasstes, institutionalisiertes System zur Generierung und zum Austausch von Wissen auf allen Ebenen sowie zwisc hen allen beteiligten in- und ausländischen Akteuren. Diese Öffnung nationaler Innovationssysteme gelingt jedoch nur, wenn die bisher schon aktive Rolle des Staates im Innovationssystem noch stärker z ur Geltung kommt als bisher. Denn nur, wenn der durch den Technoglobalismus ausgeübte Anpassungsdruck auf das Innovationsgeschehen sich in der Formu lierung nationaler Innovations- und Technologiepolitiken niederschlägt, kann er kanalisie rt und zur Wohlfahrt maximie rend genutzt werden. Die Globalisierung stellt somit die grundsätzliche Konzeption eines nationalen Innovationssystems n icht in Frage, sondern f ührt eher zu eine m Bedeutungszuwachs dieses Systems, welcher sich in der Formulie rung nationaler Innovations- und Technologiepolitiken ausdrücken muss. Die Erweiterung eines nationalen Innovationssystems um den Aspekt der Außenbeziehungen ist in nachstehender Abbildung schematisch dargestellt.
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Kapitel I Theorie: Dies er Arbeit zugrunde liegenden Hypothesen
Abb. 4-4 Nationales Innovationssystem in der Global isierung
Grenzüberschreitende Genrierung von Innovationen Techno-scientific-collaboration Internationale Verwertung von technologischem Wissen und Innovationen
Rest der Welt Anpassungsdruck
Wissen, Kapital
Kapital
Faktormärkte
öffentlicher Sektor öffentliche FuE
Wissen
Wissenschafts- u. Bildungseinrichtungen
Technologie+ Innovations politik
Wissen Kapital
Wissen Kapital
Transfereinrichtungen
Wettbewerbsbedingungen markvermittelte Transaktionen formale und informelle Netzwerke
Transfereinrichtungen
privater Sektor FuE Technik- u. Technologiesektor
nationaler und supranationaler institutioneller Rahmen, Regeln Wissen: Regeln:
kodifizierbares Wissen und Forschungspersonal Gesetze, Verordnungen, Bestimmungen, Abkommen, bi- und multilaterale Verträge
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Cantner (2000) Die beiden übergreifenden Handlungsfelder nationaler Innovationsund Technologiepolitiken, welche sich aus dem Technoglobalismus ergeben und damit auch gleichzeitig die Anforderungen an ein nationales Innovationssystem beschreiben, sind erstens die Gestalt ung interaktiver Lernprozesse und zweitens die Anwendung konkreter, auf die einzelnen Aspekte des Technoglobalismus zugeschnittener Politikinst rumente. Nutznießer staatlich er Innovations- un d Technologiepolitik sind, neben nicht privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen und Institutionen, Unternehmen jeder Betriebsgröße – wenngleich der Nutzen in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße durchaus sehr unterschiedlich sein kann. Aufgrund der ausgeprägten internationalen Aktivitäten in allen Un ternehmensbereichen von Großunternehmen stellt sich die Frage, inwieweit die Relevanz und Wirkung der na tionalen Innovations- und Technologiepolitik und nationalen Innovationssysteme durch die Globalisierung von Innovationsaktivitäten relativie rt wird. Transnational operierende Unternehmen tragen ohne Zweifel wesentlich zum technischen Fortschrit t und zu dessen Verbreitung bei. Unzweifelhaft ist auch, dass der relevante Markt für TNU ein g lobaler Markt ist. Doch daraus kann noch nicht
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geschlossen werden, dass es sich bei solc hen TNU um Unterne hmen handelt, welche jenseits einer nationalen Zuordnung existieren und agieren (stateless corporation). Während sich Natione n auf der Ebene wirtschaftspolitischer Konz epte und Maßnahmen zur Produktivitäts- und Attraktivitätssteigerung als Unternehmensstandort im Wettbewerb zueinander befinden, befinden sich TNU im Wet tbewerb mit anderen Unternehmen in versc hiedenen Märkten, auf verschiedenen Sektoren 78. Um in diese m Wettbewerb erfolgreich zu sein, entwickeln Unternehmen, ausgehend von ihrem Stammsitz, globale Wettbewerbsstrategien 79 und wählen für ihre Aktivitäten geeignete Standorte aus 80 (Porter 1990). Ebenso wie Unternehmen nicht im transna tionalen Nirwana entstehen, existieren sie auch nicht fort als Gebilde jenseits einer nationalen Zuordnung. Ganz im Gegenteil, sie sind eindeutig einer Nation zuordenbar, agieren aus einem bestimmten kulturellen Verständnis heraus und nutzen für ihre Internationalisierungsstrategie heimische Wettbewerbsvorteile (Porter 1990, Hu 1992, Pavitt/Patel 1999). Technologisches Know-how als strategisch er Aktivposten der Un ternehmen im globalen Wettbewerb ist Erge bnis all der Einf lus sfaktoren, die auf die Qualifiz ierung der Arbeitskräfte, die Qu alität und den Umfa ng von Forschung- und Entwicklung, die Effizienz des staatlichen Verwaltungsapparates, die Wettbewerbsbedingungen, die Faktorpreise etc. wirken. Mit anderen Worten, das nationale Innovationssystem beeinflusst die Innovationstätigkeit von Unternehmen jeder Betriebsgröße – wenngleich unterschiedlich stark. Pavitt/Patel (1999) bestätigen in ihrer Untersuchung über die FuE Aktivitäten 81 von Großkonzernen die Schlussfolgerungen von Porter (1990), dass der überwiegende Anteil der mit dem Kernges chäft verbundenen FuE Aktivitäten TNU im Ursprungsland konzentriert ist. Die innovativen Aktivitäten der Auslandsniederlassungen sind zu einem Großteil auf die Anpassung der im Herkunftsla nd des Unternehmens entwickelten Produkte und Produktionsprozesse an die jeweiligen lokalen Eigenarten und Erfordernisse gerichtet. Diese Feststellung ist stimmig zu de r, dass Unternehmen mit starker Außenorie ntierung für neue Produkte bevorzugt den eigenen Mark als reale s Laboratorium nutzen (Archibugi/Iamma rin o 1999, Pavitt/Patel 1999). Die einzige nennenswerte Abweichung bei der Verteilung der FuE A ktivitäten ist bei de n untersuchten Großkonzernen aus dem Vereinigten Königreich festzustellen, welch e 45,1% der innovativen Aktivitäten im Auslan d entfalteten. Auf sektoraler Ebene kommen Pavitt/Patel (1999) zu dem Ergebnis, dass mit Ausnahme pharmazeutischer Pro dukte mit zunehmender technologischer Komplexität der Produkt e die mit der Herstellun g verbundenen FuE Aktivitäten im Ursprungsland konzentriert sin d (vgl. auch Cantwell/ Kosmopoulou 2002). Die Ansiedlung von high-tech-FuE im
78)
79) 80) 81)
Auch wenn es zum Standardrepertoire von Politikern und Wirtschaftswissenschaftlern gehört, einen „W e ttb ewe rb de r N ation en “ zur R echtf ertigu ng b estim m ter P olitiken zu bem ühe n, g eht dies am Ke rn de r Sache vorbei. Würden Nationen sich im Wettbewerb zueinander befinden, wie dies Unternehmen zueinander tun, hätte dies fatale Folgen. Ein nicht mehr wettbewerbsfähiges Unternehmen wird liquidiert und aus dem Handelregister gestrichen. Wie wäre die Situation für nicht mehr wettbewerbsfähige Nationen? Würden dies vom überlegeneren Land annektiert, von der Weltkarte als Nation gestrichen?. Kru gma n (1 994 ) zeigt in s einem A ufsatz „Co mp etitio n: A Dan ge rous Obs ession “ den u nreflekti ert en Umgang mit dem Begriff des Wettbewerbs in Zusammenhang mit Nationen und die impliziten Folgen auf. „A glo bal strat egy is one in which a fi rm sells in p rod ucts in ma ny nati ons an d e mploys an in teg ra te d worldwide approach to doing so” (Porter 1990:54). Dabei orientiert sich die Standortwahl gemäß Porter (1990:71) an fünf Kategorien: factor conditions, demand conditions, related and supporting industries, firm strategy, structure and rivalry. Der Ausdruck ‚FuE Aktivitäten’ wird hier gleichbedeutend mit ‚innovativen Aktivitäten’ verwendet.
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Ursprungsland und die Auslagerung von low-tech-FuE in das Au sland erklärt sich zu m einen über die Notwendigkeit solche low-tech Produkte 82 an die Erfordernisse ausländischer Märkte anzupassen sowie durch die Nähe zu benötigten Rohstoffen und im umgekehrten Fall durch die fehlende Notwendigkeit, high-tech Produkte an unterschiedliche Erfo rdernisse ausländisc her Märkte anzupassen. Am Beispiel d er Flugzeug- und Nahrungsmittelindustrie wird dies deutlich. Während ein in Deutschland produziertes Flugzeu g als high-tech Produkt im europäisc hen, asiatischen und amerikanischen Kultu rraum in g leicher Au sstattung und Konstruktion verkauft werden kann, ist dies für Ernährungsprodukte nicht der Fall. Diese sind unterschiedlichen Geschmäckern, Vorlieben und unter Umständen kulturellen oder religiösen Erfordernissen anzupassen. Die Internationalisierung der FuE Aktivitäten lässt sich weiterhin über die Divers ifiz ierung der Wertschöpfung TNU erklären. I m Zuge dies er Strategie erfolgt die Auslagerung von FuE Aktivitäten in das Ausland nicht, um heimische Aktiv itäten zu substituieren, sondern um sie zu ergänzen (multi-technology-f irms ). In ihrer e mpirischen Untersuchung europäischer Großunternehmen bestätigen Cantwell/Janne (1999) dies für Unternehmen aus der pharmazeutischen und chemischen Industrie, der metallverarbeitenden Industrie und dem Maschinenbau sowie aus der Elektronik - und Computerbranche. Dabei erfolgt eine Ansiedlung an den Orten, welche die vorhandenen unternehmensinternen Kompetenzen am besten ergänzen bzw. erweitern (Cantwell/Janne 1999, Cantwell/Noonan 2002, Cantwell/Kosmopoulou 2002). Im Vordergrund steht damit die Nutzung differierender nationaler technologischer Kompetenzen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Innovationstätigkeit von TNU stark beeinflusst wird: erstens direkt durch das heimische nationale Innovationssystem sowie durch positive externe Effekte aus diesem, zweitens durch die Tatsache, dass implizites Wissen (tac it-knowledge) sein inn ovatives Potenzial ers t im Zusa mmenspiel in der Gruppe 83 bzw. de m sozioku lturellen Umfeld entfaltet 84, und drittens durch die national differierenden technologischen Kompetenzen. Tab. 4-1
Merkma le der örtliche n Verteilung innovativer Aktivitäten TNU
Verteilungsmerkmale für FuE Aktivitäten FuE im Ursprungsland FuE im Ausland hohe technologische Komplexität geringe technologische Komplexität keine Anpassungsnotwendigkeit an unterschiedliche Anpassungsnotwendigkeit an unterschiedliche Markterfordernisse Markterfordernisse hoher Anteil an tacit-knowledge Kostenvorteile durch räumliche Nähe zu Rohstoffvorkommen positive Externalitäten durch räumliche Konzentration vor- und FuE als Instrument zur Diversifizierung der Wertschöpfung nachgelagerter Industrien
Quelle: eigene Darstellung
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In Cox/Frenz/Prevezer (2002) findet sich am Beispiel der Industrie im Vereinigten Königreich eine umfassende Darstellung zu high- und low technology industries. Da Hochtechnologieprodukte in aller Regel nicht das Ergebnis der Arbeit einzelner Forscher sondern Forscherteams sind, wird implizites Wissen hier bewusst in Zusammenhang mit einer Gruppe von Forschern gesehen. Dabei ist es nicht relevant, ob ein Forscherteam den gleichen kulturellen Hintergrund hat, sondern dass es aufeinander eingespielt ist und eine positive Beziehung zur jeweiligen sozi-kulturellen Umwelt hat.
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Die vorgestellten Erg ebnisse von Pavitt/Patel unterstreichen die Bedeutsamkeit des nationalen Innovationssystems, lassen jed och nicht den Umkehrschluss zu, dass der Prozess der Technoglobalisierung irrelevant für die Generierung von Innovationen ist. Hinsichtlich der Zielsetzung transnationaler Unternehmen, FuE-Prozesse zu internationalisieren, identifizieren Patel/Vega (1999) in ihrer empirischen Untersuchung drei wesentliche Zie lsetzungen, wie an anderer Stelle in dieser A rbeit bere its angesprochen. Dies wäre erstens, dass Anpassen eigener Technologien und Produkte an die Erfordernisse ausländischer Märkte vor Ort, woraus sich die Größe des Markte s als bestimmend für die Wahl der Niederlass ung ableitet. Als zweite Zielsetzung wird das Beobachten ausländischer FuE-Aktiv itäten benannt, woraus folgt, dass Quantität und Qualität der FuE Aktiv itäten in einem Land die Wahl der Ansiedlung bestimmen. Drittens schließlich wird die Generierung von Innovationen als eigenständige Zielsetzung der Auslandsniederlassung identifiziert, so dass demnach wie auch im zweiten Fall Quantität und Qualität der FuE Aktivität zuzüglich von Kosten-Vorteilen auf der Input-Seite ausschlaggebend für die Wahl der Niederlassung ist. Die Autoren nutzten US-amerikanis che Patentstatistiken als Datenbasis, die Informationen enthalten über Namen des Unternehmens, Industriezweig und Ursprungsland des Teiles eines Unternehmens 85, welches ein US-amerikanis ches Patent angemeldet hat. Diese Informationen wurden ergänzt um wichtige Einzelheiten über den Industriezweig (techn ologischer Zweig ), dem die Innovation zuzuordnen ist. Grundlage dafür war ebenfalls die US-amerikanische Patentstatistik. Die untersuchte Stichprobe erfasste die 220 Unternehmen, welche in der Periode 1990 bis 1996 die höchste Zahl von Patentanmeldungen außerhalb ihres Ursprungslandes vorgenommen hatten. Als am meisten int ernationalisiert präse ntierten sich mit 58 % europäische Unternehmen, gefolgt von Unternehmen aus Nordamerika, die für ca. 1/3 aller Anmeldungen verantwortlich zeichneten, auf Platz drei find et sich mit 10% Japan wieder. Hinsichtlich der jeweiligen technologischen Stärken der Unternehmen ist festzustellen, dass in 75% aller Fälle die Au slagerung in Bereichen erfolgt, in denen das TNU bere its über tec hnologische Stärken verfügt und die Ansiedlung an Orten erfolgt, die in diesen Bereichen gleiche und komplementäre Vorteile aufweisen. Lediglich in 10% der Fälle handelt es sich um Auslagerungen in Bereichen, in denen das Mutterunternehmen Schwächen hat und diese durch das Ausnutzen von technologischen Opportunitäten und Stärken im Ausland kompensieren möchte. Im Hinblick auf die dargelegte Systematisierung der Zielsetzu ng, FuE-Prozesse zu internationalisieren, wird die erste und zweite Zielsetzung, Anpassen an Erfordernisse vor Ort sowie Beobac htung von FuE-Aktivit äten und Trends, bestätigt. Das heißt, dass der Kompetenz-Aufbau innovativer Unternehmen wesentlich im Ursprungsland stattfindet und dem nationalen Innovationssystem demnach eine strategische Bedeutung zukommt. Dafür, dass innovative Aktivitäten weit weniger globalisiert sind als die Produktion und wirts chaftliche Verwertung, finden sich durchaus weitere empirische Belege. Für die
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Dabei war die Zuordnung von Zweigniederlassungen/Tochterunternehmen zu den jeweiligen, nach Größe in anderen Statistiken geleisteten Unternehmen nicht ohne Schwierigkeiten möglich. Dazu bedienten sich die Autoren Publikationen wi e beispielsweise „Who owns Whom“ und anderer öffentlicher Publikationen.
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Länder Frankreich, Großbritannien und Deutschland beispielsweis e entfallen auf TNU, in dieser Reihenfolge, lediglich 14,9%, 16,5% und 18,5% der gesamten FuE-Ausgaben (Archibugi/Coco 2001). Auf der CIS-1 (Co mmunity Innovation Survey) Datengrundlage der Europäischen Un ion wiesen Molero/Heijs (2002) und Molero Zayas (2002) im Rahmen eines breit angelegten Forschungsprojektes (MESI AS) – welches den Zusammenhang zwis chen den innovativen/technologischen Strategien TNU und nationaler Innovationssysteme untersuc ht – nach, dass es einen positiv en Zusammenhang gibt zwischen dem technologischen Ausgangsniveau einer Ökonomie und dem Grad zu d em TNU, in welches das jeweilige nation ale Innovationssystem integriert ist. Bei der Untersuchung der Frage nach der Technologieorientierung TNU ko mmt Molero Zayas (2002) zu d em Ergebnis, dass ausländische Tochterunternehmen, die in Deutschland angesiedelt sind, relativ hohe FuE Ausgaben ausweisen und eher nach neuer Technologie Ausschau halten 86, während sich diese in Irland eher auf den (unternehmens-/konzerninternen) Technologietransfer konzentrieren. Die Strategie, über im Ausland angesiedelte Töchterunternehmen nach neuen Technologien Ausschau zu halten, erklärt s ich über die Notwendigkeit zum permanenten upgrade der technologischen Fähigkeiten transnationaler Unternehmen. Dies wird von Kümmerle (1999) als „ho me base augmenting“ bezeichnet. Fü r I rland würde demnach „ho me base exploitin g“ zutreffen, d.h. das Verwenden von in anderen Teilen des Mutterunternehmens entwickelten bzw. verfügbaren Technologien zur Befriedigung der lokalen Nachfrage anstelle der Entwicklung neuer Technologien. Eine Erklärung für die als Vorteil anzusehende Existenz von „ho me base augmenting“-Unternehmen in technologisch hoch entwickelten Ökonomie n findet sich darin, dass dort dynamische Märkte mit hohem innovativem Potenzial zu finden sind, wodurch sich diese Auslagerun g von FuE Prozessen in die Tochterunternehmen in den jeweilig en Ökonomien erklären lässt (Mo lero/Heijs 2002). Im Ergebnis heißt dies auch, dass es im Falle der „home base augmenting“-Unternehmen hinsichtlich der innovativen Aktivitäten keinen nennenswerten Unterschied zu denen national kontrolliert er Unternehmen gibt und beide beeinflusst sind durch das nationale Innovationssystem und auf eben dieses zurückwirken (ebenda). Die Bedeutung von nationalen Innovationssystemen für die wirt schaftliche Entwick lung ist heute vor dem Hintergrund der Globalisierung zu sehen. Innovationssysteme sind heute auch allenthalben vorzufinden und ähneln sich in Industrienationen mehr oder weniger stark. Zunehmende Verflechtungen und Interdependenzen zwischen den Akteuren im Wirtschaf tsgeschehen bleiben nicht ohne Auswirkung auf national verfasste Innovationssysteme. Daher ist für die akt uelle und zukünftige Leistungsfähigkeit von Innovationssystemen weniger die Frage ausschlaggebend, welcher Teilaspekt stärker betont, gewichtet und/oder gefördert wird, sondern inwieweit das NSI an sich stetig verändernden globalen Rahmenbedingungen angepasst wird.
86)
Dies ist konsistent mit der hier angesprochenen Untersuchung von Patel/Vega (1999), die als Zielsetzung von Tochterunternehmen transnationaler Unternehmen das Vor-Ort Ausschau halten bestätigen.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
81
4.3 Die Theorie der öffentlichen Güter und Innovationen Wissen ist gleichermaßen Input und Output von Innovationsprozessen. Die ökonomische Betrachtung von Wissen findet sich in grundlegenden Arbeiten von Machlup (1962), der am Beispiel der Vereinigten Staaten von Amerika die Zusa mmenhänge bei der Produktion von Wis sen untersuchte, in Arbeiten von Romer (1986), der im Zusammenhang mit wirtschaftlichem Wachs tum die Externalitäten von Wis sen in den Mittelpunkt rückte (durch die Diffusion neuen Wissens) und von Lucas (1988), der im Zusammenhang mit Wachstum die Bedeutung von Humankapital betonte. Die Besonderheit von Wissen als Inputfakt or besteht in seinem kumulativen Charakter, es verbraucht sich nicht im Prozess der Wissensproduktion, s ondern erweitert sich durch Lern- und Spillover-Effekte. In diesem Fall l iegen für Wisse n die Merkmale NichtAusschlussprinzip und Nicht -Rivalität in der Nutzung vor. Wäre dies der Regelfall, läge für Wissen als ökonomisches Gut stets Marktversagen vor u nd die Produktion vo n Wissen würde nicht d urch den Markt sichergestellt werden, hätte dies die Konsequenz, dass nur der Staat Wissen als öffentliches Gut bereitstellen könnte. Tatsächlich wird Wissen aber nicht nur durch den Staat, sondern auch durch priva te Akteure produziert. Im Falle von implizite m d.h. an die Person gebundenem Wissen (tacit knowledge) liegt Rivalität der Nutzung vor und das Ausschlussprinzip greift, da die Nutzung des Wissens durch Imitatoren mit der Aufwendung von Ressourcen (Zeit, Kapit al) verbunden und an ihre absorptiven Fähigkeiten geknüpft ist (Cantner 2000). In diesem Zusammenhang spricht Cantner von technologischem Wis sen als „latent öffentlichem Gut “ (ebenda). Die Betrachtung von Wissen als Rohstoff für technischen Fortschritt unter dem Gesichtspunkt der Theorie der öffentlichen Güter kann eine aktive Rolle des Staates bezüglich der Produktion und Verwendung von Wissen begründen: wenn es darum geht die Aneignung von Innovationserträgen für private Akteure und f ür die öffentliche Hand zu ermöglichen und zur Nutzung positiver externer Effekte. Diese aktive Rolle nimmt der Staat in einem nationalen Innovationssystem ein, in welchem üb er die Interaktion der Akteure das Wissen in den Mittelpunkt des Innovationsgeschehens gerückt wird. In Wirts chaftssystemen, in denen sich ein privater marktwirtschaftlicher und ein öffentlicher Sektor gegenüberstehen, stellt sich die Frage, welch e Aktivitäten privat und welche öffentlich durchgeführt werden sollen. Unter den Annahmen, dass das anzustrebende Ideal ein möglichst großer privatwirtschaftlicher Sektor ist, kommt dem Staat lediglich die Rolle zu, Marktergebnisse bei Vorliegen von Marktversagen zu korrigie ren oder zu ergänzen, d.h. der Staat kommt dann zum Zuge, wenn die Interaktion der Marktte ilnehmer unter Wettbewerbsbedingungen nicht zu einem pareto-optimale n Ergebnis führen. Für die Konzeption v on Technologie- und Innovationspolitik wäre somit lediglich d ie Frage handlungsleitend, ob die optimale Menge an Ressourcen für die Schaffung und Anwendung neuer Technologien verwandt wird. Die Korrektu r v on Marktergebnissen scheint insbesondere angebracht bei der Existenz vo n Marktzutritts- und Marktaustritt sbarrie ren sowie bei Vorliegen von externen Kosten und externen Erträgen, welche unter Umständen in einem Missve rhältnis zu dem zu e rwartenden Marktpre is stehen, so dass private Aktivitäten unterbleiben. Über regulierende Eingriffe (Gesetze, Verordnungen, Verwendung öffentlicher Finanzen) wäre es dann nötig, externe Effekte zu internalis ieren, in dem Tätigkeiten mit positiven externen Effekten begünstigt und solche mit negativen Effekten diskriminiert werden. Im Falle der E rgänzung (meritoris ches Eingreifen)
des wird
Marktergebnisses durch s taatliches Eingreifen zu m einen eine Verzerrung der privat en
82
Kapitel I Theorie: Dies er Arbeit zugrunde liegenden Hypothesen
Präferenzordnung erreicht und zugleich ein erwünschtes Verhalten bzw. Ergebnis definiert und dadurch ein Eingriff in die Konsumentensouveränität erreicht, wie die s beispielsweise für den Impfschutz oder den Schulzwang gilt. Zum anderen kann von einem Versagen des Marktmechanis mus ausgegangen werden, wenn das Ausschlussprinzip versagt, d. h. eine Dis kriminierung über den P reis nicht möglich ist, da Konsumenten durch strategisches Verhalten auch ohne Zahlung des Marktpreises ein Gut konsumieren kön nen (free-rider Proble m). E in zweites, nachfrageseitiges Merk mal, welches die marktgesteuerte Allokation erschwert, l iegt vor, wenn der Konsum von Gütern die Konsummöglichkeit anderer Nachfrager nicht schmälert, d.h. es liegt Nichtrivalität beim Konsum vor. Das entscheidende Merkmal, welches staatliches Eingreifen rechtfertigt, ist jedoch das Fehlen der Ausschlussmöglichkeit, da hier davon ausgegangen werden muss, dass das Angebot solcher Güter nicht über den Marktmechanis mus geregelt wird (Zimmerma nn/Henke 2005). Tab. 4-2
Marktliche Allokation und staatliche Korrektur
Akteursebene Merkmal Ausschlussprinzip1 Rivalität im Konsum1 positive externe Effekte negative externe Effekte
marktliche Allokation ist anwendbar liegt vor erscheinen nicht als Erlöse Produktion unterbleibt erscheinen nicht als Kosten, d.h. Produktion wird ausgeweitet
staatliche Korrektur nicht möglich ist nicht vorliegt gesamtwirtschaftlich erwünscht sind hervorrufende Tätigkeiten sollen diskriminiert werden
1) Mischformen bleiben in dieser Darstellung unberücksichtigt Quelle: eigene Darstellung In dieser einfachen Darstellung ist die Leistungserstellung durch den Staat lediglich die second-best Variante, die nur dann greift, wenn vollständ iges oder partielles Marktversagen vorlieg t. Die Innovations- und Technologiepolitik (IuTP) entwicke lt somit vor dem Hintergrund der Theorie des Markversagens ihr Instrumentarium und reduziert sich dabei auf die Schaffung von Anreizen durch die Gewährung von Schutzrechten für intellektuelles Eigentum sowie auf die Schaffung eines ordnungspolitischen Rahmens, welcher den Wettbewerb sicherstellt so wie auf die Funktion einer Reparaturpolitik, die greift, wenn der Markt versagt. Zeitgemäßer und der Realität entsprechender ist jedoch eine Politik, welche die Gestaltung von Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung durch d irekte Einflussnahme hinsichtlich Technologieentwicklung zur Erreichung politisch definierter Ziele im Auge hat. Gleiches gilt für die Innovations- und Technologiepolitik, welche aktiv die Umse tzung neuer Erkenntnisse aus Technologie, Technik und Wis senschaft in marktfähige Produkte sowie die S timulie rung innovativer Aktivitäten in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen rückt (Tab. 4-3).
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
Tab. 4-3
83
Marktliche Allokation und unterstützende staatliche Korrektur und Ergänzung
wenn Ausschlussprinzip1 Akteursebene Merkmal Rivalität im Konsum1 positive externe Effekte negative externe Effekte Markversagen durch Unsicherheit bei Großprojekten staatspolitische Ziele innovative Aktivitäten Wissen, Wissenstransfer
marktliche Allokation anwendbar ist
staatliche Korrektur/Ergänzung nicht möglich ist
Markt vorliegt nicht als Erlöse erscheinen und Produktion unterbleibt nicht als Kosten erscheinen, und Produktion ausgeweitet wird Produktion unterbleibt
Staat nicht vorliegt gesamtwirtschaftlich erwünscht sind
kann mit diesen übereinstimmen können stattfinden wird gebildet, kann stattfinden
hervorrufende Tätigkeiten diskriminiert werden sollen kompensiert werden soll und die Großprojekte gesamt-wirtschaftlich erwünscht sind sichergestellt werden sollen 87 gezielt stimuliert werden sollen wird gebildet, findet statt
1) Mischformen bleiben in dieser Darstellung unberücksichtigt Quelle: eigene Darstellung Positive externe Effekte rechtfertigen staatliches Eingreifen im Rahmen der staatlichen FuE-Politik dann, we nn diese gesamtwirts chaftlich erwünscht s ind, deren Produktion jedoch durch die Marktteilnehmer nicht s ichergestellt wird, da sie nicht als Erlöse erscheinen. Gesamtwirtschaftlich erwünschte positive externe Effekte können durch die staatliche Förderung privater FuE-Aktiv it äten, sowie im Rahmen staatlicher FuEAktivitäten erzielt we rden. Ebenfalls für eine staatliche FuE-Politik sp richt die mögliche Grö ße von Einzelvorhaben, welche die Leistungsfähigkeit und Risikobereitschaft einzelner Unternehmen übersteigt (Markt versagen durc h Unsicherheit), so dass sie ohne st aatliche Unterstützung unterbleiben würden. Hinsichtlich von Wiss en und Wissenstransfer verbirgt sich weniger die Korrektur ausbleibender Wissens produktion in Folge marktkgesteuerter Fehlallokation, sondern mehr dessen Erg änzung. Diese findet über das öffentlich e Bildungs- und Wisse nschaftswesen zwangsläufig und zunehmend in Abstimmung mit privaten Akteuren statt. Im Rahmen der staatlichen FuE-Politik werden gesamtwirt schaftliche Entscheidungskriterie n herangezogen, welche von einzelwirtschaftlichen Überlegungen abweichen können. Staatliche FuE-Politik ist somit kein Substitut zu der private n Innovationstätigkeit, sondern subsidiär zu sehen. Da Innovationsprozesse nicht linear, s ondern rückgekoppelt sind, besteht der Unterschied zwis chen Innovations- und Technologiepolitik lediglich darin, dass sie inhaltlich an versc hiedenen Stellen, jedoch nicht erst notwendigerweise in verschiedenen Stadien eines Innovationsprozesses ansetzen. Eine klare Zuordnung einzelner Politiken zu den einzelnen Stadien eines Innovationsprozesses ist nicht länger möglich, da die traditionelle Politikdichotomie neoklassischer Herkunft aufgelöst ist, in der Forschungs- und Bildungspolitik dem Stadium der Invention, Technologie- und Innovationspolitik den Stadien Innovation und Diffusion zugeordnet waren. Die einzelnen
87)
Dem Staat kann hier auch die Rolle zukommen, als Pioniernachfrager aufzutreten, um einen eingschlagenen bzw. sich abzeichnenden Innovationszyklus zu verstetigen (vgl. dazu Boehme-Neßler/ Hildebrandt/ Semlinger 2006).
84
Kapitel I Theorie: Dies er Arbeit zugrunde liegenden Hypothesen
Politiken greifen na ch einem neuen Verständnis ineinander und zielen auf den Innovationsprozess als Ganzes ab (Cantner 2000). Im weiteren V erlauf der Arbeit wird daher immer Innovations- und Technologiepolitik als ein zusammenhängendes politisches Gestaltu ngsfeld beschrieben, welches mit de r Forschungs- und Bildungspolitik notwendigerweise versch ränkt ist. Wenn nun, wie beschrieben, Innovationsprozesse gekennzeichnet sind durch interaktive Lernund Experimentierprozess e, welche erstens durch die Interaktion der Marktteilnehmer n icht notwendigerweise sichergestellt werden und zweitens nicht zwingend der politischen Zielsetzung entsprechen, ist die Rolle d es Staates nicht länger reduziert auf die Bereitstellung von Infrastruktur und rechtlicher Rahmenbedingungen sowie auf die Korrektur von Markte rgebnissen bei Marktversagen, sondern zeichnet sich aus durch aktive Förderung von Wissenstransfer, Sch affung neuen technologischen Wissens und auch durch direkte FuE-Förderung, um eben solche Lern- und Experimentierprozess e sowie die Erreichung politischer Zielsetzungen zu gewährleisten. Aufgrund der gesamtwirts chaftlich hohen Bedeutung von KMU für Wachstum und Beschäftigung ist entscheidend, dass KMU in das nationale Innovationssystem integriert sind und Zugang haben zu den Schnittstellen zwischen den einzelnen Polen des NIS (vgl. Abb. 4-3).
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
Kapitel II Empirische Untersuchung
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Kapitel II Empirie: Darstellung der untersuchten Branchen
5
Forschungsleitende Hypothesen
In den vorangegangenen Abschnitten wurden die für die Fragestellungen dieser Arbeit relevanten theoretischen Grundlagen und bisher vorl iegenden empirischen Ergebnisse dargestellt und diskutiert. Die im Vordergrund dieser Arbeit stehenden Untersuchungskomplexe sind die Beschäftigungseffekte aus KMU-Innovationen und das KMU-spezif isch e Innovationsverhalten. Aufgrund der Auswirkungen der Globalisierung auf die Geschäftstätigkeit von KMU wird der Zusammenhang zwischen Internationalisierung und Innovationstätigkeit untersucht. Wegen betriebsgrößenspezifische r Restriktionen bei der Ausweitung der Geschäftstätigkeit und der Durchführung von Innovationsprojekten interessiert zudem der Zusammenhang zwischen Kooperation, Internationalisierung und Innovationstätigkeit. Daher wurden in Ab schnitt 3 die theore tischen Grundlagen und die empiris chen Erkenntnisse über den Zusammenhang zwis chen Innovation und Beschäftigung dargestellt. In Abschnitt 2 wurde eine Abgrenzung des Innovationsbegriffes vorgenommen, sowie das für die Fallstudien verwendete Konzept zur Erfassung des Innovationsgrades von Unternehmen entwickelt (vgl. dazu Abschnitt 2.3). In Abschnitt 2.9 wurden Internationalisierungstheorien und –konzepte vorgestellt und im Hinblick auf ihre Relevanz für KMU diskutiert (vg l. dazu auch Abschnitt 2.9.3). Im Hinblick auf die Frage Innovationssystem wurden in staatlichen Innovations- und Innovationssystems als auch diskutiert.
nach der Einbindung von KMU in das nationa le Abschnitt 4 sowohl die Konzeption und Rolle der Technologiepolitik so wie das Ko nzept des nationalen die Auswirk ungen der Globalisierung auf eben dieses
Im Folgenden werden die untersuchungsleitenden Hypothesen und die den Hypothesen zuzuordnenden Fragestellungen im Rahmen der empirischen Erhebung vorgestellt. Den einzelnen Hypothesen sind die entsprechenden Fragen aus der fragebogenbasierten Primäre rhebung zugeordnet. Innovationen verändern die betrieblichen Wertschöpfungsaktivitäten, können die Branchenstruktur verändern und haben das Potenzial, die Wirtschaftsstruktur eine r Volkswirtschaft zu verändern. Insofern kann davon ausgegangen werden, dass Innovationen nicht ohne Auswirkung auf die Beschäftigungsstruktur bleiben. Die in dieser Arbeit vorgestellten empirischen Ergebnisse und theoretischen Zusammenhänge lassen eben diesen Schluss zu. Ob es zu Beschäftigtenverlusten oder einem Zuwach s an Beschäftigten kommt, ist empirisch nicht eindeutig belegt und theoretisch nicht eindeutig zu beantworten. Bezüglich des Zusammenhangs zwisc hen Innovationen und Beschäftigteneffekten lassen sich folgende Hypothesen aufstellen: Es besteht ein Zusammenhang zwischen Beschäftigungseffekten und Innovationen. Positive Beschäftigungseffekte aus Innovationen übersteigen die Verdrängungseffekte auf die Beschäftigung in Folge von Innovationen. Die beschäftigungsstabilisie rende Wirkung v on Prozessinnovationen und organisatorischen Innovationen übersteigt die beschäftigungsreduzierende Wirkung.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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Folgende Fragen aus der Fragebogenerhebung sind für die empirische Untersuchung diesen Hypothesen direkt zugeordnet: Frage (20) Führte die Einführung von Innovationen in Ihrem Unternehmen (Innovationen/Neuerungen, die für Ihr Unternehmen neu sind) zu Veränderungen in der Beschäftigungssituation? Folgende Antwortmöglichke iten waren gegeben: a) Ja, ausschließlich durch die Einführung von Innovationen b) Ja, unter anderem als Folge von Innovationen c) Nein Frage (21) Wie ve ränderte die Einführung von Innovationen die Beschäftigungssituation? Es wurde jewe ils für Produktinnov ationen, Verfahrensinnovationen, neuen innerbetrieblichen Organisationsstrukturen in kurzfristiger, mitt elfrist iger (ab 6 bis 12 Monate nach Einführung) und langfristiger (ab 12 Monate nach Einführung) Sicht, nach a) kurzfristigen Beschäftigungsrückgängen, b) Beschäftigungszuwächsen oder c) einer unveränderten Beschäftigungssituation gefragt. In Abschnitt 2.4 wurden die betriebsgrößenspezifischen Merk ma le von KMU d iskutiert und es konnte gezeigt werden, dass sie aufgrund ihrer Größe über spezifische Vorteile und Nachteile im Innovationsgeschehen verfügen. Insbesondere ihre, verglichen mit großen Unternehmen, schlechtere Ressourcenausstattung und Restriktionen im Zugang zu externen Ressourcen kann dazu führen, dass vorhandenes innovatives Potenzial nicht genutzt werden kann. Kooperationen, wie in Abschnitt 2.8 diskutiert, können helfen, externe Ressourcen zu erschließen oder Ressourcen, die sich ko mplementär ergänzen, zu kombinieren. Daraus werden folgende Hypothesen abgeleitet: Zwischen der Kooperation mit öffentlichen Einrichtungen aus Bildung, Wissenschaft und Forschung und der Durchführung von FuE-Projekten besteht ein positiver Zusammenhang. Zwischen der Akademisierungsquote des Managements in KMU und der Kooperation öffentlicher Einrichtungen aus Bildung, Wissenschaft und Forschung besteht ein positiver Zusammenhang. Folgende Fragen aus der Fragebogenerhebung sind für die empirische Untersuchung diesen Hypothesen direkt zugeordnet: Frage (11) Arbeiten Sie mit öffentlichen Einrichtungen aus den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Forschung zusammen (gegenwärtig und in der Vergangenheit)? Folgende Antwortmöglichkeiten waren gegeben: a) Ja und zwar mit folge nden: (…), wenn Ja: waren/bzw. sind Ihre Erfahrungen dabei eher gut, eher schlecht, wo sehen Sie Verbesserungsmöglich keiten (…) b) Ne in Frage (14) Ist Ihr Unternehmen in Forschungskooperationen eingebunden? (Mehrfachnennungen möglich) a) Nein, b) lose, informelle Kontakte, c) gemeinsa me Forschungsprojekte mit anderen privaten Unternehmen, d) gemeinsame Forschungsprojekte mit staatliche n Forschungsinstituten/Hochschulen, e) Auftragsforschung für öffentliche Auftraggeber, f) ge meinsame Nut zung von technischen Geräten mit anderen privaten Unternehmen und/oder staatlichen Forschungsinstituten/Hochschulen, g) Organisation/Veranstaltung von forschungsbezogenen Tagungen/Foren, h) finanzielle Unterstützung und/oder Beteiligung an technologieorientierten Unternehmensneugründungen
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Kapitel II Empirie: Darstellung der untersuchten Branchen
Der durch d ie Globalisierung intensivie rte Wettbewerbsdruck be einflusst mittelbar un d unmittelbar die Ges c häftstätigkeit von KMU. Internationalisie rung ist für KMU eine mögliche Antwort auf diesen Wettbewerbsdruck. Die bisher vorliegenden empirische n Ergebnisse deuten darauf hin, dass Unternehmen, die innovativ sind und deren Management über Arbeitserfahrung im Ausland verfügt, stärker internationalisiert sind als nicht-innovative Unternehmen. Daraus leiten sich folgende Hypothesen ab: Innovative KMU sind s tärker internationalis iert als nicht-innovative KMU. Unternehmen, deren Management über Arbeitserfahrung im Ausla nd verfügt, sind stärker internationalis iert als Unternehmen, deren Management über keine Arbeitserfahrung im A usland verfügt. Folgende Fragen aus der Fragebogenerhebung sind für die empirische Untersuchung diesen Hypothesen direkt zugeordnet: Frage (5) Betreiben Sie ständig eigene Forschung und Entwicklung (innerbetriebliche Innovationsprozesse für neue Produkte, Prozesse und Verfahren, neue Organisationsstrukturen, /–prozesse)? a) Ja, periodisch wiederkehrend, b) Ja, unregelmäßig, c) Ne in Frage (25) Verfügt Ihr Management über berufliche Auslandserfahrung? a) Ja, alle im Management Beschäftigten, b) Ja, teilweise, c) Nein Frage (29) Ist Ihre Ge schäftstätigkeit intern ational ausgerichtet? a) Ja, b) Nein, c) Es ist geplant, eine internationale Geschäftstätigkeit aufzunehmen: Ja, Nein Frage (30) a) Welcher Anteil des Ja hresumsatzes entfällt auf internationale Geschäfte? (N %. ), a1) die Geschäftstätigkeit bezieht sich auf Länder folgender Regionen: Europa, Nordamerika, Afrika, Asien, Südamerika. b) Wie hoch ist de r Exportanteil Ihre r Produktion? ( % der ge samten Jahresproduktion) Frage (33) Wie hoch ist der Anteil ihrer ausländischen Produktion an Ihrer Wertschöpfung? a) es liegt keine Auslandsproduktion vor, b) der Anteil beträgt etwa (N %) Frage (26) Weist Ihr Management eine multinationale Zusammensetzung auf (mind. 1 Person stammt nicht a us D)? a) Ja, b) Nein In Abschnitt 4 wurden die Möglichkeiten u nd Instrumente des Staates aufgezeigt, auf das Innovationsgeschehen von Unternehmen direkt oder indirekt Einfluss zu nehmen. Durch die Einbindung von KMU in die vo m Staat vorgehaltenen Wissenschafts- und Forschungsstrukturen kann gewährleistet werden, dass KMU ihre eigenen Kompetenzen komplementär ergänz en können und Anreize zum Innovieren erhalten. Daraus leitet s ic h folgende Hypothese ab: Zwischen den Instrumenten der Innovationspolitik und den Innovationsaktivitäten von KMU gibt es einen Zusammenhang Folgende Fragen aus der Fragebogenerhebung sind für die empirische Untersuchung dieser Hypothese direkt zugeordnet: Frage (7) Nehmen oder nahmen Sie im Rahmen von F+E-Projekten öffentliche Ressourcen in Anspruch? (Mehrfachnennungen möglich) a) Ja: Investitionsförderungen ,
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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zinsvergünstigte Darlehen, Projektförderung, Bürgschaften, Beratungszuschüsse, Qualifizierungszuschü sse, Sonder-/Ausnahmegenehmigungen, b) sonstige (…), c) Nein Frage (8) Nutzen Sie derzeit o der nutzten Sie früher im Rahmen von F+E-Projekten ein oder mehrere der folgenden Einrichtungen/Angebote? (Mehrfachnennungen möglich) a) staatliche Informationseinrichtungen, b) Kongresse, c) staatlich getragene Gründer- und Wagnisfonds, d) staatliche Forschungseinrichtungen, e) Technologieparks, f) Hochschulen, Universitäten, g) Handelskammern, h) keine der genannten Frage (11) a.a.O., Frage (14) a.a.O. Die Leistungsfähigkeit der öffentlichen Forschungs- und Wissenschaftsinfrastruktu r besteht unter anderem darin, den Wissenstransfer in die Praxis z u gewährleisten. Trotz der institutionellen Verankerung dieses Anliegens in Form eigener Transfereinrichtungen ist noch nicht gewährleistet, dass die aufgrund der unterschiedlichen Arbeitsbereiche vorherzusehenden Berührungsängste zwischen Wissenschaft und Praxis überwunden sind (vgl. dazu auch Abb. 4-3). Je größer allerdings der Erfahrungshintergrund der beteiligten Personen in den unterschiedlic hen Arbeitsbereichen ist, desto eher kann davon ausgegangen werden, dass Berührungsängste sich nicht zu einem Kooperationshemmnis entwickeln. Es wurde gezeigt, dass die Grundlage für Innovationen eine an den Menschen gebundene Kreativität ist und dass Innovationen sowohl auf routinierte Forschung und Entwicklung zurückzuführe n ist, aber auch das Ergebnis problemlösungsorientierten Handelns im Rahmen der regulären Geschäftstätigkeit sein kann. In beiden Fällen erhöht eine akademische Ausbildung der Beschäftigten jedoch die Fähigkeit zu Neuentwicklungen. Daraus leiten sich folgenden Hypothesen ab: KMU, dessen Management über eine Hochschulausbildung verfügt, kooperieren häufiger mit öffentlichen Einrichtungen aus Wissenschaft und Forschung als KMU, dessen Management über keine Hochschulausbildung verfügt. Je höher der Anteil der Beschäftigten mit abgeschlossener akademischer Ausbildung ist, desto regelmäßiger werden Innovationsprojekte durchgeführt. Folgende Fragen aus der Fragebogenerhebung sind für die empirische Untersuchung diesen Hypothesen direkt zugeordnet: Frage (17) Wie hoch ist der prozentuale Anteil der Beschäftigten (einschließlich Unternehmenseigner) mit abgeschlossener akademischer Ausbildu ng? (N %) Frage (18)Über welche Ausbild ung verfügt das Management mehrheitlic h in Ihrem Unternehmen? a) Hochschulstudium, b) sonstige (…), c) betriebliche Ausbildung, d)Hochschulstudium/b etriebliche Ausbildung Frage (19) Beschäftigen Sie Mitarbeiter für Forschu ngs- und Entwicklungstätigkeiten und/oder im Rahmen innerbetrieblicher Innovationsprozesse? a) Ja, überwiegend (50% + der Arbeitszeit): Anza hl der Personen (…), b) Ja, teilweise (< 50 % der Arbeitszeit): Anzahl der Personen (…) c) Nein.
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6
Kapitel II Empirie: Darstellung der untersuchten Branchen
Darstellung der untersuchten Branchen
Die Themenkomplexe „Innovation und Beschäftigung“, „I nnovationstätigkeit und Internationalisierung “ und „Innovationsverhalten von KMU“ werde n in dieser Arbeit a m Beispiel der maritimen Industrie, der Logistikbranche und der Umwelttechnologiebranche untersucht. Obwohl die hier untersuchten Branchen in keiner direkten Beziehung zueinander stehen und zudem auch unterschiedlichen Wertschöpfungsbereichen zuzuordnen sind, finden sich Gemeinsamkeiten, die für das Ziel dieser Arbeit wichtig sind: Alle drei Branch en sind ausgewiesen technologieintensiv und industriepolitis che Zie lbranchen. Zudem sind sowoh l die Logistikb ranche als auch die marit ime Industrie Schlüsselbranchen im Globalisierungsprozes s: Während die marit ime Industrie vo rrangig die technische Voraussetzung für den Warenhandel zu See schafft, stellt die Logistikbranche neben reinen Transportdienstleistungen und Dienstleistungen, die Steuerung von Materialflüssen betreffend, die koordinierenden Dienstleistungen für den globalen Warenhandel zur Verfügung. Alle drei Branchen gelten aufgrund ihrer hohen Wachstumsdynamik, ihrer ausgesprochenen Technologieorientierung und ihrer Zukunftsorientierung als B ranchen mit hohen Perspektiven für weitere s Beschäftigungswachstum. Im Folgenden werden die Untersuchungsbranchen abgegrenzt und es wird jeweils kurz auf ihre ökonomische Bedeutung eingegangen. Aufgrund der hohen regionalwirts chaftliche n Bedeutung der Untersuchungsbranchen wird deren wirts chaftliche Situation im Land Bremen, als norddeutsches Oberzentrum, kurz dargestellt. 6.1 Branchenreport: Logistikdienstleistungen Abgrenzung der Logistikbranche Im Zuge der internationalen Arbeitsteilung steigt die Nachfrage nach koordinierenden Dienstleistungen, Transportdienstleistungen und Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Steuerung von Materialflüssen. Aufgrund der somit zu erwart enden Ausweitung der Wertschöpfung und Beschäftigung in der Logistikbranche ist da von auszugehen, dass deren volkswirt schaftliche Bedeutung weiterhin steigt. 6.1.1
Der Logistiksekto r ist in der amtlichen Statistik nicht eindeutig ab gegrenzt, so dass eine sekundärstatistische Konstruktion des Logistiksektors nicht ohne weiteres möglich ist. Traditionell besetzen Logistikunternehmen die Schnittstelle z wis chen Produzenten und Konsumenten 88. Der Bu ndesverband Logistik folgt der Abgrenzung des Logistiksektors nach Plowman (1964). Logistik bezeichnet demnach die Verfügbarkeit des richtigen Gutes in der richtigen Menge, im richtigen Zustand, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, für den richtigen Kunden, zu den richtigen Kosten zu sichern (BVL 2006). In einer engen Fassung umschreibt d er Logistikbegriff „a lle operativen Aktivitäten des Transportierens („Veränderung von Objekten im Raum“), des Umordnens, Umschlagens, der Kommiss ionierung („Transfer von Objekt e in der Zeit “)“ (Klaus/Kille 2006:31). Ein erweiterter Logist ikb egriff umfasst zusät zlich die mit den in der engen Fassung
88)
Produzent und Konsument können hier jeweils Unternehmen oder nicht-Unternehmen sein.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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genannten Aktivitäten verbundenen Koordinationsaktivitäten, zu denen dann im Einzelnen zählen: Auftragsabwicklungs- und Dispositionsaktiv itäten, Planungs- und Steuerungsaufgaben, Aktivitäten im Zusammenhang mit Kostenoptimierung und Planung bei der Erbringung von Logistikdienstleistungen. Aufgrund des Schnittstellencharakters des Logistiksektors Wertschöpfungsbereichen können Unschärfen in der Abgrenzung vermieden werden. Für die im Rahmen der vorliegenden Arbeit empiris che Erhebung wurden, vor dem Hint ergrund der hier vorgestellten Unternehmen ausgewählt, deren
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zu anderen nicht gänzlich vorgenommene Abgrenzungen,
Produkte und Dienstleistungen der logistiknahen Industrie zuzuordnen sind. Dabei handelt es sich um so lche Produkte und Dienstleistungen, die für den logistischen Prozess notwendig sind. Produkte und Dienstleistungen als logistiknahe Dienstleistungen gelten. Dies sind vor allem unternehmensbezogene Produkte und Dienstleistungen, welche die Realisierung von logis tischen Prozessen und Dienstleistungen ermöglichen 89. Produkte und Dienstleistungen als logistik spezifische Dienst leis tung gelten. Dies sind Produkte und Dienstleistungen entlang der Werts chöpfungskette TransportUmschlag-Lagerung
Hierbei handelt es sich vor allem um Softwarediensteister, die auf Logistikdienstleistungen spezialisiert sind und die Produkte bzw. Dienstleistungen zur Abwicklung, Überwachung und Optimierung von Logistikprozessen anbieten. Diese Unternehmen sind in der Wirtschaftsklassifiktion nach WZ03 dem Abschnitt K zugeordnet, ohne dass es einen Bezug zur Kundenstruktur gibt. Eine direkte Zuordnung zu der hier vorgenommenen Abgrenzung des Logistiksektors ist somit nicht möglich, da nicht unterschieden werden kann zwischen auf Logistikdienstleister und auf nichtLogistikdienstleister spezialisierte Unternehmen.
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Kapitel II Empirie: Darstellung der untersuchten Branchen
Nachfolgende Tabelle ordnet die genannten drei Abgrenzungsbereiche der Klassifikation der Wirt schaftszweige nach WZ 2003 zu: Tab. 6-1 Gliederungseinheit 60100 60245 60246 62100 62200 63110 63121 63212 63221 63401 63404 64121 64122 64123 64125 64126 64127 2121 2522 2523 2040 2821 2871 2872 2922 3220 Ohne Klassifikation
Abgrenzung des Logistiksektors nach WZ 20 03 Kategorie Logistikspezifische Dienstleistungen Eisenbahnverkehr erlaubnispflichtiger gewerblicher Güterkraftverkehr erlaubnisfreier und freigestellter Straßen-Güterverkehr Linienflugverkehr Gelegenheitsflugverkehr Frachtumschlag (ohne Kühlhäuser) Lagerung Hilfs- und Nebentätigkeiten für den Landverkehr, anderweitig nicht genannt sonstige Hilfs- und Nebentätigkeiten für die Binnenschifffahrt Spedition logistische Dienstleistungen, anderweitig nicht genannt Briefdienste Zeitungsdienste Paketdienste Expressdienste Kurierdienste Erbringung von sonstigen postalischen Dienstleistungen Logistiknahe Industrie Herstellung von Wellpapier und -pappe sowie von Verpackungsmitteln aus Papier, Karton und Pappe Herstellung von Verpackungsmitteln aus Kunststoff Herstellung von Baubedarfsartikeln aus Kunststoff Herstellung von Verpackungsmitteln, Lagerbehältern und Ladungsträgern aus Holz Herstellung von Metallbehältern mit einem Fassungsvermögen von mehr als 300 l Herstellung von Behältern aus Eisen und Stahl Herstellung von Verpackungen und Verschlüssen aus Eisen, Stahl und NE-Metall Herstellung von Hebezeugen und Fördermitteln Herstellung von Geräten und Einrichtungen der Telekommunikationstechnik Logistiknahe Dienstleister auf Logistikdienstleister spezialisierte Unternehmen aus dem Bereich Softwareentwicklung, Mess-, Steuerungs- und Regeltechnik
Quelle: eigene Darstellung Diese Aufstellung v erdeutlicht die Schwierigkeit den Logistiksektor statist isch z u erfassen, da er sich auf verschiedenste Abschnitte in der amtlichen Klassifikation der Wirt schaftszweige v erteilt. Durch teilweise unterschiedlich e Abgrenzungen des Logistiksektors s ind empirische Untersuchungen nur schwer vergleichbar. Die ökonomische Bedeutung der Logistikbranche Peter Klaus und Christian Kille beschreiben in ihrer Studie zum Logistikmarkt (Klaus/Kille 2006) je vier weltwirtschaftliche Megatrends, welche vor Ort auf die Angebots- und Nachfragesituation im Logistiksektor wirken und für die Entwicklung des Logistiksektors in Deu tschland relevant sind: Globalisierung der Pro duktion und des Warenverkehrs Übergang zur postindustriellen Gesellschaft Beschleunigung der Taktrate wirtschaftlicher Aktivität in der „On Demand-Welt “ Wachsende Unternehmenssensibilität 6.1.2
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
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Im Zuge der Globalisierung sind zunehmend größer werdende Transportdistanzen zu überwinden, so dass neuer Kommunikations- und Integrationsbedarf die Nachfrage nach Logistikdienstleistungen steigen lässt. Eine steigende Wettbewerbsintensität, bedingt durch die Internationalisierung der Unternehmen, führt dazu, dass die Verhandlungsmacht der Nachfrager steigt. Begünstigt werden diese Entwicklungen dadurch, dass Logistikanbieter ihre Wertsch öpfungsaktivitäten an den Ort der Nachfrage verlagern. In dieser Entwicklung drücken sich der Bedeutungszuwachs der Region (Heidenreich 1997) und die Bedeutung des Logistiksektors für die regionale Entwicklung in einer Zeit der Globalisie rung aus. Im Zuge des Übergangs zur postindustriellen Gesellschaft ist davon auszugehen, dass die industrielle Güterproduktion nicht weiter wächst und es zu einer Individualisie rung der Güterproduktion kommt 90. Diese Entwicklung führt zu einer geringeren aber individuelleren Mengennachfrage. Die Steuerung und Abwicklung der damit verbundenen Logistikprozesse stellt für den Logistiksektor eine der kommenden Herausforderungen dar. Die Veränderung der Konsum- und Einkaufsgewohnheiten 91 führt, so die Annahme, zu einer steigenden Nachfrage nach zeitnaher Lieferung und Nachfragebefriedigung ohne Zeitverzögerung. Die Verkürzung von Produkt- und Technologiezyklen wirkt ebenfalls beschleunigend auf die „Taktrate der wirts chaftlichen Aktivität “. Beide Entwicklungen steigern die Nachfra ge nach Logistikdienstleitungen, welche diesen Entwicklungen gerecht werden. Vor dem Hintergrund der gestiegenen Sensibilis ierung für Umwe ltschäden infolge des Straßenverkehrs und des, vor alle m in Deutschland , stark verankerte n Recyclinggedankens wächst die Na chfrage nach Logistikkonzepten, welc he Entsorgungs- und Recycling-P rozesse in die logistische Kette integrieren sowie der Umweltp roblematik au fgrund des Straßengüterverkehrs konstrukt iv begegnen. Auf die Angebotsseite wirken den Autoren zufolge folgende Megatrends: Erfolgswirkungen von Struktur und Prozessorganisationen Deregulierung und Privatisierung ehemals ö ffentlicher Dienste aus den Bereichen Kommunikation und Verkehr Konzentration auf Kernkompetenzen Konzentration und Differenzierung der Branchenstruktur Die optimale Verknü pfung einzelner Unternehmensaktivitäten zur Befriedigung von Kundenbedürfnissen ist eine zentrale Voraussetzung für Unternehmenserfolg. Daraus folgt, dass die Steuerung und Abstimmung von unternehmensinternen Teilprozessen ein zukünftig wachsendes Aufgabenfeld für Logistikdienstleister darstellt. Die Deregulierung und Privatisierung ehemals staatlicher Au fgabenbereiche in den Feldern Transport, Kommunikation und Brief- bzw. Paketlieferdienste hat nicht nur zu einer wachsenden Zahl privater Dienstleis ter geführt, sondern auch zu veränderten Geschäftsprozessen, Geschäftsmodellen und Leistungsangeboten. Logistikdienstleiste r 90)
91)
Am Beispiel der Automobilindustrie lässt sich der Wandel von der standardisierten Massenproduktion zur kundenindividuellen Massenproduktion (Masscustomizing) beobachten: Personenwagen werden heute aus einer Vielzahl miteinander zu kombinierenden Modulen an die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden angepasst und als kundenindividuelle Einzelaufträge produziert. Die Veränderung der Einkaufsgewohnheiten wird wesentlich vorangetrieben durch die zunehmende Nutzung von online-Vertriebskanälen bei gleichzeitig wachsender Verbreitung von Breitbandanschlüssen.
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Kapitel II Empirie: Darstellung der untersuchten Branchen
werden infolge dieser Veränderung der Marktstrukturen zu Impulsgebern und „Enablern “ von Innovationen außerhalb des Logistiksektors. Der Trend zur Konz entration auf die je weiligen Kernkompet enzen und damit zur Auslagerung von Unternehmensbereichen, welche diesen nicht z ugeordnet werden, ist noch nicht zu Ende. Die dadurch zunehmende Anzahl von Schnittstellen zwis chen den am Prozess der Leis tungserstellung beteiligten Akteuren führt zu einer steigenden Nachfrage nach Koordination und Steuerung der Wertschöpfungsaktivitäten. Innerhalb der Logistikbranche bilden sich netzwerkartige Anbieterstrukturen heraus, welche das Erbringen von komplexen Logistikdienstleistungen ermöglichen. In diesen Strukture n agieren große, fläch endeckend arbeitende Logistikdienstleiter, die Größenvorteile realisie ren können, zusammen mit kleinen bis mittelgroßen Anbietern, welche flex ibel und individuell auf Markterfordernis se reagieren können. Aus den hier vorgestellten, nicht betriebsgrößenspezifischen Trends der Angebots- und Nachfrageseite kann geschlossen werden, dass der Logistikmarkt vor struktu rellen Umbrüchen steht, die verstärkt dazu führen, dass Logistikunternehmen zu Innovatoren und Systemlieferanten werden, um Innovationen in Nicht-Logistikunternehmen zu ermöglichen (K laus/Kille 2006:19ff). Die Konzentration auf Kernkompetenzen, verbunden mit der Auslagerung von Wertschöpfungsbereichen, führt zu einer Fragmentierung und Ausdifferenzierung des Wertschöpfungsprozesses und zu einer Zunahme der Schnittstellen zwisch en den Wertschöpfungsbereichen, so dass die Bedeutung logistischer Dienstleis tungen zunehmend steigt (Wrobel 2004). Einer weiten Fassung des Logistikbegriffs folgend wird von Klaus/Kille das Marktvolumen, gemes sen als Logistik-Aufwandsvolumen, mit 170 Mrd. Euro pro Jahr angegeben. Berechnungsgrundlage sind die Fahrzeug- und Gütertransportstatistik, die Beschäftigungsstatistik logistikre levanter Berufe zur Logistikwerts chöpfung sowie Unternehmensund Branchenumsatzstatistiken zur volkswirts chaftlic hen Logistiknachfrage (ebenda:44). Wird die Anzahl der im Logistiksektor beschäftigten Personen auf Grundlage ihres überwiegenden Tätigkeitsschwerpunktes 92 ermittelt, zeigt sich, dass ca. 2,5 Mio. Personen direkt in diesem Sektor beschäftigt sind. Somit sind 9% aller sozialvers icherungspflichtig Beschäftigten im Logistiksekto r angestellt 93. Bei diesen Daten ist allerdings ein Erhebungsbias zu berücksichtigen, der dadurch entsteht, dass Betriebe einen Wechsel des Tätigkeitssch werpunktes von Beschäftigten nicht melden und dass es sich eben nur um Schwerpunkttätigkeit und nicht um ausschließlic h logistik relevante Tätigkeiten handelt. Die Zahl der indirekt im Logistiksektor bes chäftigten Personen wird auf etwa 0,6 Mio. Personen geschätzt (Klaus/Kille 2006). We rden die „induzie rten “ Beschäftigungseffekte berücksichtigt, so ergibt sich eine gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Logistiksektors von ca. 4,7 Mio. Arbeitsplätzen 94 (ebenda).
92)
93) 94)
Der Tätigkeitsschwerpunkt wird aus der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Berufsgruppe abgeleitet die wiederum dem untersuchten Sektor zugeordnet werden. Dieses Vorgehen entspricht im Grundsatz der Vorgehensweise wie sie von Kirchhoff/Elsner (1997) vorgeschlagen wird, welche logistikrelevante Wirtschaftszweige mit logistikrelevanten Tätigkeiten verzahnen (vgl. auch Wrobel 2004:84ff). Eigene Berechnung auf der Grundlage von 26.523.982 insgesamt sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Destatis, Stand Dezember 2004). Zu de r B erechn ung “i nduzie rte r ” Besc häf tigu ngsef fekt e siehe auch Kirch hof f/Elsn er (19 97 ).
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
95
Auch wenn sich die hier vorliegende empiris che Untersuchung nicht explizit auf Bremen bezieht, soll dennoch aus zwei G ründen kurz auf den Logistikstandort Breme n eingegangen werden. Erstens finden sich in der Stichprobe und in der qualitative n Untersuchung zum Logistiksektor Unternehmen aus dem Land sowie dem Umland von Bremen, so dass die Ergebnisse der empirischen Untersuchung von Relevanz für das Land Bremen sind. Zweitens ist Bremen ein, im europäischen Vergleich, gut positionierter Logistikstandort, so dass auch aus diesem Grund die empiris chen Ergebnisse für die weitere Entwicklung dieses Logistikstandortes von Relevanz sind. Da regionalisierte Daten zur sozialversicherungspflicht igen Beschäftigung im Logistiksektor nicht v orliegen, können auf Grundlage der Sekundärstatistik nicht ohne weiteres Angaben zur Beschäftigungssituation im Logistiksektor gemacht werden. Eine Berechnung der sozialversicherungspflichtig en Beschäftigung (SVB) im Logistiksekto r, unter Berücksichtigung des Erhebungsbias durch individue lle Gewichtung der Tätigkeitsschwerpunkt e von dem Logistiksektor zuzuordnenden Berufen, nimmt Wrobel (2004) in seiner Arbeit vor. Die Abgrenzung des Logistiksektors ist vergleichbar mit der in dieser Arbeit vorgenommenen Abgrenzung. Für das Land Bremen 95 ermittelt er folgende Eckwerte des Logistiksektors. Tab. 6-2
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Logistiksektor, Land Bremen, Land Hamburg und Bundesgebiet West im Vergleich
Erhebungszeitraum Bremen SVB gesamt SVB Logistik Logistikanteil in % Veränderung SVB gesamt Veränderung SVB Logistik Land Hamburg SVB gesamt SVB Logistik Logistikanteil in % Veränderung SVB gesamt Veränderung SVB Logistik Bundesgebiet West SVB gesamt SVB Logistik Logistikanteil in % Veränderung SVB gesamt Veränderung SVB Logistik
30.06.1990
30.06.1995
30.06.2000
Entwicklung (1990 – 2000)
302.282 25.515 8,44
293.465 23.283 7,93
283.566 22.477 7,93
-18.716 -3.038 -0,51* -6,19 -11,91
749.365 55.669 7,43
754.497 50.535 6,70
762.483 47.233 6,19
13.118 -8.436 -1,24* 1,75 -15,15
22.368.078 1.434.861 6,41
22.597.347 1.378.119 6,10
22.846.530 1.366.099 5,98
478.452 -68.762 -0,43* 2,14 -4,79
*Prozentpunkte Quelle: Wrobel (2004:99) Während Hamburg, ebenso wie dies im Bu nd (2,14%) der Fall war, eine Zunahme der sozialvers icherungspflichtigen Beschäftigung realisie ren konnte (1,75%), verlor B reme n 6,19% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Bei der allgemeinen Verringerung der im Logistiksektor beschäftigten Personen, konnten sich im Beobachtungszeitraum 95)
Aufgrund der nationalen und internationalen Bedeutung des Landes Bremen als Logistikstandort und wegen des Forschungsstandortes des Autors dieser Arbeit, wird an geeigneter Stelle auf die Branchenentwicklung im Land Bremen eingegangen.
96
Kapitel II Empirie: Darstellung der untersuchten Branchen
weder Bremen (-11,9 1%), noch Ha mburg (-15,15%) vo m Bundesdurchschnitt (-4,79 %) abkoppeln. Für Bremen und Hamburg kann davon ausgegangen werden, dass die mas sive n Beschäftigungsverluste im Logistiksektor (-11,91%), die eben nicht allein durch den Rückgang der sozialversicherungspflichtige n Beschäftigung im Ganzen erklärt werden können, unter anderem darauf zurückzuführen sind, dass die Logistikbranche eine äußerst flächenintensive Branche ist. Als St adtstaaten haben Hamburg und Bremen hier gegenüber Flächenstaaten einen zentralen Standortnachteil. Zusätzlich zu diesem Suburbanisierungsprozess kommen verstärkende negative Agglomerationseffekte 96. Ein Teil der Verluste dürfte zudem, insbesondere im Falle Bremens, auf die Negativentwicklung der wirtschaftlichen Lage im Land Bremen zurückzuführen sein. Trotz dieser Entwic klung kommt Wrobel (2 004), der die Bedeutung des Logistiksektors für Bremen untersuc ht, zu dem Ergebnis, dass die „Region B remen als (ma ritimer) Standort in ihrer Rolle als entwickelter (Umschlags -/Verteiler-) Knoten in globalen Wertschöpfungsketten (… ) eine ausre ichende Basis im Logistiks ektor vorzuwe isen hat, an welcher eine Förd erung ansetzten kann.“. Der hohe Anteil v on im Logist iksektor beschäftigten Personen in Bremen wird in Ta b. 6-2 deutlich. Dieses Ergebnis unterstreicht nicht nur die vorhandenen Kompetenzen und Stärken des Bremer Logistikstandortes, sondern begründet aus regionalwirts chaftlicher Perspektiv e eine Förderung des Logistikgewerbes. Im Strategiepapier der Senatorischen Behörden für Wirtschaft und Häfen "InnoVision 2010" wird dem Logist ik sektor eine st rategisch wichtige Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung Bremens beigemessen und dieser vom Senator für Wirts chaft und Häfen im L and Bremen zum Förd erschwerpunkt erk lärt. Die dort zum Ausdruc k gebrachte Entwicklu ngsfähigkeit des Logistiksektors wird in der Untersuchung von Wrobel (2004) im Grundsa tz bestätigt. Nach Schätzungen der Bremer Investitionsg esellschaft (BIG) sind in Bremen etwa 1.000 Unternehmen mit ca. 20.000 Logistik-Fac harbeitern dem Logistiksektor zuzuordnen 97 (Bremer Investit ionsgesellschaft mbH 2005). Triebfeder der Bremer Logistikbranche sind die Bremer Häfen, welche den großvolumigen Güterumschlag ermöglichen. Der Containerhafen Bremerhaven rangiert, gemessen am Umschlagvolu men, im europäischen Vergleich auf Platz vier (ebenda) und weltweit unter den Top 25 (Deutsch e Bank - DB Researc h 2006). Nachstehende Tabelle gibt einen Überblick über die Entwicklung des Umsc hlagvolumens der Bre mer Häfen, welches s ich mit Ausnahme des Massengut-Umsch lages positiv entwicke lt (v gl. Tab. 6-3).
96) 97)
z.B. höhere Faktorkosten, höhere Steuern und Abgaben, Präferenzen der Arbeitskräfte für Wohenen im Grünen Elsner/Hübscher/Zachcial (2005) gehen in ihrer Untersuchung des Bremer Logistik-Cluster von 500 Unternehmen aus.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
Tab. 6-3
97
Umschlagvolu mina der Häfen im Land Bremen, 2004 und 2005 2004
Güterumschlag in Mio. Tonnen Massengut in Mio. Tonnen Stückgut-Umschlag in Mio. Tonnen Containerverkehr in Mio. TEU PKW-Umschlag (in Mio. Fahrzeuge
52,31 9,62 42,69 3,46 1,43
Veränderung zum Vorjahr % 7 -3 11 8,8 6,7
2005
54,19 8,72 45,46 3,74 1,64
Veränderung zum Vorjahr % 3,5 -9,4 6,4 8 14,6
Quelle: Bremer Investitionsgesellschaft mbH 2005, Bremer Senator für Wirtschaft und Häfen (2006), teilweise eigene Berechnungen Die Rolle der Häfen im Land Bremen als einer der führenden Güter-Drehscheiben dürfte durch die Erweiterung des Containerterminals 4 (CT4) noch gefestigt werden. Elsner/Hübscher/Zach cial (2005) untersuchen die Netzwerkst rukturen der Logistikwirtschaft im Land Bremen und kommen zu dem Ergebnis, dass der Bremer Logistik-Cluster, der etwa im Verhältnis 2:1 von dem Dienstleistungssekt or zuzuordnenden Unternehmen zu dem indus triellen Sektor zuzuordnenden Unternehmen geprägt ist, im Wesentlichen „regionale Transaktionsbeziehungen unterhält“ und eine geringe Außenverflechtung aufweist (ebenda:231f). Zudem zeichnet er sich aus durc h eine Dominanz von Unternehmen der Beschäftigtengrößenklassen 100-499. Für die wirtschaftlic he Entwicklung im Land Bremen wird der Logistiksektor als strategisch wichtig angesehen. Gemessen an der sozialversicherungspflichtige n Beschäftigung im Logistiksektor und der überregional bedeutsamen Rolle der Breme r Hafenwirtschaft erscheint die Fokussie rung des Logistiksektors folgerichtig. Die fü r Wachstum und Innovation strategisch wichtige Bedeutung des Logistiksektors wird von Seiten der Bundesregierung und dem Bundesministerium f ür Bau, Verkehr und Stadtentwicklung ebenfalls bejaht. Ausdruck findet diese Einschätzung in der Arbeit zu m "Masterplan Güterverkehr und Logistik" im Rahmen der Mobilitätsoffensive 98 der Bundesregierung. Ziel ist es laut Bundesministeriu m, „den Standort Deutschland als Produktions- und Logistikstandort gleichermaßen zu stärken und damit auch zu mehr Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Beschäftigung zu gelangen“ (Bundesministerium für Bau 2006). Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Logistiksektor sowohl auf Bundesebene als auch im Land Bremen als s trategisch wicht ig für I nnovation, Wachstum und Beschäftigung eingeschätzt wird. Im Land Bremen ist der Logistiksektor sehr stark verwoben mit der Hafenwirtschaft, die wiederum Anknüpfungspunkte zur maritimen Industrie aufweist (vgl. dazu auch Heseler/Brodda 2000). 6.2 Branchenreport: maritime Industrie Abgrenzung der Branche maritime Industrie Die Bezeichnung "maritime Industrie" ist ein Sammelbegriff für Wertschöpfungsaktivit äten, die entweder direkt dem Sch iffbau, der Meerestechnik oder der Schiffbauzulieferindustrie zuzuordnen sind. 6.2.1
98)
Zur Mobilitätsoffensive gehören Vertreterinnen und Vertreter der Verkehrswirtschaft, Industrie, Politik und der Gewerkschaften.
98
Tab. 6-4
Kapitel II Empirie: Darstellung der untersuchten Branchen
Branchenuntergliederung in der maritimen Industrie
Kategorie Schiffbau
Schiffbauzulieferer
Meerestechnik**
Branchensegment Seeschiffbau
Produkte Öltanker Chemikalien-/Produktentanker Massengutschiffe Frachtschiffe , Containerschiffe Ro-Ro-Schiffe Gastanker Fähren/Passagierschiffe andere Schiffe Binnenschiffbau Gütermotorschiffe,Tankmotorschiffe , Güterschlepp-/-Schubkähne/leichter -, Tankschlepp-/-Schubkähne/-leichter, Schuten, Bunkerboote/Bilgenentölerboote, Schub-/Schubschlepp/ Schleppboote, Barkassen, Fahrgastschiffe Marineschiffbau militärisches maritimes Gerät Reparatur und Umbau Anpassungen an Umweltschutzauflagen Reparatur und Wartung, Umbau von Kreuzfahrtschiffen Umbau von Yachten Maschinen- und Anlagenbau ingenieurswissenschaftliche Produkte aus dem Bereich Maschinenbau, Anlagenbau, Schiffsinnenausbau, Mess-, Steuerungs- und Regeltechnik Nach GMT*-Klassifikation gehören folgende Felder zur Meerestechnik: Aquakultur, Hydrographie, Meeresforschungstechnik, maritime Umweltschutztechnik, maritime Informations- und Leitsysteme , Küsteningenieurwesen/Wasserbau Offshore-Technik , Polartechnik, Unterwassertechnik/ Seekabel
*Gesellschaft für maritime Technik, ** Maritime erneuerbare Energien sind hier nicht wie von der GMT vorgeschlagen der Meerestechnik zugeordnet sondern den Umwelttechnologien Quelle: eigene Darstellung Insbesondere in der Schiffbauzulieferindustrie, die für den überwiegenden Teil der Wertschöpfung in Schiffbauprodukten verantwortlich ist, dominieren klass isch e Maschinenbau- und ingenieurwissenschaftlic he Kompetenzen (Bass/Ernst-Siebert 2006). Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übers icht über die Branch enuntergliederung der maritimen Industrie, wie sie in dieser Arbeit vorgenommen wurde. In der amtlichen Statistik ist die ma ritime Industrie verkürzt auf den Schiff- und Yachtbau. Entsprechend der in dieser Arbeit vorgenommenen Abgrenzung der maritimen Industrie sind dieser Industrie die in nachstehender Tabelle aufgeführten Wirt schaftszweige zuz uordnen (Tab. 6-5). Mit Ausnahme der Bereiche Schiffbau, Bootsund Yachtbau kann allerdings nicht davon ausgegangen werden, dass es sich um Wirt schaftszweige handelt, die in ihrer überwiegenden Wertschöpfung direkt der maritimen Industrie zuzuordnen sind, wenngleich Unternehmen dieser Wirtschaftszweige auch ausgewiesen maritime Zulieferunterne hmen sein können. Vor dem Hintergrund der hohen Maschinenbauanteile sowie der Me ss-, Steuerungs- und Regelungstechnik im modernen Schiffbau, sind die entspreche nden Zulieferunternehmen der in Tab. 6-5 abgegrenzten maritimen Industrie zuzuordnen.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
Tab. 6-5
99
Abgrenzung der maritimen Industrie nach WZ 2003
Gliederungseinheit 1752 3511 3512 2430 2830 2875 2911 2912 2914 2923 2956 3110 3161 3320 7430
Kategorie Herstellung von Seilerwaren Schiffbau (ohne Boots- und Yachtbau) Boots- und Yachtbau Herstellung von Anstrichmittel, Druckfarben und Kitten Herstellung von Dampfkesseln (ohne Zentralheizungskesseln) Herstellung von Metallwaren, anderweitig nicht genannt Herstellung von Verbrennungsmotoren (ohne Motoren für Luft- und Straßenfahrzeugen) Herstellung von Pumpen und Kompressoren Herstellung von Lagern, Getrieben, Zahnrädern und sonstigen Antriebselementen Herstellung von kälte- und lufttechnischen Erzeugnissen, nicht für den Haushalt Herstellung von Maschinen für bestimmte Wirtschaftszweige, anderweitig nicht genannt Herstellung von Elektromotoren, Generatoren und Transformatoren Herstellung von elektrischen Ausrüstungen für Motoren und Fahrzeuge, anderweitig nicht genannt Herstellung von elektrischen Mess-, Kontroll-, Navigations- u.ä. Instrumenten und Vorrichtungen technische, chemische und physikalische Untersuchungen*
* je nach Schwerpunkt auch dem Bereich Umwelttechnologie zuzuordnen Quelle: eigene Darstellung Die ökonomische Bedeutung der maritimen Industrie Die ma ritime Industrie zählt zu den wach stums- und innovationsstarken Branchen in Deutschland. Trotz der Beschäftigungsverluste im traditionelle n Schiffbau, die erst gegen Ende der 1990er Jahr zum Stillstan d gekommen sind, ist die maritime Industrie noch imme r prägend für die Wirtschaftss truktur der ehemalig en Schiffbauregionen. Zudem kommt es, bedingt durch den technischen Fortschritt daz u, dass der Anteil der Wertschöpfung im Schiffbau der auf Zuliefererkomponenten entfällt dominiert. Trotz der teilweisen erfolg reichen Neuausrichtung der Werftenlandschaft und einer Spezialisierung auf Nischenprodukte sowie auf Schiffbauprodukte, die einen hohen Service- und Technologieanteil beinhalten, verschärfen Überkapazitäten im Weltschiffbau sowie die Konkurrenz aus südkoreanischen Werften die Wettbewerbssituation (Bass/Ernst-Siebert 2006, 2007). In Deutschland kann die maritime Industrie durch fünf Faktoren charakterisie rt werden: 6.2.2
Erstens durch eine industrieökonomische Du alstruktur im Schiffbau. Während im eigentlic hen Schiffbau Unternehmen mit einer an der Beschäftigtenzahl gemessenen Betriebsgröße von 630 Beschäftigten und mehr dominieren (Heseler/Brodda 2000), sind Zulieferer im Sch iffbau eher kleine und mittelgroße Unternehmen. Auf einer Mitgliederbefragung des Verbandes deutscher Maschinen und Anlagenbauer basierende Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie gehen bundesweit von etwa 400 Betrieben mit ca. 70.000 Beschäftigten aus (Verband Deutscher Masch inen- und Anlagenbau 2005:8). Daraus e rgibt s ich rein rechnerisch eine durchschnittliche Betriebsgröße von 175 Beschäftigten pro Zulieferunternehmen (Bass/Ernst-Siebert 2 006). Nach Angaben des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik beliefen sich die Umsätze aller S chiff baubetriebe (einschließlich See-, Binnen- und Marineschiffba u sowie Reparaturen und Umbauten, Boots- und Yachtbau) im Jahr 2005 auf 6,1 Mrd. Euro und damit 35,9 % höher als im Vorjahr (Tab. 6-6).
100
Tab. 6-6
Kapitel II Empirie: Darstellung der untersuchten Branchen
Umsätze im Schiffbau* nach Bundesländern, in Mio. € und %-Anteilen
Schleswig-Holstein Hamburg Mecklenburg-Vorpommern Bremen Niedersachsen übrige Bundesländer Deutschland gesamt
2003 1.111 533 1.180 156 992 333 4.305
% 26 12 27 4 23 8
2004 1.151 586 974 426 1.066 321
100
4.524
% 25 13 22 9 24 7
2005 1.424 899 996 472 1.987 369
100
6.147
% 23 15 16 8 32 6 100
* See-, Binnen- und Marineschiffbau sowie Reparaturen und Umbauten, Boots- und Yachtbau Quelle: Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V. 2006 Diese oben genannten Zahlen enthalten nicht die Umsätze der Schiffbauzulieferindustrie und der meerestechnischen Betriebe. Da dieser Teilbereich der maritimen Industrie in der amtlichen Statistik nicht gesondert erfasst wird (vgl. Tab. 6-4 und Tab. 6-5) ist eine exakte Angabe zum Umsatz sowie auch zu r Beschäftigungsentwicklung schwierig. Nach Berechnungen des VSM beläuft s ich das Umsatzvolumen der maritimen Zulieferunternehmen auf etwa 9 Mrd. Euro im Jahr 2005 (Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V. 2006). Die Studie „Cluster und Prozessketten in der marit imen Industrie “ geht davon aus, dass der Weltmarktanteil der deutschen maritimen Zulieferunternehmen zwischen 8-12% liegt und in Europa mehr als 25% der EUProduktionsleistung in diesem Bereich auf sich vereint (Heseler/B rodda 2000). Zweites Charakteristikum der marit imen In dustrie ist eine im Trend steigende globale Nachfrage, da die Seetransportbranche, vor allem durch Reduzierung der Transportkosten für Importe/Exporte sowie durch Beschleunigung der Be- und Entladezeiten von Transportcontainern einer der Führungssekto ren der Globalis ierung ist. Bis 2010 wird von einem jährlichen Zuwachs von 9% im Container-Handling ausgegangen (Deutsche Bank - DB Research 2006). Durch die zunehmende Präsenz Chinas und Indiens auf dem Weltmarkt ist auch für die kommenden Jahre mit einem steigenden Handels- und damit Transportvolumen zu rechnen. Diese Entwicklung drückt sich in den weltweite n Auftragseingängen für Containerschiffsne ubauten aus (vgl. Tab. 6-7). Die Nachfrage nach Schiffsneubauten dürfte auch dadurch gesteigert werden, dass für bestimmte Schiffs typen ein hohes Durchschnittsalter in der Welthandelsflotte zu verzeichnen ist, so d ass Neubauten notwendig werden. Dies t rif ft insbesondere für s o genannte Mulit-Purpo se-Containerschiffe z u, von denen im Jahresdurchschnitt 40 – 60 Stück altersbedingt verschrottet werden (Koenig und Ci Emiss ionshaus 2005). Nach Einschätzung der Deutschen Bank steigt die Kapazität der Weltcontainerschiffsflotte zwischen 2006 und 2008 um 50% (Deutsc he Bank - DB Research 2006). Gegenwärtig gibt es zudem eine weltweite Hochkonjunktur aufgrund von Lieferengpässen in Asien.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
Tab. 6-7
101
Bestand und Auftragslage Weltcontainerflotte 2006 Flottenbestand
Größenklasse in TEU 100-249 250-499 500-999 1.000-1.499 1.500-1.999 2.000-2.499 2.500-2.999 3.000-3.900 4.000-4.999 5.000-7.499 >7.499 Gesamt
Anzahl
TEU 118 273 672 548 444 313 279 266 309 310 86 3.618
21.160 102.557 484.122 649.289 747.938 713.198 764.975 898.815 1.360.850 1.789.551 708.291 8.240.755
erteilte Aufträge für Neubauten, Stand Jahresbeginn 2006 Anzahl TEU 0 0 196 159.831 139 161.748 135 236.277 32 73.404 172 466.852 71 239.344 156 681.495 163 971.571 162 1.462.969 1.226 4.453.491
Veränderung in % 0 0 33 24,9 31,6 10,3 61,0 26,6 50,1 54,3 206,5 54,00
Quelle: Deutsche Bank - DB Research 2006 Drittens zeichnet sich die deutsche maritime Industrie durch weltweite Technologieführerschaft im Spezialschiffbau sowie in der Zulieferindustrie aus (BMWA 2005). Dies führt zu einer als "reziprok " zu bezeichnenden Globalisierung, nämlich dem Bau von Groß-Containersc hiffen (6000 bis 8000 TEU) in den koreanisc hen und chinesischen Werften, die aber ihrerseits Motoren, Elektronik etc. aus Deutschland beziehen (Bass/Ernst-Siebert 2 006). Die Exportquote der deutschen Schiffzulieferunternehmen beträgt im Du rchschnitt 64% und verteilt sic h zu 41% auf die Märkte Asiens (davon 11% China und 7% Korea). Die Technologieführerschaft der Zulief erindustrie fußt in d er Entwicklung und Produktion von High-Tech-Systemen für den Schiffbau (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. 2005). Vor dem Hintergrund der steigenden Nachfrage nach Schiffneubauten kommt der Zulieferindustrie vor alle m deshalb eine hohe Bedeutung zu, da ca. 70% der Wertschöpfung im Schiffbau auf die Zulieferindustrie entfallen (Cardaun 2004). Tab. 6-8
Produktion, Export, Beschäftigung im deutschen Schiffbau, 1999-2004
Ablieferung von Handelsschiffneubauten ab 100 BRZ in 100,000 gt, ins Inland dto., ins Ausland Schiffsexporte in Mill $ (SITC-Rev 3 7932) Yachtexporte in Mill $ (SITC-Rev 3 7931) Beschäftigte im Schiffbau, Stand Jahresende, in Tsd.
1999 384
2000 303
2001 450
2002 435
2003 215
2004 434
420 1955 515 25,6*
673 1031 504 25,9*
657 1970 680 26,4
848 2715 720 25,6
783 2170 525 24,3
543 1700 1020 22,9
Quelle: *Flottenkommando 2005); Flottenkommando 2003; Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V. 2006 UN-Comt rade 2005 Es ist viertens ist festzustellen, dass im deutschen Schiffbau die Produktion und die Exporte anstiegen und es insgesamt gesehen seit 1999 zu keinen nennenswerten Beschäftigungseffekten kam (Tab. 6-8, Tab. 6-9). Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die angegebenen Beschäftigungszahlen nur ein sehr vages Bild vermitteln, da Beschäftigte bei Subunternehmen, die auf den Werften tätig sind, nicht mitgezählt werden.
102
Kapitel II Empirie: Darstellung der untersuchten Branchen
Tab. 6-9
Beschäftigtenentwicklung im Schiffbau* nach Bundesländern, 2001-2005
Schleswig-Holstein Hamburg Bremen Niedersachsen Mecklenburg-Vorpommern übrige Bundesländer Deutschland gesamt
2001 7.299 3.078 1.913 6.751 5.575 1.848 26.464
2002 6.609 2.881 1.996 6.753 5.501 1.920 25.660
2003 5.699 2.870 1.630 6.483 5.955 1.884 24.521
2004 5.472 2.745 1.455 6.093 5.749 1.801 23.315
2005 5.177 2.553 1.335 6.107 5.714 2.003 22.889
* See-, Binnen- und Marineschiffbau sowie Reparaturen und Umbauten, Boots- und Yachtbau Quelle: Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V. 2006:8 Fünftens ist die maritime Industrie eine industriepolitische Zielbranche (vgl. Leitlinien der Bundesregierung zur Förderung der marit imen Wirtschaft). Wirt schaftspolitische Instrumente umfassen harte Maßnahmen wie Subventionen, insbesondere in Form von Steuerbegünstigungen (geringe Tonnagesteuer als Steuerverzicht und Verlustzuweisungen aus Schiffsfonds), und spezielle Investitionsbeihilfen für schiffbauliche Innovationen von bis zu 20 Prozent der Aufwendungen, ebenso wie die informelle Koordination durch maritime Konferenzen und andere industriepolitis che Dialogformen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, da ss die maritime Indus trie nach wie vor von hoher Relevanz für den Standort Deutschland und den norddeutschen Werftenstandort ist. Insbesondere die hohe Leistungsfähigkeit der maritimen Zulieferunternehmen und der hohe Technologieanteil ihrer Produkte lassen ein hohes Innovations- und Beschäftigungspotenzial vermuten. 6.3 Branchenreport: Umwelttechnologie Abgrenzung der Branche Umwelttechnologie Die Branche Umweltt echnologie ist nicht eindeutig abgegrenzt und in der amtlichen Statistik nicht als eigener Wirtschaftsbereich abgebildet. Betriebe dieser Branche sind vielmehr verschieden en Wirts chaftszweige n zuzuordnen. Häufig wird der Bereich Umwelttechnologie, v or allem in der öffentlichen und wirtschaftspolitischen Debatte, stark verengt auf den Teilbereich der erneuerbaren Energien. Tatsächlich sind dem Bereich Umwe lttechnologie jedoch alle Produkte- und Dienstleistungen zuzuordnen, die darauf abzielen regenerative Energiequellen 99 nutzbar zu machen, die Nutzung regenerativer Energiequelle n zu optimieren bei gleichzeitiger Reduzierung von kurz-, mittel- und langfrist igen Schäden für die Umwelt, die Effizienz von Energieträgern zu erhöhen, die Emission von umweltschädlichen Stoffen zu reduzieren, Wertstoffe wieder dem Wirt schaftskreis lauf zuzuführen. 6.3.1
99)
Unt er physikalische n Gesi chtspu nkte n gibt es kein e “En ergieq uelle ” son de rn l ediglich En e rgie, die nutzbar gemacht werden kann. Dennoch hat sich der Begriff "Energiequelle" im politischen und wirtschaftswissenschaftlichen Sprachgebrauch etabliert, so dass er auch in dieser Arbeit verwendet wird.
Innovation und Beschäftigung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen
103
Ausgehend von dieser Abgrenzung zeigen die Tab. 6-10 diejenigen Wirtschaftszwe ige, welche dem Bereich Umwelttechnologie zuzuordnen sind, (vgl. Zuordnung von Tätigkeitsbereichen, wie sie Sprenger/Rave/Wackerbauer 2003 vorgenommen hat). Im weitesten Sinne handelt es sich hierbei um Unternehmen, die nach dem allgemeinen Sprachgebrauch im Bereich des Umweltschutzes arbeiten. Die Stichprobe der empiris chen Untersuchung in dieser Arbeit umfasst Unternehmen aus dem Bereich
regenerative Energien Filtertechnologie Heiz-/ Wärmetechnik Altlasten, Recycling u nd Umweltanalyt ik.
Tab. 6-10Abgrenzung der Branche Umwelttechnologie nach WZ 2003* Gliederungseinheit* 4110 3320 37 40112 40113 40114 40115 4532 4533 73105 7430 74302 74303 74304 90 92533
Wirtschaftszweig Herstellung von Elektromotoren, Transformatoren, Generatoren Herstellung von Mess-, Kontroll-, Navigations-, u.ä. Instrumenten und Vorrichtungen Recycling Elektrizitätserzeugung aus Wärmekraft mit Fremdbezug zur Verteilung Elektrizitätserz. aus erneuerbaren Energieträgern, sonstigen Energiequellen ohne Fremdbezug zur Verteilung Elektrizitätserzeugung aus Wärmekraft ohne Fremdbezug zur Verteilung Elektrizitätserz. aus erneuerbaren Energieträgern, sonstigen Energiequellen mit Fremdbezug zur Verteilung Dämmung gegen Kälte, Wärme, Schall und Erschütterung Klempnerei, Gas-, Wasser-, Heizungs-, Lüftungsinstallation Forschung- und Entwicklung im Umweltbereich technische, physikalische und chemische Untersuchungen physikalische Untersuchung und Beratung chemische Untersuchung und Beratung Betriebe von Messnetzen und Messstationen Abwasser-, und Abfallbeseitigung Natur- und Landschaftsschutz
*Einzelne Unternehmen der Branche Umwelttechnologie können durchaus auch dem Maschinenbau oder dem Abschnitt „Herstellung von chemischen Erzeugnissen" zugeordnet sein. Da eine solche Einzelfallzuordnung hier nicht Gegenstand der Arbeit ist, wurden nur diejenigen Wirtschaftszweige mit offensichtlichem Bezug ausgewählt. Einen tätigkeitsorientierten Ansatz zur Abgrenzung wählen Sprenger/Rave/Wackerbauer (2003:20). Quelle: eigene Darstellung Diese Abgrenzung entspricht im Wesentlic hen der Abgrenzung, welche das DIW in seiner Untersuchung zu den Beschäftigtenzahlen im Umweltsch utz vorgenommen hat (Edler/Blazejczak 2006) sowie der Abgrenzung der OECD und der Europäischen Kommiss ion. Diese ordnen der Umwelttec hnologie Tätigkeiten zu, die den Bereichen Messung, Abwehr und Begrenzung oder Behebung von Umweltschäden zuzuordnen sind, sich mit der Be wältigung von Proble men in Zusa mmenhang mit der Abfall- und Lärmbelastung bzw. mit Ökosy stemen beschäftigen und die darauf ausgerichtet sind, Umwelt ris iken zu v erringern sowie so wohl die Umwe ltverschmutzung wie den Ressourcenverbrauch zu begrenzen (OECD 1999).
104
Kapitel II Empirie: Darstellung der untersuchten Branchen
Die ökonomische Bedeutung der Umwelttechnologiebranche Die Nutzung regenerativer Energiequellen sowie Investitionen in Maßnahmen zum Schutz und zur Regenerierung der Umwelt sind, vor dem Hintergrund der Notwendigkeiten, langfristig Preisstabilität für Energie zu sichern und die gesundheitlichen und fiskalis chen Auswirku ngen von Umwelt- un d Gesundheitsschäden infolge von Umweltgift en zu beherrschen, ein wichtiger Standortfaktor geworden. 6.3.2
Seit 1998 stieg der Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch (Stromerzeugung, Wärmebereitstellung, Kraftstoffverbrauch) von 3,1% auf 6,4% in 2005 an (BMU 2006:13). Im Jahr 2004 waren 157.000 Personen im Bereich der regenerativen Energien beschäftigt. Der größte Anteil entfällt dabei auf den Bereich der Windenergie (64.000), gefolgt vom Bereich Biomasse (25.000), der Solarwirts c haft (25.000) und dem Bereich Wasserk raft und Geothermie (11.000) (Tab. 6-11). Tab. 6-11Umsatz und Beschäftigung im Bereich erneuerbarer Energien 2005
Windenergie Wasserkraft Geothermie* Fotovoltaik Solarthermie Biomasse Strom biogene Festbrennstoffe Biomasse Wärme Biokraftstoffe
Beschäftigung im Bereich erneuerbarer Energien 2004 (N=157.000)** Absolut %-Anteil 64.000 41 6 11.000 1 25.000
16
57.000
36
-
-
Umsatz aus dem Betrieb von Umsatz aus der Errichtung von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien im Jahr 2005 Energien 2005 Mio. € %-Anteil Mio. € %-Anteil 2.400 32,4 2.100 23,2 1.100 14,9 70 0,8 0,03 50 Mio.
Quelle: eigene Erhebung 2004 Unregelmäßige Innovationsaktivitäten sind in allen drei Branchen am häufigsten in der Umsatzgrößenklas se eins bis fünf Mio. Euro zu beobachten. Gelegentliche Innovationsaktivitäten verteilen sich in den einzelnen Untersuchungsbranchen sehr uneinheitlich auf die einzelnen Umsatzgrößenklassen (Tab. 10-2). Die Regelmäßigkeit, mit der Innovationsaktivitäten durchgeführt werden, scheint branchenübergreifend von der Kapitalstärke der Unternehmen abzuhängen vor allem, da periodisch wiederkehrende Innovationsaktivitäten erfordern, dass entsprechende unternehmensinterne Strukturen vorgehalten werden, die wiederum einen nic ht unerheblichen Kostenfaktor für die Unternehmen darstellen. Gemessen an der Häufigkeit, mit der periodisch wiederkehrend Innovationsprojekte in den einzelnen Umsatzgrößenklassen d urchgeführt werden, scheint dafür die umsatzkrit ische Schwelle für den Logistiks ektor bei einer Million en Euro Jahresumsatz und bei den Vergleichsbranchen bei zehn Millionen Euro Jahresumsatz zu liegen, während die kritische Schwelle für unregelmäßige Innovationsaktivitäten branchenübergreifend schon bei einer Million Euro Jahresumsatz liegt. Unterhalb dieser Umschatzschwe lle d ominieren Unterneh men der Umweltte chnologie bei der gelegentlichen Durchführung von Innovationsaktivitäten (Tab. 7-3). Oberhalb der Umsatzschwe lle von 10 Mio. ist branchenübergreifend kein Unternehmen zu beobachten, das nicht innovationsaktiv ist (Tab. 10-2).
112
Tab. 7-3
Kapitel II Empirie: Dis kussion der empirisch en Ergebnisse
Umsatzk ritische Schwellen für unterschiedl iche Regelmäßigkeiten, mit de r Innovationsaktivitäten zu beobachten sind, in Mio. Euro maritime Industrie
periodisch wiederkehrend unregelmäßig gelegentlich
Logistikdienstleistungen 10 1 1
1 1 10
Umwelttechnologie
branchenübergreifend 10 1