Wil'fried Funk / Jonas Rossmanith (Hrsg.) Internationale Rechnungslegung und Internationales Controlling
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Wil'fried Funk / Jonas Rossmanith (Hrsg.) Internationale Rechnungslegung und Internationales Controlling
Wilfried Funk Jonas Rossmanith (Hrsg.)
Internationale Rechnungslegung und Internationales Controlling Herausforderungen Handlungsfelder - Erfolgspotenziale 2., überarbeitete Auflage
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GABLER
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
Professor Dipl.-Kfm. Wilfried Funk war mehrere Jahre bei einem internationalen Automobilkonzern im Bereich Investitions- und Produktcontrolling tätig. Seit 1999 ist Wilfried Funk Professor für Controlling und Innovationsmanagement an der Hochschule A1bstadt-Sigmaringen. Professor Dr. Jonas Rossmanith hat mehrjährige Berufserfahrung im Bereich der Steuerberatung und Wirtschaflsprüfung. Seit 2000 ist Dr. Rossmanith für die Lehrgebiete nationale und internationale Rechnungslegung sowie Unternehmensbesteuerung an der Hochschule A1bstadt-Sigmaringen verantwortlich.
1. Auflage 2008 2., überarbeitete Auflage 2011 Alle Rechte vorbehalten
© Gabler Verlag I Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011 Lektorat: Jutta Hauser-Fahr I Walburga Himmel Gabler Verlag ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media.. www.gabler.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung: Ten Brink, Meppel Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN 978-3-8349-2346-2
Vorwort der Herausgeber "Das einzig Beständige ist der Wandel." Diese bekannte Weisheit gilt in besonderer Weise auch für die Themenfelder der Rechnungslegung und des Controllings. Die immer stärkere Ausweitung globaler Aktivitäten der Unternehmen sowie insbesondere die Veränderungen der nationalen und internationalen Rechnungslegung (BiIMoG, IFRS for SMEs etc.) führten in den vergangenen Jahren zu einer besonderen Dynamik in der internationalen Rechnungslegung und des internationalen Controllings. Dieser Wandel hat uns motiviert, eine 2. Auflage unseres Beitragswerkes "Internationale Rechnungslegung und Internationales Controlling" zu konzipieren, um so auch dem Wunsch der Leserschaft und des Verlages - gerne - zu entsprechen. Hätten wir uns hierbei entschlossen, die 2. Auflage als Wiederabdruck der 1. Auflage zu sehen, dann hätten wir der eingangs beschriebenen Dynamik der Rechnungslegung und des Controllings sicherlich nicht entsprochen. Insofern haben wir sowohl aktuelle Themen als auch weitere Autoren in unser Beitragswerk integriert. So kann aus unserer Sicht zu Recht von einer zweiten, erweiterten und völlig überarbeiteten Auflage gesprochen werden. Bei der Konzeption der 2. Auflage unseres Beitragswerkes haben wir uns jedoch auch von der (modifizierten) Weisheit leiten lassen: "Never change a winning concept." Die sehr positiven Rückmeldungen haben uns bestärkt, die besondere Konzeption - nämlich die integrative Analyse der Rechnungslegung und des Controllings - auch bei der 2. Auflage beizubehalten. Insofern war die Verknüpfung von internationaler Rechnungslegung und internationalem Controlling wiederum eine besondere Leitlinie für die Gestaltung der 2. Auflage unseres Werkes. Das Beitragswerk spiegelt dabei aktuelle Herausforderungen und Handlungsfelder der Rechnungslegung und des Controllings im Kontext der Cloballsierung entsprechend wider. Teil 1 .Rahmenbedingungen und Einflussgrößen der Internationalen Rechnungslegung und des Internationalen Controllings" des Beitragswerkes gibt einen Überblick über aktuelle Themenfelder und Entwicklungslinien in den entsprechenden Arbeitsgebieten. Im zweiten Teil "Auswirkungen der Internationalen Rechnungslegung auf die Unternehmensführung und Bewertungsansätze" werden aktuelle Fragestellungen zur Internationalen Rechnungslegung erörtert, im dritten Teil "Internationales Controlling im Kontextinnovativer Controllingkonzepte" werden Instrumente und Aufgabenfelder des Controllings im Bezugrahmen der Internationalisierung analysiert. In Teil 4 .IntegraiioeBetrachtung von Internationaler Rechnungslegung und Internationalem Controlling" werden abschließend spezifische Konzepte aufgezeigt, um die Themenfelder der Rechnungslegung und des Controllings zu verknüpfen.
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Vorwort der Herausgeber
Entsprechend den Zielsetzungen des Beitragswerkes nach Ganzheitlichkeit und Internationalität befinden sich auch in der 2. Auflage des Beitragswerkes unter den Autoren sowohl Wissenschaftler als auch Vertreter aus der Praxis, die jeweils im internationalen Kontext tätig sind. Die Praktiker sind Führungskräfte aus Industrieunternehmen und dem Dienstleistungsbereich. Für die wissenschaftlich orientierten Beiträge konnten renommierte Universitätsprofessoren aus Deutschland, ÖSterreich und der Schweiz gewonnen werden. Als Zielgruppen für das Beitragswerk sind Führungskräfte sowohl von international agierenden mittelständischen als auch von Großunternehmen, Wissenschaftler und Studierende der Betriebswirtschaft besonders angesprochen. Es ist das besondere Merkmal eines Beitragswerkes, dass sehr viele Personen ihren - im wahrsten Sinne des Wortes - Beitrag zum Gelingen geleistet haben. Insofern ist es uns auch bei der nun vorliegenden 2. Auflage ein großes Anliegen, uns bei diesen Personen ganz herzlich zu bedanken. Als Erstes möchten wir uns in besonderer Weise bei den Autoren bedanken, die trotz ihrer beruflichen Verpflichtungen bereit waren, einen Beitrag für unser Werk zu übernehmen und dann das Manuskript - nicht selbstverständlich und insofern nochmals zu betonen - termingerecht und mit sehr hoher Qualität bei uns eingereicht haben! Neben den Autoren haben auch unsere Assistenten ihren besonderen Beitrag bei der Erstellung des Beitragswerkes geleistet. Bei der nun vorliegenden 2. Auflage hat hier in besonderer Weise Frau Dipl.-Betriebswirtin (FH) Carmen Eha mitgewirkt. Sie hat uns von der ersten Idee bis zur "heißen" Endphase sehr gut unterstützt und war bei unseren "berühmten" Forschungskreisen - inmitten von Manuskripten, Gliederungen, Literaturbergen, Formatvorlagen - immer eine besondere Stütze. Ganz herzlich möchten wir uns auch bei Frau Christa Kininger, Mannheim, bedanken, die mit einer für uns alle beeindruckenden Zuverlässigkeit, Genauigkeit und Kompetenz auch bei dieser 2. Auflage das umfangreiche Korrekturlesen übernahm. Vielen herzlichen Dank! An dieser Stelle möchten wir auch wiederum ein herzliches Dankeschön an Frau Hauser-Fahr sowie an Frau Himmel vom Gabler Verlag (Programmbereich Wissenschaft) überbringen. Sie waren auch bei dem vorliegenden Beitragswerk stets sehr kompetente und überaus hilfsbereite Ansprechpartnerinnen bei der Erstellung des Beitragswerkes und haben den Dialog zwischen Herausgeber, Autoren und Verlag hervorragend unterstützt. Die vorliegende 2. Auflage des Beitragswerkes ist wiederum entstanden aus dem von uns gegründeten Forschungszentrum "Internationale Rechnungslegung und Internationales Controlling" im Studienbereich Betriebswirtschaft (Bachelor- und MasterstudienVI
Vorwort der Herausgeber
gang) an der Hochschule Albstadt-Sigrnaringen. Insofern möchten wir uns auch hier sehr herzlich für die Unterstützung unserer Forschungsaktivitäten bedanken. Es freut uns sehr, dass auch in Zukunft weitere Forschungsprojekte von uns durchgeführt werden können und so ein spezifischer Beitrag zur Stärkung der Forschungsaktivitäten geleistet werden kann. Möge hierbei die nun vorliegende 2. Auflage des Beitragswerkes für uns alle eine weitere sehr gute Basis für die Vemetzung von Forschung, Lehre und Praxis bilden! Sigmaringen, im Dezember 2010
Wilfried Funk
[onas Rossmanith
VII
Inhaltsübersicht Vorwort
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Teilt: Rahmenbedingungen und Einflussgrößen der Internationalen Rechnungslegung und des Internationalen Controllings Prof. Dipl.-Kfm. Wilfried Funk / Prof. Dr. [onas Rossmanith Rechnungslegung und Controlling im Spannungsfeld der Globalisierung Einflussgrößen und Wirkungsbereiche
3
Teil 2: Auswirkungen der Internationalen Rechnungslegung auf die Unternehmens führung und Bewertungsansätze WP/CPA Dipl.-Kfm. Matthias Bühler / Dipl.-Kfm. Andre Schlingloff, CFA Asset-backed securities - Zukunftsfähigkeit des Finanzierungsinstruments unter Berücksichtigung aktueller Marktentwicklungen und veränderter Rechnungslegungsvorschriften
105
Univ.-Prof. Dr. habil. Corinna Treisch Einheitliche Gewinnermittlung nach IFRS und Steuerrecht - Trugbild oder realistische Perspektive?
133
Univ.-Prof. Dr. Roman Rohatschek Aktuelle Bilanzierungs- und Bewertungsprobleme bei Internationaler Rechnungslegung - Intangible Assets
163
Prof. Dr. [onas Rossmanith / Dipl.-Betriebswirtin (FH) Diana Heß Zur Problematik von Forschungs- und Entwicklungskosten und deren Ausweis nach IFRS
183
Univ.-Prof. t». RudolfSteckel / t». Thomas Baldauf Firmenwertbilanzierung nach IFRS - Gestaltungsmöglichkeiten und Informationsqualität
221
Prof. Dr. [onas Rossmanith / Dipl.-Betriebswirtin (FR) Sarah Heidinger Umstellung einer Rechnungslegung auf IFRS - Dargestellt anhand eines Praxisfalls
247
IX
Inhaltsübersicht
B. A. HSG Robert Kavan I Prof. Dr. Anke Müßig Ist eine Neuordnung der Abschlussprüfung notwendig? Zur eingeschränkten Revision bei KMU
277
Teil 3: Internationales Controlling im Kontext innovativer Controllingkonzepte Dipl.-Kfm. Gerd J. Hahn I Univ.-Prof. Dr. t». Anton Burger I Univ.-Prof. t». Heinrich Kuhn Wertorientierte Unternehmensplanung - Ein optirnierungsbasierter Ansatz für das wertorientierte Performance- und Risiko-Management
307
Univ.-Prof. Dr. Alexander Baumeister Währungsgerechte Budgetkontrolle im internationalen Controlling
333
Univ.-Prof. Dr. Andreas Bausch I Dr. Andreas Buske I Walter Hagemeier Performance-Messung zur Steuerung von Unternehmen - Traditionelle und wertorientierte Performance-Maße
355
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Ossadnik I Dr. [an Steins Dynamisierte Balanced Scorecard für international agierende Unternehmen
387
Dipl.-Kfm. Florian Wedler, MBA I Prof. Dipl.-Kfm. Wilfried Funk Internationales Vertriebscontrolling in einem Automobilkonzern Effizienz- und Effektivitäts-Controlling von Vertriebstochtergesellschaften
413
Teil 4: Integrative Betrachtung von Internationaler Rechnungslegung und Internationalem Controlling Prof. Dipl.-Kfm. Wilfried Funk I Dipl.-Betriebswirt (FH) Ingmar Fredrich Auswirkungen einer Rechnungslegung nach IAS/IFRS auf die wertorientierte Unternehmensführung
445
WPIStBICPA Dr. Claus Buhleier Der IFRS Goodwill Impairment Test - Schnittpunkt zwischen Internationaler Rechnungslegung und Internationalem Controlling
479
Prof. Dr. Kerstin Lopatta IFRS und Controlling - Die Segmentberichterstattung als Schnittstelle zwischen externer und interner Unternehmensrechnung
515
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Inhaltsübersicht
Univ.-Prof. t». Barbara E. Weißenberger Controller und IFRS- Konsequenzen der IFRS-Finanzberichterstattung für die Controlleraufgaben
539
Prof. t». David Müller / Dipl.-Kfm. Andre Münnich Konsequenzen internationaler Rechnungslegung für das F&E-Controlling
569
Autorenverzeichnis
595
XI
TEIL 1 RAHMENBEDINGUNGEN UND EINFLUSSGRÖßEN DER INTERNATIONALEN RECHNUNGSLEGUNG UND DES INTERNATIONALEN CONTROLLINGS
Prof. Dipl.-Kfm. Wilfried Funk Prof. Dr. Jonas Rossmanith
Rechnungslegung und Controlling im Spannungsfeld der Globalisierung Einflussgrößen und W'irkungsbereiche
1
Einleitung
2
Einflussfaktoren auf die Rechnungslegung und das Controlling 2.1 Corporate Governance 2.1.1 Zielsetzung und Auswirkungen der Corporate Governance 2.1.2 Sarbanes-Oxley Act 2.1.3 Corporate Governance in SMEs 2.1.4 Das BilMoG als Stütze der Corporate Governance 2.2 Besondere Bedeutung von Basel Il und Basel Ill 2.2.1 Elemente von Basel 11 2.2.2 Basel III als Antwort auf die Finanzkrise 2.2.3 Neue Ansätze der Unternehmensfinanzierung
3
Die neue handelsrechtliche Rechnungslegung im Bezugsrahmen der internationalen Rechnungslegung 3.1 Überblick und Bedeutung des BilMoG 3.2 Wesentliche Neuerungen der handelsrechtlichen Bilanzierung und Bewertung
4
5
5 6 6 6 12 14 16 19 19 22 29 40 ..40 43
Elemente und Gestaltungsansätze für die internationale Rechnungslegung 4.1 Einführung der IFRS 4.2 IFRS for SMEs 4.3 Wesentliche Unterschiede zwischen HGB, IFRS und IFRS for SMEs 4.4 Akzeptanz und besondere Herausforderungen von IFRS und IFRS for SMEs
58
Auswirkungen der Internationalisierung auf Aufgabenfelder des Controllings 5.1 Überblick 5.2 Konvergenz von internem und externem Rechnungswesen 5.2.1 Gründe und Dimensionen der Konvergenz 5.2.2 Möglichkeiten und Grenzen der Harmonisierung 5.3 Projektcontrolling im Rahmen langfristiger Fertigungsaufträge
61 61 62 62 66 71
51 51 54 55
3
Prof. Dip/. -Kfm. Wilfried Funk I Prof. Dr. Jonas Rossmanith
5.4 5.5 5.6 6
Erhöhte Anforderungen an die Reporting-Systeme Risikocontrolling als spezifisches Teilsystem des Risikomanagements Bedeutung und Ermittlung internationaler Verrechnungspreise
Fazit
Literaturverzeichnis
75 78 81 84 85
Wir bedanken uns bei Frau Dipl.-Betriebswirtin (FH) Carmen Eha für die Mitarbeit an diesem Beitrag.
4
Rechnungslegung und Controlling im Spannungsteld der Globalisierung
1
Einleitung
Globale Beschaffungs-, Produktions- und Absatzmärkte, weltweite Standorte und internationale Verflechtungen prägen verstärkt das Handeln der Unternehmen. Diese Internationalisierung hat dabei umfassende Auswirkungen auf die Unternehmensführung. Aufgrund der spezifischen Zielsetzungen und Aufgabenbereiche wirkt sich die Globalisierung besonders auch auf die Rechnungslegung und das Controlling aus. Hier ist zu beachten, dass die Rechnungslegung eine sehr wichtige Informationsbasis für diverse Anspruchsgruppen wie Mitarbeiter, Kapitalgeber, Öffentlichkeit etc. bildet und das Controlling ein System zur optimalen Planung und Steuerung des Unternehmens darstellen soll Um dem Anspruch nach einer optimalen Informationsbasis sowie eines optimalen Planungs- und Steuerungssystems zu entsprechen, haben die Rechnungslegung und das Controlling somit die Aspekte der Internationalisierung in besonderer Weise zu berücksichtigen. Im folgenden Beitrag werden zunächst einige Rahmenbedingungen und Einflussgrößen der Internationalisierung von Rechnungslegung und Controlling erläutert. In Kapitel 3 des Beitrages werden die Bedeutung und besonderen Merkmale der seit 2010 geltenden neuen handelsrechtlichen Rechnungslegung dargestellt und umfassend analysiert. In Kapitel 4 werden Elemente und Konzepte der internationalen Rechnungslegung diskutiert. Dabei stehen vor allem die IFRS (International Financial Reporting Standards) sowie der IFRS for SMEs (International Financial Reporting Standards for small and medium sized entities) im Fokus der Betrachtung. In Kapitel 5 des Beitrages werden besondere Auswirkungen der Internationalisierung auf die Gestaltung des Controllings betrachtet und entsprechende Handlungsfelder abgeleitet. Kapitel 6 fasst die wesentlichen Wirkungsbeziehungen zwischen der Internationalisierung und den Systemen der Rechnungslegung und des Controllings zusammen.
Das besondere Ziel dieses Beitrages im Rahmen des vorliegenden Beitragswerkes ist es, einen ersten Überblick über Besonderheiten und Herausforderungen der internationalen Rechnungslegung und des internationalen Controllings zu geben. In den nachfolgenden Beiträgen des Beitragswerkes werden einzelne Aspekte nochmals aufgegriffen und entsprechend der jeweiligen Themenstellung umfassend analysiert.
5 W. Funk, J. Rossmanith (Hrsg.), Internationale Rechnungslegung und Internationales Controlling, DOI 10.1007/978-3-8349-6465-6_1, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
Prof. Dip/. -Kfm. Wilfried Funk I Prof. Dr. Jonas Rossmanith
2
Einflussfaktoren auf die Rechnungslegung und das Controlling
2.1
Corporate Governance
2.1.1
Zielsetzung und Auswirkungen der Corporate Governance
Die Diskussion um die richtige Corporate Governance ist vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzmarktkrise wieder verstärkt in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses geriickt.1 In den letzten Jahren stieg weltweit die Zahl von Unternehmenskrisen und Insolvenzen. Dies löste eine verstärkte Diskussion um die bestehenden Überwachungssysteme in Unternehmen unter dem Schlagwort "Corporate Governance" aus. Unter Corporate Governance versteht man die Grundsätze für die Leitung und Überwachung eines Unternehmens, bei dem mehrere Interessengruppen (Stakeholder) Anspriiche anmelden. Hauptaufgaben sind die Sicherstellung der Effizienz der Unternehmensführung sowie die Festlegung der Verteilung von Verfügungsrechten auf die verschiedenen Interessengruppen.t Die Corporate Governance wird durch interne und externe Rahmenbedingungen determiniert. Die externen Rahmenbedingungen sind durch das nationale Corporate Governance-System eines Landes vorgegeben und bestimmen das standortspezifische Umfeld einer Unternehmung.3 Interne Rahmenbedingungen ergeben sich aus unternehmensspezifischen Gegebenheiten. Diese sind durch die Rechtsform und die Besitzund Gläubigerstruktur eines Unternehmens geprägt, was sich wiederum auf die Zielorientierung sowie auf die Unternehmensführung und -kontrolle (institutionalisierte Kontrollgremien) auswirkt.s Eine gute Corporate Govemance umfasst zudem die Kontrolle von veröffentlichten Rechnungslegungsinformationen kapitalmarktorientierter Unternehmen durch unabhängige Abschlussprüfer.f Der Zusammenhang zwischen interner und externer Corporate Governance wird in der folgenden Abbildung nochmals dargestellt:
1 2
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6
Vgl. Weber-Rey, D. (2009), S. 2255. Vgl. Witt, P. (2003),S. 1f. Auch die Europäische Union hat durch die Verabschiedung verschiedener EU-Richtlinien Einfluss auf die Corporate Governance der EU-Mitgliedsstaaten genommen; vgl. hierzu die Ausführungen bei Gebhardt, D. (2006), S. 13ff. Vgl. Hauseh, K T. (2004),S. 61ff. Vgl. Fiiser, K/Wader, D.lFischer, K (2009), S. 605.
Rechnungslegung und Controlling im Spannungsteld der Globalisierung
Abbildung 2-1:
Zusammenhänge der Corporate Governance
Exteme Corporate Govemance
I Umwelt I
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I Interne Corporate Govemance
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Ein Interessenkonflikt kann aufgrund der Informationsasyrnmetrie zwischen Management und Anteilseignern und der daraus resultierenden Principal-Agent-Problematik entstehen, da die Anteilseigner die Einsatzbereitschaft und die Effizienz des Managements nur unzureichend beurteilen können.e Abhilfe schaffen könnte hierbei eine anreizverträgIiche Entlohnung des Managements z. B. durch eine erfolgsabhängige Vergütung? Eine erfolgsabhängige Vergütung, bezogen auf Umsatz oder Gewinn, könnte jedoch die Gefahr mit sich bringen, dass ein Management aufgrund persönlicher Einkommensmaximierung nur daran interessiert ist, in einer relativ kurzen Zeit so viel wie möglich zu verdienen.8 Die "finanzielle Ausblutung" des Unternehmens könnte die Folge sein. Deshalb sollte eine erfolgsabhängige Entlohnung an die Steigerung des Unternehmenswerts gekoppelt sein. Aktienbasierte Vergütungen (Stock Options) oder eine Vergütung auf Basis von Bonusplänen, die die Zuteilung von Aktien an das Ma6 7 8
Vgl. Böcking, H.-J. (2003),S. 3f. Vgl. Lazear, E. P. (2000),S. 410ff. Auch bei klein- und mittelständischen Unternehmen, die keine Familienuntemehmen sind, gibt es immer wieder ein solches Vergütungssystem.
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Prof. Dip/. -Kfm. Wilfried Funk I Prof. Dr. Jonas Rossmanith
nagement vorsieht, könnten Bestandteile einer erfolgsabhängigen Entlohnung sein. Eine solche erfolgsabhängige Vergütung könnte dann dazu führen, dass das Management ein anderes Selbstverständnis im Unternehmen und auch gegenüber den Anteilseignern einnimmt, was letztlich auch dazu führt, dass Informationsasymmetrien zwischen Management und Anteilseignern abgebaut werden. Ein Beispiel für ein modemes Vergütungssystem liefert die Allianz SE. Bei der Allianz SE setzt sich die Vergütung des Vorstands aus verschiedenen Vergütungsbestandteilen zusammen und ist auf eine nachhaltig wertorientierte Untemehmensführung ausgerichtet. Die Vorstandsvergütung bei der Allianz SE setzt sich aus einer fixen Vergütung und einem dreistufigen Anreizsystem zusammen. Das dreistufige Anreizsystem setzt sich wiederum aus einer erfolgsbezogenen Vergütung und einer aktienbezogenen Vergütung mit langfristiger Anreizwirkung zusammen. Die Höhe der Gesamtvergütung der einzelnen Vorstandsmitglieder bestimmt sich nach den jeweiligen Aufgaben- und Verantwortungsbereichen, sowie deren individuellen Leistung.? Bei der fixen Vergütung handelt es sich um eine erfolgsunabhängige Grundvergütung, die zur Zielvergütung im Verhältnis 25 zu 75 steht. lO Die erfolgsbezogene Vergütung besteht aus einem jährlichenll und einem mittelfristigen Drei-Jahres-Bonus,12 die jeweils leistungs- und erfolgsabhängig sowie in ihrer Höhe begrenzt sind. Die aktienbezogene Vergütung setzt sich aus virtuellen Optionen ("Stock Appreciations Rights (SAR)") und virtuellen Aktien ("Restricted Stock Units (RSU)")13 zusammen. Als Bezugsgröße (Zielkategorie) für die aktienbezogene Vergütung dient die nachhaltige Steigerung des Aktienkurses der Allianz SE.14 Das Vergütungsmodell bei der Allianz SE, welches seit dem Geschäftsjahr 2007 seine Gültigkeit besitzt, ist sicherlich ein Beitrag für eine gute Corporate Govemance. Der Deutsche Corporate Governance-Kodex (DCGK)15 selbst entfaltet keine direkte rechtliche Verpflichtung und kann infolgedessen als "Soft-Law" im Sinne eines "Code of Best Practice"16 bezeichnet werden. Er ist in seiner Begründung nach bewusst als 9 Vgl. Geschäftsbericht Allianz SE (2009), S. 60ff. 10 Vgl. Geschäftsbericht Allianz SE (2009), S. 66. 11 Als Bezugsgröße (Zielkategorie) für den jährlichen Bonus hat die Allianz SE festgelegt: "Finanzielle Allianz Gruppe", "Finanzielle Geschäftsbereiche", "Individuelle Ziele"; vgl. Geschäftsbericht Allianz SE (2009), S. 61. 12 Als Bezugsgröße (Zielkategorie) für den Drei-Jahres-Bonus hat die Allianz SE festgelegt: "EVA-Ziele während des dreijährigen Leistungszeitraums"; "Finanz- und strategische Ziele der Allianz Gruppe"; "Finanz- und strategische Ziele der Geschäftsbereiche"; "Individuelle strategische Ziele"; vgl. Geschäftsbericht Allianz SE (2009),S. 61. 13 Zur weiteren Erläuterung von Aktienoptionen vgl. hierzu die Ausführungen bei Rossmanith, J. (2003),S. 3ff.; Rossmanith,J.lFunk, W./Alber, M. (2006a), S. 484ff. 14 Vgl. Geschäftsbericht Allianz SE (2009), S. 61. 15 Aktuelle Fassung des DCGK vom 18. Juni 2009 ist abrufbar unter: http://www.corporategovernance-code.de/ger/kodex/index.html (Stand: 12.01.2010). Zur Corporate Governance vgl. die Ausführungen bei Funk, W./Rossmanith, J.lAlber, M. (2006), S. 375ff.; Funk, W./Rossmanith,J.lAlber, M (2006a), S. 657ff. 16 Vgl. Bernhardt, W. (2008), S. 1686; Werdervon, A. (2009), S. 25.
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Rechnungslegung und Controlling im Spannungsteld der Globalisierung
Alternative zur Gesetzgebung gedacht, da er hinsichtlich seiner über die bestehende gesetzliche Lage hinausgehenden Regelungen flexibel und anpassungsfähig sein soll.l? Seine Anwendung ist jedoch durch das Gesetz zur weiteren Reform des Aktienund Bilanzrechts, zu Transparenz und Publizität, das sogenannte Transparenz- und Publizitätsgesetz (TransPuG), zumindest in gewissen Teilen sichergestellt.tf So sind nach § 161 AktG börsennotierte Unternehmen verpflichtet, jährlich zur Anwendung der Kodex-Empfehlungen Stellung zu nehmen.l? Nach Maßgabe von § 161 AktG müssen Vorstand und Aufsichtsrat börsennotierter Gesellschaften jährlich nach dem Prinzip des "comply or explain"20 erklären, dass den vom Bundesministerium der Justiz im amtlichen Teil des elektronischen Bundesanzeigers bekannt gemachten Empfehlungen der "Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex" entsprochen wurde und wird oder welche Empfehlungen nicht angewendet wurden oder werden. Abweichungen von den Empfehlungen sind im Zuge des BilMoG (Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz) nun zu begründen. Diese Entsprechenserklärung ist gemäß § 289a HGB den Aktionären dauerhaft zugänglich zu machen.d Eine Studie des Berlin Center of Corporate Govemance (BCCG) zur Akzeptanz der DCGK-Regelungen in der Wirtschaftspraxis zeigt, dass die Kodexbefolgung ein sehr hohes Niveau erreicht. Durchschnittlich lag die Befolgung der Empfehlungen bei knapp 95%, die der Anregungen bei durchschnittlich gut 86%.22 Auch die Modernisierung des deutschen Bilanzrechts durch das BilMoG hat zur weiteren Stärkung der Corporate Governance in Deutschland beigetragen.23 Rückblickend ist festzustellen, dass der deutsche Gesetzgeber - insbesondere bedingt durch Aufsehen erregende Bilanzskandale (Flowtex, Comroad, EM.TV etc.) - zahlreiche Regeln erlassen hat, um die Umsetzung der Corporate Governance bei den Unternehmen voranzutreiben. Abbildung 2-2 zeigt einen chronologischen Überblick über die wichtigsten Regelungen.
17 Vgl. Lutter, M. (2003), S. 70. 18 Vgl. Rechkemmer, K. (2003), S. 8. 19 § 161 AktG wurde gesetzlich kodifiziert durch das TransPuG. Zum Aufbau des Kodexes vgl. die Ausführungen bei Rossmanith, ]./Gehrlein, C. (2006),S. 265f. 20 Vgl. Werder von, A. (2009), S. 25. 21 Vgl. § 161 AktG. Siehe dazu auch Ziffer 3.10 DCGK. Im Regelfall wird die Entsprechenserklärung den Aktionären auf der Website der Gesellschaft dauerhaft zugänglich gemacht. 22 Vgl. Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex (2009), S. 1. 23 Siehe hierzu ausführlich Kapitel 2.1.4 in diesem Beitrag.
9
Prof. Dip/. -Kfm. Wilfried Funk I Prof. Dr. Jonas Rossmanith
Abbildung 2-2:
KonTraG
511998
Rechtliche Regelungen der Corporate Governance in Deutschland
DCGK
2/2002
BllMoG
7/2002
2/2003
1V2004 12/2004
V2OO5
8/2005
1V20OS
V2007
5/2009
Bedeutung der Abkürzungen: KonTraG Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich DCGK Deutscher Corporate Govemance Kodex TransPuG Transparenz- und Pub1izitätsgesetz DE-KapInHaG DiskussionsentwuIf Kapitalmarktinformations-Haftungsgesetz (auf unbestimmte Zeit verschoben) BilKoG Bilanzkontrollgesetz BilReG Bilanzrechtsreformgesetz APAG Abschlussprüferaufsichtsgesetz VorstOG Vorstandsvergütungs-Offenlegungsgesetz UMAG Gesetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts KapMuG Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz TUG Transparenzrichtlinie-Umsetzungsgesetz EHUG elektronisches Handelsregister und Genossenschaftsregister sowie das Untemehmensregister BilMoG Bilanzrechtsrnodernisierungsgesetz
Hierbei ist vor allem das zum 01.01.2007 in Kraft getretene Gesetz über das elektronische Handelsregister und Genossenschaftsregister sowie das Unternehmensregister (EHUG)24 und durch das Transparenzrichtlinie-Umsetzungsgesetz (TUG)25, welches am 20.01.2007 in Kraft getreten ist, zu nennen. Beim Transparenzrichtlinie-Umsetzungsgesetz (TUG) liegen die Schwerpunkte in der Verbesserung der Einsicht in Strukturen hinter den Kapitalmarktobjekten (Beteiligungstransparenz) sowie einer Intensivierung des Blicks des Anlegers auf Finanzdaten von kapitalmarktorientierten Unternehmen (Rechnungslegungstransparenz). Somit müssen künftig Kapitalgesellschaften Halbjahres- und Quartalsberichte erstellen. Aktiengesellschaften haben die Pflicht, in Zwischenmitteilungen auf wesentliche Geschäftsereignisse hinzuweisen. 26
24 Verordnung Nr. 2003/58/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15.07.2003. 25 Verordnung Nr. 2004/109/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15.12.2004. 26 Vgl. Beiersdorf, K.lBw:hheim, R. (2006), S. 1676. 10
Rechnungslegung und Controlling im Spannungsteld der Globalisierung
Außerdem müssen alle Vorstandsmitglieder eine Versicherung abgeben, dass der Jahresabschluss mit all seinen Bestandteilen "nach bestem Wissen" erstellt wurdeP Nach dem EHUG müssen Unternehmen ihren Jahres- und Konzernabschluss für Geschäftsjahre, die nach dem 31.12.2005 beginnen, im elektronischen Handelsregister hinterlegen und im elektronischen Bundesanzeiger veröffentlichen. Die Unterscheidung zwischen kleinen, mittelgroßen und großen Kapitalgesellschaften (§ 267 HGB) hinsichtlich der Form der Offenlegung entfällt. Große Kapitalgesellschaften müssen nach § 325 Abs. 1 HGB neben dem Jahresabschluss ihren Lagebericht und weitere Unterlagen-f einreichen. Für kleine und mittelgroße Kapitalgesellschaften gibt es Erleichterungen für den Umfang der einzureichenden Unterlagen, die in den §§ 326, 327 HGB kodifiziert sind. Die neue Vorschrift zur Offenlegung des Jahresabschlusses bedeutet für Inlandsemittenten29, dass die Einreichung des Jahresabschlusses beim elektronischen Bundesanzeiger binnen vier Monaten30 nach dem Abschlussstichtag zu erfolgen hat. Für Inlandsemittenten hat dies zur Folge, dass sie die in § 325 HGB bezeichneten Unterlagen in der Regel vor Vorlage an die Hauptversammlung beim elektronischen Bundesanzeiger einreichen. Da Inlandsemittenten, die den Deutschen Corporate GovernanceKodex befolgen, ohnehin binnen 90 Tagen nach Geschäftsjahresende ihren Konzernabschluss offen zu legen haben, wird bei ihnen die neue Offenlegungsfrist keine Auswirkung haben. 31 Falls die Unternehmen ihrer Offenlegungspflicht nicht nachkommen, kann nach vorheriger Androhung vom Bundesamt für Justiz ein Ordnungsgeld zwischen 2.500 Euro und 25.000 Eur032 verhängt werden. Wesentliche Änderung gegenüber der vorherigen Gesetzesvorschrift ist, dass es für die Einleitung eines Verfahrens sowie der Verhärt-
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Vgl. § 264 Abs. 2 Satz 3 HGB. Diese gesetzliche Regelung ist anzuwenden für Geschäftsjahre, die nach dem 31.12.2006 beginnen; vgl. Art. 61 EGHGB. Dieser so genannte Bilanzeid ist in Anlehnung an den Sarbanes-üxley Act in nationales Bilanzrecht transformiert worden. Die unrichtige Abgabe dieser Versicherung wird mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder mit einer Geldstrafe geahndet (§ 331 HGB). Die Nichtabgabe der Versicherung gilt als Ordnungswidrigkeit (§ 39 Abs. 2 Nr. 19 und 20 WpHG). Die Vorschriften betreffend des Bilanzeids sind durch die Transformierung des Transparenzrichtlinie-Umsetzungsgesetzes (TUG) in nationales Recht zum 20.01.2007 in Kraft getreten. Der Bilanzeid ist erstmals für das am 31.12.2007 endende Geschäftsjahr zu leisten. Zur neuen Regelung des Bilanzeids vgl. hierzu die Ausführungen bei Bosse, C. (2007), S. 45f. Siehe hierzu § 325 Abs. 1 HGB. Vgl. § 325 Abs. 4 HGB. Unter Inlandsemittenten versteht man kapitalmarktorientierte Unternehmen in Anlehnung an § 2 Abs. 5 WpHG, mit der engen Ausnahme des § 327a HGB. Für kapitalmarktorientierte Unternehmen stellt dieses eine Verschärfung dar, die in der Praxis aber nur im Ausnahmefall spürbar ist, da ohnehin kürzere gesetzliche Fristen für die Veröffentlichung gelten. Alle anderen Unternehmen haben wie bisher 12 Monate Zeit; vgl. Bosse, C. (2007), S. 44. Vgl. Ziffer 7.1.2 DCGK. Vgl. § 335 Abs. 1 HGB.
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Prof. Dip/. -Kfm. Wilfried Funk I Prof. Dr. Jonas Rossmanith
gung eines Ordnungsgeldes keines Antrags mehr durch Dritte bedarf, sondern beides von Amts wegen erfolgt. Durch das neu geschaffene Unternehmensregister, welches als System zur zentralen Speicherung unternehmensbezogener Daten dient, wird die Informationstransparenz für die Jahresabschlussadressaten wesentlich erhöht. Da im Unternehmensregister Daten durch die Unternehmen selbst und weitere unternehmensbezogene Informationen direkt vom neu geschaffenen elektronischen Handelsregister und vom elektronischen Bundesanzeiger eingespeist werden, wird in Zukunft eine beachtliche Anzahl von unternehmensbezogenen Daten für jedermann frei zugänglich sein. 33 Die Konsequenz für die Unternehmen ist daraus, dass diese Änderungen in Bezug auf die Informationsoffen1egung in Zukunft von erheblicher praktischer Bedeutung sind. 34 Die Einführung des EHUG hat bewirkt, dass jetzt ein weitaus wirkungsvolleres organisiertes System der Sanktionen von Verstößen gegen die Pflicht zur Offen1egung von Jahres- und Konzernabsch1üssen zur Verfügung steht. Durch die Umsetzung des EHUG wurde ein weiterer Schritt in Richtung einer guten Corporate Governance vollzogen.
2.1.2
Sarbanes-Oxley Act
Der Sarbanes-Gxley Act (SOA/SOX) ist infolge der zahlreichen spektakulären Bilanzskandale in den USA (z. B. Enron, Worldcom)35 von den Senatoren Paul S. Sarbanes und Michael G. Oxley ausgearbeitet und am 30. Juli 2002 von US-Präsident Bush unterzeichnet worden. Der SOA ist damit Vorreiter für die weltweite Anpassung und Überprüfung von Corporate Governance-Regelungen aufgrund dieser neuen Herausforderungen. 36 Der Sarbanes-OxIey Act37 hat Auswirkungen auf viele Gesetze und Bestimmungen, welche die Verantwortlichkeiten in der Corporate Governance regeln. Auch die Be33 Vgl. Bosse, C. (2007), S. 40. Börsennotierte Aktiengesellschaften müssen im Untemehmensregister unter anderem folgende Daten veröffentlichen: Vorstandsmitglieder, Aufsichtsratsmitglieder, Satzung, Beherrschungs- und Gewinnabführungsverträge, Einberufungen zu den Hauptversammlungen, Niederschriften über die Hauptversammlungen, Eintragungen im Aktionärsforum, alle Unterlagen über die Rechnungslegung der Gesellschaft wie [ahres-, Halbjahres- und Quartalsberichte sowie Zwischenmitteilungen, gemeldete Stimmrechtsanteile und etwaige Veränderungen, Directors Dealings, Insiderinformationen und Ad-hocMeldungen, Hinweis auf sonstige Verkaufs- und Wertpapierprospekte, Veröffentlichungen nach dem Wertpapiererwerbs- und Übemahmegesetz (WpÜG), Veröffentlichungen des Insolvenzgerichts. 34 Zum EHUG vgl. die Ausführungen bei Grashoff, D. (2006), S. 2641ff. 35 Vgl. Rosenvon, R. (2002), S. 8. 36 Vgl. Füser, K/Wader, D.lFischer, K. (2009), S. 605. 37 Zu den Schwerpunkten des SOA und dessen Auswirkungen vgl. Crone von der, H. C.lRoth, K. (2003), S. 131ff.
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Rechnungslegung und Controlling im Spannungsteld der Globalisierung
richterstattungspflichten wurden massiv verschärft, ebenso der Aspekt der Wirtschaftsprüfung. Der Sarbanes-Oxley Act findet Anwendung auf alle Unternehmen, die bei der U5-Aufsichtsbehörde Security and Exchange Commission (SEC) registriert sind. Dies trifft auch auf nicht-amerikanische Gesellschaften zu, wenn ihre Wertpapiere an Börsen wie NYSE oder NASDAQ gehandelt werden (foreign private issuers), wobei auch deren Tochtergesellschaften betroffen sind. Er findet weiter Anwendung auf Wirtschaftsprüfer, was wiederum nicht-amerikanische Wirtschaftsprüfer betrifft, wenn sie außerhalb der USA Tochtergesellschaften prüfen, deren Mutter in den USA börsennotiert ist.38
Abbildung 2-3 verdeutlicht den Sarbanes-Oxley Act im Zusammenhang mit Management, Wirtschaftsprüfern, Aufsichtsbehörde und der übergeordneten Börsenaufsicht SEC grafisch: 39 Abbildung 2-3:
Der Sarbanes-Oxley Act im Zusammenspiel der Entscheidungsträger
Securities and Exchange Commission
Berichtspflicht Registrierungspflicht
Pubüc Company Accounting Oversight Board
" - - - - -I Kapitalgesellschaft
Board of Directors
(CEO\ ~
Registrierungspflicht
- Internes Kontrollsystem - Jahresabschluss
Wirtschaftsprüfer
_ _ _r Prüfung
38 Vgl. SOA Sec. 302 IlCorporate responsibility for financial reports" u. Sec. 106 IIForeign public accounting firms". 39 In Anlehnung an Diederichs, M. (2005), S. 301.
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2.1.3
Corporate Governance in SMEs
Die Diskussion um eine gute Corporate Governance wird meist im Bezugsrahmen von großen kapitalmarktorientierten Unternehmen geführt. Aufgrund der geforderten Rechnungslegungsinformationen und Publikationspflichten dieser Unternehmen fallen KMUs (kleine und mittlere Unternehmen) zunächst aus dem Betrachtungsrahmen heraus. Diese eingeschränkte Sichtweise trägt jedoch dem Umfang von Corporate Govemance nicht genügend Rechnung. Vielmehr beschreibt dieser Begriff die Rahmenbedingungen für die Unternehmensleitung und -überwachung, welche die Interessenkonflikte zwischen den verschiedenen am Unternehmen beteiligten (Personen-) Gruppen entkräften sollen. 4o Aufgrund der steigenden Anforderungen des Weltmarktes im Zuge der Globalisierung41 ist die Diskussion um eine gute Corporate Governance auch im Hinblick auf SMEs (small and medium sized entities) relevant, um zukünftig auf den Kapital-, Waren- und Arbeitsmärkten mit Erfolg bestehen zu können. Die Diskussion um die Corporate Governance unterscheidet sich jedoch bei kleinen und mittleren Unternehmen von der Diskussion, welche im Hinblick auf Großunternehmen geführt wird. Begründet ist dies beispielsweise in der Eignerstruktur, den Finanzierungspräferenzen oder der Einstellung zur Publizität bzw. Publizitätspflicht. Aufgrund dessen ist eine "SME-spezifische" Corporate Govemance Betrachtung gerechtfertigt42 und sollte sich dementsprechend insgesamt nicht auf große, kapitalmarktorientierte Unternehmen beschränken. Zudem trägt die in diesem Beitragswerk diskutierte Internationalisierung der Rechnungslegung dazu bei, dass sich die Diskussion um eine gute Corporate Govemance auch auf SMEs ausweiten muss. Im Rahmen der Corporate Govemance ergeben sich die wesentlichen Interessenkon-
flikte meistens dann, wenn es erforderlich wird, ein Unternehmen durch externe Kapitalgeber oder durch die unterschiedlichen Varianten von Eigenkapitalgebern zu finanzieren. 43 Da KMUs zudem häufig über eine unzureichende Kapitalausstattung verfügen, ist der Wettbewerb um Fremdkapital noch problematischer und birgt zusätzliches Konfliktpotenzial. Infolgedessen kommt einer guten Corporate Governance bzw. der Verbesserung der Corporate Govemance in kleinen und mittleren Unternehmen eine besondere Bedeutung zu. 44 Eine eindeutige und trennscharfe Definition des sogenannten Mittelstands existiert nicht. Dieser Begriff umfasst jedoch regelmäßig kleine und mittlere Unternehmen. Im internationalen Vergleich werden diese Unternehmen als SMEs bezeichnet, welche quantitativ abgegrenzt werden können.sf Folgende Abbildung gibt einen Überblick 40 Vgl. Bassen, A./Zöllner, C. (2009), S. 44. 41 Vgl. Bea, F. X. (1997), S. 419f. 42 Vgl. Hauseh, K. T. (2004), S. 3. 43 Vgl. Wagenfwjer, A. (2009), S. 5. 44 Vgl. Hauseh, K. T. (2004), S. 6f. 45 Vgl. Mandler, U. (2004), S. 13.
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Rechnungslegung und Controlling im Spannungsteld der Globalisierung
über ausgewählte quantitative Abgrenzungskriterien für kleine und mittlere Unternehmen.
Tabelle 2-1:
Ausgewiihlte Abgrenzungskriterien für KMUs bzw. SMEs Bilanzsumme
IfM Bonn (Institut für Mittelstandsforschung) §267HGB Empfehlungen der EUKommission vom 06.05.2003 IFRS for SMEs
kA.
s 19,25 Mio.
Umsatzerlöse :!>50Mio. EUR
EUR
s 38,5 Mio.
EUR
Mitarbeiterzahl :!>499 :!>250
:!>43Mio. EUR
:!>50Mio. EUR
:!>250
kA.
kA.
ca. 50
Qualitativ kann der sogenannte Mittelstand mit den Kriterien "Eigentümerunternehmen" bzw. "Familienunternehmen" abgegrenzt werden. Charakteristisch für diese Unternehmen sind deren Eigentümer, welche sowohl die Geschäftsführung bzw. den Vorstand dominieren als auch gleichzeitig die strategischen Entscheidungen für das Unternehmen treffen. 46 Damit sind mittelständische Unternehmen als Pendant zu managergeführten Publikumsgesellschaften anzusehens? und unterscheiden sich damit auch im Hinblick auf die Corporate Governance. Die Notwendigkeit, die Corporate Governance insbesondere auch in kleinen und mittleren Unternehmen zu stärken, hat auch der deutsche Gesetzgeber erkannt. Das im Jahr 2009 verabschiedete Bilanzrechtmodernisierungsgesetz (BiIMoG) trägt diesem Gedanken Rechnung.
46 Vgl. WolteT, H.-J.lHauseT, H.-E. (2001), S. 33. 47 Vgl. Mandler, U. (2004), S. 14.
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2.1.4
Das BilMoG als Stütze der Corporate Governance
Im Zuge der Modernisierung des deutschen Bilanzrechts und der damit verbundenen
Hinwendung zu den internationalen Rechnungslegungsstandards (IFRS) erfährt die Corporate Governance erneut eine deutliche Stärkung.48 Diese ist von besonderer Bedeutung. In nationalen und internationalen Studien zu den Ursachen der Finanzmarktkrise konnte festgestellt werden, dass Corporate Governance relevante Themen (mit-)verantwortlich für die Krise waren. 49 Die nachfolgend dargestellten Bestimmungen des BilMoG sollen neben den bilanzrechtlichen Regelungen eine gute Corporate Governance insbesondere von kapitalmarktorientierten Unternehmen deutlich verbessern. •
Anforderungen an den Aufsichtsrat
Mit dem BilMoG ergeben sich im Hinblick auf die Qualifikation der Aufsichtsratsmitglieder erhöhte Anforderungen. 50 Dieses resultiert durch den neu eingeführten § 264d HGB, wonach bei kapitalmarktorientierten Kapitalgesellschaften im Sinne des § 264d HGB im Aufsichtsrat nach § 100 Abs. 5 AktG mindestens ein unabhängiges Mitglied über einen Sachverstand51 auf den Gebieten der Abschlussprüfung oder der Rechnungslegung verfügen muss. Damit wird Art. 41 Abs. 1 der Abschlussprüferrichtlinie umgesetzt. 52 Im Hinblick auf die Finanzberichterstattung, Abschlussprüfung sowie die unternehmerischen Kontrollsysteme werden die Überwachungsaufgaben des Aufsichtsrats mit § 107 Abs. 3 AktG konkretisiert und umfassen dabei die Überwachung folgender Sachgebiete: o
Rechnungslegungsprozess,
o
Wirksamkeit des internen Kontrollsystems,
o
Wirksamkeit des Risikomanagementsystems,
o
Wirksamkeit des internen Revisionssystems,
o
Abschlussprüfung, insbesondere Überwachung der Unabhängigkeit des Abschlussprüfers und die von ihm zusätzlich erbrachten Leistungen.
48 Vgl. Funk, W./Rossmanith, J.lEha, C. (2010),S. 59ff. 49 Vgl. Larosiere de, J. (2009),S. 33ff. 50 Vgl. Hucke, A. (2008), S. 122. 51 Über Sachverstand können Personen verfügen, welche beruflich mit Rechnungswesen und/oder Abschlussprüfung befasst waren oder sind. Dies ist nicht nur bei einer speziellen beruflichen Ausbildung der Fall oder bei Angehörigen der wirtschaftsprüfenden oder steuerberatenden Berufe, sondern kann z. B. auch für Finanzvorstände, fachkundige Angestellte aus den Bereichen Rechnungswesen und Controlling, langjährige Mitarbeiter in Prüfungsausschüssen oder Betriebsräten, welche sich diese Fähigkeit durch Weiterbildung angeeignet haben oder auch für Analysten gelten. Vgl. BT-Drucksache 16/10067 (2008),S. 102. 52 Vgl. BT-Drucksache 16/10067 (2008), S. 101.
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Rechnungslegung und Controlling im Spannungsteld der Globalisierung
Diese Aufgaben können vom Aufsichtsrat gänzlich oder in Teilen dem Prüfungsausschuss übertragen werden. •
Einrichtung eines Prüfungsausschusses
Der Gesetzgeber verpflichtet mit dem BilMoG kapitalmarktorientierte Unternehmen ohne Aufsichtsrat zur Einrichtung eines Prüfungsausschusses.N Dabei ist es Aktiengesellschaften mit Aufsichtsrat freigestellt, ob sie einen Prüfungsausschuss bilden wollen. Bei der Besetzung des Gremiums orientiert sich der deutsche Gesetzgeber an den europäischen Vorgaben der 8. gesellschaftsrechtlichen Richtlinie und schreibt vor, dass mindestens ein Mitglied des Prüfungsausschusses unabhängig sein und über Sachverstand auf den Gebieten Abschlussprüfung bzw. Rechnungslegung verfügen muss. Darüber hinaus darf der Vorsitzende des Prüfungsausschusses nicht mit der Geschäftsführung betraut sein. 54 Der Prüfungsausschuss soll sich dabei insbesondere mit den in § 107 Abs. 3 Satz 2 AktG beschriebenen Aufgaben befassen.55 Konkret handelt es sich dabei um die Überwachung des Rechnungslegungsprozesses, die Wirkung des internen Kontroll- und Risikomanagementsystems, die Wirksamkeit des internen Revisionssystems und die Überwachung der Abschlussprüfung. Damit erhalten diese Aufgaben erstmals eine gesetzliche Grundlage. Bisher waren diese lediglich als Empfehlungen im DCGK enthalten. Wurde durch den Aufsichtsrat kein Prüfungsausschuss gebildet, so sind die Aufgaben des Prüfungsausschusses vom Aufsichtsrat selbst auszuüben. 56 •
Anforderungen an den Abschlussprüfer
Im Zuge des BilMoG wurde die Anforderung an die Unabhängigkeit des Abschluss-
prüfers auf dessen gesamtes Netzwerk ausgedehnt. 57 Hiermit kann ein besonderer Beitrag zur Stärkung der Corporate Govemance geleistet werden. Zusätzlich ist der Abschlussprüfer verpflichtet, den Aufsichtsrat bzw. den Prüfungsausschuss über Umstände zu informieren, welche seine Befangenheit besorgen lassen. Gleichzeitig muss dem Gremium über von ihm zusätzlich erbrachte Leistungen berichtet werden, während der Abschlussprüfer auch insbesondere auf die Schwächen des internen Kontrollund Risikomanagements bezogen auf den Rechnungslegungsprozess zu berichten hat. 58 Eine weitere Neuregelung des BilMoG schließt einen Abschlussprüfer auch dann von der Abschlussprüfung aus, wenn er bereits in sieben oder mehr Abschlussprüfungen bei diesem Unternehmen verantwortlich war und seit seiner letzten Prüfung nicht mehr als zwei oder mehr Jahre vergangen sind. 59 Darüber hinaus ist es dem verantwortlichen Abschlussprüfer gemäß § 43 Abs. 3 WPO nicht gestattet, innerhalb Vgl. § 324 Abs. 1 HGB. 54 Vgl. § 324 Abs. 2 HGB. 55 Vgl. §324 Abs.1 HGB. 56 Vgl. Keller, B. (2009), S. 230. 57 Vgl. § 319b HGB. 58 Vgl. § 171 Abs. 1 Satz 3 AktG. 59 Vgl. § 319a Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 HGB. 53
17
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der folgenden zwei Jahre nach Beendigung seiner Prüfung eine leitende Position in dem betreffenden Unternehmen einzunehmen. •
Erklärung zur Unternehmensführung und Entsprechenserklärung zum DCGK
Mit § 289a HGB schreibt das BilMoG die Abgabe der "Erklärung zur Unternehmensführung" für Aktiengesellschaften60 mit folgendem Inhalt vor: o Die Entsprechenserklärung zum DCGK nach Maßgabe von § 161 AktG, während Aufsichtsrat und Vorstand darin Abweichung von den Empfehlungen begründen müssen ("comply or explain"-Prinzip).61 o
Wesentliche Angaben zu den Unternehmensführungspraktiken, welche über die gesetzlichen Anforderungen hinaus reichen und den Hinweis, wo diese öffentlich zugänglich sind.
o
Die Beschreibung der Arbeitsweisen von Aufsichtsrat und Vorstand und die Beschreibung der Zusammensetzung und Arbeitsweise von deren Ausschüssen. Sofern diese Angaben auf der Internetseite der Gesellschaft öffentlich zugänglich sind, genügt ein Verweis auf diese.
Diese Erklärung zur Unternehmensführung ist gemäß § 289a Abs. 1 HGB in einen separaten Abschnitt im Lagebericht aufzunehmen oder auf der Internetseite der Gesellschaft öffentlich zugänglich zu machen. Der Abschlussprüfer prüft nicht die inhaltliche Richtigkeit dieser Erklärung, sondern lediglich deren Vorliegen. 62 Ziel dieser Vorschriften ist die Stärkung des Vertrauens von Aktionären und Stakeholdern in die Leitung und Überwachung deutscher Unternehmen. 63
60 Dies sind börsennotierte Aktiengesellschaften und Aktiengesellschaften, welche ausschließlich andere Wertpapiere zum Handel an einem organisierten Markt im Sinne des § 2 Abs. 5 WpHG ausgegeben haben und deren ausgegebene Aktien auf eigene Veranlassung über ein multilaterales Handelssystem im Sinne von § 2 Abs. 3 Satz 1 Nr. 8 WpHG gehandelt werden. Vgl. § 289a HGB. 61 Vgl. Fiiser, K/Wader, D.lFischer, K (2009), S. 621. 62 Vgl. Küting, K.lBoecker, C. (2008), S. 1587. 63 Vgl. Fiiser, K/Wader, D.lFischer, K (2009), S. 620.
18
Rechnungslegung und Controlling im Spannungsteld der Globalisierung
2.2 2.2.1
Besondere Bedeutung von Basel 11 und
Basel 11I
Elemente von Basel 11
Im Jahr 1988 wurde mit der Basel I-Regelung eine bankenaufsichtsrechtliche Eigenka-
pitalanforderung für die Vergabe von Krediten festgelegt. Diese sah vor, dass sämtliche Kredite mit 8% Eigenkapital zu hinterlegen sind. Hier fand die individuelle Ausfallwahrscheinlichkeit des Kreditnehmers jedoch keine Berücksichtigung. Dies wurde 2005 in der Basel lI-Richtlinie korrigiert, die seit 2007 ihre Gültigkeit hat. Somit wurden in Basel 11 vor allem Regelungen für die notwendige Eigenkapitalunterlegung von Risiken der Kreditinstitute eingeführt. Die Aktiva einer Bank werden dabei entweder auf Grundlage eines externen Ratings, gegebenenfalls aber auch durch selbst entwickelte Modelle überprüft. Angesichts der Finanzkrise wurden die Rufe nach einer Reform von Basel 11 immer stärker. Auch die zeitliche Aussetzung der Basel Il-Normen wurde gefordert.64 Die Diskussion konzentrierte sich dabei auf die sogenannte Erste Säule der Basler Vereinbarungen, nämlich die Eigenkapitalanforderungen der Bankenaufsicht. Diese folgen dem Grundprinzip, die Risikoübernahme einer Bank durch das Eigenkapital der Bank zu begrenzen. Schon vor der Finanzkrise wurde eine wesentliche Schwäche dieser Norm kritisiert. Insbesondere wurde angemerkt, dass sie ausschließlich prozyklisch wirke. 65 In guten Zeiten können Banken aus einbehaltenen Gewinnen ihr Eigenkapital erhöhen. Gleichzeitig fallen bei funktionierender Risikoabbildung die Risikomesszahlen, da viele Positionen bei guter wirtschaftlicher Entwicklung tatsächlich weniger riskant sind.66 Die Banken können somit ihre Geschäftstätigkeit besonders ausdehnen und somit ihren "Leveragegrad" erhöhen. In einer Krise kehren sich die beiden Effekte um. Aufgrund der sinkenden Bonität der Kreditnehmer erfordert die Absicherung der Risiken mit Eigenkapital eine höhere Eigenkapitalunterlegung. Da Banken auch nur begrenzt über Eigenkapital verfügen, führt dies wiederum dazu, dass sie ihr Kreditvolumen reduzieren müssen. Unternehmen mit einer schlechten Bonität wird hierdurch das dringend benötigte Kapital entzogen. Aber auch für Unternehmen, die noch Kredite erhalten, wird aufgrund der höheren Eigenkapitalunterlegung das Fremdkapital teurer. Verstärkt wird diese Entwicklung noch, wenn die Banken in der Krise noch Verluste erleiden, die zu einer Reduzierung ihres Eigenkapitals führen. In solch einem Fall könnte eine Bank rein theoretisch entweder zusätzliches Eigenkapital aufnehmen oder 64 Vgl. Ohouen, M (2009), S. 13. 65 Vgl. Rudolph, B. (2010),5.10. 66 Es wurden auch finanzielle Risiken von Banken und Aufsichtsbehörden einfach unterschätzt, was schlussendlich dazu führte, dass insgesamt zu geringe Eigenmittel gehalten wurden; vgl. hierzu Staub, C. (2010), S. 495.
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aber die Risiken reduzieren. In der Realität sind aber die Märkte für neues Eigenkapital in der Krise mehr oder weniger verschlossen. Die Bank kann somit nur die Risiken reduzieren. Im Kreditgeschäft bedeutet dieses, weniger Kredite zu vergeben und die Bonitätsanforderungen zu erhöhen. Damit kollidiert das Bankverhalten mit den Erwartungen der Öffentlichkeit, denn gerade in einer Krise sollten die Banken zusätzliche Mittel zur Verfügung stellen und dieses gerade dann, wenn sich die Perspektive der kreditnehmenden Unternehmen eintrübt. 67 Burghof pointiert diese Situation mit der Aussage: "Banken verleihen Regenschirme, solange die Sonne scheint. Regnet es, fordern sie die Regenschirme zurück. "68 Für viele Kritiker von Basel 11 ist dieser Mechanismus hauptverantwortlich für die jüngste Kreditklemme bei den Unternehmen. 69 Grundsätzlich nachvollziehbar ist sicherlich das Verhalten von vielen Banken im Inund Ausland, dass sie nach der größten Wirtschaftskrise eher restriktiv bei der Kreditvergabe agieren. Jedoch kann es auch nicht sein, dass aufgrund höherer Margen überflüssige Gelder am Wertpapiermarkt angelegt werden und nicht zur Kreditversorgung der Unternehmen verwendet werden.T Dieser Umstand ist nicht nur in Deutschland zu beobachten, sondern auch bei anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Die Grundidee von Basel 11, dass Risiken mit Eigenkapital unterlegt werden, ist im Grunde richtig und sollte bei einer Überarbeitung, wie es jetzt bei Basel III auch geschehen ist, nicht in Frage gestellt werden. Die Unterlegung von Risiken mit Eigenkapital hat eine Funktion in zweifacher Hinsicht. Zum einen begrenzt sie das Risiko der Banken und zum anderen sorgt eine angemessene Eigenkapitalausstattung für das in diesem Geschäftsfeld unverzichtbare Vertrauen. 71 In beiden Fällen haben jedoch die bestehenden Regelungen in der Praxis versagt. Werden die Kernkapitalquoten der Banken betrachtet, so kann festgestellt werden, dass diese deutlich höher liegen als die von Basel 11 geforderten 4%72. Bei der Deutschen Bank sind es 11%. Sparkassen und Genossenschaftsbanken überschreiten die aufsichtsrechtliche Mindestnorm deutlich im Schnitt mit 9,6% bzw. 7,8%.73 Das Argument, eine hohe Kernkapitalquote sei ein Indiz für hohes Vertrauen, kann eventuell für international tätige Banken gelten, jedoch nicht für Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Aufgrund ihrer abweichenden Refinanzierungsstrukturen sind Sparkassen 67 Vgl. Burghof, H.-P. (2009), S. 10. 68 Burghof, H.-P. (2009),S. 10. 69 Vgl. Staub, C. (2010), S. 495; Faust, M. (2009), S. 6. 70 Vgl. Faust, M. (2009),S. 7. 71 Vgl. dazu Ohooen, M. (2009),S. 13; Faust, M (2009), S. 7. 72 Hier gemeint ist die Mindestkapitalausstattung der Banken, die sogenannte "Tier 1 Capital Quote". 73 Die örtliche Sparkasse Sigmaringen hatte eine Kemkapitalquote im Jahr 2008 in Höhe von 7,84%, per 2009 in Höhe von 8,23% und per 30.09.2010 9,46%. Nach Simulationsberechnung gemäß Basel III beträgt die Kemkapitalquote per 30.09.2010 9,43%. Die Raiffeisenbank Dornbirn (Österreich) hatte dazu eine Kemkapitalquote von 12,48% für 2008 und 13,32% für 2009 (eigene Recherchen).
20
Rechnungslegung und Controlling im Spannungsteld der Globalisierung
und Genossenschaftsbanken nur einem geringen Druck des Kapitalmarktes ausgesetzt. Und auch die von Basel 11 geforderte Kernkapitalquote stellt nicht den akuellen Engpassfaktor für die Kreditklemme dar, sondern die vom Markt deutlich höher erwartete Quote. Dieses sind alles Argumente und Indizien dafür, dass die Ursache für eine Kreditklemme nur bedingt in den Regelungen von Basel 11 zu suchen ist?4 Vonseiten der Praxis wie der Wissenschaft wurden die Überarbeitung von Basel 11 immer intensiver gefordert. 75 Dabei erstreckte sich die Forderung der Überarbeitung vor allem in Richtung der ersten Säule, der Eigenkapitalanforderungen der Banken. 76 Neben dem Kredit- und Marktrisiko müssen nach Basel 11 auch die operationalen Risiken mit Eigenkapital unterlegt werden. Da Fehler in Prozessen und der IT sowie Rechtsstreitigkeiten und Versäumnisse von Mitarbeitern hohe Verlustpotenziale bergen, war die Erweiterung von Basel 11 um die operationalen Risiken zu begrüßen.77 Wesentliche Risiken, die sich aus strategischen Entscheidungen und den Verlust an Reputation ergeben, werden hingegen nicht berücksichtigt. Die nur unzureichende Erfassung von Liquiditätsrisiken und der Risiken aus der Fristentransformation ist dabei besonders kritisch zu sehen. Eine zu starke Fristentransformation hat gerade bei vielen Banken erst zu den aktuellen Problemen geführt oder zumindest diese verstärkt. Unter bestimmten Bedingungen ist es auch möglich, Risiken z. B. in so genannte Conduits/f auszulagern und damit einer Unterlegung mit Eigenkapital zu entziehen. Auch durch die Billigung der deutschen Politik und Aufsicht geschah dieses, um angesichts geringer Regelungen in anderen Ländern die internationale Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Banken zu erhalten. Dass die Risiken nur verschoben und nicht reduziert werden, zeigen die "Problemfälle" IKB und Landesbanken wie SachsenLB, BayernLB, WestLB etc?9 Die Nichterfassung von bestimmten Risiken ist nur eines von vielen Argumenten dafür, dass die Eigenkapitalregelungen durch Basel III überarbeitet worden sind.
74 Vgl. dazu auch die Ausführungen bei Faust, M (2009), S. 7. 75 Auch die Schweizerische Bankiersvereinigung (SBVg), die UBS und Credit Suisse vertreten die Auffassung, dass eine Reform von Basel II nötig ist; vgl. Staub, C. (2010), S. 496. 76 Zu den Eigenkapitalanforderungen der Banken vgl. Rossmanith, J.lMaier, K. (2005), S. 94f. 77 Zu den operationellen Risiken vgl. die Ausführungen bei Zieger, T. (2010), S. 17ff. 78 Als Conduit wird eine Refinanzierungsstruktur bezeichnet, bei der mittels einer Zweckgesellschaft Wertpapiere wie z. B. Asset Backed Securities (ABS), Collateralized Debt Obligation (CDO) oder andere Forderungen wie etwa Kredite oder Lieferantenforderungen von extern gerateten Unternehmen einmalig oder revolvierend angekauft und über die Ausgabe von Geldmarktpapieren in international gängigen Währungen refinanziert werden. Vgl. hierzu auch die Ausführungen bei Rudolph, B. (2008), S. 721ff. 79 Vgl. Faust, M. (2009), S. 7.
21
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2.2.2
Basel 111 als Antwort auf die Finanzkrise
Aufgrund immer stärker werdender Kritik an den Richtlinien von Basel 11 bei der Messung der Risiken, der Definition des aufsichtsrechtlichen Eigenkapitals oder dem Verhältnis von Risiken und Eigenkapital hat der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht reagiert und einen Vorschlag für die neuen Eigenkapitalvorschriften "Basel III" erarbeitet. Die strengeren Aufsichtsregeln sind die Konsequenz der Finanzkrise und sollen das Finanzsystem krisenfester machen. Dies soll vor allem über eine höhere Verlusttragfähigkeit der Banken anhand einer höheren Eigenkapitalunterlegung von riskanten Positionen wie etwa Kredite und Wertpapiere erreicht werden.B0 Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht selbst ist Teil der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und wurde 1974 von den Aufsichtsbehörden der GlO-Staaten gegründet. Präsident des Base1er Ausschusses ist seit 2006 der niederländische Notenbankpräsident Nout Wellink. Die BIZ versorgt weltweit die Zentralbanken mit Liquidität und verwaltet einen Teil ihrer Währungsreserven. Trotz dieser herausragenden Stellung ist die BIZ einer breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Der Grund kann vielleicht darin liegen, dass die internationale Organisation in Basel ihren Sitz hat. Aber auch möglich, dass die BIZ in ihrer BO-jährigen Geschichte mehrfach ihre Aufgabe änderte. Ursprünglich gründeten amerikanische Privatbanken, die Fed und westeuropäische Institute 1930 die BIZ, um die Reparationszahlungen der Deutschen für den Ersten Weltkrieg abzuwickeln. Nach zwei Jahren änderte sich bereits die Aufgabe der BIZ und sie führte dann die Gold- und Devisentransaktionen zwischen den Zentralbanken durch. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der Internationale Währungsfonds und die Weltbank diese Aufgabe. Die BIZ suchte sich dann eine neue Aufgabe und fand diese in der Analyse der internationalen Finanzmärkte. Eine Aufgabe, die sie seit 1950 ausführt und auf sie, wie bereits erwähnt, der Vorschlag "Basel III" zurückgeht. Nachdem der Base1er Ausschuss für Bankenaufsicht, ein Gremium aus 27 Notenbankern und Finanzaufsehern, am 7. September 2010 getagt hat, gab am 12. September 2010 der Gouverneursrat des Baseler Bankenausschusses seine Entscheidungen zu den Reformen des Finanzmarktes bekannt. Nunmehr sind die Bedingungen bekannt, denen sich die Institute zukünftig stellen müssen. Es ist die größte Finanzreform seit der Zerschlagung der Großbanken nach der Weltwirtschaftskrise vor mehr als BO Jahren. "Mit diesen Maßnahmen werden die richtigen Konsequenzen aus der Finanzmarktkrise gezogen", kommentierte Bundesfinanzminister Schäuble8 1 am 12.09.2010 das Regelwerk "Basel III". Kritisch dagegen äußerte 80 Vgl. Frühauf, M (2010), o. S. (abrufbar unter: http://www.faz.net. Stand: 13.09.2010). 81 Siehe Riecke, T./Stock, O. (2010), o. S. (abrufbar unter: http://www.handelsblatt.com. Stand: 14.09.2010).
22
Rechnungslegung und Controlling im Spannungsteld der Globalisierung
sich der italienische Notenbankchef Draghi zu Basel rn "Die Übereinkunft sei für international vernetzte Großbanken nicht weitreichend genug".82 Durch genaue Betrachtung von Basel Ill wird auf jeden Fall deutlich, dass sich die neuen Regelungen nicht nur auf die Verschärfung der Eigenkapitalanforderungen beschränken, sondern dass das gesamte Reformpaket den Finanzmarkt nachhaltig verändern wird, auch wenn Banken und Aufsichtsbehörden noch am Anfang der Umsetzung stehen. Das Kernstück von Basel rn sind die neuen aufsichtsrechtlichenlichen Anforderungen an das Eigenkapital Denn das Eigenkapital der Kreditinstitute wird künftig härter und höher sein, um die Stabilität des Finanzsystems und seine Krisenresistenz zu verbessern und das internationale Regelwerk stärker auf Nachhaltigkeit hin auszurichten. Im Einzelnen umfassen die Basel rn-Regelungen folgende Änderungen:
Erhöhung der Mindestkapitalquote für hartes Kernkapital und für das sogenannte Tier 1 Capital In Zukunft wird eine deutliche Erhöhung der Ausstattung mit hartem Kernkapital ("common equity" oder "core tier 1") von den Kreditinstituten verlangt. Von derzeit 2% wird das harte Kernkapital schrittweise auf 4,5% angehoben. Bei Aktiengesell-
schaften soll es in Zukunft nur noch aus Stammaktien und Gewinnrücklagen bestehen, da eine Bank nur darauf jederzeit zurückgreifen kann, wenn sie Verluste ausgleichen muss. 83 Diese Verschärfung tritt schrittweise bis zum 01.01.201584 in Kraft. Die Anforderungen an die Tier 1 Capital Quote erhöht sich von derzeit 4% auf final 6% Anfang 2015. In dieser Quote dürfen auch andere qualifizierte Finanzinstrumente (Hybridkapital) berücksichtigt werden, wenn diese die strengen Baseler Anforderungen erfüllen. Die Banken müssen somit in Zukunft mehr hartes Kernkapital (4,5% der risikogewichteten Aktiva (RWA» und mehr Kernkapital (inklusiv hartem Kernkapital = 6% der RWA) aufbauen. Bezogen auf das regulative Minimum bleibt die Gesamtkapitalquote zwar bei 8%85, aber die Neudefinitionen führen zu definitivem Eigenkapital. Gemessen an der neuen Abgrenzung haben international agierende Banken zurzeit nur rund 1% hartes Kernkapital.86
82 Aussage anlässlich der Verkündigung der Basel III-Richtlinien; siehe Riecke, T.IStock, O. (2010), o. S. (abrufbar unter: http://www.handelsblatt.com. Stand: 14.09.2010). 83 Vgl. Grass, D.lKirchner, C. (2010), S. 17. 84 Von 2013 an erhöht sich die Vorgabe von 2% auf 3,5%; ab 2014 entsprechend 4%. 85 Die Differenz zwischen der Kernkapitalquote (6%) und der regulatorischen Eigenkapitalquote (8%) wird als Ergänzungskapital (Tier 2) bezeichnet und beträgt 2%. Es besteht somit in Zukunft ein Verhältnis zwischen Kem- zu Ergänzungskapital von 75/25. Zum Tier 2 Kapital vgl. die Ausführungen bei Banh,M.lCluse, M/CremeT, A. (2010), S. 3f. 86 Vgl. Banh,M.lCluse, M.lCremeT, A. (2010),S. 5.
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Einführung eines Capital Conservation Buffer Wie geplant ist der Capital Conservation Buffer zur festen Größe geworden. Als sogenannter Kapitalerhaltungspuffer müssen Banken diesen ab 2016 sukzessiv aufbauen, so dass er bis zum Jahr 2019 auf 2,5% ansteigt. Er soll in Zukunft dazu dienen, den Instituten einen Sicherheitspuffer zu verschaffen, um Verluste in wirtschaftlichen bzw. finanziellen Krisenzeiten aufzufangen. In entsprechenden Stressphasen sollen die Banken auf den Puffer zurückgreifen können, müssen aber dann, wenn sie sich mit der aufsichtsrechtlichen Eigenkapitalquote den Mindestanforderungen annähern, gegebenenfalls Beschränkungen in Bezug auf Gewinnausschüttungen in Kauf nehmen. Gebildet wird der Capital Conservation Buffer ebenfalls aus hartem Kernkapital (gezeichnetes Kapital und Gewinnrücklagen), so dass sich zusammen mit der Erhöhung der Mindestquoten (4,5%) eine Mindestquote für das harte Kernkapital von 7% ergibt. Damit wird die Mindesteigenkapitalquote zum 01.01.2019 faktisch bei 10,5% liegen, somit deutlich über den jetzt gültigen 8%. Countercyclical Capital Buffer Mit diesem antizyklischen Puffer soll das umfassendere makroprudenzielle Ziel, den Bankensektor vor Phasen übermäßigen gesamtwirtschaftlichen Kreditwachstums zu schützen, erfüllt werden. Obwohl der Baseler Ausschuss an der Einführung des antizyklischen beziehungsweise zeitvariablen Kapitalpuffers festgehalten hat, besteht für die Institute zunächst kein akuter Handlungsbedarf. Dieser zusätzliche Sicherheitspuffer aus Kernkapital beziehungsweise anderem voll Verlust absorbierendem Kapital mit einer Quote von bis zu 2,5% wird nur entsprechend nationaler Gegebenheiten im tatsächlichen Krisenfall als Erweiterung des Kapitalerhaltungspuffers eingeführt. Regulatory Adjustments Die Einführung der regulatorischen Anpassungen wird gestaffelt ab dem 01.01.2014 (40%) bis zum 01.01.2018 (100%) erfolgen. Darunter fallen die Abzüge und Bewertungseliminierungen ("prudential filters") einschließlich der Beträge oberhalb der Höchstgrenze von 15% für Beteiligungen in Finanzinstituten sowie Rechte im Zusammenhang mit der Bedienung von Hypotheken und latenten Steueransprüchen aufgrund von zeitlichen Unterschieden. Leverage Ratio In Bezug der Kalibrierung der Leverage Ratio müssen sich die Kreditinstitute auf keine großen Neuerungen einstellen. Durch diese risikounabhängige Verschuldungskennziffer soll ein exzessives Bilanzwachstum in Relation zum Eigenkapital verhindert werden. An der bisherigen Richtgröße für Tier 1 Capital in Höhe von 3% wird festgehalten und wie geplant wird diese Grenze als Beobachtungsgröße im Rahmen eines Parallellaufs überwacht. Weitere Einzelheiten wird man nach der Testphase bezie-
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hungsweise Anfang 2017 festlegen. Ab 2018 soll das Leverage Ratio dann endgültig im Regelwerk verankert werden. Liquidity Coverage Ratio Die Liquidity Coverage Ratio (LCR) als neue Kennzahl zur Überwachung der Liquidität soll sicherstellen, dass dem Kreditinstitut kurzfristig Liquidität zur Verfügung steht. Im Rahmen der ,,30-day-liquidity coverage ratio" soll der Bedarf für die nächsten 30 Tage gedeckt werden, um das Überleben des Instituts kurzfristig zu sichern. Nach einer 2011 beginnenden Beobachtungsphase wird am 01.01.2015 die Liquidity Coverage Ratio eingeführt. Die abschließende Definition der für die Anrechnung geeigneten liquiden Assets liegt derzeit beim Baseler Ausschuss, der in Kürze darüber entscheiden wird. Zur Überwachung der Quoten in der Übergangsphase plant der Baseler Ausschuss, ein strenges Meldeverfahren zu erlassen. Net Stable Funding Ratio Die Net Stable Funding Ratio (NSFR) legt ein Minimum an langfristiger Refinanzierungsausstattung im Verhältnis zum Liquiditätsrisiko der Aktiva innerhalb eines Stressszenarios im Ein-Jahres-Band fest. Sie stellt das Verhältnis zwischen bestehender und benötigter belastbarer Refinanzierung eines Instituts dar. Nach wie vor soll an einer solchen Kennzahl festgehalten werden, jedoch wird die Ausgestaltung überarbeitet. Mit Wirkung vom 01.01.2018 wird die überarbeitete Net Stable Funding Ratio zum Mindeststandard. Bei beiden Standards (LCR und NSFR) wird der Ausschuss die Auswirkungen auf Finanzmärkte, Kreditvergabe und Wirtschaftswachstum weiter verfolgen und sich gegebenenfalls unerwünschter Folgen annehmen. Folgende AbbildungB7 verdeutlicht zusammenfassend die Änderungen von Basel III in Bezug der Kapitalausstattung.
B7 Quelle: Bundesministerium der Finanzen (2010), o. S. (abrufbar unter: http://www.bundesfinanzministerium.de, Stand: 20.09.2010)
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Abbildung: 2-4:
Neue Eigenkapitalregeln nach Basel Ill
in% 13
+0-2,5%
12 11 10
antizyklio 50 %
-----------------Eigenkapitalquotel..------------2002 1
2008
einschließlich Gesellschafterdarlehen
Das Schaubild verdeutlicht aber auch, dass eine breite Streuung der Eigenkapitalquoten vorliegt. So ist festzustellen, dass fast ein Drittel der erfassten Unternehmen auf Basis 2008 mit ihrer Quote unter 30% liegen. Somit muss für diese Unternehmen die Prämisse gelten, ihre Eigenfinanzierung auszubauen, denn entsprechende Kapitalstrukturen sind die Basis für jeden Erfolg eines Unternehmens. Hierfür stehen den Unternehmen verschiedenartige Möglichkeiten zur Verfügung und auch der Gesetzgeber hat mit der Unternehmenssteuerreform 2008 durch die Besteuerungserleichterung für nicht entnommene Gewinne bei Personenunternehmen seinen Beitrag hierzu geleistet.
108 Vgl. IKB-Report (2009),S. 15. 109 Quelle: IKB-Report (2009), S. 15.
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Der Grundgedanke des Gesetzgebers bestand darin, die Ertragsbesteuerung für die Firmeninhaber so zu gestalten, dass liquide Mittel für Investitionen im Unternehmen verbleiben und nicht durch die Ertragsbesteuerung abfließen. Dieses Ziel ist dem Gesetzgeber jedoch nur zum Teil gelungen und es erscheint notwendig zu sein, die 2008 eingeführte Regelung zur Gewinnthesaurierung bei Personenunternehmen noch einmal zu überarbeiten und praxisnäher zu gestalten.l 10 So schränkt z. B. die bei späterer Entnahme vorzunehmende pauschale Nachversteuerung die Vorteilhaftigkeit der Thesaurierungsbegünstigung in Form eines besonderen Einkommensteuersatzes in Höhe von 28,25% erheblich ein. 111 Denn dieses führt dazu, dass die Gesamtbelastung letztendlich höher ausfällt als die Grenzbelastung mit dem regulären Tarif. Zudem liegt die Thesaurierungsbelastung selbst - bedingt durch die Ausgestaltung der Detailvorschriften - regelmäßig über dem im Gesetzestext bezifferten Steuersatz von 28,25%. Falls jedoch Unternehmen von einer Nachversteuerung absehen, dann profitieren sie von der neuen Ertragsbesteuerung gegenüber dem bisherigen klassischen Besteuerungskonzept. Vor allem ertragsstarke Personenunternehmen haben durch die neue Besteuerung der nicht entnommenen Gewinne jetzt die Möglichkeit, ihre Liquidität sowie auch die Eigenkapitalquote zu stärken. Dass nicht entnommene Gewinne aber auch Abschreibungen bei den Unternehmen als wichtigste Finanzierungsquelle angesehen werden, verdeutlicht auch das nachfolgende Schaubild.1l2
110 Zur Problematik und Ausgestaltung der Thesaurierungsbegünstigung von nicht entnommenen Gewinnen vgl. die Ausführungen bei Winke/johann, N.lFuhrmann, S. (2007), S. 27ff.; Kess/er, W./Ortmann-Babel, M/Zipfe/, L. (2007),S. 20ff.; Kraft, C./Kraft, G. (2009),S. 133ff. 111 Zur Einschränkung des Steuervorteils vgl. die Ausführungen bei Kess/er, W.lOrtmann-Babe/, M.lZipfe/, L. (2007),S. 46ff. 112 Quelle: IKB-Report (2009),S. 7.
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Abbildung 2-6:
Nicht entnommene Gewinne und Abschreibungen alswichtigste Finanzierungsquelle der Unternehmen
Anteil der Finanzierungsquellen an der Gesamtfinanzierung der Unternehmen; Durchschnitt der Jahre 2006 und 2008 Irmenfmanzierung'
Bankkredite
7%
Beiträge sonstiger I 50 % (auch: 51 %-Grenze oder 50 + 1 %-Grenze) quantifiziert.1 30 Betrachtet man die Eintrittswahrscheinlichkeit einer 122 lAS 16.16(c). 123 Vgl. Bal/wieser, w (2007), S. 9f. 124 Vgl. lAS 16.18. 125 Vgl. Kümpel, T. (2005), S. 267; Schmidt, R.lRoth, B. (2004), S. 557; Schrimpf-Dörges, C. (2007), 5.196. 126 Betreffende Informationen erhalten vom Leiter Rechnungswesen des umstellenden Unternehmens. 127 Vgl. Schrimpf-Dörges, C. (2007),5.283. 128 Vgl. Moxter, A. (1999),5.521; Schmidbauer, R. (2000),5.1133. 129 Vgl. Schrimpf-Dörges, C. (2007),5.199. 130 Vgl. Ernsting, I./Keitz von, 1. (1998), 5. 2479; Bieg, H. et al. (2009), 5. 232; Kümpel, T. (2005), 5. 268f.; Keitz von, 1. et al. (2007), 5. 22.
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Veräußerung des Grundstücks, kann man davon ausgehen, dass ein Abfluss von Ressourcen mit wirtschaftlichem Nutzen als unwahrscheinlich einzustufen ist. Aufgrund der Prämisse, dass das Unternehmen im vorliegenden Praxisfall das Grundstück nicht veräußern möchte, ist eine Rückstellungsbildung somit verboten.l31
3.2.2.2
Wertminderungstest als weitere Alternative
Liegt einem Grundstück eine Altlast zugrunde, kann dies dazu führen, dass eine bilanzielle Wertminderung des Aktivpostens vorzunehmen ist. Als Beispiel nennen Telkamp/Bruns ein kontaminiertes Grundstück, das weiterhin vom Unternehmen genutzt wird und welches einen höheren Buchwert als der erzielbare Betrag132 aufweist.1 33 Eine Wertminderung kommt jedoch nur dann in Betracht, wenn der Buchwert höher ist als der erzielbare Betrag. Im Buchwert des zu bewertenden Grundstücks finden sich hohe stille Reserven
wieder, die durch den Verkauf des vergleichbaren Grundstücks nachgewiesen wurden.l 34 Da die vorhandenen, stillen Reserven zur Deckung der Altlast ausreichen, darf laut IFRS-Normenwerk keine außerplanmäßige Abschreibung vorgenommen werden. Begründet wird dieses Vorgehen darin, dass ein Wertminderungsaufwand bei der Existenz stiller Reserven zu einer Entstehung weiterer bewusster stiller Reserven und damit zu einem Widerspruch zum Grundsatz der Willkürfreiheit führen würde.l 35 Durch die fehlende Voraussetzung zur Rückstellungsbildung ergibt sich die Notwendigkeit, einen Wertminderungstest durchzuführen und gegebenenfalls eine außerplanmäßige Abschreibung vorzunehmen. Da eine außerplanmäßige Abschreibung aufgrund der vorhandenen stillen Reserven nicht durchsetzbar ist, ist der Sachverhalt nach lAS 37.10 im Anhang als Eventualschuld auszuweisen. Neben einer kurzen Beschreibung der Eventualschuld sind Angaben gemäß lAS 37.86 offen zu legen.l 36
131 Vgl. hierzu auch das BMF-Schreiben vom 11. Mai 2010 "Bilanzsteuerrechtliche Behandlung
von schadstoffbelasteten Grundstücken; Bildung von Rückstellungen für Sanierungsverpflichtungen und Teilwertabschreibungen nach § 6 Absatz 1 Nummer 2 Satz 2 EStG". 132 Ein "erzielbarer Betrag" wird nach lAS 36.6 wie folgt definiert: "Der erzielbare Betrag eines Vermögenswerts oder einer zahlungsmittelgenerierenden Einheit ist der höhere der beiden Beträge aus beizulegendem Zeitwert abzüglich der Verkaufskosten und Nutzungswert". 133 Vgl. Te/kamp, H.-J.lBruns, C. (2002), S. 2132. 134 Betreffende Informationen erhalten vom Leiter Rechnungswesen des umstellenden Unternehmens. 135 Vgl. Schmidbauer, R. (2000),S. 1134; Schrimpf-Dörges, C. (2007), S. 291. 136 Vgl. Schmidbauer, R. (2000), S. 1135.
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3.2.2.3
Zukünftige Behandlung
Solange eine Entziehbarkeit durch Nichtveräußerung gegeben und folglich ein Abfluss von Ressourcen mit wirtschaftlichem Nutzen unwahrscheinlich ist, darf das Unternehmen keine Rückstellung passivieren. Folglich ist auch eine nachträgliche Aktivierung der Altlastensanierung gemäß lAS 16.16(c) i. V. m. lAS 16.18 ausgeschlossen. Hätte jedoch das Management einen verpflichtenden Vertrag über den Verkauf des Grundstückes abgeschlossen, wäre das Entziehbarkeitstheorem sowie der unwahrscheinliche Abfluss von Ressourcen nicht mehr gegeben.W Sind die Ansatzkriterien gern. lAS 37.14 zur Passivierung einer Rückstellung erfüllt, ist eine Rückstellung für die Altlastensanierung zu bilanzieren. Analog zur Passivierung der Rückstellung ist eine Aktivierung der Wiederherstellungskosten zum Buchwert des Grundstücks zu prüfen. Grundsätzlich ist eine nachträgliche Aktivierung von Aufwendungen für Abbau-, Beseitigungs- und Wiederherstellungskosten nicht ausgeschlossen.l'f Allerdings dürfen nur solche Umweltschutzmaßnahmen aktiviert werden, die einen Nutzenzufluss stiften, der über die ursprünglich bemessene Ertragskraft des Vermögenswertes geht. 139 Nach einer Empfehlung der EU-Kommission bedürfen Maßnahmen zur bloßen Wiederherstellung eines vor der Schädigung gegebenen Umweltzustandes - bspw. Behebung von Kontaminierungen aus früheren Perioden - keiner (nachträglichen) Hinzuaktivierung.l 40 Folglich ist eine nachträgliche Hinzuaktivierung der Abbau-, Beseitigungs- und Wiederherstellungskosten zum Buchwert des zu bewertenden Grundstücks ausgeschlossen. Daher ist auch die Interpretationshilfe IFRIC 1 nicht weiter zu berücksichtigen. IFRIC 1 ist auf Änderungen der Bewertung jeder bestehenden Rückstellung für Entsorgungs-, Wiederherstellungs- oder ähnliche Verpflichtungen anzuwenden, die (a) im Rahmen der Anschaffungs- oder Herstellungskosten einer Sachanlage gemäß lAS 16 sowie (b) als eine Verbindlichkeit gemäß lAS 37 angesetzt wurde.l 41
3.2.3
Resultat der Umstellung auf IFRS
Die Anschaffungskosten des Grundstücks nach HGB entsprechen den Anschaffungskosten nach IFRS. Eine (nachträgliche) Aktivierung der Aufwendungen für die Altlastensanierung ist ausgeschlossen. Weitere Anschaffungsnebenkosten bzw. Anschaffungskostenminderungen sind nicht zu berücksichtigen. Des Weiteren liegen weder nach HGB noch nach IFRS Wertminderungen bzw. Wertaufholungen vor. Daher sind die Anschaffungskosten nach HGB als historische Anschaffungskosten in die IFRSEröffnungsbilanz zu übernehmen. 137 Siehe F.61.
138 Vg1. Balluneset. w: (2007), S. 9f. 139 Vg1. lAS 16.12ff; Schrimpj-Dörges, C. (2007), S. 239f. 140 Vg1. Kommission derEuropäischen Gemeinschaft (2001), S. 38. 141 Vg1. IFRIC 1.2.
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Umstellung einer Rechnungslegung auf IFRS
Alternativ bietet IFRS 1 bei erstmaliger Bilanzierung das Wahlrecht an, jeden einzelnen Vermögenswert mit seinem beizulegenden Zeitwert in die IFRS-Eröffnungsbilanz zu übernehmen. Im Gegensatz zu lAS 16.36 ist es somit nicht erforderlich, eine Neubewertung einheitlich für eine ganze Klasse von Vermögenswerten durchzuführen.l 42 Aufgrund des Wahlrechts kann nach Auffassung von Pöller durch eine einmalige Neubewertung von Grundstücken im Übergangszeitpunkt Eigenkapital gebildet werden, ohne dieses in späteren Perioden durch erhöhte planmäßige Abschreibungen zu belasten.l 43 Da im vorliegenden Praxisfall das Unternehmen auf die Möglichkeit der Neubewertungsmethode verzichtet,l44 wird auf diesen Aspekt nicht weiter eingegangen.l 45
4
Fazit
Mit der Verabschiedung und Implementierung von IFRS 1 hat das IASB das Ziel verfolgt, den Unternehmen ihre Umstellung von der nationalen Rechnungslegung auf eine Rechnungslegung nach IFRS zu erleichtern und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Jahresabschlussadressaten transparente Informationen für die Vergleichbarkeit von Unternehmen zur Verfügung gestellt bekommen. Des Weiteren soll IFRS 1 dazu beitragen, dass der erste IFRS-Abschluss zu Kosten erstellt werden kann, welche den Nutzen der Jahresabschlussadressaten nicht übersteigen. Bei den zwei ausgewählten Sachverhalten, bei denen die Vorgehensweise und Problematik einer Umstellung auf eine Rechnungslegung nach IFRS aufgezeigt wird, wird deutlich, welcher Aufwand tatsächlich hinter einer Umstellung steht und welche Anforderungen an die verantwortlichen Personen gestellt werden. Auch zeigt das Beispiel exemplarisch, welcher Umstellungseffekt, hier konkret beim Gebäude, sich ergibt, auch wenn man von der Möglichkeit der Neubewertungsmethode absieht und das Modell der fortgeführten Anschaffungskosten wählt. Beim Grundstück ist der Wert in der IFRS-Eröffnungsbilanz identisch zum Wert nach HGB und beträgt 500.000,00 EUR. Dieses begründet sich auch darin, dass nach IFRS die Verunreinigung des Grundstücks ebenfalls nicht zu berücksichtigen ist. Das Gebäude wird in der IFRS-Eröffnungsbilanz mit einem Wert in Höhe von 806.825,27 EUR angesetzt. Nach HGB beträgt der Wert zum Umstellungszeitpunkt 142 Vgl. Baetge, J.lBischof, S.lMatena, S. (2007), S. 29. 143 Vgl. Pöller, R. (2007), S. 4. 144 Vgl. Kapitel 2.2.2.2 in diesem Beitrag. 145 Zur Neubewertungsmethode vgl. hierzu die Ausführungen bei Rossmanith, J.lPauls, M. (2007), S. 266; Quick, R. (2008), Rn. SOff.
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1.010.917,72 EUR. Die Umstellungsdifferenz in Höhe von 204.092,45 EUR begründet sich zum einen darauf, dass bei der Umstellung der Komponentenansatz zum Tragen gekommen ist. Zum anderen resultiert die Differenz aus der primären Forderung der IFRS den Nutzenverlauf der Vermögensgegenstände verursachungsgerecht abzubilden. Um dieser Forderung gerecht zu werden, kam es bei einzelnen Sachverhalten zu einer Revision bei der nach HGB festgelegten Nutzungsdauer und der gewählten Abschreibungsmethodik. Die Konsequenz spiegelt sich in den unterschiedlichen Wertansätzen nach HGB und IFRS wider. Abschließend ist festzuhalten, dass durch eine Umstellung sich einzelne Posten der Bilanz teilweise beachtlich verändern können. Unter bilanzpolitischen wie auch Rating-Aspekten können sich daraus durchaus Vorteile für ein Unternehmen ergeben. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass hinter dem Zahlenwerk eine ökonomische Realität steht, welche sich nicht verändert hat. Auf den ersten Blick kann sicherlich eine bessere wirtschaftliche Situation den Jahresabschlussadressaten suggeriert werden, jedoch kann aus einem unrentablen Unternehmen nicht ein profitables Unternehmen gezaubert werden.
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Umstellung einer Rechnungslegung auf IFRS
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Umstellung einer Rechnungslegung auf IFRS
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274
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275
B. A. HSG Robert Kavan Prof. Dr. Anke Müßig
Ist eine Neuordnung der Abschlussprüfung notwendig? Zur eingeschränkten Revision bei KMU
1
Einleitung
279
2
Herausforderungen für die Abschlusspriifung bei KMU 2.1 Agency-theoretische Rechtfertigung der Abschlusspriifung 2.2 Verzicht auf eine Abschlusspriifung und/oder Abschlusspriifung mit geringerer Priifungssicherheit bei KMU?
282 282
3
Differenzierte Prüfungspflicht als Lösungsansatz? 3.1 Priifungspflicht und opting-Möglichkeiten 3.2 Konzept der eingeschränkten Revision 3.2.1 Zulassungsarten der Revisionsuntemehmen 3.2.2 Priifungsgegenstand und Priifungsansatz 3.2.3 Priifungsdurchführung 3.2.4 Berichterstattung
285 285 288 288 289 289 291
4
Akzeptanz der eingeschränkten Revision in der Schweiz 4.1 Literaturauswertung und Befragung von Untemehmen 4.2 Die eingeschränkte Revision führt zu Unsicherheit 4.3 Die Einheit des Berufsstands der Wirtschaftspriifer wird aufgegeben 4.4 KMU werden hinsichtlich knapper Ressourcen entlastet
293 293 294 297 299
5
Zusammenfassende Würdigung
300
Literaturverzeichnis
283
302
277
Ist eine Neuordnung der Abschlussprüfung notwendig?
1
Einleitung
Die Internationalisierung der Rechnungslegung ist seit Jahrzehnten ein bedeutendes Thema in Praxis, Gesetzgebung und Wissenschaft. Mittlerweile sind die International Financial Reporting Standards (IFRS) in Deutschland nicht nur von kapitalmarktorientierten Unternehmen im Konzernabschluss anwendbar, sondern sie können auch im Rahmen des Einzelabschlusses, der zu Informationszwecken aufgestellt wird, angewendet werden. Parallel zu der Entwicklung der Direktanwendung der IFRS in der Rechnungslegung von deutschen Unternehmen passt der Gesetzgeber mit dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BiIMoG) das deutsche Bilanzierungsrecht den international üblichen Methoden der Rechnungslegung an, setzt der Internationalisierung insbesondere bei nicht börsennotierten und mittelständischen Unternehmen aber zugleich auch Grenzen) So sind z. B. nur Kreditinstitute von der uneingeschränkten Fair Valne-Bewertung von Finanzinstrumenten des Handelsbestands betroffen; für alle anderen Unternehmen gilt eine Fair Value-Bewertung nur bei negativer Wertentwicklung im Sinne eines niedrigeren beizulegenden Zeitwerts. Der handelsrechtliche Jahresabschluss nach HGB wird in seiner Informationsfunktion gestärkt, indem er an Aussagekraft und Vergleichbarkeit gewinnt, ohne dass er seine Funktion als Basis für die Ausschüttungsbemessung und steuerliche Gewinnermittlung aufgibt. Die Internationalisierung der Rechnungslegung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist auch auf der Agenda des IASB. Mit dem "IFRS for SMEs"2 hat das IASB einen Standard entwickelt, der auf weniger als 230 Seiten den KMU eine informationsorientierte, internationale Rechnungslegung ermöglicht. Damit erhöht sich der Druck auf die nationalen Gesetzgeber, das nationale Bilanzrecht auch für KMU für die internationalen Standards des IASB - zumindest für Informationszwecke - zu öffnen. Während beispielsweise in der Schweiz die Anwendung der "full IFRS" oder der USGAAP nur für SIX-notierte Unternehmen des "main standard" verpflichtend ist, können insbesondere KMU und börsennotierte Unternehmen im Rahmen der loeal GAAP die Schweizer Fachempfehlungen zur Rechnungslegung (Swiss GAAP FER) anwenden.3 Bei den Swiss GAAP FER steht eine informationsorientierte, am "true and fair view" orientierte Rechnungslegung im Vordergrund. Sie lehnen sich in ihrer 1 2
3
Vgl. Gesetz zur Modemisierung des Bilanzrechts (2009), BGBl. I Nr. 27, S. 1102 ff. International Financial Reporting Standard for Small and Medium-sized Entities; vgl. IASB (2009), o, S. (abrufbar unter: http://www.ifrs.orglIFRS+for+SMEs/IFRS+for+SMEs+and+reIated+material/IFRS+for+SMEs+and+reIated+material.htm, Stand: 02.08.2010). Damit geht die Fachkommission Swiss GAAP FER einen anderen Weg als der Deutsche Standardisierungsrat (DSR), der sich nicht auf die Entwicklung von Rechnungslegungsstandards für KMV fokussiert, sondern Empfehlungen (Standards) zur Anwendung der Grundsätze über die Konzernrechnungslegung erarbeitet.
279 W. Funk, J. Rossmanith (Hrsg.), Internationale Rechnungslegung und Internationales Controlling, DOI 10.1007/978-3-8349-6465-6_8, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
B. A. HSG Robert Kavan / Prof. Dr. Anke Müßig
Terminologie und Bilanzierungsmethoden stark an die IFRS an, sind allerdings weniger komplex und konzentrieren sich auf das Wesentliche. Mit den Swiss GAAP FER wird kleinen und mittelgroßen Organisationen und Unternehmensgruppen mit nationaler Ausstrahlung4 eine internationale Rechnungslegung ermöglicht, ohne dass die Komplexität und damit die Kosten der Rechnungslegung für KMU ausufern. So gelten die Swiss GAAP FER als Standards, die ein optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis, große Praxisnähe und eine hohe Praktikabilität aufweisen.f Die Internationalisierung der Rechnungslegung durch die Anwendung der IFRS oder Swiss GAAP FER wird durch die umfassende Überarbeitung des Rechnungslegungsrechts im Obligationenrecht (OR) ergänzt.f Die neue Rechnungslegung zielt auf die nicht börsennotierten Unternehmen, erfasst alle Rechtsformen und bedient sich zahlreichen Begriffen der IFRS bzw. bei den mit ihnen verwandten Swiss GAAP FER? Eine der Internationalisierung der Rechnungslegung ähnliche Beachtung hat die Entwicklung der Abschlussprüfung in den letzten Jahren nicht erfahren. Reformen der gesetzlichen Abschlussprüfung wurden vornehmlich dann eingeleitet, wenn Unternehmensschieflagen oder Bilanzierungsskandale die Öffentlichkeit an der Abschlussprüfung bzw. an der ordnungsgemäßen Berufsausübung der Wirtschaftsprüfer zweifeln ließenf Reformen in der Abschlussprüfung werden vorwiegend unter dem Aspekt der Verbesserung der Unternehmensüberwachung und weniger unter dem Blickwinkel der Internationalisierung der Abschlussprüfung diskutiert. Die International Standards on Auditing (ISA) sind zwar in nationale Prüfungsgrundsätze (z. B. IDW Prüfungsstandards, Schweizer Prüfungsstandards der Treuhandkammer) zu transformieren, aber eine direkte Anwendung der ISA ist (noch) nicht vorgeschrieben. Art. 26 der 8. EU-Richtlinie vom 17.05.2006 (sog. Abschlussprüferrichtlinie) eröffnet die Möglichkeit zur Anwendung der ISA, sofern diese zuvor durch die EU-Kommission angenommen ("adopted") wurden. Bis zu einer solchen Annahme sind aber die Mitgliedstaaten nicht verpflichtet, die Anwendung der ISA (ganz oder teilweise) vorzuschreiben.? Weiterhin fehlt eine normative Diskussion, wie mit einer internationalen Rechnungslegung bei KMU im Rahmen der Prüfung umgegangen werden soll. Denn für KMU greift die Lösung, Abschlüsse nach ISA-transformierten Prüfungsgrundsätzen zu prüfen, zu kurz. Die Prüfungsgrundsätze sind mittlerweile derart komplex und detailliert, dass sie auf die Rechnungslegung der zu prüfenden 4
5 6
7 8
9
Vgl. http://www.fer.ch/inhalt/allgemeines/aufbau-und-inhalt/anwender.html. Stand: 02.08.2010). Vgl. Kelterborn. K W./Bachhofen Keller, S. (2009), S. 430. Der Gesetzentwurf wurde vom Bundesrat am 21. 12. 2007 dem Parlament zugeleitet. Am 03. 12. 2009 hat der Ständerat die Teilvorlage zur Revision des Rechnungslegungsrechts genehmigt. Vgl. Böckli, P. (2007), S. 160 (im Original teilweise kursiv). So führten in 1989 bspw. Spekulationsverluste von Unternehmen wie der Metallgesellschaft zum Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG). Vgl. Naumann, K-P.lFeld, K-P. (2006), S. 873ff. Zur Prüfung von Jahresabschlüssen nach ISA siehe Ruhnke, K (2006), S. 1169.
280
Ist eine Neuordnung der Abschlussprüfung notwendig?
Unternehmen rückwirken und diese damit einem zusätzlichen, indirekten Compliance- Druck mit den Prüfungsstandards aussetzen.lf Zudem ist das Konzept der Prüfungsgrundsätze darauf ausgerichtet, eine Abschlussprüfung mit hoher Prüfungssicherheit durchzuführen. Ob eine Abschlussprüfung mit hoher Prüfungssicherheit bei KMU überhaupt zweckadäquat und ökonomisch sinnvoll ist, wird derzeit in Deutschland nicht diskutiert. So sind KMU derzeit einer Kostenspirale ausgesetzt: Die Reforminitiativen der Gesetzgeber führen nicht nur zu komplexeren Rechnungslegungssystemen, sondern auch zu komplexeren Abschlussprüfungen und damit zu höheren Prüfungsgebühren. Der Beitrag stellt einen möglichen Lösungsansatz vor, wie den Auswirkungen der Internationalisierung der Rechnungslegung auf die Abschlussprüfung und damit der Gefahr steigender Prüfungsgebühren bei KMU begegnet werden könnte. Als Lösungsansatz wird eine Differenzierung der Prüfungspflicht für KMU einerseits und für große bzw. börsennotierte Unternehmen andererseits vorgeschlagen, wie sie zuletzt in der Schweiz erfolgte. Dort wurde die sog. eingeschränkte Revision eingeführt, die nun parallel zur ordentlichen Revision existiert und lediglich KMU betrifft. Der Beitrag gliedert sich wie folgt: Kapitel 2 zeigt die Herausforderungen, denen die Abschlussprüfung bei KMU aufgrund der Internationalisierung der Rechnungslegung ausgesetzt ist auf und unterbreitet theoretische Lösungsvorschläge. Im dritten Kapitel wird der Schweizer Lösungsansatz dargestellt: Differenzierte Prüfungspflicht und eingeschränkte Revision. Kapitel 4 geht der Frage nach, ob die differenzierte Prüfungspflicht bzw. die eingeschränkte Revision in der Schweiz Akzeptanz gefunden hat. Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse wird die eingeschränkte Revision als Lösungsansatz für KMU anderer Länder, bspw. Deutschland, kritisch gewürdigt.
10 Vgl. beispielsweise den PS 890 der Schweizer Treuhandkammer zur Prüfung der Existenz des internen Kontrollsystems. Dieser regelt detailliert, welche Merkmale ein IKS aufzuweisen hat, so dass deren Existenz bescheinigt werden kann. Insofern ergeben sich Rückwirkungen des PS 890 auf die Ausgestaltung der IKS bei den Unternehmen.
281
B. A. HSG Robert Kavan / Prof. Dr. Anke Müßig
2
Herausforderungen für die Abschlussprüfung bei KMU
2.1
Agency-theoretische Rechtfertigung der Absch lussprüfung
Um die Herausforderungen an die Abschlussprüfung, die sich aus einer internationalen und damit komplexeren Rechnungslegung ergeben, zu konkretisieren, ist auf die theoretische Rechtfertigung der Abschlussprüfung zu rekurrieren. Die Notwendigkeit einer Überwachung der Ordnungsmäßigkeit der Rechnungslegung und damit die Dienstleistung "Abschlussprüfung" werden überwiegend aus der Agency-Theorie abgeleitet. Eine Agency-Situation ist durch hierarchische Auftragsbeziehungen zwischen einem delegierenden Auftraggeber (Prinzipal) und einem ausführenden Beauftragten (Agenten) charakterisiert. In dem Vertrag überträgt der Prinzipal bestimmte Entscheidungskompetenzen an den Agenten. Diese Situation existiert in der Praxis beispielsweise bei der Trennung von Eigentum und Verfügungsrnacht, wie zwischen Kapitalgebern (Aktionären, Kreditgebern etc.) und der Geschäftsführung. Da es zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses nicht möglich ist, alle eventuellen Handlungen des Agenten festzulegen, werden ihm Handlungsspielräume eröffnet. Unter der Annahme, dass der Agent besser informiert ist als der Prinzipal (Informationsasymmetrie), teilweise abweichende Präferenzstrukturen der Akteure existieren und der Agent opportunistisch handelt, kommt es zwangsläufig zu Konflikten zwischen Prinzipal und Agent. Rechnungslegung und Abschlussprüfung fungieren nun als verhaltenssteuernde Instrumente des Prinzipals (Kontrollmechanismus). Mittels der Rechnungslegung gibt der Agent Informationen (u. a. über sein Auftragsergebnis, das der Prinzipal nicht direkt beobachten kann) an den Prinzipal. Die Macht des Agenten, die er durch seinen Informationsvorsprung besitzt, wird folglich eingeschränkt. Damit der Agent die Rechnungslegung nicht im agency-theoretischen Sinne manipuliert, wird der Abschlussprüfer als Experte in die Auftragsbeziehung "zwischengeschaltet". Dieser prüft die Ordnungsmäßigkeit der Rechnungslegung. Der Abschlussprüfer wird also für den Prinzipal, d. h. den Informationsnutzer (z. B. Kapitalgeber), tätig. In einer Prinzipal-Agenten Konstellation ist zu beachten, dass nicht nur das opportunistische Verhalten des Agenten Agency-Kosten verursacht, sondern auch die Kontrollinstrumente Rechnungslegung und Abschlussprüfung. Rechnungslegung und Abschlussprüfung sind daher nur dann ökonomisch sinnvoll, wenn die AgencyKosten in der Summe geringer sind als der ökonomische Wohlfahrtsverlust (gemessen an der Unternehmenswertminderung) in der Situation ohne Rechnungslegung und Abschlussprüfung, d. h, vor Verhaltenssteuerung. Vor diesem Hintergrund und der
282
Ist eine Neuordnung der Abschlussprüfung notwendig?
gestiegenen Anforderungen an die Rechnungslegung sind folglich zwei Fragen im Hinblick auf die Abschlussprüfung bei KMU zu diskutieren: 1.
Ist eine Abschlussprüfung bei KMU überhaupt zu rechtfertigen, wenn beispielsweise bei familiengeführten Unternehmen keine Prinzipal-AgentenKonflikte vorliegen?
2.
Wie sollten Prüfungsgegenstand, -umfang und -tiefe definiert werden, damit die positiven Wirkungen des verhaltenssteuernden Kontrollinstruments Abschlussprüfung und die daraus resultierenden Überwachungskosten (in Form von Prüfungsgebühren) in einem zweckadäquaten Verhältnis stehen?
2.2
Verzicht auf eine Abschlussprüfung und/oder Abschlussprüfung mit geringerer Prüfungssicherheit bei KMU?
Die Agency-Theorie offenbart die Voraussetzungen, unter denen eine Abschlussprüfung sinnvoll ist:11 •
Informationsersteller und -nutzer müssen unterschiedliche Personen(-gruppen) sein,
•
beide Personen(-gruppen) haben teilweise unterschiedliche Ziele, so dass es zu Interessenkonflikten kommen kann,
•
die Informationen sind für die Entscheidungen der Informationsnutzer wichtig,
•
für die Informationsnutzer ist es schwierig, die Informationen selbst zu überprüfen,
•
die Richtigkeit der Informationen wird nicht vollständig durch andere Govemance-Mechanismen (z. B. Anreizmechanismen, andere Kontrollinstanzen) gewährleistet, so dass die durch die (zusätzliche) Abschlussprüfung verursachten Überwachungskosten ökonomisch gerechtfertigt sind.
Aus agency-theoretischer Sicht sind folglich nur die Unternehmen dazu verpflichtet, ihre Rechnungslegung prüfen zu lassen, in denen diese Voraussetzungen vorliegen. Prüfungsgegenstand, -umfang und -tiefe sollten sich dann nach dem Ausmaß der Agency-Konflikte und der Existenz weiterer Kontroll- und Anreizmechanismen richten. Die Ableitung eines optimalen Anreiz- und Kontrollsystems im Allgemeinen und von Prüfungsgegenstand, -umfang und der Prüfungstiefe im Speziellen lässt sich als Minimierung der Agency-Kosten formulieren. So ist die Pflicht zur Prüfung einer börsennotierten Publikumsgesellschaft aufgrund der Trennung von Eigentum und 11 Vgl. Müßig, A.lBlumeT, A. (2008), S. 948.
283
B. A. HSG Robert Kavan / Prof. Dr. Anke Müßig
Verfügungsmacht gerechtfertigt. Eine solche Trennung ist bei KMU oftmals nicht gegeben. Beispielsweise ist der Unternehmer meistens zugleich Eigenkapitalgeber, oberste Führungskraft und Risikoträger. Informationsersteller und -nutzer sind identisch, verfolgen keine abweichenden Ziele oder die Rechnungslegungsinformationen spielen als Entscheidungsbasis nur eine untergeordnete Rolle, da andere Informationsquellen existieren. In solchen Fällen macht die Abschlussprüfung entweder überhaupt keinen Sinn oder die Abschlussprüfung mit hoher Prüfungssicherheit ist im Vergleich zu den Agency-Konflikten unverhältnismäßig und verursacht zu hohe Kontrollkosten. Daher ist es ökonomisch sinnvoll, die gesetzlichen Regelungen zur Abschlussprüfung zu flexibilisieren, so dass Prüfungsgegenstand, -umfang und -tiefe unternehmensindividuell optimal bestimmt werden können. Eine Flexibilisierung von Prüfungsumfang und -tiefe würde bedeuten, die Dienstleistung Abschlussprüfung zu differenzieren. Bisher gilt die Einheit der Dienstleistung Abschlussprüfung: "An audit is an audit"12. Nach Auffassung des International Auditing and Assurance Standard Board (IAASB) und in der Europäischen Union ist die Abschlussprüfung eine standardisierte und normierte Dienstleistung, die immer mit einheitlicher Prüfungssicherheit durchzuführen ist. Die Prüfungssicherheit, oder auch als Urteilssicherheit bezeichnet, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Abschlussprüfer ein "richtiges" Prüfungsurteil fällt. Die International Federation of Accountants (IFAC) erlaubt bei Abschlussprüfungen keine "limited assurance", d. h. keine Reduzierung der Prüfungssicherheit. Die Abschlussprüfung gilt als "single level of quality product"13, bei der die zugesicherte Prüfungssicherheit zwar von den Umständen der Prüfung (z. B. Charakter des Prüfungsgegenstands, der Rechnungslegungsnormen oder Bedürfnisse der Informationsnutzer etc.)14 abhängt und folglich variiert, aber immer mit hoher Prüfungssicherheit ("high level") zu erbringen ist. Als hohe Prüfungssicherheiten gelten Werte um die 95 %.1 5 Das bedeutet, dass das Prüfungsrisiko, d. h. das Risiko, wesentliche Fehler in dem Abschluss nicht aufzudecken, nicht höher als ca. 5 % sein darf. Diesen theoretischen Lösungsansatz - die Flexibilisierung von Prüfungspflicht, -umfang und -tiefe - hat die Schweiz bei KMU in die Praxis umgesetzt. Per 1. Januar 2008 sind die neuen Revisionsbestimmungen in Kraft getreten. Im Folgenden werden die Regelungen zur differenzierten Prüfungspflicht in der Schweiz dargestellt und deren Implikationen und Akzeptanz analysiert. Abschließend werden die neuen Regelungen einer ersten Würdigung unterzogen und aufgezeigt, inwiefern das "Schweizer Modell" auch als Vorbild für eine Neuordnung der Abschlussprüfung in Deutschland dienen kann.
12 lAASB (2008),S. 8. 13 Vgl. lAASB (2002),S. 15.
14 Vgl. IFAC-Framework, Tz. 11. 15 Vgl. exemplarisch Marten, K-U.lQuick, R.lRuhnke, K (2007), S.216. Sie gehen von einem Prüfungsrisiko von 5 % aus.
284
Ist eine Neuordnung der Abschlussprüfung notwendig?
3
Differenzierte Prüfungspflicht als Lösungsansatz?
3. 1
Prüfungspflicht und opting-Möglichkeiten
Das Ziel einer Differenzierung der Prüfungspflicht in der Schweiz war es, für sämtliche Rechtsformen des Privatrechts ein einfaches und ausgewogenes Konzept der Revision zu schaffen. Die Abschlussprüfung ist nun in eine sog. ordentliche Revision einerseits und eine sog. eingeschränkte Revision andererseits differenziert. Diese Differenzierung knüpft an die neue Einteilung der Unternehmen an. Die Unternehmen werden fortan in drei Kategorien eingeteilt:
•
Publikumsgesellschaften: Darunter fallen Gesellschaften, die Beteiligungspapiere an einer Börse notiert haben, Anleiheobligationen ausstehend haben oder mindestens 20 % der Aktiven oder des Umsatzes zur Konzemrechnungslegung einer Gesellschaft, die börsennotiert ist oder Anleiheobligationen ausstehend hat, beitragen (vgl. Art. 727 Abs. 1 Ziff. 1 OR).
•
Wirtschaftlich bedeutende Unternehmen: Das sind Unternehmen, die in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zwei der folgenden Größenordnungen überschreiten: Bilanzsumme von 10 Mio. CHF, Umsatzerlöse von 20 Mio. CHF oder 50 Vollzeitstellen im Jahresdurchschnitt (vgl. Art. 727 Abs. 1 Ziff. 20R).
•
KMU: Als KMU gelten alle Unternehmen, welche die Größenordnungen, die für
die wirtschaftlich bedeutenden Unternehmen gelten, nicht erreichen (vgl. Art. 727 Abs, 1 Ziff. 3 OR). Wirtschaftlich bedeutende Unternehmen unterliegen der ordentlichen Revision. Unternehmen, die nicht wirtschaftlich von Bedeutung sind und folglich nicht die Voraussetzungen zur ordentlichen Revision erfüllen, sind eingeschränkt zu revidieren (vgl. Art. 727a Abs. 1 OR). Damit existieren keine eigenen Anforderungen, welche die Pflicht zur eingeschränkten Revision auslösen. Vielmehr wird in einer Negativabgrenzung festgelegt, welche Unternehmen nicht der ordentlichen Revision unterliegen und damit grundsätzlich eingeschränkt zu revidieren sind. Um die Prüfungspflicht nicht ausschließlich an den Größenkriterien der Unternehmen festzumachen, sondern auch die Gesellschafterstruktur (und damit die Prinzipale bzw. potenzielle AgencyKonflikte) zu berücksichtigen, wurde ein flexibles opting-System geschaffen. Der eingeschränkten Revision zu unterziehende Unternehmen können sich freiwillig ordentlich revidieren lassen (opting-up) oder unter bestimmten Voraussetzungen gänzlich auf die eingeschränkte Revision verzichten (opting-out).
285
B. A. HSG Robert Kavan / Prof. Dr. Anke Müßig
Die opting-up Möglichkeit trägt dem Minderheitenschutz Reclmung. Gesellschafter, die gemeinsam über mindestens 10 % des Grundkapitals verfügen (vgl. Art. 727 Abs. 2 OR) oder Genossenschafter, die mindestens 10 % des Anteilsscheinkapitals halten (vgl. Art. 906 Abs. 2 Ziff. 1 und 2 OR), können ein opting-up verlangen. In der Ausgestaltung des opting-up sind die Gesellschafter frei. In der Regel werden sie eine ordentliche Revision verlangen; die Literatur hält es aber auch für zulässig, nur eine "vertiefte eingeschränkte Revision" zu fordern. Zwischenstufen sind folglich zulässig und fördern die optimale Festlegung der Überwachungstiefe. Kritiker dieser Zwischenstufen weisen aber darauf hin, dass sie für die Rechtssicherheit in keiner Weise förderlich seien und die potenzielle Desorientierung begünstigen.l6 Bei einem opting-out können Unternehmen von einer eingeschränkten Revision absehen, falls sie nicht mehr als 10 Vollzeitstellen im Jahresdurchschnitt unterhalten und die Gesellschafter bzw. Aktionäre den Verzicht der eingeschränkten Revision einstimmig beschließen (vgl. Art. 727a Abs. 2 OR). Ca 88 % aller KMU sind Unternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten;17 dazu zählen auch Einzeluntemehmen gemäß Art. 625 OR. Bei einer individuellen Willenserklärung aller Gesellschafter bzw. Aktionäre ist ein opting-out formlos gültig.l8 Der Verwaltungsrat kann aber die Aktionäre auch schriftlich um Zustimmung ersuchen (vgl. Art. 727a Abs. 3 OR), wobei ihnen eine Frist von 20 Tagen einzuräumen ist und ein allfälliges Ausbleiben einer Antwort als Zustimmung zu werten ist. Die Zustimmung auf Verzicht auf eine eingeschränkte Revision hat auch für die Folgejahre Gültigkeit, sofern ein Aktionär nicht bis zu 10 Tagen vor der Generalversammlung die Durchführung einer eingeschränkten Revision verlangt (vgl. Art. 727a Abs. 4 OR). Zu betonen ist, dass ein opting-out das Unternehmen nicht von der Pflicht entbindet, eine ordnungsmäßige Buchhaltung zu führen und einen Jahresabschluss zu erstellen (vgl. Art. 957 ff. OR). Ähnlich wie beim opting-up scheinen auch beim opting-out Modifikationen zulässig. So könnte ein opting-down in Form einer "reduzierten eingeschränkten Revision" bei Unternehmen zulässig sein, die lediglich eingeschränkt zu revidieren sind und wenn die Voraussetzungen eines opting-out vorliegen. Ein opting-down bietet die Möglichkeit, Prüfungsgegenstand, -umfang und -tiefe zu reduzieren, ohne vollständig auf die Revision zu verzichten.l? Im Falle solcher außergesetzlichen Berichte muss der Verwaltungsrat stets einen entsprechenden Vermerk anbringen, um seiner Informationspflicht gegenüber den Aktionären zu genügen. 20
16 Vgl. Camponovo, R. A. (2005), S. 228. 17 Vgl. Bundesamt für Statistik (2010), o. S. (abrufbar unter: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/06/02/blank/clata.hbnl, Stand: 05. 06. 2010). Diese Angabe bezieht sich auf 2005. 18 Vgl. Böckli, P. (2007), S. 217. 19 Vgl. Madörin, B. (2008), S. 30. 20 Vgl. Böckli, P. (2007), S. 220.
286
Ist eine Neuordnung der Abschlussprüfung notwendig?
Camponovo zeigt eine weitere opting-Möglichkeit auf, das sog. opting-in. 21 Opting-in beschreibt das Rückgängigmachen einer opting-out oder opting-down Entscheidung. Wurde das Unternehmen bis anhin noch nicht revidiert, ist mit der opting-in Entscheidung ein Wahlrecht zwischen eingeschränkter Revision oder "reduzierter eingeschränkter Revision" verbunden. Wird das Unternehmen gegenwärtig "reduziert eingeschränkt" revidiert, führt ein opting-in zwingend zu einer eingeschränkten Revision. Unternehmen werden regelmäßig vor einer opting-in Entscheidung stehen, wenn sie Fremdkapital aufnehmen wollen. Investoren und bedeutende Lieferanten werden fordern, dass ihre Investitionen bzw. Forderungen regelmäßig durch eine vertraglich festgelegte Revision abgesichert werden. 22 Die Fremdkapitalgeber verfügen zwar über keine gesetzliche Grundlage zur Durchsetzung ihrer Interessen, aber sie können diese durch wirtschaftlichen Druck erzwingen. 23 Abbildung 3-1 veranschaulicht die optingMöglichkeiten.
Abbildung 3-1:
Opting-Möglichkeiten24
Keine Revision
Reduzierte
Eingeschränkte
Ordentliche
Revision
Revision
Revision
OpUng-up
Opting-out
, ,, ,,
, ,, ,,, ,, ,, ,, ,, ,,
.
Opting-down
,, ,,
-
Opting-ln
\ .. Opting-in
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass sich über die gesetzlich vorgesehene zweistufige opting-Möglichkeit (d. h. von einer eingeschränkten Revision zur ordentlichen Revision bzw. von einer eingeschränkten Revision zu keiner Revision) zumin21 22 23 24
Vgl. Camponovo, R. A. (2005), S. 227. Vgl. Ruud, F.IPfister, J.lHess, N. (2006), S. 271. Vgl. Camponovo, R. A. (2005), S. 227. Nach Bogdanoo, S. (2007).
287
B. A. HSG Robert Kavan / Prof. Dr. Anke Müßig
dest in der Literatur Modifikationen herauszubilden scheinen ("reduzierte eingeschränkte Revision", "vertiefte eingeschränkte Revision"). Die genaue Ausgestaltung einer solchen vereinbarten Revision bleibt den Parteien überlassen. 25 Inwiefern diese Modifikationen in der Praxis angenommen werden, bleibt abzuwarten. Aus theoretischer Sicht ist ein "Kontinuum" an Revisionstiefen, d. h. Revisionen mit unterschiedlichen Prüfungssicherheiten, zu begrüßen, da die Überwachungstiefe (in Grenzen) unternehmensindividuell festgelegt werden kann. Wird von der Annahme ausgegangen, dass eine geringere Prüfungssicherheit mit geringeren Prüfungskosten einhergeht, können so die Überwachungskosten optimiert werden.
3.2
Konzept der eingeschränkten Revision
3.2.1
Zulassungsarten der Revisionsunternehmen
Mit der Einführung der differenzierten Prüfungspflicht bzw. der eingeschränkten Revision ist auch ein neues Zulassungssystem für Revisionsunternehmen verbunden. Die Zulassung von Revisoren, die durch die neu geschaffene Eidgenössische Revisionsaufsichtsbehörde (RAB) erfolgt, richtet sich nach der Art der Dienstleistung, die das Revisionsunternehmen erbringt: eingeschränkte Revisionen, ordentliche Revisionen oder ordentliche Revisionen bei Publikumsgesellschaften. Grundsätzlich gilt: Zugelassene staatlich beaufsichtigte Revisionsunternehmen dürfen die Jahresrechnungen von Publikumsgesellschaften ordentlich revidieren (Art. 727 Abs. 1 Ziff. 1 i. V. m. Art. 727b Abs. 1 OR) und ordentliche Revisionen und eingeschränkte Revisionen bei anderen Unternehmen durchführen. Staatlich beaufsichtigte Revisionsunternehmen unterliegen der externen Qualitätskontrolle der Revisionsaufsichtsbehörde (RAB).26 Darüber hinaus müssen sie verschärfte Anforderungen an ihr internes Qualitätssicherungssystem und besondere Unabhängigkeitsvoraussetzungen erfüllen. Zugelassene Revisionsexperten dürfen neben eingeschränkten Revisionen auch die ordentlichen Revisionen von wirtschaftlich bedeutenden Unternehmen und Gesellschaften, die zur Erstellung einer Konzernrechnungslegung verpflichtet sind, durchführen (Art. 727 Abs. 1 Ziff. 2 und 3 i. V. m. Art. 727b Abs. 2 OR). Ein zugelassener Revisor ist berechtigt, die Jahresrechnung aller anderen Unternehmungen, sprich KMU, eingeschränkt zu prüfen, insofern diese nicht ganz auf eine Revision verzichtet haben (Art. 727a Abs. 1 i. V. m. 727c OR).
25 Vgl. Botschaft (2004), S. 4002. 26 Die Eidgenössische Revisionsaufsichtsbehörde ist eine öffentlich-rechtliche Anstalt, welche sowohl für die Berufsaufsicht wie auch für die externe Qualitätskontrolle bei Revisionsstellen von Publikumsgesellschaften zuständig ist.
288
Ist eine Neuordnung der Abschlussprüfung notwendig?
3.2.2
Prüfungsgegenstand und Prüfungsansatz
Gegenstand der eingeschränkten Revision ist die Jahresrechnung und der Antrag des Verwaltungsrates über die Verwendung des Bilanzgewinnes an die Generalversammlung. Die Arbeit des Verwaltungsrates oder die Existenz eines internen Kontrollsystems, sind nicht Gegenstand der Prüfung (Art. 729a Abs. 1 und 3 OR).27 Der Revisor muss sich eingangs ein Verständnis für das Unternehmen erarbeiten, anhand dessen er, zusammen mit Befragungen und analytischen Prüfungshandlungen, das inhärente Prüfungsrisiko der Jahresrechnung sowie deren einzelnen Positionen ableiten kann. Das inhärente Risiko beschreibt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von wesentlichen Mängeln in der Jahresrechnung. 28 Dabei wird angenommen, dass keine interne Kontrolle implementiert wurde. Durch diese Erkenntnisse legt der Abschlussprüfer die Wesentlichkeitsgrenzen sowie Schwerpunkte und Prioritäten für den Prüfungsplan fest. Diese drücken sich durch bestimmte branchenübliche, quantitative Referenzwerte oder im Voraus individuell abgestimmte Richtlinien aus. Die Prüfungsplanung sollte die konkreten einzelnen Schritte beinhalten, welche der Revisor im Rahmen der eingeschränkten Revision durchzuführen beabsichtigt. Nebst den erwähnten Befragungen und analytischen Prüfungshandlungen beinhaltet die eingeschränkte Revision auch adäquate Detailprüfungen. Nach Abschluss der Prüfungshandlungen befindet der Abschlussprüfer über die Jahresrechnung und den Antrag über die Verwendung des Bilanzgewinnes gemäß Art. 729a Abs. 1 Ziff. 1 und Ziff. 2 OR. Bei festgestellten Ungereimtheiten empfiehlt er Korrekturen und erstattet nach Art. 729b Abs. 1 und 2 OR zum Schluss den Bericht schriftlich an die Generalversammlung.29
3.2.3
Prüfungsdurchführung
Innerhalb der eingeschränkten Revision kommen drei Arten von Prüfungshandlungen (Befragungen, analytische Prüfungshandlungen und angemessene Detailprüfungen) zum Einsatz. Häufig ist eine effiziente Prüfung eines Jahresabschlusses nur anhand einer Kombination aller drei Arten der Prüfungshandlungen möglich. Befragungen Befragungen von Mitarbeitenden und Mitgliedern der Unternehmensleitung sind ein effizientes Mittel zur Informationsbeschaffung. Sofern man von der Kompetenz und 27 International vergleichbar zur eingeschränkten Revision ist wohl der Ansatz des "Review"
oder in Deutschland die "prüferische Durchsicht". Allerdings sind diese nicht, wie die eingeschränkte Revision im Schweizer Recht, als gesetzliche Jahresabschlussprüfung vorgesehen. Vgl. auch Stenz, T. (2006),S. 348. 28 Vgl. Standard zur eingeschränkten Revision (2007), S. 14. 29 Vgl. Standard zur eingeschränkten Revision (2007), S. 13.
289
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der Aufrichtigkeit der befragten Personen ausgehen kann, sind Befragungen als Prüfungsnachweise angebracht. 30 Der Revisor muss jedoch bei etwaigen Ungereimtheiten zwischen den Ergebnissen der Befragung und den bereits im Vorfeld angeeigneten Kenntnissen skeptisch bleiben, Fragen und Antworten dokumentieren und bei besonders relevanten Auskünften stets eine schriftliche Bestätigung einfordern. Der Abschlussprüfer darf sich bei der Prüfung wichtiger Jahresrechnungspositionen nicht bloß auf Befragungen stützen, sondern ist verpflichtet, diese mit analytischen Prüfungshandlungen und wenn nötig mit Detailprüfungen zu untermauern.31 Des Weiteren nehmen die Befragungen einen wichtigen Teil in der Risikoanalyse ein. Nach dem abschließenden Gespräch mit der Geschäftsleitung sollte der Prüfer imstande sein zu bestimmen, ob die Angaben im Anhang der Jahresrechnung in Konsistenz mit den Ergebnissen der Befragungen zum Risikomanagement stehen. Analytische Prüfungshandlungen Analytische Prüfungshandlungen können bei der Planung, Durchführung als auch beim Abschluss der eingeschränkten Revision herangezogen werden.32 Per Definition befasst sich der Abschlussprüfer während analytischen Prüfungshandlungen im Wesentlichen mit der Kontrolle von Kennzahlen und Trends sowie deren mögliche Dynamiken und Abhängigkeiten. 33 Um Abweichungen der Jahresrechnung von den prognostizierten Richtwerten akkurat diagnostizieren zu können, muss der Prüfer Vergleichszahlen aus den Vorjahren herbeiziehen oder verfügbare Branchendurchschnittswerte berücksichtigen. Eine andere Möglichkeit ist die Gegenüberstellung mit früheren Prüfungen, insbesondere mit den Bereichen, welche zu Korrekturen geführt haben.34 Der Abschlussprüfer behilft sich bei analytischen Prüfungshandlungen Beobachtungen und deren Interpretation im Hinblick auf Änderungen von Relationen gegenüber früheren Perioden. Diese Beziehungen können einerseits rein monetärer Art sein, wie z. B. Bruttomarge, Liquidität, ROI oder ROE, oder andererseits aus einem Mix zwischen finanziellen und nichtfinanziellen Informationen bestehen, wie beispielsweise einem Vergleich der Mitarbeiterentschädigungen in Relation zur Mitarbeiteranzahl, dem Lagerumschlag oder der Auftragsreichweite. 35 Zentral sind hierbei nicht nur das Vorhandensein und die Verlässlichkeit der Daten, sondern auch deren Relevanz und Vergleichbarkeit. Hinzu kommt, je besser der Revisor das zu prüfende Unternehmen kennt, umso zielgerichteter und plausibler kann er an die zu interpretierenden Informationen herantreten.
30 Vgl. Standard zur eingeschränkten Revision (2007),S. 21. 31 Vgl. Standard zur eingeschränkten Revision (2007),S. 21. 32 Vgl. Standard zur eingeschränkten Revision (2007),S. 21. 33 Vgl. Böckli, P. (2007),S. 196. 34 Vgl. Standard zur eingeschränkten Revision (2007),S. 22. 35 Vgl. Standard zur eingeschränkten Revision (2007),S. 22.
290
Ist eine Neuordnung der Abschlussprüfung notwendig?
Analytische Prüfungen liefern bei der eingeschränkten Revision essenzielle Prüfungsnachweise. In Fällen, bei welchen keine plausiblen Relationen oder Entwicklungen eruiert werden konnten, müssen diese mit angemessenen Detailprüfungen ergänzt werden.36 Angemessene Detailprüfungen Wie in Art. 729a Abs. 2 OR betont, genügt es bei der eingeschränkten Revision nicht, das Testat lediglich auf Befragungen und Analysen abzustützen. In gewissen Bereichen wird explizit nach tiefer greifenden Abklärungen verlangt, um das inhärente Risiko einer Fehlaussage so gering wie möglich zu halten. Eine Detailprüfung ist dadurch gekennzeichnet, dass der Revisor in einem unbegrenzten Bereich der Jahresrechnung Tatsachen nachgeht, welche eine erhöhte Wahrscheinlichkeit auf Mängel von Bilanzpositionen erkennen lassen. Bei der Erfassung dieser Tatsachen hat er sich innerhalb des Rechnungslegungsrechts im Obligationenrecht (aber nicht innerhalb der Swiss GAAP FER) zu bewegen.V Hierzu bieten sich Bewertungs- und Bestandsprüfungen an, wobei eine physische Kontrolle nicht verlangt ist. 38 Der Prüfer sollte jedoch Einsicht in Belege, Auszüge und Rechnungen erhalten, um sich ein umfassendes Bild machen zu können. 39
3.2.4
Berichterstattung
Die Legislative verlangt im Bereich der eingeschränkten Revision keinen umfassenden Revisionsbericht, wie dies bei einer ordentlichen Revision vorgeschrieben ist. 40 Art. 729b Art. 1 OR beschreibt den Mindestinhalt des Revisionsberichts innerhalb der eingeschränkten Revision: 41 •
Der Bericht beinhaltet den Hinweis auf die eingeschränkte Natur der Prüfung. Dieser Aspekt wurde im Sinne des Minderheitenschutzes zur gesetzlichen Konstitution.
•
Der Bericht enthält eine Aussage des Revisors über das Ergebnis der Prüfung. Allenfalls festgestellte Diskrepanzen müssen detailliert schriftlich festgehalten werden.
•
Es müssen Angaben zur Unabhängigkeit des Revisors gemäss Art. 729 Abs. 1 und 2 OR enthalten sein. Die in Art. 729 Abs. 2 OR erwähnte Mitwirkung bei der
36 Vgl. Standard zur eingeschränkten Revision (2007), S. 22. 37 Vgl. Böckli, P. (2007), S. 197f. 38 Vgl. Botschaft (2004), S. 4027. 39 Vgl. Standard zur eingeschränkten Revision (2007), S. 23. 40 Vgl. Böckli, P. (2007), S. 201. 41 Vgl. Standard zur eingeschränkten Revision (2007), S. 26.
291
B. A. HSG Robert Kavan / Prof. Dr. Anke Müßig
Buchhaltung und das Erbringen von anderen Dienstleistungen des Abschlussprüfers im Dienste des zu prüfenden Unternehmens sind offen zu legen. •
Der Bericht muss Angaben zum leitenden Revisor enthalten und ferner explizit zu dessen fachlicher Befähigung und der Art seiner Zulassung Bezug nehmen.
•
Der Bericht muss die Unterschrift des leitenden Prüfers beinhalten.
Im Gegensatz zur Berichterstattung bei einer ordentlichen Revision, bei welcher der
Revisor die angemessene Urteilssicherheit ("reasonable assurance") in einer positiv formulierten Zusicherung ("positive assurance") zum Ausdruck bringt, liefert eine eingeschränkte Revision nur eine begrenzte Urteilssicherheit ("limited assurance"). Diese kommt in der negativ formulierten Zusicherung des Revisors zum Ausdruck. Dabei ist festzuhalten, dass der Revisor aufgrund der eingeschränkten Revision auf keine Sachverhalte gestoßen ist, die ihn zum Schluss veranlassen, dass die Jahresrechnung sowie der Antrag über die Verwendung des Bilanzgewinnes nicht dem Gesetz und den Statuten entsprechen. 42 Falls solche Unstimmigkeiten innerhalb der Jahresrechnung oder Teilen davon auftauchen, sind diese darzulegen und deren Auswirkungen auf die Jahresrechnung zu quantifizieren. Auf dieser Grundlage kann der Abschlussprüfer entweder eine Einschränkung der negativen Prüfungsaussage anbringen oder eine verneinende Aussage im Sinne eines fehlenden Einklanges der Jahresrechnung mit dem Gesetz und den Statuten abgeben. Eine weitere Möglichkeit ist der vollständige Verzicht auf eine Prüfungsaussage, falls das von der Jahresrechnung vermittelte Gesamtbild durch die entdeckten Abweichungen so weit verändert wurde, dass der Revisor zum Schluss kommt, dass überhaupt keine Zusicherung gewährleistet werden kann. 43 Im Falle eines opting-down hat der Abschlussprüfer zu beschließen, ob er eine
beschränkte negative Zusicherung ("negative assurance") erteilen oder ganz auf eine Aussage verzichten will. Der eingeschränkte Revisionsbericht enthält keine Empfehlung zur Genehmigung der Jahresrechnung mit oder ohne Einschränkungen oder zu deren Zurückweisung. Diese Entscheidung obliegt allein den Aktionären. 44 Ein weiterer substanzieller Punkt innerhalb der Berichterstattung und der Anzeigepflicht betrifft die Fortführungsfähigkeit einer Unternehmung ("going concern principle"). Kann diese durch den Abschlussprüfer nicht vollständig plausibel beurteilt werden, ist am Ende des Revisionsberichts eine entsprechende Anmerkung ("emphasis of matter") anzubringen. Außerdem sind zukünftige Entwicklungen, die 42 Vgl. Standard zur eingeschränkten Revision (2007),S. 26f. 43 Vgl. Standard zur eingeschränkten Revision (2007),S. 26f. 44 Vgl. Botschaft (2004), S. 4028.
292
Ist eine Neuordnung der Abschlussprüfung notwendig?
im Rahmen der eingeschränkten Revision nicht geprüft werden können, aber eine mögliche Gefahr für die Fortführung der Gesellschaft darstellen könnten, im Anhang offen zu legen.45 Zudem sind Handlungen offen zu legen, welche mit der Unabhängigkeit, gemäß Art. 729 Abs. 1 und 2 OR in Konflikt kommen könnten. Beispiele sind eine Mitwirkung bei der Buchführung oder die Erbringung anderer Dienstleistungen für das zu prüfende Unternehmen, wie z. B. Steuerberatung, Erstellung einer MwSt-Abrechnung usw.
4
Akzeptanz der eingeschränkten Revision in der Schweiz
4.1
Literaturauswertung und Befragung von Unternehmen
Im Folgenden wird der Frage nachgegangen, ob die eingeschränkte Revision in der Schweiz von den Unternehmen bzw. Investoren akzeptiert wird. Der Beantwortung dieser Frage kommt eine zentrale Bedeutung zu, denn nur wenn die eingeschränkte Revision eine gewisse Akzeptanz erlangt, erhält dieses Konzept eine gewisse Rechtfertigung im nationalen wie internationalen Kontext. Eine allgemeine Akzeptanz in der Schweiz würde auch für eine Übertragbarkeit dieses Lösungskonzepts auf andere Länder sprechen.
Allerdings kann die Akzeptanz der eingeschränkten Revision nur erreicht werden, wenn die Bedenken, die es im Rahmen ihrer Einführung gegeben hat, überwunden werden bzw. sich als unbegründet herausstellen. Zudem ist zu untersuchen, ob die positiven Erwartungen an die eingeschränkte Revision erfüllt werden konnten. Letzteres erhöht gleichfalls ihre Akzeptanz. Die folgende Analyse konzentriert sich auf drei zentrale Bedenken bzw. Erwartungen, die thesenartig formuliert werden: 1.
Dieeingeschränkte Revision führt zur Unsicherheit beiden Investoren. Die Investoren sind unsicher, wie sie mit den opting-Möglichkeiten umgehen sollen bzw. was sich hinter der eingeschränkten Revision als neue Prüfungsdienstleistung verbirgt.
2.
Die Einheitdes Berufsstands der Wirtschaftsprüfer wird aufgegeben. Mit dem neuen Zulassungssystem, das staatliche beaufsichtigte Revisionsunter-
45 Vgl. Standard zur eingeschränkten Revision (2007), S. 27.
293
B. A. HSG Robert Kavan / Prof. Dr. Anke Müßig
nehmen, zugelassene Revisionsexperten und zugelassene Revisoren unterscheidet, wird die Einheit des Berufsstands der Wirtschaftsprüfer aufgegeben. Es ist eine Spezialisierung der Wirtschaftsprüfer hinsichtlich der Dienstleistungen, die sie erbringen (ordentliche versus eingeschränkte Revision), zu erwarten. 3.
KMU werden hinsichtlich knapper Ressourcenentlastet. Von der eingeschränkten Revision wird erwartet, dass sich die Belastungen der KMU, die sich aus einer Revision durch den Abschlussprüfer ergeben (bspw. zeitliche und finanzielle Belastungen), reduzieren.
Die Analyse, ob sich diese Bedenken bzw. Erwartungen tatsächlich realisiert haben, basiert auf einer Auswertung zentraler Argumentationen, wie sie in Schweizer Fachzeitschriften veröffentlicht worden sind. 46 Zudem wurden KMU mit Sitz in der Schweiz in einer Umfrage danach gefragt, wie sie die Akzeptanz der eingeschränkten Revision einschätzen. 47
4.2
Die eingeschränkte Revision führt zu Unsicherheit
Beobachtungen und Erfahrungen in allen Branchen belegen, dass Transparenz, Vertrauen und Kommunikation für ein Unternehmen wichtige Punkte sind. Gelingt dieser Brückenschlag zwischen Unternehmen und Investoren nicht, kann dies die Glaubwürdigkeit des Unternehmens gefährden. Vor diesem Hintergrund ist die Einführung der eingeschränkten Revision, die im Vergleich zur "bewährten" ordentlichen Revision eine geringere Prüfungssicherheit mit sich bringt, eine Bewährungsprobe für die Transparenz und Kommunikation des Unternehmens und des zugelassenen Revisors bzw. Revisionsexperten gleichermaßen. Die Anforderungen an die eingeschränkte Revision hinsichtlich Prüfungssicherheit, -umfang und -tiefe müssen im Voraus kommuniziert werden, um keine falschen Erwartungen bei den Investoren zu wecken. Diese müssen umfassend über das Konzept der differenzierten Prüfungspflicht informiert werden, um die opting-Entscheidungen treffen zu können.
Behr, G. (2006), S. 306ff.; Häfeli, R. (2006), S. 322; Imark, L./Fischer, D. (2006), S. 329ff.; Stenz, T. (2006), S. 346ff.; Stöckli, H.lZaehner, H. (2006), S. 400ff.; Stöckli, H.lSpiess, D. (2007), S. 927ff.; Kleibold, T. (2008), S. 906ff.; Volkart, R. (2008), S. 993f.; Kleibold, T./T.heobald, O. (2008), S. 390ff.; Müßig, A.lBlumer, A. (2008), S. 947ff.; Renggli, K. (2010), S. 96ff. 47 An der Umfrage haben 16 KMU teilgenommen. Die geringe Rücklaufquote ist unseres Erachtens darauf zurückzuführen, dass das Thema "differenzierte Prüfungspflicht und eingeschränkte Revision" noch nicht vollständig in der Praxis angekommen ist bzw. dass es im Rahmen der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht im Fokus der untemehmerischen Überlegungen stand. Vgl. zu einer ähnlichen Einschätzung Renggli, K. (2010),S. 101. 46 Vgl. bspw.
294
Ist eine Neuordnung der Abschlussprüfung notwendig?
In der Praxis herrschte vor der Einführung der Zweiteilung der Revision im neuen Aktienrecht kein Anlass für mögliche Zweifel der Kapitalgeber an der eingeschränkten Revision. Diese wurden, wie auch die betroffenen Unternehmen, im Vorfeld der Implementierung der eingeschränkten Revision von zahlreichen Seiten her detailliert informiert. Volkart weist betreffend der Glaubwürdigkeit einer korrekt geprüften Jahresrechnung auf die Kosten der Finanzierung resp. Refinanzierung der I<MU hin. 48 Sollte die Verlässlichkeit der Jahresrechnung aus irgendwelchen Gründen in Zweifel gezogen werden, sähe sich das Unternehmen eventuell Finanzierungsproblemen gegenüber. Bereits vor der Einführung des rechtlich verbindlichen Prüfungsauftrages der eingeschränkten Revision per 1. Januar 2008 wurde in vielen I<MU eingeschränkt geprüft. Da sich bei der Arbeit eines Abschlussprüfers in Zukunft also nicht viel verändern wird, sollte die befürchtete Unsicherheit ausbleiben. Der frühere branchenübliche Usus bei den KMU innerhalb der damaligen einheitlichen Revisionsvorschriften beschränkte sich bereits auf die Durchführung bestimmter Prüfungshandlungen und auf den Verzicht von physischen Bestandsaufnahmen, Inventurbeobachtungen und der Einholung von Informationen von Dritten wie Lieferanten oder Kapitalgeber. Als Motiv der Einführung der eingeschränkten Revision kann somit deren gesetzliche Verankerung gesehen werden. Die Schweizerische Legislative hat also lediglich die bereits unterschiedliche Intensität der Prüfungshandlungen bei Publikumsgesellschaften und I<MU in der Praxis ins Gesetz übertragen. Dadurch ist eine sinnvolle Differenzierung zwischen volkswirtschaftlich bedeutenden Unternehmen und KMU entstanden.
Häfeli beurteilt die Akzeptanz der eingeschränkten Revision vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Perspektiven, die das Unternehmen, der Revisor und der Investor einnehmen.s? So stifte die Revision nicht jedem der beteiligten Parteien denselben Nutzen. Anders als bei Publikumsgesellschaften seien Schweizer I<MU überwiegend durch das Eigenkapital der Gesellschafter finanziert und nicht oder nur in sehr geringfügigem Ausmaß von externen Kapitalgebern abhängig. In diesem Fall bestehe kein Grund für eine ausführliche, d. h. ordentliche Revision eines Unternehmens um allfällige Ungewissheiten seitens der Fremdkapitalgeber abzubauen. Eine eingeschränkte Revision oder ein vollständiger Verzicht auf die Revision bei Nichtüberschreitung von durchschnittlich 10 Vol1zeitstellen gemäß Art. 727a Abs. 2 OR im Jahr erscheint daher zweckmäßig. Neben der Möglichkeit, mit opting-out ganz auf die Revision der Jahresrechnung zu verzichten, existiert die bereits diskutierte Möglichkeit eines opting-down, also einer Modifikation der Prüfungsleistungen. Im Vorfeld der Einführung des opting-Systems wurde das opting-down der Irreführung bezichtigt, so seien Anpassungen des Prüfungsumfanges für die von Volkart angesprochene Transparenz und Vertrauens48 Vgl. Va/karf, R. (2008), S. 993. 49 Vgl. Häfeli, R. (2006), S. 322.
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B. A. HSG Robert Kavan / Prof. Dr. Anke Müßig
bildung keinesfalls förderlich. 50 Häfeli argumentiert in diesem Punkt erneut mit der Betrachtungsweise.51 So müsse man sich auch hier wieder vor Augen führen, dass Kleinbetriebe mit weniger als 10 Vollzeitstellen (Art. 727a Abs. 2 OR) sich durch die Gesellschafter oftmals in eigener Regie finanzieren oder dann nur über wenige Kapitalgeber verfügen. Durch ein "bilaterales Abkommen" zwischen Unternehmen und Kapitalgebern, bei welchem beide Parteien die Revision ihren persönlichen Bedürfnissen anpassen können, entstünde keineswegs ein Verlust an Transparenz und Misstrauen. Außerdem verweisen Camponovo und Graffenried-Albrecht darauf, dass die Statuten anzupassen sind (Art. 727a Abs. 5 OR), wodurch der Gesetzgeber zusätzlich für Klarheit sorgt.52 Wichtig zu erwähnen ist, dass ein opting-down nur für die Prüfung der Jahresrechnung zulässig ist. Qualifizierte Gründungen von Gesellschaften, Kapitalerhöhungen oder -herabsetzungen bedürfen zwingend einer Revision. Die Auswertung der Fragebögen hat ergeben, dass keines der befragten Unternehmen ein opting-down in Anspruch genommen hat oder dies zukünftig plant. Bestreben nach opting-ups waren auch keine festzustellen. Ein opting-out war ebenfalls keines auszumachen; gemäß der Umfrageergebnisse ist es den meisten Unternehmen wichtig, einen gewissen "Mindeststandard" an Revision beizubehalten. Ein opting-in wurde in einem der 16 befragten Unternehmen beobachtet; dort wurde von einer reduzierten eingeschränkten Revision in die nächsthöhere Ebene der eingeschränkten Revision gewechselt. Auslöser dieses Entschlusses war ein Managemententscheid. Dies lässt vermuten, dass das Management hier einen Zusatznutzen in der Revision gesehen hat. Im Zusammenhang mit der bei der eingeschränkten Revision begrenzten Urteilssicherheit ("limited assurance") wird immer wieder auf die Gefahr der Vergrößerung der "Expectation Gap", d. h. der Erwartungslücke, hingewiesen. Böckli beschreibt die Expectation Gap als Diskrepanz zwischen den Erwartungen des Publikums und dem, was eine professionelle Abschlussprüfung bestenfalls zu leisten vermag. 53 So können die Erwartungen der Öffentlichkeit, von Richtern und teilweise auch von leitenden Unternehmensorganen hinsichtlich mehrerer Aspekte als überzogen gelten:
•
Ein uneingeschränktes Testat, das im Rahmen einer ordentlichen oder eingeschränkten Revision erteilt wird, ist nicht als Gütesiegel für die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens anzusehen. Vielmehr bestätigt es eine regelkonforme Buchführung resp. Jahresrechnung.
•
Die Zusicherung der Ordnungsmäßigkeit der Rechnungslegung stützt sich weder im Rahmen einer ordentlichen Revision noch bei einer eingeschränkten Revision
50 Vgl. Volkart, R. (2008), S. 993. 51 Vgl. Häfeli, R. (2006), S. 322. 52 Vgl. Camponovo, R. A.lGraffenried-Albrecht, M (2008), S. 26ff. 53 Vgl. Böckli, P. (2007), 5.19.
296
Ist eine Neuordnung der Abschlussprüfung notwendig?
auf eine umfassende bis auf die letzten faktischen Grundlagen zurückgehende Durchleuchtung des Unternehmens. •
Wesentliche Zahlen des Abschlusses beruhen auf vorausschauenden Diagnosen zukünftiger Ereignisse und ihrer Auswirkungen auf das Unternehmen, welche ex ante nicht mit vollständiger Sicherheit einzuschätzen sind.
•
Die den Aktionären abgegebene Kurzfassung des Revisionsberichtes ist nicht als fundierte Grundlage für Anlageentscheidungen oder Kreditvergabe seitens der Aktionäre resp. Fremdkapitalgeber anzusehen.
Böckli sieht in der Neuregelung der Revision in der Schweiz keine potenzielle Gefahr der Ausweitung der Expectation Gap.54 Dies ist nicht zuletzt auf die gute Aufklärung im Vorfeld zurückzuführen. Zugleich muss aber betont werden, dass die Revision des Aktienrechts aber auch nicht zu einer Verringerung der Expectation Gap beitragen wird. Grundsätzlich scheint es zu früh, abschließend eine Beurteilung zur Entwicklung der Expectation Gap zu treffen.
Die Antworten aus der Befragung ergeben, dass die eingeschränkt geprüften Unternehmen offenbar keine großen Veränderungen im Vergleich zur früheren Praxis beobachten. Interessant zu sehen ist zudem, dass der Entscheid eines Unternehmens sich eingeschränkt prüfen zu lassen, ausschließlich auf Managemententscheide zurückzuführen ist. Ein möglicher Erklärungsansatz dafür wurde bereits erwähnt: KMU sind oftmals stark eigenfinanziert und verfügen über keine Fremdkapitalgeber, welche eine eingeschränkte Revision resp. durch eine opting-up eine ordentliche Revision verlangen könnten. Erwähnenswert ist zudem, dass mit einem optingEntscheid auch die Möglichkeit des Wechsels der Revisionsstelle verbunden ist. Keines der befragten Unternehmen nimmt die Gelegenheit eines Prüferwechsels tatsächlich wahr.
4.3
Die Einheit des Berufsstands der Wirtschaftsprüfer wird aufgegeben
Durch die unterschiedlichen Anforderungen, die an die ordentliche und eingeschränkte Revision gestellt werden, werden sich zwei unterschiedliche Berufsstände herausbilden: Die Revisoren, die lediglich eingeschränkte Revisionen durchführen (zugelassene Revisoren) einerseits und Revisoren, die sich auf ordentliche Revisionen spezialisieren (zugelassene Revisionsexperten und staatliche beaufsichtigte Revisionsunternehmen) andererseits. Eine mögliche Alternative wäre das Herauslösen der eingeschränkt prüfenden Revisoren aus den großen Prüfungsgesellschaften (wie z. B. Ernst & Young, PWC oder KMPG) im Sinne der Formierung einer spezialisierten 54 Vgl. Böckli, P. (2007), S. 20. Kritischer hierzu Müßig, A.lBlumer, A. (2008), S. 947ff.
297
B. A. HSG Robert Kavan / Prof. Dr. Anke Müßig
Einheit, welche nur für die eingeschränkte Revision verantwortlich wäre. Hierzu kämen etwaige Erleichterungen im Hinblick auf bspw. deren internes Qualitätssicherungssystem oder die externe Qualitätskontrolle seitens der Verordnungen der Revisionsaufsichtsbehörde (RAB). Durch die Beibehaltung der bisherigen Unternehmensorganisation wären potenzielle Marktanteilsverluste an die kleineren Wirtschaftsprüfungsgesellschaften denkbar. Durch den erörterten gestiegenen administrativen Aufwand bei den staatlich beaufsichtigten Revisionsunternehmen im Zuge der Einführung der RAH würden die umgewälzten Kosten auf die Kunden höher ausfallen, und so würde sich ein Wechsel zu einem mittelständigen Wirtschaftsprüfungsunternehmen unter Umständen auszahlen. Dieser Annahme widersprechen hingegen zahlreiche Gesichtspunkte. Wie erwähnt, wurde bereits früher im Rahmen der einheitlichen Revision "eingeschränkt" geprüft. Dadurch bringt die gesetzliche Verpflichtung per se keine Neuerung mit sich und damit auch keinen Anstoß, um an der bis anhin praktizierten Vorgehensweise Änderungen vorzunehmen. PwC war vor der Implementierung der eingeschränkten Revision der größte KMU-Revisor im Schweizer Markt und ist es nach wie vor geblieben.55 In Bezug auf einen möglichen Wechsel zu einem anderen, insbesondere kleineren Revisionsunternehmen treten andere Probleme zutage. Ein solches Unterfangen ist kein leichtes, weil es erstens mit unbekannten und unkalkulierbaren Risiken verbunden ist und zweitens zusätzlicher finanzieller Aufwand (Transaktionskosten) entstehen könnte, welcher eben gerade vermieden werden sollte. Mögliche Gefahren zeigen sich in unterschiedlichen Facetten. So muss sich ein Revisionsunternehmen, wie thematisiert, bei einem neuen Prüfungsmandat intensiv mit der Gesellschaft, aber auch der betreffenden Branche vertraut machen, um sich entsprechendes Wissen anzueignen, welches den Ausgangspunkt für den späteren Prüfungsplan darstellt. Der Abschlussprüfer benötigt einige Zeit, um sich mit einem Unternehmen hinreichend vertraut zu machen. Dies kann dazu führen, dass er gewisse Schwachstellen in der unternehmerischen Jahresrechnung übersieht, Optimierungspotenziale nicht ausmachen kann oder Fehlaussagen nicht als solche identifiziert. Gefahren bestehen unter anderem in einer unzulänglichen oder nicht effizienten Kommunikation, durch ein mangelndes Vertrauensverhältnis oder einer unbefriedigenden Qualifikation seitens des Abschlussprüfers usw. Das Auftreten solcher Risiken kann unmittelbar zu beträchtlichen Kosten führen. Wie die Antworten, die im Rahmen der Befragung von KMU eingegangen sind, zeigen, haben wenige Unternehmen die Revisionsstelle gewechselt oder beabsichtigen in naher Zukunft die Revisionsstelle zu wechseln. Dabei spielt sicherlich der psychologische Faktor eine Rolle; Menschen tendieren im Allgemeinen dazu, Altbekanntes und Bewährtes gegenüber Neuerungen vorzuziehen. Inwiefern eventuell in Zukunft die
55 Vgl. PricewaterhouseCoopers (2007), (abrufbar unter: http://www.pwc.chlneues-revisionsgesetz. Stand: 19.03.2009).
298
Ist eine Neuordnung der Abschlussprüfung notwendig?
zuvor erwähnten Kostenvorteile zugelassener Revisoren zu stärkerem Preiswettbewerb führen und somit zu Wechseln der Revisionsstellen, bleibt abzuwarten.
4.4
KMU werden hinsichtlich knapper Ressourcen entlastet
Im Vorfeld der Einführung der eingeschränkten Revision wurde vielfach auf die damit
verbundenen geringeren Kosten hingewiesen. Es handelt sich dabei sowohl um finanzielle als auch operationelle Belastungen, welche separat betrachtet werden sollen
Häfeli widerlegt die Aussage hinsichtlich Kostensenkungen mit der These, dass bereits früher oft risikoorientiert resp. eingeschränkt geprüft wurde und sich außer der gesetzlichen Verankerung der eingeschränkten Revision nichts Wesentliches geändert habe. 56 Folglich würde es bei der monetären Belastung nicht zu großen Korrekturen kommen. Verständlicherweise wären die Absch1ussprüfer bei gleich bleibendem Aufwand nicht bereit, Beschneidungen ihrer Vergütungen zu akzeptieren. Generell wäre bei umfangreicheren Prüfungsmandaten eine Reduktion des Honorars von bis zu 10 % möglich. Im Rahmen von kleinen Aufträgen hingegen, bei welchen der Revisor nur rund 1 - 2 Tage für die Prüfungshandlungen aufwendet, wären finanzielle und operationelle Entlastungen kaum möglich. Dagegen würde eine ordentliche Revision bei Großunternehmen durch die Gesetzesreform, insbesondere durch die Einführung der Existenzprüfung des IKS als wesentlicher Kostentreiber, mit rund 1020 % höheren Kosten zu Buche schlagen. Durch die Einführung der Revisionsaufsichtsbehörde (RAB) sind die administrativen Aufwendungen gestiegen. Zugelassene Revisoren (Art. 727b OR f.) müssen sich einmalig im Revisionsregister eintragen, was als irreversible Kosten ("sunk costs") angesehen werden kann. Staatlich beaufsichtigte Revisionsunternehmen sind ebenfalls zur Registration verpflichtet, werden aber darauffolgend im Intervall von jeweils 3 Jahren einer Kontrolle der RAB unterzogen. Die neuen Compliance-Anforderungen, die Qualitätssicherungssysteme und die strikten Dokumentationsvorgaben führen zu zeitlichem Mehraufwand der Abschlussprüfer, welcher sich wiederum in den Revisionskosten niederschlägt. Es muss jedoch insofern differenziert werden, als dass die besprochenen Vorschriften streng für Prüfer von Publikumsgesellschaften und wirtschaftlich bedeutende Unternehmen nach Art. 727 Abs. 1 Ziff. 1 und 2 OR gelten und nicht für Prüfer von KMU. Diesen Ausführungen nach zu urteilen, wäre es für KMU, welche bislang von staatlich beaufsichtigten Revisionsunternehmen geprüft wurden, vorteilhaft, die Revisionsstelle zu wechseln und zugelassene Revisoren als neue Revisionsstelle zu wählen. Diese unterliegen den Vorschriften der RAB in einem 56 Vgl. Häfeli, R. (2006), S. 322.
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B. A. HSG Robert Kavan / Prof. Dr. Anke Müßig
geringeren Maße und folglich werden geringere Kosten auf das KMU überwälzt. Die operationellen Kosten werden durch die Einführung der RAB zweifellos steigen. Durch die häufigeren und extensiveren Qualitätskontrollen muss seitens der Unternehmen mehr Humankapital zur Verfügung gestellt werden. Dies könnte jedoch bei eingeschränkt zu prüfenden Unternehmen anders aussehen. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen bestätigt, dass sie zeitliche Entlastungen feststellen konnten. Dies hängt hauptsächlich von der Größe und dem Aufbau eines Unternehmens ab. Entscheidend dabei sind vorweg eine detaillierte Dokumentation der Arbeitsabläufe und qualifizierte Mitarbeiter für Befragungen seitens der Revisoren.
5
Zusammenfassende Würdigung
Die Auswertung der Literatur hat ergeben, dass die differenzierte Prüfungspflicht bzw. eingeschränkte Revision keine Akzeptanzprobleme haben dürfte. Allerdings zeigen die Ergebnisse der Befragung, dass die opting-Möglichkeiten in nur sehr geringem Maße in Anspruch genommen werden. Dies ist unseres Erachtens darauf zurückzuführen, dass viele KMU den Inhalt und die Bedeutung der eingeschränkten Revision noch nicht kennen. Gerade in Zeiten einer angespannten wirtschaftlichen Lage liegt der Fokus unternehmerischen Handelns auf Risikoanalyse, -bewertung und -management und weniger auf Fragen der Neuordnung der Revisionsdienstleistung. Vor diesem Hintergrund scheint eine abschließende Beurteilung der Akzeptanz der eingeschränkten Revision noch zu früh. Nachdem der Berufsstand und die Standardsetzer in den letzten Jahrzehnten daran gearbeitet haben, ihre Kunden und die Öffentlichkeit von der Einheit der Dienstleistung Abschlussprüfung ("single level of quality product"57) zu überzeugen, dürfte die Akzeptanz der differenzierten Prüfungspflicht und damit der eingeschränkten Revision nicht in kurzer Zeit zu gewinnen sein. Sie hängt unseres Erachtens maßgeblich davon ab, ob eine eingeschränkte Revision wirklich zu niedrigeren Revisionskosten für das zu prüfende Unternehmen führt. Die Argumentation, dass es bei einer eingeschränkten Revision nicht zu einer Reduzierung der Prüfungshonorare kommt (insbesondere ist dies aus der Wirtschaftsprüfungsbranche zu vernehmen), ist kritisch zu hinterfragen. Die Aufgabe der Einheit des Berufsstands der Wirtschaftsprüfer ist die logische Konsequenz dieser Neuordnung. In anderen Ländern ist zu diskutieren, ob dies politisch gewollt ist. Insbesondere vor dem Hintergrund der oft geäußerten wettbewerbspolitischen Bedenken
57 Vgl. lAASB (2002), S. 15.
300
Ist eine Neuordnung der Abschlussprüfung notwendig?
auf dem stark anbieterkonzentrierten Markt für Revisionsdienstleistungen könnte eine solche Teilung des Marktes neuen Wettbewerbern Chancen eröffnen.58 Die differenzierte Prüfungspflicht könnte ein überzeugender Lösungsansatz sein, sofern er nicht an den angeführten praktischen Schwächen scheitert. Die Differenzierung der Prüfungspflicht lässt sich stringent aus der Agency-Theorie ableiten (vgl KapiteI2.1). Zugleich ist die Kopplung der eingeschränkten Revision an das Unterschreiten von Größenkriterien in Verbindung mit den Möglichkeiten des opting-out und opting-up eine pragmatische Lösung. Sie unterstellt, dass bei KMU grundsätzlich die Prinzipal-Agenten-Konflikte geringer ausfallen als bei Publikumsgesellschaften bzw. dass weitere Anreiz- und Kontrollmechanismen existieren, welche die Richtigkeit der Jahresrechnung gewährleisten. Die Reduktion der Prüfungshandlungen und folglich der Prüfungskosten bei eingeschränkter Revision wird zwar mit einer niedrigeren Prüfungssicherheit erkauft. Aber eine Prüfung auf niedrigem Sicherheitsniveau kann dennoch ökonomisch sinnvoll sein, insbesondere wenn die Informationsnutzer zusätzliche Sicherheit aus anderen Quellen beziehen können. Die theoretisch stringentere Lösung wäre allerdings, die Prüfungspflicht bei KMU gänzlich aufzuheben, so dass die Revision sowie Prüfungsumfang und -tiefe unternehmensindividuell vereinbart werden können.
58 So hat bspw. die Generaldirektion Binnenmarkt der Europäischen Kommission zu einer öffentlichen Konsultation über mögliche Wege, den Markt für Abschlussprüfungen in der EU zu öffnen, eingeladen. Vgl. Generaldirelction Binnenmarkt (2008).
301
B. A. HSG Robert Kavan / Prof. Dr. Anke Müßig
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302
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303
B. A. HSG Robert Kavan I Prof. Dr. Anke Müßig
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304
TEIL 3
INTERNATIONALES CONTROLLING IM KONTEXT INNOVATIVER CONTROLLINGKONZEPTE
Dipl.-Kfm. Gerd J. Hahn Univ.-Prof. Dr. Dr. Anton Burger Univ.-Prof. Dr. Heinrich Kuhn
Wertorientierte Unternehmensplanung Ein optimierungsbasierter Ansatz für das wertorientierte Performance- und Risiko-Management
1
Einleitung
309
2
Wertorientierte Unternehmensführung aus entscheidungsorientierter Sicht 2.1 Empirische Relevanz und Verbreitung 2.2 Wertorientierte Controlling-Instrumente 2.3 Integrierte Unternehmensplanung 2.3.1 Leistungswirtschaftliche Perspektive 2.3.2 Finanzwirtschaftliche Perspektive
310 310 311 313 313 314
3
Ein optimierungsbasierter Ansatz zur wertorientierten Untemehmensplanung 3.1 Robuste Planung und Optimierung 3.2 Wertorientierte Zielfunktion 3.3 Integrierte Untemehmensplanung 3.3.1 Leistungswirtschaftliche Perspektive 3.3.2 Finanzwirtschaftliche Perspektive 3.4 Flexibilität, Stabilität und Robustheit in der wertorientierten Planung
316 316 317 320 320 322 324
4
Möglichkeiten und Grenzen des optimierungsbasierten Ansatzes
327
5
Fazit und Ausblick
329
Literaturverzeichnis
330
307
Wertorientierte Unternehmensplanung
1
Einleitung
Konzepte und Ansätze einer wertorientierten Untemehmensführung wurden in der Literatur bereits umfassend diskutiert und sind heute im Controlling weit verbreitet) Ebenso wurden sie in das Supply-Chain-Management (SCM) übertragen und weiterentwickelt, um den Wertbeitrag eines integrierten Managements der gesamten Lieferkette planen, steuem und kontrollieren zu können) Die zunehmende Relevanz und Verbreitung im SCM wurden empirisch bereits untersucht und nachgewiesen.3 Klassische Instrumente zur Implementierung eines wertorientierten Ansatzes sind periodisierte Spitzenkennzahlen, z. B. der Economic Value Added (EVA®), und sogenannte Werttreiberbäume, um Kausalzusammenhänge zwischen einer strategischen Spitzenkennzahl und operativen Stellgrößen herzustellen.s Aus entscheidungsorientierter Sicht stellen Werttreiberbäume lediglich Erklärungsmodelle dar, die zwar Wirkungszusammenhänge innerhalb einzelner Werttreiber aufzeigen, aber von den Interdependenzen zwischen den Werttreibem weitgehend abstrahieren. Um allerdings dem Imperativ einer Untemehmenswertmaximierung tatsächlich Rechnung zu tragen, ist aus unserer Sicht ein optimierungsbasierter Ansatz erforderlich. Die Zielsetzung dieses Beitrages ist es daher, konzeptionelle Leitlinien für eine wertorientierte Untemehmensplanung aufzuzeigen und einen optimierungsbasierten Ansatz für ein integriertes Performance- und Risiko-Management auf mittelfristiger Ebene vorzustellen. Dazu entwickeln wir einen Ansatz für die integrierte Untemehmensplanung aus leistungs- und finanzwirtschaftlicher Perspektive, der den EVA als weitverbreitete wertorientierte Spitzenkennzahl optimiert. Methoden der robusten Optimierung werden zur Steuerung des Risikopotenzials eingesetzt, um hinreichend gute Pläne unabhängig von zukünftigen Entwicklungen zu ermitteln.f Dieser Beitrag ist wie folgt aufgebaut: In Abschnitt 2 betrachten wir Konzepte der wertorientierten Unternehmensführung aus einer entscheidungsorientierten Perspektive und definieren den konzeptionellen Bezugsrahmen für eine wertorientierte Untemehmensplanung auf mittelfristiger Ebene. Ein korrespondierendes Entscheidungsmodell zur integrierten wertorientierten Performance- und Risiko-Optimierung stellen wir in Abschnitt 3 vor. Möglichkeiten und Grenzen des vorgestellten Ansatzes aus der Sicht der Planung und Budgetierung diskutieren wir in Abschnitt 4. Abschließende Bemerkungen sind in einem Fazit in Abschnitt 5 zusammengefasst.
1 2 3
4 5
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
stellvertretend Coenenberg, A. G.lSalfeld, R. (2007), S. Vff. Sennheiser, A.lSchnetzler, M.]. (2008), S. 23ff.; fehle, M. (2005), S. 74ff. Gomm, M. (2008), S. 83ff. Rappaport, A. (1999), S. 39ff.; Young, S. D.lO'Byrne, S. F. (2001), S. 21ff. Domschke, W./Drexl, A. (2007), S. 43.
309 W. Funk, J. Rossmanith (Hrsg.), Internationale Rechnungslegung und Internationales Controlling, DOI 10.1007/978-3-8349-6465-6_9, © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011
Dipl.-Kfm. GerdJ. Hahn / Univ.-Prof. Dr. Dr. Anton Burger / Univ.-Prof. Dr. Heinrich Kuhn
2
Wertorientierte Unternehmensführung aus entscheidungsorientierter Sicht
2.1
Emp'irische Relevanz und Verbreitung
Eine Vielzahl empirischer Studien hat die Relevanz und Verbreitung wertorientierter Ansätze untersucht.f Wir fokussieren uns im Folgenden auf ausgewählte aktuelle Studien, welche die Verbreitung wertorientierter Konzepte und insbesondere deren Operationalisierung in der Unternehmenssteuerung untersuchen. Ein Zwischenfazit zum Status quo und den Perspektiven ziehen MÜLLER/HIRsaf? in einem Artikel von 2005. Die beiden Autoren arbeiten darin die Ergebnisse anderer empirischer Studien auf und spiegeln diese an Experteneinschätzungen, die in 37 Gesprächen mit Vertretern von Unternehmen und Kapitalgebern sowie aus Beratung und Wissenschaft aufgenommen wurden. Die relevanten Erkenntnisse stellen sich wie folgt dar: Mehr als die Hälfte der DAX30-Unternehmen verwendet inzwischen zwar eine wertorientierte Spitzenkennzahl zur kapitalmarktorientierten Kommunikation. Bei der Operationalisierung wertorientierter Steuerungssysteme bestehen jedoch hinsichtlich zweier Aspekte deutliche Implementierungslücken. Einerseits wurden die wertorientierten Konzepte für die praktische Umsetzung deutlich vereinfacht und bleiben damit hinter ihrem normativen Anspruch zurück. Andererseits bestehen neben Verständnisund Akzeptanzproblemen auf operativer Ebene erhebliche Schwierigkeiten bei der Übersetzung finanzieller Spitzenkennzahlen in relevante Steuerungsgrößen. In der Trendstudie 2005 der Bundesvereinigung Logistikf wurden Verantwortliche aus
den Bereichen Logistik und SCM von 145 Unternehmen unterschiedlicher Branchenzugehörigkeit bezüglich der Verbreitung wertorientierter Konzepte befragt. Es wurde untersucht, inwieweit die Konzepte bereits zur internen Steuerung und zur Kommunikation an das Top-Management eingesetzt werden. Zudem sollten die Verantwortlichen beurteilen, inwiefern sich dies bis zum Jahr 2010 verändern wird. In der Einschätzung der Entscheidungsträger nimmt die Relevanz der Wertorientierung in Logistik und SCM mit einem Anteil von 63 % auf 81 % im Jahr 2010 deutlich zu. Sehr positiv sehen die Befragten auch ihre eigene Fähigkeit, die Wertsteigerung transparent zu machen. Hier steigt der Anteil von 51 % auf 78 % im Jahr 2010. Aufgrund der Tatsache/ dass zwar 63 % der Befragten eine Wertorientierung fordern, lediglich 24 % die Konzepte verstehen und nur 7 % entsprechende Kennzahlen (z. B. Kapitalbindung im Working-Capital, Länge des Cash-to-Cash-Zyklus) verwenden, wird als Ergebnis der Untersuchung eine deutliche Implementierungslücke festgestellt. 6 7 8
Vgl. hierzu Ittner, C. D.lLarcker D. F. (2001)/ S. 349ff.; Lueg, R.lSchäffer, Vgl. Müller, G.lHirsch, B. (2005)/ S. 83ff. Vgl. Gomm, M. (2008)/ S. 83ff.
310
U. (2010)/ S. Hf.
Wertorientierte Unternehmensplanung
In einer Studie zur Steigerung derKi:lpitalejftzienz9 von Horväth & Partners Management Consultants wurden 2003 und 2006 rund 100 Unternehmen unterschiedlicher Branchenzugehörigkeit und Größe in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Wertorientierte Spitzenkennzahlen, wie Free Cash Flow (FCF) und Discounted Cash Flow (DCF) sowie Economic Value Added (EVA), dürfen laut der Studie mit einer Verbreitung von über 50 % bzw. knapp 40 % bei den untersuchten Unternehmen als etabliert gelten Zudem geben weitere befragte Unternehmen an, dass die Einführung einer entsprechenden Spitzenkennzahl für die Zukunft geplant ist. Als problematisch sehen die Autoren der Studie allerdings, dass etwa ein Viertel der befragten Unternehmen unterschiedliche Spitzenkennzahlen zur Steuerung auf Unternehmens- und Bereichsebene einsetzen und somit eine Operationalisierung der Wertorientierung nicht durchgängig erfolgt.
Zusammenfassend kann eine weiter zunehmende Relevanz und Verbreitung wertorientierter Konzepte sowie entsprechender Spitzenkennzahlen festgestellt werden. Diese Entwicklung zeigt sich für Unternehmen allgemein und wird zukünftig auch im SCM so erwartet. Die durchgängige und konsistente Operationalisierung wertorientierter Steuerungssysteme ist allerdings als eher gering einzuschätzen. Ein entscheidungsorientierter Ansatz könnte unseres Erachtens hierbei einen wertvollen Beitrag zur Schließung der methodischen Implementierungslücke aus einer Planungs- und Steuerungsperspektive leisten. Im Folgenden möchten wir daher ein entsprechendes Modell entwickeln und konzeptionell diskutieren.
2.2
Wertorientierte Controlli ng-l nstrumente
Werttreiberbäume sind weitverbreitete Instrumente zur Visualisierung der Kausalzusammenhänge zwischen einer strategischen Spitzenkennzahl und operativen Maßnahmen.lf Der Fokus liegt dabei auf den Werttreibern und dem Einfluss unterschiedlicher Stellgrößen auf die Performance eines Unternehmens. Aspekte des RisikoManagements im strategischen und wertorientierten Controlling werden hierbei nur vereinzelt diskutiertl! und üblicherweise indirekt über risikoadjustierte Kapitalkostensätze adressiert. Für einen ganzheitlichen Ansatz bedarf es allerdings eines integrierten Performance- und Risiko-Managementsl-, das insbesondere das Risiko hinsichtlich der Unsicherheit zukünftiger Entwicklungen direkt berücksichtigt. Zu diesem Zweck entwickeln HAHN/KUHN13 einen integrierten Werttreiberbaum (siehe Abbildung
9
10 11 12 13
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Hofmann, N. et al. (2007), S. 153ff. Rappaport, A. (1999), S. 39ff. Burger, A.lBuchhart, A. (2002), S. 193ff.; Wolf, K. (2003), S. 107ff. Winkler, H.lKaluza, B. (2007), S. 319ff. Hahn, G. J.lKuhn, H. (2009), S. 6. 311
Dipl.-Kfm. GerdJ. Hahn / Univ.-Prof. Dr. Dr. Anton Burger / Univ.-Prof. Dr. Heinrich Kuhn
2-1), der die Unsicherheit zukünftiger Entwicklungen als Risikoquelle explizit in einen entscheidungsorientierten Bezugsrahmen integriert.
Abbildung 2-1:
Entscheidungsorientierter Werttreiberbaum Value driver
Operational cashflow
1
Performance lever
Risk source
• Revenuemanagement • Customer retention/acquisilion • Faclor eost reduclion
• Demanduncertainly (quantily, prices) • Supply uncertalnly (cost, lead time, capacily)
• Capacily management • Capacily cost reduclion • Handling cost reduclion
• Resource breakdown • Qualily Issues
• Financial structurlng • Worllih 'Plih .
1=1
Da die herkömmliche Erfolgsrechnung die zeitliche Entstehung einzelner Erfolgspositionen innerhalb der Periode nicht differenziert, werden auch für den tatsächlichen oder ggf. nur unterstellten Währungsumtausch zeitliche Transaktionsannahmen nötig. So wird z. B. oftmals das Periodenende mit dem dann giiltigen Wechselkurs herangezogen; erfolgt hingegen ein andauernder Exposuretransfer (etwa weil Zahlungsüberschüsse, die festgelegte Schwellenwerte übersteigen, umgehend an einen konzernzentralen Cash Pool abzuführen sind und dabei mit dem jeweils gültigen Wechselkurs gutgeschrieben werden), mag auch die Rechnung mit einem periodenbezogenen Durchschnittswechselkurs sinnvoll sein. Wird einer zu steuernden Einheit die Erfolgsgröße Periodengewinn als Budgetgröße vorgegeben, sind in der Budgetkontrolle die Ursachen für mögliche Gewinnabweichungen genauer zu analysieren. Mit einem hochgestellten P bzw. I für Plan- bzw. Istgrößen und einem den betroffenen Variablen vorangestellten f':.. für Abweichungen zwischen Plan- und Istgrößen lässt sich die Gesamtgewinnabweichung f':..G in Zielwährung wie folgt zerlegen:
343
Univ.-Prof. Dr. Alexander Baumeister
(5)
Wichtig für die Unterscheidung von Internationalisierungsmaßnahmen ist insbesondere die Frage, ob im Ausland produziert wird oder bei inländischer Produktion Vorprodukte importiert oder Produkte exportiert werden. Jede dieser Maßnahmen lässt sich sowohl als internationale Direktinvestition als auch ohne Kapitalbeteiligung realisieren. 22 Die gewählte Internationalisierungsform hat aufgrund der damit verbundenen Verantwortlichkeitsabgrenzung der zu steuernden Einheit Auswirkungen auf die Budgetplanung und -kontrolle. Wird etwa aus Kostengründen heraus lediglich Produktion in das Ausland verlagert, ohne dass die Produktionsgesellschaft eigenständige Absatzverantwortung trägt, etwa weil vorgegebene Produktionsmengen zu vorab zentral festgelegten Preisen ausschließlich konzemintern an Vertriebsgesellschaften weitergereicht werden, liegt die Verantwortlichkeit der Produktionsgesellschaft hauptsächlich auf der Wirtschaftlichkeit der Leistungserstellungsprozesse; der Verantwortungsbereich ist damit als Cost Center zu charakterisieren.23 Da die ausländische Produktionsgesellschaft Änderungen konzeminterner Verrechnungspreise nicht zu vertreten hat, kann sich die Budgetkontrolle auf die Gesamtkostenabweichung ~K beschränken. Diese lässt sich nach (5) wie folgt differenzieren:
zum detaillierten Überblick Troßmann. E. (1996), S. 460f. 23 Vgl. Friedl, B. (2003), S. 17ff.
22 Vgl.
344
WiJhrungsgerechte Budgetkontrolle Im InterllGtfonalen Controlling
Abwel.dwngenersterOrdnung
(6) AK=
m
L Abweiclmngen zweiter Ordnung
Aufgrund der multiplikativm Verknüpfung von Einsatzgütermenge, Beschaffungspreis und Wechselkurs treten neben die reinen Mengen-, Preis- und Wechselkursabweichungen auch Abweichungen zweiter und dritter Ordnung, bei denen zwei bzw. drei Einflussgrößm gleichzeitig abweichen. Abbildung 3-1 zeigt die Zerlegung der Gesamtkostenabweichung für den Fall, dass nur eine Einsatzgüterart betrachtet wird. Die Abweichungen erster, zweiter und dritter Ordnung sind in der AuBenansicht hell-, mittel- und dunke1grau unterlegt,
Zerlegung der Gesamtkostenabweichung mit WechselJcurseinftuss
Abbildung 3-1:
, r - - - - -7"""""'XI'-
.'. --- --- -- --- --- ----- --_ .
",: . ~
, ,'
--- ~--
_.. - ... - ...
_. --. -
,-
-
weung dritter Ordnung
Handelt es sich bei der zu steuernden Einheit um eine ausländische Produktionsgesellschaft ohne eigene Absatzverantwortung, so hängt die Verantwortlichkeit für die Kostenabweichung von 78.800 HW vom Zentralisierungsgrad der Beschaffungs- und Währungssicherungsentscheidungen ab. Werden beide zentral getroffen, so ist die 24 Vgl. dazu z. B. Ewert, R./Wagenhofer, A. (2008), S.336f.; Friedl, B. (2003), S.384ff. 25 Vgl.zum Überblick z. B. Euieri, R./Wagenhofer, A. (2008), S.322ff.
346
Währungsgerechte Budgetkontrolle im internationalen Controlling
Produktionsgesellschaft grundsätzlich nur für die Mengenabweichung zur Verantwortung zu ziehen. Die Abweichungen höherer Ordnung sowie die Preis- und Wechselkursabweichung sind für die weitere Beurteilung auszuklammern. Ob die reine Mengenabweichung von - 20.000 HW auf eine effiziente Produktion hindeutet, lässt sich allerdings ohne Kenntnis von Plan- und Ist-Leistung nicht sagen. Ausgangspunkt der weiteren Abweichungsanalyse, in der die Soll-Kosten für die Ist-Leistung zu ermitteln sind, sind die Ist-Kosten zu Plan-Preisen und -Wechselkursen von (8) 9.500 ME . 20 ~~ . 2
WJ = 380.000 HW.
Liegt die Ist-Leistungsmenge um 200 ME unter der Plan-Leistung, so hat die Produktionsgeseilschaft bei einem Produktionskoeffizienten von 2 tatsächlich effizient gearbeitet; das zeigt die preis- und wechselkursbereinigte Verbrauchsabweichung von (9) 380.000HW - :.600 ME· 20~· 21W; = -4.000 HW. Sollk~ten
3.3
Einfluss des Zentralisierungsgrades auf die Budgetkontrolle
Grundsätzlich hängt die Verantwortlichkeit für einzelne Budgetabweichungen von Zentralisierungsentscheidungen in der internationalen Unternehmung ab. Dabei lassen sich eine Entscheidungs- und eine Ausführungszentralisierung abgrenzen. Eine vollständige Entscheidungszentralisierung liegt vor, wenn weisungsgebundene Einheiten keinen eigenen Entscheidungsspielraum mehr haben. Davon unabhängig ist die Frage, ob getroffene Entscheidungen zentral oder dezentral ausgeführt werden. Nimmt man die Extremfälle vollständiger Zentralisation und Dezentralisation, sind also vier Kombinationsfälle denkbar, die jeweils sinnvoll begründbar sind; Abbildung 3-2 stellt diese für den Fall des Währungsmanagements einander gegenüber. So setzt z. B. die Feststellung der konzernweiten Währungs-Netto-Exposures eine Zentralisierung voraus, um unnötige gegenläufige Absieherungen dezentraler Einheiten zu verhindern. Auch sind manche strategischen Entscheidungen, etwa Standortverlagerungen zur Änderung der Währungsstruktur betrieblicher Zahlungsströme, kaum delegierbar. Jedoch ist zu bedenken, dass eine Verringerung des Entscheidungsspielraums mit Motivationsverlusten dezentraler Entscheidungsträger einhergehen kann. Für eine Ausführungszentralisation sprechen vor allem die damit erreichbaren Bündelungseffekte, die meist günstigere Transaktionskosten und den erleichterten Aufbau von Expertenwissen versprechen. Auf der anderen Seite sind jedoch manche Arten natürlicher Absicherung (sog. natural hedging) nur dezentral sinnvoll, etwa wenn durch die Wahl der Fakturierungswährung oder vertragliche Währungsanpassungsklauseln mit Lieferanten oder Kunden die Währungsstruktur beeinflusst werden soll.
347
Univ.-Prof. Dr. Alexander Baumeister
Abbildung 3-2:
Beispiele für Zentralisierungskombinationen im Währungsmanagement internationaler Unternehmungen
~ findung
zentral
dezentral
vollständig zentrales Währungsmanagement
geteilte Erfolgsverantwortung: z. B. dezentrale Bestimmung der Absicherungsquoten, zentrale Durchführung der Absicherungsgeschäfte
geteilte Erfolgsverantwortung: z. B. zentrale Festlegung optimaler Exposurequoten, dezentrale Umsetzung durch Fakturierungswährungswahl
vollständig dezentrales Währungsmanagement
Ausführung
zentral
dezentral
Neben einer vollständigen Entscheidungs- und Ausführungszentralisierung sind auch zahlreiche Zwischenstufen denkbar. So kann die Absicherungsquote zentral bestimmt werden, während die Absicherungsinstrumente dezentral ausgewählt werden. Gängig ist auch die Vorgabe eines zulässigen Intervalls für die Absicherungsquote, innerhalb dessen die dezentralen Entscheidungsträger die endgültige Absicherungsquote nach individueller Risikopräferenz auswählen. Je stärker die Entscheidungsfindung auf diese Weise verzahnt ist, desto weniger eindeutig sind die Erfolgsverantwortung und damit mögliche Budgetabweichungen trennscharf abzugrenzen und zuzuweisen.
3.4
Budgetkontrolle bei währungsbedingt abhängigen Einflussgrößen
Wird das Währungsmanagement zentral gehandhabt, sind die dezentralen Einheiten zunächst lediglich für die währungsspezifische Gewinnentstehung verantwortlich. In einer kumulativen Abweichungsanalyse würden damit reine Wechselkursabweichungen sowie die Mischabweichungen der Zentrale zugeschrieben. Diese ergeben sich übersichtlicher, wenn man die Gewinnabweichung nach (5) mit währungsspezifischen (Gewinn-)Exposures zerlegt:
348
Währungsgerechte Budgetkontrolle im internationalen Controlling
m
I
[q
I
-I
n
I
I]
m
P
[q
P
_p
n
pp]
dG= L Wh' ~Xjh·Pjh-.LVih·Pih - L Wh' ~Xjh·Pjh-.LVih·Pih h=l
, )=1
1=1
, h=l
Eih (10)
, )=1
1=1
,
EI>h
= f(wh +dWh)·(Eh +dEh)- fWh .Eh h=l m
h=l
p
p
= L(dWh·E h + Wh' dEh +dWh·dEh)· h=l ~ Wechselkursabweichung
~
(Gewinn-) Exposureabweichung
'------gen8_rt (de I CGU8)
FreeCa sh Flow vo r Zin sen und Steuern
,
I I
2008 SeM" S' AbWI ung de. Nullu ng...... rtu
...
I I I I I I I I
2009 : 2010 I
...
Sc twm 2 Pl'ognonder
,
Schr1Tl4
e..-rtelen C..h
20 11
Dltkonr"",ng und
I' •
Aggregolfon der
_rteten CI'" FIowI
20 12 "",,~~
Schn" 3
8nlmmung del OtIkontllrunllllllZll
Für die Sdmittpunkte zwischen Rechnungslegung und Controlling sind. insbCllond.erc die Schritte 1 und 2 von Bedeutung. Sie werden deshalb in den folgenden Abschnitten 3.1 und 3.2 näher betrachtet. In Schritt 1 des Goodwill Impairment Testes steht im Mittelpunkt die Identifikation und Abgrenzung der CGUs als Bewertungsobjdrle fl1r den nach externen IFR5-Anforderungen durchzuführenden Goodwlll lmpa.lrment Test und deren Verhältnis zur internen Unternehmenssteuerung. Schritt 2 stellt die Briide dar zwischen der grundsätdich vergangenheitsorientiertJen Rechnungslegung. d. h. Rechenschaft ablegen für eine abgeschlossene Berichtsperl.odc, und der zukunftsoricn· tierten C0n:tr011ingsicht, d. h. Unterstützung der Entscheidungafindung der Unternehmensleitung für die Zukunft. Die Schritte:3 bis 5 sind für die weitere Durchführung des Goodwill lmpalnnent Testes sehr bedeutsam, sind aber wie die Bestimmung des Diskontietunguinssatzes ebgegrenzte Themengebiete oder Anwmdungsfiill.e der Mathematik. Auf die weitere Betrachtung dieser Phasen wird daher verzichtct; es wird auf die entsprechende Utcratur zum IFRS Goodwill Impainnent Test verwi.ellen)9
19 Vgl . Wirth, J. (2005), S. 7ft; BJUl4e, T. (2005), S. 2567ff.; l'rtiberg, J.lLD4vtbltdl. N. (2005),. S. 479ff.; IDW (2005), S. 1ff.; Klinge&. B. (2006), S. 276H.; Unuru, A.!Zli lch. 11. (2006), S. 319ff.; LQ~ N.!FrtYuJei.t&, N. (2003),. S. 217ff.; HIdDntisftr, D. (2005), S. 191ff.; KvJrlncind, A .-M. (2ODSl. S. 297ff.; Deloij~ (2004.),. S. 6H.
..7
WPIStBICPA Dr. Claus Buhleier
3
Ausgewählte Berührungspunkte zwischen IFRS Goodwillimpairment Test und dem internationalen Controlling
3.1
Abgrenzung CGUs und Unternehmenssteuerung
Der Goodwill ist auf Ebene von CGUs oder Gruppen von CGUs auf Werthaltigkeit zu überprüfen. Eine CGU wird definiert als kleinste identifizierbare Gruppe von Vermögenswerten, die Mittelzuflüsse erzeugt, die weitestgehend unabhängig von Mittelzuflüssen anderer Vermögenswerte oder anderer Gruppen von Vermögenswerten sind. 2o Für Zwecke des Goodwill Impairment Testes ist als Testbasis die unterste Ebene anzusetzen, auf der das Management den Ergebnisbeitrag des Geschäfts- oder Firmenwertes für Zwecke der internen Berichterstattung steuert.s! Dabei soll eine CGU nicht größer definiert werden als ein Geschäftssegment im Sinne von IFRS 8.22 Ein wesentlicher Indikator für die Unabhängigkeit der CGU ist darin zu sehen, dass seitens der für die Führung des bilanzierenden Unternehmens verantwortlichen Unternehmensleitung eigenständige entscheidungsrelevante Planungen für die CGU erstellt werden Hierbei ist von den Verhältnissen des internen Berichtswesens auszugehen. Die Schaffung einer neuen Berichtsstruktur für Zwecke des Impairment Testes wird indes nicht beabsichtigt; vielmehr soll die Strukturierung der CGUs in Anlehnung an das interne Berichtswesen und die interne Unternehmenssteuerung erfolgen. 23 CGUs sind von
20 Vgl. IAS 36.6. 21 Vgl. lAS 36.80a. Da eine sinnvolle Allokation des Goodwills auf CGUs in vielen Fällen nicht möglich ist und das Management die Rendite des Goodwills auf einer höheren Ebene überwacht, wird dieser häufig auf Basis von Gruppen von CGUs auf Impairment getestet (vgl. IAS36.81). 22 Vgl. lAS 36.80b. Die Bestimmung eines Geschäftssegmentes erfolgt nach den Regeln des IFRS 85ff. Bis zum 31. Dezember 2008 war nach lAS 36 die Obergrenze für die Abgrenzung einer CGU ein für Zwecke der Segmentberichterstattung nach IAS 14 gebildetes Segment. Zum Hintergrund und Absicht dieser Änderung führt lAS 36.BC150A wie folgt aus: "In 2006 IFRS 8 replaced lAS 14 and changed the basis for identifying segments. Under lAS 14, two sets of segments were identified-one based on related products and services, and the other on geographical areas. Under lFRS 8, operating segments are identified on the basis of internal reports that are regularly reviewed by the entity's chief operating decision maker in order to allocate resources to the segment and assess its performance. The objective of the change was to improve the disclosure of segment Information, not to change the requirements of lAS 36 relating to the allocation of goodwill for impairment testing." 23 Vgl. IAS 36.82 LV.m. IAS 36.BC140.
488
Der IFRS Goodwillimpairment Test
Periode zu Periode für die gleichen Vermögenswerte oder Arten von Vermögenswerten stetig zu identifizieren.24 Die Abgrenzung der CGUs hängt unmittelbar davon ab, wie der aus Untemehmenserwerben resultierende derivative Goodwill auf die einzelnen Konzemeinheiten, ob rechtlich oder wirtschaftlich abgegrenzt, zugeordnet wird. Die Literatur sieht die notwendige Goodwill-Allokation als subjektiven Vorgang, welcher erheblichen Spielraum für den späteren Goodwill Impairment Test eröffnet. 25 In der Literatur wird auf die Vorteile einer weiten Abgrenzung der Bewertungseinheiten aufmerksam gemacht. Wenn eine CGU groß genug wäre, könnte es dann zu einem "horizontalen Verlustausgleich" kommen, wenn Werteinbußen in einem Bereich durch Wertsteigerungen in einem anderen Bereich ausgeglichen würden. Diese weite Abgrenzung der CGU könnte damit helfen, vorzeitige Wertminderungen durch "Quersubventionierung" zu vermeiden, da in derartigen Fällen ein möglicher Impairment des derivativen Goodwills durch einen vorhandenen originären Goodwill kompensiert werden könnte. 26 Hense sieht die Herausforderung in der Goodwillzuordnung zwischen verschiedenen Konzemeinheiten in der Herstellung einer Kongruenz zwischen den Steuerungszwecken einerseits und den Abbildungsregeln des Rechnungswesens andererseits. Letztlich lassen sich nach seiner Auffassung in divisionalisierten Untemehmen zwei Grundmodelle bei der Zuordnung unterscheiden: •
Zuordnung auf die obere Entscheidungsebene, d. h. möglichst zentral oder
•
Zuordnung auf die Ebene der Wertgenerierung, d. h. weitgehend dezentral
Bei möglichst zentraler Zuordnung des erworbenen Goodwills, bei der nach lAS 36.80b die Ebene des nach IFRS 8 bestimmten Geschäftssegmentes die größtmögliche Allokationsstufe bildet, muss die jeweilige Untemehmensleitung die Wertgenerierung aus Untemehmenserwerben zentral über entsprechende Vorgaben an die operativen Einheiten überwachen. Damit können mögliche Fehlsteuerungen, die aus der Übernahme des Rechnungslegungsmodells für den Goodwill resultieren, vermieden werden. Nachteilig ist, dass den operativen Einheiten der ursächliche Zusammenhang zwischen den mit dem Untemehmenskauf verbundenen Zielen (z. B. Hebung Synergien, Überwindung Markteintrittsbarrieren), übergeordneten Zielen der Untemehmenssteuerung (z. B. Untemehmenswertsteigerung) und konkreten operativen Vorgaben nicht deutlich wird. Bei einer dezentralen Zuordnung des Goodwills zu den operativen Einheiten wird die Erreichung der Ziele aus dem Untemehmenserwerb (z. B. Untemehmenswertsteigerung, Hebung Synergien, Überwindung Markteintrittsbarrieren) Bestandteil der Steuerungsgröße der betroffenen Einheiten. Das optimale Modell der intemen Untemeh24 Vgl.IAS 36.72. 25 Vgl. Wüstemann, J.lDuhr, A. (2003), S. 253; vgl. auch die Regelungen des lAS 36.80 bis .83. 26 Vgl. Pellens, B.lSellhorn, T. (2001), S. 719; Flaidt, G.lFeige, P. (2003), S. 255.
489
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menssteuerung ist abhängig von der Größe, dem Grad der Divisionalisierung, dem oder den Geschäftsmodellen und dem Führungsstil. Bei dezentraler Zuordnung des Goodwills ist die Identifikation der operativ Verantwortlichen von zentraler Bedeutung, um die Auswirkungen des Goodwills auf die in der Unternehmenssteuerung verwendeten Kennzahlen sowie Einflussgrößen der erfolgsabhängigen Entlohnung umfassend zu berücksichtigen. Eine fehlende Einbindung der operativ Verantwortlichen in den Erwerbsprozess und seine Zielsetzungen kann hier zu Konflikten führen. Eine dezentrale Zuordnung des Goodwills sollte sich an der für die Unternehmenssteuerung verwendeten Sicht der Unternehmensleitung ausrichten. Damit dürfen die CGUs, denen für Zwecke des Rechnungswesens Goodwill zugeordnet wird, nicht von den für die Unternehmenssteuerung relevanten Einheiten abweichen. Damit müssen schon unmittelbar nach dem Akquisitionszeitpunkt die Aktivitäten des erworbenen Unternehmens entsprechend der Struktur nach Vollzug der Übernahme gegliedert werden. Nach dieser Zielstruktur ist der Goodwill aufzuteilen und zuzuordnen. Bei der Goodwill-Allokation sollten die gleichen Unternehmensbewertungsmodelle verwendet werden, die bei künftigen Impairment Tests Anwendung finden. All dies erlaubt die Zuordnung und Nachverfolgung der mit dem Unternehmenserwerb erwarteten Synergien. Insgesamt dürfte für große, stark divisionalisierte Unternehmen mit multiplen Geschäftsmodellen die dezentrale Goodwill-Zuordnung geeigneter sein. 27 In einer empirischen Studie wurde untersucht, nach welchen Kriterien bei nach IFRS bilanzierenden Unternehmen CGUs gebildet und auf welchen Ebenen diese angesiedelt werden. Daraus lassen sich auch Rückschlüsse auf die vorgenommene Allokation von Goodwill schließen. Für das Kriterium der Bildung der CGUs ergab sich das folgende Bild:28
27 Vgl. Hense, H. (2006), S. 259ff. 28 Vgl. Deloitte (2005), S. 4f.; vgl. auch Pellens, B.lEpstein, R.lBarth, D. et al. (2005), S. 12.
490
Der IFRS Goodwillimpairment Test
Tabelle 3-1:
Kriterien zur Abgrenzungvon CGUs
Abgrenzungskriterium
Anteil (Mehrfachnennungen möglich)
Orientierung an den Segmenten
53%
Produktgruppen/-linien
44%
Regionen
31 %
Umsatz
7%
Bilanzsumme
2%
Festgehalten werden kann damit, dass die Abgrenzung der CGUs anhand der Segmente und damit ausgehend von der für die Segmentberichterstattung maßgebenden internen Berichtsstruktur von großer Bedeutung ist. In der empirischen Studie wurde folgende Ansiedlung der CGUs auf den unterschiedlichen Ebenen der Konzernhierarchie identifiziert:29
Tabelle 3-2:
Ansiedlung derCGUs in der Konzernhierarchie
Ebene der zahlungsmittelgenerierenden Einheit
Anteil (Mehrfachnennungen möglich)
Unterschiedliche Ebenen
30%
Segmentebene
25%
Eine Ebene unterhalb der Segmentebene
36%
Zwei Ebenen unterhalb der Segmentebene
9%
Die Untersuchungsergebnisse zeigen damit keine eindeutige Präferenz der befragten IFRS-Bilanzierer. Insgesamt 45 % der Befragten siedeln die CGUs unterhalb des Seg29 Vgl. Deloitte (2005), S. 5; vgl. auch Pellens, B.lEpstein, R.lBarth, D. et al. (2005),S. 12. Die Untersuchung wurde durchgeführt, als die Obergrenze der CGU-Abgrenzung nach lAS 14 und nicht wie heute nach IFRS 8 bestimmt wurde. Gemäß lAS 36.BC150Awar mit dieser Anforderung keine Änderung der Anforderung an die Goodwillaufteilung auf CGUs beabsichtigt. Es kann damit davon ausgegangen werden, dass die empirisch erhobene Ansiedlung der CGUs in der Konzernhierarchie sich im Zeitablauf nicht wesentlich verändert hat. 491
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mentes an. Die Segmentebene als Zuordnungsobergrenze wird von 25 % der befragten IFRS-Bilanzierer verwendet.F' Das Ideal des IASB zur Bildung von CGUs, die in der Theorie kleiner als die nach SFAS 142 unterhalb der Segmentebene angesiedelten Berichtseinheiten sind, findet sich in der Bilanzierungspraxis kaum.
3.2
Ableitung zukünftig erwarteter Zahlungsströme aus der Planungsrechnung
Der Nutzungswert wird als Barwert der aus einer CGU abgeleiteten künftigen Cashflows ermittelt. Als integraler Bestandteil des lAS 36 werden im Appendix A die grundsätzlichen Vorgehensweisen zur Anwendung von Barwertverfahren und zur Bestimmung des Nutzungswertes erläutert.31 Die Verfahren verwenden einheitlich Discounted Cashflow-Methoden, wobei kein expliziter Bezug auf einen bestimmten Bewertungsansatz genommen wird. Detaillierte Vorgaben liefert der Standard hingegen in Bezug auf die Vorgehensweise zur Ableitung der bewertungsrelevanten Cashflows. Als Ausgangsbasis für die Cashflow-Prognose sind die jüngsten vom Management verabschiedeten Finanzpläne heranzuziehen, wobei ein Detailplanungszeitraum von fünf Jahren nicht überschritten werden soll, es sei denn, ein längerer Zeitraum kann gerechtfertigt werden. 32 Gemäß lAS 36 hat die Prognose der bewertungsrelevanten Cashflows auf Basis vernünftiger und vertretbarer Annahmen, welche die Einschätzung des Managements der zukünftigen ökonomischen Rahmenbedingungen widerspiegeln, zu erfolgen. Diese Annahmen sind durch externe Nachweise zu stützen. 33 Der Nutzungswert einer Testeinheit wird für deren Zustand im Bewertungszeitpunkt geschätzt, damit quasi wie sie "steht und liegt". Cashflows in Verbindung mit Investitionen, welche die Ertragskraft einer Testeinheit nachhaltig über ihr ursprüngliches Niveau hinaus erhöhen (Erweiterungsinvestitionen) dürfen im Rahmen der Ermittlung des Nutzungswertes explizit nicht berücksichtigt werden. 34 Daneben sind Cashflows in Zusammenhang mit zukünftigen Restrukturierungen, zu denen sich Ähnliche Ergebnisse werden festgestellt in der Untersuchung von Kirsch/Koelen/Tinz der Berichterstattung der DAX-30-Untemehmen in Bezug auf den Goodwill-Impairment-Test. Vgl. Kirsch, H.-J./Koelen, P./Tinz, O. (2008),S. 92 sowie weitere Nachweise dort in Fußnote 17. 31 Vgl. lAS 36 AI-AI4; der Appendix A beschreibt die grundsätzlichen Elemente der Barwertermittlung und führt zwei Barwertansätze auf. Im Rahmen des Traditional Approachs wird derjenige Zahlungsstrom, dem die höchstmögliche Eintrittswahrscheinlichkeit beigemessen wird, mit einem risikoadjustierten Kapitalisierungszinssatz (rate commensurate with the risk) diskontiert. Beim Expected Cashflow Approach hingegen werden Erwartungswerte aus mehreren Cashflow-Szenarien gebildet, die mit einem risikoangepassten (RisikozuschIagsmethode) oder einem quasi-risikolosen Zinssatz (Sicherheitsäquivalenzmethode) diskontiert werden. Der Expected Cashflow Ansatz stellt den von lAS 36 zu präferierenden Ansatz dar (vgl. lAS 36.A7). 32 Vgl. lAS 36.33b. 33 Vgl. lAS 36.33a. 34 Vgl. lAS 36.33b, 36.44b. 30
492
Der IFRS Goodwillimpairment Test
ein Unternehmen noch nicht verpflichtet hat, nicht im Nutzungswert abzubilden.35 Für Cashflows in Verbindung mit Ertragsteuerzahlungen und Finanzierungsaktivitäten besteht ebenfalls ein explizites Einbeziehungsverbot.36 Für die Unternehmenspraxis stellte sich die Frage, inwiefern die für den Zweck des Impairment Testes verwendeten Informationen mit den Daten der internen Steuerung übereinstimmen. Eine empirische Studie identifizierte hier einen sehr starken Zusammenhang zwischen den für Zwecke des Impairment Testes, d. h. der externen Rechnungslegung, und den für die Unternehmenssteuerung, d. h. des Controllings, verwendeten Informationen. Von den befragten Unternehmen gaben 93 % an, dass die Daten übereinstimmen. Lediglich 7 % wiesen auf gewisse Unterschiede zwischen den internen und externen Daten bezüglich des Diskontierungssatzes und des Planungszeitraumes hin. Die befragten DAX-Unternehmen gaben alle an, dass die externe und die interne Datenbasis übereinstimmen.37 In einer empirischen Untersuchung zur Unternehmensplanung deutscher Unternehmen wurden die folgenden wesentlichen Hauptbestandteile der Unternehmensplanung identifiziert:38
Tabelle 3-3:
Hauptbestandteile der Unternehmensplanung
Planungsbestandteil
Häufigkeit in % (Mehrfachnennungen möglich)
Gewinn- und Verlustrechnung
93%
Personal
93%
Absatz und Umsatz
90%
Investitionen
90%
Bilanz
82%
Cashflow I Finanzen
82%
Damit führt die Gewinn- und Verlustrechnung sowie die klassischen Unternehmensbereiche Absatz und Umsatz, Personal und Investitionen die Rangliste der Planungsbestandteile an. Etwas überraschend ist, dass eine Bilanzplanung sowie eine Finanzplanung in signifikant weniger Unternehmen durchgeführt wird, obwohl gerade diese 35 Vgl. 36 Vgl. 37 Vgl. 38 Vgl.
lAS 36.33b, 36.44b. lAS 36.50. Deloitte (2005), S. 10. Deloitte (2006), S. 3.
493
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Informationen den Planungsempfängern Einblick in die geplante und erwartete Unternehmensentwicklung geben könnten. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass bei fast allen größeren oder international ausgerichteten Unternehmen Planungen der Bilanzen sowie Cashflows vorgenommen werden, während dies bei mittleren und kleineren Unternehmen nicht immer der Fall sein dürfte. Für den nach IFRS mindestens jährlich vorzunehmenden Goodwill Impairment Test sind, wie unten noch gezeigt wird, diese Informationen sehr bedeutsam. Bei der Untersuchung der Zeithorizonte in deutschen Unternehmen wurde in der genannten empirischen Studie festgestellt, dass der Zeithorizont der strategischen Planung bei etwa 66 % der befragten Unternehmen einen Zeitraum von drei bis sechs Jahren umfasst. Der Großteil der Unternehmen (79 %) erstellt die strategische Planung jährlich. 39 Auf der Grundlage der dargestellten Ergebnisse der empirischen Studien kann festgehalten werden, dass in deutschen Unternehmen in der Regel das für einen IFRSGoodwill Impairment Test notwendige Datenmaterial zur Verfügung steht bzw. vom Controlling zur Verfügung gestellt werden kann. Für die tatsächliche Durchführung des IFRS Goodwill Impairment Testes stellt sich die praktische Frage, auf welche Art die für den Discounted Cashflow erforderlichen Berechnungen notwendigen Zahlungsströme abgeleitet werden. Grundsätzlich können wie in der Kapitalflussrechnung nach lAS 7 die entsprechenden Zahlungsströme direkt oder indirekt abgeleitet werden. Das Schema zur direkten Ableitung der bewertungsrelevanten Free Cashflows kann wie folgt dargestellt werden:
39 Vgl. Deloitte (2006), S. 6 mit weiteren empirischen Daten zu den Planungshorizonten und Planungsfrequenzen deutscher Unternehmen. Die Ergebnisse dieser Studie werden im Wesentlichen bestätigt durch die Auswertung der Berichterstattung der DAX-30-Unternehmen in den IFRS-Konzernanhängen über die durchgeführten IFRS-Werthaltigkeitspriifungen. Demnach legen etwa 70 % der DAX-3D-Unternehmen in den Jahren 2005 und 2006 einen Planungszeitraum von drei bis sechs Jahren den Cashflow-Prognosen zugrunde. Vgl. Kirsch, H.J./Koelen, P./Tinz, O. (2008),S. 94.
494
Der IFRS Goodwillimpairment Test
Abbildung 3-1:
Direkte Ableitung derCashflows
Einzahlungen Betriebsbereich Auszahlungen Betriebsbereich
=Operating Cashflow Netto-Investitionen
=Bewertungsrelevanter Free Cashflow
IAS 36.50 fordert für den Goodwill Impairment Test die Bewertung einer CGU ohne Verschuldung sowie vor Untemehmenssteuem, sodass bei der obigen Ableitung der bewertungsrelevanten Free Cashflows keine Untemehmenssteuem, auch keine Unternehmenssteuem bei reiner Eigenfinanzierung sowie keine Zahlungsströme aus der Finanzierung (d. h. sowohl keine Zins- wie Tilgungszahlungen) zu berücksichtigen sind. Für die indirekte Ableitung der bewertungsrelevanten Zahlungsströme wird in der Regel der Jahresüberschuss als Ausgangsgröße herangezogen. Dieser wird um Unternehmenssteuem und Zinszahlungen korrigiert, um zum Ergebnis vor Zinsen und Steuem (EBIT) zu gelangen. Hierbei werden sämtliche Zinsaufwendungen hinzugerechnet und Zinserträge abgezogen. Sollten gemäß IAS 36.79 Pensionsverpflichtungen und sonstige Rückstellungen in den zu testenden Buchwerten der CGUs einbezogen werden, sind die Zinsaufwendungen aus Pensionsverpflichtungen und sonstigen Rückstellungen bei dem oben genannten EBIT zu korrigieren und abzuziehen, um eine Kongruenz von Bewertungsobjekt und bewertungsrelevanten Free Cashflows zu erreichen. Analoge Korrekturen sind für die Zinserträge aus Finanzanlagen vorzunehmen, da diese ebenfalls im Buchwert der zu testenden zahlungsmittelgenerierenden Einheit berücksichtigt sind. Daneben sind Bereinigungen für zahlungsunwirksame Aufwendungen (z. B. Abschreibungen auf das Sachanlagevermögen) oder Erträge (z. B. Zuschreibungen auf das Finanzanlagevermögen) notwendig. Bei der indirekten Ableitung der Zahlungsströme werden die Veränderungen des betrieblichen Netto-Vermögens (sog. Working Capital; z. B. Vorräte, Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen) als zahlungswirksame Vorgänge interpretiert. Dementsprechend wird der bewertungsrelevante Free Cashflow um die Abnahme (Erhöhung) der Buchwerte von Vermögenswerten erhöht (gemindert) bzw. um die Abnahme (Erhöhung) von Verbindlichkeiten gemindert (erhöht). Abbildung 3-2 verdeutlicht die Vorgehensweise zur Ableitung der bewertungsrelevanten Free Cashflows:
495
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Abbildung 3-2:
Indirekte Ableitung derCashflows
Jahresüberschuss + + +
+I -
Zinsen Ertragsteuern Zahlungsunwirksame Aufwendungen (z.B. planmäßige Abschreibungen) Zahlungsunwirksame Erträge (z.B. Zuschreibungen) Veränderung betriebliches Netto-Vermögen (so genanntes Working Capital) Brutto-Investitionen
=Bewertungsrelevanter Free Cashflow
Für die Praxis des IFRS Goodwill Impairment Testes ist festzustellen, dass die bewertungsrelevanten Free Cashflows in der Regel nach der indirekten Methode abgeleitet werden. Dies, da in den Rechenwerken der Unternehmen die für die direkte Ableitung der Cashflows notwendigen unmittelbar zahlungsbezogenen Informationen in der Regel nicht gesondert vorgehalten bzw. geplant werden. Notwendig dazu wären beispielsweise gesonderte Konten für Zahlungseingänge von Forderungen, Zahlungsausgänge für beschaffte Vorräte oder gezahlte Gehälter. In der Buchführungspraxis gibt es stattdessen Bestandskonten für Forderungen, Vorräte und Personalverbindlichkeiten sowie Erfolgskonten für Umsatz, Materialaufwand und Personalaufwand. Auf der Grundlage der doppelten Buchführung werden die Informationen zu Zahlungsströmen daher indirekt abgeleitet. Auch wenn bei der oben genannten empirischen Untersuchung des Planungswesens deutscher Unternehmen die Kapitalflussrechnung als häufiger Planungsbestandteil identifiziert wurde, dürfte aufgrund der beschriebenen mangelnden Verfügbarkeit von direkten buchhalterischen Informationen zu Zahlungsströmen die jeweilige Kapitalflussrechnung in der Regel indirekt abgeleitet worden sein. Insgesamt ist festzuhalten, dass IFRS 3 und lAS 36 die Unternehmen quasi zur Aufstellung und fortlaufenden Pflege von Finanzplänen "zwingen". Siehe dazu auch das in Abschnitt 4 dargestellte Beispiel der SAP AG.
496
Der IFRS Goodwillimpairment Test
3.3
Besonderheiten in 'internationalen Unternehmen
In weltweit operierenden Unternehmen mit zahlreichen Auslandsgesellschaften steht der IFRS Goodwill Impairment Test sowie das Controlling vor besonderen Herausforderungen. Da wie oben dargestellt der IFRS Goodwill Impairment Test in der Regel auf den Informationen des Controllings bzw. der Unternehmensplanung aufsetzt, wird im Folgenden zuerst kurz auf die Besonderheiten des Controllings in internationalen Unternehmen eingegangen und danach die besonderen Regelungen zum IFRS Goodwill Impairment Test in internationalen Unternehmen dargestellt. Die nachfolgende Darstellung orientiert sich damit an der folgenden Gliederung: •
Probleme des Internationalen Controllings,
•
Inhalte des Internationalen Controllings,
•
Regelungen des lAS 36 zum Umgang mit bewertungsrelevanten Cashflows in fremder Währung.
Die Internationalisierung der Geschäftstätigkeit führt zu erhöhten Anforderungen an das Unternehmenscontrolling und die Unternehmensplanung. So führen die unterschiedlichen ökonomischen, rechtlichen, steuerlichen und soziokulturellen Besonderheiten der verschiedenen Länder zu ganz spezifischen Problemen des Internationalen Controllings: 4O •
Umrechnungs-, Interpretations- und Konsolidierungsprobleme durch divergierende Wechselkurse sowie Zins- und Inflationsraten,
•
Probleme aus einer unterschiedlichen internationalen Steuerbelastung sowie abweichenden Regelungen zur Dividenden- und Kapitaltransferierbarkeit,
•
Besonderheiten bei der Kapitalkostenermittlung,
•
Divergenzen der nationalen und internationalen internen und externen Rechnungslegungspraktiken,
•
Probleme und Missverständnisse im Zuge des Controlling-Prozesses aufgrund (unternehmens-) kultureller und sprachlicher Unterschiede.
Aufgabe des internationalen Controllings ist es damit, diese spezifischen Probleme für die Planung, Steuerung und Kontrolle in internationalen Unternehmen zu überwinden. Perlitz fasst die funktionalen Inhalte und Aufgaben des Controllings in internationalen Unternehmen in den folgenden sechs Punkten zusammenrü
40 Vgl. Bleyer, K.-P. (1989), S. 63; Küting, K.lHeiden, M (2002), S. 290; Perlitz, M. (2004), S. 573. 41 Vgl. Perlitz, M. (2004), S. 572.
497
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•
Harmonisierung von Ergebnis-, Finanz- und Leistungszielen und der Planungen der Auslandsgesellschaften mit jenen des Gesamtkonzems,
•
Zielkontro11e und gegebenenfalls Einleitung von Gegensteuerungsmaßnahmen zur Zielerreichung,
•
Entlastung des lokalen und zentralen Managements in Bezug auf Steuerungsaufgaben,
•
Erarbeitung und proaktive Überwachung von SWOT-Analysen der einzelnen Auslandsgesellschaften,
•
Versorgung der Auslandsgesellschaften mit Führungsinformationen sowie betriebswirtschaftlichen Beratungsleistungen,
•
Sicherstellung eines strategiekonformen Entscheidungsverhaltens im Untemehmensverbund.
Das internationale Controlling stellt mit den konzemeinheitlichen und länderübergreifenden Planungsinformationen die Grundlage zur Durchführung von Goodwill Impairment Tests für CGUs bereit, die Konzemeinheiten in verschiedenen Ländem und Wirtschaftsräumen umfassen. Ohne diese vereinheitlichte Datenbasis können konzemübergreifende IFRS Goodwill Impairment Testes nicht durchgeführt werden. Für die Ableitung von bewertungsrelevanten Cashflows in Fremdwährung sowie für den Umgang mit derartigen Cashflows im Rahmen eines Goodwill Impairment Testes enthält lAS 36.54 besondere Regelungen. Dort wird der Umgang mit den als besondere Problembereiche des Internationalen Controllings bezeichneten Themen Umrechnungsfragen bei Fremdwährung, Umgang mit Zinsunterschieden in den verschiedenen Währungsräumen sowie Besonderheiten bei der Kapitalkostenermittlung für alle nach IFRS-Rechnungslegung bilanzierenden Unternehmen verbindlich entschieden. Nach lAS 36.54 sind die bewertungsrelevanten Cashflows in der Währung abzuleiten und zu schätzen, in der sie erwirtschaftet werden. Diese Cashflows sind dann mit einem diesem Währungsraum angemessenen Diskontierungszinssatz abzuzinsen. Der sich ergebende Barwert in Fremdwährung ist dann mit dem am Bewertungsstichtag geltenden Devisenkassakurs umzurechnen. Diese lAS 36-Regelung resultiert aus einem Verständnis des in der Untemehmensbewertung anerkannten Äquivalenzprinzips, wonach Zahlungsströme in Fremdwährung mit einem währungsäquivalenten Diskontierungszinssatz abgezinst werden sollten. 42 Sollte zum Beispiel der Nutzungswert einer in den USA domizilierten CGU zu überprüfen sein, so bedeutet dies für die Unternehmenspraxis das folgende Vorgehen:
42 Für eine Darstellung der Besonderheiten bei der Bewertung ausländischer Unternehmen vgl. z. B. Starp, W-D. (2005), S. 467ff.
498
Der IFRS Goodwillimpairment Test
•
Heranziehung der in US-Dollar geplanten bewertungsrelevanten Cashflows, da in diesem Währungsraum die aus der Nutzung der CGU resultierenden Cashflows generiert werden,
•
Verwendung eines Diskontierungszinssatzes, welcher die Besonderheiten des USamerikanischen Kapitalmarktes berücksichtigt,43
•
Umrechnung des in US-Dollar bemessenen Barwertes mit dem zum Bewertungsstichtag geltenden Devisenkassakurs in Euro.
Sollten die Cashflows einer CGU in verschiedenen Währungsräumen generiert werden, so empfiehlt sich für die Ableitung gleichnamiger, einer einheitlichen Bewertung zugänglichen Cashflows die integrierte Anwendung der Regelungen zur Fremdwährungsumrechnung nach lAS 21 "Auswirkungen von Wechselkursänderungen" sowie Erkenntnissen der Finanzwirtschaft zum Management von Fremdwährungsrisiken. Sachgerecht erscheint dabei die in verschiedenen Währungen anfallenden Cashflows in die Berichtswährung umzurechnen. Für die Umrechnung der Cashflows der unterschiedlichen Planjahre wären nach Währung und Fristigkeit differenzierte Terminkurse (sog. Forward Rates) anzuwenden. Beispielsweise für die Umrechnung von GBPCashflows des zweiten Planjahres in EUR wäre dann der GBP-EUR-Terminkurs für zwei Jahre, ggfs. der für 1,5 Jahre für die Mitte des zweiten Planjahres, zu verwenden. Die Verwendung der Terminkurse ermöglicht über die Zinsparität die Berücksichtigung der währungsbezogen unterschiedlichen Zinsniveaus, welche die Kapitalkosten der verschiedenen Währungsräume wesentlich beeinflussen. Die so auf die Berichtswährung normierten Cashflows können dann ohne weitere Anpassungen mit den Kapitalkosten der Berichtswährung diskontiert werden, um den Nutzungswert zu ermitteln. Diese differenzierte und finanzwirtschaftlich fundierte Vorgehensweise ist aus der Sicht einer anzustrebenden Objektivierung der Währungsumrechnung der bewertungsrelevanten Cashflows der Anwendung von "gegriffenen" Plan-Umrechnungskursen klar überlegen und daher vorzuziehen.
43 Dies gilt insbesondere für den bei der Herleitung des Diskontierungszinssatzes zugrunde gelegten Basiszins sowie der herangezogenen Marktrisikoprämie, welche beide den Besonderheiten des US-amerikanischen Währungsraumes genügen müssen.
499
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3.4
Organisatorische Rolle von Rechnungslegungs- und Controllingfunktion bei der Durchführung des Impairment Testes
Neben den theoretischen und praktischen Berührungspunkten zwischen internationaler Rechnungslegung und internationalem Controlling beim IFRS Goodwill Impairment Test stellt sich auch die Frage, wer in der Unternehmenspraxis für dessen Durchführung die organisatorische Verantwortung innehat. Wird der Impairment Test dem Verantwortungsbereich des Rechnungswesens zugeordnet, so zeigt dies ein Verständnis/ dass aufgrund der externen Anforderung der IFRS dies als originäre Aufgabe des externen Rechnungswesens aufgefasst wird. Über die Zuordnung der Verantwortlichkeit zum Controlling könnte gewährleistet werden, dass der IFRS Goodwill Impairment Test in die unternehmerischen Planungs- und Controllingprozesse eingebunden wird und die Ergebnisse des Impairment Testes in der Entscheidungsfindung des Managements berücksichtigt werden. In der empirischen Studie wurde für die Unternehmen des Prime Standards bzw. der
im DAX notierten Gesellschaften die folgende organisatorische Verantwortung für die Testdurchführung identifiziert: 44
Tabelle 3-4:
Verantwortlichkeit für die Durchführung des IFRS Goodwill Impairment Testes Prime Standard
DAX
Rechnungswesen
33%
58%
Rechnungswesen und Controlling
22%
21 %
Controlling
36%
14%
Rechnungswesen und Planung
7%
7%
Controlling und Planung
2%
-
Organisatorische Verantwortung
Bei den Gesellschaften des Prime Standards ist in etwa zwei Drittel der Fälle die organisatorische Verantwortung entweder dem Rechnungswesen oder dem Controlling zugeordnet. Lediglich bei 22 % der befragten Unternehmen tragen Rechnungswesen und Controlling die Verantwortung für den Impairment Test gemeinsam. Bei den
44 Vgl. Deloitte (2005), S. 11.
500
Der IFRS Goodwillimpairment Test
DAX-Unternehmen ist die Verantwortung stärker dem Rechnungswesen und in einem geringerem Ausmaß dem Controlling zugeordnet. Selbst wenn die organisatorische Verantwortung entweder dem Rechnungswesen oder dem Controlling zugewiesen ist, ist dennoch von einer intensiven Zusammenarbeit der beiden Funktionen auszugehen. So kann das Rechnungswesen ohne den DatenInput von Controlling und Planung keine Berechnungen durchführen.sf Das Controlling wird in der Regel die IFRS-Kenntnisse des Rechnungswesens bei der Erstellung der Bewertungsmodelle in Anspruch nehmen, da die IFRS sich zwar an den in der Betriebswirtschaft bekannten Free Cashflow-Verfahren anlehnen, diese aber modifizieren und sich teilweise von denen der Unternehmensbewertungstheorie unterscheiden. 46 Auch wenn diese Untersuchung aus dem Jahre 2005 stammt, ist nicht davon auszugehen, dass sich in der Gegenwart die organisatorische Rolle der Rechnungslegungsund Controllingfunktion bei der Durchführung des Impairment Testes wesentlich geändert hat.
3.5
lAS 36-Angabepflichten ermöglichen Einblick 'in Rechnungslegungs- und ControUingpraxis
Um den Jahresabsch1ussadressaten die Beurteilung der dem IFRS Goodwill Impairment Test innewohnenden Ermessensspielräume zu ermöglichen, sowie potenzielle künftige Wertminderungsaufwendungen abschätzbar zu machen, enthält lAS 36 umfangreiche Offenlegungspflichten für den IFRS-Konzernanhang über den durchgeführten Goodwill Impairment Test, insbesondere die Ausgangslage, die gewählte Vorgehensweise und verwendete Parameter sowie die Ergebnisse des Werthaltigkeitstestes. Der Bedeutung dieser Anhangangaben wird auch dadurch unterstrichen, dass diese seit mehreren Jahren einen Prüfungsschwerpunkt der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung bei ihrer nach § 342b HGB vorgenommenen Überwachung der Rechnungslegung börsennotierter Unternehmen darstellen. 47 Nach lAS 36.134 sind die Prämissen und Bewertungsannahmen offenzulegen, die zur Herleitung der erzielbaren Beträge der CGUs herangezogen werden, die einen Geschäfts- und Firmenwert enthalten. Anzugeben sind im Einzelnen:
45 Vgl. Abschnitt 3.2 zur Ableitung zukünftig erwarteter Zahlungsströme aus der Planungs-
rechnung. Zu ausgewählten Informationsbeiträgen des Controlling für die Erstellung eines IFRS-Abschlusses vgl. auch Kirsch, H. (2005), S. 1155ff. 46 Vgl. Ballwieser, W. (2006), S. 278ff. mit weiteren Nachweisen. 47 Vgl. Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung e.v. (2010b), Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung e.V. (2009a), Deutsche Prufstelle für Rechnungslegung e.V. (2008), Deutsche PTÜfstelle für Rechnungslegung e.v. (2007).
501
WPIStBICPA Dr. Claus Buhleier
•
der den CGUs zugeordnete Buchwert des Geschäfts- und Firmenwertes;
•
die Grundlage, auf welcher der erzielbare Betrag (d. h. der Nutzungswert oder der beizulegende Zeitwert abzüglich der Verkaufskosten) bestimmt wurde;
•
eine Beschreibung jeder wesentlichen Annahme, auf der die Geschäftsleitung seine Cashflow-Prognosen für den Planungszeitraum aufgebaut hat; wesentliche Annahmen sind diejenigen, auf die der erzielbare Betrag der CGU am sensibelsten reagiert;
•
eine Beschreibung des Managementansatzes zur Bestimmung der zu jeder Annahme zugewiesenen Werte, ob diese Werte vergangene Erfahrungen widerspiegeln oder ob sie ggfs. mit externen Informationsquellen übereinstimmen, und wenn nicht, auf welche Art und aus welchem Grund sie sich von vergangenen Erfahrungen oder externen Informationsquellen unterscheiden;
•
der Zeitraum, für den das Management die Cashflows geplant hat, die auf den vom Management genehmigten Finanzplänen/Vorhersagen beruhen;
•
die Wachstumsrate, die zur Extrapolation der Cashflow-Prognosen jenseits des Zeitraumes benutzt wird, auf den sich die jüngsten Finanzpläne/-vorhersagen beziehen, und die Rechtfertigung für die Anwendung jeglicher Wachstumsrate, die die langfristige durchschnittliche Wachstumsrate für die Produkte, Industriezweige oder Länder, in welchen das Unternehmen tätig ist, oder für den Markt, für den die CGU bestimmt ist, übersteigen;
•
der für die Cashflow-Prognose angewandte Abzinsungssatz.
•
Falls eine mögliche Änderung einer wesentlichen Annahme, auf der die Geschäftsleitung die Berechnung des erzielbaren Betrages aufgebaut hat, zu einer Abwertung des Geschäfts- oder Firmenwertes führen würde, ist folgendes anzugeben: o
der Betrag, um welchen der erzielbare Betrag den Buchwert übersteigt;
o
der der wesentliche Annahme zugewiesene Wert;
o
der Wert, um den die wesentliche Annahme zu variieren ist, damit der erzielbare Betrag gleich dem Buchwert der CGU ist.
Diese abstrakten Offenlegungspflichten können anhand folgender Angaben aus dem IFRS-Konzernanhang 2009 der Deutschen Lufthansa AG veranschaulicht werden. "Alle Firmenwerte sowie immaterielle Vermägenswerte mit einer unbestimmten Nutzungsdauer wurden im Geschäftsjahr 2009 wie im Vorjahr einem regelmäßigen Werthaltigkeitstest nach lAS 36 unterzogen. Die Tests wurden auf der Ebene der kleinsten zahlungsmittelgenerierenden Einheit (CGW auf Basis des Nutzungswerts durchgeführt. ... "
502
Der IFRS Goodwillimpairment Test
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die getesteten Firmenwerte und die in die jeweiligen Werthaltigkeitstests eingeflossenen Annahmen. Buelchnung der CGU
Deul:8che SWiSSAvllltlon
Lufthanaa Aß und Regional partner Segment
Buchwert Flrmen'NBrt
TrwiningUd.
LSGSkyCh"", LSG SkyCh"", USA4ru_ Koroo
Passage Aii ne P....goAJ~1no Gruppe
249 Mlo. EU
Cate~ ng
Catemg
Caleling
CaleIing
7 Mlo. EUR
6 M1o.EUR
12MIo. EUR
4,O%bla. 4,7 %
3,3 % bis 3,6 %
4,0% bis 6,9%
-4.5 % bis 12,1%
0,9 % bis 25,2%
16,6% bis 17,9%
28.1 '%bls
3,5 % bis 28,8%
O%b1s
4,9 % bis 11,3%
20,0 % bis 26,5%
6,1 % bis 9,6%
28.1 '%b1a
PIBnugszeitraln1 Investitlonsquote PlanungszeItraum
9,0 % bis 10,9 %
8,2 % bis 20,8%
1,5% bis 2,3 %
1.0%b1a
3JBhre
3 Jahre
5 Ja hre
4,0%
1,0 %
11,3%
Ende des Planungsze itrau ms
DiskonUerungssatz
EBITDA-Marge
Dauer des PlanungszeItraums
6,1 %
29,3 %
30,0%
1,5%
0,8% bis 1,0 %
O%b1s
5 Johro
5 Jahre
5 Johro
5JBhre
2,0%
3,3 %
3,0%
8,0%
28,5%
9,6%
29,3 %
17,9%
30,0%
8,0 % bis 25,0%
9,0%
6,2%
1,5%
1,0 %
1,5%
1,0%
0,5 % bis 2,5%
9,1 %
9,1 %
9,1 %
9.1 %
9,1 %
9,1 %
9,1 %
1,1 %
Umsatzwachsb.m p.a.
nach Ende des PlanungszeItraums EBITDA-Marge nach
Ende des Planungszeitrauma Investltlonsquole nach
V-.chledana LSGGesellschaften·
46MIo. EUR
0%b1s 7,0%
~ ngszeitrau m
MroMEAL
Caleling
AußerplBnmlilßIge Absctv"elbungen UmsatzwachsUn p. 8.
ZJlD
HaYllclllk Hlzmetlerl A.S.
2nMlo.EUR
Gruppe
2 Mlo. EUR
LSG Sky Cho"
2,5 %
1,O%b1s
5,0%
• Flrmenwerte mit einem Buchwert von Im Einzelfall unter 5 Mlo. EUR
Die für dieWerthaltigkeitstests verwendeten Umsatzwachstumsannahmen basieren im Planungszeitraumauf externveröffentlichten Quellen. Sie wurden teilweise mit Risikoabschlägen für regionale Besonderheiten bzw.gesellschaftsspezifische Marktanteilsentwicklungen versehen. Unter Zugrundelegungder in derTabelle beschriebenen Annahmeeinesnachhaltigen Umsatzwachstums derDeutsehen Lufthansa AG und Regionalpartner von am EndedesPlanungszeitraums 4 Prozent, übersteigt dererzielbare Betrag den Buchwert um 1,2 Mrd. EUR. Unter derAnnahme eines Umsatzanstiegs von 2,8 Prozentp. a. entspräche dererzielbare Betrag dem Buchwert des Vermögens. ... Die verwendeten EBITDA-Margen basieren auf vergangenen Erfahrungswerten bzw. wurden auf
Basis eingeleiteter kostenreduzierender Maßnahmen weiterentwickelt. Investitionsquoten stützen sich auf Erfahrungswerte der Vergangenheit und berücksichtigen im Planungszeitraum vorgesehene Ersatzbeschaffungen von Produktionsmitteln. "48
Von besonderem Wert für die Absch1ussadressaten sind die Angaben zur Sensitivitätsanalyse der Bewertungsannahmen entsprechend lAS 36.134f, da diese die Abschätzung von potenziellen Goodwillabschreibungen ermöglichen. Neben den bei Lufthansa da rgestellten Sensitivitäten zum nachhaltigen Umsatzwachstum finden sich auch SenSIitivitäten zu Kapitalkosten oder Kapitalkosten- und Cashflow-Variationen.
48
Deutsche Lufthansa AG (2010), S. 168f.
503
WPIStBICPA Dr. Claus Buhleier
Die BASF SE gibt zum 31. Dezember 2009 für den dem Unternehmensbereich Catalysts zugeordneten Geschäfts- und Firmenwert in Höhe von 1.253 Mio. € die nachfolgenden Erläuterungen: "Der gewichtete Kapitalkostensatz. derfür dieWerthaltigkeitsprüfung derzahlungsmittelgenerierenden EinheitCatalysts genutzt wurde, beträgt 7,50% (2008: 7,48%). Catalysts hat derzeit einenNutzungswert, der den Buchwert um etwa 300 Millionen € übersteigt. Der erzielbare Betrag würde bei einemAnstieg desgewichteten Kapitalkostensatzes um O,43%-Punkte dem Buchwert derEinheitentsprechen. "49
Bei der GEA Group AG wird für den IFRS-Goodwill-Impairment-Test zum 31. Dezember 2009 ein Vorsteuerzinssatz von 12,69 % verwendet und der Goodwill
wurde Divisionen zugeordnet, welche die zahlungsmittelgenerierenden Einheit bilden. Der IFRS-Konzernanhang enthält diesbezüglich die folgenden Angaben zu den Sensitivitäten: "Der für die Bemessung einerWertminderung maßgebende erzielbare Betrag liegt beikeiner Division (Vorjahr: einerDivision) weniger als 10 Prozent überdem Buchwert desNettovermögens der Division. Bei keiner Division würde sich durch eine Erhöhung des Diskontierungssatzes um 10 Prozent (Vorjahr: einer Division) ein Wertminderungsbedarf (Vorjahr: 14.539 T EUR) ergeben. Eine Erhöhung des Zinssatzes um 20 Prozentwürde bei einer Division zu einerWertminderung in Höhe von 19.479 T EUR (Vorjahr: 34.382 T EUR)führen. Beidieser Division (Vorjahr: dieser Division) würde sichjedoch kein Wertminderungsbedarf (Vorjahr: 8.738 T EUR) ergeben, wenn diefür den Zeitraum nach dem dreijährigen Detailplanungszeitraum erwarteten Zahlungsströme um 10 Prozentgeringer wären. Bei um 20 Prozentgeringeren Zahlungsströmen würde dieWertminderung beidieser Division 10.679 T EUR (Vorjahr: 27.178 T EUR) betragen. "50
Die Analyse der Offenlegungspraxis der DAX 3D-Unternehmen zum IFRS-GoodwillImpairmenttest für die Geschäftsjahre 2005 und 2006 der Anhangangaben zum Jahre 2005 und 2006 zeigte, dass diesen Angabepflichten nicht immer vollständig und aussagekräftig nachgekommen wurde.51 Mangelhafte Angaben in den IFRS-Konzernanhängen sind häufig der Gegenstand von Fehlerfeststellungen der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung.52 Seitdem die Anhangangaben zum GoodwillImpairment-Test im Fokus der Prüfungstätigkeit der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung stehen,53 ist eine Verbesserung der Qualität der Angaben zu beobachten. Dies belegen auch die obigen Beispiele.
BASF SE (2010), Geschäftsbericht 2009, S. 169. 50 GEAGroup AG (2010), Geschäftsbericht 2009, S. 157. 51 Vgl. Kirsch, H.-J,fKoelen, P./Tinz, O. (2008), S. 91ff. 49
52 Vgl. beispielhaft den Tätigkeitsbericht 2009 der Deutschen Priifstelle für Rechnungslegung abgedruckt in: Deutsche Prujsielle für Rechnungslegung e.V. (2010a). 53 Vgl. Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung e.v. (2009a), Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung e.V. (2008), Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung e.V. (2007).
504
Der IFRS Goodwillimpairment Test
Insgesamt ist festzustellen, dass die Angaben in den Konzernanhängen über die durchgeführten IFRS-Goodwill-Impairment-Tests interessante Einblicke in die Rechnungslegungs- und Planungspraxis der Unternehmen gewähren. Bei den Angaben zur Aufteilung der Geschäfts- und Firmenwerte erhält man Einblicke in die Unternehmensorganisation und -steuerung. Die Informationen zu den Planungshorizonten, Bewertungsparametern sowie übrigen Bewertungsannahmen gewähren einen Eindruck vom internen Planungssystem, welches einen Teil des Unternehmenscontrollings bildet.
4
US-GAAP Impairment Test in der Unternehmenspraxis und IFRSAnforderungen - das Beispiel SAP
Die SAP AG ist ein DAX-Unternehmen, das aufgrund der Börsennotierung in den USA sowie der originären Aufstellung des Konzemabschlusses nach U5-GAAP erst seit 2007 verpflichtet ist, nach IFRS zu bilanzieren. Als nach U5-GAAP bilanzierender Konzern hatte die SAP AG von 2002 bis 2006 die planmäßige Abschreibung von bilanzierten Goodwills zu unterlassen und stattdessen den jährlichen Goodwill Impairment Test entsprechend SFAS 142 durchzuführen. Das Beispiel SAP ist interessant, da diese Gesellschaft eine nach U5-GAAP zulässige Methode des Goodwill Impairment Testes anwendet, welche ab 2007 nach IFRS nicht mehr zulässig ist und der Goodwill Impairment Test nach IFRS die Einführung einer detaillierten Mittelfristplanung erforderlich machte.5 4 SAP bedient sich für die Durchführung des Impairment Testes nach US-GAAP des Multiplikatorverfahrens.55 Der wesentliche Grund hierfür ist die fehlende mittel- und langfristige Planung auf Segmentebene, welche detailliert genug wäre, um als Basis für eine Discounted Cashflow Bewertung zu dienen. Die Multiplikatoren für die Bewertungseinheiten Produkt, Beratung und Schulung der SAP werden von einer Investmentbank bereitgestellt. Die Investmentbank ermittelt hierzu Umsatzmultiples von unabhängigen Unternehmen, welche in demselben Geschäftsbereich wie die jeweilige Bewertungseinheit der SAP tätig sind. Die Investmentbank nimmt die Auswahl der Vergleichsunternehmen und die Ermittlung der Multiplikatoren weisungs54 Für eine Darstellung der Besonderheiten des Goodwill Impairment Testes nach US-GAAP sowie den Unterschieden zu dem IFRS Goodwill Impairment Test vgl. beispielsweise Alvarez, M.lBiberacher, ]. (2002),S. 346ff.; Brücks,M.lKerkhoff, G.lRichter, M. (2005),S. Iff.; Hachmeisier, D. (20OS), S. 191ff.; Kuhlewind, A-M. (2005),S. 297ff. 55 Zum Verfahren der Überprüfung der Werthaltigkeit des Goodwills bei SAP vgl. die Darstellung bei Hütten, C./Ohlgart, C. (2005),S. 286f.
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WPIStBICPA Dr. Claus Buhleier
frei und unabhängig von SAP vor. Dies wird genauso getan, wie sie es im fiktiven Fall eines Börsenganges oder Verkaufes der Bewertungseinheit tun würde. SAP erhält damit eine unabhängige und marktgerechte Basis für die Zeitwertermittlung der Bewertungseinheiten. Um die Zeitwerte der Bewertungseinheiten zu berechnen, wendet SAP die von der Investmentbank gelieferten Multiples auf den in der internen Budgetrechnung bestimmten Planumsatz der jeweiligen Bewertungseinheit für das aktuelle Jahr an. Anschließend werden Buchwert und Zeitwert miteinander verglichen. Bisher lag bei SAP der Zeitwert jeder Bewertungseinheit in allen Fällen über dem Buchwert. Daher gab es für SAP noch keinen Anlass, die nach US-GAAP notwendige zweite Stufe des Goodwill-Werthaltigkeitstests zu durchlaufen oder gar außerplanmäßige Abschreibungen auf den Goodwill vorzunehmen. Hütten/Ohlgart führten 2005 aus, dass die Verpflichtung zur Aufstellung eines IFRSKonzernabschlusses, die sich für SAP als U5-GAAP-Bilanzierer mit Börsennotierung in den USA ab 2007 ergibt, dazu führen kann, dass SAP Mittel- und Langfristplanungen vornehmen muss, da die Verwendung von Multiples für den IFRS Goodwill Impairment Test nicht zulässig ist.56 Die Erläuterungen in den Anhängen zu den IFRSKonzernabschlüssen der SAP AG ab 2007 zeigen deutlich, dass dort eine Mittelfristplanung mit einem Detailplanungszeitraum von zwei bzw. drei Jahren eingeführt wurde. 57 Das Beispiel SAP illustriert damit sehr deutlich, dass die internationale Rechnungslegung nach IFRS hohe Anforderungen an Unternehmensplanung und Controlling stellt. Wo kein ausreichend ausgebautes und detailliertes System der Unternehmensplanung vorhanden ist, macht dies, wie insbesondere in Abschnitt 3.2 gezeigt, der IFRS Goodwill Impairment Test notwendig.
56 Vgl. Hütten, C.lOhlgart, C. (2005),S. 287. 57 Vgl. SAP (2008a), S. 107 sowie SAP (2009), S. 181. Der im Geschäftsbericht 2007 abgedruckte U5-GAAP-Konzernabschluss enthält keine dem IFRS-Konzernabschluss vergleichbare Offenlegung des durchgeführten Werthaltigkeitstestes. Vgl. SAP (2008b).
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Der IFRS Goodwillimpairment Test
5
Zusammenfassung und Ausblick
Seit der Überarbeitung der IFRS-Regelungen zur Erst- und Folgebilanzierung von Unternehmenszusammenschlüssen und den daraus resultierenden Goodwills wurde mit der Aufhebung der planmäßigen Abschreibung des Goodwills eine fundamentale Abkehr von bisher weltweit anerkannten Bilanzierungskonventionen vorgenommen. Seitdem sind die von Unternehmen bilanzierten Goodwills einem mindestens jährlichen Werthaltigkeitstest, dem sog. IFRS Goodwill Impairment Test, zu unterziehen. Übersteigt der Buchwert den erzielbaren Betrag, so ist in der Höhe der Differenz eine Wertberichtigung zu erfassen. Die einleitend dargestellte Übersicht, der in der Bilanzsaison 2008 vorgenommenen Goodwill Impairments zeigt, dass derartige außerplanmäßige Abschreibungen auch zum Teil gewaltige Ausmaße annehmen können. Der IFRS Goodwill Impairment Test wird auf der Ebene von CGUs vorgenommen. CGUs können unterschiedlich abgegrenzt werden, wobei die nach IFRS 8 festgelegten Geschäftssegmente die Abgrenzungsobergrenze darstellen. Häufig werden in der Unternehmenspraxis die Testeinheiten allerdings unterhalb der Segmentebene gebildet. Diese eher dezentrale Goodwill-Zuordnung wird in der Literatur als vorteilhafter für Zwecke der internen Unternehmenssteuerung gesehen, da den operativen Einheiten der Zusammenhang zwischen den mit dem Unternehmenskauf verbundenen strategischen Zielen und konkreten operativen Managemententscheidungen verdeutlicht wird. Für die Ableitung der für den IFRS Goodwill Impairment Test benötigten Prognosen zukünftiger Cashflows, ist auf die Daten der internen Unternehmensplanung zurückzugreifen. IFRS 3 und lAS 36 "zwingen" damit die Unternehmen quasi zur Aufstellung und fortlaufenden Pflege von Finanzplänen. Dies zeigt ganz plastisch das Praxisbeispiel SAP. Dort sind aufgrund der besonderen IFRS-Anforderungen des Goodwill Impairment Testes Verbesserungen bei der Unternehmensplanung vorgenommen worden. Insgesamt wird der Impairment Test zu einer stärkeren Standardisierung und Akzeptanz von formalisierten Verfahren der Unternehmensplanung führen. Die Notwendigkeit der Durchführung von Impairment Tests im Rahmen der Jahresabschlusserstellung und -prüfung hat den Prozess der Unternehmensplanung gestärkt. Aufgrund der spezifischen Rahmenbedingungen von in verschiedenen Ländern operierenden international tätigen Unternehmen stellt der IFRS Goodwill Impairment Test dort eine besondere Herausforderung dar. Diesen besonderen Herausforderungen ist hauptsächlich mit dem Instrumentarium des Internationalen Controllings zu begegnen. lAS 36 normiert, dass bewertungsrelevante Cashflows in der Währung zu bestimmen sind, in der sie erwirtschaftet werden. Diese Cashflows sind dann mit einem diesem Währungsraum angemessenen Diskontierungszinssatz abzuzinsen und mit dem Devisenkassakurs des Bewertungsstichtages umzurechnen. Sollten die Cashflows einer CGU in verschiedenen Währungsräumen anfallen, so erscheint es sachgerecht
507
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diese mit differenzierten Terminkursen zuerst in die Berichtwährung umzurechnen und dann mit dem Diskontierungszinssatz der Berichtswährung zu bewerten. Die Durchführung des IFRS Goodwill Impairment Testes ist bei den DAX-Unternehmen organisatorisch überwiegend bei der Rechnungswesensfunktion verankert. Dort wie bei den übrigen Unternehmen zeigt sich eine starke Zusammenarbeit von Rechnungswesen- und Controllingfunktion. Die Angaben in den Konzernanhängen über die durchgeführten IFRS-GoodwillImpairment-Tests gewähren interessante Einblicke in die Rechnungslegungs- und Planungspraxis der Unternehmen. Bei den Informationen zur Aufteilung der Geschäfts- und Firmenwerte erhält man Einblicke in die Unternehmensorganisation und -steuerung. Die Angaben zu den Planungshorizonten, Bewertungsparametern sowie übrigen Bewertungsannahmen gewähren einen Eindruck vom internen Planungssystem, welches einen Teil des Unternehmenscontrollings bildet. Der IFRS Goodwill Impairment Test stellt hohe Anforderungen an die Rechnungswesen- und Controllingfunktion eines Unternehmens. In seinem Tätigkeitsbericht für das Jahr 2009 identifiziert die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung den Umfang und die Komplexität der IFRS als eine Ursache für Fehler in der Rechnungslegung börsennotierter Unternehmen und führt zum IFRS-Goodwill-Impairment-Test prägnant wie folgt aus: "Insbesondere die Überprüfung der Werthaltigkeit des GoF in den Folgejahren ist aufwendig, komplex und enthält viele subjektive Elemente: Aufteilung des GoF auf selbstständige Geschäftseinheiten, Ermittlung von Ertragswerten aufgrund aufwendiger zukunftsbezogener Cash Flow-Planungen und Ableitung geeigneter Diskontierungssätze sowie sehrumfangreiche Anhangangaben."58 Diese hohen Anforderungen werden in der Unternehmenspraxis und auch in der Fachdiskussion als Erschwernis für die weitere Verbreitung der IFRS-Bilanzierung bei nicht kapitaImarktorientierten oder auch mittelständischen Unternehmen gesehen. Das IASB hat im Juli 2009 den Standard "International Financial Reporting Standard (IFRS) for Small and Medium-sized Entities (SMEs)" für eine vereinfachte IFRSRechnungslegung für Unternehmen des Mittelstandes herausgegeben. Nach Abwägung der verschiedenen Kommentare zur vorhergehenden Entwurfsfassung, die insbesondere eine Befreiung von oder einer Vereinfachung der Anforderungen zum IFRS Goodwill Impairment Test forderten, entschied sich das IASB aus Kosten-NutzenÜberlegungen dafür Goodwill als einen Vermögenswert mit einer begrenzten Nutzungsdauer anzusehen, der über maximal zehn Jahre planmäßig abgeschrieben werden soll.59 Derzeit ist nicht zu erwarten, dass diese Bewertungsvereinfachung für mittelständische Unternehmen künftig auch börsennotierten Unternehmen gewährt werden soll, die nach den "vollständigen" IFRS ihre Abschlüsse aufstellen müssen Diesem Kreis der IFRS-Bilanzierer bleibt damit der IFRS Goodwill Impairment Test als 58 Vgl. Deutsche Prüfstellefür Rechnungslegung e.v. (2010a), S. 8. 59 Vgl. IASB (2009a), IFRS for SMEs BASIS FOR CONCLUSIONS - JULY 2009, BC 108-BC112, insbesondere BC 112 sowie IASB, IFRS FOR SMES - JULY 2009, Abschnitt 19.23.
508
Der IFRS Goodwillimpairment Test
theoretisch interessante und praktisch hoch relevante Schnittstelle zwischen Internationaler Rechnungslegung und Internationalem Controlling auch weiterhin erhalten.
509
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