Hamburger Klopstock-Ausgabe
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Hamburger Klopstock-Ausgabe
friedrich gottlieb klopstock werke und briefe historisch-kritische ausgabe Begründet von Adolf Beck, Karl Ludwig Schneider und Hermann Tiemann Herausgegeben von Horst Gronemeyer, Elisabeth Höpker-Herberg, Klaus Hurlebusch und Rose-Maria Hurlebusch † Verlag Walter de Gruyter in Berlin und New York
Abteilung Werke: V
Friedrich Gottlieb Klopstock Biblische Dramen
Text /Apparat Herausgegeben von Monika Lemmel Walter de Gruyter Berlin, New York 2005
Inhaltsverzeichnis
Text Der Tod Adams. Ein Trauerspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Salomo, ein Trauerspiel von Klopstock . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3ò David ein Trauerspiel von Klopstock . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ò59 Vorrede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27ò
Apparat Allgemeiner Teil Klopstocks Arbeit an den biblischen Dramen und deren Druckgeschichte »Der Tod Adams« Zur Enstehung und Überarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 Drucklegung und erneute Überarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 ò »Salomo« Zur Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284 Die »Salomo«-Drucke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288 Gerüchte und Mißverständnisse um »Jonathan« . . . . . . . . . . . . . 292 »David« Zur Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 Klopstocks Selbstverlagsprojekte, die »Typographische Gesellschaft« in Berlin und das »Deutsche Museum« in Hamburg . . . . . . . . . . 298 Der Druck durch Bode in Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 Überlieferte Dramentitel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30ò Der Neudruck der biblischen Dramen in der Ausgabe der »Werke« bei Göschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306 Der Stand der Vorbereitung der Dramen für die Göschen-Ausgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306 »Vorrede « Zu Entstehung und Druck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308 Klopstocks Verfügungen über die Reihenfolge der Werke in der Göschen-Ausgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309 Die Fortsetzung der Ausgabe der »Werke« nach Klopstocks Tod 3ò ò
Zeugnisse über Klopstocks Arbeit an den biblischen Dramen, über ihre Druckgeschichte und über ihre Wirkung . . . . . . . . . . . . . . 3ò4
VIII
Inhaltsverzeichnis
Einzelapparate »Der Tod Adams« Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Textkonstitution Die Drucke bei Pelt in Kopenhagen, Dò, D2, D3 . . . . . . . . . . . Der Druck in den »Werken« (D4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zu Orthographie und Interpunktion in der Ausgabe der »Werke« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Emendationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lesarten /Varianten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Varianten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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»Salomo« Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Textkonstitition Zur relativen Chronologie der ò764 veröffentlichten Drucke . . Die Vorlagen des ersten Satzes und des Neusatzes . . . . . . . . . . Relation des ersten Satzes zur handschriftlichen Druckvorlage Abweichungen des Neudrucks (D3) vom Erstdruck . . . . . . . . . Weitere »Salomo«-Drucke (D4 D5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Druck in den »Werken«, D6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Abhängigkeit des Drucks D6 von Dò, D2 und D3 . . . Grundlage der Textwiedergabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Emendationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lesarten /Varianten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Varianten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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»David« Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Textkonstitution Die Handschrift (h) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Titelblatt von h . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Entstehung von h . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Druck bei Bode, Dò . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Druck in den »Werken«, D2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Emendationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lesarten/Varianten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Varianten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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»Vorrede « Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Textkonstitution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lesarten/Varianten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhaltsverzeichnis
IX
Anhang Editionsprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abgekürzt zitierte Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Allgemeine Abkürzungen und diakritische Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . Abkürzungen zur Bibel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erläuterndes Namenregister »Der Tod Adams« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . »Salomo« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . »David« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Der Tod Adams. Salomo. David. Vorrede .
Der Tod Adams. Ein Trauerspiel.
VORBERICHT. Die Schönheiten eines Trauerspiels, die es mehr durch Gewohnheiten und Sitten einer Nation, als durch die einfältige Natur sind, haben sich oft dadurch der Gefahr ausgesetzt, weniger zu gefallen. Und nicht selten sind sie der Gefahr untergelegen, wenn diese Gewohnheiten und Sitten, ein zu fremder Zusatz zu der schönen Natur waren. Denn, wenn wir uns, in diesem Falle, auch mit noch so vieler Bemühung in die Zeiten und Umstände versetzen, worauf sich ein Trauerspiel vorzüglich bezieht; so bleibt uns doch allezeit, aufs wenigste, eine gewisse zarte Widersetzlichkeit der Empfindung übrig, die den großen Mann, für den uns die Geschichte und der Dichter einnehmen wollen, lieber in andern, als in solchen Umständen, die der Natur so oft eine falsche Colorit geben, handeln sehen möchte. Diese Anmerkung ist eine von den Ursachen gewesen, warum ich unsern Stammvater zu der Hauptperson eines Trauerspiels gemacht habe. Vielen Lesern wird hier gleich einfallen: Daß man kein Trauerspiel aus der Offenbarung nehmen müsse. Wenn das so viel heißen soll, daß die großen Männer, die uns die Bibel aufbehalten hat, nicht so würdig sind vor uns zu erscheinen, als die großen Männer des Heidenthums; so sehe ich nicht ein, warum ich Salomo nicht so hoch als Titus schätzen solle. So bald man aber dadurch sagen will, daß diejenigen großen Männer der Offenbarung, die nicht anders, als von den tiefsten Geheimnissen der Religion begleitet, aufgeführt werden könnten, selbst für das ernsthafte Trauerspiel zu ernsthaft sind; so bin ich so sehr von dieser Meynung, daß ich wünschte, daß in dem Polieuct einige Stellen nicht wären. Man kann die Religion in zween Hauptgesichtspunkten ansehen. Es führt uns ein Vorhof zu dem Heiligthume. Was in dem Vorhofe geschieht, hat, wenn ich das Wort wagen darf, noch eine gewisse Mine von Weltlichkeit. Es hat aber zugleich so viel wirklich Erhabenes, so viel schöne und große Natur, daß es mir sonderbar vorkömmt, daß wir nur Eine Athalie haben. Ein gewisser Geschmack hat eingeführt, daß wir an einem Tage, der kein Feyertag, und an einem Orte, da keine Kirche ist, schlechterdings nicht erlauben, daß uns Jemand an so etwas ernsthaftes, als die Religion ist, erinnere. Dieses, und die nothwendige äußerste Einfalt bey der Vorstellung dieses Stücks, wird auch dann noch, wenn wir gute Schauspieler haben werden, verursachen, daß es niemals wird aufgeführt werden können. Ich habe es auch nicht zu diesem Endzwecke gemacht. Wenn ein
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Scribent seine guten Gründe haben kann, zu einer Begebenheit, die Art vorzustellen, die dem Trauerspiele eigen ist, bequemer, als eine andere zu finden: so begreife ich nicht, warum es ihm nicht erlaubt seyn sollte, sie zu wählen, ob er gleich einsieht, daß sein Stück, wegen gewisser Nebenumstände, nicht aufs Theater gehöret. Klopstock.
PERSONEN.
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adam. kain. seth. heman, einer von Adams jüngsten Söhnen. sunim, der jüngste. eva. selima, eine Enkelin Adams. drey mütter, die ihre Kinder Adam das erstemal bringen. ein todesengel. Der Schauplatz ist eine Hütte. In der Tiefe derselben ist Adams besonderes Zimmer, wo Abels Altar steht, und wo er zu beten pflegt.
ERSTE HANDLUNG.
Erster Auftritt.
Seth. Selima.
selima. Wie schön ist dieser glückselige Tag der Liebe! Wie hell ist er!
Wie viel freudiger, als alle Tage, die ich gelebt habe! Und nun ist unsre Mutter auch hingegangen, daß sie sehe, wie ihre Töchter meine Brautlaube schmücken, und mit mütterlicher Hand auch einen Zweig in die Laube flechte. Ich habe kühlende Früchte abgebrochen. Ich habe sie schon auf die Teppiche geschüttet, daß unsre Brüder und Schwestern sich erfrischen, wenn sie von der Laube kommen. Ich habe sie mit röthlichen Trauben gekränzt. Die schönsten für Heman habe ich mit thauvollen Blättern bedeckt. Ich Glückselige! Der weise, der tugendhafte Heman hat Selima gewählt! Heman liebt Selima! Und dazu werden die Enkelinnen mit der Abendröthe kommen, und ihre dreyjährigen Knaben Adam das erste mal bringen, daß er sie segne, und uns mit allen seinen väterlichen Freuden in die Brautlaube führe. Aber warum siehst du mich so ernst an, mein Bruder? Warum lächelte dieses Lächeln nicht ganz? seth. Meine Selima! Ich sann mit ernsten Freuden deiner Glückseligkeit nach. selima. Aber du sagtest ja dieses – du sagtest es mit einer Stimme, die Unruh verschweigen wollte. seth. Was kann ich dir, Selima, verbergen! Ich wollte es dir verbergen. Allein die reine Aufrichtigkeit meines Herzens, und dieser wartende Kummer, mit dem du vor mir stehst, zwingen mich, daß ich dir es sagen muß. Aber betrübe dich nicht, Selima. Die Liebe zu unserm Vater machte mich zu aufmerksam auf seinen Ernst, mit dem er zu Abels Altare hinein gieng, als du vor der Hütte standst, und Eva nachsahst. selima. Soll ich hingehen, und seine Hand umfassen? und sie festhalten? und ihn kindlich ansehen? und ihm flehn, daß er nicht traurig sey? – Ach, mein Bruder! mein Bruder! du verschweigst mir noch etwas! So hab ich dich noch niemals weinen gesehn! seth. Meine Selima, wärst du in der Vorhütte geblieben! Du hast mich zu sehr bewegt! Denn nun – ja nun muß ich dir alles sagen. Noch niemals hab ich unsern Vater so gesehn, wie er erst vor mir vorübergieng. Sein Gesicht war fürchterlich bleich! Er bebte fort, kaum gieng er. Seine Augen starrten auf mich her! Er sah mich nicht. Er gieng zum Altare
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hinein. Da hört ich ihn laut beten! und laut zittern! Aber ich verstand seine gebrochnen Worte nicht. Seitdem du hier bist, hör ich ihn nicht mehr. Ach Selima, du hast es gewollt. Ich hab es dir sagen müssen! – hörst du unsers Vaters Schritt? Er kömmt.
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Zweyter Auftritt.
Adam. Seth. Selima.
adam. Seth und Selima sind hier? – Es ist ein finstrer, es ist ein schrecken-
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voller Tag! – Er wird wieder heiter werden, Selima! Doch geh zu deiner Mutter, und lies Blumen mit ihr, deine Brautlaube zu schmücken. Sag ihr, daß es auf meinen Befehl geschieht, daß du hierinn wider die Gewohnheit einer Verlobten handelst. selima. Ich gehe, mein Vater. –
Dritter Auftritt.
Adam. Seth.
adam. Sie hat eine schöne Seele! Wie sie es empfand, daß sie uns verlassen 15
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mußte. Mein Sohn! – – (Gott segne sie! Ich werde sie nicht wieder sehen! Sie ist wie Eva, da der Fluch noch nicht war! Gott segne sie!) Mein Sohn! Mein bester Sohn! Ich weis, wie du den Unerschaffnen kennst, und wie tief du ihn anbetest! Du bist ein Mann, mein Sohn! Ich kann dir alles sagen! – Heut sterb ich! seth. Mein Vater! – Adam! mein Vater! adam. (Vor sich) Er verstummt! Ich werde bald länger verstummen! (zu Seth) Mein ganzes Herz empört sich, da ich dich leiden sehe! Aber du mußt mich hören! Viel fürchterlicher war die Stimme, da ich das erstemal das erstaunungsvolle Wort, Tod! vernahm. Unter allen meinen Kindern bist du der einzige, der mich sterben sehen, der mir sterben helfen soll. So gewiß ich wußte, daß ich geschaffen war, da ich mich empor hub, und gen Himmel sah; so gewiß weis ich, daß ich heut sterben werde! – Ich saß in der Vorhütte und überließ mich den Freuden über die Glückseligkeit meiner Kinder Heman und Selima ganz! Auf einmal, so sehr auf einmal, als je der schnellste Gedanke gedacht worden ist, erschütterte mich, kein Erstaunen, kein Schauer, keine Angst, der kommende Tod erschütterte mich, und strömte durch alle meine
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Gebeine! Itzt ist dieses mächtige Gefühl zur Betäubung geworden, sonst würde ich, wie du verstummen, oder du würdest doch die Sprache meiner Angst nicht verstehn! Mein theurer Sohn! Mein Sohn Seth! Du Bruder Abels! Ich will nicht klagen! Wie dürft ich klagen? Da ich diesen kommenden Tod empfand, da fuhr eben so schnell der Gedanke in meiner Seele auf, daß ich heut sterben würde! Tief grub er sich in mein Herz ein. Und noch denk ich nur ihn! Da schwebt er vor meiner Stirne! Hier schlägt er in meinem Herzen! Und noch Einer, den ich dir an dem Tage meines Todes nicht mehr verschweigen will, begleitet ihn, und ist so gewaltig, wie er! Als ich gerichtet ward, und nun von meiner Betäubung aufstand, trat ein Todesengel vor mich und sprach: Wenn du diesen Ausspruch verstehn wirst, den Tag, Adam, sollst du mich wieder sehen! Ich erwarte die Erscheinung, die furchtbare Erscheinung, so gewiß ich sie auch erwarte! doch würde sie noch furchtbarer seyn, wenn ich sie nicht erwartete! – Schau gen Himmel auf, mein Sohn! Der mich richtet, mischt Linderung in meine Todesangst! Aber das fühl ich von neuem, daß sein großes Urtheil: Ich sollte d e s T o d e s s t e r b e n , noch nicht vollzogen, und von viel tieferm Inhalt ist, als ich itzt noch verstehe. Du wirst meine Quaal sehn! Ich fürcht ihn nicht den Tod, zu dem ich mich Jahrhunderte bereitet habe: aber fühlen werd ich ihn! seth. Sage mir, ach! sage mir, mein Vater: Du willst sterben? adam. Wie gern blieb ich noch unter euch, meine Kinder! seth. So bleib denn, mein Vater, bleib und stirb nicht! adam. Laß mich, mein Sohn! Meine Seele hängt an deiner Seele! Laß mich! Du bist mein sehr theurer Sohn: Aber der das Todesurtheil über mich aussprach, ist anbetenswürdig! seth. Er ist es! Er ist es! – Aber könnte dich, mein Vater, die Liebe zu deinen Kindern nicht täuschen, daß du eine starke Erschütterung deiner männlichen Gesundheit, dieser Gesundheit, die Jahrhunderte gedauert hat, für den kommenden Tod hieltest? adam. Wie kann ich dem geliebtesten meiner Söhne antworten, wenn er so redet? O wenn es der Todesengel nur nicht zu schnell entscheidet! Wenn meines Sohns Augen den Furchtbaren nur nicht selbst sehn! – Dort ist Abels Altar, Sohn! dort, wo er noch mit dem Blute deines Bruders bezeichnet ist! dort faß ihn mit ringenden Händen! Dort hebe sie empor! Geh! werd erhört! Vielleicht daß du noch einen Tag zu meinem Leben erflehst! seth. O Vater! – Adam, mein Vater! – Ich gehe.
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Vierter Auftritt.
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Adam allein.
Er ist hingegangen! Wenn er auch wird beten können; wird er doch nicht erhört werden! – Was ist das in mir! Hört die Betäubung auf? Und fängt die Empfindung des Todes mit allen ihren Schrecken wieder an? Itzt steh ich noch über dem Staube! In wenigen Stunden werd ich unter ihm verwesen! Und wenn nun meine geliebte Eva, wenn nun meine Kinder kommen, und mich sterben sehen! – Nein, so entsetzlich ist der Gedanke von der Verwesung nicht, als der, wenn mich Eva sterben sieht! – Die Mitgeschaffne! die Geliebteste unter den Geliebten, wird sie mit mir sterben? Du weißt es, und nur du, der den Fluch über uns aussprach!
Fünfter Auftritt.
Adam. Seth.
adam. Du kömmst wieder. Hast du gebetet, Sohn? seth. Wie ich noch nie gebetet habe. Schauer auf Schauer! Das war mein 15
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Gebet. adam. Aber, mein Sohn! Wenn nun Eva mit ihren Kindern käme! Sollen sie mich sterben sehen? Geh, Sohn, und sage ihnen, daß ich allein opfern wolle, und daß sie erst kommen, wenn die Sonne untergegangen ist. seth. Ich kann dich itzt nicht verlassen, mein Vater, das kann ich nicht! Ich habe dir in meinem ganzen Leben gehorcht. Doch heute kann ich dich nicht verlassen! Dazu ist Selima schon hingegangen und hat sie traurig gemacht! Denn sie bat mich, und überwand mein Herz. Ich sagte ihr, mit welcher Bangigkeit du zum Altare hineingiengst. adam. So kommen sie denn! Nun, so wird mein Herz eher brechen. seth. Ich höre Fußtritte. Das sind die Füsse Selima. adam. Itzt kommen sie schon! O meine Kinder, meine Kinder! Ich unglückseligster unter den Vätern!
Sechster Auftritt.
Adam. Seth. Selima.
adam. (Vor sich) Sie ist todtblaß, wie Abel war, da er am Altare lag! (zu 30
Selima) Warum bist du so bekümmert, Selima? Sey ruhig, meine Tochter.
selima. Zürne nicht mit mir, mein Vater, daß ich dir nicht gehorchte.
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Habe Mitleiden mit deiner Selima. Da ich eilte zu meiner Mutter zu gehn, da wurde ich so bang, so beklommen über das, was mir Seth von dir gesagt hatte, daß es mir auf einmal dunkel vor meinen Augen ward. Weiter weis ich nicht was geschah. Ich habe mich seitdem unter den Blumen wieder gefunden. Ach, zürne nicht, daß ich nicht zur Laube gegangen bin. Mein Vater! (Sie umfaßt seine Knie) sey nicht traurig, mein Vater! Soll ich kühlende Blätter auf deinen Sommersitz streuen? und ihn überschatten, daß du da sitzest, und deine Kinder kommen sehest? adam. Steh auf, Selima! Du bist meine geliebte Tochter! Sey meinetwegen nicht bekümmert. Ich habe nur eine ernsthafte Unterredung mit Seth. Ich bin in der Vorhütte gewesen. Du hast den Weinstock noch nicht so hoch an den Ulm hinauf gewunden, als du mir sagtest, daß du thun wolltest. Du bist meine geliebte Selima. Geh hin, und sey ruhig. Du weißt, ich liebe diesen Ulmbaum vor allen unsern nachbarlichen Bäumen.
Siebender Auftritt.
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Adam. Seth.
adam. Wäre sie länger geblieben, so hätte ich ihren Anblick nicht mehr
aushalten können. Ach, du kannst mir es nicht nachempfinden, Seth, wie unglücklich ich bin! Diese Blume, diese unschuldvolle Blume wird auch abfallen, und in Staub sinken! und die Enkelinnen ihrer Enkelinnen auch! Du weißt es, und du verstandst mich immer am meisten, wenn ich euch erzählte, wer ich nach meiner Schöpfung war! Aber nun muß ich sterben! und alle meine Kinder müssen sterben! Er liegt wie ein Gebirge auf mir! Es ist ein entsetzlicher Gedanke! – Geh, mein Sohn, und heitre Selima auf. Ich will hingehen und mir bey dem Altare ein Grab machen. seth. Ich verlasse dich nicht! Und du sollst dir kein Grab machen! Ich beschwöre dich bey dem lebendigen Gott! mach dir kein Grab! adam. Abel liegt dort begraben! Ich will dort auch begraben liegen! Wollt ihr mich vor euren Augen verwesen sehn? seth. Du furchtbarer Gott, der uns gerichtet hat! – adam. Die Schrecken des Allmächtigen ergreifen mich zu sehr! Ich muß mein Antlitz von dir wenden, Sohn! – Es ist ein dunkler Tag! Was bebt dort? Ein schwarzer entsetzlicher Tag! – Hörst du die Felsen beben, Sohn? Er wandelt immer näher herauf! Vernahmst du wie itzt der Hügel
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an unsrer Hütte bewegt ward? Auf dem Hügel steht er! Siehst du den Fürchterlichen? seth. Es ist Nacht um mich; aber mein Ohr hört! adam. (Zu Seth) So hör denn mich und ihn! (zum Todesengel) Ich kannte den Fußtritt deines Ganges wohl, Gesandter des Gerichts! Todesengel! Verderber! hier bin ich! der todesengel. So sagt der, der dich aus Staube zum Menschen schuf: Eh die Sonne den Cedernwald hinunter gestiegen ist; sollst du d e s T o d e s s t e r b e n ! Einige deiner Nachkommen werden entschlummern; einige sterben: aber du sollst d e s T o d e s s t e r b e n ! Das sollst du, wenn ich wiederkomme, und auf diesen Felsen trete, und ihn erschüttre, daß er hinstürzt. Dein Auge wird dunkel seyn, und nicht sehen; aber dein Ohr wird den donnernden Felsen hören, eh die Sonne den Cedernwald hinunter gestiegen ist. adam. Sage dem, der mich geschaffen und gerichtet hat, daß ich mich aufmache, und komme, und anbete! Fleh ihn an, du Furchtbarer, daß er Lindrung in meine Todesangst mische. seth. O du mein theurer Vater, ich will mit dir sterben! Warum gehst du von mir, mein Vater? adam. Anzubeten!
Achter Auftritt.
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Seth allein.
Zu bittrer, unaussprechlicher Schmerz! Du namlosester unter den Schmerzen! Du wirst mein Leben zerreißen, bis ich mich auch bey seinen Gebeinen niederlege! Ach du erster und bester der Väter! Vater der Unmündigen und Ungebohrnen! – (Meine Ungebohrnen werden seine grauen Haare nicht sehn!) Du Todestag! Ach, du Todestag meines Vaters! wie schnell bist du gekommen, mich laut zu fragen: Ob ich Gott fürchte? – Ich will hingehen und mich mit meinem Vater vor den Altar legen. Dieser bebende Arm soll ihm sein Grab mit aufgraben! O du Grab! du Grab meines Vaters! Und du erschreckliche Stimme: Eh die Sonne den Cedernwald hinunter gestiegen ist!
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ZWEYTE HANDLUNG.
Erster Auftritt.
Adam. Seth.
adam, (der an den Altar gelehnt, bey seinem Grabe steht.) Es ist fürchterlich,
Sohn! Zwar diese kühle Erde, in der auch die duftende Rose und die schattende Ceder wächst, ist es nicht! Aber hier soll ich v e r w e s e n ! – Ich, der unter der bildenden Hand des Allmächtigen aufsprang! den keine Sterbliche gebohren hat. Und schon kündigt sich die Verwesung bey mir, so fern nicht mehr, an. Mein Auge wird dunkler! Mein Arm bebt, oder starret! Ich athme die Lebensluft schwer ein. In meine innerste Nerven hat sich der Tod tief eingegraben. Ich fühl es wohl, hier in meinem Herzen voll kalter Angst, fühl ich es, daß ich d e s T o d e s s t e r b e : und nicht entschlummre! – Mein Auge wird immer dunkler. Komm, Sohn! Eh sich ihm die Schöpfung ganz verschließt, will ich noch einmal hingehen, und einen freyern Raum meines mütterlichen Landes, als dieses Grab, überschaun. Thu unsre Hütte gegen Eden weit auf, daß ich dort hinaus sehe, und lebendige Luft athme. seth. Dort liegt Edens Gebirge. adam. Ich sehe kein Gebirge mehr! Ist die Sonne mit Wolken ganz bedeckt, Sohn? seth. Es sind noch viel Wolken da, aber die Sonne ist nicht ganz bedeckt. adam. Ist sie noch weit vom Cedernwalde? Doch sage mirs nicht, ich will dich hernach wieder fragen. seth. Itzt bedecken sie die Wolken wieder. Schwarze Wolken bedecken sie. adam. So seh ich sie nicht mehr, wenn sie auch hernach wieder hervorkömmt! denn so bald ich zu meinem Grabe zurück gegangen bin, so geh ich nicht wieder davon weg. Komm mein Sohn, daß ich mich an dich lehne. seth. Mein Vater! – adam. Ihr schönen Gefilde! Ihr hohen quellvollen Berge! Ihr schattenden kühlen Thäler, und ihr Kinder der Berge und der Thäler! die ihr euch unter dem Fuße des Wandrers biegt, oder eure Wipfel über die hohe Wolke emporhebt! ihr segenvollen Gefilde, wo ich gewandelt, wo ich Leben und Freude eingeathmet, wo ich so lange, wo ich so oft glückselig gewesen bin, wo ich alle meine Kinder, so viele Lebendige um mich gesehen habe! Und du vor allen, o Eden! doch ich kann deine Wonne
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Der Tod Adams
nicht nennen, ich müßte Thränen unter die Wonne mischen, und ich will dich durch Thränen nicht entweihen! von euch nehm ich heut feyerlich Abschied, da ich aufhöre, ein Sterblicher zu seyn! Doch ihr hört nicht auf, die Folgen des Fluchs zu tragen, der mit meiner Sterblichkeit über euch kam. – Ich will mich wegwenden, mein Sohn, denn ich kann den Strom kaum mehr von der Ebne unterscheiden. Wie wird mir seyn, wenn ich nun bald den besten meiner Söhne nicht mehr kennen werde! (vor sich) Er bebt! Ich muß mich ermannen! (zu Seth) Ich bin wegen Selima besorgt, daß sie zu uns komme. O wie würde ich die Wehmuth dieser zarten Unschuld aushalten können. seth. Nun kann ichs dir nicht mehr verschweigen, mein Vater. Es kömmt mir vor, als wenn ich Selima schon einige Zeit ängstlich hin und her gehen höre. Sie geht schneller gegen die Thüre zu, als sie zurück geht. adam. Sage mir, mein Sohn, würd ichs ihr verbergen können? Oder fängt der Tod schon an, sich auf meinen Wangen zu verbreiten? Du wendest dich von mir? seth. Ach jedes Wort aus deinem Munde geht mir durch die Seele! Du bist fürchterlich bleich, mein Vater! Ich hab Abel nicht gesehen, aber ich hab einen Jüngling gesehen, der in seiner Blüthe starb, und dessen Tod sie dir verborgen haben. adam. Also treff ich bey Abel noch einen meiner Kinder an? Ach sie haben vielleicht mir und auch dir noch vieler andern Tod verborgen! Er fürchtete den Allmächtigen doch der Jüngling? seth. Er hatte eine schöne Seele. Über ihn vergaß ich die finstre Seite des Todes lange. Denn er starb mit dem Lächeln eines Engels. Aber ich konnte seinen Anblick nicht aushalten, da er todt war. Doch Selima kömmt. adam. Ach Sunim, mein jüngster Sohn, Sunim ist auch noch nicht wieder gefunden!
Zweyter Auftritt.
Selima. Die vorigen.
selima. Mein Vater werde nicht zornig, daß ich schon wieder dein Gebot
übertreten. Aber höre mich, mein Vater. Es geht ein Mann, ein Mann, wie ich noch keinen gesehen habe, um unsre Hütte herum, und droht mir, daß ich ihm die Hütte öffne. Er will zu Adam. Er erschreckte mich
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sehr. Es müssen noch irgendwo Menschen wohnen, die deine Söhne nicht sind, und deren Sohn er ist. Er ist Adams Sohn nicht! adam. Wie ist der Mann gestaltet, Selima? selima. Es ist ein hoher drohender Mann. Er hat tiefe Augen, mit denen er wild umher schaut. Er hat sich mit fleckichten Häuten bedeckt, die schimmern. Er trägt eine schwere knotenvolle Keule. Er sieht verbrannt, und doch bleich aus; aber nicht so bleich, als du itzt bist! Ach mein Vater! – adam. Hatte der Mann seine Stirn entblöst? selima. Ja, er hatte sie entblöst, und auf derselben etwas, das ich nicht beschreiben kann, weil ich es kaum anzusehen vermochte. Röthlich, glühend, fürchterlich, lief es über sie herunter, wie der zückende Blitz. adam. Es ist Kain, Seth, es ist Kain! Der Allmächtige hat ihn gesandt, daß er mir meinen Tod noch bittrer mache. Geh, daß wir gewiß erfahren, ob ihn der Allmächtige gesandt habe, geh, sag ihm, daß er sich wende, und mein Angesicht nicht sehe! Aber wenn er dennoch kommen will; so hab ichs verdient, daß er komme, und so hat ihn Gott gesandt! Doch verschleuß vorher den Altar, daß er seines Bruders Blut nicht sehe.
Dritter Auftritt.
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<Selima. Adam.>
selima. Mein Vater, ach, was war denn das für eine geöffnete Tiefe bey
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dem Altare? adam. Du hast noch kein Grab gesehen, Selima? selima. Was ist das, ein Grab, mein Vater? adam. (Vor sich) Zu jammervoller Tag! Kain kömmt! Und dieses unschuld-
volle, dieses geliebte Kind vor mir!
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selima. O rede mit mir, mein Vater! Du bist doch nicht zornig auf Selima?
Sonst nanntest du mich ja deine Selima! adam. Du bist es auch! Du bist meine sehr geliebte Tochter! selima. Ach du sagtest ja, mein Vater, daß Kain gekommen wäre, dir
deinen Tod noch bittrer zu machen. Ach! ich kanns nicht aussprechen! – Du willst doch nicht sterben, mein Vater? adam. Sey nicht so bekümmert, meine Selima. Du weißt es ja, daß uns Gott gesagt hat: Wir sollen wieder Erde werden, woraus wir gemacht sind. Meine Haare sind schon lange grau gewesen, lange vorher eh du gebohren wurdest! Wenn mich nun Kain heut zu sehr betrübte! –
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Der Tod Adams
selima. Ach um deiner bessern Söhne willen, um Abels, um Seths, um He-
mans willen (sie umfaßt sein Knie) um der Unmündigen willen, die du heute das erste mal segnen wirst, stirb nicht, ach stirb nicht, mein Vater! – adam. Weine nicht, du theure Tochter! – Steh auf. Sie kommen.
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Vierter Auftritt.
Kain. Seth. Die vorigen.
kain. Ist das Adam? Du wurdest ja sonst beym Anblicke derjenigen nicht
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bleich, die du elend gemacht hast! adam. Schone mindstens dieser weinenden Unschuld! kain. Ist Unschuld auf der Erden gewesen, seit dem Adam Kinder gebohren sind? adam. (Zu Selima) Verlaß uns, meine Tochter Selima. Seth soll dich wieder zu mir rufen.
Fünfter Auftritt.
Adam. Kain. Seth.
adam. Warum hast du mein Gebot übertreten, und bist in meine friedsa15
me Hütte gekommen, Kain? kain. Beantworte mir vorher auch eine Frage, so will ich dir antworten.
Wer ist der Mann, der mich zu dir herein geführt hat? adam. Es ist mein zweyter Sohn Seth. kain. Ich mag deines Mitleids nicht! Es ist dein dritter Sohn! Und nun will 20
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ich dir auch antworten. Ich bin gekommen, mich an dir zu rächen, Adam! seth. Willst du meinen Vater auch erwürgen? kain. Eh du gebohren wurdest, war ich schon ganz elend! Laß mich und Adam allein reden. Ich will deinen Vater nicht tödten! adam. Wofür willst du dich an mir rächen, Kain? kain. Daß du mir das Leben gabst! adam. Dafür, mein erstgebohrner Sohn? kain. Ja dafür, daß ich meinen Bruder Abel erwürget habe! Daß sein Blut laut zum Allmächtigen gerufen hat! Daß ich der Unglückseligste unter allen deinen Kindern bin, die dir gebohren sind, und noch gebohren werden sollen! Daß ich mit diesem Elende belastet, auf der Erde herumirre, und keine Ruhe finde! selbst im Himmel keine finden würde! Dafür will ich mich an dir rächen!
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adam. Eh ich dir gebot, daß du mein Antlitz nicht mehr sehn solltest, hab
ich dir dieß schon oft beantwortet. Aber so hast du es mir noch nie gesagt, und so hab ich es noch nie empfunden, als an diesem schrecklichsten meiner Tage! kain. Du hast es mir nie genug beantwortet. Und wenn du es heut empfunden hast, wie stark und wie wahr es ist; so ist das doch meine Rache noch nicht! Jahre schon, lange Jahre, hab ich dich, heiße, gerechte, wiedervergeltende Rache! beschlossen! heut will ich dich ausführen! seth. Wenn dein starres Auge vor Wuth noch sieht, so schau, o Kain! schau seine grauen Haare! kain. Grau! oder abgefallen! Ich bin der Unglückseligste unter seinen Kindern! Ich will mich an ihm rächen! Rächen will ich mich, daß er mir das Leben gab! adam. (Zu Seth) Sein und mein Richter hat ihn hergesandt! – Was ist denn deine Rache, Kain! kain. Ich will dir fluchen! – – adam. Das ist zu viel, mein Sohn Kain! Fluche deinem Vater nicht! Um der Rettung willen, die du noch finden kannst, fluch Adam nicht! kain. Ich will dir fluchen! adam. So komm denn, ich will dir den Ort zeigen, wo du mir fluchen sollst! Komm, dieß ist deines Vaters Grab! Ich werde heut sterben! Ein Todesengel hat mirs angekündigt! kain. Und was ist das für ein Altar? seth. Du Unglückseligster unter den Menschen, weil du der Boshafteste unter ihnen bist! Das ist Abels Altar! und, an diesen Steinen, das ist sein Blut! – kain. Die Wuth des Abgrunds steigt zu mir herauf! Der Altar, der fürchterliche Altar, liegt wie ein Fels auf mir! Wo bin ich? – Wo ist Adam? – Höre mich, Adam! Mein Fluch beginnt: An dem Tage, da du sterben willst, Adam! – an dem letzten deiner Tage, – müsse dich die Todesangst von siebentausend Sterbenden ergreifen! Müsse das Bild der Verwesung – – – adam. Es ist zu viel! Es ist zu viel, mein erstgebohrner Sohn! – Nun versteh ich dich ganz, du Todesurtheil! das dort über mich ausgesprochen ward, ich verstehe dich ganz! – Laß ab von mir, mein erstgebohrner Sohn! kain. Ach! – Ach! – hab ich meines Vaters Blut vergossen? Wo bin ich? Wer leitet mich aus dieser schreckenden Dämmerung, wer leitet mich,
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Der Tod Adams
daß ich die Nacht des Abgrunds finde? – – – Doch hier ist mein Vater! – Ist er es selbst? oder erscheint er mir? Wende dein Antlitz von mir, daß ich entfliehn kann. (Er entflieht).
Sechster Auftritt. 5
Adam. Seth.
Er hat meine ganze Seele erschüttert! Geh ihm nach, Seth. Er ist mein Sohn! Geh ihm nach, und such ihn auf, und sag ihm: Daß er seine Hand nicht an mich gelegt hat, und daß ich ihm vergebe. Erinnere ihn nicht daran, daß ich heute sterbe.
Siebender Auftritt. 10
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Adam. allein.
Was ist das in mir? Ich werde ruhig, da mein Elend zu seiner letzten Höhe empor gestiegen ist? Oder kannst du noch höher steigen, du Elend des Sterbenden? Wenn du das kannst, so mag denn diese schreckende Ruhe meine Seele ganz einnehmen, daß sie ihr Opfer bereite, und es nicht ungekränzt zum Altare führe! – O du kühles, stilles Grab! nimm den müden Wandrer bald in deinen Schooß auf! Und du Seele meines Sohns Abel! du schöne Seele! Denn du schwebst gewiß itzt um deines Vaters Grab; wenn du es hörtest, da dem furchtbarsten der Engel geboten wurde, mir den Tod anzukündigen! Wenn du hier bist, mein bester Sohn! so begegne meiner Seele, wenn sie sich nun von dem brechenden Auge, oder von der kalten Lippe emporhebt. Ach du starbst nicht, wie ich sterbe! dreymal seufztest du nur, als du in deinem Blute lagst, und da entschliefst du!
Achter Auftritt.
Seth. Adam.
seth. Ich habe Kain gefunden. Er lag auf der Erde ausgestreckt. Da er 25
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mich sah, stützt er sich auf, und rief mir zu: Ach, einen Trunk aus dieser Quelle, Seth, einen Trunk, daß ich nicht sterbe! Ich schöpfte, und gab ihm, und er trank. Ich sagte ihm alles, was du mir gebotst. Er richtete sich noch mehr auf, und sah mich an. Es schien als wenn er weinen wollte: aber er konnte nicht weinen! Zuletzt sagte er mir: Es ist mein Vater! Gott müsse ihm vergeben, wie er mir vergeben hat!
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adam. Es ist genug! – seth. Du bist ja so ruhig, mein Vater! adam. Ich bins! seth. Was in mir vorgeht, weis ich nicht. Ist es Betäubung? Ist es höhere
Kraft, die mich stärkt? Ich bin auch auf einmal ruhig geworden. adam. Laß uns sehn, ob unsre Ruhe in unserm Herzen sey? Oder nur leicht darüber schwebe? hast du die Sonne gesehn, da du zurückkamst? seth. Sie war mit Wolken bedeckt, doch war sie nicht ganz dunkel eingehüllt. Wenn mich mein Auge nicht trügt; so war sie – weit herunter gestiegen! adam. Weit herunter. – Sieh aus, mein Sohn, ob die Wolken nicht weg sind? und ob deine Mutter nicht kömmt? Angst, Todesangst hat mich wieder rings um eingeschlossen! Jammer, wenn ich sie wieder sehe! Und wenn ich sie nicht wieder sehe, Jammer! – Soll ich sie rufen? oder soll ich meine Hütte fest vor ihr verschließen? seth. Die Wolken sind nicht weg, und Eva kömmt nicht. adam. Was soll ich thun? – Ich will es dem überlassen, der der Sonne ihren Lauf und dem Todesengel Gericht gab. Es geschehe, wie er es beschlossen hat! – Mein Sohn Seth! Mein erstgebohrner Sohn! Denn Kain hat mir geflucht, und Abel ist nicht mehr! wenn du nun auch alt und grau geworden bist, und deiner Kinder Kinder, die Enkel meiner Enkel um dich versammelt sind, und dich nach mir fragen, um dich hertreten, und sprechen: Du hast unsern Vater Adam sterben gesehn. Was sagte unser Vater Adam, da er starb? So antworte: (Mein Herz will mir brechen! aber du must es ihnen sagen!) antworte ihnen: An dem Abend, da er sterben wollte, lehnte er sich an mich, und sprach: Ach, meine Kinder! mein Fluch ist auch euer Fluch geworden! Ich hab ihn über euch gebracht! Der mich zum Unsterblichen geschaffen hatte, legte mir Leben und Tod vor. Ich wollte noch mehr, als unsterblich sein, und wählte den Tod! – Welch ein Weinen schallt von den Gebirgen! Welche stumme Angst sinkt in die Thäler nieder! Der Vater hat seine Tochter! die Mutter ihren Sohn! Die Kinder haben ihre Mutter, die Wittwe! die Schwester den Bruder! der Freund den Freund! der Bräutgam hat die Braut begraben! Kehrt eure Blicke nicht von meinem Grabe, wenn ihr es seht, und flucht meinen Gebeinen nicht! Erbarmet euch meiner, meine Kinder, wenn ihr mein Grab seht, oder wenn ihr an mich denkt! Erbarmt euch meiner, und flucht den Todten nicht! – Sie werden sich meiner erbarmen! Denn Gott, der Mensch werden wird, die Hoffnung,
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die Wonne, der Retter des menschlichen Geschlechts hat sich meiner erbarmet! Sag ihnen: Ohne ihn, der kommen wird, wär ich den Schrekken meines Todes ganz untergelegen! wär ich vor Gott vergangen! – (Er setzt sich bey seinem Grabe auf den Altar, wo dieser ein wenig eingesunken ist). 5
seth. Sein Haupt sinkt starrend hin! Ach! – stirbt er? Adam! mein Vater!
mein Vater! lebst du, mein Vater? adam. Laß mich! Es ist Linderung in der Todesangst. Es ist der letzte
Schlummer, den ich schlummre! seth. Wie schnell er eingeschlafen ist! Wie sanft er schlummert! Ich will 10
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sein heiliges Haupt zudecken – Ach, ich will deinen Gebeinen nicht fluchen, du bester Vater! – Ach so tief, so tief ist die Sonne herunter gestiegen! – Wer kömmt dort in der Ferne! Aber unsre Mutter kömmt ja sonst niemals allein! Sie kömmt immer mit ihren Kindern! – Sie ist es! sie ist es doch! O mein Herz! mein belastetes Herz! was wirst du nun noch empfinden! Aber ich will weggehn, und mich verbergen, daß ich mich fasse, daß ich ein Mann sey, und diese letzte Angst aushalte!
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DRITTE HANDLUNG
Erster Auftritt.
Eva von einer, und Selima von der andern Seite.
selima. Ach da kömmt meine unglückselige Mutter! Nein! ich kann ih-
ren Anblick nicht aushalten! eva. Alles ist hier so einsam! Wo ist Adam? Wo ist Seth? Wo ist Selima?
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O wo sind sie? daß ich ihnen alle meine Freuden, daß ich ihnen die ganze Glückseligkeit dieses Tages erzähle? Ach ich glückselige! Ich glückseligste unter den Müttern!
Zweyter Auftritt.
Seth. Eva.
seth (eh ihn Eva sieht). Verstumme, du blutender Schmerz, verstumme! helft
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mir ihren Anblick, helft mir den aushalten, ihr Engel! eva. Da kömmt mein Sohn Seth! Mein Sohn Seth, ich bin die glückseligste
unter den Müttern! Wo ist Adam? Ach, ich bin die glückseligste unter den Müttern! seth. Adam schläft, meine Mutter. eva. Wo ist er? Wo schläft er? daß ich ihn aufwecke, und ihm alle meine Freuden sage! seth. Er ist nur erst eingeschlummert. Laß ihn noch, meine Mutter! eva. Laß mich hingehn, mein Sohn. Ich muß ihn aufwecken! Ach ich Glückselige! seth. Nein, thu es noch nicht, meine Mutter. Er bittet dich, daß du ihn nicht aufweckst. Er hat mirs gesagt. eva. Er wird in der Nähe so vieler Freuden nicht lange schlafen können. Er wird von sich selbst aufwachen. Ach, mein Sohn Seth! ich habe den Knaben, deinen jüngsten Bruder, ich habe Sunim wieder gefunden! Da er zu den Hütten seiner Brüder gehn wollte, hat er sich in einer Einöde diese lange traurige Zeit verlohren, und ist wunderbar erhalten, wunderbar errettet worden! Doch er soll dieß alles seinem Vater selbst erzählen. O wie wird ihm sein Herz schlagen, dem armen Sunim, daß er noch nicht bey seinem Vater ist! Aber ich hab ihn zurück gehalten. Er kömmt mit den drey Müttern. Ich wollt es Adam erst sagen, damit ihn die Freude nicht zu sehr bewegte, wenn er den Knaben auf einmal vor sich sähe! Er kömmt mit den Müttern. Die führen drey vollblühende
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Knaben. Und zu allen diesen Freuden kömmt noch diese, daß ich heut meinen Heman und meine Selima in die Brautlaube führe. Das dachtet ihr nicht, meine Kinder, daß euch Sunim die hochzeitliche Fackel tragen würde! seth. O du geliebte Mutter! eva. Warum siehst du mich so ernst an, mein Sohn? Freuest du dich nicht mit deiner Mutter? seth. So viel Freuden auf einmal machen mich ernst! eva. Ich sehe die Mütter von ferne kommen! Ich muß gehn, und Adam aufwecken. seth. (der die Hände zusammen schlägt und gen Himmel sieht, vor sich) O du unglückselige Mutter! (zu Eva) dort ist Adam nicht, wo du ihn suchst. eva. Wo ist er denn, mein Sohn, wenn er schläft? seth. Beym Altare. eva. Beym Altare schläft Adam? seth. Er hat sich dort ein Lager bereitet. Dort will er nun immer schlafen.
Dritter Auftritt.
Eva. Adam. Seth.
eva. (die den Teppich vor dem Altare aufzieht). Ach das ist seine unüberwind20
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liche Traurigkeit wegen Abel! Warum hat er sein Antlitz bedeckt, mein Sohn? Was habt ihr dort aufgegraben? Hat Adam seines Sohns Gebeine gesucht? Ach der Schmerz um Abel wird Adam noch tödten! Du antwortest mir nicht? seth. Es ist ein Grab, meine Mutter! eva. Verbergt mir die Gebeine! zeigt mir meines Sohnes Gebeine nicht! Mein Herz würde mir brechen, wenn ich sie sähe! seth. Wir haben keine Gebeine. eva. So sind auch sie zu Staube geworden? – Seth! mein Sohn Seth! dein Vater schläft sehr ängstlich. Und diese Hände! O Himmel, diese bleichen Hände! seth. (Der von der einen Seite zurückkömmt, vor sich). So dicht am Walde! (zu Eva) Meine Mutter! meine theure Mutter! Nein! nun kann ich nicht länger schweigen. (Er verhüllt sich) Es ist Adams Grab! – Er wird sterben, eh die Sonne den Cedernwald hinunter ist. – Er hat eine Erscheinung gehabt. Ich habe den Todesengel selbst gehöret – Der Todesengel kömmt wieder. Er kömmt bald. Dann stürzt der Fels an der Hütte ein, und dann – (Eva sinkt an die andre Seite des Altars).
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adam. (Der erwacht und sich aufdeckt). Das ist ein ängstlicher Schlummer
gewesen! Du, in dieser Ruhestatt, du wirst süßer seyn! – Hast du Selima zu mir gebracht, Seth? Sey nicht so sehr gebeugt Selima! deine Mutter, deine liebevolle Mutter lebt ja noch! eva. Ich bin – ach, wenn du diese gebrochne Stimme noch kennst, o Adam! – ich bin nicht Selima! adam. O Tod, den ich sterbe! seth. (der Adams Knie umfaßt). Mein Vater stirbst du? adam. Stürzte der Fels ein? seth. Der Fels stürzt nicht ein? eva. Leite mich zu ihm, Sohn! – Kennst du mich nun, Adam? adam. Ich würde dich nicht ganz kennen, wenn ich deine Stimme nicht hörte. eva. Nannte denn der Todesengel meinen Namen nicht mit deinem Namen? Ach soll ich nicht mit dir sterben? Das war immer meine Zuflucht in meinen trüben Stunden, mein stiller einziger Trost war es dann, daß ich mit dir sterben würde. Ich bin ja mit Adam geschaffen! Aber ich Verlaßne! ich Einsame! soll ich nicht mit dir sterben? adam. O du Geliebteste unter den Geliebten! Noch theurer! noch geliebter! an diesem dunkeln entsetzlichen Tage! Eva! Du Mitgeschaffne! Eva! meine Eva! (sehn kann mein Auge nicht mehr, aber es kann doch noch weinen!) Laß ab von mir! Er ist noch mehr Tod, der Tod, wenn ich deine Stimme höre! seth (vor sich.) O Himmel! die Mütter kommen auch! adam. Was für Fußtritte hör ich? seth. Es sind die drey Mütter und Heman.
Vierter Auftritt.
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Die drey Mütter mit ihren Söhnen, und Sunim von
einer, Selima und Heman von der andern Seite.
selima. Nun will ich mitgehn. Nun will ich auch hineingehn! heman. Ich will auch mitgehn, meine Selima! Ach meine Selima! Nein,
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ich kanns noch nicht glauben! eine mutter. Komm, Sunim! noch eine. Was seh ich! die dritte. Ist das unser Vater? adam. Geh zu ihnen, mein Sohn Seth.
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Der Tod Adams
seth. Schaut mich nicht an, sonst verstumm ich vor euch! (Die erste verhüllt sich; die zweyte sieht weg, die dritte beugt sich über ihren Sohn).
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Es ist schon lange her, daß ich diese Todesangst fühle, die euch sagen muß: Eh die Sonne die Cedern hinunter ist, stirbt – Adam! Er hat einen Todesengel gesehn. Der kömmt wieder. Wenn der Fels an der Hütte einstürzt, dann ist er da. Dann stirbt Adam! Hier ist sein Grab! – O wendet euch, und schaut nach seinem Grabe nicht hin! adam. Was ist das für eine Stimme unter den Stimmen der Weinenden, der ich mich nicht genug erinnre? Das ist keine von den Müttern! Das ist auch nicht die Stimme Selima oder Hemans. seth. So freu dich denn noch einmal in deinem Leben, mein Vater! Es ist Sunims Stimme. Sie haben deinen Sohn Sunim wieder gefunden. adam. Will mich mein Sohn Seth in meinem Tode täuschen, der mich in meinem Leben nie getäuscht hat, damit ich mich noch einmal freue? Wisse Sohn, für mich ist hier keine Freude mehr! seth. Mein Vater! – – adam. Aber – warum redet Sunim nicht, daß ich seine Stimme höre? seth. Der Knabe ist vor Schmerz verstummt. adam. So führ ihn denn her zu mir, daß ich seine starken Locken, daß ich die Wange des Knabens fühle. seth. Hier ist er. adam. (zu Sunim, der sein Knie umfaßt). Du bist es! Du bist es! du bist mein Sohn Sunim! sunim. Ich bin Sunim! – adam. Geh zu deiner Mutter, mein Sohn! (Sunim geht zu Eva) eva. Geh zu deinem Bruder Seth! Ach du hast keine Mutter mehr! (Sunim lehnt sich an Seth)
seth. O du Todesurtheil, das über sie gesprochen ward! – – – Richte dich 30
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auf, mein Sunim! Laß mich! Ich komme eilend zu dir zurück. (Da er zurückkömmt) Mein Vater! denn heut ist kein Tag des Schonens! kein Tag des Schweigens! Die Sonne steigt hinunter! die Cedern fangen schon an sie zu decken. Gieb uns deinen Segen, mein Vater! adam. Sie steigt hinunter? – Komm, komm, o Tod, so komm denn Tod! – Ich kann euch nicht segnen, meine Kinder. Der euch geschaffen hat, segne euch! Ich kann euch nicht segnen! der Fluch ruht auf mir! alle. Gieb uns deinen Segen! Gieb uns deinen Segen! – – adam. Ich habe keinen Segen! – (vor sich) Sie ist noch nicht vorüber, die namlose Angst! Sie steigt noch! Mit diesen neuen Empfindungen steigt
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sie! Mein Leben, das Leben meiner ersten Tage empört sich noch einmal ganz in mir! Meine erste Unsterblichkeit, sie, sie ist es, die in meinen Gebeinen bebt! – Wo werd ich hingeführt? – Auch die Dunkelheit fällt von meinen Augen! Aber ach, sie fällt; daß ich diese todesvollen Gefilde sehe! – Kehrt eure Blicke von mir ihr starren Augen! Du rufst laut, Blut, Blut der Erschlagenen! Du rufst laut! trübes, schwarzes, zu schreckliches Blut, wende deinen Strom, und fleuch! Oder daß jene Gebirge dich bedecken! – Ach! und diese Mutter mit gerungnen Händen, die gen Himmel ruft! Und dieser todte Jüngling mit der stummen Lippe! Er war ihr einziger Sohn! Jener fortgerißne Arm! – Dieser rauchende Schädel! – Flieht! flieht! Erbarmt euch meiner, meine Kinder! ihr einsamen Übrigen! und führt mich von diesem Gefilde weg! – seth. (der gen Himmel sieht) Wenn diese gerungnen Hände, wenn dieß Herz, das mit seinem Herzen bricht – – – adam. Ist Seth, ist mein Sohn Seth so nahe bey mir? Ich hörte deine Stimme, Seth. Ach, ich habe so sanft geschlummert. seth. O ihr Engel, er lächelt! – Kommt, kommt! Komm Eva! komm Heman und Selima! und Sunim, du! Kommt ihr Mütter! laßt uns sein letztes Lächeln sehn! Wir sind alle hier. Segne uns, mein Vater! adam. Kommt her, meine Kinder! Wo bist du, Seth, daß ich meine Rechte auf dich lege, auf dich Heman, meine Linke. Selima neige sich an Heman, und Sunim an Seth. Kommt, ihr Mütter, und führt mir eure Söhne her. Eva segne ihre Kinder mit mir! (Sie knien um ihn) eva. (indem sie zuletzt auch niederkniet) Du mußt mich auch segnen, Adam! adam. Ich soll Eva auch segnen? Da hast du meinen Segen: Komm mir eilend nach! Du wurdest bald nach mir geschaffen, du Mutter der Menschen! So müssest du nach mir sterben! Hier ist mein Grab! eva. Das waren Worte eines Engels, die du sprachst, o Adam! adam. Das ist mein Segen, meine Kinder! das ist mein Segen, mit dem ich die Enkel eurer Enkel, mit dem ich das ganze Geschlecht der Menschen segne. – Der Gott eures Vaters, der Staub zum Menschen empor gehoben, und ihm eine unsterbliche Seele eingehaucht hat! dessen Erscheinungen ich gesehn habe! der mich gesegnet, und gerichtet hat! – Er, der große Angebetete, geb euch – viel Schmerzen – und viel Freude! und so erinnere er euch oft, daß ihr sterben müßt, wieder unsterblich zu werden. Was nur die Erde giebt, und der Leib des Todes nur empfängt, das nehmt, wie der Wandrer, der sich an der Quelle nicht hinsetzt, sondern eilt. Seyd weise, daß euer Herz edel werde! Seyd so edel, daß ihr den
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großen Werth der Trübsale dieses Lebens ganz verstehn lernt. Liebt euch untereinander! Ihr seyd Brüder! Menschlichkeit müsse eure Wonne seyn! Der sey der größte Mann unter euch, der der menschlichste ist! Es müsse euch an Seths nicht fehlen, die euch an Gott erinnern! Und wenn der Gott eures Vaters und euer Gott den großen Verheißnen, zu dem ich itzt gehe; euch sendet: so hebt euer Haupt auf, und schaut gen Himmel, und betet an, und dankt, daß ihr geschaffen seyd! – Aber auch dann noch seyd ihr Erde, und müßt zu Erde werden! – (Indem er diese letztern Worte spricht, wird ein dumpfes Geräusch in der Ferne
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gehört).
seth. (der ängstlich aufspringt) Hört ihr die Felsen beben? eva. Adam! seth. Sie beben immer näher herauf! adam. Richter der Welt! ich komme! (indem der Fels krachend einstürzt) O 15
Tod! – Du bists! Ich sterbe!
Salomo, ein Trauerspiel von Klopstock.
VORREDE. Es ist Einigen vielleicht nicht gleichgültig zu wissen, daß so wohl der Tod Adams als dieses Trauerspiel eine blos zufällige Folge von Betrachtungen sind, denen ich mich über die Situation unsers Stammvaters und Salomos nicht selten überlassen habe. Ich weis wohl, daß ich, indem ich dieses sage, die Foderung meiner Leser, viel Wahrheit in diesen Stücken zu finden, für sehr gegründet erkläre. Ich habe auch nichts gegen diese Foderung; gleichwohl will ich dadurch gar nicht sagen, daß sie hier nicht viele Wahrheiten vergebens suchen werden, die sie, in einer Abhandlung über Salomos Zustand, gefunden hätten. Ohne also jetzt die überflüßige Anmerkung von dem grossen Unterschiede einer Abhandlung und einer Tragödie zu machen; so kann ich doch die nicht ganz weglassen, daß der Antheil, den Salomos Verstand an seinem Falle hatte, mit vorkommen muste, und daß es vielleicht die Hauptschwierigkeit des Stücks war, ihn so zu berühren, als es die Gesetze des Trauerspiels erlauben. Wann ich Leser oder Zuschauer habe, die beym Empfinden auch denken mögen; so behaupte ich, eine Materie gewählt zu haben, die, am Tragischen, alle die bisher berühmt geworden sind, übertrift. Ich kann hiervon nichts weiter sagen, ohne zugleich von meiner Ausführung dieser Materie zu reden; und es wird mir immer schwer bleiben, mich hierzu bey irgend einer meiner Arbeiten zu entschliessen. Unterdeß muß ich von dem Sylbenmaasse, das ich andern vorgezogen habe, ein Paar Worte sagen. Fünffüßige Verse wechseln mit sechsfüßigen ab, doch so, daß jene die herrschenden bleiben. Den jambischen Vers unterbricht bisweilen ein trochäischer, derjenige, den die Alten Hendecasyllabus nannten. Der Anapäst nimmt die Stelle des Jambus da ein, wo es die notwendige Abwechselung oder der Inhalt zu erfodern schien. Und aus eben diesen Ursachen, wird der Vers manchmal durch den Ionikus, den dritten Päon oder auch durch den Pyrrhichius geschlossen. Ich hätte mir vielleicht mehr Abwechselung erlauben dürfen; allein ich habe es diesem Stücke angemeßner gefunden, mich auf die angeführte Weise einzuschränken.
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PERSONEN. salomo. chalkol. ü heman. ê Salomos Freunde. darda. ýê sarja, þ nathan, der Prophet. korah, der oberste Priester Molochs. zepho, ein junger Priester desselben. noch zween andere priester des moloch. zween männer aus dem volke. ein chor sänger. semira, die jüngste Königinn. zwo mütter mit ihren beyden söhnen ein chor sängerinnen. moloch. ü ý die für Einsiedler Molochs gehalten werden. chamos, þ
Der Schauplatz ist ein grosser Saal im Hause Salomos. Das Haus ist nah’ am Tempel.
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ERSTE HANDLUNG.
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Salomo
Personen: chalkol. darda. salomo. sarja.
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Erster Auftritt.
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Chalkol. Darda. chalkol. Um Mitternacht ließ er uns zu sich rufen, Und nun bricht fast der trübe Tag schon an, Ein neuer trüber Tag, für ihn, und uns; Und doch verweilt er noch zu uns zu kommen? darda. So gönn ihm denn die Ruh, wenn Ruh vielleicht Sich über ihn in kurzem Schlaf ergießt. chalkol. Die gönn ich ihm, doch mir auch gönn ich Ruh, Die, weg von ihm, weit weg von ihm zu seyn! Du weist: Ich bin zu stolz, vielleicht zu edel; Nenns, wie du willst, das zu verheelen, Was mir im Herzen ist. Ich liebt’ ihn sonst; Wie liebt’ ich ihn! jetzt lieb’ ich ihn nicht mehr! Sonst war er Freund; itzt ist er nichts, als König! Und, wenn nicht König, nur ein trüber Zweifler, Der mich und dich mit seinem Grübeln quält. Weiß er denn nicht, daß, seit aus schwarzen Locken Dieß Haar zu Silber ward, mir seine Krone, Sein Cedernhaus, und alles, was er hat, Dem Staube gleicht, auf den der Wandrer tritt? Ja, er war Freund, ich auch. So, liebt’ ich ihn; Jetzt lieb ich ihn nicht mehr! darda. Ich aber noch! Des Mitleids heiliges Gefühl mischt sich Bey mir, ins heilige Gefühl der Freundschaft. Bist du nur dessen Freund, der glücklich ist? Nicht deß, den Elend stürzt, und auch entschuldigt? Ist er nicht elend? chalkol. Ach wär er nur elend; So wär ich mehr, als je, sein Freund, als Du! Verleugnet’ er nicht Gott, und dient den Götzen? Ist das auch Elend?
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Salomo
darda. Ach, viel grösser ists, Viel mitleidswürdiger, als alles andre! Bey dem, der lebt, und den ich nicht verleugne; Bleib ich gleich standhaft des Verleugners Freund, Ich laß ihn eher nicht, als bis dieß Auge, Vielleicht voll Danks, daß er gerettet ist, Sich jener Nacht des dunkeln Thales schließt. Ich laß ihn dann auch nicht. Denn ewig ist Die Freundschaft, ist hier nur in ihrer Kindheit. chalkol. Sein Freund in jener Welt? Mach dich von ihm In dieser los. Er wird dich dort nicht sehn. Du bleibst hier unserm Gott getreu; er nicht! Du wirst ihn dort nicht sehn! darda. Ach, stürze mich In diesen schwarzen, fürchterlichen Abgrund Von neuem nicht. Den schreckenden Gedanken, Der, Nacht auf Nacht, mir häufet, Tod auf Tod, Mag ich nicht denken! chalkol. Viel zu sanft bist du, Zu voll von Mitleid gegen ihn. Wer ists, Den er verließ? Ists denn nicht Gott? darda. Zu sanft? Zu mitleidsvoll? . . Ich bins . . . auch gegen mich! chalkol. Was meinest du? o sag: Was meint mein theurer Mein alter Freund? Wärs möglich? Nein, unmöglich Ist das! darda. Was hieltst du für unmöglich, Chalkol? chalkol. Daß du aus seinem Taumelkelch getrunken! Er dich mit fortgerissen, so, wie er, Geblendet dich, getäuscht, betäubt, von Gott,
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Wie er, zu denken! darda. Ach, mein theurer Freund! chalkol. Du machst mich starr! Bist du, wie er, geworden? Gott Davids! so wie Salomo ist Darda! Schweig, Darda! überlaß mich ganz dem Tode Des schreklichen Gedankens, ja, ihm ganz, Der Mord mir im Gebein ist! darda. Höre mich, Und dann fahr fort. Ich bin . . . chalkol. Nein, überlaß Mich mir. Was ist das neue, das ich nie Noch empfand, das flammende Gefühl in mir? Ich hasse! . . ja das ists, was in mir glüht, Ich hasse Salomo! das erstemal In meinem Leben, einen Freund! ich haß ihn! Vom Himmel hat er dich gestürzt! zerschmettert! Vernichtet! darda. Hat er nicht! erschüttert nur. Schutzengel seyd ihr mir gewesen! habt, Mein Chalkol, du, und Heman, mich gehalten. Ich denke nicht, wie er, von Gott! Ich fluche Dem ehrnen Götzen! fluche jedem Hain, Worinn es Moloch dampft, und sterbend wimmert, In seinen Armen. chalkol. Preis sey unserm Gott, Daß du mein Darda bist! darda. Du kennest mich. Von Mitleid und von Wehmuth leicht durchdrungen, Und biegsam gegen Andrer Meinung, nehm ich Zu vielen Theil vielleicht an eines Freundes Gedanken und Entschluß. So, hat er mich
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Nicht hingestürzt; er hat mich nur erschüttert. Den Götzen wankt’ ich niemals zu; ich fing Nur an, wenn mir der Wege Gottes einer Noch wunderbarer, als die andern war, Nach seinem letzten Ziel hinaufzusteigen. Und, wenn ichs dann nicht fand, verachtet’ ich Das menschliche Geschlecht, und mich. Zuletzt Entdeckt’ ich, daß ich unzufrieden selbst mit Gott Geworden war, daß er, zu Menschen nur, Und nicht zu Engeln uns erschaffen hätte! Da kehrt ich schnell zurück. Gott sey gepriesen, Der mich erhielt, und ihn vielleicht noch rettet. chalkol. Gott kann das, wenn er will. Doch wird er wollen? Ergrif ihn Gott, ihn loszureißen; er Entrönne, von ihm sich wegarbeitend, Gott! darda. Du sprichst sein Urtheil streng. chalkol. Mein Wunsch und Urtheil Sind sehr verschieden. darda. Du hoffst also gar nicht, Er werde wiederkehren? chalkol. Wiederkehren? Der heute noch dem Moloch opfert! er? darda. Erinnre dich, da sie das letztemal Das Fest begingen, war er sehr vertieft: Ob dießmal auch die Knaben sterben sollten? chalkol. Doch starben sie. Er opfert! darda. Seit der Feyer Seh ich ihn stets nachdenkender, vertiefter, Und unruhvoller. Hoffst du denn allein Von diesem allen nichts?
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chalkol. Allein? Von Dan Bis Berseba hoft keiner. Du, sein edler Zu sanfter Freund, hofst nur! darda. Sie sehn ihn nicht, Und hören ihn nicht reden; können sie Ein Urtheil fällen? chalkol. Seh ich ihn nicht stets, Und hör ihn reden? darda. Hast du nicht entdeckt, Daß er itzt sich weniger, als vormals täuscht? chalkol. Nicht weniger, nur anders, täuscht er sich. Er treibt in seinen dürren Wüsten um, Und gräbt sich Brunnen, die kein Wasser geben. Denn den lebenden Quell hat er verlassen. darda. Du kennst mich, Chalkol. Ich bin gar kein Hoffer. Ich hoffe nichts von ihm, zu Gott hoff ich: Er werd ihn retten. chalkol. Finster ist vor mir Die Nacht des schreckenden Gedankens Nacht: Gott wird ihn nun nicht retten. Denn zu lang Empört’ er sich. Laß Salems Mauren stürzen! Vom Eckstein rauchend Blut des todten Säuglings, Und aus den Thoren, und des Tempels Hallen, Herunter triefen! Dieses Grauens Anblick Ertrüg ich eh, als daß er Israel, Dieß grosse Volk des Herrn zum Moloch führt, Und unsre Kinder diesem Götzen opfert. darda. Verschwind, o Bild von diesen Opfern! . . . Lang Erwarten wir ihn schon; noch säumt er immer.
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chalkol. Heut ist mein letzter Tag mit ihm. Noch einmal Will ich ihm sagen, was ich von ihm denke, Damit ich ganz am Blut unschuldig sey, Das er vergeußt! unschuldig an den Seelen, Die er von Gott verführt. Dann will ich wieder Zu meiner Hütt’ hinab ins Palmthal ziehn, Und mir mein Grab bereiten. Denn wie lange Kann noch ein Leben dauren, dessen Looß war, Zu sehn, daß Salomo, der Stern vom Himmel Hinab bis in des Moloch Abgrund fiel? darda. Laß deinen Sohn für dich dein Grab bereiten, Und bleib. Denn alles must du thun, was du Zu thun vermagst. Und wenn dann mitten drinn Dirs Gott gebeut, dann erst hör auf, und stirb! chalkol. Was ich bey Salomo zu thun vermag, Das alles kann ich heute ganz vollenden. darda. Du willst ihn ganz verlassen? ich allein Soll bey ihm übrig bleiben? Denn dem Tode Naht Heman sich. chalkol. Der Glückliche! nun wallt Er hinab, und hört, wenn sie auf Moloch glühn, Jetzt Ungebohrner Todesstimme nicht!
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Zweyter Auftritt. Die Vorigen. Salomo. salomo. Ist Heman nicht bey euch? darda. Er liegt zu sterben. salomo. Schon oft schien er dem Tode nah, doch rief ihn
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Das Leben stets zurück. Er wird nicht sterben. Vielleicht sterb ich vor ihm. Zu leben ist Viel bittrer, als der Tod. chalkol. Das Leben jenseit Des Grabs kann bittrer seyn, als je der Tod Dem, der ihn fürchtet, war. salomo. Hinüber, Chalkol, So weit hin sieht mein Blick nicht. Dieses Leben Ist reich genug an Qual, des Denkens Kreis Ganz auszufüllen, reich, verzeihenswerth Den Fluch zu machen, der die Stunde der Geburt Verflucht! chalkol. Oft deuchtet uns verzeihenswerth, Was Gott doch nicht verzeiht. Sind Thaten erst Gegraben in des Richters ehrne Tafeln, Als Sünde; so verlöscht sie nur die Rache, Wenn sie des Herrn Geheiß nun ganz gethan hat. salomo. Du weist also; der Hocherhabne strafe? Wenn nun die Geister unter ihm es thäten? Weist du: Ob sie gerecht sind? Doch wer kann Es auch hier unter dieser Sonne wissen, Die Nacht es werden läßt, wie in der Seele Bald Nacht ist, und bald Tag? chalkol. Dieß solls entscheiden, Daß dessen Wahrheit, der sich offenbarte, Nicht mehr die Wahrheit sey? salomo. Mit dir zu streiten, Ist nicht mein Wille. Glaube, was du kannst! Und laß mich glauben, was ich kann! Doch mache, Wofern du das vermagst, mich minder elend! chalkol. Des Elends erster Quell ist im Verstande.
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Der fließt herab ins Herz. Das überströmt Von Handlungen, von bösen, oder guten, Nachdem der Urquell trüb ist, oder hell! Wie kann ich, willst du dich nicht überzeugen Durch Wahrheit lassen, denn dein Elend mindern? salomo. Im Herzen ist des Elends Ursprung. Spielt Nicht das Herz mit diesem folgsamen Verstande? chalkol. Wofern mit ihm das deine spielt; so fodre Von mir nicht Hülfe. salomo. Selber meine Freunde Vermögens nicht. Auch dieß ist bitter Elend! . . . Ein Rauch, dem Feind ein süsser Opferdampf, Mag dieses Haus verfliegen! meine Kinder Zerschmettert werden an den hohen Mauern Jerusalems; ich will es leichter tragen, Als was mir unter deiner Flügel Schatten, O Friede, dieß mein Herz verzehrt, das Leben Zum Tode macht! und kaum des Müden Zuflucht Den Tod noch bleiben läßt! Sie ist dahin Die Herrlichkeit, die mir gegeben ward! Dahin ist meine Weisheit, samt der Ruh, Die sie mir gab! Wenn du es bist, o Moloch, Vor allen andern Geistern, Moloch, du, Der mir dieß alles nahm; womit erzürnt’ ich dich? Und hab ich dich erzürnt; so laß doch endlich, Durchs Blut so vieler Knaben, dich versöhnen! chalkol. Warum erwähltest du den schrecklichsten Der Götzen? ihn, den nur das Blut der Menschen Versöhnt? Antworte mirs! Ich fragt’ es dich Schon oft. salomo. Ich wählt ihn nicht allein; und dann, Ist er nicht aller Untergötter König? Und da ers ist, muß ich ihm denn nicht opfern,
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Wie’s allen Völkern sein Gesetz gebeut? Und über das, was ist der Knaben Blut? Stirbt der zu früh, der nicht unsterblich ist? Wir armer Staub, zu spät wir sterben oft Zu spät, und nie zu früh. chalkol. Ich schweige, du weist es, Ich schwieg davon, o Salomo, nicht stets! Daß dich, dich selber, der so groß durch Weisheit war, Zum Götzenräucherer dich Weiber machen konnten! Gewiß! du warest auch zu stolz auf deine Weisheit! Sonst hätte sie ihr grosser Geber dir Nicht genommen! und du wärst, bis zum Moloch, So tief nicht, Salomo, herabgefallen! Und nicht, ach tiefer noch! bis zu der schreklichen Entschuldigung des Bluts, das du vergossest Und noch vergiessen willst! . . . Ich schone dein, Und will dir nicht beschreiben, wer du warst, Als du um Weisheit batst, und, ohne Stolz, Sie hattest. Zwar ich bin, du kennest mich, als redlich! Dein Freund nicht mehr! doch will ich diesen Dolch Dir in dein Herz nicht stossen. salomo. Einen stiessest Du tief ins Herz mir, den: Ich bin dein Freund Nicht mehr! . . . So will es denn mein finster Schiksal, Mit Eisen wards in Felsen eingegraben: Ach! meine Freunde soll ich auch verlieren! Mein Sarja reist’ hinab nach Ophir, kam nicht wieder! Schon schlummert Ethan. Heman will ihm folgen! Und du, verlassen willst du, Chalkol, mich! Du auch, mein Darda? darda. Ich? Wie könnt ich das? salomo. Verlaß, verlaß mich auch, damit mein Elend Vollkommen sey! Damit ich, statt zu weinen, Verstummen müsse! . . .
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Dritter Auftritt. Chalkol. Darda. darda. Wie war deinem Herzen Das möglich?
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chalkol. Meynst du denn, daß mir mein Herz Nicht blutete? Doch wollt ich redlich handeln; So must ich ihm es sagen. Tief gefallen, Sehr tief, ist Salomo! Ach, Gott verläßt ihn; Er achtets nicht! Ein Sterblicher verläßt ihn, Ein Staub, wie er; nur das kann ihn erschüttern! darda. Ach Mitleid, Mitleid, Chalkol! weist du denn, Ob unser Gott mit ihm nicht Mitleid habe? Drum hab es auch! Wer heilt die tiefe Wunde, Durch die ihm seine ganze Seele blutet, Wenn wirs nicht thun? . . . Siehst du den Müden dort, Der durch die Cederngänge wanket? Mühsam Geht er einher, von schwerem Gram belastet. chalkol. Ich kenn ihn nicht. darda. Wenn er nur Hemans Tod Uns nicht verkündigt! Sieh, er steigt herauf Zu uns. Wer er auch sey; was Trauriges Wird er verkündigen. Denn nichts, als Elend, Erwart ich heut.
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Vierter Auftritt.
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Die Vorigen. Sarja. sarja. Seyd mir gegrüßt, ihr Männer. Mehr Freude sey mit euch, als mit mir war! Lebt Salomo? ach, wie entsetzt ich mich! ich eilt’ Und forschte nicht! denn auf des Oelbergs Höhn
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Bereiten sie dem Götzen Moloch Opfer. Der Tag brach eben an, und schien auf Moloch her. Wer herrscht in Juda jetzt? Ich komm aus Ophir. Ach lebt mein Vater noch? Ich zitterte Zu fragen, hab auch keinen noch gefragt; Daß Nathans Tod mir keiner sagen könnte! Nun halt ichs nicht mehr aus. Lebt Nathan noch? darda. Dein Vater lebt! chalkol. O Fremdling, bist du Sarja? sarja. Das sey dem Herrn gedankt! Mein Vater lebt! Nun will ichs gern, was ich . . . ja, ich bin Sarja, Was ich in Ophir litt, und an dem Nilus, Vergessen will ichs gern. Denn Nathan lebt! Wer aber herrschet jetzt? Rehabeam? Und der fiel ab von Gott? Ihr schweigt. Wer seyd ihr? Doch Ammoriter nicht? Ach, Salomo Mein Freund ist schon zu David hingegangen, Zu David und zu Gott! chalkol. Dahin wird er Nicht gehn. Er ists, er ists, der Moloch opfert! sarja. Ist hier kein Ruhesitz? Ihr seht, mich hält Mein Stab nicht mehr! . . Er setzt sich nieder. Die Sonne ging schon auf; Doch ists so dunkel hier? Doch als ich kam Wars ja auch hier schon Tag. Du Gott der Götter, O stärke mich, damit ich Nathan sehe! Der Götter Gott und auch des Thiers voll Blut, Das Moloch heißt. Zu lang hast du gelebt, Mein theurer Vater! . . . Wo ist Salomo? darda. Nicht fern von uns in seiner Sommerlaube. Er ging durch diese Thür. Wir sind gewöhnt, Daß er bald zu uns kömmt, bald wieder geht.
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Salomo
sarja. Indem er aufsteht.
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Ich war sein Freund! . . . Wer leitet mich hinab Zu meinem Vater? denn von Freud und Schmerz Bin ich ermattet. darda. Nathan muß vorher Erfahren, daß sein Sohn gekommen ist, Damit ihn nicht die schnelle Freude tödte. sarja. Sie wird so schnell nicht seyn. Der trübe Blick Des Greises wird sogleich den Sohn nicht kennen. darda. Doch deine Stimme kennt er. Wiedersehn Wird er in jener Welt dich, hier nicht mehr. sarja. So ist er blind? Das war doch stets das Looß Der armen Sterblichen, daß Bitterkeit Sich selbst in ihre besten Freuden mischte. Und oft, ach oft ist mir dieß Looß gefallen. chalkol. Ich gehe mit hinab zu deinem Vater. Komm, Sarja. darda. Aber wenn nun Salomo Zurückkömmt, mich allein, nicht Sarja findet? chalkol. So sag ihm, Sarja sey zuerst zu ihm Gekommen, hab es drauf gehört! . . . und sey Gegangen, daß er seinen Vater sehe.
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darda. Auch dieser Freund verläßt ihn! . . . Salomo, Mein Freund, wie mannichfalt sind deine Leiden, Wie bitter sind sie! Ach du riefest sie
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Zu dir herab von Gott! Nun sind sie da! . . . O welche Zeit war die, da Feuer vom Himmel Die Opfer zündete, die er dem Herrn Im neuen, nun geweihten Tempel brachte, Daß vor der Herrlichkeit des Herrn die Priester Nicht vermochten zu stehn. Sie sind vorüber Der Tugend und der Weisheit heitre Tage, Und Todesnächte sind auf sie gefolgt!
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Sechster Auftritt.
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Salomo. Darda. salomo. Du bist allein, o du vor allen Andern Mir übriger? Ach, wenn in meine Seele Noch Freude käme, nicht ihr Quell in mir Versiegt wär, alles nicht in mir in Nacht Verwandelt; so würd ich mich freuen können, Bey dir zu seyn; doch nun . . . darda. Ich möchte sprechen, Und schweigen auch. Entscheide meine Wahl. salomo. Verstumme! nur nicht ganz. Ein Wort verlangt Dein Freund von dir. darda. Und welches, Salomo? salomo. Ach, wünsche mir den Tod! . . . Du zögerst? Sprich Es feyerlich aus dieß Wort. Verwünsche mich Dem Tode! Dich erhört vielleicht das Schicksal! Mich hört es nicht! denn satt bin ich, zu forschen! Satt, mühsam in des Denkens Labyrinth Herum zu kriechen, und kein Licht zu finden, Nichts, das mir Wahrheit sey! Viel ist euch Wahrheit; Mir nicht! Und daß du mein Vertraun zu dir Ganz kennest, ganz erfährst, wie unglückselig Ich bin; so hör den trübsten aller Zweifel,
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Salomo
Der, wie ein Wetter, mich verfolgt, an alle Felsen Der Wüst’, in der ich irre, mich hinschmettert, Und sterbend schmachten läßt! . . . Doch hör ihn nicht, Wie könnt ich, hoffnungslos, daß er mir helfe, Auch meinen Freund in meine Leiden stürzen. darda. Mehr leid ich, wenn du schweigst, als wenn du redst. Und dann ist Hülfe zwar mein Mitleid nicht; Doch ist es Lindrung. salomo. Hör ihn denn, mein Darda. Vernehmt ihn auch, ihr Geister, die mit Schwermuth Mein Herz beflecken, das sonst Freude war. Schwebt all umher, seht all auf mich, ihr Götter, Auf euer Schauspiel, das ihr elend macht. Der Gott, den Abraham, den Moses glauben, Und unser Volk, der ist der gnädigste! Der weiseste! der mächtigste! der erste Vor allen Göttern! aller Götter Schöpfer! Doch ist er viel zu groß, ist viel zu erhaben, Sich, bis zu dieser Welt, herabzulassen, Und Herr des Staubs zu seyn! darda. Hör auf, ich sinke, Und mein Gebein erstarrt. salomo. Verwünsche dem Tode mich! Das thu; doch fluche deinem Freunde nicht! Denn was ich sagt’, ist mir nicht ganz gewiß; Doch daucht michs wahr! Nach langer Nächte Grübeln, Fand ich nichts anders aus, wenn ich den Guten Erdulden! und den Bösen glücklich sah! darda. Gott der Götter! verzeihs, wenn ich nicht würdig Von deiner Weisheit rede. Sind denn einst Nicht Strafen? und nicht Lohn? Ist dieses Leben Denn nicht des Lebens Kindheit, das die Seele Dort ewig lebt? Und dann: Der gnädigste,
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Der weiseste, der mächtigste, der erste Vor allen Göttern, aller Götter Schöpfer, Nennt er sich selber nicht der Menschen Herrn? Und welches Zeugniß gleicht dem hohen Zeugniß, Das sich der Gott der Götter selber giebt? salomo. Du schreckest mich! Und ach, wofern ich irre, So ists ein tiefer, grauenvoller Abgrund, Worinn ich fiel. Doch höre mich, und fluche Mir nicht. Wer lehrt dich denn, daß, nach dem Leben, Das du des Lebens Kindheit nennst, ein anders Und ewigs sey? Enthüllte Moses dieß? Auch leugn’ ich nicht, daß unsre Väter glaubten, Der Schöpfer lasse sich herab, ein Herr Der Welt zu seyn, vor allen unsers Volks. Wer lehrte sies? darda. Der Herrscher lehrte sies! salomo. So lehrt’ ers mich denn auch! Wie konnt’ ers den Denn jemals lehren, der nunmehr dran zweifelt? darda. War David denn nicht fromm, weil er auch Einmal Ein Böser war? salomo. Du überzeugst mich nicht! darda. Versammelt werden unsre Freunde dich Mehr überzeugen können. salomo. Dir nur wollt’ ich Das anvertraun, was meine Seele trübt. Drum schweig. darda. Viel eher können Einen Viele, Als Einer Einen leiten. salomo. Eher auch
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Salomo
Verirren. Schweig, und unverletzlich sey Das heilige Vertraun der Freundschaft dir. darda. Ich freute mich, daß du nun endlich wieder Dich anvertrautest, und nicht mehr verbürgst, Was dich verwirrt; nun freu ich mich nicht mehr. salomo. Du hattest Freud, o Darda. Sage mir: Wie ists dem Menschen, wenn er Freude hat? darda. Wie dirs gleich seyn wird. Denn dein alter Freund Kam heut von fernen Ophir endlich wieder, Dein Sarja. salomo. Sarja kam? Von Ophir, sagst du? Kennst du ihn denn? Ich hab ihn todt gehalten! Mir kömmt er nicht von Ophirs goldnen Flüssen; Mir kömmt er aus des Todes Thale wieder! Aus jener Nacht, aus der sonst keiner wiederkehrt, Aus der mein Darda nicht zu mir zurücke, Ich nicht zurück zu meinem Darda komme! Wo ist er? darda. Sieh, er ging hinab mit Chalkol Zu seinem Vater. salomo. Schon ist sie dahin Die Freude, daß mir Sarja wiederkam! Sehr kurz warst du, sehr schnell bist du entflohn, Du einzige, nach so viel leeren Tagen, Nicht leer an Schwermut. Denn er hörte Nathan! Vernahm, wer heut zum Opfer auf dem Oelberg Drommeten läßt. . . . Bring ihn herauf zu mir. Geh, meinen Sarja will ich gleichwohl sehn.
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Siebenter Auftritt.
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salomo. Vom Grabe kam mein Sarja wieder! hinunter Will Heman gehn! Der Königinnen jüngste Erscheint nun bald mit ihren Todesopfern, Den Blumen Israels! die . . . gehn voran, Eh Heman geht! Und . . . sollen sie denn gehn? . . . Gott hört mich nicht! Und stets noch säum ich zu sterben?
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ZWEYTE HANDLUNG.
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Salomo
Personen: sarja. chalkol. heman. darda. salomo. semira. die sängerinnen. die beyden mütter.
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Erster Auftritt.
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Sarja. Chalkol. Darda. Heman. sarja. Er kömmt noch nicht. So sehr vergaß er mich? chalkol. Er fürchtet dich zu sehn, weil du bey Nathan warst. Er wird noch länger säumen. Bald begleiten Die Königinnen zum Altar die Knaben! Drum gebet eilend Rath: Obs möglich sey, Ihn wenigstens von dieses Festes Blute Zu retten. Wichtig ists, der Nationen Geschick zu wägen, wenn in ernster Versammlung Es Weise thun. Viel wichtiger daucht michs, des Einen, Der unser Freund und Judahs König ist, Errettung auszufinden. Voll von Ehrfurcht Betrachtet ich euch stets; ehrwürdiger Seyd ihr mir heute. heman. Mich gebühret nur Zu hören. Denn ich habe keinen Theil An dieser Erde mehr. Mein Grab ist mir Bereitet, und ich ihm. chalkol. Drum laß noch diese That Dir folgen, Heman: Theil an seiner Rettung Zu haben! Sie wird dir der Kronen Eine mehr! heman. Sprecht, die ihr lebt, zuerst. chalkol. Was ist dein Rath, O Sarja? sarja. Kenn ich ihn, wie er nun ist? Was kann ich anders thun, als mich mir selbst Ganz überlassen, und, mit offner Freyheit, Von ihm, ihm selber sagen, was ich denke? chalkol. Wohlan, du Redlicher, ich bin dein Freund!
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Und Darda?
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darda. Biegen wir sein Herz nicht, o ihr Freunde; So ists umsonst, daß wir mit jedem Lichte Der Wahrheit ihn umgeben. chalkol. Wer kann das, O Darda? darda. Gott nur kanns; Ich weiß es wohl. Drum ist mein Herz auch schwer, denk ich den Ausgang Deß, das wir wünschen. chalkol. Steil ist wohl der Weg Zu ihm hinauf, doch unersteiglich nicht. So schnell, wie du, will ich zurück nicht sinken. Du Zu Heman. schweigst, mein theurer Freund, der bald dahin Nun geht, wo Freunde keine Thränen scheiden, Wie wir um Salomo vergiessen müssen. heman. Wenn auch mein Leib mir nicht die müde Seele Belastete; so wär der Schmerz um ihn Doch stark genung, unfähig mich zu machen Zur Heilung seiner Todesvollen Wunde. Was kann ich thun, als Abschied von ihm nehmen? chalkol. Das laßt uns alle thun. Drauf geh ein jeder Zu seiner Hütt hinab, zur stillern Heman. Doch eh wirs thun, erinnr’ ihn jeder noch So stark er kann, an den, von dem er wich. darda. Verlassen sollt ich ihn? chalkol. Ja, ihn verlassen! Vielleicht erschüttert dieses seines Stolzes Verstiegne Weisheit. darda. Nein, er ist nicht stolz!
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Er irret nur. Verlassen? Das, ihr Freunde, Das kann ich nicht! chalkol. Um ihn zu retten, nicht? darda. Wer sagt mir, daß ich ihn dadurch errette? chalkol. So bleib denn, Zeuge seines Götzendienstes Und im Gericht sein härterer Verkläger Zu seyn! darda. Vor bitterm Schmerz möcht ich verstummen! Denn ach, du redest wahr. heman. Es ist zu viel Für mich, und mein schon fast erstarrter Leib Erliegt. Ich muß von euch, eh ich ihn sehe, Mich trennen. Nehmt denn meinen letzten Segen, Ihr Theuren, von mir an, auch, Sarja, du, Ob ich dich gleich in meinem Leben einmal Nur sah, zum Grabe, weg von dir zu gehn. Mit euch sey Gott! Ihr müssets noch erleben, Dieß Labsal müß euch einst im Tod erquicken, Ach, mich erquickt es nicht! daß Salomo Zu dem noch wiederkehrt, von dem er wich! Deß Herrlichkeit er sah auf seines Tempels Altär’ herunter flammen! . . Wer liebt ihn Und mich so sehr, daß er mir diese Botschaft Hinüber bringen will? chalkol. Ich, Heman! darda. Ach, wer eilte Nicht gern zu dir zuerst hinüber, und brächte Dir diese Botschaft? heman. Aber was soll ich Von ihm zu David sagen, wenn ich komme?
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Salomo
Ihr alle seyd verstummt. Was soll ich sagen, Wenn nun sein grosser Vater aus dem Glanze, Der ihn umgiebt, zu mir herunter strahlt, Und freudig seines Sohnes Namen nennt? darda. Ach, leb, o Heman, noch, damit auch du Des Sohnes Namen vor dem Vater freudig Aussprechen könnest. chalkol. Meynt ihr denn, der Verderber, Der siebzig tausend schlug von Berseba bis Dan, Der stehend zwischen Erd und Himmel hielt Ein blosses Schwert in seiner rechten Hand, Und von Arafna’s Tenn’ es über Salem Ausstreckte, habe nicht schon Salomo Mit Molochs Namen an des Richters Throne Genannt? darda. So sage David denn von ihm, Daß wir für ihn zu Gott um Rettung weinen, Und fleh ihn an, daß er mit unsern Thränen Die heiligen, erhörteren des Himmels Vermische! heman. Leitet Sie führen ihn zu einem Sitze. mich; ich sinke sonst! Es dämmert sehr um mich. Gebt mir, ihr Theuren, Auch einen Segen mit, den: Sanft zu sterben! darda. Ich seh, o Heman, dich mit Ehrfurcht an, Dich fast unsterblichen! Wir sollen dich? Du must uns, Heman, segnen! chalkol. Schaut ihn an! Sein Haupt ist noch nicht grau, und doch . . . O Salomo! Sein Gram, sein bittrer Gram um dich, ergriff, Zwar langsam tödtend, aber dennoch tödtend, Ein schleichend Feuer, ihm sein Mark und Bein!
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Und, sieh, er stirbt! . . Er war dein Freund, der stirbt! Verstumm in mir, Verwünschung! heman. Ja verstummen Laß sie, und klag ihn so nicht an. Ich lege Mich hin, und sterbe, weil ich sterblich bin. Das ist es alles. chalkol. Wo ist, du Geliebter, Dein Grab? heman. Bey Ethans Grab. chalkol. Ich trage dir Die Todesfackel! Laß zu deiner Linken Mich schlummern. darda. Mit Arabiens Gerüchen Umwind ich dir dein Haupt und Herz! Laß mich Zu deinen Füssen ruhn. Doch segne mich Eh du entschläfst. heman. Ich hab euch schon gesegnet. Erlebts, wonach ihr . . .
Zweyter Auftritt.
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Die Vorigen. Salomo. salomo. Sey gegrüßt, o Sarja, Mein alter Freund. sarja. Mein Herr, und König, Gott Verleih dir langes Leben. salomo. Langes Leben? Das werde dir! Ich hielt dich todt. Du kömmst Aus Ophir endlich wieder?
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Salomo
sarja.
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Auch vom Nilus. Viel Menschen sah ich, und viel Müh und Elend Der Menschen. Satt bin ich, was unter der Sonne Geschieht, zu sehn. Mich theilten Freud und Schmerz; Du! und mein Vater! Denn, den frommen Greis Zu sehn, das hofft ich nicht. Doch wie es war, So ists nun auch. Mich theilen Freud und Schmerz! Ich kam vom Jordan her. Der Tag brach an, Nach meiner Wandrung letzten Nacht. Ich sah Jerusalem! und ach vor ihr, auf ihren Höhn, Den Chamos, und so gar den fürchterlichen Moloch! Da glaubt ich, du wärst todt! doch, ach, du lebst! salomo. Wer machte dich zum Richter meiner Thaten? sarja. Zum Richter nicht, doch zum Erinnerer, Macht mich die Furcht des Herrn, und meine Freundschaft. Du weist, ich bin ein Mann voll Ernst und Einfalt! Dazu, die eitle Müh der Menschen, die ich sah, Hat sie mir kleiner noch, als sonst, und Gott Nur groß gemacht! salomo. Am Strome warst du, Sarja. Was hast du dort gesehen? sarja. Einen König, Den ich verachten muste. salomo. Sisack meinst du? Der herrscht doch noch? sarja. Ja der! doch herrscht mit ihm, Wer keinen Waysen kennt! der Wittwen Sache Nicht hört! und schnell unschuldig Blut vergeußt! So tritt der Schwelger unter seine Füsse Das göttliche Geschenk, das Gott auf Erden Den Menschen gab, die Macht, Unzähliger
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Glückseligkeit zu seyn! Auch ist bey Sisack Ein Mann aus Ephrata, dein Feind, der wohnt In seiner Burg, und ist gewaltig im Lande. salomo. Wie heisset dieser Mann? sarja. Jerobeam. salomo. Jerobeam bey Sisack? O ihr Götter! chalkol. Die nennest du? und dennoch hat ihn Gott Dahin gesandt, der Gott, der ihm zehn Stämme Und Rettung gab, als du ihn tödten wolltest. sarja. Erstaunen und Entsetzen überfällt mich! Ihn tödten? Was sagtet ihr? chalkol.
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Zu Salomo.
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Darf ich davon mit ihm Vor deinem strengen Blicke reden? salomo. Fragst du, Eh du, vor mir, mit einem Freunde sprichst Von Dingen, die geschahn? chalkol. So hör denn, Sarja. Als Salomo die Höhn errichtet hatte, Da kam zu ihm der Seher Davids Gad. sarja. Mein Vater Nathan nicht? salomo. Wär der gekommen; So wärs nicht, wie es ist. Ich kenne Gad Und den aus Silo nicht genung. chalkol. Du klagst Des Herrn Propheten jetzt, als Täuscher, an? Das thatst du nicht vor dem, das thust du nur,
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Salomo
Seit dem du Molochs Priester kennst. Ich schweige, Und wiederholen mag ich nicht den Ausspruch Des Gotts der Götter, den du so entweihst. O wär nicht David, nicht Jerusalem; So würden früher dir die Stämme genommen; So wäre der Erfüllung Donnerschlag, In stillen Wolken, bis zu deinem Tode, Zu schlummern nicht geboten! sarja. Fahr du fort! Denn ich entweihe nicht den Ausspruch deß, Der es sagt und thut; Verheissung seys! ’s sey Fluch! chalkol. Entreissen wird der Herr, so sagte Gad Zu Salomo, zehn Stämme deinem Reich! Um Davids willen und Jerusalems, Nicht dir, doch deinem Sohn! Und eben dieß Vernahm Jerobeam von dem aus Silo. Und gleichwol wollte den, den Gott mit zweyn Der Worte seines Throns gewaltig schützte, Den wollte Salomo erwürgen! Entronnen Ist er, und sicher! sarja. Ihn erhöht stets mehr Aegyptus König. Denn dem ist es Freude, Daß er ein Krieger ist. Kömmt er nur nicht Mit Waffen, und befleckt die letzten deiner Jahre Mit Kriegesblute. salomo. Zu Heman.
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Du, mein theurer Freund, Ermattest sehr.
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heman. Ich würd es nicht erleben, Wenn auch sehr bald der Streiter Ephratas Vom Strome käm, und deine grauen Haare, Der du stets friedsam warst, mit Kriegesblut Entheiligte!
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salomo. Wenn Blut der Herr beschloß; So säumt nicht, ihr, du Bogen, und du Pfeil, Die mir erkohren sind. Ertöne bald, Du Bogen! rausch einher geflügelt, Pfeil, Und triff! chalkol. Der Rache rufst du? Weckst den Donner, Der schläft? salomo. Der Rache ruf ich nicht! doch bin ich Zu leben satt! chalkol. Ich auch. Denn mir sind alle Freuden Dahin, seit dem du nicht mehr Gottes bist! salomo. Bin ich nicht Gottes mehr, weil unerforschlich Mir seine Wege sind? Kennt er mich nicht, Weils mir zu schwer ist, ihn zu kennen? Kann Ich entfliehn, von ihm beherrscht zu werden, wofern er So tief sich niederläßt, mich zu beherrschen? chalkol. Er kennt dich! . . . Sarja, Es wird von fern Musick gehöret. dieser Schall verkündigt Die jüngste Königinn. Sie kömmt, und zeigt Die Knaben Salomo, die er dem Moloch Heut opfern wird. sarja. Dazu bin ich, so fern her, Aus so unzähligen Gefahren, gekommen, Daß ich dieß säh? Willst du sie wirklich opfern, O Salomo?
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Salomo
Dritter Auftritt.
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Die Vorigen. Semira. Zwo verhüllte Mütter mit ihren beyden Söhnen. Ein Chor Sängerinnen. semira. Sieh da, wie dir die Königinnen Die Knaben wählten. Der ist seiner Mutter Ihr Erstgebohrner! Der ihr Einziger! Jungfrauen, fangt sein Lied dem Moloch an! die sängerinnen. Streuet Blumen vor ihm. Blendend und rachevoll Glüht er! Lilien streut um den Altar herum, Daß die Knaben durch Blumen In des Glühenden Arme gehn! Hallt, Posaunen, umher, daß, wer zu menschlich ist, Nicht vernehme das Ach derer, die sterblich sind! Schweigt, Posaunen, das Stärkre Hören, was sie im Tode flehn! Ha! du glühest, du glühst, Moloch. Die Knaben sind Schon durch Kränze geweiht. Hörst du? der Mütter Schmerz Seufzt, und ist dir des Jammerns Deiner Knaben Verkündiger. salomo. Semira, nimm, statt dieser vielgefärbten, Nur weisse Blumen. Denn unschuldig sind die Knaben. chalkol.
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Zu Semira.
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Nimm breite, starke, dickgeschwollne Blätter, Die dunkelsten von jenem Todesbaum, Wie er in Ophir wächst, und dessen Hauch Fern vergiftet, die nimm, und überschatte Die Knaben ganz damit! semira. Ha! Salomo, Hat dieser keinen Sohn? chalkol. Zu Semira.
Mein jüngster ist
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In dieser Knaben Alter. die eine mutter. Sie fällt vor Salomo nieder.
Herr! und König Erbarmung! Herr! und König! ach, Erbarmung! Fall nieder, Kind! Er ist mein Einziger! Und dieser Mann Sie weist auf Chalkol. hat Viel! die andre mutter. Fall du nicht nieder,
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Sie legt die eine Hand auf seinen Kopf.
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Du Todesopfer! Ohn Erbarmung ist Er! . . . Ja, ohne Trost, und ohne noch Einmal Eine Mutter zu seyn, so will ich sterben! Geh du nur hin, und stirb, mein Erstgebohrner! Ankläger im Gericht des Gottes der Götter! chalkol. Laß mich zu meiner Hütte fliehn! salomo. Bleib, Chalkol. Geh, Königinn, in meine Sommerlaube. Ich komme dort zu dir.
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Vierter Auftritt.
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Salomo. Heman. Chalkol. Darda. Sarja. heman. Ich kann nicht mehr! Es ist das letztemal, daß ich dich sehe. Noch nie war ich so müd und satt zu leben. Ich schonte dein bisher mit jenem Bilde Von meines Leibes nahenden Verwesung. Voll Freude dich zu sehn, flammt’ ich oft auf, Ein sterbend Licht, das dennoch bald erlosch. Das täuscht mit Hofnung dich: Ich werde noch leben. O glaube mir, und laß mich Abschied nehmen! salomo. Du sollst nicht Abschied nehmen!
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Salomo
heman.
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Keinen Abschied? Nimmt ihn die Stimme nicht, so thuts das Herz! Mein ganzes Herz, das oft in kalten Schweissen Beynah schon brach, wenn nun um Mitternacht Des Todes Schwert mir durch die Seele ging. Doch was ich litt, verkürz ich dir und euch, Und schweige, gleich dem Grabe, das die Schrecken Der modernden Verwesung stumm verschließt. Wie wenig glaubt ich, ach, zu jener Zeit, Da unsre Freundschaft anfing, daß ich dich, Würd ich vor deinem Tod hinauf versammelt, Dich, wie du jetzo bist, verlassen würde, Kaum wagts mein Mund, den Gram ganz auszusprechen: Ach, wie du jetzo bist, . . . getrennet von Gott! salomo. Dir ist, das glaubst du, nur ein Hauch noch da. Sey ruhig! kürz ihn meinentwegen nicht! heman. Wie gerne gäb ich ihn für dich; allein Was hülf es dir? Ach sey du nicht zu ruhig! Du weist, wie zärtlich ich dich immer schonte, Weil stets dein Wink zu reden mir verbot! Ich war zu schwach. Soll ichs auch heute seyn? Soll ich dir keinen Seegen hinterlassen? Dir flehn, daß du . . . salomo. Ein Wurm den andern segnen, Daß er im Staub ein wenig länger krieche? Verlaß mich! heman. Ja, ich will dich bald verlassen! Was aber soll ich jenem grossen Todten, Der des künftigen Heils des Herrn gewiß war, Was soll ich ihm von dir denn sagen? salomo. Rede, Was du zu reden hast in dieser Welt!
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Das Grab ist stumm. heman. Verblende dich denn ganz; Ich thue doch was meine Pflicht gebeut. Wenn nun mein Geist, vom stummen Grabe fern, Mit dem Jubelgesang der Himmel aufsteigt, Was soll ich dann von dir den Vätern sagen? Du schweigst? salomo. Ich schone dein. heman. Du schonest dein! Und willst des ernsten, himmlischen Gedankens nicht! Er möchte dich, wenn er zu lebhaft würde, Auf seiner Wage wägen, und zu leicht Dich finden. Wenn ich nun an dessen Thron, Der richtet, lieg, und für die Gnade danke, Durch die auch ich, auch ich gerettet ward, Und dann vom Throne mir ein Donner ruft, Und Davids Sohn zugleich mit Moloch nennt! . . darda. Hör auf! Er ist bis in der Seele Tiefen Erschüttert! Schon’ ihn! salomo. Ja, bewegt bin ich; Nicht überzeugt! heman. Ich schonte sein zu oft! Was soll ich deinem Vater sagen? salomo. Sag ihm, Geh, sag ihm . . . ach ich träume fast wie du! heman. Mein theurer Freund, noch nie war meine Seele So lebhaft ihres Wachens sich bewust, Als itzt. Je mehr mein Leib daniedersinkt, Je heller flammt mein Geist empor, je stärker Empfindet er, daß sein Gefährt nur stirbt,
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Salomo
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salomo. Du weist, ich liebe dich, und gönne Dir deine Ruhe gern! heman. Könnt’ ich dir Ruhe Von Gott erflehn in meiner Todesstunde! salomo. Sprich mir nicht von erflehn! hört Gott denn herunter Auf eines Staubs Gebet? deins? oder meins? heman. Zerrissen, Salomo, und tief verwundet Ist deine Seele. Kannst du, scharfer Forscher, Auf Einen Augenblick nur glauben, daß etwas Dem Ewigen groß, oder klein sey? salomo. Klein ist Das Kleine, groß das Grosse, selbst vor dem, Der Beydes machte . . . Doch du kamst, um Abschied Von mir zu nehmen. Thus! nur nicht auf immer! Den nehm ich nicht. Ich sehe dich noch wieder. heman. Mich wieder? Ja! doch nicht in dieser Welt! Mein sterblicher, jetzt sterbender Genoß, Mein Leib wird mir zu schwer! Ich muß nun gehn. Noch lange lebe denn! salomo. Nicht diesen Abschied; Sonst flieh ich dich! heman. Ach lebe lange noch, Zu Gott . . . von dem du wichst . . . zurückzukehren. Verlangst du dieß? und soll ich dein Verlangen Dem grossen Todten sagen, der dich zeugte? salomo. Bin ich von Gott gewichen? Können wirs? Was können wir? Führt er uns Arme nicht, Wies ihm gefällt? Läßt er uns nicht vielmehr
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In Staub uns krümmen, bis wir drinn verwesen? heman. Bey dem, der ewig lebt, ach, denk nicht so Von ihm! Lern, Salomo, des Hohen Höhe! Und denk nicht klein von Gott! Groß ist der Herr, Daß er sich aller, die er schuf, erbarme! Zu dem geh ich. Was soll ich von dir sagen An seinem Throne? . . . Daß du wiederkehrst? salomo. Ich wich nicht ab! heman. Du Fels im Meere! du stolze, Du hohe Stirn! auf ewig deines Wahns! Das ists, das soll ich dem, der richtet, sagen? salomo. Verlaß mich! heman. Wärs zum letztenmale nicht, Daß ich dich sehe, würd ich schnell gehorchen! Allein ein Zweyter noch, (den fürchtet’ ich Den nicht!) ein trüberer, ein grauenvoller, Ein blutender, mein ganzes Herze blutet! Ein Abschied voll Entsetzen ist mir übrig! Entfernt auch von den schwächsten Hoffnungen Des Wiedersehns, ein ewiger! . . . Denn, ach! Du wichst nicht ab! Stein ist dein Herz! dein Auge Nacht! . . . salomo. Heman auch, der immer sanfte Freund, Kann Heman so mit seinem Freunde reden? heman. Erinnerung! ein Dolchstoß in mein Herz! Ein Mord in Mark und Bein, itzt, da ich Abschied Auf ewig nahm! Ich war dein Freund! ach, könnt ichs Noch seyn! Gott lieb ich mehr! Ich ehre dich; Gott bet’ ich an! Entscheide du nun selbst: Ob ich, als einen Freund, den lieben dürfe, Der Gott verkennt, aus starren Eigensinn.
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Salomo
Aus Stolz! salomo. Ich bet’ ihn tiefer an, als ihr! Denn mir ist er, die Menschen zu beherrschen Viel zu erhaben! heman. Will der Herr so tief Denn angebetet seyn? Hat er es nicht Uns offenbart! Er sey der Menschen Herr! Doch dein Verstand nicht irret; nur dein Herz Empöret sich, und ist der Wahrheit Hasser! salomo. Dein Leib, der itzt mehr Erdwärts sinket, trübt Umnebelt deine Seele. So geschwächt, Glaubst du, ich sey der Wahrheit Hasser. Heitre Dich, Heman, auf, und denke nicht zu viel Hinab ins Grab, und seine schwarze Schrecken. heman. Ich denke mehr hinauf. Denn nicht mein Geist Verwest. salomo. Hinauf? Wohin denn? heman. Salomo, Nach deinem Vater! salomo. Bist du denn so sehr, So fest gewiß, daß etwas anders noch, Als zum Gebein Gebein versammelt werde? heman. Ich bins! Und einst, du seyst es, oder nicht; Wird doch dein Geist zu andrer Todten Geistern, Vielleicht zu deiner Väter Seelen kommen, Entsetzliches Vielleicht! . . Mit dem soll ich Nun durch die Nacht der Todesschatten gehn! . . Mein Weilen greift zu sehr mich an. Ich sinke Beynah vor dir. Ich würde, säumt’ ich länger, Vor deinen Augen sterben.
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darda. Komm, du Bester, Ich bleibe, bis ans dunkle Thal, bey dir. heman. Nun, Sohn des frommen Manns, zu dem ich gehe Nun, Salomo, so scheid ich denn von dir! . . . Auf ewig? darda. Schweig! Es wird rings um mich Nacht! Erbarmt euch mein! Ich halte diesen Abschied Nicht aus! dieß Weggehn nicht, und dieß Verstummen! Die letzten, letzten Blicke nicht! Nein, Heman, Du Theurer! so will ich nicht Abschied nehmen. Ich will dich wiedersehn, dich wiedersehn! Das soll dein Todesblick mir freudig sagen! Mein Auge dich alsdann hinauf begleiten Zu Gott! salomo. So ist es denn beschlossen, Heman? So gilt es denn das fürchterliche Scheiden, Das ernste, letzte, letzte Lebe wohl, Ach wessen? Eines Freundes? heman. Ernster ist Auf Erden nichts, und selber nichts im Himmel, Als dieser Abschied, als dieß bange letzte Nicht Lebe wohl! das nicht! ach, als dieß letzte Verstummen! darda. Säume nicht. Du sinkest ja! Und, ach, zu sichtbar deckt dich Todesblässe! salomo. Bey Gott beschwör ich euch: Verlaßt mich nicht! chalkol. Bey Gott? . . . Beym Moloch?
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Salomo
Fünfter Auftritt. Salomo. Sarja. salomo. Ha! zu viel war das! Der Abschied! Und das andre Dolchwort! Moloch! Zu viel zum Überleben!
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Sechster Auftritt.
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sarja. Engel des Himmels! Wie trauervoll war das! . . Was soll ich thun? Was nicht? Wie sie, ihn auch verlassen? Ihm Nacheilen? vor ihm niederfallen? flehn, Daß er, mit Thränen flehn, zu Gott umkehre? Soll ich hinab zu meiner Hütte gehen, Und über ihn mit meinem Vater weinen? Was soll ich thun? . . Dazu kehrt ich zurück? Dazu? Ach, Salomo, mein Freund! mein Freund! Von welcher Höh bist du heruntergestürzt!
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DRITTE HANDLUNG.
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Salomo
Personen: salomo. chalkol. darda. zepho. die sänger. semira. die sängerinnen. die eine mutter.
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III. H a n d l u n g , 1. A u f t r i t t
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Erster Auftritt. Salomo. Chalkol. salomo. Indem er mit Chalkol aus der Sommerlaube tritt.
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Es ist beschlossen, Chalkol! chalkol. Nicht als Freund, Als König, hast du mich zu dir gerufen. Drum must’ ich kommen. Was beschlossest du? Der Knaben Leben? oder ihren Tod? Noch hallt der Berg. Soll ich hinauf gehn, deinen Wink Verkündigen? salomo. Der Knaben Schicksal laß Den Göttern. Mich und dich gehn sie nichts an. chalkol. Ihr Blut geht nah dich an, sehr nah! salomo. Es fall Ihr Loos nun, wie es kann. Ich habe nichts geboten. Doch wenn mein Schweigen nicht die Königinnen hält; So sterben sie. chalkol. So rufet gegen dich Ihr Blut gen Himmel. salomo. Schweig. Was wichtigers Beschäftigt meine ganze Seele. Beschlossen, Beschlossen ists! chalkol. Und was hast du beschlossen? salomo. Zu sterben! . . chalkol. Das? sehr laut weckst du der Erfüllung Verborgnen Donner auf! salomo. Ich geh hinüber,
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Salomo
Zu sehn, was Wahrheit sey. chalkol. Vielleicht siehst du Dort keine Wahrheit mehr, allein Gericht Siehst du gewiß! salomo. Ob dieß auch Wahrheit sey? Drum geh ich auch! chalkol. Du könntest hier sie lernen! salomo. Hier, Chalkol? Ehmals wähnt ichs auch wie du. Ruf mir Rehabeam. chalkol. Was soll der Jüngling? salomo. Ein kleiner König seyn! chalkol. Klein, oder groß! Wie Gott sie macht, so müssen alle seyn, Der König, und der Wandrer ohne Hütte! Und so, so ist es gut! salomo. Allein, wenn Elend, Von Elend überlastet, auf uns stürzt! So ist das ein laut Geheiß, Glückseligkeit In einer andern Welt zu suchen. chalkol. Gott Gebietet also nicht. Gebietet er; So sendet er den Tod! salomo. Wie weist du das? chalkol. Von Sinai. salomo. Hat das der Sinai gesagt? Er sagt es nicht. Bring mir Rehabeam.
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chalkol. Ich könnte gehn, und würd auf mich dein Blut Nicht laden, wenn ich dir auch nichts mehr sagte. Allein ich war dein Freund. Mit meiner Freundschaft, Und jedem Ernste, der sie heilig macht, Beschwör ich dich: Ruf nicht, durch einen Selbstmord, Mit dieser Donnerstimme nicht, der Rache Des Ewigen! salomo. Das thu ich nicht. Wir beyde Verwesen einst. Das ist es alles, Chalkol. chalkol. Verwesen, oder nicht verwesen, entscheidet Die grosse Sache nicht. Dem Herrn gehorchen! Entscheidet nur. Allein, du hörst mich nicht. So höre denn das Urtheil jenseit des Grabes, Das deiner wartet! . . . Er wendet sich von Salomo weg. Wenn hier einer schwebt Der Engel Gottes, welcher Mitleid hat; So zeige bald dein Mitleid, Engel Gottes! Denn, schau, am Abgrund steht er dicht, ganz nah Am Tode. salomo. Was erschüttert deine Seele So ungestüm? Was sagt die bange Stimme, Die bricht und stirbt? Du fluchtest mir doch nicht? chalkol. Das that ich nicht. Doch hätt ich dir geflucht; Was würd es dich denn kümmern? Dich, der Gottes Fluch verachtet, und ihn, als wärs ein Säuseln, Das fürchterliche Wetter Gottes von Ebal, Als wärs ein sanftes Wehn, vernimmt. salomo. Ich kenne Nichts Sanftes mehr! Sturm ist mein Herz, und Wetter, Und Todesnacht! Du wirst auch kommen, Stille Des Todes, wirst, du schreckenvolle Stille! Auch kommen!
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Salomo
Zweyter Auftritt. Die Vorigen. Darda. darda. Zu Salomo, indem er ihm die Hand reicht, und ihn küßt.
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Da ist Hemans kalte Hand! Und dieser ist sein Abschiedskuß an dich! salomo. Auch deine Hand ist kalt von Tod. . . Ihr Götter! So hat er denn den fürchterlichen Schritt Gethan? darda. Den fürchterlichen? Freudig ist er Den Flug zu Gott geflogen. Stürben Engel; Sie stürben so! chalkol. Ich folge dir, mein Heman! Vergossen ist sein Blut zwar nicht; doch wärs So früh noch nicht erstarrt: wofern du nicht . . . Ich schweige! . . Doch wird dir in deiner Todesstunde Auch deines Freundes Blut, wie ich, verstummen? salomo. Du machst es stets in meiner Seele finstrer! Laß ab von mir. So komm ich nicht zu Gott! Ach, meines Hemans Blut ruft nicht um Rache! Er war mein Freund, und sanfter, als du bist! chalkol. So denkst du noch daran zu Gott zu kommen? Sey heiliger, durch diese Wiederkunft, O unsers frommen Freundes Todestag! salomo. Was sagt’ er denn zuletzt von mir? darda. Mir fehlt Die Kraft, ihm nachzusprechen, wie er sprach, So sterbend’ er auch war. Die Seegen Gottes, Die deine Jugend überströmten, fleht’ er Auf dich herab.
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salomo. Und werden sie auf mich Herunter kommen? Ach, noch fühl ich keinen. Erhöret dieses Sterbenden Gebet Der Herr nicht; so erhört er keins! Doch sage: Blieb er denn stets gewiß, er sey unsterblich? darda. Die Augen brachen ihm; er bliebs! Er hörte Kaum meine Worte mehr; und bliebs! Sein Stammeln Sprach noch von dir, und von Unsterblichkeit! salomo. Ein Licht, das schnell noch einmal aufflammt, schnell Erlöscht. Das ist es alles. . . Hat denn etwa Ihn Gott erhört? Ihr sagts doch nicht? Du Zu Chalkol. willst Zuerst ihm folgen? Ich, ich will zuerst Dem theuren Heman folgen! chalkol. Sehr bewegt Warst du; und doch führt dich selbst dieser Todte Zu Gott nicht! wer kann dich zu ihm nun führen? salomo. Nicht Wehmuth, Strenge nicht, der Tod! chalkol. So hoffst du Unsterblichkeit? salomo. Ich wünsche sie, und will Sie suchen da, wo sie zu finden ist; Wenn sie das ist! chalkol. Du findest ganz gewiß Unsterblichkeit; doch welche schreckenvolle, Wenn du sie also suchst! darda. Zu Chalkol.
Will Salomo Sich selber tödten?
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Salomo
Dritter Auftritt. Die Vorigen. Zepho. Er kömmt sehr eilend.
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zepho. Siebenmal ist schon Die Glut im Moloch wieder angeflammt! Voll Erwartung stehn, und bleich die Königinnen! Fast athemloß erschallen die Posaunen! Die Mütter liegen bey den Opferknaben Beynahe todt! und doch will unser Gott, Daß sie die Knaben sterben sehn und hören. Und selbst der Weihkranz um der Opfer Haupt Verwelkt vor Glut; und doch gebeutst du nichts? Noch säumst du? Sollen denn die Königinnen, Vor ganz Jerusalem, voll Schaam zurücke gehn? salomo. Habt ihr noch nicht geopfert? fleuch!
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Vierter Auftritt. Salomo. Chalkol. Darda. salomo.
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Nach einigem Stillschweigen.
Erblickst
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Du den Boten, Darda? darda. Über Hemans Tod Ist noch mein Blick von Thränen trüb, ich seh Den Boten nicht. chalkol. Ich aber seh ihn eilen. Von ihm fliegt Staub zurück, zurück sein Haar. salomo. Eil, eil ihm nach, und bring ihn her zu mir.
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III. H a n d l u n g , 5. A u f t r i t t
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Fünfter Auftritt.
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Salomo. Darda. darda. Des Boten Schritt wird Chalkol nicht erreichen. Sehr schnell wandt er sich um, und hörte kaum, Was du ihm sagtest, aus. So werden denn In dem glühenden Arm die Opferknaben Zerflossen seyn, eh Chalkols ferne Stimme Vernommen wird. Du schweigst? salomo. Ach wär ich nur Auf ewig schon verstummt. Es sind nur zween! O wärens mehr! so würd ihr Blut mich schrecken! So würdest du, Verzweiflung, endlich mich Ergreifen, ungestüm hinunter mich stürzen! Denn hinunter ins Thal des Todes will ich! In seine Tief hinab. darda. Wer bist du geworden? Sehr menschlich warst du sonst. Jetzt wünschest du Mehr Blut noch. Schreit denn dieß nicht laut genug? Weckt’s denn nicht stark genug das schon vergoßne Aus seinem schlummernden Verstummen auf? salomo. Wohlan! ich will allein, und ohne Blut, Mit kaltem Ernst, und nicht von dir, Verzweiflung, Ergriffen, so will ich hinunter gehn. Sey ruhig wegen meiner Menschlichkeit! Aus keines Kindes Wunde soll mehr Blut, Kein Blut mehr aus der bangen Mutter Auge, Aus diesen starren Adern solls nur fliessen! darda. Besänftige, Salomo, dein Herz und überdenk Noch Einmal deinen fürchterlichen Entschluß! salomo. Wen Elend, wie mein Elend ist, umringt, Der mühet sich umsonst zu überdenken.
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Salomo
Das Elend reißt ihn fort! darda. So wende dich Zu Gott. salomo. Ach, eisern war für mein Gebet Sein Himmel. darda. Gott schickt oft zum Leidenden Erhörung spät herab; doch schickt er sie. Wie kennen wir der Hülfe Weg, den er Im Dunkeln wandeln wird? salomo. Hier hilft er nicht. Er überläßt die armen Menschen sich selbst Dort, wenn ein Dort für uns bereitet ist, Dort hilft er. Drum laß mich zu Heman gehn! darda. Verzweiflung reißt dich fort! Sie bringt zu Heman nicht. Drum bleib bey uns. salomo. Um länger zu verwesen? Dieß auf des Alters Lager zu beginnen? Zu endigen im Grabe? darda. Dieses ist Das allgemeine Looß der sterblichen Menschen. salomo. Ists minder traurig, weils auf aller Haupt Ach! auf ein ganz Geschlecht der Schöpfung fiel? darda. Dort, in den Sommerlauben um uns, sind Der sanften Harmonien Chöre. Sie warten Auf dein Geheiß. Sonst konnte deine Seele Der Sänger heitern, und des sanften Liedes Begleiterinn, die leise goldne Sayte. salomo. Macht, was ihr wollt, doch überlaßt mich nur
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Mir und meinem Entschluß. darda.
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Ich seh es stäuben Von fern, und einen in dem Staube kommen. Ich kenn ihn nicht. Doch deucht michs Chalkol. Langsam Geht er einher. salomo. Es komme, wers auch ist, Schnell, oder säumend. darda. Nun erkenn ich Chalkol. Er ists, und traurig zögernd naht er sich. Die Knaben sind dahin. Ihr armen Mütter! Nicht jene nur, so die nun Todten gebahren, Ihr andern auch, ihr Mütter Israels, Die dieses sahn! salomo. Was sahn? darda. Was Chalkol uns Bald sagen wird. salomo. Erwart es, Darda, denn! darda. O müst ichs nicht erwarten! Wär ein Schatten Von Hofnung nur, ihr Blut sey nicht geflossen. Es floß! es floß! Ihr Unglückseligen! Ihr Mütter! . . Jetzo gekränzt, und lebend, und blühend! Todt dann, auf Einmal todt! schnell Staub darauf!
Sechster Auftritt.
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Die Vorigen. Chalkol. darda. Nachdem Chalkol eine Weile stillschweigend stehngeblieben ist.
Hast du uns nichts zu sagen, Chalkol? chalkol.
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Nichts!
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Salomo
darda. Warst du nicht auf dem Berge? chalkol. 1025
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Lieblich weht Auf ihm die Morgenluft. darda. So eiltest du Der Königinnen Boten denn nicht nach? chalkol. Empor geschwungen müsse dessen Sohn, Müsse blutig herab an einen Eckstein Geschmettert werden! und sein alter Vater Zerquetscht, zermalmt von ehrnen Wagen der Krieger, Wer ohne Thränen sehn kann, was ich sah! darda. Schon’ unser, Chalkol, und erzehle nichts. chalkol. Hier schweigen? hier? der Sohn des Abgrunds kam Mir schnell zuvor. Und opfert! rief er, hinauf Zum Altar, opfert! Gleich begannen die Priester Ihr dumpfes Murmeln; ihren Todtengesang Posaun und Cymbel. Auf erhabnen Stufen, In doppelter Reih, und dicht zusammengedrängt Bis ganz hinauf zum Moloch standen sie, Und reichten sich die Knaben, ein Verberber Dem andern zu. Beym Fuß ergriffen sie die Knaben! Die weinten laut! und laut erscholl umher Ein Mitleid, Salomo! das du nicht hattest! Darauf . . . Schnell zischt’ und floß vom Glühenden Ihr schwarzes Blut und Hirn herab. Da verhüllten Die Mütter alle sich! . . . Verhüll dich auch, Damit du nicht, das fürchterliche Schweben Der Seelen um dich sehst. salomo. Nach einigem Stillschweigen.
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So sind sie todt? Sind wirklich todt? . . Du schreckst mich, Blut . . Gehorcht’ er dir Denn nicht? dir nicht?
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III. H a n d l u n g , 7. A u f t r i t t
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chalkol. Er sah mich hinter sich, Und zum Gewittersturm ward seine Flucht! Ich ruft ihm nach! Allein des Lechzenden Erstorbne Stimme hört’ er nicht, und hätte Selbst eines Donners Stimme nicht gehört! salomo. So lang ich opferte, hat mich noch nie Der Knaben Blut erschreckt. Jetzt daucht michs, ich höre Ihr Jammern um mich her. chalkol.
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Er wendet sich weg.
Schrey laut, o Blut!
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Ruf ihn zurück zu Gott! salomo. Bringt mir die Sänger Mit ihren Harfen her, daß meiner Seele Diese Bilder entfliehn, und sich zur Stille Mein Herz besänftige. Er setzt sich nieder. darda.
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Zu Chalkol leise.
Die Sänger sind Versammelt schon durch mich im Hain um uns; Und Wehmut hat für ihn ein Lied von mir Geweint.
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Siebenter Auftritt.
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Salomo. Chalkol. chalkol. Gott segne dich! salomo. Wird mich der Herr Erhören, wenn er auch die bessern Menschen Erhört? chalkol. Gott segne dich!
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Salomo
salomo. Und dich erhöre Gott! Aber ach, was hilft der bange, schwache, Der hofnungslose Wunsch, wenn er, belastet Von oben her, wie Kains Opfer, nieder Zur Erde wallt, und nicht gen Himmel kömmt? chalkol. Ist denn dein leidend Herz des Ausgangs Herr! Tief sink es hin vor Gott; so wird dein Wunsch Das Opfer Abels seyn!
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Achter Auftritt.
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Die Vorigen. Darda. Die Sänger. darda. Du hast geboten Die Sänger herzuführen. salomo. Laß ihr Lied Versuchen, obs vielleicht mein Herz erfrische. d i e s ä n g e r. ein sänger. Jonathan, ach du eilst von mir weg, du Edler in Juda! Auf der Höhe des Bergs, sankst du im Tode dahin. der andre. David, ich lasse dich hier, und warte deiner in Hainen, Wo der Bogen nicht tönt, und es vom Schilde nicht strahlt. der erste. Ach, ich muß noch zuvor viel Köcher hören, und viele Rauschende Speere! den Tod weissagt ihr glänzender Flug. Sagt es nicht an zu Gath! In deinen Thoren, o Asklon! Walle kein wolkichter Staub eines Verkündigers auf! Daß sich nicht freun die Töchter der Unbeschnittnen, Philista Töchter keinen Gesang tanzen im Taumel des Siegs! Thauen nicht muß es auf euch, noch regnen, ihr Berge Gilboa! Euer Gefilde sey dürr! gebe dem Opferer nichts! Denn auf euch ward Helden ihr Schild herunter geschlagen, Jonathans Bogen, der nie fehlte, so oft er erklang.
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III. H a n d l u n g , 9. A u f t r i t t
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Lieblich warest du, warst holdselig im Leben. So leicht war Nicht der Adler! so stark war nicht der Löwe, wie du! Weint ihn ihr Töchter Israel! rosinfarbne Gewande Decken die Klagenden! Gold decke sie Kleinod und Gold! der andre. 5 Ja, zur Thräne, das festliche Kleid! Denn da, wo ich nun bin, Fleugt der rauschende Pfeil, seufzt der Erschlagne nicht mehr! Denn in dieser Wohnung der Ruh, den Hütten der Freundschaft, Wart ich derer, die mich klagen, und weine nicht mehr. 10 Abgetrocknet ist mir des Lebens Kummer. Gefallen Bin ich zwar in dem Streit; aber wie glücklich bin ich! der erste. Leid ist mir es um dich, mein Bruder Jonathan. Freude Hatt’ ich und Wonn’ an dir; aber die ist nun dahin. 15 Deine Liebe war mir viel theurer, als Liebe der Frauen! Ach der warst du, mein Freund, der, du mein Jonathan, mir. der andre. David! was wäre die Freundschaft, wofern sie unsterblich nicht wäre! Müde zu leben und satt kömmst du, mein David, zu mir. Ach, ich enthüllte dir gern die dunkeln Pfade des Todes! 20 Der die Leben beherrscht, deins und das meine, verbeuts. Aber wenn du herauf zu meiner Umarmung zurück kömmst Dann . . mir ruft mein Gefährt! David, dich segne der Herr. der erste. Wenn, wenn werd ich ihm folgen, ach, meinem Jonathan folgen? 25 Wenn mir jene, die mir Gott, der Errettende, gab? Meine Kinder? O Hoffnung des bessern unsterblichen Lebens, Meine Kinder, mein Freund, alle versammelt um mich? All’ in den Hütten der Ruh versammelt, wo keiner Mutter Augen Wehmuth entfließt! Wunden der Söhne kein Blut! 30
Neunter Auftritt. Salomo. Chalkol. Darda. salomo. Jetzt wär er denn bey ihm! . . und seinen Kindern! Doch Absalon? . . . und einst, die nun noch leben? . . . Du weist es, Herr! . . . So segnete mein Heman
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Salomo
Mich, Darda, noch? O dunkle Nacht, die nun Sich zwischen mir und euch gelagert hat! Und keine Thrän erfleht, Verborgner, dich, Licht in die dunkle Nacht zu senden! keine Von denen, die ich sonst vergoß! denn jetzt Sind Thränen mir versagt! chalkol. Die Rettung kömmt Zur Zeit, die Gott ihr setzt. salomo. Mir kömmt sie niemals Ja niemals! Täuscht mich nur mit keiner Hoffnung, O meine Freunde, mehr! . . Es übertrift Was jemals Freundschaft war, selbst Davids Freundschaft, Was ich entschlossen bin, um eurentwillen Zu thun. darda. Und was, du Bester aller Freunde? salomo. Ich will, des Elends satt, gleichwohl den Tod Erwarten. chalkol. Nur um unsertwillen dich Nicht tödten? aber nicht zurück zu Gott Dich wenden? Schnell hast du von dem Gefühl Das erst dein Herz ergriff, dich losgemacht! darda. O nenne nicht, entschlossen seyn zu leben, Wenn du, in deinem finstern bittern Gram Ganz unterzusinken, auch entschlossen bist. salomo. Was ich zu thun vermag, das thu ich. Mehr, O Chalkol, fodre du von mir nicht! Hoffe Nicht, Darda, mehr. darda. Vermag denn Gott nicht mehr? salomo. Wird Gott es wollen?
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III. H a n d l u n g , 9. A u f t r i t t
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chalkol. Bist du denn, so tief Bis dahinab, gesunken, Salomo, Wo keine Hoffnung ist? salomo. Verschwieg ichs denn Daß keiner sich im Staube bückt, und weint, Der elend sey, wie ich? chalkol. Mein theurer Freund! . . salomo. Du, Chalkol, weinest über mich! Ich muß Wohl elend seyn, wie keiner elend ist! . . . Verstummt ihr? Sagt denn: Wärs die beste Rettung nicht, Ich ginge noch den Weg hinab, von dem Kein Wiederkehren ist? chalkol. Ach, Salomo, Das wär die Rettung Sauls! . . Nach einigem Stillschweigen. Mein Rath ist der: Du fragst den Herrn durch Nathan: Ob des Reichs Zerreissung mit vergoßnem Kriegesblute Beginnen soll? Begönne sie mit Blute: So stürbest du in Waffen! Denn, nicht du, Rehabeam, dein Sohn, verliert die Stämme! Du hättest deinen Wunsch, den Tod, und Bald vielleicht. Und hätt in Frieden, bis an deinen Tod, Zu lassen dich der Herr der Herrscher beschlossen; So sähst du, Salomo, wie er sich dein Erinnerte! salomo. Hinauf zu seinem Thron Bis dahinauf sollt’ ich mit einer Frage An den, der ewig ist, mich wagen? Ich? chalkol. Ist aus dem Labyrinth, in dem du irrst, Denn andre Rettung?
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Salomo
salomo. Ich, den Opferblut
Befleckt?
Zehnter Auftritt.
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Die Vorigen. Semira. Die Sängerinnen Diese bleiben beym Eingange stehn. und unter ihnen die Mutter, deren erster Sohn geopfert ist. semira. Es ist geschehn! und Molochs Zorn Läßt nach! hier bring ich dir den Opferkranz Des jüngsten Knaben. Seine Mutter bringt Des Andern. Sie erflehte mich. Beglückt Hält sie sich jetzt, daß wir zum Opfer ihren Sohn Erkohren? salomo. Ist sie hier? Sie ists doch nicht? Schnell laß sie hinab nach ihrer Hütte gehn! die mutter. Zuvor nimm diesen Kranz von meinem Sohn. In deinen Fußtritt sink ich, wo du standst
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Er ist ein wenig von ihr zurückgetreten.
Und küsse deinen Staub! und sieh, ich lege Danksagend dir des Knaben Blumen drein! . . Nachdem sie schnell aufgestanden ist. Sie behält den Kranz die ganze Zeit über in der Hand.
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Dein lach ich! und des Todes! seht ihr nicht, Sie geht halb um ihn herum.
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Wie rings umher des frommen David Sohn Von Opferblute trieft? salomo.
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Zu Chalkol.
Geh, bring sie hinab! chalkol. Leise.
Gott sandte sie.
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III. H a n d l u n g , 11. A u f t r i t t
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salomo. Für sich.
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So will ichs ganz denn hören, Was ihr der Herr gebot! die mutter. Ihr alle seyd Erstarrt, wie Felsen? Will er euch auch opfern? . . . Ihm fluchen? . . Er hat schon sich selber geflucht! Und wer steigt tief genung zur Höll hinab, Dort einen Fluch für ihn heraufzubringen, Der stark genung für diesen Opfrer ist! Für diesen blutigen Verderber! . . fleuch du nur
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Zu Semira, die wegeilt.
Entrinn in Molochs Arm! Dort ruht man sanft.
Eilfter Auftritt.
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Salomo. Chalkol. Darda. Die Mutter. die mutter. Flieht, Zu Chalkol und Darda. opfert, Molochs Priester! opfert sie! Glückseligkeit von nicht gemeiner Art Hast du zerstört, vernichtet, du Verderber! Wie keiner liebt, so liebt des Knabens Vater mich! So lieb ich ihn! voll Einfalt, Freud und Unschuld War unsre Hütte! Nun ist Elend drinn! Und klein sind nicht am Geiste, die das Elend In Staub herunter stürzte! Siebenfältig Stürz es auf dich herab! . . ha! siehst du nicht, Wie rings um dich die Todtenasche liegt? Und Seelen wallen drinn! so vieler Knaben! So vieler Mütter, die vor Schmerz vergingen! Zu Chalkol und Darda, die erschrocken weggehn.
Eilt, opfert! eilt!
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Salomo
Zwölfter Auftritt.
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Salomo. Die Mutter. die mutter. Du bist allein! O stünde Hier zwischen uns der Todesengel itzt, Der siebzig tausend schlug von Dan herauf! Stünd er, Entscheider zwischen mir und dir; So würde Juda sehn: Ob du des Todes Zu lachen auch vermöchtest, wie dieß Weib? salomo.
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Mit sanfter Stimme.
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Gerettet, geh hinab zu deiner Hütte. die mutter. Von jedem Fluch verflucht! und unerrettet! Geh du zur Höll hinab! . . Ins Todesthal
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Sie ruft dieß Salomo nach, der weggeht, aber bis sie ausgesprochen hat, in der offengelaßnen Sommerlaube gesehen wird.
Und vor den Richter, der nicht Moloch heißt! Bescheiden dich, mein Sohn! und ich! und der von Blut Bald trunkne Pfeil des Manns aus Ephrata, Der an dem Strom der Rache Bogen spannt!
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Dreizehnter Auftritt. 1215
die mutter. Ich opfert’ auch! . . Allein mein Altar war Der war Todtengebein! und Fluch mein Opfer! Nimm du es an, der Götter Gott, und wirf Das Thier und seinen Knecht ins Verderben hinab!
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VIERTE HANDLUNG.
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Salomo
Personen: salomo. korah. zepho. chalkol. darda. nathan. sarja. die beyden priester molochs. moloch. chamos. Der Schauplatz ist dunkel, in der Mitte desselben ein Altar, und auf diesem etwas Feuer.
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IV. H a n d l u n g , 1. A u f t r i t t
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Erster Auftritt. Salomo. Korah. Zepho. Er steht ganz in der Entfernung.
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salomo. Ich wiederhole dir, was du versprachst. Du bringst aus seiner Gruft mir einen Todten, Den ich dir nenn’, herauf, der weissagt mir: Obs Frieden, oder Krieg wird seyn, wenn ich Zu meinen Vätern geh? korah. Ja, ich versprachs, Und halts, beym Moloch! salomo. Machest du noch viel Zubereitung? So bald du alles, Korah, Vollbracht hast, nenn’ ich dir des Todten Namen. korah. Viel Reinigung, viel Weihung, viel Gebet Muß erst geschehn, eh Moloch seinem Priester Den Todten zeigt. Hast Zu Zepho. du die Einsiedler Gerufen? zepho. Beyde sind gerufen. korah. Bring Die Opferurnen itzt, worinn die Asche Der Knaben ist.
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Zweyter Auftritt
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Salomo. Korah. salomo. Wozu der Knaben Asche? Hört ohne sie dich Moloch nicht? korah. Wenn er Der Knaben Staub nicht sieht, und an den Urnen Ihr Blut; so höret er mein Rufen nicht.
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Salomo
Dritter Auftritt.
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Die Vorigen. Chalkol. Darda. chalkol. Den Molochs muß ich sehn? . . Warum hast du Die Sonne dir, o Salomo, verfinstert? Bey Nathan waren wir, dem Manne Gottes, Sein Sohn führt ihn herauf. salomo. Wer hat euch das Geboten? chalkol. Unser Herz, das voll Freundschaft Dein Schicksal sieht. Du kannst von ihm nun hören: Ob er dir räth, den Gott der Götter zu fragen? korah. Wenn, Salomo, der Gott, der auf Moria . . . salomo. Nenn dessen Namen nicht, der aller Götter Erschaffer ist, und Herr! Wenn, wider Ihn, Den Ewigen, und Allerhöchsten, du Ein einzigs Wort nur sagst; so ists um dich Geschehn! und du must sterben! Moloch opfr’ ich Dich selber alsdann! und aller Knaben Brüder Die Mütter auch der Knaben, die er hat, Begleiten dich hinauf zum Glühenden! korah.
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Indem er zurücktritt, für sich.
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Ich weissag’ ihm! Der Hölle Rache, komm, Und räche mich an ihm! salomo. Was redest du In deinem Herzen, als in einer Tiefe? korah. Ich weihte mich, den Geist heraufzurufen. salomo. Bringt Sarja seinen Vater itzt? chalkol. Sie nahn
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IV. H a n d l u n g , 3. A u f t r i t t
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Dem Cederngange schon. salomo. Laß ihn zurückgehn. chalkol. So soll der Greis, den ich mit Müh erflehte, Der durch die lange Dunkelheit herauf Gestiegen ist, mit stummer Traurigkeit. Und Thränen in dem lange Thränenlosen Erstarrten Aug, hinunter wieder gehn? salomo. Was soll er hier? Denn Moloch frag ich itzt! Der Priester rufet mir, durch ihn, der Todten Einen Zu mir herauf. chalkol. Ein Geist, den Molochs Priester Heraufruft, soll dich jenen Rathschluß lehren, Den Gott nur kennt? der Knaben Blut durchdrang Dein Herz, und du begannst zurück zu Gott Zu kehren. Dieses thatst du, tiefer noch, Als je, herabzufallen? Nach der Zukunft, Bey deines Götzen Bild, ein Frager zu werden?
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Leise zu Darda.
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Ein Geist der Hölle muß der seyn, der dieses Bild Erfand, und sich in ihm anbeten läßt; Wie könnte Salomo sonst so viel Nacht verfinstern? salomo. Ihr unternehmt vergebens, mich den Wahn Zu lehren, daß den Hocherhabnen, Ihn, Ich fragen dürfe? chalkol. Wenn du bis zu Gott Dich nicht erheben darfst; so frage nur Die Götzen nicht. Statt Molochs, statt der Todten, Die er vermag zu senden, frage mich. Die Zukunft kenn ich nicht; allein ich kenne Des Richters Weg, den er im Dunkeln geht, Mit denen, die zu weit von ihm sich sondern.
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Salomo
korah. O König, frage diesen Mann. Er weiß Mehr, als die Götter! chalkol. Ja, er weiß, daß dein Mit aller ihrer Qual die Hölle wartet! Und daß das Dursten ihrer heissen Ungeduld Nach Verbrechern, als der, der vor mir dasteht, Umsonst nicht lange schmachtet! korah. Schmachtete Nur Moloch, und seiner Altäre Glut nach dir!
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Vierter Auftritt. Die Vorigen. Nathan. Sarja. sarja.
15
Wir Zu Nathan, indem er ihn langsam hereinführt.
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treten jetzt herein zu ihm. Ist der Zu Chalkol. Nicht Molochs in der Dämmrung dort? nathan. Was fragst du So bang? sarja. Es ist bey ihm ein Priester Molochs. nathan. Sind seine Freunde denn bey ihm nicht mehr? chalkol. Wir auch. nathan. Mein König, und mein Herr! sie haben Mich Sterbenden zu dir heraufgebracht, Daß du durch mich den Gott der Götter fragest! Ich weiß nicht, ob du willst? salomo. Ich sandt’, o Nathan,
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IV. H a n d l u n g , 5. A u f t r i t t
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Sie nicht.
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nathan. So laß mich hier ein wenig ruh’n, Dann wieder gehn. salomo. Leit ihn, damit er ruhe, Sarja. nathan. O wäre mein Weg so kurz zum Grabe.
5
Indem er sich hingesetzt hat.
chalkol.
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Nathan, Mein Vater! Salomo fragt Moloch heut, Den stummen Götzen, mehr von dem zu wissen, Was Gott verkündigt hat. korah. Bleibt ihr nur hier, Und höret, was die Geister Molochs sagen, Und sehet dann, ob, was sie sagen, geschieht. chalkol. Geschieht? Ja, wenn sie dir verkündigten Daß du. . . . Doch meine Seele fühlt sich zu hoch, Mit dir noch mehr zu reden, Priester! korah. Meine Zu hoch nicht, dein zu spotten!
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Fünfter Auftritt. Die Vorigen. Zepho. Zween andre Priester. Moloch. Chamos. nathan. Wessen ist Dieß Rauschen, Sohn? Wer sind die Kommenden? sarja. Mit Urnen Priester Molochs, und verhüllt, Mit Fackeln in der Hand, zween andre Männer.
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Salomo
moloch. Leise, indem zugleich ein Geräusch durch das Niedersetzen der Urnen entsteht.
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O Chamos, die sind wir, sind Sterbliche nur! chalkol. Was setzt ihr beyden da an Molochs Altar Für Urnen hin? chamos.
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Auch leise.
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Antworte, Moloch, du! Ist nicht die Asche dein? korah. Der Opferknaben Staub Ist drinn! und dran ihr Blut! nathan. Dank seys dem Herrn, Daß mir durch ihn das Licht des Tags verlosch! chalkol. Wer seyd ihr beyden Todtenfrager dort, Ihr, die verhüllt, die trüben Flammen tragen? Und die einander so viel Geheimes sagten? Von Moloch, glaub ich, und der Todten Ankunft. moloch. Und wer bist du? chalkol. Der Knechte Gottes Einer! moloch. Des Moloch? chalkol. So, Elender, fragst du mich? Des Gottes Knecht bin ich, der Erd und Himmel, Und auch das Erz erschuf, woraus ihr Molochs gießt! Der Dulder ist, und dann Verderber schnell, Wenn nun der Rache reif die Thaten sind. moloch. Den kenn’ ich nicht! chalkol. Du kennst ihn nicht, und bebst,
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IV. H a n d l u n g , 5. A u f t r i t t
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Da ich vor dir den Hocherhabnen nenne? korah. Zu den Priestern.
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Streut Opferkörner in des Altars Glut, Damit der Duft des lieblichen Geruchs Den Gott, aus seiner Trunkenheit des Bluts, Er, aus der Nacht, der Todten Geister wecke.
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Indem die Priester Weihrauch aufstreun.
Auf, Moloch, auf! dein Altar glühet dir, Und wallend steigen wolkichte Gerüche! chalkol.
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Zu Nathan gekehrt.
Umwölkte, Korah, dich der Hölle Nacht! nathan.
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Ich habe Genug geruht. Er steht auf. korah. Was säumst du, Salomo? Auf nenne nun des Todten Namen mir! chalkol. Bleib, Nathan, und errett ihn! sarja. Vater, bleib! salomo. Des Todten Namen? chalkol. Nenne, nenn ihn nicht! Und tritt den Einen Schritt nicht vor, den du Noch bis zum Abgrund hast. salomo. Du hast, zuerst Durch deinen Rath, denn o wie dürft’ ich Gott! Die Todten zu fragen, mich verleitet. chalkol. Gott Rieth ich zu fragen. Nicht von mir verleitet, Ganz ohne mich, fragst du die Hölle!
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Salomo
salomo.
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Wie dürft’ ich, Wär ich auch unbefleckt vom Opferblut, Den Hocherhabnen, Grossen, Ersten fragen? Was kümmere ihn der Pfeil Jerobeams Nach Blute dürstend? und der Staub vor Er weist auf sich. euch? Auch frag ich nicht die Hölle, Götter sinds! Drum laß mich fragen, denen Menschenschicksal Zu klein nicht ist. Beynah ists Moloch selber zu klein. Er sendet Geister, die antworten müssen. korah.
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Zu Moloch leise.
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Hast du’s gehört? Selbst Moloch! . . Ha! was sind Wir ihm, da unser Gott ihm das nur ist? Glüh, Rache, glüh! verzehr ihn, Rache der Hölle! moloch. Ja diese! salomo. Wartet denn! Bald nenn ich euch Den Geist. . . Die Wahl Zu Chalkol. ist zwischen David mir Und Heman schwer. . . . nathan. Nur David nicht, nicht ihn, Bey seinem Gott! Er möchte dir, von Moloch Und seinem Priester ungerufen, zu starke Zu fürchterliche Donner jener Welt Herüber schleudern! . . auf, ich habe genug geruht, Bring mich zum Tempel, Sohn! sarja. Mein Vater, bleib! chalkol. Auch Heman nicht! soll deinen todten Freund Der Molochit durch seinen Stolz entweihn, Indem er dieses Frommen ferne Ruh Zu stören sich vermißt? den Zu Korah. andern Korah Und Dathan ruf, und ruf Abiram herauf, Zu prophezeihn, nicht Davids Sohne, dir Zu prophezeihn, wenn du dereinst ihr Genoß
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IV. H a n d l u n g , 5. A u f t r i t t
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Bey ihnen wandeln wirst! korah. Streut Rauchwerk auf, Ihr Priester! Darf, o König, dieser Mann Die Opfer Molochs also entheiligen? Streut keinen Weihrauch mehr, ihr Priester, auf! Und wendet, Einsiedler, die Todtenfackeln Vom Altar weg! moloch.
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Zu Salomo.
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Wenn du die Männer hier Vom Altar nicht entfernst; so schickt dem Korah Die Gottheit Molochs keinen Todten herauf. korah. Schweig, Einsiedler, und trag du deine Flamme. Laß mich allein von Molochs Rathschluß reden! moloch.
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Für sich. 1385
Ha! das Todtengeripp! . . nathan. Bring mich zum Tempel, Mein Sarja. salomo. Nathan, und warum zum Tempel? nathan. Für Davids Sohn zu beten! salomo. Auch zu fragen! chalkol. Zu Salomo.
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Er müste fürchten, daß der Fragen zwo Zugleich erschallten, ein’ im Himmel! in der Hölle Die andre! salomo. Darda, und du gehest auch? darda. Was kann ich sonst thun, als verstummen, und fliehn?
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Salomo
Sechster Auftritt. Salomo. Chalkol. Die vier Priester. Moloch. Chamos. salomo. Zu Chalkol.
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Du fürchtest doch des Todten Ankunft nicht? chalkol. Nicht den die Korahs rufen, aber der, Den Frager und den Rufer zu bestrafen, Erscheinen kann, ist mir, um deinentwillen, Sehr furchtbar! salomo. Bleib im Cederngange. Weiht Zu den Priestern. Euch völlig. Mir ist nur des Todten Wahl Noch schwer; allein ich komme bald zurück.
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Siebenter Auftritt. Die vier Priester. Moloch. Chamos. korah. Zu den Priestern.
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Sprecht ihr im Cederngange mit diesem Chalkol, Und hinderts, daß er nicht zum König geh: So will ich, von des Gartens Seite, mich Der Sommerlaube nahn. Ich bringe vielleicht Ihn bald zurück. Denn lange müssen wir Ihn sich nicht überlassen. Einsiedler! Geht nicht von hier, und nährt die Flamme des Altars!
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Achter Auftritt. Moloch. Chamos. moloch. Er murmelt dieß dem Korah nach, da dieser weggeht.
Doch auch der Hölle, Todter? . . Ha, wie dampfte Der Knaben Blut an meinem Bild empor! Und hörtest du ihr Röcheln? Sahest du Verstummen, Chamos, Todten gleich, die Mütter?
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IV. H a n d l u n g , 8. A u f t r i t t
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chamos. Ich hasse dich! Mir opfern sie kein Blut Der Menschen! moloch. Hasse mich! doch hör es nur, Und sieh’s, mich auch, wenn ich, gleich einer Nacht, Um mein glühendes Bild, den Knabenmörder, Hoch im Triumphe schwebe! Doch was ist Ihr Blut? Die Seelen waren ja nicht mein! chamos. Ich haß, ich hasse dich! moloch. Vergeh vor Wut! Denn Salomo ist mein! chamos. Auch mein, du Stolzer! Der Höll! Er ist ein allgemeines Gut! moloch. Es sey! Doch laß uns auch zusammen uns Des grossen Raubes freun! Mich deucht, ich reiß ihn schon Gekettet an den ehrnen Wagen des Siegs Zur diamantnen Pfort hinunter, rauschend Wie Donnerhall’, und schnell wie sie, hinunter Den Riesen! chamos. Schneller noch, ein lauter Herold, Schweb ich vorher, und kündig’ es an! moloch. Dann horcht Dem Donnerhalle von oben her der Sohn Isai nach, bis er sich dumpf verliert! Dann steht mir Satan auf! Verstehst du auch, Du Blumengott, und nicht des Bluts! verzehrt Auch dieses Stolzes Flammenstrom dich ganz, Daß der, so fiel, gestürzt vom Himmel herab, Ein Riese fiel? chamos. Aufschwellender Verderber!
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Salomo
Dein lach ich! Führt’ ich ihn durch Blumen nicht Zum Blut? moloch. Wofern du meine höhre Grösse Dich blendest einzusehn; so sey nicht blind Zu sehn, was ich dir jetzt entfalten will. Groß sind wir, groß! Uns beten Erd und Meer, Nur völlig noch dieß kleine Land nicht an; Allein sein König! Und wer war, der uns Jetzt anbetet, vordem? War einer Weiser, Begnadigter einer von Gott, als er? Der Sand am Meere, Nichts sind uns gegen ihn die Völker alle! Allein was ist uns mehr noch, als selbst er? chamos. Als er? moloch. So lern es denn. Viel gute Seelen, Die weise, doch zugleich verführbar sind! Und die er uns verführt! Er macht sie, zwischen Gott, Und einem Heere dunkler Zweifel, schwanken! chamos. Sind sie drum unser? moloch. Nein, das sind sie nicht; Allein sie stehen doch am Hange des Abgrunds! Schläfst du auf deinen Blumen stets, und merkst Nicht auf? Viel ihrer leugnen schon sehr viel. Sie hielten uns für Götter nie; allein Für das doch, was wir sind. Nun haben sie Uns aus der Wesen Reih herausgewähnt. Undinge sind wir ihnen! chamos. Ha! die Pest Die ihre Todsdünst’ in Finsternissen Versammelt hat, ein Unding? moloch. Oft erschallt Mein Hohngelächter, daß ich zwar nicht bin,
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IV. H a n d l u n g , 8. A u f t r i t t
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Allein doch bis zur Höll hinab verderbe! chamos. Die kühnen Thoren! nur kurzsichtiger, Als kühn! Wähnt unser Salomo, wie sie? Doch . . . wird er wirklich immer unser seyn? . . . Mich schrecket, was ich hört’, und sah. moloch. Was schreckt dich, Du Weichling? chamos. Siehst du nicht, wie tief er Gott Verehrt? und nur es nicht wagt, sich ihm zu nahn? Und seine Freunde dann, vor allen Chalkol! Vor diesem noch der hassenswürdigste Der Greis’ in Israel, der graue Nathan, Der jetzt so gar für ihn im Tempel betet! moloch. Wie? betet Nathan? chamos. Hörtest du ihn nicht? moloch. Ich war vertieft in das, wovon wir sprachen. Auf, Chamos, schütte mir jetzt Rauchwerk auf, Und opfre mir: so will ich dich der Qual Der Zweifel, die du hast, entreissen. chamos. Der Priester Gebeut des Altars Glut zu nähren! Moloch, Daß ich ihm opfern soll! wohlan! ich gehorche. Er streut Weihrauch auf.
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Nun grosser Moloch! Jupiter des Aufgangs! Zwo sind der Fragen nur! antworte sie! Sag: Soll dein Korah einen Schatten sehn? Und was soll Salomo der Schatten prophezeihn? moloch. Nichts hören, und nichts sehn, erfinden soll Mein Priester!
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Salomo
chamos. Also überlässest du: Ob Salomo uns künftig angehöre? Dem Priester zu entscheiden? Leugne nun Nur nicht, du habst das fürchterliche Schweben Des Todesengels in dem Thal am Ölberg Wie ich gehört? Du sendetest gewiß Erscheinungen herauf; allein dich schreckt Die Nähe deß, der einst bey Arnans Tenne Die finstre Todeswolke still stehn hieß! Und dann, was wissen, ich, und du, von dem, Was künftig ist? Der Zukunft Dunkelheit War stets uns Qual! da dieß noch! Er streut wieder Weihrauch auf. und verzeih, Daß er dich also fragt, dem Opferer! moloch. Ich spotte deines Spotts, und überlaß es Korah: Ob Salomo mir künftig angehöre. Den Todesengel fürchtet’ ich, die Pest, Ich ein Unsterblicher! chamos. Die nicht! allein Des Verderbers schnelle Gewalt, und Donnerworte Von Gott, die ihm vielleicht geboten sind Dir auszusprechen, daß du fliehen sollst, Von deinem Bild hinab zur Hölle fliehn!
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Neunter Auftritt. Die Vorigen. Zepho. Die beyden andern Priester. chamos. Verließt ihr Chalkol schon? zepho. Er stand und sah Dem Greise nach, als der zum Tempel ging. 1505 Darauf ward er zu Salomo gerufen. chamos. Nicht Korah mit?
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IV. H a n d l u n g , 10. A u f t r i t t
zepho. Er stand von fern, und ward Nicht mit hinein gerufen. Voll von Zorn Folgt er uns nach! chamos. Die Todten erscheinen doch noch? zepho. Wir wissens nicht.
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Zehnter Auftritt.
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Die Vorigen. Korah. korah. Schlecht nährtet ihr die Glut Des Altars, Einsiedler! Wem dienet ihr? Bin ich denn nicht des grossen Molochs Priester? Kehrt Zu den Priestern. die Urnen herum, damit der König, Kömmt er zurück, mehr Blut der Knaben seh. Streu, Zepho, Weihrauch auf. Werft ihr Zu Moloch und Chamos. euch nieder, Daß Molochs Blick nicht zürne. Säumst du Zu Moloch. noch? Fall nieder. Er fällt nieder.
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Eilfter Auftritt.
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Die Vorigen. Salomo. Chalkol. chalkol. Weil gar nichts dein Herz bewegt, Und Finsterniß dir jede Wahrheit ist; So unternimm es denn, und frage die Hölle! Der Moloch, dacht’ ich sonst, ist eines Undings Bild! Doch da er über dich unwiderstehlich Gewalt hat; glaub ich, daß des Abgrunds Einer Das mordende Bild voll Thränen und voll Tod Beseelt! . . Schau hin! Ihr Blut! Er weist auf die Urnen. salomo. Du wolltest ja Von dieses Untergottes Prophezeihung
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Salomo
Nur Zeuge seyn, und mich, mit diesem Ungestüm Der Freundschaft, schonen. moloch. Dieses Untergottes? salomo. Heiß diese Männer schweigen, Korah! . . hört Nun Moloch bald? Und ist des Opferns gnung geschehn? korah. Du fehlst als Opferer. Fall nieder, o König! salomo. Ich niederfallen vor erschaffnen Göttern? Entrinn du meinem Zorn. korah. Fällst du nicht nieder; So wird des Gottes Antwort dir fürchterlich seyn! salomo. Ich will sie stehend hören. chalkol. Werden wir Den Geist auch sehn? Und hören? oder du Allein? korah. Wie Moloch das beschlossen hat! Tritt weit dorthin. Denn hier erscheint der Todte. Tritt fern von mir in jene Dunkelheit! chalkol. Die Todten, welche du uns rufen kannst, Die fürcht ich nicht. Ich will ganz nah sie sehn!
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Er trit weit vor.
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korah. Fallt, Einsiedler, und Priester auf das Antlitz. Nun, König, nenne mir des Todten Namen. chalkol. Ach, Davids nicht! nicht Hemans! Salomo. korah. Des Todten Namen, König. salomo. Heman! . .
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IV. H a n d l u n g , 11. A u f t r i t t
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korah.
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Schau, Wo du auf Wolken thronst, von Libanon, O grosser Moloch, oder von dem Haupt Des Carmels her! doch schwebst du jetzt vielleicht Auf dem dir liebern Ölberg, schau von da, Des Schreckens Gott herab! Schau her! Es dampft Dein Altar dir! Und an des Altars Fuß Liegt beßrer Opfer Staub, von ihrem Blut Umspritzt, vor dir! sieh, deine Priester flehn, Und die in Höhlen dir, du Schrecklicher, Ihr heilig Leben widmen. Schau herab Ein Hasser, der dich schmäht, steht auch vor dir Mach dich denn auf, erhebe deinen Fuß. chamos.
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Leise zu Moloch, indem er sich aufrichtet. Moloch richtet sich auch auf.
Hörst du den Todesengel rauschen? korah.
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Erheb ihn, Stampf in den Staub, daß aus der Tiefe komm Ein Geist, der deinem König prophezeih: Obs Frieden seyn wird oder Krieg, wenn er Zu seinen Vätern geht? Du Mächtiger, Stampf hin! Der Todte komm! sein Nam ist Heman!
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Er taumelt an den Altar hin, und will sich halten.
Helft, ach ich sinke! chamos. Zu Moloch leise.
Siehst du ihn? moloch.
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Er ists, Bey Arnans, der! Sie fliehn.
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Salomo
Zwölfter Auftritt. Salomo. Chalkol. Korah. Zepho. Die beyden andern Priester. salomo. Sie flohn ja! Was geschah Dir, Korah? Lauf Zu Zepho. du jenen nach.
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Dreizehnter Auftritt. Salomo. Chalkol. Korah. Die beyden andern Priester. salomo.
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Was wars? 1565
Was sahst? Was hörtest du? chalkol. Merkst du denn nicht, Daß er ganz sinnlos ist? salomo. Siehst du mich nicht? Hörst du mich, Korah, nicht? Auf, bringt ihn weg.
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Vierzehnter Auftritt. Salomo. Chalkol. salomo. Und was sahst du? chalkol. Ich sahe nichts! salomo.
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Vernahmst du Auch nichts? chalkol. Ich hörte nichts. salomo.
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Dieß Alles geschah 1570
Sehr schnell.
IV. H a n d l u n g , 15. A u f t r i t t
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chalkol. Des Richters Arm ist schnell.
Funfzehnter Auftritt. Die Vorigen. Zepho. zepho.
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Ich sah Sie nirgends fliehn. salomo. Geh, nimm die Todtenurnen, Zerschmettre sie, und streu den Staub in den Bach! Dann bring den Altar weg. Er trägt die Urnen hinaus.
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Sechszehnter Auftritt. Salomo. Chalkol. salomo. Was war dieß alles,
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O Chalkol?
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chalkol. Was es war? Der Richter ging Sehr nah bey dir vorbey, und schonte dein! Das war es, Salomo, und dann noch das! Antworten konnte dir dein Moloch nicht! salomo. Du Hocherhabner! das, das wär’s gewesen! Laß, Chalkol, mich allein. chalkol. Ich heute dich Verlassen? Diesen Tag der neuen Sünden? Und auch des neuen Schonens? salomo. Komm, und triff, Du Pfeil Jerobeams! Vorhergesagt, Und nicht vorhergesagt, das ist mir eins! Komm, nur und triff! . . . Des Gottes Priester sah Den Schatten Hemans. Das erschreckt ihn so.
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Salomo
chalkol. Was er gesehn hat, oder nicht gesehn! Den Schatten Hemans! oder einen Engel Der schrecklichen Verberber Einen! oder ob Ihn unsichtbar die Hand des Herrn berührt hat! Das ist mir gleich, genug, das, was geschah, Die Ursach war, daß Molochs Prophezeihung Verstummen muste. salomo. Gottes Hand den Priester Ihn unsichtbar berührte? . . . meiner schonte? Verschonung wär auch das, daß Moloch mir Verstummen muste? . . Bring mir Sarja her Und Darda. Dieser Eil bedarf es nicht. Die Einsamkeit entwickelt mir vielleicht Das was geschah, noch mehr.
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Siebzehnter Auftritt.
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Salomo. Zepho. zepho. Du hast geboten. Der Bach hat ihren Staub. salomo. Auf, eil, und zerbrich Den Altar nun.
Achtzehnter Auftritt.
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zepho. Was war denn dieses alles? Was schreckt Korah so? Warum entflohn Die Einsiedler? Und deiner Opfer Asche Must ich, o Moloch, in den Bach verschütten? So gar auch dieses Altars Anblick haßt Der König? Ist in Israel dein Reich Denn aus, sonst Mächtiger? Und schützest du dich nicht? Ach, Altar Molochs! Doch der Bach muß erst
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IV. H a n d l u n g , 18. A u f t r i t t
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Die Glut auf dir verlöschen, eh du wankst. Liegt wo noch Asch am Bach, so schöpf ich da, Und opfre so auf dir noch Einmal, Altar!
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FÜNFTE HANDLUNG.
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Salomo
Personen: chalkol. darda. salomo. sarja. nathan. die beyden männer aus dem volke. korah. semira.
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V. H a n d l u n g , 1. A u f t r i t t
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Erster Auftritt.
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Chalkol. Darda. darda. Vor Trauren, über unsers Hemans Tod, Und über Salomos stets tiefern Fall, Ist trüb und müde mir die ganze Seele! Was ruft er mich? Und du, was fragst du mich? Ich such umsonst, und finde keinen Rath. Er ist ein Fels! und was kann ihn erschüttern, Da’s Hemans Abschied und sein Tod nicht kann? Aus Mitleid liebt’ ich ihn. Nun lieb’ ich ihn auch nicht mehr! chalkol. Ach, ich begreiff es, theurer Freund, daß du Ermattet bist, und nicht mehr rathen kannst. In dieser dunklen Nacht, die uns umringt, Seh ich nur Einen Strahl. Wenn der auch schwindet, So sink ich hin, wie du, und weiß nichts mehr. darda. Erinnre dich, wie ich sonst stets dich hörte; Doch jetzo hör ich dich mit trüber Kälte. Denn keine keine Hoffnung hab ich mehr Von ihm. Nun seh ich erst, was für ein Herz Der haben muste, der so weise war, Und doch durch solche schwache Gründe sich Zu einem solchen Abfall von dem Herrn Verführen ließ! Verführen nicht! Er lag Schon tief in seiner Wollust Blumenthal, Und schläferte, nur sich mehr durch diese Gründe Zum Tod ein! . . Wenn kein Donner vom Himmel herab Auf diesen Felsen fällt, und ihn zermalmt; So streben, mühn, arbeiten wir umsonst! chalkol. Der Donner fällt herab, so bald ihm Gott Antwortet. darda. Irr, und glaub, er werde fragen. chalkol. Die Eine schwache Hoffnung hab ich noch
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Salomo
Dazu ihn zu bewegen. darda. Es sey, er frage: Und ihm verkündigt dann der Richter Blut; Dann, Chalkol! chalkol. So . . darda. Ach, so verzweifelt er! chalkol. Wer hätt es denn verkündigt, Darda? Gott! darda. Beweg ihn, fleh ihm, daß er frage, beschwör ihn Bey allem, was ihm jemals heilig war; Ich steh dir bey. chalkol. O thät es Nathan auch. Was sagte Nathan noch zu dir? darda. Er sprach: Mein ganzes Herze zittert vor Begier Zu ihm zu kommen. Doch ruft’ er mich nicht: So hört er mich auch nicht. Er sprach nichts mehr, Und betete drauf für ihn von neuem. chalkol. Merk, Wie dunkel’s um ihn ist. Sieht er auch Schimmer; So sieht er sie doch niemals ganz. Ihn hat Mit Hindernissen Gott eng eingeschlossen. Und ruft er Nathan nicht! darda. Gieb Acht, er wird In dieser Hinderniß sich auch verwickeln, Und grübelnd untersuchen, was dem Priester Und denen, die entflohn, so schrecklich war? Und weniger bey dem, was doch vor allen Entscheidet, sich verweilen, daß kein Geist Antworten durfte!
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V. H a n d l u n g , 2. A u f t r i t t
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chalkol. Hör, er naht sich uns. darda. Hörst du? Er kehrt schon wieder um. In allen Schwankt er von Zweifeln hin und her. Nimm an, Er entschließt sich auch, den Ewigen zu fragen: So wird er, fürchtest du das nicht mit mir? Noch dann zurück die Frage rufen, wenn Sie schon begann im Himmel zu erschallen, Du blickst sehr ernst! chalkol. Vor meiner Seele ging Ein Gedanke, der mich schreckt’, itzt eben vorüber. Wenn nun, geweissagt, oder nicht geweissagt, Vom Strome Jerobeam mit Blute kömmt, Und, angeführt von ihm, dann Heere Haufen würgen Zehn Stämme Zween! des Sohnes Nebot Köcher Im Schlachtfeld tönt, und seine Pfeile fliegen, Ein Pfeil auf Salomo! und der dann fällt! Vom ehrnen Wagen blutig niederstürzt, Von Gott verworfen! . . .
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Zweyter Auftritt.
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Die Vorigen. Salomo. salomo. Riefst du Sarja nicht? chalkol. Konnt er den Greis allein im Tempel lassen, Der nicht dem Alter nur; der auch dem Schmerz Um dich erliegt? Du riefst ja nur den Sohn, Und nicht den Vater mit. Erst wollte Sarja gehn, Dann wieder nicht. Der Vater wollt’s. Der Sohn Ging mit, dann wandt er sich; doch blieb er stehn, Und sah uns nach. Wir eilten fort. salomo. Noch liegt Der Priester, Chalkol, wie wir, ihn vor uns
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Salomo
Erstarren sahn, liegt ohne Stimm und Blick, Gehörlos auch! und alle meine Boten Vermögen nicht die beyden, die entflohn, Zu finden: . . . Korah liegt! und jene fliehn! Was kümmerts mich. Des Todten Antwort ward Gehindert. Dieses ist genung für mich. chalkol. Von Gott gehindert, Salomo? salomo. Vielleicht. chalkol. Sahst du die Hand des Herrn denn nicht, wie sie Den Korah traf, und jene, die entflohn? salomo. Ja, eine höhre Macht wars, die sie traf; Doch, ob des Ewigen? Das weiß ich nicht. chalkol. Die höhern Mächte, die du meinst, und denen Bisher du opfertest, vergassen also, Daß ihnen dich zum frömmern Opferer Ihr Ausspruch machen würde? Daß sie dich, Vernähmst du keinen, gar verlieren könnten? Sehr groß sind deine Götter, daß sie dich So gar, o Salomo, und deiner Opfer Blut Verachten, sie, die rings um uns die Völker Zu ihrer bangen Sclaverey verführen. Doch weg von ihnen, weg! und Moloch sey Noch ungefragt! Aus deinen Nächten ist Kein andrer Weg, als: den, der ewig ist, zu fragen! darda. Ja, dieses, und sonst nichts, entscheidet, Salomo, Dein Schicksal.
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Dritter Auftritt. Die Vorigen. Sarja. salomo. Kam dein Vater nicht mit dir?
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V. H a n d l u n g , 4. A u f t r i t t
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sarja.
Du riefst ihn nicht. salomo. Geh, eile, theurer Sarja, Und bring den weisen Alten, deinen Vater Herauf zu mir. sarja. Mit dir und ihm sey Gott!
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Vierter Auftritt.
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Salomo. Chalkol. Darda. chalkol. Wählst du den Einen Weg, der übrig dir Aus deinem Abgrund ist? Und fragst du Gott? salomo. Erwarte Nathan! . . . Hat Jerusalem Des theuren Alten Gang zu mir bemerkt? chalkol. Noch mehr, als das. salomo. Und was denn mehr? chalkol. War nicht Der Tag der Opfrung heut? Ganz Salem war Hinausgeströmt, die Opfrung anzusehn. Sie sahn die Priester sich dem Moloch weihn, Und zögern, und voll Wuth darüber! sahn Die Königinnen ungewiß und bleich! Den Boten gehn, zurückfliehn, dann die Eil Des Opfers! sahn mich athemlos ihm folgen, Und dann zurück zu dir voll Wehmuth gehn. Das sahen sie, und dann, indem hiervon Vielfältiges Murmeln unter ihnen war, Den sie so lange nicht erblickten, Nathan, Den ehrenvollen Greis zu dir hinaufgehn, Geführt von seinem Sohn, der fern vom Strome Gekommen war. Auch lief ein schneller Ruf
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Salomo
Schon hier und da umher: Bey Sisack sey Jerobeam! Wo Nathan und sein Sohn Hintraten, floß das Volk getrennt von einander. Dem Vater segneten sie und seinem Sohn Voll Ehrfurcht und Bewundrung zu. Viel folgten Bis zu des Cedernganges Öfnung nach, Und blieben da. Seit diesem, wie du weißt, Ist Nathan von dir weg hinauf zum Tempel Gegangen. Als ich kam, den Sohn zu rufen Und Darda, war ganz Salem in dem Tempel Versammelt. Alle sahn den frommen Nathan beten. Auch war . . . salomo. Hör auf! O Last, die auf mir liegt! Der Richter hier, mein Volk! und dort, der Herr! . . . So scheint mirs jetzt. . . Doch fahr, o Chalkol, fort. chalkol. Als ich hinaufkam, war ein Ruf entstanden; Den Korah, Molochs Priester, habe Gott Bey dir getödtet! salomo. Weil er Todte fragte? chalkol. Das wusten sie noch nicht. salomo. Verbergts! . . verbergt es nicht! Wie säumt denn Nathan so? Sieh aus, ob er Sich noch nicht naht? chalkol. Ich sehe vielen Staub Vom Tempel niederwallen, manchmal Volk Dahinter, wenn der dicke Staub verfliegt. Ihn seh ich nicht. salomo. Er ist vom Volk umringt. Geh ihm im Cederngang entgegen.
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V. H a n d l u n g , 5. A u f t r i t t
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Fünfter Auftritt. Salomo. Darda salomo.
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Darda, Mein theurer Freund, dir will ichs nicht verheelen, Daß unaussprechlich meine Seele leidet! Was soll ich thun? Darf ich den Richter fragen? Und wird er nicht im Wetter mir antworten? Und leb’ ich, wenn er spricht, was werd ich hören? Was anders, als vom Blut des armen Volks? Und meinem Blut? Zwar gerne will ich sterben; Allein was wartet meiner über dem Grabe, Wenn so der Herr das Königreich zerreißt? Wie schreckenvoll ist jetzt für mich, was Gott Mir sagte, da er mir zum zweytenmal Im Traum erschien! Wie schreckenvoll auch dieß, Daß ich, seitdem ich Moloch diente, daran Gezweifelt hab’, ob dieser Traum von Gott Gekommen sey, da er doch jenem völlig glich, In welchem Gott verhieß, was er gegeben hat! Des zweyten Drohung ach! vielleicht wird sie Sehr bald erfüllt! vielleicht sehr bald darauf Wenn nun mein Volk getrennt, und leichter dann Zu besiegen ist, und ach! von Brüderwunden blutig, Ein schneller Raub der Krieger um uns her! Und wer verführt’ es denn zum Götterdienst? Ich wars, ich macht’s, daß sie aus ihrem Lande weg Getrieben, ein Spott des hohen Siegers wurden! Und mir wird in mein Grab ihr Fluch nachhallen, Daß Gott sein Angesicht von ihrem Tempel Gewendet hat, und daß er hingestürzt In Trümmern liegt, das Entsetzen deß, der ihn Sonst sah, und nun vor ihm vorübergeht! . . . Der Herr ist jetzo mir zu fürchterlich! Laß mich nicht fragen. Ist auch Blut beschlossen, So weiß ichs nicht, und hoff’, ich hoffe vielleicht Wie sonst, ich werd im Frieden sterben!
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Salomo
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Fleuch zu Gott, 1790
Und frag denn, oder frag auch nicht. salomo. Ach, Darda.
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Ich kann nicht! . . .
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darda. Ist sein Arm denn gegen dich, Daß du nicht kannst? salomo. Etwas, das mir zu mächtig ist, Ist gegen mich. Ich weiß nicht, was es ist. Ich kann zu Gott nicht fliehn! vielleicht werd ich Ganz der Götzen Gewalt von ihm gelassen, Vor denen ich der Unschuld Blut vergoß. Allein sie kommen.
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Sechster Auftritt.
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Die Vorigen. Nathan. Sarja. Chalkol. chalkol. Nathan, wir sind jetzt Bey Salomo. salomo. Du, meines Vaters Freund, Und meiner auch vielleicht, Prophet des Herrn, Ich sandte deinen Sohn zu dir; allein, Da mich mit Nacht mein Elend rings umgiebt, Weiß ich nun kaum, was ich dir sagen soll. Du kanntest mich vordem. Ich weiß nicht, ob du noch Mich kennst. Sehr lang entzog ich mir, mein Vater, dich! Doch hörtest du gewiß, durch deinen Sohn, Und unsre Freunde, was ich heute that, Ach, Nathan, und auch litt! nathan. Gott segne dich! Das sey mein erstes; Dank, das zweyte, Dank, Daß du, mein König, mich zu dir entbotest,
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Und mich mit dieser Huld empfängst. Doch eh Ich weiter rede, laß mich ruhn. Mein Alter, Mein Weg durch diese Finsterniß herauf, Und diese Thränen, lange weint’ ich nicht! sarja. Mein Vater weinte nicht, als ich gekommen war. nathan. Dieß alles hat mich abgemattet. salomo. Führt Zu meinem Sitz den ehrenvollen Greis. So weißt du alles denn, was heute geschah? nathan. Ich weiß es. salomo. Chalkol will, ich soll zu Gott Mich fragend wenden, und du, Nathan, sollst Der Engel seyn, den ich zum Richter sende. Willst du das erste? nathan. Willst du es denn nicht? salomo. Wie dürft ich? denk ihm nach: der Unschuld Blut Befleckt mich sehr, und oft floß dieses Blut! Und schallt nicht meine Frage Molochs noch In eurem Ohr? Ach, mehr, als beydes, schrecken Die Seelen mich, der Knaben nicht, die sind Bey Gott! Die Seelen derer, die durch mich Abgötter wurden, und Abgötter starben! . . . chalkol. Du machst mich über dich erstaunen. Nathan, Erhört, erhört ist dein Gebet! salomo. Wenn Gott Der armen Menschen Schicksal kümmert; darf Ich, so belastet, mich zu ihm denn wenden? Und kümmert ihn es nicht; was frag ich denn?
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Salomo
chalkol. Ach Nathan, dein Gebet ist nicht erhört! . . . salomo. Mehr, als du glaubst! darda. Sein Zweifel liegt. Nur Einmal Hub er in ihm sein sterbend Haupt noch empor. salomo. Belastet, wie ich bin, von Schuld! Befleckt Von Blut! Ein Diener Molochs! Angeklagt Von Seelen, dort, wohin die Frag erschallt, Mein Vater, und mein Freund, was soll ich thun? nathan. Den Richter fragen. salomo. Ach, wird er nicht Vater seyn? nathan. Sey du nur Sohn, so wird er Vater seyn! salomo. Ach, kann ichs von mir selbst? Er muß beginnen. Laß, laß, o Nathan, mich vorm Richter schweigen, Verstummen laß mich, fragen nicht! chalkol. Wenn dirs Der Herr nicht sagt, daß du in Frieden stirbst; So ist sehr ungewiß die Dauer deiner Rückkehr, Die ohne das sehr schnell entstand! salomo. Weist du Es denn, wie schnell? Bey mir reift Wahrheit langsam; Doch reif bricht ihre Wirkung schnell hervor. darda. Ach, Salomo, aus welchen Leiden reissest du mich! chalkol. Was überzeugt dich denn? salomo. Der Weg des Herrn Mit meinem Vater! und sein Weg mit mir!
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Ich kann das ganze menschliche Geschlecht Vergessen! So viel hat Gott an ihm und mir gethan! chalkol. Und dachtest du in deiner Irre denn An diese Wege Gottes nicht? salomo. Nicht so, Wie nun! . . Das eben war die Nacht, die mich Umgab! Dieß das Gericht, das auf mir lag, Und das die Strafe meiner Sinnlichkeit war, Daß Strahlen mir zu Dämmrung wurden. chalkol. Sag, Wie ward die Dämmrung denn zu Strahlen wieder? salomo. Ganz weis ich dieses nicht. So wenig ich Ganz weis, wie ich auf meinen Irrweg kam. chalkol. Das letzte weis ich ganz: Du wardst zu sinnlich! Du flohst daher die Untersuchung, und hattest Schon gehandelt, als du zur Untersuchung Umkehrtest. salomo. Schreckenvoll ists, was du mir sagst; Doch ist es wahr. . . . Vom ersten weis ich dieß: Mein Zweifel nahm stets zu: Ob, ohne Gott, Die Geister herrschen dürften, die ich mir Zu Göttern machte? Da ward Gottes Weg Mit David und mit mir stets leuchtender Und strahlenvoller! nathan. Salomo, vergiß Den Helfer nicht, deß Weg mit uns sich klar Uns in der Wirkung zeigt; wir sehn nur nicht Des Wandelns Art. salomo. Erhört war mein Gebet Um Weisheit einst; und deins um meine Rettung,
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Salomo
Mein Vater, heut! nathan. Nicht heut erst betet’ ich 1880
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Für dich. darda. Ach hättest du dieß auch erlebt, Mein Heman. Säume nicht zu lange, Tod, Daß bald ich geh, und unserm Todten sage, Was unsre Seel erquickt. nathan. Laßt, meine Kinder, Laßt diese Bothschaft mir. chalkol. Ach, könnt ich mich Auch freun, wie ihr! . . . Da du die Opferknaben Erwürgen liessest, zweifeltest du da An deinen Göttern schon? salomo. Noch nicht, wie jetzt. Die Opfer hätten gleichwohl nicht geblutet; Wenn nicht der Königinnen Schmach mein Herz Schnell überwältigt hätte. chalkol. Da du Moloch Nun fragtest? salomo. Ach, da waren meine Zweifel Von neuem schwach. chalkol. Wenn sie’s nun wieder würden? salomo. Die Unruh eines Freundes, der so sehr Sie nicht zu haben wünscht, erschreckte mich; Wär ich nicht ganz zu Gott zurückgekehrt! chalkol. Auf, überzeuge mich und dich, du seyst Es ganz, und frage Gott!
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V. H a n d l u n g , 6. A u f t r i t t
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salomo. Kann denn nur das
Dich überzeugen?
1900
1905
1910
chalkol. Wenn du fragst, so seh ich Daraus, du seyst entschlossen, Gott dich ganz Zu unterwerfen! Und nur dieser Entschluß Beweiset deiner Rückkehr Dauer mir! salomo. Dazu bin ich entschlossen mehr, als je. Allein ich fürchte mich vor mir, daß ich zu sehr Erliegen würde, wenn des Richters Antwort Blut mir verkündigte. Zwar den Tod der Schlacht, Der leichter als der Tod des Lagers ist, Den fürcht ich nicht. Doch ach, verkündigt Gott Mir Krieg; ists dann nicht Zorn, was er verkündigt? chalkol. Du must dich allem unterwerfen! must Gewiß es wissen, daß nichts kommen kann, Dem du dich nicht vorher schon unterwürfst! salomo.
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Nach einigem Stillschweigen.
So frage denn, mein Vater Nathan, . . . Gott! . . . Willst du es hier thun, Nathan? Nein, nicht hier. Hier stand sein Altar, und hier fragt’ ich Moloch! nathan.
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Indem er aufsteht. 1915
1920
Im Tempel, dicht am Allerheiligsten, Da will ich fragen. chalkol. Darf Jerusalem Es wissen, was für dich der Seher Gottes Dort thut? salomo. Nicht nur mein Volk, erfahren solls Erd und Himmel, daß ich zu Gott umkehre! chalkol. Nicht Darda soll, nicht Nathan! nun will ich
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1925
Salomo
Die frohe Botschaft David bringen und Heman! Laßt unsern Vater gehn, laßt Nathan gehn. Denn jeder Augenblick ist theuer. nathan. Ich gehe, Mein Sohn! Laß heute mich dich also nennen! Mein Salomo, den ich auf meinem Arm Sonst trug, und dich, mein Sohn, Jedidja nannte. Der warst du, und der bist du wieder. salomo. Geh, Mein theurer Vater! Wär mir, den du fragst, Nicht Richter mehr! Ach, wär er Vater mir!
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Siebenter Auftritt.
1930
1935
1940
Salomo. Chalkol. Darda. salomo. Du hast es gewollt. Nun geht er hin zu Gott! . . . Was wird die Antwort? wird sie eines Vaters seyn? Ich war nicht Sohn! . . Zwar wo ist wohl der Sterbliche, Der immer Sohn des grossen Vaters war? Allein bisweilen schwach, und ich! o Unterschied Zu fürchterlich für mich! Die kurze Nacht, Nach der ein Sommertag beginnt, ist so verschieden Von jener ewigen, auf die kein Tag Nicht folgt! darda. Ja, weine, Salomo. chalkol. Das thu! Allein vor allen wart’ auf Gottes Antwort Mit Unterwerfung! salomo. Ach, ihr wißt es nicht, Mit welcher trüben Angst ich sie erwarte. chalkol. Der Weg des Herrn mit deinen Vater wars
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V. H a n d l u n g , 7. A u f t r i t t
1945
Ja auch, der dich zurück zur Weisheit brachte. Was fürchtest du daher so sehr? salomo. Verwerfung! . . . Auch David stürzet mich in diese Furcht hinab! Auch er! Ach warum nanntest du mir ihn? chalkol. Nahm deinen Vater denn der Herr nicht an? salomo. Ach, bin ich David? Fiel er, wie ich fiel? chalkol.
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Nach einigem Stillschweigen.
1950
1955
1960
1965
Du fragst ja nicht, ob dich der Herr verwerfe? salomo. Antwortet er mir Krieg; verwirft er mich denn nicht? Daß Gott die Menschen kümmern, zeigt mir David. Auch . . Saul! Was zeigt er mehr, den Gott . . . Ich mag Noch Einmal nicht das Todesvolle Wort Aussprechen! chalkol. Wer gerecht aus Stolz sich hält; Und, aus Verzweiflung, sich verurtheilt, beyde Erkühnen sich, die Wage seines Gerichts Aus Gottes Hand zu nehmen. salomo. Ferner war Kein Lebender je davon, als ich es bin, Sich ins Gericht des Ewigen zu mischen. Ich weis, das Sandkorn wog er ab; warum? Zu bauen eine Wohnung, für den Leib, Der sterben muß! o wie vielmehr wägt er Die Handlungen ab, im grossen Reich der Geister, Im Reich, um dessentwillen alles dieß Die Wohnung und der Leib geschaffen sind. Und wer ist kühn genung zu wähnen: Er kenne, Wie Gott ihn kennet, sich? Auch selber der Den Stolz nicht hebt, und nicht Verzweiflung stürzt, Kennt sich nicht gnung, verkennt sich weniger nur!
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138 1970
1975
1980
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Salomo
Du siehest, daß ich mich in sein Gericht Nicht mische! chalkol. Nun so sprich denn über dich Kein Urtheil. salomo. Laß mich sehr, laß wenig mich irren; Irr ich drum ganz? chalkol. Ich, der ich dir in Dingen Des Lebens nie geschmeichelt habe; werd ich dir Dann schmeicheln, wenns die Ewigkeit betrift? Mehr warest du, und öfter warest du Der Mann, als David! Doch was ist verschiedner, Als dieß: Verworfen werden! und, gestraft! salomo. Ich durste vor Begier, den Ausspruch Gottes Zu hören. Sag, wer bringt uns Botschaft? chalkol. Ich gehe, Wenn du gebeutst. salomo. Nein, bleib. Noch ists nicht Zeit. Warum erscholl denn erst ein Hall der Posaunen Vom Tempel her? chalkol. Vielleicht, daß Nathan so Ankündigen ließ, warum er in den Tempel kam. salomo. So wird er auch und muß die Antwort Gottes Dem Volke feyerlich ankündigen. Mein armes Volk, wenn Blut die Antwort ist! Zwar auch das meine; doch, um meinentwillen, deins! Was habt ihr mir gethan? Ach, fluchen, fluchen Wird ihre Seele mir, wenn sie im Tode flieht. Sie liebten ehmals mich, und konntens auch. Nun können sie’s nicht mehr. Auf, Chalkol, geh, Und bring mir Botschaft. Allein vor kurzem erst
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V. H a n d l u n g , 8. A u f t r i t t
1995
Kam Nathan in den Tempel. Geh du dennoch, Und bring vom Volke mir, vom Hall der Posaunen, Von Nathan, bring, wovon du kannst, mir Botschaft. Doch Gott antwortete ja sonst David schnell, Gleich, wenn er fragte. Geh, und eile zurück.
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Achter Auftritt.
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2005
2010
2015
Salomo. Darda. salomo. Ich seh, ich sehe, wie mit mir du leidest, Und schweigst. Du kannst, mein Darda, nicht mit mir Empfinden, welche Last mir meine Seele In grauenvolle Tiefen niederdrückt. Und wie viel weiter noch hinab, wenn ichs Nun hören werde. darda. Samml’, und fasse dich. Wer thuts? Thut’s denn nicht Gott? salomo. Er thut es! Er thut’s! Ein wenig Stille brachte der Gedanke In meine Seele mir. . . Allein ihn lieben, Und fürchten müssen, daß er uns verwirft? Wer ist der Sterbliche, der, ach! dem Gedanken Des Schreckens widersteh? Ihn lieben! Lieb ich ihn? Darf ich so hoch mich heben, dieß zu glauben? Und ists nicht Wahn, wenn ich mein Herz damit Erfrischen will? Auch dieser Zweifel, ach, Ist Quaal! darda. Du kehrtest ja zu ihm zurück. salomo. Getrennt von ihm gewesen seyn! wie ist Dieß fürchterlich, wie hats der bangen Zweifel viel! darda. Ich bin von denen nicht, die voll von Muth
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Salomo
Bey Andrer Elend sind, und leicht das halten, Was sie nicht selber trift. Dein zweyter Weg Zu Gott führt dich durch Nacht. Dein erster war Voll Heiterkeit, und ging durch Frühlingsgefilde. salomo. So war er, und von diesem wich ich ab! Dieß, eben dieß, daß so der erste war, Macht mir des zweyten Nacht noch schrecklicher. Ach, meine Frag an Gott ist nun hinauf Zu seinem Thron gekommen. Wer hat sie, Wer meinest du hat sie hinauf gebracht? Wer sie am Throne des Richters ausgesprochen? Ein Todesengel? darda. Das wird dir die Antwort zeigen. Erwarte sie. salomo. O könnt ich ihr entfliehn! Doch würd ich drum der schrecklichen Erfüllung Der Antwort auch entfliehn? darda. Was kann ich sagen? Was helfen? Salomo, erwarte du Deß Ausspruch, der dich sonst geleitet hat. Und sahest du denn Nathans Freude nicht, Mit welcher er hinauf zum Heiligthume ging? salomo. Ach, wehe, wehe mir! In welche Thränen Kann dieses Frommen Freude sich verwandeln! Schau ihn nur an. Ein Hauch könnt ihn ins Grab Hinunterstürzen. Was wirds für ein Donner thun! darda. Kennt er nicht mehr, als du und ich die Wege Gottes? Würd er sich freuen, wenn sein graues Haupt Mit solchem Herzeleid zu seinem Grabe Hinunter solche Thränen bringen sollten? salomo. Besänftige denn dich, o du Herz voll Sturm,
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V. H a n d l u n g , 9. A u f t r i t t
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Voll ungestümer Unruh! Denn vielleicht Irrt Nathan nicht.
Neunter Auftritt.
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Die Vorigen. Chalkol. salomo. Ach Chalkol! . . Aber schweig, Verstumme lieber. Geh, laßt uns einander Verlassen! chalkol. Und warum? Noch betet Nathan, Und noch antwortet ihm der Gott der Götter nicht. So bald ihm Antwort wird, verkündigt sie sein Sohn. Ja, Nathan hieß das Volk, das laut es zu wissen Verlangte, durch der Chöre Posaunen erst Stillschweigen. Als sie schwiegen, that’s dem Volk Der Hohepriester kund, weil Nathans Stimme Zu schwach, gehört zu werden, war. Ich kam Und fand das ganze Volk im Tempel knien, Und weil, sie sagtens, heute Molochs Opfer war, Im Sacke viel und Asch auf ihrem Haupt, Und still, so wie es still bey Gräbern ist. Da, wo den Bund des Herrn der hohe Vorhang deckt, Am Allerheiligsten, waren Nathans Kniee Gesunken, und da betet’ er. Nicht fern Von ihm lag Sarja und der Hohepriester. Ich lief zu Sarja. Dieser sagte mir, Gott schweige noch! . . Ich sprach: Verkündig’ es uns. Das wollt’ er, und ich ging. salomo. Gott schweige noch? . . . Vielleicht, daß im Gerichte gegen mich Die beyden Seelen ihre Klage noch Nicht ganz vollendet haben. darda. Welche Seelen?
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Salomo
salomo. Der Knaben, die ich heut getödtet habe. . . . Ihr saht sie stehn. Wie reizend standen sie In ihrer Blüthe da, und ihrer Unschuld! Sie wusten kaum, was ihre Mütter weinten. Und Blumen musten euch zum Tode kränzen, Ihr armen Opfer! Er weint. Du, des ältsten Mutter, Du hast schon über mich das Urtheil gesprochen, Das jetzt im Himmel auch gesprochen wird! . . . Und meine Freunde blenden sich, mit ihnen Selbst Nathan. Hast du mir die Wahrheit, Chalkol, Nicht verhohlen, und mich verschonen wollen? Verbirgs nicht länger, sprich: Hat Gott nicht geredet? War nicht sein fürchterlicher Ausspruch, Tod? Ach, meines Volkes Tod, und, o der komme! Mein Tod? . . Was ertönen denn des Tempels Hallen wieder? chalkol. Die Antwort Gottes wird dem Volk verkündigt. salomo. Wohin, wohin entflieh ich nun vor ihr? O wärst du, eh sie kömmt, mir Zuflucht! Grab! darda. Ich seh schon Volk herab vom Tempel kommen. salomo. Wie gehen sie? darda. Sehr langsam, und sehr ernst. salomo. Da ist es, Chalkol! . . . Siehe, du hast mich Dahin gebracht! chalkol. Wär denn, unprophezeiht, Das, was der Herr beschloß, nicht auch geschehn? salomo. Allein ich, der ich ganz erschüttert bin! Zerschmettert bin! ich hätte nicht entbehrt Den kleinen Trost der schwachen Hofnung auch, Im Frieden noch zu sterben.
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chalkol. War es denn Nicht wichtiger, daß du dich völlig überzeugtest? salomo. Das war ich schon. . . Kömmt Sarja nicht? darda. Zween Männer Mit Asch auf ihrem Haupte kommen. salomo. Kommen Zu mir? darda. Sie sind im Cederngange schon. salomo. Vielleicht sind sie der beyden Knaben Väter. Bring dennoch sie herein zu mir.
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Zehnter Auftritt. Salomo. Chalkol. salomo.
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Ich will Nun alles hören! will nun alles wissen! Mit seiner Weissagung nicht Nathan nur, Auch diese Männer sendet Gott zu mir! chalkol. Weist du denn schon, was, die der Herr dir sendet, Dir sagen werden! salomo. Zweifelst du denn noch? O täusche mich mit dieser Hofnung nicht. Sie ist zu schwach. chalkol. Wer Gott sich unterwirft, Der wartet, und entscheidet nichts zu früh. salomo. Dank sey dem Herrn, für diese Zwischenzeit, Für die Erholung, daß die Antwort mich,
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Salomo
Nicht wie ein Donner traf! chalkol. Ach, Salomo, Mein König, und mein Freund, so lieb ich dich. Und, wenn du also bleibst, wein’ ich mit dir.
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Eilfter Auftritt.
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Die Vorigen. Darda. Die beyden Männer. Sie fallen auf die Knie. der eine. Sohn unsers Davids, theurer Salomo! salomo. Wer seyd ihr Männer? der eine. Zween aus Israel, Aus deinem Volke, die vom Herrn ihr Brodt In ihrer Stirne Schweiß empfahn, und ihm Des Segens danken! sind aus deinem Stamm, Aus Juda. salomo. Was begehrt ihr denn von mir? der eine. Wir kommen nicht, o unsers Davids Sohn! Dich zu betrüben, nein, nur dir zu danken, Daß du zu Gott zurück gekommen bist. Und ihn vor deinem Volk im Tempel öffentlich, Um das, was dir und uns zukünftig ist, Gefragt hast! Auch mit dir, o unsers Davids Sohn, Zu weinen. Sieh, ich ging bey Nathan her, Und fragt ihn: Soll ich, Vater Israels, Nur laufen, und der Bote seyn? Er sprach: Kehr um! Allein mein Bruder lief. Der ist Mein Bruder hier. Da lief ich auch, und kam Mit ihm. der andre. Verkündigt ward, da uns
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Die Posaune tönte. salomo. Schweig! der andre. Warum, mein Herr und König? Betrüb uns nicht! Wir wollten ja dich nicht Betrüben, kamen ja mit dir zu weinen! Und wollen, nicht nur wir, auch unsre Brüder, Noch sieben sinds! auch unser Blut vergiessen Mit deinem Blut . . wenn’s also kömmt: denn Gott Schwieg ja, und Nathan kehrt ohn’ Antwort um. salomo.
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Er steht auf.
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Geschwiegen hat der Herr? Ließ Nathan das Verkündigen? der andre. Ja! das ließ der fromme Mann Verkündigen. salomo. Geht itzt hin in Frieden, ihr Männer Aus meinen Stamm. Ich laß euch wieder rufen, Dann soll ein Seegen Gottes euer seyn.
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Zwölfter Auftritt.
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Salomo. Chalkol. Darda. Nathan. Sarja. nathan. Wer geht bey mir vorbey? sarja. Die beyden Männer. salomo. Ich weis es, Nathan, schon. Der Richter hat Geschwiegen! . . . Chalkol ward, wie Heman, bleich, Du bist es auch. Ich brauchte deine Schrecken, O Chalkol, nicht, nicht deine, Nathan, zu wissen, Daß ich verworfen bin! . . Ich bin verworfen! Chalkol verhüllt sich.
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Salomo
nathan. Mein Stab ist mir zu schwach. Laß Chalkol mich Auch halten, Sohn. Darda kömmt und hält ihn. Indem will Salomo weggehn. Darda verläßt Nathan, und ergreift Salomo bey der Hand.
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darda. Ach bleib! Er fällt vor ihm nieder, und hält ihn. Bey Gott beschwör ich dich! 2155
Bleib! nathan. Geht er weg von uns? sarja.
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Er wills. nathan.
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Verzweifle nicht An deinem Gott! Mein Sohn! so nenn ich dich Nun bis an meinen Tod. salomo. An meinem Gott? . . . Und wirst du lange Sohn mich nennen? Schnell Ist oft mein Richter! Aber nenne mich Sohn bis an meinen Tod. nathan. Reich deine Hand mir her, Mein Sohn auch dort! Salomo giebt ihm die Hand. salomo. Nicht dort! Verworfen, verworfen Bin ich von Gott! nathan. Du kannst in dieser Nacht Der Traurigkeit nicht sehn. Entscheid itzt nichts. salomo. Ist was entscheidender, als dieses Schweigen Des Ewigen? nathan. Gott hatte gnung gesagt. Erst deinen Sohn, nicht dir, wollt er das Reich zerreissen! Gnung wars. Wir hätten, Chalkol, du, und ich
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Nicht fragen sollen. Doch der Herr verzeiht uns das. salomo. Ich nicht verworfen? Schwieg denn David jemals Gott? Nur Saul! und mir! Allein was brauch ich Saul! Auch dein Verstummen, Chalkol, brauch ich nicht! War ich, von meiner Kindheit an, dem Herrn Nicht lieb? und gab er mir nicht dich? und ward Ich früh zum Könige nicht von ihm erwählt? Wie aus Isais Söhnen David, ich? Gab er mir Weisheit nicht? und Herrlichkeit Dazu? Vorher ein Herz, das nur um Weisheit bat? Erschien nicht zweymal mir der Gnädige? Dann auch dem Volk und mir in seinem Tempel! Den Salomo, nicht David, bauen durfte! Und ward, der alles dieß von Gott empfing, Ich nicht ein Opferer des Moloch? Ich, Ich wäre nicht verworfen? darda. Schweigst du ganz, O Chalkol? und verlässest du uns ganz? Enthülle, Chalkol, dich, verlaß uns nicht. salomo.
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Zu Chalkol.
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Verstumme, wie du thust. Doch willst du reden; So seys kein Trost! chalkol. Magst du die Wahrheit hören: So laß mich reden, Darda! magst du nicht, Mich schweigen! salomo. Rede, sag auch du sie mir! Ich hörte sie von meinem Richter schon! chalkol. Ach unaussprechlich ist in meiner Seele Des Mitleids und des Ernstes trübes Gefühl, Des Ernstes, Salomo, der deine Thaten verurtheilt! darda. Verwund ihn nicht, mein Chalkol, tiefer noch.
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Salomo
salomo. Kann ichs denn tiefer werden? Rede du, O Chalkol, fort. chalkol. Ich habe genung geredt! salomo. Kann dieser Tag des Schweigens Gottes, er Ein Tag des Schonens seyn! Sprich, Chalkol, fort! chalkol. Zu Darda.
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Er ist verworfen! . . . nathan. Nein! das ist er nicht! salomo. Ach, Nathan! . . . Ja, ich dank, ich danke dir! Für dieß dein Mitleid, theurer Vater, dir! Doch überlaß mich meinem Schicksal nur! Vielleicht ists nicht der Tod der Schlacht! Ich fühle Mich sehr ermattet! . . . Starb nicht Heman hier, In meinem Sommerhaus’ am Palmenhügel? darda. Da starb er. salomo. Bringet mir den Todten her. Bringt Heman her! den hab’ ich auch getödtet! Noch Einmal will ich Heman sehn! ich will Noch Einmal ihn umarmen! neben ihn Dann sterben! nathan. Folge mir, mein theurer Sohn. Jetzt must du deinen todten Freund nicht sehn. salomo. So bring, o Chalkol, denn ach deren Kinder Ich tödtete, mir die Mütter all’ herauf, Daß ich, ists möglich, sie versöhne! chalkol. Leise zu Darda.
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Nur leben noch. Die andern sind vor Schmerz Gestorben. salomo. Redest du geheim? Bring mir Die Mütter her! Gehorche, dein König wills! chalkol. Gehorchen will ich gern. Hier kann ich nicht. salomo. Warum nicht? chalkol. Was soll ich antworten, Darda? nathan. Mein Salomo, laß mich dich überzeugen, Daß Gott dich nicht verwarf! salomo. Das kannst du nicht! Warum willst, Chalkol, du mir nicht gehorchen? chalkol. Drey leben nur. Die andern sind schon todt. salomo. Die andern alle todt? . . . Vor Jammer! . . . Kehrt Eure Blicke von mir, ihr starren Augen! Sehr nah schaut ihr mich an, sehr nah! von Thränen Des Blutes roth! und, ach! vom Tode starr! . . . Und ihr, viel schreckender noch ist das! o wendet Auch euer Lächeln weg, ihr sanften Knaben! Ihr Opfer! . . . nathan. Salomo, erhebe dich Aus dieser Todesangst! Ich kann dich überzeugen! salomo. Mich überzeugen? Hätte dir der Richter Es offenbart; alsdann nur könnt ichs glauben! Was red’ ich? Was ist diese leere Möglichkeit? Verstummen laß, wie Chalkol thut, auch uns! nathan. Gott hat es offenbart! . . .
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Salomo
salomo. Was sagst du mir, mein Vater? Verstand ich es auch? Was hast du mir gesagt? nathan. Ich sage dir, daß Gott vordem, nicht mir, 5 Doch deinem Vater David, ihm, durch mich, Von dir verheissen hat. salomo. Und was? und was? nathan. 10 Heil, Salomo! salomo. O Gott der Götter! du, Mein Vater, und mein Richter! nathan. 15 Du, nicht er, So sagte Gott, sollt’ ihm den Tempel baun! Dein Vater würd er seyn! und du sein Sohn! Und wenn du eine Missethat begingst; 20 Wollt’ er, so sagte Gott, mit Menschenruthen, Und mit der Menschenkinder Schlägen nur, Dich strafen! sein Erbarmen nie von dir Wegwenden! und dich nicht, wie Saul, verwerfen! chalkol. O Gottes Weg! . . . . Wie wunderbar bist du, 25 Weg Gottes! . . . Wenn verhieß der Gnädge das? nathan. Vor Salomos Geburt! salomo. Ich schweig, und lege 30 Die Hand auf meinen Mund. Wie kann ich danken? Mein Vater seyn! . . Mich nicht, wie Saul . . wie kann ich danken? Eh ich gebohren ward! . . . Laß Zu Chalkol. schnell, Semira Herkommen, und den Korah, wenn er lebt. 35 Die Götzenbilder Nachdem Chalkol kurze Zeit weggewesen ist.
und Altäre zerschmettern? Hinstürzen Astaroth, und Chamos, und . . .
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Aussprechen mag ich diesen nicht! und selbst Den Staub, worinn die Bilder standen, bedecken Mit anderm Staube? Er schweigt einige Zeit, als unentschlossen still.
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. . Nein! Sie sollen stehn, Denkmale meiner Schuld! so, längre Zeugen, Als wenn ich sie vertilgte! Zeugen auch, Daß ich zu Gott umkehrte, wenn sie nun Umwachsen stehn, und öd’, und opferlos! Noch heute gebiets dem Hohenpriester, Nathan, Soll Aarons Posaun um diese Bilder Erschallen, drauf . . . Ach Nathan! schnell, gleich itzt Erinnr’ ich mich, wie schreckst du mich, Erinnrung, Wie schreckst du mich! Du weist es, Nathan, auch, Du warst bey uns, da, als mein Vater Israel Versammelt hatte, da er mit den Ältsten Vom Bau des Tempels Gottes sprach; ich seh, Ich höre David noch! ein bebender Jüngling Stand ich vor ihm, da sagt’ er mir auch dieß: Gott untersuchet Aller Herzen! versteht Das Dichten aller menschlichen Gedanken. Suchst du den Herrn; so wirst du ihn auch finden; Verläßt du ihn, so wird er dich verwerfen! . . . Ach Nathan! nathan. Neue Qual sey dieß dir nicht, Mein Sohn! Ich wust es Alles. Ich und David Wir liebten dich, und hattens mit einander Beschlossen, öffentlich dich so zu warnen. Das wählten wir. Wie konnten wir dir sagen, Gott würde nicht, wie Saul, auch dich verwerfen, Wofern du sündigtest? Wenn du nun dieß gewust, Und doch gesündigt hättest? Wir liebten dich, Wir sagten jenes, und warnten unsern Sohn! salomo. Mein theurer Vater, Nathan! . . . und o du Mein Vater, David! O ihr Redlichen! Noch heute, sags dem Hohenpriester, Nathan,
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Salomo
Soll Aarons Posaune bey den Götzen Erschallen, dann soll er dem Volke verkündigen Was jetzo diese Bilder sind, und warum Sie nicht zerschmettert werden! Darda, geh Zur Mutter, deren erstgebohrner Sohn Geopfert ward! Du, Chalkol, geh zu der, Die, jetzo kinderlos, nur Einen hatte! Und Sarja zu der dritten, die noch lebt Von allen, die der Schmerz getödtet hat! Versöhnt sie mir! Ach könnt es Ophirs Gold! Das kanns nicht! Segnet, segnet sie, für euch, In meinen Namen nicht! Wie dürft ich das? In Nathans Namen auch. Sie sollens doch, mein Vater? nathan. Mir bricht mein Herz! Was kann ich, Davids Sohn, Dir sagen? Gott, o segne sie! nicht nur Von mir! und ihre Thränen trokne, Gott, Von ihrem Angesicht!
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Dreizehnter Auftritt.
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Die Vorigen. Semira. Korah. salomo. Vernehmt, was ich Euch sagen will. Doch euer Mund sey stumm, Bis ich euch frage. Königinn! Es ist Kein Opfer künftig mehr bey euren Bildern! Sag dieß den Königinnen! Sahst du Zu Korah. etwas Beym Todtenopfer? korah. Nein. salomo. Was hörtest du? korah. Ich hörte nichts. salomo. Was schreckte dich? korah. Ich weis nicht.
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Wovor ich mich entsetzt’, allein ich ward Beynah dadurch getödtet! Ach, dieß sahst du! salomo. Wie ich frage, schnell, gesteh mir, oder stirb! Du wolltest mich betrügen? korah. Ja, ich wollt ’s. salomo. Was wolltest du mir prophezeihn? korah. Verderben! salomo.
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Geh 2320
Gleich in dein Haus hinab. Verlaß es nie. Geschiehts, so ist der Tag dein Todestag! Geh, Königinn, und du!
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Vierzehnter Auftritt.
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Salomo. Nathan. Chalkol. Darda. Sarja. salomo. Dem Allerheiligsten, Dem Ersten, Hocherhabnen, Gnädigen, Dem Vater, und dem Richter, meinem Gott, Will ich im Tempel Morgen opfern, Nathan! chalkol. Wir schweigen. Wer von uns kann jetzo reden? . . . salomo. Mein Vater, und mein Gott, wie lang wird noch mein Weg Zu meinem Grabe seyn? Lang, oder kurz; Laß meine Freunde mir! Nähmst du sie mir, das wär Der Strafen härtste! . . . Doch wie du gebeutst! . . Hier schlummert Heman nah. Ein Todtenhaus ist Mein Haus. Bleib gleichwohl, Nathan, hier, und sey, Wie du es warest, deines Sohnes Führer, Und leite, mich, so weit du mitzugehn Vermagst, den trüben Weg zu meinem Grabe.
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Salomo
Anmerkungen Ich habe viele kennen gelernt, von denen ich geglaubt hatte, daß sie belesener in der Schrift wären, als ich sie hernach gefunden habe. Dieß ist die Veranlassung zu folgenden wenigen Anmerkungen. heman. chalkol. darda.
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Die Bibel nennet vier Dichter mit einem sehr unterscheidenden Ruhme. Salomo, sagt sie, war weiser, als alle Morgenländer, und so gar als die Ägypter. Er übertraf alle Menschen seiner Zeit an Weisheit, und auch die Dichter Ethan, Heman, Chalchal und Darda. Im ersten der Könige IV, 30. 31. sarja.
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Asarja, Nathans Sohn, hatte Salomo über seine Amtleute gesetzt. Im ersten der Könige IV, 5. moloch. chamos. Man wird die Wirkungen der gefallnen Geister bey dem Götzendienste nicht leugnen wollen, wenn man sich erinnert, was Paulus davon sagt. Die Heiden, sagt er, opfern, was sie opfern, den Teufeln, und nicht Gott. In der ersten an die Korinth. X, 20. Viele haben, ohne ihr Wissen, gute Engel beherbergt, an die Ebräer XIII, 2. und da sich die Bösen in Engel des Lichts verstellen dürfen; so dürfen sie sich vielleicht auch in Menschen verstellen. Da die Morgenländer überhaupt sehr zum Enthusiasmus geneigt sind; so konnten auch damals schon Einsiedler seyn, die sich dem Moloch gewidmet hatten. HANDLUNG II. Auftritt 1. Auf seines Tempels Altär’ herunterflammen. Es fiel Feuer vom Himmel, und verzehrte die Opfer. Die Herrlichkeit Gottes erfüllte das Haus. Das ganze Volk fiel aufs Antlitz. Im zweyten der Chron. VII, 1.2.3. Meint ihr denn, der Verderber, Der siebzigtausend schlug. Diese sehr merkwürdige Begebenheit steht im zweyten Samuelis XXIV, 15. im ersten der Chron. XXII.
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Auftritt 2. Ein Mann aus Ephrata, dein Feind. Dieser Anfang der Geschichte Jerobeams und seine Flucht nach Ägypten steht im ersten der Könige XI, 26 bis 41. Entreissen wird der Herr . . Im ersten der Könige XI, 11 und 31.
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Anmerkungen
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HANDLUNG III. Auftritt 1. Das fürchterliche Wetter Gottes von Ebal. Moses gebot, wenn Israel über den Jordan gegangen seyn würde, so sollten einige aus sechs Stämmen auf den Berg Grisim treten, und das Volk segnen; und wieder einige aus den andern sechs Stämmen auf Ebal, und den Fluch aussprechen, der die Übertreter des Gesetzes treffen würde. Im fünften Moses XXII, 12.13.
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Auftritt 8. Jonathan, ach du eilst von mir weg. Im zweyten Samuelis 1, 19 bis zu Ende. HANDLUNG V. Auftritt 6. Dich, mein Sohn, Jedidja nannte. Im zweyten Samuelis XII, 25.
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Auftritt 8. Den Hadad und den Reson ohne Krieg Zurückzuhalten. Im ersten der Könige XI, 14 bis 26.
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Auftritt 12. Schwieg denn David jemals Gott? David hat oft gefragt, und Gott hat ihm allezeit geantwortet. Z. E. zweymal hinter einander. Im ersten Sam. XXIII, 2. 4. Nur Saul! und mir! Im ersten Samuelis XXVIII, 6. War ich von meiner Kindheit an dem Herrn Nicht lieb? Im zweyten Samuelis XII, 24. ward Ich früh zum Könige nicht von ihm erwählt? Im ersten der Chron. XXIII, 9. Wie aus Isais Söhnen David, ich? Im ersten der Chron. XXIX, 4. 5. Den Salomo, nicht David, bauen durfte. Im ersten der Chron XXIX, 3. ihm, durch mich, Verheissen hat. Im zweiten Sam. VII, 12 bis 16. Dieß wird im ersten der Chron. XVIII, 11-14 wiederholt, und ist der Hauptgrund, warum man glauben kann, Salomo habe sich wieder zu Gott gewendet. Die andern Gründe liegen in dem Charakter desselben, den er vor seinem Falle zeigte, und in den sehr unterscheidenden Gnaden, die er von
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Salomo
Gott empfangen hatte. Diese konnten unmöglich ihre Wirkungen ganz bey ihm verlieren. Dazu kömmt noch, daß er sehr wahrscheinlich den Prediger in seinem Alter geschrieben hat. Und dieser zeigt uns einen Mann, der aller Eitelkeiten der Welt nicht allein müde ist, sondern sie auch verwirft. Fürchte Gott, schließt er, und halte seine Gebote. Denn das gehört allen Menschen zu. Mann könnte noch hinzusetzen, daß Salomos Rückkehr in den verlornen Schriften der Propheten Nathan, Ahia und Jeddi vielleicht erwähnt worden sey, weil sich die Bibel darauf bezieht, daß in diesen noch mehr von Salomo gesagt werde. Die Götzenbilder und Altäre zerschmettern? Der angeführte Grund, warum er sie stehn läßt, ist mir als der einzige vorgekommen, den er hat haben können, und zugleich stark genug, daß man den Umstand, daß er die Bilder hat stehn lassen, nicht als einen unwiderleglichen Grund gegen seine Rückkehr gelten machen könnte, wenn auch jene Stelle nicht wäre, die ich als entscheidend angeführt habe. Denn auch Hiskias ließ diese Höhen Salomos, und erst Josias schafte sie weg; (Im zweyten der Könige XXII, 13.) Hiskias, der ein so grosses Zeugniß für sich hat, und der kühn genug war, die eherne Schlange Moses, Nehusthan, wegzuthun. Es war also kein Beweis einer fortdaurenden Abgötterey, daß die Bilder blieben; es war zureichend, daß dabey nicht mehr geopfert wurde. Verläßt du ihn; so wird er dich verwerfen! Im ersten der Chron. XXIX, 19. Es ist hierbey hauptsächlich anzumerken, daß David dieß nicht, als eine Offenbarung von Gott, sondern, daß er es für sich selbst sagt.
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David ein Trauerspiel von Klopstock.
PERSONEN: david. salomo, etwa zwölf Jahr alt. nathan, ü ý Propheten. gad, þ zadok, der Hohepriester. joab, der Feldherr. abisai, sein Bruder. mephiboseth Jonathans, chimeam, Barsilai’s Sohn. husai, Davids alter Freund. priester, älteste, boten. satan, ü als Boten. moloch, ýþ zwey engel, die nur gehört werden. Der Schauplatz ist in Davids Burg auf Sion.
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ERSTE HANDLUNG.
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David
Personen. mephiboseth. chimeam. david. abisai. salomo. nathan. joab. die beyden hauptleute.
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Erster Auftritt.
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Mephiboseth. Chimeam. mephiboseth. Zu heftig war der Zorn, mit dem er uns Verließ. chimeam. Wie aber konnt’ auch Joab heut Noch säumen, da er schon so unbeweglich Gezögert, er, deß Eile sonst den Flug Des Adlers hat? mephiboseth. Gleichwohl war Davids Zorn Zu heftig. Joab ist ein grosser Krieger, Und treu, wie wenig sind. chimeam. So kannst du’s dulden, Daß er neun Monde schon die Stämme zählt, Und’s noch nicht endet? Noch in Benjamin Stets weilt; und nicht einmal erscheint, wenn ihm Sein König ruft? mephiboseth. Weißt du denn nicht, er hat Des Volkes Zählung gleich verabscheut, hat Geglaubt, daß sie das Land mit einer Schuld, Belade? Siehst du nun, wie weis’ er inhält, Und zögernd stets, ist Schuld dabey, sie nicht Vollbringt? chimeam. Soll Joabs Wort Entscheider seyn, Wenn David, und wenn er, von Schuld und Unschuld, Urtheilen? Wer ist denn von Beyden weiser? Wer edler, und vornämlich frommer, wer? mephiboseth. Kann David denn nicht fehlen, weil er besser, Viel besser ist, als Joab? Doch ich liebe, Dankbarer Jüngling, dich, daß so dein Herz Dich blendet; gleichwohl lerne dieß von mir: Am meisten ist und wahrsten der mein Freund,
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David
Der warm, nicht heiß, das Gute, das ich habe; Und, streng nicht, doch genau, den Fehl auch sieht. Hat dieser Freund ein Herz der Redlichen; So liebt er mich, wie ich geliebt mag seyn, Und wie ich David liebt’, und immer liebe; Ob er gleich, gegen seines Freundes Sohn, Und seinen Freund, gerecht nicht war, und jenem Verworfensten von allen Schlangensöhnen Selbst da noch halb zu glauben würdigte, Da ich, so lahm und schmerzenvoll ich war,
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Er sitzt beständig, selbst wenn David zugegen ist. Beym Weggehn wird er geführt. 35
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Ihm doch entgegen kam, der Frohsten Juda’s Einer! chimeam. Sey, wie du Davids Freund bist, meiner auch. mephiboseth. Schon lange lieb ich, edler Jüngling, dich, Rechtschaffner Sohn des ehrenvollen Greises, Des alten Barsilai. chimeam. Mich, den Zögrer? Den Jüngling ohne That? mephiboseth. Ja lange liebt ich dich! . . . Ich bleib, und warte hier mit dir auf Joab. chimeam. Geh, Mephiboseth. Es ist Mitternacht, Und deine Schmerzen rufen dich zur Ruh. mephiboseth. Ich hör ihr Rufen nicht, wenn meine Seele So sehr wie jetzt beschäftigt ist. Die Zahl Des grossen Volks, das Abraham der Herr Verhieß! Und dann der Zählung Ausgang! Wie Den Stolz des Königs Gott ansehen wird? chimeam. Stolz? Mephiboseth. mephiboseth. Mistraun würd ichs nennen,
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Wär weniger die Seele Davids groß! Erniedrigst du dich selbst, und mich, und glaubst, Sauls Enkel rede jetzt; so denke dran, Daß ich auch Davids Freund, und Jonathans Sohn bin! Ein ofner Mann, der frey die Wahrheit sagt! Stolz ists, daß David wissen will, wie viel Des grossen Volkes sey, das er beherrscht. chimeam. Vielleicht Verlangen nur, zu sehn, wie viel Noch übrig nach der langen Theurung sind? mephiboseth. O wär es dieß! Ich kenne David. Wünschen Kann ich es zwar mit dir, allein nicht glauben. Es wird entschieden werden! Wenn ich irre; So schweigt zu dieser Zählung Gott; allein, Wenn ich nicht irrte, Chimeam, wie laut Wird da sein Donner reden! Denn ist auch Ein ander Volk, das Gott wie uns beherrscht? Sieh nur das Thun der hohen Babylon Und die Geschichte jenes Volks am Strohm! Ist noch ein ander Volk, bey dem so schnell, Und angemessen, Lohn auf gute Thaten, Und Straf’, auf böse folge? chimeam. Fehlte David, So hat der Traum den frommen Mann verführt. mephiboseth. Was vor ein Traum? chimeam. Hat er ihn dir nicht auch Vertraut? mephiboseth. Das hat er nicht. Erzähle mir, wie war Der Traum? chimeam. Nachdem er unruhvoll nun endlich Doch eingeschlafen war, so sah er dieß: Er zog mit einem grossen Heer nach Saba,
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David
Er selber hoch voran. Gewaffnete Nicht nur, das ganze Volk der Stämme gen Morgen, Jungfrauen, Mütter, Greise zogen mit. Und wechselnd, wie in Chören, sangen die Stämme, Gad, Benjamin und Ruben und Manasse: Saul tausend! Und zehntausend David! Jetzt Schlägt hundert tausend David, hundert tausend! Und da die Kriegsdrommet’ am lautsten rief, Die Cymbel scholl, das Volk am lautsten sang, Da ritt einher auf einem Adlerroß Ein Araber, und sprach mit Hohn zu David: Wie viel ist dieses Volks? Und flog davon. Mit einem grossen Heer zog David durch Paran, Er selber hoch vorher. Gewaffnete Nicht nur, das ganze Volk der Stämme gen Mittag, Säuglinge, Mütter, Greise zogen mit. Und Simeon und Juda sang in Chören: Saul tausend! und zehn tausend David! Jetzt Schlägt Bethlems Hirt und meiner hundert tausend! Und da am freudigsten die Cymbel klang, Die Posaun’ am lautsten rief, die Stämm’ am frohsten sangen, Da trat mit einem Zepter in der Hand, Ein Mann vom Strom daher, und sprach mit Hohn: Wie viel ist dieses Volks? Und wandte sich. Und David zog am Meer, und Ephraim Und Isaschar, und Dan. Ein Riese kam, Ein Knecht des Dagon. Wunden hatt’ er zwar, Und blutete; doch rief er David zu Mit Wuth und Hohn: Wie viel ist dieses Volks? Stand, hielt die Wunden, schlug auf seinen Schild! So zog auch David in des Hermons Schatten Daher, und Naphthali und Asser tönten, Und Sebulon um ihn den Siegsgesang! Da fuhr auf einem ehrnen Wagen noch stolzer Ein Assur gegen David her, und hielt: Wie viel ist dieses Volks? Und sahe droh’nd Die Waffen hatten, und die Mütter ziehn. Lang hielt der stolze Mann, und klirrte mit Ketten! . . .
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Du schweigst? mephiboseth. Verführungsvoll ist dieser Traum, Allein wer weis’ und fromm wie David ist, Den muß zum Stolze nichts verführen können! chimeam. Du bist sehr streng. mephiboseth. Ich bins auch gegen mich! . . . Sehr bang ist mir vor David. Dieser Traum . . . Wer warest du, Verführer, der ihn eingab? Hier ist es Nacht um mich. Hier seh ich nichts. O dieser Traum! Er mindert Davids Schuld; Allein vergrössert sie nicht Joabs Warnung auch? Verachtest du die Warnung eines frommen Und strengen Manns, so bist du schuldiger, Als ohne Warnung. Doch die Warnung eines Joab (Er ist nur treu) macht dich, hörst du sie nicht, Noch schuldiger! Ach, bang ist mir für David! Käm Joab nur. Denn ist die Zählung des Volkes Geschehen, so wird es bald entschieden werden. chimeam. Mich deucht, ich höre David uns sich nahn. Mephiboseth. Er ists. Er kömmt.
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Zweyter Auftritt.
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Die Vorigen. David. david. Umsonst bestreb ich mich Zu ruhn. Der Schlummer selber flieht vor mir. O Joab! Hassenswürdiger! du Mörder Des Abner und Amasa, beßrer Männer, Als du! du Blutiger von Freundes Blute! Schon lange wärst du Führer meiner Heere Nicht mehr, lebt einer nur der bessern Männer! Bleibt, bis die Sonn euch aufgeht, Chimeam,
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David
Und, Mephiboseth, du. So bald er kömmt, So sagt mirs, wachen mag ich, oder schlafen!
Dritter Auftritt.
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Mephiboseth. Chimeam. mephiboseth. Wie zürnet er auf ihn. chimeam. Zween Tag ist auch Der Bote schon hinab nach Jericho. Hätt er nicht heute mit der Sonne kommen müssen? mephiboseth. Vielleicht will er nun eilend Benjamin Noch zählen. chimeam. Wer ist der, der jetzo noch Herauf kömmt? Joab und des Boten Schritt Ists nicht.
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Vierter Auftritt.
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Die Vorigen. Abisai. abisai. Wie freu ich mich, daß Chimeam Hier ist, und Jonathans rechtschaffner Sohn, Zween Männer, deren Rede wahrhaft ist. chimeam. Ruh aus, du bist ermattet, Abisai. abisai. Ermattet, oder nicht, was geht die Ruh Mich an, eh ich nicht weiß, ob David so, Wie man erzählt, auf meinen Bruder zürnt? Ganz Jericho erscholl von diesem Ruf. Antwortet mir mit eurer Redlichkeit. mephiboseth. Sahst du den Boten nicht, den David zu Joab Hinunter sandte?
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abisai. Welchen? und warum Sandt er denn einen Boten? mephiboseth. Kömmst du nicht Von Jericho? abisai. Da komm ich her. mephiboseth. Der Bote Des Königs ist zween Tage schon von uns. abisai. Ich ging zur Wüste seitwärts, um zu sehn, Wie dort das Volk zu zählen sey. Doch sagt: Warum hat David denn zu Joab gesendet? mephiboseth. So sandt er: Eil hinab zu Joab, und sag ihm: Gezählt sey, oder nicht gezählt sey Benjamin; Bring mir der Stämme Zahl. Steh eilend auf! Und, vor des Boten Staube, walle deiner! Er sprachs mit Zorn. Wie meinst du, daß er zürne, Da nun noch stets dein Bruder Joab säumt. abisai. Er sandte mich, des Königs Zorn, bevor Er wiederkäme, zu besänftigen. Geh du sein Retter hin! . . . So sagt er mir, Wenn du nicht gehst, so komm ich nicht zu David. mephiboseth. Habt ihr vielleicht auch Benjamin zu zählen Begonnen? abisai. Joab schwankte, was zu thun Ihm sey? und nicht zu thun? Ob er aufs Land Auch diese Schuld noch bringen sollte? chimeam. Schuld? Wenn Schuld hier ist, wer bringt sie denn aufs Land, Ihr? oder David?
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David
abisai. Chimeam, du sprichst
Sehr offen.
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chimeam. Offner noch sollst du mich hören! Ein später und vielfacher Rächer ist Dein Bruder! Auch an David, und noch jetzt Rächts Joab, daß Amasa besser war, Als er! und seiner heissen Rache Durst War Freundes Blut zu löschen nicht genug! abisai. Ja dieß war offner noch, viel offner, Chimeam! Wo, Mephiboseth, ist der König jetzt? mephiboseth. Auf seinem Lager. abisai. So kommt Joab denn, Er glaubt gewiß, ich sey auf Sion nun, Und kömmt; und seinentwegen hab ich dann Mit David nicht geredt. . Ich eil ihm entgegen, Und sag ihm, daß er irgendwo noch weile. mephiboseth. Viel schlimmer ists, wenn er noch weilt, als wenn Du seinentwegen nicht mit David sprichst. abisai. Ich gehe. mephiboseth. Bleib! Viel schlimmer ist sein Zögern.
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Fünfter Auftritt. Mephiboseth. Chimeam. David. david. Wer gieng von hier? mich deucht, ich hörte die Stimme Des Abisai! chimeam. Ja sie wars.
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david. Geh, eil, Und bring ihn gleich zurück.
Sechster Auftritt.
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David. Mephiboseth. Chimeam. Abisai. abisai. Mein Herr und König! Hier bin ich. david. Wo ist Joab, Abisai. abisai. Den Boten, den du sandtest, fehlt’ ich. Joab Ließ ich in Jericho. Dein Knecht, der Feldherr Eilt nun gewiß heraufzukommen; ist Vielleicht schon Sion nah. david. Wie weit habt ihr In Benjamin gezählt? abisai. Ich wandte mich Von Jericho gen Mittag durch die Wüste, Versamlungsplätze zu der Zählung dort Zu suchen. david. Dieses ist es also alles, Was ihr in Benjamin gethan habt? Doch Du bist unschuldig! Alles, was dort Joab Gethan hat. . . . Schweig, antworte mir von Joab Kein Wort! Ihr kennet diesen Streiter, Zeruja’s Sohn. Zwar er triefet auch von Abners Blute, Doch weniger, als Joab. Denn schon lag Durch Joab schnelles Schwert, der Feldherr Israels, Als Abisai kam, und Asahel Auch rächen wollte. Hättst du nichts auf dir Von Abners Blut; so sagt ichs freudiger,
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David
Und dankte froher dir, daß du bey Nob Den Rapha schlugst, und mich errettetest, Als ich ermüdet war. Ich danke gleichwol gern! Und nie vergeß ichs, Abisai, dir! Hin! Mach dich auf, begegne Joab, und fodr’ ihm Die Zählung ab. Du sollst mein Feldherr seyn! abisai. Mein König und mein Herr! Gott gebe dir Und Joab Sieg. Gebeut mir, was du willst. Heiß mich hinab zu Bethlems Brunnen gehn, Und Blut dir schöpfen! Gern und schnell gehorch ich, O König, dir; hier aber kann ich nicht! david. Ist ers nicht werther noch, weil er nicht will? Du mußt es, Abisai, seyn! abisai. Wohlan ich wills, Wenn du mit einem Eide mir verheissest: Ich soll noch heut hinab nach Saba ziehn! Doch sende Joab mit. Denn nach dem Fluge Der ersten Lanze, sterb ich. david. Seys denn nicht! Und nimm mir ganz die Freude, dir zu danken!
Siebender Auftritt.
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Die Vorigen. Nathan. Salomo. nathan. Jedidja würde noch unruhiger Gewesen seyn, hätt ich ihn nicht zu dir Herein geführt. salomo. Mein Vater, zürne nicht. Ruhn wollt’ ich, konnte nicht. Denn sieh, ich wußte, Daß du auf Joabs Ankunft wartetest. Er ist im Vorhof.
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david. Bleib Er will weggehn. du, Abisai. Geh, Chimeam, ruf ihn herüber.
Achter Auftritt.
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David. Mephiboseth. Abisai. Nathan. Salomo. david. Nathan! Weißt du die Zeit, die er gezögert hat? nathan. Sie ist nicht kurz. david. Neun Mond’ und zwanzig Tage! Er, der so schnell sonst ist! Und meinest du, Er habe mehr in Benjamin gethan, Als Plätze zu der Zählung suchen lassen? Da ist sein Bruder, der sie suchen mußte. Er selber stand, und weilt’ in Jericho. Sein Bruder will nicht Feldherr seyn, sonst würd ich Von Abners und Amasas Mörder frey, Und meines armen Absalons! Sehr edel Ists, Abisai, daß du deinen Bruder So schützest! dennoch könntest du das nicht, Wär wo der Krieger einer, der dir glich. Allein noch edler wärs, wenn du, dem Volk Und mir zu dienen, diesen Bruder verliessest. Doch fahr du fort, und schlags mir ferner ab; Denn deinen Tod, o Abisai, will Ich nicht. Ja, tödten würd er dich, wie ers Amasa that, als der mein Feldherr ward! nathan. Treu ist dir Joab! ist ein grosser Krieger! david. Mehr, als nur treu, ist Abisai mir! Und ist er nicht im Kriege groß, wie Joab? abisai. Mich tödtete mein Bruder nicht! Er ist
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David
Ein treuer Freund, wie er ein treuer Knecht Des Königs ist. Und wer bin ich denn, gegen ihn, Wenn laut die Schlacht ertönt, und’s nun gen Himmel stäubt! Auch würd ich meines Stolzes Sieger nicht Wie Joab seyn. Ich würde dich, wie er, Nach keinem Rabba rufen, David. david. Stolzer War er, als je, da er von Rabba sandte.
Neunter Auftritt.
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Die Vorigen. Chimeam. Joab. Zween Hauptleute. joab. Sieg gebe dir und langes Leben Gott! Mein König und mein Herr! Du riefst mir, hie bin ich. Die mühsamlange Zählung hab ich endlich Vollenden können, und david. Was tragt denn ihr? joab. Der Zählung Bücher tragen sie. david. Mach du Die Bücher auf, und lies die Stämme mir. Beginn mit Benjamin. joab. Du hast mich, David, Aus Benjamin gerufen, als ich dort Zu zählen kaum begonnen hatte. david. Lies Denn Juda. joab.
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Zu dem einen Hauptmann, der das Buch aufrollt, und zugleich mithält.
Gieb den Stamm mir.
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Zögerst du Auch jetzo noch? Lies! joab. Hundert tausend Hat Juda fünfmal, die für dich das Schwert Ausziehn! und, wenn noch alle Greise leben, Und jeder Säugling noch des Zepterstamms; Noch sechs und zwanzigmal die hundert tausend. david. Des Landes kleine Tochter Bethlehem Hat kinderreiche Schwestern! . . . Nimm nunmehr Den Erstgebohrnen. joab. Hundert und neun tausend sinds, Die Lanz und Schild in Ruben furchtbar macht. Noch fünfmal hundert Krieger nenn ich nicht, Doch hab ich jeden sorgsam mitgezählt. Sie stehen hier die Zahl von jeder Stadt. Vom Volke sind der hundert tausend: Fünfe! Der tausend: Dreißig! Auch so gar vom Volke Vergassen, David, diese Bücher nicht Die Hunderte. david. Zu Nathan.
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Klein ist des Ruben Land, Und doch ist er so mächtig! Zu Joab. Sebulon, Den Schiffer. Wenigstens Zu den Andern. reizt Tyrus ihn. joab. An Kriegern hat er hundertmal die Tausend, Und dann noch zwey und zwanzigmal; am Volke Die hundert tausend sechsmal, und der tausend Noch drey. david. Du hast auch dort, Jedidja, des Volkes Sehr viel. Laß Tyrus ihre Lehrer seyn! . . . Roll Asser auf!
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David
joab. Des Volks, das Waffen schützen Ist fünfmal hundert, und noch siebzehn tausend, Und hundert und vier tausend sind der Beschützer. david. Zum Bau des Feldes könnten wir viel Lehrer Nach Tyrus senden. Sechzig tausend sollen Ihr Schwerdt zur Sichel machen. Zwar sie baun Wie ihre Brüder auch das Land, allein Von nun an soll nur ihre Pflugschaar blinken. Geh, Abisai, du, und wähl die aus, Vor deren Schwert kein Syrer künftig mehr fliehn soll. In Juda, Salomo, (du hast die Zahl Des grossen Stamms gehört!) sondr’ ich auch Streiter Des Feldbaus Schweiß’ und Staub’ und Freuden aus, Die sollen nie den Staub der Schlacht mehr sehn. Du ziehst mit mir hinab. Dann sollen die Aus jenen fünfmal hundert tausend Kriegern Nur streiten, die wie Löwen muthig sind, Wie Rehe schnell! In Dieser starkem Arm Soll nur die Lanze blinken, nur an Dieser Furchtlosen Brust der Schild. Lies wieder, Joab. Den Dan, die Schlange, welche, bis zurük Der Reuter fällt, dem Roß die Verse beißt. joab. Gewaffnet sind in Dan, als hundert tausend Noch ein und zwanzig tausend mehr. Es sind Des waffenlosen Volks . . . david. Hör auf! . . Geht alle Von mir hinaus. Leg auf den Marmor, Joab, Die Bücher. Nathan, bleib allein bey mir. salomo. Muß ich, mein Vater, auch mit ihnen gehn? david. Du auch, mein Sohn! Bleib, Chimeam, bey ihm.
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Zehnter Auftritt. David. Nathan. david. Ach Nathan! . . . nathan. Rede denn, o David. david.
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Möcht ich viel lieber! . . Ach, Nach einigem Stillschweigen. mein theurer Freund, Und deß Prophet, der droben Richter ist! Stolz war ich! . . Stolz hab ich das Volk gezählt! . . Wie bebt mein Herz! . . Nimm diese Bücher hin. Ich will sie niemals sehn. . . Er wendet sich seitwärts. Mein Herr und Gott! Gesündigt hab ich schwer! Bin stolz gewesen! Voll Mistraun auch, du hättest in der Theurung Das Volk nicht so gemehrt, wie du verheissen hast. Was ist des Menschen Herz! . . Wie trotzig ists! Und . . wie verzagt! Du Heiliger! ach nimm Die Missethat von deinem Knecht! Denn ich Bekenn es dir, unweis’ hab ich vor dir Gethan! . . Verbirg, mein theurer Nathan, auf immer Vor meinem Angesicht der Zählung Bücher. Was glaubst du, Nathan . . . wird der Heilige . . . Mit Strafe mir . . ach, oder ohne Strafe, Verzeihn? . . . nathan. Du hast durch diese That die Heiden Zur Lästrung nicht gebracht. david. Doch ach vielleicht Mein Volk zum Mistraun, oder auch zum Stolz, Nach jedes Herzen. nathan. Wirds nicht Gott entscheiden? Dem unterwirf dich, eh ers thut. Vielleicht Daß ers durch Gnade dann entscheidet.
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David
david.
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Nimm Die Zählung, geh. Ich will zum Richter beten. Geh hin, du frommer Mann. Gott segne dich.
ZWEYTE HANDLUNG.
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David
Personen. mephiboseth. chimeam. joab. abisai. zadok. david. Der Schauplatz ist jetzt ein wenig dunkel.
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Erster Auftritt.
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Chimeam. Mephiboseth. chimeam. Nein, ich begreif es nicht. Sahst du den Ernst, Mit welchem Nathan uns vorüber ging? mephiboseth. Und sahst du David nicht, wie ihn auf Einmal ganz Die Freuden über seines Volkes Grösse Verliessen? chimeam. Wenn ich was davon ergründe, So ist es dieß: Der Zorn, zu dem ihn Joab Gereizt hat, überfiel ihn wieder. Er wollt’ ihn Nicht länger sehn. mephiboseth. Zorn wärs gewesen? Sahst du Denn nicht, wie sehr gerührt, und innig traurig Er ward? chimeam. Er zürnt, und hatte lange den Zorn Verborgen, und darauf entbrannt er schnell! Und welcher Zorn war jemals auch gerechter, Als gegen diesen Joab, eines so grossen Erhabnen Manns, wie David ist? mephiboseth. Es war Kein Zorn.
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Zweyter Auftritt. Die Vorigen. Joab. Abisai. joab. Ich wollt hinab zu meinen Zelten An Sions Thoren gehn; allein ich kann Nicht ruhn. Ihr habts mit angehört, wie David Gezürnt auf Joab hat, und ihr seyd redlich, Ob du Er kehret sich zu Chimeam. mein Feind gleich bist: drum kann ich frey
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David
Nun endlich reden! Doch wärt ihrs auch nicht Ich redte dennoch! So hat David mich Nun auch entflammt. Schnell ist mein Schwert und Wort! O ließ er endlich Abner und Amasa Und vollends Absalon in ihren Gräbern Doch ruhn! und weckte diese Todte nicht Stets wieder auf. chimeam. Amasa wird und Abner, Der droben richtet, zweymal auferwecken, Als ihres Blutes Foderer zuerst! Und dann, wenn alle Menschen auferstehn. joab. Ist unter den Propheten Chimeam, Wie Saul, nun auch? Das sollt ich zahm erdulden, Daß dieser Abner meinen Asahel Durchstieß? Erdulden, daß der neue Feldherr Amasa hoch vor unsern Heere daher zog? Ich werde Rache sehn, daß David mich So quälet! Denn aus Stolz, aus Mistraun auch, Hat er das Volk gezählt! mephiboseth. Wie weißt du das, O Joab? joab. Kenn’ ich ihn denn nicht, und länger, Als du ihn kennst? Und sprach er nicht mit mir, Eh er die neue Zählung unternahm? Und hast du nicht gesehn, wie er, zu spät! Der Zählung Stolz mit schnellem Trauren bereute? In dieser Sache bin ich viel gerechter, Als David! Hab ich nicht von Anfang her Ihm widerstanden? Hab ich nicht hernach Gesäumt, ihm Zeit zur frühern Reu zu gewinnen? Schuld, sag ich euch, sehr grosse Schuld hat Er Nun auf das Land gebracht. mephiboseth. Hat David gesündigt;
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So hat er Schuld auf sich gebracht, und nicht Aufs Land. joab. Weißt du denn nicht, daß wegen der Herrscher, Gestraft die Völker werden? mephiboseth. Ist zur Rache Ein König reif, und reif zur Rach ein Volk; So strafts an beyden Gott! joab. So wie ich sagte, So ists! Vergebens würdest du es anders Mich lehren wollen. Schuld bracht er aufs Land! Mich jammert seines armen Volks, doch jammert (Treu werd ich stets ihm seyn!) mich seiner nicht! Gerächt, gerächt will ich an ihm mich sehn! chimeam. Gehört das auch zur Redlichkeit, selbst hier Zu schweigen? Und, vor einem Manne, wie Joab, Nicht seinen Herrn zu warnen? joab. Warn ihn denn! Zwar hab ich dir mich offen anvertraut; Doch warn ihn! chimeam. Würd es nicht unredlicher Gehandelt seyn, als was du also nennst, Schwieg ich auch hier? mephiboseth. Ihn kennte, Chimeam, Durch dich nicht David mehr, als er schon jetzt Ihn kennt. joab. Ein Mann von Sauls Geschlecht, und der Nie einer Lanze Flug vernommen hat, Ist so voll Redlichkeit. Ich hasse dich Viel weniger, als alle Söhne Sauls.
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David
mephiboseth. Was sagte denn das Volk, da du sie zähltest? joab. Was Juda sprach und Israel? Sie sagten: Nun wird er alt, und fängt nun an nicht mehr Auf Gott zu traun. Wo ist der David nun Der einst zehntausend schlug? Und müßte der, Der so viel Treu von Gott mit jedem Jahre, Das er gelebt hat, erfuhr, jetzt, da er alt wird, Nicht mehr auf Gott noch traun, als da er Hirt Und Knabe war? So schrie viel Volks. Und andre Des Krieges Hasser, selbst sehr hassenswürdig, Die riefen, wenig ließ ich diese reden! Sie riefen: Ja, er will nur sehn, wie viel Des Bluts noch nicht vergossen ist! nur sehn, Wie viel das Schwert der Knechte Dagons und Moab Und Amalek ihm übrig ließ? Wie viel Nun bald die Sichel und Erdtrage wieder Wegwerfen sollen, und den Harnisch nehmen? Es mag der Feigenbaum und Weinstock dann, Dann grünen, wie er kann! hell oder trübe Die Quelle rinnen! und die Mütter mögen Dann schattenlos und ungelabt vom Saft Der Frucht, und reinem Quell, verschmachten, mit ihnen Der Säugling! . . . riefen die. Viel lieber hätt ich Sie gegen Amalek geführt, als sie Gezählt, nicht hoffnungsvoll auf Sieg, allein Vom Durst der Rach, und ihrer Hoffnung voll. Noch andre sagten so: Wie viel wir sind? Das heißt, wie groß er ist? wie hoch erhaben Deß Thron ist, der ein Volk beherrscht, das selbst Der schnelle Joab erst in vielen Monden zählt. Rief er uns nur von unsern Erndten nicht, Von unsrer Stirne Schweiß nicht weg, so mögt er Denn seine Grösse wissen! Hättet ihr Da, unsre Väter, Samuel gehorcht, Da dieser weise Mann euch Thoren sagte: Ihr solltet ihn um keinen König bitten.
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Nun trifft es uns. Wenn unser König nun Etwas in seinem Cedernhause will, So muß es schnell geschehn. chimeam. Wenn unser Volk So seinen guten und gerechten König, Und der so oft für sie sein Leben wagte, Wenns David also dankt; wird da der Zorn Des Richters droben säumen? David habe Gesündigt, oder nicht gesündigt; Gott Wird dann zur Straf erwachen! Sprach, o Joab, Das ganze Volk denn so? joab. Nur wenige Verstummten traurig, und voll Liebe zu David. chimeam. Die andern haß ich! mephiboseth. Chimeam, sehr hoch Hat Gott die Könige der Welt erhöht. Wie viel des Guten können sie, wie leicht Es thun! allein des Bösen auch wie viel, Und ach, wie leicht! Zu grosse Sterbliche, Wie glücklich seyd ihr! und wie elend auch!
Dritter Auftritt.
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Die Vorigen. Zadok. zadok. So find ich, Joab, dich denn endlich hier. Ich suchte dich in deinen Zelten. Ein Ruf war Nach Gibeon gekommen: David zürne Mit Joab! habe schnell nach Jericho Gesandt, du solltest gleich die Zählung bringen, Gezählt sey, oder nicht, auch Benjamin! Da machte, Joab, sich mit Eile dein Freund auf, Zu dir zu kommen. Und nun find ich dich Auf Sions Burg. Der Ruf ist, hör ich, wahr.
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David
Auch seh ichs aus dem finstern Ernst, und diesem Zurückgehaltnen Zorn. abisai. Sehr wahr, o Zadok, Ist was nach Gibeon erscholl. joab. Glückselig bist du, Daß du dem Herrn der Könige nur dienst. zadok. Ich diene David auch, und liebe David Und bin dein Freund. joab. Mein Freund? und Davids auch? Wähl Einen, wähle, wen du willst, und schnell! zadok. Du weißt, ich liebe lange dich und treu; Doch David opfr’ ich dir nicht auf. joab. Du hast Gewählt! . . . Was säumen wir, mein Bruder, auf Sion? Laß uns nach unsern Zelten eilen. Warn, O Zadok, David auch, wie Chimeam Ihn warnen will, vor einem Manne, wie Joab! Er mags erzählen! Komm, mein Bruder! zadok. Bleib Mein alter Freund. Wer ist jetzt mehr ein Held Ich? oder du? Der Sieger über Völker? Oder über sich selbst? joab. Du solltest tapfrer, Worin’s auch wär, als Joab seyn? Ich bleibe. zadok. Haß ihn nicht, Chimeam! Du siehst nun, er Ist deiner Freundschaft würdig. mephiboseth. Zadok, warst du Bey Nathan, eh bey uns du Joab suchtest?
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zadok. Gleich sag ich dirs. Nur noch Ein Wort zu Joab: Wie weit hast du in Benjamin gezählt? Und hat der Stämme Bücher David schon? joab. Es ist nicht Zorn auf dich, wenn ich dich bitte, Von dieser Zählung nichts mit mir zu reden. zadok. Als, Mephiboseth, ich nach Salem kam, Ging ich zu Gad. Er gab mir Brodt und Salben. Allein er war sehr ernst, und sehr vertieft. Auch schien sein Auge mir von Weinen trübe. Ich fragt ihn: Hast du einen Freund verloren? Er glaubt, ihm würde Gott sich offenbaren. Und schrecklich würde, das empfände schon Sein Herz von fern, die Offenbarung seyn! Ich fragt ihn weiter nichts. Er schwieg. Ich gieng. Nach Joabs Zelt gieng ich zuerst, und dann Hieher. Was staunst du also, Mephiboseth? mephiboseth. Laß mich nur kurze Zeit mir selbst. joab. Ich seh, Ich seh des schleunigen Erstaunens Ursach, O Mephiboseth. Der, der unsern Vätern Verhieß, zu mehren, wie des Himmels Sterne, Der Kinder Schaaren, der hat über die Zählung Sein Urtheil schon gesprochen! Wars nicht das, Worüber du erstauntest? Neides werth Ist Gad, der jetzt schon weiß, wie’s Gott entschied. Komm, Abisai, laß zu Gad uns gehn. chimeam. Geh hin, das bitt ich, Joab, fleh ich dich! Geh hin, du Blutiger! damit du hörst, Wie laut vergoßnes Blut gen Himmel ruft! Und was vor Schuld auf dich, auf dich! der Tod Des Abner und Amasa brachte, du, Der’s wagt, nach Gottes Ausspruch über David,
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David
Bey seiner heiligen Gerichte Propheten, Zu fragen, du, mit dem verglichen, David Auch schuldig, doch unschuldig wär! Geh hin! joab. Weich, wie dein Vater war, und unbekannt, wie er! Schweig, Jüngling, ohne Namen, ohne That! chimeam. Was säumst du denn? Geh hin, geh, fleug zum Hörer Der göttlichen Gerichte. Neides werth Ist jeder, der sie früher hört, als ich, Wenn sie nun über Joab kommen! Säumst du noch? mephiboseth. Mein Chimeam, dein Zorn entscheidet nichts. Laß Gott entscheiden! . . . Joab, was du fürchtest, Daß Gad bald hören werde, fürcht’ auch ich. zadok. Wenn einer hier erstaunen muß, bin ichs. Kaum komm ich her, so hör ich schnell dieß Alles. O sagt mir, sag es, Mephiboseth, du, Worauf sich, was ich hörte, gründet? Auf Joabs Vermuthung (denn die weiß ich) daß aufs Land, Durch diese Zählung, Schuld der König bringe? mephiboseth. Auf diese nicht bey mir. Da du von Gads Offenbarung und Ernst und Thränen redtest; Erstaunt ich schnell. Vor kurzem erst, vielleicht, Als du bey Gad schon warst, las Joab vor David, Die lang erwartete, zuletzt mit Zorn Verlangte Zählung. David hörte sie, Das wird selbst Chimeam gestehn, mit Freuden Des Stolzes! Aber als vier Stämme nun Gelesen waren, und indem den fünften Nun Joab anfing, ward auf einmal David Sehr stark gerührt, und innig traurig. Schnell Gebot er Joab aufzuhören. Wir alle Selbst Salomo, wir mußten schnell hinausgehn. Nur Nathan blieb. Auch der verließ ihn bald. Er ging vor mir und Chimeam vorüber,
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Und war sehr ernst. Fragst du nunmehr nicht auch Was Gad der Richter offenbaren werde? Und über welches Elend sein Prophet Bald mehr noch weinen werde? zadok. Ach ich frage nichts! . . . chimeam. Glaubt, oder glaubt mir nicht; doch sag ichs euch: Was David so bewegte, war nur Zorn Auf Joab, der, zuvor lang unterdrückt, Ihn schnell ergriff! Hat David auch gesündigt, So weiß ers jetzt noch nicht. Und läßt ihm Strafe Der Herr verkündigen; wirds auch ein andrer, Als Nathan thun? Und sagt mir: Konnte Gad, Da ihn die nahende Weissagung schrekte, Kein Elend sonst vorher, als Davids Elend Beweinen? Kann denn nicht des Menschen Richter eins Der Völker um uns her, durch Davids Schwert, Verderben wollen? ihrer Kinder Blut Am Eckstein triefen? ihrer Städte Dampf Gen Himmel nicht aufsteigen lassen? joab. Zorn? Ich kennte David nicht? und mehr, als alle, Die leben, Davids Zorn? mephiboseth. Verwundrungsvoll, Daß ich daran noch nicht gedacht, erinnr’ ichs Mich jetzo schnell, daß Nathan, da er wegging, Der Zählung Bücher trug. Und viel zu kurze Zeit War Nathan zu der Lesung von acht Stämmen Zurückgeblieben. Reu war jenes Trauren, Das wir an David sahn! chimeam. Es sey denn Reu; Folgt denn Gericht auf Reu? mephiboseth. Ach manchmal schont
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David
Nach ihr der Herr; und manchmal nicht! Laß uns Jetzt ruhn, laß warten uns, und nichts entscheiden. chimeam. Vergiebt denn nicht nach Reue Gott? mephiboseth. Vergiebt Und straft, mir scheints, der Bessrung wegen, des Einen, Der übertrat, und andrer auch! Meinst du, Daß derer, welche deine Thaten sehn, Nicht Schaaren sind? joab. Mein Haupt ist grau, allein Mein Ohr hört leise noch. Mich deucht, als hör ich In einem jener fernen Gänge David. mephiboseth. Ich hört ihn nicht. joab. Ich hör ihn noch. Mein Ohr Ist dran gewöhnt, den Schritt des Hinterhalts Im Nebel, oder in der dicksten Nacht Zu hören. Zadok, geh mit uns hinab Zu meinen Zelten. Denn was stehn wir hier? Ich hasse jede Frage, die mir David Jetzt thun kann. Komm!
Vierter Auftritt.
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Mephiboseth. Chimeam. mephiboseth. Hast du ihn denn gehört? chimeam. Ich hört ihn nicht. Ach David unser Freund, Du Redlicher, du Guter und Gerechter, Du Vater Israels! Du, der sein Leben Noch wagt, wenn alle fliehn, so wagt, daß dich Des Morgenlandes kühnste Streiter nur Erretten können, Abisais nur! Ach unser David, wenn an dich nun Gad
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Vom Herrn des Himmels Worte des Gerichts Zu bringen hätte! . . mephiboseth. Voll trüben Ernst Ist der Gedanke, Chimeam . . . chimeam. Wenn Gott Nun David strafen wollt’ und auch das Volk Mit ihm? Denn sehr verderbt ist Israel. . . mephiboseth. Verführer, der den Traum ihm eingab, wer, Wer warest du, Verführer? Eingehüllt In Nacht, wie die am Strome, sassest du, Und dachtest, Tod! . . . Ha! siegender Verderber! Daß dich der Donner Einer deß Gerichts, Das über David kommt, dich auch erreichte! Er wirds, er wirds! was wünsch ich Einen nur? Zehn tausend sollen ihn erreichen! . . Laß Nun ruhig uns, o Chimeam, erwarten, Was Gott entscheidet. chimeam. Ruhig, Mephiboseth? mephiboseth. Ja das gebiet ich mir und dir, und folge, So viel ich kann! . . . Ist das nicht Davids Schritt? chimeam. Ich hört’ auch einer Stimme leisen Hall. mephiboseth. Es war die Stimme Davids nicht. chimeam. Mich deucht Sie wars, allein nur halb, und wehmuthsvoll Gebrochen. mephiboseth. Ja, sie ists. Hörst du sie wieder? Doch hab ich niemals sie, wie jetzt gehört, So leis’ und klagend! Hörtest du? jetzt floh Ihr letzter Hauch von neuem.
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David
chimeam. Nach einigem Stillschweigen.
Dieser war Nicht leise, hörtest du, wie heftig dieser war? mephiboseth. Erhör, o Richter, sein Gebet, und laß Nicht alle Donner deiner Rache reden!
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Fünfter Auftritt. Die Vorigen. David. Er bemerkt Chimeam und Mephiboseth nicht.
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david. Was geh ich denn umher? Ist etwa hier Die Ruh, die ich vergebens suche? . . Hört Denn auf, du Ungestüm des Schreckens! ihr Der Ungewißheit finstre Quaalen, ihr! Ist es etwa nicht bey mir ganz festgesetzt, Sehr fest, daß ich mich Gott in Allem unterwerfe, In Allem ganz? So hör denn endlich auf, o Herz! Du Sturm, und o du Meer! daß ich nachdenken, Und weise beten kann. Noch einmal, Herr, Will ichs vor deinem Antlitz wiederholen. Der Himmel ist dein Thron, und deiner Füsse Ruh Die Erd, ich lege mich in ihren tiefsten Staub, Und sage: Ganz, ganz, unterwerf ich mich, Tod,
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Er sinkt bey diesen Worten nieder, und steht, nachdem er sie gesagt hat, gleich wieder auf.
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oder Leben seys! . . . So ist es denn Von neuem festgesetzt, wofern’s bey mir Noch fest genung nicht war: In Allem ganz! . . . Ach, aber Israel, mein armes Volk, Wenn die mit ihrem König elend würden! O Blut, das damals floß, als Absalon Zum Todesengel ward! . . . Ihr Da er Mephiboseth und Chimeam bemerkt.
seyd noch hier?
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Noch in der Nacht? Vernahmt ihr mich? Wenns ist; Verschweigts. Entfernt euch jetzt, und keiner komm Hieher zurück, zu welchem ich nicht sende. Verlaßt mich! Selber ohne meine Freunde Will ich, ich will allein mit Gott jetzt seyn!
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Sechster Auftritt. 680
David. Was weil’ ich hier? Wenn andre nun hierher, Die kein Verbot von mir entfernte, kämen. In der fernsten Ruhestäte meiner Hütte Will ich allein mit . . . meinem Richter seyn!
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DRITTE HANDLUNG.
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David
Personen. david. nathan. joab. abisai. zadok. salomo. chimeam. mephiboseth. gad.
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Erster Auftritt.
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Nathan. Fast ists noch Nacht. Kaum geht der erste Schein Der Dämmrung auf; und schon läßt er mich rufen. O der sein Gott stets war, hilf ihm auch jetzt!
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Zweyter Auftritt.
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Nathan. David. david. Beruhigt hab ich mich, und mich dem Herrn Ganz unterworfen. Doch des Menschen Herz Ist schwach! . . Und Ruh verdient kaum das genennt Zu werden, wenn der Wahrheit Licht die Seele Zwar sieht, doch ihr nicht ganz das Herz in Aufruhr folgt. . . Entscheiden wirds der Herr! Ich fürchtete, Er hätt’ es, Nathan, dir schon offenbart! Drum hab ich dich so früh zu mir gerufen. Wenn er Entscheidung sendet, sendet er Gewiß dich, Nathan, mit dem Todeswort Belastet! nathan. Gott hat mir nichts offenbart. david. Bleib, Nathan, daß du mir, wenn nun der Herr Dirs offenbart, das grauenvolle Wort Des Gerichts, gleich sagen könnest! ich mich in den Staub Gleich hinwerfe! . . Du bist des Himmels Ehren Mir voll; denk ich an dich, als Gottes Boten. Da stehest du, ein Mensch, wie ich, ein Staub Vor mir; allein den auch der Gott der Götter sendet, Mit eines Königs Schicksal, den er selbst Und wunderbar erkohr! und ach vielleicht Zugleich mit eines ganzen Volkes Schicksal! Und welches Volks? das er vom Himmel beherrscht hat! Und noch beherrscht. nathan. Ich weiß noch nicht, ob Gott
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David
Mich senden wird. Er sende, wen er will, Mich, oder einen Andern; bleiben wir Nicht schwache Menschen? david. Ach hätt’ ich, wie du, Daran gedacht, was vor ein Staub wir sind! Der Zähler wer, und wer die, so er zählte, Und wären ihrer auch ein grosses Heer, Wie Sand am Meere liegt! Ach hätt’ ich mich Voll Stolzes nicht erhoben! Aber ach! Geschehn, geschehn ist dieses nun! . . Wie wirds, Das sage mir, o Nathan, Gott vergelten? Was ist dein Forschen hier? nathan. Schon lang entwöhnt’ ich mich, In dieser Dunkelheit umher zu irren: Was Gott der Herrscher thun wird? oder nicht Wird thun? Und jetzt, bey deiner That, da wir Vermuthen müssen, daß, vorher verkündigt, Der Herr es, oder nicht vorher verkündigt, Bald selbst entscheiden werde, David, wärs Nicht hier zu forschen Stolz? david. O ist es Stolz? So schweig in mir, du heisser Frager, Herz! Verstumme ganz! . . Ich ließ auch Joab rufen. Wie tief beugt mich auch dieß, daß dieser Joab Vernehmen wird, daß, meine Zählung, ich Bereu, und Gott sie strafe! Doch auch dieß Sey, wie es ist. nathan. Dein Liebling Salomo War, seit er dich verlassen mußte, voll Bekümmerniß, und banger Unruh voll. Und nun ist er allein, auch ohne mich. Du kennest ihn. Er hälts nicht aus. Und dann Wärs gut, daß er um dich zur Zeit des Elends wär, Und lernte! So ein Tag ist mehr, als sonst
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Ein Jahr! david. O würde nicht der zarte Knabe Vor Schmerz vergehn, wenn er mein Elend säh? nathan. Ja leiden wird er viel, und soll er auch! Denn viel muß unsers Lieblings Herz noch lernen! Ein Strahl ist sein Verstand, ein schneller Blitz, Und gut sein Herz! Allein was ist der Mensch! Und diese Knospe was, die halb erst blüht!
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Dritter Auftritt.
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Die Vorigen. Joab. Abisai. david. Antworte, wer dich fragt, und sey dem Joab, Der viel dich fragt, antworte dieß: Die Zahl Des Volks sey mir und dir allein bekannt, Und werd auch nicht in meine Bücher geschrieben. So machs! Auch sende gleich nach Gibeon Zu Zadok, daß er schnell gen Sion komme. Der Hohepriester Dieß zu Nathan. soll dem Richter opfern. joab. Des Richters Priester ist in meinem Zelt. david.
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Zu Abisai. 755
Geh, laß mir Chimeam Jedidja bringen. Auch Mephiboseth komme mit. Und geh Zu deinen Zelten hinab, und bring mir Zadok.
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Vierter Auftritt. Die Vorigen ausser Abisai. Salomo. Chimeam. Mephiboseth. salomo. Wir standen draussen, weinten, da kam Abisai. david. Mein Sohn! mein Salomo! o du mein Sohn!
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David
Du littest wohl sehr viel, als du von mir Weggehen mußtest? Weine nicht, mein Sohn! Des Menschen Leben hat nicht Freude nur; Hat Elend auch. Das fühlst du nun schon selbst, Du, der sonst Freude nur, den Schmerz nicht kannte, Du Blume, die der Morgenröthe nur Und nur des sanften Abends Schimmer traf; Und die wir, vor des Mittags Strahle, mit Schatten Beschützten! . . Weine nicht! salomo. Mein Vater, ach Gern wär ich weg von dir gegangen, du Gebotst es ja! allein ich sah dich traurig, mein Vater, Sehr traurig sah ich dich, als ich dich schnell Verlassen mußte. david. Nathan, er bewegt Mich heut zu sehr! sag, soll er bey uns bleiben? Wenn ich ihn säh, und er, wie jetzt vor mir Da stünd’, und dann . . würd ichs aushalten können? salomo. Nach dieser ersten Nacht in meinem Leben Ganz ohne Schlaf, wenn ich, nach dieser Nacht, Mein Vater, ach von neuem wieder dich Verlassen muß; so unterlieg ich ganz! david. Bleib, bleib, mein Salomo.
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Fünfter Auftritt. Die Vorigen. Abisai. Zadok. david. Ich bin ermattet. . . O Nathan, ordne du die Opfer an. nathan. Mein König und mein Herr, du sagtest mir Von deinen Opfern nichts; wie kann ich glauben, Es so zu machen, wie es dir gefällt?
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david. Ich aber; sonst geböt ich dir es nicht. Versöhnungsopfer, Zadok! . . . Ordne sie, Prophet des Herrn, nun an. nathan. Wie viel aus Levi Sind, Hoherpriester, jetzt auf Gibeon? zadok. Neunhundert, Nathan. nathan. Und wie viel der Priester? chimeam.
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Er sieht hinaus, ohne sich der Öfnung, durch die er sieht, völlig zu nahn. 790
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Ich sehe Gad herauf nach Sion kommen! . . david. Da ist es! . . Nathan, ach ihn sendet Gott! . . Versöhnungsopfer, Zadok, sollen’s seyn! Wie geht er, Chimeam? chimeam. Sehr ernst. david. Auch langsam? chimeam. Nicht langsam, und nicht schnell. david. Bring Gottes Boten Herein zu mir.
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Sechster Auftritt. David. Salomo. Nathan. Mephiboseth. Joab. Abisai. Zadok. david.
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Nach einigem Stillschweigen.
Auch du bist nun dahin, Du schwacher Trost, an den ich mich, zwar wenig, Allein doch hielt: Ich hätte Gottes Feinde
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David
Durch meiner Zählung . . Stolz! . . zur Lästrung nicht gebracht! Denn nun kömmt Gad! zadok. Vielleicht nur, dich zu warnen, Daß du nicht stolz sollst seyn. david. Ach wärs nur das! Allein ich weiß nicht, welch ein fürchterlich Ahnden Mich überfällt. Es ist viel mehr, als das! Zwar richtet’ ich mich auf, als heiter mir, Die Sonn’ heut aufging, und mir Nathan Gott Nicht sendete! Denn dieser Schrecken hatte Die ruhelose, bange Nacht um mich Geschwebt. Nun aber sendet Gad der Herr Zu mir.
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Siebender Auftritt.
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Die Vorigen. Gad. Chimeam. gad. Mich sendet Gott zu dir! . . Solls hören, Wer um dich ist, o König, oder willst Du allein es hören, was der Herr dich fragt? david. Mich fragt? . . . Bleibt Alle hier. Nur du, mein Kind, Mein Salomo, mußt mich verlassen. salomo. Ach, Mein Vater! . . . Nathan, bitte du für mich! david. Du hörtest ja: Ich sündigte durch Stolz, Als ich mein Volk von Joab zählen ließ! Drum sendet Gott mir heute seinen Boten. Wie würdest du, du zartes Kind, des Herrn Gericht vernehmen können. salomo. Bitt Zu Gad. auch du, Prophet des Herrn, für mich! . . hast du, mein Vater, nicht, Schon oft mit mir von Gottes Wegen gesprochen?
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Von gnädigen, und schrecklichen? Drum laß Auch heute mich, mein theurer Vater, lernen! david. Bleib denn, mein Sohn, und lerne früh! . . Hier bin ich, Prophet des Herrn vor Gott, und höre! . . gad. So sprach Der Herr zu mir: Drey Dinge sinds. Erwähle, Darunter, David: Sieben Jahre Theurung! . . . Drey Monde Flucht vor deinen Widersachern, Und deiner Feinde Schwert, daß dichs erreiche! . . . Drey Tage, Gottes Schwert, die Pest im Lande, Daß der Engel des Herrn, in allen Gränzen, Im ganzen Israel, verderbe! . . . Sieh nun zu, Was ich antworten soll dem, der mich gesandt hat. david. Ich wählen? . . Ach und Gott, Gott wollte nicht, Wie vordem, für mich nicht wählen? . . und dazu Wahl unter diesen schreckenvollen Dingen! . . . Auf sieben Jahre! . . Daß es mich erreiche! . . . In allen Gränzen Israel die Pest! . . . Gott, Gott! Mein Richter! der mich von den Hürden nahm! O Stolz des thörichten, des armen Staubs! Und ist nicht in der fürchterlichen Wahl Versuchung? Kann, wenn ich nicht wähle, wie ich soll, Ich nicht von neuem sündigen? O Abgrund, An dem ich steh! an den, mich Stolzen, Gott Hinab gebracht hat! Was, was soll ich wählen? . . . Am kleinsten, glaub ich, ist zu sündigen Die Gefahr hierinn, noch wähl ichs nicht, Prophet, Noch wünsch ich nur, daß diese Wahl die sey, Die Gott gefällt: Ich wünsche meinen Tod! . . . salomo. Ach dieses, dieses nicht! nicht deinen Tod, Mein Vater! david. Schweig, mein Sohn! sagt ich dirs nicht, Du könntest nicht dabey seyn, wenn der Herr
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Mir sein Gericht verkündigte? joab.
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Der Krieg, In dem das Schwert selbst David trift, ein solcher, So blutiger, noch nie von dir und mir Geführter Krieg, der würgt, von Dan herauf, Bis Berseba! Nicht nur des Landes Töchter, Die kleinen Städte, selbst Jerusalem Und selber Sion müssen dann in Getümmel Und in Geschrey, und in Posaunhall sterben! Der schlägt dein Volk und dich! Die Pest trift nur Dein Volk, und weniger des Volks. Drey Tage Sinds nur. david. Wer sagte dir, daß Gott des Volks Nicht schonen werde? joab. Weißt denn du, daß er Es schonen werde? Muß ich nicht Zerstörung Von einem Kriege fürchten, der selbst dich, Den auserwählten Sieger Gottes, schlägt? Denn werden wir uns zahm erwürgen lassen Du, und die kühnen Neun? und deine Dreyßig? Und all dein grosses Volk? david. Verlaß dich nicht Auf dich, und uns! joab. Umkommen werden wir! Das sag ich ja! wenn selber dich der Tod Des Kriegs erreicht. Doch eben dieß, daß wir Als Männer streiten werden, wird die Wut Der Feinde desto mehr entflammen! wird, Zu tausenden, und wieder tausenden, Hinunter in des Todes Thal uns stürzen, Das ganze Volk! david. Wenn ich ihn glaube, Nathan,
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So stirbt in diesem Kriege mehr des Volks, Als durch die Pest. nathan. Mich deucht, der Richter hat Dich, König, und dein Volk zu strafen, beschlossen! Wer kann vorhersehn: Ob er, durch die Pest, Mehr, oder mehr im Kriege tödten will? Des Krieges Schwert nicht nur, ach auch die Pest Kann dich erreichen, David. david. Wird das Schwert Des Kriegs gewiß mich tödten, Gad? Erreichen! Das sagtest du; so kann es mich auch nur Verwunden. gad. Ziemt mirs heut dir auszulegen? Zu warten, daß du dem, der mich dir sandte, Antwortest, ziemt mir nur. david. Wüst ichs gewiß, Daß mich das Schwert des Kriegs zum Tode träfe; So müßt ich hin, und mich, mit Einem, wagen, Wie das mein todter Freund, mein Jonathan einst that! mephiboseth. Ach David! . . . david. Müßt ich hin, und schnell mich wagen, Und sterben! joab. Das, das würden deine Krieger Erdulden, dein Jesabeam, der Sohn Hachmoni’s, und dein Eleasar, Dodo’s Sohn? Und Samma? und Benaja? und dein Joab? Das dulden? und nicht schlagen, bis den Himmel Staub dekt’, und Blut die Erde färbte, vom Kison Kedumin her, bis an Ägyptus Bach! david. So fällt mein Volk durch beyd’ in gleicher Zahl,
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David
Und, wie das Schwert des Herrn, ist auch der Menschen Schwert. joab. Durch dieses fallen mehr! david. Und ich vielleicht durch beyde. 5 salomo. Ach aber in der Theurung nicht, mein Vater! david. Drum eben werd ich sie wohl nicht erwählen. 10 Wie voll von Elend ist sie. Ist sie nicht Auch eine lange Quaal, die zögernd tödtet? Kaum ließ sie nach; und sollte nun von neuem Beginnen? sieben Jahre wieder wüten? gad. Hast du gewählt? . . 15 david. Noch nicht, Prophet des Herrn! Ach, er gebot doch nicht, ich sollte schnell Antworten? gad. 20 Nein, er hat dieß nicht geboten. david. Dank seys dem Herrn, daß er die Zeit zur Wahl, Nicht auch so kurz seyn heißt, als er die Plage, Ach hab ich nun gewählt, schnell senden wird. 25 Wie bang ist mir! Mich deucht, von allen Seiten rüsten Die Plagen Gottes sich! Mich deucht, schon wird Der Himmel eisern, und voll Dürr’ umher das Land! Und keine Wolke wallt, als nur vom Staube. . . Schon glüht die Rache! blinkt der Speer! schon rauschen 30 Die Donnerwagen her von Hermons Gebirgen! Von Kademoth! vom Meer! aus Parans Wüsten! . . . Schon zückt vom Ebal her der Todesengel Sein flammend Schwert, vom Ebal oder Horeb! . . . Ist nicht der Himmel überall voll Nacht? 35 Seht aus: Ist jeder Strahl des Tags in Wolken Nicht ungewöhnlich finster eingehüllt? Schweigt Mephiboseth ganz? Und hast du mir,
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Heut diesen Tag der Angst, gar nichts zu sagen? mephiboseth. Ich reden? Ist bey dir in deinem Herzen Die schwarze Lästrung denn des Ziba ganz vertilgt? Und bin ich, wie ichs würklich bin, auch dir Unschuldig? bin ich dir, wie Jonathan, edel? Unschuldig, oder nicht, ganz unbefleckt Von jener Lästrung, oder etwas noch Von ihr umwölkt, will ich doch heute reden! Verkennst du mich, so lern mich jetzo kennen! Und sieh, ob edel ich, wie Jonathan, Ob meine Seele sey, wie seine war? Und ich anders ungleich ihm, als nur am Leibe, sey? Wenn ich geredet habe, tödte mich! . . . Wohlan, nun darf nicht offen nur und frey, Nun darf, so gar mit Muth, Sauls Enkel reden! Mit Thränen red ich auch, o meines Vaters Freund, Und meiner, wenn nicht stets, doch heut gewiß! Wer hat gesündigt? hat es denn dein Volk? Es hats! doch nicht dadurch, weßwegen Gott Die Wahl gebeut. Gebeut er sie dem Volk? Und hast nur du’s, was zögerst du, den Tod, Der dich gewiß erreicht, zu wählen? Wird Das Schwert vom Volke, das nur ficht und stirbt, Weil Krieg dich tödten soll, nicht schleunig lassen, Wenn du gefallen bist? joab. Sehr edel scheint Die Wahl; doch, ob der Enkel Sauls allein Aus grossem Herzen sprach, entscheid ich nicht! Wählst du, wie er, so muß er sterben! david. Ihr Söhne Zeruja, wollt nur Blut. mephiboseth. Mehr, als der Tod, Ist, Joab, der Verdacht, mit dem du mich Zu Staube tritst! und, ihn zu dulden, foderts
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David
Mehr, als zum Tode, Muth! joab. Recht, oder Unrecht, Mag ich denn haben; dennoch trügst du dich! Hast du das Wort des Herrn denn nicht gehöret? Drey Monde Krieg! Gesetzt, es ist gewiß, Daß dieser Krieg uns David nehmen soll; Wer hat dir offenbart, daß er ihn früher, Als in dem dritten Mond! und früher ihn, Als dieses Mondes letzten Tag! und früher, Als in der letzten Stunde dieses Tags, Ihn tödten werde? Wer hat dir die Zahl des Volks Genannt, das fallen wird, eh David fällt? mephiboseth. Wenn aber sich, den ersten Tag des Streits, Der Bruder Jonathans mit Einem wagt? joab. Noch immer hörst und lernst du nicht, daß wirs Nicht dulden würden! Kennst du Davids Helden? mephiboseth. Wenn aber Gott, wie Sand am Meere, die Völker Um euch versammelte? joab. Der Ausgang nur Sagt ganz, was Gott beschließt. Drum mögen sich Um uns herum die Völker, wie der Sand Am Meer, versammeln, oder wie der Staub Auf Eines Mannes Acker; dieß ist Eins! Wir streiten! Doch, wie kenntest du die Sieger, Durch die rings um uns her dein König herrscht? Du, der gelähmt in Winkeln kriechen muß! Umringt, das Schlimste nehm ich an! sey David Der alte Krieger, der, noch Schäferknabe, Den Riesen schlug! er sey umringt: was würde Geschehn, wenn Eleasar, Dodo’s Sohn Herankäm! oder auch, ich darf ihn nennen, Mein Bruder! doch du fragst, wer jener ist? So lern denn mindsten noch den Einen kennen:
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Er stand, und schlug des Dagons Räucherer, Bis müd am Schwert die Hand ihm starrte, schlug Die Siegenden, bis Juda sich umwenden, Und ihm nachrauben konnte! mephiboseth. Mehr noch kann Ich dir, du hoher Joab, sagen, dir, Der, nur den Muth der Schlacht, sonst keine Grösse, kennt! Hat David, und hat auch das Volk gesündigt: So muß (ich sag es nicht, er sagt es selbst!) So muß, da Anlaß ihm zu dieser Wahl Der Richter giebt, sich David für sein Volk Dem Tode weihn! . . . david. Du meines Freundes Sohn, Und selbst mein Freund, wie er, ich wollte nur Dem Wink des Herrn gehorchen, wenn gewiß Der Tod des Kriegs mir wär, und ungewiß der Pest; Ich wollte nicht, von neuem stolz, ja stolzer, Mich für das Volk dem Tode weihn! . . . nathan. Der Herr Verlangt von dir jetzt, David, keinen Gehorsam. Er sandte dir ja Wahl. david. Muß ich den Tod, Dem ich sehr nah durch Kriegsmuth kommen kann, Nicht wählen? Bin nicht ichs, der sündigte? nathan. So will ich denn: ob deine Sünd allein Gott, oder auch des Volkes strafen wolle? Kein Urtheil fällen; will kein Urtheil fällen: Ob dich der Tod des Kriegs gewiß erreichen werde? Bleibts gleichwohl nicht, daß, wenn der Herr dich tödten will, Des Richtenden Gebot die Pest vollenden werde. Wenn, David, nun der Herr, erwählst du Krieg, Der Wut der Menschen Alles überliesse? Wenn, die du rings umher bezwungen hast,
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David
Wenn die, an dir und uns, drey Monden lang, Von dem Arme Gottes los, sich rächen dürften? david. Wenns so, mein Nathan, ist; so kann ich schnell, Schnell wählen! hab ich schon gewählt! Vernimms, O Gad, und sag’s dem Herrn: Er kniet nieder. In Gottes Hände, In dessen Hände, der barmherzig ist, Nicht in der Menschen Hände, will ich fallen! gad. So hast du, König, denn die Pest gewählt? . . david. Ja sie . . . Ach! wo willst du die Wahl voll Graun Dem Richter sagen? Kehrest du dahin Zurück, wo du des Hocherhabnen Fragen Vernahmest? Oder gehest du hinauf Nach Gibeon, zur Hütte Gottes, dort An seinem Altar, unterm Hall der Posaunen Die todesvolle Wahl gen Himmel zu rufen? gad. Hier, König, hier, vor deinem Ohr, und derer, Die uns umgeben, und uns hören, solls Vernehmen, der mit seiner Gegenwart, Die Himmel alle füllt. Allwissender! Verborgen ist dirs nicht, doch du gebotst, Daß dir dein Knecht die Antwort bringen sollte. Ich werfe, Gott vor dir, mich in den Staub, Und bringe sie . . . Er fällt auf die Knie. Den du von Hürden nahmst, Und über Israel zum König Hier fällt David auch nieder. salbtest! Ihm einen Namen machtest, wie auf Erden Der Grossen Namen ist! und den du heute strafst, Weil, ungezählt, sein großes Volk zu klein Ihm war, er wählt die Pest! Hier stehn beyde wieder auf, Gad zuerst.
david.
Es ist geschehn!
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Er hat, vor Gott, das ernste Todeswort Nun ausgesprochen! . . . Ach verschone nun, Barmherziger, und laß, ach nicht zu viel Des Volkes sterben, das in deinen Arm Sich wirft! . . . Laß, Zadok, du auf Gibeon In Gottes Hütte deine Brüder, und Abjathar Den ganzen Tag Brandopfer thun, und Assaph Und Heman, und Jedithun mit Drommeten Und Cymbeln tönen, und mit Gottes Saitenspiel, Und danken dem, des Gnaden ewig sind! Damit das Ohr des Herrn im Himmel höre, Wie sich darauf, daß er barmherzig ist! Sein Volk verläßt. Du aber bleib, und geh Ach in der Stadt voll Tod umher, und stärke Die Sterbenden. Ich send ins Land um uns Die Boten alle, die ich habe. Sendet Die euren auch, damit wir schnell erfahren, Wohin die Plage kömmt, und wen sie trifft. Sagt selbst dem schnellsten, wenn auf seinem Weg Er einen Jüngling sieht, der schneller ist, Er ihn nicht grüß, und gleich die Sache sage. Fleug nun voraus zur Stadt, wohin ich geh, Und forsche nach, und komm ins Thor zurück.
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Achter Auftritt.
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David. Gad. Nathan. Salomo. Mephiboseth. Chimeam. david. Mein Sohn, mein Salomo, ach lern du heut, Wie vor dem Heiligen demüthig der Seyn müsse, welchen er zum Herrscher wählt. Bringt, Nathan, ihn hinab zu seinen Blumen, Damit er unter ihnen Gottes Milde seh, Und nicht das Angesicht der Todesboten! Der arme Knabe nicht vernehme die Stimme Der Todesboten.
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David
salomo. Wenn mein Vater weint, Soll ich nicht auch mit meinem Vater weinen? david. Geh hin, mein Sohn, und lern demüthig seyn, Damit du künftig nicht auch weinen müssest.
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Neunter Auftritt. David. Gad. Mephiboseth. Chimeam. david. Er geht hin und her.
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Ach Gott! mein Gott! . . Was wird mein Richter thun? Wenn nun die Pest mich eilender erreichte, Als mich das Schwert des Kriegs getödtet hätte? . . . Laß Zu Chimeam. Joab gleich die schnellsten Krieger nehmen, Und rings umher in alle Städte Juda Und Israels sie senden. Hin und her Soll jeder eilen, als er niemals eilte! Und schneller noch, als flöh ein Amalek vor ihm. Komm, Chimeam, zurück. Noch dieß: Die Ältsten Der Städte sollen in das Thor sich setzen, Und dort die Leichen zählen, und die Zahl Die dritte Nacht, zu welcher Stunde dieser Nacht Es sey, mir senden.
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Zehnter Auftritt.
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David. Gad. Mephiboseth. david. Denn auch diese Zahl, O Mephiboseth, meines Freundes Sohn, Nun will ich auch die Zahl der Todten wissen! Will, ist es möglich, kleiner noch, als so, Vor meinem Gott und meinem Richter werden! . . . Glaubst du, Zu Gad. daß jetzo schon des Richters Arm Beginne?
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III. H a n d l u n g , 10. A u f t r i t t
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gad. Glaubst denn du, er säume? Drey Der Todestage sinds. Wenn auch die Pest Bey Tausenden das Volk ergreift; so tödtet Sie in drey Tagen wenig Menschen nur: Wofern sie Gott den ordentlichen Lauf Fortlaufen läßt; und so hat er gewiß Schon begonnen. Allein er kann ihr Flügel Des Blitzes geben! sie, mit seiner Wetter Eile, Fortwürgen heissen! . . . Ach, wär dieß sein Rathschluß! Wie wissen wir, ob er nicht gleichwohl früh Beginnen werde? david. Gad, was sagst du mir! . . . gad. Ist deine Schuld gewöhnlich? Kann denn nicht Auch ungewöhnlich ihre Strafe seyn? Und ist nicht Israel und Juda sehr verderbt? david. Wohlan, wie Gott es will! Kommt ihr hierher Zu mir zurück, und tröstet mich, wenn nun Die Todesboten kommen. gad. Darf, was Gott Dich fragt; und was du ihm antwortetest; Jerusalem erfahren? david. Wissen soll Das Salem, und wer sonst es hören kann, Daß ich mich, auf des Herrn Barmherzigkeit Verließ, und, mit dem Volk, ihm in die Hände fiel!
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VIERTE HANDLUNG.
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David
Personen. david. chimeam. nathan. mephiboseth. salomo. joab. boten. beor. abisai. zadok.
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IV. H a n d l u n g , 1. A u f t r i t t
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Erster Auftritt.
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David. Ach Nach einigem Stillschweigen. Einsamkeit! . . . Ach sie hat itzo Dolche, Die sie ins Herz mir stößt! Ich will, die Mitleid Mit meinem Elend haben, rufen lassen, Nicht länger säumen! Er steht auf.
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Zweyter Auftritt
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David. Chimeam. chimeam. David, zu erwarten, Ob du vielleicht hierher kämst, und von Joab Die Antwort hören wolltest, ging ich hier Herein. Er sendete mich schnell zurück; Allein du hattest uns zu dir, mit der Ankunft Der Todesboten, erst zu kommen geboten. Drum wagt’ ichs nicht heraufzugehn. Zuletzt Vermocht ich länger nicht den bangen Anblick Des allgemeinen stummen Traurens auszuhalten, Auch mein Verlangen nicht, in Elend dich zu sehn. david. Ist schon der Morgen weit herauf? chimeam. Sein Strahl Brennt schon des Schnitters Stirn. david. Wie macht’ es Joab? chimeam. So hat er, König, dein Gebot gethan, Ich sahs, als er es that. Als all’ um ihn Versammelt waren, führt’ er sie hinab Zum Bach. Schöpft mit den Helmen! Trinkt! Nun lasst Die Helm’ am Bach. Euch wird schon Staub das Haupt Bedecken. Du nach dieser Stadt! und du Nach der! Schnell scholl der Boten Nam’ und der Städte. Fangt langsam an! Doch lieber sterbt, als daß
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David
Ihr langsam fortfahrt. Diese wandten sich. Was du gebotst, das hatt’ er ihnen schon Im Gehn zum Bach gesagt. Nun ging zu jedem Fürsten Der Stämm’ ein Bote noch. Hauptleute nahm er vier, Gab jedem dreyzehn Krieger. So gebot er: Vier eurer Knaben sehn sehr weit und scharf, Die andern zwölfe schickt auf beyden Seiten aus. Fünf tausend Schritte von Jerusalem Stellst du dich gegen Mittag, Hauptmann, hin Auf eine Höh, an der viel Wege zusammen Von andern Städten laufen. Wenn ihr dann Wo einen müden Jüngling seht, den etwa Zu David eine Stadt gesendet hat, Den nimm, und frag ihn nach der Todesbotschaft, Und sende deinen Knaben, welcher geruht hat. Gen Abend eile du, und machs, wie der erste. Gen Morgen du, und du gen Mitternacht. Die viere wollten gehn mit ihren Haufen, Allein schnell drang den Einen Asahels Sohn weg, Ein hoher Jüngling, wie die junge Ceder schön. Den Aufgangshaufen ließ zwar Abisai Dem Hauptmann, aber führt’ ihn doch. Sehr ernst Saß er auf einem Adlerroß aus Saba. david. Ich wollt’, und werde sehr genau und schnell Mein Elend wissen! . . . O du theurer Jüngling! Glückselig ist dein Vater Barsilai. Er schläft und weiß von unserm Schicksahl nichts. . . Geh ruf mir Nathan, Mephiboseth auch, Und bleib bey Salomo.
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Dritter Auftritt.
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David. O du mein Volk! . . . Wie werden die, die noch der Tod nicht schrekt, Vor meiner Boten Eil, und ihrem Forschen Erschrecken! Ja, glückselig ihr, die schlafen! . . .
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IV. H a n d l u n g , 4. A u f t r i t t
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Auch du, mein Jonathan. Oft weinet’ ich Um deinen Tod! Verlangte dich zurück! Schlaf, schlaf, mein Jonathan! Ach wenn zu ihm Nun diese Todtenschaaren kommen! . . . Finsterer, Entsetzlicher Gedanke! . . . Wenn nun jeder Des grossen Heers beym Rächer ihn beschwüre: Nun soll er nicht mein Freund mehr seyn! nicht mehr Mein Jonathan! . .
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Vierter Auftritt.
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David. Nathan. nathan. Ich komm allein. Doch kann ich Nicht ruhn, wenn Salomo nicht folgen darf. Er unterliegt. So lang der Knabe lebt, Hab ich ihn also niemals noch gesehn! Als du uns vollends riefst. . . . Doch du verstummst. . .
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Fünfter Auftritt. Die Vorigen. Mephiboseth. Er wird von Chimeam geführt, der gleich wieder umkehrt.
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mephiboseth. Ach Salomo dein Sohn! . . Laß ihn doch kommen. Die alten Schmerzen, die ich habe, martern Mich heute mehr, als sonst. Wär dieses nicht, So hätt ich früher dir für Salomo gefleht. Er leidet wie ein Mann, und ist ein Kind. Er übersteht es nicht. nathan. Verstummst du noch, O David? Welch ein Schmerz, o David, ist Dein Schmerz! . . Darf ich dein Kind nicht rufen lassen? david. Nach einigem Stillschweigen.
Du darfst. . .
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David
nathan. Nachdem er zurück gekommen ist.
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Ermanne dich. Er kommt nun bald! david. Sohn Jonathans, wie groß . . . ach würde jetzt Mein Freund dein Vater seyn? Antworte mir Mit deiner Redlichkeit. mephiboseth. Wie Benjamin Am Halse Josephs, würde Jonathan Zwar Freude nicht, allein gleich starke Schmerzen weinen! david. Das glaubst du? Sage nun: . . . doch nein ich schweige. Viel besser ists. . .
Sechster Auftritt.
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Die Vorigen. Salomo. Chimeam. salomo. Ich bringe Blumen dir, mein Vater! Und diese Thrän ist Dank! . . . Du liebtest ja, Das hast du mir erzählt, an Bethlems Quell Die Blumen sonst. Und Blumen streuten dir, Die Töchter Israels, als sie Zehntausend! sangen. Du sagst mir nichts? . . . nathan. Zu David.
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Verstummst du wieder ganz? Er zürnt auf dich nicht, Sohn! Zu Salomo. Es ist sein Schmerz. david. Zu Mephiboseth.
Dein Vater würde jetzt mein Freund noch seyn? Das glaubst du? Redlich, wie du immer warst, So sey, und ohne Mitleid! . . . mephiboseth. Würdest Du Sein Freund nicht noch, und mehr in so viel Elend seyn?
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IV. H a n d l u n g , 6. A u f t r i t t
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david. Ich würd’s! . . . Allein (ich kann nicht Alles sagen) Darf ers auch jetzt noch seyn? . . . Doch was ich erst Dich fragen wollte, höre nun: Wie groß Ach glaubst du wird die Schaar des Volkes seyn, Das sterben wird? Antworte lieber nicht! Drey Tage! . . . Nein, antworte nicht! mephiboseth. Wie darf ich Ein Urtheil wagen, auch ein Urtheil nur Den Träumen gleich, wenn Gott dem Tode so gebeut? david. Schikt nach Jerusalem hinab, wie lange Der Tod in ihr begonnen habe? Sendet Zu Zadok. Chimeam geht hinaus. Höret ihr, wie still sie ist Jerusalem, die grosse Stadt voll Volks? Wie stumm! so war sie nie! Er kömmt zurück. Auf, Chimeam, Dein Blick ist scharf. Sieh aus! ob sie schon Leichen tragen? chimeam. Ich sehe keine Leichen, wenig Kinder nur, Die bey den Palmen spielen. david. Siehest du Auf Bethlems Wege keines Wandrers Staub? chimeam. Das Fernste, das ich sehn kann, ist der Hügel, In dessen Schatten Rahels Grabmaal liegt. Auf diesem Wege von Jerusalem Bis dort hinab, erblick ich Wandrer wohl, Allein zum Grab hinunter wallt ihr Staub. david. Ach Bethlem Ephrata, du auch, du auch! Kannst du auf jener Seite Silo’s Berg, Und ihrer Hügel Schattenhaine sehn? chimeam. So hell nicht, als das Grab der Mutter Benoni’s. Doch auf dem Söller kann ich rings um mich Der Städte mehr und Wege sehn.
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David
david.
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Geh denn Hinauf! Und wenn du nach Jerusalem Boten Hereilen siehst; so komm und sags. . . Dein Blick Ist auch sehr hell, und ist ein weiter Entdecker, Mein Sohn! Geh mit hinauf, wenn du es magst, Und komm, so oft du willst, zu mir zurück.
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Siebender Auftritt.
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David. Nathan. Mephiboseth. david. O trüber, dunkler Tag, du Todestag Von so viel Tausenden, die durch mich sterben! Wie bang ist mir! wie voll mein Herz! Wie gehn Die Fluten Gottes mir bis an die Seele! . . . Ach ist mit allen diesen vielen Todten Auch meiner, Gott! von dir beschlossen?. . . Fällt Mit allen diesen vielen Opfern auch Der Opferer; so laß mich jeden Sterbenden (So wird mirs seyn, wenn nun die Todesboten kommen!) Nicht hören! jeden Leichengang nicht sehn! Laß bald mich sterben! . . . Er setzt sich nieder. Nathan ach! was kann, Was darf ich thun, daß weniger die Zahl Der Todten sey? nathan. Du kannst nichts thun, o David! Daß weniger die Zahl der Todten sey! Was Gott beschlossen hat, das führt er aus! david. Was aber soll ich thun, daß ruhig werde Die bange Seel in mir? nathan. Dich unterwerfen! david. Das thu ich.
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IV. H a n d l u n g , 8. A u f t r i t t
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nathan. Thu es ganz!
Achter Auftritt.
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Die Vorigen. Chimeam. chimeam. Der Bote kam. david. Was vor ein Bote, Chimeam? chimeam. Von Zadok. Der Hohepriester sagt: Jerusalem Ist bang und stumm, und senkt ihr Haupt zur Erde! Allein noch keinen hat die Pest ergriffen, Selbst keinen Greis, und keinen Säugling nicht?
Neunter Auftritt.
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David. Nathan. Mephiboseth. david. Noch keinen nicht erreicht? Ich glaubt, ich würde Von Todten schon, und ofnen Gräbern hören. Was ist denn dieß? . . . Will Gott nur wenige, In allen Stämmen zwar, in ganzem Israel, Allein nur wenige doch tödten? . . . O Hofnung, Die meine Seel’ erfrischt! O Nathan! . . . hörtest? O Mephiboseth, hörtest du, was Zadok Uns sagen ließ? Noch keiner. Nicht einmal Ein Säugling und ein Greis.
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Zehnter Auftritt.
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Die Vorigen. Salomo. Chimeam. chimeam. Zween Boten kommen Von Gibeon. Der Krieger läuft voran Sie eilen schon nach Joabs Zelt daher.
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David
david. O du des armen Staubs, der Gottes Wege Nicht kennt, o du des Unglückseligen Hofnung! . . .
Eilfter Auftritt.
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Die Vorigen. Joab. joab. Von Gibeon. . . . Willst du sie selber sehn? david. Zum Richter sandt’ ich sie. Er sendet sie Mit Tode mir zurück. Bring sie herauf, Und alle, die noch kommen werden, auch. Nun zählt der Richter! . . . Ich muß diese Zahl Auch wissen! Laß zu mir sie alle kommen!
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Zwölfter Auftritt.
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Die Vorigen ausser Joab. salomo. Vernahmt ihrs auch, wie laut der Feldherr rufte? Ruft er so in der Schlacht? Es war sehr fürchterlich! Ach du mein Vater! Vater Israels! . . .
Dreyzehnter Auftritt.
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Die Vorigen. Zwey Boten. david. Bist du aus Gibeon? der bote. Die Pest in Gibeon! Die Priester sandten mich. Ach unsre Stadt! Und eine Pest, wie nie noch eine war! Ach unsre Stadt, die Säuglingstochter Salems Sie ist dahin! dahin ist Gibeon! Wir können schon nicht mehr begraben!
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IV. H a n d l u n g , 14. A u f t r i t t
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salomo.
Komm, Mein Chimeam!
Vierzehnter Auftritt.
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Die Vorigen ausser Salomo und Chimeam. der bote. Es überfällt sie wie Flammen In Mark und Bein! Dann Wüten! oder Todesschlummer! Kaum trifts, so ists der Tod! mephiboseth.
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Zu David.
So schnell? david.
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Hast du Des Richters Donnerworte nicht gehört? Ists ein Verderber nicht? Ein Engel des Todes? . . . Geh, Jüngling! . . . Bleib. Wenn hub es an? der bote. Mit dem Aufgang Der Sonne. david. Geh!
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Funfzehnter Auftritt. D i e B o t e n sind weg.
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david. Ihr hörtet’s: Mit der Sonne! . . . Kaum scholl die Todeswahl aus meinen Munde, so schollen Des Richters Donner auch! Sie trift auf einmal ganz! Und tödtet schnell! Vor Wüten nur, mein Gott, Beschütze mich. Doch auch hierinn, wie du Es willst! Ich fall auch hier in deine Hände! Mein Schicksal nicht, nur euer Schicksal, ihr, Mein Volk, ihr meine Kinder, will ich klagen! In Israel und Juda, rings um mich,
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David
Ein solcher Tod! izt da ich red’, und hier Lebendig steh! und, o in Bethlem auch! In allen denen Städten auch, worinn So viel Rechtschafne mir einst Helfer Und Freunde wurden, da vor Saul ich floh. Ach, damals warst du, Herr, mein Retter noch!
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Sechszehnter Auftritt. Die Vorigen. Chimeam. chimeam. Ein Bote 1320
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Von Bethphage. mephiboseth. Von der viel nähern Stadt Ein spätrer Bote! Wie geht dieses zu?
Siebzehnter Auftritt.
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Die Vorigen. Der Bote. david. Begleitet dich der Bote Joabs nicht? der bote. Er starb im Thor. Aus ists mit Bethphage! So hat noch nie die Pest vom Herrn gewüthet. Dein Krieger kam, und schnell ergrifs sein Haupt Und Herz, da starb er in dem Thor! Da sandten Die Ältsten einen andern Jüngling fort. Der Wächter auf der Mauer sah ins Feld Hinaus, da sah er auf dem Weg todt Den Jüngling liegen; drauf war ich gesandt. Die Ältsten sind im Thor, und zählen die Leichen, Der Vater seinen Sohn! und sterben auch! Laß mich, ich mag dein Angesicht nicht länger, O König, sehn! Sie könnte mich vor dir Ergreifen, und vor dir mich tödten! Laß, O König, mich. . . .
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IV. H a n d l u n g , 18. A u f t r i t t
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Achtzehnter Auftritt. Die Vorigen. (Indem dieser noch redet kömmt e i n a n d r e r B o t e . )
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der andre bote. Aus ists mit ihr! ’s ist aus! david. Mein Richter, ach! wie eilend zählest du! . . . Wo kömmst du, Jüngling, her? der bote. Von Bethanija. Die ist nicht mehr! Von Schrecken abgemattet, Komm ich sehr spät. So schnell gehn Städte nur unter, Wenn sie in Kriegsgeschrey, in Hall der Posaunen Sterben! Glücklich ist der, wer nicht ihr Sterben Mit ansehn muß. Ich bin nicht weich; allein Ich sah, daß seine Braut ein Bräutigam Begrub; da eilt ich weg. david. Geh zu den Zelten.
Neunzehnter Auftritt.
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David. Nathan. Mephiboseth. nathan. Jezt ist des Leidens bittre Stunde, jezt. Mußt du mit Männlichkeit aushalten. Was Hilft alle Weisheit? was Entschlüsse des Muthes, Indem wir ferne nur das Elend sehn; Wenn wir nicht, ists nun da, alsdann mit Muth Aushalten? david. Nathan, ja du stärktest mich! . . . Allein ein Elend, wie dieß Elend ist . . . Und wär es Stolz nicht, wenn ich gegen die Pfeile Deß, der allmächtig ist, hinstellen mich wollte, Und sie, mit eben der Standhaftigkeit, Als träf auf mich gemeines Elend, sie Aushalten?
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David
nathan. David, jezo fürchtest du Den Stolz zu sehr. Tief in den Staub gebückt Fleh um Standhaftigkeit, und zeige dann So viel der Herr dir giebt. david. Wohlan, ich wills! So viel er giebt, so viel will ich auch zeigen. Und, ist es wenig nur, auch hier mich unterwerfen . . . Groß sind die Schaaren, die mein Stolz heut tödtet. Und noch zween dunkle, finstre Tage fallen Die Todesopfer! ach, wo find’ ich Trost? Getrösteter, wär ich standhafter auch! Darf jener täuschende Verführer? darf (Mein stolzes Herz, und er, verführten mich!) Mein Traum, du kennest ihn, mich trösten helfen? nathan. Das weiß der Herr! Wer ist der Mensch, der hier Entscheiden kann? Laß uns nicht nach der Wagschal Des Richters greifen. Wog der Weise nicht Den Sand am Meer? So wägt er jede That! Doch ist dirs gut, daß dieser Traum dich reizte. david. Er wägt! und zählt! . . . Ankläger gegen mich Einst im Gerichte, zählt er jetzt dem Tode zu, Zu vielen Tausenden, dem Tode zu! . . . nathan. Zu finster und zu tief ist dieser Abgrund, In den du dich herunter stürzest! Du, Und viel des Volks, die sterben, sündigten. Und Schaaren sterben, wie sie sterblich sind. david. Wem sandte Gott die Wahl? den Todten? oder mir? nathan. Wie konnte sie der Herr den Todten senden, Da du ihr König auch gesündigt hattest? david. Verlaßt mich nicht! verlaßt, in meinem Elend,
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Mich nicht! Ich komme bald hierher zurück.
Zwanzigster Auftritt.
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Nathan. Mephiboseth. mephiboseth. O Nathan, kann der Mensch von Erde, der Auch noch so sehr bey sich des Lebens Elend Vergrössert, fürchten, daß er einen Tag, Wie dieser ist, von jener Stunde der Thränen, Die ihn gebahr, bis zu des Todes, jemals Erleben werde? nathan. Fürchten muß ers nicht; Allein wenns kömmt, hats denn nicht Gott gesandt? mephiboseth. Vor allen liegt die Last auf meinem Herzen Gleich einem Felsen schwer, die bebende Frage: Stirbt David auch? Weißt du etwas davon Durch Gott; o so verbirgs mir, Nathan, nicht. nathan. Ich weiß es nicht, ob David, du, und ich Auch sterben werden? Laß, wie er, uns thun, Wie unser David, der in Gottes Arme sinkt! mephiboseth. Wohlan, wie er, der groß und elend ist! nathan. Des Menschen Größ’ ist klein, besonders dann, Wenn wir gesündigt haben!
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Ein und zwanzigster Auftritt.
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Die Vorigen. Chimeam. chimeam. Beor kömmt, Der Übrige von Asahel. Er eilt Wie Rehe schnell, ist bleich, wie Todte sind. Er ist schon da.
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David
Zwey und zwanzigster Auftritt.
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Die Vorigen. Beor. beor. Ist hier denn David nicht? mephiboseth. Sag deine Botschaft uns. beor. Mir sagte Joab, Der König wollte selbst die Boten hören. Ich muß gehorchen. Doch gebietet mir, Daß ganz ich schweigen soll, verstummen ganz; So will ich euch gehorchen!
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Drey und zwanzigster Auftritt.
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Die Vorigen. David. david. Jüngling, wer bist du? beor. Beor, Asahels Sohn, den Joab rächte. david. Wo kömmst du her? beor. Von einem jener Haufen, Die auf den Bergen, an den grossen Strassen, Auf deiner Boten Ankunft wartend stehn. Zu viel, zu groß ist all dieß Elend! Der Aus Silo schlich entkräftet fort, ich sah’s Und lief zu ihm. Zu bitter ist dieß Elend! Zu ausgebreitet! Auf den Feldern sinken Die Schnitter mit den Garben hin, und sterben! Das sah ich selbst! Ich kam zu ihm. Er sprach: (Was sag ich nun zuerst? und was zuletzt?) Er sprach: Auch sie die todesvolle Silo Geht unter! Boten sind aus nahen Städten Zu uns gekommen! nach Jerusalem Zu David eilten sie! Die sagten alle: Das Land geht unter! Bey der Sichel sinkt
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So gar der harte Schnitter, auf der Weide Der Hirt. Kaum hatten sie es ausgeredet, So sanken sie auch hin, und starben schnell! . . Ach Silo! öd’ ist sie, und bang, und stumm! Und unbegrabner Todten sind vielmehr, Als derer, welche wir mit wenig Erde Beschütten konnten. Da ich nun den neunten Und letzten meiner Brüder auch begraben, Sechs hatten unsern alten Vater noch Mit mir, und unsre Mutter viere begraben! Da ich zween Söhne noch zu ihrer Mutter Getragen hatte, ging ich fort. Auch haben Die Wächter auf den Mauern über Ebal Eine Wolke gesehn, die schwarz dort schwebte, Ob sonst gleich hell umher der Himmel war. Die schwarze Wolke zog aufs Feld herunter Und wo sie hinzog, sank, wer auf dem Felde war! Der Erndter sank, und wer die Ähre las, Und schnell in seinen Staub der fliehende Wandrer! So sprach der Mann, von welchem ich nicht weiß, Ob er, von seinem Lauf ermatteter, oder Vom nahen Tode war. david. Es ist genung. Geh hin zu euren Zelten.
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Vier und zwanzigster Auftritt.
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Die Vorigen ausser Beor. david. Ja von neuem War dieß genung! . . . Ich zitterte schon oft Davor, doch muß ich dran, ich muß doch endlich Die bange Frage thun: Sahst du, o Chimeam, Noch keine Leichen in Jerusalem? chimeam. Ich sah noch keine.
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David
david. Willst aus Mitleid du Mich täuschen? Dieses Mitleid wäre mir Ein Dolchstoß in mein Herz. Denn wenn ichs drauf Doch hörte, würd es desto stärker mich Erschüttern, je verborgner mirs vorher Gewesen wär. Hör auf, und sag’s! sieh aus, Was siehst du, Chimeam? chimeam. Verstummt, als wäre Sie menschenlos, ist ganz Jerusalem. In Säcken nur, mit Asch’ auf ihrem Haupt, Gehn Einige. david. Sieh hin, sieh recht! Ists nicht Ein Leichengang? chimeam. Es ist kein Leichengang. david. Sieh weit um dich. Erblickst du sonst nichts mehr? chimeam. Dort seh ich an der Stadt, daß Arnan Arafna Dein Unterthan, der Jebusiter König, Die Erndte dreschen läßt. Auch seine Söhne Sind um den ehrenvollen Greis. Gewiß! Er hat noch nicht der Todesboten Stimme Gehört; sonst würd er auch zu Gott, den er, Durch dich, erkannte, für Jerusalem, Und seinen David, um Errettung flehn. Dort seh ich Volk, und Ältste bey dem Volk, Und, wie michs deucht, auch Zadok unter ihnen. david. Was machen sie? chimeam. Sie reden viel mit Zadok. david. Thun sie’s mit Ungestüm? Doch geh zu Salomo.
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Fünf und zwanzigster Auftritt.
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David. Nathan. Mephiboseth. nathan. Ach, diese grauenvolle Pest! so weit Verbreitet ist sie, und so eilend, gleich Des Blitzes schnellem Falle, tödtet sie! Und noch zween Tage! . . . Gott, mein schweres Herz Hats schon zu dir hinaufgeseufzt! Nun will Ichs meinem David auch nicht mehr verschweigen! Ists nur ein Bild der Angst, was mich erschrekt? Ach, oder ist es wirklich eine Schuld? Ich rieth zu dieser todesvollen Wahl! . . . Als, David, deine ganze Seele vertieft war In all das Elend, das du wählen konntest, War ichs, der auf die Eine Wagschal legte, Was überwog. Da wähltest du den Tod Der Pest! Ach warum rieth ich dir die Theurung nicht? Das ists, das macht mir jetzt die Seele trübe. david. Hier Schuld? . . . Ist Schuld, o Nathan, hier; so ist Dein Fehl ein Staub, der weht; und meine Sünde Ist ein Gebirg! ein Ebal! oder Horeb! . . . Doch keine Schuld hast du, gar keine, Nathan! Hättst du nur, was dich schrekt, in tiefer Nacht Verborgen! . . . Nicht, daß meine Wahl mich reue! Nicht, daß ich jetzt Gefahr von solcher Dauer, Durch Murren gegen Gott zu sündigen! Und so der Theurung Strafe selbst zu vergrössern! Mir und dem armen Volke wählen würde! Ach, aber daß mir, unter diesen Gerichten, Gott Wahl gebot! die Ursach, Nathan! nathan. Ich seh es, Ich hätte schweigen sollen! Dieß war auch Ein Fehl. Vergieb mir alle meine Fehle, Gott! david. Und meine Sünde mir, Barhmherziger! In dessen Arm ich mich voll Zutraun warf!
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David
Sechs und zwanzigster Auftritt.
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Die Vorigen. Abisai. Salomo. Chimeam. abisai. O meines Königs Sohn, nein, geh du nicht Mit mir hinein. Zu schreckenvoll für dich Ist meine Botschaft. salomo. Laß michs thun. david. Woher Kömmst, Abisai, du? abisai. Von Jericho’s Wege. Soll ich mein Herr und König reden? david. Rede! Sprich allen Jammer aus, der dir bekannt ward, Die ganze Last des Zorns auf Israel! Verbirg mir nichts. abisai. Auf einem Wege, den Nur Wandrer kennen, fand ich einen Sterbenden, Den dir aus Jericho die Ältsten sandten. Er richtete, da er mich sah und erkannte, Sein Haupt, so schwer’s ihm war, doch auf, und stützte Mit seiner Rechte sich. Ich stieg vom Roß, Und hielt ihn. Vieles wollt’ er mir erzählen; Allein ich sahe bald, daß er auf Fragen, Vor Todesmüdigkeit, mir nur sehr kurz Antworten konnte. Sind der Todten viel In Jericho? – Unzählbar! – Habt ihr sie Begraben? – Ach wie könnten wirs! – Warum nicht? – Die Todtengräber sterben in den Gräbern! – Wer stirbt am meisten, Säugling? oder Greis? – Ach beyde nicht! Der Baum, der Früchte trägt, Stürzt um! – Ist keine Rettung denn? Kein Weiser, Der helfen kann? – Sie wollens, sterben selbst! –
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Schreyt denn das Volk zu Gott nicht? – Ach sie thuns. Ihr Haupt ist aschevoll, wenns in den Schlummer Des Todes sinkt . . . Wer sandte dich? – Die Ältsten. Ich werde wohl nicht bis zu David kommen. Drum geh du hin, und sags ihm an. – Wie gehts Den Deinen? – Würd ich denn gekommen seyn, Wenn ich sie alle nicht schon sterbend oder todt Gesehen hätte? – Nun dich segne Gott Mit Leben. – Jetzt mit Leben? – und er sank Zurück.
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Sieben und zwanzigster Auftritt.
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Die Vorigen. Zadok. zadok. Mich schickt dein armes Volk zu dir, Und flehet, daß ihr Vater ihnen helfe! david. Nun, nun beginnt der Tod auch in Jerusalem! zadok. Noch nicht. Allein sie sehn und hören nichts, Als Todesboten. david. Ach, was kann ich thun? Wie kann ich meinem armen Volke helfen? Ich, der ich selber hülflos steh, und warte, Ob mich der Tod vom Herrn nicht treffen wird? zadok. Sie flehn dich an, daß du die Bundeslade Von Sion in die Stadt hinunter sendest. Und daß dann ich, und Älteste mit mir, Im Trauerkleid, und Asch’ auf ihrem Haupt, Die grauenvolle Wunderthäterinn, Die Lade Gottes. . .
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David
Acht und zwanzigster Auftritt.
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Die Vorigen. Ein Bote. der bote. Weh, Weh trift das Land! Weh unsre Städte! Weh auch Jericho! Mich sendet Abners Sohn, der Fürst in Benjamin! abisai. Verstumme du. Wir wissen alles schon. der bote. Ihr wisst es schon, daß Benjamin und Ruben Und Juda untergehn? zu uns entfliehn, Und sterben? Wisst es schon, wie Jericho Zu Einem Grabe wird? Denn Strassen und Häuser Sind Gräber. Sahest du es, Feldherr, denn, Wie unter seiner Todten Schaar der Mann Gerüstet stand, und tödten half? abisai. Verstumme du! david. Erzähl es, Jüngling. der bote. Einer unsrer Ältsten Ein starker Greis, an Äckern und an Palmen Und Kindern reich, ein Mann, der’s Leben liebte! Des Todes Hasser war! der trug am Thor Die Seinigen zusammen, Sterbende! Und Todte! Da vor uns nun Alle lagen, Da trat er mitten drein, und zog sich schnell Den Harnisch an, den Köcher füllt’ er voll, Und stand, und hielt den fürchterlichen Bogen! Und sah sich wütend um: Weh jedem nun, Der Einen dieser Todten hier begräbt! Wenn nun ein Sterbender, im heissen Durst Der Pest, nach Labung rief, und müde dann Von Todesschlummer, auf den Arm sich stützte, Und mit der finstern Wehmuth seiner starren, Gebrochnen Augen, so den Vater ansah;
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So schoß er hin, und rief: Ich kann dir tödten helfen, Du Todesengel! Und dann stürzt’ er sich, Mit Wut der väterlichen Liebe, schnell Auf diesen todten Enkel oder Sohn, Und weinte laut! salomo. Ach nun nicht wieder! Komm, Mein Chimeam!
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Neun und zwanzigster Auftritt.
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Die Vorigen ausser Salomo und Chimeam. der bote. Vor allem gieng es mir Durchs Herz, als er, auf seiner Töchter jüngste, Den schreckenvollen Bogen tönen ließ! Die Blume sank, noch gestern eine Braut Des besten Jünglings in ganz Jericho, Zu deren Feste wir schon Kränze flochten. Doch siebenfältig war nun auch die Wut Der Vaterthränen, als er auf die Todte Sich warf. Von ihr riß nur des Volkes Rufen Ihn los. Heraus, so riefs, aus diesem Haufen! Sonst mußt du selber sterben! Der es rief, Dem sandt’ er einen schnellen Pfeil ins Herz! Doch gleich darauf sank er auch hin, von Steinen Zerschmettert. david. Wende dich, und geh zu den Zelten.
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Dreyßigster Auftritt. Die Vorigen ausser dem Boten. david. Habt ihrs vernommen? Ach! . . zu viel war das! . . . zadok. Darf ich nun sagen, was das Volk begehrt?
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David
david.
Ja, sags.
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zadok. Sie wollen, ich soll mit den Ältsten Die Bundeslade Gottes in der Stadt Umher, bis an den dritten Untergang Der Sonne, tragen, daß, die Jericho Ins Palmenthal, und Dagon in den Staub Herab vom Altar stürzte; die so gar Den Mann bey Chidon, der sie nur zu halten Sich unterwand, schnell tödtete! daß sie, Umhergetragen in Jerusalem, Das arme Volk vor dem Todesengel schütze! david. Kann gegen Gott die Bundeslade schützen? zadok. Nicht gegen Gott, doch gegen seinen Engel. david. Allein er sendet ihn. zadok. Er sandt’ ihn auch am Strom; Und dennoch ging er jede Thüre vorüber, An deren Schwelle Blut der Opfer war. david. Nahm damals Israel des Herrn Gebot Nicht aus? O nähm auch jetzt Jerusalem Ein gnädiges Gebot des Richters aus; Wie gerne sendet’ ich die Lade Gottes! Geh, Nathan, zu dem Volk mit Zadok hinunter, Und überzeuge sie, daß ich die Bundeslade Nicht senden darf. Wenn sie zum Mitleid mich, Da schon mein Herz so sehr verwundet ist, Noch mehr bewegten, und ich ihnen dann Die schreckenvolle Wunderthäterinn Herunter sendete; so könnt’s geschehn, Daß schnell Jerusalem zum Chidon würde! Und so des Volks mehr fiel, als durch den Todesengel!
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Ein und dreyßigster Auftritt.
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David. Abisai. Mephiboseth. david. Wie geht es, Abisai, zu, daß mir Von Bethlehem, die doch viel näher ist, Kein Bote kömmt? Schont Bethlem Ephrata Der Richter? Ach ich weiß es nicht. abisai. Ich gehe. Gott segne dich mit Vieler Leben!
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Zwey und dreyßigster Auftritt.
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David. Mephiboseth. david. Du, Mein theurer Mephiboseth, hast mit mir Treu ausgehalten. Kaum, ich sahs, vermochtest du Des letzten Jünglings Botschaft ganz zu hören. Sahst du auch meinen Salomo, wie sehr Er litt, wie bleich er ward? mephiboseth. Vielleicht, o David, Erfreuet dich, und ihn aus Bethlehem gute Botschaft. david. Trau dieser Hofnung nicht! Je mehr sie uns Erhebt, je tiefer kann der Ausgang uns stürzen. mephiboseth. Ich glaubt, ich wüßte schon die grosse Lehre Des Elends, wie man es erdulden müsse! Nun lern’ ichs erst von dir. david. Von mir? Wer ist Dein Freund? Wie schwach bin ich? und welch ein Staub, Vor dem, der uns durch Leiden prüft, und bessert.
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David
Drey und dreyßigster Auftritt.
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Die Vorigen. Chimeam. david. Was hat dich, Chimeam, so sehr erschreckt? Fängt in Jerusalem die Pest itzt an? chimeam. Ach, Salomo! . . . david. Was sagst! was meinest du? chimeam. Hätt’ ers nur nicht mit angehört! Das Bild Der Pest in Jericho verläßt ihn nicht! Er ist, wie Todte bleich sind, bleich! Er ist So sehr ermattet, daß er nicht vermochte Mit mir zu gehn, als ich ihn führen wollte. mephiboseth. Indem er David mit Chimeam nachgeht.
Ach Gott wird doch mit ihm, wenn er in Salem Beginnt, mit Salomo, mit ihm doch nicht beginnen?
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FÜNFTE HANDLUNG.
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David
Personen. satan. moloch. die beyden engel. david. salomo. mephiboseth. chimeam. joab. nathan. ein bote von bethlehem. husai. zadok. sechs älteste. gad. priester.
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Erster Auftritt.
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Satan. Als ein Levit. Moloch. Als ein Bote aus den Städten. satan. Warum verhüllst du dich? moloch. Vor Schmerz, wie du. satan. Wie konntest du des Todesengels Blick Entrinnen, und so gar nach Sion kommen? moloch. Ich schlich zuerst, von Dunst und Nacht bedeckt, In Thälern fort. Am Tage wagt’ ichs drauf In der Gestalt, in der du jetzt mich siehst, Bestäubt, mit diesem Stab in meiner Hand, Heraufzugehn. satan. Sehr viel hast du gewagt. Denn scharf und fast allgegenwärtig ist Sein Blick. Ich selber bin ihm kaum entkommen. Sehr hassenswerth ist er! ists auch darum, Daß wir nun jetzo endlich erst, o Moloch, Nun unsrer Freuden erst geniessen können! Allein ich will sie nun, mit Durst der Höll’ auch trinken! Wo kömmst du her? Komm du vom Land um Bethoron. Von Bethoron komm ich. Du redst nach mir, Und was du mich vom Schrecklichen der Pest Ihm nicht beschreiben hörst, das lies du nach; Die ausgefallnen Ähren gönn’ ich dir. Nun wüte nicht. Ich gönne dir noch mehr. Allein dem glücklichen, dem stolzen Verderber, Dem gönn’ ich seine Tode nicht! Ich darf Nicht Einen; und er erwürgt zu Tausenden! Der Verderber! . . . Allein was sagst du jetzo, Moloch, Von meinem Traume? moloch. Was ich sage, Satan? Daß David dieser Traum schuldloser macht!
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David
Und daß du ihn nun nie beherrschen wirst! satan. Du Stolzer! wär denn, ohne diesen Traum, Die Pest in Israel? moloch. Was ist die Pest, Wenn David nicht auch dein ist? dir es seinentwegen Nicht laut im Thor der Hölle wiederhallt?
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Zweyter Auftritt.
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Die Vorigen. Eine Stimme. die stimme. Dir, Satan! und dir, Moloch! also gebeut Der Todesengel euch: Weicht schnell aus Juda! Erwartet ihn am Strom. Gehorcht! sonst wird Der Zorn, der gegen euch sich schon gewafnet hat, Noch schreckenvoller seyn!
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Dritter Auftritt. Zwo Stimmen. Der Schauplatz ist leer. Die Stimmen werden auf beyden Seiten einander gegen über gehört.
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die erste stimme. Die Wüter. die andre stimme.
Juda! Du armes Land! Nun kömmt der Engel des Todes Selbst Salem nah! die erste stimme. Ach! wird sich Gott nicht erbarmen? die andre stimme. Drey Tage! die erste stimme. Wird sich Gott denn nicht erbarmen?
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Vierter Auftritt.
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David. Salomo. Mephiboseth. Chimeam. salomo. Ich weiche nicht von dir. Ich werfe mich In deinen Arm, wie du in Gottes dich! Denn viel zu furchtbar ist mir heute Gott! Und muß ich sterben; ach so will ich hier An deinem Herzen, theurer Vater, sterben! david. Mein Sohn, mein Salomo! sey fest gewiß, Daß du nicht sterben wirst! Gott hat dich mir Auf meinen Thron verheissen! Ist er nun Dir noch zu furchtbar? salomo. Das verhieß der Herr, Der Gnadenvolle das? . . . Allein wenn ich Nun sündigte? david. Wach über deinem Herzen! Du lernest heute viel. Wach über dir! Hast du Zu Chimeam. mir Joab schon heraufgerufen? chimeam. Er kömmt.
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Fünfter Auftritt.
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Die Vorigen. Joab. david. Die Boten, die noch kommen werden, Behalt bey deinem Zelt, und frage sie Genau, und höre sie ganz aus. Sie könnten, Eh wir es glaubten, sterben. Doch die Boten Von Bethlem sende mir herauf. Und dann Verlässest du mich, mein Sohn, auf kurze Zeit.
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David
Sechster Auftritt.
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David. Salomo. Mephiboseth. Chimeam. Nathan. nathan. Sehr mühsam hab ich endlich noch das Volk, Ob überzeugt? das weiß ich nicht, allein Dahin hab ichs gebracht, daß es vor mir Stumm ward, und weinend mich verließ! . . . Es ist Ein dunkler Tag! ein finstrer Todestag! david. Ein Tag der Angst von Gott! und zween noch folgen! Noch zween, die auch wie er voll Nacht und finster sind, Und todesvoll!
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Siebender Auftritt. Die Vorigen. Joab. joab. Du foderst immer noch Von mir des Abner und Amasa Blut! Nun ists an mir! Ich fodr’ auch Blut von dir! Hör nun den Boten, der von Bethlem kam! Ach! meines Bruders Abisai Blut! Er geht schnell weg.
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Achter Auftritt.
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David. Nathan. Mephiboseth. Ein Bote. david. Ach meines Retters! . . . Jüngling, kömmst du von Bethlem? Ist Abisai todt? der bote. Ich fand ihn auf dem Wege, Die Pest hatt’ ihn ergriffen, und er lag In ihrem Todesschlummer schon, und sah Mich schon nicht mehr! Von Bethlem komm ich, David. david. Er lebte gleichwol noch?
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der bote. Allein er war Dem Tode völlig nah. Ich kenne sie, Seit dem die Sonn’ heut aufging, kenn’ ich sie Die schnelle, flammende, die fürchterliche, Die Pest, wie keine war! Kaum trift sie uns; So fliegt ihr Flug voll Eil dem Tode zu. Die Sterbedrüse hängt uns Gott nicht an, Wir fallen ohne sie! so wütet diese Pest, Seit dem die Sonn’ erwacht’, in Bethlehem! nathan. Du kömmst sehr spät. Hat dich die Angst ermüdet? der bote. So wie die Boten aus den Thoren gingen, So sanken sie, der Mauer Wächter sahn’s, Daß endlich keiner mehr auf Salems Weg Sich wagen wollte. Drauf konnt’s keiner auch Nicht mehr. Denn unsre Väter schlossen die Thore. Noch banger wurde nun die Todesangst. Nun war kein Retten mehr, auch nicht hinaus Auf’s Feld. Mehr, als die Zung’ aussprechen kann, War unsers Jammers! Ach! die öde Stadt! Nur todtenöde nicht, und aller derer, Die nun noch lebten, allgemeines Verstummen! Ich wagt’s zulezt, und sprang die Mauer hinab, Und eilte! david. War Husai noch bey euch? der bote. Er ging, so bald’s begann, aus Bethlehem. david. Wie geht’s den Männern vom Geschlecht Isai? der bote. Nicht wenige von ihnen, David, sind Jetzt in Jerusalem! . . . david. Geh nun hinab.
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David
Neunter Auftritt. David. Nathan. Mephiboseth. david. Verwundet ist mein Herz! und tief! vielleicht Zum Tode! . . . Er setzt sich nieder. nathan. Wer verstummet nicht mit dir? . . .
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Sie schweigen einige Zeit.
Zehnter Auftritt.
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Die Vorigen. Joab. joab. Ich duld’ es nicht! Er will zu dir herauf Sich bringen lassen, und ist von der Pest Ergriffen. Nein! ich treib ihn gleich zurück! david. Bleib, Joab. Wer? joab. Dich würde dann die Pest Erreichen, und dich tödten! david. Wer? joab. Laß, David, Mich eilen! david. Aber wer? joab. Husai. david. Kommt, Wir wollen unserm Freunde, welcher stirbt, Entgegen gehn! joab. Bey Gott beschwör ich dich: Bleib, David!
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david. Du beschwörest mich bey dem, Auf den ich trau! und deß Allgegenwart Mich, weit vom Grab’, und nah daran, umgiebt! Kommt!
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Eilfter Auftritt. Die Vorigen. Husai. Zwey von den Boten führen ihn, und lassen ihn im Eingange auf die Erde niedersinken, und halten ihn so. Joab tritt zwischen ihn und David.
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husai. Selber wollt’ ichs . . . sehn, daß du . . . noch lebst. david. Mein alter, redlicher, mein bester Freund! . . . Mein Freund Husai! husai. Ach! Er sinkt in den Todesschlummer. . . . stirb du nur nicht! . . . Nun sterb ich gern . . . nun hab ich dich noch Einmal, David . . . Gesehn! . . . und, daß du lebst. Sinkt in den Todesschlummer. . . . david. Ach könntest du Auch leben! husai. Ich? Ganz Juda . . . ist dahin! . . . Ganz Israel! . . . david. Wie weißt du das? Woher Kömmst du? husai. Mich deucht, ich kam von . . . Bethlehem. Ich irrte, denk’ ich, in dem Feld umher, Und sah, das weiß ich wohl, nur Todte! Todte! . . . Nur Todte! <Sinkt> Wieder. . . . Bin ich schon? Wo bin ich jetzt? . . . Bin ich im dunkeln Thal der Todten schon? Du bist doch David?
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david. Ja, du Redlicher, ich bins! Und daß kein Zweifel mehr dir übrig sey, Umarm’ ich dich! joab.
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Er trit dicht vor David.
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Erst tödte mich, eh du Den Mann voll Pest umarmst! nur über den Todten Gehst du zu ihm! husai. Was wütet der? Ists nicht Der Feldherr? Sieh, er meint . . . sie flammt von mir auf David! Das thut sie nicht! . . . sie flammt vom Himmel auf Jeden! . . . joab. So lang ich leb’, umarmet er dich nicht! husai. O Nathan seh ich auch und Mephiboseth. . . . Wo ist denn Salomo? . . . Ist er schon todt? . . . Mich deucht, da sie ins . . . Thor mich trugen, schwebt’ . . . auf Sein Schatten! . . . und der Schatten Chimeams! [dem Söller mephiboseth. Er lebt, du bester Mann, er lebt! auch Chimeam! husai. Laßt mich Jedidja’s Antlitz sehn! nathan. Verlang’s nicht! Er unterläge diesem Schmerz! husai. Wohlan, Ihn segne Gott! . . . david.
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Er spricht vor Wehmuth unterbrochen.
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Wenn du zu Jonathan . . . Hinüber kömmst . . . du bester Mann! . . . so umarm’ ihn Von seinem David, der ihn . . . immer liebt! . . . husai. Zu Jonathan! . . . und Abraham! . . . und Moses! . . . Zum Richter über Israel! . . . den Schaaren, [zu Hiob! . . .
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1810
Die heut mit mir ins Thal des Todes gehn! . . . Zum Allerheiligsten! . . . zu ihm hinüber! . . . Zu Ihm . . . zu meinem Gott! . . . und deinem Gott! . . . david. Erwachest du nicht mehr? . . . Erwach, Husai!
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5
Er setzt, und verhüllet sich.
Er wacht nicht wieder auf! . . . Legt ihn auf Purpur Und Cedernholz.
Zwölfter Auftritt. David. Nathan. Mephiboseth. david.
10
Nach einigem Stillschweigen.
1815
1820
1825
Wo ist die Sonne jezt? nathan. Es ist die Zeit des Abendopfers. david. Langsam Geht dieser bange todesvolle Tag Vorüber. . . . Siehst du Zu Nathan. nicht, daß offenbar Mich Gottes Arm erhält? Hätt’ ich, ohn’ ihn, Nicht lange schon dem bittern, innigen, Dem unaussprechlich trüben Trauren dieses Quaalvollen Tags erliegen müssen? War Auch je ein Tag des Zorns, wie dieser ist? Ein Tag des ernsten schweigenden Gerichts, Das stets zu tödten fortfährt, fürchterlich Stets schweigt, und keiner Thräne Jammerlaut Antwortet? Mehr, als je hat heute Gott, Auf mich und auf mein Volk, sein Schwert gewetzt! Gespannt auf uns den Bogen! Sieh, er zielt! Er leget tödtliches Geschoß darauf! Und richtet seine Pfeile zum Verderben zu!
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254
David
Dreyzehnter Auftritt. Die Vorigen. Salomo. Chimeam. salomo. Zu Nathan.
Ist er schon todt?
1830
chimeam. Ach, David, überall Ist hell der Himmel, aber dicht an Salem Hängt eine schwarze Wolke weit herab! david. Wo? chimeam. Bey Arafna’s Tenne. david. Indem er hinsieht.
1835
1840
1845
Richter! Vater! Sie ists die tödtende, die von dem Ebal Herunterzog! Nun kömmt die Todesstunde Auch für Jerusalem. Sie ist schon da! Sinds Menschen nicht, was ich um Arnans Tenne, Auf jenen Hügeln seh? chimeam. Dein armes Volk Im Sack der Leidenden, die, hingestürzt Zur Erde, die, mit ausgebreiteten Armen Des Schreckens! david. Keine Todte darunter? chimeam. So viel ich Erkennen kann, seh ich noch keine Todte! david. Er trit mit ernstem Donnergange nun Ganz nah heran der Tod! Ich will ihn, wie mein Volk, Erwarten! allein in diesem Königsgewande, Mit dieser Krone nicht! Da ist es, Nathan! Er giebt ihm die Krone. (eine Tiare oder Stirnbinde.) . . . Gott! Von Schäferhütten nahmst du mich; und klein
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Ist auch die Hütt’, in der wir ewig ruhn?
Vierzehnter Auftritt. Salomo. Nathan. Mephiboseth. Chimeam. nathan. Indem er die Krone weglegt.
1850
1855
1860
1865
Sie hilft nun nichts! und alle dieser Welt, Mit allen ihren Ehren, hülfen nichts! Allmächtiger! . . . du zürnest! . . . ach, und fährst Stets fürchterlicher fort! Wer sind wir Staub! Was ist der Mensch, der Sohn von Adam, Gott, Allmächtiger, vor dir! chimeam. Die Wolke wird Immer dunkler, und hängt stets tiefer nieder! salomo. O Nathan, wird, ich . . . mag das Wort voll Graun Nicht aussprechen, vielleicht kannst du es, Nathan, Mir auch nicht sagen. nathan. Was, mein Salomo? salomo. Wird, ach da dieser schreckenvolle Tod Stets näher kömmt, mein Vater auch . . . nathan. Das weiß Nur der, der jene Blumen, die du pflanztest, Verwelken heisst, und uns! salomo. So weißt du, Vater Der Väter und der Kinder, auch: Ob du Ach diese Thrän’ erhören wirst? . . . Da du Der Blume Schicksal kennst; so kennst du auch Mein Elend, Gott des Säuglings und des Kindes!
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David
Funfzehnter Auftritt. Die Vorigen. David. Er ist in schlechtes Leinen gekleidet.
1870
david. Deckt das dort zu. Erst Indem Salomo die Krone zudecken will. lege sie, mein Sohn, Hinunter in den Staub; dann decke sie zu. Hier bin ich, Gott, vor dir im Jammerkleide! Und, . . . willst du, auch in meinem Sterbegewande! Salomo hält und lehnt sich an Nathan. [. . . Siehst du viel Opfer um die Wolke fallen? chimeam. Ich sehe keinen Todten. david. Schweig! du willst Mich täuschen! chimeam. Deines Barsilai Sohn Das thun? Bey dem, der jetzo droben richtet! Ich sehe keinen Todten!
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Sechzehnter Auftritt.
1875
1880
1885
Die Vorigen. Zadok. Ältste. Sie sind in Trauerkleide. zadok. David, dir sendet Jerusalem die Ältesten, und fleht Dich an, mit stummen Thränen fleht’s dich an, Daß du, denn ach sie wissen, was vom Ebal Vor eine Todeswolke kam, und sehn nun eine Mit fürchterlichem Schweben über die Tenne Arafna’s niederhangen! darum flehn sie Dich weinend an, du wollest, David, dem Richter Mich Lämmer opfern, und mit dieser Opfer Blut, Die Pfosten und die Schwellen ihrer Häuser mich Besprengen lassen, daß der Schreckliche Vorüber geh! Sie führen schon die Opfer
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Von allen Seiten her. david. Nach einigem Stillschweigen.
1890
Ich darfs nicht thun! . . . Gebietets Gott? du sein Prophet. nathan. Mir nicht. chimeam. Ich sehe Gad dicht an die Wolke treten! david. Wo ist er? Er wendet sich hinaus zu sehn. Gott der Götter! du der Engel Und Menschen Richter! du! Ich seh in der Wolke Den Todesengel stehn. . . . Er hält die Hand vors Gesicht. Salomo hält sich an seinem Arme, und sinkt an seine Brust, als wenn er sich verbergen wollte.
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Ach zwischen Himmel Und Erde steht er! Nathan erschrickt, und hält die Hand vors Gesicht.
steht, und hält ein flammend Schwert Nach Jerusalem hin!
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Er hält wieder die Hand vors Gesicht, und wendet sich weg.
1895
1900
Es Nach einigem Stillschweigen. ist beschlossen! Ruft! eilt! ruft meines Vaters ganzes Haus! Ruft alle meine Kinder! Bleibt! Ihr fändet Sie in dem allgemeinen Schrecken nicht, Nicht schnell genung; und eilen, eilen! ich Muß eilen! nathan. Was, o David? david. Chimeam, Siehst du ihn noch? chimeam. Ich sah ihn nicht. david. Ich auch Nicht mehr. Er tödtet schon!
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David
nathan.
Was willst du, O David, thun?
1905
david. Mich selbst, und meines Vaters Haus Zum Tode Gott hingeben! nathan. Thu das nicht. Vielleicht ist dein Entschluß nicht ganz von Stolze rein. david. Verbeut mirs Gott durch dich? nathan. Nein, dieses nicht. david. So bleibts! so geb ich Gott mich hin zum Tode!
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Siebzehnter Auftritt.
1910
Die Vorigen. Joab. joab. Verderben auch, und Tod! Verderben! Verderben! Auch in Jerusalem! Am Thor, bey Arnans Hügel, Da, wo die Finsterniß herunterhängt, Begann’s, begann’s mit Wut! Mit Angstgeschrey Eilt’s Volk herauf, mit lautem Weh herauf! Zur Bundeshütte fliehts! david. Lauf, eile, Joab! Stell Krieger um die Hütte, daß das Volk Nicht durch die Bundeslad’ auch falle!
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Achtzehnter Auftritt. Die Vorigen ausser Joab. david. Fest, Sehr fest bleibts: Gott geb ich mich hin zum Tode!
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1915
1920
Mich, meine Kinder, und mein ganz Geschlecht! salomo. Mich auch, mein Vater? david. Ja, auch du, mein Sohn, Mein Sohn, den meine ganze Seele liebt! Entrönnst nicht; hätte Gott dich auf den Thron Mir nicht verheissen! Sey ganz Zuversicht, Und weine nicht! Denn, zwischen dir, o Sohn, Und seinem tödtenden Verderber, steht Des Herrn Verheissung! nathan. David, du fürs Volk? david. Wie könnt’ ich dieses wollen? Hab ich selbst Nicht sehr gesündigt? Ach! Um meinentwillen nur!
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Er wirft sich schnell nieder. Der Hohepriester und die Ältesten fallen mit nieder. Nathan verhüllt sich. Mephiboseth wendet das Gesicht weg. Chimeam hält die Hand vors Gesicht, und lehnt sich an die Wand. 1925
Herr, Herr! barmherzig sonst, und gnädig sonst Mir Armen! Gott! hier bin ich. Tödte mich!
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Salomo sinkt bey seinem Vater nieder, und neigt sich an ihn.
1930
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Ich wars! ich sündigte! Was thaten diese Schaafe? Ihr Hirt verbrachs! nicht sie! Mich, Rächer! mich Mich tödte du! Und wenn des Vaters Missethat Auch meine Kinder und Isai’s Haus Mit tragen müssen; ach so tödt’ auch sie! Und wenn ein Staub, wie ich, und der so sehr Gesündigt hat! zu deinem hohen Thron Voll Donner und Gerichts sein weinend Auge Erheben, und für Andre beten darf; So schone, schone, du Barmherziger! Dein armes Volk! ach! so erbarme dich!
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Er sinkt fast auf sein Gesicht nieder.
chimeam. Nachdem das Stillschweigen eine Weile gedauert hatte.
Ich seh, ich sehe Gad nach Sion eilen! Sehr eilen!
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David
david. In einer Betäubung der ersten Freude.
Gad? . . . ihn eilen? . . . chimeam. O wie eilt er! 1940
5
Wie freudig ist sein Antlitz! ein ältster. Die Ältsten waren jezt aufgestanden. Dieser sieht hinaus.
Herr des Himmels! Wie eilt er!
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david. Nachdem er sich fast aufgerichtet hat, und wieder niedergekniet ist.
1945
Nein! ich will den Boten Gottes Also erwarten! salomo. Ach! mein Vater! nathan. David! . . . mephiboseth. Knecht Gottes! David! chimeam. Seht! die Wolke hebt sich! O David! o Isai’s jüngster, bester, Erkohrner Sohn!
Neunzehnter Auftritt.
1950
Die Vorigen. Gad. gad. Erbarmung Gottes! Erbarmung! Vom Herrn, vom Herrn Erbarmung! König Israels, Dem Volk, und dir! du Mann nach Gottes Herzen! Steh auf! der Todesengel hat mit mir Geredt! der Richter sprach durch ihn! Steh auf! Denn opfern, opfern sollst du, David, sollst Dankopfer opfern! Nathan und ein Ältster helfen David aufstehn.
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david. Nach einigem Stillschweigen.
1955
1960
Ich? . . . O du, du Gnädiger! . . . Du Wunderbarer! Unaussprechlicher! Dankopfer ich? Wo, Friedensbote Gottes? gad. Da, wo der Engel stand, und ihm Befehl, Nicht mehr zu tödten, ward, auf Arnans Tenne. david. Geh, Hoherpriester, geh, beflügle deinen Lauf! Die Priester bey der Lade Gottes alle! O wäre jezt ganz Gibeon bey ihr! Die Harfen all’, und alle Cymbeln, und Posaunen, Daß von dem Preisen Erd’ und Himmel erschalle! Geh!
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Zwanzigster Auftritt. Die Vorigen ausser Zadok. david. Chimeam, ein Feyerkleid! Jedidja, Bring meine Krone mir,
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Ein und zwanzigster Auftritt.
1965
1970
Die Vorigen ausser Chimeam. david. daß ich beym Altar Sie in den Staub vor den, der sich erbarmt hat, Hinlege. Salomo, Nachdem er die Krone aufgesetzt hat. du bleibst mit Nathan hier, Und siehst dem Opfer zu, und dankst mit uns Von fern. Ich bin von Opfernden umringt. Ich würde dich nicht sehn! mit dir nicht reden! Ich weiß von meinem auserwählten Sohn Jezt nichts! und keinem, der nur sterblich ist! Ich preise nur den Herrn, den Gnädigen! Den Wunderbaren! Unaussprechlichen!
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262
David
Zwey und zwanzigster Auftritt.
1975
1980
1985
1990
1995
2000
Salomo. Nathan. Mephiboseth. nathan. Herr! Herr! was ist geschehn! was ist geschehn! . . . Und wie viel anders, als wir dachten, wards! . . . Du Hocherhabner! ewig währt dein Preis! O Sohn! was hast du in des Lebens Frühe Vor einen Tag erlebt! Gott segne dich Mit reichen Früchten dieses schauervollen Und grossen Tags von ihm! Ja, weine nur! Ich sehe, daß du schon die ernsten Freuden Des Staunens über den, der’s herrlich endet, Empfinden kannst. Sieh, wunderbar beginnt ers! Fährt unerforschlich fort, der Staub und Engel Red’, oder schweige drüber! endet’s, endet’s dann Mit Herrlichkeit! So herrscht er droben, Sohn! In seinen Himmeln auch! mephiboseth. Du Wunderbarer! Du Gnädiger! Wie Vieler Seligkeit Verhüllte heut der Schrecken unserm Auge! Wie Vieler aus der Schaar, die heut, als Opfer Des Todes, fielen, und nun glücklicher, Als wir, die Wege Gottes strahlen sehn, Wie sie, zum letzten Ziel, durch Irr’ und Nacht Herüber kommen! . . . salomo. Höret ihr nicht auch Den Hall des Opfergangs? Schon seh ich Priester Dem Thore sich nahn, das sie zu Arnan führt. nathan. Dein Auge sey beym Opfer; und dein Herz Bey dem, zu dem hinauf das Opfer steigt. So bald es flammt, so sag es mir. Denn dieß nur Vermag mein Blick von hier zu unterscheiden. salomo. Sie ziehn heraus. Die Cymbel und Posaune tönt Voran, und rings um Arnans Hügel steht
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2020
2025
Unzählbar Volk. Ach, Nathan, Mephiboseth, Die leben! nathan. Siehst du deinen Vater nicht? salomo. Er geht mit starkem Schritt im Opferzug, Und breitet oft gen Himmel seine Händ’ aus. . . . Nun kömmt der König Arnan ihm entgegen, fällt Vor ihm aufs Antlitz nieder. . . . David spricht Mit ihm sehr viel und schnell, und ruft zugleich Arafna’s Söhnen zu. Wer kanns beschreiben, Wie schnell er spricht, und ruft, und zeigt? So ist Er, glaub ich, in der Schlacht. Die Ältsten wägen Viel Seckel Silbers dar. . . . Schon führen das Opfer Die Söhn’ Arafna’s her, und tragen Garben. Und Steine wälzen alle Kinder Levi’s Herzu, und baun den Altar. Joabs Stimme Erschallt vor aller andern Rufenden Stimme! Er baut am Altar mit, und hat den Spieß In die Erde gerannt. . . . In Levi’s Händen Blinkt schon der Opferdolch . . . das Opfer blutet; . . . Und wird nun auch zerstückt. mephiboseth. So laut, als jezt, Erklang noch die Posaun’ und Cymbel nicht. salomo. Die Levi’s tragen schon die Flamme zum Altar. Mit einer tritt der Hohepriester schon Herzu . . . Ach, Nathan, nun fällt David nieder, Und alles Volk mit ihm. Er legt die Krone Vor das Opfer in den Staub. . . . Gott der Götter! Was seh ich! Er sinkt in Nathans Arme. nathan. Salomo! was ist dir? was sahst du? Mein Sohn! salomo. O du Allmächtiger! des Himmels Und aller Himmel Himmel Gott!
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2030
David
nathan. mephiboseth. Was sahst du? Was sahst du? salomo. Gottes Feuer fiel herab! Auf das Opfer fiel die Donnerflamm’ herunter! nathan. Vom Himmel Gottes Feuer?
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Er fällt nieder, die andern auch. Sie schweigen einige Zeit.
. . . Hoch empor
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Nachdem er schnell aufgestanden ist, und hingesehen hat.
Brennt das Opfer des Danks! der ganze Altar Brennt! salomo. Nathan! siehst du, wie des Altars Felsen Die Flamme leckt? wie all’ auf ihrem Antlitz liegen? nathan.
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Er sinkt mit den andern von neuem nieder. 2035
O du Allmächtiger! . . . du Gnädiger! . . . Hehr, wunderbar, und heilig ist dein Name!
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Drey und zwanzigster Auftritt.
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Die Vorigen. Chimeam. Er kömmt schnell. chimeam. Mich sendet! saht ihrs? David sendet mich Vom grossen, wunderbaren, schrecklichen Namen Des Herrn mit euch zu reden! Ach, wo ist, Ihr saht es doch? wo ist ein Gott, wie unser Gott? Von oben her, aus seinen Wolken fiels, Von seinem Himmel fiel das Feuer Gottes Herab! und zündete schnell das Opfer an! nathan. Der Knabe Salomo, der selige, Der von der Macht des Herrn so viel erlebt! So viel des Herrschenden, an Einem Tage! Der sah die Flamme Gottes auf den Altar Von seinem rechten Arm herunterfallen!
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V. H a n d l u n g , 24. A u f t r i t t
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Von jenem Arm, in den sich David warf! Drauf sahn auch wir den hohen Brand des Opfers Empor gen Himmel steigen! haben auch Den Preis des Herrlichen (so fandest du uns,) Schon begonnen! und der soll ewig währen! chimeam. Seht hin. Die letzte Glut des Altars sinkt, Und wenig Rauch nur wallt noch in die Höh. So eilend hat die Himmelsflamme das Opfer Geendet! Hört ihr nicht?
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Die Musik wird, bis David kömmt, von Zeit zu Zeit immer näher gehört.
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Der Hall der Posaune Verstummt nicht mehr. nathan. Kehrt, den mit dieser Erhörung Der Herr begnadigt hat, nicht um? chimeam. Er kömmt! Belastet mit des Himmel Ehren kömmt Der König Israels! salomo. Vor Freude weint Jerusalem um meinen Vater her. chimeam. Sie gehn wie Träumende, sie sind erwacht, Aus einer schwarzen Tiefe voll Entsetzen! nathan. Auch jene Thränen, die nicht Freude weinen, Die bittern Thränen um die Todten, trockne du, Der furchtbar diesen Tag begonnen hat! Geendigt mit Erbarmung ohne Maaß!
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Vier und zwanzigster Auftritt. Die Vorigen. Gad. gad. Der König Israels, der Mann, den Gott
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David
Mit Wundern und mit grossem Heile segnet! Der Mann nach Gottes Herzen kömmt! salomo. Er kömmt! Mein grosser Vater kömmt! Auch ist gekommen Der Mann, der zu der Todeswolke nah Hintreten, und der, mit dem schrecklichsten Der Engel, Gottes Rächer, reden durfte! Und der, indem er mit dem Engel sprach, Deß Auge Tod, des Arm Verderben war, Nicht starb!
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Er geht seinem Vater entgegen, und kömmt mit ihm zurück.
Fünf und zwanzigster Auftritt.
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Die Vorigen. David. Zadok. Joab. Die Ältsten. Einige Priester. david. Wir fingen nur erst stammelnd an So bald die Sonne morgen aufgeht, soll, Ach morgen ist nunmehr kein Todestag! Gleich mit dem ersten Strahl der Sonne soll Die Hütte Gottes, wo die Bundeslade ruht, Soll Gibeon, und soll der Hügel Arafna’s, Vom Preise deß, der uns allmächtig half, Erschallen! laut erschallen, daß der Himmel, Und daß die Erde bebt! vom Preise deß, Der seinem armen Volk allmächtig half! Erschallen, bis am dritten Tage die Asche Des Abendopfers sinkt, und jeder Funken Verloschen auf dem Altar ist! Wo bist du, Mann Gottes, Gad? Und was verbirgst du dich, Den Gott so sehr geehrt hat, unter den Ältsten? Komm schnell hervor. Tritt her. Da wars, da sprachst Du mir das ernste Wort des Todes aus! Gerettete! da sprach er mir das Wort Des Todes aus. Laßt uns dem Retter danken! Wo soll ich meinen Dank, Herr, Herr, anfangen?
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Und enden wo? Das, was zulezt geschah, Kaum spricht mein Mund dieß Wunder Gottes aus. Am Opfer kniet’ ich, meine Krone lag Im Staub’, hinauf zum Himmel schaute mein Auge, Da . . . Wunderbarer! o wie dank ich dir genung? Da stürzt’ es hoch herab, wie Sterne sind, So hoch herab das schnelle Feuer Gottes! Verschlang das Opfer! und mein Antlitz glühte Von Gottes Flamme! Tief im Staube kühlt’ ich Mein Antlitz, wonnevoll vor meinem Gott An seines hohen Thrones letzten Stufe Hingeworfen! . . . So tief will ich am Throne Des Retters, bis zum dritten Untergange Der Sonne, liegen! Zadok, eile schnell, Und send hinauf nach Gibeon. Die reinsten Der reinen Opfer! und sie ohne Zahl! Zur Hütte, Nathan, wo die Lade Gottes ruht. Die Harfen all’, und alle Cymbeln und Posaunen! So, Zadok, auch auf Gibeon! und jeder Der Sänger! Eilen laßt uns all’, und von jezt an! Die Tage dieser Rettung, dieses Danks Die müssen keine Nächte haben! Wir wollen Ich, Nathan, Zadok, Gad auf Gottes Tenne Die ersten morgen seyn! Laß, Salomo, Vom Sion bis zum Altar Ähren streun. Zum Heere, Joab. Einige voran Mit Botschaft von der grossen Rettung Gottes! Und Haufen dann! für jede Stadt Ein Haufen! Eilt schnell umher! und tröstet, und begrabt! (Geh du nach Bethlem nicht!) begrabt, und zählt die Todten! salomo. Ich eile gleich, und streue bis zum Altar Vom Sion Ähren auf den Opferweg. Der Herr ist unaussprechlich groß, mein Vater! . . . Ich sah sein Feuer auch vom Himmel fallen! david. Bleib so, mein Sohn! Ich segne Er legt ihm die Hand auf die Stirn. mit der Segen
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David
Erhabenstem dich, Sohn: Erkenn’, und liebe Gott! . . . Hin! und bereitet euch zu eines Festes Feyer, Wie keins noch war! Wie hat uns Gott gerettet! Nur Einen Tag zählt’ er dem Tode zu! Und auf zween Tage waren noch die Gräber Eröfnet! und vielleicht auch unsre Gräber! Hin! laßt den Gnädigen uns, den Retter uns preisen, Der über uns nicht Tod, der Leben beschloß!
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Vorrede .
Vorrede. Ich glaube, daß ich würdige Gegenstände zu meinen Schauspielen gewählt, und jene als Dichter so gebildet habe, daß ihre Beschaffenheit nicht verschleyert ist. Denn ich wollte, daß diese mitherrschte. Wer auch sie erfindet, verfährt nach andern Grundsätzen. Die wirkliche Beschaffenheit und die Dichtkunst, welche diesen Namen verdient, sind ernste Gesetzgeberinnen. Aber wie streng sie auch immer seyn mögen, man gehorcht gleichwohl sogar ihren Winken, wenn man die Wirkungen kennt, welche sie, vereint, hervorbringen. Nur dieß darf ich von den Schauspielen sagen. Alles andre, besonders das, was ihre dichterische Bildung betrift, muß ich, wie ich in Ansehung meiner Schriften schon seit einem halben Jahrhunderte gethan habe, dem Ausspruche der Welt überlassen. Eine Bemerkung über die dichterische Bildung überhaupt will ich indeß doch wiederholen. Sie ist: Einige haben ihre Begriffe von der Dichtkunst dadurch eingeschränkt, daß sie nichts als Gesetz der Schönheit zugestehn, was sie nicht in Beyspielen der griechischen oder römischen Dichter finden. Aber sie könnten doch wohl nichts von Bedeutung einwerfen, wenn man sich etwa so gegen sie erklärte: A m i c u s H o m e r u s , a m i c u s M a r o , magis amica carminis veritas. Wer die geoffenbarte Religion eben so wenig glaubt, als die Vielgötterey unsrer Vorfahren, der hat Unrecht, wenn er deßwegen Nathan und Brenno (ich nenne nur diese) nicht für gleich würdige Gegenstände des Dichters hält. Verfährt er anders, so läßt er Nathan etwas entgelten, was ihm Brenno nicht entgilt. Sein Urtheil von Gedichten geht nun in den Ketten seiner Meinungen, vielleicht auch seiner Leidenschaft: und solches Geklirr hört man ungern. Ich habe die Trauerspiele und die Bardiete so geordnet, daß man fortwährenden Anlaß zur Vergleichung hat, und sich daher desto öfter fragen kann, ob man sich verzeihen dürfe, wenn man seinen Meinungen einen so schlimmen Einfluß auf sein Urtheil erlaubt.
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Apparat
Allgemeiner Teil
Klopstocks Arbeit an den biblischen Dramen und deren Druckgeschichte Der Tod Adams Zur Entstehung und Überarbeitung »Der Tod Adams« ist Klopstocks erstes biblisches Drama. Es entstand, während Klopstock vor allem am »Messias« arbeitete, und steht in enger Beziehung dazu, indem es einen Nebenaspekt dieses Hauptwerkes aus dem vierten Gesang, Sterben und Tod Adams,ñ formal und inhaltlich neu gestaltet. Die Gesänge I-V erschienen ñ75ñ.2 Eine erste Ausarbeitung der biblischen Prophezeihung, von dem Baum des Erkentnis Gutes und Böses soltu nicht essen denn welches Tages du da von issest wirstu des Todes sterben (Gen 2, ñ7),3 lag also, als Klopstock den Stoff dramatisierte, schon vor. Nach eigener Aussage schrieb er das Trauerspiel im Sommer ñ753.4 Dann verlor er es aus den Augen, bis Anfang ñ755 seine Frau Meta das Manuskript zufällig fand. Das wiedergefundene Trauerspiel betrachtete Klopstock noch als unvollendet. Während er es erst wieder durchsehn und überarbeiten wollte, bis auch die geringste Politur nicht mehr fehle,5 rechnete sein Vater im Sommer ñ755 bereits mit der baldigen Veröffentlichung, wie aus seinem Brief vom ñ7. Juli an Gleim hervorgeht.6 Aber schon drei Tage später schrieb er, daß das Werckchen biß zur andern Zeit verschoben bleiben müsse, damit das Hauptwerk, »Der Messias«, nicht gehindert werde.7 Am ñ4. Oktober bedauerte Klopstocks Vater, das Trauerspiel noch immer nicht schicken zu können: Während der Druck der »Koppenhagener Ausgabe« des »Messias« nur langsam voranschreite, arbeite sein Sohn noch am zehnten Gesang.8 ñ
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»Der Messias«, IV, 956-96ñ. Vgl. auch HKA, Werke IV, 3. S. 227. Für die Datierung der Verse 9ñ8-ñ05ñ des vierten Gesangs ist keine genauere Zeitbestimmung möglich. Zu Klopstocks Arbeit daran vgl. ebd. S. 290-302. HKA, Addenda III, Nr 29ñ4. Eine neue Auflage der Gesänge I-V erschien ñ756 in Kopenhagen, HKA, Addenda III, Nr 28ñ8. Zitate folgen der Ausgabe: M. Luther, Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. Wittenberg ñ545. Hrsg. von H. Volz unter Mitarbeit von H. Blanke. Bd ñ-2. München ñ972 (Biblia). Klopstock an Anna Cäcilia Ambrosius, 30. oder 3ñ. ñ0. ñ767, vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ07. Über Anna Cäcilie Ambrosius (ñ747-ñ820) und Klopstocks Beziehung zu ihr vgl. HKA, Briefe V, einführende Erläuterungen zu Nr ñ6. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ07. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 2. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 3.
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Apparat: Allgemeiner Teil
Neben der Arbeit am »Messias« lag ein anderer Verzögerungsgrund in dem Trauerspiel selbst. Es war nicht nur Klopstocks erstes biblisches Drama, sondern sein erstes Drama überhaupt. Es entsprach weder der zeitgenössischen Theaterpraxis noch den damals geltenden gattungspoetischen Regeln.9 Wie deutlich Klopstock diese Eigenwilligkeit seines Trauerspiels bewußt war, zeigt sein dem Dramentext vorangestellter »Vorbericht« (Text, S. 5-6). Darin sucht er die Behandlung des biblischen Stoffs zu rechtfertigen,ñ0 nimmt zur Gattungsfrage Stellung, an der sich dennoch die Kritik entzünden sollte,ññ und schließt die Aufführung des Trauerspiels auf dem Theater von vornherein aus.ñ2 Dieser »Vorbericht« entstand wahrscheinlich Ende ñ755 oder im Laufe des Jahres ñ756, als Klopstock daran dachte, das Trauerspiel zu publizieren. Daß er sich in dieser Zeit mit dramentheoretischen Fragen beschäftigte, bezeugen vergleichsweise ausführliche Eintragungen in seinem »Arbeitstagebuch«, das Klopstock in der Zeit vom ñ3. ññ. ñ755 bis ñ. 8. ñ756 führte.ñ3 Besonders aufschlußreich ist, was er dort über Begegnungen im Hause Bernstorff mitteilt. In einem Gespräch über eine Tragödie Edward Youngs, welches dort im Dezember ñ755 stattgefunden hatte, war er der Kritik Bernstorffs an der tragischen Darstellung von unedlen kleinen Leidenschaften mit dem Hinweis auf Racines »Athalie« begegnet.ñ4 Daß in Racines Tragödie, welche ebenfalls einen alttestamentlichen Stoff behandelt, sonst aber kaum Gemeinsamkeiten mit Klopstocks Trauerspiel aufweist, die unedlen Affekte in eine heilsgeschichtliche Perspektive eingebunden sind, machte es in Klopstocks Augen zu einem Beweisstück gegen Bernstorffs Kritik.ñ5 »Athalie« erwähnt Klopstock auch in seinem »Vorbericht«, und zwar als Muster für die dramatische Gestaltung des schon im Heidentum existenten Erhabenen, der schönen und großen Natur (Text, S. 5, Z. 28-30).ñ6 Seine weitere Beschäftigung mit dem Trauerspiel hielt er im »Arbeitstagebuch« in lakonischer Kürze fest. Die dort ebenfalls notierte gleichzeitige Arbeit am »Messi9 ñ0
ññ
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ñ3 ñ4 ñ5
ñ6
Vgl. Strohschneider-Kohrs, Klopstocks Drama »Der Tod Adams«, besonders, S. ñ65-ñ67. Darauf gehen die meisten zeitgenössischen Rezensionen ein (vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, z. B. Nr ñ3, 29, 30). Ablehnende Rezensionen gehen bei ihrer Kritik durchweg von der Gattungsfrage aus. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 20. Darauf verweisen zustimmende Rezensionen in der Absicht, etwaiger Kritik zuvor zu kommen. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, z. B. Nr ñ2 und ñ9. Ablehnende Rezensionen betonen den darin liegenden Widerspruch zur Gattungsbezeichnung »Trauerspiel«. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 20. Klopstocks »Arbeitstagebuch« (HKA, Addenda II). Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 4. Ausführliche Erläuterungen in HKA, Addenda II, S. 272/273, zu 34, 56-58 (zum englischen Trauerspiel) und zu 34, 6ñ (zu Racines »Athalie« als Argument gegen Bernstorffs Kritik). Vgl. HKA, Addenda II, S. 324/325.
Der Tod Adams
281
as« läßt es als möglich erscheinen, daß sich der erste Vermerk vom ñ4. März ñ756, der nur lautet: Adam durchgesehn,ñ7 auf das große Gebet Adams im zehnten Gesang des »Messias« bezieht. Doch wenn Klopstock im »Arbeitstagebuch« über Änderungen von kleineren Verspartien des »Messias« spricht, benutzt er die Ausdrücke »geändert« bzw. »verändert«.ñ8 Den Ausdruck »durchsehen«, bzw. »durchgesehen« verwendet er dagegen zur Bezeichnung der Gesamtrevision eines größeren, im wesentlichen abgeschlossenen Textes.ñ9 So spricht einiges dafür, daß Klopstock mit der Eintragung Adam durchgesehn sein Trauerspiel meinte und er sich folglich spätestens ab Mitte März ñ756 mit dessen Überarbeitung befaßte. Häufig zeigte Klopstock seine Dramenmanuskripte schon vor dem Druck einigen Freunden. Am 24. März ñ756, zehn Tage nach der ersten Erwähnung »Adams« im »Arbeitstagebuch«, gab er sein Trauerspiel Charitas Emilie Bernstorff.20 Die nochmalige Lektüre von Racines Drama »Athalie«, die er am 8. April festhielt,2ñ legt die Vermutung nahe, daß er sich noch in dieser Zeit mit dem »Vorbericht« beschäftigte. Möglicherweise schloß die Sendung des Trauerspiels an Adam Gottlob Moltke, die am 3. Juli vermerkt ist, den »Vorbericht« bereits mit ein.22 Änderungen am Trauerspiel notierte Klopstock am 2ñ. Juli.23 Am Tage darauf las er aus dem Text vor.24 Anfang November schrieb er seinem Vater: Ich habe mein Trauerspiel, Adam, u einige kleine prosaische Stücke, die ich zugleich mit dem<se>lben drucken lassen will, von neuen durchgesehen.25 Drucklegung und erneute Überarbeitung Als Verleger wählte Klopstock Friedrich Christian Pelt (ñ722-ñ796) in Kopenhagen. Pelt war der einzige der in Kopenhagen ansässigen Buchhändler und Verleger, dem Klopstock nachweislich eigene Werke anvertraute. In den Jahren ñ757 bis ñ786 erschienen bei ihm drei Auflagen von »Der Tod Adams« sowie zwei Teile »Geistliche Lieder«, davon ebenfalls mehrere Auflagen.26 Einzelheiten über Pelts Leben ñ7 ñ8 ñ9
20 2ñ 22
23 24 25 26
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 5. Vgl. HKA, Addenda II, S. 323/324. Zur Bedeutung von »durchsehen«, bezogen auf »Der Tod Adams« vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ07 und ññ. Vgl. auch HKA, Addenda II, S. 323/324. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 6. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 7; vgl. auch HKA, Addenda II, S. 325. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 8. Über Adam Gottlob Graf Moltke (ñ7ñ0-ñ792) vgl. HKA, Addenda II, S. 262/263. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 9. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ0. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ññ. Beschreibungen der von Pelt verlegten Werke Klopstocks vgl. HKA, Addenda III, Nr 2005, 2007, 20ñ0, 20ññ (»Geistliche Lieder«); Nr 3092, 3094 und 3099 (»Der Tod Adams«).
282
Apparat: Allgemeiner Teil
und seine Buchhändlertätigkeiten waren nicht zu ermitteln. Auch über seine Verbindung mit Klopstock ist kaum etwas bekannt. Sicher ist, daß Pelt seit ñ755 anläßlich der Drucklegung der »Koppenhagener Ausgabe« des »Messias« 27 für Klopstock tätig war.28 Zeugnisse über den Beginn und Verlauf der Drucklegung des Dramas sowie über die anzunehmende Überwachung des Drucks durch Klopstock sind nicht überliefert. »Der Tod Adams« erschien ñ757 (Dñ).29 Am 27. Juni ñ757 bestätigte eine erste Rezension in den »Altonaischen gelehrten Anzeigen« das Erscheinen des Dramas.30 Ihr folgten Rezensionen in großer Zahl, die das Trauerspiel entweder begeistert begrüßten oder kritisierten und ablehnten.3ñ Eine ähnliche Polarisierung bei der Aufnahme von »Der Tod Adams« spiegelt sich in privaten Äußerungen von Zeitgenossen.32 Noch im selben Jahr gab der junge Wieland ohne Klopstocks Wissen in Zürich bei Conrad Orell & Co. eine »Zweyte Auflage« des Trauerspiels heraus.33 In einem zusätzlichen »Neuen Vorbericht« schreibt er, nur etliche wenige Exemplare hätten bis dahin die Schweiz erreicht; allein durch einen raschen weiteren Druck könne er das ungemeine Vergnügen, das er bei der Lektüre empfand, mit anderen Liebhabern geistreicher Werke teilen.34 Während Wielands »Neuer Vorbericht« die Begeisterung für Klopstocks erstes Drama spiegelt, gipfelt die Kritik daran in Moses Mendelssohns Rezension vom Oktober ñ757.35 Mendelssohn, der unter anderem die »Eintönigkeit« der Charaktere des Dramas kritisiert, wirft dem Autor vor, sogar die Differenzierungen, die Alter und Geschlecht vorgeben, gelegentlich aus den Augen zu verlieren: S e t h , zu dem Adam S. ò0 sagt: »Du bist ein Mann, mein Sohn! Ich kann dir alles sagen –«36 thut S. ò7 die kindische Bitte: »So bleib denn, mein Vater, bleib und stirb nicht!«37 ob ihm gleich der Fluch des 27 28
29 30 3ñ 32 33
34
35
36 37
HKA, Addenda III, Nr 29ñ8 und 29ñ9. Vgl. Klopstock an Hemmerde, 3ñ. 7. ñ756 (HKA, Briefe III, 38, ñ2 und Erläuterung hierzu). Klopstock erwähnt nur Pelts Namen, ohne etwas Genaueres darüber zu sagen, wie Pelt für ihn tätig war. Vgl. HKA, Addenda III, Nr 3092. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ2. Eine Auswahl ist im Abschnitt »Zeugnisse« wiedergegeben: Nr ñ3, ñ5, ñ9, 20 und 29. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, z. B. Nr ñ8, 22, 23, 24 und 27. HKA, Addenda III, Nr 3093. Diese Ausgabe meinte wahrscheinlich Cramer, als er eine zweite Auflage versehentlich auf ñ758 datierte. In: Cramer, Klopstock, Th. 5, S. 337. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ44. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 28; vgl. dazu auch Strohschneider-Kohrs, Klopstocks Drama »Der Tod Adams«, S. ñ68-ñ69. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 20. Zu den Reaktionen Wielands und Mendelssohns auf Klopstocks Trauerspiel vgl. auch Strohschneider-Kohrs, Klopstocks Drama »Der Tod Adams«, S. ñ68-ñ69. Sie zeigt, daß diese beiden Positionen gleichsam ein Grundmuster bilden, von dem sich auch die spärliche spätere Forschung nicht löst. Ebd. S. ñ70-ñ74. Text, S. ñ0, Z. ñ7/ñ8. Text, S. ññ, Z. 23.
Der Tod Adams
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Herrn nicht unbekannt war, daraus er wenigstens hätte abnehmen können, daß Leben und Tod nicht in den Händen seines Vaters stehe. In dem Munde eines Kindes, wie S e l i m a , ist diese Bitte S. 38. noch erträglich, da sie fast mit eben den Worten flehet: »Stirb nicht, ach stirb nicht, mein Vater! –«38 Klopstock streicht in Seths Rede die Bitte stirb nicht und formuliert den Satz um: Ach bleib denn, mein Vater, bleib!39 Ob er diese Änderung in Reaktion auf Mendelssohns Rezension vornahm oder unabhängig davon, ist jedoch ebenso ungewiß, wie die Frage, wann er sie vornahm, unbeantwortbar bleibt. Diese Änderung erscheint erst in der Göschen-Ausgabe (D4).40 Pelt ließ spätestens ñ765 eine zweite Auflage des Trauerspiels folgen (D2), die bereits im Katalog zur Michaelismesse ñ764 angekündigt wurde.4ñ Wie für Dñ gibt es auch für D2 keine Zeugnisse, die auf die Frage, ob Klopstock den Druck überwachte und Änderungen vornahm, eine Antwort gäben. Da Autor und Verleger am selben Ort lebten, kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, daß einige der Abweichungen von D2 gegenüber Dñ auf Klopstock zurückgehen.42 Schon ñ766 erschien eine »Dritte Auflage« des Trauerspiels, in der weder der Erscheinungsort noch der Verlag angegeben sind. 43 Einiges spricht dafür, daß Christian Daniel Hechtel in Magdeburg diesen Druck zusammen mit einer »Zweyten Auflage« des »Salomo« herstellte.44 Dabei handelt es sich – wie zuvor schon bei dem Druck Wielands – um einen nicht autorisierten Nachdruck. Die rechtmäßige dritte Auflage des Trauerspiels (D3) erschien im Jahre ñ773 abermals bei Pelt.45 Sie fiel deutlich fehlerhafter aus als die beiden ersten Drucke. 46 Klopstock war zwei Jahre zuvor von Kopenhagen nach Hamburg gezogen, und seine Einflußnahme auf diese Auflage ist fast mit Sicherheit auszuschließen. In Band 8 der Göschen-Ausgabe erschien »Der Tod Adams« (D4) zusammen mit »Hermanns Schlacht« postum erst ñ804.47 38 39 40
4ñ 42
43 44
45 46 47
Text, S. ñ8, Z. 3 und Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 20. Vgl. Einzelapparat zu »Der Tod Adams«, Abschnitt »Varianten«. Vgl. unten den Abschnitt »Der Stand der Vorbereitung der Dramen für die GöschenAusgabe« und im Einzelapparat zu »Der Tod Adams« den Abschnitt »Textkonstitution«, unten S. 393/394. Die Kollation der Drucke läßt darauf schließen, daß Klopstock die Änderung in ein Exemplar von D2 eintrug. Vgl. HKA, Addenda III, Nr 3094 und Kommentar hierzu. Vgl. Einzelapparat zu »Der Tod Adams«, Abschnitte »Textkonstitution« und »Lesarten/ Varianten«. HKA, Addenda III, Nr 3096. Vgl. Kommentar zu HKA, Addenda III, Nr 3096. Zum »Salomo«-Druck (D4) vgl. HKA, Addenda III, Nr 3ññ9. Zu Hechtel vgl. unten Abschnitt »Die ›Salomo‹-Drucke«. HKA, Addenda III, Nr 3099. Vgl. Einzelapparat zu »Der Tod Adams«, Abschnitt »Textkonstitution«, S. 393. Vgl. HKA, Addenda III, Nr 30-3ñ und Nr 3ñ08. Vgl. auch unten das Kapitel »Der Neudruck der biblischen Dramen in der Ausgabe der ›Werke‹ bei Göschen«.
284
Apparat: Allgemeiner Teil
Salomo Zur Entstehung Wie schon beim ersten Trauerspiel enthält der »Messias« auch hier Passagen, die denselben im alttestamentlichen Buch der Könige (ñ Kön ññ, ñ-ñ3) überlieferten Stoff behandeln: Salomos Reue und Zurückfinden zu Gott, nachdem er, zum Aberglauben verführt, dem Moloch Kinder geopfert hatte. Im elften Gesang wird Salomo erwähnt, der dieser seiner Verirrung gedenkt mit den Worten: ich, / Der aus solchen Irren herauf zu der Rettung geführt ward!48 Im achtzehnten Gesang werden die dem Moloch dargebrachten Menschenopfer und die Schmerzen der Mütter thematisiert.49 Die Verse im »Messias« zu den Stoffen, die auch in »Der Tod Adams« und »Salomo« aufgegriffen werden, bestätigen Klopstocks Bemerkung in der »Vorrede« zu »Salomo«, daß er sich Betrachtungen über die Situation unseres Stammvaters und Salomos nicht selten überlassen habe (Text, S. 33, Z. 3-5), und bereits im »Vorbericht« zu »Der Tod Adams« (ñ757) bezeichnete er Salomo als mögliche Hauptperson eines Trauerspiels (Text, S. 5, Z. ñ7-20). Die Ausführung dieses Plans aber verzögerte sich. Einen tiefen Einschnitt in Klopstocks Leben bildete im folgenden Jahr der Tod seiner Frau Meta, der Klopstocks Schaffenskräfte für eine längere Zeit verminderte. Erst Anfang ñ76ñ berichten seine Freunde, er arbeite wieder am »Messias«. Christiane Stolberg schreibt erst von 300, dann sogar von über 600 Zeilen, die Klopstock in einem Vierteljahr verfaßt habe.50 Johann Andreas Cramer rechnete mit der Fertigstellung der Gesänge XI-XV im Jahr ñ762.5ñ Die Wiederaufnahme der Arbeit am »Messias« wird die Ausführung eines weiteren Dramenprojekts verzögert haben. Es ist unwahrscheinlich, daß Klopstock damit vor ñ762 begann. Von Ende April ñ762 bis Anfang Juli ñ764 hielt sich Klopstock in Deutschland auf, seit August ñ762 meistens in Quedlinburg,52 daneben auch in Blankenburg, Meisdorf, Halberstadt, Magdeburg,53 zuletzt in Hamburg.54 In diesen zwei Jahren 48 49 50
5ñ
52 53
»Der Messias«, XI, 930/93ñ. »Der Messias«, XVIII, 60ñ-6ñ4. Christiane Stolberg an Ebert, ñ4. 2. und 28. 3. ñ76ñ (Hss.: Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel: Cod. Guelf. 6ñ6 Nov., Nr. 4 und 5). Johann Andreas Cramer an Ebert, 9. 3. ñ76ñ (Hs.: Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel: Kleine Briefsammlungen V (vormals Sammlung Vieweg) 308). Siehe Anm. 56. Schon ñ750 ist ein Aufenthalt Klopstocks in Magdeburg nachgewiesen vom 5. bis 8. Juli (vgl. HKA, Briefe I, 7ñ, 3 und Erläuterungen hierzu). Während seines Deutschlandaufenthaltes ñ762-ñ764 kam er mindestens noch zweimal nach Magdeburg, zuerst nahm ihn Gleim am ñ6. Juni ñ763 mit dorthin (vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 34, auch 32). Vor seiner Abreise nach Dänemark teilte Klopstock am ñ6. 4. ñ764 Gleim mit: Ich verreise den dritten Feyertag, u bleibe 2 Tage in Magdeb. (vgl. HKA, Briefe IV, ñ78, 5-6). Die Absicht, am dritten Feiertag, also am 24. 4., zu reisen, bekräftigt Klopstock in einem Brief an
Salomo
285
nahm besonders Gleim Anteil am dichterischen Schaffen Klopstocks. Die wichtigsten Aufschlüsse über die Arbeit an den weiteren biblischen Dramen gibt Gleims Briefwechsel mit Klopstock und Johann Peter Uz.55 Dieser Briefwechsel zeugt auch von häufigen Treffen Gleims und Klopstocks.56 Das erste erhaltene schriftliche Zeugnis für Klopstocks Arbeit an »Salomo« ist eine Bemerkung in seinem Brief an Gleim vom 28. Juli ñ763: Vom Salomo sind in Magdeburg noch ein Paar kleine Scenen fertig geworden .57 Die Erwähnung Magdeburgs bezieht sich auf den Aufenthalt Klopstocks dort im Juni ñ763, der in einem Brief Gleims an Uz vom 9. August ñ763 genauer beschrieben wird: Den ò6ten Juny nahm ich ihn (Klopstock) mit nach Magdeburg auf meiner Berlinischen Reise. Er blieb acht Tage bey Bachmann. Ich blieb nur einen Abend. Diesen aber brachten wir sehr vergnügt auf der so genanten Insul zu. Klopstock laß uns sein Trauerspiel: Salomon. Es war noch nicht ganz fertig; aber nach meinem Geschmack, ein Meisterstück, in eilfsylbigten nicht gereimten Versen.58 Fertig waren oder wurden im Juni große Teile der dritten Handlung, mindestens die Szene, in der Salomo dem Moloch ein Kind opfern läßt (III, ñ-6 oder mehr), und eine Szene zwischen ihm und der Mutter des geopferten Kindes (II, 3 oder III, ñ0-ñ3), Handlungs-Elemente also, die auch in Versen des »Messias« behandelt sind, sowie ein Gesang in abweichendem elegischen Versmaß (III, 8).59 Am ñ2. August schrieb Klopstock an Gleim: Bald aber will ich zu Ihnen
54
55
56
57 58 59
Ebert vom ñ8. 4. ñ764 (vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 6ñ). Am 2ñ. 4. schrieb ihm Gleim noch, er solle bei Bachmann logieren (vgl. HKA, Briefe IV, ñ80, 3-4). Am 24. 5. ñ764 schrieb Klopstocks Mutter an Lavater, ihr Sohn sei schon am 23. abgereist (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: FA Lav. Ms. 5ñ7, Nr. 92). Er war also ab 23. oder 24. April ñ764 in Magdeburg. Wieviele Tage er blieb, das ist unsicher. Am ñ. Mai ñ764 war er bereits in Gartow (vgl. HKA, Briefe IV, ñ84, ñ-2 und Erläuterungen hierzu sowie Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 6ñ). Mindestens von Anfang Juni bis 5. Juli ñ764 war er in Hamburg (vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 78). Johann Peter Uz (ñ720-ñ769), Mitübersetzer des Anakreon (ñ746), Jurist und Dichter, gehörte zu den Freunden Gleims. Vgl. J. W. L. Gleim an J. P. Uz, 24. 9. ñ762: Herr Klopstock ist seit vier Wochen zu Quedlinburg und wir besuchen uns zuweilen auf zwey Meile weges zu Fuß! Doch hat er nun ein Pferd und ich auch, und da werden wir uns öfterer sehen (Schüddekopf, Gleim/Uz, S. 33ñ). Wie kurz die Reisezeit zu Pferd war, kann man aus Klopstocks Bemerkung vom ñ6. 4. ñ764 in einem Brief an Gleim schließen: Wenn mein Pferd nicht beliebt hätte krank zu werden; so käme ich heute statt des Boten auf einen Caffe zu Ihnen. (HKA, Briefe IV, ñ78, ñ-2.) Zu weiteren Treffen vgl. auch Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 34-36, 56 und 70. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 32. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 34. Johann Heinrich Füßli erwähnt diese Szenen unter Berufung auf Sulzer in seinem Brief an Lavater, 26. ñ0. ñ763, vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 43. Vgl. auch unten den Abschnitt: »Gerüchte und Mißverständnisse um ›Jonathan‹«.
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Apparat: Allgemeiner Teil
auf Ihren Garten kommen und bey Ihnen am Mess. oder am Sal. arbeiten.60 Und Gleim berichtete Uz am ñ4. August, Klopstock sei zwar bisher ausgeblieben, aber diese Woche will er kommen, acht Tage bey mir bleiben, und seinen Salomo, eine Tragedie, fertig machen.6ñ Am 4. September teilt er Uz mit, Klopstock sei zehn Tage bei ihm gewesen.62 Daß er bei Gleim tatsächlich gearbeitet hat, ist dadurch bezeugt, daß er Gleim am 27. August bittet, zwei Manuskripte, die er bei ihm liegenließ, nachzusenden.63 Genaueres über den Stand der Arbeit an »Salomo« enthält Klopstocks Brief an Gleim vom ñ5. September ñ763. Mit dem Salomo sei er bis über die Hälfte des 5ten Acts fertig geworden, wenn dieser 5te Act nicht von einer unerlaubten Grösse würde. Gleim möge warten, bis er ganz fertig ist.64 Am 4. Oktober konnte er an Gleim schreiben: Da ist der Salomo. In einem Begleitschreiben, dessen Kürze er mit seiner Arbeit am »Messias« entschuldigt, bittet er Gleim um kritische Anmerkungen und Korrekturen der Interpunktion.65 Im Herbst ñ763 klagte Elisabeth Schmidt in einem Brief an Klopstock, er habe ihr und auch Alberti den »Salomo« noch immer nicht geschickt.66 Der Brief Philipp Ernst Oertlings an Heinrich Wilhelm von Gerstenberg vom 23. ñ2. ñ763 läßt die Deutung zu, daß Klopstock Anfang Dezember ein Manuskript nach Hamburg an Alberti schickte mit dem Auftrag, es nach Kopenhagen weiterzusenden.67 Im Unterschied zu »Der Tod Adams« handelt es sich bei »Salomo« um ein Versdrama. Zwar war Klopstocks Trauerspiel »Der Tod Adams« in der italienischen und englischen Übersetzung in Verse übertragen worden,68 doch ist nicht anzunehmen, daß Klopstocks Entschluß, »Salomo« als Versdrama zu verfassen, dadurch bestärkt wurde, lehnte er doch später Gleims Versifizierung seines Trauerspiels ab.69 Schwerer wiegen dürfte, daß die Entscheidung für ein Versdrama in eine Zeit 60 6ñ 62 63 64 65 66 67
68
69
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 35. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 36. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 39. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 37 und 38. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 40. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 42. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 46. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 49. Daraus ist nicht unbedingt auf eine weitere Abschrift des »Salomo« zu schließen; es könnte sich zum Beispiel um das Exemplar handeln, welches Gleim zuvor hatte (vgl. Abschnitt »Zeugnisse« Nr 42). Über Philipp Ernst Oertling (geb. um ñ7ñ2/ñ3, gest. ñ764) vgl. HKA, Briefe IV, einführende Erläuterungen zu Nr 97 und HKA, Briefe III, Erläuterungen zu 26, 2. Über Heinrich Wilhelm von Gerstenberg (ñ737-ñ823) vgl. HKA, Briefe IV, einführende Erläuterungen zu Nr 86 und HKA, Briefe V, einführende Erläuterungen zu Nr ñ62. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 50 und 89. Eine Rezension der englischen Übersetzung erschien zunächst in »The Critical Review« (vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 33). Diese war Klopstock bekannt, wie er im November bestätigte (vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 44). Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ññ0 und ñññ.
Salomo
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fällt, in der sich Klopstock besonders intensiv mit Fragen der Metrik auseinandersetzte, dies in Verbindung mit seiner Arbeit am »Messias«, mit den neuen, oft von antiken Mustern abweichenden Versmaßen, die er im XX. Gesang anwandte.70 Er plante eine »Abhandlung vom Sylbenmaasse«, in der er umfassend Fragen der Prosodie und der Metrik zu behandeln beabsichtigte.7ñ Wie im »Messias« nimmt sich der Dichter im Drama bei der Versgestaltung beachtliche Freiheiten. Gleim, der wohl die Kritik an Klopstocks Versen vorhersah,72 schrieb ihm am 27. Januar ñ764 unter Hinweis auf dessen Abhandlung »Von der Nachahmung des griechischen Sylbenmasses im Deutschen« im zweiten Band des »Messias«73: Wenn Sie vom jambischen Vers vor dem Salomo nur eben so viel sagen, so werden sie wenigstens die Kenner Klug machen. Denn glauben sie mir, lieber Freund, es giebt auch Kenner, die an diesem Stük gantz dum sind.74 Im Schlußteil der »Vorrede«, die Klopstock für sein Drama »Salomo« verfaßte, äußert er sich über die hier geübte unregelmäßige Handhabung des Jambus (Text, S. 33, Z. 23-3ñ). Möglicherweise war Gleims Rat der Anlaß für den Autor, seiner unregelmäßigen Handhabung des Jambus eine Partie in der »Salomo-Vorrede« zu widmen. In dieser »Vorrede« stellt Klopstock den Bezug zu »Der Tod Adams« her75 und antwortet indirekt auf die Kritik einiger seiner Rezensenten. Dem Einwand, er sei in der Behandlung des Stoffs einseitig verfahren,76 entgegnet er, keine Abhandlung, sondern eine Tragödie geschrieben zu haben (Text, S. 33, Z. 8-ñ2). Indem er den Antheil, den Salomos Verstand an seinem Falle hatte, mit vorkommen ließ (Text, S. 33, Z. ñ0-ñ5), habe er sein Recht, inhaltliche Akzente zu setzen, auch in der neuen 70
7ñ
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76
Vgl. HKA, Werke IV, besonders den XX. Gesang, z. B. V. 974-977. Vgl. dazu: auch Hellmuth, Metrische Erfindung, S. ñ57/ñ58. Zwischen ñ768 und ñ779 veröffentlichte er verschiedene »Fragmente« aus dieser Abhandlung. Zum Versmaß im »Messias« vgl. Hellmuth, Metrische Erfindung, S. 36-46 und HKA, Briefe VIII, Erläuterungen zu Nr 65, Z. 7. Zu den Kritikern gehörten u. a. Lessing und Anna Louisa Karsch; vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 98 und Nr 67. Zu Anna Louisa Karsch vgl. Anm. 97. Die meisten Kritiker äußern sich auch zum Versmaß, vgl. Abschnitt »Zeugnisse« Nr 72, 90, 92, 93, 94 und ñ00. »Der Messias«. Bd 2. Koppenhagen ñ755. S. iii-xi. – Halle ñ756. S. VII-XX. – Vgl. auch: Back/Spindler, Bd ñ5, S. ñ-20. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 52. Text, S. 33, Z. 2-5; vgl. auch im Kapitel »Klopstocks Arbeit an den biblischen Dramen und deren Druckgeschichte« den Abschnitt »Zur Entstehung und Überarbeitung«. Ihm wurde vorgeworfen, im Drama einerseits eine zu einseitige Konzentration auf die einzige Idee vom S t e r b e n vorgenommen zu haben, unter Auslassung sogar all dessen, was die Bibel für den sterbenden Adam an Tröstlichem bereithält (z. B. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ5) und andererseits, daß er Szenen eingefügt habe, die die schauervollen Unterredungen eines Adams und Seths leider unterbrechen (Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ3) oder völlig unverbunden mit der Dramenhandlung seien (Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 20).
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Apparat: Allgemeiner Teil
Tragödie wahrgenommen.77 Ebenfalls als Reaktion auf die Kritik an seinem ersten Trauerspiel ist es zu verstehn, daß Klopstock in »Anmerkungen« einige im »Salomo« auftretende biblische Personen erläutert – dies weniger, um Unkundige zu informieren als um zu belegen, daß er sich an die biblischen Vorgaben gehalten habe. Diese »Anmerkungen« wurden offensichtlich schon vor der letzten Korrektur des Trauerspiels angefertigt, denn Klopstock kommentiert hier an einer Stelle Verse, die er später gestrichen hat.78 Mit der »Vorrede« sowie diesen »Anmerkungen« wurde das Drama spätestens Ende April ñ764 von dem Magdeburger Buchhändler Daniel Christian Hechtel gedruckt. Die »Salomo«-Drucke »Salomo« ist der einzige Text Klopstocks, für den Daniel Christian Hechtel nachweislich das Verlagsrecht erhielt. Hechtel (geb. ñ726) hatte in Frankfurt am Main den Buchhandel erlernt und eröffnete ñ762 eine Buchhandlung in Magdeburg.79 Er verlegte unter anderem von ñ763 bis ñ766 die Zeitschrift »Der Greis« und zwei Teile von Gleims Werken, gedruckt von seinem Bruder Georg Erdmann Hechtel in Goslar.80 D. C. Hechtel war in Verlegerkreisen als Schuldenmacher und Nachdrucker bekannt. Auf der Michaelismesse ñ765 wurde gegen ihn die Beschränkung des Verkehrs auf Barbezug ohne Rabatt beschlossen.8ñ Seine Magdeburger Buchhandlung war spätestens am 8. Juli ñ772 nicht mehr in seinem Besitz.82 Dem während der Ostermesse ñ774 in Leipzig gegen ihn angestrengten Prozeß wegen des
77
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8ñ 82
So gibt er in seinem zweiten Drama der in der Bibel verbürgten Rolle der Frauen an Salomos Fall kaum Raum. Von Salomos Harem, beschrieben im AT: Aber der König Salomo liebete viel auslendischer Weiber / die Tochter Pharao / und Moabitische / Ammonitische / Edomitische / Zidonitische und Hethitische (ñ Kön ññ, ñ), insgesamt hatte er sieben hundert Weiber zu Frauen / und drey hundert Kebsweiber (ñ Kön ññ, 3), bleibt in Klopstocks Trauerspiel nur Königin Semira übrig mit drei kurzen Auftritten: II, 3; III, ñ0 und V, ñ3. Den Hadad und Reson ohne Krieg / Zurückzuhalten. Vgl. Text, S. ñ55, Z. ñ4/ñ5. Vgl. Blätter für Handel, Gewerbe und soziales Leben (Beiblatt zur Magdeburgischen Zeitung), ññ. Juni ñ878, Sp. 2. Diese wie Klopstocks »Salomo« werden neben anderen Druckwerken aufgeführt in einer Liste der von D. C. Hechtel an die Königliche Bibliothek zu Berlin abgelieferten Bücher mit seiner Unterschrift vom ñ7. August ñ765. (Hs.: Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Magdeburg, Rep. A 5 Nr. ñ3ññ fol. 238r, 2. Ex.: 24ñr.) Die Liste umfaßt nur die abgelieferten, also nicht sämtliche von Hechtel ñ765 tatsächlich verlegten Bücher. Kapp/Goldfriedrich, Geschichte des Deutschen Buchhandels, Bd 3, S. 28. In einer offiziellen Buchhändlerliste aus dem Jahr ñ772 ist unter Hechtels Namen vermerkt: nunmehro Buchhändler Zapffe ins d. 8ten Jul. ò772. (Auskunft: Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Magdeburg.)
Salomo
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Verdachts, auf der Messe Nachdrucke verkauft zu haben, entzog er sich.83 Noch einmal wird Hechtel ñ778 in einem Verzeichnis von Buchhändlern und Buchdrukkern erwähnt, die die Leipziger Messe besuchten. An der Stelle, wo in diesem Verzeichnis der Wohnort angezeigt wurde, steht hinter Hechtels Namen nirgends feste.84 Danach verliert sich seine Spur. Über den zeitlichen Ablauf der Drucklegung des ñ764 erschienenen »Salomo« geben einige Briefe aus demselben Jahr spärliche Auskünfte. Gleim berichtete Klopstock am 20. März, »Salomo« gehe, wie er höre, in Magdeburg schon in einzelnen Bogen herum.85 Am 4. April schrieb Just Friedrich Wilhelm Zachariä an Bodmer, daß Klopstocks »Salomo« nächstens die Preße verlaßen wird.86 Am ñ5. April kündigte Klopstock Lavater das Trauerspiel für die Ostermesse an.87 In Hechtels Verlag erschienen im Jahre ñ764 drei Drucke des Trauerspiels in unterschiedlichem Format, Ausstattung und Umfang: ein Quartdruck auf Papier von hoher Qualität und eine Oktavausführung auf minder gutem Papier, die als »Umschußausgabe« vom umbrochenen Satz des Quartdrucks abgezogen wurde, jeweils auf ññ vollen Bogen88, sowie ein Oktavdruck, gedruckt auf zwei unterschiedlichen Papierqualitäten auf ñ2 vollen Bogen.89 Am ñ. Mai ñ764 wurde das Erscheinen des ersten Drucks von »Salomo« in Magdeburg angezeigt: Salomo, ein Trauerspiel, von Klopstock, groß 8vo, auf fein Jungfer-Papier, ò6 Gr.90 Die Bezeichnung groß 8vo, die im Sprachgebrauch der Zeit gleichbedeutend ist mit Quart, sowie der Hinweis auf die gute Papierqualität9ñ lassen darauf schließen, daß es sich um den Quartdruck (Dñ) handelt.92 Im Meßkatalog zur Ostermesse ñ764, die zwei Wochen später begann, findet sich die
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89 90 9ñ
92
Kapp/Goldfriedrich, Geschichte des Deutschen Buchhandels, Bd 3, S. 5ñ. Alphabetisches Verzeichniß aller Buchhändler und Buchdrucker, die die Leipziger Messen besuchen, oder deren Verlag daselbst zu bekommen ist. In: Buchhändlerzeitung ñ778, St. ñ3, S. ñ96. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 58. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 59. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 60. Vgl. HKA, Addenda III, Nr 3ññ7 sowie Boghardt, Analytische Druckforschung, S. 59, 60, 62 und 66. Dort wird diese Ausgabe als kombinierter Quart-/Oktavdruck bezeichnet. Vgl. HKA, Addenda III, Nr 3ññ6. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 63. »Jungfer-Papier« existiert als eingeführter Begriff nicht. Es handelt sich dabei entweder um einen regionalen Ausdruck oder möglicherweise auch um eine Ableitung von »Jungferpergament«, einer besonders glatten Pergamentsorte, die aus der Haut von jungen Lämmern oder Ziegen hergestellt wurde. Die Quartausführung des »Salomo« ist auf gutem Pro Patria-Papier gedruckt. Zur Bestimmung der relativen Chronologie der drei Drucke vgl. den Abschnitt »Textkonstitution« im Einzelapparat zu »Salomo« S. 400-402.
290
Apparat: Allgemeiner Teil
Ankündigung der Oktavausführung (D2) dieser Ausgabe.93 Im Meßkatalog der Michaelismesse ñ764 (29. 9. - 7. ñ0.) ist schließlich der »reine« Oktavdruck (D3) als ganz kleine neue Auflage verzeichnet.94 Einem Brief vom 8. Mai von Friedrich Gabriel Resewitz95 an Lavater ist zu entnehmen, daß Resewitz um diese Zeit nur einzelne Bogen des »Salomo« besaß: Wenn ich mein Exemplar vom Salomo noch vor Abgang der MeßeGelegenheit vollständig machen, oder noch eins für Sie erhalten kann, werden Sie es auch hierbey finden.96 Die Ostermesse, auf die Resewitz hier anspielt, fand vom ñ3. bis 20. Mai statt. Am ñ4. Mai war Anna Louisa Karsch ebenfalls nur im Besitz von einzelnen ungebundenen Bogen; sie erwähnt die zerstreuetten Blätter des Trauerspiels, die noch unvollständig seien.97 Seinem Brief an Lavater vom 8. Mai fügt Resewitz am 20. Mai hinzu: Eben iezt habe ich noch einen Salomo erhalten.98 Diese Zeugnisse legen nahe, daß »Salomo« schwer erreichbar war und möglicherweise nur in einer kleinen Auflage hergestellt wurde.99 Eine größere Nachfrage, als Hechtel erwartet hatte, könnte erklären, daß noch im selben Jahr ein Neudruck von »Salomo« (D3) hergestellt wurde. ñ00 Klopstock hat offensichtlich während der Herstellung des Erstdrucks nicht korrigierend eingreifen können. Daß er aber Korrektur gelesen hat, geht aus seinem Brief an Gleim vom 24. Juli ñ764 hervor, den er bereits nach seiner Rückkehr aus Deutschland in Kopenhagen schrieb: Sollten Sie wohl glauben, daß Hechtel nicht einmal darinn Wort gehalten hat, daß er die Drukfehler zum Sal. die ich ihm, sorgfältig angemerkt, zugeschikt habe, hätte beydrucken lassen? Ich habe sie an Küster oder Patzken, an einen von beyden gewiß, geschikt. Befehlen Sie dem Manne, daß er sie noch drucken läßt, u wenigstens an einige Buchhändler schikt.ñ0ñ Auf seiner Reise nach Kopenhagen hatte Klopstock um den 23. bis 25. April herum in 93 94 95
96 97
98 99 ñ00
ñ0ñ
Vgl. a. a. O. Vgl. auch HKA, Addenda III, Kommentar zu Nr 3ññ6. Vgl. a. a. O. Über Friedrich Gabriel Resewitz (ñ729-ñ806) vgl. HKA, Briefe IV, einführende Erläuterungen zu Nr ñ97 und HKA, Briefe V, einführende Erläuterungen zu Nr 4. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 66. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 67. Über Anna Louisa Karsch, geb. Dürbach (ñ722-ñ79ñ) vgl. HKA, Briefe V, ñ26, 75 und Erläuterungen hierzu. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 66. Hierzu mehr im Einzelapparat zu »Salomo« im Abschnitt »Textkonstitution« S. 402. Vgl. HKA, Addenda III, Nr 3ññ6. Dieser Druck wurde ursprünglich als Erstdruck angesehen (vgl. Kommentar zu Nr 3ññ6). Vgl. aber den Abschnitt »Textkonstitution« im Einzelapparat zu »Salomo«, S. 400f. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 78. Über Carl Daniel Küster (ñ726-ñ804) vgl. HKA, Briefe X, einführende Erläuterungen zu Nr ñ52. Über Johann Samuel Patzke (ñ727-ñ787) vgl. HKA, Briefe IV, ñ88, 40 und Erläuterungen hierzu.
Salomo
291
Magdeburg Halt gemachtñ02 und konnte wahrscheinlich ungebundene Bogen des Erstdrucks mitnehmen. Wie er schrieb, ging er beim Absenden der angemerkten Druckfehler davon aus, daß sie noch hätten beigefügt oder angebunden werden können. Das ist offensichtlich nicht geschehen. Ob es nun Ende Juli, dem Zeitpunkt dieses Briefes an Gleim, noch sinnvoll gewesen wäre, Klopstocks Wunsch entsprechend Druckfehlerlisten an Buchhändler zu schicken, ist fraglich. Aber in dem geplanten Neudruck D3 hätten Klopstocks Korrekturen noch berücksichtigt werden können. Die Abweichungen in D3 von den vorhergehenden Drucken legen nahe, daß hier Klopstocks angemerkte Korrekturen berücksichtigt wurden, unter denen sich wahrscheinlich auch Einträge von Varianten befanden.ñ03 Da Klopstocks Korrektur- und Varianteneinträge nicht überliefert sind, bleibt unklärbar, in welchem Umfang dies jeweils der Fall war. Hechtels weitere Drucke von »Salomo« hängen von D3 ab: ñ766 brachte er den nächsten Druck des »Salomo« heraus, den er »Zweyte Auflage« nannte (D4)ñ04, gleichzeitig mit einer vermutlich ohne Klopstocks Wissen hergestellten »Dritten Auflage« von »Der Tod Adams«.ñ05 ñ77ñ druckte er noch eine »Neue vermehrte Auflage« des »Salomo« (D5),ñ06 in der einige Verse fehlen.ñ07 Dies ist Hechtels letzter Druck eines Klopstock-Textes. Fraglich ist, ob Klopstock die weiteren Hechtel-Drucke von »Salomo« (D3, D4, D5) überhaupt zur Kenntnis genommen hat. Noch ñ767 ärgerte er sich über die Druckfehler im »Salomo«, als er von den fehlerhaften Nachdrucken seiner beiden ersten Dramen durch Trattnerñ08 erfuhr, sich an Hechtel erinnerte und an Michael Denis schrieb: Die Magdeburger Ausgabe ist schon sehr fehlerhaft, und mein dortiger Verleger hat mir den Verdruß gemacht, die von mir sorgfältig angemerkten Druckfehler wegzulassen.ñ09 Da auch D3 sehr fehlerhaft ist,ññ0 kann das bedeuten, daß er diesen in seine Kritik mit einbezog, aber auch, daß er den Druck nicht kannte. Für letzteres spricht, daß er für den Neudruck bei Göschen ein Exemplar von Dñ oder D2 vorbereitet hatte.ñññ Er trug Änderungen ein, darunter fügte er eine sechs ñ02 ñ03
ñ04 ñ05 ñ06 ñ07 ñ08
ñ09 ññ0 ñññ
Vgl. Anm. 53. Vgl. im Einzelapparat zu »Salomo« die Abschnitte »Textkonstitution« S. 403-407 und »Lesarten/Varianten«. HKA, Addenda III, Nr 3ññ9 und den Kommentar hierzu. HKA, Addenda III, Nr 3096 und den Kommentar hierzu. HKA, Addenda III, Nr 3ñ20. Die fehlenden Verse: ñ467, ñ80ñ und 2242 halb. Zu Johann Thomas Edler von Trattner (ñ7ñ7-ñ798) vgl. HKA, Briefe VII, ñ28, 22 und Erläuterungen hierzu. Siehe auch: Kapp/Goldfriedrich, Geschichte des Deutschen Buchhandels Bd 3. Darin besonders S.6/7 und passim. Klopstock an Denis, 4. 4. ñ767, vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ04. Vgl. im Einzelapparat zu »Salomo« den Abschnitt »Lesarten/Varianten«. Dñ hätte ihm mehr Platz für Eintragungen geboten. Er hätte dann aber auch die Fehler-
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Apparat: Allgemeiner Teil
Zeilen umfassende Textpassage hinzu, die Dardas an Chalkol gerichteten Appell, Mitleid mit Salomo zu haben, erweitert.ññ2 Wie im Fall von »Der Tod Adams« werden diese Änderungen erst in der Ausgabe der »Werke« ausgeführt. »Salomo« (D6) erschien zusammen mit »Hermann und die Fürsten« postum ñ806 in Band 9 der Göschen-Ausgabe. ññ3 Gerüchte und Mißverständnisse um »Jonathan« Wie erfolgreich Klopstocks erstes Drama »Der Tod Adams« teilweise war, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, daß es gleich nach seinem Erscheinen mehrfach ins Französische übersetzt wurde.ññ4 Im Jahre ñ763, als Klopstock an »Salomo« arbeitete, kamen Übersetzungen ins Italienische und Englische hinzuññ5, sowie Rezensionen der Übersetzungen in der »Bibliothek der schönen Wissenschaften«, die hinlänglich darauf aufmerksam machten.ññ6 Der Nachricht, daß Klopstock an einem zweiten Drama arbeite, war auf diesem Hintergrund großes Interesse sicher; Briefzeugnisse, die die Anteilnahme der Zeitgenossen am Entstehen des neuen Werkes bekunden, sind zahlreich. Durch Klopstocks Lesungen in Magdeburg wurde schon vor dem Druck einiges über den Aufbau und aus dem Inhalt des neuen Werkes bekannt, auch, daß mit »Salomo« diesmal ein Drama in Versen entstand. Gleim berichtet von dieser Lesung, die am ñ6. Juni ñ763 im Hause des Magdeburger Kaufmanns Bachmann stattfand.ññ7 Köpken beschreibt sie ebenfalls in seiner »Lebensgeschichte«.ññ8
ññ2 ññ3
ññ4
ññ5
ññ6 ññ7 ññ8
korrekturen aus D2 in Dñ übertragen. Vgl. unten das Kapitel: »Der Neudruck der biblischen Dramen in der Ausgabe der ›Werke‹ bei Göschen« und im Einzelapparat zu »Salomo« den Abschnitt »Der Druck in den Werken, D6«. Vgl. Einzelapparat zu »Salomo«, Abschnitt »Varianten«. Vgl. unten das Kapitel »Der Neudruck der biblischen Dramen in der Ausgabe der ›Werke‹ bei Göschen«. HKA, Addenda III, Nr 32 und 3ñ27. – La mort d’Adam, Tragédie par Mr Klopstock. Traduite de l’Allemand à Dansic chez Jean Chretien Schuster, ñ758. – La Mort d’Adam, Tragédie Allemande, en trois Actes. In: Journal Étranger ñ76ñ. – La Mort d’Adam. Tragédie. Traduite de l’Allemand de M. Klopstock. [Avec des Réflexions préliminaires sur cette Pièce.] Paris ñ762. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 30. – La Morte d’Adamo, Tragedia del Signor Klopstock. Tradotto in Italiano. Venezia, apresso Paolo Colombani, ñ76ñ. – The Death of Adam. a Tragedy. In three Acts. from the German of Mr. Klopstock. 8vo, Pr. ñ. S. 6. d. Becket and de Hount. London ñ763. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 33. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 3ñ, 50 und 89. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 34 und im Abschnitt »Zur Entstehung«, S. 285f. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ46. Über Friedrich Köpken (ñ737-ñ8ññ) vgl. HKA, Briefe VIII, einführende Erläuterungen zu Nr 34 und zu Nr ñ83a, sowie HKA, Briefe IX, zu 75, 64-66.
Salomo
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Sechs bis acht Monate, bevor »Salomo« gedruckt vorlag, entstand – vermutlich durch eine Bemerkung Johann Georg Sulzers gegenüber Johann Heinrich Füßli – das Gerücht, außer »Salomo« erscheine demnächst von Klopstock auch ein »Jonathan« genanntes Drama. Füßli, der das Gerücht verbreitete, beruft sich in seinen Briefen auf Sulzer.ññ9 Wie der Magdeburger Musikdirektor Johann Heinrich Rolleñ20 berichtete, war Sulzer mit ihm und Klopstock in Magdeburg zusammengetroffen, als dieser dort an »Salomo« arbeitete.ñ2ñ Wann das Zusammentreffen stattfand, sagt Rolle nicht, doch gesichert ist, daß Klopstock dort an »Salomo« im Juni ñ763 arbeitete.ñ22 In demselben Brief vom 28. Juli ñ763, in dem Klopstock darüber seinem anfänglichen Reisebegleiter Gleim berichtet, erwähnt er eine Begegnung mit Rolle: Hat Ihnen Bachmann gesagt, daß Ihr König u ich einander ein Compliment sehr in der Nähe gemacht haben? Er fuhr unten dicht am Walle weg, u ich stand, mit Rolle, in dem Thore, wo man herunter geht.ñ23 Indirekt bestätigt auch Sulzer ein Zusammentreffen mit Klopstock im Sommer ñ763, indem er nach seiner Rückkehr nach Berlin von Klopstocks Dramenproduktion aus eigener Anschauung berichtet.
ññ9 ñ20
ñ2ñ
ñ22
ñ23
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 43 und 47. Johann Heinrich Rolle (ñ7ñ6-ñ785) wurde ñ746 Organist an St. Johannis in Magdeburg und übernahm am 4. März ñ752 als Musikdirektor und Chorkantor die Nachfolge seines Vaters. Er verkehrte mit den Äbten des ev. Klosters Berge, Steinmetz und Resewitz, Hofrat Köpken (vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ46), dem Dichter und Schriftsteller Friedrich Matthisson, Gleim, Klopstock, Sulzer (vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ28), dem Kaufmann und Mäzen Bachmann (vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ46), dem Pastor Samuel Patzke u.a. Zu Matthisson vgl. Anm. 202; zu Patzke vgl. Anm. ñ0ñ. Ab ñ764 bis zu seinem Tod veranstaltete Rolle öffentliche Konzerte in Magdeburg, bei denen vorwiegend »Singspiele«, auch »Musikalische Dramen« genannt, zur Aufführung kamen, darunter auch regelmäßig seine eigenen Kompositionen. Zu Johann Heinrich Rolle als Komponist und Konzertveranstalter vgl. R.-J. Reipsch, Johann Heinrich Rolles »Musikalische Dramen« – Notizen zu Grundlagen und Erscheinungsbild einer musikalischen Gattung. In: Händel-Jahrbuch 200ñ, S. 203-223. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ28. Rolle bestätigt in diesem Zusammenhang Sulzers Aufenthalt in Magdeburg ohne Jahresangabe, die sich erschließen läßt. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse« Nr ñ28 zusammen mit Nr ñ4ñ. Vgl. auch Sulzers Lebensbeschreibung, S. 23-36, die diesen Aufenthalt zwar nicht erwähnt, ihn aber auch nicht in Abrede stellt. Es ist der einzige von Klopstocks bekannten Magdeburg-Aufenthalten, an dem der Dichter am »Salomo« gearbeitet haben kann. Der vorherige, ñ750, fällt in eine Zeit, in der Klopstock noch keine Dramen schrieb. Bei dem nächsten, ñ764, war »Salomo« schon im Druck. Zu den Magdeburg-Aufenthalten Klopstocks vgl. Anm. 53. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 32. Der König, Friedrich II von Preußen (ñ7ñ2-ñ786), machte auf einer Reise nach Cleve am 2./3. 6. und auf der Rückreise von dort nach Berlin am 20. 6. ñ763 in Magdeburg Station. (Vgl. Hamburgischer Correspondent ñ763, Nr 90 (7. 6.); Nr ñ0ñ (25. 6.).) Klopstock, der sich seit dem ñ6. 6. dort aufhielt, und Rolle sahen ihn dort am 20. 6. ñ763.
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Apparat: Allgemeiner Teil
Das geschieht in einem Brief vom 2. Oktober ñ763 an Johann Jacob Bodmer, in dem er schreibt, Klopstock habe 2 biblische Tragedien verfertiget. Das was ich davon g e s e h e n habe ist seiner würdig.ñ24 Die Titel der zwei biblischen Tragödien nennt er nicht. Dies tut dagegen Füßli, der am ñ4. Oktober ñ763 nach Berlin zurückkehrte, wo er den Winter bei Sulzer verbrachte.ñ25 Am 26. Oktober ñ763 gibt er an Lavater weiter, was er von Sulzer über Klopstock erfahren hat, darunter: Klopstok läßt durch Bachmann seinen Salomo, und Jonathan zum Druke besorgen. ich werde diese Stüke, für deren unerhörte Schönheit und Stärke, Sulzer keine Sprache hat, nächstens sehen. sie sind ganz metrifiziret. Nach der Inhaltsangabe des noch ungedruckten »Salomo« folgt eine Mitteilung über das »Jonathan« genannte Drama: in dem Jonathan soll eine Elegie in einem Silbenmasse seyn, deren weinende Harmonie noch gar kein Beyspiel hat.ñ26 Am 23. November desselben Jahres teilte Füßli, was er über »Salomo« wußte, auch Bodmer mit, wieder unter Berufung auf Sulzer, und fügt hinzu: Das andre ist ein Jonathan, in diesem Stüke soll Klopstok im beweglichen und thränenvollen, was anlag, ausbildung und die noch ungehörten töne des Silbenmaßes nur schaffen können, alles was man bisher hat, weit, weit übertreffen – beyde sind von 5 acten glaub ich, und Jambisch.ñ27 Schon am ñ5. Dezember äußert Bodmer in einem Brief an Sulzer seine Bedenken zu beiden Werken: Ist Kl Jonathan nicht ein so weinerlicher Held, daß Plato ihn aus seiner mänlichen Republik verbannen würde? Und dürfen wir nicht hoffen daß der poet dem weisesten König unrecht gethan habe? Ich gebe der Menschlichkeit lieber eine schöne Colorite; und niemals eine abscheuliche.ñ28 Noch im Winter ñ763/64, jedenfalls vor dem 2. Februar ñ764, teilt Bodmer Lavater mit, Füßli habe ihm von Kl Salomo und Jonathan geschrieben, und fährt mit einer Anspielung auf Klopstocks eigene Worte aus dem »Vorbericht« zu »Der Tod Adams« fort: Wo ist Klopstocks zarte widersezlichkeit der Empfindung geblieben, die den weisesten mann lieber in andern als in umständen sehen wollte, die der Menschlichkeit eine solche falsche Colorit geben?ñ29 Sein Einwand gegen »Jonathan« ist derselbe wie im Brief an Sulzer: Den weinerlichen Jonathan würde ich aus meinem staat verbannen, damit er meine männer nicht zu weibern machte. Aber dieses ins Ohr, damit mich nicht eine sündflut von Beschimpñ24 ñ25
ñ26 ñ27 ñ28
ñ29
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 4ñ. Hervorhebung von der Vfn. Vgl. Federmann, Füssli, S. 26/27 und HKA, Briefe IV, einführende Erläuterungen zu Nr ñ68. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 43. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 47. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 48. Über Klopstocks wechselvolle und schwierige Beziehung zu Johann Jacob Bodmer (ñ698-ñ783) vgl. HKA, Briefe I, einführende Erläuterungen zu Nr ñ3 und Nr 98 sowie HKA, Briefe II, einführende Erläuterungen zu Nr 43. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 53. Bodmer bezieht sich auf Klopstocks Text, vgl. oben S. 5, Z. 6-ñ3.
Salomo
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fungen überschwemme.ñ30 Er schreibt dies, obwohl er noch am ñ8. Februar ñ764 zugeben muß, von Klo Salomon noch nichts gesehen zu haben.ñ3ñ Was in diesen Briefen zu einem Drama in fünf Akten mit dem Titel »Jonathan« gemacht und auch schon kritisiert wird, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr als eine Szene aus »Salomo«, III. Handlung, 8. Auftritt, und darin nur die innerhalb des »Salomo« durch das Versmaß (elegische Distichen) herausgehobene Gesangseinlage (V. ñ076-ñññ5). Inhaltlich lehnt sie sich an Davids Klage um Jonathans Tod an (2 Sam ñ, ñ7-27). Im Drama singen im Wechsel ein Sänger den Part des David und ein zweiter den des Jonathan. Es handelt sich um dieselben 40 Verszeilen, die der Magdeburger Musikdirektor Johann Heinrich Rolle unter dem Titel »David und Jonathan« vertonte.ñ32 Die Composition hat ihren Ursprung einem Gesspräche zu verdankenñ33, das Rolle in Mageburg mit Klopstock und Sulzer von der heutigen Singecomposition führte.ñ34 Dafür kommen nur jene Sommertage des Jahres ñ763 in Frage, in denen Klopstock in Bachmanns Garten, – neben Teilen aus neuen Gesängen des »Messias« – Partien seines unfertigen »Salomo« vorlas.ñ35 Bei seinen früheren Aufenthalten dort war der Text noch nicht geschrieben. Später, als »Salomo« gedruckt wurde, hätte es nicht mehr zu dem Mißverständnis kommen können. Da Füßli sich auf Sulzer bezieht, faßte offensichtlich schon dieser die thematisch und metrisch von »Salomo« abweichende Texteinlage, um deren Vertonung es ging, als ein eigenes Drama auf und berichtete bei seiner Rückkehr nach Berlin über diesen vermeintlichen »Jonathan« seinem Gast Füßli. Die erste öffentliche Aufführung von »David und Jonathan« fand ñ766 statt. Dabei muß es sich nicht um die erste Aufführung des Singspieles überhaupt gehandelt haben. Eine Zeitungsankündigung vom 20. Februar ñ766 spricht in diesem Fall jedenfalls nicht – wie sonst üblich bei Uraufführungen – von einer neuen oder neu verfertigten Komposition.ñ36 Zuvor sind also schon private oder halböffentliche Aufführungen in kleinerem Kreis nicht auszuschließen, die zur Klärung des Mißverständnisses, es handele sich bei »Jonathan« um ein eigenes Drama, hätten beitragen können. Nach dem Erscheinen des Trauerspiels »Salomo« wird »Jonathan« nirgends mehr als Drama erwähnt.
ñ30 ñ3ñ ñ32
ñ33 ñ34 ñ35
ñ36
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 53, vgl. auch Nr 48. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 55. David und Jonathan. Eine Musikalische Elegie von Johann Heinrich Rolle, Musikdirektor in Magdeburg. Leipzig: Bernhard Christoph Breitkopf und Sohn, ñ773. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ4ñ. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ28. Die anderen Aufenthalte Klopstocks in Magdeburg sind zu früh oder zu spät; vgl. Anm. 53. Das Vorlesen aus »Salomo« bestätigt Gleim (vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 34), und das Vorlesen aus dem »Messias« bestätigt Köpken (vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ46). Auskünfte über die Uraufführung: Telemann-Zentrum, Magdeburg.
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Apparat: Allgemeiner Teil
David Zur Entstehung Das dritte biblische Trauerspiel lehnt sich an das Alte Testament (2. Sam 24, ñ-25) an; Klopstock setzt dabei aber einen anderen Schwerpunkt als im »Messias«. Ist dort König David vor allem als Stammvater und Präfiguration des Messias von Bedeutung, thematisiert das Drama Davids Hybris, sein Volk zählen zu lassen, und die daraufhin als Strafe erfolgte Wahl zwischen Teuerung, Krieg oder Pest. Klopstock begann mit der Arbeit an »David« bereits, bevor »Salomo« in den Druck gegangen war. Sein eigenes Erstaunen, so rasch mit einer dritten Tragödie begonnen zu haben, bekennt er im Brief an Gleim vom 5. November ñ763, der ersten und zugleich aufschlußreichsten Äußerung über seine Arbeit an »David«. Vier Wochen, nachdem er Gleim »Salomo« zur kritischen Durchsicht geschickt hatte, waren, wie diesem Brief ebenfalls zu entnehmen ist, die beiden ersten Akte von »David« bereits geschrieben, der dritte in Arbeit: Dieser IIIte act. ist zwar erst diesen Morgen angefangen, aber auch gleichwohl großentheils fertig, u dieß ist so zu verstehen. Ich fing gleich nach meiner Zurückkunft von Ihnen diese meine d r i t t e Tragödie (Sie erstaunen doch auch, wie ich, über die Zahl?) mit grossen Fragmenten zum IIIten act an. Hierauf fing ich sie ordentl. von vorn an, u habe bis heut alle Morgen arbeiten können.ñ37 Hier beschreibt Klopstock seine »fragmentierende« Schaffensweise, seine Gewohnheit, Passagen eines Werkes nicht in der Reihenfolge auszuführen, in der er sie später anordnet.ñ38 Außerdem gibt er Anhaltspunkte über den Beginn seiner Arbeit an »David«. Seine letzte bezeugte Zurückkunft von einem Besuch bei Gleim erfolgte spätestens am 27. August ñ763.ñ39 Möglicherweise war er aber nochmals bei ihm, nachdem er den »Salomo« geschickt hatte.ñ40
ñ37 ñ38
ñ39 ñ40
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 44. Darauf verweist Klopstock häufiger und spricht in diesem Zusammenhang in seinen Briefen in der Regel von »Fragmenten«, z. B. bezogen auf den »Messias«: Klopstock an Bodmer, 26. ñ. ñ749 (HKA, Briefe I, 20, 84-86); Klopstock an Ebert, 29. 5. ñ758 (HKA, Briefe III, 55, 59); bezogen auf die biblischen Dramen: Klopstock an Gleim, 5. ññ. ñ763, vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 44 und bezogen auf die Hermann-Dramen: Klopstock an Gleim, ñ9. ñ2. ñ767 (HKA, Briefe V, 3ñ, 48-50). Vgl. zum »Messias« den Abschnitt »Konzeption und Arbeitsweise«, darin besonders »Fragmente« und »Aufbau und Anordnung« (HKA, Werke IV, 3, S. ñ8ñ-ñ83). Vgl. auch »Der fragmentierend schreibende Dichter« in: K. Hurlebusch, Klopstock, Hamann und Herder als Wegbereiter autorzentrischen Schreibens. Ein philologischer Beitrag zur Charakterisierung der literarischen Moderne. Tübingen 200ñ. S. 20-25; ferner: HKA, Werke VII, 2, besonders S. 254-257. Vgl. dazu oben S. 286 sowie Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 37 und 38. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 40 und 42.
David
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Über seine Arbeit an »David« informierte Klopstock auch Andreas Peter Bernstorff, wie aus dessen Brief an Klopstock vom ñ2. November ñ763 hervorgeht: Das Thema von David ist vortrefl. gewählet, und gibt mir gleich viele trefl: Situationen zu dencken.ñ4ñ Am ñ. März ñ764 schrieb Johann Adolf Schlegel aus Hannover an Gellert: Hörst Du von Klopstocken nicht mehr, als ich? In den zwey Jahren, da er in Deutschland ist, habe ich nichts von ihm erfahren, als was mir etwan ein Zufall vor die Ohren gebracht hat. z. Ex. daß er 2 Tragödien verfertiget von des Davids und von des Salomo Buße.ñ42 Am 30. April wandte Schlegel sich an Klopstock selbst: Gleichwohl bekömmt man hier von Ihnen und Ihren Arbeiten nichts zu sehen noch zu hören, und ich würde nichts von Ihrem David und von Ihrem Salomon wissen, wenigstens in Ansehung des letztern ganz falsch gerathen haben, wenn mir nicht die Fräulein von Bernstorf so viel gesagt, daß Sie von beiden ihre Buße zu Ihren Trauerspielen gewählt.ñ43 Inzwischen wurden mehr oder weniger umfassende Textteile Freunden bekannt. Aus einem Brief von Klopstocks Schwägerin Elisabeth Schmidt an Klopstock vom 2. Mai ñ764 geht hervor, daß sie ein Manuskript des »David« erhalten hatte. Bewundernd erwähnt sie die Stelle da er (David) die Krone niederwirft.ñ44 Diese Szene berührt zwei Auftritte (den ñ3. und ñ4.) des letzten Aktes. Nach dem, was Klopstock über seine Arbeitsweise berichtet, erlaubt eine solche Mitteilung allerdings nicht den Schluß, das Trauerspiel sei fast bis zum Ende fertiggestellt gewesen. In der Tat vergingen bis zum Druck noch Jahre. Das nächste Zeugnis stammt vom ñ9. September ñ766. In einem Brief an Gleim berichtet Ebert, Klopstocks »David« sei schon so lange fertig.ñ45 Klopstock selbst erklärt ein Jahr später, am 8. September ñ767, in einem Brief an Denis, er werde David und Hermanns Schlacht in wenigen Tagen zum Drucke wegschicken.ñ46 Sein Plan war, diese beiden Tragödien der von Heinrich Wilhelm Bachmann d. J. ins Leben gerufenen »Typographischen Gesellschaft« in Berlin zu überlassen.ñ47
ñ4ñ ñ42
ñ43 ñ44 ñ45
ñ46 ñ47
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 45. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 57. Über Johann Fürchtegott Gellert (ñ7ñ5-ñ769) vgl. HKA, Briefe I, 92, ñ5 und Erläuterungen hierzu. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 62. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 64. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 97. Vgl. auch Ebert an den Kasseler Hofrat Raspe, ñ0. 4. ñ770: den David (den ich schon vor 5 oder 6 Jahren gelesen). Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ññ7. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ06. Über H. W. Bachmann d. J. und seinen Plan der »Typographischen Gesellschaft« vgl. HKA, Briefe II, Erläuterungen zu 23, 59-63 und HKA, Briefe V, einführende Erläuterungen zu Nr 9.
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Apparat: Allgemeiner Teil
Klopstocks Selbstverlagsprojekte, die »Typographische Gesellschaft« in Berlin und das »Deutsche Museum« in Hamburg Etwa dreißig Jahre lang, seit ñ748/49, verfolgte Klopstock den Gedanken, seine Werke im Selbstverlag herauszubringen und die Kosten durch Subskription zu decken. Seine ersten Versuche scheiterten. Von Mai bis September ñ753 schrieb er eine neue Ausgabe des »Messias« zur Subskription aus, aber der Zeitraum scheint zu kurz gewesen zu sein, und bei den Verlegern, die zumeist auch Buchhändler waren, regte sich Widerstand.ñ48 ñ767 faßte er den Plan, die »Oden« auf Subskription drucken zu lassen, doch auch hierzu kam es nicht.ñ49 Verwirklichen konnte Klopstock seine Subskriptionspläne erst ñ773/74 mit der »Gelehrtenrepublik«.ñ50 ñ779 begann er zum zweiten Mal, eine Ausgabe auf Subskription herauszugeben, die »Altonaer Ausgabe« des »Messias«, die im Juli ñ78ñ erschien.ñ5ñ Die »Typographische Gesellschaft« hatte der Magdeburger Kaufmann Bachmann, von Gleim unterstützt, ñ767 in Berlin gegründet. Über Einzelheiten dieses Unternehmens ist wenig bekannt, nur, daß es in der Absicht geplant war, Schriftsteller von Verlegern unabhängig zu machen und ihnen ein angemessenes Honorar zukommen zu lassen.ñ52 Klopstock bot Bachmann schon vor dem 8. Mai ñ767 seine »Oden« an.ñ53 Vom 8. September ñ767 stammt der erwähnte Brief an Denis, in dem er seine Absicht äußerte, der »Typographischen Gesellschaft« »David« und »Hermanns Schlacht« zu überlassen.ñ54 Die Ausgaben kamen nicht zustande. Bachmann mußte ñ768 verkaufen. Auch Gleim scheint das Projekt der »Typographischen Gesellschaft« schon im Sommer ñ768 aufgegeben zu haben«.ñ55 Fast gleichzeitig mit Bachmann und Gleim faßten Johann Joachim Christoph Bode und Lessing in Hamburg einen ähnlichen Plan mit ihrem »Deutschen Muse-
ñ48
ñ49
ñ50
ñ5ñ
ñ52 ñ53
ñ54 ñ55
Vgl. HKA, Werke IV, 3, S. 2ñ8/2ñ9. Vgl. auch HKA, Briefe III, einführende Erläuterungen zu Nr 6. Vgl. HKA, Briefe V, ñ, 54/56 und Erläuterungen hierzu; ñ, ñ32-ñ39 und Erläuterungen hierzu. HKA, Addenda III, Nr 3ñ53. Weiteres zum Subskriptionsverfahren für die »Gelehrtenrepublik« in HKA, Briefe VI, einführende Erläuterungen zu Nr 36 und im Apparat zu »Die deutsche Gelehrtenrepublik«, HKA, Werke VII, 2, S. 285-29ñ. HKA, Addenda III, Nr 3035, 3036 und 3037. Vgl. zum Subskriptionsverfahren für die »Altonaer Ausgabe« des »Messias« HKA, Briefe VII, einführende Erläuterungen zu Nr ñ0ñ. Vgl. dazu HKA, Briefe V, S. 373-375. Klopstock an Bachmann, vor dem 8. 5. ñ767, vgl. HKA, Briefe V, 9 und einführende Erläuterungen hierzu. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ06. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ññ3. Vgl. auch: Wappler, Bemühungen Gleims, S. 2ñ-32.
David
299
um«.ñ56 Dieser Name stand für eine geplante Buchreihe, in der nichts als die Werke der besten deutschen Schriftsteller erscheinen sollten. Zu jeder Messe waren zwei oder mehr Bände geplant.ñ57 Als Lessing am ñ. Februar ñ767 Gleim von den Hamburger Plänen unterrichtete, gab dieser in seiner Antwort vom 28. März zu bedenken, es sei vielleicht für beyde Handlungen sehr nützlich, wenn sie eine Verbindung eingingen, um desto beßer zusammen gegen die Buchhändler zu bestehen, die sich ihrem Vorhaben wiedersetzen dürften.ñ58 Am ñ6. Dezember ñ767 schlug Bode Bachmann dasselbe vor.ñ59 Die Verbindung beider Gesellschaften kam jedoch nicht zustande, weil durch Bachmanns Konkurs ñ768 das Berliner Unternehmen aufgelöst wurde. Dessen Rechte, darunter auch die Rechte an Werken Klopstocks, gingen an Bode. Da auch das Projekt des »Deutschen Museums« in Hamburg im Herbst ñ768 durch Lessings Ausscheiden ein Ende fand, nahm Bode alle Texte selbst in Verlag.ñ60 Der Druck durch Bode in Hamburg Bode hatte bei der Übernahme der Rechte der »Typographischen Gesellschaft« im Herbst ñ768 für den noch unfertigen »David« die Verlagsrechte erworben. Er erinnerte den Dichter an sein noch unveröffentlichtes Trauerspiel in einem Brief vom ññ. April ñ769,ñ6ñ doch Klopstock hielt es weiterhin für unfertig, wie aus seinem Brief an Ebert vom 5. Mai ñ769 deutlich wird: D a v i d hat von den drey lezten Händen, auch schon zwey bekommen.ñ62 Im selben Jahr erschienen »Geistliche Lieder. Zweyter Theil« (Kopenhagen und Leipzig)ñ63 und »Hermanns Schlacht« (Hamburg und Bremen).ñ64 Weitere Arbeiten drängten die Fertigstellung des »David« in den Hintergrund, vor allem die an den »Oden«, die ñ77ñ in Hamburg bei Bode erschienen,ñ65 und am »Messias«, der ñ772 im Manuskript fertig wurde.ñ66 »David«
ñ56 ñ57
ñ58 ñ59
ñ60 ñ6ñ
ñ62 ñ63 ñ64 ñ65 ñ66
Vgl. einführende Erläuterung zu Klopstock an Bode, ñ9. ñ. ñ768; HKA, Briefe V, S. 445. Nicolais Anmerkungen zu einem verschollenen Brief Lessings vom Herbst oder Winter ñ767; Lessing, Sämtliche Schriften, Bd ñ7, S. 239. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ0ñ und ñ03. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ09 und HKA Briefe V, einführende Erläuterungen zu Nr 9. Vgl. dazu Sickmann, Spalte ñ577/ñ578. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ññ4 sowie HKA, Briefe V, 95, 79-8ñ und Erläuterungen hierzu. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ññ5. HKA, Addenda III, Nr 20ññ. HKA, Addenda III, Nr 3ñ28. HKA, Addenda III, Nr 44. ñ772 wird der »Messias« vollendet. Die letzten Gesänge, XVI-XX, erschienen ñ773; vgl. HKA, Addenda III, Nr 2999.
300
Apparat: Allgemeiner Teil
wird erst wieder im »Wandsbecker Bothen« vom ñ2. Januar ñ77ñ erwähnt: David sei noch nicht gedruckt, werde aber nächstens bei Bode erscheinen.ñ67 Am 3. April ñ77ñ berichtet Ebert Klopstock, es freue ihn, im »Wandsbecker Bothen« gelesen zu haben, daß sein »David« bald herauskomme.ñ68 Ein Jahr später, am 4. April ñ772, teilt Klopstock seiner Mutter mit: In kurzen wird David gedrukt erscheinen, u Sie u Gleim sollen dann gleich Exemplare haben.ñ69 Tatsächlich erschien das Trauerspiel wenig später, wie aus Eberts Mitteilung an Klopstock vom ñ. Mai ersichtlich ist. Er spricht davon, schon vor acht Tagen gehört zu haben, daß ein anderer den David geschickt bekommen habe.ñ70 Matthias Claudius bestätigt im »Wandsbecker Bothen« vom 5. Mai ñ772, »David« sei ò772 bey Bode erschienen, und läßt eine kurze Inhaltsangabe und einen Abdruck des gesamten ññ. Auftritts des 5. Aktes folgen.ñ7ñ Klopstock hat dieser Ausgabe kein erläuterndes Vorwort mitgegeben. Darauf, daß es geplant war, lassen möglicherweise die Eintragungen auf dem Titelblatt der Abschrift h schließen.ñ72 Die wenigen Rezensenten, die sich mit diesem dritten Trauerspiel überhaupt befaßten, kritisierten abermals Klopstocks Verstöße gegen die Regeln der Gattung. Herder bezeichnet das Trauerspiel als »dramatisierte Religionsgeschichte«.ñ73 Fast alle Kritiker halten »David« für zu lang, um als Trauerspiel zu gelten;ñ74 auch unabhägig davon könne es an vielen Stellen gekürzt werden. Die Auseinandersetzungen zwischen Chimeam, Mephiboseth und Abisai därften um den dritten und den vierten Theil kürzer seyn,ñ75 präzisiert in dem Vorwurf: Was wir schon selbst angesehen haben, sollte S. 38. nicht noch einmahl erzählt werden.ñ76 Von Bedeutung sind diese Kürzungsvorschläge, weil Klopstock davon möglicherweise etwas aufgreift. Auf S. 38 des Erstdrucksñ77 berichtet Mephiboseth zusammenfassend über die Vorgeschichte (von I, 2 bis etwa I, 9), über Davids Zorn auf Joab, von dem bereits im Gespräch zwischen Joab und Zadock die Rede gewesen ist ñ67 ñ68 ñ69 ñ70 ñ7ñ ñ72 ñ73 ñ74
ñ75 ñ76
ñ77
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ññ9. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ20. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ22. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ25. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ26. Vgl. Beschreibung von h im Abschnitt »Überlieferung« zu »David«, S. 428. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ38. Es sei »in dieser Länge eher ein D r a m a , wie es die Franzosen nennen, da in einem der fünf Aufzüge bis 33. Auftritte sind«. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ34. Zwei andere schließen sich dieser Argumentation an. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ36 und Nr ñ37: »Wenn man indessen dieses Trauerspiel, als eines von denjenigen Dichtungsarten ansieht, die man Dramen nennt; so findet man eine Menge Schönheiten darinnen«. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ37; aber auch Nr ñ34 und ñ36. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ34. Gemeint ist die Stelle V. 565-578: Vor kurzem bis ernst. Das sind in II, 3 die Verse 563-58ñ.
Überlieferte Dramentitel
301
am Anfang von II, 3. Klopstock streicht nun einige Verse (486-5ñ5) mit der Folge, daß Mephiboseths Rede auf S. 38 wenigstens innerhalb des dritten Auftritts (II, 3) keine Wiederholung mehr ist. Diese Änderung erscheint in D2.ñ78 Die Frage, wann Klopstock diese und weitere Änderungen vornahm, ob bald nach dem Erscheinen von Dñ für eine gewünschte zweite Auflage bei Bode oder erst um ñ799 bei der Vorbereitung der Göschen-Ausgabe, bleibt mangels weiterer Zeugnisse ungewiß. Eine weitere Auflage von »David« erschien bei Bode nicht. ñ773/74 wurde bei ihm die von Klopstock im Selbstverlag herausgebrachte »Gelehrtenrepublik« gedruckt. ñ777 verkaufte Bode seine Druckerei. Die Lagerbestände des Verlags sowie die Rechte an Klopstocks »Oden« und seinem biblischen Drama »David« erwarb zehn Jahre später (ñ787) Göschen.ñ79 Bevor dieser das Trauerspiel innerhalb der »Werke« herausgab, beklagte er sich ñ803 gegenüber Böttiger, seit er das Verlagsrecht Bode abgekauft habe, sei dieses Drama nicht einmal, nicht ein Ex. verkauft worden.ñ80 »David« (D2) erschien zusammen mit »Hermanns Tod« postum ñ806 in Band ñ0 der Göschen-Ausgabe.ñ8ñ Überlieferte Dramentitel Neben den vorhandenen drei biblischen und drei Hermann-Dramen sind zwei Dramentitel überliefert: »Samuel« und »Der König«. In einem Brief an Klopstock vom 6. Januar ñ764 fragte Gleim: Wie weit sind Sie mit Samuel? ñ82 Ein zu diesem Titel gehörender Text ist ebenso wenig überliefert wie eine briefliche Äußerung Klopstocks hierzu. Daß Gleim »Samuel« versehentlich statt »Salomo« schrieb, ist auszuschließen, denn Anfang/Mitte Juni ñ764 erwähnt er in einem Brief erneut »Samuel«, diesmal mit »Salomo« und »David« zusammen.ñ83 Das Drama »David«, an dem Klopstock zur Zeit von Gleims erster Frage nach »Samuel« arbeitete, basiert weitgehend auf dem 24. Kapitel des alttestamentlichen 2. Buch Samuel. Verwendete Klopstock vielleicht zeitweilig den Titel seiner biblischen Quelle als einen weiteren Arbeitstitel neben »David«, so wie er statt von »Hermann und die Fürsten« in einem Brief an Gleim von »Hermann u Ingomar« spricht?ñ84 Träfe dies zu, darf man bei der engen Verbindung der beiden Freunde ñ78
ñ79
ñ80 ñ8ñ
ñ82 ñ83 ñ84
Zu weiteren Kürzungen von Dñ, die in D2 erscheinen, vgl. im Einzelapparat zu »David« den Abschnitt »Varianten«. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ45 sowie HKA, Briefe VIII, 2ñ6, 3 und Erläuterungen hierzu. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ68. Vgl. unten das Kapitel »Der Neudruck der biblischen Dramen in der Ausgabe der ›Werke‹ bei Göschen« und HKA, Addenda III, Nr 33 und 3ññ5. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 5ñ. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 7ñ. Klopstock an Gleim, ñ9. ñ2. ñ767 (HKA, Briefe V, 3ñ, 47).
302
Apparat: Allgemeiner Teil
annehmen, es hätte in den fünf Monaten, die zwischen den nach »Samuel« fragenden Briefen liegen und während derer sie mindestens zweimal mehrere Tage miteinander verbrachten,ñ85 genügend Gelegenheit gegeben, den Sachverhalt klarzustellen; Gleim hätte also im Juni ñ764 nicht immer noch von »Samuel« als einem eigenen Drama neben »David« sprechen können. Es sei denn, »Samuel« wäre noch immer ein Arbeitstitel, z. B. für ein anderes in Arbeit befindliches Drama gewesen. Fünf Jahre später, in einem Brief an Ebert vom 5. Mai ñ769, sprach Klopstock selbst zum ersten und einzigen Mal von einem neben »David« und »Hermann und die Fürsten« in Arbeit befindlichen Drama, »Der König«: D a v i d hat von den drey lezten Händen, auch schon zwey bekommen. Dem K ö n i g fehlen, was die beyden ersten Acte anbetrift (ich weis nicht, ob er Acte behält) fehlen noch zwey Hände; aber der lezte Act fehlt ganz. Doch fängt er an beynah bis zum Abfallen reif bey mir zu werden. Die F ü r s t e n (Sie können nichts anders meinen, als Hermann u die Fürsten) sind, mich deucht, bis auf das lezte Drittheil fertig.ñ86 Die hier genannten schon fertigen Teile des »Königs« sind nicht erhalten. Anders als im Fall von »Samuel« gibt im Fall des »Königs« der bloße Titel keinen hinreichenden Aufschluß darüber, ob es sich um ein biblisches Drama handelte, das nach Salomo und David einen dritten alttestamentlichen Herrscher zum Thema hatte, oder ob der Held ein nichtbiblischer König war. Klopstock spricht von seinen Zweifeln, ob das Drama Acte behält. Auch bei der Ausarbeitung von »Salomo« und von »David« erwähnt Klopstock Akte;ñ87 die Hermann-Dramen sind dagegen in »Scenen« gegliedert. Doch die Unterteilung des »Königs« in Akte dürfte kaum genügen, ihn den biblischen Dramen zuzuordnen – ebenso wenig wie Klopstocks Unsicherheit über die Gliederung des »Königs« als Hinweis darauf zu werten ist, daß diesmal kein biblisches Trauerspiel, vielmehr ein Drama über einen weltlichen Herrscher, im Entstehen war. In der »Vorrede«, die Klopstock ñ764 seinem »Salomo« voranstellte, erklärte er die Reihenfolge, in der er in seinen ersten beiden Dramen biblische Stoffe bearbeitet habe, für »zufällig«. Sie seien eine blos zufällige Folge von Betrachtungen, denen er sich über die Situation unsers Stammvaters und Salomos nicht selten überlassen habe (Text, S. 33, Z. 3-5). Einen Schritt zurück in der Zeitfolge tut Klopstock mit
ñ85
ñ86 ñ87
Noch im Februar besuchte er Klopstock, wie er am 23. 2. ñ764 seinem Freund Uz schrieb; etliche Tage sei er bey Herrn Klopstock zu Quedlinburg gewesen (vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 56). Gleim und Klopstock trafen sich noch einmal, als Klopstock nach Ostern ñ764 nach Kopenhagen aufbrach. Er habe Klopstock bis Magdeburg begleitet, und wir sind einige tage daselbst gewesen, schrieb Gleim am 30. 5. ñ764 an Ramler (vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 70). Weitere Treffen sind wahrscheinlich (vgl. oben Anm. 56). Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ññ5. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 40 und 44.
Überlieferte Dramentitel
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»David«, seinem dritten Drama, das einen Stoff aus der Geschichte von Salomos Vater behandelt. Es ist eine freilich durch kein ausdrückliches Zeugnis zu belegende Hypothese, daß Klopstock sich dieser rückwärts gewandten Chronologie noch einen weiteren Schritt überließ und mit dem Dramenprojekt »Der König« nun auch den Amtsvorgänger Davids zu thematisieren sich vorsetzte: Saul, den ersten König, den der Prophet Samuel wider Willen, doch auf Gottes Geheiß dem Volk gab, als es nach einem König verlangte (ñ Sam 8-ñ0).ñ88 Eine Antwort auf die Frage, warum Klopstock dann sein Drama – nach »Salomo« und »David« – nicht »Saul«, sondern »Der König« nannte, könnte darin liegen, daß mit Saul das Königtum überhaupt erst konstituiert wurde. Erwähnung findet dies Thema in »David« als Warnung Samuels, des Richters und Propheten, einen König einzusetzen. An diese Warnung erinnert dort Joab, der dadurch das Königtum als solches problematisiert: Hättet ihr Da, unsre Väter, Samuel gehorcht, Da dieser weise Mann euch Thoren sagte: Ihr solltet ihn um keinen König bitten. (V. 463-466)ñ89 Nur unter dieser hypothetischen Voraussetzung, daß es sich bei »Der König« um ein Saul-Drama handelt, läßt sich ein weiterer Schritt tun, der allerdings ebenfalls im Bereich der Spekulation bleibt. Die Schicksale Davids, Sauls und Samuels hängen thematisch und durch die gemeinsame Quelle, das alttestamentliche Buch Samuel, eng zusammen. Es ist darum nicht auszuschließen, daß es sich bei »Der König« und »Samuel« um zwei einander ablösende Arbeitstitel ein und derselben Konzeption handelte. Auch wenn die wenigen Zeugnisse nicht ausreichen, die Hypothese von der Identität der beiden Projekte zu beweisen, läßt sich immerhin durch eine chronologische Präsentation des Materials die Abfolge zeigen, in der die beiden Titel verwendet werden. Am Anfang stehen die beiden zitierten Briefe Gleims vom Januar und Juni ñ764, in denen er den Dichter nach dem Fortschritt bei »Samuel« fragt.ñ90 Zwischen Ihnen liegen zwei Briefe, die von Klopstocks Dramenproduktion berichten, ohne aber den Titel »Samuel« zu erwähnen. Der eine vom 23. Februar ñ764 geht von
ñ88
ñ89
ñ90
Vgl. HKA, Briefe V, Erläuterungen zu Nr 99, ñ7-20. Hier wird der »König« als ein SaulDrama in Erwägung gezogen. Vgl. HKA, Briefe IV, Erläuterungen zu ñ62, ñ6. Saul selbst wird in »David« vor allem in zwei Funktionen erwähnt, als Feldherr, verglichen mit David, ist er der weniger Tüchtige (V. 8ñ und 94), und Jonathans Sohn Mephiboseth wird als »Enkel Sauls« bezeichnet (V. 52), was, wenn es durch Joab geschieht, eine Beleidigung sein kann (V. 427, 430 und 954). Einmal nennt Mephiboseth sich selbst so, und zwar mit Stolz (V. 943); einmal erinnert David an seine Flucht vor Saul (V. ñ3ñ8). Vgl. auch »Saul« im Register zu »David«. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 5ñ und 7ñ.
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Apparat: Allgemeiner Teil
Gleim an Uz mit der Mitteilung, Klopstock arbeitet sehr fleißig an Tragedien.ñ9ñ (Daß er dabei – neben dem fast fertiggestellten »Salomo«, den er nächstens schicken will, und »David« – auch an »Samuel« dachte, ist aus seinem Brief im Juni zu schließen.) In dem andern Brief teilt Zachariä am 4. April ñ764 Bodmer mit, Klopstock sei sehr fleißig gewesen, und habe drey Trauerspiele ausgearbeitet .ñ92 Die Fragen, wie gut Zachariä über den Stand von Klopstocks Arbeit an Dramen informiert war, ob er durch Gleim von »Samuel« wußte oder durch Bodmer von »Jonathan«, bleibt offen. Nur das inzwischen im Druck befindliche Trauerspiel nennt er mit seinem Titel: »Salomo«. Drei weitere Briefschreiber berichten, der Dichter sei gleichzeitig mit mehreren Dramenprojekten befaßt, identifizieren diese aber spärlich oder überhaupt nicht. Ebert erwähnt in einem Brief an Gleim am ñ9. September ñ766 D a v i d , der schon so lange fertig sei, und fragt nach der anderen Tragödie, deren Namen ich nicht weiß.ñ93 Am 3. April ñ768 fragt Gleim Klopstock, wie weit er mit seinen hier (in Quedlinburg) angefangenen Trauerspielen sei.ñ94 Schinz teilt am 2. Mai ñ768 Bodmer mit, daß Klopstock an 2 b i b l . Trauerspielen arbeite.ñ95 Aber das weiß er nur von Dritten, beruft sich auf Lavater und nennt keinen Titel. Ebensowenig wie in diesen Zeugnissen wird der Name »Samuel« in Klopstocks eigenen Briefen genannt, auch dann nicht, als Klopstock ein weiteres Jahr später, in dem oben zitierten Brief an Ebert vom 5. Mai ñ769, über den Stand seiner Dramenprojekte berichtet. Neben »David« und »Hermann und die Fürsten« erwähnt er nicht »Samuel«, sondern den »König«: Dem K ö n i g fehlen, was die beyden ersten Acte anbetrift noch zwey Hände; aber der lezte Act fehlt noch ganz.«ñ96 So liegen zwischen den Erwähnungen »Samuels« und der ersten Erwähnung des »Königs« fünf Jahre. Sichere Schlüsse sind aus diesen Daten nicht zu ziehen. Die Annahme, daß es sich um zwei verschiedene Projekte handelte, ist ebensowenig von der Hand zu weisen wie die, daß »Der König« in dieser Zeitspanne »Samuel« als ursprünglichen oder als Arbeitstitel verdrängte. Klopstocks Drama »Der König« wird noch verschiedentlich erwähnt, ohne im geringsten über den Inhalt Auskunft zu geben, zunächst abermals von Ebert. Am ñ0. April ñ770 schreibt er unter Hinweis auf seine Gewohnheit, Genies an die Fertigstellung ihrer Werke zu erinnern: Und es ist wenigstens meine Schuld nicht, daß ñ9ñ ñ92 ñ93
ñ94 ñ95
ñ96
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 56. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 59. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 97. Diese Frage könnte ihm Klopstock bei ihren verschiedenen Treffen im Sommer ñ767 beantwortet haben. Vgl. HKA, Briefe V, einführende Erläuterungen zu Nr ñ2. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñññ. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ññ2. Hervorhebung von der Vfn. Über Johann Heinrich Schinz, (ñ726-ñ788), von ñ754 bis ñ788 Pfarrer in Altstetten, vgl. HKA, Briefe IV, 59, ñ33 und Erläuterungen hierzu. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ññ5.
Überlieferte Dramentitel
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wir nicht schon längst von Hrn. Klopstock, die noch übrigen Gesänge des Mess. die Oden, die Abhandlung vom Sylbenmaasse, den David, (den ich schon vor 5 oder 6 Jahren gelesen,) den König, Hermann und die Fürsten, haben.ñ97 Offensichtlich erhält er von Klopstock keine Information, denn mindestens noch zweimal erinnert er den Dichter, zunächst am 2. August ñ770: Himmel! wo bleiben denn Ihre O d e n ? Wo H e r m a n n u n d d i e F ü r s t e n ? – Wo der D a v i d ? – Wo der K ö n i g ? – Wo alles Uebrige?ñ98 Am 8. April ñ77ñ fragt er erneut: Werde ich denn nicht die Freude haben, einmal die von Ihnen v e r b e s s e r t e E d i t i o n d e r M e s s i a d e zu sehn? Und H e r m a n n u n d d i e F ü r s t e n ! – Und H e r m a n n s T o d ! – Und D a v i d ! – Und den K ö n i g !ñ99 Viel später wird in zwei weiteren Briefen nochmals »Der König« in einer Aufzählung neben anderen Werken genannt. Heinrich Christian Boie schreibt am ñ5. Dezember ñ776 an Friedrich Wilhelm Gotter,200 Klopstock habe noch viel im Mspt., das zum Theil seit Jahren vollendet ist, zum Theil wenig mehr dazu braucht, darunter Hermann und die Fürsten, Hermanns Tod, der König, ein Trauersp. neue Oden .20ñ Noch neun Jahre später, am ñ7. März ñ785, schreibt Matthisson an Köpken: Von einem Trauerspiele: D e r K ö n i g , sind zwei Akte vollendet.202 Nimmt man diese Briefäußerung beim Wort, hat es in Klopstocks Arbeit an diesem Drama seit dem 5. Mai ñ769, dem Datum seines zitierten Briefes an Ebert, keine wesentlichen Fortschritte gegeben. Wenn »Der König« ein Saul-Drama werden sollte, gäbe es Gründe dafür, daß es nicht fertiggestellt wurde. Es bedurfte schon zur Fertigstellung des »David«, des dritten biblischen Dramas, vieler Anläufe und hartnäckiger Erinnerungen. »Salomo« erhielt eine überwiegend negative Kritik, »David« wurde kaum noch zur Kenntnis genommen. Das wäre eine Erklärung dafür, warum Klopstock den Plan eines weiteren biblischen Dramas fallen ließ. Möglicherweise spielte mehr sein Arbeitskontext eine Rolle: Bis ñ772 wurde die Beschäftigung mit den Dramen von der Arbeit am »Messias« begleitet, zu dem in den biblischen Dramen, mindestens in den ersten beiden, deutliche inhaltliche Beziehungen bestehen. Vielleicht kam ein weiterer Grund ñ97
ñ98 ñ99 200
20ñ 202
An Rudolph Erich Raspe (ñ737-ñ794), Schriftsteller, gehörte zu Eberts Freundeskreis. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ññ7. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ññ8. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ2ñ. Über Heinrich Christian Boie (ñ744-ñ806) vgl. HKA, Briefe VI, einführende Erläuterungen zu Nr 46; HKA, Briefe VII, einführende Erläuterungen zu Nr 5 und HKA, Briefe VIII, einführende Erläuterungen zu Nr 63. Über Friedrich Wilhelm Gotter (ñ746-ñ797) vgl. HKA, Briefe VI, 55, 45 und Erläuterungen hierzu. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr. ñ42. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ43. Über Friedrich Matthisson (ñ76ñ-ñ83ñ) vgl. HKA, Briefe VIII, 34, 2 und Erläuterungen hierzu.
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Apparat: Allgemeiner Teil
hinzu: Alle Helden seiner fertiggestellten biblischen Dramen, Adam, Salomo, David, werden von Klopstock als Schuldige gegenüber Gott dargestellt, die sich aber durch Einsicht in ihre Schuld, durch Reue und Buße mit Gott wieder versöhnen. Die zu seinem Sturz führende Schuld Sauls dagegen kann anders als die Sünden Adams, Salomos und Davids nicht gesühnt werden (vgl. ñ Sam ñ5, ññ; 23; 26; 35 u. ñ6, ñ).203 Wenn Klopstock vorzugsweise Abläufe fesselten, in denen Schuld zur Buße und diese auch zur Versöhnung des Menschen mit Gott führten, dann war das für ihn möglicherweise ein Grund, mit der Gestaltung des Saul-Stoffs nicht fortzufahren.
Der Neudruck der biblischen Dramen in der Ausgabe der »Werke« bei Göschen Am ñ9. Oktober ñ793 informierte Georg Joachim Göschen aus Leipzig Klopstock darüber, daß er dem Herrn Geheimen Rath Bode seinen Verlag abgekauft habe, und bot an, eine Neuausgabe der »Oden« zu drucken.204 Aber erst ñ796, nach Vorverhandlungen, die Christian August Heinrich Clodius in Leipzig führte,205 kam es zu einer Vereinbarung mit Göschen, die nun aber nicht mehr nur die »Oden«, sondern auch andere Werke Klopstocks betraf: Ich bitte Sie sich als den Verleger meiner Schriften anzusehn, schrieb Klopstock an Göschen am 26. März ñ796.206 Gedruckt wurden daraufhin zunächst die »Oden« in zwei Bänden (Leipzig ñ798)207 und anschließend »Der Messias« in vier Bänden (Leipzig ñ799-ñ800).208 Kriegsbedingt verzögerte sich danach der weitere Druck. ñ803 starb Klopstock. Die biblischen Dramen erschienen postum zusammen mit den Hermann-Dramen ñ804-ñ806. Der Stand der Vorbereitung der Dramen für die Göschen-Ausgabe Die Abweichungen der Dramen in der Göschen-Ausgabe gegenüber den vorhergehenden Drucken zeigen, daß die biblischen Dramen unterschiedlich stark von Klop203
204
205
206 207 208
Dieser Aspekt des Saul-Stoffs wird im »Salomo« an zentraler Stelle in einer NegativFormulierung thematisiert: ausschlaggebend für Salomos Bekehrung ist Nathans Erinnerung, daß Salomo eben n i c h t w i e S a u l von Gott verworfen wird (vgl. V. ñ952, vor allem V. 2249 und 2285 sowie V. 2254). Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ45. Vgl. auch HKA, Briefe VIII, zu 2ñ6, 3, 4/5, 5-8 und ñ9-22. Klopstocks Bitte an Clodius um Verhandlungen mit Göschen: ñ5. ñ. ñ796 (HKA, Briefe IX, 27, ñ0/ññ und Erläuterungen hierzu); Clodius Antwort und der Entschluß, Klopstocks Gesamtwerk zu drucken: 26. ñ. ñ796 (HKA, Briefe IX, 30, 7-38); Klopstocks Antworten: 2. 2., 24. 2. und 7. 3. ñ796 (HKA, Briefe IX, Nr 32, 35 und 36). Göschens daraufhin erfolgtes Angebot: 2ñ. 3. ñ796 (HKA, Briefe IX, Nr 40). Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ48. HKA, Addenda III, Nr ñ und 2. HKA, Addenda III, Nr 3 bis 6.
Die »Werke« bei Göschen
307
stock überarbeitet worden waren.209 Wann das geschah, läßt sich nicht bestimmen. Zwar steht fest, daß er im Sommer ñ798 Carl Friedrich Cramer, der sich besuchsweise in Hamburg aufhielt, Veränderungen am Text von »Hermanns Schlacht« diktierte.2ñ0 Es liegt jedoch kein Zeugnis dafür vor, daß Klopstock sich in dieser Zeit auch den biblischen Dramen wieder zugewandt hätte. Ob er etwa Änderungen im Herbst ñ799 vornahm, als geplant war, daß die nächsten Bände der Ausgabe die Dramen enthalten sollten, und als er die »Vorrede zu den Schauspielen« schrieb, ist nicht feststellbar.2ññ Die Frage, ob, und wenn ja, in welchem Ausmaß Klopstock selbst noch den Text der Dramen für den Neudruck in der Göschen-Ausgabe vorbereitet hat, ist nicht zu beantworten. Die einschlägigen Briefzeugnisse enthalten wenig verläßliche Aussagen. Ende März ñ803, wenige Wochen nach Klopstocks Tod, berichtet Klopstocks Schwägerin Margaretha Cäcilia Dimpfel: Alle seine Schriften liegen zum Druck bereit. Alles ist von ihm selbst angeordnet.2ñ2 Klopstock hatte Christoph Daniel Ebeling, seinen Freund und Nachbarn,2ñ3 als Nachlaßverwalter eingesetzt und mit der Herausgabe der noch ausstehenden Bände der »Werke« betraut. Am ñ5. April ñ803 wandte sich Ebeling in dieser Angelegenheit erstmals an Göschen. Die Ankündigung, er werde Das Manuscript, genau so eingerichtet, wie der Dichter es zum Druck fertig machte, an den Verlag senden, zeugt davon, daß sein Eindruck zunächst derselbe war wie der von Klopstocks Schwägerin.2ñ4 Spätestens im September aber hatte er festgestellt, daß Klopstocks Arbeiten an den Texten keineswegs abgeschlossen waren. Das wirft die Frage nach Ebelings Anteil an der redaktionellen Überarbeitung der Texte auf. Für die Dramen fand er nach eigener Aussage Handexemplare, die verbesserten Exemplare der schon gedruckten Werke, vor.2ñ5 An Göschen schrieb er am ñ5. September ñ803, er habe einige Dramen durchgesehn und die sehr veränderte Hermannsschlacht schon ganz nach zwei Handschriften des seligen Klopstocks verglichen und die beste für Sie zum Druck zurecht ge209
2ñ0
2ññ 2ñ2
2ñ3
2ñ4 2ñ5
Diese Änderungsergebnisse sind ersichtlich im Abschnitt »Lesarten/Varianten« bzw. »Varianten« in den Einzelapparaten. Vgl. Carl Friedrich Cramer an Klopstock, 25. 7, 2. 8 ñ799 (HKA Briefe X, 63, 79-8ñ, sowie Erläuterungen hierzu). Einige der Änderungen aus diesem Briefwechsel finden sich in der postumen Ausgabe von »Hermanns Schlacht« wieder. Vgl. dazu z. B. Carl Friedrich Cramer an Klopstock, 20., 2ñ., 22. ñ0. ñ799 (HKA, Briefe X, Nr 72 und Erläuterungen hierzu). Vgl. auch unten den Abschnitt »Vorrede «. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ64. Margaretha Cäcilia Dimpfel (ñ745-ñ828) war eine Schwester von Klopstocks Frau Johanna Elisabeth Klopstock. Über Christoph Daniel Ebeling (ñ74ñ-ñ8ñ7) vgl. HKA, Briefe VII, zu ññ, ñ8 und Tiemann, Ebeling. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ66. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ70.
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Apparat: Allgemeiner Teil
macht.2ñ6 Für die biblischen Dramen sind redaktionelle Eingriffe größeren Umfangs nicht zu erschließen. Offensichtlich fand er nur für »Hermanns Schlacht« zwei Arbeitsexemplare mit Eintragungen Klopstocks vor;2ñ7 nur für »Hermanns Schlacht« ist auch bezeugt, daß Klopstock wiederholt daran arbeitete. 2ñ8 Hinzu kommt Ebelings in seiner Rezension des ersten Dramenbandes bei Göschen getroffene Feststellung, in Klopstocks Handexemplar zu »Der Tod Adams« sei nur einiges verändert, in dem Bardiet aber vieles. 2ñ9 Die Kollation des Neudrucks mit den vorhergehenden bestätigt das.220 Die Arbeits- oder Handexemplare, die als Druckvorlage für die Neuausgabe der biblischen Dramen dienten, sind nicht erhalten. Aus der Kollation der Drucke von »Der Tod Adams« und »Salomo« läßt sich schließen, daß Ebeling als Druckvorlage für die Göschen-Ausgabe die zweite Auflage des Erstdrucks (D2) für »Der Tod Adams« vorfand und den Erstdruck (Dñ) für »Salomo«, weil der Dichter vermutlich in Exemplaren dieser Drucke geändert hatte.22ñ Von »David« gab es vor dem Neudruck nur eine Auflage. Ob Ebeling außer der Wahl bzw. Herstellung der Druckvorlagen auch den Druckprozeß überwachte und Korrektur las, ist nicht bekannt. Vorrede Zu Entstehung und Druck Carl August Böttiger hatte Klopstock am 5. September ñ799 gefragt, was er nach den »Oden« und dem »Messias« nun in der Reihe seiner Werke folgen lassen wolle.222 Als Antwort auf Böttigers Frage legte Klopstock seinem Brief vom 2ñ. und 24. September die »Vorrede zu den Schauspielen« bei.223 Sie liefert die Begründung für seine Entscheidung, in den »Werken« jeweils ein biblisches Drama zusammen mit einem Hermann-Drama drucken zu lassen, also »Der Tod Adams« zusammen mit »Hermanns Schlacht«, »Salomo« mit »Hermann und die Fürsten« und »David« mit »Hermanns Tod«. 2ñ6 2ñ7
2ñ8
2ñ9 220 22ñ
222 223
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ67. Für die Setzer bestimmte Eintragungen von Ebelings Hand zeigen, daß an seiner wiederholt beteuerten Sorgfalt im Umgang mit den Texten des hochverehrten Freundes nicht zu zweifeln ist. Zu Ebelings Haltung Klopstock gegenüber und der Verpflichtung, die er fühlte, vgl. seine Briefe, Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ66 und ñ67. Vgl. Klopstocks Briefwechsel mit Carl Friedrich Cramer in den Jahren ñ799 und ñ800 in HKA, Briefe IX und X. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ70. Vgl. Einzelapparat zu »Der Tod Adams«, Abschnitte »Lesarten/Varianten«, »Varianten«. Vgl. Einzelapparate, Abschnitte »Textkonstitution«, S. 392ff. für »Der Tod Adams« und S. 406-408 für »Salomo«. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ57. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ58.
Vorrede
309
Die »Vorrede« sandte Klopstock an Böttiger mit der Bitte, sie an Göschen weiterzugeben, weil dieser auch wissen will, was nun folgen soll.224 Am ñ6. Oktober ñ799 war Klopstock mit der »Vorrede« jedoch immer noch beschäftigt und schrieb an Göschen: Böttiger hat Ihnen vermutlich schon ein M.S. mit der Aufschrift: »Vorrede zu den Schauspielen« zugeschikt. So bald Sie mir sagen, daß Sie es bekommen haben, werde ich Ihnen eine kleine Veränderung zuschicken.225 Böttiger, der eine Abschrift der »Vorrede« für sich anfertigen ließ, schrieb Klopstock am 28. Oktober: Ihre V o r r e d e z u d e n S c h a u s p i e l e n hat ein gemeinschaftlicher edler Freund, der wackre Araujo, selbst an Göschen überbracht. Sie ist also sicher angekommen. Ich schreibe aber heute noch nach Leipzig und frage, warum Ihnen Göschen den Empfang nicht schon meldete.226 In einem Brief vom 2. November, in dem es überwiegend um kriegsbedingte Schwierigkeiten der Papierbeschaffung geht, bestätigte Göschen, die »Vorrede« von Böttiger erhalten zu haben.227 Ob die angekündigte Zusendung der kleinen Veränderung ebenfalls in dieser Zeit erfolgte oder erst später, z. B. mit den Druckvorlagen, an Göschen gelangte, ist ungewiß. Daß Göschen sie erhielt, läßt sich daraus schließen, daß die gedruckte »Vorrede« eine kleinere Textabweichung gegenüber der Abschrift enthält.228 Die »Vorrede zu den Schauspielen« wurde in Band 8 der »Werke« (Leipzig ñ804), dem ersten der drei Dramenbände, unter der Überschrift »Vorrede« abgedruckt. 229 Klopstocks Verfügungen über die Reihenfolge der Werke in der Göschen-Ausgabe Von den Fragen, die Göschen an Klopstock zur geplanten Ausgabe der »Werke« richtete, war die erste: Was soll in die sämtlichen Werke kommen?230 Vermutlich als Beilage zu seinem Brief vom 29. und 30. März ñ796 schickte ihm Klopstock ein Verzeichnis seiner Werke mit Angabe der Reihenfolge, in der sie zu drucken seien.23ñ Göschen bestätigte den Erhalt am 6. April: Die Folge der Werke wie Sie mir 224 225 226 227 228
229 230 23ñ
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ58. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ59. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ60. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ6ñ. Die Abweichungen des Drucks von der überlieferten Abschrift Böttigers betreffen fast ausschließlich Orthographie, Interpunktion und Satzstellung und können nicht eindeutig Klopstock zugeordnet werden. Die einzige Ausnahme: anstelle von möchte indeß doch wohl hier an der rechten Stelle stehn in der Abschrift heißt es im Druck (S. 273, Z. 14/ñ5): will ich indeß doch wiederholen. Diese Abweichung kommt als die von Klopstock erwähnte kleine Veränderung in Frage. Vgl. dazu unten den Einzelapparat zu »Vorrede «. HKA, Addenda III, Nr 30. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ47. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ49 und HKA, Briefe IX, 44, Erläuterungen im Abschnitt: Beilage.
310
Apparat: Allgemeiner Teil
solche jetzt bestimt haben, erwähn ich im Contrackt .232 Die hier erwähnte Folge der Werke ist unbekannt, weil weder dieses Verzeichnis noch ein Contrackt mit Göschen aus diesem Zeitraum erhalten sind.233 Am ñ4. Januar ñ797 – der Druck der »Oden« war in vollem Gange – teilte Klopstock Göschen mit, er werde hinsichtlich der Werkfolge noch Ändrungen machen. Da er selbst offenbar keine Abschrift des Verzeichnisses zur Hand hatte, bat er: Haben Sie die Güte mir das überschickte Verzeichniß meiner Schriften abschreiben zu lassen.234 Göschens Antwort enthielt neben dem Eingeständnis, das Verzeichnis nicht gleich finden zu können, die Bitte: so laßen Sie auf die Oden den Meßias dann die Bardiette folgen, oder überhaupt die poetischen Werke den prosaischen voraus gehen.235 Eine Antwort Klopstocks hierauf ist nicht bekannt. Tatsächlich begann Ende ñ798, nachdem zwei Bände »Oden«236 erschienen waren, die Drucklegung des »Messias«, der ñ799/ ñ800 in den Bänden 3-6 herauskam.237 Mit dem Übersenden der »Vorrede zu den Schauspielen« im September ñ799 an Böttiger und der damit verbundenen, auch für Göschen bestimmten Mitteilung, daß nun die Dramen folgen sollten, war die Frage der Reihenfolge noch nicht definitiv beantwortet. Überraschend problematisierte Klopstock noch im Dezember desselben Jahres in einem Brief an Voß die Reihenfolge abermals, zwar nicht die der Dramen untereinander, aber der Dramen insgesamt im Verhältnis zu den übrigen Werken: Ich blieb vor einiger Zeit dabey stehn, daß nach dem Mess. die Schauspiele, u zwar in der Ordnung: Der Tod Adams, Hermans Schlacht ff folgen solten. Jezt komme ich zu meinem ersten Entschlusse zurück, nämlich die Geistl. Lieder folgen zu lassen.238 Was Klopstock hier seinen ersten Entschluss nennt, ist möglicherweise die Reihenfolge, die das verschollene Verzeichnis vom März ñ796 fixiert hatte und die nun wieder gelten sollte. Eine entsprechende Mitteilung an Göschen ist nicht überliefert. Die neuerliche Sinnesänderung blieb zunächst ohne Folgen. Kriegsbedingt wurde die Arbeit an der Ausgabe für fast zwei Jahre unterbrochen. Am ñ0. Februar ñ802 nahm Göschen die Verbindung mit Klopstock wieder auf mit einem Brief, in dem er die lange Unterbrechung erklärt und versichert, daß ich jeden Augenblick bereit bin den Druck anzufangen so bald Sie es verlangen.239 In 232 233
234 235
236 237
238 239
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ50. Vgl. HKA, Briefe IX, zu 35, 6-ñ3 (zur Liste der Werkfolge) und zu 43, ññ (zur Frage eines Verlagsvertrages mit Göschen). Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ54. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ56. Zu Göschens Vorbehalten gegenüber Klopstocks Prosaschriften vgl. auch HKA, Briefe IX, zu 35, 6-ñ3 und HKA, Werke VII, 2, S. 306/ 307. HKA, Addenda III, Nr ñ und 2. HKA, Addenda III, in Folio bereits ñ799 (Nr 3 bis 6); ñ800 in Quart (Nr ñ6-ñ9) und in Oktav (Nr 20-27). Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ62. Göschen an Klopstock, ñ0. 2. ñ802 (HKA, Briefe X, 2ñ0, 24/25).
Die »Werke« bei Göschen
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den folgenden Monaten fand die Korrespondenz über die Fortsetzung der Ausgabe mehr und mehr zwischen Göschen und Johann Wilhelm von Archenholtz statt.240 So ist es auch dieser, dem gegenüber Klopstock seine abermalige Rückkehr zu dem Plan äußerte, nach dem »Messias« die Dramen folgen zu lassen. Auf Archenholtz berief sich Göschen, als er an die weitere Herstellung der Ausgabe dachte, in einem Brief an Klopstock vom 8. Mai ñ802: Ich höre von H. von Archenholz, daß Sie zu den nächsten Band Ihrer Werke den Adam und Hermann bestimmt haben.24ñ Ein letztes Zeugnis über die Beschäftigung des todkranken Dichters mit seinen Dramen stammt von Johann Gottfried Seume. Ende März ñ803 erinnert er sich in einem Brief an Böttiger, Klopstock habe Göschen noch gebeten, das Titelkupfer zum ersten Dramenband, das ein Motiv aus »Der Tod Adams« darstellen sollte, bei Tischbein242 und nicht bei Heinrich Friedrich Füger 243 in Auftrag zu geben; im Winter ñ802/03 habe er die Bardiete an Göschen schicken wollen, doch dazu sei es wegen des Alten Kränklichkeit nicht mehr gekommen.244 Die Fortsetzung der Ausgabe der »Werke« nach Klopstocks Tod Die Frage, ob Band 7 die ersten beiden Dramen oder die »Geistlichen Lieder« enthalten sollte, die Göschen mit den »Epigrammen« und neuen, noch unveröffentlichten »Oden« in einem Band vereinen wollte, blieb nach Klopstocks Tod Verhandlungsgegenstand mit der Witwe Johanna Elisabeth Klopstock. In einem Brief an Böttiger vom ñ. Oktober ñ803 teilt Göschen mit, er sei nun wegen der Fortsezung mit der Witwe einig. Wozu Göschen neigte, läßt sich aus seiner im selben Brief enthaltenen Klage über die Unverkäuflichkeit der biblischen Dramen entnehmen: Klopstock Trauerspiele g e h e n gewiß nicht.245 Einen etwas größeren Erfolg erhoffte er von einem Band, der neben den »Geistlichen Liedern« noch unveröffentlichte Gedichte enthalten würde. Mit seinem Wunsch setzte er sich durch. Zur schließlich vereinbarten Reihenfolge schrieb er an Böttiger am ñ4. November ñ803: In den 7 Bd von Klopstock kommt ò) 24 neue Oden 2) geistl. Lieder 3) Epigramme
240 24ñ
242
243
244 245
Über Johann Wilhelm von Archenhol(t)z (ñ74ñ-ñ8ñ2) vgl. HKA, Briefe VIII, S. 9ñ5-9ñ7. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ63. Die Möglichkeit der Fortsetzung stellt Göschen schon am ñ0. 2. ñ802 in Aussicht: HKA, Briefe X, 2ñ0, 22-30. Seume vermutet, es sei Tischbein der Neapolitaner. Diesen Beinamen trug Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (ñ75ñ-ñ829). Klopstock meinte aber wohl Johann Friedrich August Tischbein (ñ750-ñ8ñ2), den Göschen am 8. Mai ñ802 in diesem Zusammenhang in einem Brief an Klopstock vorschlug. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ63 und HKA, Briefe X, 222, 8 nebst Erläuterungen hierzu. Zu Heinrich Friedrich Füger (ñ75ñ-ñ8ñ8) vgl. HKA, Briefe IX, einführende Erläuterungen zu Nr 2ññ. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ65. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ68.
312
Apparat: Allgemeiner Teil
In den 8 Bd komen ò) Der Tod Abels (recte: Adams) 2) Hermanns Schlacht Im 9 Bd die übrigen Trauerspiele und Bardiete Mit diesen 9 Bänden ist das Werk geschloßen .246 So erschienen ñ804 als Band 7 die noch unveröffentlichten »Oden«, die »Geistlichen Lieder« und die »Epigramme«247, ferner als Band 8 »Der Tod Adams« und »Hermanns Schlacht« mit der »Vorrede« von ñ799.248 Vermutlich kamen beide Bände fast gleichzeitig heraus, denn sowohl in der Anzeige in der »Hamburgischen Neuen Zeitung« vom 3. November ñ804 als auch im Meßkatalog für die Michaelismesse ñ804 wird auf beide Bände gemeinsam aufmerksam gemacht.249 ñ806 erschienen »Salomo« und »Hermann und die Fürsten« als Band 9250 sowie »David« und »Hermanns Tod« als Band ñ0.25ñ Im »Hamburgischen Correspondenten« wurde am 23. Mai ñ806 die Auslieferung von Band 9 mitgeteilt und am ñ9. November ñ806 die von Band ñ0.252 Während von den Bänden ñ-6 der Göschen-Ausgabe immer zunächst eine Ausführung in Folio herauskam253 und danach je ein Druck in Quart und Oktav folgten,254 erschienen die Bände 8-ñ0 mit den Dramen nur im Oktavformat, wenn auch auf zwei Papiersorten, auf Druck- und Velinpapier.255 An den Wegfall einer Ausführung in Folio war ñ802 nach der kriegsbedingten Pause noch nicht gedacht worden, wie dem Brief Göschens an Klopstock vom 8. Mai ñ802 zu entnehmen ist: Für das Kupferblatt wird der Adam mehr mahlerische Gegenstände geben als der Hermann. Ich bitte Sie gehorsamst, mir einige Sujets anzugeben, woraus der Zeichner wählen kann.256 Eine solche Bitte hätte Göschen nicht geäußert, hätte er nur die von vornherein ohne Titelkupfer herausgebrachte Oktavausgabe fortsetzen wollen. Der Plan, die Ausgabe in Folio weiterzuführen, wurde erst nach Klopstocks Tod aufgegeben. Eine Ausnahme bildete Band 7: Göschens Erwartung, daß sich dieser Band, der unter anderem die letzten »Oden« enthielt, besser verkaufen werde als die Dramen, scheint sich erfüllt zu haben, denn er brachte Band 7 auch noch ñ809 im Folio-Format heraus.257 Aus dem Brief Ebelings vom ñ7. November dessel-
246 247 248 249 250 25ñ 252 253 254 255 256 257
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ69. HKA, Addenda III, Nr 28. HKA, Addenda III, Nr 30. Vgl. HKA, Addenda III, Kommentar zu Nr 28. HKA, Addenda III, Nr 32. HKA, Addenda III, Nr 33. Vgl. HKA, Addenda III, Kommentar zu Nr 32 und 33. Vgl. HKA, Addenda III, Nr ñ-6. Vgl. HKA, Addenda III, Nr 8-27 (4° und 8°). Vgl. HKA, Addenda III, Nr 30-33. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ63. HKA, Addenda III, Nr 7.
Die »Werke« bei Göschen
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ben Jahres an John Eliot geht nicht eindeutig hervor, in welchem Format der 8. Band erscheinen sollte, dessen Druckvorlage Ebeling herstellte. Er schreibt: Klopstocks Poems are published by the same Bookseller of which appeared 7 Volumes in 4 and large 8vo in the same manner. I am about to prepare the 8th to the press as my intimate friend and next neighbor, late Mr Klopstok left his Manuscripts to me for that purpose.258 Möglicherweise denkt Ebeling hier an eine Folio-Ausgabe auch des 8. Bandes und bezeichnet sie mit »Quart«.259 Weder ñ809 noch später zu Ebelings Lebzeiten erschien nach der Oktavausgabe eine größere Ausführung im Druck bei Göschen.
258
259
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ7ñ. Reverend John Eliot, einer der amerikanischen Briefpartner Ebelings, war von ñ799-ñ8ñ0 Corresponding Secretary of the Massachusetts Historical Society. Ebelings Formatangaben hielten sich dann an den Sprachgebrauch Göschens und Klopstocks sowie der Zeitgenossen. Sobald man von der Anzahl der Blätter pro Bogen ausgeht, ist eine andere Terminologie angemessener, nämlich Folio für die hier von Ebeling als Quart bezeichnete Ausgabe, die zwei Blätter pro Bogen ausweist. Zum Sprachgebrauch von Quart und Oktav vgl. auch HKA, Briefe IX, 3, 29 und Erläuterungen hierzu.
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Apparat: Allgemeiner Teil
Zeugnisse über Klopstocks Arbeit an den biblischen Dramen, über ihre Druckgeschichte und über ihre Wirkung ñ) G. H. Klopstock an J. W. L. Gleim, ñ7. 7. ñ755: Wenn das Prosaische Trauer-Spiel: der Tod Adams; welches Ihr Freund, m<ein> l ältester S verfertiget, und nächstens herauszugeben gedencket, an heute bereits hier wäre, so möchte vieleicht mancher betrübter an unserm Orte daraus Trostgründe schöpffen und sich damit aufmuntern können . (Hs.: Das Gleimhaus Halberstadt: Hs. A Klopstock, G. H. 3ñ.) 2) G. H. Klopstock an J. W. L. Gleim, 20. 7. ñ755: Sie haben mir, ohne es vieleicht selbst zu dencken, einen neuen starcken Beweiß gegeben, daß Ihre Freundschaft gegen meinem geliebten Aeltesten von ungemeiner Festigkeit ist. Diese konte nicht unzufrieden werden, von des Freundes Hauptwercke (»Der Messias«) nichts zu vernehmen, und sich gleichswohl über ein weniger beträchtliches erfreuen. Denn das Werckchen (»Der Tod Adams«) durfte gar biß zur andern Zeit verschoben bleiben, dafern jenes dadurch gehindert worden wäre und so hätte ich gedacht, und mit allem Wohlmeinen noch oben ein geschmählet, wenn ich nicht mehr gewust hätte, oder geglaubt, er wolle eine Zeitlang mit jenem zurückhalten und vorerst in Prosa scheiben: So bald ich das Trauerspiel erhalte, wird es in Ihren Händen seyn, sollte ich es auch zuvor selbst zu lesen, dadurch gehindert werden. ich will Ihnen aber auch nun also fort diejenige Nachricht geben, welche unter uns vorerst noch bleiben mag, biß der Druck weiter gekommen ist, sie lautet also: (Es folgt ein Auszug aus einem Brief Klopstocks vom 5. 7. ñ755; HKA, Briefe III, Nr 25.) Von der neuen Ausgabe des Meß. erwarte ich alle Stunden den ersten CorrecturBogen. Sie soll in zwey Theilen, zehn Gesänge enthalten. Den neunten Gesang habe ich nun fast zu Ende gebracht; und ich glaube mit dem zehnten, gegen die Zeit, daß er in die Druckerey muß, auch fertig zu werden. (Hs.: Das Gleimhaus Halberstadt: Hs. A Klopstock, G. H. 32.) 3) G. H. Klopstock an J. W. L. Gleim, ñ4. ñ0. ñ755: Die Erwartung von dem versprochenem Trauerspiel Adams, deßen ich mich gestern versahe, und das ich alsofort übersandt haben würde, stellte mich einiger maßen über meiner scheinbaren, aber dennoch unschuldigen Nachläßigkeit zufrieden, allein ich habe nichts empfangen . Gleich erhalte endlich von Lingbye folgendes: Mein Bruder (die liebe Johanne schreibt) hat viel mit seinem Druck zu thun, ich kan es aber n nicht sagen, wenn die zehn Gesänge herauskommen werden, denn Er arbeitet noch an dem lezten, und das Drucken gehet hier sehr langsam. (Hs.: Das Gleimhaus Halberstadt: Hs. A Klopstock, G. H. 38.)
Z e u g n i s s e N r 4-òò
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4) Klopstock, »Arbeitstagebuch«, 28. ñ2. ñ755: Abends war ich bey B<ernstorff> u las den Anfang des Xten Ges vor. – B<ernstorff> sagte bey Tische, daß er nur Eins an Young zu tadlen hätte, Er, der Verf der Nächte hätte auch eine Tragödie geschrieben. (B<ernstorff> wollte hierdurch die Tragödien überhaupt nicht tadlen. Er schien nur von der Entwiklung gewisser unedlen kleinen Leidenschaften zu reden, die daraus nicht wegbleiben können) Ich sagte: Aber eine Athalie zu schreiben? – dann mags passiren. sagte Er mehr im Scherze, als im Ernste. – N u r passiren? sagte ich. (HKA, Addenda II, S. 34, Z. 55-62.) 5) Klopstock, »Arbeitstagebuch«, ñ4. 3. ñ756: Adam durchgesehn. (HKA, Addenda II, S. 45, Z. 4ñ.) 6) Klopstock, »Arbeitstagebuch«, 24. 3. ñ756: wegen des Drucks besorgt. Mitt u Ab<ends> bey B<ernstorff>. Mitt Ihr den Adam gegeben. Abends mit Ihr über die Relig. (HKA, Addenda II, S. 46, Z. 54/55.) 7) Klopstock, »Arbeitstagebuch«, 8. 4. ñ756: geänd<ert>. Athalie geles<en>. (HKA, Addenda II, S. 47, Z. 75.) 8) Klopstock, »Arbeitstagebuch«, 3. 7. ñ756: Brief an Moltke nebst dem Adam fortgeschikt. (HKA, Addenda II, S. ñ02, Z. 88.) 9) Klopstock, »Arbeitstagebuch«, 2ñ. 7. ñ756: Am Adam geänd<ert>. (HKA, Addenda II, S. ñ03, Z. 26.) ñ0) Klopstock, »Arbeitstagebuch«, 22. 7. ñ756: Schmidten aus Lüneb den Adam u die Ges vorgelesen. (HKA, Addenda II, S. ñ03, Z. 27/28.) ññ) Klopstock an G. H. Klopstock, zwischen dem 3. und dem 6. ññ. ñ756: Ich habe mein Trauerspiel, Adam, u einige kleine prosaische Stücke, die ich zugleich mit dem<se>lben drucken lassen will, von neuen durchgesehen. (HKA, Briefe III, 42, ñ9-2ñ.)
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Apparat: Allgemeiner Teil
ñ2) Altonaische gelehrte Anzeigen ñ757, St. 49 (27. 6.), S. 395/396: Rezension von »Der Tod Adams«: S. 395: Wenn Herr Klopstock seinen Namen nicht unter den Vorbericht gesetzt hätte, so würden wir doch vermuthet haben, daß dieses prosaische Trauerspiel von ihm komme. Diejenigen, die mit dem Geiste dieses erhabenen Dichters bekannt sind, brauchen nicht erst seinen Namen darunter zu lesen, ihn darin zu finden. Man muß den Leser an das erinnern, was der Herr Verfasser selbst im Vorberichte von seinem Trauerspiele sagt, daß es nicht geschrieben sey, um aufgeführet, sondern bloß gelesen zu werden, um seinen vorgreifenden Vorurtheilen zuvorzukommen, die sich an die Personen und die Sitten stossen mögten. Wir wollen nur dem Faden der tragischen Geschichte folgen . (Es folgt eine Inhaltsangabe.) ñ3) Gelehrte Nachrichten (Rostock, Wißmar) ñ757, St. 26 (29. 6.), S. 285-287: Rezension von »Der Tod Adams«: S. 286/287: Man hat bishero noch verschiedene Einwürfe wieder die Trauerspiele, welche aus der Offenbarung genommen sind, gemachet; und sie sind theils aus fanatischem Eifer, theils aber auch aus gesunden Gründen dem Theater entrissen. Das Gewicht dieser Einwürfe hier zu untersuchen, würde um so viel überflüssiger seyn, da wir mit den in der Vorrede zu diesem Trauerspiele gefasten Meinungen gleichgesinnet sind, und also unsre Leser dahin verweisen können. Gegenwärtig aber hoffen wir dem Endzwecke unsrer Blätter gemässer zu handeln, wenn wir dieses fürtrefliche tragische Stück aus einem nähern Gesichtspunkte betrachten werden. Ein jeder, der die Umstände bey dem Tode unsers ersten Stamvaters überdenket, siehet es leicht ein, daß diese Handlung, so feierlich sie auch vor Adam seyn muste, für ein dramatisches Stük viel zu einfach sey, und nothwendig durch eine schöpferische Einbildungskraft mit Nebenstrichen begleitet werden muste, ehe sie eine Stelle in dieser Klasse verdienen konte. Diese Nebenstriche nun hat der Dichter meisterlich angebracht. Er stellt uns nicht nur die Charaktere Adams, Seths, Evas ehrwürdig und groß vor, sondern zeiget uns auch die liebenswürdigsten Scenen; Selima, Heman, Sunim sind hiezu zu rechnen. Wir müssen es gestehen, daß wir bey der ersten Durchlesung dieses Trauerspiels heimlich wünschten, der Dichter mögte die wichtigen Auftritte und schauervollen Unterredungen eines Adams und Seths nicht durch die zärtlichen Reden der Selima, der Enkelin Adams, von ihrem geliebten Gegenstande Heman unterbrechen lassen. Man tadelt an dem erhabenen Cato des grossen Addison, daß er viele Auftritte mit dem Affekte der Liebe angefüllet, und in diesen nicht wie in den vorigen, in dem Cato einen glühenden Patrioten, in dem Patrioten einen Vater von Rom, und in dem Vater Roms einen Menschenfreund vorgestellet habe. Solte man also auch nicht Ursachen zu wünschen haben, der Dichter des Todes Adams mögte in jenen, obgleich unverbesserlichen Auftritten, unserm
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Stamvater diejenigen Empfindungen haben reden laßen, welche er notwendig empfunden haben muß? Doch dieser geringe Tadel wird desto mehr entkräftet, da der Dichter mit diesen Auftritten ungemein sparsam gewesen ist, und sie gleichsam nur als Ruhepunkte anzusehen sind, welche den Leser zu wichtigern Dingen vorbereiten. Wie schrecklich schön aber sind nicht die Auftritte eines Kain, wenn er wilde Reden ausstösset, und nächtliche Flüche auf das graue Haupt seines Vaters regnen will! wie sehr ernstvoll sind nicht die Reden des Todesengels, wenn er von Gott gesendet, Adam den Tod ankündigt! wie demütig, wie tief hingeworfen höret nicht Adam seinen kommenden Tod! wie kläglich jammert nicht Eva um ihren Gatten, und ergiebt sich in den Willen ihres Schöpfers! wie schreckensvoll ist es nicht, wenn der Fels nun krachend einstürzt, und der erste der Menschen den Tod von sieben tausenden stirbet! – – Grosse Erfindungen eines grossen Genies! Doch dürfen wir noch etwas mehreres zu dem Ruhme dieses unnachamlichen Trauerspiels hinzuthun, wenn wir unsern Lesern sagen, daß der Verfasser der unsterblichen Messiade, Herr Klopstok, der Verfertiger dieses tragischen Stückes ist? ñ4) E. C. von Kleist an J. W. L. Gleim, 29. 6. ñ757: Ich habe Ihnen noch niemals was von Klopstock’s ›Tod Adams‹ gesagt. Dies ist ein großes Meisterstück; ohngeachtet es von allen Regeln abgehet, so hat es in seiner Art kaum seinesgleichen. O, der fürtreffliche Klopstock! Ich liebe ihn so, daß ich es nicht sagen kann. Ich wollte gleich sterben, wenn ich dadurch solch Trauerspiel zu Wege bringen könnte. Weil es mir so ungemein gefallen, so habe ich eine französische Übersetzung davon veranlasset, die schon fertig ist und ehestens soll gedruckt werden. Herr Casque, eine Refugié aus unserm Lande, der beider Sprachen mächtig ist, und der dabei ziemlichen Geschmack hat, hat sie verfertigt. Die Franzosen werden gar Vieles tadeln, z. E. daß es nicht kann aufgeführet werden, vielleicht das Sujet selber u.; allein die Narren werden doch gestehen müssen, daß es schön ist, und daß sie zwar besser gereimte, aber nicht besser gedachte und rührendere Trauerspiele haben. (Kleist, Werke, Th. 2, S. 4ò8.) ñ5) Freymüthige Nachrichten von Neuen Büchern, und andern zur Gelehrtheit gehörigen Sachen (Zürich), Jg. ñ4, ñ757, St. 28 (ñ3. 7.), S. 2ñ9/220: Rezension von »Der Tod Adams«: Die Ostermesse hat uns ein Trauerspiel von dem Poeten der Meßiade gebracht, den T o d A d a m s . Weinen ist das höchste Vergnügen, das man von der tragischen Schaubühne erwartet, und der grosse Haufen kennet kein anderes. Dieses kan ein Dichter verschaffen, und hat es öfters so gut als Corneille und Racine mit Trauerspielen verschaffet, die weit unter den Stücken dieser grossen Meister stehen. Es giebt Fehler die in der theatralischen Vorstellung keinen, oder wenigen Schaden thun, und es giebt Schönheiten, die ihr keinen oder wenigen Vortheil bringen. Grosse
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Apparat: Allgemeiner Teil
Delicatesse in den Empfindungen, Hoheit der Gedanken, – wird alle diejenigen kalt stehen lassen, die nichts oder sehr wenig davon bey sich haben. Mit etwas sinnlicherm und fleischlicherm wird man sie sicherer und schneller in Bewegung setzen. Dreyvierteile der Leute, werden nichts von den feinsten Zügen der Charakter, von dem psychologischen Gange, den Stuffen, und den Farben der Leidenschaften verstehen, die am delicatesten ausgearbeitet sind. Das alles wird über die Köpfe hinfliegen, ohne zu treffen. Ein Autor, dem der Beyfall der grossen Welt am Herzen liegt, wird darum die Vorsichtigkeit haben, sich aller dieser schwersinnigen und feinen Schönheiten zu enthalten, gesetzt, daß er sie in seiner Gewalt habe. Freylich werden die Kenner und alle geistreichen Leute, die für mehr als eine Art Schönheiten empfindlich sind, ihm ihren vollen Beyfall versagen; sie werden sein Stück mit Critiken und Betrachtungen bestreiten, und bisweilen wird es ihnen gelingen, daß sie das Lob, so er erhalten hat, um ein grosses vermindern. Der Verfasser des Todes Adams hat die Betrachtung gemachet, daß die Schönheiten, die sich mehr auf angenommene Sitten, als auf die allgemeine Natur beziehen, leicht mißfallen. Er meynt, wenn man die Charakter, die einer Nation, und noch mehr, die einer Person eigen sind, mit noch so grosser Geschicklichkeit aus einander gesetzt, und in dem besondersten Lichte gezeiget habe, so sey dieses immer mit einer widrigen Empfindung begleitet; weil es uns wehe thue, den Mann, für den man uns eingenommen hat, in einem Unglücke zu sehen, das seinen Ursprung einzig von Gewohnheiten und Lebensregeln hat, die nicht in der einfältigen Natur sind. Und aus dieser Ursache hat er den Adam zur Haupt-Person seines Stückes gemachet. Vermuthlich hat die Furcht, wenn er Adam in einem vielfältig gebrochenen Lichte aufführete, daß er ihn so von dieser schönen einfältigen, Natur entfernete, ob es gleich nur wenige schritte wären, ihn bewogen, das ganze Stück beynahe auf der einzigen Idee von dem S t e r b e n ruhen zu lassen, und mit grosser Sorgfalt alles zu vermeiden, was uns diesen T o d aus den Augen nehmen, oder ihn einigermassen erleichtern könnte. Darum sind die göttlichen Quellen d e s T r o s t e s , welche ihm die Erscheinungen Gottes und der Engel eröfneten, die grosse Verheissung von dem Weibessaamen, der das gefallene Geschlecht der Menschen wieder aufrichten, und den Zorn Gottes von ihm nehmen sollte, die Aussichten in die seligste Ewigkeit, die Adam vor sich hatte, – in dem ganzen Gedichte ganz sparsam angebracht. Hätte der sterbende Adam sich in diesen Sachen vertieft, so wäre sein Geist nothwendig dermassen erhöhet und beruhiget worden, daß die Empfindung des Todes und der Schmerzen des Todes, alle ihre Bitterkeit verlohren hätte; welches der Poet nicht wollte, sondern vielmehr eben dieses für die mächtigste Schwingfeder hielte, die Saite des empfindlichen Herzens zu treffen. ñ6) G. E. Lessing an M. Mendelssohn, 9. 8. ñ757: Haben Sie schon den Tod Adams gelesen? Was sagen Sie davon? (Lessing, Sämtliche Schriften, Bd ñ7, S. ññ3.)
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ñ7) M. Mendelssohn an G. E. Lessing, ññ. 8. ñ757: Den T o d A d a m s habe ich gelesen. Der tragische Styl in Prosa ist neu und ungemein schön. Im übrigen finde ich nichts an dem ganzen Stücke, das Klopstocks würdig sey, außer einigen Zügen in der Unterredung mit Kain, wie nicht weniger die Beschreibung, die Adams Tochter von diesem ihrem Bruder macht. Sonst habe ich alles mit ziemlich kaltem Blute, und öfters noch mit Verdruß gelesen, und dieses ist mein Beweis, daß mir dieses Stück nicht gefällt. Ich weiß nicht, wie Klopstock solch Zeug hinschreiben kann, das weder Zusammenhang, noch Handlung, weder Leidenschaften, noch irgend etwas anders, außer einer kleinen Nüance von Charakteren hat. Ich sage meine Meinung ziemlich zuversichtlich, aber ich bin gewiß, daß ein Lessing nie ein solches Gewäsch dem Drucke bestimmt haben würde, gesetzt, es wäre ihm möglich gewesen, so was zu schreiben. (Lessing, Sämtliche Schriften, Bd ñ9, S. ñ03/ñ04.) ñ8) J. W. L. Gleim an J. P. Uz, ñ6. 8. ñ757: Haben Sie Klopstocks T o d A d a m s gelesen? Gestern laß ich ihn einer Gesellschaft von ò5 Personen in meiner Laube vor, und kein Auge blieb trocken. (Schüddekopf, Gleim/Uz, S. 283.) ñ9) Hamburgische Berichte von den neuesten gelehrten Sachen, Bd 26, ñ757, St. 77 (ññ. ñ0.), S. 6ññ: Rezension von »Der Tod Adams«: Der Verfasser ist Hr. Klopstok, der sich in der Vorrede auch unterschrieben hat, und wenn er es gleich nicht gethan hätte, so würde man ihn doch in diesem Werke erkennen. Wenn gleich, wie der Hr. Verfasser selbst gestehet, dieses Trauerspiel in Prosa zur theatralischen Vorstellung sich nicht schicket, so wird doch ein jeder Leser von Geschmak gestehen, daß das Rührende und Erhabene darin auf den höchsten Grad gebracht ist. 20) Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, Bd 2, St. ñ, ñ757, S. 2ñ2-225 (im Wiederabdruck S. ñ24-ñ32): M. Mendelssohn, Rezension von »Der Tod Adams«: S. ñ24-ñ29: Der Verfasser dieses prosaischen Trauerspiels ist Herr Klopstok, dessen Name gewiß das Werk zieret; gesetzt auch, daß das Werk seinen Namen nicht zieren sollte. (Vielleicht dürften einige hierinn die Ursache finden, warum sich der Dichter bey diesem kleinen Werke nennet, da er doch sein vortreffliches Heldengedicht ohne seinen Namen in die Welt hat gehen lassen.) Er sagt in dem Vorberichte: »Die Schönheiten eines Trauerspiels, die es mehr durch Gewohnheiten und Sitten einer Nation, als durch die einfältige Natur sind, haben sich oft der Gefahr ausgesetzt, weniger zu gefallen. Und nicht selten sind sie der Gefahr untergelegen, wenn diese
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Gewohnheiten und Sitten ein zu fremder Zusatz zu der schönen Natur waren.« (Text, S. 5, Z. 2-6). Ja er glaubt, die Umstände, in welchen die Geschichte und der Dichter gemeiniglich den Helden setzen, um uns für ihn einzunehmen, geben der Natur oft e i n f a l s c h e s C o l o r i t , dem sich bey uns eine zarte Empfindung immer noch widersetzet. »Diese Anmerkung«, fährt er fort, »ist eine von den Ursachen gewesen, warum ich unsern Stammvater zu der Hauptperson eines Trauerspiels gemacht habe.« (Text, S. 5, Z. 6-ñ5). Man wird also dieses Trauerspiel weder zu den heroischen, noch zu den bürgerlichen Trauerspielen zählen können, indem das Interesse des bürgerlichen Lebens selbst für die einfältige Lebensart zu Adams Zeiten, noch viel zu verwickelt ist. Und da man die einfältige Natur in den Gedichten durch das Schäferleben vorzustellen pflegt; so würde sich mit diesem Gedichte eine neue Art, nämlich das S c h ä f e r t r a u e r s p i e l , anfangen, (in welchem das tragische bloß in der Handlung liegen, die Sentimens hingegen naiv seyn müßten), wofern demselben anders der Name eines Trauerspiels mit Recht zukömmt. Der Hr. Verf. scheinet selbst daran einigermassen gezweifelt zu haben, und gestehet in der Folge seines Vorberichts mit ausdrücklichen Worten, daß er es nicht zu dem Endzwecke aufgeführt zu werden, gemacht habe (Text, S. 5, Z. 36-37). Allein er sagt zu seiner Vertheidigung: »Wenn ein Scribent seine guten Gründe haben kann, zu einer Begebenheit, die Art vorzustellen, die dem Trauerspiele eigen ist, bequemer als eine andere zu finden; so begreife ich nicht, warum es ihm nicht erlaubt seyn sollte, sie zu wählen, ob er gleich einsiehet, daß sein Stück wegen gewisser Nebenumstände, nicht aufs Theater gehöret.« (Text, S. 5, Z. 37 - S. 6, Z. 5). Wir geben dieses zu, wenn diese Nebenumstände, die die Aufführung eines Stückes unmöglich machen, bloß von einem verwöhnten Geschmacke, oder von dem Unvermögen der Schauspieler herrührt. Wenn aber ein Stück, vermöge seiner innern Einrichtung, nicht aufs Theater gehöret: so kann der Dichter unmöglich gute Gründe gehabt haben, zu seiner Begebenheit die Art vorzustellen, die dem Trauerspiele eigen ist, bequemer als eine andere zu finden. Denn eben diese Gründe müßten das Trauerspiel bequemer machen, aufgeführt, als gelesen zu werden. Höchstens kann der Schriftsteller nur Grund gehabt haben, seine Begebenheit mehr gespräch- als erzählungsweise einzurichten. Allein man weis, daß Gespräche nur drammatische Werke von einer niedern Gattung sind, die eben so weit unter das eigentliche Dramma, als über die Erzählung gesetzt werden müssen. Als Gespräch betrachtet, wird man auch wirklich diesem Gedichte von dem Tode Adams seine Verdienste nicht absprechen können. Es herrschet darinn, außer einer ungemeinen zarten Empfindung, die dem Hrn. Klopstok eigen ist, an verschiedenen Stellen eine edle Einfalt, der Charakter des wahren güldenen Weltalters, der dem Leser nicht anders als gefallen kann, wenn sein Geschmack nicht allzusehr von der gekünstelten Natur verwöhnt worden. Man wird auch Züge eines wahren Genies darinn entdecken, die einen Klopstok verrathen. Allein den Namen eines Trauer-
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spiels getrauen wir uns, ihm schlechterdings abzusprechen. Wir wissen zwar, daß Genies vor der ersten Größe nicht nach den gemeinen Regeln, die man aus den Werken andrer Meister abgesondert hat, beurtheilet werden können. Sie sind ihre eigenen Muster, und können fordern, daß wir die Regeln der schönen Künste von ihren Werken absondern sollen. Allein es giebt allgemeine Regeln und Gesetze, die in der Natur gegründet sind, und um so viel weniger von einem Genie übertreten werden dürfen, da sie vielmehr die wahren Quellen sind, daraus die Genies schöpfen müssen. Diese Regeln sind es, nach welchen wir den T o d A d a m s als ein Trauerspiel betrachtet, für ein sehr fehlerhaftes Werk erkennen. Wir wollen unsere Gründe anführen. In der Ausarbeitung des Plans hat sich das Genie eines Klopstoks am wenigsten gezeigt. Die Handlung ist an sich eine der einfältigsten, aber sie hat diejenige Einfalt nicht, die man an den Werken der Alten bewundert. Jene hatten ihre Haupthandlung mit keinen Episodien beschwert, mit keinen Nebenhandlungen durchflochten, aber sie wußten aus dem Grunde ihres Vorwurfs selbst einen Reichthum von Situationen, eine Mannichfaltigkeit von Begebenheiten hervorzuziehen, dadurch die Zuschauer in einer beständigen Erwartung und Aufmerksamkeit erhalten wurden. In unserm sogenannten Trauerspiele ist keine einzige Veränderung, die nicht der Zuschauer mit Gewißheit vorhergesehen; keine einzige Situation, die uns den Ausgang mit einiger Ungedult erwarten läßt; keine verborgene Absichten, die sich erst nach und nach entwickeln; kein Knoten, keine Entwikkelung. Nichts als der trockene Stoff; A d a m s t i r b t , u n d a l l e s e i n e A n g e h ö r i g e n s i n d ä u ß e r s t d a r ü b e r b e t r ü b t . Wir erfahren in der Folge des Stückes nichts mehr, als wovon uns schon der bloße Titel unterrichtet hat. Die Hochzeit Hemans (eines von Adams jüngsten Söhnen), und Sulima (recte: Selima) (einer Enkelinn Adams), ist mit der Haupthandlung gar nicht verbunden, und nimmt nur einen sehr entfernten Antheil an dem Hauptinteresse, indem ihnen der Tod ihres Vaters an eben dem Tage, da sie Hochzeit machen sollen, desto schmerzlicher fallen muß. Wir werden auch am Ende noch im Zweifel gelassen, ob die Hochzeit noch vollzogen worden. Der verlohrene und jetzt wiedergefundene Sunim, der jüngste Sohn Adams, hängt eben so wenig mit der Haupthandlung zusammen. Wir erfahren nichts mehr von ihm, als daß er sich in einem Walde verirret, nunmehr aber wieder eingefunden habe. Die einzige Situation, die wir vermuthet haben, daß nämlich einige Personen des Schauspiels noch nicht wissen werden, was S t e r b e n sey, und die von unserm Dichter in dem Messias (5ten Ges. S. ò63 (Der Messias. Bd ñ. Halle ñ75ñ – HKA, Werke IV ñ, V 208-223)) so meisterlich ist bearbeitet worden, hat hier auch nicht Platz finden können. Der Dichter läßt sie alle, nicht nur von dem Tode Abels, der eines gewaltsamen Todes gestorben ist; sondern auch von dem natürlichen Tode eines andern Jünglings (S. 33 (Text, S. ñ6, Z. ñ8-27)) unterrichtet seyn. Von der Episode des Kains wollen wir unten ausführlicher handeln.
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Die Charaktere sind von der äußersten Einförmigkeit. Seth, Heman, Sunim, Eva, Sulima und die drey Mütter, die ihre Kinder Adam das erste mal bringen, haben alle einerley Denkungsart, einerley Sitten, einerley Empfindungen, und folglich einerley Interesse, (der Charakter des Kains ist abermals hiervon eine Ausnahme). Ihre Sprache unterscheidet sich zwar durch eine sehr kleine Nuance, die von der Verschiedenheit des Alters und des Geschlechts herzurühren scheint. Allein dieser Unterschied ist allzufein, als daß er sich auf der Schaubühne gut ausnehmen sollte. Der Dichter scheint ihn selbst öfters aus den Augen verloren zu haben. Seth, zu dem Adam S. ò0 (recte S. ñ4) sagt: »Du bist ein Mann, mein Sohn! Ich kann dir alles sagen –« (Text, S. ñ0, Z. ñ7-ñ8) thut S. ò7 die kindische Bitte: »So bleib denn, mein Vater, bleib und stirb nicht!« (Text, S. ññ, Z. 23) ob ihm gleich der Fluch des Herrn nicht unbekannt war, daraus er wenigstens hätte abnehmen können, daß Leben und Tod nicht in den Händen seines Vaters stehe. In dem Munde eines Kindes, wie Selima, ist diese Bitte S. 38. noch erträglich, da sie fast mit eben den Worten flehet: »Stirb nicht, ach stirb nicht, mein Vater! –« (Text, S. ñ8, Z. 3) Man vergleiche mit diesem Trauerspiele von dem Tode Adams den Tod Ödips, oder Ö d i p a u f C o l o n e vom Sophokles, das mit ihm einige Ähnlichkeit hat. Eigentlich zu reden, ist der T o d A d a m s eine noch weit wichtigere Begebenheit für das ganze menschliche Geschlecht, als der T o d Ö d i p s für die Athenienser war. Allein, welch einen Reichthum von Glücksveränderungen, Verwickelungen und Situationen, was für ein Kampf von Leidenschaften und Gesinnungen hat der griechische Dichter aus dem Grunde seines Gegenstandes herzuholen gewußt! Auch hat eine jede Person bey ihm ihren so eingenthümlichen und abstechenden Charakter, daß der Contrast von diesen Gemälden die angenehmste Wirkung thun, und fast zu einer Schule der Sitten werden muß. Auch hier kündiget ein Donnerwetter den nahen Tod des Ödips an. Die Ahnungen des Ödips, daß er heute sterben werde, und daß das Ungewitter nichts anderes, als dieses bedeute, gründen sich auf eine Begeisterung, aber auf keine so innere mystische Empfindungen, als hier S. ò6 (Text, S. ññ, Z. 5-7): »Da fuhr eben so schnell ein Gedanke in meiner Seele auf, daß ich heute sterben werde! Tief grub er sich in mein Herz ein u. s. w.« Die Stimme, die bey dem Sophokles aus den Wolken ruft: Ö d i p , w a s v e r w e i l s t d u ? wird nur erzählt, aber nicht wie hier der Todesengel S. 26 (Text, S. ñ4, Z. 7-ñ4) auf dem Theater gehöret. Ja Sophokles hielt es sogar für unanständig, seinen Helden eines natürlichen Todes auf dem Theater sterben zu lassen. Er entfernt ihn daher von der Schaubühne durch einen besondern Kunstgriff, und auch da läßt er ihn nicht erblassen, sondern vor den Augen des Theseus verschwinden, welches alles, sowohl als der zärtliche Abschied, den er vom Theseus und von seinen beyden Töchtern nimmt, nachher auf der Schaubühne erzählt wird; so wie in unserm Trauerspiele das Sterben Adams und der Abschied vor den Seinigen fast der einzige Gegenstand des Trauerspiels ist, denn die wahrhaftig wichtigen Folgen, die der Tod Adams hatte, sind von dem Dichter nur in der Ferne gezeigt, aber nicht mit in die Handlung eingewebt worden.
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Bey der wirklichen Vorstellung dieses Stückes dürfte eben nicht die äußerste Einfalt anstößig seyn, wie der Hr. Verfasser in dem Vorberichte zu befürchten scheint. Es ist uns einerley, ob der Schauplatz ein Schloß, ein Feldlager, oder wie hier eine Hütte vorstellet. Die Kleider, in welchen die Schauspieler erscheinen, mögen beschaffen seyn, wie sie wollen. Kain mag immer m i t f l e c k i c h t e n H ä u t e n b e d e c k t , und mit e i n e r s c h w e r e n k n o t e n v o l l e n K e u l e in der Hand, vor uns erscheinen. Der Dichter kann fordern, daß wir uns in die allerentfernteste Zeiten zurücksetzen, und unverwöhnte Zuschauer thun dieses mit Vergnügen. Ja wir wollen die Erscheinung des Todesengels nicht tadeln, der allein den Knoten und die Entwickelung des Trauerspiels völlig über sich zu nehmen scheinet. Vielleicht erregt diese Erscheinung bey den Zuschauern eben den panischen Schrecken, den die Engländer dem Geiste im H a m l e t nachzurühmen pflegen. Allein das d u m p f e G e r ä u s c h , das man S. 72 (Text, S. 28. Z. 9-ñ0) i n d e r F e r n e h ö r e n soll, der Fels, der eben daselbst k r a c h e n d e i n s t ü r z t , und das Beben der Felsen S. 25 (Text, S. ñ3, Z. 33 - S. ñ4, Z. 6), alle diese Maschienerien scheinen uns von der tragischen Einfalt allzusehr entfernt zu seyn, und können unmöglich eine gute Wirkung thun. Ja was sollen wir von den Stellen sagen, wo der Dichter den Schauspielern selbst die Gebehrden und Stellungen vorschreibt? Was für eine Figur müssen drey Frauenzimmer auf der Schaubühne machen, von welchen der Dichter S. 64 sagt: »Die erste verhüllet sich; die zweyte siehet weg, die dritte beugt sich über ihren Sohn?« (Text, S. 26, Z. 2). Was können die viele stummen Gebehrden, das öftere Knieumfassen, das Hinsinken u. d. gl. auf der Schaubühne für eine Wirkung thun? S. 70 knien sie gar alle um Adam nieder, den Segen von ihm zu empfangen (Text, S. 27). Zu geschweigen, daß dieses Niederknien bey den alten Hebräern, und noch weniger zu den Zeiten Adams, für einen, der den Segen empfängt, gewiß nicht hat gebräuchlich seyn können. Alle diese angeführte Stellen machen, daß das Stück nicht wegen seiner äußersten Einfalt, welche gewiß nicht zu tadeln ist; sondern weil es Dinge enthält, welche sich durchaus nicht vorstellen lassen, unmöglich mit gutem Erfolge aufgeführt werden kann. Hingegen sind in einem Gespräche, oder in einer mit Gesprächen untermengten Erzählung, alle diese Stellen nicht nur untadelhaft, sondern sehr am rechten Orte. Daher wir diese letzte Form für die bequemste halten, die der Dichter seinem Werke hätte geben können. Der Charakter des Kains und die kleine Episode, zu welcher er dem Dichter Gelegenheit gegeben, verdienet besonders unsere Aufmerksamkeit. Da diese Stelle, nach unserm Urtheile, die schönste aus diesem Gedichte ist; so wollen wir sie unsern Lesern ganz mittheilen. In dem zweyten Auftritte der zweyten Handlung, erscheint Selima, und erzählet ihrem Vater und ihrem Bruder Seth: (Es folgt Zitat II, 2, Text, S. ñ6, Z. 32 - S. ñ7, Z. ñ9; der Inhalt von II, 3 wird kurz referiert; dann folgt II, 4 ganz und der Anfang von II, 5, Text, S. ñ8, Z. 5-24.)
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S. ñ3ñ-ñ32: So weit erkennen wir diese Scene für vortrefflich, und halten es für unnöthig, unsern Lesern die Schönheiten darinn zu entdecken. Der wird sie gewiß nicht empfinden, der sie nicht von selbst entdeckt hat. Wenn doch der Dichter dem Kain nur eine scheinbare Ursache zu diesem wilden Zorne gegeben hätte! Wenn er uns doch wenigstens wahrscheinlich gemacht hätte, daß Kain wider seinen Vater so aufgebracht seyn könnte! Wenn er aber auf die Frage: »Wofür willst du dich an mir rächen, Kain?« antwortet: »daß du mir das Leben gabst!« (Text, S. ñ8, Z. 25-26) und ferner: »Ja, dafür, daß ich meinen Bruder Abel erwürgt habe! Daß sein Blut laut zum Allmächtigen gerufen hat! daß ich der Unglückseligste u. s. w.« (Text, S. ñ8, Z. 28-29) so scheinet uns der Zorn des Kains mehr als unmenschlich, widernatürlich. Die Verzweifelung kann uns oft unschuldige Personen für die Ursache unsres Elends annehmen lassen; dieses hat seine Richtigkeit: man kann aber unmöglich den Irrthum so weit treiben, zu sagen: »Ich bin hergekommen, mich an dir zu rächen, oder du wurdest ja sonst beym Anblicke derjenigen nicht bleich, die du elend gemacht hast!« (Text, S. ñ8, Z. 6-7) Hat ihn Adam elend gemacht? Er hat ihn das Leben gegeben; Kain hat ihn also selbst in der Raserey für nichts eine sehr entfernte Ursache seines Elendes halten können. Sind dahero die Ausdrücke, deren sich Kain bedienet, natürlich? Und muß man es nicht vielmehr mit Recht eine schwülstige Leidenschaft nennen, welche größer ist, als die scheinbare Ursache, die davon angegeben wird. – Jedoch die Rache des Kains hat eben so viel nicht zu bedeuten. Er will nur seinem Vater fluchen, und man muß sich billig über Adam verwundern, daß er so sehr für den Fluch eines Bösewichts zittert. Wir können hier auch nicht unangemerkt lassen, daß diese Episode gar nicht mit der Handlung verbunden ist. Man kann sie völlig weglassen, ohne in dem Ganzen eine sonderliche Veränderung zu machen. Wir wissen keinen Grund, warum sichs Kain eben heute einfallen läßt, zurück zu kommen, um seinem Vater zu fluchen. Adam sagt zwar, Gott habe ihn gesandt, um ihm seinen Tod noch bittrer zu machen. Allein dieses ist keine theatralische Vorbereitung. Wir verlangen auch zu wissen, welche Gedanken den Kain eben heute darauf gebracht, diese Rache auszuüben? Auch das Wunderbare muß seine theatralische Wahrscheinlichkeit haben, und diese ist hier sehr wenig beobachtet worden. Kain erscheinet ohne die geringste Wahrscheinlichkeit, und gehet eben so plötzlich wieder ab, indem er in einer Art von Raserey seinen Vater ermordet zu haben glaubt, da er ihm doch nur geflucht hatte. Nachdem er abgegangen ist, fängt das Spiel wieder da an, wo es aufgehört hatte, und Kain kommt nicht wieder zum Vorschein. Die übrigen Personen des Trauerspiels wissen auch gar nicht, daß er da gewesen ist. Aus allen diesen Betrachtungen können wir nicht anders schließen, als daß dieses Trauerspiel eines Klopstoks wohl nicht würdig sey. Es wäre zu wünschen, daß sich dieser große Geist nicht mit der Schaubühne beschäftigen wollte, bis er sein Heldengedicht zu Stande gebracht hat. Es ist fast unmöglich, sich zu gleicher Zeit in diesen
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verschiedenen Dichtungsarten mit gleichem Erfolge zu zeigen, wenn man nicht ein Schönaich ist. (Wiederabdruck in: Moses Mendelssohn, Gesammelte Schriften. Jubiläumsausgabe. Bd 4. Rezensionsartikel in Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste (ñ756-ñ759). Bearb. von Eva J. Engel. Stuttgart - Bad Cannstatt ñ977. S. ñ24ñ32.) 2ñ) J. A. Ebert an Klopstock, zwischen Anfang und Mitte Oktober ñ757: Ich danke Ihnen tausendmal für Ihren T o d A d a m s , ob Sie ihn gleich mir n i c h t geschickt haben. Ich werde ihn bald wieder lesen, u. Ihnen alsdann eine oder ein Paar Critiken schicken, die ich nun schon wieder vergessen habe; aber die Schönheiten habe ich nicht vergessen – und diese brauche ich Ihnen auch wohl nicht zu zeigen, nicht wahr? Schreiben Sie nur mehr s o l c h e Kleinigkeiten; Bey Ihrem Adam erinnere ich mich einer neuern Englischen Tragödie, die eben so einfach und groß ist, als Ihre und des S o p h o c l e s seine; näml. der Elfrida des vortrefflichen Mason. (HKA, Briefe III, 48, 59-65; 67-70.) 22) E. C. von Kleist an J. W. L. Gleim, 2ò. ò0. ò757: Mich jammert, wie man Herrn Klopstock’s unvergleichlichen »Tod Adams« in der ›Bibl. d. schönen Wissenschaften‹ beurtheilt hat. Herr Moses, – der sonst ein guter Kopf ist und die Urtheile über Trauerspiele aufsetzt, und nicht Herr Lessing, wie Sie meinen; – Herr Moses muß ein verstockterer Israelit sein, als es jemals Israeliten gegeben, wenn er bei Lesung des A d a m ’ s nicht geweint hat. Daß das Stück voller Fehler wider die Regeln des Trauerspiels ist, sieht ein Jeder; aber deswegen ist es doch fürtrefflich, weil es seinen Endzweck, zu rühren, so sehr erreicht. (Kleist, Werke, Th. 2, S. 446.) 23) G. E. Lessing an M. Mendelssohn, 22. ñ0. ñ757: Da Ihnen Klopstocks Adam so wenig gefallen hat; was werden Sie zu seinen geistlichen Liedern sagen? (Lessing, Sämtliche Schriften, Bd ò7, S. ò27.) 24) M. Mendelssohn an G. E. Lessing, 25. ñ0. ñ757: Über Ihren Ausdruck: d a I h n e n K l o p s t o c k s A d a m s o w e n i g g e f a l l e n , habe ich mich ziemlich gewundert. Hat er Ihnen denn gefallen? Gefallen Ihnen denn seine geistlichen Lieder? – Wenn dieses ist, wie ich doch unmöglich glaube, warum haben Sie nicht meine Recension vom Adam so gut cassirt, als die vom Devil to pay? (Lessing, Sämtliche Schriften, Bd ñ9, S. ññ4.)
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25) Klopstock an N. D. Giseke, zwischen dem 24. und dem 29. ñ0. ñ757: Wenn du einmal Zeit u Lust hast, Kritiken zu schreiben; so sage mir deine Meinung über meinen Tod Adams u über meine geistlichen Lieder. (HKA, Briefe III, 50, 20-22.) 26) N. D. Giseke an Klopstock, 2. ññ. ñ757: Dein Tod Adams ist hier, wie das meiste, was gut ist, nur ietzt erst in den Buchläden zu bekommen, und ich habe ihn zuerst diesen Sommer in Gleims Gartenhauß in Gesellschaft deiner Mama und Schwestern von ihm vorlesen hören, und hernach selbst gelesen. Ich müßte, wenn ich mich über ihn auslassen wollte, dich zu sehr loben, und du weißt, daß ich immer mit dem Lobe deiner Arbeiten der sparsamste gewesen bin. Er ist vortrefflich, und des Verfassers der Messiade würdig. (HKA, Briefe III, 5ñ, 3ñ-37.) 27) J. P. Uz an J. W. L. Gleim, ñ6. ññ. ñ757: Klopstocks Tragödie habe ich gelesen. Ich war zum voraus dawider eingenommen; und habe mich doch der Thränen bey einigen Stellen nicht enthalten können. In der Bibliothek aber ist es stark getadelt worden. (Schüddekopf, Gleim/Uz, S. 286.) 28) C. M. Wieland, Neuer Vorbericht. In: Der Tod Adams. Ein Trauerspiel. Zweyte Auflage. Zürich ñ757. S. : Es ist nicht meine Absicht die Schönheiten dieser Tragödie hier critisch zu entwikeln und anzupreisen. Die zärtlichen Rührungen, in welche sie alle Leser, die ein menschliches Herz haben, sezen, und die frommen Thränen, die sie nicht nur weiblichen Augen entloken wird, sind ein Beweis von der Vortreflichkeit eines Werks von dieser Art, der jeden andern unnöthig macht. Es soll hier nur berichtet werden, daß das ungemeine Vergnügen, mit welchem ich selbiges las, mich verlangen machte, dieses Vergnügen unverzüglich allen andern Liebhabern geistreicher Werke mitzutheilen: weil aber nur etliche wenige Exemplare hierhergeschikt worden, hielt ich für das Beste, eilends eine kleine Auflage zu veranstalten, durch welche das wartende Verlangen der Liebhaber, in unsern Gegenden, so schnell als möglich, befriediget werden könnte. Ich zweifle nicht, daß vielen dadurch ein freundschaftlicher Dienst erwiesen worden sey. Mich dünkt, man werde schwerlich unter den alten und neuen Tragödien eine finden, welche allgemeiner gefallen müsse als diese. P l a t o sagt überhaupt von der Tagödie, sie sey unter allen Werken der Dichtkunst dasjenige, welches am geschiktesten sey, den meisten zu gefallen; und die Seele mächtig zu bewegen; und ich getraue mir zu sagen, der T o d A d a m s sey es unter allen möglichen tragischen S u j e t s am meisten. Um hier gerührt zu werden, muß man nur Mensch seyn. Und wie sehr hat der Dichter alle die zartesten Saiten unsers Herzens zu rühren gewußt! Ist jemals die ursprüngliche schöne Einfalt der Natur in
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Empfindungen, Sitten, und selbst in der Sprache, getreuer nachgeahmt worden? D i e M e n s c h l i c h k e i t , die in jenen ältesten Zeiten, da Adams Kinder noch Eine Familie ausmachten, sich im höchsten Grade äussern mußte, athmet gleichsam durch dieses ganze Stük; und sie ist es, die ihm diese feinern Schönheiten giebt, die nur von den edelsten und besten Seelen gefühlt werden können —— Doch ich erinnere mich meines anfänglichen Vorsazes. Man darf es kühnlich dieser Tragödie selbst überlassen, fähigen Lesern alle ihre besondern Vorzüge empfindlich zu machen. 29) Fortgesetzte Nachrichten von dem Zustande der Wissenschaften und Künste in den Königlich Dänischen Reichen und Ländern (Kopenhagen), Bd ñ, ñ758, St. 2, S. 95-99: Rezension von »Der Tod Adams«: S. 95-96: Die Werke des großen Dichters, dessen ewiges Heldengedicht Deutschland schon so lang bewundert, unterscheiden sich zu sehr, und werden so bald sie erscheinen zu bekannt, als daß es nöthig wäre, den Namen Klopstock bey diesem Trauerspiele zu nennen. In der vorangesetzten Vorrede vertheidigt der berühmte Hr. Verfasser mit so vielem Recht als Gründen die Einführung biblischer Personen in Schauspiele, selbst wenn diese nicht aufgeführet werden können. Die Vorstellung, die Schauspielen eigen ist, hat allerdings ganz besondere Vorzüge. Es ist auch einem bloßen Leser angenehm, nicht allezeit einen Schriftsteller vor sich zu haben, der von abwesenden Personen erzählet, sondern sie selbst zu hören. Man läßt sich alsdenn viel näher in ihre Umstände ein, und die Einbildungskraft wird auf eine angenehmere und stärkere Art gerühret. Unter allen biblischen Geschichten hat der Herr Verfasser den Tod Adams deswegen erwählt, weil er hier die bloße Natur mit keinen einem Volke besonders eigenen zugekünstelten Sitten vermengt vor sich hatte. Dieser Gegenstand, der von einer ganz anderen Beschaffenheit, als andere biblische Trauerspiele ist, hat auch nothwendig eine ganz andere Ausführung erfordert. Der Tod Adams ist ein Gemählde, das mit einer heiligen Dunkelheit, welche die Rührung und das Vergnügen des Lesers mit einem gewissen feyerlichen Schauer vermischt, geschildert werden mußte. Es kann zwar jeder im voraus versichert seyn, daß derjenige, der im Meßias die Regeln der höchsten Wohlanständigkeit so vollkommen in Acht genommen hat, auch hier glücklich gewesen seyn werde, wir können uns aber doch das Vergnügen nicht versagen, nähere Zeugnisse davon zu geben. (Es folgt eine Inhaltsangabe.) S. 98-99: Dieser letzte Segen ist dessen, dem er in den Mund gelegt wird, und überhaupt das ganze Trauerspiel seines Dichters würdig. Möchten wir hoffen dürfen, daß es nicht das einzige von seinem ruhmwürdigen Verfasser seyn wird! Sollte jemand die Todesangst Adams und der Abscheu den er an demselben zu haben scheint, etwas zu groß vorkommen, der wird sich erinnern, daß der Dichter den Todesengel Adam
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einen schrecklichern Tod als allen seinen Nachkommen verkündigen läßt. Daß übrigens dieses vortreffliche Trauerspiel in ungebundener Rede verfaßt ist, bedarf keiner Vertheidigung. Es ist schon zu bekannt, daß das Wesen der Dichtkunst in etwas ganz anderm als der Harmonie der Wörter besteht. 30) J.-J.-T. Roman, Réflexions préliminaires. In: La Mort d’Adam. Tragédie. Traduite de l’Allemand de M. Klopstock. Paris ñ762. S. V-LIX: S. XIV-XVI: De tous les genres de poësie, le genre dramatique est peut-être celui qui a fait le moins de progrès chez les Allemands. C’est le seul où ils ne soient pas originaux. Ils ont longtemps flotté, pour ainsi dire, entre le théâtre Britannique & le théâtre François. Tantôt entraînés par les beautés fortes, mais irrégulières, des Anglois, tantôt séduits par l’élégance, la justesse & la correction de nos drames; ils n’ont pas eu la force de se fixer. Ils imitent également & les uns & les autres. Brave, Lessing, Wieland ont plus panché du côté des premiers; le baron de Croneg, Gellert, J. E. Schlegel ont suivi les traces de nos auteurs dramatiques: mais l’auteur de la M o r t d ’ A d a m a pris son effor loin des uns & des autres & s’est ouvert une route nouvelle. La force de son génie l’a soutenue entre deux écueils, les écarts irréguliers des Anglois & la timide exactitude des François. Placé à une égale distance des deux théâtres, sa pièce est d’un genre nouveau; c’est un drame vraiment original qui sera vraisemblablement sans imitateurs, comme il a été sans modèles. S. XVIII-XXI: Sujet Il n’y a dans sa pièce ni méprises, ni échange, ni incidens romanesques, ni événemens imprévus, ni coups de théâtre, ni nœuds embrouillés, ni dénouement extraordinaire, ni catastrophe précipitée, ni descriptions pompeuses, ni sentences philpsophiques, ni tous ces échaffaudages de nos tragédies récentes; & cependant il suffit de la lire pour éprouver je ne sçai quelle force secrette qui, s’emparant de nos sens, de notre imagination & de notre ame, en éloigne toute idée de fiction & d’artifice, & reveille dans nos cœurs les mouvemens & les passions qu’y feroient naître la présence & la réalité même de l’action que le poëte imite. Tel est l’empire du sentiment, de la nature & de la vérité. Quel est donc l’aveuglement de ces poëtes, qui ne croiroient pas avoir fait une tragédie, s’il ne se recontroit pas dans le tissu de leur fable quelqu’erreur de nom, quelque personnage inconnu, quelque événement inopiné? De-là ces coups de théâtre inattendus, ces révolutions subites, ces reconnoissances froides & puériles. M. Klopstock a puisé dans la religion le sujet de sa tragédie, comme celui de son poëme-épique. Il est permis, sans doute, de prendre dans les livres saints la matière d’un poëme, dit-il lui-même dans ses R é f l e x i o n s s u r l a p o ë s i e s a c r é e (vgl. »Vorbericht«, Text S. 5/6). Cette partie de la révélation qui nous instruit des
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faits ne consiste presque qu’en esquisses, quoique les faits, tels qu’ils se sont passés, forment un grand tableau. Que fait le poëte? Il travaille sur ce riche fonds, & y répand les couleurs propres à rendre les principaux traits qu’il croit appercevoir dans l’esquisse. Mais rien d’étranger devroit-il se mêler avec les vérités respectables de la religion, & peut-il être permis à un poëte d’employer toutes les puissances de son art à nous tromper sur le plus important de tous les objets, en nous faisant regarder des faits ignorés, incertains, & même purement fictifs, comme autant de vérités? Cette erreur n’est que momentanée, répond M. Klopstock, elle est innocente, & ne sçauroit porter aucune atteinte à la morale. Raphael a peint le créateur, MichelAnge le jugement dernier, le Tintoret la gloire du paradis. Effacez donc, si vous l’osez, ces chefs-d’œvres immortels qui ont ajouté à la religion des peuples, ou laissez les poëtes jouir du même privilège. 3ñ) Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, Bd 8, St. 2, ñ762, S. 394: Anzeige der französischen Übersetzung von »Der Tod Adams« (Übersetzer J. J. T. Roman): Es ist eine Ehre für die Deutschen, daß man in Frankreich anfängt, die Schriften unsrer großen Geister zu lesen und zu übersetzen, und wir wünschen, daß die Wahl allezeit auf diejenigen fallen möge, die es verdienen, und noch mehr, daß die Deutschen je mehr und mehr durch Werke des Geistes und des Genies sich die Hochachtung auswärtiger Nationen erwerben mögen. Der französische Übersetzer charakterisiret dieß Stück unsers Klopstocks auf eine Art, die ihm nicht rühmlicher seyn könnte. C’est un Chef d’œuvre, sagt er, ou la force du génie du Poëte l’a soutenu entre deux écueils, les écarts irréguliers des Anglois et la timide exactitude des François, chef d’œuvre bien au dessus de l’Oedipe de Sophocle, avec lequel il a quelque ressemblance. 32) Klopstock an J. W. L. Gleim, 28. 7. ñ763: Vom Salomo sind in Magdeburg noch ein Paar kleine Scenen fertig geworden, seitdem aber nichts. Was ich habe will ich Ihnen mitbringen. Hat Ihnen Bachmann gesagt, daß Ihr König u ich einander ein Compliment sehr in der Nähe gemacht haben? Er fuhr unten dicht am Walle weg, u ich stand, mit Rolle, in dem Thore, wo man herunter geht. (HKA, Briefe IV, ñ55, ñ2-ñ6.) 33) The Critical Review or Annals of Literature. By a Society of Gentlemen (London), Vol. ñ6, ñ763, Juli, S. 38-4ñ: Rezension der englischen Übersetzung von »Der Tod Adams« (Übersetzer: R. Lloyd):
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Apparat: Allgemeiner Teil
Some modern English and French writers have been very severe on our neighbours the Germans, and have not scrupled to brand them with the names of heavy, dull, phlegmatic compilers, without taste, spirit, or genius, as descendants of the antient Beotians. Crassoque sub aëre nati A variety of very ingenious and learned performances which we have lately seen, sufficiently shew that such censure hath more in it of malice than of truth, as the little performance now before us would of itself abundantly testify. The Death of Adam, by Mr. Klopstock, is, in our opinion, a work of great merit; and, as the translator observes in his preface, shews the author’s intimate acquaintance with the Greek stage, that he has improved upon his masters, and written this piece, not according to the letter, but the spirit, of those great originals. The translator is of opinion, that this tragedy has a particular resemblance with the Oedipus Colonius of Sophocles in support of which he quotes several lines from Franklin’s translation of that author, though we must own we cannot, after all that he says on this occasion, find out the parallel. The dramatis personæ are Adam, Eve, Cain, Selima, Seth, Eman, Sunim, the Angel of Death, and Three Mothers who bring their sons to Adam. The same uniform simplicity which directs the conduct of this dramatic poem, animates the stile, sentiments, and language; we shall not, therefore, enter into a detail of the plot or fable, which is of a nature very different from our modern performances, but content ourselves with a few extracts from some of the most striking parts. (Es folgen drei knapp kommentierte längere Beispiele.) 34) J. W. L. Gleim an J. P. Uz, 9. 8. ñ763: Den ò6ten Juny nahm ich ihn (Klopstock) mit nach Magdeburg auf meiner Berlinischen Reise. Er blieb acht Tage bey Bachmann. Ich blieb nur einen Abend. Diesen aber brachten wir sehr vergnügt auf der so genanten Insul zu. Klopstock laß uns sein Trauerspiel: Salomon. Es war noch nicht ganz fertig; aber nach meinem Geschmack, ein Meisterstück, in eilfsylbigten nicht gereimten Versen. (Schüddekopf, Gleim/Uz, S. 339.) 35) Klopstock an J. W. L. Gleim, ñ2. 8. ñ763: Ich komme heute Abend nach Q zurück, u ich muß wenigstens einige Tage da zu bringen. Bald aber will ich zu Ihnen auf Ihren Garten kommen u wenn Sie hübsch gehorsam sind, u mich nicht durch Wiederspenstigkeit ärgern, bey Ihnen am Mess. oder am Sal. arbeiten. (HKA, Briefe IV, ñ56, 5-ññ.)
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36) J. W. L. Gleim an J. P. Uz, ñ4. 8. ñ763: Herr Klopstock ist ausgeblieben, aber diese Woche will er kommen, acht Tage bey mir bleiben, und seinen Salomo, eine Tragedie, fertig machen. Dieser Salomo wird Ihnen gewiß gefallen. (Schüddekopf, Gleim/Uz, S. 34ñ.) 37) Klopstock an J. W. L. Gleim, 27. 8. ñ763: Ob man Sie gleich bey dem Brunnen nicht ärgern sollte; so muß ich Ihnen doch sagen, daß die beyden M.S. hier schlechterdings nicht zu finden sind. Also müssen sie bey Ihnen seyn. Aber suchen Sie mir nicht zu ungeduldig, sondern mit Überlegung; sonst finden Sie sie heute nicht (HKA, Briefe IV, ñ57, 2-6.) 38) J. W. L. Gleim an Klopstock, 27. 8. ñ763: Die beyden Mspts fand ich diesen Morgen auf dem Spiegeltisch in der Wohnstube, wo ich sie zehnmal gesucht hatte . Aber ich ärgere mich, ob ich gleich nicht soll, daß ich es nicht ehe fand, denn nun kan ich nicht einmahl lesen, was ich noch nicht gelesen habe, und sie wißen doch, wie gern ich es thäte. Arbeiten sie desto fleißiger, mein lieber Sophocles, und geben es mir bald ganz zu lesen. (HKA, Briefe IV, ñ58, 2/3; 5-9.) 39) J. W. L. Gleim an J. P. Uz, 4. 9. ñ763: Klopstock ist zehn Tage bey mir gewesen. Wir haben tausend Schritt von der Stadt in einem sehr angenehmen Garten gewohnet, und viel Vergnügen gehabt . (Schüddekopf, Gleim/Uz, S. 34ñ.) 40) Klopstock an J. W. L. Gleim, ñ5. 9. ñ763: Man hört u sieht nichts von Ihnen, ausser daß man durch seine Correspondenten erfährt, daß Sie in Bl gewesen sind, u die Fr. v Bodmern u Kochen nicht besucht haben. Ich wäre bisher einmal zu Ihnen gekommen, wenn nicht mein Magen zu zwey verschiednenmalen für gut gefunden hätte, seine Capricen, die er einmal auf dem Garten bey Ihnen hatte, zu bekommen. Gleichwohl bin ich mit dem Salomo, ich würde sagen bis über die Hälfte des 5ten Acts fertig geworden, wenn dieser 5te Act nicht von einer unerlaubten Grösse würde. Nun da ich so weit bin, u fortarbeite, so müssen Sie warten bis er ganz fertig ist. (HKA, Briefe IV, ò59, 2-ò0.) 4ñ) J. G. Sulzer an J. J. Bodmer, 2. ñ0. ñ763: Unsern Füßli erwarte ich stündlich hier. Weil sich in England noch nichts gewisses für ihn gefunden hat, so habe ich ihm den Rath gegeben, den Winter über bey mir zu seyn.
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Apparat: Allgemeiner Teil
Die Hindernisse, die Klopstok dies Jahr gehabt hat, kenne ich nicht. Eine neue, für ihn nicht nach Wunsch ausgefallene Liebesgeschicht, hat ihm die Lust zur Arbeit benommen. Er hat indessen 2 biblische Tragedien verfertiget. Das was ich davon gesehen habe ist seiner würdig. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: Ms. Bodmer 5a.3, Nr. ñ43.) 42) Klopstock an J. W. L. Gleim, 4. ñ0. ñ763: Da ist der Salomo. Und damit er desto eher komme schreibe ich nicht dabey, überdieß arbeite ich auch eben am Mess. Sie müssen mir Anmerkungen machen, Liebster Gleim. Sie wissen wohl, daß ich Ihre Anmerkungen gern habe. Machen Sie auch im Durchlesen einige Commata oder wenn so etwas fehlt. Schicken Sie mir ihn, so bald Sie können, wieder. (HKA, Briefe IV, ñ6ñ, 2-7.) 43) J. H. Füßli an J. C. Lavater, 26. ñ0. ñ763: Klopstok läßt durch Bachmann seinen Salomo, und Jonathan zum Druke besorgen. ich werde diese Stüke, für deren unerhörte Schönheit und Stärke, Sulzer keine Sprache hat, nächstens sehen. sie sind ganz metrificiret. Du kannst dir von dem tragischen des Salomo eine Idee machen, wenn ich dir sage, daß er den Salomo dem Moloch ein Kind opfern läßt, und eine Skene zwischen ihm und der Mutter des geopferten Kindes hat. Die tochter Phargos ist auch eine Person. alles was man bisher auf dem theater Pathetisches und Furchtbares gehabt hat, soll nicht an die festliche infernale Schreklichkeit des Opfers reichen – der finstere entsezliche gesang des Molochpriester soll die Seele beynahe aus dem erschrokenen Zuhörer, wie vielmehr Zuschauer, heraus singen; u in dem Jonathan soll eine Elegie in einem Silbenmasse seyn, deren weinende Harmonie noch gar kein Beyspiel hat. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: FA Lav. Ms. 508, Nr. 292. – Druck: Federmann, Füssli, S. ñ2ñ.) 44) Klopstock an J. W. L. Gleim, 5. ññ. ñ763: Es ist ziemlich sonderbar, wenn man, fast in dem Augenblicke, da man etwas, u noch dazu etwas sehr angenehmes bekommen hat, noch mehr fodert; u es ist auch dieß sonst eben meine Sache nicht; aber heute fällts mir nun eben so ein, u ich will u muß nun auch eine Schnepfe haben. Und hierzu ist die Ursache, wie folget: Für den Iten Act. des David ò Rebhuhn richtig erhalten wird hiermit bescheinigt Für den IIten Act. ò R. gleichfalls hiermit bescheinigt Für den IIIten act. ò Schnepfe die ich noch nicht empfangen, u also nicht bescheinigen kann Dieser IIIte act. ist zwar erst diesen Morgen angefangen, aber auch gleichwohl
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großentheils fertig, u dieß ist so zu verstehen. Ich fing gleich nach meiner Zurückkunft von Ihnen diese meine d r i t t e Tragödie (Sie erstaunen doch auch, wie ich, über die Zahl?) mit grossen Fragmenten zum IIIten act an. Hierauf fing ich sie ordentl. von vorn an, u habe bis heut alle Morgen arbeiten können. Weil ich mit I h n e n rede; so kann ich fast der Versuchung nicht widerstehen, den David ein wenig zu rühmen; aber ich wills doch lieber bleiben lassen. Denn eigen Lob stinkt doch immer ein wenig, mit welcher Wendung man es auch sagt. Doch daß Sie nicht denken, daß ich Ihnen allein für die Magenspeise, die Rebhühner, danke; so geschiehts hiermit auch für die Review (vgl. o. Zeugnis Nr 33). Weder den Oedipus noch Philoktet habe ich nachahmen wollen; u Sie werden in David selbst nichts vom Tyrannen Oedipus finden; so sehr auch Sophokles mein Liebling ist. (HKA, Briefe IV, ñ62, 2-22; 26-29.) 45) A. P. Bernstorff an Klopstock, ñ2. ññ. ñ763: Ihren Trauerspielen sehe ich mit Verlangen entgegen: Das Thema von David ist vortrefl. gewählet, und gibt mir gleich viele trefl: Situationen zu dencken. Die Art aber wie sie Salomo eingeführet haben, rathe ich nicht, und muß ich erstl. das Stück sehen. (HKA, Briefe IV, ñ63, 29-32.) 46) Elisabeth Schmidt an Klopstock, zwischen Mitte Oktober und Anfang Dezember ñ763: Sie sind ein erzstolzer Mann H: Klopstock, daß Sie uns nun ihre Tragedie Salomon nicht schicken wollen; w e i l w i r n i c h t d a r u m g e b e t e n h a b e n . Nun ich wills Alberti überlassen dieses zu beantworten; aber schicken Sie sie uns b a l d das sage ich Ihnen . (HKA, Briefe IV, ñ64, 30-33; 35/36.) 47) J. H. Füßli an J. J. Bodmer, 23. ññ. ñ763: Das Schiksal brachte mich auf vier Meilen von Klopstok auf der Herreise – nun fürchte ich, daß mir wie dem Liebhaber der Julie nicht mehr vergönnt seyn wird den Fatalen Schleyer von seinem angesichte zu ziehn, denn er ist erst nach meiner Rükkunfft von Barth nach Copenhagen zurükegereiset, nachdem er 2 trauerspiele zum Druk in Magdeburg gelaßen deren verlangen mich bald toll machen wird. Salomo ist das eine, wie er von fremden Weibern geneigt nach den Gözen hinhurt: er opfert darin dem Moloch Kinder, die Ceremonie und die Infernalen Lieder der Priester, die Mutter eines Kindes welche den Salomo verfolgt und ihm vorwürfe macht, übertreffen wie Sulzer sagt, alles was man sich vom Pompösen, Schreklichen und unerwartet rührenden vorstellen kann. Das andre ist ein Jonathan, in diesem Stüke soll Klopstok im beweglichen und thränenvollen, was anlag, ausbildung und die noch ungehörten töne des Silbenmaßes nur schaffen können, alles was man
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Apparat: Allgemeiner Teil
bisher hat, weit, weit übertreffen – beyde sind von 5 acten glaub ich, und Jambisch. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: Ms. Bodmer ña.30, Nr. 2. – Druck in: Federmann, Füssli, S. ññ0.) 48) J. J. Bodmer an J. G. Sulzer, ñ5. ñ2. ñ763: Ist Kl. Jonathan nicht ein so weinerlicher Held, daß Plato ihn aus seiner mänlichen Republik verbannen würde? Und dürfen wir nicht hoffen daß der poet dem weisesten König unrecht gethan habe? Ich gebe der Menschlichkeit lieber eine schöne Colorite; und niemals eine abscheuliche. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: Ms. Bodmer ñ2b.) 49) P. E. Oertling an H. W. von Gerstenberg, 23. ñ2. ñ763: Vor etwa ò4 Tagen, erhielte der H. Past. Alberti, von d. H. L. R. Klopstock, einen Brief, nebst angelegten Fragmenten, zu den nächstens zu hoffenden 5 Gesängen des Meßias. Noch war ein Trauer Spiel dabey eingeschloßen: deßen Inhalt, die Rückkehr Salomons. Alles muste bald drauf nach Kopenhagen befördert werden. (Hs.: Bayerische Staatsbibliothek München: Gerstenbergiana II, Oertling 25.) 50) Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, Bd 9, St. 2, ñ763, S. 322-325: Anzeige der italienischen Übersetzung von »Der Tod Adams« (Übersetzer: Conte Gasparo Gozzi): Italien. La Morte d’Adamo, Tragedia del Signor Klopstock. Tradotta in Italiano. Venezia, appresso Paolo Colombani, ò76ò. Diese Übersetzung, welche, wie der Titel zeigt, schon vor zwey Jahren in Venedig herausgekommen, und, wie man uns berichtet, in verschiedenen Klöstern daselbst mit großem Beyfall aufgeführt worden, verdient sehr, hier noch angezeigt zu werden. Sie macht unsrer Nation und dem Übersetzer Ehre, der viele Kenntniß in unsrer Sprache nebst einer besondern Geschicklichkeit in der Versification der seinigen zeigt. Er sagt in einem kurzen Vorberichte, daß es ein großes Kennzeichen eines poetischen Genies sey, durch ein ganzes Stück einen nie sich verleugnenden Charakter von Simplicität zu erhalten, alle gesuchte und gekünstelte Redensarten zu vermeiden, und gleichwohl Worte zu finden, welche die Leidenschaft mit Anstand und Würde kleiden. »Alles dieses, fährt er fort, hat Herr Klopstock vollkommen erreicht, und dadurch denjenigen, der sein Stück zu übersetzen wagt, in sehr große Schwierigkeiten gesetzt.« Uns scheint der Übersetzer dieselben oft sehr glücklich überwunden zu haben, und wir wundern uns weniger, daß er an einigen Stellen den Sinn seines Originals entweder verfehlt, oder geschwächt, als daß er ihn an weit mehrern eben so richtig als schön ausgedrückt hat. Er hat seiner Übersetzung eine Schönheit gegeben, die das Original durch eine harmonische Prosa ersetzt, er hat sie in Versen geschrieben, und die Versart gewählt, die bey seinen Landsleuten in der Tragödie sehr ge-
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wöhnlich, und ihr vielleicht am angemessensten ist, nämlich den reimfreyen fünffüßigen Vers, der durch das ganze Stück herrschet, und ihm eigentlich den Ton giebt, aber hin und wieder mit kürzern Versarten abwechselt, wenn diese zum Ausdruck der Bewegungen bequemer sind. Wir wollen den Anfang und Schluß zu einer Probe hierher setzen: (Es folgen die angekündigten Übersetzungsbeispiele.) 5ñ) J. W. L. Gleim an Klopstock, 6. ñ. ñ764: Wie weit sind Sie mit Samuel? Mich verlangt in eigentlichem Verstande herzlich darnach . (HKA, Briefe IV, ñ66, 32/33.) 52) J. W. L. Gleim an Klopstock, 27. ñ. ñ764: Ich laß auch ihre gedancken vom griechischen Sielbemaaß noch einmahl Wenn Sie vom jambischen Vers vor dem Salomo, und vom lyrischen vers vor ihren Oden nur eben so viel sagen, so werden sie wenigstens die Kenner Klug machen. Denn glauben sie mir, lieber Freund, es giebt auch Kenner, die an diesem Stük gantz dum sind. Soll uns unser Zachariä nicht einfallen? uns, die wir wißen, daß er gesagt hat, sie h ä t t e n n u r i m m e r b e y d e n J a m b e n b l e i b e n k ö n n e n ? (HKA, Briefe IV, ñ69, 20-26.) 53) J. J. Bodmer an J. C. Lavater, vor dem 2. 2. ñ764: Er (Füßli) hat mir auch von Kl. Salomo und Jonathan geschrieben. Ich wollte, daß der poet lieber einen mexicanischen König prostituiert hätte. Wo ist Klopstocks zarte widersezlichkeit der Empfindung geblieben, die den weisesten mann lieber in andern als in umständen sehen wollte, die der Menschlichkeit eine solche falsche Colorit geben? Und wie wenn er Salomo unrecht gethan hat? Ich hoffe es. Den weinerlichen Jonathan würde ich aus meinem staat verbannen, damit er meine männer nicht zu weibern machte. Aber dieses ins Ohr, damit mich nicht eine sündflut von Beschimpfungen überschwemme. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: FA Lav. Ms. 502, Nr. 263.) 54) J. H. Füßli an J. J. Bodmer, 2. 2. ñ764: Ich sehe aus einem ihrer Briefe an Lavater, dass Sie glauben Klopstok habe den Salomo prostituiret, welches Sie wie ich hoffe nicht aus meiner Nachricht werden geschlossen haben. (Federmann, Füssli, S. ññ2.) 55) J. J. Bodmer an J. G. Sulzer, ñ8. 2. ñ764: Wir haben von Klo: Salomon noch nichts gesehen, wenn dieser aber infernale Lieder singen läst, wenn die Mütter sich ihm an den Rok hängen, wenn er Menschen opfert – das alles sind prostitutionen des weisesten Königs. Kl. müste ein Zauberer
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Apparat: Allgemeiner Teil
seyn, wenn er diese abscheulichen Scenen dem menschlichen gefühl angenehm machen könnte. – Noch wäre er kein wohlthätiger Zauberer. Es entschuldigte den poeten nicht, wenn gleich die Historie solche Dinge von dem König erzählete. Ein beispiel, wie das beyspiel des Königs, der den Tempel gebaut und den Ruhm des weisesten hat, ist anstekend. Wenn der poet uns die Menschen in der gestalt zeiget, wie wir sie im gemeinen umgang sehen, so hat er keine verdienste; er nimmt nur das Herz aus seiner Ruhe und versezt es in wirbelnde Leidenschaften, eine gemüthsfassung, die nur den stürmischen geistern angenehm ist. Ich gestehe gern, daß diese Critik nicht weniger meinen Ulysses trifft. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: Ms. Bodmer ñ2b.) 56) J. W. L. Gleim an J. P. Uz, 23. 2. ñ764: Ich bin etliche Tage bey Herrn Klopstock zu Quedlinburg gewesen, er arbeitet sehr fleißig an Tragedien. Seinen Salomo werd ich ihnen nächstens schicken. (Schüddekopf, Gleim/Uz, S. 347.) 57) J. A. Schlegel an C. F. Gellert, ñ. 3. ñ764: Hörst Du von Klopstocken nicht mehr, als ich? In den zwey Jahren, da er in Deutschland ist, habe ich nichts von ihm erfahren, als was mir etwan ein Zufall vor die Ohren gebracht hat. z. Ex. daß er nun bald wieder 5 Gesänge geendigt haben werde, desgleichen daß er 2 Tragödien verfertiget von des Davids und von des Salomo Buße, endlich daß er in diesem Frühjahre wieder nach Dänemark zurückkehren werde. (C. F. Gellerts Briefwechsel. Hrsg. von J. F. Reynolds. Bd 4. Berlin ñ996. S. ñ4/ñ5.) 58) J. W. L. Gleim an Klopstock, 20. 3. ñ764: Wie geht es zu, daß der S a l o m o noch nicht hier ist? Zu Magdeburg geht er doch schon, wenigstens in einzelnen Bogen herum, wie mir gestern jemand versichert hat. (HKA, Briefe IV, ñ73, ññ-ñ4.) 59) J. F. W. Zachariä an J. J. Bodmer, 4. 4. ñ764: Klopstock, der sich seit einiger Zeit in unsern Gegenden aufgehalten, ist sehr fleißig gewesen, und hat unter der Zeit drey Trauerspiele ausgearbeitet, wovon das eine, Salomon genannt, nächstens die Preße verlaßen wird. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: Ms. Bodmer 6a, Nr. ñ.) 60) Klopstock an J. C. Lavater, ñ5. 4. ñ764: Mit der Meßgelegenheit sollen Sie, das heißt Bodmer u Breitinger u Sie allerhand von mir bekommen, nämlich den Salomo u zwey gedrukte Manuscripte, das eine, lyrische Fragmente zum XXten Ges. des Mess. u das andere XXX lyrische Sylbenmasse. Sie wissen, daß ich bisher viel gearbeitet habe. (HKA, Briefe IV, ñ77, ñ0-ñ5.)
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6ñ) Klopstock an J. A. Ebert, ñ8. 4. ñ764: Ich reise den dritten Feyert. von hier, u über Magdeb. Ich will mit meiner Schwester, die eine schwache Brust hat, die Elbe mit einem Extrapostboote hinauffahren. Ich würde aber auch ohne diese Ursach über Magdeburg reisen, weil ich den Camerherrn Bernstorff in Gartow bey seinem Vater sehen will. (HKA, Briefe IV, ñ79, 2-6.) 62) J. A. Schlegel an Klopstock, 30. 4. ñ764: Gleichwohl bekömmt man hier von Ihnen und Ihren Arbeiten nichts zu sehen noch zu hören, und ich würde nichts von Ihrem David und von Ihrem Salomon wissen, wenigstens in Ansehung des letztern ganz falsch gerathen haben, wenn mir nicht die Fräulein von Bernstorf so viel gesagt, daß Sie von beiden ihre Buße zu Ihren Trauerspielen gewählt. (HKA, Briefe IV, ñ83, 6-ññ.) 63) Magdeburgische privilegirte Zeitung ñ764, Nr 52 (ñ. 5.): Anzeige von »Salomo«: Bey dem Commercienrath Hechtel alhier ist ganz neu aus der Presse gekommen und zu haben: Salomo, ein Trauerspiel, von Klopstock, groß 8vo, auf fein JungferPapier, ò6 Gr. 64) Elisabeth Schmidt an Klopstock, 2. 5. ñ764: Wäre es nicht schon ò2 Uhr des Nachts ich würde noch wenigstens diesen Bogen über den D: voll schreiben so fürchterlich schön, o die Stelle da er die Krone niederwirft! u der Salomo wie notwendig fast, ist der auch mit da, u Joab ganz besondrer Character (HKA, Briefe IV, ñ84, ñ9-22.) 65) Der Greis (Magdeburg), T. 6, ñ764, St. 69 (2. 5.), S. 283/284: Ankündigung von »Salomo«: Bey dem Verleger dieser Blätter ist herausgekommen: Salomo, ein Trauerspiel, von Klopstock. Alle Freunde der schönen Wissenschaften werden dieses Werk mit der grösten Begierde aufnehmen. Der Name des Dichters, die Art, wie er seine Materien mit dem Originalfluge seines Genies ausarbeitet, der Held seines Trauerspiels, der Zeitpunkt, den er aus der Geschichte Salomos dazu erwählt, alles wird sie nach der Lesung dieses Stücks begierig machen. Der Dichter hat den Zeitpunkt erwählt, da Salomo so tief fiel, daß er dem Astharoth und Chamos und Moloch opferte. Wer denken kann, der wird ganz gewiß, ein so tiefes Elend des menschlichen Verstandes, und bey einem Manne, wie Salomo war, für eine sehr tragische Situation halten. Es ist fast unbegreiflich, wie Salomo, der die Herrlichkeit des Herrn so sichtbar gesehen, und so vieler Gnaden von Gott gewürdigt worden war, in eine solche Tiefe
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Apparat: Allgemeiner Teil
sinken können. Der Dichter, der uns in der Meßiade, in die Geisterwelt und ihre Empfindungen so weit hineinführt, hat auch hier eine neue Aussicht für das tragische Theater eröfnet. Wir sind gewohnt, nur das äusserliche Elend, Leiden und Tod des Leibes für tragisch zu halten, und dennoch ist in Ansehung der Folgen auf die Ewigkeit, das Elend des Geistes, viel tragischer. Er hat sich also in diesem Stück einen Weg zu dem erhabensten Tragischen gebahnt, das aus dem Elend der Seele und besonders des Verstandes entsteht. Die Bearbeitung einer solchen Materie von einem Klopstock, muß jeden Kenner darauf aufmerksam machen. 66) F. G. Resewitz an J. C. Lavater, 8.-20. 5. ñ764: Wenn ich mein Exemplar vom Salomo noch vor Abgang der MeßeGelegenheit, womit ich Ihnen diesen Brief schicke, vollständig machen, oder noch eins für Sie erhalten kann, werden Sie es auch hierbey finden. Quedlinburg d. 8ten May ò764. NS. Ich habe noch bis heute auf ein Exemplar vom Salomo gewartet, aber ich habe keins, auch nicht einmal die rückständigen Bogen von dem meinigen erhalten können. Quedl. d. 20. May. Eben iezt habe ich noch einen Salomo erhalten. Ich schneide ihn aus seinem Bande, und schließe ihn mit bey. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: FA Lav. Ms. 524, Nr. ñ25.) 67) Anna Louisa Karsch an J. W. L. Gleim, ñ4. 5. ñ764: ich erwarte von Ihrer Güte daß Exemplar des Trauerspiels (»Salomo«), hurtig will ichs dem buchbinder zuwerffen und ganz geschwind soll Er mirs wiederlieffern, alßdenn will ich versuchen ob Ich bey der ununtterbrochnen Durchlesung mehr gerühret werde als da ich in diesem Tagen die zerstreuetten blätter laß Herr Klopstok nenet uns in der Vorrede die ganze Einrichtung Seines Sylbenmaaßes, bey wellchen Er die Strengeste Kunst beobachtet hat / bey Gott mein liebster Gleim Sie haben dem Philotas (bezieht sich auf Gleims Versifizierung von Lessings Trauerspiel »Philotas«) hundert mahl wollklingender gemacht ohne die Spondäen, Trochäen und Apoll mag wißen was mehr zu nennen, mehr alß Einmahl verwarff der MeßiadenSänger die Construction ohne daß Ihm der Gedanke darzu zwang, und mehr alß Einmahl verbrach Er die Worte, Ich glaubtte nicht daß Sein Salomo mehr beyfall haben wird als Sein Sterbender Adam, dieses Trauerspiel hab ich noch von keinen Menschen loben hören, ich bin begierig zu wißen wellches die andern Gegenstände Seiner Tragödien sein mögen (»Mein Bruder in Apoll«. Briefwechsel zwischen Anna Louisa Karsch und Johann Wilhelm Ludwig Gleim. Hrsg. von R. Nörtemann. Bd ñ. Göttingen ñ996. S. 2ñ6.)
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68) M. Mendelssohn an C. F. Nicolai, ñ5. 5. ñ764: Den Salomo habe ich mir, da meine Augen noch schwach waren, vorlesen lassen, aber Gott weiss es! nicht verstanden, und jetzt, da ich widerum selbst lesen kan, habe ich mich noch nicht überwinden könen, ein zweites Lesen zu wagen. Ich bin sehr begierig Hrn. Resewitz Anzeige davon zu lesen. Wenn ich mein Leben mit einer Recension retten könte, so wüsste ich nicht, was ich von dem S a l o m o sagen könnte. (Neuerschlossene Briefe Moses Mendelssohns an Friedrich Nicolai. In Gemeinschaft mit W. Vogel hrsg. von A. Altmann. Stuttgart - Bad Cannstatt ñ973. S. ñ7.) 69) J. W. L. Gleim an J. P. Uz, 22. 5. ñ764: Klopstocks Salomo ist wohl die Erscheinung auf dem Parnaß, die am meisten Aufsehen macht. Hier haben Sie ein Exemplar. (Schüddekopf, Gleim/Uz, S. 348.) 70) J. W. L. Gleim an K. W. Ramler, 30. 5. ñ764: Ich hab ihn (Klopstock) bis Magdeburg begleitet, und wir sind einige tage daselbst und mehrentheils bey Herr Bachmann sehr vergnügt gewesen. Sein Salomo hat meines Ramlers beyfall nicht, ich hab es schon in Leipzig erfahren; mir hat er so sehr gefallen, daß ich ihn den größesten Meisterstücken an die Seite gesetzt habe . (Hs.: Das Gleimhaus, Halberstadt: Hs. A Gleim/Ramler 3ñ.) 7ñ) J. W. L. Gleim an Klopstock, Anfang Juni ñ764: Denn nicht nur Comedianten, und Leute welche schlechte Comedien besuchen, sondern auch solche, die in die Schule gegangen waren, verriethen den elendesten Geschmack in ihren Urtheilen vom Salomo. Ich schrieb neulich an Ramlern, es würde meinem Klopstock mit dem Salomo gehen, wie mit dem Tod Adams. Engelländer, Italiäner und Franzosen würden unsern Deutschen erst sagen müßen, welchem Stück des Sophocles Salomo vorzuziehen sey, alsdenn erst würden sie urtheilen. Wenn sie, liebster Freund, die Urtheile unserer kühnen und kaltherzigen Kunstrichter hören, so laßen sie, um des Himmels willen sich dadurch nicht abhalten, uns ihren D a v i d , und S a m u e l bald zu geben. (HKA, Briefe IV, ñ86, ñ-ññ.) 7ña) Wöchentliche Anzeigen zum Vortheil der Liebhaber der Wissenschaften und Künste (Zürich), Bd ñ, ñ764, St. 24 (ñ3. 6.), S. 288: Ankündigung: Klopstock, Salomo, ein Trauerspiel. 8. Magdeb. 764. ò fl.
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72) Urtheile über Gelehrte Sachen (Greifswald) ñ763/ñ764, Nr 47 (23. 6. ñ764), S. 373-377: Rezension von »Salomo«: S. 373-375: Salomo, ein Trauerspiel von Klopstock. Magdeburg bey Dan. Christ. Hechtel. ò2 Bogen. ò764 in 8. Sollte wohl irgend ein mitleidenswürdiger Dichter dieses Trauerspiel unter Klopstocks Namen geschrieben haben? So frugen wir uns, als wir es gelesen hatten. Nichts war auch natürlicher, als dieser Gedanke; denn wir fanden nicht einen Funken von dem Genie, welches überall in der Meßiade des berühmten Dichters hervorleuchtet. Allein es wurde uns wahrscheinlich, daß wir uns in unserer Meynung betrogen hatten, weil die größten Köpfe auch die größten Schwachheiten haben, und wir wurden endlich ganz gewiß von der Falschheit unserer Muthmassung überzeugt, weil Herr K. schon ehedem durch seinen T o d A d a m s bewiesen hatte, daß er gar wohl fähig sey, eine solche poetische Schwachheitssünde zu begehen. Man wird uns diesen Ausdruck verzeihen, denn für den Verfasser ist er noch nicht strenge genug; mit dem müssen wir ein wenig anders sprechen. Ihnen, H. Klopstock! ist es gegangen wie den Helden, die nach Eroberung dürsten. Immer geitzig nach Lorbeern und neuen Eroberungen führen diese ihre Heere von einem Lande zum andern. Sie sind glücklich ein Reich ein zu nehmen, worauf sie einige Ansprüche machen können. Die Vorstellung ist süß: Könntest du deine Herrschaft doch weiter ausdehnen, könntest du noch in irgend einem andern Reich, worauf du kein Recht hast, deinen Thron aufschlagen. Gewünscht! gethan! Sie ziehen aus zum Erobern und werden – geschlagen. Eben dies Schicksal haben Sie gehabt. Die Epopee ist ihr Feld, hier wachsen ihre Lorbeern, hier mögen Sie herrschen; aber das Trauerspiel ist gar nicht ihre Sache. Weg mit Ihnen! Was soll Saul unter den Propheten? Warum dachten Sie hier nicht: Ihn winkt schimmernder Ruhm und die Unsterblichkeit Ins tragische Feld umsonst. Oder wollen Sie Meister in allem werden? Wohlan! marschiren Sie weiter. Es giebt noch andere Gebiethe in der Dichtkunst. Da giebt es äsopische Fabeln, anacreontische Liederchen, Schäferspiele etc. Wollen Sie auch hier nicht ihre Kräfte versuchen? Es ist wunderbar, wie Sie so weit haben verfallen können, ein Trauerspiel zu schreiben? Würklich ein Verdienst mehr als Homer und Virgil haben. Aber Voltaire! – Ja, ja ich weiß, der hat eine Henriade und viele Trauerspiele gemacht. Warum wollen Sie ein schlechter Nachahmer seyn da Sie ein gutes Original seyn könnten? Voltaire hat auch schöne philosophische Sächelchen geschrieben. Doch genug mit Ihnen gesprochen. Nun müssen wir auch mit unsern Lesern sprechen. Diese werden uns verzeihen, wenn wir hier nicht mit gebogenen Knien von einem grossen Dichter sprechen. So stark der Finger der C r i t i c G o t t s c h e d e n nur immer gerührt haben mag; so stark, und kaum einmal Critic, verdient sie Herr K.
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und zwar um desto mehr, weil er ohne Zweifel zu bessern ist. Schon durch seinen Tod Adams hat er sich, wie billig, vielen Tadel zugezogen; und der gute Mann hat sich nicht warnen lassen. Fast mögte ich mein Wort wieder zurücknehmen, und sagen: Herr Klopstock ist unverbesserlich. Die Nachwelt wird es unmöglich glauben, daß der Verfasser des Meßias auch der V. des Salomo ist. Wir wollen uns bloß auf die Empfindung eines jeden Lesers berufen. Er lese es und sage alsdenn, welche Leidenschaft bey ihm sey erregt worden. Keine, wird er antworten; wenn er anders nicht sagen will, er habe empfunden, weil Klopstock der Verfasser ist. Man urtheile von dem Stoffe des Trauerspiels, ob er wohl tragisch ist, wenn gleich H. K. sagt, daß er eine Materie gewählt habe, die alle diejenigen am Tragischen übertrift, welche bisher berühmt geworden sind. Nun! seine Materie wird eben nicht durch seinen Salomo berühmt werden. (Es folgt eine längere Inhaltsangabe.) S. 376-377: Hiezu kommt noch, daß der Held desselben, gar nicht der weise, sondern ein ganz anderer, ein Klopstockischer Salomo ist, der von sich selbst gestehet: bey mir reift Wahrheit langsam, der immer so spricht, als irgend ein Mensch sprechen kann, der in der Schule des Pyrrho erzogen ist. Sein Character hat so stark auf uns gewürkt, daß er uns fast selbst zu Zweiflern gemacht hat, indem wir oft ungewiß waren und nicht entscheiden konnten, ob er deutsch oder undeutsch spräche. Wenn H. K. so fortfährt; so können seine Gegner sehr leicht Recht bekommen wenn sie ihm vorwerfen, daß er ein Sprachverderber ist. Wozu sollen die Graecismen? Wozu die gezwungenen Wortfügungen? Man kann es Herr K. leicht glauben, daß er die Ähnlichkeit unserer Sprache mit der Griechischen kennt, und was man deutlicher und doch zugleich stark sagen kann, dazu braucht man sich nicht zu quälen, und den Ausdruck auf die Folter zu spannen. Ja, wozu mußte die Versart seyn, die H. K. gewählt hat? Etwa weil die Engelländer gewöhnlich den fünffüßigen Jamben gebrauchen? Ich weiß, andere Dichter haben ihn schon vorher in unserer Sprache gebraucht; aber ein langes Gedicht, z. E. H. Kleists Cißides und Paches, in dieser Versart zu lesen, ist für das Ohr unausstehlich. Und überhaupt würde H. K. sehr gut thun, wenn er sich gar nicht mit solchen Werken der Kunst beschäftigte, für die er nicht gemacht ist. Wenn er, anstatt Trauerspiele zu schreiben, lieber die Meßiade zum Stande brächte; so könnte der Ausgang zeigen, ob man ihn dem Homer an die Seite setzen könnte. Unter unsern tragischen Schriftstellern mag er so lange den Gryphius und Lohenstein zu Gesellschaftern haben. 73) J. G. Sulzer an J. J. Bodmer, 26. 6. ñ764: Mir scheint überhaupt die Zeit gekommen zu seyn, daß man in der deutschen Dichtkunst nicht mehr Proben, Versuche, sondern ausgearbeitete Werke geben muß. Klopstoks Salomo ist zwahr ein solches, aber doch gefällt es mir nicht. Es ist an gar zu vielen orten übertrieben und man muß eben so enthusiastisch in der Freundschaft und Religion seyn als er, um das dabey zu fühlen, was er im Gefühl erweken
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will. Ich kann mich nicht überwinden, dies Trauerspiel noch einmal zu lesen und es näher zu beurtheilen. In diesem Stük hat Klopstok meines Erachtens einige Verdorbenheit in den Geschmak eingeführt. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: Ms. Bodmer 5a.3, Nr. ñ55.) 74) Altonaischer gelehrter Mercurius, Bd 2, ñ764, St. 27 (5. 7.), S. 223/224: Rezension von »Salomo«: Alle frommen Israeliten waren in Bestürzung und Traurigkeit gesetzet, da Salomo, der Sohn Davids, dem schrecklichsten der Götzen, dem Moloch, das Blut der Knaben opferte. Chalkol, Heman, Sarja, Darda und der alte Prophet Nathan, schärften ihm, dieses unmenschlichgen Greuels wegen, das Gewissen. Salomo war anfänglich verstockt, und sagte: »Ist er (Moloch) nicht aller Untergötter König? – Und da ers ist, muß ich ihm denn nicht opfern, – Wie’s allen Völkern sein Gesetz gebeut? – Und über das, was ist der Knaben Blut! – Stirbt der zu früh, der nicht unsterblich ist? – Wir armer Staub, zu spät wir sterben oft, – zu spät, und nie zu früh.« – Endlich wacht dem Salomo das Gewissen auf. Er komt der Verzweiflung nahe, aus welcher ihn Nathan rettet. Salomo verflucht den Götzendienst, und opfert im Tempel: S a l o m o , e i n T r a u e r s p i e l v o n K l o p s t o c k . Magdeburg, bey D. C. Hechtel, ò764, òò Octavbogen. (Im Anschluß hieran wird die »Vorrede« referiert.) 75) J. J. Bodmer an J. G. Sulzer, 7. 7. ñ764: Unser Gessner sieht in Klopstocks Salomo mehr abscheuliches als tragisches; in dem profanen elendes, in der poesie plattes und gekünsteltes. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: Ms. Bodmer ñ2b.) 76) J. P. Uz an J. W. L. Gleim, ñ6. 7. ñ764: Ihre Wette wegen des Salomo werde ich Ihnen weder gewinnen, noch verlieren helfen. Ich bin nicht tüchtig, Schauspiele zu beurtheilen. HE. Klopstock kann nichts schreiben, woran nicht viel zu bewundern seyn sollte. Ich will nicht sagen, daß Salomo zu wenig Handlung und Charackter habe, da dieses Stück vermuthlich nicht für die Bühne gemacht worden. Aber ich muß Ihnen doch melden, wie es mir damit gegangen. Ein Freünd lobte es mir sehr, und konnte nicht müde werden, die Reden des Salomo zu erheben. Auf meine Frage, wie er mit dem Denouement zufrieden sey, zuckte er die Achseln, und getraute sich nicht, solches zu loben. Nach einigen weitern Fragen, merkte ich, daß die scharfsinnigen Betrachtungen des sceptischen Salomo dasjenige gewesen, was ihn für das ganze Stück eingenommen. Ich überlaße Ihrer Ueberlegung, ob dieses nicht bey mehrern Leüten geschehen könne, und ob der Eindruck, den die Zweifel des Salomo machen, durch die Widerlegungen seiner Freünde und durch die Entwickelung genugsam vermindert worden, da man am Ende fast nicht weis, warum Salomo selbst seine Meinung so plötzlich geändert habe. (Schüddekopf, Gleim/Uz, S. 350/35ñ.)
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77) M. Mendelssohn an T. Abbt, 20. 7. ñ764: Sie haben Hrn. *** (Gleim) gesprochen. Huy! daß er Ihnen auch den Salomo von Klopstock angepriesen hat! Man sagt, daß er es für ein tragisches Meisterstück halte. Andere wissen nur dieses auszusetzen, daß der Dichter bey seinen Lesern, oder Zuschauern (si DIs placet) gar zu viel voraussetzt. Ob zu viel, weis ich nicht, aber gewiß mehr als ich weis. Ich habe mich gemartert, dieses Stück zu verstehen. Vergebens. Ich schmeichle mir, Stücke des Sophokles leichter verstehen zu können. (T. Abbt, Vermischte Werke. Th. 3. Berlin, Stettin ñ77ñ. S. 258.) 78) Klopstock an J. W. L. Gleim, 24. 7. ñ764: Ich bin den 5ten Abends von Hamburg verreist, u den ò2 Mittags in Koppenh. angekommen. Ich würde Hamb. 4. Wochen früher verlassen haben, wenn nicht theils ein kleines Fieber meiner Schwester theils der Umstand, daß das Paquetboot einen Posttag aussezte, mich aufgehalten hätten. Sollten Sie wohl glauben, daß Hechtel nicht einmal darinn Wort gehalten hat, daß er die Drukfehler zum Sal. die ich ihm, sorgfältig angemerkt, zugeschikt habe, hätte beydrucken lassen? Ich habe sie an Küster oder Patzken, an einen von beyden gewiß, geschikt. Befehlen Sie dem Manne, daß er sie noch drucken läßt, u wenigstens an einige Buchhändler schikt. (HKA, Briefe IV, ñ88, 2-6; 37-42.) 79) Julie von Bondeli an L. Usteri, 28. 7. ñ764: Suis-je coupable de lèse-Klopstockerie? Serai-je pendue en effigie chez vous, si j’avoue que le roi Salomon n’a pas tenu tout ce que le nom de son historien poétique m’en prommettait? Je ne l’ai reconnu que dans l’horrible beauté du choeur des chanteuses et dans d’autres menus détails de la pièce. Mais cherchons à en analyser les défauts – bien entendu que si je risque une pendaison, vous aurez la coutoisie de garder le sécret sur mon jugement. D’abord j’avoue avec confusion et humilité d’esprit que je n’ai compris mot au cas métaphysico-moral de sa Majesté philosophique. Croire un Dieu et nier sa providence particulière est le terme final du déisme ancien et moderne, mais quel déiste ancien ou moderne est jamais parti du doute de la providence particulière pour arriver à la croyance des dieux subalternes où des démons? La conclusion du syllogisme me parait mauvaise et Spinoza d’incrédule et de matérielle mémoire était plus conséquent à son système en redoutant les spectres. Pourquoi le poète ne s’est il pas tenu au texte? Ce texte lui était plus favorable quant à l’invention poétique que la supposition des doutes métaphysico-morales, et indépendamment même de l’autenticité sacrée de l’histoire; tout juif, chrétien, musulman ou guebre pourra sans être philosophe comprendre très aisément qu’un honnête homme peut se laisser séduire par de méchantes femmes, si aumoins elles sont jolies. Et cette reine passive qui dit un seul mot qui la caractérise: »Hat dieser auch ein Grab?« (?) Cette reine pourquoi reste-t-elle des journées entière absente, où sont ses compagnes? Le texte nomme des femmes au pluriel, Klopstock avait-il peur de passer pour médisant
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en en mettant plusieurs en action? que ne les mettait-il en jeu, que ne profitait-il de l’ascendant qu’elles avaient sur le cœur du roi pour en faire une contre-batterie poétique et philosophe avec Chokal et Darda? Les caractères de ces deux personnages sont nuancés par le pinceau de celui qui crayonna les tableaux moraux des disciples, mais pourquoi disent-ils eux-mêmes ce qu’ils sont dès la première scène, n’eut-il pas été plus intéressant de les voir se développer peu à peu dans le courant de l’action? J’en reviens à ce que j’ai dit plus haut, il y a des beautés de détails dans cette pièce, le choeur en est une, les angoisses de Salomon pendant la prière de Nathan en est une autre, but not strong enough, quelques situations comme p. ex. celles des mères sont belles, mais l’ensemble de l’intérêt et le plan philosophique me semble faible et mal lié. (E. Bodemann, Julie von Bondeli und ihr Freundeskreis Wieland, Rousseau, Zimmermann, Lavater, Leuchsenring, Usteri, Sophie Laroche, Frau v. Sandoz u. A. Nebst bisher ungedruckten Briefen der Bondeli an Zimmermann und Usteri. Hannover ñ874. S. 333/334.) 80) Wöchentliche Anzeigen zum Vortheil der Liebhaber der Wissenschaften und Künste (Zürich), Bd ñ, ñ764, St. 3ñ (ñ. 8.), S. 367-372: Rezension von »Salomo«: Dieses Trauerspiel, so ausserordentlich es in der Form seiner Ausarbeitung ist, so viele Vorzüge hat es in dem Fond der Materien und in der Charackterisirung der Personen. In den engen Zeitraum von der Zubereitung und den Personalwirkungen eines heidnischen Fests eingeschlossen, hat es nur eine einzige Zwischenhandlung, die Hervorrufung nämlich des todten Heman von dem Priester Korah. Diese Handlung, obgleich sie mit der Haupthandlung nicht in historischem Sinn zusammenhängt, so liegt sie doch in dem K n o t e n der ganzen Geschichte. Dieser ist keine Begebenheit, sondern ein Gemüthscharakter, e i n e a u s r e l i g i o s e n Z w e i feln über die Art der göttlichen Verehrung entsprungene Verw e g e n h e i t d e s G e i s t e s . Diese wird nun nicht als bekannt vorausgesetzt, sondern nach und nach in ihren Ursprüngen, Anlässen und Verstärkungen gezeiget. Man kan dem zweifelnden Salomo in allen labyrinthischen Gängen seines Geistes folgen, und der Leser ist nicht bestürzt, den weisesten Ebräer in die schändlichste Abgötterey fallen zu sehen. Salomo behauptet immer den Character eines grossen Geistes, man bedauert ihn mehr, als daß man ihn anklaget. Er ist ein Betrogener, aber nicht von andern, sondern von ihm selbst. Es ist nicht sowohl Unbedachtsamkeit, als Unmuth und Verlegenheit, die ihn den Bitten der Semira nachgeben macht. Das Leben ist ihm eine noch grössere Beschwerde, denn alle ihn umringende Gegenstände, und gegen diese wird er in eine kalte Gleichgültigkeit hingerissen. Da er sich selbst nicht mehr schätzen kan, so schätzt er auch nichts mehr ausser sich. Unter allen möglichen Lagen seines Geistes und Gemüths, welche den Ausschluß seines Abfalls geben konnten, war dieser melancholische Trübsinn diejenige, welche seine Rückkehr zu Gott am wahrscheinlichsten machte.
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Und diese Rückkehr zu Gott, eine freudige Begebenheit also, ist die E n t w i c k l u n g des ganzen Trauerspiels. Allen historischen Vermuthungen zufolge konnte es auch keine andere seyn, und der gebeugte, der in seinen Augen ganz erniedrigte Sal. ist ein Gegenstand, der den Leser sowohl erleuchtet, als auf die sanfteste Art rühret. Er giebt dem Gott Israel die ihm gebührende Ehre noch mehr mit dem Herzen als mit dem Munde. Die Hauptbegebenheit d a s O p f e r M o l o c h s ist einfach und nach seiner wahren Art gezeichnet. Es finden sich nicht mehr und nicht weniger Umstände dabey als seyn sollten, um die Beschaffenheit des jüdischen Volks, zu denselbigen Zeiten, anzuzeigen. Keine kleine, verworrene Nebenbegebenheit verfinstert die Hauptlage der Sachen, oder zerstreuet die Aufmerksamkeit. Die Character erscheinen darinn ganz, keiner ist gestümmelt und zweydeutig, sie sind nicht in kleine Fächer abgesondert, oder mit unnützen Contrasten beladen. Sie haben alle eine gemeinschaftliche Ähnlichkeit, d i e j ü d i s c h e W e i s h e i t u n d G o t t e s f u r c h t . Diese erscheint aber in einem durch den psychologischen Character des Geistes und Gemüths, oder durch die historische S i t u s modificirten Licht. Von der erstern Gattung sind Chalkol und Darda, von der andern Saria und Heman. Chalkol ist ein ernsthafter eifriger Isrealit, der seinen Eifer mit einem eben so grossen, so unerschrockenen Scharfsinn begleitet, der den Salomo in alle seine Schlupfwinkel verfolget, und dennoch immer die Würde eines erhabenen Freunds behauptet. Der grosse Geist des Salomo brauchte einen eben so grossen, so einsichtigen, so unpartheyischen Aufseher seiner Gedanken und Gemüthstriebe. Es ist hier kein characteristischer Contrast, sondern eine in der Natur gegründete, und zu der Geschichte Salomo gehörige Anlage eines grossen Israeliten. Darda ist mehr Freund als Nachforscher, er ist der zärtlichste, der mitleidigste Verehrer Gottes und der Freundschaft. Salomo muß ihn durch den tiefsten Fall zwingen, sich von ihm zu sondern, und er denkt immer besser von dem Herzen seines Freunds, als er selbst. Man siehet seine Zärtlichkeit durch alle Stuffen der Traurigkeit, des Mitleids, der Wehmuth, der Hofnung, der Freude und Dankbarkeit gehen, ohne jemals von seinem steifen Vorhaben abzustehen, Salomo glücklich zu machen. Dazu müssen ihm alle Umstände, alle Anläße der Geschichte dienen. Heman entlehnt von seiner tödtlichen Schwachheit, und den Vorboten des Todes alle die Stärke, welche dieselbige einem weichen, menschlichen, großmüthigen Herzen geben konnten. Gewinnt er nicht dasjenige über den Geist Salomo was er gesucht hatte, so scheint Sal. zum wenigsten dieses Siegs über seine Zweifel würdig zu seyn. Er ist nicht so sehr von seinen verworrenen Begriffen benebelt, daß er einen Augenblick die geheiligte Rechte der Freundschaft und des Mitleidens vergäße. Scheint er hart und unempfindlich, so fließt diese Härtigkeit nicht aus seinem ursprünglichen, sondern aus seinem zufälligen melancholischen Charakter, der seiner selbst unbewußt, sich nicht mehr Rechenschaft von seinen Empfindungen geben kan.
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Saria hat einen Charakter, der zwischen einem Sohn und Freund getheilet ist, und ist der einzige, den der Autor nicht ganz entwickelt hat, dieweil sich das übrige aus den natürlichen und gesellschaftlichen Empfindungen hinzudenken läßt. Nathan und Korah sind ganz historische Charackter, man kennt den Propheten des Herrn noch besser als den Betrieger. Dieweil die Uraltste unendlich sind, so bleibt immer vieles in der Geschichte derselbigen verborgen. Der Verfasser hat die Geschichte Korah in der allgemeinen Geschichte aller religiosen Betrieger stehen lassen, dieweil die Ausführung dieses Charakters eine Geschichte in dieser tragischen Geschichte gemacht hätte. Was die Mahler den Costume heißen, oder die Localumstände, so sind sie alle richtig gezeichnet. Die Freyheit der damaligen Zeiten und die Theocratie erlaubten den Israeliten freymüthiger mit ihren Königen, als andere morgenländische Unterthanen, und der Character eines Weisen, der bey Salomo noch mehr als der königliche gegolten, berechtigte seine Freunde, mit ihm nach den aufrichtigsten Gesinnungen ihres Herzens zu reden. Gott wird darinn nicht e x M a c h i n à hervorgerufen. Die Betäubung des Korah läßt uns nur dasjenige darbey denken, was die Schrift bey andern Gelegenheiten bezeugt hat. Das Gedicht ist voll der nachdrücklichsten und stärksten Gedanken und Bilder. (Ab hier folgen mit Seitenangaben versehene Textbeispiele dafür, z. B.: V. ñ3, 22/ 33, 36/37, 84/85, 400, 554-556, 775/776, 827/828, 894/895, 926/927, ñ849-ñ850, ñ953-ñ957 u. a. m.) 8ñ) J. W. L. Gleim an J. P. Uz, 9. 8. ñ764: Den Salomo hab ich noch nicht mit kaltem Blute gelesen. Beyde mahl laß ich ihn in einer Gesellschaft vor, und war mehr A c t e u r als L e s e r . Nun werd ich ihn noch einmahl lesen, und ich glaube wohl, daß ich alsdenn ihr Urtheil unterschreiben werde. (Schüddekopf, Gleim/Uz, S. 352.) 82) T. Abbt an M. Mendelssohn, ññ. 8. ñ764: Herr *** (Gleim) hat mir den Salomo weder angepriesen, noch verachtet, weiter nichts gesagt, als daß der V. vier Pistolen für den Bogen bekommen habe. Aber wenn er ihn auch bis in den Himmel erhoben hätte; so würde ich mit Nachahmung des Despreaurischen A g e s i l a s h e l a s ! schreyen, S a l o m o , o h o ! Soll ich Ihnen sagen, wie mir das ganze Interesse des Stückes deucht? »Ob der reformirte Hofprediger, oder der katholische Kaplan des Sonntags bey Hofe zu Mittage essen soll?« Wahrhaftig darauf geht alles. Darüber ist der alte Nathan in seinem Hause eine Zeitlang eingesperrt: darüber murrt der Nachmittagsprediger Chalkol, oder wie er heißt, und kurz, dis ist der Knoten, dis entwickelt sich am Ende zum Vortheil des Nathan. Im Anfang sollte einer wohl denken, der Hauptpunkt wäre, ob die Kinder
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dem Moloch sollten geopfert werden! Aber betrogen; das geht vorbey, wie etwa einer zum andern sagen würde: guten Abend! Nun weiter; der König fragt durch Zauberey um die Beschaffenheit der Zukunft; keine Antwort! Der Priester fällt, kein Mensch weis warum. Die Israelitischen Geistlichen legen es aus, daß dis Gottes Finger sey, besonders merklich in der Verstummung des Orakels. Was denn? O der wahre Gott soll sprechen, und wenn der spricht; so soll das entscheiden über Salomons Zweifel. Wie? Was? unmöglich! Doch es ist so. Nathan bekommt keine Antwort. Und der weise Salomo schließt daraus: nun will ich zu der alten Religion übertreten. Ein anderer würde vielleicht geschlossen haben: entweder ist ein Gott wie der andere, oder das Schweigen beweiset auf keiner Seite etwas. Wahrhaftig, wenn Salomo so gewesen ist; so hat die Königin von Arabia ihre Reisekosten verzweifelt schlecht angewendet. Durchgehends macht ihn der V. zu einem einfältigen Menschen; nur daß freylich die andere Personen noch einfältiger sind. Wenn sie gegeneinander disputiren; so schimpfen sie anstatt zu beweisen. Das schönste ist, daß am Ende der Priester gesteht, David und er hätten dem Salomo wegen eines göttlichen Orakels nur so weiß gemacht, und der erkennt es denn mit Dank. Eine hübsche Erfindung, um unsern Glauben an das alte Testament zu verstärken. Die immer sterbende Personage, die in diesem Stücke vorkommt, soll beweglich seyn; ich gesteh’ es aber, daß mich ihr Tod so sehr befremdet hat, als von einer ganz gesunden Person: denn sie schwatzt so viel, als ob sie ganz gesund wäre. Die Sprache des Stückes ist mir durch die immerwährenden Inversionen sehr widrig geworden, ob ich gleich gestehe, noch mehr Schwulst darinn vermuthet zu haben. Kurz mein lieber Freund, wir Deutschen, scheint es, sind dazu verbannt in den schönen Wissenschaften nicht weit zu kommen. Denn warten Sie einmal, ob wir nicht ein Mandel Trauerspiele sogleich bekommen werden, über alle Könige von Juda und Israel, die jemals in Abgötterey verfallen sind. Es mag seyn, daß wir in wissenschaftlichen Werken noch immer unsern Rang behaupten; aber mit unserm Geschmacke sieht es verzweifelt unrichtig aus. (T. Abbt, Vermischte Werke. Th. 3. Berlin, Stettin ñ77ñ. S. 263-265.) 83) J. J. Bodmer an J. G. Sulzer, ññ. 8. ñ764: Das Trauerspil Salomo hat ein strenges gericht ausstehn müssen. Gradation in Salomos verwirrung finden zu wollen, ist so viel, sagte man, als cum ratione insanire velle. Wir bekamen gleich damals den artikel, in welchem das stük so übertrieben gelobt wird. Man kann auf diese art alles loben. Indessen blib uns das gute darinn nicht verborgen. Klop. ist immer in kleinen schönheiten groß, aber diese sind oft am unrechten ort. Zum Ex. da Chalkol von der Opferung der Knaben kommt, und Darda ihn fraget, was er neues von dem Ölberge brächte, sagt er: lieblich weht die morgenluft auf ihn. – unser Wegelin denkt ganz vortheilhaft von diesem werk. Er hat ein gespräch zwischen Salomo und Chalkol gemacht, in welchem er glaubt Salomos trübsinnige gemüthsverfassung durch alle grade durchgehen lassen zu haben
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That ich Klopstok nicht unrecht, da ich ihn schwach genug hielt den Tod des ersten Erschaffenen für eine beleidigung aufzunehmen, wieviel mehr würde der neue Salomo ihn aus der Fassung sezen? breitinger und Künzli wollen bemerkt haben, daß Kl. die Geschiklichkeit nicht habe seinen personen starke moralische gründe oder nur sophismen in den mund zu legen. Es ist ein kleines lob daß unsere Dichter in der ausarbeitung groß seyn, die oft so ängstlich ist daß das werk durchbrochner arbeit ähnlich wird. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: Ms. Bodmer ñ2b.) 84) J. J. Bodmer an J. G. Sulzer, August ñ764: Ich muß gestehen daß ich nicht auf den Einfall gerathen wäre, die Tohrheiten des weisen Koenigs zu schreiben, wenn nicht K den Salomo geschrieben hätte. Salomos Abfall zum moloch dünkt mich noch izt keine Materie für die tragische Muse . Klopstokn gehört das Lob vor allen deutschen poeten, daß er sich mehr um das, was schön ist, als um den beyfall bekümmert. andere modellieren sich nach der großen und artigen Welt und erwarten von da ihr Urtheil, zu klein, dasselbe zu lenken. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: Ms. Bodmer ñ2b.) 85) J. J. Bodmer an J. G. Sulzer, August ñ764: Es kränkt mich immermehr, daß Wegeli, Steinbrüchel, Hirzel den unmenschlichen Salomo so mit Ekstase loben. Ich hatte nicht geglaubt, daß der Geschmack dieser Herren so unbefestigt wäre. Und wo bleibt ihre menschliche Empfindung? Mademoiselle Bondeli hat geradezu davon geurtheilet, qu'aucun Déiste n'est jamais parti du doute de la providence pour arriver à la croyance des Dieux subalternes. Sie gesteht, daß beautés de détail in dem Stück sind, und ein paar schöne Situationen; aber sie sagt: l'ensemble de l'interet et le plan philosophique & faible & mal lié. Sie fürchtet, daß man ihr für dieses Urtheil in Zürich einen Process an den Hals werfen möchte. Von mir hat sie nichts zu befürchten. Ich bin nur zu kleinmüthig oder zu polit, meine wahren Gedanken davon jedermann zu offenbaren. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: Ms. Bodmer ñ2b.) 86) J. G. Sulzer an J. J. Bodmer, 25. ññ. ñ764: Nach einer kritischen Auseinandersetzung mit Bodmers Bearbeitung des SalomoStoffs: Indessen sind dieses Zweifel, die mir beym Lesen eingefallen sind, vielleicht können Sie dieselben haben. Übrigens finde ich die Charaktere der Personen freylich der Natur sehr viel gemäßer, als sie durchgehends bey Kl. Sal. sind, aber dieses allein ist zur guten Tragedie noch nicht hinreichend. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: Ms. Bodmer 5a.3.)
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87) J. J. Bodmer an J. G. Sulzer, 26. ñ2. ñ764: Und welche Gütigkeit, daß Sie sich so über meinen Salomo ausbreiten! Ich empfinde keine Begierde, ihn zu verfechten. Er hat nur eine parencheiresis des Klopstockischen seyn sollen. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: Ms. Bodmer ñ2b.) 88) Gazette littéraire de l’Europe (Paris) Tome. 4, ñ765 (30, ñ2. ñ764), S. 86-ñ08: Rezension von »Salomo«: S. ñ05/ñ06: On s’étonnera sans doute comment en Europe, au siecle où nous sommes, quand les chefs-d’œuvres de Corneille, de Racine & de Voltaire sont entre les mains de tout le monde, un homme de génie, regardé comme le plus grand Poëte de sa Nation, a pu faire une Tragédie qui, de quelque côté qu’on la considere, ressemble bien moins à un Drame qu’à un Fragment d’Epopée Hébraïque échappé aux injures du temps & mis ein Dialogue. S. ñ08: Du reste l’Ouvrage de M. Klopstock renferme de grandes beautés; on y trouve en plus d’un endroit des pensées, des images & des expressions vraiment dignes de la main vigoureuse qui crayonna la M o r t d ’ A d a m . 89) Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, Bd ññ, St. ñ, ñ764, S. ñ92-ñ94: Anzeige der englischen Übersetzung von »Der Tod Adams« (Übersetzer: R. Lloyd): The Death of Adam. a Tragedy. In three Acts. from the German of Mr. Klopstock. 8vo. Pr. I. S. 6. d. Becket and de Hondt. London ò763. Wir haben schon die italiänische und französische Übersetzung von diesem dramatischen Gedichte in unsrer Biblioth. angezeiget: wir würden es uns also nicht vergeben können, wenn wir auch diese Übersetzung, die jenen an Güte nichts nachgiebt, mit Stillschweigen übergiengen: sie hat vor dem Originale, wie die Italiänische, noch den Vorzug der Versification, und wir können zu ihrer Empfehlung nichts bessers thun als zur Probe den Liebhabern der englischen Sprache A d a m s B e t r a c h t u n g e n ü b e r d e n T o d im zweyten Auftritte hersetzen. (Es folgt die Übersetzung eines Textausschnittes von etwa S. 50, Z. ñ6 bis S. 5ñ, Z. ñ4, gegen Ende der Zweiten Handlung.) 90) Freye Nachrichten aus dem Reiche der Wissenschaften und der schönen Künste (Hamburg), Jg. ñ, ñ765, St. ñ (4. ñ.), S. ñ-3: Rezension von »Salomo«: Wir könnten unsre Blätter mit keiner würdigern Schrift anfangen, als mit der Beurtheilung dieses Gedichts, das einen unsrer besten Dichter zum Verfasser hat. Wenn wir unsre Gedanken aufrichtig von diesem Stücke sagen sollen; so wünschen
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wir, daß Herr Klopstock statt eines Trauerspiels uns lieber ein Lehrgedicht von Salomo geliefert hätte. Wir haben einen guten Grund, warum wir dies sagen. Dem Gedichte, so wie es gegenwärtig für das Theater eingerichtet seyn soll, fehlt Plan, Verwickelung, Zusammenhang der Scenen, und sehr oft die theatralische Sprache. Man könnte zwar sagen, daß Herr Klopstock, nach dem Rath des Diderot, seinen Plan so simpel als möglich entworfen habe. Er enthält eine wahre Geschichte, die wir hier nicht weitläufig erzählen wollen, da sie jedem bekannt ist, und dies Stück selbst in den Händen aller Liebhaber des guten Geschmacks seyn wird. Nur hätte die Unterstützung dieses simpeln Plans, durch eine grössere Kunst zu dialogiren geschehen müssen. Auch der Zusammenhang der Scenen ist nich immer genau beobachtet. Im zweyten Auftritt der ersten Handlung geht Salomo von der Bühne, ohne daß man weiß, warum. Er spricht diese Worte zum Darda: (zitiert V. 238-240) und sogleich verschwindet er. Man wird fast durchgängig ein beständiges Abund Zugehen der handelnden Personen, viel Declamation, wenig Action gewahr, und die Hälfte der ersten Handlung besteht aus spitzfindigen Vernunftschlüssen, oder Untersuchungen, ob sich Gott auch um die Individua dieser Welt bekümmere; und wenn man in dem sechsten Auftritte der ersten Handlung den Salomo mit seinem Freund Darda reden hört, so glaubt man in S a l o m o den Lukrez zu hören: (zitiert V. 356-358). Nachher kömmt Salomo auf die Unsterblichkeit der Seele, woran er zu zweifeln scheint, und die, wie er sagt, Moses nicht enthüllet habe. Wir mögen nicht gern nur die bloßen Fehler in einer Schrift aufsuchen. Allein bey einem guten Autor ist es darum nöthig, damit man angehende Schriftsteller, die alles, bis auf das Schlechte, nachahmen, vor dergleichen Fehler warne. Klopstock hat in seinem S a l o m o sehr oft Ausdrücke, die gar nicht deutsch sind, z. E. p. 26. V e r w ü n s c h e d e m T o d e m i c h ! p. ò24. S o s t e r b e n , m ü h n , arbeiten wir umsonst. M ü h n , statt wir bemühen uns. p. ò35. W e n n G o t t d e r a r m e n M e n s c h e n S c h i c k s a l k ü m m e r t . Wenn unsre besten Genies erst so schreiben wollen, was soll denn aus unsrer Sprache werden? Noch eins: Wenn die beyden Mütter, deren Kinder dem Moloch geopfert werden sollten, vor dem S a l o m o im dritten Auftritt der zwoten Handlung erscheinen, und die eine Mutter zu ihrem Kinde spricht: F a l l n i e d e r , K i n d ! und die andre Mutter dem ihrigen zuruft: F a l l d u n i c h t n i e d e r , d u T o d e s o p f e r ! Sollte diese Stelle, wenigstens auf dem Theater, nicht ins Komische fallen? P. 69 und 72 stehen ein Paar Stellen, die sehr verworren sind, und sich ohnmöglich gut declamiren lassen. (Es folgen V. 896-898 u. 943.) Eine schöne Stelle, und ein Muster einer vortrefflichen Erzehlung, die immer das Schwerste im Trauerspiel ist, steht p. 78. da Chalkol das Opfer beschreibt, das man dem Moloch brachte. Dies ist die Stelle: (es folgen V. ñ035-ñ046). Noch eine schöne Stelle, und die würdigste im ganzen Trauerspiel: (es folgen V. ñ837-ñ842).
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Wenn mehr solche Stellen, solche erhabene, und dabey natürliche Züge in diesem Trauerspiele wären, was vor Thränen würde es nicht erpressen, und wie gern würden wir es den besten Stücken an die Seite setzen! Der fünfte Act ist sehr interessant. Man stelle sich den auf die Antwort Gottes wartenden König, mit ihm das auf den Anspruch desselben wartende Parterr vor. Wie feyerlich ist der Hingang des Nathans zum Allerheiligsten, und das wartende Volk beschrieben. Welch Schaudern und welche Furcht müßte den Zuschauer nicht ergreifen, der diesen fünften Act von großen Schauspielern könnte vorstellen sehen. Allein, wir zweifeln, ob sich S a l o m o jemals eine gute Aufnahme auf dem Theater versprechen werde. Die Abwechselung der fünffüßigen Verse mit den sechsfüßigen ist, unserm Bedünken nach, sehr gut, aber die Schreibart, die Art zu dialogiren, die vielen für das Theater leeren Scenen, und die öftern Versündigungen wider die theatralischen Regeln streiten mit dieser Aufnahme. Wie gesagt: Wir hätten lieber ein großes Gedicht über den Salomo von Klopstock gelesen, als daß er es in die Form eines Trauerspiels gegossen. Klopstock hat zu viel Imagination, und ist zu Bilderreich, um ein guter Tragödiendichter zu seyn. Die Epopee, dieser unermeßliche Schranke des menschlichen Witzes, ist sein Feld; auf diesem hat er bereits Lorbeere gebrochen, die nie verwelken, und die alle Kritiken schaaler Dunse ihm nicht entreissen werden. 9ñ) J. J. Bodmer an J. G. Sulzer, ñ5. 2. ñ765: Klopstoks Salomo hat von unsern Beaux Esprits einen so ungemessenen beyfall, daß es ein erstaunliches lob für mich ist, wenn sie glauben, mein Salomo sey besser; nicht nur als ein König sondern auch als ein Drama. Ich bekümmerte mich nicht sehr ob er historische und philosophische Wahrheit genug hätte. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: Ms. Bodmer ñ2b.) 92) Neue Zeitungen von gelehrten Sachen (Leipzig) ñ765, Nr 25 (ñ. 4.), S. 203-207: Rezension von »Salomo«: S. 203/204: Ernsthafte Betrachtungen über die Situation Salomons, denen sich der Poet nicht selten überlaßen hat, haben ihn auf den Entschluß gebracht, die Bekehrung des Königs Salomo von der Abgötterey auf die tragische Bühne zu bringen. Er wünschet sich Leser oder Zuschauer, welche beym Empfinden auch denken mögen, und glaubt eine Materie erwählt zu haben, welche an tragischem, alle, die bißher berühmt geworden sind, übertreffe. Ein Held, an deßen Unglück wir Antheil nehmen sollen, muß, nach dem Aristoteles, eine Person seyn die weder vollkommen tugendhaft ist, noch auch sich durch muthwillige Boßheit ins Unglück stürzet, sondern ein Mensch der in großem Ruhm und Glücke stehet, und durch ein Versehen in Unglück geräth. Salomo ist diesem Bilde sehr unähnlich: er befindet sich zwar in diesem Trauerspiele in unglücklichen Umständen, als ohne Furcht und Liebe Gottes, ohne Hofnung eines andern Lebens jenseit des Grabes, ja in einer wahren Verzweiflung, daß er
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sogar den Selbstmord seinem Daseyn vorziehet. Aber diese Situation wird wenig Zuschauer mit Mitleiden erfüllen, weil leyder nur wenige die Abscheulichkeit der Sünde für ein Unglück halten werden, und Salomo ist nicht durch ein Versehen in dieses Labyrinth gerathen, sondern durch muthwillige Abweichungen von Gott, und durch Anhänglichkeit an die Götzen, zu deren Dienst und Anbetung ihn seine Weiber verführt hatten. (Es folgt eine mit Zitaten durchsetzte Inhaltsangabe.) S. 207: Weil dieses Stück wohl schwerlich auf die Bühne gebracht werden wird, so kann man die Ungleichheit der Versarten, deren sich der Poet bedient hat, leicht übersehen, welche sonst in der öffentlichen Vorstellung einen Übelstand verursachen würde. 93) Auszüge und Urtheile von den neuesten Schriften aus den schönen Wissenschaften (Gotha) ñ765, St. 2, S. ñ20-ñ27: Rezension von »Salomo«: S. ñ20-ñ23: Ein Schriftsteller, der seinen Nahmen einmal so ehrwürdig gemacht, wie Herr Klopstock in mehr als einer Absicht gethan hat, hat allemal das Vorrecht, daß man seine fernern Schriften mit einer gewissen Hochachtung und mit dem Vorurtheil in die Hände nimt, daß er zum Ruhm seiner Nation werde geschrieben haben. Herr Klopstock hatte bereits in seiner unsterblichen Meßiade Deutschland eine Epopee geliefert, welche vielleicht das einzige Original ist, das sich unter so vielen Schiffbrüchen andrer epischen Dichter bis auf die Nachwelt erhalten wird. Und da dieses Meisterstück ihm in dieser Art der Dichtkunst weiter nichts zu thun mehr übrig ließ: so fieng er an mit gleichglücklichen Genie ein andres Feld derselben zu bearbeiten. Und eben, so wie er als ein Nachfolger Miltons zuerst unter uns Deutschen die epische Dichtkunst auf den fruchtbaren Boden der heiligen Geschichte pflanzte: so suchte seine fromme Muse aus eben dieser Quelle auch den Stoff zu ihren Trauerspielen aus. Dasjenige, so wir jetzt vor uns haben, ist das zweyte, das wir ihm zu verdanken haben. Allerdings bedurfte es eines Dichters, wie Herr Klopstock ist, um der Tragödie, die seit Schlegels Tod unter uns Deutschen ihr Glück so wenig gemacht hat, wieder aufzuhelfen. Er ist nebst den Verfassern der Beyträge zum Theater beynahe der einzige, der derselben das rechtmäßige Gepräge der Dichtkunst läßt, und sich dem reissenden Strohm prosaischer Trauerspiele durch seine Beyspiele entgegen setzt. (Es folgen ein Hinweis auf die »Vorrede« und eine Inhaltsangabe.) S. ñ25-ñ27: Vielleicht geben wir durch unsern Auszug wider unsre Absicht Anlaß, daß viele unsrer Leser dieses Trauerspiel für trocken und uninteressant halten werden: es kan aber auch seyn, daß viele, die es selbst einmal wenigstens gelesen haben, eben das davon denken werden. Denn es bleibt in dem genauesten Verstande wahr, was Herr Klopstok sagt, daß seine Leser bey dem Empfinden auch denken müßten: man
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muß das ganze Stück mehr als einmal mit einer genauen Aufmerksamkeit durchlesen, wenn man das Genie des Dichters und die Schönheiten des Stücks im Zusammenhange bemerken will. An einem Auszug aber, bey dem man sich der Kürze befleißigt, ist leicht etwas übergangen, das die Kette in S a l o m o n s Urtheilen zerreißt, und dadurch über die ganze Handlung eine gewisse Dunkelheit verbreitet. Das Tragische derselben ist von einer ganz andern Art, als beynahe in allen andern bisher bekanten Trauerspielen, und ist hauptsächlich einem Freund der Religion fühlbar. Auch dieses bemerken wir noch mit Vergnügen, daß der Dichter den Chor mit in sein Trauerspiel eingeflochten hat: ein Zusatz, wovon wir längst gewünscht, daß die neuere Tragödie der ältern ähnlicher werden möchte. Die Chöre erscheinen hier zu zweyenmalen: einmal mit dem Opferknaben, und sodann, um die Schwermuth des Königs durch ihre Gesänge zu zerstreuen. Das erste hat in seinen römischen Sylbenmaß in unsern Ohren einen so vortreflichen Wohlklang, daß wir uns nicht entbrechen können, es abzuschreiben. (Es folgen V. 635-646.) Die Versart, wie aus den eingerückten Proben erhellet, besteht aus ò0 und òò sylbigten Jamben, die zu der dramatischen Dichtkunst die geschicktesten sind. Doch sind sie durch Anapäste, durch den dritten Päon, oder den Jonicus so sehr abgeändert worden, daß es einem, der der alten Prosodie unkundig ist, schwer fallen muß, die eigentliche Scansion zu finden. Aber eben diese Freyheit des Sylbenmasses macht es, daß es einem Leser um desto befremdender vorkommen muß, wenn er hin und wieder ganz undeutsche Wörter, ungewöhliche Wortfügungen und harte Elisionen antrift, die man sonst auf Rechnung des metri und des Reims schiebt, und die sich hier mit gar leichter Mühe hätten vermeiden lassen. Denn niemand wird doch wohl glauben, daß es aus Absicht und um einer gewissen Schönheit willen geschieht, wenn es heißt: Die Menschen kümmern Gott! statt Gott bekümmert sich um sie. Antworte mir die Frage: statt beantworten, Der mühet sich umsonst zu überdenken: statt bemühet; Der es sagt und thut; Verheissung seys! ’s sey Fluch! Das müssen wir auch noch erwähnen, daß die Personen dieses Trauerspiels beynahe ohne Noth vervielfältigt zu seyn scheinen. Heman, Chalkol, Darda, und Sarja erscheinen alle in einerley Absicht, um an der Bekehrung des Königs zu arbeiten; ihre Charactere haben zwar etwas verschiedene Züge, doch sind sie nicht so abstechend, daß man sich ihre Gegenwart gefallen lasse. Vielleicht liesse sich auch noch manches mit Grund gegen den ganzen Plan der Handlung einwenden, – ja: doch dies wollen wir grössern Kunstrichtern überlassen.
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94) Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, Bd ñ2, St. 2, ñ765, S. 267-284: Rezension von »Salomo«: S. 267/268: Über das Werk eines Genies zu urtheilen, dessen Name schon etwas Großes verspricht, ist freylich nicht so leicht, als eine Kritik über einen Schriftsteller zu machen, der noch die Mahlzeichen der Schule trägt, und uns überreden will, sein kriechendes oder schwülstiges Gewäsche sey ein dramatisches Stück. Vielleicht würden wir Bedenken tragen, dieß Trauerspiel des Hrn. K. nach den Regeln des Trauerspiels zu beurtheilen, da die Werke eines grossen Genies oft neue Regeln veranlassen, wenn wir nicht glaubten, daß Herr K. selbst uns dazu berechtigte. Er bemerkt in der Vorrede, »daß der Antheil, den Salomos Verstand an seinem Falle hatte, mit vorkommen mußte, und daß es vielleicht die Hauptschwierigkeit des Stücks gewesen sey, ihn so zu berühren, a l s e s d i e G e s e t z e d e s T r a u e r s p i e l s e r l a u b e n .« (Text S. 33, Z. ñ2-ñ5.) Überdem sind die Regeln, worauf wir bey unsrer Kritik zurück sehen werden, nicht die spitzfündigen Regel des Eigensinns; Those Rules, of old discover’d, not devis’d, Are Nature still, but Nature methodiz’d. Wir glauben am besten zu verfahren, wenn wir unsern Lesern den Plan des Stücks vorlegen, und unsre Erinnerungen über die Ausführung desselben untermischen; damit sie sogleich die Ökonomie des Stücks übersehen, und daraus urtheilen können, in wie weit wir Recht haben. (Es folgt eine ausführliche Inhaltsangabe des Trauerspiels, Handlung für Handlung.) S. 282-284: Aus den Bemerkungen, die wir hin und wieder gemacht haben, wird man schon sehen, daß wir es für kein wahres Trauerspiel halten, und die Wirkungen davon nicht erwarten können, die ein vollkommnes tragisches Stück haben muß. Die ganze Einrichtung, die Behandlung des Plans, die glückliche Anlage der Situationen, Knoten und Entwickelung müssen sich zu diesem Zwecke vereint haben. Allein der Herr Verfasser hat die Hauptschwierigkeit selbst eingesehen, daß, wie er sagt, der Antheil, den Salomons Verstand an seinem Falle hatte, mit vorkommen mußte. Er ist nicht nur mit vorgekommen; er herrscht im ganzen Stücke. Bey dem vieldeutigen Charakter, den Salomo hat, sehen wir ihn fast immer in einerley Situation, und wir intereßiren uns wenig für ihn. Seine hartnäckige Verblendung macht uns gegen seine Bekehrung gleichgültig, und seine seltsame Grausamkeit erregt mehr Abscheu als Schrecken in uns. Er blieb bey dem Opfer der Kinder, bey dem Tode Hemans, bey den Vorwürfen der einen Mutter, bey der Frage Molochs, bey allen Bitten seiner Feinde unbewegt; auf einmal rührt ihn eine Erzählung von dem Gebete Nathans; er geräth in Verlegenheit, er läßt Gott fragen, er bekehrt sich. Wenn Salomo unsre Herzen und unser Mitleid schon vorher gewonnen hätte, so würden
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wir an dieser Veränderung weit mehr Antheil nehmen. Von den übrigen Charakteren haben wir schon beyläufig geredet. Sie haben einigen Contrast; Chalkol ist z. E. heftig und entschlossen, Darda nachgebender und wankelmüthig; die eine Mutter ist vor Wehmuth, die andre vor Verzweifelung außer sich. Allein sie stechen doch nicht genug ab; denn dazu werden ihnen nicht Situationen genug gegeben. Wenn die Handlung des Stücks zusammenhängender, wenn sie interessanter, in den ersten Aufzügen angelegt, in der Folge immer verwickelter, und endlich auf eine unerwartete und eindruckvolle Art entwickelt geworden wäre; so wäre dies Trauerspiel nicht bloß regelmäßiger und theatralischer, es wäre auch rührender, anziehender, und vielleicht auch lehrreicher geworden. Dem dramatischen Dichter kann es indeß die Lehre geben, daß die Grundsätze der Tragödie, die von ihr verlangen, daß sie das Herz angreifen, und uns die Gewalt und die Wirkungen der Leidenschaften durch die Illusion zeigen soll, in der Natur gegründet sind, da es ein so großes Genie mit diesem Erfolge versucht hat, in einem Trauerspiele zugleich den Verstand zu beschäfftigen, und uns die Gewalt und Wirkungen der Irrthhümer desselben zu zeigen. Sollen wir noch etwas von der Sprache und den Versen sagen? Wir hätten zuweilen jene natürlicher, und richtiger, diese wohlklingender gewünscht. Die Wortfügung ist nicht selten hart und ungewöhnlich, und der Leser muß sich in der That erst über den Anstoß, den er daran nehmen kann, hinwegsetzen, um das Stück durchzulesen. Was den eigentlichen Ausdruck der Gesinnungen betrifft, so finden wir ihn meistentheils so, wie wir ihn von dem Verfasser der Meßiade erwarten müssen, dessen Genie in so vielen Stellen des Stücks sichtbar ist. 95) J. W. L. Gleim an C. F. Nicolai, ñ2. 4. ñ766: Ich habe Herrn Klopstocks Tod Adams in Verse gesezt, eine wenig rühmliche Arbeit! Herr Resewitz hat mir einen Brief darüber geschrieben, dieser kömt an statt eines Vorberichts. An einen fürstlichen Hofe will man das versificierte Stück aufführen, und man verlangt es dazu so bald als möglich gedruckt. (Hs.: Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin: Nachlaß Nicolai 25.) 96) C. F. Weiße an K. W. Ramler, 2. 5. ñ766: Vor ungefähr ò4 Tagen erhielt ich unvermuthet einen Brief von Gleimen : es lag darinnen das Manuscript von dem versificirten Tode Adams von Klopstocken: er sagt mir in seinem Briefe, dass ich es dem H. Nicolai geben sollte; : unter uns, mein liebster, was für ein Einfall für einen Mann, den die Muse eigne Gesänge gelehret, eines andern Dichters Prose mit Fesseln zu beschweren: so viel ich weiss, hat ihm unser Lessing wenigstens nicht für diesen Dienst bey seinem Philotas gedanket. (Briefe von C. F. Weiße an K. W. Ramler. Im Auszuge mitgeteilt von K. Schüddekopf. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Litteraturen 77, ñ887, S. ñ8.)
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97) J. A. Ebert an J. W. L. Gleim, ñ9. 9. ñ766: Helfen Sie mir doch, Klopst. antreiben, daß er uns endlich einmal – nicht seinen M e s s i a s (denn den erleben wir wohl nicht;) – sondern seinen D a v i d , der schon so lange fertig ist, und die andere Tragödie, deren Namen ich nicht weiß, liefern möge. (Hs.: Das Gleimhaus, Halberstadt: Hs. A Ebert 8.) 98) G. E. Lessing an J. W. L. Gleim, 3ñ. ñ0. ñ766: Wer wollte mir denn mit erster Post den versificirten Tod Adams schicken? Mein Urtheil sollen Sie alsdenn haben, wenn ich seines (Klopstocks) weis. Nur so viel versichere ich Ihnen voraus, daß mir Ihre Versification beßer gefällt, als Klopstocks eigene im Salomon. (Lessing, Sämtliche Schriften, Bd ñ7, S. 224/225.) 99) Neue Hallische Gelehrte Zeitungen, Th. ñ, ñ766, S. 683/684: Rezension der Versifikation Gleims von »Der Tod Adams«: Niemand war wohl geschickter eine solche Arbeit zu unternehmen, als derjenige Dichter, welcher bald in der Laube des Weingotts mit den Liebesgöttern scherzt; bald unter blutigen Leichen die Schrecken des Krieges besingt, und immer gegründetere Ansprüche auf den Beyfall seiner Nation machen kann. Nur er war im Stande, die liebenswürdige Unschuld des güldnen Zeitalters, nebst den dahin gehörigen naiven feinen Empfindungen, und zugleich die feyerlichen, furchtbaren Scenen, die dieses Gedicht enthält, würdig zu schildern. Welche Kunst wurde nicht darzu erfordert, ein sanftes Colorit, mit starken Zügen auf eine solche Art zu verbinden, daß eins mit dem andern einen guten Contrast ausmachte, und wie glücklich hat Hr. Gleim dieses bewerkstelligt! An statt des Vorberichts hat der Dichter ein kritisches Schreiben eines Freundes seiner Arbeit vorgesetzt (in: Der Tod Adams. Ein Trauerspiel. Von Herrn Klopstock. In Verse gesetzt von dem Verfasser der preußischen Kriegslieder. Berlin, ñ766. S. III-XXVI). In diesem werden die verschiedenen Urtheile Teutscher, Französischer und Englischer Kunstrichter über das Original des Herrn Klopstocks gegeneinander gehalten. Wir sind mit dem Verfasser dieses Schreibens vollkommen einerley Meynung, wenn er zu glauben geneigt ist, daß man erst warten müßte, bis der Verfasser und seine Freunde und Gegner gestorben sind, bis alles Vorurtheil für und wider ihn abgelegt ist, bis seine Werke unter den Fremden und Nachkommen sattsam bekannt geworden; kurz, bis erst eine ganz neue Zeitperiode angegangen: ehe man ein bestimmtes, zuverläßiges und reines Urtheil über seine Werke hoffen könne. Was die Aufführung dieses Stücks betrift, so wird gewiß der höchste Grad der Kunst darbey erfordert, um das ideal Erhabne, das man bey Durchlesung desselben empfindet, durch Vorstellung nicht zu vermindern.
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ñ00) Allgemeine deutsche Bibliothek, Bd 3, St. ñ, ñ766, S. 57-66: J. N. Meinhard, Rezension von »Salomo«: Da wir vermuthen, daß unsre Leser schon alle dieses Stük kennen, so wollen wir uns nicht aufhalten, einen umständlichen Plan auszuzeichnen, sondern wollen bloß die Anmerkungen hier vorlegen, die wir beym Lesen gemacht haben. Das Subject ist Salomons Zustand in seiner Entfernung von Gott, sein Aberglaube für Moloch, und endlich seine Bekehrung und Rückkehr zu Gott. Der Poet glaubt in der Vorrede, und mit Grund, daß der Antheil, den Salomons Verstand an seinem Fall hatte, berührt werden mußte, und er sieht es als die Hauptschwierigkeit an, ihn so zu berühren, als es die Regeln des Trauerspiels erlauben. (Text, S. 33, Z. ñ2-ñ5) Wir verstehen dieses von keinen andern Regeln, als von den wesentlichen, von denen, die der Entzwek der Tragödie selbst vorschreibt, vermittelst der theatralischen Vorstellung zu interessiren, zu rühren, zu schrecken; und bloß auf diese Regeln werden sich unsre Anmerkungen gründen. Er behauptet, daß für einen zugleich denkenden und empfindenden Zuschauer dieses Subject tragischer seyn müsse, als alle die noch auf das Theater gekommen. (Text, S. 33, Z. ñ6-ñ8) Ohne Zweifel geht auch durch die Vernunft ein Weg zu den Leidenschaften, wenn der Gegenstand von großer Wichtigkeit für uns ist; und wir kennen bloß spekulative Betrachtungen über Materien dieser Art, die einen denkenden und zugleich empfindenden Leser ungemein rühren. Dieser Weg ist nicht so nah, nicht so leicht, er geht nicht so tief ein, als die gewöhnlichen, durch die Einbildungskraft, durch die Sinnen, und unmittelbar durch das innere Gefühl. Aber, wenn man von allen zugleich die Leidenschaften angriffe, so würde dieses ohne Zweifel die größte mögliche Kraft seyn, die auf sie würken könnte, eine Kraft, die bisher noch nicht auf dem Theater versucht worden ist. Ein Mensch, der durch eine starke Leidenschaft, durch sehr scheinbare Gründe auf Irrwege des Verstandes gerathen wäre, der auf diesen Irrwegen in neue Leidenschaften fiele, die wichtige Handlungen hervorbrächten, müßte sehr interessiren. Wenn man überdem in dem Stücke die Entstehung, die Gänge, die Wirkungen seiner Irrthümer zugleich mit dem Verstande lebhaft erkennte, und mit Schrecken und Mitleiden fühlte, so müßte dieses Stük sowohl sehr lehrreich, als äusserst rührend seyn. Aber dies ist nicht der Fall bey gegenwärtigem Trauerspiele. Das Subject, wie es hier bestimmt ist, scheinet uns für keinen Zuschauer, am wenigsten für einen denkenden, interessant, geschweige denn tragisch zu seyn. Daß ein Mensch mit einiger Vernunft und menschlichem Gefühle, der nicht im Götzendienst erzogen ist, daß gar Salomo, der weiseste der Menschen, der von Gott mit ausserordentlichen Gaben unmittelbar begnadigt worden, der unter den Offenbarungen, unter den sichtbaren Führungen Gottes aufgewachsen, zu dem unvernünftigsten und entsezlichsten Aberglauben hinab sinken könne, einem Götzen Menschen zu opfern, daß ist eine von denen ausserordentlichen Begebenheiten, die wir auf glaubwürdiges Zeugniß, wie hier der Fall ist, oder wenn wir selbst Zeugen derselben sind, wohl glauben, aber uns nicht denken können,
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von denen die Vernunft, verwirrt und gedemüthiget, sich wegwendet, die endlich wahr, aber nicht wahrscheinlich sind, und die Aristoteles mit gutem Grunde vom Theater ausgeschlossen hat, weil wir dasjenige kennen, mit ihm uns vertrauen müssen, an dem wir einen starken Antheil nehmen sollen. Aber gesezt auch, die Unwahrscheinlichkeit der Sache verhinderte diesen Antheil nicht; so müßte das Abscheuliche, das weit über das Schrekliche in diesem Aberglauben hervorragt, ihn verhindern. Alle das Genie eines Klopstocks kann ein solches Subject nicht interessant machen. Die sonderbaren Irrthümer des Salomo werden in dem Stücke noch unbegreiflicher, da man nirgend einen nur etwas wahrscheinlichen Grund entdekt, der ihn auf dieselben gebracht haben könne. Man hört zwar, daß die Wollust ihn zuerst zu zweifeln verleitet, aber nicht umständlich genug, daß man sich die Art der Möglichkeit dieser Zweifel bey Salomo deutlich denken könnte. Wir glauben, daß es sehr gut gewesen wäre, diesen Umstand durch die Liebe einer der abgöttischen Königinnen in Action zu bringen, die so viel Antheil an Salomons Fall gehabt hatten, und die man in dem Stücke gar nicht gewahr wird. Und die äusserste Schwäche dieser Zweifel, und der Gründe, die ihn bewegen, dem Moloch zu opfern, scheinen gar nicht in den Begriff, den man von Salomons Weisheit hat, gedichtet zu seyn, und würden allein zureichen, den Antheil, den man an ihm nehmen könnte, zu vernichten. Wir glauben, daß in einem Stücke, wo die Verwerfung großer Wahrheiten der Religion wichtige Handlungen, diese Handlungen große Unglücksfälle wirken, einige Scenen mit Unterredungen über diese Materien, die das scheinbarste, das scharfsinnigste, das stärkste enthielten, das von beyden Seiten gesagt werden kann, wo die Gründe und der Ausdruk den Charaktern und den Leidenschaften der Personen genau angemessen wären, daß solche Scenen sehr interessiren, und zu dem Eindruk vortreflich vorbereiten würden, den die daher entspringenden Handlungen und Begebenheiten machen müßten. Eine Probe davon sind, in gewissem Maaße, die beyden Monologen im Hamlet und im Cato. Ausserdem scheint uns die Haupthandlung zu langsam fortzurücken, zu oft aus demselben Gesichtspunkte zu erscheinen, in den ersten Akten die Erwartung zu wenig zu reitzen. Salomo ist zu unthätig, und ein unthätiger Charakter kann nicht anders interessiren, als wenn er andre in heftige Bewegungen sezt. Aber auch die Freunde des Salomo scheinen uns zu unwirksam. Es ist eine sehr schöne Scene im Anfang der zwoten Handlung, wo sie miteinander über Salomons Rettung berathschlagen, die aber keine Folgen hat. Die Absicht des Rathes, den Chalkol dem Salomo giebt, da dieser entschlossen ist, sich selbst das Leben zu nehmen, daß er Gott befragen solle, ob er nicht bald im Kriege fallen würde, um ihm in diesem Falle den Selbstmord unnöthig zu machen, scheint uns der Wichtigkeit einer solchen Befragung nicht würdig. Der Entschluß des Salomo, lieber den Moloch zu fragen, der in seinem wunderbaren Aberglauben gegründet ist, führt eine schreckliche Scene herbey. Aber die Scene der beyden Teufel kann auf keinem Theater Beyfall finden. Ohne entscheiden zu wollen, ob Geister, oder welches weit mehr
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noch gewagt ist, ob Teufel auf das Theater gebracht werden können, ist wenigstens so viel gewiß, daß eine solche Vorstellung dem weitschweifigen, finstern Begriff, den wir von diesen Wesen haben, gemäß seyn muß; sie müssen uns nur in der Ferne erscheinen, nur sehr wenig reden, und nicht lang verweilen; jeder Augenblik bringt eine neue Gefahr, die Verblendung zu vernichten. Der Grund, den der Dichter von ihrer Wahrscheinlichkeit giebt, kann nur für das epische Gedicht, aber nicht für die Tragödie gelten; die theatralische Wahrscheinlichkeit gründet sich blos auf ähnliche Fälle, mit denen wir bekannt sind. Nach dem unglüklichen Ausgang der Befragung des Moloch, verwirft endlich Salomo den Götzen. Man muß voraus setzen, daß die vorhergegangenen Reden seiner Freunde viel dazu beygetragen haben. Aber sein unüberwindliches beharren in der Verzweiflung an Gottes Gnade, bey aller seiner Reue, bey seiner jetzigen Erkenntniß, bey allen Überredungen eines Propheten, und der frömmsten Männer, scheint uns nunmehr zu weit getrieben. Wir glauben daß die Entwickelung durch eine hellere Erkenntniß, die Salomo durch diesen Zufall bey der Befragung des Götzen bekommen, durch ein pathetisches und eindringendes Zureden seiner Freunde, durch die Empfindungen der tiefsten Reue und Unterwerfung, rührender seyn würde, als durch die Entdeckung, die der Prophet ihm, eben am Ende des Trauerspiels, von Gottes Versprechen macht, die der Entwiklung zu sehr das Ansehn einer Entwiklung durch eine Maschine giebt. Die Charaktere scheinen uns zu einförmig, zu allgemein, zu wenig particularisirt. Die Unschuld, die Redlichkeit, die Frömmigkeit der Freunde des Salomo ist in der That reizend vorgestellt. Auch der kleine Unterschied zwischen Chalkol und Darda, von denen jener mit diesen Eigenschaften mehr Härtigkeit des Herzens und mehr Stärke des Geistes, dieser mehr Zärtlichkeit und mehr Schwäche verbindet, ist sehr fein nüancirt, und oft mit kleinen unerwarteten Zügen angegeben, welche die Hand eines Meisters verrathen. Die Umstände für Heman und Sarja, den einen von einer weiten Reise zurückkommen zu lassen, den andern seinem Tode nahe zu stellen, sind glüklich ausgedacht. Aber vornemlich erkennt man den großen Dichter in der Sprache der Leidenschaften, und in ihren Sentiments. Man findet hier häufige Spuren einer sehr feinen Empfindung, einer starken Einbildungskraft, einer erhabnen Seele. Was kann schöner seyn, als wenn Sarja, bey der Zurückkunft von seiner Reise, dem Salomo sagt, den er sehr liebt, daß er bey seiner Ankunft auf den Höhen vor Jerusalem die Götzen des Moloch und des Chamos gesehn, »Da dacht ich, du wärst todt! doch, ach, du lebst!« (V. 549) Wie fein ist ein kleiner aber sehr nachdrüklicher Umstand bemerkt, wenn derselbe Sarja eben ankömmt, und begierig nach seinem Vater Nathan fragt, »— — Lebt Nathan noch? Darda. Dein Vater lebt.
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Chalkol. O Fremdling, bist du Sarja? Sarja. Das sey dem Herrn gedankt! Mein Vater lebt! Nun will ich gern, was ich — — ja, ich bin Sarja,« (V. 268-27ñ) In der Bemerkung und richtigen Angebung solcher kleinen Umstände sieht man vornemlich die Hand des Meisters, und diese geben erst den Schilderungen der Charaktere und den Leidenschaften die lezten Züge der Vollkommenheit. Die Klagen und Verwünschungen der verzweifelnden Mutter über Salomo, sind ausserordentlich schön und wahr. Von dieser Art Züge sind weit mehr in dem Stücke, als wir hier anzeigen können; sie können aber keinem Leser von einiger Empfindung entgehen, und für die andern sind sie allemal verlohren. Nur wollen wir noch ein paar Anmerkungen über die Sprache und über die Versification hinzufügen. Die Reinigkeit und das Genie unsrer Sprache scheinen uns an verschiednen Stellen nicht genug geschont. Man kann ohne Zweifel eine Sprache bereichern und erheben, aber es muß auf eine Art geschehn, die mit der ursprünglichen Wendung, und mit dem eignen Ton der Sprache übereinstimmt. Im entgegen gesezten Fall wird der Ausdruk mehr widerlich gemacht, als gehoben. Der Poet bedient sich oft der Versetzung. Sie ist eine große Schönheit, wenn in einem Satze, der einen starken Gedanken enthält, das vornehmste Wort aus der natürlichen Ordnung an den ersten Platz gestellt wird. Sie wirkt immer einige Dunkelheit, die aber einem starken und fruchtbaren Gedanken, selbst noch wenn sie unnöthig ist, einen gewissen Reiz giebt. Es ist Swifts Brunnen, dessen Boden man bloß deswegen nicht gleich zu sehen scheint, weil er tief ist. Wenn aber der Gedanke nur gemein ist, wenn nur ein gleichgültiges Wort aus der natürlichen Ordnung gerissen, und an den vornehmsten Platz gestellt wird, so ist die Versetzung weit entfernt, eine Schönheit zu seyn, sie wird ein wirklicher und unangenehmer Fehler; und wenn bey der Dunkelheit, die daher entspringt, der Boden des Brunnens sich verbirgt, so ist es alsdenn nicht, weil er tief, sondern weil er unrein ist.*) Diesen Fehler vermeidet der Dichter nicht immer. Was die Versification betrift, so müssen wir bekennen, daß sie oft ziemlich hart und unharmonisch ist. Sie scheint die Mannichfaltigkeit der Silbenmaaße in den griechischen Tragödien nachzuahmen. Aber es ist gewiß, daß Silbenmaaße in der griechischen Sprache eine große Harmonie haben können, die in der unsrigen nicht eine Spur derselben mehr behalten. Die Bemerkung eines wesentlichen Unterschiedes, in Absicht auf das Silbenmaaß, zwischen der griechischen und der deutschen Sprache, kann uns davon überführen, und muß uns bey der Nachahmung griechischer Silbenmaaße äusserst behutsam machen. Die Kürze oder Länge der Silben in griechischen Wörtern, wenige nur ausgenommen, war so genau bestimmt, daß auch der griechische Pöbel sie nicht verfehlen konnte. Ein Grieche, der Verse recitirte, brauchte nie gehört zu haben, daß es einen Maaßstab für Verse gäbe, er durfte nur die Wörter, wie er
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gewohnt war, aussprechen, und er wurde in jeder Zeile durch die schönste Harmonie, und in einer Reihe von Zeilen durch die reichste Abwechslung von Harmonie überrascht; ein Vergnügen, von dem wir in allen unsern neuern Sprachen nicht eine Idee mehr haben. In der unsrigen besonders, obgleich noch nicht so sehr als in der französischen, sind die Quantitäten so zweydeutig, daß man oft die Silbenmaaße ohne Maaßstab nicht gewahr wird. Und diesen Maaßstab oft von neuem, oft auch vergebens suchen zu müssen, ist gewiß keine angenehme Beschäftigung; die Harmonie, die nicht aus der gewöhnlichen und nothwendigen, sondern aus einer gelernten und willkührlichen Aussprache der Wörter entspringt, ist äusserst schwach, und muß man jener Aussprache gar Gewalt anthun, so verschwindet alle Harmonie. Es kann uns folglich bey der Nachahmung griechischer Silbenmaaße, ohne große Vorsicht, bisweilen wie einem Tonkünstler gehn, der eine vortrefliche Composition auf einem verstimmten Clavier spielt. *) Wenn, zum Exempel, Salomo sagt: Wenn Blut der Herr gebeut, so bekömmt das Wort, Blut, das hier Eindruck machen soll, durch seine Stellung einen doppelten Nachdruk. Aber wenn Chalkol zu Salomo sagt: Und hätt in Frieden, bis an deinen Tod, zu lassen dich der Herr der Herrscher beschlossen, so sieht man keinen Grund, warum die Stellung der Worte so verworren, und undeutlich gemacht ist. ñ0ñ) G. E. Lessing an J. W. L. Gleim, ñ. 2. ñ767: Und noch eine andere Aussicht habe ich in Hamburg. Ihnen muß ich hauptsächlich davon schreiben. – Kennen Sie einen gewißen H. Bode daselbst? Dieser Mann legt in Hamburg eine Druckerey an; und ich bin nicht übel in Willens, über lang oder kurz, auf eine oder die andere Weise, gemeinschaftliche Sache mit ihm zu machen. Wie wäre es, wenn Sie ihm Ihre Werke in Verlag gäben? (Lessing, Sämtliche Schriften, Bd ñ7, S. 228.) ñ02) C. F. Nicolai an H. W. von Gerstenberg, 2ñ. 3. ñ767: Ich rede eigentlich auch nicht vom Messias, sondern von den Trauerspielen, und den Hymnen, Ich muß von den erstern gestehen, daß es mir unmöglich ist, sie mehr als einmahl durchzulesen . Ich und meine Freunde ergreifen sicherlich nie Parthey, bis wir von allen Umständen zu urtheilen im stande sind; die beyden Trauerspiele zeigen genung wohin Kl. Hang gehet; Es kann seyn, daß Kl. weit mehr empfindet als seine Leser merken können, aber ich bleibe immer dabey, daß solche raffinirte Empfindungen, kein bequemer Gegenstand der Poesie sind . Das Achselzuckende Publikum dürfte schwerlich in Berlin seyn; ja vielleicht in Berlin am wenigsten, (d e n n L e s s i n g M o s e s u n d N i c o l a i machen nicht gantz Berlin aus und gantz Berlin denkt nicht so wie sie) aber da ich wegen der deutschen Bibl. jetzt die weitläufigste Correspondenz in allen Provinzen und mit Gelehrten von vielerley Gattungen habe, so weiß ich ziemlich zuverläßig, was man
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Apparat: Allgemeiner Teil
auch in andern Provinzen denkt, ich will gewiß wetten, daß unter allen lebenden Dichtern m e d i o c r i s n o t a e vier fünftl meiner Meinung wegen der Trauerspiele seyn werden. (R. M. Werner, Gerstenbergs Briefe an Nicolai nebst einer Antwort Nicolais. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 23, ñ89ñ, S. 50/5ñ.) ñ03) J. W. L. Gleim an G. E. Lessing, 28. 3. ñ767: Acht Tage nur ehe, liebster Freund, so hätte ich wegen meiner Werckchen noch freye Hand gehabt; Herr Bachmann zu Magdeb. errichtet eine Buchhandlung, fast auf demselben Fuß wie Herr Bode zu Hamb., er war acht Tage vor Empfang ihres Antrages bey mir, und da wurde ich mit ihm eins, wegen meiner Werckchen. In seinem letzten Briefe bat er mich ihm L e ß i n g s Wercke in seinen Verlag zu verschaffen! Geben will er auch, nicht als Buchhändler, sondern als Freund! Ich habe ihm geantwortet, daß ich wohl nichts ausrichten würde; er wuste schon von Herr Bodens Vorhaben, es wäre vielleicht für beyde neue Handlungen sehr nützlich, wenn sie eine Verbindung eingingen, um desto beßer zusammen gegen die Buchhändler zu bestehen, die sich ihrem Vorhaben wiedersetzen dürften. (Lessing, Sämtliche Schriften, Bd ñ9, S. 22ñ.) ñ04) Klopstock an M. Denis, 4. 4. ñ767: Man hat mir vor wenig Tagen Trattners Nachdruck vom Messias und die beyden Trauerspiele gebracht. Es grauet mir davor, darinn zu lesen, weil ich nur bey einigem Durchblättern schon so viele Druckfehler gefunden habe. Salomo wird unter allen am meisten dadurch entstellt seyn. Die Magdeburger Ausgabe ist schon sehr fehlerhaft, und mein dortiger Verleger hat mir den Verdruß gemacht, die von mir sorgfältig angemerkten Druckfehler wegzulassen. Ich wünschte, daß Sie den Hrn. Trattner dahinbringen könnten, daß, im Falle er irgend etwas wieder von mir nachdrucken sollte, er mir vorher erst ein Paar Worte davon sagte. (HKA, Briefe V, 5, 9-ñ8.) ñ05) M. Denis an Klopstock, ñ7. 5. ñ767: H. Gleim soll Ihren Tod Adams versificiret haben. Was mochte ihn bewegen? Ists mit Ihrem Vorwissen geschehen? Trattnern möchte vielleicht bald die Lust kommen ihn (Lessings »Laokoon«) nachzudrucken. Ihre Klage über die Unrichtigkeit seiner Ausgabe ist gerecht. Freylich kömmt ein Buch auf solche Art immer in mehrere Hände. Allein wenn man nun dem Publico gutes thuen will, muß es denn auf Unkosten des Autors geschehen? Ich will es wohl dahin bringen, daß er von Ihren Werken nichts mehr drucket ohne bevor mit Ihnen sich verstanden zu haben. (HKA, Briefe V, ñ0, 76/77 und Erläuterungen hierzu; 88-94.)
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ñ06) Klopstock an M. Denis, 8. 9. ñ767: Eh Sie sich es versehen, werden Sie mich für einen Vielschreiber halten. Und das hätten Sie denn freylich nicht von mir gedacht. O d e n von ò747 an, aber gleichwohl ist ihre Zahl nicht groß. G e i s t l i c h e Lieder 2ter Theil. D a v i d , eine Tragödie. (Davids Wahl zwischen Hungersnoth, Krieg, und Pest) V o m S y l b e n m a ß e . – – F ü n f n e u e G e s ä n g e d e s M e s s i a s . Ich werde David und Hermanns Schlacht in wenigen Tagen zum Drucke wegschicken. Ich überlasse, ausser dem Messias und den Liedern, alles übrige einer Typographischen Gesellschaft in Berlin, und wünsche sehr, daß der Edle von Trattner mit seiner Druckfehlerklaue nicht darüber komme. (HKA, Briefe V, ñ8, 33-42.) ñ07) Klopstock an Anna Cäcilie Ambrosius, 30. oder 3ñ. ñ0. ñ767: ò753 im Sommer machte ich den Tod Adams 54 verheyrathete ich mich. 55. den ersten Winter, den wir hier zubrachten, bin ich des Abends einmal aus, u Meta bleibt zu Hause. Sie sucht etwas, u kömmt über einen Coffer worinn allerhand Sachen liegen, u findet das M.S. von Tod Adams. Und den Adam hatte ich wirkl. theils vergessen, theils wenn ich daran gedacht hatte, mir vorgenommen, ich wollte ihn erst wieder durchsehn, u dann Meta zeigen. Denn ich bin immer sehr dafür gewesen, unvollendete Sachen nicht zu zeigen. Und ich nenne unvollendet, wenn noch die geringste Politur fehlt. (HKA, Briefe V, 26, 26-3ñ; 35-39.) ñ08) J. W. L. Gleim an Klopstock, 29. ññ. ñ767: Bachmann wartet mit gröster Ungeduld auf die Handschriften, die Sie der Typographischen Gesellsch. überließen. Auf die künftige Meße muß nothwendig etwas geliefert werden . Es sind noch viele Schwürigkeiten aus dem Wege zu räumen, ehe man so ganz damit hervorzutreten rathsam finden kann . Senden sie ihm doch also ja so bald als immer möglich, die Mscpte; ich bitte in Bachmanns Nahmen recht sehr darum! Mißfiel meinem Klopstock der versificierte Tod Adams denn so sehr, daß er sich nicht überwinden kan, mir, nur eine Zeile darüber zu sagen? Er muß es ganz vergeßen haben, daß er mich dazu aufforderte! Ich weiß nicht, ob ich ihm sagte, daß er hier aufgeführet ward, mit so großem Beyfalle, daß es den sonst sehr mittelmäßigen Comedianten so wohl, als unsern Zuschauern zur grösten Ehre gereichte. Dreymahl must er hinter einander aufgeführet werden, genug für eine Stadt, wie die unsrige ist, und allemahl war eine recht tragische Stille. Adam spielte seine Rolle, die so schwer ist, nach meiner Einsicht ganz fürtreflich! Wären die andern Spieler so gut gewesen, so hätte man’s nicht ausgehalten. (HKA, Briefe V, 28, ññ-ñ3; 22-24; 27-37.)
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Apparat: Allgemeiner Teil
ñ09) J. J. C. Bode an H. W. Bachmann d. J., ñ6. ñ2. ñ767: Mit Klopstock habe ich vor einigen Jahren schon oft über ein Projeckt gesprochen, wie man ein billigeres Verhältniß zwischen Buchhändlern und guten Schriftstellern herstellen könnte. Es blieb indessen immer wegen verschiedener Hinderungen ein bloß entferntes Projeckt. Voriges Jahr aber erlaubten es meine Umstände ernsthaft an seine Ausführung zu denken. Ich legte eine Druckerey an; und als Herr Lessing hier kam, trat ich mit ihm in Compagnie. Da mir um Ostern Herr Lessing sagte, daß auch Sie einen dergleichen Plan hätten, dachten wir gleich darauf, ob wir nicht mit Ihnen auf eine oder die andre Art gemeinschaftliche Sache machen könnten. (Hs.: Das Gleimhaus, Halberstadt: Hs. A Bode ñ. – Druck: Sickmann, Sp. ñ573/ ñ574.) ññ0) Klopstock an J. W. L. Gleim, ñ9. ñ2. ñ767: Der Freund u der Dichter danken Ihnen für den versificirten Adam ja wohl, daß Sie ein wenig kricklich sind, u daß man sich daher kau<m getraut,> Ihnen ein viertel-Wort zu sagen. Denken Sie nicht etwa, daß ich ein ha zu sagen habe. Mein Viertelwort ist, daß Sie an ein Paar Stell<en> den Gedanken ein wenig ausgedehnt haben, u ich hatt ihn doch just so, nicht kürzer, u nicht länger, haben wollen. – – Aber, vergeßlicher Mann, Sie erinnern sich also nicht, daß ich Sie in Ihrem Durchgangscabinet, da wo die weichen Canapees u die sanften Bücher sind, vielleicht zu ernsthaft bat, den Adam nicht zu versificiren, denn Sie antworteten mir ja: Nun fahren Sie mich nur nicht so an, es ist ja ohne das zu schwer . . . . Doch kein Wort mehr davon. (HKA, Briefe V, 3ñ, 3-ñ4.) ñññ) J. W. L. Gleim an Klopstock, 3. 4. ñ768: So einen Brief wie den, vom ò9ten Dec. ò767 schrieb mein Klopstock mir <noch> nicht; Und dann, ich schwer es Ihnen, bey unser heiligsten Freundschaft, mein liebster Klopstock, daß ich von Ihrem Verbot, den Tod Adams zu versificiren, und von den NebenUmständen, die es sollen begleitet haben, mir auch nicht des allermindesten erinnere! Vielmehr wär es meiner Gesinnung sehr gemäß gewesen, auf den kleinstenWinck eines Verbothes, so weit davon abzulaßen, daß ich nicht weiter daran gedacht hätte. Auf das Zeugniß unsers Resewitzen kan ich mich berufen. Diesem erzählt ich, wie ich auf den Gedancken der Versification gekommen sey; Ich hätte Sie gebeten, die Versification selbst vorzunehmen, sie hätten es abgelehnet, und es für schwer gehalten, ich, für so leicht, daß ich sie selbst mir unterstünde, darauf hätten Sie mich dazu aufgefordert: dieses hab ich unserm Resewitz erzählet, wunderbar ist es, daß mir jenes Verboth dabey nicht in die Gedancken gekommen ist. Übrigens wünscht ich, sie hätten mehr als ein halbes Wort, mit der unter uns sonst gewöhnlichen Offenherzigkeit, mir zum Lohn für meine Mühe, gesagt. An ein Paar Stellen hätt ich nur ein wenig den Gedancken ausgedehnet, sagen Sie!
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Hätten Sie mir weiter nichts zu sagen gehabt, so wüst ich nicht, wie sie auf den würcklich harten Vorwurf der K r i c k l i c h k e i t gerathen wären ! Die Litteratur Nachrichten die ich von meinem Klopstock mir erbat, waren keine andere, als die er mir sonst so gerne gab, wie weit er mit seinem Meßias gekommen sey, mit seinen Oden, meinen Lieblingen, mit seiner Abhandlung über das Silbenmaaß, mit seinen hier angefangenen Trauerspielen, (HKA, Briefe V, 40, 2/3; ñ4-33; 48-52.) ññ2) J. H. Schinz an J. J. Bodmer, 2. 5. ñ768: Lavater hat mir letzte Woche gesagt, daß der 3. Band der Meßiade wirklich unter der Preß seye, und vielleicht diese Meße herauskommen werde; daß er bereits an den 4. u. an anderen Werken, als z. e. an 2. bibl. Trauerspielen arbeite. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: Ms. Bodmer 7, Nr. 67.) ññ3) J. W. L. Gleim an H. W. Bachmann, 4. 7. ñ768: Immer mehr seh ich es ein, mein liebster Freund, daß Unsre typogr. Gesellschaft Ihnen nicht sehr am Herzen liegt. Wegen der Geschichte der Poesie so wenig als wegen der Geschichte der Hölle haben sie sich die mindeste Mühe gegeben. Endlich werd ich es müde, sie zu ermuntern. Sie waren in Berlin und sprachen zum Vortheile der Gesellschaft keine Sylbe mit Ramlern, der, wie ich höre seine sämtl. Schriften herausgeben will! Ein Monath gehet nach dem andern hin! Was kann aus dieser Trägheit anders entstehen, als ein förmlicher Banquerout? (Hs.: Das Gleimhaus, Halberstadt: Hs. A Gleim/Bachmann ñ4. – Druck: Wappler, Bemühungen Gleims, S. 30.) ññ4) J. J. C. Bode an Klopstock, ññ. 4. ñ769: Werden Sie nicht ungehalten, mein liebster Klopstock, über diese lan Commission, und auch nicht darüber, daß ich Ihnen Ihren David gerne wieder ins Gedächtniß bringen möchte. (HKA, Briefe V, 95, 79-8ñ.) ññ5) Klopstock an J. A. Ebert, 5. 5. ñ769: D a v i d hat von den drey lezten Händen, auch schon zwey bekommen. Cedo tertiam, sagen Sie mit den Leuten in Plautus u Moliere. Nun, was wollen Sie denn? Sag ichs denn nicht auch? Dem K ö n i g fehlen, was die beyden ersten Acte anbetrift (ich weis nicht, ob er Acte behält) fehlen noch zwey Hände; aber der lezte Act fehlt ganz. Doch fängt er an beynah bis zum Abfallen reif bey mir zu werden. Die F ü r s t e n (Sie können nichts anders meinen, als Hermann u die Fürsten) sind, mich deucht, bis auf das lezte Drittheil fertig. (HKA, Briefe V, 99, ñ5-22.)
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Apparat: Allgemeiner Teil
ññ6) Allgemeine deutsche Bibliothek, Bd ñ0, St. 2, ñ769, S. 238-24ñ: C. F. Nicolai, Bemerkungen zu Gleims Versifikation von »Der Tod Adams«: Der T o d A d a m s von Hrn. Klopstock, ist unter uns sattsam bekannt. In wie fern bey dieser versificirten Ausgabe dies Werk, mehrere Schönheiten erhalten habe, läßt sich durch Gegeneinanderhaltung des Originals mit dieser Ausgabe am besten ersehen (Vgl. den parallelen Abdruck der Prosafassung Klopstocks und der Versfassung Gleims in: Cramer, Klopstock. Th. 5. S. 349-422; vgl. Nr ñ42). Unserm Geschmacke nach, verliehrt Hr. Klopstock, wenn man ihm hier und da ein Wort nimmt, oder giebt, oder umkehrt, um seinen volltönenden hinreissenden N u m e r u s , in ein einförmiges und nicht sehr harmonisches fünffüßiges S y l b e n m a a ß zu spannen, und wir wünschten aufrichtig, daß Hr. Gleim sich mit einer so undankbaren Arbeit gar nicht abgegeben hätte. Wir wollen zur Probe eine Stelle anführen, die beym Klopstock sehr harmonisch ist, und bey der also Hr. Gleim, vermuthlich alle seine Kräfte sollte angewendet haben, um sie noch harmonischer zu machen. Sie steht im s i e b e n d e n A u f t r i t t e d e r e r s t e n H a n d l u n g S. 26. (Hier wird zitiert: Text S. ñ4, Z. 7-ñ4.) Hingegen halte man dieselbe Stellen in der versificirten Ausgabe S. ò9. und beurtheile selbst, was die Versification verbessert, oder verdorben habe. Der Todesengel. der aus Staub Zum Menschen dich erschuf, der sagt: Eh noch Den Cedernwald die Sonn hinunter ist, Solst du des Todes sterben! – – Einige Von deinen Abgestammten, werden sanft Entschlummern, andre sterben, aber du Du solst des Todes sterben! Das solst du So bald ich wieder komm’ Adam! Auf diesen Felsen tret, ein Held!*) und ihn Erschüttere, daß er hinunter stürzt, Dann wird dein Auge dunkel seyn, nicht sehn, Des Felsen Donner aber wird dein Ohr Vernehmen! Hören wirst du ihn, eh noch Den Cedernwald die Sonn hinunter ist. *) Dieses, e i n H e l d ist unsers Erachtens ein ganz unschickliches Flickwort. Der Todesengel, wird doch gegen Adam nicht pralen wollen? ññ7) J. A. Ebert an R. E. Raspe, ñ0. 4. ñ770: In Ansehung der übrigen Werke, die man von ihm (Klopstock) zu fordern und zu erwarten durch so viele ältere Früchte seines Genies berechtigt ist, soll es an meiner Seite nicht an fleissigen Erinnerungen fehlen, und ich will nicht umsonst das Glück haben, sein Nachbar zu seyn. In dergleichen Erinnerungen bin ich stark, und ich bin
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stolz genug, zu hoffen, daß ich damit vielleicht schon manches anerkannte Gute ausgerichtet habe. Und es ist wenigstens meine Schuld nicht, daß wir nicht schon längst von Hrn. Klopstock, die noch übrigen Gesänge des Mess. die Oden, die Abhandlung vom Sylbenmaasse, den David, (den ich schon vor 5 oder 6 Jahren gelesen,) den König, Hermann und die Fürsten, haben. (Briefe von Boie, Herder, Höpfner, Gleim, J. G. Jacobi und Anderen aus den Jahren ñ769-ñ775. Mitget. von F. L. Mittler. In: Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache Litteratur und Kunst, 6, ñ857, S. 74.) ññ8) J. A. Ebert an Klopstock, 2. 8. ñ770: Himmel! wo bleiben denn Ihre O d e n ? die ich schon so lange mit Schmerzen erwarte, und auf die ich schon so viele längst vertröstet habe. – Wo Ihre A b h a n d l u n g v o m S y l b e n m a a s s e ? – Wo H e r m a n n u n d d i e F ü r s t e n ? – Wo der D a v i d ? – Wo der K ö n i g ? – Wo alles Uebrige? (HKA, Briefe V, ò6ò, ò3-ò7.) ññ9) Der Wandsbecker Bothe ñ77ñ, Nr 8 (ñ2. ñ.): Ankündigung des »David«: Klopstocks David ist noch nicht gedruckt*. *Wird nächstens bey dem Verleger dieser Zeitung (Bode) gedruckt erscheinen. ñ20) J. A. Ebert an Klopstock, 3. 4. ñ77ñ: Aus dem W a n d s b . B o t e n habe ich auch mit grossem Vergnügen gesehen, daß der D a v i d bald erscheinen werde. Ob es wahr sey, werde ich vermuthlich eher von dem Drucker, als von dem Verfasser, erfahren. (HKA, Briefe V, ñ8ñ, 72-75.) ñ2ñ) J. A. Ebert an Klopstock, 8. 4. ñ77ñ: Werde ich denn nicht die Freude haben, einmal die von Ihnen v e r b e s s e r t e E d i t i o n d e r M e s s i a d e zu sehn? auf welche Sie, wie Sie mir vor langer Zeit geschrieben, schon lange im Ernst gedacht haben. – Und H e r m a n n u n d d i e F ü r s t e n ! – Und H e r m a n n s T o d ! – Und D a v i d ! – Und den K ö n i g ! – Und die A b h a n d l . v o n S y l b e n m a a ß ! – Doch zuerst die O d e n ! die O d e n ! (HKA, Briefe V, ñ82, 6ñ-66.) ñ22) Klopstock an Anna Maria Klopstock, 4. 4. ñ772: In kurzen wird David gedrukt erscheinen, u Sie u Gleim sollen dann gleich Exemplare haben. (HKA, Briefe V, 208, 24/25.)
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Apparat: Allgemeiner Teil
ñ23) J. G. Herder an Therese Heyne, 24. 4. ñ772: Sonst schreibt Klopstock jetzt seinen D a v i d , wie er das Volk zählen läßt – es ist unter der Presse, das Trauerspiel, und wird vermuthlich ein Ding sein wie sein S a l o m o – indeß doch von Klopstock! (J. G. Herder, Briefe. Bearb. von W. Dobbek und G. Arnold. Bd 2. Weimar ò977. S. ò63.) ñ24) Hamburgische Neue Zeitung ñ772, St. 70 (ñ. 5.): Ankündigung des »David«: Hamburg. Bey Bode sind folgende Bücher zur Messe fertig worden: ò) David, ein Trauerspiel von Klopstock. ñ25) J. A. Ebert an Klopstock, ñ. 5. ñ772: Schon vor acht Tagen erfahre ich von einem guten Freunde, daß Hr. Schmidt in Klosterbergen an ihn geschrieben, er habe eben mit unbeschreiblicher Freude von H. Bode Ihren David geschickt bekommen. (HKA, Briefe V, 209, ñ0-ñ4.) ñ26) Der Wandsbecker Bothe ñ772, Nr 72 (5. 5.): M. Claudius, Anzeige des Erstdrucks von »David«: Ich muß hier aber abbrechen weil ich noch »D a v i d e i n T r a u e r s p i e l v o n K l o p s t o c k Hamburg, ò772 bey Bode« anzuzeigen habe, auch nur bloß anzuzeigen, denn wozu Kritick bey Klopstock? —— das Sujet des Trauerspiels ist die Zählung des Volks, und die darauf erfolgte Pest, und nun der eilfte Auftritt der 5ten Handlung wo Husai von der Pest ergriffen zu David, Nathan, Mephiboseth und Joab kommt und vor ihnen stirbt zur Probe. (Es folgen V. ñ775-ñ8ñ2.) ñ27) J. H. Voß an E. T. J. Brückner, ñ4. 5. ñ772: Klopstocks David hab’ ich gelesen. Es ist im Tone des Salomo, und es treten auch ein paar Teufel darin auf. Auch dies lezte scheint nicht unnatürlich noch lächerlich zu sein, wenn es von einem Klopstock bearbeitet ist. (J. H. Voß, Briefe, nebst erläuternden Beilagen. Hrsg. von A. Voß. Bd ñ. Halberstadt ñ829. S. 80.) ñ28) J. H. Rolle an J. G. I. Breitkopf, 2ñ. 5. ñ772: Die von mir dazu (zu »David und Jonathan«, einer Szene aus Klopstocks »Salomo«) gemachte Musik ist die Frucht einer Unterredung, die Klopstock und Sulzer von der heutigen Singecomposition vor einigen Jahren mit mir gehabt. So viel ich mich noch erinnere, so war man mit den lang ausgeführten Arien und ihr Da capo, mit den darin so oft vorkommenden unnöthigen Wiederholungen des Textes und eben denselben musikalischen Klauselchen, mit den Dehnungen eines oft unbeträchtlichen
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Wortes, mit der Vernachlässigung einer guten Declamation und des wahren Ausdrucks des Affekts, sehr unzufrieden. Bey der jetzigen Mode der Singemusik würden wir noch immer weit von der Musik der Alten entfernt bleiben, davon wir doch so viele grosse Effecte läsen. Die Alten hätten die Singemusik für nichts anderes als für eine erhöhte Declamation gehalten. Diese sollte der Musicus fleissiger studiren. Kurz, man wollte, dass der Gesang an sich selbst so voller Ausdruck seyn sollte, dass er auch ohne Begleitung der Instrumente, oder höchstens nur von einem leisen Bass begleitet, dennoch seine völlige Wirkung thäte; und was dergleichen mehr . (R. Kaestner, Johann Heinrich Rolle. Untersuchungen zu Leben und Werk. Kassel ñ932. S. 25/26.) ñ29) E. T. J. Brückner an J. H. Voß, ñ2. 6. ñ772: Klopstocks David? welches ist der Innhalt dieses Stücks? Und es sind gar Teufel darinn? Ich muß gestehen, das widersteht mir. Es ist mir im Salomo allemal beschwerlich gewesen; zumal in der Schrift nicht einmal Exempel von solchen Erscheinungen der bösen Geister vorkommen, als bey der wichtigen Gelegenheit von Christi Versuchung, worüber noch gestritten wird. (Zur Geschichte des Göttinger Dichterbundes ñ772-ñ774. Hrsg. von E. Metelmann. Stuttgart ñ965. S. ñ0.) ñ30) J. E. Biester an G. A. Bürger, Juli ñ772: Hast du Klopstocks neues Trauerspiel, David, gelesen? Einige Stellen sind sehr schön; aber im Ganzen ist es doch nicht recht herzerschütternd, dünkt mich. Liegt das am Süjet? Einige Freyheiten in der Konstruktion und zu viel Inversionen sind auch für den Stil des Dialogs wol nicht schicklich. (Briefe von und an Gottfried August Bürger. Ein Beitrag zur Litteraturgeschichte seiner Zeit. Aus dem Nachlasse Bürger’s und anderen, meist handschriftlichen Quellen. Hrsg. von A. Strodtmann. Bd ñ. Berlin ñ874. S. 54.) ñ3ñ) J. H. Voß an E. T. J. Brückner, 2. 7. ñ772: Von Klopstocks David kann ich Ihnen nichts schreiben. Sie müßen ihn selbst lesen, und dann wird er Ihnen gefallen. Der Auftritt der Teufel scheint nur unnatürlich, wenn man davon erzählt. Im Lesen fühlt mans so wenig, als in Miltons verlornem Paradiese. Die Geschichte ist sonst die Zählung mit der darauf erfolgten Pest. Ob die Erscheinung der Teufel, die aber doch als Menschen, Leviten pp. erscheinen, auf der Bühne eben so wenig unnatürlich bleiben sollte, geht mich nichts an. Wir haben wohl das Parterre nicht, das das Wunderbare und Schreckliche in diesem Grade liebt. (Zur Geschichte des Göttinger Dichterbundes ñ772-ñ774. Hrsg. von E. Metelmann. Stuttgart ñ965. S. ññ/ñ2.)
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ñ32) J. G. Herder an C. F. Nicolai, 2. 7. ñ772: Dörfte ich aber mit Klopstocks beiden Sachen mich lieber zu verschonen bitten? Wer weiß, ob ich in den Oden (vom David ist wohl jede Seele Eins!) die Meinung Ihrer u. Ihrer Freunde gut ausdrücken würde? u. so nehme ich blos einem würdigern Richter Platz weg. (J. G. Herder, Briefe. Bearb. von W. Dobbek und G. Arnold. Bd 2. Weimar ñ977. S. ñ86.) ñ33) C. F. Nicolai an J. G. Herder, 24. 8. ñ772: Recensiren Sie ja die beiden Klopstockschen Werke. Es ist nichts daran gelegen, ob Sie meinen Sinn treffen; denn ich bezeuge bei Gott, daß ich die B i b l i o t h e k nicht brauchen will, meine Meinungen fortzupflanzen. Vielleicht wird ein anderer, der die Sache nach seiner Art untersucht, der Wahrheit näher kommen, und dies will ich niemals hindern. Zudem, wenn ich meiner Meinung nach an den Werken eines sonst berühmten Mannes etwas auszusetzen habe, so sehe ichs um so lieber, wenn jemand, der anderer Meinung ist, sie recensirt, damit es auf keine Weise das ansehen habe, als ob ich jemandes Ruhm schaden wollte. (Von und an Herder. Ungedruckte Briefe aus Herders Nachlaß. Hrsg. von H. Düntzer und F. G. von Herder. Bd ñ. Leipzig ñ86ñ. S. 335.) ñ34) Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen ñ772, Zugabe, St. 36 (26. 9.), 302/303: Rezension von »David«: David, ein Trauerspiel von Klopstock, ist bey Bode A. ò772. auf ò40. S. in Quart abgedruckt, und in dieser Länge eher ein Drama, wie es die Franzosen nennen, da in einem der fünf Aufzüge bis 33. Auftritte sind. Freylich hätte man die ganze Geschichte sehr abkürzen können, die zwey Teufel erscheinen ohne einigen Einfluß auf die Geschichte zu haben. Chimeams, Mephiboseths und Abisais Streitigkeiten möchten vermuthlich kürzer seyn. Auch sollte Jonathans Sohn, der dem David doch treulich zugethan ist, demselben nicht anrathen, sich selber aufzuopfern. Nathan ist eher etwas zu gefällig, und hat den Ernst und die Majestät eines Propheten nicht, der schon vor etlichen Jahren Gottes Urtheil dem schuldigen Könige angekündigt hatte; er ist fast bloß ein Hofmeister des jungen Salomons. Was wir schon selbst angesehen haben, sollte S. 38. nicht noch einmahl erzählt werden (V. 565-578). Hin und wieder ist auch der zehnsilbichte jambische Vers mit Dactylen abgwechselt. Daß der Engel des Herrn in allen Gränzen, (V. 830) hat kein uns bekanntes Silbenmaaß. Salomon, der beständig bloß sich auf die Schaubühne drängt, thut nichts, daran die Zuhörer vielen Antheil nehmen könnten. Die abscheuliche Geschichte des aus Verzweiflung mordenden, das Sterben Husais in der Gegenwart Davids, hat zwar viel Schreckbares, aber das theils zu widerlich ist, und theils sich unmöglich vorstellen läßt. Bey allen diesen kleinen Mängeln
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erkennt man doch sehr oft Klopstocks Geist. Davids Angst bey der Niederlage seiner Unterthanen, die Fortschreitung der Pest, und zumahl die Entzückung des frommen Fürsten bey dem unerwarteten Aufhören der Seuche, sind lebhaft und rührend vorgestellt. ñ35) I. Hartmann an J. J. Bodmer, 9. ñ2. ñ772: K l o p s t o k hat hier, ich versichere Sie, ausser mir, keinen einigen Verehrer. Seinen »David« kennt man nicht, und lallt den Journalen nach, über welchen K l o p s t o k so hoch, als die Sonne über unserm Horizonte, steht. Mein Urtheil! ganz ist dieser »D a v i d « K l o p s t o k s nicht würdig, aber der schöne Jambe und andere nicht gemeine Schönheiten, machen mir ihn unschätzbar. Sein dritter Theil der »Messiade« ist weniger vollkommen, als die zwei erste Bände . (Briefe berühmter und edler Deutschen an Bodmer. Hrsg. von G. F. Stäudlin. Stuttgart ñ794. S. 270.) ñ36) Hamburgischer Correspondent ñ773, Nr 3 (5. ñ.): Rezension von »David«: Ohne uns darum zu bekümmern, ob dieses Stück besser ein Trauerspiel, oder ein Drama genennet werden könne; ob es auf der Bühne aufgeführet werden könne, oder nicht; ob die beyden Teufel, die darinn vorkommen, besser hätten wegbleiben, und überhaupt die ganze Geschichte mehr abgekürzet werden können, u. s. w. begnügen wir uns, hier unsern Lesern zu sagen, daß dies Stück vielleicht einige Fehler haben kann; daß aber die Kenner der Klopstockschen Muse, und überhaupt alle Leser von Geschmack und Empfindung, durch tausend unnachahmliche Schönheiten wegen aller dieser kleinen Mängel völlig schadlos gehalten werden. D i e R e u e D a v i d s über die Zählung des Volks; die schreckliche Wahl zwischen den fürchterlichsten Landplagen; die unnachahmliche Beschreibung der Pest, und dann der fröhliche Ausgang und die Entzückung des dankbaren Königs über das unerwartete Aufhören der Seuche: das ist der wesentliche Inhalt dieses Stücks, welches der Dichter in fünf Handlungen eingetheilet, und aus seinem Thema die rührendsten Scenen gezogen hat. Auch haben die Nebencharaktere, worunter uns insonderheit die Offenherzigkeit des Mephiboseth, und der unschuldige Charakter des Salomo vorzüglich gefallen hat, viel Wahres und Schönes. Unsere Leser werden nicht von uns erwarten, daß wir uns hier in das Detail der einzelnen Schönheiten dieses vortrefflichen Stücks einlassen sollen. Schon der Name Klopstock wird einen jeden Leser von Geschmack reizen, das Stück selber zu lesen. Und so bald das geschieht, brauchen wir nichts weiter hinzuzusezen. Wer kann z. E. um nur eins und das andere anzuführen, die Angst Davids, und seine bange Ungewißheit in Ansehung seines Schicksals; die schreckliche Wahl zwischen den drey ihm vorgelegten Strafen; wer kann das alles lesen ohne, ohne nicht in dem Innersten seiner Seele gerühret zu werden? (Es folgt hier sowie in der Fortsetzung in Nr 4 (6. ñ. ñ773) eine Inhaltsangabe mit zahlreichen Zitaten.)
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ñ37) Anhang zu den Auszügen aus den besten litterarischen Journalen Europas (Wien), Jg. ñ, ñ773, 4. Quartal, St. ñ (30. ñ0.), S. 37/38: Rezension von »David«: Alles, was aus der Feder dieses berühmten Schriftstellers kömmt, hat ein Recht auf unsre Aufmerksamkeit. H. K. ist ungezweifelt einer der größten Dichter Deutschlands; aber nach diesem Trauerspiel muß man ihn nicht beurtheilen; das im strengen Verstande keines ist, und wo ein einziger Aufzug aus 33. Auftritten besteht. Da übrigens der V. seiner Einbildungskraft zu freyen Lauf läßt, so ist dieses Stück mit Dingen angefüllet, die gar nicht her gehören. Die zween Teufel, welche H. K. auftreten läßt, haben da gar nichts zu thun. Die Streitigkeiten zwischen dem Chimeam, Mephiboseth, und Abisai därften um den dritten und vierten Theil kürzer seyn. Jonathans, der doch kein Materialist, sondern ein frommer Jude von der Parthey des Davids ist, rätht diesem Prinzen den Selbstmord an; ist das wohl zu vergeben? Was für tragische Unnützlichkeiten findet man in der Aufführung des Prophet Nathan? Samuel scheint nur eine eingedrungene Person zu seyn. etc. Wenn man indessen dieses Trauerspiel, als eines von denjenigen Dichtungsarten ansieht, die man Dramen nennt; so findet man eine Menge derjenigen Schönheiten darinnen, die schon in andern Schriften des H. K. glänzen. Sein uneingeschränktes und stolzes Genies hat ihm ungezweifelt nicht erlaubt, denjenigen Enthusiasmus, der ihn belebt, und der die Seele der Poesie ist, gewissen Regeln zu unterwerfen. ñ38) Allgemeine deutsche Bibliothek, Bd 20, St. ñ, ñ773, S. 3-ñ2: J. G. Herder, Rezension von »David«: Tinte und Druckerschwärze wäre, dünkt uns, verlohren, wenn wir dies neue Klopstocksche Trauerspiel etwa nach den angenommenen kritischen Regeln durchnehmen wollten: da ist, mit einem Worte gesagt, weder dies Trauerspiel, noch seine älteren Brüder und dies noch minder, als jene, ein t h e a t r a l i s c h e s Stück, das etwa die W ü r k u n g thun könnte, die doch nun schon alle Aristoteles alter und neuer Zeiten der Tragödie bestimmt haben. Weder die W a h l u n d A r t d e r G e s c h i c h t e (es ist Davids Zählung des Volks, und die darauf erfolgende Peststrafe) noch die B e a r b e i t u n g d i e s e r G e s c h i c h t e (sie fängt hinter der Zählung dicht an Erwartung des Urtheils an, und ist also eigentlich ohn alle menschliche Handlung) noch die A u s w a h l d e r h a n d e l n d e n P e r s o n e n , noch i h r B e i t r a g z u r H a n d l u n g oder zur B e g e b e n h e i t , noch ihre C h a r a k t e r d i c h t u n g , noch die A n o r d n u n g , A b w e c h s l u n g , E i l e oder W e i l e der S c e n e n , zeigt, daß Klopstock mit e i n e m Zweck dahin gearbeitet habe. Was sollts also, da sein T o d A d a m s und S a l o m o bereits nach allen diesen Absichten dem Publikum geschickter zergliedert worden, als es der Verf. gegenwärtiger Anzeige im Stande ist – was sollts helfen, das Sieb der Danaiden mit aller Mühe nochmals zu füllen, um zu zeigen, daß man – in keinem seiner Löchlein Etwas habe? Hrn. Klopstocks Absicht scheint so hier, als bei seinen andern Stücken mehr
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W ü r k u n g d e r R e l i g i o n , als eines M u s e n s p i e l s zu seyn, und wenn es keine leere W a c h t p a r o l e seyn soll, die wir uns täglich einander ins Ohr sagen, »der Leser müsse sich in den Sinn seines Schriftstellers setzen« und wenns bei einem G e d i c h t , einer kleinen S c h ö p f u n g noch siebenfach nöthiger, als anderswo scheint. »Auf die Absicht der Schöpferin Natur eben bei d i e s e m lebenden Geschöpfe zu merken« – so dünkt uns, wir werden gleich vom Theater weggerückt, und sehen »d r a m a t i s i r t e R e l i g i o n s g e s c h i c h t e ! eine große b i b l i s c h e B e g e b e n h e i t , in H a n d l u n g e n u n d A u f t r i t t e l e b e n d i g h i n e i n g e d i c h t e t « und also wollen wirs lesen. Man weiß, wie vielen Anfällen, Einwürfen und Spöttereien genannte biblische Geschichte, der Inhalt gegenwärtigen Drama’s, ausgesetzt gewesen, ist und vielleicht noch seyn wird. Daß D a v i d eine unschuldige, löbliche, ja gar einem Könige nothwendige Anstalt machte, die Zahl seines Volks zu wissen, (eine Anstalt, die Moses nicht blos zweimal selbst gethan, sondern auch geboten und gleichsam verewigt hatte) – und darüber so anläuft! daß, auch alle innere Sünde, Hochmuth und Mißtrauen im Herzen Davids zugegeben, das arme Volk ein solches Schlachtopfer im Arm des Allgerechten wird, und eine so kleine Schuld gegen andre Verbrechen dieses Mannes also büßen muß! Die sonderbare Art, wie Priester, Propheten und Joab in das alles verwickelt zu seyn scheinen! die noch sonderbarere Art der Wahl Davids, die weder seinem Heldenmuth, noch seiner Klugheit, Anstalten gegen den Hunger machen zu wollen, Ehre zu machen scheint – endlich der sonderbare Ausgang der Geschichte mit der Tennenerscheinung des Engels! – man weiß, wie alle diese und jeder kleinere Umstand von B a i l e , M o r g a n , V o l t a i r e und zwanzig Ehrenmännern mehr gelästert und verspottet worden. Und wenn nun ein V o l t a i r e die Freiheit hat, ein Trauerspiel Saul zu fabriciren, was auch kein Trauerspiel, sondern ein Lach- und Lästerding seyn soll, en bonne compagnie zu beherzigen: warum sollts nicht Klopstocken erlaubt seyn, ebenfalls eine Geschichte zu dramatisiren, damit er sie i n i h r e m r e c h t e n L i c h t e z e i g e , und also blos durch die simple ganze Vorstellung rette. Was solche simple, ganze Vorstellung zu d i e s e m Zweck für Würkung haben könne? ist keines Erweises bedürftig. Wozu eine philologische, historische, oder philosophische Abhandlung erst langsam, und denn doch schwach und kalt kommt: dahin reißt hier der Dichter auf einmal. Er untersucht nicht erst langweilig und schrecket vielleicht schon durch die vertheidigende Advokatenmine ab: er hat untersucht, alles untersucht, das Ganze gefühlt, selbst lebhaft gesehen, und – stellts vor. Du hast nur zu sehen, und deine Zweifel schwinden. Wir brauchen, wie gesagt, nicht darüber zu predigen, was eine solche lebendige Vorstellung aller, und auch insonderheit der biblischen Geschichte, zumal bei Kindern, dem ersten, frühen Eindruck nach, für Würkung aufs ganze Leben haben müsse? Da komme nachher ein Schwätzer und raisonnire was er wolle: ich höre ihn nicht! ich habe die Sache besser gesehen! erfahren!
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Nur eben daher ergiebt sichs auch, welche ausnehmende S o r g f a l t , T r e u e und A u f o p f e r u n g der Dichter beweisen müsse, der im mindesten diesen Endzweck zu erreichen hoffet. Ja nichts willkührlich gedichtet und verändert! ja die einzige, beste, wahre, gleichsam nothdringende Vorstellung gewählt! alle seine Dichtungsgabe nur da unterschoben, wo eben die Geschichte Lücken läßt, und ihr das nackte Datum in die Hand giebt, nach ihrem Sinn zu bekleiden! in diesen Sinn so einig, und mit aller Zurücklassung sein Selbst hineingedrungen, daß der Dichter eigentlich nichts als D i e n e r , oder belebender Magus, A u f e r w e c k e r der Geschichte werde – oder mit jedem dieser Fordernisse – v e r f e h l t – ginge auch zugleich historische, biblische, wahre Täuschung und also Zweck des Werks verlohren. Ob der große Dichter K l o p s t o c k , mit seinem Feuersinn, und noch mehr mit seinem eignen gleichsam schwach empfindlichen Herzen, dieser treue Diener einer Geschichte? – einer so alten von unsrer Seh- und Empfindungsart abliegenden Geschichte? – und denn am meisten mehr als einer, und so verschiedner Geschichten seyn könne und geworden sey? wo vielleicht jede ihren Mann fodert – entscheiden wir nicht und könnens nicht entscheiden, weil wir ja selbst nur E i n e n Gesichtspunkt und also nur E i n e Meinung haben. Uns dünkt (die Römer brauchten das W i r ursprünglich nur aus Bescheidenheit und Egoismus zu vermeiden!) daß schwerlich bei einer Person, Situation und Sachansicht dem Leser K l o p s t o c k entgehen werde. Alles nicht blos ganz r e l i g i ö s und t h e u r g i s c h behandelt (dazu verband nach solchem Plan das Faktum der Geschichte) sondern auch alles in den milden, zerschmolznen Ton gegossen, auch wo Verschiedenheit der Charaktere seyn soll, die Charaktere alle so Milchgebildet und gleichsam in die Knie sinkend: wo That seyn soll z. E. im Charakter J o a b s lieber! so sehr Wort- als Thathärte u . s . w . – daß das ganze Stück zwar für ein liebes, theures Familien- und Cabinetstück der Klopstockischen Muse, aber kaum in allem für eine treue Ausmalung einer alten Hebräischen Begebenheit, die überall Geist und Zeit hauche, seyn dörfte. Am besten, wir geben Proben. Den Grund der ganzen tragischen Begebenheit nimmt Hr. K. nach der gewöhnlichen Worterklärung: David habe das Volk aus geheimen Stolz und Mißtrauen auf Gott zählen lassen, und stellt dabei eben das jüdische Volk auf die einige ausserordentliche Höhe der Welt, daß in ihm allein Gott auch kleine Sünden so geahndet, in ihm allein immer so schnell Gutes und Segen, Schuld und Strafe habe folgen lassen. Der Anblick ist groß und nach der Geschichte der heiligen Bücher nicht Dichtung – – aber wie? wenn nun nach der nähern Auslegung, das Zählen Davids nicht sowohl eigentlich die Zahl des Volks, als das Aufzählen aller ü b e r z w a n z i g J a h r und also zu Kriegsdiensten bedeutet: wenn allein daher das W i d e r r a t h e n Joabs, sein S ä u m e n in den Provinzen das a l l g e m e i n e M i ß v e r g n ü g e n u. s. w. erklärt werden kann: wenn dieser Schritt einem glücklichen Ehrbegierigen und der Ruhe satten Könige in den Jahren der letzten männlichen Unruh so natürlich ist – kurz, es ist Faktum der Geschichte – und in Klop-
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stocks Bearbeitung wie groß und vielerfüllend hätte das Faktum werden können! Hiemit wird alles voll Sinn, voll Absicht, voll Unruhe, voll Mißvergnügen, voll Handlung. Nun wird der Kopf des Königs voll Anschläge, Joabs voll Politik, des Volks voll Unzufriedenheit. Nun weiß man, warum er säumt, das Land murret, Gott zürnet – alles würde voll und rege: da es jetzt uns in den ersten Auftritten ganz leer scheint, und sich alles um eine metaphysische, psychologische Sünde des Königs umher drehet. Daß hiedurch nun mit einmal eine gute Menge Predigens, Betens und Moralisirens über das allgemeine Ding »Gut und Böse!« erspart wäre, braucht kaum angeführt zu werden. Alle die Herrn C h i m e a m und M e p h i b o s e t h , J o a b und D a v i d selbst, wüßten, worüber sie zu sprechen hätten, und dürften also nicht über ein N i c h t s ! eine Aufwallung! einen Gedankenauffstoß sprechen, wo David selbst nicht weis, was? oder warum er das gewollt? Joab selbst nicht weis, was? oder warum er säumt? David selbst nicht weiß, was oder warum er abbreche u. s. w. So schön und lehrreich es ist, wenn eine feine Spitze des menschlichen Herzens Axe einer Weltbegebenheit wird: so muß doch auch diese Spitze in viele Räder greifen und gewissermaße sichtbar mit dem ganzen menschlichen Herzen zusammenhängen, oder das Interesse wird schwach, und die Muskel, die alles bewegt, kränklich und eine moralische Faser. Wenigstens dünkt uns, aus einzelnen Gesinnungen, die Hr. Kl. Personen in den Mund legt, erhelle es gnugsam, daß er mehr als jemand das allgemeine Gerede über ganzen Charakter, Thatanschlag u. s. w. als einen Worttand wegwerfe, in den hier doch die Teilnehmer der beiden ersten Aufzüge fast nothwendig fallen mußten. J o a b und D a v i d leiden dabei am meisten, wo der letzte, der große König der biblischen Geschichte! fast nichts als Bußpsalmen betet. Nochmals gesagt. Es sey ferne, daß wir hier über ein kritisches Musenzubehör schwatzen wollten: wir reden über das Faktum der Bibel, das wir gerne, wie es in seiner Fülle ist, uns vorgestellt sähen: denn mit Eins, sieht der Leser, fallen hiemit die meisten Zweifel und Spöttereien der Gegner selbst weg. Die Geschichte steht in der Bibel eben hinter allen Siegen Davids und sollte nichts als militarischer Aufbot zu noch größerm Blutvergießen werden: um diese Angel dreht sich alles. Die Anzahl der Gezählten läßt Herr K., ohne über die Größe der Zahl zu erschrecken, ablesen und hat sich selbst, vielleicht zu viele Mühe gegeben, die runde gerade Zahl jedes Stammes ins Sylbenmaas zu bringen. Die Art, wie Gott den P r o p h e t e n g e i s t erweckt, oder vielmehr alle zum Voraus zubereitet, ist ganz im Geist des Heiligthums und Klopstocks würdig. Wie David zuerst ein innerer Herzensstoß anwandelt, daß er selbst die Zählung nicht aushören kann! wie Zadok kommt und Gad von fern ankündigt! alle etwas schauderhaft erwarten! David am meisten und – nun kommt das traurige Orakel! in alle seiner Majestät! Einfalt und Demuth und Würde des Bringenden. Die Person des letzten des T i r e s i a s oder K a l c h a s dieser Geschichte ist ausserordentlich simpel, groß und unterhalten bis ans Ende, da David die Stimme Gottes noch aus dem Volke
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hervorruft. Auch ist’s gewiß ein feierlicher Augenblick, da Gad niederkniet und dem Allgegenwärtigen des Wählenden Antwort überbringt. Über die Scene, da D a v i d wählt, hat Kl., scheints mit vieler Sorgfalt gearbeitet. Er läßt J o a b selbst gegen die Kriegswahl sprechen, Mephiboseth darein reden u. s. w. bis Nathan die Wahl lenkt. Uns dünkt, die Einfalt der Bibel »lieber in die Hand Gottes, als in die Hand der Menschen!« sollte auch hier einfältige Hauptbewegursache geworden seyn, denn der Schimpf des Krieges von Menschen und überwundnen Nachbarn nun im Alter selbst überwunden zu werden, mußte ja einem langen Überwinder unleidlich seyn, und den vorigen Kriegesanschlag der Zählung dazugenommen, siebenfach unleidlich. Vielleicht hätte also der niedergedrückte König hier gleich von diesem Gefühl des Schimpfs und der Angst in die Hand Gottes fallen können – einfältig, gedrungen und rührend, und es scheint, hier habe der Dichter seinen Helden zu sorgfältig gegen eine Voltairische Spötterei rechtfertigen wollen, die hier in der Hitze der Angst und Noth keinem beifallen müssen. Die schnellen Boten der Pest sind mit äusserstem Fleiße wahrscheinlich gemacht: und die mancherlei Nachrichten der Pest kann sich der Leser in Klopstocks Einbildung und seinem Herzen voll Empfindung gedenken. Auch die Steigerung derselben bis die schwarze Wolke über Jerusalem zeucht und endlich gar der alte ehrliche H u s a i , verpestet, in Davids Armen stirbt, ist ganz Klopstocks. Die ruffenden unsichtbaren Stimmen von beiden Seiten sind beim Lesen ein schauderhafter Augenblick, schauderhafter vielleicht, als es auch die beiden sprechenden Satane, die in diesem Stück nun f a s t g a r n i c h t s z u t h u n h a b e n , werden können. Der Engel über der Tenne und Davids Gebet an ihn sind ausserordentlich glücklich eingeflochten und überhaupt der E p i s c h e T h e i l des Stücks ganz in Klopstocks Manier: einfach, rührend und erhaben. An die Diktion denken wir gar nicht, denn die ist bei Klopstock nie einmal noch anzupreisen – glänzend, einfältig, und sich gleichsam erschaffen. Nur die weiche, zerfloßne Sprache der Empfindung fodert vielleicht am meisten die Tugend, die jene Griechen »Philippisiren« nannten, und hier Klopstockisiren heissen möchten. Der Knabe Salomo, mit seinem Hofmeister Nathan würde von dieser Tugend am meisten vielleicht genießen: denn so groß allerdings die Situation ist, daß er früh lerne, leiden! und Gott gehorchen! und sehen, was ein König für sein ganzes Volk ist! so hätte er doch an ihr vielleicht mit mehr Kürze, Drang und Bestimmtheit Theil nehmen können, statt daß er jetzt gleichsam nur immer in die Queer kommt, hinein will und heraus muß, und nicht aushalten kann und jammert. Indeß ist Klopst. väterliches Herz auch hier so sichtbar, als überhaupt in Bearbeitung des Hauptgedankens »Könige sind Väter der Nation in allem was sie thun und leider! auch sündigen. Die Schaafe müssen mit dem Hirten leiden!« welche Fülle von Begebenheiten liegt in dem Gedanken! und der Gedanke nach Fülle der biblischen Begebenheit verhandelt »aufwachender Eroberungsgeist in einem Könige,
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unter dem das Land seufzet, ist Zorn Gottes wider Israel, Aufstehen des Satans gegen Israel: da erscheint bald ein Seher G a d mit seinem schrecklichen dreifachen Entweder! Oder!« bald darauf der Rachengel in den Wolken – wir wüßten fast keine schaudervollere Begebenheit, die Bild eines Schicksals seyn könnte, dessen einzelne Laute leider! fast alle Jahrhunderte predigen. O wenn diese volle Quelle erschöpft wäre! Was Ö d i p u s dort für sein trauriges Thebe durch den E i g e n s i n n eines Götterorakels war: das würde hier D a v i d durch das volle Bewußtseyn seiner Schuld unter dem Schwerte des Engels. Zu welchem Grad könnte nicht da das Mitleiden mit Israel! mit David! mit jedem Könige, der Mensch ist! mit jedem Volk, das unter einem Menschen steht, gebracht werden! Und in welcher Würde erschiene die Rachmajestät Gottes, die nicht aus Eigensinn Menschen zum Spiel des Jammers macht, sondern mehr schreckt, als straft – da reuete es dem Herrn über dem Übel, und sprach zum Engel zum Verderber: »es ist gnug! laß deine Hand ab!« Auch in Klopst. Trauerspiel ist diese Reue Gottes von großem, so unerwartetem, als Freudevollem Effekt: und es ist schön, daß eben ein Punkt der lachendsten Spötterei sich hier blos durch die ganze Vorstellung, so rührend und tragisch groß endet. (Wiederabdruck: J. G. Herder, Sämmtliche Werke. Hrsg. von B. Suphan. Bd 5. Berlin ñ89ñ. S. 362-369.) ñ39) Neuer gelehrter Mercurius (Altona), Bd ñ, ñ773, St. 50 (ñ6. ñ2.), S. 395/396: Zu Herders Rezension von »David«: Allgemeine Deutsche Bibliothek. Des zwanzigsten Bandes erstes und zweytes Stück . ò) David von Klopstok. Wir wissen nicht, ob Herr Klopstok völlig mit dem Recenten einstimmen wird, daß sein Trauerspiel als dramatische Geschichte einer Religionshandlung anzusehen sey, aber wir wissen, daß manche gute und auch einige gewöhnliche Gedanken in dieser Recension mit weniger Wortgepränge und nicht selten verständlicher hätten gesagt werden können. Die allgem. deutsche Bibliothek empfiehlt sich durch gute Schreibart in den mehresten ihrer Recensionen, und dadurch, daß der Leser fast aus jeder etwas lernen kan; aber wenn einer auftritt, und uns, ohne weitere höfliche Rücksicht auf andre oder alle Leser, blos erzählt, wie er eine Sache ansieht, und zwar ohne sattsame Gründe anzuführen, und sich dann quält, noch besser und gezierter zu schreiben, als er gedacht hat: so ist uns ein trockner Auszug lieber, als ein Raisonnement, dessen Gedanken man sorgfältig heraussuchen muß, und wo der Leser am Ende aussieht, wie man immer aussieht, wenn man zwar etwas Gutes aber nichts der angewandten Mühe Verhältnismässiges findet. ñ40) Almanach der deutschen Musen ñ773, S. 55/56: Rezension von »David«: Die schreckliche Wahl, welche David unter den Strafen anstellen muß, die er für seinen Hochmuth, das Volk zu zählen, erdulden muß, die immer steigenden Nach-
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richten von den schrecklichen Wirkungen der Pest, und die endliche Versöhnung mit Gott, machen die drey Haupttheile dieses Trauerspiels, das in Handlung sowohl als Sprache die größte Simplicität hat. Unstreitig ist dieses Trauerspiel das erste, worinnen eine solche Landplage der Hauptstoff ist; denn im Ödipus des Sophokles ist sie nur Nebenwerk: und einige Beschreibungen der Pest, welche hier vorkommen, übertreffen die Dichter, die sie ehemals geschildert, insbesondere den Ovid, weit. Unstreitig ist dieses Stück ein Beispiel, daß ein Drama voll Erzählung scheinen, und doch voll Handlung seyn könne. Denn wie kann die Noth einer Nation besser geschildert werden, als durch den Eindruck den sie auf ihr Haupt macht? David leidet mehr, als die gewöhnliche Helden der Trauerspiele leiden, er empfindet das Unglück eines Landes, das Unglück, woran er selbst Ursache ist. Die Charaktere verlieren sich in der Größe der Handlung; außer daß Joab sich durch seinen kriegerischen Ungestüm oft sehr ausnimmt. Die intereßanteste Scene ist Husai’s Sterbescene, und vornehmlich dadurch rührend, daß Joab dem David nicht verstatten will, den sterbenden Husai zu umarmen. Auch in diesem Drama von Klopstock spielen überirdische Wesen ihre Rolle. Die Erscheinuung der verkleideten Teufel, und noch mehr das Rufen der Stimmen thut viel Wirkung, so lange man sich nicht fragt, was sie für Wirkung auf der Bühne thun würden. ñ4ñ) J. G. I. Breitkopf, Vorbericht. In: Johann Heinrich Rolle, David und Jonathan. Eine Musikalische Elegie. Leipzig ñ773: Da die Composition gegenwärtiger Cantate ganz von der gewöhnlichen Art abgeht, so wird es den Liebhabern der Musik nicht unangenehm seyn, die eigentliche Absicht des Componisten, und die Veranlassung dazu kennen zu lernen. Sie hat ihren Ursprung einem Gespräche, zwischen dem Herrn Director Rolle in Magdeburg und zween berühmten Gelehrten und Dichtern, über die Singecomposition, zu verdanken. Es bezeigten nämlich dieselben ihr Mißvergnügen über den so sehr eingerissenen Mißbrauch der allzu häufigen Ritornellen und Melisnaten, welche die meisten Componisten zu ihrem Hauptwerke machten, und darüber die Decclamation, den Ausdruck, und vielmal selbst den Verstand der Worte und den darinne liegenden Affekt bey Seite setzten; indem sie oft ganz gleichgültige und nichts bedeutende Worte bis zum Ekel ausdehnten und wiederholten, und hingegen andere, welche einen besondern Nachdruck verlangten, fast unberührt übergiengen. Es sey dieses um desto mehr zu tadeln, weil dadurch nicht nur die Gesänge matt und zu gleichförmig würden; sondern weil man auch dadurch dem Zwecke der Singecomposition gerade zuwider handelte, als welche nichts anders, als eine erhöhete Declamation seyn sollte. Der Herr Director Rolle nahm sich daher vor, einen Versuch zu machen, wie weit man es, aus diesem Gesichtspuncte allein betrachtet, darinne bringen könnte. Er wählte hierzu gegenwärtige Cantate, welche eigentlich eine Scene aus dem Trauerspiele S a l o m o vom Herrn Klopstock ist .
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ñ42) H. C. Boie an F. W. Gotter, ñ5. ñ2. ñ776: Er (Klopstock) hat noch viel im Mspt., das zum Theil seit Jahren vollendet ist, zum Theil wenig mehr dazu braucht. Den zweyten Theil der Republik, Dialoge über die Sylbenmaaße, Hermann und die Fürsten, Hermanns Tod, der König, ein Trauersp. neue Oden . (Hs.: Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha, Forschungsbibliothek Gotha: B ñ9ñ5 b, Bl. ñ76.) ñ42a) C. F. Cramer, Klopstock. Er; und über ihn. Th. 2. Dessau ñ78ñ: Zu »Der Tod Adams«: S. 345/346 (Anmerkung Cramers zu Klopstocks Ode »Heinrich der Vogler«): schien es mir fast bis zur Gewißheit wahrscheinlich, daß Kl den König von Preussen gefeyert; hernach aber aus guten Ursachen sie (die Ode) auf Heinrich den Vogeler umgestellt habe. Da ich ihn aber selbst darum befragte, leugnete ers schlechterdings. Ich habe, sagte er, an den König von Preussen dabey nicht gedacht, Friedrich war blos hier ein willkührlich gwählter Nahme. Ich leugne übrigens nicht, daß bisweilen die Wahrscheinlichkeit für solche Vermuthungen ist, die am Ende aber doch nicht wahr sind. So las ich einmal irgendwo (s. oben Nr 33), ich hätte im Tod Adams den Ödipus Coloneus nachgeahmt; mich frappirte es, ich las diesen nach, und fand die Behauptung des Kunstrichters selbst sehr wahrscheinlich. Nur daß, wie ich Ihnen versichern kann, ich damals, als ich das Trauerspiel schrieb, diesen Ödipus noch gar nicht gelesen hatte. ñ43) F. Matthisson an F. Köpken, ñ7. 3. ñ785: Er (Klopstock) arbeitet an einer verbesserten Ausgabe seiner Oden, die mit einem neuen Buche vermehrt werden soll. Von einem Trauerspiele: D e r K ö n i g , sind zwei Akte vollendet. (Matthisson, Briefe, S. 5.) ñ44) C. F. Cramer, Klopstock. Er; und über ihn. Th. 5. Leipzig, Altona ñ792. Zu »Der Tod Adams«: S. 324-327: Er sang den Tod des Messias gerade, als er in der blühendsten Spitze des Lebens sich befand. Es war eine sehr natürliche Verknüpfung der Gegenstände, die ihn nach der Vollendung dieses Gemählds, zur Darstellung des Endes unsers Stammvaters, führte. Sein erstes Drama, der T o d A d a m s , kam heraus. Der T o d A d a m s , an Originalität eben so einzig in seiner Art, als Alles andre, was Klopstocks Einbildungskraft, Empfindung und Urtheil erschuf; entwickelte neue Kräfte, das Talent der dramatischen Zusammensetzung, des Dialogs etc. in ihm; und zeigte die hohe Stufe schon von fern, auf die er, als Tragiker, sich in seinen Bardieten erheben würde.
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Es giebt Shakespearische History’s, welche durch ganze Lebensalter durchführen, und in zehn Ländern spielen, wie Schatten an der Wand; Corneillische Tragödien, voll abgezirkelter und doch lückenvoller Verwicklung; Emilien, durch contrastierende Charactere zu kunstreicher Fabel verwebt; Grandisone, die eine zusammenstimmende Welt von Begebenheiten umfassen; Heloisen, die eine Einzige episodenlose Liebe, Empfindungen, wenig Handlung! enthalten; Tristrame, in denen gar keine Fabel sich zeigt, und das Nebenwerk Hauptsache wird; es giebt auch einen . . T o d A d a m s , der ein einziges: » D u s o l l s t d e s T o d e s s t e r b e n , « in einer zusammenhängenden Reihe natürlicher Gespräche, einfacher Situationen, ohne Knoten, Verwicklung, Peripetie, und, sich zwar ziemlich gleichförmiger, aber doch verschieden schattirter, idealischer Charactere, mit hohem Pathos, stiller Würde, und großer Wahrheit der Empfindung, darzustellen, und unser Herz mit Ernst zu erschüttern versteht. Tout genre est bon, hors l’ennuyant. Es ist nicht Jedem gegeben, und selbst Dem, dems gegeben ward, nicht zu j e d e r Z e i t , in allen Stimmungen der Seele, das Originale und Rührende einer so prunklosen und simplen Einheit und Einfalt zu empfinden. Der theoretische Schwätzer, wenn er z. E. sieht, daß die Personen des Stücks aus der Hirtenzeit sind, spielt mit gedankenlosen Namen, macht <schn>urstra eine G a t t u n g daraus; nennts ein S c h ä f e r t r a u e r s p i e l ,« bey dem »das T r a g i s c h e blos in der Handlung liegen, die S e n t i m e n t s hingegen naiv seyn müssen,« ohne uns zu sagen, was t r a g i s c h oder n a i v sei; – spricht ihm aber den Namen eines T r a u e r s p i e l s ab; weil er unter dem Worte S p i e l nur ein Drama sich denkt, was man nicht sowohl nicht vorstellen – k a n n , als vielmehr auf unsern Bühnen nur nicht vorzustellen – p f l e g t . Ugolino, der größte Teil Shakespears, Nathan der Weise, die sämtlichen Werke Aeschylus, Sophocles und Euripides, etc. wären demzufolge keine Trauerspiele nicht. 33ñ/332: Die Begebenheit, den Stoff des Drama, »sieht man« in ihrer Entwickelung freylich gleich »von Anfang voraus.« Der Dichter, von höheren Mitteln der Rührung in Besitz, verschmäht den kleinlichen Behelf: e i n e r u n g e s ä t t i g t e n N e u g i e r d e d e s Z u s c h a u e r s , die durch vielerley Dunkelheiten geleitet, erst in den letzten Scenen befriediget wird. Die Nothwendigkeit dieses Behelfs behaupten, heißt eben so viel sagen, als: daß kein Drama eine zweyte Lectür oder Vorstellung aushalten kann. Ich habe diese theoretische Regel schon anderwärts bestritten, und wie ich hoffe, mit Evidenz. Adam weiß es, daß er heut sterben wird. Sein Sohn Seth ahndet es, aber weiß es nicht gewiß. Selima und Eva wissen gar nichts davon. Sie entdecken es und erfahren es nach und nach. Adam stirbt allmählich, in seinen Empfindungen, vor uns, ab. Die Bitterkeit des Todes wir durch eine tragische Scene, das Dazukommen und den Fluch Cains vermehrt. Endlich die des Todes selbst.
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Das ist der Plan; das Skelett. Aber ein Skelett ist . . nichts; es gleicht den Beschreibungen einer schönen Gegend, oder eines Parks in Hirschfelds Gartenkunst; Beschreibungen, die Voß nicht ausstehn kann! Man muß die Gegend selbst sehen, man muß im Garten spazieren. Alles kömmt aufs Detail, und aufs W i e , der Ausführung, an. 334-336: Ob der Tod Adams v o r s t e l l b a r sey? … Nebenfrage! auf die ein N e i n – wenn wir es sagen müßten, – dem Werthe des Stückes nichts benahm. Klopstock hat auf die Ehre, in der Vorrede, selber Verzicht gethan; erst: weil wir jetzt heiliger gesinnt als im medio aevo sind; wo in Klöstern sogar die K r e u z i g u n g C h r i s t i aufgeführt ward; dann auch: weil ein »gewisser Geschmack etc.« – Er hätte noch eine dritte Ursache anführen können: weil wir keine Schauspieler und Zuhörer haben, deren Seele gebildet genug wär, den T o d A d a m s und die B a r d i e t e gehörig und ganz zu . . verstehn. Das setzt aber nicht voraus; daß wir uns nicht welche bilden . . k ö n n t e n , und . . s o l l t e n ! Seiner »inneren Einrichtung nach,« gehört kein Stück, welches die obigen Requisita des »homme de gout« besitzt, nicht auf die Bühne. Vorstellbar ist ein äußerst relativer Begriff. Wenn ich zum Exempel ein Theaterdirecteur wär, nicht blos meinen Beutel zu füllen bedacht: oder, noch besser! ein Fürst, der eine Civilliste von 25 Millionen, für die menus plaisirs seiner Person und seiner Hauptstadt besaß: so wendete ich etwas weniger auf neue Leibgarde, und so sehr ich Gourmand auch bin, auf meine Mittagstafel, an. Dafür aber desto mehr auf das Vergnügen meines Geists! Ich bildete mir einen Schauspielertrupp, der bisher noch nicht erhört seyn sollte; und in dem auch vielleicht mancher nicht bezahlte Roscius Theil nehmen würde. Unbekümmert, ob mein Parterr anfangs ledig wär oder voll; – (fehlt der Zuschauerpöbel, so herrscht desto größere Stille darinn!) führte ich alsdann fast lauter unvorstellbare Stücke vor mir auf. Nathan, Ugolino, Minona, Stolbergs Dramen, die Bardiete, Salomo, David, Adam, kämen nach der Reihe drauf vor. Das wahre, kein Flittercostüm! würde mit der äußersten Täuschung nachgeahmt. Was mich im Lesen entzückt, säh und hörte ich, vortreflich declamirt, noch viel lieber. Das Scherwenzelwort: Theatereffecte, da ich kein Kind bin, das sich an bloßem Spectakel ergötzt, kennte ich nicht. Vielleicht thäte mir irgend ein Dichter die Ehre an, und spielte selbst mit; da es einige giebt, die sich aufs Vorlesen ihrer eigenen Werke verstehn. S. 337-338: Es ward, trotz Nicolai’s vornehmer Critik, und der gewöhnlichen Unempfindlichkeit der Deutschen, so viel gelesen, daß es – o Wunder! – drey Ausgaben erlebte. (ò757. ò758 (Cramer meint vermutlich Wielands Nachdruck, der aber bereits ñ757 erschien) ò773.) Es ward, weil es so viel von dem in Frankreich beliebten Natürlichen (toujours naturel) enthält, durch einen Abbé Romani, Führer eines jungen Irrländers, der um die Zeit auch Copenhagen sah, ins Französische übersetzt; ja in Italien sogar, heißt es, auf die Bühne gebracht. Und noch in diesem
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Apparat: Allgemeiner Teil
Jahr (ò792) hat ein französischer Dichter es in einem Stücke genutzt, das nicht wenig Beyfall bey der Vorstellung in Paris erwarb. ñ45) G. J. Göschen an Klopstock, ñ9. ñ0. ñ793: Ich habe dem Herrn Geheimen Rath Bode seinen Verlag abgekauft und werde von demselben benachrichtiget, daß Dieselben gesonnen sind Ihre Oden neu heraus zu geben. Ich habe eine Druckerey angelegt, welche mit den schönsten Werken der Engländer und Franzosen weteifern soll. Ein Werk von der Stärke Ihrer Oden würde mir Gelegenheit geben ein Monumentum Typograph. dieses Jahrzehends zu liefern, welches durch kein Werk des vergangenen Zeitalters in unserm Vaterlande übertroffen werden solte. (HKA, Briefe VIII, 2ñ6, 3-5; 9/ñ0; ñ5-ñ8.) ñ46) F. von Köpken, Meine Lebensgeschichte, besonders in Rücksicht auf Geistesund Charakterbildung aufgesetzt im September ñ794: S. 37/38: In diese Zeit ò764 (recte: ñ763) fällt die oben schon erwähnte Zusammenwohnung mit Klopstock, den ich schon vorher in Halberstadt bei Gleim hatte kennen lernen, im Bachmannschen Garten am Werder. Er las uns hier seinen Salomo im Manuscript und viele Auferstehungsscenen aus den ungedruckten Gesängen des Messias vor, arbeitete auch, weil er ein Frühaufsteher war, manches in den letzten Gesängen, welches er uns oft mit dem Enthusiasmus des ersten Entstehens vorlas. Um diese Zeit hielt sich der große König Friedrich einige Tage in Magdeburg auf. Klopstock sah ihn auf dem Domplatze unter einer Menge Zuschauer. Mein Umgang mit Bachmann brachte mich häufig mit dem Musikdirektor Rolle in Gesellschaft. Dieser war oft im Bachmannschen Hause und schon in früheren Zeiten ein Freund desselben gewesen. Bachmann hatte einen vortrefflichen englischen Flügel. Rolle spielte uns oft von seinen Kompositionen darauf vor, setzte auch damals zum Clavier die Scenen aus dem Messias von Cidli. (Familien-Nachrichten für die Nachkommen A. H. Franckes. St. 6. Halle ñ9ñ6. S. ñ-63.) ñ47) G. J. Göschen an Klopstock, 2ñ. 3. ñ796: Das Übrige läst sich künftig weiter auseinander setzen wenn nur erst die Fragen entschieden sind ò) Was soll in die sämtlichen Werke kommen? 2) Was soll das Honorar dafür sein? 3) In welcher Gestalt sollen solche erscheinen? 4) Wann soll das Manuscript an mich gesand werden. (HKA, Briefe IX, 40, 87-92.)
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ñ48) Klopstock an G. J. Göschen, 26. 3. ñ796: Ihr Brief hat mir Vergnügen gemacht. Ich habe Sie zwar nicht verkant; aber ich habe Sie durch Ihren heutigen Brief als einen Mann kennen gelernt, der meiner Hochachtung werth ist. Ich bitte Sie sich als den Verleger meiner Schriften anzusehn. Denn ich bin überzeugt daß wir, ohne Schwierigkeiten, wegen unsers Kontrakts werden einig werden. (HKA, Briefe IX, 43, 6-ññ.) ñ49) Klopstock an G. J. Göschen, 29., 30. 3. ñ796: Der Abdruck meiner Schriften wird dadurch schöner als der Wielandischen werden, daß kein Wort mit weiter aus einander stehenden Lettern (ich habe vergessen, wie es die Drucker nennen) vorkommen soll. Auch fallen alle Striche u sich folgende Punkte weg, ausser daß wenn der Redende nicht redet, nach dem Unterscheidungszeichen noch ein Punkt gesezt wird. (HKA, Briefe IX, 44, 9-ñ4.) ñ50) G. J. Göschen an Klopstock, 6. 4. ñ796: Die Folge der Werke wie Sie mir solche jetzt bestimt haben, erwähn ich im Contrackt, damit Ihr Wille, im Sterbefall des einen oder des andern von uns beyden, befolgt bleibt (HKA, Briefe IX, 45, ññ-ñ4.) ñ5ñ) Klopstock an G. J. Göschen, ñ2. ñ0. ñ796: Mir fällt noch ein daß, wenn der Korrektor in dem M.S. Worte, die wir jezo mit dem Z schreiben, mit dem C geschrieben findet z. E. Celten, er das ändern, u Zelten schreiben müsse. (HKA, Briefe IX, 58, 35-38.) ñ52) Klopstock an G. J. Göschen, ñ5. ñ0. ñ796: Von der zu beobachtenden Orthographie habe ich Ihnen, mich deucht, schon etwas gesagt. Die jezt gewöhnlichste ist, wenn ich nicht irre, in dem M.S. beobachtet. Solte das indeß hier u da nicht geschehen seyn; so wird nach der erwähnten gewöhnlichsten geändert. Man muß sich gleich bleiben. Wenn man z. E. Einmal S t r o h m geschrieben hat; so muß man anderwärts nicht S t r o m schreiben. Nimmt Königinn ist mir unter andern unausstehlich. So etwas bitte ich also nie zu sezen, wenn es auch der gewöhnlichsten Orth. gemäß seyn solte. Ich denke, daß Clodius in zweifelhaften Fällen, guten Rath geben wird. (HKA, Briefe IX, 59, ñ0-ñ8.) ñ53) G. J. Göschen an Klopstock, 22. ññ. ñ796: In Rücksicht der Orthographie bin ich ein verstockter Ketzer. Ich glaube so bald
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Apparat: Allgemeiner Teil
eine Nation an ihre Orthographie gewohnt ist muß man sie dabey laßen und durch keine Neuerung stöhren sonst stöhret der todte Buchstabe den Geist. Meine Wenigkeit ist immer am liebsten mit den Gedanken und Empfindungen eines Schriftstellers beschäftiget und wenn ich eine neue Orthographie – sey es auch eine beßere – vor Augen bekomme so nimt das Fremde immer zu viel Theil an meiner Aufmerksamkeit; ich empfinde den Dichter nicht mehr so rein. (HKA, Briefe IX, 67, 4-ñ2.) ñ54) Klopstock an G. J. Göschen, ñ4. ñ. ñ797: Haben Sie die Güte mir das überschickte Verzeichniß meiner Schriften abschreiben zu lassen. Ich werde, in Ansehung der Folge, noch Ändrungen machen . (HKA, Briefe IX, 73, 8-ñ0.) ñ55) Klopstock an G. J. Göschen, 28. ñ. ñ797: Ich setze nie das Zeichen des weggeworfenen E, das Häkchen, vor einem Mitlaute, nie: in die Fern’ sehn. Ich brauche auch nie den Strich; gleichwohl steht in der O. an E. Einsame – Lassen Sie den Setzer oder Korrektor solche Unthaten nie wieder begehn. (HKA, Briefe IX, 79, ñ2-ñ6.) ñ56) G. J. Göschen an Klopstock, vor dem oder am 6. 2. ñ797: Ich kann das Verzeichniß Ihrer Werke nicht gleich finden. Darf ich Sie bitten; so laßen Sie auf die Oden den Meßias dann die Bardiette folgen, oder überhaupt die poetischen Werke den prosaischen voraus gehen. (HKA, Briefe IX, 8ñ, 48-50.) ñ57) C. A. Böttiger an Klopstock, 5. 9. ñ799: Lieber möcht ich wissen, was Klopstock nun in der Reihe seiner Werke folgen lassen wird? (HKA, Briefe X, 66, 57/58.) ñ58) Klopstock an C. A. Böttiger, 2ñ., 24. 9. ñ799: Eine Ihrer Fragen beantwortet die beygelegte Vorrede. Ich bitte, sie Göschen mit nächster Post zu schicken, der auch wissen will, was nun folgen soll . (HKA, Briefe X, 68, 3ñ-36.) ñ59) Klopstock an G. J. Göschen, ñ6. ñ0. ñ799: Böttiger hat Ihnen vermutlich schon ein M.S. mit der Aufschrift: »Vorrede zu den Schauspielen« zugeschikt. So bald Sie mir sagen, daß Sie es bekommen haben, werde ich Ihnen eine kleine Veränderung zuschicken. Ist der Hr. d’Araujo schon bey Ihnen gewesen? (HKA, Briefe X, 70, ññ-ñ5.)
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ñ60) C. A. Böttiger an Klopstock, 28. ñ0. ñ799: Ihre zentnerschwere, ganze Theorieen vollaufwiegende, in geschwätzigen Alphabeten von Commentaren nicht zu erschöpfende V o r r e d e z u d e n S c h a u s p i e l e n hat ein gemeinschaftlicher edler Freund, der wackre Araujo, selbst an Göschen überbracht. Sie ist also sicher angekommen. Ich schreibe aber heute noch nach Leipzig und frage, warum Ihnen Göschen den Empfang nicht schon meldete. (HKA, Briefe X, 73, 2ñ-26.) ñ6ñ) G. J. Göschen an Klopstock, 2. ññ. ñ799: Araujo war von Weimar aus an mich adreßirt. Er ist jetzt in Dresden. Er hat mir gesagt daß Er Ihre Werke in Hamburg gekauft habe. Bötticher hat mir die Vorrede zu den Schauspielen gesand. Wenn die gr 8 Ausgabe des Meßias fertig ist; so werd ich diese anfangen. Wenn der Krieg aber die Schweitz zerstöhrt, so muß ich warten bis ich aus Frankreich oder England ein ähnliches Papier erhalte. (HKA, Briefe X, 75, ñ3-ñ8.) ñ62) Klopstock an J. H. Voß, 27., 28., 29., 30. ñ2. ñ799: Ich blieb vor einiger Zeit dabey stehn, daß nach dem Mess. die Schauspiele, u zwar in der Ordnung: Der Tod Adams, Hermans Schlacht ff folgen solten. Jezt komme ich zu meinem ersten Entschlusse zurück, nämlich die Geistl. Lieder folgen zu lassen. (HKA, Briefe X, 85, ñ36-ñ39.) ñ63) G. J. Göschen an Klopstock, 8. 5. ñ802: Ich höre von H. von Archenholz, daß Sie zu den nächsten Band Ihrer Werke den Adam und Hermann bestimmt haben. Für das Kupferblatt wird der Adam mehr mahlerische Gegenstände, wenigstens für die Kunst, wie sie in unsern Tagen geübet wird, geben als der Hermann. Ich bitte Sie gehorsamst, mir einige Sujets anzugeben woraus der Zeichner wählen kann. Unser Tischbein der Director der hiesiegen Akademie (Johann Friedrich August Tischbein) liefert jetzt trefliche Bilder in dem edelsten Styl und ich bin überzeugt er wird mit Enthusiasmus ein schönes Bild machen. (HKA, Briefe X, 222, 3-ñ0.) ñ64) Margaretha Cäcilia Dimpfel an I. C. Orell, 24. 2., 2. 3., 30. 3. ñ803: Ich muß noch immer von Klopstock sprechen Alle seine Schriften liegen zum Druck bereit Alles ist von ihm selbst angeordnet. Meine Schwester kann sich noch nicht entschließen in seine Stube zu gehen; sie hat mir den Schlüssel zu diesem Heiligthum anvertraut. (Hs.: Zentralbibliothek Zürich: FA Lav. Ms. ñ27, Nr. 9.)
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Apparat: Allgemeiner Teil
ñ65) J. G. Seume an C. A. Böttiger, Ende März ñ803: Göschen hat, wie Sie wissen, die Oden und die Messiade gedruckt, deren Besorgung mir viel schöne und einige bittere Stunden bereitet hat. Vorigen Winter hat Klopstock die Bardiete geben wollen und Göschen gebeten, er möchte die Zeichnung Tischbein, vermuthlich dem Neapolitaner, und nicht Füger auftragen. Das war Göschen sehr gern zufrieden. Es ist aber wegen des Alten Kränklichkeit weiter nichts gethan worden. (O. Planer und C. Reißmann, Johann Gottfried Seume. Geschichte seines Lebens und seiner Schriften. Leipzig ñ898. S. 4ñ2/4ñ3.) ñ66) C. D. Ebeling an G. J. Göschen, ñ5. 4. ñ803: Unser verewigter Klopstock hat mir die Herausgabe seiner noch übrigen Werke in Ihrem Verlage aufgetragen. Ohne Zweifel wird Ihnen jezt der Zeitpunkt, wo die Nazion (und wahrlich nicht unsre Nazion allein) den Verlust des großen Mannes beweint, vor andern geeignet scheinen, diese Fortsetzung jezt bald herauszugeben. Ich werde mich dabei auf das gewissenhafteste nach der Vorschrift des Seeligen richten, und in allem die Frau Legationsräthin Klopstock, mit welcher Er alles verabredet hat, zu Rathe ziehen. Die aufgeschobene Herausgabe und jezt der Tod des Dichters machen in der Hauptsache keine Veränderung. Madame Klopstock bleibt bei dem was mit Ihnen durch den ersten Brief ihres Mannes bestimt ward, und was Sie ihr auf ihren eigenen Brief wegen der künftigen neuen Ausgaben versprachen. Es wird aber gewiß Ihnen, so wie der Frau Legationsräthin vortheilhaft seyn, daß alles dieses genau niedergeschrieben werde, und ich ersuche Sie, Höchstgeschäzter Herr, einen Vertrag darüber aufzusetzen, worin das für die zu liefernde Fortsetzung Rückständige sowohl, als was Sie für die künftigen neuen Ausgaben versprechen, nebst der Größe der Auflagen von diesen, bestimt würden. Zugleich werden Sie so gütig seyn, auch das noch nicht festgesezte über die Zahl der Freiexemplare zu bestimmen. Ich darf es einem so angesehnen erfahrnen Geschäftsmann nicht erst sagen, wie nüzlich in Fällen dieser Art genaue schriftliche Verabredungen beiden Theilen sind. Auch kennen Sie schon die billigen Gesinnungen der Frau Legationsräthin. Das Manuscript, genau so eingerichtet, wie der Dichter es zum Druck fertig machte, wird Ihnen dann sogleich übergeben werden, damit kein anderer unberufener Samler sich etwa die Gelegenheit unter dem Vorwande zu Nutze mache, daß Ihre herliche Originalausgabe nicht zu Stande komme. Finden Sie für gut, daß ich unter meinem Namen eine Anzeige über die Herausgabe der Fortsetzung bekant mache, so bin ich gern dazu erbötig; eben so, falls Sie lieber in Ihrem Namen anzeigen wollen »daß ich dem ausdrücklichen Auftrage Klopstocks zufolge, der seit mehr als dreißig Jahren mich seines freundschaftlichen Umgangs und Vertrauens würdigte, alles die Handschrift betreffende, seiner Vorschrift gemäß, besorgen würde« – so ist auch dies mir angenehm.
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Mit dem größten Vergnügen werde ich alles besorgen, was zur Beförderung einer solchen Nazionalangelegenheit beitragen kann. (Hs.: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: Literaturarchiv. – Druck: Tiemann, Ebeling, S. 368/369.) ñ67) C. D. Ebeling an G. J. Göschen, ñ5. 9. ñ803: Ich beantworte, Höchstgeschäzter Herr Ihren Brief ohne Datum den ich am ò2 dieses mit der Post erhalten habe, nur kurz, weil es zum völligen Abschluß des Vertrags zwischen Ihnen und Madame Klopstocken nichts weiter Bedarf als daß Sie die Bedingungen nun b a l d i g s t als förmlichen Kontrakt aufsetzen. Madame Klopstock ist es zufrieden ò) daß Sie die ò000 Rthlr in der Ostermesse an Herrn Perthes oder wen sonst Madame Klopstock zu bevollmächtigt zur Zahlungszeit der Buchhändler in besagter Messe, für Madame Klopstock auszahlen Bis dahin werden diese von Michaelis ò803 an mit 5 Prozent von Ihnen verzinset. 2) daß Sie im Oktober dieses Jahres durch H. Perthes 300 Rthlr. und am Ende desselben Monaths durch sich selbst an Madame Klopstock 200 Rthlr., entrichten, welche 500 Rthlr. alsdann zur Bezahlung der neuen Oden und übrigen ungedruckten Gedichte, welche Ihnen geliefert werden, dienen. 3) Sind Obige ò500 Rthlr. bezahlt, so sind Sie dadurch im Besiz der Klopstockischen Werke deren Samlung Sie nach belieben ohne weitere Nachzahlung auflegen lassen können. 4) Madame Klopstock erhält von den künftigen Theilen 6 Exemplar der Großen 4 Ausgabe ò2 —— der Oktavausgabe auf Velin ò2 —— der ordinären in Oktav und von den bisher gedruckten 6 Theilen der Quartausgabe (die der sel. Gleim erhielt) ein Exemplar Die neuen Oden die übrigen kleinen Gedichte die geistlichen Lieder auch einige der Dramen (wovon ich die sehr veränderte Hermannsschlacht schon ganz nach zwei Handschriften des seligen Klopstocks verglichen und die beste für Sie zum Druck zurecht gemacht habe.) so viel ich irgend durchsehen kann. Das Exemplar für die Stadtbibliothek bitte ich mir, wenn Sie andere Versendungen hieher machen, aus. Die künftigen Theile werden Sie ihr zu verhältnißmäßigem Preise lassen. Das Geld bezahle ich imgesamt an Mad. Klopstock. (Hs.: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg: Literaturarchiv. – Druck: Tiemann, Ebeling, S. 370/37ò.)
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Apparat: Allgemeiner Teil
ñ68) G. J. Göschen an C. A. Böttiger, ñ. ñ0. ñ803: Klopstock Trauerspiele g e h e n gewiß nicht. Sein Tod Adams (recte: David), den ich Boden abkaufte ist seit jenen Kauf nicht e i n m a l , nicht ein Ex. verkauft. Ich bin mit der Wittwe n u n e i n i g wegen der Fortsezung. (Hs.: Sächsische Landesbibliothek, Dresden: Mscr. Dresd. h 37. 4°, Bd 59, Nr 99.) ñ69) G. J. Göschen an C. A. Böttiger, ñ4. ññ. ñ803: Die Frau Klopstock hat mir auch Krämpfe genug gemacht. Endlich bin ich mit ihr aufs Reine und bin des herzlich froh. Doch find ich es inhuman daß Fürsten die Wittwe eines großen Mannes etwas entziehen. Große Männer wiedmen sich dem Publikum und selten ihrer Familie. Staat und Publikum solten daher sich der Hinterlaßenen eines solchen Mannes annehmen. Darüber solten Sie allenthalben so laut sprechen daß es jederman hören müßte. In den 7 Bd von Klopstock kommt ò) 24 Neue Oden 2) geistl. Lieder 3) Epigramme In den 8 Bd komen ò) Der Tod Abels (recte: Adams) 2) Hermanns Schlacht Im 9 Bd die übrigen Trauerspiele und Bardiete Mit diesen 9 Bänden ist das Werk geschloßen – An Klopstocks Leben arbeitet Ebeling – dem Klopstock es aufgetragen hat. (Hs.: Sächsische Landesbibliothek, Dresden: Mscr. Dresd. h 37. 4°, Bd 59, Nr ñ02.) ñ70) Hamburgische Neue Zeitung ñ804, St. ñ76 (3. ññ.): C. D. Ebeling, Rezension des 7. und 8. Bandes der Ausgabe von Klopstocks »Werken« bei Göschen: Leipzig, die Göschensche Buchhandlung hat nun auch den 7ten und 8ten Band von Klopstocks Werken in den drei bekannten schönen Ausgaben, und mit sorgfältigster Korrektur geliefert. Wenn je bei einem Buche die bloße Inhaltsanzeige genügte, dann gewiß bei diesem! Das einzige können wir noch hinzufügen, daß der Besorger dieser Ausgabe äußerst genau sich an die von Klopstock hinterlassenen, von ihm selbst zum Drucke bestimten Handschriften und verbesserten Exemplare der schon gedruckten Werke gehalten hat, und daß des Dichters Vorschriften aufs gewissenhafteste befolgt sind. Der achte Band (ò7 Bogen 8.) enthält den Tod Adams und Hermanns Schlacht. In jenem ist nur einiges verändert, in dem Bardiet aber vieles .
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ñ7ñ) C. D. Ebeling an J. Eliot, ñ7. ññ. ñ809: Klopstocks Poems are published by the same Bookseller of which appeared 7 Volumes in 4 and large 8vo in the same manner. I am about to prepare the 8th to the press as my intimate friend and next neighbor, late Mr Klopstok left his Manuscripts to me for that purpose. (Glimpses of European conditions from the Ebeling letters. <Ed. by> W. C. Lane. In: Proceedings of the Massachusetts Historical Society 59, ñ926, S. 347.)
Einzelapparate
Der Tod Adams überlieferung Dñ Der Tod Adams. Ein Trauerspiel. Kopenhagen, Leipzig: Friedrich Christian Pelt ò757. (Beschreibung siehe HKA, Addenda III, Nr 3092.) D2 Der Tod Adams. Ein Trauerspiel. Zweyte Auflage. Kopenhagen, Leipzig: Friedrich Christian Pelt ò765. (Beschreibung siehe HKA, Addenda III, Nr 3094.) D3 Der Tod Adams. Ein Trauerspiel. Dritte Auflage. Kopenhagen, Leipzig: Friedrich Christian Pelt ò773. (Beschreibung siehe HKA, Addenda III, Nr 3099.) D4 Der Tod Adams. Ein Trauerspiel. In: Klopstock, Werke. Bd 8. Leipzig: Georg Joachim Göschen ò804. S. -, 4-57. (Beschreibung siehe HKA, Addenda III, Nr 30-3ñ und Nr 3ñ08.) textkonstitution Grundlage der Textwiedergabe: Dñ. Die Drucke bei Pelt in Kopenhagen, Dñ, D2, D3 Bei Dñ handelt es sich um den einzigen Druck des Trauerspiels, für den Klopstock nachweisbar die Vorlage lieferte.ñ Die handschriftliche Vorlage ist nicht erhalten. Auf dieser Voraussetzung beruht der textkritische Vorzug von Dñ. Außerdem kann angenommen werden, daß Klopstock Korrektur gelesen hat. Belege allerdings gibt es dafür nicht. Insbesondere ist ein Briefwechsel zwischen Klopstock und dem Verleger Pelt, die am selben Ort (Kopenhagen) lebten, nicht überliefert. In Kopenhagen lebte Klopstock auch noch im Jahre ñ765, als die zweite Auflage (D2) – ebenfalls bei Pelt – erschien. Korrigierende Eingriffe des Autors sind darum auch für diese Auflage nicht auszuschließen. Zeugnisse dafür gibt es aber ebensowenig wie eine zwingende Bestätigung durch den Textbefund. Daß D2 eindeutig neue Fehler enthält (vgl. Abschnitt »Lesarten/Varianten«, z. B. 5, 30; 8, ññ; ñ9, 2ñ), spricht gegen eine Korrektur durch Klopstock. Ob er die Vorlage überarbeitet hatte, ist schwer zu entscheiden. So sind beispielsweise Korrekturen von Druckversehen und Interpunktionsfehlern von Dñ weder Klopstock noch dem Setzer eindeutig zuzuordnen. Einige weitere Abweichungen sind für eine eindeutige Zuordnung ebenfalls nicht signifikant genug: ein Fall von Modernisierung der Orthographie (S. 5, Z. 24 Meynung] Meinung D2) und eine Tilgung von Klopstocks deklamatorischer Interpunktion durch Auslassung eines Kommas (S. 5, Z. 7) sowie etliche Aufhebungen von Elisionen durch Wiedereinsetzen der Vokale (vgl. Abschnitt »Lesarten/Varianten«, z. B. ñ3, 28; ñ6, ñ9; 2ñ, ññ; 2ñ, 30), schließlich der einzige Fall einer zusätzlichen Elision: Text, S. 2ñ, Z. 30 Welche Dñ > Welch D2. Es handelt sich an dieser Stelle um eine Angleichung, durch die nun das eine Mal vor Vokal elidiert wird, das ñ
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ, 2, 5, 6, 8, 9 und ññ.
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Einzelapparat
andere Mal vor Konsonant: Welch ein Weinen ! Welche stumme Angst] Welch ein Weinen ! Welch stumme Angst D2. Es ist nicht zu entscheiden, ob diese Änderung von Klopstock vorgenommen wurde, beispielsweise aus rhythmischen Gründen, oder ob dem Setzer ein Versehen unterlief. So können diese Befunde den textkritischen Vorzug von Dñ nicht aufheben. Der textkritische Wert von D3 ist nicht nur weit geringer einzustufen als der von Dñ, er bleibt auch hinter D2 zurück. D3 basiert auf D2, nimmt ausnahmslos dessen Abweichungen gegenüber Dñ auf. Wo D3 auch noch von D2 abweicht, handelt es sich um falsche Buchstaben (z. B. S. 5, Z. ñ2 Colorit] Colirit D3; S. 24, Z. ññ sieht] sieth D3) und fehlende Satzzeichen (S. ñ4, Z. 29 und S. 25, Z. 28 fehlt jeweils der Punkt), weiterhin um Änderungen der Orthographie. Durchgehende orthographische Abweichungen sind: weis Dñ, D2 > weiß D3 und must Dñ, D2 > mußt D3. Eine inkonsequente orthographische Abweichung ist die einmalige Schreibweise Gebürge in D3 statt Gebirge Dñ, D2 (S. ñ3, Z. 24). Hinzu kommt eine erhebliche Zahl von Großschreibungen. Betroffen sind davon nicht nur die Substantivierung eines Adjektivs (vgl. S. ññ, Z. 3ñ: dem geliebtesten meiner Söhne] dem Geliebtesten meiner Söhne D3), sondern mehrfach auch Großschreibung nach Fragezeichen (z. B. S. 2ñ, Z. 7) und Ausrufungszeichen (z. B. S. 22, Z. ñ4; S. 27, Z. ñ8) innerhalb eines Satzes, nach denen Klopstock sonst meistens mit Kleinschreibung fortfährt. Einige dieser Ausrufungszeichen werden in D3 umgewandelt in Doppelpunkt oder Semikolon. Diese und weitere Abweichungen legen den Schluß nahe, daß Klopstock, der bei Erscheinen dieses Drucks nicht mehr in Kopenhagen lebte, diesen Druck nicht überwacht hat. Mangels textkritischer Bedeutung wurden die Eigenheiten von D3 nicht in das Verzeichnis »Lesarten/Varianten« aufgenommen. Der Druck in den »Werken« (D4) Zwei wichtige Umstände, die zur textkritischen Vorzugsqualifizierung von Dñ führen, sind im Fall der postumen Ausgabe D4 nicht gegeben: Klopstock konnte den Druckprozeß nicht überwachen, und Göschen erhielt die Druckvorlage nicht mehr von ihm selbst, sondern von C. D. Ebeling, den Klopstock mit der postumen Fortsetzung der »Werke« betraut hatte.2 Die Druckvorlage ist nicht überliefert. Im Falle der biblischen Dramen fand Ebeling im Nachlaß verbesserte Exemplare der schon gedruckten Werke vor.3 Über Ebelings redaktionellen Anteil an D4 sind keine detaillierten Zeugnisse bekannt, doch dürfte er in diesem Falle äußerst gering sein. Während Ebeling in den Verhandlungen mit Göschen nach Durchsicht des Nachlasses schrieb, daß er »Hermanns Schlacht« nach zwei Handschriften verglichen 2
3
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ66, ñ70 und ñ7ñ sowie den Abschnitt »Der Stand der Vorbereitung der Dramen für die Göschen-Ausgabe«, S. 307/308. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ70.
Der Tod Adams
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und die beste zum Druck zurecht gemacht habe,4 erklärt er nach dem Erscheinen von D4, im Gegensatz zu dem Bardiet habe Klopstock im Trauerspiel nur einiges verändert.5 Die von Ebeling erwähnten Veränderungen hatte Klopstock mit großer Wahrscheinlichkeit in ein Exemplar von D2 eingetragen. D4 folgt D2 mit vier Ausnahmen: S. 5, Z. 30 daß wir] daß mir D2 S. 8, Z. ññ besonderes] besonders D2 S. ñ5, Z. 20 Wolken] Wolcken D2 S. ñ9, Z. 2ñ sollst!] sollst? D2 Von diesen Ausnahmen führt eine zur Vereinheitlichung der Schreibweise (S. ò5, Z. 20); die übrigen vermeiden Fehler, die in D2 neu hinzugekommen waren. Diese Korrekturen können auf Klopstock zurückgehen, aber auch von Ebeling oder im Verlag vorgenommen worden sein. Die folgende Änderung ist die einzige, die vermutlich dem Autor zuzuschreiben ist: S. ññ, Z. 23 So bleib denn, mein Vater, bleib und stirb nicht! Dñ, D2 > Ach bleib denn, mein Vater, bleib! D4.6 Zu Orthographie und Interpunktion in der Ausgabe der »Werke« In Fragen der Orthographie und Interpunktion hatte Klopstock dem Verlag weitgehend freie Hand gelassen und sich auf einige generelle Aussagen beschränkt, darunter der Wunsch nach Einheitlichkeit der Schreibweise: Man muß sich gleich bleiben. Wenn man z. E. Einmal S t r o h m geschrieben hat; so muß man anderwärts nicht S t r o m schreiben, hieß es am ñ5. Oktober ñ796 in einem Brief an Göschen, als die Ausgabe der »Werke« begonnen wurde.7 Nur sehr vage schrieb er von der zu beobachtenden Orthographie Die jezt gewöhnlichste ist, wenn ich nicht irre, in dem M. S. (der »Oden«) beobachtet. Solte das indeß hier u da nicht geschehen seyn; so wird nach der erwähnten gewöhnlichsten geändert.8 Eine Verständigung über die zu beobachtende Orthographie war aufgrund von Klopstocks eigener Rechtschreibung geboten. Um die Mitte der achtziger Jahre war er in seinen Briefen größtenteils zur gewöhnlichsten Rechtschreibung zurückgekehrt und wollte sie Ende der neunziger Jahre auch in der Ausgabe der »Werke« angewandt wissen, allerdings mit Ausnahmen. Festhalten wollte er an der Vereinfachung der Doppelkonsonanz vor Konsonant und im Auslaut mindestens im Falle von »m« und »n«, z. B.: Nimmt Königinn ist mir unter andern unausstehlich. So etwas bitte ich also 4 5 6 7 8
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Abschnitt Abschnitt Abschnitt Abschnitt ebd.
»Zeugnisse«, Nr ñ67. »Zeugnisse«, Nr ñ70. »Drucklegung und erneute Überarbeitung«, S. 282. »Zeugnisse«, Nr ñ52.
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Einzelapparat
nie zu sezen, wenn es auch der gewöhnlichsten Orth. gemäß seyn solte, heißt es im oben erwähnten Brief. Weitere Einzelheiten legte Klopstock nicht fest außer – im vorhergehenden Brief – der folgenden: Der Korrektor möge ändern, wenn er in dem M. S. Worte, die wir jezo mit dem Z schreiben, mit C geschrieben findet.9 Partiell wurde in D4 Klopstocks Wünschen entsprochen, so auch weitgehend seinem Wunsch nach Einheitlichkeit (vgl. dazu. u. a. die Korrektur Wolcken D2 > Wolken D4). Zum Wunsch nach der gewöhnlichsten Orth vgl.: Ceder, Cedernwald usw. Dñ D2 > Zeder, Zedernwald D4; ferner gieng Dñ D2 > ging D4; ie Dñ D2 > je D4. Die Konsequenz, mit der solche Änderungen durchgeführt wurden, spricht für eine Korrektur seitens des Verlages. Weiter geht die darin erkennbare Modernisierungstendenz allerdings nicht. Göschen stand jeder Änderung der Rechtschreibung zurückhaltend gegenüber.ñ0 So bewahrt D4 durchgehend die Schreibung mit y statt i in Wörtern wie Feyertag, feyerlich. Der Änderung Siebender Dñ D2 > Siebenter D4 (vgl. Abschnitt »Lesarten/Varianten« ñ3, ñ6 und 20, 9) steht durchgehend Bewahrung der älteren Schreibweise kömmt gegenüber. Bei den Wörtern itzt und letzten wird in D4 tz vereinfacht zu z (Beispiele: itzt Dñ D2 > izt D4; letzten Dñ D2 > lezten D4, und Zuletzt Dñ D2 > Zulezt D4). Damit bildet D4 innerhalb der »Werke« eine Ausnahme. Da Klopstock in der Ausgabe seiner »Werke« bei Göschen die gewöhnlichste Rechtschreibung wünschte und in den Bänden, die er noch selbst korrigierte (z. B. in den »Messias«-Bänden), die Schreibung dieser Wörter mit tz billigte, geht die Änderung tz > z vielleicht auf Ebeling, vermutlich aber auf den Verlag zurück. Sonst wurde weitgehend die Orthographie der Druckvorlage übernommen, mit einer Ausnahme: belassen wurden in D4 abweichend von Klopstocks Wünschen einige Doppelkonsonanzen im Auslaut, z. B. hierrinn (S. ñ0, Z. 9). Diese Doppelkonsonanzen waren in den zu Klopstocks Lebzeiten erschienenen Bänden der »Werke« vermieden worden. Zur Interpunktion ist keine Willensäußerung des Autors bekannt. Die in D4 praktizierte ist für die Beurteilung des textkritischen Wertes von D4 ebenso wenig aussagekräftig wie die Orthographie. Nur in wenigen Fällen weicht sie von D2 ab. Schon in D2 gibt es eine Divergenz, die von Klopstocks in Dñ angewandter deklamatorischer Interpunktion zu einer grammatisch-syntaktisch bestimmten führt (S. 5, Z. 7). In D4 sind ebenfalls solche Befunde festzustellen (vgl. Abschnitt »Lesarten/ Varianten« 5, 5; 5, 6; 24, 34; 28, 6; eventuell noch 27, 4). In anderen Fällen bleibt die deklamatorische Interpunktion erhalten, z. B. im letzten Satz des Vorberichts, S. 6, Z. 3-5. Meistens übernimmt D4 auch Klopstocks deklamatorische Ausrufungsund Fragezeichen mitten im Satz, z. B. S. 9, Z. 28/29 oder S. ñ5, Z. 3ñ. Eine Tendenz zur Grammatikalisierung der Interpunktion ist bereits in der Ausgabe der »Werke« im Band »Der Messias« zu beobachten.ññ Diesen Druck hatte Klopstock überwacht 9 ñ0 ññ
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ5ñ. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ53. Vgl. HKA, Werke IV, 6. S. ñ85: »Willkürliche Satzvarianten (4.ñ.3.)«.
Der Tod Adams
397
und korrigiert und dabei dessen partielle Modernisierung der Interpunktion nicht angetastet. Fazit: Die textkritische Bedeutung von D4 resultiert aus der von Ebeling bezeugten Existenz von Handexemplaren, in denen Klopstock korrigiert hatte. Da Klopstocks Anteil an den Abweichungen gegenüber D2 im einzelnen allerdings meistens nicht positiv nachweisbar ist, kommt Dñ der Rang des zuverlässigsten Textes zu. Emendationen Emendiert werden alle Druckfehler sowie offensichtliche und vermutliche Setzfehler. Durchgehend wird die auf Verlagsgewohnheiten zurückgehende Schreibweise ie zu der geläufigeren je emendiert. Zu den Emendationen, vgl. Abschnitt »Lesarten/Varianten«: ñ0, 29; ññ, 3; ñ3, 24; ñ5, ñ5; ñ6, 8; ñ7, ñ9; ñ9, 29; 23, ñ5; 24, ñ6; 26, 29. Hervorhebungen in Dñ durch Fettdruck sind durch gesperrten Druck wiedergegeben. lesarten/varianten In dieses Verzeichnis sind die Abweichungen der Drucke Dñ, D2 und D4 vom edierten Text aufgenommen. Die Doppelbezeichnung des Verzeichnisses wurde gewählt, weil in den hier aufgelisteten Abweichungen autoreigene Änderungen (»Varianten«) von autorfremden (»Lesarten«) nicht mit Sicherheit zu unterscheiden sind. (Zu einer Änderung, die vermutlich auf den Autor zurückzuführen ist, vgl. Abschnitt »Varianten«.) Ausgenommen vom Verzeichnis sind die im Abschnitt »Textkonstitution« genannten generalisierbaren orthographischen Abweichungen von D4 gegenüber Dñ: die Vereinfachung von tz zu z in den drei genannten Wörtern, itzt Dñ D2 > izt D4; letzten Dñ D2 > lezten D4, und Zuletzt Dñ D2 > Zulezt D4, die von Ceder zu Zeder und in deren Komposita sowie die von gieng zu ging. Das gilt auch für Abweichungen, die durch Anpassung an die Typographie der Göschen-Ausgabe entstanden sind, z. B. den unterschiedlichen Gebrauch von Versalien oder Klammern bei Personenangaben und Regiebemerkungen. 5, 5, 5, 5, 5, 5, 8, 9,
5 6 7 24 30 30 ññ 27
Sitten,] Sitten D4 uns,] uns D4 Falle,] Falle D2 D4 Meynung] Meinung D2 D4 daß wir] daß mir D2 Eine] eine D2 D4 besonderes] besonders D2 hinein gieng] hineinging D4
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Einzelapparat
ñ0, 4 ñ0, 23/24 ñ0, 29 ññ, 3
hörst] Hörst D4 erstemal] erste mal D4 je] ie Dñ D2; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« theurer Sohn!] theurer Sohn; Dñ, vermutlich Setzfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« ññ, 23 So bis nicht!] Ach bleib denn, mein Vater, bleib! D4, vgl. Abschnitt »Varianten« ñ3, 8 sehest] siehest D2 D4, möglicherweise Setzfehler in Dñ ñ3, ñ6 Siebender] Siebenter D4 ñ3, 24 Gedanke!] Gedanke? Dñ, vermutlich Setzfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« ñ3, 28 mach] mache D2 D4 ñ5, 3 Adam,] Adam. D4, Abweichung nur in den Druckpapier-Exemplaren von D4, vgl. HKA, Addenda III, Nr 30, 3ñ ñ5, ñ5 unsre] unser Dñ unsere D2 D4, D2 und D4 gehen vom Verlust des letzten Buchstabens aus; von der Vertauschung von r und e auszugehen, ist wahrscheinlicher, denn in Dñ ist unsre gebräuchlich (z. B. , 4); vgl. oben Abschnitt »Emendationen«. ñ5, 20 Wolken] Wolcken D2 ñ6, 8 bebt!] bebt!. Dñ, Setz- oder Druckfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« ñ6, ñ9 hab] habe D2 D4 ñ6, 32 übertreten] übertrete D4 ñ7, 7 bist!] bist. D2 D4 ñ7, ñ9 Dritter Auftritt. <Selima. Adam.>] Dritter Auftritt. Dñ D2 D4. Diese Sprecherangaben wurden in allen drei Drucken vergessen; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« ñ7, 29 Vater,] Vater! D2 D4 ñ8, 2 sein] seine D4 ñ8, 30 bin,] bin D4, nur in den Velinpapier-Exemplaren; vgl. HKA, Addenda III, Nr 30. ñ8, 32 keine Ruhe] keine, Ruhe D4, nur in den Velinpapier-Exemplaren; vgl. HKA, Addenda III, Nr 30 ñ9, 2ñ sollst!] sollst? D2, Setzfehler ñ9, 29 beginnt: An] beginnt an Dñ D2, vermutlich in D4 korrigiert; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« 20, 9 Siebender] Siebenter D4 2ñ, ññ Sieh] Siehe D2 D4 2ñ, 23 gesehn.] gesehn; D4 2ñ, 30/3ñ Welche stumme] Welch stumme D2 D4 2ñ, 33 Bräutgam] Bräutigam D2 D4
Der Tod Adams
22, 23, 23, 23,
ñ5 2 ñ0 ñ5
23, ñ9 24, ñ2 24, ñ6 24, 24, 25, 25, 26, 26, 26, 26, 26, 26, 27, 27, 27, 27, 27, 27, 27, 28,
33 34 3 8 ñ 2 4 ññ 26 29 4 5 5 6 ñ3 33 34 6
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weggehn] weggehen D2 D4 Eva] Eva, D2 D4 sieht).] sieht.). D2 Seth.] Seth, Dñ, Setz- oder Druckfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« hingehn] hingehen D2 D4 dort] Dort D4 schlafen.] schlafen, Dñ, Setz- oderDruckfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« eh] ehe D2 D4 gehöret] gehöret. D2 D4 gebeugt] gebeugt, D4 Vater] Vater, D4 verstumm] verstumme D2 D4 weg,] weg; D4 Eh] Ehe D2 D4 freu] freue D2 D4 Geh] Gehe D2 D4 zurück.] zurück Dñ, Druckfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« fällt;] fällt, D4 mir] mir, D2 D4 laut,] laut: D2 D4 laut!] laut: D2 D4 sieht)] sieht). D2 gesehn] gesehen D2 D4 geb] gebe D2 D4 gehe;] gehe, D4
varianten ññ, 23 So bis nicht!] Ach bleib denn, mein Vater, bleib! D4
Salomo überlieferung Dñ Salomo, ein Trauerspiel von Klopstock. Magdeburg: D. C. Hechtel ò764 (4°) Kombinierter Quart-Oktavdruck. (Beschreibung siehe HKA, Addenda III, Nr 3ññ7.) D2 Salomo, ein Trauerspiel von Klopstock. Magdeburg: D. C. Hechtel ò764 (8°) Kombinierter Quart-Oktavdruck. (Beschreibung siehe HKA, Addenda III, Nr 3ññ7.) D3 Salomo, ein Trauerspiel von Klopstock. Magdeburg: Daniel Christian Hechtel ò764. (Beschreibung siehe HKA, Addenda III, Nr 3ññ6.) D4 Salomo, ein Trauerspiel von Klopstock. Zweyte Auflage. Magdeburg: Daniel Christian Hechtel ò766. (Beschreibung siehe HKA, Addenda III, Nr 3ññ9.) D5 Salomo. Neue vermehrte Auflage. Magdeburg: Daniel Christian Hechtel ò77ò. (Beschreibung siehe HKA, Addenda III, Nr 3ñ20.) D6 Salomo. Ein Trauerspiel. In: Klopstock, Werke. Bd 9. Leipzig: Georg Joachim Göschen ò806. S. 3-ò92. (Beschreibung siehe HKA, Addenda III, Nr 32 und Nr 3ñ27.) textkonstitution Grundlage der Textwiedergabe: Dñ Zur relativen Chronologie der ñ764 veröffentlichten Drucke Für den Band »Die zeitgenössischen Drucke von Klopstocks Werken«ñ2 sowie für M. Boghardts Arbeit »Analytische Druckforschung« wurden fast alle seinerzeit zugänglichen Exemplare der drei Drucke des von C. D. Hechtel im Jahre ñ764 verlegten Trauerspielsñ3 beschrieben und intern kollationiert. Dabei ergab sich, daß die von einem Satz stammenden Quart-/Oktavausführungen – im folgenden mit dem buchtechnischen Terminus »Umschußausgabe« bezeichnet – auf ññ, der Oktavdruck auf ñ2 Bogen gedruckt worden sind. Ausgehend von der Überlegung, daß ein Nachdruck den Umfang des Erstdrucks um der Einsparung von Papier willen nicht überschritten haben würde, wurde angenommen, daß der Oktavdruck wahrscheinlich vor den beiden Ausführungen der Umschußausgabe entstand.ñ4 Ferner wurden deren Pressvarianten ermittelt und ausgewertet, mit dem Ergebnis, daß die Ausführung in Quart vor der in Oktav entstanden sein muß.ñ5 Dementsprechend wurde auf folgende relative Chronologie geschlossen: Erstdruck war der Oktavdruck, dann folgte die Quart- und anschließend bzw. parallel dazu die Oktavausführung der ñ2 ñ3 ñ4 ñ5
HKA, Abt. Addenda, Bd III. Zu den Drucken bei Hechtel vgl. oben S. 288-29ñ und unten S. 403-407. Vgl. HKA, Addenda III, Nr 3ññ6. Vgl. Boghardt, Analytische Druckforschung, S. 59, 60, 62 und 66.
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Umschußausgabe. Angaben in den Messkatalogen ließen diese Annahmen als plausibel erscheinen. Sie verzeichnen die Drucke folgendermaßen: Ostermesse ñ764: »Salomo« mit der Formatangabe 8o; Michaelismesse ñ764: eine ganz kleine neue Auflage mit der Formatangabe 8o; Ostermesse ñ765: neue Aufl. in gr. 8o (was im Sprachgebrauch der Zeit dem Quartformat entspricht).ñ6 Diese Bestimmung der relativen Chronologie ist zu korrigieren. Von der im Messkatalog genannten neuen Auflage in gr. 8o (= 4o) von ñ765 ist kein Exemplar überliefert, während von allen anderen »Salomo«-Drucken Exemplare ermittelt wurden. Außerdem erscheint es fraglich, daß Hechtel einen von ihm selbst als fehlerhaft erkannten Druckñ7 ein halbes Jahr später unverändert als »neue Auflage« auf den Markt brachte. Die Durchsicht von Buchhändleranzeigen und Rezensionen zu Klopstocks Trauerspiel, die zum Zeitpunkt der genannten Untersuchungen nicht zur Verfügung standen, liefert weitere Anhaltspunkte zur Neubestimmung der relativen Chronologie: Am ñ. Mai ñ764 wird in der »Magdeburg: privilegierten Zeitung« »Salomo« in »gr. 8 auf fein Jungfer Papier« (= 4o) angezeigt.ñ8 Am 2. und 5. Mai erscheinen textlich identische Rezensionen in der von Hechtel verlegten Zeitschrift »Der Greis« und in der »Magdeburg: privilegierten Zeitung«, allerdings ohne Format- und Papierangaben.ñ9 Sie beziehen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den kurz zuvor angezeigten Quartdruck. Am ñ3. Juni ñ764 wird die Veröffentlichung des Trauerspiels mit der Formatangabe 8o in den Zürcher »Wöchentlichen Anzeigen zum Vortheil der Liebhaber der Wissenschaften und Künste«20 angezeigt. Vermutlich ist damit die Oktavausführung der Umschußausgabe gemeint, vgl. die entsprechende Besprechung vom ñ. August ñ764 in derselben Zeitschrift.2ñ Diese enthält mit Seitenangaben versehene Zitate aus »Salomo«, die sich sämtlich auf die Seitenzählung der Umschußausgabe beziehen. Eine weitere Rezension erscheint am 5. Juli ñ764 im »Altonaischen gelehrten Mercurius«22 mit der Angabe òò Octavbogen.23 ñ6
ñ7 ñ8 ñ9 20 2ñ 22 23
Vgl. HKA, Addenda III, Kommentar zu Nr 3ññ6. Zu der letztgenannten Anzeige wird bereits darauf hingewiesen, daß es sich wohl um die Quartausführung der Umschußausgabe handelt, ihre Entstehung demnach mit der der Oktavausführung, deren Anzeige zur Michaelismesse ñ764 angenommen wurde, zusammenfiele. Das ist zu ersehen aus den Pressvarianten in der Umschußausgabe. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 63. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 65. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 7ña. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 80. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 74. Die am 23. Juni ñ764 in der Greifswalder Zeitschrift »Urtheile über Gelehrte Sachen« (vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 72) veröffentlichte Besprechung enthält die Angabe ò2 Bogen. ò764. in 8. Vermutlich handelt es sich hierbei um einen Fehler, der darauf beruhen könnte, daß die Umschußausgabe auf ñ0 ganzen und 2 halben Bogen gedruckt ist.
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Einzelapparat
Auf der Grundlage dieser Zeugnisse ergibt sich folgende relative Chronologie: Die Umschußausgabe ist Erstdruck, wobei zunächst die Ausführung in Quart (Dñ), dann die in Oktav (D2) hergestellt wurde. Anschließend erfolgte als Nachdruck die weitere Ausgabe in Oktav (D3). Dieses Vorgehen entspricht dem vielfach üblichen buchhändlerischen Verfahren: Um möglichst breite Käuferschichten zu erreichen, wird eine »bessere« Ausgabe in größerem Format und auf gutem Papier hergestellt (Dñ), parallel dazu eine in kleinerem Format und minderer Ausstattung (D2). Um Satzkosten zu sparen, wählte man häufig den Weg einer Umschußausgabe. Möglicherweise hatte Hechtel seine entsprechende Ausgabe in der Zahl der Exemplare zu gering kalkuliert und fertigte kurze Zeit später im selben Jahr einen Neusatz (D3) an. Die Kollation der Drucke bestätigt diese gegenüber früheren Überlegungen veränderte Entstehungsfolge. Der größere Umfang von D3 (ñ2 Bogen) gegenüber Dñ und D2 (jeweils ññ Bogen) erklärt sich hier in erster Linie dadurch, daß, anders als in der Umschußausgabe, im Oktavdruck bei jedem Auftrittswechsel Zierleisten eingefügt wurden. Außerdem verwendete man einen jeweils größeren Zierbuchstaben zu Beginn eines Auftritts und größere Lettern für die Personenverzeichnisse zu Beginn eines Auftritts, was einen Mehrbedarf an Platz bedeutete. Die Kollation ergibt zweifelsfrei, daß der Oktavdruck (D3) hauptsächlich nach einer gedruckten Vorlage, nämlich einem Exemplar der Umschußausgabe (Dñ/D2), hergestellt wurde. Grundsätzlich ist er auf Platzersparnis angelegt, was durch größere Zeilenzahl pro Seite und geringeren Durchschuß erreicht werden sollte. Allerdings wurde der Text nicht durchgehend gleichmäßig gesetzt. So wurde im ersten Teil offenbar mit der Zielsetzung, zumindest bei Handlungswechsel Seitengleichheit mit der Vorlage zu erreichen, so verfahren, daß man je nach Bedarf die Zahl der Zeilen pro Seite erhöhte bzw. reduzierte und auch den Durchschuß veränderte. Gegen Ende der ñ. Handlung wurde eine durch größere Zeilenzahl pro Seite zunächst gewonnene Einsparung durch geringere Zeilenzahl pro Seite wieder aufgehoben, so daß der Zwischentitel Zweyte Handlung in allen drei Drucken auf der gleichen Seite 30 steht. Dasselbe Verfahren wurde bis S. 40 und S. 62 eingehalten, der Zwischentitel Dritte Handlung ist in allen Drucken wieder seitengleich. Auf den folgenden Seiten bis zum Schluß des Trauerspiels wurde die anfangs verfolgte Zielsetzung vermutlich aufgegeben; die Anmerkungen erfordern bei identischem Text trotz kompressen Satzes eine Seite mehr als in der Umschußausgabe (Dñ/D2). Diese ist hingegen insgesamt gleichmäßig gesetzt, was dafür spricht, daß sie nicht nach einem bereits als Druck vorliegenden Text, sondern nach einem Manuskript hergestellt wurde.
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Die Vorlagen des ersten Satzes und des Neusatzes Bei der Handschrift, die dem ersten Satz des Textes zu Grunde lag, handelte es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um ein eigenhändiges Manuskript von Klopstock.24 Ein weiterer eigenhändiger Textzeuge ist durch briefliche Äußerungen Klopstocks bezeugt;25 er sollte Textveränderungen – Korrekturen von Druckfehlern – veranlassen. Daß er seiner Bestimmung zugeführt wurde, ist nicht durch Zeugnisse belegt, wohl aber aus Textabweichungen des Neusatzes (D3) von den Erstdrucken (Dñ, D2) zu erschließen.26 Die Beschaffenheit dieser letztgenannten Unterlage wird aus Klopstocks Brief an Gleim vom 24. 7. ñ764 nicht deutlich, doch ist erkennbar, daß Klopstock, als an Veränderungen des ersten Satzes nicht mehr zu denken war, eine nachträgliche Anzeige der Druckfehler wünschte, und zwar in Form einer Liste als Einzeldruck, die den Exemplaren beygeheftet oder an die Buchhändler geschickt werden konnte. Erfahrungsgemäß darf Klopstocks Begriff Druckfehler nicht auf zu berichtigende Setzfehler eingeschränkt werden; denn Klopstock nutzte bei der Bearbeitung von Korrekturbogen die Gelegenheit, richtig gesetzten Text weiter zu verändern, also neben den Korrekturen auch Varianten einzutragen. Infolgedessen müssen seine sorgfältig angemerkten Druckfehler seinerzeit nicht als Liste, sie können auch auf den Korrekturbogen notiert und verschickt worden sein. Es ist also nicht ausgeschlossen, daß beim Neusatz ungebundene überarbeitete Druckbogen vom ersten Satz vorgelegen haben. Jedenfalls dürfte die Druckvorlage aus einem – in welcher Form auch immer – mit den von Klopstock gewünschten Änderungen kombinierten Exemplar der Erstdrucke bestanden haben. Relation des ersten Satzes zur handschriftlichen Druckvorlage Aus der Regellosigkeit, mit der im Erstdruck einige Wörter in zweierlei Orthographie vorkommen, darf geschlossen werden, daß beim Satz eine in der Druckerei gebräuchliche Schreibweise Anwendung fand, daß sich aber nicht selten gegen diese die Orthographie der Druckvorlage durchgesetzt hat, und zwar mit Eigenheiten der Klopstockschen Schreibweise. Beispiele sind Befunde wie die alternative Schreibung je und ie, ebenso das Nebeneinander der geminierten und einfachen Konsonanten f, m und n bei gleichem Wortlaut sowie der Wegfall des h bei auslautendem th. Die Lesart leztemal (42, 29) gibt höchstwahrscheinlich die Druckvorlage wieder, ebenso Lesarten, die durch k vom üblicherweise gesetzten ck abweichen: schreklichen (47, ñ5) oder trokne (ñ52, ñ7). 24
25 26
Zur Entstehung des Druckmanuskripts vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 32, 34, 35, 40 und 42. Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr 78. Vgl. Abschnitt »Lesarten/Varianten«.
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Einzelne Textfehler können als kennzeichnende Verlesungen der Schriftzüge Klopstocks gedeutet werden, beispielsweise ñ07, ñ2 dein Dñ recte: dem ñ53, 3ñ noch Dñ recte: nah Abhängigkeit des Drucks D3 vom ersten Satz (Dñ/D2) Es ist naheliegend anzunehmen, daß beim Neusatz des Oktavdrucks, D3, ein Exemplar der Drucke vom ersten Satz, Dñ oder D2, als Druckvorlage diente. Dies läßt sich an gleichen Textfehlern (Bindefehlern) nachweisen: 55, 4 Hemann recte: Heman 86, 2ñ chalkol recte: salomo 93, 36 Labyrinth, indem du irrst recte: Labyrinth, in dem du irrst ñ0ñ, 6/7 Der herauf, /Gestiegen ist, recte: Der herauf /Gestiegen ist, ñ08, 3ñ/32 wie dampfte/ Der Knabenblut recte: wie dampfte / Der Knaben Blut ñññ, ññ Siehst du nicht, wie tief ñ2 Er Gott verehrt? und nur es nicht wagt, sich ihm zu nahn? ññ recte: Siehst du nicht, wie tief er Gott ñ2 Verehrt? und nur es nicht wagt, sich ihm zu nahn? D3 tradiert zudem weitgehend die orthographischen Lesarten, die im Erstdruck – abweichend vom übrigen Gebrauch – einer von Klopstock geübten Schreibweise entsprechen, z. B. ie (ñ35, ñ0; ñ37, 27) und leztemal (42, 29). Von diesen Befunden kommen zwei, 55, 4 und 42, 29, nur im Quartdruck, Dñ, vor, einer auch in D2 (vgl. unten zu ññ3, ñ9) und einer ausschließlich in D2 (vgl. unten zu 63, ñ/2). Die übrigen Befunde sind in beiden Ausführungen des Satzes, Dñ und D2, enthalten. Die allein in Dñ überlieferten lassen darauf schließen, daß ein Exemplar in Quart beim Neusatz als Druckvorlage gedient hat, möglicherweise in Form der von Klopstock bearbeiteten Korrekturbogen. Abweichungen des Neudrucks (D3) vom Erstdruck Über die Bindefehler hinaus enthält die Aufstellung der »Lesarten/Varianten« (S. 4ññ-426) eine Reihe von Fehlern, die neu in den Text gekommen sind. Hier einige Beispiele, der Erkenntnis ihres Fehlercharakters wegen teilweise mit Andeutung ihres Kontextes: 53, ñ2 Enthüllte Mosis dieß statt Moses 64, 2ñ Hat sie mir kleiner nach, als sonst gemacht statt kleiner noch, 8ñ, 6 durch einem Selbstmord statt einen 9ñ, 30 Augen Wehmut entflieht statt entfließt 93, 22 mit vergossnem Krieges Blute statt Kriegesblute
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94, 2 94, 3ñ ñ29, 20 ñ45, 6 ñ46, ñ8 ñ50, ññ ñ50, ñ3
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den Opfer Blut / Befleckt statt Opferblut Chaikol statt Chalkol Ich statt In Betrüb uns ja nicht! Wir wollten ja dich nicht / Betrüben hinzugefügtes ja (Prolepse) sarja statt salomo falsche Sprecherangabe Heil, Salomo? statt Heil, Salomo! Textauslassung O Gott der Götter! du, Vers dadurch unvollständig.
Weitere Abweichungen betreffen die Orthographie und die Interpunktion; beispielsweise werden häufig Komposita in ihre Elemente aufgelöst. Auch bei regellosen Abweichungen der Interpunktion muß mit willkürlichen Texteingriffen beim Satz von D3 gerechnet werden. Nicht wenige Abweichungen des Neudrucks indessen beseitigen Textfehler beziehungsweise fehlerverdächtige Lesarten des Erstdrucks: 63, ñ/2 74, 9
Freund, der stirbt / Verstumm D2 stirbt! Dñ D3 Hat er es nicht uns offenbart! Er sey der Menschen Herr! D2 offenbart: Herr? D3 95, 22 Wie keiner liebt, so liebt des Knaben Vater mich? / So lieb Dñ mich! / So lieb D3 ñ07, 28 fragen! Dñ/D2 fragen? D3 ñ08, 23 nahn, Ich bringe Dñ nahn. D3 ññ3, ñ9 Daß Molochs Blut nicht zürne. Dñ Molochs Blick D3 ñ24, 30 Und ruft er; Nathan nicht! Dñ Und ruft er Nathan nicht! D3 ñ25, 9/ñ0 erschallen, / Du blickst sehr ernst. Dñ erschallen. / Du D3 ñ26, 4 Zu finden: … Dñ Zu finden. … D3 ñ30, 3 denn vermutlich Lesefehler in Dñ dann D3 Die Sorgfalt dieser Texteingriffe erscheint nur schwer vereinbar mit der Nachlässigkeit, die zu den oben mitgeteilten groben Fehlern im Neusatz führte, und läßt hier an die von Klopstock angemerkten Druckfehler des ersten Satzes bzw. deren Korrekturen denken. Mehr noch weisen Befunde auf Eingriffe Klopstocks hin, bei denen der Text des Erstdrucks, ohne daß eine fehlerhafte Lesart vorlag, mit erkennbaren textlichen Intentionen verändert worden ist. Dies gilt für Namen, die anstelle von Begriffswörtern, sowie für Wörter, die neu in den Text eingebracht worden sind, ebenso für Ausbesserungen unvollständiger oder metrisch unvollkommener Verse, und für Änderungen des Tempus oder stilistische Varianten, die mit Bezug auf den Kontext Präzisierungen bedeuten. Ihrer textkritischen Bedeutung wegen werden auch sie hier mit Andeutung ihres Kontextes aufgeführt: 64, 24 66, 36 6ñ, 28
Am Strome Dñ Am Nilus D3 Vom Strome Dñ Von Nilus D3 daß er mir diese Botschaft Dñ daß er zuerst mir diese Botschaft D3
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5ñ, 27/28 Dñ Sprich/ Es feyerlich aus dieß Wort D3 feyrlich 52, 27 Dñ Und mein Gebein erstarrt. S. Verwünsche dem Tode mich! D2 Verwünsche mich dem Tode! 66, ñ2 Dñ Der es sagt und thut; D3 Ders sagt und thut 89, 8 Dñ So lang ich opferte, hat mich noch nie D3 So lang ich Moloch opfre, hat mich niemals noch ñ3ñ, ñ9-2ñ Dñ Willst du das erste? N. Willst du es denn nicht? D3 erste? N. Willst es du denn nicht? ññ8, 20/2ñ Dñ Du hast geboten./ Der Bach hat ihren Staub. D3 Du hasts geboten. ñ49, 25 Dñ Und ihr, viel schreckender noch ist das! o wendet D3 viel schreckender ist noch das! 40, 30-34 Dñ Was meinest du? o sag Nein, unmöglich D3 sag an Dñ Ist das. D. Was hielst du für unmöglich, Chalkol? D3 Was hälst du 47, 26/27 Dñ mein finster Schiksal Mit Eisen wards in Felsen eingegraben: D3 Mit Eisen ists in Felsen eingegraben: ññ8, 28 Dñ Was schreckt Korah so? D3 Was schreckte Korah so? 66, 36-38 Dñ deine grauen Haare/ mit Kriegesblut/ Entheiligte! D3 deine grauen Tage 69, 33 Dñ Das täuscht mit Hofnung dich! D3 Dieß täuscht mit Hoffnung dich 88, 29/30 Dñ floß vom Glühenden/ Ihr schwarzes Blut herab. D3 am Glühenden ñ06, 3 Dñ unbefleckt vom Opferblut D3 unbefleckt von Opferblut Mit diesen Varianten sind Anhaltspunkte zur Erschließung der zweiten Druckvorlage Klopstocks gegeben; doch kann die Identifikation nicht immer frei vom Vorbehalt einer falschen Zuschreibung bleiben, und ihre Zusammenstellung wird stets unter dem Vorbehalt der Unvollständigkeit stehen müssen. Ein Beispiel dafür, wie widersprüchlich ein Befund beurteilt werden kann, bietet Vers ñ456: ññ0, 33-35 Dñ D3 Dñ D3 Dñ D3
Ha! Die Pest Die ihre Todsdünst’ in Finsternissen Todesdünst’ Versammelt hat, ein Unding?
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Die Änderung von D3 bessert mechanisch das Metrum aus, sie unterdrückt jedoch eine harte Fügung, die bei Klopstock nicht nur vereinzelt als ein Stilmittel zur Akzentuierung vorkommt. Als Bestandteile einer Textfassung, die Klopstock ursprünglich anstelle des Erstdrucks veröffentlicht wissen wollte und die textgenetisch den vorläufigen Abschluß seiner Arbeit an dem Trauerspiel bildete, müssen diese Varianten des Neudrucks bei den Überlegungen zur Grundlage der Textwiedergabe einbezogen werden. Weitere »Salomo«-Drucke (D4 D5) Bei Hechtel in Magdeburg entstanden zwei weitere Drucke von »Salomo«, D4 (ñ766) und D5 (ñ77ñ). Die Herstellung von D4 fällt noch in Klopstocks Kopenhagener, die von D5 schon in seine Hamburger Zeit. Daß Klopstock während des Drucks korrigierend eingriff, ist aufgrund der Kollationsbefunde auszuschließen: D4 basiert auf D3, D5 auf D4. Nahezu alle Eigenarten, die D3 vom Erstdruck trennen, einschließlich der meisten Druckfehler, werden in D4 und D5 übernommen. Ein Bindefehler liegt vor bei dem Ausfall eines Teils von V. 224ñ (O Gott der Götter! du,). Weitere signifikante Kollationsbefunde, die auf die Abhängigkeit der Drucke D4 und D5 von D3 hinweisen, sind: S. 6ñ, Z. 28 er mir] er zuerst mir D3 D4 D5 S. 66, Z. 36 Haare] Tage D3 D4 D5 S. 76, Z. ñ8 heruntergestürzt] herabgestürzt D3 D4 D5 S. 89, Z. 8 So lang bis noch nie] So lang ich Moloch opfre, hat mich niemals noch D3 D4 D5 Gemeinsamkeiten von D4 und D5: Viele der in Dñ/D2 und auch in D3 noch vorhandenen Ausrufungszeichen wurden ersetzt durch Punkte, Semikola, Kommata und Doppelpunkte. D4 und D5 haben den Druckfehler Rhehabeam statt Rehabeam (S. 80, Z. 38) gemeinsam sowie den Verlust von Vers ñ800 (Ich sandte deinen Sohn zu dir; allein,), ferner den Verlust von Wörtern (z. B. S. ñ23, Z. 4 über unsers Hemans] über Hemans D4 D5) und die Einfügung eines Wortes S. ñ44, Z. ñ0 unsers Vaters Davids D4 D5 statt unsers Davids Dñ/2 D3. Weitere Abweichungen der Orthographie und Interpunktion finden sich nur in D5; nur hier fehlt Vers ñ466 (Und seine Freunde dann, vor allen Chalkol!). Weil in D4 und D5 ein Eingreifen Klopstocks auszuschließen ist, werden die Abweichungen ins Verzeichnis »Lesarten/Varianten« nicht aufgenommen.
408
Einzelapparat
Der Druck in den »Werken«, D6 Die Nachteile des postumen Erscheinens (ñ806) sind für D6 dieselben wie für die übrigen Drucke der Biblischen Dramen in den »Werken«.27 Auch hier ist die Druckvorlage nicht überliefert. Anders als zu Band 8 der »Werke« gibt Ebeling zu Band 9 keine gesonderte Auskunft, weder über seine Redaktionstätigkeit für diesen Band noch über Klopstocks Änderungen in den vorgefundenen Handexemplaren. Ebelings Aussage28 legt jedoch nahe, daß er auch von »Salomo« ein Handexemplar – oder mehrere – vorbereitet für den Wiederabdruck in den »Werken« vorfand. Die Abhängigkeit des Drucks D6 von Dñ, D2 und D3 Die Kollation der Drucke zeigt, daß D6 in etwa 20 Fällen D3 folgt.29 Betroffen sind neben Orthographie und Interpunktion auch die Abweichung ñ52, ñ2 meinen Dñ meinem D3 D6 und die Änderung mit Konsequenzen für das Versmaß ññ0, 34 Todsdünst’ Dñ Todesdünst’ D3 und D6. Andererseits kommen folgende Varianten von D3 in D6 nicht vor: 40, 30 o sag: Was] sag an: was D3 64, 24 Strome] Nilus D3 66, 36 Vom Strome] Von Nilus D3 89, 8 Moloch opferte, hat mich noch nie] Moloch opfre, hat mich niemals noch D3 Daß D6 in diesen Fällen dem Erstdruck folgt, legt die Annahme nahe, daß Grundlage von D6 ein überarbeitetes Exemplar von Dñ oder D2 war. Für D2 als Vorlage für D6 könnte die geringere Zahl von Abweichungen sprechen, die jedoch nur dadurch entsteht, daß D6 die in D2 vorgenommenen Korrekturen einiger Fehler in Dñ ebenfalls aufweist. Für Dñ als Vorlage könnte sprechen, daß Klopstocks Handexemplar von diesem Druck stammte, da er mehr Platz für interlineare oder am Rand eingetragene Änderungen bot. Einige Abweichungen unterscheiden D6 von allen anderen Drucken, vor allem zusätzliche Verse und veränderte Sätze: 40, 6-8
27 28 29
Dñ als bis dieß Auge, Sich jener Nacht des dunklen Thales schließt.
Vgl. im Apparat zu »Der Tod Adams« S. 394-396. In Ebelings Brief an Göschen; vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ67 und ñ70. Vgl. unten Abschnitt »Lesarten/Varianten«: 39, 36; 45, 22; 47, ñ5; 84, 8; 86, 27; 92, ññ; 93, 26; 96, 27; ññ0, 34; ññ2, 20; ññ7, 20; ññ8, 28; ñ23, ñ3; ñ23, 2ñ; ñ23, 38; ñ26, 4; ñ30, 3; ñ52, ñ2 sowie in zwei Fällen nur in den Exemplaren auf Velinpapier, 74, 33 und 75, 5; einmal nur in den Exemplaren auf Druckpapier, 43, 4.
Salomo
D6 in der Nacht zu Gott hoff ich: Dñ ich hoffe zu Gott: D6 darda. Dñ darda. Ich kenne dich darin nicht, Chalkol, daß du nichts Von sanfter Schonung mehr zu wissen scheinst. chalkol. Du wilst, daß deinen Freund, deß Herz zu groß, Das heißt zu menschlich war, durch Krieg zu schimmern, Durch schonende Gelindigkeit zum Kinde Ich machen, und das Kind verachten soll. D6 52, 2 Wüst’ Dñ Öd’ D6 6ñ, 9 Dñ Und im Gericht sein härterer Verkläger D6 ernsterer 74, ñ9-25 Dñ H: Ich denke mehr hinauf. S: Hinauf? Wohin denn? H: Salomo, / Nach deinem Vater! D6 An deinen Vater! 75, ññ und dieß Verstummen! Dñ nicht diese Wehmut! D6 8ñ, 2ñ/22 ganz nah / Am Tode Dñ ganz nah / Am Grabe D6 82, 8 Dñ deine Hand ist kalt von Tod D6 vom ñ0ñ, 20 herabzufallen Dñ herabzusinken D6 ñ05, ñ3 der Hölle Dñ des Abgrunds D6 ñ08, 3ñ der Hölle Dñ des Abgrunds D6 ñ09, ñ6/ñ7 Dñ CH: Auch mein, du Stolzer! Der Höll! D6 Und der Höll’! ñ09, 33/34 Dñ verzehrt / Auch dieses Stolzes Flammenstrom dich ganz, D6 durchglüht ññ3, 5-8 Chamos. bis nicht. Fehlt in D6 ññ3, 26 und frage die Hölle Dñ und frage den Götzen D6 ññ5, 6 dem dir liebern Ölberg Dñ deinem geweihten Ölberg D6 ññ8, 5 Ihn unsichtbar Dñ Unsichtbar ihn D6 ññ8, ññ Ihn unsichtbar Dñ Unsichtbar ihn D6 ñ23, 24-26Dñ durch solche schwache Gründe sich Zu einem solchen Abfall von dem Herrn / Verführen ließ! D6 durch solche Schattengründe sich ñ24, 2ñ Dñ Mein ganzes Herze zittert vor Begier D6 Mir zittert vor Begier mein ganzes Herz ñ29, 32/33Dñ das Entsetzen deß, der ihn Sonst sah, und nun vor ihm vorübergeht! D6 vorüberflieht! 43, 22 48, ñ3
409
410
Einzelapparat
Durch diese Änderungen, welche mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Klopstock zurückgehen, bildet D6 textgenetisch den Abschluß von Klopstocks Arbeit an »Salomo«. Allerdings besteht auch hier der Vorbehalt sowohl einzelner falscher Zuschreibungen als auch der Unvollständigkeit. Grundlage der Textwiedergabe Die Entscheidung, welchem der Drucke, bei deren Satz autoreigene Textzeugen zu Grunde gelegt waren (Dñ, D2, D3, D6), der edierte Text folgen soll, kann nicht nach der textgenetischen Qualität getroffen werden; diese wäre sowohl D3 als auch D6 zuzusprechen. Die textkritische Relevanz beider Drucke ist jedoch durch das Nebeneinander von unterscheidbar autoreigenen und nicht sicher zuzuweisenden Textveränderungen sowie fehlerverdächtigen Lesarten stark eingeschränkt. Dagegen haben die Drucke vom ersten Satz (Dñ und D2) – trotz der absehbaren Überfremdungen des Textes – den Vorzug einer unmittelbaren Nähe zur authentischen Druckvorlage. Klopstock führte zudem die Revision des ersten Satzes auf der Grundlage von Korrekturbogen von Dñ durch, die er im April ñ764, kurz bevor der Quartdruck erschien, erhalten haben dürfte. Was D2 betrifft, so ist nicht auszuschließen, daß die Veränderungen des ersten Satzes, die am Oktavdruck festzustellen sind, im Rückgriff auf Klopstocks Druckmanuskript erfolgt sind. Bei der Textkonstitution bildete darum Dñ die Grundlage, die mit Hilfe der Textabweichungen von D2 emendiert wurde. Emendationen Die in D2 korrigierten Setzfehler von Dñ werden ausnahmslos emendiert. Dazu zählt Boghardt auch die einmalige Schreibung leztemal statt sonst letztemal (vgl. Abschnitt »Lesarten/Varianten«, 42, 29)30. Hier hat sich Klopstocks Schreibweise erhalten. Da Klopstock an Einheitlichkeit der Schreibweise gelegen war, folgt die vorliegende Ausgabe in diesem Fall Boghardts Einschätzung einer Korrektur in D2 und emendiert. Das gleiche gilt für die Schreibweise Siebender statt Siebenter (vgl. Abschnitt »Lesarten/Varianten« ñ36, ñ4)3ñ. Boghards Urteil wird hier gestützt durch den Befund in D3: Dort steht durchgehend Siebenter. Daran angelehnt wird auch auf S. ñ08 Siebender emendiert zu Siebenter. Durchgehend wird die seltener vorkommende Schreibweise ie zu der geläufigeren je emendiert. Emendiert wird ß zu s, wenn nicht die Konjunktion daß, sondern der Artikel das gemeint ist. In diesen Fällen hat – mit einer Ausnahme (Abschnitt »Lesarten/Varianten«, 33, 22) – nur D2 die Schreibweise mit ß, die dort vermutlich zu 30 3ñ
Boghardt, Analytische Druckforschung, S. 64. Boghardt, Analytische Druckforschung, S. 6ñ/62.
Salomo
411
den neu hinzugekommenen Setzfehlern gehört. Als Setzfehler können vermutlich auch drei sinnentstellend angebrachte Kommata am Versende betrachtet werden (vgl. Abschnitt »Lesarten/Varianten«, 73, 34; ñ0ñ, 6; ñ4ñ, ñ3). Emendiert werden darüber hinaus alle offensichtlichen und vermutliche Fehler in Orthographie und Interpunktion. Zu den Emendationen, vgl. Abschnitt »Lesarten/Varianten«: 33, 22; 33, 28; 39, 36; 40, 20; 44, 5; 45, 6; 49, 7; 52, 37; 54, 2; 54, 27; 59, ñ7; 60, 5; 62, 22; 66, 5; 66, ñ9; 68, 7; 68, ññ; 73, 34; 75, ñ7; 80, ñ0; 83, ñ6; 86, 2ñ; 9ñ, ñ; 93, 36; 95, 22; ñ0ñ, 6; ñ02, 27; ñ08, ñ6; ñ08, 23; ñ08, 32; ññ0, 23; ñññ, ññ/ñ2; ññ2, ñ; ññ3, ñ9; ññ9, 3; ñ24, 30; ñ33, ñ; ñ35, ñ0; ñ36, ñ4; ñ37, 27; ñ38, 23; ñ39, 24; ñ4ñ, ñ3; ñ48, 33; ñ53, ñ6; ñ54, 2. lesarten/varianten In dieses Verzeichnis aufgenommen wurden die Abweichungen der Drucke Dñ, D2, D3 und D6 vom edierten Text; von D6 auch die zwischen den Ausführungen auf Velin- und Druckpapier. Die Doppelbezeichnung des Verzeichnisses wurde auch hier gewählt, weil in den Abweichungen autoreigene Änderungen (»Varianten«) von autorfremden (»Lesarten«) überwiegend nicht mit Sicherheit zu unterscheiden sind. In D3 entsteht die Unsicherheit dadurch, daß Klopstocks Druckfehlerliste hier eingearbeitet sein könnte (zu Änderungen in D3, die vermutlich auf Klopstock zurückgehen s. oben S. 405/406), und für D6 ist nur gewiß, d a ß Klopstock in der Vorlage geändert hat, aber nicht, wie und an welchen Stellen (zu Änderungen in D6, die vermutlich auf Klopstock zurückgehen, s. oben S. 407/408). Verzeichnet wurden sämtliche Abweichungen mit folgenden Ausnahmen: – Abweichungen der Schreibweise von GOTT/GOtt und HERR/HErr. Letztere Schreibung überwiegt in Dñ; gelegentlich kommt sie auch in D2 vor; – drei Auslassungspunkte, die in D2 häufig verwendet werden, in D6 dagegen ganz verschwunden sind. Diese Tilgung geht auf eine Vereinbarung mit Klopstock zurück (vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ49); – Häkchen für ausgelassenes »e«, wie Klopstock es nennt, und worauf er in den Erstdrucken meistens verzichtete, die in D6 aber in großer Zahl eingefügt wurden; – Abweichungen, die sich der unterschiedlichen Typographie der Drucke verdanken, z. B. das Einfügen der Regiebemerkungen in den Text, das auch D6 praktiziert im Gegensatz zu Dñ, D2 und D3 oder durch den unterschiedlichen Gebrauch von Versalien bei der Angabe der Sprecher. 33, ñ6 33, ñ8 33, 22
Wann] Wenn D6 sind,] sind. D2(8°), Setzfehler nur in D2(8°), vgl. Boghardt, Analytische Druckforschung, S. 59. das] daß Dñ(4°) D2(8°) D3, vgl. oben Abschnitt »Emendationen«
412
Einzelapparat
33, 27/28 Ursachen,] Ursachen D6 33, 28 Ionikus,] Jonikus Dñ(4°) D2(8°) D3; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« 33, 28 Päon] Päon, D6 35, ñ3 Königinn] Königin D6 35, ñ8 grosser] großer D6 35, ñ8 Salomos] Salomo’s D6 39, ñ2 ihm,] ihm; D3 39, ñ6 mir] nur D6, mir deutlich in Dñ(4°); undeutlich in D2(8°) 39, 36 je] ie Dñ(4°) D2(8°), vgl. oben Abschnitt »Emendationen« 39, 36 Du] du D3 D6 40, 6 laß] lass’ D6 40, 7 Danks] Dank D6 40, 8 jener Nacht] in der Nacht D6, s. auch Abschnitt »Varianten« 40, 9 laß] lass’ D6 40, 20 Tod auf Tod,] Tod auf Tod Dñ(4°), Setzfehler nur in Dñ(4°), korrigiert in D2(8°); vgl. Boghardt, Druckforschung, S. 63/64; vgl. auch oben Abschnitt »Emendationen« 40, 25 Ists] Ist es D6 40, 28 Zu mitleidsvoll? . . Ich bins . . . auch gegen mich!] Zu mitleidsvoll? Ich bins auch gegen mich! D6 40, 30 o sag: Was] sag an: was D3, s. auch Abschnitt »Varianten« 40, 30 theurer] theurer, D6 40, 34 hieltst] hältst D3 4ñ, 8 schreklichen] schrecklichen D3 4ñ, 20 zerschmettert] Zerschmettert D3 42, 6 ichs] ich’s D6 42, 7 Zuletzt] Zulezt D6 42, ñ4 kann] kan D3 42, ñ5 loszureißen] loszureissen D3 42, ñ6 Entrönne] Entrönn D3 42, 29 letztemal] leztemal Dñ(4°) D6, Setzfehler in Dñ(4°), korrigiert in D2(8°), der sich nicht im Exemplar Hamburg SUB: KN. ñ5c, also nicht in allen Exemplaren von Dñ(4°) findet; vgl. Boghardt, Druckforschung, S. 64 42, 3ñ dießmal] diesmal D3 42, 37 Hoffst] Hofst D6, nur auf Velinpapier, vgl. HKA, Addenda III, ñ, S. 57 43, 3 hoft] hofft D3 43, 4 hofst] hoffst D3 D6, nur auf Druckpapier, vgl. HKA, Addenda III, ñ, S. 57 43, ñ4 itzt] izt D6 43, 22 zu Gott hoff ich:] ich hoffe zu Gott: D6, s. auch Abschnitt »Varianten«
Salomo
43, 43, 44, 44, 45, 45, 45, 45, 45, 45, 45, 46, 47, 47, 47, 47, 47, 47, 47, 47, 48,
26 29 5 2ñ ñ 6 6 6 ñ8 22 35 ñ4 ñ0 ñ2 ñ5 ñ9 2ñ 26 27 28 ñ3
48, ñ4 49, 3 49, 7
49, ñ4 49, ñ7 49,29 49, 32 49, 38 50, 2ñ
413
Die Nacht] Die Nacht, D6 Säuglings,] Säuglings D3 Das] Daß Dñ(4°) D2(8°), vgl. oben Abschnitt »Emendationen« ich] Ich D3 zurück] zurücke D3 kann] kan D3 bittrer] bitterer D6 je] ie Dñ(4°) D2(8°), vgl. oben Abschnitt »Emendationen« ehrne] eherne D6 also;] also: D3 also, D6 Doch] doch D3 bitter] bittres D6 konnten] konten D3 dir] dir, D3 schreklichen] schrecklichen D3 D6 batst] batest D6 mehr!] mehr; D3 Schiksal] Schicksal D3 wards] ists D3, s. auch Abschnitt »Varianten« Ach!] Ach, D3 darda.] darda. Ich kenne dich darin nicht, Chalkol, daß du nichts Von sanfter Schonung mehr zu wissen scheinst. chalkol. Du wilst, daß deinen Freund, deß Herz zu groß, Das heißt zu menschlich war, durch Krieg zu schimmern, Durch schonende Gelindigkeit zum Kinde Ich machen, und das Kind verachten soll. darda. D6, s. auch Abschnitt »Varianten« denn,] denn: D3 jetzt?] jezt? D6, nur auf Velinpapier, vgl. HKA, Addenda III, ñ, S. 57 aus.] aus Dñ(4°) D2(8°), Druckfehler; Spatium für den Punkt ist im Quart- und Oktav-Druck vorhanden. Im Exemplar D2(8°) Hamburg SUB: A/6743 ist der Punkt sehr schwach erkennbar. Vgl. auch oben Abschnitt »Emendationen« ich … ja,] ich, ja, D6 jetzt] jezt D6, nur auf Velinpapier ists] ist es D6 Gott] Gott, D6 kömmt] kömt D3 chalkol.] chalkol, D6, nur auf Druckpapier
414 50, 26 5ñ, ñ 5ñ, 28 5ñ, 36 52, 2 52, 7 52, ñ2 52, 22 52, 27 52, 29 52, 30 52, 37 53, 9 53, ñ2 53, ñ2 54, 2 54, 54, 54, 54,
5 9 20 27
54, 3ñ 55,4
55, 55, 59, 59, 59,
6 8 ñ3 ñ6 ñ7
60, 5
60, ñ0 60, 24 60, 27 60, 28 6ñ, 9 6ñ, ñ2
Einzelapparat
Zurückkömmt] Zurückkömt D3 da!] da. D2(8°), Druckfehler nur in D2(8°), wo das ! im Exemplar in Hamburg SUB: A/6743 äußerst schwach vorhanden ist. feyerlich] feyrlich D3 hör] höre D6 Wüst’] Öd’ D6, s. auch Abschnitt »Varianten« redst] redest D6 Schwermuth] Schwermut D3 Staubs] Staubes D6 dem Tode mich!] mich dem Tode! D3, s. auch Abschnitt »Varianten« gewiß;] gewiß, D6, nur auf Velinpapier daucht] deucht D6 das] daß Dñ(4°) D2(8°), vgl. oben Abschnitt »Emendationen« Worinn] Worein D6 ewigs] ewiges D6 Moses] Mosis D3 dir.] dir; Dñ(4°) D2(8°); dir: D3, vermutlich Setzfehler in Dñ(4°) D2(8°) und in D3, vgl. oben Abschnitt »Emendationen« verbürgst] verbürgest D3 ists] ist es D6 zurücke] zurück D6 dahin] dahin. Dñ(4°) D2(8°), vermutlich Setzfehler in Dñ(4°) D2(8°); dahin, D6. Vgl. auch oben Abschnitt »Emendationen« Schwermut] Schwermuth D6 Heman] Hemann D3 Dñ(4°), Setzfehler aus Dñ(4°) in D3 übernommen, aber korrigiert in D2(8°), vgl. Boghardt, Analytische Druckforschung, S. 66 Den] Der D3 säum] säum’ D3 daucht] deucht D6 Betrachtet] Betrachtet’ D3 heute.] heute Dñ(4°) D2(8°), Druck- oder Setzfehler, vgl. oben Abschnitt »Emendationen« Wahrheit] Wahrheir Dñ(4°), Setzfehler nur in Dñ(4°), korrigiert in D2(8°), vgl. Boghardt, Analytische Druckforschung, S. 60; vgl. auch oben Abschnitt »Emendationen« kanns;] kanns! D3 Todesvollen] todesvollen D6 Drauf] Dann D6 stillern] stilleren D6 härterer] ernsterer D6, s. auch Abschnitt »Varianten« bitterm] bitterem D6
Salomo
6ñ, ñ8 6ñ, 23 6ò, 28 62, ñ3 62, ñ6 62, 22 63, ñ 63, 63, 64, 64, 64, 64, 64, 64, 64, 64, 65, 65, 65, 66, 66,
35 35 5 ñ0 2ñ 22 24 30 34 36 5 38 38 3 5
66, 66, 66, 66, 66, 66, 66, 66, 66, 67, 67, 67, 67, 68,
6 ññ ñ2 ñ2 ñ2 ñ9 22 36 36 3 ññ 23 23 7
415
letzten] lezten D6 müß] müss’ D6 er mir] er zuerst mir D3, s. auch Abschnitt »Varianten« blosses] bloßes D6 Throne] Thron D6 heiligen] Heiligen Dñ(4°) D2(8°) D3, vgl. oben Abschnitt »Emendationen« der stirbt!] der stirbt D2(8°), Druckfehler nur in D2(8°); vgl. Boghardt, Analytische Druckforschung, S. 60; der stirbt. D 6 dich todt] dich für todt D6 kömmst] kömst D3 Schmerz;] Schmerz: D3 letzten] lezten D6 noch] nach D3 gemacht] macht D3 Strome] Nilus D3, s. auch Abschnitt »Varianten« meinst] meynst D3 Wittwen] Witwen D3 Füsse] Füße D6 heisset] heißet D6 thatst] thatest D6 vor dem] vordem D6 Gotts] Gottes D6 würden] würdeu Dñ(4°) D2(8°), Setzfehler, vgl. oben Abschnitt »Emendationen« Donnerschlag] Donerschlage D6 deß] dessen D3 Der es] Ders D3, s. auch Abschnitt »Varianten« sagt] sagt, D6 seys! ‘s sey] sey’s! sey’s D6 den, den] der, den Dñ D2 D3 vgl. oben Abschnitt »Emendationen« er,] er; D3 Vom Strome] Von Nilus D3, s. auch Abschnitt »Varianten« Haare] Tage D3, s. auch Abschnitt »Varianten« nicht,] nicht D3 nicht!] nicht; D3 Musick] Musik D6 gehöret] gehört D3 Erstgebohrner] Erstgebohner Dñ(4°) D2(8°), Setzfehler (Die Schreibweise in Dñ (4°) und D2(8°) ist sonst Erstgebohrner.) Erstgeborner D3 vgl. oben Abschnitt »Emendationen«
416 68, 7 68, ññ 68, 20 68, 28 69, ñ5 69, 28 69, 33 69, 33 69, 34 70, 8 70, ñ4 70, 25 70, 33 7ñ, 35 7ñ, 36 72, 6 72, ñ0 72, ñ8 72, 20 72, 28 72, 32 72, 33 72, 38 73, ñ 73, 24 73, 34 73, 74, 74, 74, 74, 74, 74, 74, 74, 74,
38 9 9 ññ ñ3 ñ7 25 29 3ñ 33
75, 5
Einzelapparat
Ihr Erstgebohrner! Der ihr Einziger!] Erstgebohrner! und der ihr Einziger! D6 Glüht er] Glühter, Dñ(4°) D2(8°), Setzfehler, vgl. oben Abschnitt »Emendationen« der] Der D3 dickgeschwollne] dick geschwollne D3 Erstgebohrner] Erstgeborner D3 satt] matt D6 Das] Dieß D3, s. auch Abschnitt »Varianten« leben.] leben! D3 nehmen!] nehmen. D3 Schrecken] Schrecken, D3 auszusprechen:] auszusprechen! D3 Seegen] Segen D3 grossen] großen D6 bewust] bewußt D6 daniedersinkt] danieder sinkt D3 dir] die D3 Staubs] Staubes D6 Grosse] Große D6 Thus] Thu’s D6 diesen] dieser D3 zurückzukehren] zurück zu kehren D3 und] Und D3 Wies] Wie’s D6 drinn] drin D6 Hoffnungen] Hofnungen D6 ichs] ichs, Dñ(4°) D2(8°) D6, vermutlich Setzfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« Eigensinn.] Eigensinn! D6 offenbart!] offenbart: D3 Herr!] Herr? D3 Empöret] Empört D6 Erdwärts] erdwärts D6 schwarze] schwarzen D6 Nach deinem] An deinen D6, s. auch Abschnitt »Varianten« Gebein Gebein] Gebeine Gebein D6 nicht;] nicht, D6, nur auf Velinpapier; vgl. HKA, Addenda III, ñ, S. 57 kommen,] kommen! D3 kommen. D6, nur auf Velinpapier; vgl. HKA, Addenda III, ñ, S. 58 gehe] gehe, D3 D6, nur auf Velinpapier; vgl. HKA, Addenda III, ñ, S. 58
Salomo
75, ññ 75, ñ7 75, 75, 75, 76, 76, 79,
ñ9 26 26 5 ñ8 20
79, 27 80, ñ0
80, 25 8ñ, 6 8ñ, ñ6 8ñ, 22 8ñ, 38 82, 5 82, 8 83, 5 83, ñ6 83, 84, 84, 84, 85, 85, 85, 85, 85, 86, 86, 86,
24 8 ñ5 23 22 22 3ñ 33 33 ñ0 ñ5 2ñ
86, 27 86, 29
417
und dieß Verstummen!] nicht diese Wehmut! D6, s. auch Abschnitt »Varianten« Gott!] Gott? Dñ(4°) D2(8°), vermutlich Setzfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« Heman?] Heman! D3 bange] bange, D3 letzte] letzte, D3 Dolchwort!] Dolchwort: D3 heruntergestürzt] herabgestürzt D3 nun,] nun. D6, Druckfehler nur auf Druckpapier; vgl. HKA, Addenda III, ñ, S. 58 wichtigers] Wichtigers D3 lernen!] lernen? Dñ(4°) D2(8°), Setzfehler in Dñ(4°) D2(8°), in D6 nur auf Druckpapier; vgl. HKA, Addenda III, ñ, S. 58; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« stürzt!] stürzt; D3 einen] einem D3 jenseit] jenseits D3 Am Tode] Am Grabe D6, s. auch Abschnitt »Varianten« kommen!] kommen. D6 Hand!] Hand, D6, nur auf Druckpapier; vgl. HKA, Addenda III, ñ, S. 58 von] vom D6, s. auch Abschnitt »Varianten« Doch] doch D3 folgen!] folgen? Dñ(4°) D2(8°), vermutlich Setzfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« hoffst] hofst D6 athemloß] athemlos D3 D6 zurücke] zurück D6 Boten,] Boten’ D3, Druckfehler Weckt’s] Weckt’st D3 vergoßne] vergossne D3 fliessen] fließen D6 Besänftige,] Besänftige D3 Salomo,] Salomo D3 herab; doch] herab. Doch D3 selbst] selbst. D6 Salomo] Chalkol Dñ(4°) D2(8°) D3, falsche Sprecherangabe in Dñ(4°) D2(8°), übernommen in D3, D4 und D5, korrigiert erst in D6; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« Looß] Loos D3 D6 aller] Aller D3
418 87, 87, 87, 87, 88, 88, 88, 88, 88, 88, 88, 88, 89,
ñ3 ñ6 26 33 ñ3 ñ6 20 23 26 29 32 33 8
89, 9 89, ñ0 89, ñ4 90, 4 90, 22 90, 30 9ñ, ñ
9ñ, 4 9ñ, 28 9ñ, 30 9ñ, 34 92, ññ 92, ñ2 92, ñ5 92, 2ñ 92, 25 92, 30 93, 4 93, 6 93, 7 93, 2ñ 93, 22 93, 22 93, 23
Einzelapparat
dahin.] dahin! D3 sahn!] sahn. D3 Hofnung] Hoffnung D3 stehngeblieben] stehn geblieben D3 von] vom D6, nur auf Druckpapier erzehle] erzähle D6 Altar,] Altar D3 zusammengedrängt] zusammen gedrängt D3 andern] andern, D3 vom] am D3, s. auch Abschnitt »Varianten« nicht,] nicht D6 sehst] seh’st D6 opferte, hat mich noch nie] Moloch opfre, hat mich niemals noch D3, s. auch Abschnitt »Varianten« daucht] däucht D6 her.] her! D3 zu Gott] o GOTT D3 hofnungslose] hoffnungslose D3 Bergs,] Bergs D6, nur auf Velinpapier wolkichter] wolkigter D3 warest du, warst] warst du, warest Dñ(4°), Fehler in Dñ(4°), in D2(8°) geändert, vgl. Boghardt, Analytische Druckforschung, S. 69 und S. 72; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« sie] sie, D6 mich?] mich! D3 entfließt] entflieht D3 wär] war D3 niemals] niemals, D3 D6 Hoffnung] Hofnung D6 eurentwillen] eurentwillen, D3 Erwarten.] Erwarten! D3 Gefühl] Gefühl, D5 unterzusinken] unter zu sinken D3 Hoffnung] Hofnung D6 denn] denn, D6 bückt,] bückt D3 Nathan:] Nathan. D6, eindeutig auf Druckpapier; schwacher Doppelpunkt auf Velinpapier vergoßnem] vergossnem D3 Kriegesblute] Krieges Blute D3 Blute:] Blute; D3
Salomo
93, 26 93, 27 93, 93, 93, 93,
27 29 32 36
94, 94, 94, 94, 94, 94, 94, 94, 95, 95, 95,
2 5 ñ6 ñ7 20 20 27 3ñ ñ2 ñ2 22
95, 95, 95, 96, 96, 96,
24 27 29 ñ4 ñ5 ñ6
96, ñ7 96, ñ7 96, ñ7 96, 27 98, ñ3 99, 3 99, ñ2 99, 26 ñ00, 4 ñ00, 4 ñ00, ñ2 ñ00, ñ6 ñ00, 2ñ ñ00, 23
419
Bald] bald D3 D6 hätt] hätt’ D6 Druckpapier; hatt’ D6 Velinpapier (nur ein Punkt auf dem a vorhanden; vermutl. Druckfehler) Frieden,] Frieden D3 sähst] sähst, D3 Thron] Thron, D6 in dem] indem Dñ(4°) D2(8°) D3, vermutlich Setzfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« Opferblut] Opfer Blut D3 Diese] Die Sängerinnen D6 ists] ist es D6 nach] ncch D6, nur auf Druckpapier deinen] deinem D3 standst] standest D6 geht halb um] geht um D6 Chalkol] Chaikol D3 fleuch] Fleuch D6 nur] nur, D6 mich!] mich? Dñ(4°) D2(8°), Setzfehler, vgl. oben Abschnitt »Emendationen« drinn] drin D6 ha!] Ha! D6 drinn] drin D6 Fluch] Fluche D6 Todesthal] Todesthal, D6 Salomo] Saloma D6, nur auf Velinpapier; vgl. HKA, Addenda III, ñ, S. 58 hat,] hat D3 offengelaßnen] offengelassnen D3 gesehen] gesehn D3 Thier] Thier, D3 D6 Feuer.] Feuer D3 Er] Zepho D6 beym] bey D6 worinn] worin D6 Molochs] Moloch D6 Warum] warum D3 voll Freundschaft] voll von Freundschaft D6 Moria …] Moria. … D3 einzigs] einziges D6 Brüder] Brüder, D6
420
Einzelapparat
ñ0ñ, 6 ñ0ñ, 7 ñ0ñ, 8 ñ0ñ, ññ ñ0ñ, ñ2 ñ0ñ, 20 ñ0ñ, 34 ñ02, 2 ñ02, 27 ñ03, 2ñ ñ04, 7 ñ04, ñ4 ñ04, ñ7 ñ04.32 ñ04, 32 ñ05, ñ3 ñ05, ñ6 ñ05, ñ9 ñ06, 3 ñ06, 5 ñ06, ñ7 ñ06, 2ñ ñ06, 25 ñ06, 27 ñ06, 35 ñ06, 37 ñ06, 38 ñ07, ññ
ñ07, ñ2
ñ07, 28 ñ08, 8 ñ08, ñ6
herauf] herauf, Dñ(4°) D2(8°) D3, vermutlich Setzfehler; in D6 eleminiert; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« Traurigkeit.] Traurigkeit, D6 Thränenlosen] thränenlosen D6 Denn] Den D6 rufet mir] ruft D6 herabzufallen] herabzusinken D6, s. auch Abschnitt »Varianten« mich.] mich! D6 O] O! D3 auch.] auch Dñ(4°) D2(8°), Satz- oder Druckfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« du. …] du … D3 Für] Vor D6 drinn] drin D6 Tags] Tages D6 Erz] Erzt D6 Molochs] Moloche D6 der Hölle] des Abgrunds D6, s. auch Abschnitt »Varianten« Genug] Genung D3 Auf] Auf, D6 vom] von D3, s. auch Abschnitt »Varianten« kümmere] kümmert D6 Ja] Ja, D3 schwer. … ] schwer … D6 starke] starke, D6 schleudern! … auf] Schleudern! Auf D6 andern Korah] andern Korah, D6 prophezein] prophezeyn D3 prophezein] prophezeyn D3 Männer] Mäuner Dñ(4°), Setzfehler nicht im Exemplar Hamburg SUB: KN. ñ5c, also nicht in allen Exemplaren von Dñ(4°); vgl. Boghardt, Analytische Druckforschung, S. 68 dem Korah] dein Korah Dñ(4°), Setzfehler nicht im Exemplar Hamburg SUB: KN. ñ5c, also nicht in allen Exemplaren von Dñ(4°); vgl. Boghardt, Analytische Druckforschung, S. 68 fragen!] fragen? D3 Kohras] Kohra D6 Siebenter] Siebender Dñ(4°) D2(8°), Druckfehler bzw. vergessene Korrektur; vgl. Boghardt, Analytische Druckforschung, S. 6ñ/62 Beispiel für ñ4ñ, ñ9 (hier ñ36, ñ4). D3und D6 haben durchgehend Siebenter. Vgl. auch oben Abschnitt »Emendationen«
Salomo
ñ08, 2ñ ñ08, 23 ñ08, 3ñ ñ08, 32 ñ09, ñ7 ñ09, 2ñ ñ09, 22 ñ09, 3ñ ñ09, 33 ññ0, 4 ññ0, ñ0 ññ0, 23
ññ0, 34 ñññ, ññ ñññ, ñ2 ñññ, ñ4 ñññ, 24 ñññ, 25 ññ2, ñ ññ2, 3 ññ2, 5 ññ2, ñ3 ññ2, ñ3 ññ2, 20 ññ3 5-8 ññ3, ñ9 ññ3, ññ3, ññ3, ññ4, ññ4, ññ4, ññ4, ññ5, ññ5,
26 29 32 6 9 ñ5 29 4 6
421
geh:] geh; D3 nahn.] nahn, Dñ(4°) D2(8°), Setz- oder Druckfehler oder Korrektur der Interpunktion in D3; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« der Hölle] des Abgrunds D6, s. auch Abschnitt »Varianten« Knaben Blut] Knabenblut Dñ(4°) D2(8°) D3, vermutlich Setzfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« Der Höll] Und der Höll’ D6, s. auch Abschnitt »Varianten« ehrnen] ehernen D6 Pfort] Pfort’ D3 Isai] Isai’s D6 verzehrt] durchglüht D6, s. auch Abschnitt »Varianten« höhre Grösse] höh’re Größe D6 Weiser] weiser D6 moloch.] Moloch Dñ(4°), Druckfehler nur in Dñ(4°); vgl. Boghardt, Analytische Druckforschung, S. 67; vgl. auch oben Abschnitt »Emendationen« Todsdünst’] Todesdünst’ D3 D6 wie tief er Gott] wie tief Dñ(4°) D2(8°) D3 Verehrt?] Er Gott verehert? Dñ(4°) D2(8°) D3 vermutlich Setzfehler, korrigiert in D6; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« hassenswürdigste] hassenswürdigste, D6 mir:] mir; D3 entreissen] entreißen D6 chamos.] Chamos Dñ(4°) D2(8°), Satz- oder Druckfehler angehöre?] angehöre, D6 habst] habest D6 Qual] Quaal D3 da] Da D6 Unsterblicher!] Unsterblicher? D3 D6 Chamos. bis nicht.] Fehlt in D6, s. auch Abschnitt »Varianten« Blick] Blut D2, Setzfehler nur in Dñ(4°) D2(8°); vgl. oben Abschnitt »Emendationen« die Hölle] den Götzen D6, s. auch Abschnitt »Varianten« hat;] hat, D6, nur auf Druckpapier salomo.] salomo, D6, nur auf Velinpapier Korah! … hört] Korah! Hört D6 o König] König D6 Gottes] Gott’s D3 trit] tritt D3 grosser] großer D6 dem dir liebern Ölberg] deinem geweihten Ölberg D6, s. auch Abschnitt »Varianten«
422
Einzelapparat
ññ5, ññ5, ññ5, ññ5, ññ5, ññ5, ññ5, ññ5, ññ5, ññ6, ññ7, ññ7, ññ7, ññ8. ññ8, ññ8, ññ8, ññ8, ññ8, ññ8, ññ8, ññ9, ññ9,
7 7 9 ññ ñ3 ñ4 ñ4 20 27 7 ññ 20 33 3 5 6 ñ0 ññ ñ3 20 28 2 3
ñ22, ñ23, ñ23, ñ23, ñ23, ñ23, ñ23, ñ23, ñ23, ñ23, ñ23, ñ23,
ñ 5 9 ññ ñ3 ñ5 ñ6 2ñ 2ñ 22 24 28
ñ23, ñ23, ñ23, ñ24,
28 28 38 3
Gott] Gott, D3 her!] her: D3 beßrer] bessrer D3 besserer D6 Höhlen] Hölen D3 dir] dir; D6 auf,] auf! D3 Fuß.] Fuß, D3 Erheb] erheb D3 ach] wehe mir! D6 Dreizehnter] Dreyzehnter D3 Er] Zepho D6 das!] das: D3 D6 komm, nur] komm nur, D6 Engel] Engel, D6 Ihn unsichtbar] Unsichtbar ihn D6, s. auch Abschnitt »Varianten« gleich,] gleich; D3 Priester] Priester, D6 Ihn unsichtbar] Unsichtbar ihn D6, s. auch Abschnitt »Varianten« her] her, D6 hast] hasts D3, s. auch Abschnitt »Varianten« schreckt] schreckte D3 D6 Bach,] Bach; D3 so auf] so auf auf Dñ(4°), Setzfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« Personen:] Personen. D6 tiefern] tieferen D6 erschüttern,] erschüttern D3 ihn auch nicht] ihn nicht D6 begreiff] begreif D3 D6 dunklen] dunkeln D3 schwindet,] schwindet D3 keine keine] keine, keine D6 Hoffnung] Hofnung D3 D6 für] vor D6 schwache Gründe] Schattengründe D6, s. auch Abschnitt »Varianten« schläferte, ] schläferte D6, ohne Komma auf Druckpapier, schwach vorhanden ist das Komma auf Velinpapier in allen Hamburger Exemplaren mehr] mehr, D3 Gründe] Gründe, D3 Hoffnung] Hofnung D3 D6 frage:] frage; D3
Salomo
ñ24, ñ24, ñ24, ñ24,
4 5 ññ 2ñ
ñ24, 22 ñ24, 24 ñ24, 30
ñ25, 6 ñ25, 9 ñ25, ñ6 ñ25, ñ7 ñ25, 32 ñ25, 36 ñ26, 4 ñ26, 5 ñ26, ñ5 ñ26, ñ8 ñ26, ñ8 ñ26, ñ9 ñ26, 23 ñ26, 32 ñ27, 8 ñ27, 24 ñ27, 24 ñ27, 26 ñ27, 30 ñ28, 6 ñ28,ñ8 ñ29, 20 ñ29, 22 ñ29, 24 ñ29, 33 ñ30, 3 ñ30, ñ3 ñ3ñ, 6 ñ3ñ, ñ2 ñ3ñ, 2ñ ñ32, ñ8
423
verkündigt] verkünde D6 Chalkol!] Chalkol? D3 verkündigt] verkündet D6 Mein ganzes Herze zittert vor Begier] Mir zittert vor Begier mein ganzes Herz D6, s. auch Abschnitt »Varianten« nicht:] nicht; D3 drauf] dann D6 Und ruft er Nathan nicht!] Und ruft er; Nathan nicht Dñ(4°) D2(8°), Uns ruft er; Nathan nicht! D6, Fehler in Dñ(4°) D2(8°), hier emendiert nach D3; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« fragen:] fragen; D3 erschallen,] erschallen. D3 würgen] würgen, D6 Zween] zween D6 wandt] wandt’ D3 wir,] wir D6 finden: …] finden. … D3 D6 mich.] mich? D6 höhre] höhere D6 höhern] höheren D6 meinst] meynst D3 vergassen] vergaßen D6 groß] grosse D3 Schicksal.] Schicksal! D3 dir] dir, D6 die Opfrung] die Opferung D6 anzusehn] zu sehn D6 Wuth] Wut D3 Wehmuth] Wehmut D3 Öfnung] Öffnung D3 entstanden;] entstanden: D6 In] Ich D6 darauf] darauf, D6 Brüderwunden] Brüder Wunden Dñ Bruderwunden D6 vorübergeht! …] vorüberflieht! D6, s. auch Abschnitt »Varianten« denn] dann D3 D6 vielleicht] Vielleicht D6 war.] war D3 So] Se D6, Druckfehler du es] es du D3, s. auch Abschnitt »Varianten« wird] wi d D2(8°), Druckfehler nur in D2(8°)
424
Einzelapparat
ñ32, 2ñ ñ33, ñ ñ33, ñ33, ñ33, ñ33, ñ33, ñ33, ñ33, ñ33, ñ33, ñ33, ñ34, ñ34, ñ35, ñ35, ñ36, ñ36,
2 ñ0 ññ ñ6 ñ7 ñ9 25 33 34 37 ñ6 33 ñ0 ñ3 7 ñ4
ñ36, ñ36, ñ36, ñ37, ñ37, ñ37, ñ37, ñ37, ñ37, ñ38, ñ38, ñ38,
20 2ñ 36 ñ5 ñ8 27 29 32 36 7 20 23
ñ38, 33 ñ39, ñ6 ñ39, 24 ñ39, 26 ñ39, 28 ñ40, ñ2
schweigen,] schweigen. D3 Geschlecht] Geschlecht! Dñ(4°) D2(8°) D3; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« ihm und mir] mir und ihm D3 Und das] Und daß D6 zu] zur D3 weis] weiß D6 weis] weiß D6 letzte weis] lezte weiß D6 weis] weiß D6 deß] des D3 sehn] sehen D6 war] ward D6 liessest] ließest D6 mich;] mich: D3 je] ie Dñ(4°) D2(8°), vgl. oben Abschnitt »Emendationen« Blut mir] Mir Blut D6 meinem] meinen D3 Siebenter] Siebender Dñ(4°), Fehler in Dñ(4°); vgl. Boghardt, Druckforschung, S. 6ñ/62; vgl. auch oben Abschnitt »Emendationen« grossen] großen D6 o] O D3 deinen] deinem D6 mich denn] dann mich D6 Todesvolle] todesvolle D6 je] ie Dñ(4°) D2(8°), vgl. oben Abschnitt »Emendationen« weis] weiß D6 grossen] großen D6 der] der, D6 irren;] irren, D6 gehe,] gehe D3 ists] ist Dñ(4°), Setzfehler nicht im Exemplar Hamburg SUB: KN. ñ5c, also nicht in allen Exemplaren von Dñ(4°) vgl. Boghardt, Analytische Druckforschung, S. 62; vgl. auch oben Abschnitt »Emendationen« meinentwillen] meinetwillen D3 Samml’,] Samml’ D3 widersteh] wiederseh Dñ(4°) D2(8°), Setzfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« ists] ist es D6 Quaal] Qual D3 Throne] Thron D3
Salomo
ñ40, 24 ñ40, 3ñ ñ40, 33 ñ4ñ, ñ3 ñ4ñ, ñ5 ñ4ñ, ñ7 ñ42, 2 ñ43, 3 ñ43, 8 ñ43, 26 ñ44, 20 ñ45, ñ ñ45, 6 ñ45, 9 ñ45, ñ0 ñ45, 2ñ ñ45, 22 ñ45, 30 ñ46, ñ8 ñ46, 38 ñ47, ñ6 ñ47, 27 ñ48, 3ñ ñ48, 33 ñ48, ñ48, ñ49, ñ49, ñ49, ñ50, ñ50, ñ50, ñ50,
34 35 25 29 34 7 ññ ñ3 20
ñ50, 23 ñ50, 26 ñ50, 33
425
Deß] Des D3 für] vor D6 ich] ich, D6 wissen] wissen, Dñ(4°) D2(8°) D3 D5, vermutlich tradierter Setz- oder Druckfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« that’s] thats D3 kam] kam, D6 habe. …] habe … D3 wichtiger] wich tiger D2(8°) Druckfehler kommen.] kommen D3 werden!] werden? D6 ihr denn von] ihr von D6 tönte.] tönte. . D6, nur auf Velinpapier uns nicht] uns ja nicht D3 vergiessen] vergießen D6 Blut . .] Blut, D6 meinen] meinem D6 Seegen] Segen D3 weis] weiß D6 Salomo] Sarja D3, falsche Sprecherangabe Gnung] Genung D6 Ich,] Ich D3 hören:] hören; D3 todten] Todten D3 denn] deun Dñ(4°) D2(8°), Setzfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« all’] all D3 möglich,] möglich D3 noch ist das!] ist noch das! D3, s. auch Abschnitt »Varianten« dich] dich, D3 red’] red D3 verheissen] verheißen D6 Salomo!] Salomo? D3, Setzfehler O Gott der Götter! du,] Fehlt in D3 Menschenruthen,] Menschenruthen D6, nur auf Velinpapier fehlt das Komma, und unter diesen in dem Exemplar Hamburg SUB: KN. 9, nicht in Hamburg SUB: A/ñ2575 und nicht in Hamburg SUB: A/394 a ñ. Ex. nicht] uicht Dñ(4°); kommt nur im Exemplar Hamburg SUB: KN. ñ5c vor (vgl. Boghardt, Druckforschung, S. 73) Gnädge] Gnädige D6 gebohren] geboren D6
426
Einzelapparat
ñ5ñ, 2 ñ5ñ, 5 ñ5ñ, 27 ñ52, 5 ñ52, ñ0 ñ52, ññ ñ52, ñ2 ñ52, ñ7 ñ52, ñ9 ñ52, 20 ñ52, ñ52, ñ52, ñ52, ñ53,
23 24 26 37 ñ6
ñ53, 23 ñ53, 28 ñ53, 29 ñ53, 3ñ ñ53, 34 ñ54, 2
worinn] worin D6 Sie] sie D3 Sohn! Ich] Sohn! ich D3 erstgebohrner] erstgeborner D6 Ach] ach D3 Segnet, segnet] segnet, segnet D3 meinen] meinem D3 D6 trokne] trockne D3 Dreizehnter] Dreyzehnter D3 Die] Dle Dñ(4°), Setzfehler in Dñ(4°), kommt nur im Ex. Hamburg SUB: KN. ñ5c vor (vgl. Boghardt, Druckgeschichte, S. 73) stumm,] stumm D3 Königinn] Königin D6 Sahst] sahst D3 weis] weiß D6 du!] du: Dñ(4°) D2(8°) D3, vermutlich Setzfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« Morgen] morgen D6 kurz;] kurz? Dñ(4°), Setzfehler nur in Dñ(4°), vgl. Boghardt, Analytische Druckforschung, S. 72 und S. 75 Nähmst] nähmst D3 nah] noch Dñ(4°), Setzfehler nur in Dñ(4°), vgl. Boghardt, Analytische Druckforschung, S. 72 und S. 74/75 leite,] leite D6, nur auf Velinpapier viele] viel Dñ(4°) D2(8°) D6, vermutlich Setzfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen«
varianten Änderungen, die mit größerer Wahrscheinlichkeit auf Klopstock zurückgehen, sind einige Abweichungen in D3 von Dñ, die Klopstocks angemerkte Druckfehler widerspiegeln könnten (vgl. auch oben S. 405/406), und einige in D6 von Dñ (s. auch oben S. 408-4ñ0). Sie werden hier zusammengestellt. Da zwischen Lesarten und Varianten überwiegend nicht sicher unterschieden werden kann, steht diese Zusammenstellung unter dem Vorbehalt einerseits der Unvollständigkeit andererseits einzelner falscher Identifikationen. 40, 40, 43, 47,
8 30 22 27
jener Nacht] in der Nacht D6 o sag: Was] sag an: was D3 zu Gott hoff ich:] ich hoffe zu Gott: D6 wards] ists D3
Salomo
48, ñ3
52, 2 52, 27 6ñ, 9 6ò, 28 64, 24 66, ñ2 66, 36 66, 36 69, 33 74, 25 75, ññ 8ñ, 22 82, 8 88, 29 89, 8 ñ0ñ, 20 ñ05, ñ3 ñ06, 3 ñ08, 3ñ ñ09, ñ7 ññ3, 5-8 ññ3, 26 ññ5, 6 ññ8, 5 ññ8, ññ ññ8, 20 ññ8, 28 ñ23, 24 ñ24, 2ñ ñ29, 33 ñ3ñ, 2ñ ñ49, 25
427
darda.] darda. Ich kenne dich darin nicht, Chalkol, daß du nichts Von sanfter Schonung mehr zu wissen scheinst. chalkol. Du wilst, daß deinen Freund, deß Herz zu groß, Das heißt zu menschlich war, durch Krieg zu schimmern, Durch schonende Gelindigkeit zum Kinde Ich machen, und das Kind verachten soll. darda. D6 Wüst’] Öd’ D6 dem Tode mich!] mich dem Tode! D3 härterer] ernsterer D6 er mir] er zuerst mir D3 Strome] Nilus D3 Der es] Ders D3 Vom Strome] Von Nilus D3 Haare] Tage D3 Das] Dieß D3 Nach deinem] An deinen D6 und dieß Verstummen!] nicht diese Wehmut! D6 Am Tode] Am Grabe D6 von] vom D6 vom] am D3 opferte, hat mich noch nie] Moloch opfre, hat mich niemals noch D3 herabzufallen] herabzusinken D6 der Hölle] des Abgrunds D6 vom] von D3 der Hölle] des Abgrunds D6 Der Höll] Und der Höll’ D6 Chamos. bis nicht.] Fehlt in D6 die Hölle] den Götzen D6 dem dir liebern Oelberg] deinem geweihten Ölberg D6 Ihn unsichtbar] Unsichtbar ihn D6 Ihn unsichtbar] Unsichtbar ihn D6 hast] hasts D3 schreckt] schreckte D3 D6 schwache Gründe] Schattengründe D6 Mein ganzes Herze zittert vor Begier] Mir zittert vor Begier mein ganzes Herz D6 vorübergeht! …] vorüberflieht! D6 du es] es du D3 noch ist das!] ist noch das! D3
David überlieferung h Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Ms. Germ. 4o, 342. 36 Doppelbll., in der Mitte quer gefaltet, und 3 Einzelbll.: 32 (ñ6) × 20, 7 cm, in 5 Lagen jeweils für eine »Handlung« ineinander gelegt. Beidseitig beschriftet. Bräunlich-gelbes, geripptes Papier. Wz: Kleine Krone, darunter: GR Papier und Wz wie bei dem Textstück »Geschichte des lezten Landtages: Der Abend. Aus einer neuen deutschen Grammatik: Vom Tonmaasse« (HKA, Werke VII,2, S. 6ñ0). Foliierung, Bl. ñr beginnend, auf den Vss. aoRr, von nicht bekannter Hd, mit Blei: ñ-74. Bl. ñr: Titelbl.: obere Hälfte: David. / Ein Trauerspiel. Untere Hälfte links: metrische Schemata (s. unten) untere Hälfte rechts: Verstext (Sophokles, Philoktet ñ425) (s. unten); Bl. ñv: Personen. Bl. 2r-ñ3r: Erste Handlung Bl. ñ3v: leer. Ein weiteres Doppelbl., möglicherweise ursprünglich Umschlag für die Lage, dann als Bl. ñr-v verwendet; Bl. ñ4r-23v: Zweyte Handlung Bl. 24r-25v: leer; Bl. 26r-39v: Dritte Handlung Bl. 40r-57r: Vierte Handlung Bl. 57v: leer; Bl. 58r-74r: Fünfte Handlung Bl. 74v: leer. Ursprünglich folgte ein weiteres Doppelbl., dessen zweite Seite als Bl 58r-v verwendet wurde. Abschrift von nicht bekannter Hd (lateinische Schreibschrift mit brauner und roter Tinte). Vgl. Texteinträge von derselben Hd in dem Textstück »Geschichte des lezten Landtages: Der Abend. Aus einer neuen deutschen Grammatik: Vom Tonmaasse« (HKA, Werke VII,2, S. 6ñ0).
¦ ¦ ¦ /«¬ ¦ ¦ /«¬«¬ «¬«¬ «¬«¬ /«¬ /«¬«¬« «¬«¬ /«¬ /«¬«¬«¬ «¬«¬ /«¬/«¬«¬«¬« ————————— «¬ ««¬«¬ . . . . . ¬«¬««¬ /«¬«¬« «¬«¬«¬««¬« «¬«¬«¬«¬«¬««¬«
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areth te prwtoj ekkriqeij stra ¬ « « teumatoj
David
429
Dñ David ein Trauerspiel von Klopstock. Hamburg: Bode ò772. (Beschreibung siehe HKA, Addenda III, Nr 3ñ09.) D2 David. Ein Trauerspiel. In: Klopstock, Werke. Bd ò0. Leipzig: Georg Joachim Göschen ò806. S. 3-ò66. (Beschreibung siehe HKA, Addenda III, Nr 33 und 3ññ5.) textkonstitution Grundlage der Textwiedergabe: Dñ. Die Handschrift (h) Die Abschrift h ist der einzige handschriftliche Textzeuge in der Überlieferung von »David«. Sie ist nicht in Schönschrift abgefaßt, sondern in typischer Kopistenschrift. Vom selben Abschreiber ist ein Textstück der »Gelehrtenrepublik« erhalten (KN 4ñ, ñ97/ñ98). Dieses Textstück, bei dem es sich vermutlich um eine Diktatniederschrift handelt (vgl. HKA, Werke VII, 2, S. 6ñ0), enthält Eintragungen von Klopstocks Hand. Auch h ist mit Korrekturen versehen. Die meisten von ihnen sind jedoch dem Schreiber zuzuordnen. Hingegen ist eine der Regiebemerkungen unten auf Bl 29 offensichtlich von einem anderen Schreiber (Text, S. 20ñ, Z. 24). Die Lageneinteilung und die Textverteilung gegen Schluß jeder Lage zeigen, daß der Schreiber einen Überblick über die Textmenge besaß. Vermutlich wurde h also nicht diktiert, sondern von einer schriftlichen Vorlage abgeschrieben. (Der Duktus der Handschrift ist bis zuletzt derselbe.) Einige sinnentstellende Textelemente und absichtlich entstandene Lücken in h lassen darauf schließen, daß die Vorlage mindestens teilweise schwer lesbar war (vgl. z. B. V. 896 Hachmoni’s, und dein Eleasar, Dodo’s Sohn] (Lücke) und dein Eleasar Dodo’s? h; V. 898/99 bis den Himmel / Staub dekt’,] bis den (Lücke) / Staub dekt! h; V. ñ055 Und Heman, und Jedithun mit Drommeten] U: Henean u: Jedithan mit (Lücke); V. ñ075 Gottes Milde] Gottes Bilder h). Zu Entstehung und Zweck von h sind keine Zeugnisse überliefert. Eine textkritische Bewertung kann allenfalls aus dem Vergleich mit Dñ gewonnen werden. Gegenüber Dñ enthält h neben zahlreichen interpunktionellen und orthographischen Abweichungen an acht Stellen Plustext unterschiedlichen Umfangs: die kleinste der Plustextstellen umfaßt einen Vers, die größte 43 Verse. Letztere und eine weitere Gruppe von 28 Versen finden sich am Dramenende (vgl. Abschnitt »Lesarten/Varianten«). Als psalmodierende Chorlieder weichen sie vom jambischen Dialogtext auffällig ab. Während die zusätzlichen Verse innerhalb des Dramas wahrscheinlich auf Klopstock zurückgehen und Bestandteile einer Fassung sind, die er verwarf, ist die Autorschaft der psalmodierenden Chorlieder fraglich. Neben Hinzufügungen kommen auch Weglassungen vor: h bietet gegenüber Dñ nicht nur an 5 Stellen weniger Verstext, – die kleinste Stelle betrifft einen Halbvers,
430
Einzelapparat
die größte vier Verse –, es fehlt auch etwa die Hälfte der Regiebemerkungen. Oft ist im Verstext markiert, wo sie vorgesehen waren (vgl. Abschnitt »Lesarten/Varianten«). Das Titelblatt von h Eine Besonderheit kennzeichnet das Titelblatt (s. Abschnitt »Überlieferung«). Darauf ist zusätzlich zum Titel des Dramas in altgriechischer Schrift Vers ñ425 des »Philoktet« von Sophokles wiedergegeben. Es ist eine Zeile aus der Anrede des Herakles an den Titelhelden: »aus Tapferkeit (oder: Tüchtigkeit) erwählt als des Heeres Erster«. In einem Versschema links oberhalb des Zitats ist das jambische Versmaß aus »Salomo« und »David« aufgezeichnet. Der griechische Vers wurde mit seinem metrischen Schema versehen, das offenbar zunächst links daneben begonnen, dann aber über dem Text selbst eingetragen wurde. Darunter finden drei weitere Schemata Platz, die Klopstock, wie schon in »Salomo«, so auch in »David« benutzt: erst ein trochäischer Vers mit einem Daktylus, der ihn zum Hendecasyllabus macht; dann ein fünfhebiger und ein sechshebiger jambischer Vers, jeweils mit einem Anapäst am Ende; dadurch schließen diese Verse mit dem dritten Päon (drei unbetonte und eine betonte Silbe; die betonte Silbe an dritter Stelle). Die Versschemata entsprechen dem Inhalt des letzten Absatzes der »Vorrede« zu »Salomo«, wo »von dem Sylbenmaasse« etwas gesagt ist (Text, S. 33, Z. 23-29); sie entsprechen formal Klopstocks »Lyrischen Sylbenmassen«, die oft an griechischen Versen – nicht selten denen des Sophokles – exemplifiziert werden. Ob die Versschemata und das »Philoktet«-Zitat von Klopstock eingetragen wurden, ist nicht eindeutig zu klären; daß sie mindestens auf eine Vorlage von Klopstock zurückgehen, jedoch wahrscheinlich. Möglicherweise handelt es sich um Notizen zur Vorbereitung einer »Vorrede«. (»David« erschien ohne ein Vorwort des Dichters.) Zusammen mit den zusätzlichen Versen sprechen diese Eintragungen auf dem Titelblatt dafür, daß h in Klopstocks Nähe, wenn nicht sogar in seinem Auftrag entstanden ist. Zur Entstehungszeit von h Der Entstehungszeitraum von h ist eingrenzbar. Klopstock arbeitete an »David« seit ñ763.32 Im Herbst ñ767 erklärte er, das Drama in den Druck geben zu wollen.33 ñ769 mußte er von Bode an die Fertigstellung erinnert werden.34 Er bezeichnete die bisher erarbeitete Fassung als unfertig.35 Dñ erschien endlich ñ772. Zu jedem Zeit-
32 33 34 35
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Abschnitt Abschnitt Abschnitt Abschnitt
»Zeugnisse«, »Zeugnisse«, »Zeugnisse«, »Zeugnisse«,
Nr Nr Nr Nr
44 ñ06 ññ4 ññ5
David
431
punkt dieser langen Entstehungsphase kann die Abschrift angefertigt worden sein. ñ772 muß als terminus ante quem angenommen werden. Von diesem Datum an hätte Klopstock für jede weitere Überarbeitung – etwa als Vorlage für D2 –, seiner Arbeitsgewohnheit entsprechend, Änderungen in ein Exemplar von Dñ eingetragen. Wäre ein solches Handexemplar Vorlage von h gewesen, würden sich die Transkriptionslücken und Fehllesungen der Abschrift nicht erklären lassen. Der Druck bei Bode, Dñ Bei Dñ handelt es sich um den einzigen Druck des Trauerspiels, für den Klopstock nachweisbar die Vorlage lieferte.36 Die Druckvorlage für Dñ ist nicht erhalten. Auf der Voraussetzung einer autoreigenen handschriftlichen Vorlage beruht die textkritische Bevorzugung von Dñ. Daß Klopstock Korrektur gelesen hat, ist nicht auszuschließen. Belege gibt es dafür nicht. Dem Druck ist eine Errata-Liste beigefügt. Bei Bode erschien von »David« kein weiterer Druck. Der Druck in den »Werken«, D2 Der zweite rechtmäßige Druck (D2) erfolgte in Band ñ0 der Ausgabe der »Werke« bei Göschen im Jahre ñ806, also noch in demselben Jahr, in dem Band 9 mit »Salomo« erschien. Auch für D2 ist die Druckvorlage nicht erhalten. Wahrscheinlich fand Ebeling im Nachlaß ein Exemplar von Dñ, in das Klopstock Änderungen eingetragen hatte,37 und zwar vor allem Kürzungen. Auf den Autor könnte auch die Änderung einiger Sätze zurückgehen (vgl. Abschnitt »Varianten«, ñ87, 29; ñ90, 20 und 2ñ und 257, 30). Daraus ergibt sich der textkritische Wert von D2, eingeschränkt durch die Ungewißheit, ob Klopstock die Überarbeitung als abgeschlossen ansah. Durch den Vergleich mit Dñ ergeben sich für D2 weitere Einschränkungen der Authentizität. Auffällig ist in D2 die Aufhebung von zahlreichen Synkopierungen (vgl. Abschnitt »Lesarten/Varianten«, z. B. ñ68, 8; 209, 4 und 8 oder 245, 26) und von mehr als zwanzig Elisionen (vgl. Abschnitt »Lesarten/Varianten« z. B. ñ65, ñ8; 2ññ, 34), die sich in Verstexten auf das Metrum auswirken. In so großer Zahl sind diese Aufhebungen vermutlich Klopstock nicht zuzuschreiben, möglicherweise aber drei gegenläufige Änderungen, nämlich Verknappungen des Wortlauts: vgl. Abschnitt »Lesarten/Varianten«, ñ77, 35 des Volkes] des Volks D2, und vielleicht auch ñ69, 20 und 2ñ. Die erste dient dem Gleichlaut zweier Verse (V. 305 und 307); die beiden anderen können als Versuch aufgefaßt werden, die rhythmische Dynamik zu steigern. 36 37
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ññ5 u. Nr ñ22 Vgl. im Apparat zu »Salomo« den Abschnitt: Der Druck in den »Werken« (D6)
432
Einzelapparat
Die Orthographie blieb in D2 so inkonsequent wie in Dñ. Ein Beispiel: S. ñ89, Z. ñ9 Hieher] Hierher D2 S. ñ95, Z. 3 Hieher] keine Abweichung in D2 S. ñ95, Z. 8 hierher] ebenso keine Abweichung in D2 Ähnlich ist der Befund für die Schreibung von Wörtern mit ff oder f, tt oder t, ck oder k. Dñ neigt zur Schreibweise mit einem Konsonanten, D2 zur Verdoppelung, auch zu mm und nn vor Konsonant und im Auslaut (z. B. wird S. 205, Z. 30 hierinn in D2 beibehalten), was Klopstock für die »Werke« ausdrücklich nicht wünschte.38 Bei diesen orthographischen Eigenheiten handelt es sich um Tendenzen, die aber nicht konsequent durchgeführt wurden (vgl. Abschnitt: »Lesarten/Varianten«). Die von Klopstock gewünschte Einheitlichkeit der Schreibweise wurde in D2 nicht erreicht. Abweichend sowohl von den Wünschen Klopstocks als auch von den sonst üblichen Gepflogenheiten des Göschen-Verlags, ist die häufige Verwendung der drei Auslassungspunkte.39 Möglicherweise steht geringere Aufmerksamkeit dahinter, worauf auch Paginierungsfehler schließen lassen, allerdings nur in der Ausgabe auf Velinpapier (S. ññ-ñ4 sind dort S. ñ3, ñ4, ññ u. ñ2). Emendationen Dñ enthält ein Verzeichnis mit dem Titel »Druckfehler« (dort S. ñ40), in dem neun teils sinnentstellende Setzfehler genannt sind. Dieses Verzeichnis wurde eingearbeitet; vgl. im Abschnitt »Lesarten/Varianten« ñ76, 3; 202, 2; 205, ñ7; 205, 23; 2ñ2, 32; 220, ñ4; 22ñ, ñ; 22ñ, 6; 22ñ, 26. Emendiert wurden Druckfehler, offensichtliche und vermutliche Setzfehler, sowie ein durch alle Drucke tradiertes Mißverständnis (207, 36; möglicherweise auch 2ñ3, 2ñ) und eine Übernahme von D2, 25ñ, 33, die nötig wurde, weil in der HKA wie dort die Regiebemerkungen in den Dramentext integriert werden. Zu den Emendationen vgl. Abschnitt »Lesarten/Varianten«: ñ67, 2ñ; ñ75, 3; ñ90, 27; 207, 36; 2ññ, 38; 2ñ3, 2ñ und 25ñ, 33. lesarten/varianten Die Abweichungen von h gegenüber Dñ sind verzeichnet mit Ausnahme solcher, die Interpunktion und Orthographie betreffen. Da der Schreiber Geminations- und Umlautzeichen gewöhnlich ausläßt, sind die daraus entstehenden Abweichungen nicht aufgenommen, auch dann nicht, wenn dadurch verschiedene Wörter entstehen, z. B. den – denn, wen – wenn, wurden – würden. Von der Verzeichnung ausgenommen sind auch in h gebrauchte Abkürzungen. Wenn vor die Bedeutung für hat, benutzt h anders als Dñ für. Als durchgehende Abweichung wird auch diese 38 39
Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ52 Vgl. Abschnitt »Zeugnisse«, Nr ñ49
David
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nicht einzeln verzeichnet. Die Auftrittsbezeichnungen erfolgen durchgehend mit dem Wort »Auftritt« und dann der römischen Ordnungszahl: Erster Auftritt.] Auftritt I h Die Abweichungen von D2 gegenüber Dñ sind verzeichnet mit Ausnahme jener, die durch die unterschiedliche Typographie und Plazierung der Regiebemerkungen entstanden sind, sowie den unterschiedlichen Gebrauch von Versalien, z. B. Erster Auftritt.] erster auftritt. D2. Die Vereinfachung von tz zu z in dem Wort letzte, letzter, letzten, die in D2 konsequent durchgeführt wurde, wird ebensowenig verzeichnet wie die Inkonsequenz bei der Schreibung jezt – in D2 kommt zugleich die Schreibweise jetzt vor (z. B. S. ñ86, Z. 9) – die durch versehentliche Übernahme der Schreibweise von Dñ entsteht. Abweichungen der Interpunktion in D2 gegenüber Dñ sind verzeichnet. Eine Ausnahme bildet der häufig vorkommende Ausdruck »Ach!«, dem, gleichgültig, ob er am Anfang oder in der Mitte eines Satzes steht, in Dñ überwiegend kein Komma folgt, in D2 aber sehr wohl. Verzeichnet in »Lesarten/Varianten« sind die Fälle, in denen statt eines Kommas ein anderes Satzzeichen eingefügt wurde. Auch in »David« werden in der Ausgabe der »Werke« in großer Zahl Häkchen zur Markierung von Synkopierungen selbst dort eingesetzt, wo Klopstock in Dñ darauf verzichtete. Das geschieht aber mit geringerer Konsequenz als in »Salomo« in Band 9 der »Werke« (vgl. z. B. V. ñ65 Eil, V. ñ67 Bring; V. ñ73 Geh; aber V. ñ98/ ñ99 Geh’, eil’/ Und bring’ u. a. m.). Diese Abweichungen wurden unter den »Lesarten/Varianten« nicht verzeichnet. Hingegen aufgenommen wurden Unterschiede, welche die beiden Ausführungen von D2 auf Velinpapier und auf Druckpapier aufweisen. ñ59 ñ/2 ñ6ñ, ñ ñ6ñ, 3 ñ6ñ, 5 ñ6ñ, 8 ñ6ñ, 8 ñ6ñ, 9 ñ6ñ, 9 ñ6ñ, ñ0 ñ6ñ, ññ ñ6ñ, ñ3/ñ4 ñ6ñ, ñ6 ñ65, 9 ñ65, ñ8 ñ65, ñ8 ñ65, ñ9
David bis Klopstock.] David. / Ein Trauerspiel. h Personen:] Personen. D2 Salomo, etwa] Salomo h Gad,] Gad. Propheten h Abisai, sein] Abisei Joabs h Bruder.] Bruder / Beor Asahels Sohn h Mephiboseth] Mephiboseth, D2, nur auf Velinpapier Jonathans,] Jonatans Sohn h Jonathans. D2, nur auf Druckpapier Barsilai’s Sohn] der Sohn Barsilae / Aelteste / Zween Hauptleute / Boten h Davids alter] Davids h als Boten] unter der Gestalt von Boten h Davids Burg] Davids Hause h deß] des D2 Und’s] Und es D2 Noch in] noch in D2 weilt;] weilt, D2
434
Einzelapparat
ñ65, 22 ñ65, 24 ñ66, ñ ñ66, 4 ñ66, ñ3 ñ66, ñ8 ñ66, 24 ñ67, 5 ñ67, ñ6 ñ67, ñ9 ñ67, 20 ñ67, 2ñ ñ67, 23 ñ67, 33 ñ68, 8 ñ68, 9 ñ68, ñ7 ñ68, 2ñ ñ68, 23 ñ68, 25 ñ68, 33 ñ68, 34 ñ69, ñ0 ñ69, ñ4 ñ69, ñ8 ñ69, 20 ñ69, 2ñ ñ69, 25 ñ69, 35 ñ7ñ, ñ5 ñ7ñ, 24 ñ7ñ, 33 ñ7ñ, 37 ñ72, ñ7 ñ72, 2ñ ñ72, 32 ñ72, 32 ñ72, 35 ñ73, 34 ñ74, 3 ñ74, 5
er hat] hat h Schuld,] Schuld D2 habe;] habe, D2 mag seyn] seyn mag h Ihm] Im D2, nur auf Druckpapier Rechtschaffner] Rechschaffner D2 liebt] lieb’ D2 sagt!] sagt. D2 irrte] irre D2 Babylon] Babylon, D2 Strohm] Strom D2 Volk] Valk Dñ, Setzfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« Straf’,] Straf’ D2 Erzähle mir] Sag an h lautsten] lautesten D2 Cymbel] Cymbala h Chören:] Chören. D2, nur auf Velinpapier lautsten] lautesten D2 Strom] Strome D2 am] an dem D2 Siegsgesang] Siegesgesang D2 ehrnen] ehernen D2 vor] für h D2 Joabs] Ioabs D2, nur auf Druckpapier nur] di r h Volkes] Volks h D2 Geschehen] Geschehn h D2 ists] ist es D2 bessern] bessren h gesendet] gesandt D2 des] der D2 aufs] auf das D2 aufs] auf das D2 kommt] kömmt D2 weile] warte h gieng] ging D2 hörte] höre h Ja sie] Ja, sie D2 Hättst] Hättest D2 danke] dankte h Mach] mach D2
David
ñ74, ñ5 ñ74, ñ8 ñ74, ñ75, ñ75, ñ75, ñ75, ñ75, ñ76, ñ76, ñ76, ñ76, ñ76, ñ77, ñ77, ñ77, ñ77. ñ77, ñ77, ñ77, ñ78, ñ78, ñ78, ñ78, ñ78, ñ78, ñ78, ñ78, ñ79, ñ79, ñ82,
25 2 3 ñ6 26 28 3 3 ñ2 ñ5 25 ñ3 20 20 2ñ 2ñ 22 35 2 6 8 8 ñ2 ñ5 20 24 ñ8 25 8
ñ83, ñ83, ñ83, ñ83, ñ84, ñ84, ñ84, ñ84,
7 ñ2 23 33 2 6 ññ ñ8
435
mußt] must’ D2 verheissest:] versprichst h verheißest. D2, nur auf Druckpapier verheißest: D2, nur auf Velinpapier Siebender] Siebenter D2 weggehn] gehn h ruf] raf Dñ, Setzfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« mußte] muste D2 schlags mir] schlag mirs h Ja] Den h ertönt] erkönt Dñ, Setzfehler laut »Druckfehler«-Verzeichnis in Dñ und’s] und es D2 Zween] Zwey D2 hie] hier D2 Beginn mit Benjamin] Fang mit Benjamin an h Erstgebohrnen] Erstgebornen D2 tausend:] tausend D2 Fünfe] Fünf D2 tausend:] tausend D2 Dreißig] Dreyßig D2 Vergassen] Vergaßen D2 Volkes] Volks D2 schützen] schützen, D2 Zum] Im h Schwerdt] Schwert D2 baun] bauen h fliehn] fliehen h Schweiß’] Schweiß D2 starkem] Starken h Verse] Ferse D2 verheissen] verheißen D2 Nathan …] Nathan, D2 Der Schauplatz ist jetzt ein wenig dunkel.] Es ist nur wenig Licht auf dem Schauplatze h ihn] ihm h ihn] ihm h grossen] großen D2 Ihr habts] Ich habs h redte] redete D2 Todte] Todten D2 Foderer] Forderer D2 hoch] hoeh D2, nur auf Druckpapier
436
Einzelapparat
ñ84, ñ8 ñ84, 20 ñ84, 34 ñ84, 34 ñ85, 4 ñ85, 8 ñ85, ñ2 ñ86, 9 ñ86, ñ5 ñ86, 2ñ ñ86, 28 ñ86, 28 ñ86, 34 ñ87, 8 ñ87, ñ7 ñ87, 27 ñ89, ñ3 ñ89, ñ5-ñ6 ñ89, 23 ñ89, 30 ñ89, 38 ñ90, 22 ñ90, 24 ñ90, 27 ñ90, 35 ñ9ñ, 8 ñ9ñ, ñ5 ñ9ñ, 2ñ ñ9ñ, 25 ñ92, ñ4 ñ92, 30 ñ92, 35 ñ93, ñ ñ93, 4 ñ93, ññ ñ93, ñ3 ñ93, ñ8 ñ93, 3ñ ñ93, 35 ñ94, 22 ñ94, 23
unsern] unserm D2 quälet] martert h frühern] früheren D2 gewinnen] schaffen h Herrscher,] Herrscher D2 Rach] Rache h Rach’ D2 ists] ist es D2 Das er gelebt hat] seines Lebens h Bluts] Blutes D2 kann] grünt h Vom] Von h Rach] Rache h Rach’ D2 mögt] möcht’ D2 dankt] denkt h haß] hass’ D2 Zadok] Zador D2, nur auf Druckpapier verloren] verlohrn h Und bis seyn!] Fehlt in h seh] sehe h wie’s] wie es D2 Der’s] Der es h bringe?] brachte h diese] jene D2 las] laß Dñ, vermutlich Setzfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« alle] alle, D2 euch] auch h nahende Weissagung] nahe Prophezeihung h nicht] dann h leben] lehen D2, nur auf Druckpapier einem] einer h Ach David] Ach, David, D2 Abisais] Abisai D2 Vom] Von dem D2 trüben Ernst] trübes Ernstes D2 ihm] ihn h sassest] saßest D2 sollen] werden h deucht] deucht, D2 sie] ihn h Füsse] Füße D2 Staub,] Staub. D2
David
ñ94, 29 ñ95, 6-ññ ñ99, 3 ñ99, 3ñ 200, ñ5 200, ñ6 200, ñ7 200, 24 200, 25 200, 33 20ñ, 20 20ñ, 22 20ñ, 27 202, 2 202, 202, 202, 203, 203, 204, 204, 205, 205, 205, 205, 205, 206, 206, 206, 207, 207, 207, 207, 207, 207, 207, 207,
437
wofern’s] wofern es D2 Sechster bis seyn!] Fehlt in h ists] ist es D2 erkohr] gewählt h mich,] mich D2 In dieser Dunkelheit umher] In diesem Labyrint herum h wird?] wird D2 Stolz?] Stolz; D2 schweig] sohweig D2, nur auf Druckpapier seit] seyd h Hohepriester Dieß zu] Hohepriester Zu D2 meinem] mein h deinen] den h Weggehen] Weggehn Dñ, Setzfehler laut »Druckfehler«-Verzeichnis in Dñ ñ3 Gebotst] Gebotest D2 20 Da stünd’, und dann ] Dastünd, u: wenn alsdann h 24 neuem] neuen D2 ñ3-ñ4 Er bis nahn.] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text und am Seitenrand unten vorhanden 33 Nach bis Stillschweigen] Fehlt in h; Platzmarkierung nur im Text vorhanden 5 sollst seyn] sein sollst h 23 Alle] alle D2 7 sprach] sagte h ñ7 wollte] wollt Dñ, Setzfehler laut »Druckfehler«-Verzeichnis in Dñ 23 thörichten] Thörichten Dñ, Setzfehler laut »Druckfehler«-Verzeichnis in Dñ 23 Staubs] Staubes D2 30 ichs nicht] ich nichts h 8 kleinen Städte] kleinern Städten h ñ0 in Geschrey] im Geschrey h ññ trift] trifft D2 ñ2 mich] nicht h ñ3 sagtest] sagst h 20 ichs] ich D2 22 ich hin, und] ich (Lücke) und h 22 Einem] einen h 27 hin] bin h 3ñ Jesabeam] Jsabeam h 32 Hachmoni’s und dein Eleasar, Dodo’s Sohn?] (Lücke) und dein Eleasar Dodo’s? h
438 207, 207, 207, 207,
Einzelapparat
34 35 35 36
208, ñ2 208, 26 209, 4 209, 5 209, 8 209, 24 209, 38 2ñ0, 5 2ñ0, 7 2ñ0, 2ñ 2ñ0, 29 2ñ0, 32 2ñ0, 35 2ñ0, 38 2ññ, ñ 2ññ, 2 2ññ, 27 2ññ, 27 2ññ, 28 2ññ, 3ñ 2ññ, 33 2ññ, 34 2ññ, 38 2ñ2, 2ñ2, 2ñ2, 2ñ2, 2ñ2, 2ñ2, 2ñ3, 2ñ3, 2ñ3, 2ñ3, 2ñ3, 2ñ3,
6 ññ 28 30 32 36 4 8 8 9 ñ9 ñ9
den Himmel] den (Lücke) h dekt’] deckt’ D2 vom] von h Kedumin her] Kedumineher h Keduminher Dñ D2, mißverstanden in h und in beiden Drucken; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« neuem] neuen h rüsten] rufen h Lästrung] Lästerung D2 würklich] wirklich D2 Lästrung] Lästerung D2 Volke] Volk h foderts] trist h gehöret] gehört h Krieg] Krieger h Meere] Meer h kenntest] kenst h Schlimste] Schlimmste D2 Dodo’s] Davids h mindsten] mindstens h D2 Räucherer] Räuchers h ihm] ihn h nah] nach h Kriegsmuth] Kriegs mit h nicht ichs] nicht h Volkes] Volks h erreichen werde] erreicht h Bleibts] Bleibt es D2 Wenn, die] Wenn die, Dñ, vermutlich Setzfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« Er bis nieder]. Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden Pest] rest h Er bis Knie]. Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden Hier bis nieder.] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden Ihm] Ihn Dñ, Setzfehler laut »Druckfehler«-Verzeichnis in Dñ Hier bis zuerst.] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden deinen] deinem h Heman] Henean h Jedithun] Jeditham h tönen] klingen h dem] den h seinem] seinen h
David
2ñ3, 2ñ 2ñ3, 32 2ñ4, 3 2ñ4, ñ0 2ñ4, ñ4 2ñ4, ñ9 2ñ4, 3ñ 2ñ4, 3ñ 2ñ4, 32 2ñ9, 5 2ñ9, 30 2ñ9, 32 2ñ9, 35 220, 5 220, 7 220, 8 220, ñ4 220, 2ñ 220, 27 22ñ, ñ 22ñ, 2 22ñ, 4 22ñ, 6 22ñ, 6 22ñ, ñ9 22ñ, 26 22ñ, 32 222, 2 222, ñ4 222, 22 222, 25 222, 27 222, 29 223, 2 223, 5 223, 5 223, ñ3 223, ñ5
439
nicht] mich Dñ, möglicherweise Setzfehler; vgl. oben Abschnitt »Emendationen« Milde] Bilder h meinem] einen h Er bis her.] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden Zu Chimeam.] Fehlt in h Ältsten] Aeltesten h meinem Gott] meinen Gott h meinem Richter] meinen Richter h Zu Gad.] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden sie] sind h ihn] ihm h lasst] laßt D2 scholl] soll h jedem] jeden h beyden] ieden beiden h Fünf tausend] Fünftausend D2 Den] So h, Dñ, Setzfehler laut »Druckfehler«-Verzeichnis in Dñ Den Aufgangshaufen] Dem Aufgang Haufen h Glückselig] Glückseliger h weinet’] weinte Dñ, Setzfehler laut »Druckfehler«-Verzeichnis in Dñ Um] Und h Todtenschaaren] Schaaren h Des grossen Heers] Der grossen Schaar h beschwüre] beschwörte Dñ, beschwört h D2. In Dñ Setzfehler laut »Druckfehler«-Verzeichnis ebd. Er bis umkehrt.] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text und am Seitenrand unten vorhanden übersteht] übersieht Dñ, Setzfehler laut »Druckfehler«-Verzeichnis in Dñ Nach bis Stillschweigen] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden Nachdem bis ist] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden ists] ist h Zehntausend!] Zehntausend D2 Zu David.] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden Zu Salomo.] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden Zu Mephiboseth.] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden würd’s] würd es D2 Ach] Ach! D2 Volkes] Volks h Schikt] Schickt D2 Chimeam bis hinaus.] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden
440 223, 223, 224, 224, 225, 226, 227, 227, 227, 227, 227, 227, 228, 228,
Einzelapparat
ñ7 27 ñ8 ñ9 ñ4 28 5 9 ññ 26 27 28 ñ 6
228, ñ4 228, ñ4 228, 20 229, 5 229, ñ3 229, ñ3 229, 24 229, 27 229, 33 230, 20 230, 36 23ñ, ñ5 23ñ, ñ6 23ñ, 20 23ñ, 2ñ 232, 23 233, 7 233, ñ8 233, 33 234, ñ3 234, 22 234, 27 235, 9 235, 24 235, 29 236, 25
Er bis zurück.] Fehlt in h Grabmaal] Grabmals h Opferer] Opfrer h wird mirs] wirds mir h nicht?] nicht. D2 Salems] Salems, D2 ausser] außer D2 trifts] triffts D2 Zu David. Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden hörtet’s] hörtest h hörtet es D2 meinen] meinem D2 trift] trifft D2 izt] itzt D2 damals warst du, Herr, mein Retter noch!] da war Gott mein Retter noch h. spätrer] späterer D2 dieses] dies h ists] ist es D2 ‘s ist] es ist D2 in Kriegsgeschrey, in] im Kriegsgeschrey im h Posaunen] Posaun h mit] mich h ists] ist es D2 Deß, der allmächtig ist] Des Allmächtigen h Wog] Weg h Da] Du h meinem] meinen h einem] einen h nicht, ob David, du, und ich] nicht O David du, du und ich h er,] er D2 Strassen] Straßen D2 konnten] können h Ähre] Ehre h Leichen] Leiche h Einige] einige D2 Arnan] Armen h auch zu Gott] zu dem Gott h meinem] meinen h Hättst] Hättest D2 wählen] erwählen h schwer’s] schwer es D2
David
236, 27 236, 34 237, 6 237, 24 238, 4 238, ñ0 238, ññ 238, ñ2 238, ñ3 238, ñ4 238, ñ8 238, 24 238, 3ñ 238, 32 238, 33 239, ñ2 239, ñ2 239, 2ñ 240, 9 240, ñ0 240, ñ3 240, ò7 240, 23 240, 35 24ñ, 7 24ñ, ñ6 24ñ, ñ8 24ñ, ñ9 24ñ, 22 242, ñ2 244, ññ 244, ñ6 245, ñ3 245, 2ñ 245, 23 245, 26 245, 28 245, 33 245, 34 246, 3
wollt’ er] wollts er h Säugling?] Säugling, D2 denn] dann D2, nur auf Druckpapier steh] sthe h trift] trifft D2 wisst] wißt D2 zu uns entfliehn,] si fiehlen zu uns h Wisst] Wißt D2 Strassen] Straßen D2 Strasse h Sahest] Sahst h Verstumme] verstum h der’s] der das D2 um] an h hier] nun h im] in h allem] allen h gieng] ging D2 Ihn los. Heraus] (Lücke) Heraus h vom] von h Chidon] Chideon h vor dem] vom h seinen] seine h An deren] Anderen h könnt’s] könnt’ es D2 Ach] Ach, D2 vermochtest] vermöchtest h meinen] meinem h litt] bit h Bethlehem] Bethlem h ihn] ihm h Bethlehem] Bethlem h Priester] Die Priester h Am] An h ists] ist es D2 geniessen] genießen D2 redst] redest D2 Ihm] Im h erwürgt] schlägt h Der Verderber! … Allein was sagst du jetzo, Moloch,] Ha verderber! … Allein was sagst du Moloch h Du] Zu h
441
442
Einzelapparat
246, ñ4 246, 26 247, 2ñ 247, 3ñ 247 3ñ 247, 32 248, 6 248, ñ9 248, 2ñ 249, 6 249, ñ7 249, 2ñ 249, 25 249, 30 250, 32 25ñ, 2 25ñ, 4 25ñ, ñ7 25ñ, 33 252, 253, 253, 254, 254, 254, 254, 254, 254, 255, 255, 255, 256, 256, 256, 256, 256, 257, 257, 257, 258,
ihn] ihm h nah] nach h Zu Chimeam.] Chimeam h Bethlem] Bethlehem h herauf] auf h Verlässest] Verläst h überzeugt] überzeuget h ists] ist es D2 Er bis weg.] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden trift] trifft D2 konnt’s] konnt es D2 Auf’s] Auf das D2 hinab] hinunter h so bald’s] so bald es D2 gehn] eilen h beschwörest] beschwörst h Grab’] Grabe h … stirb] stirb D2 <Sinkt> Wieder] Wieder Dñ, h, vgl. 25ñ, ñ6/ ñ9/ 33 unten auf der Seite wie folgt zusammengefaßt: (b. c. d.) Sinkt er in den Todesschlummer h ñ5 umarmet] umarmt h ñ2-ñ4 david bis jezt?] Fehlt in h 30 gewetzt] genetzt h ñ5 hinsieht] hinsinkt h ñ7 ists] ist es D2 20 Arnans] Armans h 35 allein] u: h 37 Krone.] Krone D2 37 Tiare] Tiara h 5 weglegt] weggelegt h 22 ach] auch h 27 heisst] heißt D2 3 gekleidet.] gekleidet, u: hat Asche auf dem Kopf. h 7 decke] deck h 9 Sterbegewande! …] Sterbegewande! D2 23 Ältste] Sechs Älteste h 27 fleht’s] stehts h ññ sehn] sehen h 20 hält] strekt h 2ñ Nach Jerusalem hin] Über Jerusalem aus h 20 Arnans] Armans h
David
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258, 22 Angstgeschrey] Angeschrey h 258, 23 Eilt’s] Eilt das D2 258, 24 Bundeshütte] Bruderhütte h 259, 8 verheissen] verheißen D2 259, ññ Verheissung] Verheißung D2 259, ñ5 selbst] schnell h 259, ñ7-ñ9 Er bis Wand.] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden 259, 22 Salomo bis ihn.] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden 259, 23 Schaafe] Schafe D2 259, 30 Auge] Aug h 260, ñ2 aufgerichtet] aufgericht h 260, 34 Ältster] Aeltester h 26ñ, 8 Arnans] Aemans h 26ñ, ñ0 Hoherpriester] Hohepriester h 26ñ, ñ0 deinen] deinem h 26ñ, 25 den, der] dem, der h 26ñ, 29 Opfernden] Opfern den h 26ñ, 33 den Herrn] dem Herrn h 26ñ, 34 Unaussprechlichen] den unaussprechlichen h 262, 6 dein] dem h 262, ñ3 Empfinden kannst.] Empfindet ganz h 262, 25 durch Irr’ und Nacht] durchs Labyrinth h 262, 30 Thore] Thor h 262, 38 Arnans] Armans h 263, 8 Arnan] Arman h 263, ñ3 glaub ich] glaub ichs h 263, 25 Erklang] Er klang h 263, 3ñ Vor das] Vors h 264, 6 Auf das] Aufs h 264, 9 Er bis Zeit.] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden 264, ññ Nachdem bis hat.] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden 264, ñ8 Er bis nieder.] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden 264, 20 Hehr,] Herr h 264, 22 Er bis schnell.] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden 265, 4 fandest] sahst h 265, ññ Die bis gehört.] Fehlt in h 266, ññ Er bis zurück.] Fehlt in h; Platzmarkierung im Text vorhanden 266, ñ4 Einige Priester.] Einige Priester – David Zadok die Aeltsten u: Priester fahren fort zu singen a) (Text zu einer Anmerkung a) fehlt) In deinem heiligen Tempel Und deinem Namen danken
444
266, 266, 266, 266, 266, 266, 266, 267, 267, 267,
Einzelapparat
ñ6 ñ7 ñ8 26 27 30 3ñ 4 ñ0 ñ7
Für deine Gnad’ u Treu Denn deinen Namen hast du Über alles herrlich gemacht! * Der herr ist hoch Und sieht aufs Niedrige Und kent von ferne den Stolzen! * Sie ist fest gegrundet Auf den heiligen Bergen! Über alle Wohnungen Jakob Liebete der Herr Die Thore Sion! Herrliche Dinge geschahn in dir Du Stadt Gottes Sela. * Ich danke dir von ganzem Herzen Und vor den Göttern Will ich Lob dir singen! Ich will anbeten In deinem heiligenTempel! Und deinem Namen danken Für deine Gnad’ u: Tron! Den deinen Namen hast du Uber alles herrlich gemacht * Der Herr ist hoch Und sieht aufs Niedrige Und kent von ferne den Stolzen * h fingen] fangen h aufgeht, soll] aufgehn soll h morgen] Morgen h Erschallen] Erschollen h jeder Funken] iede Funke h Ältsten] Aeltesten h wars] was h ich dir] ich h Thrones] trone h Cymbeln] Cymbel h
David
267, 267, 268, 268, 268, 268,
24 33 ñ 2-3 6 7
268, 8
445
morgen] Morgen h Vom] Von h Erhabenstem] Erhabensten h Hin! bis gerettet!] Auf lasst uns ihn der sich erbarmte preisen h unsre Gräber] unsre mit h Hin! laßt den Gnädigen uns, den Retter uns preisen,] Last uns den gnädigen den Retter preisen h Der bis beschloß!] Fehlt in h; stattdessen: Danket dem Herrn Denn er ist gnädig und ewig währet seine Gnade! Danket dem Gott Aller Götter Denn ewig währet seine Gnade Der grosse Wunder thut allein Denn ewig währet seine Gnade Der durch die Wüste sein Volk Geleitet hat Denn ewig währet seine Gnade. * Sie ist fest gegrundet Auf den heiligen Bergen (Die Pr) Lobet ihn Himmel, den Herrn Lobet ihn in der Höh! Über alle Wohnungen Jacob Liebte der Herr Die Tore Sion (Die Pr.) Lobet ihn all ihr Engel Lobet ihn, alle sein Heer Und hirte, die des Todes Bande noch Umpfangen Die Bäche Belial Noch schrecken Sie Gott! die leben werden Und nicht sterben! Herrliche Dinge geschahn in dir Du Stadt Gottes
446
Einzelapparat
Sela! * Meine Seele lobe den Herrn Loben will ich den Herrn Solang ich lebe U: meinem Gott lobsingen So lang ich noch hier bin Verlasset euch auf Fürsten nicht Menschen sind sie u. können nicht helfen Denn des Menschen Geist Muss davon U: zur Erde muss er wieder werden Anschlaege des Menschen Dann dann seyd ihr alle verlohren * Der Herr ist König auf ewig! Auf immer Sion dein Gott! (danach Schlußschnörkel) h varianten Plustexte in h und Änderungen in D2, die mit großer Wahrscheinlichkeit auf Klopstock zurückgehen, werden hier verzeichnet bzw. wiederholt. ñ70,ñ0 Hätt er nicht heute mit der Sonne kommen müssen?] Must’ er nicht heute mit der Sonne kommen? D2 ñ87, 24 Wie glücklich seyd ihr! und wie elend auch!] Wie glüklich seyd ihr, und wie elend auch! Meinst du, dass Gott das Gute, dass sie thun, An ihnen ganz belohnen, ganz das Böse Bestrafen werde? Sind sie nicht für beydes Zu klein? Nicht Staub wie wir? nicht Blumen auch Wie wir, die heute stehn, und Morgen verblüht sind? h ñ87, 28 So bis hier.] Fehlt in D2 ñ87, 29 suchte dich] suchte, Joab, dich. D2 ñ87, 29 - ñ89, 2 Ein Ruf bis zu Joab:] Fehlt in D2 ñ89, 6-7 Es ist nicht Zorn auf dich, wenn ich dich bitte, Von dieser Zählung nichts mit mir zu reden.] Laß, Zadok, mich von dieser Zählung schweigen! D2 ñ90, 20-2ñ Worauf sich, was ich hörte, gründet? Auf Joabs Vermuthung (denn die weiß ich) daß aufs Land,] Worauf sich gründet was ich hörte? Auf Joabs Vermuthung doch wohl nicht, daß auf das Land, D2
David
447
20ñ, 28-34 Vierter Auftritt. bis Mein Sohn!] Auftritt IV David Nathan Joab (Dav) Ich streite noch mit mir. Du siehst, o Nathan Worüber ich allein jezt zweifeln kann. Denn alles andre bleybt sehr fest bey mir, Ists, Nathan, Pflicht, bis dahinab mich selbst Zu stürzen? oder ist zu warten mir erlaubt Bis es also kommt, das ich hinunter sinke (Nat) Das David, was den daurenden Entschlus Verursacht hat, das geht nur Gott u: dich und keinen sonst mein Herr u: König an a) (Joab) Verstand ich dich so warst du izt sehr groß Durch Dehmuth (Dav) Was verstandest du: o Joab (a) zu David Die Auftrittszahlen in h ändern sich ab hier. Auftritt V Die vorigen Salomo. Chimeam. Mephibos Mein Sohn! h 205, 2 Auch heute mich, mein theurer Vater, lernen!] Auch heut mich lernen! Und noch sah ich nie Wie es ist, wenn ein Prophet von Hocherhabnen kömmt h 246, 7/8 Wenn David nicht auch dein ist? dir es seinentwegen Nicht laut im Thor der Hölle wiederhallt?] Wen David nicht auch dein ist? Ha du schwurst Es Satan, mir, du woltest Salomo Mir zur Verführung lassen! Halt den Schwur So wollen wir dann sehn, wem’s lauter einst Im Thor der Hölle wiederhallen wird! h 246, ñ6 seyn!] seyn! (Mol) Hat a) er den Namen / Den ich nante, gehört a) Indem er erschrocken vorteilt h 257, 30 Was, o David?] Was ist beschlossen? D2 258, ñ8 Joab] Joab a) a) Er spricht sehr laut und schnell. h
Vorrede überlieferung h Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden: Mscr.Dresd.C. ñ07.h, ñ3 ñ Doppelbl.: ñ8, 6 × ññ, 54 cm. S. ñ-3: Vorrede bis erlaubt.; S. 4: leer. Abschrift von nicht bekannter Hand; D Vorrede. In: Klopstock, Werke. Bd 8. Leipzig: Georg Joachim Göschen ò804. S. -VI. (Beschreibung siehe HKA, Addenda III, Nr. 30-3ñ.) textkonstitution Grundlage der Textwiedergabe: D. Klopstock schrieb die »Vorrede« ñ799 eigens für den Druck der Dramen in den »Werken«. Die Handschrift des Autors ist nicht erhalten. Sie Göschen zu schicken, bat er am 24. 9. ñ799 Böttiger,40 der sich eine Abschrift anfertigen ließ, bevor er das Originalmanuskript durch Araujo an Göschen gelangen ließ.4ñ Den Empfang bestätigte Göschen am 2. ññ. ñ799 in einem Brief an Klopstock,42 der ihm inzwischen – ohne den Umweg über Böttiger zu nehmen – mitgeteilt hatte, ihm noch eine kleine Veränderung zuschicken zu wollen (am ñ6. ñ0. ñ799).43 Es ist anzunehmen, daß diese Veränderung, deren handschriftliches Original nicht überliefert ist, in die gedruckte Fassung eingegangen ist, also aus den substantiellen Divergenzen zwischen D und h zu erschließen ist. D repräsentiert damit die vom Autor bevorzugte Textfassung. lesarten/varianten Ungewiß ist, ob Klopstock es bei einer einzigen kleinen Veränderung beließ, oder ob weitere Abweichungen in D gegenüber h auf ihn zurückgehen (vgl. Abschnitt »Lesarten/Varianten«, 269, 5, 7, ñ7, 2ñ, 26 oder 30). Deshalb werden auch hier die Abweichungen unter der doppelten Bezeichnung »Lesarten/Varianten« wiedergegeben. 269, 269, 269, 269, 269, 40 4ñ 42 43
ñ 4 5 5 7
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
vorrede.] Vorrede zu den Schauspielen. h mitherrschte] mitherschte h verfährt] der verfährt h Beschaffenheit] Beschaffenheit, h mögen,] mögen; h Abschnitt Abschnitt Abschnitt Abschnitt
»Zeugnisse«, »Zeugnisse«, »Zeugnisse«, »Zeugnisse«,
Nr Nr Nr Nr
ñ58 ñ60 ñ6ñ ñ59
Vorrede
269, 269, 269, 269, 269, 269, 269, 269,
269, 269, 269, 269, 269, 269, 269, 269, 269, 269, 269, 269, 269, 269, 269,
449
7 man gehorcht ] so gehorcht man h 8 gleichwohl] gleichwol h ñ0 dieß] dieses h ññ dichterische] dichtrische h ññ betrift] betrifft h ñ3 überlassen] überlaßen h ñ4 dichterische] dichtrische h ñ4/ñ5 will bis wiederholen.] möchte indeß doch wohl hier an der rechten Stelle stehn. h, möglicherweise die von Klopstock gemeinte kleine Veränderung (vgl. oben Abschnitt »Textkonstitution«) ñ7 oder] oder der h ñ8 könnten] könten h ñ9 Homerus.] Homerus, h ñ9 Amicus] amicus h 20 veritas] virtus h 2ñ geoffenbarte] offenbarte h 2ñ eben so] so h 22 unsrer] unserer h 22 Unrecht,] Unrecht h 24 anders,] anders; h 26 solches] solcherley h 28 Trauerspiele] Trauerspiele, h 29 zur] zu der h 30 man sich] man es sich h 30 verzeihen] verzeihn h
Anhang
Editionsprinzipien
A. Zur Textwiedergabe ñ. Anordnung Die drei überlieferten alttestamentlichen Dramen Klopstocks sind chronologisch angeordnet, und zwar nicht nach ihrem Inhalt (wie in HKA, Addenda III) , sondern nach dem Datum ihres Erscheinens, gefolgt von der „Vorrede “, die Klopstock für den Druck der Dramen in der Ausgabe der „Werke“ bei Göschen schrieb. 2. Textwiedergabe Sprechernamen Die Sprechernamen werden immer ausgeschrieben, auch in „David“, in dem sie in allen zu Klopstocks Lebzeiten erschienenen Drucken und in einer überlieferten Abschrift (h) abgekürzt werden, jedoch schon nicht mehr im postum erschienenen Band der „Werke“. Anmerkungen In dem Prosadrama „Der Tod Adams“ sind die Regieanmerkungen in runden Klammern und kleinerem Schriftgrad – dem Original entsprechend –, in den Text eingefügt. In den Versdramen sind die Regieanmerkungen ohne runde Klammern und in kleinerem Schriftgrad in den Text eingefügt. Anstelle der runden Klammern sind größere Spatien gemacht worden. Die „Anmerkungen“, die Klopstock zu „Salomo“ gemacht hat, werden in der Schriftgröße des Apparates wiedergegeben. Zeilenzählung Gezählt sind schematisch alle Zeilen des edierten Textes: die Angaben der Auftritte, der Sprechernamen, die Zeilen im Prosadrama, die Verse in den Versdramen und die eingefügten Regieanmerkungen, wenn sie in eigenen Zeilen erscheinen. Die Zeilenzählung beginnt auf jeder Seite neu. Verszählung In den beiden Versdramen ist zusätzlich eine durchgehende Verszählung angebracht. Sie bezieht sich nur auf ganze Verse, zählt also auch einen auf mehrere Sprecher und damit auf mehrere Zeilen verteilten Vers als einen. 3. Textkonstitution Wahl der Textgrundlage Klopstocks Manuskripte sind für keinen der edierten Texte erhalten. Die Textwiedergaben folgen Drucken. Ausschlaggebend bei der Entscheidung für einen
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Anhang
Druck als Textgrundlage war seine Nähe zu Klopstocks verlorener Druckvorlage für den Erstdruck. Dieses Kriterium erfüllt jeweils der Erstdruck. Die textkritisch relevanten, aber nicht als Textgrundlage gewählten Drucke und Handschriften sind in den Einzelapparaten verzeichnet. Dort ist auch die Textkonstitution beschrieben und begründet. Orthographie. Interpunktion Orthographie und Interpunktion der Textgrundlage sind exakt wiedergegeben worden. (Ausnahmen: Statt Ae, Oe, Ue in den Drucken steht Ä, Ö, Ü; statt ie steht je.) Emendationen Eindeutige und einige vermutliche Setz- und Druckfehler sind ohne Kennzeichnung berichtigt bzw. emendiert worden. Ihre Befunde sind im zugehörigen Einzelapparat im Abschnitt „Lesarten/Variaten“ wiedergegeben.
B. Zum Apparat ñ. Schriftart Autortext, sei es Text von Klopstock, sei es direkt wiedergegebener Text anderer Autoren (Zitate aus Briefen oder aus der Bibel u. a. m.) steht in Geradschrift, Herausgebertext in Kursivschrift. 2. Aufbau des Apparates Der Apparat besteht 1. aus einem allgemeinen Teil für alle edierten Texte und 2. aus Einzelapparaten für jeden der edierten Texte. Allgemeiner Teil Der erste Abschnitt des allgemeinen Teils hat die Entstehung der Dramen zum Gegenstand, d. h. rekonstruiert chronologisch Klopstocks Arbeit an den Texten und den Verlauf ihrer Drucklegung. Der zweite Abschnitt enthält in chronologischer Reihenfolge Zeugnisse des Autors und seiner Zeitgenossen zur Entstehung und Wirkung der Dramen. Einzelapparate Die einzelnen Apparate sind gegliedert in die Abschnitte ñ. „Überlieferung“, 2. „Textkonstitution“, 3. „Lesarten/Varianten“, 4. „Varianten“. Überlieferung In diesem Abschnitt sind die textkritisch oder textgenetisch relevanten Drucke und Handschriften in chronologischer Reihenfolge verzeichnet. Es wird im Falle der Abschriften im wesentlichen über folgende Gegebenheiten informiert: Umfang, Art und Format des Schriftträgers, Schreiber, Textumfang, Befunde der Beschriftung bzw. der Handschrift.
Editionsprinzipien
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Im Falle der Drucke wird verwiesen auf ihre Beschreibung in der Bibliographie „Die zeitgenössischen Drucke von Klopstocks Werken“ (HKA, Addenda III). Textkonstitution In diesem Abschnitt wird mitgeteilt, auf welchem Zeugen die Textwiedergabe basiert und mit welchen Gründen diese Textgrundlage gewählt wurde. Emendierende Eingriffe in die Textgrundlage werden verzeichnet. Lesarten/Varianten Hier sind alle Abweichungen der gedruckten oder handschriftlichen Texte gegenüber der edierten Textfassung verzeichnet, sofern diese Abweichungen nicht generalisierbar und in einem allgemeinen Vermerk feststellbar waren. Da in einzelnen Fällen nicht zu unterscheiden ist, ob der Autor oder andere die Divergenzen verursacht haben, wurde die prinzipielle Doppeldeutigkeit solcher Divergenzen als Lesarten oder Varianten durch Verweisungen auf den Abschnitt „Varianten“ (= Änderungen des Autors) sowie durch die kombinierte Überschrift zum Ausdruck gebracht. Die editorischen Emendationen sind hier mitverzeichnet. Varianten Hier sind alle textlichen Abweichungen verzeichnet, die mit Sicherheit oder mit großer Wahrscheinlichkeit als Autoränderungen auf Klopstock zurückzuführen sind, sowie diejenigen Abweichungen, die möglicherweise dem Autor zuzuschreiben sind.
Abgekürzt zitierte Literatur Abbt, Vermischte Werke T. Abbt, Vermischte Werke. Th. 3. Berlin, Stettin ñ77ñ. Allgemeine deutsche Bibliothek Allgemeine deutsche Bibliothek. Bd ñ-ññ8. Berlin, Stettin ñ765-ñ796. Biblia M. Luther, Die gantze Heilige Schrift Deudsch. Wittenberg ñ545. Hrsg. von H. Volz unter Mitarbeit von H. Blanke. Bd ñ-2. München ñ972. Back/Spindler Klopstock, Sämmtliche sprachwissenschaftliche und ästhetische Schriften, nebst den übrigen bis jetzt noch ungesammelten Abhandlungen, Gedichten, Briefen etc.; hrsg. von A. L. Back und A. R. C. Spindler. Bd ñ-6. Leipzig ñ830. (Klopstock, Sämmtliche Werke. Bd ñ3-ñ8.) Boghardt, Analytische Druckforschung M. Boghardt, Analytische Druckforschung. Ein methodischer Beitrag zu Buchkunde und Textkritik. Hamburg ñ977. Cramer, Klopstock Klopstock. Er; und über ihn, hrsg. von C. F. Cramer. Th. 4-5: Leipzig, Altona ñ792. Federmann, Füssli A. Federmann, Johann Heinrich Füssli. Dichter und Maler. ñ74ñ-ñ825. Zürich ñ927. (Monographien zur Schweizer Kunst. Bd ñ.) Hamburgische Neue Zeitung Kaiserlich-privilegierte Hamburgische Neue Zeitung. Jg. ñ ff. Hamburg ñ767 ff. Hamburgischer Correspondent Staats- und Gelehrte Zeitung(en) des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Hamburg ñ73ñ ff. Hellmuth, Metrische Erfindung H.-H. Hellmuth, Metrische Erfindung und metrische Theorie bei Klopstock. München ñ973. Kapp/Goldfriedrich, Geschichte des Deutschen Buchhandels Geschichte des Deutschen Buchhandels. Im Auftrage des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler hrsg. von der Historischen Kommission desselben. Bd. ñ-4; Reg.bd. (Bd ñ: Von F. Kapp; Bd 2-4 und Reg.bd: Von J. Goldfriedrich.) Leipzig ñ886-ñ923. Kleist, Werke Ewald von Kleist’s Werke. Zweiter Theil. Briefe von Kleist. Hrsg. v. A. Sauer, Berlin ñ883.
Abgekürzt zitierte Literatur
457
Köpken, Meine Lebensgeschichte F. von Köpken, Meine Lebensgeschichte, besonders in Rücksicht auf Geistesund Charakterbildung. Für meine Kinder aufgesetzt im September ñ794. In: Familien-Nachrichten für die Nachkommen A. H. Franckes. St. 6. Halle ñ9ñ6. Lessing, Sämtliche Schriften G. E. Lessing, Sämtliche Schriften. Hrsg. von K. Lachmann. 3. verm. Aufl., besorgt durch F. Muncker. Bd ñ-23. Bd ñ ff: Stuttgart; Bd ñ2 ff: Leipzig; Bd 22 f: Berlin ñ886-ñ924. Matthisson, Briefe Briefe von Friedrich Matthisson. Erster Theil. Zürich, bei Orell, Geßner, Füßli und Comp. ñ795. Schüddekopf, Gleim/Uz Briefwechsel zwischen Gleim und Uz. Hrsg. und erl. von C. Schüddekopf. Tübingen ñ899. (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart. 2ñ8.) Sickmann L. Sickmann, Klopstock und seine Verleger Hemmerde und Bode. Ein Beitrag zur Druckgeschichte von Klopstocks Werken mit Einschluß der Kopenhagener Ausgabe des „Messias“. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 3, ñ96ñ, Sp. ñ473-ñ6ñ0. Strohschneider-Kohrs, Klopstocks Drama „Der Tod Adams“ Ingrid Strohschneider Kohrs, Klopstocks Drama „Der Tod Adams“. Zum Problem der poetischen Form in empfindsamer Zeit. In: Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 39 (ñ965), S. ñ65-206. Tiemann, Ebeling H. Tiemann, Christoph Daniel Ebeling. Hamburger Amerikanist, Bibliothekar und Herausgeber Klopstocks. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 4ñ, ñ95ñ, S. 352-374. Voß, Briefe J. H. Voß, Briefe, nebst erläuternden Beilagen hrsg. von A. Voß. Bd ñ-3, ñ/2. Halberstadt, ñ829-ñ833. Wappler, Bemühungen Gleims G. Wappler, Bemühungen Gleims, die Honorarsituation für Schriftsteller zu verbessern. Ein Beitrag zur Geschichte des Selbstverlagswesens im ñ8. Jahrhundert. In: Festschrift zur 250. Wiederkehr der Geburtstage von Johann Wilhelm Ludwig Gleim und Magnus Gottfried Lichtwehr. Beiträge zur deutschen Literatur des ñ8. Jahrhunderts. Hrsg. vom Gleimhaus. (Redaktion: G. Wappler.) Halberstadt ñ969. S. 2ñ-36.
Allgemeine Abkürzungen und diakritische Zeichen A Abb. Anm. aoRr AT Bd, Bde Bl., Bll. D Dbl., Dbll. ebd H h Hd HKA Hs. KN Ms. NT S. V. Vss. Wz. Z. / (abc)
Ausgabe Abbildungen Anmerkung, Fußnote am oberen Rand rechts Altes Testament; Einzelnes siehe »Abkürzungen zur Bibel« Band, Bände Einzelblatt, Einzelblätter Druck Doppelblatt, Doppelblätter ebenda, am zuvor angegebenen Ort autoreigene Niederschrift autorfremde Niederschrift (Diktat) bzw. autorfremde Abschrift Schreiberhand Hamburger Klopstock-Ausgabe Handschrift Klopstock-Nachlaß Manuskript Neues Testament; Einzelnes siehe »Abkürzungen zur Bibel« Seite Vers Vorderseiten Wasserzeichen Zeile Zeilenwechsel vom Editor ergänzter Text vom Editor weggelassener Text vom Editor dem Autortext hinzugefügter Text
Abkürzungen zur Bibel ñ Chron ñ. Buch der Chronik 2 Chron 2. Buch der Chronik Dtn Deuteronomium (5. Buch Mose) Ex Exodus (2. Buch Mose) Ez Ezechiel (Hesekiel) Gen Genesis (ñ. Buch Mose) Hi Hiob Jos Josua ñ Kön ñ. Buch der Könige 2 Kön 2. Buch der Könige Lev Leviticus (3. Buch Mose) Math Evangelium nach Matthäus Mi Micha Num Numeri (4. Buch Mose) Pr Prediger Ps Psalm Ri Richter Röm Briefe des Apostels Paulus an die Römer ñ Sam ñ. Buch Samuel 2 Sam 2. Buch Samuel
Nachwort Die Herausgeberin konnte für die Herstellung des Apparates auf folgende Vorarbeiten von Frau Dr. Gudrun Kotheimer zurückgreifen: eine Verzeichnung der textlichen Abweichungen zwischen den zeitgenössischen Drucken, ferner auf eine Auswertung der in der Arbeitsstelle der »Hamburger Klopstock-Ausgabe« gesammelten Zeugnisse zur Entstehungs- und Druckgeschichte der Dramen und schließlich auf die Ermittlung weiterer Zeugnisse. Die Herausgeberin dankt allen Personen sowie Bibliotheken, Archiven und Forschungseinrichtungen, die die Arbeit an diesem Band unterstützt haben, darunter besonders Frau Marlis Stähli von der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich, ferner Herrn Dr. Hans Wilhelm Eckardt vom Hamburger Staatsarchiv und Herrn Dr. Ralph.-J. Reipsch vom Zentrum für Telemann-Pflege und -Forschung, Magdeburg, außerdem der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz. Für wertvolle Anregungen dankt die Herausgeberin Frau Dr. Katrin Kohl, Oxford, und für die Ermittlung der Quelle sowie für die Transkription und Übersetzung des »Philoktet«-Zitats in der »David«Abschrift (vgl. S. 428) Herrn Dr. Gernot Bühring, Hamburg.
Erläuternde Namenregister Aufgenommen sind alle Personen- und Ortsnamen. Die Kommentare beschränken sich auf das für das Verständnis des jeweiligen Kontextes Notwendige. Die Nachweise der Eigennamen entsprechen beim Prosadrama »Der Tod Adams« der Seiten- und Zeilenzählung und bei den Versdramen »Salomo« und »David« der Verszählung der edierten Texte. Bei den handelnden Personen sind ihre Auftritte angegeben; wie im Kolumnentitel bezeichnet die römische Zahl die Handlung, die arabische den Auftritt. Die Orthographie der biblischen Namen folgt in der Regel der Schreibweise Klopstocks, bei Abweichungen von der seit der Luther-Bibel gebräuchlichen Form innerhalb der Erläuterungen jedoch dieser. Verweisungen auf den Bibel-Text erfolgen unter den Abkürzungen AT für Altes Testament und NT für Neues Testament. Zitiert wird nach der kritischen Ausgabe der Luther-Bibel (»Die gantze Heilige Schrift Deudsch.« Wittenberg ò545. Hrsg. von H. Volz unter Mitarbeit von H. Blanke. Bd ò-2. München ò972).
»Der Tod Adams« Zur Erschaffung Adams vgl. Gen ò, 27; zum Sündenfall und den Folgen Gen 3. Zum Sterben Adams teilt die Bibel nur mit: »Das sein gantzes Alter ward neunhundert und dreissig jar. Und starb« (Gen 5, 5). Abel Erwähnungen: 8, ò2. 9, 26. òò, 4. òò, 34. ò2, 29. ò3, 29. ò6, ò8. ò6, 22. ò8, ò. ò8, 29. ò9, 25. 20, ò6. 2ò, 20. 24, ò9. 24, 2ò. auch: Abels Altar (S. òò, Z. 4; S. ò2, Z. 29 und S. ò9, Z. 25). AT: (auch: Habel) Sohn Adams und Evas (s. d.), jüngerer Bruder Kains (s. d.) (Gen 4, 2). Als die Brüder opfern, Abel von den Erstlingen seiner Herde und Kain von den Früchten des Feldes, nimmt der Herr das Opfer Abels gnädig auf, nicht aber das Opfer Kains (Gen 4, 3-5), der daraufhin Abel erschlägt (Gen 4, 8). Abel ging also Adam im Tod voraus. Sein Altar gilt als seine Grabsätte (vgl. S. ò3, Z. 29). Adam Auftritte: I, 2-7. – II durchgehend. – III, 3 u. 4. Erwähnungen: 5, ò4 (»Vorbericht«). 9, 33. AT: Der erste Mensch, zusammen mit Eva (s. d.) nach Gottes Bild unsterblich geschaffen (Gen ò, 26-27); Vater aller Menschen. Nach seinem Fall durch die Sünde (Gen 3, ò-6) werden er und alle seine Nachkommen sterblich (Gen 3, 3 u. ò9). Er stirbt im Alter von 930 Jahren (Gen 5, 5). NT: Durch Adam kam Sünde und Tod in die Welt (Röm 5, ò2).
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Erläuternde Namenregister
Athalie Erwähnung: 5, 29 (»Vorbericht«). Racines letzte Tragödie »Athalie« (ò69ò) wurde von Klopstock sehr geschätzt. Eva Auftritte: III durchgehend. Erwähnungen: 9, 4. 9, 26. ò0, ò5. ò2, 6-8. 2ò, 9-ò3. AT: Als Gefährtin Adams (s. d.) unsterblich geschaffen und von diesem Eva genannt, da sie »Mutter ist aller Lebendigen« (Gen 3, 20); wie Adam durch den Ungehorsam wider Gott sterblich geworden (Gen 3, ò-6). Über ihren Todeswunsch und Tod teilt das AT nichts mit. Heman Auftritt: III, 4. Erwähnungen: 9, ò0-ò3. ò0, 28. 25, 26. Sohn Adams, will Selima (s. d.) heiraten. AT: Name in der Zeit der Könige belegt (z. B. ò Chron 2, 6; ò Kön 4, 3ò und Ps 88,ò oder ò Chron 7 [6], 33 und ò7 [ò6], 4ò-42). Kain Auftritte: II, 4 u. 5. Erwähnungen: 8, 5. ò6, 30-ò8. ò7, 24. ò7, 29. ò7, 35. 20, 5-8. 20, 24-30. 2ò, 20. AT: Erster Sohn Adams und Evas (Gen 4, ò), Mörder seines Bruders Abel (s. d.), von Gott dafür verflucht, gezeichnet und vertrieben (Gen 4, òò-ò5). Kains Rückkehr und Verfluchung seines Vaters sind im AT nicht belegt. Polieuct Erwähnung: 5, 24 (»Vorbericht«). Pierre Corneilles Märtyrerdrama »Polyeucte Martyr« (ò643). Salomo Erwähnung: 5, ò9 (»Vorbericht«), s. Register zu »Salomo«. Selima Auftritte: I, ò, 2 u. 6. – II, 2-4. – III, ò u. 4. Erwähnungen: ò0, 28. ò2, 2ò-26. ò6, 9-ò3. ò6, 26. 25, 2-6. Tochter oder Enkelin Adams, die Heman (s. d.) heiraten will. AT: Name nicht belegt. Seth Auftritte: I, ò-3 u. 5-8. – II, ò, 2 u. 4-8. – III, 2-4. AT: Sohn Adams, von ihm gezeugt, da er »hundert und dreyssig jar alt war«, ein »Son der seinem Bilde ehnlich« ist (Gen 5, 3). Seth ist im Trauerspiel Adams engster Vertrauter, der erste, dem er seinen nahen Tod ankündigt (S. ò0, Z. 5-ò8), und der einzige, der ihn beim Sterben begleiten soll (S. ò0, Z. 23-25). Sunim Auftritte: III, 4. Erwähnungen: ò6, 28-29. 23, 24. 24, 4. Adams jüngster Sohn, der sich verirrt hatte und wieder zurück findet. AT: Name nicht belegt.
Salomo
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»Salomo« Zu König Salomos Götzendienst und seiner Rückkehr zum rechten Glauben vgl. ò Kön òò, ò-ò3. Aaron Erwähnungen: 2267. 2292. AT: Bruder Moses’ aus dem Stamm Levi, diesem zur Seite gestellt beim Auszug der Israeliten aus Ägypten (Ex 4, ò4-ò6). Ihm und seinen Nachkommen wird das Priestertum und der Dienst am Heiligtum übertragen (Ex 28, 29), darunter die Versöhnung des Volkes mit Gott durch das Blut des Sündopfers einmal im Jahr (Ex 30, ò0). Die Posaune erhält ihre Funktion durch die Anordnungen zum Versöhnungstag: »Da soltu die Posaunen lassen blasen durch all ewer Land / am zehenden tage des siebenden monden / eben am tage der versünunge« (Lev 25, 9). Abel Erwähnung: ò073. AT: Sohn Adams (s. d.), Bruder Kains (s. d.); er wird Schäfer, Kain Ackermann (Gen 4, ò-2). Als beide opfern, Abel von den Erstlingen seiner Herde und Kain von den Früchten des Feldes, nimmt der Herr das Opfer Abels gnädig auf, nicht aber das Opfer Kains (Gen 4, 3-5), der daraufhin Abel erschlägt. Abiram Erwähnung: ò372. AT: Sohn Eliabs, Bruder Dathans (s. d.); rottet sich zusammen mit Kohra (s. d.) – im Drama genannt der »andre Korah« – als Empörer gegen Moses und Aaron während der Wanderung der Israeliten von Ägypten nach Kanaan (Num ò6, ò-3). Er stirbt mit andern Empörern durch ein Gottesgericht (Num ò6, 30-33). Abraham Erwähnung: 352. AT: (auch: Abram) Patriarch; ihm – wie später Moses – offenbart sich Gott (erstmals Gen ò2, ò), gibt ihm den Namen Abraham (Gen ò7, 5) und verspricht ihm das Land Kanaan für seine Nachkommen (Gen ò2, 7). Absalon Erwähnung: òòò7. AT: (Absalom) Dritter Sohn Davids (2 Sam 3,3), ein schöner Mann, durch seine Leutseligkeit sehr beliebt beim Volk, das weitgehend hinter ihm steht, als er sich zum König erhebt. David flieht (2 Sam ò5, ò-ò5). Bei der Verfolgung Davids sterben im Kampf »20 000 Mann« (2 Sam ò8, 6-8), bevor Absalom mit seinen langen Haaren in einem Baum hängen bleibt (2 Sam ò8, 9) und von Joab erstochen wird (2 Sam ò8, ò4). Ahia Erwähnungen: 582. 599. AT: Prophet aus Silo (s. d.), dem von Josua gegründeten Heiligtum, Wirkungsort Samuels (s. d.) und anderer Propheten. Ahia war es, der Jerobeam (s. d.) Gottes Prophezeihung mitteilte, er werde über zehn Stämme Israels herrschen (ò Kön òò, 29-39). Klopstock umschreibt den Namen Ahias mit dem »aus Silo«.
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Arafna Erwähnung: 506. s. Arnan Arnan Erwähnung: ò563. AT: Arnan, der Jebusiter in ò Chron 22 [2ò] und Arafna, der Jebusiter in 2 Sam 24 bezeichnen dieselbe Person. Beide Anspielungen Klopstocks beziehen sich auf Ereignisse in König Davids Leben, die Klopstock in sein drittes Trauerspiel aufnimmt: »da der Engel seine hand ausstreckt uber Jerusalem / das er sie verderbet« durch die Pest war er »bey der tennen Arafna des Jebusiters« (2 Sam 23, ò6); s. auch Stichwort »Arnan« im Register zu »David«. Asklon Erwähnung: ò082. AT: (Askalon) Eine der fünf Hauptstädte der Philister (s. d.); vgl. auch Davids Klage um Jonathan (2 Sam ò, ò7-27). Astaroth (oder Astoreth) Erwähnung: 2258. AT: (auch: Astaroth-Karnaim) Zwei ostjordanische Orte in Basan, dem Land der Riesen (Gen ò4, 5), die oft an der Seite der Philister (s. d.) kämpfen; Wohnort ihres Königs Og (Dtn ò, 4). Da es um die Zerstörung der Götzen-Altäre geht, meint Klopstock hier möglicherweise Astoreth, die Göttin derer von Zidon; ihr und Moloch (s. d.) opferte Salomo (ò Kön òò, 5 u. 33). Berseba Erwähnungen: ò06. 503. AT: Südliche Grenzstadt Israels, s. auch das Stichwort »Dan«: »von Dan bis gen Berseba« (Ri 20, ò) bezeichnet die Ausdehnung Israels von Norden nach Süden (auch: ò Sam 3,20; 2 Sam 3, ò0; ò7, òò; 24, 2; ò Kön 4, 25 [5, 3]; ò Chron 2ò, 2; 2 Chron 30, 5). Vers 503 spielt an auf Ereignisse aus Davids Leben: als Strafe für Davids Hybris, sein Volk zu zählen, bringt der Todesengel die Pest, »das des Volcks starb / von Dan bis gen BerSeba / siebentzig tausent Man« (2 Sam 24, ò5) Vgl. auch Klopstocks »Anmerkungen« S. ò54, Z. 27-30. Carmel (Karmel) Erwähnung: ò546. Gebirgszug, bewaldet und gut bewässert von den Quellen des Kison, zieht sich neben dem Fluß über 50 km Länge in nordwestlicher Richtung hin und fällt an der Südseite des Golfs von Akka mit dem Vorgebirge Karmel, auf das der Name oft beschränkt wird, ins Meer. Chalkol Auftritte: I ò-4. – II ò-4. – III ò-4. 6-òò. – IV 3-6. òò-ò6. – V ò-4. 6-7. 9-ò4. Erwähnungen: 4ò0. ò009-ò0ò6. ò399-ò404. ò466. ò503-ò505. AT: (Chalchal) Sohn Serahs aus dem Stamm Juda (ò Chron 2, 6), ist Dichter und gilt wie seine Brüder Ethan, Heman und Darda als weise (ò Kön 4, 3ò) Vgl. auch Klopstocks »Anmerkungen« S. ò54, Z. 5-9.
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Chamos Auftritte: IV 5-òò. Erwähnungen: 548. 2258. AT: Chamos, der Götze der Moabiter ist wie Milkom, der Götze der Amoniter, dem Moloch-Kult (s. d.) zuzurechnen. Diesen beiden läßt Salomo seinen moabitischen und ammonitischen Frauen zuliebe auf einer Höhe vor Jerusalem Altäre bauen (ò Kön òò, 7). Zur Erscheinung der Götzen in menschlicher Gestalt vgl. Klopstocks »Anmerkungen« S. ò54, Z. ò3-2ò. Dan Erwähnungen: ò05. 503. ò204. AT: Eine der nördlichen Grenzstädte Israels; in Verbindung mit Berseba (s. d.) oft Angabe der Ausdehnung Israels von Norden nach Süden. Vers ò204 spielt an auf dasselbe Ereignis aus Davids Leben, wie zuvor schon Vers 503 (s. Berseba). Darda Auftritte: I ò-6. – II ò-4. – III 2-6. 8-òò. – IV 3-5. – V ò-9. òò-ò4. Erwähnung: ò596. AT: (auch: Dara) Sohn Serahs aus dem Stamm Juda (ò Chron 2, 6), ist Dichter und gilt wie seine Brüder Ethan, Heman und Chalchal als weise (ò Kön 4, 3ò). Vgl. auch Klopstocks »Anmerkungen« S. ò54, Z. 5-9. Dathan Erwähnung: ò372. AT: Sohn Eliabs, Bruder Abirams (s. d.); rottet sich zusammen mit Korah (s. d.) – im Drama genannt der »andre Korah« – als Empörer gegen Moses und Aaron während der Wanderung der Israeliten von Ägypten nach Kanaan (Num ò6, ò-3). Er stirbt mit andern Empörern durch ein Gottesgericht (Num ò6, 30-33). David Erwähnungen: 57. 277. 278. 387. 495. 497. 50ò. 509. 579. 588. 597. 7ò7. 722. 794. 806. ò078. òò04-òò09. òò28. òò79. ò36ò. ò373. ò387. ò542. ò777. ò798. ò808. ò853. ò873. ò92ò. ò933. ò942. ò945. ò947. ò948. ò95ò. ò977. ò997. 2òò7. 2ò23. 2ò28. 2ò69. 2ò75. 2ò80. 2239. 227ò-2274. 228ò. 2290. auch: Vater (in den Versen 497, 50ò, 722, 794, ò808, ò853, ò933, ò942, ò947, 2239 und 2290). AT: Vater Salomos und vor ihm König in Israel; s. Register zu »David«. In seiner Jugend verband ihn innige Freundschaft mit Jonathan (s. d.), dem Sohn Sauls (s. d.). Tief klagt er um ihn nach seinem Tod durch die Philister (vgl. 2 Sam ò, ò7-27). David beschloß den Bau eines Tempels und bereitete ihn vor (ò Chron 23 [22], ò5), doch bauen sollte ihn sein Sohn Salomo (2 Sam 7, ò3 und ò Chron 23[22], 6ò0). Das besondere Verhältnis Davids zu Gott ist unter anderem gekennzeichnet durch das unmittelbare Antworten Gottes auf seine Fragen (2 Sam 2, ò). (Vgl. hierzu auch Klopstocks »Anmerkungen« S. ò55, Z. ò8-20.) Auch Strafe folgt stets un-
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mittelbar, z. B. auf Davids Ehebruch und Blutschuld (2 Sam ò2, 7-ò0) oder auf die Hybris, sein Volk zu zählen: Kaum daß die Zählung beendet ist, folgt die Pest (2 Sam 23). Für seinen Sohn ließ Gott ihm durch Nathan mitteilen, er werde dessen Reich »bestetigen« (2 Sam 7, ò2), »Ich will sein Vater sein / und er sol mein Son sein. Wenn er eine Missethat thut / will ich jn mit Menschen ruten und der menschen Kinder schlegen straffen« (2 Sam 7, ò4), und vor allem: »meine Barmhertzigkeit sol nicht von jm entwand werden / Wie ich sie entwand habe von Saul« (2 Sam 7, ò5). Deshalb bleibt Salomo sein Reich erhalten, obgleich er den Götzen dient. Erst seinem Sohn Jerobeam (s. d.) werden zehn Stämme Israels entrissen (vgl. die Prophezeihung Ahias ò Kön òò, 29-39). Ebal Erwähnung: 893. Gipfel im Gebirge Ephraim, nördlich vom Berg Garizim, beide nahe Sichem. AT: Berg des Fluches: hier sollen alle Gesetzesübertretungen ausgerufen und verflucht werden (Dtn 27, ò3-26; Jos 8, 33-35). Vgl. auch Klopstocks »Anmerkungen« S. ò55, Z. ò-6. Ephrata Erwähnungen: 566. 609. ò2ò3. Hier: »Mann aus Ephrata«, auch »Streiter Ephratas«, s. Jerobeam. Ethan Erwähnungen: 235. 528. AT: Sohn Serahs aus dem Stamm Juda (ò Chron 2, 6), ist Dichter und gilt wie seine Brüder Darda, Heman und Chalchal als weise (ò Kön 4, 3ò). Ihm wird der Psalm 89 zugeschrieben (Ps 89, ò). Vgl. auch Klopstocks »Anmerkungen« S. ò54, Z. 5-9. Gad Erwähnungen: 579-583. 595. AT: Die Prophezeiung, die Klopstock dem Seher Gad in den Mund legt, ist biblisch als unmittelbares Wort Gottes an Salomo ergangen (ò Kön òò, òò-ò3). Anders als Gottes Wort kann Salomo eine Prophezeiung Gads, des Sehers Davids, ebenso anzweifeln wie die Prophezeiung gleichen Inhalts, die der Seher Ahia (s. d.) Jerobeam (s. d.) verkündete. Vgl. auch Klopstocks »Anmerkungen« S. ò54, Z. 33-36. Gath Erwähnung: ò082. AT: Eine der fünf Fürstenstädte der Philister (s. d.), Heimat des Riesen Goliath (s. Register zu »David«, Stichwort »Riese«) vgl. auch Davids Klage um Jonathan (2 Sam ò, ò7-27). Gilboa Erwähnung: ò086. Gebirgszug nördlich von Jerusalem, erstreckt sich von Jesreel in südöstliche Richtung. AT: Am Gebirge Gilboa, bei einer Schlacht gegen die Philister (s. d.), stirbt Jonathan (ò Sam 3ò, ò-2); vgl. auch Davids Klage um Jonathan (2 Sam ò, ò7-27).
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Heman Auftritte: II ò-4. Erwähnungen: 70. ò48-ò50. ò5ò-ò54. 235. 254. 420-423. 898-9òò. 9ò5-933. 953. 993. 994. òòò8. ò362. ò368-ò37ò. ò542. ò543. ò56ò. ò585. ò587. ò6òò. ò6ò7. ò88ò. ò92ò. 2204. AT: Sohn Serahs aus dem Stamm Juda (ò Chron 2, 6), ist Dichter und gilt wie seine Brüder Ethan, Darda und Chalchal als weise (ò Kön 4, 3ò). Ihm wird der Psalm 88 zugeschrieben (Ps 88, ò). Vgl. auch Klopstocks »Anmerkungen« S. ò54, Z. 5-9. (Nicht identisch mit Heman aus dem Stamm Levi im Trauerspiel »David«). Isai Erwähnungen: ò427. 2ò75. AT: Vater Davids, des Vaters Salomos (ò Sam ò6). Vgl. auch Klopstocks »Anmerkungen« S. ò55, Z. 29/30. Israel Erwähnungen: ò25. 422. ò0ò5. ò468. ò605. 2òò8. 2ò30. 227ò. AT: Das Reich Israel, von David gegründet (s. Stichwort »Israel« im Register zu »David«). Salomo blieb es erhalten; erst unter seinem Sohn Rehabeam zerfällt es in ein Nordreich Israel, bestehend aus zehn Stämmen, und ein Rehabeam verbleibendes Südreich Juda mit der Hauptstadt Jerusalem, bestehend aus den Stämmen Juda und Benjamin (ò Kön ò2, 2ò-24). Jedidja Erwähnung: ò926. AT: Name, den Nathan dem jungen Salomo gibt, weil Gott ihn liebt (2 Sam ò2, 24-25). Vgl. auch Klopstocks »Anmerkungen« S. ò55, Z. 9/ò0. Jerobeam Erwähnungen: 566. 568-574. 599-607. 609. ò2ò3. ò35ò. ò582. ò734. auch: »Mann aus Ephrata« (V. 566 und V. ò2ò3) und: »Streiter Ephratas« (V. 609). AT: Sohn Nebots, eines Ephrainiters, Knecht Salomos (ò Kön òò, 26). Ihm wurde nach Salomos Abgötterei von Ahia (s. d.) prophezeit, er werde nach Salomos Tod über zehn Stämme Israels herrschen (ò Kön òò, 29-39). Als Salomo ihn zu töten sucht, flüchtet er zu König Sisak (s. d.) nach Ägypten (ò Kön òò, 40). Erst nach Salomos Tod kehrt er zurück und übernimmt kampflos die Herrschaft über zehn Stämme Israels, die nicht unter Rehabeams (s. d.) Härte leiden wollten, womit sich die Prophezeiung Ahias (s. d.) erfüllt (ò Kön ò2, 2-ò5 und 20-24). Vgl. auch Klopstocks »Anmerkungen« S. ò54, Z. 32-34. Jerusalem Erwähnungen: ò2ò. ò92. 506. 547. 588. 597. 95ò. ò7ò9. ò742. ò9ò6. auch: Salem (in den Versen ò2ò, 506, ò7ò9 und ò742). AT: Hauptstadt Israels seit David, daher auch Stadt Davids; s. Register zu »David«.
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Jonathan Erwähnungen: ò076-ò077. ò089. òò00-òò03. òòò0-òòò5. AT: Sohn König Sauls und Freund Davids, s. Register zu »David«. Davids Klage um Jonathan V. ò076-òòò5 (2 Sam ò, ò7-27). Jordan Erwähnung: 545. Strom mit drei Quellflüssen im Libanon, der den See Genezareth durchfließt und ins Tote Meer mündet. Juda Erwähnungen: 264. 434. ò076. ò206. 2ò22. AT: Stamm Israels, führend unter den zwölf Stämmen (Gen 49, 8-ò2), s. Register zu »David«. Es ist der Stamm Davids und Salomos. Juda bleibt zusammen mit dem Stamm Benjamin und der Hauptstadt Jerusalem nach Salomos Tod und der Teilung des Reiches Israel unter der Herrschaft seines Sohnes Rehabeam (s. d.) (ò Kön ò2, 2ò-24). Kain Erwähnung: ò069. AT: Ältester Sohn Adams und Ackermann, Bruder Abels (s. d.), des Schäfers; als beide opfern (Gen 4, 3-4), wird Kains Opfer, anders als das seines Bruders, von Gott ungnädig aufgenommen (Gen 4, 5). In Bibelillustrationen wallt von Kains Altar dunkler Rauch zur Erde nieder; von Abels Altar steigt weißer Rauch zum Himmel. Korah Auftritte: IV ò-5. 7. ò0-ò3. – V ò3. Erwähnungen: ò479. ò495. ò506. ò60ò. ò689. ò694. ò748. 2256. Vers ò37ò auch: »den andern Korah«. AT: Korah war ein Nachkomme Esaus, Sohn Jezehars aus dem Stamm Levi (Ex 6, 2ò), der sich mit Abiram (s. d.), Dathan (s. d.) und 250 anderen gegen Moses und Aaron empörte (Num ò6, ò-3) und im Gottesgericht umkam (Num ò6, 3ò33). Seine Nachkommen, die »Korahiter«, taten zu Salomos Zeit Dienst an der Schwelle des Tempels (ò Chron ò0 [9], ò9 u. 3ò) und pflegten sakrale Musik (z. B. 2 Chron 20, ò9). Ihnen werden die Psalmen 84, 85, 87 und 88 zugeschrieben (Ps 84, ò; 85, ò; 87, ò u. 88, ò). Die Dramengestalt ist durch den Namen als »Korahiter« bezeichnet; sein Priesteramt aber ist dem Götzendienst gewidmet. Libanon Erwähnungen: ò544. Gerühmtes Gebirge im Norden Israels; erstreckt sich parallel zur MittelmeerKüste nördlich von Tyrus von Süd nach Nord. Moloch Auftritte: V 5-òò. Erwähnungen: 73. 98. ò26. ò39. ò49. ò99. 200. 220. 262. 263. 279. 286. 508. 548. 585. 627. 634. 643. 7ò7. 826. 942. ò039. òò67. òò89. òò90. ò2òò. ò224. ò228. ò233. ò236. ò248. ò263. ò265. ò279. ò290. ò292. ò293. ò302.
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ò305. ò573. ò577. ò59ò. ò594. ò603. ò607. ò706. ò72ò. ò748. ò769. ò824. ò838. ò890. ò9ò4. 2058. 2082. AT: Zusammen mit dem Verbot des Moloch-Kultes zur Zeit Moses finden sich Angaben über dessen Form der Brandopfer von Kindern (Lev ò8, 2ò und 20, 35). Eine Kultstätte des Moloch machte König Josia unschädlich (2 Kön 23, ò0). Der Form nach sind die Dienste Milkoms, des Götzen der Ammoniter und Chamos, dem der Moabiter, denen Salomo Altäre erbaute (ò Kön òò, 5-7), den Moloch-Kulten zuzurechnen. Zur Erscheinung der Götzen in menschlicher Gestalt vgl. Klopstocks »Anmerkungen« S. ò54, Z. ò3-2ò. Zum Bewahren und Zerstören der Kultstätten vgl. ebd. S. ò56, Z. 9-ò9. Moria Erwähnung: ò243. Tempelberg in Jerusalem AT: (Morija) Stätte, wo die Opferung Isaacs durch Abraham auf Gottes Gebot hin umgewandelt wird in die Opferung eines Tieres (Gen 22, 2). Ebenso die von Gott bestimmte Stätte, an der Salomo den Tempel erbauen ließ (2 Chron 3, ò). Moses Erwähnungen: 352. 380. AT: Ihm offenbart sich Gott wiederholt und gibt ihm die für die Israeliten verbindlichen Gesetze (vgl. Ex 20-23), s. auch Register zu »David«. Nathan Auftritte: IV 4-5. – V 6. ò2-ò4. Erwähnungen: 265-273. 284. 292-304. 309. 4òò. 4ò5. 426. 542-543. 580. òò53. ò238. ò256. ò468-ò470. ò504. ò646-ò65ò. ò655. ò678-ò682. ò7ò0-ò7ò3. ò7ò6/ò7ò7. ò729. ò734. ò740. ò743. ò75ò. ò983. ò994. ò996. 2035. 2047. 2049. 2052. 2055. 2062. 2080. 2ò05. 2ò29. 2ò4ò. 2ò42. AT: Erzieher Salomos und Prophet Davids, s. Register zu »David«. Klopstock fügt den inzwischen alt und gebrechlich gewordenen Nathan in »Salomo« ein, um an die einst für David bestimmte, aber Salomo betreffende Prophezeihung zu erinnern, Gott werde ihm sein Reich bestätigen (2 Sam 7, ò2ò3), seine Missetaten nur mit »Menschen ruten und mit der menschen Kinder schlegen straffen« (2 Sam 7, ò4) und vor allem seine Barmherzigkeit nicht von ihm abwenden, wie zuvor von Saul (2 Sam 7, ò5). Nebot Erwähnungen: ò673. AT: Vater Jerobeams (s. d.) (ò Kön òò, 26). Nil Erwähnungen: 272. 538. 556. 6ò0. ò2ò4. ò67ò. ò73ò. Hier in Vers 272 und 538: »Nilus«, sonst »Strom«. AT: Vom Nil her, d. h. aus Ägypten, kommen einige der Widersacher, die Gott Salomo und seinem Sohn erweckt um des Götzendienstes willen (ò Kön òò, ò425), darunter Jerobeam (s. d.) (ò Kön òò, 26) und Sisack (s. d.) (ò Kön ò4, 2528).
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Ölberg Erwähnungen: ò547. Höhenzug im Osten Jerusalems, durch Mulden in drei Kuppen geteilt. AT: Am südwestlichen Ausläufer des Ölbergs, im Tal Hinnon, befand sich die Kultstätte Molochs (2 Kön 23, ò0). Ophir Erwähnungen: 234. 264. 402-405. 272. 538. 65ò. 230ò. AT: Gegend, aus der Salomo auf seinen Schiffen mit der Hilfe von König Hirams erfahrenen Seeleuten 420 Zentner Gold holen läßt (ò Kön 9, 27-28) sowie Edelsteine und Ebenholz (ò Kön ò0, òò). Philista Erwähnung: ò084. AT: (Philister) heidnisches Volk, an der Ostküste des Mittelmeers angesiedelt, etwas südlich vom heutigen Jaffa bis über Gaza hinaus, aufgeteilt in fünf Kreise entsprechend ihren fünf Hauptstädten: Ekron, Gath (s. d.), Asdod, Askalon (s. d.) und Gaza. Seit Ende der Richterzeit immer wieder in Kämpfe mit den Kindern Israels verwickelt – Saul und seine Söhne, darunter Jonathan, fanden durch sie den Tod (ò Sam 3ò. 2-6) –, bis es David gelingt, ihre Macht zu brechen (2 Sam 5, 22-25). Vgl. auch Davids Klage um Jonathan (2 Sam ò, ò7-27). Rehabeam Erwähnungen: 274. 859. 870. òò57. AT: Sohn und Nachfolger König Salomos (ò Kön òò, 43). An ihm erfüllt sich die Prophezeiung, daß dem Haus Davids zehn der zwölf Stämme Israels genommen werden (Prophezeiung: ò Kön òò, 3ò. Erfüllung:ò Kön ò2, ò5-ò9). Ihm bleiben Benjamin und Juda mit der Hauptstadt Jerusalem (ò Kön ò2, 2ò-24). Salem s. Jerusalem. Salomo Auftritte: I 2. 6-7. – II 2-5. – III ò-ò2. – IV ò-6. òò-ò7. – V 2-ò4. Erwähnungen: ò-28. 3ò-4ò. 46-47. 52-57. 65-74. 79-ò04. ò06-ò34. ò38. ò44ò47. 243-254. 260. 276-29ò. 305-309. 3ò0-3ò3. 425-435. 444-447. 459475. 480-492. 495-5òò. 5ò8-525. 830-837. ò4ò7-ò420. ò46ò-ò462. ò465ò470. ò480. ò483. ò496. ò605. ò6ò2-ò6ò4. ò628-ò645. ò65ò-ò665. ò675-ò677. AT: Sohn König Davids und seiner Frau Bath Seba, von Gott geliebt (2 Sam ò2, ò4), von Nathan erzogen, der ihn Jedidja (s. d.) nennt; als David alt wird nach dessen Willen von Zadok auf Gibeon zum König gesalbt. Gott schenkt ihm »ein weises und verstendiges Hertz«, das nicht seinesgleichen fand oder finden wird (ò Kön 3, ò2). Er baut den ersten Tempel (ò Kön 6, ò-37), sein Haus und öffentliche Gebäude (ò Kön 7, ò-8); ordnet das Zusammenleben, verteilt die Ämter, fördert Kunst und Wissenschaft, läßt Schiffe bauen, treibt Handel und stärkt die Wehrkraft. Er ist Dichter und über Israel hinaus bekannt für seine Weisheit (ò Kön 4, 29-34). Seine vierzigjährige Herrschaft bedeutet für das vereinte Israel vierzig Jahre Frieden.
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Erst durch seine Abgötterei, zu der seine vielen ausländischen Frauen gegen Ende seines Lebens ihn bestimmten, mißfällt er Gott, der ihn gemäß seiner Prophezeiung (s. Nathan) aber nicht fallenläßt wie einst Saul (ò Kön òò, ò-ò3). Erst sein Sohn Rehabeam (s. d.) verliert zehn Stämme Israels. Sarja Auftritte: I 4. – II ò-6. – IV 4-5. – V 3. 6. ò2.-ò4. Erwähnungen: 234. 27ò. 40ò-4ò9. ò239. ò256. ò595. ò677-ò684. ò73ò-ò744. 205ò. 2064-2067. 2099. AT: (Asarja) Sohn Nathans, von Salomo über die Amtleute gesetzt (ò Kön 4, 5). Seine Rückkehr von einer Reise, die ihn durch Ägypten geführt hat, ist im AT nicht belegt, wohl aber, daß Jerobeam (s. d.) nach Ägypten zu Sisak (s. d.) floh (ò Kön òò, 40). Saul Erwähnungen: òò53. 2ò70. 2249. 2254. 2285. AT: Saul, der erste gesalbte König, wird wegen Ungehorsams von Gott verworfen (ò Sam ò3, ò3-ò4 und ò5, 9-26). Bei seinem letzten Kampf gegen die Philister verliert er seine Söhne, wird selbst verwundet und begeht Selbstmord (2 Sam 3ò, ò-6). Anders als Saul wird Salomo nicht von Gott verworfen (2 Sam 7, ò5). Prophezeit war dieses nur David, nicht aber Salomo selbst. Semira Auftritte: II 3. – III ò0. – V ò3. Erwähnungen: 420. 428. 626-628. 943. 950. ò026. ò723. ò889. 2255. AT: Von Salomos 700 Frauen und 300 Nebenfrauen wird keine mit Namen genannt (ò Kön òò, ò-3); eine der ersten Frauen Salomos ist die Tochter des Pharao (ò Kön 3, ò), auch ohne Namensnennung. Silo Erwähnungen: 582. 599. Stadt im Gebirge nördlich von Jerusalem und südlich vom Berg Garizim. AT: Heilige Stätte, Ort der unter Josua errichteten Stiftshütte (Jos ò8, ò) bis die Philister (s. d.) die Bundeslade raubten (ò Sam 4, òò); Wirkungsort der Richter, auch des Richters und Propheten Samuel und anderer Propheten. Hier: der aus Silo, s. Ahia. Sinai Erwähnung: 869. AT: (auch: Horeb) Berg der Gesetzgebung durch Gott (Ex 20); damit auch des Sünden- bzw. Schuldbewußtseins, die Gesetze Gottes nicht eingehalten zu haben oder nicht einhalten zu können. Sisack Erwähnungen: 558-559. 565. 569. ò733. AT: (Sisak) Ein König in Ägypten, zu dem der von Salomo verfolgte Jerobeam flieht (ò Kön òò, 40) und der später Salomos Sohn Rehabeam bekämpft, beraubt und demütigt (ò Kön ò4, 25-28; 2 Chron ò2, 7-ò2). Zepho Auftritte: III 3. – IV ò. 4. 9-ò2. ò5. ò7-ò8. Priester Molochs. AT: (Zephi), Name belegt zur Zeit Moses’ (Gen 36, òò) und als Enkel Esaus bzw. Neffe Korahs (s. d.) (ò Chron ò, 36).
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»David« Zu König Davids Zählung seines Volkes (der wehrfähigen Männer) und der Pest als Strafe vgl. 2 Sam 24 und ò Chron 22 [2ò]. Abisai Auftritte: I, 4 u. 6-9. – II, 2 u. 3. – III, 3 u. 5-7. – IV, 26-3ò. Erwähnungen: ò46-ò48. ò97-ò99. 626. 758. òò65. ò729. ò73ò-ò736. AT: Sohn der Zeruja (s. d.), mutiger Krieger, bereits bei David, seit dieser gegen Saul antrat (ò Sam ò, 26), dann an Davids Seite (2 Sam ò0, ò0 u. ò6, 9); gegen die Edomiter (ò Chron ò9 [ò8], ò2); gegen die Philister (2 Sam 2ò, ò7): Zu Vers 625/ 626: Als David während eines Kampfes gegen die Philister müde wurde, war es Abisai, der ihn rettete vor einem Anschlag Jesbis, eines Sohnes des Philisters Rapha (s. d.) (2 Sam 2ò, ò5-ò7). Bruder Joabs (s. d.), mit dem er Abner (s. d.) nachjagt, der ihren Bruder Asahel (s. d.) ermordete (2 Sam 2, ò8-23). Er ist bei Joab, als dieser Absalom (s. d.) und Amasa (s. d.) tötet (2 Sam ò8, ò4 u. 20, ò0), aber an Amasas Tötung nicht beteiligt. Abjathar Erwähnung: ò053. AT: Priester aus Nob (s. d.), der Sauls Verfolgung entkommt und zu David flieht (ò Sam 22, 20); seither an Davids Seite (2 Sam ò5, 24 u. ò7, ò5; ò Kön ò, 7). Abner Erwähnungen: ò35. 252. 383. 385. 392. 543. ò558. ò726. AT: Feldhauptmann Sauls (ò Sam ò4, 50). Als ihn die drei Brüder Joab (s. d.), Abisai (s. d.) und Asahel (s. d.) verfolgten, tötete er Asahel, der der schnellste war (2 Sam 2, ò8-23). Später führt er die Stämme Israel (s. d.) und Benjamin (s. d.) zu David, schließt mit ihm einen Bund und erkennt ihn als König an (2 Sam 3, 2ò). Bei der Gelegenheit wird er von Joab (s. d.) ermordet, der damit Asahels (s. d.) Tod rächt (2 Sam 3, 27; ò Kön 2, 32). Abraham Erwähnungen: 46. ò805. AT: Ahnherr Israels, dem Gott zahlreiche Nachkommen verspricht (Gen ò2, 2-3; ò5, 5; ò7, 4 u. ò6). Absalon Erwähnungen: 253. 384. 673. AT: (Absalom) Dritter Sohn Davids (2 Sam 3, 3), ein sehr schöner Mann (2 Sam ò4, 25), der durch Leutseligkeit und Freundlichkeit viel Volk auf seine Seite zieht (2 Sam ò5, ò-6), sich zum König ausrufen läßt, den fliehenden David verfolgt (2 Sam ò5, ò0 - ò8, ò3) und dabei »zum Todesengel ward« (V. 673) für mehr als »20 000 Mann« in beider Heere (2 Sam ò8, 6-8), bevor er sich mit seinen Haaren in einem Baum verfing (2 Sam ò8, 9) und von Joab in dieser wehrlosen Situation erstochen wurde (2 Sam ò8, ò4). Adam Erwähnung: ò852. Vgl. Register zu »Der Tod Adams«. AT: Gott sagt zu ihm, der durch seinen Ungehorsam sterblich wurde, »du bist Erden und solt zu Erden werden« (Gen 3, ò9); vgl. auch: »Adam aus Staub
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geschaffen« (Sir 33, ò0), »wir sind Staub« (Ps ò03, ò4) »und werden wieder zu Staub« (Ps ò04, 29) oder »Es ist alles von staub gemacht und wird wider zu staub« (Pr 3, 20). Ägyptus Bach Erwähnung: 900. AT: Nach der Aufteilung Kanaans in zwölf Stammesgebiete bildete der »bach Egypti« die südliche Grenze des Stammesgebietes von Juda (Jos ò5, 4). Amalek Erwähnungen: 445. 454. ò089. AT: Sohn Esaus (Gen 36, ò2) und Stammvater des Volkes der Amalekiter, welches gegen das Volk Israel stritt seit dessen Auszug aus Ägypten (Ex ò7, 8). Die Amalekiter werden sowohl von Saul (s. d.) (ò Sam ò5, 2 u. ò8) als auch von David bekämpft und zeitweilig besiegt (2 Sam 8, ò2). Amasa Erwähnungen: ò35. ò84. 252. 262. 383. 385. 394. 543. ò726. AT: Sohn Jethers und Abigails, der Schwester Davids, von Absalom anstelle Joabs über das Heer gesetzt (2 Sam ò7, 25) und später von Joab erstochen (2 Sam 20, 9 u. ò0). Arnan Erwähnungen: ò467. ò832. ò836. ò880. ò907. ò955. ò994. 2000. 2005. 2008. 20ò2. 2083. Auch: Arnan Arafna (V. ò467), dann Arafna oder Arnan. AT: Arnan, der Jebusiter in ò Chron 22 [2ò] und Arafna, der Jebusiter in 2 Sam 24 bezeichnen dieselbe Person. König der Jebusiter, über dessen Tenne der Todesengel erscheint. Als dieser von dort seine Hand in die Richtung Jerusalems ausstreckt, wird er von Gott zurückgerufen (2 Sam 24, ò6. ò Chron 22 [2ò], ò5). Auf derselben Tenne soll daraufhin ein Altar für Dankopfer errichtet werden (2 Sam 24, ò8. ò Chron 22 [2ò], ò8). Arnan/ Arafna will Tenne und Opfertier verschenken, aber David besteht darauf, sie ihm abzukaufen (2 Sam 24, 22-24. ò Chron 22 [2ò], 22-25). Auf der Tenne Arnans bzw. Arafnas bringt David Brand- und Dankopfer dar und versöhnt Gott (2 Sam 24, 25). Asahel Erwähnungen: 2ò6. 392. òò63. ò404. ò4ò2. AT: Sohn der Zeruja (s. d.), Bruder Abisais (s. d.) und Joabs (s. d.). Er ist schnell »wie ein Rehe auff dem felde« (2 Sam 2, ò8). Als er mit seinen Brüdern Abner (s. d.) nachjagt, holt er ihn als erster ein und wird von ihm getötet (2 Sam 2, ò8-23). Später rächt ihn Joab (2 Sam 3, 27). Nachkommen Asahels sind biblisch nicht belegt (s. Beor). Assaph Erwähnung: ò054. AT: Levit, Tempelsänger und Saitenspieler (2 Chron 5, ò2). Psalmdichter; ihm werden die Psalmen 50 und 73 bis 83 zugeschrieben (Ps 50 u. 73-83 jeweils im ò. Vers). Asser Erwähnungen: ò08. 307. AT: Sohn Jakobs und Silpas, der Magd Leas (Gen 30, ò2-ò3). Nach ihm heißt einer der zwölf Stämme Israels (Num ò, 40-4ò). Jakobs Segen verheißt ihm gute
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Äcker, denn er wird für Brot sorgen (Gen 49, 20). Aus dem Stamm Asser ziehen »vierzig tausent« mit David (ò Chron ò3 [ò2], 36). Assur Erwähnung: òòò. AT: Volk und Reich der Assyrer (Gen ò0, òò). Babylon Erwähnung: 66. AT: (auch: Babel) Stadt Nimrods (Gen ò0, ò0), bekannt für den hybriden Turmbau und die Sprachenverwirrung (Gen òò, ò-9). Barsilai Erwähnungen: 39. òò70. ò872. AT: Ein Mann mit großem Vermögen. Er führt David, nachdem Absalom (s. d.) geschlagen ist, über den Jordan, versorgt ihn und wird von David gebeten, mit ihm zu kommen. Unter Hinweis auf sein hohes Alter läßt er seinen Sohn Chimeam (s. d.) mit ihm ziehen (2 Sam ò9, 3ò bis 37). Benaja Erwähnung: 897. AT: Sohn Joiadas; von David über die Krether und Plether gesetzt (2 Sam 8, ò8); gehört zu Davids Helden (2 Sam 23, 20; ò Kön ò, 8; ò Chron 4, 36). Benjamin Erwähnungen: ò200. ò240. AT: (auch: Ben Oni) Jüngster Sohn Jakobs und Rahels. An seiner Geburt stirbt Rahel in der Nähe von Bethlehem, wo sich ihr Grab befindet (Gen 35, ò9). Sie nannte ihn Ben Oni, Sohn der Schmerzen, Jakob aber nennt ihn Benjamin (Gen 35, ò8). Jüngster Bruder Josephs (s. d.), der ihn nach langer Trennung unerkannt in Ägypten wiedersieht und sich ihm mit Rührung zu erkennen gibt (Gen 45, ò-4). Nach ihm heißt einer der zwölf Stämme Israels (Num ò, 36-37). Benjamin Erwähnungen: 9. 8ò. ò45. ò66. ò75. 205. 209. 247. 280282. 489. 5ò5. ò558. ò560. AT: Name eines der zwölf Stämme Israels und Bezeichnung von dessen Stammesgebiet (Num ò, 36/37). Aus dem Stamm Benjamin ziehen »drey tausent« mit David (ò Chron ò3 [ò2], 29). Bei der Volkszählung wurde Benjamin von Joab (s. d.) nicht gezählt (ò Chron 22 [2ò], 6). Beor Auftritte: IV, 22-23. Erwähnungen: ò403-ò406. Sohn Asahels (s. d.), biblisch nicht belegt. AT: Name belegt in der Zeit Moses’ (Gen 36, 32). Berseba Erwähnung: 856. AT: (BeerSeba) Südliche Grenzstadt Israels; s. auch das Stichwort »Dan«: »von Dan bis gen Berseba« (Ri 20, ò) bezeichnet die Ausdehnung Israels von Norden nach Süden (auch: ò Sam 3,20; 2 Sam 3, ò0; ò7, òò; 24, 2; ò Kön 4, 25 [5, 3]; ò Chron 2ò, 2; 2 Chron 30, 5), zugleich von Davids Reich, nachdem er die zwölf Stämme Israels zusammengeführt hatte (2 Sam, 3, ò0; ò7, òò; 24, 2 u. ò5).
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Bethanija Erwähnungen: ò338-ò345. Ortschaft, südöstlich des Ölbergs gelegen. Ortsname im NT belegt (Mt 2ò, ò7 u. 26, 6). Bethlehem Erwähnungen: 95. 227. 289. ò206. ò23ò. ò237. ò3ò5. ò633. ò634. ò642. ò7ò6. ò728. ò730. ò734. ò743. ò758. ò782. 2ò27. Auch: Bethlem Ephrata (V. ò237 und V. ò634), meist: Bethlem. Stadt, südlich von Jerusalem gelegen. AT: (auch: Bethlehem Ephrat) Ortschaft im Stammesgebiet von Juda, südöstlich von Jerusalem. Wohnort von Davids Vater Isai (s. d.) und Ort von Davids Kindheit. Er war Hirte, hütete die Schafe, als Samuel mit dem Auftrag Gottes kam, ihn zum König zu salben (ò Sam ò6, ò-ò3). V. 277: Abisai spielt auf ein Ereignis an während der Kriege gegen die Philister, als diese Bethlehem besetzt hielten und David sich an einem sicheren Ort befand: »Und David ward lüstern / und sprach / Wer will mir zu trincken holen des wassers aus dem brun zu Bethlehem unter dem thor?« Seine drei Helden Jasabeam, Eleasar und Samma, holen ihm das Wasser unter Lebensgefahr. David, sich dessen bewußt, als sie es bringen, will es nicht trinken, sondern opfert es und sagt: »Ists nicht das blut der Menner / die jr Leben gewogt haben / und da hin gegangen sind?« (2 Sam 23, ò5-ò7). V. 289: »Des Landes kleine Tochter Bethlehem« ist im AT und NT verbunden mit der Prophezeiung des Messias. AT: »Und Du Bethlehem Ephrata / die du klein bist / unter den Tausenten in Juda / aus dir sol mir der komen / der in Jsrarel Herr sey / welches Ausgang von Anfang und von ewig her gewest ist« (Mi 5, ò). NT: Und Du Bethlehem im Jüdischenlande / bist mit nichte die kleinest unter den Fürsten Juda. Denn aus dir sol mir komen / der Herzog / der uber mein Volck Jsrael ein Herr sey« (Math 2, 6). Am Weg nach Ephrat liegt Rahels (s. d.) Grab (Gen 35, ò9). Bethoron Erwähnungen: ò674-ò675. Ortschaft nordwestlich von Jerusalem und Gibeon. AT: (BethHoron) Ortsname (Jos ò6, 3). Bethphage Erwähnungen: ò320. ò323. Ortschaft nahe dem Ölberg bei Jerusalem. Ortsname im NT belegt (Math 2ò, ò). Chidon Erwähnungen: ò6ò0. ò630. AT: Als David die Lade Gottes holt, straucheln auf dem Platz Chidon die Rinder und Ursa streckt die Hand nach der Lade aus. Darüber erzürnt Gott und läßt ihn auf der Stelle sterben (ò Chron ò4 [ò3], 9-ò0). Chimeam Auftritte: I, ò-7 u. 9. – II, ò-5. – III, 4-5 u. 7-9 – IV, 2, 6, 8, ò0-ò3, ò6ò8, 2ò-24, 26-28 u. 33. – V, 4-7, ò3-20 u. 23-25. Erwähnungen: 755. ò798-ò799.
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AT: (Chimham) Sohn Barsilais (s. d.), der anstelle seines Vaters mit David zieht (2 Sam ò9, 37-39). Dagon Erwähnungen: ò03. 444. 99ò. ò608. Auch: »Knecht/e Dagons« (V. ò03 und 444), »Dagons Räucherer« (V. 99ò), Umschreibungen für Philister (s. d.). AT: Gott der Philister (Ri ò6, 23), dessen Bild wiederholt stürzt, als die geraubte Bundeslade der Israeliten neben ihm steht (ò Sam 5, ò-4). V. ò03: Ein Riese »aus den Lagern der Philister« war Goliath (ò Sam ò7, 4). V. 99ò ff: Von Eleasar (s. d.) heißt es: »Da stund er und schlug die Philister / bis das seine Hand müde am Schwert erstarret« und »das Volck umbwand jm nach / zu rauben« (2 Sam 23, ò0). Dan Erwähnung: 855. Ort im Norden Israels AT: Eine nördliche Grenzstadt, zugleich Bezeichnung der nördlichen Grenze von Davids Reich (2 Sam 3, ò0; ò7, òò; 24, 2 u. ò5), von ganz Israel zur Zeit Davids und Salomos (ò Sam 3, 20). »Von Dan bis Berseba« s. Berseba. Dan Erwähnungen: ò02, 327-33ò. AT: Sohn Jakobs und Bilbas, der Magd Rahels (Gen 30, 4-6). Nach ihm heißt einer der zwölf Stämme Israels (Num ò, 38-39). V. 327-33ò: Im Segen Jakobs heißt es, Dan werde Richter sein in seinem Volk. Er werde: »eine Schlange werden auff dem wege / und ein Otter auff dem steige / und das Pferd in die ferssen beissen / das sein Reuter zu rücke falle« (Gen 49, ò7). Vom Stamme Dan, zum Streit gerüstet, ziehen mit »acht und zwenzig tausent sechs hundert« (ò Chron ò3 [ò2], 35). David Auftritte: I 2, 5-ò0. – II 5-6. – III 2-ò0. – IV ò-ò9, 23-33. – V 4-ò3, ò5-2ò, 25. Erwähnungen: ò32. ò42. ò53. ò57-ò96. 363-374. 377. 38ò. 395-4ò0. 4ò5426. 433-447. 458-463. 472-477. 485. 497-505. 544-546. 566. 568. 572. 583-593. 596-597. 604. 6ò4-620. 62ò-629. 638. 644-650. 685-686. ò685. ò689. ò859. 2002-20ò9. 2023-2026. 2037. 2049. 206ò. 2062. 2069-2072. auch: Vater Israels AT: Jüngster Sohn Isais (s. d.), von Samuel (s. d.) zum König gesalbt (ò Sam ò6, ò u. òò-ò3), als Saul (s. d.) noch im Amt war, und von diesem seither verfolgt. Er gewinnt die Freundschaft Jonathans (s. d.), eines der Söhne Sauls, der ihn warnt, als Saul ihm nach dem Leben trachtet (ò Sam ò8, ò-3), und Saul umstimmt (ò Sam ò9, 4-7). Als Saul David erneut bedroht (ò Sam 20, ò-ò6), hilft ihm Jonathan, zu entkommen (ò Sam 20, ò7-23 u. 35-43). David wird ein bewunderter Feldherr: daß Saul »tausent«, David aber »zehen tausent« schlug, sangen die Frauen, was Saul noch mehr erboste (ò Sam ò8, 7/8); David blieb dieser Ruf erhalten (ò Sam 2ò, ò2).
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Saul wird zweimal in Davids Hand gegeben, der ihn beide Male verschont (ò Sam 24, 5-8 u. 26, 9-ò2). Nach Sauls Tod durch Selbstmord ist David sein Nachfolger als König der Israeliten. David führt zahllose Kriege, besiegt viele Völker, eint die zwölf Stämme Israels und gründet das erste israelitische Reich mit der Hauptstadt Jerusalem, das er ungeteilt und dank seiner militärischen Erfolge ohne starke Feinde seinem Sohn und Nachfolger Salomo hinterläßt. Als Satan ihn verführt, sein Volk (die wehrfähigen Männer) zählen zu lassen (ò Chron 22 [2ò], ò), ergrimmt Gott (2 Sam 24, ò). Mit der Zählung beauftragt er Joab, der Bedenken äußert, sich aber fügen muß (2 Sam 24, 2-9. ò Chron 22 [2ò], 2-6). Nachdem ihm die Zahlen bekannt geworden sind, erkennt David seine Sünde und bereut (2 Sam 24, ò0. ò Chron, 22 [2ò], 8). Der Prophet Gad bringt ihm die Nachricht von Gottes Strafe, der Wahl zwischen Teuerung, Krieg und Pest (2 Sam 24, ò3. ò Chron 22 [2ò], òò-ò2). David, der sich in Gottes Hand begeben möchte und auf dessen Barmherzigkeit hofft, wählt die Pest (2 Sam 24, ò4. ò Chron 22 [2ò], ò3), die von Dan bis Berseba 70. 000 Menschen tötet (2 Sam 24, ò5. ò Chron 22 [2ò], ò4). Als der Todesengel die Hand auch über Jerusalem ausstreckt, hat Gott mit der Stadt Mitleid (ò Sam 24, ò6. ò Chron 22 [2ò], ò5). Gad benachrichtigt David, daß er auf Arnans / Arafnas Tenne Dankopfer bringen soll. Arnan / Arafna (s. d.), will David die Tenne und das Rind zum Brandopfer schenken, doch David besteht auf Bezahlung. Mit seinem Opfer versöhnt er Gott (2 Sam 24, ò7-25 u. ò Chron 22 [2ò], ò8-28). Dodo Erwähnungen: 896. 987. AT: Vater von zweien der Helden Davids, Eleasar (s. d.) (2 Sam 23, 9 u. ò Chron ò2 [òò], ò2) und Elhanan (2 Sam 23, 24 u. ò Chron ò2 [òò], 26). Ebal Erwähnungen: 923-924. ò440. ò496. ò833. ò877. Gipfel des Gebirges Ephraim bei Sichem. AT: Berg des Fluches, von dem der Fluch ausgerufen werden soll über Ungehorsam und Übertretung der Gesetze Gottes (Dtn òò, 28/29 u. 27, ò3). Vgl. hierzu auch Klopstocks »Anmerkungen« zu »Salomo« S. ò55, Z. ò-6. Eleasar Erwähnungen: 896. 987. AT: Sohn Dodos (s. d.), einer von Davids Helden (2 Sam 23, 9-ò0 u. ò Chron ò2 [òò], ò2). Zu V. 987 s. Dagon. Ephraim Erwähnung: ò0ò. AT: Zweiter Sohn Josephs (s. d.) (Gen 4ò, 52) und Enkel Jakobs; durch dessen Segen Begründer eines der zwölf Stämme Israels (Gen 48, ò4-ò9 u. Num ò, 3233). Vom Stamme Ephraim zogen »zwenzig tausent und acht hundert« Helden mit David (ò Chron ò3 [ò2], 30). Ephrata s. Bethlehem
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Gad Auftritte: III 7-ò0. – V ò9-2ò. 24-25. Erwähnungen: 8ò. 520-527. 537-538. 556. 563. 566. 579. 588. 627. 790. 807. ò888. ò938-ò942. AT: Prophet und Davids Seher, durch den des Herrn Wort in der Zeit der Zählung, der Pest und des Dankopfers zu David kommt (2 Sam 24, òò-ò3 u. ò8; ò Chron 22 [2ò], 4 u. ò8-ò9). Gad Erwähnung: 8ò. AT: Sohn Jakobs und Silpas, der Magd Leas (Gen 30, ò0-òò). Nach ihm heißt einer der zwölf Stämme Israels (Num ò, 24-25). Gibeon Erwähnungen: 486. 495. 75ò. 788. ò032. ò052. ò280. ò284. ò293-ò299. ò958. 2083. 2òò2. 2òò6. Stätte unweit von Rama, nordwestlich von Jerusalem. AT: Auf Gibeon steht Gottes Hütte mit der Bundeslade zu Davids Zeit. David läßt Zadok (s. d.) und die Priester vor der Wohnung Gottes auf der Höhe zu Gibeon (ò Chron ò7 [ò6], 39), um täglich Brandopfer zu bringen. Hachmoni Erwähnung: 896. AT: Vater Jesabeams (s. d.) (2 Sam 23, 8 u. ò Chron ò2 [òò], òò) und Jehiels (ò Chron 28 [27], 32). Heman Erwähnung: ò055. AT: Sohn Kohats aus dem Stamme Levi (ò Chron 7 [6], 33); einer der Sänger, die David bestellt, zu singen im Hause des Herrn auf Gibeon (s. d.). Er und Jedithun (s. d.) sollen spielen »mit Drometen und Cymbaln« (ò Chron ò7 [ò6], 4ò-42). Nicht identisch mit Heman aus dem Stamm Juda im Trauerspiel »Salomo«. Hermon Erwähnungen: ò07. 92ò. Seit dem Altertum gebräuchlicher Name für den 25 km langen Gebirgszug Antilibanon. AT: Nördliche Grenzbezeichnung bei der Landnahme der Israeliten im Kampf gegen die Amoriter (Dtn 3, 8). Hiob Erwähnung: ò805. AT: (auch: Ijob) Ein gottesfürchtiger Mann (Hi ò, ò), durch Unglück, Verluste und Leiden im Glauben geprüft. Protagonist des nach ihm benannten Lehrgedichts; gilt als ein Gerechter der Vorzeit (Ez ò4, ò4). Horeb Erwähnungen: 924. ò496. AT: (auch: Sina; Sinai) Berg Gottes (Ex 3,ò u. ò9, 23); hier empfängt Moses die Gesetze von Gott (Ex 20). Damit steht der Berg für Sünden- und Schuldbewußtsein, die Gesetze Gottes nicht eingehalten zu haben bzw. nicht einhalten zu können. Husai Auftritt: V òò. Erwähnungen: ò757. ò769. AT: Freund Davids (2 Sam ò5, 37 u. ò6, ò6. ò Chron 28 [27], 33); er half David
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während seiner Flucht vor Absalom, indem er in die Stadt zurückkehrte und Absalom ausspionierte und beeinflußte (2 Sam ò5, 34-37). Isai Erwähnungen: ò759. ò930. AT: Vater Davids, aus dem Stamme Juda (s. d.), ansässig in Bethlehem (s. d.) (ò Sam ò6). Stammvater des Geschlechts David. NT: Jesse (Math ò,6). Isaschar Erwähnungen: ò02. AT: Sohn Jakobs und Leas (Gen 30, ò7-ò8), nach dem einer der Stämme Israels heißt (ò Num ò, 28-29). Die Kinder Isachar dienten David als wertvolle Ratgeber (ò Chron ò3 [ò2], 32). Israel Erwähnungen: 432. 623. 632. 67ò. 83ò. 837. ò043. ò087. òòò3. ò208. ò274. ò292. ò3ò3. ò5ò6. ò6ò9. ò688. ò78ò. ò946. 206ò. AT: Zuerst der Beiname, den Gott Jakob gibt (Gen 32, 28), den dann seine Nachkommen annehmen, die sich in zwölf Stämmen verbreiten, welche zusammen das auserwählte Volk Gottes sind, von David vereint zu einem Reich Israel, das er als Ganzes seinem Sohn Salomo hinterläßt. Erst nach Salomos Tod – wie prophezeit – zerfällt es in ein Nordreich Israel mit zehn Stämmen und ein Südreich Juda mit der Hauptstadt Jerusalem, das die beiden Stämme Juda und Benjamin umfaßt. »Israel und Juda« s. Juda »König Israels« s. David »Vater Israels« s. David Jedidja s. Salomo. Jedithun Erwähnung: ò055. AT: Levit ausersehen zum Tempeldienst, mit Heman (s. d.) (ò Chron ò7 [ò6], 4ò), zu singen und zu spielen »mit Drometen und Cymbaln« (ò Chron ò7 [ò6], 42). Psalmist: (Ps 29, ò u. 62, ò) Psalm 77, ein Psalm Assaphs (s. d.), ist für Jedithun vorzusingen (Ps 77 ,ò). Jericho Erwähnungen: ò43. ò55. ò60-ò6ò. 206. 250. 487. ò5ò3. ò5ò9. ò527ò54ò. ò557. ò562. ò592. ò607. ò654. Stadt in einer Oase am Ostrand der Judäischen Wüste, 8 km westlich vom Jordan. AT: Stark befestigte Stadt der Kanaaniter, die im ò4. Jahrhundert v. Chr. von Josua belagert, eingenommen und zerstört wird. Die Einnahme erfolgt kampflos, nachdem die Bundeslade siebenmal unter Posaunenklängen um die Stadt getragen wurde und die Mauer vom Kriegsgeschrei einstürzte (Jos 6, ò-26). Jerusalem Erwähnungen: 5ò9. 857. òòò8-òòò9. òò52. ò223. ò226. ò234. ò243. ò267. ò296. ò425. ò454. ò462. ò473. ò545. ò552. ò6ò2. ò620. ò630. ò65ò. ò658. ò697. ò747. ò76ò. ò830. ò835. ò875. ò893. ò907. 2062.
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Auch: Salem (in den Versen 5ò9, òòò9, ò296, ò697, ò747 und ò830). Über mehrere Berghöhen ausgebreitete Stadt. Die Altstadt ist von den angrenzenden Gebirgen durch tiefe Taleinschnitte getrennt; im Osten liegt der Ölberg. AT: Jebusiterstadt, endgültig erst um ò000 v. Chr. von David erobert und als Hauptstadt Israels nach Einigung der zwölf Stämme gegründet; von da an Mittelpunkt des religiösen Lebens, aber auch des kulturellen und sozialen Geschehens Israels. Daß »Jerusalem zum Chidon wird« s. Chidon. Jerusalem bleibt von der Pest verschont (2 Sam 24, ò6); s. auch David. Jesabeam Erwähnung: 895. AT: (Jasobeam), Sohn Hachmonis (2 Sam 23, 8), einer der Helden Davids (ò Chron ò2 [òò], òò). Joab Auftritte: I 9. – II 2-3. – III 3-7. – IV òò. – V 5. 7. ò0-òò. ò7. 25. Erwähnungen: 2-ò9. ò23-ò29. ò34-ò4ò. ò42-ò48. ò57. ò64-ò65. ò70-ò74. ò76ò78. ò83-ò86. ò89-ò96. 200-203. 2ò0-2ò5. 223. 226. 234. 24ò-243. 244-273. 366. 373. 729-730. ò085. òò27-òò30. òò36-òò47. ò28ò. ò322. ò407. ò4ò2. ò7òò. 20ò4. AT: Sohn der Zeruja (s. d.) (2 Sam 2, ò3), Bruder Abisais (s. d.) (ò Sam 26, 6). Ein weiterer Bruder, Asahel (s. d.) (2 Sam 2, ò8), wird von Abner (s. d.) getötet (2 Sam 2, 33) und von Joab gerächt, indem er Abner nach dessen Besuch im Hause Davids ersticht (2 Sam 3, 27). Das trägt ihm Davids Vorwürfe ein (2 Sam 3, 29). Er befehligt Davids Heer (2 Sam 8, ò6; ò0, 7 u. 9; ò3; ò Chron ò9 [ò8], ò5; 20 [ò9], 8 u. a. m.) und ermordet Absalom (s. d.) (2 Sam ò8, ò4) sowie den von Absalom an seiner Stelle eingesetzten Heerführer Amasa (2 Sam 20, 9-ò0). Joab wird von David mit der Durchführung der Volkszählung beauftragt (2 Sam, 24, 2 u. ò Chron 22 [2ò], 2) und widerspricht vergeblich (2 Sam 24, 3-4 u. ò Chron, 22 [2ò], 3). Nach etwas mehr als neun Monaten gibt er David die Zahlen: »acht hundert mal tausent starker Man« in Israel und »fünff hundert mal tausent Man« in Juda (2 Sam 24, 9); »eilff hundert mal tausent Man« in Israel und in Juda »vier hundert mal und siebenzig tausent Man« (ò Chron 22 [2ò], 5). »Levi aber und BenJamin zelet er nicht unter diese / Denn es war dem Joab des Königs Wort ein grewel« (ò Chron 22 [2ò], 6). Jonathan Erwähnungen: 53. ò49. 892. 933. 938. 972. òò77-òò84. òò98. ò20ò. ò802. ò805. AT: Sohn König Sauls aus dem Stamme Benjamin; sehr guter Freund Davids (ò Sam ò8, ò; ò9, ò; 20, ò7 u. 42; 23, ò8), den er warnt, als Saul ihm nach dem Leben trachtet (ò Sam ò8, ò-3), und der erfolgreich zu seinem Fürsprecher bei Saul (s. d.) wird (ò Sam ò9, 4-7). Als Saul David erneut bedroht (ò Sam 20, ò-ò6), verhilft er ihm zur Flucht (ò Sam 20, ò7-23 u. 35-43). Noch einmal sehen sie sich danach und bekräftigen ihren Freundschaftsbund (ò Sam 23, ò6-ò8). Er stirbt in einer Schlacht gegen die Philister am Gebirge Gilboa (ò Sam 3ò, 2) und wird von
David
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David beklagt (2 Sam ò, ò7-27). Jonathan ist der Vater Mephiboseths (s. d.) (2 Sam 4, 4). Joseph Erwähnung: ò20ò. AT: Erster Sohn Jakobs und Rahels (Gen 30, 23-24), älterer Bruder Benjamins. In Ägypten fallen sich Joseph und Benjamin aus Wiedersehensfreude weinend um den Hals (Gen 45, ò4). Juda Erwähnungen: 35. 93. 283-288. 3ò7. 432. 993. ò086. òòò3. ò3ò3. ò56ò. ò692. ò780. AT: Vierter Sohn Jakobs und Leas (Gen 29, 35); nach ihm wird einer der zwölf Stämme Israels benannt (Num ò, 26-27), angesiedelt im südlichen Teil Kanaans. Nach Jakobs Segen führend unter den Stämmen Israels und Träger der messianischen Hoffnung (Gen 49, 8-ò2). Stamm Davids. Kademoth (Kedemoth) Erwähnungen: 922. Stadt im Land der Amoniter, jenseits des Jordan am Fluß Aaron, sieben Meilen von Jerusalem entfernt. Auch Name der bei der Stadt gelegenen Wüste, Gebiet der Moabiter. Kison und Kedumin Erwähnungen: 899-900. Ein Fluß und ein Bach in der Ebene Jesreel. AT: Kison und Kedumin, zwei Bäche, deren Anschwellen die Schlacht der Stämme Sebulon und Naphtalie gegen die Kanaaniter unter Sisa entscheidet (Ri 5, 202ò). Levi Erwähnungen: 787, 20ò3, 20ò7, 202ò. AT: Dritter Sohn Jakobs und Leas (Gen 29, 34); im Segen Jakobs wird über Levis Stamm die Zerstreuung über ganz Israel verhängt (Gen 49, 5-7). Seine Nachkommen sind bestimmt zum Dienst an der Bundeslade (Num ò, 49-53). Manasse Erwähnung: 8ò. Erstgeborener Sohn Josephs (s. d.), Enkel Jakobs, durch dessen Segen (Gen 48, 5 u. ò6) Begründer eines der zwölf Stämme Israels (s. d.). Aus dem Stamm Manasse kommen »achzehen tausent« zu David (ò Chron ò3 [ò2], 3ò). Mephiboseth Auftritte: I ò-9. – II ò-5. – III 4-ò0. – IV 5-33. – V 4-25. (Führt in I und II die Dialoge; ist danach fast stets auf der Bühne präsent, leistet aber kaum noch einen Redebeitrag.) Erwähnungen: 756. òò72. AT: Sohn Jonathans (s. d.), im Alter von fünf Jahren von seiner Amme gerettet, die mit ihm flieht, ihn fallen läßt, wodurch er hinkend wird (2 Sam 4, 4). Er geht zu David, der ihn um seines Vaters willen einlädt, täglich an seinem Tisch zu essen (2 Sam 9, 6-ò3).
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Moab Erwähnung: 444. AT: Von einer Tochter Lots abstammendes Volk der Moabiter (Gen ò9, 37), das sich beim Durchzug der Israeliten nach Kanaan feindselig verhielt (Num 22, ò-4). Moloch Auftritte: V ò-2. AT: Heidnischer Gott der Ammoniter, s. Register zu »Salomo«. Das Gespräch Molochs mit Satan ist biblisch nicht belegt, wohl aber, daß Satan David eingibt, Israel zu zählen (ò Chron 22 [2ò], ò). Zur Erscheinung Molochs und Satans in menschlicher Gestalt vgl. Klopstocks »Anmerkungen« zu »Salomo« S. ò54, Z. ò3-2ò. Moses Erwähnung: ò805. AT: Prophet, führt die Israeliten aus der Knechtschaft in Ägypten (Ex òò-ò4) nach Kanaan; dabei von Gott geleitet, bewirkt er viele, das Leben der Flüchtlinge rettende Wunder; empfängt von Gott auf dem Berg Sinai (s. d.) die für das Leben und den Gottesdienst des Volkes Israel verbindlichen Gesetze und Vorschriften (Ex 20-23 u. Lev). Naphtali Erwähnung: ò08. AT: Sohn Jakobs und Bilbas, der Magd Rahels (Gen 30, 7-8). Nach ihm heißt einer der zwölf Stämme Israels (Gen 49, 2ò u. Num ò, 42-43). Nathan Auftritte: I 7-ò0. – III ò-8. – IV 4-30. – V 6-25. Erwähnungen: 362. 5ò3. 576. 588. 599. òò72. AT: Prophet, dem Gott entscheidende Botschaften für David offenbart, so die Zusage des Fortbestandes des Königtums für seine Nachkommen (2 Sam 7, ò2ò3; ò Chron ò8 [ò7], òò-ò2). Von ihm wird der ihm vom Vater anvertraute »Salomo« »Jediddja« genannt. Ihm verdankt David auch Einsicht in Sünde und Anleitung zur Buße (2 Sam ò2). Sein Rat bei der Wahl der Strafe ist biblisch nicht belegt; die Botschaften Gottes überbringt in diesem Zusammenhang Gad (s. d.). Nob Erwähnungen: 2ò9. Ortsname AT: (Nobe) Stadt der Priester, die Saul bekämpft, weil ein Priester dem von ihm verfolgten David half (ò Sam 22, ò9); später will hier Jesbi, einer der Söhne des Philisters Rapha (s. d.), König David töten, was Abisai (s. d.) verhindert (2 Sam 2ò, ò6-ò7). Paran Erwähnungen: 89. 922. AT: Wüste auf der Sinai-Halbinsel, durch die die Israeliten bei ihrer Wanderung nach Kanaan wandern (Num ò0, ò2). David zieht sich – noch immer von Saul verfolgt – nach Samuels Tod in die Wüste Paran zurück (ò Sam 25, ò).
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Rabba Erwähnungen: 272-273. Stadt, östlich von Jerusalem, jenseits des Jordan. AT: Ammonitische Stadt, von David durch Joab erobert (2 Sam ò2, 26 u. ò Chron 2ò [20], ò). Rahel Erwähnungen: ò233. ò240. Auch: Mutter Benoni’s. AT: Eine der Stammütter der Israeliten. Tochter Labans in Haran (Gen 29, ò0) und jüngere Schwester Leas (Gen 29, ò6). Zweite und geliebtere Frau Jakobs (Gen 29, 30), Mutter von dessen Söhnen Joseph (Gen 30, 22-24) und Benjamin, den sie Ben Oni nennt und an dessen Geburt sie stirbt; wird bei Ephrat begraben (Gen 35, ò6-20). Rapha Erwähnungen: 220. AT: Philister, dessen vier Söhne gegen David Krieg führen (2 Sam 2ò, ò6-22). Vor seinem Sohn Jesbi wird David von Abisai (s. d.) gerettet (2 Sam 2ò, ò6-ò7). Riese Erwähnung: ò02. 986. AT: Goliath von Gath (ò Sam ò7, 4), der auf Seiten der Philister gegen Saul kämpft, und seinem Heer wochenlang »hohn gesprochen« (ò Sam ò7, ò0) hatte, bevor er von dem Knaben David mit Hilfe einer Steinschleuder getötet wurde und das Heer der Philister die Flucht ergriff, erfolgreich verfolgt von den Israeliten (ò Sam ò7, 23-53). Mit der Umschreibung Knecht »Dagons« (s. d.) (V ò02) wird der Riese als Vertreter der Philister gekennzeichnet und darf als Anspielung auf Goliath verstanden werden. Ruben Erwähnungen: 8ò. 292-299. ò560. AT: Erster Sohn Jakobs und Leas (Gen 29, 32). Nach ihm heißt einer der zwölf Stämme Israels (Num ò, 20-2ò). Der Segen Jakobs schließt ihn von der Führung der Stämme aus (Gen 49, 3-4) zugunsten Judas (Gen 49, 8-ò2). Saba Erwähnungen: 76. 233. òò67. (eigentlich: Scheba) Stadt der Sabäer im südwestlichen Arabien. Salem s. Jerusalem. Salomo Auftritte: I 7-9. – III 4-8. – IV 6. ò0-ò3. 26-28. – V 4-7. ò3-25. Erwähnungen: 575. 733. 746. òò73. òò85-òò87. òò89-òò97. òò52. ò223. ò225ò227. ò234. ò243. ò272-ò273. ò425. ò454. ò462. ò473. ò545. ò552. ò6ò2. ò620. ò630. ò640-ò64ò. ò65ò. ò652-ò659. ò796. Auch: Jedidja: 237-239. 305. 755. ò800 . ò96ò. AT: Sohn Davids, den »der Herr liebte« (2 Sam ò2, 24); von Nathan (s. d.) Jedidja genannt (2 Sam ò2, 25). Davids Nachfolger als König Israels, s. Register zu »Salomo«. Samma Erwähnung: 897. AT: Sohn Ages, des Harariters; machte sich verdient im Kampf gegen die Philister und gehört zu Davids Helden ( 2 Sam 23, òò-ò3).
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Erläuternde Namenregister
Samuel Erwähnung: 464. Richter im Heiligtum Silo (s. d.) und Prophet. Er errichtet auf Drängen des Volkes widerstrebend das Königtum in Israel (ò Sam 8, 5-22); salbt Saul zum ersten König (ò Sam ò0, ò) und auf Gottes Geheiß, der Saul verwirft, David zu dessen Nachfolger (ò Sam ò6, ò3). Satan Auftritte: V ò-2. Erwähnungen: 633-636. ò367-ò368. Auch: Verführer (in den Versen ò20, 633, 634 und ò367) oder Verderber (Vers 636). AT: »Und der Satan stund wider Jsrael und gab David ein, das er Jsrael zelen lies« (ò Chron 22 [2ò], ò). Zum Auftreten Satans und Molochs vgl. Klopstocks »Anmerkungen« zu »Salomo«, S. ò54, Z. ò3-2ò. Saul Erwähnungen: 52. 82. 94. 427. 430. 943. 954-956. ò3ò8. AT: Erster König der Israeliten, von Samuel (s. d.) gesalbt (ò Sam ò0, ò); wegen Ungehorsams von Gott verworfen (ò Sam ò3, ò3-ò4; ò Sam ò5, 9-òò u. 22). Da Samuel auf Gottes Geheiß David zu seinem Nachfolger salbt (ò Sam ò6, ò3), verfolgt er ihn. Eine der Städte, die David in dieser Zeit (V. ò3ò8) halfen (V. ò3ò8) ist Nob (s. d.). »Sauls Enkel« (V. 52, V. 943 und V. 954) »ein Mann aus Sauls Geschlecht« (V. 427): Einer seiner Söhne ist Jonathan (s. d.); dessen Sohn Mephiboseth (s. d.) ist sein Enkel. Sebulon Erwähnung: 300. AT: Sohn Jakobs und Leas (Gen 30, ò9-20). Nach ihm wird einer der zwölf Stämme Israels benannt (Num ò, 30-3ò). Im Segen Jakobs heißt es, Sebulon werde an der »anfurt des Meers wonen und an der anfurt der Schiffe« und reichen an Sidon (Gen 49, ò3). Silo Erwähnungen: ò238. ò4ò7. ò423. ò43ò. Stätte nördlich von Jerusalem, südlich von Sichem auf einer Gebirgshöhe. AT: Heilige Stadt, wo Josua die Stiftshütte errichtet (Jos ò8, ò). Dort bleibt die Bundeslade, bis sie von den Philistern geraubt wird (ò Sam 4, òò). Simeon Erwähnung: 93. Sohn Jakobs und Leas (Gen 30, 33). Nach ihm wird einer der Stämme Israels benannt (Num ò, 22-23). Sion Erwähnungen: S. ò6ò, Z. ò6. ò90. 204. 376. 492. 502. 752. 790. 858. ò552. ò662. ò938. 2ò22. 2ò29. Hügel im Südosten Jerusalems. AT: (auch: Zion) Burg Zion, einst Befestigung der Jebusiter zum Schutz Jerusalems, von David gewonnen und als Wohnsitz gewählt, von da an Davids Stadt (2 Sam 4, 7). Dorthin holt er auch die Bundeslade (2 Sam 6, ò7). Klopstock macht Davids Burg auf Sion zum Schauplatz seines Dramas.
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Tyrus Erwähnungen: 30ò-306. 3òò. Hafenstadt am Mittelmeer, nördlich von Israel. AT: Stadt des Königs Hiram, der den Ausbau von Davids Haus auf Sion mit Materiallieferungen und der Entsendung von Zimmerleuten und Steinmetzen fördert und ebenso den Bau des Tempels unterstützt (2 Sam 5, òò u. 7, ò3-ò4). Zadok Auftritte: II 3. – III 5-7. – IV 27-30. – V ò6-ò9. 25. Erwähnungen: 752. 757. ò225. ò266-ò268. ò277. ò476-ò478. ò623. AT: Sohn Ahitos (2 Sam 8, ò7) und damit Nachkomme Elis, des Leviten und Priesters des Herrn zu Silo (s. d.) (ò Sam ò4, 3). Gemeinsam mit Abimalek von David zum Priester bestellt (2 Sam 8, ò7) und David treu ergeben. Zeruja Erwähnungen: 2ò2. 957. AT: Tochter Isais (s. d.), Schwester Davids, Mutter Abisais (s. d.), Joabs (s. d.) und Asahels (s. d.) (ò Chron 2, ò3-ò6). Ziba Erwähnung: 93ò. AT: Ein Knecht im Hause Sauls (s. d.) (2 Sam 9, 2), bestellt Mephiboseths (s. d.) Äcker (ò Sam 9, 9-ò2). Während Absaloms (s. d.) Aufruhr verleumdet er Mephiboseth bei David (2 Sam ò6, ò-4).
Herausgegeben mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Freien und Hansestadt Hamburg Gesetzt aus der Sabon-Antiqua. Satz: Readymade, Berlin. W. Burckhardt Druck: K. Gerike, Berlin Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer classic GmbH, Berlin Gesamtherstellung nach Entwürfen von Richard von Sichowsky, Hamburg © Copyright 2005 by Walter de Gruyter & Co., 10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany
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