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rident geändert werden soll, bei dem der Sinn "gefallen" viel gängiger ist (TLL 2.638. 1 4ff. i.q. "placere"). Inhaltlich gesehen muss das Verb auf den Herkunftsort der Studenten (NELSON 1 956, 205f. ; JENSSON 2004, 284; WALSH 1 5 8 Anm . 5; PARATORE II 23) und/oder den Studienort (COLLIGNON 1 892, 234; MÜLLER 1 957, 504; KISSEL 1 978, 322; SETAIOLI 2003 , 74) verweisen. armigerae ... Tritonidis arces: Gemeint ist die Stadt Athen. Das artifizielle Konstrukt wird gebildet aus einer Metonymie (arces [metrischer PI.] = Akro polis = Athen) und einem beschreibenden Epitheton (Tritoniv ist v.a. bei Dich tem ein häufiger Beiname der Göttin Athene, die traditionell mit einem Fluss oder See Triton, Tritonis in Beziehung gesetzt wird, siehe KRUSE, RE s.v. Tritogeneia). Vgl. zum Ausdruck Ov. met. 2,794 Tritonida conspicit arcem; ••.
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Verg. Aen. 2,226 Tritonidis arcem (wobei hier aber das Vorgebirge der Miner va bei Sorrent gemeint ist, S ClIÖNBERGER 269). Athen, wo Platon die erste Philosophenschule (Academia) gründete, steht hier repräsentativ flir Griechenland und den idealen Studienort per se - auch wenn Athen als Studienort im I . Jh. n. Chr. wohl nicht mehr dieselbe Bedeu tung zukam wie Jahrhunderte zuvor (über die Bedeutung der Philosophenschu len Akademie und Peripatos in der Kaiserzeit geben die Quellen z. B. keine Auskunft). Laeedaemonio teHus habitata eolono: Lacedaemonio . . . colono lässt zuerst an Sparta denken (so z.B. NELSON 1 956, 205; BARNES 1 97 1 , 1 6; ÜGRIN 1 983, 54f.; J ENSSON 2004, 284). Doch von Sparta kann hier nicht die Rede sein. Die Kriegsstadt war bekannt flir ihre Waffen und nicht für die Rhetorik (Cic. Brut. 45 haec igitur aetas prima Athen;', oratorem prope perfectum tulit; 50 Lace daemonium vero usque ad hoc tempus audivi fuisse neminem; Tac. dial. 40,3 quem enim oratorem Lacedaemonium . . . accepimus?; Vell. 1 , 1 8,2 ingenia vero solis Atheniensium muris c1ausa exi.,times. neque hoc ego magi., miratus sim quam neminem Argivum Thebanum Lacedaemonium oratorem . . . memoria dignum existimatum). Viel eher wird hier auf die spartanische Koloniestadt Tarent verwiesen (Hor. carm . 3 ,5,56 Lacedaemonium Tarentum; so auch BURMAN 3 1 ; BÜCllE LER 1 App.; COLLIGNON 1 892, 234; MÜLLER 1 957, 504; KISSEL 1 978, 322; SUESS 1 927, 93; SETAIOLI 2003, 74). Lacedaemonius colonus ist in diesem Fall der "spartanische Siedler" (vgl. AL 236, I R Corsica Phocaico tellus habi tata colono; Sil. 9,203f. seu Laurens tibi. Sigeo su/cata c% no / arridet tellus). Diese Lesart wird gestützt von der (bereits flir ridere angeführten) ParallelsteI le Hor. carm. 2,6, 1 0-4 du/ce pellitis ovibus Ga/aesi /flumen et regnata petam Laconi / rura Pha/antho. / ille terrarum mihi praeter omnis / angulus ridet, wo Tarent als ideale Rückzugsmöglichkeit flir das otium litteratum beschrieben wird (vgl. Hor. epist. 1 ,7,45). Zudem werden Tarent und Neapel gemeinsam genannt in Sen. epist. 68,5 iIIe Tarentum se abdidit. ille Neapoli inclusus est. Der Dat. auctoris - der einzige in den Sat. nach PETERSMANN 68 Anm . 25 - gehört der poetischen und gehobenen Sprache an. Sirenumve domus: Sinnvollerweise versteht man diesen Ausdruck als Um schreibung Neapels, auch Parthenope genannt nach der berühmtesten und dort begrabenen Sirene. Petron bezeichnet Neapel an anderer Stelle als Parthenope (Sat. 1 20 V.68), vgl. Plin. nato 3,62 Neapolis . . . Parthenope a tumu/o Sirenis appellata (so auch BURMAN 3 1 ; NELSON 1 956, 205f.; JENSSON 2004, 284; WALsn 1 58n.5; BÜCIlELER 1 App.; CoLLIGNON 1 892, 234; MÜLLER 1 957, 504; KISSEL 1 978, 322; SUESS 1 927, 93 ; SETAIOLI 2003 , 74). Neapel war bekannt für seine Schulen (Stat. si/v. 5,3, 1 05f.), was der Stadt den Namen docta Neapolis (Col. 1 0, 1 34 doctaque Parthenope; Mart. 5,78, 1 4
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docta Neapo/is) eintrug (JENSSON 2004, 1 26). Mit der Umschreibung verweist Agamemnon hier bereits implizit auf Homer. Man sollte aber nicht so weit gehen wie OGRJN 1 983, 52-5, derzufolge die drei Periphrasen auf Troja bzw. Ilias (V.9), Sparta (V. I O), wo Helena und Menelaos herkommen und Tele mach sich hinbegibt, und Odyssee (V . 1 1 ) verweisen (siehe dazu auch VANNlNT 2007, 270). Die Korrektur des überlieferten -que in -ve (von BÜCIIELER I -6 ) ist nötig zur Wahrung der gängigen Folge sive . . . seu . . . -ve und auch inhaltlich unum gänglich, da man nicht zugleich in Tarent und Neapel studieren kann (dagegen SETAIOLI 2003, 75, wie auch schon andere vor ihm, z.B. ERNOUT; PELLEGRI N0 2 1 54; KISSEL 1 978, 322 Anm . 55, der -que mit der Begründung verteidigt, dass die zwei Orte im meridionalen Italien im Gegensatz zu Athen zusammen gehören). primos ... annos: Der erste Lese- und Schreibunterricht kann hier nicht ge meint sein, sondern die Jahre beim grammaticus (bei dem normalerweise Ho mer gelesen wurde). Maeoniumque bibat felici pectore fontem: Maeonius heißt lydisch, d.h. homerisch, seit Homer als Einwohner von Maeonia in Lydien gilt (z.B. Hor. carm. 1 ,6,2; 4,9,5; ähnliche Diktion in Ov. am. 1 , 1 5,9; 3,9,25f. adice Maeoni den, a quo ceu fonte perenni I vatum Piiiriis ora rigantur aquis; Mart. 5, I 0,8). Wassermetaphern im Zusammenhang mit Literatur sind häufig. Hier wird auf das traditionelle Bild Homers als Quelle bzw. Oceanus angespielt: Kali. h. 2, 1 05- 1 3 , siehe F. WILLIAMS 1 978, 85-9 mit Stellenindex. Zu topischem bibe re (TLL 2. I 965 .30ff.) vgl . Ov. Pont. 4,2,47 at tu, cui bibitur felicius Aonius fons; Juv. 7,58f. aptusque bibendis I fontibus Aonidum; Hor. epist. 1 ,2,67f. nunc adbibe puro Ipectore verba, puer, nunc te melioribus offer. V. 1 3- 1 4: mox et Socratico plenus grege mittat habenas / liber et ingentis quatiat Demosthenis arma: Bald auch von Sokrates' Herde gesättigt, lockere er frei die Zügel und schwinge die Waffen des gewaltigen Demosthenes. Die V. 1 2-14 fügen sich zu einem Bild: Der Krieger stärkt sich mit Speis und Trank, schwingt sich aufs Pferd und ergreift die Waffen. Socratico plenus grege: Die meisten Interpreten verstehen darunter das Studi um der platonischen Philosophie und sehen Sokrates hier als Repräsentanten der Philosophie überhaupt, eie. fin. 2, 1 Socrates . . . parens philosophiae; vgl. Sat. 4,3 ut sapientiae praeceptis animos componerent (so z.B. SETAIOLI 2003 , 66f.; N ELSON 1 956, 209; SCIIÖNBERGER 1 938, 222). Doch hier sind vielmehr die Sokratiker (Platon, Xenophon u.v.m.) gemeint, die zur Sprachschulung herangezogen wurden (wie auch in Quint. inst. 1 0, 1 ,8 1-4. 1 23). Sokratische Dialoge verkörpern stilistisch tendenziell das genus humile (v.a. Xenophon),
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an ihnen übt man sich, bevor man den größten und damit auch schwierigsten Redner Demosthenes (bzw. das genus grande) liest. plenus ("voll" im Sinn von "voll von Weisheit/Wissen") wird auch von Eumolp und Enkolp in derselben Bedeutung gebraucht (Sat. 1 1 8,6 nisi plenu.� litteri�; 1 26,8 itaque oratione blandissima plenus . . . inquam). Vgl . zudem Tac. dial. 3 1 , I iis artibus pectu.� implerent; 32,4 pectora implerebat; 3 3 ,6 plenum his artibus animum; Sat. 5 V. 1 2 und V . 1 9, wo Homer "getrunken" bzw. die lateinische Epik o. Ä . "gegessen" wird. grex zur Bezeichnung einer Philosophenschule findet sich seit Cic. de orat. 1 ,42 philosophorum greges iam ab illo fon te et capite Socrate; Hor. sat. 2,3 ,44 Chrysippi porticu.� et grex; epist. 1 ,4, 1 6 Epicuri de grege porcum u.a. Und greges kann man wirklich essen, wie die Freier der Pene10pe beweisen (Horn. Gd. 4,80-1 08, bes. 9 I ff.). mittat habenas: Die Metapher evoziert das Bild eines galoppierenden Reiters, vgl. u.a. Verg. Aen. 5,662 furit immissis Volcanu.� habenis; Prop. 3 , 1 , 1 3 mis sis . . . habenis; Sen. Med. 347 misit habenas. Zudem ist eine Ähnlichkeit mit der Beschreibung Lucilius' als Reiter in luv. 1 , 1 9f. cur tamen hoc potius libeat decurrere campo, I per quem magnu.� equos Auruncae flexit alumnu.� erkenn bar. Uber: "frei, selbständig, emanzipiert". Ähnlich meint Quintilian in inst. 2,4,57, dass reife Schüler, die ihren Stoff beherrschen, in der Lage sind, sui.� viribus sine adminiculo (2,4,5) voranzuschreiten und wie Vögel frei am Himmel zu fliegen (2,4,7 tum expertas vires libero caelo suaeque ipsorum fiduciae permit tunt) bzw. wie hier frei loszugaloppieren (WALSH: ,,riding free"). Dazu passt die Pferdemetapher in Tac. dia/. 39,2 nam quo modo nobilis equos cursu.� et spatia probant, sic est aliquis oratorum campus, per quem nisi fiberi et soluti ferantur. Es besteht kein Grund, das im Enjambement stehende Adjektiv zu quatiat zu ziehen, wie dies KISSEL 1 978, 323 Anm . 60; OGRIN 1 983, 56 Anm . 38 und Ü bersetzer wie HESEL TlNE-W ARMTNGTON; WALS" tun . Unpassend sind die Versuche, das Adjektiv auf moralische Qualitäten zu beziehen (z.8 . STIJBBE 1 93 3 , 66 in Anlehnung an Sat. 1 1 8,3 generosior spiri tus: "voll edler Gesinnung"; ScJIÖNBERGER 1 939, 5 1 0 liber=vitiis liber im Vgl. zu Quint. inst. 1 2, 1 , 1-33) oder das Nichtgebundensein an eine dogmati sche Schule (NELSON 1 956, 208 "ohne dogmatischen Zwang" in Anlehnung an Quint. inst. 1 2 ,2,26 oratori vero nihil est necesse in cuiu.�quam iurare leges) . ingentis quatiat Demosthenis arma: Demosthenes gilt als der bedeutendste Redner der Griechen (Cic. opt. gen. 1 3 pn·nceps facile Demosthenes; siehe DRERUP 1 923). Oft wird er gemeinsam mit Cicero als exemplum genannt (sie he zu Cicero unten V .20): De subl. 1 2 ,4f.; Quint. inst. 1 0, 1 ,39. 1 05- 1 2 ; luv. 1 0, 1 1 4 etc. Zur Wichtigkeit von Demosthenes in der Schulbildung Quint. inst.
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1 0, 1 ,76 sequitur oratorum ingens manus, ut cum decem simul Athenis aetas una tulent. quorum longe princeps Demosthenes ac paene lex orandi foit: tanta viv in eo, tarn densa omnia, ita quibusdam nervis intenta sunt, tarn nihil otiosum, is dicendi modus, ut nec quod desit in eo nec quod redundet invenias. Metaphern wie "Waffen" und ,,kämpfen" in Bezug auf den Redner sind geläu fig, und auch das Bild von "Demosthenes' Waffen" existiert bereits in Prop. 3 ,2 1 ,27 persequar . . . studium linguae, Demostheniv arma. Vgl. weiter u.v.a. eic. Brut. 37 Phalereus ... non tarn armis institutus quam palaestra; Quint. inst. 2, 1 6, 1 0 arma facundiae; 5, 1 2,2 1 arma . . . eloquentiae; 1 O, 1 ,29f. nos (seil. oratores) vero armatos stare in acie et summiv de rebus discemere et ad victo riam niti. neque ergo arma squalere situ ac rubigine ve/im, sed . . . ; 1 0,5,20. Siehe für weitere Stellen TLL 2.60 1 . 71 ff. quatiat: quatere für das Schwingen der Waffen ist der epischen Sprache entlehnt, vgl. Verg. Aen. 1 0,762 at vero ingentem quatiens Mezentius hastam; 1 1 ,767; Ov. met. 5,9 quatiens . . . hastam; Sat. 1 24 V.268 et ingentern quatiens Mavortius hastam - zur Junktur quatere arma Val. Fl. 6,293 foriis ardens quatit arma patemis. V. I 5- 1 6: binc Romana manus circumfluat et modo Graio / vox toneratat sono mutet suffusa saporem: Danach umfließe ihn römisches Volk, und seine ehen noch von einem griechischen Akzent tbelastetet Stimme werde benetzt und verändere seine Redeweise. Die in den Handschriften überlieferte Fassung des zweiten Teilsatzes (et modo Graio / exonerata sono mutet sujjUsa saporem) ist korrupt: Die heiden Part. Perf. Pass. exonerata . . . sujjUsa passen vom Sinn her nicht zu dem vor handenen Subjekt Romana manus. Grammatisch nicht korrekt ist es (auch wenn es einen besseren Sinn ergäbe), die zwei Partizipien aktiv zu verstehen, wie NELSON 1 956, 2 1 0 mit Arun. 32 und 1 97 1 , 73f. übersetzen will; dagegen PELLEGRIN02 1 60f.; MÜLLER 1 957, 504. Ein schlagender Vorschlag für den schwierigen Passus steht noch aus. Das heste Resultat ist durch die Herstellung eines neuen Subjekts, vox onerata, aus exonerata zu erzielen. Doch ganz lösen lässt sich das Problem nicht: sujjUsa braucht ebenso wie tonerata t ein Objekt, das das Wodurch erklärt. Der Satz käme ganz gut entweder ohne sujjUsa oder tonerata t aus: "und seine eben noch vom griechischen Akzent belaste teIbenetzte Stimme verändere seine Redeweise". Trotz der sprachlichen Probleme ist der Sinn der Verse klar: V. 1 5- 1 6 voll ziehen einen zeitlichen, örtlichen und thematischen Wechsel : Schauplatz sind nicht mehr die griechischen Studienstädte, sondern die römische Öffentlich keit. Nach der grundlegenden Beschäftigung mit den griechischen Klassikern, die das Fundament seiner Ausbildung darstellt, übt sich der Redner nun im Latein, so dass seine Ausdrucksweise von ihrer griechischen Färbung befreit wird. Die Stelle erinnert an den Bildungsgang von Lueius in Apul. met. 1 , 1 ibi
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linguam At< f> idem primis pueritiae stipendiis merui. mox in urbe Latia adve na studiorum Quiritium indigenam sermonem aerumnabili labore nullo ma gistro praeeunte aggressus exeolui. hinc: Die Konjektur hine von PUTEOLANUS (huie 0; hue I und hune cett.) passt gut in die Zeitabfolge primos annos, mox, hine, modo, interdum, sie. Das feh lende Obj ekt (z. B. hune) kann man sich hinzudenken, wie auch in V.9- 1 1 und 1 7 . Die zeitliche Gliederung hat den Charakter eines Lehrgedichts, vgl. z.B. Verg. georg. 1 ,43 vere novo; 50 prius; 64 primis extemplo a mensibus anni; 7 1 alternis etc. (siehe Ess. 5 , 3). Romana manus circumtluat: Es ist nicht ganz klar, wer mit dem unspezifi schen Romana manus gemeint ist. Am besten versteht man den Begriff als ,,multitudo hominum" (TLL 8.366.47ff., v.a. 367.35ff. "gens, populus"), als römische Öffentlichkeit. Plausibel ist deshalb die Annahme, dass es sich um eine Umschreibung des römischen Forums handelt (FUCHS 1 938, 1 74; SCIIÖN BERGER 1 935, 1 234; ElILERS "mitten im Treiben von Rom"). In diesem leben digen sprachlichen Umfeld - wo unablässig Latein gesprochen und gehört werden kann - dürfte das Ablegen eines fremdartigen Akzents (Graio . . . sono) am ehesten gelingen. Im engeren Sinn könnten, dafür spricht V. 1 7 subdueta fora, Rhetoren oder Deklamatoren gemeint sein (wie SCIIEIDWEILER 1 922, 1 052; NELSON 1 956, 2 1 0; KISSEL 1 978, 324 Anm . 6 1 ; OGRIN 1 983, 56), vgl. Quint. inst. 1 0, 1 ,76 oratorum ingens manus; Sen. eontr. 7, 1 ,20 magna novo rum rhetorum manus. Daher weniger plausibel ist die Vermutung zahlreicher Interpreten seit BURMAN 34, der Begriff stehe für die römischen Schriftsteller - in Analogie zu den vorher genannten griechischen Dichtem, Philosophen und Rednern. Graio ... sono: Vgl. zum Ausdruck Petr. frg. 45,4 [= 4 1 B] mutavi Latio barba ra verba sono; Ov. fast. 5 , 1 95f. eorrupta Latino / nominis est nostri littera Graeea sono; tri�t. 5 ,2,67f. nesciaque est voeis quod barbara lingua Latinae. / Graeeaque quod Getieo vieta loquella sono est. Das seltenere und erlesenere Graius steht (v.a. in der Dichtung) für Graecus. vox toneratat: Ü berliefert ist exonerata LO
emendieren (so p2 ; ERNOUT; GoGA 1 996, 654f.), was eine Parallele zu Sat. 8,2 nec invenirem quo loco stabulum reliquissem schaffen würde. Hingegen erscheint die dritte Möglichkeit, quo statt quod zu setzen (so BüCIIELER I--6 ; MÜLLER; PETERSMANN 3 1 7f. : "bedingt durch den vulgären Ausfall des auslautenden d"), inhaltlich unplausibe!. Der Sinn des Satzes wäre dann, dass Enkolp seine Herberge (unter einer Vielzahl anderer Herbergen) nicht mehr erkennt. stabulum: Üblicher Begriff flir Herberge (siehe unten Sat. 9, 1 0 deversorio), kann aber auch ein spezifischer Terminus flir "Bordell" sein (z.B. Cic. Phi!. 2,69; OLD S . V . stabulum 2b). Die Doppeldeutigkeit erzeugt hier einen Witz, denn kurz darauf landet Enkolp tatsächlich im Bordell (ähnlich Sat. 8,2, siehe McGINN 2004, 1 8). § 6,4 itaque quocumque ieram, eodem revertabar, donec et cursu fatigatus et sudore iam madens accedo aniculam quandam, quae agreste bolus ven debat: Wohin ich deshalb auch immer ging, ich kehrte stets an einen Ort zu rück, an dem ich schon gewesen war, bis ich mich - vom Laufen erschöpft und schon von Schweiß durchnässt - an ein altes Weiblein wandte, das Gemüse vom Land feilbot. itaque: Zu itaque siehe unten Sat. 1 5,6 itaque. quocumque ieram, eodem revertabar: Wie in Sat. 6,3 (nec . . . tenebam . . . nec . . . sciebam) werden auch hier das ausweglose Hin und Her und Enkolps Erschöpfung (fatigatus - maden.� unten) in der grammatischen Struktur sicht bar. Enkolp befindet sich wie auch Askylt (Sat. 8,2 cum errarem . . . per totam civitatem) in einer Art Labyrinth - ähnlich Theseus oder Aeneas, denen jedoch von Ariadne bzw. Sibylle der glückliche Weg nach außen gezeigt wird (Verg.
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Aen. 6), während Enkolp und Askylt von ihren "Helfern" (siehe unten anicu lam) noch weiter verschleppt werden. Zum Motiv des Labyrinths, das sich durch die ganzen Sat. zieht, siehe FEDELI 1 98 1 ( l 69f. zu dieser Szene) und 1 98 1 a ( 1 1 Of. zu dieser Szene). et cursu fatigatus et sudore iam madens: Vg\ . Liv. 44,38,9 an longo itinere fatigatum et onere fessum, madentem sudore; Sen. epist. 95, 1 8 cursu defatiga ti. accedo aniculam quandam: Klassisch wäre der Ausdruck accedo ad anicu lam (wie auch in Sat. 8,2 accessit ad me pater familiae). Der reine Akkusativ ist jedoch bei unpersönlichen Objekten bereits im Altlatein und seit Sallust auch bei persönlichen Objekten gebräuchlich, z.B. Sall. Jug. 97,3 Bocchus cum magna multitudine lugurtham adcedit; Tac. hivt. 3 ,24,2. Siehe PETERSMANN 62; KST I 265 § 70A. aniculam: Die unschuldige Gemüseverkäuferin entpuppt sich später als lasterhafte Alte, die an gewisse plautinische lenae erinnert (zum Schleppdienst von Bordellen siehe unten Sat. 7,4 in fomicem esse deductum). Sie ist eine "falsa Arianna" (FEDELI 1 98 1 a, 1 1 0, siehe unten Sat. 7,2 divinam), die Enkolp nicht zum Ausgang des "Labyrinths", sondern in ein Bordell führen wird. Der Diminutiv (siehe DELL'ERA 1 970, 1 3 8f. ; RONCAIOLI 1 96 1 , 13) trägt dazu bei, dass die Frau zunächst harmlos erscheint, vg\ . auch Bauer und Bäuerin in Sat. 1 2-1 5, die ebenfalls die Assoziation des Ländlich-Unschuldigen wecken, und den pater familiae in Sat. 8,2, der ebenfalls als "personaggio-trappola" (LAC,o 2004, 32) auftritt. Die alte Frau als Zauberin, Hexe, Verkäuferin oder Kupplerin ist ein litera rischer Typus des Mimus und der Komödie, siehe OERI 1 948. Bei Apuleius entpuppen sich an mehreren Stellen - ähnlich wie hier - ältere, scheinbar schwache Personen als listig verschlagen, z.B. met. 4, 1 2 ; 1 ,2 1 . Letztere Stelle (Apu\ . met. 1 ,2 1 accessi et de quadam anu caupona ilico percontor etc.) wird häufig auf die Petronstelle (oder eine gemeinsame griechische Quelle) ZUTÜck geftihrt, so z.B. WALsn 1 978, 23; ROSENBLÜTn 1 909, 79; OAFFI 1 960, 50-2. Doch lässt sich trotz der Ähnlichkeit der Szenen keine direkte Abhängigkeit festmachen (siehe KEuLEN 2007, 373f.). quae agreste bolus vendebat: Das Verkaufen von Gemüse (oder auch anderer Waren wie Federvieh, Schuhen, Getränken) war eine Beschäftigung niedrig gestellter Frauen bzw. von Bäuerinnen, siehe dazu KAMPEN 1 98 1 , v.a. 52-72. Die Alte hier bietet, wie sich später herausstellt, mehr als nur Gemüse an. holus hat neben seiner primären Bedeutung (Gemüse) eine sexuelle Kon notation (penis), die hier allerdings nur retrospektiv, d.h. mit Kenntnis des nachfolgenden (unfreiwilligen) Bordellbesuchs, erkennbar wird (vg\. Catull. 94 mentula moechatur. moechatur mentula? certe. / hoc es! quod dicunt, ipsa olera olla legit; Priap. 24,4 fur habeas poenam, Iicet indignere feram 'que /
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'propter holus ' dicas 'hoc ego ? ' 'propter holus '). I n diesem Sinne dient der Begriff als Vorausdeutung auf das Bordell (so auch BUCHHEIT 1 962, 255; STEINBERG 1 996a, 1 0 1; dagegen ADAMS 29 mit Anm . 2).
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Enkolp wird ins Bordell verschleppt und trifft dort überraschend auf Askylt. § 7,1 et 'rogo', inquam, 'mater, numquid seis ubi ego habitem?' delectata est iIIa urbanitate tam stulta et 'quidni seiam?' inquit consurrexitque et coepit me praecedere: "Bitte, Mütterchen", sagte ich, "weißt du vielleicht, wo ich wohne?" Erheitert durch diesen so dummen Witz, meinte jene: "Wie könn te ich das nicht wissen?", stand auf und ging voran. rogo: rogo, das in der Volkssprache der Kaiserzeit oro und quaeso verdrängt, findet sich bei Petron häufig in Anfangsstellung mit Vokativ, vgl. z.B. Sat. 20, 1 . Das Verb schwankt hier in seiner Funktion zwischen Einleitungsphrase einer direkten Rede (numquid sciv steht im Indikativ!) und floskelhafter Inter jektion (neben inquam). Siehe HOFMANN 1 29f. § 1 20; BIVTLLE 2003 , 44. mater: Höfliche Anrede fUr eine unbekannte ältere Frau, schon bei Plautus belegt (z.B. Rud. 263 . 289), vgl. Ov. fast. 4,5 1 3 ; Apul. met. 9 , 1 7 u.a. ; TLL 8.438.59. Siehe DICKEY 2002, 1 1 9f. 340. numquid scis ubi ego habitem? : Enkolps dumme Frage (dies gesteht er in Sat. 7, 1 tam stulta selbst) lässt sich erstens durch seinen aufgewühlten Zustand und seine Verzweiflung erklären (PARATORE II 26). Zweitens fUhIt er sich hier ein weiteres Mal in eine mythologische Wirklichkeit versetzt und glaubt wohl in der Tat, Sibylle vor sich zu haben (siehe unten Sat. 7,2 divinam). numquid: Das lautlich markantere numquid ersetzt das zur Zeit Petrons bereits vom Aussterben bedrohte num, siehe PETERSMANN 262; HSz 542f. §295; KST II 5 1 4 §23 1 . ego: Das Subjektspronomen unterstreicht die Widersprüchlichkeit der Fra ge (vcis ubi ego) . Siehe zum pleonastischen ego zudem unten Sat. 7,2 ego. habitem : Siehe dazu unten Sat. 7,2 hic . . . debes habitare. delectata est illa: est ist nur einmal, dafür in der vertrauenswürdigsten Hand schrift B überliefert. Als Alternative könnte man das folgende et streichen und von einer Ellipse von est ausgehen (vgl. Sat. 1 27, 1 delectata ilIa risit tam blandum). urbanitate tam stuIta: V gl. ein ähnliches selbstkritisches Urteil, ebenfalls retrospektiv aus der Warte des Erzählers gesprochen, in Sat. 1 26,8 multum risit ancilla post tamfrigidum schema. urbanitas ("feiner Witz, Raffinesse") bildet sowohl ein Oxymoron mit stulta als auch einen ironischen Gegensatz zur ru.vticitas der Alten. Ähnlich dazu wird die Alte in Sat. 7,2 im doppelten Sinn als anus urbana bezeichnet als bäuerlich und "witzig, geistreich" (OLD s.v. urbanus 4), vgl. Plaut. Most. 1 5 tu urbanu.v vero scurra, deliciae popli; eic. Cael. 36 removebo ilIum senem durum ac paene agrestem; ex his igitur sumam aliquem ac potissimum mini-
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mum /ratrem qui est in isto genere urhanissimus; Phaedr. 5,5,8 scurra, notus urhano safe. Der Begriff urhanitas wird in den Sat. zumeist ironisch und nega tiv konnotiert gebraucht, z.B. wenn Enkolp das großspurige Gebahren seines Gastgebers Trimalchio belächelt, der, einst lihertus rusticus, eine Existenz als urhanus aufzubauen versucht (Sat. 36,7; 39,6; 52,7). Siehe dazu ausftilrrlich HALVONIK 2005. Alleinstehendes tam (d.h. ohne korrelatives quam) mit Adj . ist bei Petron sehr beliebt (vgl. z.B. Sat. 2,9) und dient zur Hervorhebung; siehe PETERS MANN 1 1 5. quidni sciam?: Mit quidni werden häufig (v.a. in der Komödie) ironische rhetorische Fragen eingeleitet, vgl. z.B. Plaut. Stich. 333 quid agam rogitas? : : quidni rogitem ? Siehe PETERSMANN 264; HSz 4 5 8 §244 und 837 §58. inquit consurrexitque et coepit me praecedere: Die Häufung der Verben drückt die Entschlossenheit und den Tatendrang der Alten aus. Das volkstüm liche Kompositum con.�urgere erscheint bei Petron häufiger als surgere (vgl. z.B. Sat. 60,7; 72,4), vgl. eine Auflistung der in den Sat. zahlreichen Komposi ta mit con- bei MARBACII 1 93 1 , 82-7. § 7,2 divinam ego putabam et ... subinde ut in locum secretiorem venimus, centonem anus urbana reiecit et 'hic' inquit 'debes habitare': Ich hielt sie fiir eine Seherin, und . . . als wir unmittelbar darauf an einen ziemlich abge schiedenen Ort kamen, riss die Alte einen Vorhang auf und sagte: "Hier musst du wohnen ! " divinam ego putabam: Der Erzähler erklärt und entschuldigt seinen folgen schweren Irrtum, den putaham vorwegnimmt. ,,Er ordnet seine Welt, er inter pretiert und definiert Situationen, indem er Rollenzuweisungen vornimmt, die sich jedoch hier und auch im Folgenden als Fehlinterpretationen herausstellen" (MALITS-FUIIRER 2002, 87), vgl. Sat. 1 5,8. divinam: "Wahrsagerin, Seherin, Zauberin" (TLL 5 . 1 625.8ff.; OLD s.v divinus 6 "able to know future or hidden things, forseeing, second-sighted"), vgl. z.B. Mart. 3,7 1 ,2 non sum divinus, sed seio quidjacias. Für Enkolp ist die anicula eine Retterin mit übernatürlichen Fähigkeiten, die ihm in der Not den Weg weist. Dieses Motiv gibt es bereits in Horn. Gd. 7 , 1 3-77 (Athene fUhrt Odysseus) oder Verg. Aen. I , 3 1 4ff. (Venus geleitet ihren Sohn nach Karthago), Aen. 6, 1 24ff. (Sibylle, eine echte divina, weist Aeneas den Weg in die Unterwelt). Tatsächlich ist sie eine typische vetufa (RICIILIN 1 992, 1 94). FEDELI 1 98 1 a, 1 1 0 spricht von einer "falsa Arianna" (schon CtAFFI 1 955, 26), siehe dazu oben Sat. 6,4 aniculam. ego: Lesart von L, während 0 ergo (verteidigt von vAN TIIIEL 1 97 1 , 73, dagegen MÜLLER 1 978, 749) überliefert. Dieselbe Varianz in den Handschrif ten findet sich in Sat. 9,3 und 1 0, 1 . Personalpronomen werden bei Petron häu fig verwendet (über 90 Belege für ego in den Sat. ), v.a. wenn wie hier zuvor
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von einer anderen Person die Rede war. Siehe dazu PETERSMANN 45-8 ; HOF MANN 1 00f. §95. et ... subinde ut: Die Lücke ist von BÜCIIELER ] -t; gesetzt (ebenso ERNOUT, MÜLLER, GIARDINA-MELLONI; VAN TlIIEL 1 97 1 , 73). Sie ist nötig, um die Periode aufzutrennen, da sonst ein unüblicher Subjektswechsel innerhalb eines Satzes vorläge. Am überzeugendsten ist der Zusatz <subsequi coepl> von BÜCIIELER ] im App., der leicht durch ' saute du meme au meme' ausgefallen sein kann und vom parallelen Sat. 72,4 nudisque consurrexit pedibus et Tri malchionem gaudentem subsequi < coepit> gestützt wird. ut in locum secretiorem venimus: secretiorem geht auf BR zurück (verteidigt von PETERSMANN 1 1 2), während IdmrtP das banalere secretum überliefern. Zur Vorliebe Petrons für den Komparativ siehe PETERSMANN I l l f. Bordelle befanden sich meist in etwas abgelegenen Gegenden, siehe dazu HERTER 1 960, 85-8; BLÜMNER 369; McGINN 2004, 24 1 f. centonem reiecit: Der cento, ein aus verschiedenen Stoffen zusammenge flicktes Textil (Decke, Kleidungsstück, hier ein Vorhang, siehe DAREMBERG SAGLIO s.v. cento), betont die Schäbigkeit des Lokals. In den meisten Etablis sements war der Eingang mit einem Vorhang verhängt, vgl. Juv. 6, 1 2 1 intravit calidum veteri centone lupanar (oder mit einem velum bei Mart. 1 ,34,5f. al meretrix abigit testem veloque seraque / raraque Summemmi fornice rima patet). anus urbana: In dem Wortwitz, dass die anicula . . . quae agreste holus vende bat ( rustica) sich nun als urbana ("witzig, geistreich") erweist, vollzieht sich die Verkehrung der harmlosen Landfrau in ihr Gegenteil. Zugleich nimmt urbana das vorangegangene urbanitale (Sat. 7, 1 ) wieder auf: Die lustige Alte steigt auf Enkolps vermeintlichen Scherz ein. hic debes habitare: Mit habitare scheint Petron auf eine Anekdote anzu spielen, die es mindestens seit Horaz (sat. 1 ,2,3 1 -5) gibt: Cato trifft einen Jungen, der gerade aus dem Bordell kommt: quidam notus homo cum exiret fomice, 'macte / virtute esto ' inquit sententia dia Catonis; / 'nam simul ac venas inflavit taetra libido, / huc iuvenes aequom est descendere, non alienas / permolere uxores '. Im Kommentar von Ps. Acro (Schol. Hor. carm. 1 ,2,3 1 p. 20K) ist der zweite Teil der Anekdote überliefert: Catone transeunte quidam exiit de fornice; quem, cum fugeret, revocavit et laudavit. postea cum frequen tius eum exeuntem de eodem lupanari vidisset, dixisse fertur: adulescens, ego te laudavi, tamquam hic intervenires, non tamquam hic habitares. debes: debere oszilliert hier (wie auch im Deutschen) semantisch zwi schen Notwendigkeit und Vermutung. Vgl. ebenso Sat. 33,8 nescio quid boni debet esse; 49,7 plane . . . hic debet servus esse nequissimus. In dieser abge schwächten Bedeutung ist debere im volkstümlichen und späteren Latein häu.••
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fig, findet sich aber bereits in Cic. Brut. 76 nec vero tibi aliter videri debet. Siehe PETERSMANN 1 86f. § 7,3 cum ego negarem me agnoscere domum, video quosdam inter titulos nudasque meretrices furtim spatiantes: Während ich noch versicherte, dass ich das Haus nicht kannte, erblickte ich ein paar Männer, die verstohlen zwi schen Schildern und nackten Huren umherschlichen. negarem me agnoscere domum : Der naive Enkolp hat noch nicht begriffen, dass er hinters licht geführt wurde. video: Das Präsens historicum ersetzt bei Petron gerne das Perfekt. Der Wech sel von Perfekt/Imperfekt und Präsens kann wie hier sogar innerhalb des glei chen Satzes erfolgen, vgl. (Präs. hist. neben Imperfekt) Sat. 49,5; 55, 1 . Siehe dazu HSz 307 § 1 7 1 und 55 1 §297b; KST 1 1 1 86 § 1 8 1 ; PETERSMANN 1 69f. quosdam furtim spatiantes: Männer streifen verstohlen zwischen den Bordelldirnen umher. Der Vorschlag FRAENKELS (MÜLLER I ), quosdam in quasdam zu ändern und das -que von nuda.� zu tilgen, ist unlogisch: Im Gegen satz zu den Frauen dürfte es den Männern durchaus unangenehm gewesen sein, an diesem verruchten Ort angetroffen und erkannt zu werden. So verhüllt im Folgenden auch Enkolp sein Haupt (Sat. 7,4 operui caput). spatiantes (drpO) kommt im Gegensatz zum vulgäreren Kompositum conspatiantes (lmt; prob. MARBACII 1 93 1 , 86; PARATORE 11 30 Anm. I) bei Petron noch an vier weiteren Stellen vor, u.a. Sat. 1 26,3 spatiantem vidi. inter titulos: lesart von Op. Varianten wie inter viculos (drt) oder internucu los (Im) etc. sind abzulehnen. Die umherstreifenden Männer prüfen das Ange bot, indem sie sich die gerade freien Prostituierten sowie die Schilder ansehen, die über jeder Kammer hängen (wie schon TORNAESruS in tm bemerkt "taber narum meretriciarum inscriptiones"). Auf den Schildern standen die Namen der Prostituierten, vgl . Juv. 6, 1 23 prostitit . . . titulum mentita Lyciscae mit Schol. Juv. 6, 1 23 quoniam in cellis nomina meretricum fuerant superscripta; Sen. contr. 1 ,2, 1 deducta es in lupanar. accepisti locum. pretium constitutum est. titulus inscriptus est; 1 ,2,5 meretrix vocata es. in communi loco stetisti. superpositus est cellae tuae titulus. venientem recepi.�ti; 1 ,2,7 nomen tuum pependit in fronte; Mart. 1 1 ,45, 1 intrasti quotiens in.�criptae liminae cellae. Nach Plaut. Asin . 760 in foribus .�cribat occupatam esse se konnte man den Schildern auch entnehmen, wer frei und wer besetzt war. Unklar ist jedoch, ob darauf auch die Dienstleistungen und Preise der Prostituierten vermerkt waren - einziger Fund im Inneren eines Bordells ist Cil 4,2228 Victoria a(.rsibus) V. Siehe McGINN 2004, 39 mit Anm. 1 77 und 286 Anm. 75; VARONE 2005, 99 mit Anm. 36. Einige Interpreten halten es für unpassend, dass tituli gemeinsam mit me retrices genannt werden, und ersetzen sie durch ein Personen bezeichnendes Substantiv. Die Versuche wirken alle sehr bemüht: z.B. SULLIVAN 1 970, 1 88 •••
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vetulas (vgl. Sat. 28,4); KLUSSMANN 1 863 intercutitos ( vehementer cutitus valde stupratus). Dasselbe gilt für andere interpretationen von titulos: GoLD BERGER 1 930, 46-5 1 fasst tituli (titus "Taube, Penis") als Gehilfen der me retrice.v auf, sowie auch STEINBERG 1 996 und 1 996a titulos metonymisch versteht für "esclavos dei fomix", die wie Sklaven auf dem Markt ein Schild um den Hals tragen. nudasque meretriees: meretrix gehört zu den geläufigsten Begriffen für Pros tituierte und wird auch im gehobenen Latein verwendet. Siehe ADAMS 1 983, 326. Von Bordelldirnen wird öfters berichtet, dass sie unbekleidet (nudae) vor ihren cellae standen (vgl . Sen. contr. 1 ,2,7; Juv. 1 0,239) oder saßen (vgl. z.B. Ov. Pont. 2,3,20; Isid. orig. 1 0,229; Juv. 3 , 1 36; Mart. 6,66,2). Vgl. dazu Ov. trist. 2,309f. .vaepe supercilii nudas matrona severi / et Veneris .vtantes ad genus omne videt; J uv. 1 1 , I nf. nudum olido stans /fomice mancipium; Cass. Dio 79, 1 3,3 YUJ.1vo� (scil. 0 !(XpöavaltaUo�) t' aEi Elt\ 6Upa� autoii (scil. ltaMxtiou) eatlil tur nocte per tabemas ac lupa naria obtecto capite cucullione vulgari viatorio; Hel. 32,9 tectus cucullione mulionico, ne agnosceretur; Hist ApolI. 34 velato capite lupanar ingreditur. Mit entblößtem Haupt ins Bordell zu gehen war ungewöhnlich, daher die Er wähnung in Plaut. Capt. 475 deforo tam aperto capite ad lenones eunt. Siehe VORBERG 3 1 7f. ; TLL 3 . 3 87.2 I ff. ("caput operire, tegere, sim."). per medium lupanar ... in alteram partem ... in ipso aditu : Römische Bor delle wurden oft lupanar genannt (von lupa "Wölfin, Hure", TLL 7.2. I 846.34ff.). Logischer wäre es, Enkolp hätte durch den eben durchschrittenen (näher gelegenen) Eingang zu fliehen versucht, statt sich noch weiter ins Bordell hineinzubegeben. Die Flucht nach vom ist aber dramaturgisch notwendig: Sie fUhrt zur Begegnung mit Askylt. Die altera pars kann "die andere Seite" des Bordells (vgl . z.B. Caes. GaU. 2,24, I aliam in partem fogam petebant; Lucr. 4,445f. ire . . . / . aliam in par tern) oder einen "anderen Teil" bezeichnen, der jedoch nicht weiter definiert werden kann, da es keinen festen Bautyp fUr ein Bordell gab. Die jeweilige Form scheint sich stark an der vorhandenen Bausubstanz orientiert zu haben. Im noch erhaltenen Bordell des Africanus und Victor in Pompeji im Vicolo dei •.•
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Lupanare (lnsula Vll, 1 2 , 1 8-20) fLihrt ein Haupteingang in einen Gang, an dem fUnf kleine Kammern mit Betten gelegen sind, sowie zu einer Latrine, neben der sich ein zweiter Ein- bzw. Ausgang befindet. Ein dritter Eingang fLihrt über eine Treppe ins erste Stockwerk, wo weitere neun unterschiedlich große Schlafzimmer liegen (siehe S CHNE IDER, RE s.v. meretrix, \ 023f.; VA RONE 2005). Man kann sich die Szene zudem auf zwei verschiedene Arten vorstellen: I . Enkolp trifft noch am selben Eingang (ipso), durch den er hereingekommen ist, auf Askylt (eoepi wäre ingressiv zu verstehen, so dass Enkolp noch gar nicht losgelaufen ist). Gegen diese Annahme spricht aber, dass die langen Ausfüh rungen (per medium lupanar fugere eoepi in alteram partem) dann lediglich als möglicher Fluchtplan im Kopf Enkolps stattfanden. 2. Enkolp rennt mitten durch das Bordell (eoepi abgeschwächt) und trifft auf Askylt am Ein-/Ausgang des anderen Teils (so z.B. BRANlIAM-KINNEY : "But when I reached the door way, I ran smack into AscyltosU). Dabei könnte man aber falschlicherweise meinen, Askylt betrete das Bordell gerade erst, was nicht sein kann aeque lassus ae moriens: aeque (seil . ae ego). lassus et moriens spielt im Sinne eines Oxymorons mit Askylts Namen (siehe oben Sat. 6, 1 Aseylti). Askylts Zustand verrät, dass auch er das Bordell nicht freiwillig aufgesucht hat, und lässt Enkolp vermuten, seinem Gefahrten sei Ähnliches widerfahren wie ihm selbst (Sat. 6,4fatigatus et sudore iam madens). putares ab eadem anicula esse deduetnm: Tatsächlich wurden Enkolp und Askylt in dasselbe Bordell verschleppt, und zwar auf durchaus vergleichbare, wenn auch nicht auf dieselbe Weise. Der Kommentar des Erzählers bereitet den Leser auf die entsprechende Geschichte Askylts vor. Die Ellipse des Subjektsakkusativs (putares seil. eum), wie sie bei Petron öfter vorkommt, ist ein Charakteristikum der Alltagssprache, siehe dazu PE TERSMANN 4 1 ; HSz 362 § 1 99; KST I 700f. § 1 27 und 1 79 §46. Vgl. bei Petron Sat. 1 5,4 exhibiturumque [seil. se] erastino die affirmabat; 9 1 , 1 scires non libenter servire; 9 1 ,3 supprimere ego querellam iubeo u.a. Ebenfalls umgangssprachlich ist der unpersönliche Gebrauch der 2. Pers. des Potentialis (wie auch bei anderen Verben: scire.�, erederes etc.), der bei Petron ebenfalls häufig auftritt, siehe z.B. putes in Sat. 3 7,6; 47,3 etc.; putares in Sat. 22,5; 23,5 etc . ; putasses in Sat. 76, 1 1 . Zugleich wird mit dieser Verb form auch der Leser angesprochen, wodurch dem Erzählten zusätzlich Nach druck verliehen wird. .
§ 7,5 itaque ut ridens eum eonsalutavi, quid in loeo tam deformi faeeret quaesivi: Als ich ihn also lachend begrüßte, fragte ich, was er an einem so verruchten Ort mache.
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ridens: Enkolp lacht aus Verlegenheit oder Erleichterung darüber, einen Lei densgenossen (und Askylt) gefunden zu haben - und evtl. darüber, dass Askylt nicht bei Giton ist, vgl. oben Sat. 6,2 cursim persequi coepi. eum consalutavi: Das Kompositum kann auch bei Begriiß ungen von nur einer Person stehen, TLL 4.358.74ff. ("de singulis"), z.B. Sat. 1 3 1 ,3 me con.mluta vit, Apul . met. 8,3 1 jilio suo parvulo con.mlutato. in loco tarn deformi: Bordelle waren zwar auch fUr ihre misslichen (baulichen und sanitären) Verhältnisse bekannt (vgl. z.B. Plaut. Poen. 834f. in totis aedi bus I tenebrae. latebrae; Apul. met. 7, 1 0 lupanaris spurci sordidique), doch ist deformis hier in erster Linie eine metaphorische Umschreibung des verruchten Ortes (d.h. ignominiosus). Zu tam siehe oben Sat. 7, I urbanitate tam stulta.
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Kapitel 8 Askylt berichtet von seinen Erlebnissen. Auch er wurde ins Bordell gelockt. § 8,1 sudorem ille manibus detersit et 'si scires' inquit 'quae mihi accide runt'. 'quid novi?' inquam ego: Er wischte sich mit den Händen den Schweiß ab und sagte: "Wenn du wüsstest, was mir passiert ist!" "Was gibt's Neues?", fragte ich. sudorem manibus detersit: Parallel zu Sat. 6,4 fatigatus et sudore iam madens. sudorem ist durch die Anfangsstellung betont. Zum Ausdruck vgl. Tac. anno 1 6,4,3 ne sudorem nivi ea, quam indutui gerebat, veste detergeret; Suet. Nero 24, I ut numquam excreare ausus sudorem quoque frontis brachio detergeret. si scires: Der selbständige si-Satz ohne Hauptsatz ist volkstümlichen Charak ters und erscheint formelhaft (wie auch im Deutschen), vgl . Plaut. Pseud. 749 und Ter. Haut. 764 at si scias quam seite in mentem venerit; 770 immo si scias; Sen. contr. 1 ,6,7 0 si scires, quam dives et haec fitisset! Siehe P ETERSMANN 1 95f. ; HOFMANN 52 §56; HSz 33 1 § 1 85 . quae mihi acciderunt: Dies ist die einzige Stelle i n der urbanen Prosa der Sat., an der lnd. statt Konj . im indirekten Fragesatz auftritt, siehe dazu PE TERSMANN 265. Man könnte den Satz aber auch relativisch auffassen, die Grenze ist fließend, vgl. PETERSMANN 268; LÖFSTEDT, Synt. II 8 1 f. Anm . 2; HSz 555 §298a und 538 §294y. quid novi?: quid novi ist eine stehende Redewendung. Die Verbalellipsen sind der lebendigen Alltagssprache eigen, v.a. die Ersparung des lnd. Präs. von esse in Fragesätzen ist verbreitet, siehe HSz 42 1 §2231;; . Vgl. z.B. Cic. de orat. 2, 1 3 Crassus 'numquidnam ' inquit 'novi '?;fam. 1 1 ,27, 1 . ..•
§ 8,2 at ille deficiens 'cum errarem' inquit 'per totam civitatem nec inve nirem quo loco stabulum reUquissem, accessit ad me pater famiUae et ducem se itineris humanissime promisit: Jener aber, am Ende seiner Kräfte, sagte: ,,Nachdem ich durch die ganze Stadt geirrt war und nicht herausgefun den hatte, wo ich die Herberge zurückgelassen hatte, trat ein väterlicher Typ an mich heran und versicherte mir aufs liebenswürdigste, mir den Weg zu zeigen. deficiens: V gl. oben Sat. 8, I sudorem . . . manibus detersit. cum errarem per totam civitatem nec invenirem quo loco stabulum reUquissem: Vgl . oben Enkolp, Sat. 6,3f. sed nec viam diligenter tenebam [quiaJ nec quo stabulum esset sciebam. itaque quocumque ieram, eodem re vertabar. Zum hyperbolischen per totam civitatem vgl. Sat. 1 0,5 per fotam urbem und 1 1 , I totam urbem. stabulum: Siehe dazu unten Sat. 9, 1 0 . deversorio . . . •.•
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pater familiae: pater familiae hier zur respektvollen Bezeichnung eines ver trauenswürdigen älteren Mannes, vgl. z.B. Cic. de orat. 1 , 1 32 qui sicut unus pater familias his de rebus loquor; Quinct. 1 1 sane ceterarum rerum pater familias et prudens et attentus; Sen. epist. 64,7 agamus bonum patrem famili ae. Der Eindruck eines freundlichen älteren Herrs wird im Fortgang der Ge schichte getäuscht, ähnlich dem der anicula in Sat. 6,4-7,2. Zur Anrede eines Unbekannten mit pater vgl. auch Sat. 98,8; 1 00,5 ; DICKEY 2002, 1 20--3 . 348. Die Lesart familiae stammt von 0, während Idtp familias haben. Beide Formen existieren parallel nebeneinander (Prise. gramm. 11 1 98,7; 1 99,7 dici tur . . . et 'pater familiae ' et 'patres familiae ), Petron verwendet aber stets die Form auf -ae (in Sat. 27,2 z.B. ist pater familiae einhellig überliefert). humanissime: Ähnlich wie oben in Sat. 6,4 der Diminutiv anicula streicht das superlativische Adverb hier den positiven Charakter des vermeintlichen Hel fers heraus. Umso deutlicher ist der Kontrast, als dessen niedere Absichten zutage treten. Zu humanitas bei Petron siehe EßERSßACII 1 995, 1 95-9. dueem se itineris ... promisit: Zur Ellipse von esse im Acl siehe PETERS MANN 4 1 -5 . § 8,3 per anfraetus deinde obseurissimos egressus i n hune loeum me per duxit prolatoque peeuUo eoepit rogare stuprum: Auf dunkelsten Umwegen ftihrte er mich dann an diesen Ort, zog sein wertes Stück und begann, Sex von mir zu verlangen. per anfraetus deinde obseurissimos egressus me perduxit: anfractus für "flexus viae" (TLL 2.43 . 1 ff.), vgl. Apul. met. 3, I 0 per quosdam anfra< c> tus domum suam perduxit. Das stützende Partizip e-gressus scheint zwischen per und per-duxit auf den ersten Blick unpassend, doch findet sich egredi mit per häufig, vgl. z.B. Ov. met. 4,93f. per tenebras ... / egreditur; TLL 5.2.28 1 .36ff. in hune loeum: Die Ortsangabe steht analog zu in locum secretiorem in En kolps Erlebnis (Sat. 7,2) . prolatoque peeulio: peculium wörtl. "privater Besitz", "Vermögen" (so PRESTON 1 9 1 6, 45 ) , metaphorisch-obszön ,,männliches Glied" (so ADAMS 43f. ; VORBERG 445 ; SEGEßADE-LoMMATZSCH S.v. peculium; SOVERINI 1 978, 263 f. ; GAGLIARDI 1 980, 47 Anm . 1 4; PELLEGRIN02 I 74f. ) . Hier schwingen beide Bedeutungen mit: Es wird Geld o.Ä. als Bezahlung angeboten (TLL 1 0. 1 . 932.62 "de pecunia"); zugleich wird auf das männliche Geschlechtsteil angespielt (,,zog sein Glied heraus") - der Ausdruck vereint also heide Aspekte des angebotenen Deals. Diese Ambiguität begegnet uns auch im Streit in Plaut. Pseud. I I 87ff. mea quidem haec habeo omnia. / meo peculio empta. :: nemp ' quod femina summa sustinent. Im selben Sinn Hist. Aug. Hel. 9,3 prodebatur autem per eos maxime. qui dolebant sibi homines ad exercendas libidines bene ••.
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vasatos et maioris peculii opponi; Priap. 52,6f. accedent duo, qui latus tuentur, / pulcre pensilibus peculiati; Plaut. Pers. 1 92 atque ob istanc rem ego aliqui te peculiabo. coepit rogare stuprum: stuprum bezeichnet jede Art des widerrechtlichen Geschlechtsverkehrs, hier die gewaltsame Nötigung (des passiven Partners) zur pedicatio (siehe dazu FANTIlAM 1 99 1 , 270; ADAMS 20Of.). Der Akt kann wie hier homosexuell sein, vgl. Sen. contr. 3 ,8 ibi cum de stupro filii mentio esset. Siehe OLD s.v. stuprum 2; ADAMS 200f. Zu rogare vgl. Sen. contr. 2,7,6 rogata stuprum tacet/ Sogar absolutes ro gare kann die erotische Nebenbedeutung im Sinn von concubitum rogare haben, vgl. Hor. epod. 8, 1 ; Ov. am. 1 ,8,43f.; Catull. 8, 1 3f.; Sat. 87, 1 ; OLD s.v. rogare 7c; PICIION 254; VORBERG 563 . § 8,4 iam pro cella meretrix assem exegerat, iam iIle mihi iniecerat ma num et nisi valentior fuissem, dedissem poenas' ... : Schon hatte eine Dirne fUr ihre Zelle ein As gefordert, schon hatte jener Hand an mich gelegt, und wenn ich nicht der Stärkere gewesen wäre, hätte ich Strafe gezahlt" . . . iam ... iam: D as anaphorische Nebeneinander mehrerer iam wirkt beschleuni gend und steigernd. Es ist belegt seit Verg. ecl. 4,43f. (v gl. TLL 7 . 1 . 1 1 8 .60ff.) und findet sich bei Petron häufig, u.a. iam - iam: Sat. 9 1 ,7; 1 1 4,9; iam - iam iam : 53,9f.; 1 32, 1 . In vielen Fällen folgt ein cum invers um . o überliefert den ersten iam-Satz nicht, was sich leicht durch 'saut du meme au meme' erklären lässt. Es besteht deshalb kein Anlass, den Satz mit VAN TiITEL 1 97 1 , I I zu streichen, vgl. auch MÜLLER 1 978, 749. pro cella: cella steht hier fUr die Kammer einer Dime (TLL 3.760.3ff.), vgl. Juv. 6, 1 1 6-32, bes. 1 22 ce/lam vacuam atque suam; für weitere Stellen siehe oben Sat. 7,3 inter titulos. Die Prostituierte vermietet ihr Zimmerlein auf eigene Rechnung weiter. Dass Bordelle gleichzeitig auch als Stundenhotels genutzt wurden, legen ar chäologische Studien aufgrund der Inschriftenbefunde in Pompeji nahe, siehe VARONE 2005 , v.a. 94-9; McGINN 2004, 38; 2 1 7; BLÜMNER 370 Anm . 4; pro muss deshalb nicht mit ADAMS 1 983, 330 mit "vor" übersetzt werden. assem exegerat: Die Dime nimmt das Geld gleich am Anfang selbst in Emp fang. Es handelt sich hier nur um die Raummiete, weil der pater familiae in dem Bordell lediglich eine Kammer benötigt - den Sexualpartner hat er ja schon mitgebracht. Ein As ist hier der Preis fUr ein Bordellzimmer ohne Service. Sexuelle Dienstleistungen kosteten mehr, in Pompeji zwei As bis vier Sesterzen (DIEIIL 1 9 1 0, 455-7. 460--5 . 467-70. 1 02 1 f. u.a. ; MORENO 1 964, 64 Anm . 5 1 ). Bei Martial kostet eine plebeia Venus zwar nur ein bzw. zwei As (Mart. 1 , 1 03 , 1 0 asse cicer tepidum constat et asse Venus; 2,53,7 s i plebeia Venus gemino tibi iungitur asse), an diesen Stellen wird jedoch die Billigkeit der Dirnen beson-
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ders hervorgehoben. Siehe HERTER 1 960, 80f.; BLÜMNER 368 mit Anm . 7; SCHNEIDER, RE, s.v. meretrix, 1 025; DUNCAN-JONES 1 982, 246; McGrNN 2004, 40-55; STUMPP 1 998, 2 1 6. Zu den in den Sat. genannten Münzen siehe REECE 1 98 1 , 26f.; BODEL 2003 . ille mihi iniecerat man um: Die J unkt ur manum inicere, die nicht immer einen Gewaltakt darstellen muss (z.B. Sat. 9 1 ,9 inieci cervicibus manu.�), bezeichnet hier einen aggressiven Übergriff, vgl. TLL 8.360.79ff. ("vim inferre"); eben falls im gewalttätigen sexuellen Sinn Hor. carm. 1 , 1 7 ,25f. ne male dispari / incontinenti.� iniciat manus; Ov. ars 1 , 1 1 6 virginibus. cupidas iniciuntque manu.�. Vgl. dagegen unten Sat. 1 4,5 iniecit . . . manum, wo das Handaniegen juristischen Zwecken dient. nisi valentior fuissem: Askylt ist - passend zu seinem Namen - der körperlich Stärkere, vgl. oben Sat. 6, 1 A.�cylti und unten 9,7. dedissem poenas: Einige Übersetzer fassen den Ausdruck idiomatisch auf im Sinn von "wäre es mir schlecht ergangen" (z.B. EHLERS : ,,hätte er mir übel mitgespielt"). Die Formulierung kann hier jedoch als Euphemismus für "futu tus essern" mit der Bedeutung einer Vergewaltigung als Strafe aufgefasst wer den, wie es das mancherorts für Ehebrecher oder auch für Obst- und Gemüse diebe gab, vgl. Priap. 24,3 /ur habeas poenam; 5 1 ,27 nimirum apertam convolatis ad poenam; 77, 1 1 poenas do. Eine eher kryptische Auslegung bietet LEFEvRE 2007, 1 57f. , indem er meint, dass Askylt "besonders lässig flaniert" und damit den pater familiae glauben macht, er biete ihm seine Dienste an. Für seine ,,'sträfliche' Noncha lance" muss er dann fast büßen (so LEFEVRE 2007, I 57f.). Umgekehrt meint JENSSON 2004, 79, dass Askylt viel eher unschuldig wirkte und der paterfami Iiae dies auszunutzen trachtete . : Der vorangegangene Satz ist inhaltlich und grammatisch vollständig und scheint Askylts Erlebnisbericht abzuschließen. Er lässt sich jedoch nicht naht los an das folgende Satzfragment anschließen (adeo), weshalb es angebracht ist, mit p2 und den modemen Editoren ein Lückenzeichen zu setzen. Die Überlieferung von 0 endet hier und setzt erst bei Sat. 1 6 wieder ein (eine Ausnahme bildet Sat. 9,5). ••.
adeo ubique omnes mihi videbantur satyrion bibisse nen alle rundherum Satyrion getrunken zu haben.
*:
So reichlich schie
Dem Satz fehlen Anknüpfungspunkte an das zuvor und danach Gesagte, er bildet ein isoliertes Fragment. Es scheint auf einen Vorfall angespielt zu wer den, von dem das verlorene Textstück vor adeo berichtete: das Aufueten eines Lüstlings, der sich an den Protagonisten vergreifen wollte und von diesen später erfolgreich abgewimmelt werden kann (Sat. 8,4 mole.�tum). Weniger wahrscheinlich ist, dass der Satz noch zu Askylts Erzählung gehört.
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Kap. 8
Die Erwähnung des Stimulans satyrion legt zwar nahe, dass hier die lüs ternen Leute im Bordell gemeint sind. Doch ubique deutet darauf hin, dass ein Ortswechsel vorgefallen ist. VAN n ITEL 1 97 1 , 6 und 27f. vermutet, dieses und das folgende Fragment (sowie die weiteren kontextlosen Fragmentnester Sat. 1 9,6--2 1 ,3 ; 1 1 3,9- 1 3 ; 1 2 8,7- 1 29,2; 1 38) gehörten ursprünglich zu anderen Szenen. Dass dieses erste Fragment, wie VAN nITEL meint, aufgrund von saty rion besser in die Quartillaszene (vgl. Sat. 20,7 und 2 1 , I ) passe, leuchtet aller dings nicht ein. Denn hier wird ein subjektiver Eindruck geschildert, ohne dass tatsächlich ein Rauschmittel im Spiel sein muss. ubique omnes : Ironische Übertreibung. omnes spielt auf den neuen Auf dringling (molestus) an. ubique könnte ein Hinweis darauf sein, dass man sich nicht mehr im Bordell befindet. Hingegen hält ROSE 1 967, 1 3 1 ubique für inadäquat und ersetzt es durch utique. satyrion: Liebestrank zur Steigerung der sexuellen Lust, gewonnen aus der gleichnamigen Pflanze mit aphrodisierender Wirkung, beschrieben in Plin. nato 26,96--8. Siehe STUMPP 1 998, 92; McMAnON 1 998, 88 mit Arun. 84; ANDRE 1 985, 227f. Auffallend ist die Ähnlichkeit mit dem Werktitel, über dessen Bedeutung man sich bis heute nicht ganz einig ist, siehe Ein!. I . * : Die Lücke wird von allen Zeugen der L-K1asse vermerkt. iunctis viribus molestum contempsimus wir den Lästigen ab.
*:
Mit vereinten Kräften wehrten
Auch diesem Fragment fehlt der direkte Kontext. Es ist jedoch anzuneh men, dass hier ein dritter Versuch unternommen wurde, die Protagonisten zu sexuellen Handlungen zu drängen. iunctis viribus: Enkolp und Askylt sind hier noch zusammen; später kehren sie unabhängig voneinander in die Herberge zurück (siehe Sat. 9, 1 vidi . . . et . . . m e conieci). molestum : Über den lüsternen Unhold (TLL 8. 1 3 54.3 I ff. "importunus in re amatoria") erfahren wir sonst nichts. Entweder handelt es sich erneut um den pater familiae (so ROSE 1 967, 1 30; LEFEVRE 2007, 1 57 Anm . 1 6) oder, was wahrscheinlicher ist, um einen neuen Belästiger (so auch WALsn 1 5 8 Anm . 8), denn erstens ist Askylt mit dem pater familiae schon allein fertig geworden, zweitens ergibt das vorangegangene ubique omnes erst bei mindestens zwei verschiedenen Angreifern Sinn. contempsimus: Das Verb erscheint hier in der Bedeutung von "repellere" (TLL 4.637.40 und 640. 1 8ff.) und lehnt sich an "contemnere aliquem" in eroti schem Kontext an (TLL 4.637.27ff.; vgl. Sat. 1 08, 1 4 V.5 contemptus amor). *: Die Bordellszene bricht hier ab. Eine Lücke wird von allen Zeugen der L Klasse vermerkt. Verlorengegangen ist, wie sich Enkolp und Askylt dem mo-
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lestus entziehen können und wie sie sich danach trennen oder verlieren, denn Enkolp kehrt später alleine in die Herberge zurück.
Eifersuchtsstreit in der Herberge (Sat. 9-1 1 ) Sat. 9,2 vollzieht einen Schauplatzwechsel: Wir befinden uns nun in der Her berge, wo sich ein Streit zwischen den Protagonisten Enkolp und Askylt ent spannt, der mit dem gemeinsamen Entschluss endet, sich zu trennen. Endlich allein mit Giton, genießt Enkolp lang vermisste Sinnenfreuden, wird aber vom unerwartet zurückkehrenden Askylt in flagranti ertappt. Die fragmentarische Überlieferung fUhrt auch hier wieder zu einigen Un klarheiten (dazu Punkt I ). Die Szene enthält ungewöhnlich viele Peripetien und einige - möglicherweise sehr umfangreiche - Lücken. Zumindest zwi schen Sat. 1 0,3 und 1 0,4 sowie 1 0,7 und 1 1 muss Wichtiges ausgefallen sein. Dennoch lassen sich Sat. 9- 1 1 als Einheit auffassen, zumal sie inhaltlich klar aufeinander folgen und keinen Bruch aufweisen. Ebenso wie in Sat. 6-8 finden sich in der Handlung viele Symmetrien (dazu Punkt 2). Auffallig ist zudem die metaphorisch-euphemistische Sprache, die einen krassen Gegensatz zur ob szönen Thematik bildet (dazu Punkt 3).
1 . Unklarheiten Die zwei größten Unsicherheiten in diesen Kapiteln betreffen zum einen den Vergewaltigungsvorwurf Gitons gegen Askylt, zum anderen die in Sat. 1 0,6 erwähnte cena. Von Askylts Versuch, sich an Giton zu vergreifen, erfahrt der Leser (und Enkolp) lediglich durch Giton. Ob die Vergewaltigung tatsächlich stattgefun den hat oder ob Giton sich wehren konnte oder wollte, geht aus der Äußerung nicht hervor. Einige Interpreten vermuten, Askylt habe Giton gar nicht beläs tigt. Vielmehr beschuldige dieser Askylt zu Unrecht (siehe unten Sat. 9,2 ma nantes lacrimas pollice extersit). Dies ist sehr unwahrscheinlich. Askylt hätte sich gegen den falschen Vorwurf sicherlich gewehrt. Zudem ist sein sexuelles Interesse an Giton offensichtlich (Sat. 79f.). Hingegen würde es bei Giton nicht verwundern, wenn ihm Askylts "Übergriff" gar nicht so unwillkommen war, ihm gar gefiel. Dafür sprechen zum einen Stellen, die Gitons Scheinhei ligkeit und Opportunismus anprangern (wie Sat. 79,9 sive non sentiente iniuri am sive dissimulante; 9 1 ,7 supercilium altiu.� sustulit oder 93 ,4, wo Enkolp ihn ironisch als mitissimus puer bezeichnet), zum anderen die Tatsache, dass sich Giton in Sat. 79f. ohne Zögern für Askylt (und gegen Enkolp) entscheidet.
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Eifersuchtsstreit in der Herberge (Sat. 9--- 1 1 )
Enkolps eigener Besitzanspruch auf Giton gründet auf einem alten Liebes verhältnis mit diesem (Sal. 80,6 velustissimam consuetudinem; in 24,6 be zeichnet er Giton als seinen frater, in 79,9 als fraler non suu.� [=Askylt)), das er zurzeit jedoch nicht ausleben kann . Der Grund dafür ist Askylt, der in Sal. 1 0,7 als lästiger Aufpasser (custos molestu.�) bezeichnet wird. Unwahrschein lich ist daher die These von VAN TIßEL 1 97 1 , 26, dass Askylt nichts von der früheren Affäre weiß. In Sat. 9, 1 0 zeigt sich deutlich, dass dieser im Bilde ist. Mit Askylt hatte Enkolp in der Vergangenheit ebenfalls eine sexuelle Bezie hung (Sat. 9, 1 0 cuiu.v eadem ratione in viridario frater juz), nähere Angaben fehlen jedoch. Im uns überlieferten Text sind sie nunmehr Gefährten (siehe unten Sat. 9,4 tuus . . . iste frater seu comes). Die zweite Unklarheit betriffi die in Sal. 1 0,6 erwähnte cena: Askylt spricht dort von einer Einladung flir denselben Abend (hodie). Doch von dieser cena ist danach nicht mehr die Rede. Dass in den Sal. neben der Cena Trimal chionis noch eine weitere (nicht überlieferte) cena geschildert wird, ist un wahrscheinlich. Entweder findet eine solche an besagtem Abend gar nicht statt, oder die Protagonisten gehen nicht hin. Falls mit der cena die Cena Tri malchionis gemeint ist, besteht folgendes zeitliches Problem: Diese findet keinesfalls noch am selben Abend statt (Sal. 26,7 venerat iam tertiu.v dies). Möglich, dass der Gastgeber sie aufgrund wichtigerer Verpflichtungen in letz ter Minute verschiebt (so z.B. VAN TIßEL 1 97 1 , 36 - in Sat. 34,7 spricht Tri malchio von einem Essen am Vortag flir vornehmere Leute: heri . . . multo honestiores cenabant). Wahrscheinlicher jedoch ist, dass die Protagonisten die erwähnte Einladung nicht wahrnehmen. Es kann gut sein, dass sie von Aga memnon engagiert und verpflichtet wurden, an mehreren Veranstaltungen teilzunehmen. Darauf deuten das Verhalten des Dieners, der sie vor der Cena Trimalchionis aufsucht und zur Teilnahme ermahnt (Sal. 26,9), ihre Ausreden gegenüber Agamemnon am Ende der Cena (Sat. 78,8) sowie Enkolps Furcht hin, von Menelaus alleine in seinem Quartier angetroffen zu werden (Sal. 8 1 , 1 ). So kommt auch SCIIEIDWEILER 1 925, 20 1 -3 zum Schluss: ,,Agamem non scheint an Enkolp und Askylt ein großes Interesse zu nehmen. Als sie ihre erste Verabredung nicht einhalten, geht er eine zweite mit ihnen ein; damit sie dieser zweiten sich nicht entziehen, schickt er seinen Sklaven zu ihnen, der sie auf die Genüsse aufmerksam machen soll, die ihrer warten [ .. . ] ."
Eifersuchtsstreit in der Herberge (Sat. 9-1 1 )
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2. Symmetrie Die Handlungen Enkolps und Askylts verlaufen spiegelbildlich: Beide haben ein Auge auf Giton geworfen, machen sich an diesen heran und werden vom Rivalen gestellt. Beide nehmen zu unterschiedlichen Zeiten dieselben Rollen, die des Verführers und die des Anklägers, ein. As
It mit Giton Askylt vergreift sich an Giton. Askylt wird wird von Giton verra ten. 9,6 Enkolps verba 10, 4 communes sarcinulas partiamur
9,4f. 9,4f.
Enkol mit Giton 11. 1f. Enkolp vergnügt sich mit Giton. 11,2 Enkolp wird von Askylt ertappt . 11, 3f. 11, 4
Askylts verba und verbera sic dividere cumfratre nolito
Auch im Streit zwischen Enkolp und Askylt (Sal. 9,6- 1 0,3) liegt ein paralleler Handlungs- und Argumentationsverlauf vor. Auffallend ist dabei, dass Askylts Reaktionen stets eine Steigerung der Aktion Enkolps darstellen: Er erhebt seine Fäuste noch drohender, schreit lauter und bringt üblere Beschimpfungen vor. Enkol
As
9,6 9,6 9,6 9,6
intentavi in oculos A.�c.ylti man us inquam quis dici.� muliebris patientiae .\·corlum, cui IL\' ...
9,7 9,7 9,8f. 9,8 9,9f.
9,10
subduxisti te ... a praeceptoris colloquio
10, 1 10, 2
It
sublatisfortius manibus longe maior nisu clamavit non taces ... non tace.� gladiator obscene, quem .. . nocturne percussor, qui ... cuilL� ... quid ego ... cumjäme morerer? multo me turpior es tu hercule, qui ut foris cenare.� poetam lau du.�ti
Zuletzt stellen Enkolp und Askylt fest, dass beide sich von ihrem Hunger ha ben leiten lassen. Enkolp suchte die Schule auf, um eine kostenlose Mahlzeit zu ergattern, Askylt verschwand, weil er Hunger verspürte. Die Sphären der Bildung und des Essens sind in den Sat. eng miteinander verbunden, v.a. beim Gastmahl des Trimalchio: ,,La Cena propone un paradosso. Nelle intenzioni degli scholastici quella e soltanto un'occasione per soddisfare grazie al loro prestigio esigenze alimentari; per il padrone di casa e invece I'occasione buona per esibire le spiritose e sorprendenti trovate dei suo ingegno" (CONTE 2007, 1 1 3). Ferner sind die Reden in Sat. 1-5 reich an Essmetaphern. Sal. 1 1 korrespondiert darüber hinaus stark mit Sal. 79f. (ähnlich HUB BARD 1 986, 207), wo Askylt sich an Enkolp für die Vorfälle in Sat. 1 1 zu rä chen scheint.
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Eifersuchtsstreit in der Herberge (Sat. 9-1 1 )
Sat. \ Of.
Sat. 79f. 79,9
79,9
79,11
79, 1 1 79, 1 1f.
Askylt mit Giton in der Herberge cum fratre non suo alieni.l' amplexibu.l' oblitus iuri.l' humani verberibu.l' (gegen Giton), verbL� (gegen Askylt) jidem scelere violasti . . . Enkolps Vorschlag, sich zu trennen, und Askylts scheinbares Einverständnis non repugnavit ille . . . partiti manubilL�
10,7
1 1,1
1 1,4
1 1,3 1O,4f.
79, 1 2
Askylts überraschende Forderung nunc et puerum dividam us
1 1,2-4
80,1
gladium . . . strinxit
1 1,4
80,1
non fruerü . . . hai: praeda intorto circa bracchium pallio
1 1,4
80,2
Enkolp mit Giton in der Herberge Gitone meo
cum
1 1,2
bonafide exaclis . . . artissimis comp/exibus verba und verberare (gegen Enkolp) frater .l'ancti.�sime Enkolps Vorschlag, sich zu trennen, und Askylts scheinbares Einverständnis communes sarcinu/as partiamur . . . non reLusavit As e o.�cula scilicet velit sibi a poscente extorqueri. Vgl. ähnliche Ausdrücke wie in Plaut. Epid. 54 1 plane hicine est qui mi in Epidauro virgini primu . pudicitiam pepulit, Ov. met. 1 ,600 rapuitque pudorem; 6,6 1 6f. pudorem / abstulerunt. § 9,5 eum ego proclamarem, g1adium strinnt et "si Lueretia es" inquit "Tarquinium invenisti''' : Als ich um Hilfe schrie, zog er sein Schwert und sagte: ' Wenn du Lukrezia bist, so hast du deinen Tarquinius gefunden ! '"
Gitons Bericht zufolge hat Askylt eine bekannte Episode aus der klassi schen römischen Literatur zitiert (Liv. 1 ,58) und sich als Tarquinius inszeniert, der sich an der keuschen Lukrezia vergehen will. Die Parallelen zur römischen Königsgeschichte sind zahlreich : Beide Male wird die Abwesenheit des legi timen Partners ausgenutzt; beide Opfer werden mit einer Waffe bedroht (bei Livius stricto gladio), sitzen nach dem Vorfall weinend (Iacrimae obortae bei Livius) auf dem Bett (bei Livius finden Brutus und der Ehemann Collatinus Lukrezia sedentem maestam in cubiculo) und werden von dem zurückgekehr-
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ten Partner nach dem Grund flir die Tränen gefragt (bei Livius quaerenti viro, siehe dazu Sat. 9,3). Allerdings kommt der Hilfeschrei, der Askylts Diktum zu motivieren scheint, in der Lukrezia-Episode nicht vor (Lukrezia schläft, als Tarquinius ihr droht: 'tace, Lucretia . . . moriere, si emiseris vocem ). Das literarische Modell wird parodistisch degradiert. Ironische Differenz erwächst aus dem "sex chan ge in combination with differences in class and circumstance. Giton is no chaste matrona straight out of mythic history" (RICHLIN 1 992, 287). Und wäh rend Lukrezia mit der Schande nicht leben kann und den Freitod wählt, bricht Giton nur melodramatisch in Tränen aus - und entscheidet sich, vor die Wahl gestellt, in Sat. 80,6 sogar flir seinen "Schänder'. Gitons Unzuverlässigkeit als Gewährsmann (siehe auch Sat. 79,9 dissimu/ante) ebenso wie die Mittelbarkeit der Berichterstattung (Askylt - Giton - Enkolp - Leser) tragen weiter dazu bei, dass die Szene keine tragische Wucht, sondern narrative Ironie entfaltet. In den Sat. wird öfter "das Niedrige pathetisch verglichen [ . . . ] mit dem Erhabenen, das aus dem Epos und der Tragödie genommen wird" (KLEßS 1 889, 629; siehe auch WOOTEN, 1 976, 7 1 ), wie z.B. in Sat. 48,7 (Anspielung auf Odysseus/Kyklop); 80,3 (Erwähnung des "Thebanischen Paares"); Sat. 1 05,9 (Anspielung auf die Wiedererkennung des Odysseus durch die Amme). ego: Siehe dazu oben Sat. 7,2 ego. proclamarem: ,,(um Hilfe) rufen, schreien" und jur. "öffentlich und förmlich um (gerichtliche) Hilfe (an-)rufen", vgl. Sat. 1 4,5f.; KASER I 1 1 5 §29 Anm 2 1 und 288 §57 Anm 58; DEßRAY 1 9 1 9, 1 46 mit Anm . 1 0 . Der Ausdruck könnte eine Anspielung auf den c/amor necessitatis sein, eine dem keltischen und germanischen Recht entsprechende Regelung (im römischen Recht ist nichts dergleichen bekannt): Dort "hat eine Frau, der Gewalt angetan wird, nur dann Anspruch auf Verfolgung des Täters, wenn sie sofort schreit" (VAN TIIlEL 1 97 1 , 28 Anm . 1 ) . gladium strinnt: Bei Livius tritt Tarquinius ebenfalls stricto gladio ins Zim mer der Lukrezia (wobei er sein Schwert später als ferrum bezeichnet, s.u.). Auch wenn es sich hier (wie in der Livius-Referenz) um ein echtes Schwert handelt, eröffnet sich dem Leser ein obszöner Nebensinn (so auch ADAMS 2 1 ): Die Bedrohung durch das Schwert steht zugleich flir die drohende Vergewalti gung. Das Bild des männlichen Glieds als Waffe gehört zu den häufigsten sexuellen Metaphern (ADAMS 1 9-22). Vgl . in diesem Sinn den Gebrauch von arma, g/adium, telum u.a. in Plaut. Cas. 909 dum g/adium quaero ne habeat, arripo capu/um. / sed quom cogito. non habuit g/adium. nam esset frigidus; Priap. 9,2. 1 4; 1 1 ,3; 20; 3 1 ,3 ; 43, 1 ; 55,4; Mart. 1 1 ,78,6 dum metuit teli vulnera prima novi. Vgl. zudem Sat. 1 30,4 paratus mi/es arma non habui; 1 32,8, 1 7 ferrum timUl). .
.
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"si Lueretia es ... Tarquinium invenisti : Vgl. Liv. 1 ,5 8,2 'tace, Lucretia, ' inquit; 'Sex. Tarquinius sum; ferrum in manu est; moriere, si emiseris vocem. '; Ov. fast. 2,795f. ferrum, Lucretia, mecum est ' I natus ait regis, 'Tarquini usque loquor. ' ..
§ 9,6 quibus ego auditis intentavi in oeulos Aseylti manus et 'quid dieis' inquam 'muliebris patientiae seortum, euius ne spiritus purus est?' : Als ich das hörte, streckte ich meine Hände zu Askylts Augen hin aus und sagte: "Was sagst du dazu, Mannshure, die sich wie ein Weib hergibt und an der nicht einmal der Atem sauber ist?" Gitons Anklage löst einen Streit zwischen Enkolp und Askylt (Sat. 9,6ff.) aus, der später in Sat. 79, 1 2ff. wieder aufgenommen wird und dort sein Ende erreicht. In Sat. 8 1 ,4f. ergeht sich Enkolp in ähnlichen Beschimpfungen Askylts (impurns; tamquam puel/am conduxit) bzw. Gitons (.�tolam sumpsit; ne vir esset a matre persua.ms est; opu.� muliebre; tamquam mulier secutuleia) . Die gegenseitigen Beleidigungen folgen konventionellen Invektivemustern (RICITLIN 1 992, 287). Sie sind hyperbolisch und vulgären Inhalts. Doch wäh rend Enkolp in echten Zorn gerät, spielt Askylt Angst vor (Sat. 9,7 inhorresce re se finxit) und setzt sich damit durch. intentavi in oeulos Aseylti manus: Drohgebärde, um dem Gegner den "Kampf' anzusagen (TLL 8.345 . 1 1 ff. "minantium"), evtl. konkret gegen die Augen des Gegners gerichtet. Dieselbe zornige Geste taucht auf in Sat. 1 08,5 intentans in oculos Tryphaenae manu.v; Sen. epist. 7 1 ,22 in oculos nunc mihi manus intentat; vgl. zur Redewendung zudem Ov. met. 5,670f. protervas I intentare manus; Liv. 3 ,47,6 Verginius intentans in Appium manus. quid dieis: Aufforderung, zu den geäußerten Vorwürfen Stellung zu nehmen ("Was sagst du dazu?"). quid dicis mit folgendem Vokativ wird sonst zumeist abgeschwächt als mechanisierte Fonnel zur Dialogeröffnung verwendet, wobei dasjenige, zu dem das Gegenüber Stellung beziehen soll, gewöhnlich in einer weiteren Frage folgt, z.B ebenfalls in vorwurfsvollem Ton Sat. 9 1 ,6 quid dicis, peregrini amoris concessio ? dignus hac iniuria fui?; 1 07, 1 5 ; 1 32,9. Vgl. Cic. Alt. 1 3,45,3 ; Phi!. 2,3 1 ; siehe H OFMANN 43 f. §48. muliebris patientiae seortum: Derbes Schimpfwort, das Askylt als pathicus abstempelt, jemanden, der im Sexualakt die weiblich-passive Rolle einnimmt: muliebriv steht fUr "weibisch, unmännlich" (VORßERG 372); patientia ist kor respondierendes Abstraktum zu patior, dem t. t. fUr die passive Rolle beim Geschlechtsverkehr (qui muliebria patitur yuva\JCo!ta8ii), vgl. Sall. Catil. 1 3,3 viri muliebria pati; Ps. Quint. decl. 3 , 1 1 in muliebrem patientiam vocatur fortasse iam maritu.v; Sen. nat. 1 , 1 6,6 est aliqua etiam prostitutis modestia, et iIIa corpora publico obiecta ludibrio aliquid quo infelix patientia lateat obten=
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dunt; Suet. Jul. 52,3 : Curio warf Caesar vor, er sei omnium mulierum vir et omnium virorum mulier. Dass Askylt tatsächlich einst die passive Rolle einnahm, lässt Sat. 9, 1 0 cu ius eadem ratione in viridario frater foi vermuten, wo Askylt sein früheres Verhältnis zu Enkolp mit dessen heutigem Verhältnis zum Knaben Giton ver gleicht. Die Attacke des pater familiae in Sat. 8,2-4 sowie 8 1 ,4 quem puellam conduxit etiam qui virum putavit bestätigen dies. So ist in Enkolps Aussage auch der ironische Vorwurf enthalten, die ihm zugeschriebene passive Rolle aufgeben und den aktiven Part übernehmen zu wollen. scortum: Ursp. ,,Haut, Leder", derber Ausdruck für meretrix (siehe A DAMS 1 983, v.a. 32 1-7), oft wie hier als Schimpfwort gebraucht. Catull. 6,4f. spottet über die unbekannte Geliebte eines Freundes als fehriculosum scortum; bei [Tib.] 4, 1 0,4 ist die Nebenbuhlerin der adelsstolzen Sulpicia ein scortum. Das Wort wird auch ftir Männer verwendet, z.B. Cic. Phil. 2,44 bezeichnet den jungen Antonius als vulgare scortum, der die toga virilis, sobald er sie erhalten hat, in eine toga muliehris verwandelt. J I -6 ne: BÜCIIELER , MÜLLER (vgl. MÜLLER 430 Arun. 5 5), GIARDTNA-MELLONl ergänzen < quidem> , dagegen DELL' ERA 1 970, 3 1 ; BENDZ 1 94 1 , 35; PETERS MANN 26 und 23 1 sowie 1 975a, 44; ADAMS 2003, 1 1 : Das allein stehende ne (im Sinne von ne . . . quidem) entspricht dem vulgären Stil der Rede, vgl. z.B Quint. inst. 1 ,5,39, der diese harharismi (detractione . . . 'ne hoc fecit ') tadelt; Apu!. met. 3 , 1 1 ac ne istud, quod vehementer ingemescis, contumeliae causa perpessus es; Sat. 47,4 hoc solum vetare ne lovis potest. Siehe auch HSz 447f. §24 1 Zusatz ß. spiritus ... purus: purus/impurus steht im sexuellen Kontext meist ftir "untain tedltainted by oral sex" (RICITLTN 1 99 1 , 28; OLD s.v. purus 5). Die Adjektive werden oft ftir den pathicus in einer homosexuellen Beziehung und ftir Prosti tuierte gebraucht, die den passiven Part beim Anal- und Oralverkehr überneh men. Grundlage daftir war die verbreitete Ansicht, Oralverkehr verursache Mundgeruch - Symptom eines os impurum. Vg! . u.v.a. Catull. 97,2 utrum os an culum olfacerem Aemilio; 98; 99; Mart. 2, 1 2. 6 1 ; 4,39, 1 0; 6,50,6 hasia pura; 9,63 ad cenam invitant omnes te, Phoehe, cinaedi. I mentula quem pas cit, non, puto, purus homo est; 9,67; 1 1 ,30 os male causidicis et dicis olere poetis. I sedfellatori, Zoile, peius olet; 1 1 ,6 1 , 1 4 nec purus esse nunc potest nec inpurus; 1 4,70 si vis esse satur, nostrum potes esse Priapum; I ipsa licet rodas inguina, purus eris. In der Quartilla-Episode werden die Küsse (basia) des Cinäden als olidissima (Sat. 2 1 ,2) und immundissima (23 ,4) bezeichnet. Siehe ausftihrlich RICITLTN 1 983, 26--9 ; OBERMAYER 1 998, 2 1 4-3 1 zum os impurum bei Martial u.a. § 9,7-8 inhorrescere se finxit Ascyltos, mox sublatis fortius manibus longe maiore nisu clamavit: (8) 'non taces' inquit 'gladiator ob scene, quem tde
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ruinat harena dimisit?: Askylt tat so, als ob er erschrecke, erhob alsbald seine Fäuste noch drohender und brüllte noch lauter: "Willst du nicht schwei gen, geiler Fechter, den der Kampfplatz twegen eines Zusammenbruchst entlassen hat?
In Sat. 9,7-1 0 holt Askylt zu einem derart heftigen argumentativen Gegen schlag aus, dass Enkolp nicht mehr dagegenhalten kann. Rhetorisch kunstvoll mit Anaphern (non taces . . . non taces) , Wiederholungen (zweimal non taces mit Vokativ [Subst. und Adj.] und angehängtem Relativsatz), einem Chiasmus (gladiator obscene . . . nocturne percussor) und einem Crescendo von r-Lauten kontert er die Beschimpfung Enkolps, zu der etliche formale Parallelen beste hen: quid dicis vs. non taces; muliebris patientiae scortum vs. gladiator ohscene . . . nocturne percussor; ne spiritus puru.� vs. ne tum quidem . . . pura muliere . . Dies ist nicht die einzige Streitszene, die Petron so symmetrisch arrangiert, vgI. die Mantelszene Sat. 1 2- 1 5 . Eine große Debatte hat sich darüber entzündet, o b die Beleidigungen me taphorisch (so OPELT v.a. 45f.; MULROY 1 970; SCIIMELING 1 994; LEFEVRE 2007, 1 60 Anm 29 u.a.) oder als tatsächlicher Verweis auf Enkolps Biogra phie (so HOUSMAN 1 904; CERUITI-RICIIARDSON 1 989; BAGNANI 1 956; PACK 1 960; PARATORE I 1 67; CiAFFI 1 955, 20 Anm 1 4; 86 Anm . 1 3 ; SULLNAN 1 968, 43-5; JENSSON 2004, 1 3 7-5 1 ) aufzufassen sind (eine Mischform bietet SOVERINI 1 976 und 1 978). Der erotisch aufgeladene Kontext (Enkolps obszö ne Beleidigungen zuvor; obscene und nocturne; die nach percussor folgenden Relativsätze) legt nahe, dass auch Askylts Replik semantisch aus diesem Sprachregister schöpft. Zu erwähnen, dass Enkolp Gladiator war und jemanden umgebracht hat, wäre an dieser Stelle unangebracht. Die Sätze sind m.E. als sexuelle Schmähungen zu verstehen: Die allgemeinen Schimpfwörter gladia tor und percussor erhalten durch die Adjektive obscene und nocturne eine sexuelle Konnotation. Die folgenden Relativsätze quem . . . und qui . . . cuius . . . verweisen auf sexuelle Ereignisse bzw. ein Versagen Enkolps in der Vergan genheit. Kein Licht in die Sache bringt der oft in diesem Zusammenhang genannte Monolog Enkolps in Sat. 8 1 ,3 . Es ist umstritten, ob Enkolp die dort eingestan denen Schandtaten tatsächlich begangen hat (Unschuldsbeteuerung nach MER KELßACH 1 973, 86 Anm 1 9; VAN TiIIEL 1 97 1 , 63; SCIIMELING 1 994, 1 1 8f.; MULROY 1 970; dagegen ausfiihrlich JENSSON 2004, 1 45-5 1). Und auch wenn er sie begangen hat, bedeutet dies noch nicht, dass von dieser auf unsere Stelle geschlossen werden kann (siehe HABERMEIIL ad loc.). .
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inhorrescere se fm.xit: Askylt ist nur scheinbar eingeschüchtert. sublatis fortius manibus: Es muss sich um die Fäuste Askylts handeln. Askylt erwidert und steigert die Geste Enkolps, siehe oben Sat. 9,6 intentlIVi in oculos Ascylti manus.
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longe maiare nisu clamavit: Auch hier liegt eine Steigerung gegenüber En kolps inquam (Sal. 9,6) vor. non taces: Fragen im Sinne einer Aufforderung (PETERSMANN 26 1 ) sind v.a. bei Plautus sehr häufig anzutreffen, z.B. Amph. 700; Mere. 2 1 1 . Askylt repe tiert non laees in Sal. 9,9, vgl. Enkolps quid dicis oben Sal. 9,6 quid dicis. inquit: Wegen des vorangegangenen clamavit wurde inquit von BÜCIIELER 1 App. als überflüssig angesehen. Doch in der Umgangssprache ist (wie im Deutschen) die mechanische Setzung eines pleonastischen inquit/inquam ne ben einem Verbum dicendi nicht selten, siehe dazu PETERSMANN 48f. ; HSz 4 1 8 §22 1 . Vgl. zudem Sal. 4 1 ,8 u.a. Unser Fall ist ein "pleonasmus levior" (so TLL 7. 1 . 1 773.5 1 ff.), da clamavit kein simples Verb des Sagens ist, sondern die Art und Weise beschreibt, wie die Worte ausgesprochen werden (vgl. dagegen "pleonasmus durior", z.B. in Sen. eontr. 7,5,9 Cestius dixit . . . inquit . . . ). gladiator ob scene: Da Gladiatoren aufgrund ihres grausigen Berufes gefLirch tet und verachtet waren (z.B. Juv. 8, 1 99f. haee ultra quid eril nisi ludus? el illie / dedeeus urbi� habes; 1 1 , 1 -20), wurde dieser Terminus häufig als Schimpfwort gebraucht (TLL 6.2.2007.57ff. ; RIESS 200 1 , 36), z.B. in der poli tischen Polemik: Cic. Mur. 50 (über Catilina) iIlius nefarii gladiatoris; dom. 8 1 quae idem i/le gladiator seelera Anagniaefeeeral. Auch hier ist der Begriff als Schimpfwort aufZufassen (so VAN nTIEL 1 97 1 , 62; COCCIA 1 973, 64-7 Anm . 244; PACK 1 960, 3 1 f. und BAGNANI 1 956, 24-7), das aber durch den Kontext und obseene erotisch konnotiert ist (so MULROY 1 970; SCIIMELING 1 994; OßERMAYER 1 998, 3 1 8f. und 2003 , 74f.; OPELT 45f. ; LEFEVRE 2007, 1 60 Anm . 29) in Anlehnung an gladius, das wie alle Waffenmetaphern sexuelle lmplikationen haben kann (so ADAMS 1 9-22; VORBERG 2 1 0; siehe oben Sal. 9,5 gladium strinxit). Begriffe aus der Gladiato rensphäre verwendet der Erzähler auch beim sexuellen Abenteuer mit Quartilla (Sat. 1 9,5; 2 1 ,2). Gladiatoren waren zudem auch bekannt fLir ihre Potenz, da von zeugen Darstellungen von Gladiatoren im Zusammenhang mit einer phal lischen Ikonographie und Graffiti aus Pompeji (z.B. CIL 4,4353 Cresee[njs retia[riusj puparum noetumarum . . . ; 4,89 1 6 Cresee[njs puellar[ijum domi nus) sowie Stellen aus der Literatur (Juv. 6, 1 03-1 1 3 ; Apul. met. 2, 1 5 gladiato riae Veneris; Sen. eontr. 1 ,2,4. 1 0 [Gladiatoren als repräsentative Bordellgän ger], siehe JUNKELMANN 2000, 27; WIEDEMANN 200 1 , 5 3 ; BARTON 1 996, 48). Zudem sind zahlreiche Affaren hochgestellter römischer Damen mit Gladiato ren bezeugt (z. B. Juv. 6,78- 1 1 3 ; Cass. Dio 60,28 : Kaiserin Messalina; Hist. Aug. MA 1 9, 1-7: Kaiserin Faustina), worauf auch Sal. 1 26,6 harena aliquas aeeendil verweist. Schwer vorstellbar hingegen ist, dass hier auf ein obszönes Gladiatoren spiel (Sen. nato 7,3 1 ,3 alius in obseenam ludi partem fogit, et loeatus ad mor tem infame armaturae genus in quo morbum suum etiam periturus exereeat
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legit) bzw. einen Gladiator, der zu solchen sexuellen Spektakeln antritt, ver wiesen wird (so CERUTTI-RICIIARDSON 1 989, 594). obscene: Auch wenn das Wort allgemein fUr "Iousy" (BAGNANI 1 956, 26) oder "foul" (PACK 1 960, 3 1 ) stehen kann , hat es meist einen sexuellen Bezug (TLL 9.2. 1 60.20f.): "ohscenus is used rather 100sely as an evaluative tenn in reference to the sexual language. One fmds it employed on the one hand to describe a basie obscenity (Priap. 29, 1 ), on the other a veiled sexual allusion (Sen. Contr. 1 ,2,23)" (ADAMS 35f.). Vgl . bei Petron Sat. 85,2 ohsceno ser mone; 1 1 7, 1 2 strepitu ohsceno. Gerade bei Personen ist ohscenus meist sexuell konnotiert, vgl . Prop. 3, 1 1 ,3 1 coniugis ohsceni; Liv. 33,28,5 ohscenis illis (seil. mollihus) viris; Sen. contr' 9,2,9 ohscenae puellae; Mart. 6,50,3 ohscenos . . . cinaedos; 1 1 ,6 1 ,4 ohscena . . . Leda; Sen. henef 4,3 1 ,5 hominem tam palam ohscenum; T L L 9.2. 1 6 1 .28ff. quem tde ruinat harena dimisit: Der Relativsatz kann nicht vollständig entschlüsselt werden. Klar ist jedoch, dass er die Beleidigung zusätzlich ver stärkt: Der Beruf des Gladiators ist eine Schande; darin versagt zu haben, ist der Gipfel der Schande. Der Kontext legt auch bei diesem Ausdruck nahe, die Bedeutung übertra gen, auf das Sexuelle bezogen zu verstehen. Die Arena könnte fUr den Kampf platz des Bettes stehen, wobei tde ruina t als Vorwurf des sexuellen Versagens gedeutet werden könnte (so SCIIMELING 1 994, 2 1 6f. ,,no gladiatorllover stays long in the arenafbedroom without a good sword"; MULROY 1 970, 255; OBERMAYER 1 998, 3 1 8 Anm . 3 1 2). tde ruinat: Der von den meisten Editoren in cruces gesetzte Ausdruck lässt sich nicht zweifelsfrei erklären. Man kann versuchen, den Originaltext zu halten. Die Präposition de wird am besten kausal oder temporal aufgefasst ("wegen", vgl. qua de causa; "nach", vgl. Plaut. Most. 697 non honust somnu ' de prandio). de ruina könnte dann innerhalb des hier dominierenden sexuellen Kontextes als "peinliches sexuelles Versagen, Kollaps im Bett" aufgefasst werden (in Anlehnung an OLD s.v. ruina 5 ,,[fig.] ruin, collapse, downfall"). Versuche, den Ausdruck als Vorfall in einer Arena anzusehen, etwa ein Einsturz des Theaters (BAGNANI 1 956, 26; CERUTTI-RICIIARDSON 1 989, 594; SULLNAN 1 968, 43; vgl. Tac. anno 4,62; 1 5 ,22; Suet. Tih. 40; Sen. nat. 6, 1 ), ein Erdbeben (BüCIJELER I App.; KILLEEN 1 969; CERUTTI-RICIIARDSON 1 989, 594; SULLNAN 1 968, 43) oder ein Sturz des Gladiators (BURMAN 54; BURRISS 1 94 1 a, 276; BüCIIELER I App.), scheitern daran, dass sie entweder dem Gladia tor keine Schande bringen oder wohl kaum als ruina beschrieben würden. Will man innerhalb der Gladiatorenmetaphorik bleiben, bietet sich die Konjektur sine rude an (SCIINUR 1 992, 1 7 1 : "ohne Rapier, bes. dasjenige, das tüchtigen Gladiatoren bei ihrer Entlassung oder als Zeichen ihrer Meisterschaft
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verliehen wurde"; vgl. BIRT 1 928 sine rudl) oder de pruna (FRÖlINER 1 9 1 2, 1 66: "glühende Kohle" - "die ungehorsamen Gladiatoren wurden gebrannt, wahrscheinlich mit einer glühenden Kohle"). Unpassend (und ohne Pointe) ist hingegen die Konjektur meridiana (WALS" 1 967, 1 38; prob. PANAYOTAKIS 1 995, 1 7; nach Sen. epist. 7,3 casu in meridian um spectaculum incidi . . . quic quid ante pugnatum est misericordia fuit; nunc omissis nugis mera homicidia sunt), die aber mit einer Gladiatur nichts zu tun hatte: Beim meridian um spec taculum mussten jeweils zwei Mörder gegeneinander antreten. Nur einer der beiden war bewaffnet. Nach seinem Sieg musste dieser selbst ohne Waffen gegen einen Bewaffneten kämpfen. Bei der Genese der Korruptel scheint das folgende haReNA eine Rolle ge spielt zu haben, was Vorschläge begünstigt, die nicht mit -na enden, wie z.B. derisum (FRAENKEL) oder delusum (GURLITT, "mit Spott und Schmach"; nach B URRISS 1 94 1 a, 276 unpetronisches Latein). Zu weit hergeholt ist de ruma (ein altes Wort für mamma, HOUSMAN 1 904, 398, später auch A LESSJO 1 960/ 1 , 3 0 1 -3 ; N ISBET 1 962, 229 findet diese Emendation bemerkenswert; KILLEEN 1 969, 1 27 lehnt sie klar ab). harena: KampfPlatz der Gladiatoren im Amphitheater (TLL 6.3 .2530.39ff.). Ü bertragen steht harena auch für "the scene of any struggle or dispute" (OLD s.v. harena 3c, TLL 6.3.253 1 . 1 0ff. ,,metaph."), vgl. Juv. 1 6,47 lentaque fori pugnamus harena; Plin. epist. 6, 1 2,2 in harena mea. hoc est apud centumviros; Lucan. 6,63 aestuat angusta rabies civi!is harena. Demgemäß (nach SCl IMELING 1 994, 2 1 7) steht harena hier metonymisch für das Bett. dimisit: Innerhalb der Gladiatorensprache ist missus der t.t. für den Gladi ator, der sich ergibt und begnadigt wird bzw. missio für die Entlassung, nicht generell aus dem Gladiatorendienst, sondern aus der Autorität des editor, der das Spektakel gesponsert hat (siehe COLEMAN 2000, 488). Vgl. dimittere in diesem Sinn bei Ps. Quint. decl. 9,22 res dictu incredibi!is: gladiator dimissus. redemptor occisus est!; Suet. Cal. 27 votum exegit ab eo. qui pro salute sua gladiatoriam operam promiserat. spectavitque ferro dimicantem nec dimisit nisi victorem et post multas preces). V gl. im übertragenen Sinn Apul. met. 2, 1 7 hodierna pugna (i.e. Liebes spiel) non habet missionem; Sat. 2 1 ,2 Quartilla ballaenaceam tenens virgam alteque succincta iussit infelicibus dari missionem. § 9,9-10 non taees, nocturne pereussor, qui ne tum quidem, eum fortiter faceres, eum pura mutiere pugnasti, (10) euius eadem ratione in viridario frater fui qua nune in deversorio puer est? ' 'subduxisti te' inquam 'a praeeeptoris eolloquio' : Willst du nicht schweigen, nächtlicher Stoßer, der du nicht einmal damals, als du noch besser beisammen warst, mit einer sauberen Frau gekämpft hast, und dessen Bruder ich im Garten gewesen bin auf dieselbe
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Art , wie e s nun i n der Herberge der Knabe ist?" ,,Du hast dich", sagte ich,
"von der Debatte mit dem Professor weggeschlichen." Auch hier geht es eher um die sexuelle Leistung als um Enkolp als Mörder (percussor) . Dass Enkolp in der Vergangenheit tatsächlich einen Mord began gen hat, ist nicht auszuschließen. Auf ein solches Delikt deutet Sat. 8 1 ,3 effugi iudicium. harenae imposui. hospitem occidi hin (vgl. auch 83,6; 1 1 7,3; BO CllELER 1 9 1 5, 437), das auch einen Hinweis auf eine frühere Tätigkeit als Gladiator enthält. Auch in Sat. 1 30,2 proditionem feci. hominem occidi. templum violavi er wähnt Enkolp einen Mord, allerdings auf scherzhaft-provokante Weise: Er will die Delikte wohl nicht ernsthaft gestehen - und beteuert daher zuvor, noch nie eine Todsünde begangen zu haben: numquam tamen ante hunc diem usque ad mortem de/iqui (SCHMELING 1 994, 22 1 ; MULROY 1 970, 255; SOVERINI 1 976, 1 0 1 Anm . 5; CocCIA 1 973, 64 Anm . 244) -, sondern Circe lediglich mittels drastischer Beispiele zu einer harten Bestrafung bewegen. Gut möglich, dass der Leser der gesamten Satyrica den wahren Kern dieser Scheinbeichte kann te ! Forschungsmeinungen zu Sat. 1 3 0,2 werden zusammengefasst in SOVERINI 1 978, 267f. Im Streit wirft Askylt Enkolp sexuelles Versagen vor. Nie habe sich dieser mit einer ehrbaren, ebenbürtigen Partnerin (pura muliere), sondern immer nur mit j üngeren Lustknaben (frater . . . puer) eingelassen und außerdem habe er seine Potenz eingebüßt (ne tum quidem. cum fortiterfaceres . . .) . non taces: Die Wiederholung (vgl. oben Sat. 9,8 non taces) und die Lautstärke (Sat. 9,8 longe maiore ni.vu clamavit) verleihen der Frage den Charakter einer Drohung. nocturne percussor: percussor kann ein unspezifisches Schimpfwort sein (vgl. Cic. Phil. 4, 1 5 est igitur . . . omne certamen cum percussore. cum latrone. cum Spartaco), so wie auch nocturnus häufig in generellem (nicht erotischem) Sinn negativ konnotiert ist (vgl. unten Sat. 1 5 ,2 nocturni; Cic. Verr. 11 4,95 istius praeclari imperatoris nocturni milites; Sat. 57,3 larifuga nescio quis. nocturnus; 82,2 nocturnus grassator). In diesem Zusammenhang (gladiator ohscene, fortiter faceres, erotische Kämpfe, siehe unten zu pugnasti) ist der Ausdruck als sexuelle Anspielung zu verstehen: percussor als "Stecher im Dunkeln" (so auch ScIIMELING 1 994, 2 1 7; QPELT 46; ADAMS 147; TLL 10. 1 . 1 236.68ff.), als einer, der sein Gegen über durchbohrt: "One of the largest semantic fields from which metaphors for sexual acts were taken in Latin is that of striking, beating and the Iike" (ADAMS 1 45). Vgl. Maxim. eleg. 5, 1 33f. fert tacitum ridetque suum laniata dolorem / et percussori plaudit amica suo. Kampfmetaphern dienen oft zur Beschreibung nächtlicher (sexueller) Abenteuer, z.B. Catull. 66, 1 3 dulcia nocturnae portans vestigia rixae; Verg.
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Aen. 1 1 ,736 nocturnaque bella; Ov. am. 1 ,9,45 nocturnaque bella gerentem; Juv. 8, 1 44 nocturnus adulter; das obszöne noctipugnam in lucil. 1 246 K (dass es obszön zu verstehen ist, wird klar durch Fest. p. 1 80, l l und Paul . Fest. p. 1 8 1 , l l); eil 4,4353 als Cresce(n)s retia(rius) puparum nocturnarum ... (be reits oben erwähnt). ne tum quidem nune: Die "Einst potent-Jetzt impotent"-Dichotomie (0BERMAYER 2003, 7 1-5) ist ein häufiges Motiv in Impotenztexten und wird normalerweise vom Versagenden selbst gesprochen, vgl . u.a. Ov. am . 3 ,7,23 nuper und 67f. nunc . . . nunc. Askylt bringt hier Enkolps Potenzprobleme zur Sprache, die später zu einem zentralen Thema in den Sat. werden (so auch RIClIARDSON 1 984, 1 1 4; SClIMELING 1 994 u.a.). eum fortiter faeeres: facio ("es tun, es machen, den Beischlaf vollziehen") ist oft Substitut für anstößige Wörter (Tll 6. 1 . 1 2 1 .40ff. ; ADAMS 204 und 1 98 1 , 123 mit Anm 4 ; VORBERG 1 75f.), hier für den sexuellen Akt, vgl. Sat. 1 1 ,2 nec adhuc quidem omnia erantfacta; 45,8 qui coactus estfacere, 87,5 si quid vis, fac iterum; J uv. 7,240 nefaciant vicibus; Mart . 1 ,46, l fac sifacis. Absolutes fortiter facere (TLL 6. 1 . 1 I 63. 82ff.) steht für "viriliter agere" häufig in militärischem Zusammenhang und fUgt sich hier gut in die Kampf metaphern ein, vgl. Sen. contr. 1 ,8 qui ter fortiter fecerit. militia vacet; Ps. Quint. decl. 3,5; Quint. decl. 287 praej alterfortiterfecit. alter deseruit; eben falls in sexuellem Zusammenhang steht fortiter in Apul. met. 2, 1 0 tota enim nocte tecumfortiter et ex animo proeliabor. Der Konj . (bei cum determinativum) entspricht dem umgangssprachlichen Stil der Rede, siehe PETERSMANN 277. pura mutiere: pura steht für sexuelle Reinheit (siehe oben Sat. 9,6 spiritus . . . purus) . Die pura mulier ist eine honorable Frau, sprich keine Prostituierte ("eine[r] Fellatrix, die dir behilflich sein musste", wie lEFtWRE 2007, 1 60 Anm 27 treffend sagt). SOVERINI 1 976, 1 04-6 sieht in pura muliere die "donna vera e propria, a tutti gli effetti" (S. 1 05) im Gegensatz zu den weibischen Männern (vgl. mu Iiebris patientia), mit denen Enkolp verkehrt haben soll. Diese Lesart wird sprachlich durch keine Parallelen gestützt. pugnasti: pugnare ist sexuell gefärbt: Ringen beim liebeskampf. Zu militäri schen Metaphern für erotische Kämpfe (nach dem Motiv von Ov. am. 1 ,9, 1 militat omnis amans) vgl . z.B. Prop. 2, 1 5,4 quantaque .�ublato lumine rixa fuit!; Ter. Eun. 899 dabit hic pugnam aliquam denuo; Mart. 1 O,38,6f. 0 quae proelia. quas utrimque pugnas / felix lectulus et lucerna vidit, Lucil. 1 339K vicimus, 0 socii, et magnam pugnavimus pugnam (mit Don. Ter. Eun. 899 'pugnam ' pro stupro . . . ut Lucilius . . . ) ; Apul. met. 2, 1 7 fortiter proeliare . . . occide moriturus . . . hodierna pugna non habet missionem; 5,2 1 nox aderat et ••.
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maritus ad erat pri{mJusque Veneris proeliis velitatus altum soporem descenderat. Siehe VORBERG 546; ADAMS 1 5 8; SPIES 1 930, v.a. 45-53. cuius eadem ratione in viridario frater fui qua nunc in deversorio puer est: Askylt erinnert an sein friiheres intimes Verhältnis mit Enkolp (frater ist hier sexuell konnotiert, vgl. oben Sat. 9,2 frater und 9,4 . . . frater . . . ) bzw. an eine oder mehrere Begegnungen in einem Garten, die sicherlich sexueller Na tur waren. Der Vergleich seiner selbst mit Giton impliziert die unwürdige passive Rolle, die ihm damals zukam (siehe oben Sat. 9,6 muliebris patientiae scortum), doch vielmehr, als dass er sich hier selbst erniedrigt, stellt er im Gegenzug Enkolps Mannhaftigkeit in Frage. Selbst als dieser noch im Vollbe sitz seiner Potenz gewesen sei, habe er nur mit passiven, unterwürfigen Part nern verkehrt. Diese Kritik erhält ihre Schärfe nur vor dem Hintergrund des lmpotenzvorwurfs, da die aktive Rolle im Gegensatz zur passiven nicht nega tiv besetzt ist. viridario: "Lustgarten", ein Garten, Park, bes. zum Vergnügen, vgl. Cic. Att. 2,3 ,2; Sen. contr. 10 praej 9 cultum virid< ar> ium; Suet. Tib. 60; Ulp. dig. 7, 1 , 1 3,4 si forte voluptarium foit praedium, viridaria . . . vel deambulationes . . . habens; Plin. nat. 1 8,7. Um welchen Garten es sich handelt und was dort geschah, muss an einer früheren (nicht überlieferten) Stelle gesagt worden sein. deversorio: Die Begriffe deversorium (Sat. 1 5,8; 1 9,2; 8 1 ,3 u.a.) und sta bulum (Sat. 6,3; 8,2; 1 6,4; 79,5 u.a.) werden synonym fm Herberge verwendet, siehe KLEBERG 1 957, 6f.; 1 8f.; FRIER 1 977, v.a. 3 1-4; STUMPP 1 998, 1 68. Lücke?: Der abrupte Wechsel in Tonfall und Sprachregister zeigt an, dass Enkolp die Beleidigungen ohne Widerrede akzeptiert und kapituliert. Eine vorangehende Lücke ist deshalb nicht anzunehmen. subduxisti te ... a praeceptoris coUoquio: Enkolp kann Askylt einzig noch vorwerfen, seine Pflicht verletzt und ihn alleine gelassen zu haben (Sat. 6, 1 , wo Enkolp die Flucht Askylts nicht bemerkte, da er dem carmen Agamernnons zuhörte). Dieser harmlose Vorwurf Enkolps gibt Askylt anschließend die Mög lichkeit, den Streit mit der simplen Rechtfertigung, aus Hunger weggelaufen zu sein, in friedliche Bahnen zu lenken. Deshalb ist eher nicht davon auszuge hen, dass Enkolp Askylt mit diesem Satz unterstellt, nach Hause geschlichen zu sein, um sich an Giton zu vergehen (so CJAFFI 1 955, 25 und JENSSON 2004, 1 39 ) . inquam : inquam ist die richtige Lesart aus dmrtp, während in Itv inquit über liefert ist. PELLEGRINd 1 79 stützt inquit und stellt die eher umständliche These auf, dass Askylt (dem der Satz dann zufällt) in der 3. Person spöttisch Enkolp zitiert.
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Kapitel l O Versöhnung und (scheinbare) Trennung Enkolps und Askylts. § 10,1 'quid ego, homo stultissime, faeere debui, eum farne morerer? an videlieet audirem sententias, id est vitrea fraeta et somniorum interpre tamenta?: "Was sollte ich denn tun, Dummkopf, wenn ich vor Hunger fast starb? Sollte ich mir etwa die Sentenzen anhören, das heißt, dieses zerbrochene Glas und diese Traumdeutereien? quid ego : Askylt antwortet unverzüglich, bevor Enkolp mit seinen Ausfilh rungen fortfahren kann (lONES 1 984, 1 3 1), was durch das fehlende inquit sichtbar gemacht wird. Zum asyndetischen Nebeneinander von Reden (ohne inquit) siehe PETERSMANN 29 1 . Zu ego statt ergo (t) siehe oben Sat. 7,2 ego und 9,3 ego. homo stultissime: Die herablassende Anrede ist keine böse Beschimpfung. Enkolp ist in diesem Wortgefecht bereits geschlagen, wie seine letzte Frage deutlich macht, und wird von Askylt nur noch milde belächelt und zur Raison gebracht. Die Verspottung der geistigen Eigenschaften ist unter den Kraftausdrücken weitaus am verbreitetsten, vgl. v.a Martial, z.B. 2,40,8; 3,85,3; 6,63,3; 9,96,2; siehe dazu GOLDBERGER 1 932, 1 36; DICKEY 2002, 1 76. 1 82. 360; üPELT I 1 6f. ; PASCITALL 1 939, 1 8-22. homo ist v.a. in der Komödie häufig ein Teil der Beschimpfung, vgl. Sat. 65,5 homo stultissime; Ter. Ad. 2 1 8 hominum homo stultissime; Plaut. Bacch. 1 163; Epid. 333; siehe DICKEY 2002, 1 9Of. faeere debui: dehere mit Inf. steht hier kolloquial als Ersatz fiir den delibera tiven Konj . (vgl . gleich nachher audirem), so auch in Sat. 1 07, 1 0 quid dehent laesifacere. Siehe PETERSMANN 1 87; HSz 3 1 4 § 175f.; TLL 5 . 1 . 1 00.8ff. eum farne morerer: Hyperbolischer Ausdruck, vgl. Sat. 62,8 qui mari limore nisi ego ?; 98,3 ne morientes vellel occidere; 1 0 1 ,2 miserere . . . morientium; TLL 8. 1 494.33ff. Die hier zur Rechtfertigung vorgebrachte Begründung wird im nächsten Satz sogleich entkräftet (anscheinend war auch die schlechte Rede ein Grund zum Gehen). ,,Hunger" hier doppeldeutig auszulegen, da sich Askylt später in der Herberge an Giton vergreift (ERIIARD bei BURMAN 56), ist wohl zu spitzfindig. an videlieet: Zum emphatischen an ("etwa") in der einfachen Frage siehe PETERSMANN 263 ; KST 11 5 1 8f. §233. Das bei Petron nur noch in Sal. 1 1 2,3 erscheinende videlicet verleiht dem Satz einen ironischen Unterton, siehe zum Wort SOVERINI 1 974--5 , 250; PETERSMANN 236f. sententias, id est vitrea fraeta et somniorum interpretamenta: Zu senlentia siehe oben Sal. 1 ,2 sententiarum vanissimo strepitu. Die zwei abschätzigen .••
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Metaphern drücken die Wertlosigkeit des eben auf sententiae reduzierten Vor trags aus. Die Aussage erinnert an Sat. 1 ,2 sententiarum vanissimo strepitu und 2,2 levibus enim atque inanibu.� sonis ludibria; 1 1 8,6 fabulosum tsententiarum tormentum t· Die Fonnel id e.�t (im ursprünglichen erklärenden Sinn "das heißt") er scheint bei Petron neunmal. Es gibt keinen Grund, id est einem Epitomator zuzuschreiben (wie z.B. WEIILE 1 86 1 , 49 Anm. I ), siehe PETERSMANN 5 1 -3 ; DELL' ERA 1 970, 1 20; LÖFSTEDT Komm. 9 1 f. Ebenso ist J ACOßS ' inanes für id est abzulehnen, das zu einer dreigliedrigen Aufzählung fUhren würde, in der ein Konkretum (Sentenzen) mit zwei Metaphern (zerbrochenes Glas und Traumdeutereien) vermischt würde. vitrea fraeta: "Glasscherben", sprichwörtlich ftir etwas gänzlich Wertlo ses, hier "unnütze Gedanken, Lappalien" (ÜTTO s.v. vitrum 2). Zur Junktur vgl. Mart. 1 ,4 1 ,4f. qui pallentia sulphurata fractis / permutat vitrei.�; Sen. dial. 3 , 1 2,4 si vitreumfractum est, si calceus luto sparsu.� est. somniorum interpretamenta: "Traumdeutereien" stehen hier übertragen ftir leeres Geschwätz. somnia sind hier "res vana, nugae" (FORCELLINl s.v. somnium 3) oder "Fantasien", vgl. Ter. Phorm. 494 crede mi, gaudebi ' facta: verum hercle hoc est. :: somniuml; 874 somnium!; Ad. 204 de argento - som nium: 'mox; cras redi ; 394f. tu quantu ' quantu 's nil ni.�i sapientia es, / i1/ ' somnium, danach eie. nato deor. 1 ,42 non philosophorum iudicia sed deliran tium .mmnia über absurde philosophische Theorien. Der Begriff interpretamentum ist selten, neben Petron noch in Gellius (z.B. Gell. 5, 1 8,7) als grammatische Bezeichnung für einen "explikativen Ausdruck" (z.B. die lateinische Entsprechung eines griech. Wortes). Hingegen häufig sind interpretatio bzw. interpres .mmniorum, meist negativ konnotiert, z.B. in der Polemik gegen die Wahrsagerei allgemein und interpretes oder coniectores im Speziellen, v.a. in eie. div. 2, I 44f. (unterschiedliche Deutun gen eines Traums diskreditieren die Fähigkeiten der Interpreten) und auch am Ende des l . Buches (Polemik des Bruders Quintus, der die Wahrsagerei vertei digt, gegen Astrologen, Scharlatane und interpretes somniorum). '
§ 10.1 multo me turpior es tu hereule, qui ut foris eenares poetam lau dasti': Du bist weiß Gott viel schlimmer als ich, hast du doch einem 'Poeten' Komplimente gemacht, um auswärts essen zu können." multo me turpior es tu bereule: BOCllELER 1 App. (DIAZ Y DIAZ im Text) schlägt eine Änderung in multo mehercules turpior es tu vor. Die aus mehercu le hervorgegangene Kurzfonn hercule ist aber gut belegt (z.B. Sat. 88,3 itaque hercule herbarum omnium sucos Democritu.� expressit; Tac. dial. 1 ,2; 14,4; eie. Alt. 2,7,3 hercule, verum ut loquamur) und sollte deshalb nicht angezwei felt werden. Zudem ist hier "die Intetjektion [ 0 0 '] so frei nachgestellt, wie dies bisweilen mit den Adverbien in der Umgangssprache zu geschehen pflegt"
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(PETERSMANN 1 09 Anm . 72), siehe zudern HOFMANN 29f. §36; PETERSMANN 1 975a, 45f. qui ut foris cenares poetam laudasti: Um was für ein Essen es hier geht, ist unklar (vgl. Sat. 1 0,6, wo wieder von derselben cena die Rede ist), vielleicht das Gastmahl von Trimalchio, vielleicht ein anderes (siehe Ess. 9- 1 1 , 1 ) . Mit poeta wird hier abschätzig auf Agamemnon verwiesen, der i n Sat. 5 den Dichter gab (so z.B. auch CIAFFI 1955, 23f.; auch später in den Sat. wird poeta gerne negativ konnotiert, z.B. Sat. 93,3 nomen poetae olfecerit). Die erwähnte Lobpreisung Enkolps ist nicht überliefert. SOVERINI 1 985, 1 730 Anm . 1 1 0 mutmaßt überzeugend, dass sich der Ausspruch auch auf den unter schiedlichen Aufmerksamkeitsgrad von Askylt und Enkolp (Sat. 6, 1 diligenti us audio als Äquivalent für Lob) beziehen könnte. Ebenfalls CIAFFl 1 955, 23 kann sich vorstellen, dass das Lob nur indirekt erfolgte, indem Enkolp zum Zuhören blieb. Askylt wäre dann einfach davon ausgegangen, dass ein Lob gefolgt sein musste. Das Thema des Lobs zur Erschleichung eines Essens ist typisch für die Sa tire und das Epigramm. Allen voran beschreibt Martial (z.B. 2, 1 8 ; 5,44; 5 ,47; 6,48; 9, 1 4 ; 9, 1 9) Typen, die alles daran setzen, sich eine Einladung zu ergat tern . Auch in den Sat. ist das Loben der poetischen Qualitäten des patronu.� ein gebräuchliches Instrument, vgl. die Trimalchio entgegengebrachten Kompli mente Sat. 35, 1 /audationem; 4 1 ,8 /audavimus dictum; 48,7 haec aliaque cum e.fJu.�issimi.� prosequeremur /audationibu.�; 52,8 /audatus Trima/chio. Zum Indikativ im kausalen Relativsatz siehe oben Sat. 4, 1 qui no/unt. Lücke?: Die Lücke, die BüclmLER I-6 (sowie MÜLLER; GIARDINA-MELLONI) vermutet, da der Streit noch nicht beigelegt zu sein scheine, ist nicht nötig. Der Umschwung ist hier gar nicht so abrupt, wie er scheint: Bereits Ende Sat. 9 geht der Streit in scherzhaftes Necken über. Schließlich müssen Askylt und Enkolp sogar einsehen, dass beide sich von ihrem Magen haben leiten lassen. Deshalb löst sich der Streit zuletzt in Lachen auf (ebenfalls gegen eine Lücke sind vAN TurnL 1 97 1 , 28; SÜTTERLIN 1 996, 72; LEFEVRE 2007, 1 6 1 , der auf Plautus [z.B. Rud. 583] verweist, wo "ein einfaches sat Iitiumst genügen [kann], um zu der Tagesordnung zurückzukehren"). § 10,3 itaque ex turpissima Hte in risum difl"usi pacatius ad reHqua seces simus *: So brachen wir nach unserem überaus hässlichen Streit in Gelächter aus und wendeten uns ziemlich friedlich den restlichen Dingen zu. itaque: Anknüpfendes itaque ("und so, da", TLL 7.2.53 1 .23ff.) ohne streng logische Kausalität findet sich oft bei Ü bergängen in der Erzählung zu etwas Neuern, siehe PETERSMANN 256; ROEMER 1 96 1 , 58; HSz 5 1 3 §280; KST 11 1 3 1 § 1 73 . Vgl. unten Sat. 1 5,6 itaque; zudem 39,6; 66,3 ; 1 3 6,4. ex turpissima Hte: V gl. zur Konstruktion Sat. 1 8,4 ex lacrimis in ri.�um mota. ex steht hier beinahe für "pro, post" (TLL 5.2. 1 1 0 1 .28ff.), vgl. z.B. Publil.
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sent. E 1 8 ex lite multa gratia est formosior; Sall. Catil. 3 1 , I ex summa laeti tia . . . repente omnes tristitia inva.�it; Plin. nato 7 , 1 34 quae facit magna gaudia nisi ex malis . . . ? Zugleich kommt ex aufgrund des folgenden in ri.�um diffusi nahe an das zumeist mit faeere verbundene ex als Ausgangspunkt einer Zu standsveränderung (TLL 5.2. 1 1 00.23ff. ; PETERSMANN 1 59f.; HSz 266 § 1 47; KS T 1 18 §6 Anm . 4 und 505 §92,,), vgl. Plaut. Amph. 54 eandem hane. si voltis. faciam < iam> ex tragoedia I eomoedia ut sif omnibus isdem vorsibus; Sat. 94,9 ex dolore in rabiem efferatus. in risum diffusi: Die Ausdrücke mit konsekutivem in + Akk . gehören der lebendigen Alltagssprache an, siehe CALLEBAT 1 968, 227f., vgl. Apul. met. 2,26 ad haee ego insperato luero diffusus in gaudium et in aureos refolgente.�; 8,26 exsultantes in gaudium . Z u diffundere in Bezug auf den Gemütszustand (OLD S . V . diffundo 5 "to free from restraint, relax, cheer"; TLL 5. 1 . 1 I 1 3 .43 ff. "Iaetus, animo remissus") vgl. Ov. ars 1 ,2 1 8 diffundetque animos omnibus ista dies; Ov. met. 3 ,3 1 8 10vem . . . diffusum neetare; Sat. 7 1 , 1 diffusu.� hae eontentione. Zum Lachen in den Sat. als Strukturelement siehe CALLEBAT 1 974, v.a. 292-4. paeatius ad reliqua seeessimus: reliqua ist ein weit gefasster Begriff: "übrige Dinge", die nicht spezifiziert werden. Sinngemäß heißt seeedere ad reliqua "sich wieder anderen Dingen zuwenden, zum Tagesgeschäft übergehen" - ob gemeinsam oder jeder für sich, erfahren wir nicht. Unwahrscheinlich ist die These von CIAFFI 1 955, 28, nach dem unter reliqua konkret die Abenteuer zwischen der Flucht von der Schule und der Rückkehr in die Herberge zu ver stehen sind, die Enkolp in Sat. 1 0,4 erneut an die iniuria erinnern. RoIIDE 1 879, 845 hingegen denkt ans Essen und schlägt ad reliquia.� aeeessimus vor: "Sie machten sich nun an die reliquiae des in Sat. 9,2 erwähnten prandium." Doch Giton hat gar nicht gekocht. *: Von der L-Klasse (außer in I) signalisierte Lücke. Wie viel und was ausge fallen sein könnte, ist reine Spekulation. § 1 0,4 rursus in memoriam revocatus iniuriae 'Aseylte' inquam 'intellego nobis eonvenire non posse. itaque eommunes sareinulas partiamur ae paupertatem nostram privatis quaestibus temptemus expellere: Da erin nerte ich mich wieder an das Unrecht und sagte: "Askylt, ich sehe ein, dass wir nicht zueinander passen. Lass uns deshalb die gemeinsamen Habseligkeiten teilen und versuchen, unserer Armut durch je eigene Geschäfte ein Ende zu setzen. Die folgende Szene (Sat. 1 0,4-1 1 ,4) korrespondiert mit Sat. 79, 1 2ff. : sar cinula.� partiamur - partiti manubia.� sumu.�; non recusavif Ascyltos - non repugnavit ille; gladium .�trinxit - gladium parricidali manu .�trinxit, mit dem Unterschied, dass die zweite Auseinandersetzung zur definitiven Trennung führt . Siehe Ess. 9-1 1 , 2.
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rursus i n memoriam revocatus IDlUriae: rursus revocare ist kein starker Pleonasmus und findet sich häufig: z.B. Cic. part. 1 24 rursusque revocato praevaricationem; Liv. 9,27, 1 rursus ad Caudium revocavit; Ov. met. 7,789f. revocataque [scil. lumina} rursus eodem I rettuleram; Sat. 23, 1 rursus . . . revo cavit, vgl. KST 11 574f. §242. Zum häufigen Gebrauch von Pleonasmen bei Petron siehe SCnÖNBERGER 1 946, 1 6 1 . Es ist durchaus möglich, dass zwischen Sat. 1 0,3 und 1 0,4 ein umfangrei cher Textteil ausgefallen ist. Allerdings ist nicht anzunehmen, dass die er wähnte iniuria erst in dieser Lücke stattfand, da ein Erinnern stets ein vorheri ges Vergessen oder Verdrängen voraussetzt. D.h. das Erinnerte muss eine gewisse Zeit zurückliegen, während der andere Dinge vorgefallen sind oder besprochen wurden. Am plausibelsten ist es daher, den Begriff iniuria auf die erlittene Kränkung (vgl. Sat. 8 1 ,6 iniuriae meae und 9 1 ,7 dignus hac iniuria fui?) durch die beleidigenden Worte Askylts und/oder den sexuellen Übergriff auf Giton zu beziehen. Das nicht konkrete iniuria wird oft verwendet, um die Ausdrücke stuprum oder pedicatio zu vermeiden (vgl. Sat. 79,9 sive non sen tiente iniuriam sive dissimulante 1 33 , 1 usque in iniuriam vigilavit). Siehe dazu ADAMS 1 98 ; 255; OLD s.v. iniuria 4c; TLL 7. 1 . 1 675 .26ff. ; KAsER I 623-5 § 1 45; VORBERG 249; OBERMAYER 1 998, 325 Anm . 347. nobis convenire non posse: Ähnlich argumentiert Enkolp auch später gegen über Eumolp: Sat. 94,5 et ego iracundus sum et tu libidinosus: vide quam non conveniat his moribus (neben convenire wird auch die Konstruktion et ego . . . e t tu aus Sat. 1 0,5 e t tu . . . e t ego wiederholt). Zum unpersönlichen convenit mit Dat. vgl. Sen. contr. 2,6, 1 potest nobis convenire: similes sumus; Mart. 8,35 cum sitis similes paresque vita, I uxor pessima, pessimus maritus, I miror non bene convenire vobis; TLL 4.838.60ff. ; KST I 337f. §76. communes sarcinulas partiamur: Der Diminutiv sarcinulae (zuerst belegt bei Catull. 28,2) drückt hier wirklich eine Verkleinerung aus, wie das pauper tas nostra im selben Satz nahelegt. Vgl. dagegen Sat. 99,4 sarcinulas neben 99,6 sarcinis. Siehe MARBACII 1 93 1 , 62; CALLEBAT 1 968, 378; RONCAIOLI 1 96 1 , 4. Das Motiv des Streits zwischen zwei Genossen und die Teilung ihrer ge meinsamen Sachen findet sich auch in Apul . met. 1 0, 1 4 possumus omnia qui dem cetera fratres manere, ab isto tarnen nexu communionis discedere. Siehe ROSENBLÜTn 1 909, 77 und vgl. Sat. 79, 1 2 partiti manubias sumus. paupertatem nostram privatis quaestibus temptemus expellere: Die um ständliche Formulierung wirkt förmlich und abgeklärt (man könnte meinen, es ginge hier nur um ein Arbeitsverhältnis) in diesem emotionalen Beziehungs streit mit all seinen Ursachen und Konsequenzen (Seitensprung, Eifersucht, Trennungswunsch, plötzliche Lust, Giton wieder für sich allein haben zu wol-
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len). Dies gilt auch für den darauf folgenden Abschnitt. I n Sat. 1 0,7 erfahren wir, dass Enkolp damit seine wahren Beweggründe verschleiern wollte. Man darf den "gelehrten Vortrag" also als scherzhaftes Rollenspiel auffassen. paupertatem expellere ist singulär, das Verb erscheint aber in ähnlichen Kombinationen z.B. mit somnum (Verg. Aen. 8,408); quies (Ov. met. 8,828); famem (Tac. Germ. 23). Vgl. TLL 5.2. 1 635 .67ff. Zur paupertas der Protago nisten siehe unten Sat. 1 4, 1 V.2 paupertas. § 1 0,5 et tu Utteras seis et ego. ne quaestibus tuis obstern, aUud aUquid promittam; aUoqui mille causae quotidie nos collldent et per totam urbem rumoribus different': Du bist gebildet ebenso wie ich. Um deinen Geschäften nicht im Weg zu stehen, will ich irgendetwas anderes betreiben; sonst werden uns täglich tausend Gründe zusammenführen und uns in der ganzen Stadt ins Gerede bringen." et tu Utteras scis et ego: Enkolp spricht von sich und Askylt als literarisch Gebildeten: "uomini di lettere" (CIAFFI 1 955, 22 ) , "literary man" (COURTNEY 200 1 , 64). litteras seire meint hier etwas zwischen "die Buchstaben kennen, lesen und schreiben können" (TLL 7.2. 1 5 1 6.56ff.; vgl. Rhet. Her. 3 ,30 qui litteras seiunt, possunt . . . eis scribere; Sat. 58,7 lapidarias litteras seio) und "über literarische, wissenschaftliche Bildung verfügen" (TLL 7.2. 1 524.35ff. "seientia Iitterarurn"; OLD s.v. littera 8b; vgl. Cic. Brut. 259 exi.vtumabatur bene Latine [seil. loqui], sed litteras neseiebat; fin . 2, 1 2 nihil opus esse eum, qui philosophu.v futuru.v sit, seire litteras ). Bildung wird hier als Schutz vor sozialem Elend verstanden (vgl. Sat. 46,8 Iitterae the.vaurum e.vt). Entscheidend sind die rhetorischen Fertigkeiten der Protagonisten, die es diesen erlauben, sich mit "Geschäften" jedweder Art über Wasser zu halten. Dies kommt jedoch nicht zum Ausdruck, wenn man die Phrase in rein übertragenem Sinn als "du weißt dir zu helfen" (VAN TIßEL 1 97 1 , 27 Anm 2; GREWE 1 993 , 40 Anm 1 8) verstehen will. quaestibus tuis: Damit ist nicht spezifisch eine Unterrichtstätigkeit gemeint, sondem nicht näher definierte Unternehmungen (wie schon Sat. 1 0,4 privativ quaestibus), um über die Runden zu kommen, vermutlich zweifelhafter Natur, zumal die Protagonisten in den Sat. nirgendwo einer ehrlichen Lohnarbeit nachgehen. aUud aUquid promittam: Die Wendung im Sinn von "sich einer Sache ver pflichten" variiert den festen Ausdruck "ad cenam promittere" (siehe unten Sat. 1 0,6 hodie . . . ad cenam promisimu.v), bleibt dabei aber gänzlich inkonkret (vgl. auch Ausdrücke wie "noctem promittere", charakteristisch flir die Prosti tuierte oder Kupplerin, z.B. Juv. 7,84 promisitque diem). ali- wird ebenfalls nicht unterdrückt bei Ter. Phorm. 770 dum aliud ali quid jlagiti confieiat; Cic. inv. 1 , 1 5 cum aliud aliquid factum; fin. 4,46 aliud aliquid adquireret. .
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mille causae quotidie: Die Zahl Tausend steht hyperbolisch fUr ,,zahllose, viele". Sie wirkt verhüllend (de facto ist es nur eine causa) und verleiht der Aussage gleichzeitig mehr Drastik (so auch quotidie und unten per totam ur bem), wie u.a. in Sat. 1 27, 1 0 mille osculis lusimus oder im berühmten Beispiel Catull . 5,7 da mi basia mille, deinde centum. Dieser Gebrauch lebt in der Um gangssprache in zahlreichen modernen Sprachen fort ("tausend Dinge zu tun haben", ,,mille grazie"). Siehe PETERSMANN 1 46; HSz 2 1 1 § 1 1 3a; HOFMANN 89f. §83. per totam urbem rumoribus different: Die Furcht vor der öffentlichen Mei nung, meist in Liebesangelegenheiten, findet sich v.a. bei den Elegikern, z.B. Tib. 1 ,4,83 parce, puer, quae.w, ne turpis fabula fiam; Ov. am. 3, 1 ,2 1 fabula nec sentis - tota iactaris in Urbe; Prop. 1 ,5,26 quam cito de tanto nomine rumor eris!; 2,32,23f. nuper enim de te nostras tme laeditt ad auris I rumor, et in tota non bonus urbefoit; vgl. zudem H or epod. 1 1 ,7f. heu me, per urbem - nam pudet tanti mali - I fabula quanta foi. Hier deutet sie darauf, dass sie vorhaben, länger in der urbs zu bleiben. different ist eine Konjektur von DousA, die von p 2 und den modernen Edi toren übernommen wurde, während Idmrtpl das weniger passende deferent überliefern. differre aliquem im Sinn von "verleumden, ins Gerede bringen" ist gut überliefert, vgl . Plaut. Pseud. 359 te differam dictis meis; Epid. 1 1 8 clamo re differor; Tac. anno 1 ,4,2 pars . . . imminenti� dominos variis rumoribus differebant; TLL 5 . 1 . 1 070.66ff. .
§ 10,6 non recusavit Ascyltos et: 'hodie' inquit 'quia tamquam scholastici ad cenam promisimus, non perdamus noctem. cras autem, quia hoc tibet, et habitationem mihi prospiciam et aliquem fratrem': Askylt hatte nichts dagegen einzuwenden und sagte: "Da wir heute als Gelehrte zu einem Gast mahl zugesagt haben, wollen wir die Nacht nicht verlieren. Morgen aber, da es so sein soll, werde ich mich nach einer Unterkunft und einem anderen Bruder umsehen." non recusavit Ascyltos: Askylt konterkariert Enkolps Trennungsmonolog (Sat. 1 0,4f.) mit dem Vorschlag der Verschiebung um einen Tag: Das Essen geht vor. Vgl. Sat. 79, 1 2 non repugnavit ille, wo es schließlich zur Trennung kommt. hodie ... ad cenam promisimus: Auf die besagte Einladung am selben Abend nimmt der überlieferte Text keinen weiteren Bezug; stattdessen folgt die Markt- und Quartillaszene. Zur Frage, von welcher cena hier die Rede ist, siehe Ess. 9- 1 1 , 1 . Die Verbal ersparung in ad cenam promisimus (zu ergänzen wäre nos ven turoslituros esse) ist der lebendigen Sprache des Alltags eigen, siehe PETERS MANN 44; OLD S . V . promitto 4. Der Ausdruck ist seit Plautus (z.B. Plaut.
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Stich . 596 ad cenam herde alio promisi foras) belegt im Sinn von "verspre ehen, Gast bei einem Mahl zu sein; eine Einladung zum Essen annehmen". tamquam scbolastici: Die Partikel tamquam dient bei Petron nicht nur dem hypothetischen Vergleich, sondern wird wie hier auch im Sinn von ut, sicut zur Angabe eines objektiven Grundes verwendet ("als scholastici, die wir wirklich sind"), wie z.B. in Sat. 99,2 tamquam honarum artium magister; 1 02, 1 3 Eu molpus tamquam litterarum studiosus utique atramentum hahet. Siehe PE TERSMANN 287-8; HSz 596f. §32 1 . Allerdings legt der Kontext nahe, dass Enkolp und Askylt nur zeitweise die Rolle von scholastici wahrnehmen (und sich dann selbst als solche sehen, woftir auch Sat. 1 0,5 et tu litteras sci.� et ego spricht), v.a. um sich Einladungen zu erschleichen. Da der Begriff allgemein breit gefasst wird (siehe oben Sat. 6, 1 scholasticorum turha) und Enkolp in Sat. 1 f. seine rhetorischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt hat, ist es nicht angebracht, von der Vorspiegelung falscher Tatsachen zu reden, z.B. BAGNANI 1 964, 234; COURTNEY 200 I , 39--43 . Die Tatsache, dass die Protagonisten in der Funktion von scholastici zu dem Gastmahl geladen sind, bedeutet, dass ihre Teilnahme unbedingt erwartet wird, siehe Ess. 9- 1 1 , 1 . non perdamus noctem: perdere im Sinn von "verlieren, ungenutzt verstrei chen lassen" (TLL 1 O. 1 . I 267.48ff. "perdere vitam, tempus sim.", vgl. Sen. dia/. 1 0, 1 6,5 diem noctis expectatione perdunt. noctem lucis metu). nox steht ftir cena. Nach PARATORE I 1 63 und 1 72 Anm . 2 ist nox wörtlich zu verstehen (sie wollen schlafen), was aber gegen die Logik des Satzes ver stößt und der konträren Verbindung von hodie und cras den Sinn raubt (so auch CIAFFI 1 955, 23 Anm . 1 7). non statt der Prohibitivnegation ne ist volkstümlich, vgl. Sat. 7 1 ,7 ; 74, 1 5 ; 75,6. Siehe PETERSMANN 229; CALLEßAT 1 968, 95; HSz 3 3 7 § 1 86y; KST 1 1 92 §48,2. babitationem mibi prospiciam : prospicere im Sinn von OLD S . V . prospicio 4b ("to look out for [with a view to acquiring]"), vgl. Cic. Sull. 55 ohtulit se ad ferramenta prospicienda; mit Dat. comm.: Liv. 4,49, 1 4 qui sedem senectuti vestrae prospiciunt; Apul. met. 1 ,24 ut . . . aliquid nohis cihatui prospicerem; Lucan. 9,234f. iustas sihi nostra senectus Iprospiciatjlammas. aliquem fratrem: aliqui.� hier in der Bedeutung von alius aliquis, z.B. ebenso in Sat. 1 26,6; Sen. epist. 32,4 quidquid ad te transferunt alicui detrahendum est; auch beim obigen hahitationem wird aliam unterdrückt. Siehe PETERS MANN 1 40; HSz 1 95 § 1 07 Zusatz a; TLL 1 . I 608 .73ff. Im Begrifffrater schwingt hier das ganze Bedeutungsspektrum von Zim mergenosse bis sexueller Partner mit (siehe oben Sat. 9,2 frater). frater hier lediglich als ,,not much more than 'roommate'" (COURTNEY 200 1 , 64) zu ver-
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stehen, würde z u apodiktisch voraussetzen, dass immer nur Doppelzimmer vennietet wurden. § 1 0,7 'tardum est' inquam 'differre quod plaeet' *: "Es ist müßig", sagte ich, "aufzuschieben, was beschlossene Sache ist." tardum est . . . differre quod plaeet: Unpersönliches tardum mit Inf. erscheint nur hier. In seiner wörtlichen Bedeutung ("es ist [zu] spät") ist der Ausdruck tautologisch (denn logischerweise kann nur verschoben werden, was zuvor beschlossen wurde), doch der Sinn erschließt sich leicht: "Warum noch auf schieben, was unausweichlich ist'?" Dennoch könnte die gnomische Sentenz sprichwörtlich sein (DTTO s.v. differre 2), vgl. in diesem Sinne die Überset zung "Gratification delayed is gratification denied" (BRANlIAM-KINNEV ). *: Alle Zeugen der L-Klasse vermerken nach placet eine Lücke. Es fehlen der eigentliche Vollzug der Trennung und der Weggang Askylts. In der Lücke könnte zudem eine Beschreibung der Güteraufteilung (divisionem) liegen, auf die Askylt polemisch Bezug nimmt, wenn er in Sat. 1 1 ,4 sagt: sic dividere cum fratre nolito. hane tam praeeipitem divisionem libido faeiebat; iam dudum enim amoliri eupiebam eustodem molestum, ut veterem eum Gitone meo rationem re dueerem *: Diese überstürzte Teilung hat Geilheit ausgelöst; denn schon lan ge wünschte ich mir, den lästigen AufPasser loszuwerden, um das alte Ver hältnis mit meinem Giton wiederaufnehmen zu können. hane tam praecipitem divisionem libido faciebat: Enkolp deckt hier selbst ironisch die wahren Gründe fUr die Trennung auf, die im Kontrast zu den ver hüllenden mille causae in Sat. 1 0,5 stehen. Auch an anderen Stellen in den Sat. lässt der Erzähler erkennen, dass er manchmal etwas vorgetäuscht hat: Sat. 97,9 fictae preces; 92, 1 3 tamquam non agnoscerem fabulam, tacui. divisionem: "Teilung" im Sinn von divisionem communium sarcinularum (TLL 5. 1 . 1 627.65ff.), was sich auch aus Sat. 1 0,4 communes sarcinulas parti amur und dem Wortspiel in Sat. 1 1 ,4 ergibt. Doch ist die Trennung hier natür lich mitgemeint ("separation, Trennung, separazione", wie ERNOUT, EIILERS, ARAGOSTI, CIAFFI u.a. übersetzen). iam dudum enim amoliri eupiebam eustodem molestum: In ihrer Menage a trois konnte Enkolp seinen Sexualtrieb nicht ausleben. Askylt hat offenbar verhindert, dass es zwischen Giton und Enkolp zu Intimitäten kam. ut veterem eum Gitone meo rationem redueerem: In der Vergangenheit pflegte Enkolp ein erotisches Verhältnis zu Giton, an das er jetzt wieder an schließen zu können hom, vgl. Sat. 80,6 wo Enkolp bezüglich seines Verhält nisses mit Giton von einer vetustissima consuetudo spricht. ratio im Sinn von consuetudo amatoria ("das Verhältnis, der Verkehr", VORBERG 555; DBER MAVER 1 998, 3 1 9 Anm . 3 1 5) scheint einmalig zu sein.
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reducerem stammt von BOCIIELER und wurde von allen modernen Edi toren übernommen, da die Überlieferungen deducerem (1) und diducerem (dmrpt) keinen Sinn ergeben. veterem ratianem reducere ("in alter Weise wie der verkehren") steht verhüllt fUr pedicare. eum Gitone meo: Das affektive Possessivpronomen mea ist umgangs sprachlich und bezeugt die innere Anteilnahme Enkolps (vgl. Sat. 98,8 Gitana tuum; 25, 1 Pannychis nostra; siehe dazu PETERSMANN 1 30f; HOFMANN 1 37-9 § 1 28 mit Nachtrag). *: Eindeutige, in der ganzen L-Klasse markierte Lücke, in der ein Ortswechsel stattfmdet - Sat. 1 1 beginnt auf der Straße. Dass darin die in Sat. 1 0,6 erwähn te cena beschrieben wurde (wie CIAFFI 1955, 29; ARAGOSTJ Anm . 24 vermu ten), ist unwahrscheinlich. In Sat. 1 0,7 besteht Enkolp auf einer sofortigen Trennung, die auch vollzogen wird. Gemäß vAN TIßEL 1 97 1 , 28f. könnte in der Lücke die Abreise Askylts und die Befürchtung Enkolps, Askylt gehe nicht wirklich, sondern verstecke sich irgendwo in der Nachbarschaft, geschildert werden. Sat. 1 1 , 1 lustravi aculis tatam urbem beschriebe dann einen Kontrollgang Enkolps, was viel wahr scheinlicher ist als LENNOX' Vermutung ( 1 978, 748f.), Enkolp suche nach einer Arbeit.
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Kapitel 1 1 Askylts unerwartete Rückkehr. Streit um Giton. § 1 1,1 postquam lustravi oeulis totam urbem, in eeUulam redii oseulisque tandem bona fide exaens alligo artissimis eomplexibus puerum fruorque votis usque ad invidiam felicibus: Nachdem ich in der ganzen Stadt Aus schau gehalten hatte, kehrte ich ins Kämmerchen zurück, verlangte endlich in gutem Glauben Küsse von dem Knaben, schloss ihn ganz fest in meine Arme und genoss glückliche Wonnen, um die mich jeder beneidet hätte. lustravi oeulis totam urbem: Die J unktur oculiv lustrare ist gut belegt: z.B. eic. nat. deor. 2, 1 6 1 totam licet animis tamquam oculis lustrare terram ma riaque omnia; Tac. hist. 2,70 lustrare oeulis coneupivit; Lucan. 7,795 lustrare oculis eampos. Zum hyperbolischen totam urbem vgl. oben Sat. 8,2 eum errarem . . . per totam eivitatem . . . oseulisque tandem bona fide exaetis: Enkolp beansprucht Giton fUr sich, was er in Sat. 1 0,7 (ut veterem cum Gitone meo rationem redueerem) mit dern schon seit langem andauernden Verhältnis mit diesem rechtfertigt. Das Verb exigere lässt Giton bereits hier als passives "Objekt" (und passiven Sexual partner, der er ja ist) erscheinen und ist ein Vorbote für die Teilungsgeschichte in Sat. 80, die hier ihren Anfang nimmt (vgl . Sat. 1 1 ,4 sie dividere cum fratre nolito). bona fide: Der feste Tenninus (der Handels- und Gerichtssprache), der sich auch in der Umgangssprache niedersetzte (z.B. Plaut. Aul. 772), meint hier am ehesten die Sicherheit, in der Enkolp sich vor Askylt wähnt ("im guten Glauben, ahnungslos, arglos", so z.B. BRANIIAM-KINNEY "without looking over my shoulder"), und kündigt als narratologisches Spannungselement die plötzliche Rückkehr Askylts an, ähnlich dem ut putabamus in Sat. 1 5 ,8. Weni ger Sinn ergibt eine Übersetzung wie "aufrichtig" (wie in Sat. 1 1 0,3, wo Tryphäna tune primum bona fide puero basium dedit) oder "so dass der Erfolg sicher ist" (FRAENKEL 1 9 16, 1 93). alligo artissimis eomplexibus puerum: Der Wechsel vom Perfekt ins unmit telbarere hist. Präsens ist bei Petron häufig, sogar wie hier innerhalb eines Satzes, vgl . z.B. (ebenfalls mit -que) Sat. 97, 1 ; 1 1 0,2. Siehe dazu PETERSMANN 1 69f. ; HSz 307 § 1 72; KST 1 1 1 4--7 §3 1 . Die Verbindung eom-/amplexus mit artus ist häufig, vgl. Sen. dia!. 1 2, 1 9,3 te ... illius artissimis amplexibus alliga; benef 7, 1 3 quemadmodum amantes solent. quorum plura oseula et eonplexus artiores non augent amorem sed exereent; Lucan. 8,723 tenet ille dueem eomplexibus artis. Eine ähnliche Szene zwischen Enkolp und Giton findet sich in Sat. 9 1 ,4.
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Kap. ! !
fruorque votis usque ad invidiam felicibus: fruor gehört zum sexuellen Sprachregister (ADAMS 1 98; VORBERG 20 1 ), vgl. u.a. Plaut. Asin. 9 1 8 sese altemas eum i/lo noctes hac frui; Cic. Tusc. 4,73 Jrueretur voluptate amatoria; Ov. am. 2,9,46 saepe fruar domina; Tib. 1 ,5, 1 7 Jruitur nunc alter amore; Pri apo 50,5 quae si contigeritfruenda nohis; TLL 6. 1 . 1 424.22ff. Mit vota (etwa: "alles, was ich mir gewünscht und erhofft habe") sind hier die sexuellen Wonnen gemeint (siehe ADAMS 1 88. 255; vgl . Ov. ars 1 ,67 1 quantum defuerat pleno post oscula votot), die normalerweise mit gaudia ausgedrückt werden (z.B. Sat. 87,3 . 8; 1 32, 1 5 V.5). Zum Ausdruck usque ad invidiam im Sinn von ,jeder würde mich benei den", vgl. Sen. epist. 1 20,2 1 modo dilatat se usque ad invidiam; Quint. decl. 333,6 utinam non usque ad invidiam! Zum Neid im sexuell-erotischen Kontext vgl. z.B. Prop. 1 ,8,27 rumpantur iniquil; Catull. 5 , 1 2f. ne quis malus invidere possit, / cum tantum sciat esse hasiorum; Plaut. Most. 306f. haec qui gaudent, gaudeant perpetuo suo semper hono; / qui invident, ne umquam eorum quis quam invideatprosus commodis. § 1 1 ,2 nec adbuc quidem omnia erant facta, cum Ascyltos furtim se fori bus admovit discussisque fortissime c1austris invenit me cum fratre luden tem: Und wir waren noch nicht einmal fertig, als sich Askylt heimlich zur Türe schlich, die Riegel gewaltsam aufbrach und mich mitten im Liebesspiel mit meinem Bruder vorfand. nec adbuc quidem omnia erant facta: Unspezifische Termini wie omnia und facere dienen häufig als Umschreibungen für Begriffe aus dem sexuellen Sprachregister; so lässt es sich vermeiden, die Dinge beim Namen zu nennen (vgl. oben Sat. 1 0,4 . . . iniuriae). Zu omnia mit sexueller Implikation vgl. Sen. nato 1 , 1 6,5; Sat. 1 30,5 forsitan dum omnia concupisco; 1 32, 1 omne genus amoris; ADAMS 1 90. 255. Zufacio für den Geschlechtsakt ("es tun", "to do it") siehe oben Sat. 9,9 cumfortiterfaceres. cum Ascyltos furtim se foribus admovit: Hier findet ein kurzer Wechsel von der personalen zur auktorialen Erzählersicht statt, siehe dazu HAßERMEIIL XIXf. Askylt wählt den bestmöglichen Zeitpunkt für einen wirkungsvollen Auftritt. Wo Askylt sich versteckt hat, erfahren wir nicht. Konstruktionen mit cum inversum (hier mit vorausgehender negativer Umkehrung der Aussage wie z.B. auch in Sat. 49, 1 nondum . . . cum . . ; siehe ROEMER 1 96 1 , 206) werden von Petron häufig angewandt, um die Erzählung dynamischer zu gestalten, z.B. beim Auftritt neuer Personen, wobei oft eine Tür mit im Spiel ist: Sat. 92, 1 cum Eumolpus ostium pulsat oder 99,5 cum crepuit ostium impulsum. Ü berhaupt sind Türen in den Sat. wie in Komödien oft Schaltstellen von Szenenwechseln (durch die Tür kommt z.B. Quartilla in Sat. 1 6,2 oder Habinnas in 65,3). Dabei werden sie auch gerne wie hier auf gebrochen (z.B. in 79,7; 97,8). .
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Kap. 1 1
diseussisque fortissime elaustris: Askylt bricht die (wohl abgeschlossene) Tür auf, die danach aber nicht kaputt ist, denn Sat. 1 6,2 sera sua sponte de lapsa cecidit reclusaeque subito fores admiserunt intrantem setzt voraus, dass der Riegel noch ganz ist (anders VAN TUTEL 1 97 1 , 3 1 Anm. I ). fortissime passt zu den zahlreichen Beschreibungen von Askylts körperli cher Stärke (z.B. Sat. 8,4 valentior, 9,7 sublatisfortius manibus). claustra discutere ist singulär, üblicher ist z.B. claustra laxare (vgl. Sat. 97,8; Verg. Aen. 2,25 8f. pinea furtim / laxat claustra Sinon u.a.). invenit me eum fratre ludentem: ludere wird häufig in erotischem Kontext verwendet (vgl . bei Petron Sat. 1 27, 1 0; 1 29,5; 140,9) und schließt die meisten Spielarten der sexuellen Aktivität ein, hier den homosexuellen Verkehr, vgl. Mart. 9,25,8 ludere Mercurio cum Ganymede /icel; ohne Spezifikation Mart. 1 1 ,39,7 ludere nec nobis nec tu permittis amare; 1 1 , 1 04,5; Catull. 68, 1 7 multa satis lusi. Siehe ADAMS 1 62; VORßERG 3 1 4. Zu frater als Sexualpartner vgl. Sat. 9, 1 0; 1 1 ,3 . § 1 1 ,2f. risu itaque plausuque cellulam implevit, opertum m e amieulo evoluit et 'quid agebas' inquit 'frater sanctissime? quid? vesticontuberni um facis?' : Mit seinem Lachen und Applaus erfüllte er das Kämmerchen, wickelte mich aus dem Mantel, der mich bedeckte, und sagte: "Was hast du getan, frommes Brüderlein? Was? Stellst du Decken-Gemeinschaft her?" risu itaque plausuque cellulam implevit: Blossstellendes Auslachen. Zu implere + "sonis sim." (TLL 7. 1 .629.74ff.) vgl. z.B. Verg. A en. 2,769 implevi clamore vias; Sal. 64,9 taeterrimo latatru triclinium implevit; 72, l lamentatio ne triclinium implevit. Lachen und Klatschen werden auch in Sat. 1 8,7 complosis deinde manibus in tantum repente risum ejJUsa est ut timeremus kombiniert. opertum me amiculo evoluit: Wortspiel aus amiculo (von amiculum "Man tel") und amiculo (von amiculus ,,Freund"). Askylt wickelt Enkolp aus dem Mantel und zugleich aus Gitons Umklammerung. evolvere ("auswickeln'·) ist außerdem ein Antonym zu amicere ("einwickeln"), aus dem amiculum sich herleitet. quid agebas: Das Verb ist hier zweideutig und kann auch in sexuellem Sinn verstanden werden, vgl. Juv. 6,5 8 nil actum in montibus; ADAMS 205. ,,Das Imperfekt scheint bisweilen statt des Präsens zu stehen, wenn die dadurch ausgedrückte Handlung in der Gegenwart fortbesteht" (KST I 1 23 §32,3), siehe dazu auch PETERSMANN 1 76; HSz 3 1 6 § 1 76 Zusatz a. Wie WllEELER 1 903, v.a. 1 68 und RONCONI 1 943, 9- 1 2 richtig bemerken, wird die Handlung, die bis gerade eben andauerte, in diesem Moment unterbrochen. Sie sprechen sogar von einer Spezial form des Imperfekts bei unterbrochenen Handlungen. Vgl . z.B. auch Sat. 1 00,6.
Kap. ! !
1 49
frater sanctissime: sanctus bezeichnet die moralische Integrität einer Person (OLD S.v. sanctus 4) und wird hier durch die höhnische Anrede und den Su perlativ sarkastisch ins Gegenteil gedreht, vgl. eie. Pis. 28 tu scilicet homo religiosus et sanctus. quid?: Absolutes quid drückt Ü berraschung aus, die hier alIerdings nur ge spielt ist; vgl. Sat. 53,6 'quid? ' inquit Trimalchio, 'quando miM Pompeiani horti empti sunt? ' Siehe dazu VÄÄNÄNEN 1 995. AlIerdings wirkt quid? nach quid agebas? ziemlich schwach. Deshalb und aufgrund der korrupten Überlie ferung des Satzes ist nicht auszuschließen, dass quid z.B. das Fragepronomen eines folgenden (nicht überlieferten) Fragesatzes ist. vesticontubernium facis: Der Wortlaut der Stelle ist umstritten; vesticontu bernium (l"lntp) ist eine überzeugende Konjektur von TURNEBUS, während Idr ein unpassendes verti contubernium überliefern. contubernium kann sowohl ,,zelt-/Wohngemeinschaft" (z.B. Plin. epist. 5 , 1 4 [ 1 5],9 ne quis . . . contubernio nostro dies pereat) meinen als auch sexuelIe Intimität im Sinn von concubitus (seit der Kaiserzeit belegt, TLL 4.792.41 ff.): Zwei Sueton-StelIen spielen explizit auf homosexuelIe Beziehungen an: Suet. Jul. 49, 1 Nicomedis contubernium; Cal. 36, 1 Valerius Catullus . . . stupratum a se ac latera sibi contubernio eius defessa etiam vociferatus est. verti contubernium facis ("Machst du unsere Gemeinschaft zunichte?" , EIILERS; ähnlich BÜCIIELERS2•6 diverti contubernium facis) ist zwar gramma tisch vertretbar (PETERSMANN 2 1 3 verteidigt diese Überlieferung [verto ,,zerstören, zunichte machen"] und versteht die Konstruktion als kausatives facere mit AcI [vgl. z.B. Lucr. 5,662 quae faciunt solis nova semper lumina gigni; Verg. Aen. 2,538f. qui nati coram me cernere letum / fecisti; HSz 354 § 1 94 Zusatz] ), inhaltlich überzeugt diese Variante jedoch nicht: ein plumper Vorwurf, der ins Leere läuft, zumal sich Enkolp und Askylt schon getrennt haben und Askylt sich kurz zuvor selbst an Giton vergangen hat. Ähnliches kann gesagt werden zu den Änderungsvorschlägen verticontubernium (ALES SIO 1 960/ 1 , 404f. ; ein Kompositum mit vertere für "qui vertit contubernium" ; Konstruktion vergleichbar z.B. mit julcipedia in Sat. 75 ,6) oder quid vero ? contuberniumfacis? (nach LEARY 200 1 , 625). Die Konjektur vesticontubernium (BüCIIELER 1; ERNOUT; DIAZ Y DlAZ und MÜLLER 1 ) geht von einem Neologismus Petrons aus, einer scherzhaften Wort schöpfung aus vestis (kann ,,Kleidung" oder "Decke" [Luer. 2,36 plebeia veste] heißen, analog zum griech. ;(l.. veste contubernium), ROSE 1 968 (veste contuber nium; bereits Saumaise/Salmasius) oder GIARDINA 1 995--6, 267f.; 1986--7 , 389 « de> veste contubernium) entscheidet, der Sinn bleibt derselbe: "Machst du aus einer Decke ein Zelt ftir zwei?"; "Stellst du unter der Decke ZeItgemein schaft her?" (EHLERS); "Are you playing at houses under the blanket?" (WALSH). Das Motiv "unter demselben Mantel stecken" ist geläufig und topisch. Es kann sogar Sitte gewesen sein, dass Verkehr unter einem Mantel vollzogen wurde (LEARY 200 1 , 625; DOVER 1 983, 92). Im Griechischen gibt es viele Stellen, wo sexuelle Vereinigung auf diese Weise verschleiert wird (Soph. Tr. 539f. lCat vuv ou'oticrat IltllVollEV Ilta� {mo / XAaiV11 � ultaYlCaA.tcrlla; Eur. frg. 603 ,4 ö'tav o'ult'avopo� XAalvav EUYEVOU� ltecrn�; Theocr. 1 8, 1 9 Zav6� 'tot Ouya'tl1P UltO 'tclV Iliav tlCE'tO xA.alvav; vgl . auch Sokrates und Alkibiades im Symposium (Plat. Symp. 2 1 9b). Vgl . zudem Ov. am. 1 ,4,47f. saepe mihi dominaeque meae properata voluptas / veste sub iniecta dulce peregit opus. § 1 1 ,4 nee se solum intra verba eontinuit, sed forum de pera solvit et me eoepit non perfunetorie verberare, adieetis etiam petulantibus dictis: 'sie dividere eum fratre nolito' *: Und er ließ es nicht bei diesen Worten bewen den, sondern löste den Riemen vom Rucksack und begann, mich nicht leicht zu schlagen, wobei er auch noch die unverschämten Worte hinzufUgte: "So mit dem Bruder teilen solltest du nicht ! " n ec s e solum intra verba eontinuit: Reflexives, i n übertragenem Sinn zu verstehendes continere wird normalerweise mit in verbunden, hier hingegen mit intra + Akk. , vgl. Sen. dial. 1 2, 1 1 ,4 qui continebit itaque se intra natura lem modum (TLL 4.704.20f.). sed forum de pera solvit: Eine pera ist eine Art Sack, den man sich mit einem Riemen (forus) um die Schulter hängt (siehe DAREMBERG-SAGLlO s.v. pera). Der lorns dient gerne als Instrument fUr Schläge, vgl. z.B. Apul. met. 3 , 1 4 forus iste, quem tibi verberandae destinasti. me eoepit non perfunctorie verberare: Das Adv. perfonctorie (perfimctorius analog zu defunctorius: Sat. 1 32, 1 0 apodixin < non> defonctoriam und 1 36,5 nec satiatus defonctorio ictu), erscheint zumeist in verneinten Sätzen und be zeichnet in Bezug auf eine Aktion, dass diese nur oberflächlich, leicht oder mit fehlender Sorgfalt durchgeftihrt wird (TLL 1 O. 1 . 1 4 1 7.74ff.). Hier deutet die Litotes auf sarkastisch-humoristische Weise auf die körperliche Stärke Askylts
Kap. ! !
151
hin, der ein ausgewiesener Kraftprotz ist (siehe in dieser Szene 8,4 valentior; 9,7 fortius; 1 1 ,2 fortissime). Priigel für unterlassenen Sex bezieht Enkolp in Sat. 1 34,3 harundinem ab ostio rapuit nihilque respondentem muleavit. adiectis eöam petulanöbus dieös: petulans ("frech") wird wie hier häufig in sexuellem Zusanunenhang gebraucht (OLD s.v. petulan.� c; Sat. 1 3 8,6). So ist der folgende Ausspruch eher anzüglich und süffisant als frech. sie dividere eum fratre nolito: Freier: ,,Das nennst du brüderlich teilen'?" Listig nimmt Askylt den Vorschlag Enkolps in Sat. 1 0,4 intel/ego nobis eonve nire non posse. itaque eommunes sarcinulas partiamur wieder auf. In Sat. 79,9-80,2 wird erneut darauf Bezug genommen, als Enkolp und Askylt sich zum zweiten Mal und endgültig voneinander trennen und Askylt die "Teilung" von Giton fordert (age . . . nune et puerum dividamus), siehe dazu HABERMEHL ad loc. Mit dividere cum fratre ist normalerweise die Erbschaftsteilung zwischen Brüdern gemeint, z.B. Sen. epist. 88, 1 1 quid mihi prodest seire agellum in partes dividere, si neseio eum fratre dividere?; Quint. inst. 7, 1 ,45 avarum, impium, ingratum qui dividere nolit eum fratre. Giton gehört aber nicht wirk lich zur Erbmasse bzw. hier im übertragenen Sinn für Scheidungsmasse im Falle der Gütertrennung, zumal er kein Sklave ist (siehe Einl. 3). Der juristi sche (HEuMANN-SECKEL s.v. dividere) und quasi sprichwörtliche Ausdruck (wie auch dt. "brüderlich teilen", ital. "dividere da buoni fratelli") wird hier parodiert, wozu die Zweideutigkeit von frater - in unserem Fall nicht Bluts bruder, sondern der Genosse, mit dem man das Bett teilt - beiträgt (siehe zu frater oben Sat. 9,2 frater). dividere: Das Verb dividere hat einen erotisch-obszönen Nebensinn ("pe dicare, stuprare") seit Plaut. Aul. 280--6 (Wortwechsel zwischen zwei Köchen, basierend auf der Zweideutigkeit von dividere: 283 mequidem herde, dieam <pro>palam, non divides; 285--6 bellum et pudieum vero prostibulum popli. / post si quis vellet, te hau non velles dividi). Zudem C ic. jam. 9,22,4 non hones tum verbum est 'divisio '? at inest obseenum. Häufiger mit diesem Sinn sind dirumpere (z . B . in Apul. met. 7,2 1 ) und scindere (z.B. in Priap. 54,2; 77,9). So A DAMS 1 5 1 ; VORBERG 1 50; VAN nTIEL 1 97 1 , 27 Anm . 1 ; GREWE 1 993, 48. nolito: Das seltene futurische nolito mit Inf. findet sich bereits in Plautus, z.B. Plaut. Cist. 1 08f. nolito aeriter / eum indamare; Poen. 1 32 1 nolito . . . eonvortere. Siehe PETERSMANN 203 ; HSz 336f. § 1 86 lll. *: Die Lücke wird von allen Zeugen der L-Klasse bezeichnet. Ihr Umfang ist schwer abschätzbar. Es muss eine Art Versöhnung zwischen Enkolp und Askylt geben, da sie die Trennung zu diesem Zeitpunkt nicht vollziehen und bis Sat. 79 f. damit zuwarten. Wenn Sat. 1 2ff. am Abend des Tages stattfindet, und so präsentiert sich uns heute der Text, gehen sie nicht zu dem in Sat. 1 0,6
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Kap. 1 1
angesprochenen Essen, ftir das Askylt ursprünglich die Trennung verschieben wollte, sondern suchen daraufhin den Markt (Sat. 1 2-1 5) auf.
Auf dem Markt (Sat. 1 2-1 5) Die Marktszene ist trotz einzelner Lücken im Text in sich stringent und gut verständlich. Allerdings fehlt uns die Vorgeschichte, auf der die Ereignisse auf dem Markt aufbauen; femer wissen wir nicht, ob die Szene mit dem überliefer ten Schluss tatsächlich zu Ende ist (dazu Punkt I ) . Zudem bedarf es einer ge nauen Prüfung, wie eng die in der Überlieferung folgende Quartilla-Szene mit der Marktszene verbunden ist (dazu Punkt 2). Die Marktszene gilt als eine der komplexesten und verblüffendsten Szenen der Sat. Der Handlungsverlauf ist lebendig, temporeich und steckt voller Über raschungen. Motivinventar und Szenerie sind literarischen Modellen wie der Komödie entnommen (dazu Punkt 3). Der gezielte Einsatz von Symmetrien und Gegensätzen (dazu Punkt 4), ein Verwirrspiel um Sein und Schein (dazu Punkt 5) auf der Handlungsebene und der ausgiebige Einsatz j uristischen Jar gons (dazu Punkt 6) sind die auffälligsten Gestaltungsmittel der Szene.
1 . Vorgeschichte und Ausgang der Marktszene Die Marktszene setzt die Kenntnis früherer Abenteuer Enkolps, Askylts und evtl. Gitons voraus, die nicht Bestandteil der überlieferten Fragmente sind. Die Vorgeschichte lässt sich schwer rekonstruieren. Einzige Anhaltspunkte sind folgende vier Hinweise im Text: A. die in die Tunika eingenähten aurei (Sat. 1 3,2 depositum . . . inviolatum; thesaurum; 1 3 ,3 intactis aureis plena u.a.). Die Herkunft der aurei ist unklar. In der Regel wird der Goldschatz als Beute aus dem Streifzug durch die Villa Lykurgs (erwähnt in Sat. 1 1 7,3) angesehen (z.B. SULLNAN 1 968, 44f.). B. der Diebstahl des Mantels (Sat. 1 2,2 raptum latrocinio pallium). Die Bauersleute erheben Anspruch auf den Mantel, und wir haben keinen Anlass, ihre Eigentümerschaft in Frage zu stellen. Nicht selten wird auch Quartilla als Eigentümerin in Erwägung gezogen (PARATORE I 1 7 1 -3 ; CIAFFI 1 955, 37; SULLNAN 1 968, 45f. - die These stützt sich auf die Identifikation der mulier cu/a mit der anci//a der Quartilla, siehe unten zu 0 und Punkt 2). BURMAN 64 will Lykurg das Eigentum zuschreiben (vgl. ARAGOSTI Anm . 26) . Ob der Mantel allenfalls etwas mit der ominösen vestis divina (Sat. 1 1 4,5) zu tun hat, erschließt sich aus dem Text nicht.
1 54
Auf dem Markt (Sat. 1 2-1 5) C . der Verlust der Tunika
quo querebar?).
(Sat. 1 3 ,2 scis . . . rediisse ad nos thesaurum de
Auf weIche Weise die Tunika verlorenging, geht aus dem
rusticus gefunden und mitge ( 1 2,5 in solitudine invenerat), was Enko1p beobachtet haben muss, da Bauern wiedererkennt ( 1 2,5 videbatur ille mihi esse qui . . . ) . Wieso En
überlieferten Text nicht hervor. Sie wird vom nommen er den
ko1p damals nicht eingeschritten ist ("too much danger?", fragt VAN DER P AARDT
1 996, 67),
erfahren wir nicht. Er muss bei diesem Vorfall aber allein
gewesen sein, andernfalls hätte Askylt keinen Grund, ihm zu misstrauen ( 1 3 ,4
turpissima suspicione).
Wahrscheinlich hängt der Verlust der Tunika mit dem
Diebstahl des Mantels zusammen, zumal die Episode auf dem Markt nahelegt, dass die Bauersleute nicht nur im Besitz der Tunika, sondern auch die früheren Besitzer des gestohlenen Mantels sind. D. die Tempelentweihung, deren Quartilla Enkolp, Askylt und evtl. Giton
( 1 6,3 Quartillae. cuius vos sacrum ante cryptam turbastis; 1 6,4 errorem vestrum; 1 7,4 quod non licuit adspexit; 1 7,6 admisistis inexpiabile scelus). Die Annahme, dass die Mantel-Tunika-Geschichte mit der Tempel bezichtigt
entweihung in einem Zusammenhang steht, stützt sich hauptsächlich auf den
Sat. 1 6,3 [illa scilicet quae mulier vom Markt mit der ancilla der Quartilla gleichsetzt (siehe unten zu Punkt 2). Vertreter dieser These postulie ren grob folgenden Handlungsverlauf (PARATORE I I 65ff., bes. 1 7 1 -3 ; CIAFFI 1 955, 29-4 1 ; PATIMO 200 1 , 1 66; VAN nIIEL 1 97 1 , 29-33 u.a.): EnkoIp und umstrittenen, vermutlich interpolierten Satz in
paulo ante eum rustico steterat},
der die
Askylt stehlen im Zuge der Tempelprofanation den Mantel der Quartilla. Auf
rustieus,
der Flucht verliert Enkolp die Tunika. Der
der in irgendeiner Weise
mit Quartilla in Verbindung stehen muss, findet die verlorene Tunika, was Enkolp beobachtet, der aber nicht einzugreifen wagt. Tags darauf schmiedet Quartilla, die über alles Bescheid weiß, den Plan, sich des
rusticus
und der
Tunika (mit dem eingenähten Geld) als Lockmittel zu bedienen, um die j ungen Männer zu finden. Sie gibt ihrer
ancilla
den Auftrag, den Bauern aufs Forum
zu begleiten (siehe dagegen unten zu Punkt
An
2).
einem für die beiden Freunde glücklichen Ende der Szene würde wohl
niemand zweifeln, wäre da nicht das bedeutungsvolle dazu unten Sat. 1 5 ,8
ut putabamus) des
ut putabamus
(siehe
Erzählers. Bezogen auf reeupero stellt
dieser Einschub das Wiedererlangen des Schatzes in Frage, bezogen auf
sauro
the
den Schatz selbst bzw. dass sich dieser noch in der Tunika befindet. Im
ersten Fall hätten sich die Freunde erneut der Gefahr ausgesetzt, den Schatz zu verlieren (SClIEIDWEILER
1 925, 202;
CIAFFI
1 955, 37; LEFEVRE 2007, 1 64 mit
der Variante, dass Enkolp und Askylt des Diebstahls überfUhrt werden und eine Strafe bezahlen müssen, die dem in der Tunika enthaltenen Gold ent spricht). Im zweiten Fall hätten sie einen wertlosen Geldersatz in der Tunika vorgefunden
(MERKELBACII 1 963, 1 92; SLATER 1 990, 36 Anm . 25; WEIN-
Aufdem Markt (Sat. 1 2-1 5 )
1 55
REICH 1 929, 396 Anm . 34; PARDINI 1 996, 1 89 mit Anm . 34). Ob Enkolp und Askylt zuletzt als Verlierer dastehen, bleibt ungewiss. Der weitere Verlauf der Sat. lässt in diesem Punkt ebenfalls keine Schlüsse zu. Es ist auch schwer vorstellbar, dass die in Sat. 1 1 7,3 genannte vestis, rapinae comes die Tunika der Marktszene sein soll (wie JENSSON 2004, 1 52f. meint). Ein unerwartetes Ende wäre nicht untypisch für die Sat. , wenn man be denkt, dass alle Kurzgeschichten, die milesische Novellen sind (Knabe von Pergamon 85,1-87, 1 0; Matrone von Ephesos 1 1 1 , 1- 1 1 2,8) oder Charakteristi ken dieser Gattung aufweisen (Werwolf 6 1 ,6--62 , 1 4; Hexen 63,3- 1 0; das un zerbrechliche Glas 5 1 , 1--6), ähnlich unerwartet enden: "One can rightly argue that this is a typical feature of the Milesian tale but it occurs also in the sudden conclusions of the mime" (PANAYOTAKIS 1 995, 30), siehe zudem SCIIMELING 1 99 1 , 353--64.
2. Einordnung der Marktszene in das Werk Die uns überlieferte Reihenfolge der Fragmente von Sat. 1-26,6 wurde ver schiedentlich angezweifelt. Anlass dazu gibt u.a. folgende Ungereimtheit: In Sat. 1 0,6 spricht Askylt von einer Einladung zum Essen am selben Tag (ho die . . . ad cenam promisimus). Nach dem Besuch des Marktes jedoch kehren die Protagonisten in aller Ruhe nach Hause zurück und nehmen bei Giton das Abendbrot ein. Eine cena (nämlich die Cena Trimalchioni.�) besuchen sie erst nach dem Intermezzo mit Quartilla, also zwei bis drei Tage später (siehe dazu auch oben Ess. 9- 1 1 , 1 ). Aus diesem Grund hält SGOBBO 1 930 (sowie RmEZZO 1 93 1 ; dagegen aus führlich PARATORE I 1 55--64) sowohl die Markt- als auch die Quartilla-Szene ( 1 2-26,6) für falsch platziert und stellt sie den Kapiteln 1-1 1 voran. Das aber führt zu neuen Anknüpfungsproblemen. SGOBBOS These stützt sich auf einen mittelalterlichen Zusatz zum Petron-Zitat in Fulg. myth. 3,8 (jrg. 7), worin ein Satz aus der Quartilla-Szene dem antiken 1 4. Buch der Sat. zugewiesen wird. Tatsächlich handelt es sich um eine völlig isolierte Angabe, deren Zuverlässig keit und Richtigkeit stark angezweifelt werden darf (so auch VAN TIUEL 1 97 1 , 2 1 -4 und 3 2 Anm . 2 ; CIAFFI 1 955, 38). Dasselbe gilt für den Vorschlag SUL LNANS ( 1 968, 46), der lediglich 1 6-26,6 vor 1- 1 5 setzt und dadurch die Markt- von der Quartilla-Szene trennt. Letztere jedoch bietet nennenswerte Anknüpfungspunkte an die Marktszene: Die verschlossene Tür (Sat. 1 5,8 praeclusisque foribus) wird erwähnt ( 1 6,2 aperi; sera sua sponte delapsa; reclusaeque ... fores), und die schreckhafte Reaktion auf das Klopfen ( 1 6,2 pallidi) ist im Anschluss an die Vorfälle auf dem Markt gut zu verstehen. Berechtigt ist jedoch die Frage, inwiefern Sat. 1 2- 1 5 und 1 6-26 inhaltlich zusammengehören: Handelt es sich um zwei eigenständige Einzelszenen, oder
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ist die Marktszene von Quartilla inszeniert worden und der Aufuitt der Bauers leute als List Quartillas aufzufassen (siehe oben 1 O)? Verlässliche Aussagen über den Grad der Kohärenz eines so fragmentarischen Textes wie der Sat. sind generell ein heikles Unterfangen. In den erhaltenen Teilen der Sat. lassen sich sowohl Beispiele für szenenübergreifende Verbindungen finden (z.B. die Figur des Lichas, der plötzlich und überraschenderweise wieder auftaucht und handlungsrelevant wird) als auch fUr abrupte Szenenwechsel, bei denen die Episoden in keiner engeren Beziehung zueinander stehen (vgl. z.B. Anfang und Ende der Cena; Schiflfahrt - Croton). Auch im konkreten Fall der Markt szene lassen sich eindeutige Argumente fUr die eine oder andere Variante nicht finden. In der Quartillaszene gibt es drei Anhaltspunkte, die fUr eine enge Verbindung der Szenen sprechen könnten, aber nicht müssen: A. me derisisse in 1 6,3 könnte sich auf das Auslachen der ealumnianti um . . . quod nohis ingenti eal/iditate pecuniam reddidissent ( 1 5,8) beziehen. Es passt aber ebenso gut zur Entweihung des saerum, weswegen Quartilla und ihr Gefolge Enkolp und Askylt ja aufsuchen. B. Genauso kann latrocinia in Sat. 1 7,4 entweder auf die Mantel-Szene ( 1 2,2 raptum latrocinio pallium) verweisen oder als ,,Räubereien, Streiche" im metaphorischen Sinn und auf die Tempelprofanation bezogen zu verstehen sein. e. In Sat. 1 6,3 erscheint eine mu/ier . . . operto eapite, die durch den fol genden Satz [i//a sci/ieet quae paulo ante cum ru.�tieo steterat] mit der mu/ier der Marktszene gleichgesetzt wird. Bereits in 14,5 wurde dieselbe mulier in Anlehnung an 1 2,3 rusticus quidam jami/iaris oeu/is mei.� cum muliereula eomite als mu/ier aperto eapite [quae eum ru.v/ieo steterat] bezeichnet. Die Koexistenz der zwei fast identischen Sätze, denen die Beschreibung aperto bzw. operto eapite vorausgeht, hat die Forscher dazu veranlasst, den einen und/oder anderen (Teil-)Satz als Interpolation zu betrachten. Jede denkbare Sichtweise wurde vertreten: Beide Sätze sind echt (PELLEGRINO I -2 ; SCHÖN ßERGER; OAFFI 1 955, 36; VAN T1ßEL 1 97 1 , 29; ARAGOSTI 1 979; JENSSON 2004, 1 29); beide Sätze sind zu streichen (MÜLLER; DELZ 1 970, 32f. ; LEFtWRE 2007, 1 64); nur 1 6,3 sollte gestrichen werden (JACOßS; FUCHS; NISßET 1 962, 227; SOVERlNl 1 974-5, 247f. und 1 974, 265f.; DELL' ERA 1 970, 1 08; SÜTTER LlN 1 996, 35; ERNOUT u.a.); nur 1 6,3 ist echt (PARDlNl 1 996, 1 87-90; COURT NEY 200 1 , 66 Anm . 20). Eine Entscheidung zu treffen ist äußerst schwierig. Persönlich tendiere ich dazu, Sat. 1 6,3 als Glosse zu betrachten. Was die Aussage des Satzes betrifft, so würde man an dieser Stelle einen aktuelleren Bezug zur Rolle der Frau auf dem Markt erwarten und nicht die identische Beschreibung von 14,5, wo die mulier nur als Begleiterin fungiert. sci/ieet, das in den Sat. sowohl affmnativ ("freilich, natürlich", z.B. Sat. 1 4,7) als auch - wie hier - rein explikativ
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("nämlich", OLD s.v. scilicet Sb) vorkommt, ist in erläuterndem Sinn v.a. nachklassisch beliebt und kann auf einen Interpolator hindeuten (siehe zu scili cet P ETERSMANN 236f. ; COCCIA 1 973, 29-37; SOVERINI 1 974-5, 248). Natür lich sagt dies noch nichts über den Wahrheitsgehalt der Glosse aus - im Ge genteil ist der Salz sogar dann am besten verständlich, wenn man annimmt, dass seine Aussage zutrifft. Die Marktszene wirkt m.E. jedoch stimmiger, wenn man sie als ein in sich geschlossenes Einzelabenteuer betrachtet. Ist das Geschehen auch dann glaub würdig, wenn die Bauersleute im Auftrag Quartillas handeln? Sind die emotio nalen Reaktionen der Bauersleute in diesem Fall noch plausibel und gerecht fertigt? Weshalb schreit die Frau ( 1 4,5), wenn sie primär nicht am Mantel interessiert ist, sondern daran, Enkolp und Askylt ausfindig zu machen? Würde sie eine diskrete Abwicklung in diesem Fall nicht vorziehen? Wo und wie wird dieses vertrackte Rollenspiel aufgeklärt, oder wird es auch im Originaltext gänzlich dem Leser selbst überlassen?
3 . Motivinventar Die Anleihen bei der Komödie sind unverkennbar (ARAGOSTI 1 979; PANAYO TAKIS 1 995, 20-3 1 ; GARTON 1 972, 73-92). Das Motiv des bestohlenen Diebes oder des betrogenen Betrügers ist aus der comoedia palliata bekannt und kommt z.B. in Plautus' Aulularia vor. Petrons Marktszene ist im wörtlichen Sinn eine comoedia pal/iata (römische Adaption der griechischen Neuen Ko mödie, abgeleitet von pallium [gr. i,.uxtlov], dem Mantel oder Überwurf der griechischen Schauspieler): griechisches Milieu, griechische Namen, ein zent rales Motiv (z. B. ein Schatz), hier ist es sinnigerweise der Mantel selbst. Auch der versteckte Schatz ist ein typisches Komödienmotiv (PANAYOTA KIS 1 995, 25). In Plautus' Aulularia geht es ebenfalls um einen verlorenen Goldschatz: In Aul. 65 sagt Euclio: nunc ibo ut visam. estne ita aurum ut con didi; in 646f. mutmaßt er, dass ein Sklave sein Gold gestohlen und es in sei nem Mantel versteckt habe, worauf er diesen anschreit: agedum. excutedum pallium . ,',' tuo arbitratu. ,' ,' ne inter tunicas habeas. Ob und nach welchen weiteren Modellen Petron die Marktszene gestaltete, lässt sich aufgrund der dürftigen Quellenlage vieler Texte schwer klären. An haltspunkte bieten Titel und/oder spärliche Fragmente des Mimus Aulularia von D. Laberius; der fabula palliata Tunicularia von Cn. Naevius; der fabula palliata Thesaurus von L. Lanuvinus; der fabula A tellana Rusticus von Pom ponius u.a. Gewisse Motive finden sich auch bei Apuleius (siehe CIAFFI 1 960, 1 22-5), zum Beispiel der in einen Mantel eingenähte Schatz in met. 7,4 expromptis mille aureum. quos insutu laciniae contexerat; 7,8 diloricatis statim pannulis
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in medium duo milia profutit aureorum und 7,9 veste< m> que lautiusculam proferunt, sumeret abiecto centunculo divite< m> . Ferner liegen Analogien zu dem Streit wn den Mantel und der Einmischung der cociones in Apul. met. 7,25f. vor: Festnahme des Esels, der alleine unterwegs ist (.wlitarius) durch den Wanderer; Streit wn den Besitz des Tieres, Hirten auf der einen Seite (attrahere gestiunt), auf der anderen der Wanderer (audacia valida resistens), Entscheidung, den Dieb und Mörder den Magistraten vorzuführen, damit aber noch einen Tag zu warten (dies sequens). Zudem bestehen Ähnlichkeiten zu Apul. met. 1 ,24 ( WALSII 1 970, 88; VAN DER PAARDT 1 996, 7 1 f. mit Lit. ; ARAGOSTI 1 979, 1 04 Anm . 1 2 sieht nur eine generische Ähnlichkeit) : Lucius geht auf den Markt (forum cupidinis), kauft Fisch und trifft daraufhin seinen alten Freund Pythias, den Marktaufseher (annonam curamus . . . et aedilem gerimus). Schockiert über den Preis des Fi sches, befiehlt Pythias dem Verkäufer, die Ware zu zertreten, so dass Lucius selbst am Schluss ohne Geld und ohne Essen dasteht ( 1 ,25 et nummis simul privatus et cena). Lucius ist Opfer der magistralen Macht des Pythias, der mit seinem Verhalten seine Kompetenzen als Aufseher weit überschreitet. Sein Auftreten ähnelt dem der cociones bei Petron. Und je nachdem, wie die Ge schichte mit dem in der Tunika verborgenen Schatz tatsächlich ausgegangen sein mag, stehen Enkolp und Askylt vielleicht am Ende wie Lucius mit leeren Händen da. Dies zeigt, dass Petron hier aus einem Fundus von Komödien-, Roman und Milesiaka-Motiven schöpft, präzise Abhängigkeiten können daraus j edoch nicht rekonstruiert werden.
4. Symmetrie und Gegensatz Die Szene auf dem Markt funktioniert nach einem der comoedia duplex (die Junktur ist übernommen von Ter. Haut. 6) ähnlichen Muster, deren Handlung auf der parallelen Entwicklung zweier negotia, meist zweier Liebesgeschich ten, basiert. Bei Petron verhalten sich die Handlungen der beiden Parteien Enkolp und Askylt auf der einen Seite, der rusticus und die muliercula auf der anderen - geradezu spiegelbildlich (VAN DER PAARDT 1 996, 67 spricht von einer "mirroring scene"). Die Parteien sind abwechselnd Käufer und Verkäu fer: Die Besitzer geben sich als Käufer aus, während sich die Käufer als Besit zer entpuppen. Beide sind bei des, und diese Symmetrie auf der Handlungsebe ne kommt auch narrativ und lexikalisch zwn Ausdruck.
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Enkol lAs It 1 2 , 1 veniehamus 1 2,6 tamqUlJm emptor propius accessit 1 2 ,2 ladniam extremam conLutere 1 4,5 explicuimus mercem 1 2,4 iniecit contemplationem 1 2,5 conspexi 1 2,6 diligenti us temptavit 1 4,6 tenere coepimus ... prodamare
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Bauersleute 1 2,3 propius accessit
1 2,4 (tunica) super umeros . . . emptoris 1 2,3 diligentius considerare 14,5 in.\pectis diligentius signis 1 4,5 latrones tenere damavit
Diese symmetrisch angelegten Handlungen der beiden Parteien gründen - und das ist der Witz der Szene - letztlich auf einer Asymmetrie: Bei den Streitob jekten - ein prächtiger Mantel und eine (wenn auch nur äußerlich) schäbige Tunika - steht nicht Wert gegen Wert ( 1 4,7 sed nullo genere par erat causa [nostraJ). So wundert es nicht, dass die cociones über die invidia (Sat. 1 4,6) spotten, mit der Enkolp und Askylt die Tunika für sich beanspruchen. Eine weitere Symmetrie bilden das Wiedererkennen (des rusticus) bei En kolp und (der Tunika) bei Askylt, die beide einer Anagnorisis im Epos oder Drama gleichkommen und analog aufgebaut sind, was durch eine parallele sprachliche Struktur verstärkt wird. Der Prozess vollzieht sich in beiden Fällen graduell und gipfelt in kurzen, ausrufartigen Sätzen. Enkolp kommt der Bauer bekannt vor ( 1 2,3 familiaris oculis meis), dann erhärtet sich sein Verdacht ( 1 2,5 videbatur ilIe mihi esse qui tuniculam in solitudine invenerat), bis er schließlich Gewissheit erlangt: plane is ipse erat ( 1 2,5). Askylt seinerseits heftet seine Augen an die Schultern des Bauern, auf denen die Tunika liegt ( 1 2,4 umeros rustici emp!oris), tritt näher heran ( 1 2,6 detraxitque umeris laci niam) und erkennt die Tunika endgültig wieder: 0 lusum fortunae mirabilem! ( 1 3, 1). Daraufhin überprüft er die Einlage ( 1 3,2 depositum esse inviolatum vidit) und beurteilt die Tunika als intakt und unberührt: illa es! tunicula adhuc, ut apparet, intactis aureis plena ( 1 3,3).
5. Sein und Schein Die Tunika, in der sich ein kleiner Schatz verbirgt, scheint nicht wertvoll, ist es aber, während der Mantel mit seinem prächtigen Ä ußeren wertvoll scheint, es aber (zumindest im Vergleich zur Tunika) nicht ist. VAN DER P AARDT 1 996, 7 1 sieht hierin einen Bezug z u dem bekannten Ausspruch Plautus' (Plaut. Trin. 1 1 54 tunica propior palliost) sowie der sprichwörtlichen Zeile von Caecilius, zitiert bei Cic. Tusc. 3,56 'saepe est etiam sub palliolo sordido sapientia '. Aus dem Sein-Schein-Rätsel resultiert ein Verwirrspiel um Wissen und Unwissen. Die Bauern, im Besitz der Tunika, kennen nicht deren eigentlichen Wert, als sie sie verkaufen wollen. Auch die cociones, die danebenstehen und lachen, wissen nicht von der kostbaren Einlage. Falls sich hingegen das Geld
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nicht mehr in der Tunika befinden sollte (vgl. die Einschränkung 1 5,8 ut puta bamu.v), wären Enkolp und Askylt am Ende die Unwissenden. Es ist die eingeschränkte Perspektive des Ich-Erzählers, die dieses "Spiel" ermöglicht (siehe dazu u.a. JONES 1 987, 8 1 4f.). Die Mantelepisode wird fast durchgehend aus der Perspektive des erlebenden Ichs geschildert. Das gilt auch für die Gedankengänge der Protagonisten. In Sat. 1 3 , 1 0 Iu.vum fortunae mira bi/em! z.B. spricht Enkolp nicht (von seinem späteren Standpunkt) als Erzäh ler, sondern ausgehend von seinem damaligen Wissensstand als Akteur. Die Gedanken der Bauersleute bleiben deshalb auch unerwähnt, was viele Überra schungseffekte ermöglicht. Erzählerkommentare wie die Beurteilung des Ver haltens der Gegenparteien ( 1 5 ,2 advocati . . . qui volebant pallium lucri facere; 1 5,5 ceterum apparebat nihil aliud quaeri nisi. . . ) sind nicht auktorial, sondern geben die damalige Einschätzung Enkolps wieder. Eine Ausnahme bildet das bereits erwähnte ut putabamus ( 1 5,8).
6. Juristenjargon Nicht nur bei den Tischgesprächen der Cena, wo sich die Freigelassenen in umgangssprachlicher und bisweilen vulgärer Diktion unterhalten, sondern auch in den urbanen Teilen der Sat. werden Vokabulare und Stilebenen diffe renziert und der jeweiligen Situation entsprechend eingesetzt. Nicht selten entstehen dabei komische Effekte und raffinierte Pointen. Während Sat. 1 -5 den schwülstigen Deklarnatorenstil parodieren und Sat. 6- 1 1 einen erotisch obszönen Inhalt in metaphorisch-umschreibende Worte kleiden, fallen die Kapitel der Marktszene durch juristischen Fachjargon auf. PATIMO 200 1 , 1 70 spricht von einem "crescendo metalessicale", in dem die Wörter neben ihrer allgemeinen Bedeutung einen juristischen Sinn haben. Ein grotesker Gegensatz zwischen der Sprache der Justiz und den im ille galen Bereich angesiedelten geschilderten Vorfällen bildet den Auftakt der Szene und beherrscht diese bis zuletzt. Schon die ersten zwei Sätze geben durch ihre Länge und Umständlichkeit (z.B. non quidem . . . sed tamen) sowie das j uristische Vokabular (v.a. veniebamus in forum; rerum venalium; fidem) einen geschäftlichen Ton an, der in ironischem Kontrast zur Situation steht: Es ist Dämmerstunde (deficiente iam die; ob.vcurita.v temporis); das schummrige Licht und die dubiosen Warenangebote bilden das ideale Setting (occa.vione opportunissima) ftir zweifelhafte Geschäfte; die eigene, zu verkaufende Ware ist Diebesgut und wird später als solches entlarvt (raptum latrocinio pallium) . Als er Sicherheit darüber erlangt hat, dass es sich bei der Tunika um den eigenen thesaurus handelt, fragt Askylt seinen Gefährten, als ob er Jurist wäre: quo iure rem nostram vindicamus? (Sat. 1 3,3). Beflügelt von der Aussicht, die wertvolle Tunika wiederzuerlangen, macht Enkolp sich zum Anwalt in eigener
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Sache und entwirft sogleich einen Aktionsplan, den er i n juristischem Jargon vorbringt ( 1 3 ,4 iure eivili dimicandum. ut si nollet alienam rem domino redde re. ud interdictum veniret). Die beiden Strolche präsentieren sich als Opfer. Der Vorschlag, sich auf das Interdikt und das Zivilrecht zu berufen, ist aus j uristischen Gründen nicht adäquat, da sie ja selbst Diebe sind. Dasselbe gilt für das moralisierende Gedicht in 1 4 , 1 /2, das als Plädoyer ftir Anstand und Gerechtigkeit einen ironischen Kontrast zum Kontext bietet. Die einzelnen Handlungen der beiden streitenden Parteien (lnspizierung der Ware, Beratung, Beschlagnahmung der fremden und Verteidigen der eige nen Ware u.a.) werden wie j uristische Verfahrensweisen geschildert: manu., iniectio ( 1 4,5); rei vindicatio ( 1 4,6 tenere coepimu., tunicam; proclamare. nostra esse . . . quae iIli possiderent; 1 4,7 vindica< ri vide> bant, dazu DEBRAY 1 9 1 9, 66). Auch die coeiones, die als dritte Partei in das Geschehen eingreifen, argumentieren juristisch und treten quasi als advocati auf: jlagitabant uti apud se utraque deponerentur ac postero die iudex querellam inspiceret ( 1 5,2), in controversiam esse ( 1 5 ,3), quaeri ( 1 5,3 und 5); in utraque partis ( 1 5,3); latro einii suspieio ( 1 5 ,3), sequestri ( 1 5 ,4). Doch Enkolp entlarvt sie als advocati . . . fiam penet nocturni, qui volebant pallium lucri facere ( 1 5,2); ceterum appa rebat nihil aliud quaeri nisi . . ( 1 5 ,5); praedones ( 1 5,5). Siehe zur Sprache in den Sat. allgemein PETERSMANN; MÜLLER3 497-505 ; RUDEN 1 994; zu den j uristischen Anklängen FOCARDI 1 986; GREWE 1 993 ; BAGNANI 1 964, 23 l f. ; ARAGOSTI 1 979, 1 07- 1 3 . Lit. z u 1 2- 1 5 : PATIMO 200 1 und 2002; VAN DER PAARDT 1 996; GREWE 1 993; FOCARDI 1 986; LEFtWRE 2007. .
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Kapitel 1 2 Enkolp und Askylt gehen auf den Markt, um ihren Mantel zu verkaufen. § 1 1,1 veniebamus in forum deficiente iam die, in quo notavimus frequen tiam rerum venalium, non quidem pretiosarum sed tamen quarum fidem male ambulantem obscuritas temporis facillime tegeret: Wir kamen, als es schon am Eindunkeln war, auf den Markt, wo wir eine Menge käuflicher Wa ren sahen, zwar nicht wertvolle, aber doch von solcher Art, dass die Dämmer stunde deren auf schwachen Füßen stehende Glaubwürdigkeit ganz leicht ver deckte. Die Szene wird eingeleitet mit einem geradezu fonnelhaft ausgedrückten Schauplatzwechsel (ähnlich Sat. 1 1 , 1 in cellulam redii; 1 5,8 in dever.wrium praecipites ahimlLv; 83, 1 in pinacothecam perveni; 90,2; 9 1 ,3 u.a.) sowie ei nem Wechsel der Tageszeit (ähnlich Sat. 26,7 venerat tertius dies; 92, 1 et iam plena nox erat). Das Setting - die zweifache Erwähnung der Dämmerstunde (deficiente iam die und ohscuritas temporis) und die Angabe des Ortes (forum) - lässt ein zwielichtiges Geschehen erwarten. Zahlreiche Szenen in den Sat. ereignen sich in abendlicher oder nächtlicher Stunde (Quartilla-Episode, Cena, Ende der Cena in dunkler Nacht, Begegnung mit dem Soldaten in Sat. 82,2 nocturnus grassator; Episode auf dem Schiff des Lichas). Das forum ist auch bei Apuleius Schauplatz einer scherzhaften Geschichte (Apul. met. 1 ,24f., siehe Ess. 1 2- 1 5 , 3). In der Komödie ist der Markt ein wie derkehrendes Motiv. Auch wenn er in keiner der überlieferten römischen Ko mödien Handlungsort ist (PANAYOTAKIS 1 995, 2 1 ; GARTON 1 972, 86), wird oft von Handlungen berichtet, die dort stattgefunden haben (z.B. Ter. Andr. 226. 254; Plaut. Asin. 245. 25 1 ) . Ein Bühnenausgang führt ja zur Stadt, d.h. zum Forum. veniebamus in forum: Der Ausdruck hat zunächst einen ganz allgemeinen Aussagewert. 1m Speziellen steht in forum aber auch fiir "ad iudices", seltener fiir "ad negotium" (TLL 6. 1 . 1 200.8 1 ; vgl. z.B. Sat. 58, 1 1 eamus in forum): Auf diese beiden Aspekte wird die Verbbedeutung im Verlauf der Szene aus geweitet (Handel, Verwicklung in Rechtsstreit). Zur j uristischen Nebenbedeu tung vieler Begriffe der Marktszene siehe Ess. 1 2- 1 5 , 6 und PATIMO 200 1 , bes. 1 70--9 3. forum bezeichnet im weitesten Sinne einen öffentlichen Platz im Zentrum einer Stadt (zur Frage nach dem Schauplatz der Sat. siehe Einl. 3). Dessen Funktion variierte mit der Tageszeit: Tagsüber wurden dort Handelsgeschäfte und juristische Streitfalle abgewickelt (vgl. Sat. 1-5), nach Sonnenuntergang konnten (gemäß einer im Zwölftafelgesetz erlassenen Vorschrift) keine ehrli-
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chen Aktivitäten mehr auf dem Forum ausgeflihrt werden, vgl. Lex XlI tab. 1 ,9D sofis occasus suprema tempestas esto; Gell. 14,7,8 senatusconsultum . . . post occasum solem factum ratum non foi.,se; Hor. sal. 1 ,6, I 1 3f. fallacem circum vespertinumque pererro / saepe forum. ad,isto divinis mit Porphyrius' Kommentar: mihi videtur Suburam dicere. quod fere sera hora fortivas res solent eo venum deferre. Siehe zum forum RUOFF-VÄÄNÄNEN 1 978; FRAYN 1 993; DE lIGT 1 993. Der Vorgang im Imperfekt als Tempus der Exposition bildet den Hinter grund bzw. die begleitenden Nebenumstände (HSz 3 1 6 § 1 76; KST I 1 22 §32,2) zur Haupthandlung im Perfekt (nolavimus) und schildert ein lineares Geschehen, dessen Anfang und Ende nicht ins Auge gefasst werden, so auch PELLEGRIN02 1 87; dagegen PETERSMANN 1 75 , der hier ein erzählend feststellendes ( narratives, aoristisches) Imperfekt als Merkmal v.a. der Um gangssprache vermutet. deficiente iam die: Der metaphorische Ausdruck bezeichnet den Übergang vom Tag zur Nacht und setzt die Szene von den Komödienvorbildem ab, die immer am Tag spielen. 1m präsentischen Abl. abs. steht die J unktur vor Petron nur bei Ov. trist. 5 , 1 3,28 deficiente die. Vgl . Sat. 20,5 iam deficiente fabula rum contextu; 29,5 in deficiente vero iam porticu; Mela 1 ,42 alque ubi dies deficit ibi noctem agunt; Tac. anno 1 5 ,44,4 ubi defecisset dies. in usu< m> nocturni luminis urerentur. Siehe zudem PATIMO 200 1 , 1 7 1 f. Die Dunkelheit, die gerne für Verborgenes und Verbotenes steht, verweist auf den Lebensstil der Protagonisten, die sich nicht an die geltenden sozialen Regeln halten (Sat. 1 25 ,4 extra legem viventibus), und den unseriösen Charak ter der von ihnen aufgesuchten Lokalitäten (Bordell als locus secretior in Sat. 7,2 und anfractus obscuri.,simi in Sal. 8,3). Zum Motiv der Dunkelheit RIND) 1 980, 1 3 1 . frequentiam rerum venaIium: Eine genauere Beschreibung der feilgebotenen Ware stünde im Widerspruch zur Dämmerung (BRoZEK 1 972, 288). Res vena lis ist ein Begriff aus dem römischen Handelsrecht (PATIMO 200 1 , 1 72; Gai . in.,t. 3, 1 4 1 ; Mod. dig. 2 1 , 1 ,62) und steht in ironischem Kontrast zu den später als suspekt bezeichneten Waren. Vgl . zum Ausdruck ebenfalls im Zusammen hang mit dem forum SaU. Jug. 47, 1 forum rerum venafium lotiu., regni maxu me celebratum. non quidem sed tamen: Zweigliedrige Ausdrücke, deren erster Teil eine Negation formuliert, die der zweite positiv relativiert, sind bei Petron ein sehr häufiges Stilmittel : Während der zweite Satzteil die Hauptaussage trägt, sorgt der erste für Abundanz im Ausdruck (siehe dazu DELL' ERA 1 970, 65-1 30). Die vorliegende Konstruktion (mit tamen) verwendet Petron jedoch nur hier, und sie ist auch in der restlichen lateinischen Literatur wenig belegt (z. B. Tac. dial. 3 ,2; Quint. inst. 9,2,57). Gebräuchlicher ist non quidem . . . sed. =
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non ... pretiosarum: Steht im Gegensatz zum pallium (Sat. 1 2 ,2) der beiden Protagonisten, das in Sat. 1 4,7 als pretiosissima vestis geschildert wird. fidem male ambulantem: Die Bedeutung des Petron eigenen metaphorischen Ausdrucks war bereits Gegenstand zahlreicher Erörterungen. Inhaltlich geht es im ganzen Satz darwn, dass die Ware weniger wert ist, als sie in der Abend dämmerung zu sein scheint. Während das erste der bei den von jrequentiam rerum venalium abhängigen Attribute (non . . . pretiosarum) eindeutig die Qua lität der Ware bezeichnet, ist sich die Forschung beim zweiten (quarum fidem male ambulantem . . . tegeret) uneinig, ob auf die mangelhafte Qualität (BUR MAN 64; PELLEGRlNo2 1 85-7 und 2003 , 73) oder die zweifelhafte Herkunft der Ware (PANAYOTAKIS 1 995, 22 Anm 10; PATIMO 200 1 , 1 72f. ; ARAGOSTI 1 979, 10 1 Anm . 3; FOCARDI 1 986, 57 Anm 3) angespielt wird. non quidem . . . sed tamen bringt zwei Eigenschaften der rerum venalium in ein parataktisches Verhältnis, wodurch auf semantischer Ebene quarum . . . tegeret einen positiven Ausgleich z u non pretiosarum bildet. E s könnte sich demnach um Waren von geringem Wert oder gute Fälschungen handeln, die in der Dämmerung wertvoller erscheinen, als sie wirklich sind - "a great deal of j unk on sale, made to look far more expensive than it really is by the veil of twilight" (RIMELL 2002, 34). Im Kontext muss man fidem male ambulantem j edoch klar als Hinweis auf die zweifelhafte Herkunft der Waren verstehen. Dafiir sprechen die zwielichtige Atmosphäre auf dem nächtlichen Forum, das Wortfides, das dem j uristischen Vokabular entstammt, der überdeutliche Hin weis auf den Raub des Mantels (Sat. 1 2,2 raptum latrocinio) sowie der weitere Szenenverlauf (cum ergo). fidem: Bezeichnet alles, worauf man sich verlassen kann ("fides est id cui confidi potest", TLL 6. 1 .663 .6 1 ), eine "Garantie", z.B. in einer Eigenschaft von Dingen, ,,zuverlässigkeit", "Glaubwürdigkeit", siehe FRAENKEL 1 9 1 6; ders. in RONCALI 1 974, 692. fidem neben male erinnert an die Formel bona fides / mala fides ( "dolus, fraus") - FRAENKEL ordnet die Stelle in TLL 6. 1 .68 1 .63 als Spezialform unter "bona / mala fide emere, possidere, vendere" ein, siehe zudem oben Sat. 1 1 , I bona fide - sowie an ähnliche Ausdrücke wie z.B. Callistr. dig. 22,5 ,3, I quan tafides ("Glaubwürdigkeit") habenda sit testibus. male: Hier im Sinn von non bene (TLL 8.237.6ff.), wie z.B. auch in Sat. 3 8, 1 3 sociorum olla male fervet, und nicht wie oftmals bei Petron zu non ten dierend (male non, HSz 455 §24 1y; TLL 8 .243 . I 8ff.), wie PELLEGRINO 2003, 75 meint. ambulare: Das Verb fungiert bei Petron zumeist als Ersatz für das zwei silbige ire (vgl. z.B. Sat. 1 29,5 negant enim medici homines sine nervis ambu lare), hier personifizierend bei einem abstrakten Begriff (TLL 1 . 1 875.6ff. , vgl. z.B. Apul. met. 3,5 stricto mucrone per totam domum caedes ambulet). .
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male ambulare steht inhaltlich nahe bei den Verben vacillare (vgl . Ar cad.lCharis. dig. 22,5, 1 quorum jides non vacillat, Modestin. dig. 48, 1 0,27, 1 anceps jides vacillat; Sat. 3 8, 1 2 sed male vacillavit), claudicare (so BuRMAN 64; VAN DER PAARDT 1 996, 66 - "wie wenn die Göttin Fides hinkt". Vgl . Cic. jin. 1 ,69 tota amicitia quasi claudicare videatur, Sil. ltal. 1 3 ,33 Dasio fuit haud ignobile nomen / laetus opum, sed clauda jides) oder labare (vgl. Tac. hist. 1 ,26, l labare Germanici exercitu.,jidem; Liv. 32,30,9 labarejidem socio rum). obscuritas temporis facillime tegeret: Das Abstraktum obscuritas ist han delndes Subjekt und Komplize der Straßenhändler. So unterstreicht der Aus druck die Zwielichtigkeit des nächtlichen Forums. Vgl. ein ähnliches Bild bei Sen. nato 1 , 1 6,6 at illud monstrum obscenitatem .,uam spectaculum fecerat, et ea sibi ostentabat quibu., abscondendis nulla satis alta nox est; Plaut. Poen. 320 quae habent nocturna ora, noctu sacrujicatum ire occupant. facillime ist eine "komische Steigerung" (siehe HOFMANN 9 1 § 84): Die obscuritas temporis vermag den wahren Charakter der Waren eben nicht zu verschleiern, denn Tunika und Mantel werden sofort erkannt. Dies ist ein wei teres Argument flir die Diebesgut-Interpretation. Zum Komparativ/Superlativ bei Petron siehe PETERSMANN 1 1 1-5. § 11,2 cum ergo et ipsi raptum latrocinio pallium detulissemus, uti occasi one opportunissima coepimus atque in quodam angulo laciniam eItre mam concutere, si quem forte emptorem splendor vestis posset adducere: Da also auch wir selbst den bei einem Raub erbeuteten Mantel mitgebracht hatten, ergriffen wir die hervorragende Gelegenheit und begannen in einem Winkel, ihn beim äußersten Zipfel zu schütteln, gespannt darauf, ob der Glanz des Kleidungsstückes vielleicht einen Käufer anlocken könnte. cum ergo detulissemus: Ob die Protagonisten den Verkauf des Mantels (in einem verlorenen Textteil) geplant und das Forum bewusst aufgesucht haben, ist unklar. Es sieht hier aus wie eine ad-hoc-Entscheidung, die sich aber in der Notwendigkeit begründet, den Mantel verkaufen zu müssen (vielleicht wegen der divi.,io, Sat. 1 0,4 und 7). ergo kann, je nachdem, ob sie den Entschluss zum Verkauf zuvor geäußert haben oder nicht, folgernd-begründend ("also", "deswegen") oder in verblass tem und nur weiterflihrendem Sinn (,,nun") aufgefasst werden (siehe KST II 1 38-45 § 1 75; HSz 5 1 1 f. §279; PETERSMANN 257f.). Ebenso kann das Verb deferre entweder allgemein ,,mitbringen", "herbeitragen" oder speziell ,,zu Markte tragen, zum Verkauf bringen" (,,rem vendendam in forum sim", TLL 5. 1 .3 1 6. 1 2ff.) bedeuten (siehe dazu auch PATIMO 200 1 , 1 78 Arun. 36). Zum zweiten vgl. Varro ru.d. 1 ,54,2 lecta (seil . uva) defertur in forum vinarium; Colum. 1 2, 1 3 , 1 adforum fructibu., deferendis. •••
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raptum latrocinio pallium: Die Geschichte, wie die Protagonisten an das pallium (ein Mantel bzw. Überwurf von quadratischer oder länglich vierecki ger Form, griech. l,.uittov) gekommen sind, ist nicht überliefert (siehe Ess. 1 21 5, I ). latrocinio wird häufig (z.B. FRAENKEL in RONCALI 1 974, 692; VAN nITEL 1 97 1 , 29 Anm . 2; MÜLLER App.) als Interpolation verdächtigt - wohl zu Un recht. Auch wenn die Geschichte des Raubes wahrscheinlich bereits an anderer Stelle erzählt wurde, wie vAN nITEL 1 97 1 , 29 Anm . 2 argumentiert, ist latro C/n1O nicht überflüssig. latrocinium (,'plündern", "Streifzug", TLL 7.2. 1 0 17 .48ff.) bezeichnet entweder allgemein ein "Verbrechen" oder eine bestimmte Form der rapina, worunter sämtliche Eigentumsdelikte fallen, die mit Gewalt verübt werden - im Unterschied zu Jurtum, dem Diebstahl ohne Gewaltanwendung (zum Wort GRÜNEWALD 1 999, 25f. ; RIESS 200 1 , 44). Der Ausdruck ist deshalb nicht pleonastisch; viel eher unterstreicht er, dass es sich um Raubgut handelt, und verstärkt die dubiose Atmosphäre. Siehe auch unten Sat. 1 5 ,3 latrocinii suspicio. Zum dazugehörigen Nomen agentis latro siehe unten Sat. 1 4,5 latrones tenere clamavit. occasione opportunissima: Für gewöhnlich negativ konnotierte Gegebenhei ten (illegaler Markt, Dämmerstunde, dubiose Waren) sind hier "ideale Bedin gungen" (vgl. Sat. 78,8 nos occasionem opportunissimam . . . Jugimus) und verstärken die Erwartung einer dubiosen Geschichte. Gerade diese "idealen Bedingungen" werden den Protagonisten später zum Verhängnis; es kommt fast zum j uristischen Prozess. uti ... coepimus atque ... concutere: Das Hilfsverb coepi konnte besonders im Latein der Kaiserzeit eine das Perfekt umschreibende, bisweilen sogar rein periphrastische Funktion haben (z.B. Sat. 9,4 coepitque mihi velle pudorem extorquere). Doch wird bei Petron das Verb oft noch in seiner ursprünglich ingressiven Funktion verwendet und bezeichnet den Eintritt einer Handlung (siehe PETERSMANN 1 89-92, bes. 1 9 1 ; NELSON 1 97 1 , 72; LÖFSTEDT, Synt. 1I, 450--2; HSz 3 1 9 § 1 78 und 796 §39). Auch hier steht coepimus als Scharnier zwischen den Infinitiven und kennzeichnet den Beginn der wirklichen Hand lung (obwohl uti weniger zu coepimus passt als concutere). atque ist explikativ verwendet und spezifiziert den vorherigen Gedanken (siehe KS T 11 22 § 1 53 ,9). in quodam angulo: Sie treten mit ihrem Mantel in das Halbdunkel - aus Scham oder, um nicht erkannt zu werden, oder weil der Mantel auch dort als wertvoll erkannt wird, vgl. Plaut. Poen. 34 1 f. invendibili merci oportet ultro emptorem adducere: /probat mers Jacile emptorem reperit, tam etsi in abstru so sitast. laciniam extremam concutere: concutere im Sinn von "schütteln zum Verkauf von etw .... Die Protagonisten packen den Mantel am äußersten Zipfel
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(vgl. Apul. met. 9, 1 7 extremas manu prendens lacinias), um ihn schütteln zu können; so sollen Interessenten angelockt werden. Ausbreiten werden die Protagonisten den Mantel erst in Gegenwart eines potentiellen Käufers (Sat. 1 4,5 explicuimlL� mercem). si quem forte emptorem splendor vestis posset addueere: Die dreifache Abschwächung (si-Satz, forte, Potentialis), die auch in klassischer Zeit nach einem gedanklich zu ergänzenden Verb des Hoffens begegnet (siehe PETERS· MANN 265f. ; HSz 666 §366b), steht in ironischem Kontrast zum splendor vesti.�. splendor vestis: Der Ausdruck ist metaphorisch - das Licht in der Dun kelheit, das die Käufer anlocken soll. Statt des Abstraktums splendor (1t') steht in diversen Handschriften splendida (dmrtp) als Adj ektiv zu vestis. splendor als Agens ist prägnanter als das kraftlose Adjektiv. Vgl. Sat. 1 2 , 1 obscuritas tempori.�. § 12,3 nee diu moratus rustieus quidam famillaris oeuUs meis eum muUer eula eomite propius aeeessit ae diUgentius eonsiderare pallium eoepit: Und es dauerte nicht lange, da kam ein Bauer, der meinen Augen nicht fremd war, in Begleitung einer Frau näher und begann, den Mantel genauer zu betrachten. nec diu moratus: Die rasante Abfolge der folgenden Geschehnisse wird durch nec diu . . . ac . . . invicem . . . ac subito . . . ac angezeigt. Negiertes morari und mora dienen der temporeichen Fortsetzung der Handlung durch die Einführung eines neuen Elements, vgl. u.a. Sat. 78, 1 non e.�t moratus StichlL�; 126, 1 3 nec diu morata dominam producit; 49,6 non fit mora; 49, 1 0 und 64,7 nec mora; 99,6 haud mora (Wechsel zur Schiffsszene). nec plura moratIL� u.Ä. ist schon bei Vergil und Ovid eine geläufige Wendung, z.B. Verg. Aen. 5,38 1 und Ov. met. 1 2,322. PANAYOTAKIS 1 995, 23 spricht von einem theatralischen Element: Das Paar erscheint mit szenischer Pünklichkeit, vergleichbar einem deus ex machi na oder einer günstigen Wende durchfortuna oder casus (vgl. z.B. Sat. 1 5 ,6f.; 96,4). rustieus: Die Figur des Bauers ist ein literarisch vorgeprägter Typus. Unter den Fragmenten der fabulae A tellanae von Pomponius ist ein Titel RIL�ticlL� überliefert (vgl. auch den i\YPOO"t'ivo� Epicharms, FRASSrNETIl 1 967, 6 1 ), was heißen könnte, dass der Bauer bereits in den Atellanae zum klassischen Perso nal gehörte (PANAYOTAKIS 1 995, 23 Anm . 1 1 ; FRASSrNETIl 1 967, 1 08). Der Typus Bauer ist also mit bestimmten Lesererwartungen verknüpft (Armut, Einfalt, lCata su
per<positam> umeris
oder
< in tunicam impositam> super umeros
vorschlägt)
würde der Szene die Spannung nehmen (so auch FRAENKEL in RONCALI
1 974,
693). Die Junktur inicere contemplationem ist ein Hapax, zu erwarten wäre con templatus est. Es könnte sich um eine metaphorische Bildung nach dem Mus ter von inicere manum ( c um obj . variis") handeln, unter das die Stelle auch im TLL (7. 1 . I 6 1 4.26ff.) eingeordnet ist. Solche periphrastische Ausdrücke sind bei Petron nicht die Regel, vergleichbar wäre das abstrakte intentavimus oculos in proeliantes ("wir hefteten die Augen auf die Streitenden"). Zu super, das an die Stelle von in treten kann, siehe oben Sat. 9,2 consedit puer super lectum. rusdci emptoris: Entweder fasst man rusticus adj ektivisch auf (obwohl rusti cus sonst bei Petron nur substantivisch verwendet wird) oder sieht emptoris als Attribut an (so z.B. bei Mart. 8,52, 1 ton.�orem puerum). Auch wenn das Ne beneinander von rustici und emptoris eine scheinbar redundante Rollenzu "
schreibung darstellt, besteht kein Grund, eine Interpolation anzunehmen (wie
1 974, 693 , der emptoris verdächtigt, 1 996, 1 9 1 , der rusticus streichen will). Einerseits wird nochmals Sat. 1 2,2 si quem forte emptorem . . . posset adducere in Erinnerung gerufen FRAENKEL in MÜLLER App. und RONCALI oder PARDINI
und andererseits die paradoxe Konstellation veranschaulicht, dass der Käufer
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i m Verlauf der Handlung zum Verkäufer resp. die Verkäufer z u Käufern wer den (vgL Askylts Gebaren in Sat. 1 2,6 tamquam emptor). Auch an anderen Stellen in den Sat. werden Personen mit den für die jeweilige Situation am besten passenden Angaben beschrieben (so z.B. der mercennarius [tonsor] in Sat. 1 08,8 sowie 1 03,3. 5; siehe HABERMEHL ad 1 08,8). subito exanimatus eontieuit: subito steht umgangssprachlich für klassisch repente. Petron verwendet beide Begriffe, vgL LöFSTEDT, Komm. 1 68-70. Dass auf das Erschrecken (exanimatu.v im Sinn von TLL 5.2. 1 1 76.74ff. "perturbatus, commotus") hier Schweigen folgt, ist leicht nachvollziehbar. Schließlich geht es darum, den plötzlich wieder aufgetauchten Mantel zurück zuerlangen, ohne die Bauern hellhörig zu machen. Die Freude über das Wie dersehen wird daher unterdrückt. § 12,5 ae ne ipse quidem sine aUquo motu hominem eonspexi, nam videba tur ille mihi esse, qui tunieulam in soUtudine invenerat. plane is ipse erat: Und auch ich betrachtete den Mann nicht ohne Regung, denn er schien mir jener zu sein, der in der verlassenen Gegend die Tunika gefunden hatte. Ja, er war es höchstpersönlich. ae ne ipse quidem: ac (hier hervorhebend-steigernd) findet sich des Ö fteren in Verbindung mit ne quidem (PETERSMANN 239f.). ne . . . quidem wird hier in einer verblassten Bedeutung gebraucht, vgL Sat. 2,8 ne carmen quidem; 1 3 , 1 n e suturae quidem. Das Pronomen ipse unterstreicht den schnellen Fokuswechsel, vgL unten Sat. 1 3,4, wo ego als Verstärkung dient. sine aUquo motu: motu.v im Sinn von "innerer Bewegung", TLL 8. 1 536.20ff. ("motus animi, mentis" et aLl, wie z. B. Cic. nato deor. 3,7 1 sine animi motu; Quint. inst. 4,2, 1 1 5 sine motu menti.v; Cic. leg. agr. 1 ,24 hoc motu (metu var. 1.) atque hac perturbatione animorum nahelegen. Nur t hat motu, Itvdmrp ha ben metu, dennoch wird Ersteres von den meisten Editoren vorgezogen. motu ist übergeordnet und unspezifisch, während metu eine für uns nicht nachvoll ziehbare Furcht impliziert und höchstens das Erschrecken Askylts (exanima tu.v) wieder aufnehmen würde. aliquo (klassisch: ullo) verstärkt die Verneinung sine, siehe dazu HSZ 272 § 1 55. qui tunieulam in soUtudine invenerat: Der Satz nimmt auf die verlorene Vorgeschichte Bezug, die sich nicht genau rekonstruieren lässt (siehe Ess. 1 21 5 , 1). FuCHS 1 959, 59 ergänzt qui < amissam nostram> tunicam, was aber aus dem Kontext schon hervorgeht. Statt tuniculam hat BÜClIELER2-6 tunicam. Doch passt sich der Diminutiv mit seinem "colorito affettivo" (DELL' ERA 1 970, 1 56) gut in die emotionale Anlage der Situation ein (wie Sat. 1 3 ,3 illa est tunicula oder 1 00,2 coepi somnum obruto tunicula capite mentiri, jedoch
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tunica in 1 4,6; 1 5, 1 und 7). Mit dem Diminutiv könnte auch auf die Wertlosig keit der Tunika verwiesen sein (so RONCAIOLI 1 96 1 , 1 9 , vgl. Plaut. Rud. 549 redactus sum usque ad hanc unam tuniculam). Siehe zur Verwendung des Diminutivs auch oben Sat. 1 2,3 cum muliercula comite. plane is ipse erat: Erfolgreicher Abschluss von Enkolps Erkenntnisfmdung. ARAGOSTI 1 979, 1 06 Anm . 15 meint, der Satz werde von Askylt gesprochen, was aufgrund des Tempus jedoch unwahrscheinlich ist. Hier gibt der Erzähler (mit innerer Beteiligung und partieller Identifikation mit seiner Figur) Enkolps Meinung wieder, wohingegen Askylt noch zweifelt (.�ed .. .). Siehe Ess. 1 2- 1 5, 4 und unten Sat. 1 3 , 1 0 lusum fortunae mirabileml; 1 3,3 ilIa est tunicula. plane dient hier der Unterstützung einer absoluten Identifizierung, vgl. Plaut. Poen. 1 1 3 Poenus plane est; Truc. 6 1 8 plane istuc est. Siehe SOVERINI 1 974-5, 229-33; PETERSMANN 235f. ; HOFMANN 73 §69; HABERMEHL ad 87,8. § 1 2,6 sed cum Ascyltos timeret fidem oculorum, oe quid temere faceret prius tamquam emptor propius accessit detraxitque umeris laciniam et diligeotius temptavit: Da aber Askylt seinen Augen nicht traute und um nichts unbedacht zu tun, trat er erst, als wolle er kaufen, näher heran, zog einen Zipfel von der Schulter und untersuchte ihn sorgfältig. timeret fidem oculorum: Die Zweifel GIARDINAS ( 1 983, 243 : <parui aes>timaret fidem oculorum) an der Vollständigkeit der Überlieferung sind unbegründet. Auch wenn die Junktur so nur an dieser Stelle erscheint, lassen sich ihre Elemente doch von vergleichbaren Konstruktionen herleiten: timere mit der Bedeutung "dubitare/zweifeln" dürfte im Sinne einer Analogie von metuere als "metuendo dubitare" übertragen worden sein (Plaut. Amph. 1 1 06 non metuo quin, "ich zweifle nicht, dass"; Ter. Haut. 720 metuo quid agam). Positiv begegnet der Ausdruck in der Form von oculis suis credere (vgl. z. B. Liv. 39,49,8 ni.vi ipse oculis suis credidi.v.vet; Ps. Quint. decl. 1 8, 1 2 suis auri bus, suis credat oculis). Wie eng das Verb credere und das Substantiv fide.v semantisch beieinanderstehen, wird deutlich aus Stellen wie Verg. Aen. 4, 1 2 credo equidem, nec vana fide.v, in denen fides gewissermaßen als Nomen ac tionis zu credere aufgefasst werden kann (FRAENKEL 1 9 1 6, 1 9 1). fide.v mit Gen. subj . erscheint gerade im Zusammenhang mit Augen und Ohren häufig (TLL 6. 1 .684.66ff.), vgl. z.B. Liv. 33 ,32,7 suarum aurium fidei minimum cre dentes; Stat. si/v. 3 , 1 ,8 vix oculi.v animoque fide.v. Vgl . auch Sat. 9 1 ,2 experi mentum oculorum caperem. tamquam emptor: Hypothetischer Vergleich ("als ob er ein Käufer wäre", "als Käufer") als Indikator fUr das Spiel mit Sein und Schein. Enkolp schlüpft vorübergehend in die Rolle eines Käufers, um die Tunika genauer betrachten zu können. V gl. Mart. 6,82, 1 f. quidam me modo, Rufe, diligenter / in.vpectum, velut emptor aut lanista.
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proprius accessit ... diligentius temptavit: Analog zur Handlung des Bauern vorher in Sat. 1 2,3 proprius accessit . . . diligentius considerare . . . coepit. umeris: NISBET 1 962, 230 hält umeris für sonderbar, da nicht explizit gesagt wird, um wessen Schultern es sich handelt. Doch aus dem Kontext geht hervor, dass nur die Schultern des Bauern gemeint sein können (vgl. zudem Sat. 1 2,4 umeros rustici). laciniam: ARAGOSTI 1 979, 1 06 Anm . 1 5 meint, die Sicherheit (Sat. 1 2,6 plane is ipse erat) werde durch die Tatsache redimensioniert, dass das wichtigste Erkennungszeichen lediglich ein Zipfel der Tunika sei. Es könnte jedoch um gekehrt auch ein Zeichen für Deutlichkeit sein, dass schon der Zipfel reicht. Evtl . wird hier auf das literarische Strukturelement der Anagnorisis angespielt, wo sich zwei während längerer Zeit getrennte Personen anhand von kleinen unveränderlichen Merkmalen oder Gegenständen (z.B. Narbe des Odysseus; Haarsträhne des Orest) wiedererkennen. diligentius temptavit: Ü berliefert ist tenuit, das in tentavitltemptavit (BÜCIIE LER� ; ERNOUT; MÜLLER; DIAZ Y DIAZ; PELLEGRINO I -2 ; GIARDINA MELLONI) korrigiert wurde (tenuit durch Silbenausfall > tentavit temptavit, so BURMAN 66). temptavit ist tenuit inhaltlich vorzuziehen (Askylt nimmt die Tunika und flihlt nach dem Geld, deshalb sein folgender Ausruf). Zu temptare im Sinn von "befUhlen", "untersuchen" vgl. u.a. Sat. 1 3 1 ,5 temptare coepit inguinum vires; Apul. met. 2,30 his dictis perterritus temptare formam agredi or; Plaut. Aul. 647 ne inter tunica haheas. :: tempta qua luhet. tenere ist zwar auch im Sinn von ,,(in die Hand) nehmen, anfassen" belegt, u.a. bei Plautus (vgl. OLD s.v. teneo I b), jedoch immer ohne Adverb: Plaut. Cist. 77 1 tene tu cistel/am tihi, aheamus intro; Curc. 2 1 0 tene etiam . . . savium; Merc. 1 49 em, dahitur, tene; Stich. 762 tene tu hoc, educe. Siehe unten Sat. 1 4,6 scivsam et sordidam . . . tunicam. =
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Kapitel 1 3 Enkolp und Askylt erkennen ihre Tunika wieder, die der Bauer anbietet, und beraten das weitere Vorgehen.
zum
Verkauf
§ 13,1 0 lusum fortunae mirabilem ! Nam adhuc ne suturae quidem attule rat rusticus curiosas manus, sed tamquam mendici spoUum etiam fastidio se venditabat: Was flir ein wunderbares Spiel des Glücks ! Denn bisher hatte der Bauer noch gar nicht die Nähte mit neugierigen Händen betastet, sondern bot die Tunika sogar verächtlich feil, als handle es sich um eine Bettlern abge luchste Beute. o lusum fortunae mirabilem! : Akkusativ des Ausrufs, hier zum Ausdruck der freudigen Überraschung des Protagonisten, in dessen GefLihlslage der Erzähler sich versetzt. Der Ausruf bezieht sich hier nicht nur darauf, dass die Protago nisten ihre Tunika wiederfinden (z.B. FOCARDT 1 986, 5 8), sondern vor allem auf die Tatsache, dass der Bauer das eingenähte Geld allem Anschein nach nicht entdeckt hat (z.B. ARAGOSTT 1 979, 1 06). Dies geht aus dem mit nam angeschlossenen Folgesatz sowie der vorangegangenen BefLihlung der Tunika (temptavit) hervor. Der Erzähler stellt hier fortuna (entsprechend der griechischen 'tUXT\) als Motor der Handlung dar, was gut zum Genre des Abenteuerromans passt. Die griechischen Romane (und auch die Metamorphosen des Apuleius), in denen Tyche und Eros den Plot steuern, sind voll von glücklichen Zufallen (siehe dazu OAFFT 1 960, 145-5 1 ; HETNZE 1 899, 502). In den Sat. jedoch, wo fortuna zumeist als unbeständige, unberechenbare oder gar zerstörerische Macht auf tritt (z.B. Sat. 82,6 non multum oportet consilio credere, quia suam habe! fortuna rationem; 1 02, 1 reliqua fortunae committimus; 1 25,2 putabamque a custodia mei removisse vultum Fortunam; 1 33,3 quandoque mihi fortunae arriserit hora; 1 00,3 quasi destruentefortuna constantiam meam; 1 0 1 , 1 'totum me, Fortuna, vicisti' ; 1 1 4,8 sed non crudelis fortuna concedit), ist die Stelle eher eine Ausnahme. Vgl. weiter in dieser Szene Sat. 1 3,4 fortuna me a turpis sima suspicione dimiserat und 1 5,7 casus adiuvit. Zum Bezug zur fortuna der griechischen Komödie siehe ARAGOSTT 1 979, 1 03-5. Aussagen über die Be ziehung zur fortuna im Mimus (RoSENBLÜTn 1 909, 46f.) und zur fortuna in Verbindung mit der fabula milesia (WALsn 1 970, 88; STIJBBE 1 93 3 , 1-20) bleiben vage. Zum "Spiel" der fortuna vgl. Hor. carm. 2, 1 ,3 ludumque Fortunae; 3,29,49-5 1 Fortuna saevo laeta negotio et / ludum insolentem ludere pertinax / transmutat incertos honores. Die InteIjektion 0 beim Akkusativ des Ausrufs ist gehobene Diktion und findet sich bei Petron nur in den urbanen Partien (PETERSMANN 59f. ; 1 08).
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Kap. 1 3
Siehe z u 0, o h HOFMANN 20f. §23 ; vgl. Sat. 24,2 ' 0, inquit, hominem acutum . .. '; TLL 9.2. 1 1 .27ff. ne ... quidem: Die genaue Bedeutung von ne . . . quidem ist auch hier (vgl. oben Sat. 2,8 ne carmen quidem; 1 2,5 ac ne ipse quidem) schwer zu ermitteln: "Nicht einmal die Nähte" ist insofern unbefriedigend, als mit dem Betasten der Nähte der Schatz schon so gut wie entdeckt gewesen wäre. Obwohl ne lediglich in m überliefert ist (nec in Idrtp), ist es ratsam, hier mit MÜLLER (ERNOUT; GIARDINA-MELLONI) in ne . . . quidem umzuändern (dagegen verteidigen nec BüClIELER I�, PELLEGRINO I -2 ; PETERSMANN 1 975, 1 2 I f.; 1 977, 23 I f.). nec ... quidem ist zwar auch an anderen Stellen der Sat. ( 1 02,7; 1 1 0,4; 1 1 2,2; 1 34,2) sowie nachklassisch bezeugt (z.B. Vitr. 2,6,5 nec nominantur quidem; Sen. contr. 2, 1 ,7; 7,4, 1 ), doch empfiehlt sich eine Beibe haltung von nec nur dort, wo es auch kopulative Funktion hat (Sat. 1 1 2,2; 1 34,2). Siehe HSz 450 §24 1 ; KST I I 45f. § 1 57; PETERSMANN 232; HABER MEIIL ad 1 02,7. Abwegig ist PELLEGRINOS2 ( 1 1 8) These, die Stelle sei ein zweiter Fall von nec=non (vgl. Sat. 6,3) und müsse mit ,,non . . . certamente ancora" / "sicher noch nicht" (quidem bestätigend) übersetzt werden. attulerat curiosas manus: manus afferre "Hand anlegen", "untersuchen" im Sinn von manuslvim inferreladmovere (TLL 1 . 1 205. 1 7ff.). Das Adj . curiosu.v, hier in/als Enallage mit manus, fmdet sich oft in Kom bination mit Körperteilen und Sinnesorganen: eic. Sest. 22 curiosis oculi.v; Sat. 26,4 oculum curiosum; Sen. epist. 1 08, 39 auribu.v erectis curiosi.vque (vgl. TLL 4. I 493 .24ff.). mendici spolium: ,,Bettlerkleid", "Bettelfetzen" (EIILERS), vgl . spoliare ("sich bekleiden") und heute im ltal. "spoglia" ("Gewand"); analog zu Enn. scaen. 339 bzw. 341 mendici stola (TLL 8.709.3ff.), wörtlich jedoch "einem Bettler abgenommene Beute". Die Bedeutung von spolium als ,,Beutestück" ist noch sichtbar, wie die nochmalige Verwendung des Begriffs in Sat. 1 4,6 proclamare nostra esse spolia und die Bezeichnung der tunica als praeda in 1 3 ,4 praedam videbam und 1 4,4 ne interim praeda discederet zeigen. Aufgrund der fehlen den Vorgeschichte lässt sich nicht sagen, ob mendici spolium eine präzise Aussage darüber ist, was die Tunika in den Augen des Bauers (Enkolps Mei nung nach) ist. Enkolps Aussage kann auch lediglich auf die Einfalt des Bau ern zielen, der mit der Tunika - die tatsächlich wie ein Bettlerlumpen aussieht (Sat. 1 4,6 sci.vsam et sordidam; 14,8 pannuciam ne centonibus quidem bonis dignam) -, "als hätte er sie einem Bettler abgeluchst", einen dürftigen Fund gemacht zu haben glaubt. venditabat: Die Emendation von GEORGES 1 967, 130 zu ventilabat drängt sich nicht auf. ..•
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§ 13,2 Aseyltos postquam depositum esse inviolatum vidit e t personam vendentis eontemptam, seduxit me paululum a turba et 'seis' inquit 'fra ter, rediisse ad nos tbesaurum de quo querebar?: Als Askylt sah, dass die Einlage unangetastet und der Verkäufer ännlich war, flihrte er mich aus der Menge ein wenig beiseite und sagte: "Weißt du, Bruder, dass der Schatz, des sentwegen ich bei dir Klage geführt habe, zu uns zurückgekehrt ist? depositum: "das, was abgelegt/sicher untergebracht wurde", hier das einge nähte Gold als res deposita (dafür spricht auch Sat. 1 3 ,3 intactis aureis). Be müht ist der Versuch von DANIEL und ERJIARD bei BURMAN 66, depositum auf die Tunika selbst zu beziehen, die Askylt dem Enkolp einst anvertraut hat (depositum= mandatum), woraufhin dieser sie verlor (vgl. Sat. 1 3 ,4 turpissima suspicione). personam vendentis: persona mit Gen. oft im technischen Sinn, z.B. in der juristischen Sprache (TLL 1 O. 1 . l 724.47ff. ; 1 7 1 5.70f.; 1 720.8ff.): Pompon. dig. 2 1 ,2,27 exceptiones ex persona emptori.� ohiectae si ohstant. venditor ei non teneatur. si vero ad personam venditoris respicient . . Vgl. Sat. 1 2 , 1 rerum venalium. eontemptam : scil. esse. Part. Perf. für Adj . (= "contemnendus"), "geringge schätzt, unbedeutend, niedrig, gemein", vgl . z.B. Cic. Brut 96 non contemptus orator; Quint. inst. 6, 1 , 1 6 a viii a/iquo contemptoque ve/ ex contrario a poten te nimium; Sen. dia/. 5,43 , 1 quid i//um ohlatrantem tihi. humilem quidem et contemptum sed superiorihus acidum ac mo/estum. exterere viribus tuis temp tas?; TLL 4.645.7ff. paululum: 1m Sinn von "spatium parvulum", bei Verben der Bewegung vgl. z.B. Plaut. Asin. 925 ahscede ergo paullu/um i.�tuc; TLL 1 0. 1 .827 .34ff. seis : Übergang zur direkten Rede, die den nachfolgend berichteten Ge schehnissen besondere Authentizität verleiht; dazu trägt auch der kolloquiale Charakter der Ä ußerung bei : Sogenannte Bestätigungsfragen stehen (wegen ihrer Ähnlichkeit zum Aussagesatz) in der Umgangssprache oft ohne Frage pronomen, siehe PETERSMANN 26 1 ; HSz 460f. §245; KST 11 501-3 §229. frater: Siehe oben Sat. 9,2 frater. tbesaurum: "Schatz", im Sinn von "collection of precious objects" (OLD S.v. thesaurus 2), vgl. z.B. Plaut. Asin. 277 omnem in tergo thensaurum gerit, hier Geldwert (Sat. 1 3 ,3 aureis). Wir wissen nichts Näheres darüber, siehe Ess. 1 21 5, 1 . querebar: queri ist nach BURMAN 67 und PATIMO 200 1 , 1 83 ein j uristischer Archaismus (steht für agere oder accusare), der mit der Zeit seinen j uristi schen Sinn verloren hat. Der Singular deutet darauf hin, dass sich die Rolle Askylts in Bezug auf Besitz und Verlust des Schatzes von j ener Enkolps unterscheidet. Denkbar ist, dass Askylt der ursprüngliche Besitzer war; fast sicher ist, dass Enkolp den .
•••
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Kap. l 3
Verlust verschuldet bzw. anderweitig in diesen verwickelt war, was
turpissima
suspicione in Sat. 1 3 ,4 nahelegt. § 1 3,3 illa est tunieula adhue, ut apparet, intactis aureis plena. quid ergo facimus, aut quo iure rem nostram vindieamus? ' : Das dort ist die Tunika, die anscheinend noch voll von unberührten Goldstücken ist. Was also tun wir, und mit welchem Recht beanspruchen wir unser Eigentum?"
illa est tunieula: Nachdem Enkolp zuvor bereits den Bauern wiedererkannt hat (Sat. 1 2,3 fami/iaris oculis mei.v; 1 2,5 plane is ipse erat), erlangt nun Askylt letzte Gewissheit darüber, dass es sich bei der Tunika um die eigene handelt, siehe dazu Ess. 1 2- 1 5 , 4. Zum Diminutiv siehe oben Sat. 1 2,5 . . . tuni culam . . . u t apparet: Der Zusatz schränkt nicht ein ("scheinbar"), sondern bekräftigt ("allem Anschein nach"), so auch FUCHS in MERKELBACII 1 963, 1 92 Anm . 7. E r bezieht sich auf d as vorherige temptavit (Sat. 1 2,6). A l s Askylt flihlt, dass die Nähte und die Einlage unberührt sind, schließt er logischerweise darauf, dass das Gold noch in der Tunika steckt. Doch scheint der Ausdruck bis zu einem gewissen Grad das spätere
ut putabamus
vorzubereiten. Er unterstreicht
hier, dass Askylt voreilig von Schein auf Sein schließt.
intactis aureis plena:
Der Ausdruck beinhaltet zwei Aussagen: Erstens befin
(plena), (intactis aureis).
de sich die Einlage noch im Mantel die echten Goldstücke
und zweitens handle es sich um
aurei sind römische Goldmünzen und stehen zuoberst i n der Werteskala. aureus entspricht zur Zeit Neros 400 As 25 Denaren 200 Dupondien (vgl. Sal. 1 4,3, wo Enkolp und Askylt nur einen Dupondius in der Tasche haben). Die aurei erscheinen in den Sat. später wieder (dieselben? nur, wenn Ein
=
=
sie den Schatz wiedererlangen), als Enkolp zwei Goldstücke als S ühne flir die getötete Gans anbietet
(Sat. 1 37,6 ecce duos aureos pono).
siehe B ODEL 2003 , v.a. 276-9. ergo: Überliefert ist in Im ergo, in
Zu
aurei bei
Petron
drtp igitur. Beides sind gebräuchliche Parti ergo bei Petron wesentlich häufi ger zu finden ist. quid-jacere-Sätze existieren mit beiden Partikeln: u.a Ter. Eun. 46 quid igitur faciam ?; 966 quid igitur faciam mi_ver? Aber auch Cic_ fam. 9,26, 1 quid ergo faciam? Zu ergo und igitur siehe HSz 5 1 1 -3 §279; PE TERSMANN 257-9_ faeimus: lnd. anstelle des Konj . in konsultativ-deliberativen Fragen ist als Merkmal der Umgangssprache seit Plautus gebräuchlich (vgl. z.B. Catull. 1 , 1 cui dono lepidum novum libellum), siehe PETERSMANN 1 93f. ; HSz 308 § 1 72 Zusatz a. aut: aut nimmt zur Trennung zweier Fragen (auch wenn diese nicht alternativ sind) in der Alltagsrede häufig die Stelle von et ein (siehe HSz 498 und 500 kel der logischen Folgerung ("also"), wobei
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Zusatz cß §269); PETERSMANN 245 . Die zweite Frage ist hier eine Präzisierung der ersten, vgl. Sat. 1 7,4 u.v.m. quo iure: "aufgrund welcher Rechtslage", Standardausdruck der juristischen Sprache, hier im erweiterten Sinne als "mit welcher Möglichkeit (zu unserem Recht zu kommen)" zu verstehen: ius potestas ("Möglichkeit": TLL 7.2.689.36ff.). Die Frage zielt weder auf den Besitzanspruch, von dem beide Protagonisten überzeugt sind, und damit auf die Berechtigung, die Rückgabe der Tunika zu fordern, noch allein auf das institutionelle Recht ab ("auf wel chem legalen Weg oder mit welchem rechtlichen Mittel"), wie z.B. DEBRAY 1 9 1 9, 62 Anm . 5; PATIMO 200 1 , 1 84; EnLERS ("auf welchem Rechtswege"); ARROWSMITII ("should we bring a formal complaint against hirn in court . . . ?"); W ALsn ("Iawfully claiming"); CIAFFI ("a che titolo di legge") meinen. Denn Askylt selbst lehnt später den Rechtsweg klar ab (Sat. 14, 1 Ascyltos leges timebat). Auch Enkolps Äußerungen deuten darauf hin, dass der Ausdruck hier weit gefasst ist: Obschon er sich sogleich für plane iure civili ausspricht, er wähnt er doch die alternative, nicht zwingend auf den Rechtsweg bezogene Handlungsmöglichkeit eireuitu. vindicamus: vindieare ist ein t.t. aus der juristischen Fachsprache und spielt auf das Prozedere einer vindieatio (,,Eigenturnsherausgabeklage") an. Sie ist die Klage des nichtbesitzenden Eigentümers gegen den besitzenden Nichtei gentümer auf Feststellung des Eigentums und Herausgabe der Sache: Der Anspruchsteller ergriff die Sache, berührte sie mit einem Stab und sagte eine Spruchformel auf (Gai. inst. 4, 1 6; HEUMANN-SECKEL s.V. l aa). Daraufhin machte der Gegner dasselbe. Siehe KASER I 126--3 1 §32; KASER-HACKL 891 07 § 1 4; FOCARDI 1 986, 58-60. Hier ist die Grundbedeutung abgeblasst im Sinn von "beanspruchen, in Anspruch nehmen", z.B. Cic. off. 1 ,2 videor id meo iure quodam modo vindi eare. Askylt will nicht vorschlagen, rechtliche Schritte einzuleiten (siehe oben quo iure). Dennoch wird hier auf den Fachausdruck angespielt als Teil einer gelehrten Ausdrucksweise, die im ironischen Gegensatz zum Erfahrungshin tergrund und allgemeinen Gebaren der Protagonisten steht. Im weiteren Ver lauf des Geschehens wird es gleichwohl zu einer (symbolischen) vindicatio kommen, siehe unten Sat. 1 4,5 zu manus .. . iniecit und 1 4,6. Lücke?: Nach vindieamus ist in I und r eine Lücke vermerkt (in Im DESUN1). Die Lücke ist entweder falsch gesetzt (siehe zur Problematik der unzuverlässi gen Asterisken in L Einl. 2) oder enthielt Informationen, die wir nicht vermis sen: negavi cireuitu agendum könnte auf einen ausgefallenen Vorschlag Askylts antworten. Vgl. auch die Subjektsellipse in 1 3 ,4 si nollet . . . reddere. =
§ 13,4 exhilaratus ego non tantum quia praedam videbam, sed etiam quod fortuna me a turpissima suspicione dimiserat, negavi circuitu agendum, sed plane iure civili dimicandum, ut si nollet alienam rem domino reddere,
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a d interdictum veniret: leh w ar hocherfreut, nicht nur, weil ich die Beute sah, sondern auch, weil das Glück mich von einem schändlichen Verdacht befreit hatte. leh plädierte dafür, nicht auf Umwegen zu handeln, sondern direkt nach Zivilrecht zu kämpfen, so dass er, wenn er die fremde Sache nicht dem Eigen tümer zurückgeben wolle, zum Interdikt kommen müsse. exhilaratus: Partizip in der Anfangsstellung zur Beschleunigung der Hand lung (SClIÖNßERGER 1 946, 1 62). exhilaratus ist bei Petron weniger gebräuch lich als hilaris. ego: Siehe oben Sat. 12,5 ae ne ipse quidem. non tantum quia ... sed etiam quod: Zwei parallele Kausalsätze in antithe tisch-steigernder Ausdrucksweise zur Emphase des zweiten Aussageteils, siehe oben Sat. 1 2, 1 non quidem . . . sed tamen und vgl. 1 3 ,4 negavi . . . sed und si nollet . . . Nach Verben des Affekts findet sich bei Petron mit Ausnahme dieser Stelle ausschließlich quod, nicht quia. praedam: Die im Besitz des Bauern befindliche Tunika wird von den Prota gonisten mehrfach als "Beute" bezeichnet (so auch in Sat. 1 3 , 1 spolium; Sat. 1 4,4 ne interim praeda diseederet; 1 4,6 proclamare nostra esse spolia; vgl. außerdem Sat. 79, 1 2 partiti manubias sumus, wo allerdings kaum von der Tunika, allenfalls von den aurei die Rede ist). Der Begriff deutet auf eine (im erhaltenen Text nicht erwähnte) frühere verbrecherische Inbesitznahme der Tunika durch die Protagonisten und die beabsichtigte Wiedererlangung der Tunika bzw. ihres wertvollen Inhalts hin, der die eigentliche Beute darstellt. Möglich wäre auch, ,,Beute" auf den Bauern zu beziehen qui tuniculam in solitudine invenerat (Sat. 1 2,5). fortuna: Zufortuna siehe oben Sat. 1 3 , 1 0 lusum fortunae mirabilem ! turpissima suspicione: Es ist unklar, worauf sich der Verdacht bezieht. Evtl. hatte Askylt Enkolp in Verdacht, die (ihm evtl. zuvor anvertraute) Tunika verloren oder gar gestohlen zu haben, um sich an dem Schatz zu bereichern. Wie es zum Verlust kam, ist ebenfalls nicht klar, siehe Ess. 1 2- 1 5, 1 . negavi circuitu agendum: Bezieht sich auf Askylts Frage nach dem weiteren Vorgehen und steht als abzulehnende Alternative in Opposition zu iure civili dimieandum (zur antithetischen Ausdrucksweise siehe oben Sat. 1 2, 1 non quidem . . . sed tamen). cireuitu ist im übertragenen Sinn als "auf Umwegen, mit Umtrieben" zu verstehen, vgl . u.a. Sen. epist. 8 1 , 1 9 bonum exemplum cireuitu ad facientem revertitur, so ordnet auch der TLL 3 . 1 1 05 . 83ff. die Stelle ein. Dass cireuitu speziell im j uristischen Sinn zu verstehen ist ("in legibus, edic tis", TLL 3 . 1 1 06.52-9), wie SOVERINI 1 974-5, 230 meint, ist nicht anzuneh men (siehe oben Sat. 1 3,3 quo iure) - auch wenn mit agere der Fachausdruck für ,,Klage" (aetio) verwendet wird. Ebenfalls nicht vordergründig ist, dass Enkolp die moralische Unanfechtbarkeit seines Vorschlags herausstreichen will (,,nicht mit List, Täuschung, Betrug agieren, sondern . . . "), wie SOMMARI-
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VA 1 997, 24 Anm . 46 und BURMAN 67 vennuten. Vielmehr bringt dieser zum Ausdruck, dass er und Askylt als Eigentümer der Tunika per se ein Recht auf ihren Besitz haben, das sie lediglich öffentlich einzufordern brauchen. Klassisch hat der Ablativ ohne Attribut zumeist ein cum bei sich, doch in der älteren Sprache und auch bei Petron herrscht ein freierer Sprachgebrauch (so auch in Sat. 5 1 ,S; 1 1 3, 1 ; 1 32,4). Siehe HSZ 1 1 6f. §77; KST 1 408f. § 8 1 ; PETERSMANN 95; LÖFSTEDT, Synt. 1, 2 1 6-20. plane: Der Begriff ist hier entweder wie in Sat. 12,5 bekräftigend zu verstehen oder im ursprünglichen Sinn von "mit klaren Worten, ausdrücklich". Die auf taUige (und vennutlich gewollte) Wiederaufnahme des Wortes durch Askylt in Sat. 1 4, 1 mihi plane placet emere spricht weder für den einen noch für den anderen Sinn (anders SOVERINI 1 974-5, 230, der das Zweite deshalb nicht für wahrscheinlich hält). iure eiviU dimieandum: Enkolp antwortet auf Askylts Frage in Sat. 1 3,3 quo iure . . Mit iure civili findet eine Verengung des Begriffs ius statt. iu.� civile steht hier gemäß der j uristischen Fachterminologie für das dem römischen Volk eigentümliche ,,zivilrecht" im Gegensatz zum ius honorarium (,,Amts recht"), das auf dem imperium der Magistrate beruht. Siehe zu den anderen, hier auszuschließenden Bedeutungen von ius civile KASER I 1 98-202 §49. Enkolp und Askylt betrachten sich als rechtmäßige Eigentümer der Tuni ka. Als solchen steht ihnen nach dem ius civile die Möglichkeit zu, ihr Eigen tum zurückzuverlangen. Enkolps Vorschlag bedeutet also, dass er, dem ius civile entsprechend, zum Bauern treten und die Herausgabe der Tunika fordern will. Dies kann mit der Vindikationsformel meum esse aio geschehen. Schweigt darauf der Bauer, können die Eigentiimer ihre Tunika an sich neh men; antwortet er jedoch seinerseits mit meum esse aio (was heißt, dass er nollet . . . reddere), soll der Rechtsweg beschritten werden. Wer nach dem iu.� civile um Eigentum streiten will, kann dies, wie Enkolp es vorsieht, zunächst mit dem Interdikt versuchen (obwohl dies dem iu.� hono rarium in der Kompetenz der Prätoren angehört). Deshalb besteht keine Not wendigkeit, ius civile in einem untechnischen Sinn aufzufassen, so dass En kolp den Streit generell unter Berufung auf das römische Recht schlichten möchte (so DEBRAY 1 9 1 9, 63f. ; FOCARDI 1 986, 6 1 Anm . 1 3 ; PATIMO 200 1 , 1 84), oder Petron (bzw. Enkolp) juristische Ungenauigkeit z u unterstellen (so ARAGOSTI 1 979, 1 07; GREWE 1 993, 4 1 Anm . 22). BAGNANI 1 964, 23 1 dekla riert civili gar als Glosse. Der Ausdruck passt j edoch gut in das Gefüge der von den Protagonisten verwendeten j uristischen Begriffiichkeiten (Sat. 1 3 ,3 quo iure. rem vindicamu.�; 1 3,4 alienam rem domino reddere. interdictum usw.), das einen komischen Kontrast zur nonkonformen Lebens- und Gedankenwelt der beiden bildet. .
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s i noUet alienam rem domino reddere: Als Subjekt (Subjektsellipse in nol let . . . veniret) ist der Bauer zu denken. BÜCIIELER2- ae conc/ama[njtis latronibu.y; siehe FEIX 1 934, 72) oder in tenete abzuändern (BOCIIELER \ SClIÖNBERGER 1 935, 1 244; nach Sat. 1 3 8,3 secutae fugientem 'prende furem ' c/amant) oder temere (PELLEGRIN0 1 232f.). Letzteres würde witzigerweise temere aus Sat. 1 2,6 wieder aufhehmen, wo Askylt den Mantel näher betrachtet, um eben nicht unüberlegt zu handeln (ne quid temere faceret). Doch stünde das Adverb ungünstig nahe bei magna .
vociferatione.
§ 14,6 contra nos perturbati, ne videremur nihil agere, et ipsi scissam et sordidam tenere coepimus tunicam atque eadem invidia prodamare nostra esse spolia quae iIli possiderent: Wir dagegen waren verwirrt und
begannen, um nicht den Anschein zu erwecken, als würden wir nichts tun, auch selbst die zerrissene und schmutzige Tunika zu halten und mit derselben Empörung auszurufen, uns gehöre die Beute, die jene besäßen. Die Reaktion der Protagonisten, d.h. der Gegenangriff zur Verteidigung, spiegelt die Aktion der mulier in Sat. 1 4,5. Die Symmetrie, die sich auch for mal durch direkte sprachliche Bezüge ausprägt (tenere . . . tunicam - latrones tenere; proc/amare - c/amavit; indirekte Rede im Acl - evtI. indirekte Rede im AcI), hat den Charakter einer Karikatur. Der Handlungsablauf entspricht zudem einer rei vindicatio (siehe dazu oben Sat. 1 3 ,3 vindicamus sowie ARAGOSTI 1 979, 1 07 Anm 1 6; FOCARDI 1 986, 59 Anm . 9; DEBRAY 1 9 1 9, 66): Die mulier ergreift den Mantel und schreit. Die vermeintlichen Diebe tun dasselbe und eröffnen damit das Proze dere der rei vindicatio. Diese wird hier jedoch insofern karikiert, als die Betei ligten nicht um eines, sondern um zwei Objekte streiten, wobei jeweils die eine Partei das im Besitz der anderen Partei befindliche Objekt für sich reklamiert (so auch FOCARDI 1 986, 58). Eine solche doppelte vindicatio ist j uristisch gar .
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nicht denkbar - in diesem Fall müssten zwei aufeinanderfolgende separate vindicationes stattfinden (dagegen PATIMO 200 1 , 1 84, die darin keinen j uristi schen Sonderfall sieht). Die Handlung steigert sich ins Komödienhafte und setzt die Vision des Pa rasiten Saturio in Plaut. Pers. 70--2 in die Tat um: uhi quadrupu/ator quempiam iniexit man um, / tantidem ille il/i rusus iniciat man um, / ut aequa parti pro deant ad trisviros. Eine zusätzliche komische Note liegt in der paradoxen Dis krepanz zwischen dem Wert der beiden res: eines wertvollen Mantels auf der
einen Seite, einer schäbigen Tunika auf der anderen (so auch PATIMO 200 1 , 1 84). ne videremus nihil agere: Die des Diebstahls Beschuldigten fühlen sich unter
Druck zu reagieren. Enkolp neigt als Erzähler zur Selbstironie. scissam et sordidam ... tunicam: Der armselige Anblick der zerrissenen und schmutzigen Tunika bildet einen ironischen Kontrast zur Bezeichnung spolia (siehe dazu unten). Das Verb scindere wird auch sonst häufig im Zusammenhang mit Klei dungsstücken verwendet, v.a. in der Wendung scissa veste (z.B. Liv. 3,58, scissa veste, tergum laceratum virgis ostendit; Prop. 2, 1 5, 1 8 scissa veste meas experiere manus; Ps. Quint. decl. 7,7 scissa lacerataque veste). scissa tunica in Priap. 1 2, 1 1 . Vgl. zudem Juv. 3 , 1 48 sifoeda et scissa lacerna, / si toga sordi dula est; Mart. 1 , 1 03 ,5 sordidior multo . . . toga. eadem invidia proclamare: invidia steht hier (ebenso wie in Sat. 14,7 nostram . . . ridehant invidiam) für ,,Empörung", wie WISTRAND 1 946, v.a. 363; OOELSTIERNA 1 949, 26 Anm . 3 (mit Parallelen); SuLLNAN 1 979, 4--6 heraus stellen. Dabei schwingt sicher auch die Bedeutung von "Anschuldigung, Vor wurf' (TLL 7.2.202.47ff.) mit, was vor allem durch die rhetorische und de klamatorische Literatur belegt ist, vgl. u.a. eic. div. in Caec. 46 poterisne eius orationis suhire invidiam ?; Tac. anno 1 1 ,34,3 multa cum invidia jlagitaret; Ps. Quint. decl. 5 , 1 1 alia ... invidia. spolia: spolia als Bezeichnung für die wertlos scheinende Tunika passt zur parodistischen Situation (so auch FOCARDI 1 986, 60 Anm . 1 1 ). Nur aus der Perspektive der Protagonisten handelt es sich um eine wertvolle Beute. Denn sie allein wissen von dem eingenähten Schatz. Und vielleicht ist der Schatz, und mit ihm die Tunika, ja auch im eigentlichen Wortsinn eine Beute, die einem Feind entrissen wurde. Zur wiederholten Bezeichnung der Tunika als Beute siehe oben Sat. 1 3 ,4 praedam und vgl. 1 3 , 1 mendici spolium. possiderent: Nimmt Bezug auf den Besitz (possessio), der bereits im Römi schen Recht vom Eigentum (proprietas) unterschieden wurde. § 14,7 sed nuHo genere par erat causa Inostral , et cociones, qui ad clamo rem confluxerant, nostram scillcet de more ridebant invidiam, quod pro iUa parte vindicabant pretiosissimam vestem, pro hac pannuciam
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ne centonibus quidem bonis dignam: Doch war der Fall in keiner Weise ausgeglichen, und die Geschäftemacher, die auf das Geschrei herbeigeströmt waren, lachten natürlich auf ihre Art über unseren Vorwurf, weil sie sahen, dass auf jener Seite ein sehr kostbares Kleidungsstück beansprucht wurde, auf unserer Seite ein nicht einmal für gute Flicken brauchbarer Lumpen. nullo genere: Umgangssprachlich für nullo modo, vgl. z.B. Sen. epist. 30,4 nullo genere homines mollius moriuntur. Vgl. auch Sat. 26,8 quonam genere anstelle von quomodo; 1 09,2 alio genere anstelle von alio modo; siehe dazu PETERSMANN 228. 264; TLL 6.2. 1 905.57ff. par ... causa [nostral : "Der Fall (als Ganzes) war nicht ausgewogen." Der Satz ist stimmiger, wenn man das ohnehin nicht einhellig überlieferte nostra (dmrtp, 1 nam) streicht, das eine Echoschreibung des folgenden nostram sein
könnte, das sich lediglich auf Enkolp und Askylt bezieht (so auch MÜLLER; PELLEGRIN02 ; DtAZ Y DtAZ u.a.). Ansonsten muss der Satz elliptisch aufge fasst werden: "unser Fall (bezogen auf Enkolp und Askylt) war nicht der glei che (seil. wie der der Gegner )" (so BROZEK 1 966, 289). cociones: coc(t)io ist die seltene, vulgäre Variante für das klassische arillator ("Makler, Vermittler, Geschäftemacher"), so Gell. 1 6,7, 1 2 (zu LabeT. mim. 63 duas mores? herde hoc plus negoti est, inquit cocio; sex aediles viderat): 'cocionem ' pervulgate dicit, quem veteres 'arillatorem ' dixerunt; Fest. p. 19, I--4L arillator, qui etiam coccio appellatur, dictus videtur a voce Graeca, quae est alpe, id est tolle, quia sequitur merces, ex quihus quid cadens lucelli possit tollere. Der cocio ist bekannt für seine Gewinnsucht, wie auch aus Porph. Hor. sat. 2,3,25f. deutlich wird: Mercuriale[mJ quasi lucrosum, quia Cocio appellahatur. omnes enim cociones lucro student. Siehe zum Wort STE FENELLI 1 962, 1 9f.; HERAEUS 1 937, 56f. ; M ARßACII 1 93 1 , v.a. 1 8; PETERS MANN 25. cociones qui stammt von Salmasius. L hat die trivialisierende Verschrei bung conciones quae (wie auch in Sat. 1 5,4 concionihus und 1 5,8 concionum). Das n wurde von MARßACII 1 93 1 , 1 8 als vulgäre Färbung ("parasitisches n")
und typisches Zeichen der Dialekt- und Gaunersprache verteidigt. Theoretisch könnte concio als Nebenform zu contio, -onis f ("Versammlung") aufgefasst werden, doch hat der Plural in diesem Sinn (,,versammlung irgendwelcher Leute") keine Parallele (ARAGOSTI 1 979, 1 09 Arun. 25). qui ad c1amorem confluxerant: Vgl. eine ähnliche Szene in der apuleischen Geschichte über Diophanes und Cerdo (Apul. met. 2, 1 3f.), die sich ebenfalls auf einem Markt abspielt: 2, 1 3 cum jrequentis populi circulo; 2, 1 4 nos omnis circumsecus adstantes in darum cachinnum videret effusos. nostram ... ridebant invidiam : Die cociones lachen über die invidia (siehe oben Sat. 1 4,6 eadem invidia prodamare) von Enkolp und Askylt, dies aber klar vor dem Hintergrund der invidia bzw. Forderung der anderen. Die Wie-
200
Kap. 1 4
derholung von Sat. 1 4,6 ist nicht störend. Bedenkenswert ist allenfalls eine Änderung in inseitiam "Ungeschicklichkeit" (tm; GIARDINA 1 986--7, 390 Anm . 3 ; DIAZ Y DIAZ). Weniger überzeugend ist dagegen das von FRAENKEL vorge schlagene insaniam (MÜLLER I ). scillcet de more: scilieet affirmativ "freilich, natürlich". Es liegt klar auf der Hand, weshalb die cociones lachen: Die zwei Streitobjekte unterscheiden sich äußerlich frappant. de more (nach TLL 8. I 527.83ff. "ex consuetudine", "wie es Brauch ist", "wie gewöhnlich") ist von vielen Seiten verdächtigt worden. Belässt man es so im Text, muss man davon ausgehen, dass die eociones im Ruf stehen, immer auszulachen (so z.B. COCCIA 1 973, 29f., der meint, der Ausdruck charakteri siere hier die coeiones und leite die folgende karikierende Beschreibung eines ihrer Exponenten [Sat. 1 5 ,4] ein), was sich durch keine Parallelen belegen lässt. Alternativ kann man mit AMMANNATI 2006 de more von seilicet trennen und hinter qui ad clamorem setzen. de more ist dann allgemeiner zu verstehen und auf den verbreiteten Brauch zu beziehen, dass sich Leute versammeln, wo gestritten wird. Nicht durchzusetzen vermochten sich hingegen Änderungen von de more in seilieet uno ore deridebant (EI ILERS in App. MÜLLER2) oder pleno ore (GIARDINA 1 986--7 , 390f. und Anrn. 8) - wobei beide Fälle paläo graphisch erklärbar wären durch Kontraktion der aufeinanderfolgenden 0 (PLENO ORE; PLENORE; OE MORE) - oder gar die Tilgung von scilieet de more (FuCIJS 1 959, 60 und FRAENKEL in MÜLLER I ). pro iIIa parte pro hac: Die syntaktische Parallelkonstruktion hebt seman tisch den Wertunterschied der Gegenstände hervor. Bereits scilicet oben unter streicht die Diskrepanz. vindicabant: L überliefert vindieabant, was von BROZEK 1 966, 289; vAN DER P AARDT 1 996, 69 Anm . 22; ERNOUT u.a. verteidigt wird. Die Emen dation stammt von STRELITZ 1 879, 630, dem u.a. MÜLLER gefolgt ist, wegen des unlogischen Subjektswechsels von ridebant zu vindicabant. Sie ist nicht zwingend, führt aber zu einem besseren Lesefluss. Zur Bedeutung von vindi eare siehe oben Sat. 1 3,3 vindieamus. pretiosissimam vestem: Der Mantel erregt auf einem Markt mit nicht wert voller Ware (Sat. 1 2, 1 non quidem pretiosarum) Aufmerksamkeit. Der Elati v steht zur Hervorhebung des Gegensatzes zur Tunika (pannucia). pannuciam: Eine pannucia (seil. vestis) ist ein von Flicken übersätes Gewand: Isid. orig. 1 9,22,24 pannucia nunupata quod .vit diversi.v pannis obsita. Siehe zum Wort CAVALCA 200 1 , 1 2 1 f. ; STEFENELLI 1 962, 20f. ; KISSEL 1 990 ad 4,2 1 . centonibus: Ein cento ist ein aus allerhand Lappen bestehendes Stoff Flickwerk. Vgl. Apul. met. 1 ,6 sutili centu culo; 7,5; 7,9 u.a. •..
Kap. 1 4
20 1
§ 14,8 biDc Ascyltos tpenet risum discussit, qui sUentio racto iDquit: Da machte Askylt dem Gelächter tfastt ein Ende, indem er Ruhe gebot und sagte: •••
tpenet: Inhaltlich und an dieser Stelle schwer zu halten ist pa(e)ne ("fast" ) von Idmrtp " auch wenn die Ruhe bald darauf wieder gestört wird, wie BRoZEK 1 966, 289 zur Stützung von paene anführt. -6 bene von p2 (BOCI IE LER I , ERNOUT; S OVERINI 1 974-5, 227-9) wäre eine akzeptable Lösung: Bezogen auf den Verlauf der Handlung (CESARO TERZAGJß: "sedö allora con bel gabo le risate"; HESELTINE-WARMINGTON: "cleverly stopped their laughter" ) billigt der Erzähler mit bene Askylts ver nünftiges Argument, das dem Lachen der cociones ein Ende setzt. Der/Die Abschreiber scheinen aber mit dem Wort auch im Folgenden Mühe gehabt zu haben (Sat. 1 5,2 tiam penet). Von den zahlreichen Verbesserungsversuchen, die an dieser Stelle unternommen wurden, sind erwähnenswert: plane (DEU 1 962, 68 1 mit Angabe von Sat. 5 3 , 1 et plane interpellavit; GIARDINA-MELWNI); perlte (LEARY 200 1 a, 3 1 5 ; VANNIN1 2006, 272 Anm . I ); repente ( M ÜLLER \ GIARDINA 1 980-3, 243; WALsn). sUentio racto inquit: Ein üblicher Weg, sich Gehör zu verschaffen, vgl. Sat. 59,3 mox silentio facta 'scitis ' inquit 'quam fabu/am agant? . . . '; Liv. 6, 1 5,4 tum dictator silentio facta . . . inquit u.a. •••
202
Kapitel 1 5 Der Streitfall löst sich auf.
1 5,1 'videamus', inquit, 'suam cuique rem esse carissimam; reddant nobis tunicam nostram et pallium suum recipiant.' : "Sehen wir doch ein,
§
dass jedem seine Sache das Liebste ist: So sollen sie uns unsere Tunika zu rückgeben und daflir ihren Mantel wiederbekommen." Askylt unternimmt einen Versuch, den Streit beizulegen. Seine Ernsthaf tigkeit steht im Kontrast zum Lachen der Sätzen des Erzählers
(scilicet,
cociones
und den vorausgehenden
Herausstreichung des unterschiedlichen Wertes).
Dass Askylt persönlich sehr an diesem Stück hängt, ist die
flir
diesen Schlich
tungsversuch einzige glaubwürdige Erklärung. Gleichzeitig ist es aber ein implizites Schuldeingeständnis: Er gibt mit seinem Vorschlag indirekt zu, dass das pallium nicht ihnen gehört.
videamus:
Der einhellig überlieferte Konj unktiv
videamus kann als Hortativ lectio difficilior wird in videmu.v von JUNGERMANN
("Sehen wir doch ein, dass . . . " ) gehalten werden. Die anderen Editionen gerne durch die Emendation ersetzt.
suam cuique rem esse carissimam: Sprichwörtliche Redensart, vgl. Cic. Tusc. 5,63 in hoc enim genere . . . suum cuique pu/chrum est; Plin. nat. 1 4,7 1 quando suum cuique p/acet; Cic. Att. 1 4,20,3 ',vuam quoique .vposam, mihi meam; .vuum quoique amorem, mihi meum '; siehe OTTO S.V . .vUu.V. Askylt be ansprucht mit seiner Aussage jedoch weniger sprichwörtliche Allgemeingül tigkeit, als dass er sie auf den konkreten, vorliegenden Fall bezieht.
reddant ... recipiant: Der Satz ist klangvoll: reddant nobi.v tunicam nostram et pallium ,vuum recipiant und spiegelbildlich aufgebaut. § 1 5,2 etsi rustico mulierique placebat permutatio, advocati tamen tiam penet nocturni, qui volebant pallium lucri facere, ßagitabant uti apud se utraque deponerentur ac postero die iudeI quereUam inspiceret: Auch wenn der Tausch dem Bauern und der Frau gefiel, forderten die tschon fastt nächtlichen Advokaten, die aus dem Mantel Gewinn ziehen wollten, dass bei des bei ihnen hinterlegt würde und am nächsten Tag ein Richter den Streitfall untersuchte.
rustico mulierique:
mulier gegenüber dem Bauern nicht mehr Sat. 1 2,3 cum muliercula comite. advocati tamen tiam penet nocturni: Der Ausdruck ist Gegenstand fortwäh render Diskussionen. Erstens ist umstritten, was advocati nocturni (sei es mit oder ohne tiam penet) genau bedeutet, zweitens, ob es sich dabei um eine Beschreibung der cocione.v (FOCARDI 1 986, 63), einen Teil der cocione,v (PAHier wird die
heruntergestuft, vgl. dagegen
Kap. 1 5
203
TIMO 2002) oder eine neue Personengruppe (SCIlEIDWElLER 1 925, 200; vAN DER P AARDT 1 996, 69) handelt. Grammatisch kann advocati . . . nocturni folgendennaßen aufgefasst werden: I . Partizip + Sustantiv
2. Substantiv + Adjek tiv
3. Substantiv + {iam peneJ + Substantiv
,,herbeigerufene Streife" (evtl. tresviri eapitale.�)
,,nächtlich-obskure Advokaten"
"Advokaten, ja geradezu Dun kelmänner"
{iam peneJ reißt den Ausdruck auseinander,
{iam peneJ müsste gestrichen werden:
iam paene korrigiert den Aus druck advoeati. Möglich wäre
müsste aus dem Text gestrieben werden
Entweder sind sie ,,nächtlicb" oder nicht, vgl. engl. "Iadies of tbe night" für Prostituierte
auch, darin ein präzisierendes Adjektiv zu vermuten (rapace.� o. Ä .).
Der sich anschließende Relativsatz qui volebant pallium lueri facere steht im Gegensatz zum Aus druck.
Der sich anschließende Relativsatz qui volebant pallium tueri facere erklärt die dubiosen Gestalten passend.
Die noeturni bilden neben
Die advocati können mit den cociones eine Gruppe (oder
den cociones eine zweite Gruppe .
aber auch zwei Gruppen) bilden.
Keine der drei Varianten befriedigt ganz. M.E. ist Fall 1 am unwahrschein lichsten und Fall 2 am wahrscheinlichsten (siehe zur Argumentation im Ein zelnen unten): Die cociones (oder eine Untergruppe der cociones), die sich nach der Rede Askylts (Sal. 1 5 , 1 ) um ihren Gewinn geprellt sehen, spielen sich mit juristischen Argumentationen als ,,Advokaten" auf. Vom Erzähler werden sie als die entlarvt, die sie wirklich sind: Winkeladvokaten mit zweifelhafter, im Dunkeln liegender Legitimation. Was die Gruppenaufteilung betriffi, spricht, sofern kein Text ausgefallen ist, mehr für eine (wenn auch nicht homogene) Gruppe. Für zwei Gruppen kann lediglich ins Feld geführt werden, dass zwei Bezeichnungen gebraucht werden (cociones sind nicht gleich advocati . . . nocturnz). Für eine Gruppe hingegen sprechen zwei Punkte: 1 . Die cociones und advocati nocturni werden gegen Ende der Szene von Enkolp als eine Gruppe aufgefasst (Sal. 1 5 ,5 praedones; 1 5,8 acumen . . . coci onum). 2. Auch die cociones gehören zur juristischen Halbwelt, zumindest der ei ne: Sal. 1 5,4 so/ebat aliquando etiam causas agere. Doch muss einschränkend mitbedacht werden, dass sich eine Gruppe von Leuten ohne jede amtliche Legitimation, wie sie die cociones darstellen, mit
204
Kap. 1 S
ihrer Forderung ziemlich lächerlich machen würde. Andererseits ist e s so, dass sich einer der codones aufdrängt und den Vorschlag der advocati (teilweise) umsetzt, indem er sich (nur) des pallium bemächtigt (Sat. 1 5,4). Dies würden doch weder die offizielle Streife noch die advocati . . . nocturni zulassen, so fern der codo nicht einer aus ihren Reihen ist. advocati: In der Kaiserzeit sind advocati "Rechtsgelehrte" (KUBlTSCIIEK, RE s.v. advocatu.� 437; TLL 1 .89 1 .57ff. ; so auch bei Petron in Sat. 96,4 advo cationemque commendabam). Diese waren auf dem Forum schnell und leicht zugegen, wie man von der römischen Komödie weiß: z.B. Ter. Eun. 763f. tra.�CU"O ad forum. / volo ego ades.�e hic advocatos nobis in turba hac. Dort ist der advocatus ein gängiger Typus und sorgt eher für Verwirrung , als dass er hilft, vgl. z.B. Plaut. Poen. 5 1 5ff.; Ter. Phorm. 459 (siehe auch SClIMELING 1 992, 532; PATIMO 2002, 3 1 ). Auch andere Autoren geben Bericht über zwei deutige advocati: Sen. dial. 4,7,3 quanta turpiores advocatos habent.'; Gell. 2 , 1 2,6 advocatis malivolis aut avaris qui lites anima.�que eorum inflamment aut odii studio aut lucri. Die advocati lediglich als "herbeigerufen" aufzufassen (Fall I ; VON 4 DOMASZEWSKI, BÜCIIELER •6), scheint in diesem Zusammenhang (wer sollte
herbeigerufen haben? - siehe unten) und im Umfeld der zahlreichen juristi schen Termini zu schwach. Auch die Stellung von tamen hinter advocati spricht tendenziell dafür, dass advocati das wichtigste Wort des Satzes und deshalb substantivisch aufzufassen ist. tiam penet: [iam pene] MÜLLER, wobei MÜLLER ! fiam penet hat. Itp ! haben pene, was von p2 in paene abgeändert wurde. Bis jetzt wurde noch keine akzeptable Lösung gefunden. Oft werden die Wörter (evtl. als Doppelung nach tpenet risum discussit) aus dem Text gestrichen (FUCHS 1 959, 60; MÜLLER), verschoben (vor placebat VANNINI 2006, 272-6) oder (bisher ohne Erfolg) zu korrigieren versucht (siehe im Überblick VANNINI 2006, 272-6; D ELZ schlägt iam plena < nocte> vor; SULLIVAN 1 85 ergänzt zu iam paene < nox erat> und fasst es als Parenthese auf; NISBET 1 962, 230 [DfAZ Y DfAZ] ändert in impor tune, SAGE-GILLELAND in etiam poenae, MÜLLER ! in in rem praesentem, Ro SE 1 965, 223 in [iam] repente, GIARDINA-MELLONI im App. (dub.) in immo plane oder paene. BROZEK 1 965, 429 meint, das korrupte iam pene sei ein Schreibfehler von 111 VIRl). tiam penet nach BüClIELER4 •6 in iam poenae (evtl. Dat. fmalis, so Ro WELL 1 957, 225) umzuwandeln (HESELTINE-WARMINGTON: "but by this time some policemen had been called in to punish us"), ist aus mehreren Gründen unplausibel : Den advocati . . . nocturni steht keine exekutive Gewalt im Straf recht zu (SCl IEIDWEILER 1 925, 200 Anm. I ; dazu unten). Sie haben - das zeigt der Fortgang der Geschichte - kein Interesse zu strafen und sind lediglich auf eine Deponierung des Mantels aus. Zudem: Wer auf dem Markt (um diese
205
Kap. 1 5
Zeit, wo jeder selbst verdächtig ist) sollte Ordnungshüter herbeirufen, damit diese strafen? Auch syntaktisch-grammatik alisch ist ein Dat. finalis an dieser Stelle schwer vertretbar (A RAGOS TI 1 979, 1 1 0 Anm. 26;
COCCIA
1 973, 37f.
Anm. 1 1 0), zudem schließt der folgende Relativsatz zu unvermittelt an
(PATI MO 2002, 1 2). Docturni: Ein Blick auf die Übersetzungen zeigt, wie schwer man sich mit dem Begriff nocturnus tut: "certi avvocati, che entrano in azione, sul far della notte (ai limiti della legge), e infatti, stavo per dire ' faccendieri notturni'" (FOCARDI 1 986, 72 Anm. 57); "pur tuttavia dei testimoni con funzioni inter mediarie, ormai quasi sul far della notte (alla luce crepuscolare)" (PATIMO 2002 , 35); "avvocati - 0 piuttosto dei ladri, vista l'ora ed il luogo" (ARAGO STI); "advocates and yet little more than thieves" (JENSSON 2004, 224); "vo leurs de nuit" (ERNOUT). M.E. ist es am besten, den Begriff als Adjektiv (Fall 2 ) mit einer ethisch moralischen Bedeutung aufzufassen. Das Adjektiv findet sich oft in Verbin dung mit Verbrechem o.Ä., vgl. Sat. 9,9 nocturne percu.vsor; 82,2 nocturnu.v grassator; luv. 8, I 44f. quo, si nocturnu.v adulter / tempora Santonico vela.v adoperta cucullo?; Quint. inst. 5, 1 0,88 siforem nocturnum occidere licet, quid latronem ? Ulp. dig. 47, 1 7, I fores nocturni extra ordinem audiendi sunt; Calp. ecl. 3,73f. ut mala nocturni religavit hracchia Mopsi / Tityrus et forem medio suspendit ovili. Die negative Färbung des Adj ektivs, die auch der folgende Relativsatz (qui volehant pallium lucri facere) impliziert, rührt daher, dass die Nacht oft ,,Komplizin" von Dieben und Verbrechern ist (z. B . Ov. met. 1 3 , 1 5 quorum [scil. factorum] nox conscia sola est. Apul . met. 1 , 1 6 grahattulus als conscius et arhiter, quae nocte gesta sunt). Das Adj ektiv könnte in diesem Sinn auch substantivisch aufgefasst werden
(Fall 3 ) , was aber nicht sehr häufig belegt ist, vgl. evtl.
Sat. 57,3 larifoga nes cio qui.v, nocturnus, qui non valet lotium suum (sofern man nicht auf die Kommata verzichtet). Theoretisch nicht undenkbar (siehe zur Einschränkung oben) ist es, in den
advocati nocturni einen "herbeigerufenen Sicherheitsdienst" zu sehen (Fall I ), 46 wie dies VON DOMASZEWSKI; BÜClmLER • ; BROZEK 1 966, 288f. ; MERKEL BACII 1 963; ROSE 1 965, 222f. ; WALSH 1 60 Anm. 1 5 ; EULERS; DIAZ y DIAZ vertreten. Sie fassen nocturni als festen Begriff zur Bezeichnung eines nächtli chen Sicherheitsdienstes - einer Art Nachtpolizei - auf, indem sie darin die Abkürzung von
triumviri nocturni sehen und diese nach M OMMSEN U 594-7 tresviri capitale.v gleichstellen. Die entsprechenden Quellen zeigen, dass es sich bei den triumviri nocturni um eine Vorform der capitale.v handelt und sich ihre Funktion auf die Feuerwache beschränkte (so CASCIONE 1 999, v . a. 9f. 22-4. 78f. ; STRASBURGER, RE s.v. triumviri): z.B. Liv. 9,46,3 triumviratihu.vque, nocturno altero, altero coloniae (als umgangssprachliche Variante) mit den
206
Kap. 1 S
deducendae; Paul. dig. 1 , 1 5, I apud vetustiores incendii., arcendi., triumviri praeerant. qui ab eo quod excubia., agebant nocturni dicti .,unt. qui volebant pallium lucri facere: Der Relativsatz charakterisiert die advoca ti . . . nocturni genauer und findet eine Parallele in der ähnlichen Aussage En kolps in Sat. 1 5 ,5 ut semel deposita vestis inter praedones strangularetur. Zu den Personen beschreibenden Relativsätzen bei Petron, die oft als Interpolatio nen verdächtigt werden, siehe Vgl. auch unten
COCCIA 1 973, 3 8-43; SULLIVAN 1 976; Einl. 2. Sat. 1 5,4 qui solebat aliquando etiam causas agere.
lucri facere ist eine häufige Junktur v.a. in der Gerichtssprache (TLL 7.2. 1 724.32), aber auch z.B. bei Plaut. Most. 3 54 facere . . . lucri; Pers. 668 feci.,ti lucri; 7 1 3 fecisti lucri (weitere Stellen bei PATIMO 2002, 25). ßagitabant: jlagito als gesteigertes posco: mit Geschrei und Beharrlichkeit. Das Verb hat hier einen j uristischen Beiklang, wie z . B . auch bei Plaut. Men. 46 quia illum clamore vidi jlagitarier; Pseud. 556 clamore magno et multo jlagi tabere; 1 1 45 tu. bone vir. jlagitare saepe clamore inforo; Sat. 92,7 non minore clamoris indignatione Gitona jlagitabat. Siehe TLL 6. 1 .843 .23ff. ; PATIMO 200 1 , 1 87(; 2002, 27. uti: Auffallend ist die Form uti (hier einzig statt ut), die den "carattere solenne ed arcaico" unterstreicht (PATIMO 200 1 , 1 87 Anm . 57). apud se utraque deponerentur: Aufforderung zur Hinterlegung (depositum) , d.h. der unentgeltlichen Aufbewahrung einer beweglichen Sache. Hier geht es um die Sonderform der Sequestration, die Hinterlegung einer Sache durch mehrere Personen zum Zweck der SichersteIlung, etwa (wie hier)
flir die
Dau
er eines Prozesses, beim Sequester ("Vertrauenstnanll, Mittelsperson"), vgl.
Sat. 1 5,4 iam .,equestri placebant. Für diese Zeit wird der Sequester (im Unter schied zum Depositar) Besitzer der Sache. Die Herausgabe der Sache kann nur die siegreiche Partei nach dem Streitentscheid fordern, und zwar mit einer besonderen actio (depositi) sequestraria. Siehe IU.sER I 534--6 § 1 26; ZIM MERMANN 1 996, 205-20; Ulp. dig. 1 6,3,5, 1 ; Pomp. dig. 1 6,3, 1 2,2; Paul. dig. 1 6,3,6; Modestin. dig. 50, 1 6, 1 1 0. Vgl. in der Lit. z.B. Plaut. Rud. l O04f., wo Trachalion, um in Besitz eines Schatzes zu kommen, einen Sequester anstellen will : tu istunc hodie non feres. nisi da., .,equestrum aut arbitrum I quoiius haec res arbitratu fiat. Die advocati . . . nocturni fordern ihrerseits ein sequestrum, obwohl sie das juristisch gesehen gar nicht anordnen können: Die Streitenden können im Normalfall ein
.,equestrum aus freien Stücken wählen, wobei sich beide Partei
en einverstanden erklären müssen. "Also ist alles nur B luff", so SCHEIDWEfLER
1 925, 200, was ja auch Enkolp vermutet. postero die iudex quereUam inspiceret: Dass der Streitfall bereits am fol genden Tag verhandelt werden soll, ist für antike Verhältnisse nicht unplausi-
Kap. 1 5
207
bel, zumal es sich hier nicht um ein Gericht im heutigen Sinn handelt, sondern um Privatrichter, die man jederzeit bestellen konnte.
§ 15,3 neque enim res tantum quae viderentur in controversiam esse, sed longe aliud quaeri, in utraque parte scilicet latrocinü suspicio haberetur: Denn nicht nur die Dinge, die offenkundig im Streit seien, sondern weitaus mehr sei zu untersuchen,
da
bei beiden Parteien Verdacht auf Dieb
stahl bestehe. Die Ersparung des Verbums
dicendi kommt bei Petron öfter vor, z.B. Sat. HSz 423f. §224; PETERSMANN 43 . quae viderentur: Aufgrund des natürlichen Sprachflusses ist quae viderentur zu in controversiam esse zu ziehen (wie z.B. ERNOUT ) und nicht als kurzer eingeschobener bzw. elliptischer Relativsatz zu betrachten (wie z.B. E IILER S; FOCARDI 1 986; DtAZ Y DtAZ). in controversiam esse: t.t. der Gerichtssprache. controversia ist ein so ge bräuchlicher Begriff, dass er neben suasoria zur Bezeichnung einer literari schen Gattung avancierte (so stets bei Petron, z . B . Sat. 48,4). Vertauschung von AbI . und Akk . nach in (ausser tp controversia; vgl. zum üblichen AbI. z.B. eie. inv. 1 ,67 quod in controversia est). Der Akk . wurde aus formelhaften Wendungen mit venire o.Ä. (z. B . eie. Verr. 11 2,37 in controver siam venisset) übernommen; siehe dazu HSz 276--8 § 1 56; HOFMANN 1 66 § 1 52; PETERSMANN 1 04. longe aliud quaeri, : quaeri < quod> stammt von tm, dem die meisten 1 Editoren gefolgt sind (anders PELLEGRIN0 quaeri, < num> ; ders. 2 quaeri, <si> ; SIIACKLETON BAILEY 1 987, 458 quaeri < debere, quod» . Evtl. hat quaeri das Verschwinden von quod (oder einem im Schriftbild noch ähnliche ren < quia> ) unterstützt. quaerere ist hier im j uristischen Sinn von "quaestionem habere, inquire re", "etw. gerichtlich untersuchen" (siehe FORCELLINI s.v. quaero. ; HEU MANN-S ECKEL s.v. quaero 3) zu verstehen, vgl. u.a. Ter. Ad. 482 hunc abduce vinci, quaere rem; eie. Verr. I 27 alterum esse quaesiturum de pecuniis repe tundis. Vgl. die bewusste Wiederaufnahme des Verbs unten Sal. 1 5,5 nihil aliud quaeri. F RAENKELS Streichung von quaeri (MÜLLER 1 ) aufgrund von Sat. 1 1 1 ,8. Siehe KS T 11 552f. § 240;
1 5 ,5 zerstört den Bezug der beiden Stellen zueinander und kommt umso weni ger in Betracht, wenn man
in controversiam esse zu viderentur zieht und nicht quaeri auffasst. in utraque parte: Nach GIARDINA 1 986--7 , 392 müsste der formelhafte Aus druck im Akkusativ stehen: in utrarnque partern (vgl. OLD, S.v. pars 1 4). Es gibt aber genügend Beispiele für in utraque parte (z.B. eie. Lig. 1 9 ; orat. 204). scilicet: scilicet bekräftigt etwas, was offensichtlich ist und nicht erst bewiesen werden muss - wie in Sat. 63,8 quia scilicet ,ja, nämlich" (FOCARDI 1 986, 7 1 parallel zu
Anm .
55). Und in der Tat besteht ein klarer Verdacht auf Diebstahl, wenn die
208
Kap. 1 5
beiden Parteien gegenseitig den Besitz der j eweils anderen
flir
sich beanspru
chen.
latrocinü suspicio:
Im MittelpW1kt der Auseinandersetzung stehen nun nicht
mehr die konkreten
res (pallium und tunica), sondern der Verdacht auf Dieb
stahl, der als Privatdelikt unter das Zivilprozessrecht fallt. Es käme neben der Vindikation also noch die
actio forti (Diebstahlklage als private pönale Klage)
hinzu, bei welcher der "Streitwert" sogar dem doppelten Wert des Streitge genstandes entspricht.
§ 1 5,4 iam sequestri placebant, et nescio quis ex cocionibus, calvus, tube rosissimae frontis, qui solebat aliquando etiam causas agere, invaserat pallium exhibiturumque crastino die afrrrmabat: Schon beschloss man, Mittelsmänner zu finden, und irgendeiner dieser Geschäftemacher, kahlköpfig, mit stark vorgewölbter Stirn, der manchmal auch Rechtsfalle zu behandeln pflegte, hatte sich auf den Mantel gestürzt und beteuerte, ihn
am
folgenden
Tag vorzulegen. Der
cocio reißt lediglich den Mantel an sich, während es zuvor noch dar (utraque) sequestrieren zu lassen. Er offenbart so die wahren Absichten der praedones und bestätigt Enkolp in seiner Vermutung (Sat. 1 5,2 advocati . . . nocturni. qui volebant pallium lucri facere; 1 5 ,5 ceterum apparebat nihil aliud quaeri nisi .. . ). Diese Stelle erhärtet die (mindestens Teil-) Identität zwischen cociones und advocati . . . nocturni (siehe oben Sat. 1 5,2).
um
ging, beide Gegenstände
sequester ist (im Gegensatz zu den advocati!) (.�ecus), also unparteiisch i s t und kein eigenes Interesse verfolgt (ZIMME RMANN 1 996, 2 1 9; KASER 1 389 §94). Elliptische Ausdrucksweise für "it was suggested that trustees should be appointed" (HESELTINE-WARMTNGTON); "schon einigte man sich auf Deposi
iam sequestri placebant:
Ein
eine Person, die "danebenlaußerhalb steht"
tare" (EIILERS); "gia stava prevalendo l 'idea di affidare la roba ai depositari"
(ARAGOSTI). Es besteht kein Grund, in
sequestri ein anormales N eutrum Plural des sequestrum ("Sequestrationen, Sequestrierungen") zu vermuten (z. B. PELLEGRINd 1 93). Alle Beispiele solcher Kasusabweichungen finden sich in der Cena und sind Merkmale der vulgären Sprache (z.B . balneu.� statt balneum in Sat. 4 1 , 1 1 ). Zudem passt die Personenbezeichnung besser zum weiteren Verlauf des Satzes, wo sich sofort ein cocio selbst zum sequester ernennt. Auch der Änderungsvorschlag von COURTNEY 1 988, 74 iam se questrari placebat ist nicht nötig. nescio quis ex cocionibus: Die dubiose Gruppe der cociones (siehe oben Sat. 1 4,7 cociones) erhält mit der Karikatur des einen cocio ein Gesicht. Die fol abstrakten Substantivs
gende negative Beschreibung des Äußeren lässt auf mangelnde Seriosität der Person schließen.
nescio quis wird von Petron gerade bei zwielichtigen Gestal-
209
Kap. 1 5 ten gerne verwendet:
Sat. 57,3 larifuga nescio quis. nocturnus. qui non valet latium suum; 92, I 0 nescio quis enim. eques Romanus ut aiebant in/amis. calvus, tuberosissimae frontis: Diese äußerlichen Merkmale kennzeichnen den cocio sogleich als windig, nicht vertrauenswürdig und verweisen auf des sen zweifelhafte Geschäftstätigkeit. Kahlköpfigkeit ist (außerhalb des religiö
für
sen Kontextes) u.a. Zeichen ehesten
fUr
Gier, Lüsternheit oder Dummheit, hier am
(unlauteres) Gewinnstreben, was Bestätigung findet in Non. p.
1 O,2 1 L (6M): Nonius erklärt das alte Wort
calvitur
als "getäuscht werden -
abgeleitet von den kahlköpfigen Mimus-Darstel1em, weil sie jeden austrick sen". Siehe WINKLER 1 985, 226; PANAYOTAKIS 1 995, 29; VAN
MAL-MAEDER
1 997, 1 06f. Vg\. zur Verspottung von Kahlköpfigkeit auch das
capillorum elegidarion in Sat. 1 09,9f. tuberosissimae frontis: Durch seine Kahlköpfigkeit wirkt die Stirn des cocio viel mächtiger und vorgewölbt (tuberosa; vg\ . dt. "Eierkopf', eng\. "egg head"), vg\ . z.B. Ter. Ad. 245 tuber est totum caput. Alternativ kann man unter dem Ausdruck tuberosissimae jrontis auch verstehen, dass der cocio Pusteln auf der Stirn hat. Der Superlativ steht hier
zum
Zweck der Komik und Parodie, HOFMANN
90-2 § 84 (,,komischer Superlativ"), häufig bei Plautus, aber auch bei Petron z.B. in Sat. 92, 1 2 mutabam egojrequentissime vultum. qui solebat aliquando etiam causas agere: Einer, der Rechtsfal1e behandelt hat. In Kombination mit obiger negativer Beschreibung seines Äußeren: ein professionel1er Rechtsverdreher. Woher weiß das der Erzähler? Viel1eicht hat der
Kauz so sein Vordrängen begründet. invaserat pallium: invadere im juristischem
Sinn "etwas unrechtmäßig in
Besitz nehmen" (TLL 7.2. 1 1 3 . 8 I ff.), vgl. z.B. Sen.
contr. 2 , 1 ,20 aliena bona invadere. exhibiturumque crastino die: [scil . se pallium] . Zum fehlenden se vgl. oben Sat. 7,4 putares .. exhibere versteht sich im Sinn von "eine Sache (vor dem iudex) vorfUhren, ,
vorzeigen" (HEUMANN-SECKEL S.v. I ; TLL 5 . 2 . 1 4 1 9.60ff.) Die Stel1e spielt auf die
actio ad exhibendum
an, ein auf die Hauptklage
(vindicatio)
oder auch
das Interdikt vorbereitendes Rechtsmittel zur Vorlegung oder Vorftihrung der umstrittenen Sache vor dem Prätor. Diese muss bei einem Prozess physisch vorliegen
(KASER I
434 § 1 03). Doch erstreckt sich eine
actio ad exhibendum
normalerweise nicht auf Dritte.
§ 1 5,5 ceterum apparebat nihil aUud quaeri nisi ut semel deposita vestis inter praedones strangularetur et nos metu criminis non veniremus ad constitutum : Im Übrigen schien nichts anderes angestrebt zu werden, als •
••.
dass das Kleidungsstück, einmal deponiert, unter den Gaunern zum Ver-
210
Kap. 1 5
schwinden gebracht wird und wir aus Angst, eines Vergehens beschuldigt zu werden, nicht zwn Tennin erscheinen.
ceterum :
Das Adverb dient hier zur Einleitung eines neuen Gedankens (TLL
3 . 970.28ff. ; vgl.
Sat. 29, 1 u.a.) und ist leicht adversativ (OLD s.v. ceterus 5c; GEORGES s.v. ceterus "in Wahrheit"). nihil aUud quaeri: Die advocati sind unter dem Deckmantel eines juristischen Verfahrens (Sat. 1 5 ,3 longe aliud quaeri) lediglich auf die Bereicherung an dem Mantel aus (nihil aliud quaeri) . semel deposita vestis inter praedones strangularetur: deponere ist hier (wie in Sat. 1 5,2) Fachausdruck für sequestrare, siehe auch LEFEVRE 2007, 1 64 Anm. 50.
strangulare ist eine starke Metapher (eig. "erwürgen, erdrosseln"), wn den (FOCAR
Eifer anzuzeigen, mit dem sich die praedones auf den Mantel stürzen
DI 1 986, 64 Anm. 22). Das Verb verweist natürlich auch ironisch auf die Zwie FUCHS 1 959, 60f. könne
lichtigkeit dieser nächtlichen Forumsbesucher. Nach
"von einem Erdrosseln des Kleidungsstücks nicht die Rede sein". Deshalb
veste i� in Im) emendiert er veste < l> i� inter praedo nes strangularetur ("einen Prozess abwürgen"), was j edoch inhaltlich nicht gut
(aber auch aufgrund von
in die Situation passt. praedones:
, ,Beutemacher", wobei auch die j ur. Bedeutung mitspielt: ,,Perso
am Vermögen anderer bemächtigen", z.B. Paul. dig. 5,3,28 lucrum auferendum esse tam bonae fidei possessori quam praedoni; Ulp. dig.
nen, die sich illegal
5,3,25,3. Dieser starke Ausdruck fallt erst jetzt, als die Absichten der Gauner offenkundig werden. Falls es sich bei den
cociones und advocati nocturni wn
zwei Gruppen handelt, fasst der Begriff hier beide zusammen (siehe dazu oben
Sat. 1 5,2). nos: Enkolp und Askylt sowie die Bauern. Denn wichtiger ist j a, dass die Bau ern nicht erscheinen, weil sie Anspruch auf den Mantel erheben könnten.
metu criminis: crimen
steht metonymisch für die
incusatio und die poena, die crimen ergeben (PATIMO
sich aus der Feststellung und dem Erkennen eines 200 1 , 1 9 1 Anm. 67). Die Junktur ist verschiedentlich
in juristischen
Quellen bezeugt, z.B. Ulp.
dig. 29,5, 1 ,23; Marc . dig. 48,2 1 ,3 praej non veniremus ad constitutum: Das substantivierte Adj . constitutum bedeutet (in der Verbindung mit venire) "verabredete Zusammenkunft, Tennin", vgl. Varro rust. 2,5 , 1 qui tam sero venisset ad constitutum; Cic. Alt. 1 2, 1 , 1 V Kai. igitur ad constitutum; Sat. 57,5 constitutum habui numquam; siehe TLL 4. 524.47ff.; BRUNS 1 8 82, 23 1 f. ; KAsER I 5 8 3 f. § 1 36 . : MÜLLER setzt hier nach BÜCHELER l� zu Recht eine Lücke, da keine forma le Verbindung zwischen den beiden Textpartien gegeben ist: idem . . . voleba mus passt sprachlich schlecht zur vorhergehenden Negation (non veniremus ad .•.
Kap. 1 5
21 1
constitutum) . Inhaltlich fügt es sich aber treffend in den Kontext: Sowohl die praedones (siehe dazu unten Sat. 1 5,6 utriu.vque parti.v votum) als auch En kolp/Askylt wollen von einem Prozess absehen (siehe unten Sat. 1 5,6 idem . . . ) . Ein an dieser Stelle verlorengegangener Textteil müsste diesen beiderseitigen Wunsch, einen Prozess zu verhindern, nochmals erläutern. Auch denkbar wäre schlicht der gemeinsame Versuch einer Einigung (L EFtWRE
2007, 1 65).
Alle anderen Vorschläge vermögen nicht zu überzeugen. Gegen
BOClIE LERS · Ergänzung (in App.) rusticus autem et mu/ier vestem suam quam pri mum recuperare volebant spricht (so auch SClIEIDWEILER 1 925, 20 1 ), dass der Bauer und die Frau nicht zu utriu.vque parti.v in Sat. 1 5,6 gehören. SClIEIDWEI LER schlägt als Alternative etwa Folgendes vor: tunicam autem ne flocci qui dem videbantur facere. immo optare. ut quam primum auferretur ("Nun for derten die praedones auch das Depositum der Tunika"). Dagegen spricht j edoch, dass die praedones sicher kein Interesse an der Tunika haben, sie wol len sie sogar loswerden. Unbefriedigend bleibt MERKELBAClIS Ergänzung ( 1 963, 1 9 I f.), da sie den Anschluss an das Folgende nicht zu verbessern ver mag: ,,Da sagte der Bauer: Es ist doch unerhört, dass ich wegen des Lumpen mantels des Diebstahls bezichtigt werde. - Ein Polizist: Gut, du gibst zu, dass es nicht dein Mantel ist? - Bauer: Ja. - Polizist (zu Askylt): Und du gibst zu, dass es nicht dein pallium ist? - Askylt: Ja. - Polizist: Dann, Bauer, gib dem
Mann
den Lumpenmantel, er ist ja doch nichts wert. Aber das
pallium bleibt
bis morgen früh konfisziert, ob nicht noch j emand anders Ansprüche erhebt." •••
:
Gegen eine Lücke sprechen sich VAN
fel),
TtIIEL 1 97 1 , 30 (mit gewissem ARAGOSTI 1 979, 1 1 2f. Anm 28; SClIEIDWEILER 1 925, 200f. aus.
Zwei
.
§ 1 5,6 idem plane et nos volebamus. itaque utriusque partis votum casus adiuvit: Dasselbe wollten auch wir. Da half ein Zufall dem Wunsch beider Parteien.
idem plane et nos volebamus: idem muss sich auf einen Wunsch der praedo nes beziehen, den Enkolp und Askylt teilen. Das ist durch utriusque partis (siehe unten) sowie aus dem (vorzeitigen) Schluss der Episode bedingt, wo der Bauer als Verlierer dasteht. Der gemeinsame Nenner sind der Wunsch nach einer Einigung und die Verhinderung eines Prozesses. Gegen die Annahme
ARAGOSTIS ( 1 979, 1 1 2 Anm 28), idem beziehe sich auf das Depositum des pallium, spricht, dass Enkolp und Askylt dies sicher nicht aktiv wollen. plane hier in Bezug auf das Pronomen (im Gegensatz zu Sat. 1 2,5; 1 3,4; 1 4, 1 ). itaque: Siehe zum lose anknüpfenden itaque ("und so, da", TLL 7.2.53 1 .23ff.) oben Sat. 1 0,3 itaque. Der Vorschlag SüTIERLINS ( 1 996, 75 Anm 233), den Satz hinter 1 5 ,7 zu versetzen, bringt keine Verbesserung. utriusque partis votum: Die beiden streitenden Parteien sind und waren bis anhin (Sat. 1 5,3 in utraque parte) Enkolp/Askylt und die Bauersleute. Doch es .
.
212
Kap. 1 5
wäre höchst seltsam, wenn mit dem Zufall
(casus), der den Parteien z u Hilfe
kommt, die Handlung einer der beiden Parteien gemeint wäre. Zudem begüns tigt die folgende Reaktion des Bauern seine eigene Lage nicht: Enkolp und Askylt kommen wieder in den Besitz ihres Schatzes, und der Mantel wird bei den praedones deponiert (so auch
ARAGOSTI Anm . 32). So gesehen muss utri usque partis als dynamischer Terminus angesehen werden, der an dieser Stelle Enkolp/Askylt und die praedones umfasst. easus adiuvat: Ist es wirklich ein casus oder nicht eher die einzige mögliche Lösung für den Bauern, ohne Prozess davonzukommen? Er entledigt sich der billigen Tunika, deren rechtmäßiger Besitzer er nicht ist, und fordert die Depo
nierung des Mantels, von dem er behauptet, der Besitzer zu sein. Erzähltech nisch interessant ist, dass Enkolp strikt aus seiner damaligen Perspektive er zählt, d.h. seinen Wissensstand zum Zeitpunkt der Erzählung dem Publikum vorenthält (vgl. auch
Sat. 1 3 , 1
0
lusum fortunae mirahileml; 1 5 ,8 ut putaha
mZL�). N ach
ARAGOSTI 1 979, 1 1 2 ist der casus eine Art deus ex machina, vgl. deZL� ex machina in Sat. 96. Gerade im richtigen Moment er scheint er auf wundersame Art und Weise, vgl. Sat. 1 3 , 1 0 lusum fortunae mirahileml Bargates als
§ 1 5,7 indignatus enim rustieus, quod nos eentonem exhibendum postula remus, misit in faciem Aseylti tunicam et liberatos quereUa iussit pallium deponere, quod solum litem faeiebat: Denn der Bauer, wütend über unsere Forderung, dass ein Lumpen vorgelegt werden müsse, warf Askylt die Tunika ins Gesicht und hieß
uns ,
die wir keinen Grund mehr zur Klage hatten, den
Mantel zu hinterlegen, weIcher nun all eine den Streit ausmachte.
nos eentonem exhibendum postularemus: cento steht abschätzig ftir die centonihus. exhiheo wird hier in der Bedeutung wie oben Sat. 1 5 ,4 von "vorlegen (da
Tunika, siehe oben Sat. 1 4,7
mit die Sache vor den Richter kommt)" gebraucht. Das Hinterlegen der Tunika wurde von Enkolp und Askylt ziemlich sicher explizit in einer Lücke gefor dert. Implizit deuten bereits die Besitzansprüche in
Sat. 1 4,6 proclamare nostra esse spolia und 1 5 , 1 reddant nohis tunicam nostram darauf hin. liberatos quereUa: querella ist der j ur. t. t. ftir die gerichtliche Klage. liherare querella kann aus inhaltlichen Gründen nicht "von der Anklage befreien, frei sprechen" bedeuten (wie z.B. SCARSI übersetzt: "liberatici cosi dalla sua quere la"), da nicht Enkolp und AskyIt von der Anklage auf Diebstahl (des pallium) befreit werden, sondern sich der Bauer selbst vom Diebstahlvorwurf (der Tu nika) entlastet. Gemeint ist also: "befreit, Klage führen zu müssen" "ersparte uns eine Verklagung";
ARROWSMITII :
(EIILERS:
"since we now had nothing to
complain of'; WALSII: ,,now that our complaint was dealt with"). Überlegens-
Kap. 1 5
213
wert ist auch der Änderungsvorschlag in
liberatus von V ANNINI 2006, 275
Anm 8 und 2007a, 2 1 5f. quod solum Iitem fatiebat: lis .
t. t. für den Rechtsstreit vor dem Richter I ), vgl. Sat. 1 4, 1 . Zum Ausdruck litem facere vgl. z. B . Quint. inst. 3 , 1 1 ,24 quid litem faciat (quod ab illis causa vel continen,y dicitur); 7, 1 , 1 4 quae sit Lex quae litemfaciat. Lücke?: PITIIOU signalisiert hier eine Lücke, die die meisten Editoren über nehmen, siehe VAN TIIlEL 1 97 1 , 30. Inhaltlich ist eine Lücke nicht nötig. Dass Enkolp und Askylt den Mantel zur Deponierung freigeben (80CIIELER I App. schlägt als Ergänzung vor: deponimus ergo pallium), versteht sich von selbst. als
(TLL 7 . 2 . 1 496.58ff. ; HEUMANN-SECKEL S . v .
Ob solche Ellipsen von leicht Ergänzbarem, die zur Steigerung des Erzähltem pos dienen, bei Petron häufig vorkommen (wie evtl. zwischen
Sat. 1 0,2 und 3),
ist aufgrund des fragmentarischen Zustands des Textes nicht mit Sicherheit zu sagen.
§ 1 5,8 et recuperato, ut putabamus, thesauro in deversorium praecipites abimus, praeclusisque foribus ridere acumen non minus cocionum quam calumniantium coepimus, quod nobis ingenti calliditate pecuniam reddi dissent: Nachdem wir den Schatz wiedererlangt hatten, wie wir glaubten, gingen wir Hals über Kopf in die Herberge zurück und begannen hinter verrie gelter Tür zu lachen, nicht weniger über den Scharfsinn der Geschäftemacher als der Ankläger, weil sie uns mit ihrer ungeheuren Schlauheit das Geld wie dergegeben hätten.
recuperato: Nimmt recuperare in Sat.
1 4, 1 wieder auf und schließt den Kreis:
Sie haben die Tunika wiedererlangt - j edoch nicht aus eigenem Antrieb.
ut putabamus: Dieser aus der Perspektive des wissenden Erzählers gespro chene Einschub gab Anlass zu vielen Diskussionen, da er je nach Auffassung fundamentale Konsequenzen (siehe auch Ess. 1 2- 1 5 ,
flir
den Ausgang der Geschichte haben kann
I).
Keine Auswirkungen auf das Ende der Geschichte hat der Einschub, wenn
man ihn
analog
z u Sat.
1 3 ,3
ut apparet als neutrale Äußerung betrachtet, die
die eingeschränkte Sichtweise der Protagonisten zur Zeit des Geschehens wie dergibt: Enkolp und Askylt können zu diesem Zeitpunkt nicht sicher wissen, ob die Goldstücke noch
drin sind (z.B. EIILERS "so durften wir annehmen").
Doch glaubhafter ist, dass der Ausdruck einen subtilen Vorbehalt aus drückt, der die Gewissheit über das glückliche Ende der Episode auf dem Markt in Frage stellt (u.a. PATIMO 200 1 , 1 9 3 ; VAN TIIlEL 1 97 1 , 30 mit Anm 2 ; VAN DER PAARDT 1 996, 7 0 ; WEINREICII 1 929, 3 9 6 Anm . 3 4 ; S INKO 1 93 5 , 390). ut putabamu.y wäre dann ein erstes Indiz dafür, dass die ganze Geschichte arn .
Ende der ganzen Szene nochmals umgedreht wird, so dass Enkolp und Askylt
Sat. 69,8 nam cum positus esset. ut nos putabamus. anser altilis . . . , wo Trimalchio seine Gäste irreführt. Auch dort wird der Kon-
als Verlierer dastehen. Vgl.
214
Kap. 1 5
trast zwischen dem ersten Eindruck rung
(.�cire)
(putare)
und der späteren Schlussfolge
sprachlich deutlich.
Denkbar ist z.B., dass sie einen Geldersatz in der Tunika vorfinden
KELBACH
(MER
1 963, 1 92 : "Als sie aber den Lumpenmantel genauer betrachten,
stellen sie fest, dass das Geld nicht mehr darin ist. So haben sie das Geld verlo ren und nun den wertvollen Mantel dazu";
SLATER 1 990, 36 Anm 2 5 ; WEIN PARDINl 1 996, 1 89 mit Anm . 34). Eine andere Möglichkeit ist, dass mit ut putabamus auf einen späteren Zwischenfall, eine neuerliche Gefahrdung vorausgewiesen wird (SCITETDWE TLER 1 925, 202; CIAF FT 1 95 5 , 37). Daran schließt sich die Frage an, wie arm die Protagonisten im weiteren Verlauf der Sat. wirklich sind. Der Rest der Sat. gibt keine sicheren
REICH 1 929, 396
Anm
.
.
34;
Anhaltspunkte, ob die Protagonisten in Besitz des Geldes gekommen sind oder nicht. Einerseits beklagt Enkolp weiterhin seine Armut andererseits teilt er mit Askylt in
auren),
Sat.
(Sat. 8 1 ,3 mendicus), (manubiae, evtl. die
79, 1 2 eine Beute
die ihm gutes Essen (82, 1 ; 92, 1 3 ) und den Wechsel des Quartiers
für sich und Giton ermöglicht (vAN nTTEL Anm 2; HABERMEITL ad 8 1 ,3). deversorium: Siehe oben Sat. 9, 1 0 deversorio. praecipites abimus praeclusisque foribus ridere ... coepimus: praecipites abire steht für praecipitare, und drückt Schnelligkeit aus. Die Eile sowie das (8 1 , 1 ) sowie eine Schifffahrt ( 1 0 1 ,5) 1 97 1 , 30f.
.
Schließen der Tür deuten auf das schlechte Gewissen Enkolps und Askylts und ihren unredlichen Besitz hin. Erst durch den Rückzug nach innen und nur hinter verschlossenen Türen können sie ihren Gefilhlen Ausdruck verleihen. Inwiefern ihr Lachen in Verbindung mit
Sat.
1 6,3
derisisse
steht, ist schwer zu
entscheiden (siehe Ess. 1 2- 1 5 , 2). Eine ähnliche Szene findet sich in
Sat. 9 1 ,3f. , wo Enkolp mit Giton eben (raptimque in hospitium meum pervolo), die Tür (praeclusis deinde foribus) und aus der Distanz einen
falls in die Herberge stürzt hinter sich abschließt
Sieg (Wiedergewinn des Liebespartners) hinter verschlossenen Türen feiert. Zahlreiche Szenen in den
Sat.
finden ihr Ende in einer Flucht, vgl . z.B.
7 8 , 8 ; 90, 1 ; 94,7; 1 3 8 , 3 f. TTLG 2000 spricht von einem in den
Sat.
Sat.
oft wieder
kehrenden Motiv der Flucht und zeigt auf, dass "die Flucht mit all ihren Bre chungen und lmplikationen eine stimmige und reizvolle Technik zur Bewälti gung der episodischen Struktur des Romans darstellt" Ähnlich auch
ZEITLIN
1 97 1 , v . a . 654f. ;
PRESTON
(TTLG 2000, 2 1 7).
1 9 1 5 , 262 : "the author accel
erates action towards the elose of an episode, if several characters are on the scene, engaging everyone in a free-for-all, or ending the incident abruptly by the rapid exit of one of the principals, accompanied often by a slamming of doors." Zum Motiv der Türe siehe oben
Sat.
1 960, 1 8f. 27-9; WEINREICII 1 929, 395-7.
1 1 ,2 . . . foribus . . . ; zudem
CIAFFI
Kap. 1 5
215
acumen non minus cocionum quam calumniantium: Z u cocio siehe oben Sat. 1 4,7 cociones. Mit den calumniantes ("falsche Ankläger, Anschwärzer" nach TLL 3 . 1 9 1 . 1 2ff. und 1 92.75ff.) müssen die Bauersleute gemeint sein. ingenti calliditate: Der ironische Ausdruck könnte durch ein überraschendes Ende, das die wirkliche Verschlagenheit der ,,Bauersleute" offenbart, eine ganz andere Note erhalten. Siehe oben zu
pecuniam reddidissent:
ut putabamus.
Der Konj unktiv, der hier die subjektive Meinung
kennzeichnet, ist ein starkes Indiz dafiir,
ut putabamus als Vorankündigung zu
sehen, dass Protagonisten mit leeren Händen ausgehen werden.
§ 1 5,9 nolo quod cupio statim tenere, / nec victoria mi placet parata:
Ich
will nicht, was ich begehre, sofort erhalten, noch gefallt mir ein leichter Sieg. Nach der heutigen Überlieferung beschließen die zwei fonnal nicht ins Geschehen eingebundenen, in Hendekasyllaben (x x - u u - u tenen Verse die Szene (vgl. zum Metrum die von Enkolp in
I u - -) gehal Sat. 79,8 und Eu -
molp in
Sat. 93,2 und 1 09, 1 0 gesprochenen Gedichte). Sie sind in Ltp überlie 1 8), aber kaum fehl am Platz, auch wenn man sie nicht vennissen würde, wenn sie fehlten (so auch VAN DER PAARDT 1 996, 70 Anm . 26; SLATER 1 990, 1 83). Den Zweizeiler vor Sat. 1 1 zu platzieren, wie dies WALsn 1 60 Anm . 1 5 vorschlägt, wäre zwar denkbar, ist fert, evtl. unvol lständig (so COURTNEY
aber nicht zwingend. Ebenfalls besteht kein Anlass, die Verse aufgrund der thematischen Nähe an
Sat. 93,2 (V. 1 O quicquid quaeritur, optimum videtur) BURMAN 77).
anzuschließen, wie dies in älteren Editionen der Fall ist (siehe
Die Verse sind wahrscheinlich Enkolp in den Mund zu legen, der die un mittelbar vorangegangenen Ereignisse schildert (so auch
CiTTI 2000, 1 83 ; SLATE R 1 990, 1 83). Sie Askylt zuzuschreiben (so PARATORE I 42f. ; PEL LEGRIN0 2 1 95 ; LEFEVRE 2007, 1 69), scheint nicht logisch, da ein Sprecher wechsel im Text nicht kenntlich gemacht wird und Askylt sonst nie in Versen spricht. Das Gedicht ist eine unbekünlln erte Reflexion des Geschehenen, die heim liche Freude, sogar Schadenfreude ausdrückt. Es unterstreicht nochmals die Schwierigkeiten des Unterfangens der Protagonisten, ihre Tunika zUTÜckzuge winnen
(ARAGOSTI 1 979, 1 1 4 Anm 30): quod cupio (V.2) lässt sich auf tun i ca/thesaurus beziehen, statim und nec . . . victoria . . . para ta auf die Tatsache, .
dass die Protagonisten die Tunika nicht sofort und nicht leicht, sondern erst nach der Überwindung vieler Hindernisse, wiedererlangt haben. Das Gedicht lässt aber offen, ob es sich
um
einen endgültigen Sieg handelt oder nicht.
Wenn nicht, würden die Verse auf die Peripetie vorbereiten, die ihnen die Entdeckung des "Wie gewonnen, so zerronnen" bereiten müsste
(WEINRETeIl
1 929, 396 Anm 34). .
Die Verse beziehen sich auf einen hellenistischen, zumeist erotischen To pos, vgl . Kali.
epigr. 3 1 Pf. [= AP 1 2, 1 02]; HoT. sat. 1 ,2, 1 08 (seil. meus amor)
216
Kap. 1 5
transvolat in medio posita etfogientia captat; Ov. ars 3 ,603 quae venit ex tuto, minu.� est accepta voluptas; 3,579 quod datur ex facili longum male nutrit amorem. Aus der Anwendung des erotischen J äger-Gejagter-Topos auf die Wiedererlangung der Tunika (hier ist die wiedergewonnene Beute nicht der/die Geliebte, sondern eine Tunika) erwächst Ironie. Ähnlich spielt Hor.
carm.
1 ,37, 1 7-2 1 mit dem J äger-Gejagter-Topos, den er in die politische Sphäre versetzt (siehe zwn Topos ausflihrlich
C ITn 2000).
nolo/cupio wird traditionell auf die Bezie Eun. 8 1 2f. novi ingenium mulierum: / nolunt ubi velis, ubi noli.� cupiunt ultro; Naev. com. 8R quasi dedita opera quae ego volo ea tu non vis, quae ego nolo ea cupis. cupio ist stärker als (das zu nolo semantisch parallele) velis, vgl. Plaut. Pers. 766 omnia quae tu vis, ea cupio. Siehe dazu CITTI 2000, 20 1 mit Anm . 8010
•••
cupio:
Das Gegensatzpaar
hung zwischen Mann und Frau bezogen, vgl . Ter.
50.
victoria mi placet parata: Das evozierte Bild des Krieges (vgl. z.B. Liv. 5,6, 1 insuescere militem nostrum . . . parata victoria frUl) ist traditionell mit der Lie beselegie verbunden, vgl. Ov. epist. 8,82 ecce, Neoptolemo praeda paratafoi!; Hor. sat. 1 ,2 , 1 1 9 parabilem amo venerem facilemque; PhiIod. AP 1 2, 1 73,5ff.
ou yap E'tOlIlCl / ßOUAoJ.!Cll.
mi : Zusammengezogenes mihi findet sich in der Dichtung häufig. ... : Alle Testimonien der L-Klasse (außer m) vermerken hier eine Lücke. Die Asterisken (bzw.
DESUNT MULTA in Im, wobei mindestens MULTA keinen
großen Aussagewert hat, sondern auf das persönliche Empfinden SCALIGERS oder eines Abschreibers zUTÜckzufiihren ist) können sich auf die Unvollstän digkeit der Szene oder des Gedichts beziehen oder auch nur den Übergang von Poesie zu Prosa markieren (siehe zur Problematik der Asterisken Ein!. 2). Ob in dieser Lücke oder an irgendeiner Stelle die Konklusion der Szene (d.h. die Aufklärung darüber, was sich in der Tunika nun wirklich befindet) stattfand oder nicht, bleibt Spekulation. Das in
Sat. 1 6, 1 folgende sed, dessen adversativer Sinn auf eine erfreuli
che, zuvor geschilderte Situation hindeuten muss, kann entweder nahtlos an den überlieferten Text anschließen oder Bezug auf einen verlorenen Textteil wie das Finden des Schatzes, Feierlichkeiten in der Herberge o.Ä. nehmen. Das Erbleichen der drei Freunde
(Sat. 1 6,2 pallidi) kann im Zusammen
hang mit der vorhergehenden Marktszene stehen, muss aber nicht. Einziger direkter Hinweis für eine Verbindung ist der vielerorts der Interpolation ver dächtigte Relativsatz in Sat. 1 6,3 [illa scilicet quae paulo ante cum rustico steterat], siehe dazu Ess. 1 2- 1 5 , 2 .
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Petronian Society News/etter (PSN).
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Alliteration
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Anagnorisis Anapher
1 59, 1 68, 1 7 1 f.
24, 32, 3 5 , 62, 1 1 2 , 1 29
Anekdote Anrede
1 04
4 1 , 47, 50, 82, 89,
1 85
figura etymologica 30f. Formel, Floskel
5 5 , 1 02, 1 1 1 , 1 24, 1 36,
1 64, 1 77, 1 79, 207 Fragment Xf., XVI, I, 1 9, 2 1 , 29,
Antithese
24, 1 78
Apokoinu
32
I I 3 f. , 1 1 7, 1 53 , 1 5 5f. , 2 1 3 Gattung der Sat. Geld
Architektur - Bordell
1 04-1 09, 1 1 2
- Gehsteig - Markt
Homoioteleuton
95f. 2 3 , 45, 47-49
Attizismus
1 9 1- 1 93, 2 1 3f. 24, 27f. , 45,
5 1 , 57f. , 7 1 , 1 43 , 1 7 1
1 67, 1 8 1 , 1 84, 1 89, 2 1 4
Asianismus
XVII
I I f. , 1 54, 1 82f., 1 85- 1 89,
Gleichnis, Vergleich
1 2 1 f.
I 62f.,
- Schule
47f.
Hyperbel 1 46
Interpolationen Ironie
Autorschaft
- Handlung
IX
Bild (s. Metapher oder Topos) Chiasmus
24, 32, 38, 50, 1 29
Datierung
IX
Diminutiv
3 5 , 56, 59, 1 00, 1 1 1 ,
40, 49, 64
62, 1 1 0, 1 27, 1 36, 1 42 ,
Ausruf 59, 1 59, 1 72f.
X111f.
XV111, 2 1 , 54, 57,
70, 1 02 , 1 26, 1 6Of., 1 8 I f. , 1 89, 216 - Selbstironie des Erzählers
1 40, 1 68, 1 70f. Doppeldeutigkeit
30, 3 3 , 3 5 , 5 5 , 88, 1 03 ,
1 28, 1 36, 1 49, 1 63 , 1 67f. , 1 77, I 88f. , 2 1 0, 2 1 5
79, 99, 1 02, 1 08, I l Of. ,
1 77, 1 80, 1 97, 1 99, 207f. , 2 1 3 Erzählweise
XV111, 1 47, 1 60,
2 1 2f. Euphemismus
Katalog
7 1 , 79
Lehrgedicht Litotes
70f. , 79, 84
1 50, 1 83
Lokalisierung/Setting 1 1 3 , 1 1 7, 1 2 0
55,
94, 144, 1 98 - Sprache
39, 63, 99, 1 02 ,
1 36 Ellipse
36, 40, 46, 50,
60, 1 02 , 1 1 0, 1 27 , 1 37, 1 62,
1 49
Annut
Exemplum
- der Sat.
XVI, 1 9 l f.
- Sat. l -4
2 1 f.
236
Register
- Sat. 5 60, 79-8 1 , 83f. - Sat. 1 2- 1 5 1 60, 1 62, 1 68 Metapher (s.a. Sprache) - Fischer/Angel
57-59, 74f. 1 29-- 1 33 - Kampf/Krieg 8 1 , 1 3 1- 1 34, 2 1 6 - Körper 25, 4 1 , 45f., 48, 50f. - kulinarisch/gastronomisch X, 24, 55, 6 1 , 1 1 9 - MediziniKrankheit 25, 45f., 48, 51 - sexuell XVlll, 25, 1 00, 1 1 1 , 1 25f., 1 30, 1 60, 2 1 5f. - Süße 36 - Tod 25f., 52 - Wasser 24f., 62, 73 , 8 1 , 84f., 89 Metonymie 29, 6 1 , 76, 78f., 1 06, 1 32, 2 1 0 Metrum 69, 72f., 1 8 1 f., 2 1 5 - Gladiator
Motiv (s.a. Topos) - AltwerdeniAlter
25, 49, 5 1 , 1 00 XVlll, 9 1 f., 94f., 1 061 08, 1 3 5, 1 39, 1 54, 2 1 4 - Labyrinth 99f. - Lachen 97, 1 09, 1 38f., 1 48, 1 56, 1 59, 1 99--202, 2 1 3f. - Tränen 1 2 1 , 1 23 , 1 25f. - Türe 1 47f., 1 55, 2 1 3f.
- Flucht
Name - Agamemnon
54f.
- Askylt
95 - Enkolp 29 - Giton 1 2 1 NegationIVemeinung
38, 42, 76, 79, 143, 1 47, 1 63 , 1 70, 1 84 Neologismus 1 49f. Oxymoron 1 02, 1 08
Parallelismus (s.a. Symmetrie) - inhaltlich
7 1 , 86f., 92f., 1 1 0, 1 1 9, 1 24f., 1 58f., 1 69, 206 - sprachlich 3 1 , 39, 50, 64, 88f., 92f., 99, 1 24, 1 59, 1 68, 1 78, 200, 207 Parodie 3 1 , 47, 79, 1 5 1 , 1 60, 1 82, 209 pars pro toto 86, 1 88 Periphrase 44, 8 1 , 86, 1 66, 1 69 Personiftkation 29, 86, 1 64 Pleonasmus/Abundanz (s.a. Redundanz)
24, 37, 60, 95, 1 02, 1 20, 1 30, 1 40, 1 63, 1 66, 1 68, 1 96 Prosarhythmus XlI Redundanz, Wiederholung (s.a. Pleonasmus)
Xli, XlV, 24, 30, 58, 72, 1 29, 1 33f., 1 69, 1 79, 1 83, 1 95 Rekonstruktion XVI, 2 1 f., 30, 69, 9 1 f., 1 1 7f., 1 53- 1 55, 2 1 3 f., 216 Rhetorische Frage 29, 1 03, 1 83, 1 89 Ringkomposition 38, 73 Schimpfwort 1 20, 1 27- 1 3 1 , 1 3 3 Sprache / Stil (s.a. Metapher) - Alltagssprache
56, 1 08, I I 0,
1 39, 1 42, 1 76 - episch 72f., 83 - erotisch/obszönlsexuell
25, 29, 4 1 , 46, 95, 1 1 2f., 1 20, 1 221 24, 1 28- 1 3 1 , 1 33- 1 3 5 , 140, 1 43, 1 47- 1 5 1 - j uristisch XVlll, 1 26, 1 46, 1 53, 1 60- 1 62, 1 64, 1 75, 1 77-1 8 1 ,
237
Register 1 88, 1 96(, 2 04, 206(, 209(,
Tautologie
212
Titel der Sat.
- medizinisch - rhetorisch
25, 48, 5 1
XVllI, 29, 3 1 -34,
4 1 , 46-48, 5 1 , 55, 96, 1 29, 1 82 - technisch
30, 45f. , 5 1 , 1 75 , 1 79
- terminus technicus 52, 5 5 , 58, 64, 96(, 1 27 ( , 1 32, 1 77, 207, - umgangssprachlich
34, 3 5 , 42,
52, 53, 59(, 1 08, 1 25 , 1 30, 1 34, 1 37 , 1 46, 1 6 1 , 1 70, 1 75f. , 1 84, 1 93 , 1 99, 205 - volkstümlich
42, 44, 1 03 f. , 1 1 0,
1 60, 1 99, 208 34, 39, 56, 59, 77,
1 2 1 , 1 37 , 1 44, 1 5 1 , 202 3 1 , 3 6, 7 1 , 93 , 1 1 2 ,
1 1 9f., 1 29f. , 1 65, 1 70, 1 78, 1 82 , 1 96, 1 98, 206, 2 1 3 SymmetrielKongruenz (s.a. Paral lelismus)
-
aetas aurea 42
- Jagd/Jäger 2 1 5 f. - Kritik an der Justiz
1 8 1- 1 89
- Niedergang der Beredsamkeit 2 1 ( , 26-2 8 , 40, 47, 60 Überlieferungl-sgeschichte
XVllI, 92f., 1 1 9f.,
1 39, 1 1 7 , 1 29, 1 53 , 1 58f. , 1 97
IX
XlII, XVI, 2 1 , 29, 1 1 7f. , 1 42, 1 53- 1 55 , 1 66, 1 8 1 , 2 1 5 f. Wachsende Glieder
3 1 , 76
Wechsel - Sprache/Erzählweise
1 43 - vulgär XVllJ, 99, 1 05 , 1 27f.,
Steigerung
X
Topos (s .a. Motiv)
- recusatio 44
2 1 2f.
Sprichwort
98, 1 44
1 3 5 , 1 46,
1 47, 1 70, 200, 2 1 5 - Szene/Schauplatz
83f. , 94, 1 1 4,
1 1 7, 1 22 , 145, 1 47 , 1 56 , 1 62, 214 Wortspiel
X, 39, 1 44, 1 4 8
Zitat 25, 30, 47, 50, 56, 1 20, 1 25- 1 27, 1 3 5 , 1 87