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Von
Günther Klaffenbach
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L-847~
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b
'""GRIECHISCHE EPIGRAPHIK
Von
Günther Klaffenbach
• •
GÖTTINGEN · VANDENHOECK & RUPRECHT . 1957
00051847
Studienhefte zur Altertumswissenschaft Herausgegeben von B runo Snell und Hartmut Erbae, Harnburg
Heft 6
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Vandenhoeok &Rupr echt, Gilttingen 19b7 Prlnted in Germany
Geaamthentellong: Hubort & Co., G ilt tingen
0005 1647
Dem verpflichtenden Gedächtnis
an MIOHEL FEYEL
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24. 4. 1945 in Sandboatel bei Hannover
und MARIO S EGRE
t
24. 5. 1944 in Auschwitz
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INHALT I . Grundlegung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
II. Geschichte der griechischen Epigraphik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
12
lll. Die wichtigsten Inschriftenpublikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
21
IV. Die griechische Schrift. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Die Zeit vor der ttbernahme der phönikischen Schrüt........
28 28
B. Die Entstehung der griechischen Buchstabenschrüt. . . . . . . . . .
32
C. Die Entwicklung des griechischen Alphabets. . . . . . . . . . . . . . . .
35
D . D ie Entwicklung der griechischen Buchstabenformen........
41
V. Die Ausführung der griechischen Inschriften . . . . . . . . . . . . . . . . .
44 44
A. Inschriftenträger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
B. Aufzeichnungstechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Anordnung der Schriftzeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
46
VI. Wesen und Inhalt der griechischen Inschriften ........... .... A. Wesen der griechischen Inschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
50 50
B. Inhalt d er griechischen Insohrüten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
53
I. Grab-, Weih- und Ehreninschrüten. ...... ............ ...
a. Die Grabinschrüten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b . Die W eihinschrüten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c. Die Ehreninschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
54 54 59 62
2. Die Bildhauerinschrüten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
65
3. Die Dekrete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
67
4. Die Freilassungsinschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
83
5. Die übrigen Inschrüten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
88
VIT. Die Sprache der griechischen Inschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
90
Vlll. Die Datierung der griechischen Inschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . .
93
I X. Die Edition der griechischen Inschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
97
Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Griechische Termini . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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I. GRUNDLEGUNG Eine klare, logisch eindeutige Begriffsbestimmung der Epigraphik in ihrem heute gültigen Sinne zu geben, ist, sooft man auch den Versuch unternommen hat, schlechterdings nicht möglich. Handelt es sich doch um eine lediglich auf Übereinkunft fußende Bezeichnung, die einmal einen weiterreichenden Begriff zu eng faßt und außerdem ihm einen nicht einheitlich abgegrenzten Bereich zuweist. Denn seinem Wortsinn nach (emyelüpew "aufschreiben") umfaßt Epigraphik das ge• samte unmittelbar (also nicht durch mittelalterliche Handschriften) überlieferte Schrifttum des Altertums, ganz gleich ob es auf Papyrus, Pergament, Holz, Wachstafeln, Stein, Metall, Tonscherben usw. erhalten und ob die Schrift aufgeschrieben, eingehauen, eingeritzt, punktiert oder in erhabenen Buchstaben angebracht ist. Das ist also eine in sich geschlossene Einheit, der gegenüber sich die Beschaffenheit des Schriftträgers und die Art der Beschriftung als etwas Sekundäres darstellt, sind doch z.B. ein großer Teil der Steininschriften nichts anderes als die Publikation von Papyrusurkunden zum Zwecke der Verewigung. Wenn daher auch aus Arbeitsgründen sich eine Teilung dieses gewaltigen Gebietes als notwendig erwiesen hat, so muß doch unbedingt die Einheit des Ganzen im Auge behalten werden, eine Forderung, der nicht immer Genüge geschieht. Diese Arbeitsteilung ist nun unter die Wissenschaftsdisziplinen der Numismatik, der Papyrologie und der Epigraphik im engeren und allein üblichen Sinne erfolgt. Das Gebiet der Numismatik, also die Miinzlegenden, sondert sich klar ab und ist sowohl unter sachlichem wie äußerlichem Gesichtspunkt wohlbegründet. Dagegen ist bei der Trennung zwischen Papyrologie und Epigraphik der allein bestimmende äußerliche Gesichtspunkt der Verschiedenartigkeit des Schriftträgers insofern nicht konsequent durchgeführt worden, als der ersteren Disziplin nicht nur die Aufzeichnungen auf Papyrus und begreiflicherweise auch die auf Pergament, sondern darüber hinaus wegen der sachlichen Zusammengehörigkeit auch die in Ägypten gefundenen beschrifteten Tonscherben (Ostraka), Holztafeln, Wachstafeln, überhaupt alle Aufzeichnungen außer den Steininschriften überlassen worden sind. Damit ergeben sich also als der der Epigraphik zugehörige Bereich die Inschriften auf Stein, Metall, Vasen, Tonscherben außerhalb Ägyptens, Gemmen, Siegeln,
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I. Grundlegung
Stempeln, Gewichten, Ringen, Lampen und anderem Gerät, wobei die Inschriften auf Stein oder dagegen zurücktretend auf Metallplatten sowohl nach Zahl als Bedeutung den weitaus ersten Rang einnehmen. An sie denkt man im allgemeinen bei der Bezeichnung Epigraphlk, und sie sollen hier auch allein der Gegenstand unserer Betrachtung sein. Wenn wir uns nun der Frage nach der Stellung und Bedeut ung der Epigraphlk innerhalb der griechischen Altertumswissenschaft zuwenden, so sollte es eigentlich überflüssig sein, darüber viel Worte zu verlieren, da ihre eminente Wicht igkeit jedem von allein einleuchten müßte. Das ist aber durchaus nicht der Fall, wie nur zu oft festgestellt werden kann. Da gilt es denn folgendes zu betonen, was nach den obigen Ausführungen mutatis mutandis natürlich auch für die P apyrologie mit ihrem freilich begrenzteren Umfang und auch für die Numismatik gilt. Die epigraphische {)'berlieferung steht in unmittelbarer Parallele zu der literarischen Überlieferung und bildet ihre ganz wesentliche Ergänzung. Sie gehört also zu der sprachlichen Selbstäußerung der Antike, die weitaus den ersten R ang unter allen unseren Zeugnissen von dieser einnimmt. So eng aber auch diese beiden Schwestern, die sich gegenseitig bestätigen, verbessern, ergänzen und oft ineinander übergreifen - man denke an die handschriftliche und monumentale Überlieferung von Werken der Dichtkunst-, verknüpft sind, so unterscheiden sie sich doch in tiefgreifender Weise. Zunächst was ihre Erhaltung angeht . I ch meine damit nicht den Zustand ihrer äußerlichen Erhalt ung - das Schicksal der Lücken- und Trümmerhaftigkeit teilen sie beide, wenngleich die epigraphische Oberlieferung in ungleich stärkerem Maße-, sondern das bedingende Moment der Erhaltung. Gewiß, wie vieles an Werken der Literatur ist schon nicht mehr in die alexandrinische Bibliothek gelangt, wie vieles auch späterhin durch äußere Einwirkung wie Krieg und Brand verlorengegangen, aber im wesentlichen ist doch die literarische Oberlieferung vom Gesichtspunkt des Wertes, des Interesses, des Bedürfnisses, also der Auslese bestimmt. Dagegen kann von einer Anwendung des Prinzipes der Auslese auf die uns verbliebenen Reste der Epigraphik keine Rede sein; ihre Erhaltung ist - wenn wir von den relat iv wenigen Fällen absichtlicher Zerstörung im Altertum selbst, in der R egel aus polit ischen Gründen, absehen - allein und ausschließlich dem Zufall zu danken, der sie vor natürlicher oder willkürlicher Vernichtung bewahrt hat, aber auch noch immer bewahrt. Und sie war ihm in um so stärkerem Maße ausgesetzt, als die Inschriften nur einmal, meist in einem einzigen, seltener mehreren, nur in Ausnahmefallen vielen Exemplaren, aufgezeichnet worden sind und eine spätere Neuaufzeichnung immer zu den großen Seltenheiten gehörte, während die literari•
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I. Grundlegung
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sehen Werke meist in einer beträchtlichen Vielzahl von Exemplaren existierten und vor allem immer wieder aufs neue abgeschrieben und vervielfältigt wurden. Mit der Zufälligkeit der Erhaltung der epigraphischen Überlieferung ist auch die Zufälligkeit ihres Inhalts, ihre Zusammenhanglosigkeit gegeben. E s sind disiecta membra, die wohl Einzelheiten des gesamten Lebens der Antike nach allen seinen Äußerungen hin scharf herausheben, aber eben nur Einzelheiten, herausgerissen aus einem Zusammenhange, dessen Erkenntnis.uns nur allzu oft verschlossen bleibt, wenn wir keine Hilfe von seiten der literarischen Überlieferung finden. Einen historischen Ablauf z. B. allein aus den Inschriften zu rekonstruieren, wird, von besonders gearteten Fällen abgesehen , ein ebenso gefährliches wie aussichtsloses Unternehmen sein. Diesen offenkundigen Nachteilen, die der literarischen Überlieferung nicht oder jedenfalls nicht in vergleichbarem Maße anhaften, stehen nun aber Vorteile gegenüber, die die epigraphlache Überlieferung wesent lich von ihr unterscheiden und deren unüberschätzbaren Wert ausmachen. Das ist einmal ihre Objektivität. Denn die weitaus überwiegende Mehrzahl ihrer Zeugnisse redet die ungeschminkte Sprache der Tatsachen; es ist nicht wie bei den Werken der Literatur eine subjektive Überlieferung, die nicht ohne weiteres hingenommen werden kann, sondern deren Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit erst geprüft werden mu.13. Daß freilich epigraphische Aufzeichnungen literarischen oder überhaupt individuellen Charakters, z. B. Tatenberichte und Chroniken, einer gleichen Kritik unterliegen, versteht sich von selbst. Aber auch für diese gilt der äußerliche und fundamentalste Vorteil der Epigraphik, der zu dem genannten innerlichen kommt, ihre Unmittelbarkeit. Während die literarische Überlieferung auf dem langen Wege ihrer schriftlichen Weitergabe durch die J ahrhunder te naturgemäß Entstellungen ihres Wortlautes ausgesetzt war, die zu beseitigen die Wissenschaft der Philologie bemüht ist, liegt uns bei der epigraphischen Überlieferung zwar meist auch nicht die Originalfassung des betreffenden Dokumentes vor , aber doch eine authentische und fa.st stets gleichzeitige Redaktion des Altertums selbst. Hier spricht der antike Mensch in überlieferungsmäßig absolut zuverlässigen, durch alle Höhen und Tiefen der Sprache führenden Denkmälern unmittelbar zu uns. Und wie mangelhaft wäre unsere K enntnis der griechischen Dialekte ohne die Inschriften, auf die sich diese in erster Linie, vielfach einzig und allein aufbaut. Eins sei aber abschließend vor allem hervorgehoben, das oben nur eben gestreift worden war. Mag es an gelegentlichen, freilich ganz seltenen Überra.schungen auch nicht fehlen, so dürfen wir im großen ganzen doch die Quelle unserer handschriftlichen Überlieferung als versiegt betrachten, dagegen ist die der epigraphlachen noch lange nicht erschöpft. Nicht nur die kleinen und großen Ausgrabungen (die Athener
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I. Grundlegung
Agora!), sondern auch die systematische Bereisung und Durchforschung mancher Landschaften in Europa, Asien und Afrika bringen uns ständig eine Fiille neuen Materials und damit neue Erkenntnisse, neue Probleme, neue Aufgaben im Gesamtbereich der griechischen Altertumswissenschaft. So kann keine ihrer Forschungsdisziplinen der Epigraphik entraten oder tut es dann zu ihrer eigenen Einbuße und ihrem eigenen schwersten Schaden. Aber auch umgekehrt kann die Epigraphik keine der anderen Disziplinen entbehren, und zwar um so weniger, je höher sie sich ihre Aufgaben und Ziele setzt. Es zeigt sich eben immer wieder, wie Hießend die Grenzen der einzelnen Wissenschaftszweige, die nur der Zwang der Arbeitsteilung geschaffen hat, in Wahrheit sind , und wie die speziellen Aufgaben doch nur in gegenseitiger Unterstützung und mit dem ständigen Blick auf das Ganze gemeistert werden können. Wie völlig abwegig also, da zwischen ihnen Rangunterschiede aufstellen zu wollen und von Grundwissenschaften, Hilfswissenschaften (als eine solche wird auch die Epigraphik gern bezeichnet) usw. zu sprechen! Grundwissenschaft ist nur eine, dieWissenschaft vom griechischen Altertum, und Hilfswissenschaften sind alle ihre verschiedenen Disziplinen, und zwar in völliger Gleichberechtigung und ohne jeden absoluten Rangunterschied. Eine relative Bewertung dagegen kann nur bei der jeweiligen Beurteilung ihrer Leistungsff1higkeit für eine bestimmte Aufgabe oder ein bestimmtes Ziel Platz greifen. Aus den gemachten Darlegungen erhellt, daß die Aufgaben der Epigraphik dieselben sind, die für die Philologie gegenüber der literarischen Überlieferung bestehen. Wie diese hat sie vor allem für die Darbietung bzw. Herstellung eines möglichst gesicherten Textes zu sorgen. Das bedingt gewiß eine Reihe von Spezialkenntnissen, die im wesentlichen die Schrift, die Sprache, insbesondere die Urkundensprache, und das Formelwesen betreffen, aber das reicht nicht aus. Die Herstellung zumal fragmentarischer Inschriften verlangt eingehendste Prüfung aller Deutungsmöglichkeiten, ringt um das Verständnis der Einzelheiten, auf daß der Inhalt so sicher wie möglich erschlossen wird, ist also schon Interpretation der ganzen Inschrift. Und so greift schon hier untrennbar die andere Aufgabe ein, die die Epigraphik ebenso zu meistern suchen muß wie die Philologie, die von der "formalen Philologie" zur " Sachphilologie" fortschreitet, nämlich die eingehende Erklärung und Ausdeutung, die Verarbeitung nach äußeren und inneren Gesichtspunkten in so umfassender Weise wie nur möglich. Und wenn auch der Epigraphiker diese Aufgabe, die eine Unsumme von Kenntnissen verlangt, oft genug nicht allein wird bewältigen können, so kann sie doch wiederum in vielen Fällen nur von ihm geleistet werden, und so bleibt sie als das ideale, verpflichtende Ziel für ihn bestehen, um das zu kämpfen er nicht müde werden darf.
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I.
Grundlegung
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Literatur Ein den modernen Ansprüchen genügendes Handbuch der griechischen Epigraphik fehlt noch; es ist von L. ROBERT (Paris) angekündigt, man darf ihm mit den höchsten Erwartungen entgegensehen. Bis dahin sei verwiesen aufS. REINACH, Traite d'epigraphie grecque, Paris 1885 (wenn auch natürlich stark veraltet, so doch noch immer mit Nutzen zu befragen) und W. LARFELD, Griechische Epigraphik, 3. Auf!.. München 1914 ( = Handbuch der Altertumswissenschaft I 5). Die zur Zeit beste, freilich hauptsächlich unter dem archäologischen Gesichtspunkt verfaßte Behandlung der griechisch-italischen Inschriften ist der knappe, aber inhaltsreiche Abriß von A. REHM in dem von W. Otto und R. H erbig herausgegebenen Handbuch der Archäologie I (München 1939 = Handbuch der Altertumswissenschaft VI) S. 182-238. Für die christlichen Inschriften C. M. KAUFMANN, Handbuch der altchristlichen Epigraphik, Freiburg i. Br. 1917. Vgl. auch die nützliche Zusammenstellung von J. S. ÜREAGHAN und A. E. RAUBITSCHEK, Early Christian Epitaphs from Athens = Hesperia 16, 1947, lff: (auch gesondert erschienen unter demselben Titel Woodstock, Maryland: Theological Studies, 1947). Zur "Grundlegung" vgl. LABFELD a .a.O. § 1 u. 2, wo weitere Literaturangaben. Für den Unterschied zwischen der literarischen und epigraphischen Überlieferung siehe die treffenden Ausführungen von MAB.ous N. Ton, Sidelights on Greek History, Oxford 1932, S. 22ff. Über die Aufgaben des Epigraphikers vgl. auch L. RoBERT, Actes du deuxieme congres international d 'epigraphie grecque et latine Paris 1952 (1953), S. 8ff.
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Il. GESCHICHTE DER GRIECHISCHEN EPIGRAPHIK
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Berücksichtigung auch der epigraphischen Überlieferung ist schon den ältesten uns bekannten griechischen Historikern eine Selbstverständlichkeit gewesen, und dabei 'ist es auch immer geblieben, soweit es sich um wirkliche Forschung handelte. Vermutlich werden die antiken Historiker, genauso wie die modernen, ihre Studien im allgemeinen an den in den Archiven aufbewahrten Originaldokumenten gemacht und sich nur unter besonderen Umständen oder z.B. bei Weih- oder Grabinschriften an die Steine gehalten haben. Von solch einer Benutzung finden wir genug Zeugnisse bei ihnen. Aber das ist noch keine epigraphische Forschung im eigentlichen Sinne gewesen. Denn sie haben, wenn überhaupt, sich Sammlungen nur für einen bestimmten Zweck angelegt, nicht um ihrer selbst willen. D as ist erst, soviel wir sehen , in der hellenistischen Zeit, also der Zeit der Blüte der Spezialwissenschaften, geschehen. Aus ihr sind uns Titel von Werken allgemeinerer Art wie neel emyeap,p.a:r:wv, neel "'CWV "a"'Ca n6Att~ f.myeap,p,a"'Cwv, wobei lntyeap,p,a nicht in dem heutigen eingeengten Begriff des " Epigramms", sondern in dem weiten Sinn der "Aufschrift" zu verstehen ist, und spezieller Natur wie nsel "'CWV tv Aa"eoatp,ovt a:vafh]p,a"'CW'V, neel "'CW'V E'V LltAtpOt~ dva{}ryp,a"'Cw'V, neel "'CWV e 'YJßai""W'V lmyeap,p,a"'CwV
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usw. überliefert, und nach der Zahl der erhaltenen Verfassernamen muß diese Tätigkeit gar nicht gering gewesen sein. Die namhaftesten sind PHJI.OCROROS aus Athen (t 261 v.Chr.), uns auch als bedeutender Verfasser einer Geschichte Athens bekannt, der emyeap,p,a"'Ca Ji"'Cn"a gesammelt hat, und vor allem KRATEROS aus Makedonien, wohl der Sohn des gleichnamigen berühmten Feldherrn Alexanders des Großen, der in mindestens neun Büchern eine 1J»7g>U1p,a"'Cw'V O'V'Vaywy~ zusammengestellt hat. Seine Arbeit ist uns aus mannigfachen Zitaten am besten greifbar, und wir können soviel feststellen, daß er sich nicht damit begnügte, eine reiche Sammlung athenisoher Volksbeschlüsse offenbar nur des 5. Jahrhunderts v.Chr., und zwar in vollem Wortlaut und in chronologischer Anordnung, zu geben, sondern sie auch mit Erklärungen, ja wohl auch verbindendem Text versah. So sehen wir auch diese wichtige Aufgabe der Epigraphik schon in ihren Anfängen begriffen. Das Werk hat einen großen Erfolg gehabt; das zeigt insbesondere Plutarch (um 100 n.Chr. ), der es möglicherweise noch selbst
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11. Geschichte der griechischen Epigraphik
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benutzt hat , und in der lexikographischen Tradition ist seine Nachwirkung noch lange erkennbar. Wie weit Krateros aus den Archiven geschöpft, wie weit er die Steine selbst abgeschrieben hat, muß natürlich ungewiß bleiben. Von einem aber dieser frühen Epigraphiker, der mehrere Sammlungen angefertigt hat, wissen wir es mit Bestimmtheit, daß er sich um die Inschriftentafeln, die a-rijJ.at, bemüht hat, POLEMON von Ilion (2. Jahrhundert v. Chr.); denn er hat sich deswegen den Spitznamen aT1JAomnac; ("Stelenschlecker ") zugezogen. Aus dem späteren Altertum wissen wir nichts von InschriftensammJungen, auch nicht, in welchem Umfange den zahlreichen Anthologien griechischer Epigramme (im heutigen Sinne) Zusammenstellungen von Steinepigrammen zugrunde liegen oder n achwirken, doch hat im 10. Jahrhundert n .Chr. :M.AGISTROS GREGORIOS dem Konstantinos Kephalas für seine Anthologie eine Sammlung inschriftlich erhaltener Aufschriften von Grabsteinen und Bildwerken überlassen. Als sich mit dem Humanismus Italiens das Interesse an den Überresten der Antike belebte, hatten daran auch die Inschriften ihren Teil, zunächst natürlich die im Lande selbst befindlichen, also weitaus überwiegend die lat einischen, und es ist bekannt, daß z. B. schon der berühmte CoLA DI RrENZO (im 14. Jahrhundert) eine Sammlung von Inschriften veranstaltet hat. Die griechischen Inschriften wurden in größerem Umfange erst durch die reizvolle Persönlichkeit des Cmuco DE'PrzziOOLLI (Cyriacus von Ancona, in der ersten Hälfte des 15.J ahrhunderts) dem Westen bekannt. Liebe zum Altertumließ ihn aufseinen vielen und weiten Reisen als K aufmann durch Griechenland , Kleinasien, Ägypten über all den antiken Denkmälern mit einer ausgesprochenen Sammetleidenschaft nachspüren. Sie zeichnete er ab, darunter eine Unmasse griechischer und lateinischer Inschriften. Aber eine systematische Sammlung und Herausgabe hat er nie unternommen. Es sind einfache Reisetagebücher gewesen, in drei großen Bänden zusammengestellt, uns aber verloren. Nur Teile davon und Auszüge sind unter Sondertiteln überliefert, lose Tagebuchblätter , wie sie sich eben erhalten hatten. Viele seiner Inschriftenkopien sind besser, als man das billigerweise erwarten durfte, und die Kenntnis mancher verlorenen Inschrift verdanken wir nur ihm. J edenfalls gebührt ihm ein Ehrenplatz in der Geschichte der Epigraphik. Die weitere ·Sammlung griechischer Inschriften fand dann freilich ihren vorzeitigen Abschluß durch die H errschaft der Türken, die neue Reisen fast unmöglich machte. Aber das Vorbild des Cyriacus blieb wirksam, und zahlreiche Inschriftensammlungen, nun jedoch in erster I.inie lateinischer Inschriften , erschienen im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts im Abendland, auch von Deutschen. In das ausgehende 16. Jahrhundert fällt auch die Sammlung des Holländers MARTINus
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11. Geschichte der griechischen Epigraphik
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SMETIUS, die erst nach seinem Tode im Jahre 1588 in Leiden erschien. Sie verdient nicht so sehr wegen ihres Umfanges hervorgehoben zu werden als wegen der Sorgfalt und Sachkenntnis, mit der hier die Inschriften in genauen Kopien (weil aus den Buchstabenformen eine ungefahre Datierung möglich sei!) und systematischer Einteilung nach Klassen, d.h. nach dem Inhalt, deren Wert gegenüber der üblichen Regellosigkeit oder dem geographischen Prinzip des Fundortes er betont, dargeboten wurden. Seinem Werke folgte bald das monumentale seines Landsmannes in Heidelberg, J ANus GRUTER, das sich das Ziel steckte, alle bis dahin bekannten lateinischen und griechischen Inschriften zusammenzufassen. Es ist auf Veranlassung und in tätiger Mitwirkung des hervorragenden Leideuer Philologen JoSEPH JusTus Sc.ALIGER, der die vorbildlichen Indices allein anfertigte, zuerst im Jahre 1603 in Heidelberg (neuer Abdruck 1616}, dann nach dem Tode von Gruter 1707 in Amsterdam in zweiter, vermehrter Auflage erschienen. Auch hier herrschte die Anordnung der Inschriften nach Klassen; das erdrückende Hauptkontingent stellten natürlich die lateinischen. Gruters Werk hatte die allgemeine Unterstützung der gelehrten Welt gefunden und blieb für lange Zeit das maßgebende. Es folgten Supplemente, Auswahlen, Spezialsammlungen und Bearbeitungen einzelner Klassen. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die griechische Welt wieder zugänglicher, und es wurden von da an wieder Forschungsreisen, meist von Franzosen (Marquis de Nointel, Spon, Fourmont) und Engländern (Wheler, Chishull}, in Griechenland und Kleinasien möglich. Damit vermehrte sich auch das griechische Inschriftenmaterial stark. Überhaupt machte das gewaltige Anwachsen der Inschriften seit Gruters Corpus die Bearbeitung eines neuen Corpus dringend wünschenswert. Den Plan dazu entwarf 1732 FRANCESCO SOIPIONE MARCHESE DI MA.FFEI aus Verona, der sich mit großem Eifer der Feststellung aller bekannten Inschriften widmete. Wenn auch das Unternehmen scheiterte, da es nicht zu einer Ausgabe gekommen ist, so verdiente es doch deswegen erwähnt zu werden, weil hier zum ersten Male die griechischen Inschriften (2000 wurden damals gezählt) getrennt von den lateinischen im 1. Bande herausgegeben werden sollten. So blieb es fürs erste bei der Publikation von Inschriften aus Spezialsammlungen, Museen und in Reiseberichten. Denn die Forschungsreisen in Griechenland und Kleinasien hatten sich im Laufe des 18. Jahrhunderts und Beginn des 19. vermehrt. Engländer und Franzosen stehen auch jetzt an der Spitze, unter jenen Chandler, Clarke, Leake, Dodwell, Gell, Cockerell, Walpole, unter diesen Choiseul -Gouffier, Pouqueville, Fauvel. Von anderen Reisenden seien genannt der Däne Bröndsted und der Deutsche Osann, der letztere
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II. Geschichte der griechischen Epigraphik
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freilich nicht in Griechenland, beide aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts, und auch in Südrußland ging man um diese Zeit daran, die einheimischen griechischen Inschriften zu sammeln und zu publizieren. Erwähnt werden muß hier auch ein für die Entwicklung der Epigraphik als Wissenschaft grundlegendes Werk, das zeitlich schon in die Mitte des 19. Jahrhunderts fallt, nämlich das von dem Pariser Gelehrten J EAN ANTOINE LETRONNE: Recueil des inscriptions grecques et latines de l'~gypte, etudiees dans leur rapport avec l'histoire politique, l'administration interieure, les institutions civiles et religieuses de ce pays depuis la conquete d'Alexandre jusqu'a celle des Arabes, 2 Bände, Paris 1842. 1848. Es ist· nicht nur die Weite seines Blickes, die sich schon im Titel dieses Buches, der auch wirklich hält, was er verspricht, offenbart, sondern auch die angewandte Methode und Kritik der Inschriftenbehandlung, durch die er der Archegetes der vielen bedeutenden Epigraphiker geworden ist, die gerade Frankreich unserer Wissenschaft geschenkt hat. Von ihm stammt auch die goldene Regel aller Epigraphik: "TI ne s'agit pas de refaire ce document, ce qui est toujours tres facile, mais sans aucune utilite; il faut le retablir, ce qui est bien different." Den "Böckh der Franzosen" hat man ihn auch genannt. Damit ist der Name des Mannes gefallen, der recht eigentlich als der Begründer der modernen griechischen Epigraphik zu gelten hat, AUGUST B öOKH, seit 1811 an der Berliner Universität. Denn er ist es gewesen , auf dessen Antrag sich die Berliner Akademie der Wissenschaften am 20. 4. 1815 entschloß, in Anbetracht der großen Zersplitterung epigraphisoher Publikationen und des starken Zuwachses an Inschriften einen "Thesaurus Inscriptionum", d .h . " die Sammlung aller dem griechisch-römischen Alterthum angehörigen oder damit in enger Verbindung stehenden Inschriften" herauszugeben und mit den griechischen zu beginnen. Die Leitung des am 12. 5. 1815 vom vorgesetzten Ministerium genehmigten Unternehmens wurde Böckh selbst übertragen, der dabei von B. G. Niebuhr (dem eigentlichen Urheber jenes gewaltigen Projektes), Fr. Schleiermacher, Ph. Buttmann und Immanuel Bekker unterstützt wurde. Mit den griechischen Inschriften, dem Corpus Inscriptionum Graecarum [CIG], hatte man gehofft in vier Jahren fertig werden zu können, aber erst nach zehn Jahren konnte das erste Heft des ersten Bandes erscheinen, und statt des "einen starken Folianten oder zwei kleinerer" sind es schließlich vier stattliche Bände geworden, erschienen Bd. I 1828, II 1843, beide von Böckh, ill 1853 von Johannes Franz, IV 1859 von E. Curtius und A. Kirchhoff; die Indices kamen erst 1877, von Hermann Röhl, heraus. Als Anordnungsprinzip war das nach Klassen aufgegeben und das geographische gewählt worden, das von nun an in Geltung geblieben
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II. Geschichte der griechischen Epigraphik
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ist. Wieder hatte sich weitgehend die gesamte wissenschaftliche Welt in Europa in den Dienst der Sache gestellt, und es ist eben so, daß die Epigraphik stets und immer auf eine internationale Zusammenarbeit angewiesen ist als ihre Lebensluft. Die Leistung Böckhs ist nach Umfang wie innerem Wert ungeheuer; hier ist zuerst ein tragfähige.s Fundament für die Ausbildung der griechischen Epigraphik. hinsichtlich Edition wie Erklärung gelegt worden, freilich für die letztere besser als für die erstere. Denn diese zeigte sich noch zu sehr von den gewohnten Methoden der Behandlung handschriftlicher Texte beherrscht, da man sich eben in der Hauptsach~ an Abschriften hielt, statt die Originale neu zu vergleichen, anfangs allerdings unter dem Zwange der durch den griechischen Freiheitskampf verursachten Verhältnisse. Aber wir dürfen nicht länger verweilen. Genug, daß das Böckhsche Corpus heute zwar veraltet, aber als Sammlung mit dem am weitesten gespannten Rahmen dennoch nicht entbehrlich für uns ist, gibt es doch manche Teile von ihm, die noch keine neue erschöpfende Bearbeitung erfahren h aben, so daß diese noch heute unsere erste Grundlage bilden. Als mit der glücklichen Beendigung der Kämpfe in Griechenland und der Schaffung des neuen Königreiches sich die Tore des Landes weiter denn je geöffnet hatten, setzte auch der Strom der Altertumsforscher ein, der eine neue Epoche der Erforschung der griechischen Denkmäler nicht nur des Mutterlandes einleitete. Wir können aus der Fülle der Männer, die sich dabei auch um die griechische Epigraphik hervorragende Verdienste, wenn auch in sehr unterschiedlicher Weise, erworben haben, nur einige herausgreifen. So seien genannt von Deutschen Ludwig Roß, Karl Otfried Müller, Karl Riehard Lepsius, von Franzosen Philippe Le Bas, Charles Wescher, P aul Foucart, von Engländern William L. Hamilton, Sir Charles Fellows, W. H . Waddington, Charles Thomas Newton, und unter den griechischen Gelehrten verdienen Erwähnung Pittakis, wenigstens als eifriger Aufspürer von Inschriften, Rangavis und vor allem der zuverlässige Kumanudis. Der Zuwachs an inschriftlichem Material war gewaltig, auch zeigten neue, sorgfältige Abschriften der Steine, wie viele Inschriftentexte im CIG unzuverlässig waren. So mußte der ursprüngliche Plan von Böckh, das Corpus, das ja nur äußerlich einen Abschluß gefunden hatte, durch Supplementbände zu vervollständigen, aufgegeben werden. Statt dessen entschloß sich die Berliner Akademie im Jahre 1868, also gleichnach dem 1867 erfolgten Tode von Böckh, unter der Initiative von AnoLF K moHHOFF, der ja schon am 4. Bande des CIG mitgearbeitet hatte und an Böckhs Stelle getreten war, zu einer vollständigen Sammlung und Neubearbeitung der attischen Inschriften, ohne zunächst einen weiterschauenden Plan ins Auge zu •
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fa-ssen. Attika wUTde gewählt, weil dieser im l. Bande erschienene Teil des CI G am meisten veraltet war und natürlich am stärksten interessierte, auch waren hier die besten Vorbedingungen gegeben. So entstand unter der Bearbeitung des glänzenden Dreigestirnes von A. Kirchhoff, U. Köhler und W. Dittenberger das Corpus Inscriptionum Atticarum (1873-1888, mit späteren umfangreichen Supplementen), und zwar nach dem Grundsatz der Vergleichung der noch vorhandenen Originale, so wie ihn inzwischen Th. Mommsen für die Bearbeitung der lateinischen Inschriften durchzuführen begonnen hatte. Dem attischen Corpus folgte dann (1890) ein Corpus der griechischen Inschriften des Westens von der H and von Georg Kaibel (und A. Lebegue für Gallien), und es wurde mit der H erausgabe eines Corpus der Inschriften Nordgriechenlands durch W. Dittenberger (1892 und 189 7), der Inseln durch F. Hiller von Gaertringen (1895 und 1898) und W. Paton (1899) und des Peloponnes durch M. Fränkel (1902) begonnen. Bevor wir aber in der Geschichte des Inschriftenwerkes der Berliner Akademie fortfahren , gilt es, einiger anderer Unternehmungen zu gedenken , die gleichzeitig in Angriff genommen wurden. Das ist einmal die Herausgabe der r eichen Inschriftenschätze des British Museum unter Leitung und Mitarbeit des schon obengenannten Ch. Th. Newton:
The Collection of ancient Greek Inscriptions in the Br-itish Museum [BMI] (1874ff., abgeschlossen 1916), sodann die Inscriptiones antiquae orae septentrionalis Ponti Euxini Graecae et Latinae [IPE] von W. Latyschev im Auftrage der Archäologischen Gesellschaft des Russischen Reiches (seit 1885) und schließlich das große Unternehmen der Wiener Akademie der Wissenschaften, die Sammlung und Herausgabe aller antiken Inschriften Kleinasiens, also nicht nur der griechischen und lateinischen sondern auch der in den einheimischen prachen abgefaßten, unter dem Titel: Tituli Asiae MinO'ris [TAM], dessen l. Band im J ahre 1901 erschien. Inzwischen hatten allenthalben im Bereiche des alten griechischen Bodens die Ausgrabungen eingesetzt unter Beteiligung bald fast aller Nationen; ihre Aufzählung gehört nicht hierher. Viele dieser Ausgrabungen, bei denen eine ungeahnte Fülle von Inschriften (vor allem in Delos und Delphi) an den Tag kam, zeitigten auch zusammenfassende epigraphische Sonderpublikationen, wie die von Pergarnon (1890-1895), Olympia (1896), Magnesia am Maeander (1900), Priene (1906) u.a. Wissenschaftliche archäologische Expeditionen vermehrten dauernd das Material. Im Jahre 1902 ging die Leitung des Berliner Inschriftenwerkes von Kirchhoff auf U. VON WILAMOWITZ -MOE LLENDOR FF über. Seiner Umsicht und Energie dankt das Unternehmen drei wicht ige Neuerungen. 2
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In der Erkenntnis, daß es für die Akademie unmöglich wäre, das gesamte CIG zu erneuern, daß sie sich vielmehr auf ein bestimmtes Gebiet beschränken müßte, begrenzte Wilamowitz das Unternehmen entsprechend den fertiggestellten und in Angriff genommenen Einzelcorpora, und da inzwischen die Wiener Akademie die Inschriften Kleinasiens übernommen hatte, auf das europäische Griechenland einschließlich aller Inseln, auch Zyperns. In diesem neuen Rahmen, der die Bezeichnung Inscriptiones Graecae [IG] erhielt, wurden die bisherigen Sondertitel der verschiedenen Einzelcorpora zugunsten einer einheitlichen Neubezifferung beseitigt und mit den römischen Ziffern I~XV die veröffentlichten und begonnenen und geplanten Einzelbände bezeichnet. Die zweite Neuerung betraf die inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Inschriftenbände, die nach dem Muster von Mommsens Corpus Inscriptionum Latinarum [CIL] noch mehr geben sollen als nur die Texte. In umfangreichen Einleitungen wird vereinigt, was es über die einzelnen Landschaften oder Orte an sonstiger "Überlieferung gibt, vor allem sind alle historischen Zeugnisse vereinigt; ferner treten zu den üblichen Indices volle sprachliche Register, auch Literatur:übersichten. Und schließlich als dritte Neuerung die Einführung der sog. editio minor. Der ursprüngliche Gedanke von Wilamowitz war der: statt der für das CIL geltenden Ergänzungsbände sollten die gesamten Inschriften hier in gereinigter Gestalt zusammen mit dem Zuwachs wiederholt werden, und zwar unter Fortfall der unzulänglichen Majuskeltexte nur in Umschrift mit den gewöhnlichen Typen, so wie es schon für die delischen Bände der IG auf französische Initiative hin eingeführt worden war, und in einem kleineren Format. Diese editio minor sollte also nicht wie bei ihrer Verwendung in der Philologie weniger vollständig sein, sondern eine nur äußerlich anders gestaltete, vermehrte neue Auflage. Aber schließlich wurde diese Erscheinungsweise für alle künftigen Bände der IG bestimmt, so daß es nötig ist, die Bezeichnung editio minor, die nur irreführen kann, hinfort ganz fallen zu lassen und die Neubearbeitung eines erschienenen Bandes als editio altera zu bezeichnen. Außer diesen die Edition betreffenden Maßnahmen traf Wilamowitz noch eine andere von weittragender Bedeutung für die griechische Inschriftenforschung, die Gründung eines epigraphlachen Archivs bei der Akademie. In diesem werden, soweit irgend erreichbar, von jedem in den IG edierten Stein ein Papierabklatsch oder auch eine Photographie aufbewahrt, um eine dauernde Kontrolle der Lesungen, selbst bei Verlust der Steine, zu ermöglichen. Dieses Archiv dient aber nicht nur dem internen Gebrauch, sondern wird bereitwilligst für jedermann zugänglich gehalten; daher findet sich auch bei der Publikation. in den IG stets ein entsprechender Hinweis, wenn Abklatsch oder Photographie vorhanden ist.
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Die zentrale Bedeutung des Berliner Corpus für die griechische Epigraphik, die seine eingehendere Betrachtung erforderte, darf aber die Würdigung des hohen Aufschwungs, den die griechische Inschriftenforschung nahezu allenthalben genommen hat, nicht beeinträchtigen. So hat sich Italien vor allem durch die Publikation der kyrenischen und kretischen Inschriften (Inscriptiones Oreticae [I. Cret.] seit 1935 und kurz vor ihrem Abschluß) hohe Verdienste erworben und neuerdings durch die begonnene Edition der Inschriften des Dodekanes. Aber es würde hier zu weit führen, das für alle beteiligten Länder zu verfolgen, und einiger wie E nglands, Rußlands, Österreichs ist schon gedacht worden. Dochzweier muß besondere Erwähnung geschehen, Frankreichs und Amerikas. Frankreich, wo die Verbindung von Archäologie und Epigraphik immer eine enge gewesen ist , hat sich die PB.ege der Inschriftenkunde hauptsächlich angelegen sein lassen und eine lange Reihe hervorragender Epigraphiker aufzuweisen und ist heute zweifellos das Land mit dem zahlreichsten und fähigsten Nachwuchs. Unter seinen Publikationen sind an erster Stelle die FouiUes de Delphe8 [FD], Tome III : :f;pigraphie (seit 1909) und die Inscr·ipti<Jns de Delos [I. Delos] (seit 1926), die die Inschriftenfunde seiner beiden Hauptausgrabungen bringen, sowie die Inscriptions grecques et latines de la Syrie [I. Syrie] (seit 1929) zu nennen. Amerika, auch sonst um die zugleich archäologische und epigraphlache Durchforschung alter griechischer Länder bis nach dem Osten hin bemüht, hat sich , vor allem in Auswertung seiner epochemachenden Ausgrabung der athenischen Agora (seit 1931), die Inschriften Attikas zu seiner Domäne geschaffen und darin durch hervorragende Leistungen, hauptsächlich The Athenian Tribute !Mts [ATL] (4 Bände, 1939 1953), die unbestrittene Führung erworben. Hauptpublikationsorgan sind die prachtvollen Bände der Zeitschrift "Hesperia" (seit 1932). Auch ist in dem "Institute for Advanced Study" in Princeton ein umfassendes Abklatscharchiv der attischen Inschriften geschaffen worden. Die noch immer anschwellende Fülle des inschriftlichen Materials sowie seine Verarbeitung durch die verschiedensten Nationen erhöht natürlich die Schwierigkeit des für jeden Forscher unentbehrlichen Überblicks über das Ganz·e. Dem wollen abhelfen einmal die zusammenfa-ssenden Berichte, unter denen die jährlichen in der " R evue des ~tudes Grecques" [REG] (von J. und L. Robert) und die in bestimmten Abständen im "J ournal of Hellenie Studies" [JHS] (von M. N. Tod) erscheinenden die besten sind , sodann das in Zusammenarbeit mit zahlreichen Fachgenossen von J. J. E . H ondius gegründete, nach dessen Tode von A. G. Woodhead weitergeführte Supplementum Epigraphicum Graecum [SEG] (in Leiden, seit 1923), das in geographischer Gruppierung die neu veröffentlichten Texte und die Verbesserungen zu 2•
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den alten bringt. Auch eine eigene epigraphische Zeitschrift ist von A. Calderini gegründet worden: " Epigraphica. Rivista italiana di epigrafia" (in Mailand, seit 1939). So ist das Streben nach der unbedingt erforderlichen internationalen Zusammenarbeit, da ohne sie wahres wissenschaftliches Forschen überhaupt kaum denkbar ist, auch auf dem Gebiete der Inschriftenkunde lebendig, war es ja gerade hier von Anfang an gewesen. Es fand seinen überzeugenden Ausdruck auf dem ersten internationalen Epigraphikerkongreß 1938 in Amsterdam, dem dann freilich infolge der Zeitumstände der zweite erst 1952 in P aris gefolgt ist; doch sollen nunmehr diese Kongresse in der R egel alle vier J ahre stattfinden. Und wie könnte auch auf anderem Wege, so begrüßenswert und fruchtbar die Sondertätigkeit der einzelnen Nationen ist, der Aufbau und Ausbau der großen zusammenfassenden Editionen, wie sie für das europäische Griechenland und die Inseln die Inscriptiones Graecae und für Kleinasien die Tituli Asiae Minoris darstellen, geleistet werden ? Diese Unternehmen sind ja doch nicht irgendwelchen Führungsansprüchen entsprungen, sondern lediglich dem Bestreben, dem dringenden Bedürfnis der ·Wissenschaft nach einheitlicher und übersichtlicher Zusammenfassung des gewaltigen Materials zu dienen, und wollen nur den Rahmen für die Zusammenarbeit aller Nationen abgeben. Und diese H offnung hat nicht getrogen, die internationale Zusammenarbeit hat sich in dankenswerter und schönster Weise betätigt und tut es noch. Andererseits haben sich, anfangs aus zeit bedingten Gründen, auch Tendenzen zu getrennten, z. T. schon erwähnten Publikationen durchgesetzt, die zu Rissen in dem vorgesteckten Rahmen der Inscriptiones Graecae führten. Und die verstärkte Pflege der Epigraphik bei den einzelnen Nationen hat diese Tendenzen begünstigt, so daß zweifellos mindestens zunächst die Entwicklung in dieser Richtung weitergehen und eine weitere Aufsplitterung mit sich bringen wird. Aber man darf gewiß sein, daß sich gegenüber der wachsenden Vielzahl von Sonderpublikationen das B edürfnis nach wenigen großen, zusammenfassenden Editionen, an die sich jeder Vertreter der Altertumswissenschaft ohne langes Suchen und Fragen wenden kann , wieder durchsetzen wird. Literatur
s. CHADERT, H istoire sommaire des etudes d'~p igraphie grecque, Paris W . LARFELD, Griech. Epigra.phik 3 nach weisen.
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1906. § 3-100, mit o.usführlichen Literatur·
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III. DIE WICHTIGSTEN INSCHRIFTENPUBLIKATIONEN Ein ausgezeichneter Führer duTch das Gesamtgebiet der inschriftlichen Publikationen und ammlungen ist das Buch von J. J. E. Hmmrus, axa loquuntur, Leiden 1938 (in holländischer Sprache). A. Co rpor a Die hauptsächlichsten Werke sind in der Darstellung der Geschichte der griechischen Epigraphik (Abschnitt II) schon aufgeführt. In Ergänzung mögen zm1ächst ein paar nähere }\.n gaben über die Inscriptiones Graecae tmd die Tituli Asiae Minoris folgen. E ine Gesamtübersicht über die Anlage der I nscriptiones Gmeca.e [IO ] i. t jeder einzelnen ihrer Pu blikationen beigegeben (,-gl. auch den .,Tableau de l'etat actuel des Inscl'iptiones Graecae· ' in den Actes du deuxieme congres international d'epigraphie grecque et latine Paris 1952[ P aris 1953] . 33ff.). Nachstehend seien nur die bereits edierten Bä.ndlu~a-ra nczea~vfhrctxd) ist von L. ROBERT eine zusammenfassende Behandlung in Aussicht gestellt worden, vgl. dessen Hellenica. lll 1946, 15 1•
b. Die Weihinsc hriften Was zunächst den Gegenstand der Weihung anlangt, so kann natürlich schlechterdings alles Erdenkliche geweiht werden, vom unscheinbarsten Gebrauchsstück bis zum wertvollsten und kostbarsten Kunstwerk, vom kleinsten Miniatursymbol bis zum ganzen Tempel oder anderen Baulichkeiten. Es können aber auch geistige Leistungen sein, die der Gottheit dargebracht werden, wie die auf Stein aufgezeichneten und ausdrücklich als Weihgaben bezeichneten Hymnen des lsyllos in Epidauros (IG IV2 1, 128) oder des Aristonoos in Delphi (FD ID 2, 191) - auch die berühmten Hymnen mit Musiknoten auf der Wand des Schatzhauses der Athener in Delphi (FD III 2, 137 / 8) werden Weihungen sein - oder wissenschaftliche Arbeiten, wie die astronomische Inschrift in Rhodos (IG XII 1, 913) " Dankesgabe" (xaewn]ewv) heißt ; nicht anders zu beurteilen ist auch die inschriftliche Publikation einer Chronik auf der Insel Paros, das bekannte Marmor Parium (IG XII 5, 444} , und manche andere literarische Aufzeichnung auf Stein; sogar Stenographiesysteme sind uns in Inschriften aus Athen (IG II/ID2 2783) und Delphi (BCH 80, 1956, 20ff.) erhalten. So wird sich die \~·ahl der Weihung aus dem individuellen Anlaß und dem persönlichen Vermögen oder aus Kultvorschrift und Sitte herleiten. Zur letzteren gehörte die Weihung von errungenen Sieges- oder Ehrenpreisen an die Gottheit, ein Brauch, der weite Verbreitung gefunden hatte. So weihte in Athen der Chorege (der "Chorführer", der die Kosten für die Ausrüstung des Chores trug) im Namen der im Wettstreit der Chöre siegreichen Phyle (d. h. einer der lokalen Einheiten, in die sich das athenische Volk seit K.leisthenes, ca. 507 v.Chr., gliederte) den als Preis erhaltenen traditionellen Dreifuß auf einer Basis, die keine anderen
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VI. Wuen· und Inhalt der griechi8chen Inschriften
Angaben trug als die Namen des Choregen, der Phyle, des Chormeisters und des Flötenspielers unter Hinzufügung des Archon, der dem Jahre den Namen gab. Es konnten auch prächtigere Monumente sein wie der berühmte, noch heute in Athen aufrechtstehende Rundbau des Lysikrates, auf dem der Dreifuß als Bekrönung stand und dessen Inschrift (IG IIJIIP 3042) als Beispiel angeführt sei: Avutxe&-r1J~ Avut{}el~ov
KtxvvveVt; exoe?}yet. l4xa,uanit; na.Mwv l:vtxa. etwv ."VI.et. Avut&~1Jt; l4D1}va'iot; e~.~auxe. Evatve-rot; nexe.
,
"Lysikrates, Lysitheides' Sohn, aus der Gemeinde Kikynna, war Chorege. (Die Phyle) Akamantis siegte im Knabenchor. Theon war Flötenspieler. Lysiades, der Athener [da ohne Angabe der Gemeinde ein ehrenhalber mit dem athenischen Bürgerrecht beschenkter Fremder], war Chormeister. Euainetos war Archon [335/4 v.Chr.]." So weihten ferner auch die wegen guter Amtsführung mit einem Kranze geehrten Beamten, sei es ein einzelner oder ein Kollegium, meist mit Namenliste, ihre Auszeichnung. Die Weihungen, die menschliche Körperteile darstellen - und es gibt wohl kaum einen, der darunter nicht vertreten wäre - , sind wie ihre modernen Analogien ohne weiteres als Dankesgaben für erlangte H eilung verständlich. Freilich gibt es hier einige Besonderheiten zu beachten. Die Nachbildungen von Ohren bedeuten nicht in jedem Falle ein H eilvotiv, sondern drücken sehr häufig die symbolische Bitte um Erhörung, wie sie sich denn zuweilen auch an Altären angebracht finden, oder auch den Dank für erlangte Erhörung aus (vgl. 0. WEINREIOH , Athenische Mitteilungen 37, 1912, 46ff. mit zahlreichen Abbildungen). Und was die Darstellung von Haar betrifft (vgl. die Photographie eines Reliefs, das zwei geflochtene Haarzöpfe zeigt, die Weihungzweier Männer an Poseidon, IG IX 2, 146), so bezeichnet sie nicht die Heilung von K ahlköpfigkeit, sondern hat einen anderen symbolischen Sinn. Da das Haar auch nach griechischer Auffassung als Sitz der Lebenskraft galt (Simson I), unterstellt sich derjenige, der sein Haar als Weihgabe, also gleichsam sich selbst, darbringt, ganz dem Schutze der Gottheit. Diese Sitte des Haaropfers war in Griechenland weit verbreitet sowohl unter Mä.nnern wie Frauen und wurde bei den mannigfaltigsten Anlässen geübt. Mehrfach finden sich auch die Abbildungen von Fußsohlen, entweder im Umriß eingeritzt oder in plastischer Darstellung auf einer Basis. Auch diese haben nichts mit Erkrankung von Füßen zu tun, sondern sind als Weihungen von denjenigen zu verstehen, die ihre Pilgerschaft zum Gotte bekunden wollten. Und nun zu den Inschriften. In der älteren Zeit pflegte es das Übliche zu sein, daß da-s Weihgeschenk selbst spricht, und zwar ent-
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b. Die W eihinschrijten
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weder so, daß es seinen Stifter nennt: o wv, A'YJf.wtaxo~), bei weitem häufiger aber sind goldene. In letzterem Falle pflegte die Kostenhöhe angegeben zu werden, z. B. xevaoo~ adq;avo~ dno xtUwv nee eav-rij(; -retp.~v (ähnlich G DI 2071 ). Diese Art der Freilassung konnte nun aber auch einen sakralen Charakter annehmen, indem die Freilassung entweder in Gegenwart eines Gottes (lvavda, lvwnto'V -rov ~eivo(; DeO'V), also in seinem H eiligtum, oder geradezu in d er Form der Weihung des Sklaven an die Gottheit vorgenommen wurde (Formel : ava-r:lD-rJut oder aviD-rJxev, auch gelegentlich andere Wendungen wie d.nr;).evDtewuev i>no -r:ov~ ~eiva(; #eoo(;, I G IX 12 , 82 c; manchmal verbunden acptr;ut __ xai ava-rlD-rJut, aber meist steht nur das letztere). Es ist klar, daß die Freilassung dadurch eine höhere, eben die sakrale Sicherung erhielt; denn entweder war nun der betreffende Gott Zeuge und damit Schützer d es freigelassenen Sklaven geworden oder geradezu der Besitzer. Ursprünglich ernst gemeint, so d aß d er Sklave ein lee6~ovJ.o(; wurde, was seine Situation entschieden schon leichter gemacht hat, wird die Weihung an den Gott immer mehr eine Fiktion, indem als selbstverständlich vorausgesetzt wird, daß dieser von seinem nunmehrigen Besitzrechte keinen Gebrauch macht, sondern der Sklave frei wird, was zuweilen ausdrücklich gesagt ist, z. B. aviD-rJxav __ nöt .ftn6).).wvt -rwt IlvDlwt en' üev{}eelat (GDI 2172), avMJr;xe __ -rwt .ftn6Uwvt -rwt IlvDlwt uwp.a ("Sklave") yvvatxeiov, at övop.a Mvauw, wu-r:e ("unter der Bedingung" ) leeav elp.ev xal avecpam:ov (" unanrührbar") xal l).ev-8-ieav Mvauw (GDI 2097). Aber wenn auch so der Gott nur nominell der Besitzer d es Sklaven wird, ist doch erreicht, daß jetzt jede Verletzung seiner Freiheit eine Verletzung der R echte der Gottheit selbst bedeutete, also einen religiösen Frevel. Die andere Hauptform d er Freilassung ist die des rechtsgültigen Verkaufs vor Zeugen an einen anderen zum Zwecke d er Freilassung (neäut(; ln' lAevDeetq.), Formel: d.ni~o-ro -r{[J ~eivt ln' O..ev-8-eelat. Wie weit es sich hier um einen scheinbaren Verkauf handelt, d er in Wirklichkeit zwischen Herrn und Sklaven erfolgt, aber da der Sklave als solcher
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4. Die Freikusungainschrijten
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nicht rechtsfähig ist, über einen Dritten, dem der Sklave sein mit dem Herrn vereinbartes Lösegeld anvertraut hat, in rechtskräftiger Form vorgenommen wird, entzieht sich unserer Kenntnis, doch wird man es wohl als die Regel anzunehmen haben. Auch diese Art der Freilassung konnte nun eine sakrale Form erhalten, dadurch daß der Verkauf an eine Gottheit erfolgte. Hier liegt der Charakter des Scheinverkaufs offen zutage, und in Deiphi heißt es auch in solchen Urkunden: xaUw~ l:rda-r:evae 6 6eiva ( = Sklave) Twt -8-ewt Tav dwav. Der Sklave hat dem Gott den ganzen Kauf nebst der Kaufsumme anvertraut, der Gott handelt als dessen Patron. Der große Vorteil für den Sklaven ist einmal der, daß er bei dem Gotte vor jedem Mißbrauch seines Vertrauens unbedingt geschützt ist, dann aber vor allem die sakrale Sicherung, die er dadurch für seine Freiheit gewinnt und über die wir schon bei der Form der Freilassung durch die Weihung an eine Gottheit gesprochen haben. Auch hier wird der Gott keine Besitzerrechte geltend machen, ja er kann es gar nicht, da ja der Verkauf b r: llevi}eelat erfolgt, und in Deiphi folgt dem soeben angeführten Satze xaDw~ bda-r:evae 6 6eiva 't'Wt {}ewt Tav dwav die ausdrückliche Bedingung : l ql Wt't'e eJ.WOeeov eip.ev xal d.vüpcmTov d.no nall't'WV Tov nana ßlov, nowiJv't'a ö xa {}f).?J' xal cbtoTei zovTa ol~ (" wohin" ) xa -8-eA?Jt; denn diese Beziehung wird gesichert durch Urkunden wie GDI 1896; FD III 6, 39. 95 u.a. (gegen G. DAUX , Deiphes au rre et au Jer siecle s. 52/ 3). Diese F orm der Freilassung als Scheinverkauf an eine Gottheit ist die in Mittelgriechenland verbreitetste und findet sich vor allem in Deiphi in überwältigender Menge. E s erscheint daher angebracht, den Aufbau soloher delphischen Freilassungsurkunden hier vorzuführen, zumal sie einiger Erläuterungen bedürfen. Am Anfang steht die Datierung nach dem eponymen delphischen Archon sowie dem Monat (äexono~ Toii MivOl;, JJ-?JVO~ TOÜ &ivo~ ) ; oft sind in wechselnder Zahl Ratsherren hinzugefügt, und zwar nach Semestern (ßovJ.evon(JJV Tav newTav bzw. 6evTteav l~ap.?JVOV Twv 6etvwv ); seit ca. 100 v.Chr. erscheinen Jahresbuleuten, auch der Ratsschreiber begegnet zuweilen. Ist der Freilasser ein Nicht-Delpher, wird außer der delphischen Datierung auch noch die entsprechende seiner H eimat aufgeführt. Dann beginnt mit d.ne6oTo bzw. d.nt6ono , dem sehr häufig noch lni Toi'a6e ("unter folgenden Bedingungen" ) vorhergeht, der Text der Urkunde. Es folgt zunächst der Name des Freilassera - oft sind es mehrere, häufig ein Ehepaar, nicht selten auch eine Frau allein, bemerkenswerterweise oft ohne Vermittlung eines x-Veto~ {" Vormundes·' ) - , dann gelegentlich die Angabe des Einverständnisses und damit der formalen Verzichtleistung der an dem Verkauf interessierten Verwandten, in erster Linie also der nächsten Erben des Freila.ssers, ausgedrückt meist durch das Verbum crvvev&xeiv, daneben auch avv-
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VI. Wuen und I nhalt der griechischen I nschriften
evaeea-re'iv und avvsnatve'iv, also z.B. avvevboxe6nwv xal. -rwv vZwv (GDI 1816) ; weiter folgt der Gott (-rwt l4n6.1..Awvt 't'Wt Ilv{Hwt ), dann der Sklave (auch mehrere), bezeichnet nach Geschlecht, Alter, Namen und Herkunft (awp.a av~ee'iov bzw. yvvatxe'iov oder nawaewv, xoeaawv, xoet&av, Wt oder at avop.a N. N., TO ybo~ Ethnikon oder olmyeve~. lv&yeve~ " im Hause geboren"), ferner der Preis (np.ä~ dervelov z.B. p.väv -retä»v) und meist die Angabe, daß der Verkäufer die Summe vollständig erhalten habe (xal TaV Ttp.av exet oder antXEL näcrav), dahinter die schon oben erwähnte Wendung : xaDwc; inta't'evae xd. lq/ Wt't'E xd. Dann kommt die Aufführung des Garanten, des ßeßatw-r?]e (in Lokris heißt er neoano&S-rac; "Vizeverkä.ufer" ) - es sind zuweilen auch mehrere ; wenn der Verkäufer ein Nicht-Delpher ist, erscheinen in der R egel zwei ßeßatw-rijeec;, ein Delpher und einer aus der H eimat des Verkäufers - ; seine Aufgabe ist, solidarisch neben dem Verkäufer und eventuell an seiner Stelle für die Freiheit der verkauften Sache (also des Sklaven) von fremdem Rechte zu haften (J. PARTSOH, Griechisches Bürgschaftsrecht I S.340 ff.), d. h. also hier die Verpflichtung, den Sklaven zu schützen gegen jeden, der ihn unberecht igtseiner Freiheit berauben will, um so dem Gotte seinen Kauf zu garantieren . Das wird oft auch noch ausdrücklich durch den Zusatz bezeichnet: el ~6 n c; bp&.n-rot-ro -roii ~eivoc; (= Sklaven ) lnl xa't'a~ov.Atap.wt, ßeßawv naeex6nw TWt Dewt -rav dwav ö -re dno66p.evoc; xai o ßeßatw't'1](2, dem in der R egel Strafbestimmungen angeschlossen werden für den Fall, daß die Genannten ihrer Verpflichtung nicht nachkommen (neax-rtp.ot l6nwv, " sie sollen einer Pfändung unterworfen sein", mitunter bis zum Sechsfachen des Kaufpreises). Weiter folgt dann noch häufig die Bestimmung: Oftolwc; lJe xai ol naea't'vyxavov-rec; x-Vetot Mnwv avUov't'e~ wc; l .AeVDeeov lJv-ra &Cap.wt l&nec; xai dvvn6~txot naaac; Mxac; xal Cap.lac;, "ebenso sollen aber auch alle, die gerade dabei sind (wenn jemand Hand an den Sklaven legt), berechtigt sein, ihn als einen Freien zu entreißen, ohne daß sie dafür bestraft werden und irgendeinem gerichtlichen Verfahren und Strafe unterworfen sind". Am Schluß dann die Zeugen (p.ae-rveec;), in wechselnder Zahl, an der Spitze die beiden ApoBonpriester, dann Bea mte (äexonec;), schließlich Privatleute (Mtw't'at), unter denen sich, wenn der Freilasser Nicht-Delpher ist, auch Angehörige aus dessen H eimat befinden. Das Original der Urkunde (auf Papyrus oder einer Bolztafel, m vaxwv, auch nv~t~wv, also aus Buchsbaumholz) kam natürlich in das Tempelarchiv, aber Abschriften wurden häufig bei einem delphischen oder zugleich auch einem auswärtigen Bürger deponiert - die Namen sind dann in der Urkunde angeführt (ci cbva naea TOv lJeiva) - und schließlich die Urkunde auf irgendeiner Quader oder Mauer des H eiligtums (z.B. die Polygonmauer, siehe oben S. 44) aufgezeichnet, wo wir sie heute noch lesen. Soviel über das übliche Schema. der delphischen
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4. Die Freila8sungBiMchriften
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Freilassungsurkunden, die die Form des Verkaufs an den Gott aufweisen; auf Abweichungen und Besonderheiten wie z. B. die, wo sich der Sklave in Ermangelung des nötigen Geldes die Freikaufssumme vorschießen läßt, einzugehen, würde hier zu weit führen. Bei allen im vorstehenden genannten Arten der Freilassung konnte nun aber diese an mehr oder weniger zahlreiche Bedingungen geknüpft sein, d.h. konnten Verpflichtungen dem Sklaven auferlegt werden, nach deren Erfüllung erst er in den tatsächlichen Besitz seiner Freiheit kam. Infolge ihrer gewaltigen Zahl sind es die delphischen Freilassungsurkunden, die uns darüber am eingehendsten belehren. Die auch außerhalb Deiphis am häufigsten begegnende Bedingung ist die, daß der Sklave noch weiterhin entweder im Dienste des Freilassera oder einer anderen von diesem bestimmten Person, auch im Dienste dessen, der die Freikaufssumme für den Sklaven gezahlt hatte (GDI 1723), bleibt, und zwar in den meisten Fällen bis zum Tode der betreffenden Person, in anderen für eine festgesetzte Zeit; geläufigste Formel: naeap.ew&:r:w ~e 0 ~eiva ( = Sklave) naea TcW 6eiva ( = Freilasser oder andere Person), fw~ xa 'W'Y}t 6 ~eiva, notwv -r:o non-r:auu6pevov näv -r:o <Wva-r:ov avevxA.?]-r:w~ , " bleiben aber soll N. N. bei N. N., solange N. N. lebt, indem er jeden Auftrag, der nur in seiner Kraft steht, in tadelsfreier Weise verrichtet" (daneben viele Variationen). Der Herr (bzw. die betreffende andere Person) behält während dieser Zeit wohl das Züchtigungsrecht, aber er darf den Sklaven nicht verkaufen, da er ja kein Besitzrecht mehr über ihn hat; so heißt es z. B.: Y-Vew~ lu-r:w xoA.&,wv, Wt xa DtA.'Y}t -r:e6nwt, nJ.av p."J nwJ.rJua-r:w. Die vorzeitige Entlassung aus dieser naeap.ov?], die praktisch oft nur eine Fortsetzung der Sklaverei war, konnte entweder durch einen freien Willensakt des Herrn, also unentgeltlich, erfolgen, oder es war dem Sklaven ermöglicht, durch Zahlung einer oft schon in der eigentlichen Freilassungsurkunde vorher vereinbarten Summe, also im Grunde eines zweiten Lösegeldes, sich von der naeap.ov?] zu lösen (dnoJ.vew). Auch über diese an6J.vut~ wurde eine Urkunde aufgesetzt entweder in der Form einer neuen Verkaufsurkunde, durch die die erste, ausdrücklich oder stillschweigend, annulliert wurde (Beispiel: GDI 2143), oder (später) in der Form einer besonderen Urkunde mit der Wendung: 0 6eiva dntJ.vue -r:ä~ naeap.oväerückaiohtigte, ist ee ~eh geechrie~ wie gv $cht ~ers JPöglich, ~ lpt& tt4soripu•m (das Jot., su~pttp» ~ ja erst eine~ der Byr.4Dtiner dea 12. J4~und~ n. Cbr.), p.nd ~gibt di~ S~bung cu, cm ~r. Als f311f 4,oq in Q.er A.uaspr~he schwQ.Jld, Wl,lfde ~ oft auch nicflt mehr PlfPPri~~. JJnd Jltlf
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Erleichterung des mod.,trnen I~rs pßegt mp.u es j.p <J,iesem Ft.lle, wo es also auf dem Stein nicht steht, zu subslpi~rep. Wo Publikationen nicht die Originalzeilen der Inschrift beibehalten, sondern ~ ~UIQ.gründen einen kontinuierlic4ep T~xt geben, bezeichnen sie die Zeilen der Inschrift durch schwaolle sen.lta'echte Striche (I), die zur leichteren Orientierung von 5 zu 5 durcl) Doppelstrich .(II) oder einen fett~ren Strich (I) ersetzt werden. Und schließlich noch ein Wort zu den Ergänzungen der Inschriften. Rie sind durch entsprechende Klammern kenntlich gemacht, und man hüte sich, diese zu übersehen. Ma.n hüte sich aber ebensosehr, das,
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IX . Die Edition der griechi8chen I ~chnften
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was innerhalb dieser Klammern steht, auf Treu und Glauben als g~ichert
binzunehmen I Denn oft genug sind es nur exempli grat ia eingesetzte Ergänzungen, eine Praxis, die nicht unbedenklich ist, wenn sie sich nicht eines entsprechenden Hinweises oder eines zugefügten Fragezeichens bedient. Der Anfänger ist begreiflicherweise geneigt, die Ergänzungen auf die Autorität des Fachmannes hin gelten zu lassen, aber auch auf den Epigraphiker selbst können sie so suggestiv wirken , daß er sich oft schwer von dem durch sie angezeigten Wege freimacht. Gewiß ist es nicht nur erwünscht, sondern auch Pßicht des Editors, zum Ausdruck zu bringen, wie er sich etwa den Inhalt und Aufbau der Inschrift gedacht hat, und auch beispielsweise den Wortlaut herzustellen zu versuchen. Aber wo f>.S sich nicht um durch Parallelen gesicherte oder höchst wahrscheinliche Ergänzungen handelt, ist es doch ratsamer, Ergänzungsvorsobläge nicht in den Tel.."t zu setzen, sondern im Kommentar anzuführen. Hören wir, wie sich ein Meister des Ergänzens, L . RoBERT, selbst zu dieser Frage geäußert hat (Hellenica. I 1940, 149/ 50): "TIme semble qu' en prinoipe une restitution de ce genre [exempli gratia] n'est pa.s 8. reoommander. TI est preferable de ne pa.s ehvelopper les parties conservees dansdes restitutions qui n' ont rien de necessaire. n faut plutöt, je crois, s'employer 8. une a.nalyse tree precise des mots qui subsistent sur la. pierre et en fixer Ia oonstruotion; alots seulement, qua.nd le sens aura ete degage de f8.9on certame1 on pourra, dans certains cas, tenter de proposer des restitutions pre(}ises, en citant les documents sur lesquets on s'appuie et qui peuvent etre invoques comme paralleles. C'est alors qu'on pourra proposer une restitution exempli gratia; c'est-8.-dire que, parmi des formules analogues, on choisira l'une ou l'autre, 8. titre d'exemple. Mais il faut, je crois, prosorire ~e restauration qui, exerwpU. gratia, suggere des supplements entierement hypothetiques et n'exclut pa.s Ja possibilite de supplements completement differente. Plutöt que de combler les lacunes avec n'importe quel supplement, il faut ne pa.s restituer; le blano, non restitue pa.r l'editeur, est pour les autres sava.nts un stimula.nt ala recherohe; le supplement insere sans probabilite ma.sque la difficulte." Wir schließen damit diesen Abriß der griechischen Epigraphik, in der Hoffnung, daß es uns gelungen ist, dem Leser einen Oberblick über diesen Zweig der Wissenschaft vom griechischen Altertum verschafft zu haben und, wenn er sich von der Notwendigkeit der Beschäftigung auch mit den griechischen Inschriften hat überzeugen lassen, eine erste Hilfe zum eigenen Einarbeiten zu leisten. Wie in der Philologie muß die ständige Lektüre der T exte obenan stehen, daneben aber hat als sicherste Führung zu einem vertieften Verständnis das Studium der Arbeiten von ADOLF Wn.HELM und Lours RoBERT zu gelten.
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1 X. Die Edition der griechischen l n8clwiften •
Und als letzt~ sei ein Wort epter Sorge gestattet. Es ist eine große Reihe namhafter und verdienter Gelehrter, auf die die epigraphlache Forschung in Deutschland mit berechtigtem Stolz zurückblic~en kann, aber ihre Zahl ist kleiner und kleiner geworden, ja im Aussterben und der Nachwuchs noch sehr gering. Deutschland bedarf dringend neuer Kräfte, um das Erbe seiner Väter auch auf diesem Gebiete zu wahren. Möge dieser AppelJ nicht ungehört verhallen! Literatur
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Über die "epigraphische Technik" im weitesten Sinne, vor allem bei der Aufnahme von Inschriften und ihrer Edition, vgl. S. REINACH, Traite d 'epigraphie grecque S. XIV- XXXIll, und W. LAB.FELD, Griech. Epigraphik §§ 121- 126 (technische Behandlung der Inschriften) und 127-141 (Kritik und Hermeneutik der Inschriften); knapp, aber inhaltsreich die Zusammenfassung bei A. REBM im Handbuch der Archäologie I S. 185- 189. Zum Leidenar Klammersystem vgl. U. Wn.OKEN, Archiv f. Papyrusforschung 10, 1933, 211/2. Beachtung verdient das Verfahren, das P. FRIEDLÄNDER jüngst in seinem Buche "Epigrammata. Greek inscriptions in verse. From the beginnings to the Persian wars" (Berkeley and Los Angeles 1948) angewendet hat, um sichere und unsichere Ergänzungen zu kennzeichnen: er gibt die erstere.n in gleichen Buchstaben, die letzteren in kleineren. - Die Arbeiten von A. WILHELM und L. ROBERT sind über eine Unzahl von Zeitschriften zerstreut; von zusammenfassenden Werken nennen wir als besonders wichtige : von A. WILHELM: Beiträge zur griechischen Inschriftenkunde ( = Sonderschriften des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien, Band VII), Wien 1909, und aus den Sitzungsberichten der Wiener Akademie "Neue Beiträge zur griechischen Inschriftenkunde" I-VI (1911. 1912. 1913. 1915. 1932 1921) und "Attische Urkunden" I- V (1911. 1916. 1925. 1939. 1942); von L. ROBERT: Etudes epigraphiques et philologiques ( = Bibliotheque de l'Ecole des Hautes Etudes, fase . 272), Paris 1938, und seine " Hellenica" I-X (1940-1955). (Abgeschlossen im August 1956)
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REGI STER 1. Sachregister
Abklatsch 97ff. Abkürzungen 48 f. Adoption (Bezeichnung) 56 Ären 94.96 Agonistische Weihungen 62 Alphabetreihen 37 Altersangabe des Toten 57 Amendemen ts s. Zusatzanträge Amtskalender 74 Anbringung der Inschriften 44 Anordnung der Schriftzeichen 47ff. Apices 42 Archonten, attische 94. 95 - , delische 94. 95 Aufstellung von Statuen 63f. 65 Aufzeichnungstechnik 46 f. Ausmalung der Inschriften 46 Bauinschriften 89 Bekränzung 76 - , Verkündigung 76 - , Wiederholung 76 Belobigung 76 Berufsangabe d es Toten 56. 59 Bildbauerinschriften 27. 65ff. Bleünschriften 45 Bronzeinschriften 45..46 Bürgerrecht, Verkauf 83 - , Verleihung SOf. 83 Buchschrift 41 Buchstabenformen 4lff. - , Sonderformen 40 Bustrophedon 47 Datierung der Inschriften 93ff. Dekrete 67ff. - , Form der attischen 7l ff. 83 - , in Protokollform 70 Demotikon (At hen) 56 Dialekte 92 Dialektinschriften 26. 91 Differenzierung der Vokale 39f. Digamma 37 Doppelausfertigung von Inschriften 52 Doppellaute 38f. Doppelnamen 55 Dreifuß 59f. Edition der Inschriften 97 ff. Ehrenbeschlüsse 52. 75ff. ,.Ehrenbürgerrecht" SOf.
Ehreninschriften 62ff. ,.Ehrentafeln" 64f. Ehrungen 75ff. • Epigramme 27 - , Grabepigramme 27. 57 f. - , historische 27 Epigraphik, Aufgaben 10. 11 - , Bedeutung 8ff. - , Begriff 7f. - , Geschichte 12ff. Eponyme 93f. Ergänzungen lOOf. Fehler in Inschriften s. Schreibfehler Fluchtafeln 22. 27. 45 Formelwesen 91 f. Frau (Verwandtscha.ftsbezeichnung)56 Freigelassener, R echtsstellung 87f. Freilassung, Formen 83ff. 87 f . Freilassungsinschriften 83ff. Fußsohlen, Abbildung 60. 62 Gedenkinschriften 62 Gefallenenlisten s. Listen Grab, Bezeichnung 91 Grabepigramme s. Epigramme Grabinschriften 54ff. - , fli.r Tiere 58 Grabmal, Formen 54f. Grabstele s. Stele Haaropfer 60. 62 Hände, erhobene 55 Romonymität (Bezeichnung) 56 Indiktionen 94. 96 Inschriften, Abbildungen 27 - , agonistische 27. 89 - . historische 9. 27 - , juristische 27. 89 - , sakrale 27. 58. 89 - , Sammlungen 21ff. Inschriftenträger 44ff. Interpunktion 48 I onisches Alphabet 40f. I ota subscripturn 100 Juristische Inschriften s. lnscbriften Klammersystem. Leidenar 99 f. - , älteres 100
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104 Königsbriefe 27 Koine 91. 92 Kondolenzdekrete 58. 59 Korrekturen in Inschriften 46 Kränze 60. 7ß - , auf Grabstelen 5o Kreta, Bilderschrift 28 f. - , Linear A 29. 30. 31 - , Linear B 29ff. 32 - , Sprache 30 Kursivschrift 28. 42. 43 Kypros 31. 35 Latex-Abguß 98f. Lekythen 55 Lesezeichen 49 Ligaturen 42 Listen der Eponymen 93 f. - Gefall«"nen 58 - Proxenen 79 - Tbeorodoken 79 Lntrophoren 55 Lysikratesdenkmal 60 Mannor Parium 59 Metallinschriften -i5 Metöken 56. 88 Milet 40f. Minuskelschrift 28 Monatsnamen 94. 96 Mondjahr 94 f. Monumentalschrift 28. -i2 .,Motive" 75. 83 Naiskos 55 Namensiühnmg 55f. Ohr, Nachbildung 60 Olympiadenzählung 9-i Originalität der ln.echriften 00 Omamentale Inschriften "f. Paläographie 28 Papyrologie 7 Papyrus, Papyri 28. 50. 90. 92 Paramone 87 Photographie 98 Phylen (attische) ts9. 73 Pleonastische Schreibung 39 Präskript 73f. Preis von Statuen 65 Privilegien 78. 79 Probuleuma 71 f. ProbuJeumati.sche Dekrete 71 f. - Fonnel 71 f. Proekynemata 6lf. Proxenie 78. 8lf. - , Dekrete 68f. 78ff. 83 Prytaneion 76
Regi8ter Prytan.ie 73 Prytanienschreiber 7 4 Pylos, Palast 29
Ratsbeschlüsse 72 Rechtsgültigkeit rler Verewigung 53 Reliefbuchstaben 4G Sakralinschriften s. Inschriften Sn.n 36f. Sanktionsantrag 71. 72. 75 - fonnel 69. 71. 72 Schaltjahr 74. 95 Schreibersignaturen 4 7 Schreibfehlt>r 46f. 90 Schrüt, griechische 28ff. - , kretische s. Kreta - , kyprische Silbenschrift 31 . 33 - , Linear B in Griechenland 29 - , phönikische 32 f. 35 Schriftdatierung 43. 95 Scriptio continua 48 Silbentrennung 48 Solonische Gesetze 51 Speisung im Prytaneion 76. 77 Sprache der Inschriften 90ff. - , Griechisch der Römer 92 Statue 63f. 76f. Stele 45. 54f. - , Bezeichnungen 91 Stenographiesysteme 59 Ste-phah~horen (Milet) 93f. 9lSf. Sto1chedon 48 TabuJa ansata 45 Tituli memoriales s. GedenklhschHften Todesdatum 56 Trostsprüche in Grabinachrif\en 57 Übersohriften 48 Unzialschrift 28 V aeenin8ohriften 27
Verewigung von Urkunden 51 f . Verfiuchubg von Grabschändern 57. 59 Veröffentlichung von Urkunden 60f. Volksbeechlüsse 72 Vulgärinschriften 90 Vulgärsprache 92 Weibeformein 57 Weihinschriften 59ff. Weihungen 59f. Wiederverwendung von DenkmfiJem 66f. Zierschrift 42 Zusatzanträge 70 .,Zusatzbuchstaben" 38f. 40
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105 2. 0 r i e c h i s o h dtpt&V 4 7 d11ar&IJba& 54. 61. 62 dumw6el 79 duv.tel 79 duvUa 79 ßeßa&wT~(!
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And.ronikos, M. 88 Audollent, A. 27 Austin, R. P. 49 A vi-Yonah, M. 49 Aymard, A. 96 Bauer, H. 3ts Bechtel, F. 26. 92 Beee, N. A. 25 Bekker, I. 16 Biokennann, E. 83. 9ß Billheimer, A. 83 Bischotf, E. 96 Bissing, W. von 31 Blaß, F. 92 Bloch, M. 87 Böokh, A. 16f. Bousquet, J . 64. 8~ Brandis 72 Brecoia, E. 26 Bröndsted 14 Buck, C. D. 92 Buckler, W. H . 2ö. 77 Busolt, 0. 83. 88 Buttmann, Ph. 15
Cadoux, T. J. 95 Cagnat, R . 26 Calder, W. M. 24. 25
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KaMlV enl eb&a, f5Bi'n1'0V 76 Klw• 91
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II (auf Grabsteinen) 57 1rl11cJ.X'01' 8 6 1rf!oanOOOTa' 86 neoßookv,ua 71 f. 1r(!Oec5eo& 7 4 ne~.ua 62 1r(!Ouwnov ,,Büste" 77 nQwTw& ,una Ta leea 79 nvetc5&ov 86
GtJ,u1JQ&Bc5eo& 7 4 TaiiTa (Grabformel) 57
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vlO, Tij' n&.tew, o. ä. 56
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Grabi~hriften)
56f.
3. Personenregister
Calderini, A. 20. $8 Cameron, A. 20 Carpenter, R. 36 Casaon, 8. 4 7. Chabert, 8. 20 Chadwiok, J. 30. 31 Chandler 14 ChisbuH 14 Choiseul-Gouffier 14 Ciriaco de' Pizzicolli 13 Clarke Cookere) 14 G>la