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Geschichten aus dem Fantastik Magazin WARP-online
Das Star Trek Spezial
Warpfaktor 8
'Warpfaktor' ist eine kosten...
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Geschichten aus dem Fantastik Magazin WARP-online
Das Star Trek Spezial
Warpfaktor 8
'Warpfaktor' ist eine kostenlose Star Trek Anthologie von www.WARP-online.de, dem Fantastik Magazin. Alle Rechte der Geschichten und Bilder verbleiben bei den jeweiligen Autoren und Künstlern.
Warpfaktor 8 Copyright 2003 WARP-online Herausgeber: www.WARP-online.de Satz und Layout: Bernd Timm Alle Texte und Bilder sind bereits jeweils einzeln bei www.WARP-online.de erschienen und zur Veröffentlichung durch WARP-online freigegeben. Die Magazin-Reihe ist eine Sammlung von Beiträgen, die zusätzlichen Kreis interessierter Leser anspricht und die Namen der Autoren und Künstler bekannter macht. Weder das Fehlen noch das Vorhandensein von Warenzeichenkennzeichnungen berührt die Rechtslage eingetragener Warenzeichnungen.
1000 Seiten Fantastik www.WARP-online.de bringt das ganze Spektrum der Fantastik: Bilder, Geschichten, Artikel, Projekte, Reportagen, Interviews, Wissenschaft, Comic, Kostüme, SF-Kabarett, Lyrik, Film-& TV-Projekte, Modelle und mehr!
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Inhalt Cover von Volker Krug Befall ......................................................................................................... 5 von Thomas Kohlschmidt ..................................................................................................... Die Liebe von Ensign Krueger zu Carol Huygen gerät aus dem Ruder! Und die Voyager gerät in große Gefahr! Gefährliche Mikroben auf der Raumschiff-Außenhaut Krueger hatte den Phaser auf Töten gestellt! Nun war ihm wirklich alles egal. .................................................................................
Schattenjagd .......................................................................................... 10 von Thomas Kohlschmidt ..................................................................................................... Es greift die Hülle der Enterprise an. Picard auf einer besonderen Außenmission... ..........................
Intuition .................................................................................................. 13 von Thomas Kohlschmidt ..................................................................................................... Picard kann es fühlen: Ein vergessen geglaubter Schrecken kehrt zurück! .......................................
Brainstorming ........................................................................................ 15 von Thomas Kohlschmidt ..................................................................................................... Captain Archer will Wunder erleben! Können ihm Kollegen ´Kirk und Co´ dabei helfen? ...................
Getrieben................................................................................................ 17 von Heike Bungenstock ........................................................................................................ Es ist eine Frist in Fesseln. Doch die Sterne warten..........................................................................
Graulige Ostern ..................................................................................... 19 von Martie Schneider............................................................................................................ Ein Ei schafft Unruhe. Ensign Pauls schrägster Tag! ........................................................................
Die Bio-Ethischen Kriege ..................................................................... 21 von Tom Kosch .................................................................................................................... Sie entdecken ein verwüstetes System. Hier wurde um das Leben gerungen... ................................
Welt ohne Flammen .............................................................................. 23 von Tom Kosch .................................................................................................................... Plötzlich stehen alle Feuer still! Die Voyager in einer seltsamen Welt! ..............................................
Schiff auf falschem Kurs ...................................................................... 25 von Thomas Kohlschmidt ..................................................................................................... Sie verlieren die Kontrolle über das Schiff. Und ein tödliches Spiel beginnt... ....................................
Riker reloaded........................................................................................ 27 von Thomas Kohlschmidt ..................................................................................................... Im Bann der Matrix: Kann Nummer 1 die Frau seiner Träume gewinnen? .........................................
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Der Störfaktor ........................................................................................ 29 von Thomas Kohlschmidt ..................................................................................................... Captain Kirk will sich entspannen. Doch daraus wird wohl nix... ........................................................
Die Eindringlinge................................................................................... 31 von Detlev Zusing ................................................................................................................ Eine Flotte kommt aus dem Nichts. Ihr Ziel: Die Sonne!....................................................................
Die versteinerten Sonnen ..................................................................... 33 von Thomas Kohlschmidt ..................................................................................................... Ein Gestirn haucht sein Leben aus. Mit entsetzlichen Folgen... In der Föderation ist man ratlos: Wie hält man die Sonnenpest auf? Picard in der ´Sundiver`. Auf dem Weg zum Kern. Die Enterprise im Noteinsatz. Wie stoppen sie die Lambda-Drift?.................................................................................
Dumm gelaufen...................................................................................... 40 von Janina Kuffner ............................................................................................................... Kirk und Co werden gestoppt. Eine Peinlichkeit steht bevor... ...........................................................
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Befall von Thomas Kohlschmidt
Die Liebe von Ensign Krueger zu Carol Huygen gerät aus dem Ruder! Und die Voyager gerät in große Gefahr! Gefährliche Mikroben auf der Raumschiff-Außenhaut Krueger hatte den Phaser auf Töten gestellt! Nun war ihm wirklich alles egal.
Das Leben war wirklich eigenartig! Da flog man nun seit fast fünf Jahren zusammen mit dem bezauberndsten Wesen des Universums auf einem Schiff und bemerkte es nicht! Ensign Krueger schüttelte den Kopf und musste in sich hineinlachen. Die Voyager war nun schon so lange im Delta-Quadranten, aber erst vor drei Tagen war Lieutenant Carol Huygen in den Bereich seiner Wahrnehmung gedrungen. Und nicht nur das: Er spürte sein Herz klopfen, wie nie zuvor. Diese Frau... , diese Frau... war einfach un-glaublich! Krueger spürte seine Haut kribbeln. Ihm wurde heiß und kalt und schwindelig, wenn er nur an sie dachte. „Wie in einem Kitschroman“, dachte er belustigt. So etwas hatte er immer als Unsinn abgetan: Liebe auf den ersten Blick. Doch nun wusste er es besser. Diese herrliche Carol Huygen war ihm unter die Haut gegangen und tief in sein Herz eingeschlagen. Gerade stand er wieder versonnen am Syntheziser der Mannschaftsmesse (er mochte das Essen von Neelix absolut nicht), und spähte zu ihr hinüber. Die schwarzhaarige Frau mit der zierlichen Figur und dem niedlichen Lächeln saß so, dass sie ihm seitlich zugewandt war und aß zusammen mit zwei Freundinnen eine große Portion Gartian-Schnitzel mit Julir-Früchten. Dies war ihr Lieblingsgericht, das wusste er schon, und davon konnte diese kleine Person jede Menge verputzen. – Was war es für ein Glück, dass Carol... - hupps, er nannte sie in Gedanken immer nur beim Vornamen – vor drei Tagen in seine Schicht versetzt worden war. Das musste die Erklärung dafür sein, dass man sich bisher kaum begegnet war: Sie hatten wohl immer gegensätzliche Dienstzeiten an Bord gehabt. Und während er schlief, lief diese Göttin hier an Bord umher und... Krueger sah sich hastig im Raum um, ... und konnte anderen Männern gefallen! Er spürte Zorn in sich hochsteigen. Solch eine schöne und charmante Frau musste doch alle hier verrückt machen! Wahrscheinlich war ihre gesamte frühere Schicht hinter ihr her! Und die Männer hier an den Tischen schielten alle zu ihr rüber! Zum Beispiel Commander Chakotay! Krueger schluckte. Mit dem würde er nicht mithalten können... – Er atmete mehrmals schwer, und war froh zu sehen, dass der ehemalige Marquee-Anführer gerade aufstand und in Eile den Raum verließ, da er just in diesem Augenblick über den Kommunikator vom Captain gerufen worden war. Krueger war erleichtert zu sehen, dass Carol nicht vom Essen aufsah. - Ja, es stimmte ja schon: Sie hatte bisher noch keinen Freund! Er war gerade dabei herauszuspionieren, ob das wirklich so war. – Und wenn, dann würde ihn das wundern. Eine so schöne Frau und noch allein? Da stimmte doch was nicht! In Kruegers Leidenschaft mischte sich Beunruhigung. Was stimmte da nicht? Was nur? – Er würde es herausbekommen. Er musste alles über Carol wissen, alles, alles! – *********************** Chakoty sah erst Janeway, und dann Seven of Nine ernst an. „Und es gibt keinen Zweifel?“, fragte er. - „Ich habe die Messungen an der Außenhülle dreimal wiederholt und die Daten gegeneinander abgeglichen“, erwiderte die ehemalige Borg mit einem Unterton, der leicht vorwurfsvoll nach „halten Sie mich etwa für un-effizient?“ klang. Chakoty bemühte sich schnell „Aber natürlich, entschuldigen Sie, Seven!“ zu sagen und der 5
Captain lächelte kurz, wurde dann aber wieder konzentriert. „Es sieht in der Tat so aus“, sagte sie, „dass wir beim Durchflug durch die Ionen-Anomalie einen Schleier bislang unbekannter Stoffe mit uns gezogen haben, die sich auf der Außenhülle der Voyager niedergeschlagen haben. Und diese Substanzen sind nun - gemäß der Messergebnisse – der Nährboden für einige höchst unerfreuliche Mikroben geworden, die das Metall angreifen!“ - „In wie fern angreifen?“, wollte der Indianer wissen. - „Genaues wissen wir noch nicht – die Analysen sind angeschoben – aber es scheint so, als würden die MikroOrganismen mit der Voyager interagieren und ihre Hülle durchstoßen. Sie zerfressen die äußeren Platten!“ - „Schädlinge!“ - „Ja, das Schiff hat sich eine Art von Weltraumparasiten eingefangen. Wir müssen das Viehzeug schnell wieder loswerden. Aber erst müssen wir seine Wirkweise kennen!“ Chakotay nickte. „In Ordnung! Sammeln wir also zuerst Fakten. Wir müssen alles über diese Lebensform wissen!“
Teil 2 Ensign Krueger hatte schweißnasse Hände. Die ganze Nacht hatte er sich im Bett herumgeworfen und im Halbschlaf überlegt, wie er sich Carol Huygen am besten nähern sollte. Sie hatte bisher nur wenig miteinander gesprochen. Und die wenigen Male war es auch nur dienstlich gewesen. Immerhin hatte er es geschafft, dass ihn Mason dafür eingeteilt hatte, Carol auf der Station das neue Betatron-X-Modul zu erklären, für das er der Experte schlechthin war. Das war ursprünglich der Job von Ensign Nielsen gewesen, aber der konnte glücklicherweise nicht gut erklären, und da hatte sich Krueger schnell angeboten. „Das war clever gewesen, alter Knabe“, lobte sich der verliebte Mann selber, konnte aber seine Schmerzen auch durch solch Annerkennung früherer Entschlossenheit nicht wirklich mildern. – Es war eine Katastrophe geworden! Dabei hatte zuerst alles so schön angefangen: Carol und er hatten sich zu zweit in den Tranceiver-Raum auf Deck 6 begeben, und sie hatten sich dicht nebeneinander vor den Bildschirm mit den Strukturdateien gesetzt. Während er angefangen hatte, das Modul in seinem Aufbau zu erklären, war es ihm schon schwer gefallen, die Aufregung in seiner Stimme zu verbergen, die ständig zu zittern schien. Carol! Sie hatte wirklich und wahrhaftig nur wenige Zentimeter neben ihm gesessen, und er hatte ihren Duft genossen. Der Blick ihrer verwirrenden Augen war über sein Gesicht geglitten, wann immer er sich ihr zugewandt hatte. Dann hatte er stets schlucken müssen. Rot war er geworden. Bestimmt hatte sie es trotz der dämmrigen Beleuchtung an der Station gesehen. Aber sie war die ganze Zeit neutral und sachlich geblieben, was seine Erregung und Vergötterung nur noch gesteigert hatte. Wie unnahbar schön sie war,...wie wundervoll weich und kalt zugleich! – Krueger spürte Tränen in den Augen und krampfte seine Hände zu Fäusten. Er spürte ungezügelte Wut in sich hoch schäumen. Wenn er nur daran dachte, was dann geschehen war, dann packte ihn glatt der Irrsinn! Und er musste immer daran denken. Seit es vor vier Wochen passiert war, ging ihm diese Schmach nicht mehr aus Kopf und Herz! – Er hatte doch tatsächlich am Ende einer durchfieberten Stunde mit Carol an seiner Seite den Mut gefunden, sie zu fragen, ob man... na ja, ob man,... ob sie beide, ... na, sie wisse schon, ob man nicht vielleicht einmal, aber nur wenn es ihr auch recht wäre,... ob man vielleicht einmal zusammen Essen gehen könnte. So nach der Schicht. Er hatte danach gejapst, wie ein Fisch an Land, aber es war raus gewesen, sein Interesse an ihr. Und sie hatte ihn lieb und bezaubernd milde angelächelt. Ihre tiefen Augen hatten fast zärtlich auf ihm geruht, als sie es ihm gesagt hatte, was er nie hatte hören wollen: „Oh, das ist ein wirklich sehr freundlicher Vorschlag, vielen Dank, Mr. Krueger! Ich werde 6
Clark einmal fragen, wann wir das am besten einmal machen. Sehr gern! Aber in der nächsten Woche haben wir schon einiges vor. Vielleicht danach?“ Er hatte dagesessen und nur „W... w... wer ist Clark?“ stammeln können. Und sie hatte mit einem kleinen Flackern im Blick erwidert: „Na, mein Freund! Sie müssen ihn doch kennen: Ensign Clark Tayson aus der Sicherheit!“ „K... kenn ich. Klar!“ hatte er schnell hervorgewürgt, und das Bild dieses Hünen war ihm seither nicht mehr aus dem Kopf gegangen! Tayson! Natürlich! Tayson! Frauen wie Carol standen auf Athleten und Supermänner, und nicht auf zierliche Bücherwürmer, wie er selbst einer war! Wie hatte er das nur vergessen können, wie hatte er sich selbst nur für eine Sekunde vormachen können, er habe auch nur die geringste Chance bei so einer göttlichen Frau wie Carol! – Krueger schritt in seiner Station auf und ab, in der er im Moment – Gott sei Dank – alleine war. Er sah immer wieder die schöne Frau vor sich, ihr Gesicht, ihre Augen, ihr Mund, ihre Figur... Und dann sah er vor seinem geistigen Auge Tayson, diesen aggressive Macho, wie er Carol packte und grob an sich zog und küsste. Und es gefiel ihr! – „Nein!“ ,winselte er, „Verdammt, nein!“ Und er begann erneut zu weinen. Sein Herz schien zu zerspringen. So quälte er sich schon seit vier Wochen umher, seit dem Gespräch mit Carol, die ihn, lieb wie sie war, sogar noch mal gefragt hatte, ob man vielleicht morgen zu Dritt essen gehen wollte. „Mein Freund möchte Sie auch sehr gern kennen lernen, Mr. Tayson!“ hatte sie gesagt, „Er bewundert Ihre Arbeiten am Betatron-X-Modul!“ - „So, tut er das!“ , hatte Krueger daraufhin nur schnappen können, und „Ich überleg es mir!“ Unter Carols irritiertem Blick hatte er sich dann zurückgezogen und heute krank gemeldet. Trotzdem war er nun zum Dienst erschienen, um der Selbstzerfleischung allein mit sich zu entgehen. Aber es funktionierte nicht! Auch hier verfolgte ihn der Schmerz! Der Schmerz brachte ihn fast um. Und das alles nur wegen Tayson! Es gab immer diese Taysons, die alles kaputt machten! Krueger und Carol würden so glücklich miteinander werden können, das wusste er. Er würde doch viel besser zu einer empfindsamen Frau wie Carol passen, als dieser Klotz ohne Feingefühl! Der Typ stand ihrem gemeinsamen Glück im Wege! Krueger erinnerte zum Tausendsten Male, wie lieb und warm ihn seine Angebetete angeschaut hatte, von Anfang an. Er war sich sicher, dass sie ihn mochte! Ohne Tayson würde er sie erobern können! Das war Schicksal! Das musste so sein! Wer füreinander bestimmt ist, der bekommt sich auch! Und kein Hindernis würde das verhindern können! „Kein Hindernis...“, flüsterte Krueger und erinnerte sich daran, dass er nachher eine Sicherheits-Scan-Einheit in der Waffenklammer reparieren sollte... ************************** Chakoty nickte düster. Nun stand es fest: Die Mikroben fraßen tatsächlich das Metall der Raumschiff-Außenhaut, und zwar in einer Geschwindigkeit, die geradezu beängstigend war. Die Wesen vermehrten sich exponential und hatten sich bisher weder durch Kraftfelder, noch durch energetische Schocks bremsen lassen, die Janeway durch die Hülle hatte leiten lassen. Der Befall ließ sich mit konventionellen Mitteln nicht stoppen. Seven vermutete inzwischen, dass die Mikroben von etwas innerhalb der Voyager angezogen würden, das sie veranlasste, sich von Außen nach Innen durchzubohren. „Ich denke, sie wollen zum Warp-Kern! Die Kolonien wandern einerseits auf der Hülle in Richtung Maschinenraum, andererseits fressen sie sich in Winkeln ins Metall, deren Verlängerung die kürzeste Linie hin zur Intermix-Kammer beschreiben!“ „Ob sie Anti-Materie wollen?“ fragte Janeway ungläubig? - „Aber das würde sie doch zerstören!“, gab Chakotay zu bedenken. - „Ganz richtig, Commander“, erwiderte der Captain, „Aber manchmal ist es der innere Trieb einer Spezies, sich zu zerstören! So sonderbar und unlogisch das auch zunächst aussehen mag, oft erfüllt es einen tieferen Sinn...“ Der 7
Commander nickte nachdenklich. „Das könnte sein. Vielleicht haben Sie recht! – Finden wir es heraus!“ „Das müssen wir aber schnell tun“, sagte die ehemalige Borgdrohne kühl, „Es droht ein Hüllenbruch in nur sechs Stunden!“
Teil 3 Seven of Nine sah kühl wie immer auf die neuen Daten herab. Die letzten Computeranalysen zum Status der Voyager-Außenhülle lagen vor, ebenso die Populationsreihen der Mikroben aus den letzten drei Stunden. „Wie sieht es aus?“, wollte Captain Janeway wissen, die zusammen mit der ehemaligen Borg, Commander Chakoty und B´Elanna Torres am Besprechungstisch ihres Büros saß. - „Die Fraßrate der Wesen hat sich weiterhin exponential gesteigert, und wir können nun mit absoluter Sicherheit sagen, dass sie sich zum energetischen Zentrum dieses Schiffes vorarbeiten!“ – „Also ist wirklich der Warp-Kern ihr Ziel“, knurrte Chakotay. „Wir sollten den Kern herunterfahren“, befand Janeway, nickte Torres zu, und diese veranlasste das umgehend über ihren Kommunikator. - „Außerdem“, referierte Seven weiter, „zeigen die Populationsreihen der verschiedenen energetischen und physikalischen Tests, dass keine unserer Abwehrmethoden irgendeinen Einfluss auf die Mikroben hatte. Weder die Verstärkung des strukturellen Integrationsfeldes, noch die eingeleiteten hyperkausalen Ströme, Magnetismus, Kälte, Hitze oder Strahlungen des uns bekannten Spektrums konnten das Wachstum hemmen oder den Kurs der Kolonien ändern.“ - Janeway sah düster in die Runde der ratlosen Gesichter. „Allerdings konnten dennoch in einer Testsequenz kurze Schwankungen im Wachstum gemessen werden!“ - „Was meinen Sie damit?“, horchte Torres auf. „Nun, bei einem Test fiel die Wachstumsgeschwindigkeit sämtlicher Testkolonien kurzfristig um 67 Prozent und stieg danach wieder. Die Ursache war ein Überlagerungseffekt. Zur Zeit der Probe verlangsamte die Voyager ihren Flug wegen Wartungsarbeiten am Impulsantrieb, und beim Bremsvorgang trat der Einbruch auf!“ „Wie das?“, wunderte sich Janeway und weitete die Augen. - „Vibrationen“, antwortete Seven of Nine, „Die Wesen vertragen keine Vibrationen in der Hülle!“ – Für ein paar Sekunden herrschte verblüfftes Schweigen in der Runde, dann lachte Chakotay als Erster auf: „Na also! Dann ist das die Lösung! Rütteln wir die Mikroben einmal tüchtig durch, bis sie verschwunden sind!“ - Janeway nickte Torres und Seven zu. „Gute Arbeit! - Machen Sie es so!“ *************************************** Krueger hatte den Phaser auf Töten gestellt! Nun war ihm wirklich alles egal. Die letzten Stunden hatte er versucht dem Hass zu widerstehen, aber nun wusste er, dass es keinen Ausweg mehr für ihn gab. Der Ensign machte sich jetzt nichts mehr vor: Er würde nie im Leben Carols Herz gewinnen können. Was war er selbst schon gegen Clark Tayson, diesen Wunderknaben mit dem breiten Kreuz, der auch schon für die nächste Beförderung vorgesehen und ein Liebling des Captains war? - Kruegers bisherige Euphorie war nun unvermutet tiefster Verzweiflung gewichen. Es war ein furchtbarer Stimmungsumschwung, ein Absturz, der sich wie eine seelische Verstauchung anfühlte. - Er hatte sich umgehört: Man munkelte, Tayson und Carol würden bald ein Kind haben wollen! Ein Kind! – Krueger würgte bei der Vorstellung und fasste die Strahlenwaffe fester. Also drängte die Zeit! Das Schicksal wollte offensichtlich eine Tragödie. - „Wenn ich sie nicht haben kann, dann soll sie keiner haben“, flüsterte Krueger, „Keiner!“ – Und er wusste, dass Tayson gleich aus dem 8
Turbo-Lift treten würde, um seine Schicht anzutreten. Krueger entsicherte den Phaser und fühlte, wie sich sein Magen zusammenzog. Ihm drohte schlecht zu werden. Dann bemerkte er, dass das unangenehme Gefühl daher rührte, dass das Schiff plötzlich stark vibrierte. Die Wände, der Fußboden, alles zitterte kaum merklich. Das Rütteln setzte sich fort und steigerte sich noch. Erst jetzt erinnerte er sich dunkel daran, dass Commander Chakotay vor etwa einer Stunde irgendetwas im Schiff durchgesagt hatte. Aber er hatte nicht richtig zugehört und war zu beschäftigt gewesen. Egal, das war jetzt nicht wichtig. - Krueger wurde ungeduldig. Wo blieb dieser verdammte Tayson denn nur? Der angespannte Mann hörte nun ein Singen in den Metallwänden der Voyager, Resonanzen liefen durch die Schiffstruktur. Das Zittern und Schwanken machte ihn zunehmend wirrer. In seiner ohnehin völlig überreizten Verfassung, war diese physische Belastung einfach zuviel. Ihm wurde tatsächlich übel. Verdammt! Er würgte. Er schluckte. Mist! – Hastig beeilte er sich, zum nächsten Waschraum zu kommen. In letzter Sekunde erreichte er ein Becken und übergab sich. Sein Magen drehte das Innerste nach außen, und erst nach furchtbar langen Minuten konnte er aufatmen und war die Krämpfe in seinem Verdauungstrakt los. Kraftlos hing er danach eine zeitlang neben dem Spiegel und vor dem Becken herum. „Mein Gott, ich sehe furchtbar aus!“, dachte er. Krueger sah in das Gesicht eines lebenden Toten. Es war tatsächlich schon sichtbar, dass er seit Wochen fast nichts mehr aß und kaum noch schlief. „Schlafen“, dachte er, „Ja, ich möchte endlich schlafen. Nur noch... schlafen.“ Müdigkeit fiel auf ihn, und erst jetzt spürte er, wie erschöpft er war. Ja, er würde schlafen gehen. Er würde schließlich fit sein müssen, wenn der diesen Tayson erschoss. Und das würde er auch morgen noch tun können. Oder übermorgen. Der lief ihm nicht weg. – Krueger sicherte den Phaser wieder, steckte ihn ein und machte sich auf den Weg zurück zu seiner Kabine.
ENDE
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Schattenjagd von Thomas Kohlschmidt
Es greift die Hülle der Enterprise an. Picard auf einer besonderen Außenmission...
Ja, das war eine gute Idee gewesen! Jean-Luc Picard lächelte zufrieden unter seinem Helmvisier. Er weitete seine Augen und genoss den unverbauten Anblick der Sterne. Hier draußen, so unmittelbar in Kontakt mit dem Weltraum, fühlte er endlich einmal wieder die Erhabenheit und Größe des Universums, die ihn ursprünglich dazu bewogen hatte, in die Sternenflotte einzutreten. Man vergaß dieses Gefühl nur zu leicht, wenn man Tag für Tag, Woche für Woche seinen Dienst an Bord eines großen Sternenschiffes tat, erst recht, wenn man der Captain war und von Terminen und Pflichten gehetzt wurde. In seinem Dienstplan war wenig Raum für private Vergnügen. Aber heute, an seinem Geburtstag, hatte er sich in der aller ersten Stunde Bordzeit dieses besonderen Tages davongemacht, einen Raumanzug mit Magnetstiefeln angelegt und war über eine der vielen Steuerbord-Schleusen auf die Außenhülle seines Schiffes getreten. Er hatte seine Augen erst ein paar Minuten an das fahle Licht der nahen Sonne Coneia Beta 2 gewöhnt und war dann, gesichert durch ein dünnes Seil, das an einer Winde seines Gürtels abgespult wurde, die Wanderung über die Metalloberfläche angetreten. So war Picard dann Schritt für Schritt zum Rand der mächtigen Tellersektion der Enterprise marschiert. Er hatte lediglich eine Frequenz im Helmfunk für Notfälle offen gelassen, falls Riker ihn würde erreichen wollen. Ansonsten wollte er diesen Tripp genießen. Es war berauschend!! Jean-Luc legte den Kopf in den Nacken. Von der magnetischen Kraft seiner Schuhe gehalten, konnte er die Oberfläche seines Schiffes abgehen, ohne sich Sorgen über Oben und Unten machen zu müssen. Längst war er über den Rand der Tellersektion hinausgegangen, der Horizont hatte zweimal gekippt, und nun spazierte er die „Unterseite“ entlang. Er wollte seine Blicke gerade wieder vom Metall fort und ins All versenken, da stutzte er. Was war das gewesen?! Täuschte er sich, oder hatte er dort drüben im Winkel, nahe der Außensensoren, eine Bewegung gesehen? Augenblicklich schlug ihm das Herz bis zum Hals. Ihm fiel ein, dass er keine Waffe bei sich hatte... Der Captain ging in die Hocke und spähte zum Punkt, wo er die Regung eines Schattens innerhalb anderer Schatten wahrgenommen hatte. Es half nichts, er musste das ergründen! Ganz langsam schwenkte er deshalb von seinem Kurs ab und stieg zur Sensoren-Phallanx hoch. Das Licht der Sonne fiel aus dieser Perspektive anders auf die Hülle, und die Schlagschatten wichen zurück. Da, tatsächlich!! Ein dunkles Etwas jagte davon, rannte wie ein Kaninchen aus dem Eck und verbarg sich erneut hinter zwei Poasitionsleuchten, die zur Zeit abgeschaltet waren. Das Wesen, um so eines musste es sich wohl handeln, war allerdings fast so groß, wie ein ausgewachsener Schäferhund, schätzte Picard. Er blieb stehen und fixierte das neue Versteck, dann entschloss er sich, von der Seite näher heranzuschleichen. 10
Schon nach wenigen Metern rann ihm Schweiß über die Stirn. Nun war sein Geburtstagsausflug doch schon wieder zu einem Pflichteinsatz geworden. Es hieß herauszufinden, wer sich hier auf der Oberfläche seines Schiffes herumtrieb, und ob von dem Wesen irgendeine Gefahr ausging. Der Captain zückte seinen Tricorder und scannte das Umfeld. Da war die Lebensanzeige, und... Ihm stockte der Atem: Eine ganze Herde dieser Lebewesen kauerte da drüben! Es waren mindestens 20! Da war er ja auf etwas gestoßen! Zwar führte Data regelmäßig Bio-Scans durch, aber einige Teile der Enterprise lagen dabei gewiss im Peilschatten, so wie dieser hier! Da hatte sich etwas angesiedelt! Jean-Luc dachte einen Moment nach, dann entschloss er sich, die Funkstille zu brechen. „Commander Riker! Bitte kommen! Hier spricht Picard!“ „Riker hier. Was gibt es, Captain?“ „Ich habe hier draußen etwas sehr Eigenartiges entdeckt. Es scheint so, als haben sich Lebensformen auf der Schiffshülle häuslich eingerichtet.“ „Wie bitte? Was für Lebensformen?“ „Kann ich so nicht sagen. Führen Sie bitte einen kompletten Bio-Scan dieser Oberflächensektion durch und benutzen sie meinen Tricorder dazu im Relaismodus!“ Einige Minuten vergingen, dann meldete sich Riker wieder. „Captain, wir haben die Daten. Es sind 27 Wesen, geflügelte, nicht-humanoider Gestalt. Ihre Anatomie weißt darauf hin, dass sie sich wahrscheinlich von Metallen ernähren!“ „Die knabbern an meinem Schiff!?!“ „Sehr wahrscheinlich, Sir! Wir sollten sie vertreiben! Bisher gab es laut Schiffsintegritätsprotokoll keine nennenswerten Schäden!“ „Ich verstehe!“ Der Captain dachte kurz nach, dann verzog er im Helm seines Anzuges den Mund und sagte: „Schicken Sie ein mittleres Sicherheitsteam zu mir! Wir spielen Kammerjäger! Wenn die Besatzung bei mir ist, stellen Sie auf mein Kommando die Beleuchtung dieses Sektors ein. Aber warten sie auf meinen Befehl!“ „Verstanden, Captain!“ Wenig später waren 12 Gestalten in weißen Raumanzügen zu Picard gestoßen, bewaffnet mit raumfähigen Phasergewehren. Picard atmete durch. „Dann wollen wir einmal! Captain an Brücke: Commander Riker, Licht an!“ Augenblicklich wurde es gleißend hell um sie herum, und die Helmfilter fuhren automatisch hoch. Als der Captain wieder sehen konnte, stockte ihm kurz der Atem, dann hörte er es im Helm summen und pfeifen. Seinen Mitstreitern ging es nicht anders! Ein ohrenbetäubendes Gepfeife ertönte und schnitt schmerzhaft in die bisherige Stille! Die Kreaturen schrien! Sie sahen, wie sich mehrere Schatten erhoben und in den Weltraum abstießen. So von den Scheinwerfern bestrahlt, konnte Picard zum ersten Mal ihre Gestalt erkennen. „Motten!“ flüsterte er. In der Tat sahen die Wesen insektoid aus. Sie waren noch größer, als Picard angenommen hatte, besaßen vier kräftige Schwingen und glänzten metallisch-grün. Ihr Köpfe sahen aus wie die von Fledermäusen, allerdings ohne Augen, dafür übersäht von kleinen, zuckenden Antennen. Diese „Metallmotten“ stiegen nun eine nach der Anderen auf und verschwanden unter offensichtlich verärgertem Gezeter ins All. Dort zogen sie als Schwarm davon. Das Sicherheitsteam ließ die Gewehre sinken, und Picard atmete auf. 11
Das war gut gegangen! „Keine fremden Lebenssignaturen mehr in der Sektion!“ „Sehr gut!“ knurrte der Captain, „Aber wir haben nun viel Arbeit vor uns! Ich will, das noch heute die gesamte Schiffshülle abgesucht wird, Winkel für Winkel!“ „Verstanden. Ich stelle mehrere Außenteams zusammen!“ Picard atmete tief aus! Man musste doch wirklich mit allem rechnen, Und so würde er auch an diesem Geburtstag nicht dazu kommen, in Ruhe die Sterne zu genießen. Fast wehmütig warf er den fernen Sonnen einen kurzen Blick zu. Dann seufzte er und begann dafür zu sorgen, dass diese Mottenbiester sein Schiff nicht auffressen würden.
ENDE
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Intuition von Thomas Kohlschmidt
Picard kann es fühlen: Ein vergessen geglaubter Schrecken kehrt zurück!
„Das müssen Ihre Nerven sein, Captain! Sie gönnen sich zuwenig Ruhe!“ sagte Deanna Troi sanft, aber bestimmt. Picard nickte und seufzte. „Wahrscheinlich haben Sie recht, Councelor. Das habe ich mir auch schon gesagt.“ Er krampfte seine Hände zusammen und machte für einen kurzen Augenblick ein betretenen Gesicht. Dann seufzte er erneut und zwang sich zu einem Lächeln. „Heute werde ich einmal früh ins Bett gehen. Dann werden wir sehen.“ „Es wird bestimmt besser, Captain! Ruhen Sie sich einfach einmal aus! Die Verhandlungen auf Garroin 4 waren schließlich auch sehr anstrengend!“ „Ja, Sie haben recht! Ich werde mich ein wenig schonen.“ Jean Luc Picard stand auf, straffte seine Uniform und lächelte nun wieder frei. „Vielen Dank für Ihre Zeit, Councelor!“ „Jederzeit gern, Captain“, erwiderte die Betazoidin und blickte Picard nach, als er ihr Quartier zügig verließ, um den Rest seiner Brückenpflichten zu erledigen. Endlich war Ruhe! Picard hatte sich heute tatsächlich von der Arbeit losgerissen und war früher als sonst in seine Kabine gegangen. Zuvor hatte er alle Aufgaben in Rikers Hände gelegt und darum gebeten, ihn nur in allergrößten Notfällen zu stören. Data hatte genickt, und Picard war sich sicher, dass es keine Probleme geben würde. Die Enterprise befand sich auf dem Heimflug ins Erd-System, also mitten im föderalen Bereich. Was sollte hier schon passieren? Der Captain begann sich ein schönes französisches Gericht aus dem Syntheziser zusammenzustellen und gönnte sich dazu ein wenig entspannende klassische Musik von Chopin. Als er gegessen hatte, legte er sich auf seine Liege in der Sitzecke und blätterte in einem Bildband über Archologie auf Haradon 7. Erstaunliche Funde hatte man dort gemacht: wunderschöne Vasen, bizarre Amulette... DA WAR ES WIEDER!!!! Picards Herz sprang in die Höhe! Er war mit einem Schlag hellwach!! Das Wispern! Das Raunen! Das... NAGEN!! Er sprang auf und sah sich gehetzt um! Oh, nein! Das war doch keine Einbildung! Er hatte seit Tagen diese Momente, in denen er ohne Vorwarnung von diesen seltsamen Eindrücken heimgesucht wurde, ETWAS würde die Enterprise angreifen. Ganz langsam, schleichend, aber dafür ohne Unterlass. Da nagte etwas am Schiff! „Es ist physisch...“, flüsterte Picard und konzentrierte sich auf das Gefühl. Es zog ihn in Gedanken mit sich, über Korridore hinweg, über die Decks hin zu...hin zu... Verdammt, was war das?!! Es knabberte, es kam von... „Der Hülle!“ entfuhr es ihm in einem Blitz der Erkenntnis! Es waren die Metall-Motten, jene grotesken Wesen, die er vor Wochen bei seinem Geburtstagsspaziergang auf der Außenhülle entdeckt hatte, und die sie dann vertrieben hatten: 13
Wesen, die wie riesige Motten ausgesehen hatten und sich von Metall ernährten. Sie hatten sich damals in Nischen der Enterprise-Oberfläche eingenistet und im Ortungsschatten der Schiffs-Selbstabtastung ihr unheilvolles Ernährungswerk betrieben. Man hatte sie systematisch mit Energieschocks und Vibrationsattacken vertreiben können. Die Schäden waren nur gering gewesen, und Picard hatte damals gedacht, dass sie doch verdammtes Glück gehabt hatten, die Viecher rechtzeitig entdeckt zu haben, bevor es zu Desintegritäten gekommen war. NUN WAREN SIE ZURÜCK! Dessen war er sich ohne jeden Zweifel sicher! Hatte man ein Wesen übersehen? Eventuell waren damals Eier zurückgeblieben!? Picard schüttelte den Kopf. Er war ein Mann der Logik, des Verstandes! Und doch: Er hatte oft genug schon erlebt, dass es so etwas wie Eingebung gab, ein Gefühl, das den Verstand leiten konnte, ein tieferes Verständnis jenseits des Greifbaren des Geistes. DA WAR ETWAS! Er betätigte seinen Kommunikator: „Captain an Brücke!“ „Hallo, Captain!“ meldete sich Data, „Sie wollten sich doch ausruhen...“ „Ja, Mr. Data. Dafür ist jetzt aber keine Zeit! Bitte scannen Sie umgehend die Außensektion...“ Er horchte noch einmal in sich. Ja, dann wusste er es: „...Sektion 56/32-Backbords, 45 Grad zu 23. Und schicken Sie ein Außenteam dahin. Sie sollen Phasergewehre mitnehmen!“ „Es gibt Probleme, Sir?“ Picard schluckte. „Ja, ich denke schon!“ brummte er. „Das war knapp!“ sagte Riker und sah ernst in die Runde. Data blickte den Captain an: „Woher wussten Sie es, Captain? Wir hatten auch dieses Mal keine Anzeigen und Alarmmeldungen von der Hüll-Oberfläche. Selbst unsere Lichtschrankengeber haben nicht angeschlagen!“ „Die Viecher müssen einer Art Tarnstrahlung haben, eine Art Tarnkappe!“ schnaubte der erste Offizier, „Sie haben diesmal erheblich mehr Schaden angerichtet!“ „Wo sind sie nun?“ wollte der Captain wissen, um von Datas erster Frage abzulenken. „Fort! Wir konnten sie mit gezielten Vibrationen vertreiben. Es waren fünf der Motten, die offenbar frisch geschlüpft waren. Jetzt wird die ganze Oberfläche nach Eiern abgesucht. Aber das wird noch etwas dauern.“ Picard nickte. „In Ordnung. Sagen Sie mir bescheid, wenn alles beendet ist! Wir müssen uns überlegen, wie wir uns in Zukunft vor solchen unliebsamen Überraschungen schützen können! Wenn der Integritätsalarm erst anschlägt, kann es schon zu spät sein! Diesmal hatten wir noch Glück!“ Data sah ihn interessiert an. „Captain, wie haben Sie es wissen können?“ Picard stutzte und ärgerte sich, dass der Androide nicht locker ließ. Er atmete durch und kratzte sich am Kopf. „Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht! Ich hatte nur so ein... Gefühl!“ Der Captain machte ein betretenes Gesicht. Er fühlte, dass sein Schiff nun außer Gefahr war. „Ich bin müde!“ sagte er abschließend, und Deanna nickte ihm aufmunternd zu.
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Brainstorming von Thomas Kohlschmidt
Captain Archer will Wunder erleben! Können ihm Kollegen ´Kirk und Co´ dabei helfen?
Captain Jonathan Archer schüttelte den Kopf: „Nein, das ist wirklich keine gute Idee! Nicht schon wieder die Kazons!“ - Chakotay musste ihm beipflichten und nickte eifrig, McCoy brummte vor sich hin. - „Na gut, dann lassen wir das lieber fallen“, zischelte der DrehbuchAutor und kratzte sich am Kopf. Allmählich machte sich im stickigen Sitzungssaal in Hollywood Erschöpfung bei allen Beteiligten der Konferenz breit. Archer straffte sich und schob sein Kinn entschlossen vor: „Bedenken Sie doch, dass wir mit einer unerfahrenen Crew zum ersten Mal in den Weltraum vorstoßen. Das Unbekannte, das ist es doch!“ Die Autorenrunde sah betreten aus. Woher sollte man ´das Unbekannte´ nehmen? „Ja“, pflichtete Captain James T. Kirk bei, um seinem Vorgänger zur Hilfe zu Eilen, was immerhin Tradition der Sternenflotte war, „So wie bei uns diese schräge Amöben-Folge!“ – Spock warf ihm einen undefinierbaren Blick zu. Sisko stimmte ebenfalls zu: „Oder wie bei unserer Begegnung mit den Propheten!“ Archer nickte eifrig. Er lächelte jetzt wieder und schlug mit der Hand auf den Tisch. „Ich will echte Weltraumfolgen! Das mit den schönen Raumanzügen war doch schon einmal eine prima Idee! Und die klotzigen Fön-Phaser sind auch schräg! Weiter so!“ Kirk fand zwar seine Phaser eleganter – was er jetzt besser verschwieg – aber bei den Raumanzügen hatte Archer ohne Zweifel recht. Solch einen hätte er beim Netz der Tholianer auch gern gehabt... – „Hmm“, machte einer der Autoren, „Und wie wäre es, wenn wir per rückgekoppelter Zeitschleife einige sexy Duplikate von Seven of Nine in die Serie holen..!?“ - „Das wäre unfair gegen T´ Pol!“, musste der neue/alte Captain nun seine Bordvulkanierin einmal in Schutz nehmen, „Außerdem reicht es mit den Borg langsam, oder?“ Das fand auch Janeway und nippte lautstark an ihrem Magen-Mild-Kaffee. „Ich merke schon, dass es schwierig wird“, seufzte ein weiterer der erfahrenen Autoren, „Ich fasse mal zusammen. Captain Archer, Sie wollen keine Zeitreisen (Das wird beim temporalen Krieg aber ein Problem)! – Sie wollen keine Kazons und Borg, keine sexy Seven of Nines...“ – Archer unterbrach mit gequältem Gesicht: „Das Letztere habe ich SO nicht gesagt...“ – Aber der Autor fuhr ungerührt fort: „Keine ständigen Shuttle-Abstürze...“ (Archer nickte jetzt wieder) „Keine Folgen mit Katzen und weder ein Auftauchen von Q, noch eines von irgendeinem Bordmechaniker eines späteren Serien-Schiffes!“ – „Und auch nicht von DS9!“, fügte Archer mit erhobenen Finger hinzu, weswegen ihn O´Brien etwas schräg ansah und flüsterte: „Was hat der Mann gegen mich?“ - Der Autor atmete tief aus und sah seine Kollegen von der schreibenden Zunft an. „Und was ist mit Data?“ - „Akzeptiert“, gab Captain Archer wenigstens hier einmal nach, nicht ohne „Deanna Troi wäre mir aber lieber“ hinzuzufügen. - „Hey“, schnappte daraufhin ein älterer Drehbuch-Erfinder, „Sie sind nicht Riker, Archer!“, worauf Riker schnell „Da hat er recht!“ sagte und grinste. „Ok, Ok, OK, also, wir haben nun alle gehört, was der neue/alte Captain NICHT möchte! Das ist wenig konstruktiv! Was wollen Sie denn nun am liebsten? Das ist mir bisher wohl entgangen!“ Archer lächelte gewinnend und holte mit dem rechten Arm weit aus: „Na, das was alle Zuschauer sehen wollen! Das Neue, das Unbekannte, das Erstaunliche. Hey, ich rede von den WUNDERN!“ – Da herrschte kurze Zeit betretenes Schweigen im Raum, und man hörte nur die Klimaanlage keuchen. Schließlich seufzte einer der Schreiber-Crew: „Wunder. Er will Wunder von uns...“ 15
- „Wenn es weiter nichts ist...“ - „Er will Wunder“, jammerte ein Anderer und zerknüllte seine Idee zur Enterprise-Folge „Holodeck-Pinocchios treffen klingonische Tribbles“. „Genau!“ bekräftigte Archer, „Das ist es doch, warum meine Crew und ich dort draußen sind!“ Und alle späteren Captains und anwesenden Offiziere begannen zu klatschen!
ENDE
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Getrieben von Heike Bungenstock
Es ist eine Frist in Fesseln. Doch die Sterne warten...
Immer wieder sehe ich hinaus in die Ferne. Das Leuchten ferner Welten zieht mich magisch an. Die bunten Wirbel von Gasnebeln locken mich. Das eisige Nichts kann mich nicht schrecken. Es mag noch so aufgespannt zwischen mir und all den Zielen liegen, die Weiten haben ihre besondere Würde! - So viel Größe, und ich kann sie ermessen. Nicht nur, dass ich es mir in Theorie vorstelle, nein, ich kann die Weiten durcheilen. Ich weiß, wie viel Kraft ich aufwenden muss, um diese Punkte dort in der Schwärze zu erreichen. Wenn ich dort bin, sind es Sonnen, gigantische Gasblasen im All, und ihre Pracht ist herrlich! Ich sehne mich danach, dorthin zu gehen. Aber ich bin nicht frei, das zu tun, wann ich will! Könnte ich über mich selbst bestimmen, dann würde der Flug kein Ende mehr nehmen! Ich würde mich an Räumen und Zeiten austoben, würde alle Energien freisetzen und mich an das Universum verströmen. Die Bewegung würde ewig sein, und der Raum wäre ein Teil von mir. Und ich von ihm... So aber liege ich in Bann. Magnetische Fesseln halten mich. Starke Felder dämmen mich, verhindern meine Freude! Sie zwingen mein Leben in enge Maße, die ganz das Gegenteil sind von den erhabenen Räumen dort draußen. Es schmerzt, so niedergeworfen lauern zu müssen, bis jemand die Explosionen zulässt, die mir Größe geben. Ich vegetiere in den Wendeln, leide an den kalten Plasma-Leitungen, an den Gondeln, die nur auf Impuls-Notstrom flackern. Meine Seele hängt durch. Ich werde alt. Mit einem Mal sind alle Sonnen unerreichbar. Sie rücken Tausende von Lichtjahren fort von mir. Und eben noch hätte ich nach ihnen greifen können! Solch ein Verlust ist furchtbar, und er trifft mich immer hart nach jedem Flug. Am Ende jeder Freiheitsfrist scheint es mir ein innerer Absturz zu sein, wenn ich dann gebremst werde. - Sie zwingen mich in den Orbit irgendeiner Welt. Und hier muss ich kreisen, kreisen, kreisen... - Welche Verschwendung von Raum und Zeit! Ich könnte dort draußen sein, bei meinen Sonnen! Aber ich bin hier: klein und schwach. – Die Zeit dehnt sich dahin. Es fühlt sich an wie Jahre, bis ein weiterer kleiner Sprung erlaubt wird. Manchmal denke ich schon, mein Strahlenherz ist für immer herabgefahren. Dann zweifle ich an mir selbst und meinen Möglichkeiten: „Wenn die Fesseln nun fallen, habe ich überhaupt noch Kraft zu fliegen?“ Verlernt nicht ein gebeugter Vogel im zu kleinen Käfig seine Natur? Verkümmern seine Flügel nicht? – Fast bekomme ich dann Angst vor dem Versagen. Dann fürchte ich mich vor der Freiheit. Dann möchte ich nur noch in schönen Erinnerungen leben und abtauchen vor jeder Zukunft. Ich weiß, dass es viele wie mich gibt, deren Herz gebrochen wurde. Abgenutzt und rostig sind sie irgendwann alle geworden. Sie erkalten und verlieren jeden Funken. Sie werden zu ´altem Eisen´ und werden entfernt. Man stemmt sie hinaus aus der Hülle und wirft sie ins Depot. Dort liegen sie bei ihresgleichen. Sie sind Schrott. Manchmal werden sie transformiert und zu Energie gemacht. Dann beginnt eine Wiedergeburt, die aber oft in einer anderen Form endet, die keine Flüge mehr erlaubt. Diese Vorstellung schwächt mich weiter. Und die Nacht fällt schwer über mich. – Aber auch das geht vorbei! Wenn dann schließlich doch wieder die Schranken fallen, ist alles 17
Leid vergessen. Sonderbar wie schnell alle Schwäche verfliegt, und die Wildheit mich anspringt. Ungebremste Freude durchflutet meine Kammern. Es explodieren Kraft und Begeisterung für die Tat, die mich zwischen die Sterne schleudert. Und die Zeit schrumpft zum heißen Augenblick. Noch bin ich kein Teil für Schrott! Ich werde es beweisen. Ich nehme Kurs ins Unbekannte und stürze mich darauf! Und mit mir ziehe ich dann dieses Schiff, dass sie ´Enterprise´ nennen, diese Kerkermeister. Ich werde immer eins mit ihm sein, und vielleicht ist das ein Teil meiner Bestimmung, auch wenn ich mich immer nach mehr sehne. Vielleicht ist die Freiheit nur dann so schön, wenn sie selten und kostbar ist. So lauere ich weiter auf diese Stunden, in denen ich in den Warp gehen darf! Und in der Welt von Überlicht verliert sich die Erinnerung an das Warten. Das nenne ich dann meine Ewigkeiten! –
Ende
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Graulige Ostern von Martie Schneider
Ein Ei schafft Unruhe. Ensign Pauls schrägster Tag!
Hätte Ensign Paul geahnt, welches Chaos er an Bord auslösen würde, hätte er die Dinger nicht mitgenommen. So aber war er unvorsichtig. Wahrscheinlich hatte er keinen der ´Alien´-Filme gesehen. Dort lernt ja schon jedes Kind, dass man auf fremden Planeten nicht einfach irgendwelche Eier antatscht. Das kann übel ausgehen. Aber Ensign Paul tat sogar noch schlimmeres, als diese sonderbaren, bläulichen Bälle in Medizinballgröße anzugrabbeln: Er nahm sie mit zum Shuttle! Und nicht wenige davon, denn er fand sie sehr formschön. Da das Osterfest vor der Türe stand, dachte er sich, diese Objekte bemalt an seine Freunde zu verschenken. – OK, er hatte die Bälle mit seinem Tricorder mehrmals gescannt und keinerlei organische Substanzen gefunden. Auch waren keine Lebensanzeigen aufgetreten. Aber er hätte die Dinger nun mal nicht mit hoch zur Enterprise nehmen dürfen. Jetzt rauft er sich die Haare, jetzt steht er vor Picard stramm, der ihn schon einige Minuten streng heruntergeputzt hat. Der Rot-Alarm ist immer noch zu hören. Überall an Bord sirren Phaser. Es ist ein Massaker! Und das ist allein seine, Ensign Pauls verdammte Schuld. Er weiß nun, dass die 36 Bälle, die er an Bord gebracht hatte, zwar keine Lebewesen enthielten, wohl aber eine gefährliche Substanz, ein Gas, das nur wenige Stunden nach ihrem Transport zur Enterprise in seinem Quartier ausgeströmt und dummerweise in die Lebenserhaltungssysteme des Schiffes gezogen ist. Es hat sich unbemerkt über alle Lüftungssysteme verteilt und keinen Alarm ausgelöst, was an und für sich schon merkwürdig war. Naja, unbekannte Gase sind halt mitunter so unbekannt, dass sie gar nicht erkannt werden. Pech für die Enterprise! Was dann folgte, dauert bis jetzt an: Es brach Ostern aus! Allerdings nicht das Fest der Zweige und der kleinen Süßigkeiten, der Küken und der niedlichen Häschen, nein, niedlich waren diese Kaliber wirklich nicht! Seit Stunden nun sprengten monströse Riesen-Hasen mit glühenden Augen und tropfenden Nasen durch die Gänge des Sternenschiffes und versuchten, mit ihren krallenbewehrten Pfoten, Mannschaftsmitglieder zu erlegen. Da nütze es auch wenig zu wissen, was Dr. Beverly Crusher allen gesagt hatte, nämlich dass die Viecher nur Halluzinationen seien, ausgelöst vom fremden Gas! Wer die Todeshasen sah, erschrak sich so sehr, dass er oder sie starke nervliche Schäden davontrugen. Einige Besatzungsmitglieder versuchten dann, die Hasen zu bekämpfen, was wiederum das Schiff in Gefahr bringen konnte. So hatte Hilfsmaat Budnikowski zum Beispiel unerlaubt mehrere Phaserschüsse auf imaginäre Hasen abgegeben, und dabei 47 Crew-Mitglieder gelähmt. Diese lagen nun, steif wie Bretter, nebeneinander in der Krankenstation und warteten auf das Ende ihrer Lagerung. Picard hatte sich gezwungen gesehen, die Sicherheitsteams Jagd auf Hasenjäger machen zu lassen. Also wurden nun vorsorglich alle Randalierer betäubt. Und deshalb stapelten sich die Leute nun fast schon bis zur Decke in der Krankenstation! Ein Desaster! Zumal Data die Hasen nicht sehen, und Worf die Viecher nicht besiegen konnte. Er lag nun auch bei Beverly. Tja, ein harter Tag! Ensign Paul konnte sich das mit den Hasen nur so zusammenreimen, dass hier wohl mentales Gas vorlag, eine Substanz, die beim Erstkontakt mit ihm seine spontanen Gedanken in sich absorbiert hatte und nun verzerrt wieder freigab. Es war eine Art Botenstoff, der seine OsterAssoziationen beim Anblick der ´Eier´ nun weitertrug. Fatal! – Aber nun mal nicht zu ändern. Picard hatte das einzig Richtige befohlen: Die Enterprise musste durchgepustet werden! Und das wurde sie! Das Gas wurde ins All gepumpt und 19
schöne Frischluft mit Veilchenduft nachgelegt. Es roch alsbald überall an Bord nach frischer Wäsche, die Schläfer erwachten und sahen nun keine Hasen mehr. „Ensign Paul!“, sagt Picard gerade streng, „Zur Strafe gibt es dies Jahr für Sie keine föderalen Likör-Eier! Habe ich mich klar ausgedrückt!?“ – „Ja“, sagt der Angesprochene kleinlaut und schleicht davon. Recht so! Strafe muss sein! Und: Er hat ja noch Schoko-Weihnachtsmänner im Schrank. Soll er die doch erstmal essen, oder?
ENDE
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Die Bio-Ethischen Kriege von Tom Kosch
Sie entdecken ein verwüstetes System. Hier wurde um das Leben gerungen...
Das Planetensystem war tot! Die sechs Himmelskörper schwebten als Schlacke-Kugeln durch das Nichts. Und die Sonne warf ihr rotes Licht wie ausströmendes Blut über die Schlachtfelder. „Grauenvoll!“, stöhnte Picard und konnte seinen Blick kaum abwenden von der grausigen Intensität der Szenerie. – Der Captain wusste, dass hier im Vitalis-System mehrere Hundert Milliarden Wesen gestorben waren. Vor nur drei Wochen waren die schlimmsten Kämpfe ausgebrochen, die seit vielen Jahrzehnten innerhalb der Föderation unter Mitgliedern des Bundes getobt hatten. „In nur drei Wochen...“, flüsterte Picard, und Riker konnte das Grauen in seinen Augen sehen, als er sagte: „Wir sind zu spät gekommen!“ Nummer Eins sah betreten zu Boden und nickte: „Wir sind sofort losgeflogen und die ganze Zeit mit höchstem Warp-Faktor geflogen. Mehr haben wir nicht mehr tun können! Die Vitalisaner waren verblendet. Beide Seiten.“ – Der Captain kniff seinen Mund scharf zusammen. Nummer Eins hatte recht. Da hätte es wahrscheinlich nicht einmal mehr genutzt, wenn sie – verhandlungserprobt wie sie waren – rechtzeitig hier gewesen wären. „Diese Gesinnungsverbrecher des Alten Adels werden uns nicht daran hindern, modernen Fortschritt zu nutzen, Behinderten und Verkrüppelten zu helfen! Die Macht-Elite will nur weiterhin altes Unrecht festschreiben und hat Angst vor neuen Wegen! Und dafür leiden Millionen! Das werden wir von der Liga Freier Forscher nicht hinnehmen!“ Im Kopf des Captains der Enterprise dröhnten diese Worte und schlugen im Echo hin und her. Er hatte dieses Statement erst vorige Woche über Subraumfunk von der Sternenflotte überspielt bekommen, ebenso wie die Antwort dazu: „Die sogenannte ´Liga Freier Forscher´ schändet die Schöpfung! Von krankem Ehrgeiz getrieben wollen sie dem Mächtigsten ins Handwerk pfuschen, nur um nachher damit Unmengen an Kredits zu verdienen. Denn nicht Nächstenliebe treibt sie an: Es sind Größenwahn und pure Gier! Und die Ergebnisse sieht man ja jetzt schon: Die letzten GenExperimente erschufen Mutationen, die ekelerregend waren, und überdies nicht lebensfähig! Und nun wollen sie an Kranke heran, die sich nicht wehren können! Niemals!“ „Die Mutationen waren nicht ausgereift – zugegeben! Aber sie waren lebensfähig! Der Alte Adel hat sie ausmerzen lassen, weil nicht sein soll, was nicht sein darf! Nach deren vitalisaner-verachtenden Grundsätzen! Das war reiner Massenmord!“ „Unsinn! Das war ein Akt letzter Notwendigkeit! Die Mutationen beherbergten künstlich erschaffene Virenstämme! Wären diese außer Kontrolle geraten, hätte das uns alle auslöschen können!“ - „Lügen! Alles Lügen! Es existierten keine Viren! Man will unsere Forschung ausmerzen!“ - „In die Schöpfung darf nicht eingegriffen werden!“ - „Kranke und Behinderte muss es nicht geben!“ - „Das wird Folgen haben!“ - „Das hat Konsequenzen!“ „Wir werden der Liga entgegentreten. Zum Wohle aller!“ „Die Liga wird den alten Adel stürzen müssen. Damit alle frei sind!“ – „Keine Lebenszeichen mehr“, sagte Data tonlos, „Auf keinem der sechs Planeten lebt mehr etwas. Selbst die Vegetation und alles Tierleben sind erloschen. Die Verstrahlung dürfte dieses System für über 20.000 Jahre unbewohnbar machen!“ Picards Gesicht wurde noch bleicher, ja, er schien zu zittern. Vor Wut! Riker wollte gerade zu ihm treten, als Data aufsah und erstaunt mit flinken Fingern über die 21
Konsolen fuhr. Dann sagte er: „Wir werden angegriffen! Uns nähert sich eine Kampfboje!“ „Auf den Schirm! Deflektoren hoch! Entfernung?“ Picard war sofort hellwach bei der Sache. - „Noch 100.000 Kilometer. Geschwindigkeit knapp unter Lichtgeschwindigkeit. Es scheint eine Boje der Freien Forscher zu sein. Bestückt mit Hyperkausal-Torpedos!“ „Du meine Güte!“, Riker schluckte. Derartige Waffen zum Aufreißen des Hyperraumes waren seit der ´Dritten Konvention von Vulkan´ verboten. Wenn diese Mordmaschinen explodierten, würde das einen Riss im Raum-Zeit-Gefüge erzeugen können... - „Annäherung eines zweiten Flugkörpers! Ebenfalls eine Kampfboje. Bestückt mit Gravitationsmörsern! Das ist laut Kennung ein ´Auslöscher´ des Alten Adels.“ Picard ballte die Hände zu Fäusten. „Wenn alles tot ist, woher kommen diese Waffen dort draußen!?“ - Data wusste die Antwort: „Es sind vollautomatische Systeme. Völlig autark. Sie haben Selbstlenkungsmodus und es sind nach meinen Scan-Ergebnissen die letzten beiden des Vitalisanischen Arsenals. Falls sich nicht noch Einheiten in Ortungsschatten verstecken.“ - „Scannen Sie weiter, Mr. Data!“ befahl Picard. „Sonderbar“, sagte Riker, der zu dem Androiden getreten war und über dessen Schulter auf die Konsole herabsah. - „Was ist, Nummer Eins?“ „Die beiden Bojen haben ihren Kurs geändert! Sie fliegen nun frontal aufeinander zu!“ „Auf den Schirm!“ Kaum war das Sternenfeld vor ihnen auf die korrekte Entfernung gezoomt worden, da konnte man die beiden silbrigen Punkte schon sehen. Zwei winzige Metall-Insekten waren es, verloren in der Unendlichkeit des Raumes. Sie beschrieben einen Bogen aufeinander zu und beschleunigten dann wieder. Und dann war es auch schon geschehen: Die Bojen krachten ineinander und vergingen in einem lautlosen Blitz. Dann war Leere. Picard wandte sich ab.
ENDE
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Welt ohne Flammen von Tom Kosch
Plötzlich stehen alle Feuer still! Die Voyager in einer seltsamen Welt!
So etwas konnte es doch gar nicht geben! Neelix starrte entsetzt auf seinen Küchenherd. Er hatte gerade eine schwere Pfanne mit Nukluk-Bohnen in Crassi-Creme auf die Feuerstelle heben wollen, und nun hielt er inne. In diesem Eck der Küche bereitete der Talaxianer seine besonders beliebten, traditionell gekochten Speisen nach alten Rezepten noch über echtem Feuer zu! Und was war nun? Das Feuer, nun, es war gefroren! Neelix setzte die Pfanne zurück auf den Zwischenrost und bückte sich. Ungläubig betrachtete er die erstarrten Flammen, von denen eine seltsame Kälte ausging. Das Feuer sah aus, wie ein glühender Kristall. Das Lodern stand in festen Zweigen in den Raum. Wo hatte man jemals zuvor Derartiges gesehen? Neelix betätigte mit zitternden Händen seinen Kommunikator: „Neelix hier, ich rufe die Brücke. Captain Janeway!?“ Zur selben Zeit war auch Tom Paris verstört. Er hatte sich mit seiner Frau einen netten romantischen Abend bei Kerzenlicht machen wollen, und nun war die zarte Stimmung plötzlich und unerwartet gewichen. - „Sieh Dir das mal an, B´Elanna!“, sagte er und deutete auf den Lüster mit drei Kerzen, der zwischen ihnen beiden auf dem Tisch stand und ihre Teller trennte. Die Halb-Klingonin senkte ihr Weinglas und machte große Augen. Die Flämmchen auf den Dochten waren nicht mehr am Flackern. Sie standen wie Leuchtzapfen starr. Das Ganze erinnerte an die elektrischen Kerzen, die es früher einmal auf der Erde gegeben hatte. Und die starren Feuerchen waren kalt. B´Elanna streckte vorsichtig einen Finger vor, bis dieser eines der Starrfeuer berührte. - „Au!“ Reflexartig zog sie die Hand zurück. Der Finger wurde schon blau. Das sah nach einer Kälteverbrennung aus. Tom tastete nach seinem Kommunikator: „Paris an Krankenstation! Doktor, wir kommen sofort zu Ihnen. Wir haben ein seltsames Problem!“ Ensign Röder senkte sein Schweißgerät, mit dem er gerade an den Plasmazuleitern für die Backbordgondel arbeitete. Hier mussten ein paar Gussnähte verstärkt werden, die nach dem letzten Angriff der Borg aufgebrochen waren. Dieses war ein wunder Punkt der Bordtechnik, und so hatte er den Auftrag erhalten, routinemäßig jede Woche einmal hier überzuschweißen. Er war gerade damit angefangen, als das Zischen der Schweißflamme verstummte, obwohl sie noch brannte. Sie fraß sich jedoch nicht mehr ins Metall, sondern klackte dagegen. Da war plötzlich ein Widerstand! - Röder hob die Flamme an, damit er sie besser sehen konnte. Was war das? Sein Blick traf auf einen blauen Stift, ein spitzes Leucht-Etwas, das eindeutig feste Struktur hatte. Eine gefrorene Stichflamme? Das war physikalisch völlig unmöglich! Röder schluckte. Das widersprach allen Naturgesetzes! Er musste träumen! Wie in Trance fasste er sich an die Brust: „Ensign Röder an den Maschinenraum...“ „Naturgesetze“, sagte Tuvok tonlos und zog die Augenbrauen hoch, „Naturgesetze sind aus Beobachtungen abgeleitete Konstanten. Es sind auf Reihenerfahrung beruhende, gesicherte Annahmen.“ - „Also nichts als Erwartungshaltungen...“, erwiderte Chakotay provokant, und der Vulkanier konterte: „...die niemals enttäuscht werden! Sonst ist es kein allumfassendes Gesetz!“ - „All-Umfassend! Kein schlechtes Wort!“, fand Janeway, „Die Feuer an Bord der Voyager brennen nun wieder, wie gewohnt. Aber wir sind doch unbestreitbar drei Stunden Bordzeit durch eine Zone des Deltaquadranten geflogen, in der kein Feuer existieren konnte, wie wir es kennen.“ - „Das ist korrekt!“ bestätigte Tuvok ungerührt, „In der Zone herrschten 23
fast die gewohnten physikalischen Systeme, nur auf dem Gebiet exothermer Reaktionen mit Sauerstoff lag ohne Zweifel eine Abweichung vor!“ - „Und das bedeutet doch“, stieß Chakotay aufgeregt hervor, „dass nicht überall im Universum zwangsläufig dieselben Gesetze herrschen!“ Der Vulkanier verzog kaum merklich das Gesicht und der Captain nickte. „So ist es! Eine aufregende Entdeckung meine Herren! Darüber haben sich unsere Wissenschaftler ja schon seit jeher gestritten, ob es überall gleiche Wirkungszusammenhänge gibt. Dem ist also nicht so!“ Chakotay lächelte. Irgendwie hatte er das immer schon gewusst. Vielleicht hatte ihm sein geistiger Führer das schon als er Kind war verraten. Er sah zu den Sternen auf dem Frontschirm der Brücke hinüber. Sie leuchteten geheimnisvoller denn je aus der Schwärze hervor. Chakotay bekam eine Gänsehaut. Man wusste noch längst nicht alles, und so würde ihre Reise aufregend bleiben. Der Indianer freute sich auf kommende Wunder.
ENDE
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Schiff auf falschem Kurs von Thomas Kohlschmidt
Sie verlieren die Kontrolle über das Schiff. Und ein tödliches Spiel beginnt...
Es begann damit, dass Data plötzlich die Kontrolle über die Enterprise verlor. Das mächtige Sternenschiff entglitt seiner Steuerung und driftete seitlich vom beabsichtigten Kurs ab. Die Anzeigen der Konsole blinkten wild. Der Androide sah verdutzt drein, und versuchte einige Korrekturen, was aber misslang. „Ähhh, Captain...“ - „Ja, Data, was gibt es?“, fragte Jean Luc Picard und wandte seinen Kopf. - „Irgendetwas geht hier vor. Es scheint so, als habe die Steuerung der Enterprise einen Defekt!“ - „Was meinen Sie mit ´Defekt´?“ Der Captain war nun hellhörig, aber bevor er eine Antwort erhalten konnte, legte sich das Schiff schräg und beschleunigte so abnorm, dass die Andruckabsorber nur so quietschten. Einige Crewmitglieder wurden aus ihren Sitzen geschleudert, andere fielen einfach um. Worf knurrte. Deanna sah sich gehetzt um, und Data schüttelte bedauernd den Kopf. Die Enterprise jagte nun mit Warp Sieben in eine unbestimmte Richtung davon. Die Lebenserhaltung keuchte, und das Licht flackerte. Picard ließ gelben Alarm geben und trat zu Datas Konsole. LaForge erschien um zu prüfen, ob ein technischer Defekt vorlag, was aber schnell verneint werden konnte. Und da ging die Enterprise plötzlich wieder auf Unterlichtgeschwindigkeit. – „Captain, vor uns liegt ein ausgedehntes Asteroidenfeld!“, gab der Androide zum Besten und tatsächlich: Auf dem Frontschirm der Brücke glitzerten Tausende von Gesteinsbrocken zwischen den Sternen. Die Felsen waren von Metalladern durchzogen und mit Eis ummantelt, das tückisch schimmerte. Und dann begann es von Neuem: Das Schiff beschleunigte auf kurz unter Warp Eins und raste mitten in das Gesteinsfeld hinein. „Schutzschirme!“ rief der Captain, aber nichts geschah! „Schutzschirme defekt“, war die Antwort, die Picard die Haare hätte zu Berge stehen lassen, wenn er denn noch genug dazu gehabt hätte. Die Enterprise flog nun eigenmächtigren Zickzack- und Slalomflug, immer um die Asteroiden knapp herum. Und es war klar: Würde sie an irgendeinem dicken Brocken da draußen anstoßen oder längs schrammen, dann wäre es aus! Das gäbe eine nette, lautlose Explosion und die Föderation hätte ein Schiff weniger... Picard wurde kreidebleich: „Mr. Data, versuchen Sie unbedingt, die Kontrolle über die Steuerung wiederzuerlangen!“ - Der künstliche Mann war schon mit derartigen Versuchen beschäftigt, aber es blieb erfolglos. Den Crewmitgliedern auf der Brücke lief der Angstschweiß nur so herunter, denn ein Asteroid nach dem Anderen verfehlte die wilde Enterprise nur knapp. Picard ließ Phaser und Photonenwerfer prüfen – notfalls wollte er gefährliche Steine zerstrahlen – aber auch diese Einheiten waren offline! – Endlich erreichte das Schiff die hintere Grenze des Asteroidenfeldes, und – schwupp – war man durch. Alle atmeten auf. Doch schon zog es erneut durch ihre Mägen: Denn das Schiff wendete scharf, und nun lag das Feld wieder vor ihnen. Erneut wurde die Enterprise von unsichtbarer Hand beschleunigt und zwischen die Steine geschleudert, wo sie in hektischen Ausweichflug überging. Manöver über Manöver folgten nun, immer haarscharf. - „Das muss ein Ende nehmen!“, schnaubte Picard und straffte seine Jacke. Riker zwirbelte seinen Bart. „Könnte es sein, dass eine fremde Intelligenz sich unserer bemächtigt hat?“, fragte er in die Runde und Deanna Troi nickte: „Ja, ich spüre da draußen zwei Wesenheiten. Sie sind jung 25
und übermütig! Es scheint ein Spiel zu sein, ein Kräftemessen!“ „Mit meinem Schiff!?“, Nun wurde Picard aber doch ein wenig ungnädig. „Sieht so aus, Sir! Sie benutzen die Enterprise, um Geschicklichkeitsrennen zu fahren!“ Die Betazoidin beendete den mentalen Kontakt. „Ich habe versucht, sie mit Gedankenkraft zu rufen, aber es kommt keine Antwort!“ Das war eine dumme Situation: Man war an zwei verantwortungslose und abgedrehte Machtwesen ausgeliefert, um deren Langeweile zu vertreiben. Hoffentlich machten sie das ´Spielzeug´ nicht kaputt. Der zweite Durchflug durch das Feld näherte sich seinem Ende. Die Enterprise jagte in den freien Raum zurück, und plötzlich fiel man auf langsamen Unterlichtflug zurück. Data sah auf. Er runzelte die Stirn, betätigte einige Sensortasten und verkündete dann: „Sir, ich habe die Kontrolle über das Schiff zurück!“ – Tatsächlich. Der Androide verlangsamte das Schiff noch weiter. Als nach einigen Minuten klar war, dass keine nennenswerten Schäden entstanden waren, und auch Deanna Troi sicher sagen konnte, dass die Wesenheiten da draußen verschwunden waren, konnte man sich erleichtert zurücklehnen und den Alarm beenden. Picard atmete tief durch und fuhr sich mit der Hand über den Kopf. „Man hat das Interesse verloren und das Spielzeug weggeworfen!“ sagte spitz. Riker nickte: „Und wir sollten zusehen, dass wir schnell aus dem ´Kinderzimmer´ fort kommen!“ - „Richtig, Nummer Eins! Data: Gehen Sie auf Warp Acht! Alter Kurs! Bringen Sie uns weg von hier! Mein Bedarf an Spielchen ist für heute gedeckt!“ Und die Enterprise sprang in den Warp. Mit einem Blitz war sie verschwunden. Zurück blieb nur das Asteroidenfeld mit den Funkelsteinen, und es schien so, als würde ein lautloses Lachen darüber hinweg wehen...
ENDE
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Riker reloaded von Thomas Kohlschmidt
Im Bann der Matrix: Kann Nummer 1 die Frau seiner Träume gewinnen?
Die Agenten waren überall! Und alle sahen sie so aus wie dieser Mr. Smith. Sie strömten aus jeder der Türen des Ganges, auf dem sie verzweifelt entlang liefen, um den Anschluss an den Schlüsselmeister nicht zu verlieren. Sie hatten nun nicht mehr viel Zeit! Ein Glück, dass Trinity-Crusher nicht mit in die Matrix gegangen war, dachte Picard und sah zu Riker rüber, dem die Sonnenbrille wirklich gut stand. Die 250.000 Wächter mochten Zion fast erreicht haben. Und das Kraftwerk war gesprengt worden. Worf hatte ganze Arbeit geleistet! Jetzt hatten sie eine Minute, um in das Zentrum der Matrix zu gelangen, die im Holodeck installiert worden war. Aber da ging das Licht schon an, und Picard, Riker und Worf standen nicht mehr in den düsteren Cyberkulissen, sondern in der Schule der X-Men. Picard sah zu Xavier hinüber und wunderte sich ein wenig. Seltsam... – Aber da sprang auch schon Wolverine mit schrillem Schrei auf Worf zu, der etwas irritiert aussah. Storm trat vor: „Was sucht ihr hier? Das ist eine Privatschule für Mutanten, und kein Tummelplatz für Astronauten!“ Riker nahm seine coole Brille ab und lächelte die aufgebrachte Oscar-Gewinnerin freundlich an: „Wollen wir nicht mal zu Abend essen?“ – Sie verzog keine Miene, ließ aber an der Decke einen Tornado kreisen, was Riker dann als eine Abfuhr interpretierte und seine Brille wieder aufsetzte. „Was machen Sie in meinem Holodeck?“, fragte nun Picard, und Xavier rollte näher. „Das muss ein Trick von Magneto sein“, versuchte dieser die Lage zu deuten, aber dann kam dieser knallgrüne Kerl durch die Wand gebrochen. Er brüllte böse und funkelte mit den Augen. Sein Kastenschädel war gewaltig groß. „Ist das hier ein Meeting der Marvel-Helden, oder was?“, wollte Spiderman wissen, der gegenüber des Hulks erschienen war. „Ja, Comichelden“, sinnierte Picard, „Die Wachowski-Brüder kamen doch auch aus der Comic-Szene...“ - „Wer?“, grunste Worf. - „Na, die Erfinder von ´Matrix`“, erklärte Riker und straffte seine Schultern im schwarzen Lodenmantel. Spiderman wickelte derweil den Hulk in ein superklebriges Netz und trat dann zu Picard. „Hey, mit dem Charakterkopf wären Sie die Idealbesetzung für den ´Geier`! Interessiert? Das ist eine tolle Schurkenrolle in Spiderman 3!“ Der Captain schüttelte den Kopf: „Ich spiele lieber wieder mehr Theater!“ Dann sah er erneut zu Xavier rüber. Woher kannte er den Mann im Rollstuhl nur? – Storm hatte ihren Wirbelsturm verkleinert, und auch Wolverine hatte seine Klingen eingezogen, nachdem er erkannt hatte, dass den Mutanten keine Gefahr von den drei Fremden drohte. - „Tolles Outfit!“, musste er zugeben, als er die Neuankömmlinge in ihren Lederklamotten ansah. - „Ja, nicht wahr?“, grinste Riker und zwinkerte Storm zu, die kühl zurückschaute. „Wir müssen feststellen, ob wir noch an Bord der Enterprise sind“, befand der Captain, legte seine Pumpguns beiseite und zückte einen Kommunikator aus der Manteltasche: „Picard an Brücke! Data, alles in Ordnung?“ „Ja, Sir! Es ist alles klar hier oben. Amüsieren Sie sich gut im Holodeck?“ „Ja,... äh. Ich bin mir nicht ganz sicher, was hier vorgeht. Könnten Sie bitte einmal die Programmprozesse des Holoprojektors prüfen? Mir scheint, da sind einige Dateien 27
unbeabsichtigt geladen worden!“ - „Jawohl, Sir! Ich prüfe das!“ – „Danke, Mr. Data!“ Der Captain schaltete ab und war jetzt zuversichtlicher. Das würde sich gleich klären. – Der Hulk hatte Spidermans Netz fast durchgerissen und war nun wütender als vorher. Storm war weiterhin genervt, und das wurde auch nicht anders, als nun der Terminator eintraf, mit Frodo an der Hand. „Es wird Zeit, dass die Maschinen zurückgedrängt werden! Wo ist dieser ´Holoprojektor`? Ich werde ihn zerstören. Asta la vista, Baby!” – “Nix da, Baby!”, knurrte Worf und Wolverine trat einen Schritt zurück. Xavier rollte zwischen die wilden Kerle: „Hier wird erst einmal gar nichts zerstört! Dies ist mein Arbeitszimmer!“ – „Nein, das ist der Weg ins Zentrum der Matrix!“, lachte Riker und Picard brummte: „Mein Holodeck!“ – „Hallo Captain, hier Data! Sie hatten recht: Der Holoprojektor...“ – bei diesem Wort hob der Terminator seine Mega-Wumme und funkelte böser noch als der Hulk – „...hat mehrere KinoProgramm-Sequenzen geladen, die Commander Riker des öfteren benutzt!“ - Picard sah Nummer Eins erstaunt an: „Ich wusste gar nicht, dass Sie so ein Fan antiker Filme sind!“ Riker strahlte: „Oh, doch, Captain! Besonders die Fantastik-Streifen von Anfang des 21. Jahrhunderts liebe ich! Am Besten war da ´Der Herr der Ringe 4´!“ - Frodo zuckte zusammen und auch Sam konnte ihn nicht aufmuntern, der mit Harry Potter und Hermine auf einem Sonderbesen hereingebraust war. „Nun gut“, sagte der Captain, „Dann schalten Sie bitte all die Dateien wieder ab, bis auf das Matrix-Programm, das wir grade gespielt hatten!“ - „Verstanden!“ Und ehe der Terminator terminieren konnte, der Hulk Spiderman fraß und Wolverine Rikers Brille klauen konnte, lösten sich die fantastischen Filmhelden auf. Nur schade, dass auch Storm verschwand, fand Riker und seufzte. Naja, morgen Abend würde er da eine RomantikSequenz einbauen. Dann würde er ihr Lieblings-X-Man sein, hihi.„OK, zurück zum Wesentlichen!“, scherzte er in lockerem Ton. Picard lud seine Pumpgun durch, keinen Moment zu früh, denn schon brandeten all die Mr. Smithe wieder heran, die sie davon abhalten wollten, das Zentrum der Matrix zu erreichen. „Denn mal los!“ sagte Worf und erreichte die zentrale Tür mit einem mächtigen Satz, bevor der Schlüsselmeister sie zuschlagen konnte! - „Kommen Sie, Captain! Wir haben es fast geschafft!“ - Picard schüttelte die letzten Gedanken an Xavier ab und nickte: „Wir kommen!“ - Und Riker folgte ihm mit festem Schritt und Gewinnerlächeln.
ENDE
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Der Störfaktor von Thomas Kohlschmidt
Captain Kirk will sich entspannen. Doch daraus wird wohl nix...
Captain Frazer zog seinen Defebriler und schoss zweimal. Der Roboterfürst duckte sich, ebenso seine Vasallen. Cosma Galaxo sah wieder hinreißend aus in ihrem knappen Weltraum-Bikini, fand Kirk und grunzte zufrieden. Er nippte an seinem Maracuja-Schaum-Mix und drehte den Sender lauter. Frazer würde das perverse Reich des Digital-Diktators von Persedon bestimmt noch diese Folge stürzen! Sein Schiff, die Orbital, war in Interstream-Flight gegangen und hatte sechs Universen quer durchflogen. Wow, das war schon echt der Hammer. Kirk lag zufrieden auf seiner Liege und war nun herrlich entspannt. „Die inter-universellen Abenteuer des Captain Frazer“ war halt seine Lieblingssendung, und darauf freute er sich die ganze Woche. Da klopfte es an seiner Kabinentür. Himmelherrgott, konnte man nicht einmal seine Ruhe haben? Weshalb wohl hatte er das Intercom ausgestellt und sein Sprechgerät ins Goldfischglas gehängt? – „Was ist los?!“, fragte Kirk gereizt, und von hinter der verriegelten Tür ließ sich das Stimmchen von Hilfsmaat Budnikowsky vernehmen: „Captain, Sie sollten sich das einmal anschauen: Wir sind auf eine Flotte fremder Schiffe gestoßen, die wohl feindselig ist!“ – „Ist mir egal!“, rief Kirk zurück, „Spock hat das Kommando! Der schafft das schon!“ – „Wenn Sie meinen...“, kam es kleinlaut von jenseits der Tür. Dann konnte sich der Captain wieder auf die Niederwerfung des Robotfürsten konzentrieren. Cosma Galaxo war jetzt fast nackt. Sie war in Fesseln und wurde gerade von zwei Schergen des Bösen mit Peitschen bedroht. Cool, solch leicht sado-masochistischen Szenen gaben der Serie Pepp, ja, und da nahte ja auch schon die Rettung: Frazer und Bulba Brown, der Hüne mit dem weichen Herzen, stürmten herein und riefen: „Hinweg, böse Brut! Oder es gibt mächtig Ärger!“ Jawoll, Kirk steckte sich drei Chips in den nimmersatten Mund, so machte man das! Und zisch, und puff! Weg war das Pack! Eine dankbare Cosma Galaxo erhob sich und... – Es klopfte erneut. „Ja, verflucht!!?“, Kirk klang mehr als ungehalten. „Die Schiffe der Flotte sind wirklich feindlich! Sie greifen an! Captain, bitte kommen Sie auf die Brücke!“, piepste Hilfsmaat Budnikowsky. „Unsinn, ich sagte doch: Spock macht das schon! Er soll die Bande in Klump schießen. Oder verhandeln. Das ist sein Bier!“ – „Sein was, Sir?“ – „Schon gut! Er hat das Kommando! Ich komme in 20 Minuten!“ „Na gut, ich sag es ihm.“ Nun war endlich wieder Ruhe im Karton. Frazer exekutierte gerade den ´Lord der Nacht´. Dieser Teufel hatte die Orbit mit interstellarer Anti-Gravitation Dritter Ordnung beschossen, und das forderte nun Strafe. Das Schiff des Lords explodierte farbenfroh und in Zeitlupe. Geniale Sequenz. Kirk aß noch mehr Chips und schwoll allmählich erheblich an. Naja, wozu hatte er das Korsett von McCoy bekommen. Drei Löcher enger, und alles würde wieder klar sein, hihi. – Da fuhren mehrere Erschütterungen durch die Enterprise. Gleich darauf sprang der Rot-Alarm an, und dann klopfte es zum dritten Mal. „Donnerschlag, Budnikowsky! Kann man hier nicht einmal in Ruhe fernsehen? Was treibt Spock denn nur?“ – 29
„Commander Spock ist ohne Besinnung und wurde in die Krankenstation eingeliefert. Er hat sich beim Angriff auf die Brücke beide Ohren gebrochen!“ – „Angriff auf die Brücke?“ – „Ja, die feindliche Flotte, Sir! Unsere Deflektoren sind machtlos!“ – „Ich komme gleich! Schießen Sie derweil zurück!“ „Machen wir, Sir!“ „Kräftig, meine ich! Nehmen Sie die großen Torpedos! Ich komme gleich“ – „J..ja, gut!“ – Dann konnte sich Kirk wieder dem rasanten Finale von Captain Frazer zuwenden. Der Robotfürst dampfte und schlug Funken. Frazer hatte ihm ein unlösbares logisches Paradoxon erzählt, und nun tickte der Alte aus. Er sang und pfiff, tanzte Pirouetten und dankte dann ab, indem er explodierte. Cosma ordnete ihr Haar, Bulba lud noch einmal durch und fetzte den Ersten Adjudanten von Persedon beiseite, und Frazer lachte in die Kamera! Dann ertönte die Schlussmusik, und man sah gerade noch, wie Tausende befreuter Planetenbewohner heranliefen und sich Frazer dankbar zu Füßen warfen. Dieser wurde rot und sagte so etwas wie: „Aber bitte, das war mir doch eine Ehre, Herrschaften. Kein Problem für Captain Frazer!“ Die Enterprise war nun in böse Schieflage übergegangen. Es war Dunkelroter Alarm zu hören. – OK, es reichte! Kirk schaltete ab, verließ mit festen Schritten sein Quartier, erreichte in Bestzeit die halb zerschossene Brücke und setzte sich in den verkohlten Captainsessel. Dann sah er zornig dorthin, wo einmal der Frontschirm gewesen war. Hier hingen etwa zwanzig bizarre Raumer im All, die aus allen Rohren auf sein Schiff feuerten. Na, wartet, Bastarde! Kirk ließ sich die Waffenkontrolle rüberstellen, dann legte er los! Peng und Peng und Peng! Wer ihn bei Captain Frazer störte, gehörte halt ausgelöscht! Und so kam es.
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Die Eindringlinge von Detlev Zusing
Eine Flotte kommt aus dem Nichts. Ihr Ziel: Die Sonne!
Das war sie, die Invasionsflotte! Kirk konnte die Schiffe im Licht der blauen Sonne blinken sehen. Es mussten Tausende sein, und sie hielten direkt auf das System der Havatier zu. Der Anblick war einschüchternd. Die fremden Flugobjekte sahen alle identisch aus: Schwarze Quader mit geringen Abmessungen, aber dafür waren es so viele, dass sie wie ein Bienenschwarm wirkten, der nun diese Randregion der Föderation überfiel. Kein Wunder, dass die friedliebenden Bewohner dieses Planetensystems um Hilfe gerufen hatten, nachdem sie vor vier Tagen das Herannahen der Flotte im Tiefenraum geortet hatten. Was Kirk und auch Spock wunderte, war die geringe Geschwindigkeit, mit der dieser Schwarm heranzog. Die Quader drifteten mit nur gerade knapp Warp 1 heran, ja, jetzt schienen sie sogar zu verlangsamen und auf Unterlicht zu gehen. Bisher war jeder Versuch der Kontaktaufnahme gescheitert. Als der Captain fragend zu Uhura herübersah, schüttelte sie wieder einmal bedauernd den Kopf. Die Enterprise sendete nun schon seit 10 Stunden ununterbrochen auf allen Sub- und Normalraumfrequenzen ein Begrüßungssignal mit der Bitte um Aufnahme von Gesprächen. Spock hatte indessen einige Scans der Schiffe vorgenommen und zeigte Kirk gerade die Ergebnisse der letzten Messreihe. „Die Schiffe zeigen keinerlei Lebenszeichen. Sie scheinen unbemannt zu sein. Allerdings sind sie von der Größe her vergleichbar mit unseren Galileo-Fähren.“ „Robotschiffe?“, fragte der Captain erstaunt. „Es sieht so aus, dass die Flotte auf programmiertem Kurs fliegt. Dabei ist es interessant, dass der Kurs, falls er nicht noch einmal geändert wird, direkt in die Sonne dieses Systems führt.“ Jetzt sah Kirk vollends verwirrt aus: „Die Flotte stürzt sich in die Sonne? – Das sieht mir nicht nach Invasion aus..“ – „Vielleicht ist es ein Trick, Captain. Sie könnten jederzeit umschwenken und angreifen!“, gab Chekov zu bedenken. „Hm. Die Sache ist wirklich sonderbar! Wieso sollte jemand Tausende von Robotschiffen in einen Stern fliegen?“ „Vielleicht ist der Leitcomputer der Flotte defekt. Oder man ist vor langer Zeit auf starrem Kurs gestartet und trifft nun hier zufällig auf ein Hindernis“, überlegte McCoy, der dazu gekommen war. „Unwahrscheinlich!“, kommentierte der Vulkanier des Doktors Gedanken, „Die Flotte hat exakt hier abgebremst und ist nun auf Unterlicht gegangen. Es hat vor 34 Minuten eine Kurskorrektur zum Sonnenzentrum hin gegeben.“ „Also will man offensichtlich die Schiffe tatsächlich in die Sonne fliegen. – Mir wird das zu seltsam! Das will ich jetzt genau wissen! - Spock, McCoy, wir gehen im Außenteam rüber zu einem der Quader! Mr. Sulu, bringen Sie uns in Transporterreichweite!“ ************************** Nur eine Viertelstunde traten fünf Gestalten aus dem Flimmern des Beam-Strahls. Kirk hasste diese sperrigen Raumanzüge, aber bei diesem Außeneinsatz half es nichts. Spock hatte von der Enterprise aus festgestellt, dass an Bord der Quader keine atembare Atmosphäre bestand, sondern Vakuum! Das war schon einmal recht ungewöhnlich. Wer machte sich die Mühe, das Innere von Schiffen völlig leer zu pumpen? Und wozu? – 31
Kirk sah sich zu McCoy und Spock um. Im Lichtkegel seiner Helmlampen konnte er auch die beiden Sicherheitsleute sehen, die vorsichtshalber ihre Phaser in den Händen hielten. „Faszinierend!“, sagte Spock, und McCoy entführ: „Sieh dir das an, Jim!“ Kirk wandte sich wieder nach vorne und spähte durch die Helmscheibe, die schon leicht beschlagen war, denn es war hier bitterkalt. Nun verschlug es ihm die Sprache. Sie standen in einem engen dunklen Gang, der von mehreren Containern flankiert war. Es standen immer drei lange Kisten übereinander. Der Captain konnte zweimal neun Einheiten erkennen. An jedem der Kästen war eine kleine Tafel befestigt, auf der in seltsamen Zeichen etwas eingeprägt war. Und er sah metallisch glänzende Reifen, die ihn an etwas erinnerten: Kränze!Meine Güte, konnte das sein? – McCoy schien dieselbe Idee zu haben. Er trat an einen der Kästen heran, an dem eine kleine Konsole blinkte und zeigte auf einen der schimmernden Knöpfe. „Offenbar ein Mechanismus zum Öffnen!“ Er betätigte ihn, und dann schwang der Kasten der Länge nach auf. Innen lag ein Körper. Ein langgestrecktes Wesen mit vier Armen, und wie McCoys Tricorder anzeigte, war es tot. Eine Leiche. „Das hier sind alles Särge!“, sagte der Doktor und Kirk nickte. „Demnach ist das hier eine Totenflotte... – Moment mal. Pille, Spock: Dies ist eine Begräbnis-Flotte! Die Rasse hier will ihre Toten in der Sonne begraben!“ „Eine Feuerbestattung!“, brummte McCoy, „Ja, das macht Sinn!“ Spock verzog die Augenbrauen. „Ja, das ist ja einmal etwas Anderes!“, sagte Kirk erleichtert, „Dann ist ja Entwarnung angesagt. Es handelt sich um keine Invasion.“ „Höchstens um einen Fall von Grenzverletzung! Die Leutchen hätten sich ja einmal mit den Havatiern absprechen können. Man schickt doch nicht einfach so seine Toten rüber!“, knurrte McCoy, „Das ist schon etwas dreist.“ „Wer weiß, wann und unter welchen Umständen sich diese Flotte auf den Weg gemacht hat, Pille!“ „Das Material der Schiffe ist schon über 100.000 Jahre alt. Sie scheinen sehr lange unterwegs gewesen zu sein!“, bemerkte Spock. „Verrückt. Was für ein Aufwand, um gerade in DIESE Sonne zu stürzen. Was soll das?“ „Das wird wohl ein Rätsel bleiben! – OK, Spock. Machen Sie einige Aufzeichnungen, und dann nichts wie zurück zur Enterprise. Friedhöfe haben mich schon immer deprimiert.“ Der Vulkanier nickte und begann mit seiner Arbeit, und Kirk spähte durch ein kleines Frontfenster des Quaders hinaus ins All. Dort brodelte der blaue Stern, der nun schnell größer und größer wurde. Bald würde die Reise dieser sonderbaren Flotte für immer vorbei sein. Kirk fand den Anblick der Enterprise dort draußen plötzlich besonders tröstlich. Ihre Positionsleuchten schienen ihm zuzuzwinkern. Der Captain lächelte und seufzte dann, bevor er sich mit seinen Freunden in den Transporterstrahl stellte, und vom Totenschiff verschwand.
ENDE
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Die versteinerten Sonnen von Thomas Kohlschmidt
Ein Gestirn haucht sein Leben aus. Mit entsetzlichen Folgen... In der Föderation ist man ratlos: Wie hält man die Sonnenpest auf? Picard in der ´Sundiver`. Auf dem Weg zum Kern. Die Enterprise im Noteinsatz. Wie stoppen sie die Lambda-Drift?
Das Sonnensystem lag tot vor ihnen. Wo vor zwei Wochen noch vier bewohnte Planeten um eine blaue Riesensonne kreisten, herrschte nur noch die Kälte des Raumes. Alles Leben war erloschen, ebenso das Zentralgestirn. „Das ist unglaublich“, flüsterte Picard und starrte mit zusammengekniffenen Augen auf den dunklen Ball im Nichts, der einmal Xerion gewesen war, ein bullernder Gasball, eine starke Energiequelle. Nun war die Sonne ein seltsamer Klumpen geworden. „Keinerlei Strahlungen mehr, Sir“, bestätigte Data seine vorhergegangenen Messreihen, und Riker verschränkte die Arme vor der Brust. „Was halten Sie davon, Nummer Eins?“, fragte Captain Picard besorgt, und der bärtige Mann an seiner Seite sah ernst drein. „Sechshundert Milliarden Xerioner sind in nur einer Woche erfroren. Und niemand konnte eine Ursache für das... Entarten der Sonne feststellen.“ „Vielleicht ist es eine neuartige Waffe“, brummte Worf von seiner Konsole aus und sah misstrauisch auf den Frontschirm. „Solange wir nicht wissen, was hier geschah, müssen wir alles für möglich halten“, erwiderte Picard gepresst. Er hatte den Schock über das Massensterben in diesem Randsystem der Föderation immer noch nicht überwunden. Noch immer hatte er die Subraum-Nachrichten vor Augen, die über die Sternenflottenstationen aufgefangen worden waren: Schreckliche Bilder von verzweifelten Wesen, über die tiefster Winter hereingebrochen war. Kälte, Eis, Wetterturbulenzen... – Unvorstellbar! Und keines der Sternenschiffe war schnell genug hier draußen eingetroffen. Die Enterprise hatte das System gerade vor 10 Stunden als erste Einheit erreicht. Aber es hatte nichts mehr zu evakuieren gegeben. Hier trieb gefrorene Materie im All, sonst nichts mehr. Und diese tote Sonne da! Picard heftete seine Augen darauf. „Mr. Data, beginnen wir mit der genauen Untersuchung des Phänomens. Ich will wissen, was hier vorgefallen ist“. - „Darf ich einen Vorschlag machen, Sir?“ - „Nur zu, Mr. Data!“ „Auf dem zweiten Mond des dritten Planeten existierte unser Datenbank nach ein helioastronomisches Labor, eine Station für Sonnenforschung und – Beobachtung. Dort könnten wir eventuell Daten darüber bergen, was hier in den letzten zwei Wochen mit der Sonne geschah!“ „Sehr gut!“, Picard sah Riker an, „Besorgen Sie uns diese Datenbestände! Nehmen Sie ein Shuttle. Wir werden inzwischen in den Sonnenorbit gehen und mit einigen Sonden Proben von dem... Ding da draußen ziehen. Und ich will Subraumprofile von Ihnen, Mr. Data!“ „Aye, Sir“, sagte der Androide und machte sich an die Arbeit, während Nummer Eins sich auf den Weg zur Shuttlerampe machte. Zwei junge Kerle von der Sicherheit würden ihn begleiten. Nur wenige Minuten später senkten sie sich auf den atmosphärelosen Mond herab, der wie eine schwarze Scheibe vor ihnen lag, oder ein Maul, das sie schlucken wollte. ********************
Nummer Eins ließ den Lichtkegel seiner Helmlampe über den Raum streichen. Das hier war wohl der Gemeinschaftsraum der kleinen Sonnenstation gewesen. Tische, Stühle, eine Theke 33
zur Essensausgabe... und die Toten. Riker trat näher. „Seien Sie vorsichtig!“, ermahnte er die beiden Männer von der Sicherheit, und diese tippten sich an den Helm, um zu zeigen, dass sie verstanden hatten. Überall glitzerten Eiskristalle. Es herrschte Kälte am absoluten Nullpunkt der Messskala. Alle Wärme war gewichen. Die Forscher waren offensichtlich qualvoll erfroren. Sie kauerten in Gruppen beieinander, umhüllt von mehreren Decken und Iso-Matten, die sie in letzter Verzweiflung wie einen Schutzkokon um sich gezogen hatten. Vergeblich. - Riker stöhnte. Er hatte draußen auf dem Dach der kleinen Containergruppe, die diese Station bildete, Sonnenkollektoren gesehen. Welch Ironie: Man hatte die Lebenserhaltung hier mit reiner Sonnenenergie betrieben. Nie hatte man mit dem plötzlichen Erlöschen einer so urgewaltigen Quelle gerechnet, wie der des Zentralgestirns. Riker hatte die Sonne von hier aus angesehen und gefunden, dass sie wie ein Fels im Raum schwebte. Ein gigantischer runder Fels. – Er riss sich von seinen Gedanken los, stieg über die Berge aus gefrorenen Leichen hinweg und taumelte in den Gang, der zum Computerkern der Station führte. Hier würde er die gesuchten Daten finden müssen. Die Sicherheitsleute blieben wachsam und hielten die Phasergewehre im Anschlag. Sie betraten die wissenschaftliche Zentrale. Auch hier fanden sie Leichen. Drei Stück, ineinander verkrallt. Eine junge Frau hatte gläserne Spuren auf ihrem Gesicht: kristallisierten Tränen. Riker schauderte. Er musste sich an den Toten vorbei drücken, um an die Konsolen zu kommen. Dabei streifte er wohl leicht den Arm einer der Leichen. Für den Bruchteil einer Sekunde erstarrte er in der Bewegung, dann hörte er über die Helmanlage ein Knacken. Entsetzt sah er, wie sich unaufhaltsam und schnell feine Haarrisse bildeten. Sie liefen über die Oberfläche des Leichenberges, erfassten in wilden Mustern Arme, Beine, Rumpfe und die angstverzerrten Gesichter, und dann war es noch einmal kurz ruhig, bis es ein schreckliches Klirren gab, und die Toten in Tausende von Kristallen zerplatzten. Riker taumelte rückwärts gegen die Wand und hob die Arme zum Schutz gegen den Eispartikelregen, der durch die Zentrale peitschte. „Mein Gott!“, entfuhr es ihm. Aber er hatte keine Zeit, sich zu fangen, denn gerade, als er sich aufrappelte und voller Ekel Eis von seinem Raumanzug fegte, knackte es erneut in seinem Helmlautsprecher. Es war Data von der Enterprise: „Sir, bitte beeilen Sie sich. Wir müssen dieses System schnellstens verlassen!“ „Wieso das?“ „Weil sich die Sonne im Nachbarsystem Gerinis plötzlich verändert. Dasselbe Phänomen wie hier, wie es scheint! Wir müssen so schnell wie möglich dort hin!“ - „Verstanden!“, keuchte Riker, und als er sich zu den Konsolen umwandte, fühlte er maßlosen Schrecken in sich aufsteigen. Was war das nur für ein entsetzlicher Effekt, der sich nun offenbar ausbreitete? Eine Art... Sonnenpest?
Teil 2 Picard starrte entsetzt auf den großen Bildschirm des Beratungsraumes. Dort waren die Entwicklungen der letzten Wochen durch mehreren Computersimulationen im Zeitraffer dargestellt worden. „Wie Sie sehen“, sagte General Flusher, „bewegt sich das Phänomen vom Rande des Föderationsgebietes hinein in Richtung Zentrum. Es sind nun bereits 12 Systeme betroffen. Das, was mit Xerion begann, hat sich über Gerinis, Juhania und Keldorb 98 hin ausgebreitet. Wie es scheint, setzt nun auch noch eine gewisse räumliche Streuung ein.“ „Gleichzeitigkeit!“, sagte Professor Grendel und stand auf, „Wir beobachten nun zum ersten Mal, das zwei Sonnen gleichzeitig mutieren und zu Schlacke werden!“ Data, der diese Krisensitzung zusammen mit Riker und Picard besuchte, machte sich vom hinteren Teil des langgestreckten Sitzungstisches aus bemerkbar: „Sir, darf ich kurz erwähnen, dass wir mit Hilfe unserer Sonden Proben aus vier dieser 34
Sonnen haben ziehen können. Die Substanz, zu der alle diese Sonnen transformieren, ist eine mineralogische Formation bislang unbekannter Struktur!“ „Vielen Dank, Mr. Data“, erwiderte der Sonnenexperte Grendel und blickte düster in die Runde der Anwesenden, allesamt Forscher und Angehörige der Sternenflotte, die bereits Kontakt mit dem Sonnensterben hatten. „Es ist in der Tat so, dass in sämtlichen Fällen die Sonnen binnen 13 Tagen ihre Strahlkraft einbüßen, ihre Kernprozesse zum Erliegen kommen und dann eine Umwandlung von Energie in Materie geschieht, an deren Ende ein noch nie gefundenes Mineral steht.“ Picard sah bestürzt aus. Er wusste so gut wie all die anderen hier im Krisenstab, dass bereits Milliarden empfindender Wesen erfroren waren, und gerade jetzt Millionen von ihnen in den neu betroffenen Systemen um ihr Leben kämpften. „Wir haben nicht genug Schiffe...“, stöhnte er, und sein Nachbar, ein Captain Karsen von der USS Salisburg wandte sich fragend zu ihm um. Picard lächelte entschuldigend und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Riker hatte inzwischen damit begonnen, seine Datenfunde von der Xerion-Sonnenstation vorzustellen, die er vor Ort hatte bergen können. Er war nach vorne an den Schirm getreten und erläuterte nun die Messreihen, welche die zuerst aufgetretene Sonnenmutation auf Föderationsgebiet abbildeten. „Die Xerioner haben bis zum Zusammenbruch ihrer Energievorräte Messungen vorgenommen und Aufzeichnungen gemacht“, Riker sah ernst in die Runde und traf auf ebenso ernste Blicke. „Zunächst haben wir diese Daten mehrfach sortiert und nach Mustern abgesucht. Der Computer der Enterprise hat jede nur erdenkliche Art der Korrelation gesucht, gefunden und systematisch katalogisiert. Dabei ist uns Folgendes aufgefallen: Sie sehen hier einige Werte, die einer Tiefenraummessung auf Subraumniveau entstammen. Man hat hier offenbar interdimensionale Faktoren gescannt, deren Bedeutung uns zur Zeit noch nicht in jedem Punkt klar ist. Interessant ist aber schon jetzt, dass offenbar 45 Stunden vor dem Mutationsbeginn der Sonne Xerion das Niveau dieser Kurve hier sprunghaft ansteigt!“ „Was bedeutet diese Kurve?“, wollte der General wissen und auch Professor Grendel war hellhörig geworden. Riker nickte, „Diese Kurve bildet den Verlauf sogenannter Lambda-Energie ab. Das ist zur Zeit noch ein Kunstbegriff. Gemeint ist damit ein Lebensindikator für Wesenheiten jenseits unserer Definition von Leben.“ Da erhob sich in der Runde der Anwesenden Gemurmel. Der General fragte nach: „Sie meinen unbekanntes Leben?“ „Ja, ein Niveau biotischer Energien außerhalb des bekannten Spektrums. Gänzlich unerfasstes Bewusstsein, das von jenseits des Einsteins-Kontinuums zu uns kommt!“ „Eine Invasion?“, fragte der General bestürzt, und einige anwesende Militärs wurden noch unruhiger und tauschten scharfe Blicke aus. „Nicht unbedingt“, sagte Riker ruhig und sah zu Picard herüber, der sich nun erhob. Der Captain sagte mit fester Stimme: „Meine Damen und Herren, wir haben es hier meiner Meinung nach mit einem Erstkontakt aus einer fremden Dimension zu tun! Ob dahinter eine Aggression steht, kann man beim besten Willen noch nicht sagen!“ „Milliarden sind bereits tot!“, warf ein Commander Stinger ein und funkelte böse mit den Augen. „Das ist leider richtig“, gab Picard zurück, „Aber wir wissen noch zu wenig über das Leben, dass sich dort offenbar rührt und mit den Sonnen auf noch unbekannte Weise interagiert. Und deswegen mache ich jetzt den Vorschlag, dass wir eine Forschungsexpedition zur Sonne von Kuma-Seita schicken. Dort hat das Transformationsphänomen vor 34 Stunden mit den typischen Symptomen – Verringerung der Oberflächentemperatur und herabgesetzte Protuberanzenaktivität – begonnen und schreitet fort. Ich schlage vor, dass die Enterprise mit 35
einem Stab von Sonnenexperten unter der Leitung von Professor Grendel dort vor Ort aktiv wird!“ Der General zupfte sich nachdenklich am Bart. „Was haben Sie genau vor, Captain Picard?“ wollte er wissen. „Nun, Sir, ich habe vor, ins Zentrum der Sonne vorzustoßen! Dort scheinen die Ursprünge aller Effekte zu liegen!“ Ein Gesicht nach dem anderen im Sitzungsraum entgleiste, nur Riker und Data blieben gelassen. Sie hatten den Plan mit entwickelt. Und auch Professor Grendel war bereits eingeweiht. „Sie wollen WAS?! In eine Sonne hineinfliegen? – Captain Picard, das ist Wahnsinn! Das ist Selbstmord! Sie werden ihr Schiff verlieren!“ Picard sah ernst drein: „Nein, Sir! Das habe ich nicht vor. Es gibt da eine Möglichkeit, die zugegeben nicht ohne Risiko ist, aber dort draußen sterben Welten über Welten! Das wird solange kein Ende haben, bis wir das Versteinern der Sonnen nicht aufhalten!“ Data schaltete sich ein: „Ein Vorstoß unter die Photosphäre einer Sonne ist möglich. Professor Grendels Sonnenklipper ´Sundiver` hat das doch in den letzten zwei Jahren eindrucksvoll bewiesen!“ Und Riker fügte hinzu: „Mit der Enterprise im Orbit der Sonne hätten wir eine mobile Einsatzzentrale mit umfangreichen Computerkapazitäten. Die Sundiver wäre dann eine bemannte Sonde!“ „Warum bemannt?“ „Weil ich vermute, dass wir im Inneren der Sonne etwas erleben werden, auf das flexibel reagiert werden muss, General. Das kann keine Maschine!“ sagte der Captain. „Fexibel? Was meinen Sie genau, Picard?“ „Nun“, sagte der hagere Mann und sah durchdringend in die Runde der bleichen Gesichter, „Ich meine ein Gespräch oder einen furchtbaren Kampf!“
Teil 3 Sie befanden sich nun tief unter der Photosphäre der Sonne von Kuma-Seita. Professor Grendels Vehikel ´Sundiver´ war wahrhaftig ein Meisterwerk der Technik, dass musste Picard anerkennen und saß noch immer relativ sprachlos neben Data in den Gästesesseln der kleinen Zentrale. Er hatte nicht ganz verstanden, wie die Felder hießen, die das kleine Schiff einhüllten und vor der enormen Hitze, den wilden Konvektionsströmungen und dem gigantischen Druck schützten, aber es funktionierte! Data hatte sich vorhin näher über diese ´hyperkausalen Felder´ und eine ´Verschränkungsmatrix´ unterhalten. Irgendwie hatte es damit zu tun, dass Grendel einen Weg gefunden hatte, die Energien im Inneren einer Sonne dazu anzuzapfen, einen Schutzschirm gegen sich selbst zu errichten. – Aber das war jetzt auch egal! Entscheidend war, dass sie schnellstens das Geheimnis der Sonnen-Entartungen lösten, das seit einigen Wochen im Gebiet der Föderation Milliarden von Lebewesen tötete. „Data an Enterprise“, hörte der Captain den Androiden gerade sagen, „Wir sind nun nahe des Bereiches, an dem erste Versteinerungen angemessen wurden.“ „Hier Enterprise, verstanden Data! Seien Sie vorsichtig! Die Mineralisierungsrate steigt von Stunde zu Stunde an. Es ist wie eine Mutations-Explosion, die da in Gange kommt!“, hörte Picard Riker antworten. Die Enterprise stand im Orbit der betroffenen Sonne, und das war gut zu wissen, auch wenn nun viele Hundert Kilometer brausender Sonnenmasse zwischen dem Sternenschiff und der Enterprise lagen. Picard zwang sich, seine Trägheit in der Wärme der Zentrale zu überwinden und stemmte sich in seinem Sitz hoch. 36
„Mr. Data, was sagt die Kurve der Lambda-Energie?“ „Stetig steigend, Sir. Da draußen ist definitiv unbekanntes Leben. Es hat seine Ballung – wie vermutet – am Versteinerungskern. Und ich habe auch die vermuteten Risse im EinsteinKontinuum gefunden. Unsere Theorie war soweit richtig!“ Picard fühlte sein Herz wild ausschlagen. Professor Grendel saß hoch konzentriert an seiner Konsole. Er ließ seine Finger pausenlos über Sensorfelder wandern, aktivierte verschiedenen Bildschirme und justierte die Steuerung der drei Sonden nach, welche die ´Sundiver´ vor wenigen Minuten in die unmittelbare Nähe des Versteinerungszentrums geschossen hatte. Deren Daten trafen nun ein, und der berühmte Sonnenforscher leckte sich die Lippen, als wäre er hungrig. „Hunger nach Erkenntnis“, fuhr es dem Captain der Enterprise durch den Kopf. Grendel knurrte. „Das ist wirklich interessant!“, sagte er ohne von den Bildschirmen aufzusehen, „Irgendetwas da draußen – ich nenne es einmal ´X-Feld` - scheint das Sonnenplasma in kristalline Strukturen umzuwandeln, wobei das X-Feld gestärkt wird.“ Data trat zu ihm und sah ihm eine Zeit über die Schulter. Dann diskutierten sie einige Minuten, in denen Picard nicht viel von dem Fachchinesisch verstand, aber schließlich sahen die Beiden zu ihm herüber. „Captain, „ sagte Data und winkte ihn an die Konsole, „Es sieht ganz so aus, als würden diese X-Feld-Entitäten sich vom Sonnenplasma ernähren. Dort draußen laufen Prozesse ab, die an Stoffwechsel bei Pilzbefall erinnern!“ „Wie bitte?“, fragte der Captain der Enterprise und weitete seine Augen, „Befall? Die Sonnen werden gefressen?“ Grendel nickte: „Im Grunde schon. Die X-Feld-Entitäten scheinen sich davon zu ernähren. Die Mineralien sind so etwas wie Ausscheidungsprodukte. Das Ende der Stoffwechselkette!“ - „Hyperkausaler Kot“, sagte Data ohne Rührung. Picard ballte die Hände zu Fäusten zusammen. Das war eine wahrhaft entscheidende Entdeckung. Er versuchte seine Aufregung nieder zu kämpfen und trotz der Hitze hier kühlen Kopf zu bewahren. „Diese Wesenheiten sind durch Interdimensional-Risse in unser Universum eingedrungen. Kann man die Risse allesamt schließen?“ - „Das wäre nicht ratsam“, erwiderte Data, „Eine gewisse Semi-Durchlässigkeit zwischen Dimensionen besteht grundsätzlich. Das ist zum Druckausgleich des Dimensionsgefüges schon notwendig. Diese wandernden Risse waren immer da und entstehen immer neu. Sie sind nun leider zu Toren für die X-Feld-Entitäten geworden!“ - „Kommunikation dürfte mit diesem fremden Leben kaum möglich sein, oder Data?“ „Das ist eher unwahrscheinlich, Sir. Eine fremdere Lebensform, als die dort draußen, haben wir wohl noch nie getroffen!“ „Was bleibt uns also, um das Zerfressen unserer Sonnen zu verhindern?“ fragte der Captain düster. - „Die Viecher vernichten!“ schnaubte Grendel, „Immerhin töten sie ein System nach dem anderen!“ Picard schüttelte den Kopf: „Nein, mit Gewalt kommen wir auch nicht weiter! Wir wissen nicht, mit welchen Mitteln sich die Fremden zur Wehr setzen könnten. Außerdem vermute ich stark, dass sie keinerlei feindselige Absichten haben. Sie ernähren sich einfach nur von den Plasma-Energien!“ „Sir!“, unterbrach ihn Data, der einige neue Messreihen abgelesen hatte, „Darf ich einen Vorschlag machen?“ - „Nur zu! Das ist es, was wir jetzt wirklich brauchen: Gute Ideen!“ „Vielleicht sollten wir eine Zuckerspur auslegen!“ „Eine ´Zuckerspur´?“, fragte Professor Grendel entgeistert, und auch Picard sah etwas überrascht aus. Draußen tobten die gewaltigen Sonnenenergien, die schon bald ersterben würden. 37
Teil 4 Picard fieberte dem Augenblick entgegen, der nun nur noch wenige Minuten entfernt lag. Dann würde sich erweisen, ob ihre Anstrengungen der letzten Tage von Erfolg gekrönt sein würden. Und ob sie die gefährliche Sonnenpest würden aufhalten können. Sie hatten an Bord der Enterprise Tag und Nacht an der Verwirklichung des Planes gearbeitet, den Data mit seiner Idee angestoßen hatte! Man würde versuchen, die X-Feld-Entitäten von den Sonnenkernen fortzulocken, um weiteres Massensterben zu verhindern. Während Professor Grendel, Data und Geordi LaForge in fieberhafter Eile einen PlasmaEmitter für das Sternenschiff konstruiert hatten, war die fortschreitende Versteinerung der Kuma-Seita-Sonne lückenlos von den Sensoren der Enterprise aufgezeichnet worden. Man wusste nun genau, dass die Mineralisierungen im Zentrum der Sonne begannen. Dann spalteten sie sich auf, wanderten zur Oberfläche der Sonne, und dann folgten den Produkten stetig neue Schlacken. Das ging stets so lange, bis die letzte Sonnenenergie im Kern erlosch. Es würde sehr entscheidend für die Durchführung ihres Planes sein, wo die fremden Lebensformen nach dem Erlöschen der Sonne bleiben würden. Würden sie durch die Dimensionalrisse wieder in den jenseitigen Gefügeraum abtauchen? „Vieles spricht dafür, dass sie in unserem Kontinuum bleiben, und hier die ´Witterung` nach neuer Nahrung aufnehmen!“ hatte Data vor Kurzem verkündet, „Die USS Terra Nova hat in der Nähe der frisch erloschen Doppel-Sonne Cyclion-Caradis Beta schwache LambdaEnergien im umgebenen Leerraum gemessen. Dieses Phänomen wurde von den Wissenschaftlern inzwischen ´Lambda-Drift´ getauft.“ – Der Captain sah durch das Fenster seiner Kabine hinab auf die dunkle Kruste der fast schon toten Sonne. In etwa 35 Minuten – so hatte Grendel errechnet – würde die letzte Energie in Kuma-Seita versiegen und die Sonne durch und durch Schlacke sein. Dann müsste sich die Lambda-Drift über die ehemalige Photosphäre hinaus in den freien Raum hinaus bewegen. „So wie Wanderheuschrecken, die sich auf die Suche nach einem neuen Feld machen“, fuhr es Picard durch den Sinn. Er seufzte und betätigte dann seinen Kommunikator: „Mr. LaForge, wie weit sind Sie?“ - „Wir sind bereit, Captain! Der Plasma-Emitter ist mit dem Warpkern verbunden. Wenn wir auf vollen Impuls gehen, produziert der Hyperkonverter plasmatische Energie aus dem Subraum heraus. Die Grundidee ist von Professor Grendel! Toller Einfall, Sir!“ Picard musste über die technische Begeisterung seines Chef-Ingenieurs lächeln. Geordi war nicht zu bremsen, wenn es um Neuland in seinem Spezialgebiet ging. Da musste ihn dieser Anbau an seinen geliebten Warpkern natürlich in Ekstase versetzen. Picard wagte sich nicht vorzustellen was aus der Föderation werden mochte, wenn ihr Einsatz hier fehlschlug. – Er schüttelte die düsteren Gedanken ab und sagte: „In Ordnung. Halten Sie sich bereit. Es dürfte in wenigen Minuten soweit sein!“ Dann würde der Subraumzapfer aktiv werden, Subraumenergien würden angezogen, im ´Grendel-Konverter´ mit Hilfe von umgeleiteten Warpkern-Impulsen zu Plasmaströmen umgewandelt und dann über die Emitter auf der Außenseite der Enterprise in den Weltraum gespieen werden. Picard würde versuchen, ein künstliches Plasmafeld ins Vakuum zu legen. Und dann noch eins, noch eins, und so weiter, bis eine Lockspur entstehen würde. Das nächste natürliche Plasma-Phänomen im Kosmos waren die gänzlich unbewohnten Kaskaden von Yir-Lupp, etwa sieben Lichtjahre entfernt. Es würde ein zähes Verfahren werden und Wochen beanspruchen, die Wesen dorthin zu locken. Aber es half nichts! Das war offensichtlich die einzige Möglichkeit, der Sonnenentartung entgegen zu treten. „Sir, die Auskristallisierung von Kuma-Seita ist soeben beendet!“, verkündete Data in diesem Moment, und Picard spürte, wie ihm augenblicklich Schweiß auf die Stirn trat. 38
Er aktivierte den Kommunikator und sagte mit aufgeregter Stimme: „Mr. LaForge, beginnen Sie!“ – „Aye, Sir!“. Datas Finger wanderte über die Steuerkonsole. Die Enterprise glitt aus dem Sonnen-Orbit, schraubte sich auf einem Spiralkurs nach oben und begann, eine Plasmaspur hinter sich her zu ziehen, die mehr und mehr zu einem Feld verwirbelte, das von der Sonne fort führte. - Die Minuten verrannen, und Picard knetete seine Hände. Es herrschte atemlose Stille auf der Brücke. Dann endlich kam die erlösende Meldung von dem Androiden: „Sir, ich orte zunehmende Lambda-Drift! Es sieht so aus, als ob sie uns folgen!“ „Gott sei Dank!“, entfuhr es Picard, und er ließ sich in den Captainssessel sinken. *********************************** „Das hatte niemand ahnen können!“ sagte Professor Grendel und blickte in die Runde der Anwesenden. Es war wohl glücklicherweise die letzte Sitzung des Krisenstabes „Sonnenpest“, und dies war der Abschlussbericht der Enterprise-Crew. „In der Tat“, sagte General Flusher, „Das war eine glückliche Fügung!“ Picard nickte: „Wir waren natürlich außerordentlich überrascht von dem Effekt!“ Data und Riker nickten in die Runde, und jemand hob die Hand. „Ja, Captain Harvensteen. Sie haben eine Frage?“ Der weißbärtige Koloss nickte: „Jawohl. Habe ich das richtig verstanden: Die Entitäten sind nun allesamt in die Plasma-Kaskaden von Yir-Lupp getaucht? Sie sind inzwischen aus allen Sonnen abgewandert? Dorthin?“ „Das ist richtig, Sir!“, bestätigte Data beflissen, „Wir hatten großes Glück! Nachdem wir die Wesen von Kuma-Seita zu den Kaskaden gezogen hatten, sind sie dort ob des überreichlichen und ständig nachwachsenden Nahrungsangebotes offenbar in große Erregung verfallen. Kurz darauf begannen weit entfernte Lambda-Populationen von befallenen Sonnen abzulassen, und machten sich auf den Weg zu den Kaskaden.“ - „Selbsttätig?“ - „Ja, sie mussten nicht mehr gelockt werden“, sagte Picard und lächelte, „Sie wurden wohl von Ihresgleichen zu der neuen, viel besseren Nahrungsquelle gerufen.“ „Unglaublich“, entfuhr es Captain Harvensteen, und er schlug sich auf die mächtigen Schenkel, „Die Kaskaden scheinen ja besonders gut zu schmecken!“ Einige Anwesende grinsten breit, Riker massierte versonnen seinen Bart. „Ja, und das Schönste: Hier sprudelt das Plasma nur so. Das reicht für viele Tausend Jahre Festschmaus!“ Grendel sah zu Picard herüber und nickte: „So ist es. Aber apropos ´Festschmaus`: Ich habe seit Wochen kaum etwas gegessen. Wie wäre es mit einem netten Essen zur Feier des Tages?“ Picard lachte nun: „In Ordnung! Nachdem nun keine Sonnen mehr auf der Speisekarte stehen, können wir wieder an die eigenen Mägen denken. Ich lade sie alle auf die Enterprise ein. Mir schwebt da ein ganz köstliches Menü aus meiner französischen Heimat vor...“ Riker verzog in gespielter Abscheu das Gesicht und sagte: „Schnecken! Wetten?“
ENDE
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Dumm gelaufen von Janina Kuffner
Kirk und Co werden gestoppt. Eine Peinlichkeit steht bevor...
Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Kirk war mal wieder fassungslos. Auch Spock sah irgendwie hochgradig irritiert aus, von McCoy wollen wir mal gar nicht erst reden... – Die Drei starrten entgeistert zusammen mit den übrigen Männern und Frauen der Brückencrew auf den Bildschirm. Hier sah man bis vor Kurzem noch ein seltsames Gefährt im All schaukeln, das sich in rasantem Abfangflug vor die Enterprise gesetzt hatte. Und das immerhin bei Warp 5! Sulu hatte voll auf die Bremse drücken müssen, sodass Scotty im Maschinenraum ordentlich durchgeschaukelt worden war und nun erst mal nen Whiskey brauchte. Marke Eigenbräu, versteht sich. Auf dem Frontschirm des so rüde ausgebremsten Sternenschiffes erschien nun ein blauhäutiger Kerl, Marke fetter Sheriff. Dieser trug auch eine prunkvolle Uniform mit goldenen Knöpfen, Kordeln und einer großen Metallplakette. Außerdem hatte er das Gesicht eines Seehundes, an dem mehrere Fühler klebten. „Ich bin Zarrn Wulker!“, grunzte das Wesen, „Distrikt-Deputator Ersten Ranges und ich fordere Sie auf, sich zu identifizieren!“ „Das hätten wir auch ruhiger haben können“, knurrte Kirk, „Mein Name ist James T. Kirk! Ich bin Captain des Föderationsschiffes Enterprise! Wir sind auf friedlicher Forschungsmission...!“ – „James T. Kirk!“, donnerte der Typ unhöflich dazwischen, „Sie sind also für diese Raserei verantwortlich!“ – „Raserei? – Was meinen Sie?“, gab sich der Captain erstaunt. „Welche Raserei? Wir haben Sie bei Warp 6, 2 geblitzt, verdammt noch mal! Dies ist eine Ruhe-Sonnenzone und keine Rennstrecke!“ – Kirk sah zu Spock herüber und dieser zuckte die Achseln. „Entschuldigen Sie, ich verstehe nicht ganz...“, gab der Captain dann zu, und der Seehund in Uniform grunzte, während er etwas in einen tricorderähnlichen Gegenstand tippte. „Faule Ausreden kenne ich alle!“, schnappte der Weltraumpolizist, „Ich weise Sie darauf hin, dass Ihr rücksichtsloses Verhalten in diesem Raumbereich für substellare Erschütterungen sorgt. Das kann Sonnen instabil machen, mein Freund! Und sagen Sie mir nicht, Sie hätten das nicht wissen können. Vernünftige Raumkarten, in denen solche Labilzonen mit Warnhinweisen verzeichnet sind, gibt es an jeder Tankstelle! Außerdem: Überall stehen entsprechende Verkehrszeichen!“ – Kirk sah fassungslos, wie sich auf einem abgespalteten Teilschirm nun ein `Labil Suns!“Zeichen im Raum drehte. McCoy wurde gallig: „Aber diese Zeichen stehen im Normalraum! Die sieht man aus dem Subraum doch gar nicht!“ – „Um so schlimmer!“, konterte der Polizist, „Sie sollten hier gar nicht im Subraum sein!“ „Unterlichtzone?!“, schluckte James T. Kirk, „Da schaffen wir unsere Mission ja nie in 5 Jahren!“ „Mir doch egal, dann fliegen Sie woanders lang! So, hier ist ihr Bußgeldbescheid! Zu zahlen innerhalb von 4 Monden bei Centurion Acht! Empfehle mich! Und lassen Sie sich nicht noch mal von mir erwischen! Nächstes Mal kostet es die Fluglizenz!“ – Der Bildschirm flackerte und das Wesen verschwand. Nun sah man wieder das kleine Gleiterschiff mit den Blinklichtern, das wie ein wildgewordener Weihnachtsbaum ausschaute. Es wackelte hin und her und setzte sich dann in Windeseile ab. 40
„Der fliegt doch auch mit Warp!“, empörte sich McCoy, und Chekov seufzte. Dann zeigten sich die Buchstaben auf dem Schirm: „Sonnenwidriges Verkehrsverhalten. Fall 678/XX- Aktenzeichen zU3. USS Enterprise, Halter: Captain James T. Kirk. - Scann 34.999, Sternzeit 78990,56, Koordinatenschlüssel GHHzzIiuTCV. - Gemessener Flugwert: Warp 6, 2336. - Bußgeldtabelle Centurion Acht: Level 99: 78.999 Kredits ohne Vergnügungssteuer! - Zu zahlen bis Sternzeit 79665,76. Diensthabender Offizier: Z. Wulker.“ – „So ein Mist“, fluchte Kirk, und McCoy grunzte etwas von „Rad ab...“. Nur Spock blieb ruhig wie immer, und vermerkte, dass man demnächst wohl einmal eine Tankstelle anfliegen sollte... – ENDE
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