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Geschichten aus dem Fantastik Magazin WARP-online
Das Star Trek Spezial
Warpfaktor 5
'Warpfaktor' ist eine kosten...
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Geschichten aus dem Fantastik Magazin WARP-online
Das Star Trek Spezial
Warpfaktor 5
'Warpfaktor' ist eine kostenlose Star Trek Anthologie von www.WARP-online.de, dem Fantastik Magazin. Alle Rechte der Geschichten und Bilder verbleiben bei den jeweiligen Autoren und Künstlern.
Warpfaktor 5 Copyright 2003 WARP-online Herausgeber: www.WARP-online.de Satz und Layout: Bernd Timm Alle Texte und Bilder sind bereits jeweils einzeln bei www.WARP-online.de erschienen und zur Veröffentlichung durch WARP-online freigegeben. Die Magazin-Reihe ist eine Sammlung von Beiträgen, die zusätzlichen Kreis interessierter Leser anspricht und die Namen der Autoren und Künstler bekannter macht. Weder das Fehlen noch das Vorhandensein von Warenzeichenkennzeichnungen berührt die Rechtslage eingetragener Warenzeichnungen.
1000 Seiten Fantastik www.WARP-online.de bringt das ganze Spektrum der Fantastik: Bilder, Geschichten, Artikel, Projekte, Reportagen, Interviews, Wissenschaft, Comic, Kostüme, SF-Kabarett, Lyrik, Film-& TV-Projekte, Modelle und mehr!
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Inhalt Cover von Volker Krug Alien Freedom.......................................................................................... 5 von Thomas Kohlschmidt ..................................................................................................... Die ganze erstaunliche Wahrheit über Hollywood, Star Trek und die Bedrohung der Welt. Alle XAkten sind wahr!!! ............................................................................................................................
Kein Wunder! ........................................................................................... 8 von Thomas Kohlschmidt ..................................................................................................... Eines der größten Geheimnisse der Sternenflotte wird gelüftet! Ein Geheimreport!...........................
Väterliche Pflichten!!............................................................................. 10 von Jürgen Müller................................................................................................................. Eigentlich wollte Q gern mal wieder die Voyager besuchen...............................................................
Achterbahn............................................................................................. 15 von Thomas Kohlschmidt ..................................................................................................... Heute darf er zum ersten Mal auf die Brücke der Enterprise! Aber leider kommt ihm an diesem besonderen Tag der Kaffee hoch......................................................................................................
Eifersucht ............................................................................................... 17 von Thomas Kohlschmidt ..................................................................................................... Wenn Frauen hassen: Ein Schiff und seine Nebenbuhlerin! Voyager vs. Andromeda!.......................
Das Leuchten ......................................................................................... 19 von Thomas Kohlschmidt ..................................................................................................... Xadens letzte Minuten haben begonnen! Oder gibt es noch einen Ausweg? .....................................
Der Moloch ............................................................................................. 21 von Thomas Kohlschmidt ..................................................................................................... Kirk im Bann des Dunklen Schiffes. Das Böse übernimmt die Macht!................................................
New Island.............................................................................................. 24 von Thomas Kohlschmidt ..................................................................................................... Eine Kolonie der Föderation wurde scheinbar vernichtet. Doch die Wahrheit sieht anders aus... .......
Tierische Impulse .................................................................................. 27 von Adriana Wipperling ....................................................................................................... Doktor Selar von der Enterprise wagt ein außergewöhnliches Experiment: Eine Gedankenverschmelzung mit Datas Katze Spot. Doch so viel Unlogik haut die stärkste Vulkanierin um... ................................................................................................................................................
Das rufende Herz................................................................................... 34 von Thomas Kohlschmidt ..................................................................................................... 3
Seven of Nine stirbt. Aber manchmal retten uns gerade diese Minuten... ..........................................
Weltenbrand........................................................................................... 37 von Thomas Kohlschmidt ..................................................................................................... Unbekannte Energien greifen an. Eine Welt steht vor dem Untergang und Kirk muss eine letzte Entscheidung treffen ........................................................................................................................
Die Kathedrale ....................................................................................... 40 von Thomas Kohlschmidt ..................................................................................................... Seven allein im Angesicht des Universums. Was ist Perfektion?.......................................................
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Alien Freedom von Thomas Kohlschmidt
Die ganze erstaunliche Wahrheit über Hollywood, Star Trek und die Bedrohung der Welt. Alle XAkten sind wahr!!!
Diese Geschichte wird mir wahrscheinlich keiner von euch glauben. Aber trotzdem muss ich sie unbedingt erzählen. Wer weiß, vielleicht werde ich schon morgen von einem Auto überfahren oder mir bleibt eine Gräte quer im Halse stecken. Das war´s dann. Ich komm unvermutet früh unter die Erde, und niemand würde jemals die Wahrheit erfahren. Und sie muss ans Licht: Die Wahrheit, warum es ´Star Trek: Serie 5´ nun gibt, und warum es auch die ´Serien 6,7,8 usw´. geben muss! Ich weiß, dass die Star Trek- Macher für immer und ewig neue Serien und Kinofilme bringen werden, weil sonst die Erde ausgelöscht wird!!! --Es begann alles in den Jahren 1940 bis 1960 in den USA. Damals stürzten eine ganze Reihe von UFOs über dem schönen und großen Land ab (UFOs stürzen immer dort ab). Meistens so bei Corona, Roswell oder in Miami. So war es auch zu diesen Tagen. Immer einmal wieder kippte ein außerirdisches Flugobjekt aus der Stratosphäre und knallte auf amerikanischen Sand (eines plumpste in den Yellow Creek Lake, der daraufhin silbern wurde). Nun war es so, wie die Dokumentations-Serie ´Akte X´ immer zeigt: Die Regierung, einige Geheimdienste, eine Clique perverser Forscher und noch drei Cliquen völlig verrückter Forscher wollten die Aliens aus den havarierten UFOs schnappen, vor der gemeinen Bevölkerung geheim halten und mit ihnen widernatürliche Experimente anstellen, um ihnen alle ihr Geheimnisse zu entreißen. Damals, zur Zeit des kalten Krieges, war es wichtig, jede nur erdenkliche Waffentechnik zu verwerten, auch welche aus dem Weltraum. Schließlich waren auch die UdSSR ein großes und schönes Land, und wenn man den östlichen Stellen (eingeweihten Stellen) glauben durfte, stürzten UFOs immer dort ab, in der Nähe von Moskau... So geschah es also, dass Tausende von Aliens, ETs und dergleichen verschleppt, versteckt und getötet wurden. Aber dieses miese Treiben der Mächtigen ließ sich nicht auf ewig geheim halten. Es gab wache Augen, die sich mehr und mehr darüber wunderten, dass immer nachts so eigenartige Convoys von schwarzen Trucks durch kleine Kaffs fuhren, dass ganze ArmeeEinheiten plötzlich Wälder abriegelten, um die Bevölkerung vor ´agressiven Stinkmorcheln´ zu schützen und dass immer wieder Hausfrauen auftauchten, die Sender im Nacken hatten und angeblich von leuchtenden Wesen geschwängert worden waren. Da ging etwas vor! All die pubertierenden Jungs, die kein Mädel bei der Pettingparty abbekamen, durchstreiften die Sommernächte, unruhig, mit wildem Herzen und mit scharfem Blick für sonderbare Vorgänge. Auch Mädels, die immer wieder vom Captain der Football-Mannschaft für diese bescheuerte Peggy-Sue sitzen gelassen wurden, wandelten unter dem Vollmond und sahen die Dinge, wie sie waren. Viele von diesen hormongetriebenen Teenagern waren SF-Fans, Fantasy-Freaks, Träumer. Aber sie waren keine weltfremden Träumer. Sie arbeiteten auf den Colleges und Univerities of America mit Fleiß und Hingabe. Einige wollten Autoren werden, andere in die Filmindustrie, manche gar nach Hollywood! Und einige von ihnen sind es dann gewesen, die die Aliens zu ´Star Trek´ brachten!! 5
Meine Nachforschungen haben ergeben, dass es anfangs genau drei dieser jungen Menschen waren: Donald Freeman, Jerry Bogado und Camilla Cartwright! Sie alle stammten aus der Abschlussklasse der ´Cotaponga-High´ und absolvierten ein FilmerStudium in Alabama. Danach trampten sie nach Los Angeles und wurden anfangs nur Pizzaverkäufer, Autowäscher und Kassierer im Supermarkt, also das, was man ´White Trash` nennt. Hoffnungsvolle Looser. Heute weiß ich, dass sie eine Mission hatten. Sie waren der vorderste Brückenkopf einer Initiative, die sich ´Alien Freedom´ nannte. Das war eine Vereinigung von zunächst etwa 500 im Untergrund der USA arbeitenden jungen Menschen, die Aliens dabei helfen wollten, vor ihren Verfolgern zu fliehen. Aber wo sollte man Aliens verstecken? Manche hatten dicke Köpfe, andere Riffelnasen, wieder andere leuchteten schillernd im Dunkeln! Man hatte alles ausprobiert und festgestellt: So ein normales Alien fällt früher oder später in jeder guten Nachbarschaft auf! Als es nun so aussah, als müssten alle Aliens in den sauren Apfel des Seziertwerdens beißen, da kam den Anführern von ´Alien Freedom´ eine geniale Idee, die bis heute unser aller Medienleben beeinflusst, und es wohl auch für immer tun wird: Warum sollte man die Aliens nicht in Hollywood verstecken und gleichzeitig Geld für Schminke, Kostüme und Spezialeffekte bei SF- und Fantasy-Produktionen sparen? Es käme nur darauf an, dass einige eingeweihte Kämpfer der Gruppe, die in den Folgejahren auf 10 000 Mitglieder anwuchs, die Filmindustrie unterwanderten, sich als Regisseure, Produzenten, Studiobosse, Sender-Manager, Verleiher, FX-Experten, Schauspieler, Maskenbildner usw. etablierten und dann die Aliens abgeschirmt einschleusten. Der Presse und der Öffentlichkeit würde man etwas vormachen und sogar noch Oskars für Maske und Tricks absahnen!! Zugegeben, die Idee klang etwas abgedreht, zunächst... Aber bitte glaubt mir: Genauso ist es in den frühen 60ern dann passiert! Die Filmbranche der USA wurde unterwandert, assimiliert und umgewandelt zu einem TarnZuhause für ca. 123 Aliens von 22 fernen Welten. Was hat ´Star Trek´ damit zu tun? Nun, unsere drei bereits genannten ´Alien Freedom`-Kämpfer Donald, Jerry und Camilla waren von Anfang an in Gene Roddenberrys Produktionsstab! Sie waren – wie nicht anders zu erwarten – Helfer im FX-Departement von ´Desilu´. Schon zur ersten Season schmuggelten sie mehrere Aliens in die Produktion und halfen damit, das enge Startbudget der Serie zu entlasten. Aber auch nach dem Wechsel zu ´Paramount´ wurde in dieser Richtung weitergemacht. Glaubt ihr etwa, der Flimmertrick des Beamens ist ein Trick? Habt ihr das mit dem rieselnden Metallstaub im Stroboskop-Licht und den aufwändigen Fotoverfahren mit Schablonen etwa wirklich geglaubt? Ha, ich sag euch: Die haben dort Glitzerwesen von Alpha Conipus 4 hingestellt und gesagt: „Jungs, wir schützen euch! Aber nun funkelt bitte einmal. – Nachher gibt’s auch wieder Hot Dogs!“ Und so war es die ganze Zeit: Der Meduse aus ´Is there in Truth no Beauty` ist ein außerirdischer Flüchtling, der im Kreis seiner Künstler- und Produzentenfreunde in Hollywood untergetaucht ist. Ebenso die Horta aus ´Devil in the Dark`, die Gaswolke aus ´Obsession` und die Amöbe aus ´The immunity Syndrom`: Alles Gejagte auf Erden, nun im Schutze der Serie!
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Ja, ich vermute allmählich, dass fast alle Außerirdischen bei ´Star Trek´ (und auch bei ´The Invaders`, ´V´, ´B5´, ´Akte X´, ´XENA´, ´Buffy`, ´Alf` und anderen Serien) Schützlinge von ´Alien Freedom´ waren und noch sind!! Die Organisation besitzt heute ganz Hollywood! Überall, wo wir fremdes Leben sehen, ist das wahrscheinlich echt!! Ja, schaut nicht so ungläubig! Ich sag es euch, und ich bin nicht verrückt!!!...ehem. Die Typen bei Voyager waren auch fast alle aus dem All. Neelix: echt! Seven: echt! Tuvok: echt! Sämtliche Hirogens, Borg und Spezies XYZ: alle real und echt! Wieso, mögt ihr euch fragen, sind das plötzlich so viele ´neue Gesichter`, wo doch seit 1960 keine UFOs mehr abstürzen? Wo kommen die denn alle her? Sind das nicht vielleicht doch alles Computeranimationen? Nein, nein, nein! Sind es nicht!! Auch Aliens schreiben Postkarten oder telefonieren ´nach Hause`! Nachdem erst einige Aliens ihren Lieben auf fernen Welten davon erzählt hatten, wie nett sie hier von ´Alien Freedom´ aufgenommen wurden, wie lustig das Filmgeschäft ist und wie spitzenmäßig Hot Dogs schmecken, da setze ein Reiseboom ein. Alle wollten die Erde sehen und einmal bei ´Star Trek´ mitmachen. Die Jungs und Mädels von ´Alien Freedom´ hatten alle Hände voll zu tun, um die Reiseströme zu kanalisieren und die Außerirdischen mit ´Wartelisten´ vertraut zu machen. Das ging soweit, dass man gezwungen war – das muss so Mitte der 90er Jahre gewesen sein – die heranstürmenden Aliens als Menschen zu schminken, damit sie mehr Rollen haben können. So ist also zu vermuten, dass eine Fülle der uns heute bekannten Filmstars in Wirklichkeit Aliens mit guten Masken sind (Hmmm, manche Masken sind auch nicht so gut. Mir fallen da schon ein paar ein...hihihi). Ja, und das ist die ganze Wahrheit: In Hollywood herrschen Außerirdische! Getarnt und gut vermarktet, wurden sie in unsere Kultur eingebunden und sind längst Bestandteil von Wirtschaftsimperien. Das erklärt auch, warum das immer so bleiben muss. Erstens wollen alle Beteiligten auch weiterhin Geld verdienen (T-Shirts verkaufen, Conventions organisieren und TV- und Kinopreise absahnen, Zeitschriften füllen und Cornflakes mit Plastikbeilagen verticken), und Zweitens reist der Touristenstrom aller Planeten zu uns nicht ab. ´Alien Freedom´ ist heute eine interstellare Reiseagentur und vermittelt galaxisweit Abenteuerurlaub an den Filmsets der Erde/Hollywood. Und einige Spezies da draußen sind recht ungeduldig und aggressiv, was Wartelisten angeht (z.B. die Klingonen!) Sollte hier auf Erden ´Star Trek´ jemals abgesetzt werden und keine neue Serie mehr kommen, dann droht uns Invasion!!! Dann drehen die Klingonen ´Kling Trek`, wetten? Das wollen wir doch nicht, oder? Also daher: ´Star Trek´ forever (und sowieso!).-Was, ihr glaubt mir nicht? Ey, Leute, ich weiß, was ich sage. Ich bin immerhin Pressesprecher bei ´Alien Freedom`! Unsere neueste Masche: Nichts mehr tarnen, nichts mehr verdecken: Alles zugeben!! Es wird sowieso niemand glauben!!! Damit entfallen zukünftig Abschirmkosten in Höhe von 600 Millionen Dollar. Und trotzdem hält es jeder für unwahr und nur für Gefasel eines leicht abgedrehten SF-Fans! Genial, was? 7
Kein Wunder! von Thomas Kohlschmidt
Eines der größten Geheimnisse der Sternenflotte wird gelüftet! Ein Geheimreport!
Eines der größten Rätsel der Föderationsgeschichte wurde nun gelöst! Ein Mysterium des Universums, eine verwirrende Laune des Schicksals, schien es stets zu sein, das es immer die „USS. Enterprise“ war, die bei Katastrophen aller Art dasjenige Schiff war, das sich als einziges in der Nähe befand oder aber am Nähesten dran. Es gab schon immer eine Fülle von Raumern in der Sternenflotte, und die Gesetze der Statistik sagten selbst dem debilsten Vulkanier, dass es bei derartigen Angelegenheiten eine gewisse Wahrscheinlichkeit geben müsse, eine Streuung der Ereignis-Konstellationen, sodass wenigstens ab und zu einmal die „USS. Dröner“ oder die „USS. Hysterion“ hätte am Nähesten an Krisenherden, Planeten ohne Medizin, Weltraumphänomenen wie Amöben, Kristalleinheiten und Borgwürfeln oder gar Abraham Lincoln im Düsensessel dran sein müssen. Aber nein: Es war, es blieb und es wird wohl immer das Schiff mit Namen „Enterprise“ sein. Warum? Das fragte sich auch seit Jahrzehnten schon das unabhängige „Institut für Ereigniss-Emperie und Sozialanlyse, Sektion „Zwanghafte Geschehnisse““ auf Mysterior 42. Die Arbeitsgruppe, die aus 123 angesehenen Wissenschaftlern, Philosophen, Mysterikern und Drehbuchschreibern aus allen Quadranten des bekannten Raumes besteht, hat nun kürzlich ihren sinnesbetäubenden Abschlussbericht „Aktenzeichen 46/47/008 „Das EnterpriseParadoxon“ vorgelegt. Und er bringt nach einer viel zu langen Zeit der Entwurzelung und Verwirrung endlich Licht ins Dunkel! Und einen Skandal, wie manche böse Zungen behaupten! Dem Bericht nach ist es mitnichten ein Zufall, dass die Dinge stets so laufen, wie sie jeder aufmerksame Beobachter diverser Star Trek-Serien kennt! Wie auf den 9004 Seiten des traditionell auf Titanfolien gebrannten Instituts-Sonderberichtes zu lesen steht (das Ganze gibt es natürlich auch als Dillithium-ROM und Holodeck-LehrSimulation), steckt hinter den über 6000 Fällen, in denen es stets die „Enterprise“ war, die zum Sondereinsatz musste, keineswegs ein Wunder, sondern ganz banale Flottenlogik. In 90 Prozent aller Fälle konnten die Forscher der Arbeitsgruppe eine Korrelation herstellen zwischen dem Krisenfall, und der Zunahme der Nachrichtendichte im Subraum-Funkverkehr innerhalb der Flotte im zeitlichen Vorfeld des Eingreifens durch die „Enterprise“. Dieser Funkverkehr bezog sich in allen untersuchten Fällen auf Schiffe, die sich in ähnlichen Quadrantenabschnitten befanden, wie die „Enterprise“. Dieser Transfers waren stets verschlüsselt und rührten her aus der Raumschiff-Disposition der Sternenflotte, Sektion „Mobile Verbände“. Aus gut unterrichteten Quellen und von einigen bestoch...äh, an der Wahrheitsfindung interessierten Informanden, hatte man erfahren, dass diese Sektion nur der Tarnname war für ein streng geheimes Imageprojekt der obersten Föderationsmilitärs. Wie aus Ablichtungen diverser dem Team zugespielter Unterlagen aus dem „Ministerium für Innere und Äußere Sicherheit“ hervorgeht, gab und gibt es ein Projekt „Heldenschiff“, das zum Inhalt hat „eines der Schiffe der Flotte, durch besondere Hervorhebung in der Öffentlichkeit bekannt und in Bewunderungsstatus zu versetzen, um zielbildend und abschreckend zugleich zu wirken. Die 8
Zielbildung dürfte dahingehend wirken, sämtliche Captains der Flotte zu animieren, den Helden der „Enterprise“ nach zu eifern, was von der Flottenleitung grundsätzlich dann unterstützt wird, sofern es dem Projekt „Heldenschiff“ nicht entgegenwirkt. Die Abschreckung wirkt in Richtung potentieller und realer Feinde: Ein starkes und bekanntes Flaggschiff wirkt einschüchternd und übermächtig, ja vom Schicksal unverwundbar behütet!“ Vor diesem Hintergrund gelang es der Arbeitsgruppe Sektion „Zwanghafte Geschehnisse“, festzustellen, dass der kryptische Funkverkehr Anweisungen an sämtliche Schiffe in der Nähe der „Enterprise“ enthielt, einmal „Code Weiß“, ein anderes Mal „Code Gelb“ oder gar „Code Kunterbunt“ zu erfüllen. Diese Codes konnten erst kürzlich mit Hilfe eines Büchleins geknackt werden, das ein hoher Flottenrang in einer der Holosuiten auf DS9 vergessen hatte...ehem. „Code Weiß“ befielt „Sofortige Krankmeldung der gesamten Mannschaft wegen Dünnschiss und Schluckauf !„. „Code Gelb“ gebietet „Triebwerksschaden mit Verdacht auf Warpkernverknotung“. Und „Code Kunterbunt“ weist den jeweiligen Captain an, die Hälfte seiner Mannschaft mit Klingonen-Outfit zu versehen und die andere Hälfte von ihnen gefangen nehmen zu lassen. Zu deren Befreiung würde die „Enterprise“ nach Beendigung ihrer vorgeschalteten Heldenmission dann auch noch berufen werden, quasi als „Doppel-Meister der Krisenbereinigung“. Wie sind nun diese Manipulationen zu bewerten? Man mag einwenden, auf diese Weise hätten andere Schiffe eine verminderte Chance auf medienwirksame Beachtung. Das stimmt! Aber wer wünscht sich schon eine TV-Serie mit dem Titel „Raumschiff Morgentau“ und einen Captain mit Namen „Ignaz Ignazius Grönenburger“ oder gar „Rüdiger Dödelbach“? Na, also!
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Väterliche Pflichten!! von Jürgen Müller
Eigentlich wollte Q gern mal wieder die Voyager besuchen...
Während für den meisten Besonderheiten im Leben zur Normalität wird, geschah es bei einer dieser höheren Dimension jenseits der letzten Grenze, wo sich etwas seltsames abspielte. 1. Die Vogelscheuche Ein kalter unangenehmer Wind blies vom Westen, wo sich der alte verfallende Hof befand, pendelte eine ausgefranste häßliche Vogelscheuche hin und her. Allerdings befand sich diese Vogelscheuche, im Maßstab der Menschen, erst genau eine Sekunde an diesen Platz. Gerade in diesem Augenblick, als sich Q wieder mal langweilte, und von seinen Väterlichen Pflichten in die Vogelscheuche zurückzog, um sich um dies und jenes seine Gedanken zu machen. Eigentlich zerstörte der Kosmische Bürgerkrieg diese zu Recht seltsame Vogelscheuche, aber nur hier, bei den um her kreisenden schwarzen Krähen, bekam Q seine besten Einfälle, wie er zum Wohl des Continuum dienen könne. Dienen könnte, wenn sie ihn, den Verräter, der früher fast täglich das Universum in Unordnung brachte, trauen könnten. Er hatte sich für sich eigentlich eine vielversprechende Zukunft vorgestellt, aber er hätte niemals zu träumen gewagt, daß er, eigentlich das Kind im Manne, durch eine Revolution zum Vater werde. Jetzt pendelte er im Takt des eisigen Windes, erinnerte sich an die herrlichen Zeiten außerhalb des Continuum. Wo er noch genüßlich einen glatzköpfigen Captain und seine drollige Crew ärgern konnte, und erst recht seine Freundin. Man, hatte die eine Figur!!! Aber, der andere Glatzkopf!!! Der verstand überhaupt keinen Spaß. Langweilig!!! Erst danach, beim gestatteten Besuch in ein Parallel-Universum, munterte Q mit einem seltsamen Typen mit einer Runde Popcorn wieder auf. Doch dies war eine andere Geschichte. Aber im seinem zugeteilten Universum war nicht einmal mehr die Verbindung von mehreren komplexen Schneeflocken interessant. Aber plötzlich erinnerte er sich an die Besatzung eines Förderationsraumschiffs, daß sich ein wenig in der Gegend verflogen hatte, und nach seinen Wissen noch gute siebzig Jahre für die Heimreise benötigen würde. Wurde es nicht etwa von einer Frau kommandiert, oder glaubte diese Rasse wirklich, daß vielleicht ein verschuldeter Montage-Fehler dem Schiff zum Verhängnis wurde. Ja genau, Kathryn Janeway, Sie war trotz allem eine umreißend tolle Frau. Sie hätte die Mutter meiner Kinder werden sollen , und nicht diese Person, die mich jeden Tag zu den Ferengi zum Einkaufen schickt, seufzte Q innerlich vor sich hin. Statt dessen befinde ich mich in dieser grausigen Vogelscheuche, Q fand, daß Sie ihm nicht ähnelte, doch dies wird sich gleich ändern, falls ich nichts vergessen habe... 2. Ein Besuch kündigt sich an!!! Nur noch etwa 60 Jahre, oder je nach unterschiedlichster Betrachtung, nur noch ein paar 10
unbedeutende Lichtjahre, vom Förderationsraum entfernt. Kalter Zigarettenrauch füllte das antike Zimmer. Das Pendel der alten Uhr an der Ecke pendelte hin und her. Als Tom Paris gerade seinen Queue für den letzten Stoß ansetzten wollte, kniff B´Elanna Torres ihm im Vorbeigehen ganz charmant in eine bestimmte Unterseite. "Ist das die Klingonische Variante, um dem Spiel eine neue Richtung zu geben, oder sind Sie nur beim Vorbeigehen an mir hängen geblieben." "Finden Sie´s doch heraus, oder sind Sie nicht Manns genug für ein Neues Spiel, wo ..." "Sie meinen ein Spiel, wo Sie auch gewinnen können, oder", konterte Tom zurück. B´Elanna schmiß wutentbrannt ihren Queue in die Ecke, haarscharf an Neelix vorbei, und stürmte wutentbrannt aus der Holosuite heraus. Tom blieb dieses Mal stehen, in der Hoffnung, daß sie von selbst zurückkam und sich entschuldigte. *** Irgend wo, in den Unermeßlichen Weiten des Weltraumes, wo noch vor kurzem ein Mensch gewesen war..... Nanu, sollte es dieser unfähigen Crew endlich gelungen sein, dem Delta-Quadranten dem Rücken zu kehren. Er nahm sich kurz Zeit und fand erneut ihre Spur in nicht einmal einer kosmischen Sekunde. Natürlich ärgerte er sich nur ganz kurz, als er annahm sie seien noch in der Nähe des hiesigen Borgraums. Doch er löste sein kleines Problem damit, als in diesen Augenblick vor ihm 12 schwer bewaffnete Borgraumer sich entmaterialisierten. *** Das Raumschiff flog, für Außenstehende Beobachter mit beschränktem Blickfeld, gerade von der linken Eckseite zur rechten oberen Seite des Weltraums, als der Antrieb für einen Augenblick kurz stockte und für etwa 2 Nanosekunden um nicht einmal 0,01 % langsamer wurde. Nur die schiffinternen Systeme nahmen davon eine gewisse Notiz, so daß an Bord noch niemand ahnen konnte, wer sich gerade an Bord geschlichen hat. *** Kaum als B´Elanna das Holodeck verließ, lief sie schnurstracks in den nächsten Turbolift hinein, und sank weinend auf dem Boden. Sie wußte abermals, was sie falsch getan habe. "Warum muß er mich jedes mal auf diese Art herausfordern", seufzte B´Elanna. "Er braucht ja nicht zu glauben, daß ich mich Entschuldigen soll für dieses alberne Spiel", seufzte sie abermals vor sich hin, "er könnte mich ja mal fragen, ob...". Beim Ausstrecken ihrer Beine bemerkte sie plötzlich etwas piksendes. Sie griff mit ihrer Hand danach um zu sehen was es war. Sie erschrak innerlich, als sie Stroh in der Hand hatte. *** Langsam beugte sich jemand über eine zu Recht seltsame Gestalt, die in ersten Augenblick mehr an ein bedauernswertes Wesen, als an eine stolze Rasse erinnerte. Irgend wie sind wir artverwandte Seelen, dachte der nicht ganz unbekannte Besucher. 11
Obwohl Sie dir, ohne dein eigenes Verschulden, deine Art von Leben auf höhere Kreativität nahmen, warst du schon vorher ein recht verletzendes Wesen. Stille folgte, als Q sich von den Borg abwandte und wieder in eigene Gedanken versank, mit der Meinung, daß er vielleicht etwas vergessen hatte. *** Captain Janeway ging gerade mit Lt.Tuvok den morgigen Flugplan durch, als das Schiff auch für die Besatzung deutlich langsamer wurde. "Fähnrich Kim, könnte ich bitte erfahren wieso wir langsamer werden?" fragte Janeway ganz verständlich, als ob diese Art von Vorfällen alltäglich stattfinden würden. Währenddessen schaltete das Schiff mit einem eigenartigen Geräusch, Tom hätte bestimmt das Fabrikant des Verbrennungsmotors gewußt, wenn er mal auf seinen Posten gewesen wäre, von Warp 6,79 allmählich auf einfache Lichtgeschwindigkeit um. "Fähnrich, könnte ich bitte von ihnen mal eine klare Antwort bekommen", sagte Captain Janeway immer noch mit einer gewissen Ruhe. "Captain, die schiffinternen Sensoren melden, daß wir uns immer noch mit der Geschwindigkeit von Warp 6,79 fortbewegen." "Anscheinend ist das aber nicht der Fall, Fähnrich", seufzte sie. Gerade in diesen Augenblick blicken alle Lämpchen im Raum wild vor sich hin und dieses eigenartige Schiffsgeräusch legte noch einen Zahn zu. "B´Elanna, bitte melden Sie sich im Maschinenraum, wir haben hier ein kleines Problem", rief Janeway. Die Antwort von B´Elanna war eine ganz andere als erwartet, "Captain, ich denke, ich habe das kleine Problem vor mir in der Hand." "Torres, ich denke für ihre Privatangelegenheiten mit Lt.Paris haben wir keine Zeit." Ein lautes Schnaufen und Poltern folgte kurz, als die Komleitung aus unerfindlichen Gründen sich verabschiedete. "Ach Tom, ihre Anwesenheit auf der Brücke wäre zur Abwechslung mal ganz nett." Plötzlich machte das Schiff eine Schleife von 180° und nahm seine alte Geschwindigkeit wieder an. "Ich glaube wir haben wir hier mehr als ein kleines Problem, oder liegt es vielleicht daran, daß wir Besuch haben." 3. Der Besuch Plötzlich tauchte aus dem Nichts ein hagerer Typ mit einer Sternenflottenuniform auf, den sie bereits alle zur Genüge kannten. Es war kein anderer als die Nervensäge Q. Aber er war in diesen Augenblick nicht ganz alleine gekommen, denn im ganzen Schiff standen plötzlich grell geschmückte Tannenbäume, im Licht der immer noch blickenden Lämpchen. "Schöne Weihnachten und ein noch schöneres Jahr wünscht euch der alte Q von Herzen." Janeway konnte sich in diesen Moment das kleine Lächeln nicht ganz verkneifen, als Tuvok sich meldete, daß eigentlich Weihnachten schon vor einem Monat war. "Ach, immer diese kleinen Spielverderber an Bord", seufzte Q. "Aber genau in Schiffsrichtung feiern Sie gerade das Fest des Fleisches." "Tut mir leid Q, es würde bestimmt für meine Crew ganz nett werden, aber wir haben leider eine Verabredung in der anderen Richtung", sagte Janeway mit trockener Stimme. "Die Sie erst in sechzig Jahren einlösen können", konterte Q zurück. "Die wir niemals einlösen werden, wenn Typen wie Sie immer den Verkehr hier aufhalten", 12
kam es von Tom, der inzwischen den Weg zur Brücke gefunden hatte. Q haßte kleine vorlaute Jungs, so daß er ihn packte und drei Decks tiefer zur Krankenstation verfrachtete. Q vernahm noch eine Stimme, die folgendes sagte "Schön, daß Sie doch noch freiwillig zur Ihrer Untersuchung kommen." 4. Das Finale Plötzlich erschien ein Wirbel auf der Brücke. Q wurde dabei ganz blaß, später sagte man auf dem Schiff, daß er Worte wie "Größer Schöpfer stehe mir doch nur einmal bei", benutzt haben soll. Aus diesen scheinbar endlos drehenden Wirbel formte sich ein weiblicher Körper heraus, der eine Kochschürze um die Hüften gebunden hatte. Nicht zu Vergessen, sie hatte in der rechten Hand etwas, was einem Nudelholz entsprach. Q bewegte sich langsam mit dem Rücken zur Wand, in der Hoffnung, daß sie sich vielleicht öffnete. "Q-chen, wie oft darf ich dich denn daran erinnern, daß du unseren Q-Junior etwas versprochen hast." "Mist, das hatte ich vollkommen vergessen", seufzte Q vor sich hin, der sich immer weiter von seiner Q entfernte. Janeway stellte sich vor Q und fragte mit ernster Miene, "dürfte man vielleicht erfahren, was hier gespielt wird?" "Ich habe was versprochen", stammelte Q. "Und ob du was versprochen hast", dabei schwang Q ganz elegant das Nudelholz, als ob sie damit bestens umgehen konnte. "Etwas wichtiges?" fragte Janeway, in der Hoffnung, daß die pikante Situation sich nicht ungünstig für das Schiff entwickeln könnte. "Etwas sehr wichtiges, oder stimmt es vielleicht nicht mein kleiner Q?" Q wurde immer kleiner im seinen Eck, wörtlich gesprochen!!! "Soll er vielleicht wie sein Vater arme Wesen erschrecken, oder..." fragte Janeway. "Sie meinen vielleicht Planeten in die Luft jagen, Sonnen kollabieren lassen oder sich auf irgend welchen hinterwäldlerischen Planeten von den schönsten Weibern verwöhnen lassen?" Janeway und auch Q wurden knallrot im Gesicht. "Nein, solange er noch nicht volljährig ist, werde ich dafür sorgen, daß er davon die Finger läßt!" Plötzlich verschwand bei Q die Röte aus dem Gesicht, und war da eben nicht ein ganz kleines Grinsen zu sehen? Q wollte nicht mehr länger warten und packte ihren Q an den Ohren, "Und jetzt geht es ab nach Hause, wo du bereits sehnsüchtig von deinem Sohn erwartest wirst, um eine Gute-Nacht-Geschichte zu erzählen." "Der ganze Aufwand nur um eine kleine Gute-Nacht-Geschichte zu erzählen", platze es aus Janeway heraus. Die Augen der weiblichen Q leuchteten plötzlich ganz rot auf, bevor Sie mit ihrem Mann mit dem berühmten Fingerschnipp verschwand. Janeway gab, mehr in ihren Gedanken versunken, ihren nächsten Befehl. "Harry, könnten Sie bitte den jetzigen Kurs beibehalten. Ich befürchte, wir brauchen jetzt eine kleine Auszeit." ***
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Q saß auf der Bettkante seines Sohnes, ließ sich einen langen grauen Bart wachsen und zog aus dem Innenfutter seiner Tracht eine Nickelbrille heraus. Er setzte sie auf, und begann aus dem Buch mit den leeren Seiten zu Lesen. "Die Huldigung der Voyager-Propheten." Wahrend er vorlas, begann das Buch sich mit Seiten zu füllen. "Als Klein-Q zur Zeit des großen Bürgerkrieges im Continuum geboren worden war, kamen Q´s aus allen Teilen des Q-Continuum und fragten; wo ist der erstgeborene Q? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen um ihm zu huldigen." Vor dem Zimmer stand seine Q, und hörte gespannt zu. Denn Sie selbst war ganz vernarrt in seine kleinen Gute-Nacht-Geschichten, und Sie konnte es jeden Tag kaum erwarten, daß er seinem Sohn etwas vorlas. ENDE
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Achterbahn von Thomas Kohlschmidt
Heute darf er zum ersten Mal auf die Brücke der Enterprise! Aber leider kommt ihm an diesem besonderen Tag der Kaffee hoch...
Da war es wieder! Der junge Mann konnte spüren, wie sich ihm der Magen zusammenzog. Übelkeit stieg auf. Kalter Schweiß legte sich auf seine Stirn. Und vor allem: Seine Knie fingen unkontrolliert an zu zittern. Wilde Panik kam jetzt dazu. Was, wenn der Captain das sah? Immerhin stand er auf der Brücke der Enterprise, nur wenige Meter von Kirks Sessel entfernt, und hatte eigentlich an der Kommunikationskonsole zu tun. Er ließ die Messinstrumente weiter über den Anzeigen kreisen, während ihm Uhura kurze durchdringende Blicke zuwarf. "Ich bin gleich... fertig", gelang es ihm irgendwie hervor zu pressen, und die Frau nickte. Das Schlagen seines Herzens dröhnte in den Ohren. Er durfte jetzt auf keinen Fall wieder zum Bildschirm sehen. Warum hatte er es überhaupt getan, verdammt? Er kannte den Effekt doch nur zu gut: Wann immer er auf einem größeren Bildschirm den Warpflug-Tunnel mit den heranjagenden Sternen sah, erfasste ihn heftiges Unwohlsein bis hin zum spontanen Erbrechen. Er fühlte sich dann in mit unbeschreiblicher Geschwindigkeit zum Zentrum des Schirms gesogen, und das Gefühl gab ihm ein böses Ziehen durch die Magengrube, das sich zu einer echten Übelkeit auszuweiten pflegte... "Nur vor Kirk nicht auf die Brücke kotzen!!!" jammerte er innerlich und schluckte mehrmals, als er bemerkte, wie sich in seinem Mund der Speichel zusammenzog. "Warp-Sensibilität" nannten einige der Mediziner das Phänomen, "Raumkrankheit im Grundstadium" andere. Wie auch immer: Seine Probleme machten ihn zum Brückendienst untauglich. Für gewöhnlich hatte er ja auch tief im Bauch des Schiffes in "der Technik" zu tun und keinen Kontakt zu großen Außenbildschirmen. Aber seit er befördert worden war, gehörte der monatliche Allroundcheck auf der Brücke nun einmal zu seinem Aufgabengebiet. Welche Mühen hatte es ihn gekostet, die Warp-Sensibilität in seiner medizinischen Personaldatei herunterspielen zu lassen. Dr. McCoy hatte sehr wohlwollende Berichte verfasst, um die Karriere des jungen Mannes nicht zu blockieren. Ja, er hatte ihn sogar mit Trainingkassetten versorgt, mit deren Hilfe man den WarptunnelAnblick einüben konnte, seinen Effekt in den Griff bekommen können sollte. Er hatte fortan jede Freiwache diese Bildsequenzen über seinen Kabinenbildschirm laufen lassen, und es hatte sich nach mehreren Wochen tatsächlich eine Besserung eingestellt. Bei einem Härtetest auf der Krankenstation war es ihm schließlich gelungen, den Anblick eines Warpflugtunnels solange zu ertragen, bis McCoy seinen sich sicher gewesen war, ihn für begrenzten Brückenaufenthalt zulassen zu können. Nur drei Minuten nach Verlassen des Doktors hatte er dann über eine halbe Stunde auf der Toilette zu tun gehabt... Und jetzt ging es wieder los!!! Dies war sein erster Auftritt auf der Brücke, der durfte nicht so peinlich schief gehen. Wie würde das aussehen? Der neue Mann der Technik kotzt dem Captain vor die Füße? "Ich bin erledigt! Für alle Zeiten!" schoss es ihm durch das Hirn. Alle werden mich verspotten! Die Jungs von Deck 5 - sowieso mitunter Idioten - würden sich einfach schlapp lachen. 15
"Da kommt unser Brückenkotzer! Hahaha!" Bloß nicht! Und er würde womöglich in seinen Aufgaben zurückgestuft werden... Wieso war er nur so dämlich gewesen und hatte überhaupt auf den Frontschirm geschaut? Er war schon ziemlich riesig und schwer zu übersehen, aber er hatte sich doch fest vorgenommen, die Augen auf den Boden geheftet zu lassen, schnurstracks zur Konsole zu traben, seine Messungen vorzunehmen, ein, zwei Blicke auf Kirk und seine Offiziere zu werfen und dann schnell wieder im Turbolift zu verschwinden. Aber nein, was musste er tun? Sowie die Türen des Lifts sich geteilt hatten, hatte er mit großen Augen gegenüber in den Sternentunnel geschaut. Und schon war es passiert gewesen. "Verflucht.." "Fehlt ihnen etwas, Fähnrich?" fragte Uhura gerade besorgt, die das kreideweiße Gesicht des Mannes bemerkt hatte. "N..Nein, danke. Alles klar!" würgte er hervor und beendete seine Ablesungen. "Ihre Station auch. Alles in Ordnung!" Er raffte seine Werkzeuge und Anzeigegeräte zusammen und wankte an den Konsolen entlang zum Lift. Noch acht Schritte, sieben, sechs... Die Übelkeit wogte jetzt stärker in seinen Eingeweiden. Aus den Augenwinkeln ahnte er den blöden Bildschirm mit seinen erschreckenden Bildern. Dieses Ziehen, dieses Fallgefühl... Bestimmt starrte jetzt die ganze Brückencrew auf ihn! Alle wunderten sich über ihn und sein verbissenes Gesicht. Vier, drei, zwei, da war der Lift! "Gleich ist es geschafft!! Nur noch den Sensor auslösen.." Der Fahrstuhl ließ auf sich warten, die Zeit gerann geradezu. Aber das elende Gefühl stieg weiter an. "Oh, Mann! Es wird zu knapp. Zu knapp..." Da! Das erste Zusammenziehen seines Magens war der Vorbote einer bösen Explosion! Die Türen glitten scheinbar in Zeitlupe auf. Er sah sich selbst wie unter Wasser schweben, langsam, ganz langsam eintreten. Ein zweiter Ruck erfasste seinen Magen, und etwas schoss seine Speiseröhre herauf. Dann geschah alles gleichzeitig: Die Lifttüren schlossen sich hinter seinem Rücken, er riss seinen Technikerkoffer auf, und sein Frühstück sagte "Guten Tag!" Aber immerhin war das nicht auf der Brücke geschehen!!! Wenige Minuten später verließ er den Lift mit säuerlichem Gesicht und etwas zweckentfremdetem Gepäck. Eine schöne Sauerei! Aber was sollte es: Alles war gerade noch einmal gut gegangen. Da piepte sein Kommunikator. Ausgerechnet jetzt. "Hier Fähnrich Raynolds. Was gibt es?" "Fähnrich, kommen Sie bitte sofort auf die Brücke. Es gibt Arbeit für Sie!" "Auf..auf die Brücke, Sir? Wa.. was ist das Problem. Ich komme eigentlich gerade von dort her..?" "Ein Notfall: Der Bildschirm ist ausgefallen. Sie müssen ihn wieder in Gang bringen!"
ENDE
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Eifersucht von Thomas Kohlschmidt
Wenn Frauen hassen: Ein Schiff und seine Nebenbuhlerin! Voyager vs. Andromeda!
"Dieses Miststück! Diese widerwärtige Schlampe!! Dieses laszive Flittchen!!!! Da stolziert diese Tusse herum, macht dem Captain schöne Augen - nicht nur das: auch schöne Beine - und zieht das ganze Interesse auf sich! Im Nu wickelt sie alle ein, natürlich vor allem diese primitiven Männer! Die schauen ja nur auf Hintern und Busen und auf dieses... dieses (verflucht: Ja!) schöne Gesicht! So ein Ärger!!! Da rackert man sich Tag und Nacht ab, seit Jahren! Man tut sein bestes und schont sich nicht, versucht Vertrauen zu geben und innere Werte zu zeigen!!" Zuerst hatte ja auch alles gut geklappt. Die ersten sechs Jahre war sie der Star gewesen. Männer wie Frauen liebten sie (na ja, manchmal auch nicht. Aber Schwund gab es halt immer..). Man fieberte darauf, bis sie erschien. Sie war die Majestät unter den Sternen!!! Und nun? Nun starrten alle nur auf diese blöde "Andromeda"! Die Voyager seufzte durch alle ihre Gel-Packs und schüttelte sich im Integritätsfeld. Man hatte als Schiff der Flotte immerhin Gefühle. Das verstanden an Bord aber auch nur B´Elanna und der Doc. Schon als diese Seven of Nine-Sexbombe an Bord gekommen war, hatte es begonnen, dieses nagende Gefühl der Zurücksetzung. Und einmal infiziert mit dieser Psychopest, war es schlimmer und schlimmer geworden. Von Folge zu Folge! Früher hatten die Zuschauer am Fernsehgerät ihre Gänge bewundert, ihren Warpkern, das ein und Ausklappen ihrer Gondeln. Oder die Shuttles und Hangars, ihre kühnen Vorbeiflüge unter Sonnenprotuberanzen. Doch seit diese Drohne hier herumdröhnte warteten alle nur auf ihren langbeinigen Gang im engen Kostüm. Einer der Drehbuchautoren (natürlich wieder ein triebgesteuerter Mann!!) soll sogar vorgeschlagen haben, einmal eine Episode zu drehen, in der 45 Minuten lang nur Seven of Nine beim Duschen zu sehen ist. Frechheit!!! So etwas, in ihren Decks!!! Glücklicherweise war daraus nichts geworden, weil man befürchtete, Sevens Implantate könnten rosten. Aber allein schon die Idee zeigte doch deutlich, wie weit man schon gekommen war!! So etwas hätte es zu Zeiten von Captain Kirk nicht gegeben! Da hatte die Enterprise eine eigene Stimme, mit der sie Kirk umschmeicheln konnte! Das waren wirklich goldene Tage. (Die Voyager empfand gegenüber früheren Schiffen eine Art Rührung...) Aber nun der Gipfel: diese Andromeda! Jetzt war das Schiff selbst zum Sexstar degradiert. Würdelos, so etwas. Jetzt hatte man Seven of Nine und das Schiff gekreuzt! "Ekelig", befand die Voyager!! Und wie die schon herumlief. Und wie sie sich in jeden Plot drängeln musste. Und dann reichte es ihr nicht, blöde vom Bildschirm herunter mit dem Captain zu schäkern, nein, dann musste sie auch noch diesen debilen Harper dazu bringen, sie in Persona zu erschaffen. Diese 17
schizophrene Protzerin!! Nun gab es sie als Schiff, als Hologeist und als Robot! So etwas war doch abartig! Bald würde sie bestimmt noch alle anderen weiblichen Hauptrollen auf einmal spielen wollen. Arme Valantine, arme Trance Gemini... Die Voyager spürte tiefste Solidarität mit den anderen Damen. "Überhaupt: Frauen müssen zusammenhalten, wenn solche Schlampen wie die Andromeda erscheinen, und sich so breit machen! So als wären sie allein im All! -" Nein, es war wirklich gut, dass sie nun ins Ende der siebten Folge geflogen wurde und sich mit ein paar Stunts und Tricks aus der Serie hatte verabschieden können. Sie würde sich nun ganz aus dem Filmgeschäft zurückziehen (wahrscheinlich hinein in ein TV-Museum oder auf Fan-Collections hin bescheiden). Da würde sie dann von ihren glorreichen Erinnerungen zehren und sich an dem liebevollen Blick so manchen Modellbauers weiden. Sollten doch alle auf diese schicke Andromeda-Schickse starren! Tief in ihrem Warp-Kern spürte die Voyager ihre wahren Energien stark wie eh und je! Und wer wusste es schon: Irgendwann würde man sie vielleicht auch einmal wieder brauchen, zu einem Crossover vielleicht. Und dann würde sie es dieser verfluchten Mistbiene zeigen. Dann würde sie ein paar Schüsse vor den Bug bekommen, diese "aparte" Andromeda! "Soviel zum Commonwealth! Pah!"
ENDE
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Das Leuchten von Thomas Kohlschmidt
Xadens letzte Minuten haben begonnen! Oder gibt es noch einen Ausweg?
Die Lebenserhaltungssysteme waren fast tot! Das Kabinenlicht des kleinen Shuttles flackerte bereits. Xadem wusste, dass der Warp-Kern schon in wenigen Minuten zusammenbrechen würde. Zurückgeworfen auf Impulskraft würde er im All hilflos vor den riesigen Entfernungen stehen, die zwischen den Himmelskörpern lagen, und jede Hoffnung auf Rettung aufgeben müssen. Seit sein Schiff explodiert war, waren nur wenige Tage vergangen. Xadem atmete tief durch. Er hatte gehofft, Lern 5, den Außenposten seines Volkes, noch mit letzter Kraft erreichen zu können. Aber er hatte sich offensichtlich verrechnet. Ein unvorhersehbarer Ionensturm hatte sein Rettungsschiff dazu gezwungen, einen Umweg fliegen zu müssen. Und diese Energien fehlten ihm nun. Er würde hier stranden, kurz außerhalb der Funkreichweite der Kolonie. Er würde ersticken, wenn die Lebenserhaltung zusammenbrechen würde. In etwas 3 Standardtagen. Vorher würde er verzweifelt im Nichts treiben und auf seinen Tod warten, all die schönen Sterne vor Augen. Xadem krampfte seine Hände zusammen, als er fühlte, wie seine beiden Herzen in wilder Panik schlugen und er vor Angst kaum noch Luft bekam. Er starrte aus dem Frontfenster, dann wieder auf die Anzeigen der Pilotenkonsole. Es musste doch noch einen Ausweg geben. Irgendeinen! Es musste doch...! Er rang seine Angst nieder und versuchte ruhig zu überlegen. Der Antrieb hatte nicht mehr genug Energiereserven bis zur Kolonieschwelle. Was lag in der Nähe? Xadem scannte hastig den Weltraum um sich her. Nichts. Hier gab es keine Planeten, keine Sonnen, Raumanomalien...nur einen Felsen, der durch das Nichts taumelte, 30.000 Meilen backbord. Ein Asteroid, ein Weltentrümmer. Xadem ließ sich in den Pilotensitz fallen. Ein Fels, dass war alles!!! Schmerz und Verzweiflung stiegen in ihm hoch. Also gut: Er würde sterben! Aber nicht langsam ersticken. Nein, seine Rasse war eine stolze. Wenn schon der Tod kam, dann würde er den Zeitpunkt bestimmen. Der Verlorene drehte an ein paar Reglern und das Shuttle nahm Kurs auf den Asteroiden. Dabei beschleunigte Xadem das Schiffchen. Er würde in einem Feuerwerk untergehen.... Vier Tage später flog das mächtige Föderationsschiff in den Raumsektor ein. "Wir sind fast da!" sagte Mr. Spock und warf von der Wissenschaftskonsole einen Blick zu seinem Captain hinüber. "Hier habe ich die ungewöhnliche Energiefluktuation gemessen." Kirk starrte auf den Bildschirm. Es dauerte eine Weile, dann nickte der Vulkanier. "Ich habe jetzt Streupeilung. Metallteile im Raum verteilt. Tausende. Und eine Reststrahlung von 56,89997...." "Trümmer! Schiffstrümmer!" "Ja, Captain. Offensichtlich ist dort ein kleineres Raumschiff explodiert. Es ist offenbar gegen einen Asteroiden geflogen!" Kirk konnte den Brocken jetzt auch auf dem Bildschirm sehen. Inmitten einer glitzernden 19
Aura von Kleinteilen taumelte der Fels durch das All, eine Narbe auf seiner Oberfläche! Der Vulkanier stutze. "Ich habe ein größeres Objekt in der Anzeige. Etwas abseits." Ja, da trieb ein seltsames Ding, silbrig und wie ein Sarg. Nein, jetzt sah man es genauer: Eine humanoide Lebensform hatte sich in Rettungsfolie eingeschweißt, die eng am Körper lag. "Ich habe schwache Lebensfunktionen... fast auf Null!" Kirk nickte. "An Bord beamen!" befahl er. Und während der Asteroid weiterglitt, stoppte die Enterprise und holte Xadem an Bord. Als er aus seiner Medikamentenstasis erwachte, lächelte er. Gerettet!
ENDE
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Der Moloch von Thomas Kohlschmidt
Kirk im Bann des Dunklen Schiffes. Das Böse übernimmt die Macht!
Captain Kirk stand der kalte Schweiß auf der Stirn. Wieder waren die Triebwerke des Dunklen Schiffes angesprungen. Er konnte die Kontrollen sehen, und registrierte die Tatsache, dass sich die Waffenarsenale scharf gemacht hatten. Die rote Kennmarke jedes einzelnen Sprengkopfes pulsierte auf dem großen Wanddisplay. Es mussten Tausende und Abertausende blinkender roter Punkte sein. Und das Schiff griff wieder nach ihm. "Fremder, wir sind bereit Deine gerechte Sache zu vertreten. Wir werden Deine Feinde beseitigen. Wir sind nun im Modus "Bereinigung, Dezimierung sozialer Störmasse!" Der Captain bäumte sich in den kalten Klammern des Lenker-Sitzes auf. Er versuchte nur einen Gedanken zu formen, so wie Spock es ihm gezeigt hatte. Er tauchte ein in das sich muskelartig verdichtende Psychogeflecht seiner krampfenden Seele, tauchte tiefer, noch tiefer, zum Zentrum. Es war der Akt der Sammlung. Dort lag das innere Licht. Dort fand er die Kraft, und nun spürte er sie auch. Gegen den Wahnwall des Dunklen Schiffes stemmte er nun seinen Willen empor. Ein Wort tauchte auf, nur eines: "NEIN!" Das gigantische Raumschiff schien zu bemerken, dass er es abermals herunterfahren wollte. Eine gewisse Verärgerung bedrängte Kirk nun. "Zögere nicht, Fremder! Nutze meine Macht. Du wirst siegen, das ist keine Frage! Zeige keine Schwäche! Jetzt nicht mehr!" Und es re-injezierte die Bilder, die es zuvor dem Hirn des Captains entnommen hatte. Kirks Sohn, David, lächelte in das Gesicht seines Vaters. "Hallo, David" flüsterte Kirk mit schreckensgeweiteten Augen. Er kannte das Trauma. Er wusste, was nun folgte. In Zeitlupe, unterlegt mit dem fast höhnischen Pulsen des Dunklen Schiffes in seinen Adern: der klingonische Dolch! Der Stich! Das Blut! Der Tod! Und vor allem: Kirks Schmerz!! "Aaaahhhhhhhhhhhhh!" Dann der Hass! Diese Schweine hatten ihm das Liebste genommen!!! Diese miesen, perversen, beschissen...Schweine! Klingonenbrut!! Das Dunkle Schiff lachte kalt. Kirks "NEIN" wurde schwächer, "Nein" versuchte er zu sagen, zu flüstern "nein", "nei"... Spock! Er sollte hier sein, an seiner Stelle! Aber er hatte es nicht schnell genug geschafft! Als sie das Schiff auf den dringenden Hilferuf der Garrationer mit einem Landetrupp gestürmt hatten, war er natürlich...natürlich, er lächelte bitter, ..war er natürlich wieder ganz vorneweg gelaufen. Und als die Selbstschutzfelder des Dunklen Schiffes hochgefahren waren, war nur er es gewesen, der auf der anderen Seite gewesen war. Nur er hatte es nach drinnen geschafft. Jetzt hatte er allein die Last, das verrückt gewordene Kampfschiff mental zu bändigen. Wie gut nur, dass Spock sie alle per Gedankenverschmelzung und Hypno-Konditionierung vorbereitet hatte. Aber würde sein Mentalblock, sein Meditationskeim ausreichen? Das Dunkle Schiff hatte Kirks Schmerz schnell erkannt und versuchte ihn nun auszunutzen. Es wollte kämpfen um jeden Preis! 21
"Wir müssen die klingonische Heimatwelt und alle ihre Kolonien unbedingt auslöschen!! Du und ich, ich und Du! Wir werden eins, Kirk! Sei eine Waffe! Ein Organ der Gerechtigkeit! Ein strafender Gott! Ich gebe Dir die Feuerkraft dafür, diese Welt von der Beleidigung, dass die Klingonen überhaupt existieren, zu heilen!!! " Kirk sackte zurück, und das Dunkle Schiff lachte. Er starrte auf die Tausenden von roten Blinkpunkte. Es wurden immer noch mehr. Ein besonders schnell pulsierender Punkt erschien. "Was ist das?" dachte der Captain der Enterprise. "Es ist die beste aller Waffen! Der "Hammer der Liebe"!" "Du bist... verrückt!" flüsterte Kirk. Er nahm nochmals alle Kraft zusammen, um das "Nein!" erneut zu formen. Und wieder tauchte das Schiff in seine Wunden, um ihn aufzuhalten... Davids Gesicht verzog sich in Verzweiflung. Der Dolch des Klingonen wirbelte jetzt schneller. Das Blut spritzte. So war es nie gewesen... Das Schiff verschlimmerte die Erinnerung. Jetzt folterten die Schemen seinen Sohn." "Hör auf!!!" schrie der Captain, und seine Wut gab ihm neue Kraft! Das Dunkle Schiff lachte jetzt laut. "Jaaa, zünde meinen Antrieb! Gehen wir auf Überlicht!" Das gewaltige Gebilde setzte sich in Bewegung. Aber Kirk gelang es, den Triumph der Kriegsmaschine zu unterlaufen. Er stürzte sich von den heißen Klippen seiner Wut hinab in Spocks Ruhezone. Dabei durchschnitt seine Psyche mehrere wirbelnde Schleier aus purem Entsetzen, Angst, Hass. Das Dunkle Schiff bemerkte diesen Sprung. Es reagierte mit Impulsen, direkt in Kirks Denken und Fühlen. "Nur Töten hilft! Nur totales Töten hilft! Nur dann findest Du Ruhe! Töten! Töten ohne Gnade! Jetzt!" Kirk war nun von Schweiß total durchnässt. Er wand sich in den Halteklammern des Lenkersessels, mit denen das Kriegsschiff ihn gefangen hatte, als er den Versuch unternommen hatte, dessen eskalierten Programme zu stoppen. "Töten ohne Gnade! Jetzt! Denk nicht, hasse! Denk nicht, hasse! Denk nicht, hasse!" "Es ist dein Recht", raunte jetzt eine zweite Stimme. "Du bist auch nur ein Mensch!" flüsterte eine weitere. "Warum willst Du besser sein, als sie? Warum bist du so arrogant?" "Lebe, Kirk! Lebe es aus!" "In nur wenigen Stunden bist Du frei!" Da brach Kirk aus der Deckung hervor. Während das Schiff versucht hatte, ihn zu verwirren, hatte er getan, was Spock ihm eindringlich geraten hatte. Er hatte sich verdichtet, seine Emotionen bis zur absoluten Schmerzgrenze gestaucht und dann Entspannung zugelassen. Das Ganze unter Ausschaltung aller Sinne. Nun kam er mit seinem Wort aus dem Bewusstsein hervor. Und diesmal schleuderte er es wie einen Speer in das lockende Herz des Traumas! "NEEEEIIIIN!" ------Augenblicklich gingen die Lichter an. Die roten Punkte verlöschten. Das Dunkle Schiff stoppte kurz vor Überlicht. Die Klammern sprangen auf. Captain Kirk sackte zurück und hing erschöpft auf dem Sessel, bis jemand eine Hand auf seine Stirn legte. Es war Spock. Der Vulkanier sah auf ihn herab, und in seinen Augen lagen Freundschaft und Bewunderung. "Es ist geschafft, Jim. Du hast es aufgehalten!" 22
Und als er das verspannte Gesicht des Captains sah, drückte er dessen Hand. "Ich spüre Deinen Schmerz. Aber es wir bald besser sein!" Kirk versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm noch nicht. Er fühlte in sich hinein. Der Vulkanier hatte diesmal unrecht: Kirk würde niemals Ruhe finden. Der Schmerz würde nicht vergehen. Und das war gut so! Er würde sein Antrieb bleiben, um der gefährlichen Rasse der Klingonen entgegen zu treten, wo immer das nötig war. Aber Kirk verließ das Dunkle Schiff auf eigenen Beinen. Die kalten Schotten schlossen sich hinter ihm, und der Moloch fiel in Schweigen.
ENDE
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New Island von Thomas Kohlschmidt
Eine Kolonie der Föderation wurde scheinbar vernichtet. Doch die Wahrheit sieht anders aus...
Die ´Enterprise´ jagte durch den Weltraum. Ihre Warpspulen glühten schon, so schien es Scotty, der die Anzeigen im Maschinenraum nicht aus den Augen ließ. Seit der Captain vor drei Stunden den Befehl zur Höchstgeschwindigkeit gegeben hatte, kochten hier die Plasmaleitungen. Der Chef-Ingenieur hatte das Gefühl, er könne das Toben der Materie- und Antimaterie-Quanten in der Mixkammer geradezu am eigen Leibe spüren. Es waren nur ein Zittern und ein Zischeln, die hinter den mächtigen Abschirmungen hervordrangen, aber dahinter waren entfesselte Naturgewalten am Werk, die das Schiff durch die Fernen des Subspace katapultierten, schneller als das Licht. Sehr viel schneller! Und hoffentlich schnell genug! Captain Kirk saß wie auf glühenden Kohlen. Sicherlich, der Notruf war ein Standard-Rot-Alarm des `Föderalen Exploration-Department´, aber er wusste nur zu gut, dass auf "New Island 56" mehrere Tausend Familien lebten. Die Kolonie war eine der ältesten Siedlungen, direkt am Rande des Tolianischen Reiches. Sie war schon dreimal überfallen worden. Merkwürdig war es auch, dass diesmal kein Normal-Überlichtspruch erfolgte, sondern eine automatische Rufschleife gesendet wurde. Das war ein Robotsender! So etwas hatten die Opfer von Archor 3 voriges Jahr gestartet, weil sie unter den heftigen Attacken der "Befreier von Harsh" keine Zeit mehr zu persönlicher Sendung gehabt hatten. Ihr gesamtes Kommunikationsnetz war zusammengebrochen. Kurz danach... Immerhin antwortete "New Island 56" auf keine Rückrufe der `Enterprise`! Kirk schloss die Augen und atmete tief aus. Er spürte Schweiß unter seiner Uniform und überall auf seiner Haut. "Mr. Chekov, wie weit noch?" Der Russe kniff beugte sich ein wenig über die Konsole und drehte sich dann zu seinem Captain um. "Bei unveränderter Geschwindigkeit sind wir in 10 Minuten am Rande des "New Island"Systems, Sir!" "Gehen Sie mit der üblichen Anflugprozedur sofort in den Orbit der Kolonie!" "Aye, Sir!" In Kirks Magen tanzten Schmetterlinge. Er sah zu Spock hinüber, der - wie in solchen Situationen üblich - in sein Wissenschaftsterminal zu kriechen schien. Der Vulkanier machte sich dazu bereit, gleich nach ihrem Rücktritt in den Normalraum mit Systemscans beginnen zu können. Hoffentlich musste er nicht wieder einmal eine furchtbare Meldung überbringen. Strahlenteppiche, Null-Leben-Signaturen, Antriebsspuren großer Flotten und "Waffenprotokolle" in Form von "Einschlagmustern", wie es in der kalten Sprache der Flotte zu solcherlei Situationen hieß. Tausende Tote, Männer, Frauen und Kinder. Der Captain fuhr sich erschöpft über die Stirn. Er hatte das zu oft erlebt. Und gerade jetzt stiegen die Spannungen zwischen den Völkern wieder an. Die Politik der Föderation stieß zunehmend auf Kritik, wirtschaftliche Entgleisungen und Versorgungsengpässe hatte viele Welten in Not gebracht und radikalisiert. Und das Council selbst schien von Tag zu Tag Einfluss zu verlieren. Es entglitt ihm die Kontrolle, jeder 24
Einfluss. Kirk wusste von Militärs, die längst ihr eigenes Süppchen kochten, von Industriellen Machenschaften für und wider den Sternenbund. Und von Anschlägen aller Art. Die Anzahl von gewaltbereiten Gruppen war geradezu explodiert!!! --Er durfte nicht in Panik verfallen! Sicherlich, Wachsamkeit tat Not! Schluss mit aller selbstgefälligen, satten Naivität und Ignoranz! Aber Hysterie konnte er sich gerade als verantwortungsvoller Captain nicht erlauben. Kirk konzentrierte sich darauf, seine Atmung zu beruhigen, seinen Puls wieder in den grünen Bereich zu bekommen. "New Island" war nur 43 Lichtjahre von "Pole Alpha" entfernt. Dort hatte die "Initiative Freies Centaur" drei Kolonien in nur 12 Minuten total vernichtet. Was waren das für Zeiten!!?? Wut und Hilflosigkeit stiegen in ihm hoch, aber auch Furcht dahinter, der Wahnsinn könnte ihnen alles rauben, was Generationen aufgebaut hatten, die mit ganz anderen Hoffnungen zu den Sternen aufgebrochen waren. Friede, Freiheit... Aber die Menschheit schleppte ihre Schwäche und ihre Dummheit wohl überall mit hin. Es herrschte Blindheit auf allen Seiten, nach wie vor. Wie immer schon... Chekov riss Kirk aus seinen fatalistischem Gedankensumpf. "Wir gehen auf Unterlicht!" Wenige Sekunden später entspannten sich die Gesichtszüge des Wissenschaftsoffiziers. Mr. Spock sah kurz zum Captain auf. "Ich empfange keinerlei Anzeichen eines Angriffs. Es gibt keine außergewöhnlichen Messwerte!" "Was ist mit den Lebensanzeigen?" wollte Kirk nervös wissen. "Alle in Ordnung. 10.567 Anzeigen, die korrekte Einwohnerzahl nach Angaben der Datenbank." Ein Glück! Das war schon einmal sehr beruhigend. Die ´Enterprise´ glitt im Status "Gelb-Alarm" wachsam in den Orbit. Plötzlich sah Uhura auf und fasste sich an ihren Ohr-Kommunikator. "Captain", sagte sie und lauschte. Nach eine Weile hellte sich ihr Gesicht auf. "Ich habe gerade eine Audio-Meldung von der Planetenoberfläche!" "Lassen Sie hören!" Kirk erhob sich von seinem Sitz und kam zur Kommunikationskonsole herüber. Da ertönte auch schon die kräftige Stimme eines Mannes. "Hier spricht John Drummer, erster Explorator von "New Island 56". Ich rufe die "USS Enterprise" im Orbit! Drummer an Kirk, bitte kommen!" Kirk musste lächeln. Diese Art der Funkerei stammt eigentlich aus einem anderen Jahrhundert. Es fehlte jetzt nur noch das "Over" alter Tage. "Hier spricht Captain Kirk. Hallo Mr. Drummer! Schön Sie zu hören! Wir haben eine Standard-Notrufschleife von hier erhalten, aber bisher keine Antwort auf unsere Rückfragen! Ist bei Ihnen alles in Ordnung? Können wir helfen?" Fast hätte er nun wirklich "Over" gesagt, der Captain musste schmunzeln. "Hier Drummer, Captain, ich muss mich bei Ihnen und Ihrer Crew für alle Umstände entschuldigen! Der Notruf war ein... Versehen. Wissen sie, ja, also... mein Sohn ist zusammen mit ein paar Spielkameraden hier in unserer Fernsende-Zentrale gewesen. Er ist 12, wissen sie. Haben sie auch Kinder Captain?" "Ja, auch einen Sohn. Er heißt David", erwiderte Kirk erfreut. "Na, dann wissen Sie ja vermutlich, wovon ich rede. In diesem Alter haben die Bengel nur Unsinn im Kopf! Der Notruf war ein Streich meines Filius! Er und seine Kameraden haben auch die Antennen für Subraum-Normalfunk abgeschaltet. Ich habe den Schlamassel gerade vor wenigen Minuten entdeckt! Die Burschen werden etwas erleben!" 25
Kirk atmete tief aus. Die Anspannung wich aus der Brückencrew, und hier und da erhob sich Gemurmel, Lachen. Ein Jungenstreich! "Mr. Drummer, meine Crew und ich sind sehr froh, dass kein wirkliches Problem besteht! Besser ein blinder Alarm, als ein wirklicher Notstand. Wir sind erleichtert!" Drummers Stimme klang gepresst: "Für die Kosten werden wir selbstverständlich aufkommen!" Der Captain nickte. "Machen Sie sich darüber keine Sorgen! - Aber ich habe eine Bitte an Sie!" "Jederzeit gern, Captain! Was kann ich tun?" "Kommen Sie doch bitte zu mir an Bord, zusammen mit ihrem Sohn und seinen Kameraden. Haben die Jungs schon einmal ein Sternenschiff gesehen?" "N... nein, noch nie. Aber finden Sie, man sollte die Bengel für ihr Verhalten auch noch belohnen?" "Nein, Mr. Drummer! Das ist nicht als Belohnung gedacht, glauben Sie mir! Ich denke da an eine nette "Standpauke", verbunden mit ein paar eindrücklichen Erklärungen, was es bedeutet, ein Sternenschiff mit 430 Mann Besatzung umsonst durch den Raum zu hetzen und in unnötige Aufregung zu versetzen. Das ist eine Art... Anschauungsunterricht!" Drummer lachte jetzt. "Ich verstehe! Alles klar! Wir werden sehr gern kommen! Bis gleich, Captain. Und noch einmal : Danke!" "Wir sehen uns gleich. Kirk Over!" Der Captain lächelte Uhura zu, die kopfschüttelnd die Verbindung beendete. Er fühlte sich im Moment von seinen düsteren Visionen befreit, die viel zu oft auf ihm lasteten. Nicht überall lauerte der Tod. Es gab glücklicherweise noch echte Fehlalarme! In einer Welt aus Gewalt und gezielter Panikmache, letztere oft ausgelöst von niederträchtigen "Spaßvögeln", dachte man immer nur noch an das Schlimmste. Aber es gab sie noch: Kinderstreiche. Wie hier! Kirk lächelte. Manches änderte sich wirklich nie. Sein Vater war damals auch nicht sehr erfreut gewesen, über die Sache mit dem Shuttleantrieb...
ENDE
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Tierische Impulse von Adriana Wipperling
Doktor Selar von der Enterprise wagt ein außergewöhnliches Experiment: Eine Gedankenverschmelzung mit Datas Katze Spot. Doch so viel Unlogik haut die stärkste Vulkanierin um...
Anmerkung der Autorin: Dies ist eine durch und durch fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit real existierenden Katzen sind rein zufällig. Zielstrebig steuerte Data auf den Tresen in „Zehn Vorne“ zu, gefolgt von einer seufzenden Beverly. „Das ist nun schon der fünfte Drink, den Sie mir spendieren wollen, Data“, rief die Ärztin. „Ich finde es natürlich sehr nett, aber...“ Der Androide hielt den Kopf leicht schräg und blickte Dr. Chrusher aus seinen goldenen Augen prüfend an. „Sie haben immerhin fünf Tage, zwei Stunden, vierundzwanzig Minuten und dreizehn Sekunden lang auf Spot aufgepaßt. Die Sitten der Menschen sehen es vor, daß man sich für einen Gefallen in angemessener Weise revanchiert.“ Beverly lachte kurz. „Aber Data! Das klingt ja fast so, als wäre es ein Opfer, sich um Spot zu kümmern! Sie wissen doch, wie gern ich Ihre Katze habe!“ „Dann kann ich davon ausgehen, daß Spot sich anständig benommen hat?“ forschte Data nach. Ein kurzes Stirnrunzeln huschte über Beverlys Gesicht. „Anständig benommen? Was meinen Sie damit?“ „Nun ja, Spot legt seit einiger Zeit Verhaltensweisen an den Tag, die bei bestimmten Aktivitäten äußerst... hinderlich sein können. Er hat die Angewohnheit, meinen Pinsel zu fangen, wenn ich male und auf meine Konsole zu springen, während ich arbeite. Wenn ich menschliche Nahrung ausprobiere, versucht er in sehr aufdringlicher Weise, an dieser Nahrungsaufnahme teilzuhaben. Und vor zehn Tagen fand ich eine Kopie von meinem Sherlock-Holmes-Holodeckprogramm unter meinem Bett...“ Data unterbrach seinen Monolog und sah Beverly irritiert an. Das Lächeln auf ihrem Gesicht war nämlich von Sekunde zu Sekunde breiter geworden, so daß sie jetzt beinahe von einem Ohr zum anderen grinste. „Was ist so komisch Doktor?“ fragte er unschuldig. „Ach Data!“ prustete die Ärztin los. „Sie beschreiben die Untaten Ihrer Katze mit einem so todernsten Gesicht, als ginge es um einen romulanischen Spion, der die gesamte Crew mit einem tödlichen Virus infiziert hat! Das i s t einfach komisch, Data! Sagen Sie, was sie wollen...“ Data neigte den Kopf wieder einmal leicht zur Seite und sein Gesichtsausdruck wirkte in diesem Moment beinahe einfältig. „Also, wenn ich ehrlich sein soll...“ fuhr die Ärztin fort und zwinkerte verschwörerisch. „...als Spot bei meinen letzten Frühstück mit dem Captain auf den Tisch gesprungen ist und die Thunfisch-Sandwiches abgeleckt hat, schien der gute Jean-Luc ziemlich verstört zu sein.“ Data blickte sie alarmiert an. „Kann ich davon ausgehen, daß dies kein Scherz sein soll?“ „Fragen Sie den Captain!“ konterte Beverly schmunzelnd. Data setzte zu einer Erwiderung an, doch dann verstummte er, weil Dr. Selar sich zu ihnen gesellte. Sie grüßte die beiden Offiziere höflich wandte sich dann an Beverly. „Doktor, ich hielt es für nötig, Sie zu informieren, daß der zakdornianische Botschafter an Bord gebeamt ist. Er benötigt alle sieben Stunden eine Zytoboramin-Injektion gegen seine Wasserallergie. 27
Da mein Kommunikator eine Fehlfunktion hat, beschloß ich, Sie persönlich zu benachrichtigen.“ „Gut zu wissen! Danke, Selar!“ Beverly lächelte. „Möchten Sie sich nicht setzen und mit uns zusammen etwas essen oder trinken?“ „Danke. Nein. Heute ist der letzte Tag des Mondzyklus vor Kal’Rec. Ich faste.“ Data setzte einen zugleich naiven und nachdenklichen Gesichtsausdruck auf, was bedeutete, daß er im nächsten Moment sein lexikalisches Wissen zum Besten geben würde... „Kal’Rec. Ein vulkanischer Feiertag, der den Zweck hat, die Lehren Suraks durch eine Tat zu ehren, die die Überlegenheit der Logik über die fleischlichen Triebe symbolisiert.“ Selar nickte anerkennend. „Das ist korrekt, Data.“ Dann verabschiedete sie sich und schritt würdevoll von dannen. „Leider besitzt Spot nicht das nötige Maß vulkanische Logik, um über seine fleischlichen Gelüste zu triumphieren. Also, nehmen Sie ihm den Angriff auf mein und Jeans-Lucs Essen nicht so übel, okay!“ Beverly schmunzelte. „Vielleicht würde Ihrer Katze eine kleine Gedankenverschmelzung mit Doktor Selar gut tun“, scherzte sie. Doch das Lächeln verschwand von einem Augenblick zum anderen von ihrem Gesicht. Datas zufriedene Miene ließ sie nämlich ahnen, daß ihr gerade ein ausgesprochen folgenschwerer Satz herausgerutscht war... *** Am nächsten Morgen betrat Data mit seiner zappelnden, widerstrebenden Katze im Arm die Krankenstation. „Sind Sie interessiert, mit Spot eine vulkanische Geistesverschmelzung durchzuführen, Dr. Selar?“ fragte er unschuldig. Der Androide schaffte es, daß die sonst so gelassene Vulkanierin für einen Augenblick völlig verblüfft aussah. „Was bezwecken Sie damit, Lieutenant Commander?“ fragte sie, als sie sich wieder gefangen hatte. „Doktor Crusher meinte, daß Ihre vulkanische Selbstkontrolle Spot dazu bringen könnte, sich in bestimmten Situationen angemessener zu benehmen“, antwortete er todernst. Selar hob die Augenbrauen. „Ich fürchte, Sie sind das Opfer eines typisch menschliches Scherzes geworden, Data“, erklärte sie geduldig. „Diese Erklärung habe ich auch schon in Betracht gezogen“, konterte Data. „Aber es ist trotzdem denkbar, daß die Umsetzung dieser Idee Spots Charakter positiv beeinflussen könnte.“ „Ich bin mir nicht sicher, ob Ihre Katze das ebenso sieht“, erwiderte Selar trocken. „Sie möchten also die Verschmelzung nicht durchführen“, schlußfolgerte Data enttäuscht. „Das habe ich nicht gesagt“, konterte die Vulkanierin. „Ich werde das Selbst ihrer Katze vorsichtig erkunden und dann eventuell...“ „Das bedeutet, Sie stimmen meinem Plan zu?“ hakte der Androide hoffnungsvoll nach. „Ihr Plan klingt nach einer interessanten wissenschaftlichen Erfahrung und einer mentalen Herausforderung, die mich reizt. Es wäre eine würdige Art, das Kal’Rec zu begehen.“ Mit diesen Worten streckte Selar die Hand aus und preßte ihre Finger auf Spots Gesicht. Die Augen der bedauernswerten Katze weiteten sich zur Größe von Ping-Pong-Bällen und ihr Fell sträubte sich wie bei einem Stromschlag. „Dein Geist zu meinem Geist“, verkündete die Vulkanierin beinahe feierlich. „Deine Gedanken zu meinen Gedanken...“ Selar wappnete sich gegen den Zusammenstoß mit einer geballten Ladung Entropie, als ihr Geist den von Spot berührte. Ein blendendes weißes Licht, das von überall her zu kommen schien, wischte die Realität beiseite. Dann stand sie plötzlich inmitten ihrer heimatlichen Wüste. Der Himmel leuchtete in einen dunklen, fast bräunlichen gelb. Die Dämmerung zog 28
herauf und T’Khuth, der vulkanische Mond, prangte über einer schwarzen, weit entfernten Bergkette. Doch irgend etwas an diesem Szenario stimmte ganz und gar nicht... T’Khuth sollte von einem tiefen, trüben Dunkelrot sein, mit Kratern übersät und hinter dem Schleier der Atmosphäre halb durchsichtig. Doch nichts davon traf hier zu. Das, was anstelle des vulkanischen Mondes am Himmel stand, war eine massive weinrote Kugel, die aussah, als könnte man sie anfassen. Selar folgte einem unwiderstehlichen Drang, hob die Hand... und spürte plötzlich etwas weiches, flauschiges unter ihren Fingern. T’Khuth war ein Wollknäuel, das unter ihrer Berührung vom Himmel kullerte und über die Ebene rollte. Selar preschte hinterher. Unter ihren Händen, die von weichem rotbraunem Fell bedeckt waren, stob der feine Sand in alle Richtungen. Sie war Dr. Selar, die stellvertretenden Chefärztin der U.S.S. ENTERPRISE, die ihr Examen an der medizinischen Fakultät mit Auszeichnung bestanden hatte, eine Vulkanierin, ein Wesen, das den Verstand und die Logik über alles schätzte... und sie war ebenso Spot, eine ganz normale Katze, deren Lebensinhalt darin bestand, zu fressen, zu schlafen, an Möbeln zu kratzen und sich von ihrem Herrchen knuddeln zu lassen... In der einen Sekunde verfügte sie über das gesammelte Wissen einer anerkannten Sternenflottenärztin, in der anderen wußte sie über die Anatomie fremder Lebewesen nur so viel, wie aus einer Frischfleisch-Packung ersichtlich war... Selar packte das Wollknäuel, ließ sich auf den Rücken fallen und wälzte sich mit Hingabe im weichen, warmen Wüstensand. Das Knäuel hatte sich bereits halb aufgerollt, und für den Bruchteil einer Sekunde kam ihr in den Sinn, wie unlogisch es doch war, Purzelbäume zu schlagen, während sie sich langsam aber sicher in dem wirren roten Faden verhedderte. Sie wußte nicht, wie weit sie gerannt war, auf der Jagd nach ihrem Spielzeug, doch mit einem Mal sah sie einen riesigen Berg gegen den Horizont aufragen. So hoch und so steil, wie er war, konnte es nur der Mount Seleya sein, der höchste Berg Vulkans... aber das schien unmöglich. Seleya war schwarz und aus massivem Gestein, mit einem Gipfel, der von einer Sonneneruption in grauer Vorzeit abgeschmolzen worden war und nun wie dunkles Glas schimmerte. Dieser Berg wirkte jedoch eher rot als schwarz, und wie Gestein sah das Ganze auch nicht aus... Selar befreite sich von den lästigen Wollfäden und trat näher. Der Geruch, der ihr in die Nase stieg, wirkte auf sie gleichzeitig abstoßend und äußerst appetitanregend. Mit einer Mischung aus Entzücken und Entsetzen berührte sie die steile Wand von Mount Seleya – oder was immer das hier sein sollte. Ihre Befürchtungen waren richtig: Der gesamte Berg bestand aus Fleisch – aus frisch durchgedrehtem Schabefleisch, um genau zu sein. Ihr Herz schlug schneller und das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Ein riesiger Berg von ihrem Lieblingsessen und kein verdammter zweibeiniger Computer, der ihr erklärte, wieviel Kalorien pro Tag gut für sie waren... Davon hatte sie ihr Leben lang geträumt. Sie konnte es kaum erwarten, den heiligen Berg Seleya zu besteigen und vom Gipfel bis zum Fuß abzufressen! Doch eine strenge, eindringliche Stimme hielt sie zurück. ‚Du bist Vegetarierin, Selar‘, sagte die Stimme. ‚Alle Vulkanier sind Vegetarier! Es ist gegen unsere Ethik, tote Tiere zu verspeisen! Und dieses widerwärtige Zeug hier ist ganz bestimmt nicht dein Lieblingsessen!‘ Selar fuhr abrupt zurück, erschrocken vor sich selbst. Sie mußte die geistige Verbindung mit diesem verdammten Vieh sofort unterbrechen, bevor sie unumkehrbar mit seiner Freßsucht kontaminiert wurde und sich zu etwas hinreißen ließ, was aus Sicht der vulkanischen Gesellschaft in keiner Weise akzeptabel war! Sie hatte unter großer Anstrengung zu ihrem Selbst zurückgefunden, als plötzlich der Boden unter ihren Füßen bebte. Der Fleischberg vor ihr wankte bedrohlich und einige Brocken lösten sich aus seiner Masse. Selar drehte sich auf dem Absatz um und rannte, so schnell sie konnte, davon. Doch sie stellte zu ihrem Unbehagen fest, daß sie immer wieder auf der Stelle trat und keinen Millimeter vorwärts kam...
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Sie resignierte, sank erschöpft zu Boden, und wartete mit einer Mischung aus Heißhunger und Ekel darauf, daß eine Lawine von Schabefleisch sie unter sich begrub. Dann gab es eine gleißende Explosion von rot, weiß und gelb und sie erwachte irgendwo auf der U.S.S. ENTERPRISE. Wo genau sie sich befand, wußte sie nicht, doch sie erkannte ihr Schiff an der Farbe, in der die Decke gestrichen war, und an dem hellgrauen Teppich, auf dem sie sich zusammengerollt hatte. Sie hatte die ENTERPRISE noch nie aus dieser Perspektive gesehen: Die metallisch graue Unterseite von Konsolen, die Füße von Sesseln und Crewmitglieder, die man zuerst am Geruch ihrer Stiefel und Hosenbeine erkannte... Schlagartig wurde ihr klar, daß sie sich auf der Brücke befand, und sie fragte sich besorgt, was für ein inakzeptables äußeres Erscheinungsbild sie wohl gerade zeigte: Zerzaust, verdreckt, voller Staub und Reste von Schabefleisch, die an ihrer Uniform klebten... Falls sie überhaupt eine Uniform trug... Voller Scham verkroch sie sich unter dem Sessel des Captains, und hoffte inständig, daß keiner sie gesehen hatte. „Doktor Selar, kommen Sie bitte auf die Krankenstation!“ ertönte plötzlich Dr. Crushers Stimme aus einem Kommunikator, von dem sie gar nicht gewußt hatte, daß sie ihn überhaupt bei sich trug. Blitzschnell schoß sie unter dem Sessel hervor und flitzte in Richtung Turbolift. Eher nebenbei registrierte sie, daß Captain Picard über sie stolperte und ein leises „Merde!“ von seinen Lippen kam. Dann befand sie sich in der Krankenstation, spürte Beverlys Hypospray an ihrem Hals und ein barmherziger Nebel umfing sie. Endlich hatte dieser Irrsinn ein Ende! Als Selar die Hand von Spots Gesicht nahm, wirkte sie nicht weniger desorientiert als Datas Katze. „Alles in Ordnung, Doktor?“ fragte der Androide besorgt. Die Vulkanierin nickte steif. „Natürlich, Lieutenant Commander. Das war... interessant.“ „Ich freue mich, daß ich zur Erweiterung Ihres Erfahrungshorizonts beitragen konnte“, erwiderte Data arglos. „Dafür muß ich wohl in erster Linie Ihrer Katze danken“, konterte Selar mit einem schwer zu deutenden Gesichtsausdruck. *** Selar erwachte nach einer Nacht, die von wirren Träumen über Schabefleisch und rote Wolle erfüllt gewesen war, in ihrem spartanischen Quartier auf der ENTERPRISE. Sie streckte und räkelte sich ausgiebig, leckte an der Rückseite ihrer Hand und fuhr damit ein paar mal über ihr Gesicht. Wie ferngesteuert begab sie sich zu ihrem Replikator, programmierte ihn mit irgend welchen Anweisungen – und staunte nicht schlecht, als sich ein großes Stück gegrillter Hähnchenbrust auf ihrem Teller materialisierte. Sie blinzelte überrascht, denn so etwas hatte sie noch nie bestellt – geschweige denn, gegessen. Für einen winzigen Moment sagte sie sich, daß es schließlich nur repliziertes Fleisch war und kein reales Huhn dafür sein Leben gelassen hatte. Doch dann rief sie sich zur Ordnung. Wenn sie erst einmal anfing, Fleisch zu essen, würde sie vielleicht nie mehr damit aufhören können... Verfluchtes Katzenvieh! Nicht umsonst schreckten die meisten Vulkanier davor zurück, sich mit dermaßen unvernünftigen Lebewesen zu verschmelzen! Sie entschied, daß ein paar Stunden zusätzlicher Meditation nötig waren, bevor sie ihren Dienst auf der Krankenstation antrat. Nicht auszudenken, wenn sie plötzlich von dem Bedürfnis überwältigt wurde, auf dem Fußboden herum zu kugeln oder rohes Fleisch in sich herein zu stopfen! Die tierischen Impulse zu bekämpfen, setzte harte Arbeit voraus. Selar sagte Beverly Bescheid und wiegelte die neugierigen Fragen ihrer Chefin erfolgreich ab. *** 30
Ich sage dir ganz genau, was ich tun werde, Deanna!“ rief Commander William Riker und seine zornige Stimme schallte durch das gesamte zehnte Vorderdeck. Vielleicht kam es aber auch nur Selar mit ihren empfindlichen vulkanischen Ohren so vor... „Ich werde heute abend noch meine Sacken packen und zum Klassentreffen mit meinen Leuten von der Akademie fliegen!“ fuhr Riker fort. „Vor zwei Stunden habe ich Captain Picard um Urlaub gebeten, und er hat zugestimmt. Also – nichts wie weg hier!“ „Und was wird aus deinen Pflichten gegenüber dem zakdornianischen Botschafter?“ fragte Counselor Deanna Troi mit einem hintergründigen Lächeln. Riker verzog das Gesicht. „Mit dem kann sich meinetwegen Worf abplagen!“ „Aber Will! Ein bißchen diplomatische Erfahrung tut deiner Karriere sicher gut“, erwiderte die Counselor zuckersüß. „Wenn ich diesen zakdornianischen Wichtigtuer mit seinen plissierten Hamsterbacken noch einen Tag länger ertragen muß, tue ich garantiert etwas, das meine Karriere für immer ruiniert!“ stieß Riker hervor. Selar wandte sich wieder ihrem Kal’To-Spiel zu. Ein Teil von ihr wunderte sich zutiefst über den emotionalen Ausbruch des Commanders, der andere Teil hätte ihm am liebsten verständnisvoll gesteckt, daß er nicht der einzige war, der Probleme mit dem Botschafter hatte. Sie erinnerte sich an ihre letzte Schicht auf der Krankenstation... Der Botschafter quengelte pausenlos, weil sie seiner Meinung nach nicht rechtzeitig mit der Untersuchung fertig wurde. „Sie haben einer Wasserallergie und der Planet, den wir anfliegen, besteht zu achtzig Prozent aus Wasser“, erklärte sie gleichmütig. „Ich muß daher bei der Zusammensetzung Ihrer Zytoboramin-Dosis äußerste Sorgfalt walten lassen.“ Doch damit ließ sich Seine Exzellenz nicht abspeisen. „Ich bin viel zu beschäftigt, um meine Zeit auf Ihrer Krankenstation zu vertrödeln!“ tobte er los. „Das ist nicht mein Problem“, entgegnete die Vulkanierin kühl. „Oh, es wird aber bald Ihr Problem sein!“ rief der Zakdornianer und seine Augen verengten sich. „Wenn Ihre Vorgesetzen erst mal erfahren, daß Sie unfähig sind, so eine einfache Arbeit in einer angemessenen Zeit zu erledigen...“ Er starrte sie voller Verachtung an und Selar fürchtete fast, er würde ihr das Hypospray aus der Hand reißen. Ihre rechte Hand schnellte hoch, getrieben von dem Impuls, diesem dreisten Kerl das Gesicht zu zerkratzen. Doch leider hatte sie an ihren Fingern keine Krallen. Leider, leider, leider... „Sie sind am Zug, Doktor“, sagte Data und holte Selar damit in die Gegenwart zurück. Sie steckte ihr Kal‘To-Stäbchen in das funkelnde, holographische Gebilde auf dem Tisch, das Hologramm löste sich auf und nahm danach eine gänzlich andere Form an. Einen Keim der Ordnung im schlimmsten Chaos zu finden... das war der Sinn dieses Spiels. Gab es eigentlich einen Keim der Ordnung im Geist von Spot? Wenn ja, hatte Selar ihn nicht gefunden. Data tat den nächsten Zug, und das Hologramm über dem Tisch bildete eine makellose Kugel. Der Androide blickte die Vulkanierin forschend an. „Ihr Gesichtsausdruck läßt die Schlußfolgerung zu, daß etwas Sie beunruhigt, Doktor“, bemerkte er. „Bereitet die Tatsache, daß ich dieses Spiel gewonnen habe, Ihnen Unbehagen?“ Selar schüttelte ihre Benommenheit ab. „Natürlich nicht, Data. Ich bevorzuge Sie schließlich als Gegner beim Kal’To, weil ich die Herausforderung suche und Sie fast immer gewinnen. Es wäre vollkommen unlogisch von mir, wenn ich mich darüber ärgern würde.“ Nein... Selars Unbehagen hatte einen ganz anderen Grund. Als die Kugel über dem Kal’ToBrett erschienen war, hatte sie nämlich nur an eines denken können: Wie viel Spaß es doch 31
machen würde, dieses funkelnde runde Ding mit den Pfoten durch den Raum zu schießen und den lieben langen Tag damit zu spielen... ‚So kann das nicht weitergehen‘, beschloß sie. Schweren Herzens mußte sie sich eingestehen, daß sie mit diesem Problem nicht allein fertig wurde. Sie brauchte den Rat von Counselor Troi. *** Counselor Deanna Troi blickte von ihrem Schokoladeneisbecher auf und schmunzelte. „Ich spüre, daß Sie das Verlangen haben, die Sahne von meinem Eis zu lecken, Doktor.“ Selars Gesicht wurde vor Verlegenheit ganz grün. „Die Gedankenverschmelzung... Ich fürchte, Spot hat einen Teil seines Katras in mir zurückgelassen“, erklärte sie. „Dies ist der Grund, weshalb ich Sie aufgesucht habe.“ „Hmm... Beverly hat mir erzählt, Sie hätten heute morgen den zakdornianischen Botschafter angefaucht“, bemerkte die Counselor nachdenklich – und leicht amüsiert. „Bildlich gesprochen, meinen Sie wohl“, hakte die Vulkanierin vorsichtig nach. „Nein. Sie haben ihn angefaucht wie... eine zornige Katze.“ Selar spürte zum zweiten Mal, wie eine Woge aus grünem Blut ihr ins Gesicht schoß. Counselor Troi lächelte verständnisvoll. „Auch ich war schon kurz davor, den Herrn Botschafter anzufauchen“, gestand sie. „Ehrlich gesagt, war ich sogar schon kurz davor, ihn umzubringen.“ „Aber Sie haben diesen Impulsen nicht nachgegeben – im Gegensatz zu mir.“ „Soviel ich weiß, lebt der Botschafter noch“, entgegnete die Counselor sanft. „Das ändert nichts an der Tatsache, daß ich die Kontrolle verloren habe“, widersprach Selar. „So etwas hätte mir nicht passieren dürfen!“ „Weil Sie Vulkanierin sind“, ergänzte Deanna. „Richtig.“ Die Counselor atmete tief durch. „Vielleicht ist es gerade Ihre vulkanische Mentalkontrolle, die Sie in diesem Fall besonders verwundbar macht...“ überlegte sie. „Bei allem Respekt, Counselor, aber Sie verdanken allein meiner Mentalkontrolle, daß Ihnen die Sahne auf Ihrem Eis erhalten bleibt“, konterte Selar mit unbewegter Miene. Deanna lächelte breit. „Ich möchte ganz gewiß nicht die vulkanische Lebensart in Frage stellen“, entschuldigte sie sich. „Es ist nur so... wir alle haben bestimmte... tierische Impulse in uns. Der Unterschied ist nur, daß wir Menschen – oder Betazoiden – uns nicht scheuen, einige dieser Impulse von Zeit zu Zeit auszuleben. Da Sie jedoch als Vulkanierin dazu erzogen worden sind, alle Ihre Gefühle zu unterdrücken, kann der mentale Kontakt mit einer Lebensform, die so unkontrolliert und hemmungslos emotional ist wie Spot, verheerende Folgen haben.“ „Sie meinen, ich besitze ein... emotionales Vakuum, das Datas Katze nun mit ihrer geballten tierischen Unvernunft aufgefüllt hat?“ hakte die Vulkanierin nach. Deanna nickte langsam. „Ich hätte es nicht präziser ausdrücken können, Doktor.“ „Was kann ich dagegen tun?“ fragte Selar ganz direkt. Die Counselor überlegte einen Moment. Dann lächelte sie. „Als Psychologin wollte ich eigentlich schon immer mal wissen, was im Kopf von Datas Katze vor sich geht...“ Selars Blick war voller Skepsis. „Sie bieten mir eine Gedankenverschmelzung an?“ Troi nickte. „Counselor, ich muß Sie ausdrücklich warnen...“ Doch Deanna lächelte noch immer zuversichtlich. Mit einem leisen Seufzen der Resignation legte Selar ihre Finger auf die Nervenpunkte in Trois Gesicht. „Dein Geist zu meinem Geist, deine Gedanken zu meinen Gedanken...“
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*** Vier Tage später... „Herein!“ rief Data, als sein Türmelder läutete. „Dr. Selar“, bemerkte er überrascht, als seine Besucherin durch die Tür trat. „Kann ich irgend etwas für Sie tun?“ „Eigentlich bin ich gekommen, weil ich etwas für Sie tun könnte“, entgegnete die Vulkanierin. „Ich biete Ihnen an, mich um Ihre Katze zu kümmern, wenn Sie das nächste Mal zu einer längeren Außenmission oder vergleichbarem aufbrechen.“ Data schaute sie einen Moment lang ungläubig an, dann nickte er. „Das ist sehr zuvorkommend. Danke, Doktor. Ich komme auf Ihr Angebot zurück. Möchten Sie sich setzen?“ Selar bedankte sich und machte es sich in einem gemütlichen Sessel bequem. „Ihr Einfluß auf Spots Verhalten hat beachtliche Auswirkungen“, fuhr der Androide fort. „Er reagiert jetzt auf einfache Anweisungen und ist beim Fressen wesentlich weniger... zügellos.“ „Das ist eine erfreuliche Nachricht“, erwiderte Selar. Data studierte nachdenklich die Miene seines Gegenüber. „Sie haben gelächelt“, stellte er verwundert fest. „Das habe ich mit Sicherheit nicht.“ „Doch. Ihre Mundwinkel haben sich für genau zwei Sekunden um null Komma sechs Millimeter gehoben.“ „Ich streite mich nicht mit einem Androiden“, resignierte Selar. Mit einem lauten „Miau!“ sprang Spot auf ihren Schoß. *** Deanna Troi betrat den Transporterraum und beobachtete lächelnd, wie Commander Riker sich auf der Plattform materialisierte. „Wie war das Klassentreffen?“ fragte sie. „Nett!“ Riker lächelte zurück. Als sie unvermittelte ihre Arme um ihn schlang, trat ein verdutzter Ausdruck auf sein Gesicht. „He, womit habe ich diese charmante Begrüßung verdient?“ scherzte er. Die Counselor antwortete nicht sondern rieb hingebungsvoll ihre Wange an Commander Rikers Uniformärmel... Für einen Moment war er völlig verwirrt, doch dann wich der irritierte Blick einem breiten genießerischen Lächeln. Fast meinte Deanna, die kühle, spöttische Stimme Doktor Selars in ihrem Kopf zu vernehmen... Jeder muß von Zeit zu Zeit gegen tierische Impulse kämpfen, Counselor. Finden Sie selbst heraus, ob Emotionalität in diesem Fall hilfreicher ist als Logik.
Ende
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Das rufende Herz von Thomas Kohlschmidt
Seven of Nine stirbt. Aber manchmal retten uns gerade diese Minuten...
Seven stöhnte leise auf. Sie spürte ein seltsames Ziehen, das durch ihre Kopfimplantate, und weiter über ihr Rückgrat, bis hin zu ihren Beinen zog, und diese zittern ließ. Bilder flogen ihr nun in immer größerer Geschwindigkeit durch den Sinn. Da wirbelten Szenen durcheinander: Gesichter, Teile von Dialogen an Bord der Voyager, Janeway, der Holodoc, Tom Paris, Harry Kim... Diese Ansichten waren verzerrt, wie durch Fischaugen verzogen, und dazu mit seltsamem Raunen unterlegt. Es murmelte, es wisperte. Aber nicht so, wie die Stimmen des Kollektivs. Nicht so wie früher. Seven warf den Kopf auf die andere Seite. Sie blinzelte. Halbwach, sie war halbwach. Aber sie konnte sich nicht rühren, außer ihren Kopf bewegen. Die Beine zitterten noch immer. Jetzt fingen auch die Arme leicht zu zucken an. "Was geschieht... mit...mir..??!" Die ehemalige Borg-Drohne wurde von einer weiteren Welle innerer Wahrnehmung erfasst und aus dem Fetzen der Realität herausgespült, den ihr der Anblick des Raumes bot, in dem ihr Alkoven stand. Energieblitze zuckten auf der Plasmascheibe über ihr, hektisch und blau, wie immer. Aber es war nicht so wie immer. Traumlawinen kamen und gingen. Da flatterte der Rabe, da flüsterte die Borg-Queen. Seven zog es das Herz zusammen. Sie sah das bleiche Gesicht näher kommen, sah ihr kaltes, berechnendes, faszinierendes Lächeln aus reptiliengleichen Augen, sah die schmalen Lippen, verzogen zu einem triumphierenden Lächeln. "Hallo Seven!" Seven of Nine bäumte sich auf, aber die zitternden Gliedmaßen ließen sie im Stich. Hatte die Queen sie ein weiteres Mal gefunden? Nein, das durfte nicht sein!!! Panik erfasste die ehemalige Borg. Sie musste Janeway warnen: Die Voyager war in Gefahr! Aber schon schmolz ihre Willenskraft dahin, und neue Visionen - ja, es waren wohl Visionen - stellte Seven fest, erreichten ihren Geist. Sie war fast erleichtert, dann aber wieder schockiert. Sie sah die Verzweiflung in den Augen des Mannes von Askar 5, als sie ihm die Injektionsnadeln an den Hals setzte, um Tausende von Nanosonden in ihn zu jagen, ihn zu borgifizieren, ins Kollektiv zu zwingen. Sie drückte ab, und sein Blick brach. Er wurde kalt. Dieser Ausdruck in seinen Augen, so kalt, reptiliengleich... Das Mädchen weinte auch, als die Sonden kamen. Ebenso ihre Mutter, deren Tränen mittendrin erstarrten. Seven sah die Stoffpuppe auf dem Boden liegen, als das Kind mit mechanischen Bewegungen davon schritt, noch unsicher, noch zaghaft in der Welt ewiger Stimmen. Die Borg-Queen lächelte in jedem ihrer Hirne, so wie immer wieder auch in Sevens. Sie warf den Kopf abermals zur Seite. "Geh... Lass mich! Lass mich doch.. . endlich!" Weitere ängstliche Augen, noch mehr Assimilationen, noch mehr Vergewaltigung Hilfloser. 34
Der Rabe schrie. Seven schrie! Ihre Eltern lächelten warm, dann wie.....oh, nein!!! Der ehemaligen Borgdrohne wurde klar, dass etwas mit ihr geschah, dass sie unbedingt stoppen musste. Es stimmte etwas nicht. Der Energiestrom... war zu... stark!!! Ihre Implantate bebten im Strom, im Orkan der Quanten, die der Alkoven in ihre teils künstlichen Nervenbahnen schoss. Ihr Gehirn war wie im Gewitter. "Die Regulierung,... sie ist...defekt... !" Sie bekam wieder Angst. So etwas war in den Kuben nur sehr selten geschehen. Seven wusste aber, dass es im extremsten Fall zum Ausglühen ihres Geistes führen konnte. "Wenn die Implantate und Neurotransformer schmelzen..." Was konnte sie tun??! Das Zittern wurde zu Krämpfen. "Ich... ich...werde...sterben!!!" Sie spürte, wie sich ihr Herz zuckend zusammen zog. Es begann unregelmäßig zu schlagen. Erste kleine Aussetzer jagten ihr Stiche in die Brust. Angst! Sie hatte plötzlich panische Angst, die ihr Herz weiter belastete. Stiche. Stiche... Die junge Frau versuchte sich durch die Träume zu einer Art von Klarheit hin zu bewegen. "Ich muss etwas... tun! Hilfe... holen. Jemand... muss den Alkoven...von außen... Ahhhh" Wieder zog ein Schmerz vom sich verkrampfenden Herzen durch ihren Leib, der jetzt von kaltem Schweiß überzogen war. Seven versuchte sich zu beruhigen. Sie dachte an die Kraft der Borg. Seltsam, jetzt, in tödlicher Bedrohung, fand sie Kraft in Vorstellungen, die sie sonst zu verdrängen suchte: Ihr Dasein als Borgdrohne. Effizienz! Es ging jetzt vor allem darum, effizient zu handeln. Sie musste klar denken. Was konnte geschehen sein? Offensichtlich war die Steuerung ihres Alkoven defekt. Offensichtlich bekam sie Impulse in viel zu hoher Dosis und diese auch noch unregelmäßig. Die zwei Not-Implantate waren ebenfalls ausgefallen (Wie war das möglich?!!! Egal, nicht jetzt!!). Sie selbst befand sich in einer Art Stasis, aus der sie sich physisch nicht befreien konnte. Und der ungetaktete Strom zerstörte allmählich ihren Organismus und ihre Implantate. Hirn und Herz... Ahhhhhh. Seven wurde ein weiteres Mal gegen die Lehne des Alkovens geschleudert. Ihr Puls sank bis an die Ohnmachtsgrenze, dann wurde er wieder hochgepeitscht, als ein Blitz in ihr Herz einschlug und es explosiv antrieb. "Mir bleiben nur Minuten...!! Was kann ich tun? Wie soll ich Hilfe rufen...?" Es war völlig unmöglich, ihren Kommunikator mit der Hand zu erreichen. Ihre bebenden Arme gehorchten schon lange nicht mehr ihrem Willen. Rufen, rufen würde nichts bringen, und ihr Mund war ohnehin wie mit Sand gefüllt. Sevens gepeinigtes Hirn arbeitete zwischen denn Visionsschüben auf Hochtouren. Allmählich verblassten die Szenenfetzen, das Gemurmel wurde leiser. Was blieb, war das heimtückische Zischen der Stromstöße, die in sie einschlugen. Die Frau stellte sich die Schaltpläne des Alkovens vor. Sie sah vor ihrem geistigen Auge nun die vielen Kabel und Leiterbahnen, die wie Adern in den Organismus des Schiffes führten. Sie verfolgte diese "Blutbahnen", gelangte zu Organen der Voyager. Sie traf auf das pulsende, lebende neuronale Netz des Sternenschiffs, manifestiert in den Gel-Packs. Sie reiste die leitenden Flüssigkeiten herab in Richtung Verteiler, Wandler, über Verstärker, Emitter, Transmitterbahnen, bis hin zur Hauptverteilung. Hier gab es Barrieren, aber ihr energetisch hochgepulster Wille ließ sie durchbrennen. Sevens panischer Geist raste durch das Schiff, getragen von der Energie ihres zuckenden Herzens. Es wühlte sich in schmerzhafter Agonie und Hysterie durch die Schiffstechnik. Bestimmt würden Techniker mit ihren 35
Diagnosegeräten einen Anstieg der Energieniveaus und Muster messen können. Aber waren diese Schwankungen groß genug, als dass B´Elanna Torres sie bemerken würde? Gab es bereits Alarm im Schiff, oder war ihr verzweifelter Ruf noch unterhalb der Eingreifschwelle? Seven blieben nur noch Minuten zu leben. Ihr Brustkorb war wie aus Beton, der ihr Leben zu zerquetschen drohte. Die Herzmuskeln begannen sich wie eine Stahlfaust zu schließen... Sie musste sicher gehen. Wo im Schiff war die sensibelste Technik? Wo wurden die Modulationen und Niveaus am akribischsten gemessen? Beim Warp-Kern! Seven bog in den Zuleiter zum Maschinenraum. Der Schmerz spülte ihren suchenden Geist in Eile voran, wie auch immer diese Interaktion möglich war. (Ob ihre Implantate sich mit dem Schiff zu einer "Rettungsaktion" verkoppelt hatten..?) Sevens Todesschrei erreichte die Regeltechnik der Plasma-Injektoren. Und als sie dort eindrang, zuckten ein besonderer Infarkt durch ihr Herz, pulste mit Lichtgeschwindigkeit durch das Leiterlabyrinth, gezwungen von Sevens impulsiven Willen, bis hin in die sensible Regelung. Alarm! Sie spürte, wie das Schiff auf Rotalarm ging. Sie fühlte, wie die Voyager sie verstand, ihre Not teilte, reagierte. "Oh, was tue ich...nur!" dachte Seven plötzlich in einem kurzen hellwachen Augenblick, kurz bevor ihr der Instinkt zu ersterben drohte, "Ich gefährde das Schiff. Wenn nun der Warp-Kern durchbrennt...??!" Schuld und Angst mischten sich zu einem kalten Rausch. Inzwischen ertönten die Alarmsirenen. In die technische Abteilung kam Bewegung! "Was ist los?" rief B´Elanna einem ihrer Männer zu. Dieser hantierte hektisch an seiner Konsole und sah dann entsetzt auf. "Störimpulse! Da kommen Störimpulse herein, die die Plasmazuströme in den Rotbereich schwingen lassen. Zwar nur ganz wenig, aber es reicht, um ein Not-Aus zu erzeugen!" "Lassen Sie sehen! Wo kommen diese Impulse her... ?" Als die Chefingenieurin die Anzeige sah, weiteten sich ihre Augen. Für ein, zwei Sekunden arbeitete es hinter ihrer Stirn auf Hochtouren, dann sprang sie zur Tür. "Schnell, kommen Sie mit!" Seven schrie lautlos und ohne Ende. Sie glaubte bereits verbranntes Fleisch zu riechen. Glühten ihre Augen aus? Jetzt war nur noch Schmerz um sie, dann wurde es schwarz, und sie hörte nur noch von ganz weit entfernt: "Holt sie da raus! Sofort!" -------------------Als sie neu geboren wurde, beugte sich jemand über sie, der wie der Holodoc der Voyager aussah. Dieses seltsam vertraute Wesen ließ etwas über ihre Brust schweben, scannte sie und nickte dann erleichtert. Sie konnte ihn nicht hören, dazu rauschte es zu laut in ihren Ohren. Sie konnte auch nicht verstehen, was diese Frau sagte, die das Gesicht von Janeway hatte, als diese ihre Hand auf Sevens Stirn legte. Aber die Ex-Drohne spürte ihr eigenes Herz. Es schlug. Es schlug gleichmäßig. Es war schwach, aber es schlug. Erschöpft sackte sie zurück. Das kalte Lächeln der Borg-Queen erstarb, der Rabe wurde leise. Und Seven schlief einen Schlaf, außerhalb des Alkovens, der fast ihr Sarg geworden war. ENDE
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Weltenbrand von Thomas Kohlschmidt
Unbekannte Energien greifen an. Eine Welt steht vor dem Untergang und Kirk muss eine letzte Entscheidung treffen
Kirk spürte, wie ihm das kalte Grauen den Nacken hochstieg. So etwas hatte er trotz seiner jahrzehntelangen Erfahrung im Weltraum noch nicht gesehen. Auch Spock schien erstarrt zu sein. Mit unbeweglichem Gesicht ließ der Vulkanier für keine Sekunde den Bildschirm aus den Augen. Die gesamte Brückencrew war fassungslos. Man konnte nur dasitzen, und das absolut Unbegreifliche anstarren. Es schien kaltes Blei auf allen Seelen zu liegen. Die Computer summten leise, die Lebenserhaltung lief hörbar, die Verspannungen in der Schiffshülle schickten Vibrationen durch alle Decks, die von Integritätsfeldern abgemildert wurden. Gravitationsschockwellen! Der Bildschirm warf tanzende Lichter über die Männer und Frauen der Enterprise. Und sie alle hörten die Detonationen und Schreie. Die Stimme des Vodenischen Außenministers klang verzweifelt. Nur mühsam schien er noch sprechen zu können. Diese Sendung lief seit etwas zwei Tagen in einer Endlosschleife und hatte vor Stunden auch das Sternenschiff der Föderation erreicht. "... wissen wir nicht! Es hat ohne Vorwarnung begonnen! Erst dachten wir, wir werden von Desintegrations-Raketen angegriffen oder von Antimateriefeldern aus den Werfern von Modran. Aber das ist es nicht! Wir wissen nicht, was geschieht, die Ursache, den Grund! Oh, bei Tronarr und den heiligen sieben Kreydans: Unser Planet brennt!!! Ein kalter Brand ist ausgebrochen und frisst sich durch alle Materie. Ganze Städte sind einfach... verschwunden..." Seine Stimme brach. Für kurze Zeit hörte man nur Schreien, Explosionen, Sirenen. Dann kam die Stimme des Mannes zurück. "Es ist furchtbar. Eben erreicht mich die Nachricht, dass es auch auf der anderen Seite unseres Planeten angefangen hat: Modran ist genau wie wir in Flammen, deren Herkunft sich niemand erklären kann. Es frisst sich rasend schnell über die Oberfläche voran, aber auch in die Tiefe. Wenn uns jemand hört: Bitte helft uns!!! Bitte he.." Dann brach die Stimme ab und man hörte nur noch Geheul, Krachen, dann Stille… Nun war die herbei geeilte Enterprise auf Sichtweite an das Vodenische System herangekommen. Es bot einen Anblick des Schreckens: Um die blaue Sonne kreisten für gewöhnlich sieben Planeten, drei von ihnen bewohnte Welten. Voden 4, von dem der Notruf offenbar gekommen war, existierte nicht mehr. Seine Materie war offensichtlich komplett zerstrahlt. Durch den abrupten und heftigen Verlust von Masse, hatte sich die innere Stabilität des ganzen Planetensystems verschoben. Mächtige gravitorische Kräfte hatten nun aus dem Kippen jeder Balance heraus gewirkt und die anderen Planeten aus ihrer Bahn gehebelt. Sämtliche Weltenbahnen hatten sich verschoben. Voden 1 hatte sich extrem der Sonne genähert, ebenso Voden 2. Der dritte Planet, bewohnt, wie jeder wusste, war in ein blaues Leuchten gehüllt. Nun empfing man von hier das Schreien. "Oh, Gott..", flüsterte Captain Kirk ergriffen, "Das ist wie bei den Beltanischen Siedlungen vor drei Monaten!" Der Vulkanier nickte: "Exakt, Captain! Ich messe dieselbe fortschreitende MaterieDestabilisierung. Es ist kein Antimateriemuster, keine uns bekannte Annihilations-Reaktion. Es widerspricht allem, was wir bisher über Naturgesetze zu wissen glaubten. Die subatomaren Strukturen entarten in Sekunden und werden in uns unbekannte Energie transformiert!" "Ein Weltenbrand!" stieß Kirk aus, "Und wir wissen nichts darüber?" "Wir wissen nur, dass es fortschreitet und dass es auf benachbarte Materie übergreift. Nur das 37
Vakuum des Raumes kann es stoppen, sofern dort eine gewisse Partikeldichte nicht überschritten ist. Sonst entsteht ein Brandbogen, ein wanderndes Vernichtungsband, dass neue Welten erreicht. Bei den Beltanischen Siedlungen ist der Brand erst nach der vollständigen Vernichtung des angrenzenden Asteroidenfeldes zur Ruhe gekommen und ausgeglüht". Kirk nickte und erinnerte sich jetzt, dass seitdem seines Wissens nach kein Schiff mehr die Brandzone durchflogen hat. Das gesamte Beltanische Feld war zur Sperrzone erklärt worden. Unzählige Wissenschaftsteams hatten sich rings herum gruppiert und damit begonnen, den Raumbereich zu untersuchen. Erste Forschungssonden waren eingedrungen, und in Brand geraten. Es schien so, als ob der tödliche Materieschwund nur schlief und im Nichts auf Nahrung lauerte. Womöglich war diese Zone für immer tabu! Und nun brannte es hier! Was war zu tun? Natürlich wollten sie helfen. Andererseits: Wie dicht konnte die Enterprise in die vom Phänomen befallene Bereiche eindringen, ohne dass der Brand auf sie alle übersprang? Ein sinnloses Himmelfahrtskommando hätte er bestimmt vor einigen Jahren noch befohlen, inzwischen war er ruhiger und erfahrener geworden. Oder feiger? Der Captain begann zu schwitzen. "Spock, was sagen die Sensoren? Wie weit in den Raum hinein reicht die Vernichtung? Kommen wir auf Transporterreichweite heran?" Während der Wissenschaftsoffizier seine Konsole nach Werten befragte, meldete sich Uhura von der Kommunikation: "Captain, ich erhalte Nachrichten von der USS Starlight und der USS Braveheart. Die beiden Schiffe sind in Kürze ebenfalls hier um bei der Evakuierung der Bevölkerung zu helfen. Ein föderaler Skydome-Transporter ist unterwegs. Und das vierte Ambulanzgeschwader des Kelvinischen Forums, das spontan Hilfe anbietet!" Kirk nickte hastig. Das war gut! Trotzdem durfte man nicht unvernünftig sein. Ihm war nur zu bewusst, dass in jeder Minute, in der er zögerte, dort unten unzählige Vodenen starben. Und doch: Er musste erst Gewissheit haben. Er würde seine Crew nur dann in Gefahr bringen, wenn es wenigstens den Hauch einer Chance gab, eine Hoffnung auf Nutzen! "Die Transporterreichweite wird von dem Phänomen selbst bei seinen größten Auslenkungen noch deutlich unterschritten. Allerdings breitet sich der Brand aus und weitet sich aus! Wir dürften noch etwa 30 Minuten haben! Allerdings ist es möglich, dass wir mit Brand infizierte Personen hochbeamen, die sich erst an Bord desintegrieren und das Feuer von innen zu uns bringen!" Kirk erschauerte. Das war ein hohes Risiko! Aber sollte man jetzt zuschauen? 30 Minuten noch... Die Zeit lief ab. Er fühlte die ganze Verantwortung auf sich liegen. Das Schreien und Weinen aus den Lautsprechern wurde lauter, eindringlicher und mit jeder Sekunde mehr zu einer Anklage, wenn er nun nichts tat! Andererseits hatte er Angst! Ja, er musste es sich eingestehen: Angst um seine Crew, sein Schiff, ja auch um sein eigenes Leben. Er hatte früher geglaubt, der Tod von Edith Keeler hätte ihn jede Lebenslust gekostet und zu einem ausgebrannten Risikofaktor gemacht, einem selbstzerstörerischen Draufgänger, der sich selbst nur zu gern für etwas Gutes opferte. Aber das war nicht auf Dauer so geblieben! Jetzt hatte er wieder Angst vor dem Tod. Das sinnlose Sterben seines Sohnes David hatte ihn auf eindringlichste Weise erschüttert, verletzlicher gemacht, aber auch wacher! Das Schreinen wurde unerträglich! Für eine Sekunde fühlte er sich versucht, den Befehl zu geben, die Lautsprecher abzuschalten. Dann aber krampfte sich etwas in ihm zusammen und er wusste, dass er das nicht tun konnte. "Roter Alarm!" hörte er sich sagen, "Alles auf die Stationen! Mr. Sulu, bringen Sie uns auf 38
die Transporterdistanz an Voden 3 heran!" Die Enterprise bäumte sich auf, als volle Impulskraft auf die Antriebe gelegt wurde. Das Schiff jagte aus der Nacht heran und auf das kalte Brennen zu, das nun schon den halben Planeten zerfressen hatte. Die Atmosphäre war weitgehend verwirbelt und verweht. Vielleicht war es schon zu spät! Kirk gab an alle Bordtransporte den Befehl, sofort mit dem Hochbeamen zu beginnen. "Beeilen wir uns, und dann nichts wie weg!" Als die ersten Personen hochkamen, begannen die Nerven aller zu vibrieren. Jeder Gerettete war womöglich eine lebende Bombe! Und doch... Sie konnten jetzt nicht mehr umkehren! Wie würden sie sich das verzeihen können? In schrecklicher Angst gefangen, aber doch gehalten von eiserner Entschlossenheit, führten sie Transport um Transport aus, während die Sensoren das tödliche Wirken der fremden Kraft scannten, vermaßen und die Daten zu Spocks Konsole schickten. Die Minuten vergingen. Die Enterprise glühte im Widerschein des Weltenbrandes. Kirk krampfte seine Hände zu Fäusten. Seine Knie zitterten. Erstaunlich, früher wäre das nicht passiert. Da war er stärker. Oder dümmer! Wie man wollte. Die Zeit dehnte sich dahin. "Wir haben jetzt 10.000 Vodenen an Bord!" "Weitermachen!" zischte der Captain und wandte sich an Spock. "Wie lange haben wir noch?" "Nicht mehr lange! Es scheint sich ein Übersprungbogen aufzubauen. Die Ausstülpungen driften jetzt schneller. Ich empfehle, spätestens in 3 Minuten diese Position zu verlassen und über die Transporterreichweite hinaus zurückzuweichen." Kirk nickte. Drei Minuten lang würden sie noch Leben um Leben an Bord tragen. Dann hätte er die Pflicht, den Rückzugsbefehl zu geben. Und die restlichen Wesen dort unten in all ihrer Verzweiflung zurück zu lassen. "Das Wohl Vieler zählt mehr als das wohl Einzelner!" Wenn man überhaupt die Wahl hatte. Der Captain der Enterprise spürte Bitterkeit und Zynismus in sich aufsteigen. Aber er wischte das beiseite. Das waren nun destruktive Empfindungen, die er sich nicht erlauben konnte. Die Frist war zuende! "Mr. Sulu: Bringen Sie uns hier raus!" "Aye, Sir!" Und als das Schiff auf Fahrt ging, erhob sich das kalte Band der Gefahr wie eine Peitsche und schlug in den Raum. Sie tauchten unter den Gewalten hindurch und beschleunigten auf Unterlicht, um dann in den Warpsprung über zu gehen. Voden 3 sackte endgültig zusammen, und Millionen von Vodenen starben ohne jede Chance auf Rettung. Der Hilfsconvoy kam 3 Stunden zu spät. Das System wurde zur zweiten Todeszone erklärt. Man würde das Phänomen weiter untersuchen. Und im ausgeglühten Weltraum tanzten unsichtbare Funken auf der subatomaren Ebene. Hungrige Funken. Funken, die leben wollten...
ENDE
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Die Kathedrale von Thomas Kohlschmidt
Seven allein im Angesicht des Universums. Was ist Perfektion?
Seven of Nine starrte auf den astrometrischen Schirm ihrer Station. Er fing das Stück Weltraum ein, das die Voyager nun durchfliegen würde. Es war ein winziger Ausschnitt des Ganzen, und die ehemalige Drohne sah über die Kanten des Messkubus hinaus ins All. Sie schauderte. Der Raum umschloss Sterne ohne Zahl. Kein Geräusch durchdrang das Vakuum und die Kälte. Schweigend standen die fernen Sonnen im Nichts und schickten ihr Jahrtausende altes Licht herüber. Dabei durchstießen die elektromagnetischen Wellen Gasnebel, regten deren Teilchen energetisch an und brachten dadurch das Ganze zum Leuchten. Blutrot, kobaltblau, smaragdgrün. Mikroskopisch kleine Steinchen wirbelten vorbei, winzige Asteroide, auch größere dabei. Dazu taumelten Brocken aus Eis vorüber, Bruchstücke größerer Asteroiden oder von der Gravitation entfesselte ehemalige Bestandteile von Ringsystemen, die hier und da Planeten umschlossen. Radio- und andere Wellen knisterten: Pulsarschocks. Und die urgewaltigen Kräfte der Massenanziehung wogten durch den Raum, wölbten ihn, verformten die Raum-Zeit und warfen Singularitäten auf. Black Holes und Wurmlöcher. Entlang der Sonnen züngelten Protuberanzen in den Weltraum. Sonnenwinde badeten Systeme in ihrem Partikelstrom, interagierten mit Atmosphären, Gasen, Blasen um Planeten und initiierten chemische Prozesse, die hier und da in Millionen von Jahren zu bio-chemischen Abläufen führen mochten. Lebensbausteine, Anstoß von Evolutionen. Aussaaten im All. Aus manchen mochten sich niedere Wesen formen, Mikroben, Pflänzchen. Andere schafften den Aufstieg zu höheren Wesen. Zivilisationen, Kulturen. Eine geringe Zahl von Welten brachte intelligentes Leben hervor, das sich aber oftmals durch psychische Verwirrungen wieder auslöschte in Kriegen und Machtkämpfen. Nur wenige schafften den Übertritt zur Entkörperung. Deren reiner Geist transzendierte dann auf höhere Ebenen und erkannte einen weiteren Aspekt des Wunders: Auch am Ziel dieser Reise spannte sich ein Raum mit Sternen aus, und das vorige Universum, in dem sie ihren Körper zurückgelassen hatten, war nur eines von vielen. Die gekrümmten Räume der Universen durchwehten wie Seifenblasen ein Über-Ganzes, das wiederum noch Höheres stützte. Räume und Zeiten in ewiger und unendlicher Schachtelung breiteten sich dann vor staunenden Geistern aus. Da waren Multiversen nur Atome noch größerer Welten, wie Zellen im Körper der Schöpfung. Sämtliche Kräfte wurden zu einer: Gravitation, schwache und starke Kernkraft sowie die elektromagnetische Kraft waren nur Masken für Strukturen und die Bewegung in der MultiWelt, deren Balance gestört war. Das Abrutschen dieser Balance, das Gleiten fort vom Ruhepunkt, das war Bewegung, Veränderung! Und nur so, mit der Flucht aus der ewigen 40
Starre der Ausgewogenheit, entstand Zeit. Weil sich etwas änderte, ließ sich wahrnehmen, denken und staunen, denn das alles waren Prozesse. Das Ewige in Balance wäre tot geblieben. Seven wandte sich vom Schirm des astrometrischen Labors ab. Perfektion! Das war es, was die Borg stets suchten. Perfektion und Effizienz. Aber was war Perfektion? Manche sagten, es sei ein Optimum, ein Mittelweg zwischen widerstreitenden Impulsen, eine Königsmischung. Die ehemalige Drohne schauderte erneut. Angesichts der Welt umher, schien ihr die Perfektion als Zustand der Spannung zwischen Materie und Kräften, Struktur und Bewegung, Ordnung und Chaos. Und dazwischen entstand das Leben. Ein sterbliches Leben, oftmals krank und verwirrt. Seven wurde unruhig. Lag die Vollendung des Optimums in uns selbst? Eine Aufgabe? Ein Ziel? Und was, wenn wir keinen freien Willen hatten? Dann wäre alles Schicksal... Die Drohne schaltete die Computer mit einer schnellen Bewegung ihrer Hände herunter. Dann verließ sie mit energischen Schritten die Station. Ein verschwindend winziger Teil des Ganzen möchten wir nur sein. Aber das Ganze bestand aus Sternen ohne Zahl, geschachtelt bis ins Unendliche, und auch in unseren Zellen waren Universen mit Wesen, die sich klein fühlten, obwohl auch sie aus Welten bestanden. Und so mancher Geist, so manches Fühlen, war größer als tausend Sonnen. Wer konnte das besser verstehen, als eine ehemalige Drohne des Kollektivs?
ENDE
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