NTOA 4
Egger • Josephus Flavius und die Samaritaner
NOVUM TESTAMENTUM ET ORBIS ANTIQUUS INTOA) Im Auftrag des Biblis...
190 downloads
983 Views
9MB Size
Report
This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
Report copyright / DMCA form
NTOA 4
Egger • Josephus Flavius und die Samaritaner
NOVUM TESTAMENTUM ET ORBIS ANTIQUUS INTOA) Im Auftrag des Biblischen Instituts der Universität Freiburg Schweiz Herausgegeben von Max Küchler in Zusammenarbeit mit Gerd Theissen
Zur Autorin: Rita Egger (1949), diplomierte Sozialarbeiterin, studierte an der Theologischen Fakultät in Luzern Theologie, wo sie ihr Studium 1978 mit dem Schwerpunkt Bibelwissenschaft und Judaistik abschloss. Daraufhin folgten 5 Jahre judaistischer Weiterbildung in Luzern, während denen sie 3 Jahre als Assistentirr an der Theologischen Fakultät (2 Jahre am dortigen Institut für jüdisch-christliche Forschung) arbeitete. Während mehrerer Israel-Aufenthalte erlebte sie das Judentum im Alltagsvollzug mit und pflegte Kontakt mit religiösen Minderheiten in Israel. Seit 1984 ist sie Assistentirr an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg Schweiz, wo sie seit 1985 auch wissenschaftliche Mitarbeiterin des Propädeutikums ist. Die Autorin ist Präsidentin des Diözesanverbandes Deutsch-Freiburg des Schweizerischen Katholischen Bibelwerkes (SKB) und Mitherausgeberirr der SKB-Festschrift «Die Bibel lebt» (1986). Mit der vorliegenden Arbeit über «Josephus Flavius und die Samaritaner» promovierte sie am 29. November 1985 in Freiburg Schweiz zur Dr. theol.
NOVUM TESTAMENTUM ET ORBIS ANTIQUUS
Rita Egger
Josephus Flavius und die Samaritaner Eine terminologische Untersuchung zur Identitätsklärung der Samaritaner
UNIVERSITÄTSVERLAG FREIBURG SCHWEIZ VANDENHOECK & RUPRECHT GÖTTINGEN 1986
4
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Egger, Rita:
Josephus Flavius und die Samaritaner Eine terminologische Untersuchung zur Identitätsklärung der Samaritaner. I Egger, Rita. Freiburg (Schweiz): Universitätsverlag Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1986 (Novum testamenturn et orbis antiquus; 4) ISBN 3-7278-0373-8 (Universitätsverlag) ISBN 3-525-53903-7 (Vandenhoeck und Ruprecht) NE:GT 13; 63
Veröffentlicht mit Unterstützung des Hochschulrates der Universität Freiburg Schweiz 1986 by Universitätsverlag Freiburg Schweiz Paulusdruckerei Freiburg Schweiz ISBN 3-7278-0373-8 (Universitätsverlag) ISBN 3-525-53903-7 (Vandenhoeck und Ruprecht) ©
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
I,
EINLEITUNG
6
8
1. Zum Thema und Ziel der Arbeit...................... 2. Zur zeitlichen und inhaltlichen Begrenzung.........
10 11
3. Zur Gliederung der Arbeit und zur Arbeitsweise..... 4. Verwendete Editionen und Uebersetzungen von Josephus' Schriften.................................... 5. Zur samaritanischen Literatur...................... 6. Zu unserem Vokabular. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . .
14 16 17 19
II,
22
DER STAND DER FORSCHUNG
1. Das Alte Testament und die Samaritanische Religionsgemeinschaft..................................
26
2. Entstehungsproblematik und Weiterentwicklung der Garizim-Gemeinschaft............................... 2.1 Montgomery.................................... 2. 2 Thomson. . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. 3 Haefeli....................................... 2 . 4 Gas ter . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . 2.5 Wright....................... .. . . . . . . .•• . . . . . . 2.6 Purvis ........................................ 2. 7 Kippenberg.................................... 2. 8 Coggins....................................... 2.9 Alon.......................................... 2.10 Dexinger...................................... 3. Beobachtungen und Bemerkungen zur Terminologie.....
28 29 31 33 34 36 38 39 42 43 44 45
2
111, ANALYSE DER TEXTSTELLEN
48
Namensverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . .
48
1. Die
I:a]..Lape:t~;
51
Ant 10,184: Die Chuthäer werden Sarnar. genannt ....... .
51
Ant 11,114.117 (ll,ll5f.ll8f): Feindschaft der Sarnar. gegen die Juden in der Perserzeit ........ .
54
EXKURS A: Samarier auf der Insel Elephantine? .. .
59-65
Ant 11,303 (11,302.306-312.322-324): Die Sarnar. sind aus chuthäischern Geschlecht . . . . . . . . . . . . . . .
65
Ant 11,341 (11,340.342a): Die Sarnar. treffen Alexander d.Gr. und geben sich vor ihm als Juden aus
71
EXKURS B: Die Wadi Daliyeh-Papyri . . • . . . . . . . . . . . . Ant 12,156 (12,157): Sarnar. verwüsten jüdisches Land und rauben Sklaven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EXKURS C: Sir 50,25f und die Bewohner Sarnariens.
74-77 82 85-92
Ant 12,262 (12,257): Die Sarnar. sagen, sie seien Ansiedler der Meder und Perser . . . . . . . . • . . . . .
93
Ant 13,74.75 (13,76-79): Streit um das legitime Heiligturn- Jerusalern oder Garizirn? . . . . . . . . . .
95
Ant 13,275-277 (13,278-281) = Bell 1,64f: Belagerung und Zerstörung der Stadt Sarnaria durch Johannes Hyrkanus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . •
102
EXKURS D: Die SRG zur Zeit der Makkabäer .......•
lOS-113
Ant 17,20 =Bell 1,562: Herodes d.Gr. hat (auch) eine sarnar. Frau...............................
122
Ant 17,342 =Bell 2,111: Archelaus behandelt Juden und Sarnar. grausam........................
125
Ant 18,85.88 (18,86f.89): Ein Mann verursacht einen Aufruhr beim sarnar. Volk - Pilatus greift ein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
128
Ant 18,167: Agrippa I. leiht von einem Sarnar. Geld ... . EXKURSE: Eine sarnar. Gerneinschaft in Rom? ..... .
140 143-148
Ant 20,119-135 =Bell 2,232-245 (Ant 20,118.136): Galiläische/r Festpilger ermordet - Wer sind die Mörder? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
148
Bell 3,307.312 (3,308-311.313-315): Aufruhr der Sarnar. auf dem Garizirn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
161
Zwischenbilanz 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . •
168
1.1
I:a]..l.ape:t~;-
eine un-/bestirnrnbare Menschengruppe? ..•
168
3 1. 2 80 () Jahre Ea.].La.pe: i: ~ •••••••••••••••••••••••••••••••• 1.3 E~~pe;i:~ und Ea.].La.pe:i:Ta.L: Synonyme? •••••••••••••••• 1.4 Sanaritanische Vorkommnisse in die jüdische Gescllichte integriert •••.•••••••..•••••••••••••••.•• 1.5 Wollnorte der Samaritaner •••••••••••.••••••••••••••
169 170 172 173
174 Ant 17,69 =Bell 1,592: Der Heradessohn Antipater hat einen sarnar. Verwalter ••••.••••••••••••••• Ant 9,290 (9,288f.291): Die in hebräischer Sprache "Chuthäer" Genannten heissen griechisch "Samar. 11 • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •
Ant Ant Ant Ant
EXKURS F: Die Bezeichnungen "Chuthäer" und Sarnar." ••.•••••••.•.••••••••••••.•••••.•• 11,61.84.88.97 (11,85-87.89): Zeit des Wiederaufbaus des Jerusalerner Tempels •••••••••••••• 11,174: Gewalttätige Nachbarvölker der Juden •••••• 12,10 (12,7.9): Streit zwischen Juden und Sarnar. in Aegypten •••••••.••.•.•••.••.•••.••••.•. 18,30 (18,29): Sarnar. streuen an Pesach menschliche Gebeine im Jerusalerner Heiligturn aus
Zwischenbilanz 2 .••••••••.••••.•••••••••••••.••••.•••• 2.1 Terminologische Ergebnisse .••••••••••••••••••••••• 2. 2 JHWH-gläubige Samarier •.••••••••••••.•••••••••..••
175 176 179-212 213 229 230 237 246 246 250
251 Ant 11,342b.344.346 (11,343.345): Die Sicherniter ("Hebräer" = "Sidonier in Sichern") und Alexander d.Gr. • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Ant 12,258. (260) .262 (12,259.261.263.264a): Die Sidonier in Sichern und Antiochus IV. Epiphanes
252
Zwischenbilanz 3...................................... 3.1 Zur Terminologie.................................. 3.2 Die Sidonier haben eine Position der Stärke gehabt 3.3 Kein Schisma zwischen Juden und Samaritanern......
283 283 284 284
260
4
4. Die Xou8atoL
285
Ant 11,19.20a: Die Chuthäer bestechen Satrapen und Behörden.......... . • . • . . • . • • . . . • . • . . • . • . . . . • Ant 13,255b = Bell 1,63 (Ant 13,256): Das chuthäische Geschlecht am Garizim und Johannes Hyrkanus .••........•..•.•.•......•.•.•••..••...
287
Zwischenbilanz 4 •..••.••..•.•..•.....•.....•.••.....••
300
IV,
FOLGERUNGEN - ERWAEGUNGEN - AUSBLICK
285
303
1. Folgerungen........................................ 1.1 Wer gehörte wann zur SRG?...................... 1.2 Wohnorte der Samaritaner: Samarien und Diaspora 1.3 Josephus und die Samaritaner................... 1.4 Josephus und die Samarier/Chuthäer.......... .•. 2 . Erwägungen. . . . • . • • • • . • . • . . . • . • • . • • . . • . . . • . . • . . . . . . . 2.1 Hatten Mitglieder der SRG andere Namen?........ 2.1.1 Chasidim = Asidäer... ..•....••.•.•..•.•.. 2 . 1. 2 Ebioni ter. • • . • . . . . . . . . . . . • . . . • . • . • . . . • . • . 2 .1. 3 Ephraim I Manasse.... • . . • . • • . • • . . . . . . . . . • 2.2 Gibt es andere Benennungen der Samarier/Chuthäer?......................................... 2. 2.1 Am ha-Aretz........... . • . . . • • . • • • . • . . . . . . 2.2.2 Gottesfürchtige.......................... 3. Ausblick........................................... 3.1 Sarnariens Bewohner von 67n. bis ins 2. Jh...... 3 .1.1 Die Zäsur des Jahres 67n............ . . . . . 3.1.2 Samarier/Chuthäer bis ins 2. Jh. hinein.. 3.1.3 Zur Zeit Kaiser Hadrians................. 3.1.31 Der "Aschema"-Kult.... .. . . . • .• • .. .. . . . . • 3.1.32 Unsicherheit der Tannaiten bezüglich der Herkunft der Chuthäer.. . • . . . • . . • . . • • • . . . 3.2 SRG und Chuthäer bis ins 6. Jh. hinein......... 3.2.1 Die Wiedergeburt der SRG im 4. Jh........ 3.2.2 Die "Kantäer" (5. Jh.)............... •• • . 3.2.3 Aufstände der Samar. im 5. und 6. Jh.....
304 304 307 310 313 316 316 317 320 321
341 342 342 343 345
Anhang: Historischer Raster........................... Samaritanische Chroniken...................... Josephus-Texte........................... . . . . .
352 355 356
332 332 333 334 335 335 335 336 338
5 Verzeichnisse: Abkürzungsverzeichnis •....•..•..•...•.. Literaturverzeichnis ....•...•.......••.
370 372
Register
394 394
Stellenregister ..•.•.....••......•.••.. - Josephus-Stellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bibelstellen: AT (inkl. deuterokanonische Schriften) und NT •...•...••..• Jüdische Literatur aus intertestamentarischer Zeit ........•.••..•...•. Rabbinische Literatur •...••.....•.... Samaritanische Literatur ....•....•... Andere Literatur •.••..••....•...•....
401 402 402 402
Personenregister (inkl. Autoren) .•..••.
403
Sachregister ........•..••.•............
408
399
Wichtigste griechische Wörter ...•.•....
412
Wichtigste hebräische Wörter .......... .
412
6
V 0 R W0 R T Die vorliegende Untersuchung ist auf Antrag der Herren Professoren Hermann-Josef Venetz (1. Zensor) und Jean-Dominique Barthelemy (2. Zensor) im November 1985 von der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg/CH als Doktoratsdissertation angenommen worden. Der "Sitz im Leben", dessen Polster und Rückenlehne die Bedingungen zum forschenden Arbeiten waren, wurde während meines Theologiestudiums gezimmert: Da fiel innerhalb einer ExegeseVorlesung über Jesaja das Stichwort "BILU" (die Abkürzung der ersten vier hebräischen Wörter von Jes 2,5 ergibt es; "BILU" heisst eine zionistische Bewegung des 19. und 20. Jahrhunderts, die sich aus Juden von Osteuropa/Russland
zusa~mensetzt)
, bei
der Behandlung von Gen 1 fiel die Bemerkung, dass der vorzügliche Heiratstag der Juden der Dienstag sei (nur beim dritten Schöpfungstag steht 2mal: "Und Gott sah, dass es gut war"; vgl. Gen 1,10.12), ein andermal fiel die Erklärung, dass dem jüdischen Bussbrauch ("Taschlich") Mi 7,19 zugrunde liege usw. usf. Solche "Zwischenbemerkungen" meines geschätzten Lehrers für Altes Testament, Herr Prof. Dr. Rudolf Schmid, wirkten äusserst anregend und lösten bei mir jenes Interesse am Judentum aus, das mich während 10 Jahren zum Besuch aller judaistischen Veranstaltungen an der Theologischen Fakultät Luzern motivierte und das mich zur Entscheidung führte, die Arbeit einer bibelwissenschaftlich-judaistischen Dissertation in Angriff zu nehmen. Zum Gelingen dieser Arbeit haben also gewissermassen glückliche Zufälle beigetragen. Aber bedeutend mehr als solchen Zufällen bin ich Menschen dankbar, die nicht nur das wissenschaftliche Projekt interessierte, sondern die auch gegenüber meiner Wenigkeit Anteilnahme und Unterstützung (verschiedener Art) bekundeten. Zuerst möchte ich meinen Eltern danken, die mir während all der Jahre diskret geholfen haben. Dann denke ich an meine Kolleginnen und Kollegen in und von Luzern und in Freiburg. Ohne ihr freundschaftliches Geleit wäre die Arbeitssituation
7 ab und zu härter gewesen. Auch Professoren in Luzern, vor allem die Bibliker, bei denen ich "in die Schule gehen" durfte, sind mir in dankbarer Erinnerung. Dass aus dem Vorhaben, eine Dissertation zu schreiben, dann tatsächlich eine solche wurde, habe ich Professoren des Biblischen Instituts der Universität Freiburg/CH zu verdanken. Vor allem meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Hermann-Josef Venetz, möchte ich für seine Begleitung, seine anregenden Fragen und seine kritischen Bemerkungen sowie ganz besonders für seine kollegiale Art herzlich danken. Grosszügig in der Zeitinterpretation waren meine beiden universitären Arbeitgeber, die Herren Prof. Dr. Adrian Holderegger vom Moraltheologischen Institut und Prof. Dr. Adrian Schenker, mit dem ich die Studierenden des Propädeutikums ins Alte Testament einführen darf. Auch ihnen gilt mein Dank. Für die Aufnahme dieser Untersuchung in die neue Reihe NTOA danke ich meinem Kollegen, Herrn Dr. Max Küchler, der mich jederzeit in sehr zuvorkommender und hilfreicher Art beraten hat.
Freiburg/CH, im Frühling 1986
Rita Egger
I
I
EINLEITUNG
Erst in unserem Jahrhundert ist der Samaritanischen Religionsgerneinschaft innerhalb der religionsgeschichtlichen und theologischen Forschung vermehrte Aufmerksamkeit geschenkt worden Interesse an ihr bekunden vorwiegend Bibel-
un~
1
Religionswis-
senschaftler sowie Judaisten. Alle an dieser Gerneinschaft Interessierten verbindet bis in unsere Zeit hinein die Frage nach der Entstehung dieser religiösen Gruppe und - damit verbunden die Frühgeschichte dieser Gemeinschaft. Fest steht, dass sie im vorchristlichen Palästina entstanden und beheimatet ist. Sie existiert also bereits mehr als 2000 Jahre. Was auf das jüdische Volk zutrifft, darf auch über die Samaritaner gesagt werden: Sie haben all die Jahrhunderte trotz vieler destruktiver Epochen überlebt, wenn sie bis zu diesem Jahrhundert - anders als das jüdische Volk - auch zu einem kleinen Häuflein zusammengeschmolzen sind 2 .
1) Die Statistik über die Entwicklung der Studien auf dem Gebiet der Samaritanerforschung zeigt dies; vgl. Noja, Contribution lOOf. Die Kenntnisse früherer Gelehrter über die Samaritaner hat Montgornery, Sarnaritans 1-12 in einem faszinierenden Bericht zusammengefasst. 2) Vgl. Huxley, Art. "Sarnaritans" 674: Im Jahre 1901 hat es 152 Samaritaner/innen gegeben. Ihre Zahl ist seither stets angestiegen; vgl. Tsedaka, Art. "Sarnaritans" 738: Im Jahre 1970 haben in Israel (Holon) und Westjordanien (Nablus-Sichern) rund 430 Sarnaritäner/innen gewohnt. Im Juli 1977 sind es etwa 500 gewesen, wobei ungefähr die Hälfte in Nablus-Sichern, die anderen in Holon, südlich von Tel Aviv, gewohnt haben; vgl. hierzu A.B. - The Sarnaritan News vorn 1.8.1977, 7f.
9
Ueber die Frühgeschichte der Samaritaner vermitteln uns von allen vorhandenen Quellen die beiden Hauptwerke des jüdischen Historikers Josephus Flavius (37/38n. - ca. lOOn.), das "Bellurn JudaicUJI\" und die "Antiquitates Judaicae", am meisten Informationen. Vor allem in letzterem benützt Josephus verschiedene Bezeichnungen (vgl. "Namensverzeichnis" S. 48), die üblicherweise mit "Samaritaner" übersetzt oder als solche interpretiert werden. Unzählige Autoren wissenschaftlicher Werke und Kornmentatoren religiöser Schriften haben sich auf Josephus' Angaben berufen bzw. diese zitiert, wenn sie etwas über die Samaritaner aussagten. Diese Wertschätzung der für manche Belange einzigen Quelle - Josephus' Werk - dauert auch bei zeitgenössischen Forschern an. Während es nicht an Stimmen fehlt, die zur allgemeinen Vorsicht im Umgang mit den Schriften dieses Historikers mahnen, mangelt es offensichtlich daran, diese Vorsicht auch in bezug auf die Terminologie, mit der die Bewohner Samariens genannt werden, walten zu lassen. Es erstaunt auch, dass bis jetzt noch keine eingehende Untersuchung über "Josephus Flavius und die Samaritaner" erschienen ist 3 , obwohl Josephus' Werke von der gesamten frühjüdischen Literatur zur Erforschung der Frühgeschichte der Samaritanischen Religionsgemeinschaft arn ergiebigsten sind und auch dementsprechend konsultiert wurden.
Wir möchten durch diese Untersuchung zur Klärung des Verhältnisses von Josephus Flavius zu den Samaritanern und zur Frühgeschichte der letzteren einen Beitrag leisten. Alle Texte in Josephus' Werken, die von Bewohnern Sarnariens handeln, werden einer Analyse unterzogen. Dabei achten wir besonders auf die verschiedenen Termini, die von Uebersetzern und Kornmentatoren von Josephus' Werk mit "Samaritaner" übersetzt bzw. als solche interpretiert werden.
3) Herr Prof. Reinhard Purnrner von der Universität Ottawa/Kanada arbeitet zwar zur Zeit an einer solchen: Seine mir im November 1983 gernachte Mitteilung verrät, dass sie gegen Ende 1985 beendet sein würde. Für diese Untersuchung konnten wir seine Forschungsergebnisse jedoch noch nicht verwenden.
10 1. Zum Thema und Ziel der Arbeit
"Josephus Flavius und die Samaritaner" lag nicht auf dem Schreibtisch bereit. Das persönliche Interesse am Frühjudentum wurde vorerst auf die Kehrseite des Phänomens "Antijudaismus in der Antike" gelenkt: Nach dem Vorkommen und dem Erscheinungsbild eines jüdischen "Antipaganismus" sollte gefragt werden. Aber diese Thematik war viel zu breit angelegt, spielten doch eine ganze Reihe Völker/gruppen im damaligen Judentum eine Rolle. Wir entschieden uns hernach - angeregt durch Sekundärliteratur - dem jüdischen "Antisamaritanismus" nachzugehen. Dieser schien in Josephus' Werk am fassbarsten zu sein. Je mehr wir uns aber mit Josephus' Texten befassten und die sich auf sein Werk berufenden Ausführungen und Bemerkungen aus der Fülle der Sekundärliteratur vorerst ad acta legten, desto problematischer mutete der Ansatz dieser Thematik an: Kann nach dem "Antisamaritanismus" der Juden oder des Josephus gefragt werden, wenn festgestellt werden muss, dass sowohl Josephus' Terminologie als auch chronologische Kriterien bezüglich der Samaritaner nach einer Klärung rufen? Solche Beobachtungen resultierten aus der wiederholten Lektüre der betreffenden Texte der beiden Hauptschriften von Josephus, dem "Bellum Judaicum" und den "Antiquitates Judaicae" (im folgenden "Bell" und "Ant" genannt) sowie aus dem Lesen von Monographien über die Samaritaner. Josephus spricht von Ea~apeL~ I Ea~aper•aL sowohl dort, wo er die vom assyrischen König nach Samarien gebrachten Siedler bezeichnet und sich auf die Zeit um 700v. bezieht wie auch dort, wo es sich um Anhänger des einige Jahrhunderte später erbauten Garizim-Tempels handelt, um den sich "viele Priester und Israeliten" (Ant 11,312) scharten. Hinzu kommen noch andere Bezeichnungen ("Sichemiter", "Sidonier in Sichern", "Chuthäer", "Jene vom Garizim"; vgl. "Namensverzeichnis" S. 48); die einen Namen bringt Josephus in einen offenkundigen Zusammenhang mit der Garizim-Gemeinschaft, von anderen jedoch kann dies nicht gesagt werden. Diverse Interpreten der Werke Josephus' haben die verschiedenen Termini allerdings oft automatisch mit "Samaritaner" übersetzt bzw. verbunden - unabhängig von chronologischen und auch von inhaltlichen Kriterien. Ganz oder zumeist ausser acht
11 gelassen wurden bei diesen Autoren Forschungsergebnisse über die Samaritaner. Unsere Untersuchung betrifft darum die Terminologie des Josephus und fragt nach der Identität der hinter den verschiedenen Bezeichnungen stehenden Menschen/gruppen 4 • Sie besteht wesentlich aus einer Textanalyse, die mit Hilfe des Kontextes und anderer Josephus-Texte sowie unter Heranziehung von vergleichbaren primärliterarischen Texten versucht, die im jeweiligen Abschnitt genannten Personen/kreise einer Identifikation näher zu bringen. Die diese Aufgabe stets begleitende Frage heisst: Enthalten Josephus' Schriften selber Kriterien, die Unterschiede der sich hinter den verschiedenen Termini verbergenden Identitäten sichtbar werden lassen bzw. nötig machen? Anders gefragt: Sind eventuell Spuren vorhanden, die auf eine differenzierende Terminologie in den Quellen des Josephus hinweisen?
Das Ziel dieser Untersuchung ist die Klärung der skeptischen Frage: Sind alle von Josephus mit den oben genannten Bezeichnungen belegten Personen, die in der Sekundärliteratur üblicherweise als Samaritaner verstanden werden, tatsächlich solche, dh. Mitglieder der Garizim-Kultgemeinschaft? Gleichsam als zweites Ziel wünschten wir, dass künftige Uebersetzer und Interpreten der Josephus-Texte auf die diversen Termini für die Bewohner Samariens sensibler reagierten als dies bis anhin geschehen ist 5 •
2. Zur zeitlichen und inhaltlichen Begrenzung
Die Festlegung des zeitlichen Rahmens fällt insofern nicht schwer, als unser Gegenstand der Untersuchung, Bell und Ant, diesen selber bestimmen. In Ant - dieses Werk bezieht sich auf den gesamten auch im Alten Testament vorausgesetzten Zeitraum -
4) Sacchi, Studi 420f Anm. 10, plädierte schon 1969 für eine terminologische Untersuchung. 5) Vgl. hierzu zB. die Kritik von van Groningen, Gnosticism 135: Nur wenige Forscher würden sorgfältig definieren, wen sie mit der Bezeichnung "Samaritaner" meinten.
12 braucht Josephus erstmals in 9,288 einen für unsere Studierelevanten Terrninus 6 : "Chuthäer". Der Kontext dieser Stelle schildert kurz die Umstände der Zeit um 700v., in welcher eine Zäsur eingetreten ist, die für unsere Arbeit wichtig ist: Mit der Eroberung Sarnarias durch die Assyrer (72lv.) und vor allem der daraufhin folgenden Ansiedlung fremder Menschen in Samarien (vgl. 2Kön 17,24) koppelt Josephus einige Male die von ihm Xou8atoL und
~a~apEtG
I
Ea~apEt•aL
Genannten. Seiner Meinung
nach stammen die zu seiner Zeit so Bezeichneten von diesen Fremden ab. Daher ergibt sich als terrninus ante quern die Zeit um 700v. Mit dem Schluss von Josephus' Hauptwerken ist der zeitliche Rahmen abgesteckt: Das erstverfasste, Bell 7 , hört mit dem Ende des Jüdisch-Römischen Krieges bzw. einigen Bemerkungen über die Auswirkungen der Unruhen auf die jüdische Diaspora 8 auf. Das zweite, das rnagnurn opus des jüdischen Historikers, Ant, hört mit dem Hinweis auf, dass der Krieg zwischen Juden und Römern im zweiten Jahr des Prokurators Gessius Florus (ab 64n.) und im zwölften Jahr der Regierung Neros (ab 54n.) angefangen habe (dh. 66n.) und dass hierüber sein erstes Werk gelesen werden könne 9 . Somit liegt der terrninus ad quern etwa beim Jahr 70n., das für die Juden mit der Zerstörung des Tempels und Jerusalerns eine massive Zäsur brachte; für unsere Thematik nicht weniger wichtig - wenn auch längst nicht so bekannt - ist, dass für die Samaritaner das Jahr 67n. eine Katastrophe brachte. Damals ka6) Ausgenommen sind die "Sicherniter"-Texte (vgl. die 13 Stellen in Klammer im "Narnensverzeichnis" S. 48), die sich auf Einwohner Sicheros bis zur Königszeit, dh. bis rund vor lOOOv., beziehen; ebenso sind jene drei Stellen von Ant 9 hier nicht mitgerechnet, in denen es sich um Einwohner der Stadt Sarnaria des 9. Jh's v. handelt (vgl. ebenfalls im "Narnensverzeichnis" S. 48). 7) Bell wurde wahrscheinlich zwischen 75 und 79n. publiziert; vgl. Thackeray (Loeb), Introduction Bd. 2, XII. und Hegermann, Schriftturn 179. 8) MB zu Bell 7,447, 286 Anrn. 215, teilt Bell 7 in drei grosse, in sich geschlossene Abschnitte auf: Ausgang des Krieges Untergang der Aufstandsbewegung - Folgen für die jüdische Diaspora. 9) Ant 20,257f (vgl. Bell 2,284). In dem noch folgenden Abschnitt Ant 20,259-268 spricht Josephus über sich selber. Im vorletzten Abschnitt der Ant (20,267) macht er recht genaue Angaben über deren Abfassungszeit; ihre erste Auflage kann daher mit Sicherheit ins Jahr 93/94n. datiert werden; vgl. Thackeray (Loeb), Introduction Bd. 4, Xf.
13 men bei der Zerschlagung ihres antirömischen Aufstandes 11'600 Personen um 10 . -So hört die Berichterstattung in Bell und Ant zu einer Zeit auf, die eine doppelte Zäsur brachte: Sowohl das jüdische Volk wie die Samaritanische Religionsgemeinschaft musste einen Neuanfang setzen 11 Nach der Festlegung des zeitlichen Rahmens bleibt noch folgendes zu erwähnen: Wir bewegen uns mit dieser Untersuchung im weiteren Sinne auf religionsgeschichtlichem Boden. Darum könnte die Meinung entstehen, ausser unseren Primärtexten (Bell und Ant) seien noch andere Quellen, vor allem zeitgenössische Schriften jüdischen Ursprungs, zu analysieren und in eine solche identitätsklärende Untersuchung einzubeziehen. Wir beschränken uns aber auf die Josephus-Texte, weil sie als sicher datierbare quantitativ am meisten über Samaritaner berichten und weil das Problem der Terminologie sich in jedem literarischen Werk je anders stellt, dh. vom jeweiligen Verfasser und seinen Quellen abhängig ist. Andere Primärtexte werden dann mitreflektiert, wenn der Josephus-Text durch sie erhellt oder erklärt werden kann 12 • Allerdings möchten wir gewisse Probleme, die sich aus Bell und Ant in bezug auf unsere Fragestellung ergeben, nicht mit anderen unsicheren bzw. interpretationsabhängigen "Belegen" aus der zeitgenössischen jüdischen oder ausserjüdischen Literatur "lösen". Es geht darum, Josephus' Texte sprechen zu lassen, sie ernst zu nehmen: Sie sollen nicht mit einer ideologisch gefärbten Brille gelesen werden, die sie eines schwerwiegenden Antisamaritanismus' bezichtigt. Ob es einen solchen Antisamaritanismus in den Schriften des Historikers gibt, wird aufgrund der Textanalyse feststellbar sein - nicht aufgrund der Einstufung des Josephus als Apologet oder Geschichtsschreiber, der nicht "sine ira et studio" (Tacitus, Ann. I.l) 13 schreibe. 10) Vgl. Bell 3,307-315. 11) Haefeli, Geschichte 5, sagt sehr bestimmt: "Der grosse Krieg von 70 war eben nicht bloss ein judaicum, sondern auch ein samaritanum bellum". 12) Der Einbezug dieser anderen Quellen erfolgt sowohl innerhalb der Analyse eines Textes wie auch - in einigen Fällen - in extensiverem Umfang innerhalb von Exkursen. 13) Vgl. van Unnik, Flavius Josephus 39. Aber Josephus schreibt auch nicht einfach ad maiorem gloriam populi Iudaici; vgl. ebd. 60.
14 Dem Ziel der Arbeit folgend, Josephus' Terminologie der Bewohner Samariens zu hinterfragen, bleiben andere Probleme allerdings unberücksichtigt oder werden nur gestreift. So geht es in dieser Untersuchung nicht um einen Abriss der Geschichte der Samaritaner aufgrund der Josephus-Texte, ebenso nicht um die Klärung historischer Details aus den jeweiligen Kontexten unserer zu behandelnden Abschnitte. Ausgeschlossen von eingehender Behandlung bleiben auch religiöse bzw. theologische Probleme, die bei einigen Textstellen eine gewisse Rolle spielen, wie zB. das vieldiskutierte Thema "Taheb" (im Zusammenhang mit Ant 18, 85-89) oder die Art der Gottesverehrung im Garizim-Heiligtum (vor allem im Zusammenhang mit Ant 12,257-262). Zudem werden allgemeine Fragen, die Josephus bzw. seine Hinterlassenschaft aufwirft, auch nicht näher untersucht.
3. Zur Gli.ederung der Arbeit und zur Arbeitsweise
Die Gliederung ist aus dem Inhaltsverzeichnis ersichtlich, sodass hier nur noch folgendes zu ergänzen bleibt: Der Forschungsbericht ist trotz seiner Einschränkungen aufgrund unserer Thematik relativ lang. Die exzerptartigen Darstellungen der wichtigsten Sekundärliteratur sind zu den im III. Hauptteil (Analyse der Textstellen) vorkommenden sekundärliterarischen Bemerkungen jedoch nicht beziehungslos. Die Prämissen der verschiedenen Autoren kommen hier wieder zur Sprache oder spielen jedenfalls eine gewisse Rolle. Darum möchte der "Stand der Forschung" nicht als ein in sich abgeschlossener Bericht verstanden werden, sondern als Informationsvorschuss zum Verständnis des analytischen (III.) Hauptteils dieser Arbeit dienen. - Aufgrund der "Analyse der Textstellen" versuchen wir in einem IV. Hauptteil Folgerungen und Erwägungen zu formulieren und schliessen mit einem Ausblick auf die folgenden Jahrhunderte. Zur Arbeitsweise können wir uns hier auf allgemeine Bemerkungen beschränken, denn detaillierte Angaben stehen am Anfang jedes Hauptteils der Untersuchung und, wo nötig, auch zu Beginn eines Kapitels. Die Methode hängt mit der Zielsetzung zusammen; diese verlangt eine kritische Prüfung der Termini, die zu einer so
15 weit wie möglichen Identifizierung der sich hinter ihnen verbergenden Personen/kreise führen soll. Daher ist eine Textanalyse nötig, die naturgernäss auf philologischer Arbeit beruht. Die Textkritik 14 spielt dabei nur insofern eine Rolle, als sie direkt Benennungen von Personen betrifft, um die es hier geht. Die Problematik der Ueberlieferungsgeschichte des Textes beginnt schon direkt nach der Niederschrift des Josephus, nämlich mit den für ein korrektes Griechisch zuständigen Gehilfen des jüdischen Historikers. Doch diese Phase - sie wäre wohl wichtig kann nicht rekonstruiert werden. Wir halten uns daher an die immer noch richtungweisenden Korrekturvorschläge und Anmerkungen zum griechischen Text von Niese.
(Zusätzliche kritische Bemer-
kungen zum griechischen Text sind in der Leeb-Ausgabe [vgl. unten] enthalten, die ihrerseits Naber vollständig konsultiert. Ebenso sind Vergleiche mit anderen Uebersetzungen wie der lateinischen Version von Hudson und der französischen Ausgabe von Reinach hierin enthalten.) Spezifische sprachanalytische sowie traditions- bzw. wirkungsgeschichtliche Forschungsresultate 15 können aufgrund der Eigenart dieser Untersuchung unberücksichtigt bleiben.
Infolge der mangelhaften Quellenlage für die Frühgeschichte der Samaritanischen Gemeinschaft 16 sind Vermutungen oft das Letztmögliche. Aufgrund der zu einem beträchtlichen Teil anderswo nicht überprüfbaren Aussagen muss daher einiges in dieser Studie im Bereich des Hypothetischen bleiben.
14) Von den spärlich vorhandenen neueren Arbeiten zum JosephusText sei besonders auf die folgenden aufmerksam gemacht, obwohl sie für unsere Untersuchung irrelevant sind: Schreckenberg, Vermutungen 64-75; ders., Beiträge 81-106 und ders., Untersuchungen. 15) Zur Sprache der Josephus-Schriften vgl. die resümierten Forschungsergebnisse in Ladouceur, language 18-38. Mit der Traditions- bzw. Wirkungsgeschichte der Josephus-Schriften befasst sich besonders Schreckenberg, Untersuchungen. 16) So auch Maier, Rezens. Kippenberg, 98.
16 4. Verwendete Editionen und Uebersetzungen von Josephus' Schriften
Als Grundlage für die literarische Analyse ist, wie erwähnt, nach wie vor Nieses Edition des griechischen Textes mit dem apparatus criticus massgebend: Flavii Iosephi Opera, edidit B. Niese, 7 Bde, Berlin 1885-1895 (Nachdruck 1955). Zusätzlich wird vor allem mit den folgenden Textausgaben mit englischer bzw. deutscher Uebersetzung und deren kritischen Anmerkungen gearbeitet:
- für Bell und Ant Josephus. With an English Translation by H.St.J. Thackeray, R. Marcus, A. Wikgren, L.H. Feldman, 8 Bde, Cambridge/Mass., London 1927-1965 (Nachdruck 1966-1979). Loeb Classical Library. (Sie wird zitiert mit dem Namen des jeweiligen Uebersetzers und dem Stichwort "Loeb".) - nur für Bell Flavius Josephus. De Bello Judaico. Der jüdische Krieg. Zweisprachige Ausgabe der sieben Bücher. Hrsg. v. 0. Michel und 0. Bauernfeind, 3 Bde, Darmstadt 1959; 2. überprüfte Auflage München 1962.
(Sie wird zitiert als Michel-Bauernfeind bzw.
abgekürzt "MB".)
Die anderen Schriften von Josephus, Vita und Contra Apionem, spielen für unsere Untersuchung kaum eine Rolle 17 • Innerhalb unserer Arbeit finden sie daher selten Erwähnung. Wo dies der Fall ist, beziehen wir uns auf die Ausgabe von Loeb, Bd. 1, London 1926 (Nachdruck 1976) .
17) In ihnen wird nie von den uns interessierenden Personen gesprochen (vgl. "Namensve_rzeichnis" S. 48) •
17 5. Zur samaritanischen Li.teratur Samaritanische Literatur aus der Zeit des Frühsamaritanertums 18 ist kaum vorhanden 19 • Eine Ausnahme macht der Samaritanische Pentateuch 20 , der für diese Untersuchung jedoch kaum eine Rolle spielt 21 • Die sogenannten Papyri von Elephantine (Insel im Nil bei Assuan; Aegypten) aus dem 5. Jh.v. sind nicht zur samaritanischen Literatur zu zählen. Sie enthalten seitens ihrer Autoren einige Male die Selbstbezeichnung "Juden" 22 und keinerlei Indizien, die auf die Samaritanische Religionsgemeinschaft deuteten. (Die Siedler hatten in Elephantine einen eigenen Tempel.) UE. könnten sich in dieser jüdischen Kolonie Oberägyptens 23 aber auch Nichtjuden/ Nichtisraeliten aus dem Gebiete Samariens befunden haben 24 •
18) Wir wählen diesen Terminus in Analogie zu "Frühjudentum"; dieses erstreckt sich, obwohl sein zeitlicher Umfang umstritten ist (vgl. Schmidt, Art. "Frühjudentum" 688f), über den Zeitraum, dem in unserer Arbeit die grösste Bedeutung zukommt: 4. Jh.v. bis und mit 1. Jh.n. Während diesen Jahrhunderten sind die Samaritaner als soziologische Grösse fassbar. 19) Vgl. Pummer, Polemik 224. 20) Zugängliche Ausgabe: von Gall (Hrsg.), Der Hebräische Pentateuch der Samaritaner, Giessen 1918 (Nachdruck 1966). Purvis, SP 14, datiert ihn in die späthasmonäische Zeit. Vgl. des weitern McClymont, Text; Waltke, Samaritan Pentateuch. Ben-Hayyim, Rezens. Purvis (SP), 253-255 warnt- ohne sich für eine bestimmte Entstehungszeit zu entscheiden - vor zu früher Ansetzung. 21) Das Samaritanische Targum zum Pentateuch fällt darum und auch aufgrund seiner bis jetzt ungeklärten Entstehungszeit weg; vgl. dazu Tal, Targum 26-38. Zu Forschungen über "SP und Targum" vgl. Pummer, State I. 42-47. Ebenfalls unberücksichtigt bleiben kann das sogenannte Samareitikon, die griechische Uebersetzung des SP; vgl. dazu Rahlfs-Glaue, Fragmente 167-200 und 263-266. 22) Vgl. Cowley, Papyri, Introduction XV. 23) Vgl. ebd. XVI. 24) Diese Annahme hülfe zur Beantwortung der Frage, ob bzw. weshalb im Tempel von Elephantine verschiedene Gottheiten verehrt wurden. Auch andere Auffälligkeiten bzw. Eigenheiten könnten eventuell geklärt werden. Zu letzteren vgl. Cowley, aaO. XVIII.-XXIII. - Zu den Elephantine-Papyri vgl. unseren Exkurs A.
18 Ueblicherweise zur samaritanischen Literatur werden die 1962 in einer Höhle des Wadi Daliyeh 25 gefundenen Papyri gezählt 26 Sie stammen aus dem 4. vorchristlichen Jahrhundert und werfen somit Licht auf eine Zeit, aus der sonstige Nachrichten nur spärlich vorhanden sind 27
Sie sind von Leuten der Stadt Sama-
ria geschrieben worden. Unserer Arbeit sind sie zur Identifikation eines persischen Satrapen namens Sanballat dienlich (vgl. Ant 11,302). Zudem erlaubt dieser Fund- zusammen mit anderen fragmentarischen Bemerkungen - einige Rückschlüsse, die für die Geschichte Samarias und seiner Einwohner zur Zeit Alexanders d.Gr. aufschlussreich sind. Ausser dem Pentateuch der Samaritaner kann keine andere Schrift vor dem 4. Jh.n. mit Sicherheit als "samaritanisch" bezeichnet werden• dies gilt sowohl für LibAnt 28 wie auch ~ür TestLev 29 . Auch die von einigen Forschern als Samaritaner eingestuften Literaten Pseudo-Eupolemus, Theodotus sowie Cleodemus-Malchus sind in ihrer Identität umstritten 30 •
25) Dieses Wadi ist ca. 14km nördlich des alten Jericho (Tel es-Sultan) und ca. 12km westlich des Jordan zu lokalisieren. Die Höhle heisst Mugharet Abu Sinjeh; vgl. Cross, Discovery 113. 26) Weil diese Papyri jedoch vor der Gründung der Garizim-Gemeinschaft geschrieben worden sind, ist die Bezeichnung "samaritanisch" unzutreffend. Sie wären richtiger als "SamariaPapyri" zu bezeichnen, wie es gelegentlich vorkommt. - Zu ihnen vgl. unseren Exkurs B. 27) Vgl. Cross, Aspects 201. Der späteste Papyrus (mit Datum) stammt vom 18.3.335v., der früheste aus der Zeit zwischen 375-365v.; vgl. ebd. 206 Anm. 16 und ders., Discovery 115. 28) Gaster, Asatir 113, sieht beim Autoren des Pseudo-Philo eine enge Beziehung zur samaritanischen Tradition. 29) Pummer, Polemik 234, schreibt, Milik sei überzeugt, dass TestLev von Samaritanern verfasst worden sei. 30) Seit Freudenthai wird Pseudo-Eupolemus von fast allen Forschern als Samaritaner identifiziert; vgl. Bengel, JH 162 und ebd. Anm. 232. Auch Kippenberg, Garizim 85, gehört zu diesen, doch bemerkt er, Pseudo-Eupolemus könnte auch Phönizier gewesen sein. - Zu Theodotus vgl. zB. Bertholet, Stellung 263; Bickerman, Dokument 274f: Theodotus sei Samaritaner. Kippenberg, aaO. 84; Pummer, aaO. 235: Theodotus sei nicht Samaritaner. In Abhebung zu Freudenthai sieht Kippenberg im letztgenannten einen hellenisierenden Juden.
19 Die un2Weifelhaft samaritanischen Schriften stammen aus späterer
Ze~t;
die frühesten unter ihnen sind in das 4. Jh.n. zu da-
tieren31. Die samaritanischen Chroniken 32 sind zum Teil undatierbax33 oder stammen erst aus dem Mittelalter und der Neuzeit, auch wenn einige von ihnen auf frühere Abfassungen zurückgehen nögen 34 • Zudem sind sie keinesfalls eine historisch zuverlässige Quelle 35 und für unsere Untersuchung nur bruchstückhaft und als Ergänzungen zu anderen Texten verwertbar. Sie werden konsultiert und sofern sie zu unserer Fragestellung etwas beitragen, wird ihre Darstellungsweise rniteinbezogen.
(Dies ist
allerdings eher selten der Fall, da die Chroniken die Frühgeschichte der Samaritaner in sehr verallgemeinernder Weise berichten.) -Andere, dh. erst aus dem Mittelalter und der Neuzeit stammende, samaritanische Literatur bleibt - von wenigen Ausnahmen abgesehen - unberücksichtigt, weil sie nichts Neues bzw. Differenzierteres für die alte Geschichte der Samaritaner liefert.
6. Zu unserem Vokabular Innerhalb der im "Stand der Forschung" behandelten Literatur
31) So zB. der Mernar Marqa; vgl. Kippenberg, aaO. 22 und 162f. 167-169. 32) Macdonald, Theology 44-49 •lnd ders., Chronik II. 3-5 und 225 hat sie in sieben solche eingeteilt bzw. nurneriert. Wohl aus praktischen Gründen ist diese Zählung bis jetzt aufrechterhalten worden. Vgl. dazu im "Anhang" die Uebersicht über die samaritanischen Chroniken. 33) Vgl. Macdonald, Chronik II. 5. 34) Vgl. Purvis, aaO. 90 Anrn. 4. - Chronik II., deren Originaltext eventuell ein "substantielles Exzerpt" eines Bibeltextes war, könnte etwa im 4. Jh.n. entstanden sein; vgl. dazu Fohrer, Propheten 129-137. Auch die heutige Fassung von Chronik IV. aus dem 13. Jh. könnte auf einer Vorlage beruhen, die vor dem Ende des 2. Jh's n. zusammengestellt worden war; vgl. Graf, Alter 62; Pummer, State I. 56. 35) Gasters (Samaritans 4) Einstufung der samaritanischen Chroniken als relativ zuverlässige Berichte, die helfen würden, Problerne zu lösen, wird als unhaltbar abgelehnt; vgl. Kippenberg, aaO. 20-23. Gaster überschätzt das Alter und den Wert derselben beträchtlich. Auch Coggins, Samaritans 127, warnt "against any confident expectation that it will be possible to reconstruct Samaritan history ••• ".
20 hat sich in bezug auf die Bezeichnung der Mitglieder der Religionsgemeinschaft vom Garizirn ein Konsens gebildet: Man nennt sie "Samaritaner". Dieser Name entspricht zwar keineswegs der Selbstbezeichnung der damit gemeinten Gerneinschaftsglieder. Diese nennen sich entweder ("Söhne") "Israel(s)" oder "Bewahrer" bzw. "Behüter", "Beobachter" setzes36.
(1 ~ il:lttl) der Wahrheit bzw. des Ge-
In unserer Untersuchung, in der es um die mit verschiedenen Termini genannten Bewohner Sarnariens geht, werden folgende Regeln strikte eingehalten: "Samaritaner"
Diese sind Mitglieder der JHWH-gläubigen Religionsgemeinschaft, die den Berg Garizirn als von Gott auserwählten Ort glauben und im dortigen (einstigen) Tempel JHWH opferten und anbeteten. Die heilige Schrift dieser Gerneinschaft ist der Pentateuch, an dessen Ge- und Verbote sie sich hält. Andere von uns auch verwendete Bezeichnungen dieser Gerneinschaft sind: "Samaritanische Religionsgemeinschaft"
(abgekürzt: SRG),
"Garizirn-Gerneinschaft" u.ä. sowie der sich im Josephus-Text findende Ausdruck "Jene vorn Garizirn" "Samarier"
(Ant 12, 7).
Dies ist eine Bezeichnung für alle Bewohner der Landschaft Sarnarien, gültig für alle in unserer Studie behandelten Epochen der Geschichte. Es können damit Juden, Samaritaner, Phönizier, Syrer, Griechen usw. gerneint sein. Wenn aufgrund des Inhaltes bzw. Kontextes jedoch eruierbar ist, dass es sich um Leute der Garizirn-Gerneinschaft handelt, wird der entsprechende Ausdruck ("Samaritaner") gebraucht. "Sarnarier" bezeichnet darum primär und allermeistens Nicht-Samaritaner.
36) Vgl. Macdonald, Art. "Sarnaritans" 728.
(Wo
21 wir Samaritaner [auch]
"Samarier" nennen,
wird klar gesagt, dass es sich um GarizimLeute handelt. )
"Samar."
Diese Abkürzung wird bewusst dort gebraucht, wo für uns im voraus noch nicht feststeht, ob es sich um "Samaritaner" oder "Samarier" (im Sinne von Nicht-Samaritaner) handelt; sie wird dort beibehalten, wo kein Kriterium zur sicheren Identifizierung der jeweils gemeinten Menschen/gruppe gegeben ist. Zudem brauchen wir diese Abkürzung auch dann, wenn wir uns auf Sekundärliteratur beziehen, in der die Terminologie uE. indifferent ist. (Zitate werden jedoch genau wiedergegeben.)
"Samaria"
Dieses Wort bezeichnet immer die Stadt Samaria.
"Samarien"
Eine Unterscheidung zwischen der Stadt und der Landschaft ist im Deutschen möglich. Deshalb nennen wir letztere "Samarien". (Josephus braucht
Ea~apELa
einige Male als
Landschaftsbezeichnung 37 .) "Chuthäer"
Wir entscheiden uns im Deutschen für diese Wiedergabe von Josephus' Wort XouaatoL, trotz des vom Hebräischen her bekannten Namens tl"m~.
37) Das Wort kommt in seinem Werk insgesamt 97mal vor; vgl. Schalit, Namenswörterbuch 105. (Zwei textlich unsichere Stellen sind hier nicht inbegriffen.) In Bell kowmt der Ausdruck 14 mal, in Ant 8lmal, in Vita 2mal vor. Nicht aus jeder Stelle kann mit Sicherheit geschlossen werden, ob das Wort den Stadt- oder den Landschaftsnamen meint. Als Name der Landschaft komn1t Ea~aPELa aber sicher 3mal in Bell, mindestens 15mal in Ant und lmal in Vita vor. Allerdings werden auch die Termini Ea~aPEL•Lx6v (nur lmal) und Ea~apEt•L~ (13mal) gebraucht. - Im Englischen hat sich zB. Smallwood, Jews 11 Anm. 27, dazu entschieden, die Landschaft immer als "Samaritis" zu bezeichnen.
11. DER STAND DER FORSCHUNG
Entsprechend der Zielsetzung unserer Untersuchung möchte dieser Forschungsbericht nur in jene Arbeiten bzw. Arbeitsergebnisse einen Einblick vermitteln, deren Inhalt sich auf die Zeit des Frühjudentums bzw. Frühsamaritanerturns bezieht und die sich mit den Ausführungen des Josephus über die Samar. beschäftigen. Dazu gehören Beiträge, die zur Herkunft der Samaritaner bzw. zur Entstehungsproblematik der Samaritanischen Religionsgemeinschaft Stellung nehmen wie auch solche, die geschichtliche Ereignisse im Palästina jener Zeit interpretieren. Weil hier ausschliesslich Forschungsergebnisse zur Darstellung gelangen sollen, werden primär Monographien über die Samaritaner und Untersuchungen zu ihrer Frühgeschichte berücksichtigt. Thematisch anders gelagerte Studien werden nur soweit miteinbezogen, als sie auch Josephus' Texte über die Samar. reflektieren und - aufgrund selbständiger Forschung, eventuell mit einem anderen Schwerpunkt - Wichtiges beitragen können. Ausgeschlossen bleiben daher - alle jene Beiträge, die in Form eines Ueberblicks über "Samaritaner" informieren (zB. Bousset/Gressmann, Religion; Schürer, Geschichte sowie die revidierte englische Fassung dieses Werkes "History", hrsg. v. Vermes u.a. 38 ; Jeremias, Jerusalem; die verschiedenen Artikel in Lexika, Enzyklopädien und Wörterbüchern) 38) Diese "new english Version" - wie der Untertitel sie nennt - wird, was das Kapitel über die Samaritaner betrifft (Bd. II. 17-20), dem Desiderat einer Verarbeitung der neuesten Forschungsergebnisse nicht gerecht. Mit wenigen Ausnahmen
23 -
jene Darstellungen, die zwar auf Josephus' Texte Bezug nehmen, deren Aussagen sich aber vorwiegend oder ausschliesslich auf einzelne Textstellen beziehen (zB. Alts Beiträge in "Kleine Schriften"; Mowinckels Anhang über den Tempelbau und sein Exkurs über die Chuthäer in "Studien"; der Appendix von Smith in "Parties", in dem er sich mit Alt auseinandersetzt).
Wichtige Aussagen aus Beiträgen dieser beiden Gruppen werden innerhalb der Analyse der betreffenden Texte mitberücksichtigt. Zudem sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass selbst bekannte Verfasser samaritanistischer Werke in unserer Arbeit deshalb nicht vorkommen, weil ihre Untersuchungen unsere Fragestellung nicht tangieren (zB. Ben-Hayyim; Bowman 39 ; Heidenheim; Macdonald; Tal u.a.m.). Erwähnt sei auch, dass in sehr vielen sekundärliterarischen Werken über das Frühjudentum Hinweise, Randbemerkungen und Zitationen aus Josephus' Schriften zu finden sind, die die Samar. betreffen. Diese werden innerhalb dieses Forschungsstandes nicht genannt, denn das würde ins unendliche Aufzählen von Bemerkungen führen. In den wenigsten Fällen liegt ihnen eine eigene wissenschaftliche Untersuchung zugrunde; sie erzählen vielmehr nach, was Josephus (oder ein Interpret seiner Werke) geschrieben hat oder sie wollen mit einem Stellenverweis etwas (anderes) belegen. - So konzentriert sich dieser Forschungsstand nur auf Sekundärliteratur mit den oben erwähnten Kriterien. wurde der ganze Text von Schürer wortgetreu übersetzt. So behandelt auch diese neue Ausgabe die Samaritaner recht stiefmütterlich. Daran ändert sich nichts, wenn in einer langen Anmerkung (Bd. II. 16f Anm. 50) neueste Literatur aufgezählt wird. In den Text selber werden nur wenige neuere Antworten der Forschung einbezogen, so zB. einige Beobachtungen zu den Wadi Daliyeh-Papyri aus dem 4. Jh.v. (Bd. II. 18 und ebd. Anm. 54). Die Schürer'sche Version von der Abstammung der Samaritaner (Mischung der altisraelitischen Rest-Bevölkerung mit den heidnischen Kolonisten; vgl. Bd. II. 17) ist jedoch kritiklos beibehalten worden. 39) Die Titel seiner Beiträge "Samaritanische Probleme" sowie "The History of the Samaritans" versprechen mehr als sie halten: Im erstgenannten Buch behandelt Bowman die Religion und Geschichte von ihren Anfängen bis in die Neuzeit, samaritanische Schriften ab dem 12. Jh., den Bezug der Samaritaner zu den Evangelien sowie zu Qumran - dies alles auf 96 Seiten. Der zweitgenannte Beitrag, ein Aufsatz, resümiert die Geschichte vom 8./7. Jh.v. an bis ins 8. Jh.n. ebenso pauschal.
24 Auf eine allgemeine Aufzählung von Arbeiten über die Samaritaner der frühjüdischen bzw. frühsamaritanischen Epoche wird verzichtet. Dafür können verschiedene Bibliographien konsultiert werden 40 . Für allgemeine Darstellungen der Hauptwerke über die Samaritaner sei auf den Stand der Forschung in Studien zeitgenössischer Autoren verwiesen 41 • Auch für Arbeiten mit Bezug auf Josephus Flavius, die nichts mit unserer Thematik zu tun haben, können Bibliographien zur Hand genommen werden 42 Es ist erstaunlich, wie oft in der sogenannten Umwelt-Jesu-Literatur die Samaritaner übergangen werden 43 . Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass etwa bis zur Mitte dieses Jahrhunderts bei gewissen Darstellern des Frühjudentums ein sonderbares Verhältnis zu den Samaritanern bestanden hat: Einerseits
40) Vgl. L.A. Mayer, Bibliography of the Samaritans (Hrsg. D. Broadribb), Bd. I. Suppl. zu Abr-Nahrain, Leiden 1964. S. Noja, Contribution a la bibliographie des Samaritains, AION NS 23 (1973) 98-113. - R. Weiss, Supplements to the Samaritan Bibliography, AION NS 25 (1975) 265-273. - J. Margain, Elements de bibliographie samaritaine, Sem 27 (1977) 153-157. - M. Mor, More Bibliography on the Samaritans (with emphasis on Samaritanism and Christianity), Hen 1/1 (1979) 99-122. - J. Margain, Bibliographie samaritaine, JA 268 (1980) 441-449; 271 (1983) 179-186. 41) Vgl. H.G. Kippenberg, Garizim, Garizim und Synagoge. Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zur samaritanischen Religion der aramäischen Periode = RGVV XXX. (Hrsg. W. Burkert und C. Colpe), Berlin, New York 1971, 1-27, v.a. 15-27. (Dieses Buch wird im folgenden als "Kippenberg" zitiert.) - R. Pummer, The present State of Samaritan Studies I., JSSt 21 (1976) 39-60; ders., The present State of Samaritan Studies II., JSSt 22 (1977) 27-47. 42) Erwähnenswert sind die folgenden: H. Schreckenberg, Bibliographie zu Flavius Josephus, I.-II. = ALGHJ I. und XIV. (Hrsg. K.H. Rengstorf u.a.), Leiden 1968 und 1979. - U. Rappaport, Bibliography of works on Jewish History in the Hellenistic and Roman periods 1946 - 1970 = Studies in the History of the Jewish People and the Land of Israel. University of Haifa II. (1972) 255f. - G. Delling (Hrsg.), Bibliographie zur jüdisch-hellenistischen und intertestamentarischen Literatur 1900 - 1970 =TU 106/2, Berlin 21975. - M. Mor j u. Rappaport, Bibliography of works on Jewish History in the Hellenistic and Roman Periods 1976 - 1980, Jerusalem 1982. - Die neueste, zugleich forschungsgeschichtliche Kurzresultate enthaltende, Bibliographie ist von L.H. Feldman, Josephus and Modern Sehearship (1937- 1980) (Hrsg. W. Haase), Berlin, New York 1984. 43) Darauf weist auch Kippenberg hin; vgl. 1.
25 sind Aufsätze über Unterschiede zwischen Juden und Samaritanern erschienen 44 , was auf das Bewusstsein der Tatsache einer Art Verwandtschaft von beiden hinweist; anderseits sind Beiträge verfasst worden, die die Existenz der Samaritaner völlig ignorieren, selbst dann, wenn von jüdischen Sekten bzw. Gruppierungen des Frühjudentums gesprochen wird 45 Daraus kann man schliessen, dass entweder angenommen wurde, die Samaritaner hätten damals sowieso keine Rolle gespielt, oder sie hätten nichts (mehr) mit dem Judentum gemeinsam gehabt. Erst neueste judaistische bzw. samaritanistische Studien fordern nachhaltig, die Geschichte der Samaritaner sei - mindestens was die Frühzeit betreffe - als Teil der jüdischen Geschichte und die Samaritaner selber seien als Teil Israels zu betrachten 46 • Wir gliedern diesen Forschungsstand im Hinblick auf die zu untersuchende Thematik in drei Kapitel. Das erste berichtet kurz über "das Alte Testament und die Samaritaner", vor allem im Zusammenhang des diesbezüglich wichtigsten Textes. Das zweite Kapitel bezieht sich auf Forschungsergebnisse, die die Entstehungsproblematik und die Weiterentwicklung der Garizim-Ge-
44) Vgl. A. Geiger, Die gesetzlichen Differenzen zwischen Samaritanern und Juden, ZDMG 20 (1866) 527-573. - J. Fürst, Zur Differenz zwischen Juden und Samaritanern, ZDMG 35 (1881) 132-138. 45) Vgl. zB. J. Leipoldt I W. Grundmann (Hrsg.), Umwelt des Urchristentums I., Berlin 1965, 217-291. - L. Brenner, Sects and Separatism during the Secend Jewish Commonwealth. A Study of the Origin of religious separatism with special reference to the rise, growth and development of the various Sects, including the Dead Sea Community. The role these sects played in moulding Jewish life and thought is described and evaluated~ New York 1967. -Nicht völlig ignoriert, aber nur beiläufig erwähnt werden die Samaritaner zB. in: Bausset I Gressmann, Religion; Abel, Histoire; Simen, Sekten; Foerster, Zeitgeschichte; Stone, Scriptures. 46) So vor allem Kippenberg 161; zudem auch Purvis, Ben Sira 88-94; ders., SP 7.120f; Coggins, Samaritans 81; Dexinger, Sektenproblematik 283-286. Anderseits sieht Macdonald, Discovery 147, in der Anerkennung der samaritanischen Religion "as a separate religion from Judaism" den Fortschritt der neueren Forschung. Diese Aussage muss allerdings auf dem Hintergrund zweier Prämissen verstanden werden: Es geht Macdonald um die Ausmerzung des Begriffe (jüdische) "Sekte" als Bezeichnung der SRG; zudem spricht er von neueren Forschungen, in denen diese Religionsgemeinschaft eben ernster genommen wird als früher.
26 rneinschaft betreffen; dabei sind diejenigen Thesen und Meinungen für uns von Gewicht, die sich vorwiegend an Josephus' Darstellung der Entwicklung orientiert haben 47 . Das kurze dritte Kapitel schliesslich enthält einige interessante Beobachtungen und Bemerkungen zur Terminologie.
1. Das Alte Testament und die Samaritanische Religionsgernein~h~t
Die Zahl derjenigen Forscher, die im AT Hinweise auf die Samaritaner finden, scheint in der jüngsten Vergangenheit rückläufig gewesen zu sein 48 . Doch gibtes-auch jetzt noch- Wissenschaftler, die vor allem die Frage der Entstehung der SRG aufgrund des alttestamentlichen Schriftturns behandeln oder gar zu beantworten versuchen 49 . Hierzu muss gesagt werden, dass sich
47) Dies ist nicht bei allen Ausführungen bzw. Interpreten der Fall. Gaster zB. geht in seinen Darlegungen eigene Wege: Er stützt sich hauptsächlich auf die samaritanischen Chroniken. Einige andere Forscher orientieren sich ausschliesslich an alttestamentlichen Texten. 48) Die 1971 erschienene Studie von Kippenberg (vgl. Anrn. 41) dürfte zu dieser Entwicklung einen beträchtlichen Beitrag geleistet haben. 49) Mindestens ihrem Ansatz nach sind folgende Autoren und Beiträge zu nennen: D.J.W. Rothstein, Juden und Samaritaner. Die grundlegende Scheidung von Judenturn und Heidentum. Eine kritische Studie zum Buche Haggai und zur jüdischen Geschichte im ersten nachexilischen Jahrhundert = Beiträge zur Wissenschaft vorn Alten Testament 3 (Hrsg. R. Kittel), Leipzig 1908. - M. Delcor, Hinweise auf das samaritanische Schisma im Alten Testament, ZAW NF 33 (1962) 281-291. - J.G. Vink, "The date and origin of the Priestly Code in the Old Testament", in: ders. u.a. (Hrsg.), The Priestly Code and Seven other Studies = OTS 15 (Hrsg. P.A.H. De Boer), Leiden 1969, 51-57. - S. Talrnon, Biblical Tradition on the Early History of the Sarnaritans (hebr.), in: Eretz Schornron, The Thirtieth Archaeological Convention, Jerusalern 1973, 19-33. G. Widengren, The Sarnaritan Schisma and the Construction of the Sarnaritan Temple, in: Israelite and Judean History (Hrsg. J.H. Hayes und J. Maxwell Millor), Philadelphia 1977, 511514. - J. Bowman, The History of the Sarnaritans , Abr-n 18 (1978/79; hrsg. 1980), 101-115. - D.E. Gowan, The Samaritans, in: Bridge between the Testaments = Pittsburgh Theological Monograph Series 14 (Hrsg. D.Y. Hadidian), Pittsburgh Pennsylvania 21980, 163-178 (Gowan skizziert hier die Geschichte der Samaritaner vorn 10. Jh.v. an.)
27 diese Forscher mit Recht auf den späteren Hauptzeugen der sarnar. Geschichte, Josephus Flavius, stützen; allerdings tun das nicht alle von ihnen. Josephus ist der erste uns bekannte Autor, der die Herkunft der Sarnar. in den Zusammenhang mit der alttestamentlichen Erzählung von 2Kön 17,24-41 bringt. Dieser Abschnitt50 bezieht sich auf die Zeit unmittelbar nach dem Zusammenbruch des Nordreiches Israel (72lv.): Der assyrische König hat fremde Menschengruppen im Gebiete Samariens, anstelle der deportierten Israeliten, angesiedelt (17,24). Diese Fremden haben ihre eigenen Gottheiten in den Höhentempeln aufgestellt, die von den 0~),0~ (LXX: Ea~apt•aL) erbaut worden sind (17,29) 51 Das Vorkommen dieser eben genannten Bezeichnung hat etliehe Forscher zur Annahme oder Ueberzeugung bewogen, hier sei zum ersten Mal von "Samaritanern" die Rede. So wurden die Bewohner Sarnariens seit der Zeit um 700v. in manchen wissenschaftlichen Schriften "Samaritaner" genannt 52 ; und diese "Samaritaner" wurden - im Anschluss an Josephus - mit den fremden Siedlern identifiziert. Dass die
0~),0~
in 2Kön 17,29 jedoch nicht
mit den fremden Siedlern, deren Herkunftsorte in 17,24.30f genannt werden, identisch sind, sondern sich von diesen unterscheiden- diese Tatsache ist oft überlesen worden 53 • Sowohl Josephus bzw. einige Texte seines Werkes wie auch das Stichwort 0~),0~
aus 2Kön 17,29 waren die Ursachen dafür, dass jahrhun-
dertelang geglaubt wurde, der Ursprung der Samaritaner liege in der assyrisch-nachassyrischen Siedlungspolitik. Zudem hatte die Identifikation der
0~),0~
mit den fünf Völkerschaften von
2Kön 17,24 zur Folge, dass die Samaritaner als unjüdische/unisraelitische, dh. ursprünglich heidnische, Gerneinschaft betrachtet wurden. Von diesem Bild der Samaritaner Abstand zu nehmen, dürfte aber
50) Zum Text von 2Kön 17,24ff vgl. Macdonald, Structure 29-41. 51) Die samaritanische Version der Ereignisse, die 2Kön 17,24ff berichten, ist in Chronik IV. (Text: Juynboll, Chronicon 182f) enthalten. Vgl. auch Gaster, Sarnaritans 18f. 52) Vgl. zB. Rothstein, Juden; Rowley, Schisrn; Altheirn-Stiehl, Erwägungen 215.217. 53) Macdonald, Discovery 143, lehnt kategorisch ab, diese Stelle mit "Sarnaritans" zu übersetzen; richtig sei "Sarnarians".
28 aufgrund der neueren Studien 54 nicht mehr besonders schwierig sein. Die ausführlichste Untersuchung hat bis jetzt Coggins verfasst: "The Old Testament and Sarnaritan Origins" 55 diskutiert die verschiedenen alttestamentlichen Textstellen, die von gewissen Forschern mit den Samaritanern und deren Ursprung in Verbindung gebracht worden sind. Coggins kommt in seiner Studie -wie auch andere Wissenschaftler 56 - zum Schluss, 2Kön 17,2441 sei nicht (mehr) als Erzählung zu betrachten, die über den Ursprung der Samaritaner Aufschluss gebe.
2. Entstehungsproblematik und Weiterentwicklung der GarizirnGerneinschaft
Zur Frage des Ursprungs der Samaritaner sind schon mancherlei Beiträge verfasst worden 57 . In ihnen wird die Frage der Herkunft der Personen, die den Garizirn-Kult institutionalisiert haben, aktuell. Wer sind diese Leute: Nachkommen der vorn assyrischen König nach Samarien deportierten Siedler, die in einer Zwangssituation den JHWH-Glauben angenommen haben (vgl. 2Kön 17,24-28); im Nordreich verbliebene Israeliten der zehn Stämme, deren Oberschicht ins Exil nach Assyrien abgeführt worden ist; Judäer, die mit der Obrigkeit in Jerusalern in Konflikt
54) Vor allem Purvis, SP; Coggins, Samaritans; Kippenberg. Es muss jedoch festgehalten werden, dass auch frühere Autoren nicht restlos der These folgten, die Samaritaner seien die Nachkommen der vorn assyrischen König nach Samarien aeportierten Neusiedler. Schon Gaster, Sarnaritans 5, sagt, dass die in 2Kön 17,29 genannten b~l,D~ "in no way be identified with those who were afterwards designated by that name". 55) ASTI 6, Leiden 1968. 56) Schon Montgornery, aaO. 51, reduziert die Bedeutung von 2Kön 17 als Ursprungsdeutung für die Samaritaner. Zudem vgl. Purvis, SP 96 Anrn. 16; Kippenberg 34f Anrn. 4; Dexinger, aaO. 283f. 57) ZB. Montgornery, aaO. (Kap. IV.: "The Origin of the Samaritan Sect" 46-74); Purvis, SP ("The Origin of the Sarnaritan Sect" 88-118); Kippenberg ("Die Entstehung des Garizirn-Kultes" 33-59); Coggins, Sarnaritans. Auch alle Arbeiten, die sich mit dem sogenannten Schisma zwischen Juden und Samaritanern befassen, gehören hierzu.
29 geraten sind; in Sichern lebende Sidonier (vgl. Ant 11,342b-344 und Ant 12,258-262); eine Mischung aus zwei, drei oder allen vier Menschengruppen? Die Frage nach der Identität der Samaritaner ist nicht nur für die Anfangsphase der Garizirn-Gerneinschaft - wanh immer diese anzusetzen ist - aktuell, sondern auch für die Zeit darnach. Es ist ja möglich, dass sich die Gemeinschaft im Verlaufe von Dezennien oder Jahrhunderten aufgrund geschichtlicher und politischer Konstellationen verkleinert oder vergrössert bzw. verändert hat, dh. dass sich Mitglieder der SRG von ihr losgesagt oder neue Personen sich ihr angeschlossen haben. Wir gehen in diesem Kapitel also der Frage nach, wie in der Sekundärliteratur (die die eingangs dieses Forschungsstandes erwähnten Kriterien erfüllt) die Herkunft der Samaritaner und die (personelle) Weiterentwicklung dieser Gerneinschaft beurteilt werden.
(Die Werke der Autoren werden in chronologischer
Reihenfolge berücksichtigt, damit eine allfällige Entwicklung der Forschungsrichtungen und-tendenzensichtbar wird.)
2.1 Jarnes A. Montgornery, The Samaritans. The Earliest Jewish Sect. Their History, Theology and Literature. The Bohlen Lectures for 1906, Philadelphia 1907 (Nachdruck: New York 196 8) . Montgornerys Buch war und bleibt in Anbetracht der Forschungssituation anfangs dieses Jahrhunderts ein geradezu vorbildliches Werk 58 • In mancherlei Hinsicht arbeitet der Autor differenzierter als dies in gewissen späteren Schriften der Fall ist, die von Samaritanern handeln. - Der Verfasser schreibt im Zusammenhang mit der analytischen Betrachtung von 2Kön 17, dass längst nicht alle Nordreichbewohner ins assyrische Exil weggeführt worden seien; die Mas.se sei in Israel verblieben (50.53). Einige der Israeliten hätten sich - auch religiös - mit den neuangesiedelten Völkerschaften verbunden; einige tausend seien ihrer eigenen - auch religiösen - Tradition treu geblieben. Sarnaritanerturn und Judenturn hätten ein gerneinsames Fundament in 58) Es ist zu bedenken, dass damals weder die Ergebnisse der Archäologie (Sarnaria; Sichern) noch die Papyri-Funde aus dem Wadi Daliyeh bekannt waren; auch die Josephus-Forschung war in einem ganz anderen Stadium als heute.
30
den Umständen der Exilszeit des 6. Jh's v. (61). Die darauffolgende persische Zeit, näherhin die Zeit Nehemias (5. Jh.v.), habe dann das "Samaritan schism" gebracht (67-69). Diese Frühansetzung ist aufgrund Montgomerys anderen Forschungsergebnissen eher rätselhaft 59 , denn er stellt fest, dass die Samaritaner als religiöse Sekte erst in der Makkabäerzeit klar zum Vorschein kämen (71.77). Weil er sie dann- immer noch- als eine jüdisch geprägte Gruppe vorfindet, zieht er daraus den Schluss, dass "there can be no doubt that it remained under the steady influence of Judaism, and that this spiritual patronage was so streng and so necessary ••• " (72). Darum steht die SRG für Montgomery auch da als "a monument of early Judaism" (73) und "the Samaritans appear as nothing else than a Jewish sect" (46). Aber seit die Sekte als solche ans Tageslicht getreten sei, gelte es zwischen ihr, "a comparatively small and scattered body" (77), und den andern Bürgern der Landschaft Samarien, "mostly Pagan, those who were civilly Samaritans" (ebd.), zu unterscheiden. Montgomery macht aber selber, trotz dieses Imperativs, keinerlei terminologische Differenzierungen; er untersucht nicht, welche Texte nun die Sektenmitglieder und welche die nach ihm grösstenteils heidnischen "civilly Samaritans" betreffen. Die Prämisse, die er aufgrund des Vorkommens geographischer Angaben macht - die Garizim-Leute seien in Sichern und in dessen Umgebung anzusiedeln - sowie die Feststellung, dass in der Stadt Samaria wahrscheinlich keine oder nur wenige Samaritaner lebten (45f), führt zur Aussage: Das übrige Gebiet Samariens "was probably largely occupied by Jews and Pagans" (148). Erst im 1. Jh.n. seien Samaritaner nach Südwesten ausgewandert (ebd.). Montgomery sieht in den Samaritanern, die zur Garizim-Gemeinschaft gehören, Israeliten bzw. Nachkommen der im Nordreich verbliebenen JHWH-Verehrer. Den Schlüssel zum Problem, wie ein Rest von Israel JHWH weiterhin treu bleiben konnte und fähig war, den Versuchungen der fremden Ansiedler zu widerstehen,
59). Er relativiert den Zeitpunkt dieses "Schismas" zwar, wenn er schreibt, dass "a definite break must have separated the two sects on the question to the extent of Scriptures" (73) und von einer "complete excommunication of the schismatics in the IIId and IVth Christian centuries" (72f) spricht.
31 möchte er bei den Judäern finden: Sie seien diejenigen gewesen, die ihre schwachen Brüder unterstützt hätten (54) 60 • Josephus gebe zum Ursprung der Trennung einige sehr exakte Details (in Ant 11,306ff.340ff)
(67f). Diese Erzählungen- auf dem Hinter-
grund der Ereignisse im Jerusalern des 5. Jh's v. gelesenliessen die Entstehung der Sekte eher aufgrund einer Exkommunikation durch die Judäer 61 als aufgrund eines eigenen Willensaktes der Samaritaner erscheinen (69). Zahlenrnässig reduziert Montgomery die Garizirn-Gerneinschaft auf eine verhältnisrnässig kleine Gruppe (77). Der Name "Sidonier" stamme vermutlich von heidnischen Sarnar. oder von abtrünnigen Mitgliedern der Samaritaner, die versucht hätten, sich von den unpopulären Israeliten zu unterscheiden (319). Josephus schliesslich ist für Montgornery zwar ein gut informierter Historiker; doch "unfortunately he no rnore than reflects the current Jewish prejudices of his day, and allows us to perceive sorne of the truth only through the contradictions in which he involves hirnself"
(156).
2.2 J.E.H. Thornson, The Sarnaritans. Their testirnony to the religion of Israel. Being the Alexander Robertson Lectures, delivered before the University of Glasgow in 1916, London 1919. Dieses Buch hat - im Vergleich zu Montgornery und dem nur wenige Jahre darnach erschienenen Werk von Gaster (vgl. 2.4) - keine besondere Resonanz gefunden; auch Forschungsberichte übergehen es 62 • Thornson kennt Montgornerys Buch (vgl. 12.24.38 Anrn. 1 u.ö.),
60) Montgornery bezieht sich hauptsächlich auf Jer 41,4ff, wo steht, dass 80 Männer aus Sichern, Silo und Sarnaria in den Tempel JHWH's (nach Jerusalern) gekommen seien (56). Dies zeige, dass "a considerable nurober of northern Israelites adapted thernselves to the religious hegernony of Jerusalern •.• " (56) • 61) Montgornery spricht von der Exkommunikation durch die "Jewish Church" (69) • Seinern Verständnis folgend scheint uns dafür die Uebersetzung "Judäer" - gerneint sind deren führende Persönlichkeiten - richtig zu sein. 62) Vgl. zB. Kippenberg 15-27.
32 doch unterscheidet er sich von den Ausführungen seines Vorgängers in wesentlichen Dingen. Die Geschichte der "Samaritans" beginnt nach Thornsons Ansatz mit der Revolte der Nordstämme unter Jerobearn (931-910v.); der Nord-Süd-Konflikt (Israel-Juda) führt zur Bildung der Gemeinschaft der Samaritaner (25f) • Damit ist gegeben, dass diese Gerneinschaft sich aus den Stämmen des Nordreiches zusammensetzt ( 6f) . Die Erzählung in 2Kön 17,24ff bezieht der Verfasser nur auf deren jüdische Interpretation: Die Juden glaubten (bis heute), dass die Sarnar. von den hier genannten Siedlern herstammten. Thornson widerspricht dieser Sicht, indem er betont, nicht alle Israeliten seien nach Assyrien verbannt worden (15); das diesbezügliche Zeugnis des Josephus sei unrichtig und nicht ernst zu nehmen (25). Selbst wer die Sarnar. mit dem Text von 2Kön 17 in Beziehung bringen wolle, könne feststellen, dass "their beliefs and practices would bear the irnpress of the faith and practice of a rnuch earlier day"
(54) . Die heidnischen Kolonisten,
die vorn assyrischen König in Samarien angesiedelt worden seien, hätten schnell den monotheistischen Glauben der Altisraeliten angenommen. Wie in der katholischen Kirche mehr Gebete an die Heiligen als an Gott gerichtet würden, so hätten diese Neusiedler auch ihre altvertrauten Götter verehrt. Aber "the syncretisrn rnust soon have broken down"
(199). In späterer Zeit
habe die Tatsache, dass im Süden (Juda) und Norden (Galiläa) Juden lebten, die Sarnar. angehalten, ihre eigene religiöse Unabhängigkeit aufrecht zu erhalten (36) •
Thornsons Ausführungen basieren zu einem grossen Teil auf samaritanischen Quellen; ihnen schenkt er mehr Glauben als den jüdischen, dh. vor allem Josephus' Beschreibungen (25.31 Anrn. 1; 33.55). Sein Werk lässt schon arn Inhaltsverzeichnis erkennen, dass die Sarnar. für Thornson das "Produkt" des Nord-Süd-Konfliktes sind (v.a. Kap. III. "Mosaisrn in Northern Israel" und Kap. IV. "Prophetisrn in Northern Israel"); auch seine Beschreibung der Heimat der Samar. verrät dasselbe: " .•. the whole of the territory of these Northern tribes has to be regarded as their horne" ( 2) •
33 2. 3 LeO Haefel·i, Geschichte der Landschaft Sarnaria von 722v. Chr. bis 67n.Chr. Eine historisch-kritische Untersuchung ATA VIII.l/2, Münster i.W. 192263. Haefelis geschichtliche Darstellung fusst auf Josephus' Ausführungen, von denen der Autor weiss, dass sie weder einen lückenlosen Bericht über die rund 800 Jahre enthalten noch absolut zuverlässige historische Gewähr bieten würden (vgl. Einleitung 1-5); sie seien beeinflusst von der Sicht der Dinge zur Zeit des Josephus (25). Die Behauptung, Josephus sei von persönlichem Hass gegenüber den Samar. erfüllt gewesen, weist Haefeli jedoch vehement zurück (2). Sämtliche Animositäten in Ant seien vielrnehr den Quellen aufs Konto zu schreiben (3). Für Haefeli hat die Samaritanische Religionsgemeinde (so nennt der Verfasser die Garizirn-Gerneinschaft öfters, vgl. 25.57.64. 83 u.ö.) den "Rang einer jüdischen Sekte" (29). Aufgrund der unterschiedlichen chronologischen Angaben in Neh und Ant will sich der Autor nicht auf eine bestimmte Entstehungszeit dieser Gruppe festlegen: Aus Neh 13,28 wäre zu folgern, dass sie im letzten Viertel des 5. Jh's v. entstanden sei, die Abschnitte in Ant 11,302~312.340ff liessen jedoch an das Jahr 332v. denken. Haefeli gibt Neh allerdings den Vorzug (63f) • - Zu der aus einem jüdischen Grundelement bestehenden Gerneinschaft sollten "alle Altisraeliten des Nordens" sowie diejenigen Judäer gehören, die sich (unter Nehernia) zu Manasse geschlagen hatten (59). Zur Entwicklung der SRG in den ersten Jahrhunderten ihres Bestehens vermutet Haefeli, dass sich eine "freiere Richtung" und eine "konservativere, wohl stärkere Richtung" (27) herausgebildet habe. Angesichts der Verfügungen des Antiochus IV. habe möglicherweise die erstgenannte die Oberhand gewonnen (76) • Diesen "Richtungen" liege die "doppelte Abstammung" der Samaritaner zugrunde, die aus einem ö~o- und einem aAA6~uAov bestehen würden (26). Die hellenistisch neugegründete Stadt Samaria bzw. Sebaste trennt Haefeli völlig von der SRG ab; im Zuge der zunehmenden
63) Das frühere Werk Haefelis, Sarnaria und Peräa bei Flavius Josephus = BSt(F) 18 (Teil A: Sarnaria 5-65), Freiburg i.Br. 1913, enthält vorwiegend Ausführungen zu geographischen Problemen. Es wird innerhalb der Textanalyse beigezogen.
34 Hellenisierung seien zahlreiche hellenistische Kolonien "im Bereiche der Landschaft" entstanden (68) 64 , die ebenfalls nichts mit der SRG zu tun gehabt hätten. Ueber die geographische und numerische Erstreckung der Garizim-Gemeinschaft würden Informationen fehlen (68).
2.4 Moses Gaster, The Samaritans. Their History, Doctrines and Literature. The Schweich Lectures 1923, Lenden 1925 (Nachdruck: München 1980)65. Obwohl dem Buch grosse methodische Mängel anhaften 66 , hat es
in späteren wissenschaftlichen Beiträgen eine weite Resonanz gefunden 67 • Gasterist positiv anzurechnen, dass er auf seine
64) Haefeli zieht in Betracht, dass es in Samarien vielleicht auch jüdische Enklaven gegeben habe (68). 65) Von den verschiedenen Arbeiten von Gaster über die Samaritaner ist für unsere Thematik nur dieses Werk relevant. In seinem späteren Buch "The Samaritan Oral Law and Ancient Tradition. Vol. I. Samaritan Eschatology", Lenden 1932 (es folgte kein weiterer Band), nimmt er ab und zu auf die Ausführungen in "The Samaritans" Bezug; doch fügt er hierin keine neuen Gesichtspunkte hinzu, die unsere Fragestellung betreffen. 66) Gaster gibt äusserst selten Quellen bzw. Belegstellen für seine Ausführungen an. Er zitiert zB. Verse aus den prophetischen Schriften des AT, ohne Buch und Stelle zu nennen (vgl. zB. 23f); für seine Resümees aus samaritanischen Chroniken gilt dasselbe (vgl. zB. 33). Zudem ignoriert er weitgehend frühere Forschungsresultate (zB. Montgomery, dessen Buch dieselbe Thematik behandelt). Sein Standpunkt ist offensichtlich von emotioneller Begeisterung für die Samaritaner geprägt: Während Gaster anfangs des Buches noch relativierende Bemerkungen zu den darauf folgenden Darlegungen macht (2: Wie weit die samaritanische Tradition Wahrhaftigkeit beanspruchen könne; 4: Er folge der Geschichtsdarstellung der Samaritaner, ohne derselben schon vollen Glauben zu schenken; 6: Es bestehe keine Notwendigkeit, den samaritanischen Anspruch über das Alter ihrer Religionsgemeinschaft als historisch anzunehmen, nur psychologisch gesehen könne man ihn nicht einfach ignorieren), spielen diese innerhalb seiner Gesamtdarstellung keine Rolle mehr. Sie sind wertlos geworden, denn Gaster scheint den samaritanischen Versionen doch Vertrauen zu schenken; andernfalls könnte er diese nicht als Grundlage seines Buches benützen. - Zu seinem Werk vgl. auch die Kritik von Kippenberg 19-23. 67) Die Wertschätzung seines Werkes kann mindestens zweierlei Gründe gehabt haben: 1. Es gab in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts noch keine Auswahl von Monographien über die Samaritaner. 2. Die Originalität und Vielfalt der behandelten Themen machte Gasters Werk bekannt.
35 (populärwissenschaftliche) Art die Samaritaner in die wissenschaftliche Diskussion europäischer Gelehrter einbringen konnte. Dabei hat er insofern beispielhaft gearbeitet, als er das Selbstverständnis dieser religiösen Sondergruppe durch die Verwertung ihrer eigenen Schriften mitberücksichtigt hat. Gasters Sicht der Herkunft der Samaritaner ist - im Anschluss an die samaritanische Version - folgende: Die Sekte sei einige tausend Jahre alt und ihr Glaube sei stets unverändert geblieben (1) 68 • Einst seien die Samaritaner eine "mighty nation" gewesen (2). Ihre Geschichte habe mit der Ansiedlung der Stämme im verheissenen Land begonnen (7) . Ein (erstes) "schism" sei zur Zeit Elis, der vom Garizim weg ging und den Kult in Schilo etablierte, entstanden (8f) • Die darauf folgende biblische Periode sei "certainly the most important" gewesen (4). Die Ereignisse, die in 2Kön 17 geschildert werden, kommentiert Gaster folgendermassen: Im Nordreich sei ein beträchtlicher Teil der israelitischen Bevölkerung zurückgeblieben, als das assyrische Exil begonnen habe. Dass noch ganze Völkerschaften dort angesiedelt worden seien, sei unmöglich, da der Platz hierfür gefehlt hätte (16). Unter den Neusiedlern (die 2Kön 17,24 erwähnt) seien nur "garrisons drawn from these various nations" zu verstehen (17). Dass diese an Zahl gering und ohne Einfluss gewesen seien, findet Gaster dadurch belegt, dass sich die Propheten nie gegen Fremde (bzw. Heiden) in Israel gewendet hätten (12-14). Die in 2Kön 17,29 genannten Samar. könnten "in no way be identified with those who were afterwards designated by that name", denn die ersteren seien "of purely heathen origin"
(5). Der Name "Samar." sei auf die Garizim-Mitglieder über-
tragen worden, um ihnen heidnischen Ursprung oder Vermischung anzulasten (ebd.). Für eine "complete separation of Jews from Samaritans" (28) sei dann Esra eingetreten.
68) Die Samaritaner würden mindestens seit 3000 Jahren auf dem Garizim anbeten (45). - Der samaritanische Vorwurf an die Juden, .Esra habe den Bibel- bzw. Pentateuch-Text gefälscht, habe d1e SRG am Festhalten ihrer Version bestärkt. Dieser Fälschungsvorwurf wurde allerdings auch von den Juden an die Samaritaner erhoben. Ein Streitpunkt war zB. Dtn 27,4: Soll hier "Garizim" oder "Ebal" stehen? Weiter ging es um den Dekalog, dessen 10. Gebot bei den Samaritanern anders lautet als bei den Juden (28).
36 Gaster identifiziert die "Samaritans" völlig mit den Israeliten des Nordreiches. Die Religionsgemeinschaft bezeichnet er als "non other than a purely Jewish sect. It is Jewish not only in its origin, but it is also Jewish in the wider sense of its development. •• " (41). Dabei weist Gaster nirgends auf eine wesentliche Mitgestaltung der Gemeinschaft durch Judäer hin; dh. wohl, dass er "jüdisch" in einem weiteren Sinn versteht. Er spricht auch nirgends davon, dass die Samaritaner irgendeinmal Fremde in ihre Gemeinschaft aufgenommen hätten. Was Gaster zusammenträgt, stammt aus den samaritanischen Chroniken und aus dem Alten Testament. Gelegentlich zieht er die Schriften des Josephus heran. Diesen Historiker lobt er so: " .•• a careful examination of the work of Josephus will reveal the unsuspected fact that he seems to have been fully acquainted with Samaritan history and Samaritan traditions ••• " (31). Andernorts stellt er fest, dass Josephus seinen tiefen Hass gegen und seine Verachtung für die Samaritaner nie verborgen habe (25). Terminologische Unterscheidungen erübrigen sich für Gaster, weil die Samaritaner ganz klar als Israeliten des Nordreiches und als genuin "jüdische" Gruppe verstanden werden.
2.5 G. Ernest Wright, "The Samaritans at Shechem", in: ders., Shechem. The Biography of a Biblical City, London 1965, 170-184. 260-26269. Die archäologischen Ergebnisse Wrights enthalten nützliche Hinweise für einen Zeitraum, in dem sich laut anderen Quellen 70 Spektakuläres ereignet hat: Nachdem der Tel Sichern rund 150 Jahre lang - zwischen 480 - 330v. - unbewohnt gewesen sei (vgl. Shechem 167), könne für die Zeit darnach bis 107v. eine hier neugegründete Stadt nachgewiesen werden (172). Der plötzliche
69) Auf den Seiten 260-262 sind die Anmerkungen zu diesem Kapitel. Dieses selbst enthält die leicht revidierte Fassung des gleichnamigen Aufsatzes, der in HThR 55 (1962) 357-366 abgedruckt ist (vgl. 260 Anm. 6). 70) Diese sind: Josephus' Bericht in Ant 11; Curtius Rufus' Bemerkungen über Alexander d.Gr.; die Wadi Daliyeh-Papyri (die ihrerseits die Glaubwürdigkeit der Aussagen von Curtius Rufus erhärten) •
37 Wiederaufbau der Stadt Sichern gibt Wright Anlass, die archäologischen Erkenntnisse mit den Erwähnungen der in Anm. 70 genannten Berichte zu verbinden. Er kommt zu folgenden Resultaten: Was Josephus in Ant ll,302ff.340ff erzähle, sei substantiell glaubwürdig (Gründung des Tempels auf dem Garizim durch die Erlaubnis von Alexander d.Gr.); das Curtius Rufus-Statement, das berichtet, dass Samar. den Präfekten Alexanders d.Gr. in Coelesyrien (er hiess Andromachus) lebendig verbrannt hätten, könne ebenfalls als zuverlässige Information gelten. Aufgrund dieses letzteren Vorfalles habe Alexander d.Gr. 33lv. die Stadt Samaria zerstört, wo die für den Tod Andromachus' Verantwortlichen gelebt hätten (wie die Wadi Daliyeh-Papyri belegen würden) (179f). Der zerstörte Ort sei dann von griechischen Siedlern, die fortan dort wohnen sollten, neu aufgebaut worden. Wright nimmt an, die einen für die Verbrennung von Andromachus verantwortlichen Samar. seien ins Wadi Daliyeh, die restlichen Einwohner der nun zerstörten Stadt Samaria seien nach Sichern geflohen. Letztere hätten Sichern neu erbaut, weil ihre Hauptstadt (Samaria) zerstört worden war. Das Ziel dieser Sichern-Siedler sei es gewesen, Sichern als Rivalin zu Jerusalem neu aufzubauen (180). Die Stadt Sichern habe dann bis zur Zeit des Johannes Hyrkanus oder eventuell noch länger - bis zur Schlacht von Alexander Jannai gegen Demetrius III., die 88v. in oder nahe bei Sichern stattgefunden habe -bestanden (183f.262 Anm. 25). Wright identifiziert die ehemals in der Stadt Samaria wohnhaften Samar. mit jenen, die Sichern neu aufbauten und den Tempel auf dem Garizim errichteten. Weil er Josephus' Darstellung Glauben schenkt, ist anzunehmen, dass er die dort erwähnten Judäer, die nach Sichern geflohen sind, mit den aus der Stadt Samaria stammenden Samar. bei der Neugründung Sicheros zusammenarbeiten sieht 71 • 71) Problematisch in Wrights Ausführungen ist, dass die aus der Stadt Samaria weggezogenen Samar. nach Sichern gehen und dort bzw. auf dem Garizim den Tempel bauen, zu dem Alexander d.Gr. die Erlaubnis gegeben hat. Dh. Alexander zerstört zuerst ihre Hauptstadt, um ihnen nachher die Bewilligung zum Tempelbau zu erteilen oder sie am Bau mindestens nicht zu hindern. Weder für die Umsiedlung nach Sichern noch für die Erbauung des entstehenden Tempels haben wir zuverlässige Belege, dass Samar. aus der Stadt Samaria mitgewirkt hätten. Wrights Sicht impliziert, dass in der (später fassbaren) SRG Leute aus Samaria
38 2.6 James D. PUrVis, The Samaritan Pentateuch and the Origin of the Samaritan Sect = HSM 2, Cambridge/Mass. 196872. Kapitel 2 ("The Origin of the Samaritan Sect" 88-118) setzt sich mit der Frage auseinander, ob die samaritanische Sekte vor- oder nachexilischen Ursprungs sei. Erstere Möglichkeit verneint Purvis: " .•• there was no organized Samaritan sect in the late pre-exilic or early exilic periods" (96). Die Formation als Sekte sei erst in nachexilischer Zeit möglich gewesen (98). Am Ende des 4. Jh's v. hätten wir ein klares Bild von den "Samaritan Yahwists of mixed ethnic descent"
(108). Diese
entwickelten "a new Samaritan community at Shechem" (109), weil Alexander d.Gr. ihre einstige Hauptstadt Samaria zerstört habe. Mit ihrer Etablierung in Sichern habe der lange und gewundene ("tortuous") Prozess der Selbstidentifikation sowie die Klärung ihres Verhältnisses zu Juda und seinem Glauben begonnen (ebd.). - Die Bezeichnung "Sidonier in Sichern" interpretiert Purvis nicht, weil sie aus der antisamaritanischen Polemik des Josephus stamme; er möchte sie jedenfalls nicht zu schnell als sidonische Kolonie in Sichern deuten (109 Anm. 53). Zum Namen "Chuthäer" hingegen meint er, dass es von den Juden nicht ganz unfair gewesen sei, den Samar. diesen "in view of the ethnic origins of the people who made up the sect" zuzulegen (95); anderseits sei die kontinuierliche Verwendung dieses Namens verleumderisch gewesen, weil diese Bezeichnung mit 2Kön 17 in Zusammenhang gebracht worden sei (ebd.). Die ethnische Vermischung (vgl. 108) hat aber für Purvis offenbar keinerlei Einflüsse auf die Religion der Samaritaner gehabt. "Samaritanism" ist für ihn "a perpetuation of a pure and uncorrupted ancient Israelite faith"
(95); nie sei die Religion der Samaritaner von heid-
nischen Elementen geprägt gewesen (ebd.). Die Samaritaner seien weder Heiden noch Halbheiden/Halbjahwisten, sondern eine jüdi-
dabei gewesen sind. Wohl darum spricht er unterschiedslos von "Samaritans", ob es sich um übrige Stadtbewohner Samarias, um die ins Wadi Daliyeh Geflohenen oder um die (spätere) SRG handelt. 72) Als Appendix ist in diesem Buch (119-129) der in JNES 24 (1965) 88-94 publizierte Aufsatz "Ben Sira,and the Foolish People of Shechem" abgedruckt. Sein Inhalt steht chronologisch Ant 12,156 am nächsten. Er wird darum bei der Behandlung dieser Textstelle miteinbezogen.
39 sehe Sekte mit sadduzäischen Elementen (gewesen)
(120f). - Der
vollständige und irreparable Bruch zwischen ihnen und den Juden sei das Resultat der Zerstörung Sichems und des Garizim-Tempels durch Johannes Hyrkanus gewesen (118). Purvis interessiert sich vorwiegend für das Gründungsdatum der Sekte und nicht so sehr für deren personelle Zusammensetzung. Vielleicht differenziert er daher terminologisch nicht: Sowohl den Rest der Israeliten des (ehemaligen) Nordreiches wie auch die (nicht präziser definierten) dazugekommenen Siedler nennt er "Samaritans" 73 • Es ist anzunehmen, dass er sich auf Wright (vgl. 2.5) stützt, wenn er die aus der zerstörten Stadt Samaria stammenden Samar. nach Sichern ziehen (108f) und sie - zusammen mit andern "Samaritans" - die neue Gemeinschaft bilden lässt. Die in Ant 11,306-312 erwähnten Judäer spielen für Purvis offenbar keine Rolle. Erst der Kult auf dem Garizim sei der grosse Stein des Anstosses in den jüdisch-samaritanischen Beziehungen gewesen (7). Aber es sei keineswegs sicher, dass die Samaritaner unbedingt einen Gegenkultus und eine Trennung zwischen ihnen und den Juden angestrebt hätten (99) 74 •
2.7 Hans Gerhard Kippenberg, Garizim und Synagoge. Traditions~ geschichtliche Untersuchungen zur samaritanischen Religion der aramäischen Periode , RGVV XXX. (Hrsg. w. Burkert und c. Colpe), Berlin, New York 197175. Kippenbergs Dissertation ist als "Meilenstein in der Geschichte
73) Vgl. dazu die Kritik von Smith, Parties 281 Anm. 208, Purvis unterscheide nicht zwischen "Samaritans" als Sekte und solchen als Einwohnern der Stadt Samaria. 74) Die selbstverständliche Annahme einer religiösen Identität zwischen den Stadtbewohnern Samarias (vor der Zeit Alexanders d.Gr.) und den Israeliten im übrigen Samarien impliziert, dass eine Art samaritanischer Religionsgemeinschaft schon früher bestanden haben muss. Diese Prämisse (die Bewohner Samariens hätten ein und denselben Glauben gehabt bzw. Kult vollzogen), ist jedoch nicht belegbar. Zudem stellen sich die gleichen Fragen wie zu Wright (s. Anm. 71) auch hier. 75) Das "Textbuch zur neutestamentlichen Zeitgeschichte" = GNT NTD Ergänzungsreihe 8, Göttingen 1979, enthält eine längere Abhandlung von Kippenberg über "Die Samaritaner" (89-104). Sie ist jedoch eine zusammenfassende Darstellung der Forschungsergebnisse aus "Garizim und Synagoge" und findet hier deshalb keine Beachtung.
40 der geschichtlichen Erforschung der samaritanischen Religion" 76 qualifiziert worden. Zweifellos trifft dieses Urteil zu. Kippenberg zufolge ist der Tempel auf dem Garizim auf Wunsch israelitischer Priester und weiterer Israeliten erstellt worden {54.57). Diese seien auch die Erbauer der Stadt Sichern gewesen; beide Unternehmungen müssten "als e i n Geschehen betrachtet werden. Zeitraum dieses Vorgangs war das ausgehende 4. Jh.v.Chr." {57). So sei der Garizim-Kult "nicht das Resultat einer politischen Tat, sondern die Folge einer Verdrängung von Priestern, die sich nordisraelitischen Traditionen verbunden fühlten", gewesen {58f). Diese "Verdrängung" stehe in engster Beziehung mit den Mischehen, die diese Priester und Israeliten geführt hätten {57) • - Diese These des Autors basiert auf der Interpretation der Ereignisse, die in Ant 11,302ff.340ff geschildert werden und auf Kippenbergs Feststellung, dass die GarizimGemeinschaft noch Ende des 2. vorchristlichen Jahrhunderts als Teil Israels erscheine {76.92). Der Autor betont die israelitische Initiative zum Tempelbau auf dem Garizim so stark, dass die Frage nach allfälligen anderen Interessenten an einem Tempel gar nicht gestellt wird. So scheint der Garizim-Kult die ersten rund 150 Jahre seines Bestehens eine reine innerisraelitische Angelegenheit gewesen zu sein. Erst in seleukidischer Zeit sei "in Sichern eine Kolonie von Sidoniern emporgewachsen, die ganz lokker mit dem Garizim-Kult verbunden war" {85) 77 und von der synkretistische Anstösse ausgegangen seien {85.91.93). Seit dieser Zeit habe die gegenseitige Polemik eingesetzt {92). Die Möglichkeit, dass die Hellenisierung des Garizim-Kultes "wohl nicht nur von einer Kolonie Sidonier in Sichern, sondern vielleicht auch von diesem oder jenem Samaritaner gebilligt wurde" {93) , zieht Kippenberg in Erwägung; wer "dieser oder jener Samaritaner" gewesen sein könnte bzw. seit wann die SRG synkretistisch gepräg-
76) Maier, Rezens. Kippenberg, 99. 77) Delcor, Sichern 39, auf den Kippenberg sich bezüglich der Sidenier beruft, zieht allerdings in Betracht, dass eine sidonische Kolonie in Sichern bereits im 4. Jh.v. bestanden naben könnte; Josephus seinerseits berichtet in Ant 12,259 von Sidoniern der Seleukidenzeit, deren Ahnen einen namenlosen Tempel auf dem Berg Garizim errichtet hätten.
41 te Mitglieder gehabt haben könnte, bleibt unbeantwortet. - Die stetige Fortführung seiner These bezüglich der Gründungspersonen der Garizim-Gemeinschaft führt den Autor zur Aussage, "dass zwischen Juden und Samaritanern lediglich theologische, jedoch keine ethnischen Unterschiede bestanden"
(161) hätten. Als Be-
weis dafür sieht er die Nachrichten an, die von einer Konversion von Juden zu den Samaritanern sprechen (160f). Kippenbergs Studie ist zu würdigen, weil sie die Hauptquelle, die etwas über die Frühzeit der SRG berichtet - Josephus' Ant- ernst nimmt. Soweit es in einer traditionsgeschichtlichen Untersuchung möglich ist, kommen Abschnitte aus Ant zur Sprache, die noch kaum jemand erschöpfend ausgewertet hat (zB. Ant ll,302f.306312) 78 • Ein weiterer Vorzug ist, dass Kippenberg terminologisch zwischen "Samariern" als Bewohnern des politischen Distriktes und "Samaritanern" als Anhängern des Garizim-Kultes unterscheidet (34) 79 • Ungelöst bleiben allerdings folgende Probleme, die unser Interesse betreffen: - Wer sind die von Kippenberg so genannten "Samarier"? Sind sie die (Nachkommen der einst) vom assyrischen König nach Samarien deportierten Siedler? Oder sind diese längst ausgestorben oder durch Assimilation als solche unkenntlich geworden? Sind mit "Samarier" Israeliten oder Nichtisraeliten/Nichtjuden, dh. Heiden, gemeint? - Warum ist Ant 11,322 (Tempelbau auf israelitischen Wunsch hin) Ant 12,259 (Vorfahren der Sidonier in Sichern, dh. Sidonier der vorseleukidischen Zeit, hätten den Tempel errichtet) vorzuziehen? -Wenn "die Gemeinde zu Sichern ( .•. ) von der (viel älteren) Bevölkerung im Bereiche des ehemaligen Nordreichs unterschieden werden" soll (34), weil sie sich "mit der Provinz Sama-
78) Seine Analysen bzw. die für uns relevanten Teile haben insgesamt mit Haefelis Untersuchung "Geschichte" am meisten gemeinsam. 79) Allerdings werden die einzelnen Stellen nicht untersucht bzw. es wird längst nicht jeder Text, wo von Samar. die Rede ist, verwertet.
42 ria keineswegs besonders verbunden gefühlt" hat (ebd.), dann ergibt sich die folgende Doppelfrage: Gehörten zur SRG längst nicht alle Israeliten des (ehemaligen) Nordreiches und warum nicht? Ist diese "nichtexilierte Bevölkerung", die "von der importierten Oberschicht gesondert weiterlebte"
(36), eine
Mehrheit oder eine Minderheit in Samarien gewesen? Hat es vielleicht noch andere als nur die Sidonier in Sichern gegeben, die mit dem Garizirn-Kult "ganz locker" verbunden gewesen sind? - Hat Josephus gewusst, dass die SRG von Israeliten gegründet worden ist oder glaubte er, Chuthäer (=Nachkommen der aus Medien und Persien stammenden Siedler; vgl. Ant 10,184) seien die Gründungspersonen gewesen? - Wie ist es möglich, dass (gewisse) Rabbinen des 1.-3. Jh's n. die Samaritaner als Leute zweifelhafter Herkunft betrachteten, wenn in den letzten drei vorchristlichen Jahrhunderten keinerlei ethnische Vermischung stattgefunden haben soll?
2.8 Richard James Coggins, Samaritans and Jews. The Origins of Sarnaritanisrn Reconsidered, Atlanta/Georgia 1975. Wie im Untertitel angekündigt, beschäftigt sich Coggins mit der Ursprungsfrage der Samaritaner 80 • Es geht ihm dabei hauptsächlich um das Zeugnis des Alten Testaments und anderer jüdischer Quellen (7). Die Untersuchung der für ihn repräsentativen ATTexte (vor allem 2Kön 17) habe nichts über die Samaritaner ergeben, "in the sense that none of the passages cornrnonly held to illustrate Samaritanisrn, or to explain the schisrn which is thought to have brought it into being ••• " (80). -Die Auseinandersetzung mit Josephus' Angaben über Sarnar. geschieht in einem eigenen Abschnitt (93-100); Coggins erzählt hierin allerdings nur einige Teile aus Ant 11 und 12 nach und kommentiert sie unscharf. Im allgerneinen zögert er, Josephus' Berichten über
80) Aber er leistet dazu einen sehr begrenzten Beitrag, weil eine exakte und vollständige Untersuchung der Primärtexte ausbleibt. Vgl. dazu die Besprechungen seines Buches von Bergrneier 85f, Isser 131 und Purnrner 125.
43 die Smnar. Historizität zuzuschreiben (99) 81 • Coggins glaubt öfters zu spüren, dass Josephus - wenn er über die Samar. spreche in Verlegenheit sei: " ••• he cannot repudiate them entirely, and yet they cannot be accepted as part of that race whose Antiquities he is settingout to his audience"
(ebd.).
Eingangs seines Buches weist Coggins auf die Konfusion hin, die der Sprachgebrauch ausgelöst habe: Die Grundbedeutung des Wortes I:a]J.api:·m.L in der LXX (2Kön 17 ,29) sei "Bewohner von Samaria". Die religiös eigenständige Gruppe der Samaritaner jedoch sei nicht mit Samaria, sondern mit Sichern verbunden gewesen (9). Der Gebrauch dieses griechischen Terminus' durch Josephus "seems now to imply a contemptuous association with the by this time paganized city of Samaria (e.g. Ant IX,290)"
(10). Die üblichere
Bezeichnung sowohl in Josephus' Schriften wie in der Mischna sei "Chuthäer" 82 • Coggins' Studie stellt keine neue These des Ursprungs auf; sie negiert, dass die Samaritaner mit 2Kön 17,24-41 in Beziehung zu bringen seien. Die SRG sei ins Judentum der letzten vorchristlichen Jahrhunderte zu integrieren (162f). Darum postuliert Coggins, den Terminus "Schisma" überhaupt nicht mehr zu verwenden (163).
2.9 Gedalyahu Alon, "The Origin of the Samaritans in the Halakhic Tradition", in: ders., Jews, Judaism and the Classical World = Studies in Jewish History in the Times of the Second Temple and Talmud (translated from the Hebrew by Israel Abrahams), Jerusalem 1977, 354-373. Alon skizziert in diesem kurzen Beitrag eine Abstammungsthese, die als solche zwar kein Novum ist, die er jedoch in einigen halachischen Traditionen zu finden glaubt 064f.367). Nebst den
81) Diese Haltung hat zur Folge, dass Coggins das "Sidonierproblem" (aus Ant 12,257-264) auf eine Art "löst", die vor Kippenberg (vgl. 79.85 bzw. Delcor, Sichern 37-39) bekannt war, aber seither nur noch wenig Resonanz hatte. 82) Ein Blick in die Konkordanz bzw. in das "Namensverzeichnis" (S. 48) zeigt allerdings, dass Josephus den Terminus "Samar." bedeutend mehr braucht als "Chuthäer". UE. differenziert Coggins bei der Uebersetzung der verschiedenen Bezeichnungen nicht genügend (vgl. zB. die Identifizierung von I:a~apEi:~ mit "Samariern" [85]; dies ist nicht generell zutreffend. Das griechische Wort kann auch "Samaritaner" meinen).
44 beiden Herkunftstheorien (jener, die aus 2Kön 17 herausgelesen wird und jener, die - sich auf Josephus stützend - die Samaritaner als Apostaten des jüdischen Volkes bezeichnet) erkennt Alon eine dritte Möglichkeit: Die Samar., "or apart of them, are none other than the descendants of the ancient Canaanites, the indigenous inhabitants of the land" (359). Dies zeige der Name Samaria, der von Gen 10,18 ("Zemariter") herstamme und "certainly alludes to the relationship of the Samaritans to him ••• " (363). -In einer knappen Auseinandersetzung widerspricht Alon dem Aufsatz "Dokument" von Bickerman, in dem letzterer hinter Ant 12,258-262 ein authentisches Dokument erkennt. Alon interpretiert dieses angebliche Dokument als jüdisch-polemische Schöpfung aus der Hasmonäerzeit: "Sidonier" sei nur ein Epithet, das die Juden für die Samar. brauchten. "It appears that the expression simply means that the Samaritans are descendants of the ancient Canaanites (Sidonians) ••. " (360).
2.10 Ferdinand Dexinger, "Limits of Tolerance in Judaism: The Samaritan Example", in: Jewish and Christian Self-Definition II. Aspects of Judaism in the Graeco-Roman Period (Hrsg. E.P. Sanders), Philadelphia 1981, 88-114. Hinter dem eher irreführenden Titel dieses Aufsatzes ist eine Darstellung der Abstammungsfrage der Samaritaner verborgen. Der Autor berührt in ihr einige wichtige Textstellen aus dem Alten Testament und aus Josephus' Antiquitates Judaicae. So hält er fest, dass sich "Schomronim" in 2Kön 17,29 weder auf "Samaritaner" noch auf die heidnischen Siedler (vgl. 17,24.30f), sondern auf die Israeliten des (ehemaligen) Nordreiches beziehe (91). Dexinger postuliert eine präzise Terminologie bezüglich der Bevölkerung Samariens: "The Jewish population of the north, from which the Samaritans later developed, should be called 'proto-Samaritans' from Ezra's time on. The Gentile inhabitants of Samaria, on the other hand, should be called 'Samarians'" (92). - Die in Esra 4,1-5 genannten Feinde Judas und Benjamins seien nichtjüdische Siedler, "Samarier"
(93). Zur Zeit Esras
sei es nicht möglich, von "Samaritanern" zu sprechen (94). Diesen Ausdruck ("Samaritaner") möchte der Verfasser erst nach dem Bruch zwischen den "proto-Samaritanern" und den Juden verwenden, dh. ab Ende des 2. Jh's v., nach der Zerstörung des Gari-
45 zim-Tempels und Sicheros (107). Spätestens von dieser Zeit an sei bei den Jerusalemern immer weniger zwischen dem heidnischen Kult und dem legitimen JHWH-Kult der (proto-)Samaritaner unterschieden worden (105; vgl. 107). Dieser Prozess habe dahin geführt,
dass die Samaritaner allmählich mit den "Chuthäern" iden-
tifiziert worden seien (107.114). Zur Zeit des Josephus seien die Samaritaner sicher keine Synkretisten gewesen (106). Aehnlich wie Kippenbergs Untersuchung lässt auch Dexingers wichtiger Beitrag einige Fragen offen: Wer waren die Samarier/Chuthäer? Wie war die Beziehung der proto-Samaritaner 83 zu den Samariern? Welche Kreise übten den Kult auf dem Garizim aus?
.3. Beobachtungen und Bemerkungen zur Terminologie - Zu
E~~apEt~
und
Ea~apEtcaL
Einige Forscher sehen sich offensichtlich beim Uebersetzen bzw. Kommentieren von Textabschnitten aus Josephus' Werk zu begrifflichen Differenzierungen veranlasst: Sie übersetzen
Ea~apELG
vorzugsweise mit "Samarier" (engl.: "Samarians") und verbinden mit diesem Terminus - ebenfalls vorzugsweise - Bewohner Samariens, die nicht zur SRG gehören oder Samar. der Stadt Samaria (vgl. zB. Coggins, Samaritans 9 und 85).
Ea~apE~caL,
Silbenverlängerung unseren Begriff "Samaritaner"
dessen
(engl.: "Sama-
ritans") geprägt hat, wird beinahe in der gesamten, vor der Mitte unseres Jahrhunderts erschienenen, Sekundärliteratur als Bezeichnung der SRG verstanden bzw. interpretiert 84 • Für viele
83) Innerhalb unserer Untersuchung verzichten wir auf diesen Terminus. Abgesehen von der umstrittenen zeitlichen Ansetzung des üblicherweise "Schisma" genannten Ereignisses (nach dem Dexinger nicht mehr von "proto-Samaritanern", sondern von "Samaritanern" spricht), möchten wir den Bruch zwischen Samaritanern und Juden nicht zum hermeneutischen Schlüssel der Terminologie machen. Die durch ihn betroffenen Bewohner Samariens blieben dieselben, mit oder ohne Schisma: Darum und auch aufgrund des literarisch inexistenten Ausdrucks "proto-Samaritaner" bleiben wir bei der (alleinigen) Unterscheidung von "Samaritanern" und "Samariern". 84) Rothstein, aaO.; Gaster, Samaritans; Rowley, aaO.; Mowinckel, Studien II. u.a.m. brauchen ausschliesslich diesen Terminus und meinen damit stets die SRG.
46 Autoren, die ausschliesslich diesen Ausdruck ("Samaritaner") brauchen, ist selbstverständlich, dass alle Bewohner der Landschaft Samarien Samaritaner sind 85 • Andere Forscher und Interpreten unterscheiden zwischen den Anhängern des Garizim-Kultes, die sie "Samaritaner" oder "Sichemiter" nennen, und den Einwohnern der Stadt Samaria 86 • Jene Wissenschaftler, die der Meinung sind,
(längst) nicht alle Bewohner Samariens hätten zur
SRG gehört 87 , müssen (bzw. müssten) terminologisch differenzieren (zB. "Samaritaner" oder "Sichemiter" - "Samarier"). - Zu XouaatoL Zwei Bemerkungen zum Terminus °Chuthäer" sind erwähnenswert, weil sie religionsgeschichtlich interessant sind: Die samaritanische Version der Namenserklärung "Chuthäer" befindet sich in Chronik VI. 88 und erzählt folgendes: Weil der jüdische Hohepriester Sirnon (der Gerechte 89 ) zu den Samaritanern grausam gewesen sei, emigrierten viele von ihnen. Einige hätten sich im Flusstal "Chutha" niedergelassen. Vielleicht seien sie später zurückgekehrt und deshalb hätten ihnen die Juden den Namen "Chuthäer" gegeben 90 Mowinckel 91 lenkt die Aufmerksamkeit auf den Ursprungsort des Namens "Chuthäer": Chutha sei die Hauptkultstätte des Gottes Nerga1 92 , des Gottes der Unterwelt, des Totenreiches, gewesen. In der Volksphantasie und der mythischen Dichtung sei die Unterwelt "mit allen Grauen und Qualen einer richtigen Hölle ausge-
85) Vgl. Gaster, aaO.; Jeremias, aaO.;
Purvi~,
SP.
86) Vgl. Smith, Parties 188; Coggins, Samaritans 9. 87) V.a. Montgomery, aaO. 77; Haefeli, Samaria 10; Alt, Rolle 322; Kippenberg 34 u.a.m. 88) Text: Vilmar, Abulfathi Annales Samaritani 59. 89) Chronik VII. lässt diesen Sirnon als den Makkabäer erscheinen; vgl. Gaster, aaO. 35f Anm. 2. 90) Nacherzählung aus Gaster, aaO. 34. Diese samaritanische Aetiologie (vgl. dazu Ant 9,288) des Namens Chuthäer ist - unabhängig davon, ob es sich um Sirnon den Gerechten oder um den Makkabäer Sirnon handelt - deshalb interessant, weil sie die Namensgebung ("Chuthäer" für die Garizim-Gemeinschaft) nicht vor dem 2. Jh.v. aufkommen lässt. 91) aao. 119f. 92) Vgl. 2Kön 17,30.
47 stattet worden". Dadurch sei "Chutha" ein Name der Unterwelt, der Stätte der bösen und unreinen Dämonen, und Nergal ein "Höllenkönig" geworden 93 • Diesen Sinn hätten die nachexilischen Juden noch gekannt, während er Josephus nicht mehr bewusst gewesen sei.
93) Mowinckel verweist in diesem Zusammenhang auf Joh 8,48, wo "Samar." mit "Dämon" gekoppelt wird. -Weist vielleicht auch die Aussage in 3Sib 63 ("Von den Sebastenern wird nachher Beliar kommen •.. ") auf diese Bedeutung hin? (Text: Kautzsch, Apokryphen II. 186).
III,
ANALYSE DER TEXTSTELLEN
Josephus braucht für die Sarnar. verschiedene Bezeichnungen. Hier werden sie zum Zweck der Orientierung und eines ersten optischen Eindruckes über ihr Vorkommen aufgezählt. NAMENSVERZEICHNIS
1.
Ea~apEUG
(Sing.):
Ea~apELG
(Flur.): Ant (9,61.125.126)
94
; 10,184; 11,114.117.
303.341; 12,156.262; 13,74.75.275.276.277; 17,20.342; 18,85. 88.167; 20,119.121.122.125.127.129.130.132.134.135; Bell 1,65; 2,111.232.233.237.239.242.243.245; 3,307.312.
(Inner-
halb der unterstrichenen Stellen steht der Name 2mal.)
2.
Ea~ape(•nG
(Sing.): Ant 17,69; Bell 1,592.
Ea~apet•a~
(Flur.): Ant 9,290; 11,61.84.88.97.116.118.174.
340; 12,10.257; 18,30.89; 20,118.136; Bell 3,315. 3. E~x~~t•a~: Ant (1,337.340; [4,305J 95 ; 5,235.240.241.243.247. 94 248.250.251.253; 6,140) ; 11,342.344.346; 12,10. o·~
4.
E\1
E~x(~o~G E~owv~o~:
Xouaato~:
Ant 11,344; 12,258. (260) 96 .262.
Ant 9,288.290; 10,184; 11,19.20.88.302 97 ; 13,255;
Bell 1,63. 5.
•wv
€v
rap~6e(v:
Ant 12,7.
49 Die Reihenfolge der in diesem Hauptteil unserer Untersuchung behandelten Texte bzw. Textstellen entspricht dem "Namensverzeichnis": Wir beginnen bei I:a]J.ape:'CG, dem am häufigsten vorkommenden Namen; weil Ant über die frühere Vergangenheit als Bell berichtet, werden zuerst die Texte aus dem erstgenannten Werk, dann jene aus Bell, analysiert. Wenn ein Paralleltext - auch mit einem anderen Namen bzw. einer anderen Namensform (für die Samar.) - vorhanden ist, wird dieser mitberücksichtigt. Ebenfalls miteinbezogen werden Stellen des Kontextes, auch wenn sie, wie ein Paralleltext, einen anderen Namen bzw. eine andere Namensform aufweisen. Unmittelbar nach der Untersuchung der I:a]J.ape:'C(;-Texte, innerhalb einer "Zwischenbilanz", stellen wir u.a. die Frage, ob für die Verwendung dieses griechischen Terminus' gewisse Kriterien sichtbar oder eruierbar seien. Hernach werden - der Reihenfolge des "Namensverzeichnisses" entsprechend - die anderen Textstellen untersucht. Die Berücksichtigung der Parallel- und Kontextstellen führt zu unvermeidlichen Ueberschneidungen, weil eine Darstellung desselben Inhaltes an zweierlei Orten sinnlos wäre. Daher kann es vorkommen, dass eine Textstelle, in der I:a]J.ape:'C•aL steht, nicht unter diesem Stichwort behandelt ist, weil sie bereits unter I:a]J.ape:'Ls analysiert wurde (da sie auch diese Bezeichnung enthält oder als Paralleltext herangezogen wurde). Am Ende eines jeden Kapitels erfolgt - wie auch nach dem erstgenannten I:a]J.ape:'Cs-Kapitel - eine "Zwischenbilanz"98, in der die bereits erwähnte Frage gestellt wird. Der Zielsetzung unserer Arbeit folgend (vgl. Einleitung 1) unterscheiden wir bewusst zwischen I:a]J.ape:'Cs und I:a]J.ape:'L•aL bzw.
94) Vgl. "Einleitung" 2 Anm. 6. 95) In dieser Stelle kann auch "Sichern" gelesen werden; vgl. Niese z.St. Anm. 22. 96) Hier steht nur "Sidonier". 97) Ant 11,330 (vgl. Schalit, Namenswörterbuch 127) hat xa~oa'LoL. Dass hier Xouöa'CoL stehen sollte, ist eine von gewissen Forschern geäusserte Vermutung. Näheres dazu vgl. zum Kapitel "Die Xouöa'LoL". 98) Die im "Namensverzeichnis" unter 5 genannte Bezeichnung wird in Kapitel 2 bei der Textstelle Ant 12,10 behandelt. Daher hört die Textuntersuchung mit der letzten Stelle (bzw. den beiden letzten Stellen = Paralleltextel des Kapitels "Chuthäer" und der "Zwischenbilanz 4" auf.
50
Ea~apEC•n~ 99
Wir sind uns im klaren, dass die Chronologie durch
dieses Vorgehen gestört wird. Doch erachten wir das Auseinanderhalten beider Namensformen in einer terminologischen Untersuchung wichtiger als eine kontinuierliche Chronologie: Die Frage nach allfälligen Kriterien für die Verwendung des einen oder andern Terminus' muss gestellt werden. Bei getrennter Behandlung der
Ea~apEt~-
und der
Ea~pEt•aL-Texte
ist sie leich-
ter zu beantworten. - Die beiden griechischen Namensformen kommen zusammen 62mal vor 100 Am Anfang jedes zu untersuchenden Textes werden folgende An-
gaben gemacht: - Hauptstelle/n. - In Klammer: Allfällige Kontextstelle/n. - Mit den vorhergehenden Stellen durch ein
verbunden: Even-
tuelle Parallelstelle/n. - Inhalt in Form eines kurzen Titels. - Ein
*
unterhalb der Stellen- und Titelangabe zeigt mit der je-
weiligen Stelle an, ob ein anderer Name in der Textstelle und ihrem Kontext auch noch vorkommt. Die Textanalyse selber besteht jeweils aus folgenden Arbeitsgängen: Zuerst wird der Text (inkl. notwendigem Kontext) resümiert oder, wenn es vom Inhalt her wichtig ist, vollständig wiedergegeben. Griechische Termini und Satzteile werden dann zitiert, wenn sie für unsere Fragestellung relevant sind. Im weiteren folgen, wenn nötig, klärende Hinweise chronologischer sowie inhaltlicher Art. Daran schliessen sich die Ausführungen zum Josephus-Text an, in die auch Thesen und Ansichten aus Sekundärliteratur einbezogen werden. Mögliche erste Resultate folgen am Schluss der jeweiligen Textanalyse.
99) Ueblicherweise werden diese Termini nicht auseinandergehalten; vgl. die Aufzählung in Schalit, aaO. 105. 100) Die erstgenannten drei Stellen (im "Namensverzeichnis" in Klammer) fallen für unsere Untersuchung weg; vgl. "Einleitung".2 Anm. 6. Darum sind sie in dieser Zahl nicht inbegriffen.
51
Dieser Terminus kommt - ausschliesslich in der Pluralform am
häu~igsten,
nämlich 44rnal, vor. Josephus verwendet-ihn zu-
dem in Ant 9 3rnal, wo er sich auf die vorassyrische Zeit bezieht
(vgl. Anrn. 100). Dies ist ein Hinweis dafür, dass diese
Bezeichnung im Werk des Historikers nicht ausschliesslich für die nach der assyrischen Eroberung des Nordreiches Israel dort angesiedelten fremden Menschengruppen gebraucht wird.
Ant 10,184: Die Chuthäer werden Sarnar. genannt *Ant 10,184:
"Xoufui:o~"
Anstelle (av•'au•wv) der (aus dem Nordreich) weggeführten Israeliten wurde das Volk der Chuthäer (td
•wv
XouaaCwv ~avoG)
dort angesiedelt. Dieses lebte früher im Innern Persiens und Mediens. Nun aber werden diese Menschen uev•o~
Ea~pELG
genannt (•6•E
E. EKAn8noav), weil sie nach dem Namen der Landschaft,
in der sie angesiedelt worden sind, angeredet werden
11,84: Samar. =Feinde der Stäm me Juda und Benjamin
5,63: Feinde der Stämme Juda und Benjamin (ot tx8pol)
3,3: von den Völkern der Länder (11'1 :!öiMil 'O'l)O)
•wv
YGLWV)
4,1: Feinde/Bedrücker Judas und Benjamins ('i:!ö)
(8A.lßOVTEQ")
5,69: Völker des Landes
(eavn
•nc
Yn~>
4,4: Volk des Landes (l"i~il-b'l))
(b
11,97: Samar. schreiben einen Brief an Darius
N N 0'1
(dnö Twv AaWV
( dnEX8a.VO]..LEVO L)
11,88: Chuthäer/Samar.
Esra (M:T I LXX)
A.aöc •nc
Yn~>
evt. 4,11-16: Die Schreiber eines Briefes an Artaxerxes werden in 4,7f mit folgenden Namen genannt: Mitredat, Tabeel; Befehlshaber Rechum, Schreiber Schimschai.
227 Das "Volk des Landes", das in Esra 4,4 und 3Esra 5,69 (im Plural) mit den vom König von Assur hergebrachten Leuten identifiziert wird (vgl. 4,2b bzw. 5,66), nennt Josephus nicht mit diesem zu seiner Zeit wohlbekannten Terminus 638 . Die konkordantischen Zitate unter den Stichwörtern ~ßVoG, AaOG und Yn, xoopa 639 zeigen, dass Josephus nie von einem EßVOG/AaÖG •nG YnG/xoopaG
eine den beiden Esra-Büchern analoge Ausdrucksweise fehlt also 640 • spricht~
Insgesamt erwecken die Erwähnungen der Samar. in diesen Textstellen von Ant den Eindruck eines akuten Antagonismus: 11,84. 88.97 nennen die Feinde beim Namen - ja schon 11,61 ergänzt bzw. konkretisiert. Ihre antijüdischen Interventionen (11,88f.97) haben in der hier von Josephus beschriebenen Zeit Erfolg gehabt: Verzögerung und Aufschub beim Wiederaufbau (11,88; vgl. 3Esra 5,70; Esra 4,24). Nebst der namentlichen Erwähnung der Rivalen fällt uE. auch auf, dass die Samar. eine gewisse Macht haben; ihre Beziehungen zu syrischen Völkerschaften bzw. Persönlichkeiten (11,88f) verraten dies. Ist vielleicht das Thema "Samar.
Jerusalemer-Tempel" zur Zeit
des Josephus hoch aktuell gewesen? Aufgrund von Lk 9,52f (vgl. zu Ant 9,290 Exkurs F), Ant 11,87 und Ant 18,30 (letzteren Text vgl. unten z.St.) kann diese Frage uE. mit Wahrscheinlichkeit bejaht werden. Möglicherweise spielt für gewisse Samar. auch der durch Herodes d.Gr. gebaute Tempel in Sebaste im 1. Jh.n. eine Rolle: Er könnte einigen von ihnen - aus Opposition zu
638) Vgl. dazu Würthwein, Am ha-arez, und die neuere Studie von Oppenheimer, cArn Ha-Aretz. Goodrnan, Rezens. Oppenheimer, 248, schreibt, Oppenheimer betrachte den Am Ha-Aretz als "a separate straturn of society even though the term is only used in fact to refer to non-observance of religious precepts". Im Hinblick auf die eventuelle Identität des Am Ha-Aretz mit den Samar. zieht Oppenheimer einzig den Traktat "Chuthim" herbei (229-238). Er kommt dann zum Schluss: " •.• there is, of course, no valid reason whatsoever for identifying the carnrnei ha-aretz with the Samaritans" (238). 639) Vgl. Rengstorf, Concordance II. 15-18; III. 13-15; I. 357361; IV. 377-382. 640) Für das Landvolk (Juden) braucht Josephus Wendungen wie b ~~ •nG xoopaG AadG (Bell 2,10.170); ~a•d •nv xoopav nAnßoG (Bell 1,153; 4,129); näG b AaÖG t~ •wv ~w~wv (Ant 11,109); •nG xoopaG 5XAOG (Ant 16,62).
•o
228 Jerusalem - zur neuen Kultstätte geworden sein (was den Juden wohl missfiel). Ob der Antagonismus der persischen Zeit stärker durch politische denn durch religiöse Ursachen aufgekommen ist 641 , lässt sich uE. so nicht belegen. Wir sind der Ansicht, dass religiöse Gründe eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt haben dürften. Trotz der eigentlichen Thematik dieser Texte - dem Wiederaufbau Jerusalems und vor allem des Tempels - macht Josephus nirgends auch nur die geringste Bemerkung, diese Samar. (die dieselben Rechte im Heiligtum wie alle Nichtjuden erhalten haben) hätten daraufhin oder in späterer Zeit versucht, eine eigene religiöse Gemeinschaft zu konstituieren oder einen eigenen Tempel zu gründen. (Angesichts des vorgreifenden Abschnittes in Ant 9,291 [vgl. zu Ant 9,290] wäre auch hier eine Vorwegnahme aus Josephus' Feder nichts Aussergewöhnliches gewesen.) Die Samar. erscheinen im Gegenteil in persischer Zeit bzw. in diesen Texten als durch und durch Jerusalem-orientiert bzw. -interessiert. Eine rhetorische Frage lautet darum: Was wäre geschehen, wenn die Juden die Samar. damals hätten mitbauen lassen und sie im Kult ihnen (den Juden) gleichgestellt hätten? Vielleicht wäre die eine und andere Disharmonie später nicht vorgekommen. "Garizim" wäre aber wohl trotzdem möglich gewesen 642 • -Weil den Texten jeglicher Garizim-Bezug fehlt und weil sie sich auf eine Zeit beziehen, zu der die SRG noch inexistent gewesen ist, übersetzen wir alle diese Stellen mit "Samarier". Wir halten jedoch zugleich fest, dass es sich bei diesen Samariern offenbar um JHWH-gläubige Leute gehandelt hat.
641) Das vertritt zB. Widengren, Schism 512, der in der Etablierung der eigenständigen Provinz Judäa einen wichtigen politischen Faktor sieht. 642) Vgl. auch die Gründung des Tempels in Leontopolis (Aegypten): Ant 13,63-73 =Bell 7,426-432. Hierzu verrät Bell 7,431, Onias (IV.) habe aus Streitsucht und Zorn gegen die Jerusalemer Juden gehandelt.
229 Ant 11,174: Gewalttätige Nachbarvölker der Juden Als die Ammoniter, Moabiter, Samar. 643 und alle in (Coele-) 644 Syrien hörten, dass der Mauerbau in Eile vorangetrieben werde, waren sie empört
(XaAEnw~
~~Epov)
und sannen fortwährend Hinter-
listiges gegen sie (sc. die Juden) aus; sie wollten ihre Pläne verhindern. Viele der Juden töteten sie
oaCwv
(nOAAOU~
•E
•wv
'Iou-
~nEx•ELvav);
auch planten sie, Nehemia zugrunde richten zu lassen (5La~8EtpaL), indem sie Fremdstämmige 645 anwarben
und bezahlten (~Lo8ou~EvoC •Lva~
•wv
~AAO~uAwv),
um ihn zu tö-
ten. Dieser Abschnitt entspricht in etwa Neh 4,1 (MT)
=
4,7 bzw.
2Esra 14,1 (LXX). Die erste Auffälligkeit im Ant-Text betrifft die genannten Personen und Völkerschaften: Ant: s. im Text. MT : Sanballat, Tobija, Araber, Ammoniter und Aschdoditer. LXX: Sanballat, Tobija, Araber, Ammaniter. Der einzig gemeinsame Name in allen drei Texten ist "Ammoniter/ Ammaniter". Diese wie auch die Moabiter stehen inAntinsofern beziehungslos da, als sie beide - in Ant 11 bzw. zur Beschreibung der Perserzeit - sonst nicht vorkommen. Personen in (Coele-) Syrien hingegen spielen im 11. Buch der Ant eine Rolle: Mehrere Male wird von (einem) Eparchen von (Coele-)Syrien und Phönizien (und Samarien) gesprochen (vgl. zB. 11,89.101.138.167; die letztgenannte Stelle hat vielleicht das Stichwort "Samar." in 11,174 geliefert). Da sich Josephus' Aufzählung jedoch von den beiden biblischen Texten beträchtlich unterscheidet, liegt die Vermutung nahe, dass er hierfür eine andere Vorlage als einen der biblischen Texte gehabt hat. Auch die Fortsetzung in Josephus' Text stützt eine solche Vermutung: Er schreibt, dass viele Juden getötet worden seien, während Neh 4,5 (MT) = 4,11 (LXX) von einer Drohung der Bedrücker der Juden spricht. Bei Josephus bzw. in seiner Quelle scheint die Situation also zugespitzter
643) Die Samar. fehlen in PF; vgl. Niese z.St. Anm. 5. 644) PF lassen "Coele" aus; vgl. Niese ebd. 645) lacuna, mit P korrigiert; vgl. Niese z.St. Anm. 9.
230 beschrieben worden zu sein. Die Absicht, Nehernia umzubringen, ist Neh 6,10 auch bekannt; neu in Ant ist die Angabe von Drittpersonen, die den Mord gegen Bezahlung ausführen sollten. Die lacuna ist jedoch nicht mit Sicherheit mit dem Wort "Fremdstämmige" auszufüllen; daher soll dieser Interpretation kein besonderes Gewicht beigemessen werden. Sie ist uE. sogar widersprüchlich bzw. sinnlos: Die eben genannten Völkerschaften sind - in jüdischer Sicht -
ja Fremdstämmige, sodass sie nicht noch Frem-
de aus anderen (hier unerwähnten) Völkern hätten beiziehen müssen. Wer diese Bestochenen oder "offiziell" dafür angeworbenen und bezahlten Täter auch hätten sein sollen - hinter ihnen standen die Auftraggeber, die vier Nachbarvölker (vgl. Ant ll,l70f), u.a. auch die Samar. Alle scheinen gleichermassen "Feind" der Juden gewesen zu sein, sodass die Frage nach einem Hauptverantwortlichen aus dieser Stelle und dem unmittelbaren Kontext nicht zu beantworten ist. Die nächstgenannten über die Juden "Empörten" sind die Völkerschaften, die in Syrien wohnen (vgl. 11,180). Sie werden aber nicht mit dem Plan gegen Nehemia verknüpft. Was hier - wie schon in Aht 11,61.88f - gleich bleibt, ist die Erwähnung der Samar. zusammen mit anderen (heidnischen) Völkerschaften. Da sich der Inhalt noch immer um den Wiederaufbau Jerusalems dreht (vgl. zu Ant 11,6lusw.) und die Samar. in dieser Textstelle zu den anderen Feinden der Juden gezählt werden, übersetzen wir auch hier mit "Samarier".
Ant 12,10 (12,7.9): Streit zwischen Juden und Samar. in Aegypten *Ant 12,10: "ELXL]..LL"t"aL" *Ant 12, 7: "-riiiv f:v
rapL~ELV"
Nicht wenige Juden kamen freiwillig nach Aegypten, weil sie von der Vorzüglichkeit seiner Orte verlockt und von Ptolemäus' Grossrnut dazu ermuntert wurden (12,9). Ihre Nachkommen
(txy6voL~)
la-
gen jedoch mit den Samar. im Streit, weil sie (sc. die Nachkommen der Juden) sich vorgenommen hatten, die überlieferten väter-
231 liehen Bräuche der Lebensführung zu bewahren (Tnv naTpLOV aywynv TWV €8wv 646 anoow~ELV npoaLpOU~EVOLG €yCyvovTo 647 . So bekämpften sie sich gegenseitig (nPOG aAAnAOUG
enoAe~ouv).
Jene der Jerusa-
lemer sagten, dass ihr Heiligtum (tepov) heilig sei und dass die Opfer dorthin gesandt werden müssten; jene der Sichemiter 648 hingegen wollten, dass sie zum Garizim-Berg befohlen würden (Twv
öe
ELXL~L•wv
ECG •d rapL~E~v opoG XEAEu6v•wv)
(12,10).
Im 12. Buch der Ant spielt der Inhalt des Aristeas-Briefes 649 eine bedeutende Rolle 650 . Bei der Analyse von Ant 12,10 kann ein Seitenblick in diese Schrift gelegentlich hilfreich sein. Der Streit zwischen Samar. und Juden ist nicht unter den von Ptolemäus (I. Soter; 323 - 305v. Satrap, anschliessend König bis 283v.) 651 nach Aegypten Deportierten (vgl. 12,7) ausgebrochen, sondern unter den Nachkommen der freiwillig nach Aegypten Umgesiedelten652. Um die Identität der Streitparteien bzw. der Samar. feststellen zu können, müssen wir etwas ausholen: Ant 12,7 berichtet, Ptolemäus habe viele Gefangene nach Aegypten gebracht
646) Die meisten Codices schreiben E8vwv. Mit Niese ist dieses Wort zu emendieren, denn eine väterliche Lebensweise "der Völker" ergibt keinen Sinn. 647) Die Varianten der Schreibweise der beiden Verben (vgl. Niese z.St. Anm. 13) sind nicht sinnverändernd. 648) lacuna; FV haben Ea~apELTWv; vgl. Niese z.St. Anm. 16. ("Sichemiter" ist wohl eine Analogie zu "Jerusalemer".) 649) Zu ihm vgl. Dalbert, Theologie 92-140; Hengel, JH 111.126 und Meisner, Aristeasbrief 35-87. 650) van Unnik, Flavius Josephus 31, schreibt, Josephus habe den Inhalt desselben fast vollständig integriert. Marcus (Loeb) zu Ant 12,11 Anm. b reduziert die Verarbeitung des Aristeasbriefes durch Josephus auf einen Drittel des Originals. Zu Ant 12 und dem Aristeasbrief im allgemeinen vgl. Stählin, Josephus und der Aristeasbrief 323-331. 651) Dass Josephus von Ptolemäus I. Soter spricht, belegt Ant 12,3. Zu dessen Regierungszeit vgl. Marcus (Loeb) zu Ant 12,11 Anm. d. 652) Schon lange vor diesen beiden "Auswanderungen" gab es Juden in Aegypten. Dies bezeugen die sogenannten ElephantinePapyri; zu ihnen vgl. Exkurs A zu Ant 11,114.117. Zu den von Ptolemäus I. nach Aegypten gebrachten Juden vgl. Kasher, Units 57-67. Zu den freiwillig nach Aegypten gekommenen Juden vgl. Tcherikover (Hrsg.), CPJ I. 33.
232 und dort angesiedelt. Die Herkunft dieser Gefangenen wird wie folgt angegeben: - vorn Bergland Judäa und von den Orten um Jerusalern - und von Samarien
(Ea~apECcLOOG)
und jenen vorn Garizirn (xat
cwv EV rapL6ECv). Diese Aufzählung enthält einen gewissen Parallelismus (Judäa Sarnarien; Jerusalern- Garizirn); deshalb könnte angenommen werden, die Leute aus Samarien und jene vorn Garizirn gehörten - etwa analog zu denen aus Judäa und den Orten um Jerusalern - zur gleichen religiösen Gruppe. Dem muss uE. aber nicht so sein. Die in 12,7 verwendeten Termini sagen vorerst überhaupt nichts anderes aus, als dass sie die geographische Herkunft der Deportierten angeben. Nur bei
11
jenen vorn Garizirn" fällt ins Gewicht, dass diese
Bezeichnung in Josephus' Werk hier erstmals vorkommt und auch die einzige solche bleibt. Nur einige Abschnitte vor 12,7 - nämlich in Ant 11,340 - erwähnt Josephus "Apostaten des jüdischen Volkes", die in Sichem, "das neben dem Garizirn-Berg liegt", gewohnt haben (vgl. zu Ant 11,341). Nochmals einige Abschnitte vor dieser Stelle schreibt der Historiker, dass sich "viele Priester und Israeliten"
(11,312) zu Manasse abgesetzt und neue
Wohnsitze erhalten haben (vgl. zu Ant 11,303). Aufgrund dieser relativ schnell aufeinanderfolgenden Angaben - Priester und Israeliten (in der Nähe des Garizirn), jüdische Apostaten (in Sichern), "jene vorn Garizirn"- darf wohl angenommen werden, dass sich die Formel "jene vorn Garizirn" ausschliesslich auf die Gruppe von Leuten bezieht, die erst seit einigen Dezennien in der Nähe des Garizirn gelebt hat und die wir "Samaritaner" nennen. Die anderen in 12,7 erwähnten "von Sarnarien" stammenden Leute müssen darum nicht auch Samaritaner sein; es könnte sich bei ihnen um Menschen handeln, die bzw. deren Vorfahren schon lange in Samarien lebten und zum Garizim-Kult keinerlei Beziehung hat653 ten . Aus 12,7 ist die religiöse Zugehörigkeit der nach Aegyp-
653) Unter den Gefangenen von Samarien könnten sich zB. auch Mazedonier, die von Alexander d.Gr. oder Perdikkas in oder nahe der zerstörten Stadt Sarnaria angesiedelt worden sind (vgl. Exkurs B zu Ant 11,341) ,befunden haben: Josephus erwähnt anschliessend (Ant 12,8), dass die Juden aus Jerusalern und Umgebung in Alexandria die gleichen bürgerlichen Rechte wie die "Mazedonier".erhalten hätten. Auch bei denen
233 ten gebrachten Leute also nicht ohne weiteres ersichtlich. Wenn Josephus den Garizirn gewisserrnassen als Zentrum Samariens - wie (die Orte um) Jerusalern als Hauptbereich Judäas - darstellt, dann hängt das doch damit zusammen, dass Sichern damals - anstelle des zerstörten Samaria - Hauptstadt Samariens gewesen ist (vgl. zu Ant 11,341). Zum Vorkommen der Bezeichnung "jene vorn Garizirn" ist festzuhalten: 1. In 12,7 steht die Formel an chronologisch möglicher Stelle (die SRG existierte zur Zeit des Ptolernäus I.). 2. Die Bezeichnung ist ähnlich wie die Erwähnungen der SRG in Sir 50, 26; 2Makk 6,2: Die Leute werden nach dem Ort, wo sie wohnen, genannt654. Ptolernäus hat- Ant 12,7 folgend- sicher Samaritaner nach Aegypten deportiert 655 • Wer die Leute aus dem übrigen Samarien gewesen sind, muss letztlich offen bleiben. Sicher ist hingegen, dass Juden damals nach Aegypten gekommen sind (vgl. Ant 12,9: andere/weitere Juden seien freiwillig gekommen) 656 . In der subtilen Spezifizierung, die 12,9f bezüglich der Juden in Aegypten enthalten (Nachkommen der freiwillig Ausgezogenen), darf vielleicht ein sozialgeschichtlich interessantes Phänomen gesehen werden: Bei den Zwangsdeportierten hat es offenbar keine oder keine nennenswerten Auseinandersetzungen zwischen Juden und Samar. gegeben. Der Grund ist möglicherweise darin zu suchen, dass
vorn Bergland Judäa könnten Nichtjuden mitgerneint sein; solche gab es in Judäa jedenfalls bis zur Makkabäerzeit; vgl. 2Makk 14,14. 654) Vgl. Kippenberg 33 Anrn. 1. 655) Kippenberg 15lf schreibt, P.R. Abel vermute, dass die von Ptolernäus I. Soter weggeführten Samaritaner in Gasa zurückgelassen worden seien. Doch das älteste Zeugnis für eine samaritanische Kolonie in Gasa - so Kippenberg - finde sich erst bei Eusebius (und beziehe sich nicht auf diese Zeit). - Wir können die Vermutung von Abel (aufgrund des Fehlens eines literarischen oder archäologischen Beleges) auch nicht teilen. 656) Ap 1,186 bezieht sich auf Hekataios von Abdera: dieser berichte, Ptolernäus sei nach der Schlacht von Gasa Herr von Syrien geworden; viele Leute, die in Aegypten zu leben wünschten, hätten sich ihm dann angeschlossen. Dieser "Auszug" soll nach dem zweiten syrischen Feldzug des Ptolernäus I. stattgefunden haben; vgl. Meisner, aaO. 47 Anrn. 14a und Marcus (Loeb) z.St. (12,10) Anrn. b.
234 alle zuerst den Status von Gefangenen (vgl. 12,7) gehabt haben 657 , also Schicksalsgenossen gewesen sind. Erst als alle 658 aus der ägyptischen Sklaverei befreit worden (so Arist. 22-25) und weitere traditionsverbundene Juden (vgl. "väterliche Bräuche"; 12,10) freiwillig nach Aegypten umgezogen sind, ist es zwischen den Nachkommen der letzteren und Samar. zu Disputen bezüglich 659 der beiden Heiligtümer gekommen Kippenberg vermutet, dass die Angaben in 12,10 den "Anlass und Hintergrund" der in Ant 13,74-79 (vgl. zu Ant 13,74.75) geschilderten Auseinandersetzung enthalten könnten 660 . Wirschliessen uns Kippenberg an, weil Josephus in 12,10 ausdrücklich von "Nachkommen" spricht. Diese Nachkommen sind chronologisch nicht präzise zu datieren. Josephus dürfte hier -wie auch in Ant 9,291 vorgegriffen haben 661 : Die eigentliche Schilderung dieses Streites folgt erst im 13. Buch der Ant (13,.74-79) und wird in die
657) Arist. l3f schildern ihre Gefangenschaft recht anschaulich: Die guten Männer seien bewaffnet und in Wehrdörfern angesiedelt worden. Die Aelteren, Jüngeren und die Frauen seien Sklaven geworden; vgl. dazu Kasher, aaO. 61. 658) Von Samar. spricht Arist. nicht. Die Verschleppten werden ausschliesslich Juden genannt und stammen nur aus Judäa; vgl. 4.12.15.22f u.ö. Kautzsch, aaO. II. 1 deutet Arist. als Schrift zur Verherrlichung des jüdischen Volkes und Gesetzes; auch Hegermann, Schrifttum 166, spricht von einem missionarisch-apologetischen Anliegen von Arist. Hierin könnte eventuell der Grund liegen, dass in Arist. nicht von Samar. die Rede ist. 659) Purvis, SP 110, vermutet, dass die Fremdschaftsgefühle zwischen Juden und Samar. in der Diaspora stärker zum Vorschein gekommen seien als in Judäa und Samarien. 660) 66. Coggins, Samaritans 97, nennt beide Texte "extremely similar, and may be duplicate versions of the same set of events". 661) Ant 12,10b nennt den Grund des Streites: Es geht - wie auch Ant 13,74 angibt- um die Heiligtümer in Jerusalem und auf dem Garizim. Darum scheint uns die (blasse) Erwähnung des (späteren) Streites zwischen Juden und Samar. hier - nach dem Bericht der Wegführung von Gefangenen aus Judäa und Samarien durch Ptolemäus I. - nicht einfach deplaziert zu sein: Zur Zeit von Ptolemäus I. ist, nebst dem Jerusalemer-, auch der Garizim-Tempel als Heiligturn vorhanden gewesen; Verehrer von beiden sind nach Aegypten geführt worden (vgl. 12,7). Bei der Schilderung dieser Situation liegt es uE. auf der Hand, einen Bezug auf eine Tempelstreitigkeit herzustellen.
235 Zeit von Ptolemäus VI. Philernetor datiert. Noch ein zweites Indiz weist uE. auf die Epoche hin, in der der jüdisch-samar. Streit stattgefunden hat: die "väterlichen Bräuche" 662 • Wäre der in 12, 10 genannte Disput zur Zeit von Ptolemäus I. Soter ausgebrochen, dann wäre der Grund der Auseinandersetzung - das Bewahrenwollen der väterlichen Bräuche (Plural!) seitens der Juden- eher unverständlich. Denn zu jener Zeit hätten die Juden wohl kaum Anlass gehabt, sich wegen der "väterlichen Bräuche" von Samaritanern abzusetzen; die SRG ist damals noch kaum ein halbes Jahrhundert alt gewesen und - da liegt der springende Punkt - ihre "Väter" sind ja Juden gewesen: Manasse und "viele Priester und Israeliten"
(Ant 11,312) sowie "viele andere Stammesgenossen" (Ant 11,322) von Manasse haben sich der SRG angeschlossen 663
Falls 12,10 als von 13,74-79 unabhängig gedeutet werden sollte, müssten die Samar. der ersteren Stelle als nichtjüdische Bewohner Samariens verstanden werden, die sich dem Garizim-Kult bzw. der SRG angeschlossen hätten. Wenn sich 12,10 jedoch auf die spätere Zeit bezieht (etwa rund 130 Jahre nach Ptolemäus I. Soter; vgl. zu Ant 13,74.75 Anm. 241), ergibt sich ein differenzierteres Bild der Situation der Juden und Samar. in Aegypten: Die "väterlichen Bräuche" sind damals möglicherweise ein wichtiges Thema gewesen. Wie uns vor allem die Makkabäerbücher wissen lassen, haben sich im 2. Jh.v. verschiedene Juden von althergebrachten Bräuchen dispensiert (vgl. zB. lMakk 1,11.13-15; 9,23; 11,21; 2Makk 14,3.38); der Priester Mattathias hat seine Söhne ermuntert, die (landesüblichen) Bräuche zu bewahren (vgl. lMakk 2,49f = Ant 12,280). Aufgrund dieser Stellen könnte aus 12,10 gelesen werden, das damalige ägyptische Diaspora-Judentum habe trotz - oder wegen - offensichtlicher Gefahren mit Zähigkeit an den väterlichen Sitten festhalten wollen. Sein Argument, die väterlichen Bräuche bewahren zu wollen (12,10), würde also darum hier stehen, weil es die Zeit zwischen 180 - 145v. betrifft.
662) Tcherikover, Jews 38.96f, schreibt, die Aegypter hätten allen Juden, militärischen Einheiten und "privaten" Siedlern erlaubt, ihre Traditionen aufrechtzuerhalten. 663) Kippenberg 57.60.85.92 hebt die jüdische Herkunft der SRG besonders hervor.
236 Somit enthielte 12,10 in bezug auf den Streit zwischen Juden und Samar. einen Hinweis auf die Situation unter Ptolemäus VI. Philometor. Im Plural "väterliche Bräuche" 664 darf wahrscheinlich ein Hinweis gesehen werden, dass es sich noch um mehr als um den usus der Ablieferung der "Opfergabe" gehandelt hat. Selbstverständlich hat auch das Senden von Opfergaben zu den "väterlichen Bräuchen" gehört 665 . Weil wir - wie Kippenberg - also annehmen, 12,10 beziehe sich auf 13,74-79, verweisen wir hier auf die Ausführungen zur letzteren Texteinheit und auf den Exkurs D (vgl. zu Ant 13,275-277), der sich mit dem Ergehen der SRG während der makkabäischen Zeit befasst. 12,10 enthält - auch wenn Ant 13,74-79 nicht mitgelesen werden - Kriterien, die uns eine Identifizierung der darin genannten Samar. erlauben: Die Sichemiter wollen, dass die Opfer zum Garizim gesandt werden. Aus dieser Angabe dürfen bzw. müssen die Samar. als "Samaritaner" interpretiert werden.
664) Josephus spricht insgesamt 34mal von "väterlichen Bräuchen" (rra•pLOV EßO~) :, eine andere Formel, rra•pLO~ v6~o~, braucht er über 50mal; vgl. Rengstorf, Concordance III. (Stichwort rra•PLO~) 358-360. (Josephus hat auch vorgehabt, eine eigene Abhandlung über "väterliche Bräuche" zu verfassen; vgl. Ant 4,198; 20,268. Dazu vgl. Altshuler, Treatise 226-232.) Aus der Konkordanz geht hervor, dass Josephus mit "väterlichen Bräuchen/Gesetzen/Weisungen" alles Mögliche meinen kann (zB. jüdische Gebote: Bilderverbot Bell 2,195; Sabbat Bell 4,102; Ant 14,258; gegen fremde Götter Ant 5,101; Beschneidung Ant 13,397; 20,75; Volksbräuche/Gepflogenheiten: auch jüdische Räuber dürfen nach Jerusalem Bell 4,136; Militärdienst, wenn Bräuche eingehalten werden können Ant 11, 339; 14,223; Einbrecher nicht als Sklaven verkaufen und des Landes verweisen Ant 16,1 usw.). 665) Vgl. die ausser in 12,10 einzige ähnliche Erwähnung in Ant 16,171: Die Juden sollten nicht gehindert werden, Geldsummen beliebiger Höhe zu sammeln und ihrem väterlichen Brauch entsprechend nach Jerusalem zu senden.
237 Ant 18,30 (18,29): Sarnar. streuen an Pesach menschliche Gebeine im Jerusalemer-Heili.~g~t~um~~a~u==s--------·-------------------------------
Zur Zeit als Judäa von Coponius verwaltet wurde, geschah folgendes: Am Fest der ungesäuerten Brote, das Pesach genannt wird, schlossen die Priester wie üblich nach Mitternacht (~x ~EcrnG vux•oG) 666 die Portale des Heiligtums auf (18,29). Nachdem diese offen waren, zerstreuten samar. Männer (aVÖPEG heimlich
(xpu~a)
~Aß6v•EG),
Ea~apEt•aL),
nach Jerusalem gekommen waren (EtG •
die
IEpoa6Au~a
menschliche Gebeine (avßpwnELWV 6a•wv) in den Säulen-
(~v •atG a•oatG) und im gesamten Heiligtum (xat ÖLa nav•dG •oü tEpov) 667 . Solche Sitten gab es früher nicht (~n np6•Epov
hallen
~nt •oLou•oLG vo~L6ov•EG);
jedoch war nun eine stärkere Bewa-
chung des Heiligtums nötig (aAAa öLa ~uAaxnG ~EC6ovoG ~yov •o tEp6v) 668 • Dieser Vorfall ist zur Zeit des Prokurators 669 Coponius (6 - 8/9 670 n.) geschehen . Aus 18,29f kann geschlossen werden, dass er sich in der ersten Pesachnacht abgespielt hat, denn das Oeffnen der Portale (vgl. mMid 1,3: fünf Tore des Tempelberges; mMid
666) Wir übersetzen wie Feldman "nach Mitternacht"; die Gründe vgl. bei Feldman (Loeb) z.St. Anm. b. 667) Die latein. Version von Hudson liest ÖLo xat (nav•aG) . "Heiligtum" bleibt jedoch. Vgl. Feldman (Loeb) z.St. Anm. 1. Nach dem Wort "Heiligtum" folgt eine lacuna; Feldman ebd. Anm. 2f schreibt darnach - Niese folgend - nPEav•o; vgl. auch Niese z.St. Anm. 16. 668) So wie der Satz in den Mss steht, bereitet er Schwierigkeiten. Niese schreibt z.St. Anm. 17, dass E eine lacuna aufweise; ca. 40 Buchstaben blieben noch übrig. - Lat schreibt: "et ex illo coepit in templo custodia maior sacerdotibus exerci". - Carcopino, rescrit 90, bemüht sich, den mangelhaften Text an Bell 2,117 anzugleichen. Darum erwähnt er in ihm die Römer und die Todesstrafe; vgl. dazu Feldman (Loeb) z.St. Anm. d. 669) Vgl. Bell 2,117, wo Coponius "~nC•ponoG" genannt wird. Zu diesem Terminus vgl. zu Ant 17,69 =Bell 1,592 Anm. 507 und zu Ant 11,6lusw. Anm. 607. - Coponius ist der erste Prokurator der römischen Provinz Judäa gewesen. 670) Irmscher, Sn.
ALa•ay~
181, datiert das Ereignis in das Jahr
238 1,4: sieben Tore des Tempelhofes) 671 geschah nachts: Nachdem die zum Schächten gekommenen Juden sich im Tempelhof in drei Gruppen eingeteilt hatten, sind die Türen desselben geschlossen worden. Nach dem Schächten der Tiere 672 sind die Juden weggegangen, um ihre Pesachopfer zu braten und in einem Hause zu essen (vgl. mPes 5,5-10 und [die GemaraJ ebd. 64b-65b sowie 86a-b). Die Zeremonie des Essens musste vor Mitternacht beendet sein (vgl. bPes 120b). mYom 1,8 berichtet, die Priester hätten (an allen drei Wallfahrtsfesten) nach der ersten Nachtwache mit dem Abheben der Asche vom Altar begonneni noch vor dem Hahnenschrei sei der Tempelhof jeweils voll von Israeliten gewesen. - Mit Hilfe dieser Angaben über den Verlauf der ersten Nacht des Pesach-Festes kann gefolgert werden, die Samar. seien nach dem Schächten und Essen der Pesachopfer ins Heiligtum gekommen: nachts bzw. (spätestens) am frühen Morgen, vor dem Hahnenschrei. Die Portale sind nach Mitternacht geöffnet worden, sodass die Samar., getarnt durch die Dunkelheit, wie die zum Heiligtum kommenden Juden eintreten konnten 673 • Wären sie vor dem Schächten gekommen, hätten sie sich (mit den zur Ausstreuung bestimmten menschlichen Gebeinen) kaum unauffällig verhalten können (vgl. den Ritus beim Schächten in mPes 5,5-10). - Josephus zufolge sind die samar. Täter schon "heimlich" nach Jerusalem gekommeni das ist wohl (auch) darum gut gegangen, weil die Juden mit den Vorbereitungen für Pesach beschäftigt (vgl. die Suche und Wegschaffung des Gesäuerten: mPes 1,1.4-5) oder gar bereits im Heiligtum am Schächten gewesen sind. Als die Samar. Jerusalem erreicht haben, ist
671) Zur "Einteilung" des Tempelareals vgl. Busink, Tempel 1062f, der sich zur Frage des Eindringens in den Tempelbezirk allerdings nicht äussert. Den auch Nichtjuden zugänglichen Aussenhof nennt Busink - im Anschluss an die Bezeichnung in Bell 5,193 ("das zweite "i.Epdv") -"das erste "LEpdv". 672) Dieses hat zwischen ca. 15.00 - 17.00 Uhr stattgefundeni vgl. Bell 6,423 (9.-11. Stunde). Bei diesem Opferritus durfte kein Fremder, der (gerade) beim Anbeten war, anwesend sein; vgl. Bell 6,426f. 673) Vgl. Bell 5,99f. Diese Stellen beziehen sich zwar auf ein Pesach-Fest während des jüdisch-römischen Krieges; sie berichten jedoch, wie eine Gruppe bewaffneter Männer unerkannt mit "dem Volk, das zum Anbeten hineinzugehen wünschte", in das Heiligtum gekommen war.
239 es in dieser Stadt voller jüdischer Festpilger wohl kaum sehr schwierig gewesen, unterzutauchen, um nach Mitternacht in den Tempelbezirk gelangen und das Vorhaben ausführen zu können. Vielleicht darf in der makaber-respektlosen Handlung dieser Samar. ein Akt des Spottes über den jüdischen Auferstehungsglauben gesehen werden. Diese Vermutung kann aus folgendem Grund gemacht werden: Am Sabbat, der innerhalb der Pesach-Festtage liegt, ist als Haftara wahrscheinlich Ez 37, die Vision von den verdorrten Totengebeinen, denen Gott neues Leben schenkt, gelesen worden 674 • Die Samar. bzw. die Täter hätten durchaus wissen können, dass dieser Prophetenabschnitt in der Pesach-Zeit gelesen würde bzw. dass Pesach mit dem Gedanken von neuem Leben - "Auferstehung" - etwas zu tun habe. Weil sie selber nicht an eine Auferstehung der Toten geglaubt haben 675 , wollten sie eventuell - durch das Ausstreuen menschlicher (!) Gebeine (die sie wohl als "Beweis" gegen die Auferstehung mitgebracht haben) - den jüdischen Auferstehungsglauben verspotten. Möglicherweise ist das das Ziel ihrer Aktion gewesen 676 , nicht oder nicht primär die Verunreinigung des Tempelbezirks am Pesach-Fest. Leider ist der Text von 18,30 genau dort verdorben, wo er
un~er
Umständen wichtige Angaben enthalten könnte: Josephus berichtet, die Knochen seien in den Säulenhallen zerstreut worden; mit dieser Lokalisierung könnte der erste Vorhof, der sogenannte Vorhof der Heiden, gemeint sein (vgl. Ant 15,417) 677 • Hierhin haben die Samar. - wie alle Menschen - normalerweise Zutritt gehabt (vgl. Ap 2,103; Ant 12,145; 15,417 und vgl. zu Ant 11,6lusw. Anm.621.
674) Vgl. Riesenfeld, Resurrection 36f und ebd. Anm. 3. 675)
"Auferstehung" ist zwischen Juden und Samar. ein Kontro.,versthema gewesen; vgl. Billerbeck, aaO. I. 55lf. Der Traktat "Chuthim" II.,lO (Gulkowitsch) zählt den Auferstehungsglauben zu den Bedingungen der Aufnahme der Chuthäer in die jüdische Gemeinschaft.
676) Ant 18,29f enthalten keine Begründung dieser samar. Aktion Man könnte gerade deshalb vermuten, religiöse Gründe hätten eine Rolle gespielt, denn Josephus schweigt sich gelegentlich über religiöse Begründungen aus (vgl. zu Ant 11,6lusw.). 677) Auch dieser Teil des Tempelareals ist als "heilig" betrachtet worden; vgl. dazu McKelvey, Temple 64 und Busink, aaO. 1062.
240 622.623). Problematisch ist die nächstfolgende Angabe, die das Heiligtum betrifft: Sind die Gebeine im gesamten Heiligtum zerstreut worden, dh. auch im (zweiten) sogenannten Vorhof der Israeliten? Dieser ist Fremden unzugänglich gewesen (vgl. wiederum Ant 15,417; Bell 5,194 und vgl. zu Ant 11,6lusw. Anm. 623). - Man mag die Textlücken und -unsicherheiten in Ant 18,30 aus guten Gründen bedauern, denn sie sind kaum mit Sicherheit auszufüllen bzw. auszumerzen 678 • Aus dem Duktus des (zwar kurzen) Berichtes scheint es uns jedoch sehr wahrscheinlich zu sein, dass die Frage, bis wohin die Samar. bei dieser nächtlichen Aktion legal gelangen konnten, aus 18,30 auch dann nicht beantwor~ tet werden könnte, wenn der Text vollständig und klar wäre. Der Grund liegt in der Schilderung eines anormalen Inhaltes: Weil hier etwas Illegales, eine abnorme Verhaltensweise, berichtet wird, können diese Angaben uE. nicht zur Beantwortung der grundsätzlichen Rechtsfrage nach der Zulassung der Samar. zum Tempel in Jerusalem herangezogen werden (wie das verschiedene Interpreten von Josephus' Text tun). M.a.w.: Die Unebenheiten in diesem Ant-Text sind für die Beantwortung dieser Frage belanglos; das heisst: Selbst wenn 18,30 örtlich genaueAngaben ("erstes-", "zweites Heiligtum" o.ä.) machen bzw. zulassen würde, wäre aus ihnen noch keineswegs garantiert, dass die Samar. (bis) dorthin legal gelangen konnten. Man sollte sich die Situation des in 18,30 Geschilderten konkret vorstellen: Die Masse der jüdischen Festteilnehmer ist so gross gewesen679 , dass die einzelnen wohl kaum kontrolliert werden konnten 680 • Darum haben wohl diese
678) Vgl. Irmscher, aaO. 182. 679) Bell 2,280 spricht von einem Pesach-Fest, an dem "nicht weniger als 3 Millionen" anwesend gewesen seien; Bell 6,425 nennt eine Zahl von ungefähr 2,7 Millionen Menschen. Die Juden sind aus dem ganzen Land und aus dem Ausland gekommen; vgl. Bell 6,421; Ant 17,213. Verschiedene Forscher bezeichnen die eben genannten Zahlen von Josephus als stark übertrieben; vgl. zB. Byatt, Josephus 51-60: Er rechnet mit einer Teilnehmerzahl von über 1 Million Juden (an einem Wallfahrtsfest) • 680) Die Römer haben an Wallfahrtsfesten zwar spezielle Wachtposten aufgestellt; vgl. Bell 2,224. Irmscher, aaO. 182, schreibt, dass es sicher sei, "dass die römische Amtsgewalt diesen Ereignissen in Jerusalem grösste Aufmerksamkeit schenkte und ihre Massnahmen nicht auf sich warten liessen".
241 Samar. zusammen mit einer Menge Juden das Heiligtum betreten können, nachdem die Tore nach Mitternacht geöffnet worden sind. Es kann deshalb auch als möglich betrachtet werden, dass sie auch in den zweiten Vorhof, dessen Zutritt Fremden verboten gewesen ist, eintreten konnten. Aus diesen Gründen deuten wir den Satz bezüglich des Ausstreuens der Gebeine ("im gesamten Heiligtum") auf das Areal des ersten und zweiten Vorhofes (allerdings eben ohne daraus [automatisch] zu schliessen, die Samar. hätten zu letzterem legalen Zutritt gehabt). Die Tatsache, dass die Delinquenten Samar. genannt werden, weist darauf hin, dass sie (als solche) identifiziert werden konnten 681 • So weit wir sehen, ist diese Störung des Pesach-Festes stets den Samaritanern angelastet worden.
(Dies ist wegen der termino-
logischen Indifferenz bezüglich der SRG und den Samariern nicht erstaunlich.) Aus dieser Deutung sind jedoch verschiedene Konsequenzen gezogen worden; dieser Vorfall ist zB. als Auslöser einer tieferen Feindschaft zwischen Juden und Samaritanern interpretiert worden 682 • Montgomery und- ähnlich- Jeremias leiten aus ihm ab, dass die Samaritaner zur Zeit des Herodes d. Gr. zum Innenhof des Jerusalemer-Tempels wahrscheinlich Zutritt gehabt haben, dieses Recht jedoch ca. 12 Jahre nach seinem Tod (dh. Sn.; vgl. Anm. 670) verloren haben 683 . Haefeli folgert mit Verweis auf Joh 4,20 und Ant 11,87, die Samaritaner hätten weiterhin zum Jerusalemer-Heiligtum kommen dürfen. "Und es ist auch nicht anzunehmen, dass die Juden den Samaritanern dieses Recht, jüdische Proselyten zu werden, anlässlich dieses Vorfalles abgesprochen haben" 684 • -Aus diesen Folgerungen wird ersichtlich, dass verschiedene Forscher die Frage des Ausschlusses der Samar. bzw. Samaritaner vom Gottesdienst im JerusalemerHeiligtum mit dieser Textstelle verbinden. Weil Ant der einzige
681) Vgl. bPes 3b, wo von einem Nichtjuden, der nach Jerusalem gegangen ist und vom Pesachopfer gegessen hat, berichtet ~ird. Durch sein Benehmen habe er sich selber eine Falle gestellt; als die Untersuchung über seine Herkunft ergeben habe, dass er Nichtjude sei, sei er getötet worden. 682) Vgl. zB. Jeremias, Jerusalem 389; Gowan, Samaritans 168. 683) Vgl. Samaritans 84f; Jerusalem 389. 684) Geschichte 107.
242 Text ist, der vom Recht der Samar. (bzw. Samarier) spricht, Gott "wie alle Menschen" im Jerusalemer-Heiligtum anbeten zu dürfen (vgl. zu Ant 11,6lusw.), nehmen wir an, diese Formulierung spiegle die Situation des 1. Jh's n. wider: Das hiesse, die Samar. hätten in Jerusalem auch nach Sn. bzw. auch nach dem Pesach-Vorfall, den 18,29f schildern, anbeten dürfen. Aus rabbinischen Quellen geht ja hervor, dass sie (bzw. die Chuthäer) als Proselyten (vgl. die Termini v~~/nOK '~'l und n~'~K '~'l; vgl. zu Ant 9,290 Exkurs F Anm. 545.546) im Gespräch geblieben sind. Daher wäre ein Verbot, im Jerusalemer-Tempel zu beten, unverständlich685. Wegen der Textverderbtheit - eventuell aber auch aufgrund von Josephus' mangelnder Information - bleiben der Ausgang und die Folgen dieser nächtlichen Störaktion 686 unbekannt. Mit einer Bestrafung der offenbar identifizierten Täter darf sicher gerechnet werden. Coponius hat vom römischen Kaiser (Augustus) das Recht erhalten, Todesstrafen verhängen zu dürfen (vgl. Bell 2,117; zur Todesstrafe aufgrund eines anderen Pesach-Vorfalles vgl. Anm. 681) • Carcopino verbindet diesen Vorfall mit einer in Palästina gefundenen griechischen Inschrift, die aus den letzten Jahren des Augustus (gest. 14n.) oder aus etwas späterer Zeit stamme 687 Sie ist ein Edikt gegen das Verlegen vergrabener Körper (dh. Leichen) an einen anderen Ort: Auf Uebertretung steht die Todesstrafe. - Auch falls diese Anordnung erst nach dieser Pesach-Schändung - als eine solche darf der Vorfall von 18,29f .wohl interpretiert werden - getroffen worden wäre, würde sie doch zeigen, wie schwerwiegend ein solches Delikt in jüdischer Sicht empfunden worden ist.
685) Der Traktat "Chuthim" II.,lO (Gulkowitsch) nennt u.a. als Bedingung zur Eingliederung der Chuthäer in die jüdische Gemeinschaft: Diese müssten auf den Berg Garizim verzichten und Jerusalem anerkennen. Dies impliziert, dass der Weg ins Judentum grundsätzlich offen geblieben ist. 686) Für Jeremias' (Jerusalem 389) Deutung, dass sie ein Racheakt gewesen sei, dessen Ursache Josephus uns verschweige, finden wir keine Anhaltspunkte. 687) Publiziert hat sie Cumont, rescrit 241-266; vgl. auch Carcopino, aaO. 81 (Uebersetzung der Inschrift) und 88f.91.
243 Die Frage nach der Identität oder Samarier gewesen sind ver Ueberlegungen angegangen rungen tragen darum vollends
der Täter - ob es Männer der SRG kann nur mittels einiger assoziatiwerden. Die nachfolgenden Ausfühhypothetischen Charakter.-
Wüssten wir etwas Sicheres über den Festkalender der Samaritaner zu Beginn unserer Zeitrechnung 688 , könnten von hier aus vielleicht gewisse Schlüsse bezüglich der Täterschaft gezogen werden. Denn falls die Garizim-Gemeinschaft das Pesach-Fest damals zur gleichen Zeit wie die Juden gefeiert hätte, wäre der Verdacht auf eine samaritanische Tat in Zweifel zu ziehen: Der Samaritanische Pentateuch 689 weist nämlich dieselben Gebote für die Feier von Pesach auf wie sie auch die Juden haben (vgl. vor allem Ex 12,Sf: Ein Lamm soll von der ganzen Versammlung der Gemeinde der Israeliten geschächtet werden; Ex 12,16: Am ersten und siebten Tag soll eine heilige Festversammlung sein und keine Arbeit verrichtet werden). Es müsste darum gefragt werden, ob Mitglieder der SRG am ersten Abend auch ihres Pesach-Festes 690 eine solche Tat be-
688) Dies ist leider nicht der Fall. Gaster, Chain 486, meint, dass von allen die Samaritaner betreffenden Problemen "none is more difficult than that of their Calendar and of their system of chronology". -Die pauschale Berichterstattung in den samaritanischen Chroniken erlaubt uns nicht einmal dort Rückschlüsse auf ihren damaligen Festzyklus, wo noch gewisse chronologische Kriterien sichtbar sind, zB. in Chronik III.; vgl. Heidenheim, Chronik 348.364ff. Vorhandene Untersuchungen zum samaritanischen Kalender beziehen sich auf arabisch verfasste samaritanische Schriften, dh. auf die spätere und moderne Zeit (zB. Bowman, Importance 360-362; Powels, Kalender). Berichte und Untersuchungen über das samaritanische Pesach-Mahl sind nicht imstande, zuverlässige Aussagen über den damaligen Kalender zu machen (zB. Dalman, Passah 121-138; Cretien, paque 434-442; Jeremias, Passahfeier. Letzterer stellt fest, dass der jüdische und der samaritanische Kalender - heute - variieren; vgl. 78 Anm. 3. Ebenso Gaster, Samaritans 66; vgl. auch van Goudoever, Calendars 6.9.12). Die Bibliographie von Margain, Paque 58-63, enthält Literaturangaben zum samaritanischen Pesach im allgemeinen. 689) Ausgabe: von Gall, Der Hebräische Pentateuch der Samaritaner. 690) Es wird angenommen, dass die Samaritaner Pesach und das Fest der ungesäuerten Brote seit jeher auseinandergehalten haben; vgl. Kippenberg 212. (Ant 18,29 identifiziert beide [ursprünglich eigenständigen] Feste als ein und dasselbe Fest; vgl. dazu van Goudoever, aaO. 6f.l2f.) Wir haben jedoch keine Quellen, die die samaritanische Trennung
244 gehen konnten. Einen Hinweis, der uE. für die Gleichzeitigkeit des jüdischen und samar. Pesach-Festes spricht, finden wir in einer Aussage von R. Elieser ben Hyrkanus (um 90n.; Näheres zu ihm vgl. zu Ant 9,290 Exkurs F): Er verbietet, das Ungesäuerte von Chuthäern an Pesach zu essen, weil diese der Genauigkeit der Gebote nicht kundig seien (vgl. bQid 76aBar.; bHul 4aBar.; tosPes I,l5 [156.171; Hul 2,7) 691 • Daraus kann uE. die Wahrscheinlichkeit abgeleitet werden, dass die Chuthäer bzw. Samar. ihr Ungesäuertes im 1. Jh.n. zur gleichen Zeit wie die Juden hergestellt haben bzw. Pesach und das Fest der ungesäuerten Brote von Juden und Samar. zur selben Zeit gefeiert worden ist. Wenn der jüdische und der chuthäische Kalender im 1. Jh.n. jedoch übereingestimmt haben (sollten), wäre uE. anzunehmen, auch die Feste der SRG seien gleichzeitig wie die der Juden gefeiert worden. Vor der Annahme, die Täter seien Mitglieder der SRG gewesen, sind folgende - wohl schwer beantwortbare - Fragen zu stellen:
- Können diese Täter zu jenen Garizim-Leuten gehört haben, die sich auf die mosaischen Gesetze berufen (vgl. zu Ant 13,74.75) oder auf Mose (vgl. zu Ant 18,85.88) gestützt haben? Die "mosaischen Gesetze" über die Leichenunreinheit (vgl. Num 19,11. 13 und bes. 16: Wer mit Menschengebein oder mit einem Grab in Berührung kommt, ist für sieben Tage unrein) haben für die Samaritaner ebenso wie für die Juden Geltung gehabt. Haben Samaritaner Leichen ausgegraben, um deren Ueberreste im Jerusalerner-Heiligtum auszustreuen? Woher stammten die ausgestreuten menschlichen Gebeine?
beider Feste in frühsamaritanischer Zeit belegen. Erst der Mernar Marqa (vgl. "Einleitung" 5) stuft Pesach als "erstes Fest" ein (Mazzot = Fest der ungesäuerten Brote ist das "zweite Fest"; vgl. Kippenberg 212). Wenn der samaritanische und der jüdische Kalender damals nicht grundlegend voneinander abgewichen sind, darf uE. also angenommen werden, dass Pesach bei Juden und Samaritanern am gleichen Tag bzw. in der gleichen Nacht gefeiert worden ist. 691) Vgl. Jerernias, Jerusalern 392f. (Die gegenteilige Ansicht betr. der Erlaubnis zum Essen des Ungesäuerten findet sich in bGit lOa-b.)
245 Haben die Samaritaner (ähnlich bzw. gleich wie die Sadduzäer; vgl. Bell 2,165; Ant 18,16) die Auferstehung der Toten negiert692? Wenn angenommen würde, bei den Tätern habe es sich um Samarier gehandelt, stellten sich diese Fragen in einem anderen Licht: Bei Samariern könnte es sich um Menschen gehandelt haben, die sich den mosaischen Gesetzen nicht verpflichtet gefühlt hätten oder diese nur teilweise rezipiert hätten. Sowohl die Unreinheit aufgrund einer Berührung von Menschengebein wie auch der Glaube an die Auferstehung könnten bei Samariern keine oder keine bedeutende Rolle gespielt haben. - Mit Neigung zur Lesart "Samarier" lassen wir in Ant 18,30 das unbestimmte Wort "Samar." stehen. Vom Vorfall in Ant 18,30 berichten die samaritanischen Chroniken nichts; aber drei von ihnen- Chronik rv. 693 , Chronik vr. 694 und Chronik
vrr. 695
- erzählen einen ähnlich schikanösen Vor-
fall: Ein Jude sei auf dem Weg nach Jerusalem gewesen und habe bei zwei Samar. namens Ephraim und Manasse übernachtet. Er habe einen Beutel mit zwei Tauben, die als Opfergaben bestimmt gewesen seien, bei sich gehabt. Als der jüdische Gast geschlafen habe, hätten die Samar. die Tauben gegen zwei grosse Ratten ausgewechselt. Nichtsahnend habe der Jude den Beutel in Jerusalem übergeben. Nachdem die Bescherung offen dagelegen habe, seien die beiden Samaritaner von der jüdischen Gemeinschaft bestraft worden: Man habe ihnen harte Fronarbeit auferlegt und das Leben
692) Zu dieser schwierigen Frage vgl. die Ausführungen von Kippenberg, bes. 13lf.l41.289f. Aus den hier angeführten Beispielen geht hervor, dass über den Auferstehungsglauben der Samaritaner Widersprüchliches kursierte. Wichtig scheint uns zu sein, dass das über Dositheus bzw. die Dositheaner bezüglich des Auferstehungsglaubens Ueberlieferte nicht schlechthin auf die SRG übertragen werden muss. Kippenberg ist uE. zuzustimmen, wenn er schreibt, die Leugnung der Auferstehung durch Samaritaner lasse sich "aus dem samaritanischen Raume selbst .•• nicht belegen" (141), Das ebenda angeführte Beispiel (aus bSan 90b) spricht uE. für den Glauben der Samaritaner an die Auferstehung. 693) Text: Juynboll, Chronicon Kap. 47. 694) Text: Vilmar, aaO. Kap. 113. 695) Text: Adler-Seligsohn, aaO. Kap. 44ff.
246 schwer gemacht. Zudem habe man sie verpflichtet, im jüdischen Tempel zu dienen und in dessen Hof zu schlafen sowie Stacheln zu essen 696 • Aufgrund der sp~ten Entstehungszeit der samaritanischen Chroniken (vgl. "Einleitung" 5) und ihrer historisch 'Schwerwiegenden Mängel messen wir dieser Tiervertausch-Geschichte keine besondere Bedeutung zu. Sie ist jedenfalls nicht als Beleg dafür zu werten, dass die Täter des Pesach-Vorfalles Mitglieder der SRG gewesen seien. Die Parallelität beider Erzählungen (jener von Ant und dieser der samaritanischen Chroniken) besteht einzig darin, dass Samar. etwas tun, das im Jerusalemer-Heiligtum Unreinheit erzeugt bzw. Empörung auslösen muss.
Zwischenbilanz 2 2.1 Terminologische Ergebnisse Weil wir bereits im Ea~apEtc-Kapitel einige Texte behandelt haben, in denen die Namensform Ea~apEtTaL vorkommt (vgl. Ant 11, 116.118.340; 12,257; 18,89; 20,118.136; Bell 3,315), haben nun hier nicht mehr so viele Textstellen zur Analyse vorgelegen: Von den insgesamt 18 Ea~apELTaL-Textstellen sind noch deren 10 zu untersuchen gewesen. Wir haben deren Inhalte innerhalb sechs Texteinheiten analysiert. Allen 10 in diesem Ea~apEtTaL-Kapitel behandelten Texten ist eines gemeinsam: Nicht die meisten, sondern alle Codices weisen in diesen Texten die Namensform "Ea~apEtTaL" auf (P schreibt allerdings Ea~aptTaL; vgl. Ant 11,61.84.88). Von einem synonymen Gebrauch der Termini Ea~apELC und Ea~aPELTaL kann in diesen Textstellen daher nicht gesprochen werden.
696) Nacherzählende Version aus Chronik VII. 44ff.
247 Wir haben von diesen
Ea~apet•aL-Texten
nur einen einzigen mit
Gewissheit auf die Samaritaner beziehen können (Ant 12,10); die Identität der Samar., die in Ant 17,69 =Bell 1,592 und in Ant 18,30 genannt sind, bleibt ungewiss. Von den restlichen sechs Textstellen handeln deren fünf über Bewohner Samariens der Perserzeit (alle in Ant 11); nur Ant 9,290 bezieht sich auf die assyrische Zeit. Ausserhalb Josephus' Schriften sind die Textstellen im Neuen Testament die einzigen, die den griechischen Terminus Samar. aufweisen. Die zwar wenigen Erwähnungen zeichnen sich jedoch durch einen einheitlichen Gebrauch der Namensform Ea~apt•aL
Ea~apC•nG/
aus (vgl. den Schluss im Exkurs F: "Samar. im Neuen
Testament"). Wir erstellen hier eine Uebersichtstabelle. Sie zeigt das Vorkommen der beiden griechischen Namensformen für Samar. etwas anders als das "Namensverzeichnis" (S; 48 ) auf: Sie gliedert nach einzelnen Büchern von Josephus' Schriften, führt die einzelnen Abweichungen innerhalb einer Textstelle an und hebt jene Stellen durch Unterstreichen hervor, in denen wir die Samar. als Samaritaner identifiziert haben. Aufgrund dieser Tabelle formulieren wir dann Resultate in bezug auf die beiden griechischen Termini.
Ant
Ea~apetG
9
(61.125f)
10
184
Ea~apet•aL
Abweichungen (bleiben unberücksichtigt; vgl. "Einleitung" Anm. 6.)
290
61 84 88 97
11
114
Ea~apt•aL
dt. dt. Codex A:
Ea~apet•aL
Codex A:
Ea~apet•aL
116 117 118 174 303 340 341
fehlt in PF E: Ea~apet•aL
248 Ant
Ea]..Lape:'CG
12
Ea]..Lape:t-ra~
10
Abweichungen FV haben ein zweites Mal I:a]..Lape:t-ra~ (statt I:~x~]..L'C-ra~)
156 257 262 13
17
FLV:
I:a]..Lape:t-ra~
MWE:
I:a]..Lape:t-ra~
74.74 75275 276 277 20 69 342
18
30 85 88 89
MWE Lat: "Juden" (statt "Samar.")
167 20
118 119 121 122 125 127.127 129.129 130 .130 132 134 135 136
Bell
1
I:a]..Lape:'CG 65
111 232 233 237.237 239 242 243 245.245
Ea]..Lape:t-ra~
MW:
I:a]..Lape:'CG
Abweichungen
592 2
MW:
249 3
307 312 315
Total
44mal
18mal
========================
Aufgrund dieser Tabelle ergeben sich folgende Resultate: - Für die Samar. der Perserzeit (Ant 11) wird
EauapELTa~
öfters
gebraucht als EauapELG. Das ist insofern auffallend, als die Verwendung dieser Namensform nicht mit der Landschaftsbezeichnung
EauapELT~G
(oder:
Eauape~•~x6v)
begründet werden kann:
Diese kommt in Ant 11 nie vor (vgl. zu Ant 11,6lusw.). - Für die Zeit seit dem 2. Jh.v. kommt hingegen EaupELG öfters vor;
EauaPELTa~
verschwindet beinahe (das Verhältnis ist 38:8;
vgl. die Kolonne von Ant 12,262 bis Bell 3,312 und jene von Ant 12,257 bis Bell 3,315). Der Grund könnte darin gesehen werden, dass
Eauape~a
in Josephus' Werk öfters, nämlich min-
destens 19mal, gebraucht wird;
EauapELT~G
kommt als Land-
schaftsbezeichnung nur 13mal vor (vgl. "Einleitung" 6 Anm. 37) • - Jene (wenigen) Texte, die wir auf die Samaritaner beziehen konnten, weisen mehrheitlich die Namensform EauapELG auf. Nur in zwei Stellen (Ant 12,10; Bell 3,315) enthalten alle Codices die andere Namensform (in Ant 18,89 steht in einigen Hss "Juden").
Was wir bereits in der "Zwischenbilanz 1" unter 1.3 dargelegt haben, gilt auch nach der Analyse der
EauapeLTa~-Stellen:
Spä-
testens die Schreiber der Codices haben beide griechischen Namensformen als Synonyme verstanden. Wir sind nicht überzeugt, dass Josephus in seinem Entwurf bzw. Original von Bell und Ant beide Namensformen zur Schilderung der einen und derselben Gruppe von Samar.
(innerhalb einer Texteinheit) gebraucht
bzw. aus seinen Quellen abgeschrieben hat (vgl. "Zwischenbilanz 1" Anm. 503). Solche "Abwechslungen" würden wir eher auf das Konto der Abschreiber, ja schon auf jenes der Uebersetzer bzw. Assistenten für ein korrektes Griechisch, buchen. Das heisst allerdings nicht, dass zur Zeit des Josephus nicht beide griechischen Namensformen für die Bewohner Samariens üblich gewesen
250 sein können. Ebensowenig meinen wir, Josephus selber habe zwischen der SRG und anderen Bewohnern Samariens terminologisch stets streng unterschieden. - Je nachdem, welchen Einfluss man Josephus' Gehilfen bzw. Assistenten zubilligen wi11 697 , wird man geneigt sein, den griechischen Text als getreue Uebersetzung oder blosse Sprachkorrektur seines Originals zu interpretieren, oder man wird in ihm (oder bestimmten Teilen von ihm) beinahe eine Neufassung erkennen. Die Frage nach dem "Urtext" von Josephus' Werk ist uE. - zusammen mit der Frage der ersten Uebersetzung bzw. deren inhaltlichen Korrekturen sowie der weiteren Ueberlieferungsgeschichte des Textes - ein wohl unlösbares Problem. 2.2 JHWH-gläubiqe Samarier Zwei der drei Texteinheiten, in denen wir "Samarier" übersetzt haben (Ant 9,288-291 und Ant 11,6lusw.) enthalten Angaben über die Religiosität dieser Samarier: Sie haben, allerdings aufgrund einer Notsituation, nach entsprechender Instruktion den Kult der (ehemaligen) Nordreichbewohner, der Israeliten, angenommen und begonnen, den höchsten Gott zu verehren (vgl. Ant 9,288-290). Ihr religiöses Leben steht dem der Juden an Intensität nicht nach (vgl. Ant 11,85); doch wahrscheinlich haben sich diese Samarier in einzelnen Bräuchen dennoch von den Juden unterschieden. Ueber die konkrete Ausübung der Religion dieser Leute erfahren wir nichts Detailliertes. Nur die Tatsache, dass
sie JHWH verehrt haben, steht fest. - Von allen bisher behandelten Texten sind diese beiden (oben genannten) die einzigen, die explizit von der Religion bzw. dem Gottesglauben von Samariern sprechen (wenn hier die Samar. von Ant 12,262.257, die zum Garizim-Tempel offensichtlich eine Beziehung gehabt haben und die von sich selber sagen, sie seien "Sidonier", nicht mitgerechnet werden) . Die Gründe für die äusserst mageren Informationen bezüglich der "religiösen Dimension" können vielfältig sein. Folgende Ueberlegungen spielen möglicherweise eine Rolle:
697) Zu diesem Problem vgl. Thackeray (Loeb), "Introduction" Bd. II. zu Bell, IXf. und ders., "Introduction" Bd. IV. zu Ant, XIV-XVII.
251 - Josephus arbeitet (in Bell und Ant) als Historiker und lässt deshalb Beschreibungen religiöser Zeremonien u.ä. weg oder beschränkt solche auf ein Minimum. - Der Historiker will in diesen beiden Büchern die Geschichte des jüdischen Volkes darstellen und beschreibt darum keine bzw. nur wenige "innersamarische" Angelegenheiten (wie zB. den Kult). - Josephus hat nichts Weiteres über die religiösen Praktiken der Samarier geschrieben, weil sie genau dieselben wie die der Juden gewesen sind. - Für Josephus hat der Kult der einstigen Nordreichbewohner einen negativen Beigeschmack gehabt (vor der sogenannten josijanischen Reform [zu ihr vgl. im Exkurs A zu Ant 11,114.117 Anm. 131] sind verschiedene Götter verehrt worden) • Falls die Samarier religiöse Traditionen der Israeliten des ehemaligen Nordreiches weitergeführt haben, wären auch diese Josephus verpönt gewesen. - Josephus hat die Samarier gehasst, verachtet usw. und/oder er hat aus persönlicher Unkenntnis ihrer religiösen Bräuche über diese nichts Näheres berichtet. - Alle Samarier haben sich sukzessive mit dem Garizim-Kult verbunden (seien also "Samaritaner" geworden) und deshalb enthalten jene Texte, die etwas über die Religiosität der SRG enthalten (Ant 12,10; 13,74-79; 18,85-89), Angaben über die religiöse Einstellung auch der vermeintlichen Samarier. Nach der Analyse aller Samar.-Texte, im IV. Hauptteil, werden wir die Themen "Josephus und die Samaritaner" und "Josephus und die Samarier" aufgreifen und - so weit wie möglich - einer Klärung entgegenführen.
Beide Bezeichnungen kommen ausschliesslich in Ant vor. Zwölf oder dreizehn der "Sichemiter"-Stellen beziehen sich auf die Einwohner Sicheros während der frühalttestamentlichen Zeit (vgl. "Namensverzeichnis" S. 48 ) • Nur vier Textstellen handeln von
252 den Epochen, die für unsere Untersuchung von Belang sind: 11, 342.344.346; 12,10 698 (die letzte Textstelle ist jedoch bereits analysiert worden). Der Inhalt der drei Stellen aus Ant 11 spricht von Siehemitern zur Zeit Alexanders d.Gr. Weil innerhalb der ersterwähnten Stellen (dh. jener von Ant 1 bis und mit Ant 6) keinerlei Angaben oder Bezüge zu den späteren Siehemitern gernacht werden übergehen wir diese 699 . - Die drei bzw. vier Erwähnungen der "Sidenier in Sichern" (11,344; 12,258.[260] 700 .262) stehen aufgrund 11,344 mit den Siehemitern in Zusammenhang. Weil sich die "Sicherniter"-Stellen von Ant 11 auf die Zeit Alexanders d.Gr. beziehen, jene der "Sidonier in Sichern" von Ant 12 jedoch auf die Zeit des Antiochus IV. Epiphanes, behandeln wir deren Inhalte je getrennt. Für die Beschreibung der Zeit zwischen ca. 1000 - 332v. kommt der Terminus "Sicherniter" in Josephus' Werk nie vor. Erst als in der zweiten Hälfte des 4. Jh's v. Sichern Hauptstadt Sarnariens geworden ist (vgl. zu Ant 11,341), findet diese Bezeichnung wieder Eingang in Josephus' Werk; zudem kommen gleichzeitig und erstrnals "Sidonier in Sichern" vor. Im Kontext dieser "Sicherniter"und "Sidonier"-Stellen spielt der Garizirn-Ternpel eine Rolle.
Ant 11,342b.344.346 (11,343.345): Die Sicherniter ("Hebräer" "Sidonier in Sichern") und Alexander d.Gr. Die Sarnar. trafen Alexander d.Gr. nahe bei Jerusalern und gaben sich vor ihm als Juden aus (vgl. 11,340-342a zu Ant 11,341). Als er sie lobte 701 , gingen die Sicherniter zu ihm (o"L ELXLJ.LL"t"O.L
698) Zwei Codices haben in 12,10 Ea.J.LO.PEL"t"O.L (nicht: "Sicherniter"); vgl. zu Ant 12,10 Anrn. 648. 699) Auch die Paraphrasierung von Gen 34 (=Ant 1,337-341) ist diesbezüglich unergiebig. 700) Hier steht sinngernäss nur "Sidonier". -Wir übersetzen "Sidonier in Sichern"; "Sidonier von Sichern" (so Purnrner, Polemik 241; Haefeli, Geschichte~) ist irreführend, weil ihre Herkunft dadurch missverstanden werden kann; vgl. auch Delcor, Sichern 37. 701) E:rta.LvEoa.v-ro~:; könnte auch mit "gutgeheissen", "zugestimmt", "gebilligt" o.ä. übersetzt werden; vgl. Menge-Güthling, aaO. 254. ·
253 702 npoafiA.8ov. au-ciii). Sie brachten die Soldaten, die Sanballat zu ihm gesandt hatte, mit und luden ihn ein, in ihre Stadt zu kommen und ihr Heiligturn zu ehren (EtG -cnv n6A.LV au-cwv Ka~
-co
nap' au-cotG i.Ep6v)
"CL~ncraL
(11,342b). Jener (sc. Alexander d.Gr.)
sagte, er werde ihrer Bitte ein andermal nachkommen, wenn eine Rückkehr in Sicht sei. Als sie es für angernessen hielten, um Dispens von ihrem Tribut im siebten Jahr zu bitten - weil sie dann nicht aussäten -, erkundigte er sich, wer sie eigentlich seien (11,343). Auf ihre Antwort, sie seien Hebräer 703 , führten aber den Namen "Sidonier in Sichern" 704 (-cwv ö'Etn6v-cwv 'EßpatoL ~tv EtvaL, xPn~a-cC~ELV ö'oi. ~v ELKC~OLG ELÖWVLOL), frug er sie wieder, ob sie zufällig Juden seien (Et -cuyxavoucrLv 705 'lbuöatoL). Als sie dies verneinten (-cwv ö'ouK EtvaL ~a~tvwv), sagte er, dass er solches den Juden zugestanden habe. Doch wenn er zurückkomme und präzisere Informationen über sie habe, werde er entsprechend handeln. Auf diese Weise trennte er sich von den Siehemitern (11,344). Die Soldaten Sanballats forderte er auf, sich ihm nach Aegypten anzuschliessen. Dort würde er ihnen Anteile von Land geben, was er kurz darauf in der Nähe Thebens tat. Dieses Land sollten sie bewachen (11,345). Als Alexander starb, ging die Herrschaft an die Diadochen. Das Heiligturn auf dem Berg Garizirn blieb bestehen. Wenn jemand von den Jerusalernern bezüglich des gemeinsamen Essens, der Uebertretung (der Gebote) an Sabbattagen oder eines anderen derartigen Vergehens beschuldigt wurde, floh er zu den Siehemitern und sagte, er sei ungerechterweise hinausgeworfen 706 worden (11,346). Diese Sicherniter müssen von den in 11,340f genannten Sarnar. unterschieden werden; 11,340-342a bilden eine eigene Einheit. Dies ist daraus ersichtlich, dass sich die Samar. als Juden ausgegeben
702) P hat
ELJ.f.L~EL"CaL.
703) A setzt "Hebräer" in die Lücke; vgl. Niese z.St. Anrn. 1. 704) Die lacuna wird mit Hilfe von Lat gefüllt: "sichirnitas autern a sidoniis nuncupari"; vgl. Niese z.St. Anrn. 1. 705) Zur Bedeutung dieses Wortes vgl. Purnrner, Polemik 238f. Hanhart, Text 36f, erkennt in 11,344 die Bedeutung "durch Bitten etwas erreichen". 706) Eventuell: "beschuldigt"; vgl. die Lesarten bei Niese z. St. Anrn. 13.
254 haben (11,340), während die Sichemiter dies verneint und andere Identitätsaussagen gemacht haben (11,344).
(Zudem hat Alexander
d.Gr. die zuerst genannten Samar. gelobt oder sich mit ihnen bzw. mit etwas einverstanden erklärt [11,3421; vor den Siehemitern jedoch hat er - aufgrund der für ihn nicht transparenten ethnischen Zugehörigkeit dieser - nur eine doppelte Hoffnung ausgesprochen: später einmal zu ihnen zu kommen und über sie Näheres in Erfahrung bringen zu wollen, bevor er ihnen ihre Bitte gewähre; 11,344.) Diese Sichemiter haben Alexander in ihre Stadt 707 eingeladen um ihrem Heiligtum Ehre zu bezeugen 708 . Damit wird die Stadt Sichern bzw. ihre Einwohnerschaft aufs engste mit dem Heiligtum verknüpft. Im Vergleich zu 11,340f fällt auf, dass nur die "Sichemiter" von einem Heiligtum sprechen; die "Samar.", welche sich vor Alexander als Juden ausgegeben haben, sagen nichts von einem solchen. Mit diesem Heiligtum der Sichemiter muss, wie 11,346 bestätigt, der Tempel auf dem Garizim gemeint sein. Die offenkundige Beziehung dieser Sichemiter zu ihm und die Begründung ihrer Bitte um Nachlass des Tributes (sie würden im siebten Jahr nicht aussäen, dh. sie haben das Sehemitta-Jahr eingehalten) weisen auf etwas Jüdisches hin: Der Tempel auf dem Garizim ist von vielen Juden gewünscht worden (vgl. 11,322f zu Ant 11,303) und die Einhaltung des Brachjahres entspricht einem jüdischen Gebot (vgl. Ex 23,10f; Lev 25,3f) 709 • Darum könnten diese Sichemiter durchaus als die aus 11,340 bekannten "Apostaten des jüdischen Volkes" identifiziert werden. Doch aufgrund der Be-
707) Ant 11,340 informiert, dass in Sichern damals (auch) staten des jüdischen Volkes" gewohnt haben.
"Apo-
708) Zur Frage der Historizität vgl. die Ausführungen zu Ant 11,341. 709) Gulkowitsch, aaO. 51, schreibt in der Einleitung zum Traktat Chuthirn, es sei strittig, ob die "Kuthäer" das Gebot des Brachjahres befolgt hätten. Unsere Josephus-Stelle bezeuge die Einhaltung dieses Gebotes, während aus zwei anderen Mitteilungen (tosShevi 1,5 und pShevi 7,1) das Gegenteil hervorgehe: In den letztgenannten Stellen steht, die Juden dürften "durch einen Nichtjuden oder einen Kuthäer", die das Feld im siebten Jahr bestellen, Dung aufs Feld fahren lassen. - Dass Josephus in Ant 11,342b-346 nicht von "Chuthäern" (auch nicht von "Samar."), sondern von "Sichemitern" spricht, übergeht Gulkowitsch.
255 antwortung der Frage Alexanders 710 , wer sie, die Sichemiter, denn seien, wird diese Identität zweifelhaft: "Hebräer" ist sofern Codex A die lacuna richtig füllt (vgl. Anm. 703) - die erste Selbstbezeichnung dieser Sichemiter 711 • Weil nach "Hebräer" eine Ergänzung ("Sidonier in Sichern") folgt, stellt sich die Frage nach der Bedeutung des Wortes "Hebräer": Besagt dieser Terminus, diese Leute hätten zu den zwölf Stämmen Israels gehört 712 ? Oder hat er die Bedeutung, diese Menschen hätten die Lebensweise oder gewisse Bräuche der "Hebräer" übernommen? Ihre zweite Selbstbezeichnung, "Sidonier", hebt die Sichemiter von den zwölf Stämmen Israels ab 713 und kennzeichnet sie als Phönizier. Vom textkritischen Standpunkt aus ist diese Selbstbezeichnung unzweifelhaft. Wir deuten daher "Hebräer" hier nicht als genealogischen bzw. ethnologischen Terminus, sondern als Aus-
710) Aus 11,342b-343 entsteht der Eindruck, Alexander d.Gr. sei perplex gewesen: Die Leute, die mit Soldaten aus Samarien (=die Sanballat [früher} zu Alexander gesandt hatte) aufgewartet und von "ihrer Stadt" und "ihrem Heiligtum" gesprochen haben, wusste Alexander anscheinend nicht zu situieren. Er hätte anderseits wissen müssen bzw. können, dass er Juden den Bau eines (zweiten) Tempels zugestanden hat (vgl. 11,323f). Alexanders Frage an die ihn einladenden Leute, wer sie eigentlich seien, verrät also möglicherweise, dass er diese Gruppe - vielleicht wegen der mitgebrachten Soldaten - nicht als Juden betrachtet hat, aber durch ihre Einladung nach Sichern und in ihren Tempel diesbezüglich verunsichert worden ist. 711) Dem Terminus "Hebräer" ist, soweit wir sehen, bis jetzt keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt worden. (Von "Sidoniern" ist stets nur aufgrund Ant 12,258ff die Rede; hier kommt "Hebräer" aber nicht vor. Vgl. zB. Delcor, Sichern 36-38 und Kippenberg 79.) Ob das wegen der diesbezüglichen textlichen Unsicherheit ist, bleibt ungewiss; vgl. dazu Pummer, Polemik 241 Anm. 106. 712) Die zwölf Stämme Israels, aber auch die beiden Südstämme (Juda und Benjamin) allein, werden "Hebräer" genannt; vgl. zB. Ant 10,155.183. "Hebräer" sei einfach eine Bezeichnung für die Nachkommen Abrahams gewesen, schreibt Arazy, Appellations (zit. in Feldman, Josephus 813). 713) Wären diese Sidonier Nachkommen eines (nord-)israelitischen Stammes oder in Mischehen mit jüdischen Frauen lebende nichtjüdische Männer (vgl. 11,312 zu Ant 11,303) gewesen, hätten sie sich wahrscheinlich ihrer Stammesbezeichnung oder dem Wort ihres Verwandtschaftsgrades mit den Juden bedient. Diese Vermutung darf uE. darum gemacht werden, weil sie ja dasselbe Privileg wie die Juden gewünscht haben.
256 druck, der eine "äusserliche Verwandtschaft" meint 714 • Wenn nun offenbar das Halten eines jüdischen Gebotes bzw. Brauches Grund der Bitte dieser Sichem-Sidonier an Alexander - Dispens vom Tribut des siebten Jahres- gewesen ist 715 , ist ihre erste Selbstbezeichnung ("Hebräer") eigentlich verständlich: Sie tun doch gut daran, ihre Identität "in jüdische Nähe" zu bringen; wahrscheinlich haben sie ja gewusst, dass Alexander den Juden im siebten Jahr den Tribut erlassen hat (vgl. 11,344). - Wir interpretieren diese "Hebräer" also als Sidonier, die offenbar religiöse Gebote bzw. Bräuche der Juden (vgl. auch Ant 12,259) angenommen haben 716 • Zu diesen gehört das Einhalten des SchemittaJahres. Nun könnte gefolgert werden, dass diese Sidonier den Siebnerzyklus auch hinsichtlich des Sabbats eingehalten hätten. Ant 12,259 bestätigt dies: Die Vorfahren der hier genannten Sidonier in Sichern (der Seleukidenzeit) hätten einen Brauch daraus gemacht, den bei den Juden Sabbat genannten Tag zu ehren. Wenn diese Sichemiter ("Hebräer") aber in Wirklichkeit "Sidonier" gewesen sind, handelt es sich bei ihnen nicht um die "Apostaten des jüdischen Volkes", die zur Zeit Alexanders d.Gr. auch in Sichern gelebt haben (vgl. 11,340 zu Ant 11,341). - Auffallend ist nun aber, dass diese Sidonier in Sichern von "ihrem Heiligtum" sprechen (11,342b), das 11,346 als jenes auf dem Berg Garizim identifiziert. Somit stellt sich die folgende Frage: Haben diese Sidonier in Sichern mit den "Apostaten des jüdischen Volkes" am selben Ort "gemeinsame Sache" gemacht, dh. sind erstere (auch) "Samaritaner" zu nennen? Wir stellen folgendes fest: "Sichemiter" ist in diesen Stellen (11,342b.344.346) der Name, den Josephus für diese Einwohner Sicheros braucht (er ist keine
714) Zur Auseinandersetzung mit diesen "Hebräern" = "Sidoniern in Sichern" (ihrer Herkunft und ihrer Stellung) verweisen wir auf die nächste Texteinheit Ant 12,258.260.262, weil Ant 12,260f von der Abstammung von Sichem-Sidoniern spricht. 715) Alon, aaO. 366, schreibt, die "Chuthäer" hätten- strikte genommen - das Gebot des Sabbatjahres auch halten müssen, weil sie gesetzlich zu Eretz-Israel gehört hätten. 716) Ap 1,166 erwähnt, dass verschiedene Städte, die das jüdische Volk vorerst nicht gekannt hätten, etliche Bräuche desselben übernommen und mancherorts gar eifrig befolgt hätten. Zu diesen hier nicht namentlich aufgezählten Städten könnte auch Sidon gehört haben:
257 Selbstbezeichnung, sondern gibt die unmittelbare geographische Herkunft an) 717 . "Sichemiter" müssen also eo ipso weder ausschliesslich Sidonier, noch ausschliesslich jüdische Apostaten sein. Dh. theoretisch wäre es möglich, dass sich die
·~sichemi
ter" von 11,342b.344 aus beiden Gruppen (und eventuell noch anderen Leuten) zusammengesetzt haben 718 Dass aber (nur) die "Sidenier" das Wort ergriffen haben, liegt wohl darin, dass sie um dieselben Privilegien bitten wollten wie sie den Juden, möglicherweise auch den jüdischen Apostaten in Sichern, gewährt worden sind (vgl. Ant 11,338). Diese Sidonier bzw. Sichemiter haben - wohl mit Hoffnung auf Erfolg - jene Soldaten zum Rendez-vous mit Alexander mitgebracht, die Sanballat dem Mazedonier früher gesandt hatte (vgl. 11,321: Sanballat sei mit vielen Untergebenen zu Alexander gegangen) 719 • Darum darf vielleicht vermutet werden, dass die Sidonier nach dem Tode Sanballats 720 die politische Führung der Stadt Sichern innegehabt bzw. diese an sich gerissen haben 721 • Das wiederum würde bedeuten, dass sie mit dem
717) Josephus hat den Terminus also offenbar analog dem Wort "Samar." verwendet; letztere Bezeichnung ist auch ein geo.,graphischer Begriff (vgl. zu Ant 10,184). 718) Erwähnenswert ist uE., dass Josephus in diesem Abschnitt über die "Sichemiter" und Alexander d.Gr. - trotz des Terminus' "Sidonier" - nichts von einer "Verwandtschaftsaussage" berichtet (wie bei den "Samar.", die- wenn es den Juden gut geht - mit ihnen verwandt sein wollen; vgl. zu Ant 11,341). Wir vermuten daher, dass Josephus die von ihm "Sichemiter" genannten Leute als "Apostaten des jüdischen Volkes" (vgl. 11, 340) betrachtet hat. 719) Anders als Crown, Diaspora 107-123, sehen wir in diesen Soldaten keine "Samaritaner", sondern "Samarier". Sie sind dem (einstigen) persischen Satrapen Sanballat schon vor Alexanders Herrschaft unterstellt gewesen (vgl. 11,302.321), als das Garizim-Heiligtum noch nicht gebaut war und die SRG sich noch nicht als solche konstituiert hatte (Näheres vgl. zu Ant 11,303). 720) Ant 11,325 teilt mit, Sanballat sei sieben Monate nach der Belagerung von Tyrus (Januar bis Juli 332v.; vgl. Marcus [Loeb] zu Ant 11,317 Anm. e und ebd. zu 11,325 Anm. c) und zwei Monate nach jener von Gasa (Sommer 332v.; vgl. ebd. zu Ant 11,320 Anm. b) gestorben. 721) Folgende Aussage von Hengel, JH 535f Anm. 215, scheint unsere Vermutung zu stützen: "Sidonier und Tyrer waren seit der Perserzeit die politisch und kulturell vorherrschenden Mächte in Palästina".
258 Gebiet um Sichern bzw. mit (einem Teil von) Samarien schon eine 722 gewisse Zeit Kontakt gehabt haben Möglicherweise haben die Sidonier die Macht darum ergreifen können, weil ihre nördlichen Nachbarn - die führenden Köpfe der Stadt Samaria - umgekommen, die übriggebliebenen Städter machtlos geworden sind und die Stadt Samaria zerstört worden ist (vgl. zu Ant 11,341 Exkurs B); die nach der Zerstörung dort angesiedelte mazedonische Kolonie dürfte sich zu den Siehemitern (die nicht - wie Leute der Stadt Samaria - gegen Alexander d.Gr. rebellierten) loyal verhalten haben. - UE. enthält die Bitte der Sidonier um Dispens vorn Tribut im siebten Jahr ein Indiz, das auf ihre Stärke hinweist: Sie sind anscheinend eine so stattliche Anzahl Leute gewesen, dass eine Dispens vorn Tribut des siebten Jahres für sie offenbar eine Erleichterung und eine Nichtdispens eine Belastung gewesen wäre 723 • Was Kippenberg bezüglich der Gründung des Garizirn-Ternpels schreibt, möchten wir bezüglich der politischen Stärke dieser Sichem-Sidonier wiederholen: "So karg und schweigsam diese Nachrichten sind, man sollte dennoch versuchen, sie zum Reden zu bringen" 724
722) Delcor, aaO. 39, betrachtet es als möglich, dass "eine sidonische Kolonie seit dem 4. Jahrh. in Sichern bestanden" habe. Die Inschrift des Eschrnunazar bezeuge, dass den Sidoniern in persischer oder arn Anfang der griechischen Zeit die Orte Dor und Joppe sowie die Scharon-Ebene gegeben worden seien. Die Ausdehnung der Sidonier bis nach Sichern wäre darum sehr gut möglich gewesen. - Alt, Problerne 398 Anrn. 2, schreibt, es verstehe sich von selbst, dass die Sidonier ihre Handelsbeziehungen von der Scharon-Ebene in das samarische Hinterland ausgedehnt hätten. (Im 2. Jh.v. ist eine sidonische Kolonie in Marisa bezeugt. Dieser Ort gehört [auch] nicht zu den Gebieten, die die Sidonier in persischer oder frühhellenistischer Zeit erhalten haben; er liegt im Landesinnern, weit weg von Phönizien und in grösserer Distanz von der Scharon-Ebene und Joppe als Sichern. Näheres vgl. zu Ant 13,275-277 Anrn. 270.308f.) - Weil Sichern bis zur Zeit Alexanders d.Gr. verlassen gewesen ist, werden die Sidonier erst im letzten Drittel des 4. Jh's v. dort Wohnsitz genommen haben. 723) Auch der nächste Textabschnitt (Ant 12,258.260.262) enthält möglicherweise noch ein Indiz, dass die Sichern-Sidonier eine Position der Stärke gehabt bzw. e~twickelt haben; vgl. das Erfüllen ihres Begehrens durch Antiochus IV. Epiphanes: Ant 12,262f. 724) 57.
259 Zur oben gestellten Frage zurück, ob diese Sidonier etwa (auch} Samaritaner seien: Sofern diese Phönizier zur Zeit Alexanders d.Gr. in Sichern eine Machtposition gehabt haben - wir betrachten dies als sehr wahrscheinlich - dürften sie sich tatsächlich auch am Tempelkult beteiligt bzw. sich dort "eingemischt" haben (möglicherweise haben sie dieses Heiligtum [mit-]gebaut und [mit-] finanziert; vgl. Ant 12,259}. Vielleicht ist hier der Grund zu suchen, weshalb der Tempel innert kurzer Zeit gebaut worden ist. Offen bleibt uE., ob der Kult der "Apostaten des jüdischen Volkes" in Sichern der einzige im Garizim-Heiligtum gewesen und geblieben ist oder ob dort auch ein phönizischer Kult 725 praktiziert bzw. der JHWH-Kult "sidonisiert" worden ist. Wir vermuten, aufgrund des Einhaltens gewisser jüdischer Bräuche (Sabbatjahr; Sabbat}, dass diese Sidonier zur Zeit Alexanders d.Gr. eher bis zu einem gewissen Grade "jahwisiert" 726 als dass die jüdischen Apostaten in Sichern "sidonisiert" gewesen sind. Diese Vermutung basiert auch auf der Feststellung, dass "Sidonier" bis ins 2. Jh.v. hinein gute Beziehungen zu den Juden gehabt haben (vgl. zu Ant 13,275-277 Anm. 308}. Bedingt stimmen wir Kippenberg zu, der - sich auf Delcor berufend - die Sidonier in Sichern (zur Makkabäerzeit} als Kolonisten bezeichnet, "die ganz äusserlich, nämlich durch Sabbatobservanz und Opfer, mit dem Kult auf dem Garizim verbunden" 727 gewesen seien. Ob diese Bräuche in der ersten Hälfte des 2. Jh's v. tatsächlich (noch} eingehalten worden sind, ist uE. jedoch fraglich: Ant 12,259 berichtet nämlich von den Vorfahren der Sidonier der Makkabäerzeit und bezieht sich auf die Zeit, als der Garizim-Tempel gebaut worden ist. (Näheres dazu in der Textanalyse der folgenden Texteinheit.}
725} Der Schutzgott von Sidon wurde "Ba'al von Sidon" genannt; vgl. Delcor, aaO. 39. 726} Mit diesem Wort meinen wir folgendes: JHWH als Gott anerkennen und anbeten sowie gewisse religiöse Bräuche und Riten der JHWH-Verehrer (dh. der Juden bzw. Samaritaner} praktizieren (vgl. Anm. 716}. 727} 79.
260 Unsere hier behandelten Textstellen (11,342b-346) lassen den Schluss nicht zu, der Kult am Garizim-Heiligtum sei von Synkretismus, Theokrasie oder etwas Aehnlichem geprägt gewesen. Dass aber - ausser den Apostaten des jüdischen Volkes - Sidonier, die Ende des 4. Jh's v. in Sichern gewohnt haben, am GarizimKult bzw. -Heiligtum in irgendeiner Weise beteiligt gewesen sind, scheint uns wahrscheinlich zu sein. Zusammenfassend kann aus 11,342b-346 festgehalten werden: - Diese Sichemiter/Sidonier nennen sich - im Unterschied zu den früher erwähnten Samar. (vgl. Ant 11,340-342a) - nicht "Juden". - Sie haben den Brauch des Sehemitta-Jahres (und den des Sabbats) eingehalten und sich wohl deshalb vor Alexander "Hebräer" genannt. - Zum Garizim-Tempel haben diese Siehern-Sidenier zur Zeit Alexanders d.Gr. eine Beziehung gehabt; sie haben diesem durch einen Besuch des Herrschers Ehre zukommen lassen wollen. - Wahrscheinlich haben sie damals eine Position gehabt, die ihnen bestimmte Machtbefugnisse eingeräumt hat. Auffallend in dieser Texteinheit ist, dass Sidonier von Sichern zu Alexander gehen; von jüdischen Apostaten ist (direkt) nicht die Rede. Ob diese Garizim-verbundenen Sichemiter bzw. Sidonier als "Samaritaner" zu interpretieren sind, lassen wir noch offen, bis uns die Analyse des nächsten Textabschnittes weitere Details eröffnet hat.
Ant 12,258.(260) .262 (12,259.261.263.264a): Die Sidonier in Sichern und Antiochus IV. Epiphanes Sie (sc. die [in 12,257 genannten] Samar.) schickten Abgesandte (npltaße:LG) mit einem Brief folgenden Inhalts zu Antiochus: "Dem König Antiochus Theos Epiphanes - eine Denkschrift 728 (un6~vn~)
728) Das Wort "Denkschrift" wählen wir in Anlehnung an verschiedene Uebersetzer des Josephus-Textes bzw. sekundärliterarischer Arbeiten zu diesem Text; vgl. Bickerman, Dokument 243; Delcor, aaO. 36; Kippenberg 77; Schalit, Denkschrift.
261 von den Sidoniern in Sichern (napa •oov tv E~xl~o~c E~öwvloov) (12 ,258). Unsere Vorfahren (ot h~thEpo~ npoyovo~) folgten - wegen einer Trockenheit des Landes (ö~a •~vac aux~ouc •nc xoopac) 729 -einem altertümlichen religiösen Brauch 730 (apxata •~vL ÖE~o~öa~~ovla)
und machten eine Sitte daraus (~aoc tnolnoav), den bei den Juden Sabbat genannten Tag zu ehren (otßE~v •nv napd •oLC •rouöalo~c AEYO~tvnv •oov oaßßa•oov n~tpav 731 ). Sie errichteten auf dem Garizim genannten Berg ein anonymes Heiligtum (avoovu~ov •.. LEPov) und brachten dort die erforderlichen Opfer dar (•dc xaßnxouoac 8uolac) (12,259). Du hast die Juden ihrer Bosheit entsprechend behandelt (•nc novnplac au•oov a~[ooc XPnaa~tvou); die königlichen Beamten (ot •a ßao~A~xa ÖLo~xoüv •EG) nun - glaubend, aufgrund unserer Verwandtschaft handelten wir auf dieselbe Weise wie jene (o(o~Evo~ xa•a auyytvE~av h~äc •au•a no~ELV txElvo~c) - belasten uns mit den gleichen Vorwürfen (•arc b~ola~c at•la~c nEPLan•ouo~v). Doch in Wirklichkeit
729) Variante von FLV: wegen einer länger dauernden Seuche im Land (ouxvouc •nc xoopac AOL~OUG o.ä.). Lat schreibt: "crebras prouinciae pestilentias"; vgl. Niese z.St. Anm. 13. Die Lesart "Seuche" erklärt sich durch den Einfluss von Ant 9,289; vgl. Bickerman, aaO. 241 Anm. a. (Vielleicht spielt aber auch Ez 28,20-23 eine Rolle. 28,23 [MT] spricht von der Pest, die über Sidon kommen soll.) 730) Der griechische Terminus ÖE~o~öa~~ovla hat in den andern 14 Stellen in Josephus' Schriften die Bedeutung: religiöser Eifer (Bell 1,113; 2,174; Ant 15,277); Glaubenstreue (Bell 2,230; Ant 10,42; 19,290); religiöser Brauch (Ant 14,228. 232.234.237.240). Nur 3mal (Ant 12,5.6; Ap 1,208) kann er mit (dem abschätzigen Wort) "Aberglaube" übersetzt bzw. interpretiert werden. In diesen Stellen bezieht sich Josephus aber auf eine seiner Quellen, auf Agatharchides von Cnidus. Darum darf uE. gesagt werden, dass das Wort von Josephus selber stets in positivem Sinne gebraucht wird; vgl. auch Marcus (Loeb) zu Ant 12,5 Anm. a und Bickerman, aaO. 241 Anm. b. - Weil es sich hier jedoch um ein Zitat aus einer Vorlage handelt, ist es schwierig zu entscheiden, ob der Terminus in positivem oder negativem Sinn gebraucht ist. Wir übersetzen mit "religiöser Brauch", weil keine abschätzigen Bemerkungen über den Sabbat im Text stehen. 731) Der Plural (•a oaßßa•a) zur Bezeichnung des Sabbats ist in hellenistischer Zeit üblich gewesen; vgl. zB. Num 15,32 (LXX) und vgl. Bickerman, aaO. 241 Anm. c.
262 sind wir von den Ahnen her 732 Sidonier (ov•wv h~wv •o avexa3ev ELÖWVLWV). Dies ist ersichtlich aus den politischen Urkunden (EX LWV nOALLLXWV avaypa~wv) (12,260), Wir bitten daher dich, den Wohltäter und Retter (•ov euepye•nv xa~ crw•npa), dem Meridarchen Apollonius und dem königlichen Unterhändler (•w •d ßacrLALXd npd••ov•L) Nikanor zu befehlen (npocr•dEaL), uns in keiner Hinsicht zu belästigen (E:voxAe'Cv), indem sie die den Juden geltenden Vorwürfe auch an uns richten. Unserer Abstammung und unseren Bräuchen liegt Fremdes zugrunde (h~wv xa~ •w yeveL xat •o'C~ taecrLv aAAo•pCwv unapx6v•wv); das namenlose Heiligturn soll nach Zeus Hellenios 733 benannt werden (npocrayopeuanvaL öt LO avwvu~ov tepov ßLd~ 'EAAnVLOU). Wenn dies geschehen ist, werden wir gewiss von Belästigungen frei sein, können uns den Geschäften 734 mit Furchtlosigkeit zuwenden (•o'C~ ö'tpyoL~ ~etd aöeCa~ npocravexov•e~ 735 ), auf dass wir dir grössere Einnahmen verschaffen können (~e(6ovd~ croL noLncro~ev •d~ npocr6öou~)" (12,261). Der König antwortete den Samar. 736 deshalb folgenderrnassen: "König Antiochus an Nikanor. Die Sidonier in Sichern (ot tv ELxC~oL~ ELÖWVLOL) haben die beiliegende 737 (xa•axexwpL~E vov) Denkschrift unterbreitet (12,262). Da die von ihnen zu uns
732) Auch zu übersetzen mit "von alters her", "ursprünglich"; vgl. Menge-Güthling, aaO. 63. Wir wählen obige Uebersetzung, um die Genealogie bzw. ethnische Herkunft (der ja unsere terminologische Untersuchung gilt) dieser Siehern-Sidenier anzutönen. 733) Bickerrnan, aaO. 242 Anrn. i, macht darauf aufmerksam, dass Zeus' Epitheton "in der handschriftlichen Ueberlieferung des Josephus entstellt und von den Redaktoren in verschiedener Weise verbessert" worden sei. Er lässt es deshalb weg. Vgl. 2Makk 6,2, wo "Zeus Xenios" steht. 734) Oder: "Arbeiten", "Beschäftigungen". Da es sich aber offensichtlich um eine lukrative Tätigkeit handelt (vgl. die Fortsetzung des Satzes), übersetzen wir- wie auch Bickerrnan, aaO. 243 (bzw. der Uebersetzer dieses ursprünglich französisch verfassten Beitrages) -mit "Geschäfte". 735) Die Variante von P für das letzte Wort (npocrwöou~) verstellt den Sinn nicht. 736) Zu diesem Terminus ("Sarnar.") und zu 12,262 im allgerneinen vgl. zu dieser Textstelle. 737) Eventuell: "die hier behandelte/zitierte" (Denkschrift). Obige Uebersetzung ist jedoch möglich; vgl. dazu Welles, Correspondence 285.
263 gesandten Antragsteller {au~ßOUAEUO~~voL~) sich uns und unseren Freunden vorstellten {~Etd •oov ~CAWV nap~a•naav), damit sie {sc. die Sidonier) in keiner Weise mit den den Juden geltenden Anschuldigungen in Verbindung gebracht werden, sondern die griechischen Bräuche {dAAd •oL~ "EAAnVLXOL~ fßEaLv) zur Lebensführung wählen können, sprechen wir sie von den Vorwürfen frei {~nOAUO~~V
•E au•oö~ •oov at•Loov). Und bezüglich ihres Heiligtums ixJ.~.'J'}Uav ~~V ~'JI> X<JI!a> Elr; ~V xa~o/ xlo:J~oav ni!OOIJYOI!lav avaJ.a(Jovnr; · J rlE niiv BaßvJ.wvlwv (JaotAEVI> ~ar; dvo pvJ.ar; lsayay<Jv ovoev li.'Jvor; Elr; ~~v xw11av alnwv XU~f[j:!OE' Kat dt<J ~0.~~0 rl!~/ ~ 'JovJa[a n:äoa xa1 'JE(!OUOAV,Ia
xal o vao> OtE!<Etvtv t-rtutv
t{JÖO!I~xov~a.
Ant 11,114-119
9. 01 ot ~apal!tir; antx:Jcvr; nl!o~> av~ovr; xa! (Jaoxav otaul!m•ot tro.V.a v.axa ~ov~ 'Iovoalov~ tl(!yauav";o teJ.ov";'l' u n:ttrot~onr; xa! ovyyivuav "l!oun:ow6,,tl•ot n)v llt(!UWv, i:n:uo~nE(! ixti.:ltv ~uav. Öua 7:E ya(! iuJ.tvuiJ-~uav lx ";ciiv 'f'OI!wv lln:o ";ojj {JautUwr; Elf! ..-ar; iJ-vular; TEAtiv ..-oir; 'Iovoalot{; tW(!EXEt~- ovx ~:JtJ..ov ..-ov{; '<E im1!/XOV{; On:ovda~ov..-a{; av..-oir; 1ri!O!: ~ojj";o xat UVVE(!yoiiv..-a{; tlXOl', ÜA.la TE Öoa (JlCar:?:EtV ~ Ot' lavn~v 1} ö/ l-rEqOJP ~OlrvaJ1 'l:O -roVg 'lovoalov{; OVX an:cJxvov1•. lioostv o~v 1t(!W{JtvUa/dVO!f; ..-oi{; 'lti!Ouo).v/ xov IJ1aJ'aUUijg 7taf!lflEl'EV -r {J7COUXEr1ErltV ~at•aßaH/:..-!1 -r~v. Uf!XtE(!tdr1Vl'1JV olO/tEVOg ESEtV daeeiov ooJ•rog" xat yaq um•l:ßatvev -rov ~ava(JalUx'7v ~Ö'7 1tqeu(JI>..-eqov ell•at. tcoJ.J.riiv Öe leqiwv xal. 'Iuqa~Atxtiiv ..-owvxotg raflOt> ltcucenAE{/tEI't~•· xa..-ei~ XEV OV ftlX(!a W(!UXIJ -rovg '!_eqorJOAVftlWg. CrtaJ•rl 1:(!07C -3-vyaxeog yev7JUoftl:votc; ..-ov-r' fuw-3-at.
o
~o:t
"ttoXO~~f} ttlitt'!1irzox1o rt~J. ~.1.nx
5tlJ:t~o tt1DaOD9"{D.2.VX 5~tf.13. f'J.[!O:t
tW.2n:t91ihnn1p tnx ,W1.oX0~
tf!!J.'l.
F
'ao03dJ;~ O.pi 5f!l:l.&3yvX . ~o(J.~l
tt~.t1Dfhttao
51o1it}''{DD003Jl 5zo:t "1 ~o:L 1ihu ,t1~.um.tvtl~ s1o 'a~1Dp -·~ ·~)3, 103:1.< Mfl]dm,(,~ noppdJD 101D(!(I0[, 5H,IO~?x,cn1. VJ30(!·1D~3'(V, {h ,tl cP 1o ·,w1.2.tt9tl~y ttf!JJ. Sott~1ipnaoiu? tt~D1f:~X1 .trJ[JuyvOn:Jt ~D]Y(IOr}>lriD 5p droy]ih ~!"" 5~oyyo" 513"(1DD[} d(!O d~>i ~ ·U•7nx -ou;p 5aoxiJR 5~0.2. V:tltOttJbEJnOn:Jt üt)~y tt~ tt.R 5m1t§ ',wrn·ti3"{0.2.J( 1t~:t 9:t tf.~D3"{~X30D.l& 'tt01iptt ttp.'l. :p.2.DX 513~J3p0.1&~ 5-p.'l. 1'lJ.(}D~D!no:lt tf~li
!t
Drf.lDDr) d~1.
lDX d~3{}' d~1. ~f.! dDD011f:1
lf.roJDprtOJc tnx tt.~J:J.1JinyonoO~Jl tt~J.2. 0~1tf}
'aO>i?YDD3ll[ ~
5oxl,1(1ilp.JX?Xl S>W]D!,l(IQJ, 5.!01. ~'"('(0.2& 53UODD?O" ~3 5130mlu:;:
l9l'l1
:j.U'If
J9S1'z:T
:j.U'If
"?"
tbltfUiX f.!).t. tlJ:L~0.1 "l
'40l!i9"(0D003J,
·•~u 5~,(,,(,~ •13!' !}Oo;mi 13"(1DTJ(/ !!11. ~nolu.t~u? "DJ>in-coou ~?1.~n 1ow •1~1. 10~31i;M>•ÖeoPt> >) ÖvPafttf> alJt:ov, VOfll~ n:a(!aX!!iifta oucp:fa(!IJ· 'EmX(!cl' oe v1to 'f'IADXf!l)ltadas 'l'~v u ~xvS6n:oÄtv xal 'l'a t1Ua '"!!Of> t:aV'I'TJ
x Vn:tl".f.OVUar; vn:o rtiiv 1CE(!L 'Aeturo{Jovl..ov ~rrärat. xal 0 f-IEV ,LIE)C(!l ~xv,'Jon:oAEW!; Otw;c,'}ds vn:o T(dl' aoEI..rptiiv lxrpEvyEt, ol OB ~"'' 'rOVS ~Uf-'U(!ElS vn:OUT(!EI/JavrES TO TE n:J..~,'}os n:aALV ElS TEi)COS uvr.f.I..Elovutv xal T~V n:ol..tv Honer; avT~V TE xaraUXa1&TOVUtV xal Tovs lvotxoiivras l§l)VO(!an:ooiuavTo.
ro
Ant 17,20
Bell 1,562
~v o' lv 1:alr; yvvatSLv xax ' o
Ant 17,342
2. dexarr11 OB !fut 1:~r; a(!;c•Jr; 'A(!;celaov o! 1C(!W' tjdollfl .:ijr; n;},q:J-vor; .:exl1a~WJI .:a nal1'1:a' xe}..evtdl1 ln:l '1:0 Ta(!t~e111 Bqor; av.:rj avveWeiv, ;; ~yvo.:a.:ov av.:olr; Jqtiiv l!treO.qtt.:at, loxvql~E7:o n n:aqayEJ1o1d11otr; delsetl1 .:a lef!a axevq .:üde xa~of!wevrfdva Mwvaiwr; 1:üde avniiJI n:Oti}Oa/tEJI~V xa.:&:J-eaw. ol de ,,. ÖtdOtf: n ~aa" nt3-aJioJI ~yovltBJIOt .:oJI Myo11, xai xa:J-laaner; I!JI .:tJit XW1'7J, Tt(!aSat•a Uyuat, n:a(!daltfla,.oJI .:ovr; lmavUeroltbovr; ,J~; l'ey&},,e tt}..·r}-3-et .:~,. t.,·&{laotJI elr; ..o Gf!or; n:ot1]oope11ot. rp:J-&,.u de lltAä.:o~; .,;~,. llJ1odo11 alJ.:tii,. n:(!OXa?:alafJol•evo~; ln:n:swJI n n:ol'""!i xal tln:At.:tiiJI, o! avltfJaAoner; .:ol~; lv 'rli XWP1/ n:qooVJ11]3-qotopivotr; ttaqa.:asewr; yevopBJII}f: .:ov~; !tEJI l!xnwav, .:ovr; d' el~; tpvr7JJI .:qir~1' flEV avuiiv .-~v n:a.-ellia, ~·0 OE IeeOv n:ve7rOÄT).[iT)uOittvov, ai,T:c!iJI OE xal yvJ•atxWv aV" -rixvotg CtvOea1l:oÖtattoVg lfJottfJov~, ttET:a:Jia:Jat ";Ov loytrJtLOv xat -rtl Ön:).. a ~irjJaJ•rag 1jetltElv elg "I"0 J.ot11:0v Ctn·oxw~J1]uavr.ag tlg nl nVrtiiJ•. Taii";a OE el11:61'1:Eg K11:uuav. xai of ftEv ÖtelVfh]UaY, ol lna-r;al OE l1tl .-ov!; exveoi•r; .-61r.o1·r; m:At~• amjMJov. ls lxth•ov .-e •) ur)l,_ n:aua 'Iovoala lnun;f!lwv li7tJ.ww:J·•l·
2. ::::a!Wf!i l(al 'A.Ugavo11or; lfij~?xov, o~ -rol> 6w51!ot> "~' 'Al(eatJa-r:Tj~~r; 1:01l~fJXla~ n:e,ou~ea0v~ Eg aV;oVr; 1:6 0:Yi;@OVV ,u'TjÖEptäg ~ltxlar; Cf!ELOW UOLOVfiEVOL l; l(Wfta; Kataaetia>; fliav UfJV lnniwv : aa: 'Iovoalot öulv:lfJUav.
~rqcinovro
OE noi).ol. neOr; i. nar:eiav dul 1:~v &Oetav, xal. xa-r:cZ näaav 7:6 ~aav zai. 7:Wv .:teaav?:i(!WV En:avaa.,;tlaetr;. xal 1:cJv ~a.uaeiwv oi Ovvarol neO~ OV!tfddtov ICovaOeä-rov, ö~ ~"
·n}v xWea'JI Oerra,ai
~{Ef'WV -rij>; ~V(!ta>, Elo Tveov 1tllflll{lVOftEVOL oil; vto>; '.Avavov xa'; t:ov U; lnt5tÄStiv. 6. lf.ovaoeä-ro> oe -ro-re !tEv ll vttEf!',
o
Enudtlv
el~ -roV~ -r61t'ovg n:a(!ayiP7]T:at, dtE(!Et:P~O'EtV e'xaa-ra, al:!h~
Öe naeti.Swv Elo [(awaetwv t:oi:>; vno KOVflllVOV ~W{Il'I]Siv-ra>; avEUt:avewatv nav-ra>;. El<E'i:l-Ev El>; Avooa naea)'EI'OfllVOf: naÄtv Ot~xovacv -rWP ~a!taeiwv, . ~al. flE?:an:E!tlfJtX,uevos Ox:rwxaidexa rWP
364 'Lovöalw11, oii!; lnllnva1:o f.t6'EEIJX1pcivat 'Ci,~; f.tazr;~;, n6i.i-.c6t Ötl%6t(!iOa'EO • övo ö' l'Ei(!ov~; · 1:w11 Övlla'EW'Ea'Ewll xal 1:oi:~; ltext6(!6l!; 'lwlla:hJII xat '.d.11a11ia11 1:011 7:6 'EOV'EOV nalÖa 'Äva11ov xal n11a1; äli.ov~; 'Lovöaiwv rvw(!i(.tOV!; lt'Jiitr61tl/J611 inl. Kalaaea, Of.tOtW!; Öe xal. ~alta (!BWII 1:oi:~; lmfJ'aii60'Eti'Eov~;. naeq)76tl.611 Je xal. Kovf.tallrji xal l(Ü6(!t 1:rji ;cti.taf!X'I! ni.6lll lnl. 'Prdftfj!; öwao111:a!; KJ.avdlrp loro11 .5n:E(! 'I:W'JI i'6"/6111)!tiiiW'JI. 1:aii1:a dta1C(!aso,LL6J'Q!; ano .d.vÖÖcdll /t'lli{Jat'l'611 6l!; 'l6eoaoi..vf.ta, xal. xa1:al.a{Jtl,11 1:0 ni.~:J-o~; är!lv 1:1}11 1:w11 /,~v(.tWII lo(!'E~'JI a:Jooev{Jws el!; '.d.111:tOX6ta11 lnav'fiu. 7. Ka1:a ös 1:~11 'FW,u1JII J(aloal! &xovaas Kot·f.tallov xal. ~a!•a eiw'l', l'lia(!ij'll Ös xat ~)'(!lnna~; lx:H:(.tW!; {nc6earwvt:;&(.t6110!; '[ovÖaiwll ln:6tÖ~ xal. Kov(.tallrji nol.l.ot 'EWII ÖVIIa'EWII na(!l01:ano, ~a!ta (!EW'II f.t~ll xa,'Earov~ 'E(l6l!; a116Ä.eiv 1I:(!OOe'Ea~6V 'I:OV!; ÖVVa'EW'I:a'I:OV!;, Kovf.taVOII Ö6 upv;aöeva611.
Bell 3,307-315
32. "E(.t6tllall Ös oMs ~ll(.tll(!d!; /tn6i(!a'EOt OVf.tiJ!O(!WII" /t3-(!0ta:Join6!; rae lnl. 1:0 raet~6l.'ll xal.OVf.t611011 Geo~;, Ön6f! a~'I:Oi!; lan'JI äytov, xa1:a xr.Jea11 ~tb li1Wl' '..1vnp0..ov, la{Jot Je nae' ixelvov eevolwv 0 3-eio!; '1.v-rtna.-eov xai na(!aJoi1) IDE(!cd(>fl' 'J"OMI!l rae iv.-eilaa:Jat .-ov Av-rlna't:(!OV 'H(!cJJ'1v aveleiv riw> av1:6!; la"J"w lv 'p,J~t'f) ..ii. vnovoia> XEJI.W(>tfifJEVOo. IDE(!W(!av OE .-fi rvva.tXt na(!a3-ia:Jat .-o (/!tl(!f'OXOV.
Ant 9,288-291
Ant 11,61
3. 0! OE ftUotxta:Jb•.-e> el> "'~" ~af XIJ~a!; f1E1:C<X·:hjJ•at, aV.-1] o' la1:lv lv 1:ij liE(!U{Ot Xat no7:atl0~ -roiir' rxwp o'J'O!la, Exau-rot Xa'l:a ~3-vo~ i'dtov SeOv Ei~ -n]P ~a!t&etta'JI XO!tÜiaJI'rE~, ninE d) ~O'aJ•, xal 1:ol:-rov~ xa[h~~ ~" n:&.-(!tov av.-oi!; ae{IO~IEI'Ot 1W(>O~Vl'0Vfit .-ov ~tirta•·ov ffElJJ' Ef!; ~~~r~v xal x6J.ov. AOtfiOV rae av.-oi!; lvlUX1]!/JEv, vp' ot rp:fEt(>O~IEI'Ot ovOfftlav ..,;;" xaxtdV :Jeeanelav lntvooiiv.-er; XI/IJfilllii 3-(>fJfiY.Evetv 'J"ov ~drta.-ov :Je6v, .-oii1:o aw.-!Jf!IOI' at1:oi!; Öv, lifta:foJ•. nifJ!J!a••.-er; otv neo> .-ov Äaavelwv {latJtUa neia{Jet!; Mlol''t:O le('Ei!; av'J"oir; .Jv · Ua{/tv alxl•a).,J.-wv 'J"OV!; 'lal!m/J.l.-ar; 1rQAEf11Jfia!; a1€oa.-eilat. nEfi1/Jav'I:O!; n .-a l'O~ItfiO xal .-t)v ''E(>t 't:OV 3-eov .-ov.-ov oalav OIOax:Jb•'t:E!; l:Je•]axevov av.-clv rptJ.o-rlflW$; xa! 't:OV AOtfiOV 1ei.-at, Ot 1 anoxaJ.oiiatv ~~ '!wa>}nov rpvvn> xal .. ,)" a('xl)v lxei:Jtv 1:1}!; 1€(>0f: OV1:0V!; lixoi' Cxu:opalvovatJ! aV-r;oV~. 1r:E~l /tAv -z-oV'lwv f§o!tEv el•xat.~0'l:E(!OV eln:dv.
.-7].
xal 'l"ov• lm"'e6nov• ..-ov> aVTov xa! aa-r(!ana> lxcJlvaev lm.-&nuv 'I:Olf: IovoalOt!; 'l:a!; {Jaatltxa!; Xf!ÜO!;, avijxi ..-e näaav ~" ~V xa-raaxelv ov"'':Jwatv 'J"ijr:; XW(!a> b-eJ.ij p6ewv ,W.-oif; vi~tea:Jat. neoaha~e OE xa! 'J"OV!; 'Ioovf1aiov> xai ~aflaeel.-a~ xa! ..-ov' l-.( "'ii~ xolJ.17r:; ~velar; apeivat 'J"a~ XcdflO~' ä, 'I:WJI 'Iovoalwv xa-relxov' xal 1t(>OUUt 1:aJ.av'J"a 1<EV1:~XOVTO elr:; .-~v olxoOOJlLOV 7:0V ft(>OV oo:Jij'Jiat.
366
11184-89
3. T~!: Je {/o~~: .-wp uaJ.,.tyywP ~xovua~.-e~: ol :J:apaf!ei.-at, ln)yxaMP ya(! ~'ICE'J.3-a~O!IE~Ot .-fj .-e 'Iovoa fPVlfj xal .-fj BePta!tluot, UuJ•iJ(!a!IO~ .. ~p al.-LaP .-ov 3-0(!V{/ov lta3-EiP 3-ÜOI'.-E!;. YPOP.-e~: oe .-ov~: alxltalwnu:Jtv.-ar; Elr; Ba{/vJ.töPa .-töP 'IovoalwP ~••aK.-l ~oP.-ar; .-o lE(!oP, 1tf!OUlaatP .-ti} Zo(!of/aMJ.tl' xal 'J1JUOv xal .-oir; IJYOV!tEPOtf; .-•.
Ant 18,29f
Kwn:wvlov de ~!)" 'Iovdala11 ddn:owor;, ;;." lirp~11 Kvet~~lrp UVIIOOtE/<tp:fijvat, ~ade 1t(laaanat. ~1ii11 a~V/IWJI ~·ijr; lo(l~lj(; Öro/1Bv7J(;, ~~~ naaxa xaloV/IEII, lx /dU1J(; IIVXI"O!: lJI fi.?-tt ~olr; lt(IWUlll ~" ÖvotrvvPat nii le(!oii ~ovr: nvltiivar:. xal ~o~s oJ." lnd ~o 1t(!!07:011 rllle7:at ~ liPotgl(; al7:WII, fi!ld(!E!: ~apa(!El7:at X(/vtpa d1: 'Ie(!oaolvpa ll.?-&"nr: dta(!(!ti/Jw ~~~3-ewnelw." ~a1:w>• l11 ~air: a1:oair; xal du% na11~or; ~oii le(!oii ~esano 1'1) neoneo11 lnl 7:o1ovro11: POI'l~o."nr; ~a n äUa dta rpvJ.axijr: _l'el~opor; ~rov ~o lt(!ov.
Ant 11, 342b-346
lnatviaav7:or; dA av1:ovr; ~J.ega,•d(!ov ol ~1XIIIi7:m tr:(/oaijA.?-o" av7:tti tt(!OUnapaAa{Jovnr; xal ovr; ~avaflaJ.U~~r; tt(/Olö «V'> und die «Chuthäer>> sind Gruppen, die mit den «Samaritanern>> nicht schlechthin identifiziert werden dürfen. Unter Einbezug textlicher, geschichtlicher und theologischer Kriterien wird dann das eigene geschichtliche Profil der Samaritanischen Religionsgemeinschaft herausgearbeitet.
ISBN 3-7278-0373-8 (Universitätsverlag) ISBN 3-525-53903-7 (Vandenhoeck & Ruprecht)