Wolfgang Keil
BASICS Rechtsmedizin
ELSEVIER URBAN & FISCHER
URBAN & FISCHER München
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I. Auflage 2009 © Elsevier GmbH , München
Der Urban & Fischer Verlag ist ein Imprint der Elsevier GmbH. 09
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II
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5 4 3 2
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Vorwort
IV
IV
Rechtsmedizin ist die Lehre von der Entstehung, Diagnostik Themen zu gewinnen. Bei der Auswahl der forensisch-mediund Beurteilung rechtlich relevanter Einwirkungen auf den zinischen Details wurde auf bekannte prüfungsrelevante menschlichen Körper. Dies klingt sehr sachlich und theoreFakten besonderer Wert gelegt. Das Doppelseitenprinzip der tisch, dennoch ist die Rechtsmedizin im Medizinstudium Lehrbuchreihe zwingt den Autor zur durchdachten , klaren sehr beliebt. Darstellungsweise. Für den Lernenden ergibt sich daraus Die Interessierten erleben, wie die Kenntnis der Genese von eine zeitsparende Erleichterung bei der Aneignung des Verletzungen, Vergiftungen und sonstigen Befunden es erWissens. laubt, rückzuschließen auf das, was mit Lebenden und Toten Seit vielen Jahren bin ich mit den Medizinstudenten der tatsächlich geschehen ist. Hier liegt der eigentliche Reiz des Technischen Universität München und der Ludwignicht kurativen Fachs Rechtsmedizin. Maximilians-Universität München durch die Lehre verbunDie weniger Interessierten spüren bald, dass die Themen des den. Die Lernenden haben sich von mir schon lange Zeit Fachs überschaubar sind. ein übersichtliches Lehrbuch gewünscht. Mein Dank gilt Interessierte und weniger Interessierte erfreuen sich im diesen Studenten, die durch ihre wiederkehrenden kritischen Allgemeinen an der andersartigen Sichtweise auf die Medizin. Fragen die Zusammenstellung der BASICS Rechtsmedizin Sie wird plötzlich mit den Augen von Kriminalpolizei, Staats- beeinflusst haben. anwaltschaft und Versicherungsunternehmen betrachtet. Einer dieser Studenten war Herr Tobias Helfen. Ihm danke Der Arzt wird zum Detektiv, medizinische Befunde werden ich für die Korrektur des vorliegenden Buchs aus Sicht der zu Beweismitteln- Voraussetzungen, die zu einem medialen Lernenden. Mein besonderer Dank gilt Frau Inga Dopatka Boom der modernen Rechtsmedizin geführt haben. vom Elsevier-Verlagfür ihre verständnisvolle Betreuung und Dennoch sind auch in diesem Fach thematische Übersicht Unterstützung. und Detailkenntnis unabdingbar. Die Lehrinhalte der Rechtsmedizin lassen sich problemlos in die Reihe BASICS einordnen. Der Aufbau dieser Lehrbücher bietet beste Voraussetzun- München, April 2009 gen, in kurzer Zeit einen Überblick über die wesentlichen Wolfgang Keil
Inhaltsverzeichnis 2- 23
A Grundlagen
Feststellung des Todes . .. ........ ... .. .. . I I I I
Frühes postmortales Intervall I .. . . ... Frühes postmortales Intervall !! . . . .... Spätes postmortales Intervall ...... ... Beurteilung des Todeszeitpunkts ......
. . ..... ... . . . ... . .. . . . .. .. . .. ... . . . . .. .. ... .
2- 9
2 4
6 8
I I I I I
I I I I
Ersticken durch Erhängen ...... . .. . ... . ... .. . . . Ersticken durch Erdrosseln/ Erwürgen ..... ....... . Weitere Formen des Erslickens . . . . .... ... .. . ... . Tod im Wasser ..... .... . .. . .... . Bolustod .. . .... . ... . . ... ... . .. . Schuss I . . .. .......... . .. . .. . . . Schuss li .. . .. .. ........ . . .. ... . .. . . . ..... . . Thermische Einwirkungen . . . . ................ . Elektrizität . . .. .............. . ... ... .. . .. . . .
50 52 54 56 58 60
44 46 48
Ärztliche Leichenschau .... . .... . ........ .
10 - 15
I Grundlagen der ärztlichen Leichenschau . . ..... .. . . I Praktische Durchführung der ärztlichen Leichenschau I Todesbescheinigung ... ..... . . .. . . .... .. . . .. . .
10
Toxikologie . . . ... .. . .... . .... ..... . .. .. .. .
62 - 67
12 14
I Grundlagen der forensischen Tox ikologie ...... . . . . I Spezielle Intoxikationen I . . .. ...... ..... . .. . .. . I Spezielle Intoxikationen ll . .... ... .. . . .. .... . . .
62 64 66
Sektion
16- 19
I Sektionen gemäß Strafprozessordnung .. . . . . .... . . I Klinische und sonstige Sektionen ... ..... .... .. . .
16
Alkoholbegutachtung . ... . . .. .... . ....... .
68 - 71
18
Untersuchung Lebender .... ... .. .. . ... . ..
20 - 23
I Alkohol! ...... . .. . . .... . ......... ... .. ... . I Alkohol!! . . .. . . .. . .. .. · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·
68 70
DNA-Analytik ......... . ........ .. .. . .... ..
I Körperliche Untersuchungen gemäß Strafprozessordnung ...... ....... ... ....... . . . I Verletzungen durch eigene Hand ........ . ... . .. .
22
B Spezielle Rechtsmedizin ... .. ..... . .. .
24- 81
Vitalität . ... . ... ... .. . ... . ... ........... . . . I Vitalitätszeichen und Altersschätzung von Verletzungen ..... . ..... .. .... . .. .... .
Plötzlicher natürlicher Tod .. ..... ..... . . . I Plötzlicher Tod aus natürlicher Ursache I .. ... .. . .. . I Plötzlicher Tod aus natürlicher Ursache II . .. . ... . . .
Traumatologie . .... ..... . ...... ... .. .. .. . . I I I I I I
Stumpfe Gewalt I ..... . . .. . ... .. . . ... . ... . .. . Stumpfe Gewalt li ... .... .. .... . . . ... . . . . . . . . Stumpfe Gewalt III .......... . .. . . ...... . .... . Scharfe Gewalt I .. .. .. .. . ...... .. . .... .. .... . Scharfe Gewalt II .. ... .. . .. .... .... .. ..... . . . Grundlagen des Erstickens ... ...... . . . ...... .. .
20
I Grundlagen der DNA-Analyse ... . . ........ .. ... . I Spurenuntersuchungen .. . ..... ..... . .. .. .. . . . . I Abstammungsuntersuchungen .. .... . .. . . .
26 - 27
Der Arzt als Sachverständiger und Arztrecht . . . .... . ...... ..... . .. .. . . .. .
78 - 81
26
I Der Arzt als gerichtlicher Sachverständiger .. ... . . . . I Arztrechtsfragen . . . ..... . .. . . . ... ..... . .. ... .
78 80
28- 31 C Fallbeispiele .. ... . ...... .. . .......... . .
82 - 89
28
I Fall I: Arztkonsultation oder Untersuchung nach StPO? .. .... .. .. .. . ...... . .... · · · · . .. . . I Fall 2: Fre mde Hand oder Selbstbeschädigung? ..... . 32 - 6 1 I Fall 3: Unfall oder fremde Hand? . . . ... .... . . . . . . .
30
32 34 36
38 40 42
DAnhang ..... . . . . ........ ... ... . . .... . . .
90 - 92
I Quellenverzeichnis . . . .. . .. .... ... ..... . . . . .. .
92
E Index ....... .. . ... . . . . ..... ... . . . .. . . . . .
03 - 96
Abkürzungsverzeichnis AAK AcP ADP ATP BAK BGB BGH CNCO CO-Hb CT ddNTP DNA GC GDVG GHB GTFCh Hb Hb-0 2 HE hpm HWZ ICD-10
Atemalkoholkonzentration Acidphosphatase (saure Phosphatase) Adenosindiphosphat Adenosintriphosphat Blutalkoholkonzentration Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgerichtshof Zyanid-Ion(en) Kohlenmonoxid Kohlenmonoxid-Hämoglobin Computertomographie Didesoxynukleosidtriphosphat Desoxyribonucleic acid (Desoxyribonukleinsäure) Gaschromatographie Gesundheitsdienst- und Verbraucherschutzgesetz (Bayern) Gamma-Hydroxy-Buttersäure Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie Hämoglobin, desoxygeniertes Hämoglobin Oxyhämoglobin Hämatoxylin-Eosin Stunden nach dem Tod Halbwertszeit( en) Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Revision
VII VII IfSG i.v. KG KHK LC Mb MEOS Met-Hb MS mtDNA NAD Owi
PCR pm PSA PStG SGB SHT StGB StPO STR StVG ZNS ZPO
Infektionsschutzgesetz intravenös Körpergewicht koronare Herzkrankheit Liquid chromatography (Flüssigkeitschromatographie) Myoglobin Microsomal ethanol-oxidizing system Methämoglobin Massenspektrometrie mitochondriale DNA Nikotinamidadenindinukleotid Ordnungswidrigkeit Polymerase chain reaction post martern, postmortal Prostataspezifisches Antigen Personenstandsgesetz Sozialgesetzbuch Schädel-Hirn-Trauma Strafgesetzbuch Strafprozessordnung Short tandem repeat Straßenverkehrsgesetz Zentrales Nervensystem Zivilprozessordnung
Feststellung des Todes
2 4 6 8
Frühes postmortales Intervall I Frühes postmortales Intervall II Spätes postmortales Intervall Beurteilung des Todeszeitpunkts
Sektion
16 18
Sektionen gemäß Strafprozessordnung Klinische und sonstige Sektionen
Untersuchung Lebender Ärztliche Leichenschau
20 10 12 14
Grundlagen der ärztlichen Leichenschau Praktische Durchführung der ärztlichen Leichenschau Todesbescheinigung
22
Körperliche Untersuchungen gemäß Strafprozessordnung Verletzungen durch eigene Hand
Frühes postmortales Intervall I In diesem Intervall entspricht das äußere Erscheinungsbild des Leichnams dem des Lebenden. Daher ist es in diesem Zeitraum wichtig, die sicheren Zeichen des Todes zu kennen. Die Feststellung des Todes im späten postmortalen Intervall ist dagegen einfacher, weil Autolyse und Fäulnisveränderungen sofort wahrnehmbar sind. Defi nition Das frühe postmortale Intervall ist der Zeitraum vom irreversiblen Herz-Kreislauf-Stillstand bis zum Einsetzen erster äußerlich wahrnehmbarer Zersetzungserscheinungen des Körpers.
Ausbildung sicherer Zeichen des Todes Sich_.. Zeichen cle8 Tod181m frOhen poatmorbllen lntemlll alnd:
n otenflecke lt Totenstarre.
Außerdem gelten als sichere Zeichen des Todes: lt mit dem Leben nicht vereinbare Verletzungen lt eine abgeschlossene Himtoddiagnostlk. Voraussetzung filr die Feststellung des Todesist das Vorhandensein mlndettena elnee sicheren Zeichens des Todes.
Totenflecke ]e nach Umgebungsbedingungen dauert
das Intervall häufig 1 d und end et nach maximal 2 d. Es ist charakterisiert durch: Biochemische Reaktivität Sie ist v. a. in den ersten Stunden noch vorhanden. Anfangs sind noch Reizbeantwortungen möglich, die als supravitale Reaktionen bezeichnet werden (s. S. 8/ 9) . Die Reaktionen laufen aber unkontrolliert ab und kommen durch Enzym- und/ oder Substratmangel zum Erliegen. 0 2 -Bedarf der Gewebe (auch als ,,02 -Zehrung" bezeichnet) Der 0 2-Verbrauch am Beginn des Intervalls beeinflusst die Farbe der Totenflecke. Fühlbare Körperwärme Sie ist besonders in den ersten Stunden pm wahrnehmbar.
Zeit
Ausbreitung und Farbintensität
Während des Sterbens bzw.
Auftreten selten, fleckförmig, sehr geringe Intensität
der Reanimation 0,75 hpm
Fleck förmig, geringe Intensität
2,5 hpm
Konfluieren der Flecke, deutliche Farbintensität
9- 10 hpm bis zum späten post-
Flächenhafte Ausbreitung und größte Farbintensität
mortalen Intervall
1 Tab. 1: Ausbreitung und Farbint ensität der Totenflecke in Abhängigkeit von der Zeit.
Definition Totenflecke (Livores) sind fleckförmige bis flächenhafte hyperämische Hautverfärbungen, die sich vorwiegend an den abhängigen Körperregionen ausbilden.
läuft das Bl ut aus diesen Regionen ab und die "Einflusss tauung" ve rschwindet meist. Hämokonzentration ln den hyperämischen Arealen wird Serum ms Gewebe abgepresst, intravasal resultJ ert eme Kon ze ntration zusarn _ mengeballter Erythrozyten. Dadurch wird das Blut schwerer verschiebbar d. h., die Totenflecke werden schlechter wegdrück- und umlagerbar. Hämolyse Früher wurde der Hämolyse größere B deutun g für die Entstehu ng der Toten- eflecke beigemessen . Experimentell konnte jedoch nachgewiesen werden dass di e Freisetzung und Diffusion de~ Hb auf Ausbreitung, Farbintensität unct Wegdrückbarkei t der Totenflecke nu:r ei nen geringen Einfluss hat. Praktische Bedeutung
Entstehung
Für die Ausbildung der Totenflecke sind drei Faktoren von Bedeutung: Hypostase Das Blut sinkt entsprechend der Schwerkraft in die Kapillarnetze der am tiefsten liegenden Körperpartien. Dadurch werden die abhängigen Hau tareale fleckförmig hyperämisch. Diese Verfärbungen si nd zunächst aufgrund der Verschiebliehkeil der Blutsäulen in den Kapillaren mit den Fingern leicht wegdrückbar. Die Auflagestellen des Leichnams bleiben von Totenflecken ausgespart, da sich durch das Körpergewicht keine Hyperämie ausbilden kann. Im Körperinnern entstehen pm an den tiefli egenden Organen eben fall s Hyperämien. Hyperämien während des Sterbens können an Gesich t, Hals und Schultern auch ohn e Tiefla ge dieser Partien Totenflecke zu r Folge habe n. Das Blu tvolumen kann sich dort pm nicht ausreichend vertei len, zum al die für den Rückstrom notwend ige Herztätigkeit fehlt. Es besteht dann eine Art "obere Einflussstauun g" in der Farbe der Totenflecke. Während der Sektion
Medizinisch • sicheres Zeichen des Todes • Hin weis auf Todesursachen (besonders Verbluten und CO-Intoxikation) • Beurteilun g des Todeszeitpunkts. Kriminalistisch • postmortale Lageveränderungen. Ausbreitung und Farbintensität
Ausbreitung und Farbintensität der Totenflecke nehmen pm zu. Nach :::::9 - 10 h wird ein Maxi mum erreicht
'
I Abb. I : Mit den Fingern (Lendenregion) noch wegdrü ckbare, d. h. noc h nicht fi xi erte blauviolette konflui 11 e Tot nflec ke 6 hpm . Auflagebedingte Au parun g n über d n Sc hult erblältern und ann Gesäß. 121
Feststellung des Todes
das bis zum späten postmortalen Intervall unverändert bleibt (I Tab. 1). Die Intensität der Totenflecke wird grundsätzlich durch das Blutvolumen bestimmt. Ist dies bei Blutungsanämien vermindert, sind die Flecke weniger intensiv und können sogar fehlen. Ursachen verminderter lntenaltit der Totenflecke: t rupturlertes Aneurysma dissecans der Brustaorta mit Hämatothorax • rupturiertes Bauchaortenaneurysma mit Retroperitonealblutung und evtl. Durchbruch der Blutung in die freie Bauchhöhle t Blutungen in den Magen-Darm-Trakt (Ulcus ventriculi oder duodeni, Ösophagusvarizen) t Verletzungen mit Blutungen (z. B. offenes SHT, Thoraxtrauma mit Hämatothorax).
Wegdrückbarkeit und Umlagerbarkeit
Wegdrückbarkeit und Umlagerbarkeit der Totenflecke nehmen pm ab (I Tab. 2). Noch wegdrückbare umlagerbare Totenflecke werden als nicht fixiert bezeichnet (I Abb. 1). Fehlen diese Phänomene, spricht man von fixierten Totenflecken.
Zelt (hpm)
4- 5
Wegdrückbarkeltj Umlagerbarkelt
Durch leichte Berührung mit den Fingern vollständig wegdrückbar, vollständ ig umlagerbar
ab 11
ab 18
Unvollständig um lagerbar Nicht mehr vollständig auf Fingernageldruck wegdrück bar, nicht mehr umlagerbar
I
Tab. 2: Zeitabhängigkeit der Wegdrückbarkeit
und Umlagerbarkeit der Totenflecke.
213
Farbe der Totenflecke
Ursache des Farbtons
Vorkommen
Blaugrau bis blauviolett
Ho her Anteil von Hb !mindestens ein Drittel des Gesamt-Hb)
.Normale" Totenflecke, z. B. bei Herzinfarkt, Lungenembolie
Hellrot
Ho her Antei l an Hb-0 2 , dessen Absorpt ionsmaxima die
Nach 0 2 ~Gabe bei Reanimation
hellrote Farbe bewirken Absorptionsmaxima des CO-Hb nahe denen des Hb-0 2
CO-Intoxikation
Erhöhte Affinität von 0 2 zu Hb ILinksverschiebung
Lagerung der Leiche in der Kälte
der 0 2-Bindungskurve) und erhöhte Stabilitä t der
I Konflui ert, mit Fingern sehr leicht
Mäßig bis deutlich ln den großen Gelenken
Keine
., 35
Keine
., 32
vollständig wegdrückbar
temper11tur (oC)
nac hweisbar
Im späten postmortalen Intervall: • Intensität von Autolyse und Fäulnis • Besiedlungszustand durch Insekten.
Konflui ert, maximale Farbintensität, noch wegdrückbar
Konfluiert, kaum noch wegdrückbar
Große Intensität
Keine
.. 28
Konfluiert, nicht mehr wegdrück bar
Große Int ensität
Grünfärbu ng der
.. 24
Haut des rechten
Für die Todesbescheinigung
Auf den Todesbescheinigungen ist vorgesehen, dass der Arzt den Sterbezeitpunkt mit Datum und minutengerrauer
Große In tensität
-----
Unterbauchs
1 Tab. 1: Sc hät zung d es Todeszei tpun k t s. Häufige Befund konst ellationen bis zum Beginn d es sp ät en postmorta len lnteNall s (Vora usse tzu n gen: Raumtemp eratu r 2 I oc, Körp ergewic ht etwa 7 0 kg, leic hte Kleidung, kein e Luftbew egung).
----~ - -=
Feststellung des Todes
Beurteilung im frühen postmortalen Intervall
In diesem Zeitraum wird die Abkühlung des Körpers für die Todeszeitbestimmung ausgenutzt. Insofern ist die Körperkerntemperatur das entscheidende Merkmal der Begutachtung. In der Praxis wird die Rektaltemperatur (gemessen in einer Tiefe von 8-12 cm) als Körperkerntemperatur angesehen. Aussagen zur Todeszeit sind so lange möglich, bis sich die Rektaltemperatur an die Umgebungstemperatur angeglichen hat. Der Abkühlungsvorgang pm erfolgt in zwei Phasen: Temperaturplateau von 2-3 hpm
Die Körperkerntemperatur bleibt nahezu konstant, weil sich zunächst ein Temperaturgefälle zwischen Körperkern und -oberfläche aufbaut. Temperaturabfall
Exponentieller Abfall entsprechend dem Newton'schen Abkühlungsgesetz. Irrfolge des initialen Temperaturplateaus ergibt sich eine sigmoida1e Form der Abkühlungskurve (I Abb. 1), die mathematisch durch ein 2-Exponenten-Modell beschrieben werden kann. Zur praktischen Arbeit mit diesem Modell stehen ein Nomogramm (Henßge, 1982) sowie Computerprogramme zur Verfügung. Die Abkühlungsgeschwindigkeit hängt von zwei wesentlichen Faktoren ab: Körpergewicht
Adipöse können bis 113 langsamer abkühlen als Magere (I Abb. I).
Umgebungstemperatur Ab Umgebungstemperaturen ::RVBD•-------
aooo 1
i
8000 '
1ooo !
.,., j 15000 '
82
I
4000] Urin Im Urin sind überwiegend hydrophile Metaboliten zentral wirksamer Substanzen detektierbar. Im Vergleich zum Serum besteht eine längere Nachweisbarkei t, d. h. auch zu einem Zeitpunkt, wenn keine akute Beeinträchtigung mehr gegeben ist. Bei sehr schnell tödlich verlaufenden Intoxikationen kan n der Urinbefund negativ sein , weil vor der Ausscheidung der Metaboliten der Tod eintrat. Mageninhalt In Einzelfällen ist die Kenntnis der Konzentrationen im Magen wichtig, um festzustellen, ob der Tod bereits in der Resorptionsphase eingetreten ist.
3000 1
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Organteile: Lunge, Leber und Niere Aus dem Verhältnis der Konzentrationen der Ausgangssubstanz und der Metaboliten in den verschiedenen Organen können im Zusammenhang mit den Ergebnissen der Kö rperflüssigkeite n detaillierte Aussagen zum Verlauf einer Intoxi ka tion gemacht werden.
I Abb . 1: Oben: Ein Massenspektrum des Gaschromatogramms (nac h Trennzeit von 9,483 min) einer unbekan nten Probe. Unten: Massenspektrum von Kokain aus einer Datenbank. Die weitge hende Übere instimmung beider Spektren zeigt, dass die unbekannte Probe offensicht lich Kokain enthält. [4]
Kopfhaare Die Analysen der Haare (Haarwachstum pro Monat"" I cm) gestatten die retrospektive Beurteilung eines etwaigen Missbrauchs von Alkohol, Drogen und andere1· zentral wirksamen Substanzen sowie seiner Intensität im zeitlichen Verlauf.
Beurteilung toxikologischer Befunde Bei Kon zentration sbeurteilungen sind die vitale Pharmakakinetik und postmortale Effek te zu berücksichtigen:
t Gewöhnung/Sucht: Aufgrund von Toleranzentwicklungen sind im Vergleich zu Normalpersonen viel höhere Konzentrationen notwendig, um zu einer bestimmten Wirkung od er zum Tod zu führen.
Zusammenfassung X Bei Lebenden dienen toxikologische Untersuchungen v. a. als Beurteilungsgrundlagen von Schuldfähigkeit und Fahrtauglichkeit X An Leichenmaterial sind toxikologische Analysen immer angezeigt, wenn durch Obduktion keine Todesursache festgestellt werden kann und sich durch Ermittlungen auch keine Hinweise für einen funktionellen Todeseintritt ergeben. X ln der forensischen Toxikologie sind die Methoden der Wahl GC/MS sowie LC-MS/MS.
Spezielle Intoxikationen I Arzneimittel Es wird nur auf die wichtigsten Arzneimittelgruppen der forensischen Praxis eingegangen.
Hypnotika und Sedativa Zu dieser Gruppe zäh len die Benzodiazepin e. Sie gehören zu den meistverordneten Medikamenten mit großer therapeutisc her Breite, aber auch mit weltweit höchster Missbrauchsrate. Das Gewöh· nungs- und Abhängi gkeitspotential ist hoch. Diazepam und Fluni· trazepam werden als Substitutionsmittel verwendet. Letale lntoxi· kationen , allein durch Benzodiazepine verursacht, treten kaum auf. Häufig werden sie mit Alkohol und and eren zentral wi rksamen Substanzen kombiniert (Mischintoxikationen) . Potenzierende Wir· ku ngsverstärkungen können zum Tode führende Atemdepress ionen bedingen. Schnell wirksame, in Alkoholika gelöste Benzodiazepine wie Flu nitrazepam werden als K. 0.-Mittel (Syn .: K. 0 .-Tropfen) eingesetzt, um Opfer von Sexual· und Eigemumsdelikten zu be· täuben .
Psychopharmaka Sie zeigen z. T. erhebliche In teraktionen mi t anderen Arzneimittel n, besonders wird die Wirkung zentral dämpfender Präparate gestei· gerl. Bei gleichzeitige r Alkoholau fnahme können lebensgefahrlieh e Reaktionen auftreten. Polytoxikomane bevorzugen bestimmte Wirk· Stoffe wie Doxepin. Psychopharmaka werd en oft als Suizidmittel verwendet (s. S. 22/23 ). Neuroleptika und Antid epressiva könn en tödliche Herzrhythmusstörungen auslösen.
Analgetika Analgetika bilden die größte Medikamemengruppe. Opioide wie Morphin , Fentanyl und Tilidin sind hervorzuheben. Sie werd en zur Behandlung schwerer Schmerzen angewandt und fallen unter das Betäubungsmittelgesetz. Wesentliche Nebenwirkung di eser Präparate ist eine Verminderung der Atem frequen z, die sich schon bei therapeutischen Konzentrationen einstellt. Überdosieru ngen können den Tod durch Atemlähmung verursachen und damit Gegenstand rechtsmedizin ischer Begutachtungen werd en.
Antiepileptika Neben Diazepam werden auch andere Antiepileptika wie Carbamazepin in suizidaler Absicht eingeno mmen. Letzteres besitz t nur eine geringe therapeutisc he Breite. Manche Präparate führen zu komplexen Wechselwirkungen mit gleichzeitig eingenommenen anderen Medikamenten. Bei Überdosierungen steht die sedi erend e Wirkung im Vordergrund. Kardiale Überleitungsstörungen sind als letztendliche Todesursache in Betracht zu ziehen.
Insulin Insu lin wird selten als Suizidmittel von insulinpflich tigen Dia· betikern und Angehörigen medizi nisc her Berufe verwendet. Tötungen durch fremde Hand kommen vor. Hohe Dosen bedingen in wenigen M inuten ein hypoglykämi sches Koma, welch es bereits bei Blutzuckerwerten von < 50 mg/dl eintreten kann. Der sc hnelle Todeseintritt wird auf den zerebralen Glukosemangel zurückgeführt.
t Obduktio n: - Suche nach Injektionsstellen häufig erfolglos - orientierende Blu tzucke rbestimmung mit M essgerät - Asservate: Blut, Liquor, Urin, Glaskörpernüssigkeit, Haut mit fragl ichen lnjeklionsstellen. t Zusatzuntersuchungen : - lnsulinbestimmungen, auch an vermeintlichen Injektionsstelle n, wo sich kristalli ne Ablagerungen finden können immungen. Glukosebest t Beurteilung: Sie ist hauptsächlich abhängig von der Leic henlie gezeit, da Insulin und lukose pm schnell abgebaut werden .
Flüchtige Narkosem ittel Rechtsmed izinisch sind Mittel wie Halothan, Ether und Ch loroform bei der Untersuchung von arkosezwischenfällen sowie zu Nachweis einer Narkotisierung oder Tötung von Opfern von Be- rn deutun . Einige Substanzen haben euphorisierende Wirkung unct werden deshalb als Suchtmittel missbraucht. Sie kön nen bei autoerotischen Unfällen eine Rolle spielen. Das flüssige Narkosemittel Gamma-Hydroxy-Buuersäure [G HB) . in der Drogenszene als ,.Liquid ecstasy" bekannt und wird auch ~t K. 0.-Tropfen verwendet. Es wird injiziert oder oral au fgenomrn s en Sehr selten kann es zu r Lihmun g der Atmung kommen.
Illegale Drogen Illegale Drogen unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz und du" r f en . unerlaubt mcht angebaut, hergestellt oder gehandelt werden. Au Beschaffung, Abgabe oder Besitz dieser Substanzen sind strafbar Ch Au snahmen werden vom Gesetzgeber z. ß. im Zusa mmenhang ~ . Jt Substitutionstherapien bei Heroin abhängigen geregel t. Droler ega ill Wirkungen und nen Konzentratio sind Lebenden Bei gen, vergleichbar mit Alkohol, für di Beurtei lung von Fah rtüchu _ keit und Schuldfähigkeit bei Straftaten wichtig. Darüber hinaus Si g die Nachweise zur Feststellung von Todesursachen bedeutsam. nct
Cannabis In der BRD ist Cannabis die am häufigsten gebrauchte und gehan delte ill egale Droge. Psychische Abl1ängigkeiten sind möglich. Ca nnab is kommt als Marihuana und Haschisch vor. Beide Substanzen werden meiste ns in ..Joints" ge rau cht, die häufi "'30 mg des psychoa ktiven Tetrahyd rocan nabinols (THC) enthalt g . TH C wird in kurzer Zeit über das ebenfalls psychoaktive 11 - Hydre~ 0 xy-TH ( 11-0H -TH C) zu r inaktiven Tetra hyd roca nnabinoi-Ca rbo säure (TH C- OOH) abgeba ut. Letztere wird gl ukuron idiert im u ~ ausgeschied en. Hohe Konzenu·ationen an TH C- OH deuten aur;n häufigen Konsum hin (Frequent User). Der· TH ·Abbau im Blut verläuft nicht linear wie beim Alkohol, sondern mit exponentiel le HWZ. in der Regel ist THC bis "' 6 h nach der Aufnahme im Blut n nachweisbar. Aufgrunds iner lipoph ilen Eigenschaft n bildet es i Fettgewebe ein D pot und wird langsam wi der freiges Lzt. Des:' gen kann TH C-CO H im Urin nach einmaligem Konsum bis"' 3 deaufgefund en werden . Die Serumkonzemrationen korr·e!ieren nicht !in ar mit den Wirku nge n. Zu B ginn kommt es zu z ntral r Dämpfun mit Störun von Motorik und Z itg fü hl, di in Euphori und letztlich Passivi~~n at übergeht. Bei schw r rn Rausch tritt ß nomm nh it auf. re Ca nnabis hat b i Lebenden fü r Ihr Fa ll rtüchtigk it b sond Releva nz. Na h d r R ch tspr hung w rd n ab TH · rurnkon -
Toxikologie
zentrationenvon I ng/ml grundsätzlich Ord· nungsstrafen im Sinne des § 24a des Straßenverkehrsgesetze s verhängt, da ab dieser Konzentration eine eingeschränkte Fahr· tüchtigkeitvorliegen kann . Todesfälle allein durch Cannabis sind nicht bekannt.
64165
I Abb . I : Abdomenübersichtsaufnahme bei einem Drogenkurier. Zahlreiche röntgendichte ovale Strukturen (.J..). Während der kontrollierten Ausscheidung wurden 84 Packs mit Gummihüllen sichergestellt. 13]
Heroin Heroin ist halbsynthetisch hergestelltes Diacetylmorphin mit sehr hohem Sucht· potential. Zumeist werden 50 - 250 mg des "Straßenheroins" i. v. injiziert (Heroingehalt nur 5-l 0%). Bei starker Abhängigkeit wird davon"' I g auf einige Injektionen über den Tag verteilt. Heroin wird mit einer HWZ von "'3 min zu 6-Monoacetylm orphin (6-MAM) metabolisiert. Heroin und 6-MAM sind lipophiler als Morphin und passieren deshalb die Blut-Hirn-Schranke schneller, wodurch der Rausch beschleunigt wird . Aus 6-MAM entsteht Morphin , das letztlich als Gluku· ronid im Urin ausgeschieden wird. Das Vorhandensein von 6-MAM beweist, dass primär Heroin und nicht Morphin aufgenommen wurde. Je nach Dosis kann Morphin im Blut bis zu 24 h, im Urin 2- 3 d nachweisbar sein. Bei Überdosierungen tritt der Tod durch Lähmung des Atemzentrums ein. Beim Body packingwerden Heroin-Packs (seltener Kokain) zu Transpanzwecken häufig verschluckt. Die Packs sind meist röntgenologisch nachweisbar (I Abb. 1). Öffnen sich diese, kann es sehr schnell zu Todesfallen kommen.
Kokain hat im Blut eine HWZ von"' I h, sodass sein Nachweis nur etwa 4- 6 h nach Aufnahme gelingt. Es wird in erster Linie zu Benzoylecgonin abgebaut, welches im Serum "' 1- 2 d gefunden werden kann. Im Urin können Kokain bis 8 h, Benzoylecgonin bis 5 d vorhanden sein. Kokain bewirkt Puls· und Blutdruckerhö· hun gen und kann offensichtlich den Tod verursachende Herzrhythmusstörungen auslösen. Letale Intoxikationen allein durch Kokain sind selten.
Amphetamin/Designerdrogen
amin ("Crystal") ist wesentlich wirksamer als Amphetamin. Insbesondere vom Amphetamin wurde eine Vielzahl psychotroper Substanzen abgleitet (Designerdrogen). Die größte Bedeutung haben die Methylendioxyamphetamine ("Ecstasy"), von denen zahlreiche Variati· onen existieren, die teils halluzinogen wirken. Die Substanzen werden meist in Tablettenform eingenommen. Die HWZ liegt zwi· sehen 7 und 34 h, sodass die Substanzen bis zu 24 h nach Einnahme im Blut feststellbar sind, im Urin bis zu 2 d. Der Nachweis hat bei Lebenden des Öfteren verkehrs· medizinische Bedeutung. Überdosierungen verstärken den Rausch nicht, jedoch die anschließende Erschöpfungsphase. Über einzelne Todesfalle wurde im Zusam· menhang mit maligner Hyperthermie und Serotoninsyndrom berichtet.
Amphetamin ("Speed") ist ein synthetisches Sympathomimetikum. Es unterdrückt das Obduktion: Schlafbedürfnis, steigert das Selbstbewusst-oft zahlreiche Injektionsstellen, die dem sein und ist euphorisierend, sodass es als Verlauf der Venen folgen ("Injektionsstel lenstraßen"). Kotballen, Hirnödem, hämor- Rauschmittel benutzt wird. Methamphetrhagisches Lungenödem, häufig volle Harnblase, Erbrochenes, letale Speisebrei· aspiration möglich -orientierender Drogenschnelltest am Urin. Zusammenfassung ~ Zusatzuntersuchungen: Ouantifizierun g • Benzodiazepine sind eine häufig zu beobachtende Komponente von Mischder Serumspiegel von Heroin und seiner intoxikationen. Metaboliten. ~
Kokain Kokain wird als Hydrochiarid gewonnen und führt zu starker psychischer Abhängigkeit. Es wird vorwiegend geschnupft, wobei die Rauschdosis bei etwa 20- 50 m lie t. Süchtige schnupfen bis zu l 0 g/d.
L _ __
• K. 0.-Mittel sind chemisch heterogene Substanzen, mit denen Opfer in sehr kurzer Zeit betäubt werden können. • Illegale Drogen sind Cannabis, Heroin, Kokain, Amphetamin und Designerdrogen, wobei allein Heroin durch Oberdosierungen zur letalen Atemlähmung führen kann. Die anderen Drogen sind nicht selten Bestandteil von todesurslchlichen Mischintoxikationen.
Spezielle Intoxikationen II Kohlenmonoxid (CO) Kohlenmonoxid wird eingeatmet und blockier t den 0 2 -Transpo rt am Hämoglobin. Deswegen ka nn die CO-Intoxikation auch als "inneres Ersticke n" kategori siert werde n (s. S. 42/ 43 ). Im vergangenen Jahrzehnt wurden in der BRD jährlich etwa 150 CO-Todesfälle registriert CO gehört dami t nach Arzneim itteln und illegalen Drogen zu den Stoffen, die häu figer zu letalen Vergiftungen führen. Der Nachwe is von CO- Hb stellt bei Brandopfern ein Vitalitätszeichen dar (s. S. 58159). CO-Vergiftungen sind fast immer Unfälle, selten Suizide. Tötu ngen durch fremde Hand stellen extreme Ausna hmen dar.
Chem isc he und pathop hysiologische Grundlagen Werden kohlenstoffhaltige Verbindungen bei 0 2-Mangel verbrannt, kommt es zur unvollständigen Oxidation und es entsteht das farb- und geruchlose Gas CO:
2C+02 -+ 2CO
CO ist in der normalen Luft in kaum messbar en Spuren enthalten. In Schwelbränden, z. B. in Wohnun gen, aber auch in Verbren nungsmotoren oder beim Tabakrauchen, werd en jedoch beträch tliche CO-Mengen gebildet. Au toabgase ohne Katalysator und Tabakra uch enthalten bis 4% CO. Di e Erd gasbestand teile Propan und Butan benötigen zur vollständigen Verbren nung vergleichsweise mehr 0 2, d. h. ei n größeres Luftvolum en, als andere M aterialien. Deshalb besteht beim Kochen oder Heizen mit diesen Gasen in kleinen Räumen die Gefahr einer relevanten CO-Bildung. CO hat etwa ei ne 300-fa ch höhere Bindungsaffinitätz um Hb als 0 2. Beträgt die Luftkonzen tration nur 0, I % CO (tödliche Grenzkonzentration), so ist das Verh ältnis zum 2 1%igen 0 2 1 :2 10. Angesichts der Bindungsaffi nität wird nach einiger Zeit die Hälfte des Hb durch das CO blockiert. Ursac he dafür ist die stärkere koord inative Bi ndung des CO an das Eisen der Hämgruppe im Hb und Mb. Das Bewuss tsei n geht ab etwa 30 % CO-Hb verloren, der absolut
tödliche Wert liegt bei 70%. Bei ei ner CO-Kon zentration in der Luft von ~ I ,2 % tritt bereits innerhalb weniger Minuten der Tod ein. Der Vergiftungsverlauf ist auch von der Atemfrequen z, d. h. von der Intensität der körperli chen Tätigkei t, in einer CO-halLigen Atmosphäre abhängig. CO-Hb ist bei I 00% 0 2-Gabe leicht dissoziabel, sodass gewisse Rettungschancen bestehen.
Auffindu ngssituationen In allen Situa tionen, in denen unmittelbar vor der Totauffi ndung ein Verbrennungsvorgang stattgefunden haben könnte, ist die Möglich keit einer CO-Einw irkung in Betracht zu ziehen, beispielsweise: t in Räumen mit Außenwandheizern oder Durc hlauferhi tzern, z. B. Badezimmer t beim Holzkoh legri llen in geschlos · senen Räumen
I Abb. I: Totenflecke bei CO-Int ox ik ati on (unt
·c h zu "n orm alen·· bl au-grauen Toten-e n) · Verg1e1 1m flec ken (obe n). Unfall eines 49-Jährige n in folge defekter Gastherme. 131
t beim Kochen und Heizen mit Propanoder Butangas, z. B. beim Wintercam ping t beim Heizen mi t Holz und Kohlen t in Garagen oder sonstigen Räumlich· keiten mi t Verbrennungsmotoren.
Zusatzuntersuc hungen t toxiko logische Untersuch ung: Besurn mun g der CO-Hb-Konzentratione n mittels Spektrophotometrie oder Gaschromatographi e.
Untersuc hungsbefunde Äußere Untersuchungsbefund e t hellrote Totenfl ecke : homogen hellro t, nicht als Kälteeffekt (I Abb. I ) t rosafarbene Augenbindehäute t gelegentlich Erbrech en und Stuhl abgang. Innere Un te rsuchun gsbefund e t lachsrote Farbe der Skel ettrnusk u· latur t fl üssiges, häufig kirschrotes Blut t deutliche akute Blutfülle der Organe, häufig auch der Leptamen in x t bei zu nächst überlebten CO-Intoxikationen gelegentlich beid seitige Nekrosen des Pallidums. Asse rvat e t Blut aus dem Herzen und den Venensinus zur CO-Hb-Besti mmung. Cave: Kein periph eres Blut verwenden, da CO bis zu ei nem gewissen Grad postmortal durch die Haut diffundieren und sich an Hb binden kan n!
Schäd lingsb ekämp fungs mittel Organ ische Phosphorsäureester w i e Parathion (Syn.: E 605) werden als Insektiz ide verwend et. Diese Mittel si nd in der Landw irtsch aft und bei Gärtnern verbreitet. ln der BRD dürfen besonders giftige Präparat wie Parathion seit einigen Jahren flieh~ mehr verwendet werden. Bundesweit kommt es nur noch ausnahm sweise zu leta len Intoxika tionen. Es hand elt sich fast immer um Suizide mit oraler Giftaufnahme. Die Substan zen haben einen knoblau chartige n Geruc h; ihnen si nd auffallend e Warnfar ben zugesetz t ' um irrtüm liche Einnahmen zu verhindern. Pa rathion blockier t i1-reversibe! die Azety lcholinesterase, sodass Azetylcho. !in im Körper angehäuft wird und ein e Aktivi erung von Muska rin- und Nikotin rezeptoren erfolgt. Es werden Krämpfe der Skel ttmuskulatur und des Gastraintestina ltrakts sowie Bronchialkonstr ik-
J~----------------------------------------------------------T_o~x_i_ko_l_o~g~ie tion mit vermehrter Schleimsekretion ausgelöst. Tränen- und Speichelnuss sind verstärkt. Atem- und Herzstillstand kann eintreten. Untersuchungsbefunde Äußere Untersuchungsbefunde t Erbrochenes: auffallend, weil zumeist mit reichlich Schleim und Speichel, evtl. mit Spuren der Warnfarbe (bei Parathion blau) durchsetzt (I Abb. 2) .
Innere Untersuchungsbefunde
t Rückstände der Warnfarbe im Magen· inhalt
t reichlich Schleim in den Atemwegen t Lungenödem.
Zyanwasserstoff /Zyanide Zyanwasserstoff, Blausäure, und seine Salze, Zyanide, gehören zu den stärksten Giften. Obwohl sie durch das Chemikaliengesetz einer strengen Kontrolle unterliegen, ereignen sich einzelne Suizide, selten auch Vergiftungen durch fremd e Hand. Bei Todesf 5%o vor. Zu beachten ist, dass Alkohol bei den hautentzündung. meisten Mischintox ikationen eine Rolle spielt. tritt. t bezüglich der Handlungsfähigkeit unmittelbar vor Todesein Die Resorptionszeit kann zwischen w nig n Minuten und mehr als 2 h variieren. Im Straßenverkehrsrecht wird zugunsren des Angeklagten immer Chemische Eigenschaften eine Resorption szeit von 2 h ab Trinkende zugrunde elegt. Bei Aufnahme relativ geringer Alkoholm ng n kann ln achverständiger vor ericht auch Resorptionszeiten von 90 - 60 mln empfehlen . Fehlen Angaben des Angek lagten, Ist b I Rückrec hnung n als Trinkende immer der Z itpunkt unmlu !bar vor d m Vorfall heranzuziehen (s. S. 70/71 ).
J~:---------------------------------------------------A_I_ko h_o_lb_e~g~u~t-ac~h_t~u_n~g __
BAK (%o) 1,0
ß = 0,15 (durchschnittlich) 0,5
I Abb. 1: Verlauf einer BI utalkoh olkonzentration . ln der Resorptionsph ase wird mehr Ethanol resorbi ert als elimini ert. Na ch Erreichen des Gipfelwerts überwi egt der Abbau.
0 +---r-~---+---+--~--4---+---~~---
2
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3
4
5
6
Der resorbierte Alkohol gelangt über die Pfortader in die Leber, in der sofort der Ethanolabbau einsetzt (hepatischer Firstpass-Effekt). Deswegen ist die getrunkene Alkoholmenge stets größer als die im peripheren Blut nachweisbare. Die Differenz wird als Resorptionsdefizit bezeichnet. Die Größe des Resorptionsdefi zits ist abhängig von den Konzentratione n der Alkoholika. Bei niedrigprozenti gen Getränken (Bier) beträgt es "' 30%, bei mittlerem Ethanolgehalt (Wein, Sekt, Likör) "'20%. Spirituosen wie Weinbrand, Wod ka und Gin führen zu einem"' I O%igen Resorptionsdefi zit. Distribution Die Verteilung des Alkohols erfolgt durch das Blut. Bei der im peripheren venösen Blut gemessenen Alkoholkonzentration (BAK) handelt es sich um den gerichtlich verbindlichen Wert. Er wird in Promille ausgedrückt. r
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Entsprechend seiner Eigenschaften gelangt der Alkohol zu :::96% ins Körperwasser und zu :::4% ins Fett. Bei Männern steht ein Verteilungsvolumen von "' 70% zur Verfügung,
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bei Frauen wegen ihres vergleichsweise höheren Fettanteils nur :::60%. Durch den so genannten Widmark-Faktor - auch als Reduktionsfaktor (r) bezeichnet - wird das Körpergewicht zur Ermittlung des Alkoholverteilungsvolumens reduziert (Widmark, 1932). Er beträgt bei Männern in der Regel :::0,7, bei Frauen :::0,6. Eine BAK kann nach abgeschlossener Verteilung auch über das Verteilungsvolum en ermittelt werden.
Die Distribution ist auch von der Durchblutung abhängig. Da das Gehirn etwa 25 % des Herzminutenvolumens beansprucht und sein Wassergehalt mit"' 80%sehr hoch ist, kommt es im ZNS initial zu höheren Blutund Gewebespiegeln. Daraus resultiert die "Anflutungssymptomatik" des Alkohols, die bei einem sog. Sturztrunk wesentlich drastischer ist als bei mäßigem, über längere Zeit verteiltem Trinken. Elimination Im Körper aufgenommener Alkohol wird eliminiert durch:
68 169
Exkretion Insgesamt :::5 %werden in unveränderter Form wieder ausgeschieden über t die Lungen: Das Verhältnis von Atem-
zu Blutalkoholkonzentration liegt im Mittel bei I :2100. Der ab geatmete Alkohol wird zur Messung der Atemalkoholkonzentration (AAK) genutzt. Im Ordnungswidrigkeitenrecht (Straßenverkehrsrecht) kann die AAK (mg/1) mit speziellen Geräten ermittelt werden. Die AAK multipliziert mit dem Faktor 2 entspricht in etwa dem BAKWert (%o) . Bei strafrechtlichen Konsequenzen (s. S. 70171 ) ist derzeit stets die Messung der BAK notwendig. t den Urin t den Schweiß.
Me tabolismus Etwa 95 %werden während der Leberpassagen durch die Alkoholdehydrogenase (ADH) zu Azetaldehyd oxidiert. Dieses wird durch die Aldehyddehydrogenase (ALDH) zu Essigsäure abgebaut, die im Zitratzyklus zu C0 2 und HzO gespalten wird. Als Koenzym der Dehydrogenasen wirkt NAD, welches zu NADH reduziert wird. Die Geschwindigkeit der Reoxidation des NADH ist der limitierende Faktor für den Ethanolabbau. Die stündliche Eliminationsrate des Ethanols (ß) ist konzentrationsunabhängig und beträgt minimal 0,1 %o, durchschnittlich 0, 15%. und maximal 0,2%o/h (I Abb. 1). Bei ständiger Alkoholzufuhr wird das nicht ADH-abhängige microsomal ethanol-oxidizing system (MEOS) induziert. Dadurch kann bei Gewöhnung und insbesondere bei hohen Werten (~ 2,5%o) zusätzlich Alkohol abgebaut werden. Etwa 0,5% des Ethanols werden zu Ethylglukuronid umgewandelt, z. T. zu Fettsäureethylestern konjugiert und über die Nieren ausgeschieden. Die Metaboliten werden auch in den Haaren abgelagert. Daraus können sich bei einer Haaranalyse Hinweise auf einen zurückliegenden Alkoholmissbrauch ergeben.
Zusammenfassung • Die BAK hat ln der Forenalk besondere Bedeutung für die Beurteilung von FahrtOchtlgkelt und Schuldflhlgkelt, gelegentlich auch als Todesursache. • Bel der Beurteilung von Alkoholwirkungen Ist grundsitzlieh das etwaige Vorliegen einer Alkoholgewöhnung (Toleranz) zu beachten. • Etwa 95" des aufgenommenen Ethanols werden in der Leber durch ADH zu Azetaldehyd oxidiert.
Alkohol II Probenentnahmen für BAK-Bestimmungen Bei Lebende n Die rechtlichen Voraussetzungen entsprechen denen jeder körperlich en Un tersuch ung gemäß StPO (s. S. 20/ 2 1). Die Armvenen werden mit einem Ei nmalVaku umbesteck punktiert, welches von der zuständigen Landesbehörde zugelassen ist. Der verwendete Desinfektionstupfer darf keinen Alkohol enthalten und muss luftdicht verpack t gewesen sein. Sowohl die Blut· proben als auch die zugehörigen Entnahme· protokollemüssen durch selbstklebende Standardetiketten mit Identitätsnummern gekennzeichnet sein. Bei Leichen Oie Proben werden zunächst im Auftrag der Staatsanwaltschaft, evtl. der Beru fsgenossenschaft, zurückbeh al ten und nur nach Anordnung des Au ftraggebers analysiert (s. S. 16/ 17). ~ Femoralvenenblut: Cave: Kein Herzblut verwe nde n~ Gefahr der Diffusion von Alkohol aus dem Magen. ~ Skelettmuskulatur: Da der Wassergehalt der Skelettmuskulatur ungefähr dem des Fe· moralbluts entspricht, kann sie verwendet werden, wenn kein Blut gewinnbar ist (z. B. bei Au sblutung, Fäulnis) . Die Proben sind bei Kühlschranktemperatur zu lagern, um Veränderungen bis zur Analyse zu verhindern . Bei Fäulnis kommt es neben der Bildun g höherwertiger Alko· hole auch zur Entstehung von Ethanol (bis zu 0,8 %o).
Analysemethoden BAK-Bestimmungen für forensische Zwecke müssen nach den Ri chtlinien des Bundes· gesundheitsamts durchgefü hrt werden . Jede Probe ist im Doppelan satz mit zwei unabhängigen Analysemethoden zu messen. Meist werden angewandt: ADH -Verfahr en Es handelt sich um eine absorptionsphotometrische Methode, die alkohol· , aber nicht ethanolspezifisch ist. Da aber and ere Alko· hole im Blm, z. B. Methanol, in I 000-fach nied rigeren Kon zentration en als Ethanol vorkommen, werden die Ethanolme ssungen meist nicht beeinträch tigt.
GC
Es kom mt die Head·Space-Technik zur An· wendung, wobei durch Erwärmung der Serums auf 60 °C die flüchtigen Substanzen in der Dampfphase angereichert werd en.
Proben der Dampfpha se werden dann über eine Säule aufgetrennt. Aus der Höhe des ethanolspezifischen Peaks kann die Konzentration anhand eines in ternen Standards bestimmt werden. Die Serumkonzentration wird dann durch I ,2 divid iert, um auf die BAK des Vollbluts umzurechnen.
BAK-Rückrechnungen aufgrundg emess ener Werte Zwischen dem Zeitpunk t einer Suaftat und der Entnahme einer Blutprobe vergeht stets ei ne Zeitspanne. Rechtlich relevant ist nur die BAK zur Tatzei t. Sie kann aus der gemessenen BAK der Probe unter bestimmten Voraussetzungen rückgerechnet werden: Mindest- BAK (ß = 0,1%o/ h) Mindest-BAK-Berech nungen werden fast nur zur Beurteilung einer möglichen alkoholbedingten Fahruntüchtigkeit zugunsten des Beschuldi gten durchgeführt Die Resorption muss abgeschlossen sein, d. h., es darf im Regelfall nur auf Zeitpunkte 2 h nach Trinkende rückgerec hnet werden (s. S. 68 / 69). Sind zwischen Trinkende und Blutentnahme keine 2 h vergangen , gil t die gemessen e BA K als Wert zu m
d. h., au f diese Zeit darf rückgerec hn et werden, nicht auf die Tatzeit ~ Zeit zwischen Blutentnahme und Resorp-
Lionsende : 20 min = 20/ 60 h = 0 ,33 h abgebaute BAK: 0,33 h x 0, I %o = 0,03 %o
~
Mindest· BAK zur Tatzeit: I ,09%0 Wahrsc heinlic he BAK (ß = 0,15%o /h Dabei wird von möglichst rea len Resorp- ) tions- und Eliminationsverhältn issen ausge. gangen . Dre Zenpunkte von Trink - und Resorptionsende werden gleichgese tzt Inso fern kann über die gesamte Zeitspanne von der Blutentnahme bis zum Tatzeitpunkt rni der Abbaurate ß = 0, 15%o/ h rückgere chnet werden. Die wahrscheinliche BAK dient vo t allem zu r Orientierung bei Schuldfäh i gkeits~ begutachtungen, wenn Rückrechnungen über viele Stunden vorgenommen werden die mit der Maximal-BAK zu überhöht en ' Werten führen .
Beispiel Trink ende: 12.05 Uhr, Tatzeit: 12.30 Uhr ' Blutentnahme: 14.55 Uhr, gemessen e BAK: 1,73 %o ~ Rückrechnung stets möglich
Tatzeitpu nkt ~ Zeit zwischen Blutentnahme und Tat:
Beispie lt Trinken de: 17.50 Uhr; Tatzeit: 20. 25 Uhr, Bluten tnahme: 22 . 10 Uhr, gemessene BAK: 0,98 'Yoo ~ Resorption abgeschlossen, da Zeit zwischen Tri nkende und Blutentnahme ?. 2 h, Rückrechnung möglich : ~ Zeit zwischen Blutentnahme und Tat: I h + 45 min = I h + 45/ 60 h = I ,75 h ~ abgebaute BAK: I ,75 h x 0, I 'Yoo = 0, 17 %o
Mindest-BAK zur Tatzeit: I, 15%o
Beispie l2 Trinkend e: 1.30 Uhr, Tatzeit: 2.1 5 Uhr, Blu tentnahme: 3. 10 Uhr, gemessene BAK: 0,43 %o ~ Resorption nicht abgesc hlossen, da Zeit zwischen Trinkende und Blutentnahme < 2 h, folglich Rü ckrechnung nicht möglich Mindest- BAK zur Tatzeit: 0,43 %o
Beispie l3 Trinkende: 4.35 Uhr, Tatzeit: 5.05 Uhr, Blutentnahme: 6.55 Uhr, gemessene BAK: I ,06%o Resorption abgeschlo ssen 6.35 Uhr,
2 h + 25 min = 2 h + 25 / 60 h = 2,4 1 h ~ abgebaute BAK: 2,41 h X 0, 15'Yoo = 0,36 'Yoo Wahrsch einliche BAK zur Tatzeit:
2,09'Yoo Maximal -BAK (ß = 0,2%o/h ) Sie spielt für die Beurteil ung eingeschr änkt er oder aufgehobener Schu ldfähigkei t eine Roll e. Bei einer Zugunsten -Betrachtung wird die höchstmögliche BAK ermittelt. Dabei ist das Resorptionsende nicht zu berücksichtigen . Vonder Blutentnahme bis zur Tatzeit wird mit l.l = 0,2 'Yoo/h rü ckgerechne t und ein Sicherheitszuschlag vo n 0,2%o addiert.
Beispiel Trinkende: 22 .40 Uhr, Tatzei t: 0.1 0 Uhr ' Blutentnahme: 4.55 Uhr, gemessene BAK: 1,12%o Rückrechnung ste ts möglich Zei t zwischen Blut ntnahrne und Tat: 4 h 45 min = 4 h + 45/ 60 h = 4,75 h ~ ab baute BAK: 4,75 h X 0,2 %o = 0,9 %o + 0,2 %o = I , 1 5 ~
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M aximai-BAK zur Tatzeit: 2,27 %0
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J I :
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Alkoholbegut achtung
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Nachtrunkbe rechnung Manchmal wird von Beschuldigten angegeben, dass zwischen Tat und Blutentnahme Alkohol getrunken worden sei (z . B. "zur Beruhi· gung" nach einem Verkehrsdelikt mit Fahrerflucht). ln diesen Fällen werden Mindest·, wahrscheinliche und Maximal·BAK wie beschrie· benrückgerechnet Vom errechneten Wert wird die Nachtrunk· BAK, ermittelt aus den angegebenen Trinkmengen, jeweils in voller Höhe abgezogen. Ob die angegebenen Geträn ke und Trinkmengen stimmen, kann durc h Begleitstoffanalyse untersucht werden.
BAK-Berechnungen aufgrund von Trinkmengenangaben Diese Berechnungen haben vor allem fü r Schuldfähigkeitsbegutach· tungenorientierende Bedeutung. Die Ergebnisse sind mit Zurück· haltung zu verwerten, da sie zumeist allein auf den Angaben des Beschuldigten basieren. Die Einschätzung seines Zustands (Ausfalls· erscheinungen?) ist häu fig wichtiger als der errechne te Wert. Die Grundlage bildet die Widmark·Formel (s. S. 68/ 69). Voraussetzung sind folgende Kenntnisse: aufgenommene Ge tränke, d. h. Menge und Art (Vol.·%), Körpergewicht, Geschlecht, Trinkbeginn, Tatzeit:
70
I 71
Begleitstoffa na Iysen Neben Ethanol sind in alkoholischen Getränken herstellungsbedingt Methanol, Propanol I, Isobutanol und Butanol-2, die so genannten Begleitstoffe, enthalten. Ihr gaschromatographisches Peak-Muster charakterisiert bestimmte Getränkesorten, z. B. Obstler (sehr metha· nolhaltig), Bier oder Wein . Unter Begleitstoffanalyse versteht man den Nachweis und die Ouantifizierung dieser Alkohole aus Blutpro· ben und den Vergleich der Ergebnisse mit den bekannten Spektren der Getränkesorten. Daraus können Rückschlüsse auf Menge und Art konsumierter Alkoholika gezogen werden. Dies wird zur Untersuchung von Fällen mit sog. Nachtrunkbehauptung genutzt. Dabei wird angegeben, dass zum Zeitpun kt eines Straßenverkehrs· deliktskeine oder nur eine geringe Alkoholisierung bestand und die gemessene BAK erst durch Alkoholkonsum nach der Tat zustande gekommen ist. ln der Regel bleibt für eine entsprechende Auf· na hme jedoch kaum Zeit.
Rechtsfolgen der Alkoholisierung Straßenverkehr II Ordnungswidrigkeitenrecht: §24a StVG: Beträgt die
AAK ~ 0,25 mg/1 oder die BAK ~ 0,5%o, so ist eine Geldbuße zu entrichten.
Getränke Vol·% sind zunächst in Gewichts-% unte r Verwendung der Ethanol· dichte (0,8 g/ml) umzurechnen, z. B.: 4 Bier a0,5 I (5 Vol. ·%) = 2000 ml X 0,05 X 0,8 = 80,0 g Ethanol 3 Wein- a0,02 I (38 Vol. ·%) = 60 ml X 0,38 X 0,8 = 18,2 g Ethanol brand 98,2 g Ethanol Als Resorptionsdefizit werden zur Berechnung der maximalen BAK pauschal I0%, der minimalen 30 %veranschlagt. Für die wahrscheinliche BAK werden die Geträn ke-abhä ngigen Defizite verwe n· det (s. S. 68/69): BAK max. 98,2 g- 9,8 g (10%) BAK wahrs. 80,0 g- 24,0 g (30%) + 18,2 g- 1,8 g (I0%) BAK min. 98,2 g- 29,5 g (30%)
=88,4 g Ethanol = =
72,4 g Ethanol 68,7 g Ethanol
Verteilungsvolumen (reduziertes Körpergewicht) Zum Beispiel: Körpergewicht: 78 kg, Geschlecht: männlich. Folglich ist als r im Allgemeinen 0,7 einzusetzen: 78 kg x 0,7 = 54,6 kg (reduziertes Körpergewicht)
Einsetzen der Massen in die Widmark-Formel BAK max. 88,4 g/54 ,6 kg = I ,62 %o BAK wahrs. 72,4 g/54,6 kg = I ,33 %o BAK min. 68,7 g/54,6 kg = I ,25 %o
II Strafrecht: § 315c StGB (Gefährdung des Straßenverkehrs}, § 316 StGB (Trunkenheit im Verkehr): Grenzwerte werden in den Paragraphen nicht genannt. Der BGH hat jedoch die absolute Fahrunsicherheit (Syn.: Fahruntüchtigkeit) auf 2>: I, I %o festgelegt.
Ausfallserscheinungen oder Fahrfehler sind nicht erforderlich . Die Paragraphen kön nen aber auc h bei relativer Fahrunsicherheit angewandt werden, die bei Werten zwischen 0,3 und < I , I %o in Frage kommen kann. Dabei müssen alkoholtypische Ausfallserschei· nungen bzw. Fahrfehler (z. B. Fahren in Schlangenlinien) aufgetre· ten sein. Die Folgen sind Geld· , evtl. Freiheitsstrafen und Einzie· hu ng der Fahrerlaubnis für etwa I Jahr. Schuldfähigkeit
II § 20 StGB (Schuldunfähigkeit wegen seelischer Störungen) : Der Alkoholrausch gehört zu den krankhaften seelischen Störun· gen. Angeklagte, die infolge Alkoholisierung zum Tatzeitpunkt nicht schuldfähig waren, können nach § 323a StGB (Vollrausch) für das Sich-Betrinken bestraft werden. Das Strafmaß orientiert sich am Grunddelikt II § 21 StGB (verminderte Schuldfähigkeit): Dabei muss du rch die akute Alkoholwirkung zum Tatzeitpunkt eine erhebliche Beein· trächtigung der Einsichts· und Steuerungsfähigkei t (s. S. 78/79) vorgelegen haben, wodurch das Strafmaß gemindert werden kann.
Zusammenfassung • BAK-Analysen sind nur gerichtsverwertbar, wenn
Berücksichtigung der Zeit und des stündlichen Abbaus (ß) Trinkbeginn: 17.30 Uhr, Tatzeit: 23.30 Uhr, Ethanolabbau : 6 h -+Daraus resultieren zum Tatzeitpunkt: BAK max. BAK wahrs. BAKmin.
I ,62 - 6 x 0,1 (0,6) = 1,02 %o I ,33 - 6 x 0, 15 (0,9) = 0,43 %o 1,25 - 6 x 0,2( 1,2) = 0,05 %o
bestimmte Qualitätskriterien erfüllt sind. • BAK-Rückrechnungen haben für Beurteilungen der Fahrsicherheit und Schuldfähigkeit zum Tatzeitpunkt Bedeutung. • Die Begleitstoffanalyse ist ein Verfahren zur Beurteilung so genannter Nachtrunkbehauptungen.
Grundlagen der DNA-Analyse • Beschlagnahmtes Spurenmaterial darf untersucht werden . • Anonymisierung aller Proben • Die Entnahmen und Unter suchu nge der Körperzellen dürfen ohne schrift - n liehe Einwilligung der Betroffenen nu r , bei Gefahr im Ver zug durch das Gericht . und haft auch durch dte Staatsanwaltsc die Polizei angeordnet werden_ • Bei Straftaten von erheblicher Bedeu tung oder gegen die sexuelle Selbst bestimmung, auch bei wiederholter Begehung anderer Straftaten dürfen bei den Beschuldigten unter bestimmten Bedingungen zur Identitätsfeststellung in Zielstellungen künftigen Strafverfahren DNA-IdentiUntersuchungsmaterialien fizierungsmuster bestimmt werden. Beileb enden werden im Bundeskriminalamt Sie nahezu können DNA-Typisierungen • Abstammungsuntersuchungen: Siehe nalyse-Datei) gespeichert und führt (DNA-A durchge n aterialie an allen Körperm Seite 76/77. en und übermittelt verglich können werden: • Vergleichszwecke: Vergleich körper74/75). S. (s. werden eigener Merkmale einer Person mit • Bei so genannten Massenuntersuch Kö rpe rfl üss igke iten anderen DNA-Mustern, die festgestellt die Vernichtung des Unter- Untgensind leimhau ch Munds B. (z. l Speiche Blut, wurden in: suchungsmaterials und die Löschung abstriche, Zigarettenkippen, Trinkge- Abstrichen vom Körper einer geschäfäße) und Sperma werden am häufigsten der DNA-Muster festgelegt, wenn sie digten Person, z. B. die Typisierung typisiert. Seltener werden Vaginalsekret, für die Aufklärung eines Verbrechens von Spermien in Vaginalabstrichen Urin, Nasensekret (Taschentücher) und nicht mehr von Bedeutung sind. -Spuren von einem Opfer oder Tatort Schweiß untersucht. (z. B. Blutspuren) Molekularbiologische t, - Proben bei Vertauschungsverdach e geweb Körper lagen Doping Grund z. B. bei der BAK-Analyse, Geallen an sind mungen Bestim Die n chunge fällen, Drogenkontrolluntersu Die Gesamtheit der vererbbaren Inforweben möglich. Oft spielen Oberhautoder histologischen Proben in der mationen einer humanen Zelle (Geno epithelien eine Rolle, z. B. bei GriffPathologie durch das Genom des Zellkerns In) wird en spuren, an Strangulationswerkzeug - Knochenmarktransplantaten: Das re DNA) und das mitochondria.t fäulnis(nukleä rung Vorhandensein der Spendermerkmale oder Masken. Zur Typisie e (mtDNA) gebildet. Genom n, Knoche veränderter Leichen sind im Blut des Empfängers weist auf das ägel aufgrund Angehen des Transplantats hin. Dabei Zähne, Haare und Fingern ers gebesond z Nukleäre DNA- STRs ihrer relativen Resisten handelt es sich ausnahmsweise um eignet. eine medizinische Anwendung. Die humane nukleäre DNA besteh tau 3,3 Millionen Basenpaaren (bp). Bei s Rechtliche Grundlagen Bei Leichen mindestens 50% handelt es sich um • Abstammungsuntersuchungen: Siehe repetitive DNA, d. h. um sich wiederDie gesetzlichen Grundlagen für MateSeite 76/77. holende, identische oder ähnliche DNAbei Lebenden zur Auf- zur Identifizierung von Katastrophen- rialentnahmen Sequenzen. Wiederholungen von zwe·1 klärung von Straftaten werden durch opfern aufgrund von Typisierungen bis sechs bp-Motiven werden als Mikr0die §§ 81 a, c der StPO gebildet lebender Verwandter, d. h., wenn satelliten bezeichnet, von denen auf d en (s. S. 20/ 21 ). Einzelheiten zu den keine persönlichen Gegenstände der 22 Autosomenpaaren und dem Gonos _ DNA-Analysen sind in den §§81 e- h Verstorbenen mit DNA-Vergleichsmenpaar einige hundertausend existie~ festgelegt worden: material (z. B. Zahnbürsten) zur Verren. Die Häufigkeit der Wiederholunge fügung stehen des Repeat-Motivs ist sehr unterschied-n • Die Untersuchungen dürfen nur - bei Leibesfrüchten zur Vaterschaftslieh, woraus sich Längenpolymorphisder Feststellung der Abstammung und feststellung post martern unter krimimen ergeben. Jedes Allel besteht aus Prüfung der Frage dienen, ob Spuren nalistischem Aspekt (z. B. War der einer bestimmte Repeat- Anzahl, die material vom Beschuldigten oder vom Täter der Erzeuger?) gemäß den Mendel'schen Regeln verten stammt. Dabei sind Ge-bei abgelegten Neugeborenen zwecks Verletz erbt wird. schlechtsbestimmungen zulässig. späterer Zuordnung
-selten wegen etwaiger erbrechtlicher Auseinandersetzungen nach dem Tod . • Vergleichszwecke: -Erkennung der DNA-Merkmale von biologischem Fremdmaterial am/ im Körper wie bei Lebenden fizierung: Bei Leichen bzw. -Identi Die DNA-Technik hat die forensischen teilen, die irrfolge von ZerstöLeichen Naturwissenschaften revolutioniert. Körpers oder postmortaler des rungen JahDurch sie wurden in den letzten 20 cheinungen auf andeungsers Zersetz n chunge ren individualisierende Untersu rgleich, Zahnstatus) (Bildve Wege rem cher auf der Basis phänotypischer genetis sind. Dies hat bei zierbar identifi nicht en, Merkmale, z. B. der ABO-Blutgrupp besondere Bephen katastro Massen abgelöst. deutung.
Definition Gegenstand der forensischen DNA-Analyse ist die Individualisierung von Personen, Leichen und Spuren sowie die Klärung von Abstammungsverhältnissen.
DNA-Analy tik
In der Forensik genutzte Mikrosatelliten werden als Short tandem repeats (SIRs} bezeichnet. Praktisch sind nur etwa zwanzig autosomale, zehn Y- und zehn X-chromosomale STR-Systeme in Gebrauch. Sie haben folgende Eigenschaften:
stets Häufigkeilen von eins in mehreren Milliarden. Dadurch können Einzel· personen praktisch mit Sicherheit charakterisiert werden (genetischer Fingerabdruck). Dies ist die Grundlage für die Erstellung von DNA-Analyse-Dateien als Instrument polizeilicher Arbeit.
t Lage: Sie sind auf nicht kodierenden DNA-Bereichen lokalisiert. t Tetranukleotid-Repeats: Ihr RepeatMotiv (z.B. TCTA) ist in der Regel4 bp lang. t Anzahl der Repeats: Je nach System beträgt die Anzahl der Wiederholungen etwa 5-35. Somit sind die SIR-Sequenzen nur 20-140 bp lang. Sie werden durch "flankierende Bereiche" begrenzt (I Abb. 1). Die kürzeren STRs sind gegen Degradationserscheinungen relativ unempfindlich. Die Allele werden nach der Anzahl der Repeats bezeichnet. t Nachweisbarkeit: Sie können aus den Körperflüssigkeiten und Geweben zuverlässig bestimmt werden, wenn die Proben etwa 1 ng DNA enthalten. Dies entspricht der Kern-DNA von etwa 200 diploiden Zellen. Für jeden Genotyp der SIR-Systeme sind die Häufigkeilen in zahlreichen Populationen ermittelt worden. Werden an einer unbekannten Probe mehrere STR-Systeme untersucht, sind die Genotypenhäufigkei len der einzelnen Syste· me miteinander zu multiplizieren, um die Frequenz des Gesamtmusters in der Population zu bestimmen. Bei den routinemäßig angewandten acht Systemen (s. S. 74/75) ergeben sich
Mitochondriale (mt) DNA
Die mitochondriale DNA ist eine vom Zellkern unabhängige Organell-DNA. Das doppelsträngige Molekül umfasst nur 16 569 bp. In einem nicht kodierenden Abschnitt, der DisplacementRegion (D- Loop), sind hypervariable Regionen lokalisiert. Sie bilden Sequenzpolyrnorphismen. Zwei di eser Regionen, HVl und HV2 (I Abb. 2), sind jeweils ""400 bp lang und werden forensisch genutzt. Darüber hinaus zeigt die mtDNA im Vergleich zur nukleären DNA folgende Besonderheiten:
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tiertem Material, z. B. alten Knochen oder ausgefallenen, so genannten telogenen Haaren Maternale Vererbung
In der mütterlichen Linie bleibt das Genom konstant und kann somit an humanen Überresten, z. B. Knochen, zur Stammbaumanalyse, d. h. zur Identifizierung, herangezogen werden. Die Bearbeitung anthropologischer Fragestellungen ist möglich. Die Häufigkeit der festgestellten Sequenzvariante in einer Probe wird in Populationsdatenbanken ermittelt. Die statistische Aussagekraft von mtDNA-Untersuchungen ist deutlich geringer als die der STR-Analysen .
Ringform Sie verleiht dem Molekül Stabilität und besondere Degradationsunempfindlichkeit, sodass auch bei lange und ungünstig gelagerten Proben Analysen erfolgreich sein können. Hohe Anzahl von DNA-Kopien
Eine Zelle enthält nur eine Kopie der nukleären DNA, jedoch je nach Zelltyp bis zu einigen tausend Mitochondrien mit jeweils zwei bis zehn DNA-Molekülen. Die sich daraus ergebende hohe Kopienzahl pro Zelle bietet günstige Voraussetzungen für Analysen an limi-
-
D
kodierender Abschnitt nicht kodierender Abschnitt
I Abb. 2: Mitochondriales Genom .
Zusammenfassung •
flankierende Region
D Tetranukleotid-Repeat I Abb. 1: Zwei STR-AIIele mit fünf und sie ben Repeats, die som it den Genotyp 5/7 bilden , mit flankierenden Regionen.
I 73
• STRs sind erbliche Längenpolymorphismen der nicht kodierenden DNA, die vorwiegend durch Tetranukleotide gebildet werden. • Durch Untersuchung mehrerer STR-5ysteme ergeben sich für die Merkmalsmuster von Einzelpersonen Häufigkeiten, die ihre sichere Individualisierung gestatten (genetischer Fingerabdruck). • Analysen der mtDNA haben besondere Bedeutung bei Personenidentifikationen an bereits degradiertem UntersuchungsmateriaL
Spurenuntersuchungen Definitio n Die forensische Spurenanalyse dient der Erkennung humaner biologischer Materialien und ihrer Individualisierung anhand der DNA-Merkmale zur Klärung rechtlich relevanter Sachverhalte.
Darüber hin aus spielen die Lokalisation und die Form von Spuren für Tatrekonstruktionen eine Rolle. Insbesondere die Analyse von Blutspurenmustern (z. B. Tropf-, Spri tz-, Wisch- oder sonstige Kontaktspuren) kann eine Grundlage für die Beurteilung von Tatabläufen darstellen .
Nachweis humane r Spezies Spurenana lysen zur Beweisführung bei Gewalt-, Sexua l- und Eigentumsdelikten sind fas t ausnahmslos auf menschliches Material ausgerichtet. Selten spielt Material tierischer Herkunft eine Rolle, z. B. bei Verkehrsunfällen mit angegebenen Wi ldkollisionen. Besteht der Verdacht, eine Spur könnte tierischen Ursprungs sein, so ist die Speziesbestimmung der erste obligate Schritt der Analysen. Dabei können zwei methodisch e Prinzipien angewandt werden: t Immunpräzipitation: Die gelösten Spurenantigene (Proteine) reagieren mit einem Antihumanserum. Beim Vorhandensein humaner Antigene kommt es zur Präzipitatio n. Dieses Prinzip wird bei der radialen Immundiffusion oder der Überwanderungselektrophor ese genutzt. t Nachweis speziesspez ifischer DNASequenzen: - Verwendung humanspez ifischer Primer bei der STR-Analyse - Sequenzierung speziesspez ifisc her Sequenzen der mt-DNA, z. B. des IZS-rRNAGens.
Nachwe is humane r Körperf lüssigke iten Zur Klärung eines Tathergangs muss oft festgestellt werden, um welche Körperflüssigkeiten es sich handelt. Am häufigsten kommen Blut, Sperma und Speichel vor.
Blut Die Tests basieren auf zwei Eigenschaften des Bluts: Pseudop eroxidase aktivität Hb kann bestimmte Substrate in Anwesenheit von H20 2 oxidieren, die dann farbige Reaktionsprodukte bilden. Kommerzie lle
Tests nach diesem Prinzip (z. B. ComburTest) haben den Charakter von Vorproben. Bei positiver Reaktion kann jedoch meist von Blut ausgegangen werden, da andere Stoffe mit entsprechender Pseudoperoxidaseaktivität, z. B. Muskulatu r oder Oxidationsmittel, praktisch nicht in Frage kommen. Auf diesem Prinzip beruht auch das "Luminol"-Verfahren , welches an Tatorten zum Auffinden zunächst nich t sichtbarer Blutspuren angewandt wird. Das Reagens führt zu einer Chemilumineszenz, die im Dunkeln fotografisch dokumentiert werden kann.
den kann (Phosphatesmo-KM), stellt ein e Vorprobe auf Sperma dar, die nu r sehr sel t zu falsche n Ergebnissen fü hrt Die Phos p hen ~ k . . tase Ist m getroc neten Abstrichen mon atelang stabil. t prostataspezifisches Antigen (PSA): Es wird nur in der Prostata und den periuregebildet und kan n dahe r als thralen Drüsen . spermaspez ifisch angesehen werden. Im sma werden Konzentratione n Seminalpla . von bis zu 3 mg/ml erreicht. Der PSA-N . mit. strei·rentests (Festphasen-Imm achweis Unochromatographie) ist bereits ab Konzentrationen von 4 ng PSAl m! möglich.
Porphyringehalt Proben, die auf der Struktur des Porphyrins bzw. Häms basieren, werden als spezifi sche Blutnachweise angesehen . Praktisch haben die meisten Tests keine Bedeutung mehr, weil durch notwendige Arbeitsschr itte, z. B. Säurebehandlung, die DNA denaturiert werden kann.
Speichel
Sperma Entsprechend der Zusammensetzung des Spermas si nd zu unterscheiden der Nachweis von: Spermatozoen Sie können in HE-gefärbte n Präparaten, z. B. Vaginalabstrichen, an der charakteristischen Größe, Form und Färbbarkeil ihrer Köpfe sehr gut dargestellt werden und beweisen das Vorhandensein von mensch lichem Sperma. In Vaginalabstrichen können wenige Stunden nach einer Ejakulation komplette Spermien gefunden werden, später nu r noch ihre Köpfe . Bei Lebenden kann der Spermakopfnachweis bis 4 d post coitum möglich sein, an der Leiche je nach Bedingungen bis zu mehreren Wochen. Samenplasma (Syn.: Seminalplasma) Es besteht aus zahlreichen Proteinen, die unabhängig von den Spermatozoen in den verschiedenen Drüsen gebildet werden. Untersuchungen derartiger Protei ne haben Bedeutung als Vorproben und in Fällen, bei denen spermatozoenfreies Sperma vorliegen könnte, z. B. bei Vasektomierten. In der Routine werden genutzt:
t saure Phosphatase (AcP =Acid phosphatase): Das Enzym ist im humanen Sperma "' 1000-fach konzentrierter als in anderen Zellen und Körperflüssigkeiten. Daher kann bei Anwendung ei nes entsprechenden Cutoffs im Testsystem Samenplasma de facto nachgewiesen werden. Der Test, der als Farbreaktion auf Teststrei fen ausgeführt wer-
Die a·Amylase des Speichels (Syn .: Ptyalin erreicht sehr hohe Konzentrationen. And ) Körperflüssigkeiten, z. B. Serum und Urine re ' haben einen vergleichsweise geringen a-Am die daher kann Gehalt. Praktisch Y1ase S . . · r zum Nac hweis von peichel im Sinne e tne Vorprobe genutz t werden. Der Test beruh auf der Eigenschaft der Amylase, die 1 4 _ t glykosidischen Bindungen von Stärke ~u <Xspalten. Native Stärke bildet mit Jod-Kar Lösung (Lugol, 1835) eine blaue Verbin-tur ndung. Ist a-Amylase vorhanden, wird di Stärke in Oligosaccharide gespalten und~. Blaufärbung bleibt aus. Verschiede ne Test-te komme . systemed ieses. Prinzips werden rzie l! . . angeboten. Die Amylase Ist m getrockn t Speichel, z. B. in Kuss- oder Bissspuren e ern lange Zeit stabil. Verdächtige Hautareale können mit angefeuchteten Wattetupfe rn abgewischt werden, um daran den a -A myIase-Gehalt zu prüfen.
DNA-Ana lyti k Extrakti on Die Methoden zur Extraktion bzw. Isolierung der DNA sind von Art, Menge und Qualität des Spurenmaterials abhängig E' verbreitete DNA-Isolierungsmethode i~t ~?e 1 Chelex-Extraktion, bei der Kunstharzpar . e die Matrix für einen Chelator bilden · ChtikeJ eie . X bmdet Ionen, wodurch schädliche Enz Proteine inakt~e wie DNasen. und andere IVtert . werden. Die extrah ierte DNA ist die Vor! (Template) für die nachfolgende PCR zur age STR- oder mtDNA-Analyse .
STR-Analyse Sie besteht aus zwei Arbeitsschri tten :
DNA- Analytik
74 175
, 1 .. ,. 1 , " , 1 , " , , , , " 1 " , , 1 " " 1 ' " ' 1• ' " 1 " ' '' " " 1 , " , 1 , , " " " " , , , " , .... .... 1 1 1 1 1 1 " , , 1 , .. , 1 , .. , 1 , , .. 1 .. , , 1 , .. , 1 .. " 1, , " 1 " , , 1 , " , 1 , .. , 1 , , " 1 , SO 90 100 110 120 130 140 150 160 110 ISO 190 200 210 220
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Abb. 1: Mu ltiplex-PCR. Übere instimmung der Allele in drei STR-Systemen und im Ame logenin-System . Zigarettenkippe (oben), Speichel einer Vergleichsperson (unten). [I ]
DNA-Amplifikation: Polyme ra se cha in reaction (PCR) Aus den Templates werden die gewünschten STRs gezielt vermehrt (Amplifikation), wozu sequenzspezifische Oligonukleotide (Primer), dNTPs und eine thermostabile Polymerase notwendig sind (Mullis et al., 1987). in einer zyklisch wiederkehrenden Temperaturabfolge kommt es zunächst zur Denaturierung der Templates (z94 oq, dann zur Anlagerung (Annealing) der Primer (z37 -65 °C) und schließlich durch die Polymerase zu einer Neusynthese des komplementären DNA-Strangs ("' 72 °C). Im Idealfall werden die zwischen den Primerbindungsorten liegenden Zielsequenzen exponentiell ver· mehrt, sodass kleinste Mengen von SpurenDNA der Analyse zugänglich gemacht werden können.
einem Ansatz gleichzeitig mehrere Systeme durch die Verwendung verschiedener Primer-Paare vervielfältigt werden (I Abb. I). Zur Unterscheidung sind die Primer der STR-Systeme mit Fluoreszenzfarbstoffen markiert. So können insbesondere die derzeit acht Systeme der deutschen DNA-Analyse-Datei in einem Arbeitsgang analysiert werden. ln der Praxis werden gleichzeitig mit den SIR-Typisierun gen auch die Allele des Amelogenin-Gens dargestellt. Da es auf den Y. bzw. X-Chromosomen lokalisiert ist, kann dadurch eine Geschlechtsb estimmung an Spuren erfolgen.
mtDNA-An alyse
Die mtDNA-Polymorphismen werden durch Sequenzierung dargestellt. Die Sequenzie· Elektrophoretische Fragmentl ängen- rung, d. h. die Bestimmung der Basenfolge bestimmung in der H\11- und HV2-Region, erfolgt mittels Die Auftrennung der STR-Sequenzen erfolgt einer modifizierten PCR. Zumeist kommt meist in einer automatischen Kapillarelektro- die Didesoxymethode (Kettenabbruch-Synphorese, die softwaregestützt ausgewertet these) zur Anwendung. Dabei führt der Einwird. Die Längen der PCR-Produkte in der bau von ddNTPs anstelle von DesoxyriboProbe werden durch den Vergleich mit nukleosidtriphosphaten (dNTPs)- dATP, einem Standard bestimmt. Dieser besteht dCTP, dGTP und dTTP- zum Abbruch der aus Mischungen der häufigsten Allele der Polymerisationsreaktion. Die entstehenden STR-Systeme. Die Anwendung von MultiKettenabbruchprodukte werden mittels plex-PCRs ist besonders vorteilhaft, weil in Kapillarelektrophorese getrennt und mit
Hilfe eines Lasers zur Fluoreszenz angeregt. Da die vier ddNTPs mit unterschiedlich en Farbstoffen gekoppelt sind, zeigen die Enden jedes DNA-Fragments eine Fluoreszenz in der Farbe des ddNTPs. Die Modifikation erlaubt es, alle vier ddNTPs in einem Reaktionsgefäß zuzugeben. Das Chromatogramm, d. h. die Abfolge der Farbsignale, die an einem Detekto r erscheinen, gibt direkt die Sequenzen der Basen des sequenzierten DNA-Strangs wieder. Diese Sequenz wird mit einer Standardsequenz, der so genannten Anderson-Sequenz , verglichen. Die Häufigkeit der von der Standardsequenz abweichenden Basenfolge der untersuchten DNAProbe kann in Datenbanken festgestellt werden.
DNA-Analyse-Dateien Seit den 90er Jahren besitzen zahlreiche Länder DNA-Analyse-Dateien , in denen die SIR-Identifizierungsmuster von Tätern und Tatortspuren gespeichert werden (s. S. 72/73). In der BRD umfasst diese Datenbank sieben international angewandte Merkrnalssysteme, bezeichnet mit D21SI I, THO 1, VWA, FCA/FIBRA, D3S 1358, D8S 1179, D18S51 und das nur in Deutsch· land typisierte System SE33.
Zusammenfassung X Die Speziesbestimmung von Spuren ist durch Nachweis von spezies-
spezifischen Proteinen oder DNA-Sequenzen möglich. X STR-Analysen werden mittels PCR und anschließenden elektrophoretischen Trennungen der DNA-Fragmente durchgeführt. X Die mtDNA-Analyse erfolgt mit Hilfe der Sequenzierung.
Abstammungsuntersuchungen Def inition Abstammungsuntersuchungen haben die Klärung der biologischen Verwandtschaft, zumeist der Vaterschaft, zum Inhalt. Sie werden heute auf der Basis der erblichen DNA-Merkmale durchgeführt. Vaterschaftsuntersuchungen werden von Gerichten in Auftrag gegeben, um die Rech· te der Kinder, auch der unehelichen, zu sichern, z. B. Unterhaltsansprüche. Früher wurden so genannte Tragzeitgut· achten , anthropo logisch-erbbiologische Untersuchungen und Blutgruppengutachten vorgenommen. Letztere basierten auf den genetisch determinierten Merkmalen des Bluts, z. B. ABO· und HLA·System. Die Ära dieser Methoden ist beendet.
Zielstellungen • Vaterschaftsfeststellung • Nachweis der Familienzugehöri gkeit Es handelt sich um Untersuchungen bezüglich der Verwandtschaft ohne Vorhandensein von Vater und Mutter, die gelegentlich bei Einwanderungsfällen oder erbrechtliehen Fragen von Bedeutung sind.
lässig, da sie gegen Persönlichkeitsrechte verstoßen. Nach einem Urteil des BGH aus dem Jahr 2007 bilden derartige "heimliche Vaterschaftstests" keine Grundlage für Anfechtungen der Vaterschaft bzw. gerichtliche VaterschaftsfeststelIungen.
Ausschlu sskonstel lation Wenn ein Mann in mehr als drei STR-Systemen auf unterschiedlichen Chromo som en nicht die für den Vater des Kinds zu forct ernaft Vatersch die kann , aufweist Allele den sicher ausgeschlossen werden (I Abb. 1 ) .
Identitätssicherung
Nicht-Ausschlu sskonstellatio n Wenn der Putativvater alle Merkma le aufweist, die das Kind vom Vater ererbt ha b en muss, oder er nur .in zwei oder einem unt er. suchten .Genort m1t dem Kind nicht über em. stJmmt, 1st er als Erzeuger des Kindes nich auszuschließen. Dann wird eine Berechn u~ der Vaterschaftswahrscheinlichkeit u nterg .. 1. h . b . h Em __ ez1e ungmog 1c er Mutationen durchgefuhrt Dabei werden zwei alternative H . y pothesen verglichen: ist Mann te h untersuc Der t Hypothese I: der Vater des Kinds. t Hypothese 2: Ein anderer Mann, der mit dem untersuchten Mann nicht blutsverwandt ist, ist der Vater des Kinds.
Die Jdentitäten aller Beteiligten sind zu dokumentieren. Pässe, Ausweise und die Geburtsurkunden der Kinder werden eingesehen und kopiert. Von jeder Person werden ein Fingerabdruck und ein Foto angefertigt.
Untersuchungsmaterialien Es können Blut- und Speichelproben verwendet werden. Nach § 372a der ZPO haben die Beteiligten eine Entnahme der Proben zu dulden.
Methode
Die Wahrscheinlichke lten dieser beiden Möglichkeiten werden ins Verhältnis Heutzutage werden Abstammungsunteraftswahr suchungen nahezu ausschließlich mittels der gesetzt, woraus sich die Vatersch ""' eitswert heinlichk (Wahrsc hkeit scheinlic . 72/73) STR-Analyse durchgeführt (s. S. sind die H .. Höhe ihre Für ergibt. W.Wert) ns mindeste müssen n Nach den Richtlinie Allele entscheidend, welcheauzwölf Merkmal ssysteme untersucht werden. figke iten der Eine untergeo rdnete Rolle spielen: Vater ererbt hat. Seltene vorn Kind das • Mutterschaftsfeststellung: Kommt sehr sei· Im Gegensatz zur Analyse von Spuren ist bei Kind und Putativvater füh bei le Merkma , beachten zu en Abstammungsuntersuchung ren ten vor, z. B. bei Kindsvertauschungen auf h h V.aterschaftswahrscheinlic . hen o em~r zu aufen Mutation Meiose der in dass selten Neugeborenenstationen. W-Weren niedriger zu Allele hauf1ge treten können. Deswegen müssen die zwölf keJt, t Klärung von lnzestfällen: Dies betrifft in ten. Dem W-Wert liegt die Annahme zu STR·Sysreme auf mindestens zehn verschiegerader Linie Verwandte, z. B. Vater und Grunde, dass der Putativva ter und ein unsein. t lokalisier Tochter, aber auch Geschwister(§ 173 StGB). denen Chromosomen Mann die gleich Für reguläre Tests stehen ausreichende Men- bekannter, unverwandter Vater zu sein. e der hatten, Chance A-priorigen an Material mit guter DNA-Oualität zur Berechn un hen statistisc Rechtliche Grundlagen der Ergebnis Das nach kann Verfügung. Die DNA-Extraktion Wert ·· bgen Ein ckt. ausgedrü al wird prozentu u er Standardprotokollen erfolgen. Die Amplifio Im IV. Buch des BGB, dem Familienrecht, des Unt aft Vatersch die dass , bedeutet 50 % mit identisch ist gmente DNA-Fra der kation ist Folgendes geregelt: _erwahrscheinlicher ist als seidem Vorgehen, welches bei der Spurenunter- suchten Manns t § 1591: Die Mutter eines Kinds ist die gen oben den ne Nichtvaterschaft Nach suchung angewandt wird (s. S. 74/75). Frau, die es geboren hat. ten Richtlinien wird ab einem W-Wert v:nnt § 1592: Der Vater eines Kinds ist der 99, 9% das verbale Prädikat "Vaterschaft n Mann, der zum Zeitpunkt der Geburt mit Vaters chaft praktisch erwiesen" vergeben · Mit der h eure der Mutter verheiratet ist oder der die Vater· angewandten STR·Analyse werden in der Mutter-Kind-Putativvater schaftanerkannt hat bzw. für den diese in Regel WWerte von;:: 99,9999 % erreich t einem gerichtlichen Verfahren festgestellt W-Wert von 99,9% bedeutet: Wenn · Ein Mutter die dass setzt, Dabei wird vorausge wurde. Labore einen gleich gelagerten Fall 000 1 (Prinzip: ist Kinds des Mutter die leibliche t § l600d: Die Vaterschaft kann gerichtlich untersuchen, ziehen 999 den richtigen Matersemper certa est). Der Vergleich von untersucht werden, wenn schwerwiegende dass der untersuchte Mann der Schluss, das Mutter und Kind ergibt, welche Allele Zweifel an der Vaterschaft bestehen. ist; in einem Labor WÜrde der Vater wahre haben ererbt Vater hen Kind vom biologisc nur zufällig passen. Stets ist 2 ter Putativva vermeint der ob lt, festgestel wird Es muss. Ferner gelten die Richtlinien des Wissenberücksichtigen, ob Blutsverwandte des u liche Vater, der so genannte Putativvater, schaftlichen Beirats der Bundesärztekammer Putativvaters als Erzeuger in Frage komm. drei Alle die entsprechenden Allele besitzt. und des Robert-Koch-lnstituts zur Erstattung Konstellationen können durch en. Derartige einhung Untersuc die Personen sollen in von Abstammungsgutachten aus dem Jahr einen größeren Untersuchungsumfang unct bezogen werden . 2002. die Anwendung anderer Rechenverfahren Es sind folgende Konstellationen zu werden. geklärt unterscheiden: Gutachten ohne Einwilligung der Beteiligten, insbesondere der Mutter, sind nicht zu-
DNA-Ana lytik
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