Svenja H o f e r t
Praxisbuch Existenzgründung Erfolgreich selbstständig werden und bleiben
Die Autorin
Svenja Hofert ist Inhaberin des Büros für Karriere & Entwicklung in Hamburg und Köln und arbeitet seit Jahren erfolgreich als Autorin. Bei Eichborn sind u. a. bereits erschienen: Praxisbuch für Freiberufler (2007), Bewerben ohne Bezverbung (2005) und Die kreative Bewerbungsmappe (2008). Im Internet ist sie zu erreichen unter: www. karriereundentwicklung. de, www.gruenderreports. de und ivww.svenja-hofert.de
2. Auflage 2010 © Eichborn AG, Frankfurt am Main, März 2010 Umschlaggestaltung: Christina Hucke Satz: Oliver Schmitt Druck und Bindung: Fuldaer Verlagsanstalt, Fulda ISBN 978-3-8218-5997-2
1
www.fsc.org Zert.-Nr.SCS-COC-0015S4 © 1996Forest5tewardsh!pCoundl
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder Video, auch einzelner Text- und Bildteile sowie der Ubersetzung in andere Sprachen. Der gewerbliche Weiterverkauf oder gewerbliche Verleih von Büchern, CDs, CD-ROMs, DVDs oder Videos oder anderen Produkten der Eichborn AG bedürfen in jedem Fall der schriftlichen Genehmigung. Verlagsverzeichnis schickt gern: Eichborn Verlag, Kaiserstraße 66, D-60329 Frankfurt am Main www.eichborn.de
mTTTIIII
I
Inhalt Vorwort
1
Vorbereitung
i.i i.z 1.3 1.4 1.5 1.6
Fahrplan: Schritt für Schritt durch die Existenzgründung 30 wichtige Fragen für Existenzgründer Möglichkeiten, freiberuflich oder gewerblich zu arbeiten Unternehmerpersönlichkeit: Was Gründer erfolgreich macht Beratung, Coaching und Weiterbildung Wenn Mütter gründen: Chancen und Fallstricke
2
Geschäftsidee
2.1 2.2 2.3 2.4
Die richtige Geschäftsidee finden Marktforschung: Geschäftsidee auf dem Prüfstand Vom Marken- zum Patentschutz: Ideen schützen Stärken und Schwächen analysieren
3
Steuerstatus und Rechtsform
3.1 3.2
Status: Freiberufler und Gewerbetreibender Die richtige Rechtsform wählen
4
Buchhaltung, Steuern und Versicherung
4.1 4.2 4.3 4.4 4.5
Rechnungen Mahnungen Buchhaltung Steuern Versicherungen
5
Recht und Verträge
5.1 5.2 5.3
Angebote, Aufträge und Verträge Die wichtigsten Verträge im Überblick Recht im Internet
6
Business-Plan
6.1 6.2 6.3
Argumente für einen Business-Plan Mini-Business-Plan für freie Mitarbeiter und Kleingründer Business-Plan im Detail
a t M a a s
inhait
7
Kredite und Fördermittel
263
7.1 7.2 7.3
Gründung ohne Eigenkapital Kredite Gründungszuschuss, Einstiegs- und Coachinggeld
264 265 279
8
Preise und Honorare
293
8.1 8.2
Preisstrategie festlegen Preise festlegen
294 298
9
Marketing
317
9.1 9.2 9.3 9.4
Akquisition Corporate Identity Werbung Networking
318 325 341 363
10
Mitarbeiter
375
10.1 10.2
Outsourcing, freie und feste Mitarbeiter Beschäftigungsverhältnis
376 388
11
Krisen
395
11.1 11.2
Fehlentwicklungen erkennen und vermeiden Insolvenz
396 402
Nachwort: Erfolgsmaßstäbe
407
Anhang
413
Glossar Literaturverzeichnis Register
414 417 418
1
gen, Leserbriefe und Bewertungen bei Amazon zeigen, dass mir das gelungen ist. Weil sich im Gründungsbereich einiges geändert hat, liegt nun die dritte, vollständig überarbeitete Ausgabe des »Praxisbuch Existenzgründung« vor Ihnen. Links wurden ausgetauscht, Formulare ersetzt und Gründergeschichten neu geschrieben oder dem aktuellen Stand angepasst. Nach wie vor ist dies Buch damit Ihr kompetenter Begleiter, Ihr Lotse durch sämtliche Themen: • • • • • • • • •
;;; ;; j: i: f;
Die richtige Form der Selbstständigkeit finden. Geschäftsideen entwickeln und testen. Aufträge rechtssicher abwickeln. Persönlichkeit entfalten und unternehmerisch denken. Steuern bezahlen und sparen. Neue Kunden und Aufträge gewinnen. Marketing betreiben und für sich werben. Mitarbeiter einstellen. Krisen bewältigen.
Ein Extrakapitel vermittelt Müttern das nötige Wissen, damit sie ihre Existenz erfolgreich aufbauen. Alle Leserinnen und Leser erhalten eine Anleitung für einen Mini-Business-Plan, den sie unter anderem für den Antrag auf Gründungszuschuss verwenden können. Zudem zeigen verschiedene Gründerporträts, wie andere Unternehmer Probleme und Aufgaben gelöst haben. Ich selbst habe klein angefangen und als Beraterin und Coach in den letzten Jahren eine Reihe von Existenzgründern begleitet, darunter viele, die mithilfe der Arbeitsagentur gestartet sind. Immer wieder habe ich gehört, dass manche Bücher die Gründer mit kaufmännischem Wissen auf hohem Niveau überfordern. Andere Ratgeber sind so dürftig, dass sie außer vielen Checklisten inhaltlich nicht viel zu
Vorwort
bieten haben. Die meisten kleinen Unternehmer ärgert auch ganz besonders, dass stets die »großen« angesprochen werden - die in Wahrheit nur 7 Prozent aller Gründungen ausmachen! Das ist in diesem Buch nicht so. Mit diesem Buch in der Hand kann kaum noch etwas schiefgehen! Schreiben Sie mir an
[email protected], wenn Sie Anregungen haben. Ich freue mich, von Ihnen zu hören! Ihre Svenja Hofert
PS: Wenn ich von »Gründern« und »Unternehmern« spreche, so meine ich natürlich immer auch Sie, liebe Gründerin, liebe Unternehmerin!
i Vorbereitung
B e v o r Sie l o s l e g e n u n d s i c h a l s E x i s t e n z g r ü n d e r b e t ä t i g e n , h i l f t I h n e n d i e s e s Kapitel, e i n e n e r s t e n Ü b e r b l i c k z u g e w i n n e n . Ein ü b e r s i c h t l i c h e r F a h r p l a n b i e t e t I h n e n O r i e n t i e r u n g bei I h r e m V o r h a b e n . U n d alle, d i e e s b e s o n d e r s eilig h a b e n , f i n d e n kurze A n t w o r t e n auf die wi c h t i g s t e n und d r i n g e n d s t e n Fragen. Darüber h i n a u s s t e l l e ich I h n e n d i e u n t e r s c h i e d l i c h e n F o r m e n d e r S e l b s t s t ä n d i g k e i t v o r u n d n e n n e d i e w i c h t i g s t e n E r f o l g s f a k t o r e n bei d e r G r ü n d u n g .
Q B H H
Vorbereitung
1.1
Fahrplan: Schritt für Schritt durch die Existenzgründung
Diese Checkliste hilft Ihnen, Prioritäten bei der Zeitplanung zu setzen. Haken Sie die Punkte (»Meilensteine«) nacheinander ab, sobald sie erledigt sind. Grundsatzentscheidungen treffen S e l b s t s t ä n d i g arbeiten oder nicht?
1
•
E i g e n e P e r s ö n l i c h k e i t p r ü f e n : Bin ich e i n U n t e r n e h m e r t y p ?
I
•
R a h m e n b e d i n g u n g e n w i e Familie, G e l d u n d Zeit c h e c k e n
I
•
Existenzgründungsberatung oder Seminar besuchen
I
•
Geschäftsideen sichten
I
•
Idee prüfen und dabei Stärken und Schwächen herausfiltern
I
•
Angebot definieren
I
El
W e t t b e w e r b analysieren
I
•
Zielgruppe analysieren
I
•
Mit M e n s c h e n a u s der Zielgruppe sprechen
I
•
W i e viel K a p i t a l b r a u c h e ich?
I
•
K o m m e n K r e d i t e f ü r m i c h in F r a g e ?
I
•
Hilft d i e B u n d e s a g e n t u r f ü r A r b e i t ?
I
•
Sind w e i t e r e F ö r d e r m i t t e l e r h ä l t l i c h ?
I
•
L e i s t u n g s u m f a n g definieren, w e n n eine Dienstleistung a n g e b o t e n wird
I
•
Angebot aufstellen
I
•
Markttest unternehmen
I
•
Vertriebskanäle auswählen
1
•
Preise f ü r j e d e n Vertriebskanal f e s t l e g e n
I
•
B ü r o r ä u m e o d e r Laden
I
•
Passenden Standort suchen
I
•
Geschäftsidee festlegen
Geldbedarf ausrechnen
Produkt entwickeln
Rahmenbedingungen schaffen
1.2
3° wichtige Fragen für Existenzgründer
11
Einrichtung und Arbeitsmaterial beschaffen
1
•
1
Eventuell Aushilfen und Mitarbeiter suchen
1
•
1
Rechtsberatung einholen
1
•
1
Preisliste erstellen
1
•
1
Konto einrichten
1
•
1
Werbemittel erstellen, zum Beispiel Visitenkarte, Geschäftspapier oder Internetauftritt 1
•
1
Begleiter an Bord h o l e n
Steuerberater konsultieren
1
•
1
Rechtsanwalt aussuchen
I
•
1
Coach oder Berater engagieren
1
•
1
Akquisestrategie festlegen
1
•
1
Werbemöglichkeiten festlegen
1
•
1
Strategisch werben 1 Empfehlungsnetzwerk aufbauen
1
•
1
1
•
1
Kunden u n d K ä u f e r g e w i n n e n
1.2 30 wichtige Fragen für Existenzgründer Am Anfang drängen alle Gründer ganz ähnliche, scheinbar einfache Fragen. Diese Fragen betreffen die Organisation der Selbstständigkeit, die Vorgehensweise bei der Gründung und die eigene Präsentation und Selbstdarstellung. Dieses Kapitel gibt schnelle Antworten und stillt den ersten Wissenshunger. Die meisten Themen werden im Laufe des Buches vertieft.
Voraussetzungen für die Gründung i. Darf sich wirklich jeder selbstständig machen?
Laut § 1 der Gewerbeordnung (GewO) dürfen sich alle selbstständig machen, die das wollen: »Der Betrieb eines Gewerbes ist jedermann gestattet...« Auch in Österreich und der Schweiz ist eine Gewerbeanmeldung prinzipiell jedem möglich; in Osterreich dürfen allerdings keine Vorstrafen und Insolvenzen vorliegen. Eine Ausnahme sind genehmigungspflichtige Gewerbe, bei denen der Gründer einen Befähigungsnachweis erbringen muss. Der Genehmigungspflicht unterliegen beispiels-
QBHH Vorbereitung
weise Omnibus- und Taxibetriebe oder Einzelhändler, die Arzneimittel vertreiben. Das örtliche Ordnungsamt verlangt den Nachweis besonderer Kenntnisse. Die meisten Handwerker müssen sich vor der Anmeldung ihres Gewerbes in die Handwerksrolle eintragen, wofür sie zuvor die Meisterprüfung abgelegt haben müssen. Freiberufliche Tätigkeiten erfordern eine bestimmte (meist akademische) Ausbildung, teilweise genügen auch autodidaktisch erworbene Kenntnisse. 2. Müssen Sie dem Finanzamt sagen, dass Sie selbstständig sind?
Dazu sind Sie verpflichtet. Einige Wochen nach der Gewerbeanmeldung erhalten Sie einen »Fragebogen zur steuerlichen Erfassung eines Gewerbebetriebes oder einer selbstständigen Tätigkeit«. Starten Sie als Freiberufler, müssen Sie dies dem Finanzamt von sich aus melden. Das schickt Ihnen dann das Formular zu. Wie Sie es ausfüllen, lesen Sie in Kapitel 4.4. 3. Brauchen Sie einen Business-Plan?
Gründer, die arbeitslos sind oder von Arbeitslosigkeit bedroht werden und z. B. den Gründungszuschuss beantragen, müssen ihrer Arbeitsagentur einen Business-Plan vorlegen. Dieses Konzept beschreibt die Geschäftsidee und plant die zukünftige kaufmännische Entwicklung. Auch Jungunternehmer, die von den Banken Geld benötigen, müssen einen solchen Plan vorlegen. Alle anderen brauchen nicht zwingend ein schriftliches Unternehmenskonzept. Ratsam ist es trotzdem. Eine leicht nachvollziehbare Anleitung zur Erstellung von großen und kleinen Business-Plänen inklusive eines Mini-Business-Plans - finden Sie im Kapitel 6. 4. Benötigen Sie einen Gewerbeschein?
Ja, sofern Sie einen Gewerbebetrieb eröffnen. Dazu zählen Einzelhandelsgeschäfte, produzierende und handwerkliche Betriebe. Zu unterscheiden sind genehmigungspflichtige und nicht genehmigungspflichtige Gewerbe (siehe Frage 1). Der Gewerbeschein kostet in Deutschland je nach Gemeinde 15 bis 40 Euro, in Österreich in einigen Städten 150 Euro. In der Schweiz gibt es gar keinen Gewerbeschein. Diese Tatsache kann beim Handel mit Deutschland zu Schwierigkeiten führen, da manche Firmen einen Gewerbeschein fordern, bevor sie den Einkauf zu Großhandelspreisen zulassen. Alternativ können Sie statt eines Gewerbescheins auch den Handelsregistereintrag vorlegen.
Der eigene Status 5. Gelten Sie als Freiberufler oder Gewerbetreibender?
Arzte, Steuerberater, Journalisten - wer als Freiberufler gilt, können Sie in der Liste der sogenannten Katalogberufe nachlesen. Der größte Trumpf der Freiberufler: Sie brauchen keine Gewerbesteuer zu zahlen und müssen lediglich eine Einnahmen-
1.2 3° wichtige Fragen für Existenzgründer 12
Ausgaben-Rechnung anfertigen, keine Bilanz. Doch leider sind die Grenzen oft fließend, und es gilt dabei einiges zu beachten. Lesen Sie bitte das Kapitel 3.1. 6. Sollen Sie sich als Freelancer, Inhaber oder Geschäftsführer bezeichnen?
Wie sollen Sie sich darstellen? Können Sie sich großspurig als Geschäftsführer oder Inhaber oder Unternehmer bezeichnen, wenn Sie ganz allein agieren? Oder sollen Sie zu Ihrem Dasein als Einzelunternehmer stehen, der »Mickerexistenz«, wie es bei der Industrie- und Handelskammer abschätzig heißt? Zunächst einmal müssen Sie sich an gesetzliche Vorgaben halten. Geschäftsführer ist ein Begriff aus dem Gesellschaftsrecht. Geschäftsführer sind Sie, sofern Sie einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH), der Limited (Ltd.) oder GbR vorstehen und diese offiziell führen. Ein Inhaber ist zugleich auch Besitzer eines Ladengeschäftes, eines Betriebes, einer Agentur oder auch eines Büros (zum Beispiel eines Ingenieurbüros). Die meisten Gründer sind damit in irgendeiner Form Inhaber. Ausnahme: Freelancer, also Menschen, die sich von Firmen für Projekte auftragsweise engagieren lassen. Dazu gehören etwa selbstständige Projektleiter, sofern sie nicht eine eigene Firma besitzen. Vorsitzende von Aktiengesellschaften heißen Vorstand. Meist gibt es mehrere Vorstände, die unterschiedlichen Bereichen vorstehen. 7. Betreiben Sie eine Firma oder ein Unternehmen?
Eine Firma ist der Name, unter dem ein Kaufmann seine Geschäfte betreibt. Freiberufler führen also keine Firma, sondern nur Kaufleute und Handelsgesellschaften, also Gewerbetreibende. Wer auf seine Firma verweist, muss neben dem Namen auch die Gesellschaftsform nennen. Neben der Personenfirma, die den Namen des Inhabers enthält, existiert auch eine Sachfirma, in deren Bezeichnung sich die Tätigkeit spiegelt oder deren Name der Fantasie entsprungen ist. Unternehmen ist dagegen ein weit gespannter Begriff, den letztlich alle für sich in Anspruch nehmen können. Auch Freiberufler besitzen ein Unternehmen - genau genommen aber keine Firma. 8. Was müssen Sie bei der Namensgebung für Ihr Unternehmen beachten?
Inzwischen dürfen Sie sogar als Einzelunternehmen Fantasienamen wählen. Im Handelsgesetzbuch steht lediglich, dass der Firmenname zur Unterscheidung geeignet sein und das Unternehmen kennzeichnen muss. So darf sich ein Friseur »Die Schere« nennen oder ein Kaufmann »Handelssache«. Wer einen Handelsregistereintrag vornimmt, muss allerdings auch seine Gesellschaftsform im N a m e n tragen - zum Beispiel: Fantasiename e. K. (eingetragener Kaufmann). Freiberufler und Gewerbetreibende ohne Handelsregistereintrag können ebenfalls Fantasienamen und sogenannte Etablissementbezeichnungen wählen. Allerdings muss hier bei Gewerbebetrieben der Vor- und Nachname mitgeführt werden, zum Beispiel »Die Hofschneiderei Martha Möhring«. Bei Freiberuflern reicht
I I I I I I 1111J11T111111TIIII
QBHH Vorbereitung
der Nachname, z.B. »Redaktionsbüro Text + Mehr Meier«. Das Problem bei solchen Fantasienamen liegt im Markenrecht. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es den jeweiligen Namen schon gibt. Dann kann eine Verletzung des Namensrechts vorliegen. Eine Recherche im Handelsregister, bei der Ihnen die Industrie- und Handelskammer (IHK) behilflich sein kann, und im Marken- und Patentregister (siehe Kapitel 2.3) sollte Ihrer Namensgebung unbedingt vorausgehen. Unter www.finanzr.net/geschaeftsgirokonto erhalten Sie immer aktuelle Informationen. g. Müssen Sie sagen, dass Sie Anfänger sind?
Auftraggeber haben wenig Vertrauen in Anfänger. Niemand vergibt einen größeren Auftrag an jemanden, der gerade erst begonnen hat und neu im Geschäft ist. Etwas anderes ist es, wenn Sie durch Berufserfahrung und Weiterbildung Ihr Können belegen. Dabei dürfen Sie nicht übertreiben oder gar falsche Tatsachen vorspiegeln. Die Kunst ist es, das Richtige zu sagen beziehungsweise das Falsche nicht anzusprechen. Zwischen gesunder Selbstvermarktung und Heuchelei liegt ein schmaler Grat. Bedenken Sie: Mit dem Bild, das Sie nach außen abgeben, müssen Sie sich identifizieren. Eine Empfehlung: •
•
Wenn Sie über Berufserfahrung verfügen, die direkt in Ihre Selbstständigkeit einfließt, können Sie dem Auftraggeber problemlos darlegen, dass Sie Ihr Unternehmen gerade gründen - wenn sich das im Gespräch ergibt. Es wird Ihnen nicht schaden, da Ihr Praxiswissen ja direkt in die selbstständige Tätigkeit einfließt. Wenn Sie ganz neu im Geschäft sind und weder auf eine lange Referenzliste noch auf nennenswerte Berufserfahrung oder sonstige einschlägige Tätigkeitsnachweise verweisen können, sollten Sie mit deutlichen Hinweisen auf den »ersten Auftrag« vorsichtig sein. Sie wissen, dass Sie es können - Ihr Geschäftspartner aber könnte unsicher werden, wenn er keine direkten Belege Ihres Könnens sieht.
Vermarkten Sie sich als Firma, wenn Sie wirklich zu einer Firma heranwachsen wollen. Andernfalls sind Sie beispielsweise eben ein Freelancer oder einfach »Uschi Schmidt Text + Design«.
Versicherung, Steuern und Recht 10. Welche Versicherungen brauchen Sie?
Jeder Selbstständige braucht eine Krankenversicherung - und seit 2007 kann niemand auf diesen Versicherungsschutz verzichten. Eine Ausnahme sind ehemals Selbstständige, die zuvor privat versichert waren. Für sie gilt die Versicherungspflicht erst seit 2009. Wählen können Sie in der Regel zwischen einer »privaten«
EirmTTTT
1.2 3° wichtige Fragen für Existenzgründer
(unabhängig vom Einkommen ab circa 100 Euro) und »freiwillig gesetzlichen« (einkommensabhängig ab circa 170 Euro) Versicherung. In die gesetzliche Rentenversicherung müssen nur bestimmte Gruppen von Unternehmern einzahlen, unter anderem Handwerker, freie Lehrer sowie Mitglieder der Künstlersozialkasse. Der Verzicht, in die Rentenversicherung einzuzahlen, lässt sich mit Blick auf die immer größer werdende Versorgungslücke und miserable Renditen manchmal begründen. Wichtig ist aber, dass Sie sich beraten lassen. Die Altersvorsorge sollte dann aber auf anderem Weg sichergestellt sein, etwa durch Lebensversicherungen. Bestimmte Berufe brauchen zudem eine Berufshaftpflicht gegen Schadensersatzforderungen und Berufsrisiken. Lesen Sie für Details das Kapitel 4.5. 11. Was ist die Sozialversicherung?
Alle staatlich »verordneten« Sicherungssysteme zählen dazu: Das fängt an bei der Arbeitslosenversicherung, führt über die Kranken- und Pflegeversicherung und endet bei der Rentenversicherung. Die meisten Arbeitnehmer sind verpflichtet, in alle diese Versicherungen einzuzahlen. Selbstständige können freiwillig in eine gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung und in die Rentenversicherung eintreten, auch in die Arbeitslosenversicherung. 12. Welche Steuern müssen Sie zahlen?
Für Einzelunternehmer und Freiberufler fällt die Einkommensteuer an. Diese Einkommensteuer bezahlen Sie auf Ihr zu versteuerndes Einkommen. Dies ist Ihr Gewinn, minimiert um die absetzbaren privaten Kosten wie Altersvorsorge und Krankenversicherung. Gewerbetreibende zahlen bei Gewinnen über 24.500 Euro oder als G m b H ab dem ersten Euro derzeit Gewerbesteuer. 13. Was heißt eigentlich Kleinunternehmen?
Der Begriff Kleinunternehmen bezieht sich auf den Umsatz. Kleinunternehmen dürfen zurzeit laut § 19 Umsatzsteuergesetz (UStG) nur weniger als 17.500 Euro erwirtschaften (Stand 2010). Gemeint sind damit sämtliche Einnahmen aus dem Gewerbebetrieb oder aus freiberuflicher Tätigkeit. Als Kleinunternehmer können Sie die sogenannte Kleinunternehmerregelung in Anspruch nehmen und sich von der Umsatzsteuerpflicht befreien lassen. Dies ist nur in bestimmten Fällen empfehlenswert. Mehr dazu lesen Sie in der passenden Frage sowie in den Kapiteln 4.4 und 8. 14. Benötigen Sie eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer?
Es kommt ganz darauf an, was Sie tun. Als Powerseiler im Internetauktionshaus eBay, um ein Beispiel zu nennen, brauchen Sie zwingend eine solche Nummer. Dies liegt darin begründet, dass Sie automatisch über deutsche Grenzen hinaus in
15
QBHH Vorbereitung
der europäischen Union tätig werden. Und darin liegt dann auch schon der Unterschied. Sobald Sie grenzüberschreitend Aufträge annehmen oder Waren verkaufen, müssen Sie sich mit einer Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (USt-IdNr.) ausweisen - sofern Sie zum Vorsteuerabzug berechtigt sind, sprich Umsatzsteuer erheben. Diese USt-IdNr. weist Sie als Unternehmer aus und macht Sie über die Grenzen hinweg steuerrechtlich identifizierbar. Die Nummer besteht in Deutschland aus einer neunstelligen Ziffer und dem Länderkennzeichen DE. Osterreich hat AU und führt den Buchstaben U an erster Stelle. Im Nicht-EU-Land Schweiz besitzt die USt-IdNr. keine Gültigkeit. Ihre USt-IdNr. erhalten Sie in Deutschland auf Antrag beim Bundeszentralamt für Steuern (www.bzst.bund.de). Sie können diese Nummer außerdem direkt beantragen, wenn Sie beim Finanzamt Ihre gewerbliche oder freiberufliche Tätigkeit anmelden. Wenn Sie eine USt-IdNr. besitzen, müssen Sie diese auf jeder Rechnung vermerken; sie ersetzt dabei die persönliche Steuernummer auch innerhalb Deutschlands vollwertig. Auch wenn Sie nicht grenzüberschreitend handeln, ist dies ein Vorteil: Die USt-IdNr. ist anonymer als die Steuernummer, die stattdessen auf der Rechnung angegeben werden müsste. 15. Müssen Sie Umsatzsteuer erheben?
Nicht unbedingt; wenn Sie weniger als 17.500 Euro Umsatz im Jahr einnehmen, können Sie theoretisch darauf verzichten. Sobald Sie investieren und dabei Umsatzsteuer (umgangssprachlich: Mehrwertsteuer) zahlen, rechnet sich die Umsatzsteuer für Sie. Sie können dann die Mehrwertsteuer mit der Umsatzsteuer verrechnen und zahlen an das Finanzamt nur noch die sogenannte Vorsteuer, also die Differenz aus dem Betrag. Oder genauer: Sie müssen sie nicht mehr bezahlen, aber für das Finanzamt einnehmen und sie abführen. Journalisten und PR-Texter, Autoren oder auch Grafikdesigner erheben auf ihre Arbeit einen vergünstigten Satz von 7 Prozent, zahlen aber meist 19 Prozent. Als Vorsteuer erhält das Finanzamt die Differenz aus eingenommener und bezahlter Umsatzsteuer. B e i s p i e l : Ein Journalist nimmt 5.000 Euro ein. Daraufhat er 350 Euro Umsatzsteuer erhalten (7 Prozent). Im Bürofachhandel kauft er einen Besprechungstisch für 800 Euro und vier Stühle für insgesamt 400 Euro, macht zusammen 1.200 Euro. Zuzüglich 19 Prozent Mehrwertsteuer zahlt er 1.428 Euro. Hätte er nichts gekauft, müsste er die 350 Euro komplett an die Behörde überweisen. Durch den Kauf werden nur noch 122 Euro (3 50 - 228 Euro) an das Finanzamt abgeführt. So lohnt sich die Umsatzsteuer auch bei einem Mini-Einkommen - sofern Sie Ihre Umsatzsteuererklärung selbst machen. Falls nicht, müssen Sie mit zusätzlichen Kosten für den Steuerberater rechnen, die im Jahr höher liegen können als die im Beispiel gesparten 122 Euro. Weitere Argumente für und gegen Umsatzsteuer finden Sie in Kapitel 4.4.
murr
1.2 3° wichtige Fragen für Existenzgründer 16
16. Brauchen Sie einen Steuerberater?
Ein Steuerberater bringt viele Vorteile: Sie können Ihre Steuererklärung beispielsweise später einreichen, als wenn Sie die Erklärung selbst machten. Ob Sie einen Steuerberater brauchen, hängt auch von Ihren Talenten und Ihrer Ausrichtung ab. Möchten Sie sich aufs Geschäft konzentrieren und Ihre kostbare Zeit nicht mit Buchhaltung verschwenden, dann ziehen Sie professionelle Hilfe heran. Die doppelte Buchführung, die beispielsweise ab 500.000 Euro Umsatz vorgeschrieben ist (siehe Kapitel 4.3), ist für Gründer ohne kaufmännische Kenntnisse ohnehin kaum zu bewältigen. Wenn Sie dagegen nur Einnahmen und Ausgaben berechnen müssen, können Sie das unter Umständen allein erledigen, denn ein Steuerberater ist kein Unternehmensberater, der Sie in allen kaufmännischen Fragen berät und den Überblick über Ihr gesamtes Finanzwesen hat. Erwarten Sie also nicht, dass Ihr Steuerberater Sie auf Liquiditätsengpässe oder Ahnliches aufmerksam macht; das ist nicht seine Aufgabe. Er berät Sie vielmehr in Fragen der Steuerzahlung - oder deren Vermeidung. 17. Wie finden Sie einen guten Steuerberater?
Ein guter Steuerberater ist ein Steuerberater, der Sie gut und kompetent berät. Doch hier fangen die Probleme schon an, denn natürlich behauptet jeder, gut und kompetent zu sein. Setzen Sie also auf die Erfahrungen von anderen. Wer kann einen Steuerberater empfehlen? Nicht jeder Steuerberater ist für jedes Geschäftsmodell gleichermaßen geeignet. Eine Spezialisierung auf bestimmte Branchen ist sinnvoll. Ein Steuerberater muss sich in dem Segment auskennen, in dem Sie tätig sind - sei es in den Medien, im Handwerk oder im Einzelhandel. Niemand kann alles gleich gut, und ein guter Steuerberater wird das auch zugeben. Fragen Sie auch nach der Ausbildung des Steuerberaters: N u r 25 Prozent der 70.000 Steuerberater verfügen über einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss, zum Beispiel als Diplom-Kaufmann. Allerdings kann Sie ein »gelernter« und erfahrener Steuerberater unter Umständen besser beraten als ein Akademiker. Referenzen und ein persönliches Erstgespräch verschaffen Ihnen einen ersten Eindruck. Diese Fragen sollten Sie stellen: • • • •
Welche Ausbildung hat der Steuerberater? Welche Schwerpunkte setzt er in der Beratung? Was sind seine Beratungsgrundsätze? Was ist ihm bei der Beratung wichtig? Besitzt er spezielle Branchenerfahrung?
18. Was kostet ein Steuerberater?
Ein Steuerberater muss sich wie der Anwalt seit 2004 nicht mehr unbedingt an die Steuerberatergebührenverordnung (StBGebV) halten. Er kann Honorare, etwa für die monatliche Buchhaltung, auch frei mit Ihnen verhandeln. Dazu kann er zum Bei-
QBHH Vorbereitung
spiel Ihren monatlichen Buchungsaufwand schätzen. Übernimmt er dazu Abrechnungen für Mitarbeiter, muss auch das berücksichtigt werden, wobei fünf Mitarbeiter kaum mehr Aufwand machen als ein einziger. Aber auch wenn der Steuerberater nach seiner Gebührenverordnung abrechnet, bleibt ein Ermessensspielraum: Die Tabelle unterscheidet zwischen Wert- und Zeitgebühr. Die Wertgebühr berechnet sich nach: • • •
Bedeutung der Angelegenheit, Umfang, Schwierigkeit der beruflichen Tätigkeit.
Als Wertgebühr dürfen Steuerberater bei der Berechnung von Einkünften aus selbstständiger Tätigkeit Vio bis 2 % o des Streitwertes verlangen, also des Umsatzes oder der Betriebseinnahmen. Hier ein Beispiel: 1 Fall 1
1 Fall 2
1
Betriebseinnahmen
1 2 5 0 . 0 0 0 , 0 0 Euro
1 2 5 0 . 0 0 0 , 0 0 Euro
1
Betriebsausgaben
1 2 0 0 . 0 0 0 , 0 0 Euro
1 3 0 0 . 0 0 0 , 0 0 Euro
1
Gegenstandswert
1 2 5 0 . 0 0 0 , 0 0 Euro
1 3 0 0 . 0 0 0 , 0 0 Euro
1
1 2 4 5 , 5 0 bis 9 8 2 , 0 0 Euro
1 2 5 7 , 0 0 bis 1 . 0 2 8 , 0 0 E u r o
1
Gebühr V i o bis
20
/io
[ Quelle: www.bstbk.de ]
Die Zeitgebühr, die Steuerberater beispielsweise für die Recherche von Informationen berechnen dürfen, beträgt zwischen 19 und 46 Euro pro angefangene halbe Stunde. Unterhalten Sie sich über die Honorare, bevor Sie den Steuerberater beauftragen. Vereinbaren Sie als Existenzgründer Sonderkonditionen - viele Steuerberater bieten diese an.
Geld-Tipp:
19. Haftet der Steuerberater?
Ja, er haftet - sofern er über Ihre Verhältnisse Bescheid wusste. Falls Sie ihm Geldflüsse vorenthalten, kann er dafür selbstverständlich nicht zur Verantwortung gezogen werden. Dann sind Sie dran - und das zu Recht. Auskünfte, die der Steuerberater Ihnen erteilt, sind für Sie verbindlich. Lassen Sie sich deshalb möglichst alles schriftlich geben, um spätere Streitigkeiten und Missverständnisse zu vermeiden.
1.2 3° wichtige Fragen für Existenzgründer
20. Können Sie die Buchhaltung selbst erledigen?
Wollen Sie die Buchhaltung selbst machen oder an andere abgeben? Wenn Sie sich für das Abgeben entscheiden, bedeutet das, dass Sie im Monat wahrscheinlich 50 bis 350 Euro für die Buchhaltung ausgeben. Diese Ausgabe sollte in einem vernünftigen Verhältnis zu Ihren Einnahmen stehen. Bei Umsätzen um 1.000 Euro im Monat ist diese Ausgabe möglicherweise zu hoch. Engagieren Sie dann einen Steuerberater für den Jahresabschluss, und verwalten Sie Ihre Belege allein. Denn nichts anderes ist Buchhaltung: das Management von Belegen und Buchen auf Konten. Dazu können Sie spezielle Computerprogramme zu Hilfe nehmen oder aber eine ExcelTabelle. Kooperative Steuerberater werden Ihnen in ein, zwei Stunden zeigen, wie es geht und in welcher Form sie Ihre Daten brauchen. Bitten Sie Ihren Steuerberater ggf. darum. Aber auch wenn Sie es sich leisten können, die Buchhaltung nach draußen zu geben: Wegschieben sollten und können Sie das Thema dennoch nicht. Sie sollten wissen, was mit Ihren Belegen geschieht und wie gebucht wird. So behalten Sie den Überblick und verhindern Missverständnisse. Sie sind zudem in der Lage, die Tabellen und Übersichten zu verstehen, die Sie von Ihrem Steuerberater erhalten. Das ist notwendig, um mögliche Fehler oder Falschbuchungen zu erkennen. O f t verstehen Buchhalter Rechnungen nicht und verbuchen die Kamera beispielsweise als Drucker. Das hat weniger mit der Kompetenz der Buchhalter als vielmehr mit dem Kauderwelsch auf den Rechnungsbelegen zu tun. Eine Alternative zum Steuerberater ist ein Buchhaltungsbüro. Das ist fast immer günstiger, als einen Steuerberater zu engagieren. Der Preis für dessen Dienste beträgt etwa ab 20 Euro pro Stunde.
Fördermöglichkeiten 21. Wo erhalten Sie Fördergelder?
Die Arbeitsagentur unterstützt Existenzgründungen in Deutschland mit dem Gründungszuschuss. Dieser hilft Ihnen, den Lebensunterhalt zu bestreiten und für die zusätzlichen Kosten aufzukommen, die für Krankenkasse und Rentenversicherung anfallen, wenn Sie sich selbst versichern. Für Gründungsinvestitionen zuständig ist die KfW Mittelstandsbank in Frankfurt. Diese Bank bürgt bei Ihrer Bank für Eigenkapital, das Sie nicht einbringen können, und stellt Ihnen beispielsweise ein sogenanntes StartGeld zur Verfügung - falls Ihr Business-Plan überzeugend ist. Solche Kredite werden nicht für den Lebensunterhalt, sondern für Investitionen zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus existieren zahlreiche regionale Förderprogramme. Tendenz: Je strukturschwächer eine Region, desto besser die Förderungen. Details lesen Sie in den Kapiteln 7.2 und 7.3.
l i i i i m i m i i i i i m i i m i i i
19
ÜBEiHBB
Vorbereitung
22. Bekommen Sie Einstiegsgeld?
Sind Sie Empfänger von Arbeitslosengeld II, haben Sie die Möglichkeit, Einstiegsgeld zu beantragen, sofern Sie sich selbstständig machen möchten. Dieses beträgt für bis zu zwei Jahre rund 175 Euro, die zusätzlich zu den Lebenshaltungskosten ausgezahlt werden. In dieser Zeit sind Sie weiterhin über die A R G E krankenversichert. Erwirtschaften Sie Gewinne, müssen Sie diese allerdings an die A R G E (die zuständig ist für Arbeitslosengeld II) weitergeben und dürfen nur wenig davon behalten. Mehr Infos erhalten Sie im entsprechenden Kapitel. 23. Können Österreicher und Schweizer Gründungszuschuss beantragen?
Ja, sofern sie in die deutsche Arbeitslosenkasse eingezahlt haben und damit Anspruch auf Arbeitslosengeld haben. Der Zuschuss ist nicht an die deutsche Staatsangehörigkeit gebunden. Haben Sie nicht in die Kasse eingezahlt, gehen Sie leer aus: In Osterreich und der Schweiz gibt es keinen vergleichbaren Zuschuss.
Rund um die Organisation 24. Brauchen Sie ein eigenes Büro?
Beantworten Sie sich zuerst folgende Fragen: • • • • • •
Brauchen Sie ein eigenes Büro, um sich selbst wohl zu fühlen? Ist Ihnen das Gefühl wichtig, morgens zur Arbeit zu gehen? Benötigen Sie für Ihre eigene Zufriedenheit eine klare Trennung zwischen Arbeits- und Lebensbereich? Möchten Sie bald Mitarbeiter einstellen, zumindest eine Aushilfe? Hilft Ihnen ein Büro dabei, Ihr Unternehmen erfolgreich zu führen? Können Sie es sich finanziell leisten?
Wenn Sie diese Fragen mit Ja beantworten können, spricht das für einen Arbeitsraum außerhalb Ihrer Wohnung. Falls die Kosten Sie noch abschrecken: Denken Sie über die Teilnahme an einer Bürogemeinschaft nach oder über die Möglichkeit, sich ein Büro mit anderen zeitlich zu teilen. Eine Alternative ist das beispielsweise für Mütter und Teilzeitselbstständige: Eine arbeitet vormittags, die andere am Nachmittag. In solchen Fällen, also bei Untervermietung, benötigen Sie allerdings die Erlaubnis des Vermieters. Bedenken Sie zudem, dass Sie die Kosten von der Steuer absetzen können. Dies lohnt sich nicht für Gründer, die (noch) so wenig einnehmen, dass sie keine Steuern bezahlen. Besser verdienende Gründer können ihre Umsätze jedoch durch sofort abschreibbare Kosten, zu denen auch die Miete fürs Büro gehört, senken und dadurch auch die Steuerzahlungen. Je höher der Steuersatz, desto mehr lohnt sich das:
1.2 3° wichtige Fragen für Existenzgründer 20
Bei 19 Prozent Steuersatz »zahlt« Vater Staat 19 Prozent, bei 43 eben 43 - zusammen mit Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer sogar fast 50 Prozent. Insofern ist das Mieten eines Büros auch abhängig davon, in welcher Phase der Gründung Sie sich befinden. Fühlen Sie sich zu Hause wohl und besitzen Sie eine Ecke oder einen Raum zum Arbeiten, reicht das am Anfang völlig aus. Trennen Sie aber, mit Blick auf das Finanzamt, Arbeits- und Wohnraum. Auch eine kleine Arbeitsecke können Sie von der Steuer absetzen und sparen damit, immer vorausgesetzt, Sie befinden sich im steuerpflichtigen Bereich, bares Geld. 25. Sollen Sie sich in ein Gründerzentrum einmieten?
Gründerzentren bieten fertig ausgestattete Büros oder zumindest leere Räume mit bereits verlegten Telekommunikationsanschlüssen. Fast immer ist auch die N u t zung von Konferenz- und Besprechungsräumen im Preis enthalten. Manche Anbieter - etwa das Regus-Center, das es in vielen deutschen, österreichischen und schweizerischen Städten gibt - helfen bei der Büroorganisation und stellen auf Wunsch sogar die Sekretärin. Dafür sind die Regus-Büros vergleichsweise teuer. Die Einrichtung ist solide, aber wenig individuell. Räume lassen sich jedoch auch sehr kurzfristig und übergangsweise mieten. Zudem sind auch stundenweise Buchungen von Büros und Seminarräumen möglich (ab circa 7 Euro pro Stunde und Person), zum Beispiel für Besprechungen. Auch Telefonnummern lassen sich für nur wenig Geld pro Monat mieten. Immer, wenn ein Kunde für Sie anruft, meldet sich die zuständige Dame mit Ihrem Firmennamen. Das ist eine gute Ubergangslösung für alle, die viel unterwegs sind, gelegentlich Beratungs- oder Konferenzräume benötigen und sich noch nicht fest binden möchten. Gründerzentren sprechen Netzwerker an, die Kontakte schmieden wollen. Unter diesem Aspekt sind »gemischte« Gründungszentren häufig besser als branchenspezifische. Vorteil der »gemischten« Zentren: Hier kommen unterschiedliche Branchen zusammen. Dies fördert den Austausch und Synergieeffekte. Zwei Multimedia-Agenturen können sich kaum gegenseitig Aufträge verschaffen. Sitzen aber ein Büroservice und eine Werbeagentur unter einem Dach, können sie mehr als nur Freundlichkeiten austauschen - Aufträge und Kunden. Aus den Zeiten der New Economy existieren übrigens noch viele - inzwischen weitgehend leerstehende - Internet-Factorys, die so oder ähnlich heißen und in denen Büros oft günstig zu mieten sind. Verhandeln lohnt sich, denn der Leerstand ist für die Vermieter ein großes Problem. 26. Wie müssen Sie Ihre Ablage gestalten?
Ex und hopp? Diese Mentalität sollten Sie als Erstes zu den Akten legen - falls Sie Ihnen bisher zu eigen war. Falls nicht, machen Sie weiter so: Bewahren Sie alle unternehmensrelevanten Daten auf. Unterlagen der Buchhaltung, etwa Rechnungen, müssen Sie zehn lange Jahre aufheben. Sechs Jahre beträgt die Aufbewahrungsfrist für versandte und empfangene Handelsbriefe - fachchinesisch für
l l i n n n i i i i i i i m i i m r r i i i i i
22
Vorbereitung
geschäftlich relevante Geschäftspost - inklusive aller E-Mails. Im Zweifel gilt hier: Drucken Sie Ihre E-Mails aus; andernfalls müssen Sie sich mit der Kunst der elektronischen Archivierung und dem Dokumentenmanagement vertraut machen. Uberlegen Sie sich für die Verwaltung und Ablage Ihrer E-Mails ein durchgängiges System, das Sie auch nach mehreren Jahren noch selbst verstehen. Beispiel: Entscheiden Sie sich, ob Sie einen Ordner »Auto« erstellen, der unter anderem die Kfz-Versicherung beinhaltet, oder einen Ordner »Versicherung«, in dem sich neben der Kfz-Versicherung noch weitere Versicherungen finden. Aufbewahren müssen Sie auch sämtliche Rechnungen fürs Finanzamt. Dies betrifft Rechnungen, die Sie stellen, und Rechnungen von Dritten an Sie. O r t und Art können Sie frei wählen, elektronische Dokumente müssen immer ausgedruckt und zusätzlich elektronisch aufbewahrt werden. Entscheiden Sie sich für diesen Weg, müssen Sie allerdings die Konsequenzen kennen: Um Datenzugriff und Prüfbarkeit digitaler Unterlagen sicherzustellen, sind Sie nämlich zur »revisionssicheren« elektronischen Archivierung verpflichtet. Revisionssicherheit bedeutet, dass sich Daten im Nachhinein nicht ändern lassen. Word-Dokumente kommen also für die elektronische Archivierung nicht in Frage. Alle ursprünglich digitalen Dokumente müssen unveränderbar elektronisch aufbewahrt werden!
Rund ums Geld 27. Was ist der Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn?
Umsatz ist das Geld, das Sie als Gewerbetreibender oder Freiberufler einnehmen. Der Gewinn ist das, was nach Abzug Ihrer betrieblichen Ausgaben davon übrig bleibt - also noch bevor Sie Steuern zahlen. Der Gewinn ist also in jedem Fall geringer als der Umsatz. Wie viel geringer, hängt von Ihrem Geschäftsmodell ab. In manchen Branchen beträgt der Gewinn nur wenige Prozent vom Umsatz, zum Beispiel bei Lebensmitteln oder Computer-Hardware. Bei Freiberuflern ist der Umsatz im Allgemeinen näher am Gewinn. Dies liegt daran, dass sie geistige Arbeit verkaufen und dafür keine Ware einkaufen müssen, die sie vorfinanzieren müssen. Wie hoch die Abzüge von Ihrem Umsatz jedoch genau sind, hängt von den jeweiligen Kosten ab. Die Formel jedenfalls ist einfach: Je höher die Ausgaben, desto niedriger der Gewinn gemessen am Umsatz. 28. Brauchen Sie ein Geschäftskonto?
Das Finanzamt verlangt, dass die Buchungen eines Unternehmers, der zur kaufmännischen Buchführung verpflichtet ist, eindeutig nachvollziehbar sind. Wenn Sie dagegen, etwa als Freiberufler, nur eine Einnahmen-Ausgaben-Rechnung abliefern müssen, besteht diese Pflicht nicht. Möglicherweise sind Sie aber dazu gezwungen,
1.2 3° wichtige Fragen für Existenzgründer 22
•weil die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) Ihrer Bank die N u t z u n g Ihres Privatkontos für geschäftliche Zwecke ausschließen. Ein Geschäftskonto kostet Sie mehr als ein privates G i r o k o n t o , doch es gibt einige günstige Anbieter. Teuer sind in der Regel die Banken, günstig ist die Post. Ein Beispiel aus dem Dezember 2009: Die Deutsche Skatbank (www.skatbank.de, Tochter der Volks- und Raiffeisenbank) bietet ein kostenloses Geschäftsgirokonto sogar mit einprozentiger Verzinsung an. Welcher Anbieter für Sie der preiswerteste ist, hat auch mit Ihrem Guthaben und dem benötigten Kontokorrentkredit (Dispo) zu tun. Unter www.geldsparen.de können Sie das für Sie günstigste Geschäftskonto ermitteln. Selbst wenn Sie nicht zum Einrichten eines Geschäftskontos verpflichtet sind: Bedenken Sie, dass es auch für Sie einfacher ist, Geschäftliches und Privates auseinanderzuhalten, wenn Sie für Ihr Unternehmen ein eigenes Konto eröffnen. Sie können Einnahmen u n d Ausgaben so auch besser beobachten. Überweisen Sie sich einmal im M o n a t ein Gehalt. Wenn Sie Ihre Umsatzsteuer nicht monatlich abführen müssen - zum Beispiel bei Unternehmensgründungen vor 2002 -, k o m m t diese auf ein Tagesgeldkonto mit höheren Zinssätzen. Auf dieses Konto sollten Sie auch den Betrag überweisen, den Sie vorsichtshalber jetzt schon f ü r Ihre Einkommensteuer zurückstellen. Sie vermeiden somit Überraschungen und sind liquide, wenn der Steuerbescheid kommt. 29. Wie schreiben Sie eine Rechnung?
Einfach den Betrag draufschreiben und ab die Post? So einfach geht es leider nicht. Seit Januar 2004 gelten genaue Richtlinien, die dem Finanzamt helfen, den Überblick zu wahren. Diese Richtlinien sind auf Betreiben der europäischen Finanzminister zustande gekommen. Auf die Rechnung gehört: • • • • • • • • •
der N a m e des Rechnungstellers, der N a m e des Empfängers, eine genaue Bezeichnung der Leistung, der Nettobetrag, der dafür gültige Mehrwertsteuersatz (7 oder 19 Prozent) oder ein Hinweis auf die Mehrwertsteuerbefreiung, die Gesamtsumme (netto plus Mehrwertsteuer), die Kontonummer, auf die das Geld zu überweisen ist, ein Hinweis auf die vereinbarte Zahlweise (beispielsweise mit Skonto Preisnachlass bei Barzahlung oder schneller Überweisung - oder ohne), Ihre Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (USt-IdNr.) oder, falls diese nicht vorhanden ist, die persönliche Steuernummer.
Seit 2004 sind Sie zudem verpflichtet, Rechnungen fortlaufend zu nummerieren. Mehr zum Thema Rechnung lesen Sie in Kapitel 4.3.
U i l l i l M Ml i ! M M H U U i n n
BEEB^BB
Vorbereitung
30. Was machen Sie, wenn ein Kunde nicht zahlt?
Nicht selten zahlen Ihre Auftraggeber schlecht, erst mehrere Wochen und Monate nach Abschluss des Projektes oder Kauf Ihrer Dienstleistung. Das ist sehr ärgerlich, die in Ihrer Branche übliche Zahlungsmoral sollten Sie aber bei Ihrer Liquiditätsplanung berücksichtigen. Zwar ist das Recht - § 286 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) - auf Ihrer Seite, wenn Ihr Schuldner nicht innerhalb von 30 Tagen nach Fälligkeit und Zugang einer Rechnung zahlt. Dies gilt gegenüber Unternehmen übrigens auch ohne weiteren Hinweis auf den Zahlungstermin. Ihren Endkunden, das Gesetz nennt diese Verbraucher, müssen Sie dagegen offiziell eine Frist setzen. In Sachen Mahnung ist das Gesetz zwar maßgeblich, Überlegungen zum Thema Kundenbeziehung sollten jedoch auch eine Rolle spielen. Bevor Sie zur Mahnung greifen, fragen Sie besser erst einmal freundlich nach, wann Sie mit einem Zahlungseingang rechnen dürfen. In diesem Stadium sollten Sie noch nicht förmlich (schriftlich) werden. Erst wenn der Auftraggeber keine Anstalten macht, die Rechnung zu zahlen, und auch nicht erklärt, warum das Geld nicht fließt, greifen Sie zum letzten Mittel - nach ein bis drei höflichen Mahnungen ist das schließlich der amtsgerichtliche Mahnbescheid.
Adressen Voraussetzung für die Gründung: -
I n d u s t r i e - u n d H a n d e l s k a m m e r IHK (zentrale
Webadresse:
www.ihk.de):
Über gewerbliche G r ü n d u n g e n i n f o r m i e r e n Sie sich bei Ihrer ö r t l i c h e n IHK, H a n d w e r k e r bei d e r HWK. -
Existenzgründer-Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und A r b e i t (www.existenzgruender.de)•. Eine s e h r g u t e a l l g e m e i n e I n f o r m a tionsquelle.
Go-Gründeroffensive unter anderem der österreichischen Ersten Bank (www.gruender.at):
deroffensive zahlreiche Erstinforma-
Behörden-Wegweiser
-
(www.help.gv.at):
Weist nicht nur Existenzgründern den Weg durch österreichische Behörden. O n l i n e - A m t s s c h a l t e r d e s Seco Schweiz
Bundesministerium f ü r Arbeit und Soziales
Österreich
tionen.
(www.kmuadmin.ch): -
In
bietet die Sparkasse mit der Go-Grün-
(www.bmas-bund.de).
Bund freier Berufe (www.freieberufe.de): F r e i b e r u f l e r n
empfiehlt
sich v o r d e r G r ü n d u n g e i n G e s p r ä c h mit der zuständigen Kammer oder d e m jeweiligen Berufsverband, w e i t e r e I n f o s d a z u g i b t e s hier.
Möglich
ist
z u m Beispiel d i e s o f o r t i g e A n m e l d u n g von G r ü n d u n g e n ; Existenzgründung in 30 M i n u t e n .
1.2 3° wichtige Fragen für Existenzgründer 24
Eigener Status:
Fördermöglichkeiten:
-
-
Angebot der KfW Mittelstandsbank
B u n d e s a g e n t u r f ü r Arbeit (www.arbeitsagentur.de)
(www.gruendungskatalog.de)-. Allgemeines Hintergrund-Know-how f ü r alle U n t e r n e h m e r t y p e n . -
-
KfW M i t t e l s t a n d s b a n k (www.kfw-foerderbank.de):
{www.e-lancer-nrw.de):
Aktuelle
und
nützliche Informationen für
-
Liefert
unter
a n d e r e m Formulare für das Neu-
Mediafon (www.mediafon.net):
gründungsförderungsprogramm
Wohl eine der informativsten
in Österreich (Neufoeg).
P l a t t f o r m e n f ü r Freie i n M e d i e n -
-
berufen. -
Österreichischer »Amtshelfer« (www.help.gv.at):
Freelancer im IT-Umfeld. -
Kredite
und Fördermittel.
E-Lancer N o r d r h e i n - W e s t f a l e n
Credit
(www.credit-suisse.ch):
Suisse
Alles r u n d u m K r e d i t e i n d e r S c h w e i z .
Diskussions- und Expertenf o r e n (www.werweisswas.de, www.akademie.de
oder
www.hiifdirselbst.ch):
Wenn
Büroorganisation:
offizielle
-
Büroservices
(www.ebuero.de,
Webseiten keine A n t w o r t wissen -
www.topbuero.de):
h i e r g i b t e s Hilfe v o n » p r i v a t « .
inklusive aller B ü r o d i e n s t l e i s t u n g e n
»Sekretärinnen«
zum »Ausleihen«. Versicherung, Steuern und Recht: -
-
Bund der S t e u e r b e r a t e r (www.bstbk.de):
Impulse
(www.regus.de):
Cründerzentren
Steuerberatungs-
gebühren mit Rechenbeispielen. -
Regus
mit f e r t i g e i n g e r i c h t e t e n Büros.
Geld und Finanzen: -
(www.impulse.de):
Anbieter von M u s t e r f o r m u l a r e n
Interaktiver Steuerberater-Test.
(www.formbiitz.de,
Deutscher Steuerberaterverein
g i b t e s z u m Beispiel R e c h n u n g s -
(www.dstv.de/suchservice):
formulare oder Verträge.
www.gruenderreports.de): -
Hier
S u c h e n Sie i h r e n S t e u e r b e r a t e r . -
S t e u e r b e r a t u n g in Ö s t e r r e i c h (www.steuerberater.at):
Suchen
Sie
S t e u e r b e r a t u n g in d e r S c h w e i z (www.swiss-tax.ch):
Suchen
Sie
S t e u e r b e r a t e r in der Schweiz.
Online-Mahnung. -
Ihren
www.mahnung-
oniine.de): Alle D i e n s t e r u n d u m d i e
Ihren S t e u e r b e r a t e r in Ö s t e r r e i c h . -
O n l i n e - M a h n w e s e n (www.ietztemahnung.de,
IHK N o r d r h e i n - W e s t f a l e n ( w w w . i h k nordwestfaien.de/rechtsthemen/ schuldrechtsreform.cfm):
Informationen
zu den Änderungen im M a h n w e s e n seit d e r S c h u l d r e c h t s r e f o r m .
QBHH Vorbereitung
1.3
Möglichkeiten, freiberuflich oder gewerblich zu arbeiten Ich wünsche mir Chancen, nicht Sicherheiten. Ich will kein ausgehaltener Bürger sein, gedemütigt und abgestumpft, weil der Staat für mich sorgt. Ich will dem Risiko begegnen, mich nach etwas sehnen und es verwirklichen, Schiffbruch erleiden und Erfolg haben ... Ich habe gelernt, selbst für mich zu denken und zu handeln, der Welt gerade ins Gesicht zu sehen und zu bekennen, dies ist mein Werk. (Albert Schweitzer)
Freie Mitarbeit oder Gründung eines »richtigen« Unternehmens, freiberufliche Tätigkeit oder Gewerbe, Subunternehmer oder Handelsvertreter? Wenn Sie selbstständig arbeiten möchten, bieten sich Ihnen eine Fülle von unterschiedlichen Möglichkeiten. Wählen Sie zwischen Neugründung, Franchising und Unternehmensbeteiligung, zwischen sanftem nebenberuflichem Einstieg und dem Start von jetzt auf gleich ... Dieses Kapitel stellt die verschiedenen Erscheinungsformen der Selbstständigkeit vor. Wo finden Sie sich wieder? Was ist Ihr Weg? Konkrete Entscheidungshilfen weisen Ihnen die Richtung, die für Sie persönlich erfolgversprechend scheint.
Zahlen und Fakten zur Selbstständigkeit In Deutschland existieren keine exakten Zahlen zur Quote der Selbstständigen. Schwierigkeiten bereitet beispielsweise die Erfassung der Gewerbetreibenden und Freiberufler. Legt man Gewerbeanmeldungen zugrunde wie das Statistische Bundesamt, fallen Freiberufler bei dieser Erfassungsweise unten durch. Insgesamt liegt die Zahl der Selbstständigen bei 10 bis 12 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung, manche Quellen sprechen bereits von 15 Prozent. In jedem Fall erhöht sich der Wert seit den letzten Jahren vor allem durch die Freiberufler oder gewerbetreibende Unternehmer, die für ihren eigenen Unterhalt arbeiten, nicht aber eine große Firma betreiben. Gleichzeitig sinkt die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse unter den Erwerbstätigkeiten seit vielen Jahren - es findet also eine Verschiebung zu den selbstständigen Tätigkeiten statt. Einigkeit besteht hinsichtlich des Trends nach oben: Ende 2009 arbeiteten laut Statistischem Bundesamt 2,2 Prozent mehr Bürger auf eigene Rechnung als ein Jahr zuvor, andere Quellen nennen sogar eine Steigerungsrate von über 5 Prozent in Westdeutschland (Institut für Mittelstandsforschung). In den Statistiken ist es nicht immer ganz klar, ob die Freiberufler zu den Unternehmern gezählt werden oder nicht. Freiberufler sind Selbstständige, die aufgrund
1.3
Möglichkeiten, freiberuflich oder gewerblich zu arbeiten
6j|ij|j[jPP3fj
Gewerbeanzeigen in Deutschland Gewerbeanmeldungen Insgesamt
2006
2007
2008
881.791
848.561
833.281
93.328
88.834
81.372
235.301
215.310
202.233
65.415
63.143
62.804
222.627
217-933
18.107
90.354
102.244
183.372
169.875
161.097
212.630
nach Wirtschaftszweigen
Baugewerbe Handel;Instandhaltung und Reparatur von Kfz und Gebrauchsgütern Gastgewerbe Grundstücks-, Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen usw. Erbringung sonstiger öffentlicher und persönlicher Dienstleistungen (ab 2008 freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen) Übrige Wirtschaftszweige
[ Quelle: Statistisches Bundesamt |
ihres Status keinen Gewerbeschein benötigen. Diese Freiberufler sind zum Teil bei den Kammern erfasst, zum Beispiel der Arzte- oder Architektenkammer. Das Statistische Bundesamt registriert Freiberufler über den Mikrozensus. Das bedeutet, dass der Erhebung eine Befragung auf Basis einer Stichprobe von 1 Prozent der Bevölkerung zugrunde liegt. Im Jahr 2009 arbeiteten weit mehr als eine Million Menschen in freien Berufen auf selbstständiger Basis. In Osterreich und der Schweiz sind die Zahlen ähnlich. In der Schweiz beispielsweise liegt der Anteil der Unternehmer leicht über 10 Prozent, wobei fast 4 Prozent selbstständige Landwirte sind. Auch wenn die Zahlen nicht die ganze Wirklichkeit widerspiegeln, so zeigt sich doch eine Tendenz: Der Anteil der Selbstständigen in Deutschland ist gering. Zu gering, sagen Arbeitsmarktforscher, vor allem im Vergleich zu anderen Ländern. In Italien arbeiten immerhin 25 Prozent der Erwerbstätigen auf eigene Rechnung. Auch Spanien und Griechenland haben hohe Selbstständigen-Anteile. Die meisten davon sind Ein-Personen- und Familienunternehmen. Motor ist meist der Tourismus. Auch in Osteuropa gründen mehr Menschen Unternehmen als bei uns. 80 Prozent aller Gründer gründen im Dienstleistungssektor, so der Global Entrepreneurship Monitor 2009 (www.gemconsortium.org). N u r 7 Prozent wollen expandieren und wachsen. Der Rest betreibt sein Unternehmen, um sich die eigene Existenz aufzubauen.
lIlIIIIIil^M
QBHH Vorbereitung
Anzahl der Selbstständigen in Deutschland 2 0 0 8 Frauen
Insgesamt
Männer
4.143.000
2.858.000
(13,5 % a l l e r E r w e r b s t ä t i g e n )
1.285.000 (7,3 % d e r e r w e r b s t ä t i g e n
(13,5 % d e r e r w e r b s t ä t i g e n
Frauen)
Männer)
Selbstständigenquote nach Bundesländern 2 0 0 6 Bundesland
in %
Baden-Württemberg
9,8
Bayern
12,0
Berlin
16,0
Brandenburg
10.7
Bremen
9.7
Hamburg
13,9
Hessen '
10.8
Mecklenburg-Vorpommern
9.8
Niedersachsen
9.9
Nordrhein-Westfalen
9,9
Rheinland-Pfalz
10,6
Saarland
8,4
Sachsen
10,4
Sachsen-Anhalt
8,1
Schleswig-Holstein
11,2
Thüringen
10,2
Deutschland
10,7
[ Quelle; Statistisches Bundesamt ]
W a r u m es einen Gründer-Boom geben wird
Der Prozentsatz frei arbeitender Menschen wird in den nächsten Jahren zunehmen. Dabei werden sich vor allem jene Arbeitsformen immer stärker durchsetzen, die nahe an einem Arbeitnehmerverhältnis sind. Menschen werden für einen oder wenige Auftraggeber arbeiten - ähnlich wie fest angestellte Kollegen. Sie werden jedoch keinen Arbeitsvertrag mehr besitzen, häufiger wechseln und vorwiegend
1.3
Möglichkeiten, freiberuflich oder gewerblich zu arbeiten
6j|ij|j[jPP3fj
projektbezogen arbeiten. Unternehmen können mit solchen »freien Mitarbeitern« Geld sparen und Flexibilität gewinnen, denn die vorhandene Arbeit lässt sich auf diese Weise besser verteilen: In Spitzenzeiten werden Mitarbeiter mobilisiert, in Konjunkturtälern bekommen sie keine oder weniger Aufträge. Diese Tendenz geht dabei eng einher mit dem Trend zum Outsourcing: Unternehmen möchten einerseits keine wertvollen Mitarbeiter verlieren, sich aber auch andererseits nicht dauerhaft an diese binden. Immer häufiger gründen sie Firmen aus, die von ehemaligen Mitarbeitern geleitet werden. Diese Firmen arbeiten dem Mutterunternehmen dann als Subunternehmer zu, sind aber eigene Profit-Center oder gar eigenständige Gesellschaften. Neue Modelle der Selbstständigkeit
Durch die jüngeren Gründungsbewegungen und die Entwicklungen am Arbeitsmarkt werden sich neue Modelle der Selbstständigkeit etablieren. Bei der Mehrzahl der neuen Existenzen handelt es sich um Kleingründungen. Diese Unternehmer zielen nicht auf unbegrenztes Wachstum, sie wollen (erst einmal) keine Mitarbeiter einstellen. Vielmehr geht es oft einzig und allein darum, die eigene Existenz zu sichern. Längst nicht immer liegt der Gründung eine konkrete Geschäftsidee zugrunde, oft ergibt sich das Unternehmenskonzept aus dem Beruf oder aus der Berufsausbildung, zum Beispiel bei Steuerberatern oder Journalisten. Freelancer sind im angloamerikanischen Raum keine Freiberufler (die es dort nicht gibt), sondern Selbstständige, die auf eigene Rechnung arbeiten, aber keine eigene Firma besitzen. Vielfach ist ihr Einsatzgebiet die Projektarbeit. Im Bereich der IT ist zeitlich befristete Projektarbeit bereits seit Jahren etabliert. Die sogenannten E-Lancer arbeiten für mehrere Monate in Teams an der Lösung einer bestimmten Aufgabe. Ihre Projekte wechseln und orientieren sich am Firmenbedarf - von der Einführung einer neuen Software über den Aufbau eines Internetvertriebs bis zur Installation eines Kundenzufriedenheitsmanagementsystems. Da diese Tätigkeiten im jeweiligen Unternehmen selbst ausgeübt werden, nehmen die Selbstständigen Positionen ein, die nicht mehr die eines typischen Unternehmers sind, der über ein eigenes Büro, einen Laden oder eine Werkstätte verfügt. Dabei deklarieren aber auch solche Projektarbeiter - ob Freelancer oder E-Lancer - Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit. Einem neuen Trend folgen die Patchworker. Diese arbeiten in verschiedenen Firmen und Funktionen und übernehmen auch noch freie Aufträge. Sie arbeiten vielleicht ein paar Jahre überwiegend fest und ein paar Jahre überwiegend frei - je nach Angebot und Nachfrage. Um größere Aufträge zu bewältigen, schließen sie sich mit anderen in losen Verbünden und virtuellen Teams zusammen. Solche Teams arbeiten vor allem über das Internet zusammen, gehen aber räumlich getrennte Wege.
K f l f l ü
Vorbereitung
Anzahl der Selbstständigen in Deutschland 2008
Insgesamt
Männer
Frauen
4.143.000
2.858.000
1.285.000
(13,5 % a l l e r E r w e r b s t ä t i g e n )
(13.5 % d e r e r w e r b s t ä t i g e n
(7,3 % d e r e r w e r b s t ä t i g e n
Männer)
Frauen)
Selbstständigenquote nach Bundesländern 2 0 0 6 Bundesland Baden-Württemberg
in % 9,8
Bayern
12,0
Berlin
16,0
Brandenburg
10,7
Bremen
9,7
Hamburg
13,9
Hessen '
10,8
Mecklenburg-Vorpommern
9,8
Niedersachsen
9,9
Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz
9,9 10,6
Saarland
8,4
Sachsen
10,4
Sachsen-Anhalt
8,1
Schleswig-Holstein
11,2
Thüringen
10,2
Deutschland
10,7
[ Quelle: Statistisches Bundesamt ]
Warum es einen Gründer-Boom geben wird
Der Prozentsatz frei arbeitender Menschen wird in den nächsten Jahren zunehmen. Dabei werden sich vor allem jene Arbeitsformen immer stärker durchsetzen, die nahe an einem Arbeitnehmerverhältnis sind. Menschen werden für einen oder wenige Auftraggeber arbeiten - ähnlich wie fest angestellte Kollegen. Sie werden jedoch keinen Arbeitsvertrag mehr besitzen, häufiger wechseln und vorwiegend
1.3 Möglichkeiten, freiberuflich oder gewerblich zu arbeiten 6j|ij|j[jPP3fj
projektbezogen arbeiten. Unternehmen können mit solchen »freien Mitarbeitern« Geld sparen und Flexibilität gewinnen, denn die vorhandene Arbeit lässt sich auf diese Weise besser verteilen: In Spitzenzeiten werden Mitarbeiter mobilisiert, in Konjunkturtälern bekommen sie keine oder weniger Aufträge. Diese Tendenz geht dabei eng einher mit dem Trend zum Outsourcing: Unternehmen möchten einerseits keine wertvollen Mitarbeiter verlieren, sich aber auch andererseits nicht dauerhaft an diese binden. Immer häufiger gründen sie Firmen aus, die von ehemaligen Mitarbeitern geleitet werden. Diese Firmen arbeiten dem Mutterunternehmen dann als Subunternehmer zu, sind aber eigene Profit-Center oder gar eigenständige Gesellschaften. Neue Modelle der Selbstständigkeit
Durch die jüngeren Gründungsbewegungen und die Entwicklungen am Arbeitsmarkt werden sich neue Modelle der Selbstständigkeit etablieren. Bei der Mehrzahl der neuen Existenzen handelt es sich um Kleingründungen. Diese Unternehmer zielen nicht auf unbegrenztes Wachstum, sie wollen (erst einmal) keine Mitarbeiter einstellen. Vielmehr geht es oft einzig und allein darum, die eigene Existenz zu sichern. Längst nicht immer liegt der Gründung eine konkrete Geschäftsidee zugrunde, oft ergibt sich das Unternehmenskonzept aus dem Beruf oder aus der Berufsausbildung, zum Beispiel bei Steuerberatern oder Journalisten. Freelancer sind im angloamerikanischen Raum keine Freiberufler (die es dort nicht gibt), sondern Selbstständige, die auf eigene Rechnung arbeiten, aber keine eigene Firma besitzen. Vielfach ist ihr Einsatzgebiet die Projektarbeit. Im Bereich der IT ist zeitlich befristete Projektarbeit bereits seit Jahren etabliert. Die sogenannten E-Lancer arbeiten für mehrere Monate in Teams an der Lösung einer bestimmten Aufgabe. Ihre Projekte wechseln und orientieren sich am Firmenbedarf - von der Einführung einer neuen Software über den Aufbau eines Internetvertriebs bis zur Installation eines Kundenzufriedenheitsmanagementsystems. Da diese Tätigkeiten im jeweiligen Unternehmen selbst ausgeübt werden, nehmen die Selbstständigen Positionen ein, die nicht mehr die eines typischen Unternehmers sind, der über ein eigenes Büro, einen Laden oder eine Werkstätte verfügt. Dabei deklarieren aber auch solche Projektarbeiter - ob Freelancer oder E-Lancer - Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit. Einem neuen Trend folgen die Patchworker. Diese arbeiten in verschiedenen Firmen und Funktionen und übernehmen auch noch freie Aufträge. Sie arbeiten vielleicht ein paar Jahre überwiegend fest und ein paar Jahre überwiegend frei - je nach Angebot und Nachfrage. Um größere Aufträge zu bewältigen, schließen sie sich mit anderen in losen Verbünden und virtuellen Teams zusammen. Solche Teams arbeiten vor allem über das Internet zusammen, gehen aber räumlich getrennte Wege.
l i i i i m n i i i i i n i i i m m n i i
QBHH Vorbereitung
Wenn Arbeitslose gründen
Es ist noch gar nicht lange her, da war das Gründen von Unternehmen ein Privileg der Söhne und Töchter von Industriellen. Daneben schufen sich noch etwa 10 Prozent der Handwerker, außerdem etwa ein Drittel der Akademiker wie Apotheker, Ärzte und Rechtsanwälte eine eigene Existenz. Manchmal wagte auch noch der eine oder andere Kaufmann den Sprung. Aber Existenzgründung als Massenbewegung - das ist neu. Bis vor wenigen Jahren war es zudem kaum vorstellbar, dass ein Arbeitsloser ein Unternehmen gründet. Längst ist die Gründung aus der Arbeitslosigkeit bei uns staatlich gefördert. Inzwischen abgeschafft, hat die deutsche »Ich-AG« sicher dazu beigetragen, Selbstständigkeit als eine gangbare Alternative zum Angestelltendasein zu etablieren. Seit der Ich-AG kann jeder selbstständig werden, vorher war Unternehmertum eine Art Privileg bestimmter Schichten. Auch jetzt noch wird Gründung aus der Arbeitslosigkeit mit einer finanziellen Beihilfe gefördert. Inzwischen interessieren sich auch ganz normale Arbeitnehmer für die Selbstständigkeit als Alternative immer öfter auch im fortgeschrittenen Alter, als eine Art zweite oder gar dritte Karriere.
Selbstständigkeit als Alternative: Wenn Sie aus der Not eine Tugend machen müssen Wussten Sie schon immer, dass Sie sich einmal selbstständig machen wollen? Fein: Jetzt ist nur noch die Frage, wie und womit. N u r wenige Menschen sind in dieser glücklichen Lage und geborene Unternehmer. Marktforscher haben herausgefunden, dass nur 15 Prozent der Arbeitnehmer tatsächlich ein Unternehmen gründen wollen. Die meisten wollen gar nicht selbstständig sein - solange sie einen Job haben. Doch mit dem Jobverlust wird alles anders. So fand der Stellenmarkt Jobpilot in der Schweiz heratis, dass immerhin 5 5 Prozent im Falle der Arbeitslosigkeit eine Selbstständigkeit in Betracht ziehen würden. Diese Zahl deutet es an: Gezwungenermaßen ändert sich langsam das Bewusstsein. In vielen Branchen wie der IT oder dem Marketing ist es nahezu unmöglich, als Arbeitnehmer, der über 40 Jahre alt ist, einen Job zu finden - selbst als erfahrene Führungskraft nicht. Wer hier nicht schon in jungen Jahren aufgeben will, muss andere Wege gehen. Ahnliches gilt für Eltern, die für ihre Kinder flexibel bleiben wollen. Auch für sie ist Selbstständigkeit oft eine bessere Alternative zu einem unqualifizierten Teilzeitjob. Denn dass jede Gründung automatisch zu einer 60-Stunden-Woche führt, ist ein Gerücht: Dies mag für die »wirtschaftsaktiven« Unternehmen gelten, die Mitarbeiter einstellen und wachstumsorientiert denken und handeln. Doch solche Unternehmen stellen nur 7 Prozent aller Gründungen dar. Für die Mehrzahl der Kleingründer - und das ist also auch die Mehrzahl der Unternehmer -
1.3 Möglichkeiten, freiberuflich oder gewerblich zu arbeiten 6j|ij|j[jPP3fj
stimmt das so nicht. Zahlreiche Gründerporträts in diesem Buch beweisen das. Entscheiden müssen Sie sich schon
Ein Hemmschuh für den Erfolg stellt unfreiwillige Selbstständigkeit nur dann dar, wenn Sie sich nicht voll und ganz dafür entscheiden können. Für Ihre Entscheidung sollten Sie sich deshalb Zeit nehmen. Ist der Entschluss gefasst und gereift, führen Sie ihn konsequent durch. Wer Monate und Jahre zweigleisig fährt, also Jobs sucht und gleichzeitig selbstständig arbeitet, wird auf beiden Gleisen in einem Sackbahnhof landen. In diesem Fall ist vielleicht eine Tätigkeit als Patchworker die bessere Alternative. Hauptsache, Sie entscheiden sich bewusst. Suchen Sie eine Form der Selbstständigkeit, mit der Sie sich identifizieren können. Zentral dabei ist, dass Sie ein Existenzgründungsmodell wählen, das Ihren finanziellen Möglichkeiten, Ihren Kenntnissen, Fähigkeiten, Voraussetzungen und dem persönlichen Umfeld entspricht.
Gründerporträt: Immer wieder neu starten
M i c h a e l Kuss s c h a f f t e m i t 6 0 J a h r e n d e n A b s p r u n g a u s d e r Sozialhilfe.
Firma Gesellschaftsform
Geschäftsmodell
Ort
Kuss M a n u s k r i p t e K o m b i n a t i o n a u s freiberuflicher Tätigkeit und Gewerbe Betrieb von Webseiten, Schreiben von Sachbüchern, Kurzgeschichten und Romanen Grimaud (Südfrankreich)
/ '
www.kussmanuskripte.de
•
Internet o Euro Kapitaleinsatz bei G r ü n d u n g M i c h a e l Kuss
/
Inhaber Schwankend Entwicklung M i c h a e l Kuss blickt stolz a u f d a s , w a s e r e r r e i c h t h a t . Vor e i n i g e n J a h r e n h a t sich d e r h e u t e 68-Jährige, d a m a l s noch im S ü d e n Frankreichs, eine e i g e n e Existenz a u f g e b a u t a u s d e r d a m a l s s o g e n a n n t e n » S o z i a l h i l f e « . Ein m u t i e r S p r u n g u n d u n g e w ö h n l i c h d a z u . E x i s t e n z g r ü n d u n g a u s d e r Arbeitslosigkeit - ja, die gibt es (seit e i n i g e n J a h r e n s p r i c h t » m a n « a u c h d a r ü b e r ) . A b e r a u s d e r S o z i a l h i l f e o d e r m o d e r n g e s a g t » H a r t z IV«? W e n n e s d i e s e s P h ä n o m e n gibt, s o h a t noch nie j e m a n d ein offizielles W o r t d a r ü b e r verloren. G a n z o h n e s t a a t l i c h e Hilfen, o h n e Finanzspritzen u n d M ä z e n , v o l l k o m m e n a u s e i g e n e r Kraft e t w a s a u f b a u e n u n d d a v o n l e b e n ? Eine a b s o l u t e A u s n a h m e e r s c h e i n u n g , d i e s e r J o u r n a l i s t u n d A u t o r M i c h a e l Kuss.
I i i ,
. i l i l i i i
11 i m I T
Kuss' k o m m e r z i e l l e P l a t t f o r m e n w a r e n l a n g e Z e i t W e b s e i t e n - d a w a r d e r W o h n o r t u n e r h e b l i c h . Die I n t e r n e t s e i t e n s i c h e r t e n i h m d e n f i n a n z i e l l e n G r u n d s t o c k , u m d i e Arbeit an seinen Romanen, Reisebüchern und Kurzgeschichten voranzutreiben. Denn S c h r e i b e n ist i m m e r e i n e I n v e s t i t i o n i n d i e Z u k u n f t . N u r w e n i g e e r f o l g r e i c h e A u t o r e n w e r d e n ü b e r N a c h t g e b o r e n , d i e m e i s t e n b a u e n sich l a n g s a m s e l b s t a u f . S o ist i h m d e r d u r c h s c h l a g e n d e Erfolg, d i e s e r e i n e k l e i n e B e s t s e l l e r , d e r d i e S p i e g e l Charts stürmt, noch nicht g e l u n g e n . Aber der gelernte Journalist, der inzwischen a u s F r a n k r e i c h z u r ü c k g e k e h r t i s t u n d i n Berlin l e b t , k a n n v o n s e i n e n U n t e r n e h m u n g e n e i n i g e r m a ß e n l e b e n . B e s c h e i d e n z w a r , a b e r e s g e h t . N a c h h a r t e r A u f b a u a r b e i t h a t Kuss i n z w i s c h e n e i n a k z e p t a b l e s A u s k o m m e n , will a b e r n o c h m e h r : »Ich b i n f e s t d a v o n ü b e r z e u g t , d a s s m e i n e A r b e i t w e i t e r e F r ü c h t e t r a g e n w i r d . « Dies s a g t e r m i t S e l b s t b e w u s s t s e i n - e i n e r i n n e r e n Ü b e r z e u g t h e i t v o m e i g e n e n Tun, d i e e r a l s S o z i a l h i l f e e m p f ä n g e r fast verloren hatte. K u s s a r b e i t e t e a l s R e p o r t e r , R e d a k t e u r u n d R a d i o s p r e c h e r z w a n z i g J a h r e i m In- u n d A u s l a n d u n d z o g sich a u c h e i n i g e l u k r a t i v e u n d i n t e r e s s a n t e A u f t r ä g e b e i m S p i e g e l u n d bei g r o ß e n T V - S t a t i o n e n a n Land. N e b e n b e i s c h r i e b u n d v e r ö f f e n t l i c h t e e r s c h o n d a m a l s i n n a m h a f t e n d e u t s c h e n S a c h b u c h v e r l a g e n Reise- u n d B e r u f s r a t g e b e r . D u r c h d e n V e r k a u f s e i n e s l e t z t e n A r b e i t g e b e r s , e i n e r Z e i t u n g , w u r d e Kuss 1 9 9 6 a r b e i t s l o s . Als d a m a l s 5 6 - J ä h r i g e r g a l t e r d a v o n v o r n e h e r e i n a l s n i c h t m e h r v e r m i t t e l b a r u n d l a n d e t e 1 9 9 9 » e r w a r t u n g s g e m ä ß « i n d e r S o z i a l h i l f e . Eine f e s t e u n d g e r e g e l t e a n g e s t e l l t e T ä t i g k e i t - u n m ö g l i c h z u f i n d e n . »Es s c h i e n sich klar a b z u z e i c h n e n , d a s s ich d i e r e s t l i c h e n s i e b e n J a h r e bis z u r R e n t e a l s S o z i a l f a l l l e b e n w ü r d e . « D a m i t w o l l t e e r sich n i c h t a b f i n d e n , d a z u f ü h l t e e r sich z u j u n g , d a z u h a t t e e r viel z u viel z u b i e t e n u n d z u s a g e n . E r e n t s c h l o s s s i c h , n e u a n z u f a n g e n u n d n e b e n S a c h b ü c h e r n a u c h Kurzgeschichten u n d R o m a n e zu schreiben. Das I n t e r n e t lockte ihn als n e u e , a b e r i n t e r e s s a n t e Quelle f ü r w e i t e r e berufliche Aktivitäten. Doch d a w a r die p r e k ä r e F i n a n z l a g e , d i e j e d e m N e u s t a r t i m W e g s t a n d . Kuss b e s a ß n i c h t d i e n ö t i g e n R ü c k l a g e n , u m bis z u r F e r t i g s t e l l u n g d e r g e p l a n t e n B u c h m a n u s k r i p t e u n d W e b s e i t e n finanziell über die Runden zu k o m m e n . »Sponsoren f ü r u n b e k a n n t e Genies und Künstler s i n d s e h r d ü n n g e s ä t « - d a s h a t e r s e l b s t e r f a h r e n . Einen v o r ü b e r g e h e n d e n A u s w e g g a b e s d e n n o c h : e i n e Stelle als G ä r t n e r f ü r e i n e n d e u t s c h e n V i l l e n b e s i t z e r i n S ü d f r a n k r e i c h a n d e r C ö t e d'Azur. Kuss s e t z t e a l l e s a u f e i n e Karte, p a c k t e seinen persönlichen Besitz und d e n PC und zog nach Südfrankreich. Doch nach w e n i g e n M o n a t e n b e g r ü n d e t e ein Herzanfall d a s Ende der h a r t e n u n d u n g e w o h n t e n körperlichen Arbeit. J e t z t m u s s t e Kuss m i t d e m
Rücken zur W a n d v o r w ä r t s m a r s c h i e r e n : Finanziell
k o n n t e sich d e r Autor g e r a d e e i n e a b g e t a k e l t e G a r t e n h ü t t e leisten, u n d e r m u s s t e die Telefongesellschaft überreden, ihm in eine abgelegene Waldgegend einen Telefonans c h l u s s z u l e g e n , d e r ihn m i t d e m r e t t e n d e n M e d i u m I n t e r n e t v e r b a n d . Kuss' Lebens-
1.3 Möglichkeiten, freiberuflich oder gewerblich zu arbeiten 6j|ij|j[jPP3fj
S t a n d a r d s c h r u m p f t e a u f d a s N i v e a u v o n R o b i n s o n C r u s o e . Zwei J a h r e t ä g l i c h m i t e t w a f ü n f Euro a u s k o m m e n - w a s a n d e r e n u n m ö g l i c h s c h e i n t . e s g i n g . M i t A r b e i t s t a g e n v o n bis z u a c h t z e h n S t u n d e n e n t w i c k e l t e e r s e i n e W e b s e i t e n , e t w a w w w . f r a n k r e i c h k o n t a k t e . d e , d i e e r n a c h d e r A u f b a u p h a s e lukrativ w e i t e r v e r k a u f t e . Derweil s c h r e i b t Kuss - i n z w i s c h e n l e b t er in Berlin - w e i t e r Bücher. Sein S a c h b u c h »Lust a u f F r a n k r e i c h « , z u n ä c h s t s e l b s t v e r l e g t , v e r k a u f t e r i n z w i s c h e n ü b e r d e n Verlag Interconnections im regulären Buchhandel in der zweiten Auflage.
Welche Form der Selbstständigkeit eignet sich für Sie? Faktoren für Ihre Entscheidung Gründen Sie entsprechend Ihren persönlichen Voraussetzungen. Diese lassen nicht alle Formen der Selbstständigkeit zu. Das verfügbare Geld entscheidet mit
Gründer aus der Arbeitslosigkeit starten mit wenig oder keinem Eigenkapital vorwiegend in Dienstleistungsberufen (mehr als 95 Prozent). Durch mangelndes Eigenkapital schließen sich für diese Unternehmer größere Vorhaben von vornherein aus. Und auch später gibt es Bremsen für das Wachstum. Wird Kapital erst ein Jahr und länger nach der Gründung benötigt, gewährleisten die Banken nämlich keinen Gründerkredit mehr. Jetzt sind nur noch Unternehmerkredite möglich, die deutlich mehr Eigenkapital und Sicherheiten voraussetzen. Späteren Wachstumswünschen sind damit von Anfang an enge Grenzen gesetzt. Deshalb ist es sehr wichtig, auf den zeitlichen Ablauf zu achten. Dies gilt auch, wenn Sie schon im ersten Gründungsschritt mehr Geld brauchen, um Ihre Idee zu realisieren. Beantragen Sie rechtzeitig Fördergelder und melden Sie erst danach Ihren Anspruch auf Gründungszuschuss an, falls dieser besteht. Fragen Sie sich: •
Wie viel Geld brauchen Sie?
•
Wie viel werden Sie in ein oder zwei oder drei Jahren benötigen?
Lesen Sie anschließend das Kapitel 7 und erstellen Sie einen Business-Plan. Ihre Ziele sind maßgeblich
Nicht jeder Unternehmer möchte ein Unternehmen auf die Beine stellen, das seinen Umsatz jährlich verdoppelt und fünfzig neue Mitarbeiter einstellt. Viele Menschen begnügen sich mit einer kleinen Existenz. Es reicht ihnen, von ihren Einkünften leben zu können. Der finanzielle Rahmen kann dabei sehr bescheiden ausfallen.
QBHH Vorbereitung
Nicht ungewöhnlich, dass freiberufliche Journalisten - unterstützt durch die Sozialleistungen der Künstlersozialkasse (KSK) - mit 1.000 Euro Umsatz im Monat auskommen müssen. Mancher Künstler schlägt sich so von Monat zu Monat durch - und ist glücklich dabei. Steuern muss er bei einem so geringen Einkommen ohnehin nicht zahlen. Ihr Umfeld und Ihre Lebensumstände sind relevant
Setzen Sie die Prioritäten so, wie es Ihre privaten Lebensumstände verlangen. Fragen Sie sich: • • •
Was will ich erreichen? Was sind meine persönlichen Ziele? Wie viel Geld brauche ich? Oder: Mit wie wenig Geld komme ich aus?
Die Unternehmensberaterin Heike aus München, alleinerziehende Mutter zweier Kinder, sagt beispielsweise: »Ich erwirtschafte immer exakt so viel, dass ich keine Steuern zahlen muss, und habe etwa 14.000 Euro Gewinn. An höheren Verdiensten habe ich gar kein Interesse. Diese würden für mich einen zeitlichen Mehraufwand bedeuten, der auf Kosten der Kinder geht.«
Ganz frei oder ziemlich abhängig: 12 Möglichkeiten, eine eigene Existenz aufzubauen Wenn Sie sich eine eigene Existenz aufbauen, müssen Sie dafür nicht gleich ein großes Unternehmen gründen. Sie können beispielsweise für Auftraggeber arbeiten, die eigene Kunden haben oder sich einen eigenen Kundenstamm aufbauen. Das nebenberufliche Unternehmertum, eine andere Alternative, bietet ausgezeichnete Chancen, die eigenen Fähigkeiten und die Tragfähigkeit der Idee zu testen. Eine nebenberufliche Existenzgründung kann dabei Grundlage für einen nahtlosen Ubergang von einer abhängigen in eine selbstständige Beschäftigung sein. Selbstständig zu arbeiten, heißt erst einmal wenig und gleichzeitig viel. Es kann bedeuten, nur der Form nach selbstständig zu sein - dann handelt es sich um sogenannte Scheinselbstständigkeit. Dieser Begriff sagt, dass jemand eigentlich die Stellung eines Arbeitnehmers einnimmt. Solche Scheinselbstständigen arbeiten de facto in einer abhängigen Beschäftigung. Ihnen fehlt lediglich ein Arbeitsvertrag, sonst besitzen sie alle Merkmale eines Angestellten: Sie arbeiten nur für einen Auftraggeber, besitzen einen Arbeitsplatz in der Firma und handeln nach Weisung. Wer in einer solchen Position ist, wünscht sich häufig eine Festanstellung oder ist zu einem häufigen Wechsel zwischen Angestelltendasein und Unternehmertum bereit. Je nach Konjunktur, Angebot, Nachfrage und bisweilen auch Lust arbeiten
1.3 Möglichkeiten, freiberuflich oder gewerblich zu arbeiten 6j|ij|j[jPP3fj
diese Menschen zeitweise angestellt und auf freier Basis. Selbstständige aus Überzeugung würden, nachdem sie sich einmal etabliert haben, dagegen kaum in eine feste Position wechseln. Die Fragen und Probleme, die sich für diese auf den ersten Blick sehr unterschiedlichen Gruppen ergeben, sind trotzdem in vielen Bereichen ähnlich. Es sind aber einige Besonderheiten zu berücksichtigen, die im Folgenden erklärt werden. Ob Gewerbetreibender oder Freiberufler - das ist vor allem eine steuerrechtliche Frage: Der eine zahlt Gewerbesteuer, der andere nicht. Die Unterscheidung hat auch mit der jeweiligen Tätigkeit zu tun: Freiberufler sind akademisch und an der geistigen Arbeit orientiert, Gewerbetreibende sind Kaufleute und Handwerker, wobei Grenzen bei neuen Berufsbildern häufig verschwimmen. Das Steuerrecht bezeichnet die Einkünfte von Freiberuflern als »Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit« und kennt des Weiteren Einkünfte aus Gewerbebetrieb sowie Forst- und Landwirtschaft. Danach sind also nur Freiberufler Selbstständige. Wir verwenden den Begriff »Selbstständige« im Folgenden jedoch für alle Berufsgruppen: für Freiberufler ebenso wie für Gewerbetreibende als Synonym für Unternehmer. i. Freiberufler
Freiberufler besitzen in Deutschland derzeit verschiedene Privilegien: So können sie ihre Einkommensteuererklärung auf der Basis einer einfachen Einnahmen-Ausgaben-Rechnung erstellen. Sie benötigen keinen Gewerbeschein und müssen auch keine Gewerbesteuer zahlen. Mehr zu den steuerrechtlichen Aspekten der Freiberuflichkeit lesen Sie in Kapitel 3.1. In der Regel qualifiziert ein bestimmter Studiengang zu einer freiberuflichen Tätigkeit, im Einzelfall genügt auch eine Ausbildung oder autodidaktisches Aneignen von Wissen. O f t arbeiten Freiberufler als Ein-Mann- oder Ein-Frau-Unternehmen. Sie können sich aber auch zu einer Sozietät zusammenschließen. Das ist beispielsweise meist bei Anwälten der Fall, um den Beruf zusammen auszuüben und gemeinschaftlich Mandanten anzunehmen. Verbreitet ist darüber hinaus die FreiberuflerGbR, die durch den Zusammenschluss von mindestens zwei Freiberuflern entsteht. Mehr zu den verschiedenen Gesellschaftsformen sowie ihren Vorteilen und Nachteilen lesen Sie in Kapitel 3. Freiberufler sind in erster Linie jene Selbstständige, die eine akademische Ausbildung besitzen: Ärzte, Architekten, Steuerberater, Rechtsanwälte. Auch Journalisten und Grafikdesigner zählen dazu, ebenso Heilberufe wie Hebammen. Eine A l t e r n a t i v e ?
Vorsicht! Die Abgrenzung zum Gewerbetreibenden ist nicht immer eindeutig.
QBHH Vorbereitung
Lesen Sie den entsprechenden Abschnitt. 2. Gewerbetreibende
Die Trennung zwischen Freiberuflern und Gewerbetreibenden ist eine Spezialität des deutschsprachigen Raums. Es gibt sie in Deutschland, Osterreich und der Schweiz. Ihr historischer Zweck: Gewerbetreibende sollten eine weitere Steuer zahlen, um damit für Umweltverschmutzungen aufzukommen. Traditionell waren Gewerbetreibende vor allem Handwerker, die Gruppe der kleinen Kaufleute spielte zunächst zahlenmäßig kaum eine Rolle. Inzwischen finden die meisten gewerblichen Gründungen allerdings in Dienstleistungsberufen und im Einzelhandel statt. Auch diese Selbstständigen müssen Gewerbesteuer zahlen. Mehr zur Berechnung der Gewerbesteuer lesen Sie in Kapitel 4.4. Gewerbetreibende sind außerdem zur doppelten Buchführung verpflichtet (auch kaufmännische Buchführung genannt), die kaum ein Gründer ohne die Hilfe eines Steuerberaters oder spezielle Kenntnisse bewerkstelligen kann. Diese kaufmännische Buchführung zeichnet den Wert eines Unternehmens sehr viel genauer nach als die einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung (siehe Kapitel 4.3), ist aber wesentlich aufwendiger. Die Pflicht zur Bilanzierung besteht, wenn Sie sich im Handelsregister eingetragen haben. Hier dürfen sich übrigens auch Freiberufler aufführen lassen, womit sie jedoch die Pflicht zur doppelten Buchführung annehmen. Wenn Sie weniger als 30.000 Euro Gewinn erwirtschaften, gelten Sie indes als Kleingewerbetreibender und müssen nicht im Handelsregister vermerkt sein, was Sie auch von der Pflicht zur doppelten Buchführung befreit. Sollten Sie jedoch einen Umsatz von mehr als 3 50.000 Euro oder einen Gewinn höher als 30.000 Euro erzielen, ist die Freistellung wiederum hinfällig - unabhängig vom Handelsregistereintrag. In diesem Fall müssen Sie bilanzieren. Manche Gewerbe sind beim Ordnungsamt bewilligungspflichtig, etwa in der Gastronomie. Es kann sich auch nicht jeder Handwerker selbstständig machen. Hier herrscht in vielen Berufen ein Meisterzwang. Das heißt, erst als Meister dürfen Handwerker ein Unternehmen aufmachen. Dies gilt etwa für Kfz-Meister, Friseure oder Maler. E i n e A l t e r n a t i v e ? Wenn Sie eine Geschäftsidee haben, die eine Gewerbeanmeldung voraussetzt, also bei den meisten Gründungsvorhaben.
3. Nebenberufliche Existenzgründung
Im ersten Monat waren es 500 Euro Umsatz, dann 1.000 Euro, schließlich 10.000 Euro. Und unter dem Strich blieb auch immer mehr Gewinn übrig, verbesserten sich die Margen (Gewinnspannen) fast täglich. Im siebten Monat wagte Petra den Absprung, kündigte und ist seitdem eBay-Powersellerin. Doch nicht nur viele eBay-Händler und Onlineshop-Besitzer starten nebenberuflich. Rund die Hälfte aller Gründer beginnt mit einer nebenberuflichen Existenzgrün-
1.3 Möglichkeiten, freiberuflich oder gewerblich zu arbeiten 6j|ij|j[jPP3fj
dung. Rolf etwa arbeitete zwanzig Jahre halbtags als Personalberater bei einer Reederei und führte nebenbei mit seiner Frau ein Blumengeschäft mit zwei Filialen. Auch Handwerker und Dienstleister arbeiten oft nebenbei - und erzielen durch die selbstständige Tätigkeit nicht selten höhere Einkünfte als durch ihre Angestelltentätigkeit. Nebenerwerbsgründer schaffen genau wie Vollzeit-Unternehmer im Schnitt 1,5 Arbeitsplätze. Besonders positiv: Sie gehen seltener pleite. Wer einen Job hat, sich aber nicht sicher ist, ob er selbstständig arbeiten kann und will, für den ist der nebenberufliche Start ideal. Wird es funktionieren? Kann ich davon leben? Packe ich den kaufmännischen Part? Wenn Sie sich erst einmal selbst testen wollen, bevor Sie sich in das Abenteuer Selbstständigkeit stürzen, versuchen Sie sich neben dem Beruf erste Sporen zu verdienen. Der Haken an der Sache: Gründungszuschuss steht nur jenen Gründern zu, die sich mit einer neuen Idee selbstständig machen. Wer bereits nebenberuflich selbstständig ist, muss dem Arbeitsamt erklären, dass die Tätigkeit neu ist und sich von der zuvor nebenberuflich betriebenen unterscheidet. Gehen Sie Ihrem Arbeitgeber gegenüber offensiv mit der nebenberuflichen Selbstständigkeit um. Andernfalls verärgern Sie ihn mehr, als wenn Sie von Anfang an die Karten auf den Tisch legen. Professionell betriebene nebenberufliche Selbstständigkeit lässt sich kaum verheimlichen. Sie sind sogar verpflichtet, auf die nebenberufliche Existenzgründung hinzuweisen - und zwar schriftlich. Dies gilt nicht nur dann, wenn dies in Ihrem Arbeitsvertrag gefordert ist. Rechtlich kann Ihr Arbeitgeber allerdings wenig gegen Ihr Engagement tun, denn die Ausübung einer Nebenbeschäftigung ist grundsätzlich zulässig, auch wenn dies in manchen Arbeitsverträgen anders formuliert ist. Allerdings dürfen Sie Ihrem Chef keine Konkurrenz machen, und die Selbstständigkeit darf Ihre Arbeitsfähigkeit nicht beeinträchtigen. Wenn Sie morgens stets übermüdet an Ihrem Schreibtisch einschlafen, regt sich Ihr Arbeitgeber zu Recht auf. Er kann Sie in diesem Fall auffordern, Ihre Selbstständigkeit aufzugeben. Wenn Sie jedoch problemlos und ohne gesundheitliche Einschränkungen auf zwei Hochzeiten tanzen können, darf der Chef nichts gegen Ihre Gründung einwenden. Andernfalls können Sie sich auf Ihre Grundrechte aus Artikel 12 des Grundgesetzes berufen. Übrigens werden auch nebenberufliche Gründungen durch Förderprogramme des Bundes und der Länder unterstützt, wenn innerhalb von 24 Monaten die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Existenz zu erwarten ist und die abhängige Beschäftigung dann aufgegeben wird. Mehr dazu in Kapitel 7.2. Eine A l t e r n a t i v e ?
Der sichere und langsame Einstieg mit dem geringsten Risiko zu
scheitern. Wenn Sie später Gründungszuschuss beantragen möchten. Und wenn Sie Ihrem Arbeitgeber Konkurrenz machen.
Vorsicht!
11111111111I
11111 I I I I I I
QBHH
Vorbereitung
4. Freie Mitarbeit
Viele Selbstständige starten in freier Mitarbeit. Als freier Mitarbeiter - oft auch Honorarkraft genannt - arbeiten Sie wie ein Festangestellter, füllen die gleichen Tätigkeiten aus wie dieser und besitzen mitunter sogar einen eigenen Arbeitsplatz. Der einzige Unterschied zu einer Festanstellung: Freie Mitarbeiter haben keinen Vertrag und dürfen (theoretisch) für mehrere Unternehmen tätig sein. Unternehmen sparen sich mit dieser Form der Mitarbeit die Sozialversicherungsbeiträge. Auch die weiteren Vorteile dieser Freiheit liegen in erster Linie auf Unternehmensseite: Der Kündigungsschutz greift nicht, selbst wenn Sie über Jahre hinweg für den gleichen Arbeitgeber tätig sind. Da Sie zudem nicht in die Arbeitslosenversicherung einzahlen, verfällt nach mehr als vier Jahren freier Tätigkeit auch Ihr Anspruch auf Arbeitslosengeld. Sollte das Unternehmen Sie auf die Straße setzen, bleibt für Sie nur noch der Gang zum Sozialamt - oder der Aufbau einer echten eigenen Existenz. Aus der freien Mitarbeit ergeben sich also keine langfristigen Perspektiven, sondern oft nur eine vage Aussicht auf Festanstellung. In einigen Branchen ist solch eine »freie Mitarbeit« in wirtschaftlich schwierigen Zeiten manchmal die einzige Möglichkeit, am Markt zu überleben und der Arbeitslosigkeit zu entgehen. Im Journalismus führt für Einsteiger oft gar kein Weg an der freien Mitarbeit vorbei. Auch die Werbe- und PR-Branche rekrutiert ihre Talente gerne zunächst in Form von freien Mitarbeitern und bietet erst bei sicherem Auftragsvolumen einen festen Arbeitsplatz an. Hinter freier Mitarbeit dieser Art steckt kein echtes Unternehmertum und auch keine Selbstständigkeit, selbst wenn die steuerrechtlichen Rahmenbedingungen gleich sind. Aber: Aus freier Mitarbeit kann sich eine echte Geschäftsidee entwickeln. Wer weitere Auftraggeber gewinnen kann, besitzt gute Chancen, sukzessive aus der freien Tätigkeit auszusteigen, um dann als Freiberufler oder gewerblich Tätiger mit eigenem Unternehmen (und Büro) für den Auftraggeber tätig zu sein.
Tipp K l ä r e n Sie I h r e n S t a t u s ! Freie M i t a r b e i t h a t n i c h t s m i t d e m S t a t u s a l s F r e i b e r u f l e r o d e r G e w e r b e t r e i b e n d e r z u t u n . A u c h w e n n Sie e i n G e w e r b e a n g e m e l d e t h a b e n , k ö n n e n Sie f r e i e r M i t a r b e i t e r w e r d e n . U n d u m g e k e h r t : D e r S t a t u s a l s f r e i e r M i t a r b e i t e r b e s i t z t k e i n e s t e u e r r e c h t l i c h e K o m p o n e n t e . W e n n Sie e i n e g e w e r b l i c h e T ä t i g k e i t a u s ü b e n , b r a u c h e n Sie e i n e n G e w e r b e s c h e i n , a u c h w e n n m a n c h e A r b e i t g e b e r I h n e n a n d e r e s w e i s m a c h e n w o l l e n . »Freier M i t a r b e i t e r « s a g t l e d i g l i c h e t w a s ü b e r d i e B e z i e h u n g a u s , i n d e r Sie z u m U n t e r n e h m e n stehen.
1.3 Möglichkeiten, freiberuflich oder gewerblich zu arbeiten 6j|ij|j[jPP3fj
Eine A l t e r n a t i v e ? Wenn Sie noch jung sind und in einem Beruf Fuß fassen möchten. Wenn Sie nur zeitweise ohne Arbeitsvertrag arbeiten möchten. Wenn es in Ihrer Branche üblich ist, als freier Mitarbeiter zu arbeiten.
Wenn Sie für einen Stundenlohn unter 2 0 Euro arbeiten sollen. Wenn Ihnen der Status Freiberufler »verkauft« wird, die Tätigkeit aber eindeutig gewerblich ist (ztun Beispiel beim Telefonverkauf im Call-Center). Wenn der Auftraggeber verlangt, dass Sie ausschließlich für ihn tätig sind.
Vorsicht!
5. Pauschalist und fester Freier
Avtch der Pauschalist ist letztlich ein freier Mitarbeiter - allerdings mit mehr Rechten. Ebenso wie der feste Freie ist er in einem arbeitnehmerähnlichen Verhältnis tätig. Der Pauschalist bekommt ein pauschales Entgelt, erhält also jeden Monat ein festes Honorar. Dafür muss er Kapazitäten für den Auftraggeber vorhalten und mitunter den ganzen Tag im Unternehmen anwesend sein: In dieser Situation ist es schwer bis unmöglich, auch für andere Firmen tätig zu werden. Der Pauschalist arbeitet manchmal mehr, manchmal weniger und manchmal auch immer mit dem gleichen Zeiteinsatz. Die Pauschalhonorierung soll Belastungsspitzen mit Zeiten geringen Arbeitsvolumens atisgleichen. Statt Pauschalist wird mitunter auch der Begriff »fester Freier« verwendet. Festen Freien garantieren Auftraggeber ein Mindestauftragsvolumen. Basis ist in beiden Fällen in der Regel ein Vertrag, der auch Kündigungsfristen vorsieht. Der feste Freie arbeitet dann in einem arbeitnehmerähnlichen Verhältnis, wenn er keine weiteren Auftraggeber hat. Er hat Anspruch auf Urlaub und ist durch seine angestelltenähnliche Tätigkeit rentenversicherungspflichtig.
I Tipp M a n c h m a l s i n d Sie A r b e i t n e h m e r , o h n e e s z u w i s s e n . D e r S t a t u s d e r » A r b e i t n e h m e r ä h n l i c h k e i t « , w i e e s i m J u r i s t e n d e u t s c h h e i ß t , ist n i c h t z u v e r w e c h s e l n mit der Scheinselbstständigkeitl Wer in einem arbeitnehmerähnlichen Verhältnis b e s c h ä f t i g t ist, h a t a n d e r s a l s d e r S c h e i n s e l b s t s t ä n d i g e A n s p r u c h a u f U r l a u b , g e n i e ß t K ü n d i g u n g s s c h u t z u n d alle w e i t e r e n Rechte e i n e s A r b e i t n e h m e r s - a u c h o h n e Vertrag, allein d u r c h G e w o h n h e i t s r e c h t .
Eine A l t e r n a t i v e ? Wenn es in Ihrer Branche üblich ist, als Pauschalist zu arbeiten, ist dies fast so gut wie eine Festanstellung.
Wenn der Auftraggeber möchte, dass Sie nur für ihn tätig sind, denn damit verlieren Sie den letzten Rest unternehmerischer Freiheit.
Vorsicht!
6. Subunternehmer
Ein Subunternehmer sind Sie, wenn Sie Teilaufträge von Firmen beziehen. Ein Beispiel: Ein Bauunternehmer vergibt Aufträge an Subunternehmer wie Maler oder Gartenbauer, die er direkt bezahlt. Vor dem Kunden tritt der Bauunternehmer als Vertragspartner auf. Steuerrechtlich können Subunternehmer Freiberufler oder Gewerbetreibende, besonders Kleingewerbetreibende, sein. Derartige Konstruktionen sind auch im Dienstleistungssektor verbreitet. So kommt es häufig vor, dass eine Werbeagentur Teilaufträge an Einzelunternehmer oder Freiberufler vergibt. Steht etwa die Herstellung einer Imagebroschüre für einen Kunden an, können Texter und Grafiker jeweils unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Auch das Projektmanagement für diesen Auftrag kann auf freier Basis vergeben werden - ebenfalls eine Form von Subunternehmertum. Da Subunternehmer meist nahe an der Grenze zur Scheinselbstständigkeit stehen, wird dieser Begriff vor allem im Dienstleistungsbereich vermieden, während er bei Handwerkern offen verwendet wird. Auch mancher Taxifahrer verdient sich seine Brötchen als Subunternehmer, ebenso wie einige Lkw-Fahrer. Subunternehmer müssen nicht ausschließlich in dieser Funktion auftreten: Einige arbeiten auch direkt für Kunden. Das bedeutet, dass sie eigene Kunden haben, die den Auftrag selbst und ohne den Umweg über eine dazwischengeschaltete Firma erteilen. Vor allem am Anfang einer Unternehmensgründung kann es sinnvoll sein, einem Unternehmen zuzuarbeiten. Eine A l t e r n a t i v e ?
Wenn Sie wie ein Angestellter behandelt werden, aber gleichzeitig das volle unternehmerische Risiko tragen, zum Beispiel als Taxifahrer. Vorsicht!
7. Projektarbeiter und E-Lancer
Vor allem in der IT-Branche ist der Projektarbeiter weit verbreitet. Auftraggeber engagieren ihn für überschaubare Projekte, damit er ein bestimmtes, zeitlich befristetes Projekt bearbeiten kann. Dabei kann er verschiedene Positionen einnehmen: Programmierer, Architekt der Software oder Projektleiter. Hierfür arbeitet er üblicherweise vor O r t in einem Unternehmen. Seine Projekte dauern zwischen sechs Wochen und einem Jahr. Ein Projektarbeiter kann freiberuflich oder auf gewerblicher Basis tätig werden, im Ausland nennt man ihn »Contractor«. Eine A l t e r n a t i v e ?
Auf jeden Fall, wenn Sie aus dem IT-Sektor kommen.
Wenn Projekte länger als ein Jahr dauern, gehen Sie ein arbeitnehmerähnliches Verhältnis ein. Vorsicht!
p
1.3
Möglichkeiten, freiberuflich oder gewerblich zu arbeiten
MBÜHFUMI
8. Virtuelle Teams
Virtuelle Teams (VT) entstehen ebenfalls überwiegend im Umfeld der Informationstechnologie. Auch in virtuellen Teams geht es darum, ein Projekt abzuwickeln. Allerdings werden dabei oft unterschiedliche Fähigkeiten verlangt. So kommen beispielsweise Designer, Texter und Programmierer zusammen, um gemeinsam eine Internetseite aufzubauen. Die virtuellen Teams arbeiten nicht oder nur zeitweise vor O r t beim Auftraggeber und treffen sich sonst im virtuellen Raum des Internets, um den Projektfortschritt zu besprechen. Eine A l t e r n a t i v e ?
Der Bedarf steigt. Interessant für alle, die sehr flexibel arbeiten
möchten. Menschliche Aspekte kommen oft zu kurz. Deshalb ist es wichtig, sich ab und zu auch persönlich zu treffen. Vorsicht!
9. Interimsmanager
In schwierigen Fahrwassern nehmen Schiffe Lotsen an Bord. In Unternehmen heißen diese Lotsen Interimsmanager. Es sind Vorstände, Geschäftsführer, Manager und Projektmanager, die für eine bestimmte Zeit - meist mehrere Monate - an Bord gehen und klar Schiff machen. Diese Tätigkeit ist somit verwandt mit der des Projektarbeiters. Interimsmanager sollen die Finanzen wieder in Ordnung bringen, ein Unternehmen restrukturieren, den Börsengang vorbereiten, Krisen managen, IT-Programme einführen, Prozesse optimieren und vieles mehr. Wenn Sie als Manager in einer solchen Position eingesetzt werden, müssen Sie über umfangreiche Berufserfahrung verfügen und vorher in ähnlicher Stellung gearbeitet haben. Dann haben Sie gute Aussichten auf hohe Verdienste - üblicherweise werden Tagessätze zwischen 400 Euro für Projektmanager und 5.000 Euro auf Vorstandsebene gezahlt. Arbeitgeber können unter Umständen von der Bundesagentur für Arbeit Zuschüsse erhalten, die einen finanziellen Anreiz bieten, einen Interimsmanager an Bord zu holen. E i n e A l t e r n a t i v e ? Für erfahrene Manager, die beispielsweise die Zeit bis zur Rente sinnvoll nutzen wollen. Für alle, die ihr Wissen einbringen möchten und Spaß daran haben, Unternehmen voranzubringen.
10. Handelsvertreter
Handelsvertreter sind selbstständige Vertriebsleute. Sie arbeiten oft nur für einen einzigen oder wenige Anbieter. Es kann sich um Einzelunternehmer handeln oder auch Agenturen mit mehreren Mitarbeitern. Der Aufgabenbereich ist fast unbegrenzt: Sie können für den Vertrieb von Software, Mode oder Sportartikeln zuständig sein; auch Versicherungsvertreter zählen zu den Handelsvertretern. Das Gleiche gilt für MediaAgenturen, die Werbeplatz für Anzeigen kaufen, beispielsweise in Zeitschriften.
1
QBHH Vorbereitung
Der Handelsvertreter benötigt seit 2005 keinen Eintrag im Handelsgesetzbuch mehr, sondern lediglich einen Gewerbeschein. Ist er überwiegend (mehr als fünf Sechstel) nur für ein Unternehmen tätig und hat keine eigenen Mitarbeiter, die mehr als 400 Euro im Monat verdienen, so muss er - im Gegensatz zu den meisten anderen Selbstständigen - in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen. 11. Franchisenehmer
McDonald's, der Blumenfachhändler Blume 2000 oder auch das Zeitarbeitsunternehmen Personal Total: Erfolgreiche Firmen und Ketten verkaufen Lizenzen an Neugründer, die das Unternehmenskonzept an einem anderen Standort aufbauen, die Idee weitertragen und entwickeln sollen. So wundert es nicht, dass Franchising zu den erfolgreichsten Existenzgründungsformen überhaupt gehört. Als Franchisenehmer profitieren Sie von vielen Synergieeffekten, etwa einem gemeinsamen Marketing, einem effektiven Vertrieb oder kostengünstigen Einkauf. Darüber hinaus erhalten Sie meist Gebietsschutz. Das bedeutet, dass sich in Ihrer Nähe kein anderer Franchisenehmer niederlassen darf, der Ihr Geschäft bedroht. Wenn Sie Eigenkapital zur Verfügung haben - viele FranchiseIdeen fordern erst einmal Kapital von mindestens 20.000 Euro. Wenn Sie keine eigene Idee haben, sich aber für die Ideen anderer begeistern können. Eine A l t e r n a t i v e ?
Vorsicht!
Wenn das Konzept nicht stimmig oder kaum erprobt ist.
Gründerporträt: »in 5 Jahren hat meine Firma 50 Franchisenehmer«
Beate Winklewsky verkauft M o d e für Senioren. Firma Gesellschaftsform
Geschäftsmodell
Internet
Modemobil e . IC, g e p l a n t i s t s p ä t e r e U m w a n d l u n g i n eine GmbH Mode-Direktvertrieb für Senioren in Seniorenheimen, M o d e m o b i l ist F r a n c h i s e g e b e r www.modemobil.de Fast sechsstellig
Kapitaleinsatz bei G r ü n d u n g Beate Winklewsky Inhaberin Hohe Steigerungsraten im ersten Jahr Entwicklung Erreichen der G e w i n n s c h w e l l e
erreicht
irnTTTTTTITT
TTTTT
1.3 Möglichkeiten, freiberuflich oder gewerblich zu arbeiten 6j|ij|j[jPP3fj
Einfach r e i n s c h l ü p f e n u n d sich w o h l f ü h l e n : S e n i o r e n lieben d i e k l a s s i s c h - b e q u e m e S c h l u p f h o s e m i t G u m m i z u g i m Tunnel. Und d e n n o c h h a b e n die K a u f h ä u s e r sie a u s i h r e n S o r t i m e n t e n v e r b a n n t . Bei K a r s t a d t u n d K a u f h o f d o m i n i e r t d a s S h o p - i n - S h o p System. Da gibt es D e l m o d , Betty Barclay u n d M e x x - l a u t e r e t a b l i e r t e M a r k e n , a b e r k e i n e S p e z i a l m o d e m e h r , die a u f d i e B e d ü r f n i s s e a l t e r M e n s c h e n z u g e s c h n i t t e n ist. Allenfalls Bader o d e r O t t o f ü h r e n die b e q u e m e S t o f f h o s e noch, d o c h die Katalogversend e r sind vielen S e n i o r e n zu t e u e r . »Die K a t a l o g v e r s e n d e r m ü s s e n d i e K o s t e n f ü r d i e V e r s e n d u n g u n d m ö g l i c h e Rückn a h m e in ihre Kalkulationen e i n b e z i e h e n « , w e i ß Beate Winklewsky, Inhaberin von M o d e m o b i l . Die I d e e d e r g e s t a n d e n e n V e r t r i e b s f r a u , d i e K a r r i e r e b e i e i n e m g r o ß e n M a r k e n m o d e - P r o d u z e n t e n m a c h t e und die spanische Trendmarke Gusto Barcelona in D e u t s c h l a n d a u f g e b a u t h a t , ist e i n f a c h : p r e i s w e r t e u n d b e q u e m e M o d e d i r e k t i n d e n A l t e n h e i m e n v e r k a u f e n . Schließlich h a b e n die m e i s t e n alten M e n s c h e n d o r t Pfleges t u f e 1 u n d 2. Da q u e t s c h t m a n sich n i c h t m e h r in e n g e Bodys u n d K o r s a g e n . Reins c h l ü p f e n u n d sich w o h l f ü h l e n - d a s s t e h t i m V o r d e r g r u n d , W e n n d i e S a c h e n d a n n a u c h noch schön a u s s e h e n und e i n e robuste, pflegeleichte Qualität h a b e n , k a u f e n die A n g e h ö r i g e n u n d d i e S e n i o r e n l i e b e r v o r O r t I m M o d e m o b i l a l s i m L a d e n . Die Kleid u n g s s t ü c k e treffen dabei g e n a u den G e s c h m a c k der Senioren, wobei schlichte Stücke in klassischen Farben d o m i n i e r e n . »Schlupfhosen m ü s s e n a b e r a u c h nicht i m m e r grau s e i n « , s a g t d i e G e s c h ä f t s f r a u . D e s h a l b s t e l l t W i n k l e w s k y a u s v e r s c h i e d e n e n Kollektion e n ihr e i g e n e s S o r t i m e n t z u s a m m e n . Nach fast f ü n f Jahren am Markt h a t Winklewsky dabei eine e i g e n e Marke etabliert: M o d e m o b i l ist m i t s e i n e n k l e i n e n R e n a u l t - V a n s s c h o n v o n w e i t e m e r k e n n b a r . E x p a n s i o n w a r v o n A n f a n g a n e r k l ä r t e s Ziel d e r W u p p e r t a l e r i n . D e s h a l b v e r g i b t s i e i n z w i s c h e n Lizenzen a n F r a n c h i s e n e h m e r . Diese z a h l e n e i n e F i x s u m m e f ü r eine e i n m a l i g e A u s s t a t t u n g u n d d a s M o d e m o b i l - F a h r z e u g s o w i e e i n e Provision in H ö h e von 6 Prozent d e s U m s a t z e s . D u r c h d a s F r a n c h i s e s y s t e m e r s c h l i e ß t sich W i n k l e w s k y , d i e d i e I d e e i n Spanien kennenlernte und nach Deutschland importierte, nach und nach das g a n z e B u n d e s g e b i e t . M i t F r a n c h i s e n e h m e r n e r w e i t e r t s i e ihr K o n z e p t s e i t J a h r e n d e u t s c h l a n d w e i t . U n d d e r N a m e M o d e m o b i l soll d a n n a l s M a r k e s o k l i n g e n d s e i n w i e b o f r o s t und Tupperware. Ihre B r a n c h e n k e n n t n i s u n d M a r k e t i n g e r f a h r u n g k o n n t e W i n k l e w s k y s c h o n b e i d e r a u s g i e b i g e n A n a l y s e i h r e r Z i e l g r u p p e e i n b r i n g e n : Eine s t ä n d i g a l t e r n d e G e s e l l s c h a f t sorgt f ü r i m m e r n e u e potenzielle Kunden. Hinzu kam, dass die Idee d e s mobilen M o d e v e r t r i e b s i n D e u t s c h l a n d n e u war. I m m e r w i e d e r v e r s u c h t e n sich z w a r v e r e i n z e l t e Anbieter in diesem Geschäftsfeld, aber der organisierte, professionelle Direktvertrieb v o n S e n i o r e n m o d e w a r h i e r z u l a n d e n e u . Eine C h a n c e f ü r W i n k l e w s k y , sich d i e s e s Feld zu erschließen un d d a r a u f ihre G e s c h ä f t s i d e e a u f z u b a u e n . Bei d e r P l a n u n g d i e s e s V o r h a b e n s ü b e r l i e ß d i e D i p l o m - Ö k o n o m i n n i c h t s d e m Z u f a l l . Ü b e r 6 o T e s t v e r k ä u f e s t a r t e t e sie i n A l t e n h e i m e n , bevor sie sich a n d e n A u f b a u ihres
p^JlUpMI
Vorbereitung
M o d e m o b i l - U n t e r n e h m e n s h e r a n w a g t e . Die R e s o n a n z w a r s o positiv, d a s s a u c h d i e letzten Zweifel am Gelingen der U n t e r n e h m e n s g r ü n d u n g schnell beseitigt w a r e n . S c h o n w ä h r e n d d e r T e s t v e r k ä u f e h a t t e W i n k l e w s k y e r s t e K u n d e n g e w o n n e n . Die M a r k t f o r s c h u n g d i e n t e also nicht n u r der D a t e n e r h e b u n g , s o n d e r n half a u c h dabei, e r s t e V e r k a u f s e r f a h r u n g e n z u s a m m e l n . D a n e b e n k o n n t e sie t e s t e n , w i e ihre Kollektion a n k o m m t u n d w i e die S e n i o r e n a u f d i e Preise r e a g i e r e n . D a s E r g e b n i s w a r positiv. Die e i g e n e M a r k t f o r s c h u n g b e s t ä t i g t e Winklewsky, d a s s sie die richtige N a s e h a t t e . J e t z t h o f f t sie d a r a u f , d a s s ihre F r a n c h i s e n e h m e r ä h n l i c h e r f o l g r e i c h sein w e r d e n w i e sie. D a z u ist n i c h t allein k a u f m ä n n i s c h e s G e s c h i c k n o t w e n d i g . »Die A r b e i t m i t a l t e n M e n s c h e n m u s s a u c h F r e u d e b e r e i t e n . « Der G e w i n n bei e i n e r U n t e r n e h m e n s g r ü n d u n g liegt e b e n nicht n u r im G e w i n n , s o n d e r n a u c h im persönlichen E n g a g e m e n t .
12. Unternehmensbeteiligung und -nachfolge
Ihre Eltern möchten Ihren Betrieb an Sie übergeben? Oder verfügen Sie über etwas Geld und möchten ein »fertiges« Unternehmen kaufen? Bei einer Übernahme starten Sie von heute auf morgen durch. Übernehmen Sie einen Betrieb von Familienmitgliedern, ist gleichzeitig die Weitergabe von Know-how gesichert. Schwierigkeiten liegen eher im Bereich der Führung und des Managements. Die alten Mitarbeiter haben Angst vor Veränderungen oder stehen Ihnen vielleicht sogar distanziert-kritisch gegenüber. Eine andere Möglichkeit liegt in der Unternehmensbeteiligung. Zu unterscheiden sind stille und tätige Beteiligungen. Bei der stillen Beteiligung fungieren Sie einfach als Investor, bei der tätigen sind Sie einerseits Investor und arbeiten andererseits im Unternehmen als dessen Angestellter, zum Beispiel als Geschäftsführer. Der Vorteil einer Unternehmensübernahme: Anstatt ein Unternehmen mühsam aufzubauen, können Sie sofort starten und (hoffentlich) Gewinne abschöpfen. Dies sollten Sie aber nur wagen, wenn Sie bereits einschlägige Erfahrungen besitzen. Ein Gründer, der ein neues Unternehmen aufbaut, macht Fehler und lernt Schritt für Schritt dazu. Wer ein etabliertes Unternehmen übernimmt, hat auch sofort die volle Verantwortung für alle Fragen und hat wenig Zeit zum Lernen. Wenn Sie sofort loslegen und nicht erst aufbauen wollen. Wenn Sie Kapital zur Verfügung haben. Wenn für Sie kaufmännische Fragen wichtig sind. Wenn Sie über Führungserfahrung verfügen. Wenn Sie einen Familienbetrieb übernehmen wollen. Eine A l t e r n a t i v e ?
Übernahmen sollten nur nach genauer Prüfung und Sachverständigengutachten erfolgen.
Vorsicht!
T T T T m I I H M
I
II
1
1.3 Möglichkeiten, freiberuflich oder gewerblich zu arbeiten 6j|ij|j[jPP3fj
Test: Welche Form der Selbstständigkeit eignet sich für Sie? Die Frage, ob Freiberufler oder Gewerbetreibender, klären Sie bitte raithilfe des Kapitels 3.1. Das spricht für eine nebenberufliche Existenzgründung: Sie h a b e n e i n e n f e s t e n J o b .
1
•
1
I h n e n f e h l e n f i n a n z i e l l e M i t t e l , u m d i r e k t voll d u r c h s t a r t e n z u k ö n n e n .
1
•
1
Sie w i s s e n n i c h t , o b Sie d a u e r h a f t S p a ß a n d e r S e l b s t s t ä n d i g k e i t h a b e n w e r d e n .
1
•
1
Ihre I d e e l ä s s t sich p r o b l e m l o s n a c h d e m H a u p t b e r u f v e r w i r k l i c h e n .
1
•
1
Sie s i n d F a m i l i e n e r n ä h r e r u n d d ü r f e n kein Risiko e i n g e h e n .
1
•
1
Sie m ö c h t e n Ihre G e s c h ä f t s i d e e e r s t e i n m a l t e s t e n .
1
•
1
Kaum jemand schafft es dauerhaft, zwei Jobs zu bewältigen - und dabei gut und erfolgreich zu sein. Dies gilt vor allem dann, wenn der Hauptberuf schon sehr anstrengend ist und Sie mehr als acht Stunden kostet. Bei anspruchsvollen Tätigkeiten kann sich eine nebenberufliche Existenzgründung zudem negativ auf die Angestellten-Karriere auswirken. Wahrscheinlich wird Ihr Chef Sie nicht mehr für wichtige Positionen vorsehen und rechnet mit einem baldigen Absprung. Erstellen Sie deshalb wie Ihre vollberuflich selbstständigen Kollegen einen Rahmenplan, der Ihnen auch eine zeitliche Orientierung bietet. Wann möchten Sie welches Ziel erreicht haben? Bei welchem Umsatzziel ist an Kündigung zu denken? Empfehlung:
Das spricht für einen Start als freier Mitarbeiter: Sie h a b e n I h r e n f e s t e n J o b v e r l o r e n u n d s u c h e n e i n e Ü b e r g a n g s l ö s u n g , d a e s derzeit k a u m f e s t e Stellen in Ihrer B r a n c h e gibt.
I
•
In Ihrer B r a n c h e ist f r e i e M i t a r b e i t s e h r v e r b r e i t e t .
I
•
Sie s u c h e n n a c h S t u d i u m o d e r A u s b i l d u n g e i n e n E i n s t i e g .
I
•
Ihnen fehlen finanzielle Mittel, um eine echte Selbstständigkeit a u f z u b a u e n .
I
•
Sie h a b e n n o c h k e i n e o d e r z u w e n i g K o n t a k t e , u m a l s U n t e r n e h m e r a m M a r k t aufzutreten.
I
•
Sie b e s i t z e n n o c h k e i n e o d e r z u w e n i g R e f e r e n z e n .
I
•
Sie m ü s s e n sich e r s t n o c h K e n n t n i s s e a n e i g n e n u n d l e r n e n , u n t e r n e h m e r i s c h zu denken und zu handeln.
I
•
Wenn Sie eine echte Selbstständigkeit anstreben, ist es ein Risiko, nur auf einen Auftraggeber zu setzen. Suchen Sie sich möglichst schnell weitere KunEmpfehlung:
QBHH Vorbereitung
den. Das Ziel sollte es sein, so viele Auftraggeber zu gewinnen, dass der Verlust eines Kunden Ihre Existenz nicht bedroht. Versuchen Sie zudem, zusätzlich direkte Kunden zu bekommen und sich langsam einen eigenen Stamm aufzubauen. Das spricht für einen Start als Projektarbeiter: Sie m ö c h t e n u n a b h ä n g i g s e i n .
1
•
1
Sie k ö n n e n p r o b l e m l o s e i n e Liste m i t e r f o l g r e i c h e n P r o j e k t e n e r s t e l l e n .
1
•
1
Ihre E r f o l g e s i n d q u a n t i t a t i v m e s s b a r ( z u m Beispiel S t e i g e r u n g d e s U m s a t z e s ,
1
•
1
Sie h a b e n e i n e n s t a r k e n D r a n g d a n a c h , e i g e n v e r a n t w o r t l i c h z u a r b e i t e n .
1
•
1
Sie l i e b e n d i e A b w e c h s l u n g .
1
•
1
Die U n g e w i s s h e i t , n a c h A b s c h l u s s e i n e s P r o j e k t e s kein n e u e s z u e r h a l t e n ,
1
•
1
Sie v e r f ü g e n ü b e r a u s g e w i e s e n e F a c h k e n n t n i s s e u n d P r o j e k t l e i t u n g s e r f a h r u n g .
1
•
1
Sie h a b e n e i n e e i g e n e K a r r i e r e i m A n g e s t e l l t e n v e r h ä l t n i s v o r z u w e i s e n .
I
•
E i n f ü h r u n g e i n e s C o m p u t e r s y s t e m s , M i n i m i e r u n g von Kosten).
m a c h t Ihnen nichts aus.
Als Projektmanager sind Sie über einen bestimmten Zeitraum ausschließlich an einen Auftraggeber gebunden. Dieser Zeitraum ist allerdings anders als bei der freien Mitarbeit fest umrissen. Auch die Honorierung liegt meist in anderen Dimensionen - weit über dem, was sonst für freie Mitarbeiter gezahlt wird. Der klare zeitliche Rahmen ermöglicht es Ihnen, rechtzeitig auf die Suche nach neuen Projekten zu gehen. Projektvermittler, die die Schnittstelle zwischen Ihnen und dem Unternehmen sind, können Sie dabei unterstützen. Vernachlässigen Sie trotzdem ihr eigenes Marketing nicht, auch Verkaufstalent ist bei der Kundenakquise hilfreich. Seien Sie sich bewusst, dass Sie Ihre Unternehmensgründung auf Ihrem fachlichen K n o w - h o w und Ihrer Managementerfahrung aufbauen. Das ist Ihr Geschäftsmodell. Das wirtschaftliche Wachstum ist dadurch von vornherein begrenzt, dass Sie nur eine bestimmte Stundenzahl arbeiten können. Empfehlung:
Das spricht für einen Start als Interimsmanager: 1
•
1
Sie h a b e n I h r e n J o b v e r l o r e n .
1
•
1
Sie s u c h e n f ü r e i n e Ü b e r g a n g s z e i t e i n e n s i n n v o l l e n E i n s a t z .
1
•
1
Sie m ö c h t e n u n d k ö n n e n sich f ü r e i n e ü b e r s c h a u b a r e Zeit voll e i n e m
1
•
1
Sie v e r f ü g e n ü b e r M a n a g e m e n t e r f a h r u n g a u f h o h e r ( A b t e i l u n g , R e s s o r t ) oder besser noch auf höchster Ebene (Geschäftsführung, Vorstand).
Unternehmen widmen.
f
Hi l l I I i I I ! i i I! I I I II I i 11
1.3 Möglichkeiten, freiberuflich oder gewerblich zu arbeiten 6j|ij|j[jPP3fj
Mit Interimsmanagement erweitern Sie Ihre Referenzliste: Sie schaffen Kontakte, um beispielsweise später als Unternehmensberater zu starten. Erfolgreiche Einsätze sprechen sich in der Branche herum und erhöhen Ihre Chancen auf weitere Engagements oder eine erneute Festanstellung. Sie können sehr viel Geld verdienen. Empfehlung:
Das spricht für Franchising, eine Unternehmensbeteiligung oder Unternehmensübernahme: •
1
•
1
Sie m ö c h t e n s c h n e l l d u r c h s t a r t e n u n d G e l d v e r d i e n e n .
•
1
Sie h a b e n e i n e s o l i d e b e r u f l i c h e G r u n d l a g e u n d b e s i t z e n b e r e i t s F ü h r u n g s e r f a h r u n g .
•
1
Sie b e s i t z e n e i n e e r h e b l i c h e S u m m e a n E i g e n k a p i t a l ( m i n d e s t e n s 2 0 . 0 0 0 Euro f ü r Franchising, m i n d e s t e n s 5 0 . 0 0 0 Euro f ü r e i n e Ü b e r n a h m e ) . Bei I h n e n s t e h t w i r t s c h a f t l i c h e r E r f o l g i m V o r d e r g r u n d ; Sie w o l l e n n i c h t u n b e d i n g t e i g e n e Ideen realisieren u n d ein e i g e n e s »Baby« g r o ß z i e h e n .
Sie v e r f ü g e n ü b e r k a u f m ä n n i s c h e K e n n t n i s s e u n d i d e a l e r w e i s e ü b e r
I
•
Vertriebserfahrung.
E m p f e h l u n g : Ihr Erfolg steht und fällt mit dem Geschäftsmodell, das Sie einkaufen. Die intensive wirtschaftliche Prüfung dieses Modells steht deshalb im Vordergrund. Wahrscheinlich müssen Sie einen Rechtsanwalt und andere Sachverständige einbeziehen. Sehen Sie von Bauchentscheidungen ab: Genaue Informationen und Branchenkenntnis bringen Sie weiter als Intuition.
Werden Sie erfolgreich sein? Setzen Sie eigene Maßstäbe Lassen Sie sich nicht drängen, und setzen Sie sich persönliche Ziele als Erfolgsmaßstab: Manchem Gründer genügt es, eine bestimmte Größe zu erreichen. Dabei muss sich Größe nicht unbedingt auf den Umsatz oder die Mitarbeiterzahl beziehen. Einige Selbstständige hören auf zu wachsen, wenn sie von einem 20-Quadratmeter-Geschäft in einen 50-Quadratmeter-Laden gezogen sind: Sie verfolgen gar nicht das Ziel, weiterzuwachsen und Filialen zu eröffnen. Andere dagegen bauen ihr eigenes Franchisesystem auf oder wachsen zum mittelständischen Unternehmen mit mehreren hundert Mitarbeitern heran. Eine sicher nicht kleine Zahl von Menschen belässt ihre selbstständigen Gewinne sogar ganz bewusst für Jahre auf einem Niveau, das weder eine Umsatzsteuervoranmeldung noch hohe Einkommensteuerzahlungen erfordert - je nach Familienstand und Kinderzahl etwa 8.000 bis 25.000 Euro. Finden Sie Ihre eigenen Erfolgskriterien. Fragen Sie sich:
T T r f u n i i i i i i u i H i i m i m i m n n i H
• • • •
Was bedeutet Erfolg für Sie persönlich? Woran erkennen Sie, dass Sie erfolgreich sind? Was wollen Sie erreichen? An welchem Punkt möchten Sie aufhören zu wachsen?
Machen Sie sich die eigenen Kriterien schon vor der Gründung klar. Orientieren Sie sich nicht an gängigen Erfolgsdefinitionen, sondern setzen Sie Ihre eigenen Maßstäbe.
Gründerporträt: »Jeder kann seinen Traum leben«
Claudia Kimich b i e t e t Trainings m i t S p a ß f a k t o r u n d m a c h t a u c h s e l b s t a m liebsten nur, w a s ihr F r e u d e b r i n g t .
Firmen
Claudia Kimich CK Training C o n s u l t i n g C o a c h i n g u n d S u r f s c h u l e Korsika
Gesellschaftsform
Einzelunternehmen
Geschäftsmodell
T r a i n i n g , C o n s u l t i n g u n d C o a c h i n g i m IT- u n d Soft-Skill-Bereich
Ort
M ü n c h e n , regional flexibel
Internet
www.kimich.de
Kapitaleinsatz
Bei G r ü n d u n g o E u r o
Inhaberin
Claudia Kimich
Entwicklung
In 5 J a h r e n n u r n o c h 5 Tage im M o n a t a r b e i t e n
Erreichen der G e w i n n s c h w e l l e
Sofort nach Gründung
W e n n M a n a g e r Claudia Kimichs B e r a t u n g s r a u m b e t r e t e n , sind sie e r s t e i n m a l irritiert. S t a t t kalter, w e i ß e r W ä n d e überall Bücher u n d v e n e z i a n i s c h e M a s k e n . Hier sitzen Clowns, u n d da l e h n e n Stofftiere. »Das sind F ü h r u n g s k r ä f t e nicht g e w o h n t « , s a g t die Trainerin m i t Abschluss als Diplom-Informatikerin. »Doch s p ä t e s t e n s n a c h z e h n M i n u t e n h a b e n sie sich a n d i e U m g e b u n g g e w ö h n t . « D i e s e M i n u t e n h a t Kimich g e n u t z t , u m z u b e w e i s e n , d a s s K o m p e t e n z u n d S p i e l t r i e b sich n i c h t a u s s c h l i e ß e n , s o n d e r n i m Gegenteil eine gute Ergänzung darstellen. Als a u s g e b i l d e t e r s y s t e m i s c h e r C o a c h f ü h r t sie A u f s t e l l u n g e n d u r c h m i t h i l f e v o n S t o f f t i e r e n u n d a l l e m a n d e r e n , w a s g e r a d e z u f i n d e n i s t - w e n n e s sich a n b i e t e t u n d d i e K l i e n t e n d a z u b e r e i t s i n d . J e d e s T i e r o d e r j e d e s P ü p p c h e n n i m m t e i n e b e s t i m m t e Rolle ein, d i e i h m d e r C o a c h e e z u w e i s e , d i e P e r s o n also, d i e v o n ihr g e c o a c h t w i r d . I n s o l c h e n A u f s t e l l u n g e n o f f e n b a r e n d i e C o a c h e e s i h r I n n e r s t e s . Sie z e i g e n z u m B e i s p i e l , w i e s i c h
fffYTfffTTTlTTTTTTTrn^T
1.3 Möglichkeiten, freiberuflich oder gewerblich zu arbeiten 6j|ij|j[jPP3fj
d e r M a n a g e r vor s e i n e m Chef wirklich f ü h l t . O f t k o m m e n P o s i t i o n e n h e r a u s , die sie g e r n e ä n d e r n w ü r d e n . Kimich h i l f t , d i e s z u e r r e i c h e n . Sie b e g l e i t e t d i e V e r ä n d e r u n g u n d hilft, g e m e i n s a m d e f i n i e r t e Ziele zu e r r e i c h e n - ob privat o d e r b e r u f l i c h . D a s ist Coaching: s a n f t e s Begleiten u n d Lenken. S e m i n a r e , bei d e n e n i m G e g e n s a t z z u m C o a c h i n g m e h r e r e T e i l n e h m e r z u s a m m e n kommen, gestaltet
Kimich spielerisch, schließlich
lassen
sich
gerade technische
T h e m e n a u f d i e s e W e i s e viel l e i c h t e r v e r m i t t e l n . O b s o ein S e m i n a r n u n i n e i n e m W e i t e r b i l d u n g s i n s t i t u t o d e r i m H a u s e i n e s g r o ß e n U n t e r n e h m e n s s t a t t f i n d e t : Die L e r n m e t h o d e h e i ß t u n t e r a n d e r e m S p i e l e n . S o ist » M e m o r y « f ü r Kimich e i n e b e s s e r e M e t h o d e , W i s s e n z u v e r a n k e r n , a l s d a s b l o ß e H e r u n t e r l e i e r n v o n S t o f f . D a s k o m m t bei d e n m e i s t e n Teilnehmern g u t an. Auch ihre A u f t r a g g e b e r s c h ä t z e n Kimichs spielerische D i d a k t i k - s p ä t e s t e n s , w e n n s i e s e h e n , d a s s d e r L e r n e f f e k t g r ö ß e r ist als i m t r a d i t i o n e l len U n t e r r i c h t . » D e n L e u t e n m u s s d a s L e r n e n S p a ß m a c h e n , d a n n v e r s t e h e n s i e a u c h k o m p l e x e Z u s a m m e n h ä n g e « , l a u t e t K i m i c h s C r e d o . E i n e K l i e n t i n s a g t ü b e r s i e : »Sie z e i g t m i r g n a d e n l o s a u f , w o ' s b e i m i r h a p e r t , u n d l ä s s t n i c h t locker. D a s ist e i n e s e h r g u t e A n l e i t u n g , u m d i e e i g e n e n P r o b l e m e z u l ö s e n . Ich b i n s c h o n e i n g u t e s S t ü c k weitergekommen.« Kimich s e l b s t ist e i n f r ö h l i c h e r Typ. Eine j u n g e Frau, d i e a u c h d i e s c h w e r e n S e i t e n d e s L e b e n s m i t e i n e m L ä c h e l n u n d e i n e r P o r t i o n S e l b s t i r o n i e q u i t t i e r t . Sie m ö c h t e e s sich s e l b s t g u t g e h e n l a s s e n u n d h a t kein I n t e r e s s e d a r a n , w i e a n d e r e E x i s t e n z g r ü n d e r 6 0 bis 8 0 S t u n d e n i n d e r W o c h e z u m a l o c h e n . » D a s h a b e ich n i e g e m a c h t u n d w e r d e ich a u c h n i e t u n . « S t a t t d e s s e n h ä l t sie i h r e n e i g e n e n T e r m i n k a l e n d e r l u f t i g - m i t g e n ü g e n d Platz f ü r Freizeit u n d P r i v a t l e b e n . I m S o m m e r t a u s c h t sie die C o a c h i n g - W e l t g e g e n S o n n e u n d W i n d a u f Korsika. D a n n w e i l t sie a u f i h r e r T r a u m i n s e l Korsika, w o s i e z u s a m m e n m i t e i n e m B e k a n n t e n e i n e S u r f s c h u l e b e t r e i b t . » D a s m a c h t n i c h t reich, a b e r einen Riesenspaß.« W e n n Kimich n i c h t a u f d e r f r a n z ö s i s c h e n Insel g e g e n d e n W i n d s t ü r m t , ist sie t r o t z d e m sportlich aktiv. Mit e i n e r F r e u n d i n t r i t t sie a u f Partys als C o m e d i a n - D u o Xtra V a g a n z a a u f u n d b e w i r b t s i c h a u c h s c h o n m a l f ü r R a t e - S h o w s . Sie e n g a g i e r t sich a l s Trainerin f ü r Rollstuhltanzen, leitet Tanzclubs, b e g l e i t e t S p r a c h f e r i e n und J u g e n d c a m p s . D a s g e h ö r t z u i h r e m L e b e n , o h n e d a s f e h l t ihr d i e K r a f t f ü r s C o a c h e n u n d z u m Selbstständigsein. W i e e s w e i t e r g e h t ? S o w i e b i s h e r - v i e l l e i c h t m i t n o c h w e n i g e r A r b e i t bei ( n o c h ) b e s s e r e m Verdienst. Fünf A r b e i t s t a g e i m M o n a t , d a s w ä r e Kimichs T r a u m . Bisher h a b e n sich i m m e r A u f t r a g g e b e r g e f u n d e n , u n d a u c h d a s s c h w i e r i g e J a h r 2 0 0 3 w a r f ü r Kimich n i c h t g a n z s o s c h w i e r i g w i e f ü r m a n c h e n i h r e r K o l l e g e n . W i c h t i g sei e i n e g u t e P l a n u n g , s a g t sie: » W e n n ich i m S o m m e r d r e i M o n a t e a u f Korsika b i n , m u s s ich s c h o n v o r h e r f ü r die A u f t r ä g e d a n a c h g e s o r g t h a b e n . « Aber v e r t r ä g t d a s Coaching die U n t e r b r e c h u n g ? » D a s w a r n i e e i n T h e m a « , s o Kimich. »Auf Korsika b i n ich n i c h t a u s d e r W e l t . Ich h a b e ja I n t e r n e t u n d ein Handy.«
T 7 7 7 7 1 I U I 11 I I 1 1 1 I I I 1 1 1 1 II T i l l T U T
Adressen für ergänzende Informationen Infos und Broschüren: -
-
Rechtsanwalt Stehmann
Plattform für Handelsvertreter und
(www.rechtsanwalt-stehmann.cle):
Agenturen.
Freie M i t a r b e i t a u s r e c h t l i c h e r Sicht ( D i s s e r t a t i o n ) . -
Handelsvertreter.de (www.handelsvertreter.de):
-
V e r b a n d d e r H a n d e l s v e r t r e t e r CDH (www.cdh.de).
Handwerksportal (www.handwerksportal-bw.de/ handwerk/download/broschueren/ Nebenberuf.pdf):
Handwerkliche
Franchising: -
Existenzgründung im Nebenberuf. -
(www.bfa.de):
Clearingstelle
-
zur Feststellung der Scheinselbststän-
Franchise-Portal (wwwfranchiseportai.de): V e r s c h i e d e n e
digkeit (Telefon: 0 8 0 0 - 3 331919).
Freie Mitarbeiter und Pauschalisten:
(www.franchise-net.de):
und Tipps.
Bundesversicherungsanstalt für Angestellte
Franchise-Net
Verschiedene Franchising-Modelle
Franchising-
Modelle u n d Tipps. -
Initiat
(www.initiat.de):
Auf
Franchising spezialisierte U n t e r n e h -
Mediafon
(www.mediafon.net):
mensberatung.
T i p p s f ü r Freie i n M e d i e n b e r u f e n . -
Journalismus.com
Betriebsübernahme und
(www.journalismus.com):
Unternehmensnachfolge:
T i p p s u n d Tools f ü r J o u r n a l i s t e n . -
Newsroom
-
Projektmanager: Gulp
(www.gulp.de):
(www.4-deai.de):
nexxt-change
(www.nexxt-change.de):
Eine G e m e i n s c h a f t s - N a c h f o l g e I n i t i a t i v e v o n BMWI, KfW, DIHK, ZDH
Projektmanager-
s o w i e BVR u n d DSGV.
Vermittlung. -
Deal
Firmenverkauf und Beteiligungen.
T i p p s u n d Tools f ü r J o u r n a l i s t e n .
-
4
Börse f ü r U n t e r n e h m e n s n a c h f o l g e ,
(www.newsroom.de):
Projektwerk (www.projektwerk.de):
Fakten:
Projekte und virtuelle Teams. Handelsvertreter: -
Handelsgesetzbuch gesetze/HCB/84.html):
Global E n t r e p r e n e u r s h i p M o n i t o r (www.gemconsortium.org)
(http://dejure.org/
-
Statistisches Bundesamt (www.destatis.de)
Gesetzestext. -
Institut f ü r freie Berufe (www.ifb.uni-erlangen.de)
1.4 Unternehmerpersönlichkeit: Was Gründer erfolgreich macht BB^BBSI
1.4 Unternehmerpersönlichkeit: Was Gründer erfolgreich macht Ob Visionär, Macher, Denker, kreatives Genie oder kühler Rechner: Was verbindet erfolgreiche Unternehmer? Damit beschäftigt sich dieses Kapitel: mit den Komponenten einer Unternehmerpersönlichkeit und den Erfolgsfaktoren bei der Existenzgründung. Sie können sich selbst prüfen und sehen am Ende klarer, ob Sie notwendige Voraussetzungen bereits besitzen oder noch an sich arbeiten müssen.
Berühmte Gründer - und was Sie von ihnen lernen können
Gründerporträt: Knopf im Ohr
Trotz B e h i n d e r u n g s c h u f M a r g a r e t e Steiff die b e k a n n t e s t e S t o f f t i e r m a r k e d e r W e l t .
Firma
M a r g a r e t e Steiff G m b H
Gesellschaftsform
GmbH
Geschäftsmodell
Stofftiere
Ort
München
Internet
www.steiff.de
Kapitaleinsatz bei G r ü n d u n g
0 Mark
Gründerin
M a r g a r e t e Steiff
Entwicklung
Heute die bekannteste Stofftiermarke (»Knopf im Ohr«)
Mit e i n e m Jahr e r k r a n k t e M a r g a r e t e Steiff (1847-1908), die G r ü n d e r i n der M a r g a r e t e S t e i f f G m b H , a n K i n d e r l ä h m u n g . Bis z u i h r e m Tod s a ß d i e I n d u s t r i e l l e n t o c h t e r a u s B r e n z im Rollstuhl. Doch d i e B e h i n d e r u n g h i n d e r t e M a r g a r e t e Steiff nicht, erfolgreich zu sein. Vielleicht w e c k t e g e r a d e die k ö r p e r l i c h e E i n s c h r ä n k u n g ihren Ehrgeiz? Schon als M ä d c h e n b e g a n n M a r g a r e t e Steiff, P u p p e n k l e i d e r zu n ä h e n - m i t d e r linken H a n d , da die r e c h t e u n b e w e g l i c h w a r . I m H a u s e i h r e r Eltern v e r k a u f t e sie d i e e r s t e n Kleider. Die N a c h f r a g e stieg u n a u f h ö r l i c h u n d s o g r ü n d e t e sie ein Filzgeschäft, a u s d e m s p ä t e r e i n e k l e i n e F a b r i k e n t s t a n d . Bei d e r G r ü n d u n g u n t e r s t ü t z t e s i e e i n V e t t e r . 1 8 8 0 e n t d e c k t e s i e in einer Zeitschrift die Vorlage f ü r e i n e n E l e f a n t e n a u s Stoff, d e n sie a c h t m a l als N ä h kissen z u m V e r k a u f e n a n f e r t i g e n ließ. Die Tiere e n d e t e n z w e c k e n t f r e m d e t als S p i e l z e u g f ü r Kinder.
il i
II
IIIII1I
QBHH Vorbereitung
Damit w a r eine Idee g e b o r e n , d e n n a u c h S p i e l z e u g g e s c h ä f t e e n t d e c k t e n die kleine B r e n z e r Firma, Sie o r d e r t e n n e b e n E l e f a n t e n a u c h L ö w e n , K a t z e n u n d H u n d e . Die Fabrik e x p a n d i e r t e r a s c h . Ein w e s e n t l i c h e r F a k t o r b e i m W a c h s t u m w a r e n d i e m o t i v i e r t e n M i t a r b e i t e r i n n e n . M a r g a r e t e Steiff w a r als g e s c h i c k t e N ä h e r i n s e l b s t ein Vorbild u n d v e r m o c h t e , i h r e A n g e s t e l l t e n b e i L a u n e z u h a l t e n . Für i h r e N ä h e r i n n e n h a t t e s i e e i n o f f e n e s O h r . Z u g l e i c h w a r M a r g a r e t e S t e i f f a b e r a u c h z ö g e r l i c h u n d r i s i k o s c h e u . Die t r e i b e n d e K r a f t i m H i n t e r g r u n d w a r d e s h a l b M a r g a r e t e s B r u d e r Fritz: E r m o t i v i e r t e s e i n e Schwester, ihre vielen Ideen u m z u s e t z e n . O h n e ihn w ä r e a u s der H e i m p r o d u k t i o n w a h r s c h e i n l i c h nie ein w e l t w e i t erfolgreicher Plüschtierhersteller g e w o r d e n .
Erste Regel: Stärken stärken, Mängel ausgleichen
Was Sie aus dieser Geschichte lernen können? Wichtig für den unternehmerischen Erfolg sind gute Ideen, die manchmal zufällig und nebenbei entstehen. Aber auch die Persönlichkeit zählt: Margarete Steiff besaß ausgeprägte soziale Kompetenzen und viel Feingefühl. Eine große Hilfe ist für Gründer ein Netzwerk, also Personen, die sie bei ihrem Unternehmen fördern und unterstützen. Dabei sollten Mitgründer eventuelle Schwächen ausgleichen können - bei Margarete Steiff war es die fehlende Risikobereitschaft. Persönlichkeit ist wichtiger als Intelligenz
Wenn Sie sich die Lebensläufe erfolgreicher Gründer ansehen, werden Sie feststellen: Viele Unternehmer sind eindrucksvolle Persönlichkeiten, manche sogar schillernde Exoten. Längst nicht alle waren vorher in ihrem Beruf erfolgreich. Auch schulische Intelligenz oder ein guter Uni-Abschluss scheinen mit dem unternehmerischen Erfolg nur wenig zu tun zu haben. Unter den selbst gemachten Chefs großer Unternehmen sind viele Studienabbrecher und Lernverweigerer - es gibt ganz unterschiedliche Charaktere und Erfolgskonzepte. Der Finne Linus Torvalds beispielsweise tat nichts anderes, als seine eigenen Interessen zu verfolgen und dabei das Computer-Betriebssystem Linux entwickelte. Nicht, um eine Firma zu gründen, nicht, um reich zu werden. Sein Motiv lag in der Sache selbst: Er wollte etwas Besseres schaffen als Microsoft mit Windows. Kenntnisse und Fähigkeiten sollten sich ergänzen. Nicht ohne Grund stehen vielen Erfolgsfirmen Duos vor. O f t sind es Familienangehörige, Brüder wie bei Aldi oder Brüder und Schwestern wie bei Tchibo. Auch Paare, Männer und Frauen, können miteinander erfolgreich sein - mit und ohne Beziehung. Hauptsache, die Kompetenzen ergänzen sich. Ein Beispiel ist die Firma Palm Pilot aus Palm Springs, die den Taschencomputer P D A erfand. Hier traf Jeff Hawkins, ein von seiner Idee besessener Ingenieur, mit Donna Dubinsky, einer Marketingfrau, zusammen, um gemeinsam den Markt zu erobern.
1.4
Unternehmerpersönlichkeit: Was Gründer erfolgreich macht
BB^BBSI
Manche stellen ihre Persönlichkeit in den Hintergrund, wie die publikums- und pressescheuen Aldi-Brüder. Andere schieben sich in den Vordergrund. Beide Strategien sind erfolgversprechend, wobei schillernde Persönlichkeiten oft Egozentriker sind, die Gefahr laufen, an ihrer eigenen Selbstverliebtheit zu scheitern. Andere Gründer wiederum sind Visionäre, die von Außenstehenden für verrückt gehalten werden. Das gilt beispielsweise für Jeff Bezos vom Online-Buchhandel Amazon.com, der von Anfang an mehr wollte als einen Internet-Buchhandel: das größte Online-Kaufhaus der Welt. Er befindet sich auf dem besten Weg, dieses Ziel tatsächlich zu erreichen. Die Besonderheit visionärer Gründer ist, dass sie wissen, was sie wollen, und ihren eigenen Weg gehen - unbeirrt von kritischen Stimmen. Auch soziale Fähigkeiten können wie bei Margarete Steiff entscheidend sein. Ferdinand Porsche beispielsweise war ein guter Ingenieur, aber noch viel mehr ein begnadeter Manager, der seine Mannschaft zu Höchstleistungen führen konnte. Er bewies ein gutes Händchen bei der Personalauswahl, fand die richtigen Ingenieure, die ihm die passenden Konzepte entwickelten.
Einmaleins der Erfolgsfaktoren Geheime Erfolgsrezepte gibt es nicht, denn jeder besitzt ein anderes. Es gibt jedoch Faktoren, die bei jeder Gründung eine wichtige Rolle spielen. Je mehr dieser Faktoren zusammenkommen, desto wahrscheinlicher ist unternehmerischer Erfolg. Branchenkenntnis
In dem Ort, in dem Sie wohnen, kennen Sie jeden Winkel. Sie wissen, wie die Lebensmittel im Supermarkt angeordnet sind oder wo die Radarfallen versteckt sind. Ortsfremden können Sie den Weg weisen - oder sie in die Wüste schicken. Denn Ortsfremde können sich nur grob mithilfe eines Stadtplans orientieren: Ortsfremde wissen nicht, wie nett der Pastor der Kirchengemeinde ist oder dass es im Supermarkt eine freundliche Verkäuferin gibt. Ähnlich ist es in der Branche, in der Sie jahrelang gearbeitet haben. Sie kennen die Struktur, die Menschen, die Preise. Sie kennen die Möglichkeiten und Marktlücken genauso wie die Grenzen. Wenn Sie als Pressereferent in der Verlagsbranche tätig waren, wissen Sie, wie Bücher gemacht werden und wie deren Cover aussehen müssen, damit sie sich gut verkaufen. Selbst wenn Sie mit diesen Tätigkeiten nur am Rande zu tun hatten, profitieren Sie von den Erfahrungen aus nächster Nähe. Als Tochter eines Einzelhandelskaufmanns kennen Sie die Einkaufsbedingungen des Großhandels, als Supervisorin für Kindertagesstätten und Kindergärten die Leiter dieser sozialen Einrichtungen. Vollkommen logisch also, dass Sie mit Branchenkenntnis in den meisten Fällen erfolgreicher sein werden als ohne. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Auch für Quereinsteiger gibt es immer gute Chancen.
Hilm i n
H^g^HHI
Vorbereitung
Doch nicht immer ist es notwendig, dass Sie selbst in der Branche gearbeitet haben, in der Sie sich selbstständig machen möchten. Auch einfache Kenntnisse aus anderen Bereichen können hilfreich sein. Wenn Sie als Projektleiterin einer Werbeagentur vorwiegend mit der Arzneimittelbranche zu tun hatten, haben Sie sicher auch die Gepflogenheiten der Pharmabranche mitbekommen. Berufserfahrung
Berufserfahrung ist aus verschiedenen Gründen wichtig und geht Hand in Hand mit der Branchenkenntnis. Zum einen besitzen berufserfahrene Gründer bereits ein Netzwerk und können auf vorhandene Kontakte zurückgreifen. Zum anderen haben sie bereits geübt, Verhandlungen zu führen. Sie kennen außerdem genau die Schwierigkeiten bei der Unternehmensführung oder Durchführung von bestimmten Aufgaben. Sie besitzen Einblick in verschiedene Bereiche und unterschiedliche Abteilungen. Typische Konflikte - etwa zwischen Marketing und Vertrieb - sind ihnen ebenso bekannt wie Möglichkeiten, diese beizulegen. Da ein Gründer immer als Allrounder beginnt, machen sich diese Kenntnisse positiv bemerkbar. Auch hier gilt: Keine Regel ohne Ausnahme. Viele Gründer starten direkt von der Hochschule - sei es, weil sie eine Idee realisieren und eigenständig arbeiten wollen oder weil sie keinen Job gefunden haben. Die fehlende Berufserfahrung sollte allerdings durch entsprechend stark ausgeprägte andere Faktoren ausgeglichen werden. Mitunter ist eine Gründung ohne Berufserfahrung allerdings überhaupt nicht möglich. Viele Handwerker, etwa Friseure oder Kfz-Mechaniker, benötigen einen Meisterbrief, bevor sie an die Gründung einer Werkstatt oder eines Betriebes denken können. Geschäftsidee
Ob die Geschäftsidee nun über Nacht kommt oder langsam heranreift wie bei Margarete Steiff: Entscheidend ist, dass das Produkt von Kunden nachgefragt wird. Eine gute Idee allein ist allerdings nur wenig wert, wenn sie sich zu solchen Kosten verwirklichen lässt, die keinen Gewinn mehr übrig lassen. Sie muss zudem so einfach sein, dass die Kunden ihre Botschaft ohne lange Erklärungen verstehen. Ob Ihre Idee markttauglich und erfolgversprechend ist, lesen Sie im MarketingTeil. Kaufmännisches Wissen
Wer Betriebswirtschaft studiert hat, ist damit nicht unbedingt auch gleich ein guter Unternehmer. Viel wichtiger als kaufmännische Kenntnisse und das Wissen über betriebswirtschaftliche Kennzahlen sind Idee und Umsetzungswillen. Er muss sein Honorar oder seinen Preis durchsetzen, die Gewinnspannen im Blick behalten und darüber hinaus sofort erkennen, wenn die Existenzgründung zu scheitern droht. Viele Firmen melden nach einer erfolgreichen Anlaufzeit im dritten Jahr Insolvenz an, weil sie bestimmte finanzielle Engpässe nicht einkalkuliert haben, die beispiels-
l l l i l l l l l M i : :
T T T T T F I T
1.4 Unternehmerpersönlichkeit: Was Gründer erfolgreich macht BB^BBSI
weise durch Steuernachzahlungen oder Zahlungsausfälle entstehen. So ist es oft weniger das Wissen um kaufmännische Zusammenhänge als die Bereitschaft, sich mit Geld und Problemen auseinanderzusetzen, die den Erfolg ausmacht. Familie und Umfeld
O f t arbeitet ein Gründer in der Aufbauphase mehr als seine angestellten Kollegen und bekommt trotzdem kein oder viel weniger Geld. Das ist besonders belastend, wenn der Partner dabei nicht mitzieht. Die Gründe dafür sind vielfältig: Der Partner wird mit dem Alleinsein nicht fertig oder ist nicht bereit, unter den finanziellen Engpässen zu leiden. Trennungen kommen in der Gründungsphase deshalb häufig vor und können das ganze Unternehmen in Frage stellen. Stabile Beziehungen hingegen fördern die Gründung. Sind Kinder da, muss auch für sie gesorgt sein: Gibt es eine flexible Tagesbetreuung, die bei Terminen einspringen kann? Ist den Kindern eine Mutter zuzumuten, die sich nur selten zu Hause befindet? U n d umgekehrt: Können Sie es verkraften, Ihre Kinder fremden Händen anzuvertrauen? Welche Rolle die Familie spielt, hat viel mit Ihrem Geschäftsmodell zu tun. Die Gründerporträts in diesem Buch zeigen, dass es auch viele Lösungen gibt, die wenig Zeiteinsatz verlangen und zum Teil ideal geeignet sind, Familie und Beruf zu vereinbaren. Doch die normale Vollzeit-Gründung fordert eben mehr als eine Tätigkeit in Festanstellung. Nicht wenige Gründer berichten, dass sie in den ersten Jahren des Aufbaus Freunde verloren haben, weil sie sich nur noch auf das Unternehmen konzentrierten. Wichtig ist, dass Sie sich über die Folgen im Klaren sind und alle informieren, die von Ihrer Firmengründung betroffen sind. Fragen Sie sich, was es für Sie und Ihr Privat- und Familienleben bedeutet, ein Unternehmen zu gründen. Können Sie mit diesen Konsequenzen leben, oder haben Sie Bauchschmerzen? In diesem Fall sollten Sie Ihr Konzept noch einmal überdenken und Lösungen finden, die dafür sorgen, dass das mulmige Gefühl verschwindet. Geld
Wem genug Geld zur Verfügung steht, der gründet leichter, schneller und erfolgreicher. Auf der anderen Seite kann zu viel Geld auch zur Faulheit verleiten. Nicht selten kommt es vor, dass Bezieher des Gründungszuschusses die ersten Monate nichts machen - und dann plötzlich merken, dass sie jetzt nur noch einen Monat Zeit haben. Das Fehlen von Geld kann einen starken Anreiz darstellen, endlich aktiv zu werden. Wer weiß, dass alles von einer Verhandlung abhängt, steckt mehr persönlichen Ehrgeiz hinein. Letztlich bietet Geld aber zusätzliche Sicherheit und ist häufig ein entscheidender Vorteil. Wer ein neues Produkt erfunden hat, kann dieses mit Geld schneller auf den Markt bringen. Mit Geld können Sie mehr in Ihre Geschäftsausstattung, Ihren Internetauftritt oder Ihre Werbung investieren. Geld hilft Ihnen zu überleben,
IlliiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiün
QBHH Vorbereitung
wenn Ihre Kunden einmal nicht zahlen. Es versetzt Sie zudem in die Lage, mehr Ware zu einem günstigeren Preis einzukaufen, und erhöht damit Ihren Gewinn. Unter dem Sti'ich ist Geld also ein klarer Vorteil. Wie Sie es beschaffen, falls es nicht vorhanden ist, lesen Sie in Kapitel 7.2. Persönlichkeit
Lassen sich Persönlichkeitsfaktoren, die einen Unternehmer erfolgreich machen, empirisch erfassen? Seit vielen Jahren beschäftigt sich Professor Günter F. Müller mit den menschlichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Existenzgründung. Dabei hat der Psychologe in zahlreichen Studien gezeigt, dass die Persönlichkeit zu etwa 25 bis 30 Prozent zum Gelingen einer Selbstständigenkarriere beiträgt. Dieser gering anmutende Anteil lässt viele aufatmen: Er ist nicht übermächtig, andererseits aber auch hoch genug, dass er zum Scheitern einer Idee führen kann. Gleichzeitig lässt sich mangelnde Persönlichkeit durch eine besonders gute Idee oder erstklassige Branchenkenntnisse wettmachen. Auch ein starker Partner kann fehlende Unternehmerpotenziale ausgleichen. Nicht ohne Grund finden sich immer wieder erfolgreiche Gründer-Duos, die aus einem Kaufmann und einem Kreativen bestehen, die unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale besitzen, sich aber in Bezug auf das Geschäftliche hervorragend ergänzen.
Gründerporträt: Von Frust zu Lust
Firma
Billomat
Gesellschaftsform
G m b H & Co. KG
Geschäftsmodell
Buchhaltung für Kleinunternehmer
Internet
www.billomat.com
Kapitaleinsatz bei Gründung
o Euro
Inhaber
Simon Stücher, Steve M a t t u s c h k a
S p e z i e l l a n k l e i n e U n t e r n e h m e r u n d F r e i b e r u f l e r w e n d e n sich d i e b e i d e n G r ü n d e r v o n B i l l o m a t . D a s B u c h h a l t u n g s s y s t e m Ist i n t u i t i v b e d i e n b a r u n d a n w e n d e r f r e u n d l i c h . »In d e r Regel ist d i e i m H a n d e l e r h ä l t l i c h e S o f t w a r e m i t u n n ö t i g v i e l e n F u n k t i o n e n ü b e r lastet«, s a g t Steve M a t t u s c h k a von Billomat. I n s b e s o n d e r e Handwerker, Journalisten, Grafiker und Architekten nutzen d a s kosten- und zeitsparende Online-Rechnungs-Tool. Egal, o b e i n e D i e n s t l e i s t u n g a n g e b o t e n o d e r e i n P r o d u k t v e r k a u f t w e r d e n soll: F r e i b e rufler und K l e i n u n t e r n e h m e r b e n ö t i g e n m e i s t keine komplizierte B u c h h a l t u n g s s o f t ware, s o n d e r n wollen die lästige B u c h h a l t u n g möglichst schnell und effizient bewäl-
TTTTTTiTTTTTTTr
1.4 Unternehmerpersönlichkeit: Was Gründer erfolgreich macht BB^BBSI
tigen. Das heißt: online R e c h n u n g e n und A n g e b o t e und A u f t r a g s b e s t ä t i g u n g e n erstellen, v e r w a l t e n u n d v e r s e n d e n . Simon Stücher und Steve Mattuschka
haben das Unternehmen Anfang 2007
g e g r ü n d e t - o n l i n e g i n g B i l l o m a t e r s t i m N o v e m b e r 2 0 0 7 . Sind s i e z u f r i e d e n ? » B i l l o m a t w ä c h s t täglich. Noch schreiben wir keine s c h w a r z e n Zahlen, a b e r wir h a b e n d u r c h g e h a l t e n u n d d i e W a c h s t u m s k u r v e w i r d i m m e r s t e i l e r « , s o M a t t u s c h k a . Ein w i c h t i g e r Entwicklungsschritt w a r sicherlich der Einstieg d e s Investors ONB Online N e w Business a u s N ü r n b e r g . D a s T o c h t e r u n t e r n e h m e n d e s T e l e f o n b u c h v e r l a g s H a n s M ü l l e r h a t t e sich selbst an die beiden U n t e r n e h m e r g e w a n d t . »Dabei w a r e n die Billomat-Unternehmer n o c h g a r n i c h t a u f I n v e s t o r e n s u c h e « , s a g t S t e v e M a t t u s c h k a . Eine h a l b e M i l l i o n E u r o s t e l l t e O N B d e r F i r m a B i l l o m a t z u r V e r f ü g u n g , u m w e i t e r e F u n k t i o n e n e i n z u b a u e n . Die S u m m e s e t z t sich a u c h a u s S a c h l e i s t u n g e n z u s a m m e n , die d i e N ü r n b e r g e r ONB als Dienstleister ü b e r n i m m t . D i e n s t l e i s t u n g e n , die s o n s t t e u e r h ä t t e n e i n g e k a u f t w e r d e n m ü s s e n , w i e H i l f e b e i EDV, D e s i g n u n d M a r k e t i n g u n d W e r b u n g a u f O N B - e i g e n e n Medien. Mit d e m Investor h a b e n sich die B i l l o m a t - U n t e r n e h m e r e i n e n V o r s p r u n g vor d e r K o n k u r r e n z g e s i c h e r t . D e n n d i e s c h l ä f t b e k a n n t l i c h n i c h t : Fastbill u n d Easybill b i e t e n v e r g l e i c h b a r e O n l i n e - D i e n s t e an. »Wir k o n n t e n es nicht g l a u b e n , d a s s e x a k t in d e r G r ü n d u n g s w o c h e von Billomat zwei weitere U n t e r n e h m e n mit Online-RechnungsTools a n d e n M a r k t g e g a n g e n s i n d « , s a g t S t e v e M a t t u s c h k a . D o c h d e r M a r k t ist g r o ß , u n d »die Zahl d e r S e l b s t s t ä n d i g e n s t e i g t u n d s t e i g t . D e s h a l b gibt e s Platz f ü r alle drei Unternehmen«, meint Mattuschka entspannt. I m S o m m e r 2 0 0 8 w e c h s e l t e n d i e b e i d e n d i e R e c h t s f o r m v o n e i n e r e n g l i s c h e n Limit e d I n e i n e d e u t s c h e G m b H & Co. KG. H a u p t g r u n d f ü r d i e v o l l z o g e n e Ä n d e r u n g w a r d i e Tatsache, d a s s die m e i s t e n N u t z e r a u s D e u t s c h l a n d k o m m e n . »Wir m ö c h t e n d a m i t d a s V e r t r a u e n i n B i l l o m a t s t ä r k e n « , s o S t e v e M a t t u s c h k a . H i n t e r g r u n d ist w o h l , d a s s e i n e G m b H ein b e s s e r e s I m a g e als e i n e Limited hat, o b w o h l die rechtlichen B e s t i m m u n g e n ähnlich sind. Das Online-Rechnungs-Tool
mit standardisierten
Rechnungen
und Angeboten
funktioniert auf j e d e m Computer. Es m ü s s e n keine Updates h e r u n t e r g e l a d e n und i n s t a l l i e r t w e r d e n - , d a d i e N u t z u n g v o n B i l l o m a t o n l i n e d u r c h g e f ü h r t w i r d . Die k o n tinuierliche D a t e n s i c h e r u n g ü b e r ein R e c h e n z e n t r u m g e h ö r t z u m Service. R e c h n u n g e n k ö n n e n d i g i t a l s i g n i e r t u n d a l s E-Mail v e r s c h i c k t w e r d e n . Dies f u n k t i o n i e r t ü b e r e i n e S c h n i t t s t e l l e m i t d e m U n t e r n e h m e n P i x e l l e t t e r u n d h a t e i n e n A u f p r e i s . Die P r e i s e f ü r Billomat sind nach Anzahl d e r g e t ä t i g t e n R e c h n u n g e n u n d A n g e b o t e g e s t a f f e l t . Der B u c h h a l t u n g s s e r v i c e k a n n
bei g e r i n g e r N u t z u n g a u c h
kostenfrei abonniert
werden. Der 2 6 - j ä h r i g e S i m o n S t ü c h e r a b s o l v i e r t e bei d e m V e r s a n d h a n d e l S c h ä f e r s h o p e i n e Ausbildung z u m M e d i e n g e s t a l t e r f ü r Digitalmedien und w a r d o r t in der BackofficeEntwicklung tätig. Bereits 2001 h a t t e Stücher n e b e n g e w e r b l i c h eine W e b a g e n t u r
tniiiimniiii
111 U l I I I I I
H ^ g ^ H H I
Vorbereitung
g e g r ü n d e t , d i e e r s p ä t e r i n Vollzeit b e t r i e b . D e r W u n s c h n a c h S e l b s t s t ä n d i g k e i t w a r bei Stücher also schon im g a n z j u n g e n Alter v o r h a n d e n . W ä h r e n d dieser Tätigkeit e n t w i c k e l t e e r d a s O n l i n e - R e c h n u n g s - T o o l B i l l o m a t u n d ein d a z u g e h ö r i g e s G e s c h ä f t s m o d e l l . Nebenbei studierte Stücher online Web- und Medieninformatik an der WjL-Akademie in W i t t e n . W e l c h e E i g e n s c h a f t e n sollte ein U n t e r n e h m e r a u f w e i s e n ? »Eine positive u n d hoffn u n g s v o l l e E i n s t e l l u n g ist als G r ü n d e r u n d U n t e r n e h m e r u n v e r z i c h t b a r . M a n c h m a l k o m m t es einfach nur auf den längeren Atem und Durchhaltevermögen an«, sagt Simon Stücher.
Welche Persöniichkeitsmerkmale sind es, die Gründer auszeichnen? Ganz oben steht eine hohe Motivationsfähigkeit. Diese sorgt für Ehrgeiz und für die Kraft, sich für das eigene Geschäft zu engagieren. Jemand, der nur sein Geld mit möglichst wenig Aufwand verdienen will, wird eine solche Power nie entwickeln können. Wichtig ist außerdem die ausgeprägte Lust der Erfolgsunternehmer, Lösungen zu finden und Probleme in Angriff zu nehmen. Erfolgreiche Gründer laufen nicht weg, wenn es brenzlig wird. Entscheidend ist daneben der Umgang mit den eigenen Emotionen. Ein Mensch, der sich durch Ereignisse, beispielsweise im Privatleben, für längere Zeit aus der Bahn werfen lässt, kann sich kaum dauerhaft für sein Geschäft engagieren. Das bedeutet nicht, dass erfolgreiche Gründer keine Gefühle besitzen, sondern dass diese ihre Arbeit nicht dauerhaft beeinträchtigen dürfen. O f t können sie zudem sehr gut zwischen Beruflichem und Privatem trennen: Ein Streit mit dem Ehepartner beispielsweise hindert sie nicht daran, die Geschäfte weiterzuführen. Erfolgreiche Unternehmer können Menschen, Stimmungen und Persönlichkeit gut einschätzen. Sie verfügen nicht über einstudierte Verhaltensweisen, sondern reagieren flexibel auf Situationen. In Verhandlungen setzen sie sich leicht durch und sind gut darin, ihre eigenen Interessen zu vertreten. Gleichzeitig vermögen sie Geschäftspartner so zu behandeln, dass diese sich nicht »über den Tisch gezogen«, sondern sich ernst genommen fühlen. Das liegt daran, dass Gründer mit sozialer Kompetenz ihr Gegenüber ebenfalls ernst nehmen.
Test: Was für ein Gründertyp sind Sie? In seinen empirischen Untersuchungen hat Günter Müller verschiedene Gründertypen ermittelt. Bei jedem Typ dominieren bestimmte Verhaltensweisen, wobei alle erfolgreich sein können - allerdings in unterschiedlichen Berufsfeldern. Keinen Typ gibt es in Reinform, in der Praxis kommen immer Mischtypen vor. Dabei gibt es
1.4 Unternehmerpersönlichkeit: Was Gründer erfolgreich macht BB^BBSI
jedoch typische und weniger typische Mischungen: So ist der kreative Akquisitionstyp nicht selten auch ein ich-bezogener Aktivitätstyp oder der distanzierte Leistungstyp darüber hinaus auch rational ausdauernd. Die folgenden Charakterisierungen von Typen und teilweise auch Stereotypen bieten also erste Anhaltspunkte. Dass Sie sich bei dem einen oder dem anderen wiederfinden, sagt nichts über Ihren Erfolg aus, sondern beschreibt lediglich Ihren Charakter - und wie Sie eingangs gesehen haben, können sehr unterschiedliche Persönlichkeiten erfolgreich sein. Die Profile der Gründertypen beruhen auf dem Fragebogen zur Diagnose unternehmerischer Potenziale (F-DUP). Diesen Test können Sie einsehen unter www.uni-koblenz-landau.de/dokumente/f-dup04-tv.pdf und gegen eine Schutzgebühr von 10 Euro auswerten lassen. Distanzierter Leistungstyp: der Denker
Sie sind ein Forscher und Denker. Die Arbeit geht Ihnen über alles, weil Sie sie über alles lieben. Sie haben höhere Ziele, Moralvorstellungen und möchten lieber die Gesellschaft verbessern als reich werden. Viele Arzte verkörpern diesen Typ, ebenso Erfinder oder Menschen, die sich in sozialen Berufen selbstständig machen. Rationaler Ausdauertyp: der Macher
Sie rauchen, trinken viel Kaffee und arbeiten oft bis in die Nacht? Dabei haben Sie jede Menge Energie, sind hellwach, wenn andere schon schlappmachen. D a n n könnten Sie ein rationaler Ausdauertyp sein. Jemand, der hartnäckig an der Erreichung seiner Ziele arbeitet und alle Situationen meistert. Rationale Ausdauertypen finden sich in verschiedenen Branchen, können Webdesigner sein oder Kaufmann. Ideenreicher Akquisitionstyp: der Verkäufer
Wahrscheinlich arbeiten Sie in einer kreativen oder kommunikativen Branche, sind zum Beispiel Personalvermittler oder Marketingexperte. In Auseinandersetzungen mit anderen Personen reagieren Sie flexibel, ohne lange überlegen zu müssen. Uberhaupt ist langfristige Planung nicht Ihre Sache: Sie können sich gut auf andere Menschen und wechselnde Situationen einstellen und verändern Ihre eigenen Strategien immer wieder. Kontrollierter Machttyp: der Manager
Nein, klein-klein - das ist nichts für Sie: Sie streben nach etwas Größerem und sind dafür bereit, vielleicht nicht alles, aber doch eine ganze Menge zu tun. Ihre eigenen Vorteile sind Ihnen wichtig, nicht die der anderen. Sie sind überlegen - und das zeigen Sie auch. Verhandlungen führen Sie so lange, bis Sie das erreicht haben, was Ihnen hilfreich ist. Kontrollierte Machttypen sind sehr häufig Persönlichkeiten, für die das Geschäft im Vordergrund steht. Sie sind vielleicht nicht immer Sympathieträger, können aber mit unterschiedlichen Ideen sehr erfolgreich sein.
H^g^HHI
Vorbereitung
Ich-bezogener Aktivitätstyp: der Egozentriker
Sie sind sehr selbstbewusst und glauben an sich und die Kräfte, die in Ihnen schlummern. Gut möglich, dass andere Sie als einen sympathischen Egozentriker erleben. Wenn man Sie fragt, was einen Menschen erfolgreich macht, antworten Sie wahrscheinlich: »Sein Wille.« Sie sind überzeugt, dass Sie alles erreichen können, was Sie wollen. Und sollte es mal nicht klappen, dann lag es nur daran, dass Sie eigentlich ja gar nicht wollten ...
Interview: Was macht Gründer erfolgreich? Der Diplom-Psychologe Günter F. Müller erforscht an der Universität Landau unternehmerisches Verhalten und berufliche Selbstständigkeit. Seine Daten resultieren aus einem Vergleich abhängig Beschäftigter (Angestellte) und Selbstständiger (Freiberufler, Gewerbetreibende). Eine Studie beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmalen von Topmanagern und Unternehmensgründern.
Herr Müller, warum wird der eine Topmanager bei einem Großkonzern und der andere Unternehmensgründer? Die Unterschiede sind nicht frappant. Interessant ist allerdings, dass angestellte Manager machtorientierter sind. An sich ist das ja auch logisch: Sie brauchen ihre Ellenbogen, um ganz nach oben zu kommen. Der Wunsch, Macht zu haben und zu sichern, ist dabei ein entscheidender Motivator. Unternehmensgründer sind dagegen von Anfang an oben. Sie brauchen sich nicht gegen Konkurrenten im eigenen Unternehmen durchzusetzen, nur gegen Konkurrenten von außen. Das macht sie sanfter. Ist die Persönlichkeit entscheidend für den Erfolg? Sie ist wichtig, aber sicher nicht alles. Der Anteil liegt laut unseren
Forschungen bei 25 bis 30 Prozent. Noch wichtiger ist branchenspezifisches Wissen. Welche persönlichen Prägungen weisen erfolgreiche Gründer denn aufi Was zeichnet ihre Persönlichkeit aus? Erfolgreiche Gründer können zum Beispiel mit Ungewissheit leben. Es darf einem Gründer beispielsweise nichts ausmachen, nicht genau zu wissen, welche Auftragslage ihn im nächsten Frühjahr erwartet. Erfolgreiche Gründer packen Probleme sofort an, schieben nichts auf die lange Bank, suchen immer nach Lösungen. Sie sind belastbar, antriebsstark, können sich sozial anpassen und durchsetzen. Sie sind ehrgeizig und möchten immer gute Leistungen erbringen - ob für sich selbst oder für andere, ist dabei erst einmal sekundär.
1 1 1 ! I I 1 1 1 1 1 ! 1111111111 I I i
1.4 Unternehmerpersönlichkeit: Was Gründer erfolgreich macht BB^BBSI
Spielt auch Intelligenz eine Rolle? Nein, am Intelligenzquotienten lässt sich Erfolg nicht festmachen. Dies könnte aber auch mit den unterschiedlichen Anforderungen für eine Gründung zusammenhängen. Nicht jeder Gründer übt eine geistig anspruchsvolle Tätigkeit aus: Handwerker etwa müssen vor allem ihren Job beherrschen und Einzelhändler Ahnung von ihrem Job haben. Allerdings müssen alle Gründer clever im Sinne von »bauernschlau« sein, beispielsweise um eigene Ideen für das Marketing zu entwickeln. Cleverness und Intelligenz - das sind zwei Paar Schuhe. Lässt sich die Persönlichkeit eines Erwachsenen überhaupt noch verändern? Oder anders gefragt: Muss man zum Gründer geboren sein ? Persönliche Prägungen entstehen bis zum Jugendlichenalter; später sind nur noch graduelle Änderungen möglich. Das bedeutet viel Aufwand und hartes Arbeiten an sich selbst. Coaching kann eine Methode sein, Veränderungsprozesse in Gang zu setzen. Benötigt der Gründer dafür nicht sehr viel Selbstdisziplin? Auf jeden Fall. Er muss auch bereit sein, in die eigene Seele zu schauen. Die inneren Vorgänge sollten ihm bewusst sein. Heißt das, dass sich Schwächen auf diese Weise ausgleichen lassen? Nein. Ich halte es für erfolgversprechender, Stärken zu Spitzenleistungen auszubauen, als an Schwächen herumzudoktern. Die Schwächen sollten
Gründer so kompensieren, dass sie damit einigermaßen klarkommen. Das reicht aus. Viele Eigenschaften lassen sich kaum verändern, da sie vermutlich genetisch bedingt sind - beispielsweise emotionale Stabilität. Kann eine Gründung im Team helfen, Schwächen auszugleichen? Unbedingt, denn Teamgründüngen sind erfolgreicher. Wer sich mit anderen zusammentut, hat oft eine bessere Ausgangslage. Meist machen Gründer jedoch den Fehler, sich mit Menschen zu verbünden, die ähnlich gelagerte Interessen und eine verwandte Persönlichkeitsstruktur haben. Das wären weniger gute Voraussetzungen. Sie sagten, Persönlichkeit sei nicht alles. Wie lässt sich ein Mangel in bestimmten Bereichen - etwa bei der Fähigkeit, soziale Kontakte zu knüpfen - sonst noch ausgleichen? Neben dem branchenspezifischen Wissen ist auch das Produkt selbst entscheidend. Ein gutes Produkt wird gekauft werden, selbst wenn sein Erfinder nur wenig ambitioniert ist oder beschränkte soziale Fähigkeiten hat. Wenn alles zusammenpasst, floriert auch das Unternehmen. Gründer, Idee und Unternehmensform müssen harmonieren. Mit Unternehmensform meine ich dabei keine Gesellschaftsform, sondern die Art des Auftretens am Markt. Ein Subunternehmer in der Bau- oder Technologiebranche benötigt die genannten Erfolgsvoraussetzungen nicht in dem Maße wie ein freiberuflicher Grafikdesigner oder ein Restaurantinhaber.
QBHH
Vorbereitung
Test: Sind Sie geeignet? In den gängigen Gründertests werden unterschiedliche Voraussetzungen abgefragt - je nach Schwerpunkt des Testentwicklers. So schaut eine Bank oder Sparkasse erst einmal auf das kaufmännische ICnow-how, wohingegen für Psychologen und Sozialwissenschaftler meist die Persönlichkeit im Vordergrund steht. Für dieses Buch wurden Fragen aus verschiedenen Tests zusammengeführt. Es ist kein Test, der zu einer sicheren Aussage führt - ebenso wie die meisten anderen Tests, selbst wenn die Urheber anderes behaupten. Ihre Antworten sollen Ihnen vor allem helfen, sich weitere Gedanken zu machen. Wenn Sie möglichst viele der folgenden Aussagen mit Ja beantworten können, sind die Voraussetzungen für eine Unternehmensgründung vermutlich gut. Dabei ist aber immer zu berücksichtigen, dass das Bild, das Sie von sich selbst haben, nicht notwendig mit dem Bild übereinstimmen muss, welches sich andere von Ihnen machen. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, die Fragen einmal für sich selbst zu beantworten. Geben Sie den Fragebogen danach Freunden und Bekannten - vor allem solchen, die Sie beruflich kennen und schätzen. Wie groß ist die Ubereinstimmung? Falls es Unterschiede bei der Selbst- und Fremdwahrnehmung gibt: Was könnte der Grund dafür sein, dass Sie sich anders sehen? Diskutieren Sie diese Punkte mit Menschen, die Sie gut kennen.
Besitzen Sie genügend Selbstvertrauen, um Ihre Idee auch dann zu vertreten,
I
•1
wenn andere an ihr zweifeln? W a r u m e i n Ja an d i e s e r S t e l l e g u t ist: Sie k ö n n e n d e n e i g e n e n »Kurs« n i c h t bei j e d e r k r i t i s c h e n S t i m m e ä n d e r n . Sind Sie kreativ und haben genug Einfälle, um Probleme zu lösen?
I
•
I
I
•
I
1
•
I
I
•
I
W a r u m e i n J a a n d i e s e r S t e l l e g u t ist: K r e a t i v e P r o b l e m l ö s u n g e n s i n d d a s Erfolgsrezept schlechthin. Sind Sie wendig und können flexibel reagieren? W a r u m e i n Ja an d i e s e r S t e l l e g u t ist: U n t e r n e h m e r m ü s s e n m i t u n e r w a r t e t e n S i t u a t i o n e n k l a r k o m m e n u n d sich a u f d i e s e e i n s t e l l e n . Fällt es Ihnen leicht, die Initiative zu ergreifen? W a r u m ein Ja an d i e s e r S t e l l e g u t ist: Sie m ü s s e n M e n s c h e n a n s p r e c h e n k ö n n e n , b e i s p i e l s w e i s e bei der Kunden- und Auftragsakquise. Haben Sie Lust, immer neu zu lernen? W a r u m e i n Ja an d i e s e r S t e l l e g u t ist: Als U n t e r n e h m e r d ü r f e n Sie n i c h t s t e h e n b l e i b e n , g l e i c h w e l c h e n B e r u f Sie a u s ü b e n . Sind Sie kommunikativ und kommen gut mit anderen
aus? W a r u m
ein Ja
a n d i e s e r S t e l l e g u t ist: O h n e N e t z w e r k e u n d K o n t a k t e g e l a n g e n Sie k a u m a n Aufträge.
1.4 Unternehmerpersönlichkeit: Was Gründer erfolgreich macht BB^BBSI
Sind Sie offen für Vorschläge und Kritik? W a r u m e i n Ja an d i e s e r S t e l l e g u t ist:
I
W e r o f f e n ist, v e r ä n d e r t sich, a r b e i t e t a n sich u n d k a n n sich n e u e n S i t u a t i o n e n leichter a n p a s s e n . Überdenken
Sie
manchmal
Ihre
Verhaltensweisen
und
Strategien?
W a r u m e i n J a a n d i e s e r S t e l l e g u t ist: W e n n Sie d a u e r h a f t a m M a r k t e r f o l g r e i c h s e i n w o l l e n , m ü s s e n Sie Ihr P r o d u k t b e z i e h u n g s w e i s e Ihre Dienstleistung i m m e r wieder überdenken. Haben
Sie das starke Bedürfnis, Dinge erfolgreich zu Ende zuführen?
W a r u m ein J a a n d i e s e r S t e l l e g u t ist: Sie m ü s s e n e i n e D u r s t s t r e c k e a m A n f a n g durchhalten und schwierige Zeiten überbrücken. Sind Sie bereit, Risiken einzugehen? W a r u m e i n Ja an d i e s e r S t e l l e g u t ist: D a s S p r i c h w o r t » W e r n i c h t s w a g t , d e r n i c h t s g e w i n n t « gilt i m m e r n o c h . W i c h t i g ist, d a s s Risiken k a l k u l i e r b a r b l e i b e n . Reicht Ihre körperliche Fitness aus, Stress zu verkraften? W a r u m ein Ja an d i e s e r S t e l l e g u t ist: Viele G r ü n d e r m ü s s e n a u s g e s u n d h e i t l i c h e n G r ü n d e n a u f g e b e n . Besitzen Sie Disziplin? W a r u m e i n Ja an d i e s e r S t e l l e g u t ist: Sie m ü s s e n sich dazu zwingen, bestimmte Aufgaben regelmäßig durchzuführen. Wirft Sie so schnell nichts aus der Bahn? W a r u m e i n Ja an d i e s e r S t e l l e g u t ist: Sie d ü r f e n sich d u r c h Krisen n i c h t v o n Ihrer T ä t i g k e i t a b h a l t e n l a s s e n . Haben Sie ein Gespür für Stimmungen? W a r u m e i n Ja an d i e s e r S t e l l e g u t ist: D a s ist e i n e i d e a l e V o r a u s s e t z u n g , u m a u c h bei V e r h a n d l u n g e n z u p u n k t e n . Haben Sie bei allem, was Sie tun, immer auch Ihren Gewinn im Kopf? W a r u m e i n J a a n d i e s e r S t e l l e g u t ist: O h n e k a u f m ä n n i s c h e s D e n k e n k o m m e n Sie m i t d e r b e s t e n I d e e n i c h t w e i t e r . Verfügen Sie über einschlägige Kenntnisse der Branche, in der Sie tätig werden? W a r u m e i n J a a n d i e s e r S t e l l e g u t ist: B r a n c h e n k e n n t n i s s e s i n d e i n e n t s c h e i d e n d e r Erfolgsfaktor. Besitzen
Sie
einschlägige,
umfangreiche Berufserfahrung? W a r u m
ein
Ja
an
d i e s e r S t e l l e g u t ist: B e r u f s e r f a h r u n g ist e b e n f a l l s w i c h t i g f ü r d e n Erfolg. Unterstützt Sie Ihr Lebenspartner bei dem, was Sie vorhaben? W a r u m e i n Ja a n d i e s e r S t e l l e g u t ist: A n d e r n f a l l s k ö n n e n Sie a u c h f i n a n z i e l l w o m ö g l i c h g a r nicht durchhalten.
I
•
I
QBHH
Vorbereitung
Woran Gründer scheitern Die KfW Mittelstandsbank hat ermittelt, woran Gründer scheitern. Die Gründe für das Scheitern spiegeln zugleich die wichtigsten Erfolgsfaktoren wider: •
• • • •
• •
Finanzierungsmängel: Es ist nicht genug Geld da, um Pläne zu realisieren. Die finanzielle Entwicklung wurde im Business-Plan unrealistisch positiv eingeschätzt. Informationsdefizit: Der Gründer wusste zu wenig über die Branche, in der er sich selbstständig gemacht hat. Qualifikationsmängel: Dem Gründer fehlte es an Wissen und Können. Planungsfehler: Schlechte Planung kann das ganze Unternehmen in Schwierigkeiten bringen. Familiäre Probleme: Trennt sich beispielsweise der Partner oder erkrankt der Gründer oder ein Familienmitglied, hat dies oft Auswirkungen auf das Geschäft. Überschätzung der Betriebsleistung: Die Versprechen aus dem Business-Plan können nicht eingelöst werden. Äußere Einflüsse: Plötzlich verändert sich das Kundenverhalten, sinkt die allgemeine Kaufkraft, bleiben Luxusgüter liegen, ändern sich Gesetze.
Adressen Gründertests: -
F-DUP
EBS-Gründertest ('www.ebs-gruendertest.de)•.
(www.uni-koblenz-landau.de/
dokumente/f-dupo4-tv.pdß: D e n Test F-DUP k ö n n e n Sie h i e r 80
Fragen
ausfüllen.
m ü s s e n Sie b e a n t w o r t e n , d a n n
-
w i s s e n Sie m e h r ü b e r Ihre U n t e r -
W i r t s c h a f t s k a m m e r Österreich Grün-
nehmerpersönlichkeit.
de rse rvice
Bundesministerium f ü r Arbeit und
Soziales
(www.bmas-bund.de):
sönlichkeitstest (mithilfe der Suchmaschine suchen).
(www.gruenderservice.net):
Psychologen-Gründertest aus ÖsterPer-
reich.
Vorbereitung 1.5 Beratung, Coaching und Weiterbildung
1.5 Beratung, Coaching und Weiterbildung Zahlen beweisen es: Mit Beratung und Coaching gründen Sie erfolgreicher. Auch in den Jahren nach der Gründung bleibt gute Beratung unverzichtbar - ob in betriebswirtschaftlichen, steuerrechtlichen oder juristischen Fragen. Doch welche Art der Beratung brauchen Sie wann? Wie finden Sie einen guten Berater und Coach? Wann sollten Sie sich für eine Weiterbildungsmaßnahme oder ein Seminar entscheiden? Dieses Kapitel hilft Ihnen bei der Auswahl und vermittelt nützliche Adressen. Wie Sie einen guten Coach finden
Gute Beratung lässt sich nicht immer auf den ersten Blick erkennen. Sie ist zudem individuell und auf den Gründer ausgerichtet. N u r schlechte Berater orientieren sich an Standardvorgaben. Wenn die Idee des Gründers nicht ausgereift ist, hat es beispielsweise keinen Sinn, sich über Gesellschaftsformen zu unterhalten. Der Berater sollte individuell auf Ihren Bedarf eingehen. Gleichzeitig muss er aber auch kritisch und neutral genug sein, um Themen und Probleme anzusprechen, deren Relevanz Ihnen vielleicht noch nicht bewusst ist. Ein Coach ist für Existenzgründer das, was die Trainer für Leistungssportler sind: Er führt Sie zum Erfolg. Die Tore schießen letztlich Sie, aber Ihr Coach entwickelt mit Ihnen gemeinsam die richtige Taktik und die passende Strategie. Somit ist ein Coach eine Art Sparringspartner auf dem Weg zum Ziel. Er vereinbart mit Ihnen die Ziele, die Sie gemeinsam erreichen wollen, definiert zudem Teilziele und Etappen auf dem Weg dorthin. Diese können schriftlich fixiert sein oder nur in den Köpfen von Coach und Coachee existieren. Wirklich wichtig ist, dass sich beide einig sind und sich über die Inhalte verständigt haben. Coach wird man nicht durch eine Lehre, sondern durch Weiterbildung. Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt: Jeder kann sich Coach nennen. Manche besitzen eine zweijährige Supervisionsausbildung, andere sind von verschiedenen Anbietern im Schnellverfahren zertifiziert. Wiederum andere sind einfach Coach aufgrund ihrer Erfahrungen, was nicht unbedingt das Schlechteste ist. Ein Siegel allein sagt wenig aus, denn die Qualität der unterschiedlichen Ausbildungen zum Coach ist nicht einheitlich. H i n z u kommt: Nicht jeder Coach kann auch Existenzgründer beraten. Ein auf Existenzgründungsberatung spezialisierter Coach benötigt nicht nur die Fähigkeit zum Coachen, sondern auch Marktkenntnis und Erfahrung in der Branche, in der Sie sich selbstständig machen. Informieren Sie sich am besten über Netzwerke und Empfehlungen und lesen Sie aufmerksam die Selbstdarstellung der Coachs, die für Sie in Frage kommen. Vereinbaren Sie dann ein Erstgespräch; das ist in der Regel kostenlos. Manche Coachs und Berater räumen aber auch die Möglichkeit ein, ein solches Gespräch innerhalb der ersten 20 bis 30 Minuten abzubrechen, ohne dass weitere Kosten entstehen.
Vorbereitung
Beratung oder Coaching?
Coaching ist eine Wegbegleitung und ein Prozess. Der Coach hilft dem Coachee, Lösungen zu erkennen oder zu entwickeln, die bereits in ihm selbst liegen. Beratung dagegen ist eine Vermittlung von (besserem) Wissen. Unterschiede lassen sich auch zeitlich machen: Coaching dauert immer mehrere Stunden, Beratung für ein spezielles, definiertes Problem kann nach einer Stunde abgeschlossen sein. Eine Existenzgründungsgrundberatung, die sich auf mehrere Themenbereiche erstreckt, benötigt dagegen mindestens 6 bis 10 Stunden. Die Grenzen sind bisweilen fließend. Ein guter Coach im Existenzgründungsbereich muss auch beraten können, also über umfangreicheres Wissen verfügen als der Coachee. Und umgekehrt: Ein guter Berater weiß, dass der Mensch im Mittelpunkt steht, und zielt nicht nur darauf, zu sagen, wie es besser geht. Sobald ein Berater mit seinem Klienten am Erreichen von Zielen arbeitet, wird er zum Coach. KfW-Gründercoaching
Coaching und Beratung in einen »Topf« wirft die K f W - heraus kommt, was für Sie gerade passend ist, idealerweise ein guter Mix. Seit etwa einem Jahr gibt es das sogenannte KfW-Gründercoaching. Dies ist ein bundesweites Programm, mit dem Existenzgründer aus der Arbeitslosigkeit sowie Unternehmer in den ersten fünf Jahren nach ihrer Gründung durch intensive Beratung begleitet werden. Bei Gründungen aus der Arbeitslosigkeit zahlen Sie nur 10 Prozent der gesamten Beratungskosten bis zu einer Summe von maximal 4.000 Euro selbst. 400 Euro zahlen Sie, 3.600 Euro die KfW-Bank. Dafür bekommen Sie bei dem regulären KfW-Stundensatz von 100 Euro 40 Stunden oder auch fünf Tage oder zehn halbe Tage. U n d das Beste daran: Sie müssen nichts vorstrecken, die K f W bezahlt Ihren Coach, wenn Sie das so vereinbaren. N u r den Eigenanteil und die Mehrwertsteuer überweisen Sie. Kleinunternehmer, die nicht mehrwertsteuerpflichtig sind, können auch gefördert werden und teilen sich den Mehrwertsteueranteil dann mit der KfW. Das Coaching lösen Sie über einen Zeitraum von maximal einem Jahr ein. Den dazu passenden Coach können Sie sich selbst über die KfW-Beraterdatenbank aussuchen, auch die Autorin ist dabei. In der Datenbank können Sie sich zudem über Spezialisierungen informieren und Erfahrungsberichte anderer Kunden nachlesen. Wenn Sie keinen Anspruch auf Gründungszuschuss haben, also nicht aus der Arbeitslosigkeit gründen, fördert die K f W maximal 50 Prozent einer Beratungssumme von maximal 6.000 Euro. Übrigens lassen sich die Kosten auch auf mehrere Coachs verteilen, wenn diese unterschiedliche Spezialisierungen haben. Sie müssen dann mit jedem einen separaten Vertrag abschließen. Da das Coaching mit einer umfangreichen schriftlichen Dokumentation verbunden ist, lohnt es sich für den Coach aber erst bei größeren Aufträgen. Das IifW-Geld lässt sich nicht für Steuer- und Rechtsberatung ein-
1.5
Beratung, Coaching und Weiterbi
Infos erhalten Sie bei www.karriereundentwicklung.de/angebote-un rinnen.php und direkt bei der www.kfw-mittelstandsbank.de. Berater fin unter http.V/beraterboerse. kfw. de. Mentoring: Lernen durch Erfahrungsaustausch
Jeder tut gut daran, einen Mentor zu haben. Ein Mentor ist Fürsprecher erfahrener Unternehmer aus der Branche und dem beruflichen Umfeld, aus Mentee stammt. Mentoring hilft mit persönlichem Rat und dem eigene rungsschatz, ersetzt aber kein Coaching. Mentoring-Programme werd über die Berufsverbände angeboten. Frauenverbände sind ebenfalls in diesem Bereich aktiv. So bietet die K mann-Stiftung ein Mentoring-Programm für Gründerinnen. Interessiert können sich in den ersten drei Jahren eine versierte Unternehmerin als Me ihre Seite holen, die mit ihren Erfahrungen mindestens in vier jährlichen chen weiterhilft. Die Mentorinnen der Stiftung arbeiten ehrenamtlich. De zahlt nur eine einmalige Bearbeitungsgebühr von 100 Euro. Wann sollten Sie ein Seminar oder Training besuchen?
Coaching und Beratung haben ihre Grenzen. Wenn Sie Fertigkeiten un keiten regelrecht erlernen wollen, empfiehlt sich ein Seminar. Dies gilt vor Kenntnisse, die Sie in einer Gruppe besser üben können. Themen sind beis se Buchhaltung oder Verhandlungstechniken. Ein guter Trainer vermittel indem er Sie Dinge tun und erfahren lässt. Wenn Sie sich Wissen in der Theorie aneignen wollen, greifen Sie zu ein Buch. Möchten Sie aber praktisch üben, besuchen Sie einen Kurs. Vorsicht sen, bei denen ein Dozent nur Inhalte von der Kanzel predigt. Sie erke oft schon am Seminarprogramm. Liest sich dieses wie das Inhaltsverzeich Buches, spricht das für ein ebenso theoretisch gestaltetes Programm. A darauf, dass Ihr Seminar Übungen, Rollenspiele und moderierte Diskussio hält. Diese stellen den Bezug zur Praxis her.
Bei vielen Themen empfiehlt sich ein nachgelagertes Coaching. Beispie Abschluss eines Akquise-Trainings ist ein Akquise-Coaching. Der Coac tet Sie bei Ihrer Akquise, gibt Ihnen Ratschläge und ein ausführliches Fee
Wer kann Sie beraten?
Der Markt ist kaum noch überschaubar: Existenzgründungsberatung g jeder Ecke. Viele Angebote sind kostenlos. Doch nicht alles, was nichts k auch gut - und umgekehrt. Leider macht das große Angebot die Ausw
QBHH Vorbereitung
schlechte Beratung kann sogar den Erfolg des Vorhabens gefährden. »Jeder sagt etwas anderes«, solche Aussagen von Existenzgründern sind nicht gerade selten. Prüfen Sie die Angebote deshalb kritisch. Sehr oft steht und fällt die Qualität auch mit dem einzelnen Berater und ist weniger an eine bestimmte Institution gebunden.
Hl
•
Industrie- und Handelskammern (IHK): Die Industrie- und Handelskammern beraten Gründer kostenlos. Der Schwerpunkt liegt hier vor allem auf gewerblichen, kaufmännischen Gründungen. Eine Übersicht der bundesweiten I H K finden Sie beim Deutschen Industrie- und Handelstag DIFIK (www.dihk.de).
•
Handwerkskammern: Die Handwerkskammern sind Ansprechpartner für Handwerker und kennen sich gut mit deren speziellen Problemen aus. Auch diese Beratung ist meist kostenlos. Leider gibt es keine einheitliche Internetadresse, sodass Sie die zuständige Handwerkskammer über eine Suchmaschine ausfindig machen müssen (z.B. für Hamburg: www.hwkhamburg.de).
•
Berufsverbände und Kammern: Freiberufler können bei ihrem jeweiligen Berufsverband oder ihrer Kammer gratis Beratungsangebote wahrnehmen. Auch der Bundesverband für Freie Berufe (BFB) berät Gründer (www.freie-berufe. de).
•
Beratungszentrum der KfW Mittelstandsbank: Auf den kaufmännischen Aspekt konzentriert sich die K f W Mittelstandsbank, die überall in der Bundesrepublik Beratungsstellen anbietet. Erkundigen Sie sich unter der Telefonnummer 0180 241124. Für Unternehmer in der Krise bietet die K f W Mittelstandsbank Runde Tische an (www.kfw-mittelstandsbank.de).
•
Beraterdatenbank der KfW Mittelstandsbank: In dieser Datenbank unter http://beraterboerse.kfw.de finden Sie bundesweit bei der K f W akkreditierte Berater und Coachs mit unterschiedlichen Spezialisierungen und Vorkenntnissen. Bei diesen Beratern können Sie das auf der vorherigen Seite vorgestellte KfW-Gründercoaching einlösen.
Tipp: So erkennen Sie einen guten Berater oder Coach -
D e r B e r a t e r ist I h n e n s y m p a t h i s c h - d i e w i c h t i g s t e G r u n d v o r a u s s e t z u n g ü b e r h a u p t .
-
D e r B e r a t e r ü b e r p r ü f t r e g e l m ä ß i g d u r c h N a c h f r a g e n , o b d a s Ziel e r r e i c h t w u r d e .
-
Der B e r a t e r k l ä r t Sie ü b e r s e i n e V o r g e h e n s w e i s e u n d M e t h o d i k a m A n f a n g a u f .
-
Der Berater b e s i t z t B r a n c h e n k e n n t n i s s e u n d E r f a h r u n g .
-
D e r B e r a t e r g e h t a u f Ihre B e d ü r f n i s s e e i n u n d h o l t Sie a b , w o Sie s t e h e n .
Vorbereitung 1.5 Beratung, Coaching und Weiterbildung
-
Der B e r a t e r p r ü f t Ihr G e s c h ä f t s m o d e l l k r i t i s c h . Der B e r a t e r v e r e i n b a r t m i t I h n e n e i n B e r a t u n g s - b e z i e h u n g s w e i s e C o a c h i n g - Z i e l sowie Meilensteine.
- D e r B e r a t e r v e r w e i s t Sie a n k o m p e t e n t e K o l l e g e n , w e n n e r s e l b s t n i c h t weiterhelfen kann.
Ermitteln Sie Ihren Beratungsbedarf Folgende Checkliste hilft Ihnen dabei, den eigenen Beratungsbedarf zu ermitteln. Daneben steht eine Empfehlung, welcher Berater-Typ sich für diesen Zweck am besten eignet. Natürlich sollten Sie nicht für jeden Zweck einen anderen Berater suchen, das verwirrt nur. Suchen Sie sich lieber einen Berater mit einem Schwerpunkt, der Ihnen persönlich nahe ist. Wenn dieser Berater gut ist, wird er Ihnen weitere Anlaufstellen empfehlen, falls er mit seinem Wissen nicht mehr helfen kann. Bei der Gründung Persönliche Eignung
Coach
Geschäftsidee
U n t e r n e h m e n s b e r a t e r mit einschlägiger Marktkenntnis
W e l c h e Form d e r S e l b s t s t ä n d i g k e i t
Coach
Unternehmenskonzept
U n t e r n e h m e n s b e r a t e r mit S c h w e r p u n k t in d i e s e m Bereich
Akquise
Coach m i t S c h w e r p u n k t A k q u i s e
Marketing und Vertrieb
Berater mit S c h w e r p u n k t Marketing
Kaufmännisches Know-how
U n t e r n e h m e n s b e r a t e r mit Schwerpunkt im Kaufmännischen
Verhandlungstechniken
Coach m i t S c h w e r p u n k t in d i e s e m Bereich
Einkaufsquellen
Auf M a r k e t i n g u n d Vertrieb spezialisierter Berater
Finanzierung und F ö r d e r p r o g r a m m e
Allgemeiner Existenzgründungsberater, KfW M i t t e l s t a n d s b a n k
Rechtliche V o r a u s s e t z u n g e n
Jurist
Steuern
Steuerberater
Versicherungen
Berufsverband
Betriebsübernahme
Spezialisierter Berater
•t
h l i l l i i i i J i in 11 m i n i m iIIIT¥II®
Vorbereitung
Vorbereitung 1.5 Beratung, Coaching und
In den ersten 5 Jahren: Kaufmännische Beratung
1 Unternehmensberater
'
Nachfinanzierung
1 Unternehmensberater
'
Gesetzliche R a h m e n b e d i n g u n g e n
1 Rechtsanwalt
1
Steuern
1 Steuerberater
'
1 Persönlichkeitsentwicklung
Coach
Eine Untersuchung der K f W Mittelstandsbank kam zu dem Ergebnis, dass die Insolvenzquote von den Unternehmen, die professionelle Beratung vor der Gründung in Anspruch genommen haben, sehr gering ist. Ohne Beratung erleben laut K f W nur 50 Prozent aller Unternehmen ihren dritten Geburtstag.
Interview: Was muss eine gute Gründungsberatung bieten? Claudia Kirsch betreibt seit 15 Jahren die Claudia Kirsch Unternehmensberatung für Gründung Organisation Entwicklung in Hamburg (www.claudiakirsch.de). Sie qualifiziert mit ihrem Team Gründer und Selbstständige in Hamburg und überregional mit Vorträgen, Beratungen und Seminaren. Von der Stiftung Finanztest ist sie als »positive Ausnahme« unter 5 8 getesteten Anbietern für Existenzgründungsberatungen ausgezeichnet worden. Im Interview verrät sie, worauf es bei einer erfolgreichen Gründungsberatung ankommt. Wie sieht hei Ihnen eine Erstberatung aus? Am Beginn der Erstberatung steht ein strukturiertes Interview, in dem wir uns intensiv mit der Gründungsmotivation, der Geschäftsidee, den fachlichen Kompetenzen, dem sozialen Umfeld sowie den finanziellen Voraussetzungen beschäftigen. Daraufhin erarbeiten wir mit den Kunden das Unternehmenskonzept in Worten und in Zahlen. Unser Beratungsansatz basiert darauf, dass wir uns in die Schuhe der Gründungswilligen stellen. Wir orientieren uns bei der Entwick-
macht es einen Unterschied, ob jemand Marktführer in seiner Branche werden will oder ob eine nebenberufliche selbstständige Tätigkeit angestrebt wird, weil ein Teil der Arbeitskraft für Familie und Haushalt vorbehalten ist. Worauf kommt es vor allem an ? Wir verfolgen einen ganzheitlichen Beratungsansatz und bieten Hilfe zur Selbsthilfe. Wir vermitteln nicht nur Fachwissen, sondern sind auch Lotsen für die unterschiedlichen Fachgebiete wie Marketing, Recht, Betriebswirtschaft. So werden unsere Kunden
selbstständige Tätigkeit zu steuern. Unsere Methoden sind prozess- und handlungsorientiert. Wie lange dauert eine erfolgreiche Gründungsberatung? Wir fördern die Menschen, sich mit ihren beruflichen Talenten einen eigenen Arbeitsplatz zu schaffen. Der Beratungsumfang ist individuell und kann zwischen 6 und 20 Stunden variieren. Auch die Frequenz und der Abstand der einzelnen Termine sind bei jeder Beratung anders. Jemand, der die Aktivitäten zur Gründungsvorbereitung als Vollzeitjob machen kann, wird vielleicht schon nach 3 Monaten in die Selbstständigkeit starten. Wer aus einem Beschäftigungsverhältnis heraus gründet und beispielsweise nur zwischendurch telefonieren und recherchieren kann, wird wohl eher 6 bis 9 Monate für die Gründungsvorbereitung benötigen. Was steht am Ende: der zufriedene Kunde oder die erfolgreiche Gründung? Kann es auch vorkommen, dass Sie jemand von einem Gründungsvorhaben abraten? In der Regel wird es nicht erforderlich, dass wir direkt von einem Gründungsvorhaben abraten müssen. Vielmehr erkennen die Kunden im Verlauf der Beratung selbst, dass entweder die Risiken des Projektes die Chancen übersteigen oder dass sie fürs Unternehmertum nicht geeignet sind. In hartnäckigen Fällen arbeiten wir auf Grundlage einer begründeten Hypothese, dass ganz bestimmte Punkte für das Scheitern der
Wo liegt für Sie der Unterschied zwischen Beratung und Coach Wann ist Beratung hilfreich un wann Coaching? Sind das Proz die ineinandergreifen? In der Beratung werden wir stä unserer Rolle als Experten ang chen. Wir trainieren Fähigkeite stellen unsere Einschätzung au licher Sicht zur Verfügung. Wi dabei, komplexe Prozesse zu e einzuschätzen und verarbeiten können. Im Coaching steht die einandersetzung über das Verh im Vordergrund. Wir beraten i Umgang mit den eigenen Schw und stärken die individuellen S Coaching beinhaltet ein Feedb das Anregen von Selbstreflexio zessen zum Zwecke der berufl Professionalisierung, die Ident und Veränderung von Wahrne und Bewertungsmustern sowie beim Finden und Umsetzen vo tierten Zielen.
In Osterreich müssen Gründer viermonatiges Seminar mit ans ßender Prüfung ablegen, bevor Gewerbe eröffnen dürfen. Ist d Modell, das sich auf Deutschla tragen lässt? Eine zu verschulte und verpfli Weiterbildungsmaßname zur E tenzgründung wäre grundsätzl ungeeignet, um das zu fördern sie hervorbringen möchte - nä Unternehmer. Für eine erfolgr selbstständige Tätigkeit sind d Fähigkeiten zur Eigenmotivati
QBHH Vorbereitung
Adressen Test von Existenzgründungsberatern: -
-
Büro f ü r E x i s t e n z g r ü n d u n g e n München
Stiftung Finanztest (www.finanztest.de):
(www.bfe-muenchen.de):
Berät arbeitslose Existenzgründer in
Weiterbildungs-
München.
a n g e b o t e i m Test. -
B u n d e s a g e n t u r f ü r Arbeit (www.arbeitsagentur.de):
Anbieter von Existenzgründungsberatung:
Genehmigt
Gelderfür Existenzgründungs-
G r ü n d e r c o a c h i n g D e u t s c h l a n d d e r KfW
Grundberatung sowie für Coaching.
(www.kfw-mittelstandsbank.de): g e f ö r d e r t e s Coaching, d a f ü r »Bera-
-
Experten-Marktplatz (www.experten-marktplatz.de):
t u n g s a n g e b o t « und dann »Beratungs-
Hier k ö n n e n Sie E x p e r t e n m i t
förderung« wählen.
Referenzen für das jeweilige Fachgebiet -
Karriere &
E n t w i c k l u n g (www.karriere
undentwickiung.de):
suchen.
Beratungsangebot -
der Autorin.
Exist (www.exist.de): B i e t e t Hilfe bei der G r ü n d u n g aus der Hochschule.
-
Industrie-und Handelskammern (www.dihk.de):
Beraten
gewerbliche
Existenzgründer und Unternehmer. -
Fördermitteldatenbank für Coaching und
Beratung
(www.bmwi.de).
C l a u d i a Kirsch U n t e r n e h m e n s b e r a t u n g (www.ciaudiakirsch.de):
-
-
Berät
Gründer
B e a c h t e n Sie: D i e s e Liste b i e t e t n u r
i n H a m b u r g . Von d e r S t i f t u n g F i n a n z -
e i n e e r s t e A u s w a h l . Die A n g e b o t e s i n d
test ausgezeichnet.
sehr vielfältig, mit unterschiedlichen
Büro f ü r u n g e w ö h n l i c h e Zielerreichung in
Maisach
(www.erfoigsteams.de):
C o a c h Ulrike B e r g m a n n g r ü n d e t » E r f o l g s t e a m s « , d i e sich g e g e n s e i t i g b e i der G r ü n d u n g unterstützen.
regionalen Schwerpunkten. Informieren Sie sich bei Ihrer IHK, d e r H a n d w e r k s k a m m e r u n d ü b e r N e t z w e r k e . Für Frauen existieren oft spezielle Angebote, e t w a v o n Frau u n d A r b e i t i n H a m b u r g (www.frau-und-arbeit.de).
-
Eder
Beratung
(www.eder-beratung.de).
B a r b a r a Eder b e r ä t i n M ü n c h e n .
1.6
W e n n M ü t t e r gründen: Chancen und Fallstricke
1.6 Wenn Mütter gründen: Chancen und Fallstricke Zu Hause arbeiten, das Kind heranwachsen sehen und dabei auch noch Geld verdienen. Karriere und Kleinkind: Für viele Frauen ist das eine Traumvorstellung. Doch der Staat unterstützt selbstständige Mütter kaum. Stattdessen müssen Unternehmerinnen, ob freiberuflich oder gewerblich tätig, über zahlreiche Hürden springen. Eine der höchsten: sich verständliche Informationen beschaffen. Was müssen Sie in Bezug auf die Krankenkasse beachten? Können Sie Mutterschaftsgeld, Elterngeld und Gründungszuschuss parallel beziehen? Dieses Kapitel richtet sich an Frauen, die kleine Kinder haben oder haben wollen und trotzdem selbstständig arbeiten oder eine Existenz gründen möchten. Es beantwortet typische Fragen, auf die oft weder Krankenkassen noch Steuerberater oder Existenzgründer eine Antwort wissen.
Selbstständige Mütter tragen finanziell die doppelte Last Glücklich sind jene Mütter, die einen flexiblen, freien Job haben. Einen Job, der bei Bedarf kleiner und größer wird. Der zeitlich, örtlich und vom Umfang her flexibel ist. Eine Kinderärztin kann die Kleinen zur N o t mal bei der Sprechstundenhilfe lassen, eine eBay-Händlerin beantwortet E-Mails bei Kinderstress auch mal nachts, und eine Journalistin dosiert ihre Arbeit einfach kindgerecht: Sie schreibt einen oder zwei Artikel im Monat, solange die Kleinen noch krabbeln, und drei oder vier, sobald sie laufen können. Kinderärztinnen, eBay-Händlerinnen und Journalistinnen können viel und wenig arbeiten - wie viele andere Frauen auch. Wirklich? In der Praxis sei das alles nicht ganz so leicht, sagt Annette. Die Fachjournalistin aus Kiel hat sich auf Ernährungsthemen spezialisiert und hat zwei kleine Kinder. »Artikel werden unabhängig von meiner familiären Situation bestellt. Den Auftraggebern ist es egal, ob ich gerade Zeit habe oder nicht.« Im Klartext heißt das: Nein sagen geht nicht. Wenn nicht Annette den Auftrag übernimmt, dann eben jemand aus der zweiten Reihe - jemand ohne Kinder oder ein Mann. Jemand, der flexibler ist und vielleicht auch das kurzfristige Projekt schafft. Jemand, der auch den Termin vor O r t im fernen München wahrnehmen kann - für Kinderlose ist das ja alles gar kein Problem. Natürlich stellen Zeitschriften, die selbstständige Mütter porträtieren, das gerne alles völlig anders da. Sie brauchen Erfolgsgeschichten, wollen Vorbilder zeigen. Die Schattenseiten will niemand beschreiben. Die Wahrheit ist: Fast niemand wird sich dafür interessieren, ob Sie Mutter sind oder nicht. Ganz im Gegenteil, das Muttersein macht Sie in den Augen vieler Menschen und Auftraggeber zu einem schlechteren Geschäftspartner. »Die macht das ja nur als Hobby«, solche und ähnliche Aussagen sind hinter der Hand immer wieder zu hören.
Aus diesem Grund hat Klara ihre Schwangerschaft vor Auftraggebern versteckt oder, anders ausgedrückt: eben einfach nicht erwähnt. »Die hätten mich als Verhandlungspartner nicht mehr ernst genommen. Jeder hätte außei-dem gedacht, dass ich meine Aufträge nicht durchziehe, wenn das Baby kommt. Ich bin ja auch nicht verpflichtet, es irgendjemandem zu sagen. Warum auch!« Natürlich hat Klara ihre Aufträge durchgezogen, selbstverständlich in der gewohnten Qualität. Aber das fordert seinen Tribut. Bei Licht betrachtet ist Selbstständigkeit für Mütter nämlich Luxus. Wer sich eine Kinderbetreuung leistet, muss entsprechend mehr Geld verdienen, i.ooo Euro für das Kindermädchen bedeutet, dass Sie mindestens 2.000 Euro verdienen müssen. Dann haben Sie - bis auf das Kindermädchen - nichts von diesem Verdienst. Alternative: Ein Au-pair-Mädchen, das ist zwar preiswert, doch dann brauchen Sie ein Zimmer, um es unterzubringen. Wer arbeitet und ein Kind betreut, kann weniger im Haushalt tun - aber auch die Putzfrau kostet Geld. Wenn Sie mit wenig Geld auskommen wollen oder müssen, können Sie natürlich vieles selbst machen. Aber das kostet Sie dann Zeit, Mühe, Arger und Nerven - und geht zu Lasten Ihres Privatlebens, Ihrer Familie und Ihrer Freunde. Wenn Sie sich dieser Konsequenzen bewusst sind und immer noch selbstständig arbeiten wollen, haben Sie die besten Voraussetzungen, das auch zu schaffen. Selbstständigkeit muss aber selbst für Mütter kein Luxus sein, den der Ehemann großzügig sponsert. Sie brauchen nicht unbedingt Kinderfrau, Babysitter oder Putzfrau. Es geht vielleicht auch ohne und anders. Denken Sie einmal nach. Vielleicht helfen die Freundin, die Mutter oder die Schwiegermutter? Wäre es nicht toll, wenn Ihr Mann nur noch Teilzeit arbeitet? Wenn Sie die Kinder Ihrer Freundin hüten, betreut diese auch die Ihren. Sie kennen keine Frau mit Kindern? Dann suchen Sie sich ein Frauennetzwerk und verbünden sich mit anderen Unternehmerinnen. Seien Sie erfinderisch: Vielleicht organisieren Sie eine professionelle Kinderbetreuung für die Kinder mehrerer Kolleginnen, bauen einen privaten Kindergarten auf oder arrangieren eine Bürogemeinschaft mit Krabbelecke. Wenn die eine telefoniert oder ein Kundengespräch führt, kann die andere mit den Kleinen spielen. Vieles ist denkbar.
I
i.6
W e n n M ü t t e r gründen; Chancen und Fallstricke
d e n n K u n d e n l a s s e n sich n o r m a l e r w e i s e n i c h t a u f d e u t l i c h e H o n o r a r - o d e r P r e i s s t e i g e r u n g e n ein. G a n z w i c h t i g ist, d a s s Sie s i c h s p e z i a l i s i e r e n . D a s g i l t g e r a d e a u c h f ü r d i e t y p i s c h e n N e b e n t ä t i g k e i t e n von Frauen. Heilpraktiker, Coachs, Berater, D o z e n t e n , T h e r a p e u t e n - sie alle b r a u c h e n e i n e Nische. Das h a t g a n z p r a k t i s c h e G r ü n d e : J e s p e z i a l i s i e r t e r S i e s i n d , d e s t o l e i c h t e r k a n n m a n Sie e m p f e h l e n . Ein C o a c h , d e r i n j e d e m b e r u f l i c h e n u n d p e r s ö n l i c h e n Fall z u r S e i t e s t e h t , h a t e s s c h w e r . F ü r w a s soll m a n i h n / s i e e m p f e h l e n ? Ein C o a c h , d e r s p e z i a l i s i e r t i s t a u f C o a c h i n g z u r s p o r t l i c h e n L e i s t u n g s v e r b e s s e r u n g , l ä s s t sich viel l e i c h t e r e m p f e h l e n . A u c h d i e Leistungen eines Eheberaters sind per M u n d - z u - M u n d - E m p f e h l u n g t r a n s p o r t a b e l . D o c h d a s i s t n i c h t d e r e i n z i g e r e l e v a n t e P u n k t . M i n d e s t e n s g e n a u s o w i c h t i g ist, d a s s Sie d u r c h k l u g e S p e z i a l i s i e r u n g k o n k r e t e A n s a t z p u n k t e f ü r d i e W e r b u n g f i n d e n . Die w i c h t i g s t e W e r b e f r a g e l a u t e t n ä m l i c h : W o g e h t m e i n e Z i e l g r u p p e hin, w o k a n n ich s i e p e r s ö n l i c h e r r e i c h e n ? W o b e i w i r b e i m T h e m a w ä r e n : D e n k e n Sie n i e , e s w ü r d e a u s r e i c h e n , e i n f a c h Flyer z u v e r t e i l e n . Bei p e r s ö n l i c h e n D i e n s t l e i s t u n g e n i s t e s i m m e r d i e E m p f e h lung, die die Kunden bringt - sehr selten e t w a s Schriftliches oder gar Anzeigen. Ich k e n n e G r ü n d e r , d i e 3 . 0 0 0 Flyer v e r t e i l t u n d d a d u r c h k e i n e n e i n z i g e n K u n d e n g e w o n n e n h a b e n . M i t p r o f e s s i o n e l l e m A u f t r i t t h a t d a s k a u m e t w a s z u t u n . E s ist die (fehlende) Spezialisierung, die m a n g e l n d e Klarheit. E i n e n e b e n b e r u f l i c h e S e l b s t s t ä n d i g k e i t m ü s s e n Sie g e n a u s o a n m e l d e n w i e d i e
j jj
h a u p t b e r u f l i c h e T ä t i g k e i t . N u r w e n n Sie w e n i g e r a l s 3 5 0 E u r o v e r d i e n e n , k ö n n e n Sie i n d e r F a m i l i e n v e r s i c h e r u n g b l e i b e n . A n d e r n f a l l s m u s s e i n e e i g e n e K r a n k e n -
;j
V e r s i c h e r u n g h e r . E v e n t u e l l m ü s s e n Sie a u c h i n d i e R e n t e n v e r s i c h e r u n g e i n z a h l e n .
!
Ob d a s so ist, k l ä r e n Sie im e n t s p r e c h e n d e n Kapitel d i e s e s B u c h e s .
j
P r ü f e n Sie a l s K ü n s t l e r o d e r i n k ü n s t l e r n a h e r T ä t i g k e i t , o b e i n e V e r s i c h e r u n g ü b e r d i e K ü n s t l e r s o z i a l k a s s e (www.kuenstlersozialkasse.de) in Frage k o m m t . D a s
'
ist z u m B e i s p i e l d a n n d e r Fall, w e n n Sie a l s J o u r n a l i s t , k ü n s t l e r i s c h e r F o t o g r a f , Autor oder Musiker tätig werden. Der w i c h t i g s t e Tipp j e d o c h ist: P l a n e n Sie Ihre Tätigkeit, als w ä r e es Vollzeit a u c h m i t e i n e m B u s i n e s s - P l a n , d e r b e r ü c k s i c h t i g t , d a s s s i c h Ihr G e s c h ä f t l a n g s a m a u f b a u t . Dazu gehören auch eine Stundensatzkalkulation und eine Berechnung d e r U m s ä t z e u n d G e w i n n e . G r u n d s ä t z l i c h k ö n n e n Sie d a v o n a u s g e h e n , d a s s j e d e Tätigkeit u n t e r 30 Euro S t u n d e n s a t z o d e r 250 Euro Tagessatz langfristig nicht r e n t a b e l s e i n k a n n . Sie s o l l t e n s i c h v o n A n f a n g a n d i e s e Z a h l e n v o r A u g e n h a l t e n . In allen a n d e r e n P u n k t e n g e l t e n d i e I n f o r m a t i o n e n a u s d i e s e m Buch. Die EntScheidung b e i s p i e l s w e i s e f ü r o d e r g e g e n d i e K l e i n u n t e r n e h m e r r e g e l u n g gilt f ü r Sie g e n a u s o w i e f ü r a l l e a n d e r e n . Ü b r i g e n s : B e s o n d e r s g ü n s t i g ist es, e i n e a n g e s t e l l t e T ä t i g k e i t m i t e i n e m s e l b s t s t ä n d i g e n N e b e n j o b z u v e r b i n d e n . D e r G r u n d d a f ü r : Sie z a h l e n n u r f ü r d i e H a u p t t ä t i g k e i t , a l s o d e n a n g e s t e l l t e n Job, S o z i a l v e r s i c h e r u n g s b e i t r ä g e . Ideal ist a u c h d i e K o m b i s t e u e r f r e i e r M i n i j o b u n d S e l b s t s t ä n d i g k e i t . A l l e r d i n g s ist d a n n n o r m a l e r -
fTlIIlIIIII 1 1 1 1 I 1 i M I ! 1 1 ! II 1 i i I TIIIi™
j | Ii
B
f
l
M
Vorbereitung
w e i s e d i e S e l b s t s t ä n d i g k e i t I h r e H a u p t t ä t i g k e i t - u n d Sie b r a u c h e n e i n e e i g e n e Krankenversicherung. I n f o r m a t i o n e n z u d i e s e m T h e m a f i n d e n Sie i m E - B o o k » N e b e n b e r u f l i c h s e l b s t ständig«,
das
Sie
unter
www.gruenderreports.de
bestellen
können.
Test: Schaffen Sie es, zugleich selbstständig und M u t t e r zu sein? Wenn Sie diese Fragen mit Ja beantworten können, können Sie die Doppelrolle als Selbstständige und Mutter erfolgreich ausfüllen. Wenn Sie nur wenige Punkte mit Nein beantworten, sollten Sie dafür eine Lösung suchen.
Ihr B e r u f l ä s s t sich a u c h m i t e i n e r b e g r e n z t e n S t u n d e n z a h l a u s ü b e n . Sie k ö n n e n Ihre A r b e i t f l e x i b e l e r l e d i g e n . Für d i e B e t r e u u n g d e r K i n d e r ist g e s o r g t . Für e i n e ( Z w e i t - ) B e t r e u u n g i s t d a n n g e s o r g t , w e n n d i e ( E r s t - ) B e t r e u u n g k r a n k ist. Sie r e c h n e n m i t e i n e r Ü b e r g a n g s z e i t , bis sich Ihr Kind a n d i e a n d e r e B e t r e u u n g g e w ö h n t hat. Sie k ö n n e n d a m i t l e b e n , d a s s Ihr Kind v o n a n d e r e n ( m i t - ) e r z o g e n w i r d . E s m a c h t I h n e n n i c h t s a u s , w e n n sich Ihr Kind s t a r k a n a n d e r e P e r s o n e n b i n d e t u n d Sie n i c h t d i e e i n z i g e B e z u g s p e r s o n i n s e i n e m L e b e n s i n d . Sie s i n d b e r e i t , a u f e t w a s O r d n u n g , Freizeit o d e r E i n k ä u f e z u v e r z i c h t e n . Ihr P a r t n e r w ü r d e j e d e r z e i t e i n s p r i n g e n u n d u n t e r s t ü t z t Sie voll. Ihr P a r t n e r w e i ß , d a s s Sie e i n e Zeit l a n g a u f ein P r i v a t l e b e n w e i t g e h e n d v e r z i c h t e n müssen. Sie w i s s e n , d a s s i n d e n n ä c h s t e n J a h r e n viel S t r e s s a u f Sie z u k o m m e n w i r d , u n d n e h m e n d a s i n Kauf. I h n e n ist klar, d a s s Sie a n f a n g s f i n a n z i e l l k e i n e g r o ß e n S p r ü n g e m a c h e n k ö n n e n . Sie h a b e n g e n u g G e l d , u m a u c h m e h r e r e M o n a t e o h n e E i n k ü n f t e z u l e b e n .
1.6 W e n n M ü t t e r gründen: Chancen und Fallstricke
Pfjjjjj)j|fi)j||
Interview: Was macht Existenzgründerinnen erfolgreich? Gila Otto ist Geschäftsführerin von Frau und Arbeit in Hamburg und coacht seit vielen Jahren Unternehmerinnen. Was ist für Sie Grundvoraussetzung für den Erfolg als Unternehmerin f Gründerinnen und Gründer müssen zunächst selbst von ihrer Idee überzeugt sein und dies auch vermitteln können. Branchenkenntnisse sind wichtig. Die Gründerin und der Gründer müssen sich auf dem Gebiet auskennen, auf dem sie sich selbstständig machen. N u r wer eine Branche kennt, kann sich in ihr sicher bewegen, hat Kontakte, weiß, wen er wann ansprechen muss, kennt Kostenstrukturen und so weiter. Die Banken verlangen in der Regel bei der Vergabe von Gründungskrediten Branchenkenntnisse und einschlägige Berufserfahrung. Für das Manko von fehlender Branchenkenntnis braucht es eine gute Kompensation, um die Idee zum Erfolg zu führen. Erfolgreiche Gründungen ohne Branchenkenntnisse zeichnen sich deshalb oft durch branchenübliche Besonderheiten aus und gleichen so die fehlenden Kenntnisse aus. Welche Rolle spielt Persönlichkeit? Die Persönlichkeit ist meiner Meinung nach der Dreh- und Angelpunkt des Erfolges. Es gibt aber nicht die unternehmerische Persönlichkeit per se. Jede Gründerin, jeder Gründer muss die Rolle als Selbstständige/r so ausfüllen, dass sie zur eigenen Persönlichkeit passt. Unternehmerisches Denken und Handeln lassen sich erlernen. Gründerinnen und Gründer müssen sich
bewusst machen, dass sie als Selbstständige öffentliche Personen sind, denn sie vertreten in der Öffentlichkeit immer auch ihr Unternehmen. Als Gründerin oder Gründer gilt es, Strategien zu entwickeln, wie das Unternehmen den passenden Platz am Markt einnehmen kann. Ohne Networking und Kooperation geht das nicht. Wer Beziehungen knüpft, benötigt einen langen Atem. Und was ist mit Geld? Ohne Geld gibt es keine Existenz. So gut wie keine Gründung trägt sich vom ersten Tag an selbst. In der Regel ist eine Gründung auf einem finanziellen Polster erfolgversprechender als eine Gründung ohne Geld. Wer liquide ist, hat es leichter, schwierige Phasen zu überbrücken. Der Gründungszuschuss bietet somit Vorteile für Gründerinnen und Gründer, die mit diesen Hilfen der Bundesagentur für Arbeit den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Ausruhen können sie sich darauf jedoch nicht, die zeitliche und finanzielle Spanne der Förderung ist knapp bemessen. Frauen haben ja rein statistisch weniger Geld als Männer zur Verfügung. Gründen Frauen deshalb anders? Viele Frauen definieren ihren Erfolg nicht vorrangig über das Geldverdienen. Ihnen ist häufig wichtig, wie sie sich mit ihrer Arbeit als Selbstständige
identifizieren können. Wir ermutigen unsere Teilnehmerinnen, diesen Aspekt der Selbstständigkeit mehr in den Fokus zu nehmen. Weiblichen Gründern wird nachgesagt, dass sie eher klein und vorsichtig gründen, dass sie aber auch seltener Insolvenzen erleben als ihre männlichen Kollegen. Auch Sie haben eine Existenz gegründet... Neben meiner angestellten Tätigkeit als pädagogische Leiterin bei Frau und Arbeit e. V. bin ich seit über i3 Jahren freiberuflich tätig als Supervisorin und Organisationsentwicklerin. Zeitlich gab es verschiedene Konstellationen zwischen der Anstellung und der Selbstständigkeit. Beide Professionen profitieren voneinander, so entstehen Synergieeffekte in meiner Arbeit. Ich leite bei Frau und Arbeit ein Projekt, das aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und der Stadt Hamburg finanziert wird. »Frei & Profi« unterstützt Gründerinnen und Gründer mit Coaching, Fachseminaren und Netzwerktreffen bei ihren ersten Schritten als Selbstständige.
Was bedeutet für Sie Erfolg ? Ich persönlich möchte mich mit den Zielen und Inhalten meiner Arbeit identifizieren. Ich will ein Klima schaffen, welches bei meinen Kunden, den Teilnehmenden und mir Wachstum fordert und fördert. Außerdem möchte ich so viel Geld verdienen, dass ich mir ein gutes Leben leisten kann, auch mit Luxuskomponenten wie meinem Pferd. Jede und jeder sollte von sich wissen, wie der eigene Erfolg definiert wird. Existenzgründerinnen und -gründer müssen beispielsweise entscheiden, wie groß ihre Unternehmen werden sollen. Wichtig ist, welche Vision sich hinter der Idee verbirgt und wie diese Zukunftsvorstellung verfolgt wird. Der Stellenwert des Privatlebens ist nicht unerheblich für das individuelle Denken und Handeln. Es ist von Vorteil, wenn ich weiß, warum ich tue, was ich tue. Ich zum Beispiel liebe es, andere im guten Sinn herauszufordern und sie in ihrem persönlichen und unternehmerischen Wachstum zu fördern. Wenn mir das gelingt, ist mein Handeln erfolgreich.
Ihre Rechte als selbstständige Mutter Mutterschutz? Von wegen! Der Gesetzgeber hat leider nicht an die spezielle Situation von Unternehmerinnen gedacht. Deshalb sind Selbstständige schlechter gestellt als Angestellte. Das Mutterschutzgesetz gilt für sie nicht. Schade, denn dieses Gesetz tut Mutter und Kind gut. Arbeitgeber müssen schwangere und gerade niedergekommene Arbeitnehmerinnen vor Gesundheitsschäden und Uberbeanspruchung schützen - auch in kleinen Betrieben. Selbstständig arbeitende Frauen sind dagegen für ihren Mutterschutz selbst zuständig. Und noch ein Bonbon können Selbstständige nicht genießen: Während Angestellte 6 Wochen vor und 8 Wochen nach der Entbindung nicht arbeiten dürfen
1.6 W e n n M ü t t e r gründen: Chancen und Fallstricke Pfjjjjj)j|fi)j||
und dabei weiterhin ihr Gehalt beziehen, können oder müssen Sie als Unternehmerin weiterschuften. Wenn Sie das Geld brauchen und sich keine Pause gönnen, bedeutet das unter Umständen, bis zum Tag der Entbindung voll im Einsatz zu sein. Freie Mitarbeiterinnen, die nicht im eigenen Büro, sondern vor O r t bei ihrem Arbeitgeber arbeiten, sind ebenfalls nicht besonders geschützt. Dem Status nach sind sie schließlich selbstständig: Es besteht also kein Unterschied zu echten Freiberuflern oder Unternehmern - jedenfalls dann, wenn sie noch für andere Auftraggeber tätig sind. Andernfalls könnten sie als arbeitnehmerähnlich eingestuft werden. Dann greifen alle Gesetze, die auch für Angestellte gelten. Wird dieser Status im Nachhinein festgestellt, muss der Arbeitgeber unter Umständen sämtliche Sozialversicherungsbeiträge später nachzahlen. Sie selbst wären dann »quasi« angestellt und hätten bei Kündigung auch Anspruch auf Arbeitslosengeld. Wenden Sie sich in solchen Fällen an die Clearingstelle der Bundesanstalt für Angestellte in Berlin (siehe Kapitel 4.5). Durch das 2007 eingeführte Elterngeld, das auch Selbstständige erhalten, ist eine gewisse finanzielle Sicherheit gegeben. Sie erhalten das Elterngeld wie Angestellte 67 Prozent von Ihrem Gewinn oder maximal 1.800 und minimal 300 Euro. Mutterschutzgeld
Sind Sie freiwillig versichert oder pflichtversichert über die Künstlersozialkasse? Dann haben Sie vielleicht Glück und genießen zwar keinen Mutterschutz vom Arbeitgeber, können aber Mutterschutzgeld beziehen - wenn Sie einen Vertrag mit Krankentagegeld abgeschlossen haben. Denn die gesetzlichen Krankenkassen behandeln - anders als die privaten Kassen - die Geburt wie eine Krankheit. Voraussetzung für den Bezug des Geldes ist, dass Sie am 42. Tag vor der voraussichtlichen Entbindung eine solche Versicherung abgeschlossen haben. Lassen Sie also gegebenenfalls den Vertrag mit Ihrer freiwilligen Krankenversicherung ändern. Diese muss einen entsprechenden Wahlpflichttarif anbieten. Ob es sich dauerhaft lohnt, mit Krankentagegeld versichert zu sein, ist ein Rechenexempel. Die Leistung kann die Krankenversicherung verteuern. Sie versichert Sie vor allem gegen schwerere Krankheiten, denn der Schutz gilt in der Regel erst ab dem 43. Tag der Krankheit. Der Krankenkassenbeitrag-Prozentsatz mit Tagegeld beträgt bei der Techniker Krankenkasse 14,9 % (Stand: Januar 2010). Werden Sie krank (mit Attest) oder bekommen Sie ein Kind, erhalten Sie Krankentagegeld als Mutterschutzgeld. Eine Bestätigung Ihres Arztes über den voraussichtlichen Geburtstermin reicht aus. Das Krankengeld beträgt 70 Prozent des letzten durchschnittlichen Jahreseinkommens. Bei Mitgliedern der Künstlersozialkasse dient dabei das bei der KSK gemeldete geschätzte Jahreseinkommen als Berechnungsgrundlage für die Krankenkassenbeiträge und damit auch das Mutterschutzgeld. Mutterschutzgeld wird allerdings auf das Elterngeld angerechnet. Sind Sie freiwillig bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichert, richten sich Ihre Krankenkassenbeiträge ebenfalls nach dem Einkommen. Die meisten Kran-
rr
I , L ,i -.
iliilll
K Ü i M M i
Vorbereitung
kenkassen gehen erst einmal davon aus, dass Sie den Höchstsatz verdienen. Erst mit dem Nachweis, dass Sie unter diesen derzeit 44.100 Euro im Jahr (3.675 Euro pro Monat im Jahr 2009, Ost und West erstmals gleich) liegen, erhalten Sie einen günstigeren Tarif. Mindestens werden allerdings 1.890 Euro angenommen - auch wenn Sie weniger verdienen, müssen Sie den für diese Summe fälligen Krankenkassenbeitrag abführen; bei der Techniker Krankenkasse sind das zum Beispiel 280,27 Euro ohne Krankengeld. Liegen Sie über der Höchstgrenze, bedeutet das, dass Sie ein Mutterschutzgeld in Höhe von 2.573 Euro erhalten (70 Prozent). Die Grenze für den Höchstbeitrag zur Krankenkasse ist also zugleich auch die Bemessungsgrenze - mehr Mutterschutzgeld gibt es nur für Angestellte, bei denen der Arbeitgeber das volle Gehalt weiterzahlt. Während des Bezugs von Kranken- oder Muttcrschutzgcld - in der Regel 14 Wochen - sind Sie als KSK-Mitglied von den Beiträgen zur Sozialversicherung befreit. Sie müssen also keine Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung zahlen. Eine Ausnahme gilt für freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versicherte Frauen: Von ihnen wird weiterhin der Mindestbeitrag verlangt, bei der Techniker Krankenkasse zum Beispiel in Höhe von 230,03 Euro im Monat. Deshalb haben es Mitglieder der KSK, die in der Regel pflichtversichert sind, hier besser. Das Mutterschaftsgeld ist steuerfrei, geht allerdings in die Steuerprogression ein. Das Gleiche gilt für das Elterngeld. Das bedeutet, dass Sie zwar für diese staatlichen Einnahmen keine Steuern zahlen. Haben Sie aber andere Einnahmen, beispielsweise aus Vermietung, so bemisst sich Ihr Steuersatz an diesen Einnahmen. Wenn Sie in der Schutzfrist arbeiten, verlieren Sie den Anspruch auf Mutterschaftsgeld! Allerdings ist der Nachweis bei vielen Tätigkeiten in der Praxis schwer. Das Datum der Rechnungstellung muss schließlich nichts über das Datum aussagen, an dem Sie einen Auftrag ausgeführt haben. Das Gleiche gilt für Zahlungseingänge. Besitzen Sie ein Einzelhandelsgeschäft oder einen Internetshop erwartet der Staat nicht, dass Sie die Pforten schließen. In diesen Fällen müssen Sie aber nachweisen, dass eine Stellvertretung Ihre Aufgaben übernommen hat. Öffentliche Auftritte und allgemeine Kontaktpflege darf Ihnen ebenfalls niemand verbieten. Schließlich müssen Sie Ihren Laden am Laufen halten. Wenn Sie während Ihres Mutterschutzes zu einer Messe fahren, so können Sie die Kosten dafür absetzen und müssen sich keine Sorge machen, dass Ihnen das Mutterschutzgeld aberkannt wird. Auch eine Weiterbildung während des Mutterschutzes ist zulässig. Sind Sie in der gesetzlichen Krankenversicherung bei Ihrem Mann als Familienmitglied mitversichert oder Studentin, erhalten Sie von der Krankenkasse bei der Entbindung ein einmaliges Entbindungsgeld in Höhe von 77 Euro. Mutterschutzgeld bekommen Sie jedoch auch dann nicht, wenn Ihr Mann eine KrankentagegeldVersicherung abgeschlossen hat. Den Status als Mitversicherte können Sie auch erhalten, wenn Ihre Gewinne unter 350 Euro im Monat liegen.
1.6
Wenn Mütter gründen: Chancen und Fallstricke
Wichtige Unterschiede zwischen (freiwilliger) gesetzlicher und privater Krankenversicherung
Gesetzliche Krankenversicherung
versicherung
'
Ja
Nein
'
I
Ja
Nein
I
I
Nein
Ja
I
I
Nein
Ja
I
Wird ein M u t t e r s c h a f t s g e l d g e z a h l t ?
I
Ja
Nein
I
Kann g e g e n e i n e n h ö h e r e n Beitrag ein
I
Nein
Ja
I
'
Ja
Nein
I
Nein
Ja
I
Ja
Nein
'
W e r d e n die Beiträge e i n k o m m e n s a b h ä n g i g
Private
Pfjjjjj)j|fi)j||
I
Kranken-
b e r e c h n e t , ist a l s o bei g e r i n g e r e m E i n k o m m e n a u c h ein g e r i n g e r e r Betrag zu z a h l e n ? Sind E h e g a t t e n u n d K i n d e r o h n e z u s ä t z l i c h e n Beitrag familienversichert? K a n n bei V e r s i c h e r u n g s b e g i n n e n t s p r e c h e n d Ihrem G e s u n d h e i t s z u s t a n d ein Risikozuschlag oder Leistungsausschluss verlangt werden? Ist v o n F r a u e n u n d Ä l t e r e n bei V e r s i c h e r u n g s b e g i n n ein h ö h e r e r Beitrag zu z a h l e n ?
Versicherungsschutz vereinbart werden, der n i c h t n u r i n d e r EU, s o n d e r n w e l t w e i t gilt? W i r d K r a n k e n g e l d bei E r k r a n k u n g e i n e s Kindes g e z a h l t ? Muss der Versicherte selbst f ü r die Begleichung von Arztrechnungen sorgen und Nachweise über erbrachte Leistungen vorlegen? Kann im Streitfall der k o s t e n g ü n s t i g e K l a g e w e g über das Sozialgericht g e n o m m e n w e r d e n ? [ Quelle: vgl. www.g-k-v.com und eigene Recherchen ]
Privatversicherte
Frauen, die privat krankenversichert sind, erhalten kein Mutterschaftsgeld von ihrer Krankenversicherung - auch nicht, wenn sie eine Krankentagegeld-Versicherung abgeschlossen haben. Bei der Privatversicherung gilt die Mutterschaft nicht als Krankheit. Privatversicherte erhalten Elterngeld. Auch einige private Krankenkassen bezahlen extra. Die Barmenia Krankenversicherung zahlt bei der Entbindung beispielsweise eine Pauschale in Höhe des siebenfachen vereinbarten Krankentagegeldes. Allerdings ist auch die Leistung der Barmenia nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Privat versicherte Frauen müssen auch während der Mutterschutzfrist und der Elternzeit Beiträge in normaler H ö h e zahlen. Eine kleine Beitragsersparnis ergibt sich, weil Sie die Krankentagegeld-Versicherung in Anwartschaft stellen können. Das bedeutet in der Praxis, dass Sie zum Beispiel 2 Prozent weniger bezahlen. Keine große Ersparnis, wenn Sie bedenken, dass Sie als Mitglied einer privaten
I3M Vorbereitung
Kasse vielleicht mehrere Monate Krankenversicherungsbeiträge zahlen, ohne einen Pfennig zu verdienen. Wenn das Kind krank ist
Wenn Ihr Kind krank wird, haben Sie als Mutter schlechte Karten. Besitzen Sie eine Versicherung mit Krankentagegeld, gibt es das Kinderkrankengeld erst von dem Tag an, an dem Anspruch auf Krankengeld besteht - also in der Regel ab dem 43. Tag. Bei vorgezogenem Krankengeld (ab dem 8. Tag) wird entsprechend früher gezahlt. Fragen Sie aber besser immer nach. Manche Krankenkassen zahlen freiwillig vom ersten Tag an - was durchaus ein Grund für einen Kassenwechsel darstellen könnte. Elterngeld
Seit dem 1. Januar 2007 gibt es Elterngeld. Sie oder Ihr Partner erhalten nach der Geburt für 12 oder längstens 14 Monate 67 Prozent des letzten Einkommens, maximal jedoch 1.800 Euro. Alleinerziehende haben die vollen 14 Monate Anspruch. Wenn Sie als Elternpaar die gesamten 14 Monate in Anspruch nehmen möchten, müssen Sie indes mit Ihrem Partner wechseln. Auf dieses Geld haben auch Selbstständige Anspruch. Bei ihnen ist der Gewinn das Einkommen. Dieser wird wie bei Arbeitslosengeld II durch monatliche Gewinn-und-Verlust-Rechnungen nachgewiesen. Ersatzweise können auch Kontoauszüge eingereicht werden. Wie bei den Angestellten wird der Durchschnitt der letzten drei Monate als Berechnungsgrundlage herangezogen. Hier können Sie Ihre Einnahmen also bewusst steuern, zum Beispiel durch geschickte Wahl des Zeitpunkts der Rechnungstellung. Ist kein Einkommen erzielt worden, so gibt es mindestens 300 Euro. Die letzten zwei Monate Elterngeld erhalten Sie nur, wenn auch der andere Elternteil zeitweise aus dem Job aussteigt. Um Personen mit einem geringen Einkommen (bis 1.000 Euro »Netto-Einkommen«) besserzustellen als Personen, die keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, wurde die Geringverdiener-Komponente eingeführt. Durch diese Regelung bekommen Geringverdiener (auch gering verdienende Selbstständige) nicht 67 Prozent Ihres »Netto-Einkommens«, sondern mehr als 67 Prozent als Elterngeld ausbezahlt. Das geschieht nach einer komplizierten Berechnungsformel. Berechnungsformel: 67 + (1.000 - Ihr »Netto-Einkommen«) / 20 = Prozentsatz für die Elterngeld-Berechnung. •
Beispiel A (800 Euro »Netto-Einkommen«): 1. Schritt: 1.000 - 800 = 200 2. Schritt: 200 / 20 = 10 3. Schritt: 67 + 10 = 77
1.6 W e n n M ü t t e r gründen: Chancen und Fallstricke Pfjjjjj)j|fi)j||
•
Beispiel B (400 Euro »Netto-Einkommen«): 1. Schritt: 1.000 - 400 = 600 2. Schritt: 600 / 20 = 30 3. Schritt: 67 + 30 = 97
Ergebnis: Sie bekommen 77 Prozent (Beispiel A) bzw. 97 Prozent (Beispiel B) Ihres »Netto-Einkommens« als Elterngeld ausbezahlt. Für Mehrlingsgeburten erhalten Sie noch einmal 300 Euro pro weiteres Kind. Bekommen Sie innerhalb von 24 Monaten ein zweites Kind, so können Sie zusätzlich zum neuen Elterngeld für das zweite Kind die Flälfte der Differenz zum ersten Elterngeld erhalten. Beispiel: Erstes Elterngeld beträgt 1.800 Euro, zweites würde aufgrund geschmolzener Gewinne in der Zwischenzeit nur 600 Euro betragen. Sie bekommen dann noch einmal 600 Euro (1.800 - 600 = 1200 / 2 = 600). Um das Elterngeld zu bekommen, dürfen Sie während des Bezugs nicht mehr als 30 Stunden arbeiten, was bei Selbstständigen schwer nachweisbar ist. Das Arbeiten lohnt sich nur, wenn Sie weniger verdienen als vor der Entbindung: Sie erhalten lediglich die Differenz zwischen dem Einkommen vor und nach der Geburt. Beispiel: Vor der Geburt verdienten Sie 2.000 Euro, danach 1.000 Euro. Sie erhalten auf der Berechnungsgrundlage von 1.000 Euro Ihr Elterngeld, also 670 Euro. Wichtiges für Mitglieder der Künstlersoziaikasse
Teilen Sie der Künstlersoziaikasse (KSK) rechtzeitig vor Ende des Mutterschaftsgeldbezuges (acht Wochen nach der Entbindung) mit, was danach geschehen soll. Schränken Sie Ihre Tätigkeit ein, oder geben Sie diese gar auf? Erhält die KSK bis spätestens drei Wochen nach dem Ende des Mutterschaftsgeldbezuges keine Mitteilung, geht sie automatisch davon aus, dass Sie Ihre selbstständige Tätigkeit bis auf weiteres nicht mehr ausüben. In der Folge erhalten Sie einen Bescheid über das Ende der Versicherung nach dem Künstlersozialversicherungsgesetz (KSVG). Vorher erhalten Sie aber Gelegenheit, dazu Stellung zu beziehen. Da die Aufnahmekriterien für die KSK streng sind, sollten Sie sich einen Austritt gut überlegen. Es genügt, wenn Sie den Mindestsatz von 3.900 Euro im Jahr verdienen (Gewinn), um Mitglied zu bleiben. Dieses Geld können Sie auch in einem einzigen Monat einnehmen. Die Grenze verändert sich von Jahr zu Jahr. Uber die aktuell gültigen Werte informiert Sie www.mediafon.net oder die KSK selbst unter www.kuenstlersozialkasse. de. Existenzgründungsförderung und Elterngeld
Sie haben gerade die Förderung von der Arbeitsagentur bewilligt bekommen und von der Schwangerschaft erfahren? Keine Sorge, Sie können weiter an Ihrem Unternehmen bauen, denn Sie müssen das Geld nicht zurückzahlen.
I
3
M
Vorbereitung
Besondere Bestimmungen in Österreich und der Schweiz
In Österreich erhalten Mütter und Väter, selbstständig oder angestellt, ein Kinderbetreuungsgeld ähnlich dem Elterngeld. Für Unternehmerinnen gibt es auch finanzielle Unterstützung für eine sogenannte Betriebsbeihilfe, die einspringen soll, wenn die Mutter nicht kann. Das Kinderbetreuungsgeld wird für maximal drei Jahre gezahlt. In der Schweiz gibt es auch für Selbstständige eine sogenannte Mutterschaftsentschädigung von bis zu 110 Euro am Tag. Voraussetzung ist die vorherige Einzahlung in die Rentenversicherung.
Adressen Informationsbroschüren: -
Au-pairs, Babysitter, Tagesmütter, Haushaltshilfen und Kindermädchen:
Bundesfamilienministerium {www.bmfsfj.de/Kategorien/
-
Publikationen/Publikationen,did= 3028.html):
Broschüre
über das
Elterngeld z u m kostenlosen D o w n l o a d . -
Bundesfamilienministerium {www.bmfsfj.de/ o d e r t e l e f o n i s c h
unter
-
-
USA-Cultural-Exchange-Agentur. -
-
RD-NRW/Ao4-Vermittlung/Publikation/
-
Sie k o s t e n l o s b e s t e l l e n . Institut f ü r freie Berufe Bayern
-
Hauspersonal-Agentur (www.hauspersonalagentur.de):
KrankenversicherungJuer_
Kindermädchen und Haushaltshilfen. allge-
m e i n e Information über Kranken-
-
Bundesverand für Kindertagespflege (www.tagesmuetter-bundesverband.de).
versicherungen vom Institut für freie Berufe.
Babysitter-Agentur (www.babysitteragentur.de).
(www.ifb-bayem.de/pdf-etc/ Eine
Au-pair-Agentur Aupair Contact (www.aupair-contact.com).
Die
B r o s c h ü r e »Frau u n d B e r u f « k ö n n e n
Seibstsaendige.pdf):
A u - p a i r - A g e n t u r Au Pairs (www.au-pairs.de).
{www.arbeitsagentur.de/RD-NRW/
-
Aupair-Agentur
von Anja Jeffries, kooperiert mit einer
und Erwerbstätigkeit«.
Wegweiser-Frau-und-Beruf.pdf):
Au-pair-AgenturAvantaupair (www.avantaupair.de):
ü b e r die »Vereinbarkeit von Familie
B u n d e s a g e n t u r f ü r Arbeit
Au-pair-Agentur Aupair (www.aupair.de).
0 1 8 0 - 5 3 2 9 3 29): B e s t e l l - B r o s c h ü r e
-
Verband der Au-pair-Agenturen (www.au-pair-society.org).
-
Tagesmütter
(www.tagesmuetter.ch):
T a g e s m ü t t e r in der Schweiz. -
Kinderkrippen (www.kinderkrippenoniine.ch): K i n d e r k r i p p e n in d e r S c h w e i z .
-
T a g e s m ü t t e r (www.tagesmuetter.co.at): T a g e s m ü t t e r in Österreich.
-
Tagesmütter
(www.tagesmuetter.at):
T a g e s m ü t t e r in Tirol.
1.6 Wenn Mütter gründen: Chancen und Fallstricke
-
Frauennetzwerke:
Verband deutscher Unternehmerinnen (www.vdu.de).
-
Verband berufstätiger Mütter (www.berufstaetige-muetter.de).
-
W o m a n ' s Business Club (www.womans-business-ciub.de).
-
BPW B u s i n e s s a n d P r o f e s s i o n a l W o m e n (Telefon 04152 885210, in Ö s t e r r e i c h
-
www.bpw.ch):
Berufsübergreifender
Verband, eines der weltweit größten
Frühstück für Business-Woman (www.
u n d d e r S c h w e i z u n t e r www.bpw.at u n d -
business-breakfast-ciub.
de).
(www.poweriadies.de):
Powerladies
Verzeichnis s e l b s t s t ä n d i g e r Frauen.
Frauennetzwerke. Förderung von Berufstätigen.
Österreich: -
-
-
Deutscher Ingenieurinnenbund (www.dibev.de). Mentorinnennetzwerk (www.mentorinnennetzwerk.de). B u n d e s v e r b a n d d e r Frau im f r e i e n Beruf u n d M a n a g e m e n t (www.bfbm.de).
-
Ceiberweiber
(www.ceiberweiber.at).
Frauenratgeberin (www.frauenratgeberin.at).
Schweiz: (www.femnet.ch).
-
Femnet
-
Designerinnen-Forum (www.designerinnen-forum.org).
-
Frauen-Unternehmen (www.frauen-unternehmen.ch).
-
Femity (www.femity.net): Internet-Netzwerk für Frauen.
-
-
Webgrrls
Pfjjjjj)j|fi)j||
Netzwerk für Ein-Frau-Unternehm e r i n n e n (www.nefu.ch).
(www.webgrris.de):
F r a u e n i n d e n n e u e n M e d i e n s i n d bei den Webgrrls.
i H i u i m i i i i i m i i m i i i H i
2 Geschäftsidee
Sie w i s s e n , d a s s Sie s i c h s e l b s t s t ä n d i g m a c h e n w o l l e n , a b e r n i c h t w o m i t ? I h n e n f e h l t d i e z ü n d e n d e I d e e ? Sie h a b e n m e h r e r e Eisen i m F e u e r u n d k ö n n e n sich n i c h t e n t s c h e i d e n ? Die I d e e ist d a , a b e r Sie w i s s e n n i c h t , o b sie w i r k l i c h g u t ist? D i e s e s Kapitel h i l f t I h n e n , e i n e z ü n d e n d e I d e e z u f i n d e n u n d d i e s e z u p r ü f e n . E s r i c h t e t sich a n B r a n c h e n k e n n e r u n d a n O u e r e i n s t e i g e r , d i e sich i n g a n z n e u e n B e r u f s feldern und Branchen verwirklichen wollen.
2.1 Die richtige Geschäftsidee finden Schuster, bleib bei deinen Leisten! So altmodisch dieser Spruch in Ihren Ohren klingen mag: Er ist kein schlechter Rat. Ein radikaler Wechsel der Branche oder des Berufsfeldes fällt Existenzgründern schwer. Je spezieller die ursprüngliche Berufsausbildung, je spezifischer das neue Umfeld in der Zielbranche, desto unwahrscheinlicher wird der geschäftliche Erfolg. Bezogen auf Gründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus, wurde das vom Institut für Arbeitsmarktforschung untersucht: Rund drei Jahre nach der Gründung hatten 78 Prozent der branchentreuen Gründer überlebt, aber nur 71 Prozent der Branchenwechsler. Zu beachten ist hierbei, dass ein Branchenwechsel nicht zwingend mit einem Berufswechsel verbunden ist. Ein Gründer mit kaufmännischer Ausbildung kann gleichermaßen erfolgreich ein Einzelhandelsgeschäft für Dessous oder einen Buchhaltungsservice gründen. Übrigens ist Ihnen schon eine andere Zahl begegnet, wonach nach drei Jahren nur 50 Prozent der Gründer überlebt hatten - eine Zahl der KfW Mittelstandsbank. Die Unterschiede erklären sich vermutlich aus der Größe der Gründungsvorhaben: Gründer, die auf Kredite der KfW Mittelstandsbank zurückgreifen, planen meist teurere und größere Unternehmungen. Gründer aus der Arbeitslosigkeit fangen in der Regel kleiner an. Interessant bleibt jedoch, dass hier die kapitalintensiveren Ideen offenbar weniger erfolgreich sind. Erfahrungen in einer bestimmten Branche wirken sich positiv aus. Auf das Beispiel übertragen bedeutet das: Verfügt ein Gründer bereits über Erfahrungen im Modemarkt, speziell mit Dessous, steigen seine Erfolgsaussichten. War der Kaufmann jahrelang in unterschiedlichen Positionen bei großen wie bei kleinen Unternehmen als Buchhalter tätig, besitzt er bessere Voraussetzungen als ein Wettbewerber, der mal als Sachbearbeiter, mal als Reiseleiter, mal als Marketingreferent gearbeitet hat. Stimmen sogar Beruf und Branche überein, steigen die Uberlebenschancen auf 80 Prozent. Eine noch höhere Uberlebensquote besitzen Sie als Franchisenehmer, so der Deutsche Franchisenehmer-Verband (DFNV). Der Grund liegt nahe: Sie profitieren von einer Idee, die bereits erfolgreich ist, von etablierten Vertriebs- und Marketingstrukturen. Zudem genießen Sie in der Regel Gebietsschutz. Das bedeutet, dass sich kein anderer Lizenznehmer in Ihrer Nähe niederlassen darf. Allerdings müssen Sie dafür unter vielen teils zweifelhaften Ideen die für Sie beste Idee ausfindig machen. Kapitalintensive Geschäftsideen sowie Gründungen, die mit der Herstellung von Waren und Gütern einhergehen, sind ebenfalls erfolgreicher als Kleingründungen. Das liegt möglicherweise daran, dass eine Gründung, die viel Geld verschlingt, eine besonders gründliche Vorbereitung erfordert. Kleingründungen werden dagegen häufig aus der N o t geboren und finden spontan und ohne Unternehmenskonzept statt (siehe Kapitel 6). Dieser Trend wird derzeit durch den Gründungszuschuss in
Deutschland gefördert: Geld gibt es schon auf einen einfachen Antrag hin - ein Business-Plan ist für die Bewilligung nicht notwendig.
Womit Sie sich selbstständig machen können Ideen gibt es wie Sand am Meer. Die Zeitschrift Geschäftsidee hält sich nicht ohne Grund seit Jahren am Markt: Sie liefert immer wieder neue Ideen. Zudem existieren über 900 Franchisesysteme. Leider sind nicht alle Ideen gut und langfristig tragfähig. Hinzu kommt, dass Trends oft schon überholt sind, wenn sie von Zeitschriften oder Büchern veröffentlicht werden. Zu viele Menschen machen diese Idee dann nach. Die besten Ideen entstehen deshalb in Ihrem Kopf, bevor jemand anders darauf kommt. Holen Sie sich Anregungen
Im vorangehenden Abschnitt haben Sie bereits gelernt, dass Unternehmensgründungen erfolgreicher sind, wenn der Gründer selbst aus der Branche kommt, in der er gründet. Schauen Sie sich also vor allem in Ihrer näheren Umgebung um: Wo fehlt etwas? Welcher Mangelzustand wurde schon immer beklagt? In welchen Bereichen ist die Branche zurückgeblieben, wo gibt es etwas aufzuholen? Sehen Sie sich in anderen Ländern um, die dem deutschen, österreichischen und schweizerischen Markt voraus sind. Wie hat sich die Branche dort entwickelt? Welche Ideen wurden dazu gebraucht? Neue rechtliche Bestimmungen können Sie ebenfalls auf eine gute Geschäftsidee bringen. Beispielsweise hat der Zwangsaufdruck auf Zigarettenschachteln die Idee des Schachtel-Überzugs nach sich gezogen. Auch die Änderungen im Gesundheitswesen bringen viele neue Ideen zutage. Das sind Ansatzpunkte für eine Geschäftsidee: •
• •
•
Erfindungen und neue Produkte: Neue Produkte sollen Probleme beseitigen und die Lebensqualität bestimmter Berufsgruppen, Altersgruppen oder von Menschen allgemein verbessern. Nichts ist gut genug - alles geht besser: Neue Produktqualitäten zeigen neue Wege und Möglichkeiten, an die bisher nicht gedacht wurde. Alternative Produktionsmethoden: So können Sie Altbewährtes zu einem anderen Preis oder besonders umweltfreundlich herstellen. Sie können damit werben, Lebensmittel nur im Inland zu produzieren oder auf eine besonders schonende Weise, sodass beispielsweise ein bestimmtes Aroma oder der natürliche Geschmack erhalten bleiben. Neue Absatzmärkte erschließen: Sie müssen nicht unbedingt ein neues Produkt vertreiben, vielmehr können Sie für ein altes Produkt einen neuen Kundenkreis gewinnen. Absatzmärkte können beispielsweise regional betrachtet werden: So können Sie indonesische Puppenmöbel in Deutschland
f l l i i i i i n i i r i i i M i m i i i i i n i i i n i i
MÜH— Geschäftsidee
•
•
•
•
•
•
vertreiben oder deutschen Obstschnaps in Indien. Ein Einkaufsparadies ist derzeit Osteuropa: Wer jetzt in Polen, Tschechien, Rumänien oder Weißrussland neue Produkte einkauft und vertreibt, hat beste Chancen auf hohen Gewinn. Neue Vertriebskanäle erschließen: Alte (und erfolgreiche) Produkte können Sie über einen neuen Vertriebsweg anbieten, zum Beispiel über das InternetAuktionshaus eBay. Im Einkauf liegt der Gewinn: Die Eroberung neuer Bezugsquellen für Waren oder Rohstoffe ist ebenfalls ein interessantes Geschäftsmodell. So können Sie beispielsweise als Zulieferer Ihr Geld verdienen. Persönlichkeit gewinnt: Viele Ideen sind mit der dahinter stehenden Person verbunden, ohne die die Idee nicht funktionieren würde. So können auch altbekannte Geschäftsmodelle funktionieren - allein aufgrund persönlicher Fähigkeiten, Kompetenzen, eines überzeugenden und einnehmenden Wesens. Ideen kopieren: Vor allem die Recherche in anderen Ländern bringt oft viele neue Geschäftsideen. Allerdings sind nicht alle Ideen ohne weiteres importierbar, da sich die kulturellen und gesetzlichen Rahmenbedingungen oft stark voneinander unterscheiden. Technologische Trends erkennen: Wo geht die Technik-Reise hin? Wer Trends der Zukunft schon jetzt erkennt, ist auch der idealen Geschäftsidee auf der Spur. Ersatzprodukte entwickeln: Märkte sind gesättigt: Jeder hat ein Fernsehgerät, einen Computer, ein Auto. Wenn neue Produkte alte verdrängen, entsteht jedoch auch wieder ein neuer Markt. Beispiel: MPj-Player haben mobilen CD-Playern längst den Rang abgelaufen.
Interview: Erfolg durch Nachdenken Günter Faltin ist Autor des Bestsellers »Kopf schlägt Kapital«, Professor für Entrepreneurship in Berlin und selbst Unternehmer (www.kopfschlaegtkapital.de). Mit der » Teekampagne« haben Sie 1985 eine eigene Geschäftsidee praktisch umgesetzt und wurden damit innerhalb von zehn Jahren Marktführer im deutschen Teeversandhandel. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen ? Mir ist der große Preisunterschied zwischen Tee in Indien und in Deutschland aufgefallen. Ich fragte mich: Was macht
den Tee so teuer? Es sind die Kleinpackungen und das große Sortiment. Erst wenn man die Sortimentsbreite radikal auf nur eine Sorte beschränkt, werden die Einkaufsmengen so groß, dass es ökonomisch Sinn macht, am Zwischenhandel vorbei direkt im Erzeugerland einzukaufen. Das lohnt sich vor allem dann, wenn man wie
2.1
ich die beste Teesorte, Darjeeling, auswählt. Ich beschränkte mich also auf Darjeeling in Großpackungen. Einer Ihrer Studenten gründete die Ebuero AG. Dort bekommt man sein eigenes Büro für einen Bruchteil der sonst üblichen Kosten. Ja, ein sehr gutes Konzept, das mich überzeugte. Ich wurde sein BusinessAngel. Heute ist Ebuero europäischer Marktführer für Bürodienstleistungen mit 250 Mitarbeitern.
Die richtige Geschäftsidee finden
H H B E M
so auszudrücken: Man muss kein Rind sein, um etwas von Rindfleisch zu verstehen. Vielmehr gilt es, Arbeitsteilung einzusetzen. Keine 16-Stunden-Tage für Gründer? Nein, man kann auch mit einer Stunde Aufwand am Tag ein Unternehmen führen - mein eigenes Beispiel ist nur eines von vielen.
Sie haben ein Labor für Entrepreneurship. Was passiert dort? In unserem »Labor« führen wir vor, wie man eine Gründungsidee findet, sie systematisch entwickelt und so lange daran feilt, bis sie klare Wettbewerbsvorteile zeigt. Wir wenden eine Methode an, systematisch aus einer Rohidee ein ausgereiftes und in allen notwendigen, auch betriebswirtschaftlichen Aspekten durchdachtes Business-Modell zu entwickeln.
Wie finde ich denn eine gute Idee f Die Idee muss zu Ihnen passen. Wo soll ich sonst die Authentizität und die Energie hernehmen, die ich brauche, um »den Markt« zu überzeugen? Das heißt aber auch: Die Idee muss gut durchdacht sein. In Ruhe durchdacht, mit kindlicher Begeisterung und mit Offenheit für das Neue, noch Unerprobte. Das hat ganz viel mit Gedankenarbeit zu tun. Gerade die erfolgreichen, also einfachen Lösungen ergeben sich meist nicht zu Beginn, sondern am Ende des Denkprozesses.
Gründer sollen hierzulande Alleskönner sein und in allen betriebswirtschaftlichen Bereichen fit sein. Wie sehen Sie das? Die Gründer sind dadurch völlig überfordert, viele sind unnötig abgeschreckt. Das führt zu Überlastung und Dilettantismus. Betriebswirtschaftliches Handeln ist sehr wichtig und muss professionell sein. Aber es ist zu hundert Prozent delegierbar. Um es
Wenn die Idee stimmt: Wie werden Gründer erfolgreich ? Wichtig ist, nicht alles selbst machen zu wollen. Der Selbstständige, der sich im Tagesgeschäft aufreibt, ist in Gefahr, zu wenig innovativ zu sein. Eine Idee bleibt nie stehen, Sie müssen sie immer weiterentwickeln. N u r dann wird man gut genug sein, in immer wettbewerbsintensiveren Märkten zu bestehen.
MÜH— Geschäftsidee
Ouereinstieg: Sprung ins kalte Wasser Die meisten Gründungsberater werden Ihnen raten: Wählen Sie sich eine Branche aus, in der Sie sich auskennen. Ein Quereinstieg ist ein Sprung in eisiges Wasser, ein unkalkulierbares Risiko. Trotzdem gibt es immer wieder Menschen, die den Quereinstieg wagen, weil sie von einer anderen Branche magisch angezogen werden. Doch machen Sie sich nichts vor: Es sind Ausnahmen. Ein Malermeister wird nicht einfach zum Bäcker und der Florist nicht zum Unternehmensberater. Wer dagegen eine sehr breite und allgemeine Grundausbildung besitzt, etwa im kaufmännischen Bereich, kann es auch jenseits der angestammten Branche schaffen. Wer sich eine neue Branche erschließen möchte, braucht mehr Energie als andere. Ein Quereinstieg bedeutet einen besonders großen Kraftakt, erfordert mehr Zeit und damit fast immer auch mehr Geld. Dies ist im Angestelltenverhältnis nicht anders. Bewerber, die in eine andere Branche oder sogar einen völlig neuen Beruf wechseln wollen, müssen ungewöhnliche Wege gehen, um das zu schaffen. Sie müssen beispielsweise bereit sein, vorübergehend finanzielle Einbußen in Kauf zu nehmen. Wenn Sie Neuland betreten, müssen Sie also mit sehr viel mehr Arbeit rechnen. Prüfen Sie sich selbst genau: Sind Sie reif für den Quereinstieg? Sie f ü h l e n sich in Ihrer B r a n c h e ü b e r h a u p t nicht w o h l . ES^I Eine a n d e r e B r a n c h e ü b t e i n e n n a h e z u u n w i d e r s t e h l i c h e n Reiz a u f Sie a u s . U&3U Eine b e s t i m m t e G e s c h ä f t s i d e e s p u k t I h n e n s c h o n l a n g e im Kopf h e r u m . Sie sind sicher, d a s s e s d a f ü r e i n e n M a r k t g i b t . BS399 Sie sind b e r e i t , alles von d e r Pike a u f zu l e r n e n .
Sie h a b e n g e n u g Geld, u m d i e e r s t e n M o n a t e u n d vielleicht d a s e r s t e J a h r zu überstehen.
I
I
I . I
1 I
. '
'
'
1
I
Sie sind a u s g e s p r o c h e n h a r t n ä c k i g . Ihr S e l b s t b e w u s s t s e i n u n d V e r t r a u e n in die S a c h e sind d u r c h k e i n e n Rückschlag zu erschüttern.
'
I
I
I
I
Falls Sie die meisten Fragen mit Ja beantworten können, ist das ein Anhaltspunkt dafür, dass Sie sich für einen Quereinstieg eignen - mehr nicht. Planen Sie Ihre Idee, und führen Sie einen Markttest durch (siehe Kapitel 2.2). Prüfen Sie unbedingt, ob es gesetzliche oder branchenspezifische Bestimmungen gibt, die Ihnen im Weg stehen könnten. Holen Sie sich einen Berater, der genau diese Branche bestens kennt.
2.1 Die richtige Geschäfftirfpp finHan
Ig^jjm^l
Woran erkennen Sie eine gute Idee? Wahrscheinlich wissen Sie selbst, dass die Idee gut ist. Sie spüren Ihre eigene Begeisterung, haben ein gutes Gefühl und erhalten in Gesprächen positives Feedback. Darüber hinaus sollten Sie Ihre Geschäftsidee aber auch noch mithilfe der folgenden Liste prüfen: •
• •
• • • •
•
•
Ihre Idee ist einfach zu kommunizieren. Testen Sie es: Rufen Sie zehn Bekannte ohne Vorwarnung an, und vermitteln Sie ihnen Ihre Idee in nicht mehr als drei Sätzen. Ihre Gesprächspartner dürfen keine Fragen stellen, während Sie reden. Nach Beendigung des Telefonats sollen sie Ihre Geschäftsidee schriftlich in einem einzigen Satz skizzieren. Bitte beachten Sie: Einfach zu kommunizieren bezieht sich auf die jeweilige Zielgruppe. Je nach Geschäftsmodell müssen und können Sie (Fach-)Wissen voraussetzen. Ihre Idee löst ein Problem. Aber welches? Formulieren Sie es auf einem Blatt Papier. Ihre Idee ist einzigartig. Es gibt sie in dieser Form noch nicht. Oder: Sie drängen auf einen Markt, den ein anderer gerade erschlossen hat und der noch nicht gesättigt ist. Was Sie vorhaben, stößt nicht auf rechtliche oder branchenspezifische Grenzen. Ihre Idee lässt sich einfach und mit einem kalkulierbaren Kostenaufwand realisieren. Es gibt Käufer für Ihr Produkt, die Sie benennen und deren wesentliche Merkmale Sie genau beschreiben können. Ihre Idee ist geeignet, Ihnen einen Gewinn zu bescheren. Das ist nicht selbstverständlich. Wenn Sie Blüten in kleinen Fläschchen ä 5 Euro im Direktvertrieb verkaufen und von der Bestellannahme über das Verpacken bis zur Reklamation alles selbst abwickeln, müssen Sie hundert Fläschchen am Tag versenden, um einen Umsatz von 500 Euro zu erzielen. Umsatz - nicht Gewinn! Rechnen Sie nach, wie viel am Ende für Sie übrig bleibt. Seien Sie realistisch. Viele gute Ideen sind gescheitert oder nie realisiert worden, weil sich damit kein Geld verdienen ließ. So bedauerlich das auch ist: Sagen Sie nicht rentablen Ideen Adieu. Sind Sie der richtige Mann oder die geeignete Frau, um die Idee zu verkaufen? Wenn Sie als Nicht-Bäcker eine neue magenschonende Brotsorte für Kinder mit Milchsäureallergie entwickelt haben, aber von Haus aus Lehrer sind, sollten Sie sich genau prüfen. Passen Sie und die Idee wirklich zusammen? Die Idee lässt sich nicht ohne weiteres von anderen nachmachen. Bedenken Sie: Gute, einfache Ideen lassen sich oft kaufen. Ganz schnell kommt ein reicher Unternehmer daher und sahnt auf einem Markt ab, der Ihnen gehören könnte. Bauen Sie H ü r d e n auf, und denken Sie etwa an Patente und Gebrauchsmusterschutz.
Interview: Was macht eigentlich eine gute Idee aus? Matthias Klopp ist Inhaber der Berliner Ideen- und Marketingagentur Knack die Nuss! (www.knackdienuss.de) und Besitzer von www.gruenderland.de. Seine Agentur, die heute vor allem Internet-Marketing für Dienstleister macht, gründete er 1999. Im Interview verrät er, worauf es bei der Gründung ankommt. Was sind die Kennzeichen einer guten Idee? Drei Punkte sind entscheidend: Die Idee macht Spaß. Der Gründer kann sie mit seinen Ressourcen realisieren. Es lässt sich ausreichend Geld damit verdienen.
Das Hotel steht in einer guten Lage, das Projekt ist vielversprechend.
Wieso Spaß? N u r wer Spaß hat, bringt die nötige Motivation auf, eine Idee zu realisieren. Ohne Spaß keine Energie. Deshalb sind Zwangsgründungen aus der Arbeitslosigkeit in meinen Augen meistens zum Scheitern verurteilt.
Wie sieht so ein Test aus? Künftige Onlineshops können Artikel im Internet zunächst probeweise verkaufen: erst einmal auf einer ganz einfachen Seite ohne tolles Design oder Logo. Entscheidend ist Ihre Fähigkeit, den Nutzen zu vermitteln. Wenn Sie das auf einer einfachen Seite nicht schaffen, schaffen Sie es auch nicht auf einer durchgestylten Plattform.
Und was mache ich, wenn ich noch keine Idee habe? Wie komme ich drauf? Schauen Sie sich Ihren Markt an. Wo sind die Lücken? Was hat schon immer gefehlt? Was lässt sich besser machen? Wenn ich hier in Berlin auf die Straße schaue, fallen mir ad hoc mehrere Dinge ein, die ich als Diplom-Kaufmann machen könnte. Aber ich habe ja schon ein erfolgreiches Unternehmen ... Was wäre das? Dort drüben ist ein Hotel, an dem nicht mehr weitergebaut wird. Dem Unternehmer ist offensichtlich das Geld ausgegangen. Ich könnte für solche Fälle Investoren suchen.
Und woher weiß ich als Gründer, dass meine Idee Erfolg verspricht? Indem Sie es testen! Jede Idee lässt sich unter realen Bedingungen testen.
Das kostet doch alles Geld. Jede Existenzgründung kostet - oft sogar viel Geld. Besser, Sie investieren ein paar hundert oder wenige tausend Euro in einen Test, als dass Sie ein Vielfaches davon in den Sand setzen. Lässt sich das nicht durch einen guten Business-Plan abfedern? Wo denken Sie hin? Die Zahlen in einem Business-Plan sind erfunden. Sie stimmen nie mit der wirklichen Entwicklung überein. Ob sich Ihr Produkt verkauft, können Sie nur mit einem Test unter realen Bedingungen herausfinden.
Viele Gründer haben viele Ideen und wissen nicht, welche sie realisieren sollen. Was empfehlen Sie? Diese Gründer sollten sich fragen, welche ihrer Ideen die beste ist. Welche macht am meisten Spaß, entspricht am meisten ihrem Können und verspricht den höchsten Gewinn? Wie ermittle ich denn das ProfitPotenzial'.• Indem Sie erst einmal logisch über Ihre Idee nachdenken. Eine Software entwickeln Sie einmal und verkaufen Sie mehrfach. Das bedeutet großen Profit. Wenn Sie eine neue Dusche zum Mitnehmen erfinden, müssen Sie sich dagegen fragen, ob Sie diese zu einem Preis produzieren können,
der Gewinne zulässt. Andere Dinge müssen Sie immer wieder neu entwickeln, die maßgeschneiderte Beratungsleistung etwa. Fragen Sie sich, ob unter dem Strich genügend für Sie übrig bleibt. Was macht einen guten Unternehmer ausf Die Tatsache, dass er überhaupt etwas unternimmt. Viele potenzielle Gründer grübeln ewig über Ideen nach, ohne jemals etwas zu tun. Ein Unternehmer muss erst einmal überhaupt etwas unternehmen. Dann kann er auch mit einer mittelprächtigen Idee Erfolg haben. Beispiele gibt es genug.
Kreativ-Workshop: Damit die Glühbirne brennt Manchmal kommt die Idee über Nacht, viele wurden in Kneipen geboren, andere beim Joggen, im Schlaf oder bei der Gartenarbeit. Sie können Ideen auch systematisch entwickeln. Dafür gibt es Strategien, etwa die Blauer-Ozean-Strategie. Sie geht davon aus, dass man eine Idee aus etwas Vorhandenem heraus entwickelt. Statt die oft schrumpfende Nachfrage mit der Konkurrenz aufzuteilen, geht es darum, sich von der Konkurrenz zu lösen und neue Zielgruppen zu erschließen. So umgeht man die Plaifischbecken des Konkurrenzkapitalismus, also die roten Ozeane. Die Blauer-Ozean-Strategie geht nach einem sogenannten ERSK-Modell vor. E bedeutet Eliminierung: Welche Faktoren bei einem Produkt oder einer Dienstleistung müssen weggelassen werden, damit es neu, anders, einfacher wird? R steht für Reduzierung: Was an einem Produkt kann radikal gekürzt werden? Denn: Eine zu starke Differenzierung treibt die Kosten in die Höhe. S heißt Steigerung: Welche Elemente des Produkts müssen über den Branchenstandard gehoben, also deutlich verbessert werden? Und letztendlich kommt K wie Kreierung: Welche Komponenten eines Produkts müssen neu erfunden werden? Neben der Blauer-Ozean-Strategie gibt es viele weitere Methoden. Eine Auswahl:
IffTMil
—häftsidee
Die Kummerkasten-Methode
In jedem Fitness-Club hängen Kummerkästen. Darin sollen Clubmitglieder ihrem Arger Luft machen. Reinwerfen können sie zum Beispiel ihren Frust über den Pilates-Kurs, der immer sonntags zur schönsten Frühstückzeit beginnt. Wieso gibt es kein Pilates am frühen Abend? Das Kummerkasten-Prinzip können Sie sich zu eigen machen und Ihren eigenen »Kummer« mit Dienstleistungen, Abläufen, Terminen oder Preisen notieren und sammeln. Basteln Sie sich dazu einen Kasten aus einem Schuhkarton und legen Sie Karteikärtchen daneben. Fordern Sie Ihre Familie oder Freunde auf, Ihren Kummerkasten mit zu nutzen. Am Ende des Monats werten Sie die Zettel aus. Ist etwas darunter, das der Grundgedanke einer neuen Idee sein könnte? Um bei Pilates zu bleiben: Wie wäre es etwa mit mobilen Pilates-Trainern, die in Mittagspausen in Büros kommen? Die Big-5-for-Life
Nicht jeder kann und will alles machen. Nein, vielmehr hat jeder Mensch und natürlich auch jeder Gründer Vorstellungen davon, was er im Leben erreichen möchte, bevor er stirbt. N e h m e n wir an, es gibt maximal fünf Wünsche. Ein Wunsch ist es, Menschen etwas beizubringen, ein anderer, etwas für den Klimaschutz zu tun. Von da bis zur eigenen Geschäftsidee ist es nur ein kleiner Sprung. So könnte es eine Grundidee sein, Menschen beizubringen, wie jeder von ihnen etwas für den Klimaschutz tun kann. Die nächste Frage wäre, wie und in welchem Kontext dies geschehen könnte. Was sind die Inhalte? Wie gehe ich vor? Mit den Big-5 lassen sich besonders persönlichkeitsnahe Ideen finden. Und die sind gerade im Dienstleistungsbereich oft sehr erfolgreich. Die Idee der »Big 5 for Life« basiert auf einem Roman von John Streckeley. Die Walt-Disney-Methode
Wie wurde Walt Disney so erfolgreich? Ganz einfach: Er wechselte die Arbeitsplätze. Er hatte ein Büro der Visionen, ein Büro der Realisierung und ein Büro der Prüfung. Saß er in seinem Visionen-Büro mit großem Fenster, ließ er seiner Fantasie freien Lauf. Ungehemmt, ungestört von außen und ohne Einschränkungen durften hier Ideen wachsen. Im Büro der Realisierung sammelte er Ideen, wie man aus Visionen Wirklichkeit machen konnte. Dabei halfen Fakten, Nachschlagewerke, Mitarbeiter und Ubersichten über bisherige Projekte. Im Büro der Prüfung wurden alle Ideen von allen Seiten betrachtet, kalkuliert und getestet. Sie brauchen keine drei Büros, um das Prinzip für sich anzuwenden. Es reicht, wenn Sie sich drei Plätze in Ihrem Büro oder Arbeitszimmer zu Hause einrichten. Am Fenster ist zum Beispiel ein Stuhl, in dem Sie gemütlich sitzen und herumspinnen können, vielleicht mit einem Flipchart für Ihre Ideensammlung davor. Den Platz der Realisierung richten Sie vor dem Schreibtisch ein und den der Prüfung dahinter. Auf diese Weise wird die Ideenfindung von der »Bewertung« getrennt - alles ist erst einmal zugelassen. Die Walt-Disney-Methode lässt sich noch besser in Gruppen anwenden.
2.1
Die richtige Geschäftsidee finden
|jjjfjPj§|jp[f|
Zunächst gibt es ein Brainstorming, dann wird die Frage der Realisierung betrachtet (in der einige Ideen rausfallen). Die übrig bleibenden Geschäftsideen werden dann systematisch geprüft. Zwischen den einzelnen Prozessen liegen am besten mehrere Tage, zwischen Realisierung und Prüfung eventuell sogar Wochen. M i n d m a p p i n g : Z e i c h n e n Sie I d e e n b ä u m e
Eine beliebte Methode, Ideen zu finden, ist das Mindmapping. Diese Methode können Sie auch mithilfe eines Computerprogramms durchführen, beispielsweise mit dem Mindmanager (www.mindmanager.de). Ausgehend von einem Grundgedanken entwickeln Sie weitere Assoziationen. Das Bild, das Sie dabei entwerfen, ähnelt einem Baum. Diese Assoziationen können frei sein oder strukturiert. Frei bedeutet, dass Sie die Verästelungen, die von Ihrem Baum abgehen, zeichnen und beschriften, ohne darüber nachzudenken. Strukturiert heißt, dass Sie die Ideen in Ihrem Kopf einordnen und in Bereiche gliedern, die sich logisch ergeben.
Mindmap
Ablage Organisation
>
Büroarbeit Strukturen schaffen Organisieren
^ Überblick bewahren \ i Ordnen
Sortierdienst!
Was könnte ich tun?
Verkaufen
•
Kommunizieren ;ren
Beispiel i: Sie beginnen mit dem Gedanken Existenzgründung. Ausgehend von diesem Kern zeichnen Sie Zweige, die in verschiedenen Branchen enden - etwa Touristik und Kultur. Von »Touristik« und »Kultur« beginnend denken Sie weiter. »Touristik« führt Sie beispielsweise zu »Reisen«, dann zu »Reiseveranstaltern«, schließlich zu »Speziaireisen« und irgendwann zu »Senioren«. Eine Idee, die Ihrem Mindmap entspringt, wäre damit die Veranstaltung von Reisen speziell für Senioren.
HI»II18lg8
Geschäftsidee
•
Beispiel 2: Sie wissen genau, dass Sie etwas mit Kultur machen möchten. Um Ihre Kernaussage »Kultur« herum zeichnen Sie kleine Äste, die in verschiedene Richtungen wachsen. Da ist »Musik« und dort »Theater«, hier »Kleinkunst«. Den Musik-Ast verfeinern Sie mit Verästelungen in Richtung »Pop«, »Klassik« oder »Lounge«. Schließlich schreiben Sie irgendwo »Produktion« auf - und sind damit bei der Idee gelandet, eine Produktionsfirma für Lounge-Musik zu gründen.
Brainstorming: Gemeinsam mehr Ideen
Das klassische Brainstorming ist ein freies Assoziieren in der Gruppe. Treffen Sie sich dazu mit Freunden und Bekannten, die Ihre Branche kennen. Sie geben ein Thema vor, zu dem die Gruppe während einer bestimmten Zeit Ideen entwickeln soll - unkommentiert von den anderen Gruppenmitgliedern. Diese Ideen werden von einem Moderator beispielsweise auf einer Posterwand notiert. Er notiert alles unkommentiert und unreflektiert und greift nur dann ein, wenn Kommentare aus der Gruppe kommen, die den freien Ideenfluss eindämmen könnten. Eine ideale Gruppengröße für Brainstorming liegt zwischen fünf und zehn Personen. Am Ende gilt es, die Ideen zu ordnen und zu strukturieren. Die Favoriten können dann in der Gruppe nach dem gleichen System weitergedacht werden.
I
Adressen -
-
I d e e n n e t (www.ideennet.de):
-
Deutsche Forschungsgemeinschaft
G e s c h ä f t s i d e e n v o m Verlag f ü r die
(www.dfg.de):
deutsche Wirtschaft.
Ideen.
Internetidee
(www.internetidee.de):
-
Für
Akademie.de
wissenschaftliche
(www.akademie.de):
E x i s t e n z g r ü n d u n g s i d e e n zu allen
Die I d e e n f i n d e r i n H e i k e K i r c h h o f f
möglichen Themen.
leitet online zur Findung der e i g e n e n Idee a n .
1
2.2 Marktforschung: Geschäftsidee auf dem Prüfstand
2.2 Marktforschung: Geschäftsidee auf dem Prüfstand
Es gibt viele geniale Ideen, aber längst nicht alle lassen sich gut verkaufen. Bevor Sie Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung offiziell anbieten, sollten Sie sie deshalb testen. Für solche Marktforschung brauchen Sie kein großes Budget. Dieses Kapitel zeigt, wie Sie Ihrer Idee auf den Zahn fühlen und Marktforschung auch in späteren Gründungsphasen effektiv nutzen.
Experimente und Probeverkäufe Sicher ist sicher. Wenn Sie einen Flop vermeiden wollen, dürfen Sie sich nicht auf Ihre Intuition verlassen, sondern müssen einen Praxistest unternehmen. Sofern Sie dazu ein Marktforschungsinstitut beauftragen, kommt einiges an Kosten auf Sie zu. Diese Kosten sind immer dann gut investiert, wenn die Realisierung Ihrer Idee ebenfalls ein größeres Budget verschlingt. Sie können aber auch einen Prototyp bauen und selbst einen Testlauf starten. Dies hat beispielsweise Beate Winklewsky von Modemobil so gemacht (siehe Porträt). Die Modespezialistin vertreibt Mode für Senioren direkt vor Ort - in Altersheimen. Vor dem offiziellen Start führte sie mehrere Testverkäufe durch. Dabei konnte sie die Resonanz auf ihre Kollektion und auf ihre Geschäftsidee testen und das Kaufverhalten der alten Leute kennenlernen. Fast jede Idee erlaubt einen solchen Testlauf - auch wenn Sie oft nicht das komplette Geschäftsszenario durchspielen können. So sieht der Ablaufplan für Ihren Testlauf aus: • •
Definieren Sie ein Ziel: Was wollen Sie herausfinden? Uberlegen Sie, an welchen Faktoren sich Ihr Erfolg zeigt: Woran lässt sich eine positive Resonanz auf Ihre Idee erkennen? Wo und wie könnten Sie diese Resonanz testen? Denken Sie beispielsweise an Testanzeigen in Zeitschriften und Zeitungen, spezielle Veranstaltungen, Tage der offenen Tür, Probeverkäufe in ausgewählten Geschäften, Experimente, probeweise Kaltakquise oder Testmailings.
•
Beschreiben Sie den Test möglichst genau. Definieren Sie einzelne Schritte des Testlaufs. Führen Sie den Test durch. Werten Sie die Ergebnisse aus.
• •
HI»II18lg8
Geschäftsidee
Marktforschung für kleine Budgets Marktforschung bringt erst einmal kein Geld in die Tasche - deshalb sparen viele Gründer daran. Dabei zahlt sich der geldwerte Vorteil von Marktforschung immer aus: Wer seinen Markt erkundet, bevor er aktiv wird und investiert, vermeidet überflüssige Ausgaben und Fehlentscheidungen. Das muss Sie nicht einmal viel Geld kosten. Als kleines Unternehmen erlangen Sie durch Marktforschung wichtige Erkenntnisse und kommen auf Ideen für künftige Strategien. Als Gründer prüfen Sie die Marktfähigkeit Ihrer Idee, noch bevor Sie investieren und ein Unternehmenskonzept aufstellen. Dabei hilft Ihnen im ersten Schritt Sekundärmaterial, also bereits existierende Studien und Umfrageergebnisse, die Sie kostenlos anfordern oder kaufen können. Sie erfahren beispielsweise, wie groß der Markt ist, auf dem Sie sich bewegen. Diese Fragen lassen sich meist problemlos mithilfe vorhandener Studien beantworten. Markt meint dabei ein virtuelles Gebilde, einen Ort, an dem Nachfrage für ein bestimmtes Produkt besteht, zum Beispiel der Markt für Sportartikel. Solche Studien von Marktforschungsinstituten können mehrere hundert bis tausend Euro kosten. Bevor Sie eine Studie bestellen, sollten Sie sich deshalb in der Zusammenfassung informieren, ob Ihnen der Inhalt Nutzen bringt. Diese Zusammenfassungen sind für sich genommen oft schon sehr aufschlussreich - und kosten nichts. Eine weitere Kosten-Alternative: Viele Berufsverbände stellen Studien gratis oder gegen eine geringe Gebühr zur Verfügung, so zum Beispiel der Bundesverband Digitale Wirtschaft (www.bvdw.org). Erkundigen Sie sich bei den für Sie relevanten Berufsverbänden nach solchen Studien. Institute wie Nielsen Netratings, TNS Emnid, die Gärtner Group und Jupiter Research besitzen Daten zu vielen Themen. Auch öffentliche Forschungsstellen, wie das Fraunhofer Institut oder das E-Commerce-Center Handel (ECC-Handel), halten wichtige Informationen für Unternehmen bereit. Recherchieren Sie auf den Internetseiten der Institute, ob diese Studien zu den für Sie relevanten Themen herausgegeben haben. Von Marktforschungsinstituten durchgeführte Umfragen oder Experimente kosten meist sehr viel Geld. Kaum ein Gründer kann sich diese Investition leisten. Selbst gemachte Marktforschung ist zwar nicht ganz so professionell und fundiert, bringt aber oft nicht minder wichtige Erkenntnisse zutage. So können Sie eigene Fragebögen konzipieren oder Experimente durchführen - etwa Verkaufssituationen simulieren und beobachten. Weitere Möglichkeiten sind: • • • • •
andere Ladenbesitzer offen nach ihren Erfahrungen befragen; inkognito als Testkäufer auftreten, um Service und Verkaufssituation zu »testen«; Testverkäufe durchführen, etwa auf Märkten oder in der eigenen Garage; Testberatungen durchführen; Testanzeigen schalten.
i.i
Marktforschung; Geschäftsidee auf d e m Prüfstand
H i S B I B
Gerade das Internet bietet Ihnen eine hervorragende Plattform für Ihre eigene Marktforschung. Sie können: • • •
in Internetforen nach Erfahrungswerten fragen; in Mailinglisten Umfragen durchführen oder Ihre Internetseite besuchen und bewerten lassen; über ein Modul auf der eigenen Website Umfragen durchführen.
Telefoninterviews
Eigene Umfragen sind in der Regel teuer - es sei denn, sie sind selbst gemacht. Dann kosten sie vor allem Zeit, bringen dafür aber auch jede Menge wertvoller Erkenntnisse. Wer zum Beispiel in Hamburg im Enigma-Gründungszcntrum, gesponsert von der Arbeitsagentur, seine Existenz aufbaut, muss erst einmal telefonieren und 104 Interviews mit fremden Menschen führen. Das sind Menschen, die zur eigenen Zielgruppe gehören, also potenzielle Kunden. Auch Wettbewerber sind zulässig. Kurzum: alle, die etwas zur Idee sagen können, deren Meinung bei der Entwicklung weiterer Schritte wichtig ist. Machen Sie es wie die Gründer von Enigma. Sie müssen ja nicht gleich 104 Anrufe durchführen, 10 bis 50 - je nach Idee - reichen aus. Uberlegen Sie sich für die Auswahl: • • •
Wer macht etwas Ahnliches wie ich? Wer ist möglicher Kunde? Wer hat Kontakt oder ist eine Schnittstelle zu Menschen, die etwas Ahnliches anbieten?
Beachten Sie, dass es im Einzelfall besser ist, mit den Menschen von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. Wenn Sie als Ladenbesitzer andere Ladenbesitzer interviewen wollen, sollten Sie persönlich zu Ihren Wettbewerbern gehen. Zerstreuen Sie Bedenken, dass Sie nur die Konkurrenz ausspionieren wollen. Machen Sie klar, dass Sie keine direkte Konkurrenz sind, weil Sie beispielsweise Ihren Laden ganz woanders eröffnen möchten. Seien Sie höflich und bieten Sie Ihrerseits Hilfe an. Stellen Sie anschließend eine Liste mit Fragen zusammen. Ihr Fragenkatalog muss individuell auf den jeweiligen Gesprächspartner zugeschnitten sein. Beispiel: Als Anbieter von Kindermode wollen Sie in Erfahrung bringen, welche Marken gut laufen, was beim Einkauf zu beachten ist. Fragen Sie andere Ladenbesitzer: • • • • • •
Wie lange hat es gedauert, bis sich Ihr Geschäft etabliert hat? Wie viele Kunden kommen am Tag? Für wie viel kaufen die Kunden im Durchschnitt ein? Wo kaufen Sie ein? Haben Sie mit den Händlern spezielle Konditionen ausgehandelt? Haben Sie viele Stammkunden?
HI»II18lg8
Geschäftsidee
• • • • • •
Was machen Sie, um Stammkunden zu gewinnen? Welche Werbemittel sind in Ihrem Geschäft erfolgreich? Was ist eine realistische Gewinnspanne? Was kosten Mitarbeiter? Wie findet man gute Mitarbeiter? Was ist Ihrer Meinung nach Voraussetzung für Erfolg?
Bei Ihrer Marktforschung werden Sie gelegentlich abgewiesen werden, weil die Menschen misstrauisch sind und erst einmal in Abwehrhaltung gehen, wenn sie von Fremden ausgefragt werden. Davon sollten Sie sich nicht abschrecken lassen. Für Sie ist das zugleich eine gute Akquise-Übung. Sie lernen dabei, zu überzeugen und andere für sich zu gewinnen. Und wenn 10 bis 50 Gespräche nicht reichen, versuchen Sie es doch mit 104.
Tipp: Schon erste Auftraggeber g e w i n n e n W e n n Sie F i r m e n a n s p r e c h e n , können S i e b e i I h r e r M a r k t f o r s c h u n g v i e l l e i c h t s c h o n e r s t e A u f t r a g g e b e r g e w i n n e n . S p r e c h e n Sie g a n z o f f e n a n , d a s s S i e i n d e r G r ü n d u n g s i n d u n d e r s t Ihr P r o d u k t o d e r D i e n s t l e i s t u n g s a n g e b o t t e s t e n w o l l e n . E r h a l t e n Sie v i e l e p o s i t i v e A n t w o r t e n , f r a g e n Sie, o b d e r G e s p r ä c h s p a r t n e r I h n e n e i n e n ersten P r o b e a u f t r a g erteilt - z u m Einstieg vielleicht s o g a r zu S o n d e r k o n d i t i o n e n .
Schriftliche Befragungen
Mit einem professionellen Fragebogen können Sie den Bedürfnissen Ihrer Zielgruppe gezielt auf die Spur kommen. Aber Vorsicht: Die schönsten Fragebögen sind überflüssig, wenn sie niemand beantwortet. Planen Sie unbedingt, wie und wo Sie die Fragebögen an Ihre Zielgruppe bringen. Doch der richtige O r t - etwa eine Messe oder ein Kongress - allein reicht nicht. Bieten Sie keinen speziellen Anreiz, Fragen zu beantworten, werden Sie auf Ihren Formularen sitzen bleiben. Locken Sie: Ein Gewinnspiel oder ein Gutschein ist das Mindeste, was Sie den Ausfüllern bieten müssen. Das sind Beispiele für Anreize: •
• • •
Als Coach bieten Sie eine Stunde Gratis-Coaching für alle, die Ihren Fragebogen ausfüllen. Damit bieten Sie nicht nur den Anreiz, sondern finden auch mögliche erste Kunden. Als Ladenbesitzer offerieren Sie einen Wertgutschein in Höhe von 20 Euro für jeden ausgefüllten Fragebogen. Als Brötchendienst verlosen Sie 56 Wochen lang Sonntagsbrötchen für den Gewinner. Als Büroservice verlosen Sie Ihren Sekretariatsdienst für einen Tag gratis.
2.2
Marktforschung: Geschäftsidee auf dem Prüfstand
I H h w i S
Fragebögen zu erstellen, ist fast eine wissenschaftliche Aufgabe. Selbst gemachte Fragebögen müssen Sie deshalb mit der notwendigen Distanz betrachten. Die größte Falle liegt darin, dass Sie Ihren Kunden Antworten vorgeben. Prüfen Sie deshalb Ihren Fragebogen: Suggerieren Fragen Antworten? Beispiel für eine suggestive Frage: »30 Prozent aller Menschen haben Rückenprobleme. Sie doch auch?« Stellen Sie Fragen so, dass der Kunde mehrere Möglichkeiten hat und nicht zu einer Antwort gezwungen wird. Wenn Sie das Geld haben, können Sie professionelle Hilfe nutzen - am besten bei einem Institut, das sich mit Ihrer Branche und kleinen Unternehmen auskennt. Wenn Sie sich einen Fragebogen bei einem Marktforschungsinstitut erstellen lassen, kostet Sie das mindestens 500 Euro.
Tipps für gute Fragebögen -
G e s t a l t e n Sie d e n F r a g e b o g e n ü b e r s i c h t l i c h . M e h r a l s 1 0 bis 2 0 F r a g e n s c h r e c k e n ab. Je kürzer, d e s t o besser.
-
S c h r e i b e n Sie v e r s t ä n d l i c h u n d e i n d e u t i g . L a s s e n Sie sich v o n j e m a n d h e l f e n , der g u t mit Texten u m g e h e n kann.
-
F r a g e n Sie p e r s ö n l i c h e D a t e n w i e A l t e r u n d G e s c h l e c h t a b . D a s e r l e i c h t e r t d i e E i n s c h ä t z u n g der A n t w o r t e n . Eventuell sind a u c h A n g a b e n zu V o r e r f a h r u n g e n o d e r K e n n t n i s s e n sinnvoll.
-
R e d u z i e r e n Sie d i e A u s w a h l m ö g l i c h k e i t e n . W e n n Sie b e i s p i e l s w e i s e d i e P r e i s b e r e i t s c h a f t e r f r a g e n w o l l e n , b i e t e n Sie n u r d r e i A n t w o r t a l t e r n a t i v e n : » W e l c h e s S t u n d e n h o n o r a r w ü r d e n Sie f ü r e i n s o l c h e s P r o d u k t b e z a h l e n : bis 4 0 Euro, bis 6 0 Euro, bis 1 0 0 Euro?«
-
G e b e n Sie A n t w o r t m ö g l i c h k e i t e n v o r u n d b i e t e n Sie a u ß e r d e m e i n Feld f ü r Aussagen wie »Sonstiges« oder »Nichts davon«.
-
S u g g e r i e r e n Sie k e i n e A n t w o r t e n , i n d e m Sie r h e t o r i s c h e F r a g e n s t e l l e n . L a s s e n Sie n i c h t z u v i e l e F e l d e r f r e i , d a s ü b e r f o r d e r t . Ideal ist e i n f r e i e s Feld f ü r eigene B e m e r k u n g e n am Ende des Formulars.
-
T e s t e n Sie d e n F r a g e b o g e n m i t B e k a n n t e n , b e v o r Sie d a m i t u n t e r d i e L e u t e g e h e n .
Kundendaten für Ihre Marktforschung Denken Sie frühzeitig daran, dass Ihr Unternehmen sich auch nach der Gründung weiterentwickeln soll. Alle Daten, die Sie über Ihre Kunden sammeln können, sind wichtig. Daraus lassen sich wertvolle Erkenntnisse für Ihr Marketing ziehen: Was können Sie tun, damit aus Kunden Stammkunden werden? Wie können Sie für Kundenzufriedenheit sorgen? Wenn Sie wissen, wer Ihre Kunden sind, lassen sich daraus leicht geeignete Maßnahmen ableiten. Legen Sie in einer Datenbank eine Adressdatei an, die alle Angaben enthält, die für Ihr Geschäft sinnvoll sind.
HI»II18lg8
Geschäftsidee
• • • • • • •
Kontaktdaten: Name, Anschrift, Telefonnummer und E-Mail-Adresse sind das Mindeste, was Ihre Datei enthalten sollte. Alter: Mithilfe des Geburtsdatums können Sie Statistiken erstellen oder Ihren Kunden zum Geburtstag gratulieren. Beruf: Vermerken Sie, ob der Kunde selbstständig, angestellt, verbeamtet, in Ausbildung oder arbeitslos ist. Familienstand: Ist der Kunde verheiratet, Single oder geschieden? Entscheider: Kann der Kunde selbst die Kaufentscheidung treffen, oder muss er bei seinem Chef, Geschäftspartner oder Ehepartner rückfragen? Verwender: Kauft der Kunde für sich oder für eine andere Person? Kundenklasse: Wie viel Umsatz bringt der jeweilige Kunde, und wie häufig kauft er tatsächlich? Klassifizieren Sie nach dem Ertragspotenzial (A für hoch, B für mittel und C für gering). A-Kunden sollten Sie besonders intensiv betreuen. Berücksichtigen Sie dabei auch das zukünftige Potenzial: Aus manchem C-Kunden kann durch guten Service ein A-Kunde werden.
Online-Umfragen
Kennen Sie diese kleinen, meist störenden Fenster, die aufpoppen, sobald Sie eine Website aufrufen? So etwas können Sie auch haben - und für die eigene Marktforschung nutzen. Längst existieren kleine Softwaretools, mit denen Sie in wenigen Schritten ein solches Umfragemodul selbst in Ihren Internetauftritt integrieren können. Das sollten Sie allerdings erst wagen, wenn Sie genügend Besucher haben. Umfragen mit einem Teilnehmer sind wenig wert und machen nach außen einen schlechten Eindruck. Ist Ihre Internetseite noch nicht so gut besucht, empfehlen sich Kundenumfragen per E-Mail eher. Online-Umfragen haben keine statistisch relevanten Aussagen zum Ziel - dennoch liefern Sie Anhaltspunkte und die eine oder andere wichtige Erkenntnis. Sie sollten zudem möglichst nicht das eigene Angebot betreffen. Wenn Sie nämlich Fragen stellen, die mit Ihrem Angebot zu tun haben, haben Sie eventuell ein Problem, falls die Antwort auf die Frage »Wie gefällt Ihnen unser Angebot?« nicht durchweg positiv ausfällt. Fangen Sie lieber die Stimmungen und Meinungen Ihrer Zielgruppe ein, zum Beispiel: • • • •
Sehen Sie Chancen im Beitritt der Türkei zur EU (»ja/nein/weiß nicht«)? Planen Sie, in Zukunft auf das Betriebssystem Linux umzusteigen (»ja/nein/ weiß nicht«)? Besitzen Sie bereits einen DVD-Player (»ja/nein«)? Vertrauen Sie auf astrologische Vorhersagen (»ja/nein/manchmal«)?
Die Fragen sollten auf eine Art und Weise gestellt sein, die es Ihnen ermöglicht, aus den Antworten Schlüsse für Ihr Geschäft zu ziehen, beispielsweise neue Produkte in Ihr Sortiment aufzunehmen. Fragen Sie als Inhaber eines Weinshops nach den
2.2
Marktforschung: Geschäftsidee auf dem Prüfstand
J
Vorlieben beim Essen, eines Modeshops nach der Lieblingsfarbe oder dem Lieblingslabel, eines Buchshops nach den Lieblingsautoren, eines Blumenshops nach den Lieblingsblumen. Oder fragen Sie ganz allgemein: Wie oft fahren Sie in Urlaub? Was sind Ihre liebsten Reiseländer? Welches sind Ihre favorisierten Automarken? Die Antworten sollten selbstverständlich für Sie verwertbar sein. Beispiel: Wenn 80 Prozent als Lieblingsfarbe Blau nennen, werden sich blaue Produkte in Ihrem Angebot möglicherweise besonders gut verkaufen. Das ist aber durchaus nicht der einzige wichtige Aspekt: Umfragen dienen auch der Kundenbindung, wecken Interesse und stillen Neugier. Den meisten Menschen macht es schlicht und ergreifend Spaß, an Umfragen teilzunehmen. Für Onlineshop- und Portal-Betreiber: A u s w e r t u n g des Nutzerverhaltens
Den Erfolg Ihrer Website können Sie leicht kontrollieren. So gibt es die Analyse von sogenannten Logfiles. Dabei handelt es sich um Datenmüll, der beim Besuch einer Internetseite anfällt und beim Internetprovider gespeichert wird. Diese Logfiles dokumentieren, wer wann und wie lange auf Ihrer Website gewesen ist. Damit geben sie Aufschluss über die Attraktivität Ihres Angebots und die Surfgewohnheiten der Nutzer. Sie können Informationen über den Zugriffszeitpunkt (zum Beispiel morgens zwischen 9 und 12 Uhr), die Nutzungsdauer Ihres Angebots (zum Beispiel durchschnittlich drei Minuten), die benutzte Software (zum Beispiel Internet Explorer 6) und über die bestbesuchten Angebote innerhalb Ihres Internetauftritts erhalten. Eine andere Methode zum Auswerten von Benutzerverhalten im Internet liegt in der Pixeltechnik. Dabei wird auf der zu untersuchenden Seite ein kleines unsichtbares Element (Pixel) eingebunden, das fortan die Website beobachtet. Anbieter dieser Auswertungsmethode sind zum Beispiel die in Kapitel 10 vorgestellten Etracker (•www.etracker.de). Die Pixeltechnik liefert etwas genauere Daten als Logfiles. Fragen Sie Ihre Provider nach der sogenannten Web-Statistik (das sind ausgewertete Logfiles) oder bitten Sie einen Online-Marketingexperten um Hilfe. Die Möglichkeit, Webseiten zu analysieren, hat jeder Besitzer einer Internetpräsenz: Sie ist vollkommen legal und einfach durchzuführen - wenn Sie wissen, wie es geht.
J
^
HI»II18lg8
Geschäftsidee
Adressen Marktforschungsagenturen:
Online-Befragungen:
-
-
C o n s l i n e (www.consline.de)•.
-
Eine d e r b e k a n n t e s t e n M a r k t f o r -
-
S k o p o s (www.skopos.de): Bekannte Marktforschungsagentur.
-
Eine
der größten
Marktforschungsagenturen.
-
Nielsen
Netratings
(www.nieisen-
Marktforschungs-
a g e n t u r mit Internet-Fokus.
-
AC N i e l s e n (www.acnieisen.at u n d www.acnieisen.de): Marktforschungsa g e n t u r (Österreich). Gallup
(www.galiup.de
und
gaiiup.at):
Marktforschungsagentur, auf den Bereich P e r s o n a l u n d U n t e r n e h m e n spezialisiert. -
Let
Me
Know
(www.ietmeknow.ch):
Online-Befragungen Schweiz.
Gärtner
(www.gartner.at):
Internationale Marktforschungsa g e n t u r (Österreich).
Ideenagenturen: -
W 3 B (www.w3b.de): Die r i c h t i g e Marktforschungsagentur, wenn es ums Internet geht.
netratings.com):
-
-
Rogator (www.rogator.de): Online-Befragungssoftware.
GfK G e s e l l s c h a f t f ü r K o n s u m f o r s c h u n g [www.gfk.de):
-
(www.epanei.emnid.de,
www.psychonomics.de).
Emnid (www.emnid.de): schungsagenturen.
-
Online-Panels www.oniine-panei.de,
Sucht per Auftrag Marktstudien.
Knack d i e N u s s l (www.knackdienuss.de):
-
Ideenagentur.
Zum Goldenen Hirschen (www.hirschen.de): Kreative Ideen- und Werbeagentur.
2.3
Vom M a r k e n - z u m Patentschutz: Ideen schützen §jPdjjjj||]j|jjj|
2.3 Vom Marken- zum Patentschutz: Ideen schützen Sie haben eine gute Geschäftsidee und möchten wissen, ob sie sich schützen lässt? Sie haben ein neues Produkt entwickelt oder eine neue Technik und fragen sich, ob Sie ein Patent anmelden können? Sie möchten Marken etablieren und sich vor Nachahmern schützen? Wenn Sie solche Fragen beschäftigen, sollten Sie dieses Kapitel lesen, das sich rund um Patente, Gebrauchsmuster und Marken dreht. Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Reservierung von DomainNamen im Internet - dieses Thema betrifft inzwischen jeden Gründer.
Lässt sich eine Geschäftsidee vor Nachahmern schützen? Stellen Sie sich vor, es gäbe nur eine Burger-Braterei: McDonald's. Langweilig, nicht wahr? Schnell wäre es mit der freien Marktwirtschaft aus und vorbei. N u r eine 24-Stunden-Tankstelle, eine Sorte Schlaufengardinen, einen Blumenversandhandel ... Im Klartext: Nein, Geschäftsideen lassen sich nicht schützen. Glücklicherweise. Denn was würde passieren, wenn der erste Anbieter seine Sache nur halbherzig machte, der zweite aber viel besser wäre? Ein allzu umfassender Patentschutz könnte unser ganzes Wirtschaftssystem aushebeln. Zu Komplikationen kommt es in den USA bereits seit Jahren. Dort sind Geschäftsideen, anders als in Europa, teilweise schützbar. Auch der Patentschutz greift dort viel früher. So musste das Internet-Unternehmen eBay 2003 eine Entschädigung an den echten oder vermeintlichen Erfinder der Sofort-Kaufen-Funktion zahlen. In Deutschland wäre diese Funktion vermutlich weder als ein Patent (»große Erfindung«) noch als ein Gebrauchsmuster (»kleine Erfindung«) schützenswert gewesen. Trotzdem stellt sich jeder Gründer diese Frage. Vor allem bei besonders guten neuen Ideen schmerzt schließlich der Gedanke, dass jemand anders die eigene Erfindung nachmachen könne. Verhindern lässt sich das nicht. Und die Frage ist, ob die Kopierbarkeit für den Kunden nicht sogar von Vorteil sein kann. Schließlich kann sich dadurch etwas Neues schneller durchsetzen, wovon auch der Existenzgründer, der als Erster die Idee entwickelte, profitiert. Wenn der eine in Hamburg und der andere in Bayern startet, entsteht möglicherweise ein überregionaler und unternehmensübergreifender Marketingeffekt. Einen gewissen Schutz gibt es trotzdem - und zwar in Form der Marke (früher Warenzeichen genannt). Wer eine Marke für ein Produkt anmeldet und es schafft, diese zu etablieren, gewinnt dadurch einen Vorsprung, den andere kaum noch einholen können. Denken Sie an Tempo-Taschentücher, M^ggj-Suppenwürze oder auch die Suchmaschine Google. Diese Produkte waren und sind so berühmt, dass alle Nachmacher bisher eine schlechtere Ausgangsposition besaßen.
M Ü H —
Geschäftsidee
Gründerporträt: Online-Wohnberatung
Firma
Die O n l i n e - E i n r i c h t e r
Gesellschaftsform
G m b H & Co. KG
Geschäftsmodell
Online-Wohnberatung
Ort
Pirmasens
Internet
www.die-online-einrichter.de
Geschäftsführung
Nicole M a a l o u f , Daniel Eichhorn
Mitarbeiter
I n t e r v i e w m i t Daniel Eichhorn v o n d e n Online-Einrichtern
Herr Eichhorn, Sie sind mit der Internetplattform www. die-online-einrichtende an den Start gegangen. Wie hat Ihr Unternehmen sich seither entwickelt und welche Kunden kommen auf Sie zu ? »Die Online-Einrichter« war die erste Online-Wohnberatung im Internet. Die Resonanz war von Beginn an sehr positiv. Als Kunden hatten wir zunächst an die Young Professionals gedacht: an junge Leute, die zum Beispiel einen Job in der Unternehmensberatung haben, die also viel arbeiten, oft umziehen und deshalb kaum Zeit haben, ihre Wohnung einzurichten. Es hat uns dann umso mehr überrascht, dass unsere Kunden aus allen Teilen der Bevölkerung kamen: Sowohl der 67-jährige Ingenieur mit einem Budget von 22.000 Euro als auch die 19-jährige Studentin, die für 1.000 Euro ihr Zimmer einrichten will, wenden sich an uns. Unsere Kunden sind alleinerziehende Mütter, Familien, Paare, Singles, einfach Menschen aus allen
Gesellschaftsschichten. Der Wunsch, schön zu wohnen, zieht sich tatsächlich durch die gesamte Bevölkerung. Wie läuft der Kontakt mit dem Kunden ab? Zunächst füllt der Kunde einen ausführlichen Fragebogen aus, der uns einen Eindruck von seinen Stilvorstellungen und Wohnwünschen vermittelt. Zudem lädt er Fotos und natürlich einen Grundriss des Zimmers oder der Wohnung hoch. Mit diesen Daten macht sich die Innenarchitektin dann an die Arbeit. Unsere Preise berechnen sich aus der Quadratmeterzahl des Raumes, der eingerichtet werden soll. Pro eingerichteten Quadratmeter berechnen die Innendesigner zwischen 3 und 5 Euro. Für ein 30-qm-Zimmer zahlt ein Kunde demnach zwischen 90 und 150 Euro. Hierfür bekommt er einen Einrichtungsplan mit Gestaltungsideen für die Platzierung der Möbel. Außerdem erhält der Kunde eine Liste mit Möbelvorschlägen.
2.3 Vom M a r k e n - z u m Patentschutz: Ideen schützen
Die Auswahl der Möbel richtet sich nach seinem angegebenen Budget. Wie finanzieren Sie Ihr Portal bei diesen moderaten Preisen? Das Honorar geht zum großen Teil direkt an unsere Innenarchitektinnen. Das »so leb' ich«-Portal finanzieren meine Partnerin Nicole Maalouf und ich über Kooperationen mit Möbelherstellern. Wir arbeiten aber grundsätzlich händlerunabhängig mit ganz unterschiedlichen Unternehmen zusammen. Einem Kunden mit einem kleinen Budget empfehlen wir durchaus auch mal Ikea-Möbel. Bei Ihnen und Ihrer Partnerin Nicole Maalouf klingt durch, dass Sie nicht nur verkaufen wollen, sondern auch ideelle Ziele verfolgen. Das ist richtig. Es ist nicht unser Anliegen, einfach nur Möbel zu verkaufen. Wir möchten mit unserem Portal die Leute unterstützen, ihren ganz persönlichen Wohnstil zu entdecken und zu leben. Um seinen eigenen Stil kennenzulernen, kann man zum Beispiel ein Moodboard (ein Stimmungsbild) anlegen. Das kann zum Beispiel eine Pinnwand sein, an der man alle Stoffreste, Fotos oder Abbildungen sammelt, die einem gefallen. Auf diesen können Möbel, Stimmungsbilder, Muster oder Ähnliches zu sehen sein. Mit der Zeit bildet sich dann heraus, was für Formen, Farben und Accessoires einem gefallen, und so kann man mit diesem ganz individuellen Leitfaden einkaufen gehen. Solche Tipps wollen wir den Leuten gerne an die Hand geben.
§jPdjjjj||]j|jjj|
Ist das auch ein Ziel Ihrer WohnCommunity »SoLebIch.de«? Ja. SoLebIch.de hat sich innex-halb von zwei Jahren zu einer Community mit über 500.000 Zugriffen im Monat entwickelt. Die User stellen dort Wohnungsfotos mit besonders gelungenen Dekorationen aus und tauschen sich zu Wohnproblemen aus. Die Redakteure von »so leb' ich« geben Tipps für die passende Farbwahl oder für die Einrichtung von Bad, Küche, Wohnzimmer und Flur. Viele »so leb' ich«-User sind einfach neugierig, wie andere wohnen, und sammeln dort Ideen für die eigene Einrichtung. Das »so leb' ich«-Portal wird sehr gut angenommen und vergrößert auch den Bekanntheitsgrad der Online-Einrichter. Bekommen talentierte Berufseinsteiger die Chance, sich in Ihrem Portal zu etablierenf Das war unser Wunsch. Wir sind ja als Kooperation mit der Universität Coburg an den Start gegangen. Als wir 2006 nach Innenarchitekten suchten, bekamen wir gut 100 Bewerbungen. Viele Bewerber hatten gerade erst das Studium beendet. Wir stellten aber fest, dass für eine Online-Beratung ein ausgeprägtes abstraktes Raumdenken erforderlich ist - gepaart mit der Fähigkeit, sich in die Kundenwünsche einzufühlen. Dies bringen nach unserer Erfahrung eher Innenarchitekten mit Berufserfahrung mit. Bei den Online-Einrichtern sind übrigens fast ausschließlich Innenarchitektinnen tätig - nicht weil wir es so wollen, sondern weil sich fast aus-
m
m
m
GeSchäftSidee
schließlich Frauen bewerben. Die Innenarchitektur war und ist eine Frauendomäne.
Community SoLebIch.de kürzlich als eine »Top-Chance für die Möbelbranche«.
Sie bieten mit den Online-Einrichtern und der Wohn-Plattform www.solebich.de eine Alternative zu den herkömmlichen Hochglanzmagazinen, die eine eher kalte Eleganz mit teurem Mobiliar propagieren. Diese Magazine bedienen ganz andere Bedürfnisse und Wünsche. Wir wollen gar nicht mit Zeitschriften wie »Elle Decoration« in Konkurrenz treten. Als Internetanbieter treffen wir auf eine aufgeschlossene und auch kaufkräftige Klientel. Dies wird von der Einrichtungsindustrie auch so wahrgenommen. Die Zeitschrift »möbel kultur« lobte die Wohn-
Was ist ein typisch deutscher Wohnstil und was würden Sie gern am deutschen Einrichtungsstil verbessern? Das aktuelle deutsche Durchschnittswohnzimmer kann man im Internet besichtigen - in Form des »Wozikonfi« der Werbeagentur Jung von Matt. Wir wünschen uns, die Leute so weit inspirieren zu können, dass sie von diesem Einheitswohnzimmer aus dem Katalog wegkommen. Unser Anliegen ist es, die Menschen dazu zu ermutigen, durchaus mal zu experimentieren und so Schritt für Schritt die eigenen vier Wände kreativ und individuell zu gestalten.
Patente Wenn sich Ihre Geschäftsidee schon nicht schützen lässt: Wie sieht es denn mit dem Produkt aus, das Sie vertreiben wollen? Hier lautet die Antwort: Es kommt darauf an. Per Gesetz ist alles schützbar, was »Lehren zum planmäßigen Handeln unter Einsatz der Naturkräfte zur Erreichung eines kausal übersehbaren Erfolges« ermöglicht. Finden Sie auch, dass dieser Satz vollkommen unverständlich ist? Auf Deutsch heißt das: • • •
Die Erfindung muss neu sein. Sie darf nicht naheliegend sein. Sie muss die gewerbliche Nutzung zulassen.
Auf zum Patentamt, das heißt zum Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA), und schon drückt der Staat seinen Stempel drauf? So leicht geht es leider nicht: Voraussetzung für die Anmeldung eines Patents ist, dass Sie eine neue Idee vorlegen. Zudem muss Ihre Erfindung ein hohes Niveau aufweisen - also eine gewisse »Erfindungshöhe« besitzen - und den derzeitigen Stand der Technik übertreffen. Sehr viele Patente werden an Universitäten entwickelt, andere stammen aus den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Großunternehmen.
2.3
Vom M a r k e n - z u m Patentschutz: Ideen schützen §jPdjjjj||]j|jjj|
Natürlich kann ein Patent auch aus einem kleinen Unternehmen kommen. Spezielle Förderprogramme helfen diesen meist ungeübten Firmen bei der Patentanmeldung. Was »Stand der Technik« bedeutet, ist von Branche zu Branche verschieden. Einige Beispiele: Zum Patent angemeldet war bei Drucklegung dieses Buches eine Schneidetechnik für die Herstellung von Katalysatoren, eine Flautcreme und ein Verschlusssauger für Babys. Sobald eine Erfindung beim Patentamt vorgemerkt ist, darf das Produkt öffentlich vorgestellt und beworben werden. Möglich ist dann der Zusatz »zum Patent angemeldet«, der verschwindet, wenn der Staat die Lizenz nicht erteilt oder der Zusatz durch das wertvolle »richtige« Patent ersetzt wird. Neue Erfindung bedeutet auch, dass Sie nach intensiver Recherche sicher sind, dass es diese Idee noch nicht gibt. Das heißt außerdem, dass niemand Ihre Erfindung kennen darf - es sei denn, diese Person ist schriftlich zur Geheimhaltung verpflichtet. Wird die Erfindung vor ihrer Anmeldung zum Patent in einer Zeitschrift veröffentlicht oder in einer Ausstellung gezeigt, so kann sie nicht mehr patentiert werden. Frühzeitige Eitelkeiten sind im Zusammenhang mit einer Patentanmeldung also geradezu gefährlich; Schweigen ist angesagt. Gerade kleine Firmen begehen häufig den Fehler, zu früh an die Öffentlichkeit zu gehen - mit fatalen Folgen: Nicht selten war ein Konkurrent zwar etwas langsamer, verhielt sich aber klüger. Wenn er seine Erfindung im Gegensatz zu ihnen geheim hielt, wird ihm das Patent erteilt. Patente a n m e l d e n
Die Patentanmeldung ist ein aufwendiger Prozess, der sich über mehr als ein Jahr hinziehen kann. Vor allem die vorab nötige Recherche kostet sehr viel Zeit. Wenn Sie kein Recherche-Spezialist sind, sollten Sie diese Aufgabe andere erledigen lassen. Übernehmen Sie lediglich die Vorrecherche selbst und klären Sie in wenigen Schritten, ob Ihre Idee wirklich so neu ist, wie Sie glauben. •
•
•
Welche Firma oder Institution könnte sich für Ihr neues Produkt interessieren? Recherchieren Sie auf den Internetseiten, ob es dieses Produkt wirklich noch nicht gibt. Dabei sammeln Sie zugleich Adressen für mögliche Ansprechpartner, wenn es um die Verwertung und Vermarktung Ihres Patents geht. Erstellen Sie eine Stichwortliste. Unter welchen Begriffen könnte eine Erfindung, wie Sie sie gemacht haben, aufzufinden sein? Denken Sie auch an Präfixe (Vorsilben) und englische Begriffe. Überprüfen Sie bei den zentralen Registrierungsstellen für Internet-Domains, http://www.denic.de und www.internic.com, ob diese Stichwörter bereits als Domain-Namen angemeldet worden sind. Wenn das der Fall ist: Wer hat diese Domain-Namen angemeldet? Besuchen Sie die entsprechende
MÜH—
Geschäftsidee
•
Internetseite. Finden Sie dort Ihr Produkt oder einen Hinweis darauf, dass es entwickelt wird? Suchen Sie in Suchmaschinen nach den Begriffen. Berücksichtigen Sie alle denkbaren Schreibweisen.
Sie finden keinen Hinweis darauf, dass es Ihre Idee schon gibt? Fragen Sie sich, warum das so ist. Versuchen Sie Gegenargumente zu finden. Warum gibt es Ihr Produkt noch nicht? • • • •
•
Lässt es sich schwer vermarkten? Sind die Produktionskosten zu hoch? Gibt es eine Zielgruppc? Ist diese groß genug? Ist diese Zielgruppe bereit, Geld für die neue Lösung zu zahlen? Stehen die zu erwartenden Kosten in einem vernünftigen Verhältnis zu den zu erwartenden Erlösen? Gibt es gesetzliche oder andere Bestimmungen, die gegen die Realisierung sprechen?
Wenn Sie immer noch kein Haar in der Suppe finden, können Sie eine kostenlose Erfinderberatung aufsuchen oder einen Patentanwalt engagieren. Die Erstberatung ist in der Regel kostenlos. Die Ausarbeitung einer Patentanmeldung für das Patentamt kostet rund 2.000 Euro, die Anmeldung 310 und die Prüfung x 50 Euro. Spricht alles für die Realisierung Ihres Projekts, kontaktieren Sie nun Recherche-Agenturen. Beauftragen Sie nur solche Profis, die über Erfahrungen in Ihrer Branche und in Ihrem Umfeld verfügen. Im nächsten Schritt müssen Sie ein Expose erstellen, das alle wesentlichen Aspekte beinhalten sollte: • • •
Beschreibung und Skizze der Idee, Kosten der Realisierung, Vermarktungsmöglichkeiten.
Um Zeit zu gewinnen, bietet sich eine sogenannte Prioritätsanmeldung an. Damit genießen Sie einen vorläufigen Schutz für ein Jahr. Während dieser Zeit können Sie an Ihrer Idee weiterarbeiten und das Expose fertigstellen. Mehr Informationen über das Expose enthält eine Broschüre des Insti-Netzwerkes für Erfindungen und Patentierungen. Patente vermarkten
Nachdem Sie die Patentanmeldung eingereicht haben, können Sie mit der Vermarktung beginnen. Marketing ist ebenso wichtig wie die Erfindung selbst, denn eine Erfindung, die sich nicht vermarkten lässt, weil keiner sie braucht, taugt nur für den Hausgebrauch.
2.3 Vom M a r k e n - z u m Patentschutz: Ideen schützen §jPdjjjj||]j|jjj|
Wenn Sie Ihre Idee nicht selbst vertreiben wollen oder können, müssen Sie einen Partner finden. Dieser erwirbt bei Ihnen eine Lizenz, um das Produkt herzustellen und zu vermarkten. Mögliche Ansprechpartner sind Firmen und Patentvermarktungsagenturen. Eine Liste solcher Agenturen finden Sie in einer Broschüre des Bundesforschungsministeriums. Wenn Sie sich entschieden haben, eine Lizenz zu vergeben, benötigen Sie auf jeden Fall einen funktionierenden Prototyp als Vorführmodell sowie hochwertige Verkaufsunterlagen, mit denen Sie Ihre Idee präsentieren. Eine gut ausgearbeitete und überzeugende Präsentation ist stets genauso wichtig wie die Idee selbst. Mögliche Kooperationspartner werden zudem immer das Kosten-Nutzen-Verhältnis betrachten. Realistische Rechenbeispiele stützen Ihre Argumentation ebenso wie aktuelle Marktforschungsergebnisse. Informieren Sie sich vorab über die in Ihrer Branche üblichen Lizenzgebühren. Die Spanne reicht von i bis 80 Prozent - eine allgemein gültige Empfehlung lässt sich hier nicht geben. Klar ist, dass sowohl Vermarktungspartner als auch der Erfinder einen Gewinn erwirtschaften wollen. Berücksichtigen Sie dabei Ihre eigenen Kosten, zum Beispiel die Jahresgebühr beim Patentamt, die sich von 70 Euro im ersten auf 1.940 Euro im 20. Patentjahr steigert. Das scheint teuer, aber immerhin ist Ihre Erfindung dann lange geschützt. Gehen Sie also immer mit einer klaren Vorstellung über die H ö h e in die Lizenzverhandlung, und bedenken Sie, dass ein exklusives Vermarktungsrecht teurer ist als die Vermarktung über mehrere Partner.
Gebrauchs- und Geschmacksmuster Ein Patent ist das Recht, eine Erfindung gewerblich zu nutzen. Die Erlaubnis dazu erteilt der Staat, der sich dafür Zeit lässt. Schneller geht es mit Gebrauchsmustern. Diese sind dem Patent ähnlich, beziehen sich aber auf kleinere technische Erfindungen, also Geniestreiche geringerer Bedeutung. Ein Gebrauchsmuster ist ohne Prüfung von Seiten des Patentamts, also einfacher, schneller und kostengünstiger zu erlangen als ein Patent. Dafür besitzt es nur eine Laufzeit von 10 Jahren. Beispiele: ein Kinderesstisch, ein Ohrclip oder ein Dokumentenhalter. Eine bestimmte Gestaltung lässt sich ebenfalls schützen. Dafür wurden Geschmacksmuster für ästhetische Neuheiten geschaffen. Dies kann eine besondere Form oder ein innovatives Produktdesign sein. Auf jeden Fall müssen das zweidimensionale Muster oder das dreidimensionale Modell neu und zur Nachahmung geeignet sein. Dabei kann es sich um eine Autofeige handeln, die so gestaltet ist, dass das Design den Autohersteiler identifiziert. Daimler-Chrysler hat sich vom Frontscheinwerfer bis zu den Heckleuchten viele Designelemente seiner Fahrzeuge schützen lassen.
E
M
I
Sey-Mftsldee
Markenschutz Wenn schon kein Patent oder Gebrauchsmuster, dann doch bitte eine Marke! Marken dienen der Identifikation, signalisieren gleichbleibende Qualität und sind überall leicht wiedererkennbar. Marken sind oft wichtiger als Geschmack oder Nutzen, wie die Marke Coca-Cola im Vergleich zu seinen Konkurrenten beweist. Eine Marke • • •
garantiert die sichere Herkunft, bietet Garantie und Güte, vermittelt Vertrauen.
Marken sind zumindest in Deutschland und Europa, also beim Deutschen Patentamt in München und bei der Europäischen Markenregistrierungsstelle in Alicante in Spanien, eingetragen. Marken entstehen einfach durch den Gebrauch, lassen sich aber auch offiziell schützen. Geschützte Marken haben den Vorteil, dass sie nicht kopiert werden dürfen - das signalisiert das ® am Namen eines Produkts. Was aber ist eine Marke? Die Antwort ist einfach: Alles, was sich wiedererkennen lässt, weil das Auftreten in der Öffentlichkeit immer gleich ist. Das ist auch der Grund, warum sich Marken nur wenig verändern dürfen. Denken Sie beispielsweise an Nivea: Hätte Beiersdorf es gewagt, die Creme in einem roten, rechteckigen Tiegel zu vertreiben, hätte dies die bekannte und umsatzstarke Marke Nivea vermutlich zerstört. Als Marke können Zeichen in jeder beliebigen Form geschützt werden, sofern sie sich irgendwie grafisch darstellen lassen. Das Markengesetz definiert die Marke nicht näher, nennt aber als schutzfähige Zeichen insbesondere Wörter einschließlich Personennamen, Abbildungen, Buchstaben, Zahlen, Hörzeichen, dreidimensionale Gestaltungen einschließlich der Form einer Ware oder ihrer Verpackung sowie sonstige Aufmachungen einschließlich Farben und Farbkombinationen, durch die sich Waren oder Dienstleistungen eines Unternehmens von denen anderer unterscheiden lassen. Ist die Marke erst einmal eingetragen, können Sie allen anderen den Gebrauch des identischen Wortes, aber auch ähnlicher Wörter in einem verwechslungsfähigen Zusammenhang verbieten. Umgekehrt können Sie für Ihr eigenes Produkt oder Ihre eigene Firmenbezeichnung besonders sicher sein, dass niemand daran Rechte besitzt und so Ihre Bezeichnung verbieten lassen kann. Die Anmeldegebühr richtet sich nach Waren- und Dienstleistungsklassen. Das Verzeichnis umfasst 42 Waren- und Dienstleistungsklassen wie »Unterhaltung« oder »Lebensmittel«. Bei elektronischer Anmeldung zahlen Sie zurzeit 300 Euro für drei Klassen - je mehr Klassen, desto teurer. Eine Anmeldung in mehr als drei Klassen ist aber selten erforderlich. »Focus« zum Beispiel ist ein in unterschiedlichen Klassen geschützter Begriff. Das Auto berührt die Zeitschrift nicht, der
2.3
Vom M a r k e n - z u m Patentschutz: Ideen schützen
§jPdjjjj||]j|jjj|
Bekanntheitsgrad der Zeitschrift könnte für das Auto sogar von Vorteil sein. Für Sie als Unternehmer birgt die Begrenzung der Markenanmeldung auf Bereiche Chancen: Wenn jemand Bananen aus eigener Zucht »Conchita« nennt, können Sie Ihre Tanzschulen-Kette trotzdem noch »Conchita Tanzschulen« nennen. Markenrecherche
Bevor Sie eine Marke anmelden, müssen Sie sicherstellen, dass es sie noch nicht gibt. Hier können Sie recherchieren: • Deutsches Patent- und Markenamt (www.dpma.de), • Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt (http://oami.eu.int/de/ default.htm), • Handelsregister (zum Beispiel über www.robin-ffm.de/ handelsregister.html), • Telefonbücher, die Gelben Seiten, Wer liefert was oder ähnliche Verzeichnisse. Achtung: Es reicht nicht aus, wenn Sie nur nach exakt Ihrem Begriff suchen. Auch ähnliche Begriffe sind relevant. Domain-Namen
Wer zuerst kommt, mahlt ztierst - so die Regel bei der Anmeldung einer Domain im Internet. Doch letzte Sicherheit bietet Ihnen eine freie Adresse nicht. Immer wieder kommt es vor, dass Domain-Besitzer aus ihrer Internetpräsenz geklagt werden. Das kann selbst dann passieren, wenn Sie Malermeister Müller heißen und die gleichnamige Domain »müller.de« registrieren lassen - was seit 2004 auch mit Umlautnamen möglich ist. Das Namensrecht gemäß dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) kann nämlich dem Markenrecht zuwiderlaufen. Wenn sich zum Beispiel die bekannte Molkerei »müller.de« nicht rechtzeitig angelt und Maler Müller ihr zuvorkommt, so kann sie ihm später immer noch den Domain-Namen streitig machen. Dazu existiert ein Grundsatzurteil des Bundesgerichtshofes. Wenn ein Namensträger eine »überragende Bekanntheit« genießt und die Menschen intuitiv seinen Internetauftritt unter diesem Namen erwarten, muss Malermeister Müller sich so nennen, wie seine Firma wirklich heißt: Malermeister Müller - in der Internetsprache: »www.malermeister-müller.de«. Für die große Molkerei gleichen Namens gilt das nicht: Sie kann beim kurzen »Müller« bleiben. Es sei denn, da kommt ein Müller mit noch mehr Bedeutung, der die Molkerei wegdrängt. Vermeiden Sie also Domain-Anmeldungen, bei denen eine Verwechslungsgefahr mit einer großen Marke besteht. Besitzen Sie selbst einen Markennamen, so empfiehlt es sich, alle möglichen Schreibweisen zu berücksichtigen. Coca-Cola findet sich beispielsweise unter »koka-kola.de«, »cocacola.de« oder auch »coke.de«. Diese Strategie vermeidet Ärger, nachträgliche Streitigkeiten oder gar juristische Auseinandersetzungen.
MÜH— Geschäftsidee
Laut aktueller Rechtsprechung sind Gattungsbegriffe dagegen meist unproblematisch. Diese verschaffen in einem frühen Stadium einen Wettbewerbsvorteil, wenn sich noch kein Markenname etabliert hat. So sicherte sich der Blumenshop Florito die Domain »blumen.de« - und dürfte allein dadurch viel Zulauf erhalten. Leider sind Gattungsbezeichnungen unter .de-Domänen längst nicht mehr frei. Weichen Sie eventuell auf andere Top-Level-Domänen aus, etwa auf die neuen .eu-Domänen.
- M e l d e n Sie sich e r s t n a c h e i n e r u m f a s s e n d e n K o n k u r r e n z a n a l y s e a n , u m w e i t e s t g e h e n d a u s z u s c h l i e ß e n , d a s s Sie d i e R e c h t e a n d e r e r t a n g i e r e n . -
R e g i s t r i e r e n Sie alle d e n k b a r e n S c h r e i b w e i s e n .
- S i c h e r n Sie sich g e g e b e n e n f a l l s D o m a i n - N a m e n m i t U m l a u t e n (ä, ö , ü ) o d e r o h n e U m l a u t e (ae, o e , ue). - V e r w e n d e n Sie n a c h M ö g l i c h k e i t e i n e g ä n g i g e T o p - L e v e l - D o m a i n . Ideal s i n d » d e « , » a t « o d e r » c h « s o w i e » c o m « bei i n t e r n a t i o n a l e r N u t z u n g . - W e n n Sie s e l b s t n o c h k e i n e n e t a b l i e r t e n M a r k e n n a m e n b e s i t z e n , k a n n e s sinnvoll s e i n , e r s t e i n m a l e i n e n a l l g e m e i n e n Begriff z u v e r w e n d e n , z u m Beispiel » c o a c h i n g - f u e r - a l l e . d e « . M e l d e n Sie i n e i n e m s o l c h e n Fall alle S c h r e i b w e i s e n a n , also auch »www.coachingfueralle.de«. - V e r m e i d e n Sie z u k o m p l e x e D o m a i n - N a m e n , d i e s c h w e r z u m e r k e n s i n d . -
B e w e r b e n Sie I h r e n D o m a i n - N a m e n i n a l l e n I h r e n U n t e r l a g e n !
M a r k e n in Suchmaschinen
In den Programmiercode Ihrer Website können Sie Begriffe einpflanzen, die Suchmaschinen Informationen liefern. Diese Befehle nennen sich Meta-Tags. Mit ihnen können Sie den Besucherzufluss zwar nicht steuern, aber in jedem Fall mitbestimmen. Verwenden Sie Markennamen, so kann dies für die Besucherzahlen Ihrer Internetseite von Vorteil sein. Sie dürfen eine geschützte Marke in diesen Befehlen aber nur dann nutzen, wenn Sie auf Ihrer Website auch Informationen dazu bereithalten. Beispiel: Als Onlineshop-Besitzer verkaufen Sie Computer von Fujitsu-Siemens. In diesem Fall dürfen Sie die Marke in den Meta-Tags verwenden. Oder umgekehrt: Ein Shop verkauft Ihre Futschiritos-Bonbons. Dann haben Sie zwar ein Interesse daran, dass dieser Shop auch Ihre Marke in den Meta-Tags aufführt, können ihn allerdings nicht dazu zwingen.
2.3
Vom M a r k e n - z u m Patentschutz: Ideen schützen §jPdjjjj||]j|jjj|
Interview: Das sollten Existenzgründer über Marken und Internet wissen Der Marken- und Domain-Anwalt Ulrich Luckhaus von der Kanzlei Danuser & Luckhaus in Köln (wwtv.ihr-domainanwalt.de, wwtv.ihr-markenanwalt.de) gibt im Interview Auskunft. Beachten Sie, dass seine Antworten eine individuelle Beratung nicht ersetzen können. Was müssen Existenzgründer hei der Domain-Registrierung beachten? Bei der Domain-Registrierung gilt insbesondere für Existenzgründer der Grundsatz, sich vorher ausreichend und umfassend zu informieren, da die Rechtsmaterie sehr unübersichtlich und kompliziert ist. Die Registrierung einer Domain geht innerhalb von wenigen Minuten vonstatten, mögliche Verletzungen von anderen Kennzeichnungsrechten können jedoch existenzgefährdend sein. Insofern ist zumindest eine Erstberatung bei einem Rechtsanwalt anzuraten, die preislich in einem sehr moderaten Rahmen liegt. Wo lauern die größten Fallen ? Marken- oder Firmennamen von Dritten, fremde Werbeslogans oder Ähnliches kommen grundsätzlich als eigener Domain-Name nicht in Betracht. Eine entsprechende Recherche ist nach Anmeldung beim Deutschen Patent- und Markenamt unter www.dpma.de möglich. Entsprechendes gilt für »ähnliche« Begriffe und grundsätzlich auch für Behörden oder auch Gemeinden. Die Rechtsinhaber können in der Regel das »bessere Recht« vorweisen und unter Umständen die Unterlassung der Domain-Registrierung verlangen.
Kann ich denn meinen eigenen Firmenund Familiennamen verwenden? Ja. Allerdings kann dieser Name bereits vergeben sein. Denn typischerweise treffen im Internet die jeweiligen Namen weltweit aufeinander. Wem dieser dann zusteht, lässt sich meist außergerichtlich klären und hängt in der Regel maßgeblich davon ab, wer die älteren Rechte an einem Begriff geltend machen kann und welche Nationalitäten aufeinandertreffen. Wie verhalte ich mich, wenn ich Müller heiße und eine bekannte Marke ebenfalls? Wahrscheinlich haben Sie wenig Chancen, die Domain »müller.de« zu verwenden. Der Bundesgerichtshof hat in der »Shell.de-Entscheidung« klargemacht, dass im Fall von überragend bekannten Marken der Grundsatz »Wer zuerst kommt, mahlt zuerst« nicht unbedingt gelten muss. Wie aber steht es mit »miiller-gmbh.de« oder »müller-hh.de«? Auch hier müssten Sie zunächst ein Recht an dem Namen geltend machen können. Wenn Sie selbst nicht Müller heißen, haben Sie ebenfalls schlechte Karten, eine derartige Domain zu verteidigen. Bei Variationen des Namens (etwa »müller-ag.de«) kommt es darauf
MÜH— Geschäftsidee
an, ob eine Verwechslungsgefahr besteht. Dann ist nämlich für das deutsche Recht an ein besonderes Freihaltebedürfnis der Mitbewerber zu denken. Das wird bei »müller-hh.de« weniger der Fall sein; bei »müller-gmbh.de« hätte eine tatsächlich existierende Müller G m b H aber wohl das eindeutig »bessere« Recht. Gilt das nur für de-Adressen, also Internetseiten aus Deutschland ? Bei Variationen auf dem sogenannten Top-Level (».com«, ».info«, ».es«) kann sich ein Markenrechtsinhaber gegen die Verwendung seines Kennzeichens grundsätzlich in gleicher Weise zur Wehr setzen wie bei einer .de-Adresse, da es den Top-LevelDomains gerade an der kennzeichnenden Wirkung fehlt. Es ist also nicht ratsam, auf diese Weise an einen gewünschten Namen zu kommen, zumal sich hier Kollisionen mit ausländischen Kennzeichnungen ergeben können. Wie sieht es zum Beispiel bei »focus.de« aus? »Focus« ist eine Automarke und eine Zeitschrift. Wer hat in einem solchen Beispiel das Marken-Vorrecht? Hier treffen mehrere Rechte aufeinander: zum einen der sogenannte Titelschutz der Zeitschrift Focus nach § 5 Abs. 3 des Markengesetzes und die Wortmarke beziehungsweise das Unternehmenskennzeichen Focus des Automobilherstellers. Zwischen den Inhabern wird dieser Konflikt durch Gerichte in der Regel nach dem Prioritätsprinzip gelöst. Wer das Kennzeichen zuerst benutzt beziehungs-
weise angemeldet hat, ist auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Wichtiger dabei ist aber, dass Dritte hier immer das Nachsehen haben. Darf ein Freiberufler mit den Namen von Referenz-Kunden auf der Website oder in Meta-Tags werben? Entscheidend ist hier die Sicht des Users, der die Seiten aufruft. Eine Kundenliste auf der Website ist nicht zu beanstanden; es können sich jedoch urheberrechtliche Probleme ergeben, wenn Sie Werke des Kunden auf Ihrer Seite verwenden - auch wenn Sie diese selbst erstellt haben. Sie bleiben zwar ein Leben lang Urheber an dem Werk, übertragen aber in der Regel die Nutzungsrechte vollständig an den Auftraggeber. Hier sollte eine kurze schriftliche Regelung getroffen werden, in welchem Umfang eine Präsentation auf der Seite erfolgen darf. Die Verwendung von Meta-Tags ist umstritten und kann nur im Einzelfall beantwortet werden. Sogenannte Gattungsbegriffe sind in der Regel in Ordnung. Nicht zulässig ist es allerdings, wenn die Firma Ford den Begriff »Opel« als Meta-Tag verwendet und damit den User, der eigentlich einen Opel kaufen will, auf die Internetseite der Firma Ford leitet. Auch wenn keine Unterlassungsansprüche aus dem Markenrecht vorliegen, so können sich Ansprüche aus dem Wettbewerbsrecht ergeben, wenn es sich um eine Irreführung der Verbraucher handelt.
2.3 Vom Marken-zum Patentschutz: Ideen schützen §jPdjjjj||]j|jjj|
M a r k e n und Patente in Österreich und der Schweiz Die Regelungen in Osterreich und der Schweiz entsprechen weitestgehend den deutschen - bis hin zu den Preisen für Patent- und Markenanmeldung. • •
Osterreich: www.patent.bmvit.av.at Schweiz: www.ige.ch
Adressen Patente und Gebrauchsmuster: Deutsches Patent- und M a r k e n a m t (www.dpma.de):
Alle
Informationen
und Online-Formulare zur Patent- und Gebrauchsmusteranmeldung. Researcher24
(www.researcher24.de):
Patent-Marketing (www.patente.bmbf.de/de/pdf/pvaadressenjuer_serve210104.pdf www.patent-marketing.com): Adressen und Infos von P a t e n t v e r w e r t u n g s a g e n t u r e n , d i e sich u m d a s M a r k e t i n g kümmern.
Hilft bei d e r P a t e n t - u n d M a r k e n recherche. Insti
Marken:
(www.insti.de):
Deutschlands
größtes Netzwerk für Erfindungen und Patentierungen.
(www.marken-recht.de):
Deutsches, europäisches und internationales Markenrecht.
Insti-Aktion
Eidgenössisches Institut f ü r geistiges
(www.bmvit.gv.at/eu_rat/innotech/ patentwesen.html):
Markenrecht
Patentaktion
Eigentum
(https://e-trademark.ige.ch):
Hier k ö n n e n Sie o n l i n e M a r k e n a n m e l d e n .
speziell f ü r kleinere u n d m i t t l e r e U n t e r Endmark
nehmen.
(www.endmark.com):
Professionelle internationale N a m e n s Erfinderclubs
(www.erfinderciubs.de):
Hier k o m m e n E r f i n d e r z u s a m m e n .
findung.
MÜH—
Geschäftsidee
2.4 Stärken und Schwächen analysieren Jede Idee hat Schwächen und Stärken. Diese wandeln sich im Laufe der Gründung und des Wachstums. Fehlt zum Beispiel bei der Existenzgründung Geld, können nach einem Jahr fehlende Geschäftsräume ein kritischer Faktor sein. Nach drei Jahren brauchen Sie vielleicht dringend gute Mitarbeiter, und nach vier Jahren müssen Sie sich mit aller Kraft gegen die erstarkenden Wettbewerber rüsten ... In diesem Kapital lernen Sie zwei Methoden kennen, mit denen Sie Ihre Geschäftsidee und auch die langfristige Unternehmensentwicklung prüfen können: die StärkenSchwächen-Analyse (SWOT) und die KEF-Methode (kritische Erfolgsfaktoren).
SWOT-Analyse Was sind die Schwächen Ihrer Idee? Worin liegen die Stärken? Welche Erfolgschancen haben Sie mit Ihrem Unternehmen? Und mit welchen Risiken müssen Sie rechnen? Mit einer SWOT-Analyse können Sie Ihre Geschäftsidee genau untersuchen. Sie bringt Dinge an den Tag, die Sie sonst vielleicht übersehen hätten. SWOT steht dabei für die englischen Begriffe »strengths« (Stärken), »weaknesses« (Schwächen), »opportunities« (Möglichkeiten) und »threats« (Bedrohungen). So funktioniert die SWOT-Analyse: Je nach Geschäftsidee ermitteln Sie, welche Faktoren den Erfolg Ihrer Idee beeinflussen. Diese Faktoren sind nicht bei jeder Gründung gleich: Für einen Arzt können beispielsweise der Standort, die Erreichbarkeit sowie das Vorhandensein von Parkplätzen vor der Praxis entscheidende Erfolgsfaktoren sein. Auch das Personal spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Patienten, die von der Sprechstundenhilfe vergrault werden, kommen vermutlich nur in größter N o t wieder. Für den Besitzer eines Onlineshops sind andere Faktoren im Spiel, zum Beispiel die Technik: Die Wahl der richtigen Software für den Shop hat entscheidenden Einfluss auf die Funktionsfähigkeit und die Ausbaumöglichkeiten. Viele Faktoren sind jedoch immer gültig - unabhängig vom Geschäftsmodell. Geld spielt etwa in beiden Beispielen eine Rolle. Ohne Geld kann der Arzt keine Praxis übernehmen, und ohne Geld kann auch der Onlineshop-Besitzer keine Waren einkaufen und keine Werbung machen. Bei den meisten Geschäftsideen geht es dabei um externe und interne Faktoren. Externe Faktoren, die Sie beeinflussen können: • Markt, • Geschäftsidee, • Kapital, • Standort, • Geschäftsräume (Ausstattung, Erweiterbarkeit).
2.4 Stärken und Schwächen analysieren j^üÜKBiäi
Externe Faktoren, auf die Sie keinen Einfluss haben: • gesetzliche Bestimmungen, • konjunkturelle Rahmenbedingungen, • Wettbewerb. Interne Faktoren: • Persönlichkeit des Gründers, • Fachkompetenz des Gründers, • Branchenerfahrung des Gründers, • Kompetenz des Teams, • Kontakte. Fragen Sie jetzt zum Beispiel: Was sind die Stärken Ihrer Geschäftsidee in Bezug auf den Markt? Was sind die Schwächen Ihrer Idee in Bezug auf den Markt? Welche Chancen ergeben sich, wenn Sie sich den Markt betrachten? Und welche Risiken? Beispiel: SWOT-Analyse
Durch die Abschaffung des Zivildienstes entsteht eine Marktlücke für neue, private Dienstleister. Der Gründer Heinz Zivi plant einen flexiblen Fahrdienst für ältere Menschen. Behinderte und Kranke sollen mithilfe von Kulturmobil die Möglichkeit erhalten, preiswert und komfortabel zu Konzerten, Theaterveranstaltungen und Seniorentreffen zu reisen. Außerdem erhalten sie eine Begleitung, die Unterhaltung verspricht, aber auch beim Gang zur Toilette hilft oder den Rollstuhl schiebt. Zur Realisierung möchte Heinz Zivi ein Büro und einen Kleinbus mieten. Sein Partner ist Sozialarbeiter, der sich gleichfalls in der Szene auskennt.
Stärken
Schwächen
Chancen
Risiken
Markt
Es g i b t e i n e g r o ß e Nachfrage.
Siehe Idee.
Siehe Z i e l g r u p p e .
Siehe Idee.
Geschäftsidee
Nach d e r Abschaffung des Zivildienstes werden neue Lösungen g e f r a g t sein.
Bisher w a r d e r Transport kostenlos. W e r d e n alte Menschen dafür bezahlen (können)?
Es k ö n n t e sich eine ganz neue Dienstleistung e t a b l i e r e n . Der erste Anbieter wird sich d e n Markt erschließen.
Die Idee wird nicht a n g e n o m men.
Zielgruppe
Die Z i e l g r u p p e w ü n s c h t e s sich, m o b i l zu sein.
Es ist a n g e s i c h t s der derzeitigen E i n b r ü c h e im sozialen System kaum abzusehen, w i e sich die Einkaufskraft alter Menschen entwickeln w i r d .
Die Z i e l g r u p p e w ä c h s t : Im J a h r 2040 werden 40 Prozent der d e u t s c h e n Bevölkerung älter als 59 J a h r e sein.
Die Z i e l g r u p p e kann die Dienstleistung nicht b e z a h l e n .
MÜH—
Geschäftsidee
Stärken Preis
Schwächen
Chancen
Zahlungsbereitschaft m u s s erst ermittelt werden.
Risiken Der n a c h f r a g e b e s t i m m t e Preis liegt m ö g l i c h e r w e i s e s o niedrig, d a s s die G e w i n n s p a n n e zu gering ist, u m d i e Kosten zu d e c k e n .
Kapital
Es ist a u s r e i c h e n d . Eigenkapital in H ö h e von 1 0 0 . 0 0 0 Euro v o r h a n d e n .
-
U m s ä t z e sind v o m e r s t e n Tag an möglich.
Die U m s a t z e n t w i c k l u n g ist schwer vorhersehbar.
Wettbewerb
Es g i b t (noch) keinen p r i v a t e n Wettbewerb.
Die Idee lässt sich leicht umsetzen und nachmachen.
»Kulturmobil« kann der erste Anbieter am M a r k t sein.
Die N a c h m a c h e r k ö n n e n von d e r bereits erfolgten Markterschließ u n g u n d Preisfind u n g profitieren.
Räumlichkeiten
Büro k a n n g ü n s t i g gemietet werden. S t a n d o r t : Das Büro liegt in e i n e r vornehmen Wohngegend mit mehreren S e n i o r e n wohnheimen.
Erreichbarkeit
Kein B e s u c h e r verkehr, i r r e l e v a n t .
Persönlichkeit des Gründers
Hohes soziales Engagement, kaufmännischer Denker.
Branchenerfahrung des Gründers
10 J a h r e E r f a h r u n g als A l t e n p f l e g e r und stellvertret e n d e r Leiter e i n e s Heims.
Kompetenz des Teams
P a r t n e r ist ein ausgebildeter Sozialarbeiter mit guten Kontakten.
Mitarbeiter
Eine s e h r k o m p e t e n t e und e n g a gierte Halbtagssekretärin für den Teiefondienst.
Kontakte/ Netzwerk
S e h r g u t e Bezieh u n g e n z u sozialen V e r e i n e n u n d Einrichtungen.
Betuchte S e n i o r e n sind auch zahlungsbereit.
Bei a l l e m E n g a g e m e n t verliert d e r Gründer auch die Rentabilität nicht a u s d e m Blick.
Von A n f a n g a n sind Kosten d a .
Geballte Branchenerfahrung.
Die K o m p e t e n z e n e r g ä n z e n sich n i c h t . Es k a n n zu Überschneidungen kommen.
Akquisestärke der Mitarbeiterin kann beim schnellen A u f b a u d e s Unternehmens helfen.
Die M i t a r b e i t e r i n k a n n d a s »Prod u k t « n i c h t verkaufen.
Viele K o n t a k t e k ö n n e n als Türöffner fungieren.
2.4 Stärken und Schwächen analysieren
Stärken
Chancen
Schwächen
Risiken
Eine g u t e KonEs k a n n a b e r j u n k t u r u n d sich genauso gut verbessernde wirt- u m g e k e h r t s c h a f t l i c h e Rahk o m m e n . Die menbedingungen E n t w i c k l u n g ist k ö n n e n sich posikaum planbar. tiv a u s w i r k e n .
Konjunkturelle und wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Gesetzliche Bestimmungen
j^üÜKBiäi
Ob es Gesetzesbestimmungen gibt, die der Idee im W e g s t e h e n , ist n o c h zu klären.
Gesetzliche Einschränkungen können das Aus f ü r die Idee bedeuten.
Fazit: Die kritischen Faktoren sind aus dieser Analyse sofort ersichtlich. Es sind vor allem der Preis und die damit verbundene Frage, ob alte Menschen bereit und in der Lage sind, für diese Dienstleistung Geld auszugeben. Auch das Griinderteam ist nicht optimal zusammengesetzt, weil sich die Kompetenzen nicht ergänzen. Wichtig scheint es hier, Aufgaben klar zu verteilen, damit es nicht zu Überschneidungen kommt. So kann Heinz Zivi für das Kaufmännische zuständig sein, während der Partner vor allem als Fahrer aktiv ist. Das Ergebnis der Analyse bringt Heinz Zivi dazu, einen Markttest durchzuführen, bevor er in seine Geschäftsausstattung und das Auto investiert. Dazu nimmt er mit drei Seniorenheimen Kontakt auf und verkauft seine Dienstleistung auf preiswert produzierten Flyern. Hierbei setzt er verschiedene Preise an:
Oper Der fliegende Holländer, Dresden
Flyer i
Flyer 2
Flyer 3
Holen und Bringen pro Person-
I
30 E u r o
1
15 E u r o
I
10 E u r o
Mit Begleitung:
I
70 E u r o
I
50 Euro
I
30 E u r o
Bei welchem Preis greift die Klientel zu? Ermöglicht dieser Preis einen Gewinn? Oder muss das Konzept geändert werden? Ein Markttest bringt es an den Tag. Mehr dazu lesen Sie in Kapitel 2.2.
MÜH— Geschäftsidee
Ihre persönliche SWOT-Analyse
Stärken Markt
Geschäftsidee
Zielgruppe
Preis
Kapital
Wettbewerb
Räumlichkeiten
Standort
Schwächen
Chancen
Risiken
2.4 Stärken und Schwächen analysieren j^üÜKBiäi
Stärken Erreichbarkeit
Persönlichkeit des G r ü n d e r s
Branchene r f a h r u n g des Gründers
Kompetenz des T e a m s
Mitarbeiter
Kontakte/ Netzwerk
Konjunkturelle untf wirtschaftliche R a h m e n bedingungen
Gesetzliche Bestimmungen
in
Schwächen
Chancen
Risiken
MÜH— Geschäftsidee
W a r u m Sie r e g e l m ä ß i g eine SWOT-Analyse d u r c h f ü h r e n sollten
Die meisten Gründungen entwickeln sich in den ersten Monaten und Jahren schnell. Dabei nehmen sie oft einen sehr ähnlichen Verlauf. Bekannt sind diese typischen Entwicklungslinien als sogenannter Produktlebenszyklus, der sich auch für die Darstellung von Geschäftsideen eignet.
Erlös, Gewinn
Einführung
Wachstum
Reife
- kleine Stück-
- steigende
- Kampf
Sättigung
Degeneration
[ Quelle: www.4managers.de]
Dieser Produktlebenszyklus besagt, dass jedes Produkt und jedes Unternehmen seine »Zeit« hat. Wenn das Unternehmen auf den Markt geht, sich also in der Einführungsphase befindet, verkauft es wenig, hat hohe Werbekosten, ist kaum bekannt und macht höchstwahrscheinlich Verluste. Wächst es, wird es bekannter, muss sich mit Wettbewerbern auseinandersetzen, freut sich aber höchstwahrscheinlich auch über Gewinne. In der Reifephase wird der Kampf um Marktanteile immer härter, die Wachstumsschritte sind kleiner und eventuell gehen Gewinne zurück. Es kann sein, dass in dieser Phase der Preis korrigiert oder das Produkt noch einmal überdacht werden muss. Unternehmen erschließen neue Märkte oder positionieren sich neu. Die Sättigung setzt fort, was während der Reife begonnen hat: Jetzt gehen die Gewinne deutlich zurück, zum Beispiel aufgrund höherer Personal- und Marketingkosten. Schließlich droht Insolvenz (Zahlungsunfähigkeit) und das Unternehmen muss seine Geschäftstätigkeit aufgeben.
2.4 Stärken und Schwächen analysieren ^p^fl^ffip
So weit muss es nicht kommen: Unternehmen können sehr lange wachsen und sich in der Reifephase halten. Das schaffen sie aber selten ohne regelmäßige Anpassung des Geschäftsmodells, des Produkts oder der regionalen Ausrichtung. So ist immer damit zu rechnen, dass neue Trends oder technische Entwicklungen dafür sorgen, dass ihre alte Geschäftsidee den neuen Gegebenheiten nicht mehr gewachsen ist. Kluge Unternehmer sorgen deshalb vor, bleiben nie auf der Stelle stehen, denken immer über eine Erweiterung oder Veränderung ihres Sortiments nach. Die SWOT-Analyse ist ein Mittel, die aktuelle Entwicklung im Blick zu halten. Viele Unternehmer neigen dazu, die Augen zu verschließen und so weiterzumachen wie bisher. Wenn Sie genau das nicht tun, verfügen Sie damit über einen klaren Vorteil gegenüber Ihren Wettbewerbern. Das Gleiche gilt für Freiberufler: Auch sie unterliegen einem Produktlebenszyklus. Wenn die Praxisräume eines Arztes bersten oder technische Geräte veralten und keine Veränderung erfolgt, ist das Wachstum in Frage gestellt. Ein Journalist, der immer mehr Auftraggeber an Land zieht, hat bald seine Kapazitätsgrenze erreicht. Schafft er es nicht, zu einer anderen Organisationsform überzugehen etwa durch Einstellung von Mitarbeitern -, ist sein Unternehmen insgesamt gefährdet. Zu viele Aufträge bedeuten schließlich, dass sie nicht mehr sorgfältig ausgeführt werden können. Es kommt zu terminlichen Engpässen, die Kunden sind mit der Leistung unzufrieden, und schnell springen die ersten Auftraggeber wieder ab, weil sich ein zuverlässigerer Wettbewerber findet.
KEF-Methode Eine andere Methode, die Gründungsidee und Unternehmens entwicklung im Blick zu halten, ist die KEF-Methode (auch CSF für »Critical Success Factors«). KEF steht für »kritische Erfolgsfaktoren« und wurde von Ron Daniel, dem ehemaligen Chef der Unternehmensberatung McKinsey, entwickelt. Sie sollten diese Methode zusätzlich zur SWOT-Analyse nutzen, da sie detaillierter ist und eine bessere Vorlage für Ihre strategische Planung liefert. Hinter KEF steckt ein simpler Kerngedanke: In jeder Branche und für jedes Geschäftsmodell lassen sich Faktoren definieren, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden, die kritischen Erfolgsfaktoren. Diese Faktoren sind abhängig vom jeweiligen Gründungsmodell. Beispiele dafür sind: • • •
Management, Mitarbeiter, Standort,
• • •
Geschäftsräume, Kapital, Markt.
KEF kennt ähnlich wie der Computer nur zwei Zustände: o und x, nicht vorhanden oder vorhanden. Ist etwas nicht (ausreichend) da, spricht man von einem Mangel-
Geschäftsklee
faktor. Andernfalls ist es ein Erfolgsfaktor. Ziel ist, eventuelle Mangelfaktoren sofort auszugleichen, wenn sie entstehen. Wie bei der SWOT-Analyse gilt es deshalb, alle Faktoren ständig im Blick zu halten, da sie sich dynamisch verändern - oft innerhalb weniger Monate. Der Faktor Mitarbeiter mag bei der Unternehmensgründung beispielsweise noch keine Rolle spielen, nach einem Jahr kann er jedoch zentrale Bedeutung erlangen. Wenn Sie so gewachsen sind, dass Sie keine Sekretariatsaufgaben mehr erledigen können, benötigen Sie dafür Personal. Ein weiteres Beispiel: Kapital. Gut möglich, dass Ihnen der Gründungszuschuss zu Beginn der Geschäftsidee ausreicht. Nach einem Jahr brauchen Sie jedoch neues Geld, um wachsen zu können. Besteht dann die Aussicht auf einen Kredit? Sind Sicherheiten vorhanden? W i e Sie Ihre kritischen Erfolgsfaktoren e r m i t t e l n
Ihre Zukunft kann davon abhängen, deshalb sollten Sie sich für die KEF-Analyse Zeit nehmen. Ziehen Sie sich dazu am besten einen halben Tag an einen stillen O r t zurück. Schauen Sie sich Ihr Unternehmenskonzept an, oder bringen Sie es endlich zu Papier (siehe Kapitel 6). Was sind Ihre unternehmerischen Ziele? Wenn Sie sich nicht darüber klar sind, ist es jetzt höchste Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Unterscheiden Sie wie beim Marketing zwischen strategischen und operativen Zielen. Beispiel für ein strategisches Ziel: »Ich möchte mit meinem Lieferservice in der ganzen Region Dithmarschen bekannt werden.« Definieren Sie dieses Ziel möglichst genau und mit möglichst vielen Eckdaten. Etwa so: »Ich möchte innerhalb von einem Jahr mit einem 24-Stunden-Lieferservice für Öko-Produkte in der gesamten Region Dithmarschen bei allen Einwohnern bekannt werden.« Ein operatives Ziel, das dazu passt: »Mein Unternehmen soll schon nach einem halben Jahr einen Umsatz von 180.000 Euro machen und einen Gewinn von 36.000 Euro erwirtschaften, also eine Umsatzrendite von 20 Prozent.« Wenn Sie diese Vorarbeit geleistet haben, können Sie mit der KEF-Analyse beginnen: Erstellen Sie eine Liste aller Faktoren, die für den Erfolg Ihres Unternehmens relevant sind.
1. K r i t i s c h e E r f o l g s f a k t o r e n s a m m e l n :
• • • •
Was müssen Sie in Bezug auf Ihre Branche beachten? Welche Faktoren basieren auf Ihrer Strategie, den Markt zu bearbeiten? Welche Faktoren hängen unmittelbar mit Ihrer Geschäftsidee zusammen? Welche externen Einflüsse wie Lieferanten, Gesetze, Kunden, Wetter oder Region gibt es?
Schreiben Sie wie in einem Brainstorming alle Gedanken erst einmal ungeordnet auf. Ordnen Sie die Faktoren später. Streichen Sie Doppelungen und bringen Sie dann die wichtigsten Erfolgsfaktoren zu Papier.
2.4 Stärken und Schwächen analysieren ^p^fl^ffip
• • •
Beispiel Coaching: Qualität der Beratung, Marketing, Raum, Zielgruppe. Beispiel Steuerberatung: Qualität der Beratung, Spezialisierung, Raum, Standort. Beispiel Lieferservice: Kapital, Einkauf, Qualität, Service, Mitarbeiter.
2. K r i t e r i e n m e s s e n : Angenommen, einer Ihrer Erfolgsfaktoren sind die Mitarbeiter. Woran messen Sie diesen Faktor? Was macht einen guten Mitarbeiter in Bezug auf Ihr Geschäftsmodell aus ? Vielleicht gehört auch die Qualität Ihres Angebots zu den Erfolgsfaktoren. Was ist eine gute Qualität hinsichtlich Ihres Geschäftsmodells ?
• • •
Beispiel Coaching: Gute Qualität zeigt sich darin, dass Kunden wiederkommen. Beispiel Steuerberatung: Gute Qualität zeigt sich an einer niedrigen Fluktuationsrate unter den Kunden und einer hohen Weiterempfehlungsquote. Beispiel Lieferservice: Gute Qualität spiegelt sich in der Wiederkaufrate. Wie viele Erstbesteller ordern auch ein zweites Mal?
Wer misst Ihre Qualität? Für einen Restaurantbesitzer ist das recht einfach. Er kann sagen: Wichtig ist, dass es mir schmeckt. Aber was sind die Kriterien für Ihre Coaching-Praxis, Ihre Steuerberaterkanzlei oder Ihren Lieferservice? Ihre Standards müssen Sie immer individuell festlegen. 3. S t a n d a r d s b e s t i m m e n :
•
• •
Beispiel Coaching: »Mein Qualitätsstandard ist erreicht, wenn ich auf einem Feedbackbogen mindestens die N o t e 2 erhalte und jeder zweite Klient wiederkommt.« Beispiel Steuerberatung: »Mein Qualitätsstandard ist erreicht, wenn die Klienten aus meiner subjektiven Sicht mit meiner Leistung zufrieden sind.« Beispiel Lieferservice: »Mein Qualitätsstandard ist erreicht, wenn jeder zweite Kunde noch einmal bei mir bestellt.«
Im letzten Schritt gilt es, die Erfolgsfaktoren zu erreichen. Doch wie schaffen Sie das? Auch das sollten Sie genau planen. 4. Faktoren steuern:
•
Beispiel Coaching: Zum hohen Qualitätsstandard beim Coaching trägt stetige Weiterbildung bei sowie die Bereitschaft, auf die Kunden einzugehen. Denkbar ist auch, dass die Eingrenzung auf bestimmte Zielgruppen die Qualität erhöht. Wer jahrelang in der Medienbranche gearbeitet hat, kennt sich dort entsprechend gut aus und kann Kollegen besser beraten als ein Fachfremder.
•
Beispiel Steuerberatung: Beim Steuerberater ist das Personal entscheidend. Es kann eine Strategie sein, nur Buchhalter einzustellen, die kommunikatives Talent besitzen. Wichtiger Faktor kann auch das Fachwissen sein, das sich
g j & i j M P i
Geschäftsidee
•
beispielsweise dadurch steuern lässt, dass für Ihre Mitarbeiter der Besuch einer Weiterbildungsmaßnahme pro Jahr obligatorisch ist. Beispiel Lieferservice: Eine niedrige Reklamationsquote beim Lieferservice erreichen Sie durch gute Produkte und eine hohe Zuverlässigkeit.
Damit haben Sie eine Basis-Analyse erstellt. Im nächsten Schritt müssen Sie diese erweitern und ständig verfeinern. So lassen sich die Standards immer konkreter fassen. Beispiel Standort: • • • • •
Mindestens 10.000 Passanten sollen täglich an Ihrem Geschäft vorbeikommen. Das Ladenlokal soll mindestens 100 qm groß sein und eine eigene Küche besitzen. Die Umgebung muss repräsentativ sein, eine bevorzugte Lage. Die Geschäftsräume sollten sich in einem Altbau befinden. Die Miete darf 2.000 Euro im Monat nicht überschreiten.
Ihre persönliche KEF-Analyse
Definieren Sie mindesten vier und maximal sieben Erfolgsfaktoren:
Erfolgsfaktoren
Messkriterien
Standards
Steuerung
2.4
Stärken und Schwächen analysieren
^p^fl^ffip
ressen SWOT-Analyse (Menüführung: www.redmark.de > Arbeitshilfen
> >
> Analyseinstrument
Arbeitsdokumente
Marketing SWOT).
Consulteria (www.consulteria.de): Unternehmensberatung, die beim Finden der richtigen Idee unterstützt. Viele Infos zur Geschäftsidee auf der Seite. Franchise (www.franchise~net.de)•. Fanchise-Ideen im Überblick.
Geschäftsidee (www.geschaeftsidee.de): Gründerportal für Geschäftsideen. Initiat (www.initiat.de)•. Beratung zum Finden des richtigen Franchisekonzepts. Teekampagne (http://blog.teekampagne.de):
Blog von Prof. Günter Faltin, der sich intensiv mit der Geschäftsideenfindung und dem Entrepreneurship beschäftigt.
Steuerstatus und Rechtsform
In diesem Kapitel finden Sie heraus, ob Sie als Freiberufler oder Gewerbetreibender gelten und was dabei zu beachten ist. Darüber hinaus lernen Sie die Vor- und Nachteile aller wichtigen Rechtsformen kennen.
j||FJJpll|tl|l
Steuerstatus und Rechtsform
3.1 Status: Freiberufler und Gewerbetreibender Die Frage, ob Sie als Freiberufler oder als Gewerbetreibender tätig sein wollen, sollten Sie spätestens mit der Anmeldung Ihrer Tätigkeit beim Finanzamt klären. Das Finanzamt kann Ihnen bis zu sieben Jahre nach der Gründung den Status als Freiberufler aberkennen und von Ihnen die Nachzahlung der Gewerbesteuer verlangen. Seien Sie also gewappnet, und informieren Sie sich rechtzeitig über die Vor- und Nachteile einer freiberuflichen Tätigkeit und eines Gewerbes. Dieses Kapitel ist unter der fachlichen Beratung von Rechtsanwalt und Steuerspezialist Dr. Benno Grunewald (www.dr-grunewald.de) entstanden. Eigentlich ist die Unterscheidung zwischen freiberuflicher und gewerblicher Tätigkeit einfach: Während bei gewerblich Tätigen der Einsatz von Kapital - das Verkaufen - im Vordergrund steht, sind die freien Berufe in erster Linie durch eigenen Arbeitseinsatz geprägt. Doch in der Praxis verwischen oft die Grenzen. Neue Berufsbilder und Geschäftsfelder entstehen, die neue Anforderungen mit sich bringen. Es ist kaum noch möglich, geistig-intellektuelle von kaufmännisch-handwerklicher Tätigkeit zu trennen. Gleichzeitig mit dem Trend, verschiedene Tätigkeiten in einem Geschäftsmodell zu verbinden, wachsen die Abgrenzungsprobleme. Um nur einige wenige Beispiele zu nennen: Es gibt Künstler (Freiberufler), die ihre Werke auf T-Shirts (Gewerbe) drucken, Designer (Freiberufler), die Platz im Internet verkaufen (Gewerbe), oder Journalisten (Freiberufler), die als EDV-Berater (Gewerbe) unterwegs sind ... Einfach ist die Unterscheidung also wirklich nicht mehr. Als Freiberufler genießen Sie Privilegien: Anders als bei Ihren gewerbetreibenden Kollegen entfällt für Sie die Gewerbesteuer. Sie sind auch nicht zur aufwendigen doppelten Buchführung verpflichtet und sparen dadurch Kosten für den Steuerberater. Ihre Betriebsausgaben können Sie unter Umständen (siehe Kapitel 4.4) pauschal abziehen. Sie besitzen außerdem die Möglichkeit, eine Partnergesellschaft zu gründen (siehe Kapitel 3.2). Sie sind kein Pflichtmitglied der Industrie- und Handelskammer (IHK) und müssen damit auch keine Mitgliedsbeiträge zahlen. Diesen Vorteilen stehen auch einige Nachteile oder zumindest Einschränkungen gegenüber: Bestimmte Gruppen von Freiberuflern unterliegen einem eingeschränkten Werbeverbot, beispielsweise Zahnärzte. Statt der Handelskammer verpflichten örtliche Kammern Rechtsanwälte, Steuerberater, Ingenieure, Wirtschaftsprüfer, Architekten und Notare zur (zahlenden) Mitgliedschaft. Test: Sind Sie Freiberufler?
Wenn Sie mindestens eine der folgenden Fragen mit Ja beantworten können, sind Sie mit großer Wahrscheinlichkeit ein Freiberufler:
3.1 Status: Freiberufler und Gewerbetreibender j^jfjfSjllll
• • • • • •
Sind Sie wissenschaftlich tätig? Sind Sie künstlerisch tätig? Sind Sie schriftstellerisch tätig? Sind Sie unterrichtend oder erziehend tätig? Können Sie f ü r Ihre Tätigkeit eine besondere berufliche - meist akademische - Qualifikation nachweisen? Erbringen Sie geistig-ideelle Leistungen?
Als sogenannter freier Mitarbeiter können Sie vor dem Finanzamt als Freiberufler oder Gewerbetreibender gelten. Dabei handelt es sich aber nur um eine steuerrechtliche Einstufung. Als freier Mitarbeiter kann Sie die Deutsche Rentenversicherung Bund zudem zur Rentenversicherungszahlung heranziehen. Lesen Sie dazu bitte Kapitel 4.5.
Achtung:
Übersicht: Was sind freie Berufe? Die Definition freier Berufe lautet gemäß Partnergesellschaftsgesetz (§ 1, Abs. 2): »Die freien Berufe haben im Allgemeinen auf der Grundlage besonderer beruflicher Qualifikationen oder schöpferischer Begabung die persönliche, eigenverantwortliche und fachlich unabhängige Erbringung von Dienstleistungen höherer Art im Interesse der Auftraggeber und der Allgemeinheit zum Inhalt.« Das Einkommensteuergesetz regelt in § 18, wer als Freiberufler zählt. Zu den sogenannten Katalogberufen gehören: •
•
• •
Heilberufe: Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Heilpraktiker, Dentisten, Krankengymnasten, Apotheker (Achtung: der Betrieb einer Apotheke gilt aber als gewerblich). Rechts-, Steuer- und wirtschaftsberatende Berufe: Rechtsanwälte, Steuerberater, Steuerbevollmächtigte, Patentanwälte, N o t a r e , Wirtschaftsprüfer, beratende Volks- und Betriebswirte, vereidigte Buchprüfer und Bücherrevisoren. Naturwissenschaftliche und technische Berufe: Vermessungsingenieure, Ingenieure, Handelschemiker, Architekten, Lotsen. Informationsvermittelnde Berufe: Journalisten, Bildberichterstatter, D o l metscher, Ubersetzer.
Hinzu kommen die sogenannten Kulturberufe, f ü r die keine besondere Ausbildung notwendig ist. Als kulturtreibende Freiberufler gelten beispielsweise Schriftsteller, Bildhauer, Schauspieler oder Musiker.
, ^
Steuerstatus und Rechtsform
Klarheit vor dem Finanzamt Sind Sie als Unternehmensberater oder IT-Consultant freiberuflich oder gewerblich tätig? Was bedeutet die Gründung einer GbR für Ihren Status? Die meisten Existenzgründer beschäftigen sich erst mit diesen Fragen, wenn es zu spät ist, eine Steuerprüfung ansteht oder bereits eine saftige Steuernachzahlung ins Flaus geflattert ist. Das kann sogar noch viele Jahre nach der Gründung passieren, wenn Sie schon gar nicht mehr an böse Fallen denken und Ihr Unternehmen »Gründung« schon längst zum Unternehmen »Expansion« geworden ist. Das Finanzamt kann Sie nämlich zum »Ex-Freiberufler« machen, Ihnen rückwirkend den Status aberkennen und die Arbeiten der letzten Jahre nachträglich als gewerblich einstufen. Nach aktuellem Recht darf dies noch bis zu sieben Jahre nach der Gründung geschehen. Der Grund dafür liegt darin, dass sich viele Tätigkeiten nicht eindeutig den Katalogberufen zuordnen lassen, sodass Finanzämter und sogar einzelne Finanzbeamte bestimmte Tätigkeiten unterschiedlich einschätzen. Es kommt auch vor, dass der Status überhaupt erst nach vielen Jahren erstmalig geprüft wird. Unternehmensberater
Welche Tätigkeiten eindeutig freiberuflich sind, haben Sie ja bereits erfahren. Zum Beispiel ist ein Unternehmensberater nur als »beratender Betriebswirt« (Katalogberuf) zweifelsfrei freiberuflich tätig. Sind Sie als Berater auf die IT-Branche spezialisiert, müssen Sie aufpassen: Rein beratend und im Projektmanagement sind Sie sehr wahrscheinlich Freiberufler. Gehört aber die Datenbank- oder Netzwerkadministration zu Ihren Aufgaben, hat das Finanzamt Argumente »pro Gewerbe«. Eine überzeugende Argumentationsstrategie brauchen Sie auch, wenn Sie Firmen in Personalfragen beraten. Da Personalwesen ein Teil der Betriebswirtschaft ist, spricht jedoch viel für den Freiberuflerstatus. Gute Karten haben Sie, wenn Sie Betriebswirtschaft studiert haben. Doch längst nicht jeder Unternehmensberater ist Betriebswirt. Akademiker aus anderen Sparten sowie Nicht-Akademiker könnten den gefürchteten Stempel »gewerbetreibend« aufgedrückt bekommen. Doch das muss nicht zwangsläufig der Fall sein, da vor dem Finanzamt neben dem Studium auch andere Argumente zählen, etwa einschlägige Berufserfahrung. War ein Geisteswissenschaftler jahrelang mit Aufgaben eines Betriebswirts betraut, so werden ihm die Beamten auch das Durchführen von Unternehmensberatungen zutrauen. IT-Selbstständige
In einem Grenzbereich bewegen sich neben den Unternehmensberatern auch Selbstständige im IT-Bereich. Zwar ist eine akademische Ausbildung eine der Grundvoraussetzungen für die Anerkennung als Freiberufler, jedoch belegt ein Informatikstudium allein noch keine freie Tätigkeit. Andersherum ist eine fehlende
akademische Ausbildung kein Beweis für das Bestehen eines Gewerbes. Berater und Projektleiter stehen vor diesem Abgrenzungsproblem, sofern sie fachfremde Ingenieure sind, also nicht Informatik studiert oder ihr Studium nicht abgeschlossen haben. In der Vergangenheit differenzierten die Finanzämter oft nach der Art der Programmierung: Anwendungsprogrammierung galt als gewerbliche Tätigkeit, systemnahe Programmierung als frei. Begründet wurde das mit der Nähe der systemnahen Tätigkeit zu einer Ingenieurstätigkeit. Grundlage war ein Urteil des Bundesfinanzhofes (BFH) von 1989 und 1991, wonach zwischen systemnaher und anwendungsnaher Programmierung unterschieden wurde. Systemnah war demnach freiberuflich, anwendungsorientiert bedeutete gewerblich. Die einst strikte Unterscheidung zwischen System und Anwendung ist inzwischen veraltet. Auch früher grundsätzlich gewerblich tätige SAP-Berater können laut einem aktuellen Urteil freiberuflich tätig sein. Das gilt vor allem, wenn ein Diplom vorhanden ist. Achten Sie bei der Anmeldung auf eine möglichst akademische Bezeichnung Ihrer Tätigkeit. So hat der freiberufliche »SAP-Berater Dipl.Mathematiker Hans Müller« bessere Chancen, als Freiberufler anerkannt zu werden, als der Inhaber einer »EDV-Beratung München«. Grauzone: Konsequenzen verschiedener Tätigkeiten
An der Grenze zwischen Gewerbe und freier Tätigkeit tummeln sich aber nicht nur IT-Selbstständige. Selbst Arzte können in einen Konflikt kommen, wenn sie beispielsweise Provisionen verdienen, welche die Geringfügigkeit (1 Prozent des Gewinns) überschreiten. Grenzen verwischen immer dann, wenn Sie als Unternehmer einen Gemischtwarenladen betreiben. Beispiele sind eine Architektin, die eine individuelle Innenraumberatung anbietet und nebenbei Einrichtungsgegenstände verkauft, ein Bauingenieur, der gewerbliche Grundstücksverkäufe tätigt, oder ein Sicherheitsingenieur, der ein Arbeitsschutzprodukt vertritt. Eine solche Mischung kann die gesamte Tätigkeit gewerblich färben, wenn Sie hier nicht sauber trennen. In solchen Fällen empfiehlt sich eine strenge Unterscheidung zwischen den einzelnen Tätigkeiten: Ein Teil der Arbeit ist freiberuflich, der andere gewerblich. Einnahmen und Ausnahmen werden den jeweiligen Tätigkeiten zugerechnet. Besteht allerdings ein sachlicher und wirtschaftlicher Zusammenhang (»gemischte Tätigkeit«), kann es auch zu einer einheitlichen Beurteilung kommen. Das Finanzamt könnte dann unter Umständen das komplette Unternehmen als Gewerbebetrieb einstufen. Es gilt also, dem Finanzamt gegenüber glaubhaft zu machen, dass zwischen beiden Tätigkeiten kein sachlicher und wirtschaftlicher Zusammenhang besteht. Viele Selbstständige haben ein Gewerbe angemeldet, oft auf Empfehlung des Steuerberaters. Dieser Gewerbeschein ist ungültig: Ein Freiberufler kann für seine Tätigkeit kein Gewerbe anmelden. Auch für die Vergangenheit hat ein angemeldetes Gewerbe keine rechtliche Konsequenz, wenn später festgestellt wird, dass eine freiberufliche Tätigkeit vorlag. Ein Selbstständiger kann also auch mit angemeldetem Gewerbe als Freiberufler anerkannt werden.
, ^ Steuerstatus und Rechtsform
Nur eine verbindliche Auskunft v o m Finanzamt zählt
Wenn Sie Ihren selbstständigen Beruf nicht in den Katalogberufen finden, bewegen Sie sich mit Ihrer Argumentation stets auf dünnem Eis. Die Finanzämter sind in Zeiten leerer Kassen bemüht, möglichst viele Gewerbesteuerzahler zu gewinnen, und versuchen manchmal, den Status als Freiberufler anzuzweifeln, selbst wenn dieser relativ unstrittig ist. Wenn Sie schon mit der ersten Anmeldung eine klare Strategie verfolgen, dürften die Beamten damit keine Chance haben. Wer sich unsicher ist, kann direkt beim Finanzamt anfragen und schriftlich eine verbindliche Auskunft anfordern. Diese kann das Finanzamt im Nachhinein nicht anfechten. Weniger Rückendeckung bietet die Auskunft eines Steuerberaters: Sofern diese nicht schriftlich erteilt worden ist, hat sie nur geringen Wert. Zwar können Sie Ihren Steuerberater für Falschauskünfte haftbar machen, was aber nur möglich ist, wenn Sie nachweisen können, dass er Sie falsch beraten hat.
Frei zu zweit: Freiberufler-GbR und gewerbliche GmbH Freiberuflich oder gewerblich ist nicht zuletzt auch eine Frage der Gesellschaftsform. So kann eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) freiberuflich sein, wenn sie aus Freiberuflern besteht. Ihre Alarmglocken sollten aber läuten, wenn einer der Gesellschafter eine teilweise gewerbliche Tätigkeit ausübt - möglicherweise ohne eigene Kenntnis davon. In diesem Fall könnte die gesamte GbR gewerbesteuerpflichtig werden. Achtung: Sie können eine GbR gründen, ohne es selbst zu wissen. Schon das gemeinsame Auftreten am Markt (Visitenkarten, Geschäftsausstattung) kann das Finanzamt als Indiz für das Bestehen einer GbR werten. Sie müssen keinen offiziellen Gesellschaftervertrag abgeschlossen haben. Mehr dazu in Kapitel 3.2. Eine G m b H ist grundsätzlich nicht freiberuflich; mit der Gründung geht ein eventuell bestehender Status als Freiberufler sofort verloren. Zudem gilt der für Einzelunternehmer und Partnergesellschaften gültige Gewerbesteuer-Freibetrag in Höhe von 24.500 Euro für eine G m b H nicht. Dafür genießt die G m b H zahlreiche andere Vergünstigungen (siehe Kapitel 3.2).
Übersicht: Freie und gewerbliche Berufe Eine aktuelle Ubersicht finden Sie auf der Website des Bundesverbandes freier Berufe unter www.freie-berufe.de.
3.1 Status: Freiberufler und Gewerbetreibender j^jfjfSjllll
Gewerbetreibender
Bildberichterstatter
X I
Freiberufler
Bildhauer
X I
Biologe
X I
Blutgruppengutachter
X I
Aktionsleiter (Bausparkasse)
I
I X
Altenpfleger
I x I
Briefmarkenrestaurator
I X
mram
Anlageberater
I
I X
Apotheker
I
X
Arbeitstherapeut
I X I
Architekt
I X
Architekturmodellbauer
I
Arzt
I X
Ärztepropagandist
I
X
Arztvertreter
I
X
Assistent, medizinischdiagnostischer
I X
Assistent, medizinischtechnischer
I X
Aufsichtsratsmitglied
I X
Auktionator
I
Aushilfsmusiker
I x
Autor, Schriftsteller
I x
Badeanstalt, medizinische
I
Bademeister, medizinischer
I x
Baubetreuer
I
Bauingenieur
I X
Bauleiter
I
Bauschätzer
I X
Erfinder
X
Baustatiker
I X
Erzieher
X
Beleuchtungskörperhersteller, künstlerisch
I X
Fahrlehrer
X
Bergführer
I X
Berufsbetreuer
I
Beschäftigungstherapeut Betriebswirt, beratender
Buchführungshelfer
I X
Buchmacher
I X
Buchprüfer, vereidigter
X
mm
Büttenredner
X
X
X
Chemiker, klinischer
X
Dentist
X
Designer
X
Diätassistent
X
Diplom-Informatiker
X
Diplom-Mathematiker
X
Dirigent
X
Diskjockey
X
Dolmetscher
X
Dozent
X
EDV-Berater, SAP freiberuflich
X
X
EDV-Projektleiter X
X
X X
Ehrenamt
X
Elektroanlagenplaner, -techniker
X
Genealoge
X
Fakir
X
X
Familienhelfer
X
X
Fernsehansager
X
I X
Filmhersteller
X
I X
Finanzanalyst
I X
niimM
, ^ Steuerstatus und Rechtsform
Gewerbetreibender
Hochschullehrer
Freiberufler
Hypnosetherapeut Informationsdienst-Herausgeber
Finanzberater
Ingenieur
Fitness-Studio
Inkassobüro
Fleischbeschauer
Innenarchitekt
Fußpfleger, medizinischer
Internatsbetreiber
Fotodesigner
x l
Fotograf, Fotodesigner freiberufl.
x I x
Fotoreporter
X I
Frachtenprüfer
T T
Interviewer Inventuraufnehmer, -büro Journalist Kameramann
Frauenbeauftragte
Kartograf
Fremdenführer
Kfz-Sachverständiger (soweit kein Ingenieur)
Führungskräfteberater
Kinderheim
Fußballspielerberater Fußballtrainer
Klavierstimmer
Gartenarchitekt
Kompass-Kompensierer
Geschäftsführer
Komponist
Ghostwriter
Konkursverwalter
Grafiker
Konstrukteur, Bauzeichner
Gutachter
Kosmetikerin
Gymnastiklehrer, -trainer
Krankengymnast
Handaufleger
Krankenhausberater
Handelschemiker
Krankenpflegehelfer
Handelsvertreter
Krankenpfleger, -schwester
Hausverwalter (je nach Größe)
Kreditberater
Hebamme
Küchenplaner
Heil-Eurythmist
Kunstagent, -manager
Heilpraktiker
Kunstgewerbe, -handwerker
Hellseher Hochbautechniker
Ix
Künstler Kunsttherapeut
3.1
Status: Freiberufler und Gewerbetreibender
j^jfjfSjllll
tl'iüt I X
Kurpackerin
Personalberater
I X I I X I
Layouter
x I
Personalsachbearbeiter
Lehrer, Unterrichtender
x I
Pfleger
Logopäde
X I
Pharma-Kosmetologe
I X
Lohnsteuerhilfe (Ortsstellenleiter)
x I
Physiotherapeut
X I
Lotse
X I
Pilot
Magier
X I
Planungsberater (Bau)
Maler, Kunstmaler
X I
Podologe
I X
Managerberater
X
Marketingberater
I X I
I X I X I X X I
PR-Berater Programmierer von Lern-Software
X
Marktforscher
X
Prüfungstätigkeit
X
Markscheider
X
Psychologe
X
X I
PWSS1
X
Maschinenbau-Techniker
Psychotherapeut
X
Masseur
X
Rätselhersteller
X
Medikamentenerprobung
X
Raumgestalter
X
Meinungsforscher
X
Rechtsanwalt
X
I
I
rasa
X
Modellbauer
Rechtsbeistand
X
I
X
Redakteur
X
I
Modeschöpfer
X
Musiker
X
Musiklehrer
X
Reitlehrer - f a l l s unterrichtend: - falls Besitzer eines Reithofes mit angestellten Reitlehrern:
Moderator SSW»
X
Musiktherapeut Netzplantechniker Notar
X X
Restaurator BSHE« Rettungsassistent r*-v.4 — Rezeptabrechner
I X X X
I
X
I
— X I
RtSPffl
X
Ökotrophologe Organist
X
Para psychologe
X I I X
I X I X I X I
Sachverständiger
X
Orgelbauer Orthopist
Rezepturenentwickler
I X I
Saunabetrieb
X I
Schauspieler Schiffssachverständiger
Patentanwalt
X I
Schornsteinfegermeister
Patentberichterstatter
X I
Schwesternhelfer
I
I X I X 1
1
1X1
limine
, ^ Steuerstatus und Rechtsform
Gewerbetreibender Freiberufler
Übersetzer
X
1
Umweltberater
X
1
Unternehmensberater
X
X 1
Vermessungsingenieur
X
1
Spielerberater
1
Sportberater
1 X 1
Sportlehrer, -trainer
1 X 1
Sprachheilpädagoge
1 x 1
Standortberater
1
Steuerberater
1 X 1
Steuerbevollmächtigte
1 X 1
Supervisor
1 X 1
Systemanalytiker
1 X 1
Tagesmutter
1 X 1
Tanzlehrer
1 X 1
Testamentsvollstrecker
1 X 1
Textildesigner
1 X 1
Tierarzt
1 X 1 X
Tontechniker
1 X 1
Zahnarzt
X
Trainer
1 X 1
Zahn praktiker
X
Treuhänder
1 X 1
Zauberkünstler
X
1 X
X 1
Vermögensberater
1
X
Vermögensverwalter
X 1
Versicherungsberater 1 x Versicherungsmathematiker
X
Versicherungsschäden-Gutachter
X
Visagist
X
Volkswirt, b e r a t e n d e r
X
Webdesigner
X
Werbeberater
X X
Werbeschriftsteller
Tutor
X
Wirtschaftsprüfer iranrai Wissenschaftler
X
Zollberater
RA Dr. G r u n e w a l d ( w w w . d r grunewald.de): Die S e i t e v o n A n w a l t Dr. B e n n o G r u n e w a l d b i e t e t z a h l r e i c h e weiterführende Informationen.
X
Gesellschaft für Informatik (www.gi-ev.de):
Interessenverband
IT.
Bund der Selbstständigen und der I n f o r m a t i k (bvsi.de): S c h ü t z e n h i l f e f ü r
• J a s p e r S t e u e r b e r a t u n g (www.jaspersteuerberatung.de/Branche_kurz_info/ freie_berufe.htm):
Eine
Übersicht
freie Berufe und Tätigkeiten.
über
IT-Freelancer. Myfreelancer machfrei/index.htmi):
(www.myfreeiancer.at/ Mehr
E-Lancer in Ö s t e r r e i c h .
Infos
für
3.2 Die richtige Rechtsform w ä h l e n
1111111111
3.2 Die richtige Rechtsform wählen Lohnt es sich für eine einzelne Person, eine G m b H zu gründen? Welche Chancen und Risiken bieten die Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die BGB-Gesellschaft oder auch GbR? Ist die Limited, die englische Variante einer G m b H , eine Alternative? Dieses Kapitel beantwortet alle Fragen zu Gesellschaftsformen auf einfache und verständliche Weise.
Einzelunternehmen, Personengesellschaften und Kapitalgesellschaften Kennen Sie den Unterschied zwischen einer juristischen und einer natürlichen Person? Eine natürliche Person sind Sie, wenn Sie als Privatperson agieren, aber auch als Einzelunternehmer gelten Sie vor dem Gesetz als eine natürliche Person. Mit der Gründung einer G m b H schaffen Sie hingegen eine juristische Person, in deren Kleid Sie schlüpfen und für die Sie sprechen können. Eine Gesellschaft gründen Sie als Einzelperson oder zusammen mit anderen. Juristische Personen handeln durch Organe als deren gesetzliche Vertreter. Bei der G m b H ist das der Geschäftsführer (angestellt) oder der geschäftsführende Gesellschafter (der den Gesellschaftervertrag unterschrieben hat), bei einer Aktiengesellschaft der Vorstand. Haftung
Diese Einleitung führt zu einem wichtigen Unterschied zwischen den einzelnen Gesellschaftsformen: Handelt eine juristische Person, so haftet diese nicht mit ihrem Privatvermögen, sondern nur mit dem Vermögen der Gesellschaft. Dies ist bei Personengesellschaften anders. Hier handelt eine natürliche Person, und diese kann mitsamt ihrem Privatvermögen zur Rechenschaft gezogen werden. Personengesellschaften tragen ein besonders hohes Risiko. Unterläuft einem Einzelunternehmer oder einem Gesellschafter einer Personengesellschaft ein kostspieliger Fehler, kann das den geschäftlichen und privaten Ruin bedeuten. Das passiert schneller, als viele vermuten. So kann ein Beratungsfehler bei einem Unternehmensberater für Umweltschutz Schadensersatzklagen zur Folge haben, die diesen ruinieren, falls keine entsprechende Versicherung einspringt oder die H ö h e der Schadenssumme den Versicherungsbetrag übersteigt. Wenn aber eine juristische Person die Firma führt, ist das Privatvermögen des Gesellschafters geschützt: Haus und Hof bleiben auch im schlimmsten Fall im Besitz des Geschäftsführers, sofern diese zum Privateigentum gehören. Daraus ergibt sich schon die Antwort auf eine Frage, die Sie sich wahrscheinlich stellen: Sollen Sie eine G m b H (Gesellschaft mit beschränkter Haftung, also eine juristische Person) gründen oder reicht eine GbR (Gesellschaft bürgerlichen
, ^ Steuerstatus und Rechtsform
Rechts)? Eine G m b H empfiehlt sich, wenn ein hoher Umsatz zu erwarten und das Risiko, Schiffbruch zu erleiden, groß ist. Eine Personengesellschaft dagegen bietet sich an, wenn Sie klein anfangen wollen. Wichtigstes Entscheidungskriterium ist das Risiko: Wer erst einmal Millionen investieren muss und selbst produziert, ist mit einer G m b H gut beraten. Wer ohne Kapitaleinsatz startet und geringes Risiko hat, dem genügt in der Regel die Personengesellschaft.
Unterschiede und Gründungskosten im Überblick Eintrag ins Handelsregister
PersonGründungskosten licher EntscheidungsSpielraum
Rechtsform
Haftung m i t Privatvermögen
Doppelte Buchführung
Einzelunternehmen, Kleingewerbetreibende
ja
nein (bis nicht 30.000 € zwingend Gewinn, 500.000 € Umsatz und o h n e Eintrag ins H a n d e l s register)
groß
Gewerbeschein, j e n a c h S t a d t circa 18 bis 4 0 €
Eingetragener Kaufmann/ eingetragene Kauffrau
ja
ja
groß
G e w e r b e s c h e i n : circa 18 bis 4 0 € ; Kosten f ü r d e n Eintrag ins H a n d e l s r e g i s t e r , j e nach Betriebsvermögen: 2 0 0 bis 5 0 0 €
Freiberufler
ja
groß nein, freiwillig möglich (dann dopp e l t e Buchführung)
GbR
ja
groß
Bei Freiberuflichkeit k e i n e Kosten, kein R e g i s t e r e i n t r a g und damit ebenfalls kostenfrei
OHG
ja
ja
ja
ja
G e w e r b e s c h e i n : circa 18 bis 4 0 € ; bei Freiberuflichkeit keine Kosten; Kosten f ü r d e n Eintrag ins H a n d e l s r e g i s t e r , je nach Betriebsvermögen: 2 0 0 bis 5 0 0 €
GmbH
nein
ja
ja
groß
Kosten f ü r d i e G r ü n d u n g : circa 1.500 € ( G e s e l l s c h a f t e r v e r t r a g , n o t a r i e l l e Beglaub i g u n g ) ; Kosten f ü r d e n Eintrag ins H a n d e l s r e g i s t e r : bei Kapital von 1 0 . 0 0 0 € 7 0 0 bis 1 . 0 0 0 €
ja
keine
3.2 Die richtige Rechtsform w ä h l e n
1111111111
Rechtsform
Haftung m i t Privatvermögen
Doppelte Buchfilhrung
Eintrag ins Handelsregister
PersönKosten licher Entscheidungsspielraum
UG
nein
ja
ja
groß
Kosten f ü r den Eintrag ins Handelsregister: 100 € sowie für die Veröffentlichung im Bundesanzeiger
KG
nein, nur bis zur Höhe der Einlage
ja
ja
groß
G e w e r b e s c h e i n : circa 18 €; bei Freiberuflichkeit keine Kosten; Kosten f ü r d e n Eintrag ins Handelsregister, je nach Betriebsvermögen: 2 0 0 bis 500 €
GmbH & Co. KG
nein
ja
ja
groß
wie GmbH plus Kosten f ü r die G r ü n d u n g der 2. Gesellschaft (der KG)
Limited
nein
ja
empfehlenswert
ja
circa 5 0 0 bis 1.000 € plus Kosten f ü r den Eintrag ins Handelsregister, der sich am Betriebsvermögen orientiert: in der Regel circa 2 0 0 bis 500 €, hohe Folgekosten
Limited & Co. KG
nein
ja
ja, notwendig
groß
circa 5 0 0 bis 1.000 € plus Kosten f ü r d e n Eintrag ins Handelsregister, der sich am Betriebsvermögen orientiert: in der Regel circa 2 0 0 bis 5 0 0 €
AG
nein
ja
ja
gering
Mindesteinlage: 50.000 €
Genossenschaft
nein
ja
Genossenschaftsregister
gering
Eintrag ins G e n o s s e n schaftsregister: circa 80 € (je nach Amtsgericht)
Test: Welche U n t e r n e h m e n s f o r m eignet sich für Sie?
Wenn Sie wissen wollen, welche Form sich für Ihr Vorhaben am besten eignet, sollten Sie die folgenden Fragen beantworten. Detaillierte Informationen zu den verschiedenen Rechtsformen finden Sie in den folgenden Abschnitten.
, ^ Steuerstatus und Rechtsform
-c i E -
x
UO
Ist I h n e n d i e H a f t u n g s b e s c h r ä n k u n g wichtig?
~w
Wollen Sie sich e i n e n m ö g l i c h s t g r o ß e n eigenen Entscheidungsspielraum sichern? Wollen Sie Ihr U n t e r n e h m e n m i t Partnern führen? Wollen Sie m ö g l i c h s t w e n i g F o r m a l i t ä t e n bei d e r G r ü n d u n g h a b e n ? Soll die R e c h t s f o r m Ihre H a f t u n g begrenzen? Soll die R e c h t s f o r m ein g u t e s I m a g e im Inland v e r m i t t e l n ? Soll d i e R e c h t s f o r m ein g u t e s Image im Ausland vermitteln? Liegt Ihre S t e u e r b e l a s t u n g v e r m u t l i c h ü b e r 3 0 P r o z e n t u n d w o l l e n Sie die S t e u e r b e l a s t u n g senken (Körperschaftsteuer statt Einkommensteuer)? Soll d i e R e c h t s f o r m m ö g l i c h s t g e r i n g e n A u f w a n d f ü r Ihre B u c h f ü h r u n g bieten? Sind Sie Freiberufler u n d w o l l e n Sie sich m i t a n d e r e n zu e i n e m T e a m zusammenschließen? M ö c h t e n Sie schnell e x p a n d i e r e n , u n d b e n ö t i g e n Sie d a f ü r Kapital? Sind Sie bereit, Ihre U n t e r n e h m e n s z a h l e n zu v e r ö f f e n t l i c h e n ? Soll d i e R e c h t s f o r m m ö g l i c h s t g e r i n g e Gründungskosten verursachen (keine K a p i t a l e i n l a g e , N o t a r k o s t e n ) ? Soll Ihr U n t e r n e h m e n ins H a n d e l s register eingetragen w e r d e n ? W o l l e n Sie k e i n e n Eintrag im H a n d e l s register? M ö c h t e n Sie g e m e i n s a m e t w a s e r w e r ben oder produzieren oder vermarkten, w o z u I h n e n allein die M i t t e l f e h l e n ? M ö c h t e n Sie in e i n e r d e m o k r a t i s c h e n G e s e l l s c h a f t s f o r m a g i e r e n , in d e r alle etwas zu sagen haben?
u c t ra CL
(x)
U 3 X XI £ u
u