Gesund bleiben Gesünder leben
Präventionsratgeber
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Gesund bleiben Gesünder leben
Herausgeber: Deutsche Krebshilfe e.V. Thomas-Mann-Str. 40 53111 Bonn Medizinische Beratung: Dr. H. Kappauf 5. Medizinische Klinik und Institut für Medizinische Onkologie und Hämatologie Klinikum der Stadt Nürnberg Flurstr. 17 – Haus 12 90419 Nürnberg Text und Redaktion: Isabell-Annett Beckmann Ausgabe 4/2003 Druck auf chlorfreiem Papier ISSN 0948-6763
Krebsprävention durch gesunde Lebensweise
Gesund bleiben – Gesünder leben
Inhalt Vorwort
Diese Druckschrift ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt. Nachdruck, Wiedergabe, Vervielfältigung und Verbreitung (gleich welcher Art) auch von Teilen oder von Abbildungen bedürfen der schriftlichen Genehmigung des Herausgebers. Für die kostenlose Bereitstellung der Fotos auf den Seiten 15, 21 und 27 danken wir herzlich dem Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie e.V., Bonn, der Zeitschrift essen & trinken, Gruner+Jahr AG, Hamburg, und der Ligue Nationale Contre le Cancer, Paris. Titelmotiv: The Stock Market, Düsseldorf
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Rauchen – Blauer Dunst mit schwarzen Seiten Tabakgifte: von der Atemluft ins Blut Auch Passivrauchen schadet! Der Körper verzeiht, wenn das Rauchen beendet wird – aber nicht ganz!
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Alkohol – Prozente, die nicht nur benebeln
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Ernährung – Schlaraffenland mit Schattenseiten Vom einen zu viel, vom andern zu wenig Heute zu empfehlen ... Wertvoll: Vollwert
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Achtung Sonne! Jetzt Sonne buchen? Strahlen auf Ihrer Haut Schönheitsideal braun? Ihre Haut vergisst nichts Das ist mein Typ „Regel“mäßig genießen Solarien – eine Alternative?
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Umwelt – nicht immer eine heile Welt Ein jahrelanger Prozess Schadstoffe am Arbeitsplatz Machen Autoabgase krank? Ionisierende Strahlen Die Umwelt im Allgemeinen Prima Klima?
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Infektionen – Krebs ist nicht ansteckend
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Psyche und Stress – Das musste ja so kommen? Belastet und ungesund
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Früherkennung – lieber heute als morgen
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Der Europäische Kodex zur Krebsbekämpfung 10 Regeln gegen den Krebs
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Wo können Sie Informationen und Rat erhalten? Nützliche Adressen Broschüren der Deutschen Krebshilfe
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Erklärung von Fachausdrücken
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Statistik
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Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, In Deutschland erkranken pro Jahr rund 350.000 Menschen neu an Krebs. In den Zahlen und Ziffern des Statistischen Bundesamtes wird Krebs als zweithäufigste Todesursache geführt. Auch wenn dank stetiger medizinischer Fortschritte heute viele Krebserkrankungen bei frühzeitiger Entdeckung und Behandlung heilbar sind, bedeutet solch eine Erkrankung für den Betroffenen und die Angehörigen doch immer einen schwerwiegenden Einschnitt in sein bisheriges Leben. Was liegt also näher, als sich darum zu bemühen, die Zahl der Neuerkrankungen zu senken beziehungsweise im Fall einer Erkrankung diese so früh wie möglich zu erkennen? Tatsache ist, dass wissenschaftliche Untersuchungen – in Fachkreisen spricht man von Untersuchungen zur Krebsepidemiologie – Zusammenhänge zum Beispiel zwischen bestimmten Lebensgewohnheiten und bestimmten Krebsarten festgestellt haben. Nach Ansicht namhafter Experten ließe sich in bis zu 80 Prozent der Fälle die Erkrankung vermeiden: Es gibt Faktoren, die die Entstehung bestimmter Krebsarten begünstigen können. Sie gelten als „Risikofaktoren“, die, wenn man sie kennt, wenigstens teilweise vermieden werden können. Als unumstrittene Risikofaktoren gelten Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, zu starke Sonnenbestrahlung und bestimmte krebsauslösende Stoffe der Umwelt wie zum Beispiel Asbest, aber auch bestimmte Aspekte der Ernährung werden in diesem Zusammenhang genannt.
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Neben den Lebensgewohnheiten, auf die wir selbst Einfluss nehmen können, gibt es aber noch andere Faktoren, die das Risiko für einzelne Krebsarten erhöhen, die wir allerdings nicht oder nur zum Teil beeinflussen können: bestimmte Krankheiten, krebserregende Stoffe, denen man am Arbeitsplatz ausgesetzt ist, und nicht zuletzt eine familiäre Veranlagung, die es zum Beispiel bei Darm- und Brustkrebs gibt. Wir möchten Sie in dieser Broschüre über die wichtigsten Risikofaktoren informieren und Sie davon überzeugen, dass es sich lohnt, gesundheitsgefährdende Gewohnheiten zu ändern. Denn es ist nie zu spät, gesundheitsbewusst zu leben! Ihre Deutsche Krebshilfe
Alle in dieser Broschüre mit * gekennzeichneten Textteile wurden mit freundlicher Genehmigung des Verlages entnommen aus: Herbert Kappauf/ Walter M. Gallmeier, Nach der Diagnose Krebs – Leben ist eine Alternative. Hrsg. von der Deutschen Krebshilfe, Verlag Herder, 6. Auflage 2000, ISBN 3- 451- 04857-4.
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Rauchen – Blauer Dunst mit schwarzen Seiten „Ich rauche gern.“ – ein verharmlosender Werbespruch für eine risikoreiche Angewohnheit. Denn kaum eine andere gesundheitsbezogene Einzelmaßnahme könnte mehr Menschenleben retten, mehr Krankheiten verhüten helfen als der Verzicht auf das Zigarettenrauchen. In der Bundesrepublik Deutschland ist Lungenkrebs bei Männern die häufigste Krebsart, und er rangiert auch in der Statistik über krebsbedingte Todesursachen an erster Stelle. Bedauerlicherweise werden durch veränderte Lebensgewohnheiten – und das heißt in diesem Fall vor allem Rauchgewohnheiten – bei Frauen seit Jahren stetig steigende Erkrankungszahlen registriert, während nach Angaben des Robert-Koch-Instituts Berlin die Zahl bei Männern rückläufig ist. Insgesamt müssen pro Jahr in Deutschland rund 37.000 Menschen mit der Diagnose Lungenkrebs fertig werden. Wer über viele Jahre zur Zigarette greift, nimmt schwere gesundheitliche Risiken auf sich. Die Spur der Tabakgifte zieht sich von Gefäßerkrankungen, Herzinfarkt und Raucherbein – besonders bei Raucherinnen, die die Pille nehmen – bis hin zu Impotenz und Unfruchtbarkeit. Vor allem aber sind im Tabakrauch über vierzig nachweislich krebserregende Stoffe enthalten. Bis zu neun von zehn Lungenkrebskranken sind Raucher. Aber auch andere Krebsarten lassen sich ursächlich auf das Rauchen zurückführen. „Untersuchungen gerade von älteren Rauchern belegen vermehrte depressive Beschwerden, die sich wenig mit den Wer-
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besprüchen von „Lebensgefühl“ und „Ich rauche gern“ vertragen. Tabakrauchbedingte Krebskrankheiten sind zudem nur selten heilbar.“* Tabak ist für mehr als zwanzig verschiedene Todesursachen verantwortlich wie Lungenkrebs und andere Krebsarten, Herzkrankheiten, Schlaganfälle, chronische Bronchitis und andere Atemwegserkrankungen. Die Sterbeziffer im mittleren Alter (35 bis 69 Jahre) liegt bei Rauchern dreimal höher als bei Nichtrauchern, und rund die Hälfte der Gewohnheitsraucher stirbt früher oder später infolge ihrer Gewohnheit. Ein großes Risiko besteht insbesondere für diejenigen, die bereits damit begonnen haben, bevor sie 20 Jahre alt waren. Die Hälfte der Todesfälle infolge von Tabakkonsum fällt in die Altersgruppe 35 bis 69 Jahre, und die durchschnittliche Lebenserwartung von starken Rauchern liegt nach Angaben der Europäischen Kommission ungefähr 20 bis 25 Jahre unter der von Nichtrauchern. Abgesehen vom persönlichen Gesundheitsrisiko, das jeder Raucher eingeht, sind sie oftmals wenig beliebte Zeitgenossen, und viele werfen ihnen mangelndes Verantwortungsgefühl vor. Von manchem Nichtraucher werden sie nur verständnislos als stinkende Belästigung betrachtet. Andere verwahren sich dagegen, gezwungenermaßen zum Passivrauchen verurteilt zu sein, und sehen dadurch ihre eigene ansonsten rauchfreie Gesundheit in Gefahr.
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Tabakrauchen wirkt sich besonders krebsfördernd aus, wenn gleichzeitig andere Luftschadstoffe einwirken. „Diese krebserregende Wirkung wird zudem eindrucksvoll durch häufigen Alkoholkonsum verstärkt. Tabakrauch ist unbestritten gegenwärtig der wichtigste Einzelfaktor bei der Krebsentstehung. Er ist in Westeuropa bei Männern für 40 Prozent, bei Frauen für 10 Prozent aller tödlichen Krebserkrankungen verantwortlich. In Osteuropa sind bei Männern sogar 50 Prozent aller Krebstodesfälle auf Tabakkonsum zurückzuführen. Das individuelle Krebsrisiko steigt mit der Anzahl der täglich gerauchten Zigaretten und der Dauer der „Raucherkarriere“. Der Werbespruch „Wer raucht, hat mehr vom Leben“ bestätigt sich lediglich makaber im Sinne von mehr Qualm und mehr Krebsrisiko. Nach einer Risikoeinschätzung ist Tabakrauch verantwortlich für: ■ ■ ■ ■
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- 90 % aller Lungen- und Bronchialkrebserkrankungen, % aller Bauchspeicheldrüsenkrebserkrankungen, - 70 % aller Blasenkrebserkrankungen, % aller Nierenkrebserkrankungen.
Die Kombination von Tabakrauch und Alkohol bedingt: ■ 60 - 80 % aller Krebserkrankungen der Mundhöhle und des ■ 75 % ■ 85 %
Rachens, aller Speiseröhrenkrebserkrankungen, aller Kehlkopfkrebserkrankungen.
Tabakrauch ist auch ein Risikofaktor für Gebärmutterhalskrebs sowie für die Entstehung mancher Leukämien. Rauchen ist nicht nur an Krebserkrankungen, sondern insgesamt an etwa zwei Dutzend tödlicher Erkrankungen oft ursächlich beteiligt. Etwa jeder zweite regelmäßige Raucher stirbt an den Folgen seiner Sucht. Es handelt sich bei ihnen mehrheitlich nicht um schwere
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Raucher, sondern die meisten haben früh mit dem Rauchen angefangen. Die Hälfte der Todesfälle in Zusammenhang mit Rauchen betrifft leider bereits Menschen im mittleren Alter.
Tabakgifte: von der Atemluft ins Blut Wie ist diese Krebsentstehung durch Tabakrauch auch in Organen zu erklären, die nicht direkt vom „Dunst der großen weiten Welt“ eingenebelt werden können? Der Tabakrauch enthält mehr als 4.000 chemische Verbindungen, entweder in fester oder gasförmiger Form. Der Großteil davon ist allgemein gesundheitsschädlich, zahlreiche dieser Stoffe sind wahrscheinlich, mindestens 43 erwiesenermaßen krebsauslösend. Entscheidend sind im Tabakrauch die bereits früher erwähnten Nitrosamine, Benzol, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, auch a-Naphthylamin, das durch Blasenkrebs bei Farbindustriearbeitern traurige Berühmtheit erlangt hat. Zudem finden sich in Tabakrauch auch Arsen, Teer, Formaldehyd, Metalle wie Nickel und Cadmium, genauso radioaktives Polonium, das eventuell allein für ein Prozent der Lungenkrebsfälle verantwortlich ist. Tabakrauch entspricht also strenggenommen keineswegs einem kanzerogenen Einzelfaktor, sondern ist vielmehr ein Modell für das fatale Zusammenwirken verschiedenster Schadstoffe. Etliche dieser Tabakrauchkarzinogene sind blutlöslich und werden über die Nieren ausgeschieden, wodurch sich die kanzerogene Wirkung gerade an den Harnwegen erklärt. Andererseits werden Tabakrauchkarzinogene über den Speichel geschluckt und schädigen die oberen Verdauungsorgane. Abbauprodukte lassen sich auch im Gebärmutterhalsschleim von Raucherinnen nachweisen.
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Auch Passivrauchen schadet! Inzwischen ist ein durchschnittlich etwa 40 Prozent erhöhtes Krebsrisiko von Nichtrauchern belegt, die sich viel in verrauchten Räumen aufhalten, also über ihre Atemluft „passiv“ mitrauchen. Für Deutschland bedeutet dies jährlich zumindest etwa 400 Lungenkrebserkrankungen mehr. Diese Zahl mag in Anbetracht von mehr als 35.000 Sterbefällen durch Lungenkrebs im Jahr gering erscheinen, sie entspricht aber ungefähr der Anzahl aller jährlich in Deutschland neu auftretenden kindlichen Leukämiefälle. Ehefrauen von starken Rauchern – mehr als eine Schachtel Zigaretten täglich – zeigten in einigen Untersuchungen sogar ein etwa dreifach gesteigertes Lungenkrebsrisiko. Eine höhere Empfindlichkeit ist auch bei Kindern wahrscheinlich, die sich in verrauchten Räumen aufhalten. Passivrauchen steigert nach neueren Untersuchungen auch das Risiko für akute Schlaganfälle beträchtlich.“* Bei Kindern, deren Eltern rauchen, kommt es zu weiteren nachteiligen Auswirkungen auf die Gesundheit wie häufigere und schwerere Asthmaerkrankungen und Infektionen der oberen und unteren Atemwege. „Raucher atmen nur etwa ein Viertel des gesamten Rauchs einer Zigarette ein – und teilweise wieder aus, den so genannten Hauptstromrauch. Drei Viertel des Tabakrauches wird zwischen den Zügen direkt als Nebenstromrauch in die Raumluft abgegeben. In diesem Nebenstromrauch ist die Konzentration von kanzerogenen Nitrosaminen aber beispielsweise mehr als hundertfach höher als im direkt inhalierten Hauptstromrauch. Die erhöhte Krebsgefährdung von Passivrauchern wird auch darin deutlich, dass sich wie bei Rauchern auch bei ihnen Abbauprodukte von Tabakgiften im Urin nachweisen lassen.
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Das Lungenkrebsrisiko durch Tabakrauch ist deutlich abhängig von der Schadstoffmenge, die inhaliert wird. Es erhöht sich durchschnittlich gegenüber Nichtrauchern: ■ beim Passivrauchen ■ bei Pfeifen- und Zigarrenrauchern ■ Zigarettenrauchen
bei 1 - 10 Stück täglich
1,4 (bis 3,4)fach 3,7fach 4,6 (bis 11)fach
■ Zigarettenrauchen
bei 11 - 20 Stück täglich
18,6fach
■ Zigarettenrauchen
bei 21 - 35 Stück täglich
Es ist auch nach jahrelanger Raucherkarriere nicht zu spät, mit der Gewohnheit – oder häufig wirklichen Sucht – aufzuhören. Sogar schwere Zellveränderungen der Bronchien können sich zurückbilden, wenn der krebserregende Reiz ausbleibt. Wird das Rauchen beendet, so nimmt auch das über die Jahre vielfach erhöhte Krebsrisiko langsam wieder ab, das erhöhte Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sinkt hingegen schneller. Nach etwa fünf Jahren ist das erhöhte Krebsrisiko bereits halbiert, nach fünfzehn Jahren hat der Körper weitgehend „vergessen“.“*
31,6fach
■ Zigarettenrauchen
bei mehr als 35 Stück täglich
Der Körper verzeiht, wenn das Rauchen beendet wird – aber nicht ganz!
43,6fach.
Offensichtlich spielt zusätzlich auch das Einstiegsalter in die „Raucherkarriere“ eine Rolle. Wird die qualmende Gewohnheit vor dem 15. Lebensjahr begonnen, so erhöht sich im Vergleich zu Rauchern, die erst nach dem 25. Lebensjahr zur regelmäßigen Zigarette greifen, das Lungenkrebsrisiko nochmals um fast das Fünffache. Filterzigaretten oder so genannte Leichtzigaretten vermindern das Krebsrisiko nicht entscheidend. Die Schadstoffaufnahme verringert sich bei Filterzigaretten allenfalls um 20 Prozent, so genannte „Leicht“zigaretten werden in der Regel mehr inhaliert.
Mit dem Rauchen aufzuhören, ist die einzig wirksame Präventivmaßnahme. Wenn Sie sich dazu entschließen, haben Sie schon den ersten wichtigen Schritt getan. Es gibt mehrere Wege, sich das Rauchen abzugewöhnen, und für alle, die dieses Vorhaben lieber mit professioneller Hilfe in Angriff nehmen wollen, bieten verschiedene seriöse Institutionen Hilfe zum Beispiel in Form von Raucherentwöhnungskursen. Informationen und Adressen dazu sowie praktische Tips, Übersichten zu Arznei- und Hilfsmitteln zur Raucherentwöhnung und Buchempfehlungen enthält der Präventionsratgeber 3 „Aufatmen – Erfolgreich zum Nichtraucher“ der Deutschen Krebshilfe (Bestelladresse Seite 56).
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Alkohol – Prozente, die nicht nur benebeln Schon Wilhelm Busch stellte fest: „So ist es mit Tabak und Rum: Erst bist du froh, dann fällst du um.“ Dabei ist gegen ein Gläschen in Ehren durchaus nichts zu sagen. Jeder sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass der Genuss alkoholischer Getränke auch seine Schattenseiten hat. Seit 1950 hat sich der Alkoholverbrauch pro Kopf in der Bundesrepublik Deutschland vervierfacht. Besonders bedenklich ist, dass das Durchschnittsalter bei Beginn des regelmäßigen Alkoholkonsums von 19 auf 14 Jahre zurückgegangen ist. Offiziellen Schätzungen zufolge gibt es derzeit etwa 1,5 Millionen Alkoholabhängige in Deutschland. Abgesehen von den allgemein bekannten Auswirkungen der Alkoholkrankheit mit ihren gesundheitlichen wie sozialen Folgen, erhöht ein hoher Alkoholkonsum auch das Risiko für gewisse Krebsarten. So werden Mund-, Rachen-, Kehlkopf- und Speiseröhrenkrebs durch regelmäßiges Trinken von Alkohol, besonders von Schnäpsen ebenso gefördert wie durch Zigarettenrauchen. Brustkrebs tritt öfter bei jenen Frauen auf, die täglich Alkohol trinken. Die Gefahr zu erkranken, steigt erheblich mit der getrunkenen Menge: Bei 36 g Alkohol (enthalten in eineinhalb Schoppen Wein oder einem Liter Bier) verdoppelt sich das Risiko. Ob Alkohol Leberkrebs direkt verursacht, ist nicht geklärt, jedoch verstärkt er die Wirkung von anderen krebserregenden Substanzen zum Beispiel von Schimmelpilzgiften (Aflatoxinen). Eine
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Beziehung zwischen hohem Bierkonsum und Mastdarmkrebs wurde in mehreren Studien beobachtet, aber auch hier gibt es nur Vermutungen darüber, welche Inhaltsstoffe oder Abbauprodukte krebsfördernd sein könnten. „Menschen, die täglich zwei Liter Bier oder einen Liter Wein oder mehr trinken, erkranken 18mal häufiger an Speiseröhrenkrebs. Bei einem so hohen Alkoholgenuss besteht regelmäßig eine Fehlernährung. Eine tägliche Alkoholmenge von bis zu einem Liter Bier oder bis zu zwei Viertel Wein, bei Frauen noch weniger, stellt nach Expertenmeinung die Obergrenze dar, ab der regelmäßig ernste gesundheitliche Risiken zu befürchten sind. Einige Untersuchungen fanden aber bereits bei dieser täglichen Alkoholmenge ein messbar erhöhtes Darmkrebsrisiko.“* Wird sowohl geraucht als auch Alkohol getrunken, steigt das Risiko von Krebserkrankungen des oberen Atmungsund Verdauungsapparats bei Personen, die viel rauchen und trinken, auf das Zehn- bis Hundertfache. Inzwischen weiß man, dass der entscheidende Risikofaktor hauptsächlich die Gesamtmenge des täglich konsumierten Alkohols (Äthanol) ist. Auch wenn sich die direkte krebserregende Wirkung von reinem Alkohol (Äthanol) bisher nicht nachweisen ließ, müssen dabei hochprozentige Getränke noch bedenklicher betrachtet werden als Bier und Wein.
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Dennoch ist es schwierig, einen verlässlichen Grenzwert für den täglichen Alkoholkonsum anzugeben, unter dem mit Sicherheit kein Krebsrisiko gegeben ist, oder – anders ausgedrückt – den Höchstwert für völlig unschädlichen regelmäßigen Alkoholkonsum zu ermitteln, da Faktoren wie Geschlecht, Alter, körperliche Verfassung und Ernährung diesen Wert wahrscheinlich beeinflussen. Ihre Gesundheit wird es Ihnen sicher danken, wenn Sie grundsätzlich wenig Alkohol trinken, besonders hochprozentige Getränke meiden und stattdessen auf Getränke ohne Prozente ausweichen.
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Ernährung – Schlaraffenland mit Schattenseiten Ernährung ist ein viel diskutiertes und gelegentlich heißumstrittenes Thema. Essen ist notwendig, gibt Kraft und macht Spaß; aber Essen ist auch ein Teil von Kultur und Gewohnheit, nicht zu trennen von der Psyche und manchmal ein Stück Weltanschauung und Lebensstil. Empfehlungen über „richtige“ Ernährung reichen von „möglichst vielseitig“, aber ohne große Einschränkungen, bis zu einseitigen Kostplänen mit vielen Verboten. Weil zu wenig, zu viel oder falsches Essen krank macht, können durch richtige Ernährung Krankheiten verhütet oder manchmal Besserungen erzielt werden. Angesichts der Häufigkeit ernährungsbedingter Krankheiten einschließlich bestimmter Krebsarten ist es gerechtfertigt, einzelne Lebensmittel als „gesund“, besser gesundheitsfördernd, und andere als „ungesund“ zu beurteilen. Ob bestimmte Speisen oder Getränke gesundheitlich nachteilige Folgen haben, hängt allerdings auch davon ab, wie oft und in welcher Menge sie verzehrt werden. Inwieweit bestimmte Ernährungsgewohnheiten für die Entstehung von Krebs eine Rolle spielen, ist sehr schwierig zu erforschen, doch weisen heute Erkenntnisse aus Versuchen, Laboruntersuchungen und Studien an der Bevölkerung darauf hin, dass die Ernährungsweise und bestimmte Nahrungsbestandteile Einfluss auf die Entstehung verschiedener Krebserkrankungen haben. Als Risikofaktoren können angesehen werden: ■ Überernährung und Übergewicht; ■ bestimmte Lebensmittel im Übermaß, zum Beispiel Fett, Ei-
weiß (Protein), Alkohol, Salz, Kaffee;
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■ ein Zuwenig an bestimmten Nahrungsbestandteilen wie Bal-
laststoffe, Eiweiß, Vitamine, Mineralstoffe und pflanzliche Farb- und Aromastoffe; natürliche Schadstoffe zum Beispiel Schimmelpilzgift (Aflatoxin), Braunfäule (Patulin) und ranzige Fette; ■ Schadstoffe, die während der Erzeugung und Verarbeitung gewollt oder ungewollt in das Lebensmittel gelangen; ■ bestimmte Zusatzstoffe, zum Beispiel Nitritpökelsalz (Nitrosaminbildung), Benzpyren und andere krebserregende Kohlenwasserstoffe als Verbrennungsrückstände beim Räuchern und Grillen, Rückstände von Düngemitteln (Nitrat), Umweltgifte (Blei, Cadmium, Benzpyren aus Benzinmotoren und Industrieabgasen).
Vom einen zu viel, vom andern zu wenig Übergewicht gilt als Risikofaktor für Tumoren der weiblichen Geschlechtsorgane, Brustdrüse, Gallenblase und Dickdarm. Ein hoher Fettverzehr steht in Zusammenhang mit Krebs an Dickdarm und Vorsteherdrüse (Prostata). In den Industrieländern werden pro Tag 100 - 160 g Fett verzehrt, mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren aus Schlachtfett (Fleisch und Wurst). Viel Fett in der Nahrung bedeutet, dass reichlich Verdauungssäfte und Galle ausgeschüttet werden. Die Gallensäuren können je nach Zusamensetzung der Speisereste zu Substanzen abgebaut werden, die Darmkrebs fördern. Auch Abbauprodukte des Cholesterins werden verdächtigt, das Krebsrisiko zu erhöhen. Durch mehrere neue Studien, in denen zahlreiche Männer über einige Jahre hinweg beobachtet wurden, hat sich bestätigt, dass ein hoher Konsum an tierischen Fetten das Auftreten von Prostatakrebs fördert. Weniger Fett aus Fleisch und Wurst zu verzehren, gilt als die wichtigste vorbeugende Maßnahme gegen diese Krebsart.
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Fischölen wird eine Schutzwirkung gegenüber Darmkrebs zugeschrieben. Wichtig dabei ist, dass die Gesamtfettmenge gering ist und nur der Anteil an Fischölen gesteigert wird. Einige Pflanzenfette mit hohem Gehalt an Linolsäure (zum Beispiel Maiskeim-, Distelöl) wirken sich in Tierversuchen ungünstig aus; ein extremer Konsum ist – auch aus anderen Gründen – nicht ratsam. Eiweiß oder Proteine werden als Bausteine für Körpersubstanzen benötigt. Ein Zuwenig kann die Abwehrkräfte schwächen und damit die Entstehung von Krebs fördern. Andererseits kann sich ein zu hoher Eiweißkonsum, insbesondere in Form von Fleisch, ungünstig auswirken. So stellen zahlreiche Studien fest, dass bei reichlichem Verzehr von „rotem” Fleisch das Darmkrebsrisiko steigt. Dabei schneidet Rindfleisch ungünstiger ab als Schweinefleisch, wogegen hoher Geflügel- und Fischkonsum keinen Einfluss hatte. Stark gesalzene und gepökelte Speisen können zur Entstehung von Krebs in der Mundhöhle und im Magen beitragen. Chronische Magenschleimhautentzündungen und ein Mangel an Magensäure können das Risiko erhöhen. Hinzu kommt das Fehlen von Ballaststoffen in unserer modernen, verfeinerten Nahrung. Ballaststoffe sind pflanzliche Faserund Quellstoffe, die nicht verdaut werden, die Stuhlmenge erhöhen und für kürzere Verweildauer im Darm sorgen. So werden auch schädliche Stoffe schneller ausgeschieden. Unlösliche Ballaststoffe sind in Vollkorngetreide enthalten und werden heute – leider – beim Mahlen von Getreide zu „weißem“ Mehl (Type 405 und 550) entfernt. In Früchten und Gemüse sind lösliche Ballaststoffe enthalten. Der Mensch kann sie zwar nicht selbst aufspalten, aber seine Darmflora, die Bakterienbesiedlung im Dickdarm, verwertet sie.
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Dabei entstehen Säuren, die ein günstiges Darmmilieu schaffen. Sie tragen dazu bei, dass sich weniger schädliche Abbauprodukte von Gallensäuren bilden. Ballaststoffe können schädigende Substanzen auch unmittelbar binden und damit wirkungslos machen.
Heute zu empfehlen ... Aus den Zusammenhängen zwischen Ernährungsfaktoren und Krebsentstehung leiten sich folgende Empfehlungen ab, die das Risiko, an bestimmten Krebsarten zu erkranken, vermindern. ■ Vermeiden Sie Übergewicht, und essen Sie weniger fettrei-
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che Lebensmittel; auch ein hoher Fleisch- und Zuckerverzehr ist nicht ratsam. Essen Sie täglich frisches Gemüse, Kräuter und Obst sowie Vollkornprodukte aller Art. Waschen Sie Gemüse und Obst immer gründlich, entfernen Sie äußere Blätter oder reiben Sie die Schale mit einem trockenen Tuch ab. Essen Sie selten Innereien, Wildpilze und Tintenfischprodukte. Bevorzugen Sie Gemüse der Saison, und wärmen Sie nitratreiches Gemüse, zum Beispiel Spinat, nicht auf. Essen Sie selten Lebensmittel, die mit Salz konserviert, gepökelt oder geräuchert wurden, wie Speck, Schinken, Wurstwaren und Räucherfisch. Beim Grillen sollten Sie unbedingt bestimmte Regeln einhalten oder verzichten Sie ganz auf das Grillen mit Holzkohle. Gepökeltes Fleisch nicht hoch erhitzen, also nicht braten oder grillen. Erhitzen Sie Fette nicht zu lange und nicht über 180 °C; das Bratfett soll nicht „rauchen“. Entfernen Sie alte Fettreste aus der Bratpfanne. Verwenden Sie keine Öle zum Braten, die reich an Linolsäure sind.
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■ Essen Sie keine angeschimmelten Lebensmittel oder nicht
mehr einwandfreie Nüsse. Entfernen Sie die braune Samenhaut von Erdnüssen und sortieren Sie dunkle, bräunliche Kerne aus. ■ Bedenken Sie, dass Bohnenkaffee ein Genussmittel und kein Durstlöscher ist. ■ Schränken Sie Ihren Alkoholkonsum ein. ■ Rauchen Sie nicht.
Wertvoll: Vollwert Vollwertige und bedarfsgerechte Ernährung bedeutet, dass die Nahrung alle Nährstoffe, die der Mensch zum Leben braucht, in entsprechender Menge enthält. Gleichzeitig soll sie möglichst frei von Fremd- oder Schadstoffen sein. Das Verhältnis der lebensnotwendigen Nährstoffe zum Energiegehalt eines Nahrungsmittels ist die Nährstoffdichte. Wenn es gilt, Übergewicht zu vermeiden und die Abwehrkräfte zu steigern, sollte die Nährstoffdichte möglichst hoch sein. Informieren Sie sich deshalb über die Zusammensetzung und den Nährstoffgehalt der verschiedenen Lebensmittel und denken Sie daran, dass die Kalorienzufuhr Ihrem Körpergewicht und der körperlichen Bewegung angepasst sein sollte.
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Eine Bitte an die Eltern: Da es in der Kindheit offenbar zu kritischen Phasen für die Entwicklung von Übergewicht kommt, sollten Sie auf die Ernährungsgewohnheiten Ihrer Kinder besonders achten. Denn oft wird bereits in jungen Jahren der Grundstein für Übergewicht gelegt. Für Ihre tägliche Ernährung sollten Sie folgende praktische Grundsätze befolgen: ■ Stellen Sie Getreide und Getreideprodukte aus Vollkorn in den Vordergrund. ■ Bevorzugen Sie pflanzliche Lebensmittel, einen Teil davon als unerhitzte Frischkost. ■ Betrachten Sie frische Milchprodukte als wichtigen Bestandteil der Kost. ■ Verwenden Sie Fisch, Fleisch und Eier als gelegentliche „Beilage”. ■ Verwenden Sie verarbeitete Fette und Öle wie Butter, hochwertige Pflanzenöle und Margarine sparsam. ■ Reduzieren Sie isolierte Zucker und damit hergestellte Produkte und Speisen. ■ Verzehren Sie Genussmittel wie Alkohol oder Koffein bewusst und sparsam. Weiterhin empfiehlt sich: Verzehren Sie zuerst die rohe, dann die gekochte Nahrung. Essen Sie nicht zu heiß und nicht zu kalt. Essen Sie einfach und mäßig, aber abwechslungsreich. Mehrere kleine Mahlzeiten sind günstiger als wenige große (Achten Sie trotzdem auf das Hungergefühl). ■ Nehmen Sie sich Zeit zum Essen und kauen Sie gründlich. ■ ■ ■ ■
Angesichts der Vielfalt von Entscheidungsmöglichkeiten beim Essen je nach Motiv, persönlicher Bewertung und Situation ist das oft zitierte „Fehlverhalten“ in unserer heutigen Gesellschaft vom einzelnen Menschen aus gesehen oft verständlich. Zunächst sollte danach gefragt werden, warum ein Mensch so isst, wie er isst.
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Denn Voraussetzung für eine Verhaltensänderung ist, dass Menschen über ihr Essverhalten nachdenken und ihnen bestimmte Zusammenhänge bewusst werden. Manchmal sind es spezielle Anlässe oder Motive, die Menschen veranlassen, ihr Ernährungsverhalten umzustellen. Dies können ökologische und soziale Aspekte sein, Schönheits- und Schlankheitsansprüche oder Gesundheits- und Fitness-Überlegungen. Auch plötzlich aufgetretene Erkrankungen wie Krebs können das Gesundheitsmotiv fördern. Aus welchen Gründen Sie Ihre Ernährung auch umstellen wollen, wichtig ist immer, dass Sie Ihren Bedarf und Ihre Bedürfnisse auf einen Nenner bringen. Das heißt Sie sollten anstreben, Ihren Bedarf an Nährstoffen möglichst genau zu decken, aber auch die für Sie wichtigen gefühlsmäßigen und sozialen Elemente des Essens nicht außer acht zu lassen. Ihre persönliche Wertskala wird immer eine große Rolle spielen, aber sie ist zweifellos auch beeinflussbar. Die Umstellung von unserer „verfeinerten Zivilisationskost“ auf vollwertige Ernährung sollte langsam und schrittweise erfolgen. Es kann durchaus ein ganzes Jahr dauern, bis sich die Verdauungsorgane an die verschiedenen Speisen gewöhnt haben. Auch dem Geschmack muss man ein bisschen Zeit lassen: Beim ersten Kosten mag manches fremd oder herb erscheinen, später weiß man den Eigengeschmack und die Vielfalt vollwertiger Gerichte zu schätzen. Wenn Sie sich ausführlich über gesunde und vollwertige Ernährung informieren möchten, fordern Sie den Präventionsratgeber 4 „Wertvoll“ der Deutschen Krebshilfe an (Adresse S. 56). Die Broschüre enthält auch detaillierte Angaben über den Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen in den verschiedensten Lebensmitteln, über Fette, Zucker und Kräuter und darüber hinaus nützliche Adressen.
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Achtung Sonne! Die Haut bedeckt beim Erwachsenen eine Fläche von etwa 1,7 m2 und ist damit das größte Organ des menschlichen Körpers. Sie reguliert den Wärmehaushalt des Körpers und ist Ausscheidungs- und Tastorgan in einem. Darüber hinaus bietet sie Schutz und dient als erste Barriere für Krankheitskeime.
Jetzt Sonne buchen? Der Mensch braucht die Sonne. Sie fördert die Vitalität und seelische Ausgeglichenheit; sie regt die Bildung von Vitamin D an, das den Knochenbau stärkt. Allerdings würde es dafür reichen, Gesicht und Handrücken alle zwei Tage für zehn Minuten der Sonne auszusetzen. Aber der Stern kann auch eine fatale Wirkung auf die menschliche Haut haben: Hautkrebs. In den letzten Jahren hat die Zahl dieser Erkrankungen drastisch zugenommen: Pro Jahr erkranken in Deutschland zirka 94.000 Menschen neu daran. Dabei lässt sich kaum eine andere Geschwulst so häufig mit persönlichen Verhaltensweisen in Verbindung bringen, wie es beim Hautkrebs der Fall ist. Der alarmierende Anstieg der Krankheit gilt als Folge des weitverbreiteten Wunsches nach Bräune um jeden Preis. Bei zwei Hautkrebsarten, dem Basalzell- und dem Stachelzellkarzinom, wird die krebserregende Wirkung der UV-Strahlung dadurch deutlich, dass sie vornehmlich in den Körperregionen entstehen, die dem Licht ausgesetzt sind. Die so genannten malignen Melanome, eine besonders bösartige Form von Hautkrebs, treten häufig an bedeckten Körperstellen auf, wissenschaftliche Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass auch
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bei der Melanomentstehung der UV-Strahlung eine besondere Bedeutung zukommt. Übermäßige Sonnenbestrahlung gehört zu d e n Risikofaktoren für die Entstehung von Hautkrebs. Ein Risiko, das sich vermeiden lässt. Darüber hinaus können zusätzliche Einflüsse die Wirksamkeit der ultravioletten Strahlen steigern – so zum Beispiel Teer oder Zusätze in Parfums beziehungsweise Gesichtswässern.
Strahlen auf Ihrer Haut Wohl niemand, der sich bewusst und gezielt UV-Strahlen aussetzt, würde diese Tatsache auch so ausdrücken. Stattdessen spricht man von „Sonnenanbetern“, man „legt sich in die Sonne“ oder man „nimmt ein Sonnenbad“; die dazugehörigen Pflegeprodukte werden „Sonnenschutzmittel“ genannt, eingeteilt werden sie nach „Lichtschutzfaktoren“ – Formulierungen und Worte, die schon beim Hören positive Vorstellungen auslösen beziehungsweise ein trügerisches Gefühl von Sicherheit vermitteln. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus: Wer in die Sonne geht, setzt sich, genauer gesagt seine Haut, einer Strahlung, der ultravioletten (UV) Strahlung, aus – ein Begriff, der uns in anderem Zusammenhang oft genug hellhörig werden lässt. UV-Strahlen sind für das menschliche Auge unsichtbar und energiereicher als die Strahlen des für uns sichtbaren Lichtes. Sie werden in Abhängigkeit von ihren Wellenlängen in drei Gruppen eingeteilt: ■ UVC-Strahlen: 100 - 280 nm ■ UVB-Strahlen: 280 - 320 nm ■ UVA-Strahlen: 320 - 400 nm
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Die Wirksamkeit der kurzwelligen Strahlen ist höher als die der langwelligen und erreicht ihr Maximum bei Wellenlängen unterhalb von 300 nm (1 Nanometer = 1 Milliardstel Meter). Mit anderen Worten: Je kurzwelliger die Strahlen sind, desto gefährlicher sind sie. In welchem Ausmaß diese Strahlen bis auf die Erde vordringen können, ist wiederum von der Wellenlänge abhängig. Grundsätzlich gilt: Mit zunehmender Wellenlänge werden die Strahlen immer schlechter durch die in der Atmosphäre befindlichen Gase zurückgehalten. Die wichtigste Rolle spielt hierbei die etwa dreißig Kilometer dicke Ozonschicht, die wie eine riesige UV-Schutzbrille die aggressiven Strahlen von der Erde fernhält (absorbiert). Von den drei oben genannten Strahlengruppen werden die UVC-Strahlen nahezu vollständig, die UVB-Strahlen bis auf einen geringen Rest und die UVA-Strahlen bis auf knapp vier Prozent von der Ozonschicht absorbiert. Das Ausmaß der schädigenden Wirkung von UV-Strahlen hängt jedoch auch noch von anderen Faktoren ab wie der geographischen Lage, den Witterungseinflüssen, der Jahres- und Tageszeit.
Schönheitsideal braun? Die Wirkung von UV-Strahlen auf die menschliche Haut ist einfach und relativ rasch erkennbar: Bräunung. Diese Bräunung ist eine natürliche Schutzreaktion der Haut. Bei jedem, der seine Haut über einen bestimmten, individuell unterschiedlich hohen Grenzwert hinaus der UV-Strahlung aussetzt, treten akute Hautschäden in Form von Rötung und Schwellung auf: Es kommt zum Sonnenbrand.
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Ihre Haut vergisst nichts Schon gar keinen Sonnenbrand. Oberflächlich betrachtet sieht es zwar aus, als hätte sich die Haut erholt, aber tief im Innern zeigt sich, dass der Schaden, den der Sonnenbrand angerichtet hat, unwiderruflich ist. Wiederholen sich die Sonnenbrände, summieren und festigen sich die Schäden in den Hautzellen. Die Folge davon ist eine vorzeitige Hautalterung – und unter Umständen sogar Hautkrebs. Denn so entsteht Hautkrebs: Bei jedem Sonnenbrand, auch nur bei oberflächlichen Rötungen, wird das Erbgut in den Zellkernen (DNS) der Haut durch die Aufnahme von UVB-Strahlen erheblich beschädigt. Die betroffenen Zellen sterben entweder ab oder sie werden durch den zelleigenen Reparaturdienst instandgesetzt. Kommt die Haut allerdings mit der Heilung nicht mehr nach, können sich die angegriffenen Zellen zu Krebs verändern. Untersuchungen haben gezeigt, dass Erwachsene, die unter einer besonders bösartigen Form von Hautkrebs, dem malignen Melanom, leiden, in jungen Jahren oft übermäßiger Sonnenbestrahlung ausgesetzt waren. Eltern sollten deshalb sicherstellen, dass ihre Kinder keinen Sonnenbrand bekommen.
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Das ist mein Typ Die Empfindlichkeit der Haut gegenüber der UV-Strahlung ist von Mensch zu Mensch verschieden. Man unterscheidet vier Hauttypen: Hauttyp I: immer schnell Sonnenbrand, keine Bräunung (keltischer Typ); Hauttyp II: fast immer Sonnenbrand, geringe Bräunung (hellhäutiger europäischer Typ); Hauttyp III: gelegentlich milder Sonnenbrand, gute Bräunung (dunkelhäutiger europäischer Typ); Hauttyp IV: sehr selten Sonnenbrand, tiefe Bräunung (mittelmeerischer Typ). Kinder fallen aus diesem Schema heraus. Ihre Haut ist wesentlich empfindlicher als die empfindlichste Erwachsenenhaut und braucht besonders intensiven Schutz! Darüber hinaus ist übermäßige Sonnenbestrahlung besonders gefährlich für Menschen, ■ die viele Hautmale haben, da diese sich durch die UV-Einwirkung verändern können; ■ in deren Familie bereits Hautkrebs aufgetreten ist; ■ deren berufliche oder Freizeitaktivitäten im Freien stattfinden. Bevor Sie sich der Sonne aussetzen, sollten Sie wissen, zu welchem Hauttyp Sie gehören, und die Dauer des Aufenthalts in der Sonne und die Wahl des Sonnenschutzmittels danach ausrichten.
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Der nachfolgende Test soll Ihnen helfen, die Empfindlichkeit Ihrer Haut herauszufinden. Wählen Sie zu jeder Frage die Antwort, die am ehesten auf Sie zutrifft. In der Auswertung erfahren Sie Ihren Hauttyp und den für Sie richtigen Lichtschutzfaktor (LSF).
Hautfarbe Sommersprossen Haarfarbe Augenfarbe
Hautreaktion auf Sonnenbestrahlung ♦ Hautbräunung ♦
A
B
C
D
hell
hell
dunkel
ja
nein
leicht bräunlich nein
blond/ rot blau oder grün immer Sonnenbrand gar nicht
blond
dunkel
blau oder grün immer Sonnenbrand leicht
braun
dunkel/ schwarz braun
leichter Sonnenbrand gut
nie Sonnenbrand kräftig
nein
Reaktion auf 30 Min. Besonnung der unvorbereiteten Haut im Juni.
Auswertung Überwiegend A: Sie haben sehr empfindliche Haut und sollten Sonne möglichst meiden. Empfohlener LSF: mindestens 15. Überwiegend B: Sie haben empfindliche Haut und müssen im Umgang mit der Sonne vorsichtig sein. Empfohlener LSF: in den ersten Tagen mindestens 14, später 9 - 14. Überwiegend C: Sie haben normal empfindliche Haut und sollten übermäßige Sonnenbestrahlung vermeiden. Empfohlener LSF: in den ersten Tagen mindestens 8, später 5 - 8. Überwiegend D: Sie haben sonnenunempfindliche Haut, sollten Ihre Sonnenbäder aber dennoch nicht übertreiben. Empfohlener LSF: in den ersten Tagen mindestens 4, später 2 - 4.
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„Regel“mäßig genießen Trotz aller Risiken müssen Sie nicht ganz auf ein Bad in der Sonne verzichten, wenn Sie folgende Regeln beherzigen: ■ So einfach wie wirksam: Vermeiden Sie jede Rötung der Haut. ■ Schützen Sie sich mit sonnendichter Kleidung und einer Kopf■
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bedeckung. Sonnenbrille nicht vergessen. Schützen Sie die Stellen des Körpers, die nicht von der Kleidung bedeckt sind, mit einem Sonnenschutzmittel. Achten Sie besonders auf die so genannten Sonnenterrassen des Körpers (Glatze, Gesicht, Ohren, Schultern, Brüste, Gesäß, Fußrücken). Suchen Sie in den ersten Urlaubstagen möglichst den Schatten auf und wählen Sie anfangs einen hohen, typgerechten Lichtschutzfaktor. Meiden Sie die Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr. Benutzen Sie Sonnencremes mit einem Ihrem Hauttyp entsprechenden Lichtschutzfaktor. Tragen Sie die Creme immer 30 Minuten vor dem Sonnenbad auf. Solange braucht sie, um ihre Wirkung voll zu entfalten. Verwenden Sie beim Baden wasserfeste Sonnenschutzmittel. Richten Sie die Länge des Sonnenbades nach Ihrem Hauttyp. Medikamente können die Haut lichtempfindlicher machen. Fragen Sie gegebenenfalls vorher Ihren Arzt!
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Solarien – eine Alternative? Viele, die um die schädlichen Wirkungen der Sonne wissen, weichen auf eine scheinbar ungefährlichere Bräunungsart aus: die Solarien. Aber: Gesunde Bräune ist auch im Solarium nicht zu haben. Zwar ist die Zusammensetzung der in den Solarien verwendeten UV-Strahlen anders als die von Mutter Natur, doch gehen sie mit der Haut auch nicht schonender um. Da lange Zeit allein die UVB-Strahlen als Auslöser des Hautkrebses angesehen wurden, filterte man diese bis auf einen geringen Teil aus den Röhren heraus. Der Bräunungseffekt durch die Sonnenbänke wird statt dessen überwiegend durch den stark erhöhten Anteil der langwelligen UVA-Strahlen erreicht. Eine Gefährdung der Haut besteht jedoch weiterhin, denn seit mehreren Jahren steht fest, dass UVA-Strahlen sie nicht nur schneller altern lassen, sondern auch Hautkrebs verursachen können. Sie sind also mindestens genauso schädlich wie die UVB-Strahlen. Im Übrigen kann ein Bräunungseffekt mit UVA-Strahlung nur erreicht werden, wenn der Anteil dieser Strahlen weit über dem natürlichen UVA-Gehalt der Sonne liegt. In manchen Geräten ist dieser Wert um das Zehn- bis Fünfzehnfache erhöht. Neuere Messungen der Zeitschrift „Ökotest“ bestätigten, dass die UVAMenge bei nahezu allen getesteten Solarien viel zu hoch ist. Aber auch die verbleibenden UVB-Strahlen in den Röhren dürfen wegen ihrer hohen biologischen Wirksamkeit bei der Entstehung von Hautschädigungen nicht unterschätzt werden. Messungen in Solarien zeigten bei allen untersuchten Geräten eine viel zu hohe Bestrahlungsstärke.
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Wer sich regelmäßig, vielleicht sogar täglich dieser UVB-Bestrahlung aussetzt, läuft Gefahr, dass er das Erbgut einzelner Hautzellen intensiv schädigt – selbst dann, wenn kein Sonnenbrand entsteht. Diese Zellen können als „Keimzellen“ für die Entstehung von Hauttumoren angesehen werden. Fatalerweise ist in deutschen Solarien die Gefahr besonders groß, die Haut in starkem Maße zu schädigen, denn in mehr als drei Viertel der Betriebe kommen nach Angaben des Bundesfachverbandes Sonnenlichtsysteme e.V. (SLS) Geräte des so genannten Typs 4 zum Einsatz. Sonnenbänke der Typen 4 und 5 sind so leistungsstark, dass sie die Mittagssonne in den Tropen um das Drei- bis Vierfache übertreffen und bereits innerhalb von fünf Minuten zu Sonnenbrand führen können. Doch auch unter den Lampen der Gerätetypen 3, deren Strahlung dem Sonnenlicht am nächsten kommt, sollten hellhäutige Menschen (Hauttyp 1 – siehe Seite 28) nur kurz verweilen. Fazit: Künstliche UV-Strahlung sollte wegen der damit verbundenen Risiken weder zu kosmetischen Zwecken, noch zur Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens oder auch nicht zur nichtmedizinischen Gesundheitsprophylaxe genutzt werden. Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr gehören grundsätzlich nicht in Solarien oder vor UV-Heimsonnen. Auch zur Vorbereitung der Haut auf den Urlaub sind Solarien nicht zu empfehlen. Wer „vorgebräunt“ auf Reisen geht, wiegt sich am Urlaubsort in Sicherheit, erhöht die Anzahl der Sonnenbäder und damit meistens auch die der Sonnenbrände. Besser ist es, die Haut im Urlaub langsam und behutsam an die Sonne zu gewöhnen.
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Umwelt – nicht immer eine heile Welt Wenn man Krebspatienten danach fragt, was ihrer Meinung nach als Krebsursache in Frage kommen könnte, geben viele Umweltfaktoren an. Man würde es sich allerdings zu leicht machen, Umwelteinflüsse als alleinige Ursache anzusehen oder umgekehrt als Mitverursacher gänzlich abzulehnen. In der Realität ist es jedoch so, dass wissenschaftliche Nachweise in diesem Bereich schwierig zu führen sind.
Ein jahrelanger Prozess „Viele chemische Substanzen legen nur den Grundstein für ein späteres Krebsgeschehen, indem sie Veränderungen an der genetischen Information von Zellen bewirken. Sie sind so genannte Initiatoren des Krebsgeschehens. Erst wenn später andere, allein nicht notwendigerweise krebsauslösende Einflüsse dazukommen, so genannte Promotoren, entstehen Krebszellen, die sich unter gewissen Bedingungen im weiteren Verlauf zu einer nachweisbaren Geschwulst vermehren können. Dieser letzte Schritt der Tumorentstehung heißt Progression. Als Promotoren können verschiedene Hormone, Nahrungsbestandteile und sonstige chemische Stoffe wirken. Sie verursachen keine genetischen Veränderungen, führen aber dazu, dass in den Zellen gewisse Informationen unterdrückt und dafür andere abgerufen werden. Somit wird verständlich, warum selbst ungiftige, „harmlose“ Gegebenheiten, beispielsweise ein hoher Fettanteil in der Nahrung oder Übergewicht, das immer mit einer Veränderung der hormonellen Regulation einhergeht, mit einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung gebracht werden.“*
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Schadstoffe am Arbeitsplatz „In der Bundesrepublik Deutschland werden derzeit etwa 6 Prozent aller Krebserkrankungen auf beruflich bedingte Kanzerogeneinwirkungen zurückgeführt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft gab 1989 eine Liste mit 170 eindeutig oder höchstwahrscheinlich krebserregenden Stoffen heraus. Gerade am Arbeitsplatz hat dies inzwischen zu vielen Schutzvorschriften geführt. War doch erst kurz vor dem Zweiten Weltkrieg das hohe Krebsrisiko durch chemische Industrieprodukte erkannt worden, nachdem sämtliche Arbeiter, die unmittelbar mit der Destillation eines bestimmten Chemiefarbstoffes, a-Naphthylamin, beschäftigt waren, an Blasenkrebs erkrankt waren. In den letzten Jahrzehnten sind etwa 30.000 – 40.000 neue Industriechemikalien in Produktionsprozesse eingeführt worden, ohne dass in den meisten Fällen gesundheitliche oder ökologische Langzeitfolgen überhaupt untersucht sind. Jährlich werden zudem schätzungsweise weitere 200.000 chemische Verbindungen neu entwickelt, von denen etwa 600 – 800 in die Industrieproduktion gelangen.“* Wenn Sie wissen, dass die physikalischen, chemischen oder biologischen Stoffe, mit denen Sie in Kontakt kommen, krebsverursachende Wirkung haben können, sollten Sie die für den Umgang mit diesen Stoffen bestehenden Sicherheitsvorschriften genauestens befolgen. Vergessen Sie nicht, dass Tabak die Wirkung von bekannterweise krebserzeugenden Stoffen verstärken kann! Die folgenden Tabellen geben eine Übersicht über gesundheitsgefährdende Produktionsverfahren und die davon betroffenen Organe sowie über Arbeitsstoffe, deren krebserregende Wirkung am Menschen eindeutig nachgewiesen wurde.
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Chemische Verfahren/ Produktionsverfahren
Nachweise aus Studien am Menschen
Zielorgane
Aluminiumproduktion
+++
Lunge, Blase
Herstellung von Auramin
+++
Blase
Herstellung und Reparatur von Stiefeln und Schuhen
+++
Nasenhöhlen, blutbildendes System
Kohlevergasung
+++
Haut, Lunge
Kohlegewinnung
+++
Haut, Lunge, Nieren
Möbeltischlerei
+++
Nasenhöhlen
Förderung von Haematit (unter Tage mit Exposition gegenüber Radon)
+++
Lunge
Herstellung von Isopropylalkohol hol (Stärke-Säure-Verfahren)
+++
Nasenhöhlen
Herstellung von Magenta
+++
Blase
Maler (berufsbed. Exposition)
+++
Lunge
Kautschukindustrie
+++
Blase, blutbildendes System
Starke anorganische Dämpfe, die Schwefelsäure enthalten (Exposition)
+++
Lunge, Kehlkopf
Insektizide ohne Arsen (berufsbedingte Exposition beim Versprühen)
+
Lunge
Erdöl-Raffination
+
Haut, blutbildendes System
Quelle: Europäischer Kodex zur Krebskebämpfung. Ein Hilfsmittel für Allgemeinärzte, Abschnitt IV. V/682/1/95 DE, Fassung V.
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Tabelle: Die beim Menschen eindeutig als krebserzeugend ausgewiesenen so genannten A1-Arbeitsstoffe sowie ionisierende Strahlen nach arbeitsmedizinischen und berufskrankheitenrechtlichen Kriterien (Stand: 1.4.1988). karzinogene Stoffgruppe
karzinogene(r) Arbeitsstoff(e)
Aufnahme
Tumorlokalisation
karzinogene Stoffgruppe
karzinogene(r) Arbeitsstoff(e)
Chrysotil, Krokydolith, Amosit, Anthophyllit, Aktionolith, Tremolit
inhalativ, oral
Lunge, Pleura, Peritoneum
Haloether
Dichlordiethylsulfid (Lost)
Holzstaub
Eiche, Buche
inhalativ
innere Nase
4-Aminodiphenyl, Benzidin und seine Salze, 2-Naphtylamin, 4-Chlor-o-toluidin
inhalativ, oral, perkutan
Harnwege (meist Blase) , (Zweittumore, u.a. Lunge)
Haut und Skrotum, Kehlkopf, Lunge
Arsenverbindungen
Arsentrioxid, Arsenpentoxid, arsenige Säure, Arsensäure und ihre Salze,
inhalativ, oral
Haut, Lunge, Leber
PAH: insbes. Benzo(a)pyren, Dibenz(a,h)anthrazen, Benzo(b)fluoranthen, Ideno (1,2,3-cd)pyren,Chrysen
perkutan, inhalativ
Aromatische Amine
Braunkohlen- und Kohle-Destillate (Teer, Pech, Teeröle sowie Gemische damit), Pyrolyseprodukte aus organischem Material, spez. Kokereirohgase Nickel und bestimmte Nickelverbindungen sulfid in Form atembarer Stäube/Aerosole
inhalativ
innere Nase, Kehlkopf, Lunge
Benzol
inhalativ, perkutan
hämatopoetisches System
Nickelmetall, Nickelsulfid und sulfidische Erze, Nickeloxid, Nickelkarbonat Vinylchlorid
Leber
insbes. Zink-, Cadmium- und Strontiumchromat
inhalativ
innere Nase, Lunge, Kehlkopf
inhalativ, perkutan inhalativ
Lunge, Kehlkopf
Bis(chlormethyl)ether, techn. Monochloridmethylether
inhalativ
u.a. PechblendeErz (Uran), hämatopoetisches System
Asbest
Chrom-VIVerbindungen
Haloether
innere Nase, Lunge
Ionisierende Strahlen
Aufnahme
inhalativ
Tumorlokalisation Lunge
Quelle: 3. Symposium Krebsprävention. Verminderung des Krebsrisikos am Modell des Lungenkarzinoms. Hrsg. Deutsche Krebshilfe. Bonn 1995.
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Machen Autoabgase krank? Kraftfahrzeuge verursachen insgesamt mehr Luftverschmutzung als jeder andere Einzelfaktor. Autoabgase enthalten neben unmittelbaren Atemgiften eine große Anzahl direkt krebserregender Stoffe, vor allem polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die größtenteils bei den üblichen Messungen zur Luftqualität gar nicht gemessen werden. Mehrere Untersuchungen weisen auf ein erhöhtes Krebsrisiko durch Autoabgase hin. Kürzliche Untersuchungen von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen auf Schweizer Transitautobahnen setzten die tägliche Atemluftbelastung eines Zollbeamten des Basler Autobahngrenzüberganges durch Auspuffgase dem täglichen Rauchen nahezu einer ganzen Packung Zigaretten gleich. Autofahrer, die den St.-Gotthard-Tunnel durchqueren, atmen so viel Schadstoffe ein wie beim Rauchen von bis zu acht Zigaretten. Diese Art von „Passivrauchen“, vor allem auch von Fußgängern und Fahrradfahrern in Städten, ist bisher allenfalls als Geruchsbelästigung, aber keineswegs als Gesundheitsproblem oder gar Körperverletzung thematisiert worden. Jährlich werden durch Kraftfahrzeuge in Deutschland tausende Tonnen Benzol an die Atemluft abgegeben, eine Kohlenstoffverbindung, die dosisabhängig das Risiko für bestimmte akute und chronische Leukämieformen und andere schwere Bluterkrankungen erhöht. Angelehnt an amerikanische - nicht unumstrittene - Risikohochrechnungen, müssen in der Bundesrepublik jährlich mindestens etwa 100 Leukämieerkrankungen mit der verkehrsbedingten Benzolfreisetzung in Zusammenhang gebracht werden. Sie ist neben dem Verdunsten von Benzin an Tankstellen und aus den Treibstofftanks der Autos nahezu ausschließlich vom Verkehrsaufkommen und vom Kraftstoffverbrauch abhängig. Benzole werden bei den Beurteilungen der Luftqualität erst seit wenigen Jahren und keineswegs allgemein gemessen. Die eben 1994 verabschiedete 23. Bundesimmissionsschutzverordnung (BIMSchV) hat nach langem politischen
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Tauziehen anzustrebende Grenzwerte für Benzol festgelegt, die heute vielerorts an innerstädtischen Straßen und Plätzen weit überschritten werden. Einschneidende verkehrspolitische Konsequenzen sind deshalb erforderlich. Bei Kindern, die an verkehrsreichen Straßen wohnen, ließen sich Blutbildveränderungen nachweisen, die allein noch keinen Krankheitswert besitzen. Sie belegen aber, dass bereits derzeitige verkehrsbedingte Alltagsbelastungen Regulationsmechanismen des Organismus stören. Im Vergleich zu Kindern auf dem Land wurde bei Stadtkindern eine vierfach höhere Benzolkonzentration im Blut gemessen. Tatsächlich fanden sich bei einer Analyse der Leukämiefälle im Zeitraum 1983 - 1989 in Bayern die meisten Leukämiefälle in den Großstädten. Nachdem Verkehrsplaner von einer Verdreifachung des Verkehrsaufkommens auf den bundesdeutschen Straßen in den nächsten Jahrzehnten ausgehen und vorrangig auf intelligente Leitsysteme setzen, damit die Autos auch fahren, also Schadstoffe ausstoßen können – Benzol macht etwa vier Prozent der Auspuffabgase aus –, werden hinsichtlich der Sterblichkeitsrate wohl sämtliche Fortschritte der Leukämietherapie der nächsten Jahrzehnte durch ein erhöhtes Auftreten dieser Krankheiten eingeebnet werden. Übrigens wird sich der Benzinpreis kaum verteuern, wenn der Benzolgehalt im Kraftstoff von derzeit zulässigen fünf Prozent auf einen Anteil von höchstens ein Prozent wie in den USA herabgesetzt wird. Die intensive Behandlung eines Patienten mit Leukämie einschließlich Knochenmarktransplantation, die nur für eine Minderheit dieser Kranken überhaupt möglich ist, kostet dagegen mehrere hunderttausend Mark ...“*
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Ionisierende Strahlen „Die „natürliche“ radioaktive Strahlenbelastung durch Höhenund Erdstrahlen wird für einen kleinen Prozentsatz aller menschlichen Krebserkrankungen verantwortlich gemacht. Unter Erdstrahlen werden nicht Einflüsse verstanden, die von Wünschelrutengängern behauptet werden, sondern Strahlen durch im Erdboden vorhandene radioaktive Gesteine. Hinzu kommen inzwischen weltweit Bodenbelastungen durch radioaktiven Niederschlag nach den überirdischen Atombombenversuchen und Atomreaktorunfällen. In Deutschland verursacht diese Hintergrundstrahlung für Körperzellen im Jahr eine Strahlenbelastung, die für die Keimdrüsen ungefähr mit einer Röntgenaufnahme des Bauchraumes, hinsichtlich der Lungen durchaus mit zehn Lungenröntgenaufnahmen vergleichbar ist. ... Die „natürliche“ Strahlenbelastung schwankt geographisch sehr stark. Trotzdem lassen sich ihr keine regionalen Krebshäufigkeitsunterschiede zuordnen. ... Dies gilt auch für die zusätzliche gesetzlich erlaubte Strahlenbelastung in der Umgebung von kerntechnischen Anlagen beim Normalbetrieb. ... Wissenschaftliche Übereinstimmung besteht darüber, dass es eine sicher unschädliche Strahlendosis, ob „natürlich“, durch radioaktiven Niederschlag, durch Atomkraftwerke oder durch medizinische Diagnostik und Therapie, nicht gibt. Eine niedrige Strahlendosis, die über einen längeren Zeitraum einwirkt, scheint bedenklicher zu sein als eine kurzfristige Strahlenbelastung gleicher Gesamtdosis. Kinder sind gegenüber radioaktiven Strahlen mehrfach empfindlicher als Erwachsene.”* Hinweise darauf, dass die Strahlendosis, der Menschen bei routinemäßig durchgeführten Röntgenuntersuchungen ausgesetzt sind, das Risiko einer Leukämieerkrankung erhöhen, gibt es nicht. Das gilt auch für die regelmäßige röntgenologische Untersuchung der weiblichen Brust (Mammographie).
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Seit einiger Zeit sind elektromagnetische Felder, die unter dem Stichwort „Elektrosmog“ ins Gerede gekommen sind, Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. Nach neuesten Ergebnissen besteht ein schwacher Zusammenhang nur für Kinder – für Erwachsene sind die Ergebnisse widersprüchlich, so dass hier noch keine klare Einschätzung möglich ist.
Die Umwelt im Allgemeinen „Keineswegs hat die Belastung mit potentiell krebsauslösenden Giftstoffen insgesamt abgenommen. Gewiß sind früher Umweltbelastungen seltener als solche überhaupt wahrgenommen worden, und die öffentliche Sensibilität hat nach Seveso, Tschernobyl, Smogalarmen und gehäuften Chemieunfällen zweifelsfrei zugenommen. Die dramatische Verschlechterung der Umweltqualität in den reichen Industrieländern in der Nachkriegszeit konnte deshalb durch politische Entscheidungen in den letzten Jahren abgebremst und für manche Schadstoffe sogar wieder umgekehrt werden. Die Luftqualität in den deutschen Ballungsgebieten und die Wassergüte von Fließgewässern und Binnenseen haben sich dadurch gegenüber Ende der sechziger Jahre vielerorts verbessert. ....Sorgen macht die Belastung des Bodens – und damit indirekt des Grundwassers –, dessen Regeneration allenfalls in erdgeschichtlichen Zeiträumen stattfindet. In der Bundesrepublik hat sich die Menge von versprühten Schädlingsbekämpfungsmitteln in den letzten zwanzig Jahren verdoppelt. Störungen von Immunreaktionen sind bekannt, auch ein vermehrtes Auftreten von bösartigen Erkrankungen des Immunsystems wird damit in Zusammenhang gebracht. Der Einsatz von Stickstoffdüngemitteln hat sich seit 1950 in der alten Bundesrepublik mehr als vervierfacht, so dass gerade in ländlichen Gebieten das örtliche Brunnenwasser zu manchen
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Zeiten für Säuglinge lebensgefährlich geworden ist und auch die Nitratbelastung in manchen Salaten und Gemüsen sehr zu denken gibt. Nitrate können nicht nur besondere altersabhängige Vergiftungen bewirken, sondern sie können im Körper zu stark krebserregenden Nitrosaminen umgebaut werden.“* Die wissenschaftlichen Beweise für die Schädlichkeit von Stoffen sind jedoch schwer zu führen. Hinzu kommt, dass zwischen dem Einwirken von krebserregenden Stoffen und dem Feststellen einer Krebserkrankung meistens viele Jahre, oft sogar Jahrzehnte liegen. „Epidemiologische Untersuchungen, die einen Zusammenhang zwischen vermehrter Krebshäufigkeit und einem Schadstoff nicht belegen, beweisen noch lange nicht, dass dieser Stoff unbedenklich ist. Selbst wenn weitreichende Gesundheitsschäden durch Umweltschadstoffe bekannt sind oder aufgedeckt werden, dauert es in der Regel Jahre bis Jahrzehnte, bevor juristische oder politische Beschränkungen erfolgen. Ein Beispiel dafür ist die Verwendung von Asbest in Baustoffen oder Bremsbelägen, dessen krebserregende Wirkung seit 1955 gesichert ist. Asbestfasern sind in der Lage, nach Jahrzehnten neben Lungenkrebs eine ansonst seltene Krebsart des Rippenfelles auszulösen.“*
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Prima Klima? „In Deutschland halten sich die meisten Menschen 90 Prozent des Tages in Innenräumen auf. Dennoch wird der Schadstoffbelastung in Wohn- und Arbeitsräumen noch sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt. In Räumen, in denen geraucht wird, lagern sich Schadstoffe an lungengängige Schwebeteilchen und führen auch bei Nichtrauchern zu Atemluftbelastungen, wie sie draußen an belebten Straßen oft nicht einmal zu Stoßverkehrszeiten erreicht werden. Darüber hinaus geben gewisse Baustoffe Radongas an die Atemluft ab, so dass besonders unter schlechten Lüftungsverhältnissen hohe Innenraumbelastungen durch dieses radioaktive Gas gemessen werden können. Ein durchaus dosisabhängiges erhöhtes Lungenkrebsrisiko konnte inzwischen belegt werden. Für Deutschland wird geschätzt, dass vier bis zwölf Prozent aller Lungenkrebserkrankungen durch Radon in Wohnungen entstehen. Für die Krebserkrankung eines individuellen Patienten ist selbst bei bekannten Karzinogenen nur schwer ein eindeutiger Zusammenhang zu beweisen. Meist wird von ärztlicher Seite das persönliche Risikoverhalten der Patienten bei der Ursachensuche in den Vordergrund gestellt. Individuelles Gesundheitsverhalten ist sicher wichtig. Es sollte aber zu denken geben, dass das Lungenkrebsrisiko von Zigarettenrauchern in städtischen und industriellen Ballungsgebieten doppelt so groß ist wie das von Rauchern in Reinluftgebieten. Beryllium, Nickel, Cadmium, Chrom, Arsen sind nur einige Stoffe, die durch die Industrieschornsteine abgeblasen werden und beim Menschen Lungenkrebs verursachen können.“*
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Infektionen – Krebs ist nicht ansteckend Dennoch taucht diese vollkommen falsche Vorstellung hartnäckig immer wieder auf. Allerdings kann man bestimmte Krankheitserreger und Parasiten mit bestimmten Krebsarten in Verbindung bringen: So gelten zum Beispiel Infektionen mit dem so genannten Helicobacter pylori Erreger als Risikofaktor für Magenkrebs, und in tropischen Regionen tritt Leberzellkrebs gehäuft nach Leberentzündungen auf, die durch Hepatitis-B-Viren ausgelöst wurden. Entsprechende Impfprogramme können helfen, das Auftreten dieser Krebsart zu reduzieren. Darüber hinaus „ist die Fähigkeit von Viren, Tumore zu bilden, lange bekannt. Warzen (Papillome) sind nichts anderes als kleine, durch Viren verursachte, gutartige Geschwülste. In der Tat können bestimmte Warzenviren (Papilloma-Viren) Zellveränderungen bewirken, die offensichtlich mit der Entstehung von verschiedenen Tumorarten, vor allem von Gebärmutterhalskrebs, in Verbindung stehen. Von der großen Vielfalt verschiedener Papilloma-Virus-Typen, die sich im weiblichen Genitalbereich nachweisen lassen, sind aber nur sehr wenige Arten in der Lage, Körperzellen zu Krebszellen umzuformen. Dies ist auch jeweils nur unter bestimmten Bedingungen möglich, beispielsweise bei anhaltender eingeschränkter Immunabwehr, die auch von sozialen Faktoren abhängt. Die komplexen Zusammenhänge sind noch nicht ausreichend geklärt. Keineswegs liegt bereits ein erhöhtes Krebsrisiko vor, wenn sich derartige Papillomaviren im Genitalbereich nachweisen lassen. Viren tragen aber offensichtlich nur zum Teil zur Entstehung von Zervixkarzinomen bei, sie können beispielsweise genauso durch gewisse Hormone – nicht durch die „Pille“ –, Tabakrauchen und andere chemische Schadstoffe – in ihrer Entstehung begünstigt werden.“*
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Psyche und Stress – Das musste ja so kommen? „„Bei dem Stress, den ich hatte, musste irgendwann was kommen. Jetzt habe ich Krebs.“ Wenn Patienten in der Sprechstunde in dieser Weise ihre Krankheit erklären, so ist der Arzt nicht vorrangig gefragt, wissenschaftliche Erkenntnisse darzustellen, sondern er sollte an erster Stelle wahrnehmen, dass der Patient mit seiner vorangegangenen Lebenssituation nicht zufrieden war. In der Alltagssprache bedeutet „viel Stress“ nicht zur Ruhe zu kommen, Hektik, äußeren Anforderungen ausgesetzt zu sein, die belasten. Stress im wissenschaftlichen Verständnis meint eher umgekehrt Belastungen, die fordern, sogar überfordern, ohne dass notwendigerweise Geschäftigkeit im Spiel ist. Stress kann sich also auf ein unruhiges Berufsleben mit täglichen Überstunden beziehen oder auf Arbeitslosigkeit, die zur ungewollten Passivität zwingt. Eine Partnerbeziehung, die nur noch durch täglichen Streit zusammengehalten wird, ist sicher Stress, genauso aber auch der Tod eines geliebten Partners oder unfreiwillige Einsamkeit. ... Menschen werten dasselbe oder gleiche einschneidende Ereignis sehr un-
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terschiedlich: Manche erleben eine Scheidung als unbegreiflichen Schicksalsschlag, mit dem sie sich nicht abfinden können, andere dagegen möglicherweise als Befreiung mit der Chance des Neubeginns. Diese individuelle Bedeutung von ähnlichen Lebenssituationen und Ereignissen wurde in der Stressforschung lange Zeit vernachlässigt, obwohl diese Bewertung entscheidend emotionale und körperliche Reaktionen beeinflusst, also auch die Fähigkeit, mit einer Belastung umzugehen oder fertig zu werden. ...“*
Belastet und ungesund „Ausgehend von der Beobachtung, dass Stress beispielsweise anfälliger für Krankheiten machen kann, zum Beispiel für Schnupfen oder Magengeschwüre, wurden Krebskranke in vielen Untersuchungen nach Belastungen in der Zeit vor der Diagnosestellung gefragt. Solche Belastungen fanden sich natürlich häufig. Belastende Ereignisse wie der Tod der Eltern, des Partners oder von anderen nahen Familienangehörigen sind natürlich immer mit dem Prozess des Älterwerdens verbunden. Sie werden deshalb sehr oft von Patienten mit Tumorleiden genannt, deren Häufigkeit im Alter ebenfalls zunimmt, ohne dass damit schon ein ursächlicher Zusammenhang gegeben ist. Belastende Ereignisse gehören zum Leben, und es ist entscheidender, wie solche Ereignisse gewertet und verarbeitet werden. Verschiedene Formen von Stress führen auch altersabhängig teilweise zu entgegengesetzten Veränderungen von Immunreaktionen des Körpers. Diese Veränderungen hängen außerdem davon ab, wie die Umgebung reagiert, beispielsweise ob Freunde in einer schwierigen Situation zur Seite stehen. Dass sich diese labormäßig nachweisbaren immunologischen Veränderungen auf das Krebsrisiko auswirken, ist trotz vieler angestellter Untersuchungen nicht gesichert. Gründliche Studien zeigen zwar, dass lang anhaltende oder nachwirkende Belastungen anfälliger für Erkrankungen machen, aber nicht speziell für Krebskrankheiten.
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Außerdem ist zu bedenken, dass Menschen in schweren Belastungssituationen meist auch insgesamt ungesünder leben. Sie schlafen weniger und schlechter, achten kaum auf eine regelmäßige vernünftige Ernährung, greifen dafür vielleicht mehr zu Kaffee, Alkohol und Zigaretten, bewegen sich weniger, schlucken öfter unkritisch Tabletten oder vernachlässigen bisherige notwendige Medikamente. Solch ungesunde Lebensweise kann sich über Veränderungen von Stoffwechsel- und Regulationsabläufen und vermehrt einwirkende äußere Krebsrisikofaktoren durchaus allgemein krankheitsfördernd auswirken. Denkbar – aber keineswegs hinreichend belegt – ist dabei auch, dass verminderte immunologische Kontrollfunktionen das Krebsrisiko erhöhen. Ein direkter spezifischer Zusammenhang zwischen Stress und Krebs ist dagegen unwahrscheinlich.“*
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Früherkennung – lieber heute als morgen
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■ im 56. Lebensjahr Angebot einer ersten Darmspiegelung
(Koloskopie) ■ Angebot einer zweiten Darmspiegelung frühestens zehn Jah-
re nach der ersten Untersuchung ■ für diejenigen Versicherten, die die Darmspiegelung nicht in
Krebs ist grundsätzlich heilbar, wenn er frühzeitig erkannt wird: bei Brustkrebs in bis zu neunzig Prozent der Fälle, bei Hautkrebs in über neunzig Prozent, bei Gebärmutterhals-, Prostata- und Hodenkrebs in über achtzig und bei Darmkrebs in bis zu fünfundachtzig Prozent. Deshalb darf in dieser Präventionsbroschüre der Hinweis nicht fehlen, wie wichtig die regelmäßige Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen ist. In der Bundesrepublik Deutschland gewähren die gesetzlichen Krankenkassen ihren Mitgliedern folgende Krebsfrüherkennungsuntersuchungen: Frauen einmal jährlich für Krebserkrankungen des Genitals: ab 20. Lebensjahr zusätzlich Brust: ab 30. Lebensjahr Darüber hinaus haben laut Beschluss der Kostenträger vom März 2003 Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre Anspruch auf eine Mammographie. Männer einmal jährlich für Krebserkrankungen der Prostata ab 45. Lebensjahr Für Darmkrebs har der Gesetzgeber die Früherkennungsuntersuchungen im Oktober 2002 neu geregelt: ■ vom 50. bis 55. Lebensjahr einmal jährlich ein Test auf ver-
borgenes Blut im Stuhl
Anspruch nehmen wollen oder können: Angebot eines zweijährlichen Stuhlblut-Tests ab dem 56. Lebensjahr ■ neu ist auch, dass der Stuhlblut-Test unabhängig von einer anderen Krebsfrüherkennungsuntersuchung wahrgenommen werden kann Diejenigen, die die Darmspiegelung im 56. Lebensjahr in Anspruch genommen haben und bei denen kein Darmkrebs festgestellt wurde, können zehn Jahre lang ohne weitere Untersuchungen hinreichend sicher sein, dass sie nicht von dieser heimtückischen Krankheit betroffen sind, denn das Tumorwachstum ist bei Darmkrebs sehr langsam. Der eindringliche und ernsthafte Appell an jeden, der zur Teilnahme an den verschiedenen Krebsfrüherkennungsuntersuchungen berechtigt ist, kann daher nur lauten: Überwinden Sie eventuelle Hemmungen, die Sie vielleicht bisher noch davon abgehalten haben, sich an diesen Untersuchungen zu beteiligen. Gehen Sie regelmäßig zur Krebsfrüherkennungsuntersuchung! Sie kann möglicherweise Ihr Leben retten und ein gesundes Weiterleben gewährleisten.
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Der Europäische Kodex zur Krebsbekämpfung Bestimmte Krebskrankheiten können vermieden werden und der allgemeine Gesundheitszustand lässt sich verbessern, wenn Sie gesundheitsbewusster leben. Damit Sie Ihrem Vorsatz, gesundheitsbewusster zu leben, treu bleiben können und bestimmten Versuchungen nicht erliegen, empfehlen wir Ihnen folgende Strategie: ausweichen: Versuchungs- und Risikosituationen voraussehen und vermeiden; ablenken: Suchtverhalten durch andere Tätigkeiten ersetzen; aufschieben: Entspannungsübungen schieben den Drang zum Suchtverhalten auf und schaffen Erleichterung.
10 Regeln gegen den Krebs 1. „Rauchen Sie nicht! Raucher sollten so schnell wie möglich mit dem Rauchen aufhören. Rauchen Sie nicht in Anwesenheit anderer. Wenn Sie Nichtraucher sind, bleiben Sie es.“ 2. „Verringern Sie Ihren Alkoholkonsum. Trinken Sie weniger Bier, Wein und Spirituosen!“ 3. „Essen Sie täglich frisches Obst und Gemüse sowie ballaststoffreiche Getreideprodukte!“ 4. „Vermeiden Sie Übergewicht, bewegen Sie sich mehr und begrenzen Sie die Aufnahme fettreicher Nahrungsmittel.“
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5. „Vermeiden Sie übermäßige Sonnenbestrahlung und Sonnenbrände; dies gilt insbesondere für Kinder.“ 6. „Halten Sie sich an die Vorgaben, durch die Sie vor einem Kontakt mit krebserregenden Stoffen geschützt werden sollen. Befolgen Sie genau die Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften beim Umgang mit Substanzen, die Krebs verursachen können.“ Es ließen sich mehr Krebskrankheiten heilen, wenn sie früher erkannt würden. Eie gesunde Lebensweise und die Vermeidung von Risikofaktoren – die so genannte Primärprävention, der die eben aufgeführten Regeln 1 bis 6 dienen – ist eine Möglichkeit, die Zahl der Krebserkrankungen zu verringern. Sekundärprävention bedeutet die möglichst frühe Diagnose einer Krebserkrankung beziehungsweise die Entdeckung bereits der Krebsvorstufen, die durch eine wenig aufwendige Behandlung heilbar sind. Diese Früherkennung kann zu einer geringeren Zahl von Krebstoten führen. 7. „Gehen Sie zum Arzt, wenn Sie eine ungewöhnliche Schwellung oder einen Knoten bemerken, eine Wunde (auch im Mund), die nicht abheilt, eine Veränderung der Form, Größe oder Farbe an einem Hautmal oder eine abnorme Blutung! 8. „Gehen Sie zum Arzt, wenn Sie andauernde Beschwerden haben wie chronischen Husten oder anhaltende Heiserkeit, eine Veränderung beim Stuhlgang oder beim Wasserlassen feststellen oder wenn Sie unerklärlichen Gewichtsverlust bemerken.“ Ignorieren Sie ungewöhnliche Symptome und andauernde Beschwerden aus Angst vor einer schwerwiegenden Erkrankung nicht. Diese Anzeichen sind in den meisten Fällen harmlos – aber diese Gewissheit kann Ihnen nur ein Besuch beim Arzt Ihres Vertrauens geben!
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09. „Nehmen Sie sich einmal im Jahr die Zeit für diese unkomplizierten und schmerzlosen Untersuchungen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten bei Frauen ab dem 20. und bei Männern ab dem 45. Lebensjahr.“ ♦ 10. „Untersuchen Sie einmal im Monat Ihre Brüste. Nutzen Sie die Früherkennungsuntersuchungen auf Brustkrebs, wenn Sie über 30 sind. Wenn Sie über 50 sind, besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob eine Mammographie-Untersuchung notwendig ist.“ ♦ ♦
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Wo können Sie Informationen und Rat erhalten? Nützliche Adressen Im Folgenden finden Sie eine Reihe von Adressen, bei denen Sie weitere Informationen erhalten können. Selbstverständlich gibt es noch viele andere Ansprechpartner – auch auf lokaler Ebene.
Regelungen in Europa unterschiedlich.
„Lassen Sie regelmäßig einen Abstrich vom Gebärmutterhals machen. Nutzen Sie die systematischen Früherkennungsuntersuchungen auf Gebärmutterhalskrebs.“
Die Organisationen sind thematisch in der Reihenfolge der Broschürenkapitel und innerhalb dieser alphabetisch geordnet. Daran schließen sich Anschriften übergeordnet arbeitender Institutionen und Vereine an. ■ Anonyme Alkoholiker Interessengemeinschaft e.V. Lotte-Branz-Str. 14 80939 München Telefon: 0 89 / 31 69 50 - 0 Internet: www.anonyme-alkoholiker.de ■ Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten e.V. (aid) Friedrich-Ebert-Str. 3 53177 Bonn Telefon: 02 28 / 84 99 - 0 Internet: www.aid.de ■ Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Godesberger Allee 18 53175 Bonn Telefon: 02 28 / 3 77 66 00 Internet: www.dge.de
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■ Bundesamt für Strahlenschutz Strahlenschutzkommission Willy-Brandt-Str. 5 38226 Salzgitter Telefon: 0 53 41/ 8 85 -130 Internet: www.bfs.de ■ Strahlenschutzkommission Postfach 12 06 29 53004 Bonn Telefax: 02 28 / 67 64 59 Internet: www.ssk.de ■ Kommission zur Früherkennung und Prävention von Hautkrebs Geschäftsstelle Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention Postfach 10 07 45 20005 Hamburg Telefon: 0 40 / 23 43 36 Internet: www.unserehaut.de ■ Bundesanstalt für Arbeitsschutz + Arbeitsmedizin Friedrich-Henkel-Weg 1 - 25 44149 Dortmund Telefon: 02 31/ 90 71- 0 Internet: www.baua.de ■ Bundesvereinigung für Gesundheit e.V. Heilsbachstr. 30 53123 Bonn Telefon: 02 28 / 98 72 7 - 0 Internet: www.bvgesundheit.de
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■ Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Ostmerheimer Str. 200 51109 Köln Telefon: 02 21/ 89 92 - 0 Internet: www.bzga.de ■ Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren e.V. Westring 2 59065 Hamm Telefon: 0 23 81/ 90 15 - 0 Internet: www.dhs.de ■ Deutsche Herzstiftung e.V. Vogtstr. 50 60322 Frankfurt a.M. Telefon: 0 69 / 95 51 28 - 0 Internet: www.herzstiftung.de ■ Deutsches Krebsforschungszentrum Im Neuenheimer Feld 280 69120 Heidelberg Telefon: 0 62 21/ 42 - 28 54 (Pressestelle) Internet: www.dkfz.de ■ Deutsche Krebsgesellschaft e.V. Hanauer Landstr. 194 60314 Frankfurt/M. Telefon: 0 69 / 63 00 96 - 0 Internet: www.krebsgesellschaft.de ■ Krebsinformationsdienst KID Deutsches Krebsforschungszentrum Im Neuenheimer Feld 280 69120 Heidelberg Telefon: 0 62 21/ 41 01 21 Internet: www.krebsinformation.de
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Broschüren der Deutschen Krebshilfe Die Deutsche Krebshilfe bietet verschiedene Broschüren im Bereich der Krebsprävention an und verfügt darüber hinaus über ein breites Spektrum von Ratgebern, in denen Diagnostik, Therapie und Nachsorge einzelner Krebsarten erläutert werden. Benutzer des Internets können die Hefte unter der Adresse www.krebshilfe.de aufrufen und lesen beziehungsweise per Computer bestellen. (Die Nummer vor dem jeweiligen Titel ist gleichzeitig die Bestellnummer). Die Adresse: Deutsche Krebshilfe e.V. Thomas-Mann-Str. 40 53111 Bonn
Postfach 1467 53004 Bonn
Telefon: (Mo bis Do 9 - 16 Uhr, Fr 9 - 15 Uhr) Zentrale: 02 28/7 29 90 - 0 Härtefonds: 02 28/7 29 90 - 94 Informationsdienst: 02 28 / 7 29 90 - 95 Telefax: 02 28 / 7 29 90 - 11 E-Mail:
[email protected] 12 13 14 16 17 18 19 20 21 28 29 30 31 33 39
Krebs im Mund-, Kiefer-, Gesichtsbereich Speiseröhrenkrebs Krebs der Bauchspeicheldrüse Hodenkrebs (ab Sommer 2003) Prostatakrebs Blasenkrebs Nierenkrebs (ab Sommer 2003) Leukämie bei Erwachsenen Morbus Hodgkin Krebsschmerzen wirksam bekämpfen Wegweiser zu Sozialleistungen Hilfen für Angehörige TEAMWORK. Die Arzt-Patienten-Beziehung Ernährung bei Krebs Klinische Studien
Informationen zur Krebsvorbeugung und Früherkennung Präventionsratgeber (ISSN 0948 - 6763) 42 Ratsam – 10 Regeln gegen den Krebs 43 Aufatmen – Erfolgreich zum Nichtraucher 44 Wertvoll – Gesunde Ernährung 46 Hirnverbrannt – Jugendliche und Rauchen
Informationen für Krebspatienten und Angehörige Weiteres Material zur Krebsvorbeugung und Früherkennung Die blauen Ratgeber (ISSN 0946 - 4816) 01 Krebs – Wer ist gefährdet? 02 Brustkrebs 03 Gebärmutter- und Eierstockkrebs 04 Krebs im Kindesalter 05 Hautkrebs 06 Darmkrebs 07 Magenkrebs 08 Hirntumoren 09 Schilddrüsenkrebs 10 Bronchialkarzinom 11 Rachen- und Kehlkopfkrebs
48 Nichtraucher-Aufsteller 49 Nichtraucher-Aufkleber 50 Es liegt in Ihrer Hand (Anleitung zur Selbstuntersuchung der Brust) 55 Kind und Sonne. Eine Familienbroschüre
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Erklärung von Fachausdrücken Basaliom Hautkrebsart, die zu großflächigem Wachstum neigt, aber praktisch keine Tochtergeschwülste (Metastasen) bildet. Entsteht vorwiegend an Körperpartien, die UV-Strahlung ausgesetzt sind. Benzpyren Nachweissubstanz für etwa 100 Verbindungen (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, PAK), die zum Beispiel beim Verbrennen von Holz, Kohle oder Heizöl entstehen und stark krebserregend sind (Teerkrebs) Bronchialkarzinom Krebserkrankung der Lunge Diagnose Unter Diagnose (Entscheidung) versteht man die abgesicherte Zuordnung einer gesundheitlichen Störung zu einem Krankheitsbild.
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Hormone Botenstoffe des Körpers, die in spezialisierten Zellen und Geweben hergestellt werden und auf dem Blut- oder Lymphweg ihren Wirkort erreichen inhalativ durch Einatmen inhalieren einatmen Inspektion Untersuchung, genaue Betrachtung kanzerogen krebserzeugend karzinogen siehe kanzerogen Karzinom Krebsgeschwulst
Exposition Aussetzung, Darstellung
maligne bösartig
Impotenz männliche Unmöglichkeit, den Beischlaf überhaupt oder in normaler Weise auszuführen
Melanom, malignes Schwarzer Hautkrebs
hämatopoetisches System blutbildendes System; dazu gehört vor allem das Knochenmark Haemocculttest Test, um im Stuhl verborgenes, nicht sichtbares Blut nachzuweisen
Nitrosamine stark krebserregende Stoffe, die aus Nitrit beziehungsweise durch Bakterien verändertes Nitrat und Eiweißabkömmlingen (Amine) entstehen oral durch den Mund
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palliativ (lat. palliare = mit einem Mantel bedecken, lindern) Maßnahmen zur Behebung bestimmter Symptome, ohne die zugrundeliegende Erkrankung tatsächlich beseitigen zu können. Die palliative Therapie bezieht sich auf Krankheitssituationen, in denen die Heilung eines Krebspatienten nicht mehr möglich ist. Die palliative Therapie umfasst eine lebensverlängernde oder symptomlindernde Krebstherapie und vor allem eine Schmerztherapie und die Behandlung von anderen Krankheitssymptomen.
Proteine allgemeine Bezeichnung für Eiweiße
Peritoneum Bauchfell
Stachelzellkarzinom Hautkrebsart, die vorwiegend an Körperpartien entsteht, die UVStrahlung ausgesetzt sind
perkutan über die Haut Pleura Brustfell Prävention/präventiv lat. prävenire = zuvorkommen. Vorbeugende Maßnahme(n), besonders in der Gesundheitspflege. Man unterscheidet die primäre Prävention, bei der Risikofaktoren, die als gesundheitsschädigend gelten, ausgeschaltet beziehungsweise vermieden werden, und die sekundäre Prävention, bei der durch Vorsorgeuntersuchungen sichergestellt wird, dass Erkrankungen frühestmöglich festgestellt und behandelt werden. Bei der tertiären Prävention geht es um die Früherkennung von Rezidiven. Prognose Heilungsaussicht, Voraussicht auf den Krankheitsverlauf Prostata männliche Vorsteherdrüse
Rektum Mastdarm; Endstück des Dickdarms Rezidiv „Rückfall” einer Krankheit, im engeren Sinn ihr Wiederauftreten nach völliger Abheilung
Symptom Krankheitszeichen Therapie Kranken-, Heilbehandlung Tumor Gewebsverdickung, Geschwulst. Unterschieden werden gutartige und bösartige Tumoren. Tumorlokalisation Ort der Entstehung eines Tumors Vitamine Substanzen, die ein Organismus nicht selbst herstellen kann, die aber lebensnotwendig sind. In einigen Fällen können Vitaminvorstufen (Provitamine) im Körper in die Wirkform umgewandelt werden (Vitamin A und D). Vitamine sind chemisch unterschiedliche Substanzen und werden nach ihren Löslichkeitseigenschaften in fett- und wasserlöslich eingeteilt.
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Statistik In der Bundesrepublik Deutschland gibt es leider keine regionalen bevölkerungsbezogenen Krebsregister, so dass über die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen nur Schätzungen des RobertKoch-Instituts Berlin vorliegen. Die Berechnungen basieren auf Zahlen des Krebsregisters des Saarlandes, dem einzigen Krebsregister, das für alle Krebskrankheiten vollzählige Daten über einen längeren Zeitraum liefern kann
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Die nachfolgende Tabelle enthält eine Übersicht über die jährlichen Krebsneuerkrankungen getrennt nach Organen. Entstehungsort
ICD’ 10
Männer
Frauen
Mundhöhle und Rachen
insgesamt
C00 - C14
7.881
2.965
10.846
Speiseröhre
C15
3.100
884
3.984
Magen
C16
9.455
9.049
18.504
Dickdarm
C18
15.131
19.215
34.346
Mastdarm
C19 - C21
11.950
10.712
22.662
C22
2.766
1.704
4.470
C23 + C24
1.701
3.576
5.277
Bauchspeicheldrüse
C25
4.947
5.583
10.530
Kehlkopf
C32
2.429
438
2.867
C33+C34
27.892
8.935
36.827
Bei den letzten Schätzungen für das Jahr 1998 verwendete das Institut ein neues Verfahren, um dem Problem der Schätzungsgenauigkeit, das besonders bei relativ seltenen Krebskrankheiten auftritt, besser begegnen zu können. Im Einzelfall kommt es durch das neue Schätzungsverfahren zu geringen Veränderungen gegenüber früheren Schätzungen.
Leber
Nach diesen letzen Zahlen erkrankten 1998 insgesamt 347.000 Menschen in Deutschland erstmalig an Krebs. Davon waren 179.000 Frauen und 168.000 Männer betroffen. Bei den Männern ist die Zahl der Neuerkrankungen an Lungenkrebs zurückgegangen und ist erstmals nicht die häufigste Krebsart bei Männern. Mit fast 28.000 jährlich erkrankten Männern nimmt er hinter Prostatakrebs mit über 31.000 Neuerkrankungen den zweiten Platz ein. Dabei ist der Zuwachs bei Neuerkrankungen an Prostatakrebs größtenteils auf den wachsenden Bevölkerungsanteil älterer Männer zurückzuführen. Der besondere Anstieg für Lungenkrebs bei Frauen mit inzwischen fast 9.000 Neuerkrankungen hat sich fortgesetzt und hängt vor allem mit Veränderungen im Rauchverhalten zusammen. Bei Frauen rangiert Brustkrebs mit etwa 46.000 neuen Krankheitsfällen weiterhin an erster Stelle.
Malignes Melanom der Haut
C43
2.868
3.357
6.225
Brustdrüse
C50
k.A.
46.295
46.295
Gebärmutterhals
C53
–
7.017
7.017
C54+C55
–
10.138
10.138
Eierstöcke
C56
–
7.437
7.437
Prostata
C61
31.561
–
31.561
Hoden
C62
3.278
–
3.278
Harnblase
C67
10.546
5.190
15.736
C64-C66, C68
8.257
5.714
13.971
C70 - C72
3.186
3.075
6.261
Schilddrüse
C73
1.199
1.974
3.173
Morbus Hodgkin
C81
907
933
1.840
Gallenblase u. -gänge
Lunge
Gebärmutterkörper
Nieren Nervensystem
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„Liebe Leserin, lieber Leser,
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Entstehungsort
ICD’ 10
Männer
Frauen
insgesamt
Non-HodgkinLymphome
C82 - C85
4.482
4.933
9.415
Multiples Myelom
C88+C90
1.096
1.075
2.171
Leukämien
C91 - C95
5.298
4.650
9.948
Alle bösartigen Neubildungen ohne nichtmelanotischen Hautkrebs
C00 - C97 ohne C44
168.462
178.755
die Deutsche Krebshilfe hat in den vergangenen Jahren mit ihren vielfältigen Aktivitäten Verantwortung in unserer Gesellschaft übernommen, die beispielgebend ist. Sie hat Forschungen über Krankheitsursachen, Therapie und Diagnose tatkräftig unterstützt und damit unser Wissen über diese bedrohliche Krankheit erweitert. Zugleich wurde von der Deutschen Krebshilfe eine offene Diskussion über die Krankheit Krebs und aller damit verbundenen Aspekte in der Öffentlichkeit geführt. Diese Leistungen ließen sich nur dank der Hilfsbereitschaft vieler Hunderttausender Menschen verwirklichen, die mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz, ihren Spenden, Aktionserlösen und Mitgliedsbeiträgen unsere Arbeit erst ermöglichen. Als Präsidentin der Deutschen Krebshilfe möchte ich mich aus ganzem Herzen in den Dienst der Bekämpfung dieser – noch – unbesiegten Krankheit stellen. Damit auch künftig beraten, geforscht und aufgeklärt werden kann, brauchen wir weiterhin Sie und Ihre wohlwollende Unterstützung der Deutschen Krebshilfe.
347.217
Geschätzte Zahl jährlich neu an Krebs Erkrankender (Deutschland 1998). Quelle: Robert-Koch-Institut, Berlin.
Prof. Dr.-Ing. habil. Dagmar Schipanski Präsidentin der Deutschen Krebshilfe
Herzlichen Dank.“
Deutsche Krebshilfe Helfen. Forschen. Informieren. • Information und Aufklärung über Krebskrankheiten und Möglichkeiten der Krebsvorbeugung • Motivation, die jährlichen kostenlosen Früherkennungsmaßnahmen zu nutzen • Verbesserungen in der Krebsdiagnostik • Weiterentwicklungen in der Krebstherapie • Finanzierung langfristiger Krebsforschungsprogramme über die Dr. Mildred Scheel Stiftung für Krebsforschung • Gezielte Bekämpfung der Krebskrankheiten im Kindesalter • Hilfestellung, Beratung und Unterstützung in individuellen Notfällen • Förderung der psycho-sozialen Krebsnachsorge Die Deutsche Krebshilfe ist für Sie da: Rufen Sie uns an: montags bis donnerstags 9 –16 Uhr, freitags 9 –15 Uhr Zentrale: 02 28 / 72 99 0 - 0, Härtefonds: 02 28 / 72 99 0 - 94 Informationsdienst: 02 28 / 72 99 0 - 95 Oder schreiben Sie uns: Deutsche Krebshilfe, Thomas-Mann-Str. 40, 53111 Bonn E-Mail:
[email protected] 66
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