SAMMLUNG TUSCULUM
Herausgegeben von Gerhard Fink, Manfred Fuhrmann, Fritz Graf, Erik Hornung, Rainer Nickel
RHETORIC...
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SAMMLUNG TUSCULUM
Herausgegeben von Gerhard Fink, Manfred Fuhrmann, Fritz Graf, Erik Hornung, Rainer Nickel
RHETORICA AD HERENNIUM Lateinisch-deutsch
Herausgegeben und übersetzt von Theodor Nüßlein
ARTEMIS & WINKLER
INH ALT DE RAT ION E DICE NDI AD C. HER ENN IUM DIE RHE TOR IK AN HER ENN fUS 6 Liber primus I Buch I. ..... ..... ..... ..... .... . Liber secundus I Buch TI ..... ..... ..... ..... .. . 48 Liber rertius I Buch Ul ..... ..... ..... ..... .... . 126 Liber quarrus I Buch 1V ••..• ..•.. •...• ..... ..•. 182
Einführung Die griechisch-römische Rhetorik bis zur Rhctorica ad Herennium ..... ..... ..... ..... ..... . .)'2? Il. Die Rhetorica ad Herennium: Autor, Adressat, Titel des Werkes ..... ..... ..... ..... ..... . 328 lii. Inhalt , Sprache und Stil, Aufbau ..... ..... ... . 330 IV. Ciceros De inventione und die Rherorica ad Herennium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335 V. Zur Überlieferungsgeschichte und Textgestaltung . 336 Anmerkungen zur Einführung . . . . . . . . . . . . . . . 351
1.
Die Deutsche Biblio rhek- CIP·fin he•tsau fnahm e
Rht:tiJrica ad Herem:ium: huemi sch- deutsch I hrsg. unc.l übers. von Tneod or Nüssl~in. Dussel dorf; Zürich :\rremis und Wmkler, 1994, r991l (Sammlung Tusculum) TSBN 3·;6o8 -t672- X NE: Nüs)lci n, TheoJ or [Hrsg.l z. Auflage & 1994, 1998 Arremi$ & W"mkl~r Verlag, Dussel dorf!Z ünch Alle Rechte, cinschli('ßlich derjenigen des aus7ugswdscn Abdrucks. der fotOmechanischen und dcktronis~ncn Wiedergabe, vorbchJlten. Druck und Bindung: Friedn ch Pustet, Regensburg Pnnted in Germa n) ISßN 3-76o8 -1671- X
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Anmerkungen zum Text Buch 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357 Buch 11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363
ßuch 111 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 374
Buch lV ..... ..... ..... ..... ..... ..... ..... .
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Veruichms der m der Schrifc ver-tJJerzdeten rhetorischen und juristischen Fachtermini. . . . . . . . . . . . . . . 407 Fundstellenverzeichnis der exomationes I figurae. . . 417 Literaturauswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 J 9
DE RATIONE DICENDI AD C.HEREN NIUM
DIE RHETORI K AN HERENNJ US
LIBER PRIMUS
BUCH I
Etsi negotÜs famüiaribus inpedici vix satis otium srudio suppeditare possumus, et id ipsum, quod datur otii, libemius in philosophia consumere consuevimus, tamen tua nos, C. Herenni, voluntas cornrnovir, ur de ratione dicendi conscriberemus, ne aut rua causa noluisse aut fugisse nos Iaborern putares. Er eo srudiosius hoc negotium suscepimus, quod te non sine causa velle cognoscere rhetoricam intellegebamus; non enim parum in se haher fructus copia dicendi er commoditas orationi!>, si recta imellegentia et definita moderarione animi gubcrnatur. Quas ob res illa, quae Graeci scriptores inanis arrogantiae causa sibi assumpscre, reliquimus. Nam illi, ne parum mulra scisse viderenrur, ea conquisiverum, quae nihil attinebant, ur ars difficiüor cogniru putarerur; nos ea, quae ,;debantur ad rationem dicendi pcninere, sumpsimus. Non enim spe quaesrus aut gloria cornrnoti venirnus ad scribendum quemadmodum ceteri, sed ut industria nosrra ruae morem geramus voluntati.
Durch häusliche Verpflichtung en in Anspruch genommen, kann icb kaum genügend freie Zeit für Studien aufbringen, und was mir an freier Zeit bleibt, widme ich gewöhnlich lieber der Philosophie; trotzdem hat mich dein Wunsch, mein lieber Gaius Herennius, veranlaßt, ein Werk über die Technik der Rede' zu verfassen, sollst du doch nicht glauben, ich hätte es entweder deinetwegen nicht run wollen oder wäre vor der Anstrengung geflohen. Und dieser Aufgabe habe ich mich um so eifriger unterzogen, als ich bemerkte, daß du nicht olme Grund dich in der Redekunst unterrichten lassen möchtest: Denn einen nicht geringen Gewinn bringen die Fülle des Ausdrucks und die Gewandtheit der Rede mit sich, wenn sie von rechtem Verstand und klar begrenzter Mäßigung des Her:tens gelenkt werden. Deswegen habe ich das, was griechische Schriftsteller aus eitler Anmaßung sich zu eigen gemacht haben, weggelassen. Denn um nicht den Eindruck zu erwecken, sie wüßten viel zu wenig, sind sie auch Fragen nachgegangen, die nicht zum Thema gchönen, damit ihre Kunst für um so schwieriger gehalten würde: ich aber habe nur das aufgenommen, was etwas zur Technik der Rede beizutragen schien. Denn nicht Aussiebt auf materiellen Gewinnl oder Ruhm veranlaßte mich zu schreiben, wie die übrigen Schriftsteller, sondern ich wollte durch meine Bemühung deinem Wunsch entsprechen. Nun aber will ich, damit sich meine Wone nicht allzu sehr in die Länge ziehen, über unser Thema sprechen, dir aber zuvor noch das eine w bedenken geben, daß die theoretische Unterweisung ohne beständige Ausdauer nicht viel nützt; daraus mag5t du erkennen, daß diese An der Anleirung auf Übung ausgerichtet sein muß}
Nunc, ne nimium longa sumarur oratio, de re dicere incipiemus, si te illud unum monuerimus, arrem sine assiduitate dicendi non mulrum iuvare, ut intellegas hanc rationem praeceptionis ad exercitationem accommodari oponere.
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BUCH
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Oratori~ officium esr de iis rebus posse dicere, quae res ad usum civilem moribus ac legibus consrirutae sunt, cum assensione auditorum, quoad eius fieri porcrir.
Tria ~unt genera causarum, quae recipere debet orator: dcmonstrativum, deliberativum, iudiciale. Demonstrativum est, quod tribuitur in alicuius cenae personae laudem aut vituperationem. Deliberativum est in consultacione, quod haber in se suasionem ct dissuasioncm. Iudiciale est, quod posirum est in controversia, quod habct accusattonem aur petitionem cum defensione. Nunc quas res oratorem habere oportear, docebimus, deindc quo modo has causas rractari conveniat, ostendcmus. Oportet igirur esse in orarore invcntionem, dispositionem, elocurionem, memoriam, pronunttanonem. Invenrio est excogitario rerum verarum aut veri similium, quae causam probabilern reddum. Dispositio est ordo et distribucio rerum, quae dcmonsrrat, quid quibus locis sit collocandum. Elocurio est idoneorum verbarum er sententiarum ad invemionem adcommodatio. Memoria est firma animi rcrum er verborum et disposirionis receprio. Pronunriatio est vocis, vultus, gestus moderacio cum venustate. Haec omnia rribus rebus assequi poterimus, arte, imitatione, cxercitationc.
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Aufgabe des Redners ist es, über die Angelegenheiten sprechen zu können, welche um der Wohlfahrt der Bürger willen durch Sitten und Geseru festgelegt sind, und zwar mit der Zustimmung der Zuhörer, soweit diese erlangt werden kann.s Es gibt drei Arten von Fällen, derer sich der Redner annehmen muß: die darlegende, die beratende, die gerichtliche Art. 6 Die darlegende An ist diejenige, welche zum Lob oder Tadel einer bestimmten Person angewendet wird. Die beratende An kommt bei der Beratschlagung vor; sie schließt die Rede dafür und die Rede dagegen ein. Die gerichtliche Art ist diejenige, die auf Streit beruht und die eine Anklage in Kriminal- oder eine Klage in Zivilangelegenheiten ebenso wie eine Vertetdigung umfaßt. Nun will ich dartun, welche Fähigkeiten ein Redner besitzen muß, danach zeigen, auf welche An und Weise die genannten Fälle zu behandeln sind. Der Redner muß also verfügen über die Fähigkeit der Auffindung des Stoffes, der Anordnung des Sroffes, der stilistischen Gestaltung des Smffes, des Sicheinprägens, des Vortrages. Die Auffindung des Stoffes ist das Erfinden wahrer oder wahrscheinlicher Tatsachen, die den Fall glaubhaft machen sollen. Die Anordnung des Stoffes ist das Ordnen und Verteilen der Einzelpunkre; sie macht kenntlich, was an welchem Platze anzuordnen ist. Die stilistische Gestaltung des Stoffes ist die zur Sroffauffindung passende Anwendung geeigneter Wörter und Sätze. Das Sicheinprägen ist das feste geistige Erfassen der Gegenstände, der Worte und der Gliederung. Der Vortrag ist der maßvoll abgestufte, anmutig feine Einsatz. von Stimme, Mienenspiel und Gebärden. All die genannten Fähigk.:iten können wir durch drei Mittel gewinnen: durch theoretische Unterweisung, Nachahmung und Übung.'
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LIBER
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Ars est praeceptio, quae dar certarn viam rarioncmque dicendi. Imitatio esr, qua inpellimur cum diligenti ratione, ut aliquorum similes in dicendo valeamus esse. Exercitatio est assiduus usus consuerudoque diccndi. Quoniam demonstrarum est, quas causas oratorem recipere quasque res habere conveniret, nunc, quemadmodum ad rattonem possint officia oratoris adcommodari, dicendum videtur. Inventio in sex partes orationis consumitur: exordium, narrationem, divisionem, confirmarionem, confutationem, conclusionern. Exordium est principium orationis, per quod animus audiroris vel iudicis constiruirur et apparatur ad audiendum. Narracio est rerum gesrarum aut proinde ut gestarum expositio. Divisio est, per quam aperimus, quid conveniat, quid in conrroversia sit, per quam exponimus, quibus de rebus simus dicruri. Gonfirmario est nostrorum argumenterum expositio cum asseveratione. Confutario el>t contrariorum Jocorum dissolutio. Conclusio est anificiosus rerminus orationis. Nunc, quoniam una cum oratoris officiis, quo res cogniru facüior esset, producci sumus, ut de orationis parcibus loqueremur er eas ad inventionis rationem accommodaremus, de exordio primum diccndum ,·idctur.
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Die theoretische Unterweisung ist die Anleitung, die einen sicheren Weg und eine sichere Technik der Rede vermittelt. Die Nac~.ahmung ist das Mine!, durch das wir mir gewissenhafter Uberlegung dazu gebracht werden, daß wir irgendwelchen Männern beim Reden ähnlich zu sein vermögen. Die Übung tst die beharrliche Beschäftigung und der beständige Umgang mit dem Reden. Da also dargelegt ist, welche Fälle der Redner übernehmen und welche Fähigkeiten er besitzen muß, muß nun wohl gesagt werden, wie die Aufgaben des Redners mit dem methodischen Verfahren passend verbunden werden können. Die Auffindung des Stoffes erstreckt sich auf sechs Teüe der Rede: die Einleitung, die Darlegung des Sachverhaltes, die Gliederung des Sroffes, die Begründung, die Widerlegung, den Schluß.9 Die Einleitung ist der Beginn der Rede, wodurch der Zuhörer oder Richter in die Bereitschaft zuzuhören versetzt wird. Die Darlegung des Sachverhaltes ist die Schilderung von Ereigmssen, die wirklich oder angeblich geschehen sind. Die Gliederung des Stoffes ist der Teil der Rede, durch den wir eröffnen, worin Übereinstimmung besteht, was umstrinen ist, und durch den wir darlegen, über welche Punkte wir sprechen wollen. Die Begründung ist die nachdrückliche Schilderung der Gründe, die für uns sprechen. Die Widerlegung ist die Entkräftung der gegnerischen Bewei~punkre.
Der Schluß ist das kunstvoll gestaltere Ende der Rede. Da ich nun im Zusammenhang mit den Aufgaben des Redners, damit der Gegenstand um so leichter verständlich ist, dahin gelangt bin, über die Teile der Rede zu sprechen und diese Teile mit der Lehre \'On der Auffindung d~ Stoffes 10 Beziehung zu setzen, muß wohl zuerst über die Einlei~ rung gesprochen werden. ' 0
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LIBER
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Causa posita, quo commodius exordiri possimu~. genus causae est considerandum. Genera causarum sunt quanuor: honesrum, rurpe, dubium, hum.ile. Honestum causae genus esse putatur, cum aut id defendimus, quod ab omnibus dcfendendum viderur, aut id obpugnamus, quod ab omnibus videtur obpugnari debere, ut pro viro foni, comra parricidam. Turpe genus intcllegitur, cum aut honcsta res oppugnatur aur defendirur rurpis. Dubium gcnus esr, cum habet in se causa et honestans et rurpirudini~ panem. Humile genus est, cum concempta res affe::nur. Cum haec ita sint, com·emet exordiarum rationem ad causae genus accommodari. Exordiarum duo sunt genera: principium, quod Graece proocmium appellarur, et insinuatio, quae ephodos nominarur. Principium e~c. cum statim audiroris animum nobis idoneum reddimus ad audiendum. Id sumirur, ut attemos, ut dociles, ut benivolos auditares habere possimus. Si genus causae dubium habebimus, a benivolenria principium constituemus, nc quid illa par-; rurpirudinis nobis obessc possit. Sin humile genus erit causae, faciemus attcntos. Sin turpe causae gcnus erit, insinuatione utendum est, de qua posterius diccmus, nisi quid oacti erirnus, qua re adversarios criminando benivolencian1 capere possimus. Sin honcsrum causae genus crit, licebit recte vel uti vel non uti principio. Si uti volemus, aut id oportebit ostendere, qua re causa sit honcsta, aut breviter, quibus de rebus simus d1cturi exponere. Sin principio uti nolcmus, ab lege, ab scriprura aut ab aliquo firmis-
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Nachdem der Fall festgelegt ist, müssen wir, damit wir um so angemessener beginnen können, die Art des Falles betrachten. Es gibt vier Arten von Fällen: die ehren\'Olie, verwerfliche, unentschiedene und unbedeutende ." Als ehrenvolle Art des Falles gilt, wenn wir entweder das verteidigen, was wohl von allen verteidigt werden muß, oder das bekämpfen, was wohl von allen bekämpft werden muß, so wie wir uns für einen Helden, aber gegen einen Vatermörder einsetzen. Als verwerfliche Art wird verstanden, wenn entweder eine ehrenvolle Angelegenheit bekämpft oder eine verwerfliche verteidigt wird. Die unencschiedene Art liegt \'Or, wenn der Fall etwas an Ehrenhaftigkeit und ebenso an Verwerflichkeit in sich birgt. Die unbedeutende Art liegt vor, wenn eine nicht beachtenswerte Angelegenheit vorgebracht wird. Da dem so ist, wird es angemessen sein, das Verfahren bei den Einleirungen der Art des Falles anzupassen. Es gibt zwei Arten von Einleitungen: die Vorrede, die auf Griechisch prooimion heißt, und die Einschmeichelung, die den griechischen Namen ephodos trägt." Eine Vorrede liegt vor, wenn wir sofort den Zuhörer in die geeignete innere Verfassung versetzen, uns zuzuhören. Diese Art der Einleitung legt man so an, daß man aufmerksame, daß man belehrbare, daß man wohlwollende Zuhörer haben kann. •; Wenn wir die unentschiedene Art eines Falles haben, werden wir die Vorrede auf das Wohlwollen ausrichten, damit der hierin enthaltene Teil Verwerflichkeit uns nicht schaden kann. Ist es aber die unbedeutende An eines Falles, werden wir die Zuhörer aufmerksam machen. Ist es aber die "erwerfliche Art eines Falles, muß man die Einschmeichelung anwenden, über die ich später sprechen werde,'4 es sei denn, wir finden eine Möglichkeit, Wohlwollen erhaschen zu können, indem wir die Gegenpartei beschuldigen. Ist es aber nun die ehrenvolle An eines Falles, können \\•ir - in jedem Fall richtig - eine Vorrede anwenden oder nicht. Wollen wir sie anwenden, dann müssen wir entweder darlegen, weshalb der Fall ehrenvoll ist,
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simo nostrae causae adiumcnto principium capere oportebit. Quoniam igitur docilem, benivolum, attentum auditorem volumus habere, quo modo quidque confici possit, aperiemus. Dociles auditores habere poterimus, si summam causae cxponemus et si anenros eos faciemus; nam docilis est is, qui adtente vult audire. Attenros habebimus, si pollicebi.mur nos de rebus magnis, novis, inusitaris verba facturos aut de rebus his, quae ad rem publicam pertineant, aut ad eos ipsos, qui audicnt, aut ad deorum inmortalium religionem; et si rogabimus, ut anenre audiant; er si numero exponemus res, quibus de rebus dicturi sumus. Benivolos auditores facere quattuor modis poterimus: ab nostra, ab adversariarum nosrrorum, ab auditarum persona, ab rebus ipsis. A nostra persona benivolentiam conrrahemus, si nostrum officium sine arrogantia laudabimus aut in rem publicam quales fuerimus aut in parenres aur in amicos aut in eos ipsos, qui audient, aliquid referemus, dum haec omnia ad eam ipsam rem, qua de agitur, sint accommodata. ltem si nostra incommoda proferemus, inopiam, solitudinem, calamitatem; et si orabimus, ut nobis sint auxilio, et simul Ostendemus nos in aliis spem noluisse habere. Ab advcrsariorum persooa benivolentia captabitur, si eos in odium, in invidiam, in contemptionem adducemus. In odium rapiemus, si quid corum spurce, superbe, perfidiose, crudeliter, confidenter, malitiose, flagiriose facrum proferemus. In invidiam rrahemus, si vim, potenriam, factionem,
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oder kurz schildern, worüber wir sprechen wollen. Wollen wir aber keine Vorrede anwenden, so müssen wir mit einem Gesetz, einer Urkunde oder einem sehr beweiskräftigen Beleg für unseren Fall beginnen. Da wir nun also den Zuhörer belehrbar, wohlwollend und aufmerksam haben wollen, werde ich eröffnen, wie man diese Einstellungen eu.ielen kann. Belehrbar können wir die Zuhörer haben, wenn wir den Haupcpunkt des Falles kur7 schildern und wenn wir sie aufmerksam machen; denn belehrbar ist, wer aufmerksam zuhören will. Aufmerksam werden wir sie haben, wenn wir ankündigen, wir wollten über bedeutende, neuartige, ungewöhnliche Angelegenheiten sprechen oder über Punkte, die den Staat berühren oder die Zuhörer selbst oder die Verehrung der unsterblichen Götter; und schließlich wenn wir die Themen Punkt für Punkt aufzählen, über die wir sprechen wollen. Wohlwollend können wir die Zuhörer auf vier Arten machen: indem wir von unserer eigenen Person, von der Gegenpartei, \'On den Zuhörern, von den Tatsachen selbst ausgehen. Ausgehend von unserer eigenen Person werden wir Wohlwollen gewinnen, wenn wir unsere Pflichterfüllung ohne Anmaßung loben oder irgendwie erwähnen, wie wir uns dem Staat oder unseren Eltern oder den Zuhörern gegenüber verhalten haben, soweit dies alles zu der Angelegenheit, um die es geht, gehört. Ebenso wenn wir unsere Beschwernisse anführen, Not, Vereinsamung, Unglück; I und wenn wir darum bitten, die Zuhörer möchten uns helfen, und gleichzeitig darlegen, wir hätten unsere Hoffnung auf niemanden anders set7.cn wollen. Ausgehend von der Gegenpartei wird Wohlwollen erlangt, wenn wir diese dem Haß, der Mißgunst, der Verachtung aussenen. Dem Haß geben wir sie preis, wenn wir irgendeine ~chmutzige, hochmütige, treulose, grausame, unverschämte, boshafte oder lasterhafte Tat von ihnen anführen. In Mißgunst zerren wir sie, wenn wir die Gewalt-
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divitias, inconrinentiam, nobilitatem, cliemelas, hospitium, sodaliratem, affinirates adversariorum proferemus et his adiumentis magis quam vcritate cos confidere aperiemus. In comemptionem adduccmus, si inertiam, ignaviam, desidiam, luxuriam adversariarum proferemus. Ab auditorum persona benivolentia colligerur, si res eorum fortiter, sapienter, mansucte, magnifice iudicatas proferemus; si, quae de iis existimatio, quae iudicü expectatio sit, aperiemus. A rebus ipsis benivolum efficiemus auditorem, si nostram causam laudando tollemus, adversariorum per comemptionem deprimemus. Deinceps de insinuationibus dicendum est. Tria sunt tempora, quibus principio uti non possumus, quae diligenter sunt consideranda: aut euro turpem causam habemus, hoc est, cum ipsa res animum auditoris a nobis alienar; aur cum animus auditoris persuasus esse viderur ab i), qui ante contra dixerunt; aut cum defessus est eo~ audiendo, qui ante dixerunt. Si causa rurpitudinem habebir, exordiri poterimus his rationibus: rem, non hominem, hominem, non rem spectari oportere; non placere nobis ipsis, quae facta dicanrur ab adversariis, et esse indigna aut nefaria; deinde cum diu rem auxerimus, nihil simile a nobis factum ostendemus; aut aliquorum iudicium de simili causa aut de eadem aur de minore aut de maiore proferemus, deinde ad nostram
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tätigkeit, den Reichtum, die persönliche Macht, die einflußreiche Parteistellung, den Eigennutz, die vornehme Herkunft, die Klienten, die Gastfreunde, die Bekannten und Verwandten unserer Gegner anführen und eröffnen, daß sie mehr auf solche Stützen als auf die Wahrheit vertrauen. Der Verachtung setzen wir sie aus, wenn wir die Trägheit, mangelnde Tatkraft, den Müßiggang und die Ver~chwendungs sucht unserer Gegner anführen. Ausgehend von den Zuhörern gewinnen wir Wohlwollen, wenn wir Angelegenheiten anführen, die von ihnen mucig, weise, milde, hochherzig beurteilt wurden; und wenn wir darlegen, welche Meinung über sie besteht und welche Erwartung man an ihr Urteil knüpft. Ausgehend von den TatSachen werden wir den Zuhörer wohlwollend machen, wenn wir unsere Sache lobend hervorheben, die der Gegner durch Verächtlichmachen niederdrücken. Im folgenden muß über die Einschmeichelungen gesprochen werden.' 6 Es gibt drei Gelegenheiten, in denen wir die Vorrede nicht anwenden können; diese müssen genau betrachtet werden: Entweder wenn wir einen verwerflichen Fall haben, d. h. wenn die Sache selbst den Zuhörer uns enrfremdet; oder wenn der Zuhörer eingenommen erscheint von denen, die zuvor dagegen gesprochen haben; oder wenn er davon ermüdet ist, daß er denen zuhörte, die vorher gesprochen haben. Wenn der FaJI Verwerflichkeit enthält, ' 7 können wir auf folgende Arten beginnen: Man müsse auf den SachverhaJt, nicht auf den Menschen oder man müsse auf den Menschen, nicht auf den Sachverhalt blicken; auch wir billigten nicht, was nach Aussage der Gegenpartei geschehen sei, es sei empörend oder frevelhaft; wenn wir dann die Sache lange übertrieben haben, werden wir darlegen, daß nichts Ähnliches von uns getan worden sei; oder wir werden das Urteil irgendwelcher Männer über einen ähnlichen Fall oder einen gleichen oder über .einen unbedeutenderen oder bedeutenderen anführen, dann werden wir uns Sehrirr für Sehrirr unserem Fall nähern und dessen Ähnlichkelt vorbringen. Ebenso
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causam pedetemptim accedemus er similitudinem conferemus. ltem si negabimus nos de adversarüs aut de aliqua re dicturos, et tarnen occulce dicemus imeriectione verborum. Si persuasus auditor fuerit, id est, si orario adversariorum fecerit fidem auditoribus - neque enim non facile scire poterimus, quoniam non sumus nescii, quibus rebus fides fieri soleat- ergo si fidem factam putabimus, bis rebus nos insinuabimus ad causam: de eo, quod adversarü firmissimum sibi adiumentum putarint, primum nos diccuros pollicebimur; aut ab adversarii dicto exordiemur, er ab eo maxime, quod ille nuperrime dixerit; aut dubitatione utemur, quid potissimum dicamus aut cui loco primum respondeamus, cum admiratione.
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Si defessi erunr audiendo, ab aliqua re, quae risum movere possit, ab apologo, fabula veri simili, immutatione, depravaratione, inversione, ambiguo, suspicione, inrisione, stultitia, exsuperatione, collatione, litterarum mutacione, praeter expectationem, similitudme, novitate, hiscoria, versu, ab alicuius inrerpellatione aut adrisione; si promiserimus aliter ac parati fuerimus, nos esse dicturos; nos non eodem modo, ut ceteri soleant, verba facturos; quid alii soleant, quid nos facturi simus, breviter exponemus.
Inter insinuationem et principium hoc interest: Principium eius modi debet esse, ut statim apertis rationibus, quibus praescripsimus, aur benivolum
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werden wir vorgehen, wenn wir behaupten, wir wollten nicht über die Gegenpartei oder über irgendeinen anderen Punkt sprechen, und dennoch versteckt darüber sprechen, indem wir Hinweise einschieben. Wenn der Zuhörer schon gewonnen ist,'' d. h. wenn die Rede der Gegenpartei bei den Zuhörern Glauben erweckt hat - und das können wir nämlich unschwer erkennen da wir ja genau wis~en, wodurch man gewöhnlich Glauben erweckt - wenn wir also meinen, daß Glaube erweckt wurde, werden wir uns folgendennaßen an den Fall heranmachen: Wir werden ankündigen, daß Wtr zunächst über den Punkt sprechen werden, den die Gegenpartei für ihren stärksten Beweis hält; oder wir werden mit einem Ausspruch der Gegenpanei beginnen, und zwar vorzüglich mit einem, den sie ganz am Schluß getan hat; oder wir werden Zweifel'' vorbringen darüber, was wir vor allem sagen sollen oder auf welchen Punkt wir zuerst antworten sollen; dabei werden wir unsere Verwunderung zum Ausdruck bringen. Wenn die Zuhörer vom Zuhören ern1üdet sind, beginnen 0 wir mit etwas, das Lachen erregen kann/ mit einer aUegoriscben Erzählung, einer wahrscheinlich klingenden erdichteten Erzählung, einer V~rtauschung, einer Entstellung, einer ironischen Spottrede, einer Zweideutigkeit, einer Verdächtigung, einer Verspottung, einer Albernheit, einer Übertreibung/' einem Gleichnis, einer Vertauschung der Buchsra~en, mit etwas Unerwartetem, mir einer Analogie, einer l!berraschung, einer geschichtlich beglaubigten Erzählung, emem Vers, mit einem Zwischenruf oder dem beifälligen Lächeln von jemandem. Wenn wir etwas "ersprochen haben, beginnen wir mit dem Hinweis, wir wollten anders sprechen, als wir uns vorbereitet haben; wir wollten nicht ebenso formulieren, wie es die übrigen Redner gewöhnlich tun; was andere gewöhnlich tun, was wir dagegen machen, das werden wir kurz darlegen. Zwischen der Einschmeichelung und der Vorrede besteht folgender Unterschied:" Die Vorrede muß von der Art sein, daß wir sofort unverhohlen mir den Mineln, wie wir sie
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aut attenrum aut docilem faciamus auditorem; at insinuacio eiusmodi debet esse, ut occulte per dissimulationem eadem illa omnia conficiamus, ut ad eandem commoditatem in dicendi opere venire possimus. Verum hae rrcs utilitates tamersi in tota oratione sum conparandae, hoc est, ut auditores s~e perperuo nobis adtentos, dociles benivolos praebeant, tarnen id per exordium causae maxime conparandum est. Nunc, ne quando virioso exordio utamur, quae vicia vitanda sint, docebo. In exordienda causa servandum est, ut Ienis sit sermo et usitata verborum consuerudo, ur non adparata oratio videarur esse. Vitiosum exordium est, quod in plures causas potest adcommodari, quod vulgare dicitur. Item vitiosum-est, quo nihilo minus adversarius potest uti, quod commune appellarur; item illud, quo adversarius ex contrario poterit uti. ltem vitiosum est, quod nimium apparate verbis conposirum est aut nimium longum est, et quod non ex ipsa causa natum videarur, ur proprie cohaereat euro narratione, et quod neque benivolum neque docilem neque adtenrum facit audirorem. De exordio satis erit dictum: deinceps ad oarrationem transeamus. Narrationum rria genera sunt. Unum est, cum exponimus rem gestam et unum quidque trahimus ad utilitarem nostram vincendi causa, quod pertinet ad eas causas, de quibus iudicium futurum est. Alterum genus est narrationis, quod intercurrir nonnumquam aut fidei aut criminationis aut trans-
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oben beschrieben haben, den Zuhörer wohlwollend, aufmerksam oder belehrbar machen; dagegen muß die Einschmeichelung ' 'On der Art sein, daß wir versteckt durch Verstellung eben dies alles bewirken, daß wir zur gleichen günstigen Ausgangslage bei unserer Redetätigkeit gelangen können. Wenn wir uns diese drei Vorteile auch in der ganzen Rede verschaffen müssen, d. h. wenn die Zuhörer sich uns gegenüber ununterbrochen als aufmerksam, belchrbar, wohlwollend erweisen, so muß das dennoch durch die Einleitung der Rede am meisten vorbereitet werden. Nun will ich, damit wir nicht einmal eine fehlerhafte Finleitung anwenden, darauf hinweisen, welche Fehler zu vermeiden sind'J. Bei der Einleitung der Rede muß man darauf achten, daß die Sprache schlicht und einfach und der Gebrauch der Wörter gewöhnlich ist, daß die Rede nicht eigens vorbereitet erscheint. Fehlerhaft iSt eine Einleitung, d1e man auf mehrere FäUe anwenden kann; man nennt sie allgemem. Ebenso 1st diejenige fehlerhaft, die die Gegenpartei genauso gut anwenden kann; sie heißt die gemeinsame; ebenso die, welche die Gegenpanei in gegensätzlicher Form anwenden kann. Ebenso ist die Einleitung fehlerhaft, welche aus allzu gewählten Worten besteht oder welche all7.u lang ist; und welche nicht in der Weise aus dem Fall hervorgegangen zu sein scheint, daß sie ganz eng mit der Darlegung des Sachverhaltes zusammenhängt; und welche den Zuhörer weder wohlwollend noch belehrbar noch aufmerksam macht. Über die Einleitung ist genug gesagt; nun will ich zur Darlegung des Sachverhaltes übergehen. Es gibt drei Arten von Darlegungen des Sach,·erhaltes:~ Die eine ist, wenn wir den Sachv·erhalt, so wie er sich ereignete, darlegen und dabei jeden einzelnen Punkt zu unserem Vorteil heranziehen, um unserer Sache zum Siege zu verhelfen; diese Art eignet sich für die Fälle, die vor Gericht entschieden werden. Die zweite Art der Darlegung des Sach,·erhaltes 1st diejenige, die manchmal vorkommt, wenn es darum geht, Vertrauen zu gewinnen, einen anzuschuldigen,
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itionis aut alicuius apparacionis causa. Tertium genul> est id, quod a causa civili remorum est, in quo tarnen exerccri convenit, quo commodius illas superiores narrationes in causis tractare possimus.
Eius narracionis duo genera sunt, unum quod in ncgotiis, alterum quod in personis posirum esr. Id quod in negotiorum expo)irione posirum est, cres habec partes: fabulam, historiam, argumenrum. Fabula csr, quae neque veras ncque veri similes continet rcs, ur eae sunt, quae tragoediis rraditae sunt. Historia est gesta res, sed ab aetatis nosrrae memoria remota. Argurnenturn est ficta res, quae tarnen ficri poruit, velut argumenta comoediarum.
Illud genus narrationis, quod in personis positum est, debet habcre sermonis festivitatem, animorum dissirnilitudinem: graviracem, lenitatem, spem, metum, suspicionem, desiderium, dissimulacionem, misericordiam, rerum varietates, fortunae commurationem, insperarum incom.modum, subitam laetitiam, iucundum exirum rerum. Verum haec in exercendo transigenrur. Illud, quod ad veritatem pertinet, quomodo tractari conveoiat, aperiemus. Tres res convcnit habere narrationem, ut brevis, ut dilucida, ut veri similis sit; quae quoniam fieri oportere scimus, quemadmodum faciamus, cogooscendum est. Rem breviter narrare poterimus, si inde incipiemus narrare, unde necesse erit, et si non ab ultimo inino repetere volemus, er si summatim, non parti-
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einen Übergang zu ermöglichen oder auf irgendeinen Punkt hinzuarbeiten. Die dritte An ist diejenige, die mit einer gerichdich-politischen Rede nichts zu tun hat, in der sich zu uben aber dennoch lohnt, damit wir um so angemessener die vorher genannten Darlegungen des Sachverhaltes in Reden bandhaben können. Von dieser Darlegung des Sachverhaltes gibt es zwei Arten: die eine, die auf Handlungen, die andere, die auf Personen beruht. Diejenige, welche auf der Darlegung von Handlungen beruht, hat drei Arten: die erdichtete Erzählung, die geschichtlich beglaubigte Erzählung, die erfundene Erzählung. •1 Die erdichtete Erzählung ist diejenige Erzählung, die weder wabre noch wahrscheinliche Geschehnisse enthält, nach Art der Erzählungen, welche in Tragödien überliefen sind. Die geschichtlich beglaubigte Erzählung ist ein wirklich geschehenes Ereignis, das aber von unserer Zeit weit entfernt liegt. Die erfundene Erzählung ist ein ersonnenes Geschehen, das sich aber dennoch wirklich hätte ereignen können, wie z. B. der Inhalt von Komödien. Die Art der Darstellung des Sachverhaltes, die auf Personeo beruht, muß eine geistreiche Anmut der Ausdrucksweise besitzen, eine differenzierende Schilderung der Charaktere,16 Ernst, Sanftheit, Hoffnung, Furcht, Mißtrauen, Sehnsucht, Heuchelei, Mit.leid, wechselvolle Ereignisse, Umschwung des Schicksals, unerwarteten Schaden, plötzliche Freude, willkommenen Ausgang der Ereignisse. Aber dies wird durch die Übung zustande gebracht. Wie das zu behandeln ist, was sich auf die Wahrheit bezieht, will ich nun darlegen. Drei Eigenschaften soll die Darlegung des Sachverhaltes haben, sie soll kul7, sie soll deutlich, sie soll wahrscheinlich sein;: 7 da wir ja wissen, daß diese Eigenschaften notwendig sind, müssen wir in Erfahrung bringen, wie wir das erreichen. Einen Sachverhalt können wir kurz darlegen, wenn wir die Darlegung erst mit dem Punkt beginnen, wo es nötig ist; und wenn wir nicht mit dem frühesten Beginn einsetzen;
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cularim narrabimus, et si non ad extremum, sed usque eo, quo opus erit, persequemur, et si transitionibus nullis utemur, et si non deerrabimus ab eo, quod coeperimus exponere, et si cxitus rerum ita ponernus, ut ante quoque quae facta sint, sciri possinr, tametsi nos reticuerimus: quod genus, si dicam me ex provincia redisse, profeeturn quoque in provinciam intellegatur. Et omnino non modo id, quod obest, sed etiam id, quod neque obest neque adiuvat, satius esr praeterire. Et ne bis aur saepius idem dicamus, cavendurn est; eriam ne id quod semel supra diximus, deinceps dicamus, hoc modo:
Athenis Megaram vesperi advenit Simo: Vbi advenit Megararn, insidias fecit virgini: Insidias postquam fecit, vim in loco adtulit.
Rem dilucide narrabinms, si ut quicque primum gestum erit, ita primum exponemus et rerum ac temporum ordinem conservabimus, ut gestae res erunt aut ur potuisse geri videbuntur: hic erit considerandum, ne quid peturbate, ne quid contorte, ne quid ambigue dicamus, ne quam in aliam rem transeamus, ne ab ultimo repetamus, .ne longe persequamur, ne quid, quod ad rem pertineat, praetereamus; et si sequemur ea, quae de brevitate praecepta sunt; nam quo brevior, eo dilucidior et cognitu facilior narracio fiet.
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Veri sirnilis narratio erit, si, ut mos, ut opinio, ut natura postulat, d.icemus, si spacia temporum, personarum dignitates, consiliorum rationes, locorum
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und wenn wir nur nach Hauptpunkten, nicht in Einzelheiten berichten; und wenn wir das Geschehen nicht bis zum äußersten Punkt, sondern nur so weit, wie nötig, verfolgen; und wenn wir keine Übergänge anwenden und nicht von dem Thema abweichen, das darzulegen wir begonnen haben; und wenn wir die Ergebnisse des Geschehens so schildern, daß die Zuhörer auch das wissen können, was vorher geschehen ist, selbst wenn wir darüber geschwiegen haben: So soll z. B., wenn ich sage, ich sei aus der Provinz zurückgekehrt, daraus entnommen werden, daß ich auch in die Provinz abgereist bin. Und überhaupt ist es besser, nicht nur das zu übergehen, was schadet, sondern auch das, was nicht schadet, aber auch nicht nützt. Und wir müssen uns davor hüten, das nämliche zweimal oder noch öfter zu sagen; auch davor, etwas, was wir erst kurz zuvor gesagt haben, gleich wieder zu sagen, wie z. B. auf folgende Weise: Von Athen kam Simo am Abend nach Megara. Sobald er nach Megara gekommen war, lauerte er dem Mädchen auf. Nachdem er ihm aufgelauert hatte, tat er ihm an Ort und Stelle Gewalt an.' 8 Den Sachverhalt legen wir deutlich dar, 19 wenn wir das, was zuerst geschehen ist, auch zuerst behandeln und eine sachliche und die zeitliche Reihenfolge einhalten, wie die Ereignisse eintraten oder wie sie dem Anschein nach eintreten konnten. Hierbei muß man darauf achten, daß wir nichts Verworrenes, nichts Verdrehtes, nichts Zweideutiges sagen, daß wir nicht auf ein anderes Thema übergehen, daß wir nicht ganz von Anfang an beginnen, daß wir nicht weit ausgreifen, daß wir nicht etwas, was zum Thema gehört, übergehen; und wenn wir die Vorschriften befolgen, die über die Kürze erlassen wurden; denn je kürzer, desto deutlicher und leichter verständlich wird die Darlegung des Sachverhaltes ausfallen. Wahrscheinlich ist die Darlegung des Sachverhaltes,J0 wenn wir sprechen, wie es die Sitte, wie es die allgemeine Meinung, wie es die Natur fordert, wenn Zeitraum, Rang und Charakter der Personen, die Motive für ihr Vorhaben,
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opportunitates const.abunt, ne refelli possie aut temporis parum fuisse aut causam nuiJam aur locum idoneum non fuisse aut homines ipsos facere aut pati non potuisse. Si vera res erit, nihilominus haec omnia n.arrando conservanda sunt, nam saepe veritas, nisi haec servata sint, fidem non potest facere: sin erunt ficta, eo magis erunt conservanda. Oe is rebus caute confingendum est, quibus in rebus tabulae aut alicuius firma auctoritas videbitur interfuisse.
Adhuc quae dicta sunt arbicror mihi constare cum ceteris arris scriptoribus, nisi quia de insinuationibus nova excogitavimus, quod eam soli praeter ceteros in tria tempora divisimus, ur plane certarn viam et perspicuarn rationem exordiorum habcremus. Nunc, quod reliquum esc - quoniam de rerum invencione disputandum est, in quo singulare consumitur oratoris artificium - dabimus operam, ut nihilominus indusrrie quam rei utilitas postulabit quaesisse videamur - si prius pauca de divisione causarum dixerimus. Causarum divisio in duas partes distributa est. Primum perorata narrarione debemus aperire, quid nobis conveniat cum adversariis, si ea, quae utilia nobis erunt, convenient, quid in controversiis relinquatur, hoc modo: .,lnterfectam esse ab Oreste matrem convenit mihi cum adversarüs; iurene fecerit et licueritne facere, id est in controversia".
ltem e conrrario: DAgamemnonem esse a Clyte-
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die günstige Lage de~ Ortes übereinstimmen, damit man nicht dagegen vorbringen kann, es sei zu wenig Zeit gewesen oder es habe keinen Anlaß dazu gegeben oder der Ort sei nicht geeignet gewesen oder die Menschen selb~t hätten es nicht tun oder geschehen lassen können. Wenn der Sachverhalt wahr ist, muß man trotzdem dies alles bei der Darlegung desselben beobachten; denn oft kann auch die Wahrheit, wenn diese Punkte nicht beachtet sind, keinen Glauben erwecken; sind sie aber erdichtet, dann muß man diese Punkte um so mehr beobachten. Bei denjenigen Geschehnissen muß man vorsichtig mit Ersinnen sein, in denen schriftliche Dokumente oder irgendeine sehr angesehene Persönlichkeit, so wie es scheint, eine Rolle gespielt haben. Was bisher gesagt wurde, stimmt, glaube ich, mit den übrigen Verfassern eines Lehrwerkes überein, außer daß ich bezüglich der Einschrneichelungen neue Gesichtspunkte ausfindig gemacht habe, indem ich allein sie anders als die übrigen Redelehrer in drei Gelegenheiten eingeteilt habe, um einen ganz sicheren Weg und eine klare Methode der Einleitung zu habenY Nun will ich - da ja über die Auffindung des Stoffes zu sprechen ist, worauf eine einzigartige Kunstfertigkeit des Redners verwendet wird - mich im übrigen bemühen, mit ebenso großem Eifer, wie ihn der Nutzen der Sache erfordert, die weiteren Fragen zu untersuchen- aber vorher muß ich einiges über die Gliederung des Stoffes sagen. Die Gliederung des StoffesJ, ist in zwei Teile eingeteilt. Zuerst müssen wir durch eine Darlegung des Sach verbaltes sichtbar machen, worüber wir mit der Gegenpartei übereinstimmen, wenn in Punkten, die für uns nützlich sind, Übereinstimmung besteht, und worüber die Meinungen gegensätzlich sind, z. B. auf folgende Weise: "Daß die Mutter von Orestes getötet wurde, darin stimme ich mit der Gegenpartei überein. Ob Orest das mit Recht getan hat oder überhaupt run durfte, darüber sind wir gegensätzlicher Meinung."H Ebenso vom gegenteiligen Standpunkt aus: "Daß Agamem-
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mestra occisum confitentur; cum id ita sit, me ulcisci parentern negant oporruisse". Deinde, cum hoc fecerimus, distributione uti debemus. Ea dividitur in duas partes, enumerarionem et expositionem. Enumeracione utemur, cum dicemus numero, quot de rebus dietun sumus. Eam plus quam tri um parrium numero constare non oporret; nam et periculosum esr, ne quando plus minusve dicamus, et suspicionem adfert auditori meditation.is et arcificii, quae res fidem abrogat orationi. Exposirio est, cum res, quibus de rebus dicturi sumus, exponimus breviter et absolute. Nunc ad confirmationem et confutarionem transeamus. Tota spes vincendi ratioque persuadendi posira est in confirmatione et in confutatione. Nam cum adiumenta nostra exposuerimus contrariaque dissoluerimus, absolute nimirum munus Oratorium confecerimus. Utrumque igitur facere poterimus, si constitutionem causae cognoverimus. Causarum constituriones alii quattuor fecerum; noster doctor rres puravit esse, non ur de illorum quicquan1 derraheret invencione, sed ur ostenderer id, quod oportuisset simpliciter ac singulari modo docere, illos distribuisse dupliciter er bipertiro. Constitucio esr prima deprecatio defensoris cum accusatoris insimulatione coniuncta. Constitutiones itaque, ur ante diximus, tres sum: coniecruralis, legitima, iuridicialis.
Coniecturalis est, cum de facto controversia est, hoc modo: "Aiax in silva, postquam resciit, quae fecisset per insaniam, gladio incubuit. Ulixes imer-
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non von Klytaimnesrra getötet wurde, geben sie zu; trotzdem behaupten sie, ich hätte den Vater nicht rächen dürfen." Dann müssen wir, wenn wir dies getan haben, eine EinteilungJ• vornehmen. Diese wird in zwei Arten aufgeteilt: die Aufzählung und die Schilderung. Die Aufzählungl5 wenden wir an, wenn wir aufzählen, über wieviel Punkte wir sprechen wollen. Sie darf nicht mehr als drei Punkte enthalten; denn es besteht die Gefahr, daß wir zuviel oder z.uwenig sagen; und das erweckt beim Zuhörer den Verdacht eines geschickt gewählten Kunstgriffes; das aber nimmt der Rede ihre Glaubwürdigkeit. Um eine Schilderung handelt es sich, wenn wir die Punkte, über die wir sprechen wollen, kurz und bündig schildern. Jetzt will ich zur Bekräftigung und Widerlegung übergehen. Die ganze Hoffnung auf einen Sieg und die ganze Mögüchkeit zu überzeugen beruht auf der Bekräftigung und Widerlegung. Denn wenn wir die Punkte entkräftet haben, haben wir unsere Aufgabe als Redner ohne Zweifel erfüllt. Beides können wir also tun, wenn wir die Begründungsform des Streitfalles kennen. Andere Redelehrer haben vier Begründungsformen von Streitfällen gebildet. Mein Lehrer glaubte, es seien nur drei,J 6 nicht um von deren Erfindung etwas zu nehmen, sondern um zu zeigen, daß diese das, was sie hätten einfach und auf eine einzige Art hätten lehren müssen, doppelt und zweigeteilt aufgeteilt haben. Die Begründungsform ist die erste Abwehr der Anklage durch den Verteidiger, verbunden mit einer Beschuldigung des Anklägers. Es gibt also, wie oben gesagt, drei Begründungsformen: die auf einer Vermutung beruhende, die auf einer gesetzlichen Bestimmung beruhende und die auf Rechtfertigungsgründen beruhende. Um eine auf Vermutung beruhende Begründungsform handelt es sich,u wenn über die Tat gegensätzliche Meinungen bestehen, z. B. auf folgende Weise: "Aiax stürzte sich in einem Wald, nachdem es ihm bewußt geworden war, was er im Wahnsinn angerichtet harre, ins Schwert. Ulixes kommt
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venit, occisum conspicatur, corpore telum cruenrum educit. Teucer inrervenit; cum fratrem occisum, inimicum fratris cum gladio cruento videat, capitis arcessit". Hic quoniam coniecrura verum quaerirur, de facto erit controversia et ex eo constirutio causae coniecturalis nommatur. Legitima est constirurio, cum in scripro aut e scripto aliquid controversiae nascirur. Ea dividirur in panes sex: scriprum et sententiam, contrarias Ieges, ambiguum, dcfinitionem, translationem, ratiocinationem.
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Ex scripto et sententia controversia nascirur, cum videtur scriptoris voluntas cum scripto ipso dissemire, hoc modo: Si Iex sit, quae iubeat eos, qui proprer tempestatem navim reliquerint, omnia perdere, eorum navim ceteraque esse, si navis conservata sit, qui remanseeint in navi. Magnitudine tempestatis omnes perterriti navim reliquerunt, in scapham conscenderunr- praeter unum aegrotum; is proprer morbum exire et fugere non poruit. Casu et fortuiru navis in porrum incolumis delata est; illam aegrorus possedit. Navim petit ille, cuius fuerat. Haec constirutio legitima est ex scripto et sentenoa.
Ex contrariis legibus comroversia consrar, cum alia Iex iubet aut permittit, alia vetat quippiam fieri, hoc modo: Lex verar eum, qui de pecuniis
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dazu, erblickt den Getöteten und zieht die blutige Waffe aus dem Leichnam. Da kommt Teucer dazu; als er den getöteten Bruder und den Feind des Bruders mir dem Schwert sieht, bringt er ihn wegen eines Kapitalverbrechens vor Gericht. " 11 Hier wird durch einen mutmaßlichen Schluß die Wahrheit gesucht. Über die Tat bestehen gegensätzliche Meinungen; deshalb nennt man sie die auf Vermutung beruhende Begründungsfonn. Um eine auf einer gesetzlichen Bestimmung beruhende Begrundungsform handelt es sich,J9 wenn über ~en. Inhalt eines Schriftstückes oder aus den Konsequenzen, dre steh aus dem Inhalt des Schriftstückes ergeben, eine Streitfrage entsteht. Diese Begründungsform wird in sechs Arten unterteilt: Widerspruch zwischen Wortlaut und Sinn, gegensätzLiche Gesetze, Zweideutigkeit, Begriffsbestimmung, Ablehnung,~0 Schlußfolgerung. Aus dem Widerspruch zwischen Wortlaut und Sinn entsteht eine Streitfrage, wenn die Absicht des Verfasscrs und der Wortlaut selbst voneinander abzuweichen scheinen, z. B. auf folgende Weise: Angenommen, es gibt ein Gesetz, das festlegt, daß diejenigen, welche wegen eines Sturmes ihr Schiff verließen, alle Rechtsansprüche darauf verlieren, das Schiff aber und alles übrige, falls das Schiff gerenet wurde, denen gehören soll, die auf dem Schiff geblieben sind. Durch die Heftigkeit eines Srunnes in heftigen Schrecken versern, haben nun alle das Schiff verlassen und sind in ein Rettungsboot gestiegen - außer einem einzigen Kranken; dieser konnte wegen seiner Krankheit das Schiff ni_cbt verlass~n und fliehen. Durch einen glücklichen Zufall tneb das Schtff in einen Hafen; der Kranke hat es in seinen Besitz genommen. Der, dem es gehört hane, beansprucht das Schiff.•' Dies ist eine auf einer gesetzlichen Grundlage beruhende Begründungsform aufgrund des Widerspruches zwischen Wortlaut und Sinn. Auf gfßensärzlichen Gesetzen beruht eine Streitfrage, wenn das eine Gesetz etwas anordnet oder gestattet, das andere es verbietet, z. B. auf folgende Weise: Ein Gesetz
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reperundis damnatus sit, in conrione orationem habere: a!Lera Iex iubet augurem in demortui Jocum qui petat, in contione nominare. Augur quidam damnatos de pecuniis reperundis in demortui locum qui perat nominavir; petitur ab eo mulra.
Constitutio legitima ex comrariis legibus. Ex ambiguo conttoversia nascirur, cum res unam senremiam scripra, scriprum duas aut plures ~ententias significat, hoc modo:
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Paterfamilias cum filium heredem faceret, restamento vasa argentea uxori lega,•it: "Filius heres meus, uxori meae XXX pondo vasorum argenteorum dato, quae volet". Post mortem eius vasa pretiosa er caelata magnifice perit mulier. Filius se, quae ipse volet, in XXX pondo ei debere dicit. Constirutio est legitima ex ambiguo.
Defmitione causa constat, cum in controversia est, quo nomine facrum appellerur. Ea est huiusmodi: Cum Lucius Saruminus Iegern frumenrariam de semissibus et trienribus laturus esset, Quintus Caepio, qui per id temporis quaestor urbanus erat, docuit senarum aerarium pati non posse largitionem tantam. Senarus decrevit, si eam Iegern ad populum ferat, adversus rem publicam videri eum facere. Sarurninus ferre coepit, collegae intercedere. llle nihilominus sitellam derulit. Caepio, ut illum contta intercedentibus collegis, ad-
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verbietet, daß einer, der wegen Gelderpressungen verurteilt ist, in einer Volksversammlung eine Rede hältY Ein anderes Gesetz ordnet an, daß der Augur in der Volksversammlung einen namentlich nennt, der sich anstelle eines Verstorbenen bewirbt.~3 Ein wegen Gelderpressungen verurteilter Augur hat einen Bewerber anstelle eines Verstorbenen benannt; seine Besrrahmg wird beantragt. Das also ist eine auf einer gesetzlichen Bestimmung beruhende Begründungsform aufgrund gegensätzlicher Gesetze. Aus einer Zweideutigkeit entsteht eine Streitfrage, wenn über einen Sachverhalt eindeutig geschrieben, ein Schriftstück aber zwei oder mehrere Deutungen ermöglicht, z. B. auf folgende Weise: Als ein Familienvater seinen Sohn zum Haupterben einsetzte, hat er seiner Ehefrau Silbergefäße vermacht: "Mein Erbe soll meiner Ehefrau Silbergefäße im Gewicht von 30 Pfund geben, je nach Wunsch. "44 Nach seinem Tode verlangt die Frau wertvolle prächtig getriebene Gefäße. Der Sohn sagt, er müsse ihr nur Gefäße im Gewicht von 30 Pfund geben, je nachdem wie er selbst wolle. Dies ist eine auf einer gesetzlichen Bestimmung beruhende .Begründungsform, wobei der Wortlaut zwei Deutungen zuläßt. Auf einer Begriffsbestimmung beruht ein Streitfall, wenn umstrineo isr, mit welcher Bezeichnung eine Tat benannt werden soll. Ein solcher Fall ist z. B. der folgende: Als Lucius Saruminus ein Getreidegesetz einbringen wollte, wonach ein Scheffel nur 5/ 6 As kosten soUte, wies Qu. Caepio, der zu dieser Zeit Stadtquästor war, den Senat darauf hin, daß die Staatskasse eine so großzügige Schenkung nicht tragen könne. Der Senat erklärte, wenn er dieses Gesetz vor das Volk bringe, dann rue er das seiner Auffassung nach gegen das Staatsinteresse. Sarurninus stellte den Antrag. Seine AmtSkollegen erhoben Einspruch, er ließ trotzdem eine Abstimmung herbeiführen. Sobald Caepio sah, daß jener gegen den Einspruch seiner Amrskollegen den Antrag gegen das StaatSinteresse einbrachte, begann er
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versus rem publicam vidit ferre, cum viris bonis imperum facit, pontes disrurbat, cisras deicit, inpedimemo est, quo setius feratur: accersirur Caepio maiestatis. Constitucio legitima ex deftnitione. Vocabulum enim defi_nirur ipsum, cum quaeritur, quid sit minuere maiestatem. Ex translarione conrroversia nascitur, cum aur tempus differendum aut accusatorem mur.mdum aut iudices mutandos reus dicit. Hac pane consritutionis Graeci in iudicüs, nos in iure plerumque ucirnur. In iudiciis tarnen nonnihil utimur, ur hoc modo:
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Si quis peculatus accusatur, quod vasa argentea publica de loco privato dicatur sustulisse, possit dicere, cum definirione sit usus, quid sit furtum, quid pcculatus, secum furti agi, non pecularus oportere. Haec partitio legitimae constitutionis his de causis raro venit in iudicium, quod in privata actione praeroriae excepciones sum et a causa cadir, qui egit, nisi habuit acrionem, et in publicis quaestionibus caverur lcgibus, ut ante, si reo commodum sit, iudicium de accusatore fiat, utrum illi liceat accusare necne.
Ex ratiocinatione conrroversia constat, curn res sine propria lege venit in iudicium, quae tarnen ab
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zusammen mit loyalen Bürgern einen gewaltsamen Angriff; er zertrümmert die Zugangsstege-li zu den Abstimmungsplätzen, wirft die Stimmkästen um und verhindert so die weitere Abstimmung. Caepio wird wegen Verletzung der Staatshoheit belangt. •6 Das ist eine auf einer gesetzlichen Bestimmung beruhende Begründungsform aufgrund einer Begriffsbestimmung. Der Begriff nämlich selbst wird bestimmt, wenn man fragt, was es heiße, die Staatshoheit zu untergraben. Aus der Ablehnung'' entsteht eine Streitfrage, wenn der Angeklagte sagt, der Termin müsse verschoben oder der Ankläger oder die Richter müßten ausgetauscht werden. Diese Art der Begründungsform wenden die Griechen in den Gerichtsverhandlungen, wir meistens nur im Vorverfahren an. In Hauptverhandlungen wenden wir sie dennoch bisweilen an, wie z. B. auf folgende Weise: Wenn jemand der Veruntreuung öffentlicher Gelder-4 8 angeklagt wird, weil er Silbergefäße aus öffentlichem Besitz von einem nichtöffentlichen Ort entwendet haben soll, könnte er sagen, nachdem er eine Begriffsbestimmung dessen, was Diebstahl und was Veruntreuung öffentlicher Gelder sei, vorgelegt hat, gegen ihn müsse wegen Diebstahles, nicht wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder Klage erhoben werden. Diese Form der auf einer gesetzlichen Grundlage beruhenden Begründungsform des Streitfalles findet aus folgenden Gründen selten Anwendung in einer Gerichtsverhandlung, weil bei einer Privatklage Einwendungen des Prätors gegen den Kläger möglich sind~~ und der Kläger den Prozeß verliert, wenn er nicht das Recht zur Klage besaß, und bei öffentlichen gerichtlichen Untersuchungen durch gesetzliche Bestimmungen sichergestellt wird, daß vorher, wenn e~ für den Angeklagten YOrteilhaft ist, eine Untersuchung uber den Ankläger durchgeführt wird, ob es ihm gestattet ist anzuklagen oder nicht. Aus einer Schlußfolgerung besteht ein Srreitfall,1o wenn eine Angelegenheit ohne eigene gesetzliche Bestimmung vor Gericht kommt, welche dennoch von anderen Gesetzen
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aliis legibus sirnilirudine quadam aucuparur. Ea esr huiusmodi: Lex: Si furiosus ex.isret, adgnarum gentiliumque in eo pecuniaque eius potestas esro. Er lex: Qui parentern necasse iudicatus erit, ur is obvolutus er obligarus corio deveharur in profluenrem. Et lex: Paterfamilias uti super familia pecuniave sua legaverit, ita ius esto. Et Iex: Si paterfamilias inresratus morirur, familia pecuniaque eius agnatum gentiliumque esto. Malleolus iudicatus est matrem necasse. Ei damnato starim folliculo lupino os obvolurum est er soleae ligneae in pedibus inductae sunr er m carcerem ducrus esr. Qui defendebant euro, tabulas in carcerem adferunt, testamenrum ipso praeseote conscribunt, teste~ recte adfuerunr; de illo supplicium surnirur. Ii, qui heredes erant restamento, herediratem adeunr. Frater minor Mallcoli, qui eum obpugnaverat in eius periculo, suam vocat hereditatem lege agnarionis. Hic certa Iex in rem nulla adfenur et tarnen mulrae adferunrur, ex quibus ratiocinatio nascirur, quarc poruerir aur non potuerit iure testamenrum facere. Constitutio legirima ex ratiocinacione.
Cuiusmodi panes essent legitimae conscirutionis, ostendirnus: nunc de iuridiciali constirucione dicamus.
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durch eine gewisse Ahnlichkeir erfaßr wird. Ein derartiger Streitfall ist z. B. der folgende: Ein Gesetz bestimmt: Wenn einer wahnsinnig wird, soll die Verfügungsgewalt über ihn und sein Vermögen seinen Agnaten und Gentilen zufallen.!' Ein anderes Gesetz bestimmt: Wer wegen Vatermordes verurteilt ist, soll eingehüllt und in eine Tierhaut gebunden in ein fließendes Gewässer geworfen werden.!' Ein weiteres Gesetz bestimmt: Wie ein Familienvater über seine Hausgemeinschaft und über sein Vermögen testamentarisch verfügt hat, so soll es Recht sein.ll Wieder ein anderes Gesetz bestimmt: Wenn ein Familienvater ohne testamentarische Verfügung surbt, soll seine Hausgemeinschaft und sein Vermögen semen Agnaten und Gentilen zufallen.!• ~ialleolus 1 1 ist schuldig gesprochen worden, seine Murrer getötet zu haben. Ihm ~>urde sofort nach seiner Verurteilung das Gesicht mit einem Wolfspelz verhüllt und hölzerne Sandalen wurden ihm über die Füße gezogen, und er wurde in das Gefängnis gebracht. Seine Verteidiger bringen Schreibtafeln in das Gefängnis und verfassen in seiner Gegenwart ein Testament, Zeugen waren vorschriftsmäßig anwesend: dann wird er hingerichtet. Die durch das Testament bestimmten Erben treten das Erbe an. Der jüngere Bruder des Malleolus, der gegen ihn aufgetreten war in dessen Prozeß, beansprucht das Erbe für sich aufgrundder gesetzlichen Bestimmung über die Blutsverwandtschaft von Vaters Seite. Hier wird kein bestimmtes Gesetz für den Sachverhalt angeführt und dennoch werden viele angeführt, aus denen die Schlußfolgerung gezogen wird, weshalb der Genannte ein Testament rechtmäßig verfassen konnte oder nicht. Es liegt also eine auf einer geserzJichen Bestimmung beruhende Begründungsform aufgrund einer Schlußfolgerung vor. Welcher Gestalt die Arten der auf einer gesetzlichen Bestimmung beruhenden Begründungsformen sind, habe ich gezeigt. Nun will ich über die auf Rechrferrigung~gründen beruhende Begründungsform sprechen.
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Iuridicialis constitutio esr, euro factum convenit, sed iure an iniuria factum sit, quaeritur. Eius consritutionis partes duae sunt, quarum una absolura, altera adsumptiva nominarur.
Absoluta est, cum id ipsum, quod facrum esr, ut aliud rllhil foris adsumarur, recte facrum esse dicemus; ea est eiusmodi: Mimus quidarn nominatim Accium poetam conpellavir in scaena. Cum eo Accius iniuriarum agit. Hic nihil aliud defendir nisi licere nominari eum, cuius nomine scripta dentur agenda.
Adsumptiva pars esr, cum per se defensio infirma est, sed adsumpta extraria re conprobatur. Adsumptivae parres sunt quattuor: concessio, remotio criminis, translatio crirninis, conparario.
Concessio est, cum reus postular ignosci. Ea dividirur in purgationem et deprecarionem. Purgario est, cum consulro negar se reus fecisse. Ea dividitur in inprudentiam, fortunarn, necessiratem: fortunam, ur Caepio ad tribunum piebis de exercitus amissione; inprudentiarn, ut ille, qui de eo servo, qui dorninum occiderar, suppliciurn sumpsir, cui frater esset, anrequam tabulas testarnemi aperuit, curn is servus tesramento manu missus esset; necessirudinem, ur ille, qui ad diem commearus non venit, quod aquae se interclusissem.
Deprecatio est, curn et peccasse se et consulto fecisse confiterur, et tan1en posrulat, ut sui rnisc-
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Die Begründungsform beruht auf Rechtfertigungsgründen,l6 wenn Übereinstimmung über die Tat besteht, aber in Frage steht, ob sie zu Recht oder ungerechterweise begangen wurde. Von dieser Begründungsform gibt es zwei Arten, deren eine in sich vollständig, die andere an sich unvollständig genannt wird. In sich vollständig ist sie, wenn wir sagen, die Tat selbst sei, ohne daß von außen etwas anderes dazugenommen wird, rechtmäßig geschehen, z. B. folgendermaßen: Ein Schauspieler hat auf der Bühne den Dichter Accius nan1enrlich genannt. Gegen ihn klagt Accius wegen Beleidigung. Dieser bringt zu seiner Verteidigung nichts anderes vor, als daß es erlaubt sei, denjenigen namentlich zu nennen, unter dessen Namen ihn1 Manuskripte zur Aufführung gegeben würdenl7. Die an sich unvollständige Art liegt vor, wenn die Verteidigung von sich aus zu schwach ist, jedoch gebilligt wird, wenn etwas von außen dazugenommen wurde. An sich unvollständige Arten gibt es vier: das Zugeständnis, die Zurück-weisung, die Ablehnung der Schuld, die vergleichsweise Gegenüberstellung. Ein Zugeständnisl8 liegt vor, wenn der Angeklagte tun Verzeihung bittet. Es wird unterteilt in Entschuldigung und Abbitte. Eine Entschuldigung liegt vor, wenn der Angeklagte leugnet, die Tat absiehdich begangen zu haben. Sie wird unterteilt in Unkenntnis, Zufall, Unvermeidlichkeit: Zufall, wie sich z. B. Caepiol9 bei den Volkstribunen wegen des Verlustes seines Heeres entschuldigte; Unkenntnis, wie z. B. jener Mann, der den Sklaven, welcher seinen Herrn, dessen Bruder jener Mann war, getötet hatte, mit dem Tode bestrafte, bevor er das Testament öffnete, nach dem dieser Sklave freigelassen war;6o Unvermeidlichkeit, wie z. B. jener Soldat, der am Ende seines Urlaubes nicht zurückkam, weil Hochwasser ihm den Weg verspem habe.•• Eine Abbitte liegt vor, 6' wenn der Angeklagte zugibt, strafbar gehandelt und dies absichtlich getan zu haben, und
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rearur. Hoc in iudicio fere non porest usu venire, nisi quando pro eo dicimus, cuius multa recte facra extant, hoc modo - in loco communi per amplificationem iniciemus: "Quodsi hoc fecisser, tarnen ei pro pristinis bencficiis ignosci convenirct, verum nihil posrulat ignosci". Ergo in iudicium non venit; at in senarum aut ance inperatorem et consiJium talis causa potest venire.
Ex translarione criminis causa constat, cum fecisse nos non negamus, sed aliorum peccacis coactos fecisse dicimus: ut Orestes, cum se defendit, in matrem confert crimen. Ex remorione criminis causa constat, cum a nobis non crimen, sed culpam ipsam amovemus et vel in hominem transferimus vel in rem quampiam conferimus. In hominem rransfertur, ut si accuserur is, qui Publium Sulpicium se fatearur occidisse, er id iussu consulum defendat et eos dicat non modo inperassc, sed rarionem quoque ostendisse, quare id facerc liccret. ln rem confertur, ut si quis ex testarnemo quod facere iussus sit, ex piebis scito veterur. Ex conparacione causa constat, cum dicimus necessc fuisse alterotrum facere, et id, quod fecimus, satius fuisse facere. Ea causa huiusrnodi est: C. Popilius, curn a Gallis obsidererur neque fugere ullo modo posset, venit curn hostium ducibus in conlo-
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dennoch binet, die Richter möchten Mitleid mit ihm haben. Dies kann vor Gericht fast überhaupt nicht vorkommen, außer wenn wir für emen Mann sprechen, von dem viele rechtliche Taten bekannt sind, wie z. B. auf folgende Weisewir werden als einen Gerneinplatz mit Hilfe einer Steigerung einfügen: "Wenn er dies getan häne, müßte man ihm dennoch in Anbetracht seiner früheren Verdienste verzeihen; er verlangt aber überhaupt keine Verzeihung." Also kommt so etwas nicht vor Gericht; aber vor den Senat, vor den Befehlshaber und vor den Kriegsrat6 l kann ein solcher Fall kommen. Auf einer Ablehnung der Schuld beruht ein Rechtsfall, wenn wir nicht leugnen, die Tat begangen zu haben, aber behaupten, wir hätten sie ge7wungen durch die Vergehen anderer getan, wie z. B. Orestes, wenn er sich verteidigt, indem er die Schuld auf seine Mutter schiebt.64 Auf einer Zurückweisung der Schuld beruht ein Rechtsfall, wenn wir von uns nicht die vorgeworfene Tat, aber die Schuld selbst zurückweisen und sie entweder einem Menschen zuschieben oder auf irgendeinen Sachverhalt übertragen. Einem Menschen wird sie zugeschoben, wenn 7. B. der, welcher gesteht, den Publius Sulpicius getötet zu haben, angeklagt wird und s1ch dagegen mir dem Befehl der Konsuln verteidigt und sagt, diese hätten ibm das nicht nur befohlen, sondern ihm auch dje Begründung dafür aufgezeigt, warum e~ erlaubt sei, dies zu tun. 6 s Auf einen Sachverhalt wird sie übertragen, wenn z. B. jemandem das, was zu tun ihm durch ein Testament befohlen wurde, durch einen Volksbeschluß verboten wird. Auf einer vergleichsweisen Gegenüberstellung beruht ein Rechtsfall, wenn wir sagen, es sei notwendig gewesen, das eine oder das andere 7U tun, und es sei besser gewesen, das zu tun, was wir getan haben. Ein Fall dieser Art ist z. B. der folgende: Als C. Popilius von den Galliem belagert wurde und auf keine Weise fliehen konnte, trat er mir den Führern der Feinde in eine Unterredung ein; von dieser ging er mit
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cutionem; ita discessit, ur inpedimenta relinqueret, exercitum educeret. Sarius esse: duxit aminere inpedimenta quam exercirum. Exercirum eduxit, inpedimenta reliquit; accersirur maiestatis. Quae constiruriones er quae constirutionum partes sint, videor ostc:ndissc. Nunc quo modo eas er qua via tractari conveniat, demonstrandum est, si prius aperuerimus, quid oponeat ab ambobus in causa descinari, quo ratio omnis totius orationis conferatur.
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Constirutione igirur reperta sratim quaerenda ratio est. Ratio est, quae causam facit et cominet defensionem hoc modo - ut docendi causa in hac potissimum causa consistamus: Orestes euro confitearur se occidisse matrem, nisi adtulerit facti rationem, pervertet defensioncm. Ergo adfert eam, quae nisi intercederet, ne causa quidcm esset: "lila enim", inquit, "parrem meum occiderat". Ergo, ut ostendi, rario ea esr, quae continet defensionem, sine qua ne parva quidem dubitario potest remorari damnationem.
lnventa raüone firmamenrum quaerendum esr, id est quod continet accusationem, quod adfenur comra rationem defensionis, dc qua antc dierum est. Id conscituerur hoc modo: Cwn usus fuerit Orcstcs ratione hoc pacto: ,.Iure occidi, illa erum patrem meum occiderat", uterur accusator firmamento, hoc modo: ,.Ar non abs te occidi neque indamnatam poenas pendere oporruit." E:"l: rarione defensionis er ex firmamento accusationis iudicii quaescio nascarur oportet, quam nos
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dem Bescheid weg, er müsse den Troß zurücklassen, dürfe aber das Heer wegführen. Für besser hielt er es, den Troß zu ,·erlieren als das Heer. Er führte das Heer weg und ließ den Troß zurück; er wird wegen Verletzung der Staatshoheit belangt.66 Welche Begründungsformen und welche Arten von Begründungsformen es gibt, glaube ich gezeigt zu haben. Nun muß ich dartun, auf welche Weise und nach welcher Methode man sie behandeln soll; vorher will ich eröffnen, was von beiden Parteien in einem Rechtsstreit festgesern werden soll, worauf die Begründung der ganzen Rede ausgerichtet ist. Wenn also die Begründungsform gefunden 1st, muß sofort die Begründung gesucht werden. Die Begründung ist es, die einen Streitfall ausmacht und die Verteidigung beinhaltet, wie z. B. auf folgende Weise - um zu belehren, will ich gerade bei diesem Fall stehen bleiben: Orestes gesteht, die Mutter getötet 7U haben; wenn er nicht eine Begründung für die Tat vorbringt, wird er seine Verteidigung zunichte machen. Also bringt er eine vor; würde diese nicht dazukommen, würde es nicht einmal einen Streitfall geben. "Die Mutter harte nämlich", sagt er, "meinen Vater getötet." 67 Also ist, wie ich ge1eigt habe, die Begründung das, was die Verteidigung beinhaltet; ohne sie kann nicht einmal ein geringes Zaudern die Verurteilung aufschieben. Wenn die Begrundung gefunden ist, muß ein Beweis gesucht werden, d. h. etwas, was die Anklage aufrechterhält, was gegen die Begrundung der Verteidigung vorgebracht wird, über die vorher gesprochen wurde. Er wird sich z. B. auf folgende Weise darstellen: Wenn Orestes die Begründung auf folgende Art vorgebracht bat: "Mit Recht habe ich getötet; jene hatte nämlich meinen Vater getötet", wird der Ankläger den Beweis auf folgende Art vorbringen: .,Aber trotzdem härte sie nicht von dir gerötet und ohne Urteil bestraft werden dürfen. • 6J Aus der Begrundung der Verteidigung und aus dem Beweis der Anklage muß sich eine Untersuchung vor
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iudicationem, Graeci crinommon appellanr. Ea consriruetur ex coniuncrione firmamenti et rarionis defensione, hoc modo: Cum dicat Oresres se patris ulciscendi matrem occidisse, recrumne fuerit sine iudicio a filio Clyremesrram occidi.
Ergo hac ratione iudicarionem reperire convenit: repena iudicatione omnem rationem torius orationis eo conferri oponebir. In omnibus consrirutionibus et partibus consritutionum hac via iudicariones reperienrur, praererquam in coniecturali constirucione; in ea nec racio, qua re fecerir, quaeritur, fecisse enim negatur: nec firmamenturn exquiritur, quoniam non subesr rario. Quare ex intencione er inficiacione iudicatio conscituitur, hoc modo:
Intentio: "Occidisti Aiacem". Infitiatio: .. ~on occidi". Iudicatio: "Occiderime?" Ratio omnis utriusque orarionis, ut anre dierum est, ad hanc iudicationem conferenda est. Si plures erunt consritutiones aur parres consciturionum, iudicationes quoque plures erunt in una causa, sed omnes simili ratione reperienrur. Sedulo dedimus operam, ur breviter et dilucide, quibus de rebus adhuc dicendum fuir, diceremus. Nunc quoniam sacis huius voluminis magnitudo crevit, commodius est in altero libro de cereris rebus deinceps exponere, ne qua proprer mulrirudinem litterarum possit animum ruum defatigario retardare. Si qua tardius haec, quam studes, absolventur, cum rerum magnirudini turn nostris quo-
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Gericht ergeben, die wir strittigen Punkt, die Griechen cnnommon nennen.69 Diese wird sieb ergeben aus der Verbin-
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dung des Beweises und der Begründung der Veneidigung, z. B. auf folgende Weise: Wenn Orestes sagt, er habe die Mutter getötet, um den Vater zu rächen, so besteht die Frage, ob es rechtens war, daß Klyraimnestra ohne Gerichtsverfahren gerötet wurde. Also soll man auf diese Weise den strittigen Punkt finden; ist er gefunden, muß man die gesamte ßegr\lndung der ganzen Rede darauf ausrichten. Bei allen Begründungsformen bzw. Arten der Begtundungsformen werden auf diesem Wege die strittigen Punkte gefunden werden, außer bei der auf einer Vermutung beruhenden Begründungsform; 10 bei dieser wird weder eine Begründung für die Tat gesucht - die Tat wird nämlich geleugnet - noch macht man einen Bewe1s ausfindig, da es Ja keine Begründung gibt. Deshalb besteht der strittige Punkt aus der Beschuldigung und dem Leugnen, wie z. ß. auf folgende Weise: Beschuldigung: "Du hast Ajax getötet." Leugnen: "lch habe ihn nicht getötet."' Strittiger Punkt: "Hat er ihn getötet?" Die gesamte Begründung beider Reden muß, wie vorher gesagt, auf diesen strittigen Punkt gebracht werden. Wenn es mehrere Begründungsformen oder Arten von Begründungsformen gibt, wird es auch mehrere strittige Punkte in einem Streitfall geben, aber alle werden auf ähnliche Weise gefunden werden. Ich habe mich eifrig bemüht, kurz und klar über die Punkte zu sprechen, über die bisher zu sprechen war. Da nun der Umfang dieser Schrift genügend angewachsen ist, ist es zweckmäßiger, in einem weiteren Buch die übrigen Punkte der Reihe nach dar.t.ulegen, damit keine Ermüdung wegen der Menge der Worte deinen Geist hemmen kann. Wenn dieses Werk langsamer, als ich möchte, fertig wird, so mußt du das dem Umfang der Thematik, besonders aber meiner sonstigen Inanspruchnahme zuschreiben. Aber
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que occupacionibus adsignare debebis. Verwmamcn marurabimus, ct quod negorio deminutum fuerit, exaequabimus industria, ut pro ruo in nos officio ct nostro in te Studio munus hoc adcumulatissume ruae largiamur voluntaci.
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trotzdem werde ich mich beeilen und was an Arbeitszeit durch andere Aufgaben geschmälert ist, durch Fleiß ausgleichen, damit ich gemäß deiner Zuvorkommenheit und meiner Zuneigung zu dir mit dieser Aufgabe in höchstem Maße deinem Wunsch entspreche.
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In primo libro, Herenni. breviter exposuimus, quas causas recipere oratorem oportercr et in quibus officiis artis elaborare convenirct et ea officia qua ratione facillime consequi posser. Vcrum, quod neque de omnibus rebus simul dici poreratet de maximis rebus primum scribendum fuit, quo cetera tibi faciliora cogniru viderenrur, ita nobis plac1tum est, ut ea, quae difficillima essenr, potiss•mum conscriberemus. Causarum rria genera sunt: demonsrrativum, deliberativum, iudiciale. Multo difficillimum iudiciale cst; ergo id primum absolvemus. Hoc et priore libro egimus, cum de oraroris officiis quinque tractaremus. Quorum invemio et prima er difficillima est. Ea quoque nobis erit hoc libro propemodum absoluta; parvam partem eius in tertium volumen transferernus.
Im r. Buch, mein lieber Herennius, habe ich kurz dargelegt, welche Fälle der Redner übernehmen muß,' mit welchen Aufgaben seiner Kunst er sich beschäftigen soll' und auf welche Weise er diese Aufgaben am leichtesten erfüllen kann.> Aber weil nicht über alle Punkte gleichzeitig gesprochen werden konnte und tiber die wichtigsten 7Uerst geschrieben werden mußte, damit dir das übrige um so leichter erkennbar sch1en, beschloß ich. in erster Linie über die schwierigsten Fragen zu schreiben. Es gibt dm Arten von Redeanlässen, die darlegende Art, die beratende Art und die gerichtliche Art. Weitaus die schwierigste ist die gerichtliche An: Also will ich sie als erste behandeln. ln diesem und dem vorausgehenden Buch habe ich darüber geschrieben, als ich die fünf Aufgaben des Redners untersuchte. Von diesen ist die Auffindung des Stoffes die erste4 und schwierigste. Auch sie wird von mir in diesem Buch so ziemlich ganz behandelt; nur kleine Teile von ihr verlege ich in d~ 3· Buch .I Über die sechs Teile der Rede schneb ich 7uerst. Im r. Buch sprach ich über die Einleitung, die Darlegung des Sachverhaltes, die Gliederung des Stoffes,6 und zwar mit nicht mehr Worten, als nötig war, und nicht weniger klar, als du nach meiner Meinung wolltest. Danach mußte ich zusammenhängend über die Bekräftigung und Widerlegung sprechen. Deshalb habe ich die Gattungen der Begründungsformen und deren Arten erläuten;7 hieraus ging zugleich hervor, auf welche Weise man eine Begründungsform und die An einer Begründungsform bei einem gegebenen Fall finden müsse. Danach .,habe ich vorgetragen, wie man den strittigen Punkt suchen ~oll; i~t dieser gefunden, müsse man dafür
De sex parribus orationis primum scribere incein primo libro locuci sumus de exordio. narratione, dmsione, nec pluribus verbis quam necessc fuir, nec minus diluc•dc, quam te velle exisrimabamus; deinde coniuncre de confirmatione er confuratione dicendum fuit. Quare genera constitutionum et earum partes aperuimus; ex quo simul ostendebarur, quomodo consrirutionem et partero consrirurionis causa posira reperiri oporteret. pimu~:
Deiode docuimus, iudicauonem quemadmodum quaeri conveniret; qua in\'enta curandum, ut
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omnis ratio totius orationis ad eam conferatur. Posrea admonuimus esse causas conplures, in quas plures constituriones aut partes constitutionum adcommodarentur. Reliquum videbatur esse, ut osrenderemus, quae ratio posset inventiones ad unam quamque constirucionem aut partem constitutionis adcommodare, et irem quales argumentationes, quas Graeci epicheremata appellant, sequi, quales virari oporterer; quorum urrumque pereiner ad confirmacionem et ad confutarionem. Deinde ad exrremum docebimus, cuiusmodi conclusionibus orationum uci oporteat, qui locus erat extremus de sex partibus orarionis. Primum ergo quaeremus, quemadmodum quamque causam tractari converuat, et rumtrum coniecturalem eam, quae difficillima est, porissimum consideremus. In causa coniecrurali narratio accusatoris suspiciones inreriectas er dispersas habere debet, ut nihil actum, nihil dictum, nusquam ventum aur abitum, nihil denique facrum sine causa puretur. Defensoris narratio simplicem et dilucidam exposiri_on~m deber habere euro adtenuatione suspicsorus. Huius constirutionis ratio in sex partes est distributa: probabile, conlationem, signum, argumentum, consecutionem, adprobationem. Horuro unum quodque quid valeat, aperiemus.
Prohabile esr, per quod probatur expedisse reo peccare et ab simili turpitudine horoinem numquam afuisse. ld dividitur in causam et in vitam.
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sorgen, daß die gesamte Begründung der ganzen Rede darauf ausgerichtet ~t. ~ Sodann habe ich daran erinnert, daß es mehrere Fälle gibt, auf die mehrere Begründungsformen oder Arten von Begründungsformen angewendet würden.' Noch schien übrig, daß ich darlege, wdche Methode die Auffindung des Stoffes jeder einzelnen Begründungsform oder der An der Begründungsform anpassen könne, ' 0 und ebenso, welche Beweisführungen, die die Griechen epzcheremata nennen, man einschlagen," welche man meiden" müsse: beides gehört zur Bekräftigung und Widerlegung. Dann werde ich schließlich danun, \velcherlei Redeschlüsse man anwenden muß.ll Dies war der lerzre Abschnitt über die sechs Teile der Rede. Zuerst also werde ich fragen, wie man jeden Fall behandeln soll, und natürlich will ich den auf einer Vermurung beruhenden, der der schwierigste ist, zuerst behandeln. ln einem auf einer Vermutung beruhenden Fall muß die Darlegung des Sachverhaltes durch den Ankläger eingeflochtene und eingestreute Verdächtigungen enthalten, so daß der Glaube erweckt wird, nichts sei get
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xisse dicemus; er aliquam confictam fabulam in adversarios adferemus, quam dicamus Omnibus in ore esse, aur verurn rumorem proferemus, qui illis aliquid turpitudinis adferat, neque tarnen ei mmori nos fidem habere dicemus, ideo quod quivis unus homo possir quamvis rurpem de quoliber rumorem proferre et confictam fabulam dissipare. Verumtamen si rumor vehementer probabilis esse videbirur, argumentando farnae fidem poterimus abrogare.
Quod et difficillima rractatu est consrirutio coniecturalis et in veris causis saepissime rractanda est, eo diligentiu~ omnes eius partes perscrutaci sumus, ur ne parvula quidem titubatione aur offensarione inpediremur, si ad hanc rationem praeceptionis adsiduitarem exercitarionis adcommodassemus. Nunc ad legirimae constirutionis partes rranseamus. Cum voluntas scriproris euro scripto dissidere videbirur, si a scripto dicemus, his locis utemur: secundum narrationcm primum scriptoris conlaudatione; deinde scripti recitatione; deinde percontarione, scirentne adversarii id scripturn fuisse in lege aut tesramento aut stipulatione aur quoliber scripto, quod ad eam rem pertinebit; deinde conlatione, quid scripturn sit, quid adversarii se fecisse dicant, quid iudicem sequi conveniat, urrum id, quod diligenter perscriprum sit, an id, quod acute sit excogitarum; deinde ea sententia, quae ab adversariis sit excogitata er scripto adtributa contemnerur et infirmabirur. Deinde quaererur, quid periculi fuerir, si id voluisset adscribere, aut num po-
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süchtige Menschen das Gerücht erdichtet hätten; und wir werden enrweder irgendein erdichtetes Gerede gegen die Gegenpartei anführen, das, wie wir sagen, in aller Munde sei, oder ein auf Wahrheit beruhendes Gerücht vorbringen, das jener irgendwie Schande bringt, aber wir werden sagen, daß wir diesem Gerücht trotzdem keinen Glauben schenken, weil doch jeder beliebige Mensch jedes beliebige Gerücht über jeden beliebigen vorbringen und ein erdichtetes Gerede ausstreuen kann. Wenn aber das Gerücht ganz. und gar glaubhaft zu sein scheint, werden wir durch logische Beweisführung dem Gerede seine Glaubwürdigkeit nehmen können. Weil die auf einer Vermutung beruhende Begründungsform am schwierigsten 7U behandeln ist und in wirklichen F:i.llen11 am häufigsten behandelt werden muß. babe ich um so sorgfältiger alle ihre Arten untersucht, damit wir nicht durch ein noch so geringes Schwanken oder einen noch so geringen Mißgriff gehindert werdel'l:! wenn wir nur dieser theoretischen Anleitung beständige Ubung angefügt haben. Nun will ich zu den Arten der auf einer gesetzlichen Bestimmung beruhenden Begründungsform übergehen. Wenn die Absicht des Verfassers mit dem Wortlaut in Widerspruch zu stehen scheint, werden wir, wenn wir vom Wortlaut ausgehen, die folgenden Gemeinplätze anführen:'' Unmittelbar nach der Darlegung des Sachverhaltes eine lobende Erwähnung des Verfassers; dann einen Vonrag des Wortlautes; hierauf die Frage, ob die Gegenpartei genau wisse, daß dies der Wortlaut sei in dem Gesetz oder Testament oder Vertrag oder sonstigen Schriftstück, das für diese Angelegenheit in Frage kommt; dann eine vergleichende Gegenüberstellung dessen, wie der Wortlaut sei und was die Gegenpartei getan zu haben sage, was davon der Richter berücksichtigen solle; entweder das, was sorgfältig niedergeschrieben sei, oder das, was man sich scharfsinnig ausgedacht habe; dann wird der Sinn, der von der Gegenpartei ausgedacht und dem Schriftsrück untergeschoben wurde, zurückgewiesen und entkräftet. Dann wird man fragen,
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~erit pcrscriberc. Dcinde a nobis sentenria repenetur et causa proferetur, quare id scripror senscrit, quod scripserit; et demonstrabirur scripturn illud esse dilucide, breviter, commode, pcrfecte, cum ratione cena. Deinde exempla proferentur, quae res, cum ab adversariis sententia reddererur er voluntas adferrerur, ab scripto porius iudicatae sim. Deinde ostendetur, quam periculosum sit ab scripto recedere. Locus communis est. comra eum, qui, curn fateatur se contra quod legibus sancitum aut tesramento perscripturn sit, fecisse, tarnen facti quaerat defensionem.
Ab sententia sie dicemus: Primum laudabimus scriptoris commoditatem arque brevitarem, quod tantum scripserit, quod necesse fuerit; illud, quod sine scripto intellegi potuerit, non necessarium scribendum purarit. Deinde dicemus calumniatoris esse officium verba et litteras sequi, neclegere volunratem. Deinde id, quod scriprum sit, aur non posse fieri aut non lege, non more, non natura, non aequo et bono posse fieri, quae omoia noluisse Scriptorern quam rectissime fieri nemo dicet; at ea, quae a nobis facta sinr, iustissime facta. Deinde contrariam sententiam aur nullam esse aut stultam aut iniusram aur non posse fieri aur non constare cum superioribus et inferioribus seotentiis aut cum iure communi aut cum aliis legibus commuoibus aut cum rebus iudicatis dissemire. Deinde exemplorum a voluntate er contra scriprum iudicatorum enumeracio, deinde legum er stipulacionum
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welche Gefahr bestanden hätte, wenn der Verfasser dies hätte dazuschreiben wollen, oder ob es nicht deutlich hätte niedergeschrieben werden können. Dann wird von uns ein Sinn gefunden und der Grund dafür vorgebracht werden, warum der Verfasser auch das meinte, was er schrieb; und man wird deutlich machen, daß der Wortlaut klar, kurz und bündig, angemessen, vollständig, mit einer bestimmten Absicht gewählt sei. Dann bringt man Beispiele vor, welche Angelegenheiten, obwohl von der Gegenpartei der Sinn und die Absicht angeführt wurden, eher nach dem Wortlaut entschieden wurden. Dann zeigt man, wie gefährlich es sei, vom Wortlaut abzuweichen. Dies ist ein Gemeinplatz gegen den, der, obwohl er zugibt, gegen die Verfügungen von Gesetzen oder die Bestimmungen eines Testaments gehandelt zu haben, dennoch eine Rechtfertigung für seine Handlungsweise sucht. Vom Sinn ausgehend werden wir folgendes sagen: Zuerst loben wir des Verfassers angemessene und prägnante Ausdrucksweise, daß er nur so viel geschrieben habe, wie nötig gewesen sei; was man auch ohne schriftliche Niederlegung habe verstehen können, habe er nicht unbedingt niederschreiben zu müssen geglaubt. Dann sagen wir, es sei die Aufgabe eines Rechtsverdrehers, sich an Worte und Buchstaben zu halten, den Sinn aber nicht zu beachten. Dann: Der Wortlaut könne überhaupt nicht in die Tat umgesetzt werden oder wenigstens nicht im Einklang mit Gesetz, Sitte, Natur, Billigkeit und Redlichkeit;> 0 niemand wird behaupten, der Verfasser habe nicht gewollt, daß dies alles möglichst richtig verwirklicht werde; unsere Taten aber seien völlig gerecht gewesen. Weiterhin sei ein gegensätzlicher Sinn überhaupt nicht möglich oder er sei töricht, ungerecht oder könne nicht durch eine Handlung verwirklicht werden oder er stimme nicht überein mit vorausgehenden oder folgenden Sinnesäußerungen oder er stehe im Widerspruch zum allgemein gültigen Recht>' oder zu anderen allgemein gültigen Gesetzen oder zu vorliegenden Urteilen. Hierauf zahlen wir beispielhafte Rechtsfälle auf, die gemäß der
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breviter exscriptarum, in quibus intellegarur senprorum volunras, exposirio. Locus communis contra eum, qui scriprum recitet et scriptoris volunrarem non interpreterur. Cum duae Ieges inter se discrepant, videndum esr primum, num quae obrogatio aut derogario sit, deinde urrum Ieges ita dissentiant, ut altera iube-s beraubt, indem du die Zugangsstege zu den Abstimmungsbezirken zerstörtest." Ebenso argumentiert man vom gegensätzlichen Standpunkt aus: "Die Staatshoheit schmälert, wer dem hohen Ansehen des Staates einen Schaden zufügt. Ich fügte keinen Schaden zu, sondern verhinderte einen Schaden; ich bewahrte nämlich die Staatskasse, widersetzte mich der Gier der Schlechten, ließ nicht w, daß die gesamte Staar.shoheit untergehe.,. >6
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Primum igirur vocabuJi senrenria breviter er ad utilitatcm causae adcommodare describerur; deinde factum nostrum cum verbi descriptione coniungetur: deinde contrariae descriptionis ratio refellerur, si aut falsa erit aut inurilis aut turpis aut iniuriosa: id quoque ex iuris parribus sumerur de iuridiciali absolma, de qua iam loquemur.
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Zuerst umschreibt man also kurz und dem Nutzen für den Fall angemes~en den Sinn eines Wortes; dann verbindet man unsere Handlungsweise mit der Umschreibung de~ Wortes; dann widerlegt man die Erklärung der gegenteiligen Umschreibung, wenn dies falsch oder unnütz oder schimpflich oder widerrechtlich ist. Das nimmt man aus den Bestimmungen de~ Rechts, die sich auf einen auf Rechtfertigungsgründen beruhenden, in sieb abgeschlossenen Fall beziehen; darüber werde ich noch sprechenY Bei Ablehnungen untersucht man zuerst, ob jemand in einer Angelegenheit das Recht zur Anklage, wr Klage in Privat- oder Zivilprozessen oder überhaupt zur gerichtlichen Verfolgung har> 8 oder ob der Prozeß zu einem anderen Zeitpunkt, nach einem anderen Gesetz, vor einem anderen Unren'Uchungsrichter gefuhrr werden müsse. Dies findet man heraus aufgrund von Gesetzen und Sitten, nach den Bestimmungen des Gerechten und Guten; davon werde ich bei dem auf Rechtfertigungsgründen beruhenden, in sich abgeschlossenen Fall sprechen.J 9 ln einem auf einer Schlußfolgerung beruhenden Fall•" wird man zuerst untersuchen, ob nicht erwa für bedeutendere oder geringfügigere oder ähnliche Angelegenheiten eine ähnliche schriftliebe Fixierung oder ein ähnliches Urteil vorliegt; dann, ob diese Angelegenheit tatsächlich mit dieser Angelegenheit, um die es geht, Ähnlichkeit zeigt oder nicht; dann, ob absichtlich zu der vor~egendcn Angelegenheit nichtS schriftlich niedergelegt wurde, weil der Gesetzgeber dazu nichtS anordnen wollte oder weil er glaubte, es ~ei genügend angeordnet wegen der Ähnlichkeit der übrigen Schriftstücke. Über die Arten der auf einer gesetzlichen Bestimmung beruhenden Begründungsform ist genug gesagt; jetzt werde ich zu der auf Rechtfertigungsgründen beruhenden zurück-
Quaerirur in rranslationibus primum, num aliquis eius rei actionem, pecitionem aut persecutionem habeat, num alio tempere, num alia lege, num alio quaerente aut agente. Haec legibus et moribus, acquo et bono reperiunrur; de quibus dicerur in iuridiciali absoluta.
In causa ratiocinali primum quaererur, ecquid in rebus maioribus aut minoribus aut similibus sirniliter scriprum aut iudicarum sit; deinde utrum ea res similis sit ei rei, qua de agirur, an dissimilis; deinde utrum consulro de ea re nihil scriprum sir, quod noluerit cavcre, an quod saris caurum putarit proprer cercrorum scriptorum similirudinem.
De parribus legitumae constitutionis satis dieturn est; nunc ad iuridicialem reverremur.
Absoluta iuridiciali conscirutione utemur, euro ipsam rem, quam nos fecisse confitemur, iure factam dicemus, sine ulla adsumptione cxtrariae de-
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kehren.~ '
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Die in ~ich abgeschlossene, auf Rechtferrtgungsgründen beruhende Begründungsform•' wenden wir an, wenn wir sagen, die Tat selbst, die wir zugeben, sei mit Recht gesche-
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fensionis. In ea convenit quaeri, iurene sir facrum. Oe eo causa posita dicere poterimus, si ex quibus partibus ius constet cogno\·erimus. Consrat igirur ex his partibus: narura, lege, consuetudine, iudicato, aequo et bono, pacto.
Natura ius est, quod cognationi~ aut pictaris causa obsen-atur, quo iure parentes a liberis et a parentibus liberi colunrur.
Lege ius est id, quod populi iussu sanctum est; quod genus, ut in ius eas, cum voceris.
Consuerudine ius C$t id, quod sine lege aeque ac si legirimum sit usitarum est; quod gcnus, id quod argentario tuleris expensum, ab socio eius recte petere possis. Iudicarum est id, de quo sententia lata est aut decretum interposirum. Ea saepe diversa sunt, ut aliud alio iudici aut praetori aut consuli aut tribuno plebi~ placitum sit; et fit, ut de eadem re saepe alius aliud decreverit aut iudicam, quod genus: M. Drusus praetor urbanus, quod cum berede mandati ageretur, iudicium reddidit, Sex. Iulius non reddidit. ltem: C. Caelius iude>.. absolvit iniuriarum eum, qui Lucilium poetam in scaena nominatim laeserat, P. Mucius eum, qui L. Accium poetam nominaverat, condemnavit.
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hen, ohne daß " ·ir eine von außen runzukommende Verteidigung dazunehmen. Dabei soll man unterSUchen, ob die Tat wirklich mit Recht geschehen ist. Darüber können wir nach Fesdegung des !·alles sprechen, wenn wir erkannt haben, aus welchen Anen das Recht besteht. Es besteht also aus den folgenden Arten: der Narur, einem Gesetz., einer Gewohnheit, einem Gerichtsenrscheid, dem Rechten und Billigen, einem Vertrag.~J Auf der Natur beruht das Recht,~ das um verwandtschaftlicher Beziehung oder um der Liebe zu nahestehenden Mirmenschen willen eingehalten wird, aufgrund dessen die Eltern von den Kindem und von den Eltern die Kinder geachtet werden. Auf einem Geset7 beruht das Recht, 4 ! das durch einen Beschluß des Volkes festgesetzt ist, z. B. von der Art: Man soll sich dem Gericht stellen, wenn man vor Gericht geladen wird}6 Auf Gewohnheit beruht das Recht, ~7 das ohne ein Gesetz ebenso angewendet wird, als ob es auf einer gesetzlichen Bestimmung beruhe, z. B. von der Art, daß man die Summe, die man einem Geldwechsler ausgezahlt hat, von dessen Teilhaber zurecht zurückfordern kann. Ein Gerichtsentscheid ist der Fall.~8 worüber ein Urteil gefällt oder eine Entscheidung abgegeben wurde. Diese Gerichtsentscheide sind oft \·aneinander abweichend, wenn z. B. ein Richter, Prätor, Konsul, Volkstribun dieses beschlossen hat, ein anderer etwas anders; so kommt es, daß über dieselbe Angelegenheit oft der eine dies, der andere jenes entschieden und geurteilt hat, z. B. von der Art: Der Stadtprätor M. Drusus gestartete eine gerichtliche Untersuchung, weil gegen einen Erben wegen eines nicht erfüllten Auftrages des Testamenres Klage erhoben wurde, Sex. Iulius gestattete sie nicht.•9 Ebenso: Der Richter C. Caelius sprach den von der Anklage der Beleidigung frei, der den Dichter Lucilius auf der Bühne namentlich gekränkt hat, P. Muctus verurteilte den, der den Dichter L. Accius namentlich genannt hane.1c
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Ergo, quia possunr res simili de causa dissimiüter iudicatae proferri, cum id usu venerit, iudicem cum iudice, rempus cum tempore, numerum curn numero iudiciorum conferemus.
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Ex aequo et bono ius constat, quod ad veritatem er urilitatem communem viderur pertinere; quod genus, ut maior annis LX er cui morbus causa est, cognitorem det. Ex eo vel novum ius constirui convenit ex tempore et ex hominis dignitate.
Ex pacto ius est, si quid inter se pepigerunr, si quid inter quos convenit. Pacta sunt, quae legibus observanda sunr, hoc modo: "Rem ubi pagunt, orato; ni pagunt, in comitio aut in foro ante meridiem causam coniciunto". Sunt item pacta, quae sine legibus observamur ex convemu, quae iure praestari dicunrur.
His igirur partibus iniuriam demonstrari, ius confirmari convenit, id quod in absoluta iuridicial.i faciundum videtur. Cum ex conparatione quaererur, utrurn satius fuerit facere id, quod reus dicat se fecisse, an id, quod accusator dicat opermisse fieri, primum quaeri conveniet, utrum fuerit util.ius ex contenrione, hoc est utrum honescius, facil.ius, conducibilius. Deiode oportebit quaeri, ipsurnne oportuerit
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Da also Sachverhalte vorgebracht werden können, die in einem ähnlichen Fall unähnlich entschieden wurden, vergleichen wir, wenn dieser fall wirklich eintritt, Richter mit Richter, Zeirurnstände mit Zeitumständen, die Anzahl der gerichtlichen Entscheidungen mit der Zahl anderer Entscheidungen. Auf dem Rechten und Billigen beruht das RechtP, welches zur Wahrheit und dem allgemeinen Nutzen etwas beizutragen scheint, z. B. von der Art: Ein Mann, der über 60 Jahre alt ist und wegen Krankheit entschuldigt ist, mag einen Stellvertreter vor Gericht benennen. Daraus kann man sogar ein neues Recht festsetzen aufgrund der Zeitumstände und der Würde eines Menschen. Auf einer Verabredung beruht das Recht,P wenn Parteien eine Verabredung getroffen haben, wenn zwischen ihnen etwas vereinbart wurde. Es gibt Verabredungen, die aufgrundvon Gesetzen zu beachten sind, wie z.B. auf folgende Weise: .,Wenn sie (die Parteien) eine Sache gütlich beilegen, soll er (der Prätor) dazu sprechen; kommt es nicht zur Beilegung, sollen sie (die Parteien) im Comitium oder auf dem Forum die Sache am Vormittag verhandeln. " B Ebenso gibt es formlose Abreden, die ohne gesetzliche Bestimmungen beachtet werden aufgrund einer Vereinbarung; von ihnen heißt es, man müsse aufgrunddes honorischen Rechts für sie eintreten.SP Mit diesen Arten also kann man das Unrecht zeigen, das Recht stärken, was man, wie es scheint, in einem in sich abgeschlossenen, auf Rechtfertigungsgründen beruhenden Fall tun muß. Wenn man aufgrund einer vergleichsweisen GegenüberstellungH untersucht, ob es besser gewesen sei, das zu run, was der Angeklagte nach seiner eigenen Aussage tat, oder das, was nach Aussage des Anklägers hätte getan werden müssen, wird man zuerst untersuchen müssen, welche Handlungsweise aufgrund eines Vergleiches nützlicher, d. h. welche ehrenhafter, leichter durchzuführen, zweckdienlicher sei. Danach muß man untersuchen, ob der Täter selbst
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iudicare, utrum fuerit utilius, an aliorum fuerit urilius statuendi potestas. Deinde interponetur ab accusatore coniectura, qua re putetur non ea racione factum esse, quo melius deceriori ameponererur, sed dolo malo negotium gestum de aliqua probabili causa. Ab defensore conrra refererur argumentatio coniecruralis, de qua ante dierum est. Deiode quaeretur, potuerime vitari, ne in eum locum veniretur.
His sie rracuris accusator utetur loco communi in eum, qui inutile utili praeposuerit, cum statuendi non habuerit potestatem. Defensor contra eos, qui aequum censeant rem pemiciosam utili praeponi, utetur loco communi per conquestionem; et simu1 quaeret ab accusatoribus, ab iudicibus ipsis, quid facruri essent, si in eo loco fuissent; et ternpus, locum, rem, deliberationem suam ponet ante oculos.
Translatio criminis est, cum ab reo facti causa in aliorum peccatum transfertur. Primum quaerendum est, iurene in alium crimen rransferatur; deinde spectandum est, aeque magnum sit illud peccarum, quod in alium transferatur, atque illud, quod reus suscepisse dicatur; deinde, oportuerime in ea re peccare, in qua alius ante peccarit; deinde, oportueritne iudicium ame fieri; deinde, cum facrum iudicium non sit de illo crimine, quod in alium transferarur, oporteame de ea re iudicium fieri, quae res in iudicium non venerit. Locus communis
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beurteilen durfte, welche Handlungsweise nützlicher war, oder ob andere die Berechtigung hatten, das Nützlichere festzustellen.ll Dann wird vom Ankläger eine Vermutung vorgebracht, wodurch die Meinung erweckt werden soll, die Tat ~ei nicht in der Absicht ausgeführt worden, daß etwas Besseres dem Schlechteren vorgezogen werde, sondern mit schlechter Heimrücke sei eine Handlung vollzogen worden aus irgendeinem glaubhaften Grunde. Vom Verteidiger wird dagegen die auf einer Vermutung beruhende Beweisführung vorgebracht werden. Danach soll man untersuchen, ob sich vermeiden Ließ, daß man in eine solche Lage kam. Wenn diese Punkte auf diese Art behandelt sind, wird der Ankläger einen Gemeinplatz anwenden gegen den, der das Unnütze dem Nür1lichen vorgezogen hat, obwohl er nicht die Berechtigung hatte, das festzulegen. Der Verteidiger wird gegen die, welche es für recht halten, etwas Schädliches dem Nützlichen vorzuziehen, einen Gemeinplatz in Form einer Wehklage anwenden; und zugleich wird er die Ankläger und die Richter selbst fragen, was sie hätten tun wollen, wenn sie in dieser Lage gewesen wären, und er wird ihnen die Zeitumstände, die örtlichen Verhältnisse, die Sachlage und seine Überlegung vor Augen stellen. Eine Ablehnung der Schuld liegt vor,f6 wenn vom Angeklagten die Ursache für die Tat auf eine Verfehlung anderer Menschen übertragen wird. Zuerst muß man untersuchen, ob mit Recht die Schuld auf einen anderen übertragen wird; dann muß man darauf sehen, ob jene Verfehlung, die auf einen anderen übertragen wird, gleich groß ist wie jene, die der AngekJagre begangen haben soll; dann, ob er sich in der Sache verfehlen durfte, in der vorher sich schon ein anderer verfehlte; dann, ob schon ,·orher eine gerichtliche Entscheidung hätte gefällt werden müssen; dann, wenn keine gerichtliche Entscheidung über die Schuld gefällt wurde, die auf einen anderen übertragen wird, ob über diese Sache eine gerichtliche Entscheidung gefällt werden darf, welche noch nicht zu einer gerichtlichen Entscheidung vorgelegt wurdeY Ein Gemeinplatz des Anklägers wird gegen den gerichtet
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accusaroris contra eum, qui plus censeat vim quam iudicia valere oportere. Er ab adversariis pcrcontabiror accusator, quid fururum sit, si idem ceteri faciant, ut de indemnatis ~upplicia sumant, quod eos idem fecisse dicant. Quid, si ipse accusator idem facere voluisset? Defensor eorum peccari arrociratem proferet, in quos crimen cransferet; rem, locum, tempus anre oculos ponet, ur ü, qui audient, existiment aur non poroisse aut inutile fuisse rem in iudicium venire.
Concessio est, per quam nobis ignosci posrulamus. Ea dividitur in purgationem er deprecaoonem. Purgatio est, cum consulto a nobis facrum negamus. Ea dividirur in necessirudinem, forrunam, inprudenriam. De his partibus primum ostendendum est: deinde ad deprecationem revertendum viderur. Primum considerandum est, num per culpam venrum sie in necessirudinem. Deinde quaerendum cst, quo modo vis illa vitari potuerit ac levari. Deinde is, qui in necessirudinem causan1 conferet, experrusne sit, quid contra facere aut excogitare posset. Deinde, num quae suspiciones ex coniecrurali constitutione trahi possint, quae significent id consulto facrum esse, quod necessario cecidisse d icirur. Deinde, si max:ime necessirudo quaepiam fuerir, conveniatne eam satis idoneam causam putari. Si autem inprudentia reus se peccasse dicet, primum quaeretur, utrum potuerir scire an non poruerir; deinde urrum data sit opera, ut sciretur, an
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sein, der die Meinung vertritt, Gewalt müsse die Oberhand g~winnen über Gerichtsenucheide. Und die Gegenpartei w~d der Ankläger danach ausfragen, was denn geschehen wtrd, wenn die übrigen eben~o handeln, daß ~ie nämlich Leute, die vo~ k~inem Gericht v~runeilt sind, eigenmächtig bestraf:n, weil s1e behaupten, diese hätten dasselbe getan. Was ware, wenn der Ankläger selbst dasselbe hätte tun wollen~ Der Verteidi~er wird die Schrecklichkeit der Verfehlung deqerugen vorbnngen, auf die er die Sache überträgt: Die Sachlage, die örtlichen und die uitlichen Verhältnisse wird er vor Augen ~te~en, damit die Zuhörer zu der Meinung g~langen, es set rucht möglich oder es sei unnütz gewesen, d1e Angelegenheit zu einer gerichtlichen Entscheidung vor.wlegen.l ~ Ein Eingeständnis der Schuld ist es,l' wodurch wir Verzeihung für uns ,·erlangen. Es wird eingereilt in Entschuldigung und Abbine. Eine Emsehuldigung ist es, wenn wir leugnen, etwas mit Absicht getan zu haben. Diese wird eingeteilt in die Entschuldigung wegen Zwanges, Zufalles, Unkenntnis. Über diese Arten muß ich zuerst sprechen; dann kann ich auf die Abbitte eingehen. Zuerst muß man in Betracht ziehen, ob man durch eigene Schuld in Zwang geriet.6o Dann muß man untersuchen, auf welche Weise jene zwingende Kraft hätte vermieden oder gemindert werden können. Danach, ob derjenige, welcher die Ursache für sein Handeln auf Zwang schiebt, versucht hat, was er dagegen run oder ausdenken konnte. Danach, ob man irgendwelche Verdachtsmomente aufgrund der auf Vermuttmg beruhenden Begründungsform heranziehen kann, die deutlich machen, daß die Tat mit Absicht ausgeführt wurde, die angeblich unter Zwang geschah. Dann, wenn auf jeden Fall irgendein Zwang vorlag, ob man ihn für einen wirklich hinreichenden Entschuldigungsgrund halten darf. Sagt der Angeklagte aber, er habe aus Unkenntnis gefehlt/' soll man zuerst untersuchen, ob er in Unkenntnis sein konnte oder nicht; dann, ob er sich bemühte, Kenntnis
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non; deinde, utrum casu nescierit an culpa. Nam qui se propter vinum aur amorem aut iracundiam fugisse rationem dicet, is animi virio videbirur nescisse, non inprudentia; quare non inprudentia se defendet, sed culpa contaminabit personam. Deinde coniecrurali constitutione quaererur, urrum scierir an ignora,•erit, er considerabirur, sarisne inprudentia praesidii debeat esse, cum factum esse constet.
Cum in fonunam causa conferetur ct ea re defensor ignosci reo dicet oportere, eadem omnia videntur consideranda, quae de necessirudine praescripta sunt. Etenim omnes hae rres panes purgacionis inter se finitimae sunt, ur m omnes eadem fere po~sint adcommodari. Loci communis in bis causis: accusaroris contra eum, qui, cum peccasse confiteatur, tarnen oratione iudices demoretur; defensoris de humanitate, misericordia: voluntatem in omnibus rebus spectari convenire; quae consulto facta non sint, ea fraudi esse non oponere. Deprecatione utemur, euro fatebimur nos peccasse neque id inprudenter aut fortuiro aut necessario fecisse dicemus et tamen ignosci nobis postulabimus. Hic ignoscendi ratio quaeritur ex his locis: si plura aut maiora officia quam maleficia videbuntur constare; si qua vinus aut nobilitas erit in eo, qui supplicabit; si qua spes erit usui futu rum, si sine supplicio discesserit; si ipse ille supplex mansuetus et misericors in potcstatibus ostenderur fuisse; si ea, quae peccavit, non odio neque crudelitate, sed officio ct recto srudio commotus fecit; si
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zu gewinnen oder nicht; dann, ob er durch Zufall 1n Unkenntnis war oder durch eigene Schuld. Denn wer behauptet, er habe wegen Trunkenheit, Liebesleidenschaft oder Jähzorn nicht mehr vernünftig überlegen können, der scheint wegen eines Charakterfehlers nichts gewußt zu haben, und nicht aus Unkenntnis; deshalb wird er sich nicht mit Unkenntnis emsehuldigen können, sondern mit Schuld beflecken. Dann wird man aufgrund der auf Vermutung beruhenden Begründungsform untersuchen, ob er etwas wußte oder in Unkenntnis war, und man wird in Betracht ziehen, ob die Unkenntnis genügend Schut7 bieten kann, wenn die Tat feststeht. Wenn die Ursache für das Handeln auf einen Zufall geschoben wird6' und der Verteidiger sagt, de)wegen müsse dem Angeklagten venieben werden, muß man ebenso die Anleitungen alle in Betracht ziehen, die zum Zwang gegeben wurden. Denn alle diese drei Arten der Entschuldigung sind unteremander verwandt, so daß man auf alle fast die gleichen Regeln anwenden kann. Gemeinplätze6J in diesen Fällen sind: für den Ankläger gegen den, der zugibt, sich verfehlt zu haben, aber dennoch durch Reden die Richter hinhält; für den Verteidiger über Menschlichkeit, Mitleid:64 Man müsse bei allen Handlungen auf die Absicht sehen; was nicht absichtlich geschehen sei, dem dürfe man auch keine schlechte Absicht zuschreiben. Die Abbitte verwenden wir,6 f wenn wir zugeben, uns verfehlt 7U haben, und nicht sagen, wir hätten aus Unkenntnis, aus Zufall oder aus Zwang66 so gehandelt; aber dennoch werden ~.u Verzeihung für uns verlangen. Diese Art der Verzeihung sucht man au) folgenden Punkten: Wenn mehr oder bedeutendere Verdienste als schlechte Taten vorwliegen scheinen; wenn irgendeine Tüchtigkeit oder Vortrefflichkeit dem zu eigen ist, der um Gnade bittet; wenn eine Aussicht besteht, es werde von Vorteil sein, wenn er ohne Strafe davonkommt; wenn man darauf hinweist, jener Bittsteller sei milde und rnideidsvoll67 bei der Ausübung von Macht gewesen; wenn er seine Verfehlungen nicht aus Haß
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tali de causa aliis quoque ignotum est; si nihil ab eo periculi nobis futurum videbitur, si eum missum fecerimus; si nulla aut a oostris civibus aut ab aüqua civitate vituperatio ex ea re suscipietur. Loci cornmunis: de humanitate, fortuna, misericordia, rerum commutarione. His locis omnibus ex comrari o utetur is, qui contra dicet, cum amplificatione er enumeratione peccarorum. Haec causa iudicialis fieri non potest, ut in libro primo ostendimus, sed, quod potest ''el ad senatum vel ad Consilium venire, non 'isa est supersedenda. Cum a nobis crimen removere volemus, aut in rem am in hominem nostri peccati causam conferemus. Si causa in hominem conferetur, quaeren dum erit primum, pQ[uerime tantum, quantum reus dernonstrabit is, in quem causa conferetur; et quonam modo aur honeste aut sine periculo potuerit obsisri; si maxime ita sit, num ea re concedi reo conveniat, quod alieno inductu fecerir. Deiode in coniecturalem trahetur controversiam er edisserctur, num consulto factum sit. Si causa in rem quandam confererur, et haec eadem fcre et omnia, quae de necessitudine praecepimus, consideranda erunt.
Quonia m sacis ostendisse videmur, quibus argumentationibus in uno quoque genere causae iudicialis uti comeni ret, consequi videtur, ur doceamus, quemadmodum ipsas argumentationes ornate et absolute tractare possimus. Nam fere non difficile est invenire, quid sit causae adiumento, difficillimum vero est in venrum expolire er expe-
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und nicht aus Grausamkeit beging, sondern aus Pflichteifer und richtigem Streben; wenn aus einem solchen Grund auch schon anderen verziehen wurde; wenn von ihm uns anscheinend keine Gefahr droht, wenn wir ihn freilassen; wenn uns daraus von unseren Mitbürgern oder irgendeiner anderen Bürgerschaft kein Tadel entstehen wird. Gemeinplätze sind: Über die Menschlichkeit, das Schicksal, das Mitleid, die wechselvollen Verhältnisse. Diese Gemeinplätze wird im gegensätzlichen Sinne der anwenden, der dagegen spricht, wobei er die Verfehlungen noch steigert und aufzählt. Dieser Fall kann nicht vor Gericht eintreten, wie ich im ersten Buch gezeigt habe, 68 aber weil er vor dem Senat oder einer Ratsver~ammlung eintreten kann, glaubte ich ihn nicht aussparen zu dürfen. Wenn wir die Anschuldigung von uns zurückweisen wollen, schieben wir die Veranlassung für unsere Verfehlung auf einen Umstand oder auf einen Menschen.69 Wtrd die Veranlassung auf einen Menschen geschoben, muß man zuerst untersuchen, ob der, auf den die Veranlassung geschoben wurde, so großen Einfluß hatte, wie der Angeklagte darlegt; und auf welche Weise man ehrenvoll oder ohne Gefahr Widerstand leisten konnte; ist dies gam und gar der Fall, ob man dem Angeklagten deshalb verzeihen dürfe, weil er auf fremden Antrieb hin gehandelt hat. Dann wird man die Sache auf einen Streitfall, der auf einer Vermutung beruht, hinauslaufen lassen und ausführlich erörtern, ob die Tat absichtlich geschah. Wird die Veranlassung auf einen Umstand geschoben, muß man etwa dasselbe und alles, was ich über den Zwang als Anleitung gegeben habe,lO in Betracht ziehen. Da ich nun genügend dargelegt zu haben glaube, welche Beweisführungen man in jeder einzelnen An eines Gerichtsfalles anwenden soll, scheint z.u folgen, daß ich lehre, wie wir die Beweisführungen selbst kunsrvoll und vollständig handhaben können .'' Denn es ist nicht gerade schwierig, einen Gedanken zu finden, der unsere Sache unterstützt; sehr schwierig ist es aber, den gefundenen Gedanken auszumalen
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ditc pronuntiare. Haec enim res facit, ut neque diutius, quam satis sit, in eisdem locis commoremur, nec eodem identidem revolvamur, neque inchoaram argumentarionem relinquamus, neque incommode ad aliam deinceps transeamus. ltaque hac ratione et ipsi meminisse poterimus, quid quoque loco dixerimus, et audiror cum totius causae rum unius cuiusque argumenrarionis distributionem percipere et meminisse poterir. Ergo absolutissima er perfectissima est argumemario ea, quae in quinque partes est distribura: propositionem, rationem, rationis confirmationem, exornationem, conplexionem. Propositio est, per quam ostendimus summatim, quid sit, quod probari volumus. Ratio est, quae causam demoostrat veram esse, quam intendimus, brevi subieccione.
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Rarionis confirmatio est ea, quae pluribus argumenris conroborat breviter expositam rationem. Exornario est, qua utimur rei honestandae er conlocupletandae causa, confirmata argumematione. Conplexio cst, quac concludit breviter, conligens partes argumenrationis. Hisce igitur quinque partibus ut absolutissime utamur, hoc modo tracrabimus argumenrationem: Causam Ostendemus Ulixi fuisse, quare imerfecerit Aiacen. Inimicum enim acerrimum de medo tollere volebat, a quo sibi non iniuria summum periculum metuebat. Videbat illo incolumi se incolumem non fururum: sperabat illius mone se salutem sibi conparare; consueverat, si iure non
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und gewandt vorzutragen. Diese Fähigkeit nämlich bewirkt, daß wir nicht länger, als genug ist, bei denselben Punkren verweilen und nicht immer wieder zu derselben Stelle 7urückkommen, nicht eine begonnene Beweisführung wieder fallen lassen und nicht in unpassender An nacheinander zu einer anderen übergehen. Deshalb können wir nur auf diese Weise auch selbst im Gedächtnis behalten, was wir an jeder Stelle gesagt haben, und der Zuhörer kann die Einteilung der ganzen Rede, besonders jeder einzelnen Beweisführung erfassen und im Gedächtnis behalten. Also ist diejenige Beweisführung am vollständigsten und vollkommensten, die in fünf Teile eingeteilt ist: die Themaangabe, die Begründung, die Bekräftigung der Begründung, die Ausschmückung, die Zusammenfassung.?' Die Themaangabell ist der Teil, wodurch wir summarisch darlegen, was wir glaubhaft machen wollen. Die Begründung ist der Teil, der den Fall, auf den wir abzielen, als wahr darstellt, wobei wir eine kurze Erklärung hinzufügen. Die Bekräftigung der Begründung ist der Teil, welcher durch noch mehr Beweise die kurz auseinandergesetzte Begründung verstärkt. Die Ausschmückung ist der Teil, den wir anwenden, um der Angelegenheit mehr Ansehen zu verschaffen und sie zu bereichern; sie folgt nach der Bekräftigung der Begrundung. Die Zusammenfassung7• ist der Teil, welcher einen kurzen Abschluß bildet, wobei er die einzelnen Teile der Beweisführung zusammennimmt. Um also diese fünf Teile vollständig und erschöpfend anzuwenden, handhaben wir die Beweisführung, z. B. auf folgende Wcise:7J .,Wtr werden darstellen, daß Ulixes einen Grund hatte, den Aiax zu töten:6 Er wollte nämlich seinen erbinensten Feind beseitigen, von dem ihm, wie er nicht zu Unrecht fürchtete, höchste Gefahr drohteJ7 Er sah, daß er nicht wohlbehalten sein werde, solange jener wohlbehalten sei; er hoffte, durch den Tod jenes Mannes sich Rettung zu \'erschaffen; er war
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poruerat, iniuria quavis inimico exicium machinari, cui rei mors indigna Palamedi~ restimonium dar. Ergo et merus periculi honabarur eum interimere, a quo supplicium verebarur, er consuerudo peccandi maleficü suscipiendi removebat dubitationem. Ü.m.nes enim Cum rnuuma peccata cum Causa suscJptunt, rum vero illa, quae multo maxima sunr maleficia, aliquo ceno emolumento inducti suscipcr~ conannu:. Si mulros induxit in peccarum pecumae spes, st conplures se scelere conraminarunt imperu cupiditate, si multi levc conpendium fraude maxima commurarunt, cui mirum videbirur istum a maleficio proprer acerrimam formidinem non re?Jpe~s.e? Virum fonissimum, integerrimum, uumtcltlarum persequenrissimum, iniuria lacessirum, ira exsuscitarum homo rimidus, nocens, conscius sui peccati, insidiosus inimicum incolumem esse noluit: Cui tandem hoc mirum videbirur? Nam cum feras besrias \·ideamus alacres er erectas vadete, ur alteri bestiae noceant, non est incredibile putandum iscius quoque animum fe·~m, c~?elem arque inhumanum cupide ad inimiCI perructem profecrum, praesenim cum in bestiis nullam neque bonam neque malam rarionem videamus, in isto plurimas er pessumas rariones semper fuisse intellegamus.
. Si ergo pollicirus sum me darurum causam, qua ad maleficium ' et si inmducrus . . . . Ulixes accesserit ~mlcJtJa':'m acerrimam rationem et periculi metum mter~esstsse demonsrravi, non est dubium, quin confnearu r causam malefici fuisse."
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gewohnt, wenn er es nicht mir rechten Mirtein konnte, mit jedem beliebigen unrechten Mittel einem Feind den Untergang zu bewirken; dafür gibt der unverdiente Tod des Palamedes ein Zeugnis ab.' 1 Also ermunterte ihn auch die Furcht vor einer Gefahr, den Marm zu beseitigen, von dem er selbst den Tod fürchtete, und seine Gewöhnung an Vergehen drängte sein Bedenken gegen eine schlechte Tat zurück.79 Alle Menschen nämlich begehen ganz kleine Vergehen, wenn ein Grund dazu vorhanden ist, besonders aber versuchen sie, wenn sie irgendein sicherer Voneil dazu veranlaßt, auch die allerschlimmsten Untaten zu vollbringen. Wenn viele Menschen die Au~sicht auf Geld zu einem Vergehen verleitete, wenn sich mehr Menschen mir einem Verbrechen befleckten aus Herrschsucht, wenn viele einen geringen Gewinn gegen einen gan7 schlimmen Betrug eintauschten, wem erscheint es da verwunderlich, daß dieser Mann da wegen der schlimmsten furcht nicht von einer schlechten Tat ließ? Einen so heldenhaften, untadeligen, in seiner Feindschaft unbeugsamen, durch ein Unrecht gereizten, von Zorn entflammten Mann wollte der ängstliche, ruchlose, seines Vergehens sich bewußte, heimtückische Mensch beseitigen; daß sein schärfster Feind unversehrt sei, wollte der unredliche Mann nicht. Wem erscheint dies schließlich verwunderlich? Oenn da wir die wilden Tiere feurig und aufgerichtet einherschreiten sehen, damit sie einem anderen Tier schaden, muß man es mcht für unglaublich halten, daß auch dieses Mannes wilder, grausamer, unmenschlicher Sinn gierig auf das Verderben seines Feindes aus war, zumal wir bei den wilden Tieren überhaupt keine von der Vernunft gelenkte Überlegung, weder eine gute noch eine schlechte, sehen, dieser Mensch aber, wie wir erkennen, immer sehr viele ganz schlechte Überlegungen hatte. So Wenn ich also angekündigt habe, ich würde die Ursache angeben, aus der heraus Ulixes zu der schlimmen Tat l>chritt, und wenn ich gezeigt habe, daß binerste Feindschaft und Furcht vor Gefahr dazukamen, muß man zweifellos zugeben,8' daß ein Grund für die böse Tat bestand. • ~>
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Ergo absolutissima est argumentatio ea, quae ex quinque partibus constat, sed ea non semper necesse est uti. Est, cum conplexione supersedendum est, si res brcvis est, ur facile memoria conprehendarur; est, cum exornatio praetermittenda est, si parum locuples ad amplificandum et exornandum res viderur e~se. Sin et brevis erit argumemario et res renuis aut humilis, rum er exomarione er conplexione supersedendum esr. ln omni argumenrarione de duabus parribus postremis haec, quam cxposui, ratio est habenda. Ergo amplissima e)t argumematio quinquepertita; brevissima est tripertita; mediocris, sublara aut exomarione aut conplexione, quadripertita. Duo genera sunt viriosarum argumentarionum: unum, quod ab adversario reprehendi porest, id quod pertinet ad causam: alterum, quod, tametsi nugatorium est, tarnen non indiget reprehensionis. Quae sint, quae reprehensione confutari conveniat, quae tacite comemni atque vitari sine reprehensione, si exempla subiecero, intellegere dilucide poreris. Haec cognitio viriosarum argumemarionum duplicem utilitatem adferet. Nam er virare in argumentatione vitium admonebit er ab aliis non vitarum commode reprehendere docebit. Quoniam igirur osrendimus perfeetarn et plenam argumentationem ex quinque partibus consrare, in una quaque parre argumentationis quae vitia vitanda sunt, consideremus, ut ipsi ab his vitiis recedamus ac adversariorum argumcmationes hac praeceptione in omnibus partibu~ remptare er ab aliqua parre Iabefactare possimu~.
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Also ist die Beweisführung die vollsrändigste, die aus fünf Teilen besteht; aber man muß diese nicht immer anwenden. Dies ist der Fall, wenn man auf die Zusammenfa~sung verzichten kann, falls die Sache kurz ist, so daß sie leicht im Gedächtnis behalten wird; dies ist der Fall, wenn man die Ausschmückung übergehen kann, falls die Sache zu wenig ergiebig erscheint zum Hervorheben und Ausschmücken. Falls aber die Beweisführung kurz und die Sache dürftig und unbedeutend ist, dann kann man auf die Ausschmückung und Zusammenfassung verzichten. Bei jeder Beweisführung muß man hinsichtlich der beiden letzten Teile die Methode anwenden, die ich auseinandergesetzt habe. Also ist die ausführlichste Heweisführung die fünfteilige, die kürzeste die dreiteilige; die Mitte bildet d~e vierreilige, wenn entweder die Ausschmückung oder d1e Zusammenfassung ausgelassen ist. 10 l Es gibt zwei Arten von fehlerhaften Beweisführunge~: i 1 die eine, welche vom Gegner widerlegt werden kann - eme Widerlegung, die sich auf den Fall bezieht -, die andere, welche, obwohl sie unnütz i)t, dennoch keiner Widerlegung bedarf. Welches die Beweisführungen sind, die man durch eine Widerlegung bestreiten soll, über welche man sich stillschweigend ohne Widerlegung hinwegsetzen und. welc~e man vermeiden soll, kannst du klar erkennen, wenn 1ch Belspiele anführe. Dieses Erkennen fehlerhafter Bewei~führun gen bringt einen doppelten Nutzen. Denn es w1rd ?azu ermahnen einen Fehler in der Beweisführung zu vermetden, einen von' anderen nicht vermiedenen Fehler in geeigneter Weise zu widerlegen. Da ich nun dargelegt habe, daß eine vollkommene und vollständige Beweisführung aus fünf Teilen .~esteht, 1 ~ will ich in Betracht ziehen, welche Fehler man be1 Jedem ernzeinen Teil der Beweisführung vermeiden muß, damit wir selbst uns von diesen Fehlern fernhalten und die Beweisführungen der Gegenpartei, gestützt auf diese Anleitung, in allen Teilen prüfen und in irgendeinem Teil erschüttern können.
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Expositio vitiosa esr, cum ab aliqua aut a maiore parte ad omnes conferrur id, quod non necessario est omnibus adtributum; ur si quis hoc modo exponat: "Omnes, qui in paupertate sunt, malunt maleficio parare divirias quam officio paupcrtatem rueri". Si quis hoc modo exposuerit argumentationem, ut non curet quaerere, qualis ratio aut rationis conflmlario sit, ipsam facile reprehendemu s exposirionem, cum ostendemus, quod in aliquo paupere inprobo sit, in omnes pauperes id falso er iniuria conferri.
ltem vitiosa expositio est, cum id, quod raro fit, fieri omnino negarur, boc modo: "Nemo porest uno aspecru nequc praeteriens in amorem incidere". Nam cum nonnemo devenerit in amorem uno aspecru, er cum ille neminem dixerit, omnino nihil differt raro id fieri, dummodo aliquando fieri aut posse modo fieri intellegarur.
Item vitiosa expositio est, cum omnis res OStendemus nos coliegisse et aliquam rem idoneam praeterimus, boc modo: .,Quoniam igirur bominem occisum constat esse, necesse est aut a praedonibus aur ab inimicis occisum esse aut abs te, quem ille heredem restamemo ex parte faciebar. Praedones in illo loco visi numquam sunt; inimicum nullum habebat: relinquirur, si neque a praedonibus neque ab inimicis occisus esr, quod alteri non eram, alteros non habebat, ut abs te sit interemptus". Nam in huiuscemodi expositione reprehensione utemur, si quos praeter eos, quos ille dixerit, pomisse suscipere maleficium ostenderimus;
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Die Themaangabe ist fehlerhaft, wenn von irgendeinem oder auch von dem größeren Teil auf alle eine Beh~upru~g übertragen wird, die nicht zwi~gend auf alle zu~fft; wte wenn man z.. B. auf folgende We1se das Thema ang1bt~ "Alle, die in Armut leben, wollen lieber durch eine schlechte Tat Reichrum erwerben als durch Pflichterfüllung ihre Armut ertragen.« Wenn jemand auf diese Weise das Thema für seine Beweisführung angibt, daß er nicht dar~uf achte.~ z~ untersuchen wie die Begründung oder dte Bekrafugung der ßegciindung dafür ist, widerlegen wir l~icht ~ie Themaa~ gabe selbst, indem wir nachwei~cn, daß em~. Eage~chaft, dae irgendein schlechter armer Mensch hat, fälschlich und zu Unrecht auf alle Armen übertragen wird.' 6 Ebenso ist die Themaangabe fehlerhah, wenn ~an behauptet, daß das, was selten vorkommt, überhaupt rucht vorkommt z.. B. auf folgende Weise: "Niemand kann dur~h einen einzigen Blick und auch nicht im Vorübergehen m Liebe verfallen."87 Denn wenn der eine oder der. andere schon durch einen einzigen Blick in Liebe gerate~ tst, und wenn nun der Redner gesagt hat, das treffe für ruemanden zu macht es überhaupt keinen Unterschied, daß dies nur sel~en vorkommt, wenn man nur erkennt, daß es manchmal vorkommt oder auch nur vorkommen kann. . Ebenso ist die Themaangabe fehlerhaft, wenn Wlt darlegen, wir häncn alle Punkte ge!>arnmelt, und irge~dcinen geeigneten Punkt ubergehen,a~ z. ß. auf folgende Wetse: "Da nun also feststeht, daß der Mann getötet wurde, muß er entweder von Räubern oder von Feinden getötet ~orden sein oder von dir, den er in seinem Testament zum Teilerben machte. Räuber wurden an jenem Ort niemals gesehen, einen Feind hane er nicht: So bleibt nur, wenn er weder von Räubern noch von Feinden getötet wurde, weLI es die erst~ ren nicht gab, von den letzteren.er .keine hatte.• daß er von dtr umgebracht wurde." Denn be• emer deramgen. Themaa~ gabe verwenden wir eine Widerlegung, wenn ~lr nachwetsen daß außer den Personen, die jener nannte, Irgendwelche ' · konnten; B9 so werden andere das Verbrechen vollbnngen
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velut in hoc exemplo, cum dixerir necesse esse aur a praedonibus aut ab inimicis aut a nobis occisum esse, dicemus potuisse vel a familia vel a coheredibus nostris. Cum hoc modo illorum conlectionem disrurbaverimus, nobis latiorem locum defendendi reliquerimus. Ergo hoc quoque vitandum est in expositione, ne quando, cum omnia collegisse videamur, aliquarn idoneam partem reliquerimus.
ltem vitiosa expositio est, quae constat ex falsa enumeratione, si, cum plura sum, pauciora dicamus, hoc modo: "Duae res sum, iudices, quae omnes ~d maleficium inpellant: luxuries er avaritia", "Qmd amor?" inquiet quispiam, "quid ambitio? quid inreligio? quid metus mortis? quid imperü cupiditas? quid denique alia pcrmulta?" Item falsa enumeracio est, cum pauciora sunt et plura dicimus, hoc rnodo: "Tres res sunt, quae omnes homines sollicitent: merus, cupiditas, aegritudo". Satis enirn fuerat dixisse metum, cupiditatem, quoniam aegritudinem cum utraque re coniunctam esse necesse est.
Itern viriosa expositio est, quae nimium longe repetitur, hoc modo: "Omnium malorum srultitia est mater atque mareries. Ea parit inmensas cupiditates. Inmensae porro cupiditates infinitae, inmoderatae _sunt. Hae parium avaritiam. Avariria porro hommem ad quodvis maleficium inpellit. Ergo avariria inducci adversarii nostri hoc in se facinus admiserunt". Hic id, quod extremum dieturn esr, satis fuit exponere, ne Ennium er ceteros poetas irnitemur, quibus hoc modo Joqui concessum est:
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wir in unserem Beispiel, wenn er sagt, er wurde unbedingt von Räubern, Feinden oder von uns getötet, erwidern, der Mord könne auch von jemandem aus der Hausgemeinschaft oder von Miterben verübt worden sein. Wenn wir auf diese Weise die Zusammenstellung der Gegenpartei durcheinanderbringen, werden wir für uns eine breitere Grundlage der Verteidigung lassen. Also muß man auch dies bei der Themaangabe meiden, daß wir nicht, wenn wir alles zusammengestellt zu haben glauben, irgendeinen passenden Gesichtspunkt nicht berücksichtigt haben. Ebenso ist die Themaangabe fehlerhaft, welche aus einer falschen Aufzählung besteht, wenn wir enrweder weniger Punkte nennen, auch wenn es mehr sind, z. B. auf folgende Weise: ~Zwei Dinge sind es, ihr Herren Richter, die alle Menschen zu einem Verbrechen verleiten: Verschwendungssucht und Habsucht."'~" - "Wie steht es mit der Liebesleidenschafr?" wird da jemand einwenden, "wie mir dem Ehrgeiz? Wie mit der Gottlosigkeit?~ ' Wie mit der Todesfurcht; Wie mit der Herrschsucht? Wie schließlich mir sehr vielen anderen Veranlassungen?" Ebenso falsch ist eine Aufzählung, wenn es weniger Punkte gibt und wir mehr nennen, z. B. auf folgende Weise: "Es gibt drei Dinge, die alle Menschen beunruhigen, Furcht, Begierde und Kummer." Es hätte genügt, Furcht und Begierde zu nennen, da ja Kummer noTWendigerweise beiden verbunden ist. Ebenso ist die Themaangabe fehlerhaft, die allzuweit hergeholt ist, z. B. auf folgende Weise: "Aller Übel Mutter und Urstoff9' ist die Torheit. Sie gebiert unermeßliche Leidenschaften. Unermeßliche Leidenschaften sind weiterhin unbegrenzt, unmäßig. Diese gebären die Habsucht. Die Habsucht verleitet weiterhin den Menschen zu jedem beliebigen Verbrechen. Also hat unsere Gegenpartei aus Habsucht diese Untat auf sich geladen."9J Hier hätte es genügt, das zuletzt Gesagte anzuführen, damit wir nicht Ennius und die übrigen Dichter nachahmen, denen man zugesteht, auf diese Weise zu sprechen:
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BUCH II
Utinarn ne in nemore Pelio securibus Caesae accidissent abiegnae ad terram trabes, Neve inde navis inchoandi exordium Cepisset, quae nunc nominarur nomine Argo, quia Argivi in ea delecti viri Vecti petebanr pellem inauratarn arieris Colchis, inperio regis Peliae, per dolum: Nam numquarn era errans mea domo efferrer pedern. Medea animo aegro, amore saevo saucia. Nam hic saris erat dicere, si id modo, quod satis esset, curarent poerae: Utinam ne era errans mea domo efferret pedem. Medea animo aegro, arnore saevo saucia. Ergo hac quoque ab ultimo repetitione in exposirionibus magnopere supersedendum esr. Non enim reprehensione sicut aliae conplures, sed sua sponte vitiosa esr. Vitiosa rario est, quae ad expositionem non est adcommodara vel proprer infirmirarem vel proprer vanitarem. lnfirma ratio est, quae non necessario ostendir ira esse, quemadmodum expositum esr, velut apud Plautum: Amicum castigare ob meritam noxiam lnmune est facinu~, verum in aetare utile Er conducibile. Haec expositio est. Videamus, quae rano adferarur: Narn ego hodie amicum meum Concasrigabo pro commerira noxia. Ex eo, quod ipse facturus est, non ex eo, quod fieri convenit, utile quid sir, ratiocinarur.
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0 wären doch niemals in dem Wald Pelion von Äxten gefällte Fichtenstämme auf die Erde gefallen, und ~ätte nicht dorr das Schiff seinen Anfang genommen, das JCtzr Argo genannt wird, weil auf ihm auserlesene Männer aus Argos fuhren und das goldene Fell des Widders in Kolc~s holen wollten, auf Befehl des Königs Pelias, durch eme List; denn niemals würde meine Herrin umherirrend ihren Fuß aus ihrem Haus weglenken, Medea mit krankem Gemüt, von wilder Liebe verwundet.94 Denn hier hätte genügt zu sagen, wenn nur die Dichter auf das allein bedacht wären, was genügen würde: 0 würde doch meine Herrin nicht umherirrend ihren Fuß aus ihrem Haus weglenken, Medea mit krankem Gemüt, von wilder Liebe verwundet. Also muß man auch dieses Herholen der Gedanken vom Uranfang an bei Themaangaben auf jeden Fall unterlassen. Denn eine solche Themaangabe ist nicht erst durch die Widerlegung wie andere, sondern sie ist schon von sich aus fehlerhaft. Eine Begründung ist fehlerhaft, die der Themaangab.e nicht angemessen ist entweder wegen ihrer Unzulänglichkelt oder wegen ihrer Gehaldosigkeit. Unzulänglich ist die Begründung, die nicht 7Wingend nachweist, daß der Sac~ verbalt so ist, wie in der Themaangabe dargestellt wurde, WJe z. B. bei Plaurus:91 Einen Freund zurechtzuweisen wegen einer Schuld, die er auf sich geladen hat, ist eine Aufgabe, die nichts einbringt, aber zur rechten Zeit ist es nützlich und 7uträglich. Dies ist die Themaangabe. Wollen w1r sehen, welche Begründung vorgebracht wird: Denn90 ich werde heute meinen Freund zurechtweisen für eine Schuld, die er auf sich geladen hat. Aus dem, was er selbst tun \\-ird, nicht aus dem, was getan werden soll, folgen der Sprecher, was nützlich sei.
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Vana ratio est, quae ex falsa causa constat, hoc modo: "Amor fugiendus non est, nam ex eo verissima nascitur amicitia". Aut hoc modo: "Philosophia vitanda est, adfert enim socordiam atque desi~iam". Nam hae rationes nisi falsae essent, exposiuones quoque earum veras esse confiteremur. ltemque infirma ratio est, quae non necessariam causam adfen expositionis, velut Pacuvius: Fonunam insanam esse et caecam et brutam perhibent philosophi Saxoque insrare in globoso praedicant volubili: Id quo saxum inpulerit Fors, eo cadere Fortunam aurumant. Caecam ob eam remesse iterant, quia nil cernat, quo sese adplicet; lnsanam autem aiunt, quia atrox, incena instabilisque sit. ~rutam, quia dignum atque indignum nequeat mternoscere. Sunt autem alü philosophi, qui contra Fortuna negant Ullam esse miseriam, sed temeritate omnia regi autumant. Id magis veri simile esse usus reapse experiundo edocet. Velut Orestes modo fuit rex, factust mendicus modo. Naufragio nempe re ergo id aut Forte aut Fortuna optigit? Nam hic Pacuvius infirma ratione utitur, cum ait verius esse temeritate quam fonuna res geri. Nam utraque opinione philosophorum fieri potuit, ut is, qui rex fuisset, mendicus factus esset.
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Gehaltlos ist die Begründung, die aus einem falschen Grund besteht, z. B. auf folgende Weise: "Vorder Liebe soll man nicht fliehen; denn aus ihr erwächst die echteste Freundschaft. "97 Oder auf folgende Weise: "Die Philosophie soll man meiden; denn sie verursacht Sorglosigkeit und Untätigkeit. "98 Denn wenn diese Begründungen nicht falsch wären, würden wir zugeben, daß auch die Themaangaben dazu richtig sind. Ebenso ist die Begründung unzulänglich, die einen nicht zwingenden Grund für die Themaangabe anführt, wie z. B. Pacuvius99 sagt: Daß das Schicksal unsinnig, blind und stumpf ist, geben die Philosophen an und sie verkünden, daß es auf einer rollenden Steinkugel stehe;"'" und wohin die Kugel der Zufall treibt, dahin falle auch das Schicksal, behaupten sie. Blind sei es deshalb, wiederholen sie, weil es nicht sehe, wohin es sich wende; unsinnig aber sei es, sagen sie, weil es schrecklich, unsicher und unbeständig sei; stumpf, weil es nicht zwischen würdig und unwürdig unterscheiden könne. Es gibt aber andere Philosophen, die im Gegensatz dazu leugnen, durch das Schicksal entstehe eine elende Lage; durch die Willkür werde alles regiert, behaupten sie. Daß dies wahrscheinlicher sei, lehrt die Gewohnheit durch die Erfahrung selbst. So war z. B. Orest eben noch König, und bald wurde er zum Benler. Durch einen Schiffbruch geschah dies freilich, widerfuhr es ihm durch einen Zufall oder das Schicksal? Denn hier wendet Pacuvius eine unzulängliche Begründung an, wenn er sagt, es entspreche mehr der Wahrheit, daß die Geschehnisse durch die Willkür als durch das Schicksal gelenkt würden. Denn nach beiden Ansichten der Philosophen konnte es geschehen, daß der, welcher König war, zum Benler wurde.
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Irem infirma ratio est, quae videtur pro ratione adferri, sed idem dicit, quod in expo~itione dierum est, hoc modo: "Magno malo est hominibus avaricia, idcirco quod homines magnis et multis incommodis conflictantur proprer inmensam pecuniae cupiditatem". Nam hic aliis verbis idem per racionem dicirur, quod dierum est per expositionem. Item infirma ratio est, quae minus idoneam, quam res postulat, causam subicit expositioni, hoc modo: "Utilis est sapientia, propterea quod qui sapiemes sunt, pierarem colere consuerunt". Item: "Utile est amicos veros habere: habeas enim, quibuscum iocari possis". Nam in huiusmodi rationibus non uru\·ersa neque absolura, sed exrenuata ratione expositio confirmarur.
Item infirma rario est, quae vel alii expositioni porest adcommodari, ut facit Pacuvius, qui eandem adfert rarionem, quare caeca, eandem, quare bruta fortuna dicarur. In confirmatione rarionis multa et vitanda in nostra et observanda in adversariarum oracione sunr vitia proptereaque diligentius consideranda, quod adcurata confirmatio rationis totam vehementissime conprobat argumemationem.
Utunrur igitur Studiosi in confirmanda racione duplici conclusione, hoc modo: Iniuria abs te adficior indigna, pater; Nam si inprobum esse Cresponrem existimas,
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Ebenso ist die Begründung unzulänglich, wenn man scheinbar etwas als Begründung anführt, aber nur genau dasselbe sagt, was in der Themaangabe gesagt wurde, z. B. auf folgende Weise: "Ein arges Übel für die Menschen ist die Habgier, deswegen weil die Menschen mit großen und vielen Nachteilen sich herumschlagen wegen ihrer unermeßlichen Geldgier." Denn hier wird mit anderen Worten dasselbe in der Begründung gesagt, was schon in der Themaangabe gesagt 't\-urde. Ebenso ist die Begründung unzulänglich, welche einen weniger geeigneten Beleg für die Themaangabe, als es die Sache erfordert, erklärend hinzufügt, z. B. auf folgende Weise: "Nützlich ist die Weisheit, deswegen weil diejenigen, die weise sind, gewöhnlich auch Frömmigkeit pflegen." Ebenso: "Es ist nützlich, wahre Freunde zu besiuen; man hat nämlich jemanden, mit dem man scherzen kann." Denn in derartigen Begründungen wird die Themaangabe nicht durch eine umfassende und voUständige, sondern eme geschmälerte Begründung bekräftigt. Ebenso ist die Begründung unzulänglich, welche man auch einer anderen Themaangabe anpassen kann, wie es PacU\·ius tut, der dieseJbe Begrundung dafür anführt, warum man das Scrucksal blind, dieselbe, warum man es :.rumpf nennt. 101 Bei der Bekräftigung der Begrundung muß man viele Fehler in unserer eigenen Begründung meiden und viele in der Begründung der Gegenpartei beobachten und deswegen um so sorgfältiger in Betracht ziehen, weil eine genaue Bekräftigung der Begründung die ganze Beweisführung auf das nachdrücklichste glaubhaft macht. Die eifrig Bemühten wenden also bei der Bekräftigung der Begründung eine doppelte Schlußfolgerung'0 1 an, z.. B. auf folgende Weise: Mir wird von dir ein unverdientes Unrecht 7ugefügt, Vater; denn falls du den Crcspontes für einen unredlichen Mann hältst,
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Cur me huic locabas nuptiis? Sin est probus, Cur talem invitam invitum cogis linquere? Quae hoc modo concludentur, aut ex contrario convertentur aut ex simplici parte reprehendentur. Ex conrrario, hoc modo: Nulla te indigna, nata, adficio iniuria. Si probus est, te locavi; sin cst inprobus, Divortio te liberabo incommodis. Ex simplici pane reprehendcntur, si ex duplici conclusione alterutra pars diluitur, hoc modo: Nam si inprobum esse Crespontem existimas, Cur me huic locabas nuptiis? Duxi probum; Erravi; post cognovi er fugio cognitum. Ergo reprehensio huiusmodi conclusionis duplex est; acutior illa Superior, facilior haec posterior ad cxcogitandum. Item vitiosa confirmatio est rationis, cum ea re, quae plures res significat, aburimur pro certo unius rei signo, hoc modo: "Necesse est, quoniam pallet, acgrotasseu aut "Necesse est pepcrisse, quoniam sustinet puerum infamemu. Nam haec ~ua sponte certa signa non habent, si non cetera quoque similia concurrunt; quod si concurrunt, nonnihil illiusmodi signa adaugent suspicionem.
Item v1riosum est quom vel in alium \'Cl in eum ipsum, qui dicir id, quod in adversarium dicitur,
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warum gabst du dann mich ihm zur Frau? Falls er aber redlich ist, warum zwingst du mich, ihn gegen meinen und seinen Willen zu verlassen?' 0 3 Schlußfolgerungen, die auf diese Weise gezogen werden, kehrt man entweder ins Gegenteil um oder man widerlegt sie aufgrund einer einzigen Wcndung.'"4 Durch Umkehrung ins Gegenteil, z. B. auf folgende Weise: Ich füge dir kein unverdientes Unrecht zu, Tochter. Falls er redlich ist, gab ich dich ihm zur Frau; falls er aber unredlich ist, werde ich dich durch eine Scheidung von Ungemach befreien. Aufgrund einer einzigen Wendung widerlegt man, wenn man von der doppelten Schlußfolgerung den einen oder anderen Teil entkräftet, z. B. auf folgende Weise: Denn falls du den Crespontes für unredlich hältst, warum gabst du mich ihm zur Frau? leb heiratete einen redlichen Menschen. Tch habe mich geirrt. Später erkannte ich ihn und ich fliehe vor dem, den ich erkannt habe. Also isr die Widerlegung einer derartigen Schlußfolgerung doppelt; scharfsinniger ist die erstere, leichter auszudenken die letztere. Ebenso ist die Bekräftigung der Begründung fehlerhaft, wenn wir eine Sachlage, die mehr Umstände beze1chner, fälschlich anwenden als sicheres Zeichen eines ein7igen Umstandes,' 0 1 7. B. auf folgende Weise: "Er muß notwendigerweise krank gewesen sein, weil er ja bleich i_stu; o~er:. "S~e muß notwendigerweise Mutter geworden sem, weil s1e 1a einen Säugling emähn."•o6 Denn diese Umstände bieten von sich aus keine sicheren Anzeichen, wenn nicht noch andere ähnliche Umstände dazukommen; wenn sie dazukommen, fördern derartige Zeichen nicht unwesentlich eine Vermutung. Ebenso ist fehlerhaft, was entweder auf einen anderen oder den selbst, der es sagt - was er eigendich gegen einen
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potest convenire, hoc modo: "Miseri sunt, qui uxore~ ducunt." - "At ru duxisti alteram". ltem viriosum est id, quod vulgarem habet defensionem, hoc modo: .Iracundia deducrus peccavit aut adulescenria aut amore". Huiu~modi enim deprecationes si probabunrur, inpune maxima peccata dilabenrur. ltem viriosum est, quom id pro ceno sumirur, quod inter omncs constat, quod etiam nunc in controversia cst, hoc modo: "Eho ru, dii, quibus e~t potesras morus superum atque inferum, Pacem inter sese conciliam, conferum concordiam." Nam ita pro suo iure hoc excmplo usum Thesprorum Enniu~ induxit, quasi iam satis certis rationibus ita esse demonstrasset.
Gegner sagt - zutreffen kann, ' 07 z. B. auf folgende Weise: "Unglücklich sind Männer, wenn sie geheiratet haben.""Aber du hast auch geheiratet. " •oS Ebenso ist fehlerhaft, was eine weit verbreitete Verteidigung nach sich zieht, z. B. auf folgende Weise: .Aus Jähzorn hat er sich vergangen oder wegen seiner Jugend oder aus Liebe." '09 Wenn man nämlich derartige Abbitten billigt, läßt man die schlimmsten Vergehen straflos hingehen. Ebenso ist es fehlerhaft, wenn man als sicher annimmt, was unter alJen feststeht, was aber jetzt noch umstritten 1st, z. B. auf folgende Weise: "Achtung, du da: Die Götter, in deren Macht das Beben des Himmels und der Erde liegt, schließen Frieden untereinander, vereinbaren Eintracht."
ltem vitiosum est, quod iam quasi sero atque acto negotio dici viderur, hoc modo: "In mentem mihi si venisset, Quirites, non comrnisissem, ut in hunc locum res veniret; nam hoc aut hoc fecissem, sed me rum haec rario fugit."
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ltem vitiosum est, quom id, quod in apeno delicto posirum est, tarnen aliqua levi tegirur defensione, hoc modo: Cum te expetebant omnes, florentissimo Regno reliqui; nunc desenum ab omnibus Summo periclo sola ut restiruam paro.
ltem viciosum est, quod in aliam panem ac dierum sit potest accipi. ld est buiusmodi, ut si quis
Denn so ließ Ennius' 10 zu seiner eigenen Rechtfertigung dieses Beispiel den Thesprotus anführen, als ob er schon genügend durch sichere Begründungen erwiesen hätte, daß es so sei. Ebenso ist fehlerhaft, was man gewissermaßen zu spät und wenn die Aufgabe schon durchgeführt ist, zu sagen scheint, z. B. auf folgende Weise: "Wenn es mir in den Sinn gekommen wäre, Quiriten, hätte ich nicht zugelassen, daß die Sache an diesen Punkt kam, denn ich hätte dieses oder jene~ getan; aber damals entging mir diese Überlegung." Ebenso ist es fehlerhaft, wenn man das, was auf einem offenkundigen Fehler beruht, dennoch durch irgendeine unbedeutende Verteidigung deckt,' " z. B. auf folgende \t'eise. Damals als alle deine Gunst erstrebten, verließ ich dich in deinem blühenden Reich; jetzt wo du von alJen im Stich gelassen wirst, mache 1ch mich ganz alJein unter größter Gefahr daran, dich wieder in deine frühere Stellung einzusetzen. " J Ebenso ist fehlerhaft, was in einem anderen Sinn verstanden werden kann, als es gesagt wurde, ' 4 Dies ist ein derani-
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potens ac factiosus in contione dixerit: "Satius est uti regibus quam uri malis legibus". Nam et hoc, tamctsi rei augendae causa potest sine malitia dici, tarnen propter potcntiam eius, qui dicit, non dicitur sine atroci suspicione.
Item ,·itiosum est falsis aut vulgaribus definitionibus uri. Falsae sunt huiusmodi, ut si quis dicat iniuriam esse nullam, nisi quae ex pulsatione aut convicio constet. Vulgares sum, quae nihilominus in aliam rem transfern possunt, ut si quis dicat: "Quadruplator, ut breviter scribam, capitalis est; est enim inprobus er pesrifer civis". Nam nihilo magis quadruplatoris quam furis, quam sicarii aut proditoris anulit definitionem.
Item viriosum est pro argumento sumere, quod in disquisitione posirum est, ut si quis quem furti arguat er ita dicat, euro esse hominem inprobum, avarum, fraudulenrum; ei rei testimonium esse, quod sibi furtum fecerit. Item vitiosum est controversiam comroversia dissolvere, hoc modo: "Non coovenit, censores, istum vobis satis facere, quod ait se non poruisse adesse ita, ut iurarus fuerit. Quid? si ad exercitum non venisset, idemne rribuno milirum diceret?" Hoc ideo vitiosum e~t. quia non expedira aut iudicata res, sed inpedita er in simili controversia posita exempli loco profertur.
Item viciosum est, cum id, de quo summa controversia est, parum expeditur et, quasi transactum
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ger Fehler, wie wenn ein mächtiger Mann, der viele Anhänger bat, in der Volksversammlung sagte: "Es ist ~~sser, Könige zu haben als schlechte Gesetze." Denn diese Außerung, auch wenn sie, um eine Sache zu steigern, ohne schlechte Absicht gemacht werden kann, kann wegen der Macht des Sprechers nicht ohne schrecklichen Verdacht getan werden. Ebenso ist es fehlerhaft, falsche oder weitverbreitete Begriffsbestimmungen anzuwenden. us Falsch sind Begriffsbestimmungen von der Art, wenn man z. B. sagen wollte, es gebe kein Unrecht, außer dem, das aus Schlagen und Schimpfen besteht. 116 Weitverbreitet sind Begriffsbestimmungen, die nichtsdestoweniger auf eine andere Sache üb~r tragen werden können, wenn man z. B. sagen wollte: "Er tSt, um es kurz zu schreiben, ein berufsmäßiger Angeber todeswürdiger Verbrechen; er ist nämlich ein unredlicher und verderblicher Mitbürger." Denn man hat keinesfalls mehr die Begriffsbestimmung eines berufsmäßigen Angebers angeführt als die eines Diebes, Mörders oder Verräters. Ebenso fehlerhaft ist es, als Beweis zu nehmen, was noch im Stadium der Untersuchung liegt; wie wenn jemand einen des Diebstahls beschuldigt und sagt, dieser sei ein ruchloser, habgieriger, betrügerischer Mensch; dafür diene als Zeugnis, daß er ihn bestohlen habc."7 Ebenso ist es fehlerhaft, eine Streitfrage durch eine Streitfrage zu widerlegen, 118 z. B. auf folgende Weise: "Es ist nicht in Ordnung, ihr Herren Zensoren, daß dieser da sich damit vor euch rechtfertigt, daß er sagt, er habe nicht anwesend sein können, wozu er sich durch einen Eid verpflichtet habe. Wie? Wenn er nicht zum Heer gekommen wäre, würde er dasselbe zum Militärtribun sagen?" Diese Beweisführung ist deshalb fehlerhaft, weil kein schon abgemachter oder entschiedener Sachverhalt, sondern ein ungeklärter und auf einer ähnlichen Streitfrage beruhender als Beispiel vorgebracht wird. Ebenso ist es fehlerhaft. wenn man den Punkt, um den in erster Linie eine Streitfrage geht, zu wenig klärt und, als ob
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sit, relinquitur, hoc modo: Aperte fatur dicrio, si inrellegas:
Tali dari arma, qualis qui gessit fuit, lubet, potiri si srudeamus Pcrgamum. Quem ego me profiteor esse; me est aecum frui Fraternis armis mihique adiud1carier, Vel quod propinquus vel quod virture aemulus. ltem vitiosum est ipsum sibi in sua oratione dissentire et contra atque ante dixerit dicere, hoc modo: "Qua causa accusem hunc?" Turn id expurando evolvere: "Nam si vererur, quid euro accuses qu1 est probus? Sin inverecundum animi ingenium possidet, Quid autem cum accuses, qui id parvi auditum aesrimet?" Non incommoda ratione videtur sibi ostendisse, quare non accusaret. Quid postea? quid ait? "Nunc ego te ab summo iam detexam exordio." Icem vitiosum est, quod dicitur contra iudicis voluntatem aut eorum, qui audiunr, si aut partes, quibus i1li student, aut homine~, quos illi caros habent, laedantur aut aliquo eiusmodi vitio laeditur auditoris voluntas. ltem vitiosum esr non omnis res conf=are, quas pollicirus sis in expositione. Item verendum est, ne de alia re dicatur, cum
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er schon abgehandelt wäre, beiseite läßt, z. B. auf folgende Weise: Offen sagt der Ausspruch, wenn du ihn verstehst: Einem Mann befiehlt er die Waffenrüstung zu geben, der so ist wie der war, welcher sie trug, Wenn wir danach streben, uns Pergamons zu bemächngen. Daß ich dieser bin, verkünde ich deutlich: Mir steht es 7.u, die Waffenrüstung des Bruders zu tragen und daß sie mir zuerkannt wird, entweder weil ich sein Blutsverwandter bin oder weil ich ihm in der Tapferkeit nacheifere."~ Ebenso fehlerhaft ist es, sich selbst in seiner eigenen Rede zu widersprechen und anderes zu sagen, als man YOrher gesagt hat, z. B. auf folgende Weise: "Warum soll ich diesen Mann anklagen?" Dann wird der Gedanke durch eine genaue Erwägung weiter entwickelt: "Denn wenn er Achtung empfindet, warum sollte man einen anklagen, der anständig ist? Wenn er aber eine Gesinnung hat, die vor nichts Achtung empfindet, warum sollte man ihn aber anklagen, der wenig darauf gibt, wenn er dies hört?" In einer nicht unangebrachten Begründung glaubt er deutlich gemacht zu haben, warum er nicht anklagt. Was aber weiter? Was sagt er? 0 "Jetzt werde ich dich bloßstellen ganz von Anfang an. "" Ebenso ist eine Aussage fehlerhaft, die gegen die Gesinnung des Richters oder der Zuhörer gerichtet ist, wenn dadurch die Partei, zu der jene neigen, oder Menschen, die sie für teuer halten, verletzt werden oder durch irgendeinen derartigen Fehler die Gesinnung eines Zuhörers verletzt wird.•:• Ebenso ist e~ fehlerhaft, nicht alle Punkte zu bekräftigen, von denen man es in der Themaangabe versprochen hat. w Ebenso muß man sich davor hüten, über einen anderen
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alia de re comroversia sir; inque eiusmodi vitio considerandum est, ne aur ad rem addarur quid aur quippiam de re detrahatur aur rota causa murata in aliam causam deriverur; uti apud Pacuvium Zethus cum Amphione, quorum controversia cum de musica inducta sit, disputatio in sapientiae rationem er virrutis utilitatem consumirur.
Item considerandum est, ne a!JUd accusatoris criminatio conrineat, aüud defensoris purgatio purget, quod saepe consulto multi ab reo facium angustiis causae coacti; ut si quis, cum accuserur ambitu magistratum petisse, ab inperatoribus saepe numero dicat apud exercirum se donarum esse. Hoc si diligenrer in oratione adversariarum observaverimus, saepe deprebendemus eos et in eius modi dcprehensione Ostendemus cos de re quod dicam non haben~.
Item vitiosum cst artem aut scientiam aut Studium quodpiam vituperare propter eorum vma, qui in eo Studio sum; veluti qui rhecoricam vituperant propter alicuius oratoris vituperandam vitam. ltem \'itiosum est ex eo, quia perperan1 factum constet esse, putare ostendi a ceno homine facrum esse, hoc modo: ".Morruum deformatum, rumore praeditum, corpore decolorarum constat fuisse; ergo ''eneno necarus est". Deiode si sit usque in eo occuparus, ut multi faciunt, venenum darum, vitio non mediocri conflictetur. Non enim facrumne sir, quaeritur, sed a quo facrum sit.
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Punkt zu sprechen als über den, um den die Streitfrage geht;"' bei einem derartigen Fehler muß man in Betracht ziehen, daß nicht zur behandelten Sache irgendein Punkt hinzugefügt wird oder davon weggenommen wird oder der ganze Fall in veränderter Form zu einem anderen Fall umgeleitet wird, so wie es bei Pacuvius Zethius und Amphion run, deren Streit über die Musik im Verlauf der Erörterung auf den Wen der Weisheit und den Nutzen der Tugend gerichtet wird.' ,~ Ebenso ist in Betracht zu ziehen, daß die Anschuldigung des Anklägers nicht etwas anderes zum Inhalt hat als die Entschuldigung, die der Verteidiger vorbringt, was oft \'iele absiehdich zum Voneil des Angeklagten cun, wenn die Mißüchkeir des Falles dazu zwingt, so z. B. wenn jemand, der angeklagt wird, er habe mit u~~chtmäßi~en Mitte~ ~~Amt erschlichen, sich damit verteidigt, er se1 von m1htanschen Befehlshabern oft vor dem Heer beschenkt worden. Wenn wir darauf in der Rede der Gegenpartei sorgfältig achten, werden wir sie oft dabei ertappen und durch ein derartiges Ertappen zeigen, daß sie über die Sache, um die es geht, . nichs zu sagen haben. Ebenso ist es fehlerhaft, Kunst, WISsenschaft oder Irgendeine Neigung zu tadeln wegen der Fehler derer, die dieser Neigung nachgehen, wie es z. B. die Leute tun, die die Redekunst tadeln wegen des tadelnswerten Lebenswandels irgendeines Redners." 1 Ebenso ist es fehlerhaft, aufgrund der Tatsache, daß bekanntermaßen eine unrechte Tar begangen wurde, zu glauben, man könne nachweisen, diese Tat sei von einem bestimmten Menschen begangen worden, z. B. auf folgende Weise: .Daß der Tote entstellt, aufgedunsen und verfärbt, seine Körperfarbe verändert war, steht fest; also wurde er durch Gift getötet." Wenn er weiterhin sich nur damit beschäftigt, wie es viele tun, daß ihm Gift gegeben wurde, schlägt er sich mit einem nicht geringen Fehler herum. Denn nicht ob die Tat begangen wurde, wird untersucht, sondern von wem sie begangen wurde.
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Item vitiosum est in conparandis rebus alteram rem efferre, de re altera meotionem non facere aut neglegentius disputare; ut si cum conparerur, utrum s_arius sit populum frorneorum accipere an non acctpere, quae commoda sint in altera re vera eurer enumerare, quae in altera incommoda et quae velit depressa, praetereat aut ea, quae mioima sinr, dicat. Irem viciosum est in rebus conparandis necesse purare alteram rcm vituperare, cum alteram Iaudes, quod genus, si quaerarur, utris maior honor habendus sit, Albensibus an Vestinis Pennensibus quod rei pubücae et populo Romano profuerinr, e; is, qui dicat, alteros laedat. Non enim necesse est, si alteros praeponas, alteros viruperare: fieri enim porest, ut, quom alreros magis laudaris, aJiquam alteris partem Iaudis adtribuas, ne cupide depugnasse contra veritatem puteris.
Irem vitiosum est de nomine et vocabulo controversiam struere, quam rem consuetudo optime potest iudicare; velut Sulpicius, qui intercesserat, ne exulis, quibus causam dicere non licuisser, reducerenrur, idem posterius inmutata voluntate, cum eandem Iegern ferret, aliam se ferre dicebat proprer nominum commutariooem; nam non exules, sed vi eiecros se reducere aiebat. Proinde quasi id fuisset in conrro\'ersia, quo iJJi nornine appellarenrur a populo Romano aut proinde quasi non omnes, quibus aqua er igni interdierum est, exules appellenrur. Verum illi fortasse ignoscimus, si cum causa fecit; nos tarnen inrellegamus viriosum esse intendere controversiarn proprer nominum mutationem.
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Ebenso ist es fehlerhaft, beim Vergleich von Sachverhalten den einen hervorzuheben, den anderen nicht zu erwähnen oder zu gleichgültig darüber zu sprechen;" 6 wie wenn z. B. ''ergleichend gegenübergestellt wird, ob es besser sei, daß das Volk Getreide erhalte oder nicht erhalte, und jemand gewissenhaft und genau aufzählt, welche Voneile in der einen Möglichkeit liegen, dabei aber übergeht, welche Nachteile in der anderen Möglichkeit liegen und welche er abgeschwächt haben möchte, oder nur die unbedeutendsten davon nennt. " 7 Ebenso ist es fehlerhaft, beim Vergleich von Sachverhalten es für unumgänglich zu halten, den einen Sachverhalt zu tadeln, während man den anderen lobt. Ein Beispiel dafür ist: Wenn gefragt wird, wem größere Ehre zu erweisen sei, den Albensero oder Pennensischen Vesrinem, dafür daß sie dem Staat und dem römischen Volk nützten, u~ und der Redner die einen davon beleidigt. Es ist nämlich nicht nötig, wenn man die einen bevorzugt, die anderen zu tadeln; es ist nämlich möglich, wenn man die einen mehr lobt, auch den anderen ein gewisses Maß an Lob zuzuerkennen, damit man nicht den Eindruck erweckt, man kämpfe mit Leidenschaft entschieden gegen die Wahrheit. Ebenso ist es fehlerhaft, auf eine Benennung oder auf ein Wort eine Streitfrage aufzubauen, ein Punkt, den am besten Übung beurteilen kann."~ So hane z. B. Sulpicius ursprünglich Einspruch dagegen erhoben, daß Verbannte, denen es nicht erlaubt war, sich vor Gericht zu verteidigen, zurückgeführt wurden; später änderte er seine Meinung und sagte, als er genau dasselbe Gesetz beantragte, sein Antrag ziele auf etwas anderes wegen einer Änderung der Benennungen; denn er sagte, er führe nicht Verbannte, sondern gewaltsam Ausgestoßene ~urück.' l~ AJs ob darüber ein Streit gewesen wäre, mit welchen Benennungen jene Leute zu bezeichnen seien, oder als ob nicht alle Menschen, die geächtet sind, Verbannte genannt "'-ürden. Aber vielleicht sehen wir es jenem Redner nach, wenn er aus gutem Grunde so vorging; wir aber wollen erkennen, daß es fehlerhaft ist, einen Streit anwfangen wegen abweichender Benennungen.
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Quoniam exomatio constat ex similibus et exemplis et rebus iudicatis et amplificationibus et ceteris rebus, quae pertinent ad exaugendam et conlocupletandam argumentationem, quae sint his rebus vitia, consideremus. Simile vitiosurn est, quod de aliqua parte dissimile est nec habet parem rationem conparationis aut sibi ipsi obest, qui adfen. Exemplurn vitiosum est, si aut falsum est, ur reprehendarur, aut mprobum, Ut non Slt tmJtandum, aut maius aut minus, quam res posrulat. Res iudicata vitiose profererur, si aut dissimili de re proferetur, aut de ea re, qua de controversia non est, aut inproba, aut eiusmodi, ut aut plures aut magis idoneae res iudicatae ab adversariis profern possmL ltem vitiosum est id, quod adversarii factum esse confiteantur, de eo argumentari et planum facere facrum esse; nam td augeri oportet. ltem vitiosum est id augere, quod convenit docere, hoc modo: ut si quis quem arguat hominem occidisse et, antequam satis idooeas argumeotaciones atrulerit, augeat peccarum et dicat nihil indignius esse quam hominem occidere. Non enim utrum indignum sit an non, sed facrumne sit quaerirur. Conplexio vitiosa est, quae non, ut quidque primum dierum est, primum conpleccirur, et quae non breviter concludirur, et quae non ex enumeratione cerrum et constans aliquid relinquit, ur intellegatur, quid propositum m argumeotatione sit, quid demde ratione, quid confirmarione, quid tota argumentatione demonstratum.
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Da nun die Ausschmückung aus Gleichnissen, Beispielen, richterlichen Vorentscheidungen, Steigerungen und den übrigen Mitteln besteht, die darauf abzielen, die Beweisführung z-u verStärken und zu bereichern, wollen wir betrachten, welche Fehler es dabei gibt. Ein Gleichnisistfehlerhaft,das in irgendeiner Hinsicht nicht paßtund das kerne angemessene Durchführung des Vergleiches aufweist oder das demjenigen selbst schadet, der es anführt.'!' Ern Beispiel ist fehlerhaft, wenn es entweder falsch ist, so daß es widerlegt wird, oder wenn es verwerflich ist, so daß man es nicht nachahmen darf, oder wenn es bedeutender oder unbedeutender ist, als es die Sache verlangt. 'P Eine richterüche Vorentscheidung bringt man fehlerhaft vor, wenn man sie von einem unähnlichen Fall vorbringt oder von einem Fall, worüber es keinen Streit gibt, oder von einem verwerflichen Fall oder von einem derartig gelagerten Fall, daß dazu mehr oder zutreffendere richterliche Vorentscheide von der Gegenpartei vorgebracht werden können.'l3 Ebenso ist es fehlerhaft, für eine Tat, die die Gegenpartei zugibt, Beweise artZuführen und deutlich zu machen, daß sie verübt wurde; denn diese Tat muß nur vergrößert dargestellt werden.'H Ebenso ist es fehlerhaft, das vergrößert darzustellen, was man erst nachweisen soll,' H wie z. B. auf folgende Weise: Wenn man einen beschuldigt, einen Menschen getötet zu haben, und bevor man genügend treffende Beweise angeführt hat, das Verbrechen vergrößert darstellt und sagt, nichts sei empörender als emeo Menschen zu töten. Es fragt sich nämlich nicht, ob die Tat empörend ist oder nicht, sondern nur, ob sie begangen wurde. Eine Zusammenfassung ist fehlerhaft, die nicht zuerst zusammenfaßt, was zuerst gesagt wurde, und die nicht kurz und bündig abgeschlossen wird,'36 und die nicht von der Aufzählung ein bestimmtes und feststehendes Ergebnis hmterläßt, so daß man erkennt, was in der Beweisführung angekündigt, was dann in der Begründung, was in der Bekräftigung, was in der ganzen Beweisführung dargelegt wurde.
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Conclusiones, quae apud Graecos epzlogi nominanrur, tripcrtitae sum. Nam constant ex enumerarione, amplificatione et conmiseratione. Quattuor locis uti possumus conclusionibus: in principio, secundum narrationem, secundum firmissimam argumentationem, in conclusione. Enumeratio est, per quam colligimus et commonemus, quibus de rebus verba fecerimus, breviter, ut renoverur, non redintegretue oratio: et ordine, ur quicque erit dicrum, referemus, ut auditor, si memoriae mandaverit, ad idem, quod ipse meminerit, reducarur. ltem curandum est, ne aut ab exordio aut narratione repetarur orationis enumeratio. Ficta enim et dedita opera conparata oratio videbirur esse artificii s•gnificandi, ingenü venditandi, memoriae ostendendae causa. Quaproprer initium enumerationis sumendum est a divisione. Deiode ordine breviter exponendae res sunt, quae tractatae erunt in confinnatione et confutatione.
Amplificatio est res, quae per locum communem insrigarionis auditorum causa sumitur. Loci communis ex decem praeceptis commodissume sumenrur adaugendi criminis causa. Primus locus sumirur ab aucroritate, cum commemoramus, quantae curae ea res fuerit diis inmortalibus aut maioribus nostris, regibus, civitatibus, nationibus, hommibus sapienrissimi!>, senarui; item ~me, quo modo de his rebus legibus sancrum SJt. Secundus locus est, cum consideran1Us, illae res, de quibus criminamur, ad quos pertineant: utrum ad omnes, quod atrocissimum est, an ad superio-
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Die Schlüsse, die bei den Griechen epilogz heißen, sind dreigeteilt. •;;- Denn sie bestehen aus der Aufzählung, der Steigerung und der Erregung von Mitleid. An vier Stellen der Rede können wir Schlüsse anwenden: in der Vorrede, nach der Darlegung des Sachverhaltes, nach der krähigsten Beweisführung, arn Redeschluß. Die Aufzählung•;• ist eine Möglichkeit, wodurch wir die Punkte zusammenfassen und m Erinnerung bnngen, worüber wir gesprochen haben, und zwar nur kurz, damit die Rede ins Gedächtnis zurückgerufen, nicht wiederholt wird; und wir bringen die einzelnen Punkte in der Reihenfolge vor, in der sie gesagt wurden, damit der Zuhörer, wenn er sie sieb eingeprägt hat, zu denselben Punkten zurückgeführt wird, an die er sich selbst erinnert. Ebenso ist darauf zu achten, daß die Aufzählung nicht bis zur Einleitung oder bis zur Darlegung des Sachverhaltes zurückfühn. Nur erfunden und unter großer Mühe vorbereitet' l9 scheint so eine Rede zu ~ein mit dem Ziel, seine Kunstfertigkeit zu zeigen, seinen Geist z-ur Schau zu stellen, seine Gedächtniskraft sehen zu lassen. Deswegen darf die Aufzählung erst bei der Gliederung des Stoffes einsetzen. Danach muß man der Reihe nach kurz die Punkte darlegen, die in der Bekräftigung und Widerlegung behandelt wurden. Die Steigerung' •" ist das Mittel, welches mir Hilfe eines Gemeinplatzes zur AnsracheJung der Zuhörer angewandt wird. Gemeinplätze nimmt man sehr vorteilliaft aus zehn Anleitungen,''' um die Anschuldigung zu vergrößern. Der erste Gemeinplatz wird von einem Vorbild hergenommen, wenn wir erwähnen, wie sehr sich um diese Angelegenheit die unsterblichen Göner oder unsere Vorfahren, Köruge, Staaten, Völkerschaften, die weisesten Männer, der Senat gekümmert haben; ebenso vor allem, wie darüber gesetzliche Bestimmungen getroffen worden seien. Der zweite Gemeinplat7 ist, 'i1 wenn wir in Betracht ziehen, gegen wen sich die Taten richten, dererwegen wir Anklage erheben; ob gegen aUe, was das Furchtbarste ist; ob gegen Höherge.stellte, wozu die gehören, von denen man die
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res, quod genus ü sunt, a quibus auctoritatts locus cornmunis surnitur, an ad pares, hoc est in isdem partibus animi, corporis, fortunarum positos, an ad inferiores, qui his omnibus rebus antecelluntur. Tertius locus est, quo percontarnur, quid sit eventururn, si omnibus idem concedatur, er ea re neglecta ostendemus, quid periculorurn atque incomrnodorum con~equatur. Quarrus locus est, quo demönstratur, si huic sit remissum, multos alacriores ad maleficia futuros, quos adhoc expectatio iudicii remoratur. Quintus locus est, per quem ostendimus, si sententia alirer iudicatum sit, nullam rem fore, quae non commodum iudicium corrigere possit. Quo in loco non incommodum erit uti ceterarum rerum conparatione, ut mtendanms alias res posse aut vetustate sedari aut consilio corrigi, huius rei aut leniendae aut corrigendae nullarn rem adiumento futuram.
Sextus est locus, quom ostendimus et consulto facturn et dicimus voluntario facinori nullam esse excusationem, inprudentiae et iustam deprecationem paratam. Septimus locus est, quo ostendimus taetrum facinus, crudele, nefarium, tyrannicum esse: quod genus iniuria mulierum aut earum rerum aliquid, quarum rerum causa bella suscipiuntur et cum hosribus de vita dirnicatur. Ocravus locus est, quo ostendimus non vulgare, sed singulare esse maleficium, spurcum, nefarium, inusitatum; quo maturius et atrocius vindicandum esr.
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Gemeinplätze des Vorbildes hernimmt; oder gegen Gleichgestellte, d. h. gegen Menschen, die in denselben Verhältnissen des Geistes, des Körpers, des äußeren Besitzes stehen; 141 oder gegen Niedrigergestellte, die in aiJ diesen Beziehungen übertroffen werden. Der dritte Gerneinplatz ist der, 1H durch den wir fragen, was geschähe, wenn allen dasselbe erlaubt würde; und wenn dies zu wenig beachtet wird, wetsen wir darauf hin, welche Gefahren und Nachteile die Folgen davon wären. Der vierte Gemeinplatz ist der, 14 ! durch den dargetan wird, wenn man diesem seine Tat hingehen ließe, würden viele mit größerem Eifer Freveltaten begehen, welche bis jetzt noch die Erwartung eines Gerichtsverfahrens zurückhält. Der fünfte Gemeinplatz ist der, 146 durch den wir nachweisen, falls durch einen Spruch anders geuneilt worden sei, werde es nichts geben, was das nicht angemessene Urtell in Ordnung bringen könne. Bei diesem Gemeinplatz ist es nicht unvorteilhaft, einen Vergleich mit sonstigen Fällen anzustellen, um nachzuweisen, daß in anderen Fällen die Angelegenheit durch das Alter beigelegt oder durch Einsicht verbessert werden könne; um aber in unserer Angelegenheit eine falsche Entscheidung abzumildern oder zu verbessern, dazu helfe kein Mittel Der sechste Gemeinplatz ist es, 147 wenn wir nachweisen, die Tat sei mit Absicht begangen worden, und wenn wir sagen, für eine freiwillige Tat gebe es keine Entschuldigung und nur für eine unbeabsichtigte Handlung stehe eine gereehrfertigte Abbitte zu Gebote. Der siebte Gemeinplatz ist der, 141 durch den wir nachweisen, es sei eine garstige, grausame, frevelhafte, tyran.nische Tat; dazu gehört erwa die Vergewaltigung von Frauen oder etwas derartiges, um dcssetwillen man Kriege beginnt und mit den Feinden um das Überleben kämpft. Der achte Gemeinplatz ist der, 1imus et nos sub eorum, quorum rnisericordiam captabimus, potestatem subiciemus: si, quid nostris paremibus, liberis, ceteris necessariis casururn sit proprer nostras calamitates, aperiemus et simul OStendemus illorum nos sollicirudine et miseria, non nostris incommodis dolere; si de clemenria, humanitate, misericordia nostra, qua in alios usi sumus, aperiemus; si nos sernper aut diu in rnalis fuisse ostendemus; si nostrum farum aut fonunam conqueremur; si animum nostrum fonem, parientern incommodorum Ostendemus fururum. Conmiserationem brevem esse oportet, nihil enim lacrima citius arescit. Fere locos obscurissirnos totius anificü tractavimus in hoc libro: quaproprer huic volurnini modus hic sit: reliquas praeceptiones, quoad videbirur, in tenium librum transferemus. Haec si, ut conquisite conscripsimus, ita ru diligenter fueris consecurus, ct nos industriae frucrus ex tua con-
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Der neunte Gemeinplatz ist der, •so der aus einem Vergleich von Verfehlungen besteht. beispielsweise wenn wir sagen, es sei ein schlimmeres Verbrechen, einen Freigeborenen zu schänden als ein geweihtes Gut zu entwenden, weil das letztere aus Not verübt wurde, das erste aber aus unbeherrschtem Hochmut. Der zehnte Gemeinplatz ist dcr,'P durch den wir alles, was bei der Durchführung der Tat geschah, und was gewöhnlich auf die Sache folgt, scharfsinnig, vorwurfsvoll und gewissenhaft darlegen, so daß man sieht, wie die Sache betriebeil und die Tat durchgeführt wurde, wobei man die daraus folgenden Ereignisse aufzählt. Mideid•sz erregt man bei den Zuhörern, wenn wir den verscruedenanigen Wech)el des Schicksals ansprechen; wenn wir durch Vergleich nachweisen, in welch glückljcher Lage wir waren und in welch unglücklicher wir jetzt sind;' H wenn wir aufzählen und nachweisen, was uns bevorsteht, wenn wir den Prozeß nicht gewinnen; wenn wir uns auf~ Flehen verlegen und uns der Macht derer unterwerfen, dt:ren Mitleid wir erlangen wollen; wenn wir offen darlegen, was unseren Eltern, Kindern und übrigen Verwandten zustoßen wird wegen unseres Unglücks,' 14 und wenn wir zugleich nachweisen, uns bereite deren Kummer und Unglück, nicht unsere eigene Unbill Schmerz; wenn "1\.'ir die Milde, Menschlichkeit und das Mitleid offen darlegen, welche wir anderen erWiesen haben; wenn wir nachweisen, daß wir immer oder lange in schlimmen Verhältnissen gelebt haben; wenn wir unser Geschick oder Schicksal beklagen; wenn wir darauf hinweisen, daß unser Herz tapfer und ausdauernd im Unglück sein werde. Die Erregung von Mirleid muß kurz sein; denn nichts trocknet schneller als eine Träne.'!! Beinahe die dunkelsten Stellen der ganzen Redekunst habe ich in diesem Buch behandelt; deswegen soll diese Schriftrolle hier beendet sein. Die übrigen Anleitungen werde ich, soweit es richtig erscheint, in ein drittes Buch verlegen. Wenn du das ebenso gewis~enhaft befolgst, wie ich es mit strenger Auswahl niedergeschrieben habe, ~·erde ich den
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scientia capiemus, et tute nostram diligentiam laudabis tuaque perceprione laetabere: tu scientior eris praeceptorum arrificü, nos alacriores ad reliquum persolvendum. Verum haec furura saris scio, te enim non ignoro. Nos deinceps ad cerera praecepta transeamus ut, quod libentissime faciamus, ruae voluntari reccissime morem geramus.
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Lohn für meinen Fleiß aus deinem Einverständnis gewm;en, und du wirst meine Gewissenhaftigkeit loben und wirst dich über deine Erkenntnis freuen. Du wirst reicher an Wissen in den Vorschriften der Redekunst sein, ich werde mit größerem Eifer darangehen, das zu vollenden, was noch übrig ist. Aber daß es so kommen wird, weiß ich genau; ich kenne dich nämlich sehr gut. So will ich ohne Unterbrechungen zu den übrigen Anleitungen übergehen, um mir größter Freude deinem ganz richtigen Wunsch zu willfahren.
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LIBER TERTIUS Ad omnem iudictalem causam quemadmodum conveniret invennonem rerum adcommodari, satis abundanter, ut arbirror, ~uperioribus libris demonstrarum est. Nunc earum rarionem rerum inveniendarum, quac pertinebant ad causas deliberacivas et demonstrarivas, in hunc librum transrulimus, ut omnis inveniundi praeceptio tibi quam primum persolveretur. Reliquae quattuor partes erant artificii. De tribus partibus in hoc libro dierum est: disposirione, pronuntiatione, mcmoria. De elocutione, quia plura dicenda vidcbanrur, in quarto libro conscribere maluimus, quem, ut arbitror, cibi librum celeriter absolutum mittemus, ne quid tibi rhetoricae artis deesse possit. lnterea prima quaeque et nobiscum, cum voles, ct interdum sine nobis legendo consequere, nc quid inpediare, quin ad hanc ucilitatem pariter nobiscum progredi possis. Nunc ru fac artenturn te praebeas; nos proficisei ad insciruta pergemus. Deliberationes partim sunt eiusmodi, ut quaerarur, utrum potius faciendum sit, partim eiusmodi, ut, quid potissimum faciendum sit, considererur. Utrum potius, hoc modo: Kartago tollenda an relinquenda videatur. Quid porissimum, hoc pacto: ut si H annibal consultet, quom ex Italia Kareagioern arcessatur, an in Italia remaneat, an domum redeat, an in Aegyprum profecrus occupet Alexandriam.
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Auf welche Weise man bei jeder Gerichtsrede mit der Auffindung des Stoffes vorgehen soll, ist, wie ich glaube, in den vorausgehenden Büchern ausführlich genug dargelegt worden. Nun habe ich die Metbode der Auffindung des Stoffes, die zu den beratenden und darlegenden Reden gehört, auf dieses Buch übertragen,' damit die ganze Anleirung zur Auffindung des Stoffes möglichst bald für dich abgeschlossen werde. Übrig bleiben noch vier Teile des Lehrgebäudes. Von drei Teilen wird in diesem Buch gesprochen: der Anord~ung des Stoffes, • dem Vortragi und dem Sicheinprägen.4 Uber die stilistische Gestaltung wollte ich, da darüber wohl mehr gesagt werden muß, lieber im 4· Buch schreiben,l dieses werde ich schnell abschließen und dir schicken, damit dir nichts von dem rhetorischen Lehrwerk fehlt. Inzwischen magst du die jeweils vorausgehenden mir mir, wenn du willst, al~ auch bisweilen ohne mich lesend durchgehen, damit du nicht irgendwie darin behindert wirst, zu diesem Nutzen auf gleicher Srufe mit mir foruuschreiten. Nun erweise dich als aufmerksam; ich will fortfahren in den Unterweisungen. Beratende Reden6 sind teils von der Art, daß man fragt, welche von zwei Handlungen man eher ausführen soll, teils von der Art. daß man in Betracht zieht, welche Handlung man am ehesten ausführen soll. Welche von zwei H andlungen eher, wie z. B. auf folgende Weise: Ob man Karthago beseitigen oder bestehen lassen solJ.7 Welche am ehesten, z. B. auf folgende Art: Wenn H annibal überlegt, wenn er aus Italien nach Karthago zurückgeholr wird, ob er in ~~Iien bleiben, ob er nach Hause zurückkehren, ob er nach Agypten aufbrechen und Alexandria besetzen soll.8
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Ttem deliberationes panim ipsae proprer se consultandae sunr, ut si deliberet senarus, captivos ab hostibus redimat an non; partim propter aliquam extraneam causam venium in deliberacionem er consultationem, ut si deliberet senatus bello Punico, soh'ame legibus Scipionem, ut eum liceat ante tempus consulem fieri; partim et propter se sum deliberandae er magis propter extraneam causam veniunr in consuhationem, ut si deliberet senatus bello Italieo, sociis civitatem det an non.
In quibus causis rci natura faciet deliberacionem, omnis oratio ad ipsam rem adcommodabirur; in quibus extranea causa conficiet deliberationem, in his ea ipsa causa erit adaugenda aut deprimenda. Omnem orationem corum, qui sentenciam dicent, finem sibi conveniet utilitacis proponere, ut omnis eorum ad eam totius orationis ratio conferarur. Utifitas in duas partes in civili consultacione dividirur: tutam, honestam. Tuta est, quae conficit instancis aut consequencis periculi vitationem quaübet ratione. Haec distribuitur in vim et dolum, quorum aut alterum separatim aut utrumque sumemus coniuncte. Vis decemirur per exercitus, classes, arma, tormenta, evocaciones horninum er alias huiusmodi res. Dolus consumitur in pecunia, pollicitatione, dissimularione, maturatione, mentitione et ceteris rebus, de quibus magis idoneo tempore loquemur, si quando de re militari aut de administratione rei p. scribere velimus. Honesta res dividirur in rectum et laudabile.
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Ebenso müssen beratende Reden teils selbst ihrer selbst wegen genau überlegt werden, z. B. wenn der Senat berät, ob er die Gefangenen von den Feinden loskaufen soll oder nicht;' teils kommen sie wegen irgendeiner außerhalb liegenden Ursache zur Beratung und Überlegung, z. B. wenn der Senat im Punischen Krieg berät. ob er Scipio von gesetzlichen Bindungen lösen soll, damit er \'Or der festgesetzten Zeit Konsul werden könne; ' 0 teils müssen sie ihrer selbst wegen beraten werden und kommen noch mehr wegen einer außerhalb liegenden Ursache zur Berarung, z. B. wenn der Senat im italischen Krieg berät. ob er den Bundesgenossen das Bürgerrecht verleihen soll oder nicht." Ln den Fällen, in denen die Sachlage eine beratende Rede bewirkt, wird man die ganze Rede auf die Sachlage selbst ausrichten; in den Fällen aber, in denen eineaußerhalb liegende Ursache die beratende Rede zustande bringt, in diesen wird man eben dieseUrsachevergrößern oder niederhalten müssen. Die ganze Rede derer, die ihre Meinung vortragen, muß sich den Nutzenu zum Ziele setzen, so daß der gesamte Aufbau ihrer Rede darauf hinstrebt. Der Nut7en wird bei einer öffentlichen Belange betreffenden Überlegung in zwei Arten unterteilt: Sicherheit und Ehrenhaftigkeit. Sicher ist der Nutzen, der bewirkt, daß eine schon vorhandene oder noch bevorstehende Gefahr auf jede beliebige Art und Weise vermieden wird. Dieser wird eingeteilt in Gewalt und List, von denen wir entweder eine getrennt oder beide zusammen in Anspruch nehmen. Die Gewalt wird 'erliehen durch Heere, Honen, Waffen, Geschütze, das Aufgebot von Männem und andere derartige Vorkehrungen. Die List wird ausgeübt durch Geld, Versprechung, Vorstellung, Beschleunigung, Lüge und die übrigen Minel, über die ich zu geeigneter Zeit sprechen werde, wenn ich einmal über Kriegsführung oder die StaatsVerwaltung schreiben werde. •1 Das Ehrenhafte wird unterteilt in das Richtige und Lobenswerte.
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Recrum est, quod cum virrute et officio fit. Id dividirur in prudentiam, iustitiam, fortirudinem, modestiam. Prudentiae est calliditas, quae ratione quadam potest dilecrum habere bonorum et malorum. Dicirur item prudentia scientia cuiusdam arrificii et appellarur prudentia rerum multarum mcmoria et usus conplurium negotiorum. Justitia est aequitas ius uni cuique rei tribuens pro dignitate cuiusque. forrirudo est rerum magnarum adpetirio et rerum humiJium contemptio et laboris cum utilitatis ratione perpessio. Modestia est in animo continens moderario cupiditarum. Prudentiae parcibus utemur in dicendo, si commoda curn incommodis conferemus, cum alterum sequi, vitare alterum cohortemur; aut si qua in re cohorrabimur aliquid, cuius rei aliquam disciplinam potcrimus habere, quo modo aut qua quidque ratione fieri oporreat; aut si suadebimus quippiam, cuius rei gestae aut praesemem aut auditam memoriarn poterimus babere; qua in re facile id, quod velimus, exemplo allato persuadere possumus.
lustitiae partibus utemur, si aut innocentium aut supplicium misereri dicemus oponere; si ostendemus bene merentibus grariam referri convenire; si demonstrabimus ulcisci male meritos oportere; si fidem magnopere censebimus conservandam; si Ieges et mores civitatis egregie diccmus oportere servari; si societates atque amicitias studiose dicemus coli convenire; si quod ius in paremis, deos, parriam narura conparavit, id religiose colendum
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Richtig•• ist, was mit Tugend und Pflichtgefühl getan wird. Es wird umeneiJr in Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Selbstbeherrschung. '! Klugheit ist die Schlauheit, welche nach einer bestimmten Überlegung eine Wahl treffen kann zwischen Got und Böse. Ebenso nennt man Klugheit die Kenntnis einer gewissen Kunstfertigkeit; als Klugheit bezeichnet man das Festhalten vieler Dinge im Gedächtnis und die Beherrschung mehrerer Tätigkeiten.'6 Die Gerechtigkeit ist die Billigkeit, die jedem einzelnen sein Recht zuteilt je nach dem Verdienst eines jeden." Die Tapferkeit ist da~ Streben nach Großem und das Verachten von Niedrigem und das Erdulden von Mühe im Hinblick auf den !':utun. '8 Die Selbstbeherrschung ist eine Mäßigung, die die Begierden im Herzen beherrscht. '' Die Gesichtspunkte der Klugheit wenden wir in der Rede an, wenn wir Voneile mit Nachteilen vergleichen, wenn wir dazu auffordern, das eine zu erstreben, das andere zu vermeiden; oder wenn wir in irgendeiner Angelegenheit, in der wir einige Kenntnis haben können, irgendwie dazu auffordern, auf welchem Weg oder auf welche Weise etwas geschehen müsse; oder wenn wir zu einem Vorhaben raten, von dessen Durchführung wir entweder aus eigener Anschauung oder vom Hörensagen Kenntnis haben können; dabei können wir leicht zu dem, was wir woUen, überreden, indem wir ein Beispiel anführen. Die Gesichtspunkte der Gerechtigkeit wenden wir an, wenn wir sagen, man müsse sich der Schuldlosen oder der demütig Bittenden erbarmen; wenn wir darauf hinweisen, man müsse denen, die sich Verdienste erworben haben, Dank abstatten; wenn wir darlegen, man müsse die bestrafen, die sich schuldig gemache haben; wenn wir die Meinung vertreten, ein Versprechen müsse unter aUen Umständen gehalten werden; wenn wir sagen, die Gesetze und Siuen10 des Staates müßten genau beachtet werden; wenn wir sagen, Bündnisse und Freundschaften müßten mit Eifer gepflegt werden; wenn \vir darlegen, das Recht, welches die Narur den Eltern, den Göttern, dem Vaterland gegenüber geschaf-
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demonstrabimus; si hospitia, cliencelas, cognationes, adfinitates caste colenda esse dicemus; si nec pretio nec gratia nec periculo nec simultate a ,;a recta Ostendemus deduci oportere; si dicemus in omnibus aequabile ius starui convenire. His atque huiusmodi partibus iustitiae si quam rem in concione aut in consilio faciendam censebimus, iustam esse ostendemus, contrariis iniustam. Ita fiet, ur isdem locis et ad suadendum et ad dissuadendum slOlus conparari.
Sin fortirudinis retinendae causa faciendurn esse dicemus, Ostendemus res magnas et celsas sequi et appeti oportere; et item res humiles et indignas viris forcibus viros fortes propterea comemnere oportcre nec idoneas dignitate sua iudicare. ltem ab nulla re honesta periculi aut laboris magnirudine deduci oportere; antiquiorem mortem turpirudine haberi; nullo dolore cogi, ut ab officio recedarur; nullius pro rei veritate meruere inimicitias; quodlibet pro patria, parentibus, hospicibus, amicis, iis rebus, quas iustitia colere cog1t, adire periculum et quemlibet suscipere laborem.
Modestiae partibus utemur, si lllDlias Libidines honoris, pecuniae, similium rerum viruperabimus; si unam quamque rem certo narurae tennino definiemus; si, quoad cuique satis sit, ostendemus, nimium progredi dissuadebimus, modum uni cuique rei staruemus.
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fen hat, müsse gewissenhaft gepflegt werden; wenn wir sagen, Gastfreundschaften, Kliemelschaften, Blutsverwandtschaften und Verwandtschaften durch Heirat müßten uneigennütkig gepflegt werden; wenn wir darauf hinweisen, man dürfe .)ich durch keine Belohnung, durch keine Gunst, durch keine Gefahr und durch keine Feindschaft vom rechten Weg abbringen lassen; wenn wir sagen, in allen Bereichen müsse gleiches Recht festgelegt werden. Wenn wir in einer Volksoder Ratsversammlung die Meinung vertreten, mit diesen oder derartigen Gesichtspunkten der Gerechtigkeit müsse eine Angelegenherr durchgeführt werden, weisen wir darauf hin, daß sie gerecht, wenn mit gegensätzlichen Gesichtspunkten, daß sie ungerecht ist. Das Ergebnis wird dann sein, daß wir mit denselben Gemeinplätzen dazu gerüstet sind, dafür und dagegen zu sprechen. Wenn wir aber sagen, etwas müsse getan werden, um die Tapferkeit zu wahren, werden wir darauf hinweisen, man müsse große und erhabene Ziele verfolgenz• und anstreben; und ebenso, daß tapfere Männer niedrige und tapferer Männer unwürdige Ziele deswegen verachten und ihrer Würde nicht für angemessen halten müßten. Ebenso dürfe man sich von keiner ehrenhaften Sache durch die Größe der Gefahr oder Anstrengung abbringen lassen; der Tod müsse höher stehen als die Schande; durch keinen Schmerz dürfe man gezwungen werden, vor der Pflichterfüllung zurückzuweichen; für die Wahrheit dürfe man in keiner Angelegenheit Anfeindungen fürchten; für das Vaterland, die Eltern, die Gastfreunde, die Freunde, für die Dinge, welche die Gerechtigkeit zu pflegen zwingt, müsse man jegliche Gefahr auf sich nehmen und sich jeglicher Anstrengung unterziehen. Die Gesichtspunkte der Selbstbeherrschung wenden wir an, wenn wir übertriebenes Verlangen nach Ehre, Geld und ähnlichem tadeln; wenn wir jede einzelne Sache durch die sichere Grenze der Natur beschränken; wenn wir darauf hinweisen, wie weit einem jeden etwas genügen müsse, und davon abraten, allzu weit zu gehen, und wenn wir jeder einzelnen Sache ein Maß setzen.
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Huiusmodi partes sunt omnibus verbis adtenuandae, si ab bis dehortabimur, ut haec adtenuentur, quae demonsrravi. Nam nemo erit, qui censeat a virtutc rccedendum; verum aut res non eiusmodi dicarur esse, ut virturem possimus egregiam experiri, aut in contrarüs potius rebus quam in his virrus consrare osrendarur. Item, si quo pacto poterimus, quam is, qui contra dicet, iusticiam vocabit, nos demonstrabimus ignaviam esse et inertiam ac pravam liberalitatem; quam prudentiam appellarit, ineptam et garrulam et odiosam scientiam esse dicemus; quam ille modesciam dicet esse, eam nos inertiam et dissolutam neglegentiam esse dicemus; quam ille forcirudinem nominarit, eam nos gladiatoriam et inconsideratam appellabimus temeritatem.
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Laudabile est, quod conficit honesram et praesentem et consequemem commcmorationem. Hoc nos non eo separavimus, quod partes virturum, quae subiciunrur sub vocabulum recri, banc honcstam commemorationem dare non soleam, sed quamquam ex recto laudabile nascirur, tarnen in dicendo seorsum tractandum est hoc ab illo: neque enim solum Iaudis causa rectum sequi convenit, sed si laus consequitur, duplicarur recti adpetendi voluntas. Cum igirur erit demonstrarum rccrum esse, laudabile esse demonstrabimus aut ab idoneis bominibus - ut si qua res honcsriori ordini placeat, quae a deteriore ordinc inprobctur - aut quibus sociis aur omnibus civibus, exteris nationibus, posterisque nostris.
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Cum huiusmodi divisio sit locorum in consuJtatione, bre\iter aperienda ent totius tracrario causae.
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Derartige Gesichtspunkte müssen mit allen Worten abgewerden, wenn wir vor alledem warnen, damit diejenigen Gesichtspunkte abgeschwächt werden, welche ich oben dargelegt habe." Denn es wird niemanden geben, der die Meinung ,·ertritt, man dürfe von der Tugend abweichen; aber man mag enrweder sagen, die Angelegenheit sei nicht von der Art, daß man eine herausragende Tugend erkennen kann, oder man weise darauf hin, die Tugend sei eher in den gegenteiligen Eigenschaften vorhanden als in diesen. Ebenso werden wir, wenn wir irgendwie können, darlegen, daß die Eigenschaft, die der gegnerische Redner Gerechtigkeit nennt, Feigheit se1, Trägheit und verkehrte .freigebigkeit; wir werden sagen, die Eigenschaft, die er Klugheit nennt, sei abgeschmacktes, geschwätziges und widerwärtiges Besserwissen; die Eigenschaft, die er Selbstbeherrschung nennt, werden wir Trägheit und gleichgültige Nachlässigkeit nennen; die er als Tapferkeit benennt, werden wir als gladiatorenmäßige, unbesonnene Tollkühnheit bezeichnen.'J Lobenswert ist, was eine ehrenhafte Erwähnung in der Gegenwart und in der Zukunft bewirkt. Dies habe ich nicht deswegen getrennt, weil die Teile der Tugenden, die dem Wort ,.das Richtige" untergeordnet werden;~ diese ehrenhafte Erwähnung nicht hervorzurufen pflegten, sondern obwohl aus dem Richtigen das Ehrenhafte hervorteht, muß dennoch in einer Rede das letztere vom ersten gerrennt behandelt werden. Denn das Richtige soll man nicht nur um des Lobes willen verfolgen, aber wenn Lob dazukommt, wird der Wunsch, das Richtige zu erstreben, verdoppelt. Wenn wir also dargelegt haben, daß erwas richtig i~t, werden wir darlegen, daß es lobenswert ist, indem wir enrweder von geeigneten Menschen ausgehen - z..B. wenn eine Sache einem höher geachteten Stand gefällt, die von einem niedrigeren Stand nicht gebilligt wird - oder von irgendwelchen Bundesgenossen oder von allen Mitbürgern, auswärtigen Nationen und unseren Nachkommen. Da eine derartige Einteilung der Einzelpunkte in der Beratung vorliegt, muß die Behandlung des ganzen Falles kurz erörtert werden. ~chwächt
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Exordiri licebit vel a principio vel ab insinuatione vel isdem rationibus, q uibus in iudiciali causa. Si cuius rei narratio incider, eadem ratione narrari oportebit. Quoniam in huiusmodi causis finis est ucilitas er ea dividitur in rationem tutam atque honestam, si utrumque poterimus ostendere, utrumque pollicebimur nos in dicendo demonstraturos esse; sin alterum, quod dicruri sumus, osrendemus. At si nostram rationem tutam esse dicemus, divisione utemur in vim et consilium. Nam quod in docendo rei dilucide magnificandae causa dolum appellavimus, id in dicendo honesrius consilium appellabimus. Si rationem nosrrae sententiae recram esse dicemus er omnes partes recri incidenr, quadriperrita div1sione utemur: si non incident, quot erunt, tot exponemus in dicendo.
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Confrrmarione et confutatione uremur nosrris locis, quos ante ostendimus, confmnand1s, conrrarüs confutandis. Argumentationis artificiose tractandae ratio de secundo libro peterur.
Sed si acciderit, ut in consultatione alten ab tuta rarione, alteri ab honesta senrencia sit, ur in deliberatione eorum, qui a Poeno circumsessi deliberant, quid agant, qui tutam rationem sequi suadebit, his locis utetur: Nullam rem uciliorem esse incolumitate; virutibus uti neminem posse, qui suas rationes in ruto non conlocarit; ne deos quidem esse auxilio is, qui se inconsulto in periculum mittant; honesrum nihil oportere exisrimari, quod non salutem pariat.
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Die Einleitung darf man gestalten enrweder in Form der Vorrede oder der Einschmeichelung1 1 oder auf tlieselbe Weise wie in der Gerichtsrede. Wenn die Darlegung irgendeines Sachverhaltes hinzukommt, darf man d1esen in derselben Weise darlegen. Da ja in derartigen Fällen das Ziel der Nurzen ist und dieser in Sicherheit und Ehrenhaftigkeit unterteilt wird,>6 werden wir, wenn wir auf beides hinweisen können, versprechen, daß wir in der Rede beides darlegen werden; wenn aber nur auf das eine davon, werden wir nur auf da~ hinweisen, was wir sagen werden. Aber wenn wir sagen, daß es uns um die Sicherheit gehe, werden wir die Unterteilung in Gewalt und überlegende Planung anwenden. Denn was ich bei der Belehrung, um die Sache deutlich herauszustellen, als List bezeichnet habe, das werde ich bei der Rede al~ überlegende Planung bezeichnen. Wenn wir sagen, die Begründung unserer Meinung sei richtig, und alle Gesichtspunkte des Richtigen vorkommen, wenden wir die vierfache Teilung an; wenn sie nicht vorkommen, werden wir nur so viele in der Rede darstellen, wie es sind. Die Bekräftigung und Widerlegung wenden wir an bei der Bekräftigung unserer Gesichtspunkte, auf die wir vorher hingewiesen haben, und bei der Widerlegung der gegensätzlichen Gesichtspunkte. Die Methode der kunstvollen Durchführung der Beweisführung wird dem 2. Buch entnommen.27 Aber wenn der fall eintritt, daß bei einer Überlegung der eine bei seiner Memungsäußerung von der Sicherheit, der andere von der Ehrenhaftigkeit ausgeht, so wie bei der Beratung derer, welche, da sie von den Puniern eingeschlossen sind, beraten, was sie run sollen/8 wird der, welcher rät, die Sicherheit ?u verfolgen, folgende Gesichtspunkte anwenden: Nichts se1 nützlicher als die Unversehrtheit; Tugenden könne niemand zur Entfalrung bringen, der ~eine Überlegungen nicht auf Sicherheit gründe; nicht einmal die Götter brachten denen Hilfe, die sich unbedacht in Gefahr stürzten; für ehrenhaft dürfe man nichts halten, was nicht Wohlergehen bewirke.
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Qui tutae rei praeponet rarionem honesram, his locis uterur: Virrutem nullo rempore relinquendam: vel dolorcm, si is meruarur, vel mortem, si ea formiderur, dedecore er infamia leviorem esse; considerare, quae sir rurpirudo consecutura - ar non inmortal.itarem neque aeternam incolumitarem consequi, nec esse e:xplorarum illo vitaro periculo nullum in aliud periculum venruros; virture vel ultra monem proficisei esse praeclarum; fortitudini fortunam quoque esse adiumento solere; eum tute vivere, qui honeste vivat, non qui in praesemia incolumis, et eum, qui rurpirer ,·ivat, incolumem in perperuum esse non posse. Conclusionibus fere similibus in his et in iudicialibus causis uri solemus, nisi quod bis maxime conducir quam plurima rerum ante gesrarum exempla proferre. Nunc ad dcmonstrativum genus causae rranseamus. Quoniam haec causa di\;dirur in laudem et viruperationem, quibus ex rebus laudem constiruerimus, ex comrariis rebus erir vituperatio conparanda. Laus igirur porest esse rerum exrernarum, corporis, animi. Rerum exrernarum sunt ea, quae casu aut forruna secunda aut adversa accidere possunt: genus, educario, divitiae, potestares, gloriae, civiras, amicitiae, er quae huiusmodi sunt er quae his conrrana. Corporis sunr ea, quae natura corpon adrribuit commoda aut incommoda: veloc1tas, vires, digniras, valerudo et quae contraria sum. Animi sunt ea, quae consilio et cogiratione nostra constam: prudentia, iustitia, fortirudo, modestia er quae conrraria sunt.
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Wer der Sicherheit die Ehrenhaftigkeit vorzieht, wendet folgende GesichtSpunkte an: Von der Tugend dürfe man sich zu keiner Zeit lossagen; entweder Schmerz, wenn man sich davor fürchtet, oder der Tod, wenn man vor diesem Angst hat, falle weniger ins Gewicht als Schmach und Schande; man ziehe in Betracht, welcher Schimpf folgen werde - aber Umterblichke it und ewige Unversehrtheit würden nicht folgen, und es sei auch nicht ertnittelt, daß man, wenn man jene Gefahr vermieden habe, in keine andere Gefahr geraten werde; durch Tugend sogar über den Tod hinaus7ugehen sei prächtig; dtc Tapferkeit werde gewöhnlich auch vom Glück untersrützt; 2 ' der lebe in Sicherheit, welcher ehrenhaft lebt, und nicht der, welcher im Augenblick unversehrt ist, und andererseitS könne der, welcher schimpflich lebt, nicht auf Dauer unversehrt sein. Den Schluß gestalten wir in diesen Reden gewöhnlich fast ähnlich wie in Gerichrsreden,l0 abgesehen davon, daß e~ für diese Reden sehr zuträglich ist, möglichst viele Beispiele aus bisherigen Geschehnissen anzuführen. Nun will ich zur darlegenden Redegattungl' übergehen. Da Ja diese Rede m Lob und Tadel unterteilt ist, muß die tadelnde Rede aus den gegensat.dichen Punkten dazu gebildet werden, aus denen wir die Lobrede zusammenstellen. Das Lob kann also äußere Umstände, den Körper und den Geist berreffen.P Zu den äußeren Umständen zählt man das, was durch Zufall oder Schicksal günstig oder ungünstig ausfallen kann: Herkunft, Erziehung, Reichtum, Macht, Ruhm, Bürgerrecht, freundschafren und dergleichen und die Nachteile, die im Gegensatz da7u stehen. Zu den körperlichen Eigenschafren zählt man die Vorteile und Nachteile, die die Natur dem Körper zugereilt hat: Schnelligkeit, Kraft, würdevolles Auftreten, Gesundheit und die Gegensätze dazu. Zu den geistigen Eigenschaften zählt man, was auf unserer Überlegung und unserem Denken beruht: Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, SelbMbeherrschung und die Gegensätze dazu.H
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Erir igirur haec confinnatio er confutatio nobis in huiusmodi causa. Principium sumetur aur ab nostra aut ab eius, de quo loquemur, aut ab eorum, qui audient, persona aut ab re. Ab nostra, si laudabimus: aur officio facere, quod causa necessirudinis imercedat; aut srudio, quod eiusmodi virtute sit, ur omnes commemorare debcant velle, aut quod recrum sit aur cx aliorum laude ostendere, qualis ipsius animus sit. Si viruperabimus: aut mcrito facere, quod ita tracrari sumus; aut studio, quod utile puremusesse ab omnibus unicam maliriam arquc nequiriam cognosci; aur quod placeat osrendi, quod nobis d~plicear e:'< aliorum viruperalione.
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Ab eius persona, dc quo loquemur, si laudabimus: vereri nos, ur illius factaverbis consequi possimus; omnes illius virtutes praedicare oportere; ipsa facta omnium laudatorum eloqucnriam ameire. Si viruperabimus, ea, quae videmus comraria paucis verbis commuratis dici posse, d1cemus, ur paulo supra exempli causa demonsrrarum csr. Ab auditorum persona, si laudabimus: quoniam non apud ignotos laudernus, nos monendi causa pauca dicruros; aut si erunt ignori, ut ralem virum velinr cognoscere, petemu.s; quoniam in eodem ,-irruris srudio sint, apud quos laudemus, atque ille, qui laudarur, fuerit aur sir, sperare nos facile üs, quibus velimus, huius facta probaruros.
Conrraria vituperatio: quomam norint, pauca
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Damit wird sich also unsere Bekräftigung und Widerlegung in einer derartigen Rede beschäftigen. Die Vorrede geht aus entweder von unserer Person, von der Person dessen, über den wir sprechen, von den Zuhörern oder von der Sache.H Ausgehend von unserer Person, wenn wir loben, sagen wir: Wir handelten aus Pflichtgefühl, weil eine persönliche Verbindlichkeit dazukomme; oder aus gutem E1fer, weil der Mann, für den wir sprechen, eine derartige Tugend besitze, daß alle bereit sein müßten, sie ins Gedächtnis zurückzurufen; oder weil es richtig sei, durch das Lob für andere darzutun, wie unsere eigene Meinung sei. Wenn wir radeln, sagen wir: Wir handelten berechtigterweise, weil wir so behandelt worden seien; oder aus gutem Eifer, weil wir es für nützlich hielten, daß von aUen die etnzigartige Bosheit und Nichtswürdigkeit erkannt werde; oder weil wir es gut fänden darzutun, was wir am Tadel anderer nicht gut fänden. Au~gehend von der Person dessen, über den wir sprechen, sagen wir, wenn wir loben: Wir fürchteten, daß wir mit Worten nicht an seine Taren heranreichten; alle müßten seine Vorzüge preisen; seine Taten stünden über der Beredsamkeit aller Lobredner. Wenn wir tadeln, sagen wir, wa.~. wie wir ~ehen, durch die Änderung weniger Worte in gegensätzlicher Absicht gesagt werden kann; das habe ich einige Zeilen weiter oben als Beispiel dargelegt. Au~gehend von den Zuhörern sagen wir, wenn wir loben: Da wir ja nicht vor Leuten, die sich nicht auskennen, eine Lobrede hielten, wollten wir nur weniges sagen, um sie daran tu erinnern; oder wenn sie sich wirklich nicht auskennen, werden wir sie auffordern, sie möchten bereit sein, einen solchen Mann kennenzulernen; da ja die Zuhörer, vor denen '1\'ir die Lobrede hielten, ebenso nach Tugend ~trebren wie der Mann, der gelobt wird, danach gestrebt habe oder strebe, hofften wir, wir könnten denen, um die es uns geht, dessen Taten beifallswert erscheinen lassen. Der Tadel wird im Gegemarz dazu folgendermaßen lau-
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de nequitia eius dicturos, quod si ignorent, petemus, ut cognoscant, uti maliriam vitare possint; quoniam dissimiies sint, qui audiant, atque ille, qui viruperarur, eos ilhus vüam vehementer inprobaruros. Ab rebus ipsis: incenos esse, quid porissimum Laudemus; vereri ne, cum multa dixerimus, plura praetercamus; er quae similes semenrias habebunt; quibus sementiis conrraria sumunrur a viruperatione. Principio tractato aliqua harum. quas ame commemoravimus, rationc, narratio non erir ulla, quae necessario consequatur; sed si qua inciderit, quom aliquod facrum eius, de quo loquemur, nobis narrandum sit cum laude aut viruperatione, praeceprio narrandi dc primo libro repeterur.
Divisione hac utemur: exponemus, quas res laudaruri sumus aut vituperaruri; deinde, ut quaeque, quove temporc rcs erit gesta, ordine dicemus, ut, quid quamque rute cauteque egerit, inrellegarur. Sed exponere oponebit animi vinutes aut vitia; deinde commoda aut incommoda corporis aut rerum extcrnarum, quomodo ab animo tracrata sint, demonstrare. Ordinem hunc adhibere in demonstranda vita debemus:
Ab externis rebus: genus, in laude: quibus maioribus narus sit; si bono genere, parem aut excelsiorem fuisse; si humili genere, ipsum in suis, non in maiorum virruribus habuisse praesidium; in viru-
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tcn: Da sie ja Bescheid wüßten, wollten wir nur wenig über seine Nichtswürdigkeit sagen; wenn sie nicht Bescheid wissen, werden wir sie auffordern, sich Kenntnisse zu verschaffen, um seiner Schlechtigkeit ausweichen zu können; da ja die Zuhörer dem, der getadelt werde, unähnlich seien, würden sie seinen Lebenswandel heftig mißbilligen. Aber ~·enn wir von der Sache selbst ausgehen, sagen wir: Wir seien unschlüssig, was wir vor allem loben sollten; wir fürchteten, obwohl wir viel gesagt hänen, noch mehr zu übergehen, und wir sprechen Gedanken aus, die einen ähnlichen Sinn haben. Gegensätzliche Gedanken hierzu fühn man bei einer tadelnden Rede an. Ist die Vorrede durchgeführt auf irgendeine von den Anen, die ich oben erwähnt habe, so wird es nicht eine Darlegung des Sachverhaltes sein, die notwendigerweise folgt; aber wenn eine Darlegung des Sachverhaltes ansteht, da wir über eine Tat dessen, über den wir sprechen, berichten müssen, verbunden mit Lob oder Tadel, entnimmt man die Anleitung zur Darlegung des Sachverhaltes dem r. Buch.H Die Gliederung des Stoffesl6 wenden wir folgendermaßen an: Wir stellen fest, welche Punkte wir loben oder tadeln werden; dann werden wir der Reihe nach sagen, wie und zu welchem Zcirpunkt sich jeder einzelne Vorgang abspielte, damit man erkennt, was und wie umsichtig und vorsichtig er es getan bat. Aber man wird seine charakterlichen Vorzüge oder Fehler vorsreUen müssen; dann muß man darlegen, wie seine körperlichen Vor- oder Nachteile oder die Vor- oder Nachteile der äußeren Umstände von seinem Charakter beeinflußt wurden. Bei der Darlegung seines Lebensweges müssen wir die folgende Reihenfolge einhalten: Ausgehend von den äußeren Umständen erwähnen wir seine Herkunft - in einer Lobrede, von welchen Vorfahren er abstammt; ist er von guter Herkunft, sagen wir, er sei semen Vorfahren ebenbünig oder überrage sie; ist er von niederer Herkunft, sagen wir, er habe Schutz gefunden in seinen eigenen Vot7ügen, nicht in denen der Vorfahren. In
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peratione: si bono genere, dedecori maioribus fuisse; si malo, tarnen his ipsis detrimento fu1sse. Educatio in laude: bene et honeste in bonis disciplinis per ornnem pueritiam educarum; in viruperatione: inde se retraxisse aperte.
A corporis commodis: narura si sit dignitas atque forma, laudi fuisse eam, non quemadmodum ceteris derrimenro arque dedecori; si vires atque velociras egregia, honesris haec exercitationibus er indusrriis dicemus conparata; si ,•alerudo perperua, diligenria er temperanria cupiditarum. Jn vituperarione, si erunt haec corporis commoda, male bis usum dicemus, quae casu et narura tamquam quiliber gladiator habuerit; si non erunt, practer formam omnia ipsius culpa er intemperantia afuisse dicemus.
Deinde revertemur ad extraneas res, et in his animi virrures aur vitia, quae fuerint, considerabimus; diviciae an paupertas fuerit, et quae potesrates, quae gloriae, quae amicitiae, quae inimicitiae, er quid forcirer inimicitiis gerundis fecerit; cuius causa susceperir inimi.citias; qua fide, benivolenria, officio gesserit arnicitias; in divitiis qualis aur paupertate cuiusmodi fuerit; qucmadmodum habuerir in porestatibus gerundis animum. Si interierir, cuiusmodi mors eius fuerit, cuiusmodi rcs mortem eius sit consecuta.
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einer tadelnden Rede sagen wir, wenn er von guter Herkunft ist, er habe seinen Vorfahren Schande gemacht; ist er von schlechter Herkunh, sagen wir, sogar diesen Vorfahren habe er geschadet. Was die Erziehung angeht, so sagen wir in einer Lobrede, er sei gut und ehrenhaft, in guten Wissenszweigen die ganze Jugend hindurch erzogen worden. In einer tadelnden Rede sagen wir, er habe sich offenkundig davon zurückgezogen. Ausgehend von körperlichen Vorzügen sagen wir: Wenn er von Natur aus eine würdige Erscheinung und Schönheit besitzt, diese bringe ihm Ehre, nicht wie den übrigen Schaden und Schande; besirn er Kraft und herausragende Schnelligkeit, werden wir sagen, diese habe er durch ehrenhafte Übungen und Heiß erworben; besitzt er be~tandige Gesundheit, durch Gewissenhaftigkeit und Beherrschung der Begierden. ln einer radelnden Rede werden wir sagen, wenn diese körperlichen Vonüge vorhanden sind, er habe schlechten Gebrauch von diesen Vorzügen gemacht, die er zufällig und von Natur aus besessen habe wie jeder beliebige Gladiator; sind sie nicht vorhanden, werden wir sagen, außer Schönheit hätten ihm alle Vorzüge durch seine eigene Schuld und Unbeherrschtheit gefehlt. Dann kehren wir zu den äußeren Umständen zurück und dabei werden wir die charakterlichen Vorzüge oder Fehler, die vorhanden sind, betrachten; ob Reichrum oder Armut vorhanden war, welche Machtstellung, welcher Ruhm, welche Freundschaft, welche Femdschaft, und w~ er Tapferes vollbracht habe, indem er Feindschaften ausfocht; um wessen willen er Feindschaften auf sich genommen habe; mit welcher Zuverlässigkeit wohlwollender Gesinnung und Pflichttreue er Freundschaften gepflegt habe; wie er sich im Reichrum beziehungsweise auf welche Art er sich in Armut verhalten habe; welche Gesinnung er bei der Ausübung von Macht gehabt habe. Wenn er gestorben ist, von welcher Art sein Tod gewesen und welches Ereignis auf seinen Tod gefolgt sei.
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Ad omnes autem res, in quibus animus hominis maxime consideratur, illae quanuor animi virrutes erunt adcommodandae; ut, si laudemus, aliud iuste, aliud foniter, aliud modeste, aliud prudenter factum esse dicamus; si \"ituperabimus, aliud iniuste, aliud inmodeste, aliud ignave, aliud stulte factum praedicemus. Perspicuum est iam nimirum ex hac dispositione, quemadmodum sir rractanda rripertita divisio Iaudis er vituperacionis, si iUud etiam adsumpserimus, non necesse esse nos omnes has partes in laudem aut in vituperarionem transferre, proprerea quod saepe ne incidunt quidem, saepe ira tenuiter incidunt, ut non sinr neces~ariae dicru. Quaproprer cas partes, quae firmi$simae vidcbuntur, legere oponebir. Conclusionibus brcvibus utemur, enumeratione ad cxitum causae; in ipsa causa crebras ct breves amplificationes interponemus per locos commurus. Nec hoc genus causae eo, quod raro accidit in vita, neglcgcnrius commendandum est: ncque enim id, quod poresr accidere, ur faciundum sit aliquando, non oportet velle quam adcommodatissime posse facere; et si separarim haec causa minus saepe tractatur, at in iudicialibus et in deliberativis causis saepc magnac panes versanrur Laudis aut \;tuperationis. Quare in hoc quoque causae genere nonnihil industriae consumendum putavimus. Nunc, absoluta a nobis d•fficillima pane rhetoricae, hoc est inventione perpolita atque ad omne causae genus adcommodata, tempus est ad ceteras panes proficisci. Deinceps igirur de dispositione diccmus.
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Zu allen Umständen aber, in denen die Gesinnung eines Menschen am meisten in Betracht gezogen wird, muß man jene erwähnten Charakterrogenden in Beziehung setzen, in der Weise, daß wir, wenn wir loben, sagen, das eine sei gerecht, anderes tapfer, anderes beherrscht, anderes klug getan worden; wenn wir tadeln, werden wir erklären, das eine sei ungerecht, anderes unbeherrscht, anderes feige, anderes töricht getan worden.P Klar ersiehdich ist schon ohne Zweifel aus dieser Anordnung, wie die dreigeteilte Gliederung des Stoffe:. in der Lobrede und tadelnden Rede durchzuführen ist,l1 wenn wir dazu auch noch berücksichtigen, daß wir nicht notwendigerweise alle diese Gesichtspunkte auf eine Lobrede und tadelnde Rede übenragen müssen, deswegen weil sie oft nicht einmal zutreffen und oft nur so wenig zutreffen, daß es nicht notwendig ist, sie zu erwähnen. Deswegen muß man die Gesichtspunkte auswählen, die als die beweiskräftigsten erscheinen. Den Schluß" halten wir kurz, wir verwenden eine Aufzählung am Ende der Rede; in die Rede selbst flechten wir häufige, kur7e Steigerungen ein mit Hilfe von Gemeinplätzcn.•0 Aber man darf diese Redegattung, deswegen weil sie im Leben selten vorkommt, nicht weniger sorgfältig anempfehlen; denn man muß sehr wohl den Wunsch haben, auch das, was man nur hie und da tun muß, möglichst angemessen zu tun; und wenn auch diese Rede für sich getrennt weniger oft gehalten wird, kommen doch in Gerichts- und beratenden Reden oft große Abschnine ..-on Lob und Tadel vor. Deshalb muß man, wie 1ch glaube,•• auch für diese Redegattung nicht unerheblichen Fleiß aufbringen: selbst die höchste Kunst, verschiedene und ungleiche tn so \;elen Dichrungen und Reden verstreute und planlos veneilre Dinge so sorgfältig aufzuzählen, daß man jede einzelne An von Beispielen den einzelnen Punkten der theoretischen Unterweisung unterordnen kann. Wenn dies nur mit Fleiß durchgefühn werden könnte, müßte man uns trotzdem loben, weil wir vor einer solchen Anstrengung nicht geflohen seien; nun kann es aber nicht ohne die höchste Kunst durchgefühn werden. Denn wo fmdet
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me cum tenet artem, possit ea, quae iubeat ars, dc tanta ct tarn diffusa scriprura notarc et separare? Ceteri cum legunt oraciones bonas aur poemata, probant oratores et poetas neque intellegunt, qua re commoti probent, quod scire non possunt, ubi sit nec quid sit nec quo modo facrum sit id, quod eos maxime delectet; at is, qui et haec omnia intellegit et idonea maxime eligit et omnia in arte maxime scribenda redigit in singulas raciones praeceptionis, necesse est eius rei summus artifex sir. Hoc igirur ipsum maximum artificium est in ane sua posse ct alienis exemplis uti.
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Haec illi cum dicunt, magis nos sua auetorirare commovent quam veritate disputationis. lllud enim veremur, ne cui satis sit ad conrrariam ratiooem probandam, quod ab ea steterint ü, qui et inventores huius anificii fuerint et verustate iam satis omnibus probati sinr. Quodsi illorum auetorirate remota res omnes volent cum re conparare, intellegent non omnia concedenda esse antiquitati.
Primum igitur, quod ab eis de modestia dicirur, videamus, ne nimium pueriliter proferarur. Nam si tacere aut nih.iJ scribere modestia est, cur quicquam scribum aut locunrur? Sin aliquid suum senbunt, cur, quo setius omnia scribant, inpediunrur modestia? Quasi si quis ad Olympia cum venerit cursum et steterit, ur emittarur, inpudentis dicat esse illos, qui currere coeperim, ipse intra carce-
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sich einer, der, wenn er die Theorie nicht in höchstem Maße beherrscht, das, was die Theorie anordnet, aus den so umfangreichen und zerstreuten Schriften aufzeichnen und absondern kann? Wenn die übrigen gute Reden oder Dichrungen lesen, heißen sie Redner und Dichter gut, ohne zu erkennen, aus welchem Grund sie sie gutheißen, • weil sie nicht wissen können, wo das steht, noch was es sei, noch auf welche Weise das gestaltet wurde, was sie am meisten erfreut; aber derjenige, welcher dies alles erkennt und das Geeignete vor allem auswählt und alles, was in einer theoretischen Unterweisung vor allem geschrieben werden muß, auf die einzelnen Gesichtspunkte der Anleitung zurückführt, der muß der höchste Künstler in diesem Bereich sein. u Dies also ist selbst das höchste Lehrgebäude, in seiner eigenen Lehre etwas fertig zu bringen und fremde Beispiele zu verwenden. Wenn jene" dies sagen, beeindrucken sie uns mehr durch ihr Ansehen als durch die Wahrheit der Erörterung. ich fürchte nämlich, es könnte einem, um das gegenteilige Verfahren gutzuheißen, schon die Tatsache genügen, daß diejenigen dieses Verfahren angewandt haben, die die Erfinder dieser Kunst waren und schon wegen des Alters von allen gurgeheißen wurden. Wenn man aber ihr Ansehen beiseite gesetzt hat und Sachverhalt mit Sachverhalt vergleicht, wird man erkennen, daß man nicht alles dem Alter zugestehen darf. Zuerst also woUen wir sehen, ob das, was von ihnen über die Bescheidenheit gesagt wird, ' 4 nicht allzu kindisch vorgebracht wird. Denn wenn Schweigen oder Nichts-Schreiben Bescheidenheit ist, warum schreiben oder sprechen sie dann uberhaupt etwas? Wenn sie aber etwas Eigenständiges schreiben, warum werden sie dann durch ihre Bescheidenheit daran gehindert, alles zu schreiben? Das ist ebenso, wie wenn jemand zu den Olympischen Spielen gekommen ist, um am Wettlauf teilzunehmen, und nun startbereit dasteht und diejenigen unverschämt nennt, cüe schon zu laufen begonnen haben, während er innerhalb der Schranken
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rem stet et narret alüs, quomodo Ladas aut ßoiscus Sicyonius cursüarint, sie isti, cum in artis curriculum descenderunt, illos, qui in eo, quod esr artificü, elaborent, aiunc facere inmodesre, ipsi aliquem antiquum oratorem aur poetam laudam aut scripturam, sie ut in Stadium rheroricae prodire non audeam. Non ausim dicerc, sed tarnen vereor, ne, qua in re laudem modestiae venentur, in ea ipsa re sint inpudentes. "Quid enim tibi vis?" aliquis inquiat. "Artem tuam scribis; gignis novas nobis praeceptiones; eas ipse confirmare non potes; ab aliis excmpla sumis. Vide, ne facias inpudenter, qui tuo nomini velis ex aliorum laboribus Iibare laudem. a Nam si eorum volumina prehenderim antiqui orarores et poetae et suum quisque de libris sustulerit, nihil istis, quod suum velint, relinquatur.
"At exempla, quoniam testimoniorum similia sunt, item convenit ur rcsrimonia ab hominibus probatissimis sumi". Primum omnium exempla ponuntur hic non confirmandi neque restificandi causa, sed demonstrandi. Non enim, cum dicimus esse exornarionem, quae verbi causa constet ex similiter desinentibus verbis, et ponimus boc exemplum a Crasso: "quibus possumus et debemus", restimonium conlocamus, sed exemplum. Hoc interest igirur inter restirnonium er exemplum: exemplo demonstratur id, quod dicimus, cuiusmodi sit; testimonio esse illud ira, ur nos dicimus, confumarur. Praeterea oponet tesrimonium cum re convenire; aliter enim rem non potest confirmare. At id, quod iUi faciunt, quom re non convenir. Qui ita?
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stiinde und anderen erzählte, wie Ladas und Boiscus aus Sikyon•s gelaufen seien, so behaupten diese da, wenn sie in die Rennbahn der Kunst hinabgestiegen sind, diejenigen, welche sich in dem abmühen, was zur Kunst gehön, handelten unbescheiden, selbst aber loben sie irgendeinen früheren Redner oder Dichter oder eine alte Schrift, so als ob sie nicht wagten, in den Wenstreit der Rhetorik vorzutreten. Ich möchte es eigentlich nicht wagen zu sagen, aber dennoch fürehre ich, daß die.~e gerade darin, worin sie auf die Jagd nach dem Lobe der Bescheidenheit gehen, unverschämt sind. .,Was fällt dir ein?" könnte jemand sagen. "Du schreibst deine eigene Kunst; du schaffst neue Vorschriften für uns; diese kannst du selbst nicht bekräftigen; von anderen nimmst du Beispiele. Sieh zu, daß du nicht unverschämt handelst, da du deinem eigenen Namen aus den Mühen anderer Lob weihen möchtesr." Denn wenn die alten Redner und Dichter die Schriftrollen dieser Leute nähmen und jeder sein geistiges Eigentum aus den Büchern entfernte, bliebe diesen da nichts übrig, was sie für sich beanspruchen möchten.' 6 "Aber da ja die Beispiele den Belegen ähnlich sind, soll man sie wie die Belege von den anerkanntesten Menschen nehmen." Zuallererst werden Beispiele angeführt, nicht um etwas zu bekräftigen und zu belegen, sondern um etwas zu schildern. '7 Wenn ich nämlich sage, eine Ausschmückung sei es, die beispielsweise aus ähnlich auslautenden Wönern•i bestehe, und wenn ich folgendes Beispiel des Crassus anführe: ,.Dadurch sind wir befähigt und genötigt",' 9 so setze ich das nicht als Beleg, sondern als Beispiel. Folgender Unterschied besteht also zwischen einem Beleg und einem Beispiel: Durch das Beispiel wird dargelegt, von welcher An das ist, was wir sagen; durch den Beleg wird bekräftigt, daß es so ist, wie wir sagen. 1" Außerdem muß der Beleg zum Sachverhalt passen; andernfalls kann er nämlich den Sachverhalt nicht bekräftigen. Aber das, was jene Leute tun, paßt nicht zum Sachverhalt. Wie kommt das? Weil sie versprechen, sie schrieben eine
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Quia pollicentur se an:em scribere ct exempla proferum ab iis plerumque, qui artcm nescierunt. Turn quis est, qui possit id, quod de arte scripserit, co~probare, nisi aliquid scribat ex an:e? Comraque fac1unt, quam polliceri v1dentur. Nam cum scribere an:em instiruunt, videnrur dicere se excogitasse, quod alios doceant; euro scribunt, ostendunt nobis, quid alii excogitarint. .,At hoc ipsum difficile est", inquiunt, "eügere de multis." Quid dicitis difficilc, utrum laboriosum an an:ificiosum? Si laboriosum, non starim praeclarum. Sunt enim multa laboriosa, quae si faciaris, non continuo gloriemini; nisi etiam, si vestra manu fabulas aut orationes totas transscripsissetis, gloriosum putaretis. Sin istud arrificiosum egregium dicitis, videte, ne insueti rerum maiorum videamini, si vos parva res sicuti magna delectabit. Nam isro modo sclcgere rudis quidcm nemo potest, sed sine summo anificio multi.
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Quisquis enim audivit de arte paulo plus, in elocutione praesertim, omma videre poterir, quae ex arte dicentur, facere nemo poterit nisi eruditus. Ira ut si de tragoedüs Ennii velis sententias eügere aut de Pacuvianis periodos, sed si, quia plane rudis id facere nemo poterit, cum feceris, te Ütterarissimum pures, ineptus sis, propterea quod id facile faciat quivis mediocriter üneratus, item si, cum de orationibus aur poematis elegeris exempla, quae certis signis anificii notata sunt, quia rudis id nemo facere possit, artificiosissime te fecisse pures, erres,
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Anleitung zur Kunst, und die Beispiele meistens aus den Autoren anführen, die eine Anleitung zur Kunst nicht kannten. Weiterhin, wer könnte das, was er über die Kunst geschrieben hat, bestätigen, wenn er nicht etwas gemäß dieser Kunst schreibt?" Und sie handeln im Gegensatz zu dem, was sie zu versprechen scheinen. Denn wenn sie sich entschließen, ein Lehrwerk zu schreiben, erwecken sie den Anschein, sie hätten sich ausgedacht, was sie andere lehren; wenn sie schreiben, zeigen sie das auf, was sich andere ausgedacht haben . ,.Aber gerade das ist schwierig", sagen sie, .,aus vielen auszuwählen. • Was ihr schwierig nennt, ist das mühsam oder kunstvoll? Wenn es mühsam ist, ist es nicht sogleich vortrefflich. Es gibt nämlich viel Mühsames, dessen man sich nicht unmittelbar darauf rühmt, wenn man es tut; es sei denn, man würde es auch für ruhmvoll halten, wenn man mit eigener Hand ganze Schauspiele oder Reden abgeschrieben hat.ll Wenn ihr aber dies für eine herausragende Kunst haltet, seht zu, daß ihr nicht den Anschein erweckt, ihr wäret nicht vertraut mit bedeutenderen Aufgaben, wenn euch eine unbedeutende Aufgabe ebenso Freude macht wie eine bedeutende. Denn auf diese Weise auswählen kann zwar kein ganz ungebildeter Mensch, aber viele können es ohne die höchste Kunst. jeder nämlich, der von der Lehre ein wenig mehr gehört hat, zumal was die stilistische Gestaltung angeht, wird alle Wendungen sehen können, die entsprechend der Lehre gebildet werden; formen kann sie nur der Fachkundige. Angenommen, du wolltest aus den Tragödien des Ennius Senten..ten oder aus denen des Pacuvius Perioden auswählen, aber weil dies kein ganz und gar ungebildeter Mensch kann, hieltest du dich für literarisch sehr gebildet, wenn du es getan hast; da wärest du wohl albern, deswegen weil das jeder beliebige einigermaßen Gebildete leicht fertigbringt; ebenso angenommen, du hast aus Reden oder Dichrungen Bei~piele ausgewählt, welche durch bestimmte Kennzeichen der Kunst ausgezeichnet sind; wenn du dann glaubst, weil dies kein Ungebildeter tun kann, du hättest es mit größtem
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proprerea quod isro signo videmus re nonnihil scire, alüs signis multa scire intellegemus. Quod si anificiosum est imellegcre, quae sint ex ane Scripta, multo esr anificiosius ipsum scribere ex arte. Qui enim scribir artificiose, ab aliis commode scripta facile intellegere poterit; qui eliget facile. non continuo commode ipse scriber. Er si est maxime anificiosum, alto tempore utanrur ea facultate, non rum, euro parere er tpsi gignere et proferre debenr! Postterno in eo ,;m anificii consumant, ut ipsi ab alüs pouus eligendi quam aliorum boni selectores ex:isri men ru r.
Contra ea, quae ab iis dicuntur, qui dicunt alienis exemplis uri oportcre, satis esr dicrum. Nunc quac scparatim dici possim, consideremus. Dicimus igirur eos, cum ideo, quod alienis utanrur, peccarc, turn magis etiam delinquere, quod a multis cxempla sumant. Sed de eo, quod postea diximus, antea videamus. Si concederem aliena oporrere adsumere exempla, vincerem unius oporterc, primum quod contra hoc nulla sraret illorum ratio. Licet cnim eligerent et probarem quemliber, qui sibi in omnes res subpeditarer exempla, Yel poetam vel oratorem, cuius auetorirate niterenrur. Deiode interest magm eius, qut discere vult, unum omnia an omnia neminem, sed aliud alium putet consequi posse. Si enim purabit posse omnia penes unum consistere, ipse quoque ad omnium nirerur facultatem. Si id desperarit, in paucis se e.xercebit; ipsis enim conrenrus erit, nec mirum, cum ipse
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Kunstverstand getan, so dürftest du irren, deswegen weil wir wohl an diesem Zeichen sehen, daß du einiges weißt, aber erst an anderen Zeichen erkennen werden, daß du viel weißt. Wenn es em Zeichen von Kunstverstand ist zu erkennen, was gemäß der Lehre geschrieben ist, so verrät es viel mehr Kunstverstand, selbst gemäß der Lehre zu schreiben. Wer nämlich mit Kunstverstand schreibt, kann das von anderen treffend Geschriebene leicht erkennen; wer leicht auswählt, schreibt nicht unminelbar danach treffend. Und wenn dies vor allem ein Zeichen von Kunstverstand ist, soll man diese Fähigkeit zu emem anderen Zeitpunkt anwenden, nicht dann, wenn man schöpferisch tätig sein und selbst etwas ~chaffen und hervorbringen muß. Schließlich sollen die Leute darin die Kraft ihrer Kunstfertigkeit erschöpfen, daß man sie eher selbst dafür geeignet hält, daß man aus ihnen auswählen kann, als für gute Auswähler aus anderen. Gegen die Argumente, die von denen vorgebracht werden, die sagen, man müsse fremde Beispiele anführen, ist genug gesagt. Nun wollen wir in Betracht ziehen, was unabhängig davon gesagt werden kann!J Ich behaupte also, daß diese schon deshalb einen Fehler begehen, weil sie fremde Beispiele anwenden, noch mehr aber machen sie falsch, weil sie von vielen die Beispiele entnehmen. '4 Aber das, was ich zuletzt gesagt habe, will ich 7unächst näher betrachten. Wenn ich zugeben würde, daß man fremde Beispiele übernehmen muß, würde ich mich mit der Memung durchsetzen, man dürfe sie nur von einem einzigen übernehmen; denn dagegen würde erstens kein Verfahren von diesen Leuten stehen. Sie mögen nämlich jeden belieb•gen auswählen und gut heißen, der ihnen für alle Punkte Beisptele zur Verfügung stellt, entweder einen Dichter oder Redner, auf dessen Ansehen sie sich stützen. Weiterbin ist es für den, der lernen will, sehr wichtig, ob er glaubt, daß einer alles erfassen kann oder alles niemand oder jeder etwas anderes. Wenn er nämlich glaubt, daß alle Fertigkeiten bei einem einzigen liegen, wird er sieb auch um Fähigkeit in allem bemühen. Wenn er daran verzweifelt, wird er
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praeceptor artis omnia penes unum reperire non poruerit. Allatis igirur exemplis a Carone, a Graccis, a Laelio, a Scipione, Galba, Porcina, Crasso, Antonio, ceteris, item sumptis aliis a poecis er historiarum scriproribus, necesse erit eum, qui discet, putare ab Omnibus omnia, ab uno pauca vi:x potuisse sumi.
Quare unius alicuius esse similem satis habebit, omnia, quae omnes habuerint, solum habere se posse diffidet. Ergo inutile est ei, qui discere vu.lr, non putare unum omnia posse. Igirur nemo in hanc incideret opinionem, si ab uno exempla sumpsissent. Nunc hoc signi est ipsos anis scriptores non putasse unum potuisse in omnibus elocutionis partibus enitere, quoniam neque sua prorulerunt neque unius alicuius aut denique duorum, sed ab omnibus oratoribus et poetis exempla sumpserunt. Deinde, si quis velit artem demonstrare nihil prodesse ad dicendum, non male utarur hoc adiumento, quod unus omnis anis panes consequi nemo poruerit. Quod igirur iuvat corum rationem, qui omnino improbent anem, id non ridiculum cst ipsum scriptorem anis suo iudicio conprobare? Ergo ab uno sumenda fuisse docuimus cxempla, si semper aliundc sumerenrur.
Nunc omnino aliunde sumenda non fuisse sie intellegemus. Primum omnium, quod ab artis scriptore adferrur exemplum, de eius artificio debet esse. Non ur si quis purpuram aut aliud
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~ich in wenigem üben; damit allein wird er zufrieden sein,
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und das ist nicht verwunderlich, da der Lehrer der Kunst selbst nicht alles bei einem finden konnte. Hat man also Beispiele von Cato, den Gracchen, von Laelius, Scipio, Galba, Porcina, Crassus, Amonius'l und den übrigen Rednern beigebracht, hat man ebenso andere Yon Dichrem und Geschichtsschreibern entnommen, wird der Lernende notwendigerweise glauben, \"On allen habe alles, von einem einzigen kaum weniges entnommen werden können. Deshalb wird er sich damit begnügen, einem einzigen ähnlich zu sein,' 6 srch aber nicht zutrauen, alle Vorzüge, die alle besessen haben, allein besitzen zu können. Also ist es für den, der lernen will, nicht nützlich zu glauben, ein einziger könne nkht aUes!' Folglich würde niemand in diese Ansicht geraten, wenn man von einem einzigen die Beispiele entnommen hätte. Nun ist ein Zeichen dafür, daß die Verfasser eines Lehrwerkes selbst nicht glaubten, ein einziger habe in allen Teilen der stilistischen Gestaltung sich in vollem Glam:e zeigen können, die Tatsache, daß sie weder ihre eigenen Beispiele vorbrachten noch Beispiele von einem einzigen oder schließlich von zweien, sondern von allen Rednern und Dichtern Beispiele entnahmen. Wenn weiterhin einer zeigen wollte, daß die theoretische Unterweisung nichts nütze zum Reden, könnte er nicht ungeschickt zur Unterstützung seiner These die Tatsache anführen, daß kein einziger aUe Teile der Lehre erfassen konnte. Ist es also nicht lächerlich, daß der Verfasser eines Lehrwerkes selbst diejenige Meinung durch sein eigenes Uneil als richtig bestätigt, die das Vorgehen derer stürzt, die die theoretische Unterweisung überhaupt nicht gelten lassen ?' 8 Also müßten Beispiele - so habe ich gelehn - einem einzigen entnommen werden, wenn man sie von woandersher nehmen soll. Daß sie aber überhaupt nicht von woandersher entnommen werden soUen, werden wir auf folgende Weise erkennen. Vor allem muß das Beispiel, das vom Verfasser eines Lehrwerkes angeführt wird, aus seiner eigenen Kunstschöp-
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quippiam vendens dicat: "Sume a me, sed huius exemplum aliunde rogabo tibique ostendam". Sie mercem ipsi qui venditant, aliunde exemplum quaeritant merci~, accrvos se dicunt tritici habere, eorum exemplum pugno non habent, quod ostendant. Si Triptolemus, cum hominibus semen largiretur, ipse ab aliis id hominibus mutuaretur, aur si Prometheus, cum mortalibus ignem di\-idere vellet, ipse a vicmis cum tesrula ambulans carbuncuJos corrogaret, ridiculus videretur. Isri magisrri, omnium dicendi praeceptores, non videntur sibi ridicule facere, cum id, quod aliis pollicentur, ab aliis quaerunt? Si qui se fontes maximos penitus abscondiros aperuisse dicat et haec sitiens quom maxime loquatur neque habeat, qui sitim sedet, non rideatur? lsri cum non modo dominos se foncium, sed se ipsos fonres esse dicant et omnium rigare debeant ingenia, non putant fore ridiculum, si, cum id polliceanrur, arescant ipsi siccitate? Chares ab Lysippo statuas facere non isto modo didicit, ur Lysippus caput ostenderer Myronium, brachia Praxitelea, pectus Polyclerium, sed omnia coram magistrum facientem videbat, ceterorum opera vel sua sponte porerat considerare. lsti credunt eos, qui haec velinr discere, alia ratione doceri posse commodiu~!
Praeterea ne possunt quidem ea, quae sumuntur ab aliis, exempla tarn esse adcommodata ad arrem, propterea quod in dicendo levirer unus quisque locus plerumque tangitur, ne ars appareat, in praecipiendo expresse conscripta ponere oportet ex-
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fung stammen. Nicht wie wenn einer, der ein Purpurkleid oder irgend etwas anderes verkauft, sagTe: "Nimm es von mir, aber das Muster dafür, das ich dir zeigen kann, werde ich mir woandersher erbitten." So sagen diejenigen, die ihre \Vare selbst verkaufen, woandersher aber irgendein Muster für ihre Ware herbeizubringen suchen, sie hätten haufenweise Weiun, ein Muster davon aber haben sie nicht in der Hand, das sie zeigen könnten.19 Wenn Triptolemos, als er den Menschen den Samen schenken wollte,l" ihn erst selbst von anderen Menschen geliehen hätte, oder wenn Promerheus, als er den Sterblichen das Feuer zureilen wollre, erst selbst bei den Nachbarn mit einer Scherbe herumgegangen wäre und sich Kohlen zusammengebettelt hätte, wäre er lächerlich erschienen. Diese Schulmeister da, die Redelehrer aller, bilden sich ein, sich nicht lächerlich zu machen, wenn sie das, was sie den einen versprechen, von anderen erbitten? Wenn emer behauptet, er habe sehr reiche, ganz verborgene Quellen entdeckt, und dies sagt, während er sehr durstig ist und keine Möglichkeit hat, seinen Durst zu stillen, dürfte der nicht verlacht werden? Wenn diese Leute da sich nicht nur die Herren der Quellen, sondern die Quellen selbst nennenJ' und e~ für ihre Schuldigkeit halten, die Begabungen aller zu bewässern, glauben sie dann nicht, es werde lächerlich sein, wenn sie vor Trockenheit ausdörren, während sie das ver!>precheo? CharesP lernte von Lysipp die Bildhauerkunst nicht auf die Weise, daß ihm Lysipp einen Kopf des Myron, Arme des Pra.xiteles, einen Brustkorb des Polykler zeigte, sondern er sah mit eigenen Augen, wie der Meister die~ alles schuf; die Werke der übrigen konnte er wohl von sich aus betrachten.H Diese Leute da aber glauben, diejenigen, die diese unsere Kunst lernen wollen, könnten durch eine andere Methode vorteilhafter unterwiesen werden. Außerdem können die Beispiele, welche von anderen entnommen werden, nicht einmal so sehr zur theoretischen Unterweisung passen, deswegen weil beim Sprechen jeder einzelne Punkt meistens nur leicht berührt wird, damit die Lehre nicht durchscheint, bei der Anleitung man aber
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cmpla, uu 1n arri~ formam convenire possinr; er post in dicendo, ne possit ars eminere et ab omnibus videri, faculrate oratoris occultatur. Ergo etiam ut magis ars cognoscatur, suis exemplis melius cst uci. Postremo haec quoque res nos du:xit ad hanc rationem, quod nomina rerum Graeca, quae verrimus, ea remota sunt a consuetudine. Quae enim res apud oostros non erant, earum rerum nomina non poterant esse usitata. Ergo haec asperiora primo videantur necesse est idque fiet rei, non nostra difficultate. Reliquum scriprurae consumerur in exemplis; haec aliena si posuisscmus, facrum esset, ut, quod commodius esset in hoc libro, id nostrum non esset, quod asperius er inusitatius, id proprie nobis adtribueretur. Ergo hanc quoque incommoditatem fugimus. His de causis, cum artis ioventionem Graecorum probassemus, exemplorum rationem secuti non sumus. Nunc tcmpus postulat, ut ad elocutionis praecepta transeamus.
ßipertita •gitur erit nobis elocurionis praeceptio. Primum dicemus, quibus in generibus semper omnis oratoria elocutio debeat esse; deinde ostendemus, quas res semper habere debeat. Sunt igirur tria genera, quae genera nos figuras appellamus, in quibus omnis oratio non vitiosa consumirur: unam gravem, alteram mediocrem, terriam extenuatam vocamus. Gravis est, quae constat ex verborum gravium levi et ornaca constructione. Mediocris est, quae constac ex humiliore ncque tarnen ex infima et pervulgatissirna verberum dignitate. Attcnuata est, quae dernissa est
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ansebaulich beschriebene Beispiele anführen muß, damit sie zur Form der Lehre gut passen können; und später bei der Rede wird die Lehre durch die Fähigkeit des Redners verborgen,H damit sie nicht herausstechen und von allen gesehen werden kann. Also ist es auch besser, eigene Beispiele zu erwenden, damit die Lehre mehr erkannt wird. Schließlich hat mich zu diesem Vorgehen auch die Tatsache geführt, daß die Ausdrücke, mit welchen ich griechische Benennungen übertrage, vom alltäglichen Sprachgebrauch .1bweichen. für Sachverhalte nämlich, die es bei meinen Landsleuten nicht gab, konnten auch keine Benennungen im Gebrauch sein. Also müssen diese Benennungen zuerst 1icmlich spröde erscheinen, und dies geschieht durch die schwierige Sachlage, nicht durch meine Schuld.JS Der übrige Teil meiner Schrift wird auf Beispiele verwendet; hätte ich hierbei fremde Beispiele angeführt, so wäre dabei herausgekommen, daß das, was an diesem Buch vorteilhafter ist, nicht mein Eigenrum wäre, was aber allzu spröde und ungewöhnlich ist, mir als mein Eigenrum zuerkannt würde. Also suchte ich auch diesem Nachteil zu entgehen. Aus diesen Gründen folgte ich, obwohl ich die Auffindung der Lehre durch die Griechen für richtig hielt, ihrem Verfahren bei den Beispielen nicht. Nun erfordert es die Zeit, daß ich zu den Vorschriften der stilistischen Gestaltung übergehe. Zweigeteilt also wird für mich die Lehre von der stilistischen Gestaltung sein. Zuerst werde ich sagen, in welche Arten sich jede rednerische GeStaltung immer gliedern muß; lb dann werde ich dartun, welche Eigenschaften sie immer besit7en mußY Es gibt nun drei Arten, welche ich als StilartenJ1 bezeichne, in welchen sieb jede nicht fehlerhafte Rede erschöpft: die eine nennen wir die erhabene, die zweite die gemäßigte, die dritte die schlichre)9 Erhaben ist der Stil, der aus der geschliffenen und schmuckvoiJen Verbindung erhabener Worte besteht. Gemäßigt ist der Seil, der aus eindrucksvollen Worten besteht, die wohl etwas niedriger, aber nicht ganz gewöhnlich und gemein sind. Schlicht isr der Stil,
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usque ad usitatissimam puri consuerudinem sermorus. ln gravi consumerur orario figura, si quae cuiusque rei poterunt ornatissima verba reperiri, sive propria sive extranea, unam quamque in rem adcommodabunrur, et si graves sententiae, quae in amplificatione et conmiseratione tractanrur. eligenrur, et ~i exornatione:. sentenciarum aut verborum, quae gravitarem habebunt, de quibus post dicemus, adhibebunrur. In hoc genere figurae erit hoc exemplum: "Nam quis e~r vestrum, iudices, qui satis idoneam possie in eum poenam excogitare, qui prodere hostibus parriam cogitarit? quod maleficium cum hoc scelere conparari, quod huic maleficio dignum supplicium porest inveniri? ln iis, quj violassent ingenuum, matremfamilias constuprassent, pulsassent aliquem aur postremo necassent, maxima supplicia maiores consumpserunt; huic truculentissimo ac nefario facinori singularem poenam non reliquerunt. Atque in aliis maleficiis ad singulos aut ad paucos ex alieno peccato iruuria perverut, huius sceleris qui sunt adfines, uno consilio universis civibus atrocissimas calamitates machinanrur. 0 feros animos! o crudeles cogitationes! o derelictos homines ab humarutate! Quid agere ausi sunt aut cogitare possunt? quo pacto hostis revulsis maiorum sepulcris, d,eiectis moerubus, 0\'antes inruerent in civitatem; quo modo deum templis spoliaris, optimaribus rrucidacis, aliis abrepcis in servirurem, matribusfamilias et ingenuis sub hostilem libidinem subiectis urbs acerbissimo concidat incendio conflagrata; qui se non putant id, quod
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der herabgesenkt ist bis zum allgemein üblichen Gebrauch der reinen Umgangssprache. Im erhabenen Stil erschöpft sich eine Rede, wenn man rue schmuckvollsten Worte, die man für jeden einzelnen Sachverhalt finden kann, in der eigentlichen oderuneigentlichen Bedeutung, auf jeden einzelnen Sachverhalt anwendet und wenn man erhabene Begriffe, die man bei der Steigerung und dem Erregen von Mitleid handhabt, auswählt und wenn man die Ausschmllckungen von Begriffen oder Worten, welche Erhabenheit in sich bergen und über die ich später sprechen werde:0 7Ur Geltung bringt. Für diese Stilart ruent das folgende Beispiel:•• .,Wer von euch, ihr Herren Richter, könnte eine genügend angemessene Strafe für den ausdenken, der den Gedanken hegte, das Vaterland den Feinden zu verraten? Welche Freveltat könnte mit diesem Verbrechen verglichen, welche rueser Freveltat angemessene Strafe könnte gefunden werdcn?4> Gegen diejenigen, welche einen Freigeborenen mißhandelten, eine Frau schändeten, jemanden mißhandelten oder schließlich töteten, wandten unsere Vorfahren die härtesten Strafen an; aber für diese so furchtbare und verbrecherische Tat hinterließen sie keine einzelne Srrafe.~J Und außerdem wirkt sich bei anderen Freveltaten ein Unrecht, das aus einem fremden Vergehen entspringt, nur auf einzelne oder wellige Per~onen aus; wer sich aber an diesem Verbrechen beteiligt, führr durch einen einrigen Plan gegen alle seine Mitburger 1usammen das schrecklichste Unheil im Schilde. 0 was für eine wilde Gesinnung! 0 was für grausame Gedanken! 0 was für völlig entmenschte Menschen! Was zu tun haben sie gewagt oder was können sie ersinnen? Auf diese Weise würden die Feinde die Gräber der Vorfahren durchwuhlen, die Mauem einreißen und jubelnd in die Stadt eindringen; auf diese Art würden die Göttertempel geplündert, die Edelsten niedergemetzelt. andere in rue Sklaverei weggeschleppt, Frauen und Freigeborene der Willkür der J:-einde ausgeliefert, und rue Stadt würde in einer schrecklichen Feuersbrunst in sich zusammenstürzen; diese Leute
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voluerint, ad exitum perduxisse, nisi sanccissimae patriae mi~erandum scclerati viderint cinerem. Nequeo verbis consequi, iudices, indignitatem rei; sed neglegentius id fero, quia vos mei non egetis. Vester enim vos animus amantissimus rei publicae facile edocet, ur eum, qui fortunas omnium voluerir prodere, praecipirem proturbetis ex ea civitate, quam iste hostium spurcissimorum dominaru nefario \'oluerit obruere." In mediocri figura versabitur oratio, si haec, ur anre dixi, aliquantulum demiserimus neque tan1en ad infimum descenderimu!l, sie: ,.Quibuscum bellum gerimus, iudices, videcis: cum socÜ), qui pro nobis pugnare et imperium nosrrum nobiscum simul vinute et industria conservare soliti sunt. Hi cum se et opes suas et copiam necessario norunt, turn vero nihilominus proprer propinquitatem et omnium rerum societatem, quid omnibus rebus populus Romanus possec, scire et existimare poterant. Hi, cum deliberassent nobiscum bellum gerere, quaeso, quae res erat, qua freu bellum suscipere conarentur, cum multo maximam partem sociorum in officio manere imellegerent, cum sibi non multitudinem militum, non idoneos inperatores, non pecuniam publicam praesto esse ''iderent, non denique ullam rem, quae res pertinet ad bellum adminisrrandum? Si euro finitumis de finibus bellurn gererent, si totum certarnen in uno proelio positum purarent, tarnen omnibus rebus instructiores et apparatiores venirent; nedum iUi imperium orbis rerrae, cui imperio omnes gemes, reges, nariones partim vi, partinl voluntare consenserunt, cum aut armis aur liberalitare a populo Romano superati essem, ad se
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glauben nicht, das, was sie wollten, ganz zu Ende geführt zu haben, wenn sie nicht die beklagenswerte Asche des heiligsten Vaterlandes gesehen haben. Ich kann nicht mit Worten. ihr Herren Richter, die Niedertracht des Verhaltens 7um AU)druck bringen; aber 7iemlich gelassen ertrage ich dies, weil ihr mich da7u nicht braucht. Denn euer das Vaterland brennend liebendes Herz wird euch leicht lehren, den, der das Glück aller verraren wollte, jäh aus der Stadt fortzujagen, welche jener Kerl unter der verbrecherischen Gewaltherrschaft der abscheulichsten Feinde begraben wollte."« Im gemäßigten Stil bewegt sich eine Rede, wenn wir, wie oben gesagt,41 dies ein klein wenig herabsenken, ohne trou.dem zu einem ganz niedrigen Ton herabzusteigen, z. B.:+& .,Mit was für Leuren wir Krieg führen, ihr Herren Richter, seht ihr: Mit Bundesgenossen, die es gewohnt waren, für uns zu kämpfen und unser Reich zugleich mit uns mit Tapferkeit und Tatkraft 7U erhalten. Diese kennen notwendigerweise sich, ihre Macht und ilire Tmppensrärke, besonders aber konnten sie wegen ihrer Nachbarschaft und der Verbindung in allen Dingen um so mehr wissen und einschätzen, was das römische Volk in allen Bereichen vermöge. Als diese überlegten, gegen uns Krieg zu führen, welches war da, frage ich, der Umstand, im Vertrauen auf den sie den Krieg zu unternehmen versuchten, da sie doch bemerkten, daß weitaus der größte Teil der Bundesgenossen ihre Verpflichtungen einhielten; da sie doch sahen, daß ihnen keine große Zahl von Soldaten, keine geeigneten Feldherren, keine öffenrüchen Gelder 7ur Verfügung stünden, und schließlich nichts, was zur Kriegsführung hilireich ist? Wenn sie mit ihren Nachbarn Krieg wegen der Grenzen führten, wenn sie glaubten, der ganze Streit werde mit einer einzigen Schlacht entschieden, kamen sie dennoch in jeder Beziehung besser gerüstet und vorbereitet; geschweige denn, daß sie versuchten, mit so geringen Kräften die Herrschaft über den Erdkreis," mir welcher alle Völker, Könige und Nationen teils durch Gewalt gezwungen, teils freiwillig einverstanden waren, wenn sie entweder durch Waffengewalt oder durch edle
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transferre tantulis viribus conarentur. Quaeret aliquis: ,Quid? fregellani non sua sponte conati sunt?' Eo quidem isti minus facile conarenrur, quod iUi quemadmodum discessissem videbanr. Nam rerum inperiti, qui unius cuiusque rei de rebus ante gestis exempla petere non possunt, ü per inprudenriam facillime deducunrur in fraudem; at ii, qUI sciunt, quid aliis acciderit, facile ex aliorum e\'entis suis rarionibus possunt providere. Nulla igitur re inducti, nulla spe freri arma susrulerunt? Qui~ hoc credet, cantam amentiam quemquam tenuisse, ur imperium popul1 Romani temptare auderct nullis copiis fretus? Ergo aliquid fuisse necessum est. Quid aliud, nisi id, quod dico, potest esse?"
In adtcnuato figurae genere, id est, quod ad infimum et coctidianum sermonem demissum est, hoc erit exemplum: "Nam ur fone hic in balneas vcnit, coepit, postquam perfusus est, defricari; deinde, ubi visum est, ut in alvcum dcscenderet, ecce tibi iste de travcrso: ,Heus', inquit ,adolescens, pueri rui modo me pulsarunt; satis facias oportet.' Hic, qui id aetacis ab ignoto praeter consuerudinem appellarus esset, erubuit. Iste clarius eadem er alia dicere coepit. Hic vix: ,Tarnen', inquit, ,sine me considerare.' Turn vero iste clamare voce isra, quae ,·el facile cuivis rubores eicere posset: ,Ita perulans es atque acer, ur ne ad solarium quidem, ur mihi videtur, sed pone scaenam er in eiusmodi locis exercitarus sis.' Conrurbarus est adolescens; nec mirum, cui etiam nunc pedagogi lites ad oriculas versarentue inperito huiusmodi conviciorum. Ubi enim iste
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Freizügigkeit vom römischen Volk besiegt waren, auf ihre Seite 7u bringen. Nun wird jemand fragen: ,W.e? Haben es die FregeUaner nicht \'On sich aus versucht?'•8 Doch sie würden es gewiß um so weniger leicht versuchen, als sie sahen, wie es für die Fregellaner ausgegangen war. Denn die Unerfahrenen, die nicht für jeden einzelnen Fall Beispiele früherer Ereignisse erlangen können, lassen sich durch ihre Unkenntnis sehr leicht zu einem Irrtum verleiten; aber die, welche wissen, was anderen widerfuhr, können leicht aus dem Geschick anderer für ihre eigenen Vorhaben Vorkehrungen treffen. Haben sie also ohne eine Veranlassung, ohne Vertrauen auf eine Aussicht die Waffen erhoben? Wer wird dies glauben, daß jemanden ein solcher Wahnsinn erfaßte, daß er es wagte, die Herrschaft des römischen Volkes zu bedrohen, ohne daß er auf irgendwelche Machtrninel vertrauen konme? Also muß irgend etwas vorhanden gewesen sein. Was anderes als da~, was ich sage, könnte es sein?" für die schlichte Stilart, d. h. für die, welche zur niedrigsten und alltäglichsten Umgangssprache herabgesenkt ist, dient das folgende Beispiel:•9 .,Denn sobald dieser hier ins Bad gekommen ist, ließ er sich, nachdem er abgespült war, abreiben; dann als er beschloß, ins Wasserbecken hinabzusteigen, da schau, da schreit ihn dir unvermutet der da an: ,He, junger Mann, deine Sklaven haben mich eben geschlagen; du mußt mich dafür entschädigen.' Der junge Mann, der - was in seinem Alter ungewöhnlich war - von einem Unbekannten angeredet wurde, wurde rot. Der da sprach noch lauter das nämliche und ähnliches. Der junge Mann spricht mit Mühe: ,Dennoch laß' mich überlegen.' Da aber schreit der da mit einer solchen Stimme, die sehr leicht jedem beliebigen die Schamrote im Gesicht treiben könnre: ,Du bist so frech und heftig, daß du nicht einmal bei der Sonnenuhr,1" wie mir scheint, sondern hinter der Bühne und an anderen Orten dich geübt hast.' Der junge Mensch ist verwirrt; das ist nicht verwunderlich, da ihm auch jetzt noch die Streitreden des Pädagogen um seine Öhrchen schwirrten und er derartiges Ge-
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vidisset scurram exhausto rubore, qui se putaret nihil habere, quod de existimarione perderet, ut omnia sine famae detrimento facere posset?~
lgitur genera figurarum ex ipsis exemplis inrellegi poterunt. Erit enim et adtenuata verborum constructio quaedam et item alia in gravitate, alia posita in mediocritate. Est autem cavendum, ne, dum haec genera conscctemur, in finiruma er propinqua vitia veniamus. Nam gravi figurae, quae laudanda est, propinqua esr ea, quae fugienda; quae recte videbirur appellari, si sufflata nominabirur. Nam ita ur corporis bonam habirudinem rumor imitatur saepe, item gravis oratio saepe inperitis viderur ea, quae rurget et inflata est, cum aut novis aut priscis verbis aut duriter aliunde translatis aut gravioribus, quam res posrulat, aliquid dicirur, hoc modo:
"Nam qui perduellionibus vcnditat patriam, non satis subplicii dederit, si praeccps in Neprunias depultus erir lacunas. Poenite igirur •srurn, qui montis belli fabricarus est, campos sustulir pacis." In boc genus plerique cum declinanrur et ab eo, quo profecti sunt, aberrarunt, specic gravitacis falluntur nec perspicere possunt orarionis rumorem. Qui in mediocre genus orarionis profecti sunt, si pcrvenire eo non potuerunt, errantes perveniunr ad confine genus eius generis, quod appellamus nuctuans, eo quod fluctuat huc et illuc nec potest confurnate neque viriliter sese expedirc. ld est eiusmodi: "Socü nostri cum belligerare nobiscum vellent, profecto rariocinati essent etiam
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schimpfe nicht gewohnt war. Wo nämlich häne dieser arme Kerl auch einen Tagedieb gesehen, dem dte Schamröte genommen war, der also glaubte, er besäße nichts, W:b er \'On seinem Ansehen verlieren könne, so daß er alles ohne Schaden für seinen Ruf run könne?"ll Also können die Stilarten aus den Beispielen selbst erkannt werden. Es geht nämlich gewissermaßen um einen schlichten Aufbau der Worte, und ebenso einen anderen, beruhend auf Erhabenheit, einen anderen, beruhend auf Gemäßigtheit. Man muß sich aber davor hüten, daß man, während man auf diese Anen aus ist, in naheliegende und verwandte Fehler gerät.s: Denn dem erhabenen Stil, der lobenswert ist, ist der verwandt, den man meiden soll; dieser scheint richtig bezeichnet zu werden, wenn man ihn schwülstig nennt. Denn so wie eine gute körperliche Verfassung oft eme Geschwulst nachahmt, ebenso erscheint als erhabene Rede den Unerfahrenen oft die, welche schwülstig und aufgeblasen ist, wenn etwas durch neugebildete oder durch altertümliche Wörrer, durch Wörter, die schroff woandersher übertragen oder erhabener sind, als es die Sache erfordert, gesagt wird,n wie z. B. auf folgende Weise: "Denn wer sein Vaterland durch Hochverrat feilbietet, nimmt nicht genügend Strafe auf sich, wenn er jählings in die Abgründe Neptuns hinabgestoßen wird. Bestraft also den da, der Berge des Krieges gezimmerr und die Ebenen des Friedens beseitigt hat. "S~ Wenn sehr viele dieser Gattung zuneigen und von dem Weg, den sie eingeschlagen hatten, abgekommen sind, werden sie durch den Schein der Erhabenheit getäuscht und können den Schwu lst der Rede nicht durchschauen. Wer auf die gemäßigte An der Rede aus war, gelangt, wenn er nicht dahin gelangen konnte, auf seinem Irrweg zu einer daran grenzenden Art, die wir die schwankendeH nennen, weil sie hin und her schwankt und sich nicht kräftig und mannhaft entwickeln kann. Sie ist z. B. folgendermaßen: ' 6 "Wenn unsere Bundesgenossen mir uns Krieg führen woUten, hätten sie in der Tat
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atque etiam, quid possent facere, si quidem sua sponte facerent et non haberent hinc adiutores multos, malos homines er audaces. Solent enim diu cogirare omnes, qui magna negotia volunt agere." Non porest huiusmodi sermo tenere adrenrum auditorcm; diffluir enim torus neque quicquam conprehendens perfectis verbis amplectirur. Qui non possunt in illa facetissima verborum attenuatione commode versari, veniunt ad aridum er exangue genus orationis, quod non alienum est exile nominari, cuiusmodi est hoc: "Nam istic in balineis accesslt ad hunc; postea dicit: ,Hic ruus servus me pulsavir.' Postcchüchtert." Ebenso: "Die Feinde hast du durch Mißgunst, Unrecht, "\1acht, Treulosigkeit beseitigt." Zwischen der Stärke dieser Art und der vorher genannten besteht folgender Unterschied: Die erstgenannte kommt langsamer und seltener, die letztgenannte kommt häufiger und sehneHer 7Ur Gelrung. Deshalb scheint e.s, als ob bei der ersten Art aus emem Schwunge des Armes und einer Drehung der Hand heraus das Schwert in den Körper ge)toßen, bei der letzteren aber der Körper von häufigen und schnell zugefügten Wunden stark verletzt würde. "J Die Fortführung'~ ist eine dichte Häufung von Worten, verbunden mit einer Vervollständigung der Bedeutungen. Wir wenden sie am vorteilhaftesten in dreifacher Weise an: beim Sinnspruch, beim Gegensatz und bei der Schlußfolgerung. ' 1 l Bei einem Sinnspruch, z. B. auf folgende Art: .,Dem kann das Schicksal nicht viel schaden, welcher für sich einen stärkeren Schurz in der Tugend als im Zufall gelegt hat."' 1 ~ Bei einem Gegensatz, z. B. auf folgende Weise: "Denn wenn einer nicht viel Hoffnung auf den Zufall gesetzt hat, wie ist es dann möglich, daß ihm der Zufall sehr schaden kann? Bei einer Schlußfolgerung, z. B. auf folgende Art: "Wenn nun das Schicksal am meisten gegen die ausrichtet, die alle ihre Überlegungen auf den Zufall gerichtet haben, darf man nicht alles dem Schicksal überlassen. damit es nicht eine allzu große Macht über uns hat." ' '~ In d1esen drei Arten ist für die Wirkung der Fortführung ein häufiger Gebrauch von Worten so norwendig, daß die Fähigkeit des Redners schwach erscheinen könnte, wenn er nicht einen Sinnspruch, einen Gegensatz oder eine Schlußfolgerung durch eine Häufung von Worten hervorhöbe;
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alias quoque nonnumquam non aJjenum est, tametsi necesse non est, eloqui res aJjquas per huiusmodi cominuaciones. Conpar appellarur, quod habet in se membra orarionis, de quibus ame diximus, quae constent ex pari fere numero syllabarum. Hoc non denumeracione nostra fiet - nam id quidem puerile est -, sed ranrum adferet usus er exercitatio faculracis, ur animi quodam sensu par membrum superiori referre possimus, hoc modo:
"In proelio monem parens obpetebat, domi filius nupcias conparabat; haec omina gravis casus adminisrrabant." Item: "Illi forruna dedir felicirarem, huic industria vinutem conparavir." ln hoc g~ere saepe fieri poresr, ur non plane par numerus Sit syllabarum er tarnen esse videatur, si una aut eriam altera syllaba est alterum brevius aur si, cum in altero plures sunt, in alrero longior aut longiores, plenior aur pleniores syUabae erunr, ut longirudo aut plenirudo harum multirudinem alterius adsequarur er exaequer. Similiter cadens exomatio appellarur, cum in eadem construccione verborum duo aut plura sunt verba, quae similirer isdem casibus efferanrur, hoc modo: "Hominem laudem egemem virrutis, abundantem feliciracis?" Item: "Huic omnis in pecunia spes est, a sapient!a est animus remotus; diligemia conparar divitta.s, neglegencia corrumpit animum er tarnen, cum ita vi'·it, neminem prae se ducit hominem." Similiter desinens esr, cum, tametsi casus non
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aber auch in anderen Fallen ist es manchmal nicht unangebracht, wenn auch nicht notwendig, irgendwelche Sachverhalte mit Hilfe deraniger Fonführungen auszusprechen. Silbengleichheit"K nennt man das Stilminel, welches in sich die Glieder der Rede birgt - oben habe ich von ihnen gesprochen 129 -, die aus fast der gleichen Zahl von Silben bestehen. Diese kommt nicht zustande, indem wir abzählen - denn das wäre freilich kindisch -, sondern ~oweit wird es die Gewohnheit und Übung der Fähigkeit bringen, daß wir gewissermaßen durch ein inneres Gespür ein gleiches Glied dem vorangehenden anfügen können, z. B. auf folgende Weise: .,In der Schlacht suchte der Vater den Tod, zu Hause bereitete der Sohn die Hochzeit vor; diese Vorzeichen brachten schweres Unglück. • 'J 0 Ebenso: "Jenem gab das Schicksal Glück, diesem bereitete der Fleiß Tüchtigkeit." '!' Bei dieser Art kann es oft vorkommen, daß die Zahl der Silben nicht vollkommen gleich ist und dennoch es zu sein scheint, 'Jl falls ein Glied um eine oder auch eine zweite Silbe kürzer ist, oder falls, wenn in einem Glied mehr Silben sind, im anderen Glied eine längere Silbe oder längere Silben, eine vollere Silbe oder \'Ollere Silben vorkommen, so daß die Länge oder Fülle dieser Silben die Menge der Silben des anderen Sarzgliedes erreicht und ausgleicht. Endungsangleichung'JJ nennt man eine Ausschmückung, wenn bei der nämlichen Verbindung von Wönern zwei oder mehr Wöner vorbanden sind, die ähnlich mit den nämlichen Fällen herausgehoben werden, z. B. auf folgende Weise: "Einen Menschen soll ich loben, der der Tugend entbehrt, das Glück im Überfluß besitzt?" Ebenso: "für diesen beruht alle Hoffnung auf dem Geld, von der Weisheit ist sein Sinn abgekehrt; mit Genauigkeit erwirbt er Reichrümer, nut Gleichgültigkeit verdirbt er sein Herz, und dennoch, während er so lebt, schätzt er keinen Menschen höher ein als sich." ll• Eine Auslautsangleicbung'H liegt vor, wenn die Aus-
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msunt m vcrbis, tarnen similes exirus sunt, hoc pacto: "Turpiter audes facere, nequiter srudes dicere; VIVIS invidiose, delinquis studiose, loqueris odiose." ltem: "Audacitcr territas, hurniliter placas." Haec duo genera, quorum alterum in exiru, alterum in casu similiter versarur, inter se vehementer conveniunt; et ea re, qui his bene utuntur, plerumque simul ea conlocant in isdem panibus orationis. ld hoc modo facere oportet: "Perdicissima rario est amorem petere, pudorem fugere, diligere formam, neglegere famam." Hic et ea verba, quae casus habent, ad casus similes, et illa, quae non habem, ad similes exitus veruunt. Adnominatio est, cum ad idem verbum et nomen acccditur cum mutatione vocum aut linerarum, ut ad res dissimiles similia verba adcommodenrur. Ea multis et variis rationibus conficirur. Adtenuatione aut conplcxione eiusdem litterae, SIC:
"Hic qui se magnifice iactat atque ostentat, venit, ante quam Romam \'enit." Er ex contrario: "Hic, quos hommes alea ,·incit, eos ferro statim vincit."
Producuone ciusdem litterae, hoc modo: "Hinc av1um dulcedo ducit ad avium." ßrevitate eiusdem litterae, s1c: "Hic, ramersi vidctur esse honoris cupidus, tarnen non tanrum curiam diligit quantum Curiam."
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~änge, auch wenn die Fälle der Wörter nicht die gleichen sind, dennoch ähnlich sind, z. B. auf folgende Art: "Schändlich wagst du zu handeln, nichtswürdig bemühst du dich zu sprechen! du lebst voll Neid, du vergehst dich voll Eifer, du sprichst voll Haß." Ebenso: "Kühn erschreckst du, unterwürfig versöhnst du."''6 Diese zwei Arten, deren eine im Ausgang, die andere im Kasus Ähnlichkeit aufweist, stimmen untereinander stark überein; und deswegen setzen sie diejenigen, die sie gut anwenden, meistens gleichzeitig an dieselben Stellen der Rede. Das muß z. B. auf folgende Weise geschehen: "Eine ganz verderbliche Art ist es, Liebe zu erstreben, vor der Ehrbarkeit zu fliehen, zu lieben die Schönheit, zu mißachten den guten Ruf." Hier kommen die Wörter, welche Kasusendungen haben, zu ähnlichen Kasusendungen, und die, welche keine haben, zu ähnlichen Ausgängen. Ein Anklang'37 liegt vor, wenn man auf dasselbe Wort und dieselbe Benennung•;H kommt unter Veränderung der Aussprache oder von Buchstaben, so daß auf unähnliche Dinge ähnliche Worte angewandt werden. Er wird auf verschiedene Arten bewerkstelligt. Durch Abschwächung oder Verschrnelzung'J9 desselben Buchstabens, 7. B. so: "Dieser, der sich großmächtig brüstet und zur Schau stellt, wird verkauft, bevor er nach Rom gekommen ist." Und im Gegensatz dazu: "Dieser besiegt die Menschen sogleich nüt dem Schwert, die er mit dem Würfelspiel fesselt. "'40 Durch Dehnung desselben Buchstabens, z. B. auf folgende Weise: .Von hier zieht ihn der süße Gesang der Vögel zu unwegsamem Gelände."'•' Durch Verkürzung desselben Buchstabens, z. B. so: "Auch wenn dieser nach Ehre· strebt, liebt er die Kurie nicht so sehr wie Curia." '4~
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Addendis litteris, hoc pacto: ,.Hic sibi posset temperare, nisi amon mallet obtempcrare." Demendis nunc litteris, sie: "Si lenones vitasset tamquam leones, vitae rradidisset se." Transfcrendis litteris, sie: "Videte, iudices, utrum homini navo an vano credere maliti)." Commutandis, hoc modo: "Deligere oportet, quem velis diligere." Hae sunt adnominationes, quae in litterarum brevi commutatione aut producrione aut transieccione aut aliquo huiusmodi genere versanrur. Sunt autem aliae, quae non habent tarn propinquam in verbis similitudinem et tarnen dissimiles non sunt; quibus de generibus unum esr huiusmodi: "Quid veniam, qui sim, quem insimulem, cui prosim, quac posrulem, brevi cognosceris." Nam hic est in quibusdam verbis quaedam similirudo non tarn adfectanda quam illae superiores, sed tarnen adhibenda nonnumquam. Alterum genus huiusmodi: "Demus operam, Quirites, ne omnino patres conscripti circumscripti putentur." Haec adnominatio magis accedit ad similitudinem quam superior, sed minus quam illae superiores, propterea quod non solum additae, scd uno rempore demptae quoque lirrerae sunr. Tcrtium genus est, quod \'Crsarur in casuum commutatione aut unius aut plurium nominum. Unius nominis, hoc modo: "A1exander Macedo summo Iabore animum ad virtutem a puericia confirmavit. Alexandri virrures per orbem terrae cum laude er gloria vulgatae sunt.
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Durch das Hinzufügen von Buchstaben, z. B. auf folgende \rt: • Dieser könnte sich beherrschen, wenn er nicht lieber der :..1ebe gehorchen woUre." '•l Nun durch das Wegnehmen von Buchstaben, z. B. so: .,Hätte er Kuppler ebenso gemieden wie Löwen, hätte er sein Leben erhalten."'« Durch das Umstellen von Buchstaben, z. B. so: ,.Seht zu, ihr Herren Richter, ob ihr einem rührigen Mann eher glauben wollt oder etnem WmdbeuteL" Durch das Verändern von Buchstaben, z. B. auf folgende Wetse: "Auswählen kann man, wen man lieben will."••s Dies sind Anklänge, die auf einer kurzen Veränderung von Buchstaben, auf einer Umstellung oder irgendeiner derartigen Art beruhen. Es gibt aber auch andere, die keine so nahe Ähnlichkeit in den Wörtern haben und dennoch nicht unähnlich sind; von diesen Arten ist eine folgendermaßen: "Weshalb ich komme, wer ich bin, wen ich beschuldige, wem ich nütze, was ich verlange, werdet ihr bald erfahren." ·~ 6 . Denn hier soll man bei gewissen Wörtern eine gewisse Ahnlichkeir zwar nicht so sehr wie bei den obigen anstreben, aber trot7dem soll man sie bisweilen anwenden. Eine andere deranige Art: .,Wollen wir uns Mühe geben, Quiriten, daß man die Senatoren ntcht gänzlich für umstrickt hält!" 'iDieser Anklang kommt mehr an die Ähnlichkeit heran als der eben angefühne, aber weniger als die weiter oben genannten, deswegen weil Buchsraben nicht nur hinzugefügt, sondern gleichzeitig auch welche weggenommen sind. Eine dritte Art ist die, welche in der Veränderung der Fälle eines oder mehrerer Eigennamen besteht...s Eines Namens, z. B. auf folgende Weise: .,Der Makedone A1exander kräftigte unter größter Anstrengung sein Herz zur Tapferkeit von Kindheit an. A1exanders Vorzüge wurden über den Erdkreis mit Lob und
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Alexandrum omnes maxtme merueram, idem plurimum dilexerunc. Alexandro si vita data longior esset, trans Oceanum Macedonum transvolassenr . " sansae. Hic unum nomen in commuracione casuum volutarum est. Plura nomina casibus conmutatis hoc modo facient adnominarionem: "Tiberium Graecum rem publicam administrantem probibuit indigna nex diurius in ea commorari. Gaio Gracco similis occisio esr oblata, quae virum patriae amantissimum subito de sinu civiratis eripuit. Saturninum fide caprum malorum perfidiae scelus vita privavit. Tuus, o Druse, sanguis domesticos parieres er vulrum parencis aspersit. Sulpicio, cui paulo ante omnia concedebant, eum brevi spatio non modo vivere, sed etiam sepeliri prohibuerunt". Haec tria proxima genera exornarionum, quorum unum in similiter cadentibus, alterum in similiter desinentibus verbis, rerrium in adnominationibus postitum est, perraro sumenda sunt, cum in veritate dicimus, propterea quod non haec videntur reperiri posse sine elaboratione et sumptione operae; eiusmodi aurem studia ad delectationem quam ad veritatem videnrur adcommodatiora. Quare fidel. er gravitas er severitas oratoria minuirur bis exornationibus frequenter conlocaris et non modo tollirur auetoriras dicendi, sed offendirur quoque in eiusmodi oratione, propterea quod est in his lepos er festivitas, non dignitas neque pulcrirudo. Quare quae sunt ampla atque pulcra, diu placere possunt; quae lepida et concinna, cito satietate adficiunr aurium sensum fastidiosissimum. Quomodo igirur, si crebro his generibus utemur,
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Ruhm verbreitet. Alexander fürchteten alle sehr, ebenso sie ihn am meisten. Wäre Alexander ein längeres Leben beschieden gewesen, wären die Lanzen der Makedonen über den Erdkreis geeilt."'~9 Hier ist ein einziger Name bei der Veränderung der Fälle iun- und hergewendet. Mehrere Namen bilden durch eine \'eränderung der Fälle auf folgende Weise einen Anklang: .Tiberius Graccbus, der den Staat verwaltete, hinderte der unverdiente Tod daran, länger darin zu verweilen. Dem Gaius Gracchus wurde ein ähnlicher Untergang zuteil, der dtesen Mann von glühender Vaterlandsliebe plötzlich aus dem Her7en der Bürgerschaft riß. Den Sarurninus, der wegen seiner Treue zu schlechten Männem gefangen wurde, b::raubte ein gegen die Treue verstoßendes Verbrechen des Lebens. Dein Blut, Drusus, hat die Wände des Hauses und das Antlitz des Vaters bespritzt. Dem Sulpicius, dem sie kurz vorher alles anvertrauen wollten, verweigerten sie kurz darauf nicht nur das Leben, sondern auch die Bestattung." '5° Diese drei zuletzt genannten Anen von Ausschmückungcn,' ll deren eine auf Endungsangleichungen, die andere auf Auslautsangleichungen und die dritte auf Anklängen beruht, soll man nur sehr selten hernehmen, wenn man in einem tatsächlichen Fall spricht, deswegen weil es den Anschein hat, )ie könnten nicht aufgefunden werden ohne Anstrengung und einen Aufwand an Mühe;'" derartige Mühen aber scheinen sich mehr zur Ergötzung als zur tatsächlichen Anwendung L.U eignen. •u Deshalb wird die Zuverlässigkeit, Feierlichkeit und Strenge der Rede gemindert durch diese Ausschmiickungen, wenn sie häufig gesetzt sind, und nicht nur die Gültigkeit des gesprochenen Wortes wird beseitigt, sondern man erregt auch Ansroß bei einer derartigen Rede, deswegen weil diese Ausschmückungen Anmut und Zierde, aber nicht Würde und Schönheit besitzen. Deshalb kann lange gefallen, was erhaben und schön ist; was ..aber nur anmutig und kunsrvoll ist, bewirkt schnell durch Ubersättigung im Gehörsinn größten Überdruß.'H Wie wir also, wenn wir diese Arten häufig anwenden, uns an einer kindi· ~ebten
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puerili videbimur elocutione delectari, item, si raro interseremus has exornationes er in causa tota varie dispergemus, commode luminibus disrinctis inlusrrabimus orationem. Subiectio el>t, cum interrogamus adversarios aut quaerimus ipsi, quid ab illis aur quid contra nos dici possit, deinde subicimus id, quod oportet dici aur non oponet aut nobis adiumento fururum sie aut illis obfururum sit e contrario, hoc modo: "Quaero igitur, unde iste tarn pecuniosus factus sit. Amplum parrimonium relictum est? At patris bona venierunt. Hereditas aliqua venit? Non porest dici, sed etiam a necessariis omnibus exheredarus est! Praernium aliquod ex lire aut iudicio cepit? Non modo id non fecit, sed etiam insuper ipse grandi sponsione victus est! Ergo, si his rationibus locupletarus non est, sicur omnes videtis, aur isri domi nascirur auntm aur, unde non est licirum, pecunias cepit." Item: "Saepe, iudices, animum adveni multos aliqua ex honesta re, quam ne inimici quidem criminari possint, sibi praesidium petere. Quorum nihil porest adversarius facere. Nam utrum ad patris sui vinutem confugiet? At eum vos iurati capite damnastis. An ad suam revenerur antiquam vitarn alicubi honeste tractatam? Nam hic quidem ante oculos vesrros quomodo vtxerit, scitis omnes. An cognacos suos enumerabit, quibus vos conveniar commoveri? Ac hi quidem nulli sunt. Amicos proferet? At nemo est, qui sibi non rurpe putet istius arnicum nominari." Item: "Credo, inirnicum, quem nocentem putabas, in iudicium adduxisti? Non, nam eum indem-
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~eben stilistischen Gestaltung zu ergötzen scheinen, so \·er)chönem wir ebenso in angemessener Weise durch richtig verreihe Glanzlichter die Rede, wenn wir diese Ausschmükkungen nur selten einfügen und auf den ganzen Fall mannigfaltig verbreiten. Ein Einwand'll liegt vor, wenn wir die Gegner befragen oder uns selbst fragen, was von ihnen oder was gegen uns ~esagt werden kann; dann bringen wir das als Einwand, was gesagt werden muß oder nicht muß, ob es nun füruns hilfreich tst oder denen dagegen schadet, z.. B. auf folgende Weise: .,Ich frage also, woher dieser da so vermögend wurde. Wurde ein bedeutendes väterliches Erbe hinterlassen? Aber der Besitz. des Vaters wurde verkauft. Kam trgendeine Erbschaft zustande? Das kann man nicht sagen, sondern er wurde sogar von allen Verwandten enterbt. Erhielt er irgendeine Belohnung aus einem Streitfall oder aus einem Gerichtsentscheid?'f6 Nein, "''eit davon entfernt, ~ondem darüber hinaus verlor er noch eine teure ßürgschaft.'57 Wenn er also auf diese Arten nicht reich wurde, wie ihr alle sehr, so wächst ihm zu Hause Gold oder er hat Geld von woher genommen, wo es nicht erlaubt ist." Ebenso: "Oft, ihr Herren Richter, habe ich beobachtet, daß viele aus einem ehrenhaften Umstand, aus dem nicht einmal Feinde einen Vorwurf machen könnten, für sich Schutz. suchen. Davon kann mein Gegner nichts vorbringen. Denn wird er zur Tugend seines Vaters Zuflucht nehmen? Aber den habt ihr Geschworenen zum Tode verurteilt. Oder wird er auf seinen früheren in Ehren verbrachten Lebensabschnin zurückkommen? Denn wie dieser hier vor euren Augen gelebt hat, wißt ihr alle. Oder wird er seine Verwandten aufzählen, durch deren Erwähnung ihr beeindruckt werden sollt? Aber es gibt ja gar keine. Wird er Freunde anführen? Aber es gibt doch niemanden, der es nicht fur eine Schande für sich hielte, der Freund dieses Mannes da genannt zu werden." Ebenso: "Vermutlich hast du deinen Feind, den du für schuldig hieltest, vor Gericht gebracht? Nein, denn du hast
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narum necasti. Leges, quae id facere prohibent, verirus es? At ne scriptas quidem iudicasri. Cum ipse te veteris amicitiae commonefaceret, commotus es? At nihilominus, sed etiam srudiosius occidisti. Quid? cum tibi pueri ad pedcs volutarentur, misericordia morus es? Ar eorum patrem crudelissime sepulrura quoque prohibuisti."
Mulrum inest acrimoniae et gravitatis in hac exornatione, propterea quo~ euro quaesirum esr, quid oporteat, subicirur id non esse facrum. Quare facillime fit, ut cxaugearur indignitas negorü. Ex eodem genere, ur ad nostram quoque personam referamu) subiectionem, sie: "Nam quid me faccre convenit, cum a tanta Gallorum multirudinc circumsederer? An dimicarem? At cum parva manu turn prodiremus; locum quoque lniquissirnum habebamus. Sederem in castris? At neque subsidium, quod expectarem, habebamus, neque erat, qui vitam produceremus. Castra relinquerem? At obsidebamur. Vitam milirum neglegerem? At obsidebamur. Vitam milirum neglegerem? At eos videbar ea accepisse condicione, ut eos, quoad pos~em, incolumis parriae er parentibus consc:rvarem. Hostium condicionem repudiarem? At salus antiquior est milirum quam inpedimenrorum." Eiusmodi consequunrur identidem subiectiones, ur ex omnibus osrendi videatur nibil pocius, quam quod factum sir, faciundum fuisse. Gradario est, in qua non ante ad consequens verbum descendirur, quam ad superius ascensum est, hoc modo: ~Nam quae reliqua spes manet libertatis, si illis
ohne daß er verurteilt war, getötet. Hast du die Gesetze, die eine solche Tat verhindern, gefürchtet? Aber du hast sie nicht einmal als geschrieben angesehen. Als er selbst dich an eure frühere Freundschaft erinnerte, wurdest du da gerühn? Aber keineswegs, sondern du tötetest ihn mit noch größerer Leidenschaft. Weiter! Als sich seine Kinder dir zu Füßen warfen, wurdest du da von Mitleid gerühn? Aber ihrem Vater hast du mit größter Grausamkeit sogar die Bestattung ,·erweigerr. "' 18 Viel Energie und Feierlichkeit birgt diese Ausschmückung in sich, Jeswegen weil unmittelbar nachdem man gefragt hat, was sich gehöre, der Einwand vorgebracht wird, dies sei nicht geschehen. Dadurch wird sehr leicht bewirkt, daß das Empörende der Tat verstärkt wird. Von der nämlichen Art ist, um den Einwand auch auf die eigene Person zu beziehen, •19 das folgende Beisp1el: "Denn was hätte ich run sollen, da ich von einer solchen Menge Gallier umzingelt war? Hätte ich kämpfen sollen? Aber dann hätten wir nur mit einer klei.nen Schar vorrücken können; auch hatten wir sehr ungünstiges Gelände. Hätte ich im Lager sirzen bleiben sollen? Aber wir hatten keine Hilfstruppen, auf die ich hätte warten können, und es gab keine Möglichkeit, wie wir das Leben länger erhalten konnten. Hätte ich das Lager verla.~sen sollen? Aber wir wurden doch belagert. Hätte ich das Leben der Soldaten geringschätzen sollen? Aber ich glaubte sie unter der Bedingung erhalten :z.u haben, daß ich sie, so gut ich konnte, dem Vaterland und ihren Eltern unversehrt erhielt. Hätte ich die Bedingung der Feinde zurückweisen sollen? Aber die Rettung der Soldaren ist wichtiger als die des Trosses."•6c Derartige Einwände führen immer wieder z.u dem Ergebnis, daß man aufgrund aller Umstände :z.u zeigen scheint, daß man nichts Besseres hätte tun können, als was getan wurde. Die Steigerung'6 ' ist das Stilmittel, bei welchem man nicht eher :z.um folgenden Wort übergeht, als man auf das vorausgebende zurückgegriffen hat, z. B. auf folgende Weise: "Denn was für eine Hoffnung auf Freiheit bleibt übrig, .J:m,
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et quod liber, Ücet, er q uod licet, possunt, et quod possunt, audent, et quod audent, faciunt, et quod faciunt, vobis molesrum non est?" Item: "Non sensi hoc et non suasi; neque suasi et non ipse facere coepi; neque facere coepi et non perfeci; neque perfeci et non probavi."
Item: "Africano virtutem industria, virtus gloriam, gloria aemulos conparavit." Item: "Imperium Graeciae fuit penes Atheniensis; Atheniensium potiti sunt Spartiatae; Spartiatas superavere Thebani; Thebanos Macedones vicerunt, qui ad imperium Graeciae brevi tempore adiunxerunt Asiam bello subactam." Haber in se quendam leporem superioris cuiusque crebra reperitio verbi, quae propria est huius exornationis. Definitio est, quae rei alicuius proprias arnplectitur potestates breviter et absolute, boc modo: "Maiestas rci publicae est, in qua continetur dignitas et amplitudo civitatis." ltem: "Iniuriae sunt, quae aut pulsatione corpus aut convicio auris aut aliqua rurpirudine vitam cuiuspiam violant." Item: "Non est isra diligencia, sed avaricia, ideo quod diligentia est accurata conservario suorum, avaritia iniuriosa adpetitio alienorum." Item: "Non est isra fortitudo, sed temeritas, propterea quod fortitudo est contemptio laboris et periculi cum ratione ucilitacis et conpensatione commodorum, temeritas est cum inconsiderata
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wenn denen, was ihnen beliebt, erlaubt ist, und sie, was erlaubt ist, können, und was sie können, wagen, und was sie wagen, tun, und was sie tun, euch nicht lästig ist?"' 6' Ebenso: "Nicht bemerkt habe ich das und nicht dazu geraten; nicht dazu geraten habe ich und es nicht selbst begonnen; nicht begonnen habe ich es und nicht zu Ende geführt; nicht zu Ende geführt habe ich es und nicht gutgeheißen. '"6J Ebenso: "Dem Airicanus verschaffte seine Energie Tüchtigkeit, seine Tüchtigkeit Ruhm, sein Ruhm Neider.'" 64 Ebenso: "Die Herrschaft über Griechenland lag bei den Athenern; über die Athener gewannen die Spartaner die Macht; die Spartaner unterlagen den Thebanern; über die Thebaner siegten die Makedonen, welche ihrer Herrschaft in Griechenland in kurzer Zeit Asien, das sie im Krieg unterworfen hatten, hinzufügten." Einen gewissen Reiz birgt in sich die häufige Wiederholung des jeweils vorausgehenden Wortes, die für diese Ausschmückung eigenrumlieh ist. Die Begriffsbestimmung'6S ist das Stilmittel, welches die irgendeiner Sache eigenrumliehen Eigenschaften kurz und bündig urnfaßt, z. B. auf folgende Weise: "Die Hoheit des Staates ist der Begriff, in dem die Würde und die Erhabenheit einer Bürgschaft enthalten ist." ' 66 Ebenso: "Ungerechte Übergriffe sind die Handlungen, die entweder durch Schlagen den K.örper oder durch Schmähung die Ohren oder durch irgendeine schändliche Tat das Leben von irgend jemandem verletzen."' 67 Ebenso: "Dies ist keine Umsicht, sondern Habgier, deshalb weil Umsicht die genaue Bewahrung des eigenen Besitzes, Habgier das ungerechte Streben nach fremdem Besitz ist." Ebenso: nDies ist nicht Tapferkeit, sondern Tollkühnheit, deshalb weil Tapferkeit die Geringschätzung von Mühe und Gefahr, verbunden mit einer vernünftigen Abschätzung des Nutzens und einer Abwägung der Vorteile, ist, Tollkühnheit dagegen ein gladiatorenmäßiges Aufsichnehmen von Gefah-
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dolorum perpessione gladiatoria periculorum susceptio." Haec ideo commoda putarur exornatio, quod omnem rei cuiuspiam vim et potestatem ita dilucide proponit et breviter, ut neque pluribus verbis oporruisse dici videarur neque brevius poruisse dici puterur. Transirio vocarur, quae cum ostendir breviter, quid dierum sit, proponit item brevi, quid consequatur, hoc pacto: "In pau-em cuiusmodi fuerit, habetis; nunc parens qualis extiterit, considerate." Item: "Mea in isrum beneficia cognoscitis; nunc quomodo iste mihi grariam rerulerit, accipite." Proficit haec aliquanrulum exomatio ad duas res: nam et, quid dixerit, commonet et ad reliquum conparat auditorem. Correctio est, quae rollir id, quod dierum esr, et pro eo id, quod magis idoneum videtur, reponit, boc pacto: "Quodsi iste suos hospites rogasset, immo innuisset modo, facile hoc perfici posset." Item: "Nam postquam isti vicerunr atque adeo victi sint, - eam quomodo victoriam appellem, quae victoribus plus calamitatis quam boni dederit?" Item: "0 virrutis comes, invidia, quae bonos sequeris plerumque atque adeo insectaris!" Commoverur hoc genere animus auditoris. Res enim communi verbo elata tantummodo dicta viderur; ea post ipsius oratoris correctionem magis idonea fit pronuntiatione. "Non igirur satius esset", dicet aliquis, "ab initio, praesertim cum scri-
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ren, verbunden mtt einem unüberlegten Erdulden von Schmerzen." ' 68 Diese Ausschmückung wird deshalb für vorteilhaft gehalten, weil sie den ganzen Sinn und die ganze Bedeutung eines eden beliebigen Ausdrucks so klar und kurz darlegt, daß -:veder der Anschein erweckt wird, man hätte es mit mehr Worten sagen müssen, noch der Glaube entsteht, man hätte es kürzer sagen können. Übergang 169 nennt man das Stilmittel, welches kurz zeigt, was bisher gesagt wurde, und ebenso in Kürze darlegt, was iolgt, z. B. auf folgende Art: oNun habt ihr erfahren, wie er sich gegenüber seinem Vater verhalten hat; jetzt betrachtet auch, wie er als Vater gewesen ist. " 17° Ebenso: "Meine Wohltaten diesem Menschen gegenüber erkennt ihr; nun vernehmt, wie er tnir Dank abstattete." Einen gewissen Vorteil bringt diese Ausschmückung in zweierlei Hinsicht; denn sie ruft das in Erinnerung zurück, was der Redner gesagt hat, und bereitet den Zuhörer auf das Folgende vor. Die Berichtigung 17 1 iSt das Stilmittel, welches aufhebt, was gesagt wurde, und an seine Stelle das setzt, was geeigneter erscheint, z. B. auf folgende Art: "Wenn nun dieser seine Gastfreunde gebeten, ja ihnen nur einen Wink gegeben hätte, so könnte dies leicht durchgeführt werden." Ebenso: "Denn nachdem diese gesiegt haben oder besser besiegt worden sind- wie könnte ich nämlich das einen Sieg nennen, was den Siegern mehr Unglück als Gutes gebracht hat?" Ebenso: "0 Begleiter der Tugend, Neid, der du den Tüchtigsten meistens folgst oder sie vielmehr verfolgst."'7' Durch diese Art wird der Zuhörer beeindruckt. Denn der durch ein gewöhnliches Wort hervorgehobene Sachverhalt scheint nur ziemlieb obenhin gesagt; nach der Berichtigung durch den Redner selbst wird er passender vorgetragen. "Wäre also nicht besser", wird man sagen, "von Anfang an,
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bas, ad Optimum er lecrissimum verbum devenire?" Est, cum non est satius, si comrnutario verbi id erit demonstratura, eiusmodi rern esse, ut, euro eam communi verbo appellaris, levius dixisse videaris, cum ad electius verbum accedas, insigniorem rem facias. Quodsi continuo venisses ad id verburn, nec rei nec verbi gratia anirnadversa esset.
Occultatio esr, cum dicimus nos praererire aur non scire aur nolle diccre id, quod nunc maxime dicimus, hoc modo: "Nam dc pueriria quidem tua, quam tu omnium inremperaotiae addixisri, dicerem, si hoc tempus idoneum putarem; nunc consulto relinquo; er ülud praetereo, quod te tribuni rei miliraris infrequentem tradiderunt; deinde quod iniuriarum satis fecisti L. Labeoni, nihil ad hanc rem pertinere puto. Horum nihil dico; revertor ad illud, de quo iudicium est."
ltem: .,Non dico te ab sociis pecunias cepisse; non sum in eo occuparus, quod civitates, regna, domos omnium depecularus es; funa, rapinas omnes tuas ornitto." Haec urilis est exornario, si aur rem, quam non pertineat aliis ostendere occulre admonuisse prodesr, aur longum est aut ignobile, aut planum non potest fieri, aut facile porest reprehendi, ur urilius sit occulte fecisse suspicionem, quam eiusrnodi intendisse orarionem, quae redarguatur.
Disiunctio esr, cum eorum, de quibus dicimus,
·"'"mal wenn man schreibt, auf das beste und gewählreste In gewissen Fillen nicht, wenn nämlich Wortes deutlich machen wird, daß der Sachverhalt derartig ist, daß man nämlich, wenn man ihn mn einem gewöhnlichen Wort bezeichnet, den Eindruck .'n\.·eckr, .tiernlich Unbedeutendes gesagt zu haben, wenn ':lan aber auf ein recht ausgewähltes Wort kommt, den Sach:erhalt bedeutsamer macht. Wäre man aber sofort auf dieses Wort gestoßen, so wäre weder die besondere Bedeutung des Sachverhaltes noch die des Wortes bemerkt worden. Eine Übergehung 'J liegt vor, wenn wir sagen, wir über~ngcn oder wüßten nicht oder wollten nicht das sagen, was wir nun gerade erst recht sagen, z. B. auf folgende Weise: "Denn über deine Jugend, die du der Zügellosigkeit in 1eder Beziehung verschrieben hast, würde ich natürlich jetzt sprechen, wenn ich diese Gelegenheit für geeignet hielte; nun lasse ich sie absichtlich unerwähnt. Und ich übergehe auch, daß die Tribunen dich als nachlässig im Militärdienst geschildert haben. Daß du weiterhin dem L. Labeo Ungerechtigkeiten in Hülle und Fülle zugefügt hast, gehört, glaube ich, nicht hierher. Davon sage ich nichts; ich kehre z.u dem zurück, worum sich die Gerichtsverhandlung dreht." 'H Ebenso: "Ich sage nicht, daß du von den Bundesgenossen Geld genommen hast; nicht damit beschäftige ich mich, daß du Bürgerschaften, Reiche, die Häuser aller ausgeplündert hast; deine Diebstähle und Raubzüge lasse ich alle unerwähnt."' Diese Ausschmückung ist nützlich, wenn es nichts zur Sache beiträgt, andere offen auf das hinzuweisen, woran im verborgenen erinnert zu haben nützlich ist, oder wenn es zu weit führen würde oder zu unbekannt wäre oder wenn es nicht ganz deutlich gemacht oder zurückgewiesen werden kann; so ist es nützlicher, einen Verdacht im Verborgenen erregt als die Rede auf etwas gerichtet zu haben, was widerlegt wird. '71 Eine Absonderung' 76 liegt vor, wenn von den Punkten, ~Ort zu kommen?" ~ Abändern eines
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aur utrumque aut unum quodque ceno concludirur verbo, sie: "Populus Romanus Numantiam delevit, Kartaginern susrulit, Corinthum disiecit, Feegellas everrit. Nihil Numancinis vires corporis auxiliatae sunr, nihil Kan:aginiensibus scientia rei militaris adiumento fuit, nihil Corinthis erudita calliditas praesidii tulit. nihil fregellanis morum et sermonis societas opitulata est." Item: "Formac dignitas aut morbo deflorescit aut vetustate extinguitur." Hic utrumque, in superiore exemplo unam quamque rem ceno verbo concludi videmus. Coniunctio est, cum interposicione verbi et superiores panes orationis conprehendumur et inferiores, hoc modo: "Formae dignitas aut morbo deflorescit aut verustate." Adiunctio csr, cum vcrbum, quo res conprehendirur, non inrerponimus, scd aut primum aut postremum conlocamus. Primum, hoc pacto:
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"Dcflorescir formae dignitas aut morbo aut verustare." Postremum, sie: "Aut morbo aut ' 'etustate formae dignitas deflorescit." Ad fesriviratem disiunctio est adposita, quare rarius utemur ea, ne satietatem pariat; ad brevitatem coniunctio, quare saepius adhibenda est. Hae tres exornationes de simplici genere manant. Conduplicatio est quom racione amplificationis aut commiserationis eiusdem unius aut plurium verborum iteratio, hoc modo:
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über die wir sprechen, entweder beide oder jeder einzelne mit einem bestimmten Verbum schließt, z. B. so: .,Das römische Volk hat Numantia zerstört, Karthago vertilgt, Konnth zertrümmert, Fregellae vernichtet. Nichts haben den Numantinem ihre Körperkräfte geholfen, nichts hat den Karthagern ihre Kriegskunst genützt, nichts hat den Korinthern ihre gerissene Schlauheit an Schutz gebracht, nichts bat den Fregellanem'7 die Gerneinschaft der Sitten und der Sprache an Beistand gebracht." Ebenso: "Äußere Schönheit verblüht entweder durch Krankheit oder erlöscht durch das Alter."'78 Hier schließen, wie wir sehen, beide Teile, in dem vorau.!>gehcnden Beispiel jeder einzelne Teil mit einem bestimmten Verbum. Eine Verbindung'79 liegt vor, wenn durch die Zwischenstellung des Verbums die vorausgehenden Teile der Rede um faßt werden und die folgenden, z. B. auf folgende Weise: "Äußere Schönheit verblüht entweder durch Krankheit oder durch das Alter." ' 80 Ein Anschluß•8 • liegt vor, wenn wir das Verbum, durch das ein Sachverhalt umfaßt wird, nicht dazwischenstellen, sondern entweder an den Anfang oder an den Schluß stellen. An den Anfang, z. B. auf folgende Art: .,Es verblüht äußere Schönheit entweder durch Krankheit oder durch das Alter." An den Schluß, z. B. so: ,.Entweder durch Krankheit oder durch das Alter verblüht äußere Schönheit." Zur anmutigen Darstellung ist die Absonderung ..gesetzt; deswegen verwenden wir sie seltener, damit sie nicht Ubersättigung bewirkt;'" zur kurzen Darstellung der Zusammenschluß; deswegen kann er häufiger angewandt werden. Diese drei Ausschmückungen entspringen aus einer einzigen An. Eine Wiederholung''J ist die Wiederaufnahme eines und desselben Wortes oder mehrerer Wörter mit der Absicht der Steigerung oder der Erregung von Mitleid, z. B. auf folgende Weise:
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"Tumulrus, Gai Gracce, tumulrus domesticos er intestinos conparas." Irem: ,.Comrnorus non es, cum tibi pedes mater amplexarerur, non es commorus?" ltem: "Nunc audes eriam venire in horum conspecrum, proditor parriae? Proditor, inquam, patriae, venire audes in horum conspecrum ?" Vehementer auditorem commovet eiusdem redintegratio verbi et nünus maim efficir in comrario causae, quasi aliquod telum saepius perveniat in eandem panem corporis. Imerpretatio est, quae non iterans idem redintegrat verbum, sed id commutat quod posirum est alio verbo, quod idem valeat, hoc modo: "Rem pubücam radicirus evenisti, civitatem funditus deiecisti." Item: "Patrem nefarie verberasti, parenri manus seelerate attulisti." Necessurn est eius, qui audit, animum comrnoveri, euro gravitas prioris dicri renovarur interpretatione verborum. Commutatio est, cum duae sententiae inter se discrepantes ex transiectione ita efferunrur ut a priore postenor contraria priori proficiscatur, hoc modo: "Esse oportet, ur vivas, non vivere, ut edas." ltem: "Ea re poemata non facio, quia cuiusmodi volo, non possum, cuiusmodi possum, nolo." ltem: "Quae de illo dicuntur, dici non possunt, quae dici possunt, non dicunrur."
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~Aufruhr, Gaius Gracchus, Aufruhr im eigenen Land und un Innem des Staates erregst du!" Ebenso: "Wurdest du nicht von Rührung ergriffen, ah deine Mutter dir die Füße umschlang, ·wurdest du da nicht von Rührung ergriffen?" ••• Ebenso: ,.Nun wagst du es noch, diesen unter die Augen zu treten, du Vaterlandsverräter? Du Vaterlandsverräter, sage ich, wagst es, diesen unter die Augen zu treten?~ Heftig erregt den Zuhörer die Wiederaufnahme em und desselben Wortes, und eine tiefere Wunde schlägt sie beim Prozeßgegner, als ob irgendeine Waffe öfter denselben Körperteil träfe. Eine Erklärung'~ ! ist das Stilmittel, welches bei der Wiederholung nicht dasselbe Wort wiederaufnimmt, sondern das Wort, das gesetzt ist, mit einem anderen vertauscht, welches das nämliche bedeutet, z. B. auf folgende Weise: Den Staat hast du an seiner Wurzel vernichtet, das G~:neinwesen hast du bis auf die Fundamente niedergerissen." Ebenso: "Den Vater hast du in nichtswürdiger Weise geschlagen, an den, dem du das Leben verdankst, hast du in verbrecherischer Weise Hand angelegt." Der Zuhörer muß innerlich ergriffen werden, wenn die volle Bedeutung des vorausgehenden Ausspruches durch die Erklärung der Worte ins Gedächtnis zurückgerufen wird. Eine Umstellung' 86 Üegt vor, wenn zwei untereinander widersprüchliche Gedanken durch eine Versettung so herausgestellt werden, daß der zweite, zum ersten gegensätzliche Gedanke aus dem ersten hervorgeht, z. B. auf folgende Weise: ,.Man muß essen, um zu leben, nicht leben, um zu essen."''' Ebenso: "Deswegen verfasse ich keine Gedichte, weil ich Gedjchte von der Art, wie ich möchte, nicht fertigbringe, wie ich !>ie aber fertigbringe, nicht möchte. " ' 88 Ebenso: ,.Wa!> über jenen Mann gesagt wird, kann nicht gesagt werden, was aber gesagtwerden kann, wirdnicht gesagt."
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Item: "Poema loquens pictura est. pictura tacitum poema deber es~e." ltem: ..Si srulrus es et ea re taces, sapiens es; si sapiens es er tarnen taces, stulrus es." Non potest d1ci, quin commode fiat, cum contrariae sementiae relarione \'erba quoque convertanrur. Plura subiectmus exempla, ur, quoniam difficile est hoc genus exomarionis invenru, dilucidum esset, ut, cum bene esset intellectum, facilius in dicundo invenirerur. Permissio est, cum Ostendemus in dicundo nos aliquam rem rotam tradere er concedere alicuius volunrati, sie: "Quoniam omntbus rebus ereptis solum mihi superest animus er corpus, haec ipsa, quae mihi de multis sola relicta sunt, vobis et vestrae condono poresrari. Vos me vestro, quo pacto vobis videbitur, uramini atque abutamini licebit, inpunite in mc quidlibet statuite; dicite, atque obremperabo." Hoc genus tamctsi alias quoque nonnumquam tractandum est, tarnen ad misericordiam commovendam vehementissime est adcommodatum. Dubitatio est, cum quaerere videtur orator, urrum de duobus porius aut quid de pluribus potissimum dicat, hoc modo: .,Offuit eo tempore plurimum rei p. consulum sive srultitiam sive malitiam dicere oponet sive utrumque." Item: ..Tu isrud au~u~ es dicere, homo omnium monalium - quaero, quonam te digno moribus ruis appellem nomine". Expedirio est, cum rationibus conpluribus enumeraris, quibus aliqua res aut fieri aut non fieri poruerit, ceterae rollunrur, una relinquitur, quam nos intendimus, hoc modo:
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Ebenso: ,.Ein Gedicht ist ein sprechendes Gemälde, ein Gemälde ein stummes Gedicht. " ' 89 Ebenso: ,.Wenn man dumm ist und deswegen schweigt, ist man weise. Wenn man weise ist und trotzdem schweigt, ist man dumm." Man kann nicht behaupten, daß es nicht voneilhaft wirkt, wenn beim Vorbringen eines gegensätzlichen Gedankens auch die Wone umgekehrt werden. Ich habe mehr Beispiele angefühn, damit diese An der Ausschmückung ganz klar werde, da e~ ja schwierig ist, sie aufzufinden; wenn man sie gut verstanden hat, findet man sie leichter auf beim Reden. Eine Anheimstellung liegt vor, wenn wir beim Reden darauf hinweisen, daß wir etwas ganz dem Willen von jemandem überlassen, z. B. so: "Da mir ja alles entri~sen ist und mir nur noch Leib und Leben bleibt, überlasse ich eben das, was mir von vielem als einziges übrig geblieben ist, ganz euch und eurer Verfügungsgewalt. lhr dürft mich, wie es euch gut dünkt, gebrauchen und mißbrauchen; bestimmt ungestraft über mich, was euch beliebt; sprecht, und ich werde gehorchen." Wenn diese An manchmal auch in anderem Zusammenhang anzuwenden ist, so eignet sie sich am besten dazu, Mitleid zu erregen. Ein Zweifel'90 liegt vor, wenn der Redner sich zum Schein fragt, welches Wort von zweien er eher oder welches von mehreren er am ehesten nennen solle, z. B. auf folgende Weise: "Zu jener Zeit schadete dem Staat am meisten der Konsuln - soll man es Dummheit oder Schlechtigkeit oder beides nennen. "' 9 ' Ebenso: "Du wagst es, dies zu sagen, du von allen Menschen der aller . . . - ich frage mich, mit welchem Namen, der zu deinem Charakter paßt, ich dich denn anreden soll. " '9 ' Eine Aussonderung•9J liegt vor, wenn nach Aufzählen mehrerer Möglichkeiten, wie etwas häne durchgeführt oder nicht durchgeführt werden können, die übrigen ausgesonden werden und nur die übrigbleibr, auf welche wir zielen, z. B. auf folgende Weise:
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"Necesse est, cum constet isrum fundum nosrrum fuisse, ostendas te aut vacuum possedisse, aut usu ruum fecisse, aut emisse, aut hereditate ribi venisse. Vacuum, cum ego adessem, possidere non potuisti; ruum etiam usu fecisse non potes; emptio nulla proferrur; hereditate tibi me vivo mea pecunia venire non poruit: relinquirur ergo, ut me vi de meo fundo deieceris."
Haec exornario plurimum iuvabit coniecruralis argumentariones. Sed non erit, tamquam in plerisque, ur, cum velimus, ea possirnus uti; nam facere non porerimus, nisi ipsa negotii natura dabit facultarem. Dissolurum est, quod coniunctionibus verborum e medio sublatis, separatis partibus efferrur, hoc modo: "Gere morem parenti, pare cognatis, obsequere amicis, obtempera legibus." Item: .,Descende in integram defensionem, noli quicquam recusare, da servos in quaestionem, srude verum invenire." Hoc genus er acrimoniam babet in se et vehemenrissimum est et ad breviratem adcommodatum. Praecisio est, cum dictis quibusdam reliquum, quod coeprum est dici, relinquirur inchoarum, sie: "Mihi tecum par certatio non est, ideo quod populus Romanus me - nolo dicere, ne cui forte adrogans videar; te autcm saepe ignominia dignum putavit."
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"Da feststeht, daß dieses Grundstück mir gehörte, muß du gezwungenermaßen beweisen, daß du es als ein herrenloses in Besitz genommen oder durch das Gewohnheitsrecht in deinen Besitz gebracht oder es gekauft oder durch eine Erbschaft erhalten hast. Als herrenlos konntest du es nicht m Besitz nehmen, da ich da war; durch das Gewohnheitsrecht kannst du es auch nicht in deinen Besitz. gebracht haben; von einem Kauf wird nichts vorgebracht; durch eine Erbschaft konnte dir, solange ich lebe, mein Vermögen nicht zufallen. Es bleibt also nur die Möglichkeit, daß du mich gewaltsam von meinem Grund und Boden vertrieben hast." Diese Ausschmückung hilft am meisten bei Beweisführungen, die auf Vermutungen beruhen. Aber es ist nicht möglich, wie bei den meisten Ausschmückungen, sie immer anzuwenden, wenn wir wollen; denn wir können es nicht run, wenn nicht die Art des Vorganges selbst die Möglichkeit dazu gibt. Eine unverbundene Ausdrucksweise'94 ist diejenige, welche nach Beseitigung der Wortverbindungen' 95 in getrennten Teilen hervogehoben wird, z. B. auf folgende Weise: "Willfahre dem Vater, füge dich den Verwandten, folge den Freunden, gehorche den Gesetzen!" Ebenso: .,Entschließe dich zu einer unanfechtbaren Verteidigung, weise nichts zurück, liefere deine Sklaven zum peinlichen Verhör aus, bemühe dich, die Wahrheit zu finden!" Diese Art birgt Energie in sich, ist sehr lebhaft und ist geeignet zur Küne. Das Abbrechen eines Gedankens•96 liegt vor, wenn nach einigen Worten der übrige Gedankengang, den man auszusprechen begonnen hat, unvollendet bleibt, z. B. so: ,.Zwischen mir und dir gibt es keinen ausgeglichenen Wettkampf, deshalb weil das römische Volk mich - ich will nicht weitersprechen, um niemandem anmaßend zu erscheinen; dich aber hielt es oft einer schimpflieben Behandlung würdig."' 97
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Item: "Tu ista nunc audes dicere, qui nuper alienae domi - non ausim dicere, ne, cum te digna dicerem, me indignum quippiam dixisse videar."
Hic atrocior racita suspicio quam disena explanatio facta est. Conclusio esr, quae brevi argumentatione ex iis, quae ante dicta sunt, aut facta conficit, quod necessario consequarur, hoc modo.: "Quodsi Danais darum erat oraculum non passe capi Troiam sine Philoctetae sagittis, hae aurcm nihil aliud fecerunt nisi Alexandrum perculerunt, hunc extinguere, id nimirum capi fWt Troiam". Restant eriam decem exornationes verborum, quas idcirco non vage dispersimus, sed a superioribus separavimus, quod omnes in uno genere sunt posirae. Nam earum omnium hoc proprium est, ut ab usitata verborum potestate recedarur atque in aliam rationem cum quadam venustate oratio conferatur. De quibus exomationibus nominacio est prima, quae nos admonet, ut, cuius rei nomen aut non sit aut satis idoneum non sit, eam nosmet idoneo verbo nominemus aut imirationis aut significationis causa: imitationis, hoc modo, ut maiores "vagire" et "mugire" et "murrnurare" et "sibilare" appellarunt; significandae rei causa, sie: "Posrquam iste in rem publicam fecit imperum, fragor civitatis inprimis est auditus." Hoc genere raro est utendum, ne novi verbi adsiduitas odium pariat; sed si commode quis profe-
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Ebenso: "Du wagst dies zu sagen, der du erst neulich in einem fremden Haus- ich wage es nicht auszusprechen, um nicht den Eindruck zu erwecken, ich hätte etwas gesagt, was meiner unwürdig ist, indem ich etwas sagte, was deiner würdig ist."'98 Hier wurde eine unausgesprochene Vermutung unbarmherziger als eine beredte DarsteUung. Die Schlußfolgerung'~9 ist das Stilmittel, welches in kurzer Beweisführung aus dem, was vorher gesagt wurde oder geschah, schließt, was notwendigerweise folgen wird, z. B. auf folgende Weise: "Wenn nun den Danacrn das Orakel gegeben war, Troja könne nicht eingenommen werden ohne die Pfeile des Philoktet, diese aber nichts anderes bewirkten als den Alexander niederzuschmettern, dann bedeutete dessen Tod selbstverständlich die Einnahme Trojas. " 200 Es bleiben noch zehn Ausschmückungen von Wörtern, die ich deshalb nicht planlos eingestreut, sondern von den vorausgehenden getrennt habe, weil alle auf einer einzigen An beruhen. Denn ihnen allen ist eigen, daß eine Abweichung von der sonsr üblichen Bedeutung der Wörter vorliegt und die Rede einen anderen Sinn erhält, was mir einem gewissen Reiz verbunden ist. 201 Von diesen Ausschmückungen ist die Benennung•o~ die erste; sie ermahnt uns dazu, eine Sache, für die es keine oder keine genügend zutreffende Bezeichnung gibt, mit einem zutreffenden Wort zu benennen, um einen Laut nachzuahmen oder ein Bild zu kennzeichnen: Um einen Laut nachzuahmen, z.. B. auf folgende Weise, wie unsere Vorfahren "schreien"' 0 >auch "muhen", "murren" und "zischen" nannten; um ein Bild zu kennzeichnen, z. B. so: "Nachdem dieser einen Angriff gegen den Staat unternommen hatte, höne man vernehmlich ein Krachen' 04 des Gemeinwesens." Diese An soll man nur selten gebrauchen, damit nicht der ständige Gebrauch des neuen Wortes Widerwillen hervorruft, aber wenn man sie angemessen anwendet und nur sei-
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rat et raro, non modo non offendet novitate, sed etiam exornat orationem. Pronominario est, quae sicuri cognomine quodam extraneo demoostrat id, quod suo nomine non potest appellari; ut si quis, euro loquatur de Graccis: . At non Africani nepotes'", inquiet, "istiusmodi fuerunt." hem si quis de adversario cum dicat: "Videte nunc", inquit, "iudices, quemadmodum mc Plagioxippus iste rractarit."' Hoc pacto non inomate porerimus et in laudando et in laedendo, in corpore aut animo aut e>.'Traneis rebus dicere, sicuti cognomen, quod pro certo nomine collocemus. Denominario est, quae ab rebus propinquis er finirimis trahit orationem, qua possit intellegi res, quae non suo vocabulo sit appellata.
Id aut ab invento colligirur aut ab inventore conficitur; invento, ut si quis de Tarpeio loquens eum Capitolinum nominet; inventore, ur si quis pro Libero vinum, pro Cerere frugem appellet; aut ab instrumcnto dominum, ur si quis Macedones appellarit hoc modo: "Non tarn ciro sarisae Graeciae potitae sunt", aur idem Gallos significans: .,nec tarn facile ex Italia mareris Transalpina depulsa est"; aut id, quod fit ab eo, qui facit, ut si quis, cum bello velit ostendere aliquid quempiam fecisse, dicat: "Mars istuc tc facerc necessario coegit"; aut si quod facit ab eo, quod fit, ur cum desidio-
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ren, erregt sie gar keinen Anstoß durch das Ungewohnte, sondern schmückt vielmehr die Rede aus.'~' Die Namenscrsetzung'"' ist das Stilminel, welches etwa!> wie mit einem nicht zu ihm gehörenden Beinamen vorstellt, was mit seinem eigentlichen Namen nicht benannt werden kann; wie wenn man, spräche man z. B. von den Gracchen, sagte: .,Aber nicht die Enkel des Africanus waren von der Art." Ebenso wenn man sagt, wenn man von seinem Gegner spricht: ,.Sehr nun, 1hr Herren Richter, wie mich dieser Plagioxippus107 behandelt hat." Auf diese Art können wir, ~owohl wenn wir loben als auch wenn wir kränken, nicht schmucklos im Bereich des Körperlichen, des Geistigen und 1m nichtmenschlichen Bereicb108 sprechen, so wie wir einen Beinamen an die Stelle des feststehenden Namens setzen. •0!1 Die uneigendichc Benennung ist das Stilminel, welches von naheliegenden, sinnverwandten Dingen einen Ausdruck herholt, durch welchen das Ding verstanden werden kann, ohne daß es mir seiner eigentlichen Bezeichnung benannt wäre. Dies führt man durch, indem man von dem Erfundenen ausgeht oder von dem Erfinder; von dem Erfundenen, z. B. wenn man vom Tarpeiischen Felsen spricht und ihn Capirolinus nennt; von dem Erfinder, wenn man sran Liber Wein, statt Ceres Getreide sagt; oder stan de~> Werkzeuges den Benützer, wenn man z. B. die Makedonen folgendermaßen bezeichnen wollte: "Nicht so schnell bemächtigten sich die makedonischen Lanzenm Griechenlands", oder ebenso die GaJlier bezeichnete: .,Nicht leicht wurde aus Italien die Transalpinische Lanze11 ' vertrieben"; oder indem man das, was von dem ausgeht, der es bewirkt, nennt, wenn man z. B. darlegen will, daß jemand etwas durch Krieg bewirkt hat, und sagt: .,Mars hat dich ge7wungen, dies notgedrungen zu run"; oder wenn man das, was bewirkt, nach dem, was bewirkt wird, benennt, z. B. wenn man die Kunst müßig nennt, weil
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sam artcm dicirnu), quia desidiosos facit, et frigus pigrum, quia pigros efficit. Ab eo, quod continet id, quod continerur, hoc roodo denominabitur: "Armis Italia non potest vinci nec Graecia disciplinis" - nam hic pro Graecis et Italis, quae continent, nominata sunt. Ab eo, quod continerur, id, quod conrinet, ut si quis aurum aut argenturn aut ebur nominet, cum divicias velit nominare. Harum omnium denominacionum magis in praecipiendo divisio quam in quaerendo difficiüs inventio est, ideo quod plena consuetudo est non modo poetarum er oratorum, sed etiam cottidiani sermonis huiusmodi denominationum. Circumitio est oratio rem simplicem adsumpta circumscribcns elocutione, hoc pacto: "Scipionis providentia Kartaginis opes fregit." Nam hic, nisi ornandi ratio quaedam esset habita, Scipio potuit et Kartago simpliciter appellari. Transgressio est, quae verborum perrurbat ordi":em perversione aut cransiecrione. Perversione, SIC:
"Hoc vobis dcos inmonales arbitror dedisse virrute pro vestra." Transiectione, hoc modo: "Instabilis in isrum plurimum forruna valuit. Omnes invidiosc cripuit tibi bcnc vivendi casus facultates." Huiusmodi transiectio, quae rem non reddit obscuram, multum proderit ad continuationes, de quibus ante dieturn est; in quibus oportet verba sicuci ad poeticum quendam exrruere numerum, ur perfecte et perpolitissime possint esse absolutae.
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sie die Menschen zu Müßiggängern macht, und die Kälte träge, weil sie die Menschen träge macht. Nach dem, was beinhaltet, wird das, was beinhaltet wird, auf folgende Weise benannt: .Durch Waffen kann Italien nicht besiegt werden, und Griechenland nicht in den Wissenschaften" - denn hier sind anstelle der Griechen und Italer die Gebiete bezeichnet, die diese beinhalten. Nach dem, was beinhaltet wird, wird das, was beinhaltet, benannt, wenn man z. B. Gold oder Silber oder Elfenbein nennt, wenn man Reichtum bezeichnen will. Für alle diese uneigendichen Benennungen ist die Einteilung in eine Anleitung schwieriger als ihr Auffinden beim Suchen, deshalb weil der Gebrauch derartiger uneigendicher Benennungen nicht nur bei Dichtern und Rednern, sondern auch in der alltäglichen Sprache häufig ist. Die Umschreibung"' ist eine Ausdrucksweise, die einen einfachen Begriff durch Hinzunahme eines weiteren Ausdrucks umschreibt, z. B. auf folgende An: "Scipios Umsicht brach die Macht Karthagos." Denn hier hätte man, wenn man nicht eine gewisse Rücksicht auf den Schmuck genommen hätte, einfach Scipio und Karthago sagen können. Die Versctzung" l ist das Stilmittel, welches die Reihenfolge der Wörter durcheinanderbringt durch Umdrehun~·~ oder Umstellung. Durch Umdrehung, z. B. so: "Dies, glaube ich, haben euch die unsterblichen Götter gegeben für eure Tugend.""' Durch Umstellung, z. B. auf folgende Weise: "Das unbeständige SchicksaJ richtete gegen diesen Mann sehr viel au). Alle Möglichkeiten zu einem guten Leben entriß der schlimme Zufall in seinem Neid.""6 Eine Umstellung dieser Art, die einen Sachverhalt nicht verdunkelt, nütn "iel zu den Fortfiihrungen, über die oben gesprochen wurde;"" bei diesen muß man die Wone geradezu wie zu einem dichterischen Rhythmus anlegen, damit sie vollkommen und ganz und gar geglättet vollendet sein können."'
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Superlalio est oracio superans veritatem alicuius augendi minuendive causa. Haec sumiwr separatim aut cum conparacione. Separacim, sie:
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,.Quodsi concordiam rerinebimus in civitate, imperii magniwdinem solis orw atque occasu metiemur."
Cum conparacione aut a similitudine aut a praestanria superlario sumirur. A similitudine, sie: ,.Corpore niveum ardorem adsequebatur." A praestantia, hoc modo: .Cuius ore sermo melle dulcior profluebat." Ex eodem genere est hoc: "Tanrus erat in armis splendor, ut soüs fulgor obscurior viderewr." lntellectio est, cum res tota parva de parte cognoscitur aut de toto pars. De parte torum sie intellegitur: "Non illae te nupriaJes tibiae eius marrimonii commonebant?~
Nam hic omnis sanctimonia nuptiarum uno signo ribiarum inrellegitur. De roto pars intellegitur, ut si quis ei, qui vestitum aut omarum sumpruosum ostentet, dicat: "Osrentas mihi divirias et locupletes coptas iactas." Ab uno plura hoc modo intellegenrur: .,Poeno fuit Hispanus auxilio, fuit inmanis ille Transalpinus, in Italia quoque nonnemo sensit idem togarus." A pluribus unum sie intellegetur: .,Atrox calamiras pectora maerore pulsabat; itaque anbeians ex imis pulmonibus prae cura spirirus ducebat."
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Die Übertreibung" ' ist eine Darstellung, die sich über die Wahrheit hinwegsetzt, um etwas zu steigern oder abzuschwächen. Man nimmt sie gerrennr oder in Verbindung mü einem Vergleich. Getrennt, z. B. so: ,.Wenn wir die Eintracht in der Bürgerschaft erhalten, werden wir die Größe unseres Reiches durch den Auf- und Untergang der Sonne begrenzen. "llO In Verbindung mit einem Vergleich nimmt man sie von der Ähnlichkeit oder der Überlegenheit her. Von der Ähnlichkeit her, 7. B. so: "Mit seinem Körper erreichte er schneeweißen Glanz.""' Von der Überlegenheit her, z. B. auf folgende Weise: ,.Von seinem Mund floß die Rede süßer als Honigm ." Von derselben Art ist das folgende Beispiel: ,.Ein solch heller Glan7 lag auf den Waffen, daß das Glänzen der Sonne dunkler erschien." Ein InbegriffnJ liegt vor, wenn man die ganze Sache aus einem kleinen Teil erkennt oder aus dem Ganzen einen Teil. Aus einem Teil wird der Inbegriff z. B. so gebildet: ,.Haben jene Hochzeitsflöten12• dich nicht an diese Ehe erinnert?" Denn hier wird die ganze Hochzeitsfeierlichkeit in dem einen Kennzeichen der Flöten mit inbegriffen. Von dem Ganzen wird ein TeiJ mit inbegriffen, wenn man z. B. zu jemandem, der aufwendige Kleidung oder aufwendigen Schmuck zur Schau stellt, sagt: "Du zeigst mir deinen Reichtum und du prahlst mit deinen reichen Schätzen." Ein Einziges bildet den Inbegriff von Mehrerem z. B. so: ,.Dem Punier kam der Spanier zu HiJfc, jener Transalpinische war schrecklich; auch in Italien war mancher Togaträger damit einverstanden." Mehreres bildet den Inbegriff von einem Einzigen z. B. so: ,.Furchtbares Unglück schlug die Herzen mit Trauer; deshalb schöpfte er Luft, vor Sorge aus den ionersten Lungen Atem holend."
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Narn in superioribus plures Hispani er Galli er wgati, er hic unum pecrus er unus pulmo inrellegirur; et erit illic deminurus numerus fesriviratis, hic adauctus gravitaris graria. Abusio est, quae verbo simili et propinquo pro certo et proprio abutitur, hoc modo: nVires hominis breves sunr"; aut ,.parva statura"; aut .,longum in homine consilium"; aut .,orario magna"; aut .,uti pauco sermone". Nam hic facile est inrellecru finitima verba rerum dissimilium ratione abusionis esse rraducta.
Translatio esr, cum verbum in quandam rem transferetur ex a!Ja re, quod proprer similirudinem recte videbitur posse rransferri. Ea urimur rei ante oculos ponendae causa, sie: "Hic Italiam rumulrus expergefecir rcrrore subito." Brevitaris causa, sie: .,Recens adventu~ exercirus extinxir subito civitatem."' Obscenitatis vitandae causa, sie: "Cuius mater corridianis nupriis delectarur." Augendi causa; sie: .,Nullius maeror et calamitas istius explere inimicitias er nefariam crudelitatem sarurare poruir." Minuendi causa, sie: "Magno se praedicat auxilio fuisse, quia paululum in rebus difficillimis aspiravit." Ornandi causa, sie: .,Aliquando rei publicae rationes, quae malitia nocenrium exaruerunt, Yirtute optimatium re"\;rescenr."
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Denn bei den vorausgehenden Beispielen sind mehrere Spanier, Gallicr und Togaträger genannt, beim letaen Beispiel nur ein Herz und eine Lunge; und im ersten Falle isr die Zahl vermindert um der anmutigen Darstellung willen, im letzten Falle vergrößert um der Feierlichkeit willen. Die uneigendiche Bedeutung"' isl das Stilmittel, welches ein ähnliches, naheverwandtes Wort verwendet anstelle des bestimmten, eigentlichen, z. B. auf folgende Weise: "Die Kräfte des Menschen sind kurz", oder .,eine kleine Gestalt", oder "eine lange Einsicht besita der Mann", oder "eine große Rede", oder "eine geringe Redeweise verwenden". Denn hier erkennt man leicht, daß verwandte Wörter für unähnliche Sachverhalte durch die Möglichkeit der uneigenrlichen Bedeutung übertragen sind. Eine Übertragung"6 liegt vor, wenn ein Wort auf einen gewissen Sachverhalt von einem anderen Sachverhalt übertragen w1rd, was wegen der Ahnlichkeit richtig übertragen scheint. Wir wenden sie an, um einen Sachverhalt klar vor Augen zu stellen, z. B. so: "Dieser Aufruhr weckte Italien auf durch den plötzlichen Schrecken." Um der Kür7e willen, z. B. so: "Die jüngste Ankunft eines Heeres lösehre plöt7lich die Bürgerschaft aus." Um einen obszönen Ausdruck 7U vermeiden, 1... ß. so: "Dessen Mutter hat Freude an täglicher Hochzeit. "" 7 Um etwas vergrößert darzustellen, z. B. so: "Niemands Trauer und Unglück konnte dessen Feindschaft befriedigen und seine nichtswürdige Grausamkeit sättigen.""8 Um etwas abzuschwächen, ;r. B. so: "Er rühmt sich sehr gehollen zu haben, weil er in einer sehr schwiengen Lage ein ganz klein wenig hilfreich hingehaucht hat. ""9 Um tu schmücken, z. B. so: "Einmal werden die Verhältnisse des Staatö, die durch die Schlechtigkeit von Übeltätern ausgetrocknet sind, durch die Tüchtigkeit der Optimaten wieder grünen."
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Translationern pudentern dicunt esse oportere, ut cum ratione in consimilem rem transeat, ne sine deiecru temere et cupide videarur in dissimilem transcurnsse. Permutatio est oratio aliud verbis aliud sententia demonstrans. Ea dividitur in tres partes: similirudinem, argumenrum, conrrarium. Per similttudinem sumitur, cum translationes plures frequenter ponuntur a simili oratione ductae, sie: "Nam cum canes fungenrur officiis luporum, cuinam pracsidio pccua credemus?" Per argurnenrum tractarur, cum a persona aut loco aut re aliqua similirudo augendi aut minuendi causa duciru r, ut si quis Drusum Graecum Numitoremque obsolerum dicat. Ex contrario ducitur sie, ut si quis hominem prodigum et luxuriosum inludens parcum er diligentem appellet. Et in hoc postremo, quod ex comrario sum.irur, et in illo primo, quod a similirudine ducirur, per translationem argumento poterimus uti. Per similirudinem, sie: "Quid ait hic rex atque Agamemnon noster, sive, ut crudelita~ e~t, potius Atreus?" Ex cootrario, ur si quem impium, qui patrem verberarit, Aenean vocemus, intemperantem et adulterum lppolirum nominemus. Haec sunt fere, quae dicenda videbantur de verhorum exomationibus. Nunc res ipsa monet, ut deinceps ad sentenriarum exomariones transearnus.
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Die Übertragung, sagt man, müsse bescheiden sein,•P a.unit sie mit Überlegung auf ein recht ähnliches Gebiet -hergehe und nicht der Eindruck entsteht, sie sei ohm: Wahl ~nüberlegt und gierig auf ein unähnliches Gebiet übcrge)prungen. Die Vertauschung'l' ist eine Ausdrucksweise, die et'\\ras .mderes mit Worten als dem Sinne nach aufzeigt. Sie wird in drei Arten eingeteilt: den Vergleich, den geschichtlichen \ ergleich, den Gegensatz. Durch einen Vergleich nimmt man sie, wenn mehr Übertragungen häufig gesetzt werden, die man einer ahnliehen Redeweise entnommen hat, z. B. so: .,Denn wenn die Hunde die Aufgabe von Wölfen erfüllen, wem werden wir dann die Herden zum Schutze anvertrauen?" Durch einen geschichtlichen Vergleich wird sie durchgeführt, wenn von einer Person oder einem Ort oder irgendeinem Ereignis ein Vergleich hergeleitet wird, um erwas w verstärken oder abzuschwächen, z. B. wenn man den Drusus ,.Gracchus" und Numitor "besudelt" nennen wollte.>JZ Vom Gegensatz'H wird sie z. B. so hergeleitet, wenn man einen verschwenderischen und ausschweifenden Mann verspotten woUte und ihn sparsam und gewissenhaft nennt. Und in diesem letzten Beispiel, das von einem Gegensatz genommen wird, und im ersten, das \"On einem Gleichnis hergeleitet wird, können wir mittels einer Übertragung auch einen geschichtlichen Vergleich \'erwenden. Durch em Gleichnis, z. B. so: ,.Was sagt dieser König, unser Agamemnon, oder eher. be1 semer Grausamkeit, unser Atreus?"•;• Von einem Gegensatz her, wenn man z. B. einen gewissenlosen Menschen, der seinen Vater geschlagen har, Aeneas nennt,'3 1 einen unbeherrschten Ehebrecher als Hippolytu~ bezeichnet.'36 Dies sind erwa die Ausführungen, die über die Ausschmückungen der Worte gemacht werden mußten. Nun ermahnt mich das Thema selbst dazu, daß ich im folgenden zu den Ausschmückungen der Gedanken übergehe.'P
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Distributio e~t. cum in plures res aut personas negotia quaedam certa di~pertiuntur, hoc modo:
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.,Qui vestrum, iudices, nomen senarus diligir, hunc oderit neces~e est; petulamissime enim semper istc obpugnavir senarum. Qui equestrem locum splendidissimum cupit esse in ci\-itate, is oportet isrom maximas poenas dedtsse velir, ne iste sua rurpirudine ordini honesrissimo maculae atquc dedccori sit. Qui parenris habetis, ostendite istius supplicio \'Obis homines impios non placere. Quibus liberi sunt, sraruitc exemplum, quantae poenae sint in civitate hominibus istiusmodi conparatae."
Eine Zerlegung>l' liegt vor, wenn auf mehrere Sachen oder Personen gewisse bestimmte Tätigkeiten verteilt werden, ') 9 z. B. auf folgende Weise: ,.Wer von euch, ihr Herren Richter, den Namen Senat Lebt, muß norn·endigerweise diesen hassen; denn sehr frech hat dieser immer gegen den Senat angekämpft. Wer wünscht, daß der Ritterstand \'OÜ höchstem Glanz in der Bürgerschaft 1St,~0, muß wünschen, daß dieser sehr hart bestraft wird, damit er nicbr durch seine Schamlosigkeit dem so ehrbaren Stande Schimpf und Schande bringt. Ihr, die ihr noch Eltern habt, zeigt durch die Bestrafung dieses Menschen hier, daß \.fenschen, die ihre Eltern nicht achten, euch mißfallen. Ihr, die ihr Kinder habt, ~etzt ein Beispiel dafür, wie harte Strafen in unserer Bürgerschaft für derartige Menschen bereitet ~ind."
ltem: .,Senatus cst officium consilio civitatem iuvare; magistratus est officium opera et diligemia conscqui senarus voluntatem; populi est officium res oprumas ct homines idoneos maxime suis sententiis deligerc er pro bare." Et: .,Accusatoris officium est infcrre cnmma; defensoris diluere et propulsare; testis dicerc, quae sciat aut audicrit; quae~iroris esr unum quemque horum in officio suo conrinere. Quare, L. Cassi, si testem, praererquam quod sciat aut audierit, argumentari et coniecrura prosequi paneris, ius accusaroris cum 1ure re~timonii commiscebis, tesris inprobi cupidttatem confirmabis, reo duplicem defensionem parabis."'
Est haec exornario copiosa. Conprehendit enim brevi multa, er suum cuique tribuens officium separatim rcs dividit plure~. Licentia est, cum apud eos, quos aut vereri aut meruere debemus, tarnen aliquid pro iure nostro
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Ebenso: "Des Senats Pflicht ist es, durch einen Ratschluß die Bürgerschaft zu unterstützen; einer Magistratsperson Pflicht ist es, durch Tatigkeit und mit Gewissenhaftigkeit den Willen des Senats zu vollziehen; des Volkes Pflicht ist es, die besten Maßregeln und geeignersten Männer durch seine Stimmabgabe auszuwählen und zu billigen." Und ebenso: "Des Anklägers Pflicht ist es, Anklagen zu erheben; des Verteidigers Pflicht, sie zu entkräften und zurückzuweisen; des Zeugen Pflicht, zu sagen, was er weiß oder gehört hat; des Untersuchungsrichters Aufgabe ist es, einen jeden einzelnen von diesen auf seine Pllicht zu beschränken. Wenn du deshalb, L. Cassius, duldest, daß ein Zeuge über das hinaus, was er weiß oder gehört hat, Beweise vorbringt und einen mutmaßlichen Schluß zieht, vermischst du das Recht des Anklägers mit dem Zeugenrecht, stärkst die Begterde eines ruchlosen Zeugen, legst dem Angeklagten eine Verteidigung nach zwei Richtungen hin auf."4' Diese Ausschmückung ist reich ausgestattet. Sie umfaßt nämlich in Kür7e vieles, und indem sie jedem seine Pflicht zuteilt, teilt sie mehrere Sachverhalte getrennt für sich ein. Eine Freimütigkeit'4 ' liegt vor, wenn wir vor denen, die wir scheuen oder fürchten müßten, dennoch etwas für unser
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dicimus, quo eos aur quos ü diligunr aliquo in errato vere reprehendere videamur, hoc modo: .,Miramini, Quirires, quod ab omnibus vestrae rariones deseranrur? quod causam vesrram nemo suscipiat? quod se nemo vestri defensorcm profitearur? Id rribuite vestrae culpae, desinite mirari. Quid est enin1, quare non omnes istam rem fugere ac vitare debeant? Recordamini, quos habueritis defensores; studia eorum vobis antc oculos proponitc; dcindc exitus o!IUlium considerate. Turn vobis venicr in memem, ut vere dicam, neglegentia vestra sive ignavia potius illos omnes ante oculos ''estros trucidatos esse, inimtcos corum vesrris suffragiis tn amplissimum locum pervenisse." ltem: .,Nam quid fuit, iudices, quarein sementiis ferundis dubiraveriris aut isrum hominem nefarium ampliaveritis? non apertissimae res erant crimini darae? non omnes hae tesribus comprobatae? non comra rcnuiter et nugatorie responsum? Hic vos veriti estis, si primo coetu condemnasseris, ne crudeles existimaremini? Dum eam vitasris vituperationem, quae Ionge a vobis aberat, adfuturam eam invenistis, ur timidi atque ignavi putaremini. Maximas privatas et publicas calamirates accepisris; cum etiam maiores inpendere videanrur, sederis et oscitamini. Luci noctem, nocte lucem expectatis. Aliquid cottidie acerbi atque incommodi nuntiatur: et iam eum, cuius opera nobis haec acci· dunt, vos remaramini diutius et alitis ad rei publicae pcrmctem, retinetis, quoad potestis, in civitate!'' Eiusmodi licentia, si nimium ,-idebirur acrimoniae habere, multis mitigationibus lenierur; nam
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Recht sagen, wodurch Wir den Eindruck erwecken, wir würden sie oder diejenigen, die sie lieben, für irgendeinen Irrtum zu Recht tadeln, 7. B. auf folgende Weise: "Ihr wundert euch, Quiriten daß von allen eure Pläne nicht mehr unterstützt werden, daß niemand eure Sache vertritt, daß niemand sich als euer Verteidiger bekennt? Schreibt das eurer eigenen Schuld zu, hört auf, euch zu wundern! Denn was ist der Grund dafür, daß nicht alle vor dieser Sache zurückweichen und sie meiden müßten? Erinnert euch daran, was für Verteidiger ihr schon hattet; stellt euch ihre Bestrebungen vor Augen; dann betrachtet das Ende von 1hnen allen! Darm wird euch in den Sinn kommen, daß diese alle, um den richtigen Ausdruck zu gebrauchen, wegen eurer Gleichgültigkeit oder besser Feigheit vor euren Augen ermordet wurden, ihre Feinde aber durch eure Stimme auf die angesehensten Ponen gclangten.">-~J Ebenso: "Denn was war der Grund dafür, ihr Herren Richter, daß ihr bei der Stimmabgabe zaudertet oder das Urteil gegen diesen Verbrecher vertagtet?'~ Waren ihm nicht die offenkundigsten Verbrechen zum Vorwurf gemacht worden? Waren diese nicht alle durch Zeugenaussagen erwiesen? Wurde darauf nicht mit fadenscheinigen und läppischen Argumenten geantwortet? Da fürchtet ihr euch noch, für grausam gehalten zu werden, falls ihr ihn schon im ersren Verfahren verurteilt härtet? Während ihr diesen Vorv.'Urf vermiedet, der weit und enrfernt war, habt ihr euch dem zusätzlichen ausgesetzt, für ängstlich und feige gehalten zu werden. Sehr großes privates und öffentliches Unheil habt ihr erlitten; während noch größeres bevorzustehen scheint, sitzt ihr da und gähnt. Bei Tag wartet ihr auf die Nacht, nachts auf den Tag. irgend etwas Bitteres und Bedrückendes wird taglieh gemeldet; und den Mann, durch dessen Tätigkeit uns dieses widerfährt, laßt ihr noch länger hier, nährt ihn zum Verderben des Staates und haltet ihn, so gut ihr könnt, in der Bürgerschaft zurück!">-~! Wenn eine derartige Freimütigkeit allzu viel Schärfe 7U besitzen scheint, wird sie durch vielerlei Besänftigungen
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continuo aliquid huiusmodi licebit inferre: "Hic ego virrutem vestram quaero, sapientiam desidero, veterem consuerudinem req uiro", ut quod erit commorum licentia, id mitigerur laude, ut altera res ab iracundia et molestia removeat, altera res ab errato deterreat. Haec res, sicut in amicitia item in dicendo, si loco fit, maltime facit, ut et illi, qui audient, a culpa absint, et nos, qui dicimus, amici ipsorum et veritatis esse videamur.
Est autem quoddam genus in dicendo licentiae, quod astutiore ratione conpararur, cum aut ita obiurgamus eos, qui audiunr, quomodo ipsi se cupiunt obiurgari, aut id, quod scimus facile omnes audituros, dicimus nos rimere, quomodo accipiant, sed tarnen veritate commoveri, ut nihilo setius dicamus. Horum amborum generum exempla subiciemus; prioris, huiusmodi: "Nimium, Quirites, animis escis simplicibus et mansuetis; nimium creditis uni cuique. Existimatis unum quemque eniti, ut perficiat, quae vobis pollicitus sit. Erratis et falsa spe frustra iam diu detinemini srultitia vestra, qui, quod erat in vestra potestate, ab aliis petere quam ipsi sumere maluistis." Posteriocis licentiae hoc erir exemplum: "Mihi cum isto, iudices, fuit amicitia, sed ista tarnen amicitia, tametsi vereor, quomodo accepruri sitis, tarnen dicam, vos me privascis. Quid ita? quia, ut vobis essem probatus, eum, qui vos obpugnabat, inimicum quam amicum habere malui. ~ Ergo haec exornatio, cui licentiae nomcn cst, sicuti demonstravimus, duplici ratione tractabirur:
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gemildert; denn man kann unmittelbar etwas folgender Art einfügen: "Hier suche ich nach eurer Tüchtigkeit, sehne eure Weisheit herbei und forsche nach eurer früheren Lebensweise", damit das, was durch die Freimütigkeit aufgewühlt wurde, durch Lob wieder besänftigt wird, und damit so das eine von Zorn und Verärgerung fernhält, das andre vor einem Irrtum zurückschreckt. Dieses Vorgehen bewirkt ebenso wie in der Freundschaft auch in der Rede, wenn es an der richtigen Stelle angewendet wird, in höchstem Maße, daß die Hörer von Schuld freibleiben und wir, die wir sprechen, als Freunde der Hörer und der Wahrheit erscheinen. Es gibt aber noch eine Art von Freimütigkeit in der Rede, die mit noch schlauerem Vorgehen angewendet wird, wobei wir entweder den Zuhörern solche Vorwürfe machen, wie sie sich selbst wünschen, oder sagen, wir fürchteten zwar, wie sie, die Zuhörer, die Wone aufnähmen, die unseres Wissens alle anderen gerne hören, würden aber durch die Wahrheit dazu veranlaßt, diese Wone nichtsdestoweniger zu sprechen.~ 6 Für diese beiden Arten habe ich Beispiele angefügt; für die erstere folgender Art: "Allzu arglos und gutmütig seid ihr, Quiriten; allzusehr glaubt ihr einem jeden. Ihr seid der Meinung, jeder strenge sich an, das durchzuführen, was er euch versprochen hat. Ihr irrt euch und durch eine falsche Hoffnung laßt ihr euch in eurer Einfalt schon Lange vergeblich hinhalten, die ihr es vorzogt, das, was in eurer eigenen Macht lag, von anderen zu erbitten, statt es selbst zu nehmen. "'~ 7 Für die zweite Art von Freimütigkeit gilt das folgende Beispiel: "Mir diesem Manne, ihr Herren Richter, hatte ich Freundschaft, aber dieser Freundschaft - obwohl ich fürchte, wie ihr es aufnehmen werdet, werde ich es dennoch sagen- habt ihr mich beraubt. Wieso das? Weil ich, um von euch anerkannt zu sein, den Mann, der gegen euch kämpfte, lieber zum Feind als zum Freund haben wollte." Also wird diese Ausschmückung, die Freimütigkeit heißt, wie dargelegt, auf zweifache Weise behandelt: mit Schärfe,
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acrimonia, quae, si nimium fuerir aspera, rnitigabitur laude er adsimulatione, de qua posterius diximus, quae non indiget mirigationis, proprerea quod unitatur licenriam er sua sponte se ad animum auditori~ adcommodat. Deminutio est, quom aliquid inesse in nobis aur XXXVIII in üs, quos defendimus, aut natura aut fortuna aur industria dicemus egregium, quod, ne qua significctur adrogans ostenrario, derninuitur er adtenuarur oratione, hoc modo: "Nam hoc pro meo iure, iudices, dico me Iabore er industria curasse, ut disciplinam militarem non in postremis tencrem." Hic si quis dixisset: "ur oprime tenerem", tametsi vere dixisset, ramen adrogans visus esset. Nunc et ad invidiam vitandam et laudem conparandam satis dierum est. Item: "Utrum igitur causa avaritiae an egestatis accessit ad maleficium? Avaririae? At largissimus fuit in amicos; quod signum liberalitatis est, quae contraria esr avaritiae. Egestatis? At huic quidem pater - nolo nimium dicere - non tenuissimum patrimonium reliquir." Hic quoque vitarum est, ne "magnum" aut "maximum" diceretur. Hoc igirur in nostris aur eorum, quos defendemus, egregiis commodis proferundis observabimus. Nam eiusmodi res et invidiam contrahunt in vita et odium in oratione, si inconsiderate tractes. Quare quemadmodum ratione in vivendo fugitur invidi~ sie in dicendo consilio vitatur odium. Descriptio nominatur, quae rerum consequen- XXXIX tium conrinet perspicuam er dilucidam cum gravis, tate expositionem, hoc modo:
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die, wenn sie allzu barsch ist, durch Lob gemindert wird und durch ein verstelltes Sich-Annähern, worüber ich 1uletzt ;esprochen habe, das keiner Milderung bedarf, deswegen v.·eil es die Freimütigkeit nachahmt und ganz von selbst sich der Gesinnung des Zuhörers anpaßt. Eine Abschwächung'4 ' liegt vor, wenn wir sagen, wir oder diejenigen, die wir verteidigen, besäßen \'On Natur aus oder durch das Schicksal oder durch eigenen Fleiß eine herausragende Eigenschaf~ die aber in der Rede abgeschwächt und :ermmdert wird, damit nicht eine anmaßende Prahlerei an den Tag gelegt wird, 1. B. auf folgende Weise: .,Denn dtes sage ich mit gutem Recht, ihr Herren Richter, daß ich mit Mühe und Fleiß dafür gesorgt habe, daß ich die militärische Ausbildung nicht an die letzte Stelle stellte." Wenn man an dieser Stelle gesagt hätte: "daß ich sie bestens durchführte", hätte man wohl die Wahrheit gesagt, wäre aber anmaßend erschienen. Nun aber wurde genug gesagt, um Mißgunst zu vermeiden und Lob zu erwerben. Ebenso: "Kam er also aus Habsucht oder Not zu dem Verbrechen? Aus Habsucht? Aber er war doch sehr verschwenderisch gegen seine Freunde; dies ist ein Zeichen für Freigebigkeit, den Gegensatz zu Habgier. Aus Not ? Aber ihm hat doch sein Vater - ich will nicht allzuviel sagen nicht gerade ein sehr geringes Vermögen hinterlassen." Auch hier wurde vem1ieden, es groß oder sehr groß tu nennen. Dies also werden wir beachten, wenn wir unsere eigenen herausragenden Vorzüge oder die derer, welche wir verteidigen, anführen. Denn derartige Eigenschaften ziehen im Leben Neid auf sich und in der Rede Haß, wenn man sie unüberlegt behandelt. Wie man deshalb im Leben durch Vernunft dem Neid endliebt, so meidet man in der Rede durch Überlegung den Haß. Schilderung4 ' wird das Stilmittel genannt, welches von den folgenden Ereignissen eine durchschaubare und klare Darstellung voller Feierlichkeit enthält, z. B. auf folgende Weise:
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.,Quodsi isrum, iudices, vesrris sementiis liberaveritis, sracirn, sicur ex cavea leo emissus aut aliqua taererrima belua solura ex catenis, volitabic et vagabitur in foro, acuens dentes in unius cuiusque forrunas. in omnes amicos atque inimicos, notos atquc ignotos incursitans, aliorum famam depeculans, aliorum caput obpugnans, aliorum domum ac omnem familiam perfringens, rem p. fundirus labefactans. Quare, iudices, eicite euro de civitate, Ii berate omnes forrnidine; vobis denique ipsis consulite. Nam si isrum inpunirum dimiseriris, in vosmet ipsos, mihi credite, feram er truculentam besriam, iudices, inmiseritis."
ltem: "Nam si de hoc, iudices, gravem sementiam ruleritis, uno iudicio simul multos iugulavericis. Grandis natu parens, cuius spes senecrutis omnis in huius adulescentia posita est, quare velit in vita manere, non habebit; fili parvi, privari patris auxilio, ludibrio er despecrui paternis inimicis erunt obpositi; cota domus huius indigna concidet calamitate; at inimici, srarim sanguinulentam palmam crudelissima victoria poriti, insultabunt in horum miserias er superbi a re simul er verbis invenienrur."
Item: "Narn neminem vescrum fugit, Quirites, urbe capta quae miseriae consequi soleant: anna qui contra rulerunt, statim crudelissime trucidanrur; ceteri, qui possunt per aetatem et vires Jaborem ferre, rapiunrur in servitutem, qui non pössunt, vita privanrur; uno denique atque eodem rempore domus hosrili flagrant incendio, et quos
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"Wenn ihr nun dtesen Mann, ihr Herren Richter, durch eure Stimmabgabe freisprecht, wird er sofort wie ein Löwe, der aus dem Käfig freigelassen, oder wie irgendein ganz scheußliches Untier, das aus den Ketten gelöst wurde,'' 0 sich frech herumtreiben und auf dem Forum umherstreifen,'" seine Zähne schärfen gegen jedermanns Besitz, gegen alle Freunde und Feinde, Bekannte und Unbekannte losstürmen, den einen ihren guten Ruf rauben, anderen nach dem Leben trachten, anderen ihr Haus und ihre Hausgemeinschaft zerschmettern und dc:n Staat in seinen Grundfesten zum Wanken bringen. Deshalb, thr Herren Richter, werft ihn aus der Bürgerschaft hinaus; befreit alle ,·on Furche; sorgt schließlich für euch selbst. Denn wenn ihr diesen da ungestraft laufen Jaßt, dann laßt thr gegen euch selbst, glaubt mir, ihr Herren Richter, ein wildes und grimmiges Untier los.~ Ebenso: "Denn wenn ihr über diesen :Mann, ihr Herren Richter, ein hartes Ureeil fällt, erdrosselt ihr durch diesen euren Urteilsspruch gleichzeitig viele andere: Sein hochbetagter Vater, dessen Hoffnung in seinem Alter gan7 auf der Jugend von diesem beruht, wird keinen Grund mehr haben, warum er wünschen sollte, am Leben zu bleiben; seine kleinen Söhne werden, der Hilfe des Vaters beraubt, dem Spott und der Verachtung der Feinde ihres Vaters ausgeliefert \ein; sein ganzes Haus wird unter dem unverdienten Unglück zusammenstürzen. Dagegen werden seine Feinde sofort, wenn sie die blutbeschmierte Siegespalme in dem allergrausamsten Sieg errungen haben, deren Unheil frech verhöhnen, und man wird sie hochmütig in ihrem Tun ebenso wie in ihren Worten finden." Ebenso: "Denn jeder von euch weiß, Quiriten, welches Unheil nach der Einnahme einer Stadt gewöhnlich folgt: Wer Waffen getragen hat, wird auf der Stelle auf das grausamste ermordet; die übrigen, die noch jung genug sind und die Kräfte besitzen, um Strapazen auf sich nehmen zu können, werden in die Sklaverei geschleppt, die es nicht können, denen wird das Leben genommen; im gleichen Augenblick schließlich lodern die Häuser durch die Brandstiftung der
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narura aut volunras necessirudine et benivolentia coniunxit, distrahunrur; liberi partim e grerniis diripiuntur parenrum, partim in sinu iugulanrur, partim anre pedes constuprantur. Nemo, iud1ces, est, qui possit satis rem consequi verbis nec efferre orationc magnirudinem calamitatis."
Hoce genere exomationis vel indignatio vel misericordia potest commoveri, cum res consequentes conprehensae universae perspicua breviter exprimunrur oratione. Divisio esr, quae rem semovens ab re urrarnque absolvit ratione subiecta, hoc modo:
.,Cur ego nunc cibi quicquam obiciam? Si probus es, non meruisci; si inprobus, non commovebere." ltem: .,Quid nunc cgo de meis propriis meritis praedicem? Si meminiscis, obrundam; si obliti estis, cum re nihil egerim, quid est, quod verbis proficere possim?" ltem: .,Duae res sunr, quae possunt homines ad rurpe conpendium commovere: inopia arque avariria. Te avarum in fratema divisione cognovinms; inopem atque egentem nunc videmus. Qui potes igitur osrcndere causam maleficii non fuisse?" lnter hanc divisioncm et iUam, quae de partibus orationis tertia est, de qua in primo l.ibro diximus secundum narracionem, hoc interest: illa di\;dit per enumeracionem aut per expositionem, quibus de rebus in rotam orationem disputatio furura sit;
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Feinde, und die Menschen, welche natürliche Bande und freier Wille in Blutsverwandtschaft und Zuneigung verbunden haben, werden auseinandergerissen; die Kinder werden teils aus dem Schoß ihrer Eltern gerissen, teils an deren Brust erdrosselt, teils vor ihren Füßen geschändet. Niemanden gibt es, ihr Herren Richter, der das Geschehen angemessen genug mir Worten schildern und die Größe des Unglücks in der Rede hervorheben könnte. ">P Durch diese Art der Ausschmückung kann man Empörung oder Mitleid erregen, wenn die Folgen aUe in gedrängter form in einer deutlichen Rede zum Ausdruck gebracht werden. Eine Zerteilung'U ist das Stilmittel, welches einen Punkt vom anderen Punkt absondert und beide für sich behandelt unter Hinzufügung einer Begründung, z. B. auf folgende Weise: ,.Warum also sollte ich dir erwas vorwerfen? Wenn du rechtschaffen bist, hast du es nicht verdient; wenn nicht, wirst du dadurch nicht beeindruckt. "•H Ebenso: ,.Warum soll ich nun meine Verdienste rühmen? Wenn ihr euch an sie erinnert, belästige ich euch nur damit; wenn ihr sie aber 'ergessen habt, was könnte ich dann, da ich durch die Tat nichts bewirkt habe, mit Worten erreichen?" Ebenso: .,Es gibt 7wei Dinge, die die Menschen w schändlichem Gewinn verleiten können: Not und Habsucht!ll Dich haben wir als habsüchtig erkannt bei der Erbteilung mit deinem Bruder; als notleidend und bedürftig sehen wir dich jetzt. Wie könntest du also beweisen, daß es keinen Grund für eine schlechte Tat gegeben hat?" Zwischen dieser Zerlegung und der Gliederung des Stoffes, welche von den Teilen der Rede der dritte ist- ich habe darüber im r. Buch gleich nach der Darlegung des Sachverhaltes gesprochen' 16 -, besteht folgender Unterschied: Jene zuerst genannte gliedert durch Aufzählung oder durch eine Themaangabe die Punkte, die in der ganzen Rede erörtert werden solJen; diese letztgenannte enrwickelt sich gleich auf
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haec sc statim cxplicat ct brevi duabus aut pluribus partibus subiciens rationcs exornar orationcm. Frequcmacio est, cum rcs in tota causa dispersae coguntur in unum locum, quo gravior aut acrior aur criminosior oratio sit. hoc pacto: ..,A quo tandem abest iste vitio? quid est, cur iudicio velitis eum liberare? Suae pudicitiae proditor est, insidiator alienae; cupidm, intcmperans, perulans, ~uperbus, inpius in parenres, ingratus in amicos, infestus cognatis, in superiores conrumax, in aequos ct pares fastidiosus. in inferiores crudelis, denique in omnis intolerabilis." Eiusdem generis est illa frequentario, quae plurimum coniecturalibus causis opitularur, cum suspiciones, quae separatim dictae minutae et infirmae erant, unum in locum coacrae rem videnrur perspicuam facere, non suspiciosam, hoc pacto: "Nolite igirur, nolite, iudices, ea, quae dixi, separatim spectare; sed omnia colligite et conferte in unum locum. Si et commodum ad istum ex illius morte veniebat et ''ita hominis est rurpissima, animus avarissimus, fonunae familiares attenuacissimae et res ista bono nemini praeter isrum fuir, neque alius quisquam aeque commode neque iste aliis commodioribus rarionibus facere potuit, neque praereritum est ab isto quicquam, quod opus fuit; cum locus idoneus maxime quaesitus, turn occa.sio adgredieodi commoda, tempus adeundi opportunissimum, spatium conficiendi longissimum sumptum est, non sine maxima occultandi maleficii spe; et praeterea, ante quam occisus ho-
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der Stelle und, indem sie in Kürze den zwei oder mehr Teilen Begründungen hinzufügt, schmückt sie die Rede aus. Eine wiederholende Zusammenstellung>s; liegt vor, wenn Aussagen, die über die ganze Rechtssache zerstreut sind, an einer Stelle 7Usammengezogen werden, damit die Rede um so feierlicher, heftiger oder anklagender ist, 7. B. auf folgende Art: "Mir welchem Laster schließlich hat dieser Mann da nichts zu tun? Was ist der Grund dafür, daß ihr ihn durch euren Urteilsspruch freisprechen wollt? Seine eigene Sittsamkeit gibt er pre1s, fremder Sittsamkeit stellt er nach; er ist gierig, unbeherrscht, frech, hochmütig; gegen seine Eltern ist er ehrfurchtlos, gegen Freunde undankbar, Verwandren begegnet er feindlich; trotzig ist er gegen Höhergestellte, schnöde gegen Gleichgestelire und Ebenbürtige, grausam gegen Niedrigere; kurz und gut, er ist gegen alle unerträglich." Von der nämlichen Art ist auch jene ~viederholende Zusammenstellung, welche am meisten in Rechtsfällen, die auf einer Vermutung beruhen, Hilfe leistet, wenn Verdächtigungen, die getrennt genannt von geringer Wirkung und schwacher Kraft "'aren, an eine Stelle zusammengezogen den Sachverhalt klar durchschaubar und nicht nur verdächtig erscheinen lasseo,>S8 z. B. auf folgende Art: 'S9 "Betrachtet also, ihr Herren Richter, betrachtet, bitte, das, was ich gesagt habe, nicht jeweils für sich getrennt, sondern nehmt alles 7usammen und bringt es auf einen Punkt. Wenn ein Vorteil für diesen da zustande kam aus dem Tode jenes Mannes; wenn das Vorleben des Angeklagten in größter Schande verlief, er sehr habsüchtig ist und sein Vermögen sehr geschmälert war; wenn dieses Ereignis niemandem Nutten brachte außer diesem da;' 60 und wenn kein anderer die Tat gleich günstig und wenn auch dieser da sie nicht unter anderen günstigeren Bedingungen ausführen konnte; wenn von diesem da nichts ausgelassen wurde, was nötig war; wenn ein sehr geeigneter Ort ausgesucht wurde, eine günstige Gelegenheit, um die Tat in Angriff zu nehmen, und der passendste Zeitpunkt, um sie anzugehen; wenn für die
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mo is est, iste visus esr in eo loco, in quo cst occisio facra, solus; paulo post in ipso maleficio vox illius, qui occidebatur, audira; deinde post occisionem istum multa nocre domum redisse constat; po~tero die tirubanter et inconstanrer de occisione illius locutum; haec partim testimoniis, partim quaestionibus argumenratis omnia conprobantur et rumore populi, quem ex argumenris natum neces~e est esse verum: vestrum, iudices, est, his in unum locum collatis, certarn sumere sententiam, non suspicionem maleficii. Nam unum aliquid aut alterum potest in istum casu cecidisse suspiciose; ur omnia inter se a primo ad postremum conveniant maleficio, necesse est; casu non potest fieri."
Vehemens haec est exornario et in coniecturali constirutione causae ferme semper necessaria er in cereris generibus causarum er in omni oratione adhibenda nonnumquam. Expolitio est, euro in eodem loco manemus er aliud atque aliud dicere videmur. Ea dupliciter fit: si aut eandem plane dicemus rem aut de eadem re.
Eandem rem dicemus non eodem modo - nam id quidem optundere auditorem est, non rem expolire -, sed commutare. Commutabimus tripliciter: verbis, pronuntiando, tractando.
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Durchführung der Tat ein sehr langer Zeitraum genommen wurde, nicht ohne die berechtigte Aussicht, das Verbrechen verborgen halten zu können; und außerdem wenn, bevor der Mann getötet wurde, di~er allein an dem Ort gesehen wurde, wo der Mord geschah; wenn kurz darauf während des Verbrechens selbst die Stimme dessen, der ermordet wurde, gehört wurde; wenn dann nach dem Mord dieser da mitten in der Nacht nach Hause zurückkehrte, wie feststeht; wenn er am folgenden Tag stockend und unsicher über die Ermordung des Mannes sprach; 16' wenn diese Einzelheiten alle teils durch Zeugenaussagen, teils durch bewiesene Untersuchungsergebnisse als richtig befunden werden und ebenso durch die Stimme des Volkes, die aus Beweisen sich bildet und deswegen notwendigerweise die Wahrheit wiedergibt, dann ist es eure Pflicht, ihr Herren Richter, aus diesen an eine Stelle zusammengefaßren Punkten die sichere Kenntnis und nicht nur einen Verdacht des Verbrechens herzuleiten. Denn das eine oder das andere könnte auf diesen da zufällig als Verdacht gefallen sein; daß aber alle Einzelheiten untereinander vom ersten bis zum letzten Punkt zu dem Verbrechen passen, ist ein zwingender Beweis; Zufall kann es nicht sein." Wtrkungsvoll ist diese Ausschmückung und bei der auf Vermutung beruhenden Begründungsform eines RechrsfaJles fast immer notwendig, auch bei den übrigen Arten von Redeanlässen und in jeder Rede soll sie bisweilen angewendet werden. Eine Ausmalung161 liegt vor, wenn wir bei ein und demselben Punkte bleiben und trotzdem immer wieder etwas anderes zu sagen scheinen. Sie kommt auf zweifache Weise zustande: wenn wir entweder ein und dieselbe Sache lang und breit ausführen oder vom Umfelde ein und derselben Sache sprechen. Ein und dieselbe Sache führen wir nicht auf dieselbe Weise aus - denn das bedeutete dem Zuhörer lästig fallen, nicht einen Sachverhalt ausmalen -, sondern auf veränderte Art. \Vir verändern auf dreifache Weise: in der Wonwahl, in der Vortragsart und in der Art der Erörterung.
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Verbis commurabimu~, cum re seme1 dicca irerum aut saepius aliis verbis, quae idem valeant, eadem res profererur, hoc modo: "NuUum tanrum est periculum, quod sapiens pro salute patriae V"itandum arbitrerur. Cum agetur incolumitaS perperua civitatis, qui bonis erit racionibus praedltus, profecto nuUum vitae discrimen sibi pro fommis rei pubücae fugiendum putabit, et erit in ea senrencia semper, ut pro patria srudiose quam\·is in magnam descendat vitae dimicationem." Pronunriando commurabimu~, si cum in sermone turn in acrimonia, rum in aüo atque aüo genere vocis atque gestus eadem verbis commutando pronunriationem quoque vehemenrius inmutabimus. Hoc ncque commodissime scribi potest neque parum est aperrum; quare non eget exempü.
Tertium gcnus esr commutationis, quod tractando conficitur, si sententiam traiciemus aut ad .. . . sermocmauonem aur cxsusctrauonem.
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Sermocinatio est- de qua planius paulo post suo loco dicemus, nunc breviter, quod ad hanc rcm satis sit, attingemus -, in qua constituetur alicuius personae oratio adcommodata ad dignitatem, hoc modo ut, quo facilius rcs cognosci possit, ne ab eadem sententia recedamus:
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"Sapiens omma ret publicae causa suscipienda pericula putabit. Saepe ipse sccum loquetur: ,Non mihi soli, sed etiam atque adeo multo potius natus
In der Wortwahl verändern wir, wenn ein und derselbe Sachverhalt, nachdem er einmal ausgesprochen ist, immer wieder mit anderen Worten, die genau dasselbe bedeuten, vorgerragen wird, z. B. auf folgende Weise: .,Keine Gefahr ist so groß, der der Weise ausweichen z.u dürfen glaubte, wenn es um das Wohl des Vaterlandes geht. Wenn es um die dauernde Unversehrtheir der Bürgerschaft geht, wird ein Mann, der mit guten Grundsäuen begabt ist, in der Tat nicht glauben, er dürfe vor einer Lebensgefahr zurückweichen, wenn es um das Glück des Staates geht, und er wird immer bei dem Entschluß verharren, für das Vaterland mir Begeisterung sich in einen auch noch so harten Kampf auf Leben und Tod einzulassen."'6 l In der Vortragsan verändern wir, wenn wir erst in ruhigem Gesprächston, dann in heftiger Sprechweise, dann wieder in diesem und jenem Tonfall und mit diesem und jenem Gebärdenspiel ein und dasselbe mit Worten verändern und dadurch noch die Vortragsart recht wirkungsvoll abändern. Dies kann nicht ganz angemessen beschrieben werden und es ist auch offenkundig genug; deshalb bedarf es keines Beispieles. Es gibt eine dritte Art der Veränderung, die durch die Art der Erörterung durchgeführt wurde, wenn wir die Meinungsäußerung überleiten auf die Einführung eines Redenden oder die Aufmunterung. Die Einführung eines Redenden- darüber werde ich ausführlicher erwas weiter unten an geeigneter Stelle sprechen, ' 64 jcrz.r will ich sie nur kurz berühren, soweit es für die vorliegende Erscheinung genügt- ist das Srilminel, bei welchem die Rede irgendeiner Person, angeglichen an ihren Rang und Charakter, eingefügt wird, z..B. auf folgende Weise - damit der Sachverhalt um so leichter erkannt werden kann, will ich nicht von der nämlichen Aussage abweichen: "Der Weise glaubt, er müsse um des Staates wiUen aUe Gefahren auf sich nehmen!61 Oft spricht er bei sich selbst: ,Nicht für mich allein, sondern auch und noch viel mehr bin
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sum patriae; vita, quae fato debetur, saluti parriae potissimum solvarur. Aluit haec me; rute arque honeste produxit usque ad hanc aetatem; munivit meas rationes bonis legibus, oprumis moribus, honestissimis disciplinis. Quid est, quod a me satis ei persolvi possit, unde haec acccpi?' Exinde haec loquerur secum sapiens sacpe: ,Ergo in periculis rei publicae null um ipse periculum fugi.'"
ltem mutatur res tractando, si traducirur ad exsuscirationem, cum er nos commoti dicerc videamur et auditoris animum commovemus, sie: "Quis est tarn tenui cogitattone praedirus, cuius animus tantis angusciis invidiae continerur, qui non hunc hominem srudiosissime lauder et sapienrissimum iudicet, qui pro salute parriae, pro incolumirate civitatis, pro rei publicae fonunis quamvis magnum arque atrox periculum studiose suscipiat er libenrer subeat? Equidem bunc hominem magis cupio saris laudare, quam possum; idemque hoc cerro scio vobis omnibus usu venire." Eadem res igirur his rribus in dicundo commutabitur rebus: verbis, pronuntiando, tractando; sed rractando duplicirer: sermocinarione er exsuscitatione.
Scd de eadern re euro dicemus, plurimis utemur commutationibus. Nam cum rem simplicirer pronuntiarimus, rationem poterimus subicere; deinde duplicirer vcl sine rarionibus vel cum rationibus pronunriare; deinde afferre conrrarium - de quibus omnibus diximus in ,·erborum exomationibus -; deinde simile et exemplum - de quo suo loco plura dicemus -; deinde conclusionem - de
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ich für das Vaterland geboren; mein Leben, das ich dem Geschick verdanke, soll in erster Linie für das Vaterland eingelöst werden. Dieses hat mich aufgezogen; in Sicherheit und in Ehren hat es mich bis z.u meinem jerz.igen Alter geleitet; geschützt hat es meine Grundsätze durch gute Geset".e.e, trefflichste Sitten und sehr ehrenhafte Lehren. Was gibt es da, was von mir ihm, von dem ich dies empfangen habe, binreichend entrichtet werden könnte?' Alsdann spricht der Weise die folgenden Worte häufig bei sich: ,Also wich ich in Gefahren für den Staat selbst keiner Gefahr aus.'" Ebenso wird ein Sachverhalt durch die An der Erörterung geändert, wenn er auf eine Ermunterung übergeleitet wird, da wir den Eindruck wecken, wir seien erregt, und wir erregen dadurch den Zuhörer, z. B. so: "Wer hat ein so geringes Denkvermögen, wessen Sinn wird von Neid so eng umzingelt gehalten, daß er nicht diesen Mann mit größtem Eifer lobt und für sehr weise hält, welcher für das Wohl des Vaterlandes, für die Unversehnheir der Bürgerschaft, für das Glück des Staates eine so große und schreckliche Gefahr mit Begeisterung auf sich nimmt und sich ihr unterl.ieht? Ich für meine Person wünschte diesen Mann mehr gebührend zu loben, als ich kann; und ich weiß sicher, daß es euch allen ebenso ergeht." Ein und derselbe Sach,·erhalt wird also durch diese drei Möglichkeiten beim Sprechen verändert: durch die Wortwahl, durch die Vonragsart, und durch die Art der Erörterung; durch die Art der Erörterung aber in doppelter Form: durch die Einführung eines Redenden und durch die Aufmunterung. Aber wenn wir von ein und demselben Sachverhalt sprechen,166 wenden wir sehr viele Veränderungen an. Denn wenn wir einen Sachverhalt in einfacher Form vorgetragen haben, können wir eine Begründung anfügen; dann können wir ihn in doppelter Form ohne oder mit Begründung vortragen; dann können wir einen Gegensatz anführen - über alle diese Möglichkeiten habe ich bei den Wortfiguren gesprochen;•6 7 dann einen Vergleich und ein Beispiel - dar-
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qua in secundo libro, quae opus fuerunt, dixirnus demonsrrantes, argwnentationes quemadmodurn concludere oporteat: in hoc libro docuimus, cuiusmodi esset exornatio verborum, cui conclusioni nomen est. Ergo huiusmodi vehementer ornata potent esse
expolitio, quae consrabit ex frequentibus exornationibus verborum et scntentiarurn. Hoc modo igitur septem partibus tractabitur - sed ab eiusdem sententiae non recedemus exemplo, ur scire possis, quam facile praeceptione rhetoricae res simplex multiplici ratione tracterur: ,.Sapiens nullum pro re p. periculum virabit, idco quod saepe, cum pro re p. perire noluerit, necesse erit cum re p. pereat; et quoniam omnia sunt commoda a patria accepta, nullum mcommodum pro patria gravc putandum est. Ergo qui fugiunt id periculum, quod pro re p. subeundum est, stulte faciunt: nam neque effugere incommoda possum er ingrati in civitatem reperiunrur. At qui patriae pericula suo periculo expetant, hi sapiemes putandi sunt, cum er eum, quem dcbent honorcm rei p., reddunt et pro multis perire malunt quam euro mulcis.
Etenim vehementer est iniquum vitam, quam a narura acceptam proprer patriam conserva•eris, narurae, cum cogat, reddere, patriae, cum roget, non dare; et, cum possis cum summa virtute et honore pro patria inrerire, malle per dedecus et ignaviarn vivere; pro amicis ct parcmibus er ceteris necessariis adire periculum, pro re p., in qua et
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über werde ich an geeigneter Stelle mehr sagen;' 68 dann eine Schlußfolgerung- darüber habe ich in1 2. ßuch'69 gesagt, was nötig war, indem ich darlegte, wie man Beweisführungen zu Schlußfolgerungen bringen müsse; im vorliegenden Buch'~ habe ich gelehrt, von welcher Art die Ausschmückung der Worte sei, die die Be7eichnung Schlußfolgerung hat. Also kann eine deranige Ausmalung wirkungsvoU geschmückt sein, welche aus häufigen Aosschmüclrunscn von Wörtern und Gedanken besteht. Auf diese Weise wird sie also in sieben Teilen durchgeführt - ich will dabei nicht von dem Beispiel mit dem nämlichen Gedanken abweichen, damit du wissen kanmt, wie leicht mittels der Anleitung der Redekunst ein einfacher Sachverhalt auf vielfältige Weise dargestellt wird:•·• "Der Weise wird für den Staat keine Gefahr vermeiden, deswegen weil oft jemand, der nicht für den Staat zugrunde gehen wollte, notgedrungen mit dem Staat untergeht und weil ja alle Vorteile vom Vaterland empfangen sind und man keinen Nachteil, den man für das Vaterland in Kauf nimmt, für schwerwiegend halten darf. Diejenigen also, die dieser Gefahr ausweichen, der man sich für das Vaterland unterziehen muß, handeln töricht; denn sie können den Nachteilen nicht entkommen und werden darüber hinaus als undankbar gegen die Bürgerschaft befunden. Aber diejenigen, die Gefahren, die dem Vaterland drohen, durch eine Gefahr für sich auf sich ziehen, soiJ man für weise halten, weil sie dem Staat die Ehre erweisen, die sie schulden, und lieber für viele zugrunde gehen wo!Jen als mit \oielen. Und in der Tat ist es ganz und gar ungerecht, das Leben, das man von der Natur erhalten und wegen des Vaterlandes geschützt hat, der Natur zurückzugeben, wenn sie dazu zwingt, dem Vaterland aber nicht hinzugeben, wenn es darum bittet; und während man mit größtem Verdienst und größter Ehre für das Vaterland sterben könnte, es vorzuziehen, in Schande und Feigheit zu leben; für Freunde, Eltern und die übrigen Menschen, die einem nahestehen, sich einer
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haec er illud sancrissimum patriae nomen continerur, nolle in discrimen venire. lta uci contemnendus est, qUI rn navigando navim quam se non mavu1t incolumem, item vituperandus, qui in rei p. discrimine suae plus quam communi saluci consulit. Navi enim fracta multi incolumes evaserunt; ex naufragio patriae salvus nemo potest enatare.
Quod mihi bene videtur Decius intellexisse, qui se devovisse dicitur er pro legionibus in hostis inmisisse medios. Amisir vitam, at non perdidit. Re enim vilissima caram er pacva maximam redernit. Vitam dedit, accepir patriam; amisit animam, poritus esr gloriam, quae cum summa laude prodita vetustate cotridie magis enirescit.
Quodsi pro re publica dccere accedere periculum et ratione demonsrrarum est et exemplo conprobarum, ü sapientes sunt existimand1, qui nullum pro salute patriae periculum vitant." ln his igirur generibus expolitio versatur; dc qua producti sumus, ut plura diceremus, quod non modo, cum causam dicimus, adiuvat er exomat orationem, sed multo maxime per e~m exercemur ad elocutionis facultatem. Quare conveniet extra causam in exercendo rariones adhibere expolitionis, in dicendo uti, cum exornabimus argumentarionem, de qua re diximus in libco secundo. Commoracio est, cum in loco firmissimo, quo tota causa concinetur, manerur diurius et eodem
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Gefahr aus7usetzen, für den Staat, in dem dies alles ond jener heiligste Begriff Vaterland enthalten ist, nicht in eine gefährliche Lage geraten zu wollen. Und wie der Mann Verachrung verdient, der, wenn er zur See fährt, nicht lieber sein Schiff unversehrt erhalten möchte als sich, so soll der getadelt werden, welcher in einer Für den S~t gefährlichen Sirnation mehr auf ~eine eigene Renung aus ist als auf die Rerrung der Gemeinschaft. Einem Schiffbruch nämlich sind schon viele unversehrt entronnen; aus einem Schiffbruch des Vaterlandes aber kann niemand heil schwimmend entkommen. Dies scheint mir Decius•7• gut erkannt zu haben, der, wie man sagt, sich dem Opfertode weihte und sich an der Spitze der Legionen mitten in die Feinde stürzte. Er verlor sein Leben. aber er richtete es nicht unnütz zugrunde. Für ein völlig wertloses Gut nämlich erkaufte er ein wem·olles und für ein geringes das größte. Sein Leben gab er hin, er erhielt das Vaterland; er verlor die Lebenskraft, er erwarb sich Ruhm, der, unter höchster Anerkennung im Laufe der Jahre hervorgehoben, täglich mehr erstrahlt. Wenn nun also durch die Vernunft bewiesen und durch ein Beispiel bestätigt iSt, daß man verpflichtet ist, für den Staat einer Gefahr entgegen7utreren, muß man diejenigen für weise halten, die für das Wohl des Vaterlandes keiner Gefahr aus dem Wege geben." In diesen Arten also bewegt sich die Ausmalung; ich wurde veranlaßt, darüber mehr zu sagen, weil sie nicht nur, wenn wir eine Sache vor Gericht vertreten, unsere Rede unterstütn und ausschmückt, sondern weil wir uns durch sie in gan7 besonderem Maße üben für die Geschicklichkeit im Ausdruck. Deshalb empfiehlt es sieb, auch außerhalb von wirklichen Gerichtsreden beim Üben die Möglichkeiten der Ausmalung anzuwenden und sie bei wirklichen Reden zu verwerten, wenn wir die Beweisführung ausschmücken, über die ich im 2. Buch'l.l geschrieben habe. Ein Verweilen'74 liegt vor, wenn man bei der wichtigsten Stelle, an der die ganze Sache 7usammengefaßt wird, etwas
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saepius redirur. Hac uri maxime convemt er id est oraroris boni max:ime proprium. Non enim datur audirori potestas animum de re firrnissima demovendi. Huic exemplum satis idoneum subici non poruit, propterea quod hic locus non est a tora causa separatus sicuri membrum aliquod, sed tamquam sanguis perfusus cst pcr totum corpus ora-
tionis. Contentio est, per quam contraria referuntur. Ea est in verborum exomarionibus, ur ante docuimus, huiusmodi: ,.lnimicis te placabilem, amicis inexorabilem praebes." In sententiarurn, huiusmodi: "Vos huius incommodis lugeris, iste rei publicae calamitate laetatur. Vos vestris forrunis diffidiris, iste solus suis eo magis confidit." Inter haec duo comemionum genera hoc intercsr: illud cx verbis celeriter relaris constat; hic senrentiae contrariae ex conparationc referanrur oportet. Similirudo est oratio rraducens ad rem quampiam aJiquid ex re dispari simile. Ea sumirur aur omandi causa aur probandi aur apertiu~ dicendi aut ame oculos ponendi. Er quomodo quatruor de causis sumitur, item quauuor modis dicirur: per comrarium, per negationem, per conlationem, per breviratem. Ad unam quamque sumendae causam similirudinis adcommodabimus sinb>ulos modos pronuntiandi. Ornandi causa sumitur per comrarium sie:
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länger stehen bleibt und wenn man öfter eben darauf zurückkommt. Es anzuwenden empfiehlt sich ganz besonders, und das ist ganz besonders das Merkmal eines guten Redners. Dem Zuhörer wird nämlich nicht die Möglichkeit gegeben, seine Aufmerksamkeit von einer sehr wichtigen Sache abzuwenden. Für dieses Stilmittelläßt sich kein hinreichend geeignetes Beispiel anfügen, deswegen weil diese Stelle nicht von der ganzen Rede getrennt ist wie irgendein Glied, sondern wie Blut den ganzen Körper der Rede durchdringt.'71 Die Amithese isr das Srilmirrel, durch welches Gegensätze vorgetragen werden. Sie ist bei Ausschmückungen der Wörter, wie ich oben"6 7eigte, z. ß. von folgender Art: "Feinden erweist du dich versöhnlich, Freunden unerbittlich." Bei Ausschmückungen der Gedanken z. B. von folgender Art: "Ihr trauert über das Unglück dieses Mannes, dieser da freut sich über das Unheil des Staates. Ihr mißtraut eurem Glück, dieser da vertraut allein dem seinen um so mehr." Zwischen diesen beiden Arten von Antithesen bestehr folgender Unterschied: Die erstere bestehr aus schnell vorgebrachten Worten; im 7Welten Fall müssen gegensätzliche Gedanken zum Vergleich vorgebracht werden. Der Vergleich>" ist ei.ne Redeweise, welche etwas Ähnliches aus einem verschiedenen Gebiet auf irgendeinen Sachverhalt überträgt. Man nimmt ihn, um zu schmücken, um zu beweisen, um offener 7U sprechen oder um etwas vor Augen zu stellen. Und wie man ihn aus vier Gründen nimmt, so spricht man ihn auf vier Weisen aus: durch einen Gegensatz, durch eine Verncinung, durch eine vergleichende Gegenüberstellung und durch Kürze. Nach jedem einzelnen Grund, einen Vergleich 7U nehmen, richten wir die einzelnen Arten des Vortrages aus. Um zu schmücken, nimmt man ihn durch einen Gegensatz, z. B. so:
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"Non enim, quemadmo daher, das Schwcn an der Seite, einen WurfspieHin den Händen; fünf junge Menschen folgen dem Menschen in ähnlicher Rüstung. Plötzlich stürmt er in ein Haus und schreit dann mit lauter Stimme: :Wo i~t dieser wohlhabende Hausherr? Warum machte er mir nicht seine Aufwartung? Was schweigt ihr?' Da verstummten alle anderen verblüfft vor Furcht. Die Gattin jenes Unglücklichsten warf sich unter bitterliebstem Weinen diesem da vor die Füße. ,Bei dir selbst', sagte sie, ,und bei dem, was für dich das Süßeste im Leben ist, habe Erbarmen mit uns, vertilge nicht die schon Venilgten,>0 J trage dein Glück gel~sen; auch wir waren einmal glücklich; erkenne, daß du nur ein Mensch bist!' >< Aber jener erwidert: ,Warum liefen ihr ihn mir nicht aus und hön nicht auf, mir die Ohren vollzujammern? Er wird nicht entkommen.' Inzwischen wird jenem Hausherrn gemeldet, dieser da sei gekommen und bedrohe ihn unter lautestem Geschrei mit dem Tode. Sobald er dies gehört, sagte er zu Gorgias, dem Dienerl0 1 seiner Kinder: ,Heda, verstecke die Kinder, verteidige sie und sieh zu, daß die Jugend unversehn ist!' Kaum hatte er dies gesprochen, als dieser da auch schon bei ihm war und rief: ,Du sitzt noch da, du Verwegener? Hat dir nicht meine Stimme das Leben genommen? Befriedige meine Feindschaft und sättige meinen Zorn mit deinem Blute.' Jener erwiderte mit einem tiefen Seufzer, um nicht völlig besiegt zu sein: ,Schlag zu! Nun sehe ich: Du willst nicht vor Gericht mit mir streiten, wo besiegt zu werden die größte Schande und zu siegen das Schönste isr; du willst mich einfach töten. Ich werde freilich fallen, aber nicht als Besiegter zugrunde gehen.' ,Noch im letzten Stündlein deines Lebens sprichst du in Sinnsprüchen! Willst du den, welchen du als den Herrscher siehst, nicht flehentlich bitten?' Da sagt die Frau: ,Nein, er birtet und fleht natürlich; doch du laß dich, bitte, erweichen; und du, bei den Göttern, umschlingedie Knie dieses Mannes! Er ist der Herr; er hat dich besiegt; besiege 0
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est; vicit hic te, vince tu nunc animum!' ,Quin dcsinis', inquit, ,uxor, loqui, quae rne digna non sint? Tace er quae curanda sunt, cura! Tu cessas rnihi vitam, tibi ornnem bene vivendi spern mea morte eripere?' lste mulierem reppulit ab se lamentantem; illi nescio quid incipienti dicere, quod dignum videlicet illius virtute esset. gladium in latere defixit." Puto in hoc exemplo datos esse uni cuique sermones ad dignitarem adcommodatos; id quod oporter in hoc genere conscrvare. Sunt item sermocinationes consequentes hoc gcnus: »Nam quid putamus illos dicturos, si hoc iudicaveritis? Nonne omnes hac utenrur oratione?" - deinde subicere sermonem. Conformatio est, cum aliqua, quae non adest, persona confingitur, quasi adsit, aut cum res muta aut informis fit eloquens et forma ei er oratio adtribuitur ad dignitatem adcommodata aur actio quaedam, hoc pacto: "Quodsi nunc haec urbs invictissima vocem mittat, non hoc pactO loquarur: ,Ego illa plurimis tropeis ornara, rriumphis ditata certissimis, clarissimis locupletata victorüs, nunc vestris seditionibus, o cives, vexor; quam dolis malitiosa Kartago, viribus probata Numantia, disciplinis erudita Corinthus Iabefactare non poruir, eam parimini nunc ab homunculis deterrumis proteri atque conculcari?'"
Item: "Quodsi nunc Lucius ille Brurus reviviscat et hic ante pedes vestros adsit, non hac utatur
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nun du dich selbst!' ,Warum hörst du nicht auf, Frau', sagt er, ,Worte auszusprechen, die meiner nicht würdig sind? Schweig' und kümmere dich um das, was deine Aufgabe ist!Jo6 Und du zögerst, mir das Leben, dir aber jede Hoffnung auf ein gutes Leben durch meinen Tod zu entreißen?' Dieser da stieß die jammernde Frau von sich; jenem aber bohrte er, als er gerade etwas sagen wollte, was freilich seiner Mannhaftigkeit würdig gewesen wäre, das Schwert in die Seire."l0 7 Ich glaube, in dem vorliegenden Beispiel sind jeder einzelnen Person Worte in den Mund gelegt, die zu ihrem Rang und Charakter passen; darauf muß man bei dieser Art achten. Ebenso gibt es Überleirungen zu den Einführungen eines Redenden, z. B. von folgender An: "Denn was werden jene wohl sagen, wenn ihr dieses Urteil fällt? Werden sie nicht alle die folgenden Worte verwenden?"- dann fängt man eine wörtliche Rede an. Eine VerkörperungJaS liegt vor, wenn eine nicht anwesende Person vorgespielt wird, als sei sie anwesend, oder wenn eine stumme oder gestaltlose Sache die Redegabe erhält, und ihr eine Rede, die zu ihrem Rang und Charakter paßt, oder irgendeine Handlung zugeschrieben wird, z. B. auf folgende Art: »Wenn nun diese gänzlich unbesiegte Stadt ein Wort von sich geben könnte, spräche sie nicht auf folgende Art: ,Ich, c.lie ich mit sehr vielen Siegeszeichen geschmückt, reich an den sichersten Triumphen, bereichert mit den herrlichsten Siegen bin, werde nun durch eure Zwistigkeit gequält, Bürger; ich, welche das arglistige und boshafte Karthago, das krafterprobte Numanria und das in den Wissenschaften unterrichtete Korinth nicht zum Wanken bringen konnte, soll nun mit eurer Duldung von den schlechtesten und erbämilichsten Menschen3"9 zertreten und zerstampft werden?"' Ebenso: "Wenn nun in diesem Augenblick der berühmte Lucius Brutus>•o wieder lebendig würde und euch hier vor
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orarione: ,Ego reges eieci, vos tyrannos introducitis; ego libertatem, quae non erat, pe~eri, vos partarn servare non vultis; ego capitis mei periculo parriam liberavi, vos liberi sine periculo es1.e non curatis'?" Haec conformario licet in plures res, m mutas atque inanimas transferarur. Proficir plurimum in amplificationis partibus et conmiseratione. Significatio esr res, quae plus in suspicione relinquir, quam posirum est in oratione. Ea fit per exsuperationem, ambiguum, consequentiam, abscisionem, similirudinem. Per exsuperationem, euro plus est dictum, quam patirur veritas, augendae suspicionis causa, sie: "Hic de tanto patrimonio tarn cito te~tam, qui sibi petat ignem, non reliquit." Per ambiguum, cum verbum potest in duas pluresve sememias accipi, sed accipirur tarnen in eam partem, quam vult is, qui dixit; ut de eo si dicas, qui multas hereditates adierit: "Prospice tu, qui plurimum cernis." Arnbigua quemadmodum vitanda sunt, quae obscuram reddunt orationem, irem haec consequenda, quae conficiunt huiusmodi significarionem. Ea reperientur facile, si noverimus et animum adverterimus verborum ancipites aut multiplices potestare~. Per consequentiam significario fit, curn res, quae sequanrur aliquam rem, dicunrur, ex quibus tota res relinquirur in suspicione; ut si salsamentari filio dicas: "Quiesce tu, cuius pater cubito se emungere solebar."
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die Füße träte, ·würde er dann nicht folgende Worte sprechen: ,Ich habe die Könige hinausgejagt; ihr führt Tyrannen herein. [eh habe die Freiheit, die es noch nicht gab, errungen; ihr wollt die erworbene nicht bewahren. Ich habe unter Lebensgefahr das Vaterland befreit; ihr sorgt nicht dafür, daß ihr ohne Gefahr frei seid' ?" l" Diese Verkörperung kann man auf noch mehr Dinge, stumme und leblose, übertragen. Sie bringt am meisten Vorteil in den Teilen, die der Steigerung und der Mitleidserregung dienen.l', Die nachdrucksvolle Andeutung;•; ist eine Äußerung, die mehr vermuten läßt, als in der Rede dargelegt ist. Sie wird bewerkstelligt durch eine Übertreibung, durch eine Zweideutigkeit, durch eine Folge, durch ein Abbrechen, durch ein Gleichnis. Durch eine Übertreibung,;•• wenn man mehr sagt, als die Wahrheit duldet, um einen Verdacht zu vergrößern, z.. B. so: .Dieser hat von dem so bedeutenden Erbe in so kurzer Zeit nicht einmal ein Gefäß behalten, um sich Feuer zu holen. " l'l Durch eine Zweideutigkeit, wenn man ein Wort in zweifachem oder mehrfachem Sinn auffassen kann, aber dennoch nur in der Richtung auffaßt, die der Redner wünscht; wenn man z. ß. von einem, der viele Erbschaften angetreten hat, sagt: "Sieh du dich vor, der du sehr viel bemerkst."l' 6 Wie man Zweideutigkeiten meiden soll, die einen Ausspruch verdunkeln, so soll man ebenso die anstreben, welche eine derartige nachdrucksvolle Andeutung bewirken. Diese findet man leicht, wenn man die doppelten und mehrfachen Bedeutungen von Wönern kennt und beachtet. Durch die Folge entsteht eine nachdrucksvolle Andeutung, wenn man Tatsachen nennt, die sich aus irgendeiner Tatsache ergeben, wodurch der ganze Sachverhalt verdächtig bleibt; z. B. wenn man zu dem Sohn eines Salzfischhändlers sagt: "Du gib Ruhe, dessen Vater sich in den Ellenbogen zu sehneuzen pflegte. " l'7
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Per abscisionem, si, cum incipimus aliquid dicere, deinde praecidimus er ex eo, quod iam di.ximus, sacis relinquirur suspicionis, sie: "Qui ista fonna et aetate nuper alienae domi ... nolo plura dicere." Per similirudinem, cum aliqua re simili allata nihil amplius dicimus, sed ex ea significamus, quid sentiamus, hoc modo: .,Noli, Sarurnine, nimium populi frequentia frerus esse; inulti iacem Gracci." Haec exornario plurimum festivitaris haber interdum er digniuris; sinit enim quiddam tacito orarore ipsum auditorem suspicari. Breviras est res ipsis tanrummodo verbis necessariis expedita, hoc modo: .,Lcmnum praeteriens cepit, inde Thasi pracsidium reliquit, post urbem Bithynam Cium susrulit, inde reversus in Hellesponrum Statim potitur Abydi." ltem: "Modo consul quotannis, is deinde primus erar civiraris; rum proficiscirur in Asiam, deinde hostis est dictus, post imperator septimo facrus est consul." Haber paucis conprehensa breviras multarum rerum expedirionem. Quare adhibenda saepe esr, cum aut res non egenr longae orationis aut rempus non sinet commorari. Demoostratio est, cum ita verbis res exprimitur, ut geri negotium et res ante oculos esse videatur. Id fieri poterit, si, quae ante et post et in ipsa re facta erunt, conprehendemus, aut a rebus consequenribus aut circum instantibus non recedemus, hoc modo:
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Durch Abbrecben,l'~ wenn w1r erwas zu sagen beginnen, dann aber unterbrechen und von dem, was wir schon gesagt haben, genug Verdacht bestehen bleibt, z.B. so: DWer so schön und so jung ist und vor kurzem in einem fremden Haus ... mehr will ich nicht sagen." Durch einen Yergleich,J•9 wenn wir irgendeinen ähnlichen Sachverhalt angeführt haben, aber nichts weiter sagen, sondern nur durch diesen Sachverhalt andeuten, was wir meinen, z. B. auf folgende Wei~e: "Sarurninus,l"0 vertraue nicht zu sehr auf die zahlreiche Anhängerschaft im Volke; ungerächt liegen die Gracchen tot da." Diese Ausschmückung bringt manchmal sehr viel Anmut und Würde mir sich; sie läßt nämljch den Zuhörer selbst etwas vermuten, ohne daß der Redner es ausspricht. Die KürzeP' ist etnc Äußerung, die nur mit den unbedingt notwendigen Worten gemacht wird, z. B. auf folgende Weise: "Lemnos eroberte er im Vorbeifahren, dann Ließ er in Thasos eine Besatzung zurück, dann beseitigte er die bithynische Stadt Kios, dann kehrte er auf den Hellespont .wrück und nahm sofort Abydos ein. "l" Ebenso: "Eben war er noch für ein Jahr Konsul; dann der Erste in der Bürgerschaft; dann bricht er nach Asien auf; hierauf wurde er zum Staatsfeind erklärt; später wurde er Oberbefehlshaber und zum siebten Mal Konsul."J•J Die Kürze, die sich auf wenige Worte beschränkt, ermöglicht die Entwicklung der Saclwerhalte. Deshalb soll man sie oft anwenden, wenn die Verhältnisse keine lange Ausführung erfordern oder die Zeit nicht zu verweilen erlaubt. Eine anschauliche SchilderungJ'4 liegt vor, wenn ein Sachverhalt so mit Worten zum Ausdruck gebracht wird, daß der Eindruck entsteht, die Tat werde wirklich ausgeführt und die Sache spiele sich vor unseren Augen ab. Das kann man erreichen, wenn man das, was vor, nach und während des Ereignisses noch geschieht, l.USammenfaßr oder die Folgen oder Begleitumstände nicht übergeht, z. B. auf folgende Weise: PS
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"Quod simul atquc Graccus prospexit fluctuare populum verentem, ne ipse auctoritate senatus commotus sententia dcsistcret, iubet advocari contionem. Iste interea scelere et malis cogitationibus redundans evolat e templo Iovis; sudans, oculis ardemibus, erecto capillo, contorta toga, cum pluribus aliis ire celerius coepit. llli praeco faciebat audienriam; hic subsellium quoddam excors calce premens, dextera pedem defringit et hoc alios iubet idcm facere. Cum Graccus dcos inciperet precari, cursim isti imperum faciunt et cx aliis alii partibus convolant atque e populo unus: ,Fuge, fuge', inquit, ,Tiberi! Non vides? Respice, inquam!' Deinde vaga multirudo, subito timore perterrita, fugere coepit. At iste, spumans ex ore scelus, anhelans ex infimo pectore crudelitatcm, contorquet braclllum ct dubitanti Gracco, quid esset, nequc tarnen locum, in quo constiterat, relinquemi percutit tempus. Ule, nulla voce deliban~ insitam virtutem, concidit tacirus. Iste viri fortissimi rniserando sanguine aspersus, quasi facinus praeclarissimum fecisset, circum inspectans et hilare sceleratam grarulantibus manum porrigens, in templum Iovis conrulit sese."
Haec exornatio plurimum prodest in amplificanda et conmiseranda re huiusmodi enarracionibus. Staruit enim rcm totam et prope ponit ante oculos. Omnes rariones honestandae srudiose collegimus elocutionis: in quibus, Herenni, s1 te diligencius exercueris, et gravitatem et dignitatem et suavitatem habere in dicundo poteris, ut oratorie
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"Sobald Gracchus vorhersah, daß das Volk schwanke aus Furcht, er könne durch den Eintluß des Senates von seiner Meinung abweichen, ließ er eine Volksversammlung einberufen. Dieser daP 6 eilt inzwischen, erfüllt von verbrecherischen und schlimmen Gedanken, aus dem Tempel Jupiters; schweißgebadet, mit glühenden Augen und gesträubten Haaren,Jl7 die Toga um den Arm gewunden, gebt er, begleitet von mehreren anderen, schneller. Jenem versuchte der Herold Gehör zu verschaffen; dieser in seiner Kopflosigkeit rritt mit der hrse auf eine Sitzbank, bricht mit der Rechten einen Fuß ab und heißt die anderen dasselbe tun. Als Gracchus zu den Göttern zu beten begann, stürzen diese da im Sturmschritt auf ihn los, und von allen Seiten eilen noch welche herbei, aber einer aus dem Volke rief: ,Fliehe, fliehe doch, Tiberius! Siehst du nichts? Blicke dich um, sage ich!' Hierauf ergriff die unstete Menge, von plötzlicher Furcht erfaßt, die Flucht. Aber dieser da, aus dem Munde ein Verbrechen schäumend, aus tiefster Brust Grausamkeit schnaubend, schwingt seinen Arm und durchstößt Gracchus, der noch im unklaren darüber ist, was geschieht, aber dennoch den Platz, wo er stand, nicht verließ, die Schläfe. Jener, mit keinem Laut die ihm angeborene Tapferkeit schmälernd, bricht schweigend zusammen. Der da, von dem nach Mitleid schreienden Blut des größten H elden bespritzt, blickt umher, als ob er die herrlichste Tat begangen hätte, streckt heiter denen, die ihn beglückwünschen, seine verbrecherische Rechte entgegen und begibt sich wieder in den Tempel Jupiters." Diese Ausschmückung ist von größtem Nutzen, wenn man durch derartige Erzählungen einen Sachverhalt steigert und Mitleid erregt. Sie stellt nämlich das ganze Geschehen fest und stellt es nahe vor die Augen. Alle Möglichkeiten, dem Ausdruck Glanz zu verleihen, habe ich eifrig gcsammelt;l 18 wenn du dich darin, mein Hercnnius, mit einiger Gewissenhaftigkeit übst, kannst du Feierlichkeit, Würde und Gefälligkeit in deiner Redeweise besitzen, so daß du klar sprichst, damit die Gedanken, die du
LIBER
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plane loquaris, ne nuda atque inornata inventio vulgari sermone efferatur. Nunc identidem nosmet ipsi nobis instemus - res enim communis agitur - , ut frequenter et adsidue consequamur artis rationem studio et exercitarione; quod alii rribus de causis cum molestia maxime faciunt: aut si quicum libenrer exerceanrur, non habent, aut si diffidunt sibi aut nescium, quam viam sequi debeant; quae a nobis absum omnes difficultates. Nam et simullibenter exercemur proprer amicitiam, cuius mirium cognatio facit, cetera philosophiae ratio confim1abit; er nobis non diliidimus, proprerea quod er aliquantulum processimus et aJia sunr meliora, quae mulro inrentius perimus in ,;ta, ur, etiamsi non pervenerimus in dicendo, quo volumus, parva pars vitae perfectissimae desideretur; er viam, quam sequamur, habemus, propterea quod in his libris nihil praeteritum est rhetoricae praeceptionis.
Dernonstratum est enim, quomodo res in omnibus generibus causarum invenire oporteat; dieturn esr, quo pacto eas disponere conveniat; tradirum est, qua ratione esset pronumiandum; praeceptum est, qua via memlnisse possemus; demonstratum est, quibus modis perfecta elocutio conpararerur. Quae si sequimur, acure et cito reperiemus, distincte et ordinate disponemus, graviter ct venuste pronuntiabimus, firme et perperue meminerimus, ornate et suaviter eloquemur. Ergo amplius in arte rhetorica nihil est. Haec omnia adipiscemur, si rariones praeceptionis diligentia consequemur exercitationis.
B U CH IV
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auffindest, nicht nackt und ohne Schmuck in gewöhnlicher Umgangssprache "orgebracht werden. Nun wollen wir immer wieder selbst in uns dringen - es geht nämlich um eine gemeinsame Sache -, unablässig und beständig durch eifrige Übung die Lehre der Kunst um zu eigen zu machen;;•y dies tun andere unter Beschwernissen vor allem aus drei Gründen: Entweder haben sie niemanden, mit dem sie gerne üben möchten, oder sie haben kein Zutrauen zu sich selbst oder sie wissen nicht, welchen Weg sie einschlagen müssen; alle diese Schwierigkeiten sind uns fern. Denn erstens üben wir gerne gemeinsam wegen unserer Freundschaft, welche ihren Anfang in unserer Verwandtschaft haneH0 und welche darüber hinaus unsere Beschäftigung mit PhilosophieH' festigt; zweitens haben wir nicht zu wenig Zutrauen zu uns selbst, deswegen weil wir schon einige Fonsehrirre erzielt haben und es noch anderes Besseres gibt, nach dem wir mit noch viel größerer Anspannung in unserem Leben streben, so daß, auch wenn wir in der Redekunst nicht an das gewünschte Ziel gelangen, nur ein kleiner Teil zu einem in allen Teilen vollkommenen Leben noch zu wünschen bliebe;ill drittens kennen wir den Weg, den wir einschlagen wollen, deswegen weil in diesen Büchern nichts zu einer Anleitung zur Redekunst übergangen wurde. Es wurde nämlich dargelegt, wie man den Stoff in allen Redearten auffinden muß; es wurde gesagt, auf welche Art man den Stoff anordnen soll; es wurde überliefert, nach welcher Methode man den Vortrag zu gestalten hat; es wurde eine Anleitung gegeben, auf welchem Weg wir uns etwas einprägen können; es wurde dargelegt, auf welche Arten eine vollkommene stilistische Gestaltung erreicht wird.m Wenn wir uns daran halten, werden wir den Stoff scharfsinnig und schnell auffinden, deutlich und in gehöriger Ordnung anordnen, feierlich und reizvoll vortragen, fest und dauerhaft einprägen und voll Schmuck und angenehm sprechen. Also gibt es in der Redekunst nichts, was darüber hinausgeht. Dies alles erreichen wir, wenn wir die Lehren der Anleitung mit gewissenhafter Übung befolgen.'H
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Im ersten Buch von De oratore läßr Cicero den Lucius Licinius Crassus (140-91 v.Chr.), den bedeutendsten Redner seiner Zeit neben Marcus Amonius (143-87 v. Chr.), die einzigartige Bcdeurung der RedekunSt preisen. Am Schluß seiner Ausführungen wendet sich Crassus an seine jungen Zuhörer mit der Aufforderung: ,.Quam ob rem pergite, ut facitis, adulescentes, atque zn iJ studium, in quo estis, incumbite, ut et vobis honori et amicis utilitati et rei publicae emolumento esse possitis. - Setzt darum fon, ihr jungen Leute, was ihr tut, und konzentriert euch auf das Srudium, in dem ihr steht, damit ihr etwas sein könnt, was euch Ehre, den freundcn Nutzen und dem Staat Vorteil bringt. " 1 Als Cicero diese Worte dem L. Licinius Crassus in den Mund legte, mag er auch an seine eigene Jugend und Ausbildung zum Redner gedacht haben und daran, wie bestimmend der Einfluß des Crassus auf die Wahl seiner Lehrer und seines Lehrplans war, nachdem sein Vater mit ihm und seinem Bruder Quinrus nach Rom übergesiedelt war, um seinen Söhnen die bestmögliche Ausbildung zu ermöglichen. Dabei spielte narürlich auch die Schulung durch einen Rhetor eine wichtige Rolle. "Von der Art der technischen Untenveisung" aber, "die der junge Cicero genossen hat, gibt das anonyme Lehrbuch, das dem Herennius gewidmet war, die anschaulichste Vorstellung. Es iSI ja, wie der Verfasser arn Anfang ausdrücklich henoorhebt, mit Rücksicht auf die römische Praxis angelegt. a, Diese Schrift ist neben Ciceros De inventione das älteste erhaltene Lehrbuch der Rhetorik in lateinischer Sprache> und das älteste erhaltene lateinische Prosawerk des r.Jahrhunderts v. Chr. Die erste lateinische Schrift zur Rhetorik überhaupt verfaßte M. Porcius CatO (234-149 v. Chr.). Aus
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seinem Buch De oratore ad Marcum filzum sind aber nur Fragmente erhalten, so die berühmten Kernsätze: Rem tene ver~a sequentur und Orator est, Marce filz, vir bonus dicend; pentus. Den ersten lateinischen rhetorischen Werken ging eine lange blühende und fruchtbare Tradition der Redekunst und Theorie der Rhetorik in Griechenland voraus.4
durch allzu häufige Anwendung Überdruß bei den Zuhörern zu bewirken. Auf PROTACORAS VON ABot:RA (ca. 48 5- •P 5 v. Chr.) wird das Axiom zurückgefühn: ntOV llttW /..6yov XQELTIW nou::tv - die schwächere Sache zur stärkeren machen"; es war auch für die übrigen SoPHISTEN oberstes Ziel jeder Rede, wurde aber schon zu seinen Lebzeiten ob seines moralischen Relativismus heftig diskuriert und kritisiert. Wie Gorgias führte auch Protageras das Leben eines umherreisenden Lehrers der Redekunst. Sein berühmter subjcktivisrisch-relativisriscber homo mensura-Satz riebt die Summe aus der ganzen sophistischen Aufklärung des 5. Jahrbundens. Die weitaus berühmteste Rhetorikschule in Athen gründete der Gorgias-Schüler lsoKRATES (436-338 v. Chr.). Zunächst war er als Logograph tätig. Etwa von 390 v. Chr. an leitete er dann seine eigene Schule. Für seine Lehre beanspruchte er den Namen !JllAOOOV {1 ,1); crx•iwnu unotitoEWV (•,5)- Arten von Fällen genera dJCtrJdi (XUQUXtijQEc;) - Stilarten gestus - Gebärde(-nspiel) gradatzo (YJ.t~u;- Klimax)- Stetgerung
VERZEICHNIS
gravis (figura) I grave (genus
dz~endi) {j!e'yaAO:tQm~c;. aö~
Ot::R. FACHTERMINI
(XaQaX"t'lJQ)) - crhaben(-er) Stil gravttas - Feierlichkeit
lems (sermo) ~chlicht ilcentia (rtaQQl')O(a) - Freimütigkeit locus communu (t6noc; xotv6;) -Gemeinplatz locus propnus - Sonderplatz
historia (lmo(lta) - geschichtlich beglaubigte Erzählung honestum (genus ~<Jusae) (Evbo!;ov ( OXi'uw u:tofrtoEro;;)) = ehrenvoll humife (genus Causae) (aoo;ov ( QY.i]flU UltOÜEOEID;)) - unbedeutend
msene Rede remissLO 'Vocis - Gelas;enheit der Stimme
Wortlaut und Sinn
asenpro - vom Wortlaut (ausgehen) m smpto aut e smpto- über den Inhalt eines Schriftsrückes oder aus den Konsequenzen, die sieb aus dem Inhalt des Schriftstückes ergeben scrrptura - Urkunde; schri.fdiche DMiegung; Schriften sedara vox - gedampfte Summe sencentw (yvQil - Metapher) - Übertragung, bildlieber Ausdruck; UmsreUen (der Redcteile)
FUNDSTELLENVERZEICHNIS DER EXORNATIONES I FIGURAE (4,19ff.)
translatio (crimmu) (dvtfyxAI]J.!Cl, J.!ETW.IJ't't;;) - Ablehnung (der Schuld); Übertragung (des Vorwurfs) turp~ (gmus ~usa~) (naQ