SVETON DIE KAISERVITEN
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SVETON DIE KAISERVITEN
BER~HMTE .
~NNER
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S\I ETON I>Ich halte dich, Afrika!« Um aber Prophezeiungen, nach denen der Name Scipio in dieser Provinz durch Schicksalsspruch glückliche Erfolge verheißen und unüberwindlich sein sollte, zum Besten zu haben, hatte er in seinem Lager ein Mitglied aus der Sippschaft der Cornelier bei sich, auf das man nur verächtlich herabsehen konnte und das seinem anrüchigen Lebenswandel entsprechend zu seinem Spitznamen Salvito gekommen war. Auf Schlachten ließ er sich nicht nur nach sorgfältiger stabsmäßiger Planung, sondern auch dann ein, wenn die
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ac saepe ab itinere statim, interdum spurcissimis tempestatibus, cum minime quis moturum putaret; nec nisi tempore extremo ad dimicandum cunctatior factus est, quo saepius vicisset, hoc minus experiendos casus opinans nihilque se tantum adquisiturum victoria, quantum (auferre calamitas posset. nullum umquam) hostem fudit, quin castris quoque exuer~t: ita [ut] nullum spatium perterritis dabat. ancipiti proelio equos dimittebat et in primis suum, quo maior permanendi necessitas imponeretur auxilio fugae erepto. ute- 61 batur autem equo insigni, pedibus prope humanis et in modum digitorum ungulis fissis, quem natum apud se, cum haruspices imperium orbis terrae significare domino pronuntiassent, magna cura aluit nec patientem sessoris alterius primus ascendit; cuius etiam instar pro aede Veneris Genetricis postea dedicavit. inclinatam aciem solus saepe resti- 62 tuit obsistens fugientibus retinensque singulos et contortis faucibus convertens in hostem et quidem adeo plerumque trepidos, ut aquilifer[o] moranti se cuspide sit comminatus, alius in manu detinentis reliquerit signum. non minor illa 63
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Gelegenheit günstig schien; so ging er oft spontan vom Marsch aus zum Angriff über, zuweilen bei einem Sauwetter, wenn man dies am allerwenigsten erwartet hätte. Erst am Ende seiner Tage machte er sich zögerlicher daran, eine Schlacht zu schlagen; er war nämlich der Ansicht, daß man das Glück um so weniger auf die Probe stellen dürfe, je öfter man gesiegt habe, und ihm ein Sieg nicht im entferntesten so viel zusätzlich einbringen werde, wieviel ihn eine Niederlage kosten könne. Nie schlug er den Feind, ohne ihm auch sein Lager wegzunehmen; so gab er den Erschreckten keine Zeit zum Verschnaufen. War der Ausgang einer Schlacht ungewiß, schickte er stets die Reitpferde zurück, und zwar zuerst sein eigenes, damit für jeden die Notwendigkeit, die Sache durchzustehen, um so größer wurde, da ja kein Mittel, sich davonzustehlen, mehr vorhanden war. Das Pferd, das er ritt, fiel schon auf: es hatte Hufe, die fast wie die Füße eines Menschen geformt und zehenartig gespalten waren. Als die Wahrsagerin der Tatsache, daß dieses Pferd gerade in seinem Stall geboren worden war, ein Zeichen sahen, daß seinem Herrn die Herrschaft über die Welt bestimmt sei, zog er es mit großer Sorgfalt auf und bestieg es, das keinen anderen Reiter dulden wollte, als erster. Später ehrte er es noch durch ein Standbild, das zu ihm wie ein Zwilling war, vor dem Tempel der Venus Genetrix. Geriet eine Schlachtreihe einmal ins Wanken, hat er sie oft ganz allein wieder in Reih und Glied gebracht, indem er sich den Fliehenden in den Weg stellte, einzelne festhielt, ihnen den Hals umwendete und sie so wieder gegen den Feind ausrichtete. Meistens waren sie schon vor Angst so kopflos geworden, daß zum Beispiel ein Adlerträger ihn, als er ihn aufhalten wollte, mit der Spitze der Fahnenstange bedrohte, und ein anderer das Feldzeichen in seinen Händen zurückließ, als er ihn am Fortlaufen hindern wollte. Nicht geringere, vielmehr noch größere Be-
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constantia eius, maiora etiam indicia fuerint. post aciem Pharsalicam cum praemissis in Asiam copiis per angustias Hellesgonti vectoria navicula traiceret, L. Cassium partis adversae cum decem rostratis navibus obvium sibi neque refugit et comminus tendens, ultro ad deditionem hortatus, supplicem ad se recepit. Alexandriae circa oppugnationem 64 pontis eruptione hostium subita conpulsus in scapham pluribus eodem praecipitantibus, cum desilisset in mare, nando per ducentos passus evasit ad proximam navem, elata laeva, ne libelli quos tenebat madefierent, paludamentum mordicus trahens, ne spolio poteretur hostis.
Militem neque a moribus neque a fortuna probabat, sed 65 tantum a viribus, tractabatque pari severitate atque indulgentia. non enim ubique ac semper, sed cum hostis in proximo esset, coercebat: turn maxime exactor gravissimus disciplinae, ut neque itineris neque proelii tempus denuntiaret, sed paraturn et intentum momentis omnibus quo vellet subito educeret. quod etiam sine causa plerumque faciebat, praecipue pluviis et festis diebus. ac subinde observandum se admonens repente interdiu vel nocte subtrahebat, augebatque iter, ut serius subsequentis defetigaret. fama vero 66 hostilium copiarum perterritos non negando minuendove,
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weise seiner Unerschrockenheit dürften folgende Tatsachen · sein: Nach der Schlacht bei Pharsalos hatte Caesar seine Truppen nach Asien vorausgeschickt; als er selbst daraufhin den Hellespont in einem kleinen Schiff überquerte, kam ihm Lucius Cassius von der Gegenpartei mit zehn Kriegsschiffen entgegen; da trat er nicht den Rückzug an, sondern hielt näher auf ihn zu und forderte ihn zuerst zur Übergabe auf. Dieser ergab sich ihm bittfällig; also nahm er ihn an Bord seines Schiffes. In Alexandria wurde er beim Sturm auf eine Brücke in ein Boot gedrängt, als die Feinde plötzlich einen Ausfall machten. Einige sprangen ihm nach; er selbst hechtete ins Meer und entzog sich so dem Gewühl, indem er über eine Distanz von zweihundert Schritt zum nächstliegenden Schiff schwamm. Er hielt die Linke hoch über dem Wasser, damit die Schriften, die er bei sich hatte, nicht durchweichten; seinen Feldherrnmantel zog er mit den Zähnen hinter sich her, damit er nicht ein Beutestück der Feinde wurde. Seine Soldaten beurteilte er weder nach ihrer Moral noch nach ihrer äußeren Stellung, sondern nur danach, was sie leisteten, und behandelte sie mit gleich viel Strenge wie Nachsicht; 'er-setzte ihnen nämlich nicht überall Schranken, aber immer dann, wenn der Feind in der Nähe war; gerade in solchen Momenten verlangte er von ihnen unnachgiebig Disziplin; dazu trug bei, daß er weder den Zeitpunkt des Abmarsches noch des Kampfes bekannt gab, so daß sie jederzeit einsatz- und alarmbereit waren und er das Heer plötzlich ausrücken lassen konnte, wohin er wollte. Das machte er recht oft auch ohne besonderen Grund; ganz besonders gern tat er das an Regen- und an Feiertagen. Häufig ermahnte er die Soldaten, ihn genau zu beobachten, sonderte sich plötzlich bei Tag oder Nacht von ihnen ab und trieb den Marsch voran, um die mürbe zu machen, die zu spät aufgebrochen waren. Hatte ein Gerücht von der Stärke der feind-
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sed insuper amplificando ementiendoque confirmabat. itaque cum expectatio adventus Iubae terribilis esset, convocatis ad cpntionem militibus: 'scitote', inquit, 'paucissimis his diebus regem adfuturum cum decem legionibus, equitum triginta, levis armaturae centum milibus, elephantis trecentis. proinde desinant quidam quaerere ultra aut opinari mihique, qui compertum habeo, credant; aut quidem vetustissima nave impositos quocumque vento in quascumque terras iubebo avehi.'
Delieta neque observabat omnia neque pro modo exeque- 67 batur, sed desertorum ac seditiosorum et inquisitor et punitor acerrimus conivebat in ceteris. ac nonnumquam post magnam pugnam atque victoriam remisso officiorum munere licentiam omnem passim lasciviendi permittebat, iactare solitus milites suos etiam unguentatos bene pugnare posse. nec milites eos pro contione, sed blandiore nomine 1 commilitones appellabat habebatque tarn cultos, ut argento et auro politis armis ornaret, simul et ad speciem et quo tenaciores eorum in proelio essent metu damni. diligebat quoque usque adeo, ut audita clade Tituriana barbam capil lumque summiserit nec ante dempserit quam vindicasset.
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liehen Truppen seine Soldaten in Angst und Panik versetzt, baute er sie wieder auf, nicht indem er deren Stärke bestritt oder herabsetzte, sondern sie sogar .noch stärker machte und log, was das Zeug hielt. Als einmal das Warten auf die Ankunft Iubas seine Soldaten nervös machte, hat er sie antreten lassen und zu ihnen gesprochen: >>Nehmt zur Kenntnis, daß in sehr wenigen Tagen der König mit zehn Legionen, dreißigtausend Reitern, hunderttausend Leichtbewaffneten und dreihundert Elefanten da sein wird. Also sollen gewisse Leute aufhören mit ihrer ewigen Fragerei oder damit, Vermutungen in die Welt zu setzen; sie sollen mir, der ich bestens informiert bin, glauben, oder ich werde befehlen, sie auf das älteste Schiff zu verfrachten, daß sie darauf in die Länder segeln, wohin der Wind sie treibt.« Weder nahm er alle Vergehen zur Kenntnis noch bestrafte er sie ihrer Schwere entsprechend, Deserteuren und Meuterern aber spürte er unnachgiebig nach und bestrafte sie äußerst hart. Im übrigen drückte er ein Auge zu. Manchmal entband er nach einer großen siegreichen Schlacht seine Leute von ihren dienstlichen Verpflichtungen und erlaubte ihnen, herumzustreifen und sich jedem Vergnügen hinzugeben, indem er sich zu brüsten pflegte, seine Soldaten könnten auch gut kämpfen, wenn sie sich parfümiert hätten. Bei Ansprachen redete er sie nicht mit »Soldaten« an, sondern nannte sie »Kameraden«, was ihnen mehr schmeichelte; er iegte auch Wert darauf, daß sie etwas hermachten: so putzte er sie mit silber-und goldverzierten Waffen heraus; zum einen sollten sie besser aussehen, zweitens sollten sie um so hartnäckiger in der Schlacht kämpfen, wenn sie sich um ihren Verlust sorgten. Seine Liebe ging sogar soweit, daß er, als er von der Niederlage des Titurius gehört hatte, Bart und Kopfhaar wachsen und nicht eher schneiden ließ, bis er sich gerächt hatte. Auf diese Weise erreichte er, daß sie für ihn
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quibus rebus et devotissimos sibi et fortissimos reddidit. 68 ingresso civile bellum centuriones cuiusque legionis singulos equ.ites e viatico suo optulerunt, universi milites gratuitam et sine frumento stipendioque operam, cum tenuiorum tutelam locupletiores in se contulissent. neque in tarn diuturno spatio quisquam omnino descivit, plerique capti concessam sibi sub condicione vitam, si militare adversus eum vellent, recusarunt. famem et ceteras necessitates, non cum 2 obsiderentur modo sed et si ipsi alios obsiderent, tanto opere tolerabant, ut Dyrrachina munitione Pompeius viso genere panis ex herba, quo sustinebantur, cum feris sibi rem esse dixerit amoverique ocius nec cuiquam ostendi iusserit, ne patientia et pertinacia hostis animi suorum frangerentur.
Quanta fortitudine dimicarint, testimonio est quod adverso semel apud Dyrrachium proelio poenam in se ultro depoposcerunt, ut consolandos eos magis imperator quam puniendos habuerit. ceteris proeliis innumeras adversariarum copias multis partibus ipsi pauciores facile superarunt. denique una sextae legionis cohors praeposita castello quattuor Pompei Iegiones per aliquot horas sustinuit paene omnis confixa multitudine hostilium sagittarum, quarum centum ac triginta milia intra vallum reperta sunt. nec
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durch dick und dünn gingen, machte sie sich ergeben und zu tapferen Soldaten. Als er den Bürgerkrieg begann, stellten ctie"Centurionen aller Legionen aus ihrem Sold je einen Reiter, und alle Soldaten boten ihm ihren Dienst ganz umsonst, also ohne Sold und Getreiderationen, an, indem die Reicheren die Unterstützung der weniger Betuchten aus ihrer Tasche übernahmen; während des so langen Krieges hat ihn überhaupt niemand im Stich gelassen. Die meisten Soldaten, die in Gefangenschaft geraten waren und denen man unter der Bedingung, daß sie bereit seien, gegen ihn zu kämpfen, versichert hatte, ihnen das Leben zu schenken, lehnten dieses Angebot ab. Hunger und andere Härten ertrugen sie, nicht nur wenn sie belagert wurden, sondern auch wenn sie selbst eine Belagerung durchführten, mit so großem Durchhaltevermögen, daß Pompeius, als er in den Verschanzungen bei Dyrrhachium eine Art Brot aus Kräutern sah, mit dem sie versucht hatten, ihren Hunger zu stillen, sagte, er habe es mit wilden Tieren zu tun, und den Befehl gab, es schnell zu entfernen und niemandem zu zeigen, damit nicht durch die Ausdauer und die Standhaftigkeit des Feindes der Mut der Seinen gebrochen werde. Daß sie äußerst tapfer gekämpft haben, dafür gibt es einen Beweis: bei Dyrrhachium, wo sie ein einziges Mal geschlagen wurden, forderten sie von sich aus eine Bestrafung, so daß der Feldherr glaubte, sie eher trösten als bestrafen zu müssen. In den übrigen Kämpfen besiegten sie, obwohl sie zahlenmäßig oft unterlegen waren, mit Leichtigkeit die stärksten Truppenverbände der Feinde. Ja, eine einzige Kohorte der sechsten .Legion,. die ein Kastell bewachen sollte, hielt mehrere Stunden dem Angriff von vier Legionen des Pompeius stand, obwohl schließlich doch fast alle durch den Pfeilhagel des Feindes niedergestreckt wurden - hundertdreißigtausend Pfeile sind innerhalb der Befestigung gefun-
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rnirurn, si quis singulorurn facta respiciat, vel Cassi Scaeva centurionis vel Gai Acili rnilitis, ne de pluribus referarn. Scaeva exc.usso oculo, transfixus fernore et urnero, centurn et viginti ictibus scuto perforato, custodiarn portae cornrnissi castelli retinuit. Acilius navali ad Massiliam proelio iniecta in puppern hostiurn dextera et abscisa rnernorabile illud apud Graecos Cynegiri exernplurn irnitatus transiluit in navern urnbone obvios agens.
Seditionern per decern annos Gallicis bellis nullarn 69 ornnino rnoverunt, civilibus aliquas, sed ut celeriter ad officiurn redierint, nec tarn indulgentia ducis quam auctoritate. non enirn cessit urnquarn turnultuantibus atque etiam obviarn sernper iit; et nonam quidern Iegionern apud Placentiam, quanquam in arrnis adhuc Pornpeius esset, totarn curn ignorninia rnissam fecit aegreque post rnultas et supplicis preces, nec ilisi exacta de sontibus poena, restituit; decirna- 70 nos autern Rornae curn ingentibus rninis surnrnoque etiarn urbis periculo rnissionern et praernia flagitantes, ardente tune in Africa bello, neque adire cunctatus est, quanquarn
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den worden. Darüber braucht man sich nicht zu wundern, wenn man sich einmal die Taten einzelner Leute anschaut, zum Beispiel die des Centurianen Cassius Scaeva oder des einfachen Soldaten Gaius Acilius; ich könnte noch eine Reihe anderer Beispiele nennen. Scaeva hatte bereits ein Auge verloren, Schenkel und Schulter waren durchbohrt und seinen Schild hatten hundertzwanzig Pfeilschüsse durchlöchert, dennoch wich er nicht von seinem Posten am Tor des ihm anvertrauten Kastells. Acilius hatte sich bei einer Seeschlacht bei Marseille mit seiner rechten Hand am Heck eines feindlichen Schiffes festgeklammert; als die ihm abgeschlagen wurde, nahm er sich die bei den Griechen allbekannte Heldentat des Kynaigeiros zum Vorbild, sprang auf das Schiff hinüber und trieb mit dem Buckel seines Schildes die ihm entgegentretenden Feinde in die Enge. Nicht eine einzige Meuterei gab es in den zehn Jahren, die der Gallische Krieg dauerte; während des Bürgerkrieges meuterten die Soldaten schon einmal, aber kehrten auch schnell wieder auf ihre Posten zurück. Dahinter stand weniNachsicht ihres Führers als vielmehr seine Entschlossenheit; denn Unruhestiftern gab er niemals nach, ja er bot ihnen sogar offen die Stirn. So hat er bei Placentia, obwohl Pompeius noch nicht entwaffnet war, die neunte Legion bis auf den letzten Mann ·unehrenhaft entlassen; er stellte sie nur unwillig wieder in den Dienst, nachdem man ihn mehr als einmal und auf den Knien darum gebeten hatte, allerdings waren vorher die Rädelsführer bestraft worden. Als aber in Rom die Soldaten der zehnten Legion unter heftigsten Drohungen, ja unter größter Gefährdung der Sicherheit in der Stadt, ihre Entlassung und ihre Belohnungen forderten - damals brach gerade in Afrika der Krieg in voller Wucht aus - zögerte er nicht, vor sie hin zu treten - seine Freunde versuchten ihm das auszureden -, und sie zu ent-
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deterrentibus amicis, neque dimittere; sed una voce, qua Quirites eos pro militibus appellarat, tarn faciles circumegit et flexi~, ut ei milites esse confestim responderint et quamvis recusantem ultro in Africam sint secuti; ac sie quoque seditiosissimum quemque et praedae et agri destinati tertia parte multavit. Studium et fides erga clientis ne inveni quidem defuerunt. 71 Masintham nobilem iuvenem, cum adversus Hiempsalem regem tarn enixe defendisset, ut Iubae regis filio in altercatione barbam invaserit, stipendiarium quoque pronuntiatum et abstrahentibus statim eripuit occultavitque apud se diu et mox ex praetura proficiscens in Hispaniam inter officia prosequentium fascesque lictorum lectica sua avexit.
Amicos tanta semper facilitate indulgentiaque tractavit, 72 ut Gaio Oppio comitanti se per silvestre iter correptoque subita valitudine deversoriolo[co ], quod unum erat, cesserit et ipse humi ac sub divo cubuerit. iam autem rerum potens quosdam etiam infimi generis ad amplissimos honores provexit, cum ob id culparetur, professus palam, si grassatorum et sicariorum ope in tuenda sua dignitate usus esset, talibus quoque se parem gratiam relaturum.
Simultates contra nullas tarn graves excepit umquam, ut 73 non occasione oblata libens deponeret. Gai Memmi, cuius
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lassen. Dabei war es für ihn so leicht, sie doch noch zu überzeugen; ein Wort genügte: »Bürger« statt »Soldaten« nannte er sie, und sie fügten sich ihm, so daß sie ihm sofort antwor~ teten, sie seien Soldaten, und ihm - der bei seinem Nein blieb- von sich aus nach Afrika folgten. Und doch blieb er sich treu, allen Anführern der Meuterei kürzte er den Anteil an der Beute und die Landzuweisung um ein Drittel. Nicht einmal als junger Mann ließ er tatkräftiges Eintreten und Pflichtgefühl gegenüber seinen Klienten vermissen. So verteidigte er Masintha, einen vornehmen jungen Mann, gegen König Hiempsal so leidenschaftlich, daß er Iuba, dem Sohn des Königs, während der Verhandlungen in den Bart fuhr; sogar als das Gericht ihn für tributpflichtig erklärte, riß er ihn sofort den Leuten, die ihn abführen wollten, aus den Händen, versteckte ihn lange Zeit bei sich und brachte ihn dann, als er kurz nach seiner Praetur nach Spanien aufbrach, mitten unter den Freunden, die ihm das Geleit gaben, und unter dem Schutz seiner Liktoren in seiner eigenen Sänfte fort und aus der Stadt. Gegenüber seinen Freunden war Caesar immer von solcher Zuvorkommenheit und Nachsicht, daß er für Gaius Oppius, der ihn begleitete und mitten in einer waldreichen Gegend plötzlich erkrankte, die einzige Unterkunft, die es gab, räumte und sich auf dem Boden unter freiem Himmel schlafen legte. Auf dem Gipfel seiner Macht beförderte er auch einige Leute von niederer Herkunft in die höchsten Ehrenämter, und als man ihm deswegen einmal Vorwürfe machte, gestand er vor allen Leuten frei heraus ein: hätte er die Hilfe von Banditen und Mördern benötigt, um seine Stellung zu _verteidigen, würde er sich auch gegen solche Leute gleichermaßen erkenntlich zeigen. Andererseits saßen seine Feindschaften nie so tief, daß er sie nicht bei der nächstbesten Gelegenheit gerne beilegte.
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asperrimis orationibus non minore acerbitate rescripserat, etiam suffragator mox in petitione consulatus fuit. Gaio Calvo,post famosa epigrammata de reconciliatione per amicos agenci ultro ac prior scripsit. Valerium Catullum, a quo sibi versiculis de Mamurra perpetua stigmata imposita non dissimulaverat, sacis facientem eadem die adhibuit cenae hospitioque patris eius, sicut consuerat, uti perseveravit. sed et in ulciscendo natura lenissimus piratas, a quibus cap- 74 tus est, cum in dicionem redegisset, quoniam suffixurum se cruci arhe iuraverat, iugulari prius iussit, deinde suffigi; Cornelio Phagitae, cuius quondam nocturnas insidias aeger ac latens, ne perduceretur ad s'ullam, vix praemio dato evaserat, numquam nocere sustinuit; Philemonem a manu servum, qui necem suam per venenum inimicis promiserat, non gravius quam simplici morte puniit; in Publium Clodium z Pompeiae uxoris suae adulterum atque eadem de causa pollutarum caerimoniarum reum testis citatus negavit se quicquam comperisse, quamvis et mater Aurelia et soror Iulia apud eosdem iudices omnia ex fide re(t)tulissent; interrogatusque, cur igitur repudiasset uxorem: 'quoniam',
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Gaius Memmius, der in seinen Reden nicht sanft mit ihm umgesprungen war und dem er in gleicher Schärfe schriftlich geantwortet hatte, gab er sogar bald darauf seine Unterstützung, als der sich um das Konsulat bewarb. Dem Gaius Calvus, der ehrenrührige, rufschädigende Epigramme verfaßt hatte und dann über Freunde um Aussöhnung bat, schrieb er von sich aus und sogar als erster. Valerius Catullus, der ihn, daraus hatte er keinen Hehl gemacht, mit seinen Gedichtehen über Mamurra für alle Zeiten gebrandmarkt hatte, lud er noch am gleichen Tage zum Essen ein, als er ihm Genugtuung geleistet hatte, und ging auch weiterhin bei seinem Vater aus und ein, wie er es bereits vorher getan hatte. Von Natur war er die Milde in Person, so auch als er sich für das erlittene Unrecht an den Piraten rächte. Als er die Piraten, die ihn gekidnappt hatten, in seine Gewalt gebracht hatte, ließ er sie - er hatte ja zuvor geschworen, daß er sie ans Kreuz nageln lasse - zuerst erdrosseln und dann kreuzigen. Er konnte es auch niemals über sich bringen, Cornelius Phagita Steine in den Weg zu legen. Einst war er dessen nächtlichen Attacken gerade noch einmal gegen ein Lösegeld entkommen- er war damals krank gewesen und hatte sich versteckt gehalten, um nicht an Sulla ausgeliefert zu werden. Für seinen Sekretär Philemon, der seinen Gegnern versprochen hatte, ihn mit Gift aus dem Weg zu räumen, hielt er den einfachen Tod als Strafe für schwer genug. Als man ihn als ·zeuge gegen Publius Clodius, der mit seiner Frau Ehebruch begangen und im selben Verfahren angeklagt wurde, Kult}landlungen besudelt zu haben, vorgeladen hatte, sagte er aus, er habe darüber nic~t Genaueres in Erfahrung bringen können, obwohl seine Mutter Aurelia und seine Schwester lulia vor den Richtern alles, wie es der Wahrheit entsprach, :z;u Protokoll gegeben hatten. Als man ihn frag~e, warum er denn trotzdem seine Frau von sich gestoßen habe, antwor-
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inquit, 'rneos tarn suspicione quam crirnine iudico carere oportere.' rnoderationern vero clernentiamque curn in 75 adrninistratione turn in victoria belli civilis adrnirabilern exhibli:it.denuntiante Pornpeio pro hostibus se habitururn qui rei publicae defuissent, ipse rnedios et neutrius partis suorurn sibi nurnero futuros pronuntiavit. quibus autern ex cornrnendatio~e Pornpei ordines dederat, potestatern transeundi ad eurn ornnibus fecit. rnotis apud Ilerdarn deditionis 2 condicionibus, curn, assiduo inter utrasque partes usu atque cornrnercio, Afranius et Petreius deprehensos intra castra Iulianos subita paenitentia interfecissent, adrnissarn in se perfidiarn non sustinuit irnitari. acie Pharsalica proclarnavit, ut civibus parceretur, deincepsque nernini non suorurn quern vellet unurn partis adversae servare concessit. nec ulli 3 perisse nisi in proelio reperientur, exceptis durn taxat Afranio et Fausto et Lucio Caesare iuvene; ac ne hos quidern voluntate ipsius interernptos putant, quorurn tarnen et priores post irnpetratarn veniarn rebellaverautet Caesar libertis servisque eius ferro et igni crudelern in rnodurn enectis bestias quoque ad rnunus populi cornparatas contrucidave-
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tete er: »Ich bin nun einmal der Meinung, daß es für meine Angehörigen kein Pardon gibt, sie haben sowohl über jeden Verdacht erhaben als auch von Verbrechen frei zu sein.»Gerade im Verlauf des Bürgerkrieges und auch in der Handhabung des Sieges legte er eine bewundernswerte Selbstbescheidung und Milde an den Tag. Als Pompeius bekanntgab, .daß er die unter seine Feinde rechnen werde, die dem Staat ihren Beistand entzogen hätten, ließ er verlautbaren, daß er die, die noch unentschlossen seien und sich noch keiner Partei angeschlossen hätten, als seine Freunde ansehe. Allen aber, die er früher auf die Empfehlung des Pompeius hin zu Hauptleuten befördert hatte, stellte er es frei, zu diesem überzutreten. Bei Ilerda waren Verhandlungen über die Kapitulation angelaufen, und zwischen den beiden Parteien hatte ein geselliger Umgang und Handel begonnen; da bereuten Afranius und Petreius plötzlich ihren Entschluß und ließen alle Caesarianer, die sich im Lager aufhielten, ergreifen und niedermachen. Caesar aber konnte es nicht übers Herz bringen, den Treuebruch, den sie sich gegen ihn hatten zuschulden kommen lassen, mit gleicher Münze heimzuzahlen. Nach der Schlacht bei Pharsalos ließ er kundtun, daß er die römischen Bürger schonen werde, und gestand jedem seiner Leute zu, einem beliebigen Mann der Gegenpartei das Leben zu schenken. Man wird auch niemanden finden, der anders ums Leben gekommen ist als in der Schlacht selbst, mit Ausnahme freilich von Afranius, Faustus und dem jungen Lucius Caesar; aber nicht einmal die sollen mit seiner Einwilligung getötet worden sein; die beiden zuerst genannten hatten sich, obwohl er sie in Gnade aufgenommen hatte, dennoch erneut gegen ihn aufgelehnt; Lucius Caesar aber hatte die Freigelassenen und Sklaven Caesars mit Feuer und Schwert auf grausame Weise langsam ums Leben gebracht und sogar die Tiere, die Caesar fiir ein öffentli-
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rat. denique ternpore extrerno etiam quibus nondurn ignoverat, cunctis in ltaliarn redire perrnisit rnagistratusque et irnperia capere; sed et statuas Luci Sullae atque Pornpei a plebe disiectas reposuit; ac si qua posthac aut cogitarentur gravius adversus se aut dicerentur, inhibere rnaluit quarn vindicare. itaque et detectas coniurationes conventusque nocturnos non ultra arguit, quarn ut edicto ostenderet esse sibi notas, et acerbe loquentibus satis habuit pro contione denuntiare ne perseverarent, Aulique Caecinae crirninosissirno libro et Pitholai carrninibus rnaledicentissirnis laceratarn existirnationern suarn civili anirno tulit.
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Praegravant tarnen cetera facta dictaque eius, ut et abusus 76 dorninatione et iure caesus existirnetur. non enirn honores rnodo nirnios recepit: continuurn consulaturn, perpetuarn dictaturam praefecturarnque rnorurn, in!!uper praenornen Irnperatoris, cognornen Patris patriae, statuarn inter reges, suggesturn in orchestra; sed et ampliora etiarn hurnano fastigio decerni sibi passus est: seclern aurearn in curia et pro tribunali, tensarn et ferculurn circensi pornpa, ternpla, aras, sirnulacra iuxta deos, pulvinar, flarninern, lupercos, appella-
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ches Schauspiel aufgekauft hatte, abschlachten lassen. Endlich erlaubte er gegen Ende seines Lebens auch allen, die er noch nicht ausdrücklich begnadigt hatte, die Rückkehr nach Italien und die Übernahme von Staatsämtern in und außerhalb Roms. Er ließ auch die Standbilder des Sulla und Pompeius, die vom Volk niedergerissen worden waren, wieder aufrichten; und wenn später Leute wirklich Schlimmes gegen ihn planten oder sagten, wollte er ihnen lieber Einhalt gebieten als sie bestrafen. Deshalb verfolgte er aufgedeckte Verschwörungen und nächtliche Zusammenkünfte nicht weiter; er zeigte nur durch ein Edikt an, daß sie ihm bekannt geworden seien. Wenn Leute kränkende Äußerungen über ihn machten, begnügte er sich damit, in öffentlicher Versammlung zu warnen, damit fortzufahren. Mit höflicher Gelassenheit ertrug er, wie sein Name durch die ganz üble Schmähschrift des Aulus Caecina und die Gedichte des Pitholaus, die voll von Verleumdungen waren, verunglimpft wurde. . Doch seine übrigen Taten und Aussprüche wiegen so sehr, daß man der Ansicht sein kann, er habe seine Herrschaft mißbraucht und sei zu Recht umgebracht worden. Denn er ließ nicht nur Ehrenbezeugungen zu, die das normale Maß überschritten, wie das Konsulat, das sich von Jahr zu Jahr verlängerte, die Diktatur auf Lebenszeit und das Amt des Sittenrichters, ferner auch noch den Vornamen >>Imperator«, den Beinamen »Vater des Vaterlandes«, ein Standbild in der Reihe der Könige und einen erhöhten Sitz in der Orchestra; ja er ließ es auch zu, daß man für ihn Ehrungen beschloß, die ihn über den Platz, der einem Menschen gebührt, hinaushoben: einen goldenen Sessel im Rathaus und im Gericht, einen Götterwagen und ein Traggestell für sein Bildnis beim Umzug im Circus, Tempel, Altäre, Bildnisse neben den Göttern, ein Polster, wie es die Götter haben, ei-
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tionem mensis e suo nomine; ac nullos non honores ad libidinem cepit et dedit. tertium et quartum consulatum titulo z tenus gessit contentus dictaturae potestate decretae cum constllatibus simul atque utroque anno binos consules substituit sibi in ternos novissimos menses, ita ut medio tempore comitia nulla habuerit praeter tribunarum et aedilium plebis praefectosque pro praetoribus constituerit, qui apsente se res urbanas administrarent. pridie autem Kaiendas lanuarias repentina consulis morte cessantem honorem in paucas horas petenti dedit. eadem licentia spreto patrio more magistratus in pluris annos ordinavit, decem praetoris viris consularia ornamenta tribuit, civitate donatos et quosdam e semibarbaris Gallorum recepit in curiam. praeterea monetae publicisque vectigalibus peculiares servos praeposuit. trium legionum, quas Alexandreae relinquebat, curam et imperium Rufioni liberti sui filio exoleto suo demandavit. nec minoris inpotentiae voces propalam edebat, ut Titus 77 Amp[r]ius scribit: nihil esse rem publicam, appellationem modo sine corpore ac specie. Sullam nescisse litteras, qui dictaturam deposuerit. debere homihes consideratius iam loqui securn ac pro legibus habere quae dicat. eoque arro-
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nen eigenen Priester, ein neues Kollegium Panpri~st~r,.jluch ließ er es zu, daß man einen Monat nach ihm (um)benannte. Auch nahm und vergab er alle Auszeichnungen, wie es ihm paßte. Sein drittes und viertes Konsulat verwaltete er nur dem Titel nach, zufrieden mit seiner Vollmacht als Diktator, die ihm zugleich mit den Konsulaten verliehen worden war; in beiden Amtsperioden setzte er für sich während der letzten drei Monate zwei Konsuln als Ersatz ein, so daß er in der Zwischenzeit keine Wahlversammlungen abhalten mußte, außer für die Wahl der Tribunen und der plebejischen Aedilen. Außerdem bestimmte er Praefekten an der Stelle der Praetoren, die, wenn er abwesend sein sollte;·in der Stadt die Geschäfte führen sollten. Als einmal am letzten Tag des J ahres plötzlich einer der Konsuln starb, setzte er auf die für nur noch wenige Stunden vakante Stelle einen Bewerber. Genauso willkürlich und unter Mißachtung des altbewährten Verfahrens vergab erÄmter auf mehrere Jahre, verlieh er zehn ehemaligen Praetoren den Rang und die Vorteile von Konsuln und nahm auch Leute, die er mit dem Bürgerrecht beschenkt hatte, sogar einige Halbbarbaren aus Gallien in den Senat auf. Außerdem legte er die Aufsicht über die Münze und die Steuern für die Staatskasse in die Hände von Sklaven aus seinem eigenen Hause. Das alleinige Oberkommando über drei Legionen, die er in Alexandria zurückgelassen hatte, übertrug er fürsorglich seinem Buhlknaben Rufio, dem Sohn seines Freigelassenen. Sein Hang zum Despotismus wurde nicht weniger durch Äußerungen deutlich, die er in aller Öffentlichkeit zu machen pflegte, nachzulesen bei Titus Ampius: Die Staatsverfassung sei ein Nichts, nur ein Name ohne Körper und Gestalt; Sulla sei politisch ein Analphabet gewesen, da er die Diktatur niederlegte; man müsse jetzt mit mehr Überlegung mit ihm sprechen und, was er sage, wie Gesetze achten. Als ihm ein Ein-
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gantiae progressus est, ut haruspice tristia et sine corde exta quondam nuntiante futura diceret laetiora, cum vellet; nec pro o~tento ducendum, si pecudi cor defuisset.
Verum praec1puam et exitiabilem sibi invidiam hinc 78 maxime movit. adeuntis se cum plurimis honorificentissimisque decretis universos patres conscriptos sedens pro aede Veneris Genetricis excepit. quidam putant retentum a Cornelio Balbo, cum conaretur assurgere; alii, ne conatuni quidem omnino, sed etiam admonentem Gaium Trebatium ut assurgeret minus familiari vultu respexisse. idque factum 2 eius tanto intölerabilius est visum, quod ipse triumphanti et subsellia tribunicia praetervehenti sibi unum e collegio Pontium Aquilam non assurrexisse adeo indignatus sit, ut proclamaverit: 'repete ergo a me Aquila rem publicam tribunus !' et nec destiterit percontinuosdies quicquam cuiquam nisi sub exceptione polliceri: 'si tarnen per Pontium Aquilam licuerit.' adiecit ad tarn insignem despecti senatus con- 79 tumeliam multo arrogantius factum. nam cum in sacrificio Latinarum revertente eö inter inmodicas ac novas populi acclamationes quidam e turba statuae eius coronam lauream candida fascia praeligata inposuisset et tribuni piebis Epi-
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geweideschauer eirimal meldete, die Eingeweide verhießen nichts Gutes und"'das Besondere sei, es fehle das Herz, ging er in seiner Anmaßung so weit, zu sagen: Sie würden schon mehr glückliche Erfolge verheißen, wenn er nur wolle, man könne doch nicht der Ansicht sein, daß es ein (Vor)Zeichen darstelle, wenn das Herz fehle. Aber in ganz besonderem Maße zog er sich Haß, der sein tragisches Ende herbeiführen sollte, gerade durch folgendes Verhalten zu: Als die Senatoren vollzählig mit Beschlüssen, die allesamt für ihn äußerst ehrenvoll waren, an ihn herantraten, empfing er sie sitzend vor dem Tempel der Venus Ge. netrix. Einige nehmen·an, er sei von Cornelius Baibus zu- rückgenalten worden, als er sich erheben wollte; andere glauben, er habe nicht einmal Anstalten gemacht, sich zu er~eben, sondern er habe sich sogar nach Gaius Trebatius, der ihn an seine Schuldigkei~ erinnerte, mit einem weniger freundlichen Blick als gewohnt umgeschaut. Diese seine Handlungsweise schien gerade dadurch noch beträchtlich unerträglicher, daß gerade er sich, als er im Triumphwagen an den Sitzen der Tribunen vorbeifuhr und Pontius Aquila als einziger von allen sich nicht erhob, so in seiner Würde gekränkt fühlte, daß er sagte: »So fordere doch du, 'frib.un Aquila, die Staatsgewalt von mir zurück!« Und er li~ß während der nächsten Tage stets nur mit der Einschränkung jemandem eine Zusage machen: »Vorausgesetzt, es findet bei Pontius Aquila Zustimmung.« Dieser beispiellos ehrenrührigen Behandlu11g des Senats, auf den er nur noch herabblickte, setzte-er noch ein Verhalten_oben auf, das noch weit anmaßen:Q.~~ w~r: Denn als beim Opfer auf dem Bundesfest der Latiner - er war schon auf der Rückreise - ein Mann aus der Menge unter dem stürmischen, noch nie dagewesenen Beifall des Volkes seiner Statue eine Lorbeerkrone, um die er eine weiße Binde gebunden hatte, aufsetzte und die Volkstribunen
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dius Marullus Caesetiusque Flavus coronae fasciam detrahi hominemque duci in vincula iussissent, dolens seu parum prosRere motam regni mentionem sive, ut ferebat, ereptam sibi gloriam recusandi, tribunos graviter increpitos potestate privavit. neque ex eo infamiam affectati etiam regii 2 nominis discutere valuit, quanquam et piebei regem se salutanti Caesarem se, non regem esse responderit et Lupercalibus pro rostris a consule Antonio admotum saepius capiti suo diadema reppulerit atque in Capitolium Iovi Optimo Maximo miserit. quin etiam varia fama percrebruit migraturum Alexandream vel Ilium, translatis simul opibus imperii exhaustaque ltalia dilectibus et procuratione urbis amicis permissa, proximo autem senatu Lucium Cottam quindecimvirum sententiam dicturum, ut, quoniam fatalibus libris contineretur Parthos nisi a rege non posse vinci, Caesar rex appellaretur. quae causa coniuratis maturandi fuit destinata 8o negotia, ne assentiri necesse esset.
Consilia igitur dispersim antea habita et quae saepe bini ternive ceperant, in unum omnes contulerunt, ne populo
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Epidius Marullus und Caesetius Flavus den Befehl gaben, die Binde von der Krone abzunehmen und den Mann zu verhaften, enthob er die Tribunen ihres Amtes, nachdem sie von ihm schwer gescholten worden waren. Dahinter mag gesteckt haben, daß er sich ärgerte, daß die Anregung, ihn zum König zu machen, auf wenig günstige Art und Weise in Szene gesetzt worden war, aber auch die Tatsache, daß ihm, wie er selbst erklärte, die Ehre genommen werde, sich gegen ein solches Ansinnen zu verwahren. Seit diesem Vorfall war er verschrien, sogar nach dem Königstitel gestrebt zu haben; so sehr er sich darum mühte, diese Schmach konnte er nicht mehr loswerden. Es nutzte ihm auch nichts, daß er dem Volk, als es ihn mit »König« begrüßte, antwortete, er sei Caesar und nicht König. Es brachte ihm auch nichts, daß er am Luperealienfest das Diadem, das ihm der Konsul Antonius vor der Rednertribüne mehr als einmal versuchte aufzusetzen, wegstieß und luppiter Optimus Maximus auf das Kapitol als Weihgeschenk bringen ließ. Ja, es ging sogar bald dieses Gerücht um, er wolle nach Alexandria oder Troja gehen und, sobald er die Machtmittel des Reiches hinübergeschafft habe, Italien, das durch die Aushebungen erschöpft sei, und die Verwaltung des Reiches, Freunden überlassen. Bald das folgende: In der nächsten Senatssitzung solle Lucius Cotta, ein Mitglied des Fünfzehnmännerkollegiums, den Antrag stellen, Caesar zum König zu ernennen, da ja in den Schicksalsbüchern stehe, die Parther könne nur ein König besiegen. Dies war auch für die Verschwörer der Hauptgrund, das, was sie sich vorgenommen hatten, je eher je lieber durchzuführen, um so einer Zustimmung auszuweichen. Hatte man zuvor Beratungen nur verstreut und oft nur in Anwesenheit von Zweien oder Dreien abgehalten, so trafen sich jetzt alle bei einer allgemeinen Versammlung. Nicht
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So, I -80,4
quidem iam praesenti statu laeto, sed clam palamque detrectante dominationem atque assertores flagitante. peregrinis in sen,atum allectis libellus propositus est: 'Bonum factum: ne quis senatori novo curiam monstrare velit!' et illa vulgo canebantur:
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'Gallos Caesar in triumphum ducit, idem in curiam: Galli bracas deposuerunt, latum clavum sumpserunt.'
Quinto Maximo suffecto trimenstrique consule theatrum introeunte, cum lictor animadverti ex more iussisset, ab universis conclamatum est non esse eum consulem. post remotos Caesetium et Marullum tibunos reperta sunt proximis comitiis complura suffragia consules eos declarantium. subscripsere quidam Luci Bruti statuae: ·'utinam viveres!' item ipsius Caesaris:
'Brutus, quia reges eiecit, consul primus factus est: hic, quia consules eiecit, rexpostremo factus est.' I
conspiratum est in eum a sexaginta amplius, Gaio Cassio Marcoque et Decimo Bruto·principibus conspirationis. qui primum cunctati utrumne in Campo per comitia tribus ad
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einmal das Volk war mit den augenblicklichen Zuständen noch zufrieden und verweigerte heimlich und auch öffentlich dem Alleinherrscher die Gefolgschaft und verlangte sehnlich nach Leuten, die für seine Freiheit eintraten. Als Ausländer in den Senat aufgenommen worden waren, machte man folgenden Anschlag: »Zu unser aller Wohl! Daß es ja keinem einfalle, einem Senator den Weg zum Rathaus zu zeigen!« Überall trällerte man folgende Verse: »Gallier führte Caesar im Triumph nach Rom, jetzt führt er genau diese Leute ins Rathaus. Die Gallier haben die Hosen ausgezogen und den breiten Purpurstreifen dafür angelegf.« Als Quintus Maximus, der Ersatzkonsul für drei Monate, das Theater betrat und der Liktor dem Volk- wie es Brauch war- befahl achtzugeben, riefen alle laut, er sei ja gar nicht der Konsul. Nachdem er die Tribunen Caesetius und Marullus ihrer Ämter enthoben hatte, fand man bei den nächsten Wahlen eine Reihe Stimmzettel, auf denen sie zu Konsuln erklärt wurden. Einige Leute schrieben auf dem Sockel des Standbildes des Lucius Brutus: »Wärest du doch noch am Leben!« und unter das Caesars: »Brutus, weil er die Könige verjagte, unser erster Konsul ward; dieser, weil er die Konsuln vertrieb, unser König ward zu guter Letzt.« Mehr als sechzig Personen verschworen sich gegen ihn; die Häupter der Verschwörung waren Gaius Cassius, Marcus und Decimus Brutus. Anfangs waren sie sich noch nicht klar darüber, ob die Rollen nicht so verteilt werden sollten, daß eine Gruppe ihn auf dem Marsfeld während der Wahlversammlung, wenn er die Wahlbezirke zur Abgabe ihrer Stirn-
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suffragia vocantem partibus divisis e ponte deicerent atque exceptum trucidarent, an in Sacra via vel in aditu theatri adorire~~ctur, postquam senatus Idibus Martiis in Pompei curiarn edictus est, facile tempus et locum praetulerunt.
Sed Caesari futura caedes evidentibus prodigiis denun- 81 tiata est. paucos ante menses, cum in colonia Capua deducti lege Iulia coloni ad extruendas villas vetustissima sepulcra dis[s]icerent idque eo studiosius facerent, quod aliquantum vasculorum operis antiqui scrutantes reperiebant, tabula aenea in monimento, in quo dicebatur Capys conditor Capuae sepultus, inventa est conscripta litteris verbisque Graecis hac sententia: 'quandoque ossa Capyis detecta essent, fore ut Iulo prognatus manu consanguineorum necaretur magnisque mox Italiae cladibus vindicaretur.' cuius ~ rei, ne quis fabulosam aut commenticiam putet, auctor est Cornelius Balbus, familiarissimus Caesaris. proximis diebus equorum greges, quos in traiciendo Rubiconi flumini consecrarat ac vagos et sine custode dimiserat, comperit pertinacissime pabulo abstinere ubertimque flere. et immolantem haruspex Spurinna monuit, caveret periculum, quod non ultra Martias Idus proferretur. pridie autem easdem 3
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men aufrufe, von der Brücke stoßen, die andere ihn unten auffangen und dann erledigen sollte, oder ob sie ihn in der Via Sacra oder am Eingang des Theaters überfallen sollten. Als dann aber eine Senatssitzung auf den fünfzehnten März im Rathaus des Pompeius anberaumt wurde, gaben sie ohne weiteres diesem Termin und diesem Ort den Vorzug. Übrigens wurde Caesar seine bevorstehende Ermordung durch unbezweifelbare Vorzeichen angekündigt. Als. wenige Monate zuvor Kolonisten in der Pflanzstadt Capua - dort waren sie nach dem Julisehen Gesetz angesiedelt worden einige Gräber aus grauer Vorzeit von Grund auf frei legten, um ihre Häuser dort bauen zu können, und dabei mit besonderem Eifer vorgingen, weil sie beim Durchwühlen der Grabstätten auf ziemlich viele Gefäße in altem Stil gestoßen waren, wurde in einem Grabmal, in dem Capys, der Gründer Capuas, beerdigt war, wie man sagte, eine eherne Tafel gefunden, auf der in griechischen Buchstaben und in griechischer Sprac;:he folgender denkwürdige Satz zu lesen war: »Sollten einmal die Gebeine des Capys aufgedeckt werden, werde es soweit kommen, daß ein Nachkomme des Iulus von der Hand seiner Blutsverwandten ermordet werde und dieses Vergehen werde danach durch schwere Verluste an Italien gerächt werden.« Daß dies stimmt, dafür verbürgt sich Cornelius Balbus, ein ganz enger Vertrauter Caesars; keiner sollte also denken, diese Geschichte gehöre ins Reich der Legende oder sei frei erfunden. Ganz sicher hat er wenige Tage vor seinem Tod erfahren, daß die Pferdeherden, die er beim Überschreiten des Rubicon dem Flußgott geweiht und dort gelassen hatte, so daß sie frei und ohne Wächter herumziehen könnten, sich sträubten, das Futter anzurühren, und reichlich Tränen vergössen. Als er opferte, mahnte ihn auch der Opferschauer Spurinna, sich vor'einer Gefahr in acht zu nehmen, die sich nicht über die Iden des März
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Idus avem regaliolum cum laureo ramulo Pompeianae curiae ·se inferentem volucres varii generis ex proximo nemore persecutae ibidem discerpserunt. ea vero nocte, cui inluxlt dies caedis, et ipse sibi visus est per quietem interdum supra nubes volitare, alias cum Iove dextram iungere; et Calpurnia uxor imaginata est conlabi fastigium domus maritumque in gremio suo confodi; ac subito cubiculi fores sponte patuerunt.
Ob haec simul et ob infirmam valitudinem diu cunctatus 4 an se contineret et quae apud senatum proposuerat agere differret, tandem Decimo Bruto adhortante, ne frequentis ac iam dudum opperientis destitueret, quinta fere hora progressus est libellumque insidiarum indicem ab obvio quodam porreeturn libellis ceteris, quos sinistra manu tenebat, quasi mox lecturus commiscuit: dein pluribus hostiis caesis, cum litare non posset, introiit: curiam spreta religione Spurinnamque irridens et ut falsurn arguens, quod sine ulla sua noxa Idus Martiae adessent: quanquam is venisse quidem eas diceret, sed non praeterisse. assidentem conspirati spe- 82 cie officii circumsteterunt, ilicoque Cimber Tillius, qui pri-
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werde aufschieben lassen. Exakt am Tage vor den Iden des März verfolgten aus einem nahen Hain Vögel einer anderen Gattung einen Zaunkönig, der mit einem Lorbeerzweig im Schnabel in das Rathaus des Pompeius flog, und zerstückelten ihn genau dort an Ort und Stelle. In der Nacht aber, der der Tag seiner Ermordung folgen sollte, sah er sich selbst im Traume manchmal über die Wolken hinausschweben, dann luppiter die Rechte reichen. Und seine Gattin Calpurnia träumte, der Giebel ihres Hauses stürze ein und ihr Gatte werde in ihrem Schoß erstochen; und plötzlich standen wie von Geisterhand die Türen ihres Schlafzimmers offen. Deswegen und auch wegen seiner angegriffenen Gesundheit war er lange unschlüssig, ob er nicht lieber zu Hause bleiben und das, was er sich vorgenommen hatte, vor den Senatoren zu erörtern, vertagen solle; schließlich redete Decimus Brutus auf ihn ein, die Senatoren, die so zahlreich gekommen seien und schon so lange auf ihn gewartet hätten, nicht einfach stehen zu lassen; also trat er ungefähr zur fünften Stunde aus dem Haus auf die Straße. Unterwegs steckte ihm jemand einen Brief zu, in welchem er ihm die Verschwörung anzeigte; er aber steckte ihn zwischen die anderen Schriftstücke, die er in der linken Hand hielt, als ob er ihn später noch lesen könne. Dann wurden mehrere Opfertiere geschlachtet; obwohl er kein günstiges Vorzeichen für sein Vorhaben erlangen konnte, betrat er den Senat. Alle religiösen Bedenken tat er als Humbug ab, lächelte spöttisch zu Spurinna hinüber und beschuldigte ihn sozusagen des Betruges, daß die Iden des Märzes da seien, ohne daß er irgendwie Schaden genommen habe. Der indessen entgegnete, die Iden seien zwar gekommen, aber noch nicht vorbei. Als er Platz nahm, umringten ihn die Verschworenen, es schien so, als ob sie ihm ihre Aufwartung machen wollten, und sofort nahm Cimber Tillius, der die erste Rolle über-
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mas partes susceperat, quasi aliquid rogaturus propius accessit renuentique et gestu[m] in aliud tempus differenti ab utrpque umero togam adprehendit: deinde clamantem: 'ista quidem vis est!' altere Cascis aversum vulnerat paulum infra iugulum. Caesar Cascae brachium arreptum graphio ~ traiecit .conatusque prosilire alio vulnere tardatus est; utque animadvertit undique se strictis pugionibus peti, toga caput obvoluit, simul sinistra manu sinum ad ima crura deduxit, quo honestius caderet etiäm inferiore corporis parte velata. atque ita tribus et viginti plagis confossus est uno modo ad primum ictum gemitu sine voce edito, etsi tradiderunt quidam Marco Bruto irruenti dixisse:
ac de hoc quoque consuluit. cum ille nihil aliud responderet quam, cuiuscumque essent optimos esse, cachinnum sustulit atque in iocos effusus est. mox Neapolim traiecit quanquam eciam turn infirmis intestinis morbo variante; tarnen et quinquennale certarnen gymnicum honori suo institutum perspectavit et cum Tiberio ad descinatum locum contendit. sed in redeundo adgravata valitudine tandem Nolae succubuit revocatumque ex itinere Tiberium diu secreto sermone detinuit neque post ulli maiori negotio animum accommodavit.
Supremo die idencidem exquirens, an iam de se tumultus 99 foris esset, petito speculo capillum sibi comi ac malas labantes corrigi praecepit et admissos amicos percontatus, ecquid
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·Als er von seinem Speisezimmer aus sah, daß das Grab dieses Masgabas, der vor einem Jahr gestorben war, von einer großen Menschenmenge mit vielen Fackeln besucht wurde, trug er folgenden Vers, den er in diesem Moment gedichtet hatte, laut vernehmlich vor: >>Des Gründers Grabmal sehe ich im Feuerschein.« Und er wandte sich an Thrasyllos, einen Begleiter des Tiberius, der ihm gegenüberlag, und fragte ihn, der von allem nichts wußte, von welchem Dichter seiner Meinung nach der Vers stamme; der war unsicher, also ließ er noch einen Vers folgen: >>Siehst du mit Fackeln Masgaba verehrt?« und fragte ihn auch hier nach dem Dichter. Als der nichts anderes antworten konnte, als daß die Verse, von wem sie auch immer stammten, sehr gut seien, lachte er laut auf und scherzte ganz ausgelassen. Bald darauf setzte er nach Neapel über, obwohl er damals immer noch von seinen Darmbeschwerden schwach war und es mit der Krankheit auf und ab ging. Und auch die gymnischen Spiele, die alle fünf Jahre ihm zu Ehren veranstaltet wurde, schaute er sich dennoch bis zu Ende an und begab sich mit Tiberius zu dem Ziel, das er sich gesetzt hatte. Aber auf der Rückreise verschlechterte sich sein Gesundheitszustand, und in Nola mußte er sich schließlich niederlegen; Tiberius ließ er von seiner Reise zurückrufen und führte mit ihm ein Gespräch ohne Zuhörer; danach befaßte er sich mit keinem wichtigeren Geschäft mehr. Am letzten Tag seines Lebens fragte er immer wieder, ob seinetwegen im Reich bereits Aufruhr herrsche, bat um einen Spiegel, ließ sich sein Haar kämmen und die einfallenden Wangen zurechtmachen und erkundigte sich bei den Freunden, die er zu sich vorgelassen hatte, ob sie den Ein-
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99,1-100,2
iis videretur mi[ni]mum vitae commode transegisse, adiecit et clausulam: >Pannonicus« verleihen, andere waren für >>lnvictus«, einige sprachen sich für »Pius« aus. Aber gegen einen Beinamen erhob Augustus Einspruch; er versprach hingegen, Tiberius werde mit dem Beinamen zufrieden sein können, den er nach seinem Ableben erhalten werde. Tiberius verschob den Triumph von sich aus auf einen späteren Zeitpunkt, da die Bürgerschaft wegen der Niederlage des Varus trauere. Seinen Einzug in die Stadt hielt er aber dennoch in der Praetexta und bekränzt mit dem Lorbeer und stieg, der Senat blieb aufrecht stehen, auf das Tribunal, dasman in den Saepta errichtet hatte, und nahm in der Mitte zwischen den beiden Konsuln zur gleichen Zeit wie Augustus Platz. Von dort aus begrüßte er das Volk, und man geleitete ihn zu den Tempeln in der Nachbarschaft. Im folgenden J a4.rgi~g er wieder nach Germanien; weil er erkannt hatte, daß es nur aus Unbesonnenheit und Nachlässigkeit des Führers zur Niedc:dage des Varus gekommen war, unternahm er nichts, ohne vorher den Kriegsrat um seine Ansicht gefragt zu haben. Sonst war immer alles nach seinem Dafürhalten gegangen, und er hatte sich nur auf sich selbst verlassen, damals aber beriet er sich entgegen seiner Gewohnheit mit mehreren über die Kriegführung. Auch bei seinem Kommando legte er größere Genauigkeit als üblich an den Tag. Als er daran ging, den Rhein zu überqueren, ließ er den gesamten Troß, den er auf ein bestimmtes Maß eingeschränkt hatte, nicht eher übersetzen, als er am Ufer selbst
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misit, quam consistens apud ripam explorasset vehiculorum onera, ne qua deportarentur nisi concessa aut necessaria. trans Rhenum vero eum vitae ordinem tenuit, ut sedens in · 2 caespite nudo cibum caperet, saepe sine tentorio pernoctaret, praecepta sequentis diei omnia, et si quid subiti muneris iniungendum esset, per libellos daret; addita monicione ut, de quo quisque dubitaret, se nec alio interprete quacumque vel noctis hora uteretur. disciplinam acerrime exegit ani" 19 madversionum et ignominiarum generibus ex antiquitate repeticis atque eciam legato legionis, quod paucos milites curn liberto suo trans ripam venatum misisset, ignominia notato. proelia, quamvis minimum fortunae casibusque permitteret, aliquanto constancius inibat, quotiens lucubrante se subito ac nullo propellente decideret Iumen et excingueretur, confidens, ut aiebat, ostento sibi ac maioribus suis in omni ducatu expertissimo. sed re prospere gesta non multum afuit quin a Bructero quodam occideretur, cui inter proximos versanti et trepidacione detecto tormentis expressa confessio est cogitaci facinoris. a Germania in urbem post 20 biennium regressus triumphum, quem distulerat, egit prosequentibus etiam legacis, quibus triumphalia ornamenta
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Stellung bezogen und die Ladung der Wagen kontrolliert hatte, damit nur das hinüber transportiert werde, was er erlaubt hatte und was notwendig war. Auf der anderen Rheinseite aber gewöhnte er sich daran, in der Art zu leben, daß er sich auf den nackten Rasenboden setzte und etwas aß, oft ohne Zelt übernachtete und sämtliche Befehle für den folgenden Tag, auch wenn plötzlich noch eine Aufgabe hinzugefügt werden mußte, nur schriftlich gab. Er setzte die Aufforderung darunter, jeder, der hinsichtlich irgendeines Punktes Bedenken habe, solle sich, und zwar ohne Mittelsmann, direkt an ihn wenden, zu jeder Zeit, selbst in der Nacht. Disziplin forderte er mit äußerster Strenge ein, indem er auf Arten der Bestrafung und von Ehrverlust aus alter Zeit zurückgriff und einen Legionslegaten mit Schimpf brandmarkte, weil er ein paar Soldaten zusammen mit seinem Freigelassenen zur Jagd jenseits des Flusses geschickt hatte. Wenn er auch nur ganz wenig dem blinden Zufall überließ, so begann er doch Schlachten stets beträchtlich ruhiger, wenn das Licht, während er bei Nacht arbeitete, plötzlich und ohne daß es jemand umgestoßen hatte, herabfiel und verlosch; er verlasse sich, wie er sagte, fest auf ein Vorzeichen, was sich für ihn und seine Vorfahren bei jedem Kommando voll bewährt habe. Aber obwohl er einen Krieg erfolgreich geführt hatte, hätte nicht viel gefehlt und er wäre von einem Brukterer ermordet worden, der sich unter denjenigen bewegte, die mit ihm Tuchfühlung hatten; dieser hatte sich durch seine unruhige Hast verraten; unter der Folter hat man ihm das Geständnis herausgepreßt, eine schlimme Tat im Schilde geführt zu haben. Als er nach zweijähriger Abwesenheit aus Germanien nach Rom zurückkehrte, feierte er den Triumph, den er einst verschoben hatte, wobei ihm auch die Legaten das Geleit gaben, für die er die Triumphabzeichen erwirkt hatte. Bevor er seinen Wagen
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impetrarat. ac prius quam in Capitolium flecteret, descendit e curru seque praesidenti patri ad genua summisit. Batonern Pannonium ducem ingentibus donatum praemiis Ravennam transtulit, gratiam referens, quod se quondam cum exercitu iniquitate loci circumclusum passus es(se)t evadere. prandium dehinc populo mille mensis et congiarium trecenos nummos viritim dedit. dedicavit et Concordiae aedem, item Pollucis et Castoris suo fratrisque nomine de manubiis. ac non multo post lege per consules lata, ut provincias cum Augusto communiter administraret simulque censum a[u ]geret, condito lustro in Illyricum profectus est. et statim ex itinere revocatus iam quidem adfectum, sed tarnen spirantem adhuc Augustum repperit fuitque una secreto per totum diem.
Scio vulgo persuasum quasi egresso post secretum sermonem Tiberio vox Augusti per cubicularios excepta sit: 'miserum populum R., qui sub tarn lentis maxillis erit.' ne illud quidem ignoro aliquos tradidisse, Augustum palam nec dissimulanter morum eius diritatem adeo improbasse, ut nonnumquam remissiores hilarioresque sermones superveniente eo abrumperet; sed expugnatum precibus uxoris adoptionem non abnuisse, vel etiam ambitione tractum, ut tali successore desiderabilior ipse quandoque fieret. adduci
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zum Kapitol hin lenkte, stieg er ab und fiel vor seinem Vater, der den Vorsitz hatte, auf die Knie. Bato, den Anführer der Pannonier, beschenkte er mit reichlich Beutestücken und ließ ihn nach Ravenna umziehen, aus Dank dafür, daß er ihn einst mit seinem Heer aus einem schwierigen Gelände, wo er umzingelt war, hatte entkommen lassen. Sodann richtete er für das Volk ein zweites Frühstück an tausend Tischen aus und verteilte eine Geldspende von dreihundert Sesterzen pro Mann. Er stiftete aus der Kriegsbeute auch der Concordia einen Tempel, ferner einen Tempel für Pollux und Castor in seinem Namen und in dem seines Bruders. Wenig später setzten die Konsuln einen Gesetzesvorschlag durch, nach dem er die Provinzen gemeinsam mit Augustus verwalten und zusammen mit ihm eine Volkszählung durchführen sollte; nachdem das Sühnopfer dargebracht worden war, brach er nach Illyrien auf. Noch während des Marsches wurde er zurückgerufen, und so traf er Augustus zwar bereits angeschlagen, aber doch noch lebend an und war mit ihm den ganzen Tag unter vier Augen zusammen. Ich weiß, daß man allgemein glaubt, von den Dienern sei, als Tiberius nach dem Gespräch unter vier Augen das Zimmer verließ, folgende Bemerkung des Augustus aufgeschnappt worden: »Was ist doch das römische Volk arm, das unter so langsam zermalmende Zähne kommen wird.« Mir ist auch nicht unbekannt, daß einige berichtet haben, Augustus habe öffentlich und ganz ohne Hehl seine grausame Härte so sehr mißbilligt, daß er manchmal sogar recht ungezwungene und heitere Gespräche abbrach, wenn er dazu kam. Er habe sich aber von den Bitten seiner Gattin erweichen lassen und einer Adoption zugestimmt, es mag ihn auch nur sein Ehrgeiz verleitet haben, daß man sich irgendwann einmal nach ihm zurücksehnen werde, wenn ein solcher Mann sein Nachfolger sei. Doch kann man mich
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2I,J-1I,6
tarnen nequeo quin existimem, circumspectissimum et prudentissimum principem in tanto praesertim negotio nihil temere fecisse; sed vitiis Tiberi[i] virtutibusque perpensis potiores duxisse virtutes, praesertim cum et rei p. causa adoptare se eum pro contione iuraverit et epistulis aliquot ut peritissimum rei militaris utque unicum p. R. praesidium prosequatur. ex quibus in exemplum pauca hinc inde subtect.
'Vale, iucundissime Tiberi, et feliciter rem gere, eJ.Loi l(<Xt
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'tOt~ J.LOU icro crot~ 'tE O"'tP<X'tTl'"fÖlV .' 'iucundissime et ita sim
felix, vir fortissime et dux VOJ.LtJ.LVeranlassung< von >Ratheiligen< von >mühevollen< Tätigkeiten zu sprechen. Aber Spötteleien, übles Gerede und rufschädigende Gedichte über sich und seine Familie vermochten ihn ganz und gar nicht aus der Ruhe zu bringen; so bemerkte er mehr als einmal, in einem freien Staat müßten auch Zunge und Geist ungebunden sein; als der Senat einmal eine Untersuchung wegen Vergehen dieser Art und auch bezüglich derer, die dergleichen begangen hatten, forderte, sagte er: »Wir haben überhaupt keine Zeit mehr, uns mit noch mehr Angelegenheiten zu beschäftigen. Habt ihr erst einmal dieses Fenster geöffnet, dann laßt ihr zu, daß wir zu
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inirnicitiae hoc praetexto ad vos deferentur.' extat et serrno eius in senatu percivilis: 'siquidern locutus aliter fuerit, dabo operarn ut rationern factorurn rneorurn dictorurnque reddam; si perseveraverit, in vicern eurn odero.'
Atque haec eo notabiliora erant, quod ipse in appellandis 29 venerandisque et singulis et universis prope excesserat hurnanitatis rnodurn. dissentiens in curia a Q. Haterio: 'ignoscas', inquit, 'rogo, si quid adversus te liberius sicut senator dixero.' et deinde ornnis adloquens: 'dixi et nunc et saepe alias, p. c., bonurn et salutarern principern, quern vos tanta et tarn libera potestate instruxistis, senatui servire debere et universis civibus saepe et plerurnque etiam singulis; neque id dixisse rne paenitet, et bonos et aequos et faventes vos habui dorninos et adhuc habeo.'
Quin etiam speciern libertatis quandam induxit conserva- 30 tis senatui ac rnagistratibus et rnaiestate pristina et potestate. neque tarn parvurn quicquarn neque tarn rnagnurn publici privatique negotii fuit, de quo non ad patres conscriptos referretur: de vectigalibus ac rnonopoliis, de extruendis reficiendisve operibus, etiarn de legendo vel exauctorando rnilite ac legionurn et auxiliorurn discriptione, deni-
nichts anderem mehr kommen: Denn ihr liefert allen Leuten einen Vorwand, ihre persönlichen Feindschaften von euch schlichten zu lassen.« Von ihm existiert auch noch eine sehr leutselige Äußerung vor dem Senat: »Sollte jemand eine andere Meinung geäußert haben, werde ich mir Mühe geben, mein Tun und Reden vor ihm zu rechtfertigen; sollte er aber weiterhin auf seiner gehässigen Meinung beharren, werde ich zur Abwechslung ihn hassen.« Und dies war um so bemerkenswerter, weil gerade er bei der Begrüßung und bei der Achtung, mit der er sowohl Einzelpersonen als auch der Gesamtheit begegnete, fast übertrieben freundlich war. Als er bei einer Senatssitzung anderer Meinung als Q. Haterius war, sagte er: »Bitte verzeihe, sollte ich irgend etwas allzu offen gegen dich so wie ein Senator gesagt haben.« Dann sagte er zu allen Anwesenden: »Ich habe heute und häufig auch bei anderen Gelegenheiten gesagt, verehrte Senatoren, daß ein guter und heilbringender Kaiser, den ihr mit so gewaltigen und weitreichenden Vollmachten ausgestattet habt, dem Senat dienen müsse, oft auch den Bürgern in ihrer Gesamtheit und in einer großen Anzahl von Fällen sogar einzelnen Bürgern. Und ich bereue keineswegs, daß ich das gesagt habe, und in euch habe ich gute und gerechte und wohlwollende Herren gehabt und habe es noch.« Ja, er erweckte sogar den Eindruck, es existiere noch so etwas wie Freiheit, indem er dem Senat und den Beamten sowohl die frühere Würde als auch Macht ließ. Und nicht eine öffentliche und private Angelegenheit war so belanglos oder so bedeutend, daß darüber nicht im Senat berichtet wurde; so wurde dort verhandelt über Steuern und Monopole, über die Errichtung und Restaurierung von Bauwerken, sogar über die Aushebung und Entlassung der Soldaten und über die Stationierung von Legionen und Hilfstruppen,
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que quibus imperium prorogari aut extraordinaria bella mandari, quid et qua[m] forma[ m] regum litteris rescribi placeret. praefectum alae de vi et rapinis reum causam in senatu dicere coegit. numquam curiam nisi solus intravit; lectica quondam intro latus aeger comites a se removit. quae- 3 r dam adversus sententiam suam decerni ne questus quidem est. negante eo destinatos magistratus abesse oportere, ut praesentes honori adquiescerent, praetor designatus liberam legationem impetravit. iterum censente, ut Trebianis legatam in opus novi theatri pecuniam ad munitionem viae transferre concederetur, optinere non potuit, quin rata voluntas legatoris esset. cum senatus consultum per discessionem forte fieret, transeuntem eum in alteram partem, in qua pauciores erant, secutus est nemo.
Cetera quoque non nisi per magistratus et iure ordinario z agebantur, tanta consulum auctoritate, ut legati ex Africa adierint eos querentes, trahi se a Caesare ad quem missi forent. nec mirum, cum palam esset, ipsum quoque eisdem et assurgere et decedere via. corripuit consulares exercitibus 32 praepositos, quod non de rebus gestis senatui scriberent quodque de tribuendis quibusdam militaribus donis ad se
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·schließlich darüber, wem das Imperium verlängert oder die Leitung außergewöhnlicher Kriege übertragen werden sollte, über Inhalt und Form der Antwortschreiben an Könige. Er zwang auch den Kommandanten einer Schwadron, der wegen Gewalt und Raub angeklagt war, sich vor dem Senat zu verantworten. Die Kurie betrat er immer allein; als er einmal krank war, ließ er sich in einer Sänfte in die Kurie tragen; dann ließ er die Begleiter abtreten. Er erhob nicht einmal Einspruch dagegen, daß auch Beschlüsse gefaßt wurden, die seiner Ansicht zuwider liefen. Obwohl er der Ansicht war, daß Leute, die für ein Amt vorgesehen waren, unbedingt in Rom anwesend sein müßten, damit sie sich direkt und persönlich mit dem Amt einverstanden erklärten, erwirkte ein designierter Praetor eine Wahlgesandtschaft. Ein weiterer Beleg dafür ist: Er war der Meinung, den Einwohnern von Trebia solle gestattet werden, das Geld, das ihnen für den Bau eines neuen Theaters vermacht worden war, für die Befestigung einer Straße zu verwenden; er konnte sich nicht damit durchsetzen, da der Wille des Erblassers rechtlich bindend sei. Als es zu einem Senatsbeschluß zufällig nur durch Abstimmen kommen sollte, trat er auf die Seite, wo weniger standen, aber niemand folgte ihm. Auch alle anderen Angelegenheiten liefen nur über die Beamten und wurden nur nach dem ordentlichen Recht geregelt; das Ansehen der Konsuln war so gewaltig, daß Gesandte aus Afrika, die beklagten, daß sie der Kaiser, an den sie gesandt worden seien, nur hinhalte, sich an diese wandten. Darüber brauchte man sich weiter nicht zu wundern, da allgemein bekannt war, daß er persönlich sich vor ihnen erhob und ihnen auch Platz machte. Ehemalige Konsuln, die Befehlshaber beim Heer waren, tadelte er scharf, weil sie an den Senat über ihre Taten keine schriftlichen Berichte sandten und sich an ihn wandten, wenn es um die Verleihung von
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J2,1-33
referrent, quasi non ornniurn tribuendorurn ipsi ius haberent. praetorern conlaudavit, quod honore inito consuetudinern antiquarn ret(t)ulisset de rnaioribus suis pro contione rnernorandi. quorundarn illustriurn exequias usque ad rogurn frequentavit.
Parern rnoderationern rninoribus quoque et personis et rebus exhibuit. curn Rhodiorurn rnagistratus, quod litteras publicas sine subscriptione ad se dederant, evocasset, ne verbo quidern insectatus ac tanturn rnodo iussos subscribere rernisit. Diogenes gramrnaticus, disputare sabbatis Rhodi solitus, venientern eurn, ut se extra ordinern audiret, non adrniserat ac per servolurn suum in septirnurn diern distulerat; hunc Rornae salutandi sui causa pro foribus adstantern nihil amplius quarn ut post septimurn annurn rediret adrnonuit. praesidibus onerandas tributo provincias suadentibus rescripsit boni pastoris esse tondere pecus, non deglubere.
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Paulatim principern exeruit praestititque etsi variurn diu, 33 cornrnodiorern tarnen saepius et ad utilitates publicas proniorern. ac prirno eatenus interveniebat, ne quid perperarn fieret. itaque et constitutiones senatus quasdam rescidit et rnagistratibus pro tribunali cognoscentibus plerurnque se
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militärischen Auszeichnungen ging, als ob sie nicht durch ihr Amt befugt seien, alle Auszeichnungen zu verteilen. Einen Praetor lobte er, weil er bei seiner Amtseinführung die alte Gewohnheit wieder aufgegriffen hatte, vor der Versammlung auch der Vorfahren zu gedenken. Wenn hochgestellte Persönlichkeiten verstorben waren, gab er sehr häufig ihrem Leichenzug bis zum Scheiterhaufen das Geleit. Das gleiche taktvolle Verhalten legte er auch gegenüber Personen und Angelegenheiten von weniger Bedeutung an den Tag. Als er die Beamten der Rhodier vorlud, weil sie ihm ein amtliches Schreiben, ohne den freundlichen Wunsch am Schluß angefügt zu haben, übergeben hatten, fuhr er sie nicht einmal unhöflich an und gab ihnen nur den Befehl, eben diesen Wunsch noch anzufügen, dann sandte er sie zurück. Auf Rhodos pflegte der Grammatiker Diogenes seine Vorlesungen stets am Sabbat zu halten; als er einmal kam, um ihn an einem anderen Tag zu hören, hat er ihn nicht zugelassen und ihn dazu auch noch über einen jungen Sklaven auf den siebten Wochentag vertröstet. Als dieser Mann in Rom vor seiner Tür stand, um ihm seine morgendliche Aufwartung zu machen, bedeutete er ihm nichts weiter, als daß er nach sieben Jahren wiederkommen möge. Als die Statthalter ihm dazu rieten, in den Provinzen die Steuern anzuheben, schrieb er ihnen zurück, ein Hirte erweise sich als guter Hirte, wenn er das Vieh schere und ihm nicht die Haut über die Ohren ziehe. Allmählich ließ er den Herrscher durchblicken, und wenn er sich auch lange Zeit über launenhaft zeigte, gab er sich doch häufiger umgänglicher und war recht interessiert an Vorteilen für den Staat. Und anfangs mischte er sich nur insofern ein, als er verhindern wollte, daß etwas falsch lief. Deshalb hob er einerseits einige Verfügungen des Senats auf, andererseits bot er den Beamten, die auf dem Tribunal Recht
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offerebat consiliarium assidebatque iuxtim vel exadversum in parte primori; et si quem reorum elabi gratia rumor esset, subitus aderat iudicesque aut e plano aut e quaesitoris tribunali legum et religionis et noxae, de qua cognoscerent, admonebat; atque etiam, si qua in publicis moribus desidia aut mala consuetudine labarent, corrigenda suscepit. ludo- 34 rum ac munerum impensas corripuit mercedibus scaenicorum recisis paribusque gladiatorum ad certurn numerum redactis. Corinthiorum vasorum pretia in immensum exarsisse tresque mul(l)os triginta milibus nummum venisse graviter conquestus, adhibendum supellectili modum censuit annonamque macelli senatus arbitratu quotannis temperandam, dato aedilibus negotio popinas ganeasque usque eo inhibendi, ut ne opera quidem pistoria proponi venalia sinerent. et ut parsimoniam publicam exemplo quoque iuvaret, sollemnibus ipse cenis pridiana saepe ac semesa obsonia apposuit dimidiatumque aprum, affirmans omnia eadem habere, quae totum.
Cotidiana oscula edicto prohibuit, item strenarum commercium ne ultra Kai. Ian. exerceretur. consuerat qtiadriplam stren[u ]am, et de manu, reddere; sed offensus interpel-
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sprachen, an, als Beisitzer zu fungieren; er setzte sich dann neben sie oder ihnen direkt gegenüber in die erste Reihe. Und wenn Gerede aufkam, einer der Angeklagten könne durch Parteilichkeit der Richter durch das Gesetz schlüpfen, stand er plötzlich da und erinnerte die Richter entweder aus dem Zuschauerraum heraus oder vom Sitz des Quaestors an die Gesetze, ihren heiligen Eid und auch das Vergehen, über das sie zu befinden hätten. Auch nahm er es auf sich, korrigierend einzugreifen, wenn die öffentliche Moral irgendwie entweder durch Schlendrian oder üble Gewohnheiten ins Wanken geriet. Die finanziellen Aufwendungen für szenische Darbietungen und auch für Gladiatorenkämpfe schränkte er ein, indem er die Gage der Darsteller kürzte und die Gladiatorenpaare auf eine Fixzahl reduzierte. Erbeklagte sich heftig darüber, daß der Preis für Korinthische Gefäße ins Unermeßliche gestiegen war und man für drei Meerbarben dreißigtausend Sesterzen bezahlen mußte. Er war auch der Meinung, für den Hausrat sollte man ein oberes Limit festsetzen und der Senat möge in jedem Jahr eine gutachtefliehe Schätzung vornehmen und dann aufs Jahr für Lebensmittel einen maßvollen Preis festsetzen. Die Aedile bekamen von ihm die Aufgabe zugewiesen, die Garküchen und Kneipen dazu anzuhalten, nicht einmal Backwerk zum Kauf in die Auslage zu geben. Und um die öffentliche Sparsamkeit auch durch ein eigenes Beispiel zu fördern, ließ er bei Galadiners häufig Fischspeisen vom Vortag und solche, die man nur halb verzehrt hatte, auftragen, so auch ein halbes Wildschwein, wobei er versicherte, es sei genauso schmackhaft wie das ganze. Per Edikt verbot er den täglichen Begrüßungskuß, ebenso den Austausch von Neujahrsgeschenken über den ersten Januar hinaus. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, Neujahrsgeschenke von vierfachem Wert zu machen und sie
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lari se toto mense ab iis qui potestatem sui die festo non habuissent, ultra non tulit. matronas prostratae pudicitiae, 35 quibus accusator publicus deesset, ut propinqui more maiorum de communi sententia coercerent auctor fuit. eq(uiti) R(omano) iuris iurandi gratiam fecit, uxorem in stupro generi compertam dimitteret, quam se numquam repudiaturum ante iuraverat. feminae famosae, ut ad evitandas legum , poenas iure ac dignitate matronali exolverentur, lenocinium profiteri coeperant, et ex iuventute utriusque ordinis profligatissimus quisque, quominus in opera scaenae harenaeque edenda senatus consulto teneretur, famosi iudicii notam sponte subibant; eos easque omnes, ne quod refugium in tali fraude cuiquam esset, exilio adfecit. senatori latum clavum ademit, cum cognosset sub Kal. Iul. demigrasse in hortos, quo vilius post diem aedes in urbe conduceret. alium e quaestura removit, quod uxorem pridie sortitionem ductarn postridie repudiasset. externas caerimonias, Aegyptios 36 Iudaicosque ritus compescuit, coactis qui superstitione ea tenebantur religiosas vestes cum instrumento omni combu-
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persönlich zu überreichen. Aber ihn hatte zornig gemacht, daß er noch den ganzen Monat über von denjenigen belästigt wurde, die am Feiertag keine Gelegenheit, ihre Geschenke zu überreichen, gehabt hatten; das nahm er nicht länger hin. Er brachte auch den Vorschlag ein, daß verheiratete Frauen, die ihre Keuschheit frei darboten, gegen die aber kein öffentlicher Ankläger auftrat, von ihren Verwandten auf Grund eines gemeinsamen Beschlusses zur Ordnung gerufen werden sollten, wie es die Vorfahren auch praktiziert hatten. Einen römischen Ritter entband er von seinem Eid und gestattete ihm, sich von seiner Frau, die er beim Ehebruch mit dem Schwiegersohn ertappt hatte, scheiden zu lassen; zuvor hatte er nämlich geschworen, er werde sie niemals verstoßen. Es kam mittlerweile vor, daß sich Frauen von schlechtem Ruf für Kupplerinnen ausgaben, um sich von der Rechtsstellung und der Würde einer verheirateten Frau freizumachen und sich so den Strafen, die die Gesetze vorsahen, zu entziehen. Und die verkommensten jungen Leute aus beiden Ständen ließen es sich absichtlich gefallen, durch ein rufschädigendes Urteil gebrandmarkt zu werden, nur um nicht durch einen Senatsbeschluß daran gehindert zu werden, bei Veranstaltungen auf der Bühne oder in der Arena aufzutreten. Alle dieseMännerund Frauen verbannte er, damit sich niemandem mehr bei solch einer Raffinesse irgendein Schlupfloch auftat. Einem Senator nahm er den breiten Streifen, weil er erfahren hatte, daß er vor dem ersten Juli aufs Land abgereist sei, um nach diesem Termin um so günstiger eine Wohnung in der Stadt zu mieten. Einen anderen enthob er als Quaestor, weil er die Frau, die er am Tag vor der Verteilung der Ämter geheiratet hatte, am Tag darauf verstoßen hatte. Auswärtige Religionen, die ägyptischen und jüdischen Riten unterdrückte er. Er zwang die unbeugsamen Anhänger solcher Afterreligionen, ihre religiösen
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rere. Iudaeorum iuventutem per speciem sacramenti in provincias gravioris caeli distribuit, reliquos gentis eiusdem vel similia sectantes urbe summovit, sub poena perpetuae servitutis nisi obtemperassent. expulit et mathematicos, sed deprecantibus ac se artem desituros promittentibus veniam dedit.
In primis tuendae pacis a grassaturis ac latrociniis seditio- 37 numque licentia curam habuit. stationes militum per ltaliam solito frequentiores disposuit. Romae castra constituit, quibus praetorianae cohortes vagae ante id tempus et per hospitia dispersae continerentur.
Populares tumultus et ortos gravissime coercuit et ne orerentur sedulo cavit. caede in theatro per discordiam admissa capita factionum et histriones, propter quos dissidebatur, relegavit, nec ut revocaret umquam ullis populi precibus potuit evinci. cum Pollentina plebs funus cuiusdam primipilaris non prius ex foro misisset quam extorta pecunia per vim heredibus ad gladiatorium munus, cohortem ab urbe et aliam a Cotti regno dissimulata itineris causa detectis
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Gewänder und alle Opfergerätschaften zu verbrennen. Die jüdische Jugend stationierte er unter dem Vorwand, daß sie beim Militär Dienst zu tun hätte, in Provinzen mit recht ungesundem Klima. Den Rest eben dieses Volkes und solche Leute, die ähnlichen Riten anhingen, wies er aus der Stadt, wobei er ihnen ewig dauernde Knechtschaft androhte, wenn sie ihm nicht gehorchten. Auch die Astrologen jagte er aus der Stadt, doch wenn sie ihn inständig anflehten und versprachen, dieser Kunst den Rücken zu kehren, hatte er Nachsicht mit ihnen. Der Friede sollte gewahrt bleiben, unbehelligt von Landstreichern und Räuberbanden, nicht gestört von Truppen, die willkürlich Aufstände vom Zaune brachen, das war seine vordringlichste Sorge. Über ganz Italien verteilt stationierte er in größerer Zahl als bisher üblich Soldaten. In Rom ließ er eine Kaserne bauen, in die die Praetorianerkohorten, die zuvor ohne festes Quartier über die Stadt verteilt untergebracht gewesen waren, geschlossen stationiert wurden. Waren einmal Volksaufstände aufgelodert, sorgte er einerseits mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln dafür, daß sie nicht weiter um sich griffen, andererseits setzte er alles daran, daß keine neuen ausbrachen. Als im Theater im Verlauf eines Streites ein Mord geschehen war, schickte er die Rädelsführer und die Schauspieler, derentwegen man sich zerstritten hatte, in die Verbannung und konnte durch keine Bitten des Volkes bewogen werden, sie zurückzurufen. Als einmal die Volksmasse von Pollentia den Leichenzug für einen Primipilar nicht eher vom Marktplatz hatte sich in Gang setzen lassen, bis sie den Erben durch die Androhung von Gewalt Geld zur Veranstaltung eines Gladiatorenspiels abgetrotzt hatte, ließ er eine Kohorte von Rom aus, eine weitere aus dem Königreich des Cottius losmarschieren, ohne mit dem Grund für den Marsch herauszurücken; plötzlich zeig-
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repente armis concinentibusque signis per diversas portas in oppidum immisit ac partem maiorem piebei ac decurionum in perpetua vincula coiecit. abolevit et ius moremque asylorum, quae usquam erant. Cyziceriis in cives R. violentius quaedam ausis publice libertatem ademit, quam Mithridatico bello meruerant.
Hostiles motus nulla postea expeditione suscepta per legatos compescuit, ne per eos quidem nisi cunctanter et necessario. reges infestos suspectosque comminationibus magis et querelis quam vi repressit; quosdam per blanditias atque promissa extractos ad se non remisit, ut Marobodum Germanum, [t]Rhascuporim Thracem, Archelaum Cappadocem, cuius etiam regnum in formam provinciae redegit.
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Biennio continuopost adeptum imperium pedem porta 38 non extulit; sequenti tempore praeterquam in propinqua oppida et, cum longissime, Antio tenus nusquam afuit, idque perraro et paucos dies; quamvis provincias quoque et exercitus revisurum se saepe pronuntiasset et prope quotannis profectionem praepararet, vehiculis comprehensis, commeatibus per municipia et colonias dispositis, ad extremum vota pro itu et reditu suo suscipi passus, ut vulgo iam per iocum Callip(p)ides vocaretur, quem 'cursitare ac ne cubiti
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ten sie sich in voller Bewaffnung und die Signale zum Angriff ertönten, da ließ er sie in die Stadt einrücken; ein Großteil der Volksmasse und der Gemeinderäte ließ er lebenslänglich ins Gefängnis werfen. Überall hob er das Recht und die Praxis der Asylstätten auf. Allen Einwohnern von Kyzikos, die sich manches unter Anwendung von Gewalt gegen römische Bürger herausgenommen hatten, nahm er die Freiheit, die sie sich durch Verdienste im Krieg gegen Mithridates erworben hatten. Feindliche Erhebungen ließ er, nachdem er selbst keine Feldzüge mehr unternahm, durch Legaten im Zaume halten und auch das nur zögerlich und wenn es nicht zu umgehen war. Feindlich gesonnene Könige und solche, denen er nicht traute, hielt er mehr durch Drohungen und Beschwerden als durch Anwendung von Gewalt in Schach. Einigen ging er auch um den Bart und machte ihnen Versprechen; hatte er sie so erst einmal zu sich nach Rom gelockt, ließ er sie nicht mehr nach Hause zurück, so den Germanen Marbod, den Thraker Rhaskuporis und Archelaos aus Kappadokien, dessen Reich er sogar zur Provinz machte. Zwei Jahre lang setzte er nach der Machtübernahme keinen Fuß mehr vor die Stadtmauer. In den folgenden Jahren war das genauso, er verreiste lediglich in Städte, die nahe bei Rom lagen, höchstens bis nach Antium. Das kam sehr selten vor, und auch dann blieb er nur wenige Tage. Und das, obwohl er oft sogar den Provinzen und Heeren seinen baldigen Besuch angekündigt hatte und in fast jedem Jahr diese Reise vorbereitete, indem er Gefährte mit Beschlag belegte, die Reiseequipage auf die Land- und Koloniestädte verteilen ließ, ja er ging sogar soweit, daß er Gelübde für seine Reise und Rückkehr tun ließ,.so daß er überall schon scherzhaft »Kallippides« genannt wurde, der, so heißt es in einem griechischen Sprichwort, »rennt und rennt und nicht einmal ei-
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quidem mensuram progredi' proverbio Graeco notaturn est. sed orbatus utroque filio, quorum Germanicus in Syria, 39 Drusus Romae obierat, secessum Campaniae petit; constanti et opinione et sermone paene omnium quasi neque rediturus umquam et cito mortem etiam obiturus. quod paulo minus utrumque evenit; nam neque Romam amplius rediit [sJet paucos post dies iuxta Tarracinam in praetorio, cui Speluncae nomen est, incenante eo complura et ingentia saxa fortuito superne dilapsa sunt, multisque convivarum et ministrorum elisis praeter spem evasit.
Peragrata Campania, cum Capuae Capitolium, Nolae 40 templum Augusti, quam causam profectionis praetenderat, dedicasset, Capreas se contulit, praecipue delectatus insula, quod uno parvoque litore adiretur, saepta undique praeruptis immensae altitudinis rupibus et profundo mari[s]. statimque revocante assidua obtestatione populo propter dadem, qua apud Fidenas supra viginti hominum milia gladiatorio munere amphitheatri ruina perierant, transiit in continentem potestatemque omnibus adeundi sui fecit: tanto magis, quod urbe egrediens ne quis se interpellaret edixerat ac toto itinere adeuntis submoverat.
Regressus in insulam rei p. quidem curam usque adeo 41 abiecit, ut postea non decurias equitum umquam supplerit, non tribunos militum praefectosque, non provinciarum
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ne Elle vorankommt«. Nach dem Verlust seiner beiden Söhne jedoch, Germanicus war in Syrien, Drusus in Rom gestorben, zog er sich in die Einsamkeit Kampaniens zurück. Fast alle waren der festen Überzeugung und sprachen sie auch aus, daß er nie mehr zurückkehren und sogar bald sterben werde. Und es hätte nicht viel gefehlt, und beides wäre eingetroffen. Nach Rom ging er nicht mehr zurück; denn als er wenige Tage nach seiner Abreise in der Nähe von Terracina in einem Landhaus, »Grotte« genannt, zu Tische saß, da fielen zufällig mehrere gewaltige Felsbrocken von der Dekke herab und zermalmten viele Gäste und Diener; er kam wider alle Erwartung heil davon. Als er Kampanien bereiste, weihte er in Capua das Kapitol, in Nola einen Tempel für Augustus ein; dies gab er nach außen als Grund für seine Reise an. Dann begab er sich nach Capri; diese Insel hatte es ihm besonders deswegen angetan, weil man sie nur an einer einzigen, dabei schmalen Anlandestelle betreten konnte und sie rundherum von jäh in die Tiefe stürzenden Felsen gesäumt und von einem tiefen Meer umgeben war. Und als das Volk ihn unablässig anflehte zurückzukommen, setzte er sofort wieder aufs Festland über. Der Grund war ein Unglück in Fidenae; dort waren beim Einsturz des Amphitheaters während eines Gladiatorenkampfes über zwanzigtausend Menschen ums Leben gekommen; auf das Festland zurückgekehrt, war er für jeden zu sprechen: das war um so mehr geboten, da er bei seiner Abreise aus Rom angeordnet hatte, ihn nicht zu belästigen, und da er während der ganzen Reise Leute, die sich an ihn wandten, fortgeschickt hatte. Als er wieder auf die Insel zurückgekehrt war, ja da warf er die Staatsgeschäfte hin; er hat seine Fürsorge so weit aufgegeben, daß er seitdem die Dekurien der Ritter nicht mehr ergänzte, daß er Militärtribune, Praefekte und die Statthal-
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praesides ullos mutaverit, Hispaniam et Syriam per aliquot annos sine consularibus legatis habuerit, Armeniam a Parthis occupari, Moesiam a Dacis Sarmatisque, Gallias a Germanis vastari neglexerit: magno dedecore imperii nec minore discrimine. ceterum secreti licentiam nanctus et 42 quasi civitatis oculis remotis, cuncta simul vitiamale diu dissimulata tandem profudit: de quibus singillatim ab exordio referam. in castris tiro etiam turn propter nimiam vini aviditatem pro Tiberio Biberius, pro Claudio Caldius, pro Nerone Mero vocabatur. postea princeps in ipsa publicorum morum correctione cum Pomponio Flacco et L. Pisone noctem continuumque biduum epulando potandoque consumpsit, quorum alteri Syriam provinciam, alteri praefecturam urbis confestim detulit, codicillis quoque iucundissimos et omniumhorarum amicos professus. Cestio Gall[i]o, 2 libidinoso ac prodigo seni, olim ab Augusto ignominia notato et a se ante paucos dies apud senatum increpito cenam ea lege condixit, ne quid ex consuetudine immutaret aut demeret, utque nudis puellis ministrantibus cenaretur. ignotissimum quaesturae candidaturn nobilissimis anteposuit ob epotam in convivio propinante se vini amphoram. Asellio Sabino sestertia ducenta donavit pro dialogo, in quo
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ter in den Provinzen nicht versetzte, daß er Spanien und Syrien einige Jahre hindurch ohne konsularische Legaten ließ und gleichgültig zusah, wie die Parther Armenien besetzten, Daker und Sarmaten Mösien, die Germanen Gallien verwüsteten: das bedeutete eine große Schande und eine ~benso große Gefahr für das Reich. In der Abgeschiedenheit, gleichsam den Blicken der Öffentlichkeit entzogen, hat er die ersehnte Ungebundenheit erlangt; so ließ er allseine Laster, die er lange nur schlecht verborgen hatte, mit einem Male hervorbrechen. Über diese will ich im folgenden berichten, Laster für Laster, von Anfang an. Im Lager hieß er schon als junger Rekrut wegen seines übermäßigen Weingenusses statt Tiberius >>Biberius«, statt Claudius »Caldius«, statt Nero »Mero«. Später als Kaiser brachte er, damals war er gerade mit der Hebung der öffentlichen Sitten befaßt, in der Gesellschaft von Pomponius Flaccus und Lucius Piso eine Nacht und zwei Tage hintereinander mit Prassen und Saufen zu. Den einen setzte er umgehend als Statthalter der Provinz Syrien ein, den anderen als Stadtpraefekten; auch in ihren Ernennungsurkunden nannte er sie frei heraus seine Zechkumpane und allerbesten Freunde in allen Stunden. Bei Sestius Gallus, einem lüsternen und verschwenderischen alten Mann, den einst Augustus mit einer entehrenden Strafe belegt und den er selbst vor wenigen Tagen im Senat scharf angefahren hatte, lud er zum Essen ein; dabei schrieb er ihm vor, genau so zu speisen, wie er es sonst auch tue, und nichts auszulassen, Mädchen sollten nackt beim Mahl aufwarten. Er zog einen gänzlich unbekannten Bewerber uni die Quaestur Kandidaten aus den vornehmsten Familien vor, weil dieser bei einem Gelage einmal auf sein Zutrinken hin einen ganzen Krug Wein geleert hatte. Asellius Sabinus machte er zweihunderttausend Sesterzen zum Geschenk für einen Dialog, in dem dieser einen Champignon, eine
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boleti et ficedulae et ostreae et turdi certarnen induxerat. novum denique officium instituit a voluptatibus, praeposito equite R. T. Caesonio Prisco. Secessu vero Caprensi etiarn sellaria excogitavit, seclern 43 arcanarum libidinum, in quam undique conquisiti puellarum et exoletorum greges monstrosique concubitus repertores, quos spintrias appellabat, triplici serie conexi, in vicem incestarent corarn ipso, ut aspectu deficientis libidines excitaret. cubicula plurifariarn disposita tabellis ac sigillis 2 lascivissimarum picturarum et figurarum adornavit librisque Elephantidis instruxit, ne cui in opera edenda exemplar impe[t]ratae schemae deesset. in silvis quoque ac nemoribus passim Venerios locos commentus est _prost[r]antisque per antra et cavas rupes ex utriusque sexus pube Paniscorum et Nympharum habitu, quae- palam iarn et vulgo nomine insulae abutentes Caprineum dictitabant.
Maiore adhuc ac turpiore infamia flagravit, vix ut referri 44 audirive, nedum credi fas sit, quasi pueros primae teneritudinis, quos pisciculos vocabat, institueret, ut natanti sibi inter femina versarentur ac luderent lingua morsuque sensim adpetentes; atqure etiam quasi infantes firmiores, necdum tarnen lacte depulsos, inguini ceu papillae admoveret,
Feigendrossel, eine Auster und einen Krammetsvogel auftreten und sich um den Vorrang streiten ließ. Endlich schaffte er einneuesAmt bei Hofe: den Vergnügungsminister; den Posten gab er dem römischen Ritter T. Caesonius Priscus. In seiner Abgeschiedenheit auf Capri aber kam ihm der Gedanke, ein Sesselzimmer, Ort für geheime Ausschweifungen, einzurichten. Von überallher hat man ihm ganze Scharen von Mädchen und Lustknaben sowie Erfinder widernatürlicher Beischlafmethoden, die er spintriae nannte, dorthin geschafft; diese sollten, in Dreierreihe miteinander verbunden, so, daß er es genau sehen konnte, miteinander Unzucht treiben, damit durchs Zusehen seine nachlassenden sexuellen Gelüste wieder angestachelt würden. Die Schlafzimmer, die über viele Orte verteilt waren, stattete er mit Gemälden und Standbildehen mit Szenen voller Wollust aus und legte zur Information die Bücher der Elephantis aus, damit niemandem bei den sexuellen Praktiken ein Muster für die befohlene Stellung fehle. Auch in Wäldern und Hainen hatte er sich überall solche »Plätze für die Liebe« ausgedacht, und in Grotten und Felsenhöhlen boten sich dort junge Leute beiderlei Geschlechts, als Pane und Nymphen verkleidet, zur Liebe feil; das trug ihm bereits weit und breit, wobei man mit dem Namen der Insel sein Spiel trieb, den Namen »Caprineus« ein. Er mußte sich noch viel Schlimmeres und Schändlicheres nachsagen lassen; davon mag man gar nicht berichten oder hören, geschweige denn, daß man es glaubt, so sehr verstößt es gegen das moralische Empfinden. Er soll nämlichJungen in ganz zartem Alter, die er seine Fischlein nannte, angelernt haben, ihm im Bade zwischen den Schenkeln zu sein und herumzuspielen, indem sie ihn mit der Zunge leckten und kaum merklich bissen. So habe er auch kleine Kinder, die schon etwas kräftiger, der Muttermilch aber noch nicht ent-
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pronior sane ad id genus libidinis et natura et aetate. quare z Parrasi quoque tabulam, in qua Meleagro Atalanta ore morigeratur, legatam sibi sub condicione, ut, si argumento offenderetur, decies pro ea sestertium acciperet, non modo praetulit, sed et in cubiculo dedicavit. fertur etiam in sacrificando quondam captus facie ministri acerram praeferentis nequisse abstinere, quin paene vixdum re divina peracta ibidem statim seductum constupraret simulque fratrem eius tibicinem; atque utrique mox, quod mutuo flagitium exprobrarant, crura fregisse. feminarum quoque, et quidem illu- 45 strium, capitibus quanto opere solitus sit inludere, evidentissime apparuit Malloniae cuiusdam exitu, quam perductam nec quicquam amplius pati constantissime recusantem delatoribus obiecit ac ne ream quidem interpellare desiit, ecquid paeniteret; donec ea relicto iudicio domum se abripuit ferroque transegit, obscaenitate[m] oris hirsuto atque olido seni clare exprobrata. unde mora in Atellanico exhodio proximis ludis adsensu maximo excepta percrebruit, 'hircum vetulum capreis naturam ligurire.'
wöhnt waren, an sein Glied wie an eine Brust gelegt. Von seiner Veranlagung her und auf Grund seines Alters war er freilich sexuellen Freizügigkeiten solcher Art mehr zugetan. So hatte man ihm denn auch ein Gemälde des Parrhasios, auf dem Atalante den Meleager mit dem Mund befriedigt, unter der Bedingung vermacht, daß er statt des Bildes eine Million Sesterzen erhalten solle, wenn er an der dargestellten Szene Anstoß nehme; er hat nicht nur dem Bild den Vorzug gegeben, sondern es sogar in seinem Schlafzimmer aufgehängt. Beim Opfern soll er auch einmal vom Aussehen eines Dieners, der die Räucherpfanne vorantrug, so in den Bann gezogen worden sein, daß er sich nicht beherrschen konnte, ihn, kaum daß die Opferhandlung beendet war, an Ort und Stelle, er hatte ihn sofort etwas abseits geführt, zu mißbrauchen, ebenso seinen Bruder, einei'l Flötenspieler. Später ließ er beiden die Beine brechen, weil sie sich gegenseitig ihren Fehltritt zum Vorwurf gemacht hatten. Wie sehr es für ihn selbstverständlich war, sich auch an Frauen, und zwar aus vornehmen Familien, zu vergehen, zeigt am deutlichsten der Tod einer gewissen Mallonia, die man ihm zugeführt hatte, die sich aber beherzt und entschieden ihm verweigerte und ihm so klar machte, daß sie ihm nicht länger zu Willen sei; diese überantwortete er den Anklägern und hörte nicht einmal damit auf, sie zu fragen, ob es ihr nicht leid tue, als sie bereits angeklagt war, bis sie sich nach dem Verlassen des Gerichts nach Hause auf und davon machte und sich einen Dolch in die Brust stieß; zuvor hatte sie »dem alten, stinkenden Bock« klar und deutlich seine sexuelle Verkommenheit vorgeworfen. Daher stammt auch die Wendung, die sich, als danach wieder Stücke aufgeführt wurden, in einem Nachspiel zu einer Atellane fand und mit tosendem Applaus aufgenommen wurde und bald in aller Munde war: »Der alte Bock leckt den Ziegen ihre Schamteile.«
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Pecuniae parcus ac tenax comites peregrinationum expe- 46 ditionumque numquam salario, cibariis tantum sustentavit, una modo liberalitate ex indulgentia vitrici.prosecutus; cum tribus classibus factis pro dignitate cuiusque, primae sescenta sestertia, secundae quadringenta distribuit, ducenta tertiae, quam non amicorum sed Graecorum appellabat.
Princeps neque opera ulla magnifica fecit- nam et quae 47 sola susceperat, Augusti templum restitutionemque Pompeiani theatri, imperfecta post tot annos reliquit - neque spectacula omnino edidit; et iis, quae ab aliquo ederentur, rarissime interfuit, ne quid exposceretur, utique postquam comoedum Actium coactus est manumittere. paucorum senatorum inopia sustentata, ne pluribus opem ferret, negavit se aliis subventurum, nisi senatui iustas necessitatium causas probassent. quo pacto plerosque modestia et pudore deterruit, in quibus Hortalum, Quinti Hortensi oratoris nepotem, qui permodica re familiari auctore Augusto quattuor liberos tulerat.
Publice munificentiam bis omnino exhibuit, pro posito 48 milies sesterium gratuito in trienni tempus et rursus quibus-
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Geld gab er nur sparsam aus, ja er war schon geizig; so erhielten Leute, die ihn auf seinen Reisen und Feldzügen begleiteten, niemals Geld, sondern nur ihre Verpflegungs-ration. Nur einmal zeigte .er sich freigebig und das auch nur, weil sein Stiefvater so großzügig war; jeden seiner Begleiter wies er entsprechend seinem Rang einer von drei Klassen zu; an die erste verteilte er sechshunderttausend, an die zweite vierhunderttausend und an die dritte zweihunderttausend Sesterze, diese nannte er nicht Freunde, sondern Griechen. Als Kaiser hat er weder irgendwelche Prachtbauten errichten lassen - denn die paar, mit deren Bau er begonnen hatte, den Tempel des Augustus nämlich und den Wiederaufbau des Pompeiustheaters, hinterließ er nach so vielen Jahren als Bauruine- noch hat er überhaupt jemals Schauspiele veranstaltet. An denen, die von anderen Persönlichkeiten veranstaltet wurden, nahm er äußerst selten teil, damit man nicht mit Forderungen an ihn herantreten könne; jedenfalls handhabte er das so, seitdem man ihn genötigt hatte, dem Schauspieler Actius die Freiheit zu schenken. Als er wenigen Senatoren in einer finanziellen Notlage geholfen hatte, sagte er, er werde keinem anderen mehr unter die Arme greifen, wenn er nicht vor dem Senat triftige Gründe für seine Notlage hieb- und stichfest darlegen könne. Auf diese Weise schreckte er die meisten, die bescheiden waren und Schamgefühl besaßen, ab, unter anderen den Hortalus, den Enkel des Redners Hortensius, der trotz seines sehr bescheidenen Vermögens vier Kinder, dahinter steckte Augustus, groß gezogen hatte. Für die Allgemeinheit zeigte er sich im ganzen nur zweimal großzügig; einmal als er ein zinsloses Darlehen in Höhe von hundert Millionen Sesterzen mit einer Laufzeit von drei Jahren gewährte; das zweite Mal, als er einigen Eigentümern
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dam dominis insularum, quae in monte Caelio deflagrarant, pretio restituto. quorum alterum magna difficultate nummaria populo auxilium flagitante coactus est facere, cum per senatus consultum sanxisset, ut faeneratores duas patrimonii partes in solo collocarent, debitores totidem aeris alieni statim solverent, nec res expediretur; alterum ad midgandam temporum atrocitatem. quod tarnen beneficium tanti aestimavit, ut montem Caelium appellatione mutata vocari Augustum iusserit. militi post duplicata ex Augusti testamento legata nihil umquam largitus est, praeterquam singula milia denariorum praetorianis, quod Seiano se non accommodassent, et quaedam munera Syriacis legionibus, quod solae nullam Seiani imaginem inter signa coluissent. atque etiam missiones veteranorum rarissimas fecit, ex senio mortem, ex morte compendium captans. ne provincias quidem liberalitate ulla sublevavit, excepta Asia, disiectis terrae motu civitatibus.
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Procedente mox tempore etiam ad rapinas convertit ani- 49 mum. satis constat, Cn. Lentulum Augurem, cui census maximus fuerit, metu et angore ad fastidium vitae ab eo actum et ut ne quo nisi ipso herede moreretur; condemnatam et generosissimam feminam Lepidam in gratiam Qui-
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von Mietshäusern auf dem Caelius, als diese abgebrannt waren, den Wert ersetzte. Zu dem ersten Schritt hatte er sich gezwungenerm,!lßen entschlossen, denn das Volk hatte Hilfe verlangt, als es äußerst schwierig gewesen war, an Geld zu kommen; denn er hatte durch einen Senatsbeschluß festgelegt, daß die Geldverleiher zwei Drittel ihres Vermögens in Grund und Boden anlegen mußten, für die Schuldner wurde derselbe Teil ihrer Schulden sofort fällig. Das aber hatte sich nicht durchführen lassen. Das zweite Mal wollte er zur Linderung einer schrecklichen Notlage beitragen. Doch diese gute Tat wurde von ihm so hoch veranschlagt, daß er die Umbenennung des Caeliushügels in Augustushügel anordnete. An die Soldaten zahlte er die ihnen von Augustus vermachten Legate in doppelter Höhe aus, danach erhielten sie von ihm aus Freigebigkeit nichts mehr geschenkt; darüber hinaus erhielten die Praetorianer pro Kopf tausend Denare, weil sie sich Sejan nicht angeschlossen hatten, und auch den in Syrien stationierten Legionen ließ er einige Spenden zukommen, weil nur sie dem Bildnis des Sejan im Fahnenheiligtum keine Ehre bezeugten. Auch Veteranen verabschiedete er ganz selten in den Ruhestand, denn er paßteinfolge ihres fortgeschrittenen Alters nur ihren Tod ab, waren sie erst einmal tot, hatte er etwas gespart. Nicht einmal die Provinzen unterstützte er mit irgendeinem großzügigen Geschenk, mit Ausnahme Asien, als ein Erdbeben dort Städte zerstört hatte. Im Laufe der Zeit ging er bald sogar darauf aus, sich an anderen zu bereichern. Es ist hinlänglich bekannt, daß er den äußerst begüterten Cn. Lentulus Augur eingeschüchtert und ihm Angst gemacht hat; dadurch hat er ihn so weit gebracht, daß er die Lust am Leben verlor und starb, aber nicht ohne ihn persönlich als Erbeq bestellt zu haben. Er ließ sogar die rundum edelmütige Lepida zu Gunstendes steinrei-
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rini consularis praedivitis et orbi, qui dimissam eam e matrimonio post vicensimum annum veneni olim in se comparati arguebat; praeterea Galliarum et Hispaniarum Syriaeque et Graeciae principes confiscatos ob tarn leve ac tarn inpudens calumniarum genus, ut quibusdam non aliud sit obiectum, quam quod partem rei familiaris in pecunia haberent; plurimis etiam civitatibus et privatis veteres immunitates et ius metallorum ac vectigalium adempta; sed et Vononem regem Parthorum, qui pulsus a suis quasi in fidem p. R. cum ingenti gaza Antiochiam se receperat, spoliatum perfidia et
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Odium adversus necessitudines in Druso primum fratre 50 detexit, prodita eius epistula, qua secum de cogendo ad restituendam libertatem Augusto agebat, deinde et in reliquis. Iuliae uxori tantum afuit ut relegatae, quod minimum est, offici aut humanitatis aliquid impertiret, ut ex constitutione patris uno oppido clausam domo quoque egredi et commercio hominum frui vetuerit; sed et peculio concesso a patre praebitisque annuis fraudavit, per speciem publici iuris, quod nihil de his Augustus testamento cavisset. matrem Liviam gravatus velut partes sibi aequas potentiae 1
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chen und kinderlosen Konsularen Quirinius verurteilen; der beschuldigte seine von ihm vor zwanzig Jahren geschiedene Frau, sie habe damals in die Wege gesetzt, ihn zu vergiften. Außerdem zog er das Vermögen gallischer und spanischer, syrischer und griechischer Fürsten aufgrund von so haltlosen und unverschämten, ja trügerischen Anklagepunkten für die kaiserliche Kasse ein, daß er einigen nichts vorwerfen konnte, außer daß sie einen Teil ihres Vermögens in Bargeld liegen hätten. Auch nahm er den meisten Städten und Privatpersonen alte Privilegien und Rechte an Bergwerken und Steuereinnahmen. Ja, sogar den Partherkönig Vonones, den seine Untertanen aus dem Land gejagt hatten und der sich mit einem gewaltigen Schatz nach Antiochia in die Hand der Römer begeben hatte, ließ er heimtückisch ausrauben und umbringen. Seinen Haß auf Verwandte ließ er zuerst seinem Bruder Drusus gegenüber erkennen, indem er einen Brief von ihm veröffentlichte, in dem dieser mit ihm darüber verhandelt, wie Augustus gezwungen werden könne, die Freiheit wiederherzustellen. Danach bekamen die anderen Verwandten seinen Haß zu spüren. Seine Gattin Iulia in ihrer Verbannung ein wenig Höflichkeit und Menschlichkeit spüren zu lassen, was man ja mindestens erwarten kann, davon war er so weit entfernt, daß er ihr, die auf Grund einer Verfügung seines Vaters in einer einzigen Stadt eingesperrt war, auch noch verbot, einen Schritt vor das Haus zu tun und Kontakt zu anderen Menschen zu haben. Ja, er betrog sie auch noch um das ihr von seinem Vater zugestandene Sondergut und die jährlichen Geldanweisungen, indem er vorgab, es sei voll und ganz dem allgemeinen Recht entsprechend, weil Augustus in seinem Testament nichts darüber verfügt habe. Seine Mutter Livia mochte er nicht, weil sie angeblich gleiche Anteile an der Herrschaft forderte, da sie ihr zustünden; er
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so,z-p,2
vindicantem, et congressum eius assiduum vitavit et longiores secretioresque sermones, ne consiliis, quibus tarnen interdum et egere et uci solebat, regi videretur. tulit eciam perindigne actum in senatu, ut titulis suis quasi Augusci, ita et Liviae filius adiceretur. quare non parentern patriae appellari, non ullum insignem honorem recipere publice passus est; sed et frequenter admonuit, maioribus nec feminae conveniencibus negotiis abscineret, praecipue ut animadvertit incendio iuxta aedem Vestae et ipsam intervenisse populumque et milites, quo enixius opem ferrent, adhortatam, sicut sub marito solita esset. dehinc ad simultatem 5I usque processit hac, ut ferunt, de causa. instanti saepius, ut civitate donatum in decurias adlegeret, negavit alia se condicione adlecturum, quam si pateretur ascribi albo extortum id sibi a matre. at illa commota veteres quosdam ad se Augusti codicillos de acerbitate et intolerantia morum eius e sacrario protulit atque recitavit. hos et custoditos tarn diu et exprobratos tarn infeste adeo graviter tulit, ut quidam putent inter causas secessus hanc ei vel praecipuam fuisse. toto quidem triennio, quo vivente matre afuit, semel 1
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mied es, ihr ständig über den Weg zu laufen, ebenso mied er längere Gespräche mit ihr unter vier Augen, damit nicht der Anschein erweckt werde, er richte sich nach ihren Ratschlägen, auch wenn er sie manchmal nötig hatte und beherzigte. Sehr unwillig zeigte er sich darüber, daß man im Senat beschlossen hatte, seinen Titeln neben der Bezeichnung »Sohn des Augustus« noch »Sohn der Livia« hinzuzusetzen. Und so duldete er nicht, daß sie »Mutter des Vaterlandes« genannt wurde, und auch nicht, daß sie öffentlich eine hohe Ehrung erhielt. Ja, er hat sie sogar häufig ermahnt, sich aus bedeutenderen und einer Frau nicht zukommenden Aufgaben herauszuhalten, besonders in dem Moment, als er bemerkte, daß sie bei einem Brand in unmittelbarer Nachbarschaft des Vestatempels sogar persönlich gekommen war und die Menge und die Soldaten ermahnte, mit etwas mehr Eifer anzupacken; denn so war sie es zu Lebzeiten ihres Gatten gewohnt gewesen, und das tat sie nun weiterhin. Seitdem steigerte er sich bis in offene Feindschaft hinein; wie es heißt, aus folgendem Grund. Als sie zu oft in ihn drang, jemanden, dem das römische Bürgerrecht verliehen worden war, in die Dekurien der Richter aufzunehmen, sagte er, er werde es nur unter der Bedingung tun, daß sie erlaube, in der Liste den Vermerk hinzuzusetzen, ihm sei diese Aufnahme von seiner Mutter abgerungen worden. Und darüber war sie so aufgebracht, daß sie einige Briefe, die Augustus an sie geschrieben hatte und in denen er sich darüber ausließ, wie er einem Menschen alles verleide und wie unausstehlich er sei, aus ihrem Heiligtum hervorholte und verlas. Darüber, daß sie diese Briefe so lange aufbewahrt und ihm dann so feindselig vorgehalten hatte, war er so arg aufgebracht, daß einige darin den für ihn gewichtigsten Grund für seine Abreise aus Rom sehen. Jedenfalls hat er sie während der drei Jahre, die er von Rom abwesend war und
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omnino eam nec amplius quam uno die paucissimis vidit horis; ac mox neque aegrae adesse curavit defunctamque et, dum adventus sui spem facit, complurium dierum mora corrupto demum et tabido corpore funeratam prohibuit consecrari, quasi id ipsa mandasset. testamenturn quoque eius pro irrito habuit omnisque amicitias et familiaritates, etiam quibus ea funeris sui curam moriens demandaverat, ·intra breve tempus afflixit, uno ex iis, equestris ordinis viro, et in antliam condemnato.
Filiorum neque naturalem Drusum neque adoptivum 52 Germanicum patria caritate dilexit, alterius vitiis infensus. nam Drusus fluxioris remissiorisque vitae erat. itaque ne mortuo quidem perinde adfectus est, sed tantum non statim a funere ad negotiorum consuetudinem rediit iustitio longiore inhibito. quin et Iliensium legatis paulo serius conso- z lantibus, quasi obliterata iam doloris memoria, irridens se quoque respondit vicem eorum dolere, quod egregium civem Hectorem amisissent. Germanico usque adeo obtrectavit, ut et praeclara facta eius pro supervacuis elevarit et gloriosissimas victorias ceu damnosas rei p. increparet. quod vero Alexandream propter immensam et repentinam famem
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während derer seine Mutter noch lebte, nur einmal und da auch nicht länger als ganz wenige Stunden an einem einzigen Tag gesehen. Und später, als sie erkrankt war, machte er sich nicht die Mühe, in ihrer Nähe zu sein; als sie verstorben war, ließ er mehrere Tage verstreichen, während er noch hoffen ließ, er werde kommen; sie wurde erst beigesetzt, nachdem der Leichnam bereits zusammengefallen und in Verwesung übergegangen war; schließlich verhinderte er, daß sie unter die Götter aufgenommen wurde, unter dem Vorwand, sie habe das selbst verfügt. Ihr Testament erklärte er für ungültig und demütigte innerhalb kurzer Zeit Freunde und Vertraute, denen sie sterbend auch aufgetragen hatte, sich um ihre Bestattung zu kümmern. Einen von diesen, einen Mann aus dem Ritterstand, hat er zur Zwangsarbeit am Schöpfrad verurteilt. Weder seinem leiblichen Sohn Drusus noch seinem Adoptivsohn Germanicus brachte er väterliche Liebe entgegen, gegen den einen war er voller Haß wegen seiner Fehler. Denn der Lebenswandel des Drusus war ihm zu locker und allzu lose. Und so nahm ihn nicht einmal sein Tod besonders mit, ja er ging nicht nur sofort von der Begräbnisfeier aus wieder seinen gewohnten Geschäften nach, sondern verbot auch einen längeren Stillstand der Gerichte. Ja, er trieb sogar sein Spiel mit den Gesandten aus Troja, die ihm ein wenig zu spät ihr Beileid bekundeten; was er ihnen antwortete, klang so, als habe er bereits die Erinnerung an den Schmerz aus seinem Gedächtnis gestrichen: auch er empfinde seinerseits mit ihnen, weil sie in Rektor einen hervorragenden Mitbürger verloren hätten. Germanicus gegenüber war er dermaßen mißgünstig eingestellt, daß er sowohl seine hervorragenden Taten als vollkommen unnütz abtat und auch seine Siege, die äußerst rühmlich waren, als schädlich für das Gemeinwesen verhöhnte. Doch darüber, daß er Alexandria
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52,2.-5),2
inconsulto se adisset, questus est in senatu. etiam causa mortis fuisse ei per Cn. Pisonem legatum Syriae creditur, quem mox huius criminis reum putant quidam mandata prolaturum, nisi ea secreta ostentant(i auferenda curasset. propter) quae multifariam irrscripturn et per noctes celeberrime adelamaturn est: 'redde Germanicum!' quam suspicionem confirmavit ipse postea coniuge etiam ac liberis Germanici crudelem in modum afflictis.
Nurum Agrippinam post mariti mortem liberius quid- 53 dam questam manu apprehendit Graecoque versu: 'si non dominaris', inquit, 'filiola, iniuriam te accipere existimas?' nec ullo mox sermone dignatus est. quondam vero inter cenam porrecta a se poma gustare non ausam etiam vocare desiit, simulans veneni se crimine accersi; cum praestructum utrumque consulto esset, ut et ipse temptandi gratia offerret et illa quasi certissimum exitium caveret. novissime calum- 2 niatus modo ad statuam Augusti modo ad exercitus confugere velle, Pandatariam relegavit conviciantique oculum per centurionem verberibus excussit. rursus mori inedia desti-
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wegen einer plötzlichen Hungersnot von gewaltigem Ausmaß, ohne ihn zu fragen, besucht hatte, beklagte er sich vor dem Senat. Man glaubt auch, daß das der Grund für ihn war, Germanicus durch die Hand des Cn. Piso, seines Legaten in Syrien, umbringen zu lassen. Einige glauben, er habe später, als er wegen dieses Verbrechens vor Gericht stand, die kaiserlichen Befehle beibringen wollen, wenn man sie ihm, der sie im kleinen Kreise herumzeigte, nicht weggenommen hätte; so kam es, daß man an vielen Örtlichkeiten gekritzelt fand und man zur Nachtzeit überaus häufig laut brüllte: »Gib uns den Germanicus zurück!« Diesen Verdacht bestärkte er selbst, als er später sogar der Gattin und den Kindern des Germanicus auf grausame Art und Weise hart zusetzte. Als seine Schwiegertochter Agrippina sich nach dem Tode ihres Gatten über einiges allzu offenherzig beklagte, nahm er sie bei der Hand und zitierte den griechischen Vers: »Wenn du nicht herrschst, mein liebes Töchterchen, glaubst du, es werde dir Unrecht getan?« Seitdem hielt er sie nicht mehr wert, mit ihr noch ein Wort zu wechseln. Als er ihr aber einmal bei einem Mahl Früchte reichte, wagte sie nicht, davon zu kosten; seitdem erhielt sie auch keine Einladung mehr, denn anscheinend beschuldige sie ihn ja des versuchten Giftmordes. Doch beides hatte er genau im voraus berechnet, nämlich daß er ihr etwas anbieten werde, um sie auf die Probe zu stellen, und daß sie sich vorsehen werde, als bedeute es den sicheren Tod, davon zu kosten. Zuletzt beschuldigte er sie das eine Mal, sie wolle bei der Statue des Augustus, das andere Mal, sie wolle beim Heer Zuflucht suchen, also verbannte er sie nach Pandataria. Als sie ihm Vorhaltungen machte, ließ er sie von einem Hauptmann auspeitschen, dabei verlor sie ein Auge. Umgekehrt ließ er ihr, als sie sich entschlossen hatte, freiwillig-durch Nahrungs-
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nanti per vim ore diducto infulciri cibum iussit. sed et perseverantem atque ita absumptam criminosissime insectatus, cum diem quoque natalem eius inter nefastos referendum suasisset, imputavit etiam, quod non laqueo strangulatam in Gemonias abiecerit: proque tali clementia interponi decretum passus est, quo sibi gratiae agerentur et Capitolino lovi donum ex auro sacraretur.
Cum ex Germanico tres nepotes, Neronem et Drusum et 54 Gaium, ex Druso unum Tiberium haberet, destitutus morte liberorum maximos natu de Germanici filiis, Neronem et Drusum, patribus conscriptis commendavit diemque utriusque tirocinii congiario piebei dato celebravit. sed ut comperit ineunte anno pro eorum quoque salute publice vota suscepta, egit cum senatu, non debere talia praemia tribui nisi expertis et aetate provectis. atque ex eo patefacta inter- 2 iore animi sui nota omnium criminationibus obnoxios reddidit variaque fraude inductos, ut et concitarentur ad convicia et concitati proderentur, accusavit perlitteras amarissime congestis etiam probris et iudicatos hostis fame necavit, Neronem in insula Pontia, Drusum in ima parte Palatii. putant Neronem ad voluntariam mortem coactum, cum ei carnifex quasi ex senatus auctoritate missus laqueos et uncos ostentaret, Druso autem adeo alimenta subducta, ut tomen-
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verweigerung aus dem Leben zu scheiden, gewaltsam den Mund öffnen und Nahrung hineinstopfen. Sie aber gab nicht auf und schied so aus dem Leben. Er hingegen verfolgte sie weiterhin mit Anschuldigungen, die sie aufs ärgste verunglimpfen sollten: so riet er dazu, sogar ihren Geburtstag unter die Unglückstage einzureihen, und rechnete es sich als Verdienst, sogar als Wohltat an, daß er sie nicht mit dem Strick habe erdrosseln und über die Gernonien hinabwerfen lassen. ~r ließ sogar geschehen, daß für eine solche Milde ein Beschluß gefaßt wurde, in dem man ihm dankte und dem luppiter Capitolinus ein Weihgeschenk aus Gold machte. Weil er von Germanicus drei Enkel, Nero, Drusus und Gaius, und von Drusus einen, nämlich den Tiberius, hatte und er ohne eigene Söhne dastand, da diese früh verstorben waren, empfahl er die beiden ältesten Söhne des Germanicus, Nero und Drusus, dem Senat und feierte den Tag ihrer Volljährigkeit dadurch, daß er an das Volk eine Spende machte. Aber als er erfuhr, daß zu Jahresbeginn auch noch für ihr Wohl Gelübde getan wurden, machte er dem Senat deutlich, daß solche Auszeichnungen nur bewährten Männern in fortgeschrittenem Alter zuteil werden dürften. Damit hatte er klar gemacht, wie er im geheimen dachte; somit waren sie Anschuldigungen von allen Seiten preisgegeben. Durch die reiche Palette an Bosheiten, die er sich ausdachte, brachte er sie dazu, daß sie sich zu abfälligen Bemerkungen hinreißen ließen und sich ihm so ganz auslieferten; dann klagte er sie in einem bitterbös gehaltenen Brief, in dem alle Schmähungen auch noch zusammengetragen waren, an, ließ sie zu Staatsfeinden erklären und Hungers sterben, Nero auf der Insel Pontia, Drusus im untersten Verließ des Palatiums. Man glaubt, er habe Nero in den Selbstmord getrieben, indem er ihm den Henker, wozu ihn der Senat ermächtigt habe, sandte, der ihm Strick und Haken zeigte; Drusus habe er
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turn e eulcita temptaverit mandere; amborum sie reliquias dispersas, ut vix quandoque eolligi possent.
Super veteres amieos ae familiares viginti sibi e numero 55 prineipum eivitatis depoposeerat velut eonsiliarios in negotiis publieis. horum omnium vix duos anne tres ineolumis praestitit, eeteros alium alia de eausa pereulit, inter quos eum plurimorum clade Aelium Seianum; quem ad summam potentiam non tarn benivolentia provexerat, quam ut esset euius ministerio ae fraudibus liberos Germaniei eireumveniret, nepotemque suum ex Druso filio naturalem ad sueeessionem imperii eonfirmaret.
Nihilo lenior in eonvietores Graeeulos, quibus vel 56 maxime adquieseebat, Xenonern quendam exquisitius sermoeinantem eum interrogasset, quaenam illa tarn molesta dialeetos esset, et ille respondisset Doridem, relegavit Cinariam, existimans exprobratum sibi veterem seeessum, quod Doriee Rhodii loquantur. item eum soleret ex leetione eotidiana quaestiones super eenam proponere eomperissetque Seleueum grammatieum a ministris suis perquirere, quos quoque tempore traetaret auetores, atque ita praeparatum vemre, pnmum a eontubernio removit, deinde etiam ad mortem eompulit.
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so sehr die Essensrationen gekürzt, daß der sogar versucht haben soll, die Füllung der Polster zu essen. Die Überreste von beiden sollen so verstreut worden sein, daß man sie kaum einsammeln konnte. Neben seinen alten Freunden und Vertrauten hatte er sich noch zwanzig Persönlichkeiten aus den hochrangigsten Kreisen Roms als Ratgeber in öffentlichen Angelegenheiten ausbedungen. Von diesem kamen kaum zwei oder drei mit dem Leben davon, alle übrigen schmetterte er aus den verschiedensten Gründen zu Boden, unter ihnen war auch Aelius Seianus, der sehr viele mit ins Verderben nahm. Ihn hatte er nicht so sehr aus Wohlwollen zu höchster Macht befördert, sondern um in ihm einen Helfershelfer und Gauner zu haben, den Söhnen des Germanicus eine Falle zu stellen und so zu gewährleisten, daß sein leiblicher Enkel, der Sohn des Drusus, sein Nachfolger im Amt werde. Ebenso hart ging Tiberius mit seinen griechischen Gesellschaftern um, obwohl er sich in ihrer Gesellschaft noch am meisten wohlfühlte. Als einmal ein gewisser Zeno sich zu ausgefallen bei einem Disput ausdrückte, fragte er ihn, was das für ein abgeschmackter Dialekt sei; und als jener darauf zur Antwort gab, es sei Dorisch, verbannte er ihn nach Kinaria; denn er glaubte, er wolle ihm seine frühere Abgeschiedenheit vorhalten, da die Bewohner von Rhodos Dorisch sprechen. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, während des Essens Fragen zu stellen, die sich ihm bei der täglichen Lektüre ergeben hatten; als ihm zu Ohren gekommen war, daß der Grammatiker Seleukos seine Diener genau danach ausfrage, welche Autoren er gerade lese, und so die Erklärung dafür hatte, daß er immer vorbereitet komme, erging es ihm, wie dem Zuletztgenannten: zuerst entfernte er ihn aus seiner näheren Umgebung, dann trieb er ihn sogar in den Selbstmord.
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Saeva ac lenta natura ne in puero quidem latuit; quam 57 Theodorus Gadareus rhetoricae praeceptor et perspexisse primus sagaciter et assimilasse aptissime visus est, subinde in obiurgando appellans eum 1tT]AOV a.fJ.La.'tt 7tEq>Upa.,...tvov, id est lutum a sanguine maceratum. sed aliquanto magis in principe eluxit, etiam inter initia cum adhuc favorem hominum moderationis simulatione captaret. scurram, qui prae- z tereunte funere clare mortuo mandarat, ut nuntiaret Augusto nondum reddi legata quae piebei reliquisset, adtractum ad se recipere debitum ducique ad supplicium imperavit et patri suo verum referre. nec multo post in senatu Pompeio cuidam equiti R. quiddam perneganti, dum vincula minatur, affirmavit fore ut ex Pompeio Pompeianus fieret, acerba cavillatione simul hominis nomen incessens veteremque partium fortunam. sub idem tempus consulente praetore an 58 iudicia maiestatis cogi iuberet, exercendas esse leges respondit et atrocissime exercuit. statuae quidam Augusti caput dempserat, ut alterius imponeret; acta res in senatu et, quia
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Grausam und gefühllos war er von Natur aus; nicht einmal als kleiner Junge hat er das verbergen können. Theodoros aus Gadara, sein Lehrer für Rhetorik, hat tiefer geschaut und schien dies als erster erkannt und in einem äußerst treffenden Vergleich ausgedrückt zu haben; zu wiederholten Malen nannte er ihn, wenn er ihn tadelte, auf griechisch »einen mit Blut getränkten Lehmklumpen«. Seine Veranlagung aber zeigte sich erst mit aller Deutlichkeit und in ihrem ganzen Ausmaß, nachdem er Kaiser geworden war, sogar unmittelbar nach seinem Regierungsantritt, als er noch Mäßigung heucheln mußte, um die Gunst der Menschen zu erlangen. Laut vernehmlich hatte einmal ein Witzbold, als ein Leichenzug an ihm vorüberzog, dem Toten den Auftrag mit auf den Weg gegeben, Augustus zu melden, das, was er dem Volk vermacht habe, sei noch nicht ausgezahlt. Da ließ er diesen Mann aufgreifen und vor sich bringen, ließ den geschuldeten Betrag an ihn auszahlen und ihn zum Henker abführen; er befahl ihm, seinem Vater nun die Wahrheit zu berichten. Und nicht viel später kam es im Senat zu folgender Szene: Er machte einem gewissen Pompeius, einem römischen Ritter, der hartnäckig etwas nicht eingestehen wollte, während er ihm mit Gefängnis drohte, klar, daß schnell aus einem Pompeius ein Pompeianus werden könne; mit diesem üblen Scherz zog er zugleich gegen den Namen des Mannes wie auch gegen das ehemalige Schicksal der Partei der Pompeianer zu Felde. Um dieselbe Zeit fragte ein Praetor bei ihm an, ob er befehlen solle, die Gerichte, die sich mit Majestätsbeleidigung befassen, einzuberufen; dem gab er zur Antwort, Gesetze seien dafür da, daß sie angewendet würden; und er wandte sie ohne einen Funken von Milde an. Jemand hatte einer Statue des Augustus den Kopf abgenommen, um ihr einen anderen aufzusetzen. Es kam zu einer Verhandlung vor dem Senat und, weil bestehende Zweifel an
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ambigebatur, per tormenta quaesita est. damnato reo paulatim genus calumniae eo processit, ut haec quoque capitalia essent: circa Augusti simulacrum servum cecidisse, vestimenta mutasse, nummo vel anulo effigiem impressam latrinae aut lupanari intulisse, dieturn ullum factumve eius existimacione aliqua laesisse. perit denique et is, qui honorem in colonia sua eodem die decerni sibi passus est, quo decreti et Augusto olim erant.
Multa praeterea specie gravitatis ac morum corrigendo- 59 rum, sed et magis naturae optemperans, ita saeve et atrociter faccitavit, ut nonnulli versiculis quoque et praesencia exprobrarent et futura denunciarent mala:
'Asper et immitis, breviter vis omnia dicam? dispeream, si te mater amare potest.
Non es eques: quare? non sunt tibi milia centum; omnia si quaeras, et Rhodus exilium est.
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der Schuld des Angeklagten nicht ausgeräumt wurden, zu einer Untersuchung unter Anwendung der Folter. Es kam zu einer Verurteilung des Angeklagten; seitdem ging man mit der Zeit in der böswilligen Auslegung von Vorfällen so weit, daß schon folgendes unter die Kapitalverbrechen mit Todesfolgen fiel: in der Nähe eines Bildnisses des Augustus einen Sklaven zu prügeln, seine Kleider zu wechseln, eine Münze oder einen Ring mit dem Bild des Augustus auf die Toilette oder in das Bordell mitzunehmen oder einen Ansatz von Kritik an einem Wort oder einer Tat des Augustus vernehmen zu lassen. Das ging so weit, daß sogar der sein Leben verlor, der es zuließ, daß ihm genau an dem Tag in seiner Kolonie eine Ehre zuerkannt wurde, an dem auch Augustus einmal Ehren verliehen worden waren. Darüber hinaus machte er vieles, was er tat, unter dem Anschein von Charakterstärke und so, als gehe es ihm um die Hebung der Moral, aber es war wohl eher so, daß er seiner natürlichen Veranlagung nachgab, und dabei legte er eine solch grausame Strenge und Unbjlfmherzigkeit an den Tag, daß einige ihm in kurzen Versen sogar seine gegenwärtigen Fehler vorhielten als auch seine künftigen voraussagten: >>Du gefühlloser Klotz, was willst du, daß ich alles in wenige Worte gedrängt sage? Ich will des Todes sein, wenn dich deine Mutter lieben kann. Du bist kein Ritter. Warum? Du hast keine hunderttausend Denare. Wenn du es ganz genau wissen willst, auch Rhodos war schließlich der Ort deiner Verbannung.
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59-60
Aurea mutasti Saturni saecula, Caesar: incolumi nam te ferrea semper erunt.
Fastidit vinum, quia iam sitit iste cruorem: tarn bibit hunc avide, quam bibit ante merum.
Aspice felicem sibi, non tibi, Romule, Sullam et Marium, si vis, aspice, sed reducem, nec non Antoni civilia bella moventis non semel infectas aspice caede manus, et die: Roma perit! regnavit sanguine multo, ad regnum quisquis venit ab exilio.'
quae primo, quasi ab impatientibus remedi(or)um ac non tarn ex animi sententia quam bile et stomacho fingerentur, volebat accipi dicebatque identidem: 'oderint, dum probent.' dein vera plane certaque esse ipse fecit fidem.
In paucis diebus quam Capreas attigit piscatori, qui sibi 6o Secreturn agenti grandem mullum inopinanter obtulerat,
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Die goldenen Jahrhunderte des Saturn hast du verdorben, Caesar: Denn solange du existierst, werden immer eisern sie sem. Wein will er doch nicht mehr trinken, jetzt nämlich dürstet es ihn nach Blut; das trinkt er jetzt in vollen Zügen, wie vorher er den Wein trank. Sieh, Römer, auf Sulla, der glücklich für sich, nicht für dich war, und sieh dir auch den Marius an, aber erst nach seiner Rückkehr nach Rom; und sieh dir auch die Hände des Antonius an, der die Bürgerkriege entfesselt, sieh dir die Hände an, die wieder und wieder mit Mordblut besudelt sind, und sage: Rom geht zugrunde! Viele sind den Alleinherrschern zum Opfer gefallen, die vom Exil den Schritt zur Herrschaft getan.« Anfangs wollte er, daß diese Verse als Produkt von Leuten angesehen wurden, die sich mit seinen Maßnahmen nicht anfreunden wollten, und daß sie die Verse nicht so sehr gedichtet hätten, weil sie tief und fest davon überzeugt wären, als vielmehr deshalb, weil ihnen die Galle überlief und sie ihrem Unmut Luft machen wollten; und so sagte er zu wiederholten Malen: »Sollen sie mich doch hassen, wenn sie meinen Maßnahmen nur Beifall spenden.« Später hat er dann selbst bewiesen, daß diese Machwerke vollkommen und ohne Zweifel am Platz gewesen waren. Wenige Tage, nachdem er auf Capri von Bord gegangen war, bot ihm, als er sich ganz für sich alleine zurückgezogen
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prefricari eodem pisce faciem iussit, territus quod is a tergo insulae per aspera et devia erepsisset ad se; gratulanti autem inter poenam, quod non et lucustam, quam praegrandein ceperat, obtulisset, lucusta quoque lacerari os imperavit. militem praetorianum ob subreptum e viridiario pavonem capite puniit. in quodam itinere lectica, qua vehebatur, vepribus impedita exploratorem viae, primarum cohortium centurionem, stratum humi paene ad necem verberavit. mox in omne genus crudelitatis erupit numquam deficiente mate- 61 ria, cum primo matris, deinde nepotum et nurus, postremo Seiani familiares atque etiam notos persequeretur; post cuius interitum vel saevissimus extitit. quo maxime apparuit, non tarn ipsum ab Seiano concitari solitum, quam Seianum quaerenti occasiones sumministrasse; etsi commentario, quem de vita sua summatim breviterque composuit, ausus est scribere Seianum se punisse, quod comperisset furere adversus Iiberos Germanici filii sui; quorum ipse alterum suspecto iam, alterum oppresso demum Seiano interemit.
Singillatim crudeliter facta eius exequi longum est; genera, velut exemplaria saevitiae, enumerare sat erit. nullus a
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hatte, ein Fischer eine große Seebarbe unvorhergesehen dar; ihm ließ er eben mit diesem Fisch tüchtig durch das Gesicht fahren; er war nämlich darüber erschrocken, daß der Mann vom hinteren Teil der Insel durch rauhes und unwegsames Gelände zu ihm emporgeklettert war. Und als der Fischer sich noch, während man ihn bestrafte, glücklich schätzte, daß er ihm nicht auch noch die riesige Languste, die er gefangen hatte, dargeboten hatte, befahl er, ihm auch damit das Gesicht zu zerfetzen. Einen Soldaten seiner Leibgarde bestrafte er mit dem Tode, weil er aus seinem Garten einen Pfau gestohlen hatte. Als auf einer Reise die Sänfte, in der er saß, im Dornengestrüpp feststeckte, ließ er den Offizier, der den Weg zu erkunden hatte, zu Boden werfen und fast zu Tode peitschen. Bald erging er sich in Grausamkeiten aller Art; an Gelegenheiten, sie spüren zu lassen, mangelte es ja niemals; so verfolgte er anfangs nur die Freunde und sogar die Bekannten seiner Mutter, darauf die seiner Enkel und seiner Schwiegertochter, zuletzt die des Sejan. Nachdem er ihn aus dem Weg geräumt hatte, zeigte er sich grausam wie noch nie. Daraus dürfte doch ganz klar hervorgehen, daß es nicht Sejan war, der ihn immer und immer wieder zu solchem Verhalten getrieben hat, sondern daß Sejan ihm, der auf der Suche nach passenden Gelegenheiten war, zugearbeitet hat. Dennoch hat er sich sogar erdreistet, in einem Tagebuch, in dem er selbst sein Leben in groben Zügen und mit wenigen Worten darstellt, zu schreiben, er habe Sejan bestraft, weil er erfahren habe, daß er gegen die Kinder seines Sohnes Germanicus wüte; er selbst jedoch hatte den einen Sohn bereits umgebracht, als er den Sejan bereits verdächtigte, den anderen, als er bereits verhaftet war. Seine grausamen Taten einzeln durchzugehen, würde zu weit führen. Es wird hinreichen, sozusagen anhand von Beispielen die Arten seiner Grausamkeit aufzuzählen. Kein Tag
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61,2-61,5
poena hominum cessavit dies, ne religiosus quidem aa sacer; animadversum in quosdam ineunte anno novo. accusati damnatique multi cum liberis atque etiam a liberis suis. interdieturn ne capite damnatos propinqui lugerent. decreta accusatoribus praecipua praemia, nonnumquam et testibus. nemini delatorum fides abrogata. omne crimen pro capitali receptum, etiam paucorum simpliciumque verborum. obiectum est poetae, quod in tragoedia Agamemnonern probris lacessisset; obiectum et historico, quod Brutum Cassiumque ultimos Romanorum dixisset; animadversum statim in auctores scriptaque abolita, quamvis probarentur ante aliquot annos etiam Augusto audiente recitata. quibusdam custodiae traditis non modo studendi solacium ademptum, sed etiam sermonis et conloqui usus. citati ad causam dicendam partim se domi vulneraverunt certi damnationis et ad vexationem ignominiamque vitandam, partim in media curia venenum hauserunt; et tarnen conligatis vulneribus ac semianimes palpitantesque adhuc in carcerem rapti. nemo punitorum non in Gemonias abiectus uncoque tractus, viginti uno die abiecti tractique, inter eos feminae et pueri. immaturae puellae, quia more tradito nefas esset virgines strangulari, vitiatae prius a carnifice, dein strangulatae. mori volentibus vis adhibita vivendi. nam mortem adeo leve
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ging dahin, ohne daß gestraft wurde, nicht einmal ein Festund Feiertag. Es wurden sogar Leuteam Neujahrstag hingerichtet. Viele wurden mit ihren Kindern und sogar von ihren Kindern angeklagt und verurteilt. Es war untersagt, daß Verwandte um zum Tode Verurteilte trauerten. Für die Ankläger setzte man ausnehmend hohe Belohnungen aus, manchmal auch für die Zeugen. Keinem Denunzianten sprach man seine Glaubwürdigkeit ab. Jedes Verbrechen fiel unter die Kapitalverbrechen, selbst wenige und einfach hingesagte Worte wurden mit dem Tode bestraft. Einem Dichter wurde vorgeworfen, daß er in einer Tragödie Agamemnon beschimpft und geschmäht habe. Einem Historiker, daß er Brutus und Cassius die letzten Römer genannt habe. Sofort wurden beide Schriftsteller bestraft und ihre Werke vernichtet, obwohl sie einige Jahre zuvor noch vorgetragen worden waren und Beifall gefunden hatten, damals war Augustus noch als Zuhörer anwesend gewesen. Einigen Inhaftierten wurde nicht nur der Trost wissenschaftlicher Betätigung genommen, sondern auch die Möglichkeit, zu sprechen und sich zu unterhalten. Wurde man vor Gericht geladen, brachte man sich zum Teil zu Hause tödliche Wunden bei, weil man bereits der Verurteilung sicher war und um sich so die Folterung und entehrende Strafe zu ersparen, zum Teil schluckte man mitten in der Kurie Gift. Und doch wurden ihre Wunden verbunden, und sie wurden halbtot und zuckend doch noch ins Gefängnis geschleift. Alle Verurteilten wurden über die Gernonien hinabgestürzt und mit einem Haken geschleift, so erging es zwanzig Personen an einem einzigen Tag, darunter waren Frauen und kleine Jungen. Ganz junge Mädchen wurden zuerst vom Henker geschändet, dann erst erdrosselt, weil es ein schwerer Verstoß gegen das Herkommen gewesen wäre, eine Jungfrau zu erdrosseln. Diejenigen, die freiwillig sterben wollten, wurden
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supplicium putabat, ut cum audisset unum e reis, Carnulum nomine, anticipasse eam, exclamaverit: 'Carnulus me evasit.' et in recognoscendis custodiis precariti cuidam poenae maturitatem respondit: 'nondum tecum in gratiam redii.' annalibus suis vir consularis inseruit, frequenti quodam convivio, cui et ipse affuerit, interrogatum eum subito et clare a quodam nano astante mensae inter copreas, cur Paconius maiestatis reus tarn diu viveret, statim quidem petulantiam linguae obiurgasse, ceterum post paucos dies scripsisse senatui, ut de poena Paconi quam primum statueret.
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Auxit intenditque saevitiam exacerbatus indicio de morte 62 filii sui Drusi. quem cum morbo et intemperantia perisse existimaret, ut tandem veneno interemptum fraude Livillae uxoris atque Seiani cognovit, neque tormentis neque supplicio cuiusquam pepercit, soli huic cognitioni adeo per totos dies deditus et intentus, ut Rhodiensem hospitem, quem familiaribus litteris Romam evocarat, advenisse sibi nuntiatum torqueri sine mora iusserit, quasi aliquis ex necessariis quaestioni adesset, deinde errore detecto et occidi, ne vulgaret iniuriam. carnificinae eius ostenditur locus Capreis, 2
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gezwungen, weiter zu leben. Denn er hielt den Tod für eine so gelinde Strafe, daß er auf die Nachricht hin, ein Angeklagter namens Carnulus habe den Tod vorweggenommen, ausrief: »Carnulus ist mir entwischt.>Vater des Vaterlandes« mit äußerster Hartnäckigkeit von sich gewiesen und nicht zugelassen, daß man auf seine Taten schwöre. Denn später sollte ihn nicht die noch größere Schande treffen, daß man ihn solcher Ehren für unwürdig befinde. Ja,_ das kann man aus seiner Rede, die er über beide Punkte gehalten hat, wirklich herauslesen; so wenn er sagt, er werde sich selbst immer gleich bleiben und seinen Charakter niemals ändern, solange er noch klar bei Verstande sei. Aber man müsse sich wegen des beispielhaften Charakters vorsehen, daß der Senat sich nicht auf die Handlungen eines Mensehen verpflichte, da dieser sich durch irgendeinen Zufall ändern könne. Und an einer anderen Stelle sagt er noch einmal: »Solltet ihr einmal an meinem Charakter und meiner Treue zu euch Zweifel haben - bevor es so weit kommt, wünsche ich mir, daß mir durch den Tod erspart bleibt, miterleben zu müssen, daß ihr eure Meinung über mich ändert -,wird für mich der Titel >Vater< keine weitere Ehrung sein, euch aber wird man entweder unüberlegtes Handeln vorhalten, weil ihr mir diesen Beinamen verliehen habt, oder Wankelmütigkeit, weil ihr eure Meinung ins Gegenteil verkehrt habt.« Sein Körper war ansehnlich und kräftig, von der Statur her lag er etwas über Normalgröße; Schultern und Brust waren breit, auch die übrigen Gliedmaßen bis hin zu den
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bris usque ad imos pedes aequalis et congruens; stmstra manu agiliore ac validiore, articulis ita firmis, ut recens et integrum malum digito terebraret, caput pueri vel etiam adulescentis talitro vulneraret. colore erat candido, capillo pone occipitium summissiore ut cervicem etiam obtegeret, quod gentile in illo videbatur; facie honesta, in qua tarnen crebri et subiti tumores, cum praegrandibus oculis et qui, quod mirum esset, noctu etiam et in tenebris viderent, sed ad breve et cum primum e somno patuissent; deinde rursum hebescebant. incedebat cervice rigida et obstipa, adducto fere vultu, plerumque tacitus, nullo aut rarissimo etiam cum proximis sermone eoque tardissimo, nec sine molli quadam digitorum gesticulatione. quae omnia ingrata atque arrogantiae plena et animadvertit Augustus in eo et excusare temptavit saepe apud senatum ac populum professus naturae vitia esse, non animi. valitudine prosperrima usus est, tempore quidem principatus paene toto prope inlaesa, quamvis a tricesimo aetatis anno arbitratu eam suo rexerit sine adiumento consiliove medicorum.
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Circa deos ac religiones neglegentior, quippe addictus 69 mathematicae plenusque persuasionis cuncta fato agi, toni-
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Füßen standen im rechten Verhältnis zueinander und waren gut proportioniert. Seine linke Hand war beweglicher und kräftiger und ihre Gelenke so stark, daß er einen frisch gepflückten und kernigen Apfel mit einem Finger durchbohren und den Kopf eines Jungen oder sogar eines jungen Mannes durch das Schnellen mit den Fingern verwunden konnte. Er hatte eine weiße Haut, sein Haar trug er am Hinterkopf so lang, daß es auch noch den Nacken bedeckte; hier schien er die Familientradition fortzusetzen. Er hatte edle Gesichtszüge, doch zeigten sich im Gesicht sehr oft und plötzlich Geschwulste, er hatte sehr große Augen und konnte damit, und das ist merkwürdig, sogar bei Nacht und in der Dunkelheit sehen, aber nur ganz kurz und wenn er sie unmittelbar nach dem Schlaf öffnete. Dann begann ihre Sehkraft wieder schwächer zu werden. Er ging immer mit steifem, nach hinten gebogenem Nacken, fast immer machte er ein ernstes Gesicht, und meistens war er schweigsam, selbst mit seiner nächsten Umgebung sprach er kein Wort oder nur ganz selten, und auch dann sehr bedächtig, und dabei gestikulierte er immer ganz leicht mit den Fingern. Alle diese unangenehmen und dazu noch recht anmaßenden Verhaltensweisen hat bereits Augustus an ihm getadelt und oft beim Senat und beim Volk damit zu entschuldigen versucht, daß er erklärte, es seien ihm zur Natur gewordene schlechte Gewohnheiten, aber keine Charakterfehler. Er war immer kerngesund, und das blieb so fast während seiner ganzen Regierungszeit, obwohl er seit seinem dreißigsten Lebensjahr selbst entschied, was für seine Gesundheit gut und recht war, ohne daß er ärztliche Hilfe und Rat einholte. Den Göttern und religiösen Obliegenheiten gegenüber zeigte er sich recht gleichgültig, zumal er sich ganz der Astrologie verschrieben hatte und fest davon überzeugt war, daß alles vom Schicksal bestimmt werde. Dennoch schreck-
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trua tarnen praeter modum expavescebat et turbatiore caelo numquam non coronam lauream capite gestavit, quod fulmine afflari negetur id genus frondis. Artes liberales utriusque generis studiosissime coluit. in 70 oratione Latina secutus est Corvinum Messalam, quem senem adulescens observarat. sed adfectatione et morositate nimia obscurabat stilum, ut aliquanto extempore quam a cura praestantior haberetur. composuit et carmen lyri- 2 cum, cuius est titulus 'conquestio de morte L. Caesaris'. fecit et' Graeca poemata imitatus Euphorionem et Rhianum et Parthenium, quibus poetis admodum delectatus scripta omnium et imagines publicis bibliothecis inter veteres et praecipuos auctores dedicavit; et ob hoc plerique eruditorum certatim ad eum multa de his ediderunt. maximetarnen 3 curavit notitiam historiae fabularis usque ad ineptias atque derisum; nam et grammaticos, quod genus hominum praecipue, ut diximus, appetebat, eius modi fere quaestionibus experiebatur: quae mater Hecubae, quod Achilli nomen inter virgines fuisset, quid Sirenes cantare sint solitae. et quo primum die post excessum Augusti curiam intravit, quasi pietati simul ac religioni satis facturus Minonis exemplo ture quidem ac vino verum sine tibicine supplicavit, ut ille olim in morte filii. sermone Graeco quamquam alioqui 71
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te er über alle Maßen auf, wenn es donnerte, und wenn sich am Himmel Anzeichen von Wetterverschlechterungen zeigten, trug er immer einen Lorbeerkranz auf dem Kopf, weil man sagt, in dieses Laub fahre der Blitz nicht ein. Die freien Künste pflegte er in beiden Sprachen sehr eifrig. In der lateinischen Redekunst war Corvinus Messala sein Vorbild; ihn hatte er schon als junger Mann verehrt; damals war Corvinus bereits ein alter Mann gewesen. Aber durch seine gekünstelte und allzu pedantische Ausdrucksweise waren seine Reden immer schwer verständlich, so daß man seine Reden aus dem Stegreif höher schätzte als die, die er ausgearbeitet hatte. Er verfaßte auch ein lyrisches Gedicht mit dem Titel »Klage über L. Caesars Tod«. Auch griechische Gedichte schrieb er und ahmte dabei den Euphorion, Rhianos und Parthenios nach, an denen er so große Freude hatte, daß er die Schriften und Bildnisse dieser Drei zwischen den alten Größen unter den Dichtern aufstellen ließ. Das war auch der Grund dafür, daß recht viele Gelehrte über diese Drei um die Wette viel publizierten und ihm ihre Werke widmeten. Doch am meisten vertiefte er sich in die Mythologie, das ging bis hin zu Phantastereien und bis ins Lächerliche. Denn auch die Grammatiker, mit denen er, wie wir bereits festgestellt haben, ganz gerne zu tun hatte, stellte er mit Fragen etwa wie diesen auf die Probe: wer die Mutter der Hekuba gewesen sei, wie Achill bei den Mädchen geheißen habe, was für Lieder die Sirenen gesungen hätten. Und an dem Tag, an dem er zum ersten Mal nach dem Tode des Augustus wieder die Kurie betrat, brachte er, wohl um zugleich der Sohnespflicht als auch einer religiösen Obliegenheit genug zu tun, nach dem Vorbild des Minos ein Weihrauch- und Weinopfer dar, allerdings ohne daß dabei ein Flötenspieler aufspielte; Minos hatte einst dasselbe beim Tod seines Sohnes getan. Obwohl er sich gewandt und leicht
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promptus et facilis, non tarnen usque quaque usus est abstinuitque maxime in senatu; adeo quidem, ut monopolium nominaturus veniam prius postularet, quod sibi verbo peregrino utendum esset. atque etiam cum in quodam decreto patrum EJ.tßATJJ.t<X recitaretur, commutandam censuit vocem et pro peregrina nostratem requirendam aut, si non reperiretur, vel pluribus et per ambitum verbarum rem enuntiandam. militem quoque Graece testimonium interrogatum nisi Latino respondere vetuit.
Bis omnino toto secessus tempore Romam redire conatus, 72 semel triremi usque ad proximos naumachiae hortos subvectus est disposita statione per ripas Tiberis, quae obviam prodeuntis submoveret, iterum Appia usque ad septimum lapidem; sed prospectis modo nec aditis urbis moenibus rediit, primo incertum qua de causa, postea ostento territus. erat ei in oblectamentis serpens draco, quem ex consuetu- 2 dine manu sua cibaturus cum consumptum a formicis invenisset, monitus est ut vim multitudinis caveret. rediens ergo propere Campaniam Asturae in languorem incidit, quo paulum levatus Cerceios pertendit. ac ne quam suspicionem
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im Gespräch auf Griechisch ausdrücken konnte, bediente er sich des Griechischen nicht bei jeder Gelegenheit, und ganz besonders im Senat sprach er nicht Griechisch. Das ging sogar soweit, daß er, weil er nicht umhin komme, ein Fremdwort zu gebrauchen, um Nachsicht bat, das Wort »Monopol« verwenden zu dürfen. Ja, als in einem Senatsbeschluß einmal das Wort »Emblem« fiel, war er sogar der Meinung, das Wort gehöre abgeändert, und es müsse nach einem entsprechenden in der lateinischen Sprache gesucht werden und, sollte man keines finden, müsse der Sachverhalt eben durch mehrere und umschreibende Begriffe ausgedrückt werden. Einem Soldaten, der auf griechisch als Zeuge befragt wurde, verbot er zu antworten, es sei denn er antworte auf lateinisch. Nur zweimal machte er während der ganzen Zeit, die er fern von Rom lebte, den Versuch, nach Rom zurückzukehren: das eine Mal fuhr er auf einem Dreiruderer bis in die unmittelbare Nähe der Gärten bei der Naumachie; vorher hatten an den Ufern des Tiber Soldaten Posten bezogen, die Leute wegschicken sollten, die ihnen aus der Stadt entgegenkamen. Das zweite Mal kam er auf der Via Appia bis zum siebten Meilenstein an die Stadt heran. Aber beide Male sah er sich die Mauern der Stadt von außen an und betrat die Stadt nicht, sondern machte kehrt. Beim ersten Mal war nicht klar, warum er das tat. Das zweite Mal schreckte ihn ein Vorzeichen ab. Zum Zeitvertreib hielt er sich eine recht große Schlange; als er diese wie gewöhnlich eigenhändig füttern wollte, fand er sie von Ameisen verzehrt vor; das war für ihn eine Warnung, sich vor der gewalttätigen Menge zu hüten. Er kehrte also eilends nach Kampanien zurück, und in Astura verfiel er in Depressionen; als er sich davon ein wenig erholt hatte, setzte er seine Reise bis Circei fort. Damit man erst gar nicht zu munkeln anfange, er habe keine
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infirmitatis daret, castrensibus ludis non tantum interfuit, sed etiam missum in harenam aprum iaculis desuper petit; statimque latere convulso et, ut exaestuarat, afflatus aura in graviorem recidit morbum. sustentavit tarnen aliquamdiu, quamvis Misenum usque devectus nihil ex o:rdine cotidiano praetermitteret, ne convivia quidem aut ceteras voluptates partim intemperantia partim dissimulatione. nam Chariclen medicum, quod commeatu afuturus e convivio egrediens manum sibi osculandi causa apprehendisset, existimans temptatas ab eo venas, rerpanere ac recumbere hortatus est cenamque protraxit. nec abstinuit consuetudine quin tune quoque instans in medio triclinio astante lictore singulos valere dicentis appellaret. interim cum in actis 73 senatus legisset dimissos ac ne auditos quidem quosdam reos, de quibus strictim et nihil aliud quam nominatos ab indice scripserat, pro contempto se habitum fremens repetere Capreas quoquo modo destinavit, non temere quicquam nisi ex tuto ausurus. sed tempestatibus et ingravescente vi morbi retentus paulo post obiit in villa Lucullana octavo et septuagesimo aetatis anno, tertio et vicesimo imperii, XVII. Kal. Ap. Cn. Acerronio Proculo C. Pontio Nigr(in)o conss.
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Kraft mehr, war er bei den Lagerspielen nicht nur anwesend, sondern warf sogar von seinem Sitz herab mit Wurfspießen auf einen Eber, den man in die Arena gelassen hatte. Sofort spürte er einen stechenden Schmerz in der Seite und bekam, durchgeschwitzt wie er war, Zugluft mit und erlitt einen recht schweren Rückfall. Dennoch überstand er die Krankheit eine Zeitlang, obwohl er bis nach Misenum weitersegelte und nichts von seinem täglichen Pensum ausließ, nicht einmal Gelage und andere Vergnügungen, teils weil er ohne Maß und Ziel war, teil weil er sich etwas vormachte. Denn seinen Arzt Charikles, der seinen Urlaub antreten wollte und deswegen von der Tafel aufgestanden war und seine Hand zum Kuß ergriffen hatte, mahnte er in dem Glauben, er habe seinen Puls fühlen wollen, noch zu bleiben und wieder bei Tisch Platz zu nehmen, und so verlängerte er das Mahl. Ja, er gab damals sogar seine Gewohnheit nicht auf, sich mitten im Speisezimmer mit einem Liktor an der Seite hinzustellen und jedem, der sich verabschiedete, persönlich »Lebe wohl« zu sagen. Als er in der Zwischenzeit in den Protokollen der Senatssitzungen gelesen hatte, daß man einige Angeklagte entlassen und nicht einmal verhört hatte, über die er nur eine ganz kurze schriftliche Notiz geschickt hatte und nichts mehr, als daß man ihm ihre Namen hinterbracht habe, war er über diese Geringschätzung, mit der man ihn behandelte, unwirsch und fest entschlossen, auf alle Fälle nach Capri zurückzugehen; denn es schien ihm angebracht, dagegen nur etwas nach reiflicher Überlegung und aus sicherer Entfernung zu unternehmen. Aber Stürme und die schlimmer werdende Krankheit ließen ihn nicht fortkommen, und so starb er wenig später in der Villa Lucullana im achtundsiebzigsten Lebensjahr, im dreiundzwanzigsten Jahr seiner Regierung, am 16. März, im Konsulatsjahr des Cn. Acerronius Proculus und des C. Pontius Nigrinus.
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Sunt qui putent venenum ei a Gaio datum lentum atque tabificum; alii, in remissione fortuitae febris cibum desideranti negatum; nonnulli, pulvinum iniectum, cum extractum sibi deficienti anulum mox resipiscens requisisset. Seneca eum scribit intellecta defectione exemptum anulum quasi alicui traditurum parumper tenuisse, dein rursus aptasse digito et compressa sinistra manu iacuisse diu immobilem; subito vocatis ministris ac nemine respondente consurrexisse nec procul a lectulo deficientibus viribus concidisse.
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Supremo natali suo Apollinem Temenitem et amplitudinis 74 et artis eximiae, advectum Syracusis ut in bibliotheca templi novi poneretur, viderat per quietem affirmantem sibi non posse se ab ipso dedicari. et ante paucos quam obiret dies, turris Phari terrae motu Capreis concidit. ac Miseni cinis e favilla et carbonibus ad calficiendum triclinium inlatis, extinctus iam et diu frigidus, exarsit repente prima vespera atque in multam noctem pertinaciter luxit.
Morte eius ita laetatus est populus, ut ad primum nuntium 75 discurrentes pars: 'Tiberium in Tiberim!' clamitarent, pars
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Einige sind der Ansicht, Gaius habe ihm Gift gegeben, das ihn ganz langsam und allmählich hinsiechen ließ. Es gibt allerdings auch Stimmen, die behaupten, man habe ihm die Nahrung verweigert, als einmal das unerwartet aufgetretene Fieber zurückging. Einige meinen auch, man habe ihn mit einem Kissen erstickt, als er wieder zu sich kam und dann auch den Ring zurückverlangte, den man ihm, da seine Kräfte im Schwinden waren, bereits abgezogen hatte. Seneca schreibt, er habe, als er seine Ende kommen sah, den Ring vom Finger gestreift, als wolle er ihn jemandem übergeben, und ihn kurz in der Hand gehalten, dann aber habe er ihn wieder an den Finger gesteckt und habe die Linke zusammengepreßt und sei so lange unbeweglich dagelegen. Plötzlich habe er nach seinen Dienern verlangt, niemand aber habe geantwortet; da sei er aufgestanden, und nicht weit vom Bett sei er entkräftet zusammengebrochen. An seinem letzten Geburtstag war ihm, als er sich zur Ruhe niedergelegt hatte, der Temenitische Apollo, eine ungemein große und kunstvolle Statue, die er aus Syrakus hatte nach Rom schaffen lassen, um sie in der Bibliothek eines neuen Tempels aufzustellen, erschienen und hatte ihm ganz klar gesagt, er werde von ihm nicht als Weihgeschenk aufgestellt werden können. Und wenige Tage vor seinem Tod stürzte auf Capri der Leuchtturm infolge eines Bebens zusammen. Und in Misenum fing die Asche aus der Loderasche und den Kohlestücken, die man zum Aufwärrrien ins Speisezimmer getragen hatte, obwohl sie bereits gelöscht und schon längst erkaltet war, plötzlich am frühen Abend wieder Feuer und glühte hell bis tief in die Nacht, ohne zu verlöschen. Darüber, daß er tot war, freute sich das Volk so sehr, daß man in alle Himmelsrichtungen auseinanderlief, sobald man von seinem Tod erfahren hatte, und einige den Ruf anstimm-
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Terram matrem deosque Manes orarent, ne mortuo seclern ullam nisi inter impios darent, alii uncum et Gemonias cadaveri minarentur, exacerbati super memoriam pristinae crudelitatis etiam recenti atrocitate. nam cum senatus consulto cautum esset, ut poena damnatorum in decimum semper diem differretur, forte accidit ut quorundam supplicii dies is esset, quo nuntiatum de Tiberio erat. hos implorantis hominum fidem, quia absente adhuc Gaio nemo extabat qui adiri interpellarique posset, custodes, ne quid adversus constitutum facerent, strangulaverunt abieceruntque in Gemonias. crevit igitur invidia, quasi etiam post mortem tyranni saevitia permanente. corpus ut moveri a Miseno coepit, conclamantibus plerisque Atellam potius deferendum et in amphitheatro semiustilandum, Romam per milites deportatum est crematumque publico funere.
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Testamenturn duplex ante biennium fecerat, alterum sua, 76 alterum liberti manu, sed eodem exemplo, obsignaveratque etiam humillimorum signis. eo testamento heredes aequis partibus reliquit Gaium ex Germanico etTiberium ex Druso
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i:en: »Tiberius in den Tiber!« Andere riefen die Mutter Erde und die Götter der Unterwelt an, ihm keine Wohnstätte zu geben, und wenn sich das nicht vermeiden lasse, dann nur dort, wo die Gottlosen wohnten. Andere wiederum drohten dem Leichnam Haken und Gernonien an; denn sie waren nicht nur aufgebracht bei der Erinnerung an seine altbekannte Grausamkeit, sondern auch noch über eine Scheußlichkeit, die erst unlängst passiert war. Denn weil durch einen Senatsbeschluß sicher gestellt war, daß die Be~ strafung der Verurteilten stets um zehn Tage ausgesetzt war, traf es sich zufällig, daß die Hinrichtung einiger Verurteilter genau auf den Tag fiel, an dem die Nachricht vom Ableben des Tiberius in Rom eintraf. Diese flehten die Menschen um ihren Beistand an; da Gaius noch nicht da war und es niemanden gab, an den man sich hätte wenden und bei dem man mit seinen Bitten hätte vorstellig werden können, erdrosselten die Wächter, um nichts entgegen dem Beschluß zu tun, die Verurteilten und warfen sie die Gernonien hinab. Also wurde der Haß nur noch größer, schien es doch so, als sei es auch nach dem Tode des Tyrannen nicht vorbei mit seiner Grausamkeit. Als sich der Leichenzug von Misenum aus in Bewegung zu setzen begann, wurde von vielen Seiten die Forderung laut, man solle ihn lieber nach Atella bringen und im Amphitheater halb verbrennen; doch mit Hilfe der Soldaten schaffte man den Leichnam nach Rom und äscherte ihn bei einem Staatsbegräbnis ein. Er hatte vor zwei Jahren ein Testament in doppelter Ausfertigung gemacht; das eine hatte er selbst geschrieben, das andere ein Freigelassener, inhaltlich waren beide Ausführungen identisch. Leute ganz niederen Standes hatten mit ihrem Zeichen das Testament gegengezeichnet. In diesem Testament bestimmte er seine Enkel Gaius, den Sohn des Germanicus, und Tiberius, den Sohn des Drusus, als Erben
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nepotes substituitque in vicem; dedit et legata plerisque, inter quos virginibus Vestalibus, sed et militibus universis plebeique Romanae viritim atque etiam separatim vicorum magistris.
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zu gleichen Teilen und zu Erben auf Gegenseitigkeit. Er gab auch Legate an sehr viele Leute, unter anderem an die Vestalischen Jungfrauen, aber auch an die Soldaten in ihrer Gesamtheit und jeden einzelnen aus dem einfachen Volk von Rom und sogar noch ein Extralegat an die Vorsteher der Bezirke.
Liber IV C. CALIGULA
Germanicus, C. Caesaris pater, Drusi et minoris Antoniae r filius, a Tiberio patruo adoptatus, quaesturam quinquennio ante quam per leges liceret et post eam consulatum statim gessit, missusque ad exercitum in Germaniam, excessu Augusti nuntiato, Iegiones universas imperatorem Tiberium pertinacissime recusantis et sibi summam rei p. deferentis irrcerturn pietate an constantia maiore compescuit atque hoste mox devicto triumphavit. consul deinde iterum crea- 2 tus ac prius quam honorem iniret ad componendum Orientis statum expulsus, cum Armeniae regem dedisset, Cappadociam in provinciae formam redegisset, annum agens aetatis quartum et tricensimum diuturno morbo Antiochiae obiit, non sine veneni suspicione. nam praeter livores, qui toto corpore erant, et spumas, quae per os fluebant, cremati quoque cor inter ossa incorruptum repertum est, cuius ea natura existimatur, ut tinctum veneno igne confici nequeat.
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Germanicus, der Vater des C. Caesar, der Sohn des Drusus und Antonia der Jüngeren, wurde von Tiberius, seinem Onkel väterlicherseits, adoptiert. Er war Quaestor vor der Zeit, die das Gesetz zubilligt; und unmittelbar im Anschluß an die Quaestur bekleidete er das Konsulat. Man schickte ihn zum Heer, das in Germanien stationiert war; als die Nachricht vom Tode des Augustus eintraf, haben alle Legionen ohne Ausnahme Tiberius als Kaiser sehr entschieden abgelehnt und ihm diese Position im Staate angetragen; Germanicus hielt diese Bestrebungen in Schranken, wobei ungewiß ist, ob er das aus Loyalität tat oder mehr deswegen, weil es für ihn keine Versuchung darstellte; bald darauf besiegte er den Feind völlig und feierte seinen Triumph. Danach wurde er zum zweiten Male zum Konsul gewählt; doch bevor er das Amt antreten konnte, nötigte man ihn, Rom zu verlassen, damit er im Orient die politischen Verhältnisse wieder in Ordnung bringe. Nachdem er Armenien einen König gegeben und Kappadokien zur f-rov~c(~macht hatcH-e~riAavtefii!lg · ss·u/'~.~L · A ntloc · h'1a m · sememl\11'1: · te, starb er m 4:n ebensjahr an einer langwierigen Krankheit; daß man einen Giftmord argwöhnte, blieb nicht aus. Einmal abgesehen von den blauen und schwarzen Flecken, die sich am ganzen Körper fanden, und dem Schaum, der ihm vor den Mund trat, fand man nämlich nach der Verbrennung des Leichnams zwischen den Gebeinen auch noch sein Herz unversehrt. Man glaubt, daß das Herz von Natur aus so beschaffen sei, daß es, mit Gift getränkt, durch Feuer nicht aufgezehrt werden kann. Man nimmt an, daß er durch den
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obiit autem, ut opinio fuit, fraude Tiberi, ministerio et opera 2 Cn. Pisonis, qui sub idem tempus Syriae praepositus, nec dissimulans offendendum sibi aut patrem aut filium, quasi plane ita necesse esset, etiam aegrum Germanicum gravissimis verborum ac rerum acerbitatibus nullo adhibito modo adfecit; propter quae, ut Romam rediit, paene discerptus a populo, a senatu capitis damnatus est. omnes Germanico 3 corporis animique virtutes, et quantas nemini cuiquam, contigisse satis constat: formam et fortitudinem egregiam, ingenium in utroque eloquentiae doctrinaeque genere praecellens, benivolentiam singularem conciliandaeque hominum gratiae ac promerendi amoris mirum et efficax studium. formae minus congruebat gracilitas crurum, sed ea quoque paulatim repleta assidua equi vectatione post cibum. hostem comminus saepe percussit. oravit causas 2 etiam triumphalis; atque inter cetera studiorum monimenta reliquit et comoedias Graecas. domi forisque civilis, libera ac foederata oppida sine lictoribus adibat. sicubi clarorum virorum sepulcra cognosceret, inferias Manibus dabat. caesorum clade Variana veteres ac dispersas reliquias uno tumulo humaturus, colligere sua manu et comportare primus adgressus est. obtrectatoribus etiam, qualescumque et 3 quantacumque de causa nanctus esset, lenis adeo et inno-
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heimtückischen Anschlag des Tiberius dahinschied; Cn. Piso, der damals Statthalter von Syrien war, leistete ihm mit Rat und Tat Hilfe; der machte auch keinen Hehl daraus, daß er entweder den Vater oder den Sohn gegen sich aufbringen müsse, das sei sozusagen unumgehbar; so ging er hin und kränkte Germanicus, sogar als er schon erkrankt war, in Wort und Tat aufs bitterste; dabei kannte er keine Grenzen. Deswegen hätte ihn bei seiner Rückkehr nach Rom das Volk fast zerfetzt; der Senat verurteilte ihn zum Tode. Es kann als gesichert gelten, daß Germanicus alle körperlichen und geistigen Vorzüge in einem Ausmaß zuteil geworden waren, wie niemandem sonst jemals: Er. war ausnehmend schön und tapfer, ausgenommen talentiert auf dem Gebiet der griechischen und römischen Beredsamkeit und gelehrten Bildung, er zeigte einzigartige Güte und war ausnehmend und erfolgreich darum bemüht, sich die Gunst der Menschen und ihre Liebe zu gewinnen. Zu seiner Gestalt wollten nicht so recht seine Stöckelbeine passen; aber auch die wurden mit der Zeit voller, weil er nach dem Essen immer ausritt. Oft tötete Germanicus den Feind im Nahkampf. Reden vor Gericht hielt er auch noch, nachdem er den Triumph abgehalten hatte. Er hinterließ neben anderen Zeugnissen seiner wissenschaftlichen Beschäftigung auch griechische Komödien. Zu Hause und in der Stadt war er immer leutselig; freie und verbündete Städte besuchte er immer, ohne daß ihn Liktoren begleiteten. Wo immer er Grabmäler berühmter Männer besuchte, brachte er den Geistern der Verstorbenen ein Totenopfer dar. Er wollte die alten, überall verstreut herumliegenden Überreste der in der Varusschlacht Gefallenen in einem Grabhügel bestatten, also machte er sich als erster daran, eigenhändig die Leichenteile zu sammeln und zusammenzutragen. Seinen Gegnern gegenüber, ganz gleich wer es war und was sie bewogen hatte, war er so milde und
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xius, ut Pisoni deereta sua reseindenti dientelas di[ u]vexanti non prius suseensere in animum induxerit, quam venefieiis quoque et devotionibus impugnari se eomperisset; ae ne tune quidem ultra progressus, quam ut amieitiam ei more maiorum renuntiaret mandaretque domestieis ultionem, si quid sibi aeeideret. quarum virtutum fruetum uberrimum 4 tulit, sie probatus et dileetus a suis, ut Augustus - omitto enim neeessitudines reliquas - diu eunetatus an sibi sueeessorem destinaret, adoptandum Tiberio dederit; sie vulgo favorabilis, ut plurimi tradant, quotiens aliquo adveniret vel sieunde diseederet, prae turba oeeurrentium prosequentiumve nonnumquam eum diserimen vitae adisse, e Germania vero post eompressam seditionem revertenti praetorianas eohortes universas prodisse obviam, quamvis pronuntiatum esset, ut duae tantum modo exirent, populi autem Romani sexum, aetatem, ordinem omnem usque ad vieesimum lapidem effudisse se. tarnen Ionge maiora et firmiora de eo iudi- 5 eia in morte ae post mortem extiterunt. quo defunetus est die, lapidata sunt templa, subversae deum arae, Lares a quibusdam familiares in publieum abieeti, partus eoniugum expositi. quin et barbaros ferunt, quibus intestinum. quibusque adversus nos bellum esset, velut in domestieo eom-
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wollte ihnen nichts Böses, daß er erst dann gegen Piso, obwohl dieser doch s.eine Dekrete aufgehoben und seinen Klienten übel mitgespielt hatte, zornig wurde, als er erfahren hatte, daß er ihm mit Giftgetränken und Verwünschungen nach dem Leben trachtete. Und auch jetzt ging er nur so weit, daß er ihm nach alter Sitte die Freundschaft aufkündigte und denjenigen, die mit ihm im Palast zusammenlebten, auftrug, ihn zu rächen, wenn ihm etwas zustoßen sollte. Diese guten Eigenschaften zeigten sehr große Wirkung; so waren die Seinen voll und ganz mit ihm zufrieden und liebten ihn, so daß Augustus -von dem Rest der Familie will ich hier erst gar nicht reden -lange zögerte, ob er ihn nicht zu seinem Nachfolger bestimmen solle; doch er ließ ihn von Tiberius adoptieren. Das Volk hatte er dermaßen auf seiner Seite, daß, wie die meisten überliefern, er manchmal, wenn er irgendwo ankam oder von irgendwo aufbrach, vor lauter Menschen, die ihm entgegeneilten oder ihn geleiteten, um sein Leben fürchten mußte und ihm bei seiner Rückkehr aus Germanien, wo er soeben einen Aufstand unterdrückt hatte, alle Praetorianerkohorten ohne Ausnahme aus der Stadt entgegeneilten; und diestrotzseines Befehls, daß höchstens zwei die Stadt verlassen durften; auch das römische Volk, Männer wie Frauen, alle strömten sie, ob alt oder jung, egal welchem Stand sie angehörten, bis zum zwanzigsten Meilenstein aus der Stadt ihm entgegen. Doch die Urteile über ihn bei und nach seinem Tod waren noch beträchtlich ehrenvoller und bestätigten dies alles. An dem Tag, an dem er verstarb, wurden Steine gegen die Tempel geschleudert, wurden Altäre der Götter umgestürzt, von einigen Leuten wurden die Laren auf die Straße geworfen, Kinder, die an diesem Tag zur Welt gekommen waren, wurden ausgesetzt. Ja, sogar die Barbaren, die sich in Kriegen untereinander oder mit uns befanden, sollen sich zu einer Kampfpause entschlossen ha-
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munique maerore consensisse ad indutias; regulos quosdam barbam posuisse et uxorum capita rasisse ad indicium maximi luctus; regum etiam regem et exercitatione venandi et convictu megistanum abstinuisse, quod apud Parthos iusti(ti) instar est. Romae quidem, cum ad primam famam 6 valitudinis attonita et maesta civitas sequentis nuntios opperiretur, et repente iam vesperi incertis auctoribus convaluisse tandem percrebruisset, passim cum luminibus et victimis in Capitolium concursum est ac paene revolsae templi fores, ne quid gestientis vota reddere moraretur, expergefactus e somno Tiberius gratulantium vocibus atque undique concinentium:
'salva Roma, salva patria, salvus est Germanicus.' et ut demum fato functum palam factum est, non solaciis 2 ullis, non edictis inhiberi luctus publicus potuit duravitque etiam perfestos Decembris mensis dies. auxit gloriam desideriumque defuncti et atrocitas insequentium temporum, cunctis nec temere opinantibus reverentia eius ac metu repressam Tiberi saevitiam, quae mox eruperit. habuit in 7 matrimonio Agrippinam, M. Agrippae et Iuliae filiam, et ex ea novem Iiberos tulit: quorum duo infantes adhuc rapti,
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ben, als wenn sie einen der Ihren zu beklagen hätten und mit uns zusammen trauerten. Einige Könige kleinerer Länder sollen sich zum Zeichen tiefster Trauer den Bart abnehmen und ihren Frauen die Köpfe haben kahl scheren lassen. Sogar der König der Könige ist nicht auf dieJagdgegangen und hat an den Diners seiner Großen nicht teilgenommen; das bedeutet bei den Parthern soviel wie bei uns der Stillstand der Gerichte. In Rom aber waren die Bürger bei der ersten Nachricht von seiner Erkrankung wie betäubt und traurig und warteten auf weitere Nachrichten; schließlich verbreitete sich am Abend plötzlich überall das Gerücht - man weiß nicht, wer die Fäden zog - er sei wieder auf dem Wege der Besserung; man lief in großem Durcheinander mit Fakkeln und Opfertieren auf das Kapitol; dabei wären fast die Tempeltüren aus den Angeln gehoben worden, denn nichts sollte die Leute, die nichts anderes im Kopfe hatten, als ihre Gelübde einzulösen, aufhalten. Tiberius wurde aus dem Schlaf gerissen durch die Rufe derjenigen, die ihrer Freude freien Lauf ließen und überall sangen: »Gerettet ist Rom, gerettet das Vaterland, wohlbehalten ist Germanicus.« Als aber endlich bekannt wurde, er sei durch die Fügung des Schicksals gestorben, konnte man die allgemeine Trauer durch kein Wort des Trostes und auch nicht durch Edikte hemmen; sie hielt auch über die Festtage im Dezember an. Der Ruhm und die Sehnsucht nach dem Verstorbenen wurden durch die Not der folgenden Jahre noch größer. Nicht ohne Grund nämlich waren alle der Meinung, Tiberius habe seine Grausamkeit, die bald ans Licht kam, nur aus Achtung vor Germanicus und aus Furcht unterdrückt. Verheiratet war Germanicus mit Agrippina, der Tochter des M. Agrippa und der Iulia; mit ihr hatte er neun Kinder. Zwei dieser Kin-
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unus iam puerascens insigni fescivitate, cuius effigiem habitu Cupidinis in aede Capitolinae Veneris Livia dedicavit, Augustus in cubiculo suo positam, quotiensque introiret, exosculabatur; ceteri superstites patri fuerunt, tres sexus feminini, Agrippina Drusilla Livilla, continuo triennio natae; totidem mares, Nero et Drusus et C. Caesar. Neronem et Drusum senatus Tiberio criminante hostes iudicavh.
C. Caesar natus est pridie Kai. Sept. patre suo et C. Fon- 8 teio Capitone coss. ubi natus sit, incertum diversitas tradentium facit. Cn. Lentulus Gaetulicus Tiburi genitum scribit, Plinius Secundus in Treveris vico Ambitarvio supr~ Confluentes; addit etiam pro argumento aras ibi ostendi inscriptas OBAGRIPPINAEPUERPERIUM. versiculi imperante mox eo divulgati apud hibernas Iegiones procreatum indicant:
'in castris natus, patriis nutritus in armis, iam designati principis omen erat.'
ego in accis Anti editum invenio. Gaetulicum refellit Plinius , quasi mencitum per adulationem, ut ad Iaudes iuvenis gloriosique principis aliquid eciam ex urbe Herculi sacra sume-
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der starben bereits, als sie noch ganz klein waren, eines, als es gerade ins Knabenalter kam; dieses war ein solcher Sonnenschein, daß Livia sein Bild als Cupido im Tempel der Kapitolinischen Venus weihte. Ein Exemplar stand im Schlafzimmer des Augustus; der küßte es jedesmal, wenn er eintrat. Die anderen Kinder haben den Vater überlebt, die drei Töchter Agrippina, Drusilla und Livilla; sie waren alle drei innerhalb von drei Jahren hintereinander zur Welt gekommen; er hatte ebenso viele Söhne, nämlich den Nero, Drusus und C. Caesar. Nero und Drusus erklärte der Senat zu Staatsfeinden, da Tiberius Anklage erhob. C. Caesar wurde am einunddreißigsten August geboren; und zwar in demJ ahr, in dem sein Vater und C. Fonteius Capito Konsuln waren. Über seinen Geburtsort läßt sich nichts Genaues sagen, da die Angaben hierüber vollkommen widersprüchlich sind. Cn. Lentulus Gaetulicus schreibt, er sei in Tibur geboren; nach Plinius Secundus ist er im Gebiet der Treverer in dem Dorf Ambitarvius oberhalb von Koblenz zur Welt gekommen. Er führt noch als Beweis dafür an, daß man dort Altäre mit der Aufschrift »Wegen der Niederkunft Agrippinas« zeigt. Später, als er Kaiser war, waren folgende Verse in Umlauf, die besagen, daß er bei den Legionen im Winterlager geboren wurde: »Im Lager kam er zur Welt, in den Kriegen des Vaters wurde er groß, das war bereits ein Zeichen dafür, daß er zum Herrscher bestimmt war.« Ich finde in den Akten, daß er in Antium auf die Welt gekommen sei. Den Gaetulicus widerlegt Plinius, dem er unterstellt, aus Schmeichelei eine falsche Angabe zu machen; er habe nämlich, um den jungen und ruhmreichen Prinzen etwas mehr herauszustellen, sogar als verbürgt behauptet, er
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ret, abusumque audentius mendacio, quod ante annum fere natus Germanico filius Tiburi fuerat, appellatus et ipse C. Caesar, de cuius amabili pueritia immaturoque obitu supra diximus. Plinium arguit ratio temporum. nam qui res Augusti memoriae mandarunt, Germanicum exacto consulatu in Galliam missum consentiunt iam nato Gaio. nec Plini opinionem inscriptio arae quicquam adiuverit, cum Agrippina bis in ea regione filias enixa sit, et qualiscumque partus sine ullo sexus discrimine puerperium vocetur, quod antiqui etiam puellas pueras, sicut et pueros puellos dictitarent. extat et Augusti epistula, ante paucos quam obiret. menses ad Agrippinam neptem ita scripta de Gaio hoc neque enim quisquam iam alius infans nomine pari tune supererat -: 'puerum Gaium XV. Kal. Iun. si dii volent, ut ducerent Talarius et Asillius, heri cum iis constitui. mitto praeterea cum eo ex servis meis medicum, quem scripsi Germanico si vellet ut retineret. valebis, mea Agrippina, et dabis operam ut valens pervenias ad Germanicum tuum.' abunde parere arbitror non potuisse ibi nasci Gaium, quo prope bimulus dem um perductus ab urbe sit. versiculorum quoque fidem eadem haec elevant et eo facilius, quod ii sine auctore sunt. sequenda est igitur, quae sola [auctor] restatet
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stamme aus einer dem Hercules heiligen Stadt. Er habe um so dreister gelogen, weil fast genau ein Jahr vorher in Tibur ein Sohn des Germanicus geboren worden war, der ebenfalls C. Caesar genannt worden war. Wir haben bereits weiter oben über diesen liebenswerten jungen Mann und seinen zu frühen Tod berichtet. Rechnet man genau die Zeitangaben nach, so wird klar, daß Plinius sich irrt. Denn diejenigen, die die Leistungen des Augustus der Nachwelt überliefertef\., stimmen darin überein, daß Germanicus nach seinem Konsulat nach Gallien geschickt wurde, da war Gaius bereits geboren. Die Behauptung des Plinius erhält auch durch die Inschrift auf dem Altar überhaupt keine Stütze, da Agrippina in dieser Gegend zweimal eine Tochter zur Welt gebracht hat und man jede Geburt puerperium nennt, ganz gleich, ob ein Sohn oder eine Tochter geboren wurde; denn früher nannte man auch die Mädchen puerae und ebenso dieJungen puelli. Da wäre auch noch ein Brief des Augustus, den er wenige Monate vor seinem Tod an seine Enkelin Agrippina schrieb und in dem folgendes über Gaius -zu diesem Zeitpunkt lebte nämlich bereits kein kleines Kind mit dem gleichen Namen mehr - bemerkt: »Den jungen Gaius sollen Talarius und Asillius am achtzehnten Mai, falls die Götter es wollen, mit sich nehmen, das habe ich gestern mit den beiden vereinbart. Außerdem schicke ich mit ihm einen von meinen Sklaven, einen Arzt, den er, so habe ich dem Germanicus geschrieben, behalten kann, wenn er will. Lebe wohl, meine liebe Agrippina, und sorge dafür, daß du gesund bei deinem Germanicus ankommst.« Meiner Meinung nach geht daraus eindeutig hervor, daß Gaius nicht dort geboren sein kann, wohin man ihn erst als ein Kind von fast zwei Jahren gebracht hat. Dieselben Argumente erschüttern auch die Glaubwürdigkeit der Verse und das mit noch weniger Mühe, weil man nicht weiß, wer sie verfaßt hat. Also muß man
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publiei instrumenti auetoritas, praesertim eum Gaius Antium omnibus semper loeis atque seeessibus praelatum non aliter quam natale solum dilexerit tra:daturque etiam seclern ae domieilium imperii taedio urbis transferre eo destinasse.
Caligulae eognomen eastrensi ioeo traxit, quia manipula- 9 rio habitu inter milites edueabatur. apud quos quantum praeterea per hane nutrimentorum eonsuetudinem amore et gratia valuerit, maxime eognitum est, eum post exeessum Augusti tumultuantis et in furorem usque praeeipites solus haud dubie ex eonspeetu suo flexit. non enim prius destiterunt, quam ablegari eum ob seditionis perieulum et in proximam eivitatem demandari animadvertissent; tune demum ad paenitentiam versi reprenso ae retento vehieulo invidiam quae sibi fieret depreeati sunt. eomitatus est patrem et Syri- 10 aea expeditione. unde reversus primum in matris, deinde ea relegata in Liviae Augustae proaviae suae eontubernio mansit; quam defunetam praetextatus etiam tune pro rostris Iaudavit. transitque ad Antoniam aviam et undevieensimo aetatis anno aeeitus Capreas a Tiberio uno atque eodem dje togam sumpsit barbamque posuit, sine ullo honore qualis
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doch dem folgen, was noch als einziges verbleibt und was staatlich verbürgt ist, besonders da Gaius Antium stets vor allen anderen Plätzen und Urlaubsorten den Vorzug gegeben hat und es wie den Ort, an dem er geboren war, liebte. Er soll sogar - so wird überliefert - die Absicht gehabt haben, den Sitz und das Zentrum des Reiches dorthin zu verlegen, weil er Rom satt hatte. Zu dem Beinamen Caligula war er durch einen Scherz, den man mit ihm im Lager machte, gekommen; er lief nämlich in der Uniform eines gewöhnlichen Soldaten zwischen den Soldaten herum und wurde auch unter ihnen erzogen. Wie sehr er gerade durch den Verlauf der ersten Jugendjahre von ihnen geliebt wurde und wie sehr sie ihm wohlgesonnen waren, wurde ganz klar, als er nach dem Tode des Augustus die aufständischen, sich in blinde Wut stürzenden Leute allein, das steht ganz eindeutig fest, durch sein Erscheinen wieder zur Besinnung brachte. Nicht eher nämlich machten sie Schluß mit ihrem Verhalten, als bis sie bemerkt hatten, daß man ihn, weil man die Gefahr einer Meuterei kommen sah, seines Kommandos entheben und in die nächste Stadt zur Verwahrung geben wollte. Da erst bereuten sie ihr Verhalten, bemächtigten sich des Wagens und ließen ihn nicht passieren und baten flehentlich darum, ihnen die üble Nachrede zu ersparen. Er begleitete seinen Vater auch auf seinem Feldzug gegen Syrien. Nachdem er von dort zurückgekehrt war, lebte er zuerst einmal mit seiner Mutter zusammen; als diese verbannt worden war, zog er ins Haus seiner Urgroßmutter Livia Augusta. Als diese gestorben war, hielt er, damals trug er noch die Knabentoga, auf der Rednertribüne die Leichenrede auf sie. Dann zog er zu seiner Großmutter Antonia; als er auf die neunzehn Jahre zuging, rief ihn Tiberius zu sich nach Capri; an ein und demselben Tag legte er die Männertoga an und schor er sich zum ersten Male den
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contigerat tirocm10 fratrum eius. hic omnibus insidiis temptatus elic(i)entium cogentiumque se ad querelas nullam umquam occasionem dedit, perinde obliterato suorum casu ac si nihil cuiquam accidisset, quae vero ipse pateretur incredibili dissimulatione transmittens tantique in avum et qui iuxta erant obsequii, ut non immerito sit dieturn nec servurtJ. meliorem ullum nec deteriorem dominum fuisse. naturam· tarnen saevam atque probrosam ne tune quidem inhibere poterat, quin et animadversionibus poenisque ad supplicium datorum cupidissime interesset et ganeas atque adulteria capillamento celatus et veste longa noctibus obiret ac scaenicas saltandi canendique artes studiosissime appeteret, facile id sane Tiberio patiente, si per has mansuefieri posset ferum eius ingenium. quod sagacissimus senex ita prorsus perspexerat, ut aliquotiens praedicaret exitio suo omniumque Gaium vivere et se natricem [serpentis id genus] p( opulo) R(omano ), Phaethontem orbi terrarum educare.
Non ita multo post luniam Claudillam M. Silani nobilissimi viri f(iliam) duxit uxorem. deinde augur in locum fratris sui Drusi destinatus, prius quam inauguraretur ad pontificatum traductus est insigni testimonio pietatis atque indo-
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Bart, ohne daß er ehrenvolle Aufgaben erhielt, wie seine Brüder sie am Tag ihrer Volljährigkeitserklärung erhalten hatten. Hier stellte man ihn. auf die Probe, indem man ihm alles Mögliche vormachte; er aber gab denjenigen, die ihn verleiten und drängen wollten, daß er sich beklage, keine Chance. Er schien das, was seiner Familie widerfahren war, aus seinem Gedächtnis getilgt zu haben, so als sei überhaupt niemandem etwas passiert; doch das, was er persönlich hinnehmen mußte, ließ er über sich mit unglaublicher Verstellung ergehen und war gegenüber seinem Großvater und dessen engere Umgebung dermaßen unterwürfig, daß er nicht ganz unschuldig war, wenn man von ihm behauptete, noch nie habe jemand einen besseren Sklaven und einen schlechteren Herrn abgegeben. Doch seine grausame, zu jeder Art von Lastern geneigte Natur hatte er nicht einmal zu jener Zeit in seiner Gewalt, so daß er ganz besessen darauf war, beim Vollzug der Todesstrafe und auch bei anderen Strafexekutionen dabei zu sein. Nachts suchte er Kneipen und Freudenhäuser auf, allerdings durch Perücke und lange Gewänder unkenntlich gemacht; Feuer und Flamme war er für Theaterstücke mit Tanz und Gesang. Tiberius ließ dies freilich gern zu, wenn dadurch nur sein unbändiger Charakter etwas ruhiger würde. Denn der alte Mann hatte ihn scharfsinnig und vollkommen durchschaut; so hat er mehr als einmal voraussehend bemerkt, Gaius lebe zu seinem und aller Untergang, er erziehe dem römischen Volk eine Natter, dem Erdkreis aber einen Phaethon. Nicht viel später heiratete er Iunia Claudilla, die Tochter des M. Silanus, eines Mannes aus einer sehr vornehmen Familie. Dann wurde er an Stelle seines Bruders Drusus zum Augur ernannt; doch noch vor Antritt dieser Stellung machte man ihn zum Oberpriester, weil er doch in ausnehmendem Maße seine Vaterliebe und seine gute Veranlagung un-
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lis, eum deserta desolataque reliquis subsidiis aula, Seiano hoste tune suspeeto mox et oppresso, ad spem sueeessionis paulatim admoveretur. quam quo magis eonfirmaret, amissa Iunia ex partu Enniam Naeviam, Maeronis uxorem, qui turn praetorianis eohortibus praeerat, sollieitavit ad Stuprum, pollieitus et matrimonium suum, si potitus imperio fuisset; deque ea re et iure iurando et ehirographo eavit. per hane insinuatus Maeroni veneno Tiberium adgressus est, ut quidam opinantur, spirantique adhue detrahi anulum et, quoniam suspieionem retinentis dabat, pulvinum iussit iniei atque etiam fauees manu sua oppressit, liberto, qui ob atroeitatem faeinoris exclamaverat, eonfestim in erueem aeto. nee abhorret a veritate, eum sint quidam auetores, ipsum postea etsi non de perfeeto, at eerte de eogitato-quondam parrieidio professum; gloriaturn enim assidue in eommemoranda sua pietate, ad ulciseendam neeem matris et fratrum introisse se eum pugione eubieulum Tiberi[i] dormientis et miserieordia eorreptum abieeto ferro reeessisse; nee illum, quanquam sensisset, aut inquirere quiequam aut exequi ausum.
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Sieimperium adeptus, p( opulum) R( omanum), vel dieam r 3 hominum genus, voti eompotem feeit, exoptatissimus prin-
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ter Beweis gestellt habe. Damals stand der Hof ganz verlassen und ohne alle Schutztruppen da, Sejan wurde zu der Zeit als Staatsfeind beargwöhnt, und kurz darauf hat man ihm auch den Untergang bereitet; so nährte man allmählich in ihm die Hoffnung, er werde der Nachfolger auf dem Thron sein. Um sich in dieser Hinsicht noch mehr Zuversicht einzuflößen, verführte er, nachdem lunia bei einer Geburt gestorben war, Ennia Naevia, die Frau des Macro, der damals den Oberbefehl über die Praetorianerkohorten hatte, zum Ehebruch und versprach ihr die Heirat, wenn er sich der Herrschaft bemächtigt hätte. Dies bekräftigte er durch seinen Eid und seine Unterschrift. Mit ihrer Hilfe wurden er und Macro enge Freunde; jetzt ging er daran, Tiberius zu vergiften, wie einige behaupten; obwohl Tiberius noch atmete, befahl er, ihm den Ring vom Finger zu ziehen und, als es den Anschein hatte, als wolle er ihn nicht hergeben, ein Kissen auf ihn zu werfen; er drückte ihm sogar eigenhändig die Kehle zu. Ein Freigelassener schrie wegen der Abscheulichkeit dieser Tat laut auf; er wurde unverzüglich ans Kreuz geschlagen. Dies entspricht sicher der Wahrheit; denn es gibt einige Gewährsleute dafür, daß er später selbst mindestens bekannt habe, daß er einmal daran gedacht habe, seinen Vater umzubringen, wenn er auch nicht die Ausführung des Mordes einräumt. Denn wenn er auf seine Sohnestreue zu sprechen gekommen sei, habe er sich ständig gerühmt, er sei mit einem Dolch bewaffnet in das Schlafzimmer des Tiberius gegangen, als dieser schlief, um den Tod seiner Mutter und seiner Brüder zu rächen; doch das Mitleid habe ihn gepackt, und er habe den Dolch fallen gelassen und habe kehrtgemacht. Obwohl Tiberius das ganze mitbekommen habe, habe er nicht gewagt, eine Untersuchung anzustellen und ihn zu bestrafen. So kam Caligula an die Macht, und das römische Volk, oder soll ich sagen, die ganze Menschheit, bekam das erfüllt,
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ceps maximae parti provincialium ac militum, quod infantem plerique cognoverant, sed et universae plebi urbanae ob memoriam Germanici patris miserationemque prope afflictae domus. itaque ut a Miseno movit quamvis lugentis habitu et funus Tiberi prosequens, tarnen inter altaria et vittimas ardentisque taedas densissimo et laetissimo obviorum agmine incessit, super fausta nomina 'sidus' et 'pullum' et 'pupum' et 'alumnum' appellantium; ingressoque urbem, 14 statim consensu senatus et irrumpentis in curiam turbae, inrita Tiberi voluntate, qui testamento alterum nepotem suum praetextatum adhuc coheredem ei dederat, ius arbitriumque omnium rerum illi permissum est tanta publica laetitia, ut tribus proximis mensibus ac ne totis quidem supra centum sexaginta milia victimarum caesa tradantur.
Cum deinde paucos post dies in proximas Campaniae insulas traiecisset, vota pro reditu suscepta sunt, ne minimam quidem occasionem quoquam omittente in testificanda sollicitudine et cura de incolumitate eius. ut vero in adversam valitudinem incidit, pernoctantibus cunctis circa Palatium, non defuerunt qui depugnaturos se armis prosalute aegri quique capita sua titulo proposito voverent.
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was man sich gewünscht hatte. Er schien der Kaiser zu sein, den sich der größte Teil der Menschen in den Provinzen und der Soldaten sehnliehst gewünscht hatte, hatten die meisten ihn doch noch als kleines Kind kennengelernt; das gleiche gilt für das gesamte Volk in Rom, denn dort erinnerte man sich an seinen Vater Germanicus und hatte Mitleid mit der Familie, die fast ins Elend gestürzt war. Als er von Misenum aufbrach, schritt er, obwohl er doch Trauerkleider trug und dem Tiberius das letzte Geleit gab, zwischen Altären, Opfertieren und brennenden Fackeln doch in einem sehr dicht gedrängten und äußerst gut gelaunten Zug von Leuten, die ihm entgegenkamen. Diese redeten ihn mit Namen, die voll günstiger Vorbedeutung waren, an, nannten ihn »ihren Stern, ihr Hühnchen, ihr Püppchen, ihren Sohn«. Er hatte gerade die Stadt betreten, da übertrug man ihm auch schon unter der Zustimmung des gesamten Senats und der Menge, die in die Kurie eingedrungen war, die volle Verfügungsgewalt und Entscheidungsbefugnis in allem; das Testament des Tiberius hatte seine Rechtskraft verloren; der nämlich hatte seinen anderen Enkel, der noch die Knabentoga trug, ihm zum Miterben bestimmt. Das Volk freute sich so sehr, daß in den nächsten, nicht einmal mehr ganz vollen Monaten mehr als einhundertundsechzigtausend Opfertiere getötet worden sein sollen, wie überliefert wird. Als er ein paar Tage später auf die Inseln vor der Küste Kampaniens übersetzte, legte man Gelübde für seine Rückkehr ab. Nicht einmal die kleinste Gelegenheit ließ man sich entgehen, offen zu zeigen, wie sehr man doch um sein Wohlergehen besorgt war. Als er einmal erkrankte, verbrachten alle die Nächte in der Nähe des Kaiserpalastes. Es fanden sich Leute, die feierlich gelobten, für die Genesung des Kranken in Waffen bis aufs Blut zu kämpfen, und auch solche, die in einem öffentlichen Anschlag ihr Leben für das
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accessit ad immensum civium amorem notabilis etiam externorum favor. namque Artabanus Parthorum rex, odium semper contemptumque Tiberi prae se ferens, amicitiam huius ultro petiit venitque ad colloquium legati consularis et transgressus Euphraten aquilas et signa Romana Caesarumque imagines adoravit.
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lncendebat et ipse studia hominum omni genere popula- r 5 ritatis. Tiberio cum plurimis lacrimis pro contione laudato funeratoque amplissime, confestim Pandateriam et Pontias ad transferendos matris fratrisque cineres festinavit, tempestate turbida, quo magis pietas emineret, adiitque venerabundus ac per semet in urnas condidit; nec minore scaena Ostiam praefixo in biremis puppe vexillo et inde Romam Tiberi subvectos per splendidissimum quemque equestris ordinis medio ac frequenti die duobus ferculis Mausoleo intulit, inferiasque is annua religione publice instituit, et eo amplius matri circenses carpentumque quo in pompa traduceretur. at in memoriam patris Septerohrem mensem Ger- 2
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seine anboten. Zu der ungeheuren Zuneigung, die ihm die Bürger entgegenbrachten, kam noch eine bemerkenswerte Beliebtheit, deren er sich auch bei Ausländern erfreute. So suchte der Partherkönig Artabanus, der aus seinem Haß auf Tiberius und seiner Verachtung nie einen Hehl gemacht hatte, von sich aus die Freundschaft mit ihm; er kam zu einer Unterredung mit einem konsularischen Legaten, überschritt den Euphrat und bezeugte den römischen Adlern und Feldzeichen sowie den Bildnissen der Kaiser seine Verehrung. Er selbst tat das Seine dazu, um die Begeisterung der Menschen zu entflammen, indem er auf jede Art und Weise darum bemüht war, ihre Gunst zu gewinnen. Gleich nachdem er auf Tiberius unter reichlich Tränen vor versammeltem Volke die Leichenrede gehalten und ihn unter Prunk und Pracht beigesetzt hatte, eilte er nach Pandateria und zu den Pontischen Inseln um die Asche seiner Mutter und seines Bruders zu überführen; das ganze tatertrotz stürmischen Wetters und damit sich noch deutlicher seine Liebe zeige. Voller Ehrfurcht ging er zum Grab und bestattete persönlich die Asche in die Urnen. Was nun folgte, inszenierte er nicht weniger theatralisch: Auf einem Zweiruderer brachte er die Urnen nach Ostia, am Heck dieses Schiffes hatte er eine Standarte anbringen lassen; von dort fuhr er tiberaufwärts nach Rom; dann trugen die glänzendsten Vertreter des Ritterstandes die Urnen gegen Mittag- zahlreiches Publikum hatte sich eingefunden- auf zwei Bahren ins Mausoleum. Er machte auch den Anfang mit den Totenfeiern, die in jedem Jahr in Zukunft wieder stattfinden sollten; ferner stiftete er zu Ehren seiner Mutter Circusspiele und einen Wagen, auf dem ihr Bild bei einer feierlichen Prozession mit herum geführt werden sollte. Und im Gedenken an seinen Vater benannte er den Monat September in Germanicus
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manicum appellavit. post haec Antoniae aviae, quidquid umquam Livia Augusta honorum cepisset, uno senatus consulto congessit; patruum Claudium, equitem R. ad id tempus, collegam sibi in consulatu assumpsit; fratrem Tiberium die virilis togae adoptavit appellavitque principem iuventutis. de sororibus auctor fuit, ut omnibus sacramentis adicerentur: 'neque me liberosque meos cariores habebo quam Gaium habeo et sorores eius;' item relationibus consulum: 'quod bonum felixque sit C. Caesari sororibusque eius.'
Pari popularitate damnatos relegatosque restituit; crimi- 4 num, si quae residua ex priore tempore manebant, omnium gratiam fecit; commentarios ad matris fratrumque suorum causas pertinentis, ne cui postmodum delatori aut testi maneret ullus metus, convectos in forum, et ante clare obtestatus deos neque legisse neque attigisse quicquam, concremavit; libellum de salute sua oblatum non recepit, contendens nihil sibi admissum cur cuiquam invisus esset, negavitque se delatoribus aures habere. spintrias monstrosarum I6 libidinum aegre ne profundo mergeret exoratus, urbe submovit. Titi Labieni, Cordi Cremuti, Cassi Severi scripta senatus consultis abolita requiri et esse in manibus lectitari-
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um. Dann ließ er in nur einem Senatsbeschluß seiner Großmutter Antonia alle Ehren übertragen, die Livia Augusta jemals besessen hatte. Seinen Onkel Claudius, der bis zu die.sem Zeitpunkt nur römischer Ritter gewesen war, nahm er sich zum Kollegen im Konsulat. Seinen Vetter Tiberius adoptierte er an dem Tag, an dem er die Männertoga anlegte, und ernannte ihn zum »Führer der Jugend«. Als Ehrungfür seine Schwestern ließ er allen Eidesformeln folgende Worte hinzusetzen: »Ich werde weder mich noch meine Kinder lieber haben als Gaius und seine Schwestern.« Und auch den Berichten der Konsuln wurde hinzugefügt: »Zum Heil und zum Glück von Gaius und seinen Schwestern.« Aus dem gleichen Motiv, nämlich der Sucht nach Popularität, setzte er Verurteilte und Verbannte wieder in ihre alten Rechte ein. Alle Verfahren, die noch aus der Regierungszeit des Vorgängers angängig waren, schlug er nieder. Alle Protokolle, die etwas mit dem Prozeß seiner Mutter und seiner Brüder zu tun hatten, ließ er auf dem Forum zusammenbringen und verbrennen; kein Denunziant und Zeuge sollte weiter in Furcht leben müssen. Vorher hatte er mit lauter Stimme die Götter als Zeugen angerufen, daß er keines der Papiere gelesen oder auch nur berührt habe. Eine kleine Schrift, die man ihm aus Sorge um sein Leben hatte geben wollen, nahm er nicht entgegen; er behauptete nämlich, er habe sich nichts zuschulden kommen lassen, daß ihn jemand hassen müsse. Er sagte auch, daß er für Denunzianten keine Ohren habe. Nur mit Mühe ließ er sich durch Bitten dazu bringen, die spintriae, die Gespielen bei den widernatürlichen sexuellen Gelüsten des Tiberius, nicht im Meer zu versenken; also entfernte er sie aus der Stadt. Die Schriften des Titus Labienus, Cordus Cremutius und Cassius Severus, die auf Grund eines Senatsbeschlusses aus dem allgemeinen Verkehr gezogen worden waren, ließ er wieder hervorsu-
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que permisit, quando maxime sua interesset ut facta quaeque posteris tradantur. rationes imperii ab Augusto proponi solitas sed a Tiberio intermissas publicavit. magistratibus liberam iuris dictionem et sine sui appellatione concessit. equites R. severe curioseque nec sine moderatione recognovit, palam adempto equo quibus aut probri aliquid aut ignominiae inesset, eorum qui minore culpa tenerentur nominibus modo in recitatione praeteritis. ut levior Iabor iudicantibus foret, ad quattuor prioris quintam decuriam addidit. temptavit et comitiorum more revocato suffragia populo reddere. legata ex testamento Tiberi quamquam abolito, sed et Iuliae Augustae, quod Tiberius supresserat, cum fide ac sine calumnia repraesentata persolvit. ducentesimam auctionum Italiae remisit; multis incendiorum damna supplevit; ac si quibus regna restituit, adiecit et fructum omnem vectigaliorum et reditum medii temporis, ut Antiocho Commageno sestertium milies confiscatum.
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chen, in Umlauf bringen und lesen, da es ja gerade in seinem Interesse sei, daß die Nachweit über alles, was geschehen sei, informiert werde. Bei Augustus war es üblich gewesen, Statistiken über das staatliche Budget allgemein bekannt zu machen, Tiberius aber hatte diese Praxis nicht beibehalten; er hingegen fing wieder damit an, sie zu veröffentlichen. Den Beamten gestand er eine unabhängige Rechtsprechung zu, das Appellationsverfahren an ihn gab es nicht mehr. Die römischen Ritter musterte er streng und sorgfältig, doch mit genügend Behutsamkeit. Ohne Rücksicht wurde denen das Pferd in aller Öffentlichkeit weggenommen, die sich mit einer verwerflichen Handlungsweise oder durch schimpfliches Verhalten einen Makel zugezogen hatten. Wer sich hingegen etwas weniger Schweres hatte zuschulden kommen lassen, den überging er lediglich, wenn er die Namen vorlas. Damit die Arbeit für die Richter eine weniger große Belastung werde, ergänzte er die bereits bestehenden vier Richterabteilungen um eine fünfte. Er versuchte auch, dem Volk das Wahlrecht wiederzugeben, indem er den alten Brauch der Wahlversammlungen wieder aufleben ließ. Die testamentarisch verfügten Legate des Tiberius zahlte er aus, wobei er Redlichkeit und keinerlei Prellerei praktizierte; das tat er, obwohl das Testament des Tiberius für ungültig erklärt worden war. Sogar den letzten Willen der Iulia Augusta erfüllte er; seinerzeit hatte Tiberius das verhindert. Auf die Steuer von einem halben Prozent, die bei Versteigerungen erhoben wurde, verzichtete er zugunsten Italiens. Die Verluste, die Leute durch Brandkatastrophen erlitten hatten, machte er durch Zuschüsse wieder wett. Und wenn er Könige wieder in ihre Herrschaft einsetzte, gab er ihnen gleichzeitig auch die gesamten Steuererträge und die Einnahmen der Zeit, die inzwischen verstrichen war, so erhielt Antiochos von Kommagene hundert Millionen Sesterzen, die
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quoque magis nullius non boni exempli fautor videretur, mulieri libertinae octingenta donavit, quod excruciata gravissimis tormentis de scelere patroni reticuisset. quas ob res inter reliquos honores decretus est ei clipeus aureus, quem quotannis certo die collegia sacerdotum in Capitolium ferrent, senatu prosequente nobilibusque pueris ac puellis carmine modulato laudes virtutum eius canentibus. decretum autem ut dies, quo cepisset imperium, Parilia vocaretur, velut argurnenturn rursus conditae urbis.
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Consulatus quattuor gessit, primum ex Kal. Iul. per duos 17 menses, secundum ex Kal. Ian. per XXX dies, tertium usque in Idus Ian., quartum usque septimum Idus easdem. ex omnibus duos novissimos coniunxit. tertium autem Luguduni iniit solus, non ut quidam opinantur superbia neglegentiave, sed quod defunctum sub Kaiendarum diem collegam rescisse absens non potuerat. congiarium populo 2 bis dedit trecenos sestertios, totiens abundantissimum epulum senatui equestrique ordini, etiam coniugibus ac liberis utrorumque; posteriore epulo forensia insuper viris, feminis ac pueris fascias purpurae ac conchylii distribuit. et ut laetitiam publicam in perpetuum quoque augeret, adiecit diem Saturnalibus appellavitque Iuvenalem.
man beschlagnahmt hatte. Damit deutlicher wurde, daß Anständigkeit seinen Beifall finde, beschenkte er eine Freigelassene mit achthunderttausend Sesterzen, weil sie nichts zu einem Verbrechen ihres Patrons gesagt hatte, obwohl man sie äußerst schwer gefoltert hatte. Wegen solcher Gesten hat man neben anderen Ehrungen beschlossen, ihm einen goldenen Schild zu schenken, den in jedem Jahr die Priesterkollegien an einem bestimmten Tag auf das Kapitol tragen sollten, wobei ihnen der Senat undJungen und Mädchen aus vornehmen Häusern das Geleit geben sollten; dabei sollten sie ein Loblied auf die Tugenden des Caligula anstimmen. Es wurde auch beschlossen, den Tag, an dem er die Herrschaft angetreten hatte, »Parilia« zu nennen; das hatte symbolischen Wert, Rom sei nämlich damals noch einmal gegründet worden. Viermal bekleidete er das Konsulat, das erste Mal vom ersten Juli an für zwei Monate, das zweite Mal vom ersten bis zum dreißigsten Januar, das dritte Mal bis zum Fünfzehnten und das vierte Mal bis zum Siebten desselben Monats. Dabei war er zuletzt in zwei aufeinanderfolgenden Jahren Konsul. Das dritte Konsulat trat er ohne Kollegen in Lugudunum an, nicht, wie einige behaupten, weil er hochmütig oder rücksichtslos gewesen sei, sondern weil er nicht hatte wissen können, daß sein Kollege am ersten Januar gestorben war; denn er war nicht in Rom gewesen. Geldspenden machte er zweimal an das Volk, je dreihundert Sesterzen pro Person, ebensooft gab er für den Senat und die Angehörigen des Ritterstandes ein opulentes Mahl, wozu auch die Frauen und Kinder beider Stände eingeladen waren. Beim letzten Festessen verteilte er auch noch Prunkgewänder an die Herren, die Frauen und Kinder erhielten purpur-und muschelfarbene Binden. Damit das Volk auch in Zukunft mehr Zeit habe, sich zu freuen, verlängerte er die Saturnalien um einen Tag und nannte diesen »Tag der Jugend«.
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Munera gladiatoria partim in amphitheatro Tauri partim 18 in Saeptis aliquot edidit, quibus inseruit catervas Afrorum Campanorumque pugilum ex utraque regione electissimorum. neque spectaculis semper ipse praesedit, sed interdum aut magistratibus aut amicis praesidendi munus iniunxit. scaenicos ludos et assidue et varii generis ac multifariam 2 fecit, quondam et nocturnos accensis tota urbe luminibus. sparsit et missilia variarum rerum et panaria cum obsonio viritim divisit; qua epulatione equiti R. contra se hilarius avidiusque vescenti partes suas misit, sed et senatori ob eandem causam codicillos, quibus praetorem eum extra ordinum designabat. edidit et circenses plurimos a mane ad vesperam interiecta modo Africanarum venatione modo Troiae decursione, et quosdam praecipuos, minio et chrysocolla constrato circo nec ullis nisi ex senatorio ordine aurigantibus. commisit et subitos, cum e Gelotiana apparatum circi prospicientem pauci ex proximis Maenianis postulassent.
Novum praeterea atque inauditum genus spectaculi exco- 19 gitavit. nam Baiarum medium intervallum tPuteolanas moles, trium milium et sescentorum fere passuum spatium, ponte coniunxit contractis undique onerariis navibus et ordine, duplici ad anc[h]oras _conlocatis superiectoque terreno ac derecto in Appiae viae formam. per hunc pontem 2
Er veranstaltete ein paar Gladiatorenspiele, teils im Amphitheater des Taurus, teils in den Saepten. Trupps der erlesensten Faustkämpfer aus Afrika und Kampanien gaben dort ihr Debüt. Nicht immer übernahm er den Vorsitz bei den Schauspielen; manchmalbürdeteer diese Funktion einfach Beamten oder Freunden auf. Ständig veranstaltete er Theateraufführungen der unterschiedlichsten Genres und an vielen Orten, einmal sogar bei Nacht; überall in der Stadt hatte man Lichter angezündet. Er ließ auch verschiedene Dinge als Geschenk unter das Volk werfen und an alle Körbe mit Lebensmitteln verteilen. Bei einem solchen Mahlließ er einem römischen Ritter, der ihm gegenübersaß und etwas zu jovial und unmäßig zulangte, auch seine Portion noch zukommen; einem Senator sandte er aus dem gleichen Anlaß eine Urkunde, durch die er ihn zum außerordentlichen Praetor ernannte. Er veranstaltete auch sehr viele Circusspiele, die von morgens bis abends dauerten; sie wurden einmal durch eine Jagd auf afrikanische Tiere, das andere Mal durch ein Trojaspiel unterbrochen. Veranstaltete er gewisse außergewöhnliche Spiele, wurde der Circus mit Mennig und Berggrün bestreut; dann waren ausschließlich Angehörige aus dem Senatorenstand die Wagenlenker. Er veranstaltete einmal auch aus heiterem Himmel Spiele im Circus, als ein paar Leute von den Balkonen der Nachbarhäuser erklärten, sie hätten Lust dazu; er schaute sich damals vom Haus des Gelotius gerade den Fuhrpark des Circus an. Außerdem dachte er sich eine neue, unerhörte Art von Schauspiel aus: Er ließ nämlich zwischen Baiae und dem Wehr von Puteoli, das bedeutet über eine Entfernung von fast dreitausendsechshundert Schritt, eine Brücke bauen; dafür zog man von überallher Lastschiffe zusammen, legte sie in einer Doppelreihe vor Anker, legte darüber eine Erdschicht und befestigte sie wie die Via Appia. Auf
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ultro citro commeavit biduo continenti, primo die phalerato equo insignisque quercea corona et caetra et gladio aureaque chlamyde, postridie quadrigario habitu curriculoque biiugi famosorum equorum, prae se ferens Dareum puerum ex Parthorum obsidibus, comitante praetorianorum agmine et in essedis cohorte amicorum. scio plerosque existimasse talem a Gaio pontem excogitatum aemulatione Xerxis, qui non sine admiratione aliquanto angustiorem Hellespontum contabulaverit; alios, ut Germaniam et Britanniam, quibus imminebat, alicuius inmensi operis fama territaret. sed avum meum narrantem puer audiebam, causam operis ab interioribus aulicis proditam, quod Thrasyl(l)us mathematicus anxio de successore Tiberio et in verum nepotem proniori affirmasset non magis Gaium imperaturum quam per Baianum sinum equis discursurum.
Edidit et peregre spectacula, in Sicilia Syracusis asticos ludos et in Gallia Luguduni miscellos; sed hic certarnen quoque Graecae Latinaeque facundiae, quo certamine ferunt victoribus praemia victos contulisse, eorundem et laudes componere coactos; eos autem, qui maxime displicu-
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dieser Brücke zog er während zweier aufeinanderfolgender Tage hin und zurück; am ersten Tag saß er zu Pferd; das war mit Brust und Stirnschmuck herausgeputzt; er trug eine Krone aus Eichenlaub, einen Lederschild, ein Schwert und einen goldenen Mantel; am nächsten Tag stand er in der Tracht eines Wagenlenkers auf einem Zweigespann, dem berühmte Pferde vorgespannt waren. Vor ihm marschierte der junge Dareus, einer von den Geiseln der Parther; ihn begleiteten ein Trupp Praetorianer und einige Freunde in Reisewagen. Ich weiß, daß sehr viele Leute der Ansicht sind, Gaius habe sich diese Brücke nur ausgedacht, um Xerxes die Stirn bieten zu können, der den um etliches engeren Hellespont überbrückt hatte und dafür sehr bewundert worden war. Andere sind der Ansicht, er habe den Germanen und Britannen, denen er sich zuwenden wollte, durch die Kunde eines Bauwerks von riesigen Ausmaßen einen Schrecken einjagen wollen. Doch als Junge habe ich meinen Großvater erzählen hören, ihm sei der wahre Grund für den Bau von Bediensteten verraten worden, die eine Vertrauensstellung bei Hofe hatten: Der Astrologe Thrasyllos habe Tiberius, als der sich Sorgen um einen Nachfolger machte und seinem eigenen Enkel recht zugetan war, versichert, Caius werde genausowenig Kaiser werden, wie er die Bucht von Baiae zu Pferd überqueren könne. Auch außerhalb der Stadt Rom veranstaltete er Schauspiele, so auf Sizilien, und zwar in Syrakus Spiele zu Ehren des Bacchus und in Lugudunum in Gallien Spiele, die sich aus mehreren Gattungen zusammensetzten. Dort veranstaltete er auch einen Wettkampf in griechischer und lateinischer Beredsamkeit; bei diesem- so sagt man- hätten die Besiegten den Siegern die Preise stiften müssen, auch seien sie genötigt worden, die Lobgesänge auf die Sieger zu komponieren. Denjenigen, die am meisten Mißfallenskundgebungen da-
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issent, scripta sua lingua velut spongia delere iussos, nisi ferulis obiurgari aut flumine proximo mergi maluissent.
Opera sub Tiberio semiperfecta, templum Augusti theatrumque Pompei, absolvit. incohavit autem aquae ducturn regione Tiburti et amphitheatrum iuxta Saepta, quorum operum a successore eius Claudio alterum peractum, omissum alterum est. Syracusis conlapsa vetustate moenia deorumque aedes refectae. destinaverat et Sami Polycratis regiam restituere, Mileti Didymeum peragere, in iugo Alpium urbem condere, sed ante omnia Isthmum in Achaia perfodere, miseratque iam ad dimetiendum opus primipilarem.
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Hactenus quasi de principe, reliqua ut de monstro narranda sunt.
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Compluribus cognominibus adsumptis- nam et 'pius' et 'castrorum filius' et 'pater exercituum' et 'optimus maximus Caesar' vocabatur- cum audiret forte reges, qui officii causa in urbem advenerant, concertantis apud se super cenam de nobilitate generis, exclamavit:
nec multum afuit quin statim diadema sumeret speciemque principatus in regni formam converteret. verum admonitus
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vongetragen hatten, habe man befohlen, ihre Machwerke mit der Zunge wie mit einem Schwamm zu tilgen, wenn sie es nicht vorzogen, mit den Stengeln des Gertenkrauts verhauen oder im nächsten Fluß untergetaucht zu werden. Die Bauten, die unter Tiberius nur halb fertiggestellt worden waren, so der Tempel des Augustus und das Theater des Pompeius, ließ er fertig bauen. Er begann auch mit dem Bau einer Wasserleitung in der Gegend von Tibur und eines Amphitheaters in der Nähe der Saepten; von diesen Unternehmungen führte s~in Nachfolger Claudius die erste zu Ende, die andere ließ er fallen. In Syrakus ließ er die infolge von Altersschwäche eingestürzten Stadtmauern und Tempel wieder in Stand setzen. Er hatte sich auch fest vorgenommen, auf Samos die Burg des Polykrates wieder aufzubauen, im Gebiet von Milet das Heiligtum des Apoll von Didyma fertigsteilen zu lassen, auf dem Joch der Alpen eine Stadt zu bauen, aber zu allererst in Griechenland den Isthmus zu durchstechen; einen Primipilar hatte er bereits dorthin geschickt, damit er das ganze vermesse. Bis zu diesem Punkte haben wir sozusagen über den Kaiser Caligula erzählt, in dem, was nun folgt, müssen wir über das Ungeheuer sprechen. Er hatte bereits mehrere Beinamen angenommen - man nannte ihn nämlich den »Frommen«, den »Sohn des Lagers«, »Vater der Heere« und den »besten und größten Kaiser«-, da hörteer zufällig Könige, die nach Rom gekommen waren, um ihm ihre Ehrbezeugung zu erweisen, sich über die edle Abkunft ihres Geschlechtes streiten, als sie bei ihm zum Mahl geladen waren; da rief er: »Einer soll der Herrscher, einer der König sein!« Und es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte sich das Diadem aufgesetzt und den Prinzipat in die Herrschaft eines Königs
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et principum et regum se excessisse fastigium, div:inam ex eo maiestatem asserere sibi coepit; datoque negotio, ut simulacra numinum religione et arte praeclara, irtter quae Olympii lovis, apportarentur Graecia, quibus capite dempto suum imponeret, partem Palatii ad forum usque promovit, atque aede Castoris et Poilucis in vestibulum transfigurata, consistens saepe inter fratres deos, medium adorandum se adeuntibus exhibebat; et quidam eum 'Latiarem Iovern' consalutarunt. templum etiam numini suo proprium et sacerdotes et excogitatissimas hostias instituit. in templo simulacrum stabat aureum iconicum amiciebaturque cotidie veste, quali ipse uteretur. magisteria sacerdotii ditissimus quisque et ambitione et licitatione maxima vicibus comparabant. hostiae erant phoenicopteri, pavones, tetraones, numidicae, meleagrides, phasianae, quae generatim per singulos dies immolarentur. et noctibus quidem plenam fulgentemque lunam invitabat assidue in amplexus atque concubitum, interdiu vero cum Capitolino Iove secreto fabulabatur, modo insusurrans ac praebens irt vicem aurem, modo clarius nec sine iurgiis. nam vox comminantis audita est:
>Was? Ich bin in deinen Augen ein Telegenius?« und »Rede ruhig, aber rühre mich nicht an!« Und vieles in dieser Art
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taque talia etiam privatis deformia, nedum principi, neque infacundo neque indocto, immo etiam pertinaciter liberalibus studiis dedito. Historiamin adulescentia hortante T. Livio, Sulpicio vero 41 Flavo etiam adiuvante, scribere adgressus est. et cum primum frequenti auditorio commisisset, aegre perlegit refrigeratus saepe a semet ipso. nam cum initio recitationis defractis compluribus subsellis obesitate cuiusdam risus exortus esset, ne sedato quidem tumultu temperare potuit, quin ex intervallo subinde facti reminisceretur cachinnosque revocaret. in principatu quoque et scripsit plurimum et , assidue recitavit per lectorem. initium autem sumpsit historiae post caedem Caesaris dictatoris, sed et transiit ad inferiora tempora coepitque a pace civili, cum sentiret neque libere neque vere sibi de superioribus tradendi potestatem relictam, correptus saepe et a matre et ab avia. prioris materiae duo volumina, posterioris unum et quadraginta reliquit. composuit et de vita sua octo volumina, magis inepte quam ineleganter; item Ciceronis defensionem adversus Asini Galli libros satis eruditam. novas etiam commentus
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war sogar für Privatleute unangebracht, erst recht schickte es sich nicht für einen Kaiser, der doch durchaus beredt und gebildet war, ja sogar sich ganz und mit Verbissenheit den freien Künsten verschrieben hatte. Als er ein junger Mann war, ermunterte ihn T. Livius, Geschichte zu schreiben, und so packte er es an, Sulpicius Flavus ging ihm dabei sogar zur Hand. Und als er zum ersten Mal vor einer großen Zuhörerschaft auftrat, konnte er kaum zu Ende lesen, da die Zuhörerschaft durch seine eigene Schuld mehrfach das Interesse verlor. Denn als gleich zu Beginn des Vortrags mehrere Bänke auf Grund der Fettleibigkeit eines Zuhörers zu Bruch gegangen waren, brach er in ein solches Gelächter aus, daß er sich nicht einmal, als die Unruhe sich gelegt hatte, fassen konnte, ja sogar unmittelbar nach der Unterbrechung sich öfter an das, was geschehen war, erinnerte und wiederum in schallendes Gelächter ausbrach. Auch als Kaiser schrieb er sehr viel und ließ es häufig durch einen Vorleser vortragen. Sein Geschichtswerk begann unmittelbar nach der Ermordung des Diktators Caesar, ging dann zu den Ereignissen der jüngeren Vergangenheit über und setzte genau da ein, als der Bürgerkrieg beigelegt war; denn er merkte, daß es für ihn nicht möglich sein könne, unbefangen und wahrheitsgetreu über das, was diesem Datum voranging, zu berichten; seine Mutter und auch seine Großmutter hatten ihn gerade in dieser Hinsicht bereits scharf getadelt. Über den ersten Zeitabschnitt hinterließ er zwei Bücher, über den zweiten einundvierzig. Er schrieb auch seine Autobiographie, acht Bände stark; sie zeichnete sich eher dadurch aus, daß sie viel dummes Geschwätz enthielt, als daß sie nicht geschmackvoll war. Und auch seine >>Verteidigung Ciceros gegen die Bücher des Asinius Gallus« zeigt hinreichend, daß er ein gebildeter Mann war. Drei neue Buchstaben hat er auch noch erfunden und
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est litteras tres ac numero veterum quasi maxime necessarias addidit; de quarum ratione cum privatus adhuc volumen edidisset, mox princeps non difficulter optinuit ut in usu quoque promiscuo essent. extat talis scriptura in plerisque libris ac diurnis titulisque operum.
Nec minore cura Graeca studia secutus est, amorem prae- 42 stantiamque linguae occasione omni professus. cuidam barbaro Graece ac Latine disserenti: 'cum utroque' inquit, 'sermone nostro sis paratus'; et in commendanda patribus conscriptis Achaia, gratam sibi provinciam ait communium studiorum commercio; ac saepe in senatu legatis perpetua oratione respondit. multum vero pro tribunali etiam Homericis locutus est versibus. quotiens quidem hostem vel insidiatorem ultus esset, excubitori tribuno signum de more poscenti non temere aliud dedit quam:
Denique et Graecas scripsit historias, Tyrrhenicon viginti, • Carchedoniacon octo. quarum causa veteri Alexandriae Musio additum ex ipsius nomine (novum); institutumque ut quotannis in altero 'Tyrrhenicon libri', in altero 'Carchedoniacon' diebus statutis velut in auditorio recitarentur toti a singulis per vices.
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sie ergänzend zu der Zahl der bisherigen Buchstaben hinzugefügt, so als seien sie unentbehrlich. Als er noch Privatmann war, hatte er über das Alphabet ein Buch geschrieben; später als Kaiser setzte er ohne Schwierigkeiten durch, daß diese Buchstaben ganz wie die herkömmlichen in Gebrauch kamen. Diese Schriftzeichen finden sich in den meisten Büchern, den Hofnachrichten und auf Inschriften an Gebäuden. Mit nicht geringerem Fleiß betrieb er seine Griechischstudien und bekannte bei jeder Gelegenheit seine Liebe zu dieser Sprache und ihre Vortrefflichkeit. Zu einem Barbaren, der auf griechisch und lateinisch sprach, sagte er: »Da du unsere beiden Sprachen beherrschst ... « Und als er Griechenland den Senatoren empfahl, sagte er, ihm sei diese Provinz besonders lieb, weil man miteinander Studien austauschen könne. Und oft antwortete er im Senat den Gesandten in einer fließend gehaltenen Rede. Häufig hat er sich sogar vor Gericht der Verse von Homer bedient. Wenn er an einem Feind oder Verschwörer Rache genommen hatte, gab er jedesmal dem wachhabenden Tribunen, wenn er von ihm wie üblich das Losungswort verlangte, den folgenden Vers: »Abzuwehren den Mann, der mich hohnsprechend beleidigt.« Schließlich schrieb er auch Geschichtswerke auf griechisch, eines über die Tyrrhener in zwanzig, eines über die Karthager in acht Bänden. Dies führte zu einem Ergänzungsbau am alten Museion in Alexandria, der seinen Namen trug. Er richtete es so ein, daß in jedem Jahr in dem einen Gebäude die Bände »Tyrrhenische Geschichte« und im anderen die »Karthagische Geschichte« an festgesetzten Tagen wie in einem Hörsaal vorgelesen wurden, und zwar in vollem Umfang, von je einem Vorleser, im Wechsel der Themen.
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Sub exitu vitae signa quaedam nec obscura paenitentis de 4 3 matrimonio Agrippinae deque Neronis adoptione dederat, siquidem commemorantibus libertis ac laudantibus cognitionem, qua pridie quandam adulterii ream condemnarat, sibi quoque in fatis esse iactavit omnia impudica, sed non impunita matrimonia; et subinde obvium sibi Britannicum artius complexus hortatus est, ut cresceret rationemque a se omnium factorum acciperet; Graeca insuper voce prosecutus: i K't\mo~ oßa:ta ßliUEt>
ferrum iugulo adegit iuvante Epaphrodito a libellis. semiani- 4 misque adhuc irrumpenti centurioni et paenula ad vulnus adposita in auxilium se venisse simulanti non aliud respondit quam: 'sero' et: 'haec est fides.' atque in ea voce defecit, extantibus rigentibusque oculis usque ad horrorem formidinemque visentium. nihil prius aut magis a comitibus exegerat quam ne potestas cuiquam capitis sui fieret, sed ut quo-· quo modo totus cremaretur. permisit hoc Icelus, Galbae libertus, non multo ante vinculis exolutus, in quae primo tumultu coniectus fuerat.
Funeratus est impensa ducentorum milium, stragulis albis 50 auro intextis, quibus usus Kai. lan. fuerat. reliquias Egloge et Alexandria nutrices cum Acte concubina gentili Domitiorum monimento condiderunt, quod prospicitur e campo Martio impositum colli Hortulorum. in eo monimento solium porphyretici marmoris, superstante Lunensi ara, circumsaeptum est lapide Thasio.
Statura fuit prope iusta, corpore maculoso et fetido, sub- 5I flavo capillo, vultu pulchro magis quam venusto, oculis caesis et hebetioribus, cervice obesa, ventre proiecto, gracillimis cruribus, valitudine prospera: nam qui luxuriae immo-
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»Donnernd schallt mir zu Ohren der Hufschlag eilender Rosse.« und stieß sich den Dolch in die Kehle, wobei ihm sein Sekretär Epaphroditos zur Hand ging. Er war noch halb lebendig, als der Centurio herbeistürzte und seinen Mantel auf die Wunde preßte, um mindestens so zu tun, als sei er gekommen, um ihm zu helfen. Er sagte zu ihm nur noch: >>Zu spät!« und >>Das ist Treue!« Und mit diesen Worten starb er; die Augen traten ihm hervor und erstarrten; den Leuten, die ihn anschauten, lief es kalt den Rücken herunter, und sie erschauderten. Er hatte seine Begleiter um nichts vordringlicher und inständiger gebeten als darum, daß sie es nicht zulassen sollten, daß man ihm den Kopf abschlage. Sie sollten dafür sorgen, daß er noch im Besitz aller Gliedmaßen verbrannt werde. Das gestattete lcelus, ein Freigelassener Galbas, den man zu Beginn der Erhebung ins Gefängnis geworfen und erst kurz vorher herausgeholt hatte. Die Kosten für Neros Beerdigung beliefen sich auf zweihunderttausend Sesterzen. Man hüllte ihn in weiße, golddurchwirkte Decken, die er am ersten Januar umgelegt hatte. Seine Gebeine bestatteten Egloge und Alexandria, seine Ammen, zusammen mit Acte, seiner Mätresse, im Familiengrab der Domitier, das man vom Marsfeld aus oben auf den Gartenhügeln sehen kann. In diesem Grabmahl steht ein Sarkophag aus Porphyr, darüber ein Altar aus Carraramarmor, beides eingefaßt mit thasischem Stein. Nero war von fast mittelgroßer Figur, sein Körper war voller Flecken und stank, sein Haar war hellblond, seine Gesichtszüge waren eher schön als fein, seine Augen blau und recht kurzsichtig, er hatte einen feisten Nacken, einen vorstehenden Bauch und ganz dünne Beine. Er war so gesund, wie man es sich nur wünschen kann: Denn obwohl er
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deratissimae esset, ter omnino per quattuordecim annos languit, atque ita ut neque vino neque consuetudine reliqua abstineret; circa cultum habitumque adeo pudendus, ut comam semper in gradus formatam peregrinatione Achaica etiam pone verticem summiserit ac plerumque synthesinam indutus ligato circum collum sudario prodierit in publicum sine cinctu et discalciatus.
Liberalis disciplinas omnis fere puer attigit. sed a philo- 52 sophia eum mater avertit monens imperaturo contrariam esse; a cognitione veterum oratorum Seneca praeceptor, quo diutius in admiratione sui detineret. itaque ad poeticam pronus carmina libenter ac sine labore composuit nec, ut quidam putant, aliena pro suis edidit. venerein manus meas pugillares libellique cum quibusdam notissimis versibus ipsius chirographo scriptis, ut facile appareret non tralatos aut dictante aliquo exceptos, sed plane quasi a cogitante atque generante exaratos; ita multa et deleta et inducta et superscripta inerant. habuit et pingendi fingendique [maxime] non mediocre studium.
Maxime autem popularitate efferebatur, omnium aemu- 53 lus, qui quoquo modo animum vulgi moverent. exiit opinio
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in Saus und Braus daraufloslebte, ist er in vierzehn Jahren überhaupt nur dreimal krank gewesen, und auch damals hat er weder den Weingenuß noch eine andere vertraute Gewohnheit aufgegeben. Für sein Äußeres und seine Kleidung hätte er sich gewaltig schämen müssen: sein Haar, das er stets gestuft und gelockt trug, ließ er auf seiner Reise durch Griechenland sogar bis in den Nacken wachsen. In der Öffentlichkeit zeigte er sich meist in einem Hauskleid mit einem Tuch, das er um den Hals geschlungen hatte, ohne Gürtel und Schuhe. In seiner Jugend hat er sich mit fast allen freien Künsten befaßt. Doch von der Philosophie hielt ihn seine Mutter fern, indem sie ihm zu beherzigen gab, daß sie unzweckmäßig für jemanden sei, der für den Thron bestimmt sei. Von der Lektüre der alten Redner hielt ihn sein Lehrer Seneca fern, damit er weiterhin sein Bewunderer bleibe. Und so wurde die Dichtkunst zu seinem Metier, gern und ohne Mühe verfaßte er selbst Gedichte; er gab nicht, wie einige glauben, Gedichte, die andere geschrieben hatten, als seine eigenen heraus. Mir selbst sind Schreibtafeln und Hefte in die Hände gekommen, in denen einige allgemein bekannte Verse in seiner Schrift standen, so daß es doch leicht zu erkennen ist, daß er diese nicht irgendwo abgeschrieben hat oder sich von jemandem diktieren ließ und sie so zu Papier brachte, sondern daß sie aus der Feder eines Mannes stammen, der genau überlegt und aus seinem schöpferischen Talent heraus niederschreibt. Ja, in diesen Unterlagen ist vieles getilgt, durchgestrichen und überschrieben. Sein Interesse an Malerei und Bildhauerei war nicht gerade unbedeutend. Am meisten legte er sich ins Zeug, um den Beifall der Menge zu erhaschen. Eifersüchtig war er auf alle, die es irgendwie verstanden, das Volk für sich einzunehmen. Es machte die Ansicht die Runde, daß er sich nach seinen Tri-
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post scaenicas coronas proximo lustro descensurum eum ad Olympia[m] inter athletas; nam et luctabatur assidue nec aliter certamina gymnica tota Graecia spectaverat quam brabeutarum more in stadio humi assidens ac, si qua paria longius recessissent, in medium manibus suis protrahens. destinaverat etiam, quia ApoHinern cantu, Solern aurigando aequiperare existimaretur, imitari et Herculis facta; praeparatumque leonem aiunt, quem vel claua vel brachiorum nexibus in amphitheatri harena spectante populo nudus elideret.
Sub exitu quidem vitae palam voverat, si sibi incolumis 54 status permansisset, proditurum se partae victoriae ludis etiam hydraulam et choraulam et utricularium ac novissimo die histrionem saltaturumque Vergili Turnum. et sunt qui tradant Paridem histrionem occisum ab eo quasi gravem adversarium. erat illi aeternitatis perpetuaeque famae 55 cupido, ~ inconsulta. ideoque multis rebus ac locis vetere appellatione detracta novam indixit ex suo nomine, mensem quoque Aprilern Neroneum appellavit; destinaverat et Romam Neropolim nuncupare.
Religionum usque quaque contemptor, praeter unius 56 Deae Syriae, hanc mox ita sprevit ut urina contaminaret, alia
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umphen auf der Bühne bei der nächsten Olympiade so weit herablassen werde, als einer der Athleten zu kämpfen. Er trainierte nämlich Tag für Tag im Ringkampf, und bei den gymnischen Wettkämpfen in ganz Griechenland hatte er stets zugeschaut, wie es die Kampfrichter tun: Er saß im Ring auf dem Boden nahe bei den Kämpfern, und wenn die beiden, die kämpften, etwas zu weit nach außen gerieten, zog er sie mit eigener Hand wieder in die Mitte. Noch etwas hatte er sich fest vorgenommen: Mit Apollo konnte er sich im Gesang, mit dem Sonnengott im Wagenrennen messen, das war ja die Meinung der Leute; also wollte er die Taten des Hercules nachahmen. Man sagt, er habe bereits einen Löwen abrichten lassen, den er dann nackt in der Arena des Amphitheaters vor dem Publikum entweder mit einer Keule erschlagen oder durch Umschlingen mit den Armen erwürgen wollte. Gegen Ende seines Lebens hatte er öffentlich gelobt, er wolle, falls ihm die Herrschaft erhalten bleibe, bei den Spielen, die zur Feier seines Sieges veranstaltet würden, auch als Wasserorgel- und Flötenspieler, als Dudelsackbläser und am letzten Veranstaltungstag als Tänzer auftreten, und zwar werde er die Rolle des Turnus nach Vergil tanzen. Einige berichten sogar, er habe den Schauspieler Paris, weil er in ihm einen ernstzunehmenden Konkurrenten gesehen habe, umbringen lassen. Ihn beherrschte ein Verlangen nach Unsterblichkeit und ewigem Ruhm, aber sein Weg, diese zu erlangen, war nicht wohl überlegt. So nahm er vielen Dingen und Orten ihre alten Bezeichnungen und benannte sie nach seinem Namen um; den MonatApril z. B. nannte er Neroneus; fest vorgenommen hatte er sich auch noch, daß Rom den Namen Neropolis erhalten solle. Götterkulte verachtete er sein ganzes Leben lang, außer einen einzigen, den der Syrischen Göttin. Doch bald emp-
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superstitione captus, in qua sola pertinacissime haesit, siquidem (im)agunculam puellarem, cum quasi remedium insidiarum a plebeio quodam et ignoto muneri accepisset, detecta confestim coniuratione pro summo numine trinisque in die sacrificiis colere perseveravit volebatque credi monitione eius futura praenoscere. ante paucos quam periret menses attendit et extispicio nec umquam litavit.
Obiit tricensimo et secundo aetatis anno, die quo quon- 57 dam Octaviam interemerat, tantumque gaudium publice praebuit, ut plebs pilleata tota urbe discurreret. et tarnen non defuerunt qui per longum tempus vernis aestivisque floribus tumulum eius ornarent ac modo imagines praetextatas in rostris proferrent, modo edicta quasi viventis et brevi magno inimicorum malo reversuri. quin etiam Volo- 2 gaesus Parthorum rex missis ad senatum legatis de instauranda societate hoc etiam magno opere oravit, ut Neronis memoria coleretur. denique cum post viginti annos adulescente me extitisset condicionis incertae qui se Neronem esse iactaret, tarn favorabile nomen eius apud Parthos fuit, ut vehementer adiutus et vix redditus sit.
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fand er auch gegen diese eine solche Verachtung, daß er ihr Götterbild mit Urin besudelte. Inzwischen hielt ihn ein anderer Aberglaube in seinen Fängen, es war der einzige, an dem er zäh festhielt. Ihm hatte ein unbekannter Mann aus dem Volk eine kleine Statuette eines Mädchens, damit sie ihn vor Verschwörungen warne, zum Geschenk gemacht. Prompt wurde eine Verschwörung entdeckt; also verehrte er diese Figur als seine höchste Gottheit und opferte ihr dreimal am Tag, das hat er für alle Zeiten so gehalten. Er wollte auch, daß man von ihm glaubte, daß er durch ihre Eingebung im voraus wisse, was sein werde. Wenige Monate, bevor er starb, widmete er sich auch noch der Eingeweideschau, doch erlangte er beim Opfern nie günstige Vorzeichen. Er starb in seinem zweiunddreißigsten Lebensjahr, an dem Tag, an dem er einst Octavia ermordet hatte. Und die Freude über seinen Tod war so groß, daß das Volk mit Freiheitsmützen auf dem Kopf durch die ganze Stadt lief. Und doch gab es Leute, die sein Grab noch lange Zeit mit Frühlings- und Sommerblumen schmückten und bald Statuen, die ihn im Amtsgewand darstellten, auf der Rednertribüne aufstellten, bald seine Edikte bekanntmachten, so als lebe er noch oder werde in Kürze zum großen Verderben seiner Feinde wiederkommen. Als der Partherkönig Vologaeses eine Gesandtschaft an den Senat schickte, um einen Bündnisvertrag zu erneuern, äußerte er von ganzer Seele die Bitte, das Andenken Neros zu pflegen. Und überhaupt, als zwanzig Jahre später, ich war damals ein junger Mann, jemand, dessen Herkunft im Dunkeln lag, auftrat und von sich behauptete, er sei Nero, da hatte dieser Name für die Parther etwas so Einnehmendes, daß sie diesen Nero gewaltig unterstützten und ihn nur mit Mühe den Römern überstellten.
LiberVII GALBA · OTHO · VITELLIUS GALBA
Progenies Caesarum in Nerone defecit: quod futurum compluribus quidem signis, sed vel evidentissimis duobus apparuit. Liviae olim post Augusti statim nuptias Veientanum suum revisenti praetervolans aquila gallinam albam ramulum lauri rostro tenentem, ita ut rapuerat, demisit in gremium; cumque nutriri alitem, pangi ramulum placuisset, tanta pullorum suboles provenit, ut hodieque ea villa 'ad Gallinas' vocetur, tale vero lauretum, ut triumphaturi Caesares inde laureas decerperent; fuitque mos triumphantibus, alias confestim eodem loco pangere; et observatum est sub cuiusque obiturn arborem ab ipso institutam elanguisse. ergo novissimo Neronis anno et silva omnis exaruit radicitus, et quidquid ibi gallinarum erat interiit. ac subinde tacta de caelo Caesarum aede capita omnibus simul statuis deciderunt, Augusti etiam sceptrum e manibus excussum est.
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Neroni Galba successit nullo gradu contingens Caesarum domum, sed haud dubie nobilissimus magnaque et vetere
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Buch7 GALBA · OTHO · VITELLIUS GALBA
Mit Nero starb das Geschlecht der Kaiser aus, die sich auf Caesar zurückführten: dies trat nicht überraschend ein, denn durch eine ganze Reihe von Vorzeichen, aber ganz besonders durch zwei, die an Deutlichkeit nichts vermissen ließen, hätte man dies wissen können. Als Livia gleich nach der Hochzeit mit Augustus ihr Landgut bei Veji besuchte, flog ein Adler an ihr vorüber mit einem weißen Huhn, das einen Lorbeerzweig im Schnabel hielt, und ließ es, so wie er es geraubt hatte, in ihren Schoß fallen. Sie entschloß sich, das Federvieh aufziehen und den Zweig einpflanzen zu lassen; später brütete es so zahlreiche Küken aus, daß die Villa heute noch »Zu den Hühnern« heißt, und aus dem Zweig wurde ein solcher Lorbeerstrauch, daß die Kaiser, wenn sie dabei waren, als Triumphatoren einzuziehen, dort die Lorbeerzweige pflücken gingen. Es bürgerte sich ein, daß die Triumphatoren dort gleich wieder neue Lorbeersträucher pflanzten. Und man hat beobachtet, daß um die Zeit, wenn einer von ihnen sterben sollte, der von ihm gepflanzte Baum alle Kraft verlor. So auch im letzten Lebensjahr des Nero; ja sogar der ganze Wald vertrocknete bis auf die letzte Wurzel, und alle Hühner gingen dort ein. Und es schlug ein Blitz im Tempel der Kaiser ein, in diesem Moment fielen alle Köpfe von den Statuen, Augustus wurde sogar sein Zepter aus den Händen gerissen. Auf Nero folgte Galba; er war überhaupt nicht mit dem Kaiserhaus verwandt, aber ein Mann aus dem Hochadel,
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prosapia, ut qui statuarum titulis pronepotem se Quinti Catuli Capitolini semper ascripserit, imperator vero etiam stemma in atrio proposuerit, quo paternam originem ad Iovern, maternam ad Pasiphaam Minonis uxorem referret.
Imagines et elogia universi generis exequi longum est, 3 familiae breviter attingam. qui primus Sulpiciorum cognomen Galbae tulit cur aut unde traxerit, ambigitur. quidam putant, quod oppidum Hispaniae frustra diu oppugnatum inlitis dem um galbano facibus succenderit; alii, quod in diuturna valitudine galbeo, id est remediis lana involutis, assidue uteretur; nonnulli, quod praepinguis fuerit visus, quem galbam Galli vocent; vel contra, quod tarn exilis, quam sunt animalia quae in aesculis nascuntur appellanturque galbae. familiam illustravit Servius Galba consularis, temporum 2 suorum tet eloquentissimus, quem tradunt Hispaniam ex praetura optinentem, triginta Lusitanorum milibus perfidia trucidatis, Viriat[h]ini belli causam extitisse. eius nepos ob repulsam consulatus infensus lulio Caesari, cuius legatus in
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darangibt es überhaupt keinen Zweifel; er stammte aus einer großen und alten Familie. Das brachte es mit sich, daß er auf den Inschriften am Sockel seiner Statuen immer hinzusetzte, er sei der Urenkel des Quintus Catulus Capitolinus; als er Kaiser geworden war, stellte er gleich vorne im Atrium seinen Stammbaum auf, in dem er von seiten seines Vaters seinen Ursprung auf luppiter, vonseitenseiner Mutter auf Pasiphae, die Gattin des Minos, zurückführte. Die Ahnenbilder und die Inschriften des gesamten Geschlechts aufzuführen, würde zu weitläufig sein; ich will also nur kurz auf seine Familie zu sprechen kommen. Es ist noch nicht geklärt, wer als erster der Sulpicier den Beinamen Galba geführt hat und warum oder wie er sich den verschafft hat. Einige sind der Ansicht, der Grund sei der gewesen, daß er eine Stadt in Spanien, die man lange ohne Erfolg belagert hatte, wohl mit Fackeln, die mit Galbanum bestrichen waren, in Brand gesetzt hat. Andere meinen, der Grund sei der gewesen, daß er bei einer langwierigen Erkrankung ständig ein galbeum benutzte, also eine Binde, in die man Heilmittel eingewickelt hatte. Einige sagen, seinen Namen habe er erhalten, weil er sehr dick gewesen sei, die Gallier haben dafür den Ausdruck galba. Oder aus dem gegenteiligen Grund, weil er so mager gewesen sei wie die Tiere, die aufWintereichen geboren werden und galbae heißen. Die Familie machte Servius Galba, ein ehemaliger Konsul, bekannt, der auch der beredteste Mann seiner Zeit war; er habe, wie man überliefert, unmittelbar nach seiner Praetur Spanien als Statthalter verwaltet; damals habe er nicht zu seinem Wort gestanden und dreißigtausend Lusitanier abschlachten lassen, das sei der Anlaß für den Beginn des Viriatischen Krieges gewesen. Sein Enkel wurde bei der Kandidatur um das Konsulat zurückgeschlagen, deswegen wurde er zu einem Feind des Iulius Caesar, dessen Stabsoffizier er in Gallien gewesen
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Gallia fuerat, conspiravit cum Cassio et Bruto, propter quod Pedia lege damnatus est. ab hoc sunt imperatoris Galbae avus ac pater: avus clarior studiis quani dignitate- non enim egressus praeturae gradum - multiplicem nec incuriosam historiam edidit; pater consulatu functus, quanquam brevi corpore atque etiam gibher modicaeque in dicendo, facultatis, causas industrie actitavit. uxores habuit Mummiam Achaicam, neptem Catuli proneptemque L. Mummi, qui Corinthum excidit; item Liviam Ocellinam ditem admodum et pulchram, a qua tarnen nobilitatis causa appetitus ultro existimatur et aliquanto enixius, postquam subinde instanti vitium corporis secreto posita veste detexit, ne quasi ignaram fallere videretur. ex Achaica Iiberos Gaium et Servium procreavit, quorum maior Gaius attritis facultatibus urbe cessit prohibitusque a Tiberio sortiri anno suo proconsulatum voluntaria morte obiit.
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Ser. Galba imperator M. Valerio Messala Cn. Lentulo 4 cons. natus est VIIII. Kai. lan. in villa colli superposita prope Tarracinam sinistrorsus Fundos petentibus, adoptatusque a noverca sua Livia nomen et Ocellare cognomen
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war, er verschwor sich mit Cassius und Brutus; deswegen wurde er nach dem Pedischen Gesetz verurteilt. Dieser ist der Vorfahre des Großvaters und Vaters des Kaisers Galba: Der Großvater war berühmter durch seine wissenschaftlichen Tätigkeiten als durch den Rang im Staatsdienst; denn über die Praetur ist er im Cursus honorum nicht hinausgekommen. Er veröffentlichte ein facettenreiches und mit Akribie gearbeitetes Geschichtswerk. Sein Vater ist Konsul gewesen; obwohl er körperlich klein geraten war und auch noch einen Buckel hatte und auch nur über eine mäßige Fähigkeit verfügte, sich auszudrücken, führte er emsig Prozesse. Verheiratet war er mit Mummia Achaica, einer Enkelin des Catulus und einer Urenkelin des L. Mummius, der Karinth zerstört hatte; ferner mit der steinreichen und schönen Livia Ocellina; doch glaubt man, daß sie ihn wegen seiner adligen Herkunft haben wollte und die Initiative von ihr ausgegangen sei; sie soll sich noch mehr um ihn bemüht haben, nachdem er vor ihr, die immer wieder in ihn drang, seine Kleider abgelegt und ihr, da sie allein waren, ein körperliches Gebrechen entdeckt hatte, um nicht den Anschein zu erwecken, er wolle sie, da sie ja davon nichts wissen konnte, hintergehen. Von Achaica hatte er zwei Kinder, Gaius und Servius. Gaius, der Ältere von beiden, brachte sein Vermögen durch und verließ dann die Stadt; als Tiberius ihm daraufhin verwehrte, bei der Vergabe des Statthalterpostens in der Provinz zu kandidieren, obwohl er in dem Jahr an der Reihe gewesen wäre, beging er Selbstmord. Der Kaiser Servius Galba ist am vierundzwanzigsten Dezember geboren worden, in dem Jahr, als M. Valerius Messala und Cn. Lentulus Konsuln waren, in einer Villa, die in der Nähe von Tarracina auf der Kuppe eines Hügels liegt, dort, wo es links ab geht, wenn man nach Fundi will. Er wurde von seiner Stiefmutter Livia adoptiert und nahm den Na-
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assumpsit mutato praenomine; nam Lucium mox pro Servio usque ad tempus imperii usurpavit. constat Augustum puero adhuc, salutanti se inter aequales, apprehensa buccula dixisse: Ihr wollt wissen, warum Otho mit erlogener Ehre ins Exil geschickt wurde? Es war so, daß er mittlerweile Ehebruch mit seiner eigenen Frau beging.« Die Provinz verwaltete er im Range eines Quaestors zehn Jahre lang; dabei zeigte er sich in einzigartiger Weise gerecht und uneigennützig. Als sich ihm endlich die Gelegenheit bot, Rache zu nehmen, war er der erste, der sich dem Unternehmen des Galba anschloß. Genau in diesem Augenblick
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que momento et ipse spem imperii cepit magnam quidem et ex condicione temporum, sed aliquanto maiorem ex affirmatione Seleuci mathematici. qui cum eum olim superstitem Neroni fore spopondisset, tune ultro inopinatus advenerat imperaturum quoque brevi repromittens. nullo igitur 2 officii aut ambitionis in quemquam genere omisso, quotiens cena principem acciperet, aureos excubanti cohorti viritim dividebat, nec minus alium alia via militum demerebatur; cuidam etiam de parte finium cum vicino litiganti adhibitus arbiter totum agrum redemit emancipavitque, ut iam vix ullus esset, qui non et sentiret et praedicaret solum successione imperii dignum. speraverat autem fore ut adoptaretur a 5 Galba, idque in dies expectabat. sed postquam Pisone praelato spe decidit, ad vim conversus est instigante super animi · dolorem etiam magnitudine aeris alieni. neque enim dissimulabat, nisi principem se stare non posse, nihilque referre ab hoste in acie an in foro sub creditoribus caderet. ante 2 paucos dies servo Caesaris pro impetrata dispensatione decies sestertium expresserat; hoc subsidium tanti coepti fuit. ac primo quinque speculatoribus commissa res est,
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machte er sich große Hoffnung auf den Thron, das war bedingt durch die augenblickliche allgemeine Lage, doch die Tatsache, daß der Astrologe Seleukos ihn in seiner Hoffnung bekräftigt hatte, war weit ausschlaggebender. Der war es auch gewesen, der ihm vor einiger Zeit versichert hatte, er werde Nero überleben; jetzt war er völlig unvermutet von sich aus gekommen, um sein Versprechen zu wiederholen, allerdings werde er jetzt schon bald an die Macht kommen. Also ließ er nichts aus, um sich gegen jedermann willfährig zu zeigen und ihn zu umwerben. Jedesmal wenn er den Kaiser bei sich zum Essen empfing, verteilte er an jeden Mann der Kohorte, die Wache stand, Goldstücke; ebenso verpflichtete er sich die anderen Soldaten auf andere Weise. Als jemand mit seinem Nachbarn um ein Stück Grund und Boden in Streit lag, wurde er sogar zum Schiedsmann bestellt. Da kaufte er für jenen die ganze Parzelle auf und gab sie ihm zu freiem Besitz, so daß es kaum noch jemanden gab, der nicht nur der Meinung war, sondern sie auch frei heraus sagte, nämlich daß er der einzige sei, der als Nachfolger auf den Thron in Frage komme. Er hatte auch gehofft, daß Galba ihn adoptieren werde, er rechnete damit jeden Tag. Doch als man ihm Piso vorgezogen hatte, ließ er die Hoffnung sinken; so verlegte er sich nun auf eine gewaltsame Lösung, dazu drängte ihn neben dem Gefühl der tiefen Kränkung auch sein riesiger Schuldenberg. Denn er machte keinen Hehl daraus, daß er nur als Kaiser eine Zukunft habe und es für ihn unwichtig sei, ob er in der Schlacht von Feindeshand falle oder auf dem Forum seinen Gläubigern in die Hände falle. Wenige Tage zuvor hatte er aus einem Sklaven des Kaisers eine Million Sesterzen herausgepreßt, weil er ihm eine Verwalterstelle verschafft hatte. Diese Summe war das Startkapital für ein so gewaltiges Unterfangen. Zuerst vertraute er fünf Leibwächtern seinen Plan an, dann weiteren zehn;
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deinde deeem aliis, quos singuli binos produxerant; omnibus dena sestertia repraesentata et quinquagena promissa. per hos sollieitati reliqui, nee adeo multi, haud dubia fidueia in ipso negotio pluris adfuturos. tulerat animus post adop- 6 tionem statim eastra oeeupare eenantemque in Palatio Galbam adgredi, sed obstitit respeetus eohortis, quae tune exeubabat, ne oneraretur invidia, quod eiusdem statione et Gaius fuerat oeeisus et desertus Nero. medium quoque tempus religio et Seleueus exemit.
Ergo destinata die praemonitis eonseiis, ut se in foro sub aede Saturni ad miliarium aureum opperirentur, mane Galbam salutavit, utque eonsueverat oseulo exeeptus, etiam saerifieanti interfuit audivitque praedieta haruspieis. deinde liberto adesse arehiteetos nuntiante, quod signum eonvenerat, quasi venalem domum inspeeturus abseessit proripuitque se postiea parte Palati ad eonstitutum. alii febrem simulasse aiunt eamque exeusationem proximis mandasse, si quaereretur. tune abditus propere muliebri sella in eastra eontendit ae defieientibus leetiearis eum deseendisset eursumque eepisset, laxato ealeeo restitit, donee omissa mora sueeollatus et a praesente eomitatu imperator
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denn jeder der ersten hatte zwei mitgebracht. Jedem zahlte er zehntausend Sesterzen auf die Hand und versprach weitere fünfzigtausend. Sie trugen dazu bei, daß noch andere aufgewiegelt wurden, aber es waren nicht sehr viele; man war fest davon überzeugt, daß mehr dabei sein würden, wenn es soweit sei, daß man losschlage. Er hatte vor, gleich im Anschluß an die Adoption sich des Lagers zu bemächtigen und über Galba, während er noch im Palast speiste, herzufallen. Doch dem stand entgegen, daß man auf die Kohorte Rücksicht nehmen mußte, die zu diesem Zeitpunkt Dienst tat; sie sollte nicht noch mehr an Haß zu tragen haben, weil sie es auch gewesen war, die damals auf Posten gestanden hatte, als Gaius getötet und Nero im Stich gelassen worden war. Man ließ auch noch einige Zeit wegen religiöser Bedenken und Seleukos verstreichen. Also setzte er den Termin fest und wies die Verschworenen darauf hin, ihn auf dem Forum vor dem Saturntempel beim goldenen Meilenstein zu erwarten; frühmorgens ging er Galba begrüßen und wurde wie üblich mit einem Kuß empfangen, war auch dabei, als er opferte, und hörte, was der Opferschauer voraussagte. Dann meldete ein Freigelassener die Ankunft der Architekten, das war das vereinbarte Zeichen; also brach er auf, angeblich um ein Haus, das zum Verkauf stand, zu besichtigen, und stürzte aus einem Tor auf der Rückseite des Palastes zum Treffpunkt. Andere sagen, er habe sich mit Fieber herausgeredet und denjenigen, die in seiner Nähe standen, aufgetragen, dies als Entschuldigungsgrund anzuführen, falls man nach ihm frage. Dann verbarg er sich in einer Frauensänfte und ließ sich geschwind zum Lager tragen; als den Trägern die Kräfte ausgingen, stieg er aus und lief zu Fuß weiter, dabei ging ein Schuh auf, und er mußte stehenbleiben, bis er schließlich, um die Zeit zu verkürzen, von seinen Begleitern auf die Schultern genommen
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consalutatus inter faustas adclarnationes strictosque gladios ad principia devenit, obvio quoque non aliter ac si conscius et particeps foret adhaerente. ibi rnissis qui Galbarn et Pisonern trucidarent, ad conciliandos pollicitationibus rniliturn anirnos nihil rnagis pro contione testatus est, quarn id dernurn se habitururn, quod sibi illi reliquissent.
Dein vergente iarn die ingressus senaturn positaque brevi 7 oratione quasi raptus de publico et suscipere irnperiurn vi coactus gesturusque cornrnuni ornniurn arbitrio, Palatiurn petit. ac super ceteras gratulantiurn adulantiurnque blanditias ab infirna plebe appellatus Nero nullurn indiciurn recusantis dedit, irnrno, ut quidarn tradiderunt, etiarn diplornatibus prirnisque epistulis suis ad quosdam provinciarurn praesides Neronis cognornen adiecit. certe et irnagines statuasque eius reponi passus est et procuratores atque libertos ad eadern officia revocavit, nec quicquam prius pro potestate subscripsit quam quingenties sestertiurn ad peragendarn Auream dornurn.
Dicitur ea nocte per quietern pavefactus gernitus rnaxirnos edidisse repertusque a concursantibus hurni ante leeturn iacens per ornnia piaculorurn genera Manes Galbae, a quo deturbari expellique se viderat, propitiare ternptasse; postri-
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und als Kaiser begrüßt wurde. Während man ihm alles Glück wünschte und die Schwerter gezückt hielt, gelangte er in diesem Spalier hinunter zum Hauptquartier. Alle, die ihm über den Weg liefen, schlossen sich ihm an, als seien sie Mitverschworene und an der Aktion beteiligt. Dann sandte er Leute aus mit dem Auftrag, Galba und Piso zu ermorden. Um die Soldaten durch Versprechungen auf seine Seite zu bringen, beschränkte er sich darauf, vor versammelter Mannschaft zu bekräftigen, daß er lediglich das für sich haben wolle, was sie ihm übrigließen. Dann betrat er, als der Tag schon zu Ende ging, den Senat und hielt eine kurze Rede: Man habe ihn sozusagen von der Straße geholt und ihn genötigt, die Regierung zu übernehmen; er werde diese ausüben, weil es der einhellige Wille aller sei. Dann eilte er zum Palast. Neben den Schmeicheleien derjenigen, die ihn beglückwünschten und ihm den Hof machten, kam noch hinzu, daß die Hefe des Volkes ihn Nero nannte; er ließ nicht erkennen, daß ihm dieser Name nicht behage, im Gegenteil, er setzte, wie einige berichten, den Ernennungsschreiben und den ersten Briefen an einige Provinzstatthalterseinem Namen den Beinamen Nero hinzu. Jedenfalls ließ er auch Neros Bilder und Statuen wieder aufstellen, auch dessen Prokuratoren und Freigelassene erhielten ihre ehemaligen Posten wieder. Seine erste Amtshandlung war die Bewilligung eines Kredits in Höhe von fünfzig Millionen zur Fertigstellung des Goldenen Hauses. Er soll in der ersten Nacht durch einen Traum erschreckt worden sein und schwer geseufzt haben; als man zu seinem Bett lief, habe man ihn am Boden vor dem Bett liegend vorgefunden; er habe dann alle möglichen Sühneopfer dargebracht und so versucht, sich die Manen Galbas geneigt zu machen; ihn hatte er nämlich im Traum gesehen, wie er ihn ganz durcheinander brachte und aus dem Bett stieß. Am fol-
die quoque in augurando tempestate orta graviter prolapsum identidem obmurmurasse:
>Glück auf! Auch die Chaldäer sagen, daß es noch vor dem besagten Termin keinen Vitellius Germanicus an irgendeinem Flekken mehr geben werde.« Er geriet auch beim Tode sei-
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matris fuit, quasi aegrae praeberi cibum prohibuisset, vaticinante Chatta muliere, cui velut oraculo adquiescebat, ita demum firmiter ac diutissime imperaturum, si superstes parenti extitisset. alii tradunt ipsam taedio praesentium et imminentium metu venenum a filio impetrasse, haud sane . difficulter.
Octavo imperii mense desciverunt ab eo exercitus Moesi- r 5 arum atque Pannoniae, item ex transmarinis Iudaicus et Syriaticus, ac pars in absentis pars in praesentis Vespasiani verba iurarunt. ad retinendum ergo ceterorum hominum studium ac favorem nihil non publice privatimque nullo adhibito modo largitus est. dilectum quoque ea condicione in urbe egit, ut voluntariis non modo missionerri post victoriam, sed etiam veteranorurn iustaeque militiae commoda polliceretur. urgenti deinde terra marique hosti hinc fra- z trem cum classe ac tironibus et gladiatorum manu opposuit, hinc Betriacenses copias et duces; atque ubique aut superatus aut proditus salutem sibi et milies sestertium a Flavio Sabino Vespasiani fratre pepigit; statimque pro gradibus Palati apud frequentes milites cedere se imperio quod invi-
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ner Mutter unter Verdacht; man vermutete nämlich, er habe verboten, der Kranken zu essen zu geben, da eine Frau aus dem Stamm der Chatten, der er wie einem Orakel Glauben schenkte, prophezeit hatte, erst dann werde er als Herrscher fest im Sattel sitzen und sehr lange regieren, wenn er seine Mutter überlebt habe. Andere berichten, die Mutter habe selbst von ihrem Sohn Gift erbeten, weil sie mit den Verhältnissen, wie sie augenblicklich waren, und mit denen, die bevorstünden, nicht mehr leben konnte; das Gift habe sie ohne Schwierigkeiten erhalten. Im achten Monat seiner Regierung fielen von ihm die Heere in Mösien und Pannonien, von den in Übersee stationierten Heeren das in Iudaea und Syrien ab; diese leisteten auf Vespasian den Treueid, zum Teil in seiner Abwesenheit, zum Teil vor ihm persönlich. Um sich wenigstens noch die Ergebenheit und Gunst der übrigen zu sichern, gab es nichts, was man von ihm nicht auf Staatskosten und aus seinem eigenen Vermögen geschenkt erhalten konnte, er gab alles ohne Maß und Ziel. Er rekrutierte sich sogar in der Hauptstadt ein Heer; dabei wurde vereinbart, daß diejenigen, die sich freiwillig zum Dienst gemeldet hatten, nach dem Sieg nicht nur entlassen würden, sondern auch noch in den Genuß der Vorteile von Veteranen nach der regulären Dienstzeit kommen sollten. Als ihn dann zu Wasser und zu Lande der Feind hart bedrängte, stellte er ihm zum einen seinen Bruder mit einer Flotte und einem Trupp Rekruten und Gladiatoren entgegen, andererseits die Truppen und Kommandanten von Betriacum. Er wurde auf der ganzen Linie besiegt oder verraten; dann ließ er sich von Flavius Sabinus, dem Bruder Vespasians, sein Leben und hundert Millionen Sesterzen fest versprechen. Und sofort gab er an den Stufen zum Palast vor den versammelten Soldaten bekannt, daß er zurücktrete, habe er doch ohnehin einst die Herr-
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tus recepisset professus, cunctis reclamantibus rem distulit ac nocte interposita primo diluculo sordidatus descendit ad rostra multisque cum lacrimis eadem illa, verum e libello testatus est. rursus interpellante milite ac populo et ne defi- 3 ceret hortante omnemque operam suam certatim pollicente,· animum resumpsit Sabinumque et reliquos Flavianos nihil iam metuentis vi subita in Capitolium compulit succensoque templo lovis Optimi Maximi oppressit, cum et proelium et incendium e Tiberiana prospiceret domo inter epulas. non multo post paenitens facti et in alios culpam conferens vocata contione iuravit coegitque iurare et ceteros nihil sibi antiquius quiete publica fore. tune solutum a latere 4 pugionem consuli primum, deinde illo recusante magistratibus ac mox senatoribus singulis porrigens, nullo recipiente, quasi in aede Concordiae positurus abscessit. sed quibusdam adclamantibus ipsum esse Concordiam, rediit nec solum retinere se ferrum affirmavit, verum etiam Concordiae recipere cognomen; suasitque senatui, ut legatos cum 16 virginibus Vestalibus mitterent pacem aut certe tempus ad consultandum petituros.
Postridie responsa opperienti nuntiatum est per exploratorem hostes appropinquare. continuo igitur abstrusus
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schaft nur widerwillig übernommen. Doch als alle laut ihr Mißfallen darüber vernehmen ließen, gewährte er sich noch etwas Bedenkzeit und ließ eine Nacht verstreichen; dann begab er sich, als es gerade hell wurde, in Trauerkleidung hinab zur Rednerbühne und gab unter Tränen noch einmal dieselbe Erklärung ab, allerdings las er sie dieses Mal von einem Manuskript ab. Wieder bestürmten ihn Soldaten und Volk und baten ihn, nicht abzudanken; sie versprachen ihm um die Wette alle Hilfe, die sie geben könnten. Da faßte er wieder Mut, fiel plötzlich über Sabinus und die anderen Anhänger der Flavier, die bereits ganz sorglos geworden waren, her und trieb sie auf dem Kapitol zusammen und bereitete ihnen ihren Untergang, indem er den Tempel des Iuppiter Optimus Maximus in Brand setzen ließ; währenddessen saß er zu Tisch und schaute dem Kampf und dem Feuer vom Palast des Tiberius aus zu. Wenig später bereute er, was er getan hatte, und suchte die Schuld dafür auf andere abzuwälzen; also berief er eine Versammlung ein, schwor - auch alle anderen zwang er zu schwören-, daß ihm nichts wichtiger sei als die öffentliche Ruhe. Dann löste er den Dolch von seiner Seite, hielt ihn zuerst dem Konsul, dann, als der ihn nicht haben wollte, den Beamten und schließlich jedem einzelnen Senator hin; als ihn niemand nahm, ging er fort, angeblich um ihn im Tempel der Concordia abzulegen. Als aber einige ihm zuriefon, er selbst sei die Eintracht, kam er wieder zurück und versicherte, er werde nicht nur den Dolch behalten, sondern auch den Beinamen Concordia annehmen. Dem Senat riet er, eine Gesandtschaft in Begleitung der Vestalischen Jungfrauen zu entsenden, die um Frieden oder mindestens um eine Beratungsfrist nachsuchen sollten. Als er am folgenden Tag auf eine Nachricht wartete, wurde durch Kundschafter gemeldet, die Feinde seien im An-
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gestatoria sella duobus solis comitibus, pistore et coco, Aventinum et paternam domum clam petit, ut inde in Campaniam fugeret; mox levi rumore et incerto, tamquam pax impetrata esset, referri se in Palatium passus est. ubi cum deserta omnia repperisset, dilabentibus et qui simul erant, zona se aureorum plena circumdedit confugitque in cellulam ianitoris, religato pro foribus cane Ieetoque et culcita obiectrs.
Irruperant iam agminis antecessores ac nemine obvio 17 rimabantur, ut fit, singula. ab his extractus e latebra, sciscitantes, quis esset - nam ignorabatur - et ubi esse Vitellium sciret, mendacio elusit; deinde agnitus rogare non destitit, quasi quaedam de salute Vespasiani dicturus, ut custodiretur interim vel in carcere, donec religatis post terga manibus, iniecto cervicibus laqueo, veste discissa seminudus in forurn tractus est inter magna rerum verborumque ludibria per totum viae Sacrae spatium, reducto coma capite, ceu noxii solent, atque etiam mento mucrone gladii subrecto, ut visendam praeberet faciem neve summitteret; quibusdam z stercore et caeno incessentibus, aliis incendiarium et patinarium vociferantibus, parte vulgi etiam corporis vitia expro-
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marsch. Sofort verkroch er sich in eine Sänfte und brach heimlich mit nur zwei Begleitern, seinem Bäcker und seinem Koch, auf zum Aventin in das Haus seines Vaters, um von dort nach Kampanien zu fliehen. Als aber bald darauf das vage und unsichere Gerücht aufkam, man sei sozusagen mit den Bitten um Frieden durchgedrungen, ließ er sich zurück in den Palast tragen. Dort fand er alles verlassen vor, und auch die, die ihn begleitet hatten, hatten nichts Eiligeres zu tun als davonzulaufen; er schnallte sich einen mit Gold gepolsterten Gürtel um und flüchtete sich in die Kammer des Pförtners, band vor der Tür den Hund an und verrammelte von innen die Tür mit einem Bett und einer Matratze. Schon war die feindliche Vorhut in den Palast eingedrungen und ging, da sich ihnen niemand in den Weg stellte, daran, die einzelnen Räume zu durchsuchen, wie das im Krieg immer so geht. Sie zerrten ihn aus seinem Schlupfwinkel heraus und wollten wissen, wer er sei- denn sie kannten ihn ja nicht- und ob er wisse, wo Vitellius stecke. Er log sich durch Lügen heraus. Doch dann erkannte man ihn, und er erging sich in Bitten, ihn, so als habe er einiges zu sagen, was das Leben Vespasians betreffe, festzusetzen, es mochte auch der Kerker sein; schließlich band man ihm die Hände auf den Rücken, legte ihm eine Schlinge um den Hals, zerriß ihm sein Gewand und schleppte ihn halbnackt auf das Forum; auf der ganzen Strecke über die Via Sacra machte man sich mit ihm in Wort und Tat seinen Spaß, und das nicht zu gering; sein Kopf wurde an den Haaren nach hinten gerissen, wie das bei Verbrechern die Regel war, und man hielt ihm die Spitze eines Schwertes unter das Kinn, damit er sein Gesicht sehen lassen mußte und nicht zur Erde senken konnte. Einige bewarfen ihn mit Mist und Kot, andere schimpften ihn einen Brandstifter und Fresser, ein Teil des Pöbels hielt ihm sogar seine körperlichen Gebrechen vor. Er
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brante; erat enim in eo enormis proceritas, facies rubida plerumque ex vinulentia, venter obesus, alterum femur subdebile impulsu olim quadrigae, cum auriganti Gaio ministratorem exhiberet. tandem apud Gemonias minutissimis ictibus excarnificatus atque confectus est et inde unco tractus in Tiberim. Periit cum fratre et filio anno vitae septimo quinquage- r8 simo; nec fefellit coiectura eorum qui augurio, quod factum ei Viennae ostendimus, non aliud portendi praedixerant quam venturum in alicuius Gallicani hominis potestatem, siquidem ab Antonio Primo adversarum partium duce oppressus est, cui Tolosae nato cognomen in pueritia Becco fuerat: id valet gallinacei rostrum.
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war nämlich sehr hoch aufgeschossen, hatte ein rotes Gesicht, meistens vom übermäßigen Weingenuß, einen fetten Bauch, ein Bein lahmte etwas, seit er einmal von einem Viergespann angefahren worden war, als er Helfer des Gaius beim Wettrennen war. Zuletzt wurde er bei den Gernonien durch lauter kleine Stiche zu Tode gefoltert und nach seinem Tode auch noch mit einem Haken in den Tiber geschleift. Er stand im siebenundfünfzigsten Lebensjahr, als er zusammen mit seinem Bruder und seinem Sohn starb. Und es bestätigte sich voll und ganz die Deutung derjenigen, die bei dem Vorzeichen, das ihm bei Vienna zuteil geworden war, wir haben das erwähnt, vorausgesagt hatten, daß es nichts anderes bedeute, als daß er einem Mann von gallischer Herkunft in die Hände fallen werde. Er wurde ja von Antonius Primus, einem Feldherrn des Gegners, überwältigt, der in Tolosa geboren war und in seiner Jugend den Beinamen Becco geführt hatte, was »Hahnenschnabel« bedeutet.
LiberVIII DIVUS VESPASIANUS · DIVUS TITUS · DOMITIANUS DIVUS VESPASIANUS Rebellione trium principum et caede incertum diu et quasi r vagum imperium suscepit firmavitque tandem gens Flavia, obscura illa quidem ac sine ullis maiorum imaginibus, sed tarnen rei p. nequaquam paenitenda, constet licet Domitianum cupiditatis ac saevitiae merito poenas luisse.
T. Flavius Petro, municeps Reatinus, bello civili Pompeianarum partium centurio an evocatus, profugit ex Pharsalica acie domumque se contulit, ubi deinde venia et missione impetrata coactiones argentarias factitavit. huius filius, cognomine Sabinus, expers militiae - etsi quidam eum primipilarem, nonnulli, cum adhuc ordines duceret, sacramento solutum per causam valitudinis tradunt - publicum quadragesimae in Asia egit; monent hodieque imagines a civitatibus ei positae sub hoc titulo: KAAQl: TEAnNHl:ANTI. postea faenus apud Helvetios exercuit ibique diem obiit superstitibus uxore Vespasia Polla et duobus ex ea
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BuchS VESPASIAN · TITUS · DOMITIAN VESPASIAN
Lange war durch die bewaffnete Revolte dreier Kaiser und deren Ermordung die Herrschaft umstritten und sozusagen schwankend gewesen; da übernahm sie das Geschlecht der Flavier und stellte sie endlich auf eine feste Grundlage. Die Anfänge desselben lagen zwar im dunkeln, und dazu fehlte es ihm noch an Ahnenbildern, aber dennoch sollte das Gemeinwesen sich seiner nicht schämen müssen, wenn auch bekannt ist, daß Domitian für seine Habgier und Grausamkeit zu Recht gebüßt hat. T. Flavius Petro stammt aus der Landstadt Reate. Während des Bürgerkrieges war er Centurio oder Evocatus auf der Seite des Pompeius gewesen, vom Schlachtfeld von Pharsalos stahl er sich davon und lief nach Hause, wo er, nachdem man ihm verziehen und ihn ehrenhaft entlassen hatte, damit beschäftigt war, die Gelder von Versteigerungen einzutreiben. Sein Sohn, mit dem Beinamen Sabinus, hat nicht gedient, wenn auch einige berichten, er sei Primipilar gewesen, einige, er habe ein Kommando gehabt, bis er aus Gesundheitsgründen vom Fahneneid entbunden worden sei. In der ProvinzAsiatrieb er als Steuereinnehmer den Vierzigsten ein. Davon zeugen auch heute noch Statuen, die ihm Bürgerschaften aufgestellt haben, mit folgender Basisaufschrift: 1ca.A.roc; 'tEA.rovi]crav'tt (»Dem rechtschaffenen Zöllner«). Später machte er bei den Helvetiern seinen Reibach mit dem Verleihen von Geld; dort ist er auch gestorben. Er hinterließ seine Gattin Vespasia Polla und zwei ge-
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liberis, quorum maior Sabinus ad praefecturam urbis, minor Vespasianus ad principatum usque processit. Polla Nursiae honesto genere orta patrem habuit Vespasium Pollionem, ter triburrum militum praefectumque castrorum, fratrem senatorem praetoriae dignitatis. locus etiam ad sexturn miliarium a Nursia Spoletium euntibus in monte summo appellatur Vespasiae, ubi Vespasiorum complura monumenta extant, magnum indicium splendoris familiae et vetustatis. non negaverim iactatum a quibusdam Petronis patrem e regione Transpadana fuisse mancipem operarum, quae ex Umbria in Sabinos ad culturam agrorum quotannis commeare soleant; subsedisse autem in oppido Reatino uxore ibidem ducta. ipse ne vestigium quidem de hoc, quamvis satis curiose inquirerem, inveni.
Vespasianus natus est in Sabinis ultra Reate vico modico, cui nomen est Falacrinae, XV. Kal. Decb. vesperi, Q. Sulpicio Camerino C. Poppaeo Sabino cons., quinquennio ante quam Augustus excederet; educatus sub paterna avia Tertulla in praediis Cosanis. quare princeps quoque et locum incunabulorum assidue frequentavit, manente villa qualis fuerat olim, ne quid scilicet oculorum consuetudini deperiret; et aviae memoriam tanto 6pere dilexit, ut sollemnibus ac festis diebus pocillo quoque eius argenteo potare perseveraverit.
Sumpta virili toga latum clavum, quanquam fratre adepto, diu aversatus est, nec ut tandem appeteret compelli nisi a
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meinsame Kinder. Der ältere Sohn, Sabinus, brachte es bis zum Stadtpraefekten, der jüngere, Vespasian, bis zum Kaiser. Polla stammte aus einer vornehmen Familie in Nursia. Zum Vater hatte sie den dreimaligen Militärtribunen und Lagerpraefekten Vespasius Pollio, zum Bruder einen Senator im Rang eines Praetors. Kommt man von Nursia nach Spoletium, so liegt beim sechsten Meilenstein auf einer Bergspitze ferner ein Ort, der Vespasiae heißt; dort stehen noch einige Denkmäler der Vespasier, ein wichtiger Hinweis auf Ansehen und Alter der Familie. Ich will nicht leugnen, daß einige wiederholt erwähnen, daß der Vater des Petro aus der Transpadana sein Geld mit der Vermietung von Arbeitern verdient habe, die jedes Jahr von Umbrien ins Sabinerland ziehen, um landwirtschaftliche Arbeiten zu verrichten; er habe sich in Reate niedergelassen und dort auch geheiratet. Davon habe ich nicht einmal ein Anzeichen finden können, obwohl ich recht sorgfältig nachgeforscht habe. Vespasian ist im Sabinerland oberhalb von Reate in einem nicht allzu großen Dorf namens Falacrinae am Abend des 17. November unter dem Konsulat des Q. Sulpicius Camerinus und des C. Poppaeus Sabinus geboren worden, fünf Jahre vor dem Tod des Augustus. Erzogen wurde er unter der Leitung von Tertulla, seiner Großmutter väterlicherseits, auf den Landgütern bei Cosa. Deshalb hat er den Ort, an dem seine Wiege stand, auch noch als Kaiser regelmäßig aufgesucht, und das Landhaus blieb im Zustand von damals, damit nämlich der vertraute Anblick fortbestünde. Überdies pflegte er die Erinnerung an seine Großmutter so sehr, daß er an Feier- und Festtagen darauf beharrte, auch aus ihrem silbernen Becher zu trinken. Nachdem er die Männertoga angelegt hatte, verschmähte er noch lange die breitgestreifte Toga, obwohl sein Bruder sie bereits erlangt hatte. Nur durch seine Mutter konnte er
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matre potuit. ea demum extudit magis convicio quam precibus vel auctoritate, dum eum identidem per contumeliam anteambulonem fratris appellat.
Tribunaturn militum in Thracia meruit; quaestor Cretam et Cyrenas provinciam sorte cepit; aedilitatis ac mox praeturae candidatus, illam non sine repulsa sextoque vix adeptus est loco, (h)a(n)c primastatim petitione et in primis. praetor infensum senatui Gaium ne quo non genere demereretur, ludos extraordinarios pro victoria eius Germanica depoposcit poenaeque coniuratorum addendum censuit, ut insepulti proicerentur. egit et gratias ei apud amplissimum ordinem, quod se honore cenae dignatus esset.
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Inter haec Flaviam Domitillam duxit uxorem, Statili 3 Capellae equitis R. Sabratensis ex Africa delicatam olim Latinaeque condicionis, sed mox ingenuam et civem Rom. reciperatorio iudicio pronuntiatam, patre asserente Flavio Liberale Ferenti genito nec quicquam amplius quam quaestorio scriba. ex hac Iiberos tulit Titum et Domitianum et Domitillam. uxori ac filiae superstes fuit atque utramque adhuc privatus amisit. post uxoris excessum Caenidem, Antoniae libertam et a manu, dilectam quondam sibi revocavit in contubernium ha,buitque etiam imperator paene iustae uxoris loco.
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bewogen werden, dem Bruder darin nicht länger nachzustehen. Dazu hat sie ihn zuletzt mehr durch Schelten als durch Bitten oder ihre mütterliche Autorität gebracht, indem sie ihn wiederholt in Schmähreden den Lakaien seines Bruders nannte. Militärtribun war er in Thrakien. Als Quaestor fielen ihm durch Los Kreta und Kyrene als Provinz zu. Dann bewarb er sich um das Amt des Aedilen und bald darauf auch um die Praetur. Aedil ist er erst nach einer Zurückweisung seiner Bewerbung geworden, und auch dann kam er nur mit knapper Not auf den sechsten Platz. Praetor wurde er gleich beim ersten Anlauf und war auch unter den Ersten. Um Caligula, dem der Senat verhaßt war, für sich zu gewinnen - ganz gleich auf welche Weise -, forderte er als Praetor für dessen Sieg in Germanien außerordentliche Spiele, ferner beantragte er, die Strafe für die Verschwörer dadurch zu verschärfen, daß man sie unbeerdigt liegen lasse. Dem Caligula sagte er zudem vor dem hohen Hause des Senats dafür Dank, daß er ihn für würdig befunden habe, mit ihm zu speisen. In diesen Jahren heiratete er Flavia Domitilla, die ehemalige Geliebte des römischen Ritters Statilius Capella aus Sabrata in Afrika; sie besaß nur das latinische Bürgerrecht. Aber später wurde sie in einem Verfahren vor den Rekuperatoren für freigeboren und zur römischen Bürgerin erklärt. Denn Flavius Liberalis aus Ferenti, der nur der Schreibereines Quaestors war, trat für sie als Vater ein. Mit ihr hatte Vespasian drei Kinder: Titus, Domitian und Domitilla. Er überlebte Gattin und Tochter; beide verlor er, als er noch Privatmann war. Nach dem Tode seiner Gattin lebte er mit seiner einstigen Geliebten Caenis, einer Freigelassenen und Sekretärin der Antonia, in einer eheähnlichen Gemeinschaft, und sie nahm fast den Platz einer rechtmäßigen Gattin ein, auch als er Kaiser war.
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Claudio principe Narcissi gratia legatus legionis in Ger- 4 maniam missus est; inde in Britanniam translatus tricies cum hoste conflixit. duas validissimas gentes superque viginti oppida et insulam Vectem Britanniae proximam in dicionem redegit partim Auli Plauti legati consularis partim Claudi[i] ipsius ductu. quare triumphalia ornamenta et in brevi spa- z tio duplex sacerdotium accepit, praeterea consulatum, quem gessit per duos novissimos anni menses. medium tempus ad proconsulatum usque in otio secessuque egit, Agrippinam timens potentem adhuc apud filium et defuncti quoque Narcissi amici perosam.
Exim sortitus Africam integerrime nec sine magna dignatione administravit, nisi quod Hadrumeti seditione quadam rapa in eum iacta sunt. rediit certe nihilo opulentior, ut qui prope labefactata iam fide omnia praedia fratri obligaret necessarioque ad mangonicos quaestus sustinendae dignitatis causa descenderit; propter quod vulgo 'mulio' vocabatur. convictus quoque dicitur ducenta sestertia expressisse iuveni, cui latum clavum adversus patris voluntatem impetrarat, eoque nomine graviter increpitus.
Peregrinatione Achaica inter comites Neronis cum cantante eo aut discederet saepius aut praesens obdormisceret,
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Als Claudius Kaiser war, machte Narcissus seinen Einfluß geltend, und man schickte Vespasian als Legionslegat nach Germanien; von dort wurde er nach Britannien versetzt, wo er in dreißig Kämpfen mit dem Feind zusammenstieß. Er unterwarf zwei sehr starke Volksstämme, ferner zwanzig Städte und die Insel Vectis, die nahe bei Britannien liegt; teils hatte hierbei der Konsularlegat Aulus Plautus, teils Claudius selbst das Kommando. Deshalb erhielt er die Triumphabzeichen und in kurzer Folge gleich zwei Priesterämter, außerdem machte man ihn für die letzten zwei Monate des Jahres zum Konsul. Die Zeit bis zum Prokonsulat brachte er in Muße und Zurückgezogenheit zu; denn er hatte Angst vor Agrippina, die immer noch bei ihrem Sohn viel bewirken konnte und voller Haß auf seinen Freund Narcissus war, auch noch nach dessen Tod. Schließlich fiel ihm durchs Los Afrika zu; dies verwaltete er völlig uneigennützig und nicht ohne große Anerkennung für sein Tun zu finden, sieht man einmal davon ab, daß bei einem Aufstand in Hadrometurn Rüben nach ihm geworfen wurden. Jedenfalls kehrte er heim, ohne sich um einen Pfennig bereichert zu haben, so daß er, da fast schon seine Kreditwürdigkeit in Zweifel gezogen wurde, alle seine Güter dem Bruder verpfänden und sich notgedrungen auf Geschäfte in der Art zwielichtiger Händler einlassen mußte, um seine Stellung zu behaupten. Deswegen nannte ihn der Volksmund »Maultiertreiber«. Auch soll er überführt worden sein, einem Jüngling 200 ooo Sesterzen abgepreßt zu haben, dem er gegen den Willen des Vaters den breiten Purpurstreifen verschafft hatte; deswegen sollen gegen ihn schwere Vorwürfe erhoben worden sein. Auf der Griechenlandreise Neros befand er sich unter dessen Begleitern; als er sich, während dieser sang, entweder zu oft entfernte oder, wenn er anwesend war, schnell ein-
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gravissirnarn contraxit offensarn, prohibitusque non contubernio rnodo sed etiarn publica salutatione secessit in parvarn ac deviarn civitatern, quoad latenti etiamque extrerna rnetuenti provincia curn exercitu oblata est.
Percrebruerat Oriente toto vetus et constans opinio esse in fatis ut eo ternpore Iudaea profecti rerurn potirentur. id de imperatore Rornano, quanturn postea eventu paruit, praedicturn Iudaei ad se trahentes rebellarunt caesoque praeposito legaturn insuper Syriae consularern suppetias ferentern rapta aquila fugaverunt. ad hunc rnoturn cornprirnendurn curn exercitu arnpliore et non instrenuo duce, cui tarnen tuto tanta res cornrnitteretur, opus esset, ipse potissirnurn delectus est ut et industriae expertae nec rnetuendus ullo rnodo ob hurnilitatern generis ac norninis. additis igitur ad copias duabus legionibus, octo alis, cohortibus decern, atque inter legatos rnaiore filio assurnpto. ut prirnurn provinciam (suam) attigit, proximas quoque convertit in se, correcta statirn castrorurn disciplina, unoque et altero proelio tarn constanter inito, ut in oppugnatione castelli lapidis icturn genu scutoque sagittas aliquot exceperit.
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Post Neronern Galbarnque Othone ac Vitellio de princi- 5
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schlief, wurde ihm dies sehr übel genommen, und er wurde nicht nur aus dem Gefolge des Kaisers ausgeschlossen, sondern auch von den öffentlichen Empfängen; so zog er sich in eine kleine, abgelegene Stadt zurück, bis ihm, der sich verborgen hielt und immer noch das Schlimmste befürchtete, eine Provinz mit militärischem Kommando angeboten wurde. Im ganzen Orient war die alte, sich immer noch hartnäkkig haltende Meinung verbreitet gewesen, daß man sich nach einem Schicksalsspruch von Iudaea aus zu eben dieser Zeit der Weltherrschaft bemächtigen werde. Dies war über einen römischen Kaiser geweissagt worden, wie es ja der spätere Verlauf der Ereignisse voll und ganz bestätigt hat; die Juden bezogen den Spruch jedoch auf sich und machten einen Aufstand. Sie ermordeten den Statthalter, beraubten ferner den Konsularlegaten von Syrien, als er zu Hilfe eilte, des Legionsadlers und schlugen ihn in die Flucht. Da es, um diesen Aufstand niederzuschlagen, eines größeren Heeres und eines entschlossenen Führers bedurfte, dem man gleichwohl eine so große Aufgabe voll und ganz übertragen konnte, wählte man gerade ihn, weil ja einerseits sein energisches Auftreten erprobt war und man andererseits von ihm keineswegs etwas zu befürchten hatte, da er von niederer Herkunft und sein Name unbedeutend war. Also verstärkte man die Truppen um zwei Legionen, acht Alen und zehn Kohorten und machte den ältesten Sohn zu einem der Legaten. Sobald er seine Provinz betrat, zog er die Aufmerksamkeit auch der Nachbarprovinzen auf sich, und die Disziplin im Lager wurde sofort in Ordnung gebracht; in etliche Gefechte zog er so beherzt, daß er bei der Belagerung eines Kastells von einem Stein am Knie getroffen wurde und etliche Pfeile in seinem Schild staken. Während sich nach Neros und Galbas Herrschaft Otho und Vitellius um das Prinzipat stritten, machte Vespasian
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patu certantibus in spem imperii venit iam pridem sibi per haec ostenta conceptam. In suburbano Flaviorum quercus antiqua, quae erat Marti sacra, per tres Vespasiae partus singulos repente ramos a frutice dedit, haud dubia signa futuri cuiusque fati: primum exilem et cito arefactum, ideoque puella nata non perannavit, secund um praevalidum ac prolixum et qui magnam felicitatem portenderet, tertium vero instar arboris. quare patrem Sabinum ferunt, haruspicio insuper confirmatum, renuntiasse matri, nepotem ei Caesarem genitum; nec illam quicquam aliud quam cachinnasse, mirantem quod adhuc se mentis compote deliraret iam filius suus.
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Mox, cum aedilem eum C. Caesar, succensens curam verrendis viis non adhibitam, luto iussisset oppleri congesto per milites in praetextae sinum, non defuerunt qui interpretarentur, quandoque proculcatam desertamque rem p. civili aliqua perturbatione in tutelam eius ac velut in gremium deventuram.
Prandente eo quondam canis extrarius e tr1v10 manum humanam intulit mensaeque subiecit. cenante rursus bos arator decusso iugo triclinium irrupit ac fugatis ministris quasi repente defessus procidit ad ipsos accumbentis pedes cervicemque summisit. arbor quoque cupressus in agro
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sich Hoffnung auf den Kaiserthron; diese Hoffnung hatte er schon längst auf Grund folgender Vorzeichen gehegt. Auf dem Landgut der Flavier nahe bei der Stadt trieb eine alte Eiche, die dem Mars geweiht war, bei jeder der drei Geburten der Vespasia am Stammende plötzlich einen Zweig hervor, zweifellos als Zeichen für das Schicksal eines jeden der Kinder: Zuerst war es ein schwacher und schnell verdorrender Zweig, und so überlebte das Mädchen, das sie gebar, das erste Jahr nicht; der zweite Zweig war überaus stark und weit verästelt, er sollte großes Glück voraussagen; der dritte Zweig aber war so groß wie ein Baum. Deshalb soll sein Vater Sabinus, in seiner Meinung noch durch einen Opferschauer bestärkt, seiner Mutter gemeldet haben, ihr sei ein Enkel geboren, der einst Kaiser würde. Sie aber habe nur schallend gelacht und sich gewundert, daß ihr Sohn bereits verblöde, während sie noch aller Sinne mächtig sei. Später, als C. Caesar darüber aufgebracht war, daß Vespasian als Aedil nicht peinliehst für die Säuberung der Straßen gesorgt habe, und ihm den Bausch der Toga praetexta mit dem von Soldaten zusammengetragenem Kot anfüllen ließ, da gab es Leute, die das so auslegten: Über kurz oder lang werde das mit Füßen getretene und sich selbst überlassene Staatswesen in einem Bürgerkrieg bei ihm Schutz suchen, es werde sich sozusagen in seinen Schoß flüchten. Einst war er gerade beim Frühstück, da trug ein Hund, der nicht zum Haus gehörte, von der Straßenkreuzung eine Hand herein und legte sie unter den Tisch. Ein andermal, er war wieder beim Essen, stürmte ein Pflugstier, der das Joch abgeworfen hatte, ins Speisezimmer, die Diener ergriffen die Flucht, und er fiel, wie wenn er plötzlich keine Kraft mehr habe, genau Vespasian vor die Füße, während der zu Tische lag, und beugte vor ihm seinen Nacken. Ferner war eine Zypresse auf dem Land, das er von seinem Großvater
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avito sirre ulla vi ternpestatis evulsa radicitus atque prostrata insequenti die viridior ac firrnior resurrexit.
At in Achaia sornniavit initiurn sibi suisque felicitatis futururn, sirnul ac dens Neroni exernptus esset; evenitque ut sequenti die progressus in atriurn rnedicus dentern ei ostenderet tanturnque quod exernpturn. Apud Iudaearn Carrneli dei oraculurn consulentern ita 6 confirrnavere sortes, ut quidquid cogitaret volveretque anirno quarnlibet rnagnurn, id esse proventururn pollicerentur; et unus ex nobilibus captivis Iosephus, curn coiceretur in vincula, constantissirne asseveravit fore ut ab eodern brevi solveretur, verurn iarn irnperatore. nuntiabantur et ex urbe 7 praesagia: Neronern diebus ultirnis rnoniturn per quietern, ut tensarn Iovis Optirni Maxirni e sacrario in dornurn Vespasiani et inde in circurn deduceret; ac non rnulto post cornitia secundi consulatus ineunte Galba statua(rn) Divi Iuli ad Orientern sponte conversa(rn), acieque Betriacensi, prius quarn cornrnitteretur, duas aquilas in conspectu ornniurn conflixisse victaque altera superverrisse tertiarn ab solis exortu ac victricern abegisse. nec tarnen quicquarn ante 6 ternptavit, prornptissirnis atque etiarn instantibus suis, quarn sollicitatus quorundarn et ignotorurn et absentiurn fortuito favore.
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geerbt hatte, ohne die Einwirkung eines Sturmes entwurzelt worden und umgefallen; am folgenden Tag richtete sie sich wieder auf, und zwar in frischerem Grün und von kräftigerem Wuchs. Und in Griechenland träumte er, für ihn und seine Familie werde der glückliche Erfolg einsetzen, sobald Nero ein Zahn gezogen worden sei. Und es kam so, daß am folgenden Tag ein Arzt in die Vorhalle hinaustrat und ihm einen Zahn zeigte, den er soeben Nero gezogen hatte. In Iudaea befragte er das Orakel des Gottes vom Karmel. Die Orakelsprüche machten ihn sehr zuversichtlich, insofern sie zu versprechen schienen, daß ihm das gelingen werde, was er sich in den Kopf setze und plane, mochte es auch noch so Bedeutendes sein. UndJosephus, einervon den vornehmen Gefangenen, versicherte zuversichtlich und sehr entschieden, als man ihn in Fesseln legte, daß er genau von diesem Mann in Kürze befreit werde, dann aber sei er bereits Kaiser. Auch aus der Stadt wurden Vorzeichen gemeldet: Nero sei in den letzten Tagen im Traum eingegeben worden, er solle den Wagen des Iuppiter Optimus Maximus aus seinem Heiligtum ins Haus des Vespasian und von dort in den Circus geleiten. Und kurz darauf, als Galba nach dem Wahlvorgang um sein zweites Konsulat zur Volksversammlung ging, da habe sich die Statue des göttlichen Iulius von selbst nach Osten gedreht. Am Tag der Schlacht bei Betriacum sollen, noch bevor die Schlacht begonnen hatte, zwei Adler vor aller Augen gekämpft haben. Als der eine besiegt war, soll ein dritter von Osten gekommen sein und den Sieger vertrieben haben. Und dennoch hat Vespasian nicht eher etwas unternommen, obwohl seine Anhänger fest entschlossen waren und drängten, bis ihn dazu eine zufällige Gunstbezeugung einiger Leute bewogen hat, die er nicht kannte und die auch nicht aus seiner näheren Umgebung stammten.
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Moesiaci exercitus bina e tribus legionibus milia missa auxilio Othoni, postquam ingressis iter nuntiatum est victum eum ac vim vitae suae attulisse, nihilo setius Aquileiam usque perseveraverunt, quasi rumori minus crederent. ibi per occasionem ac licentiam omni rapinarum genere grassati, cum timerent ne sibi reversis reddenda ratio ac subeunda poena esset, consilium inierunt eligendi creandique imperatoris; neque enim deteriores esse aut Hispaniensi exercitu qui Galbam, aut praetoriano qui Othonem, aut Germaniciano qui Vitellium fecissent. propositis itaque nominibus legatorum consularium, quot ubique tune erant, cum ceteros alium alia de causa improbarent et quidam e legione tertia, quae sub exitu Neronis translata ex Syria in Moesiam fuerat, Vespasianum laudibus ferrent, assensere cuncti nomenque eius vexillis omnibus sine mora inscripserunt. et tune quidem compressa res est revocatis ad officium numeris parumper. ceterum divulgato facto Tiberius Alexander praefectus Aegypti primus in verba Vespasiani Iegiones adegit Kal. Iul., qui principatus dies in posterum observatus est; Iudaicus deinde exercitus V Idus Iul. apud ipsum iuravit.
Plurimum coeptis contulerunt iactatum exemplar epistulae verae sive falsae defuncti Othonis ad Vespasianum extrema obtestatione ultionem mandantis et ut rei p. subve-
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Je zooo Mann von den drei Legionen des in Mösien stationierten Heeres waren Otho zu Hilfe geschickt worden. Nachdem sie den Marsch angetreten hatten und ihnen die Nachricht überbracht worden war, daß er besiegt worden sei und Selbstmord begangen habe, marschierten sie trotzdem bis Aquileia, weil sie angeblich der unverbürgten Nachricht zu wenig Glauben schenkten. Dort hatten sie Gelegenheit, sich auszutoben und alles zum Objekt ihrer Raubgier zu machen. Da sie fürchteten, daß sie nach ihrer Rückkehr Rechenschaft ablegen müßten und bestraft würden, faßten sie den Entschluß, einen Feldherrn durch Wahl zum Kaiser zu machen. Denn sie seien nicht weniger gut als das spanische Heer, welches Galba, oder als die Praetorianerkohorten, die den Otho, oder als das Heer in Germanien, welches den Vitellius zum Kaiser ausgerufen hatte. Und so wurden die Namen aller Konsularlegaten aufgeschrieben, die es damals irgendwo gab. Weil jeder aus einem anderen Grunde an den anderen etwas auszusetzen hatte und einige aus der dritten Legion, die nach dem TodeNeros von Syrien nach Mösien verlegt worden war, den Vespasian priesen, stimmten alle zu und schrieben seinenNamenohne Aufbegehren auf alle Fahnen. Damals wurde diese Erhebung schnell zum Verstummen gebracht, indem man einige Abteilungen auf ihre Posten zurückbeorderte. Übrigens ließ, als diese Tat doch noch bekannt geworden war, Tiberius Alexander, der Praefekt von Ägypten, als erster seine Legionen den Eid aufVespasian ablegen, und zwar am I. Juli. Dieses Datum galt auch später als der Tag der Thronbesteigung. Als nächstes leistete ihm am I I. Juli sein Heer in I udaea den Treueid. Am meisten hat dem Beginnen genützt, daß die Abschrift eines echten oder auch gefälschten Briefes des verstorbenen Otho unters Volk gebracht wurde, worin dieser Vespasian äußerst eindringlich beschwört, ihn zu rächen, und in dem
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niret optantis, simul rumor dissipatus destinasse victorem Vitellium permutare hiberna Iegion um et Germanicas transferre in Orientern ad securiorem mollioremque militiam, praeterea ex praesidibus provinciarum Licinius Mucianus et e regibus Vologaesus Parthus; ille deposita simultate, quam in id tempus ex aemulatione non obscure gerebat, Syriacum promisit exercitum, hic quadraginta milia sagittariorum.
Suscepto igitur civili bello ac ducibus copiisque in Italiam 7 praemissis interim Alexandriam transiit, ut claustra Aegypti optineret. hic cum de firmitate imperii capturus auspicium aedem Serapidis summotis omnibus solus intrasset ac propitiato multum deo tandem se convertisset, verbenas coronasque et panificia, ut illic assolet, Basilides libertus obtulisse ei visus est; quem neque admissum a quoquam et iam pridem propter nervorum valitudinem vix ingredi longeque abesse constabat. ac statim advenere litterae fusas apud Cremonam Vitelli copias, ipsum in urbe interemptum nuntiantes.
Auctoritas et quasi maiestas quaedam ut scilicet inopinato et adhuc novo principi deerat; haec quoque accessit. e plebe quidam luminibus orbatus, item alius debili crure sedentem
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er ihn bittet, dem Staat zu Hilfe zu kommen. Dem Unternehmen war auch förderlich, daß man das Gerücht ausstreute, der siegreiche Vitellius beabsichtige, die Winterlager der Legionen gänzlich zu verlegen und die germanischen Legionen in den Orient zu beordern, damit der Kriegsdienst gefahrloser und weniger hart sei; außerdem stünden von den Statthaltern der Provinzen Licinius Mucianus und von den Königen der Parther Vologaeses auf der Seite Vespasians. Nachdem sie ihre Rivalität abgelegt hatten, welche sie auf Grund von Eifersüchtelei bis dahin unverhohlen ausgefochten hatten, sagte jener ihm die Unterstützung durch das syrische Heer, dieser die von 40 ooo Bogenschützen zu. Also begann der Bürgerkrieg. Die Kommandanten wurden mit ihren Truppen nach Italien vorausgeschickt, er setzte inzwischen nach Alexandria über, um die Schlüsselpositionen von Ägypten fest im Griff zu haben. Weil er ein Orakel über die Dauerhaftigkeit seiner Herrschaft wollte, betrat er allein den Tempel des Sarapis; alle seine Begleiter hatte er fortgeschickt; die Gottheit machte er sich sehr geneigt. Schließlich wandte er sich zum Gehen, da schien ihm sein Freigelassener Basilides heilige Büschel, Kränze und Opferkuchen zu bringen, so wie es dort üblich war: feststand, daß diesen niemand eingelassen hatte und er schon seit langer Zeit wegen eines Nervenleidens kaum gehen konnte und auch weit weg war. Ja, auf der Stelle traf ein Brief ein, in dem stand, die Truppen des Vitellius seien bei Cremona aufgerieben und er selbst sei in der Stadt aus dem Wege geräumt worden. Ansehen und, man möchte sagen, eine gewisse Größe fehlten ihm als Kaiser noch, was ja verständlich ist, da er unerwartet und eben erst Herrscher geworden war. Diese Eigenschaften erwarb er sich aber noch. Als er vorn auf dem Tribunal saß, wandte sich aus dem Volk jemand an ihn, der
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pro tribunali pariter adierunt orantes opem valitudini demonstratam aSerapide per quietem: restituturum oculos, si inspuisset; confirmaturum crus, si dignaretur calce contingere. cum vix fides esset ullo modo rem successuram ideoque ne experiri quidem auderet, extremo hortantibus amicis palam pro contione utrumque temptavit, nec eventus defuit. per idem tempus Tegeae in Arc(h]adia instinctu vaticinantium effossa sunt sacrato loco vasa operis antiqui atque in iis assimilis Vespasiano imago.
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Talis tantaque cum fama in urbem reversus acto de Iudaeis 8 triumpho consulatus octo veteri addidit; suscepit et censuram ac per totum inperii tempus nihil habuit antiquius quam prope afflictam nutantemque rem p. stabilire primo, deinde et ornare.
Milites pars victoriae fiducia, pars ignominiae dolore ad omnem licentiam audaciamque processerant; sed et provinciae civitatesque liberae, nec non et regna quaedam tumultuosius inter se agebant. quare Vitellianorum quidem .· et exauctoravit plurimos et coercuit, participibus autem victoriae adeo nihil extra ordinem indulsit, ut etiam legitima prae-
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erblindet war, und noch einer, der ein lahmes Bein hatte. Sie baten ihn, ihnen die Hilfe für ihre körperlichen Gebrechen zukommen zu lassen, die ihnen die Gottheit gezeigt hatte, während sie schliefen: er werde das Augenlicht wiedergeben, wenn er die Augen mit dem Speichel seines Mundes bestreiche, die Beine würden wieder kräftig, wenn er nur geruhe, sie mit der Ferse zu berühren. Da er aber kaum darauf vertraute, daß die Prozedur zu irgendeinem Erfolg führen werde, und er deswegen nicht einmal wagte, es zu versuchen, sprachen ihm schließlich seine Freunde gut zu, und er berührte beide öffentlich vor versammeltem Volk; und der Erfolg blieb nicht aus. Zur gleichen Zeit sind in Tegea in Arkadien auf eine Eingebung der Seher hin Gefäße mit alter Kunstarbeit an einem geweihten Ort ausgegraben worden; in diesen befand sich ein Bildnis, das Vespasian recht ähnlich sah. Aus dieser Position heraus und einen so guten Ruf genießend, kehrte er nach Rom zurück, feierte seinen Triumph über die Juden und fügte seinem letzten Konsulat noch weitere acht hinzu. Er übernahm auch noch die Zensur. Und während seiner gesamten Regierungszeit lag ihm nichts mehr am Herzen, als das nahezu angeschlagene und schwankende Staatswesen zu festigen und ihm förderlich zu sem. Teils aus Vertrauen auf Grund des Sieges, teils aus Unwillen über ihre Brandmarkung hatten sich die Soldaten zu jeder Art von Zügellosigkeit und Verwegenheit verstiegen. Aber auch Provinzen und freie Bürgerschaften, ja sogar einige Königreiche gingen miteinander in einer Weise um, die alarmierend war. Deshalb entließ er zwar einen Großteil der Soldaten des Vitellius und setzte dem Rest enge Schranken; denjenigen aber, die am Sieg beteiligt gewesen waren, irgendwelche außerordentlichen Geschenke zu bewilligen,
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mia sero persolverit. ac ne quam occasionem corrigendi disciplinam praetermitteret, adulescentulum fragrantem unguento, cum sibi pro impetrata praefectura gratias ageret, nutu aspernatus, voce etiam gravissima increpuit: 'maluissem alium oboluisses', litterasque revocavit. classiarios vero, qui ab Ostia et Puteolis Romam pedibus per vices commeant, petentes constitui aliquid sibi calciarii nomine, quasi parum esset sine responso abegisse, iussit posthac excalciatos cursitare; et ex eo ita cursitant.
Achaiam, Lyciam, Rhodum, Byzantium, Samum libertate adempta, item Trachiam Ciliciam et Commagenen dicionis regiae usque ad id tempus, in provinciarum formam redegit. Cappadociae propter adsiduos barbarorum incursus legiones addidit consularemque rectorem imposuit pro eq.R. Deformis urbs veteribus incendiis ac ruinis erat; vacuas areas occupare et aedificare, si possessores cessarent, cuicumque permisit. ipse restitutionem Capitolii adgressus ruderibus purgandis manus primus admovit ac suo collo quaedam extulit; aerearumque tabularum tria milia, quae simul conflagraverant, restituenda suscepit undique investigatis exemplaribus: instrumenturn imperii pulcherrimum ac
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davon war er weit entfernt, so daß er ihnen auch die Belohnungen, die ihnen rechtmäßig zustanden, erst spät zahlte. Um keine Gelegenheit, die Zucht und Ordnung zu verbessern, verstreichen zu lassen, wies er einen jungen Mann, der nach Salben duftete, mit einer Bewegung seines Kopfes ab, als dieser sich. bei ihm dafür bedanken wollte, daß er eine Praefektur erhalten habe, und fuhr ihn sehr barsch an: »Mir wäre es lieber, du würdest nach Knoblauch stinkenSchuhgeld>Ich bin doch wenigstens ein Mann«. Er lobte sogar persönlich den Salvius Liberalis, der es gewagt hatte, bei der Verteidigung eines reichen Angeklagten zu sagen: »Warum ist es für den Kaiser von Belang, wenn Hipparchus hundert Millionen Sesterzen hat?« Als der Kyniker Demetrios ihm auf einer Reise nach seiner Verurteilung begegnete und es nicht für angemessen hielt, sich zu erheben noch zu grüßen, sondern, ich weiß nicht warum, ihn anbellte, da begnügte er sich, ihn einen Hund zu nennen. Er trug Beleidigungen und Feindseligkeiten überhaupt nicht nach, noch rächte er sich dafür; so hat er die Tochter seines Feindes Vitellius überaus prächtig verheiratet, ihr auch noch eine Mitgift gegeben und sie gut ausgestattet. Als er Angst um sein Leben hatte, nachdem er unter Nero vom Hof verbannt worden war, und fragte, was er tun oder wohin er gehen solle, da hatte jemand aus dem Amt, das die Bewilligung von Audienzen beim Kaiser aussprach, befohlen, er solle dorthin gehen, wo der Pfeffer wächst; dabei komplimentierte er ihn bereits hinaus. Als dieser ihn später um Verzeihung bat, ließ er sich in seiner Erregung nicht zu mehr Worten hinreißen, ja er gebrauchte fast gleich viele und dieselben. Ja, ihm war es so zuwider, sich auf Grund irgendeines Verdachtes oder aus Furcht nötigen zu lassen, jemanden ins Verderben zu stürzen, daß er, trotz der Mahnungen seiner Freunde, sich vor Mettius Pompusianus in acht zu nehmen, weil man allgemein glaubte, dieser sei auf Grund seiner Nativität zum Kaiser bestimmt, ihn sogar zum Konsul machte; dabei versicherte er, daß dieser sich zu gegebener Zeit jener Wohltat erinnern werde. Man wird kaum jemanden finden, der, ohne Schuld zu haben, bestraft worden ist, es sei denn, es geschah in Vespasians Abwesenheit und ohne sein Wissen oder mit Sicherheit
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eo et ignaro aut certe invito atque decepto. Helvidio Prisco, qui et reversum se ex Syria solus privato nomine Vespasianum salutaverat et in praetura omnibus edictis sine honore ac mentione ulla transmiserat, non ante succensuit quam altercationibus insolentissimis paene in ordinem redactus. hunc quoque, quamvis relegatum primo, deinde et interfici iussum, magni aestimavit servare quoquo modo, missis qui percussores revocarent; et servasset, nisi iam perisse falso renuntiatum esset. ceterum neque caede cuiusquam umquam (...... ) iustis suppliciis inlacrimavit etiam et ingemuit.
Sola est, in qua merito culpetur, pecuniae cupiditas. non 16 enim contentus omissa sub Galba vectigalia revocasse, nova et gravia addidisse, auxisse tributa provinciis, nonnullis et duplicasse, negotiationes quoque vel privato pudendas propalam exercuit, coemendo quaedam tantum ut pluris postea distraheret. ne candidatis quidem honores reisve tarn inno- z xiis quam nocentibus absolutiones venditare cunctatus est. creditur etiam procuratorum rapacissimum quemque ad ampliora officia ex industria solitus promovere, quo locupletiores mox condemnaret; quibus quidem volgo pro spongiis dicebatur uti, quod quasi et siccos madefaceret et exprimeret umentis.
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gegen seinen Willen und weil man ihn hintergangen hatte. Über Helvidius Priscus, der ihn nach seiner Rückkehr aus Syrien als einziger nur mit seinem Namen Vespasian begrüßt und ihn während seiner Praetur in allen Edikten ohne jede ehrenvolle Erwähnung übergangen hatte, war er erst dann aufgebracht, als er von ihm in außergewöhnlichen Wortgefechten in Schranken gewiesen worden war. Wenn er ihn auch zuerst verbannt und dann auch noch befohlen hatte, ihn zu töten, hielt er es dennoch für wichtig, auch ihn auf jeden Fall zu retten; dazu sandte er Leute aus, die die Henker zurückrufen sollten. Er hätte ihn auch gerettet, wenn nicht fälschlich rückgemeldet worden wäre, er sei bereits tot. Er hat sich übrigens nie über die Hinrichtung eines Menschen gefreut; selbst wenn die Hinrichtung zu Recht erfolgt war, vergoß er noch Tränen und ließ einen Seufzer hören. Das einzige, was man zu Recht mißbilligen kann, ist seine Habgier. Er gab sich nämlich nicht damit zufrieden, die unter Galba erlassenen Steuern wieder eingeführt, neue und drückende hinzugefügt, die Tributzahlungen für die Provinzen erhöht, sie für einige sogar verdoppelt zu haben, er hatte auch vor aller Welt in Händeln seine Finger, für die sich selbst ein Privatmann schämen mußte; er kaufte nämlich einiges nur auf, um es später teurer zu veräußern. Er schreckte nicht einmal davor zurück, Amtsbewerbern Ämter oder Angeklagten, egal ob sie schuldig oder nicht schuldig waren, Freisprüche zu verkaufen. Man glaubt sogar, daß er darauf sah, gerade die raffgierigsten Prokuratoren absichtlich auf recht bedeutende Posten zu befördern, um sie, sobald sie sich bereichert hatten, zu verurteilen. Er soll gerade diese Leute im allgemeinen wie einen Schwamm gebraucht haben, weil er sie sozusagen, wenn sie trocken waren, tränkte und dann, wenn sie sich vollgesogen hatten, auspreßte.
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Quidam natura cupidissimum tradunt, idque exprobratum ei a sene bubulco, qui negata[m] sibi gratuita[m] libertate[m ], quam imperium ade[m ]ptum suppliciter orabat, proclamaverit, 'vulpem pilum mutare, non mores'. sunt contra qui opinentur ad manubias et rapinas necessitate compulsum summa aerarii fiscique inopia, de qua testificatus sit initio statim principatus, professus quadringenties milies opus esse, ut res p. stare posset. quod et veri similius videtur, quando et male partis optime usus est. in omne 17 hominum genus liberalissimus explevit censum senatorium, consulares inopes quingenis sestertiis annuis sustentavit, plurimas per totum orbem civitates terrae motu aut incendio afflictas restituit in melius, ingenia et artes vel maxime fovit. 18 primus e fisco Latinis Graecisque rhetoribus annua centena constituit; praestantis poetas, nec non et artifices, Coae Veneris, item Colossi refectorem insigni congiario magnaque mercede donavit; mechanico quoque grandis columnas exigua impensa perducturum in Capitolium pollicenti praemium pro commento non mediocre optulit, operam remisit praefatus sineret se plebiculam pascere. ludis, per quos 19
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Einige berichten, daß er von Natur aus sehr gierig war; dies ist ihm auch von einem alten Ochsentreiber vorgeworfen worden; dieser bat Vespasian demütig, als er die Herrschaft angetreten hatte, ihm die Freiheit zu schenken, ohne dafür etwas zu bezahlen; als Vespasian dies ablehnte, schrie er: »Ein Fuchs ändert seinen Pelz, nicht aber seinen Charakter«. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch Leute, die behaupten, zu den Beute- und Raubzügen sei er durch die hohen und dringenden Ausgaben der Staatskasse und den Engpaß in der kaiserlichen Privatkasse gedrängt worden, was er gleich zu Beginn seines Prinzipats an den Tag legte, als er öffentlich erklärte, es seien vierzig Milliarden Sesterzen erforderlich, damit der Staat weiter bestehen könne. Dies scheint auch der Wahrheit näherzukommen, weil er das, was doch auf verwerfliche Weise erworben war, für sehr gute Zwecke gebrauchte. Gegenüber Menschen jeden Standes war er sehr freigebig; er stockte Senatoren das Vermögen auf, mittellose Konsulare unterstützte er mit fünfhunderttausend Sesterzen jährlich, auf dem ganzen Erdkreis ließ er sehr viele Städte, die durch Erdbeben oder Feuersbrünste verwüstet worden waren, weit schöner wiederherstellen; in ganz besonderem Maße unterstützte er Schriftstellertalente und Künstler. Als erster sagte er den lateinischen und griechischen Rhetoriklehrern hunderttausend Sesterzen als Jahresgehalt aus der kaiserlichen Privatkasse zu. Herausragenden Dichtern und ganz besonders Künstlern, dem Restaurator der koischen Venus und dem des Kolosses ließ er ein beachtenswertes Geschenk und ein hohes Honorar zukommen. Auch einem Ingenieur, der versprach, hohe Säulen mit geringem Kostenaufwand auf das Kapitol zu schaffen, bot er eine stattliche Belohnung für den Einfall an. Den Entwurf schickte er zurück und bemerkte gleich obenan, er möge ihm erlauben, den kleinen Mann sich seinen Lebensunterhalt verdienen zu
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scaena Marcelliani theatri restituta dedicabatur, vetera quoque acroamata revocaverat. Apelli tragoedo quadringenta, Terpno Diodoroque citharoedis ducena, nonnullis centena, quibus minimum, quadragena sestertia super plurimas coronas aureas dedit. sed et convivabatur assidue ac saepius recta et dapsile, ut maceilarios adiuvaret. dabat sicut Saturnalibus viris apophoreta, ita per Kai. Mart. feminis. et tarnen ne sie quidem pristina cupiditatis infamia caruit. Alexandrini Cybiosacten eum vocare perseveraverunt, cognomine unius e regibus suis turpissimarum sordium. sed et in funere Favor archimimus personam eius ferens imitansque, ut est mos, facta ac dicta vivi, interrogatis palam procuratoribus, quanti funus et pompa constaret, ut audit sestertium centiens, exclamavit, centum sibi sestertia darent ac se vel in Tiberim proicerent.
Statura fuit quadrata, compactis firmisque membris, vultu velut nitentis; de quo quidamurbanerum non infacete, siquidem petenti, ut et in se aliquid diceret: 'dicam', inquit, 'cum ventrem exonerare desieris.' valitudine prosperrima usus est, quamvis ad tuendam eam nihil amplius quam fauces ceteraque membra sibimet ad numerum in
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lassen. Bei den Spielen, mit denen die wiederaufgebaute Bühne des Theaters des Marcellus eingeweiht wurde, ließ er auch alte Virtuosen wieder auftreten. Dem Tragöden Apelles zahlte er vierhunderttausend Sesterzen, den Kitharöden Terpnus und Diodorus zweihunderttausend, einigen hunderttausend, einigen das Minimum von vierzigtausend Sesterzen, und außerdem verlieh er ihnen sehr viele goldene Kränze. Aber er gab auch ständig Tischgesellschaften und noch häufiger reguläre und üppige Essen, um die Fleischwarenhändler zu subventionieren. Wie die Männer an den Saturnalien, so erhielten die Frauen am ersten März von ihm Geschenke. Und doch wurde er nicht einmal auf diese Weise die alte üble Nachrede, er sei habgierig, los. Die Einwohner von Alexandria nannten ihn auch weiterhin Kybiosaktes, Beiname eines ihrer Könige von äußerst niedriger und schmutziger Gesinnung. Bei seiner Beerdigung trug der Obermime Favor seine Maske und ahmte, wie es Brauch ist, die Handlungs- und Redeweisen des Lebenden nach; ja, da geschah es, daß er in aller Öffentlichkeit die Prokuratoren fragte, als teuer denn Leichenbegängnis und Festzug kämen; als erhörte, zehn Millionen Sesterzen, rief er aus, sie sollten ihm hunderttausend Sesterzen geben und ihn ruhig in den Tiber schmeißen. Er war von mittlerer Größe, seine Gliedmaßen waren untersetzt und fest, sein Gesichtsausdruck war der eines Mannes, der sozusagen dauernd angestrengt ist. Über ihn sagte auf eine nicht plumpe Art einer von den Scherzbolden, wenn auch erst, als Vespasian ihn aufgefordert hatte, auch gegen ihn etwas zu sagen: »Ich werde etwas sagen, wenn du aufgehört hast, den Bauch zu entlasten«. Er konnte mit seiner Gesundheit voll zufrieden sein, obwohl er, um sich zu schützen, nichts weiter tat, als sich selbst den Hals und die übrigen Körperteile vollständig im Ballspiel-
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sphaeristerio defricaret inediamque unius diei per singulos menses interponeret. Ordinem vitae hunc fere tenuit. in principatu maturius semper ac de nocte vigilabat; dein perlectis epistulis officiorumque omnium breviariis, amicos admittebat, ac dum salutabatur, et calciabat ipse se et amiciebat; postque decisa quaecumque obvenissent negotia gestationi et inde quieti vacabat, accubante aliqua pallacarum, quas in locum defunctae Caenidis plurimas constituerat; a secreto in balineum tricliniumque transibat. nec ullo tempore facilior aut indulgentior traditur, eaque momenta domestici ad aliquid petendum magno (o)pere captabant.
Et super cenam autem et super aleam comissimus multa ioco transigebat; erat enim dicacitatis plurimae, etsi scurrilis et sordidae, ut ne praetextatis quidem verbis abstineret. et tarnen nonnulla eius facetissima extant, in quibus et haec. Mestrium Florum consularem, admonitus ab eo plaustra potius quam plostra dicenda, postero die Flaurum salutavit. expugnatus autem a quadam, quasi amore suo deperiret, cum perductae pro concubitu sestertia quadringenta donasset, admonente dispensatore, quem ad modum summam rationibus vellet inferri: 'Vespasiano', inquit, 'adamato.'
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saalabzutrocknen und jeden Monat eine Diät von einem Tag einzulegen. An ungefähr folgender Tagesdisposition hielt er fest. Während seiner Regierungszeit wachte er in aller Frühe auf, während es noch Nacht war; dann las er die Briefe und kurzen Berichte aller Beamten durch und ließ schließlich die Freunde zu sich ein. Während man ihm seine Aufwartung machte, zog er sich selbst Schuhe und Oberkleid an. Nach Erledigung aller Angelegenheiten, die angefallen waren, nahm er sich Zeit für eine Ausfahrt und dann für ein Mittagsschläfchen; eine von den Beischläferinnen, von denen er eine ganze Reihe an die Stelle der verstorbenen Caenis eingesetzt hatte, lag dann bei ihm; von seinem Privatgemach ging er ins Bad und ins Speisezimmer. Zu keinem Zeitpunkt sei er zugänglicher und gütiger gewesen, so wird berichtet. Und ganz besonders diese Augenblicke nutzten die Bediensteten, um Bitten vorzutragen. Und während des Essens und beim Würfelspiel war er aufgeräumt und tat vieles mit einem Scherz ab. Er war nämlich meist zu Späßen aufgelegt, die Ausdrücke waren allerdings kräftig und schmutzig, so daß er nicht einmal vor unzüchtigen Worten haltmachte. Und doch gibt es von ihm einige vortreffliche Witze, wie auch der folgende: Den Konsular Mestrius Florus, von dem er daran erinnert worden war, man müsse wohl eher plaustrum statt plastrum sagen, begrüßte er am folgenden Tag mit »Flaurus«. Ferner: Er ließ sich von einer Frau im Sturm erobern, da sie sich wohl unsterblich in ihn verliebt hatte; als er der Verführten für den Beischlaf vierhunderttausend Sesterzen geschenkt hatte, gab ihm sein Buchhalter zu bedenken, wie der Betrag in der Bilanz ausgewiesen werden solle. Da sagte er: »Für unsterbliche Liebe zu Vespasian«. Er zitierte auch griechische Verse recht treffend, einmal in bezug auf
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utebatur et versibus Graecis ternpestive satis, et de quodam procerae staturae irnprobiusque nato:
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et de Cerylo liberto, qui dives adrnodurn ob subterfugiendurn quandoque ius fisci ingenuurn se et Lachetern rnutato nornine coeperat ferre:
K11puA.oc; ·' rnaxirne tarnen dicacitatern adfectabat in deforrnibus lucris, ut invidiarn aliqua cavillatione dilueret transferretque ad sales. Quendarn e caris rninistris dispensationern cuidarn quasi fratri petentern curn distulisset, ipsurn candidaturn ad se vocavit; exactaque pecunia, quantarn is curn suffragatore suo pepigerat, sine rnora ordinavit; interpellanti rnox rninistro: 'aliurn tibi', ait, 'quaere fratrern; hic, quern tuurn putas, rneus est.' rnulionern in itinere quodarn suspicatus ad calciandas rnulas desiluisse, ut adeunti litigatori spatiurn rnorarnque praeberet, interrogavit quanti calciasset, (et) pactus est
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einen Mann, der eine schlanke Statur und ein enormes Glied hatte: »Wandelt er mächtigen Schritts und schwang die erhabene Lanze«. Zum anderen in bezug auf den Freigelassenen Kerylos, der sich als ganz reicher Mann dem Recht der Staatskasse entziehen wollte und sich deshalb selbst als Freigeborener ausgab, seinen Namen änderte und sich Laches zu nennen begann: »Ü Laches, Laches, wenn du gestorben bist, wirst du wieder wie ursprünglich Kerylos sein«. Doch besonders gern riß er seine Witze bei seinem Reichtum, der durch Schimpf und Schande zustande gekommen war, um den Neid durch eine Hänselei zu entkräften und übergehen zu lassen in bitteren Geschmack. Als ihn einer von seinen treuen Dienern um das Amt des Schatzmeisters für seinen »Bruder« bat, vertröstete er ihn und ließ den Bewerber selbst zu sich rufen. Nachdem er die Summe, die dieser mit seinem Fürsprecher vereinbart hatte, selbst kassiert hatte, setzte er ihn ohne Verzug in das Amt ein. Zu seinem Diener, der bald darauf Einspruch erhob, sagte er: »Suche dir einen anderen (als) Bruder; dieser hier, den du für den deinen hältst, ist meiner«. Als er einmal auf einer Reise argwöhnte, der Maultiertreiber sei nur deswegen abgesessen, um den Maultieren Schuhe überzuziehen, damit einer, der einen Streitfall anhängig hatte, genügend Zeit habe, (sich vorzubereiten,) fragte er, wie teuer das Beschuhen gewesen sei, und hat sich einen Teil des Lohnes ausbedun-
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lucri partem. reprehendenti filio Tito, quod etiam urinae vectigal commentus esset, pecuniam ex prima pensione admovit ad nares, seiseitans num odore offenderetur; et illo negante: 'atquin', inquit, 'e lotio est.' nuntiantis legatos decretarn ei publice non mediocris summae statuam colosseam, iussit vel continuo ponere[ t ], cavam man um ostentans et paratarn basim dicens. ac nein metu quidem ac periculo mortis extremo abstinuit iocis. nam cum inter cetera prodigia Mausoleum derepente patuisset et stella crinita in caelo apparuisset, alterum ad Iuniam Calvinam e gente Augusti pertinere dicebat, alterum ad Parthorum regem qui capillatus esset; prima quoque morbi accessione: 'vae', inquit, 'puto deus fio.'
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Consulatu suo nono temptatus in Carnpania motiunculis 24 levibus protinusque urbe repetita, Cutilias ac Reatina rura, ubi aestivare quotannis solebat, petit. hic cum super urgentem valitudinem creberrimo frigidae aquae usu etiam intestina vitiasset nec eo minus muneribus imperatoriis ex consuetudine fungeretur, ut etiam Iegationes audiret cubans, alvo repente usque ad defectionem soluta, imperatorem ait stantem mori oportere; dumque consurgit ac nititur, inter manus sublevantium extinctus est VIIII. Kai. Iul. annum agens aetatis sexagensimum ac non um superque mensem ac diem septimum.
Convenit inter omnis, tarn certurn eum de sua suorumque
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gen. Als ihm einmal sein Sohn Titus vorhielt, daß er auch noch eine Pissoir-Steuer plane, hielt er ihm das Geld aus der ersten Zahlung unter die Nase und wollte wissen, ob er am Geruch Anstoß nehme. Als jener das verneinte, sagte er: »Und doch kommt es vom Urin«. Als ihm Gesandte meldeten, man habe beschlossen, ihm im Namen des Staates für eine nicht gerade kleine Summe eine riesige Statue zu errichten, befahl er ihnen, sie möglichst sofort aufzustellen, hielt ihnen seine hohle Hand hin und sagte: »Der Sockel ist fertig«. Und er machte sogar seine Scherze, wenn er Angst hatte und in höchster Lebensgefahr war. Als sich nämlich plötzlich das Mausoleum öffnete und ein Komet am Himmel auftauchte - zwei unter vielen anderen Vorzeichen -, sagte er, das eine Vorzeichen betreffe die lunia Calvina aus dem Geschlecht des Augustus, das andere den Partherkönig, der das Haar lang trägt. Auch beim ersten Anfall einer Krankheit sagte er: »Ach, ich glaube, ich werde ein GottIch bin gekommen, Vater, ich bin gekommenLuscio« gemacht hatte, einen Brief von seiner Hand aufbewahrte und ihn gelegentlich vorzeigte, in welchem Domitian ihm eine Nacht versprach. Es fehlt auch nicht an Leuten, die versichern, Domitian sei auch von seinem späteren NachfolgerNervazur Unzucht verführt worden. Im Krieg gegen Vitellius suchte er in Begleitung von Sabinus, seinem Onkel, und einem Teil der Truppen vor Ort im luppitertempel auf dem Kapitol Zuflucht; als aber die feindlichen Truppen eindrangen und der Tempel brannte, hat er heimlich beim Tempelhüter die Nacht zugebracht. Frühmorgens hat er sich dann im Gewand eines Priesters der Isis unter die Opferpriester des schillernden Kultes gemischt und ist mit einem einzigen Begleiter über den Tiber zur Mutter eines Schulfreundes geflüchtet. Dort hat er sich so verborgen, daß ihn die Spürhunde, die seiner Spur gefolgt waren, nicht finden konnten. Erst als man gesiegt hatte, kam er wieder hervor und wurde als Caesar begrüßt. Dann übernahm er die Stadtpraefektur mit konsularischer Gewalt, aber nur formell, denn er übertrug die Rechtsprechung dem Kollegen nächst ihm. Übrigens entfaltete er seine Herrschergewalt so zügellos, daß schon damals zutage trat, wie er sich später aufführen werde. Um
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ostenderet. ne exequar singula, contractatis multorum uxoribus Domitiarn Longinam Aelio Larniae nuptam etiam in matrimonium abduxit, atque uno die super XX officia urbana aut peregrina distribuit, mirari se Vespasiano dictitante, quod successorem non et sibi mitteret. expeditionem quoque in Galliarn Germaniasque neque necessariarn et dissuadentibus paternis arnicis incohavit, tantum ut fratri se et opibus et dignatione adaequaret.
Ob haec correptus, quo magis et aetatis et condicionis admoneretur, habitabat cum patre una sellarnque eius ac fratris, quotiens prodirent, lectica sequebatur ac triumphum utriusque Iudaicum equo albo comitatus est. qui(n et e) sex consulatibus non nisi unum ordinarium gessit eumque cedente ac suffragante fratre. simulavit et ipse mire modestiam in primisque poeticae studium, tarn insuetum antea sibi quarn postea spretum et abiectum, recitavitque etiam publice. nec tarnen eo setius, cum Vologaesus Parthorum rex auxilia adversus Alanos ducemque alterum ex Vespasiani liberis depoposcisset, omni ope contendit ut ipse potissimum mitteretur; et quia discussa res est, alios Orientis reges ut idem postularent donis ac pollicitationibus sollicitare temptavit.
Patre defuncto diu cunctatus an duplum donativum militi offerret, numquarn iactare dubitavit relictum se participem
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nicht alles im einzelnen hier zu erörtern, kurz folgendes: Er faßte die Frauen vieler Männer unzüchtig an; Domitia Longina nahm er ihrem Mann Aelius Lamia weg und machte sie zu seiner Frau. Als er an einem Tag mehr als zwanzig Posten in der Stadt und in den Provinzen vergab, bemerkte Vespasian, er wundere sich nur noch darüber, daß er nicht auch ihm einen Nachfolger sende. Er unternahm auch einen Feldzug nach Gallien und Germanien, der gar nicht nötig war und von dem Freunde seines Vaters abrieten. Das tat er nur, um seinem Bruder an Macht und Würde gleichzukommen. Deshalb ist er scharf getadelt worden. Damit er mehr sein Alter und seine Stellung bedenke, wohnte er seitdem in einem Haus mit seinem Vater zusammen und folgte in der Sänfte dem Tragesessel seines Vaters und seines Bruders, jedesmal wenn sie unters Volk gingen. Auch als beide zusammen den Triumph über die Juden feierten, schloß er sich auf einem weißen Roß beiden als Begleiter an. Er war sechsmal Konsul, davon aber nur einmal ordentlicher Konsul, das auch nur deshalb, weil sein Bruder von der Bewerbung zurücktrat und ihn so dorthin beförderte. Er heuchelte sogardas war schon seltsam- Selbstbescheidung und ganz besonders Interesse für die Dichtkunst; in dem Maße, wie dies für ihn vormals ungewöhnlich gewesen war, so sehr hat er später darüber gespöttelt. Er hat seine Werke sogar öffentlich vorgetragen. Als der Partherkönig Vologaeses dringend um Hilfstruppen gegen die Alanen und um einen von den Söhnen Vespasians als Kommandanten bat, hat er sich nichtsdestoweniger voll dafür eingesetzt, daß man bevorzugt ihn sende. Als aber daraus nichts wurde, versuchte er, andere Könige im Osten durch Geschenke und Versprechungen dahin zu bringen, dasselbe zu verlangen. Als der Vater gestorben war, hat er lange geschwankt, ob er den Soldaten nicht ein Geldgeschenk in doppelter Höhe
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imperii, sed fraudem testamento adhibitam; neque cessavit . ex eo insidias struere fratri clam palam(que), quoad correptum gravi valitudine, prius quam plane efflaret animam, pro mortuo deseri iussit; defunctumque nullo praeterquam consecrationis honore dignatus, saepe etiam carpsit obliquis orationibus et edictis.
Inter initia principatus cotidie secretum sibi horarum 3 sumere solebat nec quicquam amplius quam muscas captare ac stilo praeacuto configere, ut cuidam interroganti, essetne quis intus cum Caesare, non absurde responsum sit a Vibio Crispo, 'ne muscam quidem.' deinde uxorem Domitiam, ex qua in secundo suo consulatu filium tulerat alteroque anno (...... ), consalutavit Augustam; eandem Paridis histrionis amore deperditam repudiavit intraque breve tempus inpatiens discidii quasi efflagitante populo reduxit.
Circa administrationem autem imperii aliquamdiu se varium praestitit, mixtura quoque aequabili vitiorum atque virtutum, donec virtutes quoque in vitia deflexit: quantum coniectare licet, super ingenii naturam inopia rapax, metu saevus.
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Spectacula assidue magnifica et sumptuosa edidit non in 4 amphitheatro modo, verum et in circo, ubi praeter sollemnes bigarum quadrigarumque cursus proelium etiam
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geben solle. Niemals aber zögerte er, immer wieder zur Sprache zu bringen, laut Testament sei er Mitherrscher, aber das Testament sei gefälscht worden. Und er war seitdem immer darauf aus, seinem Bruder heimlich, aber auch öffentlich Steine in den Weg zu legen. Als Titus schwer erkrankte, befahl er, noch bevor er überhaupt tot war, ihn einfach wie tot liegen zu lassen. Er hielt den Toten keiner Ehre für würdig, außer der Vergöttlichung. Oft würdigte er ihn in zweideutigen Reden und Edikten herab. In den ersten Jahren seiner Herrschaft pflegte er sich täglich stundenlang vollkommen zurückzuziehen und dann nichts anderes zu tun, als Fliegen zu fangen und sie mit einem angespitzten Stift aufzuspießen. So wurde jemandem auf seine Frage, wer drinnen beim Kaiser sei, von Vibius Crispus ganz passend geantwortet: »Nicht einmal eine Fliege«. Später verlieh er seiner Gattin Domitia, die ihm in seinem zweiten Konsulat einen Sohn geschenkt hatte und im nächsten Jahr ... ,den Namen Augusta. Er verließ sie, als sie sich unsterblich in den Schauspieler Paris verliebt hatte. Es dauerte nicht lange, dann holte er sie wieder zurück, weil er die Trennung nicht ertragen konnte; tat aber so, als ob das Volk dies von ihm verlangt habe. Was aber die Besorgung der Regierungsgeschäfte anbelangt, so zeigte er sich doch eine ganze Weile launenhaft, auch hielten sich bei ihm Fehler und charakterliche Vorzüge so lange die Waage, bis auch die guten Eigenschaften sich in Laster verkehrten: Man kann nur mutmaßen, daß ihn über die naturgegebenen Charakteranlagen hinaus Mangel raffgierig und Furcht grausam machten. Häufig veranstaltete er großartige und aufwendige Schauspiele nicht nur im Amphitheater, sondern auch im Circus, wo er außer den üblichen Wagenrennen der Zwei- und Viergespanne auch zwei Fuß- und Reitergefechte nebeneinander
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duplex, equestre ac pedestre, commisit; at in amphitheatro navale quoque. nam venationes gladiatoresque et noctibus ad lychnuchos, nec virorum modo pugnas, sed et feminarum. praeterea quaestoriis muneribus, quae olim omissa revocaverat, ita semper interfuit, ut populo potestatem faceret bina paria e suo ludo postulandi eaque novissima aulico apparatu induceret. ac per omne gladiatorum spectaculum ante pedes ei stabat puerulus coccinatus parvo portentosoque capite, cum quo plurimum fabulabatur, nonnumquam serio. auditus est certe, dum ex eo quaerit, ecquid sciret, cur sibi visum esset ordinatione proxima Aegypto praeficere Mettium Rufum. edidit navalis pugnas paene iustarum classium, effosso et circumstructo iuxta Tiberim lacu, atque inter maximos imbres perspectavit.
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Fecit et ludos saeculares, computata ratione temporum ad annum non quo Claudius proxime, sed quo olim Augustus ediderat; in iis circensium die, quo facilius centum missus peragerentur, singulos e septenis spatiis ad quina corripuit.
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lnstituit et quinquennale certarnen Capitolino lovi tri-
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abhielt. Und im Amphitheater veranstaltete er auch ein Seegefecht. Ja, es fanden Tierhetzen und Gladiatorenkämpfe auch nachts bei künstlicher Beleuchtung statt, ferner Kämpfe sowohl zwischen Männern als auch zwischen Frauen. Außerdem beteiligte er sich immer an den Gladiatorenspielen der Quaestoren, die er wieder zu neuem Leben erweckt hatte, nachdem sie vor langer Zeit ganz eingestellt worden waren. Seine Mitwirkung sah so aus, daß er dem Volk die Möglichkeit gab, je zwei Gladiatorenpaare aus seiner Gladiatorenschule zu verlangen. Diese ließ er dann als letzte Kämpfer in der Ausrüstung auftreten, die der kaiserlichen Schule angemessen war. Es verging kein Gladiatorenkampf, bei dem nicht zu seinen Füßen ein kleiner Junge in einem scharlachroten Gewand stand, dessen Kopf unnatürlich klein war. Mit ihm unterhielt er sich die meiste Zeit, hin und wieder auch in einem ernsthaften Gespräch. Man hat ganz bestimmt gehört, wie er ihn fragte, ob er wisse, warum es ihm richtig erschienen sei, bei der letzten Ämterverteilung Mettius Rufus zum Praefekten von Ägypten zu machen. Er veranstaltete Seegefechte mit Flotten in ihrem nahezu vollen Umfang. Dazu ließ er nahe dem Tiber einen See ausheben und rundherum Tribünen bauen. Diese Darbietungen sah er sich bis zum Schluß in strömendem Regen an. Er feierte auch die Säkularspiele, nachdem er eine statistische Übersicht über die Termine der Feiern hatte erstellen lassen, nicht bis zu dem Jahr zurück, in welchem Claudius zuletzt die Feiern veranstaltet hatte, sondern bis zu dem Jahr, in welchem einst Augustus die Säkularspiele ausgerichtet hatte. Damals ließ er am Tag der Wettkämpfe im Circus, damit es leichter war, die hundert Rennen abzuwickeln, jedes Rennen von sieben auf fünf Runden kürzen. Er rief zu Ehren des Kapitolinischen Iuppiter auch einen Wettkampf in fünfjährigem Rhythmus ins Leben, der aus
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plex, musicum equestre gymnicum, et aliquanto plurium quam nunc est coronatorum. certabant enim et prosa oratione Graece Latineque ac praeter citharoedos chorocitharistae quoque et psilocitharistae, in stadio vero cursu etiam virgines. certamini praesedit crepidatus purpureaque amictus toga Graecanica, capite gestans coronam auream cum effigie Iovis ac lunonis Minervaeque, adsidentibus Diali sacerdote et collegio Flavialium pari habitu, nisi quod illorum coronis inerat et ipsius imago. celebrabat et in Albano quotannis Quinquatria Minervae, cui collegium instituerat, ex quo sorte ducti magisterio fungerentur ederentque eximias venationes et scaenicos ludos superque oratorum ac poetarum certamina.
Congiarium populo nummorum trecenorum ter dedit atque inter spectacula muneris largissimum epulum Septimontiali tsacrorum quidem senatui equitique panariis, piebei sportellis cum obsonio distributis initium vescendi primus fecit; dieque proximo omne genus rerum missilia sparsit, et quia pars maior intra popularia deciderat, quinquagenas tesseras in singulos cuneos equestris ac senatorii ordinis pronuntiavit.
Plurima et amplissima opera incendio absumpta restituit, 5
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drei Disziplinen bestand, der musischen Disziplin, dem Wagenrennen und den Leibesübungen. Es gab dort beträchtlich mehr Teilnehmer, die einen Siegeskranz erhielten, als heute. Denn man maß sich dort in ungebundener Rede auf griechisch und latein, im Kitharaspiel, wobei es außer denen, die zur Kithara sangen, auch den Zitherspieler gab, der mit seinem Spiel den Chor begleitete, und den, der nur die Zither spielte ohne Gesang; in der Rennbahn liefen aber auch junge Mädchen um die Wette. Er leitete in Sandalen und in der purpurfarbenen Toga, wie sie die Griechen tragen, den Wettkampf; auf dem Haupt trug er den goldenen Siegeskranz mit dem Bild luppiters, lunos und Minervas. Neben ihm saßen der Priester des luppiter und das Kollegium der flavischen Priesterschaft im gleichen Aufzug, nur war auf ihrem Kranz auch noch sein Bildnis. Jährlich feierte er auch das Fest der Minerva auf seinem Besitz am Fuße der Albaner Berge. Für diese Veranstaltung hatte er ein Kollegium eingesetzt, aus welchem durch Los die bestimmt wurden, die dafür die Verantwortung haben und tolle Jagden, theatralische Schauspiele und obendrein noch Wettkämpfe zwischen Rednern und auch Dichtern organisieren sollten. Er gab dreimal an das Volk ein Geschenk von dreihundert Sesterzen pro Person. Während man sich ein herrliches Schauspiel ansah, gab er ein berauschendes Mahl; und zwar ließ er am »Fest der sieben Hügel« an Senat und Ritterschaft Brotkörbchen, an das einfache Volk Körbchen mit Zukost verteilen, dann begann er als erster zu essen. Am nächsten Tag warf er alle möglichen Geschenke unter die Leute. Und weil mehr in die Reihen, wo das einfache Volk saß, gefallen war, versprach er je fünfzig Marken für jedes Segment, wo Angehörige des Ritter- und Senatorenstandes ihre Plätze hatten. Er baute die meisten und die bedeutendsten Gebäude, die ein Opfer der Feuersbrunst geworden waren, wieder auf.
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in quis et Capitolium, quod rursus arserat; sed omnia sub titulo tantum suo ac sine ulla pristini auctoris memoria. novam autem excitavit aedem in Capitolio Custodi Iovi et forum quod nunc Nervae vocatur, item Flaviae templum gentis et stadium et odium et naumachiam, e cuius postea lapide maximus circus deustis utrimque lateribus extructus est.
Expeditiones partim sponte suscepit, partim necessario: 6 sponte in Chattos, necessario unam in Sarmatas legione cum legato simul caesa; in Dacos duas, primam Oppio Sabino consulari oppresso, secundam Cornelio Fusco praefecto cohortium praetorianarum, cui belli summam commiserat. de Chattis Dacisque post varia proelia duplicem triumphum egit, de Sarmatis lauream modo Capitolino Iovi rettulit.
Belturn civile motum a L. Antonio, superioris Germaniae praeside, confecit absens felicitate mira, cum ipsa dimicationis hora resolutus repente Rhenus transituras ad Antonium copias barbarorum inhibuisset. de qua victoria praesagiis prius quam nuntiis comperit, siquidem ipso quo dimicatum erat die statuam eius Romae insignis aquila circumplexa pin-
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Unter anderem auch das Kapitol, das zum zweiten Mal gebrannt hatte. Aber alle nannten als Erbauer nur ihn, die alten Stifter blieben unerwähnt. Auf dem Kapitolließ er zu Ehren luppiters des Bewahrers einen neuen Tempel erbauen und auf dem Forum, das heute das Forum des Nerva genannt wird, auch einen Tempel für das Geschlecht der Flavier, ferner ein Stadion, ein Odeum und die Naumachie. Ihr Steinmaterial hat man später für den Wiederaufbau des Circus Maximus verwendet, als dessen beide Seitenmauern völlig niedergebrannt waren. Feldzüge unternahm er teils unprovoziert, teils weil sie nicht zu umgehen waren. Ohne Anlaß von außen zog er gegen die Chatten, einmal notgedrungen gegen die Sarmaten, weil sie eine Legion mitsamt ihrem Kommandanten niedergemacht hatten. Gegen die Dak.er unternahm er zwei Feldzüge, weil sie einmal den Konsular Oppius Sabinus und zum zweiten den Praefekten der Praetorianerkohorten Cornelius Fuscus bezwungen hatten, dem er die Leitung des Krieges übertragen hatte. Über die Chatten und Daker feierte er einen zweifachen Triumph, nachdem Kämpfe mit wechselndem Erfolg geschlagen worden waren. Als Dank für den Sieg über die Sarmaten brachte er lediglich dem luppiter Capitolinus einen Lorbeerkranz dar. Dem Bürgerkrieg, den L. Antonius, der Statthalter Obergermaniens, vom Zaune gebrochen hatte, machte er einEnde, ohne daß er dabei persönlich vor Ort war; dabei hatte er erstaunliches Glück, da genau in der Stunde, wo Sein oder Nichtsein auf dem Spiel stand, plötzlich der Rhein auftaute und die Truppen der Barbarenvölker daran hinderte, zu Antonius überzugehen. Von diesem Sieg erfuhr er durch Vorzeichen, noch bevor Nachrichten eintrafen, da genau an dem Tag, an dem man kämpfte, ein Adler auffiel, der mit seinen Schwingen in Rom seine Statue umfaßte und sehr gro-
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nis clangores laetissimos edidit; pauloque post occisum Antonium adeo vulgatum est, ut caput quoque adportatum eius vidisse se plerique contenderent.
Multa etiam in communi rerum usu novavit: sportulas 7 publicas sustulit revocata rectarum cenarum consuetudine; duas circensibus gregum factiones aurati purpureique panni ad quattuor pristinas addidit; interdixit histrionibus scaenam, intra domum quidem exercendi artem iure concesso; castrari mares vetuit; spadonum, qui residui apud mangones erant, pretia moderatus est. ad summam quondam uberta- , tem vini, frumenti vero inopiam existimans nimio vinearum studio neglegi arva, edixit, ne quis in Italia novellaret utque in provinciis vineta succiderentur, relicta ubi plurimum dimidia parte; nec exequi rem perseveravit. quaedam ex maximis officiis inter libertinos equitesque R. communicavit. geminari legionum castra prohibuit nec plus quam mille nummos a quoquam ad signa deponi, quod L. Antonius apud duarum legionum hiberna res novas moliens fiduciam
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ßes Glück verheißende Laute ausstieß. Wenig später, nachdem allgemein bekannt war, daß Antonius ermordet worden sei; kam es sogar so weit, daß eine ganze Reihe Leute felsenfest behaupteten, sie hätten sogar gesehen, daß sein Haupt gebracht worden sei. Auch gab er vielen Dingen, die allgemein üblich gewesen waren, eine neue Gestalt: Er machte Schluß mit der öffentlichen Austeilung von Lebensmittelrationen und führte statt dessen den Brauch wieder ein, regelmäßige, ordentliche Mahlzeiten abzuhalten. Die vier Gesellschaften, die es seit eh und je bei den Schauspielen im Circus gab, stockte er um zwei weitere auf, ihre Kennzeichen waren die goldene bzw. purpurne Tunika. Schauspielern sperrte er die öffentliche Bühne, zu Auftritten in Privathäusern aber gab er ihnen die Erlaubnis. Er verbot, Personen männlichen Geschlechts zu kastrieren; die Preise für Eunuchen, die bei Sklavenhändlern noch vorrätig waren, drosselte er. Als man einmal einen gewaltigen Überfluß an Wein, aber Mangel an Getreide hatte, glaubte er, man habe sich zu wenig um das Ackerland gekümmert, weil das Interesse allzusehr dem Weinanbau gegolten habe. Und so ordnete er an, daß niemand in. Italien neue Weinstöcke pflanzen dürfe und in den Provinzen Weinpflanzungen vernichtet werden sollten, wobei dort höchstens die Hälfte weiterbestehen dürfe. Er beharrte aber nicht darauf, daß die Anordnung auch in die Tat umgesetzt wurde. Einige von den wichtigen Posten verteilte er zwischen Freigelassenen und römischen Rittern. Er verbot, Legionen in einem Lager zusammenzulegen und mehr als 1000 Sesterzen dort zu hinterlegen, wo die Siegel aufbewahrt wurden, denn L. Antonius schien, als er in einem Winterlager, in das zwei Legionen gelegt worden waren, einen Putschversuch gewagt hat, in seiner Dreistigkeit auch noch durch die Summe der hinterlegten Gelder bestärkt worden
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cepisse etiam ex depositorum summa videbatur. addidit et quartum stipendium militi aureos ternos. Jus diligenter et industrie dixit, plerumque et in foro pro 8 tribunali extra ordinem; ambitiosas centumvirorum sententias rescidit; reciperatores, ne se perfusoriis assertionibus accommodarent, identidem admonuit; nummarios iudices cum suo quemque consilio notavit. auctor et tr(ibunis) 2 pl(ebis) fuit aedilem sordidum repetundarum accusandi iudicesque in eum a senatu petendi. magistratibus quoque urbicis provinciarumque praesidibus coercendis tantum curae adhibuit, ut neque modestiores umquam neque iustiores extiterint; e quibus plerosque post illum reos omnium criminum vidimus. suscepta correctione morum licentiam 3 theatralem promiscue in equite spectandi inhibuit; scripta famosa vulgoque edita, quibus primores viri ac feminae notabantur, abolevit non sine auctorum ignominia; quaestorium virum, quod gesticulandi saltandique studio teneretur, movit senatu; probrosis feminis lecticae usum ademit iusque capiendi legata hereditatesque; equitem R. ob reductam in matrimonium uxorem, cui dimissae adulterii crimen intenderat, erasit iudicum albo; quosdam ex utroque ordine
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zu sein. Auch erhöhte er den Sold jedes Soldaten um ein Viertel, nämlich um drei Goldstücke. Recht sprach er in umsichtiger Weise und mit Fleiß; meistens tat er das auch dann auf dem Forum vorne auf dem Tribunal, wenn es nicht üblich war. Parteiische Urteile der Centumviralgerichte erklärte er für nichtig. Wiederholt hat er die Rekuperatoren davor gewarnt, sich zu unbegründeten Erklärungen hinsichdich der freien Geburt herzugeben. Jedem korrupten Richter und seinem Kollegium erteilte er eine Rüge. Er war es auch, der die Volkstribunen veranlaßte, einen niederträchtigen Aedilen der Erpressung anzuklagen und beim Senat die Einsetzung einer Senatskommission gegen ihn zu beantragen. Er sorgte auch sehr dafür, daß die städtischen Behörden und die Statthalter in den Provinzen zur Ordnung gewiesen wurden, so daß es niemals maßvollere und gerechtere Beamte gegeben hat. Nach seinem Tode sind die meisten von diesen Beamten aller möglichen Verbrechen angeklagt worden - wie wir gesehen haben. Er ergriff auch Maßnahmen, um die Sitten zu verbessern; er setzte der Frechheit, sich im Theater im Zuschauerraum einfach unter die Ritter zu mischen, ein Ende. Verleumderische Schriften, die auch unters Volk gebracht worden waren und in denen Männer und Frauen der ersten Gesellschaft gebrandmarkt wurden, ließ er verbrennen, nicht ohne daß die Verfasser ihren guten Namen verloren. Einen Mann im Range eines Quaestors entfernte er aus dem Senat, weil er nur noch Interesse für die Pantomime und den Tanz zeigte. Frauen, die es mit Sitte und Anstand nicht so genau nahmen, sprach er das Recht ab, eine Sänfte zu gebrauchen und Vermächtnisse und Erbschaften anzunehmen. Einen römischen Ritter ließ er aus der Liste der Richter ganz und gar streichen, weil er eine Frau wieder geheiratet hatte, der er, als er sie fortschickte, vorgeworfen hatte, sie habe ihn betrogen.
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lege Scantinia condemnavit; incesta Vestalium virginum, a patre quoque suo et fratre neglecta, varie ac severe coercuit, priora capitali supplicio, posteriora more veteri. nam cum Oculatis sororibus, item Varronillae liberum mortis permisisset arbitrium corruptoresque earum relegasset, mox Corneliam maximam virginem absolutam olim, dein longo intervallo repetitam atque convictam defodi imperavit stupratoresque virgis in comitio ad necem caedi, excepto praetorio viro, cui, dubia etiam turn causa et incertis quaestionibus atque tormentis de semet professo, exilium indulsit. ac ne qua religio deum impune contaminaretur, monimentum, quod libertus eius e lapidibus templo Capitolini lovis destinatis filio extruxerat, diruit per milites ossaque et reliquias quae inerant mari mersit.
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Inter initia usque adeo ab omni caede abhorrebat, ut 9 absente adhuc patre recordatus Vergili[i] versum
'impia quam caesis gens est epulata iuvencis'
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Einige Angehörige sowohl des Senatoren- als auch des Ritterstandes verurteilte er nach dem Scantinischen Gesetz. Keuschheitsvergehen der Vestalischen Jungfrauen, welche sogar sein Vater und sein Bruder hatten ungeahndet hingehen lassen, bestrafte er einmal auf diese, einmal auf jene Weise, doch streng; die früheren mit dem Tode, die späteren nach alter Sitte. Denn während er die Schwestern Oculata und die Varronilla über ihre Todesart noch frei entscheiden ließ und ihre Verführer verbannte, befahl er später, daß Cornelia, die Oberpriesterin der Vestalinnen, die man einst freigesprochen, dann aber, nachdem viel Zeit verstrichen war, wieder belangt und überführt hatte, lebendig begraben werde. Die, die sie entehrt hatten, ließ er auf dem Comitium zu Tode peitschen, mit Ausnahme eines Mannes vom Rang eines Praetors, dem er Gnade erwies und den er nur verbannte. Denn er hatte von sich aus ein Geständnis abgelegt, als der Fall noch in der Schwebe war und Untersuchungen und Folter noch kein Licht in die Sache gebracht hatten. Und damit kein Heiligtum der Götter ungestraft entweiht werde, ließ er ein Denkmal, welches sein Freigelassener für seinen Sohn aus Steinen gebaut hatte, die für den Bau des Tempels des Kapitolinischen luppiter bestimmt waren, von den Soldaten niederreißen und die verbrannten Überreste, die es enthielt, im Meer versenken. In den ersten Jahren seiner Laufbahn schreckte er so sehr vor jedem Blutvergießen zurück, daß er fest entschlossen war anzuordnen, daß keine Rinder geopfert werden dürften. Sein Vater war zu dieser Zeit noch nicht in Rom, und ihm war ein Vers des Vergil eingefallen: »ehe Stiere sich ein verruchtes Geschlecht zu üppigem Mahle erschlug«.
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edicere destinarit, ne boves immolarentur. cupiditatis quoque atque avaritiae vix suspicionem ullam aut privatus umquam aut princeps aliquamdiu dedit, immo e diverso magna saepe non abstinentiae modo sed etiam liberalitatis experimenta. omnis circa se largissime prosecutus nihil prius aut acrius monuit quam ne quid sordide facerent. relictas sibi hereditates ab iis, quibus liberi erant, non recepit. legatum etiam ex testamento Rusti Caepionis, qui caverat ut quotannis ingredientibus curiam senatoribus certarn summam viritim praestaret heres suus, irritum fecit. reos, qui ante quinquennium proximum apud aerarium pependissent, universos discrimine liberavit nec repeti nisi intra annum eaque condicione permisit, ut accusatori qui causam non teneret exilium poena esset. scribas quaestorios negotiantis ex consuetudine sed contra Clodiam legem venia in praeteritum donavit. subsiciva, quae divisis per veteranos agris carptim superfuerunt, veteribus possessoribus ut usu capta concessit. fiscales calumnias magna calumniantium poena repressit, ferebaturque vox eius: 'princeps qui delatores non castigat, irritat.'
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Sed neque in clementiae neque in abstinentiae tenore per- ro mansit, et tarnen aliquanto celerius ad saevitiam descivit quam ad cupiditatem. discipulum Paridis pantomimi
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Er gab kaum jemals als Privatmann oder auch als Kaiser Grund für längerwährenden Verdacht, er sei habgierig oder geizig.· Nein im Gegenteil, er gab oft große Beweise nicht nur seiner Uneigennützigkeit, sondern auch seiner Großzügigkeit. Gegenüber allen, die um ihn waren, zeigte er sich freigebig. Vor keiner anderen Handlungsweise warnte er sie mehr und mit größerem Nachdruck als davor, sich in irgendeiner Sache knickerig zu zeigen. Wurden ihm von Leuten, die Kinder hatten, Erbschaften hinterlassen, nahm er sie nicht an. Auch ein Legat aus dem Testament des Rustus Caepio, in welchem jener sicherstellen wollte, daß sein Erbe jedes Jahr, wenn die Senatoren das Senatsgebäude betraten, jedem von ihnen eine bestimmte Summe auszahlte, erklärte er für ungültig. Die Angeklagten, deren Namen nach Ablauf von fünf Jahren immer noch am Aerarium aushingen, sprach er ohne Ausnahme von der Anklage frei; er erlaubte lediglich, daß das Verfahren nur noch in der Frist von einem Jahr wiederaufgenommen werde und nur unter der Bedingung, daß der Kläger, wenn er den Prozeß verliere, verbannt werde. Straferlaß für ihre Tätigkeit in der Vergangenheit gewährte er den Schreibern von Quaestoren, die gewohnheitsmäßig, aber entgegen dem Clodischen Gesetz, im Handelsgeschäft engagiert waren. Die Parzellen Ackerland, die nach der Verteilung der Äcker unter die Veteranen vereinzelt noch übrig waren, überließ er ihren alten Besitzern, da sie sich diese durch Ersitzen erworben hatten. Falsche Anklagen beim Fiskus erstickte er durch harte Strafen für die Angeber. So wird immer wieder sein Ausspruch zitiert: »Ein Kaiser, der die Denunzianten nicht zur Ordnung ruft, gießt nur noch Wasser auf die Mühlen«. Er blieb aber weder milde noch enthaltsam bis zum Ende. Und doch verfiel er beträchtlich schneller in Grausamkeit als in Habsucht. Einen Schüler des Pantomimen Paris, der
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IO,I-IO,J
(im)puberem adhuc et cum maxime aegrum, quod arte formaque non absimilis magistro videbatur, occidit; item Hermogenem Tarsensem propter quasdam in historia figuras, libraris etiam, qui eam descripserant, cruci fixis. patrem familias, quod Thraecem murmilloni parem, munerario imparem dixerat, detractum spectaculis in harenam canibus obiecit cum hoc titulo: 'impie locutus parmularius.'
Complures senatores, in iis aliquot consulares, interemit; 2 ex quibus Civicam Cerealem in ipso Asiae proconsulatu, Salvidienum Orfitum, Acilium Glabrionem (in) exilio, quasi molitores rerum novarum, ceteros levissima quemque de causa. Aelium Lamiam ob suspiciosos quidem, verum et veteres et innoxios iocos, quod post abductam uxorem lauclanti vocem suam 'eutacto' dixerat quodque Tito hortanti se ad alterum matrimonium responderat: >Niemals frommt Vielherrschaft dem Volk«. Als er aber die erste Stelle im Staat erlangt hatte, hat er sich nicht zurückgehalten, im Senat immer wieder zu behaupten, er habe sowohl seinem Vater als auch seinem Bruder die Herrschaft übertragen, die beiden aber hätten sie ihm zurückgegeben, ferner bekanntzumachen, als er nach der Scheidung seine Frau wieder zurückholte, sie sei auf seinen Göttersitz zurückgerufen. Underhörte es gern, daß man ihm im Amphitheater am Tag, an dem er eine öffentliche Speisung veranstaltete, zurief: >>Unserem Herrn und unserer Herrin, Glück!« Aber als bei einem Wettstreit auf dem Kapitol alle einstimmig baten, den Palfurius Sura, der einst aus dem Senat ausgestoßen worden war, wieder aufzunehmen - er war da-
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de oratoribus coronatum, nullo responso dignatus tacere tantum modo iussit voce praeconis. pari arrogantia, cum procuratorum suorum nomine formalem dictaret epistulam, sie coepit: 'dominus et deus noster hoc fieri iubet.' unde institutum posthac, ut ne scripto quidem ac sermone cuiusquam appellaretur aliter. statuas sibi in Capitolio non nisi aureas et argenteas poni permisit ac ponderis certi. Ianos arcusque cum quadrigis et insignibus triumphorum per regiones urbis tantos ac tot extruxit, ut cuidam Graece irrscripturn sit: 'arci.' consulatus septemdecim cepit, quot ante eum nemo; ex quibus septem medios continuavit, omnes autem paene titulo tenus gessit nec quemquam ultra Kai. Mai., plerosque ad Idus usque Ianuarias. post autem duos triumphos Germanici cognomine assumpto Septembrem mensem et Octobrem ex appellationibus suis Germanicum Domitianumque transnominavit, quod altero suscepisset imperium, altero natus esset.
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Per haec terribilis cunctis et invisus, tandem oppressus est 14 conspiratione amicorum libertorumque intimorum simul et uxoris. annum diemque ultimum vitae iam pridem suspectum habe bat, horam etiam nec non et genus mortis. adulescentulo Chaldaei cuncta praedixerant; pater quoque super cenam quondam fungis abstinentem palam irriserat ut ignarum sortis suae, quod non ferrum potius timeret. quare 2 pavidus semper atque anxius minimis etiam suspicionibus praeter modum commovebatur. ut edicti de excidendis
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mals im Wettstreit der Redner mit einem Siegeskranz bekränzt worden-, da fand er es nicht nötig zu antworten, nur durch den Ruf des Herolds ließ er Schweigen anordnen. Er zeigte sich von gleicher Arroganz, als er eine Verfügung im Namen seiner Prokuratoren diktierte; er begann nämlich so: »Unser Herr und Gott befiehlt, daß folgendes zu geschehen habeEs ist genug>Was du mir über Nicias schreibst, ich würde ihn, läge mir etwas daran, in den Genuß seiner feinen Bildung zu kommen, vor allen anderen um mich haben. Aber ich habe mir nun einmal die Einsamkeit und Zurückgezogenheit als Le-
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praeterea nosti Niciae nostri imbecillitatem, mollitiam, consuetudinem victus. cur ergo illi molestus esse (velim, cum mihi ille iucundus esse) non possit? voluntas tarnen eius mihi grata est.' huius de Lucilio libros etiam Santra conprobat. Lenaeus, Magni Pompei libertus et paene omnium expeditionum comes, defuncto eo filiisque eius, schola se sustentavit; docuitque in Carinis ad Telluris, in qua regione Pompeierum domus fuerat; ac tanto amore erga patroni memoriam extitit, ut Sallustium historicum, quod eum oris probi, animo inverecundo scripsisset, acerbissima satura laceraverit, Iastaurum et lurconem et nebulonem popinonemque appellans, et vita scriptisque monstrosum, praeterea priscorum Catonisque verborum ineruditissimum furem. traditur autem puer adhuc, catenis subreptus, refugisse in patriam, perceptisque liberalibus disciplinis, pretium suum domino rettulisse, verum ob ingenium atque doctrinam gratis manumissus.
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Q. Caecilius Epirota, Tusculi natus, libertus Attici equitis 16 Romani, ad quem sunt Ciceronis epistulae, cum filiam
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bensinhalt gewählt. Außerdem ist dir Nicias' Mangel an Energie, seine Verzärtelung, ja seine ganze Lebensweise bekannt. Ich sehe keinen Grund, warum ich ihm lästig sein wollte, da er auch mir kein angenehmer Geselle sein könnte. Doch seine geistige Richtung ist mir angenehm.« Seine Bücher über Lucilius finden auch Santras Anerkennung. Lenaeus, ein Freigelassener des Pompeius Magnus und sein Begleiter auf fast allen Feldzügen, bestritt nach dessen Tod und dem seiner Söhne seinen Lebensu~terhalt durch seine Lehrtätigkeit. Er war in Carinae in der Nähe des Tempels der Tellus Lehrer; in diesem Bezirk hatte auch das Haus der Familie des Pompeius gestanden. Er bewahrte eine so große Liebe gegen das Andenken seines Schutzherrn, daß er den Historiker Sallust in einer Satire voller bissigem Witz zerriß, weil dieser geschrieben hatte, Pompeius gebe sich nur den Anschein eines rechtschaffenen Mannes, tief im Herzen sei er ein Mann ohne Scheu und Scham. Er nennt ihn auch einen liederlichen Menschen, Wüstling, Taugenichts und Schlemmer; er stellt ihn dar als ein Ungeheuer sowohl im Leben als auch in dem, was er geschrieben hat. Außerdem nennt er ihn einen Dieb ganz ohne Bildung, der sich altertümliche Wörter und solche, die ein Cato benutzt habe, gestohlen habe. Man liest auch, er habe sich heimlich von seinen Ketten befreit und sei noch als kleiner Junge zurück in seine Heimat geflohen, habe dort das Studium der freien Künste abgeschlossen und dann seinem Herrn den Preis, den er für ihn bezahlt hatte, zurückerstattet, sei aber wegen seines Talentes und seiner Gelehrsamkeit freigelassen worden, ohne dafür etwas bezahlt zu haben.
Q. Caecilius Epirotaistin Tusculum geboren und war ein Freigelassener des römischen Ritters Atticus, an den Cicero einige Briefe adressiert. Als er die Tochter seines Schutz-
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patroni nuptam M. Agrippae doceret, suspectus in ea et ob hoc remotus, ad Cornelium Gallum se contulit vixitque una familiarissime, quod ipsi Gallo inter gravissima crimina ab Augusto obicitur. post deinde damnationem mortemque Galli scholam aperuit, sed ita ut paucis et tantum adulescentibus praeciperet, praetextato nemini, nisi si cuius parenti hoc officium negare non posset. primus dicitur Latine ex tempore disputasse, primusque Vergilium et alios poetas novos praelegere coepisse, quod etiam Domiti Marsi versiculus indicat:
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'Epirota, tenellorum nutricula vatum.' M. Verrius Flaccus libertinus docendi genere maxime incla- r7 ruit. namque ad exercitanda discentium ingenia aequales inter se committere solebat, proposita non solum materia quam scriberent, sed et praemio quod victor auferret; id erat liber aliquis antiquus, puleher aut rarior. quare ab Augusto 2 quoque nepotibus eius praeceptor electus, transiit in Palatium cum tota schola, verum ut ne quem amplius posthac discipulum reciperet; docuitque in atrio Catilinae domus, quae pars Palati tune erat, et centena sestertia in annum accepit. decessit aetatis exactae sub Tiberio. statuam habet
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herrn, die mit M. Agrippa verheiratet war, unterrichtete, wurde er verdächtigt, mit ihr ein Verhältnis zu haben; er wurde aus dem Haus gejagt. Dann trat er in ein Verhältnis zu Cornelius Gallus und lebte mit ihm zusammen auf sehr vertrauliche Art und Weise; das kreidete Augustus gerade dem Gallus als ein äußerst schweres Vergehen an. Nach der Verurteilung und dem Tod des Gallus eröffnete er eine Schule, dort wurden aber nur wenige Jungen, und auch nur heranwachsende Jugendliche von ihm unterrichtet, keiner war unter sechzehn, es sei denn, er konnte ihrem Vater seinen Dienst nicht verweigern. Er soll als erster Erörterungen in lateinischer Sprache vorgetragen haben; er soll auch als erster damit begonnen haben, Vergil und andere neue Dichter vorzulesen, was auch der Vers des Domitius Marsus belegt: »Epirota, du Amme sehr zarter Dichter.« M. Verrius Flaccus, ein Freigelassener, erlangte sehr große Berühmtheit durch die Art und Weise, wie er unterrichtete. Denn bei ihm war es üblich, daß Schüler, die gleich weit im Stoff waren, miteinander wetteiferten, damit sie ihre Fähigkeiten anwenden und ausbilden lernten. Es wurde nicht nur das Thema vorgegeben, zu dem sie eine Abhandlung schreiben sollten, sondern auch eine Belohnung ausgesetzt, die der Sieger mitnahm. Die Belohnung bestand aus einem alten, schönen und recht seltenen Buch. Deshalb wurde er auch von Augustus als Lehrer für seine Enkelkinder ausgewählt; darauf zog er mit seiner ganzen Schule in den Palast; doch wohl auch deshalb, damit er keinen weiteren Schüler mehr aufnehme. Er unterrichtete im Atrium des catilinischen Hauses; das gehörte damals zum Palast; er erhielt ein Jahresgehalt von einhunderttausend Sesterzen. Er starb im hohen Alter unter Tiberius. Seine Statue steht in Praeneste
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Praeneste, in superiore Fort(unae) parte circa hemicyclium, in quo fastos a se ordinatos et marmoreo parieti incisos publicarat. L. Crassicius, genere Tarentinus, ordinis libertini, cogno- 18 mine Pasicles, mox Pansam se transnominavit. hic initio 2 circa scenam versatus est, dum mimographos adiuvat; deinde in pergula docuit, donec commentario 'Zmyrnae' edito adeo inclaruit, ut haec de eo scriberentur:
'uni Crassicio se credere Zmyrna probavit: desinite, indocti, coniugio hanc petere. soli Crassicio se dixit nubere velle, intima cui soli nota sua extiterint.'
Sed cum edoceret iam multos ac nobiles, in his Iullum Antonium, triumviri filium, ut Verrio quoque Flacco compararetur, dimissa repente schola, transiit ad Q. Sexti philosophi sectam.
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Scribonius Aphrodisius, Orbili servus atque discipulus, 19 mox a Scribonia Libonis filia, quae prior Augusti uxor fuerat, redemptus et manumissus, docuit quo Verrius tempore, cuius etiam libris de orthographia rescripsit, non sine insectatione studiorum morumque eius. C. Iulius Hyginus, Augusti libertus, natione Hispanus
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im oberen Teil des Tempels der Fortuna, nahe beim Hemicyclium; dort hatte er einen Kalender, den er in die rechte Ordnung gebracht hatte, in eine Wand aus Marmor eingehauen und ihn so der ganzen Stadt zugänglich gemacht.
L. Crassicius stammte aus Tarent, war der Sohn eines Freigelassenen und führte den Beinamen Pasicles, den er aber bald gegen Pansa austauschte. Anfangs war er am Theater tätig und ging den Verfassern mimischer Gedichte zur Hand. Dann unterrichtete er in einem ärmlichen Schulbau, bis er es durch die Veröffentlichung eines Kommentars zur »Smyrna« zu solcher Berühmtheit brachte, daß man folgendes über ihn schrieb: »Allein dem Crassicius sich anzuvertrauen billigte Smyrna. Laßt's gut sein, ihr ungebildeten Klötze, sie zur Frau zu begehren. Sie hat erklärt, allein den Crassicius wolle sie heiraten, nur ihm werde sie ihr Innerstes öffnen.« Doch als er viele vornehme Schüler unterrichtet hatte, unter ihnen war auch Iullus Antonius, der Sohn des Triumvirn, man verglich ihn sogar schon mit Verrius Flaccus, da löste er plötzlich die Schule auf und wurde ein Anhänger der Schule des Philosophen Q. Sextius. Scribonius Aphrodisius, ein Sklave und Schüler des Orbilius, wurde später von Scribonia, der Tochter des Libo und früheren Gattin des Augustus, gekauft und freigelassen. Er lehrte zur gleichen Zeit wie Verrius, dessen Bücher über die Rechtschreibung er sogar widerlegte, nicht ohne seine Werke und seinen Charakter zu attackieren. C. Iulius Hyginus, ein Freigelassener des Augustus, kam
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(nonnulli Alexandrinum putant et a Caesare puerum Romam adductum Alexandria capta), studiose et audiit et imitatus est Cornelium Alexandrum grammaticum Graecum, quem propter antiquitatis notitiam Polyhistorern multi, quidam Historiam vocabant. praefuit Palatinae bybliothecae, nec eo secius plurimos docuit: fuitque familiarissimus Ovidio poetae et Clodio Licino consulari historico, qui eum admodum pauperem decessisse tradit et liberalitate sua, quoad vixerit, sustentatum. huius libertus fuit Iulius Modestus, in studiis atque doctrina vestigia patroni secutus.
C. Melissus, Spoleti natus ingenuus, sed ob discordiam parentum expositus, cura et industria educatoris sui altiora studia percepit, ac Maecenati pro grammatico muneri datus est. cui cum se gratum et acceptum in modum amici videret, quanquam adserente matre, permansit tarnen in statu servitutis praesentemque condicionem verae origini anteposuit; quare cito manumissus, Augusto etiam insinuatus est. quo delegante, curam ordinandarum bybliothecarum in Octaviae porticu suscepit. atque, ut ipse tradit, sexagesimum aetatis annum agens, libellos lneptiarum, qui nunc 'locorum' inscribuntur, conponere instituit, absolvitque centum
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aus Spanien (einige vertreten die Ansicht, er stamme aus Alexandria und Caesar habe ihn als kleinenJungen nach der Eroberung der Stadt mit nach Rom genommen). Mit großem Interesse hörte er den griechischen Philologen Cornelius Alexander und trat in seine Fußstapfen; Cornelius Alexander nannten viele wegen seiner Kenntnisse des Altertums Polyhistor, einige auch »Die Geschichte«. Er stand der Palatinischen Bibliothek vor und unterrichtete trotzdem noch sehr viele Leute; er war ein enger Freund des Dichters Ovid und des Historikers Clodius Licinus, eines ehemaligen Konsuls. Letzterer überliefert uns, daß er als sehr armer Mann gestorben sei und er sich, solange er lebte, nur durch seine Freigebigkeit habe am Leben erhalten können. Sein Freigelassener war lulius Modestus; dieser folgte in seinen wissenschaftlichen Interessen und seiner Lehre den Spuren seines Schutzherrn. C. Melissus stammt aus Spoletium, seine Eltern waren frei geboren; man entledigte sich jedoch seiner, weil er zum Gegenstand des Streits zwischen den Eltern geworden war. Weil sich aber sein Erzieher um ihn geflissentlich kümmerte, brachte er es zu höherer Bildung, und man schenkte ihn dem Maecenas, damit er einen Philologen habe. Als er sah, daß er diesem willkommen war und von ihm wie ein Freund aufgenommen wurde, blieb er, obwohl seine Mutter erklärte, er sei frei geboren, im Stand eines Sklaven und zog die augenblickliche Stellung seiner wahren Herkunft vor. Deshalb ließ man ihn schnell frei, und er wurde sogar mit Augustus innig befreundet. Auf seine Weisung hin übernahm er es, in der Säulenhalle der Octavia eine Bibliothek einzurichten. Wie er selbst berichtet, begann er im Alter von sechzig J ahren kleine Werke über törichte Einfälle zu verfassen, die nun den Titel »Schwänke« führen. Einhundertfünfzig brachte er
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et quinquaginta, quibus et alios diversi operis postea addidit. fecit et novum genus togatarum inscripsitque 'trabeatas'. M. Pomponius Marcellus sermonis Latini exactor molestissimus, in advocatione quadam (nam interdum et causas agebat) soloecismum ab adversario factum usque adeo arguere perseveravit, quoad Cassius Severus, interpellatis iudicibus, dilationem petit, ut litigator suus alium grammaticum adhiberet: quando non putat is cum adversario de iure sibi, sed de soloecismo controversiam futuram. hic idem, cum ex oratione Tiberi (in)us(itatum) verbum reprehendisset, adfirmante Ateio Capitone et esse illud Latinum, et si non esset, futurum certe iam inde: 'mentitur', inquit, 'Capito: tu enim, Caesar, civitatem dare potes hominibus, verba non potes.' pugilem olim fuisse, Asinius Gallus hoc in eum epigrammate ostendit:
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'qui caput ad laevam didicit, glossemata nobis praecipit: os nullum, vel potius pugilis.'
Q. Remmius Palaemon, Vicetinus, mulieris verna, primo, ut ferunt, textrinam, deinde, erilem filium dum comitatur in scholam, litteras didicit. postea manumissus docuit Romae ac principem locum inter grammaticos tenuit, quamquam
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fertig; diese hat er später um weitere aus einem ganz anderen Werk ergänzt. Er schuf auch eine neue Art Nationalschauspiel, das er »Trabeatae« nannte. M. Pomponius Marcellus war peinliehst darauf bedacht, daß die lateinische Sprache rein bleibe; als er als Beistand vor Gericht fungierte, denn manchmal führte er auch Prozesse, ließ er nicht davon ab, seinem Gegner einen Verstoß gegen die Grammatik so lange vorzuhalten, daß Cassius Severus die Richter anrief und um Vertagung des Prozesses ersuchte, damit seine Partei auch einen Philologen hinzuziehen könne, weil der da ja glaube, er führe mit dem Gegner keinen Rechtsstreit, sondern einen Streit über grammatische Belange. Als Tiberius in einer Rede ein ungebräuchliches Wort verwendet und Marcellus das getadelt hatte, sagte derselbeAteius Capito hatte ihm noch beigepflichtet-, es sei ein im Lateinischen gebräuchliches Wort, und wenn nicht, sei es das ganz gewiß von diesem Augenblick an. Marcellus bemerkte dazu: »Capito lügt! Du, Caesar, kannst in der Tat Menschen das Bürgerrecht geben, nicht aber Wörter.« Einst soll er ein Faustkämpfer gewesen sein, das deutet Asinius Gallus in dem folgenden Epigramm, das er auf ihn gedichtet hat, an: »Er, der gelernt hat, seinen Kopf nach links zu bewegen, gibt uns Unterweisungen in korrekter Sprache: Beredsamkeit besitzt der nicht, höchstens die eines Faustkämpfers.«
Q. Remmius Palaemon aus Vicetia war der Haussklave einer Frau; zuerst soll er das Weberhandwerk, dann, als er den Sohn des Hauses in die Schule begleitete, lesen gelernt haben. Später übte er nach seiner Freilassung in Rom seine Lehrtätigkeit aus und war der Beste unter den Philologen,
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infamis omnibus vitiis palamque et Tiberio et mox Claudio praedicantibus nemini minus institutionem puerorum vel iuvenum committendam. sed capiebat homines cum memoria rerum, turn facilitate sermonis; nec non etiam poemata faciebat extempore; scripsit vero variis, nec vulgaribus metris. arrogantia fuit tanta, ut M. Varronem porcum appellaret; secum et natas et morituras litteras iactaret; nomen suum in bucolicis non temere positum, sed praesagiente Vergilio fore quandoque omnium poetarum ac poematum Palaemonem iudicem. gloriabatur etiam latrones quondam sibi propter nominis celebritatem pepercisse. luxuriae ita indulsit, ut saepius in die lavaret nec sufficeret sumptibus, quanquam ex schola quadringena annua caperet, ac non multo minus ex re familiari; cuius diligentissimus erat, cum et officinas promercalium vestium exerceret, et agros adeo coleret, ut vitem manu eius insitam satis constet CCCLXV (dies quotannis) uvas edidisse. sed maxime flagrabat libidinibus in mulieres, usque ad infamiam (am)oris; dicto quoque non infaceto notaturn ferunt cuiusdam, qui cum eum in turba osculum sibi ingerentem quanquam refugiens devitare non posset: 'vis tu', inquit, 'magister, quotiens festinantem aliquem vides, abligurire ?'
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obwohl er aller möglichen Laster wegen verschrien war und Tiberius und später auch Claudius in aller Öffentlichkeit erklärten, jedem, nur nicht ihm dürfe man die Erziehung der Jungen und jungen Leute anvertrauen. Die Menschen aber nahm er dadurch gefangen, daß er vieles wußte und sehr rede- und wortgewandt war. Er dichtete sogar Gedichte aus dem Stegreif, dabei bediente er sich verschiedener, aber nicht der gewöhnlichen Versmaße. Er war so anmaßend, daß er M. Varro ein Schwein nannte und damit prahlte, mit ihm habe die Wissenschaft erst angefangen, mit ihm werde sie auch aussterben. Nicht ohne Grund sei sein Name in die Hirtengedichte des Vergil gelangt, nein, Vergil habe bereits geahnt, daß dereinst Palaemon der Richter über alle Dichter und Dichtungen sein werde. Auch rühmt er sich, Räuber hätten ihn einst wegen seines berühmten Namens geschont. Er frönte so sehr dem Luxus, daß er mehrere Male am Tag ein Bad nahm und trotz seiner Bezüge von vierhunderttausend Sesterzen, die er aus der Schule erhielt, und einer fast ebenso hohen Summe aus seinem Vermögen mit seinem Geld nicht auskam. Mit seinem Vermögen ging er sehr umsichtig um, da er Werkstätten betrieb, in denen Kleider für den Verkauf hergestellt wurden, und seine Äcker so sehr pflegte, daß ein Weinstock, den er persönlich gepflanzt hatte, in jedem Jahr dreihundertfünfundsechzig Tage lang Trauben trug; das ist ja allgemein bekannt. Aber am meisten hatten es ihm die Frauen angetan, das ging so weit, daß Liebe durch ihn in schlechten Ruf kam. Er soll sogar durch eine nicht einmal abgeschmackte Bemerkung von jemandem gerügt worden sein; als dieser in der Menge, obwohl er die Flucht ergriff, ihm nicht ausweichen konnte, als er ihn küssen wollte, sagte er: >>Willst du, Meister, jedesmal denjenigen ablecken, den du sich sputen siehst?
Origines< des Cato: Werk des M. Porcius Cato Censorius, 234- I49 v. Chr. Das älteste Geschichtswerk in lateinischer Sprache. - der asianischen Redner: Sie bevorzugen einen wortreichen, schwülstigen, sinnlichen Stil; es ist die Ausdrucksweise des Ostens, also des Antonius; sie ist ästhetisch abstoßend und Ausdruck moralischer Verderbtheit. - Enkelin Agrippina: vgl. Aug. 64,1. 87,1 »sie werden an den griechischen Kalenden zahlen~: heißt soviel wie unser »am St. Nimmerleinstag«, also nie; der griechische Kalender kennt diese Bezeichnung für den I. des Monats nicht. 89,1 Apollodar von Pergamon: IOO- 23 v. Chr. berühmter griechischer Redner, Attizist; Verlasser eines Lehrbuchs der Rhetorik. - Apollonia: Stadt im Süden Illyriens. - Areios: Areios Didymos aus Alexandria, seinetwegen soll Octavian/Augustus die Stadt 30 v. Chr. von Plünderung und Zerstörung verschont haben; Prokurator auf Sizilien. Verlasser eines Handbuchs, in dem man abrißartig sich über die unterschiedlichen Richtungen der Philosophie informieren konnte. - der Alten Komödie: Komödien aus dem Athen des 5. Jh.s.; einer ihrer Vertreter ist Aristophanes. 89,2 Q. Metellus: Q. Caecilius Metellus Macedonicus hielt als Zensor I 3 I v. Chr. eine Rede, in der er die jungen Männer auffordert, Frauen nicht nur wegen ihres Vermögens zu heiraten und im Interesse des Staates für Nachwuchs zu sorgen. Augustus versuchte durch exempla seine unpopulären Maßnahmen der Leges Iuliae des Jahres I 8 v. Chr. verständlich zu machen. Die Sittengesetzgebung war aber zum Scheitern verurteilt. - Rutilius: Wahrscheinlich handelt es sich um Publius Rutilius Rufus, Konsul I05 v. Chr. Augustus legte die maximale Höhe der Häuser an Hauptstraßen auf 2I m fest.; auch die Dicke der Mauern wurde genau vorgeschrieben.
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ERLÄUTERUNGEN
89,3 Praetoren: Ihnen oblag die Leitung solcher Veranstaltungen.
90 Blitz ... vorbeischlug: vgl. Aug. 29. 91,1 Schlacht bei Philippi: vgl. Aug. 9; r3,r. 91,2 Iuppiter Tonans: Den sechssäuligen Tempel des »donnern-
den« Iuppiters weihte Augustus ein, nachdem auf dem spanischen Feldzug ein Blitz in der Nähe seiner Sänfte eingeschlagen und er arn Leben geblieben war; vgl. Aug. 29,r; 37· Augustus interpretierte das Ereignis als Zeichen dafür, daß er von Iuppiter auserwählt sei und mit ihm in enger Beziehung stehe. - der kapitolinische I uppiter: der oberste Gott des römischen Reiches, Schutzgott der Stadt Rom. Mit dem Bau seines Tempels soll noch zur Zeit der Könige begonnen worden sein; eingeweiht wurde der Tempel 509 v. Chr.; vgl. Aug. 94,8. - As: die kleinste römische Währungseinheit. 92,1 eine Palme: das Symbol des Sieges. - zufällig Tau gefallen war: Aurora spendet den Morgentau. Ein glückverheißendes Zeichen. Augustus war eine glückliche Rückkehr vorn Orientfeldzug beschieden. Als er arn r9.ro. I9 v. Chr. mit den wiedergewonnenen Feldzeichen aus Syrien zurückkam, weihte der Senat ihm zu Ehren den Altar der Fortuna Redux, der »Zurückführenden Glücksgöttin«. - Compluvium: Auffangbecken für das Regenwasser im Atrium des römischen Hauses. - Hausgötter: die Penaten, die Schutzgottheiten der Familie und des Staates. 92,2 Insel Aenaria: im Golf von Neapel, heute: Ischia. Der Tausch erfolgte 29 v. Chr. - Nundinen: regelmäßige Markttage. - Nonen: in den MILMO-Monaten (März, Iuli, Mai, Oktober) der 7·• in den übrigen Monaten der 5. Tag des Monats. Das gesprochene nonis kann sich anhören wie non is: »du tust keinen Schritt voran«. 93 in die Mysterien einweihen: Im Herbst 3 r v. Chr. hatte sich Augustus in Eleusis (bei Athen, in Attika) in die Eleusinischen Mysterien einweihen lassen, in den Kult der Fruchtbarkeitsgöttin Derneter und ihrer Tochter Persephone. - der attischen Ceres: Derneter. - denApis zu besuchen: vgl. Titus, 5·3· Augustus nahm dievorn Volk sehr verehrte orientalische und ägyptische Gottheiten, insbesondere Isis, nicht in den Kalender als Staatsreligion auf. Die ekstatischen Erlösungsreligionen sprachen den Einzelnen an, nicht den Staatsbürger als Teil der Gerneinschaft und waren somit mit den Grundsätzen der Staatreligion nicht vereinbar. Augustus sah hierin
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Gefahren der Überfremdung und Geheimbündelei. - Enkel Gaius: vgl. Aug. 26,2. 94,2 Velitrae: vgl. Aug. r. 94,3 Iulius Marathus: vgl. Aug. 79,2. 94,4 Asklepiades aus Mendes: im Nildelta; er verfaßte eine »Harmonie aller Religionen«. - Atia: vgl. Aug. 4,r. - sei eine Schlange zu ihr gekrochen: Eine ähnliche Geschichte wird im »Trug des Nektanebos« aus dem Alexanderroman von Alexanders Mutter Olympias erzählt. Der Gott Apollo hat sich in der Gestalt einer Schlange, die ein Attribut des Gottes ist, mit ihr vereinigt. - Sohn des Apollo: vgl. Aug. 29,r; 29,3; 7o,r. Anklänge hieran gibt das Grabepigramm auf die i. J. 43/42 verstorbene Atia des Domitius Marsus: »Glücklich bin ich gepriesen von allen anderen Frauen, ob einen Sterblichen nun, ob einen Gott ich gebar«. Octavius: vgl. Aug. 3,1. - aus Atias Schoß komme das strahlende Licht der Sonne hervor: Apollo wird auch mit dem Sonnengott (Sol) gleichgesetzt. 94,5 P. Nigidius (Figulus): roo- 45/44 v. Chr., eine sehr gelehrte Persönlichkeit, Naturforscher und Grammatiker; Freund Ciceros; 63 Helfer Ciceros gegen die Catilinarier, 58 Praetor, stand 48 bei Pharsalos auf der Seite des Pompeius. - durch die entlegenen Landstriche Thrakiens: also durch die östliche BalkanhalbinseL - Liber Pater: lateinische Bezeichnung des Dionysos/Bacchus. - Alexander dem Großen: Auf Alexander als den künftigen Weltenherrscher weisen also ähnliche Vorzeichen hin. Das Horoskop Alexander des Großen nimmt im Alexanderroman eine hervorragende Stellung ein. Olympias wartet mit der Geburt ihres Sohnes, bis der Planet luppiter erscheint, der als Götterkönig der wichtigste Stern für den künftigen Herrscher ist. 94,6 im Prunkgewand des luppiter Optimus Maximus: Augustus sieht sich hier als Triumphator, der beim kurulischen Triumph in die Stadt einzieht. Der Triumphator steht dabei auf einem Wagen, der von vier weißen Pferden gezogen wird; er trägt das golddurchwirkte Purpurgewand und purpurfarbene Schuhe; auf dem Haupt hat er den Lorbeerkranz, in der Hand hält er das Adlerszepter Iuppiters aus Elfenbein. Er verkörpert also luppiter. - den zweimal sechs strahlendweiße Pferde zogen: Die Zahl ist ungewöhnlich: vielleicht soll sie auf die zwölf Geier, die Romulus sah, verweisen oder steht in
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ERLÄUTERUNGEN
Bezug zu den zwölffascesdes Konsuls. - C. Drusus: ansonsten unbekannt. 94,7 der Kampanischen Straße: die Via Appia von Rom nach Capua. 94,8 Q. (Lutatius) Catulus (Capitolinus): 121 -6ov. Chr., Konsul 78; baute den 83 v. Chr. durch Brand zerstörten Tempel des Iuppiter Opcimus Maximus auf dem Kapitol69/68 wieder auf. 94,9 M. (Tullius) Cicero: vgl. Iul. 9,2. 94,10 Als Augustus die Männertoga anlegte: Im Alter zwischen 15 und 18 Jahren legten männliche Jugendliche die toga virilis im Rahmen einer religösen Feier an, die jährlich am 17. März stattfand. Sie brachten zunächst zu Hause den Laren ein Opfer dar, wurden dann in der toga virilis auf das Forum geleitet. IhrName wurde in die Bürgerliste aufgenommen. Damit waren sie volljährig. Augustus erhielt die Männertoga 48/47 v. Chr. - Tunika mit dem breiten Purpurstreifen: eigentlich nur Senatoren zugestanden. 94,11 bei Munda: am Guadalquivir in Spanien, heute: Moncilla bei Cordoba; dort siegte Caesar 45 v. Chr. über die Söhne des Pompeius. - Schwärme von Tauben: Die Taube war der Vogel der Venus, auf welche die Iulier ihr Geschlecht zurückführten. - als den Enkel seiner Schwester: Iulia d. Ä., die Schwester Caesars, verheiratet mit Atius Balbus; Tochter war Acia, die Mutter des Augustus. 94,12 in Begleitung Agrippas: vgl. Aug. 16,2. - Theogenes: Astrologe. - sein Sternbild: der Capricornus (der Steinbock). Das eigentliche Geburtsdatum des Augustus - vor der Kalenderreform Caesars- war der 17.12., an dem die Sonne im Steinbock stand. Ab 30 v. Chr. wurde aber der 23·9·• der Tag vor dem Herbstäquinokcium, offiziell als sein Geburtstag begangen. An diesem Tag scheint kurz vor Sonnenaufgang der Mond im Capricemus gestanden zu sein. 95 Grabmal von Caesars Tochter: vgl. Iul. 1,1; 21; 84,1. - In seinem ersten Konsulat: 43 v. Chr. 96,1 Als die Triumvirn ihre Truppen bei Bononia zusammengezogen hatten: Die Caesarmörder hatten ca. zwanzig Legionen unter ihrem Kommando, also mußten Octavian, Antonius und Lepidus ihre Eigeninteressen und Ressentiments zurückstellen, wollten sie aus der Auseinandersetzung als Sieger hervorgehen. Also zogen sie ihre Truppen im November 43 v. Chr. um Bononia (heute: Bologna) zusammen und schlossen das zweite Triumvirat. - Bei Philippi: 42 v.
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Chr. Die Partei des Octavian siegte in einer Doppelschlacht. Beide Siege hat allerdings Antonius erfochten, denn über Octavian hatte der Caesarmörder Brutus die Oberhand behalten. - Thessalien: Landschaft in Nordgriechenland. 96,2 Bei Perusia erhielt er beim Opfern keine günstigen Vorzeichen: vgl. Aug. I4 und I 5. Vor der Schlacht oder einem Kriegszug pflegte man Auspizien anzustellen, also den Götterwillen einzuholen, wie Octavian das 4I v. Chr. auch tat. Die Spannungen zwischen Antonius und Octavian waren gewachsen. Der Bruder des Antonius, L. Antonius, und Manius, der Bevollmächtigte des Antonius in Italien, intrigierten gegen Octavian. Es entbrannte ein neuer Bürgerkrieg zwischen den Verbänden der Triumvirn. Octavian, Agrippa und Salvidienus Rufus gelang es, L. Antonius in Perusia einzuschließen, da man auf der Gegenseite - trotz überlegener Truppen und erfahrener Heerführer- nur halbherzig und ohne Absprachen operierte. Ende Februar 40 wird L. Antonius zur Kapitulation gezwungen. - der Seeschlacht bei Sizilien: vgl. Aug. r6. - BeiActium: vgl. Aug. q-r8. - Eutychus: ein sprechender Name, d. h. »der, dervom Glück gesegnet ist, der Glückspilz, das Glückskind«. - Nikon: d. h. soviel wie »der Sieger«. 97,1 Als er auf dem Marsfeld ... das Reinigungsopfer verrichtete: I4 n. Chr. Der Zensor Augustus tat dieskraftseiner censoria potestas, führte eine Volkszählung und eine Steuerschätzung der Bürger durch. Nachdem diese Aktion beendet war, fand ein feierliches Reinigungsopfer (lat. Lustrum) statt; dadurch erhielten die getroffenen Maßnahmen Rechtskraft. - des Namens Agrippa: Sueton meint den ersten Buchstaben von »Marcus«. Für Augustus stand dieses M für mors: »Tod«. 97,3 Illyrien: umfaßte Dalmatien, Pannonien und Moesien. Astura: Ortschaft im ager Laurens (Latium). 98,2 hatten ihn Passagiere ... in weißen Gewändern: Das Ganze wirkt wie die Begrüßung eines Gottes durch seine Diener; darauf deutet auch die Sprache ihrer Loblieder hin. - Alexandria: bedeutender Handelsumschlagplatz in Ägypten, Exporthafen für Getreide und Papyrus; erlangte Berühmtheit durch seine riesige Bibliothek, in der die gesamte Literatur des Altertums zusammengetragen war. 98,3 Togen und Mäntel: Die Toga ist das charakteristische Gewand für jeden echten Römer; der Mantel ist das Gewand der Grie-
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ERLÄUTERUNGEN
chen. Neapel war eine Gründung der Griechen, die in dieser Stadt und auf Capri stark vertreten waren. - Vereine: Im Griechenland des 4· Jh.s taten sich Jugendliche im Alter von 19/zo Jahren in solchen Vereinen zusammen, wo sie eine militärische Schulung erhielten; diese waren häufig die Wurzel von Erziehungsanstalten, in denen die Aristokraten ihre Söhne in Gymnastik, aber auch Philosophie, Rhetorik und Literatur unterweisen ließen. 98,4 Apragopolis: bedeutet soviel wie »Stadt der Nichtsnutze«. - Ktistes: zu deutsch: »Stadtgründer«. - Thrasyllos: Astrologe und Philosoph aus Alexandria; Tiberius lernte ihn während seiner Verbannung auf Rhodos (6 v.- 2 n. Chr.) kennen und brachte ihn mit nach Rom. Berater und enger Freund des Kaisers Tiberius. 98,5 Nola: kleine Stadt in Kampanien. - Tiberius ließ er von seiner Reise zurückrufen: Tac. (Annales 1,5,3) berichtet, Livia habe ihren Sohn durch einen Eilbrief zurückrufen lassen. - führte mit ihm ein Gespräch: Tacitus (s. o.) sagt, es sei nicht. klar, ob Tiberius den Kaiser noch lebend angetroffen habe. Livia habe das Haus unter strenge Bewachung stellen und absperren lassen; sie habe günstige Mitteilungen über das Befinden des Augustus verbreiten lassen, bis alles so geregelt gewesen sei, daß man die Nachfolge des Tiberius habe bekanntgeben können. 99,1 die übliche Schlußformel: Damit wurden die Zuschauer aufgefordert zu applaudieren. Octavian/Augustus ist es stets um das Erringen und Festhalten der Macht gegangen. So schlüpfte er in die Rollen, die die jeweilige Situation von ihm verlangte. - nach dem Befinden der kranken Tochter des Drusus: Sueton meint hier entweder lulia Livia, eine Enkelin des Tiberius, Tochter der Nero Claudius Drusus, oder Livilla, die Schwester des Germanicus und Claudius, Tochter des Drusus, des in Germanien verstorbenen Bruders des Tiberius. 100,1 als ... Konsuln waren: Augustus starb am 19. August 14 n. Chr. um r 5 Uhr. 100,2 Munizipien: Stadtgemeinden außerhalb Roms, die römisches Bürgerrecht und örtliche Selbstverwaltung besaßen. - Bovillae: ca. I 5 km südlich von Rom an der ViaAppia. - Triumphtor: Der siegreiche Feldherr zog bei seinem Triumphzug durch dieses Tor in Rom ein. - goldene Ringe: Zeichen der Ritter- und Senatorenwürde.
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100,3 Tempel des göttlichen Iulius: im Zentrum des Forum Romanum; dort, wo sein Leichnam verbrannt worden war. Sein Bau wurde 4.2 beschlossen und .29 v. Chr. fertiggestellt. - auf der alten Rednerbühne: gegenüber der neuen Rednertribüne beim Caesartempel. Die alte Rednertribüne war geschmückt mit den Symbolen der Siege zur See; hier stand das Reitermonument Octavians von 43 v. Chr. und die columna rostrata für den Sieg bei Naulochos. 100,4 Mann vom Rang eines Praetors: nämlich Numerius Atticus. - Mausoleum: Mit dem Bau wurde nach der Erringung der Alleinherrschaft, vielleicht bereits früher begonnen; .28 v. Chr. ist er fertiggestellt. Das Mausoleum hatte einen Durchmesser von ca. 90 m und war fast 40 m hoch. Es bestand aus zwei mit Marmor oder Travertin verkleideten Zylindern, zwischen denen auf schräger Erdaufschüttung Bäume wuchsen. In erster Linie mußte Octavian 3.2 v. Chr. politisch Feld gewinnen. 3.2 waren die Anhänger des Antonius Konsuln. Der Bau diente als Mittel der Propaganda: Antonius wollte in Alexandria an der Seite Kleopatras bestattet werden; darüber war man in Rom sehr empört. Octavian wählte das Marsfeld und als Grabmal ein in altitalischer Tradition stehendes Rundgrab. Damit machte er deutlich klar: Er werde Rom über seinen Tod hinaus die Treue halten. Der Bau war in seinen Ausmaßen und seiner Ausgestaltung vergleichbar mit dem Grabmal des karischen Dynasten Mausolos, einem der Sieben Weltwunder. - in seinem sechsten Konsulat: 2.8 v. Chr. 101,1 in dem fahr, als ... Konsuln waren: also 13 n. Chr. - (C. lulius) Polybios: Freigelassener; nach dem Tod des Augustus las er am 14. September 14 n. Chr. im Senat dessen Testament vor. - Hilarion: Freigelassener. - bei den Vestalischen Jungfrauen hinterlegt: Vornehme Römer hinterlegten im Tempel der Vesta auf dem Forum ihre Testamente; die VestalischenJungfrauen hüteten das der Göttin Vesta heilige Herdfeuer. 101,2 seine drei Kinder: Nero, Drusus, Gaius (Caligula); vgl. Aug. 34,.2. - Dem römischen Volk vermachte er: Als Erklärung ist denkbar: Alle römischen Bürger erbten insgesamt vierzig Millionen Sesterzen, die Bewohner der Hauptstadt 3,5 Millionen. 101,3 er habe fast die ganze Summe: Allein für Geld- und Getreidespenden hat Octavian/Augustus etwa 68o Millionen Sesterzen aufgewandt. - Seine Tochter Iulia und die gleichnamige Enkelin: vgl. Aug. 19,.2.
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101,4 einen Katalog seiner Taten: Die ganze Welt sollte aus den »res gestae«, seinem Tatenbericht, erfahren, was er für Rom getan und was er für die Römer an finanziellen Mitteln aufgewendet hatte. Nach dem Tode des Augustus wurde der Text in den Amtssprachen Latein und Griechisch an öffentlichen Gebäuden angeschlagen. Wir kennen den Tatenbericht des Augustus u. a. vom Monurnenturn Ancyranum her, das I 55 5 am Tempel der Roma und des Augustus in Ancyra gefunden wurde.
Tiberius 1,1 das patrizische Geschlecht der Claudier: Sueton zeigt in diesen Bemerkungen zur Genealogie der gens Claudia seine Belesenheit in der römischen Annalistik, die durch eine diffamierende Konstruktion der beiden Linien der Claudier dieses Geschlecht verunglimpfen wollte. Sueton kennt die Zugehörigkeit der Claudier einerseits zu den gentes maiores, also die patrizische, und den gentes minores, also die plebejische Linie, und macht ihre Gleichwertigkeit zu Beginn der Vita deutlich. - aus Regilli, einer Stadt im Sabinerland: also östlich von Rom; die Lage der Stadt ist nicht näher auszumachen. - sein Führer war Titus Tatius: König der Sabiner, führte wegen des Raubes der Sabinerinnen einen Rachefeldzug gegen die Römer, später Verbündeter und Mitregent des Romulus; als Herrscherpaar sind beide wohl als die mythischen Vorläufer des späteren Duumvirats der Römer gedacht. Ennius, Annales I, I09,2, bezeichnet Tatius als Tyrannen; er läßt als Mitregent Gesandte aus Lanuvium töten; als er mit Romulus in Lanuvium ein Opfer für das Gedeihen Roms darbringt, wird er von Gefährten der Getöteten an den Altären ermordet. - Atta Claudius: Stammvater der gens Claudia. Sueton datiert die Einwanderung in das Jahr 504 v. Chr. und folgt hierin der herrschenden Tradition. - jenseits des Anio: mündet ca. fünf Kilometer nördlich von Rom in den Tiber; die Wendung kann auch bedeuten »im Ausland«, d. h. an unserer Stelle: im Einflußbereich der etruskischen Stadt Veji. Dieses Gebiet erhält zwischen 49 5 und 426 v. Chr. den Namen tribus Claudia. - am Fu-
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ße des Kapitols: Auf dem Kapitol, einem der sieben Hügel Roms, stand der Tempel des Iuppiter Optimus Maximus, der zur Zeit des Appius Claudius 509 oder 508 v. Chr. eingeweiht worden sein soll; es wird in diesem Datum auch der Beginn der republikanischen Ära gesehen. Sueton verknüpft hier wohl zahlreiche Überlieferungsstränge. 1,2 kleine Triumphe: vgl. Aug. 22. - durch ihre unterschiedlichen Vor- und Beinamen unterscheiden: Der Vorname Appius findet sich nur bei den Claudiern, andere Vornamen: Gaius, Publius, Decimus, Tiberius; als Beinamen finden sich u. a. Sabinus Inregillensis (nach dem Ort ihrer Herkunft), Crassus, Caecus, Pulcher, Nero. - Lucius: ansonsten unbekannt. - Nero: Etymologisch gibt es mehrere Möglichkeiten, das Cognomen abzuleiten: entweder von Nerio oder Nerienses, was soviel bedeutet wie Tapferkeit, Herzhaftigkeit und Ausdauer (sicherlich in diesem Sinne von Sueton gemeint), ist wohl ein Lehnwort aus dem Griechischen und bedeutet demnach auch soviel wie Macht, Gewalt, Würde, Hoheit; oder es leitet sich aus Ne-irio ab, was soviel heißt wie: ohne Zorn und mit Versöhnlichkeit. 2,1 Appius Claudius Caecus: Zensor 312, Konsul307 und 296 v. Chr., Erbauer der Via Appia; 279 v. Chr. ist er einer der entschiedensten Gegner einer Verständigung mit Pyrrhus (»er wolle eher zu dem Verlust des Augenlichtes [caecus =blind] auch noch das Gehör einbüßen, um die Schmach eines solchen Vertrages nicht wahrzunehmen«. - Pyrrhus: König von Epirus, von Tarent 280 v. Chr. gegen die Römer zu Hilfe gerufen; ließ nach siegreichen Schlachten die Autonomie der verbündeten Italiker und Griechenstädte von den Römern einfordern. - (Appius) Claudius Caudex: Konsul264 v. Chr., als solcher errichtete er auf Sizilien einen Brückenkopf und begann so den ersten Punischen Krieg; Caudex genannt, weil er den Römern geraten haben soll, ein Schiff zu besteigen: ein Gefüge aus mehreren Brettern nannte man caudex. - vertrieb die Puniervon Sizilien: hier übertreibt Sueton. - (C.) Claudius Nero war es: bedeutender römischer Feldherr, siegte 207 v. Chr. am Metaurus über den Karthager Hasdrubal, der von Spanien aus über die Alpen seinem in Bedrängnis geratenen Bruder Hannibal, dem Oberbefehlshaber über die karthagischen Truppen, Verstärkung bringen und damit die Lage zugunsten der Karthager wenden sollte.
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2,2 (Ap.) Claudius (Crassus) Regillianus (Sabinus): Konsul 471 und 451 v. Chr.; 451/50 Mitglied des »Zehnmännerkollegiums« (decemviri legibus scribundis) zur Abfassung des Zwölftafelgesetzes; womit ein erster Schritt zum Aufbrechen adeliger Privilegien, hier der Kenntnis des geltenden Rechtes, und damit zur Gleichberechtigung der Plebejer mit den Patriziern getan war. - eine freigeborene junge Frau: Verginia, Tochter des L. (oder D.) Verginius, soll durch ihre Schönheit und Jugend Ap. Claudius von sich besessen gemacht haben. Dieser versuchte sie für sich zu bekommen, indem er einen Klienten behaupten ließ, Verginia sei dessen Sklavin und dem Verginius als Kind untergeschoben worden. Das Volk protestierte. Es kam zum Prozeß, bei dem Claudius den Vorsitz führte und Verginia seinem Klienten zusprach. Um seine Tochter vor Schande zu bewahren, erstach Verginius diese. Diese Darstellung ist unhistorisch, sie macht in dem Zusammenhang, in welchen sie Sueton rückt, nur Sinn, wenn Verginius plebejischer Herkunft ist, was wahrscheinlich ist; dann ist diese Geschichte Ausdruck des Konfliktes zwischen Patriziern und Plebejern. - (Ap.) Claudius Drusus: Konsul268; Sohn des Appius Claudius Caecus. - Forum Appii: an der Via Appia zwischen Aricia und Tarracina in den Pantinischen Sümpfen; von Ap. Claudius Caecus gegründet; heute: Forappi - mit einem Diadem bekränzt: Symbol der Königsherrschaft, den Römern äußerst verhaßt. - (P.) Claudius Pulcher: Sohn des Appius Claudius Caecus, als Konsul d. J. 249 v. Chr. gab er den Befehl, den karthagischen Feldherrn Adherbal anzugreifen, erlitt bei Drepana (an der Westspitze Siziliens, heute: Trapani) eine vernichtende Niederlage, ergriff die Flucht, wurde wegen Hochverrats angeklagt und verbannt. - die Hühner wollten nicht fressen: Aus Annahme oder Ablehnung des Futters durch die heiligen Hühner ermittelte man den Willen der Götter, das sog. auspicium ex tripudiis. - Diktator: ein zeitlich befristetes Ausnahmeamt in Vertretung für einen abwesenden Konsuln oder bei Vakanz des Konsulamtes. - den Staatsboten Glycias: M. Claudius Glicia war Amtsgehilfe der römischen Magistrate und Priester, also ein Subalternbeamter und als solcher nicht akzeptabel für ein so gewichtiges Amt. 2,3 die eine hat ein Schiff" Claudia Quinta, Enkelin des Ap. Claudius Caecus, Tochter des P. Claudius Pulcher, wahrscheinlich Priesterin der Vestalin und als solche dem Keuschheitsgebot unterworfen. - der Göttermutter vom I da: 204 v. Chr. wütet im römischen
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Lager eine Seuche, ein Meteoritenregen geht nieder, für die Römer ein Zeichen dafür, daß sich die Götter vernachlässigt fühlen. In den Sibyllinischen Büchern finden sie den Rat, die Mater deum Magna Idaea (die Große Mutter der Götter vom Ida) aus der Stadt Pessinus in Phrygien (südwestlich von Ankara) nach Rom zu holen, also eine Muttergottheit, die ihnen mütterlichen Schutz gegen Hannibal geben und Rom retten soll. - Die andere Frau: Es handelt sich hier um die Schwester des oben erwähnten Claudius Pulcher; die Episode fällt in das Jahr 246 v. Chr. 2,4 P. Clodius (Pulcher ): Aus Claudius wird die umgangssprachliche Form Clodius; s. Iul. 20,4. - der sich von einem Plebejer ... adoptieren ließ: nämlich 59 v. Chr. von P. Fonteius, der zwanzig Jahre jünger war. - tätlich an Volkstribunen vergriffen: ein ganz schweres Vergehen, denn die Volkstribunen genossen sacrosanctitas, d. h., sie waren unantastbar. - Sogar eine Vestalische Jungfrau hat mit ihrem Bruder, der: Ap. Claudius Pulcher, Konsul von I43• hatte einen Sieg über die Salasser errungen. Seine Tochter (hier irrt Sueton) ermöglichte ihm diesen Triumphzug dank der Heiligkeit der Vestalinnen, die ein Einschreiten unmöglich machte. 3,1 Tiberius (Claudius) Nero: Sohn des Appius Claudius Caecus; sonst unbekannt. - Appius Pulcher: Es handelt sich um P. Claudius Pulcher; s. Tib. 2,2. - Appius Caecus: s. Tib. 2,I; Claud. 24, I. - und zwar hatte die seinen Großvater mütterlicherseits adoptiert: M. Livius Drusus Claudianus war von dem 9 I v. Chr. ermordeten Volkstribunen M. Livius Drusus adoptiert worden. Die Livier waren ein plebejisches Geschlecht, das aus einem latinischen Adelsgeschlecht hervorgegangen war und 3 3 8 v. Chr. ersnnals das Bürgerrecht erhalten hatte. - einen Reiterobersten: Der magister equitum ist ein vom Diktator auf ein Jahr ernannter und mit einem imperium ausgestatteter Magistrat, ebenso wie der Diktator selbst ein Ausnahmeamt für Notsituationen. Die Wurzeln zu diesem Amt reichen bis in die Zeit der Könige zurück. - (Marcus Livius) Salinator: Konsul 2I9 und 207, Zensor 204 v. Chr. (gemeinsam mit C. Claudius Nero, vgl. Tib. 2). 2I9 kämpfte er gegen Demetrios von Pharos und feierte einen Triumph, wurde dann wegen ungerechter Beuteverteilung verurteilt. 207 brachten Salinator und sein Kollege C. Claudius Nero Hasdrubal am Metaurus die entscheidende Niederlage bei; Salinator erhielt einen Triumph, Claudius Nero eine ovatio. Als Censor führte
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er eine Salzsteuer ein, daher sein Beiname Salinator (»Salzer« ). - die Drusi: Es handelt sich wohl um den magister equitum des Jahres 324 v. Chr. (der erste Träger dieses Cognomens); einen Praetor aus der Zeit der Unterwerfung der Senonen (283 v. Chr.) und einen M. Livius Drusus, Volkstribun 122, Konsul rr2 v. Chr. 3,2 daß er ... Drausus im Zweikampf totschlug: Dieser Livius war 324 v. Chr. magister equitum (s.o.) unter dem Diktator L. Papirius Cursor. Der Beiname wäre also keltischen Ursprungs. - Es wird auch überliefert: Sueton verknüpft hier Legende und historische Wirklichkeit. 386 v. Chr. sollen die Römer die Einnahme des Kapitols nur dadurch haben abwenden können, daß sie an die Gallier eine ungeheuere Menge Gold zahlten (vae victis-Legende); die Camillusgeschichte gehört in das Reich der Legenden. 28 3 v. Chr. soll ein Drusus an den Kämpfen gegen die Senonen teilgenommen haben, die sich an der Adriaküste (nicht, wie hier von Sueton angenommen, in Gallien) angesiedelt hatten. Weiter sagt Sueton nur, daß dieser Drusus nach seiner Praetur (pro praetore) das Lösegeld von damals zurückgebracht habe, allerdings von Norditalien, nicht aus einer Provinz Gallien, die es erst seit 121 v. Chr. gibt. - Sein Ururenkel: Marcus Livius Drusus, Volkstribun 122, Konsul112, Zensor 109 v. Chr., war ein vehementer Gegner der Gracchen und ihrer Reformen und ein überzeugter Vertreter der Nobilität. 122 war er als Volkstribun Gegner des C. Gracchus. Nicht nur die Vorfahren des Tiberius von der claudischen, sondern auch die von der livischen Seite waren also bereits der Plebs gegenüber ablehnend eingestellt. - hinterließ einen Sohn: M. Livius Drusus, Volkstribun 91 v. Chr., versuchte die von den Bundesgenossen geforderte Gleichberechtigung mit den römischen Bürgern durchzusetzen. Durch zahlreiche, verlustreiche Kriege für Rom und ein sich immer weiter ausbreitendes System der Großgrundbesitze und der Vertreibungen und Versklavungen der Kleinbauern machte sich besonders nach dem Scheitern der gracchischen Reformen immer. größere Unzufriedenheit unter den Bundesgenossen breit, die sich von Rom ausgebeutet fühlten. Dies führte nach der Ermordung des Drusus zu dem Bundesgenossenkrieg, der mit der Vergabe des römischen Bürgerrechts an die Socii endete. 4,1 Der Vater des Tiberius: Tiberius Claudius Nero, war 48 v. Chr. Flottenkommandant, vgl. Iul. 35; Aug. 62. - trat er als Prie-
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ster: 46 v. Chr. folgte Tiberius Nero dem Q. Caecilius Metellus Pius Scipio, dem Schwiegervater des Pompeius, der sich nach der Niederlage bei Thapsos das Leben nahm. - Kolonien anzulegen, unter denen auch Narbo undArelate waren: Seit der Heeresreform des Marius wurden Veteranen nach ihrer Dienstzeit mit Land in den Provinzen belohnt, was eine zunehmende »Romanisierung« des Reiches zur Folge hatte. Narbo und Arelate sind heute die Orte Narbonne und Arles in Südfrankreich. Tiberius übernahm 46 oder 4 5 v. Chr. die Ansiedlung der Veteranen der zehnten bzw. sechsten Legion Caesars. - Belohnungen für die Mörder des Tyrannen: Der I7.J.44 v. Chr. hatte die Amnestie für die Mörder Caesars gebracht. Nach Caesars Ermordung (I5.J.44 v. Chr.; vgl. Iu!. 44,4) hatte Tiberius eine Kehrtwendung ins republikanische Lager gemacht. Vermutlich war er enttäuscht von Caesars Herrschaft, die sich mehr und mehr zu einer Militärmonarchie entwickelte und die alten Rechte des Senats und der Nobilität, derTiberius als Claudier angehörte, untergrub. 4,2 Darauf bekleidete er die Praetur: 42. v. Chr. - die Abzeichen: zwei oder sechs Liktoren, die toga praetexta und die sella curulis. - L. Antonius: Konsul4I v. Chr., mit seiner SchwägerinFulvia arbeitet er gegen Octavian, der ihn bei Perusia (Winter 4I/4o) belagert und besiegt; vgl. Aug. I4 und I 5. - Praeneste: ca. 30 km südöstl. von Rom, heute: Palestrina. 4,3 Fasces: Rutenbündel, die hohen Beamten als Zeichen ihrer Amtsgewalt vorangetragen wurden, so den Konsuln zwölf, den Praetoren sechs oder zwei. 4,3 Sextus Pompeius: Sohn des Pompeius Magnus, der sich auf Sizilien einen Stützpunkt gesucht hatte und von hier aus Piratenüberfälle gegen Rom vornahm. 36 v. Chr. wurde er von Agrippa in einer Seeschlacht vor Sizilien besiegt (vgl. Aug. I 6). Dadurch, daß er Tiberius das Tragen der Fasces untersagte, zeigte er, daß er dessen Praetur nicht anerkannte. - als der Friede zwischen allen Parteiungen wiederhergestellt war: Gemeint ist wohl die Einigung mit Sextus Pompeius in Misenum im Jahre 39 v. Chr. - Livia Drusilla: vgl. Aug. 62.,2.. - Drusus Nero: Nero Claudius Drusus, 38-9 v. Chr. Da der zweite Sohn nicht mehr »Unter der Vaterschaft« des Tiberius geboren worden war, erhielt er den mütterlichen Namen. Er wurde zeitlebens seinem älteren Bruder Tiberius vorgezogen, diente als erfolgreicher Feldherr unter Augustus in Germanien und starb 9 v. Chr. während
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eines Feldzuges, bei dem er bis zur Eibe vordrang, infolge eines Unfalls (vgl. Tib. 7,3). 5 Fundi: Kleinstadt an der Via Appia, heute: Fondi bei Terracina. - seine Großmutter: Alfidia, Frau des Livius Drusus Claudianus; eine Frau von bescheidener, bürgerlicher Herkunft. - ein Büdnis der Felicitas: Tugenden wurden häufig personifiziert und als Götter verehrt, wie hier das gute Gelingen und die Glückseligkeit. Geboren wurde er: im Jahre 42 v. Chr. (zum Kriegvon Philippi vgl. Aug.I3,I). - Marcus Aemüius Lepidus: vgl. Iu!. 82,4. - L. Munatius Plancus: vgl. Aug. 7,2. - Fasten: römischer Amts- und Festkalender. - Staatsanzeiger: ein amtliches Organ zur Publizierung wichtiger Nachrichten, eine Art amtliche Stadtzeitung. - (Aulus) Hirtius und (C. Vibius) Pansa: Konsuln des Jahres 43 v. Chr., vgl. Iu!. 56, I und Aug. I0,3. - (P.) Servüius (Vatia) lsauricus: im Jahre 4I v. Chr.; vgl. Aug. 62, I. - L. Antonius: vgl. Aug. I 4 und I 5. 6,1 seine Eltern auf der Flucht begleitet: Nach dem Fall Perusias hatte Tiberius Claudius seine Familie zu sich kommen lassen, um sie vor Nachstellungen politischer Gegner zu schützen. 6,2 Spartaner: Bewohner von Sparta und des Eurotastals auf der Peloponnes. 6,3 goldene Amulettkapseln: wurden gewöhnlich von Knaben vornehmer Herkunft zur Abwehr von Unheil um den Hals getragen, solange sie die Toga praetexta trugen; später wurde beides den Schutzgöttern des Hauses geweiht. Vgl. auch Iul. 84,4. - Baiae: Hafen von Cumae westl. von Neapel, in der Antike ein beliebter Badeort; heute: Baja. - hat ihn der Senator M. Gallius in seinem Testament adoptiert: M. Gallius diente 43 v. Chr. bei Mutina unterM. Antonius. Als Tiberius Nero mit seiner Familie nach Rom zurückkehrte, war er selbst noch Sympathisant des Antonius, so daß es nicht verwunderlich ist, daß er seinen Sohn dem politisch gleichgesinnten Gallius zur Adoption überläßt. Mit der Heirat der Livia änderte sich die Lage, Augustus' Stiefsohn konnte unmöglich Adaptivsohn eines politischen Gegners sein. Infolgedessen wurde die Adoption rückgängig gemacht. Es war keine Seltenheit, daß Kinder aus patrizischen, einflußreichen Familien auf Grund des FehJens eigener Erben adoptiert wurden, um den Familienstamm weiterzuführen. 6,4 Leichenrede: 33/32 v. Chr.; vgl. auch Iu!. 6,1. - beim Actischen Triumph: am I4. August 29 v. Chr.; Tiberius war dreizehn J ah-
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re alt. Er hatte auf dem von vier nebeneinander gespannten Pferden gezogenen Triumphwagen den deutlich schlechteren Platz gegenüber seinem Vetter M. Claudius Marcellus (zu Marcellus vgl. Aug. 63,r), wodurch Augustus die Rangfolge der »Prinzen« öffentlich zeigte. Diese Verteilung der Ränge bleibt auch während der Feldzüge, die Marcellus und Tiberius unter Augustus in Spanien und Gallien bestreiten, so bestehen. - Spiele: szenische Aufführungen. Bacchus: griech. Dionysos, Sohn des Zeus und der Semele, Gott des Weines; ihm zu Ehren wurden die Dionysien veranstaltet. - Trojaspiel: vgl. Iul. 39,2 und Aug. 43,2. 7,1 Nachdem er die Männertoga angelegt hatte: am 24. April27 v. Chr. - seines Großvaters Drusus: M. Livius Drusus Claudianus, s. Tib. 3,r. - ausgediente Gladiatoren: Als Zeichen ihrer ehrenhaften Entlassung hatten sie von ihren Herren das hölzerne Rapier, die rudis, erhalten, daher rudiarii. 7,2 (Vipsania) Agrippina: 33 v. Chr.- 20 n. Chr., Tochter des M. Vipsanius Agrippa (s. Aug. r 6,2) und der Caecilia Attica. Sie war von r6 bis r2 v. Chr. mit Tiberius verheiratet, anschließend mit Asinius Gallus. - (Titus Pomponius) Atticus: Nach der Adoption durch seinen Oheim Quintus Caecilius nannte er sich Q. Caecilus Pomponianus Atticus, ein guter Freund Ciceros und Verleger seiner Werke, Liebhaber der Kunst und der Wissenschaft. - Drusus (Iulius Caesar): r5/r4 v. Chr.- 23 n. Chr., angeblich von seiner Gattin Livilla und Sejan ermordet (s. Tib. 62,r). - Iulia ... zu heiraten: rr v. Chr., zu Iulia vgl. Aug. 63-65. Diese Heirat und die Trennung von seiner ersten, im Gegensatz zu Iulia geliebten Frau Vipsania waren die ersten großen menschlichen Opfer, die Tiberius für den Staat bringen mußte. - der gemeinsame Sohn: ro v. Chr. geboren, bald darauf verstorben; sonst weiter unbekannt. - Aquileia: an der nördlichen Adria gelegener Militärstützpunkt. - Seinen Bruder Drusus verlor er in Germanien: Am 14. Sept. 9 v. Chr. kam Drusus während seines letzten Feldzuges in Germanien, bei dem er bis zur Eibe vorstieß, durch einen Sturz vom Pferd ums Leben. Tiberius, der sich zu dem Zeitpunkt ebenfalls zusammen mit Augustus in Germanien befand, eilte augenblicklich zum Unglücksort, wo er Drusus noch lebend antraf. Nach dem Tod des Bruders geleitete er die Leiche bis nach Oberitalien, ein Akt der pietas, einer der höchsten römischen Tugenden.
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8 er verteidigte den König Archelaos: Archelaos Sisines Philopatris, König von Kappadekien (Landstrich in der Zentraltürkei) seit 36v. Chr., wurde 25l26 oder 19-16v. Chr. in einem von seinen eigenen Landsleuten gegen ihn geführten Prozeß von Tiberius verteidigt. Später wurde Tiberius von ihm brüskiert, 17 n. Chr. riefTiberius ihn nach Rom, wo der kränkliche alte Mann starb. 18!I9 n. Chr. wurde Kappadekien römische Provinz. - Trallia, Laodicea, Thyatira: Städte in Lydien (Provinz Asia). - Thessalien: Landschaft im nördlichen Griechenland, seit 27l26 v. Chr. Teil der röm. Provinz Achaia. - Chios: Insel in der Ägäis vor der kleinasiatischen Küste. - Erdbeben: 26l25 v. Chr. - Fannius Caepio ... Komplott: wohl 23 oder 22 v. Chr., vgl. Aug. 19,1; 56,4; 66,3. - '\krsorgung mit Getreide: Als Quaestor unterstützte Tiberius 22 v. Chr. Augustus bei der Behebung der Not in Rom. Augustus hatte auf seine Kosten Getreide aufkaufen und äußerst billig an das Volk abgeben lassen. Die Versorgung mit Getreide lag ansonsten in der Kompetenz der Aedile. - Arbeitshäuser: Kammern für Sklaven, die man dort angebunden unterbrachte. Sie lagen oft im Keller der Landhäuser, hatten enge Fenster, die aber vom Boden aus nicht erreicht werden konnten; vgl. Aug. 32,1. 9,1 Seinen ersten Müitärdienst: 26 v. Chr.- im Alter von sechzehn Jahren - begleitet er Augustus auf seinem Feldzug gegen die spanischen Asturer und Kantabrer; vgl. Aug. 20. - Tigranes: Der romfeindliche, partherfreundliche König Artaxes wird ermordet, und im Jahre 20 v. Chr. wird dessen Bruder, Tigranes II, im Auftrag des Augustus als König von Armenien eingesetzt. - die die Parther dem M. Crassus abgenommen hatten: vgl. dazu Aug. 21,3: Augustus hatte auf diplomatischem Wege im Mai 20 v. Chr. die Rückgabe der Feldzeichen durch die Parther erreicht. - Statthalter der Gallia Comata: Wohl 16 v. Chr. wurde Tiberius als Praetor in das jenseits der Alpen gelegene, von Caesar unterworfene Gallien geschickt, wegen der Haartracht seiner Bewohner »Gallia Comata« (das langhaarige Gallien) genannt. - Krieg in Rätien und Vindelicien: vgl. Aug. 21. Von 15 bis 12 v. Chr. führte Tiberius gemeinsam mit seinem Bruder Drusus einen Feldzug in den rätischen Alpen, in dem sie das gesamte Gebiet der Zentralalpen bis zur Donau eroberten. 12-9 v. Chr. wurde Tiberius, der den Oberfehl des 12 v. Chr. verstorbenen Agrippa übernommen hatte, mit der Niederschlagung der aufständischen
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Pannonier (im Gebiet des ehemaligen Jugoslawien) beauftragt und unterwarf die Völker zwischen Save und Drau. Die Breukern waren ein Unterstamm der Pannonier. Vgl. Aug. 2I; Tib. I6. 9,2 ließ er vierzigtausend von den Gefangenen ... ihren Wohnsitz ... nehmen: 8 v. Chr. wurde Tiberius Nachfolger des 9 v. Chr. verstorbenen Drusus in Germanien. Er siedelte vierzigtausend Sueben und Sugambrer auf das linke Rheinufer um, damit so die Stabilität der römischen Herrschaft in Germanien erhöht werde. Vgl. auch Aug. 2r. - einen kleinen Triumph: 7 v. Chr.; vgl. Aug. 22. - man hatte ihn bereits früher mit den Abzeichen des Triumphators geehrt: als Ersatz für den ihm im Jahre I2 v. Chr. vom Senat bewilligten, aber von Augustus untersagten Triumph. 9,3 Die Ämterlaufbahn trat er an, bevor: 24 v. Chr. erreichte Augustus vom Senat, daß Tiberius die Ämterlaufbahn fünfJahrevor der gesetzlich vorgesehenen Altersgrenze antreten durfte; also wurde er: 22 v. Chr. Quaestor, im Alter von zwanzig Jahren; I6 v. Chr. Praetor; I 3 v. Chr. Konsul (I); 7 v. Chr. Konsul (II). - Befugnisse des Volkstribunen: 6 v. Chr., diese Vollmacht stellte ihn als den zweiten Mann im Staate heraus, war doch die tribunicia potestas eine der wesentlichen Grundlagen des augusteischen Prinzipats. Vgl. Aug. 27,5. 10,1 für die bereits erwachsenen Kinder des Augustus: Gaius Caesar (20 v. Chr. -4 n. Chr.) und Lucius Caesar (I7v. Chr.- 2 n. Chr.), die Söhne der lulia und des Agrippa und damit die Enkel des Augustus, waren von dem Princeps bereits I7 v. Chr. adoptiert worden und galten als dessen Nachfolger. Vgl. dazuAug. 64-65. - M. (Vipsanius) Agrippa: vgl. Tib. 7,2; Aug. 66,3. - Marcus Marcellus: vgl. Tib. 6,4; Aug. 6J,I; 66,3. - Mytilene: Hauptort auf der Insel Lesbos. 10,2 Auch Tiberius hat das als Grund angegeben: im Jahre I v. Chr.; vgl. Kap.rr, 5· - seine Frau und seinen Sohn: lulia und Drusus. Es scheinen Tiberius' Bedürfnis nach Ruhe und seine Abneigung gegenüber seiner Gattin der Grund für seine freiwillige Verbannung gewesen sein, anders ist die Hektik, mit der er Rom verläßt, kaum zu erklären. - Ostia: Der Hafen Roms an der Tibermündung. Damals noch direkt am Meer gelegen, die Ausgrabungen von Ostia Antica liegen heute ca. 2,5 km von der Küste entfernt. Tiberius reiste 6 v. Chr. ab. 11,1 Rhodos: Insel im östlichen Mittelmeer, ein beliebtes Reiseziel der Römer. Hier hörte man berühmte Philosophen und Rheto-
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ren. - Armenien: vgl. Tib. 9,1. - ohne Liktor oder Landbote: Als dem Inhaber der tribunicia potestas hätten ihm diese Gehilfen zugestanden. - Gymnasium: Sportübungs- und Ausbildungsstätte, mit Bädern, Hallen, Unterrichtsräumen und gelegentlich sogar Bibliotheken. -fast wie mit Seinesgleichen: Er lernte unter anderem den Griechen Thrasyllos kennen, vgl. Tib. 14,4. 11,2 er wolle alle Kranken in der Stadt besuchen: Tiberius wollte zeigen, was er doch für ein Menschenfreund sei; doch seine Umgebung versteht ihn falsch. 11,3 Schulen und Hörsäle der Professoren: Zu ihnen gehörten Diogenes, vgl. Tib. 32,2, und Theodoros von Gadara, vgl. Tib. 57,1. 11,4 daß seine Frau Iulia ... verurteilt ... sei: 2 v. Chr. (vgl. Aug. 65) wurde Iulia zunächst auf die Insel Pandataria, später (3 n. Chr.) nach Rhegium verbannt. - für die Tochter ... immer wieder Fürbitte einzulegen: Sein Verhalten Iulia gegenüber steht in krassem Gegensatz zu der Behandlung, die er ihr nach Augustus' Tod zukommen läßt und die letztendlich zu ihrem Tod 14 n. Chr. führte (vgl. Tib. 50,1). 11,5 Als seine Amtszeit als Volkstribun abgelaufen war:
2 v. Chr. - brauche er sich jetzt keine Sorgen mehr zu machen: Gaius hatte 5 v. Chr., Lucius 3 v. Chr. das Mannesalter erreicht. Sie waren zu principes iuventutis ernannt worden und bekleideten gemeinsam 2 v. Chr. als potentielle Nachfolger des Augustus das Amt der duumviri (Zweimänner). Gaius war zu dem Zeitpunkt bereits designierter Konsul, durfte das Amt aber nach dem Willen des Augustus erst mit 20 Jahren antreten. - Aber seiner Bitte wurde nicht entsprochen: Tiberius hatte Augustus gerade in dem Augenblick verlassen, als dieser ihn am nötigsten brauchte, da seine Feldherren und möglichen Nachfolger Marcellus, Agrippa und Drusus ums Leben gekommen waren, und Gaius und Lucius noch nicht das Alter erreicht hatten, daß der Princeps einen Teil der Macht auf sie übertragen konnte. 12,1 als Gesandter im Auftrage des Augustus: Vermutlich erhielt Tiberius eine sogenannte legatio libera, eine Position, die keine öffentlichen Kompetenzen mit sich brachte, aber gerne an Senatoren vergeben wurde, um sie auf Reisen unter diplomatischen Schutz zu stellen und die Unkosten staatlich finanzieren zu können. 12,2 aus dem Weg: Hier dürfte auch die Tatsache eine Rolle gespielt haben, daß sich Tiberius nicht der Demütigung der Durchrei-
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senden gegenüber dem Verstoßenen aussetzen wollte. - Denn als er nach Samos übergesetzt hatte: Im Jahre 1 v. Chr. hatte sich Gaius, betraut mit einem Kommando für den Orient, an der Spitze eines Stabes ausgesuchter Ratgeber und Sachverständiger in den Osten begeben, er machte Station auf der Insel Samos, ca. 200 km nördlich von Rhodos gelegen. - M. Lollius: 54 v.- 2 n. Chr., Konsul21 v. Chr. Erlitt als Statthalter Galliens 16 v. Chr. eine empfindliche Niederlage, wurde von Tiberius abgelöst. Deshalb oder weil Tiberius ihn im Zusammenhang mit dieser Niederlage kritisiert hatte, agitiert er jetzt als Berater des Gaius gegen ihn. 13,1 seine üblichen Reit- und Waffenübungen gab er auf" Tiberius galt als tüchtiger Feldherr; durch diese Entscheidung erklärte er wohl symbolisch den Verzicht, römischer Feldherr zu sein. - daß er Mantel und Sandalen anzog: also in einer für die Griechen und Nichtrömer typischen Tracht. - Nemausus: heute: Nimes, Stadt in Südfrankreich. Die Statuen erinnerten wohl an seine Statthalterschaft (vgl. Tib. 9,1); die Einwohner von Nemausus ergreifen hierfür ihren Patron Gaius Partei. - des Verbannten: Tiberius befand sich achtJahrelang ( 6 v.- 2 n. Chr.) in einer selbstgewählten Verbannung. 13,2 nichts zu entscheiden ohne das Einverständnis seines älteren Sohnes: Tiberius wird hier klar gemacht, daß Gaius der designierte Nachfolger des Augustus ist und Tiberius als Stiefsohn des Augustus sich keinerlei Hoffnungen auf den Thron zu machen habe. - gegen M. Lollius recht aufgebracht: Lollius hatte im Orient Geschenke angenommen und war anschließend von dem Partherkönig Phraates denunziert worden. 14,1 Er kehrte im achtenfahr ... zurück: 2 n. Chr. 14,2 der Astrologe Scribonius: sonst unbekannt. - aber ohne das Abzeichen eines Königs: also eine Art getarnte Monarchie. - Als er seinen ersten Feldzug unternahm: 20 v. Chr., gemeint ist die Armenienmission des Tiberius; Augustus hielt sich damals in Syrien auf. - daß die bei Philippi vor Zeiten errichteten Altäre: also im J ahre 42 v. Chr., vgl. dazu Aug. 13. - Patavium: das heutige Padua in Norditalien. - das Orakel des Geryon: Etwa 10 km südwestlich von Patavium befinden sich die heißen Aponus-Schwefelquellen (auch Aquae Patavinae genannt), an denen heute Abano liegt. In der Antike gab es dort ein Orakel des Geryon, eines sagenhaften Riesen mit drei an der Hüfte zusammengewachsenen Leibern. Er besaß eine Herde
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roter Rinder, die der zweiköpfige Hund Orthros, der Bruder des Cerberos, bewachen sollte. Diese Herde zu stehlen war die zehnte Arbeit des Hercules. 14,4 schien beim Wechseln der Kleider seine Tunika zu brennen: Vermutlich eine elektrostatische Entladung, die bisweilen beim Ausziehen von Woll- oder Seidenkleidem entsteht. Wir lesen in anderen Quellen, Tiberius sei die Herrschaft durch einen funkensprühenden Esel geweissagt worden. - (Ii. Claudius)Thrasyllos: gest. 36 n. Chr., alexandrinischer Astrologe und Philosoph, Hofastrologe des Tiberius; Tiberius verlieh ihm das römische Bürgerrecht. Er schrieb über die pythagoreische und platonische Prinzipienlehre; von ihm stammt auch der Katalog der Schriften des Demokrit. 15,1 geleitete seinen Sohn Drusus auf das Forum: :z n. Chr. wurde Drusus in einer feierlichen Zeremonie für volljährig erklärt. - aus den Carinen: am westlichen Ausläufer des Esquilin. Bevorzugte Wohngegend, nahe beim Forum. Erhielt ihren Namen wohl, weil sie eine gewisse Ähnlichkeit mit »Schiffskielen« hatte. - in die Gärten des Maecenas auf den Esquilin: an der Porta Esquilina; vgl. Aug. 72,2.
15,2 Gaius und Lucius verstarben beide: Lucius im August 2 n. Chr. in Massilia, Gaius im Februar 4 n. Chr. in Limyra, einer lykischen Hafenstadt. Offen bleibt, ob Livia etwas mit ihrem frühen Tod zu tun hatte. - adoptierte Augustus ihn zugleich mit dessen Bruder M. Agrippa: am 26. Juni 4 n. Chr. Mit dieser Doppeladoption bewahrte Augustus sein vorsichtiges» Vieraugensystem« der Thronfolge, mit Tiberius und Agrippa hatte er zwei potentielle Nachfolger. Für Augustus war die Adoption des Tiberius ein notwendiges Übel, das er auf sich nehmen mußte, um den Fortbestand des Prinzipats zu sichern. Öffentlich verkündete er, daß er diesen Schritt rei publicae causa, also um des Staates wegen, unternommen habe (vgl. Tib. 2I). - M. Agrippa (Postumus): 12 v.- I4. n. Chr., Sohn derlulia und des Agrippa, 7 n. Chr. von Augustus verbannt, vgl. Aug. 64/ 65. - Germanicus (lulius Caesar): I4 v.- 19 n. Chr., Sohn des Nero Claudius Drusus und der jüngeren Antonia; vgl. Cal: I ,6. Mit Tiberius bekämpfte er als Quaestor die aufständischen Illyrer; erhielt im Jahre IO die Triumphalinsignien und wurde Praetor; befand sich i. J. II mit Tiberius in Germanien, wurde 12 Konsul, I 3 erhielt er das Kommando über die Rheinarmee. - die Einnahmen wurden dem
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Sondergut zugerechnet: Dieser Besitz (lat. peculium) gehörte offiziell dem pater familias, der ihn dem Sohn zur Verfügung stellte. Durch die Adoption war Tiberius, vorher Oberhaupt des Claudischen Hauses, in das Iulische Haus übergetreten und stand als Mitglied der familia unter der Gewalt des Augustus, der als pater familias uneingeschränkt über die Familienmitglieder verfügen durfte. - sein Ansehen zu steigern: Bereits 4 n. Chr. wurde er wieder mit der Leitung militärischer Operationen in Germanien betraut. seitdem Agrippa verstoßen und verbannt worden war: 7 n. Chr., zuerst nach Surrentum, dann nach Planasia, heute: Pianosa bei Elba, vgl. Aug. 51,1 und 65,1 + Vielleicht hatte hier Livia ihre Hände im Spiel. 16 ihm wurde die tribunizische Gewalt für fünf Jahre übertragen: Tiberius ist also Teilhaber an der Herrschaft; bereits 6 v. Chr. war ihm diese Gewalt verliehen worden. Sueton datiert die Verleihung wohl in das Jahr 4 n. Chr. - auch Tiberius in der Provinz aufzusuchen: Tiberius ist der Mitregent des Augustus. - Illyrien: umfaßt Dalmatien, Pannonien und Moesien. - Illyrien sei abgefallen: i. J. 6, der »Pannonische Aufstand« (bis 9 n. Chr.) bedeutete eine große Gefahr für Rom, da sich die Reilien der Aufständigen hauptsächlich aus gut ausgebildeten Hilfstruppen zusammensetzten und der Schauplatz außerdem direkt vor den Toren Italiens lag, so daß die feindlichen Truppen Rom innerhalb kürzester Zeit erreichen konnten. - seit den Punischen Kriegen: beendet 146 v. Chr. mit der Zerstörung Karthagos. - fünfzehn Legionen: ca. So ooo Mann. 16,2 obwohl man ihn öfter zurückbeorderte: Möglicherweise stecken Differenzen mit Augustus dahinter. - Noricum: in den Ostalpen. - Thrakien: vgl. Iul. 44•3· 17,1 ging in Germanien Quintilius Varus mit drei Legionen zugrunde: vgl. Aug. 23,1. - auch noch große Ehrungen: Es wurden ihm z. B. in Pannonien zwei Trimphbögen errichtet. 17,2 Pannonicus: heißt soviel wie: »Sieger über Pannonien«, vgl. Scipio Africanus, Drusus Germanicus. - lnvictus: bedeutet soviel wie: »der Unbesiegte«. - Pius: »der Fromme«. - den er nach seinen Ableben erhalten werde: Caesar Augustus. - Seinen Einzug in die Stadt: Die purpurne Toga und der Lorbeerkranz waren die Insignien des Triumphators. Der Einzug in Rom fand am 16. Januar 9 n. Chr. statt, also vor der endgültigen Niederschlagung des Auf-
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standes. - Saepta (lulia): Abstimmungshalle auf dem Marsfeld, Caesar hatte mit ihrem Bau begonnen, 26 v. Chr. von Agrippa eingeweiht. - in der Mitte zwischen den beiden Konsuln: Augustus hatte neben sich einen weiteren Platz fürTiberius schaffen lassen, um i.h aller Öffentlichkeit zu zeigen, daß er seinen Sohn zum Mitregenten und zukünftigen Princeps erhob. Am folgenden Tag weihte Tiberius in Rom einen Altar für das numen (das göttliche Wesen) des Augustus. 18,1 Im folgenden Jahr: 10 n. Chr. - unternahm aber nichts: Varus, der sich während seiner Statthalterschaft zum erstenmal in Germanien aufhielt, hatte die Warnungen seiner Ratgeber in den Wind geschlagen und war mit der germanischen Bevölkerung genauso umgegangen, wie er es mit dem seit langem unter römischer Herrschaft stehenden Syrien getan hatte. Tiberius hatte aus den Fehlern gelernt und schenkte den landeskundigen Beratern Gehör, die besser die Reaktion der Bevölkerung vorhersehen konnten als er. Die Germanienpolitik beschränkte sich nach der Varusniederlage lediglich auf die Befestigung der Grenze, wozu die Rheinarmee auf acht Legionen verstärkt wurde. Man verzichtete auf weitere Feldzüge zur Gebietserweiterung, da Augustus nach den Aufständen in Illyrien und Germanien erkannt hatte, daß sich das Reich nicht unbegrenzt weiter ausbreiten konnte, ohne an innerer Stabilität zu verlieren. - den Rhein zu überqueren: 11 n. Chr. - damit nur das hinüber transportiert werde: Varus war mit vollem Troß unterwegs gewesen, als er in die Hände der Germanen fiel. - die Aufforderung: So hoffte er zu verhindern, daß es, bedingt durch der Größe des Heeres und die Menge der Offiziere, zu gegensätzlichen Befehlen kam. 19 Legionslegaten: Befehlshaber einer Legion vom Range eines Praetors. - Bruketer: zwischen Ems und Lippe siedelnder germanischer Volksstamm. - er wäre ... ermordet worden: 12 n. Chr. 20 feierte er den Triumph: am 23. Oktober 12 n. Chr. Der Triumph war ihm für die siegreiche Niederschlagung des Pannonischen Aufstandes gewährt worden (vgl. Tib. 17,2). - Kapitol: vgl. Iul. 10, 1. - Bato, der Anführer der Pannonier: Es muß heißen: Bato, der Anführer der Dalmater. Der Pannonische Aufstand wurde von zwei Heerführern gleichen Namens geführt, die Sueton an dieser Stelle verwechselt. Der pannonische Bato vom Stamm der Breuker verlor im Laufe des Krieges das Vertrauen auf den Sieg und lief zu den Rö-
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mern über, woraufhin er von dem Anführer der Dalmater, Bato, gefangengesetzt und ermordet wurde. - Ravenna: römischer Flottenstützpunkt, war auch der Zufluchtsort von Thumelicus, Marbod u. a. - Concordia: an der Nordwestseite des Forums. - Pollux und Castor: vgl. I ul. I o, 1. 21,1 nach dem er die Provinzen gemeinsam mitAugustus verwalten ... sollte: wohl 13 n. Chr. Tiberius erhält das imperium proconsulare maius. Er ist Mitregent des Augustus. Vgl. auch Aug. 47· - eine Volkszählung durchführen: Der hier erwähnte Zensus fand vermutlich am 11. Mai 14 n. Chr. statt (vgl. Aug. 27,5). - nach Illyrien: Er wollte sich in Brundisium (Brindisi) einschiffen, vgl. Aug. 97·3· - traf er Augustus ... doch noch lebend an: vgl. Aug. 97· Sowohl in der Antike, wie auch in der heutigen Forschung ist es strittig, ob Tiberius Augustus noch lebend angetroffen hat. Gerade Tacitus vertritt in seiner Tiberius- und Liviafeindlichen Berichtserstattung die Auffassung, daß Augustus bereits vor Tiberius' Eintreffen verstorben war und Livia die Nachricht nur zurückgehalten hatte, um jeden Zweifel an der Nachfolge ihres Sohnes aus dem Weg zu räumen. 21,2 »Was ist doch das römische Volk arm!«: Sueton läßt an dieser Stelle erstmals eine Wende in dem bisher eher positiven Tiberiusbild durchscheinen. 21,3 habe ... unbesonnen gehandelt: Sueton steht Augustus äußerst positiv gegenüber, war er doch selbst ein Leidtragender des Prinzipats, wie es sich unter einigen Nachfolgern des Tiberius entwickelt hatte. - einzigartigen Beschützer des römischen Volkes: Der Wandel im Verhältnis des Augustus zu seinem Stiefsohn läßt sich mit dessen hervorragenden Erfolgen in Illyrien und Germanien (6 -I 2 n. Chr., vgl. Tib. 16-19) erklären. 21,5 Ein Mann hat durch: Ennius, Annales 370. Augustus ändert das Zitat unus homo nobis cunctando restituit rem, das sich auf den Gegner Hannibals im Zweiten Punischen Krieg, Fabius Cunctator, bezieht, ab: statt cunctando (»Zögern«) setzt er vigilando (»wachsameSorge«). 21,6 Homer: Ilias X, 246/247, Diomedes wählt sich Odysseus als Begleiter auf einem Erkundungsgang. - Nicht um die Existenz seines Reiches bangen muß: Augustus ist nur noch ein Nachfolgekandidat geblieben.
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22 bis auch der junge Agrippa getötet worden war: Zu Agrippa Postumus, dem leiblichen Enkel des Augustus, vgl. Aug. 6 5. Er war außer Tiberius der einzige überlebende mögliche Nachfolger. - ob dies mit oder ohne Wissen des Tiberius geschah: Da Tiberius (oder Livia, wie Tacitus berichtet) den Tod des Augustus erst nach der Ermordung des Agrippa bekanntgegeben hat, liegt die Vermutung nahe, daß er tatsächlich von dem Geheimbefehl gewußt hatte. - in Vergessenheit gebracht: Die Erörterung dieses Themas wurde im Senat von Sallustius Crispus, dem Neffen und Adoptivsohn des Historikers, mit der Begründung verhindert, daß von einem Soldaten Gehorsam verlangt werde und man deshalb diesen Tribun nicht bestrafen dürfe, nur weil er einen Befehl ausgeführt hatte. Was Tiberius selbst betraf, so verwies Sallustius darauf, daß dieser seine Vormachtstellung verlieren würde, wenn er alles dem Senat offen vorlege. 23 rief er den Senat zusammen: Anfang September 14. - Dann brachte man das Testament des Augustus herein: vgl. Aug. 101. - von einem Freigelassenen: nämlich Polybius; er hatte das Testament auch zum Teil geschrieben. - meine Söhne Gaius und Lucius: vgl. Tib. 10,1. 24,1 eine Wache aus Soldaten: die Praetorianergarde. - mit ... raffiniertem Hinhalten im Ungewissen ließ: Er führte unter anderem Gründe wie sein hohes Alter oder seine schwachen Augen (Cassius Dio, LVII 2,4) an und betonte, daß nur ein so genialer Geist wie der des Augustus in der Lage sei, all die Aufgaben und Pflichten, die der Principat mit sich bringe, zu bewältigen. 24,2 Endlich übernahm er die Herrschaft: In der Senatssitzung vom 17. September 14 erklärt sich Tiberius bereit, die Herrschaft zu übernehmen. - er werde sich ihrer irgendwann einmal entledigen: Nach der Darstellung des Tacitus zögerte Tiberius, weil er die Herrschaft nicht durch die »Intrigen eines Weibes und Adoption seitens eines altersschwachen Greises«, sondern durch die Bitte von Volk und Senat erlangen wollte. Auch Augustus hatte sich nicht selbst zum Herrscher aufgeschwungen, sondern war vom römischen Volk und Senat in diese Stellung »hineingebeten« worden, so daß Tiberius ebenfalls seine Macht auf den Willen des Volkes beruhen lassen mußte, sollte der Prinzipat länger Bestand haben. 25,1 er halte einen Wolf bei den Ohren: griech. Sprichwort (Terenz, Phormio 506). Die Herrschaft erscheint Tiberius wie ein Wolf,
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von dem er weder weiß, wie er ihn am besten losläßt, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, noch wie er ihn sicher festhalten kann (die Ohren eines Wolfes sind bekanntlich sehr klein). - Clemens: Er wollte Agrippa Postumus nach dem Tode des Augustus von Planasia, dem Ort der Verbannung, zu den germanischen Heeren bringen. Da er zu spät kam, stahl er die Asche des Ermordeten und gab sich selbst als derTote aus. Mit der Anhängerschar, die sich um ihn bildete, stellte er eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Tiberius dar; i. J. I6. - L. Scribonius Libo (Drusus): Das richtige Praenomen heißt Marcus; Neffe der Scribonia (vgl. Aug. 62,2; 6J,I), Praetor I6 n. Chr., stand unter dem Verdacht, einen Umsturz zu planen. Er wurde I 6 n. Chr. unter dem Vorwand der Geisterbeschwörung vor dem Senatsgericht angeklagt, entzog sich der Verurteilung aber durch Selbstmord. In diesem Prozeß traten erstmals die berüchtigten delatores (berufsmäßige Ankläger) auf, die in den folgenden Jahren die Prozesse beherrschten und Angeklagte unter fadenscheinigen Vorwänden verurteilen ließen. - Aufstand: Den Regierungswechsel sahen viele der alten Soldaten in den verdienten Legionen als Gelegenheit, ihren Unmut über ihre Behandlung kundzutun. Sie warfen dem Princeps vor, daß Entlassungstermine nicht eingehalten würden und die Zivilversorgung nach Beendigung der Wehrzeit nicht gewährleistet wäre. Zudem kam noch die kurz zuvor erfolgte Erhöhung der Dienstzeit von I 6 auf 20 Jahre dazu. Zu den Aufständen vgl. Cal. I, I; 9 und 48,r. 25,2 denselben Sold wie die Praetorianer: Praetorianer erhielten mehr als den dreifachen Sold und ein fast doppelt so hohes Entlassungsgeld bei vier Jahren kürzerer Dienstzeit als gewöhnliche Legionäre. - Germanicus: vgl. Tib. I5,2. Wie schon sein Vater Drusus vermochte er mehr als der in sich gekehrte Tiberius die Menschen zu begeistern und für sich zu gewinnen. - da einer allein nur im Team mit einem anderen oder auch mehreren: Den Antrag stellte er noch während der zweiten Senatssitzung des Interregnums am I7. September I4 n. Chr. Die Bitte nach einer Aufteilung der Aufgaben wurde von C. Asinus mit der Bemerkung beantwortet, daß das Reich eine Einheit sei und daß es deshalb einen einzigen Herrn verlange. Für Germanicus beantragte Tiberius schließlich das prokonsularische imperium maius, so daß dieser zwar nicht Mitregent, wohl aber Helfer des Princeps in den Provinzen wurde. - führte er auch Clemens
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durch eine List hinters Licht: vgl. Tib. 25,1. Dervon Tiberius mitdieser Angelegenheit betraute Sallustius Crispus schickte Agenten zu Clemens, die durch falsche Geldversprechungen sein Vertrauen gewannen und ihn überwältigen konnten. Tiberius ließ Clemens aus Furcht vor der Öffentlichkeit in den entlegenen Teilen des Palastes hinrichten und seine Leiche fortschaffen. - Libo: s. Tib. 25,1. 26,1 Geburtstag: 16. Nov. 42 v. Chr. - Flamines: vgl. Iul. 76,1. - Ihm zu Ehren Tempel: zum Herrscherkult vgl. Aug. 52. 26,2 auf seine Verordnungen schwöre: Caesar hatte den Eid 45 v. Chr. eingeführt. M. Antonius beanspruchte dieses Recht nach Caesars Tod für sich, und auch Augustus ließ die Senatoren stets am 1. Januar auf seine Verordnungen schwören. Tiberius empfand dies als zu monarchisch und lehnte es für sich ab. Auf dieactades Augustus dagegen ließ er die Senatoren weiterhin den Eid ablegen. - den Vornamen »Imperator•: vgl. Iul. 76,1. - den Beinamen »pater patriae•: vgl. Aug. 58. Der Beiname war wahrscheinlich nichts Besonderes mehr. - eine Bürgerkrone: Auszeichnung für die Rettung eines Römers aus großer Gefahr. - den Namen »Augustus•: vgl. Aug. 7,2. - das Konsulat: Als KaiserwarTiberius in den Jahren 18,21 und 31 n. Chr. Konsul; bevor er Kaiser wurde, bereits 13 und 7 v. Chr. (vgl. Tib. 9,3). Seit 27 n. Chr. hatte Tiberius Rom nicht mehr betreten. . 27 vor einem ehemaligen Konsuln: Q. Haterius. - da er diese Anrede als eine Beleidigung ansehe: Die Anrede dominus geziemte sich für einen Sklaven, der seinen Herrn ansprach, nicht aber für das freie Volk der Römer; vgl. auch Aug. 53,1. - er habe ihn veranlaßt: In den Anfangsjahren seiner Regierungszeit bemühte sich Tiberius, dem Senat, der von Augustus praktisch entmachtet worden war, seine frühere Rolle zurückzugeben und die Macht auf zwei Kräfte, den Senat und den Princeps, zu verteilen. 28 in einem freien Staat müßten auch Zunge und Geist ungebunden sein: Es geht vor allem um die Freiheit der Rede, die die Kaiser in ihrer Propaganda, man sei frei, häufig hervorheben. 29 Q. Haterius: 5 v. Chr. Consul suffectus, begegnet uns als Schmeichler bei Sueton, Tib. 27, der dort allerdings seinen Namen nicht nennt; stirbt 26 n. Chr. im Alter von neunzig Jahren; vielleicht entschuldigt das hohe Alter an der vorliegenden Stelle den Haterius. - dem Senat dienen müsse: Ob Tiberius sich hier vor der Souveränität des Volkes, die auf den Senat übergegangen war, verbeugt
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oder ob Tiberius als Herrscher von einer stoischen Grundhaltung geprägt ist, ist unklar. 30 im Senat: Bezeichnend für den Claudier Tiberius ist, daß er nur die Rechte des Senats zu stärken versuchte, nicht aber die der Volksversammlung. Damit knüpft er an die Machtverteilung der frühen Republik an, als die Verwaltung des Staates ausschließlich dem Senat und damit den Patriziern überlassen war. - Die Kurie betrat er immer allein: wie alle Senatoren auch, deren Dienerschaft keinen Zutritt zur Kurie hatte. 31,1 Trebia: kleine wohlhabende Stadt im westl. Umbrien, an der Via Flaminia gelegen. Heute: Trevi (zwischen Foligno und Spoleto ). - nur durch Abstimmen: durch >>HammelsprungSabbata5
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hängeraus den Praetorianerkohorten sammelten. - Freigelassenen: Ein römischer Ritter soll vierhundert Freigelassene wegen solchen Verhaltens, sie pflegten z. B. den goldenen Ritterring zu tragen, angeklagt haben, als Claudius Zensor war. 25,2 auf der Insel des Äskulap: Seit dem dritten Jahrhundert v. Chr. wurde der Heilgott Äskulap auf der Insel im Tiber, südlich des Marsfeldes, in einem Tempel verehrt. Viele Kranke versprachen sich Heilung, wenn sie im Tempel ihr Bett aufschlugen. - setzte er fest: in einem Edikt im Jahre 47· - In Puteoli und Ostia stationierte er je eine Kohorte: In diesen Hafenstädten gab es zahlreiche Getreidespeicher, in denen das Getreide für Rom gelagert wurde. 25,3 Auf dem Gelände am Esquilin: also vor der Porta Esquilina. - Den Lykiern: i. J. 43, Lykien wird römische Provinz. - die Rhodier: 44 n. Chr. hatten die Rhodier römische Bürger ans Kreuz geschlagen, deswegen ihre Freiheit verloren; sie gehörten fortan zur Provinz Asia. 53 erhalten sie ihren alten Rechtszustand zurück. den Bewohnern von Troja: i. J. 53· Troja war die Heimat des Ahnherrn der Römer, des Aeneas, und die Heimat der römischen Penaten. - einen alten Brief in griechischer Sprache: gerichtet an Seleukos II. Kallinikos. 25,4 die Juden, die sich von Chrestos ständig zu Unruhen anstiften ließen: Die römischen Behörden unter Claudius sind wohl öfter gegen die Juden eingeschritten, so in den Jahren 4I, 49 und wohl auch 52. Sueton könnte hier eine Maßnahme nach einer der beiden letzten Erhebungen meinen. - Den Gesandten der Germanen: wohl i. J. 47· - Orchestra: vgl. Aug. 44,1. 25,5 Die religiösen Gebräuche der Druiden: also der Priesterschaft der Kelten, die bei diesen äußerst großen Einfluß hatte. Sueton spielt hier sicher darauf an, daß den Druiden Zauberkünste nachgesagt und sie mit Menschenopfern in Verbindung gebracht wurden. - Den Eleusinischen Mysterienkult: vgl. Aug. 93. - der Tempel der Venus: Aeneas soll seiner Mutter, der Stammmutter des Iulischen Geschlechts, auf dem Berg Eryx diesen Tempel erbaut haben. Claudius greift hier eine Aufgabe an, die Tiberius nicht aufgegriffen bzw. nicht fertiggebracht hatte. - Mit Königen schloß er Bündnisse: u. a. mit Herodes Agrippa und Antiochus von Kommagene. - dabei opferte er ein Schwein: wie es die Fetialen, die Priesterschaft, die für Kriegserklärungen und den Abschluß von Verträgen zuständig war, getan hatten.
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26,1 Aemüia Lepida: Tochter des L. Aemilius Paullus, Konsul 2 n. Chr., und der Iulia, der Enkelin des Augustus. - Livia Medullina: Tochter des M. Furius Camillus, Konsul 8 n. Chr., und der Scribonia. - Geschlecht des Diktators Camillus: M. Furius Camillus eroberte 396Veji, soll fünfmal Diktator gewesen sein. - Von seiner ersten Verlobten trennte er sich: i. J. 8 n. Chr., Aemilius Paullus wurde einer Verschwörung angeklagt, und seiner Gattin wurden sexuelle Verfehlungen vorgeworfen. 26,2 Plautia Urgulanilla: Tochter des M. Plautius Silvanus, Konsul 2 v. Chr., erhielt 9 n. Chr. die Triumphalabzeichen als Anerkennung für seine Siege in Pannonien. Claudius heiratete sie zwischen 9 und r 2 n. Chr. - Aelia Paetina: Tochter des Sex. Aelius Catus, Konsul4 n. Chr. - weil man ihr Ausschweifungen zum Vorwurf machte: vgl. Claud. 27,r. - Valeria Messalina: Tochter des M. Valerius Messalla Barbatus und der Marcella der Jüngeren, deren Halbschwester Antonia war die Mutter des Claudius. - C. Süius: i. J. 48, Silius war designierter Konsul für 49· - ließ er sie hinrichten: Der einflußreiche Freigelassene am Hofe des Claudius, Narcissus, ließ Messalina hinrichten; er wollte sichergehen, daß Claudius nicht mehr wankelmütig werden könne. - Auguren: Sie meldeten, daß die Auspizien dem Brautpaar günstig seien. 26,3 Lollia Paulina: 49 entledigte sich Iulia Agrippina ihrer Rivalin, indem sie in die Verbannung geschickt und dort umgebracht wurde. - C. Caesar: Gemeint ist der Kaiser Caligula; vgl. Cal. 25,2. - (Iulia)Agrippina: die Frau von Cn. Domitius Ahenobarbus, Konsulp, nach dessen Tod (40/4r) die von C. Sallustius Crispus Passienus, Konsul 27 und 44· - sie durfte ihn anstandslos küssen: Der unter Verwandten übliche Begrüßungskuß bot hierzu bereits hinreichend Gelegenheit. - daß er ... Leute angestiftet hatte: L. Vitellius, der Amtskollege des Claudius in der Zensur, war Claudius' Mann für diese Initiative im Senat. - die bis dahin als Inzest gegolten hatten: Seit dem zweiten Jahrhundert v. Chr. waren Ehen zwischen Vettern und Kusinen erlaubt. - vollzog er die Heirat: i. J. 49· - Primipilar: der ranghöchste Centurio in einer Legion, hier ist wohl Alledius Severus gemeint. 27,1 (Tiberius Claudius) Germanicus: geh. am r2. Februar 4r, erhielt 43 durch Senatsbeschluß den Beinamen Britannicus. - hatte er ihn mit einer Tochter des Sejan verlobt: Bereits i. J. 20 hatten Clau-
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dius und Sejan wohl eine Verheiratung ihrer Kinder abgemacht; die Verlobung müßte i. J. 23 stattgefunden haben, dem Todesjahr des Drusus. - Boter: sonst unbekannt; vgl. auch Claud. 26,2. 27,2 Cn. Pompeius Magnus: Sohn des M. Licinius Crassus Frugi, des Konsuls von 27, und der Scribonia, einer Urenkelin des großen Pompeius·. Heirat i. J. 41, stirbt 46. - Faustus (Comelius) Sulla (Felix): Sohn des Faustus Cornelius Sulla und der Domitia Lepida. Octavia seinem Stiefsohn Nero: Claudia Octavia, die Tochter des Claudius mit Messalina, wurde 49 mit Nero verlobt, 53 mit ihm verheiratet. - (L. lunius) Silanus: vgl. Claud. 29,2. - Britannicus kam ... auf die Welt: am 12. Februar 41. - in seinem zweiten Konsulat: i.J. 42. -adoptierte er Nero: i.J. 50. - Pompeius und ... Silanus: vgl. Claud. 29, 1-2. 28 mit einem Lanzenschaft: Auszeichnung aus Silber, meist an Centurianen oder höhere Militärs vergeben. - (M. Antonius) Felix: Freigelassener der Antonia, der Mutter des Claudius, wurde 52 Prokurator von Iudaea. - Ehemann von drei Königinnen: Bekannt sind nur Drusilla, die Tochter Iubas II. von Mauretanien, und Kleopatra Selene, die Enkelin der Kleopatra. - Harpokras: wohl der Freigelassene und Prokurator Ti. Claudius Arphokras. - sich durch die Stadt in einer Sänfte tragen zu lassen: vgl. Iul. 43,1. - Polybios: Er war wohl der Berater des Claudius in Fragen der Literatur und allgemein der Bildung; er war eine hochgebildete und einflußreiche Persönlichkeit. 47 oder 48 wird er das Opfer einer Intrige der Messalina. - Narcissus: vgl. Titus 2. - (M. Antonius) Pallas: seit etwa 48 einflußreicher Mann am Hofe des Claudius, Vertrauter der Agrippina, 62 von Nero ermordet. - ließ er sogar durch Senatsbeschluß: Freigelassene durch senatorische Ränge zu ehren, stieß auf heftige Kritik bei den Angehörigen des Senats. 29,1 Wie ich ... festgestellt habe: Claud. 25. - (C.)Appius (/unius) Silanus: Konsul28, war Schwiegervater des Claudius, da Appius die Mutter der Messalina, Domitia Lepida, geheiratet hatte. Vgl. 37,2. - die beiden lulias: 1. Iulia, Tochter des jüngeren Drusus und der Livilla, wurde i. J. 43 Opfer der Eifersucht der Messalina; 2. Iulia Livilla, Tochter des Germanicus und der Agrippina, wurde 41 auf Betreiben der Messalina verbannt und getötet. - Cn. Pompeius: getötet i. J. 47; war wohl an einer Verschwörung beteiligt oder ist einer Intrige der Messalina zum Opfer gefallen; vgl. Claud. 27,2. - L. Si-
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lanus: Sohn des M. Iunius Silanus, Konsul des Jahres 19, und der Aemilia Lepida, stand Agrippina bei ihren Plänen der Verheiratung ihres Sohnes mit Octavia im Wege; vgl. Claud. 24,3; 27,2. 29,2 Silanus: Er soll mit seiner Schwester I unia Calvina sexuellen Umgang gepflegt haben; Ende 48 mußte er seine Praetur niederlegen; er nahm sich das Leben. 29,3 Silius: vgl. Claud. 26,2. 32 während der Fuciner See abgelassen wurde: vgl. Claud. 20, 1-2. - Einen Gast: nämlich T. Vinius Rufus. 33,1 Forum des Augustus: schloß sich nordöstlich an Caesars Forum Iulium an. - die Salier: altehrwürdige Priesterschaft; vgl. Otho
8,J. 33,2 ein eifriger Würfe/spieler: In der »Apocolocyntosis« des Seneca lesen wir, daß Claudius in der Unterwelt dazu verdammt war, auf ewig mit einem durchlöcherten Becher zu würfeln. Vgl. Aug. 71, I - 3· 34,1 Bestrafungen von Mördern: Mörder von Verwandten wurden zuerst ausgepeitscht, dann mit einem Hund, einem Hahn, einer Schlange und einem Affen in einen Sack eingenäht und ins Meer oder in einenFluß geworfen. - in 1ibur: Stadtca. 25 km östlich von Rom am Anio, heute: Tivoli, hier hielt sich Claudius während der Sommermonate auf und sprach auch Recht. - Hinrichtung nach alter Art: dabei wurden zwei Hölzer in Form eines A zusammengefügt, so daß sie auf Hals und Nacken drückten; die Hände waren an den beiden Enden festgebunden. - die Netzkämpfer, um ihr Gesicht zu sehen: Sie waren nur mit einem Netz, einem Dreizack oder Dolch bewaffnet, sonst vollkommen ungeschützt, ihr Gesicht wurde also auch nicht durch einen Helm verdeckt. 34,2 An den Tierkämpfen: also am Morgen des Veranstaltungstages. - Nomenclatoren: Sklaven, die ihrem Herrn die Namen der Besucher oder der Leute, die ihnen unterwegs begegneten, angeben mußten. 35,1 Wir haben es ... angesprochen: Claud. 12. - wagte er es nicht: Caligula war ermordet worden, und man hatte Claudius nicht gerade begeistert als Kaiser anerkannt. - Leibwächter: eine elitäre Sondertruppe der Praetorianer. 35,2 Toga praetexta: eine Toga mit Purpurstreifen. - Camillus: vgl. Claud. 13,2.
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36 ich habe oben bereits davon berichtet: Kap. IJ,I. - von Messalina ... trennte er sich: hierhinter steckte wohl Narcissus. 37,2 Appius Silanus: vgl. Claud. 29,1. 38,1 Die Einwohner von Ostia tadelte er sehr: Der Zeitpunkt ist unklar. 38,2 Schreiber eines Quaestors: Ritter, die dem Leiter der Staatskasse zur Hand ging~n. - trotz Verbots: Tiberius hatte das Angebot der Garküchen in Rom erheblich eingeschränkt und diese der Aufsicht der Aedile unterstellt. - die Kontrolle ... entzog: i. J.4 r. 39,1 nach der Ermordung der Messalina: i. J. 48, vgl. Claud. 26,2. 39,2 Agrippina zu heiraten: vgl. Claud. 26,3. - Nero zu adoptieren: vgl. Claud. 27,2. 40,2 Als eine Zeugin in den Senat geführt wurde: Der Senat richtete über Straftaten der Oberschicht, es richteten also Gleiche über Gleiche. - mich aber hat sie immer als ihren Patron angesehen: Er war ja der Sohn der Frau, die ihr die Freiheit geschenkt hatte, und damit standen ihm als Erben die Rechte des Patrons zu. - immer noch Leute gibt, die: nämlich die Freigelassenen wie Narcissus, die am Hofe des Claudius sich eine herrschende Stellung verschafft hatten. 40,3 »Ich bin ... ein Telegenius~: Sinn des Ausspruchs ist unklar. 41,1 T. Livius: 59 v. Chr.- 12, aber wahrscheinlicher 17 n. Chr.; römischer Historiker aus Patavium (Padua), sein historisches Hauptwerk »Ab urbe condita libri CXLII« behandelte die römische Geschichte von den Anfängen bis zum Tode des Drusus im Jahre 9 v. Chr. - Geschichte zu schreiben: Claudius verfaßte eine Geschichte Roms, die mit dem Übergang von der Zeit der Republik zur Prinzipatsepoche einsetzte, s. Claud. 41,2. - Sulpicius Flavus: wohl ein Grammaticus. - mehrere Bänke ... zu Bruch gegangen: Die Sitzreihen waren wie in Hörsälen stufenweise angeordnet; die beleibte Person war wohl bei dem Zusammenbruch ihrer Bank weiter nach unter gefallen, und dabei waren weitere Bänke zu Bruch gegangen. 41,2 ließ es ... vortragen: denn Claudius stotterte. - Ermordung des Diktators Caesar: I 5. März 44 v. Chr.; der Bürgerkrieg zwischen Antonius und Octavian beginnt. - setzte genau da ein: nach Actium, also 29 v. Chr. - seine Mutter und auch seine Großmutter: Antonia und Livia. - Über den ersten Zeitabschnitt: also über die Zeit des Bürgerkriegs. - über den zweiten: den Prinzipat des Augustus und vielleicht die nächsten Jahre.
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41,3 Autobiographie: Wir kennen nur den Umfang dieses Werkes. - (C.) Asinius Gallus: Sohn des Asinius Pollio, verfaßte die Schrift »De comparatione patris et Ciceronis«, in welcher er seinen Vater besser beurteilte als Cicero und Kritik an der Sprache Ciceros übte; starb 33 n. Chr. - Drei neue Buchstaben: nämlich das »Digamma inversum« (d) zur Bezeichnung des konsonantischen V, das Antisigma (:J) für den Doppelkonsonanten PS bzw. BS und das Zeichen rfürY. 42,1 als er Griechenland den Senatoren empfahl: i. J. 44 wird Griechenland Senatsprovinz, vgl. Claud. 25,3. - dem wachhabenden Tribunen: Eine Kohorte der Praetorianer stand im Kaiserpalast Wache. - »Abzuwehren ... «: vgl. Homer, Ilias 24,369; Odyssee 16,72; 21,13J. 42,2 Geschichtswerke auf griechisch: Wir kennen nur die Themen. - über die Tyrrhener: also die Etrusker. - Museion in Alexandria: von Ptolemaios I. gegründet, Stätte der Literatur und Wissenschaft mit einer riesigen Bibliothek, die die Ptolemäer im Laufe von zwei Jahrhunderten zusammengetragen hatten; ihr Buchbestand belief sich auf etwa eine halbe Million Papyrusrollen. 43 alle seine Ehefrauen seien nicht keusch: zu Plautia Urgulanilla und Messalina s. Claud. 26,2; auch Agrippina wird nachgesagt, sie habe ein Verh~ltnis mit dem einflußreichen Freigelassenen Pallas gehabt. - »Derjenige, der dich verwundet hat ... «: So lautete die Antwort des Orakels an den mysischen König Telephos, den Achill verwundet hatte. An unserer Stelle heißt das wohl: Claudius werde Britannicus die ihm gebührende Stelle im Hause des Princeps fortan einräumen. - dem noch zu jungen: Er wurde erst im Frühjahr 55 vierzehn Jahre alt. 44,1 faßte er auch sein Testament ab: Britannicus war hierin wohl neben Nero als gleichberechtigter Erbe bestimmt; deshalb wurde das Testament nach dem Tod des Claudius nicht öffentlich gemacht. den Eunuchen Halotus: Er gehörte dem Kollegium der "Vorkoster« an und war wohl von Agrippina für diese Tat gewonnen worden. In der hellenistisch-orientalischen Welt und am Kaiserhof war es durchaus üblich, daß die Speisen und Getränke vorgekostet wurden. In Rom gab es ein Kollegium der praegustatores, das einem Prokurator unterstellt war. 44,2 auf der Burg: also auf dem Kapitol; am 12. Oktober.
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44,3 sei er dann verschieden: am I 3. Oktober 54· 45 (M.)AsiniusMarcellus: Konsuli.J. 54· - (M'.)AciliusAviola:
Konsul i. J. 54, 65/66 Prokonsul der Provinz Asia. - Bestattet wurde er: Man orientierte sich an der Leichenfeier für Augustus. Nero hielt die Leichenrede, die ihm sein Lehrer, der Philosoph Seneca, geschrieben hatte. - er wurde unter die Götter erhoben: Der Senat faßte diesen Beschluß bereits vor dem Begräbnis. - Von dieser Ehrung nahm Nero Abstand: In den Akten der Arval-Brüder sind Opfer für Claudius verzeichnet; also dürfte unsere Stelle so zu verstehen sein, daß die kultische Verehrung des Claudius nicht voll stattfinden konnte, da Nero den Tempel für Claudius auf dem Caelius nicht fertigstellen ließ. - Vespasian: römischer Kaiser von 69 bis 79; vgl. Vesp. 9,1. 46 Komet: Die Antike sah hierin einen Hinweis auf bevorstehende Gefahr für den Herrscher. - in das Grabmal von Drusus: wohl der Ehrenbogen an derViaAppia, vgl. Claud. 1,3. - die meisten Beamten gestorben waren: Aus anderen Quellen wissen wir, daß im Jahre 54 je ein Quaestor, Aedil, Praetor, Konsul und Volkstribun starben.
Nero 1,1 von L. Domitius her: Es ist nicht bekannt, welcher der Vorfahre war, von dem Sueton hier spricht. - Ahenobarbi: Ahenobarbus ist ein sprechender Name und bedeutet soviel wie »Rotbart«. zwei jungeMänner: die Dioskuren Castor und Pollux. Sie sollen den Sieg der Römer über die Tarquinier am See Regillus 496 v. Chr. verkündet haben. 2,1 sein Ururgroßvater Cn. Domitius: Konsul d.J. 96 v. Chr., war Vater von Neros Urgroßvater. - als Volkstribun: 104 v. Chr.; seitdem durften die Priesterkollegien Männer zur Wahl vorschlagen, siebzehn der fünfunddreißig Tribus wählten dann den geeigneten Kandidaten aus, und die Priesterkollegien nahmen den gewählten Priester in ihre Reihen auf. - Sieg über die Allobroger: der gleichnamige Vater des hier genannten Domitius errang 121 v. Chr. mit sei-
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nem Amtskollegen Q. Fabius Maximus diesen Sieg über die beiden Stämme in Südgallien. 2,2 (L.) Licinius Crassus: Konsul 95 v. Chr., der bedeutendste Redner seiner Zeit; er war wohl wie Domitius darum bemüht, Einfluß in Gallien zu gewinnen. - Sein Sohn: L. Domitius Ahenobarbus, Konsul 54 v. Chr., verbissener Gegner Caesars, vgl. Iul. 23/ 24. - als Praetor: 58 v. Chr. zusammen mit C. Memmius; vgl. Iul. 23,1. - Späterversuchte er als Konsul: Im Jahre 54 v. Chr. bekleidete er dieses Amt; Caesar war sein Oberkommando aber bereits 55 v. Chr. perGesetzverlängert worden; vgl. Iul. 24, I. - bei Corfinium: heute: Codinio. Caesar belagert i. J. 49 Codinium, wo sich Domitius verschanzt hatte. Als Domitius sich absetzen wollte, kapitulierten seine Truppen gegenüber Caesar. 2,3 nach seiner Freilassung: als Ausdruck der Milde Caesars. nach Massilia: heute: Marseille; die Stadt stellte sich auf die Seite des Pompeius durch das Bemühen des Domitius; daraufhin belagerte Caesar Massilia; Niederlagen zur See und Hunger und Krankheit in der Stadt lassen Massilia kapitulieren. - in der Schlacht bei Pharsalos: i. J. 48, die entscheidende Schlacht zwischen Caesar und Pompeius; Domitius kommandierte den linken Flügel der Truppen des Pompeius; bei der Flucht ins Gebirge kam er um. 3,1 Er hinterließ einen Sohn: Cn. Domitius Ahenobarbus, Konsul 32 v. Chr. - nach dem Pedischen Gesetz: benannt nach dem Konsul d. J. 43, Q. Pedius; es sah die Verbannung der Verschwörer vor. - Cassius und Brutus: die Häupter der Verschwörung und Mörder Caesars, vgl. Iul. 82. Sie waren 44 v. Chr. nach Makedonien und Syrien geflohen. - mit denen ihn eine nahe Verwandtschaft verband: Brutus war Neffe und Schwiegersohn des jüngeren Cato; Catos Schwester Porcia war die Mutter des Domitius. Cassius war mit Iunia, einer Halbschwester des Brutus, verheiratet. - M. Antonius: der Rivale des Octavian/Augustus im Kampf um die Nachfolge Caesars; Domitius schloß sich 40 v. Chr. M. Antonius an. 3,2 als einziger ... in die Heimat zurückberufen: infolge der Amnestie des Jahres 39 v. Chr., durch die viele Caesar-Gegner in die Heimat zurückkehren dudten. - der Bürgerkrieg von neuem ausbrach: 32 v. Chr. 4 Domitius: geb. um 50 v. Chr., Konsul r6 v. Chr. - L. (Munatius) Plancus: Konsul42, Zensor 22 v. Chr. - Possenspiel: lat. mi-
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mus, war wohl wegen seiner Derbheit beim Publikum sehr beliebt. - im Circus: also im Circus Maximus; Tierhetzen fanden in den Pausen zwischen den Wagenrennen statt. 5,1 Antonia: Tochter des M. Antonius und der Octavia, der Schwester des Octavian/Augustus. - den Vater des Nero: Cn. Domitius Ahenobarbus, Konsul 32 n. Chr. - im Gefolge des jungen C. Caesar bei dessen Zug in den Orient: C. Caesar, Sohn des Agrippa und der Iulia, Enkel und Adoptivsohn des Augustus, unternahm diesen Feldzug I v. - 4 n. Chr. Sueton verwechselt hier sicherlich einige Fakten. 5,2 wegen .... Ehebruchs: Im Jahre 37 standen Albucilla, der man Majestätsbeleidigung vorwarf, und ihre Liebhaber vor Gericht; die Anschuldigungen konnten nicht nachgewiesen werden. - Lepida: Domitia Lepida, die Mutter der Messalina, vgl. Claud. 26. - Pyrgi: nördlich von Rom am Tyrrhenischen Meer. 6,1 Nero wurde am fünfzehnten Dezember ... geboren: am I5.Dezember37.- inAntium:anderKüstevonLatium.- daß er eher als die Erde von ihren Strahlen berührt wurde: Nero wurde später mit dem Gott Helios gleichgesetzt, wohl aufgrund solcher Geschichten wie der hier von Sueton gemachten Bemerkung; Nero fängt also die ungebrochene Kraft des Sonnenlichtes auf. 6,2 Am Tag der Reinigung: Gemeint ist die rituelle Reinigung, der sich Neugeborene am neunten Tag nach ihrer Geburt unterziehen mußten; sie erhielten an diesem Tag auch ihren Namen. C. Caesar: also Caligula, der Bruder der Agrippina. 6,3 Nero war drei Jahre alt: Sein Vater starb zwischen dem I 5. Dezember 40 und dem 24. Januar 4 I, dem Todestag Caligulas. - sein Miterbe Gaius: Caligula hatte Agrippina, die sicher auch geerbt hatte, in die Verbannung geschickt, also einen Grund benennen können, um sich in den Besitz des Erbes setzen zu können. - Als ... seine Mutter in die Verbannung geschickt wurde: Agrippina war 39 auf die Pontischen Inseln verbannt worden, weil man ihr vorwarf, sie sei an der Verschwörung des Cn. Lentulus Gaetulicus gegen Caligula beteiligt gewesen; vgl. Ca!. 24. Sueton ist hier wohl ein Irrtum unterlaufen. - doch seine Tante Lepida: Domitia Lepida war die Schwester von Neros Vater. - als Claudius an die Herrschaft gekommen war: Caligula war am 24. Januar 4I ermordet worden, vgl. Claud.
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ro,r. - (C. Sallustius) Crispus Passienus: ein sehr reicher Mann und tüchtiger Redner; starb wohl vor 48, vielleicht unter Mitwirkung seiner Frau Agrippina. 6,4 BritqJlnicus: Sohn des Claudius und der Messalina, geb. am u. Februar 41, also etwas später als Nero. Britannicus war beim Trojaspiel des Jahres 47 beim Volk weniger angekommen als Nero. 7,1 Er warnoch ein Kind: ErwarneunJahre alt. - Trojaspiel: im Jahre 47; vgl. Iul. 39,2. - wurde er von Claudius adoptiert: am 25. Februar 50. Suetons Altersangabe ist falsch. - (Lucius) Annaeus Seneca: I v. Chr.- 65 n. Chr.; bedeutender römischer Philosoph; 4I wurde er auf Betreiben Messalinas, der Mutter des Britannicus, nach Korsika verbannt, weil man ihn des Ehebruchs mit Iulia Livilla, einer Schwester Caligulas, bezichtigte; 49 auf Betreiben der Agrippina aus der Verbannung zurückgerufen und mit der Erziehung Neros betraut, da er sich mit dem Rivalen Britannicus kaum verbünden würde. 50 Praetor; 62 Rückzug aus dem öffentlichen Leben. - C. Caesar: vgl. Cal. 29, I. - sein Bruder: wohl im Jahre 5I; laut Tacitus redet Britannicus Nero mit Domitius an; er will ihn wohl daran erinnern, daß er kein echter Claudier ist. - Als seine Tante Lepida angeklagt wurde: i. J. 54; Lepida wurde der Magie und der Unruhestiftung in Italien angeklagt. 7,2 Als er auf dem Forum für mündig erklärt wurde: im Frühjahr 5I, also vor dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestalter von vierzehn]ahren. - Einwohner von Bononia: Bononia, heute Bologna, hatte eine Feuersbrunst gewaltig zerstört; Nero erreichte i. J. 5I eine Unterstützung beim Wiederaufbau seitens Rom. - Rhodier: vgl. Claud. 25,3. - Einwohner von Ilion: vgl. Claud. 25,3. - am Latinerfest: ein ganz altes und bedeutendes Fest, für luppiter Latiaris auf dem Albanerberg gefeiert; alle römischen Beamten mußten teilnehmen. Man opferte dem Iuppiter einen weißen, später einen roten Stier. - heiratete er Octavia: i. J. 53; Tochter des Claudius und der Messalina. Damit war ihm die höchste Karriere gesichert. 8 daß Claudius gestorben war: am I 3. Oktober 54, vergiftet von Agrippina. Sie sorgt dafür, daß die Umstände für die Übernahme der Regierung möglichst günstig sind. - Titel »Vater des Vaterlandes«: Augustus hatte diesen Ehrentitel erst im Jahre 2 v. Chr. erhalten.
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9 In die Bürgerliste vonAntium: Antium war seit 338 v. Chr. römische Kolonie; i. J. 6o erfährt sie als Geburtsort Neros eine Aufwertung. - Primipili: ranghöchste Centurianen in der Legion. 10,1 nach dem Papischen Gesetz: vgl. Aug. 34· Nero sucht hier das Unwesen der Delatoren in Rom einzuschränken. - die monatliche Getreideration: Seit dem Jahre 65 erhalten die Praetorianer ihre monatliche Getreideration gratis; vorher wurde ihnen die Ration gemahlenen Getreides vom Sold abgezogen. 10,2 Bei seinen Übungen auf dem Marsfeld: wohl Reiten und Waffenübungen. - Er las auch Gedichte vor: vgl. Nero 52· 11,1 luvenalien: Junge Leute aus vornehmen, aber oft unbemittelten Familien traten bei diesen Spielen, Darbietungen griechischer und lateinischer Dramen, Gesangs- und Tanzdarbietungen, auf. Als ein Zeichen für den Niedergang der römischen Gesellschaft wurde dies oft beklagt. 11,2 (Lucius)Afranius: 2.]h. v. Chr., der Dichterderfabula togata, des Lustspiels im römischen Gewande. - Getreidemarken: Berechtigungskarten für kostenlose Getreiderationen. 12,1 Waffentänze: von seinem Ursprung her ein kleinasiatischer Kriegstanz; griechische junge Leute brachten wohl ballettartig mythologische Themen zur Aufführung; auch hierin zeigt sich Nero als ausgesprochener Philhellene. 12,2 Pasiphae: Gattin des Minos, des Königs von Kreta; verliebte sich in einen Stier; die sagenhafte Mutter des Minotaurus. - Ikaros: Sohn des Daidalos; in der Sage erbaute Daidalos den hölzernen Stier; er konstruierte Flügel, um die Insel Kreta verlassen zu können; Ikaros wollte beim Fluchtversuch von der Insel Kreta zu hoch hinaus und stürzte ins Meer. 12,3 einen Wettkampf, der alle fünfJahre stattfand und ... aus drei Disziplinen bestand: i. J. 6o. - Er stiftete auch ... ein Gymnasium: eine Trainingsstätte für Athleten, wohl6o/61. - vom Sitz des Praetors: sonst lag die Leitung der Spiele in den Händen der Praetoren. 12,4 in den Saepten: vgl. Aug. 43,1. - die Vestalischen Jungfrauen: Die Sportler traten bei athletischen Kämpfen nackt auf; durch ein Verbot des Augustus war Frauen der Besuch solcher Spiele untersagt, vgl. Aug. 44· Im griechischen Osten war es der Priesterin der Ceres/Demeter Chamyne als einziger Frau erlaubt, beim Wettkampf in Olympia zuzuschauen.·
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13,1 Tiridates: Bruder des partbischen Königs Vologaeses, der ihn zum König von Armenien einsetzte; die Auseinandersetzungen zwischen dem Partherreich und Armenien zogen sich über Jahrzehnte hin; 63 setzte der römische General Domicius Corbulo eine Übereinkunft durch, Tiridates legte seine Königskrone ab, um sie sich in Rom in Form des Diadems von Nero wiederaufsetzen zu lassen; das geschah i. J. 66. - im Ornat des Triumphators: Nero verbuchte die von Corbulo getroffene Regelung im Osten als persönlichen Erfolg. Die Reise des orientalischen Fürsten mit seinem ganzen Hofstaat durch das römische Reich bis nach Rom tat ihr übriges dazu und erweckte bei den Zeitgenossen den Eindruck, als huldige hier der Osten dem Herrn des Westens. - neben den Rostra: also neben der Rednerbühne auf dem Marktplatz. 13,2 nahm er ihm ... die Tiara vom Haupte: Er erhält also an Stelle der landesüblichen Krone die hellenistische Königsbinde. - ins Theater: wohl ins Theater des Pompeius, dessen Bühne Nero zu diesem Zwecke hatte vergolden lassen; über die Zuschauerreihen hatte er purpurne Sonnensegel spannen lassen. Nero war dargestellt als Wagenlenker, den ein Sternenkranz umgab, also als Helios. - /anusbogen: vgl. Aug 22. 14 Konsulwarerviermal: in den Jahren 55, 57,58 und6o. Sueton erwähnt hier Neros Konsulat sine collega des Jahres 68 nicht, vgl. Nero 43,2. 15,2 (C.) Caninius Rebilus: vgl. Iul. 76,2-3. 17 Rekuperatorengericht: Dieses Gericht war seit seinen Ursprüngen eine Instanz zur Wiederbeschaffung von Gut, das man unter kriegerischen Einflüssen verloren hatte, später war es u. a. auch für Repetundenprozesse zuständig. Seine Kompetenz war aber im Laufe der Zeiten erweitert worden. - alle Berufungen: Es war seit Augustus zu einer regelrechten Praxis geworden, den Kaiser anzurufen, wenn man mit dem Ausgang eines Zivilprozesses nicht zufrieden war. Von dieser Praxis will Nero nichts wissen; er verweist solche Einsprüche an das zuständige Gremium. 18 Polemon: 38 n. Chr. hatte Caligula Polemon II. zum Herrscher über das Klientelfürstentum am Schwarzen Meer eingesetzt. - Cottius: Unter Kaiser Augustus war das Reich des Cottius dem römischen Reich eingegliedert worden, sein Nachkommen M. Iulius Cotcius war bereits 44 mit dem Königstitel geehrt worden; als
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dieser starb, wurden die Alpes Cottiae zu einer prokuratorisehen Provinz. 19,1 Reise nach Alexandria: geplant für Sommer 64. 19,2 den Isthmus zu durchstechen: wohl i. J. 67; Soldaten, Kriegsgefangene und Sträflinge sollen für dieses Unternehmen herangezogen worden sein. - als die Praetorianer angetreten waren: Sie begleiteten den Kaiser auf Auslandsreisen. - die Kaspische Pforte: wohl der Paß von Derbent am Westufer des Kaspischen Meeres. 20,2 in Neapel: Frühjahr 64. 21,2 Cluvius Rufus: Verfasser eines nerofreundlichen Geschichtswerkes, das sicher eine der Quellen Suetons darstellt. - ein Praetor: Wahrscheinlich ist Larcius Lydus gemeint; Nero nimmt sein Angebot an, weist aber die Gage zurück. 21,3 »Die Niederkunft der Kanake~: wohl aus dem »Aiolos« des Euripides. Kanake, die Tochter des Ailos, war schwanger durch ihren Bruder geworden; nachdem sie niedergekommen war, tötete sie sich auf Befehl ihres Vaters. 22,1 ein Wagenlenker von den Grünen: Es gab vier verschiedene Mannschaften, die sich durch ihre ,.Trikots« unterschieden: die Grünen, die Blauen, die Weißen und die Roten. - Rektor: vgl. Homer, Ilias 22,395 ff., dort wird die Leiche Hektors von Achill siebenmal um die Mauern von Troja geschleift. 22,2 in den Gärten: im Vatikanischen Tal. - ließ ein Tuch ... fallen: Er gab das StartsignaL 22,3 wie wir bereits erwähnt haben: Nero 19. - Die Städte: Das ging so seit dem Jahre 6o, in dem Nero die Neronia gewonnen hatte. - nach Kassiope: eine Hafenstadt im Nordosten von Korfu, dort stand auch der Tempel des Zeus Kasios, ein Kult aus dem Vorderen Orient. - alle Austragungsorte: also Nikopolis, Delphi, Olympia, Korinth, Nemea und Heraia. Nero bereiste in den Jahren 66 und 67 Griechenland, er besuchte auch Sparta und Athen. 23,1 alle Wettstreite ... zusammenzulegen: Sie fanden in einem Abstand von zwei bzw. vier Jahren statt, wobei der Beginn der Spiele über diesen zeitlichen Rahmen verteilt lag. - in Olympia: In Olympia wurden die Wettkämpfe unter den Athleten und den Rennfahrern ausgetragen. - Helius: Freigelassener und privater Prokurator des Claudius, von Nero 66 mit der Reichsverwaltung betraut.
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24,1 der Schauspieler: Er begleitete den Gesang durch Gesten und Mienenspiel. - mit einem Haken: Verbrecher wurden nach der Hinrichtung mit Haken zu den Gernonien geschleift; vgl. Tib. 61,4. 24,2 Mithridates: Mithridates VI. Eupator, König von Pan~ tus. - schenkte er: am 28. Nov. 67. Die Provinz Achaia erhielt Autonomie und Steuerfreiheit. Den Text der feierlichen Bekanntgabe bietet: SIG3 814 = Sylloge Inscriptionum Graecarum 8794 = Smallwood, Doc. no. 64. - am Tag der Isthmischen Spiele: ein Beispiel dafür, daß Spiele zweimal stattfanden, vgl. Nero 23,1; die lsthmien wurden nämlich regulär im Frühsommer 67 gefeiert. 25,1 Antium: an der Küste von Latium, Geburtsort Neros. - Albanum: Seit 231 v. Chr. hatte man auf dem Albaner Berg Triumphfeiern abgehalten; daran will Nero wohl anknüpfen. - er trug: Es war die höchste Auszeichnung, in Olympia einen Kranz aus den Zweigen des Ölbaums und in Deiphi den Lorbeerkranz verliehen zu bekommen. 25,2 Velabrum: belebtes Viertel zwischen Kapitol, Palatin und Tiber, diente dem Durchgangsverkehr und dem Handel mit Lebensmitteln. - zum Tempel des Apollo: als des Gottes des Gesangs. Safran: Damit wurde in der Regel die Bühne des Theaters und der Boden von Tempeln besprengt; diese Geste unterstreicht die Bedeutung des Vorgangs. 26,2 Mann aus dem Senatorenstand: wohl C. Iulius Montanus; er nahm sich das Leben, als er erfuhr, mit wem er es zu tun hatte. - er mischte: vgl. Nero 16,2. 27,2 Naumachie: vgl. Tib. 72,1. 27,3 Golf von Baiae: wohl der Golf von Neapel. Hier wohl deswegen auf Baiae konzentriert, weil dort die Villen berühmter Römer lagen und Baiae der Ort der Sommerfrische für das entsprechende Publikum war. 28,1 an freigeborenen Knaben: Ein solches Vergehen wurde in der Kaiserzeit mit einer hohen Geldstrafe belegt. - Rubria: Von diesem schweren Vergehen ist nichts Näheres bekannt; auf einen Verstoß gegen das Keuschheitsgebot der Vestalinnen stand die Todesstrafe. - Acte: Claudia Acte, wohl eine Freigelassene des Claudius, seit 55 Geliebte des Nero. - Sporus: Freigelassener, 65 nach dem Tod der Poppaea kastriert. 28,2 Sigillarien: vgl. Claud. 5.
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29 (Ti. Claudius) Doryphorus: unter Nero vir a libellis, brachte es zu großem Reichtum, wurde 62 vergiftet. An unserer Stelle liegt wohl eine Verwechslung mit dem Freigelassenen Pythagoras vor (vgl. Tacitus, Annales I 5,}7,4)· 30,2 Tiridates: vgl. Nero IJ; Nach Cassius Dio (63,2,2) trug die Staatskasse die täglichen Ausgaben in Höhe von achthunderttausend Sesterzen. - Menekrates: Er lehrte Nero das Spiel auf der Kithara. - Murmillo: Gladiator, der mit Helm, Schild und Schwert bewaffnet ist, aber keinen Panzer trägt. - (Ti. Claudius) Spiculus: Er brachte es bis zum Offizier in der Leibgarde Neros. - Paneros: wohl ein Freigelassener; sprechender Name, wohl soviel wie »aller Liebling«. 30,3 Canusium: Stadt in Apulien, berühmt wegen ihrer Wolle. - Mazaker: tapferer Volksstamm in Mauretanien. - die alle Armspangen und Brustschmuck trugen: die typischen Auszeichnungen, die tapfere Soldaten verliehen bekamen. 31,1 einen Palast vom: Die DomusAurea verband den Kaiserpalast auf dem Palatin mit den »Gärten des Maecenas« auf dem Esquilin. - »Durchgangshaus~: Überreste entdeckten die Archäologen an der Südseite des Palatin und unter Hadrians Tempel der Venus und Roma. - ein Brand: i. J. 64. - »Goldenes Haus~: so benannt nach seiner goldenen Fassade. Überreste dieser Palastanlage wurden unter den Thermen Trajans entdeckt. - eine riesige Statue: über dreißig Meter hoch, ein Werk des Künstlers Zenodorus. Vielleicht ließ sich Nero hier als Helios/Sol darstellen. - einen See: an der Stelle, an der heute das Colosseum steht. 31,2 sein Kuppeldach wurde ... herumgeführt: Suetons Wortwahl (circumageretur) unterstützt die Vermutungen, daß nicht der ganze Raum, sondern nur sein Dach auf Schienen bewegt werden konnte. Nero rückt sich wohl in die Nähe des Weltfürsten. - Albula: Bach, der ca. 25 km von Rom entfernt aus mehreren schwefelhaltigen Quellen bei Tibur entspringt; in seinem Wasser badeten die Kranken oder tranken davon; vgl. Aug. 82,2. - Nero ihn einweihte: eine Bemerkung bei Sueton, Otho 7,I, läßt vermuten, daß der Palast nicht fertiggestellt war. 31,3 Baiae: sehr berühmter Ort der Sommerfrische in Kampanien, am Golf von Neapel. - Bau eines Kanals: Die Getreideversorgung Roms wäre sicherer geworden, da die Schiffe nicht mehr an der
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gefährlichen Küste entlang segeln mußten. - Avemer See: nördlich von Baiae, Agrippa hatte hier bereits eine Hafenanlage bauen lassen, vgl. Aug. r6,r. 31,4 eines römischen Ritters: Caesellius Bassus, vgl. Tacitus, Annales r6,r. - Dido: Tochter des Königs Belus, Gemahlin des Sychaeus, Gründerin Karthagos; vgl. Vergil, Aeneis r, 35 8 ff. - Tyros: Stadt in Phönizien. 32,2 die sich dem Kaiser gegenüber undankbar gezeigt hatten: also ihn in ihrem Testament nicht bedacht hatten; seit Augustus hatte sich die Praxis eingebürgert, daß Angehörige der Oberschicht den Kaiser in ihrem Testament entsprechend bedachten, auch um auf diese Weise sicherzustellen, daß ihre testamentarischen Verfügungen im ganzen anerkannt blieben. 32,3 verboten hatte, violette und purpurne Farben: Weil Stoffe, die mit tyrischem Purpur gefärbt waren, ein aufwendiger Luxus waren, verbot er sie wahrscheinlich im Rahmen der Lex sumptuaria, vgl. Nero r6,2. 32,4 aus mehreren Tempeln die Weihgeschenke: so in Griechenland, Kleinasien und in Iudaea; als er die Schätze des Tempels vonJerosalern beschlagnahmen ließ, kam es dort zu einem Aufstand. - Penaten: vgl. Aug. 92, r. 33,1 nicht der Anstifter: Claudius wurde von Agrippina vergiftet, vgl. Claud. 44; Tacitus, Annales 12,66-67. - indem er die erste Silbe von morari dehnte: dann brachte man das Wort mit morus »närrisch, dumm« in Verbindung. 33,2 Britannicus zu vergiften: Ti. Claudius Caesar Britannicus hatte bei einem Auftritt als Sänger die Zuschauer begeistert. Hinzu kam, daß er der Sohn des Kaisers Claudius war und Agrippa bereit war, ihn zu unterstützen, damit er auf den Thron komme. Nero räumte ihn im Februar 55 aus dem Weg; vgl. Tacitus, Annales 13, I s-r6. - Lucusta: eine bekannte Giftmischerin, bereits i. J. 54 als solche verurteilt; hatte bereits bei der Beseitigung des Claudius geholfen. Galba ließ sie 68 hinrichten. - das Julisehe Gesetz: es muß die Lex Cornelia de sicariis et veneficis gemeint sein. 33,3 Epilepsieanfall: Claudius litt unter dieser Krankheit seit seiner Kindheit. - beisetzen: im Mausoleum des Augustus. 34,1 nach Rhodos zurückziehen: wie es Tiberius für die Jahre 6 v. bis 2 n. Chr. gemacht hatte. - germanische Leibwache: Leute aus
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der Leibwache des Kaisers. - aus dem Palast: Sie zog in das Haus ihrer Großmutter Antonia. - zu Lande: vermutlich auf ihren Landsitzen in Tusculum und Antium. 34,2 entwarf er ein Schiff: geht wohl auf die Überlegungen des Praefekten der Flotte, Anicetus, zurück. - Minervafest: vom 19. bis 23. März. - Bauli: Seebad in Kampanien; dort stand eine kaiserliche Villa. 34,3 widersprüchliche Nachrichten: wie wir sie bei Tacitus (Annales 14,7,1) und Cassius Dio (61,13,3) wiederfinden: der eine spricht davon, daß die Decke eingestürzt, das Schiff aber nicht auseinandergebrochen sei; der andere berichtet nur vom Auseinanderbrechen des Schiffes. Übereinstimmung herrscht in der Rettung Agrippinas. - L. Agemus: Nero beschuldigt den Freigelassenen in einem Brief an den Senat dieses Verbrechens. - befahl er zu töten: Anicetus, der Praefekt der Flotte, führte den Befehl aus. 34,4 Soldaten: entsprechend gegängelt durch ihren Praefekten Burrus. - Furien: die Rachegöttinnen, die schrecklich anzuschauen sind und Fackeln und Peitschen schwingen. - die Magier: Zauberer, Astrologen, Zeichendeuter aus Chaldäa in Babylonien. - Reise durch Griechenland: i.J. 66/67. - Eleusinische Mysterien: vgl. Aug. 93· 34,5 seiner Tante: Domitia, die Schwester seines Vaters; i. J. 59· 35,1 mit Octavia: vgl. Nero 7,2. - Poppaea Sabina: Tochter des T. Ollius; sie war verheiratet gewesen mit Rufrius Crispinus, dann mit M. Salvius Otho, dem späteren Kaiser, seit 62 mit Nero. - Statilia Messalina: Ihr Urgroßvater warT. Statilius Taurus, Cons. suff. 37; II ord. 26 v. Chr., feierte 34 v. Chr. einen Triumph; seit 66 Ehefrau des Nero. - (M. Iulius)Atticus Vestinus: Konsul65 n. Chr.; Nero ließ ihn ohne Prozeß unter dem falschen Vorwurf, er sei in die Pisonische Verschwörung verstrickt, umbringen; vgl. Tacitus, Annales 15,68 f. 35,2 das Volk hieß die Scheidung nicht gut: Octavia erfreute sich großer Beliebtheit beim Volk, vgl. Tacitus, Annales 14, 6o,5. - er verbannte sie: auf die Insel Pandateria, im Westen von Ischia; dies war die Strafe für Ehebruch. 35,3 eine Tochter: Sie wurde Anfang 63 in Antium geboren, starb aber bereits im Alter von vier Monaten. Nero verlieh ihr den Ehrentitel Augusta, der Senat beschloß ihre Vergöttlichung.
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35,4 Antonia: Ihr zweiter Ehemann, Faustus Cornelius Sulla, stand i. J. 62 im Verdacht, auf den Thron zu spekulieren; Antonia war immerhin die Tochter des Vorgängers des Nero; also ließ er Sulla umbringen. 35,5 (C. Caecina) Tuscus: 63/64 Praefekt von Ägypten. - Seneca: vgl. N ero 7,2; Tacitus, Annales r 5,6o,2 ff. - (S. Afranius) Burrus: 5I - 62 Praefekt der Praetorianergarde. - Freigelassenen: Bekannt ist M. Antonius Pallas, der 62 aus dem Weg geräumt wurde, und Ti. Claudius Doryphorus, der vir a libellis. 36,1 der Astrologe Balbillus: vermutlich Ti. Claudius Balbillus, Praefektvon Ägypten 55- 59· - die Pisonische: i. J. 65, vgl. Tacitus, Annales 15,48 ff.; Cassius Dio 62,24. - Benevent: östlich von Capua an der Via Appia. - Vinicianus: vermutlich Annius Vinicianus, der Schwiegersohn Corbulos; vgl. Tacitus, Annales I5,28,3. Diese Verschwörung fällt in das Jahr 66. 36,2 indem sie sagten: Tacitus (Annales I 5,68) schreibt diese Äußerung dem Centurio Sulpicius Asper zu. - Diener: Die Kinder vornehmer Familien hatten Sklaven, die ihnen ihre Schulsachen in die Schule trugen, sog. Capsarii, hergeleitet von capsa (»Behältnis, Kapsel«), in dem die Bücherrollen aufbewahrt wurden. 37,1 (Ser. Cornelius) Salvidienus Orfitus: Konsul p, Prokonsul von Mrika um 62. - (C.) Cassius Longinus: Consul suff. 30; wurde 65 nach Sardinien verbannt. - Paetus Thrasea: P. Clodius Thrasea Paetus, Consul suff. 56; Stoiker, gehört seit 59 zur Opposition Neros. Im Jahre 66 wurde er angeklagt und hingerichtet; vgl. Tacitus, Annales I6,2I ff. 37,2 Hatte man den Befehl: Die römische Nobilität erhielt die Möglichkeit, sich das Leben zu nehmen, um sich so die Schande einer Hinrichtung zu ersparen. 37,3 mit einem Kuß bedachte: wie es sich gehörte. - Arbeiten am Isthmus: vgl. Nero I9,2. 38,1 Vers: von einem unbekannten Tragiker (frg. adesp. 513 N.2 = Tragicorum Graecorum Fragmenta II F 513); vgl. Seneca, De clementia 2,2,2. Tiberius soll diesen Vers recht oft zitiert haben. - die Stadt in Brand stecken: i. J. 64; bereits in der Antike bleibt die Urheberschaft des Brandes umstritten. Begünstigt wurde der Brand durch die sehr engen Gassen und die Bausubstanz der Stadt. 38,2 Tempel der Götter, die noch: der Tempel der Iuno auf dem
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Aventin, der des luppiter Stator und die Regia. - Palast des Maecenas: auf dem Esquilin. - einen Gesang: geht vermutlich zurück auf ein Epos des Nero mit dem Titel »Troica«, vgl. Cassius Dio 62,29,I; Iuvenal8,22r. 38,3 mit Nachdruck aufgefordert: Nero war anscheinend um 64 das Geld ausgegangen; diese Vermutung stützen Funde von Goldund Silbermünzen und Denaren, deren Wert sich substantiell verringert hatte. 39,1 eine Pest: i. J. 65. - in die Bücher der Libitina: eine alte etruskische Gottheit des Todes; in ihrem Hain hatten die Bestattungsunternehmer ihren Sitz, hier entrichtete man eine Gebühr für die Bestattung, dabei wurden gleichzeitig die Todesfälle registriert. - Niederlage in Britannien: Die Königin Boudicca führte i. J. 6I/6o einen Aufstand; dabei wurden die Städte Camoludunum, Londinium und Verulamium zerstört. Der Statthalter von Britannien, Suetonius Paulinus, errang unter großen Verlusten der Bevölkerung den Sieg, siebzigtausend Menschen sollen umgekommen sein; vgl. Tacitus, Annales I4,29 ff. - im Orient: i. J. 62 mußte Caesennius Paetus in Rhandeia in Armenien vor den Parthern kapitulieren. unters]och geschickt: Es soll sich lediglich um ein Gerücht gehandelt haben, vgl. Tacitus, Annales I 5, I 5,2. - Syrien: Hier übertreibt Sueton. 39,2 Griechisch ... Latein: Fragmenta Poetarum Romanorum, S. 369. - Orest: Sohn Agamemnonsund Klytaimnestras, rächt die Ermordung seines Vaters an seiner Mutter und ihrem Geliebten Aigisthos. - Alkmeon: Sohn des Amphiaraos und der Eriphyle. Weil sie sich hatte bestechen lassen, das Versteck ihres Gatten zu verraten, muß dieser am Zug der Sieben gegen Theben teilnehmen. Sein Vater hatte Alkmeon aufgetragen, dafür an seiner Mutter Rache zu nehmen. - neue Meinungsäußerung: im Griechischen entspricht ein Buchstabe einem bestimmten Zahlenwert; dabei ergibt das griechische Nepwv den gleichen Wert wie f.tTJ'tpoK'tovoc; (»Muttermörder«). - Aeneas: Auf ihn führten die Iulier ihre Abstammung zurück. - beseitigt ..., hochgehoben: Der Vers spielt mit den beiden verschiedenen Bedeutungen von tollere; Aeneas hatte nach dem Fall Trojas seinen lahmen Vater auf seine Schultern genommen (umeris tollere) und aus der Stadt getragen. Vgl. auch Aug. I2. - Unser Mann: Die Verse spielen auf Neros Auftritt als Sänger an, der sich
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mit dem Apoll, der die Leier spielt, vergleichen will und sich auf Münzbildern auch so darstellen läßt, und auf den gefährlichen Bogenschützen Apoll, wie wir ihn aus der »Ilias« kennen. - Veji: alte, bedeutende Stadt in Etrurien; hierhin hatten die Römer nach der Gallierkatastrophe von 387 v. Chr. erwogen auszuwandern. 39,3 Isidor, einem Kyniker: ansonsten unbekannt. - Nauplios: Vater des Palamedes, der einer Intrige des Odysseus zum Opfer fällt. - Atellanen: vgl. Tib. 45·- Zur Stelle: Atellanae incerta fragmentaV. 40,1 nicht ganz vierzehn fahre: vom 13. Oktober 54 bis zum 9./ r I. Juni 68. - (C.) Iulius Vindex: Statthalter von Gallia Lugudunensis; er war i. J. 68 der Anführer mehrerer gallischer Stämme. 40,2 Britannien undArmenien: vgl. Nero 39,1. 40,3 mit dem Alter Galbas: Im Jahr 68 soll Galba 73 Jahre alt gewesen sein; er wurde der NachfolgerNeros im Jahr 68. - die Fische würden: Er spielt auf Polykrates von Samos an, der seinen wertvollen Ring in einem Fisch zurückerhielt, vgl. Herodot 3,42; »Der Ring des Polykrates« von Schiller. 41,1 Edikte des Vindex: vgl. Cassius Dio 63,22,3-6. - Ahenobarbus: vgl. Nero 7,1. 42,1 Galba und die spanischen Provinzen: Ser. Sulpicius Galba war seit 6o Statthalter von Hispania Tarraconensis. Von Vindex wurde er 68 gebeten, die Aufstandsbewegung zu unterstützen, schließlich sogar darum, sie anzuführen. Galba wußte, daß Nero ihm nach dem Leben trachtete, und so fiel er im April68 von ihm ab. Unterstützung erhielt Galba durch M. Salvius Otho, den Statthalter von Lusitania, und A. Caecina Alienus, den Quaester von Hispania Baetica. - zerriß er sein Gewand: beklagte also seinen vermeintlichen Tod. 43,2 enthob er die Konsuln: die des Jahres 68, nämlich Ti. Catius Asconius Silius Italicus und P. Galerius Trachalus. 44,1 seinen Feldzug vorzubereiten: Sueton beschränkt sich hier auf das Absonderliche bei den Vorbereitungen eines Feldzugs, läßt infolgedessen ganz unerwähnt, daß in Italien auch Truppen aus dem Osten des römischen Reiches zusammengezogen wurden. - Stellung ... von Sklaven: Kaiser Augustus hat nach der Niederlage des Varus zu dem gleichen Mittel gegriffen. 44,2 von feinstem Silber und reinstem Gold: nicht also die min-
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derwertigen Prägungen, die seit 64 in Umlauf waren. - von den Denunzianten: Diese Leute hatten bei der Häufung von Majestätsprozessen gerade in den Jahren 65 und 66 sich ungeheuer bereichert; vielfach kassierten sie nämlich mehr als ein Viertel des konfiszierten Vermögens. 45,1 Alexandria: der Ausfuhrhafen für Getreidelieferungen aus der Kornkammer Ägypten an Rom. - eine Locke: Anspielung auf die typische Haartracht der Kitharöden., - Ledersack: soll wohl auf die Strafe für den Mörder an Verwandten hinweisen: sie wurden in einen Sack eingenäht und ertränkt; vgl. Aug. 33,r. - Vindex: Wortspiel mit dem Eigennamen Vindex, also der Persönlichkeit, die Führer des Aufstandes gegen Nero war (vgl. Nero, 40,1) und der Bedeutung des Substantivs vindex »Rächer, Befreier«. 46,1 Schwarm geflügelter Ameisen: Dieses Vorzeichen kündigte meist den Tod an. 46,2 Mausoleum: das des Augustus aus dem Marsfeld, die Begräbnisstätte der Mitglieder des iulisch-claudischen Hauses. - Laren: vgl. Aug. 7,r. - Proserpina: Diese war von Pluto in die Unterwelt entführt worden. - mit den Gelübden für den Princeps: Diese wurden in jedem Jahr am r. Januar zum Wohl von Kaiser und Reich geleistet. - es fordern ... : Tragicorum Graecorum Fragmenta 2, adesp. fr. 8. 47,1 der übrigen Heere: Gemeint sind wohl die Legionen am Rhein und auf dem Balkan. - Lucusta: vgl. Nero 33,2-3. - Gärten des Servilius: Man vermutet, daß sie an der Straße nach Ostia gelegen waren. 47,2 »Ist denn der Tod ... ~: vgl, Vergil, Aeneis 12,646: Der Gegner des Aeneas, Turnus, weist mit diesen Worten den Vorschlag seiner Schwester zurück, die Flucht zu ergreifen, und stellt sich dem Gegner. 47,3 Spiculus: ein ehemaliger Gladiator, mittlerweile zum Decurio der Leibgarde aufgestiegen, von seinen Untergebenen bereits umgebracht. 48,1 Phaon: Freigelassener, der zum Leiter der kaiserlichen Finanzen (vir a rationibus) aufgestiegen war. - vier Leute: Phaon, Sporus, Epaphroditus und Neophytus. 48,2 aus dem Lager: das der Praetorianer, auf dem Viminal gelegen.
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48,3 »Das ist... «: Nero hatte die Gewohnheit, abgekochtes Wasser in einem Gefäß durch Eis zu kühlen. 49,2 zum Staatsfeind: Das bedeutete, daß Nero von jedermann getötet werden durfte; es bleibt unklar, ob diese Erklärung zum Staatsfeind nicht bereits vor der Flucht erfolgt war. 49,3 Sporus: Frauen stimmten die Totenklage an; Sporus bleibt hier bei der ihm von Nero zugedachten Rolle, vgl. Nero 28,1. - »Donnernd schallt ... «: Homer, Ilias I0,5J5· - Epaphroditus: Domitian ließ ihn später deswegen hinrichten. 49,4 Icelus: vgl. Galba I4,2. 50 auf den Gartenhügeln: heute: der Monte Pincio. - Sarkophag aus Porphyr: aus purpurrotem Marmor, den man aus Ägypten importiert hatte. - Carraramarmor: wurde aus der Stadt Luna (heute: Luni) in Ligurien mit dem Schiff nach Rom geschafft. - mit thasischem Stein: ein weißer Marmor von der Insel Thasos. 51 ohne Gürtel: dies galt als weibisch. 53 bei der nächsten Olympiade: i. J. 69. - Mit Apollo ... im Gesang: bereits in der »Apocolocyntosis« (4,I v. 23) stellt Seneca diesen Vergleich an. Als Nero aus Griechenland zurückkehrte, soll man ihn als »Nero Apollo« begrüßt haben. - Taten des Hercules: Im folgenden ist an den Kampf des Hercules mit dem Nemeischen Löwen gedacht. 54 Tänzer: standen in Rom in einem sehr negativen Ruf, vgl. Tib. 37,2; Tit. 3,2. - Paris: Er soll Nero im Tanz unterrichtet und dabei keinen Erfolg gehabt haben, was ihn den Tod gekostet haben soll, vgl. Cassius Dio 63,I8,1. 55 April: Die Umbenennung erfolgte i. J. 65; später wurde der Mai in »Claudius«, der Juni in »Germanicus« umbenannt. 56 der Syrischen Göttin: die Muttergottheit Atargatis mit ihrem Heiligtum auf dem laniculum. 57,1 Er starb: am 9· Juni 68, andere treten für den I 1. Juni ein; er war also noch keine 3 I Jahre alt, wenn er am I 5. Dezember 37 geboren war, vgl. Nero 6,1. - das Volk mit Freiheitsmützen: eine Kappe aus Filz (lat. pileus), die in der Regel Sklaven nach ihrer Freilassung trugen, als Zeichen dafür, daß sie frei waren. 57,2 Vologaeses: ab 5I König der Parther. - er sei Nero: Berichte über diese Pseudo-Neros vgl. Tacitus, Historiae I,2,2 (i. J. 88/89); 2,8; 9 (i.J. 69); unter KaiserTitus trat ein Terentius Maximus in Asien als Nero auf.
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Galba 1 Livia: Livia Drusilla war seit 38 v. Chr. mit dem späteren Kaiser Augustus verheiratet, vgl. Aug. 62,2. - Veji: bedeutende Stadt in Etrurien. - im Tempel der Kaiser: der Tempel des Divus Augustus auf dem Palatin, vgl. Ca!. 22. 1,2 Quintus (Lutatius) Catulus Capitolinus: Sohn des Quintus Lutatius Catulus, des Siegers über die Kimbern; Konsul78 v. Chr.; Zensor 65 v. Chr. Ihm hatte man den Wiederaufbau des Kapitolinischen Tempels, der 83 v. Chr. abgebrannt war, übertragen; Caesar verlangte von ihm Rechenschaft über die Arbeiten am Kapitol, vgl. Iu!. 15. Catulus und Caesar hatten sich beide um die Würde des Pontifexmaximus beworben; Catulus war unterlegen. Vgl. Tacitus, Historiae 3,72. - Pasiphae: vgl. Nero 12,2. 3,2 galbanum: harzhaltiger Gummi einer syrischen Pflanze; galbae: nicht genau zu identifizieren, vielleicht die Raupe des Eschenspinners. - Servius Galba: Konsul144 v. Chr. - Lusitanier: Volksstamm im Gebiet des heutigen Portugal und Südwestspaniens. Beginn des ViTiatischen Krieges: 147- 139 v. Chr.; benannt nach dem Anführer der Lusitanier, Viriatus, einem Mann einfacher Herkunft, der aber ein tüchtiger Taktiker war und es verstand, die Soldaten zu führen. Er wurde von den eigenen Leuten ermordet, die der Prokonsul Q. Servilius Caepio gedungen hatte. In diesem Krieg wurde die Schwäche des römischen Heerwesens ganz deutlich. - Sein Enkel: Servius Sulpicius Galba, 58 Legat Caesars, 54 v. Chr. Stadtpraetor. Cassius und Brutus: vgl. Nero 3,1. - nach dem Pedischen Gesetz: aus dem Jahre 4 3 v. Chr., welches die Verbannung der Verschwörer gegen Caesar anordnete. 3,3 Der Großvater: Gaius Sulpicius Galba; sein Geschichtswerk ist nicht erhalten. 3,4 der Karinth zerstört hatte: 146 v. Chr. - in dem fahr: 36 n. Chr.; das wog um so schwerer, als er nach seiner Statthalterschaft alle seine Schulden hätte begleichen können. 4,1 Der Kaiser Servius Galba: geb. am 24. Dezember 3 v. Chr. (nach Nero 40 müßte er 5 v. Chr. geboren sein), wurde am 15. Januar 69 erschlagen; Kaiser seit dem 6. April68. - Tarracina: an der Grenze von Latium und Kampanien. - Fundi: an der Via Appia, heute: Fondi.
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4,3 Als er die Männertoga erhalten hatte: arn r. Januar 14 n. Chr. - Tusculum: ca. 25 km vor Rom gelegen; beim heutigen Frascati kann man die Trümmer der Villen der begüterten Römer noch sehen. 5,1 Domitius: derVaterNeros, vgl. Nero 5· 5,2 LiviaAugusta: die Frau des Augustus. - Testament: vgl. Tib. p; Ca!. 16. 6,1 Floralienspiele: vom 28. April bis 3· Mai zu Ehren der Göttin Flora, dabei ging es recht frei und ausgelassen zu. - Provinz Aquitanien: Gebiet zwischen dem Golf von Biskaya, der Loire und den Pyrenäen. - Lucius Domitius: Der Vorname muß lauten: Gnaeus. Domitius war i. J. 33 Konsul. 6,2 als Statthalter: i.J. 39· Vgl. Ca!. 8; Claud. 9· - Vers: Fragmenta Poetarum Romanorum, S. 369. 6,3 den Barbarenstämmen: Er besiegte 41 die Chatten. - zwanzigtausend Schritt: ca. 30 km. Vgl. Ca!. 43· 7,1 Feldzug gegen Britannien: i. J. 43; vgl. Claud. 17. - Als Prokonsul: in den Jahren 45- 47· 8,1 Kollegium der Fünfzehnmänner: Sie bewahrten die Sibyllinischen Bücher auf und wurden mit ihrer Befragung beauftragt. Bruderschaft der Titier: benannt nach dem König Titus Tatius, der sabinische Riten mit nach Rom gebracht hat, welche von den Titiern gepflegt wurden. - Augustalen: Sie kümmerten sich um den Kult des Augustus und seines Hauses. - die Provinz Hispania Tarraconensis: i. J. 6o. Der Norden und Osten Spaniens. 8,2 Kantabrien: Landschaft an der Küste im Norden Spaniens. - zwölf Beile: Dem Kaiser standen zwölf Liktoren zu; jeder von diesen führte ein Rutenbündel mit sich, in dem ein Beil steckte. 9,1 ans Kreuz schlagen: Diese Art der Todesstrafe durfte nicht an einem römischen Bürger vollzogen werden. 9,2 Neukarthago: heute: Cartagena. - daß in Gallien ein Aufstand tobe: die Erhebung des Vindex i. J. 68, vgl. Nero 40,1. - Clunia: heute: Coruii.a del Conde in Kastilien. 10,3 den goldenen Ring: das Zeichen des Ritterstandes. 10,4 Dertosa: heute: Tortosa in Katalonien. 11 Vindex: Er hatte eine Niederlage durch die Germanen hinnehmen müssen; daraufhin nahm er sich das Leben; vgl. Nero 4o,r. - (C.) Nymphidius Sabinus: Sohn der Freigelassenen Nym-
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phidiaund eines Gladiators; i. J. 68 von den Praetorianern ermordet. - Fonteius Capito: Konsul67, Statthalter in Niedergermanien, umgebracht auf Weisung der Legionslegaten Cornelius Aquinus und Fabius Valens, die vielleicht nur ihre eigenen Umsturzpläne vertuschen wollten. - Clodius Macer: Der Prokurator Garutianus ließ ihn auf Galbas Befehl hin umbringen. 12,1 Tarragona: in Katalonien. 12,2 die germanische Kohorte: vgl. Aug. 49; Tib. 37; Ca!. 58. - Cn. Dolabella: Verwandter Galbas, der von Vitellius zum Tode verurteilt wurde wegen Aufwiegelung der Truppen; seine Gärten lagen in der Nähe des heutigen Monte Pincio. 13 Onesimus: sprechender Name; hergeleitet von öviVTlJ.I.l, d. h. »Nutzen, Vorteil haben«, also ganz treffend für einen »Geizhals«. 14,2 auf die höchste ritterliche Würde: nämlich die Praetorianerpraefektur; Icelus wird schließlich von Otho hingerichtet; vgl. Nero 50. 14,3 Dreikinderrecht: vgl. Claud. 19. 15,2 Halotus: vgl. Claud. 44· - (Ofonius) Tigellinus: 63-68 Praetorianerpraefekt unter Nero, lief zu Galba über, mußte auf Drängen Othos hin sich das Leben nehmen. 16,2 für seine Dienste: Es hatte zu Nero gestanden und Vindex besiegt. 17 (Lucius Calpurnius) Pisa Frugi Licinianus: 38- 69; von Nero verbannt; die Adoption durch Galba überlebte er nur fünf Tage. Adoption: am 10. Januar 69; am 15. Januar wurde Galba erschlagen. 18,2 Fortuna in Tusculum: vgl. Galba 4· 18,3 seinen Amtsstuhl: Der Kaiser pflegte zwischen den beiden Konsuln zu sitzen. 19,1 Schutzweste aus Leinen: Eine Art Panzerweste aus übereinandergelegten Leinentüchern, die man durch Einlegen in eine Lösung aus Essig und Salzlake gehärtet hat. 20,1 Abteilung der Germanen: Nero hatte einen Feldzug gegen Äthiopien geplant und diese Abteilung bereits nach Alexandria vorausgeschickt; die lange Seefahrt hatte sie krank gemacht. 20,2 Curtiussee: vgl. Aug. 57· - »Noch habe ich ... •: Homer, Ilias 5•~54· - Patrobius Neronianus: ein von Galba hingerichteter Freigelassener Neros. - Via Aurelia: verlief von Rom an der Küste Etruriens entlang über Pisa, Genua, Marseille bis Arelate. 23 Galba starb: am 15. Januar 69.
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Otho 1,1 Ferentium: im Süden Etruriens; heute: Ferento - LiviaAugusta: Gattin des Kaisers Augustus. 1,2 demAufstand des Camillus: i. J. 42, vgl. Claud. 13. 1,3 unter die Patrizier auf: i. J. 48, Claudius war damals Zensor. - L. (Salvius Otho) Titianus: Konsul 52 und 69, Prokonsul der Provinz Asia 63- 64; vgl. Otho 9· - Drusus: Tib. 54; 65. 2,1 im Konsulatsjahr: i. J. 32. 3,1 Poppaea Sabina: vgl. Nero 35· 3,2 Lusitanien: das heutige Portugal. Seine Statthalterschaft trat er woh162 an, sie endete 68. 4,2 Als jemand: Es handelt sich hierbei um einen seiner Leibwächter, Cocceius Proculus. 5,1 Pisa: vgl. Galba 17. 6,2 beim goldenen Meilenstein: am Fuße des Kapitols; hier liefen technisch alle Straßen des Reiches zusammen; Augustus hatte ihn errichten und mit goldenen Zeichen die Entfernungsangaben darauf verzeichnen lassen; andere vermuten, er habe aus vergoldeter Bronze bestanden. - war auch dabei, als er opferte: vgl. Galba 19. 7,1 des Goldenen Hauses: vgl. Nero 31. 7,2 Manen: die Schutzgeister des Verstorbenen. - »Was brauchte ich ... «: d. h. soviel wie: »Warum habe ich mir etwas zugemutet, was über oder an den Rand meiner Kräfte geht.« 8,1 aufVitellius ihren Eid abgelegt: Anfang 69. Vitellius war der Statthalter von Germania inferior. - Feldherren: Fabius Valens und Aulus Caecina, vgl. Vit. 9· 8,2 die Soldaten der Flotte: Die siebzehnte Kohorte sollte aus Ostia nach Rom verlegt werden. Dem Praetorianertribun Varius Crispinus war der Befehl erteilt worden, die Soldaten mit Waffen auszurüsten. In der Annahme, er könne seine Befehle leichter ausführen lassen, wenn Lagerruhe herrsche, ließ er erst bei Anbruch der Nacht die Waffen aus dem Zeughaus holen und aufWagen verladen. Das führte zu allerlei Mutmaßungen, einige angetrunkene Soldaten meinten, die Waffen jetzt auch gleich auf der Stelle ausprobieren zu müssen.
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8,3 die Heiligen Schilde: Unter dem König Numa Pompilius soll einer dieser Schilde vom Himmel gefallen sein, die anderen elf hatte der König nacharbeiten lassen. Die Salierpriester holten diese Schilde jährlich am I. März aus dem Tempel des Mars und trugen sie unter feierlichen, altertümlichen Tänzen durch die Stadt. Während der Feierlichkeiten, die bis zum 24. März dauerten, sollten keine Kriege geführt werden. - Göttermutter: die Göttin Kybele; man begann ihr Fest am zweiundzwanzigsten März; vgl. Tib. 2,3. 9,1 Brixellum: heute: Brescello am Po. 9,2 Placentia: am Südufer des Po, heute: Piacenza. - Ortsname: ca. 20 km östlich von Cremona. - Betriacum: zwischen Cremona und Verona gelegen. Hier wurde im April69 gekämpft. 10,2 seinem Bruder: vgl. Otho I,3. - seinem Neffen: L. Salvius Otho Cocceianus; ihn schont Vitellius. - Messalina: vgl. Nero 35· 11,2 in seinem achtunddreißigsten Lebensjahr: Otho war am 28. April32 geboren, gestorben ist er um den I6. April69. 12,1 Isis: vgl. Dom. r.
Vitellius 1,2 Q. Elogius: Man vermutet, daß er ein Freigelassener des Q. Vitellius war. - Quintus Vitellius: Onkel des späteren Kaisers, der i. J. I 7 ein Opfer der Senatssäuberungen des Tiberius wurde, weil er infolge seiner aufwendigen Lebensführung den Kriterien, die an die Mitgliedschaft des Senats angelegt wurden, nicht mehr genügte. - Faunus: der dritte König der Ureinwohner Latiums, Enkel des Saturn, Vater des Latinus. - Vitellia: wahrscheinlich die Personifikation Italiens; Vitellia und ltalia haben eine gemeinsame sprachliche Wurzel, der Name Italia bedeutet soviel wie »Rinder-, Kälberland«. 1,3 laniculum: Hügel am rechten Ufer des Tibers. - Aequiculi: mittelitalischer Volksstamm aus dem Aniotal; im 5· Jahrhundert erbitterte Feinde Roms,.304 v. Chr. endgültig besiegt. - zur Zeit des Samnitenkrieges: Zwischen 343 und 290 v. Chr. führten die Römer drei Kriege gegen die Samniten. 2,1 Cassius Severus: vgl. Ca!. I6, r.
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2,2 Publius Vitellius: der Großvater des späteren Kaisers. während seines Konsulats: i. J. p; er war der Consul suffectus; vgl. Galba 6; Otbo 2. 2,3 Publius: i. J. 20 Legionslegat des Germanicus, 18 Statthalter von Bithynien; vgl. Tib. p; Ca!. 1; Tacitus, Historiae 1,70. - Germanicus (Iulius Caesar): Sohn des Drusus, war mit einem Sonderkommando im Orient betraut, soll von Piso i. J. 19 ermordet worden sein. - Cn. (Calpurnius) Piso: Piso wurde i. J. 20 angeklagt; Einzelheiten des Verfahrens teilt uns Tacitus, Annales 3,10 ff. mit. - Sejan: vgl. Tib. 48,2. - verhaftet: i. J. 3I. 2,4 Lucius: Vater des späteren Kaisers, Konsul 34, 43 und 47; Statthalter Syriens 35- 39; Zensor 47/48; führte i. J. 44 die Regierungsgeschäfte für Claudius, vgl. Claud. 2. - Artabanos: Artahanos III. aus dem Geschlecht der Arsakiden; hierzu vgl. Tacitus, Annales 2,58; 6,31 ff. 2,5 Messalina: vgl. Claud. 26. - Narcissus und Pallas: vgl. Claud. 28. - Säkularspiele: i. J. 47; vgl. Claud. 21. 3,1 Sestilia: Sie soll einmal gesagt haben, sie habe keinen Germanicus, sondern einen Vitellius geboren; sie war stolz auf ihren Sohn; kurz vor dem Ende der kaiserlichen Familie starb sie hochbetagt i. J. 69.- dasKonsulat:i.J.48.- gegenüberseinemKaiser:vgi.Cal. 5· 3,2 imKonsulatsjahr: i.J. 15; die Angaben in Kapitel r8lassen allerdings auch das Jahr 12/r3 als Geburtsjahr wahrscheinlich werden. - Capri: Insel im Golf von Neapel mit prächtigen Villenanlagen der römischen Kaiser; vgl. Tib. 43· - Spinter: von sphinkter »Schließmuskel des Afters«, vgl. Tib. 43,1. 4 bei den Neronischen Spielen: i. J. 65; vgl. auch Nero 12. 5 Prokonsul von Afrika: in den Jahren 6o und 6r. - Oberaufsichtüber die öffentlichen Bauten: vermutlich 63 oder 64. 6 Petronia: Tochter des Publius Petronius, Consul suffectus 19. - ein Mädchen: Kaiser Vespasian verheiratet die Tochter des Vitellius und gibt ihr sogar eine große Aussteuer mit. 7,1 nach Untergermanien: Er wird Nachfolger des ermordeten Fonteius Capito, vgl. Galba Ir. - T. Vinius: vgl. Galba 14. - die Partei der Blauen: vgl. Ca!. 55. 7,2 Sinuessa und Formiae: an der Via Appia im südlichen Latium, bekannt wegen ihrer Bäder bzw. wegen des guten Weines der Gegend.
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8,1 Nach seinem Einzug ins Lager: um den r. Dezember 68. - die gebrandmarkt worden waren: wohl diejenigen, die als Anhänger des Nero und Verginius degradiert worden waren. - ihre schmutzige Kleidung: Angeklagte versuchten Mitleid zu erwecken, indem sie sich in Lumpen kleideten. - begrüßten ihn ... als Kaiser: am r. Januar 69. 8,2 das Heer Obergermaniens: vgl. Galba 16. 9 gegen Otho: Otho war in Rom zum Kaiser ausgerufen worden. - Vienna: heute: Vienne, anderRhöne. - ein Hahn: vgl. Vit. 18. 10,1 das denkbar schlechteste Beispiel: vgl. Galba 19 und 20. 10,3 als er die Ebenen betrat: bei Betriacum; Ende Mai 69; vgl. Tacitus, Historiae 2, 70, r. - Colonia Agrippinensis: das heutige Köln; benannt nach Agrippina, der Tochter des Germanicus und Mutter Neros; sie war dort geboren. 11,2 an der Allia: i.J. 387 v. Chr. sollen die Römer am 18. Juli an diesem Nebenfluß des Tibers von den Galliern vernichtend geschlagen worden sein. - »Dominicus«: Liederbuch Neros mit Eigenkompositionen des Kaisers. 12 Limonade: ein Gemisch aus Essig, Wasser oder Wein mit geschlagenem Ei. 13,2 den Schüd der Minerva: Wohl als Analogie zur Athena Promachos auf der Akropolis in Athen sollte Rom ein ähnliches Denkmal für seine Stadtgöttin schaffen. - so riesig: Man mußte einen Brennofen bauen, um die Schüssel überhaupt herstellen zu können; die Kosten für die Schüssel beliefen sich auf eine Million Sesterzen. 14,3 die Partei der Blauen: vgl. Vit. 7· 14,4 Chaldäer: die Priester Babyloniens, die sich ganz besonders auf Astronomie und Astrologie, damit auch auf die Wahrsagekunst verstanden. Sie sollen den Todestag des Vitellius genau berechnet haben. 14,5 Chatten: Volksstamm zwisch~ Rhein und Lahn. 15,1 au[Vespasian den Treueeid: vgl. Vesp. 6. 15,2 der Feind hart bedrängte: nämlich Mucian und Antonius Primus. - seinen Bruder mit einer Flotte: Tacitus (Historiae 3,57) berichtet, er habe Claudius Iulianus damit betraut, der Mannschaft Mut zu machen, und ihm dann eine Stadtkohorte und Gladiatoren zur Verstärkung gegeben. - Kommandanten von Betriacum: Aulus Caecina Alienus und Fabius Valens. - Flavius Sabinus: vgl. Vesp. 1.
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15,4 löste er den Dolch: als Symbol der kaiserlichen Macht. Tempel der Concordia: Nach dem Abschluß der Ständekämpfe soll M. Furius Camillus Mitte des 4· Jahrhunderts v. Chr. der Concordia einen Tempel als Zeichen dafür erbaut haben, daß nun Eintracht, eine der Grundlagen für das Gedeihen des römischen Staatswesens, zwischen den Patriziern und Plebejern herrsche; am Abhang des Kapitols gelegen. An der vorliegenden Stelle kann auch der Tempel gemeint sein, den L. Opimius 12 I v. Chr. geweiht hat. 16 Aventin: einer der sieben Hügel Roms; ursprünglich bevorzugter Hügel der Plebs, später bauen auch die Reichen hier ihre Villen. 17,1 Via Sacra: die »Heilige Straße« führte an der Südseite des Forums entlang zur Burg. 17,2 Gemonien: vgl. Tib. 53· 18 im siebenundfünfzigsten Lebensjahr: Es scheint festzustehen, daß Vitellius i. J. I 5 geboren ist, er stand also im fünfundfünfzigsten Lebensjahr. - Wir haben das erwähnt: Vit. 9· - Mann von gallischer Herkunft: vgl. Vit. 9: »Hahn« heißt auf lateinisch gallus; gallus hat aber auch die Bedeutung »Gallier«. - Antonius Primus: tüchtiger Feldherr, Legat der Legio Galbiana, Statthalter Vespasians; er stand an der Ostküste Italiens gegen Vitellius und hat auch Cremona besetzt. - Tolosa: ca. 6 km südlich vom heutigen Taulause.
Vespasian 1,2 Reate: heute: Rieti. Hauptort der Sabiner am Velino. - Evocatus: seit etwa Ioo v. Chr. ein wieder in den Heeresdienst aufgenommener Veteranus. Er stand dem Centurio rangmäßig nahezu gleich und konnte sich als Angehöriger eines Elitekorps betrachten. Pharsalos: Stadt am Ostrand der großen westlichen thessalischen Ebene in der Landschaft Phthiotis. Hier stritten im Jahre 48 v. Chr. Pompeius und Caesar um die Vorherrschaft im Staate. - Primipilar: der höchste Centurio. Er galt als der beste Legat in der Legion. den Vierzigsten: ein Hafenzoll in Höhe von 2,5 %der Ladung.
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1,3 Nursia: heute: Norcia. Stadt im Sabinerland am Fuße des Apennin. - Spoletium: heute: Spoleto. Stadt in Umbrien. - Transpadana: der nördliche Teil des cisalpinisehen Gallien, vom Po bis zum Alpenrand. 2,1 Cosa: Wahrscheinlich eine Küstenstadt in Etrurien. 2,2 Männertoga angelegt: Am 17. März feierte man in Rom das Fest der Liberalia. An diesem Tag tauschten die jungen Römer im Alter zwischen 14 up.d 16 Jahren die Toga praetexta gegen die Toga virilis. 2,3 Sieg in Germanien: Im September des Jahres 39 unternahm der Kaiser Caligula diese Expedition gegen die Germanen. - Verschwörer: Aemilius Lepidus und C. Cornelius Lentulus Gaetulicus, unter Caligula ermordet, weil man ihre ruchlosen Pläne gegen den Kaiser aufgedeckt hatte; vgl. Claud. 9,1. 3 Rekuperatoren: Ursprünglich bestand ihre Aufgabe darin, Privatleuten den im Verlauf von kriegerischen Ereignissen verlorengegangenen Besitz wiederzubeschaffen. Sie waren auch in Privatprozessen zwischen cives Romani und peregrini anzutreffen. - Ferenti: heute: Ferento. Bergstadt in der Nähe von Viterbo. - Caenis: Sie genoß einen sehr guten Ruf. Auch die Söhne Vespasians hingen an ihr. Da sie sich nie mehr Rechte herausnahm, als ihrer Verbindung entsprachen, gab es auch nie einen Skandal um diese Beziehung. In Rom nahm man ohnehin kaum Anstoß an ihrem Zusammenleben, da solche Verbindungen in den vornehmen Kreisen Roms üblich waren. - Antonia: Tochter des Triumvirn Marcus Antonius; Gattin des Drusus und Mutter des Germanicus, des Kaisers Claudius und der Livilla. 4,1 Narcissus: Der einflußreichtste Freigelassene am Hofe des Claudius. Er hatte das Amt ab epistulis inne. Bei fast allen wichtigen Ereignissen unter der Regierung des Claudius trat er hervor. Narcissus selbst wurde u. a. nach Britannien geschickt, um einen Aufstand der Soldaten beizulegen (Cassius Dio 60,19). Er sorgte für die Hinrichtung Messalinas und ihrer Freunde. Narcissus durfte es sogar wagen, mit Claudius Spott zu treiben (Cassius Dio 6o,33)· Eine Wendung in seiner Stellung ergab sich durch die Heirat des Claudius mit Agrippina. Narcissus hatte als neue Gattin des Claudius die Aelia Paetina favorisiert. Agrippina zahlte ihm diese Parteinahme mit Feindseligkeiten heim. Im Jahre 54 widersetzte er sich vergeblich dem Todes-
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urteil gegen Domitia Lepida. Als Nero den Thron bestieg, fiel Narcissus dem Haß Agrippinas zum Opfer (Tacitus, Annales I3,1,3). Vgl. auch Vesp. 4,2; Tit. 2. - Vectis: heute: Isle ofWight. 4,2 Agrippina: Tochter des Germanicus. Im Jahre 49 wurde sie trotz der Intrigen des Narcissus die Frau des Kaisers Claudius, den sie im Jahre 54 mit Hilfe der Giftmischerin Lucusta vergiftete. Nachfolger wurde ihr Sohn Nero aus einer früheren Ehe mit Domitius Ahenobarbus. 4,3 Hadrumetum: liegt im heutigen Tunesien. 4,4 Griechenlandreise: Im Jahre 66 begab sich Nero auf eine einjährige Künstlertournee nach Griechenland- obwohl damals in Iudaea der Krieg ausbrach. - eine Provinz ... angeboten: Vespasian wurde die Verwaltung der Provinz Palästina übertragen. 5,3 Caesar: Gemeint ist der Kaiser Gaius Caligula. 6 Karmel: Gebirgszug am Kison, der sich von Nordsamaria bis Südphönizien erstreckt. Gleichzeitig auch der Name der Gottheit. Vgl. Tacitus, Historiae 2,78,3. - ]osephus: jüdischer Historiker. Kommandant der jüdischen Armee in Galiläa. Er geriet 67 bei der Eroberung von Jotapata in römische Gefangenschaft. Vgl. Flavius Josephus, Bellum Iudaicum 3,340 ff. - Schlacht bei Betriacum: Dorf zwischen Cremona und Mantua. Die Schlacht fand Ende Oktober 69 zwischen Vitellius und Antonius Primus statt. Antonius Primus blieb Sieger. Vor der Stadt lagen ca. 50 ooo Leichen. Mit der Schlacht wurde der Krieg in Italien im wesentlichen entschieden. 6,2 Mösien: Name einer römischen Provinz am rechten Unterlauf der Donau. Ihr Gebiet umfaßte wohl das heutige Serbien, Nordbulgarien und die rumänische Dobrudscha. - Aquüeia: die Hauptstadt der Veneter, im Nordosten Italiens nahe der Küste gelegen. 6,4 (C.) Licinius Mucianus: Er war ein wohlhabender und gebildeter Mann. In früher Jugend soll er recht verschwenderisch gewesen sein. Konsul imJ ahre 52 unter Claudius; 57 wurde er zum Statthalter von Lykien und Pamphylien ernannt. Unter Nero bekleidete er ein weiteres Konsulat. Nero übertrug ihm auch die Provinz Syrien. Titus hatte die Sympathie Mucians gewonnen, was wesentlich dazu beigetragen hat, daß sich das Verhältnis zwischen Vespasian und Mucian entspannte. Mucians Bedeutung als Legat von Syrien ist nicht zu unterschätzen. Denn in Syrien waren vier Legionen stationiert, die im Vorderen Orient bedeutendes Gewicht hatten. Ohne die Zustim-
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mung Mucians ging hier nichts. Seine Verbindungen reichten bis an den kaiseelischen Hof in Rom, wo er sich bestens aufs Intrigenspiel verstand. - Vologaeses: von 5 I bis 78 König der Parther. Vespasian soll das Angebot des partbischen Königs dankend abgewiesen und ihn an den Senat in Rom verwiesen haben. 7,1 Sarapis: der ägyptische Heilgott. Infolge der Heilungen (7,2 f.) wurde Vespasian von den Menschen für das lebende Abbild des Gottes gehalten. Er schien von diesem Gott auserkoren zu sein für höhere Aufgaben. - Basilides: Der Name ist wohl sprechend. Er leitet sich ab vom griechischen ßamA.Eu~, der »König«. Also auch hier ein Hinweis auf die höhere Bestimmung Vespasians. - die Truppen ... seien ... aufgerieben: Ende Oktober 69; s.o. zu Betriacum. 8,1 Triumph über die Juden: im Juni 7I. Der Senat hatte Vespasian und Titus einen eigenen Triumph bewilligt. Vater und Sohn feierten ihn aber gemeinsam. Eine ausführliche Beschreibung des Triumphzuges gibtFlaviusJosephus: Bellum Iudaicum 7,I2I-I57· Die wichtigsten Szenen sind festgehalten in den Reliefs des Titus-Bogens in Rom. Vgl. Tit. 6,I; Dom. 2,r. - die Zensur: im Jahre 73 (74) zusammen mit seinem Sohn Titus. Im Jahr der Zensur ergänzte er die Reihen des Senats, die sich unter Nero sehr gelichtet hatten (vgl. Vesp. 9,2). Er gewährte Grammatikern, Rhetoren und Ärzten Sonderrechte; so befreite er sie u. a. von der Steuerzahlung, erlaubte ihnen, sich in Korporationen zusammenzuschließen, ja er schützte sie vor Übergriffen von seiten der Bürger. An diesen Vergünstigungen hatten die Philosophen keinen Anteil (vgl. Vesp. I 3). 8,4 raubte er die Freiheit: d. h., sie hatten wieder Steuern zu zahlen. Nero hatte sie ihnen erlassen. Vespasian brauchte Geld: für die Zahlungen an die entlassenen Soldaten, für Verwaltungsangelegenheiten, für die Finanzierung der öffentlichen Bauten und Spiele. Denn er mußte dafür sorgen, daß das Volk ihm gewogen blieb.- Die Provinz Achaia umfaßte seit 2 7 v. Chr. das griechische Kernland mit den Inseln sowie Thessalien, Ätolien, Akarnanien und Teile von Epirus; Lykien: gebirgige Landschaftim südlichen Kleinasien. - machte sie zu Provinzen: Diese Maßnahmen hatten wohl auch strategischpolitische Gründe. - Kilikien lag im Südosten Kleinasiens zwischen Pamphylien und Syrien. Der westliche, bergige Teil, bis zum Meer reichend, wurde das »rauhe« (-cpaxeia) genannt; Kommagene: Landschaft in Nord-Syrien.
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8,5 Wiederaufbau: In den Kämpfen des Jahres 69 zwischen den Anhängern des Vitellius und denen der Flavier war das Kapitol ein Opfer der Flammen geworden. 9,1 Tempel der Pax: im Jahre 71. In Rom und Italien herrschte in den Jahren nach 71 unter Vespasian wirklich Frieden. - zerstört hatte: vgl. Claud. 45. Er stand wohl Neros »Goldenem Haus» im Wege. - ein Amphitheater: Begonnen wurde im Jahre 70 mit dem Bau; unter Vespasian wurde er bis zum zweiten Stockwerk vollendet. Unter Titus wurde der Bau um das dritte und vierte Stockwerk ergänzt und im Jahre So mit hunderttägigen Spielen eingeweiht (vgl. Tit. 7,3). Etwa 40 ooo bis 50 ooo Menschen konnten darin Platz finden. 10 Centumviralgericht: ein Sondergerichtshof, vor dem insbesondere Eigentums- und Erbschaftsprozesse verhandelt wurden. 12 Via Salaria: »Salzstraße«. Auf ihr soll das Salz aus den .Salzbergwerken in der Nähe von Ostia in das Innere Italiens transportiert worden sein. - tribunizische Gewalt: wohl im Dezember 69. - »Vater des Vaterlandes~: wahrscheinlich seit 71. Im Jahre 2 v. Chr. nannten Senat, Ritterschaft und Volk von Rom Augustus pater
patriae. 13 (C.). Salvius Liberalis (Nonius Bassus): aus der U rbs Salvia in Picenum. Berühmt als freimütiger Redner in Rom. Von Vespasian und Titus war er während ihrer Zensur in den Senat aufgenommen worden (73/74). Unter Domitian wurde er angeklagt (was man ihm vorwarf, ist nicht bekannt) und wahrscheinlich verbannt. - Hipparchus: Vielleicht handelt es sich hier um (Ti. Claudius) Hipparchus. Er wurde wegen Hochverrats angeklagt. Sein Vermögen wurde eingezogen. - Demetrios: Er lebte in Rom, war ein Freund von Seneca, Thrasea Paetus und Apollonius. Seneca spricht lobend über ihn. Nero vertrieb ihn im Jahre 66 aus Rom; nach seiner Rückkehr wurde er im Jahre 71 von Vespasian auf eine Insel verbannt. Unter Domitian lebte er in Puteoli. - einen Hund: Das war nichts anderes als die volkstümliche Bezeichnung für die Kyniker, das griechische Wort 1C\JVtK6c; trägt beide Bedeutungen: »hündisch« und »der kynischen Philosophie angehörig«. Gemeint ist wohl unser »Tu doch, was du willst«, worin ja auch ein Unterton von Mißbilligung mitklingt. 14 Mettius Pompusianus: Konsul zwischen 70 und 75· - zu gegebener Zeit: d. h., wenn er einmal Kaiser wäre.
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15 Helvidius Priscus: Er gehörte zur Opposition gegen die Flavier und betonte immer wieder die Freiheit des Senats. Vielleicht wollte er den Mitbürgern die Herrschaft des Augustus wieder ins Gedächtnis rufen, der ja die alten republikanischen Institutionen wenigstens formell wieder ins Leben zu rufen suchte. - Mit seinem Schwiegervater Thrasea Paetus feierte er die Geburtstage von Cassius und Brutus. Später war er in einen Prozeß des Schwiegervaters verwickelt und wurde (66) von Nero verbannt. Unter Vespasian wurde er Praetor (70), wurde aber von diesem auch in die Verbannung geschickt. Im Jahre 73 ordnete der Kaiser an, ihn zu töten. 16,3 vierzig Milliarden: Bude liest hier: quadragies, also vier Milliarden Sesterzen. 18 sagte er ... Jahresgehalt ... zu: Vespasian handelt hier aus Staatsinteresse. Der Römer, der hohe Staatsposten bekleiden sollte, mußte dazu befähigt werden. Ein wichtiger Schritt hierzu war die Ausbildung bei einem Rhetor. Der erste besoldete Rhetorikprofessor war Quintilian. - kaisehe Venus: Es ist nicht klar, worauf Sueton hier anspielt. Denkbar wäre, daß es sich bei dieser koischen Venus um die Aphrodite anadyomene des Apelles handelt. - Kolosses: Der Nero-Koloß des Zenodor; etwa120m hoch. Nach ihm trägt das Colosseum seinen Namen. - den kleinen Mann ... verdienen zu lassen: Es ist fraglich, ob Vespasian hier sozial oder fiskalisch denkt. Er will auf der einen Seite Staatsgelder sparen, auf der anderen Seite braucht er die Gunst des Volkes. 19,1 Marcellus: Sohn der Octavia, der Schwester des Augustus, und der Adaptivsohn des Augustus, starb im Alter von 20 Jahren im Jahre 23 v. Chr. Caesar hatte 44 den Bau eines großen Theaters geplant und selbst den Grundstein gelegt. Augustus führte das Unternehmen zu Ende und nannte das Theater nach eben diesem Marcellus. Im Jahr 13 oder 11 v. Chr. fand die Einweihung statt. 69 n. Chr. wurde das Theater des Marcellus zusammen mit dem Kapitol zerstört. - Apelles: Unter Caligula war Apelles von Askalon als Tragöde berühmt. Es ist zweifelhaft, ob der hier gemeint sein kann. Terpnus: Er lehrte Nero die Kithara zu spielen und dazu zu singen (vgl. Ner. 20,1), begleitete ihn auch auf seiner Griechenlandreise (Vesp. 4,4), trat ohne Erfolg gegen ihn als Konkurrent auf. - Diodorus: Wie Terpnus begleitete Diodorus Nero auf seiner Griechenlandreise. Als der Kaiser nach seiner Tournee als gefeierter Künstler in
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Rom einzog, soll er Diodorus gestattet haben, neben ihm auf dem Triumphwagen zu stehen. - an den Saturnalien: Am 17. Dezember eines jeden Jahres wurde das Fest der Saturnalien gefeiert. Es kann mit unserem Karneval verglichen werden. Man gab sich ausgelassen, feierte Gelage, und auch den Sklaven war es erlaubt, an diesem Tag ihre Späße selbst mit ihren Herren zu treiben. Dieses Fest konnte bis zu fünfTage dauern. - erhielten die Frauen ... Geschenke: Man feierte am r. März das Fest der Matronalien, ein Fest, das auf den Stiftungstag des Tempels der luno Lucina, der Geburtsgöttin, fiel. Zu ihr beteten die Frauen um Erhalt ihrer Ehen und um glückliche Geburten. Die Männer beschenkten an diesem Tag ihre Frauen.- Vespasian zeigt sich hier gar nicht knauserig. Es dient schließlich seinem eigenen Vorteil. 19,2 Kybiosaktes: »Pökelfischhändler«. In Alexandria hatte man großartige Geschenke von ihm erwartet. Vespasian hingegen war nur darauf aus, neue Steuerquellen zu erschließen. - Favor: Auf Inschriften begegnet dieser Name häufig als Name von Schauspielern. - (L.) Mestrius Florus: ein gebildeter Mann aus kleinen Verhältnissen, Freund des Plutarch. Er war 75 oder 76 Konsul. Als Konsular war er einer der Ratgeber des Kaisers. Im Jahre 83/84 oder 88/ 89 war er Prokonsul der Provinz Asia.- Unsere Episode geht wohl zurück auf die Bitte des Florus, der Kaiser möge ihm erlauben, einen Reisewagen zu benutzen, dabei habe er sich der unüblichen Form plaustrum statt des gebräuchlichen plastrum bedient. 23,1 »Wandelt er ... «: Homer, Ilias 7,213. - Kerylos: Auf ihn bezieht sich wohl das Epigramm 1,67 von Martial: >Liber homo es ni-
mium,< dicis mihi, Ceryle, semper. In te qui dicit, Ceryle, liber homo est. - »0 Laches, LacheS«: Menander frg. 223,2 Kock. 23,4 lunia Calvina: Urenkelin des Augustus und als solche wohl im Mausoleum des Augustus beigesetzt. Ihre Mutter war Aemilia Lepida, Tochter des Aemilius Paulus und der Iulia. Man hat sie wohl fälschlich des Inzests mit ihrem Bruder Silanus beschuldigt. Sie wurde aus Italien verbannt und von Nero aus der Verbannung zurückgerufen. 24 Cutiliae: Im Sabinerland an der Via Salaria gelegen, in der Nähe von Reate.
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Titus 1 Cognomen des Vaters: In der Kaiserzeit unterschied man die Söhne eines Vaters durch das Cognomen. Es wurde meist der Verwandtschaft enmommen, häufig so, daß der älteste Sohn das Cognomen des Vaters, der jüngere ein vom Gentilnamen der Mutter abgeleitetes Cognomen erhielt. - öffentlich Vorwürfe: Die Rollen des verantwortlichen Herrschers (Vespasian) und des unter ihm stehenden Thronfolgers waren so verteilt, daß der letztere die »Akte der Kabinettsjustiz« zu verantworten hatte, während der Kaiser mehr dann in Erscheinung trat, wenn Gnaden verteilt wurden. Vgl. aber auch die Beschreibung des Titus und seiner Handlungsweisen in Kapitel6 und 7, r. - Septizonium: Da es hier als Ortsangabe dient, muß es ein bekanntes Gebäude gewesen sein. Vielleicht ein monumentaler öffentlicher Wochentagskalender. - kleinen und finsteren Zimmer: Vgl. Dom. r,r. 2 (Ti. Claudius Caesar) Britannicus: Sohn des Kaisers Claudius und seiner dritten Gemahlin Valeria Messalina: geboren wahrscheinlich am r2. Februar 4r n. Chr. Der gewaltsame Tod seiner Mutter hatte für Britannicus schlimme Folgen: Im Jahre 49 n. Chr. heiratete sein Vater Claudius seine Nichte lulia Agrippina und adoptierte im folgenden Jahr deren Sohn unter dem Namen Nero Claudius Caesar Drusus Germanicus. Britannicus wurde auf Betreiben seiner Stiefmutter in der Folge hinter Nero zurückgesetzt und permanent gedemütigt. Nach der Thronübernahme durch Nero ließ dieser ihn im Jahre 55 durch Gift töten. - Disziplinen: Es handelt sich hierbei wahrscheinlich um die Beherrschung der lateinischen und griechischen Sprache in gebundener und freier Rede sowie um Unterweisung in Musik und Gesang. - denselben Lehrern: Einer der Lehrer ist bekannt: Sosibius. - Metoposkopen: sein Name (»Phrenologe«, ,.Anhänger der Schädellehre«) ist nicht bekannt. Vielleicht handelt es sich um einen Freund des bei Claudius einflußreichsten Astrologen Balbillus. - Narcissus: vgl. Vesp. 4,r. - Gifttrank: Sueton schildert die Verabreichung des Gifttrankes in der Vita Neros etwas abweichend; es heißt dort (33,2), Britannicus sei gleich nach dem ersten Schluck zusammengebrochen. Auch bei Tacitus (Annales r3,r5) wird auf die schnelle Wirkung des Giftes hingewiesen. - Festzug
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zum Circus: Dieser führte über das Forum zum mittleren Haupttor des Circus. Es wurden außer den Götterbildern auch Bilder der Kaiser und Personen aus den kaiserlichen Familien mitgeführt. 3,1 schöne Gestalt: Die Gestalt des Herrschers spielte beim Volk eine große Rolle (vgl. Tacitus, Historiae r,7,3; Nepos, Iphicrates J,r). - Meister ... Künsten: Die Erziehung des Römers umfaßte die Bereiche domi müitiaeque (vgl. Vergil, Aeneis 6, 8p-8n). 3,2 Zither spielen: Noch bei Nepos (Epaminondas r,2) heißt es, daß sich nach römischer Sitte Musik und Tanz für eine Persönlichkeit in hoher Stellung nicht gezieme. Eine Beteiligung an Musik und Tanz könne den guten Ruf in Frage stellen. Es gibt aber auch anders lautende Äußerungen (vgl. Historiae Augustae Scriptores, Hadrianus r4,9). - Kurzschrift: Es wird sich Titus wohl der »Tironischen Noten« (notae Tironianae) bedient haben; entwickelt von Ciceros Freigelassenem Tiro, erweitert von Maecenas und Seneca. 4,1 Müitärtribun: Titus hat wohl im Jahre 58 das Militärtribunat angetreten. - sowohl in Germanien als auch in Britannien: Manche Senatorensöhne waren bei zwei, bisweilen auch bei drei Einheiten Militärtribunen. - fleißigen und ... besonnenen Mannes: Vom Verhalten des Titus in der Hauptstadt zeichnet Sueton (7, r) ein völlig abweichendes Bild. 4,2 Arrecina Tertulla: Tochter des M. Arrecinus Clemens, des Praetorianerpraefekten unter Caligula im Jahre 4r n. Chr. Ihr Bruder, M. Arrecinus Clemens, bekleidete zweimal das Konsulat und war auch praefectus praetorio; es war eine Ausnahme, daß er als Senator dieses Amt innehatte. - Praefekt der Praetorianerkohorten: Seit den flavischen Kaisern galt diese Praefektur als das höchste ritterliche Amt. - Marcia Furnilla: Tochter des Q. Marcius Barea Soranu~ und der Antonia Furnilla. Titus hat sie vor Bekleidung der Quaestur geheiratet. - eine Tochter: (Flavia) Iulia. Geboren wahrscheinlich um 64, vor der Quaestur des Vaters. Von Titus dem Domitian zur Frau angetragen und von diesem zurückgewiesen, heiratete sie vor Sr den T. Flavius Sabinus. Noch zu Lebzeiten des Titus verkehrte Domitian mit ihr in ehebrecherischem Umgang; den T. Flavius Sabinus ließ Domitian vor dem Jahre 90 töten. lulia hatte auf Domitian großen Einfluß. Sie starb an einer Abtreibung, wahrscheinlich vor dem Jahre 90. 4,3 Legat: Im Jahre 66. - Tarichea: Stadt am Westufer des See
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Genezareth am Fuße eines Berges. - Gamala: Stadt am See Genezareth, gegenüber von Tarichea. 5,1 Galba: Er war am 8. Juni 68 vom Senat als Kaiser anerkannt worden. - Wo ... er hinging: Der offizielle Anlaß der Reise war sicherlich die Loyalitätsbekundung des Vespasian durch seinen Sohn Titus. - Orakel der Venus: vgl. den Bericht bei Tacitus (Historiae 2,J-4)· 5,2 in Erfüllung gegangen: Seit der Ausrufung Vespasians zum Imperator (1. Juli 69) war Titus neben Domitian Anwärter auf den Thron. Bereits im Jahre 69 wurde Titus von Vespasian dazu herangezogen, das Imperium mit einzurichten (vgl. Flavius Josephus, Bellum Iudaicum 5,2). - zurückgelassen: Dem Titus war die Armee im Osten anvertraut, so daß Vespasian eine starke Stütze seiner Macht in zuverlässigen Händen wußte. Im Osten war er Stellvertreter seines Vaters. - beim letzten Sturm auf]erusalem: Gemeint sein kann hier nur der letzte Sturmangriff auf die erste Mauer der Stadt. - am Geburtstag der Tochter: am 26. September 70. - als Imperator begrüßten: Die Ausrufung zum Imperator war in republikanischer Zeit üblich, wenn ein römischer General den Feind entscheidend besiegt hatte. Seit der Kaiserzeit war der Titel »Imperator« allein dem regierenden Kaiser vorbehalten. Wenn die Truppen einer Armee ihren General als Imperator akklamierten, so bedeutete dies die Erhebung zum Gegenkaiser. Im Falle des Titus war die Sache natürlich anders. 5,3 Herrschaft ... verschaffen: Titus hat eine solche Absicht nie gehegt. - nach Alexandria eilte: Seinen Einzug hielt er gegen sieben Uhr am Morgen des 25. April des Jahres 71. - Apis-Stier in Memphis: Apis war ein den Ägyptern heiliger Stier, der nach besonderen Kennzeichen ausgesucht wurde: weißes Dreieck auf der Stirn, mondförmiger Fleck auf den Flanken, adlerförmiger auf dem Nakken etc. - Memphis war eine der Hauptstädte des alten Ägypten, 25 km südlich der Deltaspitze gelegen am Westufer des Nil, etwas südlich des heutigen Kairo. - Regium: heute: Reggio di Calabria, an der Straße von Messina. - Puteoli: heute: Puzzuoli, Hafenstadt an der Küste Kampaniens. 6,1 Triumph: vgl. Vesp. 8, 1. - Zensor: vgl. Vesp. 8, 1. - im Volkstribunat: seit dem I. Juli 71. Die Teilnahme an der tribunicia potestas weist Titus als Nachfolger aus. - in sieben Konsulaten: in denJ ahren
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70, 72,74-77, 79 n. Chr. - Praetorianerpraefektur: Der Amtsinhaber hatte wesentlichen Einfluß auf das Reichsregiment, und somit bestand die Möglichkeit, daß hieraus dem Princeps ein Nebenbuhler erwuchs. Ein römischer Ritter, dem man dieses Amt in der Regel übertrug, hatte geringe Chancen, selbst Kaiser zu werden. - Die Hauptaufgabe des Praetorianerpraefekten war der Schutz von Leib und Leben des Kaisers. - verfuhr ... ziemlich ... grausam: denn: die Verhältnisse im Staat waren noch nicht stabilisiert, und es waren noch Verschwörungen im Gange. 6,2 Aulus Caecina (Alienus): Sueton bezieht sich auf Vorgänge um 79, als Caecina zusammen mit Eprius Marcellus eine Verschwörung anzuzetteln suchte. 7,1 (lulia) Berenike: die älteste Tochter des jüdischen Königs Agrippa 1., geboren wahrscheinlich 28 ·n. Chr. Sie kam im Jahre 75 nach Rom und lebte bis 79 mit dem elf Jahre jüngeren Titus wie Mann und Frau zusammen. 7,2 Ratgeber: Sie berieten den Kaiser in allgemein politischen Fragen und verwaltungstechnischen Angelegenheiten. - da diese ... unentbehrlich waren: Anders berichtet Cassius Dio (67,2,r): Domitian sei in seiner späteren Regierungszeit gegen die Ratgeber des Vespasian und Titus auf grausame Art vorgegangen. - auch gegen ihren Willen: Titus legte Wert auf ein ungetrübtes Verhälmis zum Senat. Er wird sich an K.leopatra und Antonius erinnert haben. Ferner kam hinzu, daß Berenike Jüdin war, und gegen dieses Volk hatte man in jüngster Vergangenheit einen schweren Kampf austragen müssen. 7,3 Amphitheaters: vgl. Vesp. 9,r. - Thermen ... daneben: Es handelt sich hierbei wohl um die Thermen der DomusAurea des Nero, die restauriert und umgebaut wurden. - in der alten Naumachie: Erbaut von Augustus im Jahre 2 v. Chr. Hier veranstaltete Titus am dritten Tag der Spiele dieses Seegefecht, in welchem 3000 Menschen in der Rolle der Athener und Syrakusaner gegeneinander kämpften. 8,1 Vergünstigungen: Hierunter fallen z. B. die Gewährung des ius trium liberorum und das Recht der unentgeltlichen Nutzung von Stücken öffentlichen Grundbesitzes. Der verleihende Princeps konnte sie zurücknehmen; mit seinem Tode erlosch ihre Gültigkeit. - bestätigte ... in einem Edikt: Die Neuerung besteht also darin, daß er die beneficia seiner Vorgänger durch ein generelles Edikt bestätigte.
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8,2 Thrakische Gladiatoren: Man ließ sie in der für die Thraker charakteristischen Bewaffnung kämpfen: dem kleinen runden Schild und zum Ausgleich dazu in einer schweren Rüstung. Ihre Angriffswaffe war ein runder oder im rechten Winkel gebogener Säbel. 8,3 Ausbruch des Vesuvs: am 24./25. August des Jahres 79 n. Chr. Ein Augenzeugenbericht liegt in zwei Briefen Plinius' d. J. vor (Epistulae6,16und2o).- derBrandRoms:ImJahre8o.- eineSeuche: Es gibtBerichte übereine Seuche, die im Jahre 77 bis zu 10 ooo Menschen täglich hinweggerafft haben soll. Es ist denkbar, daß sie mit der unter Titus bezeugten identisch ist. 8,4 nutzte er jedes Mittel zur Hilfe: Titus ließ wohl die von den Schicksalsschlägen getroffenen Menschen aus der kaiserlichen Kasse mit dem Nötigsten versorgen. Auch scheint ein Bittfest stattgefunden zu haben. 8,5 Denunzianten: Die Tätigkeit der Delatoren ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Sie waren mit ein Garant für das Funktionieren der öffentlichen Ordnung und das Befolgen staatlicher Anordnungen, da es die Instanz des öffentlichen Anklägers nicht gab. 9,1 Pontifex maximus: Titus übernahm dieses Amt nach dem Tode Vespasians. Als Inhaber dieses Amtes konnte er religiöse Fragen ohne Umschweife entscheiden. - Zwei Patrizier: Die Namen der Verschwörer sind nicht bekannt. Metastasie hat den Stoff in der von Mozart vertonten Oper La clemenza di Tito ausgesponnen. - daß das Schicksal ... vergebe: Dies lehrten die Stoiker und Astrologen. 9,3 Unruhe stiftete: Seit dem Tode Vespasians intrigierte Domitian gegen Titus: Dom. 2,3. So versprach er den Soldaten ein doppeltes Donativ. - nicht einmal auf einen ... Ehrenposten: Sueton verzeichnet die Stellung Domitians: Titus hatte seinem Bruder in Wirklichkeit jegliche Teilnahme an der Ausübung seiner Macht versagt. 10,1 ein größeres Unglück ... als für ihn selbst: Cassius Dio (66,18) äußert die Vermutung, die Herrschaft des Titus sei nur deshalb als glücklich empfunden worden, weil sie so kurz war und Titus infolgedessen nicht die Möglichkeit hatte, seine negativen Züge zu zeigen. - Besitz im Sabinerland: bei Reate, vgl. Vesp. 1,2. - höchstens eine: Cassius Dio (66,26,3-4) äußert die Vermutung, Titus habe bereut, daß er den Domitian nicht habe hinrichten lassen. Somit trage er die Schuld, daß das Reich nun in die Hände eines solchen Mannes falle.
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10,2 Domitia (Longina): Sie war die Tochter des großen Generals Cn. Domitius Corbulo. Geboren wurde sie am I I. Februar, mit Sicherheit vor 58. Sie ist zwischen 126 und 140 in hohem Alter gestorben. 11 auf den Thron gefolgt: Titus hatte am 24. Juni 79 die Herrschaft angetreten. - die Tore verschlossen: denn die Nacht war bereits angebrochen. Hier erkennt man, wie sehr Titus beliebt war. - Ehrungen: Sicherlich hat man hier an ähnliche Ehrungen zu denken, wie sie beim Tode des Augustus vorgeschlagen wurden, vgl. Aug. roo.
Domitian 1,1 am 24. Oktober geboren: im Jahre 51. - Malus Punicus: Vespasian war also in ein vornehmeres Viertel umgezogen. Ähnliche Straßennahmen sind überliefert, z.B. ad pirum; ad gallinas albas. - Clodius Pollio: Inhaber mehrerer Prokuratorenposten unter Domitian. Er war der Verfasser einer Biographie des L. Annius Bassus, eines Unterbefehlshabers Vespasians im Jüdischen Krieg. »Luscio«: »Der Blödsichtige« oder »Der Einäugige« (falls man Lusco liest), man hat auch Lusio vorgeschlagen, auf deutsch wohl »Das Spiel«, im Sinn von Unzuchttreiben.- Tacitus (Annales 15,49) berichtet über die Schriftstellerei Neros. 1,2 (Flavius) Sabinus: älterer Bruder des Vespasian. Vgl. Vesp. I. 1,3 im Gewand eines Priesters der Isis: in einem linnenen Gewand also. - Stadtpraefektur mit konsularischer Gewalt: Die beiden Konsuln waren nicht in Rom, Vespasian war in Ägypten, Titus in Palästina. So wurde ihm das imperium consulare übertragen. Vgl. Tacitus, Historiae 4•3· - wie er sich später aufführen werde: vgl. Tacitus, Historiae 4,2. - Domitia Longina: vgl. Tit. 10,2. - (L.)Aelius (Plautius) Lamia (Aelianus): Im Jahre So war er Consul suffectus. Über die möglichen Gründe für die Beseitigung Lamias vgl. Dom. 10,2. - nicht ... einen Nachfolger sende: Cassius Dio (66,2) schreibt, Vespasian habe Domitian sogar schriftlich gedankt, daß er ihn nicht habe ablösen lassen.
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2,1 Feldzug nach Gallien und Germanien: In Gallien tobte nach dem Tode des Vitellius wieder der Aufstand. Als Mucian, der in Rom die wichtigsten Fäden in Händen hielt, die Nachricht hiervon erreichte, faßte er den Entschluß, nach Gallien aufzubrechen. Da er Bedenken hatte, den unberechenbaren Domitian in der Hauptstadt zurückzulassen, erlaubte er ihm, an dem Feldzug teilzunehmen. Das war im Jahre 70. An der Beendigung des Aufstandes hatte Domitian keinen Anteil. - den Triumph über die Juden: vgl. Vesp. 8, 1. - nur einmal ordentlicher Konsul: In der Kaiserzeit wurden mehr als nur zwei Konsuln gewählt. Die angesehensten waren aber die, die zuerst gewählt wurden und auch als erste das Konsulat bekleideten (die sog. consules ordinarii). 2,2 Alanen: ein Nomadenvolk zwischen dem Kaspischen Meer und dem Don. - versuchte er ... dahin zu bringen: Er appelliert wohl an die Könige von Armenien und Medien, Tiridates und Pacorus. 2,3 Vater gestorben war: Vespasian starb am 23· Juni 69 (vgl. Vesp. 24). - in doppelter Höhe: also doppelt so hoch wie das entsprechende Geschenk seines Bruders Titus. - gefälscht: vgl. Tit. 3,2. 3,1 (Q.) Vibius Crispus: Konsul unter Nero, Vespasian und Domitian. Unter Vespasian war er wahrscheinlich im Jahre 72/73 Prokonsul von Afrika. Ferner war er Legat im diesseitigen Spanien. Er war ein enger Freund Vespasians und ein Ratgeber Domitians. Seine Beredsamkeit wird gerühmt. Er war auch ein erfolgreicher Anwalt. Vgl. Tacitus, Historiae 2,1o,I. - zweites Konsulat: im Jahre 73· - Paris: Ein berühmter Pantomime aus Ägypten. Sein Einfluß am Hofe Domitians war groß; seinen Günstlingen verschaffte er einflußreiche Posten. Cassius Dio (67,3) berichtet, Domitian habe Paris auf offener Straße ermorden lassen. - tat aber so, als ob: Cassius Dio (67,3) sagt, daß das Volk dieses tatsächlich verlangt hatte. 4,1 Amphitheater: vgl. Vesp. 9,1; Tit. 7•3· - im Circus: Der Circus Maximus lag zwischen dem Aventin und dem Palatium. Die erste Rennbahn soll von Tarquinius Priscus, dem fünften legendären König Roms, angelegt worden sein. Der Sage nach haben aber bereits noch früher in dieser Gegend Wagenrennen stattgefunden; während eines dieser Rennen sollen die Sabinerinnen geraubt worden sein. Der Circus Maximus wurde oft ein Opfer von Bränden. Er konnte zwischen 150 ooo bis 250 ooo Besucher fassen. - zwischen Frauen:
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Schon zur Zeit Neros nehmen Frauen aus vornehmen Familien an Gladiatorenkämpfen und Tierhetzen teil. Auch bei der Einweihung des Amphitheaters unter Titus sollen Frauen, allerdings solche von niederer Herkunft, an den Tierhetzen teilgenommen haben. - eingestellt worden: Das war im Jahre 54 unter Nero. - aus seiner Gladiatorenschule: Es gab deren vier in Rom: den Ludus matutinus, den Ludus magnus, den Ludus Gallicus und den Ludus Dacicus. Die Gladiatorenschulen von Capua und Praeneste sind in Italien wohl die bekanntesten gewesen. 4,2 (Marcus lunius) Mettius Rufus: von 89 bis 94 Praefekt von Ägypten. - in strömendem Regen: Cassius Dio (67,8) berichtet, daß bei diesem Gefecht nicht nur nahezu alle aktiven Teilnehmer, sondern auch viele Zuschauer umkamen. Denn Domitian hattetrotz des Unwetters allen verboten, das Theater zu verlassen, bevor das Schauspiel zu Ende war. So erkrankten viele und starben. 4,3 Säkularspiele: Die Feiern fanden im Jahre 88 statt. Die Berechnung der Daten war schwierig, da ein saeculum IOO oder I IO Jahre umfassen konnte und die Chronologie der Ludi saeculares vor Augustus nicht ganz klar ist. Augustus scheint I7 v. Chr. die Ludi saeculares gefeiert zu haben, Claudius 47 n. Chr., Soo Jahre nach der Gründung Roms (vgl. Claud. 2r). 4,5 »Fest der sieben Hügel~: Das Fest wurde am Ir. Dezember gefeiert. Es fand ein Opfer auf dem Palatium statt. Es gab wohl auch Darbietungen der Gladiatoren. In der Zeit Domitians ging es wohl über mehrere Tage. 5 baute ... wieder auf' im Jahre So. Vgl. Martial9,3: Der ganze Himmel würde bankrott gehen, wollten die Götter ihre Schulden abtragen für die Bauten, die Domitian hat errichten lassen. - Stadion: In der Nähe des Pantheons. Es faßte etwa I 5 ooo Zuschauer. Hier fanden Wettkämpfe unter Athleten statt. - Odeum: Es lag auf dem Marsfeld. Es handelt sich hierbei um ein überdachtes Theater für musikalische Darbietungen. Es faßte ungefähr 5000 Zuhörer. 6,1 Chatten: Volksstamm zwischen Fulda und Eder. Der Anlaß für den Feldzug Domitians im Jahre 83 ist nicht eindeutig auszumachen. Es ist möglich, daß die Chatten im Jahre 83 aufgerüstet hatten. Es wird auch vermutet, Dornitian habe einen Limes bauen wollen. - Sarmaten: Ein Reitervolk zwischen Donau und Theiß. Der Feldzug fand im Jahre 92/93 statt. Sie waren wohl ihren Verpflich-
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tungen gegenüber den Römern während des Dakerkrieges nicht nachgekommen. - Oppius Sabinus: Konsul im Jahre 84 zusammen mit Domitian. - Cornelius Fuscus: Er wurde 69 von Galba zum Prokurator von Pannonien ernannt. Später ein Mann Vespasians und Kommandant der Flotte in Ravenna. 6,2 L. Antonius (Saturninus): verleitete Ende 88 zwei Legionen im Winterlager bei Mainz, ihn als Imperator zu akklamieren. 8,1 Centumviralgerichte: vgl. Vesp. ro. - Rekuperatoren: vgl. Vesp. 3· 8,2 niemals maßvollere und gerechtere Beamte: Wir wissen nur von einer Anklage: 93 wurde der Prokurator von Hispania ßaetica, Baebius Massa, wegen Erpressung angeklagt. 8,3 Einen Mann im Range eines Quaestors: Gemeint ist wohl Caecilius Rufus. - Sänfte zu gebrauchen: Bereits Caesar harte kinderlosen und unverheirateten Frauen sowie Frauen unter 4 5 den Gebrauch der Sänfte untersagt. Dieses Privileg wurde in der Regel nur freigeborenen Personen eingeräumt. - Scantinisches Gesetz: ein Gesetz, das die Päderastie unter Strafe stellte. - nach alter Sitte: Die Vestalischen Jungfrauen versahen den Kult der Vesta. Sie harten 30 Jahre ihre Jungfräulichkeit zu bewahren. Verstießen sie gegen dieses Gebot, wurden sie »nach alter Sitte« lebendig begraben. -Auf die von Sueton hier beschriebenen Ereignisse bezieht sich Statius, Silvae 1,1,3 5. 8,4 Comitium: Unterhalb der nördlichen Hügelkuppe des Kapitols gelegen. Hier machte man Politik. - eines Mannes vom Rang eines Praetors: Valerius Licinianus. Den Vorgang beschreibt Plinius d. J., Epistula 4,1 I. 9,1 noch nicht in Rom: Vespasian traf im Jahre 70 erst im Sommer von Alexandria kommend in Rom ein. - »ehe Stiere sich ... «: Vergil, Georgica 2,537· 9,2 Aerarium: Das Archiv von Rom. Hier wurden alle Gesetzestexte, Erlasse und sonstigen amtlichen Schreiben aufbewahrt. Auch die Steuerschuldner wurden hier registriert. Auf den tabulae publicae fanden die Angeklagten ihre Namen wieder. 10,1 Paris: vgl. Dom. 3,1. - Hermogenes von Tarsos: Der hier erwähnte Hermegenes von Tarsos ist offensichtlich nicht identisch mit dem gleichnamigen griechischen Rhetor (etwa r6o-225 n. Chr.). - Thrakischer Kämpfer: zu den Thrakischen Kämpfern vgl.
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Tit. 8,2. Murmillo: Gladiator, nach gallischer Art bewaffnet: Helm, Schild, Schwert, offenbar keine Panzerung. Am Helm trug er als Zierde einen Fisch. 10,2 (C. Vettulenus) Civica Cerealis: Legat in Mösien im Jahre 82. - Salvidienus Orfitus: Konsul, das Jahr ist unbekannt. - (Manius) Acilius Glabrio: im Jahre 9 I Konsul zusammen mit Trajan. 10,3 (Ludus) Salvius (Otho) Cocceianus: Sohn des L. Salvius Otho Titianus, des Bruders von Kaiser Otho. - Mettius Pompusianus: vgl. Vesp. I4. - Mago und Hannibal: Mago war ein General der Karthager, Sohn des Hamitkar Barkas, Bruder Hannibals. - Die Karthager waren die Rivalen Roms auf dem Wege zur Weltmacht gewesen. - (C.) Sallustius Lucullus: Legat in Britannien wohl zwischen 84 und 96. Domitian als Oberbefehlshaber aller Streitkräfte hat wohl eingewandt, daß die Waffen nur seinen Namen hätten tragen dürfen. - lunius (Arulenus) Rusticus: Anhänger der Stoiker, Schüler des Thrasea Paetus. 93 wurde er wegen Hochverrats hingerichtet. - Helvidius Priscus: Schwiegervater des Thrasea Paetus. Vgl. Vesp. I 5. 10,4 Paris und der Oinone: Paris, der Sohn des Priamos, hatte sich in Oinone, die Tochter des Flußgottes Kehren, verliebt, sie aber wegen Helena sitzenlassen. Sie gab ihm ihr Versprechen, ihn zu heilen, wenn er einmal im Krieg verwundet werde. Als dies eintrat, ging Paris zu ihr. Sie aber verweigerte die Hilfe. Sie bereute das, eilte ihm nach Troja nach, aber kam zu spät. 10,5 einen Tribunen aus dem Senatorenstand: Iulius Calvaster. 11,1 (Marcus) Arrecinus Clemens: Bruder der Arrecina Tertulla, der ersten Frau des Titus (vgl. Tit. 4,2). Im Jahre 70 schlug Mucian ihn als praefectus praetorio vor, obwohl er dem Senatorenstand angehörte, das Amt aber in der Regel nur Rittern übertragen wurde (vgl. Tit. 6,I). Im Jahre 73 war er Konsul. 12,3 Caenis: vgl. Vesp. 3· - »Niemals frommt ... «: Homer, Ilias 2,204. 13,1 Palfurius Sura: einer der bekannten Delatoren unter Domitian. - Siebzehnmal ... Konsul: in den Jahren: 7I, 73, 75> 76, 77• 79; So mit seinem Bruder Titus; von 82 bis 88; 90, 92, 95. 14,2 »Faßt du mich ... «: Anthologia Palatina 9·75· 14,3 Trabea: ursprünglich die Tracht der Könige, dann der Konsuln und Priester. Eine Art Toga, besetzt mit purpurnen und weißen oder mit Scharlachstreifen.
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14,4 Epaphroditos: vgl. Nero 49·3· 15,1 Flavius Clemens: ein Vetter Domitians. Sohn von Flavius Sabinus, des Bruders Vespasians. Er war also ein möglicher Kandidat für die Nachfolge, wenn Domitian kinderlos stürbe. - zu seinen Nachfolgern bestimmt: durch Adoption. 15,2 Fortuna (Primigenia) von Praeneste: eine Natur- und Schicksalsgöttin. Sie soll die Mutter von Iuppiter und Iuno sein. Verbunden mit ihrem Heiligtum war ein LosorakeL 16,1 blutrot färben: Ermordet wurde Domitian am r8. September 96. Die beschriebene Konstellation ergab sich zwischen dem I 5./ r6. und r8./19. September. 16,2 die sechste Stunde statt der fünften: Sechste und fünfte Stunde entsprechen zwölf bzw. elf Uhr. - Parthenios: Freigelassener und Kämmerer Domitians. Er durfte sogar das Schwert tragen. Dieses Recht kam sonst nur dem praefectus praetorio zu, dem »Mann mit dem Schwert«. 17,1 (Flavia) Domitilla: die Nichte Domitians. Frau des Flavius Clemens (vgl. Dom. 15,1). Beide waren wohl Christen. Domitian soll Domitilla aufgefordert haben, ihrem Gatten in den Tod zu folgen. 17,3 fünfzehnten Regierungsjahr: im Jahre 96. Domitian hatte am 14. September Sr die Herrschaft angetreten. Er regierte also 15 Jahre und 5 Tage (so auch korrekt Cassius Dio 67,18,2). -Asche der Iulia: vgl. Tit. 4,2. 18,1 gerötet: Tacitus (Agricola 4 5,2) sagt, Domitian habe sich mit dieser Röte gegen Scham geschützt. 18,2 »Siehst du nicht ... «: Homer, Ilias 2r,ro8. 20 las er nichts: vgl. Tib. 6r,r. 21 Matiusapfel: Die Frucht trägt ihren Namen nach C. Matius Calvena, der wohl als erster die Bäume zurückgeschnitten, also einen wesentlichen Beitrag zu ihrer Kultivierung geleistet hat. 22 Die Tochter seines Bruders: vgl. Tit. 4,2. 23,1 zu verunglimpfen: vgl. dagegen Tit. I I. 23,2 »Neulich konnte die Krähe ... «: FPR (Fragmenta Poetarum Romanorum) S. 370. - Kaiser, die auf ihn folgten: Die Nachfolger Domitians, Nerva (96-98) und Trajan (98-r 17), werden von den antiken Autoren positiv, als gütig und milde beurteilt.
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Berühmte Männer
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1,2 Livius (Andronicus): kam wohl nach dem Sieg Roms über Karthago aus Tarent, der Stadt für Theater in der Magna Graecia, als Kriegsgefangener nach Rom. Im September des Jahres 240 v.Chr. führte er im Rahmen der »Römischen Spiele« das erste lateinische Drama auf. Er war Hauslehrer bei der Familie der Livii. Gegenstände des Unterrichts waren wohl griechische Literatur und von ihm selbst komponierte Texte auf Iatein. Im Jahre 207 erhielt er den Auftrag, ein Prozessionslied zu dichten, um Unheil abzuwehren. Livius Andronicus ist es, der den Römer durch Thematik und Form der Darstellung ansprechen will. Mit und durch ihn erhält die Korporation der römischen Schreiber und Schauspieler im Tempel der Minerva auf dem Aventin ihren Versammlungsort. - (Q.) Ennius: 239 bis 169 v. Chr., entstammt einem sehr vornehmen messapischen Geschlecht, spricht drei Sprachen: Oskisch, Griechisch, Lateinisch, ist also gleichsam prädestiniert, die lateinische Literatur im Ausgleich mit anderen Kulturkreisen ihren Stellenwert finden zu lassen. 204 kommt er aus Unteritalien mit Cato nach Rom, ist dort als Lehrer mit bescheidenem Auskommen tätig; er schafft das erste Stück lateinischer Kunstprosa, ist aber auch ein Kenner der niederen Literaturgattungen der Satire und Komödie; auch in seinen Tragödien will er den Zuschauer tief eindringen lassen in die Wesenszüge und leitenden Motive der Menschen für ihr Handeln. Er führt den Hexameter und wohl auch das elegische Distichon in Rom ein. Ennius schuf das erste römische Nationalepos, die »Annalen«, in Auseinandersetzung mit dem großen griechischen Vorbild Homer, in Anknüpfung an die historiographische Vorarbeit des Griechisch schreibenden Fabius Pictor. Dazu machte Ennius die römische Sprache in Struktur und Form erst verfügbar, richtete seine Inhalte und deren Darstellung auf römisches Denken und Empfinden aus. 1,3 L. (Aurelius) Cotta: Konsul65o Zensor 64, Quindecimvir sac. fac. 44 v. Chr.; vgl. Iu!. 79·3· 2,1 Krates von Mallos: großer Philologe des 2. Jh.s v. Chr. in Per-
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gamon, Stoiker, entwickelte neben anderen, z. B. Aristarch von Alexandria, Methoden der Textkritik und Textexegese, erschloß griechische Werke durch Kommentare. Er hatte klar erkannt, daß sich Sprache unter den Bedingungen ihrer Anwendung entwickle, es also Abweichungen von einer formulierten Norm geben müsse. Er darf wohl als Nestor der lateinischen Grammatiker angesehen werden. Krates legte Wert auf Wohlklang und Anmut von Dichtung und darauf, daß der Leser/Zuhörer dieses empfinde und sich so in die Gedankenwelt der Dichtung einfühle. - Aristarch: großer Philologe des 2. Jh.s v. Chr. in Alexandria, beschäftigte sich intensiv mit der stoischen Sprachlehre und maß einer systematischen Sprachtheorie große Bedeutung zu. Er wollte z. B. Homer aus Homer erklärt wissen, lehnte eine allegorisierende Deutung Homers ab, wie sie die Philologen von Pergarnon praktizierten. 2,2 Attalos: Attalos II. Philadelphos, I 59- IJ8 v.Chr. König von Pergamon, Parteigänger der Römer, großer Förderer der Kunst, so ließ er den berühmten Pergarnon-Altar fertigstellen. - als Ennius gestorben ist: Suetons Datierung ist falsch, denn als Todesjahr des Ennius stehtdas Jahr I69 v. Chr. fest,Attalos kam erst I59v. Chr. auf den Thron. 2,4 C. Octavius Lampadio: befaßte sich im 2. Jh. v. Chr. mit grammatischen Problemen. Er gab die Annalen des Ennius in einer hinsichtlich etmger Textstellen verbesserten Ausgabe heraus. - (Cn.) Naevius: um 265 -Ende des 3 Jh.s v. Chr., römischer Dramatiker und Epiker aus Kampanien. Naevius greift die von Livius Andronicus in Rom eingeführte epische Form auf und nutzt sie für sein nationales Epos »Bellum Punicum«, das dem römischen Selbstbewußtsein nach dem Ende des I. Punischen Krieges Ausdruck verleiht. - Q. Vargunteius: ansonsten unbekannt. - Q. (Laelius) Archelaus: Grammatiker. - Vettius Philocomus: Grammatiker, Lehrer von Valerius Cato. - (C.) Lucilius: vielleicht I So/ I 67 bis IOJ/r02, römischer Ritter aus Suessa Aurunca an der Grenze zwischen Kampanien und Latium, unterhielt eine enge Freundschaft mit Scipio Africanus, den er auch finanziell unterstützt, ist in allen Literaturgattungen zu Hause, führt aber als erster die Satire mit aggressivem Ton ein. - Pompeius Lenaeus: I. Jh. v. Chr., Freigelassener des Pompeius Magnus, Hauslehrer von dessen Söhnen, Schüler des Archelaos. Er gibt den pharmakologischen Nachlaß des Königs Mithri-
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dates VI. in überarbeiteter Form und auf Iatein heraus. Vgl. auch gramm. I 5. - (Publius) Valerius Cato: geh. 95 v. Chr. in Norditalien, Freund Catulls; er bringt die Poesie des Kallimachos nach Rom. Arbeitet auch als Grammatiker, vgl. gramm. I I. 3,1 L. Aelius (Stilo Praeconinus): um I 54-90 v. Chr., römischer Ritter aus Lanuvium, begleitet IOO v. Chr. Q. Metellus Numidicus ins Exil nach Rhodos. Er legt alte Werke der Römer, wie das Salierlied, das Zwölftafelgesetz, erklärend aus und beschäftigt sich auch u. a. mit Plautus, überträgt die Methodik der griechischen Grammatiker auf die lateinische Sprachwissenschaft und wird so zum Begründer grammatischer Studien in Rom. Er ist der Lehrer von Varro und Cicero. - Servius Clodius: römischer Ritter, Schwiegersohn des L. Aelius Stilo. 3,2 Praeconinus: hergeleitet von praeco »Herold, Ausrufer«. Stilo: hergeleitet von stilus »Schreibgriffel«. - Optimaten: vgl. Iul. I, 3; Aug. Io,z. - Q.(Caecilius) Metellus Numidicus: Praetor II2, Konsul I09, Prokonsul in Afrika Io8- I07 v. Chr., führte den Oberbefehl im Krieg gegen Jugurtha, mußte den Oberbefehl an den Papularen Marius abtreten; überzeugter Optimat; von Saturninus bedrängt ging er IOo v. Chr. freiwillig ins Exil, 99 v. Chr. Rückkehr. Großer Redner mit starkem Archaismus. 3,5 die Preise: Mit dem gewachsenen Prestige der Grammatici stieg natürlich auch ihr »Marktwert«. - Lutatius Daphnides: r. Jh. v. Chr., wohl zuerst gekauft von Scaurus, dann zum seihen Preis weiterverkauft an Q. Lutatius Catulus, dessennomengentile er seit der Freilassung führt. Vgl. Plinius, Naturalis historia 7, u8. - Laevius Melissus: vielleicht der Dichter der »Erotopaignia«. Möglich wäre auch ein Gaius Melissus; gramm. 2I,4 nennt einen Verfasser von Libelli »Ineptiae« bzw. »Iocorum« mit diesem Namen; dieser Melissus lebte jedoch Ende des r. Jh.s v. Chr.; seine einhundertfünfzig Bücher "Ineptiae" waren wohl eine Sammlung vieler scherzhafter Sprüche, darin könnte Sueton auch auf den Spitznamen des Lutatius Daphnides gestoßen sein. - Q. (Lutatius) Catulus: um I 50- 86 v. Chr., Konsul I02 zusammen mit Marius, hatte IOI großen Anteil am Sieg über die Kimbern; von Marius proskribiert beging er Selbstmord; gebildete Persönlichkeit, beeindruckte in seinen Reden die Zuhörer durch die Eleganz seines Latein. - L. Appuleius: unbekannt. - Aeficius Calvinus: nicht zu identifizieren. - Osca: am Ehro, heute: Huesca.
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3,6 Gallia Togata: d. h. Gallien in der Toga, dem Kleidungsstück des echten Römers. Gemeint ist wohl Gallia Cisalpina (südlich des Po?). - Octavius Teucer: ansonsten unbekannt. - Sescenius /acchus: nicht genau auszumachen. - Oppius Chares: nicht genau festzumachen. 4,2 Cornelius Nepos: geh. um IOO v. Chr., starb unter Augustus; kam aus der Transpadana, ist ein gebildeter Literat, der sich ganz der Literatur widmet. Schrieb neben einer Chronik, den »Exempla«, auch kleinere Gedichte; ambekanntesten sind wohl seine Biographien über berühmte Männer. 4,3 Furius Bibaculus: vgl. gramm. 9· - Messalla Valerius Corvinus: vgl. Aug. 58,I. - Ticida: gehört zum Kreis der Neoteriker; er war Erotiker. - (Publius) Valerius Cato: vgl. gramm. I I. 4,5 (L.) Orbilius (Pupillus): vgl. gramm. 9· 5 Sevius Nicanor: Autor aus der republikanischen Zeit, der sich auch mit grammatischen Problemen befaßte. 6,1 Aurelius Opillus: Zeitgenosse des Sevius Nicanor. - eines Epikureers: philosophische Richtung, die auf der Suche nach der wahren Glückseligkeit war; benannt nach ihrem Gründer Epikur, 342/34I- 27Ih7o v. Chr. Die Lust ist das höchste Gut, d. h. aber nicht, daß sich Epikur die Erfüllung körperlicher Begierden zum Ziel gesetzt hatte; ihm ging es vielmehr darum, diese durch den Verstand zu beherrschen. Für Epikur lag das wahre Glück in der Erreichung der ausgeglichenen Gemütsruhe; daraus ergab sich für ihn, daß der einzelne sich von der Politik fernhalten müsse. Viele Angehörige der römischen Oberschicht haben sich in den Wirren der ausgehenden Republik dieser Schule angeschlossen. 6,2 (Publius) Rutilius Rufus: Stoiker, Teilnehmer am Krieg gegen Jugurtha; begegnet als Verfasser von Memoiren und Geschichtswerken, 92 v. Chr. verbannt. - Smyrna: Hafenstadt in Kleinasien. 6,3 Akrostichon: ein Gedicht, bei dem die Anfangs- oder Endbuchstaben von oben nach unten gelesen oft den Namen des Verfassers ergeben. - »Pinax~: bedeutet soviel wie »Schreibtafel«. 7,1 M. Antonius Gnipho: I I4- 64 v. Chr., Lehrer Caesars und Ciceros. - Dionysios Skytobrachion: »Lederarm«; 2. Jh. v. Chr., alexandrinischer Mythograph. 7,3 als er schon Praetor war: 66 v. Chr. 7,4 Ateius Philologus: vgl. gramm. IO.
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8,1 M. Pompilius Andronicus: Verfasser der »Elenchi« zu den »Annalen« des Ennius. - Lehre des Epikur: vgl. gramm. 6,1. 8,2 Cumae: Küstenstadt bei Neapel, nördlich von Cap Miseno. - Ennius: vgl. Aug. 7,2. 9,1 Benevent: Stadt in Samnium an der Via Appia. - (L.) Orbilius (Pupillus): r 14- I4 v. Chr., kam i. J. 63 nach Rom, Lehrer des Horaz. Orbilius schrieb selbst über die Leiden der Lehrer. 9,2 als Cicero Konsul war: 63 v. Chr. 9,4 Horaz bezeichnet: epist. 2,I,70/7r. - Domitius Marsus: Zeitgenosse des Horaz, wie dieser Schüler des Orbilius; schrieb (wohl mehrere Bücher) Epigramme, darin war er der Vorgänger Martials, der ihn oft rühmt; verfaßte ein Epos »Amazonis«, Fabeln und ein Werk in Prosaform ·»De urbanitate«. Wurde von Maecenas gefördert, der den Lesungen seiner Dichtungen gern zuhörte. 9,5 Varro Murena: Es ist nicht auszumachen, welcher Murena hier gemeint ist; vgl. Macrobius, Sat. 2,6,4. 9,6 (M. Furius) Bibaculus: in Cremona geboren, Zeitgenosse Catulls, gehörte zum Kreis der Neoteriker, Verfasser von scharfen Spott- und Schmähgedichten u. a. gegen Caesar und Augustus. 10,1 L. Ateius Philologus: kam um das Jahr 86 v. Chr. nach Rom, wahrscheinlich ein Freigelassener des M. Ateius; Lehrer und Schriftsteller von hohem Ansehen, Berater des Sallust und des Asinius Pollio. 10,2 CapitoAteius: Consul suffectus 5 n. Chr., seit d.J. IJ curator aquarum, galt neben Antistius Labeo als bedeutender Rechtsgelehrter, einer der ersten Juristen im kaiserlichen Dienst, Fachmann im Pontifikal- und Sakralrecht; verst. 22 n. Chr. 10,3 Asinius Pollio: vgl. Claud. IJ,2. - (C.) Sallustius (Crispus): 86- 35 v. Chr., römischer Historiker aus Amiternum, schrieb »Die Verschwörung des Catilina«; »Krieg gegen Jugurtha«; »Historien« und eine gegen Cicero gerichtete Invektive. 10,4 Laelius Hermas: ansonsten unbekannt. - Appius und Puleher Claudius: vgl. Tib. 2,2. 10,5 Eratosthenes: um 284 - 202 v. Chr. Universalgelehrter, berühmt auf den Gebieten der Geographie, Astronomie und Mathematik, aber auch als Philologe; er berechnete den Erdumfang; Homer spricht er die wissenschaftliche Autorität ab.
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11,1 P. Valerius Cato: geb. 95 v. Chr. in Norditalien, Lehrer und Freund Catulls und der Neoteriker, hatte entscheidenden Anteil an der Übertragung der Poesie und Poetik des Kallimachos nach Rom. 11,2 die lateinische Sirene: In ihrer Sangeskunst und Allwissenheit scheint eine Angleichung an die Musen vorzuliegen. 11,3 Ticida:vgl.granrm.4,3·- (C.Helvius)Cinna:I.jh.v.Chr., Senator, Neoteriker, Freund des Dichters Catull. Cinna schreibt ein Kleinepos »Smyrna«, an dem er neun Jahre lang feilte. - Dictynna: wohl ein Werk, das sich um den Mythos der kretischen Göttin Diktynna (häufig gleichgesetzt mit Artemis) rankt. 11,4 Priapus: Gott der Fruchtbarkeit; Priapus-Figuren mit aufgerichtetem Phallus wurden vielerorts (auch als Vogelscheuchen) aufgestellt. - Gallus: vielleicht Cornelius Gallus, 69 - 26 v. Chr., Begründer der römischen Elegie; Vergil ist ihm sehr zugetan: Endete durch Selbstmord. - Tusculum: Ort am Nordrand der Albaner Berge, ca. 20 km südöstlich von Rom; hier hatten einige Römer, z. B. Cicero, prächtige Villen. - das Herz ... , die Leber: in der Antike Sitz der Lebenskraft, des Geistes, aber auch der Gefühle. - Zenodotus: alexandrinischer Grammatiker, 330- 240 v. Chr.; Vorsteher der großen Bibliothek in Alexandria; gab die Werke des Homer heraus; arbeitete als erster Philologe nach einer textkritischen Methode. Crates: vgl. gramm. 2. 12 (L.) Cornelius Epicadus: 1. Jh. v. Chr., Freigelassener Sullas, dessen Biographie er fertigstellte und herausgab, somit erster römischer Biograph. - L. Cornelius Sulla: I 38 - 78 v. Chr.; vgl. Iul. I, r. 13 L. Staberius Eros: 1. Jh. v. Chr., Lehrer des Brutus und Cassius. Er gilt als der Begründer der lateinischen Grammatik, als ein so großer Gelehrter wie Aelius Stilo. Sein Werk: »De proportione«. - die Freiheit geschenkt: vgl. Plinius, Naturalis historia J5,I99· - Brutus und Cassius: Führer der Verschwörung gegen Caesar, vgl. Iul. 82. 14,1 Curtius Nicias: 1. Jh. v. Chr., ein griechischer Gelehrter, guter Bekannter Ciceros, brachte es zu Wohlstand, war auch berühmt wegen seiner Pilz- und Fischgerichte, vgl. Cicero, Epistulae ad familiares9,I0,2.- Cn.Pompeius(Magnus): Io6-48v.Chr.- C.Memmius: um 98-46 v. Chr., 66 Volkstribun, Praetor 58, 57 Propraetor von Bithynien, in seiner Begleitung waren Helvius Cinna und Catull. Bewerbung um das Konsulat für 53, i. J. 52 wegen Bestechung
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ERLÄUTERUNGEN
verurteilt, Exil in Athen, wo er wahrscheinlich auch starb. Er war ein Redner und Dichter, als solcher zählt er wohl zu den Neoterikern. 14,2 (Publius Comelius) Dolabella: Volkstribun 47 v. Chr., Konsul44; anschließend Statthalter von Syrien, Schwiegervater Ciceros; zur Sachlage vgl. Cicero, Epistulae ad familiares 9,1o,r. - Vidius: Gläubiger des Nicias (s. gramm. 14,1). - Aristarch: vgl. gramm. 2,r. 14,3 (Titus Pomponius)Atticus: 102-32 v. Chr., Freund Ciceros. Vgl. Cicero, Epistulae ad Atticum 12,28,2. 14,4 Santra: Grammatiker im r. Jh. v. Chr., einer der ersten Biographen in Rom; Sueton benutzt seine Werke als Quelle. 15,1 (Cn. Pompeius) Lenaeus: zwischen 100 und 95 v. Chr. in SuessaAurunca geh., Freigelassener des Pompeius Magnus, Schüler des Archelaus, übersetzte auf Veranlassung des Pompeius den schriftlichen Nachlaß des Mithridates VI. über Arzneimittel und Gegengifte, wurde richtungsweisend für die naturwissenschaftliche Literatur der Römer; Plinius d. Ä. zog seine Werke in mehreren Büchern heran. - Carinae: Westabhang des Esquilin; seine Ausläufer erinnerten den Betrachter an »Schiffskiele«, lat. carinae. - des Tempels der Tellus: vgl. Tib. 75,r. 15,2 (M. Porcius) Cato: 234- 149 v. Chr., 199 Aedil, 198 Praetor, 195 Konsul, 184 Zensor. Catos Wortwahl hat manchmal volkssprachlichen Charakter. Werke (u.a.): »Ürigines«, »Lehrschriften für den Sohn Marcus«, »De agricultura«. 16,1 Q. Caecilius Epirota: r. Jh. v. Chr.; behandelt seit 25 v. Chr. Vergil und andere Dichter der Moderne in seinen Vorlesungen. - (C.) Comelius Gallus: Freund des Asinius Pollio, Verfasser von Elegien, mythologischen Dichtungen; er ist der Schöpfer der sog. subjektiven römischen Liebeselegie; unter Augustus wird er Statthalter von Ägypten, fiel in Ungnade, beging Selbstmord; vgl. Aug. 66. 16,3 Domitius Marsus: vgl. gramm. 8,4. 17,1 M. Verrius Flaccus: Am bedeutendsten von seinen Schriften ist »De verborum significatu«, das maßgebende lateinische Wörterbuch mit gründlichen sprachlichen und antiquarischen Erklärungen. Er ist auch der Verfasser der »Fasti Praenestini«. 17,2 für seine Enkelkinder: Gaius und Lucius. - das gehörte damals zum Palast: bisher nicht entdeckt. - Praeneste: Stadt in Latium, heute: Palestrina. - Hemicyclium: eine halbrunde, meist von einem Säulengang begleitete Nische (Exedra).
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GRAMMATIKER
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18,1 L. Crassicius: etwa 1. Jh. v. Chr., philosophischer Schriftsteller. - Tarent: Hafenstadt in Kalabrien, heute: Taranto. 18,2 »Smyrna«: ein Kleinepos hellenistischen Stils voller hintergründiger Gelehrsamkeit aus der Feder des C. Helvius Cinna. 18,3 Iullus Antonius: geb. 40 v. Chr., Sohn des Marcus Antonius und der Fulvia, 21 v. Chr. von Augustus mit seiner Nichte Claudia Marcella vermählt, 2 v. Chr. wegen seiner Beziehung zu Iulia zum Tode verurteilt. - (M.) Verrius Flaccus: vgl. gramm. 17,1. - Q. Sextius: r. Jh. v. Chr., schreibt griechisch; begründet mit seinem Sohn in Anschluß an die alte Stoa und den Kynismus eine Philosophenschule, die nüchterne Lebensregeln aufstellt, z. B. den Vegetarismus. 19 Scribonius Aphrodisius: vielleicht identisch mit dem Astrologen Scribonius, der Tiberius als kleinem Kind bereits die künftige Macht prophezeite. - (L. Scribonius) Libo: Konsul34 v. Chr.; 43 v. Chr. proskribiert, 40 heiratet seine Tochter Octavian. 20,1 C. Iulius Hyginus: aus Alexandria oder Spanien, nach 28 v. Chr. der Praefekt der Palatinischen Bibliothek; Verfasser eines Vergil-Kommentars sowie eines Werkes über die Landwirtschaft. Cornelius Alexander (Polyhistor): griechischer Philologe des 1. Jh.s v. Chr. - nach der Eroberung der Stadt: 47 v. Chr. 20,2 (Publius) Ovidius (Naso): 43 v. Chr. in Sulmo geboren, wird durch kaiserliche Verfügung nach Tomi am Schwarzen Meer verbannt, wo er 17 n. Chr. stirbt. Ovid widmete sich nach Bekleidung einiger Ämter ganz der Dichtung. Er ist einer der ganz großen römischen Dichter. Hinterläßt bedeutende Werke, wie die »Amores«, die »Heroidenbriefe«, die »Ars amatoria«, die »Remedia amoris«, die »Fasti«, die »Metamorphosen«, die »Tristia«, die »Epistulae ex Ponto«. - Clodius Licinus: Consul suffectus 4 n. Chr., schrieb ein Geschichtswerk mit dem Titel »Rerum Romanarum libri«. 20,3 (C.) Iulius Modestus: Grammatiker, schrieb unter Tiberius über Etymologie und Orthographie. 21,1 C. (Maecenas) Melissus: römischer Grammatiker der augusteischen Zeit. - Spoletium: Stadt in Umbrien, heute: Spoleto. - (C. Cilnius) Maecenas: um 79 v. Chr. in Rom geboren, seit 36 Vertreter des Octavian in Rom, seit 16 Rückzug ins Privatleben; er war selbst ein Dichter und vor allem ein großer Förderer der Dichter; stirbt 8 v. Chr. 21,3 in der Säulenhalle der Octavia: vgl. Aug. 29.
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ERLÄUTERUNGEN
21,4 »Trabeatae~: hergeleitet von trabea, d. h. »Ehrenkleid der Ritter«; Melissus hat versucht, die nationalrömische Komödie (togata) im Gewand des Ritterstandes zu erneuern, wie es scheint, ohne dauerhaften Erfolg. 22,1 M. Pomponius Marcellus: Grammatiker der tiberianischen Zeit. - Cassius Severus: großer Redner der augusteischen Zeit, er tritt für die Aufrechterhaltung der traditionellen Werte ein und verlangt, daß sie ohne Ansehen der Person durchgesetzt werden; Verehrer Ciceros; wegen seiner oppositionellen Gesinnung I 2 n. Chr. nach Kreta verbannt, unter Tiberius i. J. 24 nach Seriphos verbannt und mit der Einziehung seines Vermögens bestraft; starb 34 n.Chr. 22,2 Ateius Capito: vgl. gramm. IO. 22,3 (Gaius)Asinius Gallus: Sohn des C. Asinius Pollio; KonsulS v. Chr., betraut mit der Regulierung des Tibers, strebte nach dem Prinzipat, unterstützte Sejan, wurde verhaftet und starb 33 n. Chr. in der Haft. 23,1 Q. Remmius Palaemon: berühmter Grammatiker unter Tiberius und Claudius; zu seinen Studenten zählten der Satiriker Persius und der Rhetor Quintilian; Palaemon verdanken wir unsere Kenntnis der Komödien des Naevius. - Vicetia: in Oberitalien, heute: Vicenza. 23,4 M. (Terentius) Varro (Reatinus): II6 -27 v. Chr., größter Gelehrter Roms, von Caesar erhält er 47I 46 den Auftrag, alle erreichbare griechische und lateinische Literatur zusammenzutragen, die dann in einer öffentlichen Bibliothek zusammengefaßt werden sollte, vgl. Iul. 44,2; zu seinen Werken zählen: »De antiquitate litterarum«, »Menippeae«, »De lingua Latina«. - daß dereinst Palaemon der Richter: vgl. Vergil, Ecloge 3,50 ff. 24,1 M. Valerius Probus: 2. Hälfte des I. Jh.s n. Chr., war vermögend; erst spät wendet er sich der Literatur zu; Kenner der Autoren der republikanischen Zeit; ihre Werke interpungiert er und versieht sie mit kritischen und exegetischen Noten; sein Werk: »De notis iuris«. - Berytus: das heutige Beirut.
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Rhetoren 25,1 erst spät Aufnahme: eine literarisch-rhetorische Ausbildung fand seit dem 2. Jahrhundert v.Chr. in Rom Eingang, zunächst in griechischer Sprache; der vornehme Römer reiste aber noch zur Zeit Ciceros nach Kleinasien, um dort bei berühmten Lehrern der Rhetorik seine Ausbildung zu vollenden. 25,2 Senatsbeschluß und ... Edikt: vgl. Gellius, Noctes Atticae 15,11.- warenKonsuln: 161v.Chr.- M.Pomponius:Dieserhatte r67 v. Chr. gegen die Pläne des Praetors M'. Iuventius Thalna, den Rhodiern den Krieg zu erklären, Einspruch erhoben. 25,3 die Zensoren: i. J. 92 v. Chr. Das Edikt richtet sich gegen die Rhetorenschulen als Ludi impudentiae. - Cn. Domitius Ahenobarbus: Konsul96 v. Chr. - L. Licinius Crassus: berühmter Redner. 25,6 bis zu seiner Praetur: 66 v. Chr.; vgl. gramm. 7· - mit den Konsuln: 43 v. Chr. 25,7 während des Bürgerkrieges: Auseinandersetzung Caesars mit Pompeius und dessen Anhängern 49- 4 5 v. Chr. - C. (Scribonius) Curio: Quaestor 54 v. Chr., Volkstribun 50v. Chr.; seit sov. Chr. auf der Seite Caesars, kämpfte in Afrika und wurde von Iuba in einen Hinterhalt gelockt, völlig besiegt und fiel. 25,8 des Mutinensischen Krieges: 44/43 v. Chr. 25,13 Kontroverse: Anhand von fingierten Streitfällen wurde der Schüler der Rhetorenschulen für die Streitrede vor Gericht geschult. 25,16 Ostia: Hafenstadt Roms an der Tibermündung. 25,17 Brundisium: Hafenstadt in Kalabrien, heute: Brindisi. Toga praetexta: Dieses Gewand und Amulettkapsel (lat. bulla) galten als Zeichen eines freigeborenen römischen Jungen. 26,1 L. Plotius Gallus: einer der ersten professionellen Rhetoriklehrer Roms; das Edikt aus dem Jahre 92 v. Chr. (vgl. rhet. 25,3 f.) war u. a. gegen ihn gerichtet, denn seine Schule war billig und auch Schülern ohne griechische Bildung zugänglich; hier konnten also auch Populare eine gute Ausbildung erhalten. 26,2 M. Caelius (Rufus): 82-48 v. Chr.; i.J. 56 de vi angeklagt, er soll an der Ermordung des alexandrinischen Philosophen Dion mitschuldig gewesen sein, von Crassus und Cicero verteidigt; vgl. Ciceros Rede »Pro M. Caelio«.
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ERLÄUTERUNGEN
27,1 M'. Otacilius Pitholaus: vgl. Iu!. 75>5· 27,2 des Vaters: Cn. Pompeius Strabo, starb 87 v. Chr. - Cornelius Nepos: zur Stelle: Nepos, frg. 57 MarshalL 28,1 M. Epidius: 1. Jh. v. Chr., auch Vergil war sein Schüler. - Ti. Cannutius: Volkstribun 44 v. Chr., Gegner des Antonius und Parteigänger Ciceros, nach 43 auch Gegner Octavians; nach dem Perusinischen Krieg hingerichtet. - (Publius Servilius) Isauricus: um 94-40 v. Chr.; Praetor 54, Konsul48 als Kollege Caesars, 46-44 Prokonsul von Asien. Seine Tochter war mit Octavian verheiratet. 28,2 Sarnus: Fluß in Kampanien, mündet bei Pompeji, heute: Sarno. - mit goldenen Hörnern: das Epitheton aureus weist in ähnlichen Verbindungen auf göttliche Kraft und Fähigkeiten hin, vgl. Horaz, Carmina 2,19,29; Vergil, Georgica 4,371 f.; Martial1o,7,6. 29,2 Cicero ... in den» Phitippischen Reden": Cicero, In M. Antonium oratio Philippica 2,42-43. - Gebiet von Leontini: fruchtbare Ebene im Osten Siziliens, nahe dem Golf von Catania; berühmt wegen seiner hohen Erträge an Weizen. 30,1 Novaria: Stadt an der Straße, die von Mailand nach Vercelli führt, heute: Novara. 30,2 (L. Munatius)Plancus: 90/85-15 v. Chr., Konsul42 v. Chr.; vgl. Aug. 7,2; 29,5. 30,5 Centumviralgericht: Sondergerichtshof für Eigentums- und Erbschaftsprozesse von höherem Streitwert. 30,6 L. (Calpurnius) Piso (Pontifex): 48 v.- 32 n. Chr., Konsul15 v. Chr., Prokonsul der Transpadana; hervorragender praefectus urbi 13 - 32; Dichter; wird in den Gedichten des Antipater von Thessalonike gefeiert; Horaz widmet ihm die »Ars poetica«. - M. (Iunius) Brutus: Konsul509 v. Chr. 31 L. Cestius Pius: erfolgreicher lateinischer Deklamator unter Augustus; fingierte Erwiderungen auf Reden Ciceros; war streitsüchtig und über alle Maßen eitel; Verfechter des asianischen Stils; vgl. Seneca, Controversiae 9,6,12. - Smyrna: Hafenstadtin der Türkei. 32 M. Porcius Latro: großer Redner, den Ovid bewundert; Ovid nimmt sogar einige seiner Sentenzen in seine Dichtung auf; Freund des älteren Seneca. 33 Q. Curtius Rufus: Es ist nicht ganz auszuschließen, daß er identisch ist mit dem Verfasser der »Historiae Alexandri Magnl regis
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RHETOREN
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Macedonum« aus dem I. Jh. n. Chr. 34 L. Valerius Primanus: nicht auszumachen. 35 Verginius Flavus: I. Jh. n. Chr., Lehrer des Persius, geht unter Nero in die Verbannung. 36 L. Statius Ursulus: ansonsten unbekannt. - Tolosa: Stadt in Gallia Narbonensis, heute: Vieille-Toulouse. 37 P. Clodius Quirinalis: ansonsten unbekannt. - Arelate: Stadt in Gallia Narbonensis, heute: Arles. 38 M. Antonius Liberalis: Rhetor zur Zeit des Tiberius und Claudius. - (Q. Remmius) Palaemon: vgl. gramm. 23,r. 39 Sex. Iulius Gabinianus: berühmter Rhetor und Deklamator der flavischen Zeit. 40 M. Fabius Quintilianus: 35-96, studiert in Rom bei den besten Lehrern, dem Grammatiker Remmius Palaemon und dem Redner Cn. Domitius Afer. Nach dem Studium kehrt er nach Spanien zurück. Nachdem Galba, der Statthalter des tarraconensischen Spanien, ihn i. J. 68 mit nach Rom zurückgebracht hatte, wird er in Rom zum angesehensten Lehrer der Rhetorik. Wie hoch man ihn schätzte, sehen wir daran, daß Domitian ihm die konsularischen Ehrenauszeichnungen verlieh. Sein Hauptwerk sind die »Institutionis oratoriae libri XII«, die uns Einblick in den Lehrstoff und in das Verständnis von Bildung und Erziehung in der Antike geben. - Calagurris: bedeutende Stadt am Iberus, heute: Calahorra. 41 C. Iulius Tiro: vgl. Plinius, Epistulae 6,J1,7·
NACHWORT Zu Leben und Werk Suetons Der Biograph Sueton wurde 70 oder 75 n. Chr. als Sohn eines Offiziers in Hippo Regius (im heutigen Algerien) geboren. Seine Familie gehörte dem Ritterstand an und hatte Verbindungen zum kaiserlichen Hof. Wie es in den vornehmen Familien Roms üblich war, so war auch C. Suetonius Tranquillus zunächst in Rom als Redner und Anwalt tätig, bevor er in die Dienste des Kaisers trat. Er war mit Plinius d. J. befreundet. Dieser erwirkte für ihn bei Trajan, obwohl Sueton kinderlos war, das ius trium liberorum: Die Gewährung dieser Gunst dürfte bei Trajan, der mit der Verleihung dieses besonderen Rechtes recht sparsam umging, eine hohe Wertschätzung für beide Persönlichkeiten ausdrücken. Sueton, der uns in den antiken Beschreibungen als Mann der Wissenschaft begegnet, brachte es unter Hadrian zu dem einflußreichen Amt des vir ab epistulis, des Kabinettsekretärs und Kanzleichefs. Dieses Amt hat dem Sammler Sueton Einblick in das Funktionieren des Reiches und Zugang zu wichtigen Akten verschafft, die in den Archiven ruhten. Diese Informationen boten reichlich Stoff für die Biographien der römischen Caesaren von Caesar bis Domitian. Im Jahre 121 büßte Sueton seine Funktion bei Hofe ein wegen der angeblichen Verwicklung in eine Intrige, bei welcher die Etikette der Kaiserin Sabina verletzt worden war.Zwischen 140 und I 50 ist Sueton gestorben. Während der großen Zeitspanne zwischen 121 und I40h5o hat er wohl nur noch für seine Studien gelebt. Es entstanden Werke historischen, kulturhistorischen, grammatischen und natur-
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wissenschaftlichen Inhalts, die meist nur in fragmentarischer Form überliefert sind. So kennen wir aus seinem Sammelband De viris illustribus Kurzbiographien von Rednern, Grammatikern und Philosophen. Aus diesen Lebensbeschreibungen erhalten wir einen höchst eindrucksvollen Einblick in das Leben und Wirken der entsprechenden Persönlichkeit, wichtige Kenntnisse über das Werden der Philologie in einem Rom, das stärker nach Eigenständigkeit in Auseinandersetzung mit dem Griechischen strebte, als viele moderne Klassische Philologen wahr haben wollen. Suetons Werk De poetis ist uns zum großen Teil nur noch indirekt faßbar. Vieles aus der literarischen Produktion des Sueton ist verlorengegangen und uns nur noch über Dritte zugänglich, z. B. aus der Weltchronik des Kirchenvaters Hieronymus oder den Kommentaren zu lateinischen Dichtern, die aus der Feder spätantiker Gelehrter stammen, die in den Schriften Suetons belesen waren und ihn zitieren. Erhalten sind hingegen die Biographien der römischen Kaiser von Caesar bis Domitian, herausgegeben um 120, acht Bücher mit den Biographien von zwölf römischen Kaisern. Zwei Dinge haben wir zu bedenken, wenn wir Suetons Biographien lesen: sie entstanden in der Regierungszeit Hadrians. Die schlimme Regentschaft Domitians war also noch lebendig, nachdem das flavische Haus 69 n. Chr. mit Vespasian so vielversprechend begonnen hatte, durch Titus unter einem glücklichen Stern fortgeführt worden und schließlich unter Domitian - wie so oft in der Geschichte entartet war. Doch von Resignation ist bei Sueton, im Gegensatz zur Geschichtsschreibung des Tacitus, nichts zu spüren. Sodann wählt Sueton eine andere Art der Darstellung als Livius oder Tacitus. Er überträgt das Schema der alexandrinischen Biographie auf die Darstellung von Herrscherper-
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sönlichkeiten. Dabei kann er auf die römischen Vorgänger Varro und Nepos verweisen. Diese Art der Bewältigung des historischen Geschehens hat natürlich Konsequenzen für die Darstellung: Im Mittelpunkt steht die Person des Herrschers; er verkörpert das handelnd-gestaltende Prinzip. Dies wird auch deutlich, wenn wir einen Blick auf die sprachliche Durchformung der Viten werfen. Der Kaiser ist in der Regel grammatisches oder logisches Subjekt der tragenden Sätze (vgl. Tit. 4,3). Seine Handlungsweisen bedeuten für Staat und Volk gute oder schlechte Zeiten. So ist es begreiflich, daß Sueton seine Viten u. a. nach Tugenden und Lastern der Herrscherpersönlichkeiten unterteilt. Hierdurch erhält er zudem die Möglichkeit, moralisch belehrend zu wirken. Die Gefahr einer solchen Darstellungsweise besteht darin, daß diese Biographien auf den Leser wie eine Ansammlung von Einzelfakten wirken, deren Herkunft uns heute nicht immer deutlich wird, denn viele Quellen literarischer oder amtlicher Provenienz aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. sind verlorengegangen, und manches wurde gar nicht schriftlich fixiert, wie der Hofklatsch. Der Biograph Sueton hat sich mit der gewählten Form der Darstellung historischen Geschehens die Freiheit genommen, Fakten auszuwählen, sie frei, teilweise auch unkritisch und planlos zu komponieren. Diese Art der Darstellung war den Römern seit alters her vertraut, etwa durch die überkommenen Formen des Elogiums, der Iaudatio funebris und der tituli. Ein Interesse am Werdegang einer gens bzw. der Einzelpersönlichkeit konnte Sueton bei den Römern voraussetzen. Der Aufbau der Viten folgt im wesentlichen einem stereotypen Schema: Herkunft, Familie, Kindheit, Jugend, öffentliches Wirken, Privatleben, Charakter, Verhältnis zu den Vorzeichen, äußere Erscheinung, Tod (vgl. S. I 206- I 208).
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Die Aufteilung in Rubriken trägt sicher zur besseren Überschaubarkeit bei, weist aber den Charakter des Zettelkastenprinzips auf; dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, daß Verweise auf vorausgehende bzw. nachfolgende Viten fehlen, wenn auch nicht zu verkennen ist, daß die Herrscherpersönlichkeiten an ihren Vorgängern gemessen werden. Sueton trägt Informationen in Fülle zusammen und zeichnet ein buntes Porträt der Kaiser mit Licht- und Schattenseiten. Hierin liegt wohl der eigentliche Wert seines Werkes. Seine Darstellung muß in Beziehung zu der Parallelüberlieferung gesetzt werden, um ihre Nuancen zu erkennen. Suetons Stil ist einfach und klar, frei von jeder Künstelei, wie wir sie bei vielen seiner Zeitgenossen finden. Steht Sueton im wesentlichen in der Tradition Ciceros, so war er selbst wiederum stilistisches Vorbild und Quelle für spätantike Autoren wie Aurelius Victor, Eutropius und Orosius und für die Sammlung von Kaiserbiographien aus dem vierten Jahrhundert, die Historia Augusta. Der Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus, aber auch christliche Schriftsteller wie Paulinus, der Verfasser der Vita des Ambrosius, oder Einhard, der Biograph Karls d. Gr., sind von ihm (stark) beeinflußt. Vergleicht man die Kaiserbiographien und das Werk De viris illustribus unter sprachlichen Aspekten, so fällt auf, daß letzteres leichter und fließender geschrieben ist, abwägender und differenzierter formuliert ist als die Kaiserbiographien. Beim Leser setzt sich anfangs der Eindruck fest, es handle sich um einen anderen Sueton als den, den er aus den Kaiserbiographien gewohnt ist. Die ausführliche Beschäftigung und sprachliche Analyse der Biographien der Kaiser macht aber deutlich, daß Sueton auch in diesem Werk darum bemüht ist, ähnlich differenziert zu schreiben. Durch die häufige Verwendung von Par-
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tikeln wie igitur, vero u.ä. verknüpft Sueton Fakten logisch teilweise ganz geschickt und zeigt Entwicklungslinien auf. Die Fülle des Materials und seine Auflistung all seiner Kenntnisse bedingen den Eindruck des Kunstlosen, doch der ist nur oberflächlich und hält bei genauerem Hinsehen als Urteil über den Autor Sueton nicht stand. Die Untersuchungen Suetons rücken zu sehr die Struktur der einzelnen Biographien und ihr starres Raster in den Vordergrund, betonen zu wenig, daß Sueton dieses Raster als Rahmen nutzt, den er nach Bedarf variiert. Entsprechend der Fülle des Materials, das Sueton seinen Lesern darbieten will, verdichtet sich auch seine Sprache, das zeigen die zahlreichen Ablativus-absolutus-Konstruktionen, durch die es ihm andererseits ermöglicht wird, Wertungen und Urteile vorzunehmen; die Aussagen werden infolgedessen nicht immer eindeutig, dem Leser wird ein endgültiges Urteil überlassen; man könnte auch sagen, Sueton setzt bei seinen Lesern eine breite Kenntnis der historischen Zusammenhänge voraus, die dem heutigen Leser infolge der zeitlichen Distanz und der fehlenden Quellen und Zeitzeugnisse vielfach fehlen. Im folgenden möchte ich anhand der Flavier-Viten dem Leser einen Einblick in die Arbeitsweise Suetons bieten; vielleicht gelingt es dabei auch deutlich zu machen, daß Sueton die Viten nicht stur nach einem starren Prinzip komponiert. Die Vita des Titus zeigt recht deutlich, daß das Schema, das den Rahmen für die antiken Biographien abgab, bei kurzen Viten sich recht gut anwenden ließ. An dieser Stelle gilt mein besonderer Dank Frau Heike Wolf für ihre Mitarbeit an der Vita des Tiberius, Herrn Dr. Rainer Nickel für die kritische Durchsicht der Arbeit und nicht zuletzt dem Verlag Philipp Reclam jun., Stuttgart, für die Erlaubnis, meine Übersetzung der Flavier-Viten hier wieder abzudrucken.
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Bemerkungen zur Vita des Vespasian Sueton nimmt die Disposition der Vita des Vespasian im einleitenden Kapitel (r,r) in ihren wesentlichen Punkten vorweg: Vespasian ist ein Mann, der für den Staat gelebt hat und sein Handeln an der Staatsräson orientierte. Wenn er auch nicht durch ruhmreiche Ahnen für eine so herausragende Rolle wie die ihm schließlich zuteil gewordene bestimmt war, so ist letztlich doch seine Herkunft die Ausgangsposition für den weiteren Aufstieg (4,5). Er brauchte sich seiner Familie und seiner eigenen Handlungsweisen nicht zu schämen, wenn er auch manches getan hat, was nicht die Zustimmung aller gefunden hat (vgl. 4,3 sowie die Kapitel r6-r9). In seinen Unternehmungen finden sich die schon bei seinen Vorfahren in Ansätzen nachzuweisenden Charakterzüge eines tüchtigen Militärs und geschickten Finanziers (vgl. 1,2-4). Diese Merkmale der Vorfahren sind es u. a., die Vespasian geeignet erscheinen lassen als Kandidaten für den Kaiserthron, sie bestimmen den späteren Kaiser oft in seinem Vorgehen. Allerdings sagt Sueton ausdrücklich, daß Vespasians Aufstieg weitaus schneller erfolgte, als zu erwarten war (7,2). Sueton (wie auch Tacitus) läßt Vespasian als eine Person erscheinen, die Bedenken trägt, selbst die Initiative zu ergreifen, um ihre stille Hoffnung auf den Thron zu verwirklichen (s,r; 6); Vespasian muß also von außen her dazu motiviert werden. Zu bedenken ist hierbei, daß er, der Horoskopen jeder Art gleichsam hörig war, dabei nur abzuwarten brauchte, bis seine begründete Hoffnung erfüllt wurde (Kap. 5). Er wird wie sein Sohn Titus fest davon überzeugt gewesen sein, daß das Schicksal die Herrschaft verleihe (vgl. dazu auch 2,3; Tit. 9,1). Kein Mensch wird zufällig, sondern durch die Fügung des Schicksals an den ihm bestimmten Platz gestellt (vgl. auch
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die Kombination der Kapitel4,5 und 5). Vespasian, dessen Aufstieg nicht immer geradlinig verlaufen ist (4,1; 4,4), läßt sich wohl von einer gesunden Skepsis leiten, die seine Aktivitäten bei kriegerischen Auseinandersetzungen bremst (4,1; 4,6). Er wächst- durch eigene, von Vorzeichen bekräftigte Hoffnungen und von starken Freunden motiviert- in die Herrschaft hinein. Sueton läßt ihn seine höhere Legitimation im Sarapis-Tempel in Ägypten erfahren. In der Diskussion um die Bedeutung der Wunderheilungen in Alexandria und um den Besuch im Sarapisheiligtum sind u.a. das 7· Kapitel bei Sueton und die entsprechenden Nachrichten in den Historien des Tacitus (4,81-82) miteinander zu vergleichen. Bei Tacitus gehen die Wunderheilungen dem Besuch des Heiligtums des Sarapis voran. Sueton hat in seiner Erzählung diesen Bericht wohl umkomponiert, auch läßt er Vespasian die Nachricht vom flavischen Sieg bei Betriacum (Oktober 69) fälschlicherweise nach dem Besuch des Sarapisheiligtums (Dezember 69) erhalten. Tacitus und Sueton berichten aber übereinstimmend, daß der Gott Sarapis die Kranken geheißen habe, Vespasian um Heilung zu bitten, beide lassen somit die Gottheit Vespasian gewogen erscheinen. Meines Erachtens will Sueton mit seiner Darstellung zeigen, daß der bedachtsame Vespasian Antrieb von außen braucht, um sich endgültig für die Übernahme der Herrschaft in Rom zu entscheiden, und so werden die Fakten tendenziös geordnet: Vespasian erscheint als der verheißene Herrscher, der aus dem Osten kommt (vgl. 4,5). Während Vespasian bei Tacitus ein Werkzeug der Gottheit ist, ist er bei Sueton die Verkörperung des Sarapis. Er erhält also eine höhere Empfehlung, an der es ihm infolge fehlender Ahnenbilder bisher noch gemangelt hatte. Im Kapitel8,1 stellt Sueton schließlich fest, daß Vespasian aus einer gesicherten Position heraus und mit ei-
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nem guten Ruf nach Rom kommt. Sueton deutet also, wie auch andere Autoren der Zeit, Vespasians planvollen und vorsichtigen Aufstieg an, der einer besonderen äußeren Legitimation bedurfte, wenn sich Vespasian in Rom auf Dauer durchsetzen wollte. Entsprechend seinem Verhalten in Iudaea, wo er die Disziplin der Truppe besserte, ergreift er auch in Rom und Italien, ja im gesamten Römischen Reich Maßnahmen zur Stärkung von Zucht und Ordnung. Vom Volk wurden viele Maßnahmen Vespasians als Ausdruck von Geldgier empfunden (vgl. die Kapitel r6 bis 19), doch Sueton interpretiert sie als Ausdruck einer höheren Zielsetzung: der Förderung des Staatswesens (r6,3; vgl. 8,r). Ob er somit die These vertritt, eine Handlungsweise sei schon dann gut, wenn sie dem Staat nützt, muß hier fraglich bleiben. Vespasian ist der Kritik an seinen Maßnahmen bekanntlich mit sarkastischen Witzen begegnet (2J,J)' Gliederung der Vita des Titus
An der Titus-Vita möchte ich Suetons Arbeitsweise aufzeigen, das sogenannte Zettelkastenprinzip. Er variiert bzw. kürzt die Rubriken dabei je nach Bedarf. Zu Beginn eines jeden Kapitels oder auch Paragraphen nennt Sueton das Stichwort, unter welchem seine folgenden Ausführungen zu fassen sind.•
' Vgl. W. Steidle, Sueton und die antike Biographie, München '1963, S. xoz-104; H. Heubner, P. Comelius Tacitus. Die Historien. Kommentar, Bd. 4, Heidelberg '976. ' Vgl. Steidle, S. 1o6f.
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Der Aufbau der Titus-Vita Kap.
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a) Allgemeine Charakterisierung des Titus - als Kaiser (in imperio) - als Privatperson (privatus atque sub patre principe) b) Herkunft (natus est ... prope Septizodium sordidis aedibus ... )
Kap.
2
Erziehung und Vorgänge bei Hofe um Titus und Britannicus (educatus in aula cum Britannico)
Kap. 3 Körperliche und geistige Vorzüge (corporis animique dotes) Kap. 4 Laufbahn a) Kriegsdienst (tribunus militum et in Germania et in Britannia) b) Engagement auf dem Forum (post stipendia foro operam dedit) c) Quaestor und Legat in Iudaea (ex quaesturae ... honore legioni praepositus) Kap. 5 Titus und der Thron a) Gerede um eine mögliche Adoption durch Galba (convertit homines, quasi adoptionis gratia arcesseretur) b) Das Orakel von Paphos (aditoque Paphiae Veneris oraculo, ... de imperii spe confirmatus est) c) Die Hoffnung erfüllt sich (cuius (sc. spe~) brevi compos) d) Imperatorakklamation (ut (milites) in gratulatione imperatorem eum consalutaverint) e) Verdacht des Abfallens vom Vater(... nata suspicio est)
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Der Besuch in Alexandria und Memphis bekräftigt den Verdacht ((Titus) suspicionem auxit) Loyalitätsbekundung des Titus gegenüber Vespasian (quare festinans in Italiam) Kap. 6 Teilhaber an der Herrschaft, Mitherrscher; seine Funktionen (neque ex eo destitit participem atque etiam tutorem imperii agere) In dieser Rolle macht er sich der Bevölkerung verhaßt (... ut non temere quis tam adverso rumore magisque invitis omnibus transierat ad principatum) Kap. 7 Negative Charakterzüge des Titus (vitia: saevitia, luxuria, Libido, rapacitas) Wandlung des Titus in seiner Handlungs- und Lebensweise (neque vitio ullo reperto et contra virtutibus summis) Kap. 8 Gute Charakteranlagen (virtutes) a) Güte (natura benevolentissimus) b) Leutseligkeit (comitas) Schwere Schicksalsschläge treffen die Bevölkerung während seiner Regentschaft, er aber c) ist besorgt wie ein Vater (in iis tot adversis ac talibus non modo principis sollicitudinem sed et pareretis affectum unicum praestitit) d) er geht mit Strafen und Verboten gegen das Delatorenunwesen vor (inter adversa temporum ... ) Kap. 9
Titus hält seine Hände rein (puras servabat manus ... , quamvis interdum ulciscendi causanon deesset)
Kap.
Zu früher Tod (morte praeventus est)- Titus bereut eine einzige Tat (unum factum paenitendum est)
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Kap. 11 Tod (excessit) und Ehrungen (landesque) für den Verstorbenen
Hinweise zur Vita des Domitian Nach Domitians Ermordung zeigt sich das Volk gleichgültig, der Senat hat nichts Eiligeres zu tun, als Ehrenschilde und Bildnisse dieses Kaisers von den Wänden zu reißen und seinen Namen überall auszutilgen (vgl. 16,2; 23). Vergleicht man diese Darstellung mit der Schilderung der Ereignisse nach dem Tod des Titus, als der Senat sofort, nachdem man vom Tode des Titus erfahren hat, zur Kurie läuft, um den verstorbenen Titus mit Ehren zu überhäufen, so wird deutlich, wie sehr man Titus geliebt und Domitian gehaßt haben muß (vgl. Tit. 11). Domitian hatte dem Staatswesen kein Glück gebracht, das Schicksal war dem Staat unter Domitian nicht günstig gewesen (vgl. im Kapitel 23,2 die entsprechenden Adjektive beatus und laetus), der Kaiser hatte keine Enthaltsamkeit und Mäßigung gezeigt, was die Römer von einem guten Kaiser erwarteten. Sueton bemerkt zu Beginn der Vita, daß Domitian seine jugendliche Unschuld opferte, um der »entehrenden« Armut zu entkommen. Das Motiv der Armut kehrt in der Vita an entscheidenden Stellen wieder (so Kapitel3,2) als Erklärung für seine Raffgier, zu der Domitian von Natur aus neigt; Kapitel 12,1 berichtet, daß Domitian, nachdem alle vernünftig klingenden Maßnahmen nichts fruchten, um die Pleite zu beheben, in die Domitian den Staatshaushalt gesteuert hat, schließlich das Recht beugt, um zu Geld zu kommen. In den einleitenden Kapiteln erwähnt Sueton ferner, daß Domitian sich beim Kampf mit Vitellius in Sicherheit bringt, als es kritisch wird, sich aber als Caesar begrüßen
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läßt, nachdem andere den Sieg errungen haben. Er entschließt sich zu kriegerischen Unternehmungen vor allem, um seinem Bruder Titus an Ansehen und Würde gleichzukommen (2,1). Zwar heuchelt er Selbstbescheidung und Interesse für die Dichtkunst, bei nächstbester Gelegenheit aber zeigt er seinen wahren Charakter (2,2). Domitian scheint in seinem Bruder stets nur den Rivalen gesehen zu haben, den es auszustechen galt; er ging sogar so weit zu befehlen, man solle den sterbenden Titus »einfach wie tot liegen« lassen (2,3). Domitian ist von Anfang an darauf aus, an die Macht zu kommen, wobei ihm die Methoden gleichgültig sind. Er denkt nicht an das brüderliche Verhalten des Titus bei seiner eigenen Amtsbewerbung (2,1) oder während dessen Regentschaft- (vgl. Tit. 9,3). Echte menschliche Gefühle sind Domitian fremd, wie wir auch aus Suetons Bemerkungen zu seinem wollüstigen Verhalten entnehmen können (vgl. Kap. 22). Domitian wird von Sueton als ein Mensch dargestellt, der von Jugend an dreist und maßlos in Wort und Tat war ( 12,3; vgl. auch Kap. 21, sowie die Häufung der Schauspiele in Kap. 4). Domitian wird grausam und habgierig im Laufe der Jahre (10,1-2; vgl. 3,2), unberechenbar in seiner Grausamkeit (n,1); er mißbraucht kalt die Gunst der Menschen (n,2). Es fällt auf, daß Suetonim Gegensatz zu den meisten zeitgenössischen Autoren auch Domitians positive Seiten hervorhebt: seine Sorge um die Wiederherstellung alter Bräuche, der Ordnung, der Sitten, einer guten und maßvollen Verwaltung (vgl. die Kapitel 7-8). Daß er in jungen J ahren jede Art von Blutvergießen ablehnte, gerät insofern in ein seltsames Licht, als er selbst das Opfern von Stieren verbieten will (9,1). Diese Maßnahmen stehen freilich in Kontrast zu Domitians Verhalten bei anderen Gelegenheiten: Er verleiht seiner
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Gattin den Titel Augusta (3,I); er baut niedergebrannte Gebäude wieder auf, unterläßt aber jeden Hinweis auf die ursprünglichen Stifter der Bauwerke (Kap. 5). Diese Arroganz leitet ihn meines Erachtens auch bei den von Sueton positiv bewerteten Unternehmungen: Domitian will einen Neubeginn, der mit dem des Augustus vergleichbar sein soll. So läßt er etwa seine Feier der Iudi saeculares - in einer verfälschten Berechnung- denen des Augustus folgen (4,3). Interessant sind Suetons Ausführungen über die Auffassung Domitians von seiner Stellung als Kaiser. Nicht der Senat hat ihm die Herrschaft zuerkannt, sondern sie wurde ihm von seinem Vater und Bruder zurückerstattet (I 3, I). Er hebt sich aus der herkömmlichen Ordnung heraus, sieht sich als die absolute Befehlsgewalt innehabender Herr und Gott der Römer (vgl. 4,4; I3,2). Er ist es, der handelt; jede Ehrung kommt nur ihm zu, vgl. seine Empörung darüber, daß die »Lukullischen« Lanzen nicht den Namen des einzigen Feldherrn, mithin seinen eigenen tragen (Io,3); er ist unantastbar (Io,4). Seine Regierung mündet folgerichtig in das Handeln des Senats nach seinem Tod (vgl. 23,I).
LITERATURHINWEISE Ausgaben, Kommentare und Übersetzungen
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LITERATURHINWEISE
Martinet, H.: C. Suetonius Tranquillus: Divus Titus. Kommentar. Königstein i. Ts. I981. (Beiträge zur Klassischen Philologie I 2 3.) Suetonius, Divus Augustus. Edited with Introduction and Commentary by J. M. Carter. Bristol I982. Caius Suetonius Tranquillus: Sämtliche erhaltene Werke. Nach der Übersetzung von A. Stahr und J. Sarrazin, neu bearb. und komm. von G. Waldherr und F. Schön. Stuttgart: Phaidon Verlag, I987. Gaius Suetonius Tranquillus: Augustus. Übers. und hg. von D. Schmitz. Stuttgart: Philipp Reclam jun. Verlag, I988. Gaius Suetonius Tranquillus: Vespasian, Titus, Domitian. Übers. und hg. von H. Martinet. Stuttgart: Philipp Reclam jun. Verlag, I 99 1. Sueton: Leben des Claudius und Nero. Hg. von W. Kierdorf. Paderborn: Ferdinand Schöningh Verlag, I992. Hurley, D. W.: An historical and historiographical commentary on Suetonius' Life of C. Caligula. New York I993· (American Classical Studies 32.)
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Aelianus s. Aernilius Aelius Lamia Dorn. r,3 ro,2 L. Aelius Lanuvinus gramrn. 3• I-3 L. Aelius Praeconinus s. Aelius Lanuvinus Aelius Seianus Tib. 48,2 55 6r,r 62,r 65,r 65,2 Ca!. u,r 30,2 Claud. 6,r 27,r Vit. 2,3 L. Aelius Stilo s. Aelius Lanuvinus Aelia Paetina Claud. 26,2 26,3 27,I Aerniliana locus Romae Claud. r8,r Mamercus Aernilius Iul. r, 2 Aernilius Aelianus Cordubensis Aug. p,2 M. (Aernilius) Lepidus triurnviri pater Iul. 3 5 M. Aernilius Lepidus triurnvir Iul. 82,4 87 Aug. 8,3 r2 r3,r r6,4 27,2 3r,r 54 Tib. 5 (Aernilius) Lepidus triurnviri f. Aug. r9,r M. Aernilius Lepidus, Drusillae rnaritus Ca!. 24,3 36,r Claud. 9,r Aernilia Lepida Augusti proneptis Claud. 26,r Aernilius Papus Aug. 2,2 Aernilius Paulus Iul. 29,r L. Aernilius Paulus censoris f. Aug. r6,3 r9,r 64,r eius pater Aug. r6,3 Claud. r6,r Aenaria Aug. 92,2 Aeneas Nero 39,2
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Aenobarbus s. Ahenobarbus Aequiculi Vit. 1,3 Aesculapii signum Aug. 59 insula Claud. 25,2 Aeserninus Aug. 43,2 Aesius Proculus patre primipilari Ca!. 35,2 Aethiopes Ca!. 57,4 Aethiopia Iu!. p,I Aetnaeus vertex Ca!. p,I Aetolia Aug. 17,3 Afer s. Tedius Afer, -a, -um Aug. 4,2 Ca!. x8,x Afranius Nero 11,2 L. Afranius Iu!. 34,2 75,2 75,3 Africa Iu!. 35,2 36 59 70 Aug. 16,4 47Tib. 31,2 Nero 31,4 G. 7,1 8,1 I I 0. 1,2 Vit. 5 Vesp. 3 4,3 Africanus, -a, -um triumphus Iu!. 37,I Aug. 8,I Africanae Ca!. I8,3 Claud. 21,3 Africanus s. Fabius Africum bellum Iu!. 56,r Agamemnon Tib. 6I,3 L. Agermus lib. Nero 34,3 M. (Vipsanius) Agrippa Aug. I6,z 25,3 29,5 35,1 42,1 63,1 64,1 66,3 94,I2 97,I Tib. 7,2 IO,I Ca!. 7 23,1 gramm. x6,x - iuvenis Aug. 19,2 p,I 64,1 65>I 65,4 Tib. 15.2 22 25,1 Agrippina Attici neptis Tib. 7,2 7·3 - Augusti neptis Aug. 64,I 86,3 Tib. 5J,I Ca!. 7 8,I 8,3 8,4 - mater Neronis Ca!. 7 Claud. 26,3 29,2 39,2 43 44,I 44,2 Nero 5,2 6,I 6,2 28,2 39,3 G. 5,1 Vesp. 4,2 9,I Agrippinensis colonia Vit. I0,3
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Ahenobarbi Nero I,I 1,2 Ahenobarborum familia Nero I,I s. Domitius Ahenobarbus s. Domitius; Neroimp. Aiax Aug. 85,2 (trag. Augustl) Alani Dom. 2,2 Alauda legio Iu!. 24,2 Albanum Nero 25>I Dom. 4,4 Albanus, -a, -um Aug. 72,1 (columnarum) Claud. 4,3 (montem) Dom. I9 (secessu) Albia Terentia splendidissima femina 0. I,3 Albis fluvius Aug. 21,1 C. Albucius Silus rhet. 30,I-7 Albudignus fons Claud. zo,I Albulae Aug. 82,2 (calidis) Nero 31,2 (aquae) Alcmeon Nero 39,2 Alexander Magnus Iu!. 7,1 Aug. I8,I 50 94,5 Ca!. 52 Nero I9,2 Alexander s. Tiberius Alexandria (oder- ea) Iu!. 11 J5,I 35,2 37,1 56,1 64 76,3 79,3 Aug. 17,3 71,I Tib. p,z Ca!. 49,2 Claud. x6,2 42,2 Nero 20,3 Vesp. 7,I Tit. 5>3 Dom. 20 gramm. 7,I 20,1 Alexandria Neronis nutrix Nero 50 Alexandrini Iu!. I I Nero 20,3 Vesp. 19,2 Alexandrinus, -a, -um bellum Iu!. 56,1 Tib. 4,1 merces Aug. 98,2 navis Aug. 98,2 Nero 4 5, I G. 10,4 peregrinatio Nero I9,I pharus Claud. 20,3 triumphus Iu!. 37,1 Aug. 22 4I,I (Subst.) gramm. zo,I Alliensis dies Vit. I I ,2 Allobroges Nero 2,I
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VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Alpes Iul. 25,I 56,5 Aug. 79,I Ca!. 2I 5I,3 Nero I8 0. 9,2 Alpinae gentes Tib. 9,2 Amazones Iul. 22,2 Amazonicae secures peltaeque Nero 44,I Ambitarvius vicus Ca!. 8,I Ambrani Iul. 9,3 T. Ampius Iul. 77 Ancharia Aug. 4, I Ancus Marcius Iul. 6,I Andronicus s. Pompilius Anicetus paedagogus Nero 35· 2 Anio Tib. I, I Claud. 2o,I L. Annaeus Seneca Ca!. 53,2 Nero 7,I 35,5 52 fort. pater Tib. 73,2 Annius Cimber Aug. 86,3 Antiatinus s. Antium Anticatones Caesaris Iul. 56,5 Anticyra Ca!. 29,2 Antiochia Tib. 49,2 Ca!. I,2 Antiochus Commagenus rex Ca!. I6,3 - quidam Vit. 2,I L. Antistius tr. pl. Iul. 23,I Antistius Iul. 82,3 Antistius Labeo Aug.54 Antium Aug. 58, I Tib. 38 Ca!. 8,2 8,5 49,2 Nero 6,I 9 25,I Antiatinae Fortunae Ca!. 57·3 Antonii Aug. 17,2 C. Antonius cos. a. 63 a. C. Aug. 5 - triumviri frater Iul. 36 L. Antonius triumviri frater Aug. 9 I4 I 5 68 Tib. 4,2 5 M. Antonius triumvir Iul. p,2 79,2 82,4 83,I 84,2 Aug. 2,3 4,2 7,I 8,3 9 I0,2 I0,4 II I2 I3,I I3,2 I3,3 I6,2 I7,I I7,3
I7,4 I7,5 20 2I,3 28,I 49,I 62,I 63,2 68 69,I 70,I 86,2 Tib. 4,3 59,2 Ca!. 26,I Claud. I I,3 Nero 3,I 3,2 gramm. I8,3 rhet. 25,8 28,I 29,I Antonius triumviri f. Aug. I7,5 63,2 M. Antonius Gnipho gramm. 7, I-2 8,2 I0,4 M. Antonius Liberalis rhet. 38 Iullus Antonius cos. a. IO a. C. Claud. 2,I gramm. I8,3 Antonius Musa medicus Aug. 59 8I,I Antonius Primus Vit. I8 L. Antonius (Saturninus) praeses Germ. sup. Dom. 6,2 7,3 Antonia maior triumviri f. Nere 5,I Antonia minor triumviri f. Ca!. I,I IO,I I5,2 23,2 24,I 29,I Claud. I,6 3,2 4,4 II,2 (Augusta) Vesp. 3 Antonia Divi Claudi f. Claud. 27,I 27,2 Nero 35,4 t Appellari Vesp. I9,I (s. Apelles) Apelles tragoedus Ca!. 33 Vesp. I9,I Aphrodisius s. Scribonius Apis Aug. 93 Tit. 5,3 Apollo Aug. 70,I 94,4 Nero 25-2 40,3 (Delphis) 53 Palatinus Aug. 3I,I 52 (Nero 25,2) Sandaliarius Aug. 57, I Tortor Aug. 70,2 Temenites Tib. 74 templum Actii Aug. I 8,2 templum in Palatio Aug. 29, I 29,3 (Nero 25,2) Apollodorus Pergamenus Aug. 89,I Apollonia Aug. 8,2 IO,I 89,I 94,I2 95
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Apollonius Molo Iul. 4,1 Apollophanes Aug. 16,3 Aponi fons Tib. 14,3 Aponius Saturninus praetorius Ca!. 38,4 Appenninus Iul. 44,3 Vit. 10,3 Appi Forum Tib. 2,2 Appius s. Claudius, Iunius Appia via Tib. 72,1 Ca!. 19,1 Claud. 1,3 Nero 5,1 L. Appuleius gramm. 3,5 Sex. Appuleius cos. a. I4 Aug. IOO,I
Apragopolis Aug. 98,4 Aprilis mensis Nero 55 Apulia Vit. 1,3 Aquila s. Pontius Aquileia Aug. 20 Tib. 7,3 Vesp. 6,2 Aquilius Niger Aug. 11 Aquitania Aug. 21,1 G. 6,1 9,2 Arcadia Vesp. 7•3 Archelaus Cappadox Tib. 8 37,4 Archelaus s. Laelius Arelate Tib. 4,1 Arelatensis rhet. 37 Areus philosophus Aug. 89,1 Argivus dispensator G. 20,2 Aricia Aug. 4,2 Aricinus Aug. 4,1 Ariminum Aug. 30,1 Aristarchus gramm. 2,1 14,2 Armenia Iul. 44,3 Aug. 21,3 Tib. 9,1 II,I 41 Ca!. 1,2 Nero 13,1 39,1 40,2 Armenii Claud. 25,4 Arrecinus Clemens consularis Dom. II,I Arrecina Tertulla uxor TitiTit. 4,2 Arruntius s. Furius Artabanus rexPartherum Tib. 66 Ca!. 14,3 Vit. 2,4
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Arverni N ero 2,1 Asclepiadis Mendetis theologumena Aug. 94,4 Aseletarie mathematicus Dom. 1 5·3 Asellius Sabinus Tib. 42,2 Asia Iul. 2 4,2 22,2 28,1 39,1 63 Aug. 3,2 17,3 26,3 Tib. 48,2 Ca!. 57·3 58, I Vesp. 1,2 Dom. 10,2 gramm. 6,2 Asiatici oratores Aug. 86,3 Asiaticus liberrus Vit. 12 Asillius Ca!. 8,4 Asinius Epicadus Aug. 19,1 19,2 Asinius Gallus Pollionis f. Claud. 41,3; gramm. 22,3 Asinius Gallus Pollionis nepos Claud. 13,2 Asinius Marcellus cos. a. 54 Claud. 45 Asinius Pollio Iul. 30,4 55,4 56,4 Aug. 29,5 43,2 Claud. 13,2; gramm. 10,3 7,8 Asprenas s. Nonius astici Iudi Tib. 6,4 Ca!. 20 Astura Aug. 97,3 Tib. 72,2 Atalanta Tib. 44,2 C. Ateius Capito gramm. 10,2 22,2
L. Ateius Philologus gramm. 7,4 IO, I-8 Atella Tib. 75>3 Atellana Ca!. 27,4 Nero 39,3 Atellanicus, -a, -um Tib. 45 (exhodio) Atellanus actor G. 13 Athenae Aug. 6o 93 gramm. IO,I
Athenodorus Claud. 4,5 Atilius s. Acilius M. Atius Baibus Aug. 4,1 Atia Aug. 4,1 94,4
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VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Atratinus rhet. 26,2 Atta 5. Claudius Attalus gramm. 2,2 Attica Claud. 25, 5 Attica Ceres Aug. 93 Atticus 5. Caecilius; Pomponius Atticus Vestinus cos. Nero 35,I L. Audasius Aug. I9,I I9,2 Aventinus Vit. I6 Avemus lacus Aug. I6,I Nero 3I>3 Aufidius Lurco Cal. 23,2 Augur 5. Lentulus Augustales sodales Claud. 6,2 G. 8,I Augustiani Nero 25-I Augustinus currus Claud. rr,2 Augustus imp. Augustus: Iul. 55,3 55,4 56,7 88 Aug. 2,2 2,3 4,I 4,2 5 7,2 (cognomen) 59 94·2 94·4 94,8 94·9 94,I2 I00,3 Tib. 4·3 6,3 6,4 7,2 8 IO,I II,I II,4 I2,I I2,3 I3,2 I5,2 I6,I I7,2 2I,I 2I,2 22 23 42,2 47 48,2 50, I 50,2 p,I 57,2 58 6I,3 68,3 70,3 Cal. I,I 4 7 8,3 8,4 9 I6,I 23,I 25>I 3I J4,I 48,I Claud. I,I I,4 I,5 3,2 4,7 6,I I I,2 20,I 2I,2 25,5 26,I Nero 3,2 4 IO,I 25,I G. I 4,I Vit. 2,2 Vesp. 2,I 9,1 23,4 Dom. 4,3; gramm. I6,I I7,2 I9,I 2o,I 2I, 2-3 rhet. 25,8 28,I Augusti forum Claud. 33,I Augusti templum Tib. 40 (NoJae) 47 Cal. 2I 22,4 Augusti statua Tib. 53,2 58 Nero u,3 G. 1 Augusti simulacrum Tib. 58 Divus Augustus Aug. 5 Cal. 22,4 38,I Vit. I,2 Caesar Augustus Aug. 58,2 C. Caesar Aug. 7,2 Caesar Aug.
p,2 70,I 70,2 97,2 C. Octavius Iul. 83,2 Romulus Aug. 7,2 cf. Thurinus Augustus mensis Aug. Ioo,3 Augustus mons Tib. 48,I Augustum saeculum Aug. I00,3 Augustus 5. Nero, Vitellius, Tiberius impp. Augustae Nero 28,2 (-arum ornamentis) Augusta 5. Antonia minor, Claudia, Domitia, Iulia, Livia Drusilla Aviola 5. Acilius aurea domus Nero 3I,I 38,I Ü.7,I Aurelius Cotta Iul. I,2 L. (Aurelius) Cotta Iul. 79,3; gramm. I,3 Aurelius Opillus gramm. 6, I3
Aurelia Iul. 74,2 Aurelia via G. 20,2 Aurunculeius leg. Caes. Iul. 25,2 L. Autronius (Paetus) Iul. 9,I (Quintus) Axius Iul. 9,2 Baiae Aug. I6,r 64,2 Tib. 6,3 Cal. 19,I Nero 3I,3 34,2 Baianussinus Iul. 19,3 Nero 27,3 Balbillus astrologus Nero 36,I Baibus 5. Atius, Cornelius Baliaris insula G. ro,r Barbatus 5. Valerius Basilides libertus Vesp. 7,1 Batavi Cal. 4 3 Bato Pannonius dux Tib. 20 Bauli Nero 34,2 cf. Cal. 19,1 Beccus (-o) Vit. I 8 Beneventanus gramm. 9,I
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Beneventum Aug. 97,3 Nero 36,1 gramm. 9,7 Berenice Tit. 7,1 7,2 Berytius gramm. 24,1 Bessi Aug. 3,2 Betriacum 0. 9,2 Vit. xo 15,2 Vesp. 5,7 ..._ Betriacensis, -e Vit. xo,x I 5,2 Vesp. 5,7 Bibaculus s. Furius Biberius Caldius Mero Tib. 42,1 M. (Calpurnius) Bibulus Iul. 9,2 IO,I I9,I I9,2 20,2 2I 49,2 Bithynia Iul. 2 39,I 49,I 49,3 Bithynicus, -a, -um Iul. 49,I 49·2 Bogud Iul. 52,I Bononia Aug. 96,I Bononienses Aug. I7,2 Nero 7,2 Boter lib. Claud. 27,2 Bovillae Aug. I00,2 Breuci Tib. 9,2 Britanni Iul. 25,2 Ca!. 44,2 Britannia Iul. 25,2 47 58, I Ca!. I9,3 Claud. 17,I 2I,6 Nero I8 40,2 Vesp. 4,I Tit. 4,I Dom. I0,3 Britannicus, -a, -um clades Nero 39,I expeditio G. 7,I Vit. 2,4 triumphus Claud. 28 Britannicus Divi Claudi f. Claud. 27,I 27,2 43 Nero 6,4 7,1 33,2 33,3 Tit. 2,I Germanicus Claud. 27,1 Brixellum 0. 9,I Bructerus quidam Tib. I9 Brundisium Iul. J4,I 58,2 Aug. 17,3 rhet. 25,I7 Decimus Brutus Iul. 8o,4 8I,4 83,2 Aug. I0,2 I0,3
1.221
L. Brutus Iul. 8o,3 M. Iunius Brutus Iul. 49,2 50,2 55>I 56, I 80,4 82,2 85 Aug. 9 IO,I I3,I 85,I Tib. 6I,3 Nero 3,I G. 3,2 0. IO,I rhet. 30,6 (maior) gramm. I3,I (minor) ad capita bubula Aug. 5 Burrienus s. Valerius Burrus praef. Nero 35,5 Byzantium Vesp. 8,4
Caecilius Atticus eq. Rom. Tib. 7,2 Q. Caecilius Epirota gramm. I6, I-3 Q. Caecilius Metellus Iul. I6,I 55·3 Q. Caecilius Metellus Numidicus gramm. 3,2 Q. Caecilius Metellus (or. de prole augenda) Aug. 89,2 A. Caecina Iul. 75,5 A. Caecina consularis Tit. 6,2 Caecus s. Claudius M. Caelius Rufus rhet. 26,2 Caelius mons Tib. 48,I Vesp. 9,I Caenis Antoniae lib. Vesp. 3 2 I Dom. I2,3 . Caepio s. Fannius, Rustius, Servilius Caeruleus fons Claud. 2o,I Caesar s. Augustus, Claudius, Domitianus, Gaius, Iulius, Nero, Sulpicius Galba, Tiberius, Vespasianus, Vitellius Caesar Aug. 97,2 Caesar Ca!. 37,I 38,2 Claud. 43 (verus) Caesares Ca!. 6o (Caesares omnes Gaio praenomine) Claud. I,5 I0,4 G. I (triumphaturi) 1.2,2 Tit. 8,I (omnes) Caesa-
1222
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
rum aedes G. I domus G. 2 imagines Ca!. I4,3 23,I memoria ac templa Ca!. 6o nemus Aug. 43,I potestas Tib. I4,2 progenies G. I Caesar Strabo Iul.55,2 L. Caesar iuvenis Iul. 75,3 C. Caesar Augusti nepos Aug. 26,2 29,4 64,I 6hi 65,2 67,2 93 Tib. 11,5 I2,2 I3,I I3,2 I5,2 23 Nero 5,I L. Caesar Augusti nepos Aug. 26,2 29,4 64,I 65,I 65,2 Tib. 11,5 I5,2 23 70,2 Caesareae urbes Aug. 6o Caesarianus, -a, -um Nero 3,I Caesario Aug. I7,5 Caesetius Flavus tr. pl. Iul. 79,I 8o,3 T. Caesonius Priscus eq. Rom. Tib. 42,2 Caesonia uxor Caligulae Ca!. 25,3 33 38,3 50,2 59 Calagurritani Aug. 49, I rhet. 40,2 Caldius s. Biberius Caligula s. Gaius imp. Callippides Tib. 38 Q. Calpenus Iul. 39,I Calpurnii: Cn. Piso adulescens Iul. 9,3 L. Piso socer Caesaris Iul. 2I 83,I L. Piso (pontifex) rhet. 30,6 L. Piso Tib. 42,I Cn. Piso legatus Syriae Tib. 52,3 Ca!. 2 3,3 Vit. 2,3 C. Piso, maritus Liviae Orestillae Ca!. 2 5, I cf. Pisoniana coniuratio Piso Frugi Licinianus G. I7 0. 5,I 6,3 Calpurnia L. Pisanis f. uxor Caesaris Iul. 2I 8I,3
Calvinorum familia Nero I,I Calvinus s. Domitius Calvina s. Iunia Calvus s. Licinius Camerinus s. Sulpicius Camilla s. Livia Medullina Camillus s. Furius Campania Aug. 72,2 98,I Tib. II,I 39 40 72,2 Ca!. I4,2 24,2 37,2 Claud. 5 Vit. I6Vesp. 24 Tit. 8,3 8,4 __ _ Campllllus;·--a;-'um ager Iul. 20,3 Aug. 4,2 via Aug. 94,7 pugiles Ca!. I 8, I Campus s. Martius campus Canace Nero 2I,3 Caninius Rebilus Nero I5,2 ( cf. Iul. 76) Ti. Cannutius rhet. 28,I Cantabria Aug. u,I 8I,I G. 8,2 Cantabricus, -a, -um bellum Aug. 20 85,I expeditio Aug. 29,3 Tib. 9,I Canus choraula G. I2,3 Capella s. Statilius ad Capita bubula Aug. 5 Capito s. Ateius; Fonteius Capitolium Iul. IO,I I5 37,2 54,3 79,2 Aug. 29,I 57,I 59 9I,2 94,8 94,9 Tib. I,2 2,4 3,2 20 Ca!. 6,I I6,4 22,4 46 6o Claud. 2,2 Io,3 22 24,3 Nero I2,4 I3,2 46,2 Vit. I5,3 Vesp. 8,5 I8 Dom. I,2 5 I3,2 I5,2 23,2 gramm. 9,7 Capuae Tib. 40 Ca!. 57,2 Capitolinus, -a, -um area Ca!. 22,4 34,I certarnen Dom. I3,I s. Q. Catulus, Iuppiter, Venus Cappadocia Ca!. I,2 Vesp. 8,4 Cappadox Tib. 37,4
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Capreae Aug. 72,3 92,2 98,I 98,3 98,4 Tib. 40 6o 62,2 73,I 74 Ca!. Io,I Vit. 3,2 cf. Tib. 45 Caprensis secessus Tib. 43,I Capricemus Aug. 94,I2 Caprineus Tib. 43,2 Capua Iu!. BI', I Tib. 40 Ca!. 57·2 Capys Iu!. 8I,I Carchedoniacon historiae Claudi Claud. 42,2 Carinae Tib. I5,I Carmeli dei oraculum Vesp. 5,6 Carnulus Tib. 6I,5 Carthago nova G. 9,2 Cascae duo Iu!. 82,I 82,2 Caspiae portae Nero I9,2 Cassiope Nero 22,3 Cassius luppiter Nero 22,3 Cassius quidam Ca!. 57,I C. Cassius Iu!. 80,4 85 Aug. 9 IO,I Tib. 6I,3 Nero 3,I 37,I G. 3·2 0. IO,I L. (?) Cassius Iu!. 63 Cassius Chaerea Ca!. 56,2 57,3 58,2 C. Cassius Longinus gramm. I3,I L. Cassius Longinus consularis Ca!. 24,I 57,3 Cassius Longinus iuris consultus Nero 37,I Cassius Parmensis Aug. 4,2 Cassius Patavinus Aug. p,I Cassius Scaeva centurio Iu!. 68,4 Cassius Severus Aug. 56,3 Ca!. · I6,I Vit. 2,I gramm. 22,I Castor Iu!. IO,I Tib. 20 Ca!. 22,2 ad Castoris 0. 9,2 Castricius Aug. 56,4 (L. Sergius) Catilina Iu!. I4,I I7,I Aug. 3,I 94,5 gramm. I7,2
I223
M. Porcius Cato (censorius) Aug. 86,3 (ex Originibus) gramm I5,2 M. (Porcius) Cato (Uticensis) Iu!. I4,2 I9,I 20,4 30,3 5J,I Aug. I3,2 85,I 87,I Cato s. Valerius Catullus s. Valerius Q. Catulus Capitolinus Iu!. I5, Aug. 94,8 G. 2 3,4 Catulus s. Lutatius Cauchi Claud. 24,3 Cauchius s. Gabinius Secundus Caudex s. Claudius Cebenna (mons) Iu!. 25,I Celadus lib. Aug. 67,I Ceraunii montes Aug. 17,3 Cercei Aug. I6,4 Tib. 72,2 Cerealis s. Civica Ceres Aug. 93 (Atticae) Nero I 2,4 (sacerdotes) Cerrinius Gallus Aug. 53,3 Cerylus libertus Vesp. 23,I Cestius Gallus Tib. 42,2 L. Cestius Pius rhet. 3 I Chaerea s. Cassius Chares s. Oppius Chaldaei Vit. I4,4 Dom. I4,I Charicles medicus Tib. 72,3 Chatta mulier Vit. I4,5 Chatti Dom. 6,I Chii Tib. 8 Chrestus Claud. 25,4 Christiani Nero I6,2 Cicero s. Tullius Cilicia Iu!. 3 8 Vesp. 8,4 (Trachiam) C. Cilnius Maecenas s. Maecenas C. Cilnius Melissus gramm. 2I,I-4 Cimber s. Annius, Tillius Cimbri Iu!. 11 Ca!. 51,3
u24
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Cimbricum bellum Aug. 23,2 Cinaria Tib. 56 Cincinnatus Cal. 35, I Cinna s. Cornelius, Helvius Cinnanus, -a, -um Cal. 6o (temporibus) Cisalpinus s. Gallia Civica Cerealis Dom. I0,2 Claudilla s. lunia M. Claudius Marcellus Iu!. 28,2 28,3 29,I Claudius, -a, -um Tib. I,I Claud. 20,I 39,2 Claudii Tib. 2,I 2,4 6,2 L. Claudii duo Tib. I,2 Atta Claudius Tib. I,I Claudius Regillianus decemvir Tib. 2,2 gramm. I0,4 Appius Claudius Caecus Tib. 2,I 3,1 Claud. 24,I Claudius Caudex Caeci frater Tib. 2,I Tib. (?) (Claudius) Nero Tib. 2,I Tib. (Claudius) Nero Caeci f. Tib. 3,I Ap. Claudius Puleher Caeci f. Tib. 2,2 2,3 3,I gramm. I0,4 Claudius Drusus (an Russus?) Tib. 2,2 Tib. (Claudius) Nero Liviae maritus Aug. 62,2 Tib. 4,I Claudius Nero s. Tiberius imp. Claudius imp. T. Claudius Drusus Claud. 2,I Tiberius Claud. 4,I 4,5 4,6 Claudius Cal. I5,2 2I 23,3 49,3 Claud. I,6 2,I 3,2 29,2 37,2 Nero 6,2 6,3 6,4 7,I 7,2 8 9 3J,I 35,4 39·3 G. 7,I I4,3 0. I,2 I,3 Vit. 2,4 2,5 4 Vesp. 4,I 25 Tit. 2 Dom. 4,3 Claudius Caesar Claud. I,I Divus Claudius
Vesp. 9,I (templum) gramm. 23,2 Germanicus cogn. Claud. 2,I Claudia Caeci f. Tib. 2,3 Claudia (Quinta) Caeci neptis Tib. 2,3 Claudia virgo Vestalis Tib. 2,4 Claudia Fulviae ex P. Clodio filia Aug. 62,I Claudia Divi Claudi f. Claud. 27,I Claudia Augusta Neronis f. Nero 35,3 Clemens Agrippae servus Tib. 25,I 25·3 Clemens s. Arrecinus, Flavius Cleopatra Iu!. 35>I p,I p,2 Aug. I7 Nero 3,2 Clitumnus (nemus flumenque) Cal.43 Clodia Iex Dom. 9,3 Clodianus cornicularius Dom. I7,2 P. Clodius (Pulcher) Iu!. 6,2 20,4 26,I 74,2 Aug. 62,I Tib. 2,4
P. Clodius Quirinalis rhet. 37 Ser. Clodius gramm. 3, I,3 Sex. Clodius rhet. 29, I-2 Clodius Licinus gramm. 20,2 Clodius Macer legatus G. I I Clodius Pollio praetorius Dom. I,I Clunia G. 9,2 Cluvius Rufus consularis Nero 21,2
Coa Venus Vesp. I8 Cocceianus s. Salvius Codeta (minor) Iu!. 39,4 Co Iosseros Ca!. 35,2 colossus Nero 3 I,I Vesp. I8 Columbinum venenum Cal. 55· 2
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Columbus Ca!. 55,2 Comata s. Gallia Commagene Vesp. 8,4 Commagenus Ca!. I6,3 Compitales Lares Aug. 3I,4 Compitalicüludi Aug. 3I,4 Comum s. Novum Comum Concordia (Vitellius) Vit. I 5>4 Concordiae aedes Tib. 20 Vit. I5>4 Confluentes Ca!. 8,I Cordubensis Aug. p,2 Cordus s. Cremutius Codinium Iu!. J4,I Nero 2,2 Corinthia vasa Aug. 70,2 Tib. J4,I Corinthiarius Aug. 70,2 Corinthus G. 3,4 Corneliorum genus Iu!. 59 Cornelius, -a, -um Iu!. I I Aug. J3,2 Cornelius s. Scipio, Sulla Cornelius centurio Aug. 26,I Cornelius Baibus Iu!. 78,I 8I,2 Aug. 29,5 L. Cornelius Alexander gramm. 2o,I (L. Cornelius) Cinna quater consul Iu!. I,I L. (Cornelius) Cinna filius Iu!.
5
Cornelius Cinna Iu!. 85 (Gnaeus) Cornelius Dolabella consularis Iu!. 4,I 49,I 55,1 P. (Cornelius) Dolabella lul.36 gramm. I4,2 Cn. Dolabella G. I2,2 L. Cornelius Epicadus gramm. 12,1
L. Cornelius Faustus gramm. 12,1
Cornelius Fuscus praef. coh. praet. Dom. 6,I
I225
Cornelius Gallus Aug. 66,I 66,2 gramm. u,4 I6,I,2 Cornelius Laco praef. praet. G. I4,2 L. Cornelius Nepos Iu!. 55,I Aug. 77 gramm. 4,2 27,2 Cornelius Phagita Iu!. 74,I Cornelius Sabinus Ca!. 58,2 Cornelia Cinnae quater consulis f. Iu!. I,I 6,1 6,2 Cornelia virgo maxima Vest. Dom. 8,4 L. Cornificius Aug. 29,4 Corvinus s. Statilius, Valerius Cosana praedia Vesp. 2, I Cosmus servus Aug.67,I Cossutia Iu!. I,I Cotiso Getarum rex Aug.63,2 Cotta s. Aurelius Cottius Tib. 37,3 (regnum) Nero I8 L. Crassicius Pansa gramm. I8,I-3 Crassus s. Licinius Crates gramm. 2,I,2 u,4 Cremona Vesp. 7,I Cremutius Cordus Aug. 3 5,2 Ca!. I6,I (cf. Tib. 6I) Creta Vesp. 2,3 Crispinus s. Rufrius Crispus s. Passienus, Sallustius, Vibius Cumae gramm. 7,2 Cupido Ca!. 7 G. 20,2 C. (Scribonius) Curio pater Iu!. 9,2 9,3 49,I 52,3 filius Iu!. 29,I 36 rhet. 25,7 Gurionespater et filius Iu!. 50, I Q. Curius Iu!. 17,I I7,2 Curti lacus Aug. 57,I G. 20,2 Curtius fons Claud. 2o,I Curtius Nicia gramm. I4,I-4 Q. Curtius Rufus rhet. 33
I226
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Custos s. Iuppiter Cutiliae Vesp. 24 Cybiosactes Vesp. I9,2 Cynegirus Iul. 68,4 Cynicus s. Demetrius, Isidorus Cynobellinus Britannorum rex Cal. 44,2 Cyrenae Vesp. 2,3 Cyrus Iul. 87 Cyziceni Tib. 37,3 Daci Iul. 44•3 Aug. 8,2 2I,I Tib. 4I Dom. 6,I Dalmatae Tib. 9,2 s. DelmDanuvius Tib. I6,2 Daphnis s. Lutatius Dareus puer Parthus Cal. I9,2 Datus histrio Nero 39,3 December mensis Iul. 40,2 Aug. 32,3 7I,I Cal. 6,2 Delmatia (Dam- 0. 9,3) Aug. 2I,I Claud. I3,2 0. 9,3 Delmaticus, -a, -um bellum Aug. 20 triumphus Aug. 22 Deiphi Nero 40,3 Demetrius Cynicus Vesp. I3 Dernochares Aug. I6,3 Dertosa G. I0,4 Dialis, -e Iul. I,I (flamen) Aug. 3I,4 (flamonium) Dom. 4,4 (sacerdote) Diana gramm. I I,3 Dianae aedes Aug. 29,5 Dictynna gramm. II,3 Dido regina Nero 3I Didymeum Mileti Cal. 21 Diodorus citharoedus Vesp. I9,1 Diegenes grammaticus Tib. 32,2 Diemedes dispensator Aug. 67,1 DionysiusAreif. Aug. 89,1
Dionysius Scytobrachion gramm. 7,1 Dioscurides Aug.5o Dispater 0. 8,3 Dius Fidius Tib. 21,6 Dolabella s. Cornelius Domitia gens Nero 1,1 (Domitia) Lepida Neronis amita Nero 5,2 6,3 7,1 Domitia Longina Domitiani uxor Tit. 10,2 Dom. 1,3 3,1 (Augusta) 22 Domitianus imp. Domitianus Vesp. I, I 3 Dom. I,I I7,2 23,2 Caesar Dom. 1,3 3,1 12,2 Germanicus Dom. 13,3 Divus Dom. 23, I Domitianus mensis Dom. I3,3 Domitianus Flavi Clementis f. Dom. 15>1 Domitilla s. Flavia Domitiorum gentile monumentum Nero 50 praenomina duo Nero 1,i· L. Domitius Ahenobarbus primus Nero 1,1 Cn. Domitius Neronis atavus Nero 2,1 Cn. Domitius Calvinus Iul. 36 L. Domitius praetor, abavus Neronis Iul. 23,1 24,I 34,1 rhet. 25,2 Cn. (trad. T.) Domitius cos. Aug. I7,2 (cf. Nero 3) Domitius Neronis avus Nero 4 (Cn.) Domitius Ahenobarbus pater Neronis Nero 6,1 9 28 G. 5,1 6,I 0. 2,1 Vit. 2,2 cf. Nero 5 Domitius Marsus gramm. 9,4 16,3 Dorice Tib. 56 Doris dialeetos Tib. 56
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Doryphorus lib. Nero 29 Drausus Tib. 3,2 Druidae Claud. 25,5 Drusi s. Livii Drusilla s. lulia, Livia Drusinae fossae Claud. 1,2 Drusus primus Tib. 3,2 Drusus s. Claudius Drusus Tiberi avus Tib. 7,1 Drusus Tiberi frater olim Decimus mox Nero praenomine Claud. 1,1 Drusus Aug. 99,1 Tib. 7,3 50,1 76 Cal. 1,1 Claud. 1,1 1,211,3 46Nero Tib. 4,3 Germanicus Claud. 1,3 C. Drusus Aug. 94,6 Drusus Caesar Tiberi f. Aug. 100,3 101,2 Tib. 7,2 15,1 23 25,3 39 52,1 54,1 55 62,1 Vit. 3,2 (Drusus Caesar cos.) Drusus Germanici f. Tib. 54,1 54,2 65>2 Cal. 7 12,1 Claud. 9,1 0. 1,3 Drusus Divi Claudi f. Claud. 27,1 Dyrrachium Iul. 36 58,2 68,3 Dyrrachinus, -a, -um Iul. 68,2 (munitione) Ecloge nutrix Nero 50 Q. Eglogus (?) Vit. 1,2 M. Egnatius Aug. 19,1 Electra Iul. 84,2 Elephantidis libri Tib. 43,2 Eleusinia sacra Claud. 25, 5 Nero 34,4 Q. tElogi libellus Vit. 1,2 Ennia N aevia Macronis uxor Cal. 12,2 26,1 Q. Ennius poeta Aug. 7,2 cf. Tib. 21,5 gramm. 1,2,3 2,2 4 8,2
1227
Ennius minor gramm. 1,3 Epaphroditus a libellis Nero 49,3 Dom. 14,4 Epicadus s. Asinius; Cornelius Epidius Marullus tr. pl. Iul. 79,1 80,3 C. Epidius Nucerinus rhet. 28,2 M. Epidius rhet. 28,1-2 Epirota s. Caecilius Eratosthenes gramm. 10,5 Eros s. Staberius Erycina Venus Claud. 25,5 Esius s. Aesius Esquiliae Tib. 15,1 Nero 31,1 Esquilinus campus Claud. 25,3 Etruria lul. 34,1 0. 1,1 Etrusca lingua Aug. 97,2 Q. Eulogius (?) Vit. 1,2 Eunoe Iul. 52,1 Euphorion Tib. 70,2 Euphrates Cal. 14,3 Euripides Iul. 30,5 cf. Aug. 25,4 Eutychus agitator Cal. 55,2 Eutychus asinarius Aug. 96,2 Fabiani tribules Aug. 40,2 Fabius Africanus cos. a. IO a. C. Claud. 2,1 M. Fabius Quintilianus rhet. 40,1-2 Q. (Fabius) Maximus cos. Iul. 80,2 Falacrina Vesp. 2,1 Fannius Caepio Aug. 19,1 Tib. 8
C. Fannius Strabo rhet. 25,2 Faunus Aboriginum rex Vit. 1,2 M. Favonius Aug. 13,2 Favor archimimus Vesp. 19,2 Faustus Sulla nob. iuvenis Claud. 27,2 cf. Sulla
1228
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Faustus s. Cornelius Felicitatis simulacrum Tib. 5 Felix lib. Claudii Claud. 28 cf. L. Sulla dictator Ferentium 0. I,I Vesp. 3 Fidenae Tib. 40 Ca!. 3 I Fidius Tib. 2I,6 (medius Fidius) Flaccus s. Norbanus, Pomponius, Veranius, Verrius Flaminia via Aug. 30,I Ioo,4 Flavialium collegium Dom. 4·4 Flaviani Vit. I 5>3 Flavii Vit. 5,2 (suburbanum Flaviorum) Flavius, -a cf. Domitianus, Titus, Vespasianus Flavius Clemens Domitiani patruelis Dom. I 5, I Flavius Liberalis Vespasiani socer Vesp. 3 T. Flavius Petro municeps Reatinus Vesp. I,2 I,4 Flavius Sabinus Petronis f. Vespasiani pater Vesp. I,2 5,2 Flavius Sabinus Vespasiani frater Vit. I5,2 I5,3 Vesp. I,3 Dom. I,2 Flavius Sabinus Domitiani patruelis Dom. I0,4 Flavia Domitilla Vespasiani uxor Vesp. 3 (Flavia) Domitilla Vespasiani f. Vesp. 3 (Flavia) Domitilla Clementis uxor Dom. 17, I Flavius, -a, -um gens Vesp. I,I gentis templum Dom. I,I 5 I 5,2 I7,3 generis origo Vesp. I2 Flavus s. Caesetius, Sulpicius, Verginius Florales Iudi G. 6,I Florus (Flaurus) s. Mestrius
C. Fonteius Capito cos. a. I2 Ca!. 8,I Fonteius Capito legatus G. rr Formiani Vit. 7,2 Fortuna Aug. 65,I Nero 23,3 G. 4,3 I8,2 Dom. I5,2 (Praenestina); gramm. I7,3 (Primigenia) Fortunae Antiatinae Ca!. 57•3 Forum Appi Tib. 2,2 Frugi s. Calpurnius, Licinius Fucinus lacus Iul. 44,3 Claud. 20,I 20,2 21,6 32 Fulvia Aug. I7,5 62,I rhet. 29,I Fundanus, -a Ca!. 23,2 Fundana (avia Tiberi) Tib. 5 cf. Galeria Fundi Tib. 5 G. 4,I 8,I Furiae Nero 34,4 M. Furius Bibaculus gramm. 4•3 9,6 11,4 (Furius) Camillus dictator Tib. 3,2 Claud. 26,I (Furius) Camillus Arruntius cos. a. 32 0. 2,I Furius Camillus Scribonianus, Delmatiae legatus Claud. I3,2 35,2 0. I,2 Furius Leptinus Iul. 39,I Furnilla s. Marcia Fuscus s. Cornelius Gabinianus s. Iulius A. Gabinius Iul. 50,I Gabinius Secundus Cauchius Claud. 24,3 Gadareus Tib. 57,I Gades Iul. 7,I Gaetulicus s. Lentulus Gaiana nex Tit. I Gaius (Caligula) imp. Caligula Ca!. 9 Gaius Tib. 54, I 62,3 73,2 75;2 76 Ca!. 8,3 8,4 8,5
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
I5,3 I9,3 38,4 56,2 58,2 6o Claud. 7 9,I IO,I I I,I I I,J 20,I 38,3 Nero 6,3 JO,I G. 6,3 7,I 0. 6,I Vit. 4 I7,2 Vesp. 2,3 C. Caesar Cal. I,I 7 8,I 8,2 I5,3 Claud. 26,3 Nero 6,2 7,I G. 6,2 Vit. 2,5 Vesp. 5,3 Caesar Cal. 29,I 39,2 4I,I 45,3 Claud. 9,I optimus maximus Caesar Cal. 22, I Iuppiter Latiaris Cal. 22.,2
Galba s. Sulpicius Galeria Fundana Vit. 6 Gallia Iul. 25,I 25,2 51 54 Aug. 2I,I Tib. 3,2 4,I 9,2 Cal. 8,3 20 39,I G. J,2 6,J Vit. IO,I Dom. 2,I gramm. 7,I II,I rhet. 36 39 Cisalpina Iul. 22,I 29,2 citerior Iul. JO,I s6,s Comata Iul. 22,I Tib. 9,I Togata gramm. 3,6 Transalpina Iul. 29,2 Galliae Iul. 22,I 24,3 28,I 49,4 Aug. 79,I Tib. 4I 49,2 Cal. 47 Claud. I,J Nero 40,4 43,I 43,2 G. 9,2 I2,I Galli Iul. 76,3 8o,2 Cal. 29,2 Claud. 25,5 Nero 40,I 45,2 G. J,I I6,2 Gallus Aug. 40,3 Nero 4I,2 Gallicanus Nero 43,I Vit. I8 Gallicus, -a, -um bellum Iul. s6,I 69 Nero J8,2 exercitus Nero 2,2 habitus Iul. s8,I provincia Claud. 24,2 triumphus Iul. 37,I 37,2 49,4 51 vocabulum Iul. 24,2 ad Gallinas villa G. I M. Gallius senator Tib. 6,3 Q. Gallius praetor Aug. 27,4 Gallograecia Iul. 29,2 Gallus s. Galli
I229
Gallus s. Asinius, Cerrinius, Cestius, Cornelius, Plotius gallus Matris deum Aug. 68 Gamala urbs Iudaeae Tit. 4,3 Gehenna s. Cebenna Gelotiana domus Cal. I8,3 Geminus s. Tanusius Gemoniae Tib. 53,2 6I,4 75,I 75,2 Vit. I7,2 Genetrix s. Venus Genius Aug. 6o (Augusti) Cal. 27,8 (Gai) Gergovia Iul. 25,2 Germania Iul. s8,I Aug. 2J,I Tib. 7,3 I6,I I7,I I8,I 20 25,I Cal. I,I 4 I9,3 51·3 Claud. 9,I G. 8,I II Vesp. 4,I Tit. 4,I Dom. I6,I inferiorVit. 7,I superior G. I6,2 Dom. 6,2 (cf. G. 6,2 Vit. 8,2) Germaniae Dom. 2,I Germani Iul. 25.2 Aug. 2I,I 49,I Tib. I7,I 4I Cal. 45,I 55,2 58,3 Claud. I,4 25,4 Nero 34,I G. 12,2 Germanus (Marobodus) Tib. 3M Germaniciani Tib. 25,2 G. 2o,I Germanicianus exercitus 0. 8,I Vesp. 6,2 Germanicus, -a, -um bellum Aug. 20 Tib. 9,1 9,2 Claud. I,2 Nero 4,I expeditio Cal. 43 gens Claud. 24,3legiones Vesp. 6,4 res Vit. 9 sermo Cal. 47 victoria Vesp. 2,3 Germanicus Caesar Drusi f. Aug. 34,2 64,1 Ioi,2 Tib. I5,2 25,2 25,3 39 p,I 52,2 52,3 54,1 55 61,1 76 Cal. I,I 2 J,I 6,I 8,2 8,3 8,4 IJ 48 Claud. I,6 7 26,3 29,I Nero 5,2 0. I,J Vit. 2,3
I230
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Germanicus s. Britannicus, Claudius, Domitianus, Drusus, Vitellius Germanicus mensis Cal. I 5,2 Dom. I3,3 Germanus s. Germani Geryonis oraculum Tib. I4,3 Gesoriacum Claud. I7,2 Getae s. Cotiso giganturn ossa Aug. 72,3 Glabrio s. Acilius Glycias viator Claudi Pulchri Tib. 2,2 Glyco medicus Aug. I I Gnipho s. Antonius Gracchi Tib. 3,2 Graecanica toga Dom. 4,4 Graecia Iul. 28,I Tib. 49,2 Ca!. 22,2 Claud. I6,2 Nero 25,I 28,2 34·4 53 Graeci Iul. p,2 68,4 Aug. 98,3 Tib. 46 Cal. 29,2 Nero 22,3 gramm. I,2 4,2 4,4 rhet. 25,6 25,I3 25,I8 Graeculi Tib. II,I 56 Claud. I 5>4 (sing.) Graecus, -a, -um bibliotheca Iul. 44,2 Aug. 29,3 certarnen Aug. 45,2 cliens Aug. 40,3 comoediae Ca!. 3,2 Claud. 11,2 disciplinae Aug. 89, I epistula Claud. 25,3 facundia Ca!. 20 genus Aug. 3I,I habitus Aug. 98,3 historiae Claud. 42,2 inscriptio Nero 45,2 calendae Aug. 87,I litterae Iul. 8I,I mos Nero I2,3 poemata Tib. 70,2 proverbium Tib. 38 Nero 2o,I 33,I pugiles Aug. 45>2 rhetores Vesp. I8 sermo Aug. 98,3 Tib. 7I,I Nero 20,2 studia Claud. 42,I verba Iul. 8I,I
versus Tib. 53,I Vesp. 23,I vox Claud. 43 gramm. 4,I I0,4 2o,I rhet. 26,I 29,I Graece Tib. 7I Claud. 39,I 42,I Nero 7,2 39,2 Tit. 3,2 Dom. 4,4 I3,2 gramm. 7,I Hadriaticum mare Tib. I6,2 Hadrometurn Vesp. 4,3 Halosis Ilii Nero 38,2 Halotus spado praegustator Claud. 44,2 G. IS,2 Hannibal Tib. 2,I Dom. I0,3 Harpocras Claud. 28 Hasdrubal Tib. 2, I Q. Haterius Tib. 29 (cf. 27) Hecatebeletes Nero 39,2 Hector Tib. 52,2 Nero 22,I Hecuba Tib. 70,3 Helius lib. Nero 23,I Hellespontus Iul. 63 Cal. I9,3 Helvetii Vesp. I,3 Helvidius Priscus Vesp. I 5 Dom. I0,3 filius Dom. I0,3 C. Helvius Cinna gramm. 11,3 Helvius Cinna Iul. 52,3 85 Hercules Iul. 7,I 56,7 Aug. 29,5 72,2 Cal. 8,2 Nero 2I,3 53 Vesp. I2 Herma s. Laelius Hermaeum Claud. IO,I Hermegenes Tarsensis Dom. IO,I
heroides Nero 2I,3 heroum arma Aug. 72,3 Hiempsal Iul. 7I Hierosolyma Aug. 93 Nero 40,2 Tit. 5,2 Hilario Aug.lib. Aug. IOI,I Hipparchus Vesp. I3 A. Hirtius Iul. 56, I 56,3 Aug. I0,3 11 68 Tib. 5 rhet. 25,6
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Hispania Iul. 9,3 34,2 3 5,2 36 54, I 55>4 7I Aug. 68 Tib. 2,I 4I G. 3,I 3,2 9,2 I4,2 I6,2 22 2 3 rhet. 40,2 Tarraconensis G. 8,I ulterior Iul. 7,I I8,I 56,5 Hispaniae Iul. 28,I Aug. 8,I 8,2 Tib. 49,2 Nero 42,I G. I2,I Hispani Iul. 86,4 Hispanicus, -a, -um Aug. 82,2 Vit. I 3,2 Hispaniensis, -e Iul. 37,I 38,2 56, I Vesp. 6,2 Historia s. Cornelius Alexander Histria Dom. I2,3 Homeri carmina Ca!. 34,2 Nero 47,I Homerici versus Tib. 2I,6 Claud. 42,I cf Aug. 65,4 Ca!. 22,I 22,4 Claud. 42,I Nero 49,3 G. 20,2 Vesp. 23,I Dom. I2,3 I8,2 Homerii scyphi Nero 47,I Q. Horatius Flaccus gramm. 9>4 Hortalus Tib. 47 Q. Hortensius orator Tib. 47 Hortensianae aedes Aug. 72,I collis Hortulorum Nero 50 Hyginus s. Iulius Hylas pantomimus Aug. 45,4 Iacchus s. Sescenius Ianiculum Vit. I, 3 Ianuariae kalendae I ul. 40,2 Ianus geminus Nero I3,2 Quirinus Aug. 22 marmoreus Aug. 3I,5 IaniDom. I3,2 Icarus Nero I2,2 Icelus Galbae libertus Nero 49,4 G. I4,2 (Marciani cognomine ornatus) 22 Idaea Mater deum Tib. 2,3
I23I
Ilerda Iul. 75,2 Ilienses Tib. p,2 Claud. 25.3 Nero 7,2 Ilium Iul. 79,3 Nero 38,2 Illyricum Iul. 22,I 29,2 36 Aug. 2I,I 25,2 97,3 Tib. I4,3 I6,I I6,2 I7,I 2I,I 25,I 0. I,2 Illyricus exercitus Aug. I9,2 Imperatoris praenomen Iul. 76,I Tib. 26,2 Claud. I2,I Inalpinae gentes Aug. 2 I, I Incendium togata Afrani N ero I 1,2
Incitatus equus Ca!. 55,3 Indi Aug. 2I,3 Inferum mare Aug. 49,I Invictus Tib. q,2 (cogn. Tiben) Iosephus Vesp. 5,6 Iovis villa ( Capreis) Tib. 6p Isauricus s. Servilius Isiacus Dom. I ,2 Isidis sacra 0. I2,I Isidorus cynicus Nero 39,3 Isthmia Nero 24,2 Isthmus von Korinth Iul. 44,3 Ca!. 2I Nero I9,2 37,3 Italia Iul. 28,I 38,2 42,I 54,2 75,4 79,3 8I,I Aug. 13,3 I7,2 17,3 45,4 46 59 Tib. 2,2 8 I6,2 37,I Ca!. I6,3 Claud. I6,2 23,2 25,2 Nero 3I,3 39>3 Vit. I4,4 Vesp. 7,I Tit. 5,3 Dom. 7,2 I0,3 rhet. 30,6 Italici Vesp. 9,2 tirones Nero I9,2 Iuba Iul. 3 5.2 59 66 7I Filius Ca!. 26,I Iudaea Aug. 93 Claud. 28 G. 23 Vesp. 4,5 5,6Tit. 4,3 5>2 Iudaei Iul. 84,5 Tib. 36 Claud. 25.4 Vesp. 4,5 8,I sing. Aug. 76,2
I2J2
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Iudaicus, -a, -um exercitus Vit. I 5>I Vesp. 6,3 fiscus Dom. I2,2 ritus Tib. 36 triumphus Dom. 2,I vita Dom. u,2 Iugurtha Iul. I I Iuliani milites Iul. 75,2 Iulii Iul. 6,I Iuliae Aug. 65,I 65>4 IOI,3 Claud. 29,I Iulius, -a (cf. Caesar) C. Iulius Caesar dictator Caesar Iul. I,3 9,2 IO,I I0,2 I7,2 20,2 28,3 29,I 30,5 32 49,I 49·4 50,2 p,2 52,3 53 ss,I 55,3 s6,I s6,4 79,2 79,3 8o,2 8o,3 8I,I 8I,2 82,2 85 86,I 88 89 Aug. 8,I 8,2 IO,I I0,2 I3,I I7,5 35,I 45,I 68 94,9 94,rr 95 Tib. 4,I Nero 37,I gramm. 7,2 2o,I rhet. 25,7 Caesar dictator Iul. 41,2 Claud. 4I,2 Gaius Caesar Iul. 30,4 Aug. 4,I 3 r,s 94,9 Tib. 4,I Nero 2,2 Iulius Caesar G. 3,2 Iulius Iul. 20,2 Divus Caesar Aug. 96,I Divus Iulius Aug. 2,I 15 I7,5 3 I,2 94,II I00,3 Ca!. 38,I Claud. I7,r 20,1 Vit. 8,r Vesp. 5,7 C. Iulius Caesar Octavianus s. Augustus Iulia Tante Caesars Iul. 6,I Iulia soror Caesaris Iu!. 74,2 Aug. 4,I 8,I Iulia dictatoris f. Iu!. I,I 2I 84,I Aug. 95 Iulia Augusta s. Livia Drusilla Iulia Augusti f. Aug. I9,2 63,1 63,2 64,1 65,I Ioi,3 Tib. 7,2 7·3 II,4 so,I Ca!. 7,I 23,I Iulia Augusti neptis Aug. 64, I 65,I 65,4 72,3 Ioi,3 Iulia Tiberi neptis Claud. 29, r
Iulia Livilla Germanici filia Ca!. 7 Claud. 29,I Iulia Drusilla soror Caligulae Ca!. 7 24,I 24,2 Claud. 29,I Iulia Drusilla filia Caligulae Ca!. 25,4 Iulia Titi f. Dom. I7,3 Iulius, -a, -um basilica Ca!. 37,1 curia Ca!. 6o familia Claud. 2,I Iex Iul. 8I,r Aug. 4,I Nero 33,2 portus Aug. I6,I (Iulius) mensis Iu!. 76,I Sex. Iulius Gabinianus rhet. 39 C. Iulius Hyginus gramm. 20,I-3 Iulius Marathus lib. Aug. 79,2 94·3 Iulius Modestus gramm. 20,3 C. Iulius Nero s. Nero Iulius Saturninus Aug. 27,2 C. Iulius Tiberius s. Tiberius (C.) Iulius Tiro rhet. 4I iuhus Vindex Nero 40,I 4I,I 4I,2 45,2 46,3 G. 9,2 rr I6,2 Iulus Iul. 8I,I Iullus s. Antonius M. Iunius Brutus s. Brutus Iunius Novatus Aug. sr,I lunius Rusticus Dom. I0,3 D. (Iunius) Silanus cos. des. Iu!. I4,I M. (Iunius) Silanus Ca!. I2,I 2 3·3 Appius (Iunius) Silanus Claud. 29,I 37,2 L. (Iunius) Silanus Appi f. Claud. 24,3 27,2 29,I 29,2 lunia Claudilla M. Silani f. Ca!. I2,I I2,2 lunia Calvina e gente Augusti Vesp. 23,4 Iuno Dom. 4,4
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Iuppiter Iu!. 81,3 Aug. 70,1 94,8 94,9 Ca!. 33 57,1 57,1 57,3 58,2 G. 2 9,2 12,1 Dom. 4,4 15,3 Optimus Maximus Iul. 79,2 Aug. 23,2 94,6 94,8 Vit. 15,3 Vesp. 5>7 Capitolinus Iul. 84,3 Aug. 26,3 30,2 91,2 94,8 Tib. 53,2 Ca!. 22,4 Nero 10,2 Dom. 4,4 6,1 8,5 Cassius Nero 22,3 Custos Dom. 5 Latiaris Ca!. 22,2 Olympius Aug. 6o Ca!. 22,2 Tonans Aug. 29,1 29,3 91,2 Tragoedus Aug. 57,1 Iuvenalis, -e Ca!. 17,2 Nero I 1,1
Labeo s. Antistius D. Laberius Iu!. 39,2 T. Labienus Ca!. 16,1 Lacedaemonii Tib. 6,2 Laches Vesp. 23,1 Laco s. Cornelius Laelius Archelaus gramm. 2,4 Laelius Herma gramm. 10,4,6 C. Laetorius adulescens patricii generis Aug. 5 Laetus s. Suetonius Laevius Melissus gramm. 3,5 Lamia s. Aelius Lamiani horti Ca!. 59 Lampadio s. Octavius Lanuvinus s. Aelius Lanuvium Aug. 72,2 Laodiceni Tib. 8 Lares Aug. 7,1 31,4 Ca!. 5 Nere 46,2 Vit. 2,5 Dom. 17,2 Latiaris luppiter Ca!. 22,2 Latinitas Aug. 47 Latinus iure Claud. 19 Latinus mimus Dom. 15,3 Latinus, -a, -um bibliothecae Iul. 44,2 Aug. 29,3 carmen
1233
Nero 12,3 coloniae Iu!. 8 condicio Vesp. 3 facundia Ca!. 20 (feriae) Iu!. 79,1 Claud. 4,3 Nero 7,2 genus Aug. JI,1 oratioTib. 70,1 pugiles Aug. 45,2 rhetores Vesp. 18 sermo Claud. 1,2 16,2 via Dom. 17,3 gramm. 7,4 10,3 10,4 II,3 22,1 22,2 rhet. 25,4 29,1 32 38 Latine Aug. 89,1 Tib. 71 Claud. 42,1 Nero 7,2 39,2 Tit. 3,2 Dom. 4,4 gramm. 1,2 7,1 16,3 rhet. 25,6 26,1 JI Latium Vit. 1,2 Latro s. Porcius Lavicanum Iu!. 83,1 Laurealusmimus Ca!. 57,4 Lenaeus s. Pompeius Cn. Lentulus cos. a. 3 a. C. G. 4,1 Cn. Lentulus Augur Tib. 49,1 Cn. Lentulus Gaetulicus Ca!. 8,1 8,2 Claud. 9,1 G. 6,2 Leontinus (campus) rhet. 29,2 Lepidus, -a s. Aemilius, Domitius Lepida uxor Quirini Tib. 49,1 Lepida Galbae uxor G. 5,1 Leptinus s. Furius Liber pater Aug. 94,5 Liberalis s. Antonius, Flavius, Salvius Libertatis atrium Aug. 29,5 Libitina Nero 39,1 Libo s. Scribonius liburnica Aug. 17,3 Ca!. 37,2 Nero 34,2 Licinianus s. Calpurnius Piso Frugi Licinius Crassus orator Nero 2,2 rhet. 25,3
1234
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
M. (Licinius) Crassus Iul. 9,1 9,2 19,2 21 24,1 50,1 Aug. 21,3 Tib. 9,1 C. Licinius Calvus Iul. 49,1 73 Aug. 72,1 M. (Licinius) Crassus Frugi Claud. 17,3 Licinius Mucianus Vesp. 6,4 13 Licinus lib. Aug. 67,1 Licinus s. Clodius Liguria Claud. 17,2 Livii Tib. 3,1 (Liviorum familia) Livii Drusi Tib. 3,1 cf. Drusus Livius mensis Tib. 26,2 T. Livius Ca!. 34,2 Claud. 41,1 Dom. 10,3 Livius Andronicus gramm. 1,2 Livius Drusus primus Tib. 3,2 (Livius) Drusus Tiberi avus Tib. 7,1 Livius Salinator Tib. 3,1 3,2 Livia Drusilla Aug. 62,2 Tib. 4,3 DrusillaAug. 69,2 Livia Aug. 29,4 40,3 63,1 69,1 84,2 99,1 101,2 Tib. 6,2 14,2 22 50,2 Ca!. 7 Claud. 1,1 4,1 4,4 4,6 11,2 G. 1 LiviaAugusta Ca!. 10,1 15,2 23,2 G. 5·2 0. 1,1 Iulia Augusta Ca!. 16,3 Augusta Claud. 3,2 11,2 Livia Medullina Camilla Claud. 26,1 Livia Ocellina G. 3,4 4,1 Livia Orestilla Ca!. 25, 1 Livilla Drusi f. Tib. 62,1 Claud. 1,6 3,2 Livilla Germanici f. Ca!. 7 s. Iulia Locri Aug. 16,3 Lollia A. Gabini Iu!. 50,1 Lollia Paulina Ca!. 25,2 Claud. 26,3
Lolliana clades Aug. 23,1 M. Lollius Tib. 12,2 13,2 Longina s. Domitia Longinus s. Cassius Luca Iul. 24,1 L. Lucceius Iul. 19,1 C. Lucilius gramm. 2,4 14,4 Lucrinus lacus Aug. 16,1 Lucullana villa Tib. 73,1 Luculleae lanceae Dom. 10,3 L. Lucullus Iul. 20,4 Lucullus s. Sallustius Lucusta Nero 33,2 33·3 47,1 Lugudunum Ca!. 17,1 20 Claud. 2,1 Lunensis ara Nero 50 Lupereale sacrum Aug. 31,4 Lupercalia Iul.79•2 Aug. 31,4 (luperci Iul. 76,1) Lurco s. Aufidius Luscio poema Neronis Dom. 1,1 Lusitani Iul. 54,1 G. 3,2 Lusitania 0. 3,2 Q. Lutatius Catulus gramm. 3,5 Q. Lutatius Daphnis gramm. 3·5 Lycia Aug. 65,1 Vesp. 8,4 Lycii Claud. 25,3 Lycius adulescens Aug. 43,3 Lydia gramm. 11,3 Macedones Cal. 57,4 Macedonia Iul. 35>1 Aug. 3,1 4,1 Tib. 14,3 16,2 Claud. 25,3 gramm.9,1 Macer s. Clodius, Pompeius Macro praef. coh. praetor. Ca!. 12,2 23,2 26,1 C. Cilnius Maecenas Aug. 66,3 72,2 86,2 gramm. 21,1-2 Maecenatianus, -a, -um Tib. 15,1 Nero 38,2
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Maecius Dom. 20 Maeniana Cal. r8,3 Magi Nero 34,4 Magnus s. Alexander, Mithridates, Pompeius Mago Dom. 10,3 Mallia Aug. 70, r Mallonia Tib. 45 ad Malum Punicum Dom. r,r Mamercus s. Aemilius Mamurra Iul. 73 Manes dii Tib. 75,1 Ca!. 3,2 Nero 34,4 0. 7,2 Marathus s. Iulius Marcellae sorores duae Aug. 63,1 Marcellianum theatrum Vesp. 19,1 (Marcelli Aug. 29,4 43>5) Marcellus s. Asinius, Claudius, Pomponius C. Marcellus Iul. 29,1 C. Marcellus Octaviae maritus Iul. 27,1 M. Marcellus Octaviae filius Aug. 29,4 43,5 63,1 66,3 Tib. 6,4 10,1 Marcia Furnilla splendidi generis Tit. 4,2 Marcianus s._ Icelus Marcii Reges Iul. 6,1 Ancus Marcius Iul. 6,1 Marcius Philippus Aug. 8,2 29,5 Marii Iul. 1,3 C. Marius Iul. 11 Tib. 59,2 Marobodus Germanus Tib. 37>4
Mars Aug. r r8,2 29,1 29,2 Vit. ro,3 Vesp. 5,2 Martis aedes Cal. 44,2 Claud. 13,1 33,1 delubrum Vit. 8,r templum Iul. 44,1 M. Ultor Aug. 21,2 29,1 Cal. 24,3
u35
Marsi Claud. 20,1 Marsicum bellum Aug. 23,2 Marsus s. Domitius Idus Martiae Iul. 88 Martiales Iudi Claud. 4,1 4,3 Martius campus Iul. 39,3 84,1 Claud. 21,6 Nero 12,1 27,2 Vit. r r ,2 campus Martius Aug. 43,1 97,1 Ca!. 34,1 Claud. 1,3 Nero 50 campus Iul. 80,4 84,1 Aug. roo,3 Marullus s. Epidius Masgabas Aug. 98,4 Masintha Iul. 71 Massilia Iul. 34,2 68,4 Aug. 65,1 Claud. 17,2 Massilienses Nero 2,3 Mater deum Aug. 68 0. 8,3 Idaea Tib. 2,3 Matianum malum Dom. 21 C. Matius Iul.52,2 Mauretania Ca!. 55, r Maurus Iul. 52,1 Aug. 83 Mausoleum Aug. roo,4 ro1,4 Ca!. 15,1 Nero 46,2 Vit. 10,3 Vesp. 23,4 Maximus Partheni libertus Dom. 17,2 Maximus s. (Fabius) Mazacum turba Nero 30,3 Mediolanium Aug. 20 Mediolanum rhet. 30,6 Medullina s. Livia Meleager Tib. 44,2 meleagrides Ca!. 22,3 Melissus s. Cilnius Melissus Melissus s. Laevius C. Memmius gramm. 14,1 C. Memmius praetor Iul. 23,1 49,2 73 C. Memmius consularis Cal. 25,2 Memphis Tit. 5,3
I236
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Menandri Erg. Vesp. 23,I Menas lib. Aug. 74 Mendes Aug. 94,4 Menecrates citharoedus Nero 30,2 Mero s. Biberius Messala s. Valerius Messalina s. Statilia, Valeria Messana Ca!. 51, I Mestrius Florus (Flaurus) consularis Vesp. 22 Metellus s. Caecilius Metcius Pompusianus Vesp. I4 Dom. I0,3 Metcius Rufus Dom. 4,2 Mevania Ca!. 43 Miletus Ca!. 2 I Milo Iu!. 30,3 Minerva Ca!. 25,4 Vit. I3,2 Dom. 4,4 I5,3 Minos Tib. 70,3 G. 2 Misenum Aug. 49,I Tib. 72,3 74 75,3 Ca!. I3 Nero 3I,3 Mithridates VI. Eupator Iu!. 4,2 I9,2 35,2 (Magni) Nero 24,2 (Mithrad-) Mithridaticus, -a, -um Tib. 37>3 Mnester pantomimus Ca!. 36,I 55,I 57·4 Modestus s. lulius Moesia Tib. 4I 0. 9,3 Vesp. 6,3 MoesiaeVit. I5,I Moesiacus exercitus Vesp. 6,2 Molo s. Apollonius Morbovia Vesp. I4 Mucia Cn. Pompei Iu!. 50, I gramm. I4,I Mucianus s. Licinius L. Mummius G. 3,4 Mummia Achaica neptis Catuli G. M L. Munacius Plancus Aug. 7,2
29,5 Tib. 5 Claud. I6,I Nero 4 rhet. 30,2 L. (Munacius) Plancus cos. a. 13 Aug. IOI,I Munda Aug. 94,11 Mundense proelium Iu!. 56,5 Murena s. Varro Musa s. Antonius Musae s. Hercules Musium Alexandriae Claud. 42,2 Mutina Aug. I0,2 77 Mucinensis, -e acies Aug. I 2 bellum Aug. 9,I 84,I rhet. 25,8 Mylae Aug. I6,I Mytilenae Iu!. 2 Aug. 66,3 Tib. IO,I Naevia s. Ennia Cn. Naevius gramm. 2,4 N ais s. Servilia Narbo Tib. 4,I Narcissus ab epistulis Claud. 28 37,2 Vit. 2,5 Vesp. 4,I 4,2 Tit. 2 Naso s. Actorius Naulochus Aug.I6,I Nauplius Nero 39,3 Neapolis Aug. 98,5 Tib. 4,2 6,I Nero 20,2 20,3 25,I 40,4 Neapolitani Aug. 92,2 Neapolitanum certarnen Claud. 11,2 Nemausenses Tib. I3,I Nemorensis Iu!. 46 Ca!. 35,3 Nemorensis lacus Iu!. 46 Neoptolemus tragoedus Ca!. 57·4 Nepos s. Cornelius Neptunus Aug. I6,2 I8,2 Nero vox Sabina Tib. I,2 Nero s. Claudius, lulius, Salvius Otho, Tiberius, Titus
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Nero Germanici f. Tib. 54, I 54,z Cal. 7 Claud. 9,I Nero imp. Ahenoharhus Nero 7,I 4I,I Augustus Nero 46,3 Nero Caesar Vit. z,.z Nero Claud. 2.7,2. 39,2. 43 45 Nero I,2. 5•I 5•2. 6,2. 7•I 2.3,I 39•2. 39·2. 39·3 40,2. 4I,I 48,2. 48·3 49·3 57·2. G. I 2. 6,I 8,I 8,2. 9,I9,2. IO,I I0,5 l l 12,2. I5,I I5,z 2.2. Ü. 2.,2. 3,I 4,I 6,I Io,.z Vit. 4 II,.z Vesp. 4,4 5,I 5·5 5•7 6,3 9,I I4 2.5 Dom. I, I I4,4 rhet. 2.5,9 Nero falsus Nero 57,z Nerones Tib. 4,3
Neroneus, -a, -um Nero ZI,I 55Vit. 4 Neronia Nero 12,3 Neronianus, -a, -um Vit. II,.z cf. Patrobius Neropolis Nero 55 Nerulonensis Aug. 4,2. Nerva Dom. I,I 5 (forum) Nicanor Arei f. Aug. 89,I Nicanor s. Sevius Nicia s. Curtius Nicomedes Iul. 2. 49 Nicon nomen aselli Aug. 96,2. Nicopolis Aug. I8,z Nigers. Aquilius, Novius P. Nigidius Aug. 94,5 Nigrinus s. Pontius Nilus Aug. I8,.z Nioba Nero 2.I,.z Nola Aug. 98,5 Ioo,.z Tib. 40 Nomentana via Nero 48, I Nonius Asprenas Torquatus Aug. 43·2. 56·3 Cal. J5,I Norhanus Flaccus cos. a. IJ Vit. 3,2. Noricum regnum Tib. I6,.z Novaria reth. 30,3
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Novariensis rhet. 30,I Novatus s. lunius November mensis Iul. 40,2. Aug. 32.,3 Novira rhet. 30,3 Novius Niger quaest. Iul. I7,I I7,2.
Novum Comum Iul. 2.8,3 Nuceria Vit. I,3 z,.z Nucerinus s. Epidius Numidicae Cal. 2.2.,3 Numidicus s. Caecilius Numidicus lapis Iul. 85 Nursia Vesp. I,3 Nursini Aug. 12 Nymphae Tib. 43,2. Nymphidius Sabinus praef. praet. G. II I6,I Nysa Iul. 49,3 Oceanus Cal. 46 47 Claud. I,.z I7·3
Ocellare cognomen G. 4,I Ocellina s. Livia Octavia gens Aug. I Octavii Aug. I 2.,2. Octavii proavus et avus Augusti Aug. z,.z 2.,3 Octavius vicus Velitris Aug. I Octavius dux Veliternorum Aug. I C. Octavius Lampadio gramm. 2.,4
C. Octavius Rufus Aug . .z,I Octavius Teucer gramm. 3,6 Octavius quidam Iul. 49,2. C. Octavius pater Augusti Aug. 3,I 3,2. 7,I 2.7,I 94•4 95·5 IOO,I
Octavius s. Augustus Octavia maior Augusti soror Aug. 4,I Octavia minor Augusti soror
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VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Iul. 27,I Aug. 4,I 29,4 6I,2 63,I Tib. 6,4 Octaviae porticus Aug. 29,4 gramm. 2I,3 Octavia Divi Claudi f. Claud. 27,I 27,2 Nero 7,2 35,I 35,3 46,I 57,I October mensis Aug. 3 5,3 Tib. 26,2 Dom. I3,3 Oculatae sorores Dom. 8,4 odium Dom. 5 Oedipus Iul. 56,7 Nero 2I,3 46,3 Oenone Dom. I0,4 Olympia Ca!. 57,I Nero I2,4 23,I 24,2 53 Olympiaca corona Nero 25,I Olympius s. Iuppiter Onesimus G. I3 Opillus s. Aurelius C. Oppius Iul. 52,2 53 56,I 72 Oppius Chares gramm. 3,6 Oppius Sabinus consularis Dom. 6,I L. Orbilius Pupillus gramm. 4>5 8,2 9,I-7 I9,I Orbilius filius gramm. 9,7 orcivi senatores Aug. 35, I Orcus Nero 39,3 Orestes Nero 2I,3 39,2 Orestilla s. Livia Orfitus s. Salvidienus Oriens Aug. I3,3 Tib. 9,I I2,2 Ca!. I,2 Nero 5·I 39·I 40,2 Vesp. 4,5 5,7 6,4 Tit. 5,3 Dom. 2,2 Origines Catonis Aug. 86,3 Osca gramm. 3 5 Ostia Tib. I0,2 II,I Ca!. I 5·I 55·I Claud. 12,3 I7,2 20,3 25,2 Nero I6,I 27,3 3 I,3 47,I Vesp. 8,3 rhet. 25,I6 Ostiensis, -e Claud. 20, I 24,2 Ostienses Claud. 38,I 40,3 M'. OtaciliusPitholaus rhet. 27,I
Otho s. Salvius P. Ovidius Naso gramm. 20,2 Pacis templum Vesp. 9,I Paconius Tib. 6I,6 Pacuvius Iul. 84,2 Paean Nero 39,2 Paetina s. Aelia Paetus Thrasea Nero 37,I Dom. I0,3 Palaemon s. Remmius Palatium Aug. 5 29,I 72,I Tib. 5 54·2 Ca!. I4,2 22,2 22,4 4I,I 46 54,2 Claud. I8,2 Nero 8 25>2 3I,I J4,I G. I4,2 I8,I 0. I,3 6,I 6,2 7,I 8,2 Vit. I5,2 I6Tit. 2 gramm. 2,2 I7,2 Palatinus, -a, -um Apollo s. Apollo atriensis Ca!. 57,2 bybliotheca gramm. 20,2 domus Aug. 29,3 57,2 Claud. I7·3 Vesp. 25 Dom. I5,2ludi Ca!. 56,2 Palfurius Sura Dom. I3,I Pallas a rationibus Claud. 28 Vit. 2,5 Palumbus Claud. 2I,5 Pandataria (-eria) Tib. 53,2 Ca!. I5,I Paneros Nero 30,2 Panisei Tib. 43,2 Pannonia Aug. 2I,I 0. 9,3 Vit. I 5,I Pannonicus cogn. Tiberi Tib. I7,2 bellumAug. 2oTib.9,I 9,2 Pannonius Tib. I7,I 20 Pansa s. Crassicius C. Vibius Pansa Aug. I0,3 I I Tib. 5 rhet. 25,6 Paphia Venus Tit. 5,I Papia Poppaea Iex Claud. I9 23,I Nero IO,I
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Papus s. Aemilius Parilia Ca!. I 6,4 Paris Troianus Dom. I0,4 Parishistrio Nero 54 Paris pantomimus Dom. 3,I IO,I
Parmensis s. Cassius Parrasius Tib. 44,2 Parricidium Iul. 88 Parthenius poeta Tib. 70,2 Parthenius cubiculo praepositus Dom. I6,2 I7,2 Parthi Iul. 44,3 79,3 Aug. 8,2 2I,3 43,4 Tib. 9,I I6,I 4I 49,2 66 Cal. 5 I4,3 I9;2 Claud. 25,4 Nero 47,2 57,2 Vit. 2,4 Vesp. 23,4 Dom. 2,2 sing. Nero 39,2 Vesp. 6,4 Parthia Vit. I3,2 Parthinagens Aug. I9,I Parthus s. Parthi Pasicles s. Crassicius Pasiphaa Nero 12,2 G. 2 Passienus Crispus Nero 6,3 Patavinus s. Cassius Patavium Tib. 14,3 Patris patriae cogn. Iul. 76, I Aug. 58, I Tib. 26,2 67,2 Nero 8Vesp. 12 Patrobius Neronianus G. 20,2 Paulina s. Lollia Paulus s. Aemilius Pax Vesp. 9,I (templum) Pedia Iex Nero 3,I G. 3,2 Q. Pedius Iu!. 83,2 Peloponensus Aug. I7,3 Penates dii Aug. 92,I Nero 32·4 Pergamenus Aug. 89,I Perusia Aug. I4 I 5 96,2 Tib. 4·2 Perusinus, -a, -um Aug. 9 I4 M. Petreius Iu!. 34,2 75,2
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Petro s. Flavius Petronia uxor Vitelli Vit. 6 Petronianus Vitelli imp. f. Vit. 6 Phaethon Ca!. I I Phagita s. Cornelius Phalacrina s. FalPhaon lib. Nero 48,I 48,3 49,2 Pharmacussa insula Iu!. 4,I Pharnaces Iu!. 35,2 Pharsalicus, -a, -um acies Iu!. 30,4 63 75,2 Nero 2,3 Vesp. I,2 proelium Iu!. J5,I Pharus Tib. 74 Ca!. 46 Claud. 20,3 phasianae Ca!. 22,3 Vit. I3,2 Philemon servus Iu!. 74,I Philippi Aug. 96,I Tib. I4,3 Philippensis, -e acies Aug. 9I,I bellumAug. 9 I3,I 22 29,2 Tib. 5 Philippus rex Macedonum Ca!.
5M
Philippus s. Marcius Philocomus s. Vettius Philologus s. Ateius Philopoemen s. Vinius Phoebe liberta Aug. 65,2 Phoebus Aug. 70,1 Phoenissae (Euripidis) Iu!. 30,5 cf. Aug. 25,4 Phyllis nutrix Dom. 17,3 Picenum Iu!. J4,I L. Pinarius I ul. 83,2 Pinarius eq. Rom. Aug.27,3 Piso s. Calpurnius Pisonianaconiuratio Nero 36,x Pitholaus Iu!. 75,5 Pius Tib. 17,2 (cogn. Tiben) Ca!. 22,1 (cogn. Gar) Pius s. Caestius Placentia Iul. 69 0. 9,2 Plancus s. Munatius
1240
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Plato Ca!. 34,2 (Plautius) s. Silvanus A. Plautius legatus Claud. 24,2 Vesp. 4,I A. Plautius iuvenis Nero 35,4 Plautius Rufus Aug. I9,I Plautia Urgulanilla Claud. 26,2 27,I Plinius Secundus Ca!. 8,I 8,2 8,3 PloTia rogatio Iul. 5 L. Plotius Gallus rhet. 26,I-2 Poeni Tib. 2,I Polemo Nero I8 Polla s. Vespasia Pollentina plebs Tib. 37,3 Pollio ~· Asinius, Clodius, Vespasms Pollux Iul. IO,I Tib. 20 Ca!. 22,2
Polus lib. Aug. 67,2 Polybius Aug.lib. Aug. IOI,I Polybius ab studiis Claud. 28 Polycratis regia (Sami) Ca!. 2I Polyhistor s. Cornelius Alexander [Pompei urbs] e coni. incerta Claud. 27,I Pompei (Plural.) gramm. I5,I Q. Pompeius (Rufus) Iul. 6,2 Pompeia Q. Pompei f. Iul. 6,2 74,2 Cn. Pompeius (Magnus PompeiusAug.4,I) Iul.I9,220,5 2I 24,I 26,I 27,I 28,2 29,2 30,2 J4,2 35·I 35·2 36 37·I 49·2 50, I 54·3 68,2 68,J 69 75,I 75,4 83,I Aug. 8,I Jl•5 Nero 2,3 gramm. I4,I I5,I-2 rhet. 25,7 27,2 Pompei curia Iul. 80,4 84,3 theatrum Aug. 3I,5 Ca!. 2I Claud. u,3 Nero 46,I
Pomf.eianus, -a, -um bellum Iu . 56, I biremes Aug. I6,3 curia Iul. 8I,3 domus Tib. I5> I partes Vesp. I ,2 theatrum Tib. 47 Claud. 2I,I Pompeianus Tib. 57,2 Cn. Pompeius Lenaeus gramm. 2,4 I5,I-3 Sex. Pompeius Cn. f. Aug. 9 I6 47 68 74 Tib. 4·3 6,3 Pompeia Sex. Pompei soror Tib. 6,3 Pompeius Macer Iul. 56,7 Sex. Pompeius cos. a. 14 p. C. Aug. Ioo,I Pompeius quidam eq. Rom. Tib. 57,2 Cn. Pompeius Magnus, maritus Antoniae Claudi f. Ca!. 35, I Claud. 27,2 29,I 29,2 Pompeius Strabo rhet. 27,2 M. Pompilius Andronicus gramm. 8,I-2 Pomponia Atticula, Gattin des Agrippa gramm. I6,I T. Pomponius Atticus gramm. I4,3 I6,I Pomponius Flaccus Tib. 42,I M. Pomponius praetor rhet. 25,2 M. Pomponius Marcellus gramm. 22,I-3 Pomptinae paludes Iul. 44,3 Pompusianus s. Mettius Pontia insula Tib. 54,2 Pontiae Ca!. I5,I Pontius Aquila Iul. 78,2 C. Pontius Nigrinus cos. Tib. 73,I . Pontus Iul. 35,2 36 44,3 Nero I8 Ponticus triumphus Iul. J7,I 37,2 Poppaea s. Papia
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Poppaea Sabina Nero 35, I 35, 3 , 35,4 35,5 0. 3,I C. Poppaeus Sabinus cos. a. 9 Vesp. 2,1 M. Porcius Cato s. Cato M. Porcius Latro rhet. 32 Porius essedarius Cal. 35,3 Posides spado Claud. 28 Postumia Ser. Sulpici Iul. 50,1 Postumus s. Rabirius Pothos s. Sevius Praeconinus s. Aelius Praeneste Aug. 72,2 82, I Tib. 4,2 gramm. 17,3 Praenestinus, -,a, -um Tib. 63,I (sortium) s. Fortuna Priamus Tib. 62,3 Priapus Cal. 56,2 gramm. u,4 Primanus s. Valerius Primus s. Antonius Princeps gramm. 4,9 Priscus s. Caesonius, Helvidius, Tarquinius Probus s. Valerius Proculus s. Acerronius, Aesius Proserpinae raptus Nero 46,2 Ptolemaeum Aug. x8,I Ptolemaeus (Auletes) Iul. 54,3 Claud. 16,2 Ptolemaeus(Auletaef.) Iul.35,1 Ptolemaeus Iubae regis f. Cal. 26,1 35,I 55,1 Puleher s. Claudius Punicus, -a, -um bellum Aug. 2,2 bella Tib. 16,1 Nero 38,2 ad Malum Punicum Dom. I,I Pupillus s. Orbilius Puteoli Aug. 44,1 Cal. 32,1 Claud. 25,2 Vit. I2 Vesp. 8,3 Tit. 5,3 Puteolanus, -a, -um Aug. 98,2 Cal. 19,1
I24I
Pylades Aug. 45,4 Pyrallis Cal. 36,I Pyrenaeus saltus Iul. 25, I Pyrgi Nero 5,2 Pyrrus rex Tib. 2,1 Pythia corona Nero 25,I Quinctilius Varus Aug. 23,2 Tib. 17,1 Quinquatrus Aug. 7I,3 Nero 34,2 Dom. 4,4 (Quinquatria) Quintilianus s. Fabius Quirinalis s. Clodius Quirinius consularis Tib. 49,1 Quirinus s. Ianus Quirites Iul. 70 Claud. 19 Nero 39,2 C. Rabirius Iul. 12 Rabirius Postumus Claud. I 6,2 Raetia Aug. 21,1 Raeticus, -a, -um bellum Tib. 9,1 9,2 Claud. 1,2 vinum Aug. 77 Ravenna Iul. 30,1 Aug. 20 49,1 Tib.2o Reate Vesp. 2, I Reatinus, -a, -um conditores Vesp. 12 municeps Vesp. 1,2 oppidum Vesp. I,4 rura Vesp. 24 Rebilus s. Caninius Reges s. Marcius Regilliopp.Sabinorum Tib. I,I Regillianus s. Claudius Regium Aug. I6,3 Tib. 5,3 Q. Remmius Palaemon gramm. 23,I-7 rhet. 38 Rhascuporis Thrax Tib. 37,4 Rhenus Iul. 25,1 25,2 Aug. 2I,I 25>2 Tib. 9,2 I8,I I8,2 Cal. 45,I p,2 Claud. I,2 Dom. 6,2
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VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Rhianus Tib. 70,2 Rhodanus Iu!. 25,1 Rhodia classis Claud. 21,6 Rhodiensis hospes Tib. 62,1 Rhodii Tib. 32,2 56 Claud. 25,3 Nero 7,2 Rhodus Iu!. 4,1 4,2 Tib. 11,1 12,1 12,2 13,1 14,4 32,2 59,1 Nero 34,1 Vesp. 8,4 Roma Iu!. 3 5 9,3 10,2 34,2 38,2 42,2 70 Aug. 7,2 13,1 17,1 25,2 26,3 44,1 46 52 58,1 6o 93 94•3 97,3 Tib. 1,1 2,3 4,3 5 7,3 10,2 15,1 16,1 75,3 32,2 37,1 39 59,2 62,1 63,1 65,2 72,1 Cal. 2 6,1 15,1 23,2 32,2 39,1 44·2 47 57·1 57·2 Claud. 3,4 6,1 17,2 25,4 25,5 Nero 5,1 12,3 21,1 22,3 25,1 28,2 34,1 36,1 39,2 41,2 55 G. 11 Vit. 1,2 7,2 14,2 Vesp. 8,3 Tit. 5,3 8,3 Dom. 6,2 gramm. 1,1 9,2 14,2 20,1 23,2 24,2 rhet. 25,2 25o17 30,2 31 37 40,1 40,2 Romani Iu!. 25,2 Aug. 40,5 98,3 Tib. 61,3 Romanus, -a, -um civis, cives Iu!. 11 Tib. 37•3 Claud. 24,1 G. 9,1 Vesp. 3 civitas Aug. 40,3 Cal. 38,1 Claud. 25,3 Nero 12,1 24,2 G. 14,3 (plur.) disciplina cultusque Iu!. 24,2 duces Claud. 1,1 equites lul. 14,2 26,3 Aug. 40,1 43,3 57,1 Cal. 16,2 26,4 41,2 Claud. 25,1 29,2 Nero 4 12,1 G. 15,1 Dom. 7,2 14,3 eques lul. 39,2 48 Aug. 24,1 27,3 Tib. 7,2 35,1 42,2 57,2 Cal. 15,2 18,2 27,4 35>1 Claud. 15,4 24,1 Nero 5,1 11,2 31·4 J5,1 37·3 41,2 0.
1,3 Vit. 2,1 2,2 14,3 Vesp. 3 8,4 9,2 Tit. 4,2 6,1 Dom. 8,3 forum Aug. 72,1 gens Claud. 25,3 habitus Aug. 98,3 imperatorVesp. 4,5 nomina Claud. 25>3 plebs Iu!. 14,1 Tib. 76 populus Aug. 21,3 31,5 47 58,2 65,3 94,2 94,3 101,2 Tib. 21,2 21,3 21,7 49·2 Ca!. 4 11 13 23,1 30,2 Claud. 3,2 6,2 25,3 25,5 43 Nero 37,3 G. 10,1 15,2sermoAug. 98,3 signa Ca!. 14,3 gramm. 3,1 3,5 10,7 16,1 Romulus Aug. 7,2 95 Tib. 1,1 59,2 Cal. 25,1 Rubico Iu!. 31,2 81,2 Rubria virgo Vestalis Nero 28,1 Rufilla Aug. 69,2 Rufio liberti Caesaris filius lul. 76·3 Rufrius Crispinus privignus Neronis Nero 35,5 Rufus s. Cluvius, Curtius, Mettius, Octavius, Plautius, (Pompeius), Rutilius, Salvidienus Russus (?) s. Claudius Rusticus s. lunius Rustius Caepio Dom. 9,2 Rutilius (Rufus) Aug. 89,2 P. Rutilius Rufus gramm. 6,2 Sabbata Aug. 76,2 Tib. 32,2 Sabini Tib. 1,1 Vit. 1,2 Vesp. 1,4 2,1 Tit. 10,1 Sabina lingua Tib. 1,2 Sabina s. Poppaea Sabinus s. Asellius, Cornelius, Flavius, Nymphidius, Oppius, Poppaeus Sabratensis Vesp. 3 Sacra via Iu!. 46, 80,4 Vit. 17,1
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Saeculares ludi Aug. 31,4 Claud. 2I,2 Vit. 2,5 Dom. 4,3 Saepta Aug. 43,I 43,4 Tib. 17,2 Cal. I8,I 2I Claud. 2I,4 Nero I2,4 Salaria via Nero 48,I Vesp. I2 Salassi Aug. 2I,I Salinator s. Livius Salii Claud. 3J,I C. Sallustius Crispus Aug. 86,3 gramm. I0,3,7,8 I5,2 Sallustius Lucullus leg. Britanniae Dom. I0,3 cf. Lucullus Salvia Titisenia Aug. 69,2 Salvidienus Orfitus Nero 37,I Salvidienus Orfitus Dom. I0,2 Salvidienus Rufus Aug. 66,I Salvito Iul. 59 M. Salvius Otho avus imperatoris 0. I,I L. Salvius Otho pater imperatoris G. 6,I 0. I,2 M. Salvius Otho imp. M. Salvius Otho G. I7 M. 0. I,3 Otho G. 6,I I9,I I9,2 20,2 0. I,I 3·2 IO,I I2,I Vit. 9 IO,I I0,3 Vesp. 5,I 6,2 6,4 Otho imp. 0. 2,I Dom. I0,3 NeroO. 7,I L. (Salvius) Titianus Othonis imp. frater 0. I,3 Salvius Cocceianus Dom. I0,3 Salvius Liberalis Vesp. I 3 Salutis augurium Aug. 31,4 Sameramis Iul. 22,2 Samniticum bellum Vit. I,3 Samus Aug. I7,3 26,3 Tib. I2,2 Cal. 2I Vesp. 8,4 Sandaliarius s. Apollo Santra gramm. I4,4 Sardi Iul. 55.2 Sardinia Aug. 47 gramm. 5 Sarmatae Tib. 4I Dom. 6,I
1243
Sarnus rhet. 28,2 Satur decurio cubiculariorum IJom. I7,2 Saturnalia Aug. 75 Cal. I7,2 Claud. 5 Vesp. I9,I L. (Appuleius) Saturninus Iul. I2
Saturninus s. Aponius, Iulius Saturnus Tib. 59, I aedes Aug. 29,5 0. 6,2 aerarium Claud. 24,2
Scaeva s. Cassius Scalae anulariae Aug. 72,I Scantinia lex Dom. 8,3 Scaptienses tribules Aug. 40,2 Scelerata castra Claud. I,3 P. Cornelius Scipio Iul. 35,2 37,I 59 Tib. 4,I Scribonia Aug. 62,I 63,I 69 gramm. I9,I Scribonianus s. Furius Scribonius s. Curio Scribonius mathematicus Tib. I4,2
Scribonius Aphrodisius gramm. I9,I L. Scribonius Libo gramm. I9,I L. Scribonius Libo Tib. 2S,I 25,3 Scutarius quidam Aug. 56,4 Scythae Aug. 2I,3
Scytobrachion s. Dionysius Secundus s. Gabinius, Plinius Seianus s. Aelius Selene Cal. 26, I Seleucus rex Claud. 2 5, 3 Seleucus grammaticus Tib. 56 Seleucus mathematicus 0. 4,I 6,I
Semiramis s. SamerSeneca s. Annaeus Senones Tib. 3,2 Cal. 51,3
1244
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
September mensis Aug. JI,2 35·3 I00,3 Tib. 26,2 Cal. I5,2 Dom. I3,3 Septimantiale sacrum Dom. 4, 5 Septizonium Tit. I Serapis Vesp. 7,I 7,2 (Quintus) Sertorius Iul. 5 Servilia mater M. Bruti Iul. 50,2
Servilia Nais Nero 3,2 Serviliani horti Nero 47,I Servilius Caepio Iul. 2I Servilius Isauricus Iul. 3 P. Servilius Isauricus Aug. 62, I Tib. 5 rhet. 28,I Sescenius Iacchus gramm. 3,6 Sestilia mater Vitelli Vit. 3,I Severus s. Cassius M. Sevius patronus gramm. S,I M. Sevius Nicanor Pathos gramm. 5,I Sextilis mensis Aug. 3I,2 Q. Sextius gramm. I8,3 Sibyllini libri Aug. JI,I Sicilia Aug. 2,2 I6,3 25,3 47 85,2 Tib. 2,I 2,2 4,2 6,2 6,3 Ca!. 20 Claud. 25,5 rhet. 29,I Siciliensis, -e Aug. 70,2 96,2 Ca!. p,I Siculus, -a, -um bellum Aug. 9 I6,I 22 classis Claud. 2I,6 (fretum Tib. 2, I) victoriae Cal. 23,I Sigambri Aug. 2I,I Sigillaria Claud. 5 I6,4 Nero 28,2
Silanus s. Iunius C. Silius cos. Aug. 7I,2 IOI,I C. Silius adulter Messalinae Claud. 26,2 29,3 36 Silus s. Albucius Silvanus (M. Plautius) Claud. 4·3
Sinuessani Vit. 7,2 Siren(es) Tib. 70,3 gramm. n,2 Smyrna gramm. 6,2 I8,2 (literarisches Werk) Smyrnaeus rhet. 3I Soldeus Nero 53 C. Sosius cos. Aug. 17,2 Spanien s. Hispania Spartacus Aug. 3,I Spelunca Tib. 39 Sphinx Aug. 50 Spiculus murmillo Nero 30,2 47·3
Spoletium Vesp. I,3 gramm. 21,1
Sporus Nero 28,I 28,2 29 46,2 48,I 49·3
Spurinna haruspex Iul. 8 I ,2 8 I ,4 L. Staberius Eros gramm. I3,I Statilius Capella eq. Rom. Vesp. 3 Statilius Corvinus Claud. I3,2 Statilius Taurus Aug. 29,5 Ca!. I8,I Nero 35,I StatiliaMessalina Nero J5,I 0. I0,2 L. Statius Ursulus rhet. 36 Stellatis campus Iul. 20,3 Stephanio togatarius Aug. 45,4 Stephanus Domitillae procurator Dom. I7,I I7,2 Stilo s. Aelius Stoechades insulae Claud. I7,2 Strabo Caesar Iul. 55,2 Strabo s. Fannius Subura Iul. 46 Suebi Aug. 2I,I Suetonius Laetus pater scriptoris 0. IO,I L. (Cornelius) Sulla Felix dictator Iul. I, I I,2 3 5 6,2 I I 45•3 74,I 75·4 77Tib. 59,2 gramm. I2,I
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
P. (Cornelius) Sulla Iu!. 9,I (Cornelius) Sulla Faustus Iu!. · 27,1 75·3 Faustus Sulla nobilissimus iuvenis Claud. 27,2 Sulla mathematicus Ca!. 57,2 Sulpicius Claud. 4,5 Ser. Sulpicius Iu!. 29,I 50,I Q. Sulpicius Camerinus cos. a. 9 Vesp. 2,I Sulpicius Flavus Claud. 4I,I Sulpicii (Galbae) G. 3,I (3,3) Sulpicius Galba primus G. 3,I Ser. (Sulpicius) Galba consularis, oratorG. 3,2 C. (Sulpicius) Galba imperatoris frater G. 3,4 Ser. Sulpicius Galba imp. Ser. Galba imp. G. 4,I Servius G. 3,4 4,I Caesar G. 11 0. 5,2 L. Livius Ocella G. 4,I Galba Nero 32,4 40,3 42,I 47,2 48,2 49·3 G. 2 3·3 4,2 5,I 6,2 20,2 0. 4,I 5,I 6,I 6,2 6,3 7,2 Io,I 12,2 Vit. 7,I 8,2 9 IO,I Vesp. 5,I 5,7 6,2 I6,I Tit. 5>1 rhet. 40,I Galba CupidoG. 20,2 Superummare Iu!. J4,I 44,3 Aug. 49,I Sura s. Palfurius Suria s. Syria Surrenturn Aug. 65,I Syracusae Tib. 74 Ca!. 20 2I 24,2 Augusti: Aug. 72,2 Syri pueri Aug. 83 Syria (Suria Iu!. 22,2) Iu!. 35,2 Aug. I7,3 Tib. I4,3 39 4I 42,I 49,2 Ca!. 2 Nero 39,I Vit. 2,4 2~ Vesp. 4,5 6,3 I5 gramm. I3 dea Syria Nero 56
p,l
I245
Syriacus, -a, -um Tib. 48,2 Ca!. IO,I Vesp. 6,4 Syriaticus exercitus Vit. I 5, I Syrus gramm. 8,I Talarius Ca!. 8,4 Tanusius Geminus Iu!. 9,2 Tarentinus gramm. I8,I Tarichaeae urbs ludaeae Tit. 4,3 Tarpeius Iu!. 44,I Dom. 23,2 Tarquinius Priscus Aug. 2,I Tarracina Tib. 39 G. 4,I Tarraco Aug. 26,3 Tarraconenses G. I 2, I Tarraconensis Hispania G. 8,I Tarsensis Dom. IO,I T. Tatius Tib. I,I Taurus s. Statilius Tedius Afer Aug. 27,3 Tegea Vesp. 7,3 Telegenius Claud. 40,3 Telephus servus Aug. I9,I I9,2 Temenites s. Apollo Terentia s. Albia Terentia Maecenatis Aug. 66,3 Terentilla Aug. 69,2 M. Terentius Varro s. Varro Terpnus citharoedus Nero 2o,I Vesp. I9,I Terramater Tib. 75,I (cf. Iu!. 7) Tertia soror M. Bruti Iu!. 50,2 Tertulla M. Crassi Iu!. 50, I Tertulla Aug. 69,2 Tertulla Vespasiani avia Vesp. 2,I Tertulla s. Arrecina Tetrinius latro Ca!. 30,2 Teutoni Iu!. 11 Thallus servus Aug. 67,2 Thasius Iapis Nero 50 Theodorus Gadareus Tib. 57, I Theogenes mathematicus Aug. 94,I2
1246
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
M. Thermus praetor Iul. 2 Thessali Tib. 8 Claud. 21,3 Thessalus quidam Aug. 96,1 Thoranius s. TorThracia Iul. 44,3 Aug. 94,5 Tib. x6,2 Vesp. 2,3 Thraces Aug. 3,2 sing. Tib. 37·4 Thraex Cal. 35.2 54,1 Dom. IO,I Thraeces Cal. 55,2 Tit. 8,2 Thrasea s. Paetus Thrasyllus mathematicus Aug. 98,4 Tib. 14,4 62,3 Ca!. 19,3 Thrax s. Thraces Thurinus, -a, -um Aug. 2,3 3,1 7·1 Thurinus cogn. Augusri Aug. 7·1 Thyatiren:i Tib. 8 Tiberianus, -a, -um Vit. 3,2 I 5•3 Tiberinum vadum Tib. 2,3 Tiberis Iul. 44,3 82,4 83,2 Aug. \ 30,1 37 43·1 100,4 Tib. 72,I 75,I Cal. I5,I Claud. 38,I Nero 27,3 47•3 0. 8,3 Vit. 17,2 Vesp. I9,2 Dom. I,2 4,2 Tiberius imp. Tiberius Claudius Nero Tib. 42,I Tiberius Nero Tib. 4,3 Ti. CaesarTib. 3,1 23 Ca!. 37,3 Claud. 23,1 Dom. 20 CaesarTib. 3I,2 59, I Tiberius Aug. 40,3 51,3 63,2 65,I 71,2 7I,3 76,2 85,1 86,2 92,2 97·1 97·3 98,4 98·5 I00,3 IOI,2 Tib. 4·I 5 2I,2 21,3 2I,4 21,5 2I,6 22 75,1 75·2 Cal. I,I 2 4 6,I 6,2 7 IO,I II 12,2 12,3 13 14,1 14,3 I5,I I6,I I6,3 19,3 21 28 30,2 31 38,2 Claud. 4,I 5 6,2 I1,3 25,3 Nero 5.2 6,I 30,1 G. 3,4
4,I 5,2 0. 1,2 Vit. 2,2 Tit. 8,x gramm. 17,2 22,2 23,2 Augustus Tib. 26,2 Pannonicus, Invictus, Pius Tib. I7,2 Tiberius mensis Tib. 26,2 Tiberius s. Claudius imp.
Tiberius imperatoris nepos Tib. 54,1 62,3 76 Cal. I5,2 23·3 Tiberius Alexander praef. Aegypti Vesp. 6,3 Tibur Aug. 72,2 82,I Ca!. 8,1 8,2 Claud. J4,I Tiburti regio Cal. 21 Ticida gramm. 4,3 II,3 Tigillinus G. 15,2 Tigranes Tib. 9,I Tillius Cimber Iul. 82,I Tiridates Armeniae rex N ero I3,I 30,2 Tiro s. Iulius Titianus s. Salvius Titii sodales G. 8,I M. Titinius rhet. 26,I Titisenia s. Salvia Tituriana clades Iul. 67,2 Titurius legatus Caesaris Iul. 25,2 Titus imp. Titus cognomine paterno Tit. I alius Nero Tit. 7,I Titus Vesp. 3 23,3 Tit. 2 Dom. 10,2 I7,3 22 Tolosa Vit. I 8 Tolosensis rhet. 36 Tonans Iuppiter s. Iuppiter C. Toranius Aug. 27,I Toranius mango Aug. 69,I Torquatus s. Nonius Tortor s. Apollo Trachia Cilicia Vesp. 8,4 Tragoedus Iuppiter Aug. 57, I Tralliani Tib. 8 Transalpini Iul. 24,2 s. Gallia Transpadani Iul. 9,3
VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
Transpadana regio Vesp. I,4 C. Trebatius Iul. 78,I Trebiani Tib. 3I,I Treveri Cal. 8,I Triton Claud. 2I,6 Troia lusus Iul. 39,2 Aug. 43,2 Tib. 6,4 Ca!. I8,3 Claud. 2I,3 Nero 7,I s. auch Ilium Q. Tubero Iul. 83,I Ser. Tullius Aug. 2,I M. Tullius Cicero Aug. 5 M. Cicero Aug. 3,2 94,9 Cicero Iul. 9,2 I7,2 20,4 30,5 42,3 49·3 50,2 55' I 56, I 56,6 Tib. 2,4 7,2 Claud. 4I,3 gramm. 7,3 9,2 I4,2 I6,I rhet. 25,6 26,I 29,2 Q. (Tullius) Cicero Iul. I4,2 (Cicerone consulis fratre) Aug. 3,2 Turnus Vergili Nero 54 TusculanaFortuna G.I8,2;villa gramm. u,4 Tusculanum gramm. u,4 Tusculum G. 4,3 I8,2 Tuscus Nero 35,5 Tyrrhenicon historiae Claudi Claud. 42,2 Tyrus Nero 3I,4 Tyrius, -a, -um Iul. 39,4 Nero 32,3 Ulixes stolatus Ca!. 23,2 Ultor s. Mars Umbria Iul. J4,I Vesp. I,4 Urgulanilla s. Plautia P.ValeriusBurrienus gramm.u,I P. Valerius Cato gramm. 2,4 4,3 ll,I-4 (C.) Valerius Catullus Iul. 73 Valerius Catullus consulari familia iuvenis Ca!. 36,I
1247
M. Valerius Messala Corvinus Aug. 58, I 58,2 74 Tib. 7o,I Claud. I3,2 gramm. 4,3 M. Valerius Messalla rhet. 25,2 M. Valerius Messala cos. a. 3 G.4,I Valerius Messala Barbatus Claud. 26,2 L. Valerius Primanus rhet. 34 M. Valerius Probus gramm. 24,I-5 Valeria Messalina Claudi uxor Claud. I7,3 26,2 27,I 29,3 36 37,2 39,I Nero 6,4 Vit. 2,5 Q. Vargunteius gramm. 2,4 Variana clades Aug. 23,I 49,I Tib. I7,2 I8,I Ca!. 3,2 31 M. (Terentius) Varro (Reatinus) Iul. 34,2 44,2 gramm. 23·4 Varro Murena Aug. I9,I 56,4 66,3 Tib. 8 Varro Murena gramm. 9,5 Varronilla Dom. 8,4 Varus s. Quinctilius Vaticanum Claud. 2I,2 Vatinia Iex Iul. 22, I rogatio Iul. 28,3 Vectis insula Vesp. 4,I Vei Nero 39,2 Veientanum G. I Velabrom Iul. 37,2 Nero 25,2 Veliterni Aug. 94,2 Velitrae Aug. I 6 94,2 Yeneta factio Vit. 7,I I4,3 Venus Iul. 6,I 49,3 Ca!. 52 56,2 Capitolina Cal. 7 G. I8,2 Coa Vesp. I8 Erycina Claud. 25,5 Genetrix Iul. 6I 78,I 84,I PaphiaTit. 5,I iactusVeneris Aug. 7I,2 Venerii loci Tib. 43,2 Veranius Flaccus Aug. 86,3
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VERZEICHNIS DER EIGENNAMEN
P. Vergilius (Maro) Cal. 34,2 45,2 Nero 54 Dom. 9,I gramm. I6,3 23,4 cf. Aug. 40,5 Nero 47,2 Verginius Flavus rhet. 3 5 M. Verrius Flaccus gramm. J7,I-3 I8,3 I9,I Vespasiae locus Vesp. I,3 VespasiaPolla Vesp. I,3 5o2 Vespasiorum monumenta Vesp. I,3 Vespasius Pollio ter trib. mil. Vesp. I,3 Vespasianus imp. Caesar Vesp. 5,2 I 3 Vespasianus Claud. 4 5 G. 23 Vit. I5,I I5,2 I7,I Vesp. I,3 2,I 5,7 6,3 6,4 7•3 I5 22Dom. I,3 2,2 I5,2 Vespasianus Flavi Clementis f. Dom. I5,I Vestae aedes Tib. 50,3 Nero I9,I Vestalis virgo Tib. 2,4 Nero 28,I virgo maxima Iu!. 83,I Dom. 8,4 Vestales virgines Iu!. I,2 Aug. 3 I,3 44,3 IOI,I Tib. 76 Nero I2,4 Vit. I6 Dom. 8,3 VestinusAtticuscos. Ner035>I Vesuvius mons Tit. 8,3 8,4 L. Vettius Iu!. J7,I I7,2 (cf. 20,5) Vettius Philocomus gramm. 2,4 Vibius Crispus Dom. 3,I Vicetinus gramm. 23,I Victoria Aug. I00,2 G. I0,4 Vidius gramm. I4,2 Vienna Vit. 9 I 8 Vindelici Aug. 2I,I Vindelicum bellum Tib. 9, I 9,2 Vindex s. lulius L. Vinicius Aug. 64,2 Vinicius Aug. 7I,2
Viniciana coniuratio Nero 36,I T. Vinius legatus G. 14,2 Vit. 7·I T. Vinius Philopoemen Aug. 27,2 Vipsanius s. Agrippa Viriatinum bellum G. 3,2 Vitellia colonia Vit. I,3 Vitellia dea Vit. I ,2 Vitellia via Vit. I,3 Vitelliani milites Vesp. 8,2 Vitellianum bellum Dom. I,2 Vitellii Vit. I,I I,2 I,3 Q. Vitellius Divi Augusti quaestor Vit. I ,2 P. Vitellius imperatoris avus Vit. 2,2 A. Vitellius imperatoris patruus Vit. 2,2 P. Vitellius P. f. imperatoris patruus Vit. 2,2 2,3 Q. Vitellius imperatoris patruus Vit. 2,2 L. Vitellius P. f. imperatoris pater Vit. 2,2 2,4 3,2 A. Vitellius L. f. imp. Vit. 3,2 imp. Vit, I,I Augustus Vit. 8,2 Caesar Vit. 8,2 Vitellius 0. 8,I 9;I Vit. 7,3 J7,I Vesp. 5,I 6,2 6,4 7,I I4 Germanicus Vit. 8,2 I4,4 Concordia Vit. I5·4 Vitellius s. Petronianus Vologaesus Parthorum rex Nero 57,2 Vesp. 6,4 Dom. 2,2 Vonones rex Parrhorum Tib.49,2 Xenon (Zen-vulg.) Tib. 56 Xenophon Iu!. 87 Xerxes Cal. I9,3 Zenodotus gramm. u,4 Zmyrna s. Smyrna