Thomas Stühlmeyer
Eine empirische Studie zu Mk 4,35-41
Schöningh
PADERBORNER THEOLOGISCHE STUDIEN
Herausgegeben von...
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Thomas Stühlmeyer
Eine empirische Studie zu Mk 4,35-41
Schöningh
PADERBORNER THEOLOGISCHE STUDIEN
Herausgegeben von Klaus Baumann, Hans Gleixner, Josef Meyer zu Schlochtem
Band 36
2004
Ferdinand Schöningh Paderbom · München · Wien · Zürich
Thornas Stühlmeyer
Veränderungen des Textverständnisses durch Bibliodrama Eine empirische Studie zu Mk 4,35-41
2004
Ferdinand Schöningh Paderbom · München · Wien · Zürich
Umschlagabbildung: Maria Scbmiegelt-Unland "Stillung des Sturmes" (2003)
BlbUograftscbe Infonnatlonen der Deutleben Bibliothek Die Deutsche Bibliothek vei'7.Cichnet diese Publikation in der Deutseben Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über h!JP:IIdpb.d. Bibliodrama kann und will aktualisieren: "die Jederzeitigkeit und Überzeitlichkeit einer alten Geschichte, erfahren in teilnehmendem Wahmehrneo und in Geblrden, damit sie einst wiedererkannt werden im alltaglieh gelebten Leben" 101 • Bibliodrama kann auf den Alltag des Glaubens zurOckwirken, so dass das Verstehen des Wortes Gottes und das EinOben der Nachfolge in der ft1r die jeweilige Person angemessenen Art und Tiefe geschehen kann. Die Teilnehmenden können neu zu ihrem eigenen Lebensausdruck der biblischen Botschaft finden. Das Anliegen, dass Bibeltext und "Lebenstext'' sich zu einem eigenen Lebensausdruck neu finden, teilt das Bibliodrama aber wohl mit anderen Formen der Bibelarbeit 102 Das spezifische Charakteristikum des Bibliodramas sieht WESENBERG nun darin, dass ,.,hier dem Finden des eigenen Ausdruckes in der
Leben und Glauben zu entdecken" (Bibliodrama (s. Anm. 53). 45). LANG: .Jn der bibliodramatischcn Auslegung biblischer Texte kommt zum benneneutischcn Verstehen des betreffendes Textes da Moment der Selbsterfahrung hinzu" (Dtu Bibliodrama (s. Anm. 14), 67), KOLLMANN: .Jn zunlehst spontanen und intuitiven Identifizierungen mit biblischen Szenen und Personen sollen sie [i.e. die Teilnehmenden an einem Bibliodrama; Th. St) mit den Erfahrungen biblischer Glaubenszeugen verknüpft werden. Durch diesen synchronen Einstieg tbrdert es [i.e. das Bibliodram.a; Th. St.) den Prozess der gemeinsamen Auslegung in der Gruppe mit dem Ziel, eine geftlhlsbetonte, lebensnahe und handlungsorientierte Begegnung mit dem Text zu ennoglicben" (Bibliodrama in Praxis und Theorie (s. Anm. 23), 29), IMMJCH; GREMMEUi: Bibliodrama ist die "durch Verleiblichung vollzogene Wiederbelebung und Vcrgegenwartigung biblischer Texte" (Spielarten des Bibliodramcu (s. Anm. 88), 375), BRANDHORST: ~ibliodrama will ein Konzept sein der vitalen,
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selbsterfahrungsbezogcnen, kreativen und methodenpluralen Begegnung und Ber1lhrung zwischen dem ,Lebenstext' der Teilnehmenden und dem Evangelium des Bibelttxtes samt dessen Entstehungs- und Auslegungsgcschichte" (TutorieiJJienmg und Ge6eluchqfubezug (s. Anm. 28), I S4), ANDRIESSEN: "Hier wird das Bibliodrama als pastorale Arbeitsweise begriffen, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Glaubens- und Lebensgeschichte von Menschen miteinander in Verbindung zu bringen; und zwar im Lichte eines Bibelttxtes und indem die darin vorkommenden Rollen Obernommen werden. So kann da konkrete Leben in einer glaubigen Dimension wahrgenommen werden und der Text bleibt nicht lebensfremd, sondern enthaJt in der l...ebensgeschichte der Menschen Aktualitat' (Bibliodrama, Seelsorge und Psychotherapie. In: Lebendige Seelsorge 46 (311995) 143), etc. ARNOLDSHAINER KoNFERENZ: Dtu Buch Gottes (s. Anm. 7), 44. Wolfgang TEICHERT: Einleitung. In: Antje KlEHN u.a. (Hrsg.): Bibliodrama. Stuttgart: KreuzVer!., 1987, 15. Nach EMEIS ist die "Grundlage jeder Bibelarbeit ... , dass wir uns durch Geschichten. die Gott mit Menschen vor uns hatte, in Gottes Geschichte mit UDS heute hereinrufen bzw. UDS in ihr bestarken oder korrigieren lassen.. (Bibelarbeit prakti3ch (s. Anm. I0), 48).
I Bibliodrama
40
Veranstaltung selber Raum gegeben wird" 103 • Spezifisch bibliodramatisch ist es, die ,,aktuelle Lebensgeschichte dieser Gruppe, wie sie sich in diuem Augenblick zeigt, mit der ,Großen Erzlhlung' zu verbinden, die in dem Text zur Sprache kommt" 104 • Der Bibeltext findet seinen Weg in den "Lebenstext'' der Teilnehmenden nicht nur als ein von den Methoden abgekoppehes Ziel. Sondern als "integraler Bestandteil des Bibliodramaprozesses" 105 selbst, d.h. in einem ,,kreativen Vorgang, bei dem um das Verhältnis von Fonn und Inhalt gerungen wird" 106• Bibliodrama versteht sich also als eine prozessorientierte Methode, die ausgehend von der Dynamik des biblischen Textes die Dynamiken der Teilnehmenden, der Gruppe und der Leitenden in seinem eigenen Verlauf zu berücksichtigen und zu integrieren versucht. Das gemeinsame Ziel unterschiedlicher Bibliodramakonzeptionen ist nach WESENBERG insofern: ,,Im Dialog mit einem biblischen Text sich in einer authentischen Äußerung wiederfinden" 107• Erweitert um die Faktoren der Leitung, die es ftlr ein jedes Bibliodrama gibt, und der Gruppe, in dem es stattfindet, lAsst sich das Ziel des Bibliodramas komprimiert beschreiben: Im Dialog mit einem biblischen Text und in einem geleiteten Gruppengeschehen sich in einer authentischen Äußerung wiederfinden.
1.3.2
Konstituenten
Bislang wurden Gemeinsamkeiten, die die verschiedenen bibliodramatischen Arbeitsfonneo verbinden, geschildert. Angesicht der Methodenpluralitat des Bibliodramas ist aber noch nicht ausreichend deutlich geworden, was letztlich seine Konstituenten sind. Die folgende Darstellung konstitutiver Bibliodramaelemente greift einen Vorschlag von WESENBERG auf.' 01 Sein Modell konstitutiver Bibliodramaelemente entstammt einer seit Jahren gebrauchliehen bibliodramatischen Supervisionspraxis. 109 WESENBERG nennt nach Durchsicht verschiedener bibliodramatischer Arbeitsweisen ein Netzwerk von ftlnf Konstituenten ftlr das Bibliodrama: 110 den biblischen Text, die Leitung, die Teilnehmenden, den institutionellen Rahmen und die jeweilige spezifische bibliodramatische Methode bzw. die verschiedenen Grundtypen bibliodramatischer Arbeitsweisen. 111 Diese fllnf 103 104
WESENBERG: Bibliodrama leiten (s. Anm. 58), 6 (kursivicrt im Original). ANDRIESSEN; DERKSEN: Lebendige Gltmben.rvermittlung im Bibliodrama (s. Anm. 26), 168
(kursiviert vom Verf.; Th. St.). 105
WESENBERG: Bibliodrama Ietten (s. Anm. 58), 6.
106
Ebd. (kursiviert im Original). Ebd., 5. Ebd., 6. Vgl. Else Natalie WARNS u.a.: Bibliodrama i11 Arifbau und Qualifizienmg. In: Else Natalie WARNs; Heinrich FALLNER (Hrsg.): Bibliodrama ai.J Proze$3. Leitllllg und Beralllllg. Bielefeld: Luther-Verl., 1994, 217. Einschrankend muss jedoch Folgendes bemerkt werden: Da es derzeit keine einheitliche Bibliodramaausbildung Wld -supcrvision gibt, kann dieses Modell nicht als allgemein anerkmntes oder "vereinbartes" Stlndartmodcll ftlr jegliche Supervision bibliodramatischer Arbeit gelten. Vgl. hierzu WESENBERG: Bibltodrama leiten (s. Anm. 58), 6. Inwieweit auch der GIIUbe (der Teilnehmenden, der Leitenden) als weiteres, d.h. sechstes konstitutives Element des Bibliodnmas benannt werden mDsste, wird in der Literatur untcrscbiedlich eingeschatzt. PAULER zahlt beispielsweise den Glauben explizit zu den von ibm genannten vier
107 101 109
110 111
I. 3 Arbeitsformen
41
Konstituenten bestimmen sozusagen den äußeren Handlungsrahmen des Bibliodramas. Dabei ist die Vielfalt unterschiedlicher bibliodramatischer Grundtypen oder der jeweils speziellen bibliodramatischen Methoden zum einen selbst konstitutives Element dieses äußeren Handlungsrahmens: Bibliodrama ist methodenplural. Andererseits bestimmt dann aber die Anwendung eines speziellen bibliodramatischen Grundtyps oder einer speziellen bibliodramatischen Methode einen inneren Handlungsrahmen, der seinerseits die anderen Konstituenten mitbestimmt: Welche Einflüsse erlaubt dieser konkrete innere Handlungsrahmen eines Bibliodramas dem biblischen Text, der Leitung, den Teilnehmenden und den institutionellen Bedingungen? Ist ein Bibliodrama beispielsweise textzentriert oder teilnehmerzentriert, findet ein Rollenspiel statt oder nicht, wird der Text von den Teilnehmenden in einem Prozess gewählt oder wird er von der Leitung vorgegeben, bestimmt der institutionelle Rahmen das Bibliodrama oder das Bibliodrama den institutionellen Rahmen (z.B. in der Schule, einem Bildungshaus etc.) etc.?
1.3.2.1
Der biblische Text
Biblische Texte bilden die Basis des Bibliodramas. Im Folgenden werden verschiedene Aspekte beleuchtet, die in Bezug auf den im Bibliodrama bearbeiteten biblischen Text relevant sind.
Konstituenten des Bibliodrama. Er ordnet die von ihm genannten Konstituenten bildlich in einer Raute an: oben: Glaube- rechts/links: lchffext- unten: Gruppe (vgl.: Bibliodrama (s. Anm. 53), 48f). PAULER ftlhrt Glauben in ,.bewusster Unterscheidung zum Psychodrama" (ebd., 48) ein. Es ist allerdings die Frage, ob diese pointiert gewlhlte Formulierung nicht zu pauschal ist Denn einerseits kann das Psychodrama auch die .,Rolle Gott" ernst nehmen und "stehen lassen" (vgl. z.B. Zerka MORENO; l..eif Dag BLOMKVJST; Thomas ROTzEL: Psychodrama, SurpiiU &ality anti the An ofHealing. London: Routledge, 2000, 72-79; siehe aber auch PrrzELE's zur Vorsicht mahnende Bemerkungen zu einem vorschnellen .,Rollentausch mit Gott", Scripture Window3 (s. Anm. 45), 221-224). TEICHERT betont: ,.Wer Bibliodrama ohne SpiritualiW veranstaltet, macht allenfalls bibliodramatischc FingcrObungen" (Theologie des Bibllodramas (s. Anm. 53),123). Andererseits kann das Bibliodrama aber auch Menschen in eine Begegnung mit biblischen Texten ftlhren. ,.uobeschadet der Tatsache, ob sie sich selbst Christen nennen oder nicht" (SCHRAMM: Der bibltodra1fiDIUche Weg mit dem Text (s. Anm. 68), 19). Zwar gibt es keine stilistischen Angaben zur Grundgesamtheit Bibliodramateilnehmender und, ob sie sich als gllubige Menschen verstehen, llsst sich allein auf statistischem Wege wohl nur aspeltthaft erheben (Vgl. hierzu die Vielzahl unterschiedlichster FragebOgen zu verschiedensten Aspekten der Religiositlt oder Spiritualitat bei Peter C. Hn.L; Ralph W. Hooo (Hrsg.): Measures of Religlruity. Binningham: Religious Education Press, 1999). Dennoch nahem sich faktisch die Bibliodramalcilnchmcnden und -leitenden obcrwiegcnd glaubend an die biblischen Texte an (Vgl. hierzu die weiter oben genannten Voraussetzungen ftlr Bibliodramaleitende auf Seite 28, die Beobachtungen zu den Praxisfeldern des Bibliodrmnas und zur Motivation der Teilnehmenden weiter unten. Seite 48fuod 78f). Das Modell der ftmf Konstituenten nach WESENBERG lasst sich auch so verstehen, das es einen vorbereitenden Rilhmen beschreibt. der offen ist fbr Glaube und Glaubenserfahrung: "Die cognitio Dei experimentalis kann nicht manipuliert oder erzwungen werden. sie kann aber vorbereitet werden" - so STANOIER: Jetzt. Bib/iodranta (s. Anm. 43), 139. Gewiss ist es dabei moglich, dass Anderes ftlr Glaube oder Glaubenserfahrung gehalten wird. was eigendich Ausdruck eines Gruppenzwangs, einer Idealisierung, Folgen kOrperlichcr ErschOpfung, einer Projektion, einer Verftlhrung unter der Gestalt des Lichtengels (lgnatius von Loyola) etc. ist. Eine "Untcrsc:hcidung der Geister'" ist in jedem Fall wichtig. (Vgl. zur Unterscheidung der Geister oder der Regungen, wie sie aus den ignatianischcn Exerzitien bekannt ist, z.B. Franz MEuRES: Sich frei machen von allen unpordneten Anhdngltchlceiten. In: Korrespondenz zur SpiritualiW der Exerzitien 35 (50/1985) 2~9).
42
I Bibliodrama
Text als Basis
Basis des Bibliodramas ist die Bibel, d.h. "ein Text der jOdischen und/oder christlichen biblischen Überlieferung" 112• Der biblische Text bildet nicht nur den Ausgangspunkt eines bibliodramatischen Prozesses, nach allen Elementen der Selbsterfahrung ist ebenso "die Rocklenkung der bibliodramatischen Gesamtbewegung zum Text" 113 entscheidend. Mit anderen Worten: Der ROckbezug zum biblischen Text durchzieht von der Eröffnung Ober den sich gestaltenden Prozess bis hin zur Endphase den gesamten bibliodramatischen Prozess. 114 Das Bibliodrama ist also zunlchst ein textzentriertes Geschehen. 115 Textzentriertheil und Teilnehmer- bzw. Gruppenzentriertheil
Zwar ist das Bibliodrama zunlchst textzentriert, es kann allerdings auch teilnehmer- bzw. gruppenzentriert gestaltet werden bzw. in seinem Verlauf zwischen diesen Gestaltungsvarianten hin und her wechseln. Teilnehmer- bzw. gruppenzentriert ist ein Bibliodrama dann. wenn es vor dem Hintergrund des biblischen Textes die individuelle, biographische oder therapeutische Arbeit mit einem Teilnehmenden bzw. gruppendynamische Arbeit in den Vordergrund stellt. Die Grenzen zwischen Textzentriertheil und Teilnehmer- bzw. Gruppenzentriertheil sind dabei unter Umstanden fließend: ,,lt is a matter of what is kept in the foreground and what is kept in the background" 116• Aus ethischer Sicht - so PITZELE - ist es jedoch problematisch, zwischen den verschiedenen Varianten zu wechseln, ohne die Zustimmung der Gruppe und aller Teilnehmenden einzuholen. 117 Zwar ist es so, dass jede Ebene des bibliodramatischen Verslehenszuganges "draws some of its power from the substrata of personal history that run beneath our acts of interpretation"1111. Doch ist es nicht die Aufgabe der Leitung "to pull those deeper strata of memory and personal history up to the surface, nor to make them any more explicit than the participants volunteer' 119• Im textzentrierten Bibliodrama haben die
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MARTIN: Sachbuch BibiiodFama (s. Anm. 16), 33; vgl. ebenfalls ebd., 69. Und dieses Merkmal gilt "inzwischen als ein allgemein akzeptiertes Unterscheidungsmerkmal bibliodramatischer und psychodramatisda Arbeit" (RADECK: Exerzitren wtd BibiiodFama (s. Anm. 19), I 00; Ihnlieh auch ZEuNERT: Bibliodrama. Eine Hermeneutik der Begt!gmmg (s. Anm. 37), 1992, 200). RADECK: Exerzitren wtd BibiiodFama (s. Anm. 19), 100. MARTIN: Sachbuch Bibliodrama (s. Anm. 16), 70. Insofern konnen die Teilnduncnden beispielsweise alle in einem bibliodramatischcn Rollenspiel gemachten Erfahrungen .jederzeit als rollenbedingt an den Text zwock geben" (RADEcK: Exerzitien und Bibliodrama (s. Anm. 19), 110). PrrzELE: ScriptuTe Windows (s. Anm. 4S), 90, Anm. I S. Vgl. ebd., 90. Ebd. "Auch wenn Bibliodrama in unserem Vcrstandnis keine unmiuelbm'e therapeutische Bedeutung intendiert, verbieten sich Oberftlchlichkeit und Naiviw im Blick auf die tiefere und moglicherweise persOnlieh-existentielle Bedeutung, die auch die spielerischen und gestalterischen Interventionen der Anleitung bewirken konnen" (Heinrich FAU.NER: Bibliodranta ai.J prouMUOies Konzept. In: Else Natalie WARNS~ Heinrich FALLNER (Hrsg.): Bibllodranta a/3 Prouss. Leitwlg und Beralrmg. Bielefeld: Luther-Verl., 1994, 116). Aus psycbodramatischer Sicht wird nach KROoER "das spontane Spiel ... wie szenische Aktion teilweise vom Primarprozess gesteuert" (Kreatiw lmeralction (s. Anm. 77). 142; zum Primlrprozicss 64f). PrrzELE: ScriptuTe Windows (s. Anm. 4S), 90. Allerdings ist es ftlr PnzELE auch nicht Aufgabe der Leitung, diese Wendung- wo sie gewolh wird- m untcrdrOcken (vgl. ebd.). Siehe auch seine
I. 3 Arbeitsformen
43
Exploration der Biographie der Teilnehmenden und einzel-oder gruppentherapeutische Interventionen keinen Rawn. Es sei denn - IMMJCHIGREMMELS sprechen in Bezug auf einen Wechsel von der Textzentriertben zur Teilnehmerzentrierung von einer ."Kreuzweg'-Stelle" 120 - einer biographischen Kehre wird zugestimmt. 121 MARTIN sieht eine solche Stelle gegeben, ,.wenn der Protagonist oder der Spieler, besonders auf der Geftlhlsebene, Reaktionen zeigen, die die begründete Vennutung zulassen, dass hier persönliches Erleben stark mit im Spiel ist, d.h., dass der Text eine bio~hische Erinnerung wirksam in Gang gesetzt hat und zum Ausdruck hat bringen lassen" 1 •
Kriterien der Textauswahl Welcher biblische Text kommt fUr ein Bibliodrama in Frage? BUBENHEIMER resümiert: ,,Für die bibliodramatische Bearbeitung kommen nach Auffassung der Autoren und Praktiker offenbar prinzipiell alle biblischen Stoffe in Frage" 123 • Faktisch würden aber Texte bevorzugt, "die mit Handlungen gefllllt sind und auf diese Weise schon eine szenische Struktur mitliefem" 124 • KOLLMANN weist darauf hin, dass "Situationsfremdheit bei alten Texten durch neue Methoden nur schwer Oberwunden werden kann" 12S. Insofern plldiert er fllr eine ,,kritische Auswahl bibliodramatisch auslegbarer Texte ... , die mit aktuellen Situationen korrelierbar
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Überlegungen zu den Bedingungen eines teilnehmerzentrierten Bibliodramas bzw. eines Psychodrama ofthe Bihle (vgl. ebd., 22Sf). IMMICH; GREMMELS: Spielarten des Bihliodramas (s. Anm. 88), 377ff. Es "wird ftlr jeden psychodramatischen Anteil die Zustimmung der Gruppe stets neu eingeholt" (ebd., 379). MARTIN: Sachbuch Bihliodrama (s. Anm. 16), 71. STANGIER sieht eine fließende Bewegung zwischen Teilnehmerzentriertheil und Textzentriertheil eines Bibliodramas, die er im Rahmen seines Rollenverstandnisses beschreibt. Er positioniert das Bibliodrama zwischen Liturgie und Psychodrama (vgl.: Jetzt. Bihliodrama (s. Anm. 43), 120-125): ln der Liturgie tauchen vornehmlich symbolische und OberpersOnliehe Rollen des Geheimnisses der Menschwerdung Gottes auf, vergleichbar einer Ikone. Im Psychodrama tauchen hingegen vorwiegend individuelle Rollen eines Menschen auf, der in einem sozialen Kontext (z.B. auch dem der jeweiligen BibliodramagJuppe) steht. Das Bibliodrama greift nun- ahnlieh wie die Liturgie- zunacbst auf symbolische und OberpersOnliehe RoUen zurnck, ftllut aber die liturgische Bewegung ins Individuelle hinein weiter, .,weil im Unterschied zur Liturgie der verlndemde Einfluss des Individuums auf die OberpersOnlichen Rollen, auch die Auseinandersetzung mit ihnen, gerade beabsichtigt ist.. (ebd., 123). Eine Ihnliehe Beschreibung unterschiedlicher Rollenanteile findet sich auch bei MARTIN, der unter Verweis auf SPIEGEL auf biographische und soziale sowie archetypische bzw. religiOstiefendimensionierte RollenlBlteile verweist (Sachbuch Bihllodrama (s. Anm. 16), 71f; vgl. auch Yorick SPlEGEL: Bihliodrama als Hagiodrama. ln: Antje KIEHN u.a (Hrsg.): Blhliodrama. Stuttgart: Kreuz-Verl., 1987, 141-153). BUBENHEIMER: Blhliodrama (s. Anm. 2), 537. Über die Auswahl biblischer Texte hinaus erweitern einige bibliodramatische Autoren ihre Textauswahl auf allgemeine Mcnschbeitsmytbcn, auf Dichtung, Marchen etc. aus. Vgl. dazu z.B. LAEuCHLI: ,.Mimesis"- ein Beltrag Zll1' EnJwicklung tks BihliodranrtU (s. Anm. 53), 166f und SPIEGEL: Bihliodrama als Hagiodrama (s. vorherige Fußnote), I SO. Auch wird ausgehend von Erfahrungen mit biblischen Texten versucht, bibliodramatische Methoden auf die Erschließung literarischer Texte anzuwenden (vgl. dazu Timm SCHRAMM u.a (Hrsg.): Drei Tage mit dem .. Dicken Kind". Bihliodrama Deuuch. Hamburg: EBVerl. Rissen, 1992). BUBENHEJMER: Bihliodrama (s. Anm. 2), 537. Kou.MANN: Bihliodrama in Praxb und T1reorle (s. Anm. 23), 34.
1 Bibliodrama
44
sind, da sonst die Zugangsprobleme unübersichtlich werden•• 126• Er regt an, aus exegetischer, didaktischer und bibel-psychologischer Perspektive entsprechende biblische Texte nach den Kategorien ,,Alter, Erfahrungsthematik und interaktionale Verwendbarkeit"' 127 auszuwlh.len, zu erproben und durch die Erfahrung zu bestatigen oder wieder zu verwerfen. ,,Eine zu zQgige Verschreibung eines Textes" 121 in Bezug auf die Lebensphasen der Teilnehmenden ist fllr MARTIN allerdings problematisch, weil so eventuell vorschnelle Verengungen in der Textsuche auftreten könnten. MARTIN nennt als Kriterien fllr eine Textauswahl ,,hinreichende und deutliche Weite und Tiefe des jeweiligen Textraumes" 129• Für eine solche Auswahl können historisch kritische Textgattungsbestimmungen, eine strukturalistische Textanalyse, eine- in Anlehnung an SPIEGEL 130 - Auslotung unterschiedlicher Tiefendimensionen eines Textes etc. helfen. 131 Auf diese Weise ließe sich vorweg schon "in betrachtliebem Ausmaß der mögliche und spezifische Spielraum, den ein Text fllr ein Bibliodrama eröffilet, absch!tzen" 132 • ANDRIESSENIDERK.SEN wahlen besonders solche biblischen Texte aus, "in denen von Handlung und Bewegung die Rede ist"m. FOr die von ihnen bevorzugten Texte nennen sie folgende Kennzeichnen: Sie enthalten die Elemente ,,Ruf, Entscheidung, Bestimmung, Sorge ftlr das Heil und die konkret-historische Situation"n4. ProzessorienJierte Wahl oder Vorgabe des biblischen Textes
Die Auswahl eines Textes kann einerseits prozessorientiert durch die Gruppe selbst erfolgen. Andererseits kann der biblische Text aber bereits in der Einladung zu einem Bibliodrama vorgegeben sein. Der letzte Fall wird von MARTIN als ,,Nonnalfall"m bibliodramatischer Praxis bezeichnet. Wählt die Gruppe im aktuellen Prozess den Text selbst aus, wird in der Regel die Problematik auftauchen, 126
Ebd.
127
Ebd., 39. MARTIN: Sachbuch BibiiodFama (s. Anm. 16), SO. Ebd.
121 129 130
Vgl. SPIEGEL: BibiiodFama a/3 Hagiodrama (s. Anm. 122), 141-ISJ. "Wenn man im Bibliodrama einen Text behandeln will, dann sollte man drei Ebenen unterscheiden ... , die erste Ebene ... der persOnliehen Erfahrungen, ... die zweite ... der symbolischen, kulturellen und politischen Deutung. Die dritte Ebene ... des mythologischen und religiOsen Bereiches" (ebd., 141). 131 Ein z.B. urgeschichtlich mythologischer Text. ein Psalmtcxt, ein Gleichnis oder ein paulinischer Brief öffnen jeweils unterschiedlich weite und tiefe Erfahrungsrlume, wie sie z.B. durch das Zusammenspiel der in der vorherigen Fußnote genannten drei unterschiedlichen Ebenen in einem biblischen Text bestimmt werden. 132 MARTIN: Sachbuch Bibliodrama (s. Anm. 16), SO. lll ANDRIFSSEN; DERKSEN: Lebendige Glaubensvermittlung Im BibiiodFama (s. Anm. 26), 81 ( 134 Ebd., 82. Ein Überblick Ober die in der Literatur bezeugten Bibelstellen, mit denen bibliodramatisch gearbeitet wurde, lasst sich in der Bibliodnmabibliographie der Gesellschaft ft1r Bibliodrama fmden (vgl. Hans-Jorg ROSENSTOCK; Roland ROSENSTOCK: Bibliodrama Bibliographie Deuuch. Swnd: 31.12.1996. Bielefeld, 1996, 26-31; herausgegeben vom VORSTAND DER GESELLSCHAFT FüR BmUODRAMA E. V. BlELEFELD). Als neutestamentliche Texte werden dort beispielsweise bibliodramatische Bescbaftigungen mit der ErzlhJung der Heilung eines Blinden bei Jericho (Mk 10,~52), der Heilung einer Frau am Sabbat (Lk 13,10-17), des Besuchs Jesu im Haus des ZOUners Zachaus (Lk 19,1-10) etc. mehrfach dokumentiert (vgl. ebd., 29f). m MARTIN: Sachbuch Bibliodrama (s. Anm. 16), SO.
1. 3 Arbeitsformen
45
dass die Bibliodramaleitenden keine explizite Vorbereitung auf den biblischen Text vornehmen können und insofern "die Möglichkeiten und Grenzen des Textfeldes kaum angemessen einschätzen können"u6 •
Vom Text zur Methode Der ausgewählte Text selbst bestimmt die Wahl der Methoden fllr die bibliodramatische Erarbeitung eines biblischen Textes. 137 Das heißt, "von der thematischen Grundkonzeption des Textes aus werden Methoden und Medien geplant'' 138, die später bei der Durchftlhrung des Bibliodramas eingesetzt werden.
Bibliodrama und Exegese Den biblischen Text in eine BerOhrung, Begegnung und Bewegung mit den Erfahrungen eines Menschen zu bringen, gehört zu den grundlegenden Anliegen des Bibliodramas. Dieses Anliegen reicht u.a. in den weitverzweigten Bereich der Kunst der Schriftauslegung bzw. der Hermeneutik und der Exegese hinein. Ein hermeneutisches Verstehensmodell bibliodramatischer bzw. pastoralpsychologischer Bibelarbeit wird weiter unten vorgestellt (vgl. unten Kapitel 1.4). Zwn Verhältnis des Bibliodramas zur Exegese bemerkt BUBENHEIMER: ..Seit den Anflogen des Bibliodramas wird versucht, die historisch-kritische Auslegung in die praktische Arbeit einzubeziehen. Dabei geht es vor allem darum. die im Spiel entwickelten Interpretationen mit denjenigen der historischen Forschung zu vergleichen, jene mit diesen ins Gesprach zu bringen, gegebenenfalls die eine oder andere Deutung zu korrigieren oder zu relativieren"u9 .
Fnr SCHRAMM befindet sich die ,,Exegese im Dialog mit dem Bibliodrama" 140 : sie soll eine ermutigende, bereichemde und korrigierende Hilfe zum Geschehen bibliodramatischen Textauslegens sein. 141 Insofern kann es "Bibliodrama ohne Exegese ... nicht geben" 142 • Allerdings ist das Bibliodramas nach SCHRAMM "einem pluralistischen hermeneutischen Ansatz verpflichtet ... Es kennt und akzeptiert keinen Monopolanspruch, was die Bedeutung eines Textes betrifft" 141 • Die Bedeutung der Rezipienten eines Textes und dessen potentielle Vieldeutigkeit sei im Bibliodrama neu in den Blick gekommen, so dass "bibliodramatische Hermeneutik ... nicht nur explikativ, sondern auf Oberraschende Weise immer wieder innovativ und kreativ'' 144 ist. ANDRIESSEN/DERKSEN sprechen von einer ,,Handlungsexegese" 145 , d.h. von einer auf die Person und Gruppe gerichteten ,,Exegese der Heilgeschichte, so wie n 6 Ebd.
Vgl. beispielsweise die Vorbereitungsprozesse zu Rom 5,1-11, wie sie bei MAR.TIN, ebd., 52-57. beschrieben werden. 138 FALLNER: Bibliodrama au proussuak.s Konzept (s. Anm. 118), 87. 119 BUBENHEIMER: Bibliodrama (s. Arun. 2), 539. 140 SCHRAMM: Bibliodrama und Exegese (s. Anm. 20), 126. 141 Vgl. ebd., 126f. 142 Ebd., 116. 141 SCHRAMM: Der bibliodralrtati.sche Weg mit dem TU/ (s. Anm. 68), 36. 144 Ebd. 14 s ANDRIESSEN; DERKsEN: Lebendige Glaubensverminlung ~m Bibltodrama (s. Anm. 26), 161.
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46
I Bibliodrama
sie sich persönlich und wirklich im Leben der Spieler entfaltet" 146 • Insofern sei das Bibliodrama "eine Form des Umgangs mit der Schrift, wie es die Exegese auch ist" 147 • Das unterscheidende Kennzeichen des Bibliodramas sehen sie darin, dass im Bibliodrama die Schrift "getan und dramatisiert" 148 wird. SCHRAMM weist darauf hin, dass sich im Bibliodrama ,,nicht selten (auch) ein allegorisches Verstehen der Texte" 149 auftut. Allegorisches bzw. sinnbildliches Verstehen gerat aber schnell in die Gefahr, willldlrlich zu werden. 150 Und diese "Gefahr der WillkOrlichkeit bedroht das Bibliodrama" 151 - jedenfalls wird nach ANDRIESSENIDERKSEN "in den meisten Publikationen von exegetischer Seite darauf hingewiesen" 152 • Diese Gefahr wird allerdings auf verschiedene Weise eingegrenzt. Zwn einen geschieht, wie schon erwabnt, Bibliodrama nicht ohne Rückgriff oder EinbeziehlDlg exegetischer Erkenntnisse. Zum anderen vollzieht sich das bibliodramatiscbe Verstehen eines biblischen Textes im Hier und Jetzt eines Gruppengeschehensdarüber hinaus muss es nicht ein fllr alle mal bindend sein bzw. sich einer weiterfllhrenden Auseinandersetzung verschließen. m Außerdem fragt sich, ob die erwlbnte mögliche Gefahr einer willldlrlichen Auslegung, d.h. genauer: ob die Befllrchtung einer möglichen schadliehen Uneindeutigkeit im Verstehen des biblischen Textes und eines möglichen, die kirchliche Gemeinschaft zerstörenden Deutungspluralismus Oberhaupt dem Phanomen biblischen Textsverstehens gerecht wird. MARTIN jedenfalls weist darauf hin, dass ein und derselbe Text durch bibliodramatisches Geschehen zwar verschiedene Deutungen hervorbringen könne, dass das aber nicht zwingend Unverbindlichkeit zur Folge habe. 154 Die Möglichkeit der Mehrdeutigkeit des Verstehens vermindere nicht die Möglichkeit der Deutlichkeit dieses Verstehens. Der einzelne Verslehensakt im hier und jetzt eines bibliodramatischen Prozesses bleibe als solcher verbindlich: "Gerade so werden Tradition und Interpretation radikal geschichtlich-biographisch, soziobiographisch und historisch verstanden" 1 ~ 5 • Das konkrete Verstehen im Hier und Jetzt ist als ,jeweiliger Standort einer Bewegung zwischen ... " 156 zu verstehen, es ist nicht unbeweglich und unvertnderlich.
1.3.2.2
Teilnehmende
Statistische Daten zu Teilnehmenden an Bibliodramaveranstaltungen liegen derzeit nicht vor. 157 Weiter oben wurde bereits erwabnt, dass sich bibliodramatische 146
Ebd.
147
Ebd., 163. Ebd.
14& 149 150
151 152 153 154
155 156 1S7
SCHRAMM: Bibliodrama und Exegese (s. Anm. 20), 132. Vgl. hierzu auch MARTIN: Sachbuch Blbliodrama (s. Anm. 16), 45 ff. ANDRIESSEN; DERKSEN: Lebendige Glllllbemvermittlung Im Bibliodrama (s. Anm. 26), 167. Ebd. Vgl. ebd., 168. Vgl. hier und im Folgenden MARTIN: Sachbuch Bibliodrama (s. Anm. 16), 4Sfi. Ebd., 45. Ebd. Vgl. des Weiteren die Verhlltnisbestimmung von Bibliodrama und Exegese bei STANGIER: Jetzt. Bibliodrama (s. Anm. 43), 53--60. Vgl. SCHREIBER.• Neue Lebendigkelt (s. Anm. 7), 208.
I. 3 Arbeitsformen
47
Angebote von Kindem Ober Jugendliche bis zu Erwachsenen an verschiedene Alterstufen richten (s.o. Seite 27; vgl. auch den anschließenden Abschnitt c) zu den Praxisfeldern des Bibliodramas). Besondere Fllhigkeiten der Teilnehmenden werden in der Regel nicht gefordert. Es ist aber davon auszugehen, dass aufgrund des Gruppengeschehens des Bibliodramas soziale Kompetenzen (z.B. Gruppenfllhigkeit etc.) der Teilnehmenden wichtig sind. Insofern das Bibliodrama mit seinen kreativen und Astbetiseben Methoden erlebnisaktivierend wirkt, dürfte auch eine ausreichende emotionale StabiJitat der Bibliodramateilnehmenden notwendig sein. Bezüglich der Rollenübernahme in einem bibliodramatischen Rollenspiel ist zudem die Fähigkeit der Perspektivenübernahme ftlr die Teilnahme an einem Bibliodrama bedeutsam. 158 Exegetische oder fachtheologische Kenntnisse werden bei den Teilnehmenden nicht vorausgesetzt. Wahrend SCHRAMM davon ausgeht, dass das Bibliodrama sich an Menschen richten könne "unbeschadet der Tatsache, ob sie sich selbst Christen nennen oder nicht" 159, betonen ANDRIESSENIDERKSEN, dass es in ihrem Bibliodrama explizit um die Auseinandersetzung und Aufnahme von "Giaubensrollen" 160 in einem ekk.lesiogenetischen Kontext gehe. 161 Bibliodrama findet jedoch nicht nur in einem christlichen Kontext statt. Nach KRONDORFER, s Einschätzung ist Bibliodrama nur in Europa ,.only a christian method" 162 , in den USA gebe es beispielsweise ebenso eine jüdische Tradition des Bibliodramas. Neuerlich wird das Bibliodrama in Deutschland auch im Kontext interreligiöser Bibelarbeit eingesetzt. 163 Die Zielgruppen des hiesigen Bibliodramas lassen sich im folgenden Abschnitt den verschiedenen, teilweise institutionalisierten Praxisfeldern des Bibliodramas entnehmen. Beobachtungen zur Motivationen der Bibliodramateilnehmenden werden weiter unten berichtet (Seite 78f). Weiter unten werden ebenso Überlegungen zu den Gründen der schnellen Verbreitung des Bibliodramas vorgestellt, in denen sich die unterschiedlichsten Erwartungen der Teilnehmenden wiederspiegeln (Seite 78).
1.3.2.3
Institutioneller Rahmen
Im Folgenden werden zunächst die vielfllltigen Praxisfelder des Bibliodramas vorgestellt. Anschließend werden Strukturen der Selbstorganisation der Bibliodramabewegung skizziert.
158
Vgl. hierzu auch die weiter unten beschriebenen Teiloehmerbedingungeo ftlr dramatische Rollenspiele (Seite 145) und die Überlegungen mr Perspektivenobemahme-- bzw. RollenspielBhigkeit (Seite 193ft) 159 SCHRAMM: Der bibltodramatl3che Weg m/1 den1 Text (s. Anm. 68), 19. 160 ANI>RIESsEN; DERKSEN: Lebend;~ Gltmbetvverminlung im Btbliodrama (s. Anm. 26), 118. 161 Vgl. ebd., 130-133. 162 Briefliche Mitteilung an PrrzELE, wiedergegeben in DERS.: ScriplUre Window.J (s. Anm. 4S), 227, Fußnote 27. 163 Vgl. AlDEBERT"s Bibliodrama der Buc:hreligiooen, das in einer bibliodrematisc:hen Begegnung von Juden, Christen und Muslimen mOndet (Spielend Golllemen (s. Anm. 44), 379--458).
48
1 Bibliodrama
Praxisfelder
Die institutionellen Kontexte, in denen das Bibliodrama angewendet wird, umfassen verschiedene Praxisfelder, die sich die Bibliodramabewegung von ihrem Beginn an bis heute erschlossen hat. BUBENHEIMER nennt vor ca. 10 Jahren folgende Bereiche: 164 Aus-, Fort- und Weiterbildung von kirchlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bzw. Religionslehrern und -Iehrerinnen, Religionsunterricht, kirchliche Erwachsenenbildung und Gemeindepastoral. Bezüglich der Gemeinde als Praxisfeld des Bibliodramas ist allerdings eine Einschltzung von RADECK bemerkenswert: Zwar gebe es ,,Beispiele von Bibliodramapraxis im Rahmen einer Kirchengemeinde [gibt; Tb. St.] ... , doch sind sie (noch?) die Ausnahme" 165 • Die Anwendung einzelner bibliodramatischer Elemente in Katechese, Liturgie und Verkündigung sei in einer Gemeinde möglich. Doch nur von wenigen Gemeinden sei ihr Bibliodrama "als ein regelmAßiges Angebot des kirchlichen Lebens vor Ort bekannt und das, obwohl es in der Aus- und Fortbildung kirchlicher Mitarbeiterinnen zunehmend eine Rolle spielf' 166• In jüngster Zeit bestätigt MARTIN die soeben genannten Praxisfelder: das Bibliodrama habe sich zunehmend etabliert und weiter ausdifferenziert. 167 Weitere Schwerpunkte bibliodramatischer Arbeit oder der Arbeit mit Bibliodramaelementen 161 lassen sich finden: immer haufiger in theologischen Bereichen der Fachhochschulen und Universitäten, 169
164
165
166
167
161
169
Vgl. zum Folgenden BUBENHEIMER: BibllodrtDna (s. Anm. 2), 543. FOr den großen Bereich der FortbildWlg vergleiche auch Christiart ÜREMMELS; Doris IMMICH: Wer :rtehl hiltler wem? Erfahrungen aw der Blbliodrama-Fortbildungftlr &llgion.flehreriMen und &liglonskhrer,ftlr PfarnrlMen und Pfarrer. In: Religio 7 (2/1993) S~. RADECK: Bibliodrama, religi/J!e Subjelctivlt4t und kirchliche Praxu (s. Anm. 68), 123f. Ebd. Die prinzipiellen Schwierigkeiten des Bibliodramas in der Gemeindcputoral ftllut RADECK auf seine kOrper- und ausdrucksorientierte Arbeitsweise sowie auf die Zuroclchaltung bei persOnlieben Mitteilungen in einer gemeindlichen Bibliodramagruppe zur9ck., denn ,.immerhin mOssen die Gemeindemitglieder ... weiterhin an einem Ort miteinander leben" (ebd., 133). Vgl. Gerhard Marcel MARTIN: D~ Bibllodrama-Bewegung: ZwLJchenbilanz 1999. In: Lernort Gemeinde 17 (3/1999) 47. Vgl. auch seine umfangreiche Bestandsaufnahme des Bibliodramti und die von ihm gesehen Zukunftsperspektiven in DERS.: Sachbuch Blbliodrama (s. Anm. 16), 93-96), bzw.: The Origins ofBibliodrama (s. Anm. 16), 89f. Vgl. hierm die allgemeine Obersicht Ober die Arbeit mit bibliodramatischen Elementen in den unterschiedlichsten Feldern wie Gemeinde, diakoniscbe Einrichtungen. Schule, Universitat und Fortbildungen bei Else Natalie WARNS; Uwe BEERMANN: Die Arbeit in Projekten mit Ekmelllen de$ Bibliodrama.:r. lo: Else Natalie WARNS; Heinrieb FALLHER (Hrsg.): Bibliodrama als Prozess. Leitung llltd Beratung. Bielefeld: Lutber-Verl., 1994, 17s-204. Vgl. MARTIN: Die Bibliodrama-Bewegung: ZwLJchenbilanz 1999 (s. Anm. 167), 47.
I. 3 Arbeitsformen
49
in der geistlichen Begleitung bzw. den Exerzitien 170 und in der Liturgie 171 , in der Religionspadagogik 172 und der Katechese 17l, d.h. fllr Kinder 174 und Jugendlichem, in engeren therapeutischen Kontexten 176 , in ökwnenischen 177 und interreligiösen 171 Kontexten und neben der üblichen Gruppenarbeit in der Arbeit mit Einzelnen 179 wie auch mit Großgruppen 110 (z.B. Kirchentage).
170
Vgl. z.B. Maria MüLLER; Clemens RUHNAU: Exenitien mif tkr Basi3 von Bibliodrama. In: Lebendige Seelsorge 46 (3/1995) 165-168 oder auch die Vergleichsuntersuchung von RADECK: Exenttien &md Bibliodrama (s. Anm. 19). 171 Vgl. z.B. Gerhard Marce1 MARTIN: Inszenierung biblischer Tute in sakralen Rtlumen. In: Thomas KLIE (Hrsg.): Der Religion Raum geben. Kirchenpadagogi/c und religit'Jse3 Lernen. Monster: LIT, 12000, 104-111. Bibliodrwna als Predigtform hat ScHRAMM: Bibliodrama und Exegese (s. Anm. 20), 126, beschrieben, Ihnlieh auch PrrzELE: ScriplUre Windows (s. Anm. 45), 237ff. Bibliodrama als eine Methode der Predigtvorbereitwtg und des Predigtaufbaus hat Helmut KRELLER: Gotteserfahrung ermDglichen. Dte Methoden von Bibltodrama &md ihr Ertragftlr die Predigt. In: Lernort Gemeinde 17 (3/1999) 35-39, beschrieben. Beziehungen zwischen einer homiletischen Spieldidaktik und Bibliodrama stellt Susanne WOLF-WITHOFT: Predigen lernen. Homileti$Che Konturen einer pralcJisch-theologi.schen Spie/theorie. Stuttgart: Kohlhammer, 2002 heraus. 172 Vgl. z.B. loHKEMPER-SoBIECH: Bibliodrama im Religion.nmterricht (s. Anm. 51), ALDEBERT: Spielend Gott /cennenlemen (s. Anm. 44), des Weiteren in begrenzter Auswahl: Christine KLAEs: Bibliodrama in tkr Gf'IIII(Üchu/e: Geschtchle von der Sturm-Sti/11mg. In: Religion heute 26 ( 1996) 1~103, Veronika GEIGER: Bibliodrama als ein ZMgang zur Bibel in der Haupt.Jchule. In: Christ1ich-padagogische Blatter 105 (6/1992) 274-276, Margarete PoHLMANN: .. Dte Memchen 3indja selbst Schuld"- .. Aber so sind sie nun mal". Bibliodramatische Elemente bei tkr Arbeit mit dem Mythos vom ,, Turmbau zu Babel". Orientierungsstufe. In: Religion heute 30 (1997) 100-103, LEITSCHUH; STOHLMEYER: Bibliodramatische Methoden ftlr tkn Religionsunterricht (s. Anm. 54), Michael ScHIBn.sKY: Dann but Du ja einer von um. Bericht aber die Zachdtuge$Chichte a/3 Bibliodrama. In: Religionsunterricht an hOheren Schulen 34 (411991) 258-260, Heiner ALoEBERT: Bibliodrama religion.rplk/agogi3ch. Mit einer II. K/a.s.se dem Teufel in tkr Waste standhalten. In: Zeitschrift ftlr Padagogik und Theologie 50 (2/1998) 214-234, etc. 173 Vgl. z.B. Monika FUHRMANN-EIKE: Auf dem Weg nach Emmaw. Bibliodrama im Konjinnandenunte"icht- am Beispiel tkr .. EmmawjQnger .. Luk. 24, /3-35. In: Forum Religion 3 ( 1997) 34-38, HüBNER; LANGBEIN: Bibli$Che Geschichten in der Konfirmandenarbeit (s. Anm. 91), etc. 174 Vgl. z.B. KLAES: Bibliodrama mit Kindern (s. Anm. 91), etc. I7S Vgl. z.B. Ludwig ZINK: Biblische Ge$Chichten zu neuem Leben erwec/cen. Bibliodrama in der Kursarbeit mit Jugendlichen &md Erwacmenen. In: Katechetische Blatter 112 ( l 0/1987), 806-808, etc. 176 Vgl. MARTIN: Sachbuch Bibliodrama (s. Anm. 16), 94. Vgl. auch <W Konzept der Kreuzwegstelle zwischen Bibliodrama und Psychodrama bei IMMICH; GREMMELS: Spielanen des Bibliodrama.s (s. Anm. 88), 3770". Vgl. diesbezOglieh ebenso PrrzELE: ScriplUre Windows (s. Anm. 45), 220; 225f. 177 Vgl. z.B. WARNS: Bibliodrama. Hermeneutik &md Theologie (s. Anm. 68), 148ft', Anton DliRNER: Bibliodrama als Dlcumeni$Che Bewegung. In: Lebendige Seelsorge 46 (3/1995) 162-164, etc. 171 Vgl. z.B. MARTIN: Die Bibliodrama-Bewegung: Zwischenbilanz /999 (s. Anm. 167), 48( Heiner ALDEBERT: Mit Juden, CluUten und MU31imen im Bauch des Fisches. Bibliodrama der Buchreligionen zu Jona. In: Lernort Gemeinde 17 (3/1999) 56-60, etc. 179 Vgl. z.B. KNIST: Einzelarbeit in Bibliodramagruppen (s. Anm. 88), 383-391.
I Bibliodrama
50
Ein Niederschlag der genannten Praxisfelder lAsst sich auch mithilfe der Bibli~ graphie deutschsprachiger Bibliodramaver0tfentlichungen 181 belegen. Sie enthält unter anderem eine Rubrik ausgewahlter Themen. Hier finden sich Literaturangaben zu den Rubriken Ausbildung/Fortbildung, Exerzitien, Gemeinde, Gottesdienst/Andacht, Ökumene, Seelsorge, Unterricht, Lehrer- und Lehrerinnenfortbildung etc. 182 Institutionelle Selbstorganisation des Bibliodramas
Seit einigen Jahren lassen sich institutionelle Organisationsformen in der Bibliodramabewegung ausmachen. MARTIN erwahnt die regelmlßig stattfindenden internationalen Bibliodrama-Workshops an der Evangelischen Akademie Nordetbien (Bad Segeberg) und dem Burckhardtbaus (Evangelisches Institut fllr Jugend-, Kultur- und Sozialarbeit e.V., Gelnhausen/Berlin), die Gesellschaft fllr Bibliodrama e. V. Bielefeld 113 (kurz GfB) mit ihrer Zeitschrift TEXT RAUM 184 sowie regionale ZusammenschlUsse und Interessenvertretungen von Bibliodramatikem und Bibliodramatikerinnen. 185 In diesem Zusammenhang sei besonders auf die AGBA, die Arbeitsgemeinschaft der Bibliodrama Ausbildungsanbieterlnnen, hingewiesen, die sich vor wenigen Jahren gebildet hat, 186 bzw. auf die ABW 117, die Arbeitsgemeinschaft der Bibliodrama-Weiterbildnerlnnen.
1.3.2.4
Leitung
Bibliodramatische Bibelarbeit ist konstitutiv ein angeleitetes bzw. von einer Leitung begleitetes Geschehen. 111 Bibliodramatische Leitungskompetenzen können in Ausbildungen erworben werden und unterliegen bestimmten Anforderungen. Ausbildung
Nach SCHREIBER bieten im deutschen Sprachraum "zwischen zwanzig und dreißig Institute Ausbildungen fllr Bibliodramaleiter' 119 an. WESENBERG beobachtet, dass seit ,,Anfang der 90er Jahre ... die Palette der Bibliodramafortbildungen sehr breit gefllchert und unübersichtlich wurde" 190 • Eine allgemein verbindliche Ausbil180
Vgl. z.B. MARTIN: Bibliodrama. Ei" Modell wird besichtigt (s. Arun. 72), 44-64, DERS.: Sachbuch BibiiodFama (s. Arun. 16), 95, sowie PrrzELE: ScriptuTe Windows (s. Anm. 45), 237fT. 181 Vgl. ROSENSTOCK; ROSENSTOCK: BibiiodFama Bibliographie DeutKh 1996 (s. Anm. 134); HansJOrg ROSENSTOCK: Bibllodrama Bibliographie/Ergtlnnmgsbllitter. Stand: J1111i I 998. Bielefeld, 1998 (herausgegeben von der GESELLSCHAFT FÜR BIBUODRAMA e. V. BlELEFELD). 182 ROSENSTOCK; ROSENSTOCK: BibiiodFama Bibliographie Deutsch /996 (s. Anm. 134), 15-25. 183 Vgl. die Intcmetprlsenz unter huv://www.bibljodrama-gescllscbaft.de. 184 In: GESELLSCHAFT FüR BIBUODRAMA E. V. SIELEFELD (Hrsg.), Bielefeld. 185 Vgl. MARTIN: Die Bibliodrama-/Jeweg~~~~g: Zwischertbilanz /999 (s. Anm. 167), 47. 186 Vgl. Else Natalie WARNS: Treffe" der AGBA. In: TEXT RAUM 6 (1212000) 34. 187 Vgl. die lntemetprlsenz unter hUp://www,bibljodnupa-weiterbilduna.de/. 188 So z.B. POHL-PATALONO: ..Eine Leitung ist beijedem biblioclramatischen Prozess notwendig" (Uta POHL-PATALONO: Leitung im Bibliodrama. In: Lernort Gemeinde 17 (3/1999) 29. Ähnlich hebt MARTIN hervorhebt, "daß es kein Bibliodrama ohne jeweils eine Person in teilnehmender Beobachtung im GegenQber geben darf' (Sachbuch Bibliodrama (s. Anm. 16), 75). 1119 SCHREIBER: Neue Lebertdigkeit (s. Anm. 7), 208. 190 WESENBERO: Bibliodrama leite" (s. Anm. 58), 9.
I. 3 Arbeitsformen
51
dungsordnung ftlr Bibliodramaleitende gibt es nicht. Jedoch ist die Frage der ,,Professionalisierung ... im Bibliodrama-Bereich aktuell geworden" 191 • Derzeit wird versucht, eine Vereinheitlichung und Vergleichbarkeit von Bibliodramaausbildungen und AbschlOssen zu erreichen, ohne jedoch eine "direkte Professionalisierung im Sinne einer beschränkten Zulassung" 192 zum Tätigkeitsfeld Bibliodrama anzustreben. Ausbildungen laufen oft Ober mehrere Jahre, teilweise mit aufeinander aufbauenden Phasen einer Erstausbildung und anschließender vertiefender Ausbildungsabschnitte. Bibliodramaausbildungen enthalten in der Regel Elemente der Selbsterfahrung, der Einftlhrung in die jeweilige bibliodramatische Methode, ihrer Reflexion und Anleitung zur Anwendung, theologischer Weiterbildungen sowie der Praxissupervision. 193 Anforderungen an Bibliodramaleitung BRANDHORST nennt folgende allgemeine Grundbedingungen ftlr die Übernahme einer Leitungsfunktion im Bibliodrama: "Eine religionspadagogiscbe, diakonische oder theologische Ausbildung und die Erfahrung und Hoffnung, dass biblische Texte sowohl liebevolle und heilsame als auch kritische und befreiende Elemente ftlr die Existenz in dieser Zeit und Gesellschatt• 194
bereithalten. Darüber hinaus werden bibliodramatische Leitungskonzepte von den unterschiedlichen methodischen Herkünften der einzelnen Grundtypen bibliodramatischer Arbeitsweisen geprllgt (z.B. spielplldagogisch, psychodramatisch etc.). 195 Als spezielle Anforderungen, die Bibliodramaleitende erftlllen sollten, nennt WESENBERG folgende sechs Aufgaben: 196 Sich im bibliodramatischen Prozess zurechtzufinden, d.h., sich im Netzwerk von Text, Teilnehmenden, institutionellem Rahmen, Methode und Leitung bewegen zu können. 197 Einzustehen fl1r die Würde des Textes, d.h., exegetische Fachkompetenz und ein persönliches Verhlltnis zu den biblischen Texten zu haben, die im
191
192 193
194
195
196
197
Ebd. Ebd. Eine erste tabellarische Obersicht Ober Fortbildungskonzepte der Mitglieder der Arbeit.fgemeinschaft Bibliodrama-Langzeit-Weiterbi/dnerlnnen (kun: ,.ABWW; vgl. Anm. 187) wurde von WESENBERG erstellt. Vgl. dazu seinen Bericht ilber das 5. Treffen der ABW (BibliodramaLangzeit-Weiterbildnerlnnen). In: TEXT RAUM 7 (1412001) 33-34. BRANDHORST: Textorientierung und GeM!IIschajtsbezug (s. Anm. 28), I 52. Vergleiche zum Folgenden ebd., I53 Zu unterschiedlichen methodischen HerkOnften bibliodramatischer Leitungskonzepte vgl. z.B. BoBROWSKI: Bibliodramapraxis (s. Anm. 5 I), 185. Vgl. im Folgenden - wenn nicht anders angegeben - WESENBERG: Bibltodrama leiten (s. Anm. 58), 6-8. Die Gewahrleistung von Sicherheit im bibliodramatischen Prozess und ftlr die Teilnehmenden als eine vorrangige Leitungsaufgabe betonen LB. auch BoBROWSKI: Bibliodramapraxu (s. Anm. 5 I). 19S-190, bes. 187f, und PoHL-PATALON Mimesis
(S. l.AEUCK.J)
PsychoclramlttlschesBD (H. HEIDENREICH, 0. IMMICH, Ch.
Fokus und Methodische Mertanale
55
Konkreta ArbeHachrttl8
Kathartische •Verwandlung• durch einen mythischen Schock in der Begegnung mit biblischen und mythischen Szenen
Fokus: Mythos, Tragik, Krise Metlt Merlcmale: Spiel, Konfrontation, Dialog mit Zuschauern
5 Schritte: 1. Einführung; 2. Mimesisdas Spiel; 3. Schwelgen; 4. Gesprlch; 5. Feier
Beziehung Biographie Bibeltext erlebend verstehen
Fokus: Parallele von biblischer und biographischer Szene Meth. Merlcmale: Psychodramatische Methoden; Rollenspiel
3 Schritte: 1. Erwlrmungsphase (Rollenwahl); 2. Spielphase (Rollenspiel); 3. Phase der Reflexion und Integration
Nacherzlhlung biblischer Texte, in der die Erzlhlerzu Erzlhlten werden
Fokus: Text als Subjekt in der Beziehung zum lndividuum/Gruppe und zur Leitung
Verteiblichung, Vergegenwlrtigung, Verdichtung und Vergewisserung biblischer Texte
Fokus: Beziehungen, Gestalten, Textraurnerschließung, Bewegung und Begeg-
GREMMELS u.a.)
SOalsPasfo. ralpsychologlsehe Slbelarbelt
f'/'1.
DREcHSEL)
Prozessuales oder Splelpldagog#sches
BD (E. N. WARNS, H. FALLNER u.a.)
5 Schritte: 1. Wahrnehmung des Textes als Außenwelt; 2. ,,Auftauen· des Textes in Bilder, Identifikationsmuster Meth.~:K~~ tat und Spielraume: den etc.; 3. ~lgnung des Textes durch kreative, Text in intermediAren spielerischen Entfaltung; 4. Erfahrungsraum des .Verwendung· des Textes Individuums verorten (Objekt-Relations-Theorie) als durch die Tradition vorgegebener und zugleich fOr das Individuum/ die Gruppe neugeschaffener; 5. ROCkgabe des Text als Teil der Außenwelt 5 Schritte: 1. Einlassung und Sensi:Miisierung; 2. Berührung und Konfrontation; 3. ldentiftkation und AuseinandersetMerlcmale: Asthetisehe Medien und spielzung; 4. Differenzierung und bzw. theaterpldagogische Aktualisierung; 5. ZusamMethoden (Masken, Ritu&- menfassung und Abschied le, Gesten, Wortfelder, Requisiten, Spiel und Rollenspiel, KOrperarbeit etc.)
'*"'·
56
I Bibliodrama
Typ (und literarieche Vertrete(05) Psyc/Jodnlmlttlschea
Mldrach-BD (P. A. PITZELE)
Dldalrllsches BD (R. KOLLMANN,
G.LOHKEMPERSOslECH u.a.)
Spezielle Ziele
Foka. und Methodlache liiertanale
Konkrellt Arbettaschrltte
1. Textzentriert: Interpretative Einsichten in den bmlischen Text gewinnen 2. Teilnehmerbzw. gruppenzentriert wie 1.; zusatzlieh
Fokus: PersOnliehe Einbindung und ROCkbindung an die biblische Erzlhlung; EI'IChließung neuerltleferer Textauslegun-
3 Schritte (als Lang- oder
FOrderung möglichst freier Arbeitsgruppen und unterrichtlieh korrelativer Erfahrungssituationen (biblisctHSarnallg zu heutig-religiös) fOr eine lnteraktionale ßl)eln.. terpratation
Fokus: Wlfkungsgeschiehte des christlichen Glaubena bezogen auf persOnliehe Lebenaprobleme. Gruppensituationen und gesellschaftllc Kontexte Meth. Merlcmale: Körperwahmehmungs-, Selbeterfahrungs- und AssoziationsObungen; szenisches Spiel, Interaktionale Textauslegung, dramatische Auseinandersetzung
3 Schritte: 1. Wanning up (kOrper- und selbsterfahrungsorientiert); 2. Kreative Texterachließung durch rollenspielartige Erarbeitungsformen; 3. Aufarbeitung durch Gesprich und Reflexion
Kurzform):
1. Erwlnnung (deslr U. terslln; der Gruppe); 2. Aktion/Rollenspiel; 3. ROckgen blick (Entrollen; Sharing; Meth. Merlanale: Fragege- Exegese; Einbezug anderer sprich; Rollenspiel; Quelen zum Text; Prozesspsychodramatische Meanalyse) Sei)stausdruck, thoden Selbstef'fahrung, Selbsterkennung ennOglichen sowie Glaubensgemeinschaft stiften
1.4 Ein henneneutisches Modell bibliodramatischer Bibelarbeit Das Problem der hermeneutischen Frage von ,,subjektiver und objektiver Textinterpretation"206, wie BUBENHEIMER 1990 schrieb, sei "im Bereich des Bibliodramas ... bislang weder in der Theoriebildung noch in der Praxis befriedigend gekUlrt"207. Diesem Problem hat sich u.a. DRECHSEL in seinem Verstehens- und Praxismodell allgemein pastoralpsychologischer und speziell bibliodramatischer Bibelarbeit zugewandt. Er versteht "das Bibelarbeitsgeschehen als gegenseitiges Auslegungsgeschehen von Gruppe und Text"208 • Sein Paradigma. mit dem er sich 206
BUBENHEIMER: BibiiodFama (s. Anm. 2), 538.
207 Ebd., 539. 201
Vgl. DREcHSEL: Pastoralpsychologische Bibelarbeit (s. Anm. 48), 318. Weitere hermeneutische Modelle ftlr die bibliodramatische Arbeit finden sich u.a. symboltheoretisch bei BoBROWSKJ: Bibllodramapraxi.r (s. Anm. 51), leibbezogen bei KEssLER: Btbllodrama und Lelblichlceil (s. Anm.
1.4 Ein hermeneutisches Modell bib/iodramatischer Bibelarbeit
57
pastoralpsychologischer Bibelarbeit im Allgemeinen und dem Bibliodrama im Besonderen annähert, ist das des Paradoxon: "die Schaffung des Vorgegebenen"209. In der Beschäftigung mit einem biblischen Textes wird dem Rezipienten durch den Text ein Bedeutungshorizont eröffnet, indem er selbst der Verwendung dieses Textes in seinem Leben eine Bedeutung zumisst: beide Bewegungen, vom Rezipienten zum Text und vom Text zum Rezipienten, sind eins und doch nicht ineinander auflösbar. Diesen hermeneutischen Zirkel beschreibt DRECHSEL vor dem Hintergrund der Objekt-Relationstheorie des Kinderpsychologen D. W. WINNICOTI (1896-1964). 210 Im Folgenden wird zunachst die ObjektRelationstheorie nach WINNICOTI zusammenfassend beschrieben. Anschließend wird DRECHSEL's Anwendung dieser Theorie auf das Bibliodrama vorgestellt.
1.4.1
Objekt-Relationstheorie
Neben der inneren Welt eines Menschen und der äußeren Realität nimmt WINNICOTI 211 einen dritten, sogenannten intermediären Erfahrungsbereich des Menschen an. Dieser Bereich bildet sich entwicklungspsychologisch aus, nachdem das Kind der ursprünglich von ihm empfundenen Einheit und Verschmolzenheit mit der Mutter entwachst. Im Zustand der Verschmelzung mit der Mutter kennt das Kind noch keine Objekte, sondern nur sich selbst. Die Objekte der Außenwelt sind subjektive Objekte, die vollständig der Kontrolle des Kindes zu unterliegen scheinen und eine Art Verlängerung seiner selbst sind. Dann jedoch beginnt das Kind erste Nicht-Ich-Erfahrungen zu machen, d.h., "Ob-jekte" treten in sein Leben. Es entsteht ein intermediärer Erfahrungsbereich. In diesen Bereich fließen "in gleicher Weise innere Realität und äußeres Leben"212 ein. Dieser Erfahrungsbereich ist bevölkert mit Übergangsobjekten: Zunächst ist ein solches Übergangsobjekt z.B. der Teddybär des Kindes, später alles, was die Bereiche des Spiels, der Kreativität und schließlich der Kultur und Religion bevölkert. 213 Im Gebrauch der Übergangsobjekte wird wieder verbunden, was durch 51), und rezeptionsasthctisch bei RAoECK: Exerzitien und Bibliodrama (s. Anm. 19). Neuerlich auch als eine Hermeneutik der Begegnung bei AWEBERT: Spielend Gottlumnenkrnen (s. Anm. 44); vgl. auch ZEUNERT: Bibliodrama. Eine Hermeneutik tkr Begegnung (s. Anm. 37)). Zudem werden jOngst hermeneutische Aspekte des Bibliodramas aus der Perspektive einer Lesetheologie diskutiert z.B. bei Peter Müu.ER: Grundlinien einer Lesetheologie. In: TEXT RAUM 8 (1512001) 4-9, und Heiner ALDEBERT: Bibliodramatische Hermeneutik a/3 inkarnatorische Realisief'llllg von Lesetheologie und bibelliterarischer Anthropologie. In: TEXT RAUM 8 (1512001) 16-19. Nach ScHROER ftltut das Bibliodnuna besonders zu Fragen nach einer ftdramaturgischen Henneneutik" (Henning SCHROER: Verstehst Du auch, da.u du spieut, was du liest? GetlaltUn Zll Bibliodrama WJd Hermeneutik. In: TEXT RAUM 8 (1512001) II), d.h. nach der theologisch praktischen und theoretischen Bedeutung ,,szenischen Verstehens" (ebd., 12; vgl. dazu auch WARNS: Bibliodrama. Hermeneutik und Theologie (s. Anm. 68)). 209 Ebd., 48. 210 Ähnlich wie DRECHSEL folgt jOngst auch ZEIER: Die Wirlclichlceit und ihre Spielrc'Jume (s. Anm. 51) bei seiner Betrachtung des Bibliodramas aus Sicht der Psychoanalyse der Theorie WINNICOTIS (wie auch den Symboltheorien H. WAHLSund A. LoRENZERS). 211 Vgl. zum Folgenden Donald W. WlNNlCOTI:Vom Spiel Zllr Kreativi14t. Stuttgart: KJett-Cotta, 9 1997. 212 Vgl. ebd., II. 213 Vgl. ebd., 14f.
I Bibliodrama
58
die Trennung von Mutter und Kind in Ich und Nicht-Ich, in innere Wld lußere Wirklichkeit, getrennt wurde. Die Übergangsobjekte sind weder ein rein internales Objekt der inneren Wirklichkeit einer Person noch ein rein extemales Objekt aus der Außenwelt. Das Übergangsobjekt entsteht ,,neither from within nor from without" 21 \ vielmehr nimmt es einen Platz ,,midway between inner and outer experience•Bibelliodrarnm. als Hermeneutik sehe Prozess in psychologials eine Fonn scher~ der TextauffOhrung von Mk \1'9 4,35-41:
i ~
I
- - - - - -----
------
!
~
i
Psyc;hodynamlk
~ des rezipieten-
den Prozesses
Hypothese 3: Im Ver1auf des Bibliodramas verändem sich - unter den Polen Anziehung und Abstcr Bung- die Einstellungen der Teilnehmenden in Bezug auf die JOnger resp. den Akteur Wind/See. Hypothese 4: Im Verlauf des Blbliodramas verandem sich die Einachatzungen des Verhaltensraumsder Akteure Jesus, Jünger und Wind/See.
~
l ~--------~--J
Hypothese 2: Im Verlauf des Sl)liodramas nimmt die Anziehung Jesu zu wahrend zugleich die Abstoßung Jesu nachlasst.
Dynamiken der Verschmelzung mit einer gespletten Rolle als ein ausgewlhller Faktor des den biblisehen Text Mk 4,35-41 rezipierenden Rollen~:
Hypothese 5: Im Ver1auf des Bibliodramas nimmt die kognitiv«notionale Reprisentanz der Akteure JOnger in den Teilnehmenden zu.
------ -- -----·- ------- -Hypothese 6: Es besteht ein in der Fonn eines
1-------
umgekehrten U ·s kurvilinearer Zusammenhang zwischen der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle und dem Ausmaß der a) unter den Polen Anziehung und Abstoßung verlnderten Einstellungen in Bezug auf die Akteure Jesus, JOnger und Wind/See, b) vertnderten Vemaltensraumeinschatzungen Akteuren Jesus, Jünger und Wind/See, c) zunehmenden kognitiv-emotionalen Reprisentanz der Jüngerfigur und d) selbsteingeschatzten Veränderung des Textverst.andnlsses (in Bezug auf die Akteure Jesus, JOnger, Wind/See sowie den gesamten Text).
Hypothese 7: Hohe Verschmelzung mit einer gespielten Rollenfigur, der gegenOber der Spielende vor dem Rollenspiel eine ambivalente Einstellung hat, bedingt die Auflösung der Ambivalenz nach dem Rollenspiel. -
Verottung des
Rezipienten
Psycholo(jscher Typ des Rezi-
__
.____ pienten
-
-
-
--
2. 7 Zusammenfassung und Hypothesenübersicht
119
Hypothesen
Iii
Faktoren im Erzahlmusters des JOngerunverstandnisses Hypothese 8: Nimmt in Vertauf des Bibllodramas die jüngerperspektivische Einschatzung des Konin Mk 4,35-41 Psychologische fliktes der JOnger mit Jesus ab, dann nimmt die gernAßeines Konstitution des sozialpsycholo- jOngerperspektivi Einschatzung des Glaubens Textes gischen Modells als Reaktion der JOnger zu, wahrend zugleich die Einschätzung der Angst abnimmt der Bedingungen derPerspektivenObema hme: ---·--·-+-------t--------------·------1 Psychologische Funletion des Textes
3
0PERATIONALISIERUNGEN DER HYPOTHESEN UND ENlWICKLUNG DES FRAGEBOGENS
Bibliodrama will den biblischen Text und den "Lebenstext'' eines Menschen in eine BerOhrung, Begegnung und Bewegung bringen. Biblische Texte sollen zu ,,meinen", Iebens- und glaubensbezogenen Texten werden. Im Dialog mit einem biblischen Text und im Kontext einer geleiteten Gruppen sollen die Teilnehmenden sich im bibliodramatischen Prozess in einer authentischen Äußerung wiederfmden können. Ein doppeltes Ziel, nämlich Veränderungen des Textverständnisses und Veränderungen des Selbstverständnisses der Teilnehmenden zu bewirken, bewegt also das Bibliodrama. Das Anliegen der hier vorliegenden Arbeit ist es, den erstgenannten Aspekt dieses doppelten Ziels bibliodramatischer Arbeit zu untersuchen. n!mlich Veränderungen des Textverständnisses bei den Teilnehmenden. Im vorherigen Kapitel 2 wurden die erwarteten Veränderungen des Textverständnisses als vornehmlich einstellungsbezogene Veränderungen des Verständnisses ausgewählter, exegetisch bedeutsamer Textelemente aus Mk 4,35--41 von erwachsenen Teilnehmenden eines textzentrierten und psychodramatisch orientierten Bibliodramas verstanden, die als ein Effekt der Rezeptionsmethode Bibliodrama bzw. der lntensitat der Verschmelzung mit einer im bibliodramatischen Rollenspiel gespielten Rolle und als ein Texteffekt ausgewählter Faktoren der psychologischen Konstitution des Erzabimusters des JUngerunverständnisses auftreten. In diesem Kapitel werden nun die acht Hypothesen dieser Arbeit (vgl. die tabellarische Hypothesenübersicht Seite 118) operationalisiert und die jeweiligen Erhebungsinstrumente und Fragebogenfragen entwickelt. Zunachst werden die Hypothesen 1 bis 5 operationalisiert. Ihr gemeinsamer Fokus ist es, dass sie Veränderungen des Textverständnisses der Teilnehmenden als einen Effekt des gesamten Bibliodramas zu Mk 4,35--41 erwarten. Dann werden die Hypothesen 6 und 7 operationalisiert, deren gemeinsamer Fokus es ist, Veränderungen des Textverständnisses als einen Effekt eines ausgewahlten Faktors des Rollenspielprozesses, nämlich der Psychodynamik der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle, zu erwarten. Schließlich wird Hypothese 8 operationalisiert, die Veränderungen des Textverständnisses als einen Effekt eines ausgewählten Textelementes, nämlich sozialpsychologisch beschriebener Faktoren im Erzabimuster des JUngerunverständnisses erwartet. (Zum besseren Verständnis soll an dieser Stelle bereits darauf hingewiesen werden, dass die empirische Untersuchung dieser Arbeit als Messwiederholung mit fllnf Befragungszeitpunkten (vor dem Bibliodrama, vor dem eigentlichen Rollenspiel, nach dem Rollenspiel, nach dem gesamten Bibliodrama und vier Wochen später) angelegt ist Am Ende dieses Kapitels wird abschließend jener Block von Fragebogenfragen zusammengefasst, der die an allen ftlnf Befragungszeitpunkten wiederholt gestellten, einstellungsbezogenen Fragen zu den ausgewählten Textelementen enthalt.)
122
3 Operationalisierungen der Hypothesen und Fragebogenentwiclclung
3.1
Veränderungen des Textverständnisses als ein Effekt des gesamten biblioclramatischen Prozesses (Hypothesen 1 bis 5)
In den Hypothesen l bis 5 (s.o. Seite 118) Veränderungen des Textverständnisses der Teilnehmenden als einen Effekt des gesamten bibliodramatischen Rezeptionsprozesses erwartet. Ihre gemeinsame unabhängige Variable ist also der Verlauf des hier untersuchten Bibliodramas zu Mk 4,35-41 bzw. dieses Bibliodramatreatment. Der Verlauf und die Arbeitsschritte des ft1r diese Untersuchung entwickelten Bibliodramas werden später im Rahmen der Beschreibung des Forschungsdesigns entwickelt und vorgestellt (s.u. Kapitel 4.2. 1). Im Folgenden werden die abhängigen Variablen, d.h. die je nach Hypothese vorhergesagten Einstellungsanderungen in Bezug auf die ausgewahlten Textelemente (Jesus, Jünger, Wind/See etc.), operationalisiert und entsprechende Fragebogenfragen erarbeitet.
3.1.1
Selbsteingescbitztes verlndertes Ventindnis und verinderte Valenz von Mk 4,35-41 (Hypothese 1)
In Hypothese I wird erwartet, dass die Teilnehmenden bei einer direkten Selbsteinschätzung größere Veränderungen des Textverständnisses als einen Effekte des bibliodramatischen Prozesses angeben. llypothese I: Anband einer direkten Selbsteinschätzung lassen sich größere Veranderungen des Verstandnisses des gesamten Textes Mk 4,35-41 und der Akteure Jesus, JOnger, Wind/See sowie der Valenz des Textes als ein von den Teilnehmenden auf den bibliodramatischen Prozess attribuierter Effekt erkennen.
Diesethesenhaft erwarteten selbsteingeschätzten Veränderungen werden a) global ftlr das Verständnis des gesamten Textes Mk 4,35-41, b) spezifiziert ftlr die im Rahmen einer narrativen Analyse von Mk 4,35-41 als bedeutsam erhobenen Akteure Jesus, Jünger und Wind/See (s.o. Kapitel 2.4.2.1) sowie c) fllr die persönliche Bedeutung (Valenz) dieses Textes erwartet.
Das Imtrument Die Erhebung der selbsteingeschätzten Veränderungen des Verständnisses des gesamten Textes, des Verständnisses der Akteure Jesus, Jünger, Wind/See sowie des Valenz des Textes wird mithilfe likertahnlicher, an den Enden verbal verankerter siebenstufiger Skalen vorgenommen (Kodierung von 0 bis 6). Die Fragen Wie eingangs dieses Kapitels bereits erwahnt wurde, wird die empirische Untersuchung dieser Arbeit als Messwiederholungsdesign angelegt. Insofern sind bei den folgenden Skalen, die z.T. an verschiedenen Befragungszeitpunkten wiederholt gestellt werden, Varianten in den Formulierung zu finden. a)
Selbsteingeschätztes verändertes Textverständnis:
3.1 Verdnderungen des TextversUJndnisses- Hypothesen I bis 5
123
Markieren Sie bitte bei den folgenden Fragen jeweils den Kreis, der Ihre Einschltzung am besten wiedergibt.
W1e sehr hat sich (unterschieden nsch Befragungszeitpunkten:) durch das Rollenspiel bzw. durch das gesamte Bibliodrama zur Erzlhlung der Stunnstillung Ihr Verstandnis dieses Textes verandert in Bezug auf:
Jesus:
0
die JOnger:
0
denWind und den See:
Oberhaupt
den gesamten Text:
Oberhaupt
0
b)
Oberhaupt
o
sehrviel
nicht Oberhaupt
sehrviel
nicht
sehrviel
nicht
sehrviel
nicht
Selbsteingeschlitzte veränderte Valenz: Markieren Sie bitte bei der folgenden Frage den Kreis, der Ihre Antwort am besten wie-
dergibt: Was WOrden Sie sagen: Welche Bedeutung hat der biblische Text von der Stunnstillung (unterschieden nach Befragungszeitpunkten:) bisher bzw. jetzt fOr Ihr Leben? Oberhaupt keine
c)
sehrgroße
Im letzten Fragebogen (vier Wochen nach dem Biolidodrama) wird zudem eine direkte Einschlltzung nach der Veränderung der Valenz des biblischen Textes als Wirkung des Bibliodramas gefragt. Markieren Sie bitte bei den folgenden Fragen den Kreis, der Ihre Antwort am besten wiedergibt:
Hat sich durch das Bibliodrama zur Erzlhlung der Sturmstillung die Bedeutung dieses Textes fOr Ihr Leben verlndert? Oberhaupt nicht
3.1.2
sehrviel
Soziodynamische Einstellungsladerungen in Bezug auf Jesus aus Mk 4,35-41 (Hypothese 2)
BRANDHORST beobachtete gerichtete Veränderungen theologischer Antworttendenzen aufgrund des Bibliodramas (s.o. Tabelle Seite 76). Unter anderem verstarke das Bibliodrama die Wahrnehmung der Mit-Menschlichkeit Jesu. Mit-
124
3 Operationalisierungen der Hypothesen und Fragebogenentwiclclung
Menschlichkeit Jesu als psychologisches Konstrukt verstanden ließe sich wohl nur durch eine eigens entwickelte Vielzahl von ltems erfassen. Hier wurde deshalb zunehmende Mitmenschlichkeit minimiert und aspekthaft als soziodynamisch erfassbare größere Anziehung und geringere Abstoßung der Person Jesu aus Mk 4,35-41 verstanden (s.o. Seite 11 Of). Die erwarteten soziadynamischen Einstellungsanderungen in Bezug auf den Akteur Jesus werden als eine Effekt des gesamten bibliodramatischen Prozesses zu Mk 4,35-41 untersucht. Hypothese 2: Im Vcrlauf des Bibliodramas nimmt ftlr die Teilnehmenden die Anziehung Jesu zu wAhrend zugleich die Abstoßung Jesu nachlasst.
Die Erhebung der abhangigen Variablen, dh. der soziodynamischen Einstellungen der Teilnehmenden in Bezug auf Jesus aus Mk 4,35-41 unter den Polen der Anziehung und der Abstoßung, geschieht mithilfe eines soziometrischen Instrumentes zur Personenwahrnehmung, nämlich des Polaritätsprofils Diamond of Opposites. Das Instrument: Diamond ofOpposites- soziodynamisches Polarittitsprofil CARLSON-SABELLIISABELLIIHALE stellen einen soziometrischen Test zur Selbsteinschätzung sozialpsychologischer Grundkrlfte der Anziehung, der Abstoßung, der Indifferenz und der Ambivalenz bzgl. eines erfragten Objektes (Person, Einstellung, Handlung) vor: ein soziadynamisches Polaritltsprofil, den Diamond of Opposites. 404 Die Soziometrie geht auf den BegTOnder des Psychodramas, MORENO, zurück.40s Gegenstand der Soziometrie sind soziale Systeme insofern sie "Systeme der Anziehung, Abstoßung und Neutralitlt.-406 sind. Eine ihrer ,,Hauptaufgaben ist es, die Zahl und die Ausdehnung psychosozialer Strömungen ... zu ermitteln'...o7, wie sie in sozialen Systemen bestehen. Die Erhebung interpersonaler Krafte in einem sozialen System ermittelt die Soziometrie durch Wahlen oder NichtWahlen ihrer Mitglieder untereinander, d.h. Soziometrie studiert "interpersonal bonds by examinig choices'oAOS. Die traditionelle Soziometrie untersucht die psychosoziale Struktur z.B. einer Gruppe durch die Erhebung zweier grundlegender, sich entweder gegenseitig ausschließender oder auf einem polaren Kontinuum liegender Kräfte: a) der Wahl und b) der Nicht-Wahl. Wahl und Nicht-Wahl korrespondieren mit den motivationalen Faktoren der a) Anziehung, b) Abstoßung oder c) Neutralitlt (als fehlende 404
405 406
Vgl. Linnea CARLSON-SABELLI; Hector SABEUJ; Ann E. HAL.E: Sociometry and Sociodynamics. ln: Paul HOLMES; Marcia KARP; Michael WATSON (Hrsg.): Psychodrama stnce Moreno. Innovations in Theory and Practice. London: Routledge, 1994, 147-185, hier besonders 165. Vgl. auch Thomas W. TREADWELL; V. K. KUMAR; Stephen A. STEIN; Kevin PROSNJCK: Sociometry. Tools for Research and Practice. In: The Journal for Spccialists in Group Work 22 (111997) 52-62. Vgl. Jacob L. MORENO: Die Gnmdlagen der Sorlometrie. Wege nu Neuordmmg der Gesellsclroft. Opladcn: Westdeutscher Verl., 1954 (zuerst englisch: Who Sha/1 S111'Vive? Foundations ofSocit>metry, 1934).
Ebd.• 24.
407 Ebd., 29. 4011
CARLSON-SABELLI; SABEW; HAL.E: Sociometry and Sociodynamics (s. Anm. 404), 147.
3.1 Veränderungen des Textverständnisses- Hypothesen 1 bis 5
125
Anziehung und Abstoßung}. 409 CARLSON-SABELLI/SABELLIIHALE erweitern die klassisch soziometrische eindimensionale Fragestellung von Wahl oder NichtWahl zu einer zweidimensionalen dynamischen Erhebung der zugrundeliegenden Krafte der Anziehung und Abstoßung. Sie gehen davon aus, dass Krafte der Anziehung und Abstoßung nicht nur anwesend oder abwesend sein können, sondern zugleich, also ambivalent, auftreten und unterschiedlich stark ausgepragt sein können: "Sociodynamics recognises that opposite feelings, for example attraction and repulsion, harmony and conflict, almost invariable coexist, albeit in different degrees"410 . (Dass das ft1r diese Untersuchung zu wählende soziometrische Instrument nicht nur antagonistische Kräfte, d.h. Anziehung!Abstoßung, sondern auch synergetische K.rafte, d.h. sowohl Anziehung als auch Abstoßung bzw. weder noch, erfassen können muss, hängt mit der später zu operationalisierenden Hypothese 7 zusammen; vgl. Kapitel 3.2.6, bes. Seite 205f.) Der Diamond of Opposites als soziodynamischer Selbsteinschätzungstest kann diese Krafte in Bezug auf Personen, Aktivitäten, Meinungen oder Einstellungen erheben und schriftlich, als Paper-and-Pencil-Test, durchgefllhrt werden. 411 Anwendbar ist er nach CARLSON-SABELLIISABELLIIHALE sowohl ft1r soziometrische, als auch filr psychologische und naturwissenschaftliche Fragestellungen.412 Er setzt voraus, dass die Befragten ihre Geftlhle der Anziehung!Abstoßung bzgl. ausgewählter Polaritäten einordnen können. Die Erhebung der Daten erfolgt Ober eine zweidimensionale Fläche, nämlich eines auf die Spitze gestelltes Quadrat ("Diamond"), das an den Ecken mit polaren Begriffspaaren ("Opposites") verbal verankert ist. Von links nach rechts betrachtet befinden sich die antagonistischen Pole Anziehung und Abstoßung, von oben nach unten die synergetischen Pole Ambivalenz (sowohl Anziehung als auch Abstoßung) und Indifferenz (weder Anziehung noch Abstoßung). Diegenaue Formulierung der polaren Begriffe hängt von der jeweiligen Fragestellung bzw. dem zu untersuchenden Gegenstand ab (z.B. Anziehung!Abstoßung, Liebe/Hass, Harmonie/Konflikt etc.). In dieser Untersuchung wird der Diamond of Opposites eingesetzt, um die soziodynamische Einstellung der Befragten im Sinne ihrer Geftlhle der Anziehung oder Abstoßung bzw. der Ambivalenz oder Indifferenz in Bezug auf Jesus aus Mk 4,35-41 zu erheben. Die Befragten können zur entsprechenden Frage frei und intuitiv eine Markierung (z.B. ein Kreuzchen) innerhalb der quadratischen Fläche eintragen. Die nachstehende Abbildung zeigt in verkleinerter Form einen solchen Diamond of Opposites mit einer fiktiven Eintragung.
409
Vgl. ebd., 152; 162. Beispielsweise schatz.en in einem soziametrischen Test alle Mitglieder einer Arbeitsgruppe jedes andere Gruppenmitglied mit der Frage ein: "Mit welchem Mitarbeiter oder welcher Mitarbeiterin WOrden Sie gerne enger an diesem Projekt zusaouneoarbeiten, mit welchem oder welcher nicht?". Die Anzahl der Wahlen oder Nichtwahlen ergibt ein soziametrisches Bild der Gruppe und der Positionen der einzelnen Mitglieder bezOglieb der Krlfte der Anziehung oder Abstoßung bzw. der NeutraliW, die in dieser Gruppe zur gestellten Fragen aktuell herrschen. 410 Ebd., 152. 411 Vgl. ebd., 165. 412 Vgl. ebd .• 163.
126
3 Operationalisierungen der Hypothesen und Fragebogenentwiclclung sowohl Anziehung als auch Abstoßung
Abstoßung
Anziehung
weder Anziehung noch Abstoßung
Die Quantifizierung der erhobenen Daten geschieht, indem die quadratische Flache im Uhrzeigersinn um 45° nach rechts gedreht. Auf die quadratische Fliehe wird eine Auswertungsschablone aufgelegt, die die Form eines I 0-stufigen x-yKoordinatensystems hat. Mit Hilfe dieser Schablone werden dann die Eintragungen in den Diamond of Opposites in x-/y-Werte kodiert. 413 Dabei entsprechen zunehmende x-Werte zunehmenden Kräften der Anziehung (bzw. der Wahl bzgl. der gewahlten Fragestellung), zunehmende y-Werte zunehmenden Kraften der Abstoßung (bzw. der Nicht-Wahl). In der nachstehenden Abbildung wird beispielhaft dmch die freie Eintragung eines Kreuzchens, das mit den Werten x = 7 und y = 8 quantifiziert wird, inhaltlich zugleich sowohl mittelhohe Anziehung als auch Abstoßung ausgedrückt, d.h. insgesamt eine deutlich ambivalente Einstellung.
41)
Vgl. ebd., I SI.
3.1 Vertinderungen des Textversttindnisses- Hypothesen 1 bis 5 1.10
127
10.10 9.9
1.9
, '~ -
1.8
8.8 ~
1.7
1.7
['-....
6.6
1.6
~ frei.e-E"~
(X= 7, 1.5
y = 8)
5.5 4.4
1.4 1.3
3.3
·1.2
2.2
1.1
2.1
3.1
4.1
5.1
6.1
7.1
8.1
9.1
10.1
x-Achse: zunehmende Anziehung
Erfahrungen der Voruntersuchung Eine Voruntersuchung mit 23 Theologiestudenten ergab, dass der Diamond of Opposites als Erhebungsinstrument verstanden wurde, d.h. die Befragten außerten keine Probleme, dass die Aufgabenstellung, freie Eintragungen eines Kreuzchens innerhalb des quadratischen Feldes vorzunehmen, unklar oder dass das Instrument insgesamt unverständlich sei. Allerdings ergab sich das Problem, ftlr welchen Zeitpunkt innerhalb der Erzahlung von der Sturmstillung diese Einschltzung Jesu vorgenommen werden sollte: z.B. ftlr den Zeitpunkt der Fahrt auf dem See oder nach der Stilhmg des Sturmes etc. Deshalb musste die Fragestellung prtzisiert werden. Der Zeitpunkt, fl1r den die Teilnehmenden innerhalb des Handlungsstranges der Perikope Mk 4,35-41 eine soziadynamische Einstellung in Bezug auf Jesus abgeben sollen, wurde auf das Ende der Geschichte festgelegt. Hier namlich erreicht die Auseinandersetzung zwischen Jesus und den JOngern mit der offenen JOngerfrage, was Jesus fl1r ein Mensch sei, ihren erzahlensehen Höhepunkt (s.o. Seite 96). Die Frage Für die Frage nach der soziadynamischen Einstellung in Bezug auf Jesus wird folgendes Polaritlltsprofil ftlr den Fragebogen erstellt Dabei werden zur begrifflichen Kennzeichnung der antagonistischen Pole die Worte "angezogen" bzw. "abgestoßen" und deren jeweilige Kombination zur Bezeichnung des ambivalenten bzw. indifferenten Poles verwendet.
128
3 Operationalisierungen der Hypothesen und Fragebogenentwiclclung
Beantworten Sie bitte die folgende Frage, indem Sie innerhalb des unten abgebildeten Feldes an der Stelle ein kleines Kreuz eintragen, das Ihre Antwort am besten wiedergibt. Antworten Sie dabei bitte möglichst spontan. Wenn ich an das Ende der ErzAhlung von der Sturmstillung denke, dann fOhle ich mich von Jesus: sowohl angezogen als auch abgestoßen
angezogen
abgestoßen
weder angezogen noch abgestoßen
3.1.3
Soziodynamische Einstellungsänderungen in Bezug auf die Jilnger und den Wind/See aus Mk 4.35--41 (Hypothese 3)
Analog zu den erwarteten soziodynamischen Einstellungsänderungen in Bezug auf Jesus werden auch in Bezug auf die narrativ bedeutsamen Akteure Jünger und Wind/See Einstellungsanderungen der Teilnehmenden als soziodynamisch erfassbare Veranderungen der Anziehung und der Abstoßung der Jünger bzw. des Windes/des Sees aus Mk 4,35--41 erwartet. Da keine empirischen Beobachtungen vorliegen, in welcher Richtung diese Veränderungen verlaufen sollten, wurden deshalb in Hypothese 3 ungerichtete Veranderungen vorhergesagt (s.o. Seite 111 ), die als ein Effekt des gesamten bibliodramatischen Prozesses untersucht werden. Hypothese 3: Im Verlauf des Bibliodramas verAlldem sich- unter den Polen Anziehung und Abstoßung - die Einstellungen der Teilnehmenden in Bezug auf die Jünger resp. den Akteur Wind/See.
Die Erhebung der abhängigen Variablen, d.h. der soziodynamischen Einstellungen der Teilnehmenden in Bezug auf die Jünger und Wind/See aus Mk 4,35--41 unter den Polen der Anziehung und der Abstoßung, geschieht ebenfalls mithilfe des soeben vorgestellten Instrumentes zur Personenwahmehmung, nämlich des Polaritlltsprofils Diamond of Opposites (s.o. Seite 124ft). Wie dort bereits berichtet wurde, erfasst dieses Instrument neben den antagonistischen Polen Anziehung/Abstoßung auch deren synergetisches Kräftefeld (sowohl Anziehung als
3.1 Veränderungen des Textversttindnisses- Hypothesen 1 bis 5
129
auch Abstoßung bzw. weder noch). Da dieses Instrument bereits vorgestellt wurde, wird anschließend nur noch auf die Vorerfahrungen mit diesem Instrument (vgl. auch Seite 127) ft1r die Einschätzungen in Bezug auf die JUnger und den Wind/See eingegangen. Erfahrungen der Voruntersuchung
Die Teilnehmenden äußerten Schwierigkeiten damit, die als personal empfundenen polaren Begriffe "anziehend" und "abstoßend" des Polaritätsprofils auf die Naturelemente Wind/See zu beziehen. Deshalb wurde in der Hauptuntersuchung auf ein soziodynamisches Polaritätsprofil zur Einstellungserhebung in Bezug auf den Wind/See verzichtet (zu Einschätzungen des Verhaltensraumes des Akteurs Wind/See siehe unten Seite 130-134). Der Zeitpunkt der soziodynamischen Einstellungserhebung in Bezug auf die JOnger innerhalb der Perikope Mk 4,35-41 wurde - wie auch bei der Einstellungserhebung in Bezug auf Jesus - auf das Ende des dort erzählten Handlungsstranges festgelegt. Die Frage
Für die Frage nach der soziodynamischen Einstellung in Bezug auf die JUngem wird folgendes Polaritätsprofil ftlr den Fragebogen erstellt: Beantworten Sie bitte die folgende Frage, indem Sie innerhalb des unten abgebildeten Feldes an der Stelle ein kleines Kreuz eintragen, das Ihre Antwort am besten wiedergibt. Antworten Sie dabei bitte möglichst spontan. Wenn Ich an das Ende der Erzlhlung von der SturmstiHung denke, dann fOhle ich mich von den JUngem: sowohl angezogen als auch abgestoßen
angezogen
abgestoßen
weder angezogen noch abgestoßen
130
3.1.4
3 Operationalisierungen der Hypothesen und Fragebogenentwiclclung
Verladerungen der VerbalteasraumeiDSehltzuagea fOr die Akteure Jesus, JOager und Wind/See aus Mk 4,35--41 (Hypothese 4)
Nicht nur die Akteure Jesus, Jünger und Wind/See, sondern auch deren Verhaltensraum wurde als exegetisch bedeutsames Textelement erhoben, ft1r das Veränderungen des Textverstandnisses erwartet werden. Im Rahmen der narrativen Exegese von Mk 4,35-41 wurde dieser Verhaltensraum der drei genannten Akteure mit den Begriffen "retten" fllr Jesus, "gerettet werden/bedroht werden" ft1r die Jünger und "bedrohen" fllr Wind und See beschrieben (s.o. Seite 95). Auch die Einschätzungen des Verhaltensraumes der narrativ bedeutsamen Akteure werden darauf hin untersucht, ob sie sich als ein Effekt des gesamten bibliodramatischen Prozesses verandem. Da keine empirischen Beobachtungen vorliegen, die die Bildung einer gerichteten Hypothese leiten konnten, wurde eine ungerichtete Vorhersage fonnuliert (s.o. Seite 111 ). Hypothese 4: Im Verlauf des Bibliodramas verartdem die Teilnehmenden ihre Einschätzungen des Verhaltensraums der Akteure Jesus, JDnger und Wind/See.
FUr die Erhebung der abhlngigen Variablen, namlich der Verhaltensraumeinschätzungen der Teilnehmenden in Bemg auf die Akteure Jesus, Jünger und Wind/See aus Mk 4,35-41 wird das in der Gruppentherapieforschung bekannte SYMLOG-Verfahren verwendet. Dieses Verfahren wird im Folgenden kurz vorgestellt. Dabei wird auch erläutert, was hier unter einem Verhaltensraum und dessen Einschltmng verstanden wird. SYMLOG- Theoretischer Kontext, Methode und Erhebungsinstrument
Das SYMLOG-Verfahren (System for Multiple Level Observation of Groups) wurde von BALES/COHE~ 14 als "ein Verfahren zur systematischen Erfassung des Gruppenverhaltens und damit einhergehender Prozesse der gegenseitigen Einschltzung (Personenwahmehmung) der Gruppenmitglieder untereinander''415 entwickelt. Beschreibungen des Sozialverhaltens lassen sich nach BALES in drei fundamentalen bipolaren Verhaltensdimensionen abbilden. 416 Diese drei Dimensionen beschreiben im Sinne einer ,,kognitiven Feldtheorie der sozialen lnteraktionen"417 gnmdlegende Verhaltenscharakteristika menschlicher Aktivität Die drei Dimensionen mit ihren Polen und inhaltlichen Bedeutungen sind: 411 414
Vgl. Robert F. BALES; Stephen P. CoHEN: SYMLOG. Ein Sy:rtemfiU die mehrstufige Beobachtung von Gruppen. Stuttgart: KJett-Cotta, 1982; Robert F. BALES: Sociallnteractions Systems. Theory and Measurement. New Brunswlclc. London: Transaction Publishers, 1999. 415 Wemer D. FRöHLICH: WlJrterbuch Psychologie. MOnchen: Deutscher Taschenbuch Ver!., 21 2000, 428. 416 Vgl. BALES: Sociallnteractions Systenu (s. Anm. 414), 7. 417 Fricdebert KROGER; Dieter WALTE; Arno DRINKMANN: Das SYMLOG-&ting-Verfahren. lnteralcliomdlagnostik im SYMLOG-Raum. In: Bemhard STRAUSS; Jochen EcKERT; Volker TSCHUSCHK.E (Hrsg.): Methoden der empirischen Gruppentherapieforschung. Ein Handbuch. Opladen: Westdeutscher Ver!., 1996, 270. 418 Vgl. ebd., 275.
3.1 Verdnderungen des Textverständnisses- Hypothesen I bis 5
131
Tabelle 8: SYMLOG- bipolare Verhaltensdimensionen
Verhaltansdimensionen Einfluss
Sympathie
Pole
Inhaltliche Bedeutung
U (pward) (aufwlrts)
einflussnehmend
o (ownward) (abwarts)
auf Einfluss verzichtend
P (ositive)
freundlich. beliebt
N (egative)
unfreundlich, unbeliebt
F (orward) (vorwärts)
sachzielorientiert
B (ackward) (rOckwarts)
emotionalorientiert
~·
Zielorientierung
Die bipolaren Dimensionen des Sozialverhaltens lassen sich in einem dreidimensionalen Würfelmodell, dem SYMLOG-Verhaltensraum, veranschaulichen. Die Verhaltensdimensionen werden den sechs Raumrichtungen des Würfels zugewiesen und sind bipolar angeordnet: Positive +-+ Negative, Forward +-+ Backward, Upward +-+ Downward. Durch systematische Kombination dieser sechs Raumrichtungen P/N, F/8, U/D ergeben sich 26 Lokalisierungen419 oder Richtungen ftlr verschiedene Verhaltenscodes (z.B. U, UP, UPF, UPB, UN, UNF, UNB, UB, UF etc.). 420
""upward
Einflussnehmendes Verhalten
u
=torward
Sachzielorientlertes Verhalten
p
=positive
Freundliches Verhalten
B
= backward Emotionalorientiertes Verhalten
419
420
D = downward Auf Einfluss verzichtendes Verhalten
Die 27ste Lokalisierung im SYMLOG-Raum ist in der Mitte des Worfels als Nullpunkt vorzustellen. Vgl. die Darstellung bei BALES: Social lnteractiom Systems (s. Anm. 414), 9.
132
3 Operationalisierungen der Hypothesen und Fragebogenentwicklung
Nach KRÖGER u.a. bietet SYMLOG "ein Bezugssystem der interpersonalen Wahrnehmung. das sowohl ftlr Fragen der Forschung und Lehre als auch im Bereich der unmittelbaren psychotherapeutischen Arbeit als Orientierungskonzept ftlr Evaluation und Qualitätssicherung dienen kann"421 .
SYMLOO erlaubt neben der BeschreibWlg von Selbst- und Fremdwahrnehmung auch die Beschreibung metaperspektivischer Einstellungen (z.B. "Wie glaube ich, dass jemand anderes mich sieht?") sowie Fremdbeschreibungen bzw. die Erhebung von Objektrepräsentanzen (z.B. "Wie sehe ich Person X?'') und Expertenratings.422Das SYMLOO-Verfahren wird im Rahmen der zu operationalisierenden Hypothese 4 dieser Arbeit angewendet, insofern es die Erhebung von Fremdbeschreibungen sozialen Verhaltens ennöglicht. Das heißt, mit diesem Verfahren können die Teilnehmenden auf ihre Einschatzungen des Sozialverhaltens, d.h. des Verhaltensraums der Akteure Jesus, JUnger und Wind/See aus Mk 4,35-41 befragt und- bezUglieh der drei bipolaren Verhaltensraumrichtungen (P/N, F/B, U/0)auf Änderungen ihrer Einschätzungen hin untersucht werden. Eine Methode der Anwendung von SYMLOO findet sich in dem von ORLIK entwickelten "Semantischen Altlas zur Kodierung alltagsprachlicher Verhaltensbeschreibungen nach dem SYMLOO-Raummodell"'m wieder. Dieser Atlas ennöglicht es, verhaltensbeschreibende Adjektive gemäß den SYMLOG-Raumricht\Dlgen zu kodieren. Nach BALES ist es ORLIK gelungen, mithilfe des Kodierungssystems des semantischen Atlasses die 26 Richtungen oder Lokalisierungen von Verhaltenscodes im SYMLOO-Raummodell erfolgreich zu defmieren. 424 Die von ORLIK entwickelte Methode bietet eine tllr diese Arbeit ökonomische und handhabbare Prozedur, um die von den Teilnehmenden eingeschatzten Verhaltensräume der Akteure Jesus, JUnger und Wind/See zu erheben und zu quantifizieren. Die Auswertung der Verhaltensraumeinschatzung einer Personen anband der erhobenen alltagssprachlichen Adjektive erfolgt nach ORUK in drei Schritten. 425 Zunächst wird dem spontanen Bewertungsreflex folgend das Adjektiv als positiv oder negativ bewertet und als "P" bzw. "N" kodiert. In einem zweiten Schritt werden die als "N" kodierten Adjektive unter den Stichworten "Streit" bzw. "Rückzug" bewertet und als "UN" bzw .•.ON" kodiert. Die als,)>'' kodierten Adjektive werden unter den Stichworten "Leist\Dlg" bzw. "Sympathie" als "PF' bzw. "PB" kodiert. Nach diesen beiden Schritten sind die Adjektive bereits in vier Verhaltensgrundtypen kodiert. In einem dritten Schritt wird die Feinabstimmung und Nachjustierung der Zuordnung der soweit kodierten Adjektive im SYMLOGVerhaltensraum vorgenommen. Dazu bietet ORUK vier Teilkarten zu den genannten vier Grundtypen (ON, UN, PB und PF) an, die jeweils elf synonyme Adjektive 421 422
423
424 425
KROOER; WALTE; DIUNKMANN: DtuSYMLOG-Rating-Verfahren (s. Anm. 417), 275. Vgl. ebd., 271. Vgl. ftlr eine Auswahl moglicher Fragestellungen den Appendix A: Warding of Rating Questioru for Nineteen Se Ieeted Images in BALES: Socia/ Interactloru Systems (s. Anm. 414), 327f. Vgl. Peter ORLIK: Ein semantt.scher AtllLf zur Kodrenmg alltagssprachlicher Verha/tensbeschnibungen nach Mm SYMLOG-Raummode/1. In: International Journal of Smal1 Group Research 3 (311987) 88-106. . Vgl. BALES: Socrallnteracli0118 Systems (s. Anm. 414), 137. Vgl. ORUK: Semantl.scher At/tu (s. Anm. 423), 102f.
133
3.1 Veränderungen des Textversttindnisses- Hypothesen I bis 5
enthalten. 426 Über den Vergleich der soweit kodierten Adjektive mit diesen Synonymen wird die Kodierung präzisiert und abgeschlossen. N
1. Schritt:
2. Schrttt:
3. Schritt
(negativ)
ON (Rückzug)
I +1-+
4~1-------t••
UN
PB
(Streit)
(Sympathie)
p (positiv)
I
~
PF (Leistung)
Feinjustierung anhand von Teilkarten mit synonymen Adjektiven zu den Grundtypen ON, UN, PB und PF
SCHNEIDER-DÜKER hat dieses Verfahren in verschiedenen Psychodramagruppen angewendet, um damit Rollenwahlen der Teilnehmenden und Gruppenentwicklungen zu untersuchen. 427 Die Teilnehmenden übernahmen Rollenfiguren aus Marchen, die sie dann im psychodramatischen Rollenspiel darstellten. Nach jedem Spiel wurden die übernommenen Rollen von Gruppenmitg1iedern und den Gruppenleitern mit verhaltensbeschreibenden Adjektiven charakterisiert. Diese Adjektive wurden mithilfe des ORLLK-Atlasses kodiert. 428 Die Auswertung erfolgte nach einem von ScHNEIDER-DÜKER entwickelten Verrechnungsmodus: Zunächst wurden die sechs Raumrichtungen (P, N, F, B, U, D) mit I =vorhanden und 0 =nicht vorhanden kodiert, anschließend wurden fllr die bipolaren Richtungsvektoren P+-+N, F+-+B und U+-+D Differenzwerte gebildet (P minus N, F minus B, U minus D). 429 Beispielweise ergibt die Verrechnung der VerhaltensraumeinschAtzung einer gespielten Rolle mit den Werten PB, DNB, D, D, DNB, D, DF, PB die Differenzwerte P-minus-N = 0, F-minus-B = -3 und U-minus-D = --6. In dieser Weise können die gewonnenen Daten numerisch dargestellt werden. Für die in dieser Arbeit durchzufllhrende Erhebung der Verhaltensraumeinschätzungen fllr die narrativen Akteure Jesus, Jünger und Wind/See aus Mk. 4,3541 wird in Anlehnung an ScHNEIDER-DÜKER nach drei frei assoziierten, verhaltensbeschreibenden Adjektiven fllr jeden dieser Akteure gefragt. Die Zuordnung der Adjektive in den SYMLOG-Verhaltensraum geschieht mithilfe des ORUK426 427
428 429
Vgl. zu den Teilkarten ebd., 108-111. Vgl. Marianne ScHNEIDER-DOKER: Rollenwahl und Gruppenentwicklung im Psychodrama. Eine empirische Untersuchung an Therapie- und Selb:rterjahrrmg3gruppen. In: Gruppendynamik 20 (3/1989) 259-272; DIES.: Die Rolle als Beobachtung:reinhett in der Psychodramqfor:rchung. Die Entwicklung einer Gruppe als Beispiel. In: International Journal of Small Group Research S (1/1989) 119-130. Vgl. ScHNEIDER-DüKER: Rollenwahl und Gruppenentwicklung (s. vorherige Anm.), 260fT. Um diese Differenzwerte anschließend ftlr eine Darstellung in einem SYMLOG-Felddiagramm aufzubereiten, dividierte ScHNEIDER-DüKER darOber hinaus diese Differenzwerte durch die Gesamtzahl der Beschreibungen und normierte den so gewonnenen Werte auf die Obliche Ausdehnung des SYMLOG-Felddiagramms, indem sie ihn mit 18 multiplizierte (vgl. ebd., 262). Da hier aber keine solchen Felddiagramme erstellt werden sollen, wird dieser weiterfllhrende Berechnungsweg nicht benOtigt.
134
3 Operationalisierungen der Hypothesen und Fragebogenentwiclclung
Atlasses. Die ersten beiden grundlegenden Kodierungsschritte werden mithilfe von Ratern vollzogen, die Feinabstimmung wird vom Autor alleine vorgenommen. Nach dem Verrechnungsmodus von SCHNEIDER-DüKER werden dann numerische Werte gebildet, die anschließend verglichen werden können. Erfahrungen der Voruntersuchung
In der Voruntersuchung traten gegenOber diesem Erhebungsinstrument keine Verständnisprobleme auf. Die Teilnehmenden der Voruntersuchung betonten, dass es gut sei, mehr als ein Adjektiv nennen m können. So sei es möglich, verschiedene Verhaltensaspekte der Akteure an verschiedenen Zeitpunkten innerhalb der Erzahlung durch unterschiedliche Adjektive zu beschreiben. Allerdings zeigte sich, dass die Möglichkeit, fl1r alle Akteure je drei Adjektive zu nennen, nicht von allen Teilnehmenden voll genutzt wurde. Dennoch erschien es sinnvoll, die Anzahl der möglichen Nennungen von Adjektiven weder zu erhöhen, um ein noch breiteres Verhaltensspektrum zu erfragen, noch zu verringern, um das Fehlen von Nennungen zu vermeiden. Die Frage
Zur Erhebung des Verhaltensraumes der Akteure Jesus, JUnger und Wind/See wird im Fragenbogen folgende dreiteilige Frage verwandt: Nennen Sie bitte jeweils drei Adjektive, die Ihnen spontan zum Verhallen der folgenden Personen oder Objekte aus dem Text der Sturmstillung einfallen:
o
zu Jesus:
1. 2.
3. o
zu den JOngem
1.
2. 3. o
zu dem Wind und dem
See:
1.
2. 3.
3.1.5
Zunahme der kognitiv-emotionalen Reprisentanz der Jüngerfigur aus Mk 4,35--41 bei den Teilnehmenden (Hypothese 5)
Die Perikope von der Stillung des Sturmes (Mk 4,35-41) wurde von Markus u.a. als eine Jüngergeschichte gestaltet- die dementsprechende Möglichkeit und Text-
3.1 Veränderungen des Textverständnisses- Hypothesen 1 bis 5
135
gemäßheit der Identifikation der Rezipienten mit den JUngern wurde dargestellt (s.o. Kapitel 2.4.2.2). Wegen dieser Betonung der JUnger in Mk 4,35-41 werden im Rahmen der Hypothese 5 (s.o. Seite 111) die Teilnehmenden zusatzlieh- Ober die Einschätzung sozialpsychologischer Aspekte der Anziehung/Abstoßung und des Verhaltensraumes hinaus- auf ihre jUngerbezogenen Vorstellungen (Kognitionen) und Empfindungen (Emotionen) hin befragt. Hypothese 5: Im Verlauf des Bibliodramas nimmt die kognitiv--emotionale Reprasentanz der Jüngerfigur in den Teilnehmenden zu.
Die abhängige Variable der kognitiv-emotionalen Reprisentanz der JUngerfigur wird im Folgenden zunlchst naher erläutert. Anschließend wird das Erhebungsinstrument vorgestellt und die Fragebogenfragen werden entwickelt. Kognitiv-emotionale Repräsentanz der Jüngerfigur Im Folgenden wird beschrieben, was hier unter einer kognitiven und einer emotionalen Reprisentanz verstanden wird sowie deren Zusammenhang erlllutert. a)
Kognitive Reprlsentanz. Eine ,,Kognition von etwas" bezeichnet eine "strukturierte Erkenntniseinheit, die auf Sinneserfahrungen, Vorstellungen, Erinnerungen und/oder Denken beruht, in der Erkanntes eingebettet, re-präsentiert ist und die als aussagbares Wissen abgerufen werden kann..,.30• In dieser Untersuchung wird nach Vorstellungen der Teilnehmenden in Bezug auf die JUnger gefragt. Vorstellungen "unterschieden sich von Gedanken, Begriffen und Ideen durch ihre Abhllngigkeit von sinnlichen Erfahrungen"431 , z.B. akustischer, visueller, olfaktorischer, gustaler oder taktiler Art.
b)
Emotionale Repräsentanz. Eine Emotion, ein Gefllhl oder eine Empfindung in Bezug auf jemand oder etwas bezeichnet .,die spOrbar einsetzende Erlebnisweise und die - von Kognitions- und Motivationserfahrungen mehr oder minder abgehobene- Erlebnisqualitat'.,.32 , z.B. große Freude, geringe Angst, starke Wut etc. Diese Erlebnisweise und -qualitllt wird .,durch Außere Reize (Sinnesempfindungen), innere Reize (Körperempfmdungen) und/oder kognitive Prozesse (Bewertungen, Vorstellungen, Erwartungen)..,.33 ausgelöst. In dieser Untersuchung wird nach den Empfmdungen der Teilnehmenden in Bezug auf die J Onger gefragt.
c)
Kognitiv-emotionale Reprlsentanz. Komplexere Gefllhle oder Empfindungen, wie "emotionale Komponenten sozialer Einstellungen (z.B. Sympathie, Liebe bzw. Abneigung, Hass) und Gefllhle in Bezug auf persönliche, soziale, kulturelle oder religiöse Werte oder Symbole'.,.34 (hier: bzgl. der JUnger) be-
43
° FROHLICH: Psychologie (s. Anm. 415), 258.
431 432 433 434
Ebd., 467. Ebd., 148. Ebd. Ebd.
136
3 Operationalisierungen der Hypothesen und Fragebogenentwiclclung
ruhen neben Erwartungen und Einstellungen auch auf Vorstellungen. 43 s Insofern kann hier davon ausgegangen werden, dass zwischen den Vorstellungen und den Empfindungen in Bezug auf die JUngerrolle ein positiver Zusammenhang besteht, dass also insgesamt von einer kognitiv-emotionalen Reprisentanz der JUngerrolle gesprochen werden kann. Ähnlich wie LEUTZ die ,,Erweiterung der kognitiv-emotionalen Erfahrung"436 der Teilnehmenden als eine Wirkung des Psychodramas erwartet, wird ft1r das hier durchgefllhrte psychodramatisch orientierte Bibliodrama eine Erweiterung der kognitiv-emotionalen Erfahrung der Teilnehmenden in Bezug auf die JODgerfigur erwartet. Die ästhetisch szenische Arbeitsweise des Bibliodramas und ihre Betonung körperlich sinnlicher Erfahrungen lasst vennuten, das sich Vorstellungen (mit ihrer NBhe zu sinnlichen Erfahrungen) und Empfindungen (z.B. auch als Sinnes- und Körperempfindungen), die die Teilnehmenden sich in Bezug auf die Jünger machen, durch das Bibliodrama verändern. Genauer: In Hypothese 5 wird aufgrund der erlebnisaktivierenden Methode des Bibliodramas vorhergesagt, dass die Vorstellungen und Empfindungen zu den Jüngern in den Teilnehmenden an Quantität und Qualität zunehmen. Untersucht werden also nicht Veränderungen der inhaltlichen Ausprlgung der Vorstellungen (z.B. deutlicher beschreibbares physiognomisches Vorstellungsbild von den Jüngern) oder verschiedener Arten der Empfindungen (z.B. eine größere Erleichterung Ober ihre Rettung). Vorstellungen und Empfindungen werden hier vielmehr fonnal nach dem Grad ihres Vorhandenseins erfragt, unterschieden nach Qualität (deutliche Vorstellungen, intensive Empfmdungen) und Quantität (viele Vorstellungen, viele Empfindungen). Erfahrungen der Voruntersuchung
In der Voruntersuchung mit 23 Theologiestudenten wurden vor der bibliodramatischen Arbeit anband einer siebenstufigen, an den Enden verbal verankerten Skala (keine = 1 bis sehr deutliche = 7) Einsch1ltzungen (nur) zu den Vorstellungen, die den Befragten zu den Jüngern aus Mk 4,35-41 kommen, erbeten. Wie die nachstehende Tabelle zeigt, lag der Median bei 6. Insgesamt 95,7% der Nennungen lagen bei~ 5. Nach diesem Ergebnis erschien es sinnvoll, die Skalierung unterschiedlicher Qualitäten und Quantitäten der Vorstellungen (und auch der in der Hauptuntersuchung erganzten Empfmdungen) zu den Jüngern im oberen Skalenbereich deutlicher Vorstellungen starker zu differenzieren, um die erwarteten Verloderungen erkennen zu können.
m
Vgl. ebd.
436
Grcte A LEVlZ: Das kiassuche Psychodrczmcl nach J. L. Moreno. Berlin: Springer, 1986 (I. korrigierter Nachdruck der I. Auflage von 1974), 57.
3.1 Vertlnderungen des Textverstdndni.sses- Hypothesen 1 bis 5 Voruntersuchung: Vorstellungen zu den Jüngern aus Mk 4,35-41 (1 keine bis 7 sehr deuUiche)
=
Gesamt
Kumulierte Prozent
Haufigkeit
Gültige Prozent
7
11
47,8
47,8
6
6
26,1
73,9
5
5
21,7
95,7
4
1
4,3
100,0
3
0
0
2
0
0
1
0
0
23
100
=
Vorstellungen
131
N=23
Das 1mtrument Die Erhebung der kognitiv-emotionalen Repräsentanz der JUnger geschieht mithilfe einer elfstufigen likertllhnlichen Skala zur Selbsteinschätzung der Vorstellungen und Empfindungen, die bereichsweise verbal verankert und zwn positiven Ende hin (Deutlichkeit, Intensität, Anzahl) verschoben ist. Die Frage unterscheidet nicht, auf welchen speziellen Zeitpunkt oder Handlungsstrang innerhalb der biblischen Erzählung sich Vorstellungen und Empfindungen richten sollen (z.B. vor, während oder nach der Stunnstillung). Vielmehr werden die Fragen nach der kognitiv-emotionalen Reprisentanz der JUnger auf die ganze Perikope Mk 4,3541 bezogen. Die Formulierungen variieren leicht, um den jeweiligen Befragungszeitpunkt zu berücksichtigen. Die Fragen
Zur Erhebung der kognitiv-emotionalen Reprisentanz der Jüngerrolle wird im Fragenbogen folgende vierteilige Frage verwandt: Beantworten Sie bitte die folgenden Fragen, indem Sie bei jeder Frage jeweils den Kreis ankreuzen, der auf Sie am besten zutrifft.
Die folgenden Fragen beziehen sich auf die Vorstellungen, die Ihnen (unterschieden nach Befragungszeitpunkten:) beim Lesen des biblischen Textes bzw. jetzt zu den Jüngern gekommen sind bzw. kommen. W1e deutlich sind die Vorstellungen, die Ihnen zu den Jüngern gekommen sind?
0-0-0-0-0-0-0-0-0-0-0 Sehr ziemlich undeutlich undeutlich
ziemlich deutlich
sehr deutlich
extrem deuUich
3 Operationa/isierungen der Hypothesen und Fragebogenentwiclclung
138
W1e zahlreich sind die Vorstellungen, die Ihnen zu den JOngem gekommen sind?
0-0-0-0-0-0-0-0-0-0-0 wenige einige Vorstellungen Vorstellungen
viele Vorsteflungen
sehr viele Vorstellungen
extrem viele Vorstelungen
Oie nlchsten Fragen beziehen sich auf die Empfindungen, die Ihnen die Ihnen (unterschieden nach Befragungszeitpunn:) beim Lesen des biblischen Textes bzw. jetzt zu den JOngem gekommen sind bzw. kommen.
W1e intensiv sind diese Empfindungen, die Ihnen zu den JOngem gekommen sind?
0-0-0-0-0-0-0-0-0-0-0 Sehr wenig intensiv
wenig intensiv
ziemlich Intensiv
sehr intensiv
extrem intensiv
W1e zahlreich sind diese Empfindungen, die Ihnen zu den JOngem gekommen sind?
0-0-0-0-0-0-0-0-0-0-0 wenige einige Empfindungen Empfindungen
3.2
viele Empfindungen
sehr viele Empfindungen extrem viele Empfindungen
Veränderungen des Textverständnisses als ein Effekt der Intensität der Verschmelzung mit der gespielten Rolle (Hypothesen 6 und 7)
In den Hypothesen 6 und 7 werden Veranderungen des Textverstandnisses der Teilnehmenden in Bezug auf die ausgewahlten Textelemente (Jesus, JUnger, Wind/See etc.) als ein Effekt einer speziellen Psychodynamik des bibliodramatischen Rollenspiels, nlmlich der lntensitllt der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle (vgl. die tabellarische HypothesenObersicht Seite 118), vorhergesagt. Die empirische Erforschung der Wirkungen des Rollenspiels hat sich nach FLrEGEL "bisher nur ungenügend mit der Frage beschäftigt, was an einem Rollenspiel den Erfolg ausmachF37 • Zudem sei die Beurteilung der Wirksamkeit des Rollenspiels "wegen der Komplexität des zu beurteilenden Verhaltens nahezu unmöglich"438 • Nicht zuletzt aufgnmd der zu erwartenden Komplexität der Prozesse eines Rollenspiels und zudem im Anschluss an bibliodrama-hermeneutische und -empirische Überlegungen und Beobachtungen (vgl. Kapitel 2.6.2.2), fokus-
437
Steffen FLIEOEL: Verhaltenstherapeutische Standardntethoden. Ein Obungsbuch. Weinheim: Beltz; Psychologie-Ver!. Union, 11994, 25.
431
Ebd.
3.2 Veränderungen des Textverständnisses- Hypothesen 6 und 7
139
sieren die Hypothesen 6 und 7 auf zwei begrenzte Fragen: zum einen, inwiefern unterschiedliche lntensitaten der Verschmelzung mit einer Rolle im Rollenspiel in einem Zusammenhang stehen mit dem Ausmaß der Veranderungen des Textverstllndnisses, zum anderen, ob eine intensive Verschmelzung mit einer Rollenfigur, der gegenOber der Rollenspieler vor dem Rollenspiel eine ambivalente EinstellWlg hat, zu einer soziadynamisch positiven EinsteiiWlg nach dem Rollenspiel fllhrt. Zwar gehört das Rollenspiel und gehören Prozesse der RollenObernahme nicht konstitutiv zu jedem Bibliodrama, d.h., nicht jede bibliodramatische Arbeitsfonn setzt zwingend ein Rollenspiel ein oder arbeitet mit RollenObernahmen. Dennoch ist das Rollenspiel ein wichtiges gemeinsames (s.o. Seite 35f) und je nach bibliodramatischem Grundtyp (s.o. Seite 53f) sogar grundlegendes methodisches Element bibliodramatischer Arbeitsfonnen. Manche bibliodramatische Autoren und Autorinnen schätzen die Übernahme von Rollen Wld das Rollenspiel sogar als das spezifische Charakteristikum bibliodramatischer Bibelarbeit (s.o. Seite 35). Verschiedentlich wird der Begriff Bibliodrama hinsichtlich des Rollenspiels schlicht als "Dramatisches Bibelspiel" oder ,,Biblisches Rollenspiel" Obersetzt (s.o. Seite 22). Wenn die Hypothesen 6 Wld 7 ihren Fokus auf die Verschmelzung mit der gespielten Rolle legen, dann wird damit also ein psychodynamischer Aspekt eines bedeutsamen methodischen Elementes bibliodramatischer Arbeitsfonnen, des biblischen Rollenspiels, Wltersucht. Der psychodramatisch orientierte GrWldtyp des Bibliodramas, dem - mit ErweiteTWlgen - die bibliodramatische Arbeitsfonn dieser Arbeit zugerechnet werden kann, setzt Obiicherweise Prozesse der RollenObernahme Wld des Rollenspiels ein (s.o. Seite 55). Der konkrete Verlauf des in dieser Untersuchung angeleiteten bibliodramatischen Rollenspiels wird später im Rahmen der Beschreibung des Forschungsdesigns vorgestellt (s.u. Kapitel 4.2.1 ). Die unabhängige Variable der Hypothesen 6 und 7 ist die Verschmelzung der Teilnehmenden mit ihren in der Phase des Rollenspiels übernommenen Rollen. Die abhängigen Variablen sind- je nach Hypothese- die soziadynamischen Einstellungen, Verhaltensraumeinschätzungen oder kognitiv-emotionalen Wahrnehmungen der Teilnehmenden in Bezug auf die ausgewählten Textelementen (Jesus, JUnger, Wind/See etc.) bzw. in Bezug auf die von den Teilnehmenden gespielte Rollenfigur. Da die abhängigen Variablen der Hypothesen 6 und 7 mit denen der Hypothesen 1 bis 5 weitgehend Obereinstimmen ( vgl. dazu Kapitel 3.1 ), liegen fllr sie bereits Erhebungsinstrumente und Fragen vor. Insofern ist es zunächst erforderlich, umfangreichere Vor11berlegungen zur unabhängigen Variablen der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle als einer ausgewählten Dynamik des den biblischen Text Mk 4,35-41 rezipierenden Rollenspielprozesses zu unternehmen. Der erste Teil dieses Kapitels 3.2 entwickelt ein Verständnis fllr diejenige Fonn des Rollenspiels, die dieser Arbeit intendiert wird. Das Rollenspiel ist nämlich keine - wenn auch möglicherweise innerhalb der Methoden der Bibelarbeit, aber doch nicht darOber hinaus - Besonderheit bibliodramatischer Arbeitsfonnen. Rollenspiele haben vielmehr in vielfllltigen Varianten eine weite VerbreitWlg gefunden.439 Allerdings ist es "bis heute nur unbefriedigend gelungen, den Stellenwert 439
Sie sind ein fester Bestandteil in unterschiedlichsten Bereichen: zunachst natUrlieh im Theater, dann aber auch in der Pldagogik. der Psychotherapie, der Wirtschaft, der Sozialpsychologie etc. Vgl. in Auswahl etwa Uri RAPP: Rolk, Interaktion, Spiel. Eine Einftlhnmg in die Thealer&oziolo-
140
3 Operationalisierungen der Hypothesen und Fragebogenentwicklung
des »homo ludens« im Rollenspiel (»Mimicry«) näher zu k1Aren" 440 • Nach HERNER liegt hierfllr ein wichtiger Grund in Divergenzen, "was genau als »Spiel«, als »Rolle« und schließlich als »Rollenspiel« bezeichnet werden soll"441 • Es wUrde
gie. Wien: BOhlau, 1993; Mony van MENTS: Rollenspiel: effektiv. Mnnchen, 1985; JosefBROICH: Rollenspiel-Praxis. Vom lnteralctions- und Sprachtraining bis zur fertigen Spie/vorlage. KOln: Matemus, 1999; Winfried STANKEWITZ: Szenisches Spiel als Lernsitualion. Mßnchen: Urban und Schwarzenberg, 1971; Ute WARM: Rollenspiel in der Schule. Theoretische Analysen- Kommunikationseffektive Praxis. TObingen: Max Nierneyer Verl. 1981; Barbara KOCHAN: Rollenspiel als Methode sozialen Lemens. Konigstein i. T.: Athenaum, 1981; Wolftarn MAVERS; Helmut VOLKVON BIAL v: Rollenspie/plldagogtk. Enrwicklungsperspektiven ftlr ein erlebnisgegrlindetes LehrLern-Verfahren. In: Pldagogisches Rollenspiel. Materialien zur Theorie und Praxis 18 (29-30/ 1995), 5-1 06; lngo SCHEUER: Szenisches Spiel. Handbuch jQr die plldagogische Praxis. Berlin: Comelson Scriptor, 1998; Josef BROICH: Rollenspiele mit Erwachsenen. Koln: Matemus, 1994; Adelheid STEIN: Sozialtherapeutisches Rollenspiel. Neuwied: Luchterhand, 1 1998; Manfred RIEGGER: Erfahrung und Glaube ins Spiel bringen. Das Sozialtherapeutische Rollenspiel als Methode erfahrungsbezogenen Glauben-Lernens. Stuttgart: Kohlhammer, 2002; Thomas BLIESENER; Ruth BRONS-ALBERT: Rollenspiele in Kommunikations- und Verhaltenstrainings. Wiesbaden: Westdeutscher Ver!., 1994; lnge BRENNER u.a.: Das plldagogische Rollenspiel in der betrieblichen Praxis. Konflikte bearbeiten. Hamburg: Windmohle, 1996; Hcrbert HUBER; Walter SCHILD: Praxis des Sozialtherapeutischen Rollenspiels. Sozialarbeit - Supervision - Selbsterfahrung. MOnehen: Don Bosco, 1996; Edoardo Grusn; Carla ORNELU: Role Pla;y. Teoria e pralica nella c/inica e ne/laformalione. Rom: Sovcra Multimedia, 1999; Hilarion PETZOLD (Hrsg.): Dramatische Therapie. Neue Wege der Behandlung durch Psychodrama, Rollenspiel, Therapeutisches Theater Stuttgart: Hippokrates-Verl., 1982; David A. KIPPER: Psychotherap;y through Clinical RoleP/a;ying. Ncw York: BruMer; Mazel, 1986; Lewis YABLONSKY: P$:YChodramtl. Die UJ.rung emotionaler Probleme durch tim Rollenspiel. Stuttgart: K.lett-Cotla, 1978; Alice M. FORRESTER: RolePiaying and Dramatic Improvisation as an Asses3~nt Tool. In: The Arts in Psychotherapy 27 (4/2000) 235-243; Krysia M. YARDLEY-MATWIEJCZUK: Role Pla;y. TMory & Practlce. London: Sage Publications, 1997; Manfred SADER: Rollenspiel als For3Chungsmethode. Opladen: Westdeutscher Ver!., 1986; Iris STAHLKE: Das Rollenspiel als Methode der qualltaiTven Sozialforschung. Mc)glichketten und Gnnzen. MOnster: Waxmann, 200 I, etc. Über die Gronde, warum das Rollenspiel eine zunehmend weite Verbreitung gefunden hat, schreibt BLIESENER : "Dass in der Gegenwart tatslclllich so vieles im Rollenspiel simuliert wird, liegt freilich nicht an einer Zunahme des Spielstoffs oder der menschlichen Spiellust, sondern an der Vielfalt der Zwecke, die durch Rollenspiele erreicht werden konnen oder zumindest sollen, und an einer Zunahme des gesellschaftlichen Bedarfs, diese Zwecke zu verfolgen. Die Arbeitswelt und die Lebenswelten in unserer Gesellschaft verandem sich tiefgreifend und rasch und die Anforderungen an berufliche Qualifikationen und persOnliehe Flhigkeiten nehmen zu. Mehr denn je werden in dieser im Wandel befindlichen Gesellschaft Prozesse der gezielten Auswahl oder der gczielten Bildung von Individuen durchgeftlhrt. Diagnostische und therapeutische, padagogische und andragogische Aufgaben werden in einem noch nie dagewesenen Ausmaß erftlllt, und oft werden als Hilfsmittel daftlr Rollenspiele verwendet.. (Thornl6 BLJESENER: Authentizilill in der Stmu/ation, Mc)glich/cetten des Trainers zur nachtrdg/ichen Behandlung und zur vorsorglichen Verhinderung von Artefakten. ln: DERs.; Ruth BRON5-ALBERT {Hrsg.): Rollenspiele in Kommunikations- und Verhaltenstraininp. Opladen: Westdeutscher Vcrl., 1994, 13.) ....o Michael Jorgen HERNER: Der Homo saptens als Homo ludens. ln: Zeitschrift ftlr Sozialpsychologie 25 (1/1995) 46. 441 Ebd. Eine .,considcrable discrepancy among definitions and descriptions of what constitutes roJe playing.. stellt Randall B. MARTIN: The As.renment of /nvolve~nt in Role Pla;ying. In: Journal of Clinical Psycbology 47 (4/1991) 588, fest Vgl. zu diesen Schwierigkeiten auch den Definitionsversuchs des Kompositums ,.Rollen-Spiel... aus padagogischer Perspektive bei Daniel KRAusEPoNORATZ: Das p1Jdagogi3Che Rollenspiel. Systematische Untersuchung zu Begriffund MtJglich/celten einer pt!Jdagogi3Chen lntel"'lentionsform. Marburg: Tectum, 1999. Allein das Phinornen Spiel lasst sich nach RAPP- im Anschluss an Wittgenstein Ihnlieh wie auch das PhinOmen Sprache- nicht diskursiv im ZurOck- oder Voranschreiten auf eine Letztes, Wesenhaftes etc. crldaren.
3. 2 Verlinderungen des Textverstdndnisses- Hypothesen 6 und 7
141
aber den Rahmen dieser Arbeit sprengen, den Divergenzen und verschiedenen Verzweigungen unterschiedlicher Spiel- und Rollentheorien nachzugehen. 442 Hier geht es darum, die Form des in dieser Arbeit untersuchten Rollenspiels festzulegen und zu beschreiben sowie Maßnahmen zu entwickeln, dass die intendierte Form des Rollenspiels auch abgesichert und Oberprüfbar stattfinden kann. Dazu werden in einem kurzen Überblick zunachst grundlegende Bereiche des Rollenspiels, seiner Klassifikation, seiner Formen und seiner mimetischen Charakteristika beschrieben. Zwar sind die Übergänge zwischen verschiedenen Rollenspielformen und ihrer Charakteristika zum Teil fließend, dennoch lasst sich die in dieser Untersuchung angewandte Variante des dramatischen Rollenspiels innerhalb eines textzentrierten Bibliodramas als eher rekonstruierendes Erzabi-Rollenspiels mit einer eher mimetisch replikativen Charakteristik des Rollenverhaltens der Teilnehmenden festlegen. Abschließend werden Bedingungen formuliert, wie gewahrleistet werden kann, dass es bei der Durchfllhrung der Untersuchung auch tatsächlich zu dieser Rollenspielform kommt bzw. ob es im Erleben der Teilnehmenden auch tatsächlich dazu gekommen ist. Der zweite Teil dieses Kapitels 3.2 beschäftigt sich mit dem Realitätsgehalt eines Rollenspiels und welchen Stellenwert die Verschmelzung mit einer gespielten Rolle dabei einnimmt. Dazu wird zunachst der allgemeinen Frage nach dem Realitätsgehalt dramatischer Rollenspiele nachgegangen sowie speziell dem subjektiv empfundenen Realitätsgehalt eines Rollenspiels und seine Abhängigkeit von der erlebten Verschmelzung mit einer gespielten Rolle. Dass die Verschmelzung mit einer Rolle unterschiedliche Stufen kennt, wird anschließend aus sozialpsychologischer, soziologischer, rezeptionsftsthetischer und bibliodramatischer Sicht be-
442
sondern nur durch die Aufzahlung von Ahnliehkeilen und die Bildung von FamilienzugehOrigkeiten beschreiben (RAPP: Rolle, lnteraklion, Spiel (s. Anm. 439), 95). Oder anders ausgedrockt: Um einen Grundriss aller menschlichen SpielmOglichkeiten zu erstellen, müsste man nach ScHEUERL einen Grundriss des gesamten menschlichen Lebens zeichnen. da die menschlichen LebensvolllOge in der Als-ob-Realiw des Spiels nachvollzogen, probiert, erlebt etc. werden k.onnen (Hans SCHEUERL: Das Spiel. Band I. Untersuchungen über sein Wesen, seine pddagogUchen MlJglichkeiten und Grenzen. Weinheim: Beltz, 12 1994, 126). Ein haufig zitierter Grundriss zur Einteilung der Spiele des Menschen findet sich bei Roger CAILLOIS: Die Spiele und dte Meruchen. Maske und Rausch. München: Langen-MOller, o.J. (vgl. dort zum Folgenden Seite 46). Er teilt Spiel in vier Kategorien ein: agon (Wettkampf, Wettbewerb, Leistung), a/ea (Chance, Zufall, GIOck. Schicksal), mtmicry (Verkleidung, Maskierung, Imitation. Rollenobemahme) und il/inx (Rausch, Lust, Wahmehmungsveranderung). Diese vier Kategorien spannen sich zwischen den Polen paidia (ftlr weitgehend ungeregeltes und spontanes Spiel; es kann Improvisation verlangen und Ausdruck. von Lebensfreude sein) und /udw (geregeltes Spiel; die Herausforderung durch Regeln kann die Spielfreude erhöhen) auf. Das Rollenspiel siedelt CAILLOIS im Bereich der mimicry an. Vgl. beispielsweise Bemhard LANG: Artikel .. Rolle". ln: Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe. Band 4. Stuttgart: Kohlhammer, 1998, 460-476, Helmut GELLER: Position- Rolle - Situation. Zur Alclualuterung soziologi&cher Analyseekmen~. Opladen: Lesk.e & Budrich 1994, Bruce J. BIDDLE: RoJe Theory. Expectalions, ldentities, and Behaviors. New York: Academic Press, 1979, Artikel ~pie/". In: Theologische Realenzyk.lopldie. Band 31. Berlin: de Gruyter, 2000, 670-686 (Wolfgang Janlct!: Phi/osophi.Jch, 670-676; Susanne Wou-WITHOFT: Prakti.JchTheologisch, 677-682; Hans WISSMANN: Re/igiomgeschichtlich. 683-686), Rolf ÜERTER: Psychologie des Spiels. Weinheim: Beltz; Psychologie Verlags Union, 1 1997; Walter PFEIFER: Das Erwacluenempie/. Etne pddagogUche Standortbestimmung. MOnster: LIT, 1991, Hans SCHEUERL: Alte und neue Spie/theorien. Wandlungen ihrer pddagogischen lmeressen und Perspektiven. ln: Der Evangelische Erzieher 27 (1975) 2-43.
142
3 Operationalisierungen der Hypothesen und Fragebogenentwiclclung
schrieben wird. Diese letzteren, bibliodramatischen Beobachtungen zur Verschmelzung mit einer Rolle wurden bereits bei der Bildung der Hypothese 6 berOcksichtigt (s.o. Seite 112ft). Schließlich wird anband eines praktisch theologischen, bibliodramatischen Modells illustriert, wie ein Erfahrungstransfer von rollengespielten Erlebnissen in die alltagliehe Wirklichkeit vorstellbar ist. Im dritten Teil dieses Kapitels 3.2 werden allgemeine und bezüglich der Hypothese 6 und 7 spezielle Erkenntnisse der empirischen Forschung zu Wirkungen des Rollenspiels und zur Verschmelzung mit einer gespielte Rolle vorgestellt. Vor diesem Hintergrund findet dann eine Zusammenfassung der bis dahin gewonnenen Ergebnisse statt. Dazu gehört auch die Vorstellung von Erhebungsinstrumenten und methodisch rollenspieltechnischen Interventionen, die zur Gewahrleistung der Rahmenbedingungen und intendierten Form des hier untersuchten Rollenspiels dienen. Nachdem in diesen drei Teilabschnitten geklärt wurde, was in dieser Untersuchung unter der unabhängigen Variable der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle als einer speziellen Psychodynamik innerhalb des Rollenspielprozesses verstanden wird, d.h., nachdem die Rahmenbedingungen der hier intendierten Form des Rollenspiels und seiner mimetischen Verhaltenscharakteristika beschrieben wurden sowie Interventionen und Methoden zur Gewahrleistung ihrer Umsetzung und ÜberprOfung vorgestellt wurden, werden anschließend die Hypothesen 6 und 7 operationalisiert und die dementsprechenden Fragebogenfragen entwickelt.
3.2.1
Intendierte Form und Charakteristika des untersuchten Rollenspiels
Das biblische Rollenspiel. das der Untersuchung dieser Arbeit zugrunde gelegt wird, lasst sich dem dramatischen Rollenspiel zuordnen. Um das dramatische Rollenspiel im weiten Feld verschiedener Rollenspielvariationen einzuordnen, werden im Folgenden zunächst eine Reihe von Klassifizierungen und Systematisierungen unternommen: soziales und dramatisches Rollenspiel werden unterschieden, Rahmenbedingungen eines dramatischen Rollenspiels werden benannt, die Formenvielfalt dramatischer Rollenspiele wird nach Gegenstandsbezügen (d.h. den zugrunde liegenden Handlungsprozessen), Adressatenbezügen (d.h. den Personen, an die sie sich richten) und jeweiligen Zielen unterschieden, in protagonistische Rollenspiele, Gruppenrollenspiele und konstruierende bzw. rekonstruierende Erzähl-Rollenspielen eingeteilt und nach mimetischen Charakteristika des dramatischen Rollenverhaltens unterschieden. Aus der Vielfalt dramatischer Rollenspielvarianten wird anschließend die ftlr diese Untersuchung intendierte Fonn eines eher rekonstruierenden Erzabi-Rollenspiels mit einer eher mimetisch replikativen Charakteristik des Rollenspielverhaltens der Teilnehmenden beschrieben. Anschließend werden Bedingungen und Maßnahmen benannt, die gewährleisten sollen, dass die intendierte Rollenspielform und das intendierte Rollenspielverhalten in den Untersuchungsgruppen auch tatsichlieh stattfinden können und stattgefunden haben.
3.2 Veranderungen des Textverständnisses- Hypothesen 6 und 7
3.2. 1.1
143
Soziales und dramatisches Rollenspiel
Nach PAPENKORT lassen sich zwei grundlegende Bereiche, in denen von Rollen, Rollenübemabme, Rollenhandeln, Rollenspiel etc. gesprochen wird, unterscheiden, nämlich der soziale und der dramatische Bereich. Soziales Rollenspiel
Im sozialen Bereich bezeichnet der Begriff des Rollenspiels das "quasi natUrliehe Rollenspiel'...,.3, d.h. das alltagliehe Rollenhandeln des Menschen. Das soziale Rollenspiel baut auf der "Idee des Welttheaters (Theatrum Mundi), dass dem menschlichen Leben und dem Theater analoge Strukturen zugrunde liegen'.....,., auf. Aus theologischer Sicht nimmt z.B. RAHNER in seiner Schrift über den spielenden Menschen den Gedanken eines großen, vorzeitlichen und mit verteilten Rollen gespielten Weltspiels auf: ..Das ganze Spiel, das der Logos zum Entzücken des Vaters auf dem Erdkreis auffilhrt, sein kosmischer Tanz auf dem Weltenrund, ist nur wie eine spielende Andeutung dessen, was seit Urzeiten in den gOttliehen Archetypen der Ewigen Weisheit ruhte und was sich enthüllen soll, wenn der Tanz der Erde zu Ende geht"44 s.
Aus säkular-sozialer Sicht wird das Rollenspiel blutig mithilfe eines soziologischen Rollenbegriffs erfasst. Als Minimaldefinition des soziologischen Rollenbegriffes llsst sich nach GRossiMAsoN/MCEACHERN Rolle als "das Gesamt der Erwartungen (von irgendjemand bezUglieh des Inhabers einer bestimmten Position)' 5 Min.) Begrenzung konstruierender Spieldynamiken
4 Forschungsdesign. Arbeitsschritte des Bibliodramas und Stichprobe
244
4.2.2
Übertragungseffekte der Fragebögen
Die Übersicht Ober den Ablauf der Arbeitsschritte und der Befragungen lässt erkennen, dass besonders die Fragebögen 2 bis 4 in relativ kurzen Zeitraumen aufeinander folgen. In allen Fragebögen wiederholt sich - wie bereits mehrfach erwahnt- ein Block gleicher Fragen zu Veränderungen des Textverstandnisses. Bei Messwiederholungspllnen besteht nun die Gefahr, dass sich Übertragungseffekte (Carry-over-Effekte) beim Ausfllllen der Fragebögen von einem zum nächsten Befragungszeitpunkt einstellen. 676 In der hier durchgefilhrten Befragung kOnnten sich beispielsweise die in einem früheren Fragebogen getroffenen Festlegungen der soziodynamischen Einstellungen z.B. in Bezug auf Jesus aufgrund etwaiger Gedächtniseffekte auf einen späteren Fragebogen übertragen, so dass sich Veränderungen nicht mehr niederschlagen. Zum anderen kOnnten die wiederholten Fragebögen den Prozessablauf des Bibliodramas und damit mögliche Veränderungen des Textverständnisses stören. Oder aber die Fragebögen kOnnten fbrderliche Wirkungen auf die Veränderungen des Textverstandnisses ausüben, d.h. sie kOnnten zu einem selbständig wirkenden Instrument einer integrierenden Reflexion werden, insofern die Teilnehmenden sich aufgrundder Auseinandersetzung mit den gestellten Fragen zu ihren Einstellungen in Bezug auf die ausgewählten Textelemente bewusster werden. Deshalb wird in Fragebogen 4 (nach dem Bibliodrama) ftlr jeden der bis dato ausgeftlllten Fragebögen der subjektive Eindruck der Teilnehmenden erfragt, inwieweit sie das Ausfllllen als hinderlich oder als fbrderlich empfunden haben. Diese Frage deckt zwar nicht alle angesprochenen und noch denkbaren Störeffekte der Fragebögen ab. Ihre Beantwortung kann aber doch darilber Aufschluss geben, ob die Fragebögen von den Teilnehmenden subjektiv hinderlich oder fbrderlich empfunden wurde. Würden sich diesbezOglieh deutliche oder sogar starke Tendenzen zeigen, waremit Verzerrungen der Ergebnisseaufgrund von Fragebogeneffekten zu rechnen. Folgende likertahnliche, verbal verankerte fllnfstufige Skalen (umgekehrt kodiert von 5 bis I) wurden erstellt: Markieren Sie bitte bei den folgenden Fragen jeweils den Kreis, der Ihre Einschätzung am besten wiedergibt. Haben die FragebOgen, die Sie zu verschiedenen Zeitpunkten beantwortet haben, Ihre Beschäftigung mit dem biblischen Text von der Sturmstillung behindert oder gefOrdert?
Fragebogen 1 (zu Beginn)
o.........._-..0 Sehr
gefOrdert
676 Vgl. CZIENSKOWSKI:
gefOrdert
01---\0 weder gefOrdert/ noch behindert
Wi.ssenschaftliche Experimente (s. Arun. 671), 67.
behindert
0 sehr behindert
4. 3 Stichprobe Fragebogen 2 (vor dem Rollenspiel)
0 Sehr gefOrdert
0
Fragebogen 3 (nach dem Rollenspiel)
Fragebogen 4 (den Sie jetzt gerade ausfüllen)
4.3
Sehr gefördert
0 Sehr gefOrdert
0 gefOrdert
0 gefOfdert
0 gefOrdert
245
0 weder gefOrdert/ noch behindert
0 weder gefOrdert/ noch behindert
0 weder gefOrdert/ noch behindert
0 behindert
0 behindert
0 behindert
0 sehr behindert
0 sehr behindert
0 sehr behindert
Stichprobe
Die Zusammensetzung der Stichprobe wurde bereits weiter oben diskutiert (s.o. Seite 85f). Es wurden dort Kriterien zur Bildung einer sogenannten theoretischen Stichprobe formuliert. Demnach sollte sich die Stichprobe aus dem bibliodramatischen Praxisfeld des Erwachsenenbereichs rekrutieren. Die Experimentalgruppe sollte sich zu.eu~mmensetzen aus a) bibliodramatischen Ausbildungsgruppen, b) studentischen Gruppen aus dem Bereich der Theologie, c) pfarrgemeindlichen Gruppen und d) Gruppen, die sich dem Bereich der Erwachsenenbildung zuordnen lassen. Die Stichprobe sollte sich zudem Ober den gesamten Erwachsenenbereich erstrecken. Des Weiteren sollte ein gleiches Verhlltnis der Geschlechter herrschen. Außerdem sollten unterschiedliche Konfessionen vertreten sein und die beiden Teilgruppen theologisch wissenschaftlich vorgebildeter Teilnehmender und Teilnehmender, die nicht Ober eine solche Vorbildung verfllgen, erfasst werden. In der gesamten Experimentalgruppe waren aus jedem der obengenannten bibliodramatischen Praxisfelder des Erwachsenenbereichs zwei Gruppen vertreten. Insgesamt nahmen also acht Untersuchungsgruppen an dem Bibliodrama und den Befragungen teil. Die acht Untersuchungsgruppen setzen sich zusammen aus zwei bibliodramatischen Ausbildungsgruppen, zwei studentischen Gruppen aus dem Bereich der Theologie, zwei pfarrgemeindlichen Gruppen (eine Gesprächsgruppe und eine Theatergruppe) und zwei Gruppen aus dem Bereich der Erwachsenenbildung (ein viele Jahre existierender, Oberpfarrgemeindlicher Familienkreis und eine Psychodramagruppe). 6n Abgesehen von den bibliodramatischen Ausbildungsgruppen lagen - wie sich aus den Vorgesprtlchen ergab - nur sehr vereinzelt Vorerfahnmgen mit einem Bibliodrama vor. Die Psychodramagruppe war natürlich prinzipiell mit der Methode des Rollenspiels vertraut. Im Psychodrama findet jedoch eher ein protagonistenzentriertes Rollenspiel statt, in dem die Mitspielenden vom Protagonisten in von ihm bestimmte Rollen gewahlt werden, wahrend im Bibliodrama die Teilm Orte und Datum der Durchftlhnmg des Bibliodramas und der Befragungen wurden bereits weiter oben berichtet (s.o. Fußnote 674).
246
4 Forschungsdesign, Arbeitsschritte des Bibliodramas und Stichprobe
nehmenden sich selbst Rollen auswählen können, die allerdings durch die Vorgaben des biblischen Textes bestimmt sind. Die pfarrgemeindliche Theatergruppe war zwar mit dem Spiel von Rollen vertraut, im Bibliodrama wird allerdings nicht - und also anders als etwa im herkömmlichen Theaterspiel üblich - nach einem einstudierten Skript gespielt, das weitgehend wörtlich zu Obernehmen wäre. In den anderen Gruppen lagen unterschiedlich viele und unterschiedlich bewertete Erfahrungen mit z.B. berufliche Fähigkeiten trainierendem Rollenspiel oder mit Theaterspiel vor. Insgesamt wurden N = 95 Teilnehmende befragt. Ihr mittleres Alter beträgt 40,9 Jahren und reicht von 19 bis 70 Jahren (SD 13,93). 47 Teilnehmende waren weiblich (49,5%) und 48 mAnnlieh (51,5%). Vier Teilnehmende gaben an, dass sie keiner christlichen Konfession angehören (4,2%) während 91 angaben, dass sie einer christlichen Konfession angehören (95,8%). 16 Teilnehmende waren evangelisch sind (16,8%) und 75 katholisch (79%). 32 Teilnehmende verftlgen Ober eine wissenschaftlich theologische Vorbildung (33,7%), wahrend 63 nicht darüber verftlgen (66,3%). Diese Daten zeigen, dass die Zusammensetzung der Stichprobe insgesamt weitgehend den vorformulierten Erwartungen entspricht (siehe eingangs dieses Kapitels 4.3). Lediglich das prozentuale Verbaltnis zwischen den Konfessionen ist deutlich ungleicher verteilt, als das fllr bibliodramatische Angebote im Erwachsenenhereich vermutet werden kann. Einerseits entspricht die Stichprobe also insgesamt den Erwartungen, andererseits sind die einzelnen Untersuchungsgruppen ihrer Struktur nach zum Teil unterschiedlich. Damit ist zwar nicht die Zuordnung der Gruppen zu den verschiedenen Praxisfeldern (z.B. pfarrgemeindliche Gruppe oder Bibliodramaausbildungsgruppe) gemeint. da diese Unterschiedlichkeit aufgrundder theoretischen Stichprobenbildung gewollt ist. Die ihrer Zuordnung nach Praxisfeldern unterschiedlichen Gruppen bedingen teilweise auch weitere Gruppenmerkmale, wie das Alter (eine studentische Gruppe ist erwartungsgemäß im Durchschnitt jUnger als z.B. eine Gruppe aus dem Erwachsenenbildungsbereich). Unterschiedlichkeilen hinsichtlich anderer Faktoren, wie Gruppengröße, Verteilung der Geschlechter innerhalb der Gruppen etc., sind jedoch auftlllig. Die nachstehende Tabelle gibt einen detaillierten Überblick Ober die unterschiedliche Zusammensetzung der einzelnen Untersuchungsgruppen. Dort ist beispielsweise die studentische Gruppe F eine reine Mannergruppe, wahrend in Gruppe C aus dem Erwachsenenbildungsbereich der Anteil der Frauen deutlich überwiegt. Es mag irritieren, dass einige Teilnehmende aus den beiden studentisch theologischen Gruppen angeben, nicht Ober eine theologisch wissenschaftliche Vorbildung zu verftlgen. Aus den Gesprächen ergab sich, dass in diesen Gruppen auch Studentinnen und Studenten aus den ersten Semestern vertreten waren, die so lässt sich vermuten - fllr sich noch keine theologisch wissenschaftliche Vorbildung reklamieren wollten.
4.3 Stichprobe
247
Tabelle 13: Zusammensetzung der Stichprobe und der Untersuchungsgruppen Unlllr8uchu~
Tellnehmende (Anzahl)
nach:
Alt8r
Geechlecht
(Mittelwert)
(Anzahl)
I
bibliodramatlschen chronologischer UnPraxisfeldem: tersuchungsreihnfolge (Abis H):
weiblich
miJnnlich
GruppeB
8
41,9
5
3
GruppeD
12
44,0
9
3
Studentische Gruppen
GruppeA
11
22,4
3
8
GruppeF
14
30,5
-
Pfangemeindllche Gruppen
GruppeG
14
45,6
7
7
GruppeH
7
26,0
4
3
Erwachsenenbildungsgruppen
GruppeC
12
40,0
10
2
Gruppe E
17
61,6
9
8
95
40,9
47
48
100%
-
49,5%
50,5%
Bibliodramaausbildungsgruppen
I
Gesamte Stichprobe (acht Gruppen aus vier Erwachsenenbereichen bibliodramatischer Praxisfelder):
Prozent von Gesamt u.,..,.uchungegruppen nach:
Chrlatllche Rellglone- und Konftttlonaltgeh&tgkeit (Anzahl)
bibNodramatisehen Praxis/ei-
chronolt:Jgscher Untersuchungsteihenfol-
keine christliche
dem:
ge(AbisH):
Konfessi-
katholisch
evangelisch
!
14
TheologiKh wtet tnechaftll· ehe Vorbildung (Anzahl)
ja
nein
on Blbtiodramaausbildungsgruppen
I I I
Gruppe 8
-
1
7
7
1
GruppeD
-
8
4
10
2
3
8
9
5
14
-
-
14
-
GruppeH
-
7
-
-
GruppeC
4
3
5
-
12
GruppeE
-
17
-
3
14
4
75
16
32
63
4,2%
79%
16,8%
33,7%
66,3%
Studentische Gruppen
GruppeA
Pfarrgemeindliche Gruppen
GruppeG
Erwachsenenbildungsgruppen
GruppeF
Gesamte Stichprobe (acht Gruppen aus vier Erwachsenenbereichen bl>liodramati-
-
11
14 7
scher Praxisfelder): Prozent von Gesamt
5
AUSWERTUNG UND ERGEBNISSE
Die Auswertung der erhobenen Daten671 und die Ergebnisse der Hypothesenüberprüfungen werden im Folgenden in der Reihenfolge der acht Hypothesen berichtet. Zunächst werden Verändenmgen des Textverstandnisses der Befragten untersucht, die als ein Effekt des gesamten bibliodramatischen Prozess erwartet werden. Solche Verändenmgen werden in den Hypothesen 1 bis 5 vorhergesagt und in Kapitel 5 .I fllr den Verlauf des Bibliodramas, d.h. fllr die ftlnf Befragungszeitpunkte t 1 (vor dem Bibliodrama) bis 4 (nach dem Bibliodrama) und weiter bis ts (vier Wochen nach dem Bibliodrama) überprüft. Anschließend werden Veränderungen des Textverstandnisses der Befragten untersucht, die als ein Effekt der Intensität der Verschmelzung mit einer im bibliodramatischen Rollenspiel gespielten Rolle erwartet werden. Solche Veränderungen werden in den Hypothesen 6 und 7 vorhergesagt und in Kapitel 5.2 ftlr die Phase des Rollenspiels, d.h. fllr die Befragungszeitpunkte h (vor dem Rollenspiel) bis t3 (nach dem Rollenspiel) Oberprüft. Schließlich werden Veränderungen des T extverstandnisses der Befragten untersucht, die als ein Effekt des Erzählmusters des Jüngerunverständnisses in Mk 4,35-41 erwarten werden. Diese Veränderungen werden in Hypothese 8 vorhergesagt und in Kapitel 5.3 fllr den Verlauf des Bibliodramas, d.h. fllr die ftlnf Befragungszeitpunkte t 1 (vor dem Bibliodrama) bis 4 (nach dem Bibliodrama) und weiter bis ts (vier Wochen nach dem Bibliodrama) überprüft. Bei der Überprüfung der Hypothesen ftlr die insgesamt N = 95 Befragten wird die jeweils größtmögliche Anzahl verfllgbarer Daten verwendet und je neu berichtet. Insgesamt sind die Fragebögen an den ftlnf Befragungszeitpunkten weitgehend vollständig ausgefllllt worden, so dass bei den HypothesenOberprüfungen ft1r mindestens 91 ,5% der Teilnehmenden geschlossene Datenreihen vorliegen (Ausnahmen aufgrundvon Ratingprozessen werden im Folgenden an entsprechender Stelle berichtet). Der ROcklauf des an ts (vier Wochen nach dem Bibliodrama) nachgesandten Fragebogens ist mit 97,90/o (N = 93) gegenOber üblicherweise erwartbaren Quoten sehr hoch (die Fragebögen wurden bis zur sechsten Woche nach dem Bibliodrama zurückgesandt). Nur zwei der Befragten sandten den Fragebogen 5 nicht zurtlck. Die statistischen Testverfahren, die ft1r die Auswertung der erhobenen Daten angewendet werden können, lassen sich dadurch bestimmen, dass die erhobenen Daten in der Regel nicht nonnaiverteilt sind (Kolmogorov-Smirnov-Test). Insofern werden hier nichtparametrische, d.h. verteilungsfreie Testverfahren vorgezogen. 679 Zentrale Tendenzen der Daten werden dementsprechend mithilfe des Medians und der Quartile beschrieben. Zusammenhänge werden mithilfe Speannan 's rho ftlr Rangdaten berechnet. Weil zudem ein und dieselbe Stichprobe im Rahmen eines Messwiederholungsdesigns zu verschiedenen Befragungszeitpunkten untersucht wird, werden Testverfahren fllr abhängige Stichproben verwendet. Um den 678
Z.B. speziell der Ratingprozess der verhaltensbeschreibenden Adjektive (vgl. Hypothese 4 und 6).
679 Vgl. zum Folgenden die Übersicht ober nichtpanunctrischc Testverfahren bei Jorgcn BoRlZ;
Gustav A. l.JENERT: Kurzgejaule StatistilcftJr die klinische Forschung. Ein pralcti.scher Leitfaden ftJr die Analyse kleiner Stichproben. Bcrlin: Springer, 1998, 404f
5 Auswertung und Ergebnisse
250
Trend bzw. die Unterschiede zwischen verschiedenen Befragungszeitpunkten zu untersuchen, kommen als Verfahren die Rangvarianzanalyse von Friedman und der Trendtest von Page ft1r mehrere abhängige Stichproben bzw., um zwei Befragungszeitpunkte paarweise zu überprüfen, der Vorzeichenrangtest von Wilcoxon ft1r zwei abhängige Stichproben zur Anwendung. So kann untersucht werden, ob sich signifikante Unterschiede bzw. ein signifikanter Trend filr z.B. die soziodynamischen Einstellungen der Befragten in Bezug auf Jesus (vgl. Hypothese 2) Ober alle ftlnf Befragungszeitpunkte hinweg zeigt (Friedman bzw. Page), oder auch, ob sich signifikante Unterschiede zwischen zwei Befragungszeitpunkten, etwa zwischen t 1 (vor dem Bibliodrama) und lt (nach dem Bibliodrama), zeigen (Wilcoxon). Häufigkeitsverteilungen werden mit dem exakten Fisher-Test OberprOfi. Die Auswertung geschieht per Computer und mithilfe des Statistikprogramms SPSS 10 und der dort integrierten statistischen Möglichkeiten. 680 Bevor aber die HypothesenOberprtlfungen berichtet werden können, wird zunächst untersucht, wie mrderlich oder hinderlich der Einfluss der Fragebögen an den Befragungszeitpunkten t 1 bis lt (vor bis nach dem Bibliodrama) von den Teilnehmenden selbst eingeschätzt wird. Sowohl stark mrderlich als auch stark hinderlich eingeschätzte Wirkungen deuten darauf hin, dass Effekte der Fragebögen in den Augen der Teilnehmenden den bibliodramatischen Prozessablauf verzerrt haben und/oder Einfluss auf Veränderungen des Textverständnisses genommen haben. Des Weiteren muss untersucht werden, inwieweit die Teilnehmenden sich zwischen den letzten beiden Befragungszeitpunkten nach dem Bibliodrama (lt) und vier Wochen später (t 5) erneut intensiv mit dem biblischen Text Mk 4,35-41 beschäftigt haben. Dies ist insofern wichtig, da gegebenenfalls Veränderungen des Textverständnisses, die auch bis vier Wochen nach dem Bibliodrama untersucht werden, auf ihre Abhängigkeit von einer erneuten Beschäftigung mit dem Text hin OberprOfi werden müssen. Effekte der Fragebögen
Mit den letzten Fragebogenfragen am Befragungszeitpunkt lt (nach dem Bibliodrama) haben die Teilnehmenden auf einer ftlnfstufigen Skala eine Einschätzung Ober die Wirkungen der bis dato ausgefllllten vier Fragebögen, nllmlich vor dem Bibliodrama (t 1), vor dem Rollenspiel (t2 ), nach dem Rollenspiel (t3) und nach dem Bibliodrama (lt) abgegeben. Gefragt wurde, ob das Ausftlllen des jeweiligen Fragebogens die Beschäftigung mit dem biblischen Text Mk 4,35-41 behindert oder getbrdert hat. (Kodierung der Skalen: I = sehr behindert, 2 = behindert, 3 = weder getbrdert noch behindert, 4 = gemrdert, 5 = sehr getbrdert). Daten liegen filr alle Teilnehmenden (N = 95) vor. Die nachstehende Tabelle zeigt die Quartile der Einschltzungen. Mit Ausnahme des Fragebogens 3 (nach dem Rollenspiel) werden alle anderen Fragebögen (I, 2 und 4) mit einem Median von 3 als weder tbrderlich noch hinderlich in ihrer Wirkung eingeschätzt. Die genauere Betrachtung der Quartile Jasst jedoch eine 680 Vgl. Achim BüHL; Peter ZOFEL: SPSS Jler.sion /0. EinfiJhrung in die moderne Datenanalyse unter Window.s. Manchen: Addison Wesley Verl., 72000. Der soeben erwahnte Trendtest von Page ist in
SPSS 10 jedoch nicht integriert und wird an entsprechender Stelle den Formeln gernaß ,.von Hand" berechnet.
5 Auswertung und Ergebnisse
251
geringe Tendenz zur Einschätzung eines förderlichen Einflusses der Fragebögen erkennen (25%- und 500/o-Perzenti1 = 3; 75o/o-Perzentil = 4). Der Fragebogen 3 nach dem Rollenspiel wird mit einem Median von 4 als förderlich eingestuft. Die genauere Betrachtung der Quartile lässt jedoch erkennen, dass er nicht in Richtung sehr förderlich tendiert, denn das 75o/o-Perzentil hat ebenfalls den Wert 4. Eher tendiert er aufgrunddes 25o/o-Perzentils, das den Wert 3 hat, nach weder förderlich noch hinderlich. Wlf1(ungen des Ausfüllens der Fragebögen auf die bibliodramatisehe Beschaftigung mit Mk 4.3~ 41 (Selbsteinschätzung der Befragten)
25%-Perzentil (verbale Verankerung)
Median (verbale Verankerung)
75%-Perzentil (verbale Verankerung)
Fragebogen 1 (vor dem Bibliodrama)
3,0 (weder gefOrdert noch behindert)
3,0 (weder gefOrdert noch behindert)
4,0 (gefOrdert)
Fragebogen2 (vor dem Rollenspiel)
3,0 (weder gefOrdert noch behindert)
3,0 (weder gefördert noch behindert)
Fragebogen 3 (nach dem Rollenspiel)
3,0 (weder gefOrdert noch behindert)
4,0 (gefOrdert)
4,0 (gefOrdert)
Fragebogen 4 (nach dem Bibliodrama)
3,0 (weder gefOrdert noch behindert)
3,0 (weder gefOrdert noch behindert)
4,0 (gefOrdert)
4,0 (gefOrdert)
N=95
Festzuhalten ist zunächst einmal, dass die Fragebögen 1 bis 4 in der Einschätzung der Teilnehmenden keinen hinderlichen Einfluss auf die bibliodramatische Beschäftigung mit Mk 4,35-41 hatten. Insofern lässt sich schlussfolgern, dass das Ausftlllen der Fragebögen den bibliodramatischen Prozess in den Augen der Teilnehmenden nicht gestört hat. Auch und besonders das Ausftlllen der Fragebögen 2 und 3, das im Verlaufe des Bibliodramas vor und nach dem eigentlichen Rollenspiel geschah, wurde nicht als eine Störung empfunden. Fragebogen 3 (nach dem Rollenspiel), der mit 20 bis 25 Minuten (gemessener) Bearbeitungsdauer der längste aller Fragebögen war, wurde sogar als tendenziell förderlich eingestuft. Erwartet wurde, dass gerade dieser Fragebogen als hinderlich empfunden werden würde, weil er den reflektierender Austausch und das integrierende Nachgespräch zu den im Rollenspiel gemachten Erfahrungen verzögerte. Insgesamt werden drei der vier Fragebögen von den Teilnehmenden weder förderlich noch hinderlich ftlr den bibliodramatischen Prozess eingeschätzt; ftlr einen Fragebogen zeigt sich eine gering ausgeprägte förderliche Einschätzung. Insofern kann davon ausgegangen, dass das Ausftlllen der Fragebögen - hinsichtlich der Einschätzung der Befragten selbst - nicht zu verzerrenden Artefakten ftlhrte, die dann nicht mehr als Wirkungen des Bibliodramas verstanden werden könnten, sondern als Wirkungen der Fragebögen einzuschätzen wären.
5 Auswertung und Ergebnisse
252
Erneute intensive Beschliftigung mit dem biblischen Text Mk 4,35-41 25 Teilnehmende (26,')0/o von N = 93t" gaben im letzten Fragebogen t5 (vier Wochen nach dem Bibliodrama) an, dass sie sich zwischen den Befragungszeitpunkten t.. (nach dem Bibliodrama) und t5 (vier Wochen nach dem Bibliodrama) erneut intensiv mit dem biblischen Text beschäftigt haben (dichotome Antwortmöglichkeit: ja - nein). Bei der Auswertung der Daten dieser 25 Teilnehmenden muss im Folgenden jeweils untersucht werden, ob die erneute intensive BeschAftigung einen signifikanten Einfluss auf die vorbergesagten Veranderungen genommen und insofern einen verzerrenden Einfluss auf die Beobachtungen ausgeObt hat oder nicht. Festzuhalten ist jedoch an dieser Stelle, dass ein Viertel und damit ein bedeutsamer Anteil der Teilnehmenden sich nach dem Bibliodrama erneut mit dem biblischen Text auseinandergesetzt hat.
5.1
Veränderungen des Textverständnisses als ein Effekt des gesamten bibliodramatischen Prozesses (Hypothesen 1 bis 5)
Im Folgenden werden die Hypothesen I bis 5 UberprOft, die Veränderungen des Textverstandnisses als einen Effekt des gesamten bibliodramatischen Prozesses erwarten. Die Daten, die ft1r diese ÜberprOfung herangezogen werden, entstammen dem in jedem Fragebogen wiederkehrenden Fragebogenblock zur Erhebung der Einstellungen und Einschätzungen der Teilnehmenden in Bezug auf die ausgewählten Textelemente, wie er weiter oben zusammengestellt wurde (s.o. Kapitel 3.4.2). Im Einzelnen sind das die soziadynamischen Einstellungen der Befragten in Bezug auf die Akteure Jesus und JUnger sowie die mithilfe von jeweils drei Adjektiven abgegebenen Verhaltensrawneinschätzungen fllr die Akteure Jesus, JUnger und Wind/See. Des Weiteren die Einschätzungen zur kognitiv-emotionalen Reprasentanz der JUngerfigur in den Teilnehmenden, d.h. die Vorstellungen und Empfindungen der Teilnehmenden in Bezug auf die JOngerfigur. Begonnen wird im Folgenden zunlchst aber mit den von den Teilnehmenden als Effekte des Bibliodramas selbsteingeschätzten Veränderungen des VerstandDisses und der selbsteingeschAtzten Veränderungen der Valenz des biblischen Textes Mk 4,3541.
5.1.1
Selbsteiageschltztes verladertel VentladBis uad verladerte Valeoz voa Mk 4,35-41 (Hypothese 1)
Im Folgenden werden die Ergebnisse der von den Teilnehmenden selbsteingeschltzten Vertndenmgen des Textverstandnisses und der Valenz der biblischen Perikope Mk 4,35-41 vorgestellt. Damit wird Hypothese I, die diesbezOglieh von den Befragten selbsteingesch!tzt größere Verandenmgen als Wirkungen des ge-
611
Fnr zwei der insgesamt N = 95 Teilnebmcndcn liegen aufgnmd des fehlcodcn ROCklaufes des Fragebogens S (vier Wochen nach dem Rollenspiel) keine Daten vor. In einen weiteren Fragebogen fehlt die entspm:hende Angabe.
5. 1 Hypothesen 1 bis 5
253
samten bibliodramatischen Prozesses erwartet, überprüft. Für diese Überprüfung wurden zum einen die Daten der vier Skalen zu den von den Teilnehmenden selbst auf das Bibliodrama zurnckgeftlhrten Verloderungen des VerstandDisses in Bezug auf Jesus, die Jünger, Wind/See sowie den gesamten Text ausgewertet (s.o. Seite 122f). Hier liegen Selbsteinschatzungen ftlr die Befragungszeitpunkte t. (nach dem Bibliodrama) und ~ (vier Wochen nach dem Bibliodrama) vor. Zum anderen wurden die Daten der Skalen zur direkten Selbsteinschatzung der Valenz, d.h. der Bedeutung des biblischen Textes ft1r das eigene Leben ausgewertet. Hier liegen EinsehRtzungen ftlr die Befragungszeitpunkte t 1 (vor dem Bibliodrama), t3 (nach dem Rollenspiel), t.. (nach dem Bibliodrama) und t 5 (vier Wochen nach dem Bibliodrama) vor. Außerdem liegen ftlr den Befragungszeitpunkt t5 Daten der Skala zum selbsteingeschätzten Ausmaß der Valenzverlnderungen vor (s.o. Seite 123).
5. /. 1.1
Selbsteingeschätztes verändertes Textverständnis
In den Fragebögen der Befragungszeitpunkte t.. (nach dem Bibliodrama) und t5 (vier Wochen nach dem Bibliodrama) wurde nach Selbsteinschatzungen der Veränderung des Textverstandnisses aufgrund des gesamten Bibliodramas in Bezug auf Jesus, die JUnger, Wind/See sowie den gesamten Text gefragt. Für beide Befragungszeitpunkte liegen ft1r N = 93 Teilnehmende gemeinsame Daten vor. 682
Deskriptive Auswertung Wie die nachstehende Tabelle zeigt, sind die Quartile ft1r die selbsteingeschatzten Verstlndnisveranderungen an den beiden Befragungszeitpunkten t. und t5 innerhalb der einzelnen, diesbezUgliehen Textelemente Jesus, JUnger, Wind/See sowie des gesamten Textes mit zwei Ausnahmen gleich. Zudem sind die Werte ftlr Jesus und die JUnger identisch. Insgesamt liegen die Quartile im mittleren bis oberen Bereich der Skalen und zeigen damit eher größere Verlnderungen des Textverstandnisses an (Kodierung der siebenstufigen Skalen: 0 = Oberhaupt nicht bis 6 = sehr viel); d.h., insgesamt werden von den Teilnehmenden die Verloderungen ihres Textverständnisses als eher größer selbsteingeschätzt. Sebstetngeschltztes verlndertes Text-
verstandnis an ~ und te in Bezug auf:
Jesus
25%-Perzentll
t. = 2,00 te= 3,00
Median
75%-Perzentil
4,00
5,00
die JOnger
~ =2,00 .. :z 3,00
4,00
5,00
Wind/See
1,00
3,00
4,00
den gesamten Text
3,75
4,00
5,00
N=93
682
FOr zwei der insgesamt N = 95 Teilnehmenden fand kein Rocklauf des letzten Fragebogens 5 statt.
5 Auswertung und Ergebnisse
254
Zusammenhänge innerhalb der Befragungszeitpunkte lo~ und 15 Zwischen den selbsteingeschatzten Veränderungen des Verstandnisse! in Bezug auf Jesus, die Jüngern, Wind/See sowie den gesamten Text besteht - wie die zwei folgenden Tabellen zeigen - innerhalb der beiden BefragungszeitpunJce tc und ts ein vollstandiger, mittelgroßer und positiv signifikanter Zusammemang. Das heißt, die selbsteingeschätzten Veranderungen fallen auf allen vier Skalen (Jesus, JUnger, Wind/See, gesamter Text) gleichennaßen höher aus. Befragungszellpunkt ~(nach dem ~ odrama)- Korrelationen des sebsteingeschatzten verlnderten Textverstlndnisses in Bezug auf:
Jesus
die JOnger
~
1,000
,521-
.438-
,809-
,000
,000
,000
,520-
.633-
,000
,000
l
Jesus
KorrelatioiiSkoeftizient Signifikanz (2-seitig)
die JOnger Wind/See
.
1,000
Korrelatlonakoeflizient Slgnlftkanz (2-seitlg) ~
Wind/See
1,000
.
Signifikanz (2-seitlg)
den gesamten Korrelatlonskoel'ftzlent Text
dengesamten Text
,499,000 1,000
Signiftkanz (2-eeitig)
'
..
-Korrelation Ist stgnlfikant auf der Ebene .01 (2-seitig) . N=93
Betntgungszeltplrt t, (vier Wochen nach dem Bibliodrama) -gegenseitige Korrelationen des selbsteingeschatzten verlnderten Textverstandnisses in Bezug auf:
Jesus
die JOnger
~
1,000
.sar
,359-
,694-
,000
,000
,000
,51s-
,570-
,000
,000
·"'c::
i
Jesus
Korrelatiolllkoef'llmlt
Signltbnz (2-aeitig)
die JOnger
'
~
1,000
.
Signifikanz (2-aeitig)
Wind/See
1,000
Komllationlkoefftzlen
Signifikanz (2-eeitig)
den gesamten Text
'
den gesamten Text
.~
,000 1,000
Komllationskoef Signlftkanz (2-seitlg)
Wind/See
..
- Korrelation ISt Stgnifikant auf der Ebene .01 (2-seitig). N=93
'
5.1 Hypothesen 1 bis 5
255
Zusammenhänge zwischen den Befragungszeitpunkten t 4 und tJ Die von den Befragten selbst als Wirkungen des Bibliodramas eingeschlitzten Veränderungen des Textverständnisses am Befragungszeitpunkt ts (vier Wochen nach dem Bibliodrama) lassen sich als ein Retest fllr dieselben selbsteingeschätzten Veränderungen zum Befragungszeitpunkt t. (nach dem Bibliodrama) verstehen. Um den Zusammenhang beider Einschätzungen zu überprüfen, werden zunächst die Daten der an beiden Befragungszeitpunkten eingeschatzten vier Skalen zum veränderten Textverstllndnis in Bezug auf Jesus, die Jünger, den Wind/See sowie den gesamten Text zu einem Summenscore zusammengefasst Dies ist möglich, weil zum einen - wie die beiden Korrelationstabellen im letzten Abschnitt b) zeigen - zwischen den vier Skalen innerhalb beider Befragungszeitpunkte eine vollstllndige, signifikante und mittelenge Korrelation herrscht. Zum anderen ergibt eine Faktorenanalyse (Hauptkomponenten), dass innerhalb beider Befragungszeitpunkte 4 und ts die vier Skalen nur auf einem Faktor mit einem Eigenwert > I laden (an t.: Eigenwert= 2,814 mit 70,4% Varianzaufklärung; an ts: Eigenwert= 2,624 mit 65,6% Varianzaufklärung). Cronbach's Alpha zur Überprüfung der internen Konsistenz im Antwortverhalten bezüglich der vier Skalen betragt ftlr t.: a = .85 und ftlr ts: a = .81. Der gemeinsame Wert der innerhalb beider Befragungszeitpunkte summierten vier Skalen wird hier dementsprechend als selbsteingeschätztes verändertes Textverständnis (das von den Teilnehmenden selbst auf Wirkungen des Bibliodramas zurückgeftlhrt wird) verstanden. Die Summenscores des selbsteingeschätzten veranderten Textverständnisses an t. und ts stehen nun mit Speannan's rho = .561 in einem mittelengen Zusammenhang, der mit p < .001 (asymp.; 2-seitig) positiv signifikant ist. Cronbach's Alpha ftlr die Retest-Reliabilitat beider Einschätzungen zeigt angesichts des relativ langen zeitlichen Abstandes von vier bis sechs Wochen611 zwischen beiden Einschätzungen mit a = .76 eine noch zufriedenstellende Übereinstimmung an. Das heißt, aufgrund der signifikanten Korrelation und des Alpha-Wertes ftlr beide Selbsteinschätzungen des veränderten Textverstandnisses an t. und ts liegt insgesamt eine stabile und verUlssliche Selbsteinschätzung eines eher größer veränderten Textverständnisses vor.
Einfluss der erneuten Beschdftigung mit dem biblischen Text zwischen t4 und tJ Ein signifikanter Unterschied zwischen jenen Befragten, die angegeben haben. dass sie sich nach dem Bibliodrama und vor dem letzten Befragungszeitpunkt ts (vier Wochen nach dem Bibliodrama) erneut intensiv mit dem biblischen Text beschäftig haben (N = 25), und denjenigen, die sich nicht erneut intensiv mit dem biblischen Text beschäftigt haben (N = 67), ist bezüglich des selbsteingeschätzten vel1lnderten Textverstllndnisses nicht zu erkennen. Aufgrund der binaren Kodierung der Frage nach einer erneuten intensiven Beschaftigung mit dem biblischen Text (0 = keine erneute intensive Beschäftigung, 1 =erneute intensive Beschlftigung) kann eine einfache Korrelation (Speannan) mit den Differenzwerten des selbsteingeschätzten veränderten Textverständnisses ts minus t. berechnet werden.
681
Der Fragebogen t, wurde vier Wochen nach dem Bibliodrama zugesandt mit einer Bearbeitungsfrist von zwei Wochen.
5 Auswertung und Ergebnisse
256
Sollte eine Teilgruppe, nämlich keine erneute Beschäftigung versus erneute intensive Beschäftigung, eine unterscheidbar andere Einschätzung des selbsteingeschätzten veränderten Textverstandnisses an t 5 als an 4 ergeben, mUsste sich ein signifikanter Zu..Cütmmenhang mit den Differenzwerten des selbsteingescbatzten veränderten Textverstandnisses t5 minus 4 zeigen. Speannan ·s rho tendiert jedoch mit .021 gegen Null und ist mit p = .844 (asymp.; 2-seitig; N = 92)684 deutlich nicht signifikant. Zusammenfassung
Die Veranderungen ihres Textverstandnisses als Wirkung des Bibliodramas werden von den Teilnehmenden als eher größere selbsteingeschätzt Diese Einschltzung wird vier Wochen nach dem Bibliodrama signifikant vergleichbar abgegeben.
5. 1. 1.2
Selbsteingeschätzte Valenz und Veränderung der Valenz
Die Valenz, d.h. die Bedeutung des biblischen Textes Mk 4,35-41 fllr das eigene Leben, wurde an den Befragungszeitpunkten t 1 (vor dem Bibliodrama), t3 (nach dem Rollenspiel), 4 (nach dem Bibliodrama) und ~ (nach vier Wochen) erfragt. An t 5 wurde zusatzlieh erfragt, ob sich aufgrunddes Bibliodramas die Valenz des Textes fl1r die Teilnehmenden selbsteingeschätzt verändert hat. Es liegen Daten fllr N = 80 Teilnehmende vor.615 Im Folgenden werden zunachst die direkten Valenzeinschätzungen an den Befragungszeitpunkten t~o t3, 4 und ts berichtet, dann die an t 5 selbsteingeschätzte Valenzverilnderung. Anschließend wird ihr Zusammenhang DberprOft. Des Weiteren wird untersucht, welchen Einfluss eine erneute intensive Beschäftigung mit dem biblischen Text nach dem Bibliodrama und vor dem letzten Befragungszeitpunkt auf die Veränderungen der Valenz genommen hat. Selbsteingeschätzte Valenz
Wie die nachstehende Tabelle zeigt, liegen die Quartile fllr die selbsteingeschätzte persönliche Bedeutsamkeil (Valenz) des biblischen Textes im mittleren bis oberen Bereich der Skala und nah aneinander (Kodierung der siebenstufigen Skalen: 0 = Oberhaupt keine Bedeutung bis 6 =sehr große Bedeutung). Von t 1 (vor dem Bibliodrama) nach t 3 (nach dem Rollenspiel) steigen sie an. Im Vergleich zu t3 ist an 4 (nach dem Bibliodrama) und t 5 (vier Wochen später) bei gleichen 25%-und 75o/oPerzentilen der Median um 0,5 geringer:
684
685
Fnr einen der in diesem Zusammenhang bislang betrachteten N = 93 Teilnehmenden liegt an t, keine Angabe ftlr eine erneute intensive Beschaftigung mit dem biblischen Text vor. Die 15 fehlenden Datenreihen ftlr die insgesamt N = 95 Befragten setzen sich zusammen aus zwei nicht zwockgesandten FragebOgen an ts. zwei weiteren unvollstlndigen Reiben sowie dem Fehlen der Frage nach der aktuellen Valenz in elf FragebOgen an t,, wm aufgnmd drucktechnischer Mangel zustande kam.
5.1 Hypothesen 1 bis 5 Setbsteingeschltzte Valenz von Mk 4,35-41
Befragungszeitpunkte
257
25%-Perzentil
Median
75%-Perzentil
t,
2,00
3,00
4,00
b
3,00
4,50
5,00
4
3,00
4,00
5,00
ts
3,00
4,00
5,00
N=80
Insgesamt zeigt sich also eine mittlere bis eher größere selbsteingeschätzte Valenz von Mk 4,35--41 fllr die Teilnehmenden. 616 Sie steigt im Verlaufe des Bibliodramas bis vier Wochen danach an. Am höchsten fllllt sie direkt nach dem Rollenspiel (t3) aus. Um die Signifikanz des Bedeutungszuwachses des biblischen Textes im Verlauf der Befragungszeitpunkte t" t3, 4 und t5 zu überprüfen, wird der FriedmanTest fllr den Vergleich mehrerer abhlngiger Stichproben mit Rangdaten angewendet.617 Dieser Test wird für die berichteten N = 80 Teilnehmenden mit = 33,28 und mit p < .001 (asymp.) signifikant; d.h., die eingeschätzte Valenz des Textes ist an mindestens zwei Befragungszeitpunkten signifikant unterschiedlich. Um paarweise zu testen, welche Befragungszeitpunkte signifikante Veränderungen aufweisen, wird der Wilcoxon-Test für den Vergleichzweier abhängiger Stichproben mit Rangdaten verwendet. 681 Für t 1 im Vergleich mit t3 , 4 und t5 ergibt sich aufgrund negativer Ränge, d.h. aufgrund einer Zunahme der selbsteingeschätzten Valenz, ein signifikanter Unterschied mit p < .003. (asymp.; 2-seitig; Z < -2,794). Alle nach t 1 liegenden Befragungszeitpunkte haben also einen signifikant größeren Wert fl1r die selbsteingeschltzte Valenz. Für t 3 nach 4 ergibt sich kein signifikanter Unterschied. Für 4 nach t 5 ergibt sich indes ein mitp = .017 (asymp.; 2-seitig; Z = -2,393) signifikanter Zusammenhangaufgrund positiver Ränge, d.h. aufgrund einer Abnahme der selbsteingeschltzten Valenz. Diese Abnahme der selbsteingeschltzten Valenz von 4 nachts ist- obzwar nach Wilcoxon signifikant- als sehr gering anzunehmen. Die Quartile der selbsteingeschltzten Valenz sind nämlich wie oben berichtet- an 4 sowohl als auch an ts gleich: erstes Quartil = 3, zweites Quartil = 4 und drittes Quartil = 5. Das bedeutet, der Wilcoxon-Test wird hier nur deshalb signifikant, weil für einige wenige Befragte eine relativ große negative Differenz der Valenzeinschätzungen von 4 nach t5 zu finden ist. Der reine Vorzei-
i
686
617
618
Die mittlere peOOilliche Bedeutsamkeil des Textes Mk 4,35-41 ftlr die Teilnehmenden vor dem Bibliodrama (t•) wird hier so interpretiert, dass damit die Forderung, ~s der einem Bibliodrama zugrunde gelegte biblische Text ftlr die Teilnehmenden korrelierbare Erfahrungen bereithalten sollte (s.o. Seite 43), als befriedigend erftlllt angesehen werden kann. Dieses Ergebnis entspricht auch den theoretischen Vorerwartungen (s.o. Seite 88). Vgl. BoRTZ; LIENERT: KIITZgeftJS$1e Stalislilc (s. Anm. 679), 172-177. Die Nullhypothesc, die dwch den Friedman-Test OberprOfi wird, besagt. dass sich die dwchschnittlichen Messungen nicht voneinander unterscheiden. Die Alternativhypothese hingegen OberprOft ungericbtet, ob die Messungen unter mindestens zwei Bedingungen (hier Befragungszcitpunkte) signifikant wtterschiedlich sind (vgl. ebd., 172). Vgl. BORTZ; LIENERT: KIITZgeftJS$te Statistik (s. Anm. 679), 164-172.
258
5 Auswertung und Ergebnisse
chentest wird fUr denselben Vergleich der selbsteingeschätzten Valenz an t. und t~ namlich nicht signifikant. 619 Zusammenfassend zeigt sich also eine als Wirkung des Bibliodramas von den Teilnehmenden selbsteingeschAtzte signifikante Zunahme der persönlichen Bedeutsamkeit des biblischen Textes. Zwar lasst sich mit dem Wilcoxon-Test eine signifikante Abnahme der Valenz von t. (direkt nach dem Bibliodrama) nach t~ (vier Wochen nach dem Bibliodrama) finden, die aber nicht mehr mit dem reinen Vorzeichentest erkennbar ist. Letztlich ist die Valenzeinschltzung an t~ (vier Wochen nach dem Bibliodrama) aber immer noch signifikant höher als an t 1 (vor dem Bibliodrama). Selbsteingeschdlzte Valenzverlinderung an t5 (vier Wochen nach dem Bibliodrama)
Am Befragungszeitpunkt t~ (vier Wochen nach dem Bibliodrama) wurde nach dem als Wirkung des Bibliodramas selbsteingeschltzten Ausmaß der Veränderung der Valenz des Textes Mk 4,35-41 gefragt. Der Median dieser Einschätzung hat fllr die hier berücksichtigten N = 80 Teilnehmenden den Wert 3 (25o/o-Perzentil = 2; 75o/o-Perzentil = 4) und markiert damit die mittlere Position der Skala (Kodierung der siebenstufigen Skala: 0 = Oberhaupt nicht bis 6 = sehr viel). Die Verlnderung der Valenz des biblischen Textes wird also von den Teilnehmenden selbst als durchaus bedeutsame Wirkung des Bibliodramas eingeschltzt. Zusammenhang der selbsteingeschlitzten Valenz und der Valenzverlinderung
Der Zusammenhang zwischen den direkten Selbsteinschltzungen der Valenz und dem selbsteingeschltzten Ausmaß der Valenzveränderungen wird nun weiter untersucht. Dazu werden die Differenzwerte der ftlr die Befragungszeitpunkte t 1 (vor dem Bibliodrama) und t, (vier Wochen nach dem Bibliodrama) vorliegenden direklen Valenzeinscbatzungen in Beziehung gesetzt zu dem an t~ erhobenen, als Wirkung des Bibliodramas selbsteingeschlitzten Ausmaß der Valenzverlnderung. Die Differenzwerte der direkten Selbsteinschätzung (t, - t 1) und das selbsteingescbatzte Ausmaß der Veränderungen der Valenz des biblischen Textes an t~ korrelieren positiv mit Spearman's rho = .329 und p = .003 (asymp.; 2-seitig; N = 80). 690 Damit wird die im voranstehenden Abschnitt a) insgesamt signifikante Zunahme der direkt selbsteingeschätzten Valenz des biblischen Textes durch die Selbsteinschätzung des Ausmaßes der Valenzveränderung an t~ bestätigt.
619 Vgl. zum Vorzeichentest BoRTZ; LIENERT: KungefOS$te Stati.stik (s. Anm. 679), 160-163. 690
Ein Zusammenhang zeigte sich jedoch nicht- wie eigentlich zu erwarten gewesen ware- ftlr die absolut gesetzten Diffcrenzwerte. Die an t, gestellt Frage nach dem AII.JINljJ der als Wirkungen des Bibliodramas selbsteingcschatzten Valenzvc:rlndcrungen des Textes kann theoretisch sowohl als Aussage Ober eine ZIDlahme wie auch als Aussage Ober eine Abnahme der Valenz aufgefasst werden. Fnr weitere Untersuchungen legt sich insofern eine Modifizierung der Frage nach dem Ausmaß der Valenzveranderung nahe, die gerichtet nach Zunahme und Abnahme unterscheidet.
5. I Hypothesen I bis 5
259
Zusammenhang der Valenzveranderung mit der erneuten Beschliftigung mit dem biblischen Text nach dem Bibliodrama (I~ bis zur erneuten Nachbefragung (15}
Abschließend wird OberprOft, ob ein Zusammenhang des an ts selbsteingeschatzten Ausmaßes der Valenzveränderung und der Differenzwerte ts minus t. der direkten ValenzeinschAtzungen mit einer erneuten intensiven Beschaftigung mit dem biblischen Text Mk 4,35-41 nach dem Bibliodrama bis zum letzten Befragungszeitpunkt ts (vier Wochen nach dem Bibliodrama) besteht. Zu diesem Zweck kann aufgrund der binaren Kodierung der Frage nach einer intensiven erneuten BeschAftigung mit dem biblischen Text (0 = keine erneute intensive Beschaftigung, 1 = erneute intensive BeschAftigung) eine einfache Korrelation (Speannan) berechnet werden. Für die Differenzwerte ts minus t.. der selbsteingeschätzten direkten Valenz in Bezug auf die beiden Stufen der erneuten Beschlftigung mit dem biblischen Text tendiertjedoch Speannan's rho = .033 gegen Null und ist mitp = .789 {asymp.; 2seitig; N = 80) deutlich nicht signifikant. Das heißt, die direkten Valenzeinschatzungen an den Befragungszeitpunkten t.. und ts zeigen keinen Zusammenhang mit einer erneuten Beschaftigung mit dem biblischen Text nach dem Bibliodrama bis vier Wochen spater. Anders ist es jedoch fllr das an ts selbsteingeschätzte Ausmaß der Valenzverändenmgen. Bezogen auf die beiden Stufen der erneuten Beschäftigung mit dem biblischen Text zeigt sich mit Speannan's rho = .307 und p = .006 (asymp.; 2seitig) eine positiv signifikante, wenn auch eher geringe Korrelation. Das heißt, ein größer selbsteingeschatztes Ausmaß an Valenzveränderung geht einher mit einer erneuten intensiven Beschaftigung mit dem biblischen Text nach dem Bibliodrama bis vier Wochen splter. Eine weitere statistische Berechnung zeigt nun, dass die N = 21 Befragten691 , die sich erneut intensiv mit dem biblischen Text beschlftigt haben, an den Befragungszeitpunkten t 1 (vor dem Bibliodrama), t 3 (nach dem Rollenspiel), und t.. (nach dem Bibliodrama) höhere Werte fllr die direkt selbsteingeschätzte Valenz des biblischen Textes haben: Sebsteingeschatzte Valenz fOr jene Teilnehmenden, die sich erneut intensiv mit dem biblischen Text beschlftigt haben Befragungszeitpunkte
25%-Perzentil
Median
75%-Perzentil
t1
2,00
4,00
5,50
~
4,00
5,00
5,00
t.
4,00
5,00
6,00
N=21
691
Von den insgesamt N = 25 Befragten. die sich erneut mit dem biblischen Text intensiv bcschlftigt haben. können hier vier nicht berOclcsichtigt werden, da fbr sie keine geschlossenen Reihen fbr die direkten Selbsteinschatzungen der Valenz an den Befragungszeitpunkten t., h, t. und t, vorliegen.
260
5 Auswertung und Ergebnisse
Die N = 59 Befragten692 , die sich nicht erneut intensiv mit dem Text beschäftigt haben, haben geringere Werte ft1r die direkt selbsteingeschAtzte Valenz: Sebrteingeschltzte Valenz fOr jene Teil~ menden, die aich nicht erneut intensiv mit dem 25%-Perzentil bl)liachen Text beschlftigt haben
Befragungszeltpunkte
Median
75%-Perzentil
t,
2,00
3,00
4,00
b
3,00
4,00
5,00
t.
3,00
4,00
5,00
N=59
Das heißt nun, diejenigen Teilnehmenden, die sich erneut intensiv mit dem biblischen Text beschlftigt haben, haben diesem Text bereits an t., t3 und 4 eine größere Valenz beigemessen als diejenigen, die sich nicht erneut mit ihm befasst haben. Es Ulsst sich also schlussfolgern, dass eine größere selbsteingeschätzte Valenz eher zu einer erneuten Beschäftigung mit dem biblischen Text fllhrt. Für die unterschiedliche Abhängigkeit der Differenzwerte ts minus 4 der direkten Valenzeinschätzungen und der Selbsteinschätzung des Ausmaßes der Valenzveränderungen an ts von der Angabe einer erneuten intensiven Beschäftigung mit dem biblischen Text legt sich insofern folgende Interpretation nahe. Zwar sind die Differenzwerte der direkten Selbsteinschätzungen der Valenz an den Messzeitpunkten 4 und ts nicht durch die Angabe einer erneuten Beschäftigung mit dem biblischen Text unterscheidbar. Die Unterscheidbarkeil des selbsteingeschätzten Ausmaßes der Valenzveränderung an ts aufgrund der erneuten Beschäftigung mit dem biblischen Text, dass olmlieh ein größer eingeschätztes Ausmaß an Valenzverlnderung mit einer erneuten Beschaftigung mit dem biblischen Text zusammenhängt, deuten aber darauf hin, dass diejenigen, die sich erneut mit dem biblischen Text intensiv beschlftigt haben, dem biblischen Text insgesamt eine größere Valenz beimessen. Das heißt, ein ohnehin ziemlich bedeutsamer Text ist noch bedeutsamer geworden. Dieser Zuwachs fl1hrt vennutlich eher zu einer erneuten Beschlftigung mit dem biblischen Text, die u. U. subjektiv die Einschätzung des Ausmaßes der Valenzveränderung durch das Bibliodrama nachtraglieh erhöht.
Zusammenfassung Zusammenfassend zeigt sich also im Verlauf des Bibliodramas eine Zunahme der direkt selbsteingeschltzten Valenz des biblischen Textes, die auch vier Wochen nach dem Bibliodrama noch signifikant höher ist als vor dem Bibliodrama (Wilcoxon). Die vor dem Bibliodrama mittlere Bedeutung nimmt in Richtung einer eher größeren Bedeutung des biblischen Textes zu. Das Ausmaß der Valenzveränderungen wird zudem als durchaus bedeutsam von den Teilnehmenden selbsteingeschätzt und korreliert positiv mit der Zunahme der direkten Valenzeinschätzung
692
Von den insgesamt N = 67 Befragten. die sich nicht erneut mit dem biblischen Text intensiv bescblftigt haben, kOnnen hier acht nicht berOcksichtigt werden, da ftlr sie keine geschlossenen Reihen ftlr die direkten SclbsteinschiJzungcn der Valenz an den Beftqungszcitpunktcn ta, h. 4 und t~ vorliegen.
5. I Hypothesen I bis 5
261
von vor bis vier Wochen nach dem Bibliodrama. Die nach dem Bibliodrama und auch noch vier Wochen später direkt als eher grOßer selbsteingeschltzte Valenz ist zudem nicht abhangig von einer erneuten intensiven Beschäftigung mit dem Text. Nur das selbsteingeschätzte Ausmaß der Valenzveränderung des biblischen Textes aufgrunddes gesamten Bibliodramas ist grOßer, wenn eine erneute Beschllftigung mit dem Text stattgefunden hat Die Teilnehmenden allerdings, die sich erneut mit dem biblischen Text intensiv beschäftigt haben, haben bereits vor dem Bibliodrama und dann auch im Verlauf des Bibliodramas größere Werte der direkt selbsteingesellatzten Valenz des biblischen Textes als jene, die sich nach dem Bibliodrama und vor dem letzten Befragungszeitpunkt vier Wochen nach dem Bibliodrama nicht erneut mit dem biblischen Text intensiv beschlftig haben. Letztlich zeigt sich also eine Zunahme der selbsteingeschätzten Valenz des biblischen Textes: einmal aufgrund der direkten SelbsteinschAtzungen, zum anderen - und die direkten Selbsteinschatzungen bestätigend - aufgnmd des selbsteingeschätzten Ausmaßes der Veränderungen.
5.1.1.3
Zusammenhänge der selbsteingeschätzten Veränderungen des Textverstlindnisses und der Valenzvertinderungen
Die bisher getrennt untersuchten, als von den Teilnehmenden als Wirkungen des Bibliodramas selbsteingeschltzten Veränderungen des Textverstlndnisses und der Valenz des biblischen Textes werden nun noch auf ihren Zusammenhang hin betrachtet. Das selbsteingeschatzte Ausmaß der Valenzveränderung am Befragungszeitpunkt t 5 (vier Wochen nach dem Bibliodrama) korreliert positiv signifikant mit dem weiter oben ft1r den Befragungszeitpunkt t 5 gebildeten Summenscore (s.o. Seite 255) der vier Selbsteinscbatzungen der Veranderungen des VerstandDisses in Bezug auf die Textelemente Jesus, JUnger, Wind/See sowie dem gesamten Text mit Speannan's rho = .555 und p < .001 (asymp.; 2-seitig; N = 93)693 • Die Differenzwerte t 5 minus t 1 der direkten Valenzeinschatzungen korrelieren- wenn auch schwacher - ebenfalls positiv signifikant mit dem Summenscore der selbsteingeschltzten Verstandnisveranderungen am Befragungszeitpunkt t 5 mit Spearman · s rho = .329 und p < .01 (asymp.; 2-seitig; N = 80). Ebenso korrelieren die Differenzwerte t.. (nach dem Bibliodrama) minus t 1 (vor dem Bibliodrama) der direkten Valenzeinschätzungen mit Speannan's rho = .393 und p < .001 (asymp.; 2-seitig; N = 95)694 positiv signifikant mit dem weiter oben ftlr t.. berichteten Summenscore (s.o. Seite 255) der vier Selbsteinschatzungen der Verstlndnisverlnderungen (in Bezug auf Jesus, die JUnger, Wind/See sowie den gesamten Text). Insgesamt best!tigen sich also die als Wirkungen des Bibliodramas selbsteingeschltzten Valenzveranderungen und die selbsteingeschltzten Verstlndnisverlnderungen des biblischen Textes an beiden Befragungszeitpunkten nach dem Bibliodrama (t.) und vier Wochen danach (t5) gegenseitig. 693 694
FOr die N = 80 Teilnehmenden, auf die ftlr die obigen Berechnungen zur Valenz durchglngig zurtlckgegriffen werden konnte, ist hier Speannan's rlto = .541 mitp < .001 (aymp.; 2-seitig). FOr die N = 80 Teilnehmenden. auf die ftlr die obigen Berechnungen zur Valenz durcbglngig zurtlckgegriffcn werden konnte, ist hier Spcannan's rho .. .485 mitp < .001 (asymp.; 2-seitig).
262
5. 1. 1.4
5 Auswertung und Ergebnisse
Zusammenhang der selbsteingeschätzten Veränderungen des Textverständnisses und der Valenzveränderungen mit verschiedenen Einflussvariablen
Die theoretische Stichprobe dieser Untersuchung setzt sich zusammen aus erwachsenen Frauen und Mannern verschiedener Konfessione~ die verschiedenen Praxisbereichen (Fortbildungsgruppe~ pfarrgemeindliche Gruppen, studentische Gruppen aus dem Bereich Theologie, Gruppen der Erwachsenenbildung) bibliodramatischer Arbeit zugeordnet werden können (s.o. Seite 85f; 245ft). Die Zusammensetzung der Stichprobe ist also durch verschiedene feste Faktoren bestimmt, die neben dem immer gleichen Bibliodramatreatment einen Einfluss auf die erwarteten Veränderungen des Textverständnisses bei den Teilnehmenden nehmen können. So könnten beispielsweise Frauen geschlechtsspezifisch andere Einstellungsänderungen aufweisen als Männer (die sich z.B. auch unter dem Gesichtspunkt ergeben können, dass Mk 4,35-41 im Wesentlichen männlich personale Rollenangebote macht). Ebenso könnten sich das Ausmaß theologisch wissenschaftlicher Vorbildung (z.B. bei Teilnehmenden der studentisch theologischen Gruppen oder der Bibliodramafortbildungsgruppen, in denen sich häufig Religionslehrerinnen und Religionslehrer bzw. Theologinnen und Theologen fmden, versus Teilnehmende aus pfarrgemeindlichen Gruppen oder Gruppen der Erwachsenenbildung etc.), gruppendynamische Effekte der Zugehörigkeit zu einer der acht Untersuchungsgruppen, Effekte unterschiedlichen Alters oder der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Konfessionen unterschiedlich auf Veränderungen im Textverstandnis auswirken. Am Befragungszeitpunkt t 1 (vor dem Bibliodrama) wurden deshalb soziodemographische Daten zum Alter, zum Geschlecht, zur wissenschaftlich theologischen Fortbildung und zur Zugehörigkeit zu einer christlichen Konfession erhoben. Die Zugehörigkeit der Teilnehmenden zu einer der acht Untersuchungsgruppen wurde vom Autor selbst auf den Fragebögen vermerkt. Im Verlauf der Auswertung und Hypothesenüberprüfung werden diese als feste Faktoren verstandenen verschiedenen Einflussvariablen (Alter, Geschlecht, Konfessionszugehörigkeit, theologisch wissenschaftliche Vorbildung sowie die Zugehörigkeit zu einer der acht Untersuchungsgruppen) immer wieder daraufhin untersucht, ob sie in einem signifikanten Zusammenhang mit den jeweils gefundenen Veränderungen des Textverständnisses stehen. ln diesem Abschnitt werden beispielsweise die selbsteingeschätzten Veränderungen des Textverstandnisses und der Valenz auf ihre Abhängigkeit von den genannten festen Faktoren überprüft. Um das Skalenniveau nicht zu überlaste~ werden keine komplexen multivariaten oder regressionsanalytischen Berechnungen vorgenommen. Vielmehr wird ein weniger komplexer Berechnungsweg gewählt, nämlich die Berechnung bivariater Korrelationen (Spearman). Das heißt, jeder der einzelnen festen Faktoren wird mit der Variablen, ftlr die ein Zusammenhang untersucht werden soll, korreliert (z.B. selbsteingeschätztes verändertes TextverstandDis mit Alter, Geschlecht etc.). Diese Methode ist auch im weiteren Verlauf der Hypothesenprüfungen - wo nicht alternativ multiple bzw. Partialkorrelationen berechnet werden können- durchgängig möglich, ohne dass das jeweilige Skalenniveau der auf einen Zusammenhang untersuchten Variablen überfordert wird oder die Bandbreite der erhobenen Daten
5. 1 Hypothesen 1 bis 5
263
einer zu untersuchenden Variablen ftlr z.B. eine logistische oder ordinale Regression auf wenige Kategorien (etwa durch eine Medianhalbierung) reduziert werden mUsste (da andernfalls nämlich zu viele Kategorien in einer untersuchten Variablen vorkamen bzw. die Gesamtteilnehmerzahl zu gering ware, um die möglichen Zellenvariationen ausreichend besetzt zu haben). Um eine Berechnung der Korrelationen zu ermöglichen, werden ftlr alle festen Faktoren dichotome und binar kodierte Variablen gebildet. 69s Mit diesen, wenn auch z.T. kategorialen bzw. nominalen Variable~ können dann Korrelationen (Speannan's rho) berechnet werden, "da sich eine binare Variable formal immer wie eine metrische Variable behandeln lässt' I laden. Dieser Faktor erkllrt 64,23% der Varianz (Eigenwert= 2,57). Die interne Konsistenz der vier Kontrollskalen wurde mit Cronbach ·s Alpha untersucht, der den zufriedenstellenden Wert von a = .81 annimmt. Insofern die vier Kontrollfragen nur einem Faktor laden, signifikante und in der Regel mittelenge Korrelationen sowie eine zufriedenstellende interne Konsistenz aufweisen, werden sie zu einem Summenscore zusammengezogen. Dieser Summenscore der Kontrollfragen korreliert nun mit Speannan"s rho = .723 eng und positiv signifikant (p < .001; asymp.; 2-seitig) mit den Werten der bildlich projektiven Selbsteinschltzungsskala zur Verschmelzung mit der gespielten Rolle.
310
5 Auswertung und Ergebnisse
Insgesamt also bilden die vier Kontrollfragen erwartungsgemäß einen einzigen Faktor ab, der die Intensität der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle beschreibt. Der Swnmenscore der Kontrollfragen korreliert signifikant mit der bildlich projektiven Selbsteinschlltzungsskala zur Verschmelzung mit der gespielten Rolle und zeigt einen engen Zusammenhang an. Damit kann die inhaltliebe Validitlt der bildlich projektiven Selbsteinschtltzungsskala zur Erfassung der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle bezOglieh der vier Kontrollfragen als bestatigt angesehen werden. Reliabilittit
Ob die bildlich projektive Skala zur Selbsteinschätzung der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle auch bei einer wiederholten Befragung vergleichbare Werte liefert, kann durch einen Vergleich der Werte vom Befragungszeitpunkt t3 (nach dem Rollenspiel) und dem Befragungszeitpunkt t~ (vier Wochen nach dem Bibliodrama) Oberprüft werden. Vier Wochen nach dem Rollenspiel (ts) wurde eine rOckblickende Einschatzung der Verschmelzung mit der gespielten Rolle wahrend des bibliodramatiscben Rollenspiels erneut anband der bildlich projektiven Skala erhoben. Die Werte beider Befragungszeitpunkte korrelieren mit p < .00 I (asymp.; 2-seitig) positiv signifikant und Spearman ·s rho = .703 zeigt einen engen Zusammenhang an (N = 88)m. Cronbach's Alpha fl1r die Test-Retest-Untersuchung fällt mit einem Wert von a = .88 gut aus. Die Quartile beider Erhebungen sind gleich, wie die folgende Tabelle zeigt (die an t3 , nach dem Bibliodrama, eher als groß eingeschätzte Verschmelzung mit der gespielten Rolle wird auch an t~. vier Wochen nach dem Bibliodrama, so eingeschltzt): Biteilich projektiv selbeteingesc:h Verschmelzung mit der gespielten Rolle
Befragungszeltpunkte
h (nach dem Rollenspiel)
ta (vier Wochen nach dem Bibliodrama)
25%-Perzentil
Median
75%-Perzentil
4,00
5,00
6,00
4,00
5,00
6,00
N=88
Insgesamt also wird die Selbsteinschltzung der Verschmelzung mit der gespielten Rolle nach dem Bibliodrama durch die wiederholte Befragung vier Wochen nach dem Bibliodrama bestltigt. Beide Erbebungen korrelieren signifikant und haben einen engen Zusammenhang. Sie unterscheiden sieb nicht in ihrer zentralen Tendenz einer eher groß eingeschlitzten Verschmelzung mit der gespielten Rolle. Zusammenfassung
Zusammenfassend ergibt die Überprüfung der bildlich projektiven Skala zur Einschfttzung der Verschmelzung mit der gespielten Rolle folgende Ergebnisse: a)
Der signifikante Zusammenhang der vier swnmierten Kontrollfragen mit der bildlich projektiven Skala zeigt die inhaltliebe Validität dieser Skala in Bezug
723
FOr zwei Teilnehmende der hier bislang berocksichtigen N = 90 lagen an t, mangels Fragebogenrtlcklaufkcine Vergleichsdaten vor.
5.2 Hypothesen 6 und 7
311
auf eine selbsteingeschätzte Erfassung der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle. b)
Der signifikante Zusammenhang der mithilfe der bildlich projektiven Skala wiederholten Selbsteinschätzungen der Verschmelzung mit der gespielten Rolle nach dem Rollenspiel und vier Wochen nach dem Bibliodrama zeigt die Reliabilität dieser Skala.
5.2.1.2
Selbst- und Mitspielerfremdeinschätzungen der Verschmelzung mit der gespielten Rolle
Nach der Überprüfung der inhaltlichen Validität und Reliabilitat der Selbsteinschätzungsskala der Verschmelzung mit der gespielten Rolle wird nun die Übereinstimmung der Selbsteinschätzung mit der Mitspielerfremdeinschätzung der Verschmelzung überprüft. Beide Einschätzungen wurden anband der bildlich projektiven Skala vorgenommen. Für den Vergleich der Einschltzungen wurden Fremdeinschätzungen nur dann berücksichtigt, wenn von mindestens drei Mitspielenden eine Einschltzung fllr einen Rollenspielenden vorlag. n• Als gemeinsamer Wert der jeweiligen Fremdeinschätzungen ft1r einen Rollenspielenden wurde der Median gebildet. Für N = 78 Teilnehmende liegen sowohl Selbst- als auch Fremdeinschätzungen der Mitspielenden vor.
Zusammenhang beider Einschätzungen Die zentralen Tendenzen beider Einschltzungen, d.h. der Selbst- und der Mitspielerfremdeinschätzungen fllr N = 78, sind gleich: der Median nimmt jeweils den Wert 5 an. Ebenso stimmen das 25o/o-Perzentil mit dem Wert 4 und das 75%Perzentil mit dem Wert 6 Oberein. Zudem korrelieren beide Emsehitzungen mit Spearman·s rho = .245 und p = .031 (asymp.; 2-seitig) positiv signifikant. Die Selbsteinschätzungen der Verschmelzung mit der gespielten Rolle lassen sich also durch die Fremdeinschätzungen der Mitspielenden stützen. Dass der Zusammenhang zwar signifikant, mit Spearman ·s rho = .245 aber eher gering ist, bestltigt die in der Rollenspielliteratur berichteten empirischen Forschungen (s.o. Seite 183f), dass nämlich zwischen der Selbst- und Fremdeinschltzung der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle, wenn überhaupt, dann eher geringere signifikante Zusammenhänge zu beobachten sind.
Differenzen beider Einschätzungen Die nachstehende Graphik bezieht die Mediane der von den Mitspielenden fremdeingeschätzten Verschmelzung mit der gespielten Rolle auf die Selbsteinschätzungen der Rollenspielenden. Im oberen Bereich der siebenstufigen Selbsteinschätzungsskala mit den Werten 6 und 7, d.h. also der eher als sehr groß selbsteingeschätzten Verschmelzung mit der gespielten Rolle, verlaufen die Fremdeinschätzungen nicht mehr parallel zu
n• Wie bereits oben berichtet lagen im Durchschnitt 8,5 Fremdeinschltzungen von Mitspielenden pro Rollenspielendem vor (s.o. Seite 308)
5 Auswertung und Ergebnisse
312
den Selbsteinschätzungen. Für den unteren bis mittleren Bereich der Selbsteinschätzung mit den Werten 2 bis 5 verlaufen die Fremdeinschätzungen nahezu parallel (mit leicht höheren Werten). Für dieN= 44 Teilnehmenden, deren Selbsteinscbatzungen auf diesen vier Werten 2 bis 5 liegen, ist mit Spearman 's rho = .477 und p = .001 (asymp.; 2-seitig) ein deutlich engerer signifikanter Zusammenhang mit den Fremdeinschätzungen zu erkennen als fllr die N = 78 Teilnehmenden, deren Selbsteinschätzungen die Werte 2 bis 7 belegen. Für die N = 51 Selbsteinschätzungen auf den Stufen 5 bis 7 ist kein signifikanter Zusammenhang mit den Fremdeinschätzungen zu erkennen, Spearman 's rho wechselt jedoch das Vorzeichen und wird mit -.175 negativ. Selbsteingeschätzte hohe Verschmelzungen mit der gespielten Rolle werden von den Mitspielenden offensichtlich nicht gleichermaßen hoch fremdeingeschätzt. Es ist möglich, dass sehr hohe Intensitäten der Verschmelzung mit einer Rolle auf innere Prozesse in den Rollenspielenden hinweisen, die - wie in der Rollenspielforschung berichtet (s.o. Seite I 83f) - von Fremdeinschätzern nicht "gesehen" werden, da sie eher äußere, schauspielerische Aspekte der Verschmelzung mit einer Rolle erfassen.
Selbsteinschatzung und Milspielerfremdeinschatzung der Verschmelzung mit der gespielten Rolle t3 (nach dem Rollenspiel) (N = 78)
6,
~ ::;,
~
~
••~ ~
LL
c:
.51
i
1,00 2
3
..
5
6
7
Stufen der Selbateinachatzung
Zusammenfassung Zusammenfassend zeigt der Vergleich der Selbsteinschätzungen der Verschmelzung mit der gespielten Rolle insgesamt eine signifikante, wenn auch eher geringe Korrelation mit den Fremdeinschätzungen. Im Bereich hoher Selbsteinschätzungen der Verschmelzung besteht jedoch kein signifikanter Zusammenhang mit den Fremdeinschätzungen. Dies kann aufgrund berichteter Ergebnisse der Rollenspielforschung dadurch erklärt werden, dass Fremdeinschätzungen eher äußere Aspekte der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle erfassen und eine sehr hohe Ver-
5.2 Hypothesen 6 und 7
313
schmelzung mit der Rolle vermutlich auf zusätzliche innere und nach außen wenig sichtbare Prozesse hinweist. Aufgrund dieser Ergebnisse wird hier davon ausgegangen, dass die hier durchgetllhrten Selbsteinschätzungen die Verschmelzung mit der gespielten Rolle differenzierter erfassen als es mithilfe der hier durchgeftlhrten Fremdeinschatzungen der Fall ist. Insofern werden bei den folgenden Hypothesenprüfungen fllr die Variable der Verschmelzung mit der gespielten Rolle die diesbezüglichen Daten der Selbsteinschätzungen verwendet.
5. 2.1. 3
Überprüfung der intendierten Rollenspielform
Für die hier untersuchten bibliodramatischen Rollenspiele der verschiedenen Untersuchungsgruppen muss damit gerechnet werden, dass sie unterschiedliche Formen angenommen haben sowie verschiedene Charakteristika des Rollenverhaltens der Teilnehmenden aufweisen. Das ist insofern bedeutsam, da beispielsweise unterschiedliche Formen des Rollenspiels unterschiedliche Intensitäten der Verschmelzung mit einer Rolle bedingen (s.o. Seite 154ff; 166f; 179f; 183t). Um die Erwartungen der Hypothesen 6 und 7 nun aber nicht durch unterschiedliche Formen des Rollenspiels und unterschiedliche Charakteristika des mimetischen Rollenspielverhaltens zu verzerren, wurden eine Reihe von Bedingungen und Erwartungen formuliert (s.o. Seite 157f; 190ft). Im Folgenden wird untersucht, ob diese theoretisch formulierten Bedingungen und Erwartungen erfllllt wurden. Für die gesamte Experimentalgruppe wird Uberprtlft, ob das Rollenspiel Oberhaupt als ein dramatisches Rollenspiel gelten kann, die durchschnittlich erwartete große Verschmelzung der Spielenden mit ihren Rollen eingetreten ist, die Form des Rollenspiels dem eher rekonstruierenden Erzähl-Rollenspiel zuzurechnen ist und die Rollenspielenden in ihrem Rollenverhalten eine eher mimetisch replikative Charakteristik aufweisen.
Dramatisches Rollenspiel Die Rollenspielphase in den acht Untersuchungsgruppen dauerte im Durchschnitt 12 Minuten (minimal: 9,5 Minuten, maximal: 15 Minuten). Damit liegt sie in jeder Untersuchungsgruppe mit mehr als 5 Minuten deutlich Ober der geforderten Mindestzeit daftlr, das Oberhaupt von einem dramatischen Rollenspiel gesprochen werden kann (s.o. Seite 145). Der maximale Unterschied der Spieldauer zwischen den acht Untersuchungsgruppen von 5,5 Minuten ist durchaus akzeptabel. Die Untersuchung der Hypothesen 6 und 7 bezieht sich also auf ein dramatisches Rollenspiel und nicht etwa auf Spielsequenzen oder gar szenische Standbilder. Intensive Erwärmungsphase, Freiwilligkeit der Rollenübernahme und hohe Rollenverschmelzung Einerseits ist die Durchftlhrung einer intensiven Erwärmungsphase eine grundlegende Gemeinsamkeit bibliodramatischer Arbeitsweisen (s.o. Seite 36t). Andererseits sind intensive Erwärmungsprozesse rollenspieltechnische Einfllhrungsprozesse, die den von den Rollenspielenden subjektiv empfundenen Realitätsgehalt des Rollenspiels steigern können (z.B. der Prozess der freien Wahl der zu spielenden Rolle; s.o. Seite 163ft). Es wurde erwartet, dass die intensiven Erwärmungs-
314
5 Auswertung und Ergebnisse
prozesse und die Freiwilligkeit der Rollenwahl insgesamt eine eher hohe Verschmelzung der Teilnehmenden mit den von ihnen gespielten Rollen befbrdem. Erwtirmungsphase. In allen Gruppen konnte die Erwännungsphase mit ihren einzelnen Teilschritten (s.o. Seite 240ft) vollständig durchgeftlhrt werden. Freiwilligkeit der Rollenübernahme. Vor dem Bibliodrama (t 1) wurde anband einer dreistufigen Rangreihe erfragt, welche Rollen die Teilnehmenden im einem späteren Rollenspiel bevorzugt Obernehmen wUrden. Anband dieser Erhebung kann Oberprüft werden, inwieweit die tatsächliche Rollenwahl mit der vor allem bibliodramatischen Geschehen ursprUnglieh intendierten Rollenwahl Obereinstimmt Die Rollenwahl fllr das Rollenspiel war den Teilnehmenden zwar freigestellt. Eine Leiterintervention hatte jedoch vor dem Rollenspiel darauf verwiesen, dass alle Hauptrollen (Jesus, JUnger, Wind/See) besetzt werden sollen. Von denN = 90 Rollenspielenden 725 haben 76,6% (N = 62) eine der von ihnen vor dem Bibliodrama gewünschten Rollen gespielt (I. Wahl: 38,90/o, N = 32; 2. Wahl: 23,3%, N = 18; 3. Wahl: 14,4%, N = 15). 16,7% der Rollenspielenden (N = 13) haben keine der drei von ihnen vor dem Bibliodrama genannten Wunschrollen gespielt.n6 Sechs Rollenspielende (6,7%) bildeten keine Rangreihen gewünschter Rollen. Insgesamt hat mit ca. drei Vierteln der Rollenspielenden die Oberwiegende Mehrheit eine von ihnen vor dem Bibliodrama gewünschte Rolle spielen können, so dass von einer weitgehend freiwilligen bzw. den ursprUngliehen Impulsen folgenden Rollenwahl gesprochen werden kann. Verschmelzung mit der gespielten Rolle. Aufgrund der freien Rollenwahl und der intensiven Erwärmungsphase wurden eher hohe Werte der Verschmelzung mit der gespielten Rolle erwartet. Der Median der selbsteingeschätzten Verschmelzung mit der Rolle nimmt den Wert 5 an, das 25%-Perzentil den Wert 4 und das 75%-Perzentil den Wert 6. Für dieN= 90 Teilnehmenden, ft1r die Selbsteinschätzungen vorliegen, liegen die Werte also eher im oberen Teil der siebenstufigen Skala (Kodierung der Skalen zur Einschätzung der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle: I =geringste Verschmelzung bis 7 =größte Verschmelzung). Das heißt, die Verschmelzung mit der gespielten Rolle war selbsteingeschätzt eher groß. Damit wird die Erwartung einer eher großen Verschmelzung der Spielenden mit ihren Rollen bestatigt. m
Rekonstruierendes Erztihi-Rollenspiel Zur Überprüfung, dass ein eher rekonstruierendes Erzähl-Rollenspiel mit einer eher mimetisch repli.kativen Charakteristik des Rollenverhaltens stattgefunden hat, wurde untersucht, ob die Hauptrollen der Perikope besetzt wurden, ob rekonstruierend dem ,,roten Faden" der biblischen Erzählung im Spiel gefolgt bzw. konstruierend Ober das Ende der Erzählung hinaus gespielt wurde.
ns FonfTeilnehmcnde waren Zuschauer. Dieser Fall betrim zwei Jesusrollenspielcnde, einen Jongerrollenspielenden, zwei Wind/SecRollenspielende und acht Rollenspielende weiterer Rollen (zur K.alegorisierung der Rollen siehe unten Seite 315). m For die N = 78 Teilnehmenden, ftlr die Mitspielerftemdeinschatzungen vorliegen, und tbr die parallelen N = 78 Selbsteinschatzungen finden sich die gleichen Werte, wie sie soeben tbr die Selbsteinschatzungen der N = 90 Teilnehmenden berichtet wurden.
726
315
5.2 Hypothesen 6 und 7
Rollenbesetzung. Die nachstehende Tabelle gibt eine Übersicht über die Rollen und ihre Verteilung in den einzelnen Untersuchungsgruppen. Die gespielten Rollen wurden von den Rollenspieleoden zum Befragungszeitpunkt t3 (nach dem Rollenspiel) präzise benannt (z.B. "der Jünger Johannes" etc.). Zur Systematisierung der gespielten Rollen wurden folgende Kategorien gebildet: a) Hauptrollen, gernaß den exegetisch narrativen Überlegungen (vgl. Kapitel 2.4.2.1) unterschieden nach der Jesusrolle, den Jüngerrollen, den Rollen Wind und See, b) weitere Rollen (z.B. Boot, Menschen am Ufer, Menschen im Beiboot, anderes Ufer, Angst etc.) und c) Publikum (Zuschauer außerhalb des Spiels). SelbsteinschAtzungen der Verschmelzung mit der gespielten Rolle liegen mit Ausnahme der fllnf Teilnehmenden, die in der Kategorie Publikum eingeordnet sind, fllr alle anderen Teilnehmenden vor.
~ ppen
Hauptrollen
Weitere Rollen
Publikum
Gesamt
Jesus
JUnger
Wind/See
A
1
4
2
4
0
11
B
1
5
2
0
0
8
c
1
6
5
0
0
12
0
1
5
5
1
0
12
E
1
4
2
8
2
17
F
1
4
2
5
2
14
3
1
14
0
7
5
95
1---
--------G
H
Gesamt
1 4 5 r-·-----·---------1
4
1
1
8
36
24
22
--
·-
Die Jesusrollen wurden je ein Mal besetzt, die Jüngerrollen vier- bis sechsfach, die Rollen Wind/See wurden bis auf die einfache Besetzung der relativ kleinen Gruppe H zwei- bzw. fllnffach besetzt. Insgesamt wurden also die Hauptrollen in den jeweiligen Untersuchungsgruppen vollstandig bzw. der Anzahl nach gut besetzt: Das heißt, die Möglichkeit vielflltiger Interaktionen zwischen den Hauptrollen war in jeder Untersuchungsgruppe gewahrleistet Aufgrund der vollständigen Besetzung aller Hauptrollen liegt auch eine günstige Ausgangslage fllr ein eher rekonstruierendes Erzähl-Rollenspiel vor, da keine bedeutsamen Handlungstriger aus Mk 4,35-41 in den Rollenspielen fehlten. Rekonstruierendes Spiel. Für das Rollenspiel wurde zwar ein eher genaues Befolgen des Handlungsstrangs im Spiel und ein eher geringes Spielen über das Ende hinaus erwartet. Denn zum einen wurde mit einer Leiterintervention vor dem Rollenspiel darum gebeten, das Spiel entlang des ,.,roten Fadens" der Erzablung zu gestalten. Zum anderen wurde das Rollenspiel vom Leitenden jeweils beendet, als es seinem subjektiven Eindruck nach an das in der Perikope berichtete Ende angelangt war. Beide Interventionen wurden in allen acht Untersuchungsgruppen durchgeftlhrt. Dennoch wird überprüft, ob auch die Teilnehmenden ihrer Selbsteinschätzung nach dem Handlungsstrang der Erzablung gefolgt sind bzw. über das
316
5 Auswertung und Ergebnisse
Ende der Erzählung hinausgespielt haben. Für dieN= 90 Teilnehmende, fi1r die Selbsteinschätzungen der Verschmelzung mit der gespielten Rolle vorliegen, findet sich folgendes Ergebnis: Anband der Quartile, die im oberen Bereich der Skala liegen, ist das Spiel in der Einschatzung der Teilnehmenden dem Handlungsablauf des biblischen Textes eher genau gefolgt (Median = 6; 25o/o-Perzentil = 4; 75o/oPerzentil = 6; Kodierung der Skala zur Befolgung des Handlungsstranges im Spiel: 1 =kaum gefolgt bis 7 =sehr gefolgt). Zudem ist insgesamt nur wenig über das in der Perikope berichtete Ende hinaus gespielt worden (Median = 1; 25o/oPerzentil = 0; 75o/o-Perzentil = 3; Kodierung der Skala zum Spiel Ober das berichtete Ende hinaus: 0 = nein, 1 = sehr wenig bis 5 = sehr viel). Zwar könnten die Ergebnisse im Hinblick auf die 25o/o- und 75o/o-Perzentile und dann besonders fi1r die Frage nach dem Spielen über das berichtete Ende hinaus hinsichtlich der Erwartungen noch deutlicher ausfallen. Dennoch lässt sich festhalten, dass das Rollenspiel eher rekonstruierend war, d.h. dem ,,roten Faden" der Erzählung eher genau gefolgt ist und eher nur wenig über das berichtete Ende hinaus verlief. Zusammenfassung
Zusammenfassend kann also davon ausgegangen werden, dass die ftlr die Überprüfung der Hypothesen 6 und 7 formulierten Bedingungen ftlr das Rollenspiel erfllllt worden sind. Die Rollenspiele der einzelnen Gruppen können aufgrund ihrer Zeitdauer mit jeweils deutlich Ober ftlnf Minuten als dramatische Rollenspiele gelten. Die aufgrund intensiver Erwärmungsprozesse und freier Rollenwahl gefbrderte Verschmelzung mit der gespielten Rolle fiel erwartungsgernaß insgesamt eher groß aus (selbsteingeschlltzt)n1 . Aufgrund der vollständigen Besetzung aller Hauptrollen im Rollenspiel der einzelnen Gruppen, dem eher genauen Befolgen des Handlungsstranges im Spiel sowie dem insgesamt nur geringen Spiel über das berichtete Ende hinaus kann als gesichert gelten, dass eine einheitliche Form des Rollenspiels vorliegt: Die Teilnehmenden haben ihr Rollenspiel als eher rekonstruierendes ErzAbi-Rollenspiel mit eher mimetisch replikativem Rollenverhalten gestaltet.
5.2. 1. 4
Zusammenfassung der Voranalysen
Im Rahmen der Voranalysen zur Überprüfung der Hypothesen 6 und 7 wurde in einem ersten Schritt die inhaltliche Validität und Reliabilitllt der bildlich projektiven Selbsteinschatzungsskala der Verschmelzung mit der gespielten Rolle sowie das Verhältnis der Selbst- und Fremdeinschätzungen der Verschmelzung mit der gespielten Rolle untersucht. Es zeigte sich: a)
Inhaltliche Validitllt der bildlich projektiven Selbsteinschätzungsskala kann angenommen werden, da die vier, auf dem Hintergrund von existierenden Instrumenten aus der Rollenspielforschung gebildeten Kontrollfragen (zur Intensitllt und zum Realitätsgehalt des Rollenspiels sowie zur emotionalen Kongruenz mit der gespielten Rolle und der Absorbiertheil in der gespielten Rolle, die auf einem einzigen Faktor laden und zu einem Summenscore zu-
na -wie auch von den Mitspielenden fremdeingeschatzt (s.o. Fußnote 727).
5. 2 Hypothesen 6 und 7
317
sammengezogen wurden) eng und positiv signifikant (Speannan's rho = .723; N = 90) mit der bildlich projektiven Selbsteinschätzungsskala korrelieren. b)
Die Reliabilität kann aufgrund eines Vergleiches der Selbsteinschätzungen der Verschmelzung mittels der Daten der bildlich projektiven Skala vom Befragungszeitpunkt t 3 (nach dem Rollenspiel) und dem Post-Test an ts (vier Wochen nach dem Bibliodrama) als gut gesichert gelten (Speannan's rho = .703; Cronbach's Alpha= .88; N = 88).
c)
Des Weiteren zeigte sich, das die Selbst- und Fremdeinschätzungen der Verschmelzung mit der gespielten Rolle, die mithilfe der bildlich projektiven Skala zur Verschmelzung mit der gespielten Rolle erhoben wurden, zwar positiv signifikant, aber eher mit einem geringen Zusammenhang (Speannan's rho = .245) korrelieren (N = 78). Es zeigt sich, dass besonders im oberen Bereich der siebenstufigen Skala (Stufen 6 und 7) beide Einschätzungen voneinander differieren. Diese Differenz wurde im Anschluss an Ergebnisse der Rollenspielforschung erklärt, nach denen Fremdeinschätzungen der Verschmelzung mit der gespielten Rolle eher äußere, schauspielerische Aspekte erfassen. Im weiteren Verlauf der Hypothesenprüfungen werden deshalb die Selbsteinschätzungsskalen zugrunde gelegt, da hier davon ausgegangen wird, dass sie differenziertere und ökologisch validere Ergebnisse zur Verschmelzung mit der gespielten Rolle liefern als die hier berücksichtigten Fremdeinschätzungen.
Im einem weiteren Schritt wurde die ftlr die Durchftlhrung des Bibliodramas in dieser Untersuchung intendierte Form des Rollenspiels untersucht. Es zeigte sich: a)
Die Spieldauer des Rollenspiels lag in jeder Untersuchungsgruppe Ober der ftlr ein dramatisches Rollenspiel geforderten Mindestdauer von ftlnf Minuten. Der maximale Unterschied von 5,5 Minuten zwischen den Untersuchungsgruppen wurde als akzeptabel eingeschätzt.
b)
Die geplante Erwärmungsphase konnte in allen Untersuchungsgruppen vollständig durchgefllhrt werden. Gut drei Viertel der Rollenspielenden (N = 90) folgten in ihrer Rollenwahl dem ursprünglichen, vor dem Bibliodrama von ihnen notierten Wunsch. Somit konnte eine hohe Freiwilligkeit bei der Wahl der zu spielenden Rolle angenommen werden kann. Die aufgrund dieser Faktoren erwartet hohe Verschmelzung mit der gespielten Rolle konnte nachgewiesen werden.
c)
Die Hauptrollen (Jesus, Jünger, Wind/See) waren in den Rollenspielen der Untersuchungsgruppen vollstandig besetzt. Die Rollenspiele sind nach der Einschätzung der Teilnehmenden (N = 90) insgesamt dem Handlungsstrang der biblischen Erzählung eher genaugefolgt und eher wenig Ober das im Text berichtete Ende hinaus verlaufen. Somit konnte gefolgert werden, dass die intendierte Form des Rollenspiels, ein eher rekonstruierendes Erzähl-
5 Auswertung und Ergebnisse
318
Rollenspiel mit einer eher mimetisch replikativen Verhaltenscharakteristik der Rollenspielenden, auch tatsächlich durchgeftlhrt wurde. Zusammenfassend erwies sich also die entwickelte bildlich projektive Skala als praktikables, differenziertes, inhaltlich valides und reliables Erhebungsinstrument zur Selbsteinschßtzung der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle. Des Weiteren zeigte sich, dass die intendierte Form eines dramatischen, eher rekonstruierenden Erzähl-Rollenspiels mit einem eher mimetisch replikativen Rollenverhalten und eher großer Verschmelzung der Teilnehmenden mit der gespielten Rolle tatsächlich auch durchgeftlhrt wurde.
5.l.l
Verloderungen des Textverständnisses und Verschmelzung mit der gespielten Rolle (Hypothese 6)
Für das bibliodrarnatische Rollenspiel haben ANDRIESSEN u.a. modellhaft vier, in der Form eines umgekehrten U's kurvilinear angeordnete Stufen der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle in Bezug auf ideales mimetisches Rollenverhalten im Bibliodrama beschrieben (s.o. Seite 77; 170t). Zunehmend ideal ist die Verschmelzung der Rolle bis zur dritten Stufe, von der dritten bis zur vierten Stufe ist sie wieder abnehmend ideal (zur folgenden graphischen Darstellung vgl. auch Seite 172).
2. Stufe: innere Rollenidentifikation 1. Stufe: reines Rollenverhalten
3. Stufe: RollenprAsenz
4. Stufe: Überidentifikation
l
Zunehmend ideales mimetisches Rollenverhalten
In Hypothese 6 wird nun vorhergesagt, dass sich dieser kurvilineare Zusammenhang, wie er in der obigen Darstellung ftlr das zunehmend ideale mimetische Rollenverhalten in Bezug auf die Stufen der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle dargestellt ist, auch fllr das Ausmaß der Verßnderungen des Textverstandnisses bezüglich der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle zeigt. Höhere lntensitlten der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle gehen demnach mit zunehmender Verßnderung des Textverstandnisses einher. Der Höhepunkt der Veränderungen des Textverstlndnisses befindet sich jedoch vor der letzten Stufe Oberflutender Verschmelzung (Überidentifikation) mit einer gespielten Rolle. Dieser Zusammenhang wird im Folgenden auf der Basis der N = 90 Teilnehmenden, ftlr die Selbsteinschatzungen der Verschmelzung mit der gespielten Rolle vorliegen, untersucht. In Hypothese 6 wird dieser Zusammenhang ftlr das selbsteingeschätzte Ausmaß des verßnderten Textverstandnisses, fllr die Zunahme der kognitiv-emotionalen Repräsentanz der JUngerfigur, ftlr das Ausmaß der soziodynamischen Einstellungsßnderungen in Bezug auf Jesu und die JUnger sowie der
319
5.2 Hypothesen 6 und 7
veränderten Verhaltensraumeinschätzungen ftlr die Akteure Jesus, JUnger und Wind/See vorbergesagt (vgl. die Hypothesenübersicht Seite 118; die soziodynamische Einstellungserhebung in Bezug auf den Wind/See entfiel aufgrund der Vorerfahrung aus den Voruntersuchungen, s.o. Seite 129). Die folgenden Abschnitte Oberprüfen den erwarteten Zusammenhang der Reihe nach fllr die soeben genannten Variablen.
5.2.2.1
Selbsteingeschätzte Veränderungen des Textverständnisses und Verschmelzung mit der gespielten Rolle
Zunächst werden die von den Teilnehmenden selbst auf Wirkungen des Rollenspiels zurückgefllhrten, selbsteingeschätzten Veränderungen des Textverstllnd.nisses der biblischen Perikope Mk 4,35-41 auf ihre Beziehung zur selbsteingeschätzten Verschmelzung mit der gespielten Rolle untersucht. Am Befragungszeitpunkt t3 (nach dem Rollenspiel) wurden anband von vier siebenstufigen Skalen Selbsteinschätzungen der Veränderungen des Verständnisses in Bezug auf die Textelemente Jesus, die Jünger, den Wind/See sowie den gesamten Text erhoben. Für N = 87 Teilnehmende liegen Daten der selbsteingeschätzten Veränderungen des Textverständnisses vor (fllr die N = 90 Teilnehmenden, filr die Selbsteinschätzungen der Verschmelzung mit der gespielten Rolle vorliegen, fehlen aufgrund unvollständig ausgeftlllter Fragebögen drei Selbsteinschätzungen des veränderten Textverstllndnisses) Gemeinsamer Faktor: Verändertes Textverständnis
Wie die nachstehende Tabelle zeigt, liegen die Mediane der selbsteingeschätzten Verständnisveränderungen in Bezug auf Jesus, die Jünger, den Wind/See sowie den gesamten Text im mittleren bis beginnenden oberen Teil der Skalen (Kodierung der siebenstufigen Skalen: 0 = überhaupt nicht bis 6 = sehr viel) und sprechen insofern fllr eher größere selbsteingeschätzte Verstandnisverttnderungen in Bezug auf Jesus, die Jünger, Wind/See sowie den gesamten Text aufgrund des Rollenspiels. Selbsteingeschatztes verändertes Textverstandnis an l3 in Bezug auf:
25%-Perzentil
Median
75%-Perzentil
Jesus
2,00
4,00
5,00
die JOnger
2,00
3,00
5,00
den Wind/See
1,00
3,00
4,00
den gesamten Text
3,00
4,00
5,00
N=87
Um zu überprüfen, ob die Daten dieser vier Einschätzungen reduziert werden können, werden zunächst die Korrelationen zwischen den einzelnen Selbsteinschätzungen der Veränderungen des Textverstandnisses in Bezug auf Jesus, die Jünger, den Wind/See sowie den gesamten Text auf ihren Zusammenhang hin überprüft. Wie die Tabelle auf der folgenden Seite zeigt, besteht zwischen allen
5 Auswertung und Ergebnisse
320
Textelementen ein positiver signifikanter Zusammenhang mit p < .001 (asymp.; 2.seitig). Eine faktorenanalytische Untersuchung (Hauptkomponentenanalyse) ergibt zudem, dass alle vier Skalen nur auf einem Faktor mit einem Eigenwert > I laden. Dieser Faktor erklart 64,90/o der gesamten Varianz (Eigenwert= 2,59). Cronbach's Alpha filr die interne Konsistenz der Skalen nimmt den zufriedenstellenden Wert a = .81 ein. Insofern die vier Selbsteinschätzungen der Veränderungen des Textverständnisses (in Bezug auf Jesus, die JUnger, den Wind/See sowie den gesamten Text) ftlr die hier berOcksichtigten N = 87 Teilnehmenden auf nur einem Faktor laden, miteinander signifikant korrelieren und eine zufriedenstellende interne Konsistenz aufweisen, werden sie zu einem Summenscore zusammengezogen. In diesem Summenscore drückt sich das als Wirkungen des Rollenspiels selbsteingeschätzte veränderte Textverständnis der Teilnehmenden aus (Bandbreite der Werte: geringste selbsteingeschätzte Veränderungen des Textverständnisses = 0 bis größte selbsteingeschätzte Veränderungen des Textverständnisses = 24). Gegenseitige Korrelationen der selbsteingeschatzten Verandarungen des Textverstandnisses an l3 (nach dem Rollenspiel) in Bezug auf:
~ Jesus
Konelationskoefllzlent Slg. (2-seitig)
I
die JOnger
Korrelationakoelllzient Sig. (2-seitig)
Wind/See
KOIT8Iatlolltllcoef'llzlent Slg. (2-seltlg)
·"'c::
den
gesamten Text
Jesus
die JOnger
.449.. ,000
1,000 '
1,000
den Wind/See
den gesamten Text
,389** ,000
,785.. ,000
,397..
,493.. ,000
'
1,000 '
,395,000
1,000
Korrelatlonskoeflizient Slg. (2-aeitig)
..
'
.. Korrelation ist Signifikant auf der Ebene.01 (2-seitig) . N=87
Deskriptive Auswertung
Die nachstehende Graphik bezieht die Mediane des Summenscores der selbsteingeschätzten Veränderungen des Textverständnisses filr die hier vorliegenden N = 87 auf die siebenstufig selbsteingeschätzte Verschmelzung mit der gespielten Rolle. Es zeigt sich ein dem Modell von ANDRIESSEN u.a. vergleichbarer kurvilinearer Verlauf ftlr das veränderte Textverständnis in Bezug auf die Verschmelzung mit der gespielten Rolle. Der HOhepunkt des selbsteingeschatzten veränderten Textverständnisses liegt Ober der fllnften Stufe der Verschmelzung mit der gespielten Rolle. Bis dahin, d.h. Ober den Stufen 2 bis 4, nehmen die Mediane des veränderten Textverständnisses kontinuierlich zu. Über den Stufen 6 und 7 sind sie wieder geringer, aber insgesamt höher als Ober den Stufen 2 bis 4. Der maximale Unterschied zwischen Stufe 5 und Stufe 2 der Verschmelzung mit der ge-
321
5.2 Hypothesen 6 und 7
spielten Rolle betragt 24% der möglichen Bandbreite des Summenscores des veranderten Textverstandnisses. 729
Sel:>steingeschltzle Verschmelzung mit der gespielten Rolle
und selbateingeschltztes verlndertes Textverstandnil t3 (nach dem Bibliodrama) (N = 87)
2
3
4
5
e
7
Stufen der Verschmelzung mit der gespielten RoDe
Überprüfung der Zusammenhange
Nun wird OberprOft, ob beide Einschätzunge~ d.h. der Summenscore des selbsteingeschätzten verilnderten Textverstandnisses mit den Selbsteinschätzungen der Verschmelzung mit der gespielten Rolle, signifikant miteinander korrelieren. BezOglieh der gesamten Bandbreite beider Einschätzungen zeigt sich mit Spearman's rho = .301 eine mit p = .005 (asymp.; 2-seitig; N = 87) positive Signifikanz. Um den lrurvilinearen Verlauf zu Oberpl1lfen, wird zunlchst Oberpl1lft, ob ftlr die isoliert betrachteten Stufen 2 bis 5 der selbsteingeschätzten Verschmelzung, d.h. also bis zum größten Median des verlnderten Textverstandnisses (vgl. die obige Graphik), eine engere Korrelation existiert als ftlr die gesamte Skalenbreite der Verschmelzung mit der gespielten Rolle. Speannan's rho von .376 zeigt diesen, wenn auch nur leicht engeren signifikanten Zusammenhang an (p = .008; asymp.; 2-seitig; N = 49). FOr die isoliert betrachteten Stufen 5 bis 7 der selbsteingeschätzten Verschmelzung, d.h. also ab dem größten Median des veränderten Textverständnisses (vgl. die obige Graphik), wird hingegen umgekehrt eine negative Kor-
729
Die Differenz des Medians des verlnderten Textvcrstandnisscs Ober der Stufe S der Verschmelzung mit der gespielten Rolle mit dem Wert 16 und des Mcdians des verandertcn Tcxtvcrstandnisscs Ober der Stufe 2 mit dem Wert I 0 ergibt den Betrag 6. Bezogen auf die Bandbreite des Summcnscorcs des vcrandcrtcn Tcxtvcrstandnisscs mit Werten von 0 bis 24, d.h. 25 moglichcn Stufen, bedeutet der Differenzwert 6 einen Unterschied von 24%.
5 Auswertung und Ergebnisse
322
relation erwartet. Hier zeigt sich zwar keine Signifikanz, aber Spearman's rho wechselt zumindest mit -.049 das Vorzeichen und wird negativ (N = 57). Insgesamt korreliert also zunehmende selbsteingeschätzte Verschmelzung mit der gespielten Rolle signifikant mit zunehmender selbsteingeschätzter Veränderung des Textverstandnisses. Dieser Zusammenhang ist nun enger bis zur ftlnften Stufe der Verschmelzung mit der gespielten Rolle, über der der größte Medianwert fllr das selbsteingeschätzte veranderte Textverständnis liegt, als er es bis zur siebten und letzten Stufe der Verschmelzung mit der gespielten Rolle ist. über der wieder ein geringerer Medianwert ftlr das selbsteingeschätzte veranderte Textverständnis liegt. Dies deutet auf einen kurvilinearen Zusammenhang hin. FOr die isoliert betrachteten Stufen 2 bis 5 der Verschmelzung mit der gespielten Rolle wird der Zusammenhang enger, ftlr die isoliert betrachteten Stufen 5 bis 7 wechselt der Korrelationskoeffizient das Vorzeichen und wird negativ, doch der Zusammenhang wird nicht signifikant. Mit anderen Worten: Die berichteten Korrelationen bestätigen zwar nicht eindeutig das vennutete kurvilineare Verhältnis von selbsteingeschätzter Verlnderung des Textverständnisses und selbsteingeschätzter Verschmelzung mit der gespielten Rolle. Durch den Vorzeichenwechsel des Korrelationskoeffizienten ftlr die drei letzten Stufen der Verschmelzung mit der gespielten Rolle im Zusammenhang mit dem selbsteingeschätzt-veränderten Textverständnis zeigt sich aber, dass der höchste Wert der Veränderungen des Textverständnisses nicht mit dem höchsten Wert der Verschmelzung mit der gespielten Rolle zusammenfllllt. sondern wieder eher davor liegt, wie es auch anband der Mediane erkennbar ist. Zusammenfassung
Vorbehaltlich einer späteren Überprüfung auf einen Zusammenhang mit verschiedenen Einflussvariablen (Alter, Geschlecht etc.) kann ftlr die Variable des selbsteingeschätzten veränderten Textverständnisses Hypothese 6 als tendenziell bestätigt angesehen werden: Das als Wirkungen des Rollenspiels von den Teilnehmenden selbsteingeschätzte veränderte Textverständnis steht in einem nach dem Modell von ANDRIESSEN u.a. kurvilinearen Zusammenhang mit der Verschmelzung mit der gespielten Rolle. Zurückbaltender formuliert lässt sich aber mindestens zeigen, dass ein linear aufsteigender Zusammenhang von größerer Verschmelzung mit der gespielten Rolle und größeren selbsteingeschätzten Veränderungen des Textverständnisses besteht. Der maximale Unterschied zwischen Stufe 2 und Stufe 5 (mit dem kleinsten und größten Median) der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle betragt 24% der möglichen Bandbreite des selbsteingeschätzten veranderten Textverstandnisses. Im Unterschied zur geringsten selbsteingeschätzten Verschmelzung mit der gespielten Rolle wird also das Ausmaß des veränderten Textverständnisses um bis zu 24% größer selbsteingeschätzt, wenn die Verschmelzungen mit der gespielten Rolle zwar hoch, aber nicht äußerst hoch ist.
5.2.2.2
Zunahme der lcognitiv-emotionalen Repräsentanz der Jünger und Verschmelzung mit der gespielten Rolle
Nachdem die Variable des selbsteingeschltzt-verlnderten Textverständnisses auf ihren kurvilinearen Zusammenhang mit der selbsteingeschätzten Verschmelzung
5.2 Hypothesen 6 und 7
323
mit der gespielten Rolle untersucht wurde, wird nun die Variable der kognitivemotionalen Repräsentanz der Jüngerfigur in den Teilnehmenden auf denselben Zusammenhang hin Oberprüft In Hypothese 6 wird ftlr diese Variable jedoch ein gerichteter Zusammenhang vorhergesagt, dass nämlich die Zunahme dieser Reprisentanz von vor bis nach dem Rollenspiel in einem dem Modell von ANDRIESSEN u.a. vergleichbaren kurvilinearen Zusammenhang mit der selbsteingeschätzten Verschmelzung mit der gespielten Rolle steht. Gemeinsamer Faktor: kognitiv-emotionale Repriisentanz
Die kognitiv-emotionale Repräsentanz der JUngerfigur in den Teilnehmenden wurde an allen Befragungszeitpunkten anhand von vier elfstufigen, teilweise verbal verankerten Skalen zur Deutlichkeit und Anzahl der Vorstellungen bzw. zur Intensität und Anzahl der Empfindunge~ die den Teilnehmenden zu den Jüngern aus Mk 4,35-41 kommen, erhoben. Weiter oben wurde fllr diese vier Skalen bereits berichtet, dass sie innerhalb der an die an dieser Stelle relevanten Befragungszeitpunkte h (vor dem Rollenspiel) und t3 (nach dem Rollenspiel) erwartungsgemäß untereinander hoch korrelieren, dass sie auf nur einem Faktor mit einem Eigenwert > 1 laden und zudem eine als gut einzustufende Konsistenz im Antwortverhalten aufweisen (s.o. Seite 300). An dieser Stelle können aber nicht wie oben N = 93 Teilnehmende berücksichtigt werden, sondern diejenigen N = 90 Teilnehmenden, fllr die zugleich auch Selbsteinschätzungen der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle vorliegen. FOr diese N = 90 Teilnehmenden gelten ftlr die vier Skalen der Vorstellungen und Empfindungen zu den Jüngern innerhalb der beiden Befragungszeitpunkte t2 und t3 mit geringftlgigsten Abweichungen aber die gleichen Korrelationswerte, Eigenwerte und Werte ftlr Cronbach's Alpha wie ftlr die oben berichteten N = 93 Teilnehmenden. Deshalb werden diese Werte hier nicht im Einzelnen neu wiedergegeben. Zusammengefasst liegt Spearman ·s rho zwischen .517 und .814, die Varianzaufklärung Ober 73% (Eigenwerte> 2,9) und Cronbach 's Alpha Ober .88. Die vier Skalen zu den Vorstellungen und Empfindungen können also fllr die Befragungszeitpunkte h und t3 jeweils zu Summenscores zusammengefasst werden (mögliche Bandbreite der Werte: 4 bis 44). Diese Summenscores bezeichnen dann die kognitiv-emotionale Reprisentanz der JUnger in den Teilnehmenden vor und nach dem Rollenspiel (t2 und 1]). An t2 beträgt das 25%-Perzentil = 21, der Median= 27,5 und das 75%-Perzentil = 31. An h beträgt das 25o/o-Perzentil = 23, der Median = 30 und das 75o/oPerzentil = 36. Angesichts der möglichen Bandbreite der Werte (4 bis 44) liegen die Quartile eher nah beieinander. Es zeigt sich insgesamt eine leichte Zunahme der kognitiv-emotionalen Repräsentanz, die nach dem Wilcoxon-Test mit p < .00 1 (asymp.; 2-seitig; Z = -3,649) aufgrund negativer Ränge signifikant ist, d.h. aufgrund des Überwiegens einer Zunahme der kognitiv-emotionalen Repräsentanz. Deskriptive Auswertung
Hypothese 6 hatte die gerichtete Erwartung formuliert, dass im Verlaufe des Bibliodramas die kognitiv-emotionale Reprisentanz der Jünger in den Teilnehmenden zunimmt. Um nun zu überprüfen, ob die Veränderungen dieser Repräsentanz von t2 (vor dem Rollenspiel) bis t3 (nach dem Rollenspiel) in einer dem Mo-
324
5 Auswertung und Ergebnisse
dell von ANDRIESSEN u.a. (s.o. Seite 318) vergleichbaren kurvilinearen Beziehung zur selbsteingeschätzten Verschmelzung mit der gespielten Rolle stehen, wird hier ebenfalls von einer gerichteten Veränderung ausgegangen. Das heißt, es werden nicht die absoluten Veränderungen der kognitiv-emotionalen Repräsentanz der JUnger in den Teilnehmenden ftlr den erwarteten Zusammenhang errechnet, sondern die tatsächlichen, d.h. die Zunahme dieser Repräsentanz von t2 nach t3 • Dazu wird die Differenz h minus t2 der Summenscores der kognitiv-emotionalen Repräsentanz der Jüngerfigur berechnet. Positive Differenzwerte zeigen eine Zunahme, negative eine Abnahme der kognitiv-emotionalen Repräsentanz an. Die Differenzwerte werden dann in Beziehung gesetzt zu den Stufen der selbsteingeschätzten Verschmelzung mit der gespielten Rolle. Die nachstehende Graphik bezieht ftlr N = 90 Teilnehmende die Differenzwerte h - t2 der kognitiv-emotionalen Repräsentanz der Jünger auf die selbsteingeschätzte Verschmelzung mit der gespielten Rolle.
Sebsteingeschatzte Verschmelzung mit der gespielten Rolle und Differenz t3 - t2 der kognitiv-emotionalen Reprisentanz der JOnger (N = 90)
... ~
~
8
...
-8 ~
j 1
0
c
Oif'rerenz'Mtrt t3-t2
.!I
0
~c::
i
-8
minimal: -40 maximal: +40
2
3
4
5
6
7
Stufen der Verschmelzung mit der gespielten Rolle
Es zeigt sich ein dem Modell von ANDRIESSEN u.a. vergleichbarer kurvilinearer Verlauf. Der Höhepunkt der Zunahme der kognitiv-emotionalen Repräsentanz liegt - ähnlich der Variablen des selbsteingeschätzt-veränderten Textverständnisses (s.o. Seite 320f)- Ober der fllnften Stufe der Verschmelzung mit der gespielten Rolle. Auffllllig ist, dass geringere Verschmelzungen mit der gespielten Rolle (Stufen 2 und 3) mit einer Abnahme der kognitiv-emotionalen Repräsentanz einhergehen. Diese Abnahme wird Ober den Stufen 2 bis 3 immer geringer, durchläuft auf der Stufe 3 der Verschmelzung mit der gespielten Rolle den Nullpunkt, erreicht Ober der Stufe 5 einen Höhepunkt der Zunahme und zeigt Ober den Stufen 6 und 7 eine geringe Abnahme im Vergleich zur Stufe 5 an. Der maximale Unter-
5.2 Hypothesen 6 und 7
325
schied zwischen Stufe 5 und Stufe 2 betragt 14,8% der möglichen Bandbreite der Differenz t 3 - t 2 der kognitiv-emotionalen Repräsentanz. 730
Überprüfung der Zusammenhdnge Nun wird überprüft, ob beide Einschätzungen, d.h. die Differenz t 3 - t 2 der kognitiv-emotionalen Repräsentanz und die Selbsteinschätzungen der Verschmelzung mit der gespielten Rolle, signifikant miteinander korrelieren. BezUglieh der gesamten Bandbreite beider Einschätzungen zeigt sich mit Speannan's rho = .359 und p = .00 I (asymp.; 2-seitig; N = 90) eine positive Signifikanz. Um den kurvilinearen Verlauf zu überprüfen, wird zunächst OberprOft, ob fl1r die isolierten Stufen 2 bis 5 der selbsteingeschätzten Verschmelzung, d.h. also bis zum größten positiven Differenzwert t3 - t2 der kognitiv-emotionalen Repräsentanz, eine starkere positive Korrelation existiert als fl1r die gesamte Skalenbreite der Verschmelzung mit der gespielten Rolle. Speannan's rhovon .443 zeigt diesen engeren und positiv signifikanten Zusammenhang an (p = .00 I; asymp.; 2-seitig; N = 51). FOr die isolierten Stufen 5 bis 7 der selbsteingeschätzten Verschmelzung, d.h. also ab dem größten positiven Differenzwert t 3 - t2 der kognitiv-emotionalen Repräsentanz, wird hingegen umgekehrt eine negative Korrelation erwartet. Hier zeigt sich zwar keine Signifikanz, aber Speannan 's rho wechselt zumindest mit rho = -.015 das Vorzeichen und wird negativ (N =58). Insgesamt korreliert also zunehmende selbsteingeschätzte Verschmelzung mit der gespielten Rolle positiv signifikant mit der Differenz t 3 - t2 der kognitivemotionalen Repräsentanz. Geringere selbsteingeschätzte Verschmelzung mit der gespielten Rolle verbindet sich mit einer Abnahme der kognitiv-emotionalen Repräsentanz der JUnger, während sich größere selbsteingeschätzte Verschmelzung mit der gespielten Rolle mit einer Zunahme verbindet. Dieser Zusammenhang ist enger bis zur fllnften Stufe der Verschmelzung mit der gespielten Rolle, Ober der der höchste Medianwert ftlr die kognitiv-emotionale Repräsentanz der JUnger liegt, als er es bis zur siebten und letzten Stufe der Verschmelzung mit der gespielten Rolle ist, Ober der wieder ein kleinerer Medianwert ftlr die kognitivemotionale Repräsentanz der JUnger liegt. Dies deutet auf einen kurvilinearen Zusammenhang hin. FUr die isoliert betrachteten Stufen 2 bis 5 der Verschmelzung mit der gespielten Rolle wird der Zusammenhang enger, fl1r die Stufen 5 bis 7 wechselt der KorrelationskoeffiZient zwar das Vorzeichen und wird negativ, doch der Zusammenhang wird nicht signifikant. Mit anderen Worten: Die berichteten Korrelationen bestatigen zwar nicht eindeutig das vermutete kurvilineare Verhältnis der Zunahme der kognitiv-emotionalen Repräsentanz der JUngerfigur mit der selbsteingeschätzten Verschmelzung mit der gespielten Rolle. Durch den Vorzeichenwechsel des Korrelationskoeffizienten ftlr die drei letzten Stufen der Verschmelzung mit der gespielten Rolle im Zusammenhang mit den Differenz-
730 Die Differenz des Medians der kognitiv-emotionalen Reprisentanz ober der Stufe
S der Verschmelzung mit der gespielten Rolle mit dem Wert 16 und des Medians der kognitiv-emotionalen Reprisentanz Ober der Stufe 2 mit dem Wert -6 ergibt den absoluten Betrag 12. Bezogen auf die Bandbreite der mOglichen Differenzwerte t2 - t3 der kognitiv-emotionalen Reprisentanz von -40 bis 0 bis +40, d.h. 81 mOglicher Stufen, bedeutet der Differenzwert 12 einen Unterschied von 14,8%.
326
5 Auswertung und Ergebnisse
werten t1 - t 2 der kognitiv-emotionalen Repräsentanz der JODgerfigur zeigt sich aber, dass der höchste Differenzwert der kognitiv-emotionalen Repräsentanz nicht mit dem höchsten Wert der Verschmelzung mit der gespielten Rolle zusammenfllllt, sondern wieder eher davor liegt, wie es auch anhand der Mediane erkennbar ist.
Zusammenfassung Vorbehaltlich einer splteren Überprüfung auf einen Zusammenhang mit verschiedenen Einflussvariablen (Alter, Geschlecht etc.) kann ftlr die Variable der kognitiv-emotionalen Reprisentanz der JUngerfigur Hypothese 6 als tendenziell bestätigt angesehen werden: Die Zmtahme der kognitiv-emotionalen Repräsentanz von vor bis nach dem Rollenspiel steht in einem nach dem Modell von ANDRIESSEN u.a. kurvilinearen Zusammenhang mit der selbsteingeschätzten Verschmelzung mit der gespielten Rolle. Es lAsst sich, zurückhaltender formuliert, aber mindestens zeigen, dass ein linear aufsteigender Zusammenhang zwischen zunehmender Verschmelzung mit der gespielten Rolle und dem Ausmaß der Zunahme der kognitiv-emotionalen Repräsentanz besteht. Der maximale Unterschied zwischen Stufe 2 und Stufe 5 (mit dem kleinsten und dem größten Medianwert) der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle betragt 14,8% der möglichen Bandbreite der Differenzwerte t3 - t2 der kognitiv-emotionalen ReprAsentanz der JOngerfigur. GegenOber der geringsten Verschmelzung mit der gespielten Rolle Wtterscheidet sich also die kognitiv-emotionale Repräsentanz der JUngerfigur um bis zu 14,8%, wenn die Verschmelzung mit der gespielten Rolle zwar hoch, aber nicht äußerst hoch ist. Eine geringere Verschmelzung mit der Rolle steht dabei im Zusammenhang mit einer Abnahme der kognitiv-emotionalen Repräsentanz, größere Verschmelzung mit einer Zunahme.m 731
Bislang konnte die Hypothese 6 ihrer Tendenz nach bestatigt werden. Es kOnnte nun vermutet werden, dass der tendenziell gefundene kurvilineare Zusammenhang der Versclunelzung mit der Rolle und dem Ausmaß des selbsteingeschatzt-vertnderten Textverstlndnisses bzw. der Zunatune der kognitiv-emotionalen Reprisentanz dadurch zustande kommt, dass die Teilnehmenden bei der Selbsteinschatzung der Verschmelzung mit der gespielten Rolle zum mittleren Skalenbereich tendieren und extreme bzw. extrem hohe Werte vermeiden. (vgl. zu unterschiedlichen Besetzungshlufigkeiten von Antwortkategorien Wolfgang KEIL: UnJersuchungen zur sukzessiven /temrever.sion bei Selb.stbe.schreibung8QW8Qgen.. ln: Archiv fbr Psychologie 123 (1971) 312f). Eine Tendenz zum Ausftlllen der mittleren Werte der Selbsteinschllzungsskala bei tatsachlich sehr großer Verschmelzung mit der gespielten Rolle könnte dann ein kurvilinc:ares Erscheinungsbild in Bezug auf Veranderungen des Textverstandnisses hervorrufen. Sehr groBe Verschmelzungen mit der gespielten Rolle worden dann namlich aufgnmd dieser Tendenz zur Mitte kleiner selbsteingeschatzt. Wenn dann diese Einschatzungen in einem Zusammenhang mit sehr großen Veranderungen des Textverstandnisses standen, WOrde sich ein kurvilinearer Verlauf zeigen, der aber letztlich nur aufgrund der Tendenz zur Mitte entstanden ware. Nun liegt das grOßte Ausmaß der selbsteingeschatzten Ver&nderungen des TextverstandRisses und die größte Zunahme der kognitivemotionalen RepriSentanz jeweils Ober der Stufe 5 der Verschmelzung mit der gespielten Rolle. Auf dieser Stufe haben sich 2l,l~o (N = 19) der Teilnehmenden eingeschatzt. Auf den beiden bOchsten Stufen 6 bzw. 7, d.h. sehr hoher bzw. extrem hoher Verschmelzung mit der Rolle, haben sich allerdings 24,4% (N"" 22) bzw. 18,9% (N = 17) der hier benlcksichtigtcn N =90 Teilnehmenden eingeschatzt. Das heißt: Mit 43,3% hat sich ein erheblicher Anteil der Teilnehmenden auf den letzten beiden Stufen 6 und 7 der Skala der Selbsteinschatzuog der Verschmelzung mit der gespielten Rolle eingeschatzt. so da .05, ftlr die restlichen ist p > .I 00.) Insgesamt fmden sich also fttr die in den voranstehenden Abschnitten gefundenen signifikanten Zusammenhänge bzgl. der Voreinstellungen oder der Häufigkeilen der Einstellungsänderungen keine bedeutsamen Abhängigkeiten mit verschiedenen Einflussvariablen. Zusammenfassung
Zunächst konnte Hypothese 7 nach BerOcksichtigung der ftlr eine Überprüfung formulierten Bedingungen aufgrund einer zu geringen Anzahl von Beobachtungen (fllnf Teilnehmende) nicht sinnvoll einer statistischen ÜberprOfung unterzogen und also weder widerlegt noch bestätigt werden. Eine alternative Untersuchung ging dann Ober die speziellen Erwartungen von Hypothese 7 hinaus allgemeineren Fragen einstellungs- und rollenspezifischer Unterschiede in der Häufigkeit der Einstellungsänderungen bzw. der Voreinstellung vor dem Rollenspiel in Bezug auf die JUnger aus Mk 4,35--41 nach. Es zeigte sich:
745
Die analoge Berechnung dieses Zusammenhangs in Bezug auf Jesus unterschritt bei zwei der vier Felder, d.b. bei 50%, die tbr erwartete Haufigkeitcn empfohlene Zabl von 5 und ist insofern statistisch nicht mehr aussagekrlftig.
340
5 Auswertung und Ergebnisse
dass die Häufigkeit der Einstellungsänderungen sich nicht signifikant ftlr Jüngerrollenspielende versus Nicht-Jüngerrollenspielende unterscheidet (analog in Bezug auf Jesus), dass kontrolliert ft1r Jüngerrollenspielende versus NichtJüngerrollenspielende - uneindeutige Voreinstellungen signifikant häufiger gewechselt werden als eindeutige (analog in Bezug auf Jesus), dass Jüngerrollenspielende vor dem Rollenspiel signifikant häufiger eine eindeutige Einstellung in Bezug auf die Jüngerfigur aufweisen als NichtJüngerrollenspielende. Insgesamt lassen sich also ftlr die Häufigkeit der Einstellungsänderungen in Bezug auf die Jünger aus Mk 4,35-41 keine rollenspezifischen Unterschiede ftlr JUngerrollenspielende versus Nicht-Jüngerrollenspielende finden (analog in Bezug auf Jesus). Vielmehr kann vermutet werden, dass die beobachteten Häufigkeilen der Einstellungsänderungen in Bezug auf die Jüngerfigur aufgrund unterschiedlicher Voreinstellungen bedingt sind, d.h. einstellungsspezifisch sind: Uneindeutige Voreinstellungen (Ambivalenz, Indifferenz) in Bezug auf die Jüngerfigur werden signifikant häufiger gewechselt als eindeutige (Anziehung, Abstoßung) (analog in Bezug auf Jesus). Und dies, obwohl rollenspezifisch Jüngerrollenspielende vor dem Rollenspiel signifikant haufiger eine eindeutige Einstellung (Anziehung, Abstoßung) in Bezug auf die Jüngerfigur aus Mk 4,35-41 haben als NichtJUngerrollenspielende. 746 Hypothese 7 hatte ursprUnglieh einstellungsspezifische und rollenspezifische Effekte miteinander verknüpft, d.h. von vor bis nach dem Rollenspiel eine gerichtete Einstellungsänderung der Rollenspielenden gegenüber einer von ihnen (mit hoher Verschmelzung) gespielten und vor dem Spiel zunächst ambivalent eingeschätzten Rolle erwartet. Dieser Zusammenhang konnte aber aufgrund zu geringer Beobachtungszahlen nicht OberprOfi werden. Die alternativen Analysen lassen aber folgende, von Hypothese 7 abweichende Folgerungen zu: a)
Die Häufigkeit der Einstellungsänderungen in Bezug auf einen rollengespielten Charakter hängt weniger rollenspezifisch mit dem Spiel der entsprechenden Rolle versus dem Spiel anderer Rollen zusammen als vielmehr einstellungsspezifisch mit unterschiedlieben Voreinstellungen in Bezug auf diesen Charakter, wobei soziadynamisch uneindeutige Voreinstellungen (ambivalent, indifferent) haufiger gewechselt werden als eindeutige Voreinstellungen (anziehend, abstoßend).
b)
Rollenspielende neigen eher dazu, eine Rollenfigur zu spielen, wenn sie ihr gegenüber eine eindeutige Voreinstellung (positiv, negativ) haben, als wenn sie eine uneindeutige Voreinstellung (ambivalent, indifferent) haben.
746
Inwieweit diese Zusammenhange auch ftlr die dritte Hauptrolle Wind/See zutreffen, musste offen bleiben, da aufgrundder Vorerfahrungen aus der Voruntersuchung keine Polaritatsprofile zur soziodynamischen Einstellungserhebung gegenober Wind/See vorlagen.
5.3 Hypothese 8
5.3
341
Veränderungen des Textverständnisses als ein Effekt des Erzählmusters des Jüngerunverständnisses in Mk 4,35-41 (Hypothese 8)
In Hypothese 8 wird vor dem Hintergrund des Erzählmusters des Jüngerunverständnisses in Mk 4,35-41 ein Zusammenhang zwischen zwei Einschätzungen der Teilnehmenden vorhergesagt, olmlieh der Einschlltzung des Konfliktes der Jünger mit Jesus und der Einschätzung der polaren JUngerreaktion Angst- Glaube (bzw. Erschrecken - Faszination) auf das Wunder der Stillung des Stunnes und des Sees: Wenn die Konflikteinschätzung abnimmt, dann nimmt die Einschätzung des Glaubens (bzw. der Faszination) zu, während zugleich die Einschlltzung der Angst (bzw. des Erschreckens) abnimmt. Beide Einschlltzungen, die des Konfliktes und die der Jüngerreaktionen, wurden von den Teilnehmenden aus der imaginierten Perspektive der Jünger abgegeben. FOr N = 88 Teilnehmende liegen vollständige Reihen aller im Folgenden relevanten Variablen vor. 747 Im Unterschied zu den bisherigen Hypothesen gründet Hypothese 8 auf der Annahme, dass sich im Verlauf des Bibliodramas ein Texteffekt aus Mk 4,35-41 zeigt. Die bisherigen Hypothesen haben Rezeptionseffekte der Methode des Bibliodramas vorhergesagt. 748 Nun wird untersucht, ob der biblische Text einen Effekt auf seine Rezeption auslöst, d.h., ob er selbst auf dem Hintergrund seiner psychologisch beschreibbaren Konstitution einen Einfluss auf die Veranderungen seines Verständnisses nimmt. Weiter oben wurde die psychologische Konstitution von Mk 4,35-41 ftlr das Erzabimuster des in dieser Perikope auftretenden Jüngerunverständnismotivs untersucht, das mithilfe eines sozialpsychologischen Modells der Bedingungen der PerspektivenObernahme nach STEINSIWICKLUND gedeutet werden konnte (s.o. Kapitel 3.3.1). Nach diesem Modell hat eine Person dann eine verminderte Fähigkeit, die Perspektive einer anderen Person zu übernehmen, wenn sie sich mit dieser anderen Person in einem großen Konflikt befindet. Zudem muss diese andere Person zugleich eine wichtige Bezugsperson sein, von der ein hoher Aufforderungscharakter ausgeht. Aufgrund dieses sozialpsychologischen Modells wurde das Erzählmuster des Jüngerunverstandnisses in Mk 4,35-41 folgendermaßen gedeutet: Jesus ist eine wichtige Bezugsperson ftlr die Jünger, von der ein hoher Aufforderungscharakter ausgeht (z.B. das Jüngerverhaltnis als solches oder die Aufforderung, ins Boot zu steigen); die Jünger, die sich intensiv mit Jesus beschäftigen (z.B. die Frage der Jünger, warum Jesus schlaft), haben einen großen Konflikt mit ihm (z.B. die Frage der Jünger, ob es Jesus nicht kümmert, das sie untergehen). Aufgrund dieser sozialpsychologischen Konstellation konnten die Jünger - gemäß dem Modell von STEINSIWICKLUND - die Perspektive Jesu nicht 747
748
For zwei Teilnehmende fehlt der Rocklauf des letzten Fragebogens. FOr drei weitere Teilnehmende sind weitere Datenreihen fbr die Konßikteinschatzung bzw. fbr die Einschltzung der Jüngerreaktion unter den Polen Angst- Glaube unvollstandig. Weitere zwei Teilnehmende machten keine Angaben zu den Einschatzungen, ob das Rollenspiel dem Handlungsstrang der biblischen Erz.lhlung gefolgt ist bzw. ob das Spiel Ober das im Text berichtete Ende hinausgegangen sei (Variablen, deren Zusammenhang mit dieser Hypothese splter erlautert werden wird). Vgl. zur Unterscheidung von Text- und Rezeptionseffelrten weiter oben Seite IOSff.
5 Auswertung und Ergebnisse
342
Ubemehmen. Eine gelungene Übernahme der Perspektive Jesu durch die JUnger hätte sich als eine Reaktion des Glaubens (bzw. der Faszination) geäußert. Die nicht gelingende PerspektivenObernahme Jesu durch die JUnger äußert sich hingegen - wie in Mk 4,35-41 geschildert - in einer Reaktion der Angst (bzw. des Erschreckens ). In Hypothese 8 wird nun vorhergesagt, dass sich die Dynamik dieses Zusammenhanges von PerspektivenObernahme und Konfliktwahmehmung, nämlich zunehmend eingeschatzte Angst (bzw. eingeschätztes Erschrecken) bei zunehmender Konflikteinschätzung, auch in den Veränderungen des Textverständnisses der Teilnehmenden zeigt (s.o. Kapitel 3.3.2). Um aus dieser Dynamik heraus, die sich in Mk 4,35-41 im Kontext des JUngerunverständnismotivs zwischen Jesus und den JUnger abspielt, Einschätzungen abzugeben, wurden die Teilnehmenden gebeten, aus der imaginierten JUngerperspektive heraus den Konflikt zwischen Jesus und den JUngem und die JUngerreaktionen Angst - Glaube bzw. Erschrecken- Faszination einzuschätzen. Das heißt, fUr diese Einschätzungen nahmen die Teilnehmenden imaginativ eine Perspektive innerhalb des Textes und seiner Dynamik ein und nicht eine Perspektive im GegenOber zum Text oder einzelner Textelemente (wie dies z.B. der Fall ist in Hypothese 2, wo nach soziadynamischen Einstellungen der Teilnehmenden selbst in Bezug auf den Textakteur Jesus gefragt wurde). 749 In dem Maße nun, wie die Teilnehmenden aus der imaginierten Perspektive der JUnger im Verlauf des Bibliodramas zunehmend einen Konflikt mit Jesus wahrnehmen, in dem Maße wird erwartet, dass sie - ebenso aus der Perspektive der JUnger- zunehmend Angst als Reaktion der JUnger einschätzen. Oder- wie in der Formulierung der Hypothese 8- positiv gewendet: bei abnehmender jUngerperspektivischer Konflikteinschätzung wird ebenfalls jUngerperspektivisch zunehmend Glaube als Reaktion der JUnger eingeschätzt. Bestätigt sich dieser Zusammenhang, dann hat sich die Dynamik des Erzählmusters des JUngerunverständnisses, wie sie mithilfe der sozialpsychologischen Faktoren der Bedingungen der PerspektivenObernahme bestimmt werden konnte, im Verlaufe der bibliodramatischen Rezeption durchgesetzt und insofern hat der Text selber einen Einfluss auf die Veränderungen seines Verständnisses bei den Teilnehmenden genommen.
5.3.1
Voranalysen
Bevor Hypothese 8 geprüft werden kann, müssen zunächst einige Vorbedingungen getestet werden. Von diesen Vorbedingungen wurde bei der Operationalisierung der Hypothese angenommen, dass sie den erwarteten Effekt verdünnen könnten (s.o. Seite 221 ff). Zum einen wird überprüft, ob die Teilnehmenden die Deutung des Erzählmusters des JUngerunverständnisses in der Perikope Mk 4,35-41, wie sie soeben kurz zusammengefasst wurde, Oberhaupt teilen. Zum anderen wird OberprOft, ob die Teilnehmenden im Rollenspiels der Perikope Mk 4,35-41 tat-
749
Diese Form der Emsehatzungen aus der Per.opektive der Junger wurde weiter oben als textimmanent charakterisiert (s.o. Seite 224). Die Einschatzungen der Teilnehmenden, wie sie in den vorherigen Hypothesen I bis 3 vorgenommen wurden, wurden dort hingegen als texttranszendent. d.h. als EinschAlzungen im Gegenüber zu einzelnen Textelernenten (z.B. Jesus). charakterisiert.
343
5.3 Hypothese 8
sächlich auch dem Handlungsstrang der Erzählung gefolgt sind und nicht Ober das in dieser Erzählung berichtete Ende hinausgespielt haben. Wichtigkeit Jesu und Konflikt der Jünger mit Jesus
Zunächst wird untersucht, ob die Teilnehmenden die hier unternommene Deutung des Erzählmusters des JOngerunverstllndnisses teilen. Als grundlegende Bedingungen der PerspektivenObernahme wurde im Anschluss an STEINSIWICKLUND die Wichtigkeit einer Person und das Konfliktpotential einer Situation genannt. Dementsprechend wurde Oberprüft, ob a) die Teilnehmenden Jesus in der Perikope Mk 4,3 5-41 als eine wichtige Bezugsperson ftlr die JUnger erachten, mit der sie b) einen Konflikt haben. Diese Überprüfung wurde erfahrungsbezogen vorgenommen. Das heißt, die Teilnehmenden wurden nach dem Rollenspiel (t3) auf ihre diesbezOgliehen Erfahrungen hin befragt Anband von zwei Skalen haben die Teilnehmenden eine Einschätzung abgeben, ob Jesus im Rollenspiel eine fllr die JUnger wichtige Person war und ob ein Konflikt zwischen den JUngem und Jesus vorlag. Die folgende Tabelle zeigt, dass a) Jesus als eine ziemlich wichtige Person eingeschätzt wurde und b) ein ziemlich großer Konflikt zwischen Jesus und den JUnger gesehen wurde (Kodierung der Skala zur Wichtigkeit Jesu: I =sehr unwichtig, 2 = unwichtig, 3 = weder wichtig noch unwichtig, 4 = ziemlich wichtig, 5 = sehr wichtig; Kodierung der Skala zum Konflikt zwischen den JUngem und Jesus: 0 = kein Konflikt, I = sehr klein, 2 = ziemlich klein, 3 = mittel, 4 = ziemlich groß, 5 = sehr groß):
Wichtigkeit Jesu fOr die JOnger Konftlktintensitat JOnger- Jesus
25%-Perzentil (vefbale Verankerung)
Median (verbale Verankerung)
75%-Perzentil (vefbale Verankerung)
4,0
4,0 (ziemlich wichtig)
5,0 (sehr wichtig)
4,0 (ziemlich groß)
4,0 (ziemlich groß)
(ziemlich wichtig)
3,0 (mittel)
N=88
Während die Einschätzung der Wichtigkeit Jesu aufgrundder genannten Perzenrite eher in Richtung sehr wichtig tendiert, bewegt sich die Einschätzung der Konfliktintensität eher in Richtung eines mittleren Konfliktes. Obwohl die Werte der Wichtigkeit und der Konfliktintensität hatten noch größer ausfallen können, bestätigen sie dennoch, dass auch die Teilnehmenden Jesus als eine wichtige Person einschätzen, mit dem die JUnger sich in einem eher großen Konflikt befinden. Rollenspiel gemaß dem Handlungsstrang von Mk 4,35-41
Als weitere Vorbedingung, um Hypothese 8 Oberprüfen zu können, musste abgesichert werden, dass die Teilnehmenden ihre Einschätzung, dass Jesus im Spiel eine wichtige Person fllr die JUnger war und dass ein Konflikt zwischen den JUngem und Jesus vorgelegen hat, auch tatsachlich auf den Handlungsstrang der biblischen Geschichte bezogen ist. Die Einschätzung der Wichtigkeit Jesu könnte
344
5 Auswertung und Ergebnisse
z.B. dadurch beeinträchtigt sein, dass die Teilnehmenden im Rollenspiel vom Handlungsstrang der Perikope abweichend gespielt haben. Zum Beispiel dann, wenn sie Jesus nicht geweckt hätten, weil sie aus ihrer Kompetenz als Fischer heraus (die sie z.T. waren) alleine mit dem Stunn fertig werden wollten. Oder aber die Konfliktwahrnehmung der Beziehung der JUnger zu Jesus hätte beeinträchtigt sein können, wenn die Teilnehmenden Ober das Ende der Perikope hinaus gespielt hätten. Zwn Beispiel dann, wenn sie am anderen Ufer des Sees schließlich angekommen wären und dort das erlebte noch einmal mit Jesus diskutiert hätten. Erwartet wurde zwar ein eher genaues Befolgen des Handlungsstrangs im Spiel und ein eher geringes Spielen Ober das Ende hinaus. Denn zum einen wurde mit einer Leiterintervention vor dem Rollenspiel darum gebeten, das Spiel entlang "des roten Fadens" der Erzählung zu gestalten. Zum anderen wurde das Rollenspiel vom Leitenden beendet, als es seinem subjektiven Eindruck nach an das in der Perikope berichtete Ende angelangt war. Beide Interventionen wurden in allen acht Untersuchungsgruppen durchgefllhrt. Dennoch wird überprüft, ob die hier relevanten N = 88 Teilnehmenden ihrer Selbsteinschätzung nach dem Handlungsstrang der Erzählung gefolgt sind bzw. Ober das Ende der Erzählung hinausgespielt haben. Wie die folgende Tabelle zeigt, liegen die Einschiltzungen der Teilnehmenden, ob das Rollenspiel dem Handlungsablauf des biblischen Textes eher genau gefolgt ist (Kodierung der Skala: 1 = kaum gefolgt bis 7 = sehr gefolgt), deutlich im oberen Bereich der Skala; die Einschätzungen, ob das Rollenspiel Ober das im Text berichtete Ende hinausgespielt hat (Kodierung der Skala: 0 =nein, 1 = sehr wenig bis 5 = sehr viel), liegen deutlich im unteren Bereich der Skala. 25%-Perzentil
Median
75%-Perzentil
Rollenspiel folgte dem Handlungsstrang von Mk 4.~
4,00
6,00
6,00
Al>uenspiel ging Ober das in Mk 4,35-41 berichtete Ende hinaus
0,00
1,00
3,00
N=88
Zwar könnten die Ergebnisse im Hinblick auf die 25%- und 75%-Perzentile und dann besonders ft1r die Frage nach dem Spielen Ober das berichtete Ende hinaus gemäß den Erwartungen noch deutlicher ausfallen. Insgesamt lässt sich jedoch festhalten, dass das Rollenspiel dem ,,roten Faden" der Erzählung eher genau gefolgt ist und eher nur wenig Ober das berichtete Ende hinaus verlief. Zusammenfassung
Zusammenfassend können also die Vorbedingungen zur Überprüfung der Hypothese 8 insgesamt als erfllllt betrachtet werden: Jesus wird auf die Erfahrungen des Rollenspiels bezogen als eine ziemlich wichtige Person ft1r die Jünger eingeschätzt, mit dem sie sich in einem ziemlich großen Konflikt befinden; das Rollenspiel selbst folgt eher genau dem "roten Faden" der Erzählung, Ober dessen Ende nur wenig hinaus gespielt wurde.
5. 3 Hypothese 8
5.3.2
345
Abnehmende Konflikteinschätzung bei zunehmender Einschätzung des Glaubens bzw. der Faszination
Hypothese 8 bezieht den jüngerperspektivisch eingeschätzten Konflikt in der Beziehung der Jünger zu Jesus auf die ebenfalls jüngerperspektivisch eingeschätzte Reaktion der Junger unter den Polen Angst- Glaube bzw. Erschrecken- Faszination. Vorhergesagt wird ein gegenläufiger Trend, d.h. abnehmend eingeschätzter Konflikt bei zunehmend eingeschätztem Glauben bzw. Fasziniertsein. Im Folgenden werden zunächst die Beobachtungen zu der Variable Konflikteinschätzung berichtet. dann jene zu den Variablen der eingeschätzten Jungerreaktionen unter den Polen Angst- Glaube bzw. Erschrecken- Faszination. Anschließend werden beide Einschätzungen bezOglieh des in Hypothese 8 vorhergesagten Trends zueinander in Beziehung gesetzt.
5.3.2.1
Konflikteinschätzung
Die Konflikteinschätzung ftlr die Beziehung der Jünger zu Jesus wurde in Anlehnung an das Social Network lnventory von TREADWELliLEACHISTEIN erhoben, dass als ein Instrument zur Erhebung konflikthaltiger Problemati.ken in Beziehungen vorgestellt wurde (s.o. Seite 215ft). In dieser Untersuchung wurde das Socia/ Network Inventory ftlr die Selbst- und vermutete Fremdeinschätzung der Nähe und Distanz zu einer psychologisch bedeutsamen Person angewandt. In zwei siebenstufigen, bildlich projektiven Skalen (Adaption der Inclusion of the Other in the Se/f Scale; s.o. Seite 218t) wurden die Teilnehmenden gebeten, a) aus der Perspektive eines JODgers eine Selbsteinschätzung der Nähe und Distanz der Beziehung zu Jesus abzugeben und b) aus derselben Jungerperspektive eine vermutete Fremdeinschätzung Jesu zur Nähe und Distanz der Beziehung abzugeben (Kodierung der Skalen: I = größte Nahe bis 7 = größte Distanz). Mithilfe dieser doppelten Einschätzung wurde also in der imaginierten Perspektive der Jünger ein intrapersonelles Bild der Konflikthaltigkeit der Beziehung der Jünger zu Jesus erhoben.
Verlcnüp.fung der Werte Die VerknUpfung der Werte dieser doppelten Beziehungseinschätzung zu einem gemeinsamen Wert jüngerperspektivisch eingeschätzten Konflikts in der Beziehung der Junger zu Jesus stützt sich auf eine Feststellung von TREADWELliLEACHISTEIN, nach der sowohl reziproke bzw. balancierte Einschätzungen großer Distanz als auch unbalancierte, nicht-reziproke Beziehungseinschätzungen einen Konflikt in der Beziehung vermuten lassen (s.o. Seite 217). Die beiden Werte der jungerperspektivischen Selbst- und vermuteten Fremdeinschätzung der Beziehung der Junger zu Jesus ermöglichen nun eine solche Unterscheidung in reziproke bzw. balancierte oder nicht-reziproke bzw. unbalancierte Einschätzung: Während sich eine reziproke oder balancierte Einschätzung in gleich großen Zahlenwerten ftlr die Selbst- und die vermutete Fremdeinschätzung zeigt. weicht in einer nicht-reziproken oder unbalancierten Einschätzung der Wert der Selbsteinschätzung der Nähe und Distanz zunehmend stark vom Wert der vermuteten Fremdeinschätzung ab. Das heißt. reziproke Einschätzungen zu-
346
5 Auswertung und Ergebnisse
nehmender Distanz in einer Beziehung und zunehmend unbalancierte, nichtreziproke Einschätzungen werden psychometrisch gleichermaßen als konflikthaltig bewertet. Die Konflikthaltigkeit einer Beziehung drückt sich insofern zum einen in zunehmend hohen Werten einer reziprok eingeschätzten Distanz und zum anderen in zunehmenden Differenzwerten ftlr die Selbst- und die vermutete Fremdeinschätzung aus. Um nun zu einem gemeinsamen Wert beider Einschätzungen zu gelangen- also den Werten der jUngerperspektivischen Selbsteinschätzung und der aus derselben Perspektive vermuteten Fremdeinschätzung -,werden beide Werte eines Befragten dementsprechend miteinander verknüpft. Der erste Wert wird aus der jUngerperspektivischen Selbsteinschätzung der Nähe und Distanz zu Jesus gewonnen: Größere, jüngerperspektivisch selbsteingeschätzte Distanz der Jünger zu der ftlr sie psychologisch bedeutsamen Person Jesu drückt bereits größere Konflikthaltigkeit der Beziehung aus. Der zweite Wert wird aus der absoluten Differenz beider Skalen gewonnen: Eine zunehmende absolute Differenz zwischen der jüngerperspektivischen Selbsteinschätzung der Nähe und Distanz der jüngerperspektivisch vermuteten Fremdeinschätzung drückt ebenso zunehmende Konflikthaltigkeit aus. Der gemeinsame Wert beider Skalen wird gewonnen, indem zu dem Wert der jüngerperspektivischen Selbsteinschätzung der Nähe/Distanz die absolut gesetzte Differenz beider Skalen (der jüngerperspektivischen Selbst- und der vermuteten Fremdeinschatzung) addiert wird. 750 Je höher die so errechneten Werte sind, desto starker ist entweder die Distanz oder/und die Unbalanciertheit bzw. Nicht-Reziprozität der Beziehung in ihnen erfasst. Beides aber drückt nach TREADWELLlLEACHISTEIN je größere Konflikthaltigkeit in einer Beziehung aus. Anband der nachstehenden Darstellung soll dieses Vorgehen verdeutlicht werden. Die x-Achse, die die Wene der jüngerperspektivischen Selbsteinschätzung der Nähe der Beziehung wiedergibt, nimmt den Wert 2 an, der ftlr größere Nähe steht. Die jüngerperspektivisch vermutete Fremdeinschätzung Jesu, deren Werte auf der y-Achse wiederzufmden sind, steht mit dem Wert 6 jedoch ftlr eine größere Distanz in der Beziehung aus. Da die Werte der Selbst- (x-Achse) und der Fremdemschätzung (y-Achse) unterschiedlich sind, liegt eine nicht-reziproke Beziehungseinschätzung vor, die auf einen Konflikt in der Beziehung hindeutet. Ausgangspunkt ftlr die VerknUpfung der Wene beider Einschätzungen ist der x-Wen in der nachstehenden Darstellung, d.h. der Wert der jUngerperspektivischen Selbsteinschätzung der Nähe/Distanz in der Beziehung. Als nächstes wird der Wert der yAchse einbezogen, d.h. der Wert fllr die jUngerperspektivisch vermutete Fremdeinschätzung Jesu. Dabei wird die absolute Differenz der x-minus-y-Werte, also der Selbst- und der vermuteten Fremdeinschätzung, gebildet. Sie hat in diesem Beispiel den Wen 4. Wie in der Darstellung ersichtlich wird, bezeichnet dieser 750
Hier ist nur die absolute Differenz interessant, weil es ftlr die Untersuchung der Konflikthaltigkeit der Beziehung unerheblich ist, ob die Differenzen beider Skalen aufgrundeines höheren Wertes der Selbsteinschatzungsskala gegenober einem geringerem Wert der vermuteten Fremdeinschatzungsskala zustande kommen oder umgekehrt ln beiden Flllen liegt eine nichtreziproke Einschätzung vor. Die theoretische Bandbreite der errcchenbarcn Differenzwerte beider siebenstufigen Skalen nimmt bei gleichen Werten auf beiden Skalen den geringstmOglichen Wert 0 (= keine Differenz) an und vertauft bis 6 (= gr08tmogliche Differenz) bei extrem unterschiedlichen Einschatzungen aufbeiden Skalen mit den Werten I bzw. 7 oder 7 bzw. I.
5. 3 Hypothese 8
347
Wert die Differenz, mit der die Position des tatsächlichen (xly)-Eintrages sich von einer reziproken Beziehungseinsch!tzung unterscheidet. Eintrage einer reziproken Beziehungseinschätzung verlaufen auf der eingezeichneten Diagonale mit einen xminus-y-Differenzwert = 0. Zur jUngerperspektivisch selbsteingeschätzten Nähe/Distanz in der Beziehung wird also die Differenz beider Beziehungseinschätzungen, d.h. der Wert der Nicht-Reziprozität der Beziehungseinschatzung, hinzugezahlt: in diesem Beispiel also beiden Werte 2 + 4 = 6. Mit anderen Worten: Die Werte der Selbsteinschätzung der Nähe/Distanz werden mit den Werten der NichtReziprozitllt beider Beziehungseinschätzungen zusammengezogen und ergeben einen gemeinsamen Wert der eingeschätzten Konflikthaltigkeit der Beziehung. Die theoretische Bandbreite der auf diese Weise errechenbaren Werte reicht von I bis 13 (geringste Konflikthaltigkeit bei I: Selbsteinschätzungsskala x = I plus absolute Differenz beider Skalen Abs(x = I minus y = I); höchster Konflikt bei 13: Selbsteinschätzungsskala 7 bzw. I plus absolute Differenz beider Skalen Abs(x = 7 minus y = I) bzw. Abs(x = I minus y = 7)). In diesen WertendrOckt sich der jUngerperspektivisch intrapersonell eingeschätzte Konflikt in der Beziehung der JUnger zu Jesus aus. Geringere Werte weisen auf einen geringeren Konflikt hin, größere Werte auf einen größeren. _Beziehungseinschätzung (Selbsteinschatzung: x 2;
7
=
Diagonale fOr reziproke Beziehungseinschltzung (x = y)
vennutete
~remdeinochalzung: y = 6) /
Absoluter Differenzwert fOr Nicht-Reziprozitlt der Beziehungseinschltzung: Abs(x - y) = Abs(2 - 6) = 4
2
3
4
5
6
7
J~pektlvteche
BezlehungutnKhltzung (1 =nah, 7 =distanziert)
Deskriptive Auswertung Wie die folgende Tabelle zeigt, nehmen die Werte dieser jUngerperspektivischen Konflikteinschätzung im Verlaufe der Befragungszeitpunkte t 1 bis t3 bzw. 4 ab und steigen vier Wochen nach dem Bibliodrama (ts) wieder an. Insgesamt deuten die Mediane, die im mittleren bis unteren Bereich der möglichen Bandbreite der Werte ( 1 bis 13) liegen, auf eine mittlere bis tendenzie 11 geringere Konflikteinschatzung hin.
348
5 Auswertung und Ergebnisse
Jüngerperspektivische Konftiktein-
25%-Perzentil
Median
75%-Perzentil
t,
4,00
6,00
7,00
~
3,00
5,00
7,00
~
2,00
4,00
6,00
4
3,00
4,00
6,00
~
3,00
5,00
6,00
schltzung
Befragungszeitpunkte
N=88
5.3.2.2
Einschätzungen der Jünge"eaktionen unter den Polen AngstGlaube bzw. Erschrecken- Faszination
Die Reaktion zunehmenden Glaubens bzw. zunehmender Angst der JUnger wurde als Ausdruck gelingender bzw. misslingender PerspektivenObernahme Jesu beschrieben (s.o. Seite 98ff; 213t). Das heißt, die Perspektive Jesu zu Obernehmen bedeutet, eine Reaktion des Glaubens zu zeigen. Dieser Glaubensreaktion steht bei nichtgelingender Perspektivenübernahme eine Reaktion der Angst gegenüber. Ein ähnlicher Effekt, wie er soeben ftlr die JUngerreaktion unter den begrifflichen Polen Angst- Glaube beschrieben wurde, wird auch ftlr eine JUngerreaktion unter den begrifflichen Polen Erschrecken - Faszination angenommen (s.o. Seite 219f). Glaube und Angst bzw. Erschrecken und Faszination als Reaktion der JUnger wurden mithilfe zweier Polaritlltsprofile erhoben (siehe ebd.). Auch hier - wie schon bei der Konflikteinschätzung der Beziehung der JUnger zu Jesus- wurden die Befragten gebeten, ihre Einschätzungen in der Perspektive der JUnger abzugeben. Wie weiter oben beschrieben wurde, erfassen die Polaritätsprofile ihre antagonistischen Pole- das sind hier Angst- Glaube bzw. Erschrecken- Faszinationzweidimensional (s.o. Seite 124ff; 205t). Die Eintragungen in das Polaritätsprofils werden mithilfe einer Schablone quantifiziert, die die Fonn eines zehnstufigen xy-Koordinatensystems hat. Werte der x-Achse beschreiben die zunehmend wirkenden positiven Kräfte, d.h. hier Glaube bzw. Faszination. Werte der y-Achse beschreiben die zunehmend wirkenden negativen Kräfte, d.h. hier Angst bzw. Erschrecken. Somit liegen zwei Werte fllr die antagonistischen Kräfte Angst Glaube bzw. Erschrecken - Faszination vor. lm Folgenden werden nun die jüngerperspektivisch eingeschätzten JUngerreaktionen ftlr die Pole Angst - Glaube und Erschrecken - Faszination beschrieben. Dann wird eine VerknUpfung der jeweiligen x-/y-Werte vorgenommen. Des Weiteren wird überprüft, ob die Einschätzungen unter den begrifflichen Polen Angst- Glaube mit denjenigen ftlr die Pole Erschrecken- Faszination einen gemeinsamen Faktor bilden können, da ftlr sie vergleichbare Veränderungen erwartet werden. Deskriptive Auswertung: Angst- Glaube Wie die nachstehende Tabelle zeigt, nehmen die Mediane fllr die Werte der xAchse, d.h. ftlr die jüngerperspektivisch eingeschätzten JUngerreaktionen der
5. 3 Hypothese 8
349
Kräfte des Glaubens, fl1r t 1 (vor dem Bibliodrama) bist, (vier Wochen nach dem Bibliodrama) den gleichen und fast maximalen Wert an, die 75%-Perzentile nehmen Ober alle Befragungszeitpunkte ebenfalls den gleichen und zwar maximalen Wert an (mögliche Bandbreite: l bis 10). Nur die 25%-Perzentile zeigen geringe Unterschiede an. Insgesamt liegen die Werte der Quartile im oberen Bereich der Skala und nahe beieinander. Anband der Quartile ist also nahezu keine Veranderungen der jüngerperspektivisch eingeschätzten Kräfte des Glaubens als JUngerreaktion feststellbar. Kratte des Glaubens Oüngerperspektivisch eingeschatzte Jüngerreaktion)
Befragungszeitpunkte
25%-Perzentil
Median
75%-Perzentil
t,
7,75
9,00
10,00
b
8,00
9,00
10,00
h
8,75
9,00
10,00
4
8,00
9,00
10,00
ts
8,00
9,00
10,00
N=88
Die nachstehende Tabelle zeigt die Quartile ftlr die Werte der y-Achse, d.h. ftlr die jUngerperspektivisch eingeschätzten JUngerreaktionen der Kräfte der Angst. Sie deuten insgesamt auf einen absteigenden Trend hin, zumindest von t 1 bis 4, da an t, der Median und das 25%-Perzentil wieder ansteigen. Die Werte der Quartile verteilen sich nahezu Ober den gesamten Skalenbereich (mögliche Bandbreite: l bis I0). Anband der Quartile ist also insgesamt eine Abnahme der jUngerperspektivisch eingeschätzten Kräfte der Angst als JUngerreaktion erkennbar. Kratte der Angst Oüngerperspektivisch eingeschatzte Jüngerreaktion)
Befragungszeitpunkte
25%Perzentil
Median
75%Perzentil
t,
4,00
8,00
10,00
b
4,00
8,00
10,00
h
2,00
6,00
9,00
4
2,00
4,00
9,00
ts
3,75
6,50
9,00
N=88
In das Polaritätsprofil projiziert zeigt sich der in der nachstehenden Graphik wiedergegebene Datenverlauf. Wie dort erkennbar ist, wechseln die jUngerperspektivischen Einschätzungen der JUngerreaktion unter den Polen Angst - Glaube dem Median nach vom oberen in den rechten Quadranten und wieder zurück. Vor dem Bibliodrama (t 1) wird die JUngerreaktion hoch ambivalent als sowohl von Kräften der Angst als auch von Kräften des Glaubens bestimmt eingeschätzt (oberer Quadrant). Im Verlaufe des Bibliodramas wird sie zunehmend (t2, t 3) bis schließlich vorherrschend (4) als Glaubensreaktion eingeschätzt (rechter Quadrant), um dann (t 5) wieder eher ambivalent eingeschätzt zu werden (oberer Quadrant). Allerdings
350
5 Auswertung und Ergebnisse
weicht die letzte Einschätzung (ts) von der Ursprungseinschätzung (t 1} ab und befindet sich in größerer Nahe zum rechten Quadranten vorherrschend eingeschätzten Glaubens. Insgesamt ist also bei bleibend hoher Einschatzung der .Krafte des Glaubens eine deutliche Abnahme der eingeschätzten Krafte der Angst erkennbar (Die Graphik zeigt die vier soziadynamischen Kraftefelder des Polaritätsprofils und benennt deren inhaltliche Aussage; die Abktlrzungen t 1 bis ts bezeichnen die fllnf Befragungszeitpunkte und sind den jeweiligen Positionen der anband der Mediane gebildeten (xly)-Werte zugeordnet).
x-Achse
y-Achse
Deskriptive Auswertung: Erschreclcen- Faszination
Wie die nachfolgende Tabelle zeigt. haben die Quartile ftlr die x-Achse, d.h. ftlr die jUngerperspektivisch eingeschätzte JUngerreaktion der Kratte der Faszination, ftlr t 1 (vor dem Bibliodrama) bis ts (vier Wochen nach dem Bibliodrama) gleiche Werte, die sich im oberen Bereich der Skala befinden und nahe beieinander liegen {mögliche Bandbreite: 1 bis 10). Anband der Quartile ist also keine Veränderung der jUngerperspektivisch eingeschätzten Kräfte der Faszination erkennbar. Krlfte der Faszination OOngerperspektivisch eingeschltzta JOngeneaktion)
Befragungszeitpunkte
N=88
25%-Perzentil
Median
75%-Perzentü
t,
8,00
9,00
10,00
l.2
8,00
9,00
10,00
~
8,00
9,00
10,00
t.
8,00
9,00
10,00
ta
8,00
9,00
10,00
351
5.3 Hypothese 8
Die nachstehende Tabelle zeigt die Quartile fllr die y-Achse, d.h. fUr die jUngerperspektivisch eingescbatzte JUngerreaktion der Kräfte des Erschreckens. Sie deuten insgesamt auf einen absteigenden Trend hin, zumindest von t 1 bis 4, da sie an ts wieder ansteigen. Die Werte des Mediansund des 75o/o-Perzentils verteilen sich eher im oberen Bereich der Skala, während die Werte des 25%-Perzentils im unteren Bereich zu fmden sind (mögliche Bandbreite: I bis I 0). Anband der Quartile ist also ein bis 4 abnehmender Trend der jUngerperspektivisch eingeschätzten Kräfte des Erschreckens erkennbar. Krlfte des Erschreckens OOngerperspek-
25%-Perzentil
Median
75%-Perzentil
t,
4,75
9,00
10,00
~
3,75
8,00
10,00
~
2,00
7,00
9,00
t.
2,00
6,00
9,00
ts
3.~
7,00
10,00
tivisch eingeschltzte JOngerreaktion)
Befragungszeitpunkte
N=88
In das Polaritätsprofil projiziert zeigt sich folgender Datenverlauf:
y-Achse
x-Achse
Wie in der voranstehenden Darstellung erkennbar ist, befinden sich alle Einschätzungen im Verlaufe des Bibliodramas innerhalb des oberen Quadranten des Polaritätsprofils. Das heißt, insgesamt werden ambivalente Reaktionen sowohl des Erschreckens als auch der Faszination fllr die JUnger angegeben. Die Bewegung von t 1 bis ts zeigt eine Annaherung an den rechten Quadranten, der fllr Einschätzungen vorherrschender Faszination steht. Insgesamt liegt also eine ambivalente Einschltzung vor, die bei bleibend hohen Werten fllr die Kräfte der Faszination eine Abnahme der eingeschätzten Kräfte des Erschreckens erkennen lässt.
352
5 Auswertung und Ergebnisse
Gemeiruamer Faktor: Angst- Glaube und Erschreclcen- Faszination? FUr eine gemeinsame Berechnung der polaren Kräfte Angst - Glaube und Erschrecken- Faszination werden im Folgenden die jeweiligen x-und y-Werte der Polaritätsprofile verknOpft. Diese VerknOpfung begründet sich in der Erwartung der Hypothese 8, dass nämlich abnehmende jUngerperspektivische KonflikteiDschätzungen der Beziehung der JUnger zu Jesus in einem positiven Zusammenhang mit sowohl der Zunahme der eingeschätzten Angst als auch der Abnahme des eingeschätzten Glaubens stehen. Aufgrund dieses Sowohl-als-auch werden die beiden Achsenwerte der Polaritätsprofile Angst - Glaube bzw. Erschrecken Faszination verknüpft. Des Weiteren wird UberprOft, ob die jUngerperspektivischen Einschätzungen der JUngerreaktion unter den Polen Erschrecken - Faszination mit den Einschätzungen unter den Polen Angst- Glaube einen gemeinsamen Faktor bilden können. Verknüpfung der x-ly-Werte der Polaritätsprofile Angst - Glaube bzw. Erschreclcen - Faszination. Die VerknUpfung beider Werte der Polaritätsprofile Angst- Glaube bzw. Erschrecken- Faszination wird gebildet, indem die y-Werte (Angst; Erschrecken) von den x-Werten (Glaube; Faszination) ftlr jeden Befragten subtrahiert werden. Positive Werte lassen auf größere x-Werte schließen, d.h. auf eine Annäherung der Einschätzungen an den positiven Pol des Polaritätsprofils und damit auf ein Überwiegen der Kräfte des Glaubens bzw. der Faszination. Negative Werte lassen auf größere y-Werte schließen, d.h. auf eine Annäherung der Einschätzungen an den negativen Pol des Polaritätsprofils und damit auf ein Überwiegen der Kräfte der Angst bzw. des Erschreckens (vgl. hierzu Seite 270f, wo dieser VerknUpfungsvorgang filr das Polaritatsprofil zu Jesus näher erläutert wird). Verknüpfung der Werte beider Polaritätsprofile Angst- Glaube und Erschrecken- Faszination. Die jUngerperspektivischen Einschätzungen der JUngerreaktion unter den Polen Erschrecken - Faszination sollen - so wurde angenommen (s.o. Seite 219) - vergleichbar sein mit den eingeschätzten JUngerreaktionen unter den Polen Angst- Glaube . Um diese Vergleichbarkeit zu OberprOfen, wurde filr beide Einschätzungen eines jeden Befragungszeitpunkts (t 1 bis t 5) nach dem soeben beschriebenen Berechnungsweg ein gemeinsamer x-minus-y-Wert berechnet. Zwischen den so berechneten Werten herrscht zu allen Befragungszeitpunkten eine nach Spearman (asymp.; 2-seitig; N = 88) signifikante Korrelation: an t 1 (vor dem Bibliodrama) mit rho = .245 und p = .017, an t2 (vor dem Rollenspiel) mit rho = .4 76 und p < .001, an t 3 (nach dem Rollenspiel) mit rho = .712 und p < .00 I, an 4 (nach dem Bibliodrama) mit rho = .746 und p < .001 und an t 5 (vier Wochen nach dem Bibliodrama) mit rho = .74 7 und p < .00 I. Ebenso ergab eine faktorenanalytische Überprüfung (Hauptkomponentenanalyse ), dass beide aus den Polaritätsprofilen berechneten Werte zu jedem Befragungszeitpunkt nur einen Faktor mit einem Eigenwert > I enthalten, der tllr den Befragungszeitpunkt t 1 60,1% der Varianz erklärt, tllr t2 74,8% und filr die restlichen Zeitpunkte t3 bis t5 Ober 85%. Eine abschließende Überprüfung der Konsistenz im Antwortverhalten beider Einschätzungen ergab jedoch filr t 1 einen geringen Cronbach-alpha-Wert mit a = .34, filr t2 mit a = .66 und tllr die restlichen Befragungszeitpunkte t3 bis t5 mit a > .82 (N= 88).
5.3 Hypothese 8
353
Insgesamt zeigt sich also ftlr die meisten Befragungszeitpunkte ein enger Zusammenhang zwischen den aus beiden Skalen verknüpften x-minus-y-Werten. Problematisch ist der Zusammenhang nur ftlr t 1 und z.T. ftlr t2 • Dennoch erfassen die Polaritätsprofile Angst- Glaube und Erschrecken- Faszination offensichtlich ahnliehe Dynamiken in der Einschätzung der Jüngerreaktion. Der enge Zusammenhang beider Profile ist jedoch unter Berücksichtigung der geringen AlphaWerte ftlr die Befragungszeitpunkte t 1 und t2 noch nicht gegeben. Darum wird im Folgenden darauf verzichtet, die Werte beider Profile ftlr die Überprüfung der Hypothese 8 zu einem Summenscore zusammenzufassen, so dass die verknüpften x-minus-y-Werte beider Polaritätsprofile Angst- Glaube und Erschrecken- Faszination ftlr den Verlauf des Bibliodramas einzeln auf die Wahrnehmung des Konflikts in der Beziehung der Jünger zu Jesus bezogen werden.
5.3.2.3
Zusammenhang abnehmender Konflikteinschätzung mit zunehmender Glaubenseinschätzung
Nun wird Hypothese 8 überprüft, die vorhersagt, dass bei abnehmender jüngerperspektivischer Einschätzung des Konflikts in der Beziehung der Jünger zu Jesus die jüngerperspektivisch eingeschätzte Jüngerreaktion des Glaubens751 bzw. der Faszination zunimmt. Dazu wird zunächst überprüft, ob sich über alle Befragungszeitpunkte hinweg (t 1 bis t5) gemäß der Hypothese 8 überhaupt ein abnehmender Trend der Konflikteinschätzungen bzw. ein zunehmender Trend der Einschätzungen des Glaubens und der Faszination zeigt. Dies wird anband der oben beschriebenen Berechnungswege ftlr die jeweils verknüpften Werte dieser Einschiltzungen mithilfe des Trendtests von Page überprüft. Folgende Tabelle zeigt, dass sich hypothesenkonform die vorhergesagten signifikanten Trends zeigen. Asymp. Sig.
JUngerperspektivische Einschltzungen
L•·
1-A-b
Olc.
Ud.
Abnehmender Konflikt JOngerJesus
4162,50*
3960,00
46,90
4,32
p < .001
Zunehmender Glaube als JOngerreaktion
4110,50-
3960,00
46,90
3,21
p= .0013
Zunehmende Faszination als JUngerreaktion
4113,50-
3960,00
46,90
3,27
p = .0011
(2-seitig)
N=92 a. PrOfzahl: * Produktsumme der Range fOr absteigenden Trend = 5 * t, + 4 • b + 3 * h + 2 • t. + 1 • t& - Produktsumme der Range fOr aufsteigenden Trend = 1 • t, + 2 • b + 3 * h + 4 * t. + 5 * t& b. Erwartungswert bei Normalverteilung c. Standardabweichung d. Wert der Abweichung von der Standardnormalverteilung (Kritischer u-Wert fOr p < 0,001 (2seitig) = 3,30)
751
lm Folgenden werden der Einfachheit halber anstelle der polaren Bezeichnung Angst - Glaube bzw. Erschrecken - Faszination nur noch die Begriffe Glaube bzw. Faszination verwandt. Die Werte beider Pole, also der x- und y- Achsen. wurden ja ohnehin zu einem gemeinsamen Wert verknllpft, der ansteigend mnehmenden Glauben bzw. zunehmende Faszination ausdrllckt.
354
5 Auswertung und Ergebnisse
Nachdem sich also signifikante Trends einer abnehmenden Konflikteinschätzung und zunehmenden Einschatzung der Kratte des Glaubens und der Faszination zeigen, wird nun der in Hypothese 8 vorhergesagte Zusammenhang dieser Trends OberprOft. Dazu werden jeweils Differenzwerte verschiedener Befragungszeitpunkte gebildet (z.B. 4 minus t 1). Das heißt, es werden Differenzwerte gebildet ftlr die anhand der oben beschriebenen Berechnungswege jeweils verknüpften Werte der Konflikteinschatzungen und Einschalzungen der IOngerreaktionen (Glaube bzw. Faszination). Die Differenzwerte des eingescbatzten Konflikts werden dann mit den Differenzwerten der eingeschatzten IOngerreaktionen (Glaube bzw. Erschrecken) korreliert. Um Hypothese 8 zu bestatigen. müssen diese Korrelationen negativ ausfallen. Denn die Differenzwerte zweier Befragungszeitpunkte werden bei einer abnehmenden Einschätzung des Konflikts positiv, wohingegen sie bei einer zunehmenden Einschätzung des Glaubens bzw. der Faszination negativ werden. Die in Hypothese 8 vorhergesagte Abnahme des Konfliktes muss also aufgrund der Berechnungsvorgange negativ mit der Zunahme des Glaubens bzw. der Faszination korrelieren. Die beiden nachstehenden Tabellen geben die Ergebnisse der Korrelationen der Differenzwerte verschiedener Befragungszeitpunkte fllr die Variablen Glaube bzw. Faszination mit der Variablen Konflikt wieder. Die erste Tabelle bezieht Differenzwerte aller Befragungszeitpunkte der Reihe nach auf t 1 (vor dem Bibliodrama). Die zweite Tabelle bezieht die Differenzwerte benachbarter Befragungszeitpunkte aufeinander (z.B. t3 auft 2 etc.). Differenzwerte bezogen auf t, (vor dem Bibliodrarna) Glaube ·Faszination Oifrerenzwerte der Befragungazeitpunkte:
spearman·s mo
Konflikt
-.290-
-,206
-,353-
,006
-,023 ,831
-,182 ,090
-,200 ,062
~-t,
~-t,
~
-t,
..
- Korrelation ISt Signifikant auf der Ebene .01 (2-seitig) N=88 Oifrerenzwerte benachbarter Befragungszeitpunkte
l
-,140 ,194
-206
Faszination
-,023 ,831
:055
~-
t,
Korralationakoefllziel rt Signifikanz (2-aeitig)
Kooelationskoef'fizient Signifikanz (2-aeitig)
I ta-t,
Konflikt
Glaube
Differenzwerte der Befragungszeitpunkte:
! -,297**
,001 ~005
,055
Speannan"s
mo
! -,202 ,059
-,123 ,253
-,289- Korrelationskoe Signiftkanz (2-seitig) ,006
I -,179
: -,146
Korrelationskoe
1
I
,095 ~-~
..
* Korrelation ist s.gnifikant auf der Ebene .05 (2-seitig) . - Korrelation ist signifikant auf der Ebene .01 (2-seitig). N=88
-,213* ,174 ' ,046
~-~
ta-t.
·-
Signifikanz (2-Mitig)
5.3 Hypothese 8
355
Zunächst einmal lässt sich aus beiden Tabellen entnehmen, dass sämtliche Korrelationskoeffizienten ein negatives Vorzeichen haben und damit den soeben beschriebenen Erwartungen entsprechen. Der Zusammenhang zwischen Glaube und Konflikt ist bis auf die Differenzwerte t. - t3 durchgängig signifikant mit p < .0 I bzw. marginal signifikant mit p < .06. Der Zusammenhang zwischen Faszination und Konflikt ist zwar nur ein einziges Mal signifikant, nAmlich fllr die Differenzwerte ts- t.. Aber der Vergleich mit den Zusammenhängen ft1r Glaube und Konflikt zeigt doch eine nahezu parallele Entwicklung, nur in der Regel nicht auf einem signifikanten Niveau. Insgesamt zeigt sich - wie in Hypothese 8 vorhergesagt wurde - folgendes Muster: ein abnehmend eingeschätzter Konflikt hängt signifikant zusammen mit einer zunehmend eingeschlitzten Glaubensreaktion. Abgeschwlk:ht gilt dieses Muster auch ft1r den eingeschlitzten Konflikt im Zusammenhang mit der eingeschätzten Faszination. Auffilllig ist jedoch, dass ft1r die Differenzwerte der Befragungszeitpunkte ts minus t. beide Zusammenhange (d.h. Konflikt und Glaube sowie Konflikt und Faszination) deutlich signifikant und sogar negativ signifikant werden. Das heißt, offensichtlich hat in der Zeit nach dem Bibliodrama (t.) bis vier Wochen danach (ts) eine Veranderung stattgefunden, die ebenfalls der Erwartung von Hypothese 8, nämlich zunehmend eingeschätzter Glauben bei abnehmend eingeschätztem Konflikt, entspricht. 752 Mithilfe der nachstehenden Graphik wird diese Auffillligkeit jedoch erklärbar.m Zunlchst einmal ist von t 1 nach t3 das Muster gegenläufiger Trends der Einschätzungen des Konflikts zu den Einschätzungen des Glaubens und der Faszination deutlich erkennbar. Abnehmende Konflikteinschätzungen laufen zunehmenden Glaubens- und Faszinationseinschätzungen entgegen. Von t3 nach t. stagniert dieser gegenläufige Trend, wobei die Einschätzungen des Glaubens und der Faszination weiter zunehmen. Von t. nachts wechselt nun der gegenläufige Trend seine Richtung: Konflikteinschätzungen nehmen zu, wahrend Einschalzungen des Glaubens und der Faszination abnehmen. Auch fllr dieses, wenn auch umgekehrt gegenläufige Trendmuster müssen die Korrelationskoeffizienten aber negativ sein,
752 Die Überprüfung, ob eine erneute intensive Beschlftigung mit
753
dem biblischen Text zwischen den Befragungszeitpunkten ~ (nach dem Bibliodrama) und t, (vier Wochen n~K:h dem Bibliodrama) einen Einfluss auf die Verloderungen der Einschatzungcn des Konflilctes und des Glaubens bzw. der Faszination genommen bat. ftlhrte zu keinem signifikanten Ergebnis. Die Korrelation der Differenzwerte t, minus ~ fbr die Konflikteinschatzung mit der binar kodierten Variable der erneuten intensiven Beschaftigung mit dem biblischen Text (0 =nein, I =ja) ergab Speannan's rlw = .052 mit p = .634 (asymp.; 2-seitig; N = 88). Die Korrelation der Differenzwerte t, minus ~ der Einschltzungen des Glaubens bzw. der Faszination mit der erneuten intensiven Textbeschlftigung ergab Speannan's rlw = .122 mitp = .260 (asymp.; 2-seitig; N = 88) bzw. rho = .084 mitp = .441 (asymp.; 2-seitig; N = 88). Sie wird entgegen der nonparametrischen Auswertungsstrategie dieser Arbeit Ober die Mittelwerte anstatt Ober die Mediane erstellt. Dies dient hauptsachlich Zwecken der Illustration und insofern werden die einzelnen Werte nicht in die Balken des Diagramms eingetragen. Die Mediane der Konflikt-, Glaubens- und Faszinationseinschatzungen wurden oben bereits berichtet (s.o. Seite 347; 348ft). Darober hinaus ergibt eine parametrische Korrelation der Differenzwerte nach Pearson, wie sie soeben nonparametrisch mithilfe Spearman's rhovorgenommen wurde, an denselben Stellen signifikante Korrelationen.
5 Auswertung und Ergebnisse
356
da sich in diesem negativen Vorzeichen lediglich das Muster gegenläufiger Veränderungen äußert. Nur so drückt sich in diesem Fall aus, dass zunehmend eingeschätzter Konflikt mit abnehmend eingeschatztem Glauben korreliert.
-g ~
Konflikt-, Glaubens- und Faszinationseinschltzungen im Verlaufe der Befragungszeitpunkte (N = 88)
jIa 7~----------------------~ I
.Konflikt• E3Giaube-
•
Fazination-
Beftagungsze~nkte
• Theoretilche Bandbreite der Werte: 1 bis 13 - Theoretische Bandbreite der Werte: -9 bis 9
Dass sich bis vier Wochen nach dem Bibliodrama, d.h. von t. nach t~, die Richtungen der V eranderungen umkehren, weist zum einen also auf dasselbe Muster bin, nur eben gegenläufig zu den Veranderungen von t 1 bist. (vgl. dazu auch die weiter oben berichteten Signifikanzen). Zwn anderen zeigt sieb darin allerdings, dass vier Wochen nach dem Bibliodrama (t~) wieder ein etwas starleerer Konflikt in der BeziehWlg der JOnger zu Jesus eingeschatzt wird, wahrend Glaubens- und Faszinationseinschatzungen wieder leicht rOckläufig sind. Doch kehren die Werte an t~ nicht zu ihren Ausgangswerten an t 1 zurück, so dass keine bleibende Veranderung erkennbar wäre. Insgesamt nlmlich, d.h. von t 1 bis t~, bleibt deutlich eine Verlnderung erkennbar, die sich auch ft1r diese beiden Befragungspunkte (von t 1 nach t~) im Rahmen des in Hypothese 8 vorhergesagten Musters darstellt: abnehmender Konflikt bei zunehmendem Glauben (abgeschwächt auch bei zunehmender Faszination; vgl. auch hier die weiter oben berichteten Signifikanzen). Des Weiteren zeigt sich in der voranstehenden Graphik, dass die EinschatzuDgen des Glaubens von t 1 nach t. starker zunehmen, als es ft1r die Emsehatzungen der Faszination beobachtet werden kann. Diese starkere Zunahme illustriert, warum die Differenzwerte der Glaubenseinschätzungen im Unterschied zu den Differenzwerten der Einschatzung der Faszination in Bezug auf t 1 in der Regel signifikant werden.
5. 3 Hypothese 8
5.3.2.4
357
Zusammenhang mit verschiedenen Einflussvariablen
In einem weiteren Auswertungsschritt werden nun abschließend die soeben gefundenen signifikanten Zusammenhange der Abnahme des Konfliktes mit der Zunahme des Glaubens auf ihren Zusammenhang mit den als Einflussvariablen vermuteten festen Faktoren Alter, Geschlecht, Konfessionszugehörigkeit, theologisch wissenschaftliche Vorbildung sowie Zugehörigkeit zu den verschiedenen Untersuchungsgruppen untersucht. Interessant ftlr diesen Zusammenhang sind dabei zunAchst die Differenzwerte von vor (t 1) und nach dem Bibliodrama (t.) bzw. von vor (t 1) und vier Wochen nach dem Bibliodrama (t,), weil sich in ihnen eine Uber den Verlauf des Bibliodramas und bis vier Wochen danach Obergreifende signifikante Beziehung zeigt. Darüber hinaus wird aber auch untersucht, ob die auffillligen Zusammenhänge von t. nach t, der Einschätzungen des Glaubens und der Faszination mit den Konflikteinschätzungen in einer Beziehung zu den festen Faktoren stehen. Diese signifikanten Zusammenhänge werden mithilfe einer multiplen bzw. Partialkorrelation UberprUft. Dabei wird der Empfehlung von BoRTZILIENERT gefolgt (s.o. Seite 330) und anstelle einer nonparametrischen eine parametrische multiple Korrelation berechnet. Kontrolliert ftlr alle Variablen der festen Faktoren (vgl. die Kodierung der festen Faktoren auf Seite 263f) blieben jedoch- wie die nachstehende Tabelle zeigt - die Signifikanzen sehr deutlich erhalten. Es kann also festgehalten werden, dass die festen Faktoren Alter, Geschlecht, Konfessionszugehörigkeit sowie theologisch wissenschaftliche Vorbildung keinen Einfluss auf die signifikanten Zusammenhänge von Konflikt und Glaube bzw. Faszination haben. Auch die Zugehörigkeit zu einer der acht Untersuchungsgruppen nimmt keinen Einfluss auf diese Zusammenhänge. Konflld Glaube
Faszination Differenzwerte der Befragungszeitpunkte:
5. 3.2. 5
-,334 ,004
-,341
-.386
,003
,001
-
-
-,337
4-t,
ta-t,
ta-4
,003
lliodr-. ma.
Hypothese 4: Verlnderte Verhaltensraumeinschltzungen (fOr Jesus, die JOnger und den Wind/See).
Signifikante Veranderungen von vor bis nach dem Bbllodrama, aber nicht mehr bis vier Wochen danach fOr einen Teil der jeweils drei SYMLOGVerhattensraumeinsc:hatzungen pro Akteur. ln Bezug auf: - Jesus fOr eine Verhattensraumeinschltzung, - JOnger fOr alle drei Verhaltansraumelnschltzungen, - Wind/See fOr keine Verhaltensraumeinschltzung. Teilweise bedeutsame Zusammenhinge der signlftkanten Verlnderungen mit den Einflussvariablen Alter, Konfession und ZugehOrigketl zu einer Untersuchungsgruppe.
0
0
Hypothese 5: Zunahme der kognitiv-emotionalen Reprlsentanz der JOngerftgur.
0
0
Signifikanter Trend zunehmender kognitivemotionaler Reprlaent.anz von vor bis vier Wochen nach dem Bi>liodrama (maximale Zunahme nach dem Bibllodrama um 27,3%). Im Vergleich gepaarter Befragungszeilpunkte ist die kognitiv-emotionale Reprisentanz von nach dem Bibllodrama bis vier Wochen spaterzwar wieder signifikant rOcklaufig, aber sie ist nach vier Wochen immer noch signifikant höher als vor dem Bibllodrama.
8etr'llcht8t8 Eff81da - Hypothuen 6 und 7: RezeptionsetfeieN der Vwschmelzung mit einer gesplelfen Rolle Im Rollenspiel fOr cle s.tragungszeltpunkte vor bls1111Ch dem Rollenaplel:
Hypothesen (verlcOizt)
IErgebnisse Voranalyaen: 0
lo
I
Das entwickelte Instrument zur Selbsteinschatzung der Verschmelzung mit der gespielten Rolle konnte als differenziert, retiabel und inhaltlich valide eingestuft werden. Das intendierte dramatische und eher rekonstruierende Erzlh~ollenspiel mit einer eher mimetisch replikativen Verhattenscharakteristit der Rollenspielenden sowie eher grOßerer Verschmelzung mit der gespielten Rolle konnte erfolgreich durchgefOhrt werden.
5 Auswertung und Ergebnisse
368 Hypothese 6: ln der Form eines umgekehrten u·s kurvilinearer Zusammenhangzwischen der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle und dem Ausmaß:
a)
b)
C)
d)
der unter den Polen Zu a) und b): Anziehung und Absto- o Unearer Zusammenhang nur mit den verlnderten ßung verlnderten soVerhaltensraumeinschätzungen fOr den Wind/See ziodynamischen Ein(SYMLOG-Oimension PIN). Stellungen in Bezug auf Jesus und die JUn- o Ansonsten keine signifikanten Zusammenhinge. Aber ger, - mit einer Ausnahme - auch keine signifikanten Verder veränderten Veranderungen von vor bis nach dem Rollenspiel. haltensraumeinschatzungen fOr Jesus, die JUnger und den Wind/See, der zunehmenden kognitiv-emotionalen Repräsentanz der JUngerfigur und des selbsteingeschatzt-verlnderten Textverstandnisses (in Bezug auf Jesus, die JOnger, den Wind/See sowie den gesamten
Zu c) und d): Kurvilinearer, mindestens aber linearer Zusammenhang (rnaximal24% starker verlndertes Textverstandnis bzw. 14,8% deutlichere Reprlsentanz).
io
Schlussfolgerung: o
Der in Hypothese 6 vorhergesagte Zusammenhang erst dann zeigt, wenn sich zuvor Oberhaupt signifikante Veränderungen vor bis nach dem Rollenspiel fin-
T•vt\
------------- -------------------------·-··----- -- ------ Hypothese 7: Hohe Verschmelzung mit einer gespielten Rollenfigur, der gegenOber der Spie4ende vor dem Rollenspiel eine ambivalente EinsteHung hat, bedingt die AuflOsung der Ambivalenz nach dem Rollenspiel.
OberprOfung konnte nach Erfüllung aller Vorbedingungen (z.B. ambivalente VoreinsteHung, hohe Verschmelzung etc.) aufgrundeiner zu geringen Anzahl von Beobachtungen (fOnf Teilnehmende) nicht vorgenommen werden.
Schlussfolgerungen einer weiterführenden Untersuchung: 0
I lo
Die Haufigkeit der EinstellungsAnderungen in Bezug auf einen rollengespielten Charakter hangt weniger rollenspezifisch mit dem Spiel der entsprechenden Rolle veraus dem Spiel anderer Rollen zusammen als vielmehr einstellungsspeziftsch mit unterschiedlichen Voreinstellungen in Bezug auf diesen Charakter, wobei soziodynamisc:h uneindeutige VoreinstaUungen (ambivalent, indifferent) haufiger gewachselt werden als eindeutige Voreinstellungen (anziehend, abstoßend). Rollenspielende neigen eher dazu, eine Rollenfigur zu spielen, wenn sie ihr gegenOber eine soziodynamisc:h eindeutige Voreinstellung (anziehend, abstoßend) haben, als wenn sie eine uneindeutige Voreinstellung (ambivalent, indifferent) haben.
5. 4 Zusammenfassung
369
Betrachtete Efllekt8 - Hypothese 8:
r ..,.".,. des fNICh einem sozlalpsychologlsdren llodell gedeufeten EnMimusfws des JDngerunvwstilndnlsses ln Mir 4,35-41 von vor bis vier Wochen fNICh dem Blbllodrama: Hypothese (verlcOrzt)f=-tErgebnisse Hypothese 8: Abnehmende o jOngerperspektivische Konftikteinschatzung (JOnger- I' Jesus) bei gleichzeitig zunehmender jOngerperspekti- o viaeher Glaubenseinschatzung (bzw. Einschätzung der II Faszination). ,
I I 1
Signifikante Trends abnehmender Konfliktetnschatzung bzw. zunehmender Einschalzungen des Glaubens und der Faszination von vor bis vier Wochen nach dem Bibliodrama. Signifikanter hypothesenkonfonner Zusammenhang fOr Konflikt und Glaube, teilweise auch für Konflikt und Faszination: von vor bis nach dem Bibliodrama: abnehmender Konflikt bei zunehmendem Glauben, tendenzielt auch bei zunehmender Faszination. nach dem Bibliodrama bis vier Wochen spater: zunehmender Konflikt bei abnehmendem Glauben bzw. abnehmender Faszination. Dieser signifikant gegeniAufige Zusammenhang kann als ein lAngerwirkender Texteffekt des ErzJhlmusters des JOngerunverstandnisses gedeutet werden.
-
6
ZUSAMMENFASSUNG, DISKUSSION UND WEITERFÜHRENDE ÜBERLEGUNGEN
Viele bibliodramatische Autoren stimmen "in dem Postulat eines doppelten Zieles"m bibliodramatischer Bibelarbeit überein: Bibliodrama will bei seinen Teilnehmenden auf das Verständnis eines in ihm bearbeiteten biblischen Textes einwirken sowie - angesichts dieses Textes - auch auf ihr Selbstverständnis. Anliegen der vorliegenden Studie war es zu untersuchen, ob sich ein quantitativempirischer Nachweis ftlr das erstgenannte Ziel bibliodramatischer Arbeit, Veränderungen des Verständnisses eines biblischen Textes bei Bibliodramateilnehmenden, zeigen lässt. Einer seit Jahren in verschiedensten pastoralen Feldern zunehmenden Verbreitung und Beliebtheit bibliodramatischer Arbeitsweisen steht nßmlich ein Mangel an empirischen Erforschungen (Überprüfungen) der Wirkungen des Bibliodramas gegenüber, wiewohl solche Forschungen verschiedentlich gefordert werden. Zu dieser beginnenden empirischen Erforschung des Bibliodramas wird mit der vorliegenden Untersuchung zu Veränderungen des TextverstandDisses bei seinen Teilnehmenden ein Beitrag geleistet. Dazu wurde ein eigens ftlr diese Studie entwickelter, fachlich supervidierter, textzentrierter, psychodramatisch orientierter und in sich geschlossener bibliodramatischer Prozess zu einem ftlr bibliodramatische Arbeit geläufigen neutestamentlichen Text durchgeftlhrt: die Stillung des Sturmes und des Sees bei Mk 4,35-41. Das Rollenspiel innerhalb dieses Bibliodramas wurde in der Fonn eines eher rekonstruierenden Erzähl-Rollenspiels mit einer eher mimetisch replikativen Charakteristik des Rollenverhaltens der Teilnehmenden konzipiert. Als eine theoretische Stichprobe zum Erwachsenenbereich bibliodramatischer Praxisfelder wurden N = 95 Teilnehmende in acht Untersuchungsgruppen im Rahmen eines Messwiederholungsdesigns (fllnf Befragungszeitpunkte einschließlich eines Befragungszeitpunktes vier Wochen nach Abschluss des Bibliodramas) befragt. Auf der Grundlage narrativer und motivanalytischer exegetischer Überlegungen wurden bedeutsame Textelemente aus Mk 4,35-41 herausgelöst: die narrativen Akteure Jesus, Jünger, Wind/See und deren Verhaltensräume sowie das Erzabimuster des JOngerunverstandnisses. Zudem wurden mithilfe eines sozialpsychologischen Modells der Bedingungen der Perspektivenübernahme dynamisch konstitutive Faktoren im Erzählmuster des Jüngerunverständnisses in Mk 4,35-41 erhoben. Für diese bedeutsamen Textelemente wurden Veränderungen des Verstandnisses bei den Teilnehmenden erwartet. Die Bezugspunkte ftlr eine Veränderungsmessung wurden also aufgrund vorgtlngiger exegetischer und weiterfllhrender sozialpsychologischer Überlegungen textspezifisch deduktiv festgelegt. Diesen herausgelösten Textelementen (Jesus, Jünger etc.) folgend wurden Verstandnisanderungen bei den Teilnehmenden bevorzugt als affektive und kognitive Einstellungsänderungen konzeptionalisiert. Dies deshalb, weil aufgrund der erlebnisaktivierenden und speziell der mit den Techniken der Rollenübernahme und des Rollenspiels arbeitenden psychodramatisch orientierten bibliodramatischen Arm 8UBENHEIMER: Bibliodrama (s. Anm. 2), 534.
372
6 Zusammenfassung, Diskussion und weiterfUhrende Oberlegungen
beilsweise dieser Untersuchung Einwirkungen auf die Wahrnehmung dieser Textelemente bei den Teilnehmenden zu erwarten waren: Verlndenmgen der Wahrnehmungen in Bezug auf die Akteure Jesus, JUnger, Wind/See, ihre Verhaltensräume und Reaktionsweisen (letzteres speziell im Kontext des JUngerunverständnismotivs) konnten sozialpsychologisch als Einstellungsanderungen im Rahmen der Personenwahmehrnung, d.h. gegenOber diesen in bibliodramatischer Interaktion "auftretenden" Akteuren, erwartet werden. Des Weiteren wurde bei der Bildung und Operationalisierung der Hypothesen der Anschluss an bereits vorliegende und ft1r diese Studie relevante empirische Beobachtungen zum Bibliodrama gesucht. Ebenso wurden methodische, theoretische und empirische Erkenntnisse zur Durchfllhrung und zu den Wirkungen eines Rollenspiels berOcksichtigt. Zudem wurde unterschieden, ob die in den Hypothesen vorhergesagten Veränderungen des Textverständnisses bzw. der Einstellungen bei den Teilnehmenden bibelpsychologisch hermeneutisch als Rezeptionseffekte oder als Texteffekte zu verstehen waren. Veränderungen des Textverständnisses bzw. der Einstellungen der Teilnehmenden wurden also nicht nur als Wirkungen des Bibliodramatreatments untersucht, sondern auch als Wirkungen des biblischen Textes. Das heißt, es wurde auch untersucht, ob sich der bearbeitete biblische Text selbst in seiner bibliodramatischen Rezeption bei den Teilnehmenden "durchsetzt". Als Wirkungen der Rezeptionsmethode Bibliodrama auf das Textverstandnis der Teilnehmenden wurde zum einen ein Effekt des gesamten durchgefilhrten bibliodramatischen Prozesses (Hypothese I bis 5) vorhergesagt. der bis vier Wochen nach Abschluss des Bibliodramas noch zu erkennen sein sollte. Zum anderen wurde ein Effekt einer speziellen Dynamik einer häufig angewandten bibliodramatischen Rezeptionsmethode vorhergesagt. nämlich der lntensitat der Verschmelzung mit einer im Rollenspiel gespielten Rolle (Hypothese 6 und 7), der sich im untersuchten Bibliodrama von vor bis nach dem Rollenspiel (Rollenspielphase) zeigen sollte. Als Effekt des Textes auf sein Verständnis bei den Teilnehmenden wurde eine Wirkung des mithilfe sozialpsychologischer Faktoren beschriebenen Erzählmusters des JUngerunverständnisses vorhergesagt (Hypothese 8), der sich im Verlauf aller Befragungszeitpunkte zeigen sollte. Um eine ÜberprOfung der textspezifisch deduktiv gewonnenen, auf bibliodramatische Vorerfahrungen und auf Forschungen zum Rollenspiel beruhenden, nach Rezeptions- und Texteffekten unterschiedenen sowie auf Verständnis- bzw. Einstellungsänderungen der Teilnehmenden bezogenen Vorhersagen der Hypothesen durchftlhren zu können, wurden eigens standardisierte Fragebögen mit geschlossenen Fragen entwickelt. Als Erhebungsinstrumente wurden erprobte Verfahren und Skalen der sozialpsychologischen Forschung übernommen oder adaptiert (z.B. das SYMLOG-Verfahren und ein entsprechendes Kodiersystem, soziadynamisches Polaritatsprofil Diamond of Opposites, Social Network /nventory, lnclusion of the Other in the Self Scale, verschiedene Skalen zur Verschmelzung mit einer Rolle im Rollenspiel) bzw. likertähnliche Skalen gebildet und aufgrund der in einer Voruntersuchung gesammelten Erfahrungen Oberarbeitet Im weiteren Verlauf dieses Kapitels werden zunächst die empirischen Ergebnisse dieser Arbeit zusammengefasst und diskutiert. Anschließend wird die Verallgemeinerbarkeil und der Erklärungswert (Kausalität) dieser Ergebnisse methodisch kritisch diskutiert. Dann folgen Überlegungen zu weiterftlhrenden empiri-
6 Zusammenfassung, Diskussion und weiterfUhrende Oberlegungen
373
sehen Forschungen zum Bibliodrama. Abschließend werden lmpli.kationen der Ergebnisse dieser Arbeit auf die Theorie und Praxis des Bibliodramas beschrieben.
6.1
Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse
Von den acht Hypothesen der vorliegenden Arbeit, in denen - unterschieden nach Rezeptions- und Texteffekten - Veränderungen des Textverständnisses bei den Teilnehmenden vorhergesagt wurden, konnten ftlnf Hypothesen aufgrund der empirischen Ergebnisse bestatigt werden (Hypothese 1, 2, 3, 5 und 8). Zwei weitere Hypothesen zeigten ebenfalls signifikante und bestätigende Ergebnisse, jedoch konnten diese Ergebnisse nur eingeschränkt als Wirkung des Bibliodramas gelten bzw. nur fllr einen Teil der untersuchten Variablen gefunden werden (Hypothese 4 bzw. 6). Schließlich konnte eine weitere Hypothese (Hypothese 7) aufgrund ihrer Vorbedingungen und einer dann statistisch nicht mehr ausreichenden Anzahl von Beobachtungen zwar nicht Oberprüft werden. Aufgrund weiterfllhrender Analysen konnten im Kontext dieser Hypothese aber bedeutsame Zusammenhänge und Einstellungsanderungen beschrieben werden. Im Einzelnen werden diese Ergebnisse weiter untenstehend zusammenfassend dargestellt und diskutiert. Die im Rahmen der HypothesenOberprüfungen als signifikant gefundenen Veränderungen des Textverstandnisses der Teilnehmenden wurden jeweils filr verschiedene feste Faktoren, die neben dem Bibliodramatreatment als Einflussvariablen vermutet wurden, überprüft: filr Alter, Geschlecht, Konfession (katholisch, evangelisch), wissenschaftlich theologische Vorbildung (ja- nein), Zugehörigkeit zu einer der acht Untersuchungsgruppen und z.T. auch filr die im Rollenspiel übernommene Rolle (Jesus, Jünger etc.) sowie filr erneute intensive Beschäftigung mit Mk 4,35-41 (ja - nein) in der Zeit nach dem Bibliodrama bis zum letzten Befragungszeitpunkt vier Wochen später. Ein bedeutsamer Zusammenhang dieser Einflussvariablen mit den als signifikant gefundenen Verloderungen des Textverständnisses bei den Teilnehmenden zeigte sich nur filr eine der Hypothesen (Hypothese 4). In allen anderen Hypothesenprüfungen konnten die beobachteten Veränderungen tatsächlich, d.h. gegenOber den hier berücksichtigten festen Faktoren, als Wirkungen des Bibliodramatreatments eingestuft werden. Vor einer weiterftlhrenden Erläuterung der einzelnen Ergebnisse fasst die folgende Tabelle das bislang Berichtete zusammen. In der linken Spalte dieser Tabelle werden die Hypothesen dieser Arbeit dahingehend geordnet, ob in ihnen Veränderungen des Textverständnisses als ein Effekt der Rezeptionsmethode Bibliodrama, dh. bezogen auf den gesamten untersuchten bibliodramatischen Prozess bzw. rollenspielbezogen auf spezielle Verschmelzungsdynamiken mit einer gespielten Rolle, oder ob sie als ein Effekt des biblischen Textes, d.h. bezogen auf dynamische Faktoren im Erzahlmuster des JOngenmverstandnisses in Mk 4,3541, vorher gesagt wurden. In den verbleibenden Spalten wird markiert bzw. erläutert, inwieweit die Hypothesen bestatigt werden konnten.
374
6 Zusammerifassung, Diskussion und weiterfUhrende Oberlegungen
~ n
Teilweise bestltigt
Hypothese 2
./
-
Hypothese 3
./
-
Hypothese 1
Rezeptionseffekte
Bestätigt
des gesamten bibüodramatischen Prozesses:
./
Hypothese4
-
./
Hypothese 5
./
-
Ertauterungen
-
-
Bedeutsame ZusammenhAnge des verloderten Textverständnisses auch mit einigen festen Faktoren .
Die erwarteten Zusam-
Hypothese6
Rezeptlon..rt'ekte
-
./
menhlnge zeigten sich
-
--·-
Hypothese 7
-
-
Aufgrund einer zu geringen Anzahl von Beobachtungen weder bestltigt noch wiederlegt Weiterführende Analysen ZU Einstellungsanderungen von vor bis nach dem Rollenspiel.
Hypothese 8
./
-
-
der Verschmelzung mit der gespielten Rolle:
TU1IIII'elrfe im Rahmen des Jongerunverstandnismo-
nur fOr einen Teil der Variablen.
tivs:
6.1.1
Längerfristige Verladerungen des Textverstlndnisses aufgrund des Bibliodramas
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Überprüfung der Hypothesen I bis 5, in denen Veränderungen des Textverstandnisses der Teilnehmenden als ein Effekt des gesamten bibliodramatischen Prozesses (d.h. Ober alle fllnf Befragungszeitpunkte hinweg) vorhergesagt wurden, zusammengefasst und diskutiert. Für die in den Hypothesen I, 2, 3 und 5 vorhergesagten Veränderungen des TextverstandDisses zeigte sich, dass sie längerfristig, d.h. bis vier Wochen nach dem Bibliodrama, zu finden waren. Für Hypothese 4 waren die Veränderungen zwar nicht längerfristig, aber immer noch im Verlaufe des Bibliodramas, d.h. von vor bis direkt nach dem Bibliodrama, zu finden.
6. I Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse
315
Ldngerfristige selbsteingeschätzte Veränderungen des Textverständnisses und Zunahme der persönlichen Bedeutsamkeil des biblischen Textesaufgrund des Bibliodramas Zunächst zeigte sich, dass die Teilnehmenden im Rahmen direkter Selbsteinschätzungen (Hypothese l) sowohl unmittelbar nach dem Bibliodrama als auch noch vier Wochen später gleich hohe und eher größere Veränderungen des Textverständnisses als Wirkungen des Bibliodramas angaben. Beide Einschätzungen, nach dem Bibliodrama und vier Wochen später, korrelierten signifikant miteinander, so dass die Selbsteinschätzungen des veränderten Textverständnisses als längerfristig stabil und verlässlich angesehen werden konnten. Auch die von den Teilnehmenden selbsteingeschätzte persönliche Bedeutsamkeil (Valenz) des biblischen Textes (Hypothese 1) wird nach dem Bibliodrama wie auch vier Wochen später signifikant höher eingeschätzt als vor dem Bibliodrama. Vier Wochen nach dem Bibliodrama wird diese Zunahme als eine Valenzveränderung mittleren Ausmaßes (zwischen Uberhaupt nicht und sehr groß) selbsteingeschätzt. Insofern kann festgehalten werden, dass in der Selbstwahrnehmung der Teilnehmenden das Bibliodrama längerfristig eine Veränderung des Verständnisses und eine Zunahme der Bedeutsamkeil des biblischen Text bewirkt hat. Zudem gab eine bedeutsame Anzahl von Teilnehmenden (N = 25, d.h. 26,9"/o) an, dass sie sich nach dem Bibliodrama bis vier Wochen später erneut intensiv mit dem biblischen Text beschäftigt hat. Diese Ergebnisse direkter Selbsteinschätzungen der Veränderungen des Verständnisses und der Valenz des bibliodramatisch bearbeiteten Textes kann dahingehend interpretiert werden, dass das Bibliodrama in der Selbstevaluierung der Teilnehmenden zu einer verlebendigenden Auseinandersetzung mit einem biblischen Text ftlhrt. Längerfristige soziodynamische Eimtellungstinderungen in Bezug auf biblische Personenaufgrund des Bibliodramas Des Weiteren zeigten sich als Wirkungen des gesamten bibliodramatischen Prozesses signifikante Trends der EinstellungsAnderungen der Teilnehmenden in Bezug auf Jesus und die JUnger aus Mk 4,35-41. ln Bezug auf Jesus (Hypothese 2) zeigte sich ein bis zu einschließlich vier Wochen nach dem Bibliodrama anhaltender signifikanter Trend zunehmender soziodynamischer Kräfte der Anziehung (bei zugleich abnehmenden Kräften der Abstoßung). Zum einen wird mit diesem Ergebnis der erwartete Effekt einer signifikanten und längerfristigen Einstellungslnderung aufgnmd des Bibliodramas bestätigt. Zum anderen hat diese Beobachtung aber auch einen inhaltlichen Aspekt, aufgrund dessen genau dieser Effekt erwartet worden war: Hatte nämlich BRANDHORST beobachtet (s.o. Seite 76 und 11 Ot), dass die Teilnehmenden an bibliodramatischen Prozessen zunehmend die Erfahrung der Mit-Menschlichkeit Jesu betonen, so ist diese Beobachtung zu Wirkungen des Bibliodramas hier insofern bestätigt worden, als dass der Jesus aus Mk 4,35-41 aufgrund des untersuchten Bibliodramas längerfristig zunehmend größere Kräfte der Anziehung bei den Teilnehmenden an sich bindet. Diese zunehmende Anziehungskraft Jesu spiegelt sich auch darin wieder, dass die Teilnehmenden aus der Perspektive der JUnger
376
6 Zusammenfassung, Diskussion undweiterfUhrende Überlegungen
heraus und als deren Reaktion in Bezug auf Jesus signifikant zunehmende Kräfte des Glaubens und der Faszination (bei zugleich abnehmenden Kräften der Angst bzw. des Erschreckens) einschätzen sowie einen signifikant abnehmenden Konflikt mit Jesus (vgl. Hypothese 8). Daraus lässt sich insgesamt schließen, dass das Jesusbild der Teilnehmenden in Bezug auf Mk 4,35-41 aufgrund des Bibliodramas längerfristig mit positiveren Attributen (größere Anziehung, größerer Glaube, größere Faszination sowie geringerer Konflikt) besetzt wurde. In Bezug auf die Jünger (Hypothese 3) zeigte sich ebenso ein bis zu einschließlich vier Wochen nach dem Bibliodrama anhaltender signifikanter Trend veränderter soziodynamischer Einstellungen. Im Unterschied zu Jesus wurden die JUnger allerdings zunehmend mit soziodynamisch ambivalenten Kräften (zunehmende Anziehung bei zugleich zunehmender Abstoßung) besetzt. Die Beobachtung dieser beiden unterschiedlich gerichteten Trends soziodynamischer Einstellungsänderungen in Bezug auf Jesus und die JUnger lässt nun folgende Schlussfolgerung zu: In einem bibliodramatischen Prozess können sich soziodynamische Einstellungen in Bezug auf die Rollenfiguren eines biblischen Textes durchaus differenziert und in unterschiedlichen Richtungen verandern. Das heißt, nicht allein deshalb, weil eine biblische Person im Bibliodrama einen "Spielraum" bekommt und so eine neue Vertrautheit der Teilnehmenden mit ihr entsteht, wird sie anschließend auch als zunehmend anziehend eingeschätzt. Wie das Beispiel zunehmender ambivalenter Kräfte in Bezug auf die JUnger zeigt, werden bibliodramatisch rezipierte biblische Personen nicht zwangsläufig zu zunehmend "guten" oder "attraktiven" Personen. Vielmehr können die Richtungen, in die sich die soziodynamischen Kräfte der Anziehung und Abstoßung in Bezug auf biblische Personen verändern, durchaus unterschiedlich ausfallen. Diese Beobachtungen unterschiedlich gerichteter Trends in Bezug auf Jesus und die JUnger lenkt des Weiteren den Blick zurOck auf den bearbeiteten biblischen Text. Das Ergebnis soziodynamisch unterschiedlich gerichteter Einstellungsänderungen in Bezug auf die Jünger und Jesus aus Mk 4,35-41 lässt sich nämlich durchaus als eine textgemäße Rezeption dieser Perikope verstehen. Wenn aus exegetischer Sicht "durch die Identifikation mit den Jüngern ... die Gemeinde ihr eigenes Fehlverhalten und ihren Unglauben wahmehmen" 7 S6 soll, dann ist es durchaus textgemäß, wenn im Verlaufe des hier untersuchten Bibliodramas die Einstellungen der Teilnehmenden in Bezug auf die Jünger aus Mk 4,35-41 eine Zunahme ambivalenter Kräfte aufweisen. Die Jünger sind- in dieser Perikope kein eindeutig vorbildliches Modell fllr die Nachfolge Jesu, in ihrem Verhalten spiegeln sich vielmehr die (u.U. eigenen und) zu überwindenden Ambivalenzen in der glaubenden Nachfolge Jesu wider. Wenn zudem angesichts des machtvollen Wortes Jesu in einer Situation großer Not "die Grundlosigkeit der Angst und die Notwendigkeit des Glaubens nur noch deutlicher''757 werden, dann ist es ebenfalls textgemaß, wenn im Verlaufe des hier untersuchten Bibliodramas die Einstellungen den Teilnehmenden in Bezug auf Jesus in M.4,35-41 zunehmend von den Kräften der Anziehung, des Glaubens und der Faszination bzw. eines abnehmend
?S6
VOGT: Angst und /tknti/41 im Marlcusevangelium (s. Anm. 344), 83.
m KITTEL: .. Wer ist tkr?" (s. Anm. 365), 532.
6. 1 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse
377
eingeschätzten Konfliktes mit Jesus geprägt wurden. Jesu göttlich-rettendes Wort und Wirken stärkt den Glauben der Seinen- er ist ihnen Nahe in der Not. Diese Ergebnisse lassen sich nun dahingehend interpretieren, dass das Bibliodrama längerfristige und differenzierte soziodynamische Einstellungsänderungen in Bezug auf biblische Personen bewirkt, die sich in Bezug auf den hier untersuchten biblischen Text Mk 4,35-41 durchaus auch als textgemäße Veränderungen verstehen ließen.
Längerfristige Zunahme von Vorstellungen und Empfindungen in Bezug auf biblische Personen aufgrunddes Bib/iodramas Ebenfalls zeigte sich ein längerfristiger Trend zunehmender Vorstellungen und Empfindungen der Teilnehmenden in Bezug auf die JUnger aus Mk 4,35-41 (Hypothese 5). Bis einschließlich vier Wochen nach dem Bibliodrama nahm diese kognitiv-emotionale Repräsentanz der JUngerfigur, d.h. die Qualität und Quantität der Vorstellungen und Empfindungen, die den Teilnehmenden in Bezug auf die JUnger kommen, zu. Direkt nach dem Bibliodrama war diese Zunahme sehr deutlich, d.h. um 27,3% gesteigert. Gegenüber diesem Höhepunkt war sie zwar bis vier Wochen nach dem Bibliodrama wieder rückUlufig, verblieb aber immer noch signifikant höher als vor dem Bibliodrama. Ähnlich wie schon LEliTZ die "Erweiterung der kognitiv-emotionalen Erfahrung"m der Teilnehmenden als eine Wirkung des Psychodramas erwartet, zeigt der berichtete Trend zunehmender Vorstellungen und Empfindungen, dass aufgrund des hier untersuchten psychodramatisch orientierten Bibliodramas eine längerfristige Erweiterung der kognitiv-emotionalen Erfahrung der Teilnehmenden in Bezug auf die JUngerfigur beobachtet werden konnte. Diese Ulngerfristige Erweiterung der kognitiv-emotionalen Erfahrung muss zwar als eine eher allgemeine und nicht weiter spezifizierte Aussage verstanden werden (z.B. nicht spezifiziert in Bezug auf die Inhalte der Vorstellungen und Empfindungen; vgl. hierzu aber auch den vorherigen Abschnitt und die dort beschriebenen soziodynamischen Einstellungsänderungen in Bezug auf die JUnger sowie die veränderten Einschätzungen der Reaktionsweisen der Jünger). Sie weist aber doch auf eine nachhaltige Verlebendigung des Jüngerbildes der Teilnehmenden (in Bezug auf Mk 4,35-41) hin. Diese Ergebnisse lassen sich nun dahingehend interpretieren, dass das Bibliodrama eine längerfristige Verlebendigung der kognitiv-emotionalen Erfahrung der Teilnehmenden in Bezug auf die bibliodramatisch "aufgetretenen" Personen eines biblischen Textes bewirkt.
Einstellungsiinderungen in Bezug auf den Verhaltensraum der narrativen Akteure im Verlaufe des Bibliodramas Die eher kognitiv geprägten Einstellungsänderungen, d.h. die Veranderungen bei den verhaltensbeschreibenden Adjektivnennungen in Bezug auf die narrativen Akteure (Jesus, Jünger, Wind/See) aus Mk 4,35-41 (Hypothese 4), wurden in Bezug auf Jesus fllr einen Teil der Variablen signifikant, in Bezug auf die Jünger
758
Lwrz: Das klassische Psychodrama (s. Anm. 436), 57.
378
6 Zusammenfassung, Diskussion undweiterfUhrende Überlegungen
filr alle Variablen, in Bezug auf den Wind/See aber nicht. Allerdings muss hierbei berücksichtigt werden, dass im Rahmen des Ratingprozesses filr die verhaltensbeschreibenden Adjektive durchschnittlich nur auf zwei Drittel der Teilnehmerdaten zurückgegriffen werden konnte. Das heißt: Bei einer größeren Anzahl statistisch verwertbarer Daten hätten sich u. U. weitere Signifikanzen einstellen können. Darüber hinaus konnte nicht ausgeschlossen werden, dass diese Verfinderungen neben dem bibliodramatischen Prozess nicht auch mitbedingt waren durch verschiedene Einflussvariablen (Alter, Konfession, Zugehörigkeit zu einer Untersuchungsgruppe). Trotz dieser nur teilweisen und eingesellrankten Bestatigung der Hypothese 4 lässt sich doch folgern, dass das Bibliodrama mit dazu beiträgt, eher kognitive Einstellungsanderungen, wie es hier die verflnderten Einschätzungen des Verhaltensraumes der narrativen Akteure einer biblischen Enllhlung waren, in Bezug auf das Verständnis eine biblisches Textes zu bewirken. Zusammenfassung In den voranstehenden Abschnitten zeigten sich mehrfach Verfinderungen des Textverständnisses bei den Teilnehmenden als Wirkungen des Bibliodramas. Dass diese Verfinderungen des Textverständnisses aufgrund des Bibliodramas zudem längerfristig, d.h. bis vier Wochen nach dem Bibliodrama wirken, zeigte sich sowohl bei den wiederholt stabilen und verlässlichen Selbsteinschlltzungen der Teilnehmenden als auch bei den längerfristigen Trends verflnderter soziodynamischer Einstellungen und kognitiv-emotionaler Wahrnehmungen. Damit kann die in der bibliodramatischen Literatur postulierte Wirkung des Bibliodramas, dass es u.a. und wie hier untersucht - Verfinderungen des Textverständnisses bei den Teilnehmenden hervorruft, bestätigt werden.
6.1.2
Verloderungen des Textventindnisses im Zusammenhang des Rollenspiels
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Überprüfung der Hypothesen 6 und 7 zusammengefasst und diskutiert. In diese beiden Hypothesen wurden Verfinderungen des Textverständnisses der Teilnehmenden als ein Effekt einer speziellen Dynamik innerhalb einer häufig verwandten Methode bibliodramatischer Arbeit, nämlich als ein Effekt der Intensität der Verschmelzung mit einer im Rollenspiel gespielten Rolle (d.h. filr die Befragungszeitpunkte vor und nach dem Rollenspiel) vorhergesagt.
Größere Veränderungen des Textverständnisses bei zunehmender Verschmelzung mit der gespielten Rolle Für den Zusammenhang des Ausmaßes des verflnderten Textverständnisses mit der Intensität der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle (Hypothese 6) zeigte sich filr zwei der untersuchten Variablen, nämlich filr das zunehmende Ausmaß der aufgrund des Rollenspiels selbsteingeschätzten Verfinderungen des Textverständnisses und ftlr die Zunahme der kognitiv-emotionalen Reprllsentanz der JQngerfigur, von vor bis nach dem Rollenspiel der in der Form eines umgekehrten u·s erwartete kurvilineare Zusammenhang mit der Verschmelzung mit der gespielten
6.1 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse
319
Rolle. Zumindest aber und sehr deutlich ließ sich ein linear ansteigender Zusammenhang zeigen, der sich auch fllr eine Variable der Verhaltensraumeinschätzungen in Bezug auf den narrativen Akteur Wind/See finden ließ (ftlr die SYMLOGDimension positiv versus negativ eingeschätztes Verhalten). FOr die restlichen Variablen (soziodynamische Einstellungsänderungen in Bezug auf Jesus und die Jünger, veränderte Verhaltensraumeinschätzungen ftlr die Akteure Jesus, JUnger und z.T. fllr Wind/See) fanden sich keine solchen Zusammenhänge. Allerdings fanden sich fllr diese Variablen - mit einer Ausnahme - auch insgesamt keine signifikanten Veränderungen von vor bis nach dem Rollenspiel. Dementsprechend wurde gefolgert, dass sich erst dann der erwartete kwvilineare (aber mindestens ansteigend lineare) Zusammenhang einstellt, wenn zuvor Oberhaupt signifikante Veränderungen auftreten. Das heißt: Eine zunehmend intensive - aber nicht unbedingt intensivste - Verschmelzung mit einer gespielten Rolle hängt mit einem zunehmenden Ausmaß an Veränderungen des Textverständnisses zusammen. Dieses Ergebnis kann folgendermaßen erklärt werden: Zunächst einmal ist es vergleichbar mit den von ANDRIESSEN u.a. beobachteten vier Stufen idealen mimetischen Rollenspielverhaltens in einem bibliodramatischen Rollenspiel (s.o. 77). In dieser Arbeit wurden sie beschrieben als 1. innerliche Distanz der Spielenden zu ihrer Rolle, 2. innerliche Verschmelzung mit der Rolle bei außerlieber Distanz zur Darstellung des Rollenverhaltens, 3. Gleichgewicht von innerlicher und äußerlicher Verschmelzung mit und Distanz gegenüber der Rolle und 4. Oberflutende innerliche und außerliehe Verschmelzung mit der Rolle ohne distanzierende Momente (s.o. 170f). Von ANDRIESSEN u.a. ist das Rollenspielverhalten der Stufe 3 als ideales mimetisches Verhalten eingeschätzt worden. so dass der Zusammenhang der vier Stufen als ein in der Form eines umgekehrten U's kurvilineares Verhlltnis verstanden werden konnte. Das Ideal eines balancierten Verhlltnisses von Rollenverschmelzung und Rollendistanz ist auch andernorts verschiedentlich beschrieben worden (vgl. hierzu die in Kapitel 3.2.2.3 berichteten Beobachtungen). Dieses Ideal l.lsst sich nun auch - in den Grenzen der soeben zusammengefassten Ergebnisse der hier diskutierten Hypothese - ftlr das Ausmaß der Veränderungen des Textverständnisses beobachten: Je mehr die Teilnehmenden innerlich und außerlieh mit der von ihnen gespielten Rolle verschmelzen, desto mehr lodert sich das Verständnis ihrer Rolle und damit deren Kontext in der gesamten biblischen Erzählung, wobei aber intensivste Verschmelzung mit der Rolle nicht mit größten Verloderungen des Textverständnisses zusammenhingt. Die zunehmende Verschmelzung mit der Rolle ftlhrt zu neuen Erfahrungen und Erlebnissen in Bezug auf die gespielte Rollenfigur und ihre Verflechtungen innerhalb des biblischen Textes. Das heißt: Je mehr der Rollenspieleode mit der gespielten Rolle verschmilzt, desto mehr nimmt er die ihm typische Kontrolle des eigenen Verhaltens und Erlebens zwilck und Oberlässt sich der Dynamik seiner Rollenfigur. So entsteht eine zunehmende Differenz zwischen dem eigenen üblichen Erleben und Verhalten und dem, was der Spielende in seiner Rolle erfthrt. Aus dieser Differenz zieht er dann Erkenntnisse und Einsichten. die ihn seine gespielte Rolle im Kontext des gesamten biblischen Textes neu verstehen lässt. Behält der Rollenspielende nun bei zunehmender Verschmelzung mit der Rolle die Möglichkeit, zugleich immer wieder auch distanzierend auf seine Rollenerfahrungen zu reflektieren und somit seine Ich-Wahrnehmung gegenOber der Rollen-
380
6 Zusammenfassung. Diskussion und weiterfohrende Überlegungen
verschmelzungimmer wieder aufzubauen, dann kann er die Rollenerfahrungen in sein Ich-Bewusstsein integrieren. Hält sich der Rollenspielende hingegen die gespielte Rolle außerlieh und innerlich auf Distanz, nehmen seine Möglichkeiten, neue Einsichten zu gewinnen, ab. Die Entdeckung neuen Verhaltens und Empfindens, die die Verschmelzung mit den innerlichen und außerlieben Dynamiken einer Rolle in deren Bezugsfelds einer biblischen Erzählung eröffnen kann, bleibt zunehmend aus. Aber auch eine überflutende Verschmelzung mit der gespielten Rolle reduziert die Möglichkeit neuer Entdeckungen. Das eigene Spiel kann aufgnmd der Überflutung durch die gespielte Rolle nicht mehr zugleich und in einem parallelen Prozess kritisch reflektierend verstanden werden, d.h., das Ich des Rollenspielenden kann die sich im Spiel entwickelnden rollenbedingten Erlebnisse und Erfahrungen nicht mehr von sich distanzieren und damit benennen. Mit anderen Worten: Wenn das Ich des Spielenden ganzlieh in der Rolle versinkt, dann kann dieses Oberflutete Ich auch keine neuen Erkenntnisse integrieren. (An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass der Post-Befiagungszeitpunkt filr die hier diskutierte Hypothese unmittelbar nach dem Rollenspiel und vor der Reflexions- und Integrationsphase lag. Eine angeleitete distanzierende bzw. integrierende Reflexion des im Rollenspiel Erlebten stand also noch aus). Wie bereits erwähnt wurde, ließ sich anband der empirischen Ergebnisse filr zwei Variablen der erwartete kurvilineare Zusammenhang der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle und dem Ausmaß des veränderten Textverständnisses fmden. Sehr deutlich aber und insgesamt filr drei Variablen zeigte sich ein linear ansteigender Zusammenhang (abgesehen von jenen Variablen, fllr die weitgehend auch keine signifikanten Veränderungen von vor bis nach dem Rollenspiel zu finden waren). Insofern könnte nun angenommen werden. dass nicht ein kurvilinearer, sondern vielmehr ein linear ansteigender Zusammenhang zwischen geringer bis überflutender Verschmelzung mit der gespielten Rolle und dem Ausmaß des veränderten Textverständnisses besteht. In allen Untersuchungsgruppen und Rollenspielen dieser Untersuchung war es jedoch augenscheinlich, dass eine Überflutung eines Rollenspielenden durch die gespielte Rolle nicht stattgefunden hatte. 7s9 Da extreme und überflutende Rollenerfahrungen vom Autor durchgängig nicht beobachtet wurden, ist es verständlich, dass sich ein linearer Zusammenhang der Verschmelzung mit der Rolle und dem Ausmaß des veränderten Textverständnisses deutlicher zeigte als der erwartete kurvilineare Zusammenhang. Wären hingegen verbreitet überflutende Rollenerfahrungen der Teilnehmenden aufgetreten, wäre der erwartete kurvilineare Zusammenhang vermutlich deutlicher erkennbar gewesen. Insgesamt kann also festgehalten werden: Insofern das Rollenspiel ein bedeutsames gemeinsames methodisches Element bibliodramatischer Arbeitsweisen ist (s. o. 35f), wird das in dieser Studie untersuchte Ziel des Bibliodramas, Veränderungen des Textverständnisses zu bewirken, in einem Bibliodrama um so mehr
759
Dies ließ sich daran festmachen. dass die Teilnehmenden in der Lage waren. die unmittelbar nach dem Rollenspiel eingereichten Fragebogen ohne VerzOgerungen zu beantworten. Es war ihnen also gelungen, sich gut zu "entrollen", d.h. sich nach dem Spiel aus und von ihren Rollen zu verabschieden - mit einer Ausnahme allerdings, wo dann mithilfe einer Leiterintervention das Entrollen individuell gesondert begleitet wurde.
6.1 Zusammenfassung und Dislcussion der Ergebnisse
381
erreicht, je mehr die Teilnehmenden mit ihrer gespielten Rolle verschmolzen sind. Dabei ft1hrt aber eine llußerst intensive Verschmelzung wiederum zu einem geringeren oder zumindest doch keinem noch größeren Ausmaß der Veränderungen des Textverständnisses. Dieses Ergebnis ist auch insofern bedeutsam, als dass es dementsprechend nicht ein Ziel bibliodramatischen RollenspieJens sein kann, eine Oberflutende Verschmelzung des Rollenspielenden mit der gespielten Rolle herauszufordern. Will Bibliodrama das Verstandnis eines biblischen Textes in den Teilnehmenden verändern, dann ist eine Balance von intensiver Verschmelzung mit der Rolle bei gleichzeitiger Distanz ihr gegenüber zielftlhrender (abgesehen von pastoralpsychologischen bzw. ethischen Bedenken, die gegenüber idealisierten Erfahrungen bzw. einer gezielten lnduzierung Oberflutender Rollenübernahmen einzubringen waren). Unterschiedliche Voreinstellungen und Häufigkeilen der Einstellungsänderung in Bezug auf eine gespielte Rollenfigur
Die spezifischen Vorbedingungen der Hypothese 7, dass die Rollenspielenden u.a. intensiv mit der von ihnen gespielten Rolle verschmolzen sein mussten und vor dem Rollenspiel eine ambivalente Einstellung gegenüber dieser Rolle hatten angeben müssen, fllhrten dazu, dass allein unter der ROcksicht dieser beiden Bedingungen zu wenige relevante Beobachtungen gemacht werden konnten (nämlich ftlr nur ftlnf Teilnehmende). Eine statistische Überprüfung konnte deshalb nicht sinnvoll durchgeftlhrt werden. Rollenspeziftsch unterschiedliche Voreinstellungen in Bezug auf eine gespielte Rollenfigur
Weiterftlhrende Untersuchungen in Bezug auf die Teilgruppen JUngerrollenspielende versus Nicht-JUngerrollenspielende zeigten, dass JUngerrollenspielende häufiger dazu neigen, vor dem Rollenspiel gegenüber der von ihnen zu spielenden Rolle soziadynamisch eindeutige, d.h. vorherrschend antagonistisch von entweder Anziehung oder Abstoßung bestimmte Einstellungen einzunehmen als soziadynamisch uneindeutige, d.h. vorherrschend synergetisch von Ambivalenz bis Indifferenz bestimmte Einstellungen. Nicht-JUngerrollenspielende unterschieden sich davon signifikant mit nahezu gleich verteilten Häufigkeilen fllr eindeutige und uneindeutige Voreinstellungen. Verallgemeinemd wurde insofern ein rollenspezifischer Zusammenhang in Bezug auf die Voreinstellung gegenüber einer zu spielenden Rolle gefolgert: nämlich eine Oberdurchschnittlich häufige eindeutige Voreinstellung gegenOber einer im späteren Rollenspiel übernommenen Rolle. Dieser Zusammenhang ist auch ein Grund dafllr, warum die in Hypothese 7 geforderte Bedingung, eine ambivalente Voreinstellung in Bezug auf die zu spielende Rolle, eher selten zu finden war. Rollenspielende neigen dazu, dann eine Rollenfigur zu spielen, wenn sie ihr gegenüber eine eindeutige Voreinstellung haben bzw. wenn sie zumindest vor oder im Blick auf das Rollenspiel eine solche Einstellung aufbauen oder einnehmen. Dieser verallgemeinerte Zusammenhang einer tatsächlichen oder auch im Blick auf das Rollenspiel prospektiv eingenommenen eindeutigen Voreinstellung gegenOber der zu spielenden Rolle lässt sich folgendermaßen verstehen: Die rollenspielerische Identifikation mit einer Rollenfigur, der gegen-
382
6 Zusammenfassung, Diskussion und weiterfUhrende Überlegungen
Ober der Rollenspielende eine eindeutige, entweder von Anziehung oder von Abstoßung geprägte Voreinstellung hat, fllllt leichter als die Identifikation mit einer ambivalent oder indifferent betrachteten Rollenfigur. Ambivalent eingeschätzte Rollenfiguren lösen eher Ängste oder Unsicherheiten aus, wie diese Rolle zu spielen ist, was in ihrem Spiel wohl erlebt werden wird, ob aufgrund der hoben und widersprüchlich zusammengesetzten Energien in Bezug auf die Rollenfigur (von sowohl großer Anziehung als auch zugleich großer AbstoßWlg) eventuell einerseits Spielblockaden auftreten können oder andererseits zu viele unabsehbare Entscheidungen oder Neubewertungen in Bezug auf die gespielte Rolle getroffen werden müssen etc. Indifferent eingeschätzte Rollenfiguren sind hingegen ft1r eine Rollenübernahme eher uninteressant, da sie vom Rollenspielenden kaum mit Energien der Anziehung oder Abstoßung besetzt sind. Eindeutige Voreinstellungen vermitteln eher eine Sicherheit, die Identifikation mit der zu spielenden Rolle im Rollenspiel aufrecht erhalten zu können, ohne eine beständige innere Spannung widersprüchlicher (sowohl von Kräften der Anziehung als zugleich auch von Kräften der Abstoßung bestimmter) Einstellungen gegenüber dieser Rollenfigur zu erleben. Htiufigerer WechseljUr uneindeutige alsftlr eindeutige Voreinstellungen in Bezug auf eine gespielte Rollenfigur
Des Weiteren zeigte sich, dass Einstellungsänderungen signifikant häufiger dann auftreten, wenn die Teilnehmenden gegenüber einer im Rollenspiel auftretenden Rollenfigur (Jesus, Jünger) vor dem Rollenspiel uneindeutige Einstelllßlgen (Ambivalenz, Indifferenz) hatten, als wenn sie vorher eindeutige Einstellungen (AnziehWlg, Abstoßung) hatten. Dabei unterschied sich die Teilgruppe der jeweiligen Rollenträger (Jesus- bzw. Jüngerrollenspielende) in der Häufigkeit der Einstellungsanderungen nicht von der Teilgruppe der Träger anderer Rollen (Nicht- Jesusrollenspielende bzw. Nicht-Jüngerrollenspielende). Zudem unterschieden sich beide Teilgruppen nicht in dem signifikant häufigeren Wechsel uneindeutiger Voreinstellungen versus eindeutiger Voreinstellungen. Dieses Ergebnis wurde so interpretiert, dass die Häufigkeit der EinsteiiWlgslnderungen von vor bis nach einem Rollenspiel kein rollenspezifisches Phinomen ist. Die jeweiligen Rollentrager wechseln nicht häufiger ihre Einstellungen gegenüber der von ihnen gespielten Rollenfigur als es bei den Trägem anderer Rollen gegenüber dieser nicht von ihnen gespielten Rollenfigur zu beobachten ist. Vielmehr ist rollenübergreifend die jeweilige Voreinstellung bedeutsam ftlr einen Wechsel der Einstellungen. 76t> Uneindeutige Einstellungen gegenüber einer Rollenfigur, bei denen unterschiedliche synergetische Zusammensetzungen der Krafte der AnziehWlg und der Abstoßung vorliegen, sind demnach anftllliger ft1r Umstruktwierungen dieser Zusammensetzung. Dies ist insofern erklärbar, als dass uneindeutigen Voreinstellungen
760
Dennoch müsste wohl ein erlebensbezogener Unterschied bedacht werden. Im Falle einer Einstellungsanderung gegenOber einer selbst gespielten Rolle dOrfte sich diese Veranderung eher mit den eigenen Ausgestaltungen dieser Rolle und den dementsprechenden Selbstwahrnehmungen in der Rolle verbinden, wohingegen Einstellungsanderungen gegenOber einer nicht selbst gespielten Rolle sich eher mit den Fremdbeobachtungen zu und den Rollenspielbegegnmtgen mit dieser Rolle verbinden dOrften.
6.1 Zusammenfassung und Dislcussion der Ergebnisse
383
nicht nur eine vorherrschende soziadynamische Kraft zugrunde liegt, wie dies der Fall bei vorherrschenden eindeutigen Einstellungen ist (entweder Anziehung oder Abstoßung), sondern zwei sich widerstrebende Kräfte (sowohl Anziehung als auch Abstoßung). FUr diese sich widerstrebenden und zugleich auftretenden Krlfte innerhalb uneindeutiger Voreinstellungen ist es nun wahrscheinlicher, dass sie weniger Impulse aus dem Rollenspiel benötigen. um sich in ihrer Zusammensetzung zu verändern. als dies fllr nur eine vorherrschende soziodynamische Kraft innerhalb eindeutiger Voreinstellungen der Fall ist. Insgesamt lässt sich aus diesen weiterfllhrenden Untersuchungen zur Hypothese 7 festhalten, dass im Rahmen des untersuchten bibliodramatischen Rollenspiels (d.h. von direkt vor bis direkt nach dem eigentlichen Rollenspiel) einerseits rollenspezifische Unterschiede erkennbar wurden, andererseits aber ebenso rollenObergreifend einstellungsspezifische Zusammenhange. Einerseits tendieren Rollenspielende eher dazu eine Rolle zu spielen, der gegenOber sie eine eindeutige Voreinstellungen haben, andererseits finden EinstellungsAnderungen rollenObergreifend gleich häufig statt, und zwar eher dann, wenn die Voreinstellungen gegenOber einer im Rollespiel auftretenden Rollenfigur uneindeutig sind.
Zusammenfassung FUr die zu den Hypothesen 6 und 7 diskutierten Ergebnisse konnten zusammenfassend folgende ZusammenhAnge in Bezug auf das bibliodramatische Rollenspiel gezeigt werden:
a)
Dynamischer Zusammenhang von Rollenverschmelzung und verändertem Tex/Verständnis: Will das Bibliodrama u.a. Verßnderungen des Textverstllndnisses bei den Teilnehmenden bewirken, dann steht eine zunehmend intensive (nicht aber äußerst intensive oder überflutende) Verschmelzung mit der gespielten Rolle in einem positiven Zusammenhang mit einem zunehmenden Ausmaß an Verßnderungen des Textverstandnisses.
b)
Rollenspezifischer Zusammenhang von Voreinstellung und Rol/enwahl. Rollenspielende haben Oberdurchschnittlich häufiger eine soziadynamisch eindeutige Voreinstellung (entweder Anziehung oder Abstoßung) gegenOber der von ihnen gespielten Rollenfigur als die Mitspielenden anderer Rollen gegenüber dieser Rollenfigur.
c)
Einstellungsspezifischer Zusammenhang von Voreinstellung und Einstellungstinderung. Die Häufigkeit einer Einstellungsänderung in Bezug auf eine im Rollenspiel auftretende Rollenfigur hAngt nicht davon ab, ob die Rollenspielenden diese Rollenfigur selbst spielen oder ob sie eine andere Rolle spielen. Vielmehr treten Einstellungsänderungen in Bezug auf eine im Rollenspiel auftretende Rollenfigur rollenObergreifend häufiger dann statt, wenn die Rollenspielenden vor dem Rollenspiel ihr gegenOber soziadynamisch synergetische, d.h. uneindeutige Voreinstellungen (sowohl Anziehung als auch Abstoßung) haben.
384
6 Zusammenfassung, Diskussion und weiterfUhrende Ober/egungen
6.1.3
Effekte des Erzihlmusters des Jilngerunverstindnisses auf das Muster der Verloderungen des Textverständnisses
Neben Veränderungen des Textverständnisses bei den Teilnehmenden, die als ein Rezeptionseffekt (des gesamten Bibliodramatreatments bzw. spezieller Effekte des Rollenspiels) untersucht wurden, wurden Veränderungen des Textverständnisses auch darauf hin überprüft, ob sie als ein Effekt des biblischen Textes verstanden werden konnten (von vor bis einschließlich vier Wochen nach dem Bibliodrama). Dazu wurden sozialpsychologische Faktoren im Erzählmuster des Jüngerunverständnisses in Mk 4,35-41 mithilfe eines Modells der Bedingungen der Perspektivenübernahme erhoben (nach STEINSIWICKLUND). Nach diesem Modell bedingt ein hoher situativer Konflikt einer Person mit einer ftlr sie bedeutsamen Zielperson der PerspektivenObernahme eine geringe Übernahme der Perspektive dieser Zielperson. Eine geringe oder misslungene Übernahme der Perspektive Jesu durch die Jünger {JUnger-Unverständnis) wurde aufgrund exegetischer Untersuchungen als eine JUngerreaktion der Angst (bzw. ergänzend des Erschreckens) konzeptionalisiert. Eine große oder gelungene Übernahme der Perspektive Jesu durch die Jünger (Jünger-Verständnis) wurde demgegenOber als eine JUngerreaktion des Glaubens (bzw. erganzend der Faszination) konzeptionalisiert. Die Einschätzungen sowohl der Intensität des JUngerkonfliktes mit Jesus als auch der Jüngerreaktionen unter den antagonistischen Polen Angst- Glaube (bzw. Erschrecken- Faszination) in Bezug auf Jesus nahmen die Teilnehmenden in der imaginierten Perspektive der Jünger vor. Wenn nun diese, mithilfe der sozialpsychologischen Faktoren beschriebene Dynamik im Erzählmuster des JUngerunverständnisses einen Effekt auf das Verständnis desselben auslöst, dann sollte sich zeigen (Hypothese 8), dass Veränderungen im Verständnis des Jüngerunverständnisses eben genau dieser gegenläufigen Dynamik folgen: zunehmende Konflikteinschätzungen entsprechen abnehmenden G Iaubenseinschätzungen (oder antagonistisch: zunehmenden Angsteinschätzungen) bzw. umgekehrt: abnehmende Konflikteinschätzungen entsprechen zunehmenden G Iaubenseinschätzungen (oder antagonistisch: abnehmenden Angsteinschätzungen; analog ftlr die Reaktionen Erschrecken - Faszination). Rezipieren die Teilnehmenden Mk 4,35-41 innerhalb dieses Musters, dann Obernehmen sie damit eine Dynamik, wie sie hier sozialpsychologisch ftlr das Erzählmuster des Jüngerunverständnisses erhoben wurde. Dieses Muster ließ sich finden. Von vor bis nach dem Bibliodrama zeigte sich ein signifikant gegenläufiger Trend abnehmender Konflikteinschätzungen und zunehmender Glaubenseinschätzungen (tendenziell auch ftlr zunehmende Einschätzungen der Faszination). Von nach dem Bibliodrama bis vier Wochen später zeigte sich ebenfalls dieses gegenläufige Muster, nur in umgekehrten Richtungen: bei zunehmender Konflikteinschätzung nahmen die Einschätzungen des Glaubens signifikant ab (ebenso die Einschätzungen der Faszination). Dieses Ergebnis bedeutet, dass die Dynamik des Erzählmusters des J Ongerunverständnisses in Mk 4,35-41 der Rezeption dieses Textes selbst ein Muster verleiht bzw. dass die Veränderungen des Textverständnisses im Rahmen dieser Dynamik wiedererkannt werden können. Die bibliodramatische Bearbeitung des Textes verändert sein Verständnis nicht entgegen, sondern innerhalb der durch das zugrundliegende Erzählmuster bedingten Dynamik. Das heißt, der Text selbst Obt
6.2 Methodische Kritik
385
einen Effekt auf die Veränderungen seines Verständnisses aus. Inhaltlich betrachtet fanden sich von vor bis einschließlich vier Wochen nach dem Bibliodrama signifikante Trends zunehmender Einschätzungen des Glaubens und der Faszination als Reaktion der JODger und abnehmende Einschätzungen des Konfliktes der JUnger mit Jesus. Die entscheidende Aussage ist an dieser Stelle aber nicht die pastoralpsychologisch interessante Wirkung des untersuchten Bibliodramas in Bezug auf das Jesusbild der Teilnehmenden, die sich in diesen Trends erkennen lässt. Und zwar auch dann, wenn berücksichtigt wird, dass diesen Trends nicht direkte Selbsteinschätzungen der Teilnehmenden zugrunde lieben, sondern ,,nur' Einschätzungen aus einer imaginierten JODgerperspektive. Auch als solche zeigen diese Trends veränderte Einstellungen in Bezug auf Jesus: zunehmender Glaube und zunehmende Faszination bei abnehmender Konfliktwahmehmung. 761 Entscheidend im Rahmen der hier besprochenen Hypothese ist vielmehr, dass sich die gefundenen signifikanten Zusammenhänge im Rahmen der Dynamik des Erzählmusters des JODgerunverständnisses verstehen ließen. DRECHSEL hatte gefordert, dass die Subjekthaftigkeit des biblischen Textes gegenüber der Subjektivitat der Teilnehmenden und Leitenden eines Bibliodramas nicht in den Hintergrund treten darf (s.o. Seite 5~2). Im hermeneutischen Dreieck von Text-Teilnehmenden-Leitenden muss auch der biblische Text selbst seiner Rezeption Form und Konkretion verleihen. Ansonsten ist der Text nach DRECHSEL's Darlegung der Winnicott'schen Objekt-Relationstheorie in Gefahr, nur als ein Objekt ftlr Projektionen und Selbstergänzungen "gebraucht" zu werden, nicht aber als ein freigegebenes "Subjekt" der Außenwelt "verwendet" zu werden, dass erst als solches auch eigene Effekte entfalten kann. In den soeben berichteten Ergebnissen zeigt sich nun am Beispiel von Mk 4,35--41, dass biblische Texte diese starke Wirkung entfalten: Der dem hier untersuchten Bibliodrama zugrundeliegende Text Mk 4,35-41, d.h. speziell das dort enthaltene Erzählmuster des JODgerunverständnisses, weist eine sozialpsychologisch beschriebene Dynamik auf, dessen Muster sich in den Veränderungen des Textverstandnisses bei den Teilnehmenden wiedergefunden hat. Damit konnte an einem Beispiel gezeigt werden, dass in einem Bibliodrama der biblische Text selbst seiner Rezeption ein Muster verleihen kann.
6.2 Methodische Kritik FOr die hier durchgefllhrte empirische Untersuchung zu Veränderungen des Textverständnisses bei Bibliodramateilnehmenden wurden im Verlaufe der Arbeit eine Reihe von Vorentscheidungen und Festlegungen getroffen. Die soeben zusammengefassten und diskutierten Ergebnisse mOssen vor dem Hintergrund dieser Vorentscheidungen und Festlegungen beurteilt werden. Im Folgenden werden
761
So schrieb beispielsweise ein Teilnebmer in einer nachtragliehen RDcluneldung, er habe bislang immer nur ein GeftlhJ der Enttauschung gegenober Jesus bei den Jongem aus Mk 4,35-41 empfunden. Nun habe er aber auch in ihrer Sprachlosigkeit am Ende der Perikope ein Geftlhl der Bewunderung Jesu entdeckt - und dieses Geftlhl sprachloser Bewunderung Jesus sei nun neu zu seinem Verstandnis dieses Textes hinzugekommen.
386
6 Zusammenfassung, Diskussion und weiterführende Oberlegungen
methodisch kritisch die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse und ihr Wert hinsichtlich einer Kausalität beanspruchenden Erkllnmg diskutiert.
6.2.1
Verallgemeinerbarkeit
Die hier durchgeftlhrte empirische Studie erhebt nicht den Anspruch, fllr alle bibliodramatischen Arbeitsweisen und Zielgruppen und in Bezug auf alle möglichen biblischen Texte repräsentative Aussagen hinsichtlich aller das Textverständnis der Teilnehmenden verändernder Wirkungen zu erreichen. Dieser umfassende Verallgemeinerungsanspruch kann aus folgenden Granden nicht erhoben werden - der Erläuterung dieser GrUnde schließen sich jeweils Überlegungen an, inwieweit eine Generalisierbarkeit der hier gefundenen Ergebnisse aber möglich ist: a)
Bibliodramatische Bibelarbeit ist methodenplural und variantenreich. Sie lässt sich nach ihren Grundtypen und deren methodischen Schwerpunkten (s.o. Seite 53ft), ihrer jeweiligen Zentriertheit auf den Text, die Teilnehmenden oder die Gruppe (s.o. Seite 42) und auch ihrer Zeitdauer (von mehrstnndigen und in sich geschlossenen Prozessen bis zu Prozessen, die Ober mehrere Tage hinweg offen sind) unterscheiden. 762 Um fllr die hier durchgefllhrte empirische Untersuchung die methodische Vergleichbarkeit des Bibliodramatreatments zu gewahrleisten, mussten diesbezügliche Festlegungen getroffen werden. Andernfalls hätte beispielsweise die Anwendung unterschiedlicher Grundtypen des Bibliodramas die erwarteten Ergebnisse verzerren können. Es ist nämlich nicht auszuschließen, dass unterschiedliche bibliodramatische Grundtypen auch unterschiedliche Wirkungen auf Verlinderungen des Textverstandnisses bei den Teilnehmenden haben. Das hier untersuchte Bibliodrama musste dementsprechend auf bestimmte methodische Rahmenbedingungen festgelegt werden: Es wurde als ein in sich geschlossenes, textzentriertes, psychodramatisch orientiertes Bibliodrama mittlerer Dauer (3,5 Stunden ohne Pausen) und fllr mittlere Gruppengrößen763 konzipiert. Auch das eigentliche Rollenspiel dieses Bibliodramas wurde auf eine spezielle Va-
762
In diesem Abschnitt geht es nur um unterschiedliche methodische Aspekte bibliodramatischer Arbeitsweisen. Die Unterscheidbarkeil bibliodramatischer Arbeit nach seinen weiteren Konstituenten (vgl. Kapitel 1.3.2) wird in Bezug auf seine Zielgruppen und die jeweils bearbeiteten biblischen Texte in den folgenden Abschnitten berücksichtigt. Die Unterscheidbarkeil bibliodramatischer Arbeit in Bezug auf unterschiedliche Leiterpersönlichkeiten wird hier nicht ber1lcksichtigt- aber: Alle Untersuchungsgruppen dieser Arbeit hatten denselben Leiter, nlmlich den Autor dieser Arbeit, der den in Kapitel 1.1 beschriebenen, fachlich supervidierten bibliodramatischen Prozessablauf gleichermaßen in allen Untersuchungsgruppen durchgeftlhrt hat und der insofern von anderen Bibliodramleitenden repliziert werden kann. Außerdem verfbgt der Autor dieser Arbeit Ober eine bibliodramatische und psychodramatische Ausbildung, auf deren Standards er ftlr eine leiterbezogene Einordnung der Ergebnisse dieser Arbeit verweisen kann. Unterschiedliche instiMionelle Kontexte bibliodramatischer Gruppen (Bildungshluser, Universitat etc.) brauchen in den folgenden Abschnitten nicht bertlcksicbtig werden. da der Faktor der ZugehOrigkeit zu einer der acht Untersuchungsgruppen bereits als mOgliche Einflussvariable in die HypotbesenDberprOfungen integriert worden ist. Die durchschnittliche Anzahl der Teilnehmenden in den acht Untersuchungsgruppen dieser Arbeit lag bei ca. 12 Personen (s.o. Seite 247).
763
6.2 Methodische Kritik
387
riante festgelegt: auf ein eher rekonstruierendes Erzähl-Rollenspiel mit einer eher mimetisch replikativen Charakteristik des Rollenverhaltens der Teilnehmenden. Aufgrund dieser notwendigen Festlegungen ist im strengen Sinne eine Verallgemeinerbarkeit der gefundenen Ergebnisse auf andere als die genannte bibliodramatische Arbeitsweise[n] nicht möglich. Eine gemaßigtere Einschätzung lässt aber eine Verallgemeinerbarkeit der hier gefundenen Ergebnisse auf textzentrierte bibliodramatische Arbeitseinheiten zu, denen ein psychodramatisch orientierter methodischer Dreischritt von Erwärmungsphase - Rollenspielphase mit einem eher rekonstruierenden Rollenspiel - Reflexions- bzw. Integrationsphase zugrunde liegt. b)
Derzeit liegen keine statistischen Daten zur Grundgesamtheit aller Bibliodramateilnehmender vor. Insofern war es nicht möglich, eine zufallsbedingte Auswahl der Stichprobe vorzunehmen, die alle Bibliodramateilnehmenden repräsentiert. Aufgrund der in der bibliodramatischen Literatur genannten Praxisfelder bibliodramatischer Arbeitsweisen konnte aber doch eine theoretische Stichprobe zum Erwachsenenbereich bibliodramatischer Praxisfelder erhoben werden, ftlr die eine Verallgemeinerung der Ergebnisse möglich ist.
c)
Derzeit liegt keine dezidierte Systematik vor, welche biblischen Texte ftlr welche Zielgruppen mit welchen bibliodramatischen Arbeitsweisen und Methoden unter welchen Rahmenbedingungen besonders "bibliodramatauglich.. sind. Das heißt also auch, dass keine Systematik vorliegt, welche biblischen Texte besonders daftlr geeignet sind, an ihnen die hier untersuchte und in der bibliodramatischen Literatur postulierte Wirkung bibliodramatischer Arbeitsweisen, namlich u.a. Veränderungen des Textverständnisses bei den Teilnehmenden zu bewirken, zu beobachten. Insofern wurde ft1r die hier durchgeftlhrte Untersuchung ein geUlufiger, d.h. in der bibliodramatischen Literatur ft1r eine bibliodramatische Bearbeitung des Ofteren genannter Text, Mk 4,35-41, ausgewählt. Zudem weist dieser Text eine ftlr die bibliodramatische Textauswahl typische szenische und handlungsgefllllte Struktur auf. Des Weiteren enthält er symbolische Tiefe, aufgrund derer eine Korrelierbarkeit mit heutigen Glaubens- und Kirchenerfahrungen der Teilnehmenden angenommen764 werden konnte (zu diesen und weiteren GrOßden der Textauswahl von Mk 4,35-41 vor dem Hintergrund bibliodramatischer Kriterien vgl. detaillierter Seite 87ff). Neben seiner wiederholten literarischen Nennung als bibliodramatisch bearbeiteter Text richtete sich die Auswahl von Mk 4,35-41 also auch an den in der bibliodramatischen Literatur vereinzelt zu fmdenden und dann bevorzugt genannten Kriterien der Textauswahl aus (Korrelierbarkeit mit den Erfahrungen der Teilnehmenden, symbolische Tiefe, szenische und hand1ungsgefilllte Struktur, in der Regel Vorgabe durch die Leitenden;
764
Die Annahme, dass Mk 4,35-4Iftlr die Teilnehmenden korrelierbare Erfahrungen bereithalt, konnte insofern besWigt werden, als dass die Teilnebrnenden diesem Text vor dem Bibliodrama eine mittlere persOnliehe Bedeutsamkeil zugeschrieben hatten (s.o. Seite 257).
388
6 Zusammenfassung, Diskussion und weiterführende Überlegungen
s.o. Seite 43f). In Bezug auf die ftlr eine bibliodramatische Textauswahl bedeutsamen formalen und inhaltlichen Kriterien, sind die gefundenen Ergebnisse, dass das Bibliodrama längerfristige Veränderungen des Textverständnisses bei den Teilnehmenden bewirkt, also verallgemeinerbar. Die Verallgemeinerung des im Rahmen der Hypothese 8 gefundenen Texteffektes ist allerdings nicht möglich. Der hier ausgewählte Text Mk 4,35--41 kann diesbezüglich nicht ftlr die Vielzahl biblischer Texte und ihre Effekte stehen. Das Auftreten eines solchen, wenn auch hier mithilfe eines sehr speziellen sozialpsychologischen Modells erhobenen Texteffektes konnte aber doch beispielhaft gezeigt werden: In einem Bibliodrama gehen nicht nur verständnisverändernde oder -produzierende Wirkungen von den Rezipienten oder der Rezeptionsmethode auf den Text aus, sondern- wie das Beispiel dieser Untersuchung zeigt- auch Wirkungen vom Text aufdie Rezipienten. 765 d)
Die Erhebung des bei den Teilnehmenden veränderten Textverständnisses wurde auf Seiten der Teilnehmenden filr eine festgelegte Perspektive, nämlich filr affektive und kognitive Einstellungsänderungen bzw. fUr direkt selbsteingeschätzte Veränderungen des Textverständnisses, vorgenommen. Auf Seiten des Textes wurden Veränderungen des Verständnisses in Bezug auf exegetisch deduktiv ausgewählte Textelemente untersucht. Eine Verallgemeinerung auf andere Bezugspunkte ist insofern nicht ohne weiteres möglich. Beispielsweise ist eine Verallgemeinerung nur begrenzt ftlr offenere oder idiosynkratische Fragestellungen möglich, die die Bezugspunkte einer Veranderungsmessung weder auf Seiten des biblischen Textes noch auf Seiten des Teilnehmerverständnisses vorgeben, d.h., die weder die Perspektive fUr die Erhebung einer Verständnisänderung noch deduktiv die Textelemente filr eine solche Veränderungsmessung bestimmen. Eine Untersuchung also, die etwa folgender Frage nachgeht: In welchem Ausmaß (oder in welcher Verarbeitungstiefe, in welchem existentiellen oder spirituellen Bedeutungsumfang etc.) verändert sich das Verständnis eines von den Teilnehmenden vor dem Bibliodrama selbst bestimmten Aspektes dieser Perikope (z.B. eines bestimmten Handlungsstrangs, einer bestimmten biblischen Figur, einer bestimmten theologischen Aussage etc.) und ändert es sich in der Perspektive, die die Teilnehmenden selbst bestimmen (z.B. in größerer Nachvollziehbarkeil, größerer Identifikation, größerem Bezug zu eigenen Lebensfragen etc.)? Hier stellt sich zudem die Frage nach qualitativen Forschungsstrategien, die
765
An dieser Stelle wird nicht weiter unterschieden, ob dieser Texteffekt als eine intentio auctoris verstanden werden muss, insofern das Erzllhlmuster des Jongerunverstandnisses typisch markinisch ist, oder als eine lntentio operis, insofern er sich mithilfe eines ca 2000 Jahre spater entwickelten psychologischen Modells als eines von Marlrus selbst u.U. so nicht bewusst eingesetzten sozialpsychologischen Zusammenhangs erheben Jasst. Entscheidend ist, dass sich hier ein Zusammenhang abzeichnete, der sieb Ober die intentio kctoris der Rezipienten und ihrer Methode hinaus als ein an den Text gebundener Effekt darstellt (zur Unterscheidung der verschiedenen hermeneutisch relevanten Intentionen vgl. Umbcrto Eco: Die Grenzen der lnterpretallon. MOnchcn: Carl Hanser Ver!., 1990, 35-39; zur Anwendung moderner psychologischer Theorien aufbiblische Texte vergleiche Fußnote 645).
6.2 Methodische Kritik
389
noch offener nach Themen, Mustern und Richtungen eines veränderten Textverständnisses bei den Teilnehmenden suchen können. 766 Insofern in der vorliegenden Untersuchung Veränderungen des Verständnisses und der persönlichen Bedeutsamkeil des Textes mithilfe direkter Selbsteinschätzungen der Teilnehmenden vorgenommen wurden, können sie auch ftlr die soeben umschriebene Fragestellung verallgemeinert werden. Insofern bei diesen direkten Selbsteinschätzungen aber auch nach Verständnisänderungen in Bezug auf deduktiv vorherbestimmte Textelemente gefragt wurden, können sie nicht verallgemeinert werden. Wenn hier die Bezugspunkte ftlr eine Veränderungsmessung des Textverständnisses mithilfe exegetischer Überlegungen zum biblischen Textes deduktiv gewonnen wurden, dann verband sich damit die Annahme, dass ftlr jene Textelemente, die sich unter ausgewählten exegetischen Gesichtspunkten als bedeutsam erweisen, auch Veränderungen des Textverständnisses bei den Teilnehmenden erwartbar sind. 767 Ein solches deduktives Vorgehen wird vom Autor dieser Arbeit durchaus als auch bibliodramagemaß eingeschatzt, d.h. zumindest einem textzentrierten Bibliodrama gemaß. Ein solches Bibliodrama sieht nämlich den biblischen Text als seine Basis an: Es sucht seinen Ausgangspunkt bei diesem Text, lenkt in seinem Verlauf seine Aufmerksamkeit immer wieder diesem Text zu und kehrt am Ende wieder zu ihm zw1lck (s.o. Seite 42f). Die gewählte Perspektive, Änderungen des Textverständnisses bevorzugt als kognitive und affektive Einstellungsloderungen zu erheben, schloss sich zudem zum einen der exegetischen Analyse an, zum anderen der psychodramatischorientierten Arbeitsweise. Exegetisch wurden narrative Akteure, deren Verhaltensraume und deren im Rahmen des Jüngerunverständnisses erkennbaren Reaktionsweisen als Bezugspunkte ftlr eine Veränderungsmessung bestimmt: Es wurde erwartet, dass Veränderungen des Verständnisses in Bezug auf diese Akteure sich besonders in sozialpsychologisch interaktioneHer Hinsicht und dann speziell im Rahmen der Personenwahrnehmung und diesbezüglichen Einstellungsänderungen zeigen (s.o. Seite 102). Dies zumal deshalb, weil die genannten Akteure mit ihren Verhaltensweisen und Reaktionen aufgrund der Rollenübernahmen und des Rollenspiels im psychodramatisch orientierten Bibliodrama (dieser Untersuchung) sichtbar im Raum und im Spiel auftraten. Für die Teilnehmenden wurde insofern eine auf die Akteure, ihre Verhaltens- und Reaktionsweisen bezogene "Erweiterung der
766
Die in Kapitel 1.5.1.2 vorgesteUt qualitative Befragung von ALoEBERT meinem Bibliodramaprojekt im Rahmen des Religionsunterrichtes eines elften Schuljahres weist z.B. in diese Richtung. 767 Die in der vorherigen Fußnote erwahnte qualitative Forschung m Einstellungsanderungen der Teilnehmenden an einem bibliodramatischen Projekt weist zwar auf Verloderungen hin, verallgemeinerte Hypothesen werden dort allerdings nur sehr begrenzt und in Bezug auf den in dieser Untersuchung relevanten Erwachsenenbereich bibliodramatischer Praxisfelder nicht generiert. Der ~könne sich. so ALDEBERT, anhand der abgedruckten lnterviewtranskripte selber einen Eindruck von den bewirkten Einstellungsanderungen machen (s.o. Seite 74). Insofern liegen derzeit keine durch methodisch kritische qualitative Forschungen vorbereiteten Perspektiven und Kriterien tnr die Erhebung eines veranderten Textverstlndnisses in Bezug aufbibliodramatische Bibelarbeit vor.
390
6 Zusammenfassung, Dislewsion und weiterführende Überlegungen kognitiv-emotionalen Erfahrung'' 768 ennöglicht und damit eine Veranderung der diesbezüglichen Wahrnehmungen und Einstellungen herausgefordert. Zusammengefasst können die hier berichteten Veränderungen des Textverständnisses der Teilnehmenden also insoweit verallgemeinert werden, wie sie sich auf exegetisch deduktiv bestimmte Textelemente beziehen, d.h. speziell auf biblische Akteure mit ihren Verhaltens- und Reaktionsweisen. Mit anderen Worten: insofern sie sich auf Wahrnehmungs- und Einstellungsänderungen sowie direkt selbsteingeschätzte Verständnisänderungen in Bezug aufbiblische Akteure beziehen.
Die soeben unter a) bis d) genannten Festlegungen und Vorentscheidungen dieser empirischen Untersuchung in Bezug auf die bibliodramatische Arbeitsfonn, die Stichprobe, die Auswahl des biblischen Textes und die erwarteten Veränderungen seines Verständnisses lassen eine Generalisierbarkeit der berichteten Ergebnisse hinsichtlich folgender Aspekte des Bibliodramas zu: textzentriert-bibliodramatischer Arbeitseinheiten, bestehend aus Erwärmungsphase, Rollenspielphase (mit einem eher rekonstruierenden Rollenspiel) und Reflexions- bzw. lntegrationsphase, des Erwachsenenbereichs bibliodramatischer Praxisfelder, biblischer Texte, die den in der bibliodramatischen Literatur vereinzelt benannten fonnalen und inhaltlichen Kriterien bibliodramatischer Textauswahl entsprechen (nicht allerdings ftlr Texteffekte im Rahmen bibliodramatischer Arbeit, wie sie in Hypothese 8 untersucht wurden. da die Effekte des JUngerunverständnismotivs in Mk 4,35-41 nicht ohne weiteres auf andere biblischen Texte Obertragbar sind) und der Wahrnehmungs- und Einstellungsänderungen sowie direkt selbsteingeschätzter Verständnisänderungen in Bezug aufbiblische Akteure. Angesichts dieser eingeschränkten, aber immer noch bedeutsamen Generalisierbarkeit kommt der durchgefllhrten Untersuchung der Charakter einer Pilot-Studie zur beginnenden empirischen Erforschung des Bibliodramas zu. Ihre Aufgabe bestand auch darin, eine Einordnung und Festlegung des Untersuchungsgegenstandes vorzunehmen. So wurde ftlr das untersuchte Ziel bibliodramatischer Arbeit, Verloderungen des Textverständnisses zu bewirken, nicht nur davon ausgegangen, dass Effekte der Rezeptionsmethode Bibliodrama zu berücksichtigen sind, sondern auch, dass mit Effekten des biblischen Textes selbst zu rechnen ist. Insofern des Weiteren Bibliodrama kein geschützter Begriff ftlr eine feststehende Methode der Bibelarbeit mit standardisierten Ausbildungswegen ist, wurde das hier untersuchte Bibliodrama zunächst innerhalb der Methodenpluralität und des Variantenreichtums bibliodramatischer Arbeitsweisen lokalisiert - eine solche methodische Verortung im weiten Spektrum bibliodramatischer Arbeitsweisen
768
LEuTz: Das klassische Psychodrama (s. Anm. 436), 57.
6.2 Methodische Kritik
391
lasst sich bei den bislang vorliegenden empirischen Untersuchungen zum Bibliodrama von SECAUS und ALDEBERT beispielsweise noch nicht deutlich erkennen. Besonders in Bezug auf das durchgeftlhrte Rollenspiel mussten rudern Kriterien gefunden werden, dass das Rollenspiel vor seiner empirischen Untersuchung in Bezug auf seine Form und Charakteristik differenziert beschrieben werden konnte - insofern wurde hier auch ein Beitrag dazu geleistet, wie Varianten bibliodramatischer Rollenspiele begrifflich sowie auch ihren mimetischen Charakteristika nach differenzierter unterschieden werden können (s.o. Kapitel 3.2.1 und die weiteren Ausfilhrungen in Kapitel 6.4.1 ).
6.2.2
Kaasalititsaussagen
Der empirischen Untersuchung dieser Studie liegt kein klassisches Experimentaldesign zugrunde, z.B. mit einer Bibliodramauntersuchungsgruppe (evtl. psychodramatisch orientiert) gegenüber einer Kontrollgruppe (z.B. ausgerichtet an einer anderen Form des Bibliodramas oder einer anderen Form von Bibelarbeit Oberhaupt, einer Predigthörerschaft, den Teilnehmenden einer exegetischen Vorlesung etc. ). Insofern können aus den Ergebnissen dieser Arbeit keine strengen Kausalitätsaussagen abgeleitet werden. Als Messwiederholungsdesign mit insgesamt fllnf Befragungszeitpunkten wurde aber eine Versuchsanordnung gewählt, die in Bezug auf Treatmenteffekte besonders sensibel ist und die Möglichkeit anderer Effekte als die des Bibliodramas stark eingrenzt. 769 Inwieweit andere, nicht auf das untersuchte Bibliodrama zurückzufllhrende Einflussvariablen als Wirkfaktoren ausgeschlossen werden können, wurde fllr eine Reihe von festen Faktoren untersucht (Alter, Geschlecht, Konfessionalitllt, wissenschaftlich theologische Vorbildung, Zugehörigkeit zu einer Untersuchungsgruppe, erneute intensive Beschäftigung mit dem biblischen Text zwischen den Befragungszeitpunkten direkt nach dem Bibliodrama bis vier Wochen später und bei den entsprechenden Hypothesen auch fllr die im Rollenspiel übernommene Rolle). Damit ist die Vielzahl denkbarer Einflussvariablen (z.B. die Akzeptanz der Leitenden, die Gruppenkohasio~ Persönlichkeitsmerkmale der Teilnehmenden wie Motivation und Erwartungshaltung sowie die Bereitschaft, sich der erlebensbezogenen Arbeitweise des Bibliodramas zu öffnen bzw. Ober Lernerfahrungen mit dieser Arbeitsweise zu verfllg~ no Vorerfahrungen mit dem biblischen Text, räumliche, zeitliebe und institutionelle Gegebenheiten etc.) zwar nicht erschöpft. Für die hier untersuchten Einflussvariablen zeigte sich aber - mit Ausnalune der Hypothese 4 - kein bedeutsamer Zusammenhang mit den berichteten Ergebnissen: Das heißt, altersspezifische, gescblecbtsspezifiscbe, konfessionsspezifische etc. Unterschiede wurden weitgehend nicht gefunden. Insofern können die berichteten Ergebnisse tatsichlieh als Wirkungen des untersuchten Bibliodramas betrachtet werden.
Vgl. CZIENSKOWSKJ: WissefUchajt/iche Experimen~ (s. Anm. 671), 67. no Vgl. zu den bislang genannten weiteren Einflussvariablen analoge Faktoren in der Gruppentherapieforschung bei Volker TSCHUSCHKE: Proze&&-Ergebnis-Ziualrtmenhi:Jnge und Wirkfalctoreriforschung. In: Bembard STRAUSS; Jochen EcKERT; Volker TSCHUSCHKE {Hrsg.): Methoden der empirischen Gruppenthcrapieforschung. Ein Handbuch. Opladcn: Westdeutscher Verl., 1996, 67-70.
769
392
6 Zusammenfassung, Diskussion und weiterfUhrende Überlegungen
Speziell auf den Faktor der Zugehörigkeit zu einer Untersuchungsgruppe soll im Folgenden weiter eingegangen werden. Bibliodramaarbeit versteht sich als eine prozessorientierte Form der Bibelarbeit, d.h. beispielsweise, dass gruppendynamische Prozesse zu einem bedeutsamen Faktor bei der Durchfllhrung eines Bibliodramas werden können. Wenn sich in dieser Untersuchung nun keine bedeutsamen Zusammenhänge der berichteten Veranderungen des Textverständnisses mit der Zugehörigkeit zu den Untersuchungsgruppen fmden lassen konnten, dann könnte sich eine kritische RUckfrage an die Arbeitschritte und die Durchfllhrung des Bibliodramas stellen. Es stellen sich im Einzelnen die folgende Fragen: Wurde in dem hier untersuchten Bibliodrama diesem Charakteristikum des Bibliodramas, und zwar seiner Offenheit ftlr gruppendynamische Prozesse, Rechnung getragen? Hat das ftlr diese Untersuchung entwickelte Bibliodrama die Möglichkeiten bibliodramatischer Arbeit, gruppendynamische Wirkungen zuzulassen oder sogar zu beabsichtigen, nicht erschöpft und war es insofern nicht bibliodramatypisch (beispielsweise indem das Rollenspiel abgebrochen wurde, nachdem es in den Augen des Leitenden an das im biblischen Text berichtete Ende angelangt war, auch wenn ftlr diese Intervention exegetisch theologische Gründe genannt worden waren)? Hätte nicht jede Untersuchungsgruppe einen eigenen und unterscheidbaren Prozess durchlaufen müssen und hätten sich demzufolge die Veränderungen des Textverständnisses von Untersuchungsgruppe zu Untersuchungsgruppe nicht unterscheiden müssen? Der Autor dieser Arbeit ist allerdings nicht der Ansicht, dass der Ausweis der Prozessorientiertheil eines Bibliodramas nur dann gegeben ist, wenn der tatsächliche Verlauf eines Bibliodramas letztlich nicht den von der Leitung beabsichtigten übergreifenden Arbeitsschritten gefolgt ist. Wenn dem so wäre, dann stände das hier untersuchte Bibliodrama in der Gefahr, nicht prozessorientiert gewesen zu sein: Die intendierten Arbeitsschritte (vgl. Kapitel 4.2.1) konnten nämlich in allen Untersuchungsgruppen dieser Studie durchgeftlhrt werden. Prozessorientiertheil eines Bibliodramas zeigt sich vielmehr bereits dann, wenn ftlr sie innerhalb einer Obergeordneten Struktur und methodisch voraberlegter Arbeitsschritte Raum gegeben ist (so lässt sich auch ftlr jeden Grundtyp bibliodramatischer Arbeitsweisen eine Abfolge typischer Arbeitsschritte benennen; s.o. Seite 53ft). Das hier untersuchte Bibliodrama enthalt beispielsweise eine ausgeweitete Erwännungsphase, in deren Rahmen u.a. Prozesse ftlr eine prinzipiell freie Rollenwahl der Teilnehmenden initiiert wurden. Daraufhin entschieden sich beispielsweise ftlnf Teilnehmende verschiedener Untersuchungsgruppen, keine Rolle zu übernehmen. Sie verfolgten vielmehr das sich anschließende Rollenspiel aus der Zuschauerposition. Dazu hatten sie z.T. spezielle persönliche Fragestellungen an die von ihnen gewahlte Zuschauerposition entwickelt, die sie erst im Verlaufe des bis dahin erlebten Prozesses filr sich entdeckt hatten. Außerdem verlief das hier untersuchte Bibliodrama nicht Ober mehrere Tage, so dass eine langfristige und einzelne Bibliodramaeinheiten übergreifende Prozessorientierung nicht nötig war. Des Weiteren bezog sich die Untersuchung dieser Arbeit auf ein textzentriertes Bibliodrama, das als solches supervidiert und den Teilnehmenden in den Vorgesprächen vorgestellt wurde. Hätte es auf der Grundlage des biblischen Textes gezielt teilnehmerorientierte bzw. gruppendynamische Intentionen verfolgt, wäre der Prozessverlauf u. U.
6.3 Überlegungen zu weiterfUhrenden empirischen Forschungen
393
offener gewesen, wozu allerdings aus forschungsethischen Gründen die Untersuchungsteilnehmenden bereits im Vorfeld ihre Zustimmung hätten geben müssen. Dass das hier untersuchte Bibliodrama Ober die Singularitäten unterschiedlicher Untersuchungsgruppen hinaus signifikante Trends und Veränderungen des Textverständnisses zeigen konnte, bedeutet nun Folgendes: a)
Bibliodrama kann über verschiedene Gruppen des Erwachsenenbereichs bibliodramatischer Praxisfelder (und auch über die weiteren hier berücksichtigten Faktoren wie Alter, Geschlecht, Konfessionalität, wissenschaftlich theologische Vorbildung etc.) hinweg vergleichbare Wirkungen auf das Textverständnis der Teilnehmenden entwickeln. Damit ist zugleich die Möglichkeit aufgezeigt, dass ein Bibliodrama auch ergebnisorientiert auf Veränderungen des Textverständnisses hin angelegt wird bzw. dementsprechend standardisierte Bibliodramamodelle entwickelt werden.
b)
Eine hypothesenüberprüfende und eher generalisierende quantitative Forschungsstrategie, wie sie in dieser Arbeit angewandt wurde, kann in Bezug auf das Bibliodrama zu erfolgreich bestätigten Ergebnissen ftlhren. Dabei ist unbenommen, dass eine eher entdeckende und typisierend verstehende qualitative Forschungsstrategie zu u.U. plastischeren und in Bezug auf die subjektiv-biographischen Anteile der Untersuchungsteilnehmenden breiter interpretierbaren theologischen oder spirituellen Aussagen finden kann. Um die in der praktischen Bibelarbeit immer häufigerangewandten bibliodramatischen Arbeitsweisen Ober eine eher am Einzelfall orientierte qualitative Absicherung hinaus auch in ihren verallgemeinerbaren Wirkungen beschreiben zu können, ist aber eine eher quantitativ ausgerichtete Forschungsstrategie geeigneter.
Neben den Effekten der genannten Einflussvariablen (Alter, Geschlecht etc.) wurden des Weiteren auch mögliche Fragebogeneffekte untersucht. Es wurde Oberprüft, ob das Ausfllllen derjenigen vier Fragebögen, die vor, während und direkt nach dem Bibliodrama eingereicht wurden, von den Teilnehmenden selbst als fbrderlich oder hinderlich fl1r den bibliodramatischen Prozess eingeschätzt wurden. Im Ergebnis wurden die Fragebögen Oberwiegend als weder tbrderlich noch hinderlich eingeschätzt. Nur fllr einen Fragebogen (nach dem Rollenspiel) zeigte sich eine gering ausgeprägte fbrderliche Tendenz. Auf der Grundlage dieser Selbsteinschätzungen der Teilnehmenden konnten- neben Effekten der genannten Einflussvariabeln - auch Fragebogeneffekte weitgehend ausgeschlossen werden.
6.3 Überlegungen zu weiterführenden empirischen Forschungen Im Folgenden werden Überlegungen zu weiterfllhrenden empirischen Forschungen zum Bibliodrama vorgestellt. Zunächst wird ein formales Schema fl1r zukünftige Forschungsvorhaben vorgeschlagen und an einem Beispiel illustriert. Als ein inhaltlicher Schwerpunkt zukünftiger Forschung wird anschließend die Untersu-
394
6 Zusammenfassung, Diskussion und weiterfUhrende Überlegungen
chung der Veranderungen des Jesusbildes im Rahmen bibliodramatischer Tltigkeiten vorgeschlagen.
6.3.1
Schema für zukünftige Forschungsvorhaben
Weiterftlhrende empirische Forschungen zu Wirkungen des Bibliodramas sollten eine Reihe von Wirkfaktoren (unabhängige Variablen) und Wirkbereichen (abhängige Variablen) unterscheiden, die im Folgenden in einem Ordnungsschema zusammengestellt werden. Die hier vorliegende empirisch-quantitative Studie konnte beispielsweise nicht nur Wirkungen bibliod.ramatischer Bibelarbeit als Effekte der Rezeptionsmethode Bibliodrama zeigen, sondern auch als Effekte des bearbeiteten biblischen Textes selbst. Den Wirkungen eines biblischen Textes einen Raum zu geben, ist ein theologisches "Commune" bibliod.ramatischer Arbeit, die immer auch ,,Anwältin des Textes'.n 1 sein will. Neben der Erforschung der Wirkungen eines Bibliod.ramas in Bezug auf seine grundlegenden Ziele der Veränderung des Text- und Selbstverständnisses bei den Teilnehmenden sollte insofern auch Oberprüft werden, ob dieser Aspekt bibliodramatischen Arbeitens, nämlich Anwältin des Textes zu sein, tatsächlich zum Tragen kommt. Auch die Rezipienten, die zu einem authentischen Lebensausdruck angesichts des bearbeiteten biblischen Textes sollen finden können, wirken insofern auf das konkrete, prozessorientierte bibliodramatische Geschehen ein. Letztlich also spannen sich die Wirkfaktoren eines Bibliodramas triadisch aus: zwischen den Rezipienten (Teilnehmende, "teilnehmend" Leitende und die gesamte Gruppe am jeweiligen Ort des bibliodramatischen Geschehens), der jeweiligen bibliod.ramatischen Methode (und ihren Standards) und dem biblischen Text. Des Weiteren ist eine differenzierte Betrachtung dessen wichtig, wie der Wirkbereich des Bibliod.ramas auf ein verändertes Selbstverständnis der Teilnehmenden hin zu verstehen ist. In den Ergebnissen dieser Studie deutete sich beispielsweise an, dass sich Veranderungen im Jesusbild der Teilnehmenden eingestellt haben (zunehmend positive Einstellungen, z.B. in Bezug auf Glaube und Faszination). Veranderungen des Selbstverständnisses aufgnmd eines Bibliodramas sollten insofern auch als Verftnderungen des Gottesbildes der Teilnehmenden konzeptionell getrennt untersucht werden. Dies zumal deshalb, weil es sich beim Bibliod.rama um eine praktisch theologische Interventionsform handelt, deren Interesse gerade auch ein spirituelles ist: "Wer Bibliodrama ohne Spiritualitllt veranstaltet, macht allenfalls bibliod.ramatische Fingerubungen"m. Das im Folgenden entwickelte Schema zur empirischen Erforschung der Wirkfaktoren und Wirkbereiche des Bibliodramas ftlr zukünftige empirische Forschungen versteht sich als ein aus den Erfahrungen dieser Arbeit erwachsener Vorschlag, der eine kritische Auseinandersetzung und weiterftlhrende konzeptionelle Differenzierungen anregen will.
WirkfalcJoren Bei aller hermeneutischen Zirkularitlt, die zwischen den Einwirkungen der Rezipienten, der gewahlten bibliodramatischen Rezeptionsmethode und dem rezipierm PoHL-PATALONG: Leitung im BibiiodFama (s. Anm. 188), 31. TEICHERT: Theologie des Bibliodramas (s. Anm. 53), 123.
m
6.3 Oberlegungen zu weiterfUhrenden empirischen Forschungen
395
ten biblischen Text besteht, ist ftlr zuktlnftige Wirkforschungen zum Bibliodrama die in dieser Untersuchung in Anlehnung an ROLLINS (s.o. Seite 108) übernommene konzeptionelle Differenzierung der drei genannten bibelpsychologisch hermeneutischen Wirkfaktoren hilfreich. a)
Rezipienten. Da das Bibliodrama z.B. in einer Vielzahl von Zielgruppen in unterschiedlichen Praxisfeldern eingesetzt wird, ist eine Unterscheidung verschiedener Rezipienteneffekte wichtig, um z.B. die Möglichkeiten und Grenzen des Bibliodramas ftlr den Vergleich verschiedener Zielgruppen zu erkunden. Beispielsweise ftlhrte RADECK bereits die prinzipiellen Schwierigkeiten des Bibliodramas in der Gemeindepastoral auf seine körper- und ausdrucksorientierte Arbeitsweise sowie auf die Zurückhaltung bei persönlichen Mitteilungen in einer gemeindlichen Bibliodramagruppe zur1lck. 773 Insgesamt steht eine Erforschung bibliodramarelevanter Rezipienteneffekte noch weitgehend aus. In der vorliegenden Untersuchung wurden beispielsweise die Faktoren Alter, Geschlecht, Konfession (evangelisch, katholisch) wissenschaftlich theologische Vorbildung (ja, nein) und die Zugehörigkeit zu einer Zielgruppe bibliodramatischer Praxisfelder im Erwachsenenbereich untersucht, ftlr die insgesamt sich aber - in den Grenzen der Generalisierbarkeit der Ergebnisse dieser Studie - weitgehend keine bedeutsamen Effekte zeigten. Als weitere Faktoren, die Rezipienteneffekte bedingen könnten, sind - ohne Anspruch auf Vollständigkeit -zu berücksichtigen: Zielgruppen- bzw. Praxisfeldzugehörigkeiten (z.B. Kinder, Jungendliche, Erwachsene bzw. Bibliodrama in der Liturgie, den Exerzitien, der Schule etc.), Anzahl der Teilnehmenden (bibliodramatische Einzelarbeit, Kleingruppen, Gruppen, Großgruppen - in der vorliegenden Studie wurde eine mittlere Gruppengröße von durchschnittlich ca. zwölf Teilnehmenden untersucht), Motivation und Bereitschaft zu einer erlebensbezogenen Form der Bibelarbeit ("bibliodrama-mindedness"), Lernoder Übungseffekte (Vorerfahrungen bzw. die Häufigkeit der Teilnahme an bibliodramatischen Angeboten) und weitere Persönlichkeitsmerkmale (vgl. z.B. die bei ROLLINS genannten Lesereffekte weiter oben Seite l06f). Insofern bibliodramatische Arbeitsformen häufig mit szenischen und dramatischen Methoden (z.B. Rollenübernahme und Rollenspiel) arbeiten, sind im Besonderen auch die Bedingungen, Muster und Fähigkeiten der Perspektivenübernahme der Teilnehmenden weiter zu erforschen und zu berücksichtigen. m So sieht beispielsweise SCHROER die hermeneutische Herausforderung, die das Bibliodrama stellt, darin, den lmplikationen einer dramaturgischen Hermeneutik "szenischen Verstehens" 775 nachzugehen. Bei der weiteren Erforschung der Faktoren der Rezipienteneffekte sollte sich dann auch zeigen, inwieweit diese Wirkfaktoren nicht z.T. eher als Voraussetzungen ftlr
773 Vgl. RADECK: Bibliodrama, religilJse SubjektMidi und kirchliclw
Pnats (s. Anm. 68), 133.
m Beispielsweise in Anlehnung an H. Edward EVERDINo; Mary W. Wu..cox; Lucinda A.
775
HUFFAKER; Clarence H. SNELLING: Viewpoi1W. Perspectives of Faith aNi Christton Nurture. Harrisburg: Trinity Press, 1998, die ausgehend von kognitiven Entwicklungstheorien (PlAGET, KOHLBERG, SELMANN, FOWLER) eine Typologie ftlnf verschiedener Stufen der RoUcnObemahme( -flhigkeit) bzw. der perspektivischen Rezeption biblischer Texte beschreiben. SCHROER: Verstehst Du auch, dms du spiei.Jt, was du liest? (s. Anm. 208), 12.
396
6 Zusammenfassung, Diskussion und weiterfUhrende Oberlegungen die Teilnahme an bibliodramatischen Angeboten, denn als Bedingungen ihrer Wirksamkeit zu betrachten sind. Eine Bedingung indes ist gewiss die Gruppenfllhigkeit der Teilnehmenden. Insofern bibliod:ramatische Methoden erlebnisaktivierend sind und immer wieder auch die Übernahme fremder, d.h. biblischer Rollen fordern, sind zudem emotionale Stabilität und ausreichende starke Ich-Grenzen bei den Teilnehmenden wichtig (zumindest dann, wenn ein Bibliodrama textzentriert und nicht teilnehmerzentriert durchgeftlhrt werden soll).
b)
Bibliodramatische Rezeptionsmethode. Da sich das Bibliodrama z.B. nach verschiedenen Grundtypen und Methoden unterscheiden lässt, ist eine Differenzierung verschiedener bibliodramatischer Rezeptionsmethoden (im Ganzen der jeweiligen Grundtypen oder in Bezug auf Obergreifende methodische Elemente) wichtig, um z.B. spezifische Stärken und Schwächen unterschiedlicher bibliodramatischer Arbeitsweisen zu erkunden. Insofern sich die verschiedenen Grundtypen bibliodramatischer Arbeitsweisen neben den in der bibliodramatischen Literatur genannten globalen Zielen der Ventnderung des Text- und des Selbstverständnisses der Teilnehmenden in den von ihnen spezifisch genannten Zielen unterscheiden (s.o. 53ft), ist es zudem wichtig, die diesbezUgliehen Methoden und ihre Wirkungen zu differenzieren. Damit ist nicht gemeint, dass die bibliodramatische Methodenvielfalt vereinheitlicht werden sollte, aber doch, dass die spezifisch angestrebten Wirkungen des jeweiligen bibliodramatischen Grundtyps sowohl klarer benannt als auch an ihren Methoden Oberprüft werden können. Des Weiteren gilt es zu unterscheiden, ob ein Bibliodrama textzentriert oder teilnehmer- bzw. gruppenzentriert ist. Relevant ist zudem, ob es sich um geschlossene bzw. eher kDrzere und einmalige oder um offene bzw. längere oder in regelmäßigen Abstanden stattfindende Bibliodramaeinheiten handelt, deren Wirkungen OberprOfi werden sollen. Des Weiteren sind auch das Leiterverhalten und die Leiterkonstellationen m Faktoren, die Einfluss nehmen können auf die Wirkungen des Bibliodramas. Auch in diesem Bereich bibliodramatischer Wirkfaktoren steht eine systematische und nach den bibliodramatischen Grundtypen differenzierte Erfassung noch weitgehend aus.
c)
Biblische Textgrundlage. Bibliodrama will die "Subjekthaftigkeit" und theologische Würde der biblischen Texte gegenOber den Projektionen und Eintragungen der Teilnehmenden bewahren und dies auch methodisch tbrdem: Der biblische Text soll die Teilnehmenden in seiner Fremdheit, seinem Ruf zu Umkehr und seiner frohen Botschaft erreichen können. Insofern ist auch eine gesonderte Erkundung der Effekte biblischer Texte, wie sie sich im Rahmen der bibliodramatischen Zugangsweisen zum jeweiligen Text entfalten können, bedeutsam. Eine solche Effektabschltzwlg biblischer Texte wird in der Regel bei der Vorbereitung der Leitenden auf ein Bibliodrama unternommen - oder sollte es zumindest ( vgl. zur Effektabschatzung auch weiter unten Ka-
776
Z.B. ob es einen Leiter bzw. eine Leiterin gibt oder mehrere LeitungspersOnlichkeiten, die sich z.B. nach Geschlecht, jeweiliger fachlicher Kompetenz etc. unterscheiden lassen.
6.3 Überlegungen zu weiterfUhrenden empirischen Forschungen
397
pitel 6.4.2). Eine BUndeJung und systematische Aufarbeitung dieser bibliodramatischen Erfahrungen (z.B. mit unterschiedlichen Textgattungen, Textthematiken etc.) könnte zudem einen Beitrag dazu leisten, wie heute biblische Texte auf Menschen in unterschiedlichen Zielgruppen einwirken. d)
Weitere Wirkfakloren. Neben den in den voranstehenden Absitzen genannten Wirkfaktoren (Rezipienten, bibliodramatische Rezeptionsmethode[n], biblische Texte) ist es durchaus denkbar, dass noch weitere bedeutsame Faktoren isoliert werden können. Beispielweise dUrfte die Kompetenz der Leitenden, die Konstellation des Leitungsteams (z.B. Frau und Mann in der Leitung) etc. bedeutsam sein. Da das Bibliodrama in aller Regel innerhalb eines Gruppengeschehens stattfindet, dUrften ebenso gruppendynamische Aspekte isolierbare Faktoren enthalten.
Wirkbereiche Neben den soeben genannten drei Bereichen der verschiedenen Wirkfaktoren im Rahmen bibliodramatischer Bibelarbeit, wird nun eine Zusammenstellung jener Wirkbereiche vorgeschlagen, die im Konsens bibliodramatischer Literatur explizit genannt werden bzw. darOber hinaus erkennbar sind. a)
Verändertes Text- und Selbstverständnis. In der vorliegenden Arbeit wurde der in der bibliod.ramatischen Literatur häufig genannte doppelte Wirkbereich bibliodrarnatischer Arbeit unterschieden und aufgetrennt in - angesichts des bearbeiteten biblischen Textes - Verloderungen des Textverständnisses bei den Bibliod.ramateilnehmenden und Verloderungen ihres Selbstverständnisses. Zur Erforschung des erstgenannten Wirkbereichs, Veränderungen des T extversta.ndnisses, wurde mit der vorliegenden Studie ein Beitrag geleistet. Bei aller inneren bzw. henneneutischen Verwobenheil trägt eine Auftrennung des genannten doppelten Wirkbereichs zur konzeptionellen Klarheit empirischer Forschungen zwn Bibliodrama bei. Einen biblischen Text neu oder anders zu verstehen, bedeutet noch nicht zwangsUlufig, sich auch selbst (grundlegend bzw. Ulngerfristig) neu oder anders zu verstehen. Ein durch ein Bibliodrama verlndertes Verständnis eines biblisches Textes kann im Verbund mit weiteren Faktoren, die u.U. zeitlich versetzt einwirken, beispielsweise erst später auch zu einem neuen Selbstverständnis fllhren m - insofern liegt der Erforschung allein eines verloderten Textverständnisses nicht notwendigerweise eine verkürzte Auffassung in Bezug auf die Potentialitlten eines Bibliodramas zugrunde. Andererseits können Veränderungen des Selbstverständnisses (z.B. die realistische Einschätzung der eigenen sozialen Kompetenz) auch Effekte allein einer speziellen Gruppendynamik innerhalb einer Bibliodramagruppe sein, die lösgelöst von jeder Auseinandersetzung mit ei-
m
Nach SUNDEN's religionspsychologischer Rollentheorie ist beispielsweise eine Voraussetzung daftlr, dass ein u.U. verbaltensverlndemder ,,Phasenwechsel" in der Wahrnehmung eines Individuums stattfindet, bei dem er in der Auf- und Übernahme einer biblischen Rolle zugleich auch die entsprechende Partnerrolle Gottes erlebt, die grOndliche Kenntnis biblischer Schriften (vgl. Fußno.. te 240)
398
6 Zusammenfassung, Diskussion und weiterfUhrende Überlegungen
nem biblischen Text ausreichend verstehbar sind. Eine differenzielle Betrachtung beider Wirkbereiche kann insofern auch zu einer "Unterscheidung der Geister• in Bezug auf die Wirkungen des Bibliodramas beitragen. b)
Verändertes Verhalten. Als weitere konzeptionelle Ausdifferenzierung bibliodramatischer Wirkungsforschung ist der Aspekt der Verhahensänderung aufgrund des Bibliodramas zu nennen. BRANDHORST hatte beispielsweise praktische Konsequenzen bibliodramatischer Arbeit filr die Teilnehmenden beobachtet, z.B. die Intensivierung zwischenmenschlicher Kontakte, die gegenseitige fachlich theologische Unterstützung, die Entwicklung methodischer Kreativität, Veränderungen der privaten Lebenstllhrung etc. (s.o. Seite 80). Auch in den in der bibliodramatischen Literatur verstreuten Fall- und Erlebnisberichten zu bibliodramatischen Veranstaltungen werden immer wieder Verhaltensänderungen der Teilnehmenden berichtet. So erwähnt beispielsweise TEICHERT die berufliche Umorientierung einer Bibliodramateilnehmenden infolge einer bibliodramatischen Ausbildung: ,.Nach einer Ausbildung im Bibiiodlama - und vor allem nach dem Formulieren eines eigenen Psalms - gab sie eine ftlr sie finanziell ungeheuer lohnende Partnerschaft in einer der größten Anwaltskanzleien Deutschlands auf. Sie begann zu schreiben"778 •
Neben diesen bedeutsamen, aber doch eher schwerlich monokausal oder zumindest exklusiv auf spezifische Wirkungen bibliodramatischer Bibelarbeit zurückzufUhrenden Verhaltensanderungen Bibliodramateilnehmender lassen sind auch Hinweise auf deutlich methodenspezifische, bislang aber eher theoretisch beschriebene verhaltensändernde Aspekte bibliodramatischer Bibelarbeit benennen. So misst z.B. TEICHERT der Methode des Rollentausches, d.h. der Übernahme einer biblischen Rollenfigur im bibliodramatischen Rollenspiel, prinzipiell eine ethische Dimension zu. Eine Dimension also, mit der das Bibliodrama Einfluss auf verhaltensrelevante Impulse bei den Teilnehmenden ausübt. Die Methode des Rollentausches ftlhre zu Erfahrungen, die mehr als nur "eine harmlose Einübung in gegenseitiges Wahmehmen" 719 seien. Vielmehr wären sie eine ethische Provokation: "eine vom Fremden her gewonnene Bildung des Bewusstseins mit dem Anreiz eventuell gemeinsamer Verantwortung und gemeinsamen Tuns" 710 • Infolge dieser methodenbedingten Provokation betrachtet TElG-IERT "Selbst-Vergessenheit als ethische Folge des Bibliodramas"711 • Zudem ermögliche das ,,Probehandeln, Darstellen und Agieren auf der Bühne des Bibliodramas einen »Vorgeschmack « ... auf den Ernst einer Lebenssituation" 782 • Das Bibliodrama ermöglicht nach TEICHERT also aufgrund seiner typischen, durch die Übernahme von biblins TEICHERT: Theologie des Bib/lodramas (s. Anm. 53), 112. 779 780
Ebd., 111. Ebd. 112. Zur ethischen Dimension des Bib1iodrarnas vergleiche auch die in Fußnote 202 genannte Literatur.
781 TEICHERT: Theologie des Bibliodramas (s. 782
Ebd., 122.
Anm. 53), 114.
6.3 Überlegungen zu weiterfUhrenden empirischen Forschungen
399
sehen Rollen geprägten Erschließungsweisen biblischer Texte eine verhaltensrelevante Vorbereitung und Begleitung lebensgeschichtlicher Erfahrungen. Als ein ahnliebes und ebenso fllr Bibelarbeit methodenspezifisches Beispiel verhaltensverändernder Wirkungen des Bibliodramas sei erneut auf ScHOITLER hingewiesen: Ausgehend von der Rollenübernahme eines biblischen Rollenangebotes durch einen Teilnehmenden hat er im Bibliodrama ftlnf Schritte bis zu einer möglichen Gewinnung von Impulsen fllr den persönlichen Sendungsauftrag beobachtet (s.o. 174f). Im Unterschied zu TEICHERT betont ScHOITLER den spirituellen Impuls verhaltensrelevanter Aspekte des Rollentauschs mit biblischen Rollenangeboten im Bibliodrama. Insgesamt könnte eine Sichtung und Systematisierung der filr bibliodramatische Arbeit berichteten verhaltensverändernden Wirkungen hinsichtlich einer weiterftlhrenden bibliodramatiscben Wirkungsforschung zu konzeptionell differenzierten Fragestellungen ftlhren, in welcher Hinsicht und in welcher Richtung Verhaltensänderungen als spezifische Wirkungen des Bibliodramas erkennbar sind. c)
Verändertes Gottesbild. Zu den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit gehört u.a. der Nachweis von langerfristig veränderten Einstellungen der Teilnehmenden in Bezug auf Jesus aus Mk 4,35-41 (s.o. Seite 375ft). In ähnlicher Weise hatte bereits BRANDHORST Veränderungen im Jesusbild der Teilnehmenden aufgrund des Bibliodramas beobachtet (s.o. Seite 76). Über Beobachtungen zu einem veränderten Jesusbild hinaus erwähnt BRANDHORST aber auch Beobachtungen zu insgesamt veränderten Gottesbildern Bibliodramateilnehmender (z.B. die verstärkte Suche nach einem lebensbejahenden Gottesbild oder der verstlrkten Entdeckung Gottes mitten im Leben; vgl. ebd.). Welche bibliodramatischen Prozesse und Faktoren bedingen aber solche Veränderungen des Gottesbildes und gibt es bibliodramaspezifische Veranderungen, deren theologische Bedeutsamkeil reflektiert werden muss? So fragt beispielweise PRESSLER in Bezug auf das psychodramatisch orientierte bzw. verallgemeinert auf ein mit Rollenspielen arbeitendes Bibliodrama kritisch an: "In welcher Rolle kommt denn Gott, so wie der einzelne ihn spielt, zur BOhnentOr herein? Welche persönlichen Rollenerwartungen, welche kollektiven Rollenbilder kommen hier zum Tragen? Oder, pointierter formuliert: Wer oder was ist im Schlepptau Gottes, wenn Er zur BOhnentOr hereinkommt? Denn nicht zuletzt bedeutet theologisches Arbeiten auch, das ,Schlepptau' zu entwirren, die persönlichen Rollenerwartungen und die kollektiven Rollenbilder zu entschlOssein bzw. sie zu konfrontieren mit jenen, die im ,Drehbuch' der Bibel und der Kirchengeschichte niedergeschrieben sind". 783
Tritt in einem Bibliodrama eher das von Menschen Gewünschte auf die Btlhne, wohingegen das bei Gott Mögliche in der Gefahr ist, in den Hintergrund zu treten? So protestierte beispielweise BACH gegen einen Erfahrungsbericht
783
Pastoralpsychologie im Dialog mit t:km Psychodrama (s. Anm. SI), 254 (kursiviert im Original).
400
6 Zusammenfassung, Diskussion und weiterführende Überlegungen zu einem Bibliodrama Ober Mk 2,1-12, der Heilung eines Gelabmten. 784 Er kritisiert, dass sich dieses Bibliodrama im Wesentlichen nur um die Fähigkeit des Gelähmten, wieder aufstehen und geben zu können, gedreht habe. Das Wort der Vergebung, das Jesus dem GeUlhmten zuvor in der Perikope ebenfalls sagt, habe in diesem Bibliodrama keine Bedeutung erlangt. Hat sich hier eine kollektive Rollenerwartung an den körperlich gesund machenden Gott geäußert, die aber das göttliche Wort der Vergebung vergessen hat? Zeigt sich darin als Wirkung des Bibliodramas letztlich nur die Vertiefung eines Gottesbildes, das nach der Maßgabe zeitgeistlicher Erwartungen gestaltet ist? So jedenfalls vermutet BACH: ,.Als Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts glauben wir offenbar mehrheitlich (oder gar meistheitlich) an die allein selig machende Gesundheit. Das soll das Thema sein; und darum muß einfach der zweite Satz Jesu (die ErmOglichung aufzustehen) alles Gewicht haben; der andere (,dir sind deine SOnden vergeben'; zwischen Gott und dir gibt es keinerlei ,Riß') mag aufsich beruhen"m.
Wenn Gott im Bibliodrama "auftritt'', 786 dann geschieht dies nach STANGIER u.a. so, "wie wir Gott in seiner bildhaften Fassbarkeit und Begrenzung meinen. Wir meinen dann den Gott, wie ein einzelner Mensch ihn denken und tllhlen kann". 717 Liegt also die Starke bibliodramatischer Arbeitsweisen eher darin, einen bereits vertrauten Gott weiter "ertasten und finden" (Apg 17 ,27) zu können, zumal er "den Menschen gleich" (Phi I 2, 7) wurde? Ist es insofern schlüssig, wenn BRANDHORST beispielsweise bei Bibliodramateilnehmenden die theologische Antworttendenz entdeckt, zunehmend Jesu MitMenschlichkeit zu betonen (s.o. Seite 76)? Oder fflrdert gerade die Vielfalt anthropomorpher Gottesbilder, die sich auf der bibliodramatischen BOhne zeigen können, 718 die Erkenntnis Gottes als des Bleibend-Anderen, der Ober die eigenen Vertrautheilen hinaus in "unzugänglichem Licht wohnt" ( 1 Tim 6,16) und dem gegenOber sich die JOnger in der in dieser Untersuchung bearbeiteten Perikope fragten: "Wer ist denn dieser?" (Mk 4,41)? Ein Teilnehmer dieser Untersuchung beschrieb beispielsweise in einer nachtragliehen schriftlichen RUckmeldung seine Erfahrungen mit Mk 4,35-41 so: 784
715
716
787
718
Vgl. Ulrich BACH: Mit Essen spielt man nicht! Kritische Anfrage an Heidemarie Langer·s bibiladramatische Awlegung neutestamentlicher Heilungsgeschichten. ln: Berliner Theologische Zeitschrift 9 (2/1992) 277-294). Ebd., 281 (kursiviert im Original). Dieses ,.Auftreten Gottes" kann dabei zum einen explizit in Rollenobernahme einer der drei gOttliehen Personen geschehen. Zum anderen geschieht es aber auch implizit, insofern z.B. personalmenschlichen biblischen Rollen jeweils eine .,Partnerrolle Gott" korrespondiert (vgl. zum Konzept dieser Korrespondenz SUNDEN's religionspsychologische Rollentheorie, Fußnote 240). Klaus Wemer STANGIER; DetlefTh. TAPPEN; Margret FOHLES; Annete HUMMELSHEIM; Comelia KLEIN-STANGlER: Integration des Psychodramas in die kirchliche Bildungsarheit. In: Thomas WITilNGER (Hrsg.): Psychodrama in der Bildungsarbeit. Mainz: Matthia..-Gronewald-Verl., 2000, 139. Z.B. mithilfe wiederboller Anspiele ein und desselben biblischen Textes, wobei die Teilnehmenden jeweils andere Rollen Obemebmen, so dass potentielle Mehrschichtigkeiten im Gottesbezug einer biblischen Rolle durchscheinen konnen (vgl. zu verschiedenen Methoden des Rollentauschs und der Rollenrotation BoBROWSKI: Bibliodramapraxts (s. Anm. 51), I06- III ).
6. 3 Oberlegungen zu weiterfUhrenden empirischen Forschungen
401
"Mir wurde auch klar, zu einer tiefen und tieferen Gottesbeziehung gehört auch Reibung und Unverstandnis. Das ftlr mich Schlimme ist nur, dass Jesus als das fleischgewordene Wort Gottes durch dieses Unverstandnis nicht greifbarer wird, sondern er scheint dadurch auf eine größere Distanz zu gehen. So, als ob er dazu einladen möchte, ihm durch diese Distanz durchzufolgen".
Finden im Bibliodrama also biblische Situationen und Personen in Bezug auf die Teilnehmenden doch eher heraus ,,aus positiv oder negativ besetzten emotionalen Klischees und/oder kognitiv erstarrten reinen Zeichen"789 - und gilt dies dann auch ftlr die jeweiligen Gottesbilder, die in den biblischen Situationen und Personen zum Ausdruck kommen? Wenn also das Bibliodrama längerfristige Veränderungen des Gottesbildes der Teilnehmenden bewirkt, bewegen sie sich in eine bestimmte Richtung und wie lässt sich diese Richtung dann theologisch deuten? 790 Bei aller möglichen Verwobenheil der bislang genannten Wirkbereiche des Bibliodramas (Text- und Selbstverständnis bzw. Verhalten) mit den beobachteten oder vennutbaren Einwirkungen auf das Gottesbild der Teilnehmenden sind also auch konzeptionell gesonderte Untersuchungen etwaiger bibliodramaspezifischer Effekte auf das Gottesbild der Teilnehmenden bedeutsam (vgl. dazu auch das folgende Kapitel 6.3.2, in dem als ein inhaltlicher Schwerpunkt weiterfllhrender empirischer Forschungen zum Bibliodrama die Untersuchung der Veranderungen des Jesusbildes Bibliodramateilnehmender vorgeschlagen wird). d)
Weitere Wirkbereiche. Neben den in den voranstehenden Absitzen genannten Wirkbereichen (Textverstandnis, Selbstverstandnis, Gottesbild, Verhalten) ist es durchaus denkbar, dass noch weitere bedeutsame Wirkbereiche (z.B. seelische Gesundheit bzw. Heilung als therapeutischer Wirkbereich791 etc.) isoliert werden können.
Tabellarische Zusammenfassung
In der nachstehenden Tabelle werden die bislang genannten Wirkfaktoren (Rezipienten, bibliodramatische Rezeptionsmethode[n], biblische Texte, weitere Faktoren) und Wirkbereiche (Textverstandnis, Selbstverständnis, Gottesbild, Verhalten, weitere Bereiche) bibliodramatischer Arbeitsweisen zusammengefasst und ein Schema ftlr weiterfllhrende Forschungsvorhaben wird vorgestellt. Innerhalb der
789
MARTIN: Sachbuch Bibliodrama (s. Anm. 16), 9.
790
Eine empirische Untersuchung etwaiger bibliodramaspezifischer Wirkungen auf das Gottesbild der Teilnehmenden ist auch deshalb bedeutsam. weil das Bibliodrama bereits als Methode ftlr eine interreligiöse Bibelarbeit angewendet wird (z.B. ALDEBERT: Mit Judi!n, Christen und Muslimen im Bauch des Fisches (s. Arun. 178), und DERs.: Spielend Gottlernen (s. Arun. 44), 379-458). ln einer solchen interreligiOsen bibliodramatischen Bibelarbeit mOssen etwaige spezifische Wirkungen des Bibliodramas auf das Gottesbild der Teilnehmenden aber bet1lcksichtigt werden. Vgl. die Nahe des Bibliodramas rum Psychodrama als einer therapeutischen Methode oder zu anderen Therapiefonnen, etwa bei z.B. Hans-Christoph Go8MANN: Die therapeutische Dimension des Bibliodramas. Ein Beitrag zur Verhdlmi.Jhe.stimmung und Ge.stalllherapie. MK-Verlag: MOchmUhl, 2002. Vgl. auch die von ROLLINS genannte Dimension der therapeutischen Effekte der Bibel Oberhaupt (s.o. Seite I 08).
791
402
6 Zusammenfassung, Dislcussion und weiterfUhrende Überlegungen
einzelnen Zellen der nachstehenden Tabelle lassen sich zukünftige Forschungsvorhaben zum Bibliodrama lokalisieren. Die Bereiche, zu denen die hier vorliegende Untersuchung einen Beitrag geleistet hat, werden durch in Klammem gesetzte Zahlen markiert (die jeweiligen Ergebnisse werden unter der Tabelle kurz zusammengefasst). 792
::s::
Rezipienten
Bibliodramatische ~
.
de(n)
Biblische Textgrundlage(n)
Weitere Faktoren (Leitungsprofile, Gruppendynamik etc.)
Textverstandnis
... (3)
... (1)
... (2)
...
Selbstverstandnis
...
...
...
...
Gottesbild
...
... (4)
...
...
Verhalten
...
...
...
...
Weitere Wlrkbereiche (seelische Gesundheit etc.) l.lngerfristige Verlnderungen des Textverstandnisles als Wirkungen eines psychodramatisch orientierten bibliodramatischen Prozesses bzw. Vertnderungen des Textverstandnisses im Zusammenhang mit RollenObernahme und Rollenspiel. (2) Verlnderungen des Textverstandnisaes gerniß einer sozlalp&ychologilch beschriebenen Dynamik im Erzahmuster des JOngerurMHStlndnisses. (3) Oberwiegend keine Zusammenhinge der Verlnderungen mit den PersOnlichkebmerkmalen Alter, Geschlecht. Konfession und theologisch wissenschaftliche Vorbildung sowie Zugehörigkeit zu einer der Untersuchungsgruppen aus vier typischen Erwachsenenbereichen (1)
(4)
blblodramatischer Praxisfelder. l.lngerfrtstig posiNere Attnbute in Bezug auf die Jesusgestalt aus Mk 4,35-41 (großere Anziehung, grOßerer Glaube, großere Faszination sowie ger'ri1Q8f8f Konftld).
Exlcurs: ein Beispiel zur weiterführenden empirischen Bib/iodramaforschung Ausgehend von einer im Rahmen des hier durchgeftlhrten Bibliodramas zu Mk 4,35-41 real gemachten Erfahrung wird im Folgenden beispielhaft ein empirisches Projekt zur Bibliodramawirkforschung umrissen und dann innerhalb des obigen Schemas lokalisiert. Ein Teilnehmender dieser Untersuchung äußerte, er habe durch das Bibliodrama zur Stillung des Sturmes und des Sees gelernt, sich in Notsituationen starker auf Gott zu verlassen. Diese Aussage kann als eine Verlnderung des spirituellen Selbstverständnisses (als z.B. eines verllnderten Kontrollbewusstseins) dieses Teilnehmenden aufgrund des Bibliodramas interpretiert werden. Erste qualitative Forschungen könnten mithilfe von Interviews erkunden, was
792
Die in Fußnote 237 erwahnten empirischen Forschungsergebnisse zur Wirkung des Bibliodramas von HUBAI-MUZSNAI. die erst nach Abschluss der hier berichteten Forschung bekannt wurden, lassen sich ebenfalls in der folgenden Tabelle zuordnen. da auch HUBAI-MUZSNAI a) Vcranderungeo aufgrund der bibliodramatischen Rezeptionsmethoden, d.h. des gesamten Bibliodramaprozesses bzw. aufgrundvon RoDenwahlen (in der Tabelle zumordnen unter (1)), und b) aufgrundder biblischen Textgrundlagen, d.h. unterschiedliebe biblische Texte bzw. Themen wirken IUlterschiedlich (in der Tabelle zuzuordnen unter (2)).
6.3 Überlegungen zu weiterfiihrenden empirischen Forschungen
403
einzelne Teilnehmende an bibliodramatischer Bibelarbeit zu verschiedensten biblischen Erzählungen. in denen Menschen die Erfahrung machen, von Gott in Situationen der Not gerettet zu werden, erleben. lernen, erkennen etc. WUrde sich dann der oben genannte Aspekt zunehmenden Sich-Verlassens auf Gott in Notsituationen wiederholt zeigen, könnte induktiv geschlossen werden, dass er ein allgemeiner Effekt des Bibliodramas zu solchen biblischen Textes ist. Dann wllre eine weiterfUhrende quantitativ-deduktive Untersuchung sinnvoll und wichtig, um abzusichern, dass es sich hierbei um ein allgemeines Phänomen handelt. Die quantitativ-deduktive Untersuchung könnte darOber hinaus beispielsweise folgende Hypothesen prüfen: Attribuieren die Teilnehmenden nach einem Bibliodrama zu biblischen Erzahlungen einer göttlichen Rettung aus Not im Rahmen eines theoretischen Modells religiöser Copingstile die Handlungsverantwortung in Notsituationen starker auf Gott, auf sich selbst oder auf eine gemeinsame Verantwortung von Gott und sieb selbst? 793 Differenziert sieb das Kontrollbewusstsein der Teilnehmenden ftlr Handlungsverantwortungen stärker aus in Bezug auf selbst kontrollierbare versus nicht selbst kontrollierbare Situationen der Not? Nimmt infolgedessen die spirituelle Reife und psychologische Gesundheit der Teilnehmenden zu oder ab, d.h., werden eher tbrderliche oder eher hinderliche religiöse Copingstile erlemt?794 Gernaß des obigen Schemas fllr weiterfllhrende empirische Wirkforschungen zum Bibliodrama untersucht ein solches quantitativ-deduktiv angelegtes Projekt Effekte der Rezeptionsmethode Bibliodrama im Verbund mit Effekten, die mit einer speziellen Textauswahl zusammenhingen, hin auf eine Veränderung des Selbstverstandnisses (bzw. der seelischen Gesundheit) der Teilnehmenden (Kontrollbewusstsein, Copingstile) und ihres Gottesbildes (z.B. der Allmlchtige, der Retter, der Helfer etc.; u.U. auch als Veränderung zur seelischen Heilung eines krankmachenden Gottesbildes ).
6.3.2
Verloderungen des Jesusbildes Bibliodramateilnehmender
In Hypothese 2 dieser Arbeit wurde Oberproft, ob sich im Verlaufe des Bibliodramas soziodynamisch zunehmende Krlfte der Anziehung bei gleichzeitig abnehmenden Krlften der Abstoßung in Bezug auf Jesus zeigen lassen. Diese Erwartung knOpfte an Beobachtungen von BRANDHORST an (s.o. Seite 76), denen zufolge die Teilnehmenden an bibliod.ramatischen Veranstaltungen als theologische Antworttendenz zunehmend die Mit-Menschlichkeit Jesus betonen. Reduziert auf die soziodynamischen Krlfte von Anziehung und Abstoßung konnte in dieser Studie eine llngerfristige Zunahme der Krlfte der Anziehung in Bezug auf Jesus gezeigt werden (ebenso zeigten sich signifikante Trends zunehmender Einschiltzungen des Glaubens und der Faszination als imaginierte JOngerreaktionen in Bezug auf Jesus). Zunehmende Krlfte der Anziehung in Bezug auf Jesus und zunehmende Betonung der Mit-Menschlichkeit Jesus sind gewiss keine deckungsgleichen Begriffe: Während der erste Begriff der Anziehung (neben dem der Abstoßung) eher
793
Vgl. zu den genannten drei religiOsen Copingstilen ,.Deferring'\ ,.5elf-Directing.. und .,Collaborative.. Kenneth I. PARGAMENT: The Psychology of &llgion and Coping. Theory, &search, Practlce. New York: The Guilford Press 1997, I SOff.
794
Vgl. ebd., 293ffu.ö.
404
6 Zusammenfassung, Diskussion und weiterfUhrende Überlegungen
auf den dynamisch bedeutsamen Gehalt eines sozialpsychologisch grundlegenden Momentes im menschlichen Verhalten und Erleben verweist, verweist der zweite Begriff der Mit-Menschlichkeit (Jesu) eher auf den semantisch bedeutsamen Gehalt einer theologisch inkamatorischen Glaubensaussage. 79s Beide Begriffe enthalten aber sicherlich miteinander verwandte Bedeutungsaspekte, die sich etwa so beschreiben lassen, dass die Gestalt Jesu den Teilnehmenden naher gekommen ist. Insofern die Beobachtungen von BRANDHORST und die in dieser Studie gefundenen Ergebnisse eine gemeinsame Tendenz aufweisen, dass sich nllmlich aufgrund des Bibliodramas IRngerfristige Veränderungen des Jesusbildes bei den Teilnehmenden einstellen, dUrfte ein Forschungsvorhaben, dass eben diesen Veränderungen nachgeht, erfolgreich sein. Ein solches Vorhaben ist aber insbesondere deshalb bedeutsam, weil Veränderungen des Jesusbildes bei den Teilnehmenden eines Bibliodramas zentrale Bereiche des christlichen Glaubens ansprechen und theologische sowie pastorale Aufinerksamkeit verdienen. Dies auch deshalb, weil die bislang gefundenen Tendenzen auf eine positive Veränderung des Jesusbildes bei den Teilnehmenden hindeuten; mindestens aber auf solche Veränderungen, die den biblischen Jesus naher an die Menschen, die sich bibliodramatisch mit ihm beschäftigen, heranftlhrt. Inwieweit diese Beobachtungen zu den verändernden Wirkungen des Bibliodramas auf das Jesusbild der Teilnehmenden auch mit Veranderungen des Christusbildes (Gottesbildes) zusammenhängen, ob sie somit inhaltlich differenzierter und beispielsweise in Bezug auf verschiedene Alters- oder Zielgruppen bestätigt werden können bzw. welche theologischen, existentiell-lebensgeschichtlichen, pastoralen oder religionspädagogischen Qualitllten und Auswirkungen diese zunehmend empfundene Nahe in Bezug auf Jesus hat. das sind offene Forschungsfragen.
6.4
lmplikationen für Theorie und Praxis des Bibliodramas
Im Folgenden werden einige lmplikationen dieser Arbeit und ihrer Ergebnisse fllr die Theorie und Praxis des Bibliodramas benannt. Zunächst wird vor dem Hintergrund der theoretischen Überlegungen dieser Arbeit, aufgrund derer das in der Untersuchung angewandte bibliodramatische Rollenspiel auf seine Form und mimetischen Charakteristika hin festgelegt wurde, ein Struktunnodell bibliodramatischen Rollenspielverhaltens vorgeschlagen. Daran anschließend werden weiterftlhrende Überlegungen zur Abschatzung der Effekte bibliodramatisch bearbeiteter biblischer Texte vorgestellt. Abschließend wird die Frage nach der Standardisierung bibliodramatischer Prozesse aufgeworfen.
79 s
Zu einem Vorschlag der Verbindung eher semantische und eher dynamische Aspekte betonender Kommunikationsmodelle, d.h. der Verbindung des Organonmodells von BOln.ER und des ABXModells von NEWCOMB, vgl. Cart F. GRAUMANN: Speaking and Understandingfrom Viewpoint.s. Studies in Perspectivity. ln: Gon R. SEMIN; KJaus FIEDLER (Hrsg.): Language, Interaction and Social Cognition. London: Sage Publiestions 1992, 236-255.
6.4/mpli/cationenfor Theorie und Praxis des Bibliodramas
6.4.1
405
Ein Strukturmodell bibliodramatischen Rollenspielverhaltens und weiterführende hermeneutische Öberlegungen
Ein nicht unerheblicher Teil dieser Arbeit hat sich damit befasst, die ftlr diese Untersuchung intendierte Form des bibliodramatischen Rollenspiels zu beschreiben und zu charakterisieren (s.o. Kapitel 3.2). Dabei ist deutlich hervorgetreten, wie unterschiedlich sich das Spielverhalten der Teilnehmenden in bibliodramatischen Rollenspielen beschreiben lässt. Charakteristisch ftlr das Verhalten der Teilnehmenden in einem dramatischen Rollenspiel zu einem biblischen Text kann beispielsweise sein, dass sie den in diesem Text beschriebenen Handlungsstrang sehr eng folgen oder aber sich weit davon entfernen. Des Weiteren kann das Rollenspielverhalten der Teilnehmenden auch beispielsweise dadurch charakterisiert sein, dass die Spielenden sehr intensiv mit ihrer Rolle verschmolzen sind oder aber wenig intensiv etc. Nach der Übersicht des Autors dieser Arbeit ist eine differenzierte Darstellung solcher Verhaltenscharakteristika bibliodramatischen Rollenspiels in der bibliodramaspezifischen Literatur bisher kaum zu finden. Dementsprechend kann es zu Verwirrungen kommen, wie z.B. ein konkret durchgefllhrtes bibliodramatisches Rollenspiel rollenspielterminologisch zu beschreiben ist. Ist es beispielsweise das Gleiche, wenn ein bibliodramatisches Rollenspiel als "linear', als ,,rekonstruierend" oder einfach als "dem roten Faden eines biblischen Textes entlang spielend" beschrieben wird? Bedeutet die Aufforderung, sich im bibliodramatischen Rollenspiel "spontan" zu verhalten dasselbe wie "nicht gegen das eigene Geftlhl anzuspielen"? Was bedeutet demgegenOber die Aufforderung, "den Text zu spielen" bzw. den Rollenherausforderungen des Textes nicht auszuweichen? Im Folgenden werden deshalb im Rahmen eines Strukturmodells terminologische Vorschläge gemacht, wie bibliodramatisches Rollenspielverhalten differenzierter beschrieben werden kann. 796 Die Geeignetheil eines solchen, eher allgemein gehaltenen Modells kann jedoch nicht daran gemessen werden, ob es alle Sonderformen bibliodramatischen Rollenspielverhaltens erfasst. 797 Vielmehr soll es einen begrifflichen Rahmen seiner grundlegenden Strukturen vorstellen. Soziales und Bibliodramatisches Rollenspiel
Unter einem bibliodramatischen Rollenspiel wird hier zunächst ein dramatisches Rollenspief198 verstanden, insofern es explizit innerhalb einer als Bibliodrama, biblisches Rollenspiel, dramatisches Bibelspiel etc. benannten bzw. als ,,mit Elementen des Bibliodramas" gekennzeichneten Veranstaltung durchgeftlhrt wird. 799 Aus der alltäglichen Realität, dem Oblichen sozialen Rollenspiel bzw. dem alltäglichen ,.Lebens-Ernst'' der Teilnehmenden wird zunächst der Ereignisraum einer
796
797 798 799
Dazu werden im Besonderen die Beobachtungen und Beschreibungen zum Rollenspie~ wie sie u.a. bei JONES, PAPENKORT, BLIESENER, MAVERS; VOLK VON BIALY, YARDLEY-MATWIFJCZUK und KIPPER gefunden und in Kapitel 3.2.1 und 3.2.2 vorgestellt wurden, ber11cksichtigt. Vgl. z.B. das von TEICHERT beschriebene Meta-Rollenspiel zur Theorie des Bibliodramas (Theologie des Bihliodrtlmll8 (s. Anm. 53), 134). Zur Unterscheidung von sozialem und dramatischem Rollenspiel s.o. Seite 143f. Zu den oblichen bibliodramatischen Praxisfeldern vgl. Seite 47ff.
406
6 Zusammenfassung, Diskussion und weiterfUhrende Überlegungen
Bibliodramaveranstaltung ausgegrenzt. Dieser Ereignisraum wird durch die ralUllzeitlichen bzw. institutionellen Bedingungen einer jeweiligen bibliodramatischen Veranstaltung bestimmt und unterscheidet sich je nach dem angewandten bibliodramatischen Grundtyp (s.o. Seite 53ft) in seinen spielerisch kreativen Ausgestaltungen.800 Mit dieser ersten Ausgrenzung aus dem Alltag der Teilnehmenden wird ein primärer kreativ-spielerischer Als-ob-Ereignisraum geöffilet: ein Spielraum der Freiheit, in dem bibliodramatisch soziales Rollenverhalten inszeniert werden kann. Ein Ereignisraum, der einerseits nicht zwingend Handlungsfolgen in den Alltag der Teilnehmenden bewirken will (als zweckfreier bzw. selbstzwecklieber Spielraum), es aber andererseits doch auch kann (Steigerung der Erlebnisfllhigkeit, Entlasten, Verarbeiten, Klären, Erkunden, Probehandeln etc.). 801 Dieser erste Ereignisraum einer Bibliodramaveranstaltung wird letztlich durch das Interesse der Teilnehmenden und Leitenden an einer erlebensbezogenen, interaktionalen Auseinandersetzung mit biblischen Texten und Kontexten bestimmt. Im Verlaufe einer solchen bibliodramatischen Veranstaltung findet dann das eigentliche bibliodramatische Rollenspiel statt. Das heißt: Innerhalb des aus dem üblichen Alltag der Teilnehmenden ausgegrenzten Ereignisraums einer Bibliodramaveranstaltung wird ein zweiter Ereignisraum ausgegrenzt: der des dramatischen Rollenspiels. Dieses eigentliche Rollenspiel (Rollenspielphase eines Bibliodramas) lässt sich als sekundärer kreativ-spielerischer Als-ob-Ereignisraum bestimmen: die Inszenierung eines bibliodramatischen Rollenspiels. Bib/iodrarnatisch ist dieses Rollenspielereignis dann, wenn erkennbar ist, dass und wie sowohl sein initiierender Impuls als auch sein reflexiv-integrierender ROckbezug im Zusammenhang mit einem oder mehreren biblischen Texten bzw. Kontexten verbleibt.802 Insofern ein Bibliodrama entweder textzentriert oder teilnehmer- bzw. gruppenzentriert angeboten, betrachtet oder situativ vereinbart werden kann (s.o. Seite 42), kann auch das jeweilige bibliodramatische Rollenspielereignis entweder speziell textzentriert oder speziell protagonistenzentriert bzw. gruppenzentriert sein. Die wohl am häufigsten angewandte Form bibliodramatischen Rollenspiels ist das textzentrierte Rollenspiel. Im textzentriert-bibliodramatischen Rollenspiel wird der Ausgangspunkt des Spiels, das Spiel selbst sowie die ROcklenkung der gespielten Ereignisse durch den expliziten Bezug auf einen biblischen Text bzw. einen biblischen Kontext, seine Dynamiken und Bedeutungen bestimmt. Der Ereigniszusammenhang innerhalb des Rollenspiels ist von biblischen Texten oder
800 801
802
Zur objekt-relationstheoretischen Bedeutung von Raumen der KreativiW und des Spiels tbr pastoralpsychologische Bibelarbeit vgl. Kapitel 1.1. Zum AJs-ob-Realitatsstatus eines Spiels s.o. Seite 160f. Zu den verschiedenen AJs-obRealiUltsbereichen eines Rollenspiels s.o. Seite 161 ff. Zur Annahme einer Obergreifenden IchInstanz zwischen Alltags- und Rollenspielwirldichkeiten und der Bedeutsamkeil rollengespielter Realitatserfahrungen s.o. Seite 175. Die Begrenzung auf biblische Texte und Kon-Texte ermöglicht einerseits, Formen eines Hagiodramas, Mythodramas etc. zu integrieren, andererseits ist es aber auch eine bibliodramakonserva1ive Festlegung, weil sie einen letzten Bezug aufbiblische Kontexte bzw. Texte erwartet. Ein Rollenspiel, dessen Gegenstand prinzipiell alle moglichen (literarischen, religiösen, mythologischen, philosophisch theologischen etc.) Texte sein kOnnen, sollte besser als Literarisches Rollenspiel oder Erzlhi-Rollenspiel benannt werden.
6. 4 lmplikationenfor Theorie und Praxis des Bibliodramas
401
Kon-Texten bestimmt. Im teilnehmer- oder gruppenzentriert-bibliodramatischen Rollenspiel stehen protagonistisch die jeweiligen lndividualdynamik.en bzw. gruppenspezifisch die jeweiligen Gruppendynamiken im Vordergrund. In diesem Fall ist der Ereigniszusammenhang innerhalb des Rollenspiels von biographischen oder gruppenspezifischen Zusammenhängen bestimmt. Dabei ist ft1r ein protagonisten- bzw. gruppenzentriert-bibliodramatisches Rollenspiel in den Augen des Autors dieser Arbeit immer auch der Zusammenbang mit den in der jeweiligen Bibliodramaveranstaltung relevanten biblischen Texten oder Kontexten fruchtbar zu machen. Kann dieser Zusammenbang nicht mehr deutlich gemacht werden, ist er nicht mehr sinnvoll oder erwünscht, dann sollte im strengen Sinne auch nicht von einem bibliodramatischen Rollenspiel gesprochen werden (sondern von einem z.B. protagonistenzentrierten Psychodrama oder gruppenzentrierten Soziodrama etc.). Die lnitiierung, Gestaltung und Kompetenz in Bezug auf ein protagonistenbzw. gruppenzentriert-bibliodramatisches Rollenspiel hängt nicht zuletzt von den methodischen, psychotherapeutischen oder spirituellen Prägungen und Aufinerksamkeiten der jeweiligen Bibliodramaleitenden bzw. der Bereitschaft der Teilnehmenden und der Gruppe ab. Das Rollenspielereignis innerhalb eines Bibliodramas Ulsst sich insofern seinen speziellen Ausformungen nach in ein textzentriert- oder protagonisten- bzw. gruppenzentriert-bibliodramatisches Rollenspiel unterscheiden. Bestimmt in einem textzentriert-bibliodramatischen Rollenspiel ein ausgegrenzter biblischer Ereigniszusammenhang (biblischer Text, biblische Kon-Texte) das Rollenspielverhalten der Teilnehmenden, so bestimmen in einem protagonisten- bzw. gruppenzentriert-bibliodramatischen Rollenspiel vor dem Hintergrund biblischer Kontexte individual- oder gruppendynamische Ereigniszusammenhänge (Biographie, Gruppenspezifika etc.) den Ereigniszusammenhang eines Rollenspiels. Der sekundäre Als-ob-Ereignisraum eines Bibliodramas, also der Realitlltsrahmen des eigentlichen Rollenspiels, lässt sich demnach in spezielle Unterbereiche einteilen: eine textbezogene und eine biographie- bzw. gruppenbezogene bibliodramatische Rollenspielrealität Textzentriert-bibliodramatisches Rollenspiel Ein textzentriert-bibliodramatisches Rollenspiel sollte ein länger als ftlnf Minuten803 dauerndes, nach außen darstellendes Handeln (acting out; drama) eines als mimetisches Spiel umgrenzten biblischen Ereigniszusammenhangs von üblicherweise mehreren Teilnehmenden (einer Gruppe) umfassen. Für ein textzentriert-bibliodramatisches Spiel muss genug Zeit gegeben sein, dass sich Oberhaupt zusammenhängende Interaktionssequenzen im darstellerischen Spiel und Spielraum entfalten können (wozu gegebenenfalls Requisiten, Verkleidungen, Masken etc. hinzugezogen werden können). Kürzere Einheiten imaginierter oder gespielter RollenObernahmen (z.B. Statuen, Standbilder, Vignetten, Rolleninterviews, angespielte Dialogszenen etc. zu biblischen Textereignissen) sollten im Sinne terminologischer Klarheit nicht als textzentriert-
803 Fur diese zeitliche Abgrenzung eines dramatischen Rollenspiels von vor- oder quasidramatischen Fonnen gespielter RollenObernahmen s.o. Seite 145.
408
6 Zusammenfassung, Diskussion und weiterfUhrende Überlegungen
bibliodramatisches Rollenspiel benannt werden. Sie können aber in den Bereich der Rollenspielvorbereitung gehören. Ein textzentriert-bibliodramatisches Rollenspiel ist durch eine mimetische Verhaltenscharakteristik der Rollenspielenden gekennzeichnet, d.h., das Rollenspielverhalten der Teilnehmenden ist dadurch geprägt, dass das von ihnen dargestellte Rollenmodell einen exogenen Ursprung hat. Exogen bestimmt ist ein Rollenverhalten dann, wenn sein Verhaltensmodell außerhalb der Spielenden zu verorten ist, wenn also das rollengespielte Verhalten der Teilnehmenden den Vorgaben des ft1r das Spiel ausgegrenzten biblischen Ereigniszusammenhangs entspringt. Endogen bestimmt ist ein Rollenverhalten, wenn sein Verhaltensmodell integraler Bestandteil der Persönlichkeit des Spielenden (bzw. der typischen Charakteristika einer spielenden Gruppe; z.B. depressive versus euphorische Gruppe etc.) ist, wenn also das Rollenmodell innerhalb der Spielenden zu verorten ist bzw. dort auch entspringt. Wie die empirischen Ergebnisse dieser Arbeit im Rahmen der Hypothese 7 gezeigt haben, werden exogen-biblische Rollenmodelle (die JUnger) dann häufiger gewählt, wenn die Spielenden ihnen gegenüber vor dem Rollespiel eine eindeutige Voreinstellung (antagonistisch entweder Anziehung oder Abstoßung) haben, als wenn sie eine uneindeutige Voreinstellung (synergetisch sowohl Anziehung als auch Abstoßung) haben (s.o. Seite 338). Die Verschmelzung des "Selbst" des Spielenden mit seinem exogenen Rollenmodell kennt zudem verschiedene Stufen, worauf bereits ANDRIESSEN u.a. hingewiesen hatten (s.o. Seite 77 und 170ft). Die empirischen Ergebnisse im Rahmen der Hypothese 6 dieser Arbeit konnten zudem zeigen, dass intensive, aber nicht intensivste Verschmelzung mit einer gespielten Rolle zu den größten Veränderungen des Textverstandnisses filhrt. Eine intensive, aber durchaus mit kritisch distanzierenden Momenten durchzogene Verschmelzung mit der gespielten Rolle wurde deshalb ft1r ein textz.entriert-bibliodramatisches Rollenspiel als Idealform mimetischen Rollenverhaltens gewertet. Die Teilnehmenden an einem textz.entriert-bibliodramatischen Rollenspiel sollten grundlegende Rollenspielfllhigkeiten beherrschen bzw. darin eingefllhrt werden: ein Verständnis ft1r grundlegende Rolleneinteilungen (z.B. SpielendeLeitende, Spielende-Mitspielende, Spielende-Zuschauende) und Raumeinteilungen (z.B. "on stage" versus "off stage") haben, Spiel- und Nichtspielrealitaten unterscheiden können (z.B. in Bezug auf die Grenzen von Gewaltanwendung im Spiel, bei der Trennung zwischen Ich/Du und Rollen-Ich/Rollen-Du etc.) und längerfristige Interaktionen in den übernommenen Rollen und aus ihnen heraus gestalten können (z.B. innerhalb eines vorgegebenen biblischen Handlungsstranges zu verbleiben oder aber auch darüber hinausgehend zu improvisieren). 804 Lehnt sich nun das Rollenverhalten der Spielenden sehr eng an den ausgegrenzten biblischen Ereigniszusammenhang an, ist es mimetisch replikativ: es entspringt den im biblischen Text vorgegebenen Handlungsstrangen. Das Rollenspiel folgt dann insgesamt deutlich rekonstruierend den im biblischen Text vorgegebenen Handlungsstrangen (So-wie-Verhalten; tendenziell imitierend-replizierendes Verhalten). Entspringt das Rollenverhalten der Spielenden zwar dem ausgegrenzten
804 Vgl. hierzu JONES:
Drama as Therapy (s. Anm. 456), 183-195; besonders 190f
6. 4 Jmplilcationen for Theorie und Praxis des Bibliodramas
409
biblischen Ereigniszusammenhang, zeigt es darüber hinaus aber auch zunehmend individuelle und/oder gruppenspezifische, dh. endogene Anteile, ist es mimetisch prätendierend: Das Rollenverhalten der Spielenden entspringt zwar den im biblischen Text vorgegebenen Handlungsstrangen, halt sich aber weniger deutlich in dessen Grenzen auf, sondern konstruiert dar1lber hinaus weiterfllhrende, alternative oder neue Ereigniszusammenhange (So-wie-Verhalten; tendenziell improvisierend-introjizierendes Verhalten). Wenn es nun beispielsweise heißt, die Teilnehmenden eines textzentriertbibliodramatischen Rollenspiels können die in ihren Rollen gemachten Erfahrungen oder dargestellten Handlungsweisen ,jederzeit als rollenbedingt an den Text zurück geben"805 , dann schützt eine solche prinzipielle Möglichkeit die Rollenspielenden sicherlich vor eilfertigen biographischen RUckschlOssen oder Problemanzeigen angesichts ihres Rollenverhaltens. Wenn jedoch ein deutlich konstruierendes Rollenspiel zu einem biblischen Text intendiert bzw. zugelassen und durchgeftlhrt wird, dann müssen die Rollenspielenden die exogen-biblischen Rollenmodelle, deren Verhalten sie auf der BOhne darstellen, zunehmend auch mit endogen-idiosynkratischen Rollenanteilen mimetisch pratendierend ausftlllen, da das Rollenspiel Ober die Textvorgaben hinaus ,,konstruieren" soll. Dann allerdings ist es ftlr die Rollenspielenden psychologisch zunehmend schwer möglich, ihr tatsächliches Rollenverhalten auf das exogen-biblische Rollenmodell zurückzufUhren und ihre eigenen biographischen Anteile durch diese RUckftlh.rung gegebenenfalls geschützt zu wissen. Ein textzentriert-bibliodramatisches Rollenspiel findet nun nicht entweder nur rekonstruierend oder nur konstruierend statt, sondern letztlich in einem Kontinuum zwischen beiden Rollenspielverbaltensweisen. Eher rekonstruierend ist ein textzentriert-bibliodramatiscbes Rollenspiel dann, wenn es den Vorgaben des ausgegrenzten biblischen Ereigniszusammenhanges deutlich folgt - wenn die Teilnehmenden sich also den Rollenherausforderungen ihrer gewählten und exogen-biblischen Rollemodelle mimetisch replikativ "beugen". Eher konstruierend ist ein textzentriert-bibliodramatisches Rollenspiel dann, wenn das Rollenverhalten der Teilnehmenden zwar den ausgegrenzten und biblisch vorgegebenen Ereigniszusammenhangen entspringt, wenn es dar1lber hinaus aber auch deutliche individuelle oder gruppenspezifische, d.h. endogene Anteile enthalt. Eingrenzungen konstruierenden Spielverhaltens können durch die Leitenden z.B. dadurch geschehen, dass sie das Rollenspiel abbrechen, wenn es an das Ende des ftlr das Spiel ausgegrenzten biblischen Ereigniszusammenhangs kommt. Ausweitungen rekonstruierenden Spielverhaltens können z.B. dadurch geschehen, dass die Leitenden gewahren oder dazu ermutigen, Ober den eigentlich ausgegrenzten biblischen Ereigniszusammenhang hinaus weiterzuspielen (eingrenzende und ausweitende Interventionen sollten sich u.a. auch theologisch exegetischen Kriterien unterwerfen). Abschließend sei noch kurz auf den ftlr ein textzentriert-bibliodramatisches Rollenspiel vorbereitenden Ereigniszusammenhang eingegangen werden. Bibliodramatische Rollenspiele bedürfen einer Einfllhrung, so dass es Oberhaupt zur
805 RADECK:
Exerzitien und Bibliodrama (s. Anm. 19), 110.
410
6 Zusammenfassung. Dislcussion und weiterfUhrende Ober/egungen
Ausgrenzung des eigentlichen Rollenspielereignisses kommen kann. Wenn nach einer allgemeinen Erwännungsphase (z.B. Körperübungen etc.) der relevante biblische Text beispielsweise einfach gelesen, imaginativ-meditativ vorbereitet, gestalterisch kreativ erschlossen, mit Standbildern, ersten Rolleninterviews oder kurzem Anspielen mimetisch geöfthet wird, dann können die jeweils zugrundeliegenden Verhaltenscharakteristika der Teilnehmenden spontan oder mimetisch sein. Die Ereigniszusammenhänge sind dementsprechend noch nicht dramatisch (z.B. individuelles Lesen) oder bereits quasi-dramatisch (z.B. Standbilder einer biblischen Szene). Vorbereitende Einftlhrungstechniken im engeren Sinne, wie "Particularization" (allen Teilnehmenden bekannt gemachte Bedeutungszuweisungen fllr alles, was auf der BUhne des Spiel eine bestimmte physische oder psychologische Bedeutung haben soll), ,,Presencing" (bewusstes Verinnerlichen und Gegenwärtigsetzen aller bedeutungstragenden Elemente) und ,,Personalization" (alles, was auf der Bnhne Bedeutung haben soll, und alles, was in den Rollen gespielt werden soll, muss durch die Mitspielenden selber geschaffen oder in ihre eigene Erfahrung Oberftlhrt worden sein), wurden weiter oben beschrieben (s.o. Seite 165 t). Protagonisten- bzw. gruppenzentriert-bibliodramatisches Rollenspiel
Im Unterschied zu textzentriert-bibliodramatischen Rollenspielen, denen letztlich eine an exogenen (biblischen) Rollenmodellen ausgerichtete mimetische Verhaltenscharakteristik zugrunde liegt, liegt protagonisten- bzw. gruppenzentriertbibliodramatischen Rollenspielen letztlich eine an endogenen (inneren) Rollenmodellen ausgerichtete spontane Verhaltenscharakteristik zugrunde: Die rollenspielende Person (bzw. Gesamtgruppe) spielt sich selbst und ihr gespieltes Verhalten drückt unmittelbar, direkt und gezielt eigenes Verhalten und Erleben aus (idiosynkratisches Verhalten). 806 In diesem Sinne sind textzentriert-bibliodramatische Rollenspiele also nicht spontan, sondern mimetisch. FOr protagonisten- bzw. gruppenzentriert-bibliodramatische Rollenspiele werden nicht eigentlich biblische Ereigniszusammenhänge fllr ein dramatisches Rollenspiel ausgegrenzt, wie es bei einem textzentriert-bibliodramatischen Rollenspiel der Fall ist Vielmehr werden biographische bzw. gruppenspezifische Ereigniszusammenhinge ausgegrenzt, die individual- bzw. gruppendynamisch geprägt, initiiert oder situativ gegeben sind. Im Folgenden werden zwei Beispiele ft1r ein protagonisten- bzw. gruppenzentriertbibliodramatisches Rollenspiel genannt. Weitere Beispiele könnten erganzt werden können. Entscheidend ist jedoch, dass das jeweils vorrangig interessierende charakteristische Rollenverhalten spontan, d.h. endogen verortet und nicht mimetisch, d.h. exogen verortet ist. Ein protagonistenzentriert-bibliodramatisches Rollenspiel liegt beispielsweise dann vor, wenn ein Protagonist - ausgehend etwa von einer im Rahmen eines textzentriert-bibliodramatischen Rollenspiels gewonnenen Erfahrung - aus dieser neuen Erfahrung heraus probehandelnd eine Situation ihres oder seines alltlgli806
Dies gilt allerdings nicht ftlr z.B. die Antagonisten eines protagonistenzentrierten Psychodramas. Sie werden vom Protagonisten in ftlr sie exogen zu verortende Rollen eingetbhrt (z.B. die Mutter oder der Vater des Protagonisten), die sie dann- je nach methodischer Absicht- eher mimetisch replikativ oder pratcndierend darstellen sollen.
6. 4 Jmplilcationen fiir Theorie und Praxis des Bibliodramas
411
chen Lebens erkunden möchte. Dazu würden Mitspielende "eingedoppelf', d.h. in die jeweiligen Rollen eingefllhrt, so dass ein dramatisches Rollenspiel beginnen kann.so1 Ein gruppenzentriert-bibliodramatisches Rollenspiel liegt beispielsweise dann vor, wenn eine feste Bibliodramagruppe, die z.B. des Öfteren gruppendynamische Auswahlprozesse fllr textzentriert-bibliodramatisch zu spielende biblische Texte durchfUhrt, selbst auf diese Auswahlprozesse reflektieren will, um die üblichen Kriterien ihrer Textauswahl kritisch zu erkunden. Dann spielt die Gruppe einen solchen Prozess, um anschließend etwaige Muster der Textauswahl erkennen zu können. Andere und weitere protagonisten- und gruppenzentriert-bibliodramatische Rollenspielszenarien sind denkbar (z.B. in bibliodramatischen Monodramen, Einzel- oder Teamsupervisionen etc.). Wie bereits weiter oben bemerkt, ist der Autor dieser Arbeit aber der Ansicht, dass in diesen Szenarien, wenn sie sich bibliodramatisch verstehen wollen, letztlich ein Zusammenhang mit einem biblischen Text oder Kontext erkennbar bleiben sollte. Andernfalls sollte nicht mehr von einem bibliodramatischen, sondern schlicht von einem z.B. protagonistenzentrierten Psychodrama oder einem Soziodrama die Rede sein. Ein Stru/cturmode/1 bibliodramatischen Rollenspielverhaltens
Die nachstehende Abbildung fasst die in den vorherigen Abschnitten betrachteten Aspekte eines Strukturmodells bibliodramatischen Rollenspielverhaltens zusammen und enthält die dort entwickelten Vorschläge zur Terminologie. Die Graphik im oberen Teil der Abbildung raumt dem textzentriert-bibliodramatischen Rollenspiel einen breiteren Raum ein, weil es wohl die häufigste Form bibliodramatischen Rollenspiels ist. Das StruktunnodeiJ bibliodramatischen Rollenspielverhaltens kann einerseits zur Klärung von bisher in diesem Feld verwendeten Terminologien beitragen, andererseits kann es als ein Orientierungsmodell sowohl zur Kenntnis als auch zur pragmatischen Entscheidungstindung bei der Planung verschiedener bibliodramatischer Rollenspielformen, ihrer Charakteristika und Grenzen beitragen. Im linken oberen Randbereich der nachfolgenden Abbildung wird das Stichwort "Rollenspielvorbereitendes Verhalten" genannt. Der diesbezügliche Verhaltensraum ist durch die Vorbereitungen zur Ausgrenzung des sekundären Als-obEreignisraums, d.h. des eigentlichen Rollenspielereignisses charakterisiert. Das Verhalten ist hier noch nicht dramatisch (sondern körperbezogen, lesend, imaginativ, meditativ, gestalterisch kreativ etc.) oder er ist quasidramatisch (kurzzeitig mimetisch spielerisches Verhalten etwa bei Standbildern, Rolleninterviews etc.; presencing, particularization, personalization). Die dem Verhalten zugrundliegenden Rollenmodelle können wechseln (endogen oder exogen).
807
Bei den Mitspielenden liegt also ein mimetisches Rollenverhalten vor, da sie die vom Protagonisten vorgeschriebenen und .,eingcdoppelten" Rollenmodelle darstellen sollen. Als protagonistenzentriertes Rollenspiel liegt das primare Interesse aber beim Protagonisten und seinen oder ihren Fragenstellungen. Der Protagonist und die Protagonisten spielt in der hier beschriebenen Situation aber sich selbst, insofern er oder sie die neu gewonnenen Erfahrungen bzw. Rollenverhaltensweisen probehandelnd ausprobieren will.
412
6 Zusammenfassung Diskussion und weiterfUhrende Überlegungen
Abbildung 4: Strukturmodell bibliodramatischen Rollenspielverhaltens
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biographie- bzw. ' gruppenbezogene ' Rollenspielrealitlt
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Rollenspiel
Blbllodrwnatlsch soziales Roller1Yertlabn PrimiJrer Als.oo-Ereignisraum: Bibliodramarealitlt
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6. 4 Jmplikationen jUr Theorie und Praxis des Bibliodramas
413
Das voranstehende Strukturmodell bibliodramatischen Rollenspielverhaltens kann auch befruchtend auf eine hermeneutische Diskussion zum Bibliodrama wirken. SCHROER stellt einige Thesen vor mit dem Ziel, die Entwicklung einer dramaturgischen Hermeneutik anzuregen. 808 Das Bibliodrama ftlhre in der Hermeneutik "vor allem in die Fragen des szenischen Verstehens'.so9. Szene sei "eine dramatische Konzentration der Situation des Menschen als Existenz in Kommunikation"810. Im Bibliodrama werden nun biblische Szenen im dramatischen Rollenspiel der Teilnehmenden aktualisiert, können auf diesem Wege neu verstanden werden und zu einer gelungenen "Verbindung von Selbsterfahrung in der Gruppe und biblischer Texterfahrung"811 ftlhren. Das obige Strukturmodell bibliodramatischen Rollenspielverhaltens bietet nun eine terminologische Differenzierung einiger Aspekte szenischen Verstehens an, wie sie auf Seiten der Rezipienten bzw. Teilnehmenden an einem Bibliodrama zu berücksichtigen sind. Der entscheidende Aspekt ist hier, dass ftlr das textzentriertbibliodramatische Rollenspiel begrifflich ein Kontinuum des Rollenspielverhaltens geschaffen wurde. Ein Kontinuum, das sich zwischen rekonstruierendem und konstruierendem Verhalten ausspannt. Eher rekonstruierendes Spielverhalten bezieht sich Oberwiegend auf die Übernahme eines exogen-biblischen Rollenmodells, wohingegen eher konstruierendes Spielverhalten sich zwar auch auf die Übernahme eines exogen-biblischen Rollenmodells bezieht, dabei werden aber doch zugleich deutlich endogene Rollenanteile (individuellen oder gruppenspezifischen Ursprungs) erkennbar. Um zu einer differenzierten Weiterentwicklung dessen, was unter einer dramaturgischen Hermeneutik szenischen Verstehens gemeint sein könnte, zu finden, sollte dieser Unterschied berücksichtigt werden. Wann und bei welchen biblischen Texten und mit welchen Teilnehmenden sollte beispielweise bevorzugt ein eher konstruierendes oder aber ein eher rekonstruierendes Rollenspielverhalten gefbrdert oder gar instruiert werden? Welche exogenbiblischen Rollenmodelle stellen eine solche Herausforderung an den Rollenspielenden, dass ein ,,rein" rekonstruierendes Spiel Oberfordernd oder aber unterfordernd wirkt? Welche theologisch exegetischen oder praktisch theologisch seelsorgerliehen Überlegungen ftlhren zur Wahl welcher bevorzugt intendierten Charakteristik des Rollenspielverhaltens etc.? Des Weiteren und ebenfalls auf Seiten der Teilnehmenden und Rollenspielenden ist in diesem Kontext ein relevantes empirisches Ergebnis dieser Untersuchung, dass intensive, aber nicht äußerst intensive Verschmelzung mit einer gespielten Rolle (Hypothese 6) zu den größten Veränderungen des Textverständnisses bei den Teilnehmenden ftlhrte. Eine dramaturgische Hermeneutik szenischen Verstehens muss auf Seiten der Teilnehmenden insofern auch den Faktor der Verschmelzung mit einer gespielten Rolle berücksichtigen. Das bedeutet zumindest, dass die Anleitung, die Erwartung oder das Induzieren einer äußerst intensiven oder Oberflutender Verschmelzung mit einer gespielten Rolle filr ein verändertes
808
809 BIO &II
Vgl. SCHRÖER: Verstehst Du auch, dass du spielst, was du liest? (s. Anm. 208), l2f. Ebd., 13. Ebd., II. Ebd.
414
6 Zusammenfassung, Diskussion und weiterfUhrende Überlegungen
Verstehen des im szenischen Spiel dargestellten biblischen Textes eher wieder hinderlich ist, weil es zu wenige kritisch distanzierende Momente erlaubt. Des Weiteren: Hatte KIPPER gezeigt, dass ein mimetisch replikatives Rollenverhalten der Spielenden ein geringeres Ausmaß an Verschmelzung mit einer gespielten Rolle bedingt als ein mimetisch prätendierendes (s.o. Seite 154), so war ein Ergebnis dieser Untersuchung, dass genaueres Befolgen des biblischen Handlungsstranges von Mk 4,35-41 (mimetisch replikatives Rollenverhalten bzw. rekonstruierendes Rollenspiel) signifikant mit intensiverer Verschmelzung mit der gespielten Rolle zusammenhängt. Ein Uber das berichtete Ende hinaus weitergehendes Spiel (mimetisch prätendierendes Rollenverhalten bzw. konstruierendes Rollenspiel) zeigte jedoch keinen signifikanten Zusammenhang mit intensiverer Verschmelzung mit der gespielten Rolle (s.o. Seite 365). Enthalten demnach- so lasst sich fragen - exogen-biblische Rollenmodelle eine spezifische Herausforderung an die Spielenden, so dass eine deutlich rekonstruierende Übernahme ihres Rollenverhaltens zu einer größeren Verschmelzung mit der gespielten Rolle ftlhrt, als dies fllr andere exogene Rollenmodelle der Fall ist? Wenn zudem eine intensivere Verschmelzung mit einer gespielten Rolle den empirischen Ergebnissen dieser Arbeit nach mit größeren Veränderungen des Textverständnisses zusammenhängt, größere Verschmelzung mit der gespielten Rolle aber mit einem eher rekonstruierenden Verhalten zusammenhängt, was bedeutet diese Verkettung dann- aus Sicht der Teilnehmenden- fllr eine dramaturgische Hermeneutik szenischen Verstehens (und die Anleitung textzentriertbibliodramatischer Rollespiele )? Sollten demnach textzentriert-bibliodramatische Rollenspiele eher rekonstruierend angelegt sein und eher mimetisch replikatives Rollenverhalten der Rollenspielenden fi)rdem. weil so die Herausforderungen der szenischen Dramaturgie eines biblischen Textesam stärksten zu tragen kommenund weil sich so auch die größten Veränderungen des Textverständnisses einstellen? Oder trifft die Verkettung von größerer Verschmelzung mit der gespielten Rolle, eher rekonstruierendem Rollenspielverhalten und größeren Vertoderungen des Textverständnisses nur auf einige biblische Texte zu und wenn ja, auf welche? Bei welchen biblischen Texten sollte demnach eher ein konstruierendes Spielverhalten und eine mimetisch prätendierende Rollengestaltung gefl)rdert werden. um eine größere Verschmelzung mit der gespielten Rolle zu erreichen und damit größere Veränderungen des Textverständnisses herauszufordern?812 812
Auf Seiten des biblischen Textes sei ftlr die Entwicklung einer dramaturgischeo Henneneutik auf die Erkenntnisse von LENTSCH hingewiesen (vgl.: Die Bedeutung der Leemeile .filr das literarische Rollenspiel (s. Anm. 77)). Nach LENTSCH treten Leerstellen und Unbestimmtbeilen eines Textes auf emotiver, asthetischer, kognitiver und normativer Ebene auf. Im Textgefllge tauchen sie auf."- weM Handlungen unkonturiert bleiben, die als vorhanden benalmt sind- wenn Handlungsausgange fehlen oder verfehlt erscheinen - wenn Handlungsintentionen der literarischen Protagonisten unbeschrieben bleiben -wenn eine psychische Instanz, deren Vorhandensein vorausgesetzt werden kann, unwirksam oder ungenannt bleibt - wenn soziale Beziehungen, die unzweifelhaft vorhanden sind, unbeschrieben bleiben - wenn fehlende HandlungsanschlOsse hinzugedacht werden mossen, um die FinaliW der Texthandlung zu sichern oder die Logik der Handlung in einer Pragmatik des Textverslehens zu retten" (ebd., 138f). Unbestimmtheilen oder Leerstellen eines Textes fordern aber eine eher improvisierend-introjizierende, mimetisch pratendierende Verhaltenscharakteristik der Rollenspielenden heraus und ftlhren somit zu einem eher konstruierenden RoUenspiel. Unterschiedliche biblische Texte, die unterschiedlich ausgeprlgte LeersteUen und
6. 4 Implilcationen fiir Theorie und Praxis des Bibliodramas
415
Im Rahmen der Entwicklung einer dramaturgischen Henneneutik müsste also der Zusammenhang der Faktoren Rollenverschmelzung und konstruierendesirekonstruierendes Spielverhahen mit dem Ausmaß des veranderten Textverstandnisses weiter verfolgt werden. Die Bedingungen szenischen Verstehens jedenfalls insofern es um Verlnderungen des Textverstandnisses bei den Teilnehmenden geht - sollten also auch vor dem Hintergrund des konkreten Rollenspielverhaltens der Teilnehmenden (Rollenverschmelzung, konstruierendesirekonstruierendes Spielverhalten) erarbeitet werden. Ein weiteres empirisches Ergebnis dieser Arbeit ist, das die Hlufigkeit der Einstellungsänderungen gegenüber einer im Rollenspiel aufgetretenen biblisch personalen Rollenfigur nicht rollenspezifisch davon abhängt, ob die Teilnehmenden diese Rolle selbst gespielt haben oder ob sie eine andere Rolle gespielt haben vielmehr hängt die Häufigkeit der Einstellungslinderungen einstellungsspezifisch mit unterschiedlichen Voreinstellungen gegennber der im Spiel aufgetretenen biblisch personalen Rollenfigur zusammen (s.o. Seite 337ft). Sollte dieses Ergebnis auch in weiteren Untersuchungen Bestand haben. dann stellt sich ftlr eine dramaturgische Henneneutik szenischen Verstehens die Frage nach den Beitragen unterschiedlicher Perspektivitaten (RollenObemahmen) innerhalb eines bibliodramatischen Rollenspiels auf Verlnderungen des Textverstandnisses bei den Teilnehmenden. Wenn es z.B. um die Hlufigk.eit der Einstellungsänderungen gegenüber gespielten biblischen Personen geht, dann ist sie nach den empirischen Ergebnissen dieser Arbeit nicht spezifisch an die jeweilige Perspektive (Rolle) gekoppelt, die jemand im Spiel eingenommen hat, sondern vielmehr bedingt durch die jeweiligen Voreinstellungen. Istes-überspitzt fonnuliert- ftlr eine Veränderung des Textverstandnisses aufgrund eines bibliodramatischen Rollenspiels unerheblich, ob ein Teilnehmender eine Hauptrolle oder eine Nebenrolle gespielt hat, weil sich der verstandnisvertndemde Effekt des Rollenspiels letztlich gleichennaßen auf alle Rollenspielenden auswirkt bzw. die jeweiligen Voreinstellungen in Bezug auf Einstellungsloderungen diesbezüglich aufschlussreicher sind als die jeweilige Rollenperspektive? Eindeutige Voreinstellungen der Rollenspielenden in Bezug auf eine biblische Rollenfigur (antagonistisch entweder als Anziehung oder als Abstoßung) sind ,.resistenter" gegenOber verindemden Effekten des Rollenspiels als uneindeutige Voreinstellungen (synergetisch als sowohl Anziehung und zugleich Abstoßung). Zudem zeigt ein weiteres empirisches Ergebnis dieser Arbeit, dass das exogenbiblische Rollenmodell ,,JUnget' dann haufiger gewählt wurde, wenn die Spielenden ihnen gegenOber vor dem Rollenspiel eine eindeutige Voreinstellung hatten, als wenn sie eine uneindeutige Voreinstellung hatten (s.o. Seite 338). Sollte auch dieses Ergebnis Bestand haben, dann ware z.B. ftlr den Selbsterfahrungsanteil innerhalb einer Bibliodramaausbildung nicht nur danach zu fragen, ob die Ausbildungskandidaten und -kandidatinnen sowohl Hauptrollen- als auch Nebenrollenerfahrungen haben bzw. Erfahrungen mit mAnnlichen, weiblichen, Ober- oder vorpersonalen etc. Rollen. Es sollte zudem danach gefragt werden, ob sie RollenerUnbestimmtheiten enthalten, fbrdem also vermutlich unterschiedliebe Verbaltensweiscn bildbiodramatischen Roßenspiels und bedingen dadurch untcrsdlicdliche AusprlgUngen szenischen Vcrstehens.
4 16
6 Zusammenfassung, Diskussion und weiterfUhrende Ober/egungen
fahrungen mit durch eindeutige und uneindeutige Voreinstellungen besetzte Rollen gemacht haben. Wenn nämlich eindeutige Voreinstellungen signifikant weniger häufig gewechselt werden als uneindeutige, haben Bibliodramaausbildungsteilnehmende dann genUgend Selbsterfahrung mit Einstellungsänderungen in Bezug auf die von ihnen gespielten Rollen, die aber eben dann wahrscheinlicher sind, wenn sie Rollen gewählt haben, denen gegenüber sie eine uneindeutige Voreinstellung hatten? Für die Entwicklung einer dramaturgischen Hermeneutik stellt sich also auch die Frage, in welcher Weise die einzelnen Rollenspielenden mit ihren Voreinstellungen auf biblische Personen und das Rollenspiel als Ganzes (Rollenspielphase) als unterschiedliche Einflussfaktoren auf das szenische Verstehen zu berücksichtigen sind. In der Reflexionsphase eines Bibliodramas beispielsweise, in der die im Verlauf eines szenische Rollenspiels veränderten soziadynamische Einstellungen gegenüber biblischen Personen zur Sprache kommen können, muss berücksichtigt werden, dass allein aufgrund unterschiedlicher Voreinstellungen einige Teilnehmende häufiger Veränderungen erlebt haben und verarbeiten müssen als andere. Eine Reflexion mUsste dann Uber das im Spiel Erlebte hinaus bereits gezielt bei den unterschiedlichen Voreinstellungen in Bezug auf biblischen Personen beginnen, da sich die unterschiedlichen Häufigkeilen von Einstellungsänderungen im Verlauf eines Rollenspiels in Abhängigkeit zu den Voreinstellungen signifikant unterscheiden ..
6.4.2
Effektabscbltzung biblischer Texte fOr bibliodramatiscbe Arbeitsweisen
In der bibliodramatischen Literatur werden verschiedentlich Hinweise gegeben, wie der ,.mögliche und spezifische Spielraum, den ein Text ftlr ein Bibliodrama eröffilet''813 , abgeschätzt werden kann. So nennt KOLLMANN beispielsweise als Kriterium die Korrelierbarkeit der Thematik eines biblischen Textes mit der aktuellen Situation.114 MAIHIN empfiehlt eine ,,hinreichende und deutliche Weite und Tiefe des jeweiligen Textraumes"115, die sich z.B. durch eine historisch kritische Textgattungsbestimmung oder durch eine strukturalistische Textanalyse erheben lässt. SPIEGEL empfiehlt den veiWendeten Text auf drei Ebenen zu überprüfen: der persönlichen Erfahrungsebene, der symbolischen, kulturellen und politischen Bedeutungsebene und der mythologischen und religiösen Ebene816 etc. Die Ergebnisse dieser Arbeit im Rahmen der Hypothese 8 zeigten, dass sozialpsychologisch beschriebene Faktoren in der Dynamik des JUngerunverständnisses sich bei den Teilnehmenden als dynamisches Muster in ihrer Rezeption von Mk 45,35-41 wiederfinden ließen. Dieser Zusammenhang wurde als ein Texteffekt verstanden: Der biblische Text selbst nimmt Einfluss auf die Veränderungen seines Verständnisses. Damit konnte zum einen gezeigt werden, dass im Bibliodrama auch Texteffekte zum Tragen kommen. Die kritische RUckfrage an das Bibli813
MARTIN: Sachbuch Bibliodrama (s. Anm. 16), 50. Bibliodrama in Praxis und Theorie (s. Anm. 23), 34. BIS MARTIN: Sachbuch Bibliodramo (s. Anm. 16), 50. 816 Vgl. SPIEGEL: Bibliodrama als Hagiodrama (s. Anm. 122), 141. 814 Vgl. KOLLMANN:
6. 4 lmpli/cationenfor Theorie und Praxis des Bibliodramas
417
odrama, ob der biblische Text letztlich nicht ,,nur'' zu einer Projektionsfläche ftlr die Teilnehmenden werde, konnte am Beispiel der Wirkungen des Erzählmusters des JUngerunverstllndnisses empirisch widerlegt werden. Zum anderen wird damit ebenso die Wichtigkeit der Abschätzung möglicher Texteffekte im Rahmen der bibliodramatischen Textauswahl unterstrichen. Wie wird sich das, was der biblische Text als Erfahrungsraum ftlr ein Bibliodrama bereithält, im Prozess bibliodramatischer Arbeit vermutlich auswirken? Lassen sich seine Wirkungen auf die Teilnehmenden und die Gruppe voraussehen, jedenfalls so weit, dass ein bestimmter biblischer Text in einer bestimmten Bibliodramagruppe zu einem bestimmten Zeitpunkt "contraindiziert" wlre? Des Weiteren zeigt sich, dass fllr eine solche Effektabschätzung auch sozialpsychologische Überlegungen, die die Interaktionsdynamik der Handlungsträger innerhalb eines biblischen Textes betrachten, ein wichtiges Kriterium fllr die Textauswahl sind. Diese Dynamiken können sich nämlich - wie die Ergebnisse der Hypothese 8 zeigen - in der bibliodramatischen Rezeption des jeweiligen Textes widerspiegeln. Insofern das Bibliodrama zudem eine interaktionale Form der Bibelarbeit ist, in der z.B. im Rollenspiel auch die lnteraktionsdynamik, wie sie sich innerhalb des biblischen Textes finden lAsst, "ausgespielt• wird, sollten neben allen anderen methodisch geleiteten Effektabschätzungen (exegetisch theologisch, korrelationsdidaktisch, symbolisch etc.) auch sozialpsychologisch beschreibbare interaktioneHe Dynamiken innerhalb von biblischen Texten ihr Gewicht bekommen. Zudem wäre Oberhaupt die Erstellung einer Systematik zur Effektabschätzung bibliodramatisch bearbeiteter Texte wünschenswert. So könnte beispielsweise eine gezielte Textauswahl in Bezug auf z.B. unterschiedliche Altersgruppen erleichtert werden oder es könnten Interak.tionsdynamiken, wie sie u.U. vom Text in die bibliodramatische Gruppe übergreifen. nicht allein aus bibliodramatischer Leitungserfahrung, sondern auch aufgrund theoretisch systematischer Überlegungen leichter abgeschätzt werden. Insofern schließt sich der Autor dieser Arbeit auch den pragmatischen Überlegungen KOLLMANN's an, biblische Texte u.a. auf ihre "interaktionale Verwendbarkeif.a 17 hin auszuwählen, zu erproben, durch die Erfahrung zu bestätigen oder wieder zu verwerfen und so Modelle bibliodramatischen Arbeitens zu entwickeln.
6.4.3
Modelle eines standanlisierten Bibliodramas
Die empirischen Ergebnisse dieser Arbeit weisen u.a. lllngerfristige Trends veränderter Einstellungen bei den Teilnehmenden nach. So wurde beispielsweise aufgrund des Bibliodramas das Jesusbild der Teilnehmenden in Bezug auf Mk 4,35-41 langerfristig mit positiveren Attributen besetzt (größere Anziehung, größerer Glaube, größere Faszination sowie geringerer Konflikt). Die JUnger aus Mk 4,35-41 wurden hingegen zunehmend mit ambivalenten Attributen besetzt (zunehmende Anziehung bei zugleich .ztmehmender Abstoßung). Zudem zeigte sich, dass diese lllngerfristigen Verlinderungen in keinem Zusammenhang mit den festen Faktoren Alter, Geschlecht, Konfessionszugehörigkeit (katholisch, evangelisch), wissenschaftlieb-theologische Vorbildung Ga- nein) und Zugehörigkeit zu einer der Untersuchungsgruppen standen. Insofern konnte im Rahmen der metho817
KoLLMANN: Bibliodrama in PrQJCis und Theorie (s. Anm. 23), 39.
418
6 Zusammenfassung, Diskussion und weiterfUhrende Überlegungen
disch kritischen Diskussion dieser Arbeit (Verallgemeinerbarkeit und Kausalitätsstatus der Ergebnisse) festgehalten werden, dass es möglich ist, dass ein Bibliodrama Ober verschiedene Gruppen des Erwachsenenbereichs bibliodramatischer Praxisfelder hinweg vergleichbare Wirkungen auf das Verständnis eines biblischen Textes bei den Teilnehmenden entwickelt (s.o. besonders Seite 391ft). Damit ist aber zugleich auch die Möglichkeit aufgezeigt, dass ein Bibliodrama ergebnisorientiert auf Veränderungen des Textverstandnisses hin angelegt wird bzw. dementsprechend standardisierte Bibliodramamodelle entwickelt werden können. Wenn sich ein solches standardisiertes Bibliodrama mit abschätzbaren Wirkungen auf die Veränderungen des Textverständnisses der Teilnehmenden entwickeln Ulsst, das zudem kritisch auf seine Methoden, seine theologisch-exegetischen Verankerungen, seine Zielgruppen und pastoralen Einsatzorte Oberpli1ft wurde, dann könnte das auch zu einer Stlrkung des biblischen Textes im Rahmen bibliodramatischer Bibelarbeit ftlhren. Die erwartbaren Wirkungen eines solchen Bibliodramas auf ein verändertes TextverstandDis bei den Teilnehmenden waren dann weniger abhängig von den spontanen Interventionen der Leitenden oder den individual- bzw. gruppendynamischen Eintragungen der Teilnehmenden. Die Vorstellung eines standardisierten Bibliodrarnas mit abschätzbaren Wirkungen auf die Verstandnisanderungen der Teilnehmenden in Bezug auf den bearbeiteten biblischen Text mag zunächst völlig "unbibliodramatisch" klingen oder sogar als ,,nicht mehr bibliodramatisch" bzw. "den biblischen Text verzweckend" eingestuft werden. Das Hier und Jetzt eines biblischen Textes in einer Gruppe, die Findung einer authentischen Selbstäußerung der Teilnehmenden angesichts der Herausforderungen dieses Textes, die Spontaneitlt, Kreativität und interaktionale Offenheit im Prozess, die Möglichkeit, den "Spielraum" des Heiligen Geistes lebensgeschichtlich zu erahnen, prlgen gerade ein Bibliodrama - und nicht die ,.Berechenbarkeit" seiner Wirkungen. Jedoch konnten in der hier vorliegenden Studie verallgemeinerbare Wirkungen (auf das Textverstlndnis) der Teilnehmenden gezeigt werden. die z.B. Ober die jeweiligen Singularitlten der einzelnen Untersuchungsgruppen hinausgingen. Auch BRANDHORST hatte schon fi1lher bestimmte Wirkungen des Bibliodramas beobachtet, nßmlich Veränderungen der theologischen Antworttendenzen Bibliodramateilnehmender (s.o. Seite 76). Und ALDEBERT hatte in seiner Habilitationsschrift zum Bibliodrama unter religionspadagogischer ROcksicht resümiert, dass sich "erhebliche Einstellungsveränderungen zugunsten von Bibel und Christentum bewirken lassen"111 • Damit konstatierte auch er eine verallgemeinerbare, wenn auch sehr breite Richtung bibliodramatischer Wirkungen: zugunsten von Bibel und Christentum.
818 ALDEBERT:
Spielend Gott lcennenlernen (s. Anm. 44), 461. Allerdings wehrt sich ALDEBERT gegen die Vorstellung, dass ,.in der Religionspadagogik Lernerfolge nahezu mechanisch durch die detaillierte Planung von Unterrichtsverlaufen ,gemacht' werden sollen.. (ebd., 460). Andererseits benennt er aber auch eine allgemeine Wirkung des Bibli~, dass namtich von den Schoterinnen und SchOtern in Bezug auf den biblischen Text eine .,spezifische Wahrnehmungskompetenz entdeckt wird" (ebd., 377). Aufgrund dieser Kompetenz können sie den gegenwartigen Stellenwert eines biblischen Textes und seiner Botschaft in ihren konkreten Lebensgeschichten erfassen. Wenn es sich hierbei um eine spezifisch bibliodramatische Wahrnehmungskompetenz handelt, ist mit ihr aber auch bei jedem Bibliodrama zu rechnen. Die Erlangung dieser Kompetenz ware somit ein Standard bibliodramatischer Wirkungen.
6. 4 lmplilcationenftir Theorie und Praxis des Bibliodramas
419
Wirkungen des Bibliodramas zeigen sich demnach also- zumindest auch- gerichtet (z.B. als zunehmende Betonung der Mit-Menschlichkeit Jesu durch die Bibliodramateilnehmenden bei BRANDHORST oder als Einstellungsänderungen von Schülerinnen und Sehnlern zugunsten von Bibel und Kirche bei ALDEBERT). Eine gerichtete Wirkung des Bibliodramas ließ sich den empirischen Ergebnissen dieser Arbeit nach auch fl1r Einstellungsänderungen in Bezug auf biblische Personen - Jesus und die JOnger- erkennen (in Bezug auf Jesus z.B. als zunehmende Anziehung). Darum stellt sich an dieser Stelle die Frage, ob nicht auch Bibliodramen entwickelt werden sollten, die standardisiert (und textgemaß) gezielte Richtungsänderungen des Textverstandnisses bei den Teilnehmenden bewirken (z.B. in Bezug auf das Jesusbil~ auf Schuld und Vergebung, auf Berufimg und christliche Verantwortung, aufWunder und Gleichnisse etc.). In der Vielfalt bibliodramatischer Angebote und Arbeitsweisen könnten auch solche Bibliodramen ihren Platz haben. Vermutlich nicht zunächst in den Bereichen bibliodramatischer Arbeit, wo ein stärkeres Interesse an biographischenbzw. gruppendynamischen Anteilen vorliegt. Aber doch dort, wo diese Anteile weniger erwünscht oder angebracht sind. In Bereichen also, wo ein größerer Wunsch nach kontrollierbaren Ergebnissen bibliodramatischer Arbeit gegeben ist. Dies könnte z.B. dann der Fall sein, wenn es sich um einmalige bibliodramatische Angebote von u.U. kürzerer Dauer handelt. Bei Gruppen, deren Kohäsion und deren Vertrauen gegenOber den Leitenden sich nicht Ober Ulngere Zeit aufbauen konnten, und in denen biographisch und gruppendynamisch bibliodramatisches Arbeiten ohnehin nur sehr begrenzt sinnvoll ist (z.B. bei einem einzelnen Bibliodramaangebot im Rahmen einer pfarrgemeindlichen Arbeit, in universitären theologisch-religionspädagogischen Ausbildungseinheiten in Kooperation mit exegetischen Vorlesungen, in religionspädagogischer Gruppenarbeit etc.).
Schlusswort Am Ende dieser Arbeit angelangt soll eine Bemerkung TEICHERT' s das abschließende Resurne einleiten: "Die Skylla der Überwältigung und die Charybdis der Kontrolle umgrenzen sozusagen das Fahrwasser oder den Raum des Bibliodramas"819. Bibliodrama steht in der Spannung, sich auf seine Weise dem ÜberwAltigeoden der Geheimnisse und Offenbarungen biblischer Texte anzunähern, aber auch sich nur im Hier und Jetzt dieser Überwältigungen zu verlieren- oder kontrolliert-herausfordernde Selbstvergewisserungen angesichts biblischer Text zu ermöglichen, aber auch kontrollierend-sichernd "Herr' Ober den biblischen Text und seinen Überwältigungen bleiben zu wollen. Eine evaluierende, empirisch-quantitative Untersuchung des Bibliodramas, wie sie hier durchgeftlhrt wurde, neigt ihrem Ansatz und ihren Schlussfolgerungen nach wohl eher der an Kontrolle interessierten Seite der von TEICHERT genannten Charybdis zu. Aber auch diese vergewissernd-kontrollierende Seite ist eine notwendige Grenzmarke im Fahrwasser des Bibliodramas - und sei es allein dadurch, dass sie bei aller Bezogenheil des Bibliodramas auf das unvergleichbare Hier und Jetzt der jeweiligen Gruppe und den nicht berechenbaren Kairos bei der Beschäf819
TEICHERT:
Theologie des Blbliodramas (s. Anm. 53), 36.
420
6 Zusammenfassung, Diskussion und weiterführende Überlegungen
tigung mit einem biblischen Textereignisses dennoch verallgemeinerbare md statistisch signifikante Trends als Wirkungen des Bibliodramas offen legte. So konnte hier nachgewiesen werden, dass das Bibliodrama Veränderungen des Textverständnisses bei den Teilnehmenden bewirkt. Es konnte zudem der N&hweis von Effekten gefllhrt werden, die von einem biblischen Text auf die Bibliodramateilnehmenden übergreifen. Des Weiteren konnten Dynamiken des bibliodramatischen Rollenspiels tiefer erforscht und weiterfllhrend beschrieben \\erden. Das Bibliodrama, das eine zunehmend sich weiter verbreitende Methode der Bibelarbeit ist, erreicht insofern - und soweit sie in dieser Studie untersucht \\Urden - seine selbstgesteckten Ziele.
7
ANHANG
Im Anhang werden zunlchst die Ergebnisse der SYMLOG-Kodienmgen ftlr die verhaltensbeschreibenden Begriffe ftlr Jesus, die JUnger und den Wind/See berichtet. Anschließend werden die in dieser Untersuchung verwandten Fragebögen I bis 5 wiedergegeben.
7.1
SYMLOG-Kodierungen
Im Folgenden werden die Ergebnisse der mithilfe des von ORLIK erstellten semantischen Atlasses (s.o. Seite 132) nach ihren SYMLOO-Verbaltensdimensionen kodierten verhaltensbeschreibenden Begriffe ftlr Jesus, die JOnger und Wind/See berichtet (vgl. hierzu Seite 284ft). Zunächst wird angegeben, wie viele unterschiedliche Begriffe jeweils genannt wurden. Dann werden den Begriffen nach folgendem Muster die SYMLOO-Kodierungen zugeordnet: [Verhaltensbeschreibender Begriff]= [SYMLOO-Kodierung] Verhaltensbeschreibende Begriffe für Jesus
Insgesamt 335 verschiedene Begriffe: Abgehoben = UNB; abgekUlrt = F; abwartend = D; abwesend = DN; aktiv = U; allherrschend = U; allm&chtig = U; altruistisch= PB; anders= P; angstfrei = UB; anmutig= UP; anziehend = UP; ärgerlich == N; arrogant = UNB; auf die Jünger bezogen = UPB; auf die Jünger eingehend = UPB; auf die Probe stellend = UNF; auf sich bezogen = DN; aufbrausend= UNB; aufgebracht= N; ausgeglichen= P; außergewöhnlich= UP; authentisch= P; barsch= UN; beAngstigend =NB; bedeutend= UP; bedrohlich= UNB; bedürftig allein zu sein = DN; bedOrftig mit Freunden zu sein = PB; befehlend = UNF; befremdend = NB; begeisternd = UP; beharrlich = UF; beherrschend = UF; bei sich = D; belehrend = UNF; belehrend entt!uscht = NF; belehrend heilend = UPF; bemitleidet = DB; berechnend = UNF; bereit = PF; beruhigend = UPB; beschützend = UPB; besonnen = DF; besorgt = DNF; besorgt um die seinen = DF; bestandig = DPF; bestimmend = UF; bestimmt = UF; bewundernswert = UP; bewusst = F; bis zum Ende Oberzeugt = UF; brüderlich = PB; charismatisch= UP; cool= UF; darOber stehend= U; deprimiert= DNB; deutlich= F; dickfllllig = UN; direkt = U; distanziert = N; dominant = U; drohend = UNF; egoistisch = N; ehrlich = P; eifrig= U; eigenartig= NB; eigenwillig =NB; ein wenig Oberheblieh = N; eindeutig = UF; einflussreich = UP; eingebildet = UNB; einsam = DNB; einsatzbereit = PF; einsichtig= DPF; einzeln= DN; energisch= UF; entfernt= D; entrückt= DN; entschlossen = UF; entspannt = DP; enttauschend = UNB; enttauscht = DNB; enttauscbt fragend = DNF; erforderlich= PF; erhaben= UPF; ermahnend= UNF; ermutigend= UPB; erniedrigend= UNB; ernst= F; erschöpft= DNB; erstaunt= N; erwartend= UNF: etwas naiv= DPB; etwas unverstAndlieh = N; extrem ruhig= DB; faszinierend= UP; faul = DN; fern= DN; feststehend= F; fordernd= UNF; formt Gemeinschaft= PF; fragend= UNF; fragwOrdig = NB; freudlos = DNB; freundlich = P; freundschaftlich = PB; friedlich = DP; ftlhlt sich geborgen= DPB; ftlr sich= DN; ftlrsorgend = UPB; ftlrsorglich nah= PB; aebend = PF; gebietend = UF; gebieterisch = UNF; geborgen = PB; gedankenlos = B; geduldig = DP; geerdet= DP; gefasst= F; gefordert= U; gegenwärtig= PF; gehorchend= DPF; gelangweilt = DN; gelassen = DP; gelOst =PB; gemeinschaftsfl)rdernd = PF; genervt= N; genussvoll = B; gerecht = P; geruhsam = D; gewaltig = UF; glaubend = P; gllubig = P;
422
7 Anhang
gleichgültig= DN; göttlich= UP; gottvertrauend =PB; groß= UP; gut= P; gütig= DPB; gutmütig= DP; handelnd= U; hart= UNF; hektisch= NB; helfend= PF; herablassend= UNB; herausfordernd = UNF; herausgefordert = UF; Herr der Lage = UPF; herrisch = UNF; herrschend= U; hervorgehoben= UP; hilfreich= PB; ignorant= UN; in sich ruhend = DP; inaktiv = D; infrage stellend = UNF; innere Autoritat = UPF; in sich ruhend = DP; integrierend= UPF; introvertiert= D; ironisch= NB; isoliert= DN; kennt seinen Weg= P; klar = P; klarlkraftvoiVstark im Zuversichtgeben = UF; königlich = UP; konsequent = UF; kraftvoll = U; kritisch = N; kOhl = UN; langmütig = DP; langsam = D; langweilig = D; Iehrerhaft = UNF; lehrhaft = UPF; liebevoll = PB; locker= B; lustig = B; machtausübend = U; mlchtig = U; machtvoll = U; mahnend = UNF; mahnend = UNF; majestatisch = UPF; Meister= UPF; menschlich= P; mit im Boot= PF; moralisch= F; moralisierend= UNF; müde= D; müde-erschöpft= DNB; mutig= UF; muhnachend = UPB; neues Verhalten in Gang setzend= U; nicht ergeben (in Irdisches)= VB; nicht göttlich= P; nicht greifbar= U; nicht magisch/arn Menschlichen ansetzend = P; normal = P; nüchtern = F; objektiv = F; offen = P; passiv = D; pflichtbewusst = DF; provozierend = UNB; prüfend = UNF; ratlos = DB; rettend = PF; Ruhe vermittelnd = UPB; ruhebedürftig = DNB; ruhig (Ruhepol) = DP; ruhig = D; ruhig gelassen = DP; ruhig sicher = P; sachlich = F; schlafend = D; schlafrig = D; schützend= UPB; sehr müde= D; sehr nah= PB; sehr stark= U; seiner Rolle bewusst= U; selbstbewusst= U; selbstsicher= U; seltsam= NB; sich wundernd= N; sicher= UF; sicher-zielstrebig= UF; Sicherheit ausstrahlend= UPB; sich seiner selbst bewusst= U; sich zurückziehend= DN; solidarisch = PF; sorglos= NB; sorglos-gelassen = DB; sorgsam= UPB; souverän= UPF; spontan= B; sprachlos= D; stabil= UF; standfest= UF; stark= U; starkend = PF; starker = U; stArkt Eigeninitiative = PF; still = D; stur = UN; tadelnd = UNF; taktierend= UN; teilnahmslos= DN; therapeutisch= PF; tonangebend= U; traurig= DNB; trostspendend = UPB; Ober allem schwebend= U; Ober den Dingen stehend= U; Oberheblieh = UNB; Oberlegen = U; Obermenschlich = UPB; überrascht= N; überzeugend = UPF; Oberzeugt = UF; übt Macht aus= UF; um Vertrauen werbend= UP; umstritten= N; unbegreiflich= DN; unberührt= DN; unbesorgt= DN; unbeteiligt= DN; undurchschaubar = DN; unentschlossen = DB; unerfindlich = P; unergründlich = DN; ungeduldig = NB; ungehalten = N; unglaubig = N; unheimlich = NB; unmenschlich = UNB; unnahbardistanziert= DN; unsensibel = UN; unsicher= DB; unterweisend= UPF; untypisch =NB; unverstandlieh = NB; vaterlieh = UPB; verankert = F; verargert = N; verhalten = D; verstandnislos = N; verstandnisvoll = DP; versuchend = UNF; Vertrauen fordernd = UNF; vertrauend = DP; vertraueneinflOssend = UPF; vertrauenerweckend = UPB; vertrauenerweckend kraftvoll= UPF; vertrauengebend = DPB; vertrauenstarkend = UPB; vertrauensvoll = PB; vertrauenswürdig = PB; vertraulich = PB; vertraut = PB; verunsichernd = NB; verwirrt= DB; verwundert= N; verzögert= D; vollmlchtig = U; vorausschauend= F; vorbildlich = UPF; vorwerfend = UNF; vorwurfsvoll = DNF; vorwurfsvoll belehrend = UNF; vorwurfsvoll fordernd = UNF; wachsam = U; warm= PB; weiblich= PB; weise= PF; wenig einftlhlsam = UN; wenig prlsent = D; werbend = UPF; widersprüchlich =NB; wirksam = UF; wissend = F; wunderbar = UPB; wütend = UNB; zielstrebig = UF; zielstrebig handelnd= UF; zu wenig VerstandDis = N; zufrieden= PB; zurückgezogen= DN; zurückhaltend= ONF; zutrauend= PF; zuverlässig= PF; zuversichtlich= UPB; zweifelnd= N.
Verhaltensbeschreibende Begriffe für die Jünger
Insgesamt 308 verschiedene Begriffe: AbhAngig = ONB; ablenkbar = OB; abwartend = 0; achtlos-undankbar = NB; achtsam = OF; aggressiv in wilder Panik = NB; aktiv = U; aktiv hilfesuchend = UF; allein = DNB; alleingelassen = DNB; angepasst = OF; angespannt = OB; angestrengt = DNF; angewiesen = DB; angsterftlllt = DNB; Angstlieh = DNB; Angstlieh enttauscht = ONB; Angstlieh faszi-
7. 1 SYMLOG-Kodierungen
423
niert = B; angstlieh furchtsam = ONB; angstlieh klein = ONB; ängstlich panisch = ONB; ängstlich verzweifelt = DNB; angstvoll = ONB; angstvoll-besorgt = ONB; anhanglieh = OPB; anklagend= UNF; anzustecken mit Ruhe und Vertrauen= OPB; Argerlieh = N; auf dem Weg = P; auf Jesus bezogen = PB; aufgebracht = NB; aufgeregt = NF; aufgeregt = NF; aufgescheucht hektisch = NB; aufgewühlt =NB; ausgeglichen = P; ausweichend = OB; autoritätsgläubig = OF; belngstigt = OB; Bedenken habend = NF; bedrllngt = OB; bedrohend = UNB; bedrohlich = UNB; bedroht = ONB; beeindruckt = OPB; befreit = UB; begeistert = UB; belastbar = OPF; beruhigend = OP; beruhigt = OP; berilhrt = PB; beschämend= N; beschAmt = DB; besorgt= ONF; betroffen= OB; beunruhigend= NB; beunruhigt = DB; bewundernd = P; bittend = UF; chaotisch = NB; cheforientiert = PF; dankbar = PB; devot = ONF; die Angst Oberwindend = UF; drangend = UNF; durcheinander = OB; durchschnittlich= 0; echt= P; ehrftlrchtig =PB; ehrlich= P; eifrig= U; eigensUlndig = U; eigentlich vertrauensvoll = OPB; einander helfend = PF; eingeschüchtert = ONB; einsam = = NF·' enthusiastisch= UB·' en...,. ........ = NF·' entschieden= ONB·' einsichtig= OPF·' emnl\rt ·t"" u~u;;t. UF; entsetzt = ONB; enttluscht = ONB; erfahren = UPF; ergeben = OPB; ergriffen = OPB; erhoffend = P; erleichtert = UB; ermutigend = UPB; erschöpft = ONB; erschreckend = NB; erschreckt = ONB; erschrocken = OB; erschüttert = ONB; erstaunt = OB; erwartend = UNF; erwartungsvoll = P; fassungslos = ONB; fasziniert = PB; feige = ONB; flehend = ONF; folgend = PF; folgsam = OPF; fordernd = UNF; fragend = UNF; fröhlich = PB; filrchtend = ONB; furchtlos = UF; furchtsam = OB; furchtvoll = ONB; ftlrsorgend = UPB; geangstigt = ONB; gebeugt = ONF; geborgen = OPB; gebrochen = ONB; gehorchend = OPF; gehorsam = OPF; gelassen = OP; gelöst= PB; gemeinschaftlich = PF; gemeinschaftssuchend= PB; gereizt= N; geschäftig= U; geschockt= DNB; geschüttelt zwischen Zweifel, Angst, Vertrauen = ONB; gespannt = ONF; gestarkt = PF; glaubend = P; glaubensschwach = ONB; gläubig = P; gleichgültig= ON; glücklich = UB; ballsuchend = OPB; handelnd = U; hart arbeitend = UF; hektisch = NB; hilfesuchend = PF; hilflos = ONB; hilfsbedürftig = DB; hilfsbereit = PB; hin und hergerissen = OB; hingabevoll = DPF; hingegeben = OPB; hingerissen = B; hingezogen = OPB: hoffend = P; hoffilungslos = ONB; hoffnungsvoll = P; hyperaktiv = DNF; Im Prozess einbindbar "" PF; interessiert ... PF; kampfend = UF; kampferisch = U; kindlich = OPB; klein = ONB; kleingläubig= DNB; kleinlich = NF; kleinmütig = ONB; konfus = OB; kooperativ = PF; kopflos = OB; körperlich stark= U; kraftvoll = U; kritisch= N; lahm= D; laut= UN; lebendig= U; leicht konfus = OB; leicht ratlos = OB; lernend = OPF; liebend = UPB; Menschen wie Du und ich = P; menschlich= P; misstrauend= N; mOde = 0; mutig= UF; mutlos= ONB; nachdenkend = F; nachdenklich = F; nachden.k.lich traurig = ONB; naiv = OPB; nervös= OB; neugierig = U; nicht ganz Oberzeugt = N; nicht mehr so Angstlieh = OPB; nicht verstehend= N; nicht initiativ = 0; normal = P; nüchtern = F; oberflachlieh == B; ohnmachtig = ONB; optimistisch = UPB; panisch = NB; planlos = OB; ratlos = OB; realistisch = F; redselig = B; respektlos = N; respektvoll = DF; scheu = DB; schockiert = DNB; schöpfend = PF; schreckhaft = DB; schreiend = ONF; schwach = 0; schwankend = OB; seeerfahren = UF; sehn· süchtig= DPB; selbstorganisiert = UF; selbstlndig = U; selbst aufgebend= DNB; selbstbewusst= U; sich entwickelnd= PF; sich freuend= PB; sich kOmmerod =PB; skeptisch= N; solidarisch = PF; solidarisierbar = P; sorgenvoll = ONF; sorglos= PB; souveran = UPF; spontan = B; sprachlos = OB; stark = U; staunend = P; stehvermögend = UF; still = 0; suchend = OF; tapfer = OPF; tapfer = OPF; tatkrlftig = UF; trage = DB; tragend = PF; traurig= ONB; treu = OP; Oberaktiv = ONF; Oberfordert = OB; überrascht= N; überrascht und doch nicht verstehend = ONF; Oberwaltigt = OB; Oberwlltigt und doch nicht verstehend = DNF; unaufgeregt = DP; unbeholfen = OB; unentschieden = 0; unflhig = OB; ungläubig= N; unkritisch= ON; unruhig= OB; unruhig angstvoll= DNB; unselbstandig = OB; unsicher= DB; unterlegen= OB; unterschiedlich= P; unterwegs= U; unterwürfig= DNF; unverstanden = DNB; unverstandig = N; unwissend = DB; unwohl = OB; unwohl seiend = OB; verllngstigt = ONB; verbittert = ONB; verbiOfit = NF; verbunden = PB; ver-
424
7 Anhang
lassen = DNB; verloren = DNB; vernünftig = F; verschieden = P; verschiedenartig = P; verschreckt = DB; verstandlieh = P; verstAndnislos = N; verstört = DB; versuchend zu handeln = PF; vertrauend = DP; vertrauenslos = N; vertrauensselig = DPB; vertrauensvoll = DPB; vertrauenzeigend = PB; vertraut miteinander = DP; verunsichert = OB; verwirrt = DB; verwundert= N; verzagt= DNF; verzweifelt= DNB; vieltlltig = P; voller Bedenken= DNF; voller Furcht = DNB; von Jesus abgekanzelt = DNB; vorsichtig = DF; vorsichtigrespektvoll = DF; vorwurfsvoll = DNF; wach = U; wankelmütig= NB; wartend = D; wenig selbstverantwortlich = DB; wenig selbstvertrauend = DB; wenig vertrauend= N; wundergläubig = DPB; wOtend = UNB; zaghaft = DB; zugrunde gehend = DNB; zupackend = UF; zusammenhaltend= PF; zuversichtlich= UPB; zweifelhaft= N; zweifelnd= N; zweifelnd Angstlieh = DNF.
Verhaltensbeschreibende Begriffe für Wind/See Insgesamt 3 19 verschiedene Begriffe: Abflauend = DP; abgetrennt = D; abgründig = NB; abhängig = DB; abwartend = D; abwehrend = N; actionfreudig = U; aggressiv = UN; aggressiv-bedrohlich = UNB; aktiv = U; allgegenwllrtig = UF; alltaglieh = NB; ambivalent = NB; andllchtig = DP; angepasst = DF; angriffslustig = UNB; Angst verbreitend = UNB; angsteinflOssend = UNB; angsteinjagend = UNB; Angstlieh = DNB; angstmachend = UNB; anscheinend unbllndig = NB; anschwellend= UN; ansprechbar = P; anstrengend= UN; aufbrausend= UNB; aufgepeitscht= UN; aufgeraut= U; aufgewOhlt =NB; aufwühlend = UNB; aus den Angeln hebend= UNB; ausagierbereit = UF; ausdauernd = UF; authentisch = P; beängstigend = NB; bebend = NB; bedrohend = UNB; bedrohlich = UNB; bedroht= DNB; bedürftig nach Bewegung= U; beeindruckend hart= UN; beeinflussbar = B; beeinflussend= U; beflügelnd= UB; befohlen = DNF; begrenzt = DB; beharrlich = UF; beherrschbar = DP; beherrschend = UNF; bekamptbar = DP; belebend = UP; berechenbar = DP; bereit, wild zu sein = UN; beruhigend = DP; beruhigt = DP; besanftigt = DPB; besiegbar = DP; besorgniserregend = NB; bestimmend = UF; bestimmt = UF; beugsam == DP; beunruhigend = NB; bewegt = U; bezahmbar = DP; bezahmt = DP; bezeichnend = UF; bezwingbar = DP; bezwungen = DPF; bösartig = UNB; böse = UNB; brausend = UN; brodelnd = NB; brutal = UNB; dauerhaftzielgerichtet = UF; demütig = DPB; drohend = UNB; druckvoll = UN; dunkel = NB; durcheinander= NB; dynamisch= U; Eigendynamik unterliegend= NF; eigensinnig= NB; eigenstllndig = U; eigenwillig= NB; eingeschüchtert= DNB; einig= PF; einsam= DNB; einschüchternd= UNF; eiskalt= N; elementar= P; endlos= UN; energisch= UF; engagiert = PF; entfesselt= NB; entschlossen= UF; entzaubert= D; erdrückend= UN; erfrischend= UP; ergänzend = PF; ergeben = DPB; erhaben = U; erregend = PB; erschöpfbar = DP; erschreckend = NB; erstaunt= DB; fast ungehorsam = N; faszinierend = UP; flach = D; folgsam = DPF; fordernd = UNF; fragend = N; frei = UB; freundlich = P; friedlich = DP; friedvoll = DP; fröhlich = PB; tllgsam = DP; filiiend = UN; furcht-eintlössend = UNB; tllrchterlich = UNB; furchterregend = UNB; furchtlos = UF; furchtsam = DNB; ganz gewaltig = UF; gebändigt = D; gebannt = D; gedankenlos = B; geflhrdend = UNB; geflhrlich = UNB; gefahrlos = D; gefahrvoll = UNB; gegen die Natur = NB; gehorchend = DPF; gehorsam = DPF; gelassen = DP; gelegt = D; gemein = UNB; gewaltig = UF; gewalttätig = UNB; gezahmt = DPB; glatt = D; gottestllrchtig = P; göttlich = UP; grauenvoll = UNB; grausam= UNB; Grenzen respektierend= DF; grenzOberschreitend = UN; groß= U; gut drauf7lustig = UB; harmlos= DPB; hart= UN; hat nur begrenzt Kraft= DB; heftig= UN; heimtückisch= NB; herausfordernd= UNF; heulend= UN; höheren Machten untergeordnet = DB; ihrer Art entsprechend = F; ineffektiv = D; intensiv = UF; irgendwann erschöpft = DB; juchzend= UB; kalt= N; kampfend = UF; kampferisch = UF; ldlmpferisch = UF; katastrophal = UNB; kommend = U; kontrollierbar = DPF; kooperativ = PF; Kraftevorrat
7.2 Fragebögen
425
nicht unendlich = D; kräftig= U; kraftvoll = U; langsam= D; lastig = N; launisch= NB; laut = UN; lautstark = UN; lebendig = U; lebensbedrohend = UNB; lebensbedrohlich = UNB; lebensgefllhrlich = UNB; lebenswichtig= PF; lehrreich= UPF; lustlos= DN; lustvoll = UB; machtig = U; machtlos= 0; machtvoll = UF; mörderisch = UNB; mordlustig = UNB; mQde = 0; mutig= UF; nachlassend = OP; nass= N; naturgegeben = P; naturgewaltig = UN; natürlich= PB; nett= P; nicht beherrschbar =NB; nicht ernstgenommen = N; nicht in voller Kraft = OB; nicht nachgeben wollend = UN; notwendig= F; nur bedingt mächtig = D; ohnmächtig = D; peitschend = UNB; platt = 0; plötzlich =NB; prasent = UF; provozierend= UNB; rlltselhaft = B; rau= UN; realistisch= F; resignierend= ON; respektierend = OF; respektvoll = OF; robust = UF; ruhig = D; ruhig rnAchtig = OF; sanft = OPB; scharf = UNB; schicksalhaft = NB; schlagend = UNB; schön = UP; schrecklich = NB; schwach= 0; sehr beruhigend= UPB; sehr rau= UN; seiner Kraft beraubt= 0; sich zurücknehmend= 0; sich zurückziehend= ON; spielend= UB; spielerisch= UB; spontan= B; spöttisch = UNB; stark= U; stark präsent= UF; still = 0; still-friedlich= OP; stünnisch = UN; stürmisch herausfordernd = UNF; tief= NB; tierisch = NB; tobend = UNB; tödlich = UNB; tosend = UNB; trllge = OB; tüchtig = UF; tückisch = NB; turbulent = NB; Oberheblich = UNB; übennichtig = UNF; Obermenschlich = UNB; überrascht = OB; Oberschlagend = UN; Oberwaltigend = UNB; Oberwaltigt =OB; Oberzeugt = OPF; umringend= UN; unabhangig = U; unausweichlich= UN; unbändig= UNB; unbarmherzig= UNB; unberechenbar= NB; unbesiegbar= UN; unbeständig= NB; unbezahmbar =NB; unerforschlich= ON; ungeduldig= NB; ungemütlich= N; ungestüm= UNB; ungewöhnlich= NB; ungezügelt = UNB; unheimlich = NB; unkontrollierbar = NB; unnatürlich = NB: unruhig = NB; unsicher= OB: untergeordnet= 0; unterlegen = OB; unterwürfig= ONF; vertrgert = N; verblüffi = NF; verbunden mit allen = P; vernichten könnend = UNB; vernichtend = UNB; verschlingend = UNB; verstummt = 0; verunsichert = OB; verwirrend = NB; verworren = NB; verwundert= OB; verzweifelt= ONB; vielßlltig = P; vielseitig== U; voll im Element= U; völlig still= 0; wechselhaft= NB; weichend= OP; weisungsgebunden= OF: wichtig= PF; widerspenstig= NB; widerständig = UN; wild = UN; wild-schön = UP; windig= U; wirbelnd= UN; wütend= UNB; zahm= DP; zahmbar = DP; zerstörend'"" UNB; z.erstörerisch = UNB; ziemlich entfesselt = NB; zögernd = OB; zu kontrollieren = OPF; zunehmend = U; zurückgezogen= ON; zurückweisend= N.
7.2 Fragebögen lm Folgenden werden die in dieser Untersuchung verwandten Fragebögen 1 bis 5 wiedergegeben: Fragebogen l -vor dem Bibliodrama (ab Seite 426), Fragebogen 2 - vor dem Rollenspiel (ab Seite 432), Fragebogen 3 - nach dem Rollenspiel (ab Seite 436), Fragebogen 4- nach dem Bibliodrama (ab Seite 444) und Fragebogen 5- vier Wochen nach dem Bibliodrama (ab Seite 449).
426
7 Anhang
Fragebogen 1 (vor dem Bibliodrama) FOr die Bildung Ihres pers&'lllchen CodeworCBs bitte ich Sie um folgende Angaben: 1.
Erster Buchstabe Ihres Geburtsortes:
2.
Erster Buchstabe des Vomamens Ihrer Mutter:
3.
Erster Buchstabe des Vomamens Ihres Vaters:
(1)
Bevor Sie sich auf den biblischen Text und die folgenden Fragen konzentrieren, machen Sie bitte einige Angaben zu Ihrer Person, indem sie jeweils die für Sie zutreffende Angabe ankreuzen: a)
Alter:
b)
Geschlecht:
c)
d)
Jahre
männlich:
0
Haben Sie eine wissenschaftlich theliodrama zur Erzlhlung der StunnstiUung Ihr Verstandnil dieses Textes verlndert in Bezug auf:
0
Jesus:
Oberhaupt nicht
sehrviel
0
die JOnger:
Oberhaupt nicht
sehr viel
0
denWind undden See:
Oberhaupt nicht
sehrviel
0
dengesamten Text:
Oberhaupt nicht
sehrviel
7 Anhang
454 (8)
MaOOer'en Sie bitte bei der folgenden Fragen den Kreis, der Ihre Antwort am besten wiedergibt:
a)
Hat sich durch das Bibliodrama zur Erzahlung der SturmstiUung die Bedeutung dieses Textes fOr ihr Leben verlndert? sehrviel
Oberhaupt nicht b)
Was wOrden Sie sagen: Welche Bedeutung hat der biblische Text von der Sturmstillung jetzt fOr Ihr Leben? Oberhaupt keine
(9)
sehrgroße
Haben Sie sich in der Zeit nach dem Bl>liodrama zur Sturmstillung erneut Intensiv mit diesem Text auseinandergesetzt? Kreuzen Sie bitte Entsprechendes an.
Ja=
0
Nein=
0
(10) Schttzen Sie bitte ein, wie sehr Sie damals insgesamt Jn der Rolle• waren, die Sie gespielt haben. Markieren Sie dazu bitte den Doppelring, der Ihre Antwort am besten wiedergibt.
(11) SonstigesiBemerkungen:
Ende des Fragebogens- Herzlichen Dank!
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Verzeichnis genannter Zeitschriften-Themenhefte zum Bibliodrama: :in Religion (6/200 1): Bibliodramatische Methoden ftJr den Religionsunterricht. Bakeb-Informationen 25 (1/1996): Bibliodrama (Themenschwerpunlct). Der Evangelische Erzieher 48 (I I 1996): Bibliodrama (Themenheft). Katechetische Blatter 119 (7/8/1994): Von Gott anfangen. Bibliodrama - Kirchengeschichte - Gewalt. Lebendige Seelsorge 46 (3/1995). Lernort Gemeinde 17 (3/1999): Bibliodrama (Themenheft).
Verzeichnis genannter Bibliodrama-lntemetadressen: http://www .bibliodrama.de/Literatur/literatur.html http://www.bibliodrama-gesellschaft.de http://www .bibliodrama-weiterbildung.de
Bibliodrama-Fachzeitschrift: TEXT RAUM. Bibliodrama Informationen. Gesellschaft fllr Bibliodrama e.V. Bietefeld (Hrsg.), Bielefeld.