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\^
REICHSRECHT UND VOLKSRECHT IN
DEN
ÖSTLICHEN PROVINZEN DES RÖMISCHEN KAISERREICHS.
MIT BEITRÄGEN ZUR KENNTNISS DES GRIECHISCHEN RECHTS UND DER
SPÄTRÖMISCHEN RECHTSENTVVICKLUNG. VON
De.
LUDWIG MITTEIS,
PROFESSOR DER RECHTE AN DER
K. K.
DEÜTSCUEN UNIVERSITÄT ZU PRAG.
„Qnia aiuliTiniu3 homiues devagare
.... quosdam imperitos et doctrinam discipulia
adulfcrinara tradcre."
lustiuianus, C.
LEIPZIG, DRUCK UND VERLAG VON 1891.
B. G.
TEUBNER
Omnera
§
7.
Digitized by the Internet Archive in
2009
with funding from
University of Toronto
http://www.archive.org/details/reichsrechtundvoOOmitt
Vorwort. Da
die
bezeichnet
Aufgabe dieser Schrift in der nachstehenden Einleitung habe ich hier nur noch einige äussere Voraus-
ist,
setzungen derselben klarzustellen. sich
— Am
wichtigsten dürfte es sein,
über die benutzten Quellen auszusprechen.
quellen,
Die Erkenntniss-
aus welchen sich das Volksrecht der römischen Ostpro-
vinzen erschliessen
und urkundliche.
lässt, sind theils literarische, theils inschriftliche
Die
überkommenen Schätze der
hellenistischen
Literatur jener Landschaften sind heutzutage leicht in einer Voll-
ständigkeit zu erlangen, der gegenüber ich mich fürs erste auf eine
sehr gemessene Auslese beschränken musste; insbesondere bei den Schriften mancher Kirchenväter hätte die geringe etwa zu erhof-
fende Ausbeute
dem Zeitaufwand
inschriftlichen
Quellen sind jetzt zumeist in
Auch guten Ausgaben
schwerlich entsprochen.
.
die
ge-
sammelt, und wenn noch einiges unveröfiFentliche Material vorliegt, so
-
ist
es
gegenüber der Masse des Vorhandenen unbeträchtlich;
bei
der grossen Bedeutung, welche die hellenistische Epigraphik
für
die
Rechtsgeschichte besitzt, war hier eine möglichst weit-
gehende Benutzung anzustreben. Dasselbe galt von den vorhandenen Rechtsurkunden, unter denen den griechischen Papyrusurkunden von El-Faijüm die grösste Wichtigkeit für unsere Fragen
zukommt.
Leider begegnete ich gerade hier
von dem El-Faijümer Fund bisher nur ringer Theil veröffentlicht
ist;
je
mehr
ein
dem
Uebelstande, dass
verhältnismässig ge-
ich die fundamentale Be-
deutung erkannte, welche diese Urkunden für mein Thema besitzen, desto ernstlicher musste ich mir die Frage vorlegen, ob nicht vorerst
die
vollständige
Publication
der
Papyri abzuwarten
Indessen, da dieser Zeitpunkt vorläufig noch nicht abzusehen
sei. ist,
zumal beständig noch grosse Fundquellen eröffnet werden, hätte es geheissen, die begonnene Arbeit ad Kalendas Graecas zu vertagen, wozu ich mich denn doch nicht entschliessen wollte; und da gleich-
zeltig
-
IV
an die selbständige eigene Lesung der Urkunden aus ver-
schiedenen Gründen nicht zu denken war, so musste ich versuchen,
dem
wie weit mit
kommen
bereits veröfi'eutlichten Material zu
sei.
In Folge dessen musste ich freilich stets einen gewissen Fehlercoefficienten in
Rechnung
und mehrfach nur andeuten und
stellen
vermuthen, wo das vervollständigte Material
vielleicht eine exacte
Darstellung ermöglicht hätte; indessen beruhigt mich der Gedanke,
dem so lange vernachlässigten römischen Provinzialrechts dem Einzelnen ja doch immer
dass eine abschliessende Arbeit auf
Gebiet des
unmöglich gewesen wäre, und dass hier nicht sowohl das Vollenden,
vielmehr
als
Nötigste
Anfangen,
das
schlecht
und
das
recht,
ist.
Uebrigens war es mir
noch über den bis
in
gewisser Beziehung doch vergönnt,
PapyrussammDer Liberalität des ausgezeichneten Ken-
jetzt veröffentlichten Antheil der
lungeu hinauszudringen.
ners der griechischen Papyri aus El-Faijüm Herrn Prof. Dr.
Wessely
Wien verdanke
in
druckte Manuscripte dieses Gelehrten „über
ranomen
als
Karl
noch unge-
ich die Einsicht in zwei
Ago-
die ägyptischen
Notare" und „über die griechischen Ehecoutracte aus
El-Faijum", sowie die Gestattung, deren Materialien und Resultate
Unter dem neuen urkundlichen
für meine Arbeit zu verwerthen.
Material, auf welches die genannten
Abhandlungen Wessely's
sich
stützen, sind insbesondere einige gräco-ägyptische Ehecöntracte aus
dem zweiten über
nachchristlichen Jahrhundert für meine Untersuchung
Geschichte
die
der
Donatio propter nuptias
von
grossem
Werthe gewesen; wobei ich gern bekenne, dass ich in dem Verständniss dieser Urkunden durch die vortrefflichen Erläuterungen des
ersten
gern
erfülle, die
Partien
treffenden
sehr gefördert worden bin.
So hatte ich Danksagimg, welche ich hiemit weitere VerpHichtung zu beobachten, in den l)e-
Bearbeiters
denn auch, ausser der
Pflicht der
meiner Darstellung
meines Gewährsmanns
als solches
das
Eigentlium
geistige
kenntlich zu
jnachen,
und
ich
darf wohl sagen, dass ich dieser übliegenlieit gewissenhaft nach-
gekommen
bin.
Die Natur dieser Untersuchungen hat dass ich beständig genöthigt war, auf das rückzugreifen.
kannten
In vielen Fällen
Darstellungen zu
lologischer Seite
erfahren
genügte
verweisen, hat;
in
es
mit sich gebracht,
griechisclic
es
welche
hiebei,
dasselbe
andern Fällen
Recht zu-
auf die be-
sah
von itli
phimiili
_
V
-
veranlasst, einzelne Punkte einer besonderen
Da
ziehen.
Untersuchung zu unter-
die betreffenden Erörterungen an der passenden Stelle
einzuschalten waren und daher im Text und in den
Anmerkungen
zerstreut sind, habe ich für Denjenigen, welchen etwa bloss diese
Beiträge
zum
griechischen Recht anziehen sollten, ein selbständiges
Register derselben angelegt. Kaibel's
Ausgabe der griechischen Inschriften von
Uuteritalien konnte
ich
Sicilien
und
noch überall, Fränkel's Inschriften von
Perganion wenigstens noch während
der Drucklegung benutzen.
auch von der heuer erschienenen ersten Lieferung des Recueil des inscriptions juridiques grecques, einer Ausgabe, deren Erläuterungen freilich mitunter nur mit Reserve aufzunehmen Letzteres gilt
Einige Nachträge, die nicht mehr in den Text aufgenommen werden konnten, sind im Anhang verzeichnet; daselbst auch einige Corrigeuda, welche mir bei Durchsicht der Aushängebogen auf-
sind.
gefallen sind:
insbesondere zu Seite 128 die dort fehlende Pareu-
these, welche eine (übrigens ganz nnwesentliche) Conjectur Huschke's
von dem feststehenden Text abhebt.
Dass ich der Richtigkeit der Citate gebührende Sorgfalt zugewendet habe, würde ich nicht hervorheben, wenn ich nicht bemerken müsste, dass mir bei einzelnen selteneren Werken, wegen deren
ich
auf auswärtige
Bibliotheken
recurriren
rausste,
eine
Revision der Citate während des Druckes nicht mehr möglich ge-
wesen
ist;
einen etwaigen Fehler dieser Art bitte ich
zu
entschuldigt
für
Citaten aus
der Lesart
gabe
—
meist
hierdurch
Schwierigkeiten ergeben sich bei
dem Recht von Gortyn, da öfters
es
bei
den Discrepanzen
einen grossen Unterschied macht, welche Aus-
man im Auge
Stellen
halten.
kein
hat.
Zum
Glück besteht bei den hier
sachlicher Gegensatz
ausnahmsweise der Fall
ist,
ist
er uotirt.
der Editionen;
citirten
wo
dies
In der Regel habe ich
citirt, deren Ausgabe den meisten Lesern sich durch wortgetreue Uebersetzung und zur auszeichnet; wo letztere etwa das Verständniss erschwert, habe ich die fassliche Uebersetzung der Bernhöft'schen Ausgabe substituirt. Dass eine philologisch so hervorragende Bearbeitung wie die von J. und Th. Baunack überall, wenn auch nicht zu citiren, so doch
nach Bücheler-Zitelmann
Hand
sein dürfte
zu berücksichtigen war, braucht Inschriften
nur
nach
einer
sind
kaum bemerkt
zu werden.
im Text, der Raumersparniss halber, meist Ausgabe angeführt; eine theilweise
einzelnen
-
VI
-
Parallelisirurig der verschiedenen gebräuchlichen Inschrift ensamm*
lungen
ist
im Register enthalten.
Schliesslich
ist
es
mir ein Bedürfniss, für die werkthätige
Theilnahme meinen herzlichen Dank auszusprechen, mit welcher in philologischen und historischen Fragen von befreundeten Fachmiinnern unterstützt worden bin; ihr freundlicher Rath hat
ich
mir
in
Gebieten,
die
dem
Wege gewiesen. Mairhofen im August
Juristen
fremd
waren,
vielfach
1891.
Ludwiff Mitteis.
die
IiilialtsUbersicht.
Einleitung.
Die herrschende Anschauung von der Rechtseinheit des römischen Reiches. Die Untersuchungen Volksrecht und Vulgarrecht. S. 3—5. Seite 1. Erkenntnissquellen für Occident und Orient. S. 7 — 9. von Voigt. S. 6. die orientalischen Volksrechte. S. 10—14.
—
— —
—
Erster Theil.
Die hellenistische Civilisation und ihre Grenzen. Erstes Capitel.
Der hellenistische
Orient.
— —
—
S. 17 21. Wirksamkeit der Colonien. Grenzen des Hellenismus. S. 22. Hellenisirung Kleinasiens. Der Hellenismus in Syrien 24. S. 22 Nöldecke gegen Moramsen, Für Mommsen: Das syrische Rechtsbuch ein griechisches Stadt29. S. 24 Palästina. S. 33 recht. S. 29 35. Der Hellenismus in Aegypten 33. Verfassung Aegyptens unter den Polemäeru. S. 36—41. AnS. 35—60.
Die griechische Colonisation.
S.
21.
—
— —
—
—
:
—
— —
—
—
—
Bevorzugung der griechischen Nationa46. Der Dualismus im Rechtswesen. lität; nationale Gegensätze. S. 42 Aegyptische und griechische Gerichte und Rechtssatzungen. Der HermiasAegyptisches und griechisches Notariat. S. 51 54. — 51. process. S. 47 erkennung der nationalen
Sitte
bei
—
—
—
—
—
Fortschreitende Reception Rechtsinstitute. S.
S.
54
des griechischen Rechts.
— 56. —
Das
Fortdauer
ägyptische Recht
unter
ägyptischer
den
Römern.
57—60. Zweites Capitel.
Hellenistisches Recht. Das griechische Recht schen familie.
Rechtsanschanung.
—
Ganzes. S. 61. Die Grundlagen der griechiUebereinstimmung der Localstatuten. Agoatenals
Agnatisches Erbrecht.
Geschlechtsvormundschaft.
Eherecht.
Te-
stamente. Notherbrecht der Kinder. Griechisches Privateigenthum: Gegensatz
zum römischen Eigcnthum.
Processformen.
Sklavenrecht und Asylreclite.
S.
62—72.
—
Kauf und
Obligationenrecht.
Internationale Rechtsentwickluug.
—
-
Vlll
Personalitätsprincip des Rechts. S. 73.
—
Ausbildung des lus gentium
satz zwischen dem griechischen lus gentium und dem römischen. Fortschreitende Ausgleichung der griechischen Localstatuten. S. 77.
bewidmung
der griechischen Städte. S. 78.
atischen Colonien in Syrien.
—
;
S.
Gegen74—76.
—
Rechts-
Rechtsbewidmung der
helleni-
79.
S.
Zweiter Theil.
Die Receptiou des römischen Rechts in der orientalischen Reichshälfte. Drittes Capltel.
Locales Recht und locale Rechtshandhabung in den Städten der östlichen Reichsländer bis auf die Constitutio Antonina. Die
hellenistischen
Stadtfreiheit. S. 85
mischen 91
S. 90.
Sitte.
— 96. —
—
Die Civitates
liberae
Die unterthänigen Städte.
Städtische
Gerichte,
und der Verfall der Schonung der einhei-
und städtisches Notariat.
S.
Fortbestand des griechischen Landrechts; die Notariatspraxis und
der Urkundenstil. ßcoQvxiccg.
Städte.
— 89. —
S.
S.
100
9j6— 99.
— 101. —
—
Griechische Freilassungen und
iyiiXr](iu tvfi-
Peregrinisches Recht im römischen Forum: Per-
Ehe, eheliches Güterrecht, väterliche Gewalt, Handlungsfähigund Vormundschaft, Erbrecht. S. 102—110.
sonalstand, keit
Viertes Capital.
Entwicklung des Reichsrechts. Entwicklung des Reichsgedankens. Reichsverwaltung und Reichsstaats111—115. Ausbildung der Reichsgesetzgebuug. S. 116-120.
—
—
recht. S.
Ungeschriebenes
Reichsverkehrsrecht.
Reichsrecht.
diäres Reichsprivatrecht.
S.
—
127—130.
Edictales
S.
120
Recht.
Kenntniss des römischen Procesarechts bei den Peregrinen. des Edicts auf die städtische Rechtshandhabung. S. 137
— 126. — S.
130—135.
S. 136,
— 139. —
des landrechtlichen Verfahrens.
S.
139
Subsi-
—
—
Einfluss
Fortdauer
— 142.
Fünftes Capitel.
Römische Bürger Römische Handelsniederlassungen. daten. S. 145.
—
Colouiengründung.
S.
in
den Provinzen.
S.
143—144.
—
146
— 147. —
Personale Verleihung der
Bürgerrecht der Sol-
—
—
Der Conventus civium Romanorum. S. 149—150. Das S. 148. Entartung Leben nach römischem Recht in den Proviuzen. S. 151—154. der Rechtsauwendung; Rechtsunwissenheit der Neubürger. S. 154—158. Civität.
—
Sechstes Capitel.
Die Constitutio Antonina und ihre Wirkungen. Inhalt der C. Antonina; Unzulänglichkeit derselben. S. 159
—
— 161. —
Be-
handlung des Gewohnheitsrechts. S. 161- 164. Fortdauer der städtischen Niedergerichtsbarkeit. S. 165—170. Bedeutung des Notariats für die Recoption des römischen Rechtes. Geschichte des Notariats. S. 171 177.
—
—
—
-
-
IX
Der Notaiiatsstil; griechisches und griieo-ügyptisches Urkimdenwesen vor und Die llechtssprache Duldung der nach der C. Antonina. S. 177—184.
—
griechischen Sprache.
185
iS.
— 189. —
Juristen
und gelehrte Juristen
Einfluss
der
S.
19G — 198.
S. 199.
—
Antouina.
C.
—
der
llechtskenntniss
Notare;
S.
Rhetorische
—
189—196.
Fornaelbücher.
die
Die gelehrten Juristen und der Verfall der Rechtskenntnisa.
Rechtspflege auf
Anschauungen.
Zeit vor Caracalla.
der
in
;
Bildungsgrad der Juriston.
—
S. 202.
dem Lande.
S. 201.
—
Fortdauer volksrechtlicher
Unzulänglichkeit der Gesetzgebung.
Dritter
Der Pai*ticularismus der
S.
20.3.
Tlieil.
östlichen Reichsprovinzen in den einzelnen
privatrechtlichen Institutionen
ziu*
Kaiserzeit.
Siebentes Capitel.
Particularrechtliche M,odificationen im Personen- und Familienrecht. 1)
Patria Potestas;
particularistische
— 211. —
Missveratändnisse
im Rechte der
Die griechische Apokeryxis zur Zeit Diocletian's und Emancipationsformen. S. 216. im syrischen Rechtsbuch. S. 212 215.
Potestas. S. 209
—
—
2)
—
Vermengung von Tutel und des Ehemanns über die Frau. S. 218.
Vormundschaft.
schaft
peregrinen Geschlechtsvormundschaft.
S.
219
—
—
Curatel. S. 217.
—
Vormund-
— Dauer der römischen und — 220. — Eherecht. Polygamie 3)
und Monogamie. S. 221 222. Probev^eise Eheschliessungen in Aegypten. Schriftliche Ehecontracte mit Dos und Donatio propter nuptias S. 223—224. in den östlichen Provinzen. S. 225—229.
—
Achtes Capitel.
Zur Geschichte des Dotalrechts. Die drei Dotalgrundsätze des griechischen Rechts. chisches Ehegüterrecht in römischer Zeit
S.
230—237.
im Allgemeinen.
Drei drei Dotalgrundsätze in der späteren Kaiserzeit. geaetzgebung von Theodosius IL, Leo und Justinian.
S.
238
— 247.
S.
241
S.
248—255.
— Grie— 241. — — Dotal-
Neuntes Capitel.
Zur Geschichte der Donatio propter nuptias. Kritik
bestehender Meinungen.
—
S.
256
— 262. —
Ein hergebrachter
Irr-
—
263—264. Die Zuwendungen des Verlobten nach den Volksgcwohnheiten im römischen Reich; Syrien, Judäa, Aegypten, das europäische und asiatische Griechenland; Ehecontracte von El-Faijüm; Eheschenkungen bei den Galliern und GermaDie römischen Dona nuptialia; simplex Donatio und nen. S. 266—288. Häufigkeit und Höhe Donatio affinitatis contrahendac causa. S. 287—289. der Eheschenkungen; Gegensatz zwischen Orient und Occident. S. 289—296. thum.
S. 263.
Historische Hypothesen in der Literatur.
S.
—
—
Form der Eheschenkung.
S. 297.
—
Rechtlicher Charakter der occidentalischen
— und orientalischen Donatio.
X
—
298—304.
S.
—
Donatio propter nuptias in der Gesetzgebung.
Entwicklung der
Resultate. S.
304—312.
Zehntes Capitel.
Das Intestaterbrecht des syrischen Rechtsbuchs. Das syrische Erbsystem; Gegensätze zum römischen, jüdischen und ara-
—
bischen Erbrecht. S. 313—318. rechts.
319
S.
— 324. —
Darstellung des griechischen latestaterb-
Vergleichung des griechischen Erbrechts mit
—
dem
Verbindung von agnatischer und cognatischer Erbfolge. Parentelenordnung und Vorzug der Männer. S. 325. Theorie S. 324. Erbrecht der Töchter. S. 327—332. Nothvom reinen Samen. S. 326. Abweichungen des syrischen Erbrechts vom grie342. erbrecht. S. 332 syrischen. S. 324
l'g.
—
—
—
—
—
—
und
chischen
deren Erklärung.
S.
342
— 353. —
Schlussbemerkungen.
S.
353—356. Elftes Capitel.
Sklaverei und Freilassung. Allgemeine Entstebungsgründe der Sklaverei. S. 357. und Verkauf durch die Eltern. S. 358—364. Concubinat
—
Sklaven.
372
S.
— 374. —
364
— 372. —
Freilassungsformen:
Manum.
Hierodulismus und
—
Intervention
in ecclesia.
374
S.
Selbstdedition
Frauen mit
freier
der
Erben.
— 376. —
S.
Form-
und nach der Const. Antonina; Verfall der junianischen 376—381. Das Peculium des Freigelassenen. S. 381—384.
lose Freilassung vor Latinität.
S.
—
Patronatsrecht: Theorie der griechischen Freilassungsbedingungen.
—
CoUision derselben
mit
schutz des Herrenrechts.
S.
dem römischen 396
Recht.
S.
S.
384
—
391—396.
— — 391.
Rechts-
— 400.
Zwölftes Capitel.
Executivurkunden und Executionsmittel Einleitendes.
Executivurkunden
S. 400.
in
Rechtsbuch. S. 426.
—
Die
vorrömische
Aegypten zur Kaiserzeit. Im Codex lustinianeus.
in der Kaiserzeit.
Executivurkunde.
S. 420.
—
—
S. 404.
—
Im syrisch-römischen
—
S. 431 f. Gesammtergebniss. Die Executionsmittel in der Kaiserzeit. S. 444 f. Persoualexecution in der früheren Kaiserzeit. S. 445. Die Zeit nach der Constit. Antonina. S. 450—458. S. 442.
—
—
—
Dreizehntes Capitel.
Die Syngrapha und der Verfall der Stipulation.
—
Verschiedene Lehrmeinungeu über die Syngrapha. S. 460 fg. tion des Pseudo-Ascouius und das griechische Daneion. S. 468 fg.
—
Die Defini-
—
Die Syn-
grapha bei Cicero «nd Gaius. S. 480. Syngrapha und Chirographum. S. 484. Der Verfall der Stipulation und der angebliche neuere Literalcontract.
—
S. 485.
XI
Vierzehntes Capitel.
Miscellen aus dem Vermögensrecht. Diadikasie und Vindicatio.
Hemiolion.
S. 510.
—
Libelli contradictorii
S.
499
f.
—
Die Kauf bürgen.
Schriftfoi-m der Verträge. S. 514
und assertorische Zengeneide.
S.
f.
—
517
S.
503
f.
—
Das
Processualisches:
— 522.
Fünfzehntes Capitel.
Die Fiscalmulten. zu Gunsten des Fiscus in den römischen Quellen. den ägyptischen Papyrusurkunden. S. 527 f. lu der byzantinischen Praxis. S. 532. In den ravennatischen Papyri. S. 533. OflPene
Contractsmulten
S. 525.
—
—
In
—
Fragen.
S.
Beilage
dem
—
535. I.
Synoptische Zusammenstellung der Concordanzen zwischen
syrischen Rechtsbuch und den griechischen Rechtsquellen.
Beilage
II.
Das gegenseitige Verhältniss der von Sachau-Bruns edirten
Handschriften des syrischen Rechtsbuchs.
Beilage
III.
Ueber die constantinische Gesetzgebung.
Quellenregister. Sachregister.
Register der Beiträge zur Kenntniss des griechischen Rechts.
Nachträge und Berichtigungen.
VerzeicLniss der in abgekürzter
Form
citirten Quellen
und Urkunden-
sammlungen. 'jQ-^vaiov.
EvyyQcc[i,^a nsQLodi-növ.
'A&j]vr]Oiv
1872
fg.
Arcliäologisch-epigraphische Mittheilungen aus Oesterreich, ausgegeben von Conze und Hirschfeld. Wien 1877 fg. Basilicorum libri 60, ed. Heimbach. T. I— VI 1833 — 1870.
Benndorf und Niemann s. Reisen. Brünneck, Mittelalterliche Stadtrechte Siciliens, Halle 1881. Bruns und Sachau, Syrisch- römisches Rechtsbuch aus dem hundert. 1880.
(Citirfc
als
her-
fünften Jahr-
syrisches Rechtsbuch; L., P., Ar., Arm., Fr.
bedeuten die Handschriften: Londinensis, Parisiensis, Arabiens, Armeniacus und
Bruns, Fontes
Fragmentum Londinense). Ed. iuris Romani antiqui.
5*^.
Cura Th. Mommseni.
Frei-
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Bulletin de correspondance hellenique. Paris, E. Thorin, 1877 fg. Carapanos, Dodone et ses ruines. Paris 1878. Cauer, Delectus inscriptionum Graecarum propter dialectum.memorabilium. Ed.
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Corpus Inscriptionum
Graecarum
(C.
I.
G.),
auctorilate
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— 1890.
-
XIII
-
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Foucart-Lebas
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Larfeld,
1822.
Berlin 1890.
Boeoticarum dialectum populärem exhi-
Berlin 1883.
Lebas s. Voyage. Leemans, Papyri II
Inscriptionum
Sylloge
bentium.
1885.
Graeci Musei Antiquarii publici Lugduni-Batavi.
1843.
I
1885.
Letronne, Recueil
des inscriptions grecques et latines de
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Lex Eomana Visigothorum ed. Hänel 1847. Lex Visigothorum bei Walter, Corp. iur. Gerraan.
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Newton
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CoUection.
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Notices et Extraits bibliotheques.
T.
des manuscrits de la bibliotheque imperiale et autres
XVIII
P. (1
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Paris
1865 (enthaltend gräco-
ägyptische Papyrusurkuuden).
Nouvelle revue historique de droit fran9ai8 et etranger, Novellae Constitutioues Imperatorum Theodosii II et sqq. Oppert et Menant, Documents juridiques de l'Assyrie et
Paris 1877 fg. ed.
Hänel 1844.
de la Chaldöe.
Paris- 1877.
Papers
of the
American school of
classical
studies at Atheus.
Vol.
I— III.
Boston 1880. Petersen
s.
Reisen.
Peyron, Amadeo, Papyri 1826;
Peyron,
p. II
Graeci regii Taurinensis Musei Aegyptii
p.
I
Turin
Turin 1827.
Bernardino, Papiri Greci del Museo Britannico di Londra et della
Biblioteca Vaticana.
Rhangabö,
Turin 1841.
Antiquitös helleniques.
Athen 1842 — 1855.
— Rccueil
XIV
—
des inscriptions juridiques grecques par R. Dareste, P. Haussoulier,
Th. Reinach. Fase. I. Paris, E. I/eroux, 1891. Reiseo im südwestlichen Kleinasien, I. Benndorf und Niemann, Reise durch Lykien und Karien, Wien 1884. II. Petersen und Luschan, Reisen durch Lykien, Milyas und Kibyratis, Wien 1889. Lettres a Mr. Letronne sur les papyri bilingues et grecs du Musee
Reuvens,
Leyden 1830.
de Leyde.
Rövillout,
E.,
Chrestomathie demotique. Paris, Vieweg, 1880. Nouvelle Chrestomathie dömotique. Mission de 1878.
Paris,
E. Leroux, 1878.
Revue archeologique, Revue ögyptologique, E. Revillout.
Paris 1860 fg.
nouvelle aerie,
publiee sous la diroction de H. Brugsch, F. Chabas,
Paris, E. Thorin, 1880 fg.
Berlin 1882.
Röhl,
Inscriptiones Graecae antiquissimae,
Ross,
Inscriptiones Graecae ineditae. Fase. I Naupliae 1834, Fase. II
Athen
1842, Fase. III Berlin 1845.
Schmidt, Forschungen
dem Gebiet
auf
des Alterthuniri.
I.
Theil: Die grie-
chischen Papyrusurkunden der kgl. Bibliothek zu Berlin.
Berlin
1842.
Scholia Sinaitica ed. Krüger in Collect, libr. iur. anteiustin. III p. 265 fg. Seeck, Notitia Dignitatum. Berlin 1876. Spangenberg, Iuris Romani tabulae negotiorum soUemnium. 1822. Theophili antecessoris paraphrasis graeca institutionum ed. G. 0. Reitz 1751. Viereck, Sermo graecus quo S. P. Q. R. magistratusque pi Ri usque ad Tiberii Caesaris
aetatem in
scriptis publicis
usi
sunt examinatur.
Göt-
tinger Preisschrift 1888.
Mit et Asie Mineure, Paris, Didot freres. du Peloponn. bezeichne ich Partie II (Mägaride Peloponnese); mit Lebas A. M. Partie V (Asie Mineure).
Voyage archdologique en Grece
Foucart-Lebas, et
Insc.
Wescher, C, Foucart, P., Inscriptions Wiener Studien, Zeitschrift für class. Supplement der Ztsch.
f.
österr.
recueillies a Delphes.
Philologie
Gymnasien.
v.
Wien
Wilmanns, Exempla luscriptionum Latinarum. Zachariae
v.
Zeitschrift der
Brugsch. Zeitschrift
für
seit 1879.
2 Bde.
Berlin 1873.
Lingenthal, lus graeco-romanum. Leipzig 1856 — 1870. deutschen morgenländischen Gesellschaft. Leipzig,
Brockhaus, 1847 Zeitschrift für
Paris 1863.
Hartel und Schenkel.
fg.
ägyptische Sprache und Alterthum skuude, Leipzig 1881
redig.
von
fg.
Assyriologie und verwandte Gebiete, herausgegeben
von C. Bezold.
Leipzig 1886
fg.
Einleitung. Die Bedeutung, welche die Rechtsschule zu
Jahrhunderten
durch
römischen Kaiserzeit
der
Rom
in
den ersten innere
ihre
und
äussere Autorität erlangt hat, hat das Interesse sowohl der damals
lebenden als der heutigen Gelehrten von der Rechtsentwicklung in den Provinzen des Reichs abgelenkt.
Daraus erklärt sich
zu-
nächst die auffallende Erscheinung, dass von der einheimischen
Rechtsbildung der zahlreichen und verschiedenartigen Volksstämme, die
dem römischen Weltreich
einverleibt waren, verhältnissmässig
nur wenige Nachrichten überliefert Juristen unserer Tage
sind.^)
Die römischgelehrten
aber betrachten im Allgemeinen die selb-
ständige Rechtsentwicklung der Provinzen mit deren
Aufnahme
den Reichsverband als abgeschlossen und sind geneigt, das
in
Dogma
von der Rechtseinheit der diocletianisch-constantinischen Monarchie, wie es die zeitgenössischen Schriftsteller formuliren ,^) in buchstäblicher
Auch
Auslegung entgegenzunehmen. einem Jahrzehnt die Kenntniss des syrischen Rechts-
als vor
buchs durch die Herstellung einer
üebersetzung
in
weitere Kreise
als
autoritativ
eindrang,
ist
angenommenen Anschauung
diese
1) Vgl. Dirksen, Die Wirksamkeit der Ehegelöbnisse nacli den Bestimmungen einzelner Ortsrechte im Bereiche der römischen Herrschaft [ge-
lesen in der Berl. Akad. 16. Nov. 1848] S.
1.
Eine charakteristische Erörterung des Theodoret [Ell. na&r]^. d-fgansvriKi] tract. 9 p. 337 sq. Gaisf.] zu Anfang des fünften .Jahrhunderts hebt 2)
hervor, dass innerhalb der römischen Grenzen überall die vollkommene Rechtseinheit herrscht
und nun auch
die Athener
und Lakedämonier nach römischen
Gesetzen leben, so dass nur eine Anzahl von Grenzvölkern, die Aethiopen, die Lazen, Sannen und Abasgar am Kaukasus, ,,ihre Verträge nicht nach dem
römischen Recht errichten."
Aohnlich Themistios,
vivov p. 257 Dind. (a° 383) und selbst schon
xccqlottjqiov vtisq Zcctog-
Gregor. Thaumaturg., Or. pan.
in Orig. p. 171.
Mittois,
Roichsroclit
u.
Volksroclit.
1
2 nicht beeinträchtigt worden.
Man
— ist vielleicht
geneigt, den Grenz-
saum an der Peripherie des römischen Reichs, innerhalb dessen die Rechtsan wen düng durch die Berührung mit barbarischen Elementen getrübt worden sein mag, gegenwärtig etwas breiter zu wohl schon vordem geschah; für die mehr concenLandschaften jedoch ist die Lehre von der ausgelegenen trisch
ziehen, als es
schliessenden Geltung der römischen Gesetze auch
durch das sy-
rische Rechtsbuch nicht erschüttert worden.^)
An
vereinzelten
Hinweisungen auf die fortdauernde Lebenswohl nie gefehlt. Besonders
kraft des provinzialen Rechts hat es
Entwicklung concreter Rechtsiustitutionen dem prädes römischen Rechts zuwiderzulaufen schien, destinirten hat man gern das vernachlässigte Landrecht der Provinzen den Aushilfsdienst der Erklärung versehen lassen, leider nur um es
wo
dort,
die
Gange
—
wie das in der Regel zu gehen pflegt desto
weiter
bei
zu
Seite
wahrheiten sich die Worte
— nach
gemachtem Gebrauch
Wohin wir
schieben,^)
Mommsen's,
es
blicken,
be-
handle sich hier
um
im klaren Licht des Tages wandelnde Rechtsgelehrte nicht ungern dem philologischen Dämmern überwelches
der
ein
Gebiet,
zum
syr.-röm. Rechtsbuch.
1)
danke,
Deutlich
tritt diese
Auffassung hervor iu Daselbst wird
z.
dem Commentar von Bruns Ge-
B. der einmal auftauchende
ob das bekannte eigeuthümliche Intestaterbsystem des Rechts-
als
buchs auf griechischen Ideen beruhen könnte, kurzweg [S.,315] mit der Bemerkung beseitigt, dass ^,das eigentliche Griechenland ja längst, und namentlich seit Constantin, vollständig
das römische Recht
angenommen
übei'haupt als Gradmesser für die Erwartungen dienen,
Es
mag
man
eine
hatte".
mit denen
Untersuchung über die Provinzialrechte begleitet, wenn Bruns [a. a 0. S. 336] die Resultate seines Commentars dahin zusammenfasst, „dass die grosse Rechtseinheit des römischen Reichs doch selbst noch im fünften Jahrhundert Verschiedenheiten im Rechte zuliess, und mehr, als man Regel denkt." Wer dem Commentar von Bruns gewissenhaft gefolgt ist und gesehen hat, wie wenige wahre Particularismen und wie viel Inthümer dos Verfass;?rs Bruns in den Singularitäteu des syrischen Rechtsbuchs erkennt, mag sich daraus ein Urtheil bilden, wie gering man das Geallerlei particulare
sich in der
biet des Particularismus
vordem
in der
Regel dachte.
—
Auch
Mommsen,
üstgothische Studien, in Wattenbach's N. Arch. XIV (1889) S. 52G die Zeit nach Caracalla eine weitgehende Rechtseinheit an.
nimmt
für
So wurde das Provinzialrecht vielfach für die Erklärung der Donatio (z. B. Franc ke, Arch. f. civ. Prax. XXVI S. 6;5 fg.), des Colonats (Rudorff, Rhein. Mus. f. Philol. II 178 fg.; Huschke, Census der Kaiserzeit 2)
ante nuptias
166— 1G8),
des nacbclassischen Dotalrcchts
herangezogen.
(P.echmann,
Dotalr.
I
122) u.
a.
— lässt;^)
und
—
3
denn auch nicht au
so fehlt es
Schriftstellern, welche
auf diesem Boden die Verantwortlichkeit, die
auf ihrem eigent-
sie
und
lichen Arbeitsfelde empfinden, ablegen
sich
den willkür-
in
lichsten Hypothesen ergehen zu dürfen glaubten.^) Einen sehr grossen Schritt nach vorwärts bedeuten auch
aufvuigarrecht.
Untersuchungen von H. Brunner. Dieser Schriftsteller hat das Verdienst, zum erstenmal das Vorhandensein eines vom theoretischen Recht der classischen Juristen
diesem Gebiet
neuesten
die
verschiedenen Rechts der Praxis, insbesondere der ausserrömischen
Wie neben der lateinischen Schriftdem römischen classischen römische Vulgarrecht gestanden haben,^) und man weiss,
Praxis, festgestellt zu haben.
sprache das Vulgärlatein, so muss neben
Recht das dass es
Brunn er
geschichte
1)
2)
der
gelungen
ist,
seine
römischen Urkunde
Behauptung an der Rechtsüberzeugender Weise zu
in
Berliner Festgaben für Beseler 1885 S. 263.
Dies gilt selbst dort,
wo
es sich
darum handelt, römische Verhält-
auf den Einfluss provinzialer Gebräuche
nisse
Heimbach,
im Codex
zurückzuführen.
So glaubt
erwähnte Darlehn in Früchten aus der griechischen Sitte herleiten zu müssen, „was nicht füglich zweifelhaft sein kann" (Beweis: Eine griechische Papyrusurkunde, Creditum
275
S.
das
öfters
welche ein solches bezeugt); während Huschke, Nexum S. 98 wohl mit Recht darauf aufmerksam macht, dass wir es für altrömischen Brauch halten dürfen. Bei Bachofen, Mutterrecht S. 137 wird Ulpian, der das Unglück hat, aus Phönikien zu stammen, ein Vertreter „der alten Mutterreligion", und ßescripte, welche vollkommen auf dem Boden des römischen Rechts stehen (z. B. C. 5, 62, 1. C. 5, 37, 11), müssen einen Kampf mit ägypDer römische Denuntiationstischem Provinzialrecht darstellen (S. 414). prozess hängt ,, anscheinend" mit dem sicilisch- griechischen dicam scribere zusammen (Rudorff, Rechtsgesch. II. 215 A. 2; dagegen Kipp, Litis denunDie comües und amici des römischen Kaisers wurden von ciatio S. 151).
—
—
—
Friedländer und JuUian
(Rev. archäol. 1886 I p. 268
sq.)
auf orientalisch-
ägyptisches Hofceremoniell zurückgeführt, während nach richtiger Auffassung diese S.
Titulaturen gut italischer Sitte entspringen
120 — 131).
die
—
Eher kann
es
(Mommsen, Hermes IV
hingenommen werden, wenn
französische Gelehrtenschale
jetzt
namentlich
das Steuerwesen der römischen Kaisei'zeit
mit ptolemäisch-ägyptischen Vorbildern in Zusammenhang bringt, obgleich auch dieser schwerlich ein ausschliessender ist. Insbesondere die Herleitung der vicesima hereclitatum aus provinzialen Institutionen
bekanntlich hat geführt
man von
(Bachofen, Erbschaftssteuer
röm. Verwaltungsgeschichte 3)
I
sehr zweifelhaft;
S.
325;
0.
Hirschfeld,
Unters,
z.
S. 62).
Brunner, Zur Rechtsgesch. der Urkunde
Rechtsgesch.
ist
anderer Seite dieselbe auf die lex Voconia zurück-
I
S. 113,
139; Deutsche
S. 255.
1*
_ Es
illustrireu.
kaum
steht
4
—
zu bezweifeln, dass die Berücksichtigung
dieses Vulgarrechts, welche bereits jetzt in einzelnen Schriften hervortritt,^; in Hinkunft reichen Ertrag gewähren wird.
Es
dem
dass die unter
jedoch hier sofort festzustellen,
ist
Beo-riff des Vulgarrechts zusammenzufassenden Erscheinungen mit dem Gegenstande unserer Untersuchungen nicht durchaus zu-
sammenfallen.
Unter dem Vulgarrecht versteht man nach Brunn er ein Recht ist das römische Recht, wie es sich auf
römischen Ursprungs; es
dem
Lande
flachen
gebiets theils
in
Italien
sowie
innerhalb
durch missverständliche Auslegung,
des
Proviuzial-
theils in
Folge
des Drucks praktischer Bedürfnisse, theils allerdings auch in Folge
besonderer provinzialer Rechtsanschauung in einer von der römischen Rechtstheorie abweichenden Weise gestaltet hat; das Vulgarrecht
ist
daher entartetes römisches Recht.
Dem
Volksrecht.
gegenüber darf die Richtung der nachstehenden Untersuchungen in folgender Weise bezeichnet werden. Es ist uns durch die Geschichte der Reception des römischen Rechts auf deutschem Boden bekannt, dass das angestammte Recht des deutschen Volks sich des Eindringens romanistischer Institutionen in weitem
Umfang erwehrt
welche wir
Rechtseinrichtungen,
der
hat.
mit
Wir
fassen die
Ablehnung
Summe
entgegen-
stehender Sätze des Corpus Juris nach einheimische.m Brauch festhalten, unter
dem Namen „Deutsches
Privatrecht"
zusammen und
erkennen in diesem Recht die Bewahrheitung eines culturellen Gesetzes,
nach welchem
die Sitte einer lebenskräftigen
ländischen Einflüssen widerstrebt.
mag man
Das Mass
dieses
Nation fremd-
Widerstandes
bei verschiedenen Nationalitäten ein verschiedenes sein,
stand gegen die Imprägnirung fremden Geistes desto grösser je
und
wird vielleicht die Behauptung wagen dürfen, dass der Wider-
mehr das Dasein
ist,
Volkes mit angestammtem sittlichen
eines
einem gewissen Grade aber wird wohl überall geltend machen. Wird dieser Satz als richtig anerkannt, so muss er seine Geltung auch innerhalb des römischen
Bewusstsein gesättigt
ist;
bis zu
er sich
1) Insbesondere ist das Vulgarrecbt von Mommsen in der Abhandlung über bürgerlichen und perogrinischen Freiheitsschutz im römischen Staat
(Festgaben S.
f.
2G6 Anm.
Beseler 5.
—
S.
253
Vgl. auch
Verfahren, Festgaben
S.
gelegentlich ins Auge gefasst worden; bes. Pernice, Volksrechtliches und amtsrechtliches
fg.)
7ü A. 3 u. A.
Kaiserreichs bewährt haben,
d.
müssen gewisse Kechtsüber-
es
h.
zeuguDgeu der diesem Reich einverleibten Völkerschaften der Geltung des römischen Rechts auch nach der Verordnung des Kaisers durch die Verleihung der Civität an
Caracalla, welche
Anwendung
grinen die
des römischen Rechts
alle
Pere-
gesammte
auf das
Reich ausdehnte, Widerstand geleistet haben.
Man stritten,
hat die Richtigkeit dieser hat es jedoch für
Erwägung wohl niemals
selbstverständlich gehalten,
centralisirende Kraft der römischen
dass
bedie
Verwaltung und Rechtsprechung haben muss. Der Zweifel,
dieses Widerstreben sehr bald erstickt
ob
dies
Wenn
gewesen
möglich
hat
ist,
diese
hervorgerufen.
Schrift
wir heute die Bilanz ziehen zwischen den Aspecten, die die
Avirkliche
— nicht
bloss formelle
und sogenannte
—
römischen Rechts in Deutschland und jeuer, die reich gehabt hat, so lässt sich letzteren
überall
wohl
die
so sehr viel günstigere
Reception des sie
im Kaiser-
Frage aufwerfen, ob
die
Was
die
gewesen
sind.
zu verkennende Kraft des Centralismus gegenüber Schwäche der deutschen Regierungsgewalt ihnen vorausgibt, wird zum Theil wieder aufgehoben durch den Umstand, dass römische Recht im Kaiserreich lange Zeit ein uncodificirtes nicht
der
das das
Ge-
wohnheitsrecht, das römische Recht in Deutschland ein besiegelter
und nicht hinwegzudeutender Buchstabe war. Doch sich hierüber in die
ist es
müssig,
allgemeinen Reflexionen zu ergehen; es genügt,
Aufgabe des Nachfolgenden dahin zu präcisiren, dass der
Fortbestand angestammter volksrechtlicher Anschauungen in der diocletianisch-coustantinischen Monarchie einer Untersuchung unter-
zogen werden
Damit
ist
soll.
auch das Verhältniss dieser Arbeit zur Frage des
Vulgarrechts bestimmt.
So wenig man das deutsche Privatrecht
heutzutage mehr eine Abart des römischen Rechts {usus modernus
panäectarum) nennt, so wenig
soll,
was vom peregrinischen Recht
erweislich den römischen Gesetzen Widerstand geleistet hat, Vul-
garrecht genannt werden.
Wir werden
vielmehr, obwohl wir uns
mancher entgegenstehenden Bedenken bewusst sind, hiefür in Hinkunft den Ausdruck „Volksrecht" als den bezeichnendsten und daher relativ besten verwenden. Damit soll die Richtigkeit des Brunner'schen Begrifi^s „Vulgarrecht" nicht berührt sein; aber Vulgarrecht und Vülksrecht fallen nicht zusammen. Das erstere ist entartetes, das zweite ist überhaupt nicht römisches Recht; beide
-
-
6
demselben Rechtsgebiet neben einander bestehen und haben vielfach neben einander bestanden, indem die localen Abweichungen vom reinen römischen Recht bald vulgarrechtliche,
können
in
Es kann in anderen Rechtsfragen, volksrechtliche waren. auch durch die Verquickung von römischem Recht mit Volksrecht
bald
dahin kommen, dass
sich
ein
aus
römischem und provinzialem
Recht gemischtes Drittes bildet, welches man dann mit Rücksicht auf seine römischen Elemente dem Vulgarrecht beizählen kann.
Wenn
wir nicht irren,
ist
diese Erscheinung sogar
eine
häufige;
dagegen in einer durch das Reichsrecht modificirten Form erhalten, und insofern dies der Fall ist, lässt sich allerdings auch sagen, dass im Nachdas Volksrecht hat sich wohl
selten
rein,
oft
stehenden römisches Vulgarrecht zur Darstellung gelangt
ist.
Die herrschende Lehre, welche im römischen Reich das Ideal
T,itoratur.
der Rechtseinheit verwirklicht sah, hat selbstverständlich auch zur der Volksrechte keinen
Erkenntniss
Schritt thun
können.
Drei
rühmenswerthe Ausnahmserscheinungen ^) sind hier zu neuneu, wovon zwei der jüngsten Zeit angehören, während eine dritte zeitetwas zurückliegt.
lich bereits
nungen, zum Theil
wohl
Die beiden erstgenannten Erschei-
angeregt
durch
die
Betrachtung
des
syrisch-römischen Rechtsbuchs und neuerer Papyrusfunde, sind gelegentliche Aeusserungen zweier verdienstvoller Rechtshistoriker,^)
welche das Problem des Volksrechts zwar nicht gelöst, aber doch als ein in
1)
Zukunft lösbares und jedenfalls beachtungswürdiges be-
Hiebei
ist
mann's Beiträge
derjenigen Schriften nicht gedacht, welche, wie F.
zur Gesch.
d.
griech.
Hof-
und röm. Rechts, Schulin's Abhand-
lung über das griech. Testament, Leist's gräco-italische Rechtsgeschichte
u. a.
vorrömischen
Be-
das
Provinzialrecht,
u.
z.
das griechische,
zum Gegenstand
in
seiner
des Studiums gemacht haben.
Das Verdienst dieser Arbeiten, deren Zahl in Hinkunft hoffentlich noch vermehrt werden wird, muss dankbar anerkannt werden. Es mag nicht unerwähnt bleiben, dass auch Bekker (Grenzmarken der geschichtl. Rechtswisseusch., Ztsch. f. R.-Gesch. XIX S. 89) neuerdings auf das Studium des griechischen Rechts
schaffenheit
hin weist. 2) Einerseits H. Degenkolb, Rechtseinheit u. Rechtsnatioualität im römischen Reiche, Tübinger Rectoratsrede vom 6. März 1884 S. 11—13.
—
Anderseits F.
P.
Bremer
in
der Besprechung von
Krüger,
Rechtsquellen
Mai 1889), welcher Gelehrte auch durch zwei werthvoUe Abhandlungen über das gallische Provinzialrecht, Ztschr. f. R. Gesch. XV (1881) S. 134 fg. und XVII (1883) S. 84 fg., mit der Inangriffnahme der Arbeit begonnen hat. (Göttinger gel. Anz. 15.
—
7
zeichnet haben. Tiefer eingreifend
— ist
jene dritte, ältere literarische
Erscheinung, unter welcher wir den zweiten Band von M. Voigt's
Die Absicht Voigt's war, eine Entwick-
Jus naturale begreifen. lungsgeschichte
Abschliessung
nationalen
im Alterthum von dem System der
des Rechts
—
Personalrecht
Rechtsgebäude des Jus gentium zu
Werks war
gelegten Plane des
—
liefern;
hiebei eine
zum umfassenden bei dem gross an-
Berührung der Rechts-
Wir verkennen
verhältnisse in den Provinzen von selbst gegeben.
Schwächen und Mängel der Voigt'schen Darstellung, welche heute zudem durch neuere Arbeiten, insbesondere durch die abschliessenden Darstellungen von Mommsen und Marquardt nicht
die
weit überholt
Voigt
ist;
um
so bereitwilliger soll anerkannt werden, dass
Anzahl von Fragen von einschneidender Bedeutung, welchen weder vor noch nach ihm ein Jurist näher getreten ist, klar formulirt und insbesondere dem peregrinischen Recht als der eine
Erste und Letzte wirkliche Aufmerksamkeit geschenkt hat.
Voigt trotzdem weder
zu
dem Erfolg
zu ergiebigen Resultaten über das peregrine Recht gelangt liegt der
Grund wohl beidemal
verfrüht,
anderseits,
liches
augestrebt
darin,
dass der rechte
wurde,
wo man
Wenn
der Propaganda noch auch
einerseits,
Weg sich
verfehlt
auf
ist,
so
dass die Arbeit
das
und UnmögMögliche be-
schränken muss. Die Arbeit Voigt's war insofern verfrüht,
als
mit den zu
seiner Zeit vorliegenden Materialien eine concrete Erkenntniss des
Volksrechts
kaum möglich
war.
Heutigen Tags, wo eine Anzahl
neu eröffneter provinzialer Quellen vielfach eine solche Arbeit, wenngleich noch immer
die
Wege
die
Vervollständigung
weisen,
ist
—
das empfindet wohl Niemand deutlicher als der Manches an ihren Resultaten ändern wird, doch nicht mehr undenkbar; vor dreissig Jahren hätte es der Gabe der Weissagung bedurft, um zu erkennen, was wir heute lesen können, wenn wir lesen wollen. Ebenso verfänglich ist für das Gelingen der Voigt'schen Untersuchung der Mangel an der richtigen Beschränkung gewesen. der Quellen
Verfasser
—
—
Voigt sucht das Privatrecht sämmtlicher Provinzen ohne Aus- ^^"^^^^^^ nähme zu erkennen, und viel Zeit und Kraft ist zersplittert, um über die Tutel bei den Kelten, das Eherecht bei den Skythen, das
Eigenthumsrecht
bei
den Päoniern die zerstreuten und unverläss-
lichen Nachrichten abgelegener Schriftsteller zusammenzubringen.
Besser, o-leich
diese
als
Schnitzel
der Menschheit
von vornherein zu erkennen, dass
sammeln,
zu
ist
es,
römischen Provinzen
die
Bezug auf ihre Receptionsfähigkeit in zwei Kategorien zerfallen, welche im GJauzen dem auch sonst stets wiederkehrenden GegenDie satz der 2J(^^'i^s orientis und partes occidenüs entsprechen. Landschaften des Westens sind durchaus williger und durstiger
in
Boden der Keception; ihre niedrigere Cultur hat sie, wie der Historiker weiss, zu einem widerstandslosen Object der Romanisirung gemacht, und wie die Bevölkerung und ihre Sprache hier eine „romanische" geworden ist, ist auch die erste Rechtscultur, Ich die hier tiefer in den Boden gesenkt wurde, eine römische. wage nicht zu behaupten, dass nicht eine künftige Forschung mit Quellen auch hier Spuren
reicheren
schwerlich werden
aber
wird;
nicht jene
alterthümlicher Sitte
Bedeutung besitzen, wie
sie
finden
Umfang und gewiss
jenen
diese
denselben im Orient zu»
kommt. Die hellenistische Cultur saturirt.
Hellas, Syrien
das hellenistische Recht
der
Landschaften des
und Aegypten sind
wenn auch
ist,
Orients
alte Culturländer,
ist
und
nicht an formaler Voll-
endung, so doch au innerem Reichthum der Ideen dem römischen gleich,
an ethischem Gehalt
Gebieten
des
geistigen
vielleicht überlegen.
Lebens
hat
römischen nicht bloss Widerstand die
Auch auf andern Geist dem
griechische
geleistet,
Demnach
Führung abgenommen.
der
ist
sondern vielfach sogar
von vornherein wahr-
scheinlich, dass auch auf specifisch juristischem Gebiete ein ähnliches Verhältniss obgewaltet haf.
Wie es,
meinen
in
Deutschland ein deutsches Privatrecht, ähnlich gab
wir, in
den östlichen Landschaften des römischen Reichs
neben den römischen Gesetzen hellenische Landrechte, wenngleich dieselben
vom Standpunkt
Regel
formal gesetzwidrige Gewohnheiten zu bezeichnen sind.
als
des
römischen
Die Erkenntniss dieser Gewohnheiten
ist
Staatsrechts
in
aller
unsere nächste Aufgabe.
Dahinter würden freilich noch grössere liegen.
Ist die Erkenntniss
des fortdauernden Volksrechts schon au und für sich lehrreich, so ist
es
doch ein noch höheres
Ziel,
die befruchtende Rtickwirkuno-
dieser hellenistischen Ideen auf die allmähliche
schen Rechts zu verfolgen. licher Prozess; der
dem römischen, und
Umbildung des römi-
Hier vollzieht sich ein weltgeschicht-
griechische Rechtsgedanke verbindet sich mit beide treten
gemeinsam den
Weg
in die Zu-
—
Die heilsamsteu und die gefährlichsten Rechtsgedanken,
kuuft an.
welche
—
9
dem
Rechts- und Staatsleben der Neuzeit mit den Gesetzen
überkommen
Justinian's
stammen zum Theil aus der
sind,
grie-
wie die weisen Bestimmungen über die Verrin-
chischen Welt;
gerung der väterlichen Gewalt und den Schutz des Mutterguts der Kinder im Recht von Gortyn vorgezeichnet standen, so
das
ist
gefährliche Schlagwort des französischen Absolutismus, das prinsolutus
zu
verfänglichen Nebenbedeutung
seiner
ceps
legibus
erst
durch die im griechischen Osten herrschende Auffassung der
est,
Monarchie gelangt.^)
Weit
entfernt daher zu verkennen, dass der Einfluss des pro-
vinzialen Rechts auf die spätere römische Rechtsentwicklung ein
sehr bedeutender gewesen
wollen wir es selbst von unserer
ist,^)
Aufgabe nicht ganz ausgeschlossen halten, diesen sich deutlich erkennen lässt, zu berühren. Doch
Wenn
Vorsicht geboten.
mich früher
ich
(S. 3)
Einfluss,
wo
er
hier grosse
ist
gegen die willkür-
Heranziehung provinzialer Institutionen zur Erklärung des
liche
jüngeren römischen Rechts ausgesprochen habe, so war es weniger die Absicht, die ich missbilligte, als die unkritische Methode, welche die
Amalgamirung im Einzelnen annahm, ohne
Mommsen,
1)
Staatsrecht^
Dispensation
Princeps
des
730 hebt hervor, dass der kleinasia-
II 2 S.
tische Grieche Dio Cassius der Erste
ist,
von der
die Receptionsfrage
der jenen bekanntlich zuerst auf die
iulisch - papischen
Gesetzgebung hin-
zielenden Satz in jener Verallgemeinerung ausspricht, welche seitdem traditionell
geworden
qri[iaxa XBysi
ovSsvi
TcüJ'
"
ist:
yag
XsXvvzccl
dij
xäv
vöiicov,
rag
avra xa Aativma
xovxsoxiv iXsvd'SQOt dno ndarjg ccvccyKuiug vofiiascog slat kkI
yeyoauiiivav svi^ovrai.
(Dio 53, 18.)
—
wie schon früher bemerkt wurde, nicht unzulässig, wenn man die gehörige Vorsicht vorausgesetzt es unternimmt, einzelne Finanzmass2)
Es
ist,
—
nahmen
der Kaiserzeit
bringen;
wie
(Franz im
(ovrjg
l'Egypte 303)
mit ptolemäischea Mustern in Zusammenhang zu
augusteische
die G.
I.
verum venalium
centesima
Lumbroso, Recherchos sur Auch Lumbroso c. p. 285.
G. III 297,
u. ähnl.;
vgl.
p.
28).
Die Zuflucht, welche
dem
xBlog
I'econ. polit. de
I.
messung dürfte ägyptischen Vorbildern entlehnt worden Chreatom. dümot. preface
mit die
sein
Keichsver-
(llevillout,
das Staudbild des
Herrschers den misshandelten Sklaven gewährt, stammt, wie es scheint, aus
dem ptolemäischeu
Reich, und in
selbst ein so kühler Forscher wie lische Sitte erblickt, wie sie
stein hervortritt. vgl.
jedoch auch
Aum.
8.
am
dem
Rechenschaftsbericht des Augustus hat
Mommsen
(Sybel's Ztschr. 57 [1887] 0.
einen Anklang au die orienta-
persepolitanischen und adulitaniscben DenkS.
375
fg.)
Hirschfeld, Wiener Studien
Über letzteren Punkt
VH
170
fg.,
bes.
174
—
-
10
Ganzes klargelegt zu haben. Je weittragender die historische Bedeutung derartiger grossangelegter Prozesse ist, desto mehr
als
niuss darauf bestanden werden, dass ihrer Erkenutniss die gleiche
Sorgfalt
zugewandt
werde,
welche
den
internsten
Fragen der
römischen Rechtsgeschichte nie versagt worden ist. Aus diesem Grunde muss sich auch unsere Untersuchung viel mehr auf die Befestigung einzelner Grundlagen, auf die Erkenntniss des fort-
dauernden Volksrechts,
als
auf dessen weitere Rückwirkungen be-
ziehen, hinsichtlich deren vorläufig noch die grösste Zurückhaltung räthlich ist; die letzten Ziele, die hier anzustreben sind, werden erst Krkenntn issquellen.
nach sehr langer geduldiger Arbeit zu erreichen
sein.
Gleichwie das Volksrecht der östlichen Reichsländer dem etwaigen Particularismus der romanisirten westlichen Provinzen an Bedeutung überlegen ist, so besitzen wir für dasselbe auch ergiebigere Erkenntnissquellen.
Abgesehen von der reichen
grie-
chischen Provinzialliteratur, sind es vor Allem die epigraphischen Epigraphik, £)e^]jjjj[jigj.^
dic ägyptischeu
buch, welche uns eine
schauung gewähren. lässt sich heute, Dassyrischegrfolat ist, ; o
Kcchtsbuch.
wo
Papyrusfunde und das syrische Rechts-
bis ins Detail
reichende unmittelbare An-
Die Bedeutung der gräco-ägyptischen Papyri die Veröffentlichung derselben erst
zum
Theil
nicht abschätzen: vom syrischen Rechtsbuch uoch gar o .
lässt sich bereits jetzt
erkennen, dass
es
eine
historische Quelle
Ranges darstellt. Die Schilderung seines eigentlichen Charakters muss einer späteren Stelle vorbehalten bleiben;^) schon hier darf bemerkt werden, dass sein Werth gegenwärtig noch weit ersten
Es
unterschätzt wird.
ist
insbesondere der
Commentar von Bruns,
der bis jetzt die richtige Erkenntniss ausgeschlossen hat.
So ge-
Commentar den glänzendsten Leistungen nicht bloss seines Verfassers, sondern der gesammten historischen Schule beizuzählen ist, sowohl wegen der eminenten Beherrschung des ronianistischen Rechtsstoffs, als wegen der feinsinnigen Erörterung
wiss dieser
römischrechtlicher Detailfragen, so
ist
doch der
rechtliche Charakter des Rechtsbuchs von
eigentliclie volks-
Bruns
lange nicht ge-
nügend gewürdigt worden. Viele kostbare Goldkörner altheimischer der AusAnschauung hat der strenge Romanist nicht geachtet druck echter Volksüberzeugung wird als Missverständniss des römi-
—
scheu Rechts gebrandmarkt, das Urtheil über die Kenntnisse dos 1) S. iinteu
Cap.
1
bei der Darstellung des Helleuismus in Syrien, sowie Beil.
1.
—
dem muss
In alle
Spieglers ist ein vernichtendes. eintreten,
—
11
und selbst der Person des Verfassers wird
Andenken zu wahren
sein,
Aenderung
eine
ein besseres
welcher für seinen Kreis, wie die
hundertjiihrige Geltung seines
Werks im Orient
viel-
beweist, durchaus
getroffen und dieselbe persönliche Bedeutung bewie seine glücklichereu Genossen Durantis und haben mag, sessen Eike von Repgow, welche von dem tragischen Schicksal der Ver-
das
Richtige
schollenheit verschont geblieben sind.
noch einer Quelle unserer Erkenntniss zu «reden- ^"^^'''?*';'"^ ken, welche zwar keine selbständige Beweiskraft wohl aber dann einen sehr bedeutenden Werth besitzt, wenn es sich darum hanDies delt, anderwärts gemachte Beobachtungen zu unterstützen.
Es
ist
letzt
sind die Rescripte des justinianischen Codex.
Es gehört mit zu den
Umständen, welche eine Beschränkung des Studiums auf
die
Pro-
vinzialrechte der östlichen Landschaften angezeigt erscheinen lassen,
dass wir über die Rechtsentwicklung derselben, was die Juristen
meist übersehen, durch eine überwiegend grosse Anzahl von Rescripten ganz vorzugsweise gut unterrichtet sind.
Es
ist
von
Momm-
sen ausgeführt worden, dass die bekanntlich sehr zahlreichen Rescripte
aus
der diocletianischen
zwölfhundert
—
,
soweit sich
schliessgn lässt, alle
dem
—
Zeit
man
den erhaltenen
aus
deren über
zählt
Subscriptionen
Orient angehören, also nicht von Maxi-
mian, sondern von Diocletian erlassene sind.^)
Diese Erscheinung,
über deren Gründe wir allerdings auf Vermuthungen angewiesen sind, bedeutet, dass wir, soweit aus
einem Rescript auf den That-
bestand des Rechtsfalls geschlossen werden kann, in der grossen
Anzahl der diocletianischen Rescripte lehrreiches
Volke setzt,
Bild
des
herrschenden
Rechtslebens
im
Anschauungen
schon ein ziemlich
allein
Orient
und der hier im können,
erhalten
dass wir durch anderweitige Quellen die Anleitung
vorausge-
zum Ver-
ständniss dieses Rechtslebeus ei-halten haben. Selbstverständlich können auch andere Rescripte und Decrete 1)
Mommsen
iu der
Quartausgabe der Vat.Fr.
p.
396
sq.,
der Verordnungen Diocletians, Abhandl. der Berliner Akad. 1860 derselbe
nimmt
und Consultat.
und Zeitfolge S. 419—420;
an, dass ausser den sechs in Vat. Fr. 41, 271, 292, 313, 315 5
erhaltenen Rescripten
kein
einziges
mit Sicherheit
dem
Zwar hat Huschke, Codex einige „ohne er-
Occident angehöriges Rescript aus dieser Zeit vorliegt. Ztsch.
f.
dem Justin. dem Occident datirte Rescripte dagegen jedoch Krüger, Rechtsquellen 282.
R.-Gosch. VI 307 A. 1 auch aus
sichtlichen Verdacht
beizubringen versucht,
einer
Corruptel" aus
—
12
—
denselben Dienst leisten, vorausgesetzt, dass sich feststellen
lässt,
durch eine Anfrage aus den östlichen Provinzen veran-
sie seien
Hierüber lässt sich nicht immer ein so verlässliches Cri-
lasst.
terium beibringen, wie es die Inscription „Diocletianns et Maxi-
mianus"
wenn
der Theilung des Reichs kann das
Seit
bietet.
auf den Orient verweist, entscheidend sein;^)
es
Datum,
durchaus
uuverlässlich ist aus naheliegenden Gründen^) das „proposita".
Adresse
einer
Constitution
einen Fingerzeig,
gibt
wenn
sie
Die
an
Beamten des Orients gerichtet ist; die Adresse eines Privatmanns mit griechischem Namen kann trügerisch sein, doch kann die Wiederkehr solcher griechischer Adressaten bei inhaltlich verwandten Rescripten die Bedeutung einer Inductionsreihe erlangen. "Wo alle diese Momente versagen, darf ein Rescript nur als untereinen
stützendes
Glied
einer grösseren Beweiskette
augeführt werden, und überhaupt Rescripten,
zelten
erhalten,
irgend
Aus diesem Grunde habe
ich
mit Bescheidenheit
unzulässig,
es
welche nicht durch
Unterstützung
eine
wollen.
ist
aus
verein-
anderweitige Thatsachen
welche
Schlüsse
ziehen
zu
manche einschlägige Unter-
suchungen unterdrücken zu sollen geglaubt und vereinzelte Rescripte
nur ungern dort, wo ich es durch besondere Gründe für
gerechtfertigt hielt,
und
stets
nur im Zusammenhang anderer Be-
weisgründe angeführt. Gesetze.
Auch
die Gcsctzc
im engeren Sinne,
die Edicte^
den Fortbestand des Volksrechts erkennen lassen.
wenn,
sie
können uns
Dies
z.
B. dann,
gegen eingerissene „Missbräuche'', die meist eine starke
volksrechtliche
Wurzel
Novelle Justinian's,
besitzen, polemisiren,
welche
die
Unsitte
wie uns
z.
ß. eine
eigenmächtiger
Privat-
pfäuduugen beschreibt, den Fortbestand der altgriechischen Executivurkundeu verdeutlicht; aber auch dann, wenn sie selbst volksrechtliche licher
Anschauungen
Kraft erheben.
in sich
Da
aufnehmen und zu reichsgesetz-
ein Gesetz
die Provenienz
seiner
Be-
stimmungen nicht an der Stirne zu tragen pflegt, hat man dieser Erscheinung wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Sic ist jedoch sehr 1) Vorausgesetzt, dass es nicht verderbt ist, indem z. B. stritt acc(epta) oder jp^ (proposita) data geschrieben worden ist. Vollkommen verlässlich sind die Sub- und Inscriptionen wegen der bekannten Fehlorquellen nur selten.
2)
Vgl.
auch Seeck, Zeitfolge der Gesetze Constantiu's, Ztsch. f. R.S. 3 fg.; Mommsen, ebenda 2 S 350 fg.; auch Krüger,
Gesch. XXlll 1
llechtsquellen S. 96 A. 43.
—
—
13
gewöhnlich, und die constantinische Gesetzgebung, welche, wie die spätere Regierung dieses Kaisers überhaupt, einen stark orientali-
Zug an
sirenden
sich trägt, dürfte
in dieser
Beziehung besonders
charakteristisch sein.
Jede Bearbeitung des hier angeregten Themas muss
wie j)^^^^°j^^^^^
sich,
ausgesprochen wurde, auf das Einzelne beschränken.
bereits
Je
mehr das bunte Bild der Völkervermischuug im römischen Reich den Zug der Ideen anregt, desto mehr ist es geboten, sich vor grossen historischen Perspectiven zu hüten, welche vorläufig aller
Die namentlich
Wahrscheinlichkeit nach schief ausfallen Avürdeu.
bei französischen Gelehrten verbreitete Gepflogenheit, jede Studie
über das assyrische, ägyptische und griechische Recht mit einer
Apotheose zu beschliessen, wo das Morgenroth orientalischer Erden römischen
leuchtung über das Dunkel der Zwölftafeln uud
Prätor hereinbricht/) nicht
darum
zu
ist
werthlos und gefährlich; es handelt sich
diviniren,
kann, sondern was
wirklich
was möglicherweise geschehen sein geschehen ist, und man darf nicht
vergessen, dass das römische Recht sich ja auch ohne Einfluss-
nahme der Es handelt
provinzialen sich
Anschauungen hätte entwickeln müssen.
daher vorerst darum, an den einzelnen Rechts-
institutionen nachzuweisen, inwieweit hier
volksrechtliche
lung
des
Anschauung
römischen Rechts
galt
noch
in römischer Zeit
die Entwick-
und eventuell auch
beeinflusst
hat.
Diese
Detailunter-
suchuugen bildeten den Ausgangspunkt und bilden noch jetzt den eigentlichen Zweck unserer Arbeit; sie sollen dazu dienen, eine
Beantwortung der Frage nach
der
Rechtseinheit
im römischen
Reich vorzubereiten. 1) So z. B. Lapouge, welcher (Nouv. rev. histor. X 134 sq.) eine Studie von 20 Seiten über eine Tafel in Keilschrift folgendermassen beschliesst: „C'est cependmit dans le droit de V Empire r omain .... qiie nous voudrions saisir la trace lointaine de Vaction puissante de la civilisation assyrienne .... Les peregrins vont faire envier par les Eomains leurs legis-
lations simples et pratiques, et le pretcur sera excite sans cesse ä e'tendre
aux
Folgt die bekannte Scenerie derartiger Gerömischen Throne der Phöniko-Karthager Septimius Severus,
citorjens le droit des peregrins."
mälde: Auf
ihm
dem
zur Seite Papinian, „der Fürst der Juristen, aber auch ein Fürst der
Dynastie der Bakjiani, ein Aramäer, erzogen vor den Thoren Babylons"
dann Paulus, ,,ein Gallier, aber wohl ein Christ, Adept Geheimnissen des Mithras", der unvermeidliche Phönikier ülpian u. Auch E. Revillout hat auf diesem Gebiet Erhebliches geleistet. S. 137),
in s.
(
?
allen
w.
—
— Daneben konnte
—
14
mich der Nothwendigkeit nicht entschlagen
ich
auch auf die äusseren Bedingungen der Rechtsreception einen Blick zu werfen. Es ist durchaus nothwendig, sich über die bezüglichen, Verhältnisse einen Ueberblick zu verschaffen,
um
für
die
Beur-
die
Aus den
theilung des Einzelnen einen Massstab zu besitzen.
für
vorläufige Orientirung bestimmten Vorarbeiten entstand ganz
von selbst die Abhandlung über die Verbreitung des römischen Rechts in den Ostprovinzen, welche eine Skizze der einschlägigen äusseren Verhältnisse zu geben sucht. Dieser habe ich wieder zwei Untersuchungen über den Hellenismus und das hellenistische Recht Hierüber glaube ich mich in den Ostprovinzen vorangeschickt. nicht
zu sollen;
besonders rechtfertigen
das Bild der Zustände,
und in Aegypten, welche als die Fundorte reicher Quellen hier von besonderer Bedeutung sind, ist noch keineswegs abgeschlossen, und vielleicht darf selbst der Rechts-
namentlich
in
Syrien
Zug beifügen zu auf diesem Boden zu forschen
historiker hoffen, demselben ein oder den andern
können.
Jedenfalls
muss
hat, die Prämissen,
er
Die Verhältnisse Aegyptens zur Ptolemäerzeit sind noch
vorlegen.
aus
wenn
er,
welche er zu handhaben gedenkt, zur Prüfung
einem
andern Grund besonders berücksichti^enswerth.
Be-
kanntlich sind die Prozesse der Rechtsreception von grossem Interesse für die Erkenutniss der historischeu Natur aller Rechtsbildung;
aber ebenso
Einzelne zu verfolgen.
Deutschland
sowie
die
gross
ist
auch
die
Schwierigkeit,
sie
ins
Die Reception des römischen Rechts in uns
hier
näher liegende Reception
des-
selben in den römischen Provinzen sind grossentheils noch in Dunkel gehüllt, welches schon
wegen
des grossen
Umfangs
gebiete nicht genügend gelüftet werden kann. in der Ptolemäerzeit eine
gefunden; der beschränkte
dieser Rechts-
In Aegypten hat
Reception des griechischen Rechts statt-
Umfang
dieses
Vorgangs und
eine
An-
zahl vorzüglicher Quellen gestattet es, denselben vielleicht voll-
kommener
zu
übersehen,
als
es
anderwärts
möglich
ist.
Ich
habe geglaubt, dass diese Entwicklung ein lehrreiches Beispiel für die entsprechenden Verhältnisse im römischen Reich geben kann, und deshalb versucht, dasjenige, was sich in einer reichen und werthvoUen fachmäunischen Literatur über diese Erscheinungen findet, in einer
dem
zusammenzustellen.
Interesse des Juristen dienlichen
Weise kurz
ERSTEE THEIL
DIE GRIECHISCHE CIVILTSATION UND IHRE
GRENZEN.
Erstes Capitel.
Der Die lucorporatiou Landschaften
östlichen
hellenistisclie Orient. in
das römische Reich bedeutete für die
der
den
Mittelmeerküste
langen und bewegten Diadochenzeit.
Indessen
ist
Abschluss diese
der
Epoche
zwar unruhig, aber keineswegs unfruchtbar gewesen; vielmehr hat sie ein dauerndes Ergebniss geschaffen, welches den Intentionen des
Alexanderzugs
ihrem Eintritt
entsprach
und den Ländern des Ostens bei ein bedeutsames Gepräge
das römische Reich
in
verlieh; dies ist die Hellenisirung des Orients.
Den alten Niederlassungen der Phönikier auf europäischem-^^J*®^® s^^"; Boden war schon frühzeitig, etwa seit dem neunten Jahrhundert, lo^wation. ein
Rückschlag hellenischer Colonisationslust und Wanderfreudigerst als Seeräuber,
keit begegnet;
dann
als
Städtegr linder^) breiteten sich griechische
Handeltreibende und
Stämme
allmählich an
den Küsten Kleinasiens und seiner Nachbarinseln,^) dann an den nördlichen Gestaden des Mittelländischen Meeres bis nach Italien,
und über den thrakischen Chersonnes,^) endlich südwärts nach der afrikanischen Küste, nach Kyrenaika, Barka, nach den
Illyrien
1)
Specielle Darstellungen der älteren griecliischen Colonisatioi^ geben
II Th. 3, 1. Abtheil. S. 25 fg. und E. Curtius, Die Griechen in der Diaspora, Sitz.-Ber. der Berliner Akad. 1882, S. 943 — 957. Für die spätere Zeit vgl. vor Allem die Uebersicht der hellenischen Püanz-
insbes.
Movers, Die Phönikier
städte bei
2)
So
Besitz ist
die
Cauer, Delectus^ 3)
Hellen. Alterthumskunde I'^ S. 81—121 und Büchund Erwerb im griechischen Alterthum, bes. S. 35G— 401.
Wachsmuth,
senschütz,
altkypriotische Sprache jetzt
zu No. 472,
Curtius
Schon im sechsten Jhd. findet
eine Spur der Aeneassage,
a. a,
sich in Aineia
Friedländer,
griechische entziffert;
als
0. S. 957.
am Thermäischen
Sitz.-Ber. der Berliner
S. 749.
Mitteis, Roichsrecht
u.
Volkarecht.
2-
Golf
Akad. 1878,
—
18
~
Syrten und Aegypten^) aus. Indessen waren diese älteren Siedelungen durchaus nur durch die zufalligen Bedingungen des Handelsbetriebs bestimmt; systematische Annexion und lucorporation liegt
den Griechen des classischen Bodens durchaus
haben erst Ooionien Alexander's.
die
fern.
Dem
makedonischen Griechen begonnen.
Mit dieser
bekannten
KosmoDolitismus Alexander's des Grossen^)^ entsprach das Bestre' J-
.
ben, durch eine wohldurchdachte Colonialpolitik die Hellenisiruug
des Orients einzuleiten. Unter seiner Regierung sollen über siebzig
Städte unter den barbarischen Völkerschaften gegründet^) und soll
„Asien mit hellenischen Städten besäet" worden
sein.
So verschieden die politischen Richtungen der Lagiden und kommt doch unstreitig Beiden das
der Seleukiden gewesen sind,
Verdienst zu, das
Werk
der Hellenisiruug nach
dem
vorzeitigen
Tode seines Schöpfers unermüdlich und erfolgreich fortgesetzt zu Die
haben. dieser
consequente
Politik,
welche
in
Richtung von beiden Dynastien betrieben wurde, hat un-
zweifelhaft Heiienieigentlich sirung unter o
den Diadochen
zweihundertjährige
das erst
Werk
Alexander's
vollendet.
nicht
blos
erhalten,
Den Diadochen kamen
sondern
vor Allem die
Folgen des Sturzes der attischen Seeherrschaft zu Gute:^)j von " den Fesseln der atheniensischen Politik befreit, folgte die Betriebi
samkeit der jüngeren griechischen Städte willig den Bahnen, welche
Ueber die älteren Ansiedlungen der Grieclien in Aegypten vgl. Hero153—4, 163, 178, 180-2; Diod. Sicul. XI 74; dann Curtius a.a.O., S. 952; Maspero, Geschichte der morgenländischen Völker, übers, von Pietschmann S. 520—2; Büchsenschütz a. a. 0. S. 378—380; Lumbroso, Recherches sur l'economie politiqae de l'Egypte S. 58—59. Früh schon finden sich Griechen (angeblich Milesier aus Abydos in Asien) im altägyptischen Abydos; Samier waren bis an die grosse Oase vorgedrungen. Seit Psammetich, Apries und Amasis wurde zuerst den loniern und Kariern, später allen Griechen die Niederlassung in Aegypten gestattet; die Einwanderer aus Chios, Teos, Phokäa, Klazomenä, Kuidos, Halikaruassos Phaseiis und Rhodos bildeten einen festen Stock von Handeltreibenden. Seit Psammetich gab es, wie Herodot berichtet, eine eigene Kaste von Dolmetschern, um den Verkehr zwischen Griechen und Aegyptern zu vermitteln. Als Söldner wurden die Griechen schon seit den Pharaonen der 18. — 20. Dynastie verwendet. 2) Plutarch, De fortuna Alexandri I 6. 1)
dot, II 16,
,
3) Die Richtigkeit dieser Nachricht hat Droysen durch eine eingehende Untersuchung bestätigt gefunden; Geschichte des Hellenismus * III 2 p. 193—248. 4) Die Bedeutung dieses Ereignisses für den hellenistischen Handel
schildert
Büchsenschütz
a. a.
0. S.
413-418.
-
-
19
die grossen Reiche der Ttolemäer
und Seleukiden ihnen anwiesen.
Bahnen führten den griechischen Handel durchaus nach Osten; man hat mit Recht gesagt, dass die Bedeutung des Rothen Diese
Meeres
und
seiner
Nachbarländer
für
den
indischen
Transite
verkehr in heutigen Staaten nicht lebhafter empfunden wird, als
an den Höfen die eigentliche
der Diadochen
geschah/)
Coloniengrüuduug
in
Nebstbei wurde
auch
diesen Zeiten wesentlich da-
durch befördert, dass in Altgriechenland der wirthschaftliche Verfall,
ja die Verödung, welche
verheerenden Kriegen stattgefun-
in
den hatte, zur Auswanderung förmlich zwingen musste.^)
Nur
ein
Ausdehnung des Lanzknecbtslebens, zu welchem die Werbetrommel der kriegerischen Diadocheufürsten in Griechenland und Makedonien beständig und Seitenstück hiezu
ist
ausserordentliche
die
mit dem grössten Erfolg gerührt hat; nicht weniger als achtzig-
dem zweiten Ptolemäus am Hofe und diese waren fast ausschliesslich Griechen.^) Neben dem Schwert und dem Pflug nahm auch Kunst und Wissenschaft an der griechischen Eroberung des Ostens Tlieil; tausend Söldner wurden
unter
zu Alesaudrien unterhalten,
schon 1) a. a.
zu Xenophon's Zeit war der griechische Arzt und Lehrer
Droysen, Hellenismus-
III 2
351
S.
fg.; vgl.
auch
Büchsenschütz
0. 612 fg. 2)
Der Verfall des griechischen Wohlstandes
in der
im Rückgang der Individualvermögen Verschuldung der hellenischen Gemeinden hervor. Die Zeit tritt sowohl
nachalexandrinischen
als in der furchtbaren
letztere, welche bisher den Schilderungen Cicero's (ad fratr. I 1, 9.; ad famil. XIII 61; ad Attic. V 16 u. 21, VI 2 u. 3) bekannt war, wird gegenwärtig
besonders aus 56
u.
am
durch epigraphisches Material
Deutlichsten illustrirt;
Wachsmuth,
s.
Welt während der Diadochenzeit, im 283 — 303; Szanto, Anleihen griechischer
OfcfFentlicher Credit in der hellenischen
Rhein.
Museum
für Philol.
XI
S.
Staaten, in den Wiener Studien VII,
Bas,
luscr.
du Pelop.
p. 119.
vom
S.
232
fg.,
Den Rückgang
Vlll,
S. 1 fg.;
Foucart-Le
des Privatwohlstands zeigt
u.
A.
Thal heim, Griech. Rechtsalterthümer S. 134 fg.; vgl. ferner Büchsenschütz a. a. 0. S. 607, 612 fgAllgemeine Schilderungen dieser Verhältnisse bei Hertzberg, Geschichte Griechenlands unter den Römern II S. 198 fg. (vgl auch dess. Verfassers Gesch. Griechenlands seit dem Absterben des antiken Lebens bis zur Gegenwart I die ephesinische Inschrift
S.
6—18); und
bes. bei
Dirksen, Versuche 3)
handeln S.
J.
83
a.
Mommsen,
Chr. bei
Rom. Gesch.
V
S.
245—247.
Über Entwicklung und Umfang des Söldnerwesens
Drumann,
644 und
S.
auch
S. 156.
in
Griechenland
Ideen zur Geschichte des Verfalls der griech. Staaten
Büchsenschütz
schichte d. Hellenismus '111
1
a. a.
S.
0. S. 350
25.
— 355.
Vgl. auch
Droysen, Ge-
— am Hof
20
—
zu Susa nicht weniger zu Hause, als er es später in
gewesen
Rom
ist\)
Die Zahl der griechischen Ortschaften, welche seit Alexander's Tod bis zur römischen Eroberung in den östlichen Küstenlandschaften des Mittelmeers gegründet worden ist, ist heute auch mit annähernder
nicht
dass die
sache
Sicherheit
gewiss
festzustellen;
ist
nur,
Hellenisirung dieser Länder schon damals in der Haupt-
entschiedene Thatsache
eine
gewesen
Es läge etwas
ist.
Erstaunliches in dieser Thatsache, wenn wir nicht wüssten, dass
auch Gallien und Spanien von den Römern in wenig Jahrhunderten Die Erklärung gibt in beiden Fällen die Ueberlegenheit der Civilisation über die Barbarei. Insbesondere völlig romanisirt
worden
sind.
Widerstandslosigkeit
die
des
orientalischen Passivität,
begründet
—
zum
Orients^)
zum
liegt
grösseren Theil
in
Theil
in
der
dem Umstand
der freilich nur ein Corollar dieser Passivität ist
—
dass diesen Landstrichen die Organisation zu politischen Gemein-
wesen, die beste Stütze der nationalen Eigenart, vollkommen fehlte.
Es
das Charakteristische der Barbaren, sagt ein bekannter Aus-
ist
spruch des Dio Chrysostomus,^) nicht in geschlossenen Politien zu leben, sondern wie die Dörfer (xara xa^ag) von oben herab re-
Diese Eigenthümlichkeit findet sich bei den theo-
giert zu werden.
kratischen Reichen des semitischen Stammes*) nicht weniger, als bei den nördlichen
und östlichen Stämmen Kleinasiens, ^)
bei
den
Chaldäern^j und selbst bei den Aegyptern. Selbst ungeheure Städte
wie Babylon
dem
sind nach
nicht Körperschaften von
Urtheil des Aristoteles nur Haufen,
Menschen gewesen;
es
das orga-
fehlte
nische Leben, der Zersetzungsprozess fand hier keinen Widerstand.
Droysen HII
1) 2)
1
S. 26.
Von welcher jedoch Aegypten
eine später zu besprechende
Ausnahme
bildet. 3) Or.
mites ce
.
.
XL VII
Renan,
4) .
p.
525 (Morelli).
Eist, des
laugues s^mitiques I-
n'a jamais compris la civilisation dans
le
p.
13:
„La
race des Se-
sens que twus donnons ä
mot; on ne trouve dans son sein ni grands empires organises, ni commerce,
ni esprit public, rien qui rappelle la nohzsia des Grecs." 5)
Vgl.
Kuhn,
Die städtische und bürgerl. Verfassuug des röm. Reichs
Ein sehr lehrreiches Beispiel bietet noch in der Kaiserzeit Kappadokien, welches nach Strabo XII 573 der Städte ermangelte und dieII
S. 94, 231.
selben erst in der nachseverischen Zeit erhalten hat. 6)
Aristoteles Polit. 111
1
(3) Didot.
— Dem
—
21
gegenüber sind die griechisclien Colonien auch im Orient
regelmässig^) mit städtischer Autonomie gegründet und die Stadt-
auch von den regierenden Mächten mit Khigheit ge-
freiheiten
konnten sich doch im letzten Jahrhundert der
schont worden; Seleukidenzeit
meisten griechischen Städte Syriens zu jener
die
vollkommenen Municipalfreiheit losringen, mit welcher in das römische
Reich
sie
später
eingetreten sind.^)
"^^''^ Diese Freiheit^)' hat dann den griechischen Stadtwesen des samkeit de '--'
vermöge deren sie ganzen Reichen den Stempel griechischer Herkunft aufdrücken konnten. Orients
Wie
eine
Lebenskraft
solche Colonien
zu wirken verstanden, zeigt
Urtheil Strabo's*) über
die freilich
am
besten das
dem Occident angehörige
Stadt
angesehenen Gallier", sagt dieser Schriftsteller,
„Alle
Massilia.
„widmen
verliehen,
sich jetzt der
Beredsamkeit und Philosophie, so dass die
Stadt, die vorher nur eine Bildungsanstalt für die Barbaren war,
gemacht hat, so dass die Verträge in griechischer Sprache abgefasst werden und gegenwärtig die angesehensten Römer es vorziehen, anstatt nach Athen hieher zu gehen und der Philosophie sich zu widmen. Die Gallier, welche dies sehen, verwenden ihre Zeit gerne auf solche Studien, und zwar nicht blos Einzelne, sondern ganze Gemeinden. Denn sie halten sich Sophisten, nicht bloss für ihr Haus, sondern auch für das Gemeinwesen, sowie auch Aerzte." Und den Hauch griechischer Lebenskunst, den diese abgelegene Colonie im fernen Westen um die Gallier zu Philhellenen
1) Eine gewisse Ausnahmestellung nimmt auch hier Aegypten ein, worüber unten das Nähere zu sagen ist. 2) Die Belege bei Marquardt, Rom. Staatsverwaltung I' S. 393—396;
vgl.
Mommsen, Rom.
Gesch.
Verhältnisse bietet Stark,
V
S. 450.
Eine ausführliche Darstellung dieser
Gaza und die philistäische Küste
S.
447—479,
bes. S. 472 fg. 3) Es mag hervorgehoben werden, dass die griechischen Colonien auch vorausgesetzt, dass sie überhaupt solche besassen, von ihren Mutterstädten völlig unwas bei makedonischen Königsgründungen nicht der Fall war abhängig waren; das römische Abhängigkeitssystem, oder gar das englische System, nach welchem seinerzeit, wie Lord Chatham sagte, jeder Bettler in den Strassen Londons von „unsern amerikanischen Unterthanen" sprach, ist
—
bei griechischen Colonisationen nie zur
—
Anwendung gebracht worden. Höchstens
pflegten sacrale Beziehungen zwischen Mutter-
Vgl.
Wachsmuth,
nismus
*
4)
HI
2,
355
fg.
Strabo IV
und Tochterstadt zu bestehen.
Hellen. Alterthumskunde I-
5 p. 181.
S.
148;
Droysen,
Helle-
coionien.
— verbreitete,
sich
22
—
bat die Röinerzeit nicht
zu
vermocht;
tilgen
*)
noch im angehenden Mittelalter wurde die Gegend um Massilia als Graecia, der Busen von Marseille als mare Graecum bezeichnet.") Grenzen desHellema™"^In
des Orients. die Hellenisirung Solchen Verhältnissen entsprach "^ • _
ihren äussersten Grenzen berührt sie Gebiete, welche
unserm Interesse entrückt
Blick wie
sind;
unserm
nordwärts greift
sie
Armenien, wo griechische Geschichts- und dramatische Werke nebst den unvermeidlichen Reden verfasst wurden; südlich erstreckt bis
an der Küste des Rothen Meers bis nach Aethiopien hinab; in Persien und Mesopotamien haben oft die griechischen Studien geblüht.^) Indessen siud das nur die letzten Punkte, wo der Hellesie sich
nismus bereits vollständig verschwindet; das Gebiet, wo das griechische Leben festen Fuss gefasst und mehr als den vorüber-
gehenden Eiufluss der Mode geübt hat, muss viel enger begrenzt und darf keinesfalls über die Küstenländer des Mittelmeers hinaus erstreckt werden.*^)
In diesen Grenzen sind drei verschiedene Zonen
des Hellenismus für unsere
Zwecke zu unterscheiden: Vorderasien,
Syrien und Aegypten. HeiienisirungKleinasiens.
Hellenisirung ° in Kleinasien durclidie Colonisation von Anfang den leich-
\jj^ Vollständigsten ist die °
Hier hatte
gedrungen.
testen Stand, da die offene
Zeiten
ältesten
wesen
Auch
ist.
und einladende Küste schon von den
mit griechischen Ortschaften wohl nichthellenischen
die
Lykier
besiedelt
ge-
and Pamphylier
waren entweder selbst europäischen Stammes oder europäischen
Stämmen nahe verwandt,
ihre Institutionen, wie die der Griechen,
durchaus republikanisch.^) hatten diese vermocht.'^)
Noch
Stämme
ihre
Auch unter freie
der persischen Herrschait
nationale Eigenart zu bewahi'en
Desshalb brauchte die alexandrinische Städtegründung
c. 42, 16 (Seeck p. 215) uennt die Weitere Ausführungen über diesen Punkt bei Hirschfeld, Gallische Studien, Sitz.-Ber. d. Wiener Akad. ph. Gl. CUI (18831
1)
die Notit. Dignit. Occid.
Stadt Massalia Graecorum.
S.
286
fg.
2)
Kiepert, Alte Geographie
Landschaften des röm. Reichs 3)
Renan,
nischen Sprache 4)
Man
schriften aus 5)
Histoire
S.
50G Auni. 5;
Jung, Die romanischen
Budinszky, Die Ausbreitung der
289;
latei-
S. 234.
vergleiche die verschwindend geringe Anzahl griechischer In-
Mesopotamien
in C.
I.
Niebuhr, Vorträge über
6) E.
S.
S. 211.
Curtius, Naxos
S. 16;
G.
III
p.
277 und
Renan
alte Geschichte II 459, 461.
Kuhn,
Verfassung
II
S. 95.
1.
c.
p. 289.
— hier nur
säume
geringem Umfang zu erfolgen;^) der Prozess
in
von selbst
—
23
der
Halbinsel fast
vollständig
schritt
So sind denn die breiten und reichen Küsten-
fort.
hellenisirt
durchwegs
gewesen,')
schon
das
vor
der
Römerzeit
Bergland
lykische
ist
es
ist darum ein Bewohner dieser und Pamphylien hinab, kurzweg als Graeci
wenigstens in der Kaiserzeit geworden^), und es
ganz bezeichnender Ausdruck, wenn Provinzen, bis Kilikien
Römer
die
Meilenweit von städtischen Ansiedlungen finden wir
bezeichnen.^)
dem
die
Lande griechische Inschriften^), und nur wenige Ueberreste altasiatischer Cultur gemahnen uns, dass vor den Hellenen hier eine autoclithone Bevölkerung gehaust hat. Unzweiauf
flachen
—
felhaft weniger
vollständig ist die Hellenisirung der Binnenland-
Vor Allem
schaften zu erachten.*')
die
im
vierten Jhd.
a.
C. in
Kleinasien eingedrungenen keltischen Galater bildeten einen abge-
Zwar
schlossenen Stock der Bevölkerung.
ist
die viel citirte Mit-
theilung des Hieronymus^), der noch für das vierte Jhd. unserer
Aera behauptet: Galatas excepto sermone Graeco, quo omnis Oriens loquitur, proprium linguam eandem paene habere quam Treviros, in
1)
Droysen, Hellenismus
-III 2
S.
250.
2) Neues Material bietet in dieser Eichtung gegenwärtig ImhoofBlumer, Griechische Münzen, Abh. der Münchener Akad., philos.-philol. Cl.
XVIII, 1890, 3)
S.
525
fg.,
bes. S.
Mommsen, Rom.
555
Gesch.
fg.
V
S.
307.
Immerhin nimmt Lykien noch
in
der Kaiserzeit unter den hellenischen Landschaften eine besondere Stellung ein;
der Hellenismus
mancher Beziehung
hat sich hier unter
modificirt.
Es
tritt
dem Einfluss der alten Sitte in kaum irgendwo so bestimmt
dies
an den Grabinschriften; die lykischen Grabschrifteu nehmen unter der sonst so gleichförmigen Masse der Sepulcralsanctionen eine scharf ge-
vor, wie
kennzeichnete Sonderstellung
Studien 4)
I p.
109
ein.
Vgl. Cicero, ad Attic.
Schilderung
des
Vgl. G.
Hirschfeld
in
den Königsberger
fg.
griechischen
VI 1, 15; lehrreich ist auch die einladende Wohlstands in Kleinasien, ad Quintum fr.
I 1, 8.
Ein merkwürdiges Beispiel dieser Art bietet eine von Benndorf, durch Lykien und Karlen (1881, S. 129), veröffentlichte Sepulcralinschrift, welche eine Strafzahlung an die über zwanzig Kilometer entfernte 5)
Reise
Stadt Patara androht. 6)
Das
inschriftliche
Material für diese Gegenden
ist
in
durch die Sterret'sche Reise wesentlich bereichert worden; the American school, vol. II, 1883—4; III, 1884—5. 7)
Comm.
in Epist.
ad Galatas
II 3.
neuerer Zeit
vgl.
Papers of
—
—
24
neuerer Zeit als anaclironistisch bestritten worden;^) aber für die Kaiserzeit
frühere
ist
das
Idiom dieses Volksstammes
keltische
ebenso sicher bezeugt,^) wie die Fortdauer keltischer Sitte durch die bekannte Bemerkung des Gaius^) bestätigt wird, wonach die Galater
den Griechen sonst fremde,
die
aber
den Galliern
bei
wiederkehrende^) patria potestas im Sinne der
Römer handhabten.
Wenn
Gewalt
den Anschein hat,
es
ob
als
diese
sie
Weise zum gewerbsmässigen Verkauf
nischer
haben,^) so
diese
ist
barbarische Sitte für einen andern binnen-
Stamm, den
ländischen
drücklich bezeugt.*^)
in unhelle-
ihrer Kinder benutzt
der
Phrygier, noch
Severus
unter
aus-
Einen anderweitigen Rest des Barbarismus
Erzählung der Apostelgeschichte, wonach zur Zeit Pauli in der Binnenstadt Lystra noch das lykaonische Idiom gesprochen bietet die
Am
wurde.'^)
—
spätesten
—
endlich
erst
der nachseverischen
in
—
Kappadokien durchgedrungen.*) Zeit So war der Hellenismus im Biunenlande noch in der Entwicklung begriffen, während die in Handel und Wandel weit stärker hervortretenden Küstenländer Althellas an griechischer Gesittung nichts in
ist die Civilisation
nachgaben. Der HeUeSyrien.
Länder. zwcitc Zouc der Gräcisirung j a bilden die syrischen
jy'xe
nigmus in
JVJass
j)j^g
dcr Hellenisiruug
Seewesen als an den
anzuschlagen
2)
314
ist
hier unzweifelhaft ein niedrigeres
a. a.
Als Ausgangspunkt
nicht unbestritten.
Dies von Perrot, Revue Celtique
1)
dinszki
V
sei,
ist
vorderasiatischen Küsten, und wie hoch es
I
179
— 192;
ist
zustimmend Bu-
0. S. 245.
Pausanias
X
Vgl.
36, 1; Lucian, Alex. 51.
Mommsen,
Rom. Gesch.
n. 2.
3) Gai. I 55. 4)
de
Caesar,
bell. gall.
IV 19:
necisque habent potestatem; dazu 5)
Denn
in uxores sicuti in Uberos vitae
viri
Bremer,
es ist eine sehr einleuchtende
Berliner Festgaben für Beseler S. 268), richt über die patria potestas
XV S. 137. Mommsen (in
Ztsch. für Rechtsgesch.
Bemerkung von
dass Gains
zu seinem obcitirten Be-
der Galater eben durch solche Erscheinungen
worden sein dürfte. Hievon berichtet Philostratus,
veranlasst 6)
Mommsen 8.
dem
unten, Cai). XI, 7)
trjv
S.
I
in der vorigen
Anm.
vita cit.
Apollouii
Orte
S.
oi ds ox^ot iSovrsg 6 STtoirjasv
avtäv AvKaoviati XiyovtBg 243.
4.
7,
12;
vgl.
Das Nähere
Uuvlog,
infjgccv
x. t. e.
Diese Verhältnisse sind ausführlich geschildert bei
230-
VIII
268 A.
1.
Acta Apostol. XIV 11:
(pcovTjv
8) II
an
Kuhn, Verfassung
dass
festzustellen,
Lande,
welches
-
25
inakedouische
die
„die
Westen und Osten" und
Städtegrüudung
diesem
aus
Grunde
diesem
in
zwischen
Yerbindungsbrücke
militärische
den eigentlichen
Stützpunkt der Seleukidenmacht bildete, in erhöhtem Masse
er-
Dabei wurde der Hauptstock der Ansiedler dem makedonischen Griechenland entnommen, wie uns denn die Sprachforscher belehren, dass die in die orientalischen Sprachen aufge-
folgt
ist.
nommenen
griechischen
Worte nicht nach der
dem makedonischen
sondern nach
sprache,
classischen
Aus-
Dialekt transcribirt
Doch strömten auch anderweitig zahlreiche Auswanderer Zuzug von Argivern, AtheEuböern und Juden geKyprioteu, nern, Aetolern, Kretensern, meldet.^) In den so entstandenen zahlreichen Städten, deren umwurden.^)
herbei; so wird uns von Antiochia ein
Kuhn zusammengestellt
fassendes Verzeichnis s
hat,
war
die
Ver-
fassung durchaus das griechische Stadtrecht mit dij^ogy ßovlrj und
Archonten, griechisch auch die heitere Lebeussitte der täglichen Zusammenkünfte in sogenannten Schulen, yga^^iatsta, und Gymunter Schmaus, Conversation, Musikanhörung mit üebermass der Genüsse.^) Dem Aufblühen dieser Gemeinden und ihrer allmählichen Emancipation von der sinkenden Regierungsgewalt entsprach die Entwicklung einer städtischen Aera und städtischen Münzrechts, welche beide im zweiten Jhd. a. Ch. sich heraus-
nasien,
geprägten Münzen tragen vorwiegend, in römi-
bildeten;'^) die so
scher
Zeit,
verständlich
ausschliesslich
fast
haben
die
griechische
Griechen auch die
Aufschrift.^)
Namen
Selbst-
der Städte, Land-
schaften und Flüsse ihrer eigenen Sprache entnommen, wobei theils die
makedonischen Heimatsnamen,
theils jene der regierenden Fa-^^^j?y"^*j^^"
milien zu Grunde gelegt wurden.*^)
1)
Renan,
Histoire
I p.
—
Aber wenn so
die
gebil- Element.
288 gibt hiefür eine Anzahl von Belegeo aus
der Mischna^ das. auch weitere Citate. 2)
Kuhn,
3)
Stark, Gaza
4)
Stark
S.
472
Mommsen,
5)
Renan
Verfassung
II
S. 316.
S. 461, 471. fg.
Rom. Gesch.
V
S. 451.
Worauf
die
Behauptung von
„jusqu'au temps des Antonins on continua n frapper des monnaics avec des legendes pli^niciennes" gestützt wird, ist mangels jedweden Belegs nicht ersichtlich; jedenfalls ist die Differenz nicht wesentlich genug,
um
1.
c.
p. 286:
hier weiter verfolgt za werden. 6) C. 0.
Müller, De antiquitatibus Antiochenis,
recent. VIII p. 211
(cit.
bei
Kuhn
II n.
2759).
in
Coram.
soc. Gotting.
—
—
26
deten Kreise in den Städten durchaus hellenischer Sitte folgten,
Wenn
einheimische Nationalität nicht ausgestorben.
die
ist
Stämme
dem
der kleinasiatischen Küste in
zerbröckelt und widerstandslos geworden waren, hatte eine kräftige Nationalität vor sich,
man
hier
und der Hellenismus hatte
Wie
Syrien erst spät Fuss gefasst.
die Grenzlinie
ist
in
zwischen euro-
päischem und asiatischem Wesen im Einzelnen zu bestimmen das
die
dortigen Völkertreiben
ist,
eine bei der Dürftigkeit der Ueberlieferung bestrittene Frage;
der Darstellung, welche die Nationalitätsverhältnisse Syriens neuer-
dings bei
Mommsen
eingewendet, dass
gefunden haben, wird von gewichtiger Stimme
sie
zu weiten
der Hellenisirung einen
eingeräumt habe. „Wenn," sagt Nöldeke,') „selbst stadt Antiochia der gemeine
Mann aramäisch
Umfang
in der
redete, so
Welt-
kann man
ruhig annehmen, dass im Binuenlande das Griechische nicht Sprache der Gebildeten war, sondern nur derer, welche es speciell gelernt
„Die makedonischen und griechischen Colonisten haben
hatten."
dort gewiss nur
zu sehr kleinem Theil bis tief in die Römerzeit
hinab ihre Sprache bewahrt; meistens werden
sie
ja
von vorn-
herein den Einheimischen gegenüber stark in der Minderzahl ge-
wesen
sein."
Gewiss
dass
ist,
altnationale Eintheilung nach
der
Stadtverfassung
unter
bei
am Land
auf
Stämmen
den
dem
(ad'vrD
Lande die oder Komen neben flachen
ebenso
Seleukiden
erhielt,
wie
Gewiss auch, dass die niedere Be-
später noch in Kappadokien.-)
völkerung
sich
wie in der Stadt durch die ganze Römerzeit
den einheimischen Idiomen
geblieben
ist.^j
Noch Johannes
Chrysostomus und Theodoret geben davon Zeugniss; der Satiriker erst im Jünglingsalter die griechische Sprache.*) So
Lukian lernte
führten denn durch die ganze Kaiserzeit nicht bloss die syrischen
Dörfer durchaus erhalten 1)
—
,
—
diese
haben wohl niemals griechische Namen im Volksmund ihre alten
sondern auch die Städte
In seiner Recension des 5ten Bandes der
Rom. Geschichte,
XXXIX S. 332—334. Stark, Gaza S. 448; Kuhn a. a. 0. S. 318. Droysen, Hellenismus ^IH i S. 35; Kuhn II
Ztsch. d.
deutsch-morgenländ. Gesellsch. 2) 3) S.
426—427; Budinszki, Ausbreituug 4)
Aehnlich heisst es in einer m.
krates, histoi-. eccles. (ed. Valesius)
I
d. hit.
W.
S.
316;
Marquardt
1-
Sprache S 244.
nirgends beachteten Stelle des So-
cap. 19, der Tyrische Philosoph Meropins
habe auf seine Missionsvoise nach Indien zwei Tyrische Knaben mitgenommeu, „die dos Griechischen nicht unkundig waren (fÜTjvix/jg ovx ufioign öiuij'xroi»)".
— Namen
eiuheiniischen
phaneia
-
wie
Hierapolis
Hamat, Heliopolis - Baalbek
um
sich weniger
handelt,
fort,
—
27
tritt
n.
-
Mabbogh,
Wo
a. ^)
Epi-
überhaupt
es
als
um
populäre Wirksamkeit
auch bei den Gebildeten
die
Landessprache in Ver-
wissenschaftliche
wendung, wie ausser der syrischen Bibelübersetzung
dem
Hymnen
die
und die im vierten Jahrhundert darthnn.-) Namentlich der christlichen Propaganda welche im Orient bekanntlich ebenso auf die Wiedererweckung des nationalen Gedes Gnostikers Bardesanes von Edessa aus
Gesänge
heiligen
zweiten
Ephrem's
—
dankens
gewirkt
römischen Zeit
buch
—
ist es
eigene
eine
sich
im Occident auf die Durchführung dann zuzuscheiben, dass in der spätüebersetzungsliteratur
syrische
im weiteren Verfolg auch das bekannte
der
bildete,^)
wie
hat,
des Centralismus^'')
angehört;
nicht vorhanden.
in
älterer
—
Es
Zeit
Volks dem hellenischen nicht gewichen
Schriftthum
syrisches
ein
ist
begreift sich,
dass
Rechts-
auch der Cultus des bekanntlich hat der
ist;
Dienst von Baal und Astaroth nicht bloss in Syrien, sondern mit
dem
Verfall der heidnischen Religionen im ganzen römischen Reich
seine Orgien gefeiert.^)
—
Auch
in rechtlicher
nigstens in der Seleukidenzeit, zwischen
dem
Beziehung
ist,
we-
griechischen Bürger
und dem syrischen Bauern ein scharfer Unterschied geblieben; die Befreiung von der Kopfsteuer und theilweise selbst die Verwendung zum Militärdienst bildet hier wie in Aegypten ein Privilegium des Ersteren.^) Die Römerzeit hat natürlich gerade diesen Unterschied
gleich
von vornherein und
am
allgemeinen Reichsbürgerrecht aufgehoben.
1)
Vgl.
Ammianus pleraeque
Marquardt, XIV
Marcellinus
licet
Staatsverw. 8,
I-
428.
5 allerdings:
deutlichsten in
—
Die
dem
Unstreitig hat sich
bekannte
Stelle
des
quarum {urhium) ad praesens
Graecis nominibus appelJentur, quae iisdem ad arbitrium impo-
sita sunt conditoris,
primocjnda tarnen nomina non amiitunt, quae
iis
Äf-syria
lingua institutores veteres indiderunt, wäre an sich kein vollgiltiges Zeuguiss,
da Amnaian's Geographica mit Vorsicht aufzunehmen sind; Hermes XVI S. 602—636. 2)
s.
Mommsen,
Burckhardt, Die Zeit Constantin's des Grossen- S. 155 — 166. Jung, Die Rechtsstellung der alpinen Civitates, Wiener Studien
3) Vgl.
XII
S.
119 A. 99.
4)
Näheres hierüber bei Sachau, Ueber die Reste syrischer üeberim Hermes IV S. 69—81.
setzungsliteratur, 5)
Ausführlich dargestellt bei
6)
Stark
a. a.
0. S.
46G— 468.
Burckhardt
a. a.
0.
S.
156
fg.
-
-
28
daher das syrische Volksthum auch unter dem griechisch-römi-
am
schen Regiment erhalten;
stärksten natürlich da,
wo
dem
es
decomponirenden Einfluss des dichten Städtekranzes entzogen war.
wohl zu wenig gesagt, wenn man als Beispiel hiefür gewöhnlich auf die einsamen Wüstenstriche gegen Palmyra hin
Es
ist
weist 5^) hier
an eine
der Ort,
ist
neuerer Zeit meist vernach-
in
lässigte Stelle zu erinnern, mit welcher
schon Jacobus Gothofredus
und welche
die syrische Nationalsitte treffend illustrirt hat^)
Verhältnisse der Stadt Heliopolis im
„Wen
die
obern Orontesthal schildert.
die Heliopolitaner," sagt der Kirchenhistoriker Sokrates zur
Zeit Theodosius
„zum Gesetzgeber gehabt haben, weiss
11.,^)
nicht zu sagen; aber wie dieser vorgegangen die Sitten dieser
Denn
Gemeinde.
zeigen
ist,
am
ich
besten
dort gebietet das einheimische
Gesetz die Weibergemeinschaft, und desswegen kann
man
die
Her-
Das Verhältniss
kunft der Kinder nicht mit Bestimmtheit wissen.
von Eltern und Kindern gibt es also nicht; auch überlassen sie die Jungfrauen den Fremden, die dort hinkommen, zum Gebrauche. Diese bereits eingealterte Unsitte hat der Kaiser vollständig ab-
denn indem
gesucht;
zuschaffen
aufhob, bestimmte
durch
er
ein
heiliges
dass die Geschlechter und Familien sich
An
sollten."
schmählichen Zustand
er jenen
und strenges Gesetz,
gegenseitig anerkennen
der Richtigkeit dieser Mittheilung zu zweifeln, liegt
kein Grund vor;
wenn man schon den gleichlautenden
wird,
sie
unabhängigen Sozomenos*) bei Seite lässt, noch durch eine übereinstimmende Bemerkung Strabo's über die Polygamie der Nabatäer bekräftigt.^) Diese Erscheinung von
Bericht des
Sokrates nicht
Umfang
aber beweist, in welchem
Renan
1) z. B.
2)
ad
1.
c.
3,
£x
trjg
oiQxfJS
f'l
nöXsmg yccQ
Kai Siä
tovtov
e67T0vSaa8
(sc. 6
sccvta
f'x^ sinscv
(x^(pißo2.u
xttl
4) Cf. Gothofr.
1.
55
rjv
to i^&og' x6 Ss Tj&og
rjv.
p. 783.
tiocq'
yvvcttKocg iyxcÖQiog
avToig rä tiKTOfisva'
tag ds TiccQ&svovg rotg Tiagiovoi
zovTO ^| KQ^Kiov xparoüi' nag' ccvzoig Xvaai
sq.,
c.
Strabo XVI 25
bnoiog
(isv riv
ßaailsvg)' vöuco yctQ Cffirrö
c.
cap. 18: oi'HXiovtzoXltui tivk
I
yag flvat nag' avvoig ras
sniyiyväayiBiv TcagfaHSvacsr.
stantini (ed. Valesius) III
6)
1.
xal t8v.vcov ovSsuicc Siä-ngiaig
^Evoig TiK^Etxov 7iOQV8vfa&cii'
ysvT]
ov>i
8slv,vvxccl. v,oivaq
vöfiog sy.Hsve'
yovsav
vono&8Tr}v
12,
Paris 1686)
3) Hist. eccles. (ed. Valesius,
iiiv f'axov
in abge-
285—286.
p.
Th. de incest. nupt.
C.
die barbarische Sitte
bes.
reo»'
—
c. 58.
ataxQÖi^ dvfXwv x6 ^ivßog r«
Vgl. auch
Eusebius, Vita Con-
—
_;
—
29
legenen Landstrichen sich erhielt; ja, wenn ruan berücksichtigt, Heliopolis römische Colonie mit Ins Italicum war/)
dass
bildet
Bestätigung der obangeführten Meinung Nöldeke's, wo-
sie eine
nach unter Umständen auch die Colonisten
der Bar-
in der Sitte
baren aufgehen konnten. Trotz dieser Thatsachen, die hier geflissentlich in weiterem^™/*"^,'^''* "^ nationalen '
Umfange
dargestellt
wurden,
um dem Vorwurf
Ueberseheus
des
Clements.
vorzubeugen, halte ich die Behauptung Nöldeke's, im syrischen
Binnenlande
sei
Sprache der Gebildeten
nicht
Griechische
das
überhaupt, sondern nur derer gewesen, welche es speciell gelernt
und wäre wenig geneigt, das, was Sound Antilibanon be-
hatten, für zu weit gehend
aus den Thälern zwischen Libanon
krates
auf das
richtet,
gesammte Binnenland auszudehnen.
Frage Stellung zu nehmen, angesichts die
des
Meinung
syrischen
verbreitet
ist
dem
Zu
dieser
Rechtshistoriker namentlich
Rechtsbuchs
geboten,
dem gegenüber
dass seine nichtrömischen Eigenthüm-
ist,
lichkeiten orientalischen, d. h. syrischen Ursprungs seien, welcher
Meinung namentlich der Commentar von Bruns und das eigenthümliche Intestaterbrecht des Werkes Vorschub geleistet haben.
Von
diesem Standpunkt wäre das Rechtsbuch
die Hellenisirung Syriens ungünstig.
wo
Da
rechtsgeschichtliche Forschung
die
dem
Urtheil über
hier einer der Punkte
ist,
den mangelhaften Quellen
der Culturgeschichte zu Hilfe kommen darf, und da es wünschenswerth scheint, gleich von vornherein ein möglichst scharfes Bild
der einschlägigen Verhältnisse zu gewinnen, sei es gestattet, die
Resultate nachfolgender Untersuchungen zu anticipiren.
Als Ausgangspunkt
anzunehmeu,
ist
dass,
abgesehen von
ab-^^^^®g"j|^'^?_
gelegenen Gegenden, wie die palmyrenische Wüste oder die Thäler der beiden Libanon
sind,
was immer
in
den syrischen
Städten
dem Hellenismus angehört Nöldeke zuzugeben — sich ihm an-
höhere Bildung besitzt oder anstrebt,^) oder
—
dies
schliesst.
scheint auch
Selbst
Inhalt nach
wo
die nationale
Sprache erscheint,
ist sie
ihrem
nur der Ausdruck der Vorstellungen der führenden
Nation, wie nebst dem Umstand, dass die Syrer nur eine Uebersetzungsliteratur besitzen, auch die bekanntlich
enorme Anzahl der Es ist
Lehnwörter aus dem griechischen Sprachschatz beweist. 1) S.
D. de censibus 50, 15,
1
§
2.
Marquardt, Rom.
Staatsverwalt. I-
428. 2)
Wie
der ursprünglich des Griechischen unkundige Lukiaii.
'""^•
— (lies
—
30
der natürliche Ausdruck eines Zustands, ia welchem die grie-
chische Sprache „wie die officielle in Gericht und Verwaltung die
Hofsprache, die der Literatur, des Handels, auch die aller bedeu-
Man
tenden städtischen Familien''^) war.
wonach
theilung Strabo's,^)
Die Erfahrung lehrt, dass
vorgeschrittene Nation bei äusserer
mit gemischter Bevölkerung
kann,
man
als
die Geschichte
sollte;
viel
Hegemonie einem Land
rascher ihren Stempel aufdrücken
aprioristischer Betrachtung
bei
der Mit-
die massaliotischen Gallier ihre Ver-
träge in griechischer Sprache abfassten. die
erinnert sich
vielleicht
der deutschen Civilisation, wie
sie
glauben in
den
Nachbarländern Deutschlands, in Polen und Böhmen im Mittelalter
stattgefunden hat, gibt uns hiefür sowohl auf
dem Gebiete
Kunst wie auf dem des Rechtslebens höchst lehrreiche Belege. Wer in derartigen Ländern gelebt hat, weiss, wie wenig der
•
das Idiom der grossen Massen im geistigen Gesammtleben zu be-
deuten hat, so lange der nationale Friede gewahrt bleibt.
Dieser
allgemeine Satz wird durch die Betrachtung des syrischen Rechts-
buchs bestätigt. Syrisches Keclitslmch.
ß^g svrische Rechtsbuch ist in seinen nichtrömischen Be' standtheilen, deren Zahl und Bedeutung die Annahme von Bruns jedenfalls weit übersteigt, vorwiegend griechischen Ursprungs. Es enthält die Reste des Rechts der griechischen Colonisten, welches in
auf
griechischen
der
dem
Stadtfreiheit
der
Seleukidenzeit
ebenso
wie
Boden gehaudhabt und vom römischen Recht
classischen
niemals vollständig verdrängt wurde. Gewiss hat das hellenistische
Rechtsleben in einzelnen Punkten hier orientalische Färbung an-
genommen, aber
der
Kern
ist
griechisch
geblieben,
ein
spätes
Zeugniss für die ungebrochene Kraft der führenden Nation, und es
wäre ein im Literesse der Rechts-
und allgemeinen Geschichte
sehr bedauerlicher Irrthum, dieses Zeugniss in sein Gegeutheil ver-
kehren zu wollen.
So
ist
vor Allem das Intestaterbrecht, bekanntlich der auf-
und umfassendste Particularismus, den der Spiegel aufweist, m. E. weder zum jüdischen noch zum arabischen Erbrecht
fälligste
hin^berzustellen, sondern es trägt,
späteren
1)
Zuthaten
St Ulk, Gaza
2) S.
oben
S. 21.
entkleidet
S.
448.
wird,
wenn
es
genau
von augenscheinlich dieselben
Gruudzüge,
—
—
31
welche das Recht
von Gortyn und das attische Kecht zur Zeit Redner kennzeichnen. Griechischen Charakter verräth eine Anzahl von Stellen, aus denen auf ein weitgehendes Notherbrecht
der
der Kinder und die Ablehnung des römischen Exheredationsrechts
geschlossen werden darf.
Weitgehende Abweichungen vom römi
sehen Recht zeigt von jeher das griechische Dotalrecht; der syrische
Codex folgt getreulich diesen Spuren. Griechisch klingt, was wir Form der Emancipalion oder über die Verstossung von Bindern, über die Bedingungen der Freilassung von Sklaven und die Praxis des Sc, Claudianum erfahren. Wenn die Griechen ihre über die
Sklaven eintheilen in „Kaufsklaven" {xQ'^^'^^V'^ot) und ,,im Hause Geborene" (oixoysvatg), findet sich diese Unterscheidung^) auch in
dem Rechtsbuch von Hierapolis nicht übergangen.-) Dass bei jedem Geschäft selbst des täglichen Lebens die schriftliche Form als
vorausgesetzt
selbstverständlich
dem Gebrauch
wird,
hat
gewiss
der syrischen Bauern, sondern auf
dem
nicht
auf
der schreib-
lustigen Hellenen beruht. Endlich ist auf die sehr massgebende Thatsache aufmerksam zu machen, dass der Gebrauch der Executivurkunde, wie sie die Griechen sowohl der classischen Länder als
in
Aegypten
in
weitem Umfang gehandhabt haben, sich
für
Syrien aus mehreren Andeutungen des Rechtsbuchs mit Sicherheit ergibt.
Nur ein Corollar der Hellenisirung des Rechtslebens ist es, wenn das genannte Werk, obwohl in die enchorisehen Sprachen uns dennoch eine ungewöhnlich grosse Anzahl grieLehnworte nebst wenigen lateinischeu aufweist. Der dankenswerthen Zusammenstellung Sachau's^) entnehmen wir
transcribirt,
—
—
chischer
siebenundsechzig griechische und dreizehn lateinische Termini; unter diesen befinden sich gerade die wichtigsten und alltäglichsten Aus-
drücke des forensischen Verkehrs, Stadtrichter,
aQxsicozTJg Archivar,
so rjyifio^v Statthalter, sxÖLxog
vo^ixog Notar, inkgoTtog Vor-
1) Ich weiss wohl, dass eine anklingende Unterscheidung auch dem jüdischen Recht (Michaelis, Mos. Recht^ 11 123, 1 Mos. 14, 14; 17, 23) und vielleicht auch dem assyrischen (Feuchtzwang in Bezold's Ztsch. f.
Assyriol.
V
1890
p.
27
fg.)
nicht unbekannt
des Rechtsbuchs aber dürfte sie weise in
am
ist;
richtigsten
Zusammenhang gebracht werden.
2) Syr. R. B. L. § 33. 3) In seinen
Erläuterungen
S. l.öG
— 167.
bei
dem
sonstigen Charakter
mit der griechischen Denk-
—
32
—
mund, dlarj Prozess, ^rj^da Strafe, ti^it] Werth, vo^r'j Besitz, ouöta Vermögeu, cpsQvi] Mitgift, doQsd Scheukung, 7caQad-}]Krj Depositum, XccQtrjg Urkunde, Lovyov die Steuerhufe, tiqüötl^ov Conventionalstrafe u. a. Die betreffenden Vorstellungen müssen der syrischen Sprache ganz oder grösstentheils abgängig, und anderseits die griechischen Bezeichnungen auch dem Syrer geläufig gewesen sein, gleichwie bekanntlich die angelsächsische Sprache Begriffe der verfeinerten normannischen
die
entnommen
abstracten
hat.
Natürlich finden wir auch umgekehrt in den griechischen Ordnungen von Hierapolis-Mabbogh inauche orientalische Localtöne. Wenn nach dem dortigen Recht die Ehe ohne schriftlichen Vertrag mit Aussteuer und Brautpreis der rechten Weihe ermangelte, so wusste man schon damals, dass „die Sitte des Westens" eine
Die Brautschenkung, die in
war.
idealere
Syrien eine
so
grosse Rolle spielt, muss hier mit Bestimmtheit als heimische Institution aufgefasst werden.
Dass der gekaufte Sklave wegen Be-
sessenheit redhibirt, die Frau wegen eines „Dämons" Verstössen werden kann/) bedarf keiner Erläuterung. Auch das wird orientalisch sein,
wenn der Wittwe bestimmte Antheile an ihrem Schmuck
„von Gold, Silber oder Perlen" zugewiesen werden; der Schmuck hat bei den Frauen des Orients von jeher eine grosse Rolle ge-
Das Alles sind aber nur wenige und untergeordnete
spielt.")
Punkte, welche den Charakter des Ganzen nicht verändern. Weitere Be-
j)jß
Erkonntuiss, dass das syrische Rechtsbuch auf vorwiegend O Grundlage ruht, ist aber nicht bloss für die Beur'
(leutung des syrischen cfriechischer
bnchs.
•'
theilung der culturellen Verhältnisse Syriens von Wichtigkeit, son-
1)
L
Wenn
§§ 39, 114.
eingebürgert hat
—
so
sich der Exorcismus auch in westlichen
ApoUouios von Tyana
trieb
in
Ländern Athen einem Jüng-
—
Hertzberg, Geschichte Griechenlands II 76 so vom Orient gekommen; rechtliche Wirkungen der BeVgl. noch Gibbon, mir für diese Gegenden nicht bekannt.
ling den Teufel aus, vgl.
,
hieher ebenfalls
ist er
sessenheit sind
—
Geschichte ed. Sporschil 2) Vgl. D.
I
S.
363—364.
de auro argento 34, 2, 40 §
1
(Scaevola
1.
27 Dig.): muUer
decedens ornamcnta legaverat ita: „Seiae amicac vieae ornamenta universa dari volo;" codem testamento ita scripserat: „Funerari nie arhitrio viri mei volo
et
quaecunque sepulturae meae causa feram ex ornainentis lineas duas ex margaritis et viriolas ex smaragdis ;" cf. auch C. de bis quib. ut in inferri mihi
dignis
(),
35,
5.
Denn beide
Verhältniss zu Gallien (Ztsch.
Stellen beziehen sich, f.
Kechtsgesch. XVII
wie Bremer, ülpians S. 91)
Wahrscheinlichkeit nach auf orientalische Verhältnisse.
hervorhebt,
aller
—
—
33
dern hat auch für die Geschichte der übrigen Ostproviuzen und
insbesondere für die Frage nach
und Vulgarrecht Codex bloss um
dem
daselbst geltenden Volks-
Würde
eine weitere Bedeutung. ein paar primitive
es sich in
jenem
Localgewohnheiten eines
schen Landstiidtchens handeln, wir könnten ihn ruhig mit
syri-
dem Edict
Armenier und mit andern Spuren eine Linie setzen und der gelegent-
Justinian's über 'die Unsitten der
barbarischer Particularismen in
Berücksichtigung
lichen
der
Antiquare überlassen.
Enthält
er
jedoch griechischen Rechtsgebrauch, so gewinnt er Beziehung zu allen sonstigen Spuren,
Rechtsauschauung
welche für den Fortbestand griechischer wird dann einer
in der Kaiserzeit sprechen; er
der Gesichtspunkte für die allgemeine Beobachtung, dass im ganzen
Bereiche des Hellenismus, also in sämmtlichen Ostprovinzen, die ältere hellenische Cultur der Reception
des römischen Rechts bis
zu eitlem gewissen Grade entgegengewirkt hat. ist
der Spiegel
In diesem Sinne
von Hierapolis für die Geschichte der römischen
Cultur und des römischen Rechts
auch in andern Provinzen von
besonderer Bedeutung.
Bekanntlich
dem Strom
auch das Nachbarland Syriens, Palästina, von
ist
der griechischen
Einwanderung nicht unberührt
ge-
Die Schriften des neuen Testaments, deren Herkunft zum
blieben.
Theil zweifelhaft sein möchte, geben hiefür trotz ihrer zahlreichen hellenistischen Elemente keinen so starken Beweis scheinlich
dem zweiten
seiner festen hierar-
chischen Verfassung unerschütterlichen Volks
ist es
Die Durchsicht der Mischnaübersetzung von
Rabe
mehr oder weniger verderbter
=
wahr-
Aber zu einer eigent-
lichen Hellenisirung des abgeschlossenen, in
mischna 3 ,,T)luskma"
die
nachchristlichen Jahrhundert angehörige,
unzweifelhaft nationaljüdische Mischna.^)
1)
als
griechischer
{yX(oao6y.ofinv)
= Beutel;
um
zeigt eine Reihe
Wörter,
z.
B.
Gittin
7
m.
c.
so weniscer
Gittin 1
ctip.
3
„Cordaikus"
Gittin c. 4 m. 4 „Hypo„Typos" Scheidebrief; Kidduschin c. 1 m. 6 „Idiota" Privatmann; Jefamoth c. 16 m. 7 ,,Pandaesium" (navSaLGiov) Gasthaus; Sotah c, 1 m. 8 „iloy;t>?" Lanze, c. -1 m. 4 „Diphthera" Haut, c. 8 ni. 4 „Exedra'" Vorsaal u. a. Das Buch Sanhedrin, „von den Gerichten", hat seinen Namen unzweifelhaft dem griechischen Synim Buch Sotah c. 9 m. 14 heisst es, im Krieg mit Titus edrion entlehnt, sei die Verordnung erlassen worden, Niemand dürfe seinen Sohn die griechische Sprache lernen lassen. Gittin c. 9 enthält ganze Abhandlungen über die Verwendung der griechischen S[>rache in Scheidebriefeii u. s. w. (xor^dtaxd?)
theca"
=
eig.
Pfand;
Herzklopfen, dann Epilepsie;
Gitt.
c.
11 m. 4,
c.
3
m.
=
2
=
=
=
=
Mittois,
=
Reichsreclit
ii.
Volksri-i-lil
3
Palästina.
— gekommen,
~
34
.
dauernde politische Annexion desselben keinem
als eine
der Diadochenstaaten möglich gewesen
ist.
—
Auch
in der Kaiser-
das jüdische Landrecht anfangs in ungestörter Geltung
zeit ^) ist
verblieben;
bis
auf Vespasian wurden die Juden
(staatsrechtlich
gesprochen: die Stadt Hierosolyma und die zugehörigen Toparchien)
im Besitz der
relativen
Selbständigkeit belassen,
bei unterthänigen Reichsangehörigen die
Juden
in der Diaspora^) sind
überhaupt denkbar
wie
ist.
sie
Auch
von Rechts wegen nicht Bürger
Wohnorts, sondern gehören nach allgemeinen Grundsätzen Heimatsgemeinde an und leben daher nach heimischem Recht; solche Quartiere auswärtiger Handeltreibender in fremden Städten
ihres
ihrer
bildeten bekanntlich nicht bloss die Juden, sondern auch die andern Nationalitäten,^) doch scheint den jüdischen Ghetti
eine politische Organisation
und
ausnahmsweise
die nationale Judicatur über ihre
—
Diese Verhältnisse Angehörigen zugestanden worden zu sein.^) änderten sich mit der Auflösung des jüdischen Staatswesens; seit dieser Zeit
können
sind
die
Juden im Rechtssinn pe>egrini
dediticii
Cultuscollegium
aber
keine
Judicatur besitzen.
Man
noch ein
vielleicht
Nation, desshalb auch keine
nationale
bilden,
und
wenn man annimmt, dass die rabbidamals wie im Mittelalter von den Juden
wird zwar nicht fehlgehen, uische
Jurisdiction
freiwillig gehalten,^)
wie
auch von der Regierung bis zu einem
sie
gewissen Grade tolerirt wurde.^)
1)
Rom
Volksrechte,
So
B. die
z.
nach römischem Recht in Sy422—429) kurz gekennzeichnet worden.
(der Religionsfrevel
Bd. 64 [1890]
S.
Judeugemeinde
(Lumbroso, Recherches
in Beienike
(C.
I.
G. 5361), in Alexan-
sur l'economie politiqne de l'Egypte p. 62), in
u. v. a. 3)
So
Phönikjer
z.
4)
B.
von Alters her die Phönikier in zahlreichen Städten, Movers, 112 fg.; Egger, Memoires d'histoire ancienne et de phispäter besonders die römischen consistentes s. unten Cap. V. Verfassung I S. 23; Mommsen, Der Religionsfrevel S. 423,
III 1 S. 10,
lologie p. 121
cf. S.
Mommsen
histor. Ztschr. 2)
dria
d.er
Die Verhältnisse der Juden im römischen Reich sind in neuester Zeit
wieder durch bel's
Aus dem Kreise
;
Kuhn,
426. 6)
Hierauf beziehe ich C. de
iurisdict.
omnium iudicum
3,
13, 3
(Impp.
—
Maxim. ludae die Adresse ist zu beachten): Privatorum couscnsus iudicem non facit cum qui nulU praeest iudicio nee quod is statuit, rei üioclet. et
iudicatae continet auctoritatem
de ludaeis 6)
1,
8,
8) in
(a.
293); vgl. C. Tb. de iurisdict.
2, 1
10
(=
C. J.
der folgenden Anmerkung.
Die in der vorigen Note letztaugeführto Stelle sanctionirt die com-
promissavische Gerichtsbarkeit der jüdischen Patriarchen:
.... Sane
si
qui
— die hier zu
35
—
betrachten sind, scheidet das Recht der zersprengten
Nationiilität nichtsdestoweniger aus; es ist
Sache der hebräistischen
Forschung, das Recht einer Nation, welche von der politischen Gemeinschaft der übrigen Völker ausgeschlossen Fortdauer zu verfolgen.
Nur
war,
seiner
in
gelegentlich und vergleichsweise wird
auf dieses ein Blick zu werfen
sein.
ebeuso eigenartige „^"J o o als wichtige o Zone der Helleni- „ Hellemsmus sirung bildet Aegypten. Das Interesse an diesem Land beruht füri^Aegypten.
Eine
dritte,'
uns hauptsächlich auf
dem
reichen ürkundenmaterial, welches die
Papyrusfunde der neueren Zeit erschlossen haben und das einen für die andern Provinzen ganz
unmöglichen Einblick
in
den Prozess
der Hellenisirung und Romanisirung und dies namentlich auch auf
dem
Gebiet des privaten und Rechtslebens eröffnet.
Aegypten, wenn
man
Insofern kann
dabei die durch seine Sonderstellung bedingten
Modificationen der Entwicklung in gehöriger Weise berücksichtigt, für
den
Receptionsprozess
paradigmatisch genannt werden;
wir
dürfen in vielen Punkten aus der Analogie Aegyptens auf die Verhältnisse
anderer orientalischer Provinzen schliessen.
allgemeinen Betrachtung des Landes
kommen
—
Bei der
uns die zahlreichen
und beinahe durchwegs hervorragenden Arbeiten, welche sich an die Papyrusfunde der neueren Zeit angeschlossen haben, zu Statten.^)
ad simüitudinem arbitrorum apud ludaeos vel in civili dumtaxat negotio, putaverint litigandum, sortiri eorum iudicium iure publico non vetentur; eoruin etiam sententias provinciarum iudices exsequantur , tamquam ex sententia cognitoris arhitri fuerint attnhuti. Vgl. auch Mattliiass, Entwickl. des röm. Schiedsgerichts S. 140—1. 1) Hier ist der Ort, eine Uebersicht des wichtigsten in Betracht kommenden Materials zu geben; für die Bearbeitung braucht, da dieses sich fortwährend vermehrt, kaum erinnert zu werden, dass nur ein mit den Verhältnissen vollkommen vertrauter Fachmann über den jeweiligen Stand der Der Aufschwung der ägypurkundlichen Quellen Aufschluss geben kann. (sc.
ludaei) per compromissum
patriarchas ex coriscnsu partium,
Q"nenLiteratur"
"^"^»"^ "^
—
tologischen Forschung bezieht sich sowohl auf das Verständniss der hierogly-
phischen, hieratischen, der
damit
in
demotischen und koptischen Schriftdenkmäler und
Zusammenhang stehenden ägyptischen Alterthumskunde,
als
auf die Erkenntniss der internen Verhältnisse des öffentlichen und privaten
römischen und byzantinischen Zeit. Der eratere Gegenstand liegt im Allgemeinen dieser Arbeit fern, und Verf. bekennt einen selbständigen Ueberblick über die einschlägigen Fragen wegen Uukenntniss der Sprache selbst dort nicbt zu besitzen, wo derselbe be3*
Lebens
I)
in der ptolemäischen,
AegyptoioArbeiten,
Aegypten
36
-
das StaDimland der Ptoleruäer, deren Herrschaft
ist
Römerzeit unerschüttert
hier, äusserlich fast unangreifbar, bis in die
hufs Vergleichimg mit der späteren Entwicklung wünschenswerth wäre. Einer
gesicherten Erkenntniss wird sich übrigens auf diesem Gebiete so bald schwerlich
Jemand rühmen können;
leider erst
in der Hauptsache dürften in nächster Zeit die im Erscheinen begriffene „Aegyptologie" von H. Brugsch (1. Ab-
theil.
Leipzig
durch
Brugsch,
Meyer
sowie die Bearbeitungen der ägyptischen Geschichte
1889), G.
Ebers,
L.
(Gesch. d. Alterthtims
1
Reinisch, A.
Wiedemann
Ein üeberblick über die einschlägigen Arbeiten der orientalischen Bibliographie von
gewinnen;
so
Aug. Müller
1.
am
besten aus
auch die kritische Literaturübersicht bei Brugsch, Aegypto-
356
fg.
—
Was
insonderheit das ältere ägyptische Privatrecht
wurde dasselbe, abgesehen von den
Specialuntersuchungen, lediglich von E. Hiebei
delt.
lässt sich
(Berlin, Reutter's Verlag)
126—149 und Stark, Handbuch der Archäologie der Kunst
logie S. S. 252,
vgl.
und Eduard
1884) massgebend sein.
kommt
in erster Linie
am
I
(1880)
betriflFt,
betreffenden Ort zu nennenden
Revillout zusammenfassend behan-
dieses Verf. Cours
du droit egyptien
1
Th. (dtat des personnes), Paris Ernst Leroux 1884, und Les obligations eu
droit egyptien, Paris
Leroux 1886, ferner die Einleitung zur (ancienne) Chre-
stomathie demotique, Paris Vieweg 1880, nebst zahlreichen ergänzenden Abin Betracht, welche letzteren sich zum grösseren Theil in der dem Tode von Chabas und dem freiwilligen Rücktritt Brugsch's nunmehr von E. Revillout allein redigirten) Revue egyptologique befinden. Die Benutzung dieser Arbeiten erfordert ebensoviel Mühe als Vorsicht, weniger wegen der zahlreichen ermüdenden Wiederholungen, als wegen der durch die
handlungen (nach
rasche Publicationsweise des Verfassers bedingten häufigen Nachträge, welche auch die Frage nach der Verlässlicbkeit (vgl. Brugsch, Aegyptologie S. 122) sehr nahe legen. Doch lässt sich diese mitunter anderweitig controliren, und OS darf
wol bemerkt werden,
worden
ist,
einerseits, dass eine solche Controle stets
geübt
abgesehen von Uebertreibungen und Einseitigkeiten, die sich aber meist nur auf das Verhältniss zum griechischen und römischen Recht beziehen, in der Regel ein günstiges Resultat zu ergeben anderseits, dass sie,
schien.
Die Uebersicht über das ägyptische Privatrecht, welche Dareste uuter
dem
Titel ,,Les papyrus greco-egyptiens"
zu geben versucht,
ist lediglich ein
im Journ. des Savants 1883
p.
163
belegen entwertheter Auszug aus den älteren Schriften E. Revillout's.
zwar
gleichfalls kurze, aber durch Literaturangabe
sicht in
— 170
durch den vollständigen Mangelan Quellen-
Eine
und eigene kritische Ein-
den Stoff für den Aufang nicht unförderliche Uebersicht enthält die von J. Krall, Demotische und assyrische Contracte, Wien
liabilitationsrede 1881.
—
von Ad. '^^'it';;;,""*' iii)ir
(Ion
in Aogypteii
Als vorbereitende Lectiire
Erman, Aegypten und
ist
die anziehende populäre Darstellung
ägyptisches Leben im Alterthum, 2 Bde. Tü-
hingen 1885, zu empfehlen. H) Die KeDntüiss der ptolemüisch-römischen Periode ist in neuerer Zeit sowohl durch nouentdeckte Inschriften, als durch die wichtigsten PapyrusI
— geblieben
—
37
Die kluge und coiisequeiite Politik dieser Dynastie,
ist.
welche die inneren Hilfsquellen
funde bereichert worden.
des
reichen Landes
zur Grund-
Die ersteren, unter denen die Decrete von Rosette
und Kanopus hervorragen, finden sich im Recueil des inscriptions grecques et latines de l'Egypte von Letronne, sowie in Bd. III der C. I. 6. und C. I. L., Die Reihe der endlich in den epigraphischen Zeitschriften gesammelt. Papyrusurkunden wurde 1788 durch die sogenannte Charta Borgiana (Charta papyracea Musei Borgiani Velitris, Rom 1788, veröffentlicht von Nicolas Schow), welche übrigens bloss eine Arbeiterliste enthält, eröfi'net. Von den älteren Funden bis zur Auffindung des Archivs von El - Faijüm sind die wichtigsten die demotischen und griechischen Familienpapiere zweier Familien, der des Ptolemäus, Sohn des Glaukias zu Memphis in Unterägypten, und
—
Aeitere 3, p vru s fuude.
1
der Choachyteufamilie aus Theben in Oberägypten; leider siud dieselben in europäischen Museen zerstreut worden. Diese Papyri er-
die verschiedenen
strecken sich
vom Beginn
des IL bis
zum Beginn des 138—355
weitere Fundstücke fielen in die Zeit von
I.
Jhd.
p. Chr.
a.
Chr.
—
— Einige
Eine
dritte,
—
Von Gruppe enthält Papyri aus der byzantinischen Zeit. diesem älteren ürkundenbestand sind die griechischen Stücke mit Commenebenfalls kleinere
taren veröffentlicht in folgenden Schriften.
A) Einzelausgaben enthielten: Ausgaben.
Urkunde auf Papyrus, Abh. der Akad. zu Berlin 1821 (Kleine Schriften V S. 205); Young, An account of some recent discoveries, London 1823; Martin, Notice sur quelques manuscrits grecs d'Egypte, Journ. des Sav. September 1822; Jomard, Eclaircissement sur un contrat de vente egyptien 1823; Champollion-Figeac, Eclaircissement sur le contrat grec de Ptolemais, Paris 1823; Droysen, Die griech.
Böckh, Erklärung
einer ägyptischen
Beischriften auf 5 äg. Papyren zu Berlin, Rhein. Mus.
f.
Philolog.
III S.
491
fg.;
Buttmann,
Erklärung der griech. Beischrift auf einem äg. Papyrus, Abh. der Berlin. Akad. 1824 (erschienen 1826) S. 89 fg.; endlich wurde eine Freilassungsutkuude aus der Zeit des Constantius von Young in seinen ,,Hieroglyphics" sub n° 46 (abgedruckt auch bei Curtius, Anecdota delphica p. 87)
herausgegeben. in
B) Die
Sammlungen
folgenden Publicationen
Papiri greco-egizi del
I.
R.
der Museen sind ganz oder theilweise
enthalten.
Museo
1.
di Corte,
Wiener Papyri: Petrettini, Wien
1826, welche mangelhafte
Ausgabe verbessert ist bei Amadeo Peyron, Pap. greco-egizi di Zoido, Turin 1828 und K. Wessely, Die griechischen Papyri der kais. Sammlungen Wiens, Jahresbericht des k. k. Franz Josefs - Gymnasiums in Wien 1885. 2. Vaticanische: A. Mai, Catalogo dei papiri Egiziani della bibliot. Vaticana, Rom 1825; idem Classicorum auctorum e Vaticanis codicibus editorum coUectio IV p. 442, V p. 601. (Die beiden letzteren mangelhaften Ausgaben sind in der zweiten der demnächst zu nennenden englischen Publicationen rectificirt.) 3. Londoner: Forshall, Description of the greek Papyri in the British Museum by order of the trustees, Lond. 1839; Bernardino Peyron, Papiri greci del Museo Britannico di Londra e della bibliot. Vaticana, Turin 1841; Bond and Thompson, Facsimiles of manuscripts (palaoographical society), London 1873; neuerlich K. Wessely in den Wiener Stu-
—
38 läge
Erkenntniss Macht ersah und durch scharfblickende S( mercantilen Bedeutung am Rothen Meere noch zu heben
ihrer
seiner
dien IX S.235fg. rinensis
Lettres
ii
2 Thle. Turin
1826-27.
5.
graeci Regii Tau-
Leydeuer: Reuvens,
Leemans,
1843, II 1885.
1
Turiner: Aniadeo Peyron, Papyri
Mr. Letronne sur les papyri bilingues et grecs du Musee de Leyde,
Leyden 1830; tavi
4,
musei Aegyptii,
Papiri graeci Musei antiquarii publici Lugduni-BaBerliner: W. Ad. Schmidt, Die griechischen Pa-
6.
pyrusurkunden der k. Bibliothek zu Berlin, 1842 (ein gründlicher Commentar mit zum Theil gänzlich verfehlter Lesung; diese ist wiederholt rectificirfc worden, zuletzt von) K. Wessely in den Wiener Studien VII S. 129 und Hernalser Gymnasialprogramm 1889/90 S. 30 7. Pariser: Die Publication 46.
—
nach einigen vorläufigen Mittheilnngen Letronne's und nach dem Tode dieses berühmten Fachmannes im 18ten Band (T. I: planches, T. II: transscriptious) der Notices et Extraits von Brunet de Presle und E. Egg er besorgt worden. Die Arbeit von E. Caillemer, Lea papyrus grecs du Louvre et de la bibliot. imperiale, Caen 1867, ist dem der Urkunden des Louvre
ist
Verf. leider unzugänglich geblieben.
—
Ein Ueberblick der älteren Papyrus-
forschung und die Angabe einiger hier übergangener Publicationen von geringerer Bedeutung findet sich bei 2 S. 1
— 24,
Lumbroso,
Brunet de Presle
in Not. et Extr.
Rech, sur l'^con. politique de l'figypte
p.
XVill
V — XXII
und Wessely, Prolegomena ad papyrorum graecorum novam coUectionem
edendam
S. 1
— 10. —
Papyrusfunden
sei
der demotischen
Betreffs
auf das sub
I
dieser
u. s.
Anm. und
w. Antheile an diesen
die daselbst
citt.
Werke
verwiesen. EM-aijfimir Papyri.
Bekanntlich
ist in
neuerer Zeit der Papyrusschatz durch die Funde von
Weise vermehrt worden; obwohl auch an diesem Material die Museen zu Paris und London sich Antheile verschafiFt haben, befindet sich doch der weitaus überwiegende Theil desselbeu in der El-Faijüm und Bulak
Sammlung
in unverhoflFter
des Erzherzogs Kainer in Wien, ein weiterer werthvoller Theil zu
Funds und den Bestand der Sammluugen zu Wien, Berlin, London und Paris vgl. man Karabacek in der ,, österreichischen Monatsschrift für den Orient" 1884 und 1885, ferner desselben Verf. Abhandlung ,,der Papyrusfund von El-Faijüm" in den Denkschr. der kais. Akad. der Berlin,
lieber die Geschichte des
Wiss. phil.-hist. Ciasso XXXIII
Wien
1882;
büchern der preuss. Kunstsammlungen griechischen Papyri Erzherzog Rainer,
I
ferner
(1880) p.
Wien
Lepsius
in
den Jahr-
XXX; Hartel, Ueber
Carl Gerold's Sohn, 1886
—
S.
1
die
— 16,
Anm. 1 6; endlich Wessely, Der Pariser Antheil an dem Faijümer Funde, Denkschr. d. kais. Akad. der Wiss. in Wien phil.-hist. Cl. XXXVII Leider wird die Publication S. 97 fg. und Wiener Studien IX p. 244 fg. dieser Urkunden voraussichtlich noch längere Zeit in Anspruch nehmen; nur die griechischen Papyri von Paris und London sind von Wessely in den beiden letztgenannten Arbeiten sowie in der Revue ögyptol. III S. 161 fg., IV S. 58—66, S. 177 182 theils edirt, theils registrirt. Das weitere Material ist bis jetzt in verschiedenen Zeitschriften zerstreut, worunter in erster Linie die Mittheil, aus den Pap. Erzh. Kainer, die Ztschr. Hermes, die Wiener Stu-
bes.
—
—
—
—
30
wusste, hatte mit seliwierigeu inueren Verhältnissen
Der
und hat glücklich gerechnet.
finstere,
zu
rechnen
grausam verschmitzte
dien f. class. Philologie, die Ztschr. f. ägyptische Sprache und Alterthumskundo von H. Brugsch (Leipzig, Hinrichs'sche Buchhandlung) und die Kevuu Der Fund von El-Faijüm und Bulak enthält ausser ögyptol. zu nennen sind. griechischen auch demotische, koptische u. a. Urkunden; auch diese letzteren enthalten werthvolle Aufschlüsse für die Rechts- uud Staatengeschichte, Die für die Kaiserzeit besonders herinsbesondere auch der Koj^tenzeit.
—
vortretenden griechischen Papyri, soweit sie juristisch
wurden namentlich von W.
sind,
Wessely (über gramm 1888-89 290
fg.,
-417 fg.,
v.
historischen
-
Hartel (Wiener Studien
V
Inhalts
S. 1 fg.),
K.
dessen einschlägige Arbeiten das Hernalser Gymnasialproeine Uebersicht gibt)
XX
430
fg.,
XXI
277
und Ulrich
fg.
Wilken
(bes.
Hermes XIX
nebst der unten zu neunenden Schrift)
bearbeitet; es verdient hervorgehoben zu werden, dass mit letzteren Arbeiten
Th.
Mommsen,
entzieht,
welcher natürlich auch diesem Gebiet sein Interesse nicht
und Zachariä
cken, Observatioues
v.
p. 19,
Lingenthal Hermes XIX
in
Fühlung gestanden haben (Wil-
p.
419).
Schliesslich sind die wichtigsten historischen Bearbeitungen der ptole- Historische
maischen und römischen Periode Aegyptens zu nennen: Droysen, De Lagidarum regno 1831 und Geschichte des Hellenismus* III 1, bes. S. 38 62; Letronne, Materiaux pour servir ä Fhistoire du christianisme eu Egypte 1832
—
(im Wesentlichen verarbeitet in des Verf. Recueil des inscriptions); Dissertatio
de statu Aegypti provinciae
Kuhn,
Göttiugeu 1842; 1849
S.
140
— 214
Romauae
I
V arg es,
et II p. Chr. n. seculis,
Beiträge zur Verfassung des Rom. Reichs, Leipzig
(auch in desselben Autors „städt.
u.
bürgerl. Verfassung"
453—508); Sharpe, History of Egypt under the Ptolemies and the Romans, Lond. 1842; Rudorff, Das Edikt des Tib. Jul. Alexander im Rhein. Mus. f. Philol. II S. 64-84, 133-190; Franz im C. I. G. III p. 281—325; II
S.
Marquardt, Rom.
Staatsverwalt.
I-
S.
438
— 457;
ferner die
der obengenannten Pajiyrueausgaben, unter denen jene von
Leemans und
die grossentheils
Commentare
Am. Peyron,
auf Aufzeichnungen Letronne's
C.
beruhen-
den Ausführungen in Not. et Extr. hervorragen. Höchst werthvoll sind ferner zwei Preisarbeiten der Academie des inscriptions et belles lettres: Lumbroso, Recherches sur l'economie politique de l'Egypte sous les Lagides, Turiu 1870 (1. Preis), und Robiou, Memoire sur l'economie politique, l'administration et la legislation au temps des Lagides, Paris 1875 (2. Preis). Ferner Lumbroso, L'Egitto al tempo dei Greci e dei Romani, Rom 1882,
Manche neue Gesichtspunkte auf Grund neuen Materials eröffnen die obSchriften von Hartel über die griechischen Pap. Erzh. Raiuer, Wessely, Prolegomena ad papyroruni graecorum novam collectionem edendam, Wien 1883 p. 1 — 10, und Wilcken, übservationes ad historiam Eine auf Aegypti provinciae Romanae, Berliner Doctordissertation 1885. gewohnter Höhe stehende und für die ältere Papyrusforschung in gewissem Sinne abschliessende Darstellung gibt Mommsen, Rom. Gesch. V S. 553—619.
citirten
beitungen.
—
—
40
uud aufbrausende Charakter der ägyptischen Nation,^) welche sich Geisseihiebe rühmte, die die Steuerdefraudation eingetragen
der
dem erobernden Stamm um
hatte,^) setzte
so grössere Schwierig-
keiten entgegen, als hier die Organisation des Landes von Alters
Zwar
denn im eigentlichen Orient.
her eine festere war
politi-
uud autonome Städte^) hatten auch die
sche Gemeinwesen
alt-
man
ägyptischen Dynastien nicht geschaffen, und insofern hätte v^rf^^sun**
von Acgypteu sagen können, dass hier xatä
^^^ch
regiert
xcofiag
war durch
werde.
Aber
ersetzt,
welche durch den Einfluss einer gebildeten und mächtigen
die städtische Organisation
Das Land
eine religiöse
Anzahl
in eine
Priesterkaste
gestützt
wurde.^)
von Bezirken
(vofioo),
deren jeder seine eigene Localgottheit als
zerfiel
Mittelpunkt im Kreise der übrigen ägyptischen Idole verehrte und in ihr
mit der dem Aegypter eigenen Zähigkeit seinen Stützpunkt
Namen
erblickte; es ist bekannt, dass selbst die
Ortschaften
zumeist mit denen
stimmen.^)
An
7:
vani
der
göttlichen
Sunt enim Acgyijtii liheri
Ammiau.
Marccll.
Pelusiota ep.
p.
XV
überein-
viri ventosi, furibundi, iactantes, iniuriosi atque
novarum rerum usque ad cantüenas publicas cupientcs
cpigiammatarii mathcniatici hariispices mediei; vita
sat.
Patrone
eponymen Gottheiten und den ihnen
ge-
Dieser war schon im Alteithum sprichwörtlich, vgl. vita Saturniui
1) c.
ihren
der Bezirke und
I
XXll
16,
23
u.
489: Aiyvntiovq
A.
XXX
tyrann.
c.
21, 22
Daher dann Aousserungen wie bei Isidorus
fisv Sl'
dnrjveiav vo^og siQysL uQxtiS- luvenal.
w.
—
Varges, De
et
inutile vulgus u.
s.
Ainmian. XXII
16, 23: erubescit
apud Aegyptios
126: imbelle
adeo
veraificatores
statu Aegypti
22—23. 2)
si
quis non infltiando
tributa plurimas in corpore vibices ostendat. 3)
Nicht autonome Städte gab es natürlich
in grosser
Anzahl und von
grosser Bedeutung, und ihre Zahl hat sich unter der ptolemäischen Regierung
noch sehr beträchtlich vermehrt;
Lumbroso,
Eecherches
73
p. 63,
—
7-4.
Man
erkennt in mehreren Massregelu der Ptolemäer das Bestreben, diesen Einfluss zu verringern. So wird die unten zu erwähnende Eiurichtuug 4)
des staatlichen Notariats unter
Kechtshandhabung
Auderm auch den Zweck gehabt haben,
die
dahin „in penetralibus j^ontiftcum reposita" war, dieser gefährlichen Macht zu outziehen. Vgl. Peyrou, Pap. Taurin. I p. 154 ,
die
bis
und Wessely, Die ägyptischen Agoranomen
als
Notare (im Bürstenabzug
citirt).
6)
dem
Amnion 'J'hribis
Vgl.
Z. B.
Mendes nach der Verehrung des gleichnamigen Gottes, welcher
griechischen Pan entspricht, Heiod. identischen) Gottheit dieses
II
46; Chnnbis nach einer (mit
Namens, Letrouue, Recueil
oder Athribis nach der Gottheit Thribis,
Kuhn,
Beiträge
S.
166—107.
Letronue
1
112,
1
dem
396, 446;
228 sqq.
etc.
—
—
41
weihten heiligen Thiereu^) hingen die Aegypter mit einer Erbitterung, welche jeden Augenblick bereit war, in den verzweifeltsten
Noch in römischer Zeit scheint aufzuflammen.'^) Erhebung der Bukolen unter Kaiser Marcus einen religiösen Es lag durchaus nicht im Hintergrund gehabt zu haben.^) Gewaltthaten
die
—
Sinne der Ptolemüer, auf die ägyptische Bevölkerung
in
dieser
Richtung erziehlich einzuwirken und sie dadurch ihrem innersten Beruf, die Kornkammer und die Steuerkasse des Reichs geduldig zu füllen, zu entfremden;
mau
scheint vielmehr gefunden zu haben,
dass die herkömmliche Weise des Volks für eine tolerante Regierung im Grunde genommen nicht unbequem und jedenfalls einträglicher war, als die religiös indifferente und politisch so bewegliche Richtung hellenistischer Städte. Die erobernde Regierung
hat daher an obigen Verhältnissen wenig geändert; insbesondere ist
die
griechische
Städtegrüudung in diesem Reich nur massig
worden, und von hervorragender Bedeutung sind bloss beiden grossen Griechenstädte Alexandria in Unter- und Pto-
betrieben die
lemais in Oberägypten gewesen,^)
und auch diese scheinen
eigentliche griechische Stadtautonomie
die
entweder nie gehabt oder
doch mit der Zeit verloren zu haben; wenigstens besitzen sie zu Beginn der römischen Zeit zwar die Eintheiluug der Bürgerschaft in
Phylen und Demen, nicht aber den Gemeiuderath und selbstfreilich bedeutungs-
gewählte Beamte;^) erst die Römerzeit hat eine 1)
Kuhn
a. a. 0. S.
173—177.
2) Charakteristisch biefür ist die
Erzähluug des Plutarch de
Is.
et Osir.
Bewohner des Hundebezirks, dem Hechtbezirk zum Trotz, von dem heiligen Hecht, und diese zur Rache einen Hund assen, worüber es zu blutigen Kämpfen kam; vgl. auch den Kampf der Ombiteu und Tentyreuer bei luven, sat. XV' 33 sqq. Dass noch in der römischen Zeit eine erp. 495,
wonach
die
schlagene Katze zu einem Aufotand führen konnte, 3) 4)
Mommseu,
Rom. Gesch. V
ist
gleichfalls bekannt.
581.
Dazu noch die alte Griechencolouie Naukratis, über welche wir nur Robiou, Memoire p. 213 zusammengestellte) Nachrichten beferner Hermupolis und Ljkopolis, Letronne, Recueil II 50, 158;
dürftige (bei sitzen;
Lumbroso,
Recherches
p. 59.
mindestens bezüglich Alexandria's die vorherrschende und trotz der neuerlichen Zweift-l von Wilcken, Observat. p. 19 sqq. wahrschein5)
Dies
ist
lichere Ansicht;
dieselbe
stützt
sich
auf vita Severi
Alexandt litis ius huleutarum dedit, qui sine imhlico
c.
17:
cütisilio
,
{>'Sept.
ita
^iverus)
ut sub
legi-
bus ante vivebunt, und Dio Cassius 51, 17, wozu die Ausführung von Kuhn, Verfass. II S. 479 zu vergleichen ist. Damit stimmt überein, dass nach Strabo 17,
794 der Vorsteher des städtischen
Museums zu Alexandria vom König
er-
st, ..ito-
WfSeu.
— aufkommen
lose Stadtverfassuug
lassen/) welche dann zu der später
Aegypteu herrschenden Decurionatsverfassung hinüberführte. mit richtigem und das hatten die Lagiden gg ^^j. q])qii " ^ Biici^ erkannt — durch die Natur der Dinge vorgezeichnet, dass das hochentwickelte und strategisch gedeckte Land der hellenistischen Befestigung in dem Sinn wie etwa Syrien weder fähig auch
in
—
Allerken miiigaerjSationaiBitto.
—
42
_
Natürlich war es
noch bedürftig war.
man auf
dem Augenblick, wo
in
die Zerstörung der einheimischen Nationalität verzichtete,
Form
geboten, sich mit derselben in irgend einer
Ptolemäer war hiebei das
der
Princip
einer
abzufinden; das
gleichmässig
tole-
ranten und gleichmässig absoluten Regierung über Griechen und
Dem
Äegypter.^)
entsprechend haben diese Könige die einheimi-
schen Gebräuche, insbesondere die religiöse Superstition, nicht bloss unterdrückt,
nicht
sondern
sogar
göttliche Verehrung, welche
und gefördert,^)
erhalten
Land seinen Königen zu
die
zollen
über sich, und vielleicht nicht ungern, ergehen lassen,^)
pflegte,
und
das
sich
manchen Punkten persönlich der Landessitte ange-
in
Li diesem Sinne sind Schwesterheirateu
schlossen.
dem
Griechen verpönt, aber bei den Aegyptern
—
zur Pflicht gemacht^)
in
—
bei
den
regierenden König
der Dynastie der Ptolemäer vorge-
kommen;^) man Hess, wie noch Kleopatra und Antonius, seinen uannt wurde. Gesch. C-
I.
V
S.
Cf.
Strabo
557 A.
verbreitet war,
(vgl.
jetzt
p.
Mommsen, Köm,
liefert die Dedicationsinschrift
richtig erkennt. S. auch Über Ptolemais, bezüglich dessen
Egitto p. 74, 75
451
fg.
Lumbroso,
Mommsen
—
Rech. 1.
c. p.
p.
59)
557 A.
die gegentheilige Ansicht 1.
Wilcken, Hermes XX S. 445, Observat. p. 14; Wessely, Harte 1, Die griech. Papyri E. R. S. 32. Vgl. Droysen a. a. 0. *II[ 1 S. 44 fg., 61—62.
s.
IV 2)
s.
797 und zu Dio Cass. 51, 17
Die Beispiele derselben werden jetzt durch die Faijümer Papyri ver-
1)
E. R.
P
Staatsverw.
früher allerdings
mehrt;
17,
Eine Illustration lüezu
Lumbroso,
G. 4679, wie
Marquardt,
1.
Mittheil.
S. 57;
130) 3) Im Decret vonKauopus (Revillout, Chrestom. demot.,bes. p. 128 wird der König wegen seiner Fürsorge für den Apis und die übrigen heiligen Thiere und wegen der Rückstellung der nach Persien entführten heiligen
Bilder gepriesen; ähnliche
Rosette 4)
entscheidende Verdienste führt die Inschrift von
HI 4697) lin. 9 fg., 31 fg. auf. Der Tempel Alexander's des Grossen hat
(C.
I.
G.
eine
der ersten Stellen im
Cultus; auch seine Nachfolger haben ihre Heiligthümer {9(oi acorriQfi).
Stark, Gaza
6) Üiod. Sic. I 27.
- Bachofen,
bringt dies mit seinen Untersuchungen in 6)
Vgl.
S. 575.
Pausauias
I 7,
Das Mutterrecht
S.
111
— 115,
408
Zusammenhang.
1; Euseb. praep. ev. II p. 48;
Lumbroso,
Egitto p. 70.
— Leicliiiam
der
hierarchie
wurde
—
43
Eiiibalsamiriuig
Beamten-
in
der
als
„Freunde und
uiitorzieheii;^)
herkömmliche Titulatur
die
Verwandte des Königs" beibehalten.^) Und dem Beispiel des Hofes folgend, scheinen dann auch andere vornehme Griechen manche ägyptische Sitten angenommen zu haben.^) Trotz dieser Toleranz war es "iedoch bis zu einem gewissen C)
Bovorzugiiiig der
Grade uoth wendig, o die Griechen, auf welche die Herrschaft sich^."f.'='"^''.''ff Nationalität. unmittelbar stützte, zu bevorrechten und die autochthone Bevöl'
kerung im Bewusstseiu der Unterwerfung zu erhalten. Der Kriegsein Vorrecht
dienst blieb in aller Regel
Bürgerrecht und
städtisches
damit
der führenden Nation;^)
zur
Qualification
die
öffent-
im Staatsdienst war den Hellenen vorbehalten, und politische Thätigkeit war für ihn war Metöke, der Aegypter durch die ausnahmsweise Erlangung einer griechischen Stadtlichen Bethätigung
angehörigkeit ebenso bedingt, wie für den römischen Peregrinen
durch die der
civitas
Bomana; bekanntlich gilt noch in römischer Zeit der Aegypter zum römischen Bürgerrecht
Grundsatz, dass
nicht direct,
sondern nur mittelst des Durchgangsstadiums durch
Au
das alexaudrinische gelangen kann.'')
öffentlichen
speuden nimmt ^) nur der Grieche Theil; er
p.
1)
Dio Cass. LI 11
Lumbroso,
268 sqq.
u. 15,
Lumbroso
Recherches
1.
c.
189 sqq.
p.
Getreide-
von der Kopf-
frei
Die Prügelstrafe war zwar so-
steuer, welcher jener unterliegt.^)
2)
ist
JuUiaii, Rcv. archeoL 1886
I
edlände r ausgesprochene) Behauj)dass die Titulatur vom ptolemäischen
Die (übrigens schon von Fr
tung des letztgenannten Gelehrten, Reiche in das römische eingedrungen liches unter Tiberius, Sueton. Tib.
parens amicusque noster de annona et
trib.
XI
1,
kommt
c.
sei (zuerst findet sich daselbst
Aehn-
Beamten
46; die Bezeichnung eines
als
jedoch in dieser Vollständigkeit erst in C. Th.
6 vor), ist für die vorconstantinische Zeit
mehr
als be-
denklich, wenngleich für die constantinische Periode anderweitiger orientalischer Einfluss nicht ausgeschlossen
laturen
Mommsen,
Lumbroso,
3)
Beispiele bei
4)
Droysen, Hellenismus^
im Heer nur auswärtige, die Verhältnisse
Hirschfeld 5)
Am
in
7)
d. h.
III
1 S.
Sitz.-Ber. der Berl.
489 (oben
S.
120
42
—
3.
40 A.
Lumbroso, Egitto p. 65. Droysen, De Lagidarum
— 131.
Neben den Griechen dienen 63.
—
Ueber
Hermes XIX
S.
5 fg.;
barbarische Söldner, vgl. Polyb.
der römischen Zeit vgl.
den
S.
Egitto p. 70.
Mommsen,
Akad. 1889
S.
418
deutlichsten ausgesprochen bei Plin. epp. 5
Isid. Peius, ep. I 6)
Eingehend handelt über diese Titu-
ist.
Die comites Aiigusti in Hermes IV
1)
und
regno
fg.
—7
Mommsen, Rom. p. 45.
V
(4, 22, 23); vgl.
Gesch.
V
S.
562.
— wohl für
eleu
Griechen
—
44
den Aegypter im Vergeh eusfall be-
als für
aber diesem drohte die Peitsche, jenem die „anständigeren
reit;
und freiheitlicheren Stockprügel".^) Es ist bezeichnend, dass selbst die zahlreichen Juden in Aegypten in allen Beziehungen besser gehalten wurden als die Einheimischen, und desshalb haben jene sich xatiouaio (Jogensätze.
auch rascher und fast vollständig hellenisirt.^) Verhältblieben unter den geschilderten Denn die Aegypter " ^ '-'•'
vom Griechenthum
nissen
Zwar war Epigamie
scharf getrennt.
zwischen beiden Nationen nichts Seltenes^), und es fehlt nicht an Beispielen,
wo Aegypter
die höchsten
Staatswürden erlangt
haben."^)
Fremden eine Verbitterung, welche der Einzelne mitunter zu fühlen bekam; wir besitzen mehrere ZeugDennoch nährten
diese gegen die
In Oberägypten
nisse solcher nationaler Streitigkeiten.^)
sogar zur Erhebung
einer
nationalen
Dynastie.
kam
es
Die nationalen
Bestrebungen conceutrirteu sich insbesondere in der Festhaltung des Cultus; die geistliche Verfassung hat sich dann, wenngleich in trauriger Entstellung, bis in die römische Zeit erhalten.
Auch
die hieratische Schrift nebst ihrer handlicheren Abart, der demotischen, ist im internen Verkehr der Aegypter lange üblich ge-
blieben und die Landessprache
ist
in der
ähn-
christlichen Zeit,
wie in Syrien, zu einer Art Nachblüthe gelangt. Auf ihre vaterländischen Rechtsgebräuche hatten die Aegypter nach dem lich
Lumbroso
1)
Mommsen,
c,
1.
V
Rom. Gesch.
S. 561.
üeber die Stellung der Juden gibt Lumbroso, Recherches p. Gl -63 ausführliche Daten. Ihre Hellenisirung (worüber auch Renan, Hist. des langues 2)
s^uit.
I
XXXIX
p. 286) tritt, S.
wie
Nöldeke,
Ztschr. d. deutsch. -morgenl. Gesellsch.
342 mit Recht hervorhebt, in
dem
ßedürfniss nach der Septua-
gintaübersetzung der Bibel hervor. Beispiele geben die Inschrift bei Let rönne, Recueil I p. 99, Pap. du Louvre (Not. et Extr. p. 210), der Londoner Papyrus Hay 479 (bei Revillout Journ. Asiat. 1877 S. 266) und Lumbroso, Egitto p. 79, 80. 4) Droyseu, De Lagid. regno p. 39, Kuhn, Beiträge S. 168; s. auch 3)
XIII
die
an einen hohen Beamten ägyptischen Namens Adresse
tende p.
der
Turiner
Papyri
V— VII
bei
avyysvst) lau-
Peyron,
Pap.
Taur.
II
34—36. 5)
In einem vaticanischen Papyrus bei Bern.
Extr. No. 36) lin, 11 beklagt
siceßiä^ovto ßovXöfievoi
203) derselbe:
„Man
Andere Zeugnisse bei
Peyron
sich ein griechischer
e^anäaai
jtts
x«}
p.
94
(=
Not. et
Wächter des Serapeuras:
ayccy^ccci
Aehnlich klagt im Pap. 44 des British Mus. (bei S.
(«fdufiovri
naQcc to "EXXqva
Wessely, Wien.
tivai.
Stud.
VUI
wollte mich erschlagen, weil ich ein Hellene bin."
Lumbroso,
Recherches
p. 60.
—
— auch
von
den
Griechen
Rechts ohnedies
—
45
anerkannten
Personalitätsprincip
des
Anspruch, und noch zu Zeiten des Dio-
einen
doros wurden die uralten Gesetze des Königs Bokchoris überliefert
und gepriesen;^) ja noch l)eruft
man
in einer
Urkunde vom Jahre 124
p.
Chr.
sich auf die ägyptische Rechtssatzung {„nara tov rcov
AlyvitTLCiv o/oftov")^)
Aus
diesen Thatsachen ergibt
sich bereits,
Kampf
dass der
zwischen nationaler und fremder Sitte in Aegypten ein lebhafterer
gewesen
ist als
sonstwo im Bereich des Hellenismus. Es
nicht gesagt sein, dass nicht auch
soll
damit
B. in Syrien eine solche Re-
z.
action stattgefunden habe, die uns vielleicht nur durch den Mangel
der Ueberlieferung verdeckt wird: wohl aber sind die Bedingungen des Widerstandes für die ägyptischen Bräuche günstigere gewesen,
wir sehen können, anderswo der Fall war.
als, soviel
Dies wird
durch die Betrachtung der Rechtsverfassung verdeutlicht. Die Grundlage derselben t?
Heiienistiist allerdings o eine rein hellenistische.
sehe
Das ganze Land zerfiel in drei Haupttheile, Thebais, Heptanomis^'*^™'"'*""» und Aegyptus inferior,'^) deren jedem ein Epistrateg vorgesetzt war.^) Diese Theile zerfielen wieder in Bezirke oder Nomen, deren ursprünglich sechsunddveissig gab; an der Spitze des
es
stand als
Nomos
Inhaber der gesammten öffentlichen Gewalt schon
vorptolemäischer Zeit ein Nomarch,^)
später
seit
gewöhnlich Strateg
1) Diodor. I 79, cf. I 65. Worauf Revillout, Cours p. 49 die Behauptung stützt, dass noch zur Zeit des Clemens von Alexandrien eine solche Ueberlieferung statthatte, ist bei der üblen Art dieses Schriftstellers, seine
Quellen nicht namhaft zu machen, nicht erkennbar. solche Mittheiluug m.
W.
An und
nicht zu finden.
Bei
Clemens
ist eine
für sich ist allerdings
jene Behauptung keineswegs unwahrscheinlich.
Wessely, Mittheil. IV 60. Strabo XVII 787. üeber die ptolemäische Verfassung handeln insDroysen, Hellenismus MII 1 S. 39fg.; Franz, C. I. G. III p. 282 fg.; Liim2) Pap. E. R. 1492; .S)
bes.
broso, Recherches capp. 14 — 20; Robiou späteren
römischen
Verfassung
p.
Letronue,
195
fg.
In
Verbindung mit der
Recherches
pour
Varges p. 23 sqq.; Kuhn, Beiträge S. 177 — 214, S. 472 — 508; Wessely, Prolegom. p. 10 sqq. Marquardt Mommsen, Rom. Gesch. V S. 554 fg. p.
263 sqq.;
;
4)
scrvir
etc.
Verfassung I-
S.
II
444 fg.;
Die griechischen Städte waren jedoch von dieser Eintheilung ausgeunterstanden besonderen königlichen Beamten.
nommen und b)
Neuerdings wird die Meinung, dass diese Nomarchen, von denen ist als der Name, mit den späteren Strategen, deren
uns wenig mehr erhalten
Wirkungskreis sichergestellt
ist,
identisch sind, von
Wilcken,
Observat.
p.
14
— mit
auch
anfangs
genannt,
—
46
militärischem
welches zu Eude der Ptolemäerzeit wegfiel.
Commaiido Dieser
bekleidet,
der iudex
ist
Nomos/) Etwa wie neben dem Consul oder Prätor steht neben dem Strategen der Agoranomos des Bezirks;
Ordinarius des
der Aedil,
und archivarischen Functionen,
bei den ausgebreiteten notariellen
welche
Behörde,
dieser
wie
übertragen
besprechen,
zu
alsbald
wurden, scheint die Agoranomie ein umfangreiches Bureau mit zahlreichen Unterbeamten
waltung dienten von welchen der
Der Finanzver-
haben.-)
Steuerämter (ßadiXixccl
welche die wegen
die ßa6L?.cxol yQu^fLaratg,
Nilüberschwemmungen sehr wichtigen Flurkarten
—
zu halten hatten.
Gaue
oder
(xg dvrjQ Kai yvvr KVQiSvovarjg KOt-vy tcov vnuQxövxwv. Für die Eheschenkung werden die Beispiele bei der Geschichte der Donatio propter nuptias beigebracht werden (s. unten Cap. IX 1). Das Material für das eheliche Güterrecht ist überhaupt ziemlich reich; ausser den griechischen Papyri Xlil von Turin und XIII des Louvre (ersterer in neuer Lesung von Revillout, Rev. ügyptol. II p. 124 sq. herausgegebeu) ist eine grosse Anzahl demotischer Urkunden zu vergleichen; iusbes. Nouv, Chrestom. d(§mot. p. 1, 4, 109 sq. und die in Auciennc chrestom. d^mot. p. 128—167, daun Rev. egyptol. I p. 87—137, II p. 89 96 citirten. Sachliche Erörteiuugen bietet Revillout an den angeg. 3) In
.
.
.
,
—
5)
sq., Les Obligations p.81, 82, sowie Lumbroso Die nähere Ausführung bei Revillout, Cours p. 159 — 194. S. oben S. 54.
6)
Unten Cap. XIV 2
Orten, dann Cours p. 218 4)
p.
52 sq.
-
Aber auch unter den Körnern sein
auso-estorben:
nicht
-
57 ist
jjjleichwie
7
selbst
dem
das nationale Ueclitsbewiisst-^'^t einzelne
Eiiifiuss des Christenthunis
Gebräuche
relijjfiöse O
lange Zeit widerstanden/)
sind auch die Spuren des alten Rechts noch auf lange hinaus, ja selbst bis in die koptische Zeit zu verfolgen.
wählen wir die des Diodorus
Siculus,
die Gesetze des
den, sowie den
Als Ausgangspunkt
bereits erwähnte^) Thatsache, dass
zu Beginn
also
noch zu Zeiten
der römischen Herrschaft,
Königs Bokchoris anerkannt und überliefert wur-
Umstand, dass
in einer
Urkunde
der „vo^og tcöv AiyvTttt'cov"' angerufen wird.^) creteu Erscheinungen des Volksrechts
ist
v. J.
—
124
Chr.
p.
Unter den con-
vor Allem die Stellung
Frauen von Wichtigkeit. Aegypten ist ein altes Land des Mutterrechts ,^) und in den älteren Urkunden wird dem Personender
namen
nicht der des Vaters, sondern jener der Mutter-'') beigesetzt.
Wenngleich
Ptolemäerzeit der Vatername meist hinzutritt,
seit der
wo denn Doppelbenennung
stattfindet,'^^)
so ist die
Benennung nach
der Mutter allein doch noch in byzantinischer Zeit in einzelnen
Fällen vorgekommen.^)
Au
biliuguen Inschriften
lässt
sich
be-
weisen, dass die griechische Schrift nur den Vater, die ägyptische
nur die Mutter namhaft macht.^)
—
Die Eigenthümlichkeiten des
ägyptischen Eherechts scheinen mit grosser Hartnäckigkeit gehalten worden zu
sein: es wird
uns berichtet, dass die Aegypter
So -werden die Nilopfer noch von Sozomenos, Hist.
1)
fest-
eccies.
Vll 20
erwähnt. 2)
Oben
3) S.
S. 45.
oben
S. 45.
—
ist Bachofen, Mutterreeht S. 111 115 gewiss liecht zu geben; im Einzelnen freilich geht dieser Schrifsteller viel zu weit. Wenn z. B. aus C. de excusation. 5, 62, 21, wo ein Aegypter mit seinen mütter-
Insoweit
4)
lichen Halbbrüdern in VermügensgemeinscLaft steht,
eine juristische Bedeu-
tung der Mutterverwandtschaft folgen soll, so genügt ein Blick auf das Orphitianum, um derartige Beweise zu entkräften.
I
p.
XXI
5)
Schmidt, Die
169;
Lumbroso,
S.
435
Berliner Eapyrusurkunden S. 321; Kevillout, Cours
Kecherches
p. 54.
6) Z. B.
7)
Vgl.
Pap. 17 des Louvre (Not. et Extr.
Aus dem a. a.
7.
Zündel
Rhein. Mus. N. F.
Zündel
p. 230) lin. 12:
Aus dem
a. a.
0.
lin.
2.
Jhd.
f)ivoiiifin(og
a.
Jhd. p. Chr.: j4vQ^Xiog KccXXiviHog ^tjzgog
0. S. 17.
Ttmng in Pap. 17 des Louvre 8)
—
fg.
SctganäfifLOJVog (irjTQog ©ivefiifinärog u. v.
Schmidt
Sc.
p. Chr.:
nfgianrcQiov
16 (Not. et Extr, p. 231).
TXovlovg bei ^irjzQog
Tava-
"^^'w' •'''"
"'l**'"
K'iiicrii
— Ehe
eine nicht conauiuniirte
später auszuführen
auch
für gänzlich uugiltig
hängt dies
ist,
—
58
vielleicht damit
Wie
hielten.')
zusammen, dass
noch, wie in ptolemäischer Zeit, die Ehen unter Vor-
jetzt
hehalt eines Probejahrs eingegangen wurden; noch ein koptischer
Papyrus
thut dieses Probejahrs Erwähnung.^)
römischen Begriffen
den
die
Nicht minder hat
durchaus heterogene Sitte der Ge-
schwisterehen sich durch längere Zeit ungeschwächt erhalten; in
den
Steuerprofessionen
arsino'itischen die Majorität
diese
lichung
der
—
der Ehen.^)
Zähigkeit
ägyptischen
in
koptische
die
Chr.
bilden
zur Verdeut-
— — sich
viel
län-
dem römischen Recht zum erhalten hat.^) — Es ist be-
und,
ger als in Griechenland selbst bis
p.
werden, dass die Frauen obwohl, wie
ihre
von den Ptolemäern eingeführt
gesagt,'^)
Trotz,
189
angeführt
Vormundschaft der Ehemänner über oben
J.
v.
Auch das mag
Zeit
merkenswerth, dass selbst die griechischen Kechtsurkunden noch in
den
ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit
beeinflusst scheinen;
regelmässig
sind
sie
vom
ägyptischen
Stil
von sechs Zeugen ge-
Urkunden von minderer Bedeutung üblich gewesen war,') während im altgriechischen Urkundenstil die Zeugenzahl immer eine schwankende ist.^) Noch ein Papyrus aus dem neunten Regierungsjahr Hadrian's zählt die Zeugen auf mit der Schlussbemerkung: „Das sind die gewöhnfertigt,^)
Zahl
welche
bei
lichen sechs Zeugen" (ot
ägyptischen
Eine andere Beeinflus-
^ccQTVQsg)'*).
£|
sung durch das enchorische Recht zeigen die griechischen Dotalurkunden aus El-Faijum vom zweiten Jahrhundert p. Chr. Die dede incest.
iiupt. 5, 5, 8.
1)
C.
2)
Die geuaucrcu Nacliwcisungcu
unten Cap. Vll 3
-wcrilen
gegeben
werden. 3)
Wilcken
Sitz.-Ber. d. Beil.
Akad. 1883
S. 903.
4) S. 58. 5) S.
unten Cap. VII
6) Vgl. für 111
p.
294;
die
Lumbroso,
nien (im Bürstenabzug 7)
A lin. Wessely, Die
s.
oben
S.
53 Anni.
Gneist, Formelle Verträge
Wiener Studien 1890 9)
llech. p. 164;
11;
s.
Franz
C.
I.
G.
ilg^pliscbcu Agorano-
cit.)
Die Citate biezu
8) Vgl.
2.
rtolemäerzcit Pap. Lcyd.
S-
66
S.
8.
418
lg.
und neuerdings
Simon
fg.
Pap. K. R. 1570, angeführt in der lebrreichcn Darstellung der gräco-
ägyptiscbeu Urkundeuforui, wclcbe die obcitirte Abhandlung von K. cuthält, der ich die obige Mittheilung entnehiuo.
Wessely
—
—
59
motisclien Eliccontracte entliieltcn die VerpHicliluiig des Ehcinaiins,
binnen
die Mitgift
zustellen;
Form
Tagen nach Auflösung der Ehe zurück-
dreis-sig
erhält die Frau eine Eheschenkung,
feruer
einer (fictiven) Mitgift
annimmt.
seren griechischen Contracten wieder.^)
welche die
Beides findet sich in un-
—
Die koptischen Kecht^i-
urkunden weisen noch eine weitere höchst eigenthümliche Spur der alteinheimischen Rechtsüberzeugung auf; sie enthalten dieselben eigenthümliclien Multen zu Gunsten der Obrigkeit, wie die
demotischen
Urkunden der Ptolemäerzeit.
Diese
Multen
lialjen
und wir vermögen noch
also die ganze Kaiserzeit überdauert,
jetzt
Spuren ihres Kampfes mit dem römischen „alteri stipulari nemo 2)otcst" zu erkennen; allerdings mögen die römischen Juristen gerade die
in
diesem Fall geneigt gewesen sein, ein Auge zuzudrücken.-)
Auch
—
die Persoualexecution scheint in keiner einzigen Provinz so
hartnäckig festgehalten worden zu sein, wie gerade in Aegyptcn;
obwohl die
sie hier
Griechen
nach der Gesetzgebung des Bokchoris
wieder
in
Uebung gekommen
war,^)
erst durch
doch
Avird
Aegypten ihretwegen unter den anderen Ländern ganz besonders getadelt,"^) und auch dies mag auf die Unzugänglichkeit der Landessitte ein Licht werfen.
Selbst
der gute alte Brauch, die ein-
balsamirten Leichname der Vorfahren im Nothfall zu verpfänden,
von dem schon Herodot zu berichten weiss, ^) scheint niemals
er-
loschen zu sein.
Im Gesammtresultat
lässt
sagen,
sich
dass
das
ägyptische
Volksrecht der Zersetzung durch den Hellenismus durch die ganze Zeit seiner Herrschaft
und
bis
zum Eindringen
des Islam Wider-
stand zu leisten suchte und vielfach wirklich geleistet hat.
wird nicht bloss an Quellen gelegen reicher 1)
sein,
hervortreten Das Nähere
in
dem grösseren Keichthum
Es
der uns erhaltenen
Avenn hier die Elemente des Landrechts zahlals
in
anderen Provinzen, etwa in Syrien;
der Abhaudluug über die Donatio proptcr nuiitias,
unteu Cap. IX. 2)
Die ausführliclic Erörterung unten Cap. XV.
3)
Dies wird in der Abhandlung über die Personalexceution der römi-
schen Kaiserzeit (Cap. XII 2) näher auseinandergesetzt werden. 4) C. de privatis carceribus inhibendis i), 5, 1: „luhemus nanini penitus licere
per Alexandrinam splendtdissimam civitatem vel Acgyptiacam dioeccsin
aut quibuslibet impcrii nostri provinciis
diam
.
.
."
a" 486.
Das Weitere
5) II cap. 136; cf.
s.
.
.
.
privati carceris cxcrccrc custo-
unten Cap. XII
2.
Lucian de luctu cap. 21; Just. Nov. 6ü
c.
1
§
1.
Resiutat.
— aucli
iVw
60
—
römischen Kaiser, welche über beide Länder gleich wohl
unterrichtet sein konnten, haben ihre
Aufmerksamkeit vorwiegend
nur den Provinzialismen in Aegypten zuzuwenden befunden. Gewiss zwar würde, wenn uns die Gunst des Zufalls auch für dieses
Land
ein
ähnlich
Rechtsbuch aus dem fünften nachchristlichen Jahrhundert
dem
syrischen bescheren sollte, auch dieses nächst den rö-
mischen vorwiegend hellenistische Züge aufweisen; wohl aber sich
annehmen, dass
zahlreicher und
um
die einheimischen Localtöue hier
einige
Nuancen
syrisch-römischen Uechtsbuch.
tiefer
schattirt
lässt
noch etwas
wären
als
im
Zweites Capitel. Hellenistisches Recht.
Wenn
im Vorigen das Einströmen hellenistischer Cultur und
ihr zersetzender Eintiuss auf die Sitten der nichthellenischen Völ-
kerschaften an der östlielien Mittelmeerküste geschildert und dahei wiederholt darauf hingewiesen wurde, wie sich das griechische
Recht der Colonisten
in
den Städten des Orients ausbreitete und
Wurzeln schlug, erübrigt nunmehr, den Begriff
dieses
hellenisti-
Denn der Prozess der Reception
schen Rechts festzustellen.
des
römischen Rechts kann nicht lebendig begriffen werden ohne die
dem römischen Gesetz vorausgegangen und nun von ihm zu überwinden war. Zwar ist die geKenntniss des Rechtszustands, der
nauere Darstellung der einzelnen Rechtsinstitute, au denen wir
den
Kampf
des alten mit
dem neuen Recht
können
schildern zu
glauben, den specielleren Ausführungen des dritten Tlieils dieser
Arbeit zu überlassen; wohl aber ception
um
soll hier,
den Prozess der Re-
Ganzes anschaulicher erscheinen zu lassen,
als
wenn auch nur
des hellenistischen Rechts als Ganzes,
Bild
ein in
flüch-
tigen Umrissen, entworfen werden.
Denn
das griechische Recht
bildet
dies ist für die Recentionslehre eine
Hätte es sich
Bedeutung. eine
Summe
Thatsache von weitreichender
in der östlichen Reichshälfte bloss
geschlossener Rechtskreise von kleinem
verschiedenartigem
vom
ein grosses Ganzes, und
Inhalt
gehandelt,
diese
um
Umfang und
Localstatuteu
wären
römischen Recht hinweggeschwemmt worden ohne merkliche
Spuren zu hinterlassen, gleichwie das syrische und jüdische Landrecht beinahe spurlos verschwunden sind. Wenn wir dagegen finden,
dass
Rechts
in
breiten
erhalten
sind,
Rechtsgebieteu ganze Massen griechischen
wie
das
Erbrecht
des
syrischen
spiegels, die Lehre von der Executivurkiiiirle und
vom
Rechts-
Dotalroolit
'^'».* .
,
'''^
^V'"''*
— zeigen werden,
oder
wenn
nachclassischen
Zeit
unter
—
62
römische Recht in der
das
vielfach
dem
Einfluss
Rechtsan-
griechischer
schauung geradezu entartet und gebeugt wird, so können wir diesen Vorgang nur dann vollkommen verstehen, wenn wir uns
gemacht haben, dass die ganze östliche Reichshälfte ein einvon übereinstimmenden Anschauungen beherrschtes Rechtsgebiet darstellt, und dass es sich bei dieser Reception nicht um
klar
ziges,
die Beseitigung einiger leges moresque pereyrinorum,
Kampf
sondern
um
den
zweier Welten handelt, welche sich mit gleicher Cultur-
macht gegenüberstehen. Man wird diesen Ausdruck nicht missverstehen. Es soll und kann damit nicht gesagt werden, dass das griechische Recht jemals die formale Concentration des
dass
römischen erlangt hätte, welche jede
Rechtsgewohuheit im Princip ausschliesst;
locale
Hellenismus
der
seine
Bestandtheile
Wohl
rechtlichen Einheit verbunden hat.
nie
es
zu
bekannt,
ist
einer
staats-
aber soll damit gesagt
sein, dass die zahlreichen einzelnen Statutarrechte der griechischen
Städte im Wesentlichen auf den gleichen juristischen Anschauungen
ruhten und die gleichen Institutionen mit nur geringen Nuancen
Es
entwickelten.
hier die Parallele
ist
zu der deutschen Rechts-
entwicklung im Mittelalter gegeben; wenn dort aus dem bunten
(Gemenge der Stadtrechte das eine deutsche Privatrecht gerade im
zum Bewusstsein
Zeitalter der Reception ist
der Nation gelaugt
ist,
hier das griechische Privatrecht mindestens unbewusst als ein
gefährlicher Rivale des
reinen römischen Rechts
in
Anwendung
geblieben.
Die Grundlage dieser gleichförmigen Rechtsentwickluug die
für alle
Stämme
griechischen
Namens
einschliesslich der
kedonier bezeugte Stammesverwandtschai't, und es
ist
ist
Ma-
bemerkens-
werth, dass das Bewusstsein der hierauf gegründeten Rechtsgleichheit in zahlreichen
Von den vo^iLfia
ist
der
Sitte
Aeusserungen der Griechen selbst
hervortritt.
noivol vo^ol, xolvcc dcxaia trjg 'EXkadog^^) den 'EXh'ivai' oft
genug
und häufig wird
Hellenen der barbarischen
1)
Dio Chrysost.
2)
Vgl.
3)
So vcrgleiclit
FIolliMien; in
Rede;")
die
(eil.
Schümann,
Moiolli)
gleiclie
gegenübergestellt.^)
Kraft
p. 459.
Hell. Alterthunisk-unilc
Iferoil.
der edltMcn
XXXVII
die
I
94 die
Form der Ebe
Rriiiu-lu!
II
ilcr
2
Lydicr mit ilonon
erblickt Kuripid.
Androm.
21.3
fff.
c(6[ir] gewesen war, das Stadtrecht^)
wurde
erhielt,
ob seiner Gerichte von den Nachbarn beneidet.*)
es
In einem Senatsbeschluss
67G a. u. wird drei Schiffscapitänen aus den Unterthancnstädten Klazomenä, Karystos und Milet bei v. J,
gleichzeitiger Exemption von den Leiturgien ihrer Heimat das Recht vorbehalten,^) daselbst nach heimischer Satzung Recht zu
misi in
Cyprum
tit
paucos dies
ihi
ius sibi dictum negarent;
nam
adesset,
Eomani
ne eives
evocari ex insula Cyprios
qui ibi negotiantur,
non
Hier treten
licet.
offenbar die römischen Bürger als Kläger auf
Legaten sie
Doch
als Richter.
ist
und verlangen einen römischen nicht zu bezweifeln, dass es den Römern, wenn
dem
wollten, auch freistand, vor
Stadtgericht zu klagen; ein Fall der
Art wäre es, wenn in der Angelegenheit der Inschrift von Thyateira, Bull, de corr. hellen. X p. 400, wie Wilamowitz (nach Viereck, Sermo graecus
wenn
annimmt, und verweigerung den Statthalter angegangen hätten. p.
9),
recht
ich
verstehe,
Jurisdiction der Stadt als Kläger unterworfen
1) Cic.
dem
an
in der vorigen
Anm.
die
Publicanen
erst
nach erfolgter Justiz-
0.: Sieuli
a.
.
.
domi
.
sich
der
certent suis
legibus. 2) Reip. ger. praec. c. 19 v.al
xÜqixl
savtäv fiäXlov
(Dübner)
diomi^GEi nqoaüyovxsq
neu rj
.
.
.
ot nccvxl Säynati kccI cvvsSqCcp
.
rjy S[iovLv.rjv
y,Qc'acv,
ßovXovraL dfaTtörccg slvai rovg r}yov(i^vovg.
xäv cpsvysiv xrjv
^üXiata Tileovi^iu nal
cpiloviiv.Ca
iXäxxovag iKßicc^ovxai
tcqcoxcov
nöXiv,
rj
r}
sv
yctq tcsqI
olg
avaynä^ovaiv
AltCa dl tovtov
ßXänxovGi xovg
av diacpSQovxai
jrpog
ovx d^ioUvxsg sv xoig noXixaig sxsiv iXuxxov, snüyovxcci xovg kqsi'ttovag' SK zovxov Ss %ai ßovXi] xai 3fi(iog nal d inaaxi^Qicc huI ccQxf} nüaa dXXr'iXovg,
xriv
B^ovaCccv oLTiöXXvat. 3)
Nämlich das Recht abhängiger Städte; die eigentliche Stadtfreiheit
hat Prusa, wie Dio 4) Srj
XLIV
Dio Chrysost.
T«? SiKccg vfisig 5) Sc.
p. 509,
Mor.)
aTrodg'jjEff'S'f,
512 (Morelli)
XL
p,
495:
STil
zeigt, nicht erlangt.
v.vi^si
xovg äXXovg ndvxccg, oxl
Kai uccq' v(ilv dvccyKr] kqiveg&cxi.
de Asclepiade Bruns, Fontes^
nuxQiGiv xaTK ccQxovxoav
(ed.
p.
158
lin.
19 sq.: täv X8 iv xaig
xovg Cdiovg v6(iovg ßovXwvxai kqlvsg&ul
'ixaXiHcöv
kqlxwv .... ov dv TtQoaiQwvxcci
xi^Qiov 718qI xovxiov x(äv TCQuyudtcüv yi'vijxai.
t]
,
tnl xäv jjfisttQiov OTCCog
eksi x6
kqi-
—
94
—
Das locale Gericht von Sardes wird bei Philostratus erwähnt/) und auf die städtischen Gerichte ist es zweifellos zu beziehen, wenn Dio von Prusa den Alexandrinern vorwirft, sie üben überall nur Gesang und Lustigkeit; wer vor ihren Gerichten vorüberkommt, weiss nicht, ob das ein Wirthshaus ist oder ein Gerichtsgebäude.^) Der Jurist Scävola erwähnt ein Municipalgesetz, nehmen.
welches eine Strafe gegen den verhängt, der ausserhalb des Gerichtsgebäudes Recht
Auch Cicero
sprechen würde.^)
den Kyprioten, wie es scheint, voraus, dass
sie ihre
von
setzt
internen Strei-
Es mag erinnert wer-
tigkeiten unter einander erledigen können.*)
den, dass auch den Judenquartiereu, wie sie in grösseren Städten überall
bestanden,'')
die
Augehörigen
über ihre
Gerichtsbarkeit
eingeräumt worden zu sein
wo
So muss denn überall,
scheint.^)
städtische Verfassung bestand, die Function niederer localer Gerichte,
welche bei ausgebreiteteren
Stadtgebieten
sogar Exposi-
turen gehabt haben mögen,^) noch neben und unter der Conventsjurisdiction
haben,
eingegriffen
wobei
freilich
ihre
Abgrenzung
gegenüber der römischen Rechtsprechung nicht sichergestellt
ist.^)
6 (Westermaun): 'EnsSrnisi (ö TloUficov) taig
Zäg-
1) Vit.
Soph.
22,
I
ösGiv uyoQSvav diKi^v sv xoig tyiaxov ccvÖQÜaiv, vcp
Mor.)
2) Or, (ed.
cpiarai,
kul
navra
XXXII
p. 382:
iiSQaivsxcci 8i
nävtsg
mdfjg' coot'
(ov i8tv.uiovto
i]
Avöicc.
&Sovai nal Q^toqsg
Sri s'i
rig
-acd
nuQLOi SiHaczrjQiov
,
oo-
ovk
av yvärj QaÖLiog tcotbqov t'vöov Tiivovoiv ij SfAÜ^ovrcci. Vgl. Rudorff, Rhein. Mus. f. Pbilol. II 82. Municipii lege ita cautuin erat: 3) D. de decret. ab ord. fac. 50, 9, 6. bäv tig ü^ca xov gvvsöqlov Si'ndarjrat, xov xs gvvsSqiov slQyiG&ai xal ngoeuTioxivvvxw ÖQCcxiiag 4) In der
er die
;^t^i'as.
oben
Absendung
(S.
92
Aum.
1)
augeführten Stelle ad Att. V, 21, 6 findet
eines Legaten nach
deltreibenden für dringend.
Cypern nur wegen der römischen HanVI 1, 15: illucl in quo sibi liber-
Vgl. ad Att.
tatcm censent Graeci datam, ut Graeci inter se disccptent suis legibus. 5) S.
oben
S. 34.
6)
Mommsen
7)
Die Verhältnisse des Occideut^ dürften hier einen Einblick gestatten.
In umfangreichen in
die
in Sybel's Ztsch. Bd. 64 S.
422
fg.
Gemeinden, wie Cirta, entsenden die Municipalmagistrate
entlegeneren Ortschaften
stellvertretende
unterrichtet;
Mommsen,
Hermes 1 p. 62, 66. Auch die pagi und ihre Präfetten, wie sie in Gallien (Hirschteld, Gallische Studien S. 304 und C. l. L. XII p. 219) und Helvetien (Mommsen, Hermes XVI S. 457) vorkommen, dürften unter Andern! mit der niederen Rechtspflege in Zusammenliang stehen. Cirta,
8)
Mau
vgl. übrigens
auch unten Cap. VI, wo auch über die occiden-
talischen Verhältnisse gesprochen
werden wird.
—
Neben den Gerichten spielte in den hellenistischen Städten Notariat eine beträchtliche Rolle. Die griechischen
2.
auch
-
95
'^No'tlriar^
das
wie
hatten,
Städte
schon
eingehender
späterhin
dies
auszuführen
ist,
geraumer Zeit ein wohlgeordnetes Archivwesen aus-
seit
In jeder Stadt bestand ein Archiv, aQxsiov oder XQSco-
gebildet.
(pvXd%iov genannt, in welchem die Besit/Airkunden und sonstigen
Es
Verträge der Bürger aufbewahrt wurden.-^)
damit
scheint, dass
verbunden war, die Verträge direct vor den Archiv-
die Möglichkeit
beamten abzuschliessen, so dass der öffentlichen Verwahrung eine So bestimmt ein Gesetz von öffentliche Beglaubigung entsprach. Amorgos, welches das schiedsgerichtliche Verfahren regelt, die Parteien sollen die Befolgung des Spruchs dadurch zusichern, dass
Dio Chrysosto-
noiävtai JiQog zog %Qecoq)v?.axag.^)
sie vTtoygacp)]^
mus
bezeichnet es als eine ganz allgemeine
der
Stadt Verträge
ob
abzuschliessen;
oder ein Schiff oder einen Sclaven,
ob
vor den Behörden
Sitte,
man man
Landgut kauft
ein
Darlehen
ein
gibt
oder ein Geschenk, oder einen Leibeigenen freilässt, immer hält
man
Sache für sicherer, wenn
man
sich der Beurkundung Der Ankauf der Grabstätten durch die Gemeinde bedient hat.^)^) und die Feststellung der Grabschrift mit deren Bestimmung und die
den
Sanctionen,
ihren
1)
Sepulcralmulten,
Eine Anzahl zählen Dareste,
und G. Hirachfeld („Ueber strafen anordnen")
Barilleau,
Bull, de
die griechischen
Königsberger Studien 1887
,
Bull, de
h.
c.
VI
606 und
p.
3) Or. (ed
au bureau de
TSQCi Tccvra '^%siv,
oaa
Kai ovK tvi Xv&^vai
xov %(OQiov ucpii
xig
bIvccl [iccxog
r)
XXXI
Mor.)
ccv
rcöi'
nloLOV
r]
ovt'
iXsvd'SQOV,
ߣßai6x8Qov xäv ö
4)
la
p. 326:
dem
VI
corr. hell.
p.
Stadt-
241
— 245
Grabscbriften, welche GeldS.
123 A.
1
Vgl. ferner
auf.
Radet, ebenda XII
2) Bull, de corr. hell. XII p. 232 sqq. lin. 35.
souscrire des billeis
vor
erfolgt
p.
232
ßadet übersetzt
fg.
dies durch
conservaUon des creances. aKOUBits ds, ort Ticcvtsg rjyovvtai kvqicö-
Sr^ioaicf GVfißdXXcoai
Sia rcäv
rfjg
nöXscog ygaiifiuxcov
•
ovtw äuoKrifisvcov ovdev ovy. si' rig (ovrjaaito tcccqcc avÖQaTtodov ovz' slra öavsicsisv, out' ccv oiyiErrjv ccv
öä
aAioj»';
zivcc
dcoQsdv
.
xC di]iioxE
oxi ttjv Ttöhv (lÜQxvQa
Tovxov xov xgönov olHOvofiTJaccg
xi
avfißsßrjiisv
,
xovx
inon^aaro xov nQÜy-
xäv savxov.
Hierauf beruht die Entwicklung des sog. gerichtlichen Testaments,
welches das erstemal in C. de testam. 6, 23 18 für die Praxis der Stadt Constantinopel anerkannt
vetustatis, quem
si
videri faciet voluntatem.
schichte
Arch.
f.
P 108. civ. Pr.
„Mos namque retinendus hac urbe voluerit immutare,
wurde.
quis in
Dat. Constantinopoli a" 397,
est
fidcUssimae
irritam mortuorum
Irrig. Sa vigny,
Eine Andeutung des richtigen Zusammenhangs bei 26
S.
75—6.
Ge-
Francke,
—
fremden Ruhestätte beisetzen zu lassen,
einer
dem
vor
ausnalims weise erlangte Erlaubuiss, sich in
die
selbst
archiv;^)
-
96
städtischen Bureau zusichern.^)
—
man
lässt
sieh
Uebrigens mögen die
Um-
Behörden, die in notarieller Function intervenirten, je nach
ständen oder an verschiedenen Orten auch noch andere gewesen
So vollziehen sich in Böotien die Hierodulenfreilassungen
sein.
meist im Synedrion;"^) Verträge der Fabriksherrn mit den Arbei-
Agoranomen oder Astynomen
tern scheinen mitunter vor den
schlossen worden zu sein.*) riat überhaupt,
rechtliclios
Verfahren,
das Nota-
ist
wie bereits früher besprochen wurde, in die Hände
Agoranomen Soweit nun
des ^,='°.'^:
Für Aegypten endlich
ge-
gelegt.^)
der Wirkungskreis dieser Behörden über die Ge" meindeangesesseneu reichte, hat ihre Thätigkeit sich anscheinend in den
Bahnen
einheimischen Rechts bewegt.
des alten
Thätigkeit der Stadtgerichte zwar den;
aber
wenn auch
stimmungen des bezweifeln
ist,
ist
die
gewisse Beeinflussung durch die Be-
eine
Provinzialedicts, wie wir sehen werden,
so
Für
uns wenig überliefert wor-
ist
doch
als
die
eigentliche
kaum
zu
Grundlage ihrer
Rechtsprechung das Landrecht und das landrechtliche Verfahren der peregrinischen 1)
Heimat
anzusehen.'')
Darauf weist insbesondere
So enthält die Grabschrift mit Sepulcralmult
Schluss den Vermerk: 'Eyivszo iv Ttccta KatiXXico
Es^Tq^a
(irjvog
rfj
C.
I.
G,
3509
II
Avöiatov rQiaHaidsnciTyj
am
dv&v-
Xainnqoxäxrj QvarsiQrjvwv nvXsi
vno MrjvöcpiXov
'lov-
Xiavov drjfiÖGiov. Dieser drjuÖGLog {oUirrig) ist ein servus puhlicus und, wie Böckh richtig bemerkt, „tabularius civitatis". 2) Hirschfeld a. a. 0. S. 124 unten. 3) Vgl. z. B. die Inschriften bei Larfeld, Syll. I. Boeot. No. 53 c — 57. Die Judengemeinden der hellenischen Städte haben das Privilegium, die Sclaven in der Synagoge freilassen zu dürfen {manumissio ad proseucham). Böckh, ad C.
I.
4)
aus
dem
G. 2114 bb
Hader li, 15*6"
1886) S. 82.
(II p.
1004);
Curtius, Anecdot. Delphica
p. 25.
Die hellenischen Astynomen und Agoranomen (Sep.-Abdr.
Suppl.-Bd. der Jahrb.
f.
class. Philol., Leipzig, B. G.
Eine weitere notarielle Thätigkeit der Agoranomen
für das classische Griechenland nicht nachweisbar;
Teubner,
ist
jedoch
nur das scheint bemerkt
werden zu können, dass die Direction der Archive mitunter mit der Agoranomie verbunden war. In C. I. G. 3429 erscheint ein gewisser Nsihüvwq, der ayoQUvöftog und j;9£Qjqpt;^o;^ war. 5) S. oben S. 52 und über den Fortbestand der ägyptischen Agoranomie in römischer Zeit noch Kartei, Die griechischen Pajiyri E. R. S. 63 fg. 6) Die schriftliche Klage {di-nri) ist bekanntlich bestehen geblieben. Einmal erwähnt Philostratos (vit. soph. [Westermann] I 25, 21) für Smyrna eine cigonthümliche Kingform, rimoi, wolclie auf Onind eines Darlehens an-
—
—
97
Amtiruug der städtischen Notariate liiu, worüber uns einzelne Denkmäler erhalten sind, welche den landläufigen Charakter der die
griechischen *-'
Contracte
in
Gegensatz
seinem
römischen
den
zu
'-'
_
Rechtsformen deutlich an den Tag legen. Besonders lehrreich ein gräco-ägyijtischer Kaufvertrag, welcher
eine
der
Form
römischer
rein
in
Anmerkung
in der
vollzogenen
Ele-
p. C. in
153/4
J.
i.
dem wir
phantine abgeschlossen wurde ^) und
ist
siebeubürgischen
Kaufurkunden entgegenstellen.^) gestellt
werden
soll
und welche
Lesern folgendermassen beschreibt:
er seinen
snayy sXXov zä ovv. dnoöiöcvxi. Es kann hierunter jedenfalls nicht, wie die Uebersetzer annehmen, die Androhung eines Contumacial Verfahrens (?) verstanden werden; eher könnte der Jurist an ein executivisches Mandatum de solvendo denken, was bei dem später nachzuweisenden Gebrauch der Executivurkunden einen ganz guten Sinn gäbe. Dem sei wie immer, man sieht hieraus den Fortbestand locaier Auf Nicolaus Damascenus, de moribus gentium (Excerpta Prozessformen. Ol öi
xvnoi yQCi[iua stalv ayoQÜg, sg^firjv
—
ed. Orelli) p. 153,
welcher das eigenthümliche Conoursverfahren der Böotier
schildert, will ich
mich
des Äugustus) im
lieber nicht berufen,
Präsens
spricht,
wenngleich derselbe (Zeit
da,
mich keineswegs darauf verlasse, Eher würde Zustände schildert.
ich
dass der Bericht nicht längst veraltete
—
wagen, wenn Lukian, dlg y.azriyoQovusvog c. 4 p. 797 eine zu seiner Zeit in Athen vorkommende prozessualische rL[irjCig seinen Lesern vorführt, dies für eine allgemeiner bekannte Erscheinung zu halten; obwohl Athen Freistadt ist, hat Lukian doch für einen weiteren Leserkreis geschrieben, und
ich es
dass die Erzählung nicht ernst zu
—
Elemente.
nehmen
ist,
verändert nicht ihre einzelnen
Die eigenthümliche Form der Popularanklage nach der
Stif-
tungsurknnde von Gytheion (Zeit der Divi fratres), wo wegen Verletzung des Stiftsbriefs der Kläger seinen Libell bei den Archonten überreicht und das Verfahren vor
dem Demos
(von Sparta?) stattfindet
(Foucart-Lebas,
Inscr.
—
du Pelop. 243 a lin. 26 30), möchte ich in diese Frage nicht hineinziehen, da dieses Verfahren auf privater Bestimmung beruht und der Demos nur als Schiedsgericht zu fnngiren scheint, ganz abgesehen davon, dass vielleicht der Demos der freien Stadt Sparta gemeint ist. 1) Derselbe ist mitgetheilt in Not. et Extr. XVin n. 17; sodann auf Grund neuer Lesungen von Wessely und Wilcken mit Berichtigungen wieder abgedruckt in Bruns, Fontes^ p. 262. Die obige Wiedergabe beschränkt sich auf einen Auszug der juristisch wesentlichen Bestimmungen. 2) Siebenbürgischer Kaufvertrag über ein Haus a** 159 p. Chr. (Bruns, Fontes^
261):
p.
dimidiam,
Andueia Batonis emit manci{pioqtie
.... Eam domus partem dimidiam,
accepit)
q. d. a.
cum
dovius partem su{is
saepimentis , fimbus, aditihus , dau&tris, fienestris, ita uti clao fixsa
maximaque
est, h{a.here)
r{ecte) l{iceat);
quis {e)x {ea) evicerit, q{uo) m{inus) r(es) p{ertincbit), h{aberc) pipssidere)
Mittels,
Keiclisrocht
u.
Volksroclit.
et
si
qiiis
s)aepibjts, et
optima
eam domum partemvc quam
Andueia Batonis u{suque) c{apere)
c{ive),
•r{eetc)
a(d)
l{iceat),
7
q{ucm) c{ä) qu{od) ita
rert-grini-
Notanatspraxis.
— (L
&)rißat8og
rrjg
des Kaisers Titus
Aelius Hadrians ... in der The-
{x')ov
vo^ov,
'EXscpKVTLvr^v
(pck^ov
Im Jahre 16
avTOJiQ)dtOQog Kai6aQog
ig
TCtov AlXCov 'Aöqlkvov (inl
—
98
TtiQi
'Pov-
STcl
bais,
dem
Bezirk Elephantine, vor
Agoranomeu
Rufillus Niger ^).
NCyQOv ayoQavo^ov.
'AnidoTO (IlsQLönaQLov) TavaTimtig
....
Es verkauft
(irjtQog
vticcqxov
(t)(
Perispariu, von der
Mutter Tanapos
.
.
die
.
ihm
ge-
avtco ^SQog rj^töov x£AA(c5f ) ovo
hörige Hälfte zweier Kaischen
....
wofür der vereinbarte Kaufschil-
£95'
7]
ösßaörcov
)
(
3
6vv7t£-
aQy(vQLOv) ling von 28 kaiserlichen Silber-
vo[iC6^atog
ojcTco)
(sl'icoöL
TTjv
tt^Tjv
(pcovYi^Bvriv
....
ÖQccxficov
^Vj
^S
^"^
ccTCE^xsv TtaQcc tijg 7CQia^evr}g dia
drachmen bezahlt wurde, welchen ^^
auch von der Käuferin erhal-
ten hat, baar per Cassa.
%£iQÖg £| oixov.
Es kauft Thinzempos, Tochdes Sarapammon, von der mit ihrem ^stä KVQiOv ovTta .... Mutter Thinzempos (t)ov iavT'^g xarä natsQa Fla- Vormund, dem Bruder von Vaters %vov^tg UaQaTta^fiävog xav aito Seite, Pachnumis, Sohn des Sarar% avT^ig (^Els(pavTivr}g) tiqo- pammon, vom Bezirk Elephantine. TtcoXfjtijg %al ßsßaLcotrig täv xatä Vorverkäufer und Garant der VerT^v avrjv tavTriv jtdvTcov nagt- pflichtungen aus dem Verkauf ist &ivöEv{7tcjg
'ETtQiaro
7Cccii^)covog
^YjtQog
UaQa-
&ivö£V7iärog ter
.
.
'
{prarai 6 d7t)od6^svog ,
|aro 7
ov ide- der Verkäufer
&Lv6sv7ta)g UaQanafi^covog
Thinzempos, Tochter des Saraals solchen angenom-
Ich,Perispariu^), von der Mutter .... vollziehe den vorTanapos TiQoxi^svrjv
Tavan^-
UeQiöTCccQiov (iritQog ...
welchen
pammon, men hat.
TCQiafisvrj
xtg
selbst,
Tid'Lfiai,
rrjv
dvijv rov vTtaQx^'^'^'^S
i^oi fisQog
liegenden (Ver)kauf der mir ge-
asXXäv ovo .... xal hörigen Hälfte zweier Kaischen dnaxco t^v rst^riv tag rov uq- und habe den Kaufpreis erhalten, Tj^vöovg
.
licitum n{o)n erit, t{antani) p{ecuniam) r{ectc) d{ari) f{ide) r{ogavit)
Batonis,
pretium se dixit).
fide
promisit Veturius Valens.
XCCC
Vetur{ius V)a]es a(b A)n{du)ei{a Ba)tonis accepiss{e
Convenitq{ue) int{e)r eos, (uti) Veturius Va(lens pro ca)
sieht, ein
Agoranom römischer Abstammung
2) Dies ist Origiualunterschrift der Partei.
et)
ab{cre
domo tributa
Aussen die Siegel von sechs Zeugen und das des Verkäufers.
Wio man
Andueia
Proque ea do{;mu partem dimi)diam
usque ad recensum dep(e)n{dat).
1)
.
— yvQiov
ÖQax^ccg
(£i')xo6L
99
—
oxto 28 Silberdracbmeu baar per Cassa,
ötä xstQog «l oi'xov xal ßeßaicoGo und garaiitire, wie vorstebend. xad^cog TCQoxttai.
&Lv6^£^nag ...
fisTK
Z!aQa(7ta^^)cövog
leb,
Tbinzmempos, Tocbter des
xvq[c)ov xov o^wTtciTQiov Sarapammoii,
.
.
.
mit
dem Vor-
^(o)v adsXcpov na%vovßig Uaga- mund, meinem Bruder von Vaters
Tta^^ävog
icovrjfiai
xa&cog
tiqo-
Seite,
Pacbnubis, Sobn des Sara-
pammon, babe
Ktrai.
gekauft, wie vor-
stebend.
Folgt der Vermerk über die bezablte Urkundsgebübr.
Der Unterscbied beider Urkunden anlage wie in den Einzelbeiten geben nische Contract
ist
ein
ist auffällig;
sie
in der
auseinander.
reiner Privataet vor
Grund-
Der
latei-
Zeugen obue Unter-
—
scbrift, lediglich
auf der Aussenseite gesiegelt,
u. z.
von den Zeugen
—
dessen Rolle übri-
bloss von
dem Verkäufer,
abgesehen
gens eine durchaus passive
ist: der Käufer ist es, der emit, manDer griechische Act wird eröffnet durch das formelle Präscript des Agoranomen, welcher alle Zeugen er-
cipio accepit,
setzt;^)
ficJe
rogavit.
sodann vollzieht sich der Vertrag auf der Basis geschäft-
licher Wechselseitigkeit, sjtQLato
Der römische Kauf hat wesentlich
unterfertigen.
tionsform,^) griechische
indem beide Parteien mit ccitidoxo und austauschen und schliesslich beide
Erklärungen
ihre
der ist
sich
Evictionsstipulation
freilich
zeitig
—
,
der
formlos und ohne Stipulation gefasst, dafür
tritt
—
TiQOTiolrjrijg
xal
eine ständige Figur des griechischen Kaufs, welche
nur ein Strohmann
die
Mancipa-
anschliesst;
die
neben den Verkäufer ein Verkaufsgarant ^) ßsßaicoT'^g
die
indem der Verkäufer selbst gleichRolle des ßsßaiat'^g übernimmt eine interessante ist,
—
Illustration zu "
dem
räthselbaften C. Blossius (nianceps) idem praes
der lex Futeolana.
1)
Wenn
allerdings, wie wir
oben sagten, gerade in gräco-ägyptischen
Contracten die Zeugen hänfig sind, so hat dieses eine ganz andere histo-
Wurzel (oben S. B8); übrigens werden durch das Actum des Agoranomen ersetzt. rische
2)
in
Rede 3)
kommen XIV
2.
Obwohl
die Parteien Peregrinen
sind
sie,
wie unser Beispiel zeigt,
und ein praedium provinciale
steht.
üeber die merkwürdige Erscheinung der ßsßcciatrQsg und ihr Vorin
römischer Zeit wird unten ausführlicher zu handeln sein; Cap.
—
In ähnlicher Weise wirken die städtischen Behörden auch bei
^er^'g';'.
lusclio J'rcilassuiig.
—
100
Bekanntlich
Freilassungen mit.
eine der verbreitetsten
ist
grie-
chischen Freilassungsformen die des Hierodulismus, wonach der Sclave irgend einer Gottheit er
dann
vollzieht sich ein wirklicher
unter deren Schutz
verkauft wird,
Wo
in Freiheit lebt.
Form
diese
Verkauf
der Priester; vielfach ist aber diese
sich rein erhalten hat/)
einem Tempel zu Händen
in
Form
zu einer reinen Phrase
herabgesunken, so dass der Mauumittent vor den städtischen Be-
hörden die Devotion zu Protocoll zweifelhaft
erklärt.^)
vorgekommen,
so lauge
als es
Solche Acte sind unheidnische Gottheiten
und ihre Tempel gab;^) wie die Stadtmagistrate dabei mitwirkten, zeigt eine Inschrift von Tithorea, wonach noch zur Zeit des Kaisers Nerva der Archont der Stadt das Protocoll über eine derartige Ebenso wird eine in Freilassung in sein Archiv hinterlegt.*)
—
allerjüngster Zeit veröffentlichte thessalische Freilassungsinschrift
Mayv^tav vo^ovg aufgenommen. Auch Freilassungsact bei den Magistraten nach dem alten
bezeichnet als aata tovg hier
war der
Landrecht vollzogen worden.'') Das
f/z^./^ia
i)iixi(ti.
-y^jj.
müggten der Darstellung der einzelnen Institutionen vor-
was Alles von
greifen, wollten wir aufzählen,
Rechtsacten
lichen
alten stammesrecht-
den ersten Jahrhunderten
in
der
Kaiserzeit
vor den städtischen Behörden Griechenlands vollzogen worden
Hier
sei
ist.
nur noch auf Eines hingewiesen, dem wir später nicht
mehr begegnen
würden,
nämlich
auf
die
Grabschriften.
Die
griechischen Grabschriften, welche Sepulcralmulten anordnen, und
Hierüber handeln wir unten Cap. XI
1)
2) Z. B. C.
I.
G.
I
a— h. Larfeld,
1608
dazu Curtius, Anecd. delph. In christlicher Zeit
.3)
siam;
s.
4) p. 20. 5) d.
unten Cap. XI
2,
c-ö7;
p. 20.
verwandeln
sie sich in
die
Mamimissio ad Eccle-
2.
Ulrichs Rhein. Mus. N. F. II 1843 p. 544 sq.; Cnrtius, Anecd. delph. Die Formel lautet: ro ^f avzLyQacpov naga xov ag^ovra Mvaoiav. Der leider sehr verstümmelte Act ist von Wilhelm in den Mitth. Athen XV (1890) p. 305 6 veröffentlicht und lautet mit den
—
arch. Inst.
sicheren Ergänzungen': {'Eni
TQimvog
2.
Sylloge Insc. Boeot. No. 53
oder SzQarriYOvvros
zov
dsiva
firjvbg)
^rjfirj-
kutu rove May)vT'itiov vöfiovg xrl Das Datum wird vom Herausgeber in die Kaiserzeit verlegt. Es mag übrigens bemerkt werden, dass diesem Act keine Hierodulenfreilassung, sondern nach der thessalischen Sitte eine Erklärung vor dem Magistrat zn Grunde liegen wird. Vgl. Bull, de corr. hell. XI p. .364 fg. (
)aios aicsXsvQ's{Qcod'r]
.
.
.
.
—
.
.
wie
Redactiou,
clereu
wir
-
101
saheü,
vielfach
in
den
Bureaus des
Stadtarchivs besorgt wurde, weichen in weseuthchen Punkten von
römischer Gepflogenheit insbesondere
Juristisches Interesse erweckt hier
ab.^)
Griechen vorkommende strafrechtliche
der bei den
Begriff der Tymborychie; die Verletzung des Gräberrechts
wie zahlreiche,
liegt,
vorderasiatische
dem
Inschriften
rv^ßoiQvyJag
sy'/J.y][ia
vollkommen fremd lage
des
insbesondere
alten
lykische,
lehren,
unter-
auch andere
criminellen
einer
Anklage,
römischen Inschriften
den
welches
,
aber
Dieses Verbrechen ruht auf der Grund-
ist.
Landesrechts, und
es
höchst charakteristisch
ist
für die römische Weise, dass dieses nicht bloss nicht abgeschafft,
sondern sogar durch kaiserliche Verordnungen ausdrücklich sauc-
worden war.
tiouirt
Dies lehrt die Inschrift von Tralles in Ly-
dieu. Bull, de corr. hellen.
V
p.
344, welche dem Grabfrevler an-
droht, vTcevQ'vvoq sGtco totg dcaray^aöc xal totg natgCoig vofioig,^)
eine sehr lehrreiche
Wendung, welche uns den Bestand
des alten
Landrechts und seine Bestätigung durch kaiserliche Verordnungen (ßiaTccy^ara) deutlich, Avie es selten
So wird
den
in
allseits
Augen
geschieht, vor
Stadtämtern
griechischen
führt.
das
ein-
heimische Recht auch in der Kaiserzeit gehandhabt. In einzelnen
Punkten, wo diese Thätigkeit der städtischen Behörden das gemeine Wohl zu gefährden schien, sind die Römer eingeschritten; die Eröffnung von Asylen hat schon Tiberius^) einer strengen Aufsicht uuterworfeu, politischen Clubs
und wenn
griechischen Behörden
die
und Unterstützuugsvereine
—
eQavot^)
—
die
ruhig
geduldet haben würden, baben die römischen Stattbalter und die kaiserlichen Verordnungen"')
diese
Seite
des provinzialeu Rechts-
lebens weniger günstig behandelt.
Was
dagegen rein privatrecht-
Dies hat G.
1)
Hirschfeld
a. a.
131—136
Ü. S. 122,
in erschöpfender
Weise ausgeführt.
Hirschfeld
2) G.
3) S. 4)
(94)
oben
S.
89 A.
0. S. 121.
1.
Ueber den Begriff der fgavoi, welche auch Trajan ad
erwähnt, vgl.
deutsche,
Thalheim,
und Barilleau,
Literatur verzeichnet 5)
a. a.
Rechts-Alt.
S.
97 A.
Bull, de corr. hell.
VI
3,
Fliu. ep.
X
93
woselbst die bezügliche
p. 507,
wo
die französische
ist.
Allerdings erst diese; die republikanische Zeit hat bloss die Vereins-
verhältnisso
Itom. p. 78;
in
der Hauptstadt geregelt;
Cohn, Zum röm.
Mommsen, De
Vereinsrecht S. 83
fg.
colleg.
et
sodal.
— wie
liehen Charakter hat,
102
B. der Schutz
z.
Beurkundung von Rechtsgeschäften lich sanctionirt als
sehen
u. s. w.,
der
das
Grabstätteu, die ist
eher ausdrück-
abgeändert worden.
Privatrecht im römischen Forum. i u is ch 6 s Recht shandhabung hatten die Römer der Anerkennung ° gestattet, ihr eigenes Recht zu Gemeinden pcregriuischen (Jen Grunde zu legen, wo immer es sich um den Verkehr der GeDieselbe Achtung der meindeinsassen unter einander handelte. fremden Nationalität tritt aber auch dort, und dort noch in viel
Peregrinibches Kocht im rümi- j^j^^
Forum.
—
ß
P er 6 gr "
iencr
"^
.
hellerem Lichte hervor,
wo
die
.
Sphäre der Gemeindegerichtsbarkeit
endet und der Provinziale in den höheren Machtkreis der^ römischen Staatsgerichte gezogen wird.
Zwar wird dem
städtischen Satzungsrecht in
zu Theil; vielmehr
mögensrechts,
ist
es hier der
welcher auf dem
rechtlichen Verkehrs
der Zeit
dem Ortsgericht herrscht, dem römischen Forum nicht
der ungestörte Friede, der vor
die
Strom des internationalen Verganzen
statutarischen
hinwegschwemmt.
Dennoch
ist
Gebiet des
vermögens-
Rechte bedeckt und mit das bunte Bild des na-
tionalen Treibens auch hier nicht ausgelöscht; vielmehr darf in
den wichtigsten Fragen des Daseins der Mann aus der Provinz auch vor dem römischen Richter seine heimische Weise zur Schau Das ist das Geltungsgebiet der sogenannten Personaltragen.
Hauptsache bei dem heutigen Stand der Wissenschaft nichts Neues mehr gesagt werden kann, so mag doch das Bild derselben hier, und vielleicht vollständiger als ge-
rechte;
wenn hierüber
in der
wöhnlich geschehen kann, gezeichnet werden.
Das Recht der Heimatsgemeinde, auch Personalrecht genannt, kommt im römischen Forum in folgenden Anwendungen zur Geltung: Personenstand.
persönliche Freiheit oder Unfreiheit besteht lediglich d[q ^ nach dem Personalrecht. Die juristisch schärfste Consequenz dieses |
'-'
Satzes ist wohl die, dass jede andere Rechtsordnung als die der Heimatsgemeinde der quaesUo libetiatis gegenüber sich vollkommen neutral verhält und diese nur insoweit aufgeworfen werden kann, als ein Fremdengericht besteht, und nur in den Formen dieser Judicatur.
Daraus
folgt,
dass der Nichtbürger, welcher seine Frei-
im römischen Gericht ex iure Quiritium vindicirt, sachfällig werden muss, wie in einem vorgekommenen Fall thatsächlich gel-
heit
— gemacht wurde.*) Daher
tentl
Formen iusta
—
103 ist
auch die Freilassung nur in den
des Ueimatsrechts möglich; so heisst
censu
civili) Servitute fuerunt,
(d. h.
Peregrinen
den
bedeutungslos/)
dafern
Umgekehrt
gleiche Formlosigkeit gelten lassen.
ei
qui in
lihe^'anturf) so ist die
formlose Freilassung der lex Iimia (Norhana) bei
dass nur
es,
streng sie
genommen
nicht
daheim
erscheint die Frei-
lassung der Peregrinen auch nach römischem Urtheil in den For-
men
wo
Beispiele, giltig
haben zahlreiche Hierodulenfreilassung auch von den Römern als
Heimatrechts
ihres
die
anerkannt wird/^) und
wir
vollzogen;
giltig
gehörte schon die ganze Unver-
es
schämtheit des Q. Cäcilius dazu, einen Hierodulen als Sclaven,'') oder die handeln.
ihn
des Opj^iauicus,
—
Sehr interessant
als
ist,
einen
Freigeborenen ^) zu be-
dass, wie sich neuestens gezeigt
zwischen den von römischen Ansiedlern nach
hat, der Gegensatz
römischem Recht und den von Griechen peregrinisch freigelasseneu Leuten in den griechischen Städten sogar in den
— —
ksvd'SQOt anderseits
Auch
officiell
auf Inschriften fortgeführt
darum
wird.'')
—
sind die römischen Gesetze über
Beschränkungen der Freilassung für 1)
dieser
Voraussetzungen der Freilassung folgen dem Personal-
die
recht des Manumittenten; die
Namen
ovLvdiKtdQiot (vindidarii) einerseits, ane-
Bevölkerungsclassen
die Provinzen
ursprüng-
Caecina 33, 96: „Qui enim potest iure Quiritium Über esse is, .... Cum Arretinae mulieris libertatem
Cic. p.
qui in numero Quiritium non est?
defenderem
et
Cotta decemviris religionem iniecisset
vehementius
non posse nostrum sacra-
quod Ärretinis adempta civitas esset, et contendissem civitatem adimi non potuisse, decemviri
mentum iustum
ego
iudicari
.
.
.
sacramentum nostrum iustum iudicaverunt/' In diesem Streit wurde als feststehend angenommen, dass ein Nichtbürger seine Freiheit vor den Decemvirn nicht verfolgen kaun, und nur darum handelte es sich, ob den Arretinern das Bürgerrecht habe entzogen werden dürfen. 2) Cic. p.
Caecina 34, 99.
3) Fr. Dosith. § 12
facere,
quia lex lunia
:
.
Peregrinus manumissor servum non potest Latinum non pertinet ad pcregrinos. Wenn später dieser
.
.
Satz praktisch theilweise verlassen wurde, beruht dies auf der Entwicklung
des subsidiären Reichsrechts 4) Cic.
inVerr.
unten Cap. IV).
(s.
22, 55; 39, 89; 41, 92. 93; 44, 104; in Q.
III 20, 50;
cilium divin. 17, 55; p. Cluentio 15, 43; D. 40, 12, 35. I.
L.
X
2 p. 746.
5) Cic. in Q. Caecil. divin. 17, 55. 6) Cic. p. 7) S.
Cluentio 15, 43.
Mommsen,
Ztsch.
f.
ßechtsgesch.
XXIV
p. 304.
Mommsen
Cae-
im
C,
—
104
—
Den
nicht mit erhissen.^)
lieh
— und
Inlialt
die
Grenzen seines
Herrenrechts bemisst der Eigenthümer eines Sclaven lediglich nach
dem, was bei ihm zu Hause in
der
gilt,
auch mit dem Sclaven
sollte er
Fremde verweilen;^) doch haben gerade
hier kaiserliche
Verordnungen auch gegenüber den Personalrechten durchgeschlaAuch die Rechtswirkungeu der giltigen Freilassung gen,
—
dem
richten sich nach zuständigkeit,^)
so
Freigelassenen
dem
Persoualrecht des Herrn; wie die Heimats-
auch der Personalstatus des
folgt bekanntlich
Das Patronatsrecht und
des Patrons.
sein In-
nach Heimatsrecht; wer diesen Rechtskreis verauch jenes, und darum muss bei Civitätsverleihungen
halt besteht nur lässt, verlässt
das peregriue Patronat des Beliehenen ausdrücklich aufrecht er-
wenn es nicht verloren gehen soll.^) — Auch die Frage, ob Jemand frei geboren ist, ob insonderheit der Satz jparist nach seinem tus sequitur matreni auf ihn Anwendung findet Landesrecht zu beurtheilen; wenn er z. B. nach dem Recht von halten werden,
,
Gortyn, wie sich vielleicht vertreten
vom Und
lässt,^)
nicht galt,
war
er
römischen Richter auf den Gortyneuser nicht anzuwenden.^) ebenso entscheidet das Landesrecht die Frage, wie Jemand
die Freiheit
verliert;
wenn
Philostratus berichtet, dass die Phry-
1) Gai. I 47.
2) Plaut.
Daem.
Rud.
Mihi non
Lahr.: :
Non
III 4,
liceat
18—20: meas ancillas Veneris de ara abducerc?
licet: ita est lex
a^md
Mihi cum
nos. Lahr.:
vostris legibus
commercium; eqitidcm iam istas amhas educam foras. Dass der Recbtsliandel auf der Bühne in Kyrene spielt, thut dem Gedanken der Stelle so wenig Eintrag, wie der Umstand, dass es keine sehr ehrenDieser werthe Persönlichkeit ist, die sich auf ihr Personalrecht beruft. Gedanke hätte auch noch zur classischen Zeit seine Richtigkeit; daher ist es falsch, wenn Seil, Die Recuperatio S. 321 denselben für seine Theorie der Nihil
est
—
Recuperatio verwerthet. 3)
Kuhn,
Verfassung
4) Plin. ep.
riquc Chrgsippi 5)
.
X .
I
S. 3, 4,
25
fg.
11 (6): liogo ut des civitatcm Ghri/sippo Mithridatis uxo.
ita ut vis in libertos servetar ius
Zitelmanu, Recht
Ausgeführte zu vergleichen
v.
Gortyn
S.
65
ff.,
patronorum.
wozu das unten Cap. XI
1,
2
ist.
Nach einem Rechtssatz mehr verrathen will, konnte es vorkommen, dass ex libera et servo alieno, quem scichat servum esse, strci nuscanttvr (I 86). Gajus fügt hinzu: Ä2)ud quos talis lex non est, qui 6)
{lex),
Dies ergibt sich deutlich aus Gai.
dessen
Namen
1
85
sq.
die Handschrift leider nicht
nascitur iure gentium matris conditioncm sequitur
et
oh id lihcr
est.
—
-
105
gewerbsmässig ihre Kinder iu die Sclaverei verkaufen
gier
,
und
Auge zu ]ial)en waren das Thatsachcu, deren Anerkennung vielleicht
der Jurist Gajus ein Gleiches bei den Galatern im scheint/) so
der Gesetzgebung, schwerlich aber der Landesverwaltung zur Last zu
war,
legen
weil
dem Stammesrecht
eben
diese
nicht
ent-
«jegeuzutreten hatte.
Unter den Familienverhältnissen
2.
bekannt, dass
sie
ursprünglich
—
und
ist
zunächst für die Ehe
dies gilt für die Griechen
mit ihrem Recht der Epigamie nicht weniger mit
dem Conubium
—
nur nach dem ins
auch später das matrimonium
iuris
civile
gentium
als
für
Römer
die
zulässig war.
Kam
auf, so erzeugte dieses
doch nur die naturalen Wirkungen der Blutsverwandtschaft mit den darauf gegründeten Ehehindernissen und Alimentationspflichten,
Wirkungen aber
civile
haben
zweifelt zu
so
wenig,
dass
man
sogar
darüber ge-
ob die Kinder aus solcher Ehe eine Ex-
scheint,
cusation von Vormundschaft und Richteramt rechtfertigen können.''')
Auch
die
Ehe
folgt
daher dem Recht der Heimat; bei verschie-
dener Zuständigkeit der Gatten, also beim matrimonium iuris genscheint
tium,
nach der Auffassung der späteren Zeit das Recht
Mannes den Ausschlag gegeben zu haben,^) wie denn unzweidie Frau auch die Heimatszuständigkeit des Mannes erWie die Ehe ist auch das Recht aus dem Verlöbniss langt.*)
des
felhaft
—
nach dem Persoualstand zu
beurtheilen;
das
altlatinische
klag-
bare Verlöbnissrecht wurde daher erst mit der Einbürgerung La-
tiums iu den
Augen
der Juristen aufgehoben,^) und
niss in Hispanien weiss
Ueber Beides
1)
s.
noch Seneca Besonderes zu
oben
vom
Verlöb-
berichten.*')
—
S. 24.
2) Vat. Fr. 194.
Man darf dies ans Gai. I 92 schliessen: peregrina si volgo concepcrit, Bomana {fiat) et tunc -pariat, civem Bomanum parit; si vero ex pcrcgrino secundum leges moresque peregrinorum conceperit, ita 3)
deinde civis
videtur ex senaiusconsulto quod autore divo
manum
parerc, si et
patri eius civitas
Uadriano factum est, civem Bodonet{ur). Der Sobu
Bomana
des Peregrinen und der römischen Bürgerin folgt also dem Recht des Vaters; Dasselbe folgt daraus, dass hierin spricht sich ein allgemeines Princip aus. die Kinder solcher Ehen, wie die Privilegien
(oben
S.
4)
89
Anm.
Kuhn,
Verfassung
5) Gellius IV, 4, 3:
von Delphi, Eordäa
Vgl.
Städten
I
S. 16.
hoc ius sponsalioriun ohservatum dicit Sei'vius ad id
tcmpus, quo civitas univcrso Latio lege Iidia data 6)
u. a.
der Origo des Vaters folgen.
1) zeigen,
Spangeuberg,
Arch.
f.
civ.
est.
Prax. XII S. 263—274.
^^*'*
— Khfiliche» '^
(iütcrrt'ch
Cüiisequeiit ist
106
auch das eheliche Güterrecht uach dem Recht der
Abstammung" zu
Form
beurtheileii; dies bestätigt iu ofücieller
das
Edict des Tib. Julius Alexander, welches den römischen Steuer-
beamten in Aegypten untersagt, die Dos für die Steuerscliulden des Mannes in Anspruch zu nehmen, und dabei hervorhebt, dass die Dos Eigenthum der Frau ist, was in der That dem gräcoägyptischen Recht, welches dem Mann an der Mitgift bloss die Nutzniessung zuschreibt, genau entspricht,^) Noch zu Ulpian's Zeit weist
—
dicunt
das Ehegüterrecht der Gallier
grosse Besonderheiten
—
quae Graeci nagdtpegra
Vorbehaltsvermögen der Frau
auf: das
wird dort peculium genannt^) und
Peculium gewesen, da
Manus
iu der
ihres
die gallische
Mannes
Frau
stand.^)
—
,
ist
auch
ein-
wahres
wie einst die römische,
Den
tiefsten Einblick in
den provinziellen Charakter des ausseritalischen Ehegüterrechts*)
gewähren endlich in
dem
aus El-Faijüm, welche
die Mitgiftsbestellungen
Capitel über das Dotalrecht mitgetheilt und
besprochen
werden. Vaterliche üowalt.
dem Personalrecht
3 Nacli des Vaters
beurtheilt sich auch
Es genügt
über seine Kinder.
spruch des Gajus'') hinzuweisen: fere enim nulli
Gewalt
die
auf den Aus-
hiefür alii
sunt hotnines,
qui talem in fdios suos liahent potestatem qudlem nos hahemns practerit,
nee nie
liheros esse.
Galatanitn gentem credere
in potestate
.
.
.
parentum
In der That setzt Dio von Frusa in seiner Rede über
die Sclaverei^) das sclavenartige Verhältuiss der
römischen Haus-
kinder iu Gegensatz zu der anderwärts anerkannten Freiheit der-
Desshalb muss bei Ertheiluug der Civität auch die patria
selben.
potestas mitverliehen werden, widrigens das Familieubaud zwischen
Ed. Tib.
1)
nQOiKccs
anoSidoaO'ai. 2) D.
gesch. in
lulii
bei
XV
et
218
sq. Z.
25
sq.:
kvöqcüv ....
tag
fitv
rccig
yccQ
yvvai^i
cdictis;
Dotem
Caesar de hello
Bremer
iu der ZtscL.
f.
Recbts-
So heisst es auch Vat. Fr. § 112 Municipalricbter: Feto {rem uxoriam Seine nomine) et
gall.
Peculium. 4, 19: I
Viri in
uxons
sicut in liherus vitae nc-
55.
Der Bericht des Strabo III 18 p. 1G5 über das Ehegüterrecht der sei hier nur im Vorübergehen erwähnt.
Cautabrer
5) I 65. 6)
p.
slXrjcpoxcov
Näheres unten Cap. VIII.
cisque hahcnt potestatem; vgl. Gaj. 4)
xäv
de iure dot. 23, 3, 9 § 3; dazu S. 134 fg. und unten Cap. IX 1.
einem Prozess vor dem
ex legibus 3)
Bruns, Fontes ^
ccXlotQiag ovatxg xal ov
,
ür. (ed.
MorcUi)
XV
p. 240.
-
-
107
—
Es ist darum, weil dem Vater und Kindern zerrissen ist.^) vollkommen entsprechend, ganz zulässig, wenn die Landesrecht Phrygier mit ihren Kindern Handel treiben/) und wenn der grie-
um
chische Vater seinen Sohn,
Volksversammlung Verstössen
ihn zu enterben, feierlich in der
Zeit eine so bekannte Erscheinung, dass
der Rhetorik
Professoren
Umgekehrt
konnten.^) Heimat."^)
—
römischer
in
und
die Novellisten
Thema mit
dieses
folgt
noch
durfte, so ist das
die
Vorliebe behandeln
auch die Adoption dem Rechte der
Wieviel der Vater seiner Tochter
geben
als Mitgift
muss oder darf, darüber enthalten die griechischen Stadtrechte noch in römischer Zeit eingehende Bestimmungen,^) und so sind es schliesslich von allen Kindern und Eltern nur die Findelkinder und
deren gegenseitiges Verhältuiss
Pflegeeltern,
die
schen Recht unterstellt werden
kann,*^) weil
dem römi-
das Findelkind weder
eine Familie noch einen Personalstand besitzt.
Handlungsfähigkeit
4.
und Vormundschaft
die Vorschriften
Rechte; daher gelten
Verwaltung nur intra
dies
nicht stark differirt haben, so sind doch einige
Wie
Princips zu erkennen. nius von
während
schaft,
1) Plin.
Vgl.
Ep.
sein
X
11
II
dieses
der Nachlass-
bei
unter Vormund-
Bruder dreiundzwanzig Jahre
(6);
Hertzberg, Gesch. 2) Oben S. 24.
seines Vaters
zwanzigsten Jahre noch
seinem
in
Anschauungen
Anwendungen
Philostratus berichtet'), stand Apollo-
Tyana nach dem Tode
vertheilung
ihre^'^^^^'^^^^^^^j-^
unseren Quellen
in
oft hervortritt, weil die bezüglichen
desswegen nicht
persönliche^^^'|''J^"?j^"
über die Tutel und
Wenn
civitatem.
sind
alt
war und
Pausanias VIII 43, 6; Plin. Panegyricus
c.
37.
51.
Als Declamations3) Bekannt ist „der verstossene Sohn" des Lucian. übung in den Redeschulen erwähnt die Sache Quintil. inst. or. III 6, 77. 96; IV 2, 95 VII 2, 17 n. a. 4) Cic. ad fam. XIII 19: Quem G. Maenius Gemdlus cliens vieus, cuvi in ;
calamitate exüii sui Patrcnsis civis (actus esset, Patrensium legibus adoptavit. 5)
So die Stadtrechte auf Kreta,
X
Strabo
20 p. 482; Massilia
ib.
IV
5 p. 181. 6) Plin. ep.
65 (71): Magna, Domine,
quaestio est de conditione
et
et
ad totam provinciam pertinens In qua
alimentis eorum, quos vocant &QETtzovs.
ego, auditis constitutionibus Principmn .... existimavi .... 7) Philostr. vita Apollou. I c. 13 (Westermann p. Tfö
aSBX(pw) TQLtOV Tf
Eo9ui,
6 ö' (XV
ii'yiooi,
KCcl
flXOCTOV
r]v
ytyövEi Hat oi
fTOg v6i.ioi
KClt
rjXlHl'a
consulcndum 7):
Ol'cC
avrov vthlxov
Kttl zip fl17
zoCg
te
^isv (sc.
Sni TQOTtSVsnLTQÖnoig,
— „desshalb"
bereits
—
108
grossjülirig
als
der
galt;
sich
hieraus
erge-
bende Grossjährigkeitstermin kanü nur im Stadtrecht von Tyaua begründet gewesen sache
eine
gleichfalls
sein.
Es
sehr interessant, mit dieser That-
ist
Stelle des Dio Chrysostomus zu vergleichen, welche von der Vormundschaft spricht und die bekannte Be-
stimmung des attischen Rechts citirt, wonach Frauen nicht über mehr als einen Medimnos Getreide ohne ihren Mundwalt contrahiren dürfen.^) In beiden Fällen wird noch tief im .zweiten nachchristlichen Jahrhundert
das griechische Vormundschaftsrecht als
des täglichen Lebens vorgeführt, und es stimmt
eine Thatsache
damit wohl überein,
dass
einem gräco - ägyptischen Papyrus,
in
welcher kurz nach der Constitutio Antonina
abgefasst
ist,
eine
Mutter von drei Kindern, welcher ihr frischverliehenes Bürgerrecht die
Annehmlichkeit des römischen ins liberorum verschafft, nun-
mehr
hervorhebt,
sorgfältig
contrahire, da sie „nach
hat:
üvqi'ov
xcoqIs
%Qrj^ccti^ov6r}
Ganz entsprechend
ed-vr].'^)
dass
sie
dem Rechte ist es
ohne Geschlechtsvormund
der
Römer" das
tinvcov
daher,
ius liberorum
dixaCa xata 'Pa^aiav
wenn Gajus von
der römi-
schen Tutel die peregrinische „Quasitutel" scharf unterscheidet."') Natürlich muss sich dann auch die Frage nach der Person des Tutor^) und nach seinen Verpflichtungen nach
dem Personalrecht
entscheiden. Erbrecht.
Gleichen Regeln folgt das Erbrecht.
5)
Dass- der
Erbgang
nach römischer Auffassung nur nach dem Recht der Heimat des Verstorbenen zulässig ist, braucht nicht ausgeführt zu werden;^) wir
kommen
später darauf zurück, welche praktische Bedeutung individuellen Verleihung des Bürgerrechts an
bei der
dieser Satz
LXXIV
1) Or. (ed Morelli)
oüH
ic
e
Na-
coionifu.
alle industrietreibenden
von den Phönikiern, Griechen,
Juden, selbst von den Galatern haben wir Denkmäler derartiger
Ansiedlungen überkommen;
geschwungen hatte,
seit
Rom
unter
spielten
sich
Niederlassungen eine bedeutende Rolle.
sagen konnte, das Land
man
sei
zum
Industriestaat auf-
auch
diesen
römischen
die
Wenn man
von Gallien
„omnis referta negotiatoruni^', so hätte
dasselbe auch von den östlichen Provinzen behaupten können;
die achtzigtausend Italiker,
die
in Kleinasien
auf Befehl des Mi-
können von der Ausdehnung dieser Niederlassungen eine Vorstellunor geben. Dabei führte die wucherische Richtung, welche die Speculationen der römischen Capitathridates
1)
ermordet
Vgl.
im Allgemeinen Movers, Phönicier
Egger, Memoires I
S.
22
fg.;
wurden,'"^)
d'histoire anc. et
Liebenam, Zur
wesens (1890)
S.
90
fg.;
C.
2) S. die Stellen bei
I.
de philologie
II 3 S. 10, p.
121;
11-2 fg.,
Kuhn,
123;
Verfassung
Geschichte und Organisation des röm. VereinsL. III suppl. 1 (1889)
Kuhn,
Beitr. S. 29.
ad n« 7240
p. 1306.
Handels-
—
der Reiniblik annahmen, vielfacli auch
in der letzten Zeit
listen
—
144
zur Landspeculation, durch welche viele
begütert und ansässig wurden.
Wir
Römer
finden
in
den Provinzen
Hypotheken römischer und
Bürger^) nebst directem Ankauf grosser Bodencomplexe,^)
war vielfach noch dadurch
dieser letztere
erleichtert,
dass in ge-
wissen Gemarkungen der einheimischen Bevölkerung das Commercium geradezu entzogen war/^) wodurch die Römer gewisserraassen
Monopol auf dieselben
ein
In der Kaiserzeit hat dieser
erhielten.
gab allmählich keine bedeutende Stadt, in welcher nicht eine grössere Anzahl römischer GeDies bezeugen uns die zahlwerbetreibender ihren Sitz hatte. reichen Inschriften, auf welchen neben den einheimischen Bürgern Prozess natürlich fortgedauert;
consistentes
die
cives
es
JRomani an öffentlichen Acten, Dedicationen,
und Freundschaftsbezeugungen sich betheiligen;^) .Consistentes heissen nämlich nach der technischen Redeweise diejenigen, welche in einer Stadtgemeinde ihren Wohnsitz nehmen, Ehren-
und diese Consistentes bilden
in der sie nicht ihre Origo haben;'')
1)
Vgl.
z.
B.
App. de
bell.
Mithr.
c.
G3;
Cic. p. Flacco 21,
.51
(welcher
übrigens den Ausdruck fiducia nicht missbräuchlich für hypotheca anwendet, wie Voigt ius nat, II 418 meint, da vielmehr auch dem griechischen Recht die
lüvfi
2) 5, I 1.
c.
71);
16; I
inl Ivaei bekannt ist); Cic. ad fam. XIII 5G, 2 u. besa.ss Atticus
So
"Wieland, Ciceros
5);
C.
8) Vgl. 4) ill p.
Briefe
I S.
Cyme
Kuhn,
(Cic. p.
ßeitr. S.
Flacco 20, 46)
CLL.
cinswesen
p.
III
90—95.
suppl. 1
(Cic. p.
Flacco 29,
u. v. a.
74-80.
Verzeichnisse geben Papers of the Amer. School
339;
1
303); ebenso ein gewisser Tadius (Cic.
Apuleius Decianus bei Apollonis in Lydien
Meculonius bei
a.
grosse Grundstücke bei Ijuthroton (Cic. ad Att.
I p. 31,
(1889) ad n" 7240 p. 1306;
Folgende Uebersicht
mag
z.ur
cf. II
p. 37,
Liebenara, Ver-
Veranschaulichung die-
nen: V7ir finden Consistentes (TrapoiKoüvrfg) in öicilien Cic. iu Verr. II 6, 15; Delos C. I. G. 2285^—8, dazu Homolle Bull, de corr. hell. VIII 75 fg.; Berrhoea Rev.
d.
III
5a 1858 p. 791; Mytücne C. I. L. III 7160; Tralles C. L G. Flacco 29, 71; Salamis auf Cypern Lebas A. M. 2754, C. I. L. Mantinea Bull, del Inst, archeol. 1864 p. XXXV; Avgos C. T. L.
soc. sav.
2927, Cic. 6051;
p.
Lebas A. M. 1743 n.; Assos P]ph. epigr. V p. 155, Lebas A. M. 1034a; Kibyra BulL de corr. hell II p. 598; Kyzikos C. I. L. III 7061; Antiochia Cäsar bell. civ. III 102; Gortyn Eph. epigr. VII 425; Megara Athenaion im heutigen Usuftiha Papers ec. II II 481; Lagina Bull de c. h. XI p. 150; 7265; Ilion
36; Prymnessos und Trajanupolis Mommsen, Rom. Gesch. V S. 332; dann Kdessa in Makedonien, Elis u. a., vgl. C. I. L. cit. 5) Die Lehre von den Consistentes, welche für die Erkenntuiss des Romanisirungsprozesses sehr fruchtbar zu werden verspricht, hat Mommsen
n.
—
Fremde den Grundstock
der
in
-
145
Clubs römischer Bürger,')
eines
der sich durch den Hinzutritt von Provinzialeu, welche das Bür-
gerrecht erlaugt hatten, verstärkte.
Verliehenes Bürgerrecht. Neben den
2.
lassungen
Es kommen
erhöht.^)
hiebei
hauptsächlich
in
Conscription.
rische
Seit
die
Bürgerrecht durch die militäConscriptionsordnung
augusteische
Truppenaushebung zum beträchtlichen Theil
die
Erscheinungs-
Zunächst erlangt ein
den Legionen,
der Provinzbevölkerung das
Theil
der Provinz
in
zwei
besonders wichtig in Betracht.
als
Der Militärdienst
a)
an gewisse Pro-
welche die Zahl der römischen Bürger
vinziale,
formen
italischen Nieder-
die Verleihung des Bürgerrechts
ist es
in die
Provinzen
verlegt hatte, erlangt ein Theil der Provinzialbevölkerung die Civität durch
den Assent zu den Legionen^) und selbst jenen, welche
bloss in den Auxilien dienten, wurde dieselbe bei der missio lionesta
ganz regelmässig
ertheilt.
Auch
die Lagerkinder, d. h. die in der
Lagerstadt von den stehenden Truppen mit peregrinischen Wei-
bern im Coucubinat erzeugten Sprösslinge*)
Da
Civität.
die
erlangen meist
die
Zahl der Legionen im Orient, wenn auch zu ver-
schiedenen Zeiten verschieden, so doch immer eine erhebliche ge-
wesen
muss
ist,^)
diese Quelle
im Laufe zweier Jahrhunderte gar
römischen Lagerstädte Hermes VII 299
(die
selben, westdeutsches Correspondenzblatt (1889) p. 1306;
— 326) begründet;
VIH
S.
Jung, Die roman. Landschaften
S.
19fg.
;
C.
vgl. später denL. III
I.
suppl.
1
361; idem, Rechtsstellung
der alpinen Civitates, Wien. Stud. XII p. 118. 1) vgl.
Solche Clubs bildeten auch die Handeltreibenden anderer Nationen;
ausser den
S. 570.
Nur
S.
143
Anm.
1
angef. noch
Friedländer,
Sittengesch.
IIP
dass diesen Clubs die später darzustellende besondere Bedeu-
tung der römischen Handelsgilde natürlich fehlte. 2) Zumpt, De propagatione civitatis Rom. in Studia
Romana
p.
325
sq.
wenig Hierhergehöriges; reiches, insbes. inschriftliches Material für die nachstehenden Fragen findet sich bei Kubitschek, De Roman, tribuum
bietet nur
origine ac propagatione 1882, bes. p. 115 fg. 3)
Oben S. 112 fg.. Ephem. Epigr.
4) Cf. 5)
in in
in
14—16. 4,
5)
zwei Legionen
Aegypten und vier in den syrischen Landschaften. Im zweiten Jhd. war Aegj'pten eine Legion stationirt, zwei in Kappadokien, drei in Syi'ien, zwei Judaea, eine in Arabia, was eine Zahl von etwa 60000 Mann ergibt, wobei
die Auxiliarcorps II
V
Zur Zeit des Tiberius befinden sich (Tac. Annal.
447, 451
Mitteis,
Anm.
allerdings mitgerechnet sind.
Marquardt,
2.
Keich8reclit u. Volksrccht,
10
Staatsverw
^^'l*'^'/'"'
-
140
dazu beigetragen haben, den
sehr
Gunsten des ins
zu verringern.
civile
Kreis
Persouahechte zu
der
Die eminente praktische Be-
deutung, welche die Romanisirung dieser Bevölkerungsklasse hatte, drückt sich vielleicht
durch welche
aus,
Anwendung
die
nicht
Privilegien
dieser
stärksten in den zahlreichen Privilegien
ausgeschlossen
Soldaten
die
am
wurde;
des
strengen Civilrechts auf
gewiss
auch
ist
sowohl dem Soldatenstand
ein
als
Theil
solchem,
sondern der peregrinischen Nationalität dieser Soldaten zugedacht
Auch das
gewesen.
für
ist
diese Verhältnisse
charakteristisch,
sehr viele Rescripte finden, welche an die Soldaten
dass wir so
eine Thatsache, die zum Theil auch damit zusammenhängt, dass diese den Imperator als ihren natürlichen Patron ansahen und auf sein Urtheil provocirten.^)
gerichtet
coionien-
(]gjjj
]\jj^
gruuauug.
sind;
Bürgerrecht der Soldaten '-'
Theil behufs Versorgung
nicht so
erfolgte Anlegung von Obwohl an Zahl im Orient
wie im Occident, sind
beträchtlich
zum grossen "
die
der Veteranen
nahem Zusammenhang.
Coionien in
steht
sie
doch
als
feste
Punkte einer stetigen Anwendung des römischen Rechts einer Er-
wähnung
So war in Syrien, welches
nicht unwerth.
als späterer
grossen und berühmten Rechtsschule von Berytus sowie Heimatland des bekannten Rechtsbuchs unsere Aufmerksamkeit Anspruch nimmt, eine Reihe von Coionien vorhanden. Berytus
Sitz der als
in
selbst, der Sitz der
Augustus lemai's,
als
Hochschule, war, sowie Heliopolis, schon von
Colonie gegründet worden; unter Claudius trat Pto-
unter Vespasian Caesarea (^UTQccTcovog Tivgyog) und Nico-
(Emaus), unter Hadrian an Stelle Jerusalems die Colonie
polis
Aelia
Capitolina
hinzu;
der
severischen
Zeit gehören
Laodieea,
Tyrus, die Heimatstadt Ulpians, und Sebaste (Samara), dann Autiochia,
Emesa und Cäsarea am Libanon
an.
Was
wir an roraa-
im syrischen Rechtsbuch finden, hat demnach schon frühzeitig in einer Reihe von Städten wenigstens für einen Theil der Bürgerschaft gegolten. Geringer war die Zahl der Coionien in Griechenland und Vorderasien; doch ist für Grie-
nistischen Grundsätzen
—
chenland Korinth zu nennen, welches schon eingerichtet
seit
Cäsar
als Colonie
und mit zahlreichen Italikern bevölkert wurde und
in-
mitten Griechenlands eine fremdländische Sprach- und Rechtsinsel 1)
12;
Vgl.
Huschke,
Dirksen, Ueber
Alter
dor Collatio in Ztscb.
f.
gesch. R.-Wiss. XIII
die Adressen der Constitutionen römischer Kaiser, bin-
terlass. Scbriftcn 11 28, 120.
—
147 gebildet zu liaben
am
Golf und Butbroton in Epirus.^)
Troas schon
Städten,
Zeit
hat verlegen
Anzahl
eine
welche
von
Colonien
als
dies nicht blosser Titel
Wenn
In Kleiuasien
Älexandria
ist
Augustus Colonie, jene Stadt, wohin man
seit
Thätigkeit des Gajus derselben
und D3'me
ferner Patrae-Naupaktos
scheint;')
wollen; Pisidien
Bei
Militärcolonien.
erscheinen,
seit
anderen
zweifelhaft,
es
ist
die
besitzt
ob
ist.
die Zahl dieser Städte
im Ganzen eine verschwindende
genannt werden kann, so darf doch anderseits darauf hingewiesen werden, dass ihr colonisatorischer Einfluss als Stätten italischer Cultur gar nicht zu berechnen
Zwei Thatsacheu genügen, uns
ist.
Bekanntlich nehmen Viele an,
hievon eine Vorstellung zu geben. dass Gajus in der Provinz,
sei
nun, wie
es
Mommsen
meint, in
Alexandria Troas, oder, wie Andere, in Beryt gelebt hat; die gleiche
Annahme wurde auch jüngeren Jahren
als
Wenn
ist,
es
richtig
Rechtslehrer in Beryt
hat
in seinen
beide Juristen ihre
dass
wollen,^)
ungeheure Popu-
römischen Colonien begründet haben, ^) so
larität in diesen
man
man sehen
auf Ulpian übertragen, den
daran ermessen^ wie
Rechtskenntniss geschehen
viel in diesen für ist.
mag
die Verbreitung der
Nicht zu übersehen
ist,
dass eine
Colonie im Besitz der ältesten römischen Rechtsschule des Ori-
und wenn wir heute noch einen grossen Theil unserer vom altrömischen Prozess den Studien des M. Valerius Probus, eines römischen Bürgers von Beryt, verdanken, so werden ents
ist,
Kenntniss
wir' nicht bezweifeln, dass die Rechtsspiegel, die in diesen stillen
wurden,
geschrieben
Arbeitsstätten
wo nach Sueton
„das
An-
denken an das Alterthum noch fortdauerte und nicht wie im Getriebe
Rom
von
verschollen
war,"^) für das römische Recht
ähnliche Bedeutung
Orient
eine
Werke
eines Durantis
im
gehabt haben werden, wie die
oder Eike von
Repgow
für ihre
Zeit
be-
sessen haben. 1)
Pausan.
V
1
1,
;
Strabo VIII 23 p. 381 sq. (Die Ausbreitung der
Budinszky
lat. Sprache auch Nikopolis hieher, welches eine griechische Freistadt war.
2)
Irrig
3)
Bremer,
4)
UJpian selbst hat bekanntlich bei Abfassung .seines Liber Rogiilarum
zählt
Kechtslehrer
p. 231)
S. 88.
die Institutionen des Gajus zur Vorlage gehabt,
und
es
ist
wahrscheinlich,
dass er nach diesem Lehrbuch seinen ersten Rechtsunterricht erhalten hatte.
Mommsen 5)
Jahrb.
d.
gem. Rechts
Suet Grammat
III S.
13
Anm.
26.
24.
10*
^'"i'''itu"s
der *^'"i"°ien
— Personale Verleihuuf? der civitut.
])\ /
...
Anderweitige Verleihung. Diese erfolgt von Gesetzes wegen, o Magistrate lateinischer Colonien das Bürger-
sämmtlichc
^ejjjj
—
148
Für den Occident
recht ipso iure erlangten.
welchen allmählich
»
ist
dieser Satz, durch
ganzes Patriciat in den Municipien ent-
ein
standen sein muss, von geradezu ungeheurer Bedeutung; im Ori-
wo
ent dagegen,
doch
—
—
ausgehend
fang,
seine
fällt
hier die
ursprünglich
Wirksamkeit
personale Verleihung des
vom
Senat, später
Claudius^)
seit
in
vom
Prin-
immer steigendem Um-
auch unter Bezahlung einer Taxe
freilich
so
fast
Belohnung wirklichen oder scheinbaren
zur
besonders
Verdiensts
ist
wenn überhaupt,
Colonien,
waren,^)
Wichtiger
gänzlich weg.^)
Bürgerrechts, welche ceps
latinischen
die
vertreten
spärlich
erfolgte.
Eine
Reihe bekannter historischer Persönlichkeiten, wie Flavius Josephus, Flavius Arrianus,'*) Gessius Florus,'') Q. Trebellius Rufus,^)
Herodes Atticus,^) Dio Chrysostomus,^) Dio
Tib. Julius x^lexander,
und zahllose andere hatten auf diese So befanden sich selbst unter
Cassius, Flavius Philostratus
Weise das Bürgerrecht den Juden, welche
erlaugt.
Florus
Gessius
meinen Aufsehen auch solche, langt hatten.^)
besonders
römischer Grosser
Man
zum
allgeer-
sich
die
Civität
sehr
Griechische Inschriften, welche nicht we-
leicht zu verschaffen.^")
1)
Hess,
Wie die Briefe des jüngeren Plinius zeigen, wusste Clientel
die
kreuzigen
den römischen Ritterstand
die
hat überhaupt früher die orientalischen Colonieen ausschliess-
erst Mommsen, Schweizer Nachstudien gegen die Richtigkeit dieser Annahme bezüglich einiger derselben aufgetreten. Für die ältere Ansicht wieder Kariowa, K. Gesch. S. 577 A. 2 und die das. citt. Ausführungen von 0. Hirschfeld. lich für
Bürgercolouien angesehen;
Hermes XVI 472
2) Vgl. 0.
Gründungsfeier
ist
ff.,
Hirschfeld, Zur Gesch. d.
archäol. Inst, in
de morte Claud.
3)
Seneca
4)
Kubitschek
lud.
a. a.
5) loseph. ant. lud. 6)
Or
(ed. Mor.)
11, II
soph. II
XLI
(ov
Bi
1.
1.
1,
yuQ
5
(4),
pirjdslg tiqüzsqov,
fiactiycoccci tiqo ,
ctXXa
denke auch an den Apostel Paulus. Akad. 1889 S. 439.
X
— 16.
c. 3.
p. 500.
Kai to yevog 'lovSaiov
10)
Rechts (Festgabe zur 50j.
16 A. 22; 50 A. 84b.
9) los. bell. lud. II 14, 9: o
avÖQas imtiKOv täyfiazog
d. latin.
I87i)) S. 15
0. p. 123.
XX
Hertzberg, Gesch.
7) Philostr. vit.
8)
Rom
roü ßi]uazog
x6te ^XcoQog iTÖXurjasv, kccI
otccvqw TTQoaTjlwocti,
z6 yovv a^tcöfia 'Pcofiaiov
—
Vgl.
Hirschfeld,
G (22), 104 (105), 106 (107).
r'ji'.
—
Man
Sitz.-Ber. d. Berl.
—
—
140
nigstens einen beträclitliclieu Procentsatz latinisirter
Namen
auf-
weisen, werden heute
von den Epigrapliikern womöglich in die republikanische Zeit zurückdatirt, und in der That enthalten die attischen Ephebenlisten des zweiten Jahrhunderts ungefähr zum fünften Theil den zwei- oder dreistelligen Bürgernamen.
denn
der
Acusserung eines neueren Schriftstellers
So wird
zuzustimmen
wenn er meint, dass schon in der letzten Zeit vor Caracalla unter den besser gestellten Familien der namhaften griechischen
sein,
Städte, sowie unter den grösseren griechischen Grundbesitzern nur
wenige gewesen sein werden, die das römische Bürgerrecht noch nicht besassen,^) Eine Ausnahme gilt auch hier für Aegypten,
—
wo
das Bürgerrecht nicht leicht und nur an solche, die bereits
das alexandriuische ludigenat besassen, verliehen wurde.^)
Ueberblicken wir diese Verhältnisse, so lässt sich erkennen
Der C'onven'us
dass sich unter der Bevölkerung der Provinzen ein starker
Stamm
römischer Bürger aufhielt, der sich aus den ehemaligen Soldaten und ihren Nachkommen, aus den italischen Handeltreibenden {consistentes)
und aus der ungeheuren Anzahl der Ehrenbürger zusam-
mensetzte.
Insbesondere die Consistentes sind gemeint, wenn in Uomani oder ol 'Pco(iatoL^) schlechtweg genannt
der Provinz cives
werden oder wenn vom conventus civium Eotnanorum^)
Es
lässt sich leicht
Corporation, gewissermassen
sirte
die
Rede
ist.
erkennen, dass diese Conventus eine oro"aniein Patriciat
in
der Gemeinde
zu bilden pflegten, welches sich von den übrigen kaufmännischen
Landsmannschaften wie an Zahl so auch an Ansehen und politischer Bedeutung abhob. Sie besitzen einen Curator conventus,^) 1)
Hertzberg,
X
Gescb. III
8.
Vgl. oben S. 43 A. 5. Dass unter ot 'PafiaCoi alle die genannten Arten römischer Bürger, nicht bloss die eingewanderten, Consistentes zu denken sind, ist für die Regel nicht anzunehmen; ausnahmsweise mögen darunter die zur Civität gelangten Piovinzialen mitverstanden sein. 2) Plin. ep.
6,
7 (22, 23).
3)
4) Cic. p. Sestio 4, 9. 5)
Wir
Man
darf dies wohl aus den Verhilltnissen im Occident erschliessen.
finden einen curator civium
122, 123; vgl.
Mommsen,
Eomanorum
Summus curator c{iviiim) 4020, Jung, Wien. Stud. XII
S. 118).
Uebrigens findet sich auch in Goityn
ein solcher Curator; Eph. ep. VII 3 S. 425. schrift
Anzeiger
f.
conventus Hehetici (Inscr. Helvet.
Hermes XVI 477 fg. und VII 316 fg.), sowie einen R{omanorum) i)rovinci{ae) Lug{xuhinensi)>) (Orelli
Ein neues Beispiel bietet die Schweizer Alterthumsk. 1891 Nr. 1 p. 42 f.
In-
civium
Romawjium.
— wo möglich
ernennen sich
-
150
in der
Hauptstadt einen Patron/)
bil-
den anscheinend eine sacrale Genossenschaft mit einem eigenen
und
scheinen
sogar
^)
qualität
mit selbständigem Vermögen
sich
Corporations-
eigentlicher
Sacerdos
zu
erfreut
haben.
Romani
zeigt eine Gortyner Inschrift/) woselbst die cives
Dies
qni Gor-
tynae consistunt, aus der Spende, welche einer aus ihrer Mitte an-
Wahl
lässlich seiner
den Gemeinderath gestiftet hat,
in
Septimius Severus eine Votivtafel rechtlichen
Interessen
der
Gesammtheit wie
der
einzelnen
Mit-
Advocaten
eigenen römischen
Gonventus seine
hat der
glieder
dem Kaiser
Zur Wahrung der
dediciren.
—
Dabei steht der römische Club mit den Interessen und wohl auch mit der Verfassung der Gesammtbürgerschaft im engsten Contact. An den Gemeindebeschlüssen nehmen mitunter die römischen Handeltreibenden ebensogut wie die Ein-
{defensores}.^)
heimischen
Theil;-^)
dass
1) Cic. p. Sest. 4, 9:
auch
sie
Concentus
den Gemeinderath gewählt
in
Capuae, qui me
ille
.
.
v/num patroninn
.
adoptavü. 2)
Diese sacrale Organisation scheinen die antiken Landsmannschaften
allerdings regelmässig aufzuweisen. in
Cai-nuntum ihren
Eph. epigr. IV 525 (Arch.-epigr. Mitth.
bezeichnet wird. 31{ithrae)
i{nvicto)
Aintoninianae)
Auch
So hat die römische (Mithras-)Gemeinde
nach dem auf Dedicationsinschriften das Jahr
^,pater'\
et
Vindil{ius)
Vind{ilius)
Capitus
sig{nifer)
lulianus
die peregrinischen Handelsgilden,
p{osuerunt)
v{oto)
wo
stehen, sind in dieser Weise organisirt.
sie
C.
lleliopolitani Beri/tenses qui Putcolis
I.
139
I
II
XI V
leg{ionis)
patre
41): JXfio)
g{eminae)
Paterno.
an bedeutendeien Plätzen beL.
X
1634:
Cultores lovis
sich denn auch bei dem conventus civium Bomanorum et Numidarum zu Masculula (Africa procons.), Eph. epigr. V n" 597 die zugehörigen flamines perpetui und
sacerdotes, 3)
1.
c.
consistunt.
So finden
599—601.
Eph. epigr. VII 3
S.
425
(=
C.
1.
L. III 4):
Imp. Caesari L. Se{pti-
III III (?) p{alri) p{atriae) c{ives) I\[Omani) q{ui) summa quam inttdit pro decurionalu suo Fl{avius)
mio) Severo Pcrtinac{i Augusto puntißci maximo) ti{lbunicia) p{otestate)
III
co{n)s(uli)
imp{eratori)
G{ortynac) c{onsistunt) ex
Titianus sacerdos designatus divi Traiani, curante L. Maevio Exacesta sacerdote divi Aug(usti) et c(uratore) c{ivimn)
B(omanorum) G{ortynae)
c{onsisten-
tiiim).
4)
So setzt der römische Club zu Apulum in Siebenbürgen zwischen
110—130
die Grabschrift:
fensori optimo l.d.d.d. (C.
Crasso Macrobio negotiatorcs provinciae Apul. dcI.
L. III 1500;
Gooss, Apulum [Schässburg
1878J
p. 39, 40).
6) Inschrift
"Edo^fv
tf]
von Assos (Papors of the American school
ßovXfi Kcti roig nQuyixcithvouivoii nag'
boda, Die griechischen Volksbeschlüsse
(1890)
S.
I
50 N. 26 Z. 6):
i^niv 'Pcofiaiois-
220 — 1..
—
Vgl,
Swo-
Der Fall bei
—
—
151
werden konnten, zeigt
die oben besprochene Votivtafel von GorWohlthätige Stiftungen, welche jährliche Oelspenden u. dgl.
tyn.
bezweckcD,
fassen
in
der
Regel die Römer ebensogut wie
die
Griechen ins Auge;^) einmal wird bestimmt, dass bei Missverwaltung des Stiftungsguts die als
Römer ebensogut wie
die Stadtbürger
Popularkläger sollen auftreten können,^) wobei das Verfahren
vor einem
griechischen Gericht nach
griechischem Recht
Nach alledem kann man auf
findet.^)
das innige
statt-
Zusammenleben
römischer und griechischer Elemente schliessen,
und
Griechen haben die Vortheile des römischen Wesens
eiu sichtige in
griechi-
schen Städten zu schätzen gewusst.*)
Für
die Receptionsgeschichte ° *-
wird nun der Umstand von Be-
deutung, °' dass der römische Rechtskreis,' in welchem diese Per_
dem
sonen lebten, mindestens auf
Gebiet des Verkehrsrechts eine
Ausstrahlung auf die übrigen Provinzbewohner Dies musste zunächst in der
ausüben musste.
Weise geschehen, dass solche Per-
Anwendung des römischen Rechts vor römischen gedrungen haben werden; denn wir dürfen nicht bezweifeln, dass die römischen Bürger in der Provinz dem Grundsatz des Personalrechts auch thatsUclilich getreu geblieben sind.
sonen auf die Gerichten
Es mögen, um
eine vollständige
Anschauung
dieser Zustände zu
geben, einige hiehergehörige Thatsachen zusammengestellt werden.
Zunächst
ist es
sicher,
dass die gebürtigen Italiker ihre na-
tionale Sitte nicht verleugnen; nur ganz vereinzelt
Philostr. vit. Apoll.
IV
der Smyrniier röniische
wo Namen
c. 5,
Apollonlus entrüstet
ist,
in
mag
auch dies
einem Psephisma
zu finden, scheint allerdings so aufzufassen,
zu sein, dass hier die römischen Ehrenbürger, welche natürlich ihr einhei-
misches Stimmrecht beibehielten, wegen der
Annahme römischer Namens-
form getadelt werden. 1) Inschrift lin.
28
18, 51
— 36; ;
2)
von Gytheion Foucart-Lebas, Insc. du Pelop. No. 243 a von Lagina Bull, de corr. hell. XI p. 147 sq. No. 47, Megara Athenaion II p. 481 lin. 16.
Inschriften
Inschr. v.
Foucart-Lebas,
fisva Kai 3) S.
EXXrivav
obtn
S.
y.al
Insc.
du Pelop. 243 a
lin.
26 sq.: i^iorco zm ßovlo-
Pcouai'wv KazrjyoQrjoai.
96 A. 6
i.
f
4) So sagt Dio Chrysost. or. (ed. Morelli) XLI p. 501 zu den unfriedlichen Apamensern, dass sie doch sonst ihre Nachbarn höchst zuvorkommond
aufzunehmen pflegten und sogar der Vortheile, welche das römische Stadtbiete, theilhaftig machten: ««l züv asavwv zovzav, a. zPjg 'Pcufiaitov
wesen
Sozi nöXiwg, itioivcovi^GCizs.
^^^ ^^J^cn nach '"«iscbem Kecht.
—
—
152
Es wäre unverständig, die Beispiele für die Regel sammeln zu wollen einige besonders charakteristische Züge genügen.
vorkommen.^)
;
Wir haben bereits gesehen, wie die Römer in der Provinz ebensogut wie zu Hause daran denken, sich mittelst der ehrwürdigen Einrichtung der lucrativa pro Jierede usiicapio die Erbschaften wegauch sonst müssen die Feierlichkeiten des römischen
zukapern;''')
Erbrechts in Griechenland geprangt haben, und witzige Griechen, wie Lucian, machen sich nicht wenig über die weitläufigen Ge-
Fremden mit ihren Testamenten
schäfte lustig, welche die
Dass
sorgen haben.'^)
die Consisteutes ihre
zu be-
Sklaven per vindidam
manumittirten, gab den Anlass zu der oben berührten Unterschei-
dung zweier Classen von Freigelasseneu, der ovLvdixtccQLOL und der dneA.ivd'EQOL}) Ebenso wurde die Einrichtung der Hausbücher und Literalcontracte von den Römern auch in den Provinzen gehandhabt,^) und so noch vieles Andere, was nach dem Gesagten keiner Auseinandersetzung bedarf.
Aber auch
wo
die
Provinzialen haben von
das Bürgerrecht erhielten,
sie
sich
dem Augenblick
bestrebt,
die
an,
römischen
Ein Beweis dafür, wie rasch dies geuns aus Gallien überliefert. Unter der Regierung Otho's
Kechtsformen anzuwenden. schah,
ist
erhielten die Lingonischen Gallier die Civität; ein
des
Jahrhunderts von einem Lingoner
ersten
noch im Laufe
errichtetes
Testa-
ment^) zeigt bereits streng römische Formen und nur die Anord-
nung,
das Jagdgeräth des Verstorbenen
dass
Einmal
1)
eine Römerin,
in Kleinasien
findet sich
mit seiner Leiche die
(nach Landes-
ihre Jungfrauschaft vor der Hochzeit als Hierodulin preisgibt, Bull,
sitte?)
de corr.
VII
hell.
Der Mann, von dem Dio Chrysost.
p. 276.
preist,
dass er
mit Vernachlässigung alles römischen Wesens sich bestrebt, ganz ein Hellene zu werden (or. XXX Vll p. 461 Morelli), hat wohl nur in der Phantasie des liedners existirt. 2) S. 3)
oben
S.
zizo zäv dficpl zrjv
Hiav T«tV
q)covrjv
4)
c.
viv-vCav
oi 'Pca^cxLOiv
1.
30 (Dind.): ts
naCdsg
sed
Oben
CiXrjd'rj
Si
ravza izfQOV SqÜ^uzos
oXov zov
ticcq
,
tjn-
TtQoazi&tls ozi
ßi'ov TtQOifi'zai,
zijv
iv
S. 103.
Landgraf)
impcrahanUir , quas Longinus
diam 6)
Mszä
dia&rjyiag KaXivSovfiivcov
Xeycov ...
5) Bell. Alexandrin. (ed. i^letibus
y.uI
Es handelt sich hiebei allerdings um Aeusserlichaus denen aber auf den Inhalt geschlossen werden kann.
Sicxd-r'j-Kais
Iveiten,
122 Anm.
Lucian Nigrinus
cogcbat.
sibi
c.
49 (für Spanien): Pcctiniae locu-
cxpensas fcni non solum })atichatur
Zahlreiche Beispiele bei Cicero.
Testam. Galli cuiusdani bei Bruns, Foutes''
p. 2ii7.
verbrannt werden bezeichnend
-
153
—
erinnert an gallische Sitte.
soll,
Besonders
wie scharf der Begriff der patria potestas sich bei
ist,
zum Bürgerrecht gelangten Provinzbewohnern ausgeprägt
den
hat.
So berichtet uns ülpian von der Familie eines gewissen „Brasidas vir praetorius" in Lacedämonien; die Frau dieses Mannes hinter-
Söhnen ein Fideicommiss für den Zeitpunkt, wo die väterliche Gewalt beendet sein würde.') Die patria potestas wurde den Provinzbewohnern um so leichter begreiflich, als sie einer-
lässt ihren
mit dem öffentlichen und Municipalrecht sammenhang gesetzt wurde,^) anderseits Kinder, seits
gewissen Zu-
in
in
die
potestatc
Daher
waren, keine Erbsteuer zu bezahlen brauchten.^)
ist
die
schon im zweiten Jahrhundert den Griechen ein
patria potestas
dass Dio Chrysostomus dieselbe seinen Zu-
so gangbarer Begriff',
hörern vorhalten kann,*) und von Herodes Atticus, dessen Vater
Bürgerrecht hatte, hebt
römische
das
hervor,
dass
unter
er
Gewalt
väterlicher
zum Bürgerrecht gelaugten Verwandten
—
stand.^)
geworden
Provinziale, der römischer Bürger
gelegentlich
Philostratus
ist,
Dass ein
von seinen nicht
nicht beerbt werden kann,
wussten natürlich die römischen Ehrenbürger sehr genau; wesshalb sie, um nicht den Fiscus zu bereichern, gezwungen waren,
—
Testamente
D. ad Sc. Treb. 36,
1)
wieder in römischer
natürlich
Dies
23 pr.
1,
römischer Gebrauch; vgl. Sueton, Vitell. C.
de
ist,
6;
c.
28, 25; de don. quae sub
inoif. test. 3,
—
Form
zu er-
nebenbei bemerkt, ein alter
D. de cond. et dem. 35,
modo
8, 54, 5.
1,
Auch der
70.;
Fall
des M. Regulas, welcher seinen Sohn emancipirt, damit er die Mutter beerbt (Plin.
Ztsch.
Anders interpretirt hier Pernice,
Ep. IV 2), ist wohl so zu denken. f. R.-Gesch. XVI 82.
Das Princip bedarf keiner Ausführung. Von speciellen Anwendungen rattern emancipato füio consentientem ad decurionatum non teneri duhii iuris non est: tunc enini consentiendo pater ad de2)
citire ich z. B. C. 10, 62, 1:
curionatwn obligatur, 3) Plin.
filio trihuit, si
c.
37: patei' tuus
modo reductus
esset
um
Verleihung des Bürgerrechts
nachzusuchen
(s.
oben
S.
XV
4) Or. (ed. Morelli)
^
unoKz^ivai
5)
Vit.
fii^TS
soph.
6 'HQcödrjg xözs »tat
I
p.
240:
immunitatcm in paternis bonis Ein Sporn, bei der
ola&ct, ort
ovy.
i'|söri rots
KQtvavtas
21,
.
.
die gleichzeitige
ßovXcovzai Kui anodCSoGd'cct, wat o
ttVTOig
.
in patris potestatem.
Ertheilung
der
potestas
106).
fvvo^ovusvoig ravra ä Xeyeis iav
in potestatc habeat.
si filium
panegyr.
ur'jVf
ri
TtazQciai
xovTtav
nagä noXXois
ticczqI fzi.
ccpoSga
xuXBnäreqov
icptirai
yäp
oXojg aUucaa^isvovq.
13 (Westermann) ^iiqäyiiov yJkv
vnb zw
xo:t
nsQi rovs viiccg, Kai dsiv
ör]
iTvyxctvev
mv
— richten.')
—
154
Von dem römischen
—
Recht, die Kinder zu exheredireu,
welche Einrichtung, wie wir sehen werden,-) in Griechenland gar nicht bekannt war, machte Herodes Ätticus
zum grossen Unwillen
Landsleute Gebrauch;^) dessen Vater wandte sich,
seiner
seinem Hause einen Schatz fand, an den Kaiser,
in
erfragen.*)
— Ein
„Landsmann" des Ulinan, Glabrio
um
als
er
Raths zu
Isidorus, offen-
bar ein gebürtiger Grieche, zu Tjrus, empfängt von seiner Frau
Rückgabe sie durch Stipulation versprechen lüsst.^) Umfange sehen wir das römische Recht freilich wieder in den Ländern des Occidents; die Geschichte, wie Apuleius in Oea zu seiner Frau kam, zeigt uns, wie tief hier schon im eine Dos, deren
—
Im
grössten
zweiten Jahrhundert das römische Ptecht in allen Kreisen der Be-
völkerung eingelebt war.'^) Allerdings war aber auch die Bevölkerung von Afrika in ganz anderer Weise von den Römern zersetzt als die griechische.
Um
.lerRccMs^-
amvem
uiig.
von dieser romanistiscben Rechtsanwen-
jcdocli das Bild
j^^g ZU vcrvollständigeu,
Man
zukehren.
ist
nun auch
die Schattenseite hervor-
fragt sich, ob denn die römischen Bürger in der
Provinz das heimische Recht stets correct anwendeten und ob die
Griechen wirklich im Stande waren, im Moment,
wo
sie
das Bür-
gerrecht erhielten, die alte Rechtsanschauung abzuwerfen und den
schwierigen Formen des römischen Rechts in sachgemässer Weise
Obwohl
nachzukommen.
dem mit
sie
vorbehalten bleiben muss, kann das Nein,
Theil
speciellen
dem
nähere üntersuchuno- dieser Frage
die
zu beantworten
schon hier ausgesprochen werden.
ist,
—
die
Oft wurde übrigens das römische Recht durch 1) Pausan. VIII 43, 5. Benutzung von Trcuhündern umgangen. Dio Chrysost. or. LXXIII p. 033
(Morelli). 2)
Unten im Capitel über das Erbrecht und oben
3) Philostr.
tzBQOvg
.
.
.
vit.
soph.
nXi]QOv6iiovg
II
5)
1.
c. II
D. de V. 0. 45,
1, 1,
23
eavzov
zbv
dnäv&Qtonu iÖönsL zavza 4) Philostr.
1,
.
.
S.
C8
fg.
(Westermann): zslsvtäp Sh .... oinov
fitteaztjatv.
all
t^'
'A9i]vcii'oii;
.
3.
70.
Apulejus de magia
(cd. Ilildebrand); daselbst bewegt sich alles in Berufung auf die XII Tafeln c. 47 p. 504; Tabulae nuptiales c. 67 p. 540; Patria potestas und Enterbung c. 68 p. 541; Berufung auf die lex lulia de mar. ordin. c. 88 p. 574; Te^tam. imperfectnm c. 97 G)
rein römischen
p.
590;
c. 10"2
Formen.
Erbeinsetzung in römischer p. GOO.
Form
c.
100
Das römische Recht scheint eben
p.
in
597; Eestipulatio dotis
Afrika das einzige ge-
Zwar
-
155
hatte der Club römischer Bürger, wie wir sahen, seiue
Umstände ist wenigstens das zu verdanken, dass man im Grossen und Ganzen in den wichtigsten Geschäften des Lebens, wenn man heiratete, testirte, stipulirte, immerhin ein negotium iuris civilis zu Stande brachte. Es eigenen Rechtsbeistäude, und diesem
aber bemerkt werdeu, dass die Correctheit dieser Rechtsacte
mag
manchem Zweifel unterliegt. Was wir in der späteren dem dritten Jahrhundert, an römischen Urkunden finden Testamente
sche
Sprache
griechischer
in
(!),
—
römi-
etwa gar mit der
—
Stipulationsclausel des Erblassers versehen^)
Zeit, seit
,
ist
zwar für die
zwei ersten Jahrhunderte noch nicht vollbeweisend, legt aber doch den Verdacht nahe, dass die Verwirrung schon damals angefangen Einzelne Thatsachen aus der vorantouiuischen Zeit selbst
habe.
sind aber geeignet, diesen Verdacht zu bestärken.
Es
eine bekannte Thatsache,
ist
dass die Vormundschaft bis
zum Jahre 390 nur von Männern geführt werden konnte; selbst die Mutter ist von diesem Amt umsomehr ausgeschlossen, als sie ja
selbst
unter
(Agnaten-) Tutel
steht.
Dessenuugeachtet weiss
die Mutter im Testaberufen war und Vormundschaft ment des Vaters ausdrücklich zur
Papinian von einem Fall zu berichten,
wo
der Praeses provinciae „imperitia lapsus" sie in diesem
Amt
be-
sei
eine
In einem andern Fall wird uns berichtet, es
stätigte.^)
Curatel im Testament errichtet worden, wobei man, wie in der
Hofkauzlei auch bemerkt wurde, übersehen hatte, dass es zwar tutela
eine
testamentaria,
keine
aber
gleiche
curatela
gibt.'^)
Einen weiteren Fall von Unregelmässigkeit, gleichfalls die Vormundschaft betreffend, enthält die oben erwähnte Stiftungstafel ist
du Pelop. 243a) aus der von der Stifterin Faenia Bo-
mation und ihrem Vormund Publius
Ofilius Crispus unterschrieben
von Gytheion (Foucart-Lebas, Dieselbe
Zeit der Divi fratres.
lusc.
und zwar nennt sich dieser den q)Q0VTi6tr}g aal hvqlos der Faenia,
Das Eschatocoll der Urkunde 'j4vteyQuxlfa
weseu zu
seiu.
iya
lautet nämlich:
^ai)viog IlQSi^iog
b
d-QSTttog
xal
dnsXsv-
Die Schriften Tertulliaus zeigen dies auf die anscbaulichste
Weise. 1)
Unten
2)
D. de tostam. tiitela 26,
3) C.
C:vp.
XIII
de neg. gest.
2.
2, 18, 6.
ment einen Curator vorschlagen
2,
26
pr.
Freilicli
darf, das
da der Vater gewiss im TestaVersehen mehr ein formelles.
ibt,
—
—
156
d-SQo(g xvQtag OuLviag BcojxarLov x)£levov6rjg dia cpQovTiörov xal
xvQLOv
IIo{7i}.iov ^OcpeXkCov
KQiöJtov)
.
QaivCa BcofidTLOv svdoxä
totg 7tQoys('yQK^^evoLg' aöavtojg iya) IJönKiog ^OtpikXiog KgiöTtog o
rpQ0VTi(3(trjg xal
xvQLog üvvavdoxä) rotg TtQoyiyQa^aBvoig.
Bia^uTLov).
'0(](s ^i) olxlcov, inixak{Ei)tco iv oxta Kai dexa ^rjalv, an 6 zo adog iyivt{xo) üT(i) dv Ol ftv7ffto(vcS s)tde(x)6Lv, rovro xuqtsqov av{a)i. „Was die Kundmäuner über das Eigenthum von Grundstücken anzugeben wissen, das soll im Eigenthumsprozess massgebend sein." Man erinnert sich hiebei, dass der Kauf von Immobilien .
in Griechenland häufig
.
unter einer gewissen Publicität stattfand.
Doch scheinen die hier genannten Personen mehr zu sonst wohl vorkommenden Zeugen und Nachbarn; scheinend
.
sein als die sie
sind an-
Gedächtnisszeugen, welche, jeder Veräusseruug
officielle
zugezogen, über den jeweiligen Stand des Grundbesitzes Aufklä-
rung ertheilen können.
Wenn
Merker des Gerichts und die Wissenden bei Grund eigener personliclier Erinnerung Auskunft geben, muss bei weiterer Verbreitung des Schriftwesens dem mündlichen Vorgang eine schriftliche Aufzeichnung gefolgt sein, welche immerwährende Urkunden schuf. Hiehier die
privaten Erwerbsacten noch auf
mit ging das Merkeramt in das Archivwesen über. die
zur Festhaltuug
Schrift
mehr musste
des
Anwendung
die
des Archivs sich auf die verschieden-
artigsten Rechtsgeschäfte ausdehnen. stoteles
1)
In diesem
Sinn führt Ari-
Archivbehörde als einen Bestandtheil seines Muster-
die
staats an,
Je sicherer
Geschehenen sich eignet, desto
wobei er ihre weite Verbreitung hervorhebt:^)
Die Altersbestimmung nach Kirch hoff, Studien
z.
Geschichte des
griecb. Alphabets p. 5. 2) Aristot. Pol.
avfißöXuia
i'dicc
roig Kcci zag yQctcpag jtifv
ovv
^tQi'i^ovaiv
KaXovvzai öi
VI
kccI Tccg
8: 'Etbqk S' KQi'asig
zäv
iv,
diyicöv
«qx^ TiQog j]v dvuyQdcpeo&ai det zd ra xäv SiKaarrjQicov nagd 8s roig avToig Tor-
isQQ^iv/ifiorsg Kai tniazdxai
—
Sst H«t zag
yivfcd'ai
Kai zavzrjv sig nXfiox^g,
f'azi
>to;t
df
(ii'k
sloayayäg.
'Evtaxpv
xrpi'a zovzcov itävzwv.
^vr^iovBg Kai zovzoig dXXa ovö-
Der hier erwähnte Ausdruck Ilieromneuionon kommt sonst noch öfter vor, doch in anscheinend audcrfr, wenngleich unbekannter Fuuction; vgl. Foucart, Insc. d. Pelop. ad No. lG8i; Böckh, C. I. G. I p. 610b, cf. No. 1242, 37'J4, 6545, 5G40; Bull, de corr. hell. III 467 u. a.; als Organe der Schatzvcrwiiltung erscheinen die Uieromnomonen in No.2161. Eino Zusauimeustellung der verschiedeueu Verwendungen dieses Titels wäre wüusohenswcrth. — Eino Anzahl iivr'movtg verzeichnet Gilbert, Griecb. Staatsaltertb.
/Liara
avvsyyvg.
II 334.
—
—
17.')
„Wieder eine andere Behörde ist die, bei welcher Privatund Erkenntnisse der Gerichte schriftlich niedergelegt werden müssen. Bei eben denselben muss auch die Aufnahme der Klagen und die Einleitung der Prozesse geschehen. An manverträge
man
chen Orten vertheilt
die aber alle unter der
unter mehrere Beamte,
diese Geschäfte
man
Leitung eines Einzigen stehen;
nennt
Hieromnemonen, Epistaten, und was dergleichen Titel sind." Mit dieser Ausbreitung des Beurkundungswesens geht eine starke Arbeitstheilung Hand in Hand. Aus den alten Gerichtsmerkern werden die yga^^atstg der Richter, welche die Prozessverhandluugen zu Protocoll nehmen; auf Proxeniedecreten für aussie
Richter*)
ländische
man
findet
ihrer Fingerfertigkeit
auch
oft
und Ehrlichkeit
ihre
ihre Rathsschreiber, welche freilich, wie ihre
im
Schreiber
wegen
Die Städte haben
belobt.")
deutschen Collegen
bald zu wichtigen Persönlichkeiten aufrücken und
Mittelalter,
Die Tempel, deren finanzielle Gebahrung bekanntlich eine sehr umfangreiche war,^) haben einen Kämmerer, der ihre Urkunden stilisirt und verwahrt. Am wichtigsten wurden jedoch die städtischen Archive. die Staatsacten unterschreiben.
Wie schon
früher erwähnt,^) besitzt jede Stadt^) ein Archiv,
c(Q%eiov, xQSCOcpvXdxLov,
auch rsd-^o- oder QrjTQoq)vXdxiov genannt,
welches, wie Aristoteles hervorhebt und aus zahlreichen sonstigen
Mittheilungen zu entnehmen
vor Allem der Aufbewahrung
ist,^')
Urkunden über Rechtsgeschäfte zu dienen hat; auch verpfänwerden daselbst hinterlegt. Gleichzeitig nehmen die Archivbeamten auch Rechtsgeschäfte zu Protocoll; der
dete Schuldscheine u. dgl.
Grundankäufe, Mitgiftbestellungen,
1) S.
oben
de corr.
3)
Büchsenschütz,
4)
Oben
5)
Mindestens
95
V
hell.
Besitz
p.
434
u.
V. A.
und Erwerb
S.
506
fg.
fg.
dreissig solche Archive
sind inschriftlich
nachweisbar;
das Verzeichniss, welches sich aus den Indices der epigraphiscbeu
lungen und Bull, de corr. S.
123
n.
1
finden
S. 77.
2) Z. B. Bull,
S.
Sklavenfreilassungen'')
hell.
VI 24fg.
leicht vollständiger,
Samm-
sowie Königsberger Studien 1887
,
als bisher
geschehen
ist,
herstellen
Hesse,
dürfte hier nicht von Interesse sein. C)
Zerstörung der Archive mit den Schuld Urkunden bei Volksaufständen:
Joseph, bell 7)
2338 b
lud. 11 17,
Die ocvayQCicpal
6 (31) x^ogicov
Didot; (z.
Augustini ep. 86 § 15 a" 417
B. C.
oder die bokanr.te Inschrift von
I.
G. 2338),
TtQotyiäv
Mykonos, Athenaion
(z II
p.
B. C. 235),
Chr. I.
G. die
—
—
174
regelmässig im Stadtarchiv statt; auch bei der Stiftung der Grab-
Dass
stätten wirken diese zur grösseren Sicherheit mit.^)
sie
auch
Klagen zu Protocoll nehmen, zeigt obige Stelle aus Aristoteles' Politik und eine heitere Erzählung des Aristophanes,^) Demnach sind schon in den letzten Jahrhunderten der grieSelbständigkeit
chischen
Behörden überall mit Schon um diese Zeit hat sich auf Sardinien und Afrika erstreckt, wie städtischen
die
Functionen betraut.
notariellen
unsere Einrichtung bis
das erste karthagische Bündniss darthut, welches feststellt, dass
im libysch-sardinischen Gebiet nur
Zuziehung
unter
eines
die Geschäfte der Zwischenhändler
Notars
giltig
werden
geschlossen
können.^)
Von diesem
officiellen
Notariat
nun jene Einrichtung
ist
dem römischen
scharf zu trennen, welche in späterer Zeit unter
Namen
des Tabellionats eine ausserordentliche Beliebtheit erlangt
Die privaten Urkundspersonen
hat.
—
teren Tabellionen
sind
—
denn das sind die spä-
den Griechen neben den
bei
Verwendung gestanden. archivalische Beurkundung
war
kehr zu
die
schwerfälliger Vorgang;
leicht
und
erreichbaren
Diesem scheinen
in
war das
es
begreiflicherweise
Bedürfuiss
nach
gewandteren Urkundsperson
älterer
öfiPent-
Für den Handelsver-
lichen von jeher in
ein
einer
vorhanden.
vorwiegend die Trapeziten ge-
Zeit
im Ganzen doch anerkannte
dient zu haben, welche durch ihre
Vertrauenswürdigkeit zur Redaction und selbst zur Deposition von
Urkunden geeignet und
gleichzeitig
phthiotisclien
von Daulis, Ross,
Tempelarchiv stammt, 1)
2)
TiXijV
s.
Inscr. ined.
hell.
Den Beweis
vornimmt.
Geschäfte XI 364
fg.)
ergibt die
N. 81, welche ersichtlich aus dem
daselbst Z. 23.
tni
22:
ktjqvkl
Toig äa kuz' jj
drjfioeia Ttiozsi ocpeiXte&co
4)
Makler und Ge-
Oben S. 95 fg. Nubes V. 764.
3) Polyb. III
Tslog
als
avaypaqpal Ttöv ansXBv&SQCov (Bull, de coir.
sind PublicationeD, welche das Archiv Inschrift
selbst
Bei ihnen wurden
schäftsträger^) verwendbar waren.
Plutarch de
vit.
ygocfifiarei
Sfinogiav jrapaytyvoftfvoie ^j]S&v iOTat '
06k
S'
dv rovrcov nagovrojv
xä drcodo^tvco, Zau uv
pud. 10:
di'
/}
JtQa9>j,
iv Aißvi] ^ iv I^agSövi
dyoQÜg xai tQanftr,S
i-noisiTO
tb Gvfi-
ßölaiov.
die
5) Vgl. Philostrat. v. soph. II 1, 6 (ed. Westermaun), wo Herodes Atticus Legate seines Vaters an die athenische Bürgerschaft durch seine Trape-
ziten abwickeln lässt.
selbst
-
175
ohne Zeugen geschlossen/) die Schuldurkunde hinterlegt,
Die Niederleihrer Gegenwart quittirt oder annullirt.-) gung der Urkunden bei einem unparteilichen Dritten war überhaupt im Geschäftsverkehr äusserst beliebt. An diese Gebräuche mag sich dann ein eigener Berufszweig angeknüpft haben, welcher die Ausfertigung und eventuelle Verwahrung der Urkunden zu
und
in
seiner Hauptaufgabe machte. Wie lebhaft das ßedürfniss hienach war zu einer Zeit, wo es öffentliche Agenten im heutigen Sinn nicht gab, zeigt der Umstand, dass die Privatvereine regelmässig eigene Secretariate besassen, welche die Verwaltung ihrer Rechts-
Solche Secretariate, für das rechts-
angelegenheiteu besorgten.^)
suchende Publicum eröffnet, führen zu den späteren Tabellionen
Hiemit berühren
hinüber.
wir
die
entsprechenden Verhältnisse
Römern.
bei den
Die Geschichte der Beurkundung " hat bei den Römern einen ganz andern Gang genommen,
bei
als
den Griechen.
Während
Urkundszweck in der Sicherheit und Publicität der Rechtsgeschäfte gegeben ist, dienen die röm,ischen Urkundsverfasser vorwiegend der juristischen Correctheit und Fehlerlosigkeit des Actes. Oeffentliche Beurkundung, Merker, Archive bei diesen der älteste
sind
der älteren römischen
Fug vermuthen
gänzlich fremd;
Zeit
dass
dürfen,
die
Römer
bei den Griechen in Unteritalien, Sicilien lernt haben.
Römer
in
diese
^)
und Afrika kennen ge-
ersten karthagischen Bünduiss
scheint
es
Einrichtung
misch wurde.^)
rum
man wird mit
Einrichtung erst
müssen
die
„Libyen und Sardinien" immer vor öffentlichen Notaren
contrahiren; bis
dem
Seit
diese
in
aber noch lange gebraucht zu haben,
Rom
und
den italischen Städten hei-
Erst in der Kaiserzeit begegnet uns das ins gesto-
der italischen Municipalmagistrate,*") welches wahrscheinlich
1)
Isocrat. Trapezit. 2.
2)
Demosth.
c.
Dionys. 15 p. 1287: o/xoAoyrjöOfifv IvavtCov tov zgans-
^iTov ciKVQOv itoiBiv trjv cvyyQcccpr^v. 3) Vgl.
Epikteta C.
I.
Foucart- Lebas,
Inscr.
du Pelop. 116 a
Z. 36;
Testam.
d.
G. No. 2448 VIII Z. 25 sqq.
4) Polyb. III 22. 5)
Es muss ihr
haben,
dass
in
zahlreiche
älterer Zeit
auch der Umstand entgegengestanden eben nur kraft der Wortform
Rechtsgeschäfte
existiren. 6) p.
Savigny, Geschichte*! §§ 27—29. Vgl. Apuleius Bruns, Unterschriften S. 135.
577 (Hildebr.);
de magia
c.
89
Entwicklung des ';i;™^^';^«" »='t^-
die
—
176
Frucht einer längereu, vielleicht durch einzelne Gesetze beein-
Entwicklung Dagegen ist die
flussten
darstellt.^)
bei Rechtsgeschäften einen rechtskun-
Sitte,
Römern
digen Schreiber zuzuziehen, bei den Pontifices
und
älteren
der
daran erinnert, dass,
seit
sehr
Cautelarjurisprudenz
alt.
Von den
abzusehen,
sei
überhaupt schriftliche Testamente vor-
kamen, diese stets der Redactiou von kundiger Hand unterlagen. Für Cicero ist dies ein selbstverständliches Axiom ;^) als Nero be-
Jedermann müsse den Fiscus testamentarisch bedenken, ordeine. Strafe für die iuris studiosi an, welche ein Testament Der Testamentarius ist eine den Dianders abfassen würden.^) gesten wohlbekannte Person;*) wer ein Testament ohne ihn abzufassen wagte, konnte sich dessen rühmen und that es auch.'') Die Einwirkung der juristisch gebildeten Ürkundspersonen auf die fahl,
nete er
—
Rechtsgeschäfte inter vivos ferner wird durch die Manilianae rerum
vendimdarnm
leges,
die
catonischen
und varronischen Kauf- und
Pachtformulare, die aquilianische Stipulation u.
a.
bewiesen, dass wir hierauf nicht näher eingehen
An
wollen.'"')
den gelehrten Juristenstand schloss sich der handwerks-
mässige Betrieb der Tabellionen (votccqiol) sich
so handgreiflich
die
an.')
Hier berührt
römische Entwicklung mit der griechischen; das Hand-
werk blühte im ganzen Reich.
Die Tabellionen müssen schon in
—
Die Entwicklung steht vielleicht 1) Vgl. Capitolinus, Marcus c. 9 i. f. im Zusammenhang mit den Gericht.-^protocollen der Magistrate, welche in der Kaiserzeit überall existiren, worüber die Nacbweisungen bei Le Blaut, Les acta
martyrum (Nouv. rev. hist. III 463 sq.) zu vergleichen sind. Cic. de orat. II 2) Vgl. Brisaonius, De formnlis VII 5.
—
8US zu Scävola): si nulluni erit testamentum seris,
omnes ad
te cives
cum
tabulis venicmus.
rite
—
6,
24 (Cras-
factum nisi quod tu scrip-
Cf.
de orat.
I 57, 245.
Arrian.
diss. Epictet. II 13.
3)
Sueton, Nero 32.
4) D.
de H.
5) D.
de
I.
28, 5, 9 § 3.
leg. II 32,
88 § 17: Lucius Titiu9 hoc
sine ullo iuris perito, rationem animi mci j^otius
seram äiligentiam. 6) Jörs, Rechtswissensco.
I
88
fg.,
mnou tcstamnitum quam nimiam
secuta}!
saipsi et
mi-
199—219.
Ob hiemit der tabellariiis identisch ist, mag zweifelhaft sein; cf. Brissonius, De V. S. snb v. — Einmal scheint auch tnhularius im gleichen Sinn gesagt zu sein, wie Hildebrand zu Apnlei. Metani. c. 78 richtig bemerkt; in der Kegel hat dieses Wort bekanntlich eine ganz andere Be7)
deutung.
—
—
177
der frühen Kaiserzeit allgemein ihre Standquartiere aufgesclilagen
haben; Ulpian setzt
als
sie
eine
alte
und bekannte Einrichtung
Nähe der Archive, schreiben Urkunden,
Sie sitzen in der
voraus.^)
Klagen, Proteste, Testamente und erregen durch ihren schwung-
den Neid der Gemeinderäthe, denen dieser
haften Geschäftsgang
Nebenberuf ausdrücklich verboten werden muss.^) hat
Städtchen
auf den
Notar;
einen
solch
Das
kleinste
Leichensteinen
Städtchens Korykos in Kilikien erscheint neben den
des
„hochwohl-
gebornen Geldwechslern", der Hebamme, den Schustern, Kupferschmieden, Töpfern, Wein-, Oel- und Gemüsehändlern auch der vorccQiog genannt;"^) ähnlicher Grabschriften sind
mehrere
erhalten.'*)
Der Usus, vor dem Notar zu contrahiren und zu testiren, wird in kaiserlichen Gesetzen und im syrischen Rechtsbuch als selbstverständlich vorausgesetzt;^) die Ravennatischen und El-faijümer Pa-
pyri zeigen, dass selbst das geringste Rechtsgeschäft nicht
mehr
ohne seine Intervention von statten ging.^) "
Diese Notare sind es, welche durch den von ihnen gehand-
habten
festen
Cautelarjurisprudenz
den
der
auch in der Provinz gerecht zu werden. in
der That
geschehen
Der Xota-
Lage waren, im Wege der Anforderungen des römischen Rechts
Urkundenstil in
älteren hellenistischen Zeit
Um
zu zeigen, dass dies
zunächst der Urkundenstil
der
und sodann der Umschwung, der
sich
soll
ist,
auf diesem Gebiet seit der Constitutio Antonina vollzog, darge-
werden.
stellt
Bereits das ältere griechische Recht hat einen festen '-'
1)
D. de poenis 48, 19, 9 § 5 sqq.
2)
C.
Th. de decurion. 12,
3) Bull,
de coir.
hell.
ut 26.
fg.,
ep.
bes. p. 244.
V
6,
305, 313.
23, 24;
—
nemo
—
de testam.
Eph.
qui pot. 8, 17, 11; de don. 8, 53, 31; Vgl. Ammian. Marc. XXVIII 4, 11, 54, 1; Syr. R.-B. L. 28, 45.
Z. B. C.
.5)
1, 3.
VII 230
4) Vgl. z. B. für Africa
Urkun-^^'f'^'^'^*'^''^
Dass ein Notar irgendwo nicht aufzutreiben
Ausnahme. Den besten Ueberblick gewinnen wir
sei,
erscheint in C. qui
fac. test. 6, 22, 8 § 2 als 6)
liegenden
Sammlung
in
der jetzt vollständig vor-
der Pariser Papyri von El-Faijüm; unter den mehreren
hundert Fragmenten, die uns vorliegen (Wessely, Jahresber. des k. k. St.Gymnas. in Hernais 1889/90 und Denkschriften der k. Akad. in Wien phil.hist. Cl.
XXXVII
S.
97
fg.),
ist
mir
kaum
eines erinnerlich, welches bei unzer-
störtem Eschotocoll die Unterschrift dea Notars nicht zeigen würde; es handelt sich dabei um Contracte, die oft nicht über einen Solidus hinausgehen. Mitteis,
Rcichsrcclit u. Volkarecht.
12
Urkuuden-
-
-
178
'
bekannten Urkunden
denstil ausgebildet/) welcher in den uns
gelmässig wiederkehrt und auf die
Man
weist.^) Stil
Hand geübter Redactoren
darf zwar nicht jede schablonenhafte
re-
hin-
Wendung
für
gewisse Phrasen
erklären; der praktische Jurist weiss, dass
auch dem laicalen Geschäftsmann, ja selbst dem ganz geschäfts-
unkundigen Privaten geläufig
dem
sind,^)
wenngleich auch diese ihren
entnehmen mögen. Dagegen gibt es eine Reihe von juristisch wirklich bedeutsamen Wendungen, deren oft weitreichende räumliche Verbreitung nur durch das Medium des Notariats erklärt werden kann. Die clausula sal-
Ursprung
vatoria,
oft
notariellen
welche
durch
Stil
man Rechtsurkunden,
insbesondere Schuld-
verschreibungen, gegen jede Entkräftung durch Acte der Staats-
gewalt oder Gesetzgebung zu sichern suchte, zieht sich durch die
gesamrate griechische Rechtswelt, von Athen bis Vorderasien und
Aegypten, von den Zeiten des Demosthenes bis auf Gregor von Na-
und Abraham von Hermonthis;^)
zianz
1)
in
Darlehensurkunden wird
Dies konnte Gneist, Formelle Verträge S. 468 wegen der Geringihm vorliegenden Materials noch nicht erkennen, wobei ihm
fügigkeit des
übrigens auch jetzt noch darin Recht zu geben
gende Formen dem
ist,
griechischen Recht fremd sind.
dass eigentlich
—
zwin-
Einzelne gute Be-
Revillout, Les obligations en droit egypund bei Wessely an verschiedenen Stellen seiner Arbeiten. In ähnlicher Weise ist auch die Urkunde des öffentlichen Rechts bei
merkungen
finden sich jetzt bei
tien p. 78 sqq. 2)
den Griechen von einem sehr Constanten Stil beherrscht, dessen bis ins Detail rührende Regeln von Hartel (Studien über att. Staatsrecht und Urkundenwesen, Wien 1878), sowie in dem oben S. 166 A. 2 angeführten AVerke von H.
Swoboda
gründlich entwickelt sind.
nische Inschriften
S. 158)
Neuerlich hat M.
Fränkel (Pergame-
hervorgehoben, dass die Formel der
mit Recht
vSegenswünsche für den regierenden König in der pergamenischen
No. 246
lin.
von Rosette
30
f.
lin.
an die gräco - ägyptischen Formeln
auffallend
35 und bei
Leemans,
Pap. Graeci 9
lin.
13
Inschrift
im Decret
(I
p. 42) an-
klingt. 3)
Aus diesem Grund verzichte ich auf
die
die folgenden: No^cov wai cpQovswv dLuti&fiiaL
Anführung von Formeln wio klarem Sinn und gesun-
(bei
dem Verstände ordne ich an); Testam. der Epicteta C. I. G. 2448 I Z. 1 Inschrift V. Danlis Ross, Insc. ined. 1 p. 35 u. Delphi Wescher-Foucart, Insc. de Delphes 86; Faijümer Pap. bei Wessely, Wien. Stud. IX p. 241 oder ;
als
Testamentseingang:
TCids
8i.ati'd-s(iai
si't]
(ifv ^loi
Diog. Laert.
V
vyiatvsiv
11, 51.
yictl
^{"jv
iav 8e
monthis (Wessely, Wien. Stud. IX S. 235) Z. 14 fg. u. A, 4) Athen: Darlehensurkunde bei Deniosth. c. Lacrit. p. 927: df
iTfQi
Torrwj' ctlXo }ir}8lv ^ivai
rfjg
xi
ovfißaivij,
Testament des Abraham von Her-
ovyyQaq)tjg.
—
x?'p/(örfpoji'
Darlehen von Arkesine
-
-
179
das Capital als äxivöiwov Jiavrug xivdvvov^) bezeichnet
—
um
den
Gegensatz zum foenns nanticum zu betonen; der Schuldner über-
nimmt das mögens"
Capital „auf persönliche Haftung und auf die seines Ver-
xLvdvvco xal TCo^a
{idCci ^lov
sonders deutlich
ist
Be-
Ttjg i^rjg vTCoörccGscog)})
den gräco- äg^pUscher
die Festigkeit des ürkundenstils in
ägyptischen Contracten der späteren Ptolemäer- und der voranto-
Römerzeit zu erkennen. Die Urkunden beginnen mit einem feststehenden Präscript, das Actum des Notars enthaltend;'') dann bewegt sich der Act in vollkommener Wechselseitigkeit: 'JTCt-
niuischeu
—
doro UsQLöTiaQiov
—
6iy]6tg
toi't'
iitQLaxo 0Lva^t^7C(og;'^) oder 'Eddv£L6iv ^Aq-
s6tlv to ddvsiov o
Wendung übernommen:
typen
dvco^ioloyriGaro
(^2J£vi-
s'x^iv
Die Evictionsgarantie beim Kauf wird in der stereo-
fiovd-iv).'')
idv rig öoi ansX^r],
icpoöog dxvQog
i]
Kauf bürge
£6rco oder diio6xri6(o a^roV;^) gleichzeitig tritt ein
(/3f-
Amt
ein, welches
meist der Verkäufer selbst ^wo forma übernimmt, womit sich der Käufer einverstanden erklärt: ßaßaiax^g ßccicoT7]g)
rcöv aard rrjv c6vi]v b aTiodo^svog, 6v ids^aro 6 iiQid^svog.''^
lungen geschehen diu
%fi()üg
oikov,
e'l
mann
de
h.
d.
Dass die ägyptischen Contracte eine genaue,
per Casse.^)
Zah-
ex arca^ baar, ,,steck-
briefähn liehe" Personsbeschreibung der Contrahenten zu enthalten
de
(Bull,
c.
KVQLcatSQOv f.
—
a" 382
p.
u. s.
h.
VIII 23 sqq
fir'its
vöyiov
Z. 41
)
8e evyyQacprjg rfyC^a
trjg
f.:
Tpr^(pi6[iu
fi>jrf
doyfia
firits
ju.r;T£
.
.
(irjSiv slvai
.
axQCCzrjyov ^i^rs ocqxriv
Testament des Gregor von Nazianz (Spangenberg, Tabulae
C:
tavxriv fiov dLcc&i]-Kr]v kvqi'ccv
ßgßai'av
kccI
p. 71)
ovxa ßovlo/jiai int
Ganz unerträglich breit wird die Hermouthis (s. die voi-. Note) und anVgl. auch das griechische dern gräco-ägyptischen Papyri der späteren Zeit.
navxhg
diKccGtrjQiov Kcci 7täar]g B^ovaiag
Clausel im Testament des
Abraham
.
.
.
v.
—
37 § 1, in welchem stand:
Codicill D. de leg. III 32, cillos si
quid aliud prölatum
1) losch. V.
in
esset,
Arkesine (Bull.
d. c. h.
„iit
praeter
VIII 23)
3)
Hierüber hat Herr
v. J.
4) Not. et Extr. 18, 2
6—11
No. 17
Not. et Extr.
cit.
No.
6)
Pap. Taur. 4
lin.
22; 8
yQCKffig (xiyvTttiag bei
Pap. Leyd.
8)
Pap. Leyd.
c.
17.
in dem oben (S. 52 A. 5) genannten unund mit grosser Gründlichkeit gehandelt. lin.
2—11; No.
5 col. 1 lin.
5-10; Pap.
u. a.
5)
7)
p. II
Wessely
veröffentlichten Aufsatz eingehend
lin.
cocli-
Pap. E. R. aus Heraclea
Z. 4;
2)
N
Jios
vaJeat".
299 (Wien. Stud. IX 254); P.seudorhod. Seerecht Belege unten Cap. XII 2.
Aegypten
Leyd.
non
M
7,
cf.
lin.
No. 9
lin.
Forshall, Description col. 2 lin. 6, lin.
29; Pap. Leyd. 0.
33; Pap. Leyd.
N
I
i.
lin. 9;
col. 2 lin. 11;
14; Not. et Extr. 17
AvriyQctrpov cvy-
f.
Not. et Extr. 17
lin. 11.
12*
lin.
14.
^^^1"^.""
— pflegen,
stücke
bemerkenswerth
bekannt;^)
ist
urkunden
auch
ist
Aufzählung der Nachbarn
die
,,nach
—
180
der
Verkaufs-
in
Grund-
verkauften
Norden, Süden, Osten, Westen", mit der salvatori-
schen Clausel für den Fall eines Irrthums („wie immer
sie
noch
heissen mögen": oV äv möi ysCtovEg)}) Aemierung
Einiffc O diescr
den btils seit
Autouina
Formeln haben
sich
auch
in der
römischen Zeit
bloss erhalten, sondern, wie es scheint, auch im occidenta-
'^^clit
lischen
Notariatsstil
manche der sein aus
verbreitet;
es
nicht
ist
unmöglich,
dass
Urkunden vorkommenden Claudes Orients stammen. In der Haupt-
in den ravennatischeu
dem
Notariatsstil
sache jedoch haben
Antonina den alten
die
griechischen Notare seit der Constitutio
Stil
aufgegeben und sich selbst der römischen
Urkundenform angeschlossen.^) Mit welcher Pünktlichkeit das ge-
am
schah, zeigt tracte,
besten
die
Gegenüberstellung zweier Kaufcon-
von denen der eine im zweiten
dritten Jahrhundert (circa
a.
(a.
154), der
im
andere
250) der Kaiserzeit vollzogen
ist.
Wessely, IV S. 54 fg.;
Pap. du Louvre No. 17 (Casati) Pap. E. R. No. ?*) bei Not. et Extr. 18, 2 p. 230; ao
154
p. C.
R.
Mittheil. E. a''.
250
p. C.
Aurelius Nikon richtet seinen Im 17. Jahre der Regierung frommen Cäsar Titus Aelius Gruss an Aurelia Sarapis, die in Adrianus Autoninus Augustus, am Folge des ms liberorum nach j2ten Pharmuthi, im Bezirk der dem römischen Recht ohne VorThebais, in der Gemeinde Ele- mund contrahiren kann, phantine, beim Agoranomen RuIch erkläre, dir verkauft zu des
haben auf immerwährende Zeiten, Es verkauft Perispariu, von der (folgt die Beschreibung des KaufMutter Tanapos, .... die ihm gegeustands) fillus
Niger.
1)
Reuvens,
Hermes XIX
Lettros III p. 5, 99;
2) Not. et Extr. col.
Gl.
1
lin.
XXXVII 3)
10
Gneist
a. a.
0. S. 463;
Wilcken,
423.
11.
a.
No. 5
col. 1
lin.
10;
No. 17
Wessely, Denkschriften
lin. 9;
Pap. Leyd.
M
u.
N
der Wiener Akad. phil.-hist.
p. 100.
Nur das
Präscript der Urkunden, welches mit
dem
Personalrecht der
Contrahenten nichts zu thun hat, behält die ältere Stilisirung der äpTptischen Acten bis auf Diocletian; unter diesem Kaiser also später als in
—
—
auch in Aegypten die Consulardatirung. Wessely, Denkschriften der Wiener Akad. XXXVII p. 98 — 100. 4) Die Nummer des Papyrus ist nicht angegeben. anderen
Provinzen
beginnt
181
gehörige
Hälfte
schen ....
Er
von
zwei
Kai-
erklärte, dass der
vereinbarte Kaufschilling von 28 kaiserlichen
Silberdrachmeu be-
zahlt wurde, welchen er auch erhielt,
baar per Gasse.
Es kauft Thinzmempos, Tochter Sarapammou, mit dem Vormund, ihrem väterlichen Bruder .... des
Vorverkäufer und Garant des
Kaufs
ist
der Verkäufer
selbst,
den die Käuferin annimmt.
Dir, der Käuferin Aurelia, ge-
und Ver-
hört das Eigenthums-
fügungsrecht (habere Meere) über
den das Haus, es zu gebrauchen und vorliegenden Kauf, .... habe den zu verwenden, wie du willst, von Zeitpunkt auf Kaufschilling erhalten und ga- gegenwärtigem Ich, Perispariu,
rantire,
vollziehe
immerwährende
wie oben.
Ich, Perispariu, ....
kauft, wie vorstehend.
habe ge-
Zeiten.
dem Verkäufer,
Mir,
folgt die
Verpflichtung, Garantie zu leisten;
wenn
ich
streite
oder nicht Garantie
so soll
mein Angriff kraftlos sein
aber dein Recht be-
und der von meiner Angreifende oder)
deinen
Schaden zur
dir
und
Strafe
als
leiste,
Seite
(der
dich
Käuferin
Nachfolgern
den
Kosten
und
die
(eine
persönliche
Schuld den) doppelten') Werth ersetzen ....
Auf Befragen habe Zustimmung gegeben.
ich
meine
ist im griechischen Onginal unten Cap. XV 2 abgeDas Wort ömXriv vor Tifii^v, welches die römische sUpulatio duplac bezeugt, ist in dem von Wessely veröffentlichten Exemplar des Contracts in Parenthese gestellt, also vom Herausgeber ergänzt; auf meine Anfrage thcilte mir jedoch Herr Wessely brieflich mit, dass in einem andern Exemplar desselben Contraeta (welcher nach damaliger Sitte dreifach ausgefertigt wurde)
1)
Dieser Passus
druckt.
SinXfiv schön erhalten
ist.
—
—
182
Der Gegensatz zwischen griechischer und römischer rung, wie er schon früher gekennzeichnet
wurde/)
Stilisi-
auch zwi-
tritt
schen diesen, demselben Land angehörigen, nur durch die Verord-
nung
sche Act
stellt
Der nachantoniui-
getrennten Urkunden hervor.
Caracalla's
sich
von vornherein unter die Herrschaft die Käuferin das Kinderrecht xara
gleich
römischen Rechts, indem
des
'Panatav
ed-vrj
in
Anspruch nimmt.
das aTcädoTO-BTtQLaTO,
keit,
das
Wort und
die
Mancipationsform,
ist
ist dieser
das Versprechen des habere
—
des
—
(inter p-aesentes
;
vielmehr der
emissa),
griechischen ßsßaicov^g erscheint
und des doppelten Kaufpreises;
licere
Ganze wird am Schluss
die
gegenüber einem Pro-
Vorgang ausgeschlossen-)
Statt
wir hier begegnen.^)
das
accepit)
Rechtsform der Epistola
die
es
nicht
ist
der Käufer handelnd auftritt und
wo
Sache ergreift {emit mancipioqiie
ist
Es
einen Brief an den Käufer.
richtet
viuzialgrundstück
Die griechische Zweiseitig-
weggefallen; der Verkäufer ergreift
den
in
Rahmen
der
Stipulatious-
clausel eingeschlossen.
So dringt
Formelwesen
in
ein.
den Provinzen mit einem Schlage das römische
Um
beim Verkauf zu bleiben: das Evictions-
versprechen lautet in anderen Urkunden auf oöra qiiantl
dem
interest;
beim Sklavenverkauf erfolgt die Garantie nach [sqccv de voöov xcd öCvoq naXeov xßt
Edict der Aedilen:
KQVTCtov TtaQ-og (isXQi ^r}väv £|, aal ÖQaönbv
ovo; der Kauf vollzieht
bona
garantirt
die echt römische Clausel:
ßeßatovv
1,
i^er
me
fi?jö'
Die allgemeine Clausel
38).*)
xal
1)
Oben
2)
Vgl. allerdings oben
Gneist, a. a. Rcchtsurkunden S. 111
XIX
p.
VIII
101.
aiQsöei,
xcd
d.
i.
dtadoxovg
aXXovg vneg
i^iov
—
absqiie dolo
Ttccörjg
U
§ 18; de V. 0. 45,
malo
et
mctu
vor: dCxa
7t£QLyQaq)fjg.^)
—
kommt
dökov
{xai
Ueberhaupt
S. 99.
3)
4) Vgl.
1,
und Testamenten gleichmässig ävdyxrjg
xal
cpoßov)
'AccXri
rjfiäg
öt'xc
e
Ehesoll contracte
nur der Gegensatz zwi-
schen schriftlicher und mündlicher Eheschliessuug erörtert werden. 269; Chrestom. demot. pref. p. 133
— 136.
1)
Journ. Asiat,
2)
Nicht minder hat sich ja auch die syrisch -jüdische Leviratsehe erSyr. L. 108; cf. lex Visigoth. XII tit. 3 cap. 8. Vgl. oben S. 223 A. 1. Einen solchen Localusus erwähnt das syr. R.-B. in L. 91, einer Stelle,
balten. 3)
cit. p.
welche gleichzeitig die Flexionen deutlich hervortreten lässt, denen das rö-
mische Recht gegenüber solchen Gebräuchen unterworfen war. Es ist daconstantinische Bestimmung referirt, wonach die Brautgeschenke osculo interveniente der Braut zur Hälfte verfallen; das ose. interv. ist dabei so wiedergegeben: „Wenn dem Mädchen ein Brautgemach geworden ist und ihr Gatte sie gesehen und geküsst hat." Dieses Brautgemach ist die auch im jüdischen Recht wiederkehrende Chuppa (= Thalamus), welche
selbst die
jedoch erst bei der Eheschliessung eine Rolle spielt, indem die Deductio in
Thalamum zum ist diese
indem
Eheritus gehört; vgl. Seiden, Uxor ebraica
II
c.
13.
Dabei
Deductio bei den Juden auch von vermögensrechtlicher Bedeutung,
erst
Mitteis,
von dieser Zeit der volle Brautpreis (incrementum
dotis) der jüdi-
Reichsreclit
15
ii,
Volksrecbt.
— In
—
226
Beziehung hat das syrische Rechtsbuch überraschende
dieser
Aufschlüsse ergeben.
Dieses theilt uns nämlich in L. 35, 36, 93^)
Eheform ein Unterschied bestehe zwischen den Völkern des Westens und jenen des Ostens, wobei wir aus Ar. 51 dass in der
mit,
(und jedenfalls auch mindestens das
ersehen, dass Constantinojjel
europäische Griechenland) zu den Ländern des Westens gerechnet Dieser Unterschied wird dahin gekennzeichnet, dass im
wurden.
Westen der Ehevertrag mit (nav —
Qrjöig)
des Ostens
P'^°P^^^^^°"P'L.
93
d.
mündlich
h.
geschlossen werden kann, während in den Ländern
die
gjf^)!'««.'
^Douatio"'^^^^*^^®
einfacher TtuQQrjöta,
Ehe durch heissen",
„Schriften zwischen
eingegangen wird.
Weib und Mann,
Gleichzeitig ist nach
die Bestellung einer Mitgift (gleichfalls (pEQvri genannt), so-
wie nach P. 40 eine Eheschenkung des Mannes (ßoQsa) zur Gilder
ticjkeit
Ehe
Die Folgen der Versäumuug dieser
erforderlich.
wo bestimmt
Vorschriften zeigt L. 35, 36,
Manu
zwei Frauen hat, eine mit und
Kinder aus der Ehe mit
Es
(psQvri
eine
ist,
ohne
dass,
wenn
(pegvi],
ein
nur die
ah intestato erbeu.-)
einige andere Thatsachen anzuvon führen, welche den vollen Umfang der vom syrischen Spiegel prohier
Interesse,
ist
clamirten Sitte des Orients zeigen.
ist (Seiden 1. c. cap. 9 i. f.). Wie es scheint, haben Anschauungen auch die Praxis der constantinjschen Bestimmung indem man das Lucriren des halben Brautgeschenks an die Deduc-
sehen Braut erworben derartige alterirt,
tio in
Thalamum 1) P. 15,
16,
anknüpfte.
41b; Ar.
17,
18, 73,
52;
Doch soll dem Vater gestattet beiden Ehen gleichmässig zu Erben 2)
Arm.
sein,
17, 73,
12, 52.
im Testament
einzusetzen.
Ist
die
Kinder aus
schon dies gegen-
über den römischen Bestimraungeu über die Concubinenkiuder auffallend, so ist
es
Bruns ganz
unerklärlich,
wenn
hiebei
der Zusatz gemacht
ist:
Er
Kinder aus der Ehe ohne cpsQvr'i als fremde Erben, nicht als Kinder, einsetzen. Hier ist Bruns (S. 269) ausnahmsweise geneigt, proviuAber gerade hier ist die Erklärung ziales Gewohnheitsrecht anzunehmen.
muss aber
die
im römischen Recht gegeben;
C.
de testam. 6, 23, 5: Ä'eque professio niqxie
mmcupantium filios qtd non sunt vcritati praeiudicat; et quae ut filiis testamento relinquuntur, iuxta ea quae a principihus statuta sunt non deberi certi iuris est. Andere Fälle, wo falsa demonstratio bei Veradseveratio
ist: C. de dou. a. n. 5, 3, 5 (in der von den Basilikenscholien 28, 3, 5 angegebenen ursprünglichen Passung, welche Justiniau verändert hat); C. de her. instit. 6, 24, 7. Es ist höchst wahrscheinlich, dass das syrische Rechtsbuch diese Rescripte bei jener Bemerkung vor Augen gehabt hat.
wandtschaftsverhältnissen schädlich
Thalcläus in
—
—
227
Aegypten mit voUor Bostimmtheit zu be- i" Acgypten li.'iupten, dass daselbst die Schriftform der Ehe von Alters her zum Landesrecht gehörte; die bestimmte Bestätigung dessen enthält eine zumeist übersehene Stelle des Damascius in der Biographie Zunächst
des
für
ist
Neuplatonikers Isidor:^)
fVijöLog 6
ydnog
^i)
st
rolg
{TtaQcc
ovx
'Al£h,avdQtv6t,v)
ijv
6 LEQ£vg 6 rijg Q'sov iv totg ya^txotg 6v^-
ßolaCoig v7t£(}r}^7]varo %£iqI
lung durch den Priester
ist
tf]
iavrov.
Schriftliclikeit
mit Siege-
die officielle Beschliessung
des Ehe-
bunds, und nur aus dieser Thatsache vermag es erklärt zu werden, dass uns
eine
überkommen
Anzahl demotischer Ehecontracte In diesen Urkunden sind dann die vermögensbeträchtliche
so
ist.
rechtlichen Stipulationen an der Tagesordnung.
Aehnliches hier eine
gilt
Zur Rechtskraft der Ehe wird
von Judäa.
vom Bräutigam
der Braut dargebrachte
sich die lateinschreibenden Hebraisten
von mindestens zweihundert welcher übrigens
fordert,
{incrementum
in
—
,
ein
—
bloss
judä^
Betrag
Witwen nur einhundert) Sus
der Regel nicht
in
wie
er-
überschritten
sondern gleichzeitig auch von der Frau durch
dotis),
eine Mitgift erwidert wird. hier
(bei
ausdrücken
,,üos"
Das vermögensrechtliche Element ist dass eine Ehe ohne „Dos", Concubinat wäre.^) Ueber den ganzen
so sehr Erforderniss der Ehe,
wie die Mischna sagt, ein
Coutract
wurde
ein
schriftliches
Instrument
aufgesetzt,
dessen
und welches, wenn es gleich nach der Ansicht mancher Theoretiker auch noch nach Eingehung der Ehe concipirt werden durfte,"*) doch im Ganzen zu den Essentialien der Eheschliessung gezählt werden dai-f. Es mag nebenbei bemerkt werden, dass auch die assyrische Sitte derartig gewesen zu sein scheint; wenigstens haben sich assyrische Dotalverträge in grosser Zahl gefunden, und dieselben Formular schon von Alters her
festgestellt war,
Aasyrieu
enthalten durchaus formularen Charakter.^)
Demnach wird
dasjenige,
1)
Photius, Biblioth. 242 p. 338
2)
Seiden, Ux.
hebr.
Seiden Seiden Oppert
cap. 10.
3)
4)
1.
c.
11
was das
B
sy^rische
Rechtsbuch be-
26 ed. Bekker.
cap. 9 (p. 117).
cap. 9 (p. 117).
et Menant, Docum. juridiq. p. 87; ferner den leider zu5) sammenhangslosen Formelrest repudü pretium solvat 1. c. p. 54; Peiser, Babylon. Verträge No. 24, 99, 100, 121, 122, vgl. Kohler-Peiser, Aus dem
babylonischen Reclitshiben
I
(1890) p. 8 sq.
15*
«u«i Syrieu
—
—
228
durch die Betrachtung der einzelnen Landesrechte
richtet,
kommen
voll-
und es stimmt mit diesem Bilde überein, wenn auch Joannes Chrysostomus den Syrern vorwirft, dass sie, in ihrer weltlichen und niedrigen Gesinnung auf reiche Heirat bedacht, die bestätigt,
övvallccy^ata xal yQuii^ata
tcsqI
yd^ov^) mit unwürdiger Sorg-
falt abfassen. Sitte de3 Uccidents.
Entgegen der Sitte des Orients hat der Occident von jieher d o das Princip formloser Eheschliessung gehandhabt und beständig festgehalten;
enim
„neqiie
wurden
sächlich
zwar
facmnt matrimonium'^.
tahiilae
mindestens
die
vornehmen
That-
Ehen wohl
durchaus schriftlich geschlossen: indessen die Gesetzgebung hat die
f
Nothwendigkeit dieser Form immer bestritten und zwar ohne
Rücksicht, ja wahrscheinlich sogar in bewusstem Gegensatz zu der Sitte
Doch
des Orients.^)
zeigt, dieser
Kampf
wie das syrische Rechtsbuch
ist,
des Gesetzes gegen die Gewohnheit
im Orient
Nicht genug daran, ist die Gesetzgebung des Occidents einmal sogar in ihrem eigensten Gebiet den vom Osten ausgehenden Anschauungen unterlegen, indem Majorian^) im weströmischen Reich die Bestimmung traf, dass ohne Bestellung einer Dos keine giltige Ehe geschlossen werden dürfe; wie wenig dieser Zwang der Sitte des Westens entsprach, zeigt lefffs^Qj. Umstand, dass diese ..iniusta lex 3Iaioriani" bald aufgehoben werden musste. Es ist ein Zufall, wie ihn die Geschichte von durchaus erfolglos geblieben.
Tniustae
Zeit
zu Zeit
zum Besten
erhalten blieb
und
dung gelangte.
In
in
gibt,
dass trotzdem diese
nachrömischer
einem von
Zeumer
Constitution
mitunter zur Anwen-
Zeit
herausgegebenen Scheu-
kungsact aus der merovingischen Zeit wird das Recht dieser Novelle zu
Grunde
1) Cit.
gelegt;**)
bei Jac.
allerdings hat der Herausgeber die be-
Gothofredus ad
C.
Th. de
fideiuss. dot. 3,
15,
1.
de nupt. 5, 4, 22; de natural. Hb. 5, 27, 10, 11; Nov. 22 c. 3. Das syr. R.-B. (P. 40, Ar. 51, Arm. 45) erwähnt zwar ein Gesetz von Leo, wonach die Verheiratung unter Aufzeichnung der cpfQvi] und ScoQfä geschehen 2)
soll;
C.
doch
ist
nicht zu ersehen, ob
dies
eine
Form
des Ehecoutracts selbst
oder bloss der Dotirung war, und jedenfalls wurde das Gesetz bald aufge-
hoben, wie die vorstehenden Stellen des Codex zeigen. 3)
Nov. Maioriani
Zeumer
6,
9.
dem Formulae Merov.
et Cai'olini aevi p. 208, Cartarum Senonicarum Appendix 1 lin. 6: ,,dum non est incognitum, ut ft-mina oliqua nomen iUa bene ingctma ad coniugium socinvi u^rore, sed qualis causus tri 4)
in
tempore mihi op2}resserunt, ut cartolam libcUis dolis ad ca, sicut lex declarat.
-
nicht gekannt und daher die Rechts-
treffende Novelle Majoriaus
anschauung
Urkunde
der
-
229
auf
zurückführen zu sollen geglaubt.
einen
nichtrömischen
Noch viel Conrat, mit
wenn auch ein Romanist, Max Bestimmung unbekannt vrar; diesem
Ursprung
auffallender ist es,
der Majurianischen
Schriftsteller
ist
sogar das
Missgeschick widerfahren, ein Bruchstück dieses Gesetzes in einem
Codex von
St.
Gallen aufzufinden und als „eine unbekannte Con-
Dos"
stitution"^) über die
(=
XXIII
in
der Zeitschrift für Rechtsgeschichte
X) rom. Abth.
Sav.-Stiftg.
1,
140—1 dem
gelehrten
Publicum vorzulegen. miniine excessit facere,
unde ipsi
appellant" .... Die Söhne angesehen. Allerdings mögen
filii
mei secundum lege naturalis
der Frau ohne Dos werden also für unehelich
hiebei germanische Anschauungen (Schröder, 24—82) mitgewirkt haben. 1) Die „unbekannte Constitution" ist aus Nov. Maior. 6, 9 Wort für Wort entnommen, wobei nur einige Schreibfehler unterlaufen sind, welche
Gesch.
d. ehel.
Güterrechts
I
die Gegeneinanderstellung ergibt.
Cod. S Call. 731
(ed.
Nov. Maioriani
Conrat):
ut
9 (ed. Hänel):
6,
marem f'eminamque par
Utrumque consiringat id est nüquam conditio utrumque constringat id minorutn quam exegerit futuruni uxor ut nunquam minorem quam exigit spunsaticia noverit
largitate
conlatura.
dotis
iura ut dotis
tituhcni
scituris puellis
parentibus puellarum vel quihuscunque
nupturis
omnihus infam ilie ma
culis
uxor titulo
sponsaliciam se
scituris puellis
rum
vel
noverit
ac
est
fu-
largitatcm
coUaturam,
parentihus pucUa-
quibuscunque nupturis, anibos
inorendus qui fuerint sine dote con- infamiae maculis inurendos, qui f'ueita ut nee matreinanio iudi- rint sine dote coniuncti, ita ut ncc cetur nee legitimi ex las (üii procre- matrimonium iudicetar, nee legitimi ex iuncti
entur.
his ßlii procreentur.
Achtes Capitel. Zur
Greschiclite
Das Dotalrecht hat wicklungsstadien
in der
durchlaufen.
des Dotalreclits. späteren Kaiserzeit wichtige Ent-
Es
hat
strenge classische Gestaltung verloren und licheren Linien
Justinian's, sind.
Wie
dieser vor sich gegangen,
der
Schleier,
bedeckt, verhüllt
seine
die einfacheren, natür-
im justinianischen Recht
es
man
wie
sondern das Product eines
löste Frage;
Zeit
angenommen, welche
und welche nicht,
aufweist,
Periode
jener
in
glaubt,
eine
Schöpfung
langdauernden Prozesses
ist
noch heute eine unge-
der die Geschichte der spätrömischeu
auch diese Stelle der rechtsgeschichtlichen
Veränderung.
Ob
derselbe jemals vollständig gelüftet werden wird,
abzusehen; wohl aber dürften dieses Entwicklungsganges bis jetzt geschehen
ist.
sich
gegenwärtig
einige
ist
bestimmter bezeichnen lassen,
Das syrische Rechtsbuch
als
bietet uns
anderwärts so auch hier mehrere wichtige Mittheilungen. wir
nicht
Etappen es
wie
Wenn
sodann die altproviuzialeu Rechtsdenkmäler und einige an-
dere Bausteine
zur
Hand nehmen und
diese
mit den Daten des
syrischen Landrechts, beides wieder mit den einzelnen Phasen der
römischen Gesetzgebung in Verbindung bringen, so lässt sich ein Bild
herstellen,
welches vielleicht im Grossen und Ganzen der
Wahrheit entsprechen einzelnen
Moments
muthung geht
dürfte.
An
eine
getreue Wiedergabe jedes
darf allerdings nicht gedacht werden; die Ver-
zu leicht ins L"re, und nur die Auffindung Anzahl originaler Ehecontracte aus verschiedenen Rechtsgebieten könnte in dieser Richtung eine exacte Forschung hier
einer grösseren
ermöglichen.
Die provinzialen Rechtsquellen, welche für
änderungen des Dotalrechts wichtig geworden
die
späteren Ver-
sind, sind insbesondere
-
-
231
jene der östlichen Provinzen, unter denen das griechische Recht eine
führende Stelhmg einnimmt.
Diese Behauptung reclitfertigt.
sich theils dadurch, dass die spätere Gestalt des römischen Dotal-
immer mehr dem griechischen annähert, theils schon durch den äussern Umstand, dass die entscheidenden Gesetze von der oströmischen Regierung ausgegangen sind. Aus diesem rechts sich
—
Grunde Schrift
ist
auch
Behandlung derartiger Fragen
die
vollkommen am
Schon
Bechmann
Tib. Jul. Alexander
dieser
in
Platze.
hat gelegentlich einer Stelle im Edict des allerdings
die
nicht
näher ausgeführte Ver-
muthung ausgesprochen, dass das ägyptische Provinzialrecht die Dos als Eigenthum der Frau aufgefasst hat, und dass ähnliche Rechtsanschauungen die Entwicklung zum justinianischen Recht bedingt haben, wonach dem Mann an der Dos nur noch ein formales Eigenthum, beherrscht durch die utüis rei vindicatio der Frau, zugestanden
Wenn
ist.
wir erwägen, dass das Edict des
Aegjpter von Nation, sondern auch Aegypten lebenden Griechen, und nicht von einem Aegypter, sondern von einem griechischen oder doch hellenisirten^) Beamten herrührt, so werden wir Bechmann' s VerTib. Julius nicht bloss für die
für
die
in
muthung vom ägyptischen
auf
das
griechische
Provinzialrecht
übertragen, und gewinnen hiemit den Ausblick auf ein weites und einÜussreiches Rechtsgebiet.
Bezüglich des griechischen Rechts sind nun drei Sätze auf-
welche in ihrem Zusammenhang auch von den Bear-
zustellen,
beitern des griechischen Rechts
welche jedoch
auch während
noch nicht erkannt worden der
römischen Zeit
nicht
sind,
unter-
gegangen sind, vielmehr noch im syrischen Rechtsbuch hervortreten, und von welchen wenigstens die beiden ersten einen be-
stimmenden Einfluss auf die Geschichte des römischen tuts gehabt zu haben scheinen.
üotalinsti-
Diese drei Sätze lauten: I.
Die Mitgift
dem Mann
ist ein
—
Dotaignmd-
Eigenthum der Frau, an
abgesehen von der Nutzuugsbefugniss
kein weiteres Recht zusteht.
1)
Denn
welcherngnecMschen
Tib. Julius Alexander
war von jüdischer Abkunft.
—
— Die
II.
vom Vater
—
232
bestellte Mitgift ist ein
Tochter, welches bei Auflösung der
sondern
Vater zurückfällt,
auf
Eigeuthum der
Ehe
nicht an den
Kinder der Frau
die
vererbt wird.
Die
III.
vom Vater
bestellte Mitgift enthält eine Erbabfin-
dung der Tochter. DieMitRift
sind nunmehr zu beweisen: Diese Aufstellungen °
geiiort der
Frau,
Eigenthum der Frau, nicht des Mannes ist, findet sich das älteste Zeugniss im Recht von Gortyn, welches das Eingebrachte der Frau immer schlechtweg als „ihr Vermögen, womit sie zu dem Manne ging", yi\y ^[q Regel, dass die griechische Mitgift
j
Wer
bezeichnet.^) es
gedacht
ein so naives Gesetz so natürlich versteht, als
und nicht
ist,
Speculationen
die
künstlichen
einer
Jurisprudenz hineinträgt, wird nicht zweifeln können, wie er diese
Mit Recht hat denn schon Zitelmann^)
Stelleu aufzufassen hat.
das Frauenvermögen zu Gortyn während der Ehe bewahrt, dem römischen Dotalrecht gegenüber-
welche
Selbständigkeit,
diese
gestellt.
Nach der Ansicht
besten Kenner des
der
bleiben;^) durchschlagend hiefür erscheint
Recht von Gort^ii
1)
av8Q
ai' m' J-cc
vial
avtäg bkev
(ed.
yvvcc ati,
diocyiQivwvtai,
SKOvß'
t'is
III
TTov,
(xi!
v.a
Xli
wenn Mann und Weib
nag so soll habend
sie
das
sich scheiden,
Ihrige
sie
kam
ein
Mann
zu
was
haben,
dem Manne.
17
dveQ dnoQ'ävoi xs-Ava v.axaXi-
k'
zu erwäh-
Bücheler)
rov kvSqcc.
al'
alsbald
der
45
II
xa
attischen Rechts
auch dieses das Eigenthum an der Dos bei der Frau ver-
lässt
a yvvd, zd
J-cc
avxöcg
falls
das
BK0V6CCV onvted^&ui.
stirbt
von Kindern, so
lassuug
Weib
mit Hintersoll,
will, sie das Ihrige
wenn
habend
verehelicht werden. III
ai ÖS
Kcc
äxBKvov
24 yKxrcxlLTifi,
tu xs
J-u ccvxccg tHiv.
wenn lässt,
er sie aber kinderlos
so
haben u ebenso
III 32, III 41,
2)
Coniuientar
3)
Schömanu,
IV
2G,
VI
34,
XI
soll s.
sie
sowohl das
519;
Ihrige
w.
44.
S. 115.
ÜLllenische Alterthümer
I
S.
517;
Meier-Schömann,
Cai Hemer, La restitution de la dot ä Athenes, Paris 1867 van den Es, De jure familiarum apud Atheuionses, Leyden 1864 Uivrilleau, La constitniiou ilo la dot, Nouv. l\ov. bist. VII p. 163. ir
hinter-
p. 11; p.
46;
—
—
233
vom Manu
neude Umstand, dass die Dos
auch wenn die Frau ohne Kinder
niemals
—
verstirbt.
wird,
lucrirt
Einen interessanten
Beleg desselben Rechtszustandes bietet für die kykladische Insel
Sjros eine daselbst gefundene Inschrift,*) ein Markstein, welcher besagt, „dieses Grundstück bildet die Mitgift der Hegeso, Tochter
des Kleomortos", wodurch von selbst jede eigenthumsartige VerEndlich für die ägypfügung des Mannes ausgeschlossen ist,^) tischen Griechen kommt das bereits erwähnte Edict des Tib. Julius
—
Alexander in Betracht, welches den römischen Fiscalbeamteu verbietet, für
Fiscalforderungen gegen den
Mann
Frau
die Mitgift der
einzuziehen, und die Rückstellung der eingezogeneu anordnet, wobei
ausdrücklich
dieselbe
Vermögen Sollte
nach
noch
alledem
etwa gegenüber dem geltend
dem Mann
ein
als
nicht
zugehöriges
charakterisirt wird."*)
citirten
möglich
Zweifel
ein
sein,
sollte
Passus aus dem ägyptischen Edict
gemacht werden, dass hier nicht das
Moment
sondern das materiell- ökonomische
ins
formal-juristische,
Auge
gefasst
sei,
so wird allen Bedenken durch den Einblick in einige griechische
dem
Jahrhundert
Ehecontracte
aus
Ende
welche Urkunden sich in El-Faijüm gefunden haben
bereitet,
zweiten
der
Kaiserzeit
eiu
und zur Wiener Sammlung gehören,*) Diese zeigen aufs deutlichste die Richtigkeit unserer Auffassung.
die
Eltern
die Mitgift
Empfängerin nicht der Mann, sondern die
bestellen, erscheint als
werden
Tochter;'') ihr
Wo
z.
B. in Pap.
vom
E
R. No.
1514—1516
Z. 8 fg.
August des Jahres 136 p. Chr.), vou Aruren Land und ein halbes Haus zur unwider-
(datirt aus Ptolemai's
der Mutter drei
16.
ruflichen Aussteuer gegeben:
1) zrjg
Dittenberger,
Syll.
KI^ouÖqzov d'vyaTQog
An
No. 436. (Ross, luscr. ined. No. 108): 'Hy/jöoug
TtQoi^ t6 x^Q^ov.
eine Erklärung aus
einem Sonderrecht des funclus dotalis darf da der Stein mit Bestimmtheit der vorrömischen Zeit zuzuweisen ist (Ross, Inscr. No. 108). 2)
nicht gedacht werden,
3)
zdv zov
Ed. Tib.
lul. § 5:
silrjcpÖTCov cpiatiov ZKig
4)
am
allerwenigsten an die lex lulia
zag
dvÖQwv
(xlv
y^Q
TtgoLTiag
,
aXXozQiKg ovaag xai ov
nal 6 d'iog 2sßaoz6g i-AtXivofv xat
yvvai^i dnoSi'Soadai
.
.
ot tWapjjot fx
.
Dieselben sind ungedruckt und gehören zu den von Herrn Wessely
mir zur Einsicht gestellten. 5)
Mitgift,
Der
Mann
erscheint als
welche die Braut selbst
schenkung von seiner Seite
ist;
s.
Empfänger nur bezüglich jeuer fictiven und welche in Wahrheit eine Eheunten im Abschnitt von der Donatio p. n.
gibt,
— de ^AtpQoditri
7]
—
234 (sc.
^ritriQ)
r]
daöaaävat ev (peQvy xaza
Xoyet)
avrfi %'v'^^^^^^^ (^^(pQo8 Cr ovti
(aQOVQag XQEtg
stl
.
.
o^oCcog (ergänze: ofto-
äva^pcdQBXov
jCQOöfpoQav
rfj
t)«^ vnuQxovGaq avrfj
.
da %al ro i])^i6v ^tQog trjg o^LoCag vjcag-
%ov6rig avrf] oiKiag})
Desgleichen
„
Aphrodite steuer
.
.
als
IMitgift,
die ihr gehörigen drei
.
Haus gegeben zu haben
Dem
ihrer Tochter und zwar zur unwiderruflichen Auserklärt
entsprechend
.
Aruren und das ihr gehörige
."
.
ist in
Aphrodite
Pap. E. R. No. 1518^),
wo
ein
Grund-
stück in der gleichen Fassung als Mitgift gegeben wird, eine aus-
drückliche
Bestimmung
erforderlich,
wonach
die
Früchte des Grund-
stücks in den gemeinsamen Haushalt gehören (Z. 20), sowie auch in
unserem Papyrus
stücks
als
besondere
als eine
sagt
—
(Z.
22
fg.)
der
Mann
Grund-
die Bestellung des
besonderes Recht und die Bezahlung der Grundlasten
Da
übernimmt.
Dos wird, muss
—
ganz wie das Edict des Tib. Julius
der
Mann eben
Last"'')
nicht Eigenthümer der
über Nutz und Last derselben mit der Frau
er
1) Die in den Text aufgenommenen Ergänzungen Wessely's sind durch andere Stellen der Urkunde gesichert.
2)
Die wesentlichen Stellen dieser Urkunde sind zu Die Urkunde
getheilt. 3)
(tcö
ist
bald nach
Der betreffende Passus lautet Mävsiv ovv xotq ya^iovOL
TS Eov%)dii{iicovL
v.a.1
(lin.
Jahre 150
20
p.
Capitel
IX mit-
Chr. abgefasst.
sq.):
So bestehe denn das Zusammenleben der Brautleute Suchamxov mon und Aphrodite mit einander, in-
'AtpQoöi)-
tfi
Tovtirriv TiQOS dlh'jlovg GVfißi(üGi{v)
Uovxdiifiwvog iTiKQHovvtos
dem
avri'j
tu
dem Suchammon
seiner
Frau
nach
Kräften alle Lebensbedürfnisse {Siovra nävxa
xa
Kccxcc (xcc
v.a.1)
xov L(iaxia(i6v Mal beistellt, die Toilette und was sonst
«/l/la occi nQoaTjKst. yvvccitil yaiisxij
räv)
t'gya
Tjfiiaovg
naxQiKcöv ceQovQcäv rov
^SQOvg
xü>v
tibqI
x6
(.irjTQo-
SoiQov y.Xr]Qov ccQovgäv tqiwv
nX)rjQoivTog 8ig x6 dr}ii6aiov
(
(xd v)nfQ ccvxäv xeXeofiaxci
einer Ehefrau gebührt; er
ndvia and
der
vom Vater
ererbten Aruren, des
halben Antheils an den drei Aruren des Ackerloses im Gebiet von
Metrodoroshof; er bestreitet alle Ge-
bühren
für dieselben
xov avxov alaiov
ziuskasse, angefangen
{ixovg) M.
laufenden Jahr
T. X.
u. s.
Die drei Aruren bei Metrodoroshof sind die in Z. 8
chammon
erhält die
übernimmt
die Bestellung
dvva^iiv «ai Ttoiovfiivov
an die Grundvon dem eben
w.
fg.
geuannten; Su-
Nutzung nur au dem halben Antheil, weil an der andern
Hälfte die Brautmutter sich den Nutzgeuuss vorbehalten hat
(lin.
15
— 18).
— besonders übereinkommen. dass von
Eine weitere Consequenz
einer Verpflichtung,
Urkunden nicht
unseren
-
235
die
Rede
die
ist
dann
die,
Grundstücke zu restituiren, in
während bezüglich
ist;
aller
vertretbaren und verbrauchbaren Sachen, welche er in die
Hand
bekommt, Rückstellungsfristen
pein-
Sorgfalt
lichsten
und Pfandrechte
ausbedungen
wird
werden,
mit
der
der unbeweglichen
Sachen nicht weiter Erwähnung gethan, weil hier eine Restitution gar nicht möglich
ist.
IL Wir wenden uns zum Beweise des zweiten Lehrsatzes, wo'
nach die griechische Mitgift ein
bei
freies,
Auflösung der Ehe an
den Vater nicht zurückfallendes Vermögen
Auch an
hier stellen wir die
yvva ärexvog aTCo^ävoi,
cd da J-cc
ccTfodo^ev
falls
aber ein
Weib
kinderlos
man') das Ihrige den Angehörigen zurückgeben
avräg totg STtißdlXovOL verstirbt, .
bildet.
welches in III 31 besagt:
die Spitze,
td T£
Tochter
der
Bestimmungen des Gortyner Stadtrechts
.
soll
.
.
Hieraus folgt, dass das Gesetz den Unterschied von profec-
und adventicia dos nicht kennt, indem der Rückfall der MitVerstorbenen einerseits durch das Abhandensein von Kin-
ticia
gift der
dern bedingt, anderseits lediglich durch die Thatsache der Veralso nach erbrechtlichen Gesichtspunkten bestimmt und ebenso deutlich spricht die bereits oben angeführte III 24,^) wonach, wenn der Mann stirbt, die Frau das
wandtschaft, wird; Stelle
Ihrige haben
soll,
ohne dass an ein Heimfallsrecht des Vaters se-
fällt
nach attischem Recht die Mitgift der verstor-
dacht würde.
Ebenso
benen Frau in erster Linie ihren Kindern, solcher ihrem xvQiog, die
erst bei
Abhandensein
der sie bestellt hat, anheim.'^)
Ehe durch den Tod
Mannes
des
gelöst wurde, so
Und wenn kann kein
Zweifel sein, dass die Frau und nicht ihr Vater die Mitgift erhielt;
nur unter dieser Voraussetzung lässt sich begreifen, dass
die Tochter
1)
Vermöge
statt „soll 2)
man"
Oben
3) Isäus x.vQt.ov)
neben Söhuen nicht
S.
Sie
miterbt.'^)
eines offenbaren Lapsus steht bei ,,6oll
232 Anm. bl
Bücheler-Zitelinanu
sie". 1.
de Pyrrhi hered. 38, 5; 41,
Yiyvoufvrjg,
hat ihr Erbtheil
xl
enccd'av
Meier-Schömann* 11 S. 521. 4) Meier-Schömaun* II
r]
yvvij
S. 575.
1:
zfjg
uq'iv
ngoiHog slg civrov
yfi'Ea&ai ncctdag
(sc.
zov
ccvrij;
^^^^^*^,''^'
gehurt der Tochter.
—
—
236
schon in der Mitgift erhalten, welche
ilir
auf alle Fälle verblieben
sein muss.
Es
ist
gewiss nicht gewagt,
Richtung
allgemeine
auf eine
aus
auch
beiden Thatsachen
diesen
anderer
griechischer
Local-
rechte zu schliessen; übrigens stehen diese Thatsachen nicht allein, erhalten noch eine
sondern der
dritte
Vorkommen
Dotalrechts, dessen
den
indirecte Bestätigung
nunmehr zu besprechende
stets ein sicheres
Dos
Charakter der
profectizischen
dadurch, dass
Grundsatz des griechischen bildet,
Judicium gegen
im griechischen
Rechtsgebiet nachweislich ein weitverbreiteter war. ^^^-
'"^ist^Elfj-"
aijfindung ^^g der iocüter.
g'g
^^^ eben erwähnte Grundsatz ist der, dass die Mitgift, soPj-^u und ihren Erben unwiderruflich verbleibt, so auch
^jg^,
'
Erbab6ndung derselben enthält, welche jeden weitergehenden Anspruch der Tochter und des Tochterstammes ausschliesst. eine
Dieses Priucip allein eigen,
ist
vielleicht
dem
nicht
griechischen
Recht
sondern scheint, wie es ja nur eine Cousequenz des
starren agnatischen Systems darstellt, auch
im
älteren römischen
und deutschen Recht massgebend gewesen zu seiu.^) Während es aber hier bald anderen Ordnungen gewichen ist, blieb es im griechischen Recht mit wenigen Ausnahmen bestehen. Diese Anschauung beherrscht offenbar alle diejenigen Rechte,
welche die Töchter von der Erbfolge zu Gunsten der Söhne fort-
dauernd ausschliessen, wie phyrischen Lokrer;")
abgefunden. liegt sie in
Wenn
die
dies
z.
B. das
Tochter
attische
und das der
durch die
gilt
einer Stelle des Plato, leges
Rede
die
Anderm
unter
1)
als
noch irgend einer Bestätigung bedarf, so
XI
p.
923^), welche nur
von diesem Standpunkt aus verstanden werden kann. selbst
epize-
Aussteuer
vom Testament
des
Familienvaters
Es ist daund wird
gesagt:
Ich betrachte auch für das römische Recht die Auffassung,
wonach war
die Dotation der Tochter ursprünglich die Hinauszahlung einer ho-es sua
(wobei allerdings das Capital kraft der ursprünglich regelmässig bestehenden Manus in die Hand des Mannes kaui)_, als eine natürliche. Aus ihr, im Zu-
sammenhalt mit dem Recht der Manus mariti cedere.
,
erklärt sich von selbst das lucro
Die allerdings verschiedene Auffassung
—
der späteren Juris-
Ueber eine ähnliche Erscheiprudenz kann hier nicht massgebend sein. nung in der 1. Burgundionum vgl. meine Abhandig. in Ztsch. f. priv. u. öff. Recht XVI 2) S. 3) cd.
S. 566.
oben
S.
64
fg.
Stallbaum
III p.
281 D.
-
-
237
orto d' av rav viäav vnccQicav oixog ?y, ^rj ve^sn^ rovta xäv iQrniäxav. d'vyaxQi rs a&avrag filv av tyytyvij^tvog wg d' av ftr/, vb^siv. ävriQ iöo^svog y, ^rj vs^eiv „Einem Soliii, welcher bereits ein Haus hat, soll er nichts diesem Vermögen vermachen, und ebensowenig einer Tochter, von welche bereits verlobt ist, wohl aber einer noch unverlobten." Die Wendung „eine Tochter, welche verlobt ist", kann in ij
ij
kaum
diesem Zusammenhang dass
anders erklärt werden, als dadurch,
eine solche Tochter bereits ihre Mitgift erhalten hat;')
dadurch
erklärt
dem
Tochter
dass
sich,
eines
Besitz
der
Verlobten
bei
nur der
Sohne gleichgestellt wird.
Besitz eines Hauses beim
Die Stelle drückt also die Anschauung des Plato, welche hier wie in
jenem ganzen Werk nur das Spiegelbild der damals in Grieallgemeinen Rechtsanschauungen darstellt, dahin aus,
chenland dass
mit
Tochter
die
weitere
und eine
abgefunden wird
Mitgift
ihrer
Bestiftung
letztwillige
derselben
einen
Eingriff in
die
Rechte der übrigen Kinder, besonders der Söhne, bilden würde. Eine andere Anwendung, zugleich
im Recht von Gortyn.
findet sich
Töchtern
Erbrecht
das
auf
—
ihnen bisher fehlte")
Dieses Gesetz gibt zwar den
halbes
ein
Ausnahme, welches
Sohneserbtheil,
wie es denn überhaupt auf einer vorge--
Entwicklungsstufe
schrittenen
freilich die erste
—
steht
,
setzt
aber
ausdrücklich
hinzu: Jene Töchter, welche bereits vor Erlassung dieses Gesetzes eine
mann sein,
haben,
erhalten
Mitgift
Das
keinen Anspruch.^)
treffend bemerkt: als
haben
sie
ihnen
der
haben auf Grund
heisst,
mag auch
durch
dieses
ihre Mitgift
Gesetz
das
kleiner
welche
Nachrichten,
gesellt
seltener
in
sich
gewesen
verheissene Erbtheil,
doch keinen Anspruch auf die Differenz;
abgefunden. Zu diesen Zeugnissen
Gesetzes
wie der Commentar von Zitelso
sie gelten als
noch eine Anzahl anderer
Fülle
und Einmüthigkeit
die
Existenz dieser Auffassung für das gesammte griechische Rechtsgebiet beweisen.
Die Erörterung derselben kann jedoch, da
sie
einer späteren Zeit entstammen, hier noch nicht erfolgen. 1) In der
That
erfolgt die Bestellung
der nqoC^ bei der Verlobung; Inscr. jurisdiques
2) 3)
IV 37 IV 52
grecqucs
I
s.
(18'.>1)
p.
52 sq.
ff.
ff.,
dazu
(wenn auch nicht die Auszahlung)
neuestcns die Ausführung im Recueil des
Zitelmann
S.
110
— firiechisciies
recht in Zeit
j]g
Duniuehr ZU
[g^
gcmeiuen.
ijj
—
wie das in den obifTeu drei Grund-
zeio'en,
aussprechendc Rechtsbewusstsein sich
süt/eii sicli
im Aii-2ej^
238
in der
römischen
hellenistischen Rechtswelt erhalten hat.
jgj.
Es wird angemessen
einige andere
sein,
Beobachtungen vor-
welche gleichfalls beweisen, in welchem
auszuschicken,
das eheliche Vermögensrecht des
Umfang
griechischen Volks noch unter
den späteren Kaisern in voller Lebenskraft hervortritt. MannoHvormunuSchaft.
Bona (a,jt(;wa).
Zunächst erinnere ich an die bereits oben^)/ angeführte Beo
Stimmung Constantin's, wonach eine minderjährige Frau unter Consens ihres Ehemannes giltig verkaufen kann. Dass dies die griechische Geschlechtsvormundschaft des Ehemannes bedeutet, wurde bereits ausgeführt. Noch merkwürdiger ist Folgendes. Bekannt sind die Bestimmungcn desselben Constantiu dessen allgemeine Vorliebe für griechische Rechtsbestimmungen an vielen Orten hervortritt
—
—
über die bona materni (jener is; das Muttergut bleibt in väterlicher Verwaltung und Nutzniessung, aber das Eigenthum steht den Kindern zu und der Vater darf nichts davon veräussern. Es ist auch bekannt, dass bei Zuwiderhandlung die Kinder das Veräusserte vindiziren können. Bekannt ist ferner die Bestimmung von Theodosius II. und Valentinian, wonach mit der zweiten Ehe des
Vaters jedes
Ehe
aus dieser
lucrum
dings aufgehobene
hmuhus den ihm
—
nupiiale
aus
erster
Ehe den Kindern
sowie auch Constantin die
zufällt,
—
später aller-
Verordnung getroifeu hatte, dass der pater
zustehenden Niesbrauch au
der bona materna
verliert.^)
Und nun
vergleiche
man
hiemit die Bestimmungen des Rechts
'
von Gortyn VI 31—46: ai ds K
^ärsQ
xhxva
TtaxBQa
KccQtsQov
tQinov,
aTtodod-ai
xarad's^sv
al'
,
fTcaiVEöEi
£^sv TOP ds
de TIS aXXäi TCQLairo
rcc
^i«-
rexv«
Luvre(g. e
rov eine
Mutter
mit
vou Kindern, so
soll
a)i
xaräd-Eiro,
liehe,
Th. de bon. mat.
3) d. h.
über 17 .Tahre
8,
der Vater
verkaufen aber nicht, und
nicht verpfänden,
wenn nicht
18, 3.
alt;
die
Kinder beistimmen, die Renner^)
1) S. 218.
2) C.
aber stirbt
Hinterlassung
^sds Macht haben über das Mütter-
fis,
xa ^e
ÖQOfissg
Wenn
anod-ävBi
xarahnovöa,
Zitelmann, Commentar
S.
60
— TU
iilv
Sfiev,
im
XQä^ara xov
yiaxad^bvxa
E
djiodo^svov
Gxäöai xäg xi^äg
xul' xC
aber
Falls
anders
einer
%axa- kauft oder sich verpfänden e
tbv so
das Vermögen
soll
aaxa- Kindern stehen,
öinleCav
xccv
—
tixvotg sind.
TOit,'
Ö€ TtQitt^ivoL
töi
xte^ivoL
239
k
älX'
dem
lässt,
den
bei
aber, welcher
kaufte oder sich verpfänden Hess,
et
xo anXöov. cd Öi % uklav soll der, welcher verkaufte oder
ojTftfi,
xa xaxva {xo)v {^a)xQ6ioi^ welcher verpfändete, das Doppelte
axag
xaQxaQovg s^sv.
erlegen
etwas
wenn
des Werthes, und
Schaden
sonst
Einfache.
Andere Kinder
Wenn
ehelicht,
über
er
so
das
ist,
das
aber
eine die
sollen
Mütterliche
Macht haben. Diese Uebereinstimmung zwischen den Constantinischen und
Theodosischen Gesetzen und dem altgriechischen Recht fallend, dass lich
man an
ist so
einen Zufall schwerlich glauben kann.
auf-
Wirk-
sehen wir, dass auch sonst in Griechenland zur Kaiserzeit die
Trennung des Mutterguts vom sonstigen
Vermögen
väterlichen
und das Erbrecht der Kinder auf das Erstere anerkannt wird.
Der
attische Philosoph Herodes Atticus,
ein Zeitgenosse der
Antoninen, hatte einen Sohn, welchen er wegen thörichter und ausschweifender Gesinnung zu enterben genöthigt war.
ihm
daher,
mütterliches
wie
Philostratus
mittheilt,
Vermögen heraus,
andern Erben.^)
sein
seinem
bei
eigenes
aber
Er gab
Tode
sein
vermachte er
Hierin zeigt sich der Begriff des Mutterguts als
eines Gegenstandes selbständiger Kindeserbfolge
im Gortyner Recht und
der Constantinischen
ebenso klar wie
Bestimmung
aus-
geprägt. ein griechisches Testament aus Ein Grieche Namens Julius Phoebus seine Kinder aus erster Ehe zu Erben ein, indem er ihnen
Dieselbe
Erscheinung zeigt
der Zeit des Juristen Paulus. setzt
wenn sie kinderlos sterben, das von ihm hinterlassene Vermögen den überlebenden Geschwistern zu belassen „exceptis honis maternis eoriini vel avitis"}) Wieder ist das Muttergut ein
aufträgt,
1) Philostr. vit.
soph. II 1, 23 (ed. Westermann):
uritQma avtä dnfScoKfv, ig tTBQOvg äarrjasv.
2) D. ar.
Post, Entwicklungsgeschichte des FamiHenrechts
observari
in dotcm a midiere
S. 179.
^
— Wenn
—
298
Frage aufgeworfen wird,
die
in
welcher Weise daneben
der Donatio jene selbständige Erscheinungsform
Dos doch
gewahrt wurde,
um
welche nothwendig vorausgesetzt werden muss,
sie ihrer
mit
Bestimmung zuzuführen, so ist auf die aus den Faijiimer Urkunden hervortretende Gewohnheit die wahrscheinlich im gaij^en Reich verbreitet hinzuweisen, wonach über die Donatio noch neben dem war Dotalinstrument selbständige Urkunden ausgefertigt wurden,^) Es soll übrigens dem Gedanken Francke's, wonach die finder
nicht ganz zusammenfallenden
—
—
Tradition und Retradition der Donatio durch die Gesetzgebung Constantin's in Schwung gebracht wurde, nicht alle Berechtigung abgesprochen werden. Es ist sehr wohl möglich, dass seit Constantin die früher nur hie und da vorkommende Form girte
^'"*^^^*""s
iicI-^Douatio
worden
verallgemeinert
Retraditiou jjgggj, fiir die Eut-
Porm, hinter welcher '
P^^' die
Jedenfalls
ist.
hat die Regelmässigkeit
sich die altorientalische obligate O
römische und griechische sponsalicia
da-
largitas, die gallische
verbargen, wobei alle die gleiche ErscheiSchenkungen trugen, dazu beigetragen, dass Institution von den Kaisern als ein durchaus einheitliches,
Gütergemeinschaft
nung
u. a.
verschleierter
diese
im ganzen Reich gleich heimisches
Institut
aufgefasst
und
ge-
regelt wurde.
Abkommcu
j^
der
ßachthcodosianischen
jgj.
Eetraiution.^jj^jjjigmjg
^u
dieser
Form
Zeit
bestand
mehr, und
nicht
Recht angenommen, dass nunmehr
die
allerdings D
es
eine
wird wohl mit
blosse Verschreibung der
Dos wieder häufiger wurde.") Nur unter dieser Voraussetzung ist Justiuian's Vorschrift, wonach die Donatio der Dos gleich sein soll, denkbar-, hätte Justinian an reelle Auszahlung der Donatio gedacht, so wäre nach seiner Vorschrift jeder Dotalvortheil durch die
Auszahlung der Donatio aufgehoben gewesen. IV. Rechtlicher
Charakter der Brautschenkung.
Der Zweck, zu welchem insofern
ist juristisch
die
Brautschenkuug gegeben wird,
von Interesse,
als
das rechtliche Schicksal
Gabe hauptsächlich durch diesen Zweck mitbestimmt wird. '^yjrQQ^ (jgr Donatio war aber im Occident und im Orient ein
dieser occidcnt
und
Orieut.
[)gj.
oben
1)
S.
2)
Wenn
S.
282 Anm.
3.
das Sina'ischolion IV 7 (oben
Donatio denkt, so
ist
S.
297
Anm.
diese eine bloss versproobeue.
2)
wirklieb au
die
— verschiedener; die
-
299
dem entsprechend werden wir
später
sehen,
dass
weströmische Gesetzgebung auf diesem Gebiet eine andere Ent-
wicklung genommen hat, 1.
als die oströmische.
sowie das griechische ava- Charakter o der occireine Liebesgabe, ein Hochzeitsgeschenk, welches''*'^*^^^^?!^'®"
Das römische Donum
XttXvTtttJQiov ist
ntiptiale, ' '
wenn
der Frau in der Regel sofort mit der TIebergabe, und selbst
gegeben
es affinitatis contrahendae causa
schluss der
Ehe an
Will
definitiv verbleibt.
Schlagwort bezeichnen,
man
kann
so
wenigstens
ist,
man
vom Ab-
dies mit
einem
ein pretium imdicitiae
es
nennen.^)
In
der That
das
Dommi
im Occident ausdrücklich
diese Auffassung
ist
Wir haben
ausgesprochen worden. mqitiale ein
illnd,
bereits gesehen, dass Juvenal
quod prima pro node datur nennt.
Dieselbe Auffassung hat noch Constantin, das
^fisctilo
wenn
er in
c.
16
h.
t.
intervcniente" gegebene Geschenk wenigstens zur
Hälfte der Frau auch für den Fall zusichert, dass die
Noch
abgeschlossen wird.
de bonis proscript, 9, 42,
deutlicher 1
(C.
I.
5,
sagt
Ehe
nicht
Constantin in C. Th.
16, 24),
die der
Frau des
Verurtheilten vor begangenem Verbrechen gegebene Donatio maritalis
qiiia pudicitiae praeniio cessit,
sei,
von der Confiscation
Vermögens auszunehmen. Und die spätere weströmische Gesetzgebung hat diesen Gedanken des Occidents nochmals ausdrücklich betont, wenn Nov. Valentin. 34 § 8 (a". 452) die Schenkung des
ein 2^0 pudore perceptum nennt.^)
Diese Auffassung
Nichts
hat
zu
der
mehr beigetragen,
die vorherrschende
Dies muss durchaus festgehalten werden;
auf als
im Occident immer
ist
des Lebens geblieben.
diesem
dass
man
Gebiet
herrschenden Unklarheit
geglaubt hat, die eigeuthümlich
übertreibende Richtung, welche die spätkaiserliche Gesetzgebung
auf diesem Gebiet verfolgt, auf eine entsprechende Entwicklung der Lebenssitte bei den späteren 1)
Es
ist
Römern und Griechen
zurück-
bemerkenswerth, dass die classischen Juristen die sponsalicia
largitas nie als eherechtliches Institut, sondern
immer nur im Zusammenhanfj
der gemeinen Schenkung besprechen.
So Papinian und Paulus anlässlich der lex Cincia (Vat. Fr. 262, 298); Julian in D. de donat. 39, 5, 1 § 1; Ulpiau in D. de don. int. 24, 1, 32 § 22. 2) Es ist daher nicht besonders umsichtig zu nennen, wenn Rudorfi"
(Symbolae Bethm. Hollw. bare
(?)
obl. p. 110) diese letztere Aeusserung auf eine offenEinwirkung des germanischen Rechts zurückführt, ohne die älteren
römischen Pärallelstellen zu berücksichtigen.
—
r>oo
Davou
führeu zu müsseu.
wie bereits bemerkt
ist
wurde/)
nirgends eine Spur zu finden, und,
Rückbildung,
die
welche sich in
byzantinischer Zeit in der Gesetzgebung vollzogen hat, aiu
besten,
dass
die Gesetze
Es
klang befanden.
ist
sich
beweist
mit der Sitte nicht im Ein-
auch zu beachten, dass die Legislation
der westlichen Reichshälfte, welche nicht durch die Anlehnung an die
wirklich bedeutende Brautschenkung des eigentlichen Orients
gedeckt war, in der Uebertreibung ihrer Intentionen nie so weit
gegangen
ist,
wie die byzantinische*, der Occident hat niemals den
technischen Ausdruck Donatio
stimmte hier
Vorschrift über die
ante nuptias und niemals eine be-
Höhe
derselben erhalten;
mau
spricht
immer nur von sponsalia, sponsalicia larr/ifas, in'o pudore peiund wenn bestimmt wurde, dass die Dos nicht geringer darf als die Donatio,^) so wird Niemand behaupten, dass mit
cepta,
sein
der Donatio hier eine besonders grossartige Vorstellung verbun-
den
ist.
Vielmehr zeigt sich in Letzterem deutlich nur das altfür das Vorhandensein eiuer ausgiebigen Dos
römische Princip, zu sorgen.
I^ nebensächlicher Weise konnte
zw^ck^dtrseiben.
natürlich
occidenta-
diese
Wer eine ausgie\[^q)^q Douatlo auch andere Zwecke erreichen. bige Brautschenkung macht, stiftet indirect auch ein Capital für die überlebende Witwe und die Kinder; und da das Brautgeschenk unter Umständen seinem Hauswesen in währender Ehe wieder zu Gute kommt, kann die Verstossung der Frau, welche dann die sponsalicia lanjitas mit sich nimmt, ihn theuer zu stehen kommen, Diese Neso dass die Donatio auch als Scheidungsstrafe wirkt. benzwecke sind insofern nicht unwichtig,
als
spätere Kaiser-
die
gesetzgebung an dieselben theilweise augeknüpft hat;^)
es
wäre
jedoch durchaus verfehlt, diese secundäre Bedeutung zur primären zu machen. dc^^llivnLDonatio
^^'^
2. Ln Gegensatz zum römischen und griechischen Recht ist Brautschenkung des Orients durchaus geschäftlicher und noth-
Schon der Umstand, dass
wendiger Natur.
1)
S. 294.
2)
Vgl. oben
3) Als
S.
294 Aum.
sie
eine
wesentliche
1.
Scheidungsstrafe kann die Donatio wirksam werden nach
vom weströmischen Reich ausgegangenen Scheiduugsgesetz
C. Th.
dem
de repud.
Als Versorgung der Kinder, insofern die bekannten Gesetze über 16, 2. den parcns binuhus auch im Oocident galten. 3,
— Voraussetzung giltiger Ehe
~
301 ist
(s.
oben
S.
290), schliesst jeden
und ein pretium piidicitiae aus; nicht minder die mitunter enorme Höhe, wie wir sie in den unterägyptischen Contraeten von Memphis und in der Bestimmung des sy-
Gedanken an
eine Liebesgabe
wonach
rischen Rechtsbuchs erblicken,
die
öaQsd
die Hälfte
der
zu erreichen hat.
cpBQViq
Die Bedeutung
hauptsächlich ^
scheint,'
Donatio
orientalischen
dieser
eine
die,'
ist,
es witwen-
wie
Versorgung o O der Witwe
für^.
den Ueberlebensfall und gleichzeitig eine Scheidungsstrafe für den Mann darzustellen, wozu sie durch ihre Höhe vollkommen geeignet ist. Allerdings wird sie allem Anschein nach bei allen Orientalen sofort als definitiver Erwerb der Frau betrachtet; aber ihr Zweck ist nach der Auffassung der Orientalen unverkennbar in erster Linie auf die Eventualitäten Dies wird schon durch bei Auflösung der Ehe gerichtet. der Umfang, sonst ganz unerklärlich grossen wäre, fast zur ihren Evidenz bewiesen; nebstbei kommen noch einige äussere Zeugnisse in Betracht.
Der syrische über das
Dorum
Schriftsteller
dürfe
die
Frau
Barhebraeus erklärt ausdrücklich,
während der Ehe ohne Ein-
willigung des Mannes nicht verfügen; wenn sie auch ein Recht auf dasselbe hat, so bekommt sie es doch erst ,yin morte solum unius ex eis aut separatione legitima^'.^) Auch festes
das jüdische
Recht hat ausdrücklich bestimmt, dass und
welchen Modalitäten einerseits die
unter
Witwe, anderseits die
verstossene Frau den Brautpreis zu fordern hat,-) denkt sich denselben also während der Ehe in der Regel im Besitz des Mannes.'^) Ebenso kommt in dem koptischen Papyrus 105 des British Museum (oben S. 225) die Donatio nuptialis nach dem Tod des Mannes zwischen Frau und Tochter zur Sprache. Die Donatio des orientalischen Rechts Barhebräus
1)
hit vir
uxori suae
1.
et
c.
cap. VIII sect. 4 pag. 71
non
tradit in
manus
:
stellt
De
daher eine Zu-
doro autem quod scri-
eius, in morte sdluvi
unius ex
eis
aut separatione hgitima canones adigunt virum ad eomplendum id quod scripsit.
Et
de doro aut schiadche
uxoris, sine iussu viri sui
non
et
pherne ac zebdis quae traduntur in manus
potest mulier disponere.
Seiden, Uxor ebraica lib. III cap. 9. Seiden 1. c. lavt vero quod ad dotem (= donationem) sigillatim spectat atque eius incrementum, cui idem cum dote plerumque ius erat: ante viri mortem aut divortium ea non omnino exigenda. 2)
3) Cf.
:
^'!°'^
Scheiduii.i,'3^"'*'''-
— Wendung an
die
Frau dar,
—
302 in
deren freien Genuss
erst
bei
soll;
die
bildet
die
sie
Auflösung der Ehe durch Tod oder Scheidung treten Sicherung für
beiden
diese
Eventualitäten
letzteren
Bestimmung der Donatio. Dabei zeigen denn auch letztgenannten Bestimmungen des syrischen und jüdischen
eigentliche die
Rechts, wie innig sich in der Auffassung der Orientalen die Beder Witwenversorgung und
griffe
der Scheidungsstrafe verbinden.
im polygamischen Orient immer ein wichtiges Mittel, die Frau gegen die Concurrenz ihrer Nebenbuhlerinnen zu sichern. Es scheint sogar auch zu römischer Zeit vorgekommen zu sein, dass Scheidungsstrafen noch neben der Insbesondere die letztere
ist
Donatio verschrieben wurden, obgleich die römischen Juristen die
immer
letzteren
Für
haben.^)
missbilligt
die
Orientalen
sind
Scheidungsstrafen eben gewissermassen eine der ältesten Grundlagen der ganzen Ehe, wie namentlich in assyrischen und ägyptischen Ehecontracten hervortritt.") Staudpunkt
Vielleicht dürfen wir das
der Sinaischoiien.
Vorkommen
dieser beiden
Zwecke,'
Scheidungsstrafe und Witthum, und ihr gegenseitiges Verhältniss
auch in einem der sogen. Sinai'scholien erkennen.
Krug er 2)
IV
pag.
6 e7CEQG)rriQ-slg
rj
(Dar. 9, Zach. 6) schol. 7:
xal
{Interpret Kruegeiiana)
ijisQO-
rj
Qni quaeve poenani promisit
rr]&£i6a poenan, iccv ölccIvGjj xov
yd^ov
ov
,
y.ari'iEtai
ecog
^r]
st
matrimoniuni cUssotvoit,
non
si te-
(tov) fiETQOv t^g oh mortem, oöov netur nisi in quantitatem eius quod dicc oh mortem promissum est; qnanavÖQu tum vir p'opter mortem liho'is
rjdvvaro TtaQccxarsxsiv o nvrjQ
—
mores^) Tiaidav
rrjg
e.TcaitSiv
djii rijg
—
vato xtvELv Tiara tovto 1)
TtQoöTt-
öö)ov
£)7tsQ<x)t'^6£(G)g
fi(fo
^)
ml rä
D. de V. 0. 45,
1,
19,
riöv-
intervenimfihus (?) retincre pofuit vcl
mulier a viro cxigere ex poenae
promissione.
121; C. de imit. stip.
8,
38, 2.
Menant,
trümmerhaften assyriscbeu Ehecontracten bei Oppert et Documents p. 54 u. a. findet sich noch die Clausel: repudii pretii
symbolum
fecit
2) In
deu
(Uebersetzung nach Oji.-Men.).
Geradezu ungeheure Schei-
dungsstrafen zeigen die Thebauer demotischen Papyri; vgl. oben 3)
XVII
CoUectio
libr.
iuris
anteiust.
111
p.
271
(=
Ztsch.
f.
S. 269.
llechtsgesch.
S. 9).
4)
Dieses
Wort
ist
im Manuscript gekürzt mit
Hior;
daher zweifelhaft
ob mores oder mortis. 5) i]
rj
Krüger denkt an
yvvrj tov) avÖQU,
folgende Ausfüllung der Lücke: nai'äcov {vnövzcov
—
—
303
Obwohl der lückenhafte Schluss der derselben Folgendes
Inhalt
dem
Stelle sich
sicheren
mir doch aus dem unzweifelhaften
Verständniss entzieht, scheint
Es handelt
hervorzugehen.
sich
von Mann oder Frau versprochene Scheidungsstrafe.
eine
um
Diese
erklärt der römisch-gelehrte Jurist natürlich für ungiltig/) ausser ob mortem" zusammenfällt.
soweit sie mit
„>/
ergänzen:
mortem
ist
ob
rj
—
gemeint
eTtsQcorrjcjtg,
was auch sehr
scheiden
wäre.
lässt,
was aber
ist
der
ist
ist
vielleicht zu
mortem^ jedenfalls
—
der die Schei-
Scheidungsstrafe
so
viel
seines
durch Hinweis auf die Retentionen ex dote der
welcher der Frau bei einer
Theil,
illustrirt;
vom Manu
verschuldeten Scheidung von der Scheidungsstrafe zuzubilligen
den
resp. lich
sie bei
seinem Tod
bekommen haben würde?
ist,
Schwer-
wird sich hier an irgend etwas Anderes denken lassen, als
an die Donatio propter nuptias;^) denn die Dos
Frau dann
zufällt,
ist
das
selbst,
welche der
vorhanden und braucht nicht aus der
ja
Scheidungsstrafe gedeckt zu werden.
daran
enge Wechselverhältniss
Scheidungsstrafe: die Donatio sie
zu
Todes dem andern Ehegatten zuDies wird nun, wenn die Frau es ist, die sich
büssen, als für den Fall
gekommen
stipulatio ob
begreiflich
dung Veranlassende habe von
Es
Ist das richtig, so zeigt sich
von Donatio nuptialis
und
wirkt als Scheidungsstrafe, indem
den böswilligen Ehetheil zwingt, dem unschuldigen das Inter-
esse an der vorzeitigen
Wie immer
Auflösung der Ehe zu ersetzen.
es sich übrigens mit der Richtigkeit unserer
Ausunserm Scholion auf alle Fälle entnehmen. Erstens, dass Scheidungsstrafen im eigentlichen Sinn des Worts noch im fünften Jahrhundert häufig genug vorkamen, um das Interesse der Schulen zu erregen, ja, um anerkannten Regeln zu unterliegen; zweitens, dass für die einzelnen Bestimmungen der Ehepacten längst feste technische Bezeichnungen bestanden, welche durch ihr regelmässiges Vorkommen legung verhält, Folgendes
in
der
oder in
Praxis
müssen.
lässt sich aus
den Schulen hervorgerufen worden sein
„7/ ob mortem",
für Kunstausdrücke, welche
1) S.
oben
S.
302
Anm.
„?}
mores" hält der Scholiast offenbar
mau
gar nicht übersetzen darf, sowie
1.
Oder einen aliquoten Theil deraelben, da nach dem Recht zur Zeit der Sinaischolien (439 — 529) die Donatio der Frau gesetzlich nur noch zum Theil anfällt, worüber unten. 2)
— er anderwärts auch
was wir
Öanav^^ata
neccssaria,-) iTis-
Gewiss sind es auch solche
sagt.
ist
insofern von Interesse, als es uns verdeut-
auch zu errathen vermöchten, wie damals
in der Jurisprudenz
kommen
—
freilich
gewesen; und dies
V.
rei tixoriae,^)
contra bonos mores^)
QcorrjöLg
licht,
rj
304
Ausdruck „Donatio ante nuptias" aufge-
der
mag.
sein
Entwicklung der Donatio ante
nujitias in der Gesetz-
gebung. n.suitat des Vo rateheu
lässt sich dahin zu-
sammenfassen, dass die Sitte der Brautschenkungen im römischen Reich fast
allgemein
Im
Weise.
Statt
hatte,
jedoch in sehr verschiedener
Occident war die sponsalicia largitas ein freiwilliges und
massiges HochzeitsgeSchenk, gegeben gewissermassen
im Orient hatte
pudicitiae;
erreichte
digkeit,
als
pretium
Nothwen-
die dcoQEU den Anstrich der
bedeutende Beträge, und es trat der Gesichts-
punkt der Witwenversorgung und Scheidungsstrafe in den Vordergrund. Gemeinsam ist beiden Arten der Eheschenkung das, dass schon ihrem Begriff nach bestimmt sind, der Frau
sie jedenfalls
zuzufallen;
es
braucht kein eigenes pactum de lucranda donatione,
der Anfall an die Frau
ist
von vornherein der eigentliche Zweck
der Donatio. iTnriciitise
HiubHck auf
jj^
Mtiuiuigeij.
lieh vertretene
Ansicht von
Die
a)
Ausgangspunkt hätte.
diese Resultate sind folgende Jietzt hauptsächo 1
Ansichten
Dieses
als
unrichtig zurückzuweisen.
Francke, wonach
ist
zu eng; die Donatio war auch
reine Scheidungsstrafe, sondern fällt der
Auflösung der Ehe
tiger
b) Die tias sich
Donatio ihren
genommen
im Orient nicht
Frau auch bei anderwei-
zu.
Meinung von Schott,
als
ob die Donatio ante nup-
aus der römischen donatio afßnitatis contrahcndae causa
entwickelt hätte. einen
die
in einer orientalischen Scheidungsstrafe
Umschwung
Diese zu,
Meinung muthet der
Sitte
der
Römer
welcher nicht bloss auf keine irgend
er-
sichtlichen Thatsachen gestützt, sondern durch andere Thatsachen
widerlegt
ist.
Was Schott
1) VIII
17.
2) VIII
10, 17.
3) II 4,
als historische
Entwicklung
hinstellt,
—
welches zu den spätrömischen Gesetzen
ein Phantasiegebilde,
ist
eine
Sitte
als
—
305
Kraft hinzuconstruirt, welche eben erst
treibende
aus diesen Gesetzen erschlossen wird. Unrichtig
c)
Behauptung von Bruns, wonach schon
die
ist
vor Justinian die
allgemeine
Höhe wie
Dos zu
gleicher
die
Behauptung beruht
Sitte
dahin ging,
bestellen.
nachjustinianischen Handschriften
in
die Mittheilungen der
dass
darauf,
lediglich
Donatio
die
Diese höchst irreführende
des syrischen Rechtsbuchs
als
Zeugniss für die vorjustinianische Zeit verwendet werden.
Vollkommen
d)
zu
jetzt
unrichtig und bloss durch Unkenntniss
Gebote stehenden
provinzialen Rechtsquellen
der
erklärlich
die bisher fast allgemein verbreitete Ansicht, dass die jüngere
ist
zufällt, wenn ihr dieser Auf diesen Punkt, der auch
Donatio ante nuptias der Frau nur dann Anfall besonders versprochen
mit
dem
allen Volksrechten
Ehe
kommen
justinianischen Recht nahe zusammenhängt,
zu sprechen;
später
ist.^)
hier
mag
Anfall
der
wir
nur bemerkt werden,
an
die
Frau
bei
dass nach Auflösung der
Zweck der Donatio ist. Vorbemerkungen ist die Entwicklung " "-
der erste und eigentliche
Nach
diesen
unseres^'o^«*^'^*''»^sehe Gesetzgebung.
Rechtsiustituts in der kaiserlichen Gesetzgebung darzustellen.
Die ältesten Gesetze über die sponsalicia
mals von den Römern von Constantin, jedes
Donum
tfach alter Sitte
15 und
c.
nuptiale,
sei
16 es
largitas,
wie
sie
da-
noch genannt wurde, sind
h. t. Das erstere donum simplex oder
causa datum oder promissum, der Braut verfallen
verfügt,
dass
affin, contrah.
soll,
wenn der
Bräutigam das Verlöbniss bricht; bricht die Braut, so hat sie das Donum zurückzuerstatten. Hiemit ist die Donatio lediglich als Das zweite Gesetz arrha sponsalicia aufgefasst und geregelt.^)
—
enthält die bekannte, gleichfalls wenig bedeutsame
den Einfluss des oscidum
ifiterveniens ,
Bestimmung über
deren eigentliche Gründe er-
rathen zu wollen ebenso aussichts- als zwecklos wäre. 1) S. 2)
oben
S. 262.
Deutlich bestätigt sich dies in der Art und Weise, wie die Orien-
die verwandte constantinische Bestimmung über den Einfluss des osculum interveniens verstanden haben; sie beziehen dieselbe lediglich auf die arrha sponsalicia. So besonders Syr. P. 45: „Wenn ein Mädchen für einen Mann geworben wird^ dass sie seine Frau werde, und ihre Eltern oder das Weib selbst den Ring der Arrha empfangen, wenn (dann) ihr Verlobter sie gesehen und geküsst hat u. s. w." Aehnlich, aber etwas verschwommen L. 91, Ar. 55, Arm. 57.
talen
.
IMitteis, Eeichsrccht
u.
Volksrecht.
.
.
20
Im Weiteren hat
-
306
von der wir begreiflicher-
die Gesetzgebung,
nur die für die Natur unserer Institution wesentlich
weise
deutsamen Bestimmungen darzustellen haben, Reich andere Die spätere Gesetz-
gebung im Oceident.
Wege
be-
im weströmischen
eingeschlagen, als im oströmischen.
—
und es ist die Bedeutung o dieses (Jmstands für die Erkenntniss des eigentlichen Heimatssitzes unwcströmische Donatio
j)jg
schon
Institution
serer
grossen Aufschwung genommen.
—
worden
hervorgehoben
hat
keinen
Sie ist nicht Donatio ante nup-
dem
Namen
tias,
sondern regelmässig mit
gitas
genannt worden, und wurde nie kategorisch oder gar in be-
stimmter Höhe verlangt.
mung dere
Nur
die
alten
sponsalicia
Dos darf nach
einer
lebenden Mann,^) über die gegenseitigen largitate,^)
Bestim-
Einige an-
Majorian's nicht geringer sein als die Donatio.^)
Bestimmungen über den Rückfall der
lar-
sponsalia an den über-
liicra
ex
(lote et
ex sponsalicia
über das Schicksal der letzteren bei Wiederverheiratung
der Frau und beim Vorhandensein von
Kindern überhaupt, ent-
sprechen der oströmischen Gesetzgebung; im Ganzen
ist die
occi-
dentalische Brautschenkuug kein wichtiges Institut und ihre Be-
stimmung keine solche, dass Die spätere
mit
dem Charakter
eines (modi-
d^q Gesetzgebung ~ des Orients hat zunächst die beiden wich°
(iesotz-
gebuug (U-s^jgg^pj^j Functionen', ? Orients.
sie
Hochzeitsgeschenks unvereinbar wäre.*)
ficirten)
welche die orientalische Donatio zu erfüllen
"
Theodos. iihatte,
dies in
erkannt und allgemein festgestellt.
dem Ehegütergesetz
Theodosius'
Am
II.
deutlichsten
hervor, welches
tritt
uns
im syrischen Rechtsbuch zum erstenmal überliefert ist;'') die Donatio wird hier als Witwenversorgung und Scheiduugsstrafe'') beBei Auflösung der Ehe durch den Tod des Mannes behandelt. kommt die Frau ex lege die Donatio, mögen Kinder vorhanden sein oder nicht; stirbt die Frau vor dem Mann, so bleibt die Do-
1)
Nov. Mai. 6
(8)
§ 9.
2) C. Th. 3, 6, 9 a*. 368, welches Gesetz sieb übrigeus nicht bloss auf die Hochzeitsgescheuke des Mannes bezieht, sondern allgemein bestimmt, dass alle (auch von di'itten Personen herrührenden) Hochzeitsgeschenke beim
Tode der Frau den Gebern zurückfallen, 3)
Nov. Valent. 34 §
4) S.
9.
jedoch die Note 6 und dazu oben
6) P. 38, Ar. 44,
S.
300
Anm
3.
Arm. 47—49.
6) Diese letztere Function klingt auch schon in dem vom weströmischen Reich ausgegangenen Scheidungsgesetz C. Th. de repud. 3, 16, 2 durch.
— Hiemit
natio bei diesem.
—
307
der Gedanke der Witwenversorgung,
ist
dem
wie wir meinten, im orientalischen Recht
der,
des pretium
den Vordergrund gestellt; die Do-
pudicitiae übergeordnet ist, in
natio ist nicht mehr, wie die römischen Juristen in erster Linie
betonen, eine gemeine Schenkung, welche definitives und vererb-
Eigenthum der Frau begründet; sie ist eine Gabe, die der Witwe zugedacht ist. Auch dann erhält nach Theodosius IL die Frau ihre Widerlage, wenn der Mann sie verstösst: die Func-
liches
—
tion
wie
Scheidungsstrafe,
als
wichtig war,
in
sie
Das Gesetz des Theodosius IL fall
lich
Witwe
der Donatio an die
Es
erfolgte.
wird;
zeigt
auch, dass der Heim-
resp. die verstossene
Frau ex
lege
Festsetzung
die
von selbst
in
der
Donatio
enthält
diese
Auf diesem Standpunkt stehen
sich.
auch die nachtheodosischen Gesetze, wie wir alsbald sehen werden, bis auf Nov. 98.
Für das
weitere Entwicklung
die
dieser
in
stark
Zeit
der Donatio
hervortretende
ist
Bestreben
insbesondere der
Gesetz-
gebung massgebend geworden, das Familienvermögen den KinLucrirt daher eine Haustochter eine Don. a. n., nach ihrem Tode nicht iure peculii an den Vater, sondern iure hereditatis an ihre Kinder^) (Theodos. IL a". 439).
dern zu erhalten. diese
so fällt
Dasselbe Bestreben hatte sich schon in der Gesetzgebung Theodosius die
wenigstens gegenüber der mater hinuha, gezeigt, indem
I.,^)
von ihr
fangen sein
bundenheit
lucrirte sollte;
dem
Eheschenkung den Kindern unter Theodosius IL wurde
Ehe
ver-
gleiche
Ge-
erster die
pater binnhus auferlegt, indem sein
lucriim nup-
wenn es aus einer der Frau als fictive Dos beund durch ihren Tod ihm verbliebenen Eheschenkung besteht, den Kindern erster Ehe verbleiben soll.*)
tiale
selbst dann,
stellten
So
trat durch
die
Familienstiftung in
1)
Fürsorge für die Kinder der Gedanke einer
dem Recht
2) C.
s.
bes. C.
de repud.
5,
de bonis quae liberis
3) C.
Th. de
sec. nupt. 3,
Nov. Theod.
14, 3
=
späteren
und Löhr, Arch. XVI S. 23 fg. üeber den daselbst und im Text 61, 3.
6,
s.
Windscheid,
Pand.
II §
516 A.
8, 2.
C.
ist
17, 8
gebrauchten Ausdruck „iure peculü"
4)
der Donatio hervor; dieselbe
Dieselbe Richtung dauert in den Scheidungsgesetzen der
Zeit fort;
'
nicht nothwendig, dass derselbe ausdrück-
also
ist
stipulirt
Stipulation
den östlichen Ländern so
auch hier anerkannt.^)
ist
I.
de
sec. nupt. 5, 9, 5.
20*
10.
"««.,^«''
i amilienStiftung.
jetzt,
wo auch
—
Dos nach dem Tod der Mutter
die
für die Kinder
308
bestimmt
und damit stimmt
ist,^)
eine Art
es überein, dass der
Gegendos
in erster Linie
(„altera dos'^),^)
Descendent die vom Ascen-
denten für ihn bestellte Donatio bei der Intestatsuccession in das
Vermögen
Ascendenten zu conferiren
dieses
Der Gedanke, dass
Paraiieii-
die
hat.^)
Donatio ein Gegenstück zu der Dos
gcstützt auf die damals schon entwickelte Idee des Christeu-
Donatio mitbilde,
thums, wonach beide Gatten tamqiiam anima una in carne una in
Weise an der Ehepflicht theilnehmen
gleicher
späteren
institute in
lismus
nach Theodosius
Kaiser
II.
sollen,
veranlasst,
hat dann die beide
Rechts-
einem ganz mechanischen und gedankenlosen Parallewobei der tiefgreifende Unterschied
fortzubilden,
beider
Weise verkannt wird. Dies im syrischen Rechtsbuch enthaltene Relation über die theodosische und leoninische Ehegesetzgebung welche die Fortbildung seit Theodosius IL deutlich erkennen lässt. Rechtsinstitute in fast unbegreiflicher
uns
zeigt
jetzt^)
die
Das theodosische Gesetz, dessen bereits oben besprochene Bestimmungen wir nochmals kurz zusammenfassen, ist auch hier wie im Dotalrecht sehr vernünftig. a)
Im
Fall der Scheidung verliert
die
Frau
der schuldige
die Donatio, die schuldige
auf die Donatio ein, während
wartschaft
Mann an
Frau büsst ihre Ansie ihre
Dos
zurückbekommt. b)
Beim Tod
des Mannes bekommt die Frau stets Dos und Donatio, mögen Kinder vorhanden sein oder nicht; beim Tod der Frau bekommt beides der Mann „im
Namen oben
der Kinder^''.
248
1)
S.
2)
Nov. Theod.
3) C. de
S.
f.
4.
14,
coUation. 6, 20,
wenn Löhr, Arch.
XXX
17.
Zu weit gehend und unrichtig
ist
es,
335 aus dieser Collationspflicht schliesst, es sei damals die Donatio bereits allgemein beim Mann, die Dos bei der Frau ver-
blieben.
S.
Die im Text angegebene Ordnung erklärt die CoUation zur Genüge.
4) Daneben gibt es noch zahlreiche andere Parallelismen, welche schon im Codex lust. und den Novellen ersichtlich, und von Löhr, Arch. XVI S.
1
— 18
gewissenhaft
verzeichnet sind.
—
Als besonders
charakteristisch
—
und ebenso unpassend erscheint mir der Satz, dass, wie die Tochter eine Dos, so der Sohn vom Vater eine propter nuptias Donatio verlangen kann; 0. de dot.
prom.
5,
11, 7.
— Und nun a)
man damit
vergleiche o
Wer
sich
Leouinische
die Vorschriften Leo's:
Mann
ohne Grund scheidet, sowolil
Dos
verliert
—
309
und Donatio einfach
als
Gesetz^'^''"^^
Frau,
und vollständis an
den andern Theil. b) Bei Auflösung
der
Ehe durch den Tod bekommt
der
überlebende ]\Iann seine ganze Donatio und die Hälfte
und ebenso
der Dos,
Dos und
Man
Frau die ganze
überlebende
die
die Hälfte der Donatio.
wird nicht umhin können, diese Bestimmungen Leo's
thöricht zu nennen.
Welche Gedankenlosigkeit gehört dazu, aus
der Dos, deren Bedeutung als reines Frauenvermögen noch Theodosius
richtig
festgehalten
eine
hatte,
Scheidungsstrafe
Frau zu machen!
Und
Hälfte zu
lassen,
aus keinem
Mann
ihrem Tod nur die Hälfte ihrer Dos
für
die
beim Tod des Mannes die Donatio, welche nach allen Volksrechten und noch nach Theodosius eine Witwenversorgung bildet, der Frau nur zur
der
bei
Mann
überlebende
ebenso widersinnig
in
es,
ist
andern Grund, als weil auch der
derselben
Als ob
lucrirt!
Lage wäre
wie
die
über-
lebende Frau! Dieses Gesetz Leo's
enthält
nun auch
worden
In C. de pactis conventis
ist.
die Lucra,
welche sich
5, 14,
Mann und Frau
Erklärung einer
die
andern Bestimmung desselben Kaisers, welche
viel
missverstanden
9 verordnet
ex dote
et
er,
dass
ex ante nuptias
donatione stipuliren, stets (geometrisch, nicht arithmetisch) gleich sein sollen.
Man
hat die hier erwähnten pacta de liicranda dona-
tione als Beweis dafür angesehen, dass die Donatio der Frau nur bei besonderer Verabredung zufällt, dass sie also keine Witwenversorgung, sondern eine Gegengabe des Mannes war, ausgesetzt als Compensation für die Möglichkeit, dass ihm bei dem Tod der Frau die Dos zufällt, und daher nur dort, wo dieser Anfall nicht durch besonderes Pactum ausgeschlossen ist.^) Diese
sehr scheinbare Argumentation erweist sich jetzt als trügerisch;
das Richtige
ist
vielmehr nur Folgendes: Solange die Donatio im
Umfang Witwenversorgung war, werden eigene pacta de liicranda donatione selten vorgekommen sein; der Mann gab eben vollen
so viel,
1)
p. 335.
als
er
der Frau auf den Witwenstand zuwenden
Warnkönig,
Arch. XIII
p.
5,
6.
Vgl. auch
wollte.
Löhr, Arch.
XXX
c.
5,
14, 9.
—
310
—
und damit war das Lucrari von selbst gegeben.^) In der That hören wir vor Leo nichts von derartigen Nebenverabredungen. Seit jedoch die
Gesetzgebung Leo's es dahin gebracht hatte, dass
was der Mann als Witwenversorgung bestimmte, nur noch zur Hälfte Witwenversorgung war und zur anderen Hälfte an seine Erben zurückfiel, musste sich die Frau dagegen, also gegen das,
die
Verringerung
ihrer Donatio,
durch ^Mc^a de lucranda dona-
Damit nun das leoninische Gesetz mit seiner unverständigen Tendenz, ungleiche Dinge einander gleichzusetzen, durch diese Praxis nicht ganz eliminirt würde, verordnete man, dass solche Pacta nur dann Kraft haben sollten, wenn dem Mann ein gleiches Incrum ex dote zugesichert würde, was zwar ein neuerlicher Missgrifi", aber nur vollkommen consequent und natürEs ist also nicht richtig zu sagen: die Donatio fällt lich war. principiell nicht zu; das Gegentheil ist das Richtige, der Frau und nur insofern enthält jene gangbare Behauptung einen richtigen Kern, als nach der leoninischen Gesetzgebung dieses Aufallsrecht der Frau auf die Hälfte der Donatio beschränkt wortione
schützen.^)
den war. In
gebung.
solchen
Es
Intentionen
ist
begreiflich,
bewegte sich dass jetzt
die
damalige Gesetz-
Dos und Donatio immer
nebeneinander genannt werden, als die gleichen Beiträge, welche beide Ehegatten zur Ehelast beitragen sollen,
wobei aber
dankenloser Gleichheitsbestrebung vollkommen verkannt
in ge-
ist,
dass
Frau eines Capitals viel bedürftiger ist, als der Mann, und dass Dos und Donatio ursprünglich vorwiegend die Bedeutung hatten, ihr, als dem schwächeren Theil, die Existenz zu sichern.
die
jiistiniau.
Vernünftiger war
es,
die
Bestimmung der Donatio
hervorzukehren; was in dieser Richtung geschah,
für die ist
aller
Kinder Aner-
kennung werth, selbst die Bestimmung der Nov. 98 c. 1, 2, wonach beim Tod des Vaters das Eigenthum der Donatio (vorbeEin besonderes Pactum konnte hier höchstens den Zweck haben, von Witwenversorgung und Scheidungsstrafe verschiedene Beträge anzusetzen, oder auch das Eigenthum an der Donatio den Kindern auch ohne Eintritt einer zweiten Ehe zu sichern. 1)
für die Functionen
2) Aehnlich finden wir in dem citirten Gesetze auch pacta de lucranda von Seiten des Mannes erwähnt. Auch diese erklären sich daraus, dass zu jener Zeit die Dos dem Mann ex lege nur noch theil weise zufiel. S, oben S. 253 Anm. 1.
dote
i
des Niessbrauchs
haltlich
wenn
zufällt,
—
311
der Mutter)
diese nicht zur zweiten
auch dann
den Kindern
Ehe
Den
schreitet.^)
Gipfel-
punkt der Verkehrtheit erreichte jedoch wieder Justinian's beBestimmung in Nov. 97, wonach Dos und Donatio stets
kannte
absolut gleich gross sein sollen.
So sehen wir, wie
oströmische Eheschenkung,
die
ursprünglichen Bedeutung des orientalischen
donum
von der
nuptiale aus-
gehend, dasselbe zunächst als Scheidungsstrafe und Witwenversor-
gung
regelte
zutheilte,
noch,
und ihm
dann
Widmung
Frau
bis
Bestimmung
Volksrecht,
alten
für die Kinder
auf Theodosius Subject
II.
immer
Donum
des
der Gesetzgebung Leo's der Parallelismus von
in
Dos und Donatio dahin tuts, die
die
dem
entsprechend
blieb; wie
gleichzeitig eine
wobei jedoch
Kern des Instiund der überlebenden
führt, dass der eigentliche
für die Frau, angegriffen
Frau nur noch
die Hälfte der Donatio zugesprochen wird, so dass Frau ihre weitere Anwartschaft durch pacta nuptialia sichern muss, die aber gesetzlicher Controlle unterworfen werden-, wie die
endlich dies dahin führt,
dass die
Donatio den abstracten Cha-
annimmt, dass Dos und Donatio vollkommen gleich hoch sein müssen und als Subject der Donatio die Kinder bezeichnet werden, während die Witwe auf den Niess-
rakter
einer
Familienstiftung
brauch gesetzt wird. Diese Veränderungen sind nicht auf Rechnung der sich ent-
wickelnden Sitte zu stellen, sondern beruhen einzig und
den
Tendenzen
aber
ist
der
christlich
-
kaiserlichen
allein in
Legislative.^)
Wohl
hervorzuheben, dass diese Tendenzen an der Donatio nie
einen so weiten Spielraum gefunden haben würden, wäre nicht in
der ganzen aussereuropäischen Hälfte des byzantinischen Reichs die
Eheschenkung wirklich
und eine
1)
feste
materielle
Dies war im
XXX
bedeutsames praktisches
Grundlage der Ehe gewesen*
Occident schon durch Nov. Severi
gesetzt worden; nach der
Arch.
ein
II
650; Löhr,
334) sogar schon durch Nov. Maioriani 6 § 8 (a" 458), die sich
jedoch bloss auf den parens hinuhus beziehen wird, Schott 2)
(a" 493) fest-
1 pr.
Meinung Einiger (Zimmern, Gesch.
Moment Und so
Und mit
dieser
S. 48.
Behauptung stimmt auch das Bewusstsein der da-
mals Lebenden überein, welche ausdrücklich erklären, die Don.
a. n. sei
ein
„genus donationum, quod veteribus quidem pnidentibus penitus erat incognitum,
postea autem a tunioribus divis principibus introductum de donat.
2,
7,
3;
Theophilus ad
h.
1.
est.
I.
—
312
—
haben wir auch gesehen, dass, nachdem
die syrischen
und ägyp-
tischen Besitzungen von diesem Reich durch den Islam abgetrennt
worden waren,
wieder in den Vordergrund tretende griechi-
die
dem achten Jahrhundert
sche Gesittung seit
Eheschenkung
in
der
vollzog.-^)
1) S.
obeu
S. 294.
Richtung auf das
eine Rückbildung der
alte
pretium pudicitiae
Zehntes Capitel. Das Intestaterbrecht des syrischen Rechtshuchs.
Das Erbrecht des syrischen Rechtsbuchs hat im Commentar von Bruns eine separirte Stellung erhalten, und eine eigene Abhandlung ist zu seiner Erläuterung geschrieben worden. Diese aparte Behandlung verdankt es seiner Eigenartigkeit; selbst Bruns
konnte nicht verkennen, dass diese Bestimmungen aus einer der
römischen ganz fremden Rechts weit herrühren müssen.
Freilich
erhob sich nun die Frage nach ihrer Provenienz; dieses Räthsel
Er versuchte zwar,
hat Bruns ungelöst gelassen.
sie
mit der Erb-
folgeordnung des jüdischen Rechts zu vergleichen; aber das Resultat
war
ein
so
unbefriedigendes,
suchung mit einem non
liqiiet
dass
die
bezügliche Unter-
schliessen musste.
Eine kurze Nachprüfung wird bestätigen, dass das syrische
Rechtsbuch sein Intestaterbrecht weder dem römischen noch dem jüdischen Recht entlehnt haben kann.
Zu diesem Behuf muss erbrechts
eine Uebersicht des syrischen Intestat-
vorausgeschickt werden.
Dasselbe wird
dargestellt
in
sämmtlicher Handschriften (einschliesslich des Londoner Frag-
§ 1 ments), ferner in L. §§ 37, 102
— 104
und den correspondirendeu
Stellen der übrigen Versionen.^)
Die Erbfolge geht vor sich nach Erbclassen. 1.
Die erste Classe bilden die Kinder; „männliche und weib-
erben gleichmässig", wobei jedoch P. § 1 einen merkwürdigen, später zu erklärenden Zusatz macht. Bezüglich vor-
liche,
sie
verstorbener
Söhne besteht
ein
Repräsentationsrecht der Enkel;
nicht auch bezüglich vorverstorbener Töchter.
1)
Verzeichnet bei
Bruns ad
L. 37,
102—104.
Syrisches System.
—
314
—
2. „Wenn er aber", so fährt das Rechtsbuch fort, „stirbt, ohne Kind zu haben, so beerbt ihn der Vater des Mannes; lebt sein Vater nicht mehr, so erben gleichmässig seine Brüder^) und Schwestern". Es wird hinzugefügt, dass neben den Geschwistern
ein
auch die Mutter ein Kopftheil 3.
„Wenn
Mann
der
erhält.^)
stirbt
ohne Vater (oder Geschwister), er
hat aber Onkel, Brüder seines Vaters, so beerben ihn diese, und
wenn
er keine
„Wenn
4.
tritt
Onkel
hat, so erben die
ein das Geschlecht der 5.
„Wenn auch
loschen
ist,
Söhne der Oukel".^)
Geschlecht seiner Väter erloschen
das
Söhne
ist,
dann
seiner Töchter".*)
das Geschlecht der Söhne seiner Töchter
so tritt ein
er-
das Geschlecht der Söhne seiner Schwe-
stern".^) 6.
„Und wenn auch
dies Geschlecht
erloschen
ist,
so
wird
herbeigerufen das Geschlecht der Tanten".") 7.
lichen
„Wenn
aber auch das Geschlecht des Vaters von den weib-
erloschen
ist,
dann wird zur Erbschaft gerufen das Ge-
schlecht der Mutter des Mannes".^)
Das zu Grunde liegende System ist ziemlich leicht zu erDas Rechtsbuch hat die agnatische Erbfolge; die durch Männer verwandten Personen werden vorgezogen (Ciasse 1 3), wie übrigens § 1 noch ausdrücklich hervorhebt. Wenn die reinen Agnaten ausgestorben sind, kommt der Agnatioüsgedanke noch insofern zur Geltung, als die durch Frauen des väterlichen Stamms kennen.
—
verwandten Personen
(Kinder der Töchter,
schwestern) berufen sind.
man sind,
Erst
—
wenn
Schwestern, Vaters-
diese aguatischen
gestatte den
Ausdruck
kommen
Verwandten von der Mutterseite an
die
oder
—
halbaguatischen Linien erloschen die Reihe.
Die sechs ersten Classen sind nun, wie deutlich zu erkennen ist,
nach einer Parentelenordnuug
stellt die
Nachkommen, 1)
gebildet.
Die
erste
Parentel
Descendenz dar; die zweite bildet der Vater mit seinen die dritte die
Nachkommenschaft des Grossvaters;
Oder die Söhne vorverstorbener Brüder,
2) §
1.
3) §
1.
4) L. § 37.
5) L. § 37. 6) § 1. 7) L. § 104.
L. § 37.
—
—
315
doch enthalten diese Parentelen, entsprechend dem agnatischen Princip des ganzen Erbsystems, nur jene Personen, welche eben Agnaten sind, also nicht die Söhne der Töchter und Schwestern. Diese kommen vielmehr in den späteren, halbagnatischen Classen als weitere
Parentelen
zum Zug. Dagegen
die
Töchter und Schwe-
erben mit den Söhnen
stern selbst,^) die ja noch Agnaten .sind,
und Brüdern zusammen.^) Dieses System lässt sich weder mit dem römischen, noch mit
dem
jüdischen Erbsystem vereinigen. Anlangend das römische Intestatsystem, so müssen wir zur
Vergleichung natürlich prätorische ziehen, da
Römer
gelegen
vom
ist
aus
den
sondern das
römischen
verschiedenen
Auch
hätte.
Quellen-
„praktische" Erbrecht- der
dieses
syrischen weit entfernt.
Denn danach 1.
Erbrecht,
civile
mit den kaiserlichen Nachtragsverordnungen heranim Gesichtskreis des Spieglers gewiss nur dieses, die
Summe
praktische kreisen,
das
nicht
succediren:
—
Kinder
schon diese Classe
ist
dem
syrischen Rechts-
indem bekanntlich nach der buch Verordnung von Valentinian und Arcadius v. 389 (C. nicht ganz
Th. de die
2.
legit. hered. 5,
1,
4
=
C.
I.
h.
t.
6, 55, 9)
auch
Kinder der Töchter ein gewisses Erbrecht haben,
während diese nach dem syrischen Erbsystem erst nach allen Agnaten erben. Agnaten und die Mutter. Hier beruft das römische Recht noch im fünften Jahrhundert die Mutter erst
dem
hinter
Spiegel
3.
gleich,
frate^r
unbedingt
consanguineus ,
auf ein
eingreift,
telen,
sondern nach Gradesnähe.
Cognaten
nach
Rechtsbuch
nicht
wie
der
und was noch
Agnaten erben nicht nach Paren-
tiefer
die
also
Kopftheil;
Gradesnähe,
durchgeführten
ohne
den
Unterschied
im
syrischen
zwischen
den
Cognaten von Vater- und von Mutterseite.
Das syrische Rechtsbuch zeigt also grosse Abweichungen Erbrecht vom römischen Recht, und zwar sowohl im Detail
—
1) §
2)
1.
Dagegen
die Vatersschwestern erben
nicht neben den Vatersbrüdern
in der dritten Classe, sondern erst in der sechsten Classe; L. §
1
AI. 7.
^i^™j^J'j|j'^^
—
—
316
—
der Tochterenkel und der Mutter
als in der
Grundanlage.
Beziehung lassen sich die Gegensätze so formuliren.
letzterer
In
Der
Rechtsspiegel kennt:
Parentelenordnung der Agnaten
1.
eine
2.
einen
statt des Princips
der Gradesnähe,
Vorzgg
Cognaten
der
von Vaterseite
mütterlichen Verwandten, wie
fremd Jüdisches Erbrecht.
ist.
Vergleichen
nun
wir
Rechtsbuch
das
Recht, wie es die, nach der gewöhnlichen nachchristlichen
Jahrhundert entstandene
von 4 Mos. 27,
— 11
1
Nach dem Tode
eines
erste Classe
Mannes oder
Mischna^)
Grund
auf
Frau bilden^)
einer
Söhne und ihre Descendenz,
die
2.
die zweite Classe die Töchter
3.
darauf Brüder,
die
4.
darauf die Schwestern,
5.
dann Vatersbrüder, dann die Vatersschwestern
Die Mutter und
mit dem jüdischen Annahme im zweiten
ausgebildet hat.
1.
6.
den
vor
dem römischen Recht
er
und ihre Descendenz,
und deren Descendenz.
mütterlichen Verwandten sind von der
alle
Erbschaft unbedingt ausgeschlossen.^)
Man
dass
sieht leicht,
dieses
System dem Rechtsbuch
aller-
dings viel näher steht, als die römische Erbfolgeordnung; insbe-
sondere
ist
auch hier eine Parentelenordnung und innerhalb der-
selben der stets wiederkehrende Vorzug der Mannesseite
Frauenseite festgehalten. als
die Töchter
und Schwestern
erst
nach Söhnen und Brüdern,
dafür die Descendenzeu dieser Töchter und
Brüdern
resp.
umgekehrt
Schwestern vor den
Vatersbrüdern erben, was sich im syrischen Spiegel
verhält.
Doch
sind
dies
sich allenfalls durch verschiedene
Grundgedankens erklären die
vor der
Eine Differenz besteht zunächst insofern,
Verbindung des
liessen.
syrischen
geringere Unterschiede, die
Ausbildung des au sich gleichen
Was
aber
mit dem
entscheidend gegen
talmudischen
Erbrecht
Eine 1) S. den Tractat Baba bathra 8, 1—4 (bei Rabe 4 S. 103 fg.). Specialabhandlung hierüber gibt Seiden, De successiouibus iu bona defunc-
torum
(ich
benutze die Ausgabe Frankfurt 1673).
Seiden 1. Seiden p. 41,
2) Vgl.
c.
3)
43.
cap. XII
und XIII
p.
40—46.
-
—
317
spricht, ist, dass der Talmud das Erbrecht der mütterlichen Coguaten mit der grössten Entschiedenheit ablehnt/) während das syrische Rechtsbuch dasselbe im ausgedehn-
Mass kennt.
testen
um
kann
Dies
Unterschied
zufälligen
der
weniger für einen bloss
so
Detaildurchführung
gehalten
werden,
man sich über die Cognation macht, mit der Grundanlage und dem Entwicklungsgrade jedes Volks aufs engste als die Begriffe, die
zusammenhängen. In neuerer Zeit hat Tewes^)' den Versuch gemacht, die svrio j sehe Erbfolgeordnung mit derjenigen zu vergleichen, welche sich 7
in
dem von
der österreichischen Verwaltung zusammengestellten
Rechtscodex der
Bosnien lebenden
in
Muhammedaner
hane-
des
Es mögen Orientalisten darüber urtheilen, inwiefern an einen Zusammenhang des hanefitisch-arabischen Rechts mit dem syrischen überhaupt zulässigerweise gedacht werden kann; fitischen Ritus findet.
unsere specielle Frage
für
Erbsysteme
mag
kurze Vergleichuug beider
eine
Unmöglichkeit eines solchen Zusammenhangs dar-
die
thun.
Das hanefitische Erbrecht hat als Princip einen Vorzug des Mannesstammes. Die Tochter und Schwester des Erblassers tritt also hinter die entfernteren männlichen Agnaten zurück und erhält bloss
—
nach der späteren Rechtsentwicklung
Nur wenn neben
Legat (Fars).
—
der Tochter Söhne,
eine Art
neben der
Schwester Brüder des Erblassers vorhanden, daher die entfernteren Agnaten ohnedies ausgeschlossen sind, dann darf sie, durch ihre Brüder gewissermassen attrahirt, mit ihnen
Dies
ist
buch
völlig
1)
zusammen
ein höchst eigenthümlicher Gedanke, der
Es
ist
fremd ein
ist-,^)
erben
hier
talmudischer Spruch:
die
Frauen
in
den
c.
cap. XII p. 43; 2) Ztschr.
f.
Gans, Erbrecht
Priv. u.
öff.
I
Seiden
S. 157.
Recht XIII
Zwar behauptet Tewes
beiden
Die Familie oder Verwandtschaft
der Mutter wird für keine Familie oder Verwandtschaft angesehen. 1.
erbeu.
unserem Rechts-
S.
543
fg.
552 unten) auch im
syr. R.-B. eine Spur davon zu finden, dass die Tochter und Schwester nur durch Attraction ihrer Brüder zur Erbschaft in den ersten Classen gelangen kann. Er beruft sich auf L. § 1 AI. 7: „Im ersten Grad erben die Weiber gleichmässig mit den Männern. Aber vom zweiten, dritten und den übrigen Graden werden die Frauen nicht zugelassen zu erben mit ihren Brüdern oder den Kindern ihrer Brüder. Denn die Weiber haben nur das Erbrecht, zugleich mit ihren Brüdern ihre Eltern, ihre Brüder und ihre Schwestern zu be3)
(S.
Haneßtischea i'^r'^recht.
—
—
318
ersten Graden unbedingt vor den entfernteren Agnaten.
auch
ist
—
Ferner
Aufbau beider Erbsysteme ganz verschieden;
der
das
syrische hat eine consequente Parentelenordnung, die Linien des
hanefitischen
sind:
Descendeuteu;
a)
denten; dann kommen
erst
sub
sämmtliche Ascen-
b)
c) die
Das
Collateralen.
sche Erbrecht lässt die mütterlichen Verwandten
syri-
nach Agnaten erben; das hanefitische, welches im Ganzen neun Erbclassen bildet, beruft von der fünften Classe ab gewisse Cognaten neben gewissen zurückgesetzten Agnaten. Dies Alles ist aus der Tabelle bei
Tewes
mag
diesen
ich in
allen
erst
a. a. 0. S. 542 zu ersehen; ein Princip verOrdnungen nicht zu erkennen und ebensowenig
einen Anklang an das syrische System.
Wäre übrigens auch
eine
Aehnlichkeit vorhanden, so würde die Erklärung wohl eher auf
dem umgekehrten Wege zu suchen sein; nicht das syrische Erbdem arabischen herzuleiten, sondern das arabische aus dem syrischen, da kaum bezweifelt werden kann, dass den
recht wäre aus
arabischen Juristen das Rechtsbuch bekannt geworden
Wir gehen nunmehr
zur Aufstellung und Begründung unserer
Diese
eigenen Ansicht über.
geht
dahin,
testaterbrecht griechischen Ursprungs
Um
die Möglichkeit
zu rücken, muss hier
ist.
dieser
dass
das
syrische In-
ist.
Annahme im Allgemeinen näher
an dasjenige erinnert werden, was oben^)
über die Hellenisirung Syriens im Allgemeinen gesagt wurde; es ist
ferner darauf hinzuweisen,
dass wir Anklänge an griechisches
Eecht im
syrischen Spiegel bereits wiederholt gefunden haben und noch finden werden, deren Umfang aus der Zusammenstellung Es dürfte sich daraus ergeben, dass in Beilage 1 ersichtlich ist. die
Annahme
eines
hellenistischen
Intestaterbrechts
in
Syrien
erben." Aus letzterem Passus soll sich die Ausschliessung bruderloser Frauen ergeben. Indessen sagt der Spiegel in § 1 AI. 3 ganz ausdrücklich, dass Töchter auch dann erben, wenn keine Söhne vorhanden sind; das AI. 7 wie es auch dem Zusammenhang kann daher nur so verstanden werden entspricht „Die Frauen (die in den weiteren Graden ausgeschlossen sind) haben nur das Erbrecht, ihre Eltern, Brüder und Schwestern zu beerben, was sie zugleich mit ihren Brüdern thun." Diese einfache und sprachgemässe Auslegung ist durchaus noth wendig, wenn mau nicht einen Widerspruch in den Text bringen will, und sie ist auch bei unbefangener
—
—
Lesung die 1) S.
:
allein mögliche.
24-32.
—
—
319
nicht bloss nicht unwahrscheinlich, sondern sogar von vornherein plausibler
als irgend
ist,
eine
andere Vermuthung über die Her-
kunft des in Frage stehenden Particularismus; und es
That
zu glauben, dass
viel leichter
der Griechen den unterworfenen
dass sie
als
die
Stämmen
ist
in
der
herrschende Nationalität ihr
Recht aufgezwungen,
dazu bequemt hat, von den syrischen Bauern
sich
ein halbjüdisches oder
gar arabisches Erbrecht zu übernehmen.
Wir wenden uns nun
zur Darstellung "
des
griechischen o
In-f'^riechisches Recht.
testaterbrechts.
Die ergiebigsten Erkenntnissquellen hiefür sind die attischen
wozu noch das Recht von Gortyn nebst einigen hinzutritt. Wir geben daher zunächst die
Gerichtsreden,
anderen
Zeugnissen
Darstellung des attischen Rechts, der wir die anderweitig zu er-
langenden Aufschlüsse
Nach dem
am
richtigen Orte hinzufügen wollen.
attischen Recht sind
die
natürlichen Erben eines Intestaterb^^"i'l'"'? foigegesetz.
Verstorbenen 1.
die
Söhne
— und zwar mit Ausschluss der Töchter, welche,
wie oben^) schon ausgeführt, durch eine Aussteuer abgefunden,
im
Fall der Nichtverehelichung aber von den
Söhnen erhalten werden. durch ihre Descendenten
Was
Vorverstorbene Söhne werden repräsentirt.''')
die weiteren Erbclassen anbetrifft, so ist uns
Umstand sogar das
glücklichen
durch einen
Bruchstück des
betreifende
atti-
schen Erbfolgegesetzes erhalten, indem dasselbe in der Rede des
Demosthenes gegen Makartatus (51 p. 1067) angeführt wird;^) dasselbe lautet unter Hinzufügung der anerkannt nothwendigen Textverbesserungen 1) S.
236
2) Vgl.
f.,
244
f.
hierüber
Meier-Schömann-
Frage, ob diese Repräsentation
(Bansen, De
abschliesst S.
17
fg.)
II
S.
573
Uebrigens
a.
soll
a.
hereditario Atheniensium,
Descendenten
in Erörterung
0. A. 254 u. die
hier wie auch die
Rede
Zu der bestrittenen
fg.
dritten Verwandtschaftsgrade
oder ins Unendliche fortgeht (Gans, Erbrecht
Schömann die
iure
im
das. Citt.),
s.
unten
I
S. S.
(Urenkel)
Göttingen
1813,
Meier320 Anm. 3. 361
fg.,
—
im Folgenden, wo von Repräsentation durch
ist,
die Art der Theilung {stirpes, capita) nicht
gezogen werden.
3) Die Echtheit dieses Gesetzes wird trotz einzelnen Dissentienten von den Meisten anerkannt; vgl. Meier-Schömann - S. 577 A. 262. Die für das Folgende überhaupt zu vergleichenden Arbeiten: Bunsen, De iure hereditario Atheniensium (Göttingen 1813); Gans, Erbrecht I (1824); Buer-
— öörig av
Ovv Tavtrjötv idv
xQrj^drav'
töäv
(ds)
,
ddsXcpol coöcv
^T]
de
iccv
cidsXg)ol
Ttatösg ii dd6?.g)cöv }>V')]6i0i, tt]v
idv de
iav ^av jccddag ocata-
diad-s^svog aTto&dvr],
(irj
XsL-xri ,9'riXEtag,
—
320
tj
fi-^,
coölv
tovöde xvQLOvg sivau o^OTCcctogsg'
xcd
iccv
xov TiaxQog aoiQuv Xayydvsiv
ddeX(p(öv Ttatdeg
.?.?.?.
i^
aixäv
layidveiV xquxslv öe xovg UQgevug xat Tovg iy. xav kqqIvcov^ idv ix xäv avxav döt xal idv yivei uTtcoxeQco. idv de ^r] cool ngog naxQog lieiQL dvexpiäv naCöcov, xovg itgog ^rjXQog xov dvögog 'Aaxd xavxd ocvQLOvg eivai' idv 8\ fit]dsTiQod^ev i] ivxog xovxcov, xov JTQog naxQog iyyvxdxco tcvqlov xavxd
xuTcc
aivai.
Auf Grund
dessen
Gesetzes,
dieses
leider
au
einer
Stelle
lückenhafter Text aus anderen Aeusserungen der attischen Redner
wenigstens dem Sinne nach ergänzt werden kann/) lassen sich die weiteren Classen der attischen Erbfolge erkennen,
wie folgt:
2.
die zweite Classe bilden die Töchter, und zwar als ErbSodann folgen töchter, sowie deren Descendenz.^)
3.
die
Brüder von Vatersseite und deren Descendenz; streiob in beschränkter oder unbeschränkter Re-
tis hiebei,
Präsentation
mann, Das
attische
Caillemer, Le
;
^)
Intestaterbfolgegesetz,
Rhein, Mas.
Thalheim, Rechtsalterthümer §9, gehen durchaus von seiner
1882,
XXXII 353 — 386;
droit de successiou legitime ä Athenes (Paris, Thorin 18791;
der Voraussetzung
Auch Christ, Abhandl. d. bayr. Akad. phil. Cl. XVI Abth. S. 202 scheint auf dem gleichen Standpunkt zu stehen. Eine wörtliche Ergänzung wird immer gefährlich bleiben, und es ist
Echtheit aus. 3.
1)
auch noch keine auch nur einigermassen annehmbare gegeben worden. Eine Anzahl von Versuchen kritisirt Bu ermann a. a. 0. S. 354 fg. Die umfangreiche Einschiebung, für welche sich neuerlich wieder Lipsius zu MeierSchömann^ Anm..273 i. f. erklärt, findet an Isaeus de Hagniae her. § 3, welcher die Ausdrucksweise des Gesetzes
als eine
gedrängte bezeichnet, eine
grosse Schwierigkeit. 2)
Für die Descendenz der Töchter
Schömanu^
Auf einen
vgl.
Caillemer
p.
51 sq.;
Meier-
Beerbung des mütterlichen Grossvaters scheint eine Aeusserung des Sophisten Hermokrates bei Philostrat. vit.
S. 576.
Fall der
soph. II 25, 5 anzuspielen, deren Verständniss freilich nicht ganz sicher-
zustellen 3)
stritten;
ist.
Dass
Vgl.
Kuhn,
Verfassung
I
S.
122 bei Anm. 920.
in dieser Classe ein Repräsentatiousrecht platzgreift, ist
dagegen
ist
der
Umfang
unbe-
desselben zweifelhaft, indem es von man-
chen Schriltstellern auf die nächsten Descendenten der Brüder (Bruderskinder: Bunsen S. 39; Bruderenkel: Gans S. 375, 382) eingeschränkt, also
—
321
—
Schwestern von Vaterseite und deren Descendeuz-/)
4.
die
5.
die Vatersbrüder,'^) deren Kinder
6.
die
und Enkel,
streitig,
ob
auch weitere Nachkommen;^) Vatersschwestern ^) und deren Descendenz (wie oben
sub
5).
Hiemit sind die agnatischen Erbclassen abgeschlossen.'')
7.
Ist
in
diesen
allen
Classen kein Erbberechtigter vor-
während AnLipsius zu Meier-Schömann - II unbegrenzter Ausdehnung anerkennen
keinesfalls über den Ki"eis der ay%iGxBLa hinaus erstreckt wird,
Anm. 270 wollen.
dung
Caillemer
wie
dere,
1.
c.
83
p.
— 87;
(wos. weitere Citate) es in
Vgl. auch Leist, Gräco-ital. Rechtsgesch. S. 73
dieser Frage scheint mir
bei
dem
fg.
Eine Entschei-
vorliegenden Quellenniaterial
kaum
möglich; wenn das Gesetz bei Demosthenes die Erbberechtigung bis auf die a8Elq)äv Tcatdsg erstreckt, so läest die Mehrdeutigkeit des Wortes Tcuidsg (vgl. zu. Wenn gegenwärtig der ersteren von Gortyn zu Statten zu kommen scheint, welches die CoUateralen-Erbfolge anscheinend mit dem Kreise der dyxiotstg abschliesst (Zitelmann in unserem Fall der Bruderenkel (Gans) S. 136; Rönnberg, Das Erbrecht von Gortyn S. 16 fg.), so dürfte doch in solchen Detailfragen ein Schluss von dem einen Gesetz auf das andere bedenklich sein. Muss demnach der in Rede stehende Punkt als durchaus zweifelhaft bezeichnet werden, so darf bemerkt werden, dass die Entscheidung desselben für unsere Fragen nichts austrägt, da auch im syrischen Rechtsbuch über den Umfang der Repräsentation in dieser Classe nichts ge-
Caillemer Meinung
p.
86)
beide
Ansichten
die Analogie des Rechts
—
—
sagt
ist.
Vgl. allerdings unten S. 325
Anm.
2.
Das Erbrecht der Schwestern ist in den Quellen deutlich ausgesprochen und unbestritten, Bunsen p. 27; bezüglich der Descendenz müssen sich hier die in der vorigen Note bezeichneten Fragen wiederholen. 2) Das Erbrecht der Vatersbrüder ist, da im Erbfolgegesetz bei Demosthenes nicht sie, sondern ihre Descendenz {civsipLot) genannt sind, bestritten worden von Gans S. 377 und Bunsen S. 40. Indessen wird gegenwärtig auf Grund einer Reihe von Thatsachen, welche Lipsius zu MeierSchömann- Anm. 273 zusammenstellt, dieses Erbrecht allgemein zugegeben und darf als unbestritten gelten. Vgl. Caillemer p. 104 sq. 3) Das Gesetz bei Demosthenes spricht nur von den naLÖsg dvsipiäv, d. h. den Enkeln der Vatersbrüder (Kinder von Geschwisterkindern); vielfach 1)
nimmt man jedoch das Repräsentationsrecht auch hier für unbegrenzt an. Vgl. Lipsius a. a. 0. Anm. 274 und Thalheiin S. 58 Anm. 2 (welcher überhaupt eine Grenze der Repräsentation im attischen Intestaterbrecht nicht gelten lassen will).
Dagegen Schümann, Hallenser
Lit.-Zeit. E. H.
1840,
S. 639.
4) Vgl. 5)
habe
—
Caillemer
S.
104
fg.
noch wenigstens zwei weitere agnatische Parentelen gegeben nämlich die des Grossoheims und der Grosstante sammt ihrer De-
Dass
es
Mittois, Keichsrecht
u.
Volksrecht.
21
—
—
322
handen, so solleo, wie das Gesetz bei Demosthenes sagt, die Verwandten von der Mutterseite {oi TiQog ^ijrQog) nach denselben Grundsätzen (xara xavra), also wohl in
derselben Ordnung, zur Erbfolge gelangen.^) '^{q leicht ZU erkennen, '
Die Parenteleii clor
attischen Erbfolge.
ist dieses
yon Parcntelen aufgebaut. '-'
des Erblassers
und
seines Vaters (3
vaters
und
(5
Männerlinie Vorzug der
(Classe
selbst
Erbrecht nach einem System •'
Es erben zunächst
die
Nachkommen Nachkommen
und 2), dann die Nachkommenschaft des Gross-
1
4), endlich die
wobei jedoch jede Parentel dadurch, dass die
6),
vor
weiblichen
der
wird,
bevorzugt
stets
in
zwei
5 und 6) zerfällt. Eine weitere Modification erfährt diese Parentelenfolge durch den Grund(Halb-) Parentelen
satz,
und
(1
2, 3
und
4,
welcher bei Concurrenz männlicher und weiblicher Erben in
derselben^)
Classe
(==
Halbparentel)
und welchen das
eintritt,
oben angeführte Erbfolgegesetz folgendermasseu formulirt: Kquxelv
rovg
da
aöL
avtcäv
iäv
dieser Regel, sowohl scendenz S. 376,
—
roig ix rav
xal
ccQQSvag
xal
yivsi
was
aiKotigco.
aQQsvav, iäv ix xäv ist die Tragweite
Zwar
ihr Anwendungsgebiet,^)
hätten jene Schriftsteller
annehmen müssen,
als
die,
was ihren
wie
z.
B.
Gans
auf Grund der jetzt allgemein aufgegebenen Lesung avsipiudäv statt
dv£ipiäv bei Demosth. p. 1067, oder auch bei richtiger Lesung auf Grund der
Zweideutigkeit des Ausdrucks
o:p£rpiwv
fi^XQ''
itaCSav das Erbrecht nach
Parentelen bis auf die Eukel des Grossoheims erstreckten. a. a.
0. S.
534—539; Caillemer
p. 113;
Thalheim
Vgl.
59
S.
Schömann
Anm.
1
und die
das. Citt. 1)
Demosth.
c.
Macart. 51
berechtigter vorhanden,
nach Gradesnähe berufen 2)
Denn dass
die
so
Vgl.
1067.
Ist
auch unter diesen kein ErbVerwandten
sein.
Männer
einer vorhergehenden nicht
werden.
p.
sollen die entfernteren väterlichen
Buermann,
einer
nachfolgenden
ausschliessen,
kann
als
Erbclasse die Frauen
feststehend
angesehen
XXXII S. 368 Anm. 4. Regel in Anwendung kommt bei
Rhein. Mus.
der Nachund 6); streitig dagegen, ob sie auch in der zweiten Parentel (Classe 3 und 4) zur Geltung gelangt (während für die Succession der reinen Descendenz, Classe 1 und 2, die Frage nicht aufgeworfen wird, obwohl sie auch hier bei entfernterer Abstammung, z. B. zwischen Urenkel und Urenkelin von gleichen Eltern, denkbar wäre, vgl. Gans S. 381). Für die Succession in der dritten und vierten Classe nun 3) Zweifellos ist, dass die
kommenschaft des Grossvaters
wird S.
das
v.Qax£iv
rovg
366—372; Caillemer
(Classe
5
angenommen von Buermann a. a. 0. 87—94; Thalheim S. 55 Anm. 3 i. f., geleugnet
aQQivccg S.
Schömann
von Gans
S.
Bl. S. 516,
welchem Grashoff, Symb. ad
380
f.;
in der Hallenser Allg. Lit.-Zeitg. 1840 Erg.-
doctr. iur. att.
I
(1877) p. 64 folgt,
— anbelangt,
Inhalt^)
dennoch kann soviel
—
und das mag
dem
mit
—
323
durchaus
nicht
mit
Sicherheit
festgestellt-,
anerkannt gelten, dass nach
als
für den hier verfolgten
syrischen Erbrecht genügen
—
Zweck die
derselben
der Vergleichung
männlichen Ver-
wandten und die von Männern abstammenden vor den weiblichen Verwandten der gleichen Classe bei der Erb-
wenn sie dem Erblasser dem Verwandtschaftsgrade nach ferner stehen. schaft bevorzugt werden, auch Sehr bestritten
ist
endlich
unter den Kennern des attischen
Rechts die Frage, ob und inwiefern in den hier dargestellten Parentelen
auch
die
—
Stammhäupter derselben
also
in
den Ge-
schwisterparentelen 3 und 4 der Vater, in den Parenteleu 5 und 6
—
der Grossvater
von Lipsius zu Meier-Schömann^ N. 275.
lind in
miterben. So willkommen die Klarstellung dieses Erstere Ansicht scheint
der Consequenz des Systems zu liegen; doch sind solche
mehr
allgemeine Fol-
gerungen gefährlich, und es hat die gegentheilige Meinung wenigstens ein Quellenzeugniss für sich, nämlich Isaeus de Dicaeog. her. § 9 und 12, wonach
Kephisophon neben ihrem Bruder Menexenos den Oheim man sich nicht so abfinden darf, wie Cail90 und Buermann S. 357 thun; während freilich Is. de ApoUod.
die Tochter des
Dikaiogenes beerbt hatte, womit
lemer
S.
her. §§ 20
führt ist.
— 22,
—
Wer
Schümann
S. 516;, nicht als weiteres Zeugniss angegar kein Fall der Regel kqutscv htX. gegeben unsere Ansicht von der griechischen Herkunft des syrischen In-
werden
trotz
darf, weil hier
annimmt, könnte versucht sein, aus der Art, wie hier die wiedergegeben wird, Rückschlüsse auf das attische Recht zu ziehen. Abgesehen jedoch davon, dass dies schon an sich bedenklich wäre, weil das syrische Erbrecht mit dem attischen zwar in einem allgemeinen Verwandtschafts-, aber schwerlich in einem Filiationsverhältniss steht, ist die Regel hier in L. 1 und L. 37 nicht klar genug detaillirt, ja die citt. Stellen scheinen kaum im Einklang zu stehen. 1) Buermann a. a. 0. S. 368 fg. tritt mit der Behauptung auf, dass die Regel nur anwendbar sei unter Personen, die von ihrem gemeinschaft-
testaterbrechts
Regel v.QaxsLv
lichen
.
.
.
Stammhaupt
verschiedenen
gleich weit entfernt sind,
Generationen angehören.
welche so hinfällig widerlegt sich an
ist,
dem
dass
ich lange zweifelte,
Beispiel
brudersohnes mit der Tochter
nicht auch unter solchen, die
Die hiefür
,
gegebene Begründung,
sie
verstanden zu haben,
dass der Sohn eines vorverstorbenen Vater-
desselben Vaterbruders zusammentrifft.
in dieser Beziehung glaube ich daher der Ansicht von
Auch
Meier-Schömann *
586 beitreten zu müssen, welche z. B. in dem eben angeführten Fall dem Sohn des Vaterbrudersohnes den Vorrang vor seiner Tante einräumt; dies Nur ist eines der bei M.allein entspricht dem Wortlaut unserer Regel. Sch. gegebenen Beispiele (Vaterschwestersohn in Concurrenz mit der Vater-
S.
schwester) meines Erachtens unpassend; der Vaterschwestersohn
21*
ist
nicht i%
J''''feci.t V aters.
des
—
—
324
Punktes, iusbesondere der Frage nach
dem Erbrecht
des Vaters/)
behufs der Vergleichung des attischen Intestaterbrechts mit jenem
dem dem
des syrischen Rechtsbuchs sein müsste, so lässt sich doch bei
gegenwärtigen Stand der Sache eine sichere Entscheidung in
einen oder anderen Sinn meines Erachtens nicht fällen und muss
daher dieselbe im Schweben belassen werden.
Fassen wir das Gesagte zusammen, so ergibt
Kesiiitat.
sich:
Das
atti-
sche Intestaterbrecht hat ein Parentelensystem, und zwar ein sol-
ches von ausgesprochen agnatischem Charakter; doch
ist in
dem-
selben der cognatische Gedanke darin zur Geltung gebracht, dass,
wenn
die
ersten
drei
geben, „et TtQog
agnatischen Parenteleu d.
iii]TQ6g^'
die
h.
mütterlichen Cognaten nach
demselben System zur Erbschaft berufen
Wenn
vergiei-
griechischenbuchs Erbrechts mit dem
.
keinen Erben er-
sind.
wir nun mit diesem Erbrecht das des syrischen Rechts-
Vergleichen, finden wir in der That einige in die t
rt
Augen
i
sprmgende Concordanzen.
syrischen.
Vor Allem
Verbindung
1.
scher und
fällige
Erbfoige.
besondere
und sonst
vom
finden wir in beiden Rechten jene höchst aufin
keinem damaligen Recht nachweisliche, insabgelehnte Verbindung
jüdischen Recht bestimmt
cognatischen Erbfolge
der
stimmung
Die Ueberein-
mit der agnatischen.
in dieser singulären
Anordnung
ist
merkwürdigerweise
eine beinahe wörtliche.
Syrien L. § 104.
Attisches Erbfolgegesetz.
„Wenn
aber
„Wenn
von Vaterseite
keine Verwandten vorhanden sind schlecht
rdöv ce()Q£vwv
aber
(auch)
des Vaters
und müsste daher mit der Vaterschwester ebenso
das
Ge-
(von
den
theilen, wie
—
Das den Schluss der vorigen Note) kann auch hier keine rechte Aufklärung geben; die allenfalls in Betracht kommende Exemplification in L. § 104 ist so nichtssagend, dass daraus keine Schlüsse gezogen
bei Isaios VII § 22
syrische Rechtsbuch
(Didot) der Schwestersohn mit der Schwester. (s.
werden können. 1)
Der Stand der Frage
ist
bei
Meier-Schömann*
II
Anm. 263 und
auch bezüglich des gortynensistheu Erbrechts auf; s. Rönnberg a. a. 0. S. 20, welcher für dieses (sowie auch für das atti>clie Recht) geneigt ist, die Erbfolge der Eltern in Abrede zu stellen, wofür auf die Analogie des altgermaniscben Gedankens: „Es S. übrigens stirbt kein Gut zurücke, sondern vorwärts" verwiesen wird.
266 eingehend dargestellt.
Die Frage
tritt
—
noch
Thalheim
S. 60.
—
325
bis zu den Gesclivvisterkindern, so
—
weiblichen) erloschen
ist,
sodann
Verwandten von wird zur Erbschaft gerufen das der Mutter des Mannes Er- Geschlecht von der Mutter die
sollen
ben sein nach den gleichen Grund- des Mannes.
Und von den Ge-
setzen wird untersucht,
sätzen."
Nächste
ist,
und der
wer der
erbt.^)
Sodann finden wir in beiden Rechten die Erbfolge nach "^ Parentelen; Athen hat: Söhne Töchter; (Vater?) Brüder 2.
Schwestern; Vatersbrüder denz;
Syrien
zeigt
—
—
Vatersschwestern
und
Söhne
—
—
—
Töchter;
Parenteien-
Ordnung.
sammt DescenBrüder
(Vater,)
und
Schwestern; Vatersbrüder, Vatersschwestern. ^) In der Anordnung innerhalb
der Parentelen
denz zeigten sich
und der Erbberechtigüng der Descendiese werden wir
allerdings Verschiedenheiten;
später zu erklären haben. 3. In beiden Rechten findet ein Vorzug der Männer vor den f?«"'" tovs uQoeva;. Frauen derselben Classe statt; und zwar wird dieser Grundsatz beiderseits mit vollem Bewusstsein ausgesprochen. '-'
Athen:
Syrien L. § 37:
Es werden aber bevorzugt die Von Männlichen und die von Manu- werden
allen Geschlechtern aber die
Männlichen
ausge-
1) Nach der Fassung dieses letzten Satzes könnte man meinen, dass innerhalb des mütterlichen Verwandtenkreises für die Erbberechtigung das Princip der Gradesnähe statt des Parentelenprincips entscheide. Jedoch er-
gibt sich aus
dem
sonstigen Inhalt des § 104,
telensystem zur Geltung gelangt. 2)
S.
Bruns
dass auch hier das Paren-
S. 308.
Die für das griechische Recht bestrittene Frage, in welchem
fang in den einzelnen Parentelen die Descendenz erbberechtigt syrischen Rechtsbuch, wie ich bereits früher (S. 320
Nur einmal
nicht beantwortet.
findet sich
Anm.
3)
ist,
um-
wird im
gesagt habe,
eiue Andeutung, die
leicht hieherstellen könnte, in Ar. 44 Alin. 4; es heisst daselbst:
man
viel-
„nach dem
Tode der Frau soll die Eheschenkung bestimmt werden für ihren Sohn, den Sohnessohn und den Sohn ihres Sohnessohnea bis zu drei Geschlechtern". Darf man diese Aeusserung ernst nehmen, so ist sie wohl ein Nachklang des altarischen Gedankens, welcher, wie Leist treffend entwickelt hat, die erbberechtigte ccyxiotiia mit den Urenkeln abschliesst. Jedoch ist es sehr zweifelhaft,
ob hier nicht ein reines Missverständniss vorliegt; die
anderen Hss. haben diese Bemerkung nicht, und lichkeit ins
dankenlose darstellen.
Auge
fassen, dass
die
man muss
daher die Mög-
„drei Geschlechter" in Ar. 44 eine ge-
und verdrehte Wiedergabe der „drei Kinder"
in
P. 38 Alin. 6
— liehen
Abstammenden, wenn
aus denselben sind {tav
m
4
reinen
Samen,
Dicseu Thatsachen
wclchc höchst bezcichneud dass
Bruns,
richtige
sich
schliesst ist,
und von der
nun es
eine
weitere
an,
nur Wunder nimmt,
wurde. Das syrische Rechtsbuch gibt Bevorzugung der Männer einen besonderen Grund Grund ist einem Lieblingssatz der griechischen
gebracht
die
und dieser Philosophie entnommen.
au,
In § 1
leer aus.^)
der dieselbe beobachtet hat, durch sie nicht auf die
Spur
nämlich für
wählt für die Erbschaft und die
dem
,
Theorie
sie
xäv Weiblichen gehen
wenn auch avrav coöc) Grade nach entfernter. vom
—
326
des
,
syrischen Rechtsbuchs
wird der Satz,
dass
die
Männer vor den Frauen erben, folgen dermassen begründet: „Denn die Gesetze suchen den reinen Samen heraus, und wer der Nächste
den bringen
ist,
er Agnatus, d.
sie
der Erbschaft nahe; römisch heisst
h. das nahe Geschlecht.
Wenn
das nahe Geschlecht
ist, so wird das Geschlecht der Weiber, welches dem Erdreiche gleicht, herbeigeholt; römisch heisst es Cognatus, d. h. das Geschlecht nach dem nahen Geschlechte."
erloschen
Schon Bruns hat zur Erklärung dieser eigenthümlichen Idee auf eine Stelle in den Eumeniden des Aischylos hingewiesen; es jedoch hiebei nicht stehen zu bleiben, vielmehr lässt sich behaupten, dass die Idee, wonach die Männer den reinen Samen fortpflanzen, die Frauen dagegen dem mütterlichen, fruchttragenden
ist
mit der Zeit äusserst populär
Erdreich zu vergleichen sind, eine
gewordene Speculation der griechischen Naturphilosophen-)
ge-
1) Dieser Ausdruck ist etwas ungenau, da unzweifelhaft ia der ersten und zweiten Classe die Zurücksetzung nicM unbedingt stattfindet. In solchen Einzelheiten kann das syrische Rechtsbuch überhaupt nicht als sehr competent gelten, und es lässt sich daher die Frage über den Umfang dieses Satzes, wie sie für das attische Recht besteht, hier nicht wohl aufwerfen. Man muss sich mit seinem Vorhandensein genügen lassen. 2) Insbesondere des Aristoteles bei Plutarch Mor. p. 905 A und Galenus
XIX
p. 449; vgl.
und
Aristoteles
(628
— 631)
Hippokrates T.
I p.
de gen. an. VI 3,
371, 551, 594 4.
—
f.,
lautet der Gedanke:
ovx
fßzt.
fi^trjQ
7}
v.BY.Xri\i,ivov
rsuvov
to^evg, rpoqpos Ss Kv^arog vsoanoQOV. xi-Axsi 8' o
&Q(öaKQ0vv.
(sc. rij? cpoivC-Acav 'HXiovTcoXscog)
r^s
TtQOOgrjfiuzi
Nvvl
08
vöiiog
ya^stULq
oi (ihv Trjv
xat Q'vyaTQäaiv
icpoLza viog
zs
xorJ.
avccidr/v
ccicpQwv naqtc
zäv näXat, Gvvr]&cov ro^ftäv öiayogsvcov kccI zovzoig dt nälai nags&szo ÖLÖacyicclias, wg av in' avzä zovzco ngog zov &sov
ßaailscog in^ötv
syyQd(poig
7ZQOT]yov(ih'(og
unoozaXslg
icp'
co
itävzag
dv&Qoiiiovg
v6uoi,g
iiaideveLV. 2)
Sokrates
3)
S. 214.
hist. eccles. (ed.
Valesius
1
c.
18)
oben
S. 28.
GcocpQoavvrjg
—
352
der übrigen Handschriften ein
—
Umstand, der
die Beweiskraft un-
serer Stelle wesentlich verringert.^)
Ueber einen gewissen und, wie ich nicht verkenne, nicht
all-
zu hohen Grad von Wahrscheinlichkeit lässt sich daher die Be-
hauptung, dass gerade
Constantin
reformirt habe, nicht erheben.
Behauptung, dass
die
vom
schen Erbrechts
das
und
halte ich die allgemeine
oben bezeichneten Abweichungen des rein
syri-
durch den Einfluss
griechischen
römischen Rechts hervorgerufen worden lich,
Erbrecht
gräco-syrische
Dagegen
sind, für sehr
des
wahrschein-
wie gesagt, namentlich der innere Aufbau des
es ist,
welcher
mich
Bestand-
syrischen
Erbrechts,
theile für
fremde und unsymmetrische Abweichungen halten
seine
betreffenden
lässt.
Die Kraft solcher Argumente wird allerdings, wie die Beurtheilung der Provenienz eines Kunstwerks, vielfach durch subjective
Momente bestimmt, und man muss
sich
vielleicht
durch längere
Beschäftigung mit diesen Fragen in den Geist dieses durch das
ganze Rechtsbuch (L. klingenden Systems
1, 9,
29, 33, 37, 92, 103, 104) hindurch-
eingelebt
haben,
um
das
Störende jener Elemente voll zu empfinden. wird, glaube ich,
setzung aber
Niemand
Fremdartige und
Unter dieser Voraussich
der
gekennzeich-
neten Empfindung vollkommen erwehren können.
Nehmen
wir es hienach
als
glaubhaft an, dass der Einfluss
des römischen Rechts es war, welcher,
indem
er
den cognatischea
Tochter- und Sehwesterkindern das Erbrecht in den ersten Pareu-
benahm,
telen
diese Töchter und Schwestern selbst Söhne und Brüder versetzte und der Mutter ein
gleichzeitig
in die Classe der
Erbrecht einräumte, so brauchen wir nur diese Correctur im syrischen Erbrecht wieder rückgängig zu machen, und wir erhalten Die Bemerkung von Ar. findet sich dann bei Bar-Hebraeus in seinem
1)
Nomocanon iectio
X
cap.
direct als
X
sect. 1
Nova
de gradibns hereditatum (bei A. Mai,
Col-
und die Patres Nicacui Urheber des syrischen Erbrechts bezeichnet. Da jedoch Bar-He-
p. 88)
wieder.
Hier werden Constantin
braeus wahi-scheinlich aus Ar. abschreibt, hat diese Notiz keinen selbstän-
digen Werth; ebensowenig die confuse Aufzählung der Quellen des syrischen A Mai 1. c. p. 54), welcher
Erbrechts bei Ebed-Jesu, CoUectio canonum (bei direct
das
zeichnet.
beschlüsse concil.
11
Concil von Nicäa als eine Quelle des syrischen Erbrechts beDaher rührt es wohl anch, dass die Sammlungen der Concils-
—
Harduin, CoUectio
concil. I p.
478 — fi'JS;
982—1082; Hefele, Conciliengeschichte
mit Stillschweisen übersehen.
I
356
Mansi, fg.
—
Collectio
diese Notiz
S53 sofort ein System, welches mit
dem
— attischen Erbrecht aufs aller-
genaueste übereinstimmt. Athen. Erbclasse
1
und Descendenz'
Söhue
2 Töchter
„
3 Vater
„
Sämmtliche Classen nach dem Grundsatz: Kgarsiv di rovg uQQSvag jtai, tovg £X xäv uqqs-
„
(?)
;,
4 Brüder
„
„
„
5 Schwestern
„
„
„
6 Vatersbrüder.
„
„
„
7 Vatersschwesteru
„
8 Mütterliche
.
.
.
„
vcav iocv SK coai.
Kcci
xäv ccvrwv
sav ysvsi
ccticü-
ZSQOO.
„
Verwandte
Unbedingtes Notherbrecht der Kinder. Theorie
vom
reinen Samen. Syrien.
und Descendenz"
Erbclasse 1 Söhne
2 Töchter
„
„
„
Sämmtliche Classen nach dem Grundsatz:
„
„
aber werden die Männ-
„
3 Vater
„
4 Brüder
„
5 Schwestern
„
„
„
6 Vatersbrüder
.
„
„
,,
7 Vatersschwestern
„
„
„
8 Mütterliche Verwandte
Von
.
.
.
allen Geschlechtern
lichen die
ausgewählt
für
Erbschaft und die
Weiblichen gehen leer aus.
Unbedingtes Notherbrecht der Kinder. Theorie
Wenn
vom
reinen Samen.
wir nun nach alledem annehmen, dass die Erbfolge*'
Ordnung des syrischen Spiegels nichts ist, als ein durch spätere, erfolgte Reformirungen verdorbenes griechisches Intestaterbsystem, so haben wir nicht bloss den inneren
im römischen Sinn
Grund der vielfachen Uebereinstimmung und der Anklänge an die äusseren Grund für uns, dass einerseits die Herleitung des syrischen aus einem andern als dem griechischen Recht im höchsten Grade unwahrscheinlich ist, und dass ferner sein Zusammenhang mit diesem letzteren auch aus allgemeinen historischen Gründen sehr nahegriechische Rechtsanschauuug, sondern auch den
liegend erscheint.
An
welches aussergriechische Recht sollen wir denken?
hat bereits an das jüdische
Mau
und an das arabische gedacht;
da
der Phantasie des Rechtshistorikers nicht verwehrt sein kann, den Mit t eis, Keichsrecht u. Volksrecht. 23
schUissbe-
morkungen.
—
—
354
ganzen Umkreis der Nachbarländer Syriens zu durchmessen, steht nichts
im Wege, auch noch das armenische
Hypothese einzubeziehen.
man
Sieht
aber
in
den Kreis
ernstHch zu,
betrifft,
Hypothesen einfach zurückzuweisen; Syrien nien
oder
Recht
ist
Arabien.
Auch
dorff,^)
wonach
in
einlassen
späterer
ist
Herleitung
eine
nur dann möglich, wenn
bodenlose Vermuthungen
genügt
so
es,
derartige
eben nicht Arme-
aus
dem
jüdischen
man
sich auf willkürliche
und
will,
wie etwa die von
Ru-
Kaiserzeit
die
Tendenz
bestanden
habe, römisches und mosaisches Recht zu verbinden, woraus
wohl die
Collatio
ist
Was
eine Herleitung aus diesen Quellen durchaus ausgeschlossen.
das Armenische und Arabische
der
so
legum Mosaicanim
Romanarum
et
Diese Tendenz
{?),
als
so-
unser
eine reine Er-
Intestaterbrecht entstanden
sei.
findung von Rudorff; es
braucht nicht ausgeführt zu werden,
dass eine
ist
„Vergleichung" zweier Gesetze, wie die Collatio, keine
Verbindung ist. Auch sieht man nicht ein, welche Autorität ein Man muss solches Recht einem Volk hätte aufdrängen können. daher diese Idee fallen lassen.
Eher könnte man auch
Bruns
noch daran
denken,
woran
schliesslich
316) wirklich gedacht hat, dass der ganze Parti-
(S.
Aber bei näherer Meinung nicht aufrecht halten.
cularismus auf altsyrischem Landesrecht beruht.
Ueber legung lässt sich auch Das syrische Landrecht war
diese in
gewiss schon zu sehr zersetzt, ausgearbeitetes
am
Beispiel
der Kaiserzeit
um
vom Hellenismus
noch ein eingehendes und fein
Intestaterbrecht aufweisen zu können-, wir sehen
von Aegypten, dass
das
enchorische
Recht durch
den Einfluss der hellenistischen Verwaltung schon vor Beginn der Kaiserzeit in den Hintergrund gedrängt in einer
Stammes
wurde und
sich
nur noch
Reihe von particularen Besonderheiten des einheimischen forterhielt.
Unmöglich kanu man dalier glauben, dass alle Bewohner Syriens, insbeson-
einheimische Erbrecht für
das
dere gar
für
die
herrschende griechische Nation, in Geltung ge-
sei. Dazu kommt insbesondere, dass die syrische Nation im Besitz ihres Idioms geblieben ist; das Rechtsbuch aber im Original griechisch geschrieben und gehört daher jedenfalls
wesen stets ist
der Literatur des griechischen Volks an.
1) In
Lex
J)ei'\
seiner
Schrift
„Ueber den Ursprung und die Bestimmung der
Abhaudl. der Berliner Akad. 18G8
S.
2G5— 298.
J
— Ueberhaupt
kommen
—
355
ein Irrthum, der
ist es
aber nicht selten vurzu-
scheint/) als ob das Rechtsbuch gerade den verlasseneu,
wüsten Gegenden von Syrien, dem Land nahe den Euphratquellen, entstammen würde. Diese Meinung ist offenbar durch die Thatsache veranlasst, dass die älteste syrische Uebersetzung desselben in
jeuer Gegend,
Hierapolis, gefunden wurde.
d. h. in
Dabei steht
aber vollkommen fest, dass dieser eine griechische Vorlage zu Grunde liegt, und der sachkundige Orientalist, dem wir die neueste
Uebersetzung der syrischen Version verdanken, denkt gar nicht daran, die Entstehung dieser griechischen Vorlage anderswohin zu
Hiemit ge-
verlegen, als in das eigentlich hellenistische Syrien.^)
langen wir zu dem Rechtszustand des syrischen Küstenlands zurück, von
dem
bereits
ausgeführt wurde,
früher
dass
hier
seit
Jahrhunderten mit der Herrschaft der Seleukiden das städtische Leben, die geistige Welt, Hof, Gericht und Verwaltung durchaus griechischen Charakter bereits
angenommen
Gesagtes nochmals wiederholt werden;
scheint mir jedoch, namentlich
Verhältnisse
lichen
Stammesrechts
Wenn
in
wenn wir
Aegypten
die
in
ihren
eigenen
schon in Aegypten,
unzweifelhaft
er-
deutlicher ersicht-
zur Vergleichung
Gerichtshöfen
wo
hier nicht
soll
heranziehen,
griechische Nationalität einen sicheren
dass hier die
wird.
Es
hatten.
Hort ihres
besessen
haben
die Zähigkeit der einheimi-
schen Nation mindestens nicht geringer gewesen sein wird, als in Syrien, die nationalen Gerichte der Laokriten den griechischen
Gerichten, die nationalen Notare den fremden gänzlich gewichen sind,
wird es in Syrien keinesfalls anders gewesen
ginn der römischen Zeit muss daher in
dem
sein.
Seit Be-
griechischen Städte-
kranz der syrischen Küste das griechische Recht fast ausschliesslich geherrscht haben. stitutio
Antonina
wenn wir dann
1;
2)
Bei diesem Zustand muss es bis zur Con-
Rechtswegen verblieben sein; und Zeit der sinkenden römischen Regierungs-
schon von die
Tewes a. a. 0. Sachau S. 155 unten.
S. z. B.
S.
549 Z.
1.
Uebrigens nimmt dieser Gelehrte an, dass
jenes griechische Exemplar selbst wieder auf eine lateinische Vorlage zurück-
Es ist wohl nicht Abrede zu stellen, dass auch ein lateinisches Original im griechischen Geist und von einem Griechen verfasst sein könnte; aber wahrscheinlich ist
geht, wofür jedoch nicht der geringste Beweis vorliegt. in
es
nicht,
dass
man
für
ein
so
stark particularistisches
Werk
sprache benutzte.
23*
die Iteichs-
— gewalt und
der
verfallenden
356
—
römischen Rechtspflege
ins
Auge
fassen und erwägen, dass, wie wir sahen, noch in der Mitte des dritten Jahrhunderts
die
Fortdauer griechischer Ideen
Erbrecht thatsächlich mit Deutlichkeit zu erkennen
über
ist,^)
das
wird es
nicht unglaublich erscheinen, dass auch das griechische Erbrecht in Syrien
1)
im Rechtsbewusstsein des Volks bestehen
Oben
S.
348
f.
blieb.
Elftes Capitel.
Sklaverei und Freilassung/)
Wie
ein
Individuum
ausserhalb der
staatlichen Genossenschaft stehendes Die
darüber haben bei allen Völ.
im We-
kern, welche dieses Institut überhaupt gehandhabt haben, sentlichen
übereinstimmende Ansichten geherrscht, und so auch
Nationen des Alterthums.
bei den
schen Eltern, Sklaverei
vt^elche
erscheint,
menge
die
sind
für den
raub,^) welche
es
vor Allem Kriegsbeute^) und
See-
un geschwächten Fortbestand der SklavenIn diesen dem
unversiegbare Quelle gebildet haben.
ius gentium zuzuschreibenden 1)
Nebst der Geburt von sklavi-
ganz selbstverständlicher Titel zur
ein
als
Grundsätzen stimmten die östlichen
Die umfassendste Bearbeitung der Geschichte der Sklaverei im ge-
Walion,
gesammten Alterthum
bietet
quitö (3 Bde.)
Paris, Hachette
2. Aufl.
de Tesclavage dans
Histoire et
Cie-
1879;
hier
findet
l'anti-
man auch
Angaben bes. der französischen Literatur. Für das jüdische Recht Michaelis, Mosaisches Recht^ II § 122—128; Mandl, Das Sklavenrecht des alten Testaments (in Virchow-Holtzendorff's Sammlung N. F. I. Ser. Heft
weitere
,
Aegyptisches Recht mit Seitenblicken auf das jüdische bes. Revillout, Cours de droit dgyptien I p. 40 114; vgl. ferner Chabas, Melanges ^gyptologiques II p. 4 fg. Für das griechische Recht ist ausser den bekannten Handbüchern namentlich die ausgezeichnete Abhandlung von
23 (1886).
—
Foucart, Memoire
sur l'affranchissement des
esclaves, Paris 1867,
tracht zu ziehen, welche ausser ihrem speciellen
zustand
der
XV
p.
Thema auch den
Sklaven durch treffliche Bemerkungen erläutert.
Müller, Die Dorier II 1, c. 3 67 und die Handbücher. 2) Als der älteste Grund 242 (Morelli).
u. 4;
in Be-
Rechts-
Dazu noch
Zitelmann, Recht von Gortyn
S.
63
der Sklaverei bezeichnet bei Dio Chrysost.
Vgl. für Judäa
Wallon
I
8;
für
Aegypten
—
or.
Wallon
Revillout 76; für Griechenland Wallon I 161. Ein Römer in Griechenland als Sklave Foucart p. 47; Wescher-Fou cart, Inscr. rec. ä Delphes n^ 320. 3) Für Syrien Movers, Phönikier III 1, 72 fg.; für Aegypten und Griechenland Revillout 89, Wallon I 167. — Vgl. C. I. G. II (add.) 2263 c.
I
27,
Chabas
I
kriegsgefangener
49,
aiige-
meiuon Ent-
in die Sklaverei creräth,
stehungsgrüude.
—
—
358
Provinzen mit den Römern so wohl überein^ dass für eine Rechtsreception im grossen Stil gar kein
sich
Boden gegeben war.
Wohl aber bestanden tiefgehende Verschiedenheiten, wo es um den Freiheitsverlust der eigenen Stamraesgenossen hanEs
delte.
Hauptformen des Verlustes zu beachten,
sind hiebei zwei
welche bei den Nationen des römischen Reichs vorwiegend hervortreten; einerseits die freiwillige resp. bei
Ergebung
Kindern der Verkauf durch
strafweise Freiheitsverlust, welcher
—
die Sklaverei
in
die Eltern
—
,
anderseits der
dem unerlaubten Umgange mit
Sklaven folgen kann. In beiden Richtungen lässt sich die von der römischen verschiedene
der Provinzen noch in der spätkaiserlichen
Sitte
Zeit
erkennen. iwiiiige
i
Dedition
und Verkauf |rjJQ der Kinder bis auf die
Conatitutio
Antonina.
gg
jj^
Selbstdedition und Verkauf durch die Eltern. Ich jjgj. erfrcuHchen Lage, mich hier an eine Studie Momm~ anlehnen zu können, welche diesen Punkt in lichtvoller '
jj'g i\ •'
'
\Yeise behandelt hat.
antoninische
so
wir
dass
Untersuchung
den eine
sind,
theilhaftig
Leider hat sich diese Arbeit auf die vor-
beschränkt,
Zeit
des
Gewinns
Mommsen's
nicht
über das
Verhältniss der Volksrechte zur Constitutio Antonina mit sich ge-
bracht hätte.
Wir
referiren zunächst die bei
Mommsen
hervor-
gehobenen Erscheinungen.
Wie Gut
bei
den Römern die Freiheit durchaus als inalienables
erscheint, welches der
die elterliche
Gewalt
Selbstverkauf des
Formen tum^)
—
Verfügung durch eigenen Willen oder
abgesehen einerseits von dem bedingten
Nexum,
von
anderseits
den
abgeschwächten
der cmisa mancipii, der Redemption und des Auctoramen-
—
nicht
unterliegt,
haben peregrinische Rechte den
so
Verlust der bürgerlichen Freiheit durch privaten Willensact
wie es scheint, ziemlich weitgehendem
Zwar kann
in,
Umfang anerkannt.
eine Gesetzgebung, welche, wie die römische, die
Schuldknechtschaft seit der auch auf die Provinzen erstreckten lex Iiilia de cessione 1)
die
pro-
Bürgerlicher und peregrinischer Freiheitsschutz im römischen Staat,
in Berliner 2)
honorum allgemein perhorrescirte,^)
Festgaben für Beseler
Mommsen
S.
262; hiezu
S.
265—272.
ist
neuerlich die Inschrift in
Eph. epigr
mit dem Coramentar von Mommsen zu vergleichen. 3) Dies ist freilich cum grano salis zu verstehen, da die lex lulia, wie später noch zu besprechen (Cap. XII 2) und wie Mommsen sehr wohl
VU
3 p. 410
weiss, die Schuldknechtschaft nicht eigentlich abgeschafft hat.
—
füglich nicht beibehalten haben.
vinzielle Selbstveräusserung
wo
desseu haben hier,
Rechts
nalen
es
sich
und
Galliern*)
um
Wenn
den
bei
stattet
dem
zum
Princip
Selbstveräusserung bei
herkömmlich war,
so
zu ihren Amtspflichten
dem
freien
Peregrinen des römischen Reichs ge-
war, sich in die Gewalt eines Dritten zu ergeben, wie
Auch nach
reine
beizubringen, wenngleich wir positive Zeugnisse
Begrifl:'
Mommsen
lich
kaum
In-
Frage des perso-
von der Inalienabilität der Freiheit einen
gezählt haben, ihnen
besseren
die
Germanen'"^)
dürften die römischen Statthalter es
darüber, ob es
eine
Specialgewohnheiten
handelte,
Trotz sich behaupten können.
den
—
359
meint, nicht besitzen^) die
(? S.
Veräusserung des Sohnes
Mommsen
in
unten
S.
Wenn
f.).
durch den Vater muss
der Kaiserzeit in bedeutendem
zulässig geblieben sein.
360
Umfang
recht-
das attische^) wie das römi-
sche Recht den Verkauf des Kindes untersagten,
das
so ist
beiden Staaten nur das Ergebniss einer hochgesteigerten
in
Civili-
und wenn in Rom für den Nothfall auch hierin eine Ausnahme gemacht und der Verkauf gestattet wurde,^) so wird es in sation,
Athen schwerlich anders gewesen
und für Theben wird uns Gewerbsmässig hat ein der-
sein,
Aehnlicbes ausdrücklich berichtet.^)
Verkauf im Alterthum stattgefunden erweislich in alter Zeit in Thrakien,'') in der Kaiserzeit in Gallien^) und vor Allem artiger
in Phrjgien.'')
1)
Caesar
VI
bell. gall.
13: pleriqiie
cum
axit
aere alieno aut magnitudine
trihutoruni aut iniuria potentiorum premuntur, sese in scrvitutem dicant nobiUbus. 2) S.
den Bericht des Tacitus Germ. 24 über das Verspielen der Frei-
heit „victus voluntariam servitutem adit sqq.", der allerdings
Manches
zweifel-
haft lassen dürfte. 3) Nach der bei Mommsen 1. c. 266 A. 5 mitgetheilten Bemerkung Brunner's stellen allerdings die westgothischen und fränkischen Formeln es
ausser Zweifel, dass der Selbstverkauf seit
dem 4)
im römischen Vulgarrechte mindestens
sechsten Jahrhundert anerkannt war.
Plutarch Sol. 23.
5) Paul. S. R. 5,
1
1,
=
D. 20, 3,
5.
6) Aelian. var. bist. II 7.
V
7)
Herodot
8)
Tacit ann. 4, 72 berichtet, dass die Friesen,
6: iKoXsvai
xa tbv,vu in' i^aycoyij.
um
den von den römi-
schen Beamten geforderten Tribut zu entrichten: „primo boves
.
.
.
mox
agroa,
postrema corpora coniugum aut liberorum servitio tradcbant. 9} Philostrat. vita
didoc^ai Tovg ccltäv
ApoUon. VIII
y.ccl
7,
12:
dSQanodiad^svtwv
^qv^I yovv iiiixä^iov y.fj
iniaTQScpead'av
....
v.al
ano-
— .
Noch mehr Licht
matsaugaben
in diese Frage,
füllt
Sklaven
der
—
360
herbeizieht,
wie
wenn man sie
sich
die Hei-
in
Kaufs-
urkunden, auf Grabmälern oder bei den Schriftstellern finden. Diese führen fast ohne Ausnahme in die Provinzen, Italien ist Wäre hier bloss an gebürtige Sklaven zu gar nicht vertreten. denken, so würden wir Italien in diesen Angaben nicht vermissen Sklaven wurden auch hier geboren und in Handel gebracht; es würden auch nicht Kleinasien und besonders Phrygien, für welches Gebiet der Kinderhandel bezeugt ist, so sehr im Vordergrund erscheinen. Wahrscheinlich ist an den Handel mit freigeboruen Kindern zu denken, und damit stimmen von anderer Seite her die Angaben über die kaiserlichen Leibwächter überein, welche in früherer Zeit unfrei waren und aus den reichsunterthänigen Germanen, vorzugsweise den Batavern, genommen wur-
—
den: natürlich
nicht aus
den Sklaven der Bataver, sondern aus
verkauften Kindern und solchen Leuten, die sich freiwillig in die
Leibeigenschaft begeben hatten.^)
Soweit
Mommsen,
der sich, wie
gestattet, diese lehrreichen
gesagt, auf die Zeit vor
Nur an zwei Punkten
der Constitufio Antonina beschränkt.
sei es
Ausführungen zu ergänzen.^)
Einmal möchten wir in die Reihe der Völkerschaften, welche Selbstverkaufs und Kinderhandels zu bezichtigen sind, die Syrer und vielleicht auch die Juden aufgenommen wissen. Die Selbstveräusserung und der Kinderverkauf sind altes Landesrecht bei beiden,^) und Movers hat scharfsinnig bemerkt, dass es damit vielleicht zusammenhängen mag, wenn Römer und Griechen des
diese Völkerschaften als „zur Sklaverei geboren" bezeichnen.*)
Ferner dürfen
Punkt ergänzen.
wir
von
einen
Mommsen
Mommsen
offen
gelassenen
behandelt es als offene Frage, „ob
üeber das Gesammte uud die Belege Mommsen 1. c. 269 fg. Es sei auch erlaubt, auf eine vou Mommsen übersehene wichtige Stelle aufmerksam zu machen, welche den Gebrauch der Selbstergebung in die Sklaverei als einen den damals Lebenden ganz bekannten bezeichnet. Dio Chrysost. XV p. 241 B (Morelli): i^is dh nag av tpyjg SovXop ysviaQ-ai, 1)
2)
ort (ivQioi driTtov anodidovzai savtovg avyyQccqjrjv ivi'ots, sn' 3) Vgl.
ovdfvl xäv
Movers, Phöuikier
ilsvQ'iQOL ovzsg, wazs SovXsvsiv
itstgicov, dXX' III
1,
74
fg.;
xarä
ini Ttäai
totg ;^aAfrra)TaroJs.
Wal Ion,
Hist. I
10; 2
Mos.
21, 7; 3 Mos. 25, 39. 4) Cic.
Athenaeus
I
de provinc. consular. 36 p. 20.
5,
10,
de oratore
II CG,
265: „Syri venales";
— es
dem
—
361
Peregrinen des römischen Reichs gestattet war, Gewalt eines Dritten zu begeben'^ Wenn ich recht
freien
sich in
die
sehe, besitzen wir
—
theorie
xis wird
ein positives Zeugniss
—
angesehen werden dürfen
unbedingt unzulässig erklärt
buch des Callistratus
ist
dafür,
dass die Rechts-
durchaus nicht als Ausdruck der Pra-
die freilich hier
einen solchen Handel für
Aus dem zweiten Quästionen-
hat.
uns eine Entscheidung über dieses Problem
enthalten, welche, da derartige Fälle
in Italien schwerlich jemals
acut geworden sind, doch wohl auf eine Anfrage aus provinzialen
Kreisen zurückzuführen Provinz geschrieben
ist,
hat.^)
ventio privata neque servitm 2)otest"f^)
vielleicht
in
der
qiiemquam neque lihertum alicuius faccrc
unzweideutig
setzt
zumal Callistratus
Die Entscheidung, welche lautet: „Coneinen Fall
der Selbstergebung oder
des Kinderhandels voraus und lehnt dessen Giltigkeit ohne Rück-
sichtnahme auf das zu Grunde liegende peregrinische Landrecht ab; es liegt ein Fall des zwingenden Reichsrechts vor, dergleichen
wir oben^) mehrere gefunden haben.
Im Vorübergehen
noch auf Eines aufmerksam gemacht. So unbestritten der Kinderhandel in grossem Umfang auf die Versei
mehrung der Sklavenzahl eingewirkt
hat,
so
ist
doch noch an
einen andern Gebrauch zu erinnern, der frejlich in anderer
Form
auf dasselbe hinausläuft; nämlich auf die Aussetzung neugeborner
Diese
Kinder.
ist
unstreitig
noch weiterem Umfang
in
direkte Verkauf vorgekommen,"*)
und zwar auch
als
in Italien,
und
der es
unterliegt keinem Zweifel, dass auch solche Kinder von den Fin-
regelmässig
dern
Allerdings nichts
ist
ist
für
den
Sklavenmarkt
aufgezogen
nicht zu verkennen, dass dieser eine,
als
wenn man
will,
mildere
wurden.^)
Vorgang im Grunde
Form
des
direkten
Verkaufs.
1)
Bremer,
S. 97.
de über, causa 40, 12, 37.
3) S.
125
fg.
4) Gothofr. 6,
Rechtslehrer
2) D.
ad C. Tb. de his qui sanguinoientos 5,
8,
1;
Lactantiua
20. 5)
Bei Plin. ep. ö5, 66 (71, 72),
{9QSTizoi) streitig;
wenn
entschieden wurde, viel gebessert,
51, 3,
erkennen
sie schliesslich
so hat dies die
ist
die
Rechtslage dieser Findlinge
von Trajan zu Gunsten der Freiheit
thatsächlichen Verhältnisse schwerlich
wie auch die Bestimmung Justinian's, C. de Infant, expos. 8, lässt.
Nach der
Gehen wir nun aber auf
Constitutio
Antonina.
jgj;
hier
a,uch
die nachautouinisclie Zeit über,'
verkennen,
zu
nicht
-
362
so
der Selbstverkauf und
dass
Kinderhandel eine bedeutende Rolle gespielt hat.
Im Jahre 484
Chr. herrschte in Afrika
p.
eine
der furcht-
baren Pestepidemien, welche das Land wiederholt vernichtet haben.
Victor von Vita, der uns die erschreckliche Verödung des Landes durch Krankheit und Hunger schildert, hebt ausdrücklich hervor, wie in der Hungersnoth,
welche damals eintrat. Viele ihre
und ihrer Kinder Freiheit hingeben und für immer Sklaven werden wollten,^) um nur Brod zu erhalten; aber sie konnten den Brodherrn nicht finden. Dasselbe ist uns übrigens schon aus der früheren Zeit bezeugt; nach Constantin in C. Th. de alim. quae inopes par. 11, 27, 2 wurden schon im Jahre 322 in Afrika wäh-
rend
einer
Hungersnoth
die
Kinder
oder
verkauft
verpfändet,
wesshalb dann aus Staatsmitteln Abhilfe gewährt wurde.^)
Eine ähnliche und weit weniger abnormale Erscheinung
ist
der contractus copidermiae,^) der nach der Erzählung des Malalas^)
von Kaiser Anastasius im oströmischen Reich verboten wurde. 'Ev avTKi 8\
TCO
XQÖva
ötaaiog) dtdta^LV, oiöre ^rjrs de
fii]
i^stpmvrjösv o avtog ßaöiXsvg (^Ava-
xiva eyyQaq)ov KoTtiSsQ^Las'
Ttoistv
avxo xo ovo^a xov Konto sq^lov
TtQäy^a yiyvsöd'ai'
6vo^di,£(}d'ai,,
^i]xe
vo^od'süLag sxoüörjg ovxag'
xo
„oxi
rovg iv t,vya öovXsCag ilsvdsQovv, nag ovv
7]^Lv iöxiv svxi],
dvs^ofisd'a,
ccvxov
xijs
xovg
iv
slEvd-SQiu
ovxag
äysöd-ca
sig
dovlLxfjv
xvxYiv ;"
Die Erzählung und das Gesetz bedarf keines Commentars; es handelt sich, wie ausdrücklich gesagt
durch welchen gaben.
Vielleicht
dass
ist,
Aegypten begegnen, 1)
einen Contract,
haben wir hier einen Ausläufer der oben
wähnten syrisch-jüdischen Landessitte vor Auffallend
um
wird,
Personen sich in fremde Leibeigenschaft be-
freie
De persecutione
wir
allerdings Vatidalica
V
uns.
Spuren dieser
den nur
in
sci'vitiiti
Sitte
Cupiebant singuli
red igere,
et
venire.
Troplong,
2)
Vgl.
3)
Ueber das Wort
4)
Malalas
(ed.
L'influence du cbristianisme
Ducange, Glossarium Bonn.) XVI p. 401. s.
auch
in
Bezug auf den Kinder-
17 (ed. Halm"):
tatcm suain filiorumqiie suortim perpetuae
er-
s.
p. 275. v.
libcr-
non potcrant
in-
—
—
363
verkauf.
Das altägyptische Landesrecht hatte diesen
boten;^)
bei
den
geringen
Kosten,
welche
strict
ver-
Kindererziehung
die
—
man rechnete nach Diodor auf ein Kind bis war dieses Verbot leicht einDrachmen^) zuhalten. In dem ökonomischen Verfall der niederen Classen, der zur Kaiserzeit auch hier platzgriff, und unter dem Einfluss der einströmenden fremden Nationen scheinen die Aegypter jene Unsitte dennoch angenommen zu haben; wenigstens weiss Revillout^) aus dem Londoner Pap. Hay 478 und einigen koptischen Papyri von Bulak Fälle von Kinderverkauf zu berichten, wobei hier verursachte
—
zur Mündigkeit 20
,
die Eltern zu ihrer Rechtfertigung anführen, „dass das kaiserliche
Gesetz ihnen gestatte, über das, was ihnen gehört,
zu verfügen".
frei
Endlich sind noch die Spuren dieses Gebrauchs in den kaiserlichen Rescripten zu erwähnen; diese sind, wie gelegentlich schon
bemerkt worden sie
Die Reichsgesetzgebung hat
nicht selten.
ist,*)
natürlich consequent bekämpft.
Wir
stellen dieselben in
Kürze
möglichst vollständig zusammen. C. de liberali ca. 7, IG,
1
Bern qtiidem ülicitam
et
proponis fdios ingenuos a
te
(Imp. Antoninus)
s.
inhonestam admisisse
a: confiteris,
C. ubi de crimin. 3, 15, 2 (Dioclet. et
Maxim. Nicae):
liberum venumdando plagii crimen commütit.
Sciens
quia
venumdatos
Ah
eo
quem causam co-
itaque, qui super hoc queri potest, aditus competens iudex, si is
puerum ingenuum gnoscet.
26 (Diocl
et
Transactione matris iuris
degit,
ibi
294).
{sl^.
C. 2, 4,
vendidisse proponis,
Max.)
a".
filios eins
294:
non posse servos
fieri
notissimi
est.
C. de 0. et A. 4, 10, 12 (lidem):
Ob
aes alienum servire
liberos creditoribus
iura compelli non
patiunturF) 1)
Lumbroso,
Recherches 48.
2) Diodor. I 80. 3) (Anc.)
Chrestom. demotique,
Urkunden nicht
pr^f. p. 60.
Leider
ist
der Wortlaut der
mitgetheilt.
4)
Schlossmann,
5)
Vorausgesetzt, dass liheri hier die Kinder der Schuldner, nicht sie
selbst bedeutet;
beziehen.
Besitzerwerb durch Dritte
S. 68.
andernfalls wäre die Stelle auf die
Die Frage
ist
btkanutlich
streitig.
Schuldknechtschaft zu
—
364
C. si aliena res pignori 8,
Qui
ftlios vestros vel
—
IG (17), G (lidem): homines pro 2)ecunia,
liheros
quam
vohis
credebat, pignoris titulo accepit eqq
10 (Constantin.):
C. de patr. pot. 8, 46,
Lihertati
a maiorihus tantum impensum
est,
ut patribns qiä-
bus ins vitae in Uberos necisqiie potestas olim erat permissa,
non
libertatem
Dazu noch
liceret.
die
ei'ipei'c
Aus-
constantiniselien
sprüche, betreffend den Verkauf neugeborner Kinder, Vat. Fr. 26 (?),
34; C. Th. qui sanguinol. C.
Th. de
aedil. act.
die Redhibition
8,
5,
1.
3, 4, 21 enthält
Bestimmung über
eine
gekaufter Sklaven, von welcher es
am
Schlüsse
heisst: Hoc non solum in barbaris sed etiam in provincialibu^
scrvis iure praescriptum lich
Diese Unterscheidung wird schwer-
est.
den Geburtsort der Sklaven im Auge haben, je nachdem
die-
Fremde importirt oder schon im Reich zur Welt gekommen waren. Es wäre auffallend, dass man Letztere provinciales servi nannte; Sklaven kamen doch auch in Italien zur Welt. Es ist wahrscheinlich an die grossen Sklavenmärkte in selben aus der
gewissen
wo neben den gebürtigen Sklaven und ihre Kinder in Handel brachten.
Provinzen gedacht,
die freien Leute sich
Valentin. Nov.
XXXII
berichtet, dass bei einer Hungersnotli
Kinderverkauf vorgekommen
in Italien
sei.
Endlich weiss noch Justinian's Nov. 134
c. 7 von Pfändung und Knechtung der Kinder des Schuldners durch den Gläubiger
zu berichten.^)
Demnach
ist
heitsveräusserung
zu ersehen,
leicht in
dass die
peregrinische Frei-
den römischen Provinzen
unausrottbar
ge-
wenn Brunner^) behauptet, ^ie im römischen Vulgarrecht mindestens seit dem sechsten Jahrhundert nachweisen wesen
ist,
zu können,
und
mag
diese
Behauptung
leicht
noch
um
einige
Jahr-
hunderte nach rückwärts erstreckt werden. coucubinat
g.
"^y^l^^ß""' stand
Der Geschlechtsverkehr mit Personen aus dem Sklavenim römischen Alterthum und, so viel wir sehen
führte
können, auch in den Provinzen, nur für Frauen, nicht auch für 1) Die Verkuppelung der Kinder, welcher nach Malalas die Kaiserin Theodora entgegentrat, cf. lustiu. Nov. 14, ist in diesem Zusammeuliang
nicht zu erwähnen. 2) S.
oben
S.
359 Anm.
3.
Männer,
die
Fraueu
-
365
Gefahr des Freiheitsverlustes herbei.
enthält
mm
das
Rechtsbuch
syrische
Ueber solche durch
eine
alle
Handschriften hindurchgehende^) sehr auffallige Bestimmung. ^"'«yrisehen
L. § " 48:
sie
„Wenn ein freies Weib die Frau eines Sklaven wird, und^^'^^*äbucb. wohnt mit ihm im Hause seines Herrn, so wird sie
Sklavin
zusammen mit
denjenigen, die von ihr geboren werden
im Hause des Herrn des Sklaven.
Wenn und
sie
sich
aber nicht selbst in die Sklaverei schreibt
will fortgehen, so geht
sie fort,
werden
ihre Kinder aber
zurückbehalten zur Sklaverei.
Wenn
Sklave
ein
ein
Weib
freies
ihn empfängt in ihrem Hause, naQayysh'a
eine
(denuntiatio)
und das
liebt
Herr des Sklaven
so soll der
senden.
Weib
Wenn
Weib aber
das
auch nach der TtaQayyslLa noch den Sklaven empfängt, so kann der Herr des Sklaven nach
dem
Gesetz das
Weib
die Skla-
in
verei ziehen."
Diese Distinction zwischen zwei verschiedenen Nuancen des Concubinats, je nachdem die Frau beim Sklaven wohnt oder dieser bei ihr,
ist
dem römischen Recht durchaus
fremd-,
Gaius') sagt
einfach: ingenuae ex senatus considto Claudiano ancillae fmnt eorum invitis et demintiantibiis nihilo minus cum servis Auch Ulpian^) weis nur von einem lungere se auf welches unterschiedslos die Denuntiation er-
dominorum, quihus
eorum
coierint.
servo alieno,
folgen muss, voraus,
um
die Sklaverei zu begründen.
dass die Frau servi
erklärt sich das leicht daraus, sten
hervortretende Fall
ist,
Paulus^) setzt zwar
contuhernium secuta
est;
dass dies der praktisch
indessen
am
stärk-
und Bruns hat meines Erachtens
vollkommen Recht, wenn er meint ,^) eine Unterscheidung, nach dem Wohnen könne daraus nicht gefolgert werden. Anderer Ansicht ist zwar Zitelmann,*') welcher auf unsere Stelle grosses 1) L. §
48; P. §§ 58, 59; Ar. § 74; Arm. § 74, 75.
2) I 160.
3)
Fragm. XI 11. U.U. 21a, 6:
liberta sciente patrono alieni servi secuta contuhernium, eins qui dcnuntiavit efßcitur ancilla.
4) S.
5)
Commentar
S. 215.
6) a. a. 0. S. 66.
R. b.
t.:
{liberta servi
Der von Zitelmann angezogene patroni
contuhernium secuta
§
11
bei
Paul. S.
etiam post denuntia-
—
—
366
Gewicht legt und nach ihr auch das iungere ülpian und Gaius einschränkend als Diese Auffassung
interpretirt.
ein
in
wo
entgegengesetzten Fall,
und das
coire bei
jedoch eben durch das syrische
ist
Rechtsbuch ausgeschlossen, welches das
dem
se
Wohnen beim Sklaven Claudianum gerade
Sc.
in
Frau den Sklaven empfängt
„die
ihrem Hause", anwendet.
Wenn demnach
das römische Recht bei jeglicher Geschlechts-
verbindung zwischen freien Weibern und
nach
syrische Rechtsbuch
das
sicht stellt, lässt
nuntiation
Sklaven den Ersteren
den Verlust der Freiheit in Aus-
vorgängiger Denuntiatio
nur dann
wenn
eintreten,
die
Modus der De-
diesen
Frau den Sklaven bei
sich gehalten hat.
Wenn
ven eingetreten
sind nach L. § 48 zwei weitere Möglichkeiten
ist,
dagegen in den Haushalt des Skla-
sie
auseinanderzuhalten, a)
Wenn
„die Frau des Sklaven wird und wohnt mit
sie
ihm im Hause
seines Herrn",
dann wird
ihren in der Folge gebornen Kindern
sie
ipso
mitsammt „in die
iure
Sklaverei gezogen". b)
Wenn
dagegen „sich nicht selbst
sie
schreibt"
und „fortgehen
Sklaverei
die
in
will", so bleibt sie frei,
jedoch
im Concubinat erzeugten Kinder werden Sklaven. Zunächst kann als selbstverständlich vorausgesetzt werden, dass durch diese letzteren Bestimmungen (sub b) das Recht der die
Denuntiatio nicht ausgeschlossen sein des Sklaven
seiner
freien
hat, wird sie gewiss
soll;
d. h.
wenn
auch wenn
sie
beim Sklaven wohnt Sklavin.
Darauf bezieht sich die Bemerkung unter Denuntiatio hin) fortgehen'
will,
b),
„wenn
sie
(auf die
so geht sie fort".
Bestimmung des syrischen Rechtsbuchs
Die
für den Fall, dass die
der Herr
Concubine dreimal vergeblich denuncirt
enthält
daher
Frau beim Sklaven wohnt, nicht eine Mil-
derung des Denuntiationsrechts, sondern lediglich eine Verschärfung desselben, indem nunmehr gewisse Rechtsfolgen auch ohne Denuntiatio ipso iure eintreten. a)
Die erste derselben
erzeugten
Kinder
unter
ist,
allen
tionem in co statu manch it , quia
dass die unter diesen Verhältnissen
Umständen
domum patroni
der
Sklaverei
ihres
videtur deserere no-
luisse) behandelt den Spocialfall, dass eine Freigelassene sich von ihrem in der Sklaverei verbliebenen Geliebten nicht treunou will, und als tj'pisch anzusehen.
ist
daher nicht
Vaters folgen
§ 48 Abs.
(L.
—
367
und
1
auch wenn die Mutter,
2),
weil sie sich auf die Denuntiatio hin zurückzieht, frei bleibt.
wenn
b) Zweitens wird die Frau selbst ipso iure Sklavin, „die Frau
Paragraphen
unseres
sie
Sklaven wird" oder, wie sich der zweite Absatz
des
ausdrückt,
„sich
selbst
in
Sklaverei
die
schreibt".
Ad
Wir haben
a)
einen
hier
auffälligen
Nun
römischen partiis sequitur matrem.
wegen
gebiet ist,
welches
einer Lücke des Manuscripts nicht
aber
wir
mehr
nach
nichtsdestoweniger
brachte, nämlich dann,
stand des Vaters
kannte.
der
erhaltenen
Frau
abstellt,
Diese Unterscheidung
freie
Frau
den Sklaven-
sie ist
jedoch
von
Rechtsbuchs, welche auf den Aufenthalt der
syrischen
des
wenn
^"^^^^^'^^
Geltungs-
festzustellen
den
Mittheilungen für ein römisches halten müssen,-) eine
Sklaven zur Welt
zum^^^^'^^';^^^^^
zwar auch
Namen und
nach einem Gesetz, dessen
dass
Gajus,^)
Widerspruch
berichtet uns
soweit verschieden, dass wir uns nach einer anderen
Bezugnahme umsehen müssen. ^on Das Recht von Gortyn enthält in einer, leider zum Theil un- ^^^^ Gortj'n. 55 VII 4) Folgendes: '
''
sicher zu lesenden Stelle (VI l'/,Bi^^QOXQv
sIsv&sq' e^ifv
Tcc
dij x')
xav
iiti
fXsvQ'eQccv
iXQ^ov
onvCai,
a iXavd-SQa inl xov öolov,
teava, at da k
doX' E^iBv xa xaxva.
Zweifelhaft ist hiebei die Lesart und der Sinn des iKsi^EQoxov,
Bücheler-Zitelmann angenommen
haben.
Comparetti
und Levi lesen ilavd'EQaxög, Bernhöft iksvd^SQog.
Letztere Le-
welches
sungen scheinen
von der Tafel stark abzuweichen,
Buchstaben oa'KSL&aQoxova
ergeben
auch nicht dem Sinn nach
—
kommend,
sie
Freie zur Freien
soll;^)
sie
befriedigen
denn der Gegensatz: beschläft,^)
welche
die
aber
„Wenn
der
sollen die Kinder frei
1) 1 85, 86.
2)
Denn nach Gai. I 85 hat Vespasian an diesem Gesetz Aenderungen Nach der Theorie der Personalstatuten und bei dem umstand,
getroffen.
dasö auch das Sc. Claudianum für Peregrine nicht galt (oben
man
nicht
annehmen, dass Vespasian
haben würde. 3)
Baunack 4)
Dies gegen
Nur das o
Studemund
ein
ad
h.
1.
t wird als unsicher bezeichnet.
kann
modificirt
26.
Demnach
sgotov. Derjenige, welcher aus der
lv.£t%'
S. 119),
peregrinisches Statnt
lesen
Fremde
J.
und Th.
zuzieht.
Für entschieden unrichtig halte ich es auch, önvifiv hier mit den
Herausgebern durch
,
.heiraten" zu übersetzen.
Allerdings hat es diese Be-
— sein;
wenn
die Freie
—
frei sein"
dieser
-
368
zum Sklaven kommt,
sollen die Kinder un-
Gegensatz entbehrt aller Schlüssigkeit, und
dass die Kinder zweier freien Leute frei sind, kann nicht haben sagen wollen.
mann
auch Recht,
wenn
sie
das Gesetz
haben Bücheier und Zitel-
OfiFenbar
betonen, dass, weil schon der Ort
—
Beiwohnung („der Mann zur Frau die Frau zum Manne kommend") einen Gegensatz enthält, die übrigen Prämissen des der
Thatbestandes fehlt es
am
die
als
gedacht
gleichen
setz correct gefasst
ist,
ansonst
Bedeutung des Aus-
ein Unfreier gedacht sein; freilich bleibt die
durchaus räthselhaft.^)
drucks
müssen;
sein
Demnach muss, wenn das Gemit Noth wendigkeit unter dem ixsi^sQOxov
tertium cottiparationis.
Als
Sinn
aber
ergibt
sich,
wie
auch Zitelmann annimmt, dass, „wenn der Sklave zur Freien kommend, sie beschläft, die Kinder frei sind, wenn aber die Freie zum Sklaven kommt, die Kinder unfrei sind". Sinn des Gesetzes richtig getroffen, so stimmt
Ist hiemit der
diese Entscheidung in
Weise mit der gleichen Ent-
auffallender
scheidung des syrischen Rechtsbuchs überein, wonach die beim
Sklaven erzeugten Kinder, entgegen dem römischen partns sequitur matrem, unfrei auch dann bleiben, wenn die Mutter, der DenunFolge
tiation
Anderweitige
leistend,
als
Frau ihren Geliebten
freie
Frage sind nicht bekannt;-) wir gehen, ehe Provenienz
verlässt.
Aeusserungen der griechischen Quellen über diese
Bestimmung
der
Rechtsbuchs
syrischen
des
über
wir uns
die
aus-
sprechen, auf einen andern Punkt über.
deutung
und
IV 50 und sonst;
in III 19,
dieser
Sinn
ist
in
in II
unserer Stelle
3,
17
dagegen heisst
meines Erachtens
weil für das Recht der Heirat der Ort,
wo
die Eheleute
es „beschlafen",
allein
leben,
annehmbar, in Gortyn
ebenso unwesentlich gewesen sein wird, als anderswo. 1)
Vermuthungen Zitelmann
S. 29, vgl. S. 65.
Zwei Aeusserungen, die man allenfalls als Zeugnisse theils für, 2) theils gegen die weitere Verbreitung des Gortyner Satzes hieher ziehen könnte, reden zu allgemein, um beweisend zu sein. Herodot I 173 (Gaisf) über das Mutterrecht der Lykier: tJv ^iv ys yvvf] datr} dovlco cwoiKi^aij, yavvaia zcc zs-uva vsvö^iarai spricht überhaupt nicht von der lugenuitilt, sondern vom Bürgerrecht der Bastarde, und könnte als Arg. a contrar. für die
ausserlykischen
Verhältnisse
höchstens
das
beweisen,
Bastarde nie Bürger sind, was auch sonst bekannt p.
235 (Morelli):
at di
ex
8ovla>v
»j
ov -noXlal aeToi yvvul%sg
....
Htvi
.
.
ovSslg SovXög iaziv
.
ist.
dass
solche
Die Chrysost.
XV
at ^bv ix ^ivcov iiivrjßav,
üXla
/lörov orx
'J&r]vaiog
— Ad b) Für den wenn sie sich selbst
Satz,
—
369
die Freie
dass
iure Sklavin wird,
ijKO
von Gortyn, noch, so weit wir sehen können,
^^l^'^j'^Yttl
weder im Recht
in die Sklaverei schreibt, ist
einem anderen
in
griechischen Stadtrecht, noch auch im römischen Recht eine Analogie zu
Es
finden.
scheint
zwar, dass die drei Denuntiationen
römischen Rechts nicht schon im
des
waren, sondern einer späteren Quelle
Sc.
Claudianum enthalten Aber ein
entstammen.^)
ist dem römischen Recht auch wenn Gajus davon spricht, dass Verhältnissen nach dem Claudianum eine „pactio"
schreiben"
„sich in die Sklaverei
früher nicht bekannt gewesen-, bei derartigen
vorgesehen war,^) so hatte diese nur den Inhalt, der P^au die
—
Freiheit zu wahren; die Sklaverei trat auch ohne pactio ein. Demnach kann die Schrift des zweiten Absatzes von L. 48 wohl nur als ein anderer Ausdruck dessen angesehen werden, was L. 48 im ersten Absatz als „die Frau des Sklaven werden'^ bezeichnet,
d. h.
es ist der Abschluss eines schriftlichen Ehevertrags gemeint. ist
räv
scheint
yfvvr]&8VTcov
ovzco
zustehen
ist
,
,
Die
im griechischen Recht schon früh^) und
Quasi-Ehe der Sklaven
allei-dings
dem Gortyner
genug abgefasst,
aber doch nicht präcis
Satz
um
entgegen-
eigentlich be-
weisen zu können. 1) (itcre
Trotz Paul.
R.
S.
§ 17
cit.
{tribus denuntiationibus conventä)
und
§ 5
sollemni decurso acquiret ancüJam) ist es wenigstens sehr wahrscheinlich,
dass diese Sollemuität im Sc. selbst noch nicht verlangt war, da die älteren
Quellen
sie
Zimmern,
nicht erwähnen
Gesch.
2) Gai. I 84:
servo volentc
(Gai.
d. Priv.-R.
Ex
domino
Sc.
H
Sueton, Vespas.
c.
1.
c.
11).
auch
Vgl.
S. 730.
Claudiano
.
.
.
j^oterat civis
Momana quae
cdieno
eins coiit, ipsa ex pactione libera pcrmanere, sed servum
procreare. 3) So kennt das Gortyner Recht die Ehe der Häuslersklaven Ebenso bespricht Plautus die Ehe griechischer Sklaven:
III
40
— 44.
„Quacso Herde quid istuc est? Servileis nuptiae? Servine uxorem ducunt aut poscent sibi?
Novom At Et
attulerunt quod
Quam
liberaleis
08—74,
lassongsacten sehen
ibi servileis
etiam curari
wir
Rechnung getragen,
Mitttiis, Eeichsreclit
ii.
Apulia
nuptiae solent.
miles glor. IV, 2, 1006.
cf.
bald
die
z.
In
den delphischen Frei-
Sklaven mit ihren Kindern
(Wescher-Foucart No. 67, 289), bald nisse
nusquam gentium."
heic in nostra etiam terra in
Maioreque opera
Casin. prol.
fit
ego aio hoc fieri in Graecia et Garthagini,
in anderer
freigelassen
Weise dem Familienverhält-
B. so, dass das befreite Sklavenkind verpflichtet
Volksrccht.
24
*•
— mindesteus
seit
wissen Grade
—
370
der Kaiserzeit auch in
tolerirt,
und
es
Rom^)
zu einem ge-
bis
ganz gut möglich, dass diese
ist
unter Umständen auch schrifth'ch bekräftigt wurde.
Trotzdem erscheiut
Abweichung vom römischen Recht,
die
welches den Sklavenstand der Frau lediglich
an
der Quasi-Ehe ohne die Denuntiationen knüpft,
Thatsache
die
sehr auffallend.
Eine präcise Nachweisuug, woher das Vulgarrecht Syriens stammt, ist
Vielleicht gewinnt
nach den vorliegenden Quellen unmöglich.
jedoch
sowohl diese Frage,
Rechtslage
mehr
der Kinder etwas
sub
die
als
Licht,
nach der
erörterte
a)
wenn wir
die spätere
Kaisergesetzgebung betrachten.
... Wie
Parallele zeigt sclion früher bemerkt,^) o / / mit der spätkaiserlichen (Gesetzgebung nirgends so starke Gesetzgeinui«. liegenden Materie. Dies zeigt sich
..
.
Titel (IV 11) des Theodosianischen Codex.
einem Gesetz Constantin's
314,
a*^.
ganze spätrömische o x
die
Schwankungen, wie in der voram klarsten im bezüglichen c.
1
h.
Derselbe beginnt mit t.,
welches verordnet,
Frau, welche sich mit fremden Sklaven einlasse,
eine
Freiheit verlieren, „atqiie eins hernio conkmxit;
quam
legem
filii
servi sint
solle
domini cnius
die
sc coniu-
Die
de praeterito custodiri oportet."
et
Neuerung, welche dieses mit rückwirkender Kraft begabte Gesetz
nothwendig tig
in sich schliesseu
muss, kann, wie Zimmern^)
rich-
bemerkt, nur darin liegen, dass nunmehr auch die noch in
gebornen Kinder Sklaven werden
oder
der Freiheit concipirten
Die nächstfolgende Constitution
sollen.
dernde Tendenz, indem
a°.
331
(c.
5
(c.
h. t.)
2
h.
t.
a".
Sehr auffallend drückt sich
wird, seine Eltern künftighin zu erbalten; Tifiui
EvSlyiov
Mqöa
Ucocißiov xov
ccjfia
yvvciiyisiov
i'Slov nccvsQcc
KOQciaiov
H«t
tärft
317).
Dessen-
jede Nothwendigkeit der
Denuntiation aufgehoben, freilich aber von Julian
wieder hergestellt.
eine mil-
Denuntiation die Zuzie-
sie für die dritte
hung von sieben Zeugen vorschreibt ungeachtet wird schon
befolgt wieder
362 (c. 6 dann wieder a''.
Wescher-Foucart a ovofia MrjSa
.
.
.
h. t.)
vier
43: aniSoto TQ^cpszco
Sf
ficirSQU 2]cogco v-ts.
I. L. VI 4721, 5154, 659G u. a. Wallon II 475—479, III Es rauss durchaus vermieden werden, die relative Anerkennung der Sklavenehen, welche das spätere römische Recht zeigt (§ 10 I. de grad. cogn. 3, ()), mit den in den Provinzen, z. B. Aegypten und Judäa, allerdings schon längst bestehenden Zuständen in Verbindung zu bringen.
1)
418
Z.
B. C.
— 420.
204 Anm.
2)
Oben
3)
Rechtsgesch.
S.
II
4, S. 205.
731.
— Jahre später
7 h.
c.
mulicrem plus valuit
366) dahin aus: Si apud lihidinosam
(a".
t.
ciipiditas
quam
non praemio sed connuhio,
hello
—
371
libertas, ancilla ita
Dies sieht fast so aus,
suhiaceant".
non
facta est,
id eins als
flu iiigo servitidis ob durch die Ehe oder
Quasi-Ehe ipso iure und auch mit Wirkung auf die Kinder der Sklavenstand eintreten sollte; ja, nach einer in der Consultatio enthaltenen Entscheidung derselben Kaiser^)
demgegenüber
so gut wie ge-
ist es
Meinung war, und
wiss, dass dies wirklich die
c. 8 h. t. hebt Nothwendigkeit der Denuntiation
die fortdauernde
erst
hervor.
Ob
zwischen
sich
durch
setzen
mag
stellen Hesse,
besten,
diesen
Mittel
die
unklaren
und unconsequenten Geeine Harmonie her-
der Interpretation
dahin gestellt bleiben;
wenn man, hievon absehend,
dass wiederholte Versuche vorliegen,
man
begnügt
sich
das
alte
am
thut vielleicht
festzustellen,
Denuntiationsrecht
aufzuheben und in der Thatsache des Contuberniums allein einen Titel der Sklaverei für die
Es
nun sehr
ist
Frau und ihre Kinder zu erblicken.
auffallend,
dass gerade in den griechischen
Provinzen diese Keime auf den
fruchtbarsten Boden gefallen zu Es mag vielleicht Zufall sein, dass gerade in einem Makedonien vorgekommenen Rechtsfall diese Frage verhandelt
sein scheinen. in
und gegen
Dagegen
die
ist
Nothwendigkeit der Denuntiatio entschieden wurde.^) schwerlich bedeutungslos,
es
wenn
es
in
einem an
den Praefectus Illyrici, also den Obervorstand der griechischen Diöcese, gerichteten Schreiben des Kaisers Arcadius^) heisst:
Cuncti provinciales agnoscant,
trinis
dcnuntiatio-
nibus liberae feminae servorum consortiis arceantur,
mdlo modo
nisi
posse eas ad servitium detineri.
Wenn
wir beobachten, wie auch die „Provinzialen" der
syri-
schen Griechenstädte auf diesem Gebiet ihren Particularismus befolgten, ist es nicht unwahrscheinlich, dass Griechenland thatsäch-
IX
7:
Si servilibus contuberniis sese mulitrcs
subdiderint
et
nunc contemnentes
1)
dominum minoris
quotidam ingemcae
aetatis
conantur eßugere, gravitas tua Ins qui servilem condicionem
ipsis
servitutis
iugtim
non statim in
coniunctionum primordiis refugerunt, necessitatem subeundae (Valentin, et Valens consulari Macedoniae).
servitutis imponat.
2) Consultat. 3)
C. Th.
h.
t.
IX 4,
7
s.
die vorige Note.
11, 8.
24*
—
372
—
gegenüber anderen Provinzen eine selbständige Richtung
lieh hier
verfolgte.
Man
denkt wohl
ob nicht der Rechtsirr thum,
daran,
obiges Rescript rügt, eben
den
durch die unklare Haltung der con-
stantinischen Gesetzgebung hervorgerufen sein könnte. Bei näherer dieser so einfache Ausweg verDenn das syrische Rechtsbuch enthält Ideen, welche auch aus dem constantinischen Recht nicht zu erklären sind. Die Unterscheidung, je nachdem der Sklave zur Frau kommt oder um-
Betrachtung zeigt sich jedoch schlossen.
gekehrt,
ist
cularrecht
durchaus originell und kann nur aus localem Partiwerden.
erklärt
nehmen, dass
die
kaiserliche
Viel
eher
könnte
man daher
an-
Gesetzgebung selbst hier, wie so
durch provinzielle Unterströmungen ins Schwanken gebracht
oft,
worden
ist.
In der That
ist
meines Erachtens,
wenn man
die Reichs-
gesetzgebung der oströmischen Kaiser von Constantin an verfolgt, der Eindruck zu gewinnen, dass hier irgendwelche besondere Ten-
denzen bald vertreten, bald bekämpft werden; Tendenzen, für die wir vielleicht im
buch
den
Recht von Gortyn und im syrischen Rechts-
richtigen
Anknüpfungspunkt
finden.
Das griechische
Recht scheint an das Contubernium mit Sklaven
Sklaverei,
die
wenigstens der Kinder, unter Umständen auch ohne Denuntiation
geknüpft zu haben, und
es
ist
nicht
unmöglich,
dass,
als
Lage der Sklaven sich besserte und Sklavenehe immer mehr anerkannt wurde, man provinziell christlicher
ehelichte,
in
die Sklaverei
in
die
die
Frau, die einen Sklaven
freie
die
verfällt
Eine bestimmtere Charakteristik dieses Entwicklungsgangs zur Zeit durchaus unmöglich, und wir müssen uns
habe. ist
Zeit
allerdings
bescheiden, auf die verschiedenen einschlägigen
Momente aufmerk-
sam gemacht zu haben. IL Freilassungsformeu,^) Intervention der Erben.
j^
me der Erben an der Freilassung. Fre Theiluahme '-'
ein
Es
ist
durch zahlreiche Urkunden bestätigter Satz der griechischen
Die Frage nach der Rechtslage der Sklaven in den Provinzen habe Es ist bekannt, dass dieselbe im Orient eine weit günstigere gewesen ist, als in Rom, nnd es Hesse sich die Frage anfwerfen ob 1)
ich übergangen.
,
nicht viele Milderungen des späteren Sklavenrechts (theilweise Anerkennung
der Sklavenehen,
Uutrennbarkeit der Sklavenfauiilien bei Gütertrennungen
dass
Praxis,
nächsten
zu
eiuer
Erben,
giltigen
—
Freilassung die Zustimmung der
welche sich in der Regel die Kinder des
als
wenn
Freilassers darstellen,
räthlich erscheint.^)
373
nicht geradezu nothwendig, so doch
Diese Erscheinung, welche allem Vermuthen
zufolge mit der intensiven Kraft des griechischen Notherbrechts in
Zusammenhang
steht, kehrt
noch
in
den diocletianischen Re-
Codex wieder.
scripten des
C. de statu lib. 7,
16,
32
(Diocl. et
Maxim. Athenaidi):
Subscriptio filii manumittentis nee addere secuta nee omissa detrahere lihertati quidquam potesL (a^. 294.) ^) C. de collus. deleg.
Cum
7,
servum matris
turpis coniunctionis
20, 1 (lidem
Theodorae):
tiiae et stiipro
violasse
macidam exeogitandae
dominam suam
et
imjenuitatis collusionc
.... obtegere voluisse proponas, .... servum esse palam ..
.
est, quando nee adseveratio consensus tut ingenuitatis ius trihuerc
potuit.
(a".
290).
Hier hatte die Mutter den Sohn zur
collusio
ingenuitatis zu-
gezogen.
u. a.) hierauf zurückzuführen sind. Ebenso hat man für die Entwicklung des Colonats auf die milderen Verhältnisse der Leibeigenschaft Nach wiederholter Unterbei den Penesten, Heloten u. s. w. verwiesen. suchung konnte ich hier überall einen sicheren Zusammenhang nicht erkennen, und jene allgemeinen Vermuthungen werden besser unterdrückt.
C. 3, 38, 11
1) Vgl.
vor Allem Curtius, Anecdot. Delph. p. 33;
sodann
p. 7, 8;
Thal he im,
liechtsalterth. S, GO A. 4.
Foucart, Memoire
Einzelne Beispiele aus
yial Evyita NiKagitov öovUhov avzäv Kogciaiov Ewcixav iBQOv x(p Zsqäni .; delphische Freilassungsurkunden bei Curtius 1. c. No. 12, 18, 25, 30; 3, 34, 31; 5, 7, 11, 19; Freilassungsurkunde von
der grossen Fülle: C.
I.
G. 1608 h.
ovvsvuQsazovvTcov räv vtäv .
Tithora,
No. 40 2)
Um
Vgl. oben
Kqutcov
'Aimivlov
ro
.
Ulrichs Rhein. Mus.
u, a.
:
ccvutL&eaßiv
N. F. II p. 554
II,
Bull, de corr. hell.
V
408
sq.
S. 100.
mich gegen den Vorwurf
leichtfertiger
Missdeutung im vorhinein
zu schützen, will ich die abweichende Auffassung dieser Stelle in den Basiliken nicht unerwähnt lassen, in der sicheren Ueberzeugung, dass jener Vorwurf nicht mich, sondern die Basilikenverfusser trifft, wenn sie 48, 20, 31 paraphrasiren (Uebers. nach Heimbach): Quod manumissor scripserit de manumisso tamquam filio (!) id neque quidquam addit praestituc Darüber braucht weiter kein lihertati nee datae quidquam dctrahit. Wort verloren zu werden. Die Basiliken sind in solchen Fragen nicht
—
massgebend.
—
—
374
Ein Fall, wo die Anfechtung zwar nicht einei Freilassung, wohl aber einer anderweitigen Veräusserung wegen Abwesenheit der Erben wirklich erfolgte, findet sich in C. de revoc. donation. 8, 55, 6 (Dioclet. et .
cetur
.
.
desine itaqiic poshdare, ut donatio
Max. Herenniae):
quam
perfeceras revo-
cum
suh praetextu niariti ac liberorum adsentiae,
Jmius firmitas ipsorum praesentia non
indigeret.
(a*'.
294).
Der Leser, der unserer bisherigen Darstellung gefolgt ist, kann aus den Tnscriptionen mit Leichtigkeit die Bezugnahme auf griechische Verhältnisse feststellen; die Sache selbst scheint
kaum
einer Interpretation bedürftig.^) Hiero-
Freilassung durch Hierodulismus. Was
2.
dulismus.
die äusseren
jcoj'Tai v.azcc rov vojiov) an, dass mit dem Zusatz Kuzä zov v6(iov die Einhaltung des gewöhnlichen Civilrechtswegs vorgeschrieben sein soll. Ich halte das zwar für zweifelhaft, meine aber, dass man nicht berechtigt ist, aus dem Wort jiqÜzzsiv ohne a. a.
sofort auf eine Executivurkunde zu schliesseu; eine solche bedarf doch einer etwas präciseren Fassung. Andernfalls wäre es io Griechenland schwer gewesen, eine Schuldurkunde aufzusetzen, die nicht executiv geworden wäre; man hätte dem gefährlichen Wort n^üi,ig mit der grössten Sorgfalt aus dem Wege gehen müssen. Aus diesem Grunde wurden die ebengenannteu Urkunden aus unserem Verzeichniss der Executivcontracte weggelassen, wobei nicht verkannt wird, dass wenigstens bei dem vierten Bruchstück von Amorgos wohl nur die Verstümmelung daran schuld ist, dass die wahrscheinlich vorhanden gewesenen Worte v.aQ-änsQ dttiriv coqplrjyiözsg nicht mehr erhalten sind. Selbst Bestimmungen wie die des neapolitanischen Stiftuügsstatuts C. I. G. 111 5785 lin. 2.3-27 (Kaibel I 759) wage ich nicht mit Bestimmtheit auf eine executive Haftung zu beziehen; es heisst
Zusatz
—
daselbst bezüglich der Personen,' welche öt ZI Tt{cc)qa zavza
vnsQixvto
zcc
dem
ysygufifisva 6
Statut
zuwiderhandeln: 'Eav
q)Qi^zaqxos
tj
oi
;i;ci;AKoi(6)yot
.... KnozBLCuza) ibqk zäv {&)£wv Tcö(t') (fiQ)f}iKii^a^ig toxi. ZQi'wv d^yvi^Qiov dsivaQioc dL)a-)i6oicc (nsvzrjzovza wv v.a)l Es liegt sehr nahe, hierin eine Executivclausel zu erblicken; dennoch ist das
tJ
h
(pQovziazrjg
7coii]o7]
>/
Fehlen der Worte
v.aQ-ä.TiiQ
ix
öiv.rig
meines Erachtens ein Hinderniss dieser
Annahme. Mittels, Reighsrecht
u.
Volksreclit.
27
—
und Executiousrechts
Pfand-
griechischen
des
sätzeu
—
418
ganz
von
selbst entwickelt.
Wirksamkeit der Executiv^clause!.
Fragen wir O serer Clausel,' stellen,
^'^Telht^^^'^
nach der rechtlichen Tragweite unf^
schliesslich
war
so
ihre
Rechtswirkung o
dem
ausdrücken: Die Clausel gewährte
am Vermögen
dies
oder ein
auch so
Gläubiger eine Art General-
welche er im Verzugs-
des Schuldners,
wie eine gewöhnliche Hypo-
ohne richterliche Intervention
fall
(öCxri)
Man kann
Conventionalpfand recht für sich hätte.
hypothek ^)
den Gläubij^er so o
die,;
ob er ein rechtskräftiges Urtheil
als
thek durch 8^ßdt£v6Lg geltend machte.
Der Beweis
dieser
—
übrigens
tungen dieser Lehre unbestrittenen Die Darlehensurkunde
bringen.
nachdem
sagt,
bei
—
den bisherigen Bearbei-
Ansicht,
Alexandros
des
die Execution nccd-ccTCSQ
sie
ausdrücklich, dass jeder Privatmann
ix
leicht
ist
zu
er-
von Arkesine^)
dixrjg
oder Beamte
normirt hat, (a();^c3v),
wel-
cher sich der Execution widersetzen würde, straffällig sein sollte: Z. 10:
%vQa
tJ
6x'r\tai
.
.
iav ds rig
tav oixovvtav TtQcc^si,
xf]
rj
aQ^av
fjLtlVLOVV, CC7C0ts{L6)dT(0
eine
ccq)aiQtjTai
(tcov)
iv 'AqxsöCv^l
XxX.
.
i]
.
^^qxeölvscov tu ivi-
ngärrovrag
tovg
tqoticol
LdicSrrjg
t)
iq
ivi-
TtaQSVQaöei
.,
Bestimmung, welche offenbar voraussetzt, dass die Execution Grund eines Urtheils erfolgt, weil dieses einer derar-
nicht auf
tigen Sicherung,
wenigstens
gegenüber den
Staatsorganen
(uq-
XovTsg) nicht bedarf.
Einen
weiteren
Beweis
bildet,
wie
hervorgehoben
schon
wurde,^) die Schuldverschreibung an Praxikles von Naxos, welche besagt, die Execution solle erfolgen wie auf
Grund
eines Urtheils,
welches in Gemässheit des Rechtshilfevertrags zwischen der Vaterstadt des Gläubigers
und der betheiligteu Gemeinde vollstreck-
bar wäre. Endlich führt Flavius Josephus in an,
dass
Herodes,
um
seine
der
oben
Gewaltraassregeln
citirten Stelle
gegen
Obodas,
1) Wir betonen, dass nur au eine nneigentlicbe Generalhypothek gedacht werden kann, welche jedem echten Pfandrocht nachsteht. Die
Gründe hiefür 2) .-i)
Oben Oben
s.
unten sub IV bei Besprechung von C.
S.
408
f.
S.
407
f.
7,
72, 6
— wegen deren
—
410
beim römischen Kaiser verklagt wurde, zu rechtsein Schuldschein habe ihm erlaubt, Pfänder zu nehmen. hält
er
darauf hinwies,
fertigen,
Wie man
es
nun
bei solchen Privatpfändungen
Wucherer gegen
zuging, davon er-
wenn man das Vorgehen
das beste Bild,
ihre griechischen Schuldner
der römischen
In
betraclitet.
dem
oben erwähnten Rechtshandel zwischen Scaptius und der Gemeinde Salamis hatte dieser unter Cicero's Vorgänger die ZuWeisung einer Abtheilung Reiter durchgesetzt, mit denen er die
bereits
ganze Stadt unsicher machte; Cicero berichtet, er habe den sala-
Tage im Rathhaus eingesperrt, dass einige Rathsherrn vor Hunger starben. Aehnlich berichtet Asconius ^) von dem Wucherer C. Antonius, Cicero's einstigem Collegen im Consulat: „Is miiltos in Achaia spoliaveraf, nacüis de exoxitu minischen
Senat
so
viele
."
Sullano equituni turmas
Es darf
.
.
.
noch
schliesslich
die
Frage berührt werden, ob aus
einer Executivurkunde mit der Clausel ÖLxrjg
Person nus
rj
nQÜ^ig a6TG)
xccd^ccTCSQ
ix
auch das Recht einer eigenmächtigen Execution auf die entsprechend etwa der altrömischen ma-
des Schuldners,
iniectio,
habe
gefolgert
Obwohl nun, wie
werden können.
später gegenüber zahlreichen Dissentienten zu zeigen
ist,
die Per-
sonalexecution den Griechen vollkommen geläufig war, halte ich es
doch
schon
nach der historischen Entwicklung unserer Ur-
kunde, Vielehe eben aus den Grundsätzen des Sachpfändungs-
rechts erwachsen
ist,
für ausgeschlossen,
eine private Personal-
pfändung mit derselben verbunden sein zu lassen; auf UnWahrscheinlichkeit
eines
derartigen
die innere
Rechtszustandes
braucht
kaum hingewiesen zu werden. Ich würde daher die ganze Frage kaum erwähnt haben, wenn nicht neuestens Dareste, ohnedies
welcher überhaupt über die griechischen Schuldurkunden sehr ver-
worrene Vorstellungen
besitzt,-)
ausgemachte Sache hingestellt dass in
1)
nese
p.
dem
Bejahung derselben wie eine
Er
Process, der zwischen der Stadt
In orat. in toga Candida p. 84;
vgl.
beruft
sich
darauf,
Kalymna und einigen
Foucart,
du Pälopon-
luscr.
121.
2) S. 3)
die
hätte.^)
unten Cap. XIII,
I
1,
III.
Recueil des inscr. jurid. giecquea
1.
fasc.
174.
p.
Ich
nehme
dass der betreffende Passus von Dareste selbst herrührt; jedenfalls
neben den Mitherausgebern die Verantwortung (Preface
p.
IX).
27*
an,
trägt er
^'^"'*'
?"'
execution.
-
—
420
Bürgern von Kos wegen einer syngraphischen 8chuldpost stattliatte, den Bürgern von Kalymna, welche zur Abhörung von Zeugen nach Kos gehen
sicheres
sollen,
Geleit
gewährleistet wird;
fürchten mussten, aus der Exe-
dies erklärt er daraus, dass diese
Syngraphe persönlich in Haft genommen zu werAber wir wissen nicht einmal, wie die Syngraphe aussah! Und in der That lässt sich das sichere Geleit ganz leicht anderweitig erklären; man muss sich nur erinnern, dass nach den Grundsätzen des antiken Völkerrechts der Fremde in der Fremde vom auswärtigen Gläubiger einfach ad personani gefasst und ohne Stellung von Geiseln nicht mehr losgelassen wurde, wie vor Kurzem wieder das ätolische Beeret, Bull, de corr. hell. V p. 374 lin. 19 f.^) Sollte sich Herr Dareste in Hinkunft etwa auf gezeigt hat.^) das Verfahren des Scaptius gegen den Gemeinderath von Salamis berufen, so bemerke ich gleich hier, dass das anerkanntermassen cutivclausel der den.
—
Endlich könnte man noch das heranSyngraphe Pap. Leyd. sagt: rj XQU^tg i'6ra &y.
einfache Gewaltthat war.^) ziehen, dass die
avtov ^E^ElllovQ^ov
te
Aber hier bezieht
dixrjg.
räv
xal
v7iaQ%{6vTCiv
auf die Vermögensexecution (ix räv vnaQiovxav)
,
ix
y.ad^aTCBQ)
der Zusatz xad-aTieQ ix dix}]g
sich
nur
nicht auf die
Vollstreckung an der Person des Schuldners Peteimuthes, welche
immer
Die Executivclausel
2.
haben wird.
ein Urtheil vorausgesetzt
den ägyptischen Papyrus-
in
urkunden der Kaiserzeit. Indem wir nunmehr zu den ägyptischen Papyrusurkunden der ist die Bemerkung voranzuschicken, dass
Kaiserzeit übergehen,
das
urkundliche
werden kann.
Material
hier
nur
lich auf diejenigen
Urkunden, welche
veröffentlichte
Dr. K.
Wessely Es
wurden.'*)
1)
=
3) S.
lung
filier
in
Wien
den bisherigen Papyrusweitere
dem Verfasser
freundlichst
noch
von Herrn
zur Verfügung
gestellt
daher sehr wohl möglich, dass die dereinst zu
Dittenberger
2) Vgl.
4) S.
ist
welche
Stücke,
in
vorgelegt
beschränkt sich näoi-
sowie auf einige
publicationen veröffentlicht sind, nicht
sehr unvollständig
Die Vorlage des Materials
S.
I.
Seil, Recuperatio
G. 215; S.
212
CoUitz
1413; Cauei-- 236.
fg.
oben S. 419. oben im Vorwort. FAn Tlieil derselben befand sich in der Abhanddie ägyptischen Agoranomen als Notare unter den Proben des
—
—
421
erwartende vollständige Veröffentlichung des derzeit schon vorhan-
denen Urkundenbestandes trächtlich vermehrt.
die
Auzahl
Executivurkuuden
der
Immerhin bieten schon
die
be-
gegenwärtig vor-
liegenden Publicationen die Mögliclikeit, unseren Gegenstand durch die ganze Kaiserzeit hindurch zu verfolgen.
Wie
bemerkt, hat die Clausel xad-ditSQ sx
bereits
jenen Papyri bereits lich
bei
VV. v.
Hartel und K.
ÖLxrjg
Wessely
in
anläss-
deren Papyrusstudien Interesse erregt; wenngleich eigentlich
Untersuchungen über dieselbe von den genannten Ge-
juristische
lehrten nicht
Formel
Wir
worden
angestellt
Auge
ins
sind,
im Nachfolgenden
stellen
darf ihr Verdienst,
diese
gefasst zu haben, nicht ungenannt bleiben.
xad^aTieQ bx diK}]g
in
bekannten Papyri mit
die nns
chronologischer Reihenfolge zusammen, wo-
bei selbstverständlich nur
Wieder-
die entscheidenden Stellen zur
gabe gelangen können. 1.
Pap. E. R. No. 1514 '^
vertrag, in
dem
sich der
Auflösung der Ehe
Z.
27
fg.:
Chr.') p. '
Execution
sonstiger
ist
''
ein Ehe-,,^^«^*«?. Jhd.
nach
verpflichtet, die Mitgift
xa&aTisQ
in
dixtjg
Die entscheidenden Worte lauten:
zurückzuerstatten.
tjcovTai
bei
vom Jahre 136
Bräutigam
.
.
eav Öe dLccq)OQäg roig ya^iovöi ysvo^evrjg %ciQi-
all
aXXYiXov («jrodoTco Uovxcc^iioav [der Bräutigam]
trjv
nQOKifiBVfjv
. .
rrjg
ry
7tQdi,£cog
{q)EQVtjv)
dvaxo^Li,o^svi]
....
(fv
rj(is)Qaig
ysivo^^evrjg)
TQiaxovtcc
za&ciTiSQ
(Jx
ÖiXfjg).
Die
eingeklammerten Worte
sind
in
der
Urkunde
zerstört,
lassen sich jedoch nach der Analogie verwandter Contracte mit
Suchammon
vollster Sicherheit ergänzen,
gabe der
cpBQvri
an
30 Tagen, wobei 2.
er sich
der Execution
x.
s.
binnen
Ö. unterwirft.
Pap. E. R. No. 1518 aus der Zeit des Antoninus Pius, und
zwar circa 150 die
verspricht also die Rück-
die Bestellerin derselben {ava>ioyiit,o^ivr])
p. Chr.,-')
ist
gleichfalls ein Eheeontract, woselbst
Rückgabe- der Mitgift wie oben stipulirt wird:
gnico-ägyptischeu Notariatsstils
,
ein
anderer
in
der Abhandlung über die
Ehecontracte von El-Faijüm. 1)
Aus dem oben
S.
274
Aiim. 3
erwähnten
Manuscript des
Herrn
Dr. Wessely über die griechisch-ägyptischen Ehecontracte auf Papyrus. 2)
Aus demselben Manuscript entnommen.
Vgl. S. 278
ig.
p. Chi-.
— Z.
22
... (d7tod6)Tcy
fg.:
^av TCUQaxQij^cc r^g UvQag iav
Kovta
de
Uvgog,
d.
der Bräutigam)
i.
xal löaQiov (die Braut) ra tiqoö-
axovöa
avtr]
7CQäi,E(og
xrig
(sc.
Trjg
iav filv avtog avtTjv
Bvaypivta av[xr\C) XQrj^a,
—
422
ä7ta{kXdxT7]xai
dvaxo^Lt,oiiEvrji
xiji
7te^7iy]xaL
iv
naga-
rj^eQUig tgCa-
yiyvo^avrjg y.)a&d7feQ
ix ÖLKTjg ...
Aus
der
3.
p.
Clausel ersieht man,
erhaltenen
vollständiger
hier
Ergänzung des Contracts sub
dass die obige
Pap. E. R. No. 1519
^)
ist ein
1.
berechtigt
Ehecontract
Chr. mit ähnlicher Stilisirung wie die obigen.
verpflichtet sich zur Z. 22:
.
,
.
^aiöagic) f^g
xrj
(peQvijg aal jtUQacpSQväv sk xe
xov lölÖcoqov
%vxG)v Ottvta ndvxcov xad-dneg iy dLx(rjg 4.
hält
.
.
7tQCc{^£cag
y.al
(Jx)
xe)
xijg
xäv vnag-
.
Pap. E. R. No. 1577, ein Contract-) von 193
zum
p. Chr., ent-
Schluss die Worte:
xijg 7CQdh,£cog
öoi ovöi]g xcd xotg
xav vTiaQxövxav
ix
vom Jahre 190 Der Ehemann
Rückgabe des Eingebrachten.
y£LVO(isvr}g
.
ist.
TCuvxoiGiv
ftot
Ttagd öov ex xe e^ov xal
ndvxcov TCgdöaovxL xad^djieg
ix dixrjg. Drittes jhd.
Pap. E. R. No. 751, ein Contract
5.
TtQd^eag v^ietv
xfjg
xal
ix
ovGifjg
xäv vnag%6vxcav
/not
v.
216
J.
xal xotg nag'
p.
v^ielv
Chr.:^)
ex xe
i^ov
ndvxav (ngdG^ovöt) xa&dneg
ix
Öixrig.
6.
Wessely,
Pap. E. R. bei der
aus
lehenscontract
Zeit
des
Mittheil.
Pupieuus
II
S.
und
31,^^)
ein Dar-
Balbinus
vom
Jahre 238: yeivo^evrjg
i6ivgä
(sc.
avxa
(sc. tc5
dccvsiöavxi) rijg 7tgdh,ea)g ex xe xov
xov daveiöa^ievov) xal ix xcov vjiagxovxav avxov
Ttdvxcov xad^djceg ix öCxrig.
1)
dem
Aus
Vollständiger
s.
S.
in
275
der zweitvorigen
Anmerkung genannten Manuscript.
fg.
2) Wo im Folgenden der Inbalt eines Contracts nicht bezeichnet ist, war derselbe aus den mir zur Verfüguu JtqnGanuizBiGQfo.
xa!
ju>),
zoX-
z^v zov Xsyonivov
onöaov ob ocpBiXsG&ai
Xtyjj,
bI'zb
zoGoviov
plurimos, ingressus
mare
est
-
433
super morienteni; verum
anxiatus cla-
ille
cum violentia compressum reliquisset Spiritus; at ille etiam signacula imposuit rebus sua potestate, praesente nullo in cingulo constituto aiit quolihet omnino legali et civili officio ohservato sqq. coepit,
Daran
clonec
reiht sich
Sancimus debere
sihi,
dann
igitur,
si
die
in § 1
quis
ascendat dotmmi eins
Verordnung: quem^ putahat
superstite adhuc,
illo
molestus
et
aut qui eins sunt, uxori forte vel
filiis
sit
supcrstiti
lioniini
aut domui omnino, aut
etiam signacula per propriam potestatem imponere praesumat non prius decreto et officio legali servato post eins actione quidem modis omnibus cadat,
qui diciiur debere mort£m,
iustam habeat hanc
sive
sive
non, quantum vero deberi
sibi dicit,
tantum aliud super exigatur. Hier
ist
waffneten
der
Hergang aussergerichtlicher Privatpfändung
beschrieben:
deutlichste
Schaar,
tumultarisches
Habe
Siegeln an die
gewaltsames Eindringen Auftreten
ruit
aufs
be-
und Anlegung von
Und ebenso
des Schuldners.
einer
deutlich tritt
hervor, dass nicht etwa an eine Pfändung auf Grund eines Ur-
gedacht
theils
ist:
es
wird ausdrücklich vorausgesetzt, dass die
behauptete Forderung in keiner Weise festgestellt Deberi sibi quidam dicens
bat debere sive
superstite
illo
.... actione cadat, sive iustam.
sibi
non
quantum
deberi sibi
dicit,
ist:
quem putahanc habeat
tantum aliud super
exigatur})
Hienach kann an dem thatsächlichen Vorkommen einer von vorgängigem Urtheil abstrahirenden Execution kaum gezweifelt werden.
Die beiden letztbesprochenen Stellen lassen die Deutung offen, dass es sich
um
Fälle
abnormer Willkür und Eigenmacht han-
späterer Kaiserzeit an der Tagesordnung waren.
delt,
wie
Wir
legen nunmehr eine Anzahl von Rescripten vor, in welchen
diese
sie
in
Auslegung dadurch ausgeschlossen
biger selbst
sich
mit der Bitte
um
erscheint, dass der Gläu-
Bewilligung sofortiger Exe-
cution an die Hofkanzlei wendet.
1)
Vgl. auch C. de sepulcbro viol.
Mitteis, Reicbsrccbt
u.
Volksrcclit.
9,
19, 6.
28
—
434 Privatfür die
ne pro dote
C.
5.
execution
Impp. Dioclet.
Botalfordo ruiig.
5,
22,
1.
Maxim. ApoUinariae
et
293):
(a.
üt uxori pro dote addicantur hona quondam mariti, iure prohihiium est. Sane si mdlo relicio siiccessore non idoneus deccssit, secundum iuris fovrnam, quatenus successionis modus
C. soluto
6.
non
patitur, indemnitati tuae consulere
matrimonio
lidem Marciae
proJiiheris.
18, 9.
5,
294):
(a.
Botis actione successores mariti super eo, qiiod
mine fuerat datum, convenire
ei
dotis
no-
Ingrediendi enim in pos-
dehes.
sessionem rerum dotalium, Jieredihus mariti non consentientihus, sine cmctorltate cornj^etentis iiiclicis null am hahes facultatem. In beiden Fällen will die Frau für ihre das
Vermögen
ihres verstorbenen
Verfahrens
dentlichen
Arrest
Rechtsgrund geschehen
sein
fallende Erscheinung,
um
beider Rescripte die
Frau
gehren au
den
—
Kaiser
denken
wie
es
schiene
—
ist
der
Frau
,
Mannes mit Umgehung des
sollte,
so auffallender, als nach
die
wendet;
gesuchte selbst
dem Wortlaut
es ist, welche sich mit diesem Be-
möglich
sollte
or-
Dass das so ganz ohne wäre eine mindestens auf-
legen,
au
Erklärung dieses
einfache
eine
wenn
wäre,
dabei nicht gut möglich.
gibt
suchens nicht;
Dotalforderung auf
als
sie
Ungebühr zu Verklagte
Das Privilegium
auffallenden
ihres
einen Anspruch
Privileg
er-
exigendi
Anauf
Naturalauslieferung der Dotalsachen gegeben haben,*) so musste dieser doch zweifellos durch Klage geltend
Executivclausel: ccTCodota xa TcaQSveyx&^vra
Einen 1.
2.
solchen
vorauszusetzen,
im Orient solche Ehecoutracte
dem die
.
.
Be-
xa&ccTisQ ex dCxt]g.
.
aber
erscheint
dass unsere Rescripte wahrscheinlich dass
gemacht werden.
ohne Klage sicherte ihr nur ein Ehecontract mit
sitzergreifung
dadurch
indicirt,
Orient angehören, und
Regel gebildet zu haben
scheinen.
Behauptung erscheint desshalb wahrscheinlich, weil die Rescripte von Diocletiau herrühren und demnach die für solche Rescripte geltende Vermuthuug eintritt.^) Die
1)
erstere
Dafür
recht S. 408 2) S.
Becbmann,
f.
oben
S. 11.
Dotalrecht
11
S.
4G3fg.;
a.
A.
Czyblarz,
Dotal-
—
Die zweite Behauptung zu erinnert
Kaiserzeit
den/)
sich
vier
während
nicht vorliegt.
zunächst daran
Contracte der bezeichneten Kategorie befin-
ein
Ehevertrag rneines Wissens
nichtexecutiver
Wenn
Bedeutung hat,
mag
illustriren,
den El-Faijumer Papyrusurkunden der
unter
dass
sein,
—
435
Aegypten noch wahrscheinlich macheu,
diese Thatsache zunächst nur für sich
lässt
weiters
dass dieselbe Praxis im Orient in grossem
Umfange
diene uns ein Scholion zu der der obcitirten
c.
galt.
Hiezu
9 C. soluto matri-
monio entsprechenden Bestimmung der Basiliken XXVIII 73; wir lassen dasselbe nach Heimbach, und zwar in
tit.
9,
lateini-
scher Uebersetzung folgen: Verordnung
Schol. Theodori:
des
Recte mulier agit adver sus heredes mariti actione personali de
In reriim autem dotalium possessione sine sententia nidiciali Et scias, licet midier in possessione renmi x'>otcst .... mariti sit, non esse tarnen dominam earum, secundum id quod dote.
esse
non
dictum
est
lib.
7
tit.
72
const.
Disce autem extrinsecus, for-
8.
mam quondam
Leonis praefecti velle ut mulier etiam sinsententia iudiciali in possessione verum mariti esse pose sit dummodo inventarium faciat .
Hienach
soll ein
.
Präfect Leo der Frau für ihre Dotalansprüche
das Recht aussergerichtlicher Execution zuerkannt haben,^) dessen
Ausübung lediglich an die Errichtung eines Inventars als Bedingung geknüpft war. Gerade diese Vorschrift der luventarserrichtung wirft ein Licht auf die Genesis der leouinischen Bestimmung. Sie erinnert sofort an das syrische Rechtsbuch P. § 78:
„Der Gläubiger behält von der ovGia des Waisen
das, was ihm verpfändet ist durch einen xaQTrjg, indem er ein Schreiben macht vor wahrhaftigen Zeugen und also schreibt: Ich N. habe behalten von der ovöCa des N. das, was mir verpfändet war durch einen x^Q'^^VS" •
•
•
Unter diesem „Schreiben" kann nämlich nichts Anderes verstanden werden, ein
solches
ist
als
ein
offenbar
Inventar über die
gepfändeten Sachen;
nothwendig, wenn die
in
P. 78
weiter
1) S. die Erörterung über die Executivurkunde in Aegypten (S. und zwar No. 1—3 und No. 14. 2) VerordnungsrecM der Präfecti: Krüger, Rechtsquellen 277. 28*
420),
'iJo.^"^
-
—
436
normirte' Verwaltung der Pfandstücke durch den Gläubiger nicht
ohne jegliche Controlle bleiben
Und
soll.
in der
That gebraucht
das Rechtsbuch auch an anderer Stelle den Ausdruck „Schreiben"
im Sinne von
Nun
Inventar.^)
handelt P. § 78, wie wir sahen, von der Privatpfändung
aus Executivurkunden; hier scheint es also
wissen Fällen zu
—
Sitte
gewesen zu
Wenn nun
inventarisiren.
sein,
—
leoninische
die
wenigstens in ge-
die gepfändeten Objecte
Verordnung unter
der gleichen Bedingung des Inventars der Frau die eigenmächtige Pfändung des Mannesvermögens gestattete, so lässt sich schliessen, dass dies lediglich die Regelung einer ohnedies bestehenden Praxis
gewesen
sei,
nach welcher
Frauen für ihre Dotalforderunff ein
die
Privatpfändungsrecht ausübten.
war jene Privatpfändung
Freilich
von der Eaisergesetzgebung, wie
alle
im gegenwärtigen Abschnitt
vorzulegenden Rescripte zeigen, stets verboten worden; wenn sich
sie
aber im Geltungsgebiet des syrischen Rechtsbuchs erhalten
hatte, wird sie
ebenso gut in
sich
chen Leo erhalten haben.
dem Amtssprengel
des Epar-
Unter dieser Voraussetzung wäre seine
Verordnung, die andernfalls
eine
als
ganz unbegreifliche
und
zwecklose Willkür erschiene, ein Ausfluss thatsächlich bestehender Verhältnisse gewesen.
Wäre
aber diese
Annahme
richtig,
so
würde
haft die Wahrscheinlichkeit dafür verstärken, dass
sie
unzweifel-
auch bei den
beiden Rescripten des Codex lustiniauus, von welchem wir aus-
gegangen
sind, die
Executivurkunde den Anstoss zu den zurück-
gewiesenen Petitionen und zur Gestattung eines ausserordentlichen Executiousvollzugs
gegeben
lich bleibt
immer
Ueber
hat.
scheinlichkeitsgrad ist natürlich
einen
gewissen Wahr-
nicht hinauszukommen; schliess-
die Möglichkeit,
dass sämmtliche hier bespro-
chenen Erscheinungen auf irgend eine uns unbekannte Weise anHier ist gesagt, dass 1) Nämlich in L. 13 (= P. 62, Ar. 63, Arm. 63). Frau vom Mann über eine ihr zugefallene Erbschaft, wenn sie dieselbe nicht zur Dos hinzulegt, ein ,, Schreiben" verlangen kann; d. h., wie Bruns S. 191 sehr treffend erklärt, solches Gut wird Paraphernalgut, für welches der Mann haftet. In diesem „Schreiben" nun wird nach P. 52, Ar. 03, Arm. 63 das Paraphernalgut geschätzt und der Mann haftet für den Schätzein Usus, den schon Ulpian D. 23, 3, 9 § 3 erwerth sammt Zinsen wähnt. Ein solches Schreiben, welches eine Schätzung enthält, ist aber die
—
nichts Anderes, als
was wir Inventar nennen.
— zu
ders
erklären sind.
So lange dies
wird es gestattet sein,
von
den
Frauen
—
437
Thatsaclie,
die
wiederholt
um
aber nicht der Fall dass
die
Gestattung
ist,
Cabinetskanzlei
ausserordentlicher
zum Schutz der Dotalforderung angegangen und dass von einem byzantinischen Beamten diese Erlaubniss sogar allgemein ertheilt wurde, mit dem Vorkommen der Executiv-
Executivmassregeln
clausel in den El-Faijümer Ehecontracten
buch
in 7.
und im syrischen Rechts-
Vergleichung zu ziehen.
C. de pactis 2, 3, 14.
Imp. Gordianus A. Caecilio
militi
(a.
Privat-
241):
Si pacto quo poenam adversarium timm promisisse proponis, si placito
non
stetisset,
conventionem äevenerat ut
vel iä giiod in
nam
siibieda
stipulatio
est,
fiat conseqneris, vel poe-
cxiges. Nani bona adversarii tui in te transfcrri citra sollemnem ordinem frustra deprecaris.
stipidatione
Der Schlussatz
morc iudiciorum
compreliensam
zeigt,
was der Petent ganz unverblümt vom
Kaiser verlangt hatte: dass das Vermögen des Imploraten, welcher seinen Vergleich nicht gehalten hatte, citra d. h.
sollemnem ordinem
ohne weiteres Froeessverfahren ihm zur Genusjthuunj? aus-
Dass der Kaiser diese Zumuthung mit so grosser
geliefert werde.
Gelassenheit abweist, kann
au dem
vorausgesetzten Sachverhalt
nicht irre machen-, die Kaiser haben den zahllosen Petitionen der Soldaten, welche den Imperator als ihren natürlichen Patron betrachteten,
von jeher
die
Connivenz
grösste
entgegengebracht,
wie bereits von anderer Seite bemerkt worden
ungeachtet obiges Petit ein sehr auffälliges
ist,^)
ist,
Wenn
dess-
so ergibt sich die
Erklärung sehr leicht aus der Annahme, dass der Petent eine Executivurkunde XÖvxcov
nahme
mit der Clausel
xccd'ccjieQ
ex
dixrjg
in
r]
der
jiQäh,Lg
Hand
sota ix tcöv
hatte.
Um
vticcq-
diese
An-
zu verdeutlichen, erinnern wir an einen der obcitirten El-
Faijümer Papyri, dessen Gegenstand vermöge eines merkwürdigen Zufalls
bis
ins Detail
mit
dem
Rechtsfall des Rescripts überein-
Versöhnuugsurkunde
Auch
stimmt; es
ist
dort finden
wir einen Soldaten, einen abgeschlossenen Vergleich,
die
des
Delmatios.")
eine Couventionalstrafe, dazu aber ausdrücklich die
1) 2)
Dirksen, Hinterlassene Oben S. 424 No. 12.
Scbrifteu
11
28,
120.
'^"eincs"'^
ex stipidatu agens^
Bemerkung:
'^^^^'^^'^^^'
—
—
438
xal vTtsd'svto aA/lTjAotg TCQog aörpccXsLav enC xs
xal totg avaXm^aöLV ix dixrjg
7t£Q
„und
.
.
tcc
tä
71qo6tC^C)
vTtÜQiovta xal vnuQ'i,ovTa ncc&a-
.
sie setzten sich
zur Sicherung für Strafe und Kosten
Vermögen, gegenwärtiges und zukünftiges, zum Pfände wie
ihr
auf Grund eines Rechtsspruchs."
Auch hier, wie bei den zwei früher erörterten Godex-
gegeben. stellen,
darf bemerkt werden, wie der Umstand, dass
dende Gläubiger, nicht sein Gegner, es kanzlei
erklären.
C. de bonis auct. iudicis possidendis 7, 72, 6.
Impp. Dioclet.
Maxim. Agathemero
et
293
(a.
— 294):
dehito creditores addici sibi bona debitoris non
Pro
6.
Diese Ueberzeugung lässt sich wohl
Annahme
nur durch die obige
C.7, 72,
der pfän-
der sich an die Hof-
ist,
wendet, die Ueberzeugung dieses Executionssuchers von
seiner Berechtigung beweist.
8.
unseres Rescripts
deutliche Erläuterung
Hierin scheint eine
TJnde si quidem debitoris
iure postulant.
pignori res acceperunt, potiores eos
quam
tui
creditores
ceteri
chirographarium
te
creditorem haberi non ambigitur. §. 1.
gatae
non
Qtwd
si specialiter vel generaliter
ac sine successore
communis
rerum vindicatione
dominii
nemini probentur
debitor vel
sed
heres
eins
possessione
obli-
decessit,
bonorum
itemque venditione aequäli portione pro rata debiti quantitate Omnibus creditoribus consuli potest.
Wiederum
Gläubiger,
eiu
und zwar ein Grieche (Agathe-
meros in der Reichshälfte des Diocletian), welcher verlaugt, das des Schuldners dominii vindicatione in Beschlag zu
Vermögen
nehmen, oder
bittet,
addici sibi pro debito
bona
debitoris.
Suppli-
cant will also das römische Concursverfahren umgehen; dies erinnert wieder an die griechische Executivurkunde.
Zwar
scheint diese Beziehung für unsere Stelle dadurch aus-
geschlossen,
dass
Chirographarius
das
Rescript
bezeichnet
und
etwaige Pfandgläubiger aufträgt. Executivgläubiger
sei nicht
eine Generalhypothek.
den
Gläubiger
ihm
die
Man kann
ausdrücklich
Rücksichtnahme
als
auf
nämlich meinen, ein
Chirographar, sondern habe von selbst
Diese Meinung wäre jedoch aller Wahr-
scheinlichkeit nach unbegründet.
—
-
439
Betrachten wir die uns erhaltenen Executivurkunden, so
den wir, dass die Executivclausel
auf das
oft
Vermögen
fin-
Exe-
als
cutionsobject Bezug nimmt, ohne jedoch ausdrücklich von Pfand-
rechten zu sprechen.
bung
So sagt die amorginische Schuldverschrei-
für Praxikles:*) i^eötca
TtaötjL
8X TS
tavta
UQU^LKkst
TtQcc^add'ai
tcc
%Q^^ata
TtQa^st
xav xoivcov täv ^AQ^eßivicov ndvrcov aal
tav
bk
lÖLcov Ka&aTtSQ iz dixrjg ...
Ferner der obcitirte Pap. Jomard Not. TCQäöiv aivai ....
trjv
ötdöecos
xivdvva i^ä .... xal
xal v7Cox£L[i£vrjg v^uv
tijg
Der Pap. E. R.
v. J.
et Extr. p. 257:^)
ft'g
tfjg
.
.
.
tovto xa&dnEQ ix
vTtodixrjg
299:^)
dnodcoöco aoi .... TtQccGßovxi xa&d7C£Q
ix
töäv
dixrjg
vjtsQ
yvs TS^ov^svav TtdvTov ovtav nQog ös xov yBov^ov.
f'Jb*
Eine eigentliche Pfandbestellung lautet
Bei-
viel deutlicher.
geben die Vergleichsurkunde des Delmatios und
spiele
die
oben
unter den El-Faijümer Executivurkunden sub 10. vorgelegte Bürgschaftsurkunde; letztere sagt
z.
B.;
.... xovxov %dQiv vTCoxsL^svav
&t]xyig dixaiGi xa&dnsQ ix dixrjg
xfj
Gfi
^syakoTtQSTCSi'a ....
ivE%vQov X6y(p xal
ndvxcov fiOf xcov vitaQiovxav .... .
.
.
Angesichts so deutlicher Verpfändungsformeln lich,
dass
man
ein Pfandrecht nicht
VTto-
ist es
wohl glaub-
annahm, wo nicht
die
Worte
ivsxvQOV Xoyci xal vno&rjxrjg ÖixaCci gebraucht waren, sondern die Wendung etwa lautete: XLvdvvci i^
dürfte nichtsdestoweniger vmzweifelhaft sein augenscheinlich ist; beide Herau.sgeber übersetzen daher so, wie ich es im 2)
ron nicht
.
•
Nachfolgenden zu Grunde
«reles^t
habe.
,
.
.
_ reichen seien,
womit
477
—
sich auch Thaues, die
Frau des Psammeus,
einverstanden erklärt habe ..."
Nach dem weiteren
Inhalt
des
dann von
wird
Protocolls
ChoDuphis, der in irgend einem nicht näher ersichtlichen Vertretungsverhältniss zur Thaues stehen muss,
wegen Unterbleibens
der oben bezeichneten jährlichen Zinszahlung der Erlag des ge-
sammten
Capitals von 500
Drachmen sammt den rückständigen
Zinsen von vier Jahren verlangt, welchem Begehren das Gericht stattgab und über den Beklagten die Execution verhängte.
So gewagt
es
nun
sein
möchte, auf Grund dieser wenigen
Thatsachen den eigentlichen Inhalt dieses Vorgangs erschliesseu
dem namentlich
zu wollen, bei
das Ausbleiben des
Psammeus den
Verdacht eines beiderseits verabredeten Scheinprocesses zur Schädigung irgend eines Dritten nahe legt, so meine ich doch, dass wenigstens
das
unmittelbare
Fundament
Protocoll deutlich genug angegeben
Klage
der
Dieses
ist.
in
unserm
glaube ich näm-
lich nach dem Wortlaut und nach dem Vorgang von E. Revillout nur so verstehen zu können, dass Psammeus der Thaues, welche als seine Frau ausdrücklich bezeichnet wird,^) in einer
Verschreibung, hier Alimentationsurkunde genannt, eine Art Ehe-
schenkung gemacht hatte, und zwar in der Weise, dass Capital ausgeworfen hatte, von
—
Rente
die
dem
sie
Römer würden gesagt haben
persönlichen Bedürfnisse beziehen
ihre
in
er
ein
währender Ehe eine ein
sollte.
Annuum
—
für
Diese Auffassung
kann namentlich dann als vollkommen gesichert gelten, wenn die Behauptung Revillout's sich bewahrheitet, dass dies in demotischen Ehecontracten jener Zeit sehr häufig vorkommt.^) 1) „6vv£vdo%r}GccGrig
rjjg
ts
zov Wcc(i(iiovg yvvaiKog ©av/jTog" heisst es
in der Klage. 2)
Revillout, welcher
Les obligations
p.
81
fg.
diese Frage in Rev. egyptol.
ausführlich besprochen hat, hat
II
am
p.
124
fg.
und
ersteren Orte
Anzahl demotischer Ehecontracte aus der Ptolemäerzeit vorwenn die Uebersetzung richtig ist, ohne Zweifel auch beweisen. Bemerkenswerth ist hiebei die Form, in welcher das Rentencapital verschrieben wird; dasselbe wird als von der Frau dem Mann gegeben fingirt, wie wir es auch in den Eheschenkungen von Memphis gefunden haben (oben S. 270). Leider ist die räumliche VerbreiAuffallend tung der ganzen Sitte von R. nicht genügend festgestellt. bleibt freilich an unserem Rechtsfall das, dass Psammeus nicht, wie man erwarten möchte, bloss zur Zahlung der Rente, soudei-n zum Erlag des
p.
132
fg.
eine
geführt, welche dies beweisen sollen und,
—
— Wenn nun
diese
destens ganz plausibel
-
478
Auslegung in sich, wie ich glaube, miuist, so konnten wir freilich zu ihr nur da-
durch gelangen, dass wir uns
in der
Uebersetzung des griechischen
Originals eine gewisse Licenz zu Gute
wir nämlich
kommen
langte 500 Silberdrachmen verschrieben habe",
gegen
—
Wenn
Hessen.
„Chonuphis führte aus, dass
übersetzten:
so
der Be-
lautet
es
da-
und hiemit gelangen wir an den Schwerpunkt dieser
—
im Urtext: eö'^^avs (6 Xovovcpcs) dsdav}]xsvac rat und dies heisst wörtlich: „er führt-e aus, ihm geliehen zu haben". Indessen schliesst sich an obige Selbstanklage Erörterung
sv9-vvo^£vcoL,
sofort
auch
die
Rechtfertiguno;;
die
wörtliche
weist sich auf der Stelle als unmöglich.
Man
Uebersetzung
er-
versuche nur ein-
mal, sie zu vollziehen: „Chonuphis erklärte, dass er dem Belangten 500 Drachmen geliehen habe kraft einer Alimentationsurkunde zu Gunsten der Frau Thaues, wovon ihr jährlich die Zinsen zu zahlen seien"; es liegt auf der Hand, dass es so nicht geht. Mit der wörtlichen Uebersetzung des
dedavrixEvaL
es
^£iv hier in
einem weiteren Sinn gebraucht
der
Verpflichtungsurkunde
zJavsClaiv
heisst
also
der
Anderes
sich versprechen oder verschreiben lassen,
Thaues hat für
sie
ist,^)
Polemarchen
hier nichts
pulari oder expensum ferre, und der Sinn treter der
stösst
man
noth-
muss unbedingt angenommen werden, dass davei-
wendig an;
als
gerade
von
so,
wie in
Orchomenos.
Gläubiger werden,
wie das römische ist:
Chonuphis
sti-
als Ver-
eine Ehestiftung zuschreiben lassen.
ganzen Bedeckungscapitals verurtheilt wird. Indessen, wenu mich ancb Rcvillout's Versicherung (Les obligat, p. 82), ,,das sei so Sitte gewesen", nicht vollkommen beruhigt, so glaube ich deswegen doch von der im Text gegebenen und durch die Urkunde gebotenen Auffassung umsoweniger abgehen zu
des
sollen,
als
Mannes
ja
die
auch z. B. nach justinianischem Recht bei Verarmung Frau die Hei-ausgabe der Donatio propter nuptias ver-
langen kann. 1) Zu demselben Resultat kommt man auch dann, wenn man annimmt, habe nach dem oben erwähnten Stil der demotischen Ehecontracte (oben S. 477 A. 2) in dem Instrument wirklich die Fiction stattgehabt, dass Chonuphis dem Psammeus für die Thaues ein Capital behufs Verabreichung der Reute gegeben. Denn auch ein solches Capital konnte Niemand als Darlehen ansehen, eher wäre es als Mitgift zu qualificiren gewesen, und wenn dennoch von dsdavrjKsvai die Rede war, so war dies nur in dem Sinn möglich, das.'^ Chonuphis als Vertreter der Thaues Gläubiger auf die (fingirte) Mitgift
es
wurde.
Auch
bei dieser Auffassung
kann
also duvsi^siv nicht die Hinzahlung,
sondern nur das allgemeinere Gliiubii'erwerdL'n bezeichnen.
— Ganz
—
479
sagt daher hierüber schon E. Revillout:') L'idee
treffend
de prc't s'attache donc hien en Egypte ä toide creance.
Wir
sind in der Lage, die Richtigkeit dieser
Urkunde zu
einer anderen
Louvre
enthält
Der griechische Pap. 8 des
controliren.
Klagschrift
die
ägyptischen
einer
rantin, welcher ein gewisser Onnophris und
sonen
100 Artaben
den Kaufschilling für
Behauptung an Getreideliefe-
einige
andere PerGetreides
gelieferten
schuldig geblieben waren. ?
.
.
xov (0)vi^cög)QLog täv
.
{iv
xicoTcöv.
xaxa övyyQccq^rjv
nvQov P.
XL^rjv
ML
xov)
xco
Gxqu-
To'3r(o)i;
övyyQajpa^tvav uot avxäv
davsCov
al{yvnxC)av
xdl.
(^%aXyKOV
S /C
z/'
xxX.
.
.
xov avroi'
aiib
fpaacpC
Die? ? und Onnophris, Soldaten jenes Ortes. haben im Monat Phaophi des 40. Jahres^) mir ver-
„(Gegen) selben
.
kraft ägyptischer Daneionsurkunde sechs Talente Kupfer zu 8000 Drachmen als Kaufpreis für 100 Artaben schrieben
Getreide
u.
s.
f."
Die verschriebene Schuld Klägerin
selbst
ungeachtet wird
hervorhebt,
ist
Urkunde
betreflFeude
die
0vyyQa(pr] davsCov genannt.
Es
kein Darlehen, sondern, wie die
Dessen-
gestundetes Kaufgeld,
ein
ist
einem Athem
in
eine
das also der allgemeine Rah-
men, in welchen jede Schuld gefasst werden konnte: die Schuld-
urkunde
xar' s^oxrjv.
Rentencapitals,
eines
So wie im vorigen Fall die Verschreibung wird
hier
die
Verschreibung eines Kauf-
schillings als ÖävEiov bezeichnet.
War
hienach das (fingirte) davsiov ein allgemeiner Rahmen,
man
in welchen so ist es
jeden beliebigen Schuldtitel einschliessen konnte,
wiederum wahrscheinlich, dass
die Abstraction
individuellen Gestaltung der causa obligationis,
so
auch das
That
legen
ganze in
Rechtsverhältniss
den
wie den Contract,
Und
beherrschte.
Processbehauptungen
von der
beiden
der
in
der
zuletzt
genannten Actenstücke die Kläger den Nachdruck nicht auf die
1)
Les obligations
2) sc.
des Königs,
Regieruugsjahr liing die
fiel
in
p. 81.
der nur Euergetes
das Jahr 131
a.
Chr.
11.
sein
Da nach
kann.
Zahlung über ein Jahr hinausgezogen wurde,
Klage etwa
a".
129 abgefasst.
Sein vierzigstes
der weiteren Dar.stelist
die
vorliegende
^,^^^*P;^^j
—
—
480
materielle Causa, sondern auf die Thatsache der
und
avtäv
^ol
6vyyQatlja(iEVG)v
Verwendung
tion der praktischen
jener Contracte von
und Diospolis, welche oben erläutert neuerdings
auf die
Recht unter dem
Orchomenos wurden, und wir werden also
Annahme hingewiesen, dass das griechische Namen dävstov einen wahren Literalvertrag
kannte, dessen hauptsächlichsten Typus
Und
darstellt.^)
graphe sagen,
man
daveCov (Pap.
övyyQcccprjv
netto.
Diese Klagschriften sind gewissermasser die Illustra-
Par. VIII).
fern
Verschreib ung:
öia avyyQag)rjv tQoq)LXLV fPap. Taur. XIII),
dedavi^jcsvai,
iöi^fiavs
in
sie
die
övyyQcccprj
man auch
diesem Sinne kann
könne einen abstracten Vertrag
(dccvsiov)
von der Syn-
Da-
darstellen.
sich dabei nur gegenwärtig hält, dass dieser Inhalt der
Syngraphe nicht essentiell ist, dass Syngraphe der Name einer Urkunde im weiteren Sinn und die Bezeichnung der Syngraphe als abstracter Vertrag nur a potiori genommen ist, lässt sich gegen diese Ausdrucksweise Nichts einwenden. Dieser engere Gebrauch des Namens Syngraphe, wonach sie hellenistischen Weltver-
den formal verpflichtenden Vertrag des
kehrs darstellt, dürfte nun regelmässig zu Grunde liegen,
wo
die
Schriftsteller aus der Zeit der beginnenden Römerherrschaft den
Es
Ausdruck verwenden.
ist
eine Thatsache, welche
allseits
be-
kannt und bereits von Gneist und Dareste genügend hervorgehoben und durch Quellenzeugnisse belegt worden" ist, dass solche
Syngraphen missbrauchte
als
bedenkliche und vielfach in wucherischer Weise
Contractsform
angesehen
wurden.
Dies
ist
nicht
etwa mit Gneist daraus zu erklären, dass auch der gewöhnliche Schuldschein
durch
die
Schwierigkeit
Gegenbeweises gegen
des
das unwahre Empfangsbekenntniss gefährlich sein kann; vielmehr
war
die
es
ihnen
formal
im Gebiet
verbindliche
des
Natur
hellenistischen
üppig blühenden Wuchergeschäft
dieser
Syngraphen,
Schuldrechts
jenen
mit
bedenklichen
die
seinem
Ruf
ver-
schaffte.
Dies lässt sich gerade an den Aeusserungen römischer Schriftsteller ziemlich „
^^'^
, Syngraphe
bei Cicero.
gut zu Tage legen.
Cicero erwähnt in seinem Brief (^YI j^
^5^ Eiuiges über das Edict,
vom
0.
welches
März 51 an Atticns er in seiner Provinz
1) Die abstracte Verpflichtungsurkunde scheint auch anderen alten Völkern bekannt gewesen zu sein; vgl. neuesteus Kohler, Excurse zu Peiser, Babylonische Verträge (Berlin 1891) S. 5 des Sep.-Abdr.
— propouirt
Kilikien
Album
giltigen
ediet zerfiel
—
481
dem muster-
Dieses im Wesentlichen
hatte.
des Q. Mucius Scaevola nachgebildete Provinzial-
denen der erste sich mit den
zwei Theile, von
in
Rechtsverhältnissen der Provinzialen befasste und Capitel „de racivitatmn,
tionibus
de
omnia de publicanis
aere
alieno,
und
de syngraphis
usura,
de
bezog sich auf die in Ki-
enthielt; der zweite
und scheint dem stadtrömischen Edict nachgebildet gewesen zu sein. Nun erwähnt Cicero, er habe in seinem Edict, um nicht, wie sein Vorgänger Bibulus, ansässigen römischen Bürger
likien
von Bibulus geschaffene
die Publicauen zu sehr zu belasten, eine
Exception durch eine andere ersetzt, welche lautete: extra quam negotium gesttim
sl ita
Da
est
kann
diese Exception
haben;
gestanden
eine
bedeutende
bona."
fide
Provinzbewohneru zu thun hatten,
nur im provinzialen Abschnitt des Edicts
vergleicht
mit der von
schnitts
non oporteat ex
nt eo stari
die Publicanen nur mit den
Cicero
man nun den
Inhalt
Ab-
dieses
bezeichneten Exception, so hat es
Wahrscheinlichkeit,
dass
auf
sich
diese
die
haben wird, um Geldgeschäfte zwischen den Publicanen und Provinzialen zu
Edicte die
de
aere
alieno
et
bezogen
syngraphis
regeln.
Hier eine
ist
einfache
nun dem Juristen
wenn
dass,
klar,
die
Syugraphe
Beweisurkunde war, diese Exceptio ebenso- über-
flüssig einerseits wie werthlos anderseits war.
war
Sie
überflüssig,
deun den Gegenbeweis gegen den gemeinen Schuldschein musste der Geschworne
dem Schuldner auch ohne Exceptio
und eben desshalb war natürlich
nicht
sie
verringerte.
werthlos,
Mit
weil
einem
sie
seine
sollten
die
Worte ex
ftde
bona,
wo
es
sich
ob das Capital zugezählt worden
Beweislast
thörichten
so
hätte kein römischer Proconsul sein Edict belastet.
handelte,
offen halten;
nur
sei
Zusatz
Zudem, was
um
die
oder nicht?
Frage ^)
—
Die Worte der Exceptio gewinnen dagegen einen sehr guten Sinn im Zusammenhalt mit der Thatsache, dass gegen die Syngraphe der Beweis nicht zugezählter Valuta nicht statthatte. Man muss sich nur in die Verhältnisse hineindenken, wie Plutarch in seiner
Schrift de aere alieno, oder wie
1)
Denn über
die
Höhe der Zinsen bestand ja
clausel „de ztstins"; auf sie
den.
Vgl. auch ad Att.
Mitteia, Keichsrocht
u.
das Darlehen der Nikareta, oder
V
kann
eine selbständige Edicts-
also das ex fide bona nicht bezogen wer-
21, 8.
Volksrecht.
31
— die ptolemäischen Papyri sie
482
— Der Wucherer be-
erkennen lassen.
den Schuldner mehr verschreiben zu lassen, bekommt;^) dann kommt wegen Terminversäumniss die griechische Conventionalstrafe von 507o") sammt den Capitalszinsen; darüber setzt man eine neue Syngraphe (vtcequ^sqlu) auf/) wo die Gesammtsumme wieder als Capital erscheint, und das ginnt damit,
als er
der letzten Verschreibung
wiederholt sich; endlich in
wird die
lawinenartig angewachsene Schuld als „unverzinsliches Darlehen" (Pap. 7 des Louvre oben S. 473) auf kurze Frist gestundet und dann rücksichtslos eingeklagt.^) Gegen solche Vorgänge hilft die
bona
aber dass
fides vortrejfflich;
dem Beweis
dass der Schuldner ausser
—
man
auf
sich
—
sie
berufen muss,
der natürlich
ihn
trifft
einen minderen Betrag ausmachte, noch
dass die Valuta nur
wie sehr die Syn-
die specielle Hilfe des Edicts bedurfte,
zeigt,
graphe ipso iure nach strengem Recht
obligirte.
Wir dürfen vielleicht noch folgende Erscheinung hieher stellen. Während der sicilischen Prätur des Verres war es der sicherste Weg, ein günstiges, wenn auch nicht gerechtes Urtheil zu erlangen, dass
man
durch Bestechung seiner griechischen Maitresse
Chelidon auf ihn wirkte.^)
Cicero schildert
rege geschäftliche Treiben,
das sich im Salon dieser
wickelte.
Älii
nummos numerabant, ah
aliis
sehr anschaulich das
Dame
ent-
tahcllae obsignabantur.
sie baar. Andere gaben Schuldverschreibungen. werden das einfache Beweisurkunden gewesen sein;
Einige honorirten
Schwerlich
sollte wirklich
eine
so
erfahrene Courtisane ein
einfaches
Stück
dessen Beweiskraft angesichts der Publicität jener Vor-
Papier,
gänge gleich Null war, für gutes Geld angenommen haben? „
Das
^^"^ ,
bei Guius.
letzte,
aber nicht das
schwächste Zeugniss für den Be-
stand eines peregriuischeu Literalcontracts
Gaius III 134: Fraeterca literarmn
obligatio
enthält
(ph)is et syngra('ph)is, id est si qtiis debere se aut bat; ita scilicc(t) si eo
1)
tarch
1.
S. die c.
2) S. 3) 4)
cap.
nomine
stipidatio
non
die Stelle des
fieri videtur cJnrogra-
ftat.
daturum
s(e) Sd'i-
Quod genus
Anleihe des Agrippa bei Flavius Joseph. XVIII
G, 3
obli-
und Phi-
4,
unten Cap.
XIV
3.
Oben S. 469. Auf diese Weise bat
sich
in
Pap. 7 dos Louvre ein
Darlelien von
(höchstens) 14 Artaben in zwei Jahren auf 22 '/j gesteigert. 5) Cic. in Verr. IT
1,
52, 137.
i
-
483
proprium pet'egrinonmi
gationis
entschlossen
sein,
die
bestimmten Zeugniss
Man muss scbon
est.
sehr
Syngrapheu nicht anzuerkennen, römischen Juristen,
eines
der
fest
um dem einen
hier
Anerkennung zu verweigern. Gneist auch hievor nicht zurückgeschreckt; indem er dem
Literalcoutract annimmt, die (S.
506)
Gaius
ist
—
Autorität seiner
die
meint
entgegensetzt,
„an
er,
—
Gneist's
einen
Darstellung
eigenen
Formalcoutract
wirklichen
könne hier unmöglich gedacht werden." Gaius denke wohl nur (arg. w. fieri videtiir) au einen „Quasi-Literalcontract", insoferne nämlich bei der allgemeinen Klagbarkeit der peregrinischen Verträge die formlose Urkunde
wo
die
Römer
klar, dass
oder
auch zu solchen Verträgen genügte,
—
einer Stipulation bedurft hätten.
dann
die Obligation eigentlich nicht
Staude
zu
consensu
beiden Dinge dürften wir,
Es
ist
jedoch
sondern re
litteris,
käme, und eine Verwechslung dieser Gneist zu Liebe, selbst dann nicht
annehmen, wenn nicht Gaius selbst unmittelbar vor der beregten Stelle vor solcher Verwechslung ausdrücklich gewarnt hätte.^) So ist
denn auch der behutsame Ausdruck
ligatio" nicht
so
zu deuten, dass
fieri
videtur literarum
dem Gaius
selbst
Literalcontract nicht recht geheuer schien, sondern
ob-
dieser ganze
dass Gaius
so,
das römische Contractsschema auf das peregrinische Recht nicht eigentlich
anwenden zu dürfen
Fraglicher
ist
es,
schen Liter alcontracts
glaubt.^)
wie sich Gaius den Inhalt dieses griechi-
—
denn dass er nicht etwa an die Bataver
oder Iberer gedacht hat, leuchtet ein
Er nimmt
—
vorgestellt
haben mag.
an, dass aliquis dehere se aut datiirum se scribat.
die besondere
Form
Au
des fingirten Darlehens {davsLOv) scheint er
hienach nicht zu denken; indessen
ist dies
ganz begreiflich. Denn
man wird durchaus nicht annehmen dürfen, dass die Daneionsform zum Zustandekommen eines Formalvertrags unbedingt erforderlich war;^) es ist
wohl möglich, dass
die griechische Praxis
auch aus anderweitigen schriftlichen Zahlungsversprechen, Abrech-
nungen, Anerkennungen 6
dstva'' gefasst
1)
u.
s.
w., die nicht in die
Form
in 131: Qua de causa rede
diceimis
arcaria nomina
nuUam
ohligationem, sed ohligationis factac testimonium praehere. 2)
So richtig schon Schlesinger, Formalcontracte
3) Vgl.
oben
.,iddvsL6£
waren, eine Klage gab, wobei die Schrift nicht
S.
474 Anm.
S. 70.
3.
31*
facere
-
—
484
durch einfachen Gegenbeweis, sondern nur durch den Beweis des Irrthums, Betrugs
u. s.
f.
entkräftet werden
Gaius keine Veranlassung,
hatte
auf
diese
konnte.
Fragen
Jedenfalls
näher
ein-
zugehen.
Bemerkenswerth
^y^s;;^'?''^
und Chirographum.
]^
Chirographum
ist,'
dass Gaius unter den peregrinischen i o
Hierin
aufzählt.
tritt er in
Asconius, Avelcher das Syngraphum
dem Chirographum,
Man
(d. v
Literalverträgen neben der Syngrapha noch das
griechischen)
der
blossen
als
Gegensatz
alleinigen
zum Pseudo-
Formal vertrag
Beweisurkunde,
entgegenstellt.
wird unbedenklich annehmen können, dass die Darstellung
des Gaius
richtigere
die
ist,
und dass der Gegensatz von Syn-
graphe und Chirographum sich bloss auf
äussere
die
Form
der
Urkunde bezog, wie schon die Namen andeuten, Vermuthlich Gaius unter Chirographum den vom Aussteller uuterschriebenen Schuldschein, welcher zu Beginn der Kaiserzeit in Gebrauch gekoiümen war; ^) Syngraphe wird die ältere griechische Urkundenform bedeuten, über deren Aussehen bereits Aehnlich wie Gneist''') in befriedigender Weise gehandelt hat. Gaius hat ja auch Gellius zwischen Tabulae und Chirographum verstand
unterschieden.^)
Aus der Gesammtheit die Notiz des
mente
vom
dieser
Ausführungen
erhellt aber, dass
Pseudo-Asconius im Wesentlichen die richtigen Ele-
Es
natürlich
ungenau, dass die ganze Lehre
abstracten Vertrag sich bei
ihm an den Namen Syngraphe bemerkten, ist övyyQa^y zuwenn allerdings der abstracte
enthält.
ist
anknüpft; wie wir bereits
nächst nur
früher
Urkundenuame;
ein
Vertrag sehr oft
einer övyyQarpri enthalten
in
gewesen
ist,
so ist
doch nicht jede OvyyQacpiq abstracter Vertrag und kann ausser-
dem
auch in einem Chirographum vorkommen.
ein solcher
darin wird
der Scholiast Recht haben,
Kern seiner Erörterung
bildet,
dass
was doch
die Praxis
Aber
jedenfalls
des
den
griechischen
Haudelsvolks dahin gelangt war, jedem Verpflichtungsschein
als
solchem bindende Kraft zuzugestehen, welche durch den Beweis 1) S.
unten
S.
2) a. a. 0. S.
493
439
fg.
fg.
3) Gellius XIV 2, 7: Is clamitdbat prohari apud mc debere pecuniam datam consuetis modis: expensi lationc, mcnsae rationibiis, chirograpJti exhihitionc, tabularum obsignatione, tcstiiim intercessione.
I
—
-
485
mangelnder Valuta nicht ohne Weiteres beseitigt werden konnte. Wenn so Pseudo-Asconius durch Cicero und Gaius, sowie durch den Gesammtstand des gegenwärtig vorliegenden griechischen Quellenmaterials
Bestätigung
eine
erfährt,
die
mit vermehrtem
Material vielleicht noch an Kraft gewinnen wird, so kann
dem
allerdings
im
der
vierten Jahrhundert schrieb, die Definition der
er,
Syngraphe
als ob das Rechtsnoch zu seiner Zeit praktisch gewesen wäre. Dies erklärt
institut
am
besten aus der
schrieb; zu seiner Zeit
Annahme, dass er eine ältere Vorlage abwar die Syngraphe ihres eigenthümlichen
Charakters längst entkleidet. trachtung
wo
man
Vorwurf nicht ersparen, dass
gegenwärtigen Zeitform abgefasst hat,
in der
sich
Scholiasten den
der
Verhältnisse
Dieses Letztere in
der
späteren
leitet
uns zur Be-
Kaiserzeit
hinüber,
Geschichte der Syngrapha von jener der Stipulation ab-
die
gelöst wird.
n. Der Verfall der Stipulation und der angebliche neuere Literalcontract.
Die Verhältnisse, '
ziemlich
welche hier
zur
Sprache kommen, sind • '
einfacher Natur und
lassen
war der peregrinischen Syngrapha der Boden entzogen, da ein derartiger Literalcontract im römischen Recht nicht anerkannt wurde. Bis zu jenem Zeitpunkt der Constitutio Antonina
dürfte der einfache schriftliche Schuldvertrag ohne Stipulation
Kreise
hellenistischen Peregrinen
im
durchaus üblich geblieben
Allerdings war die Stipulation auch diesen zugänglich, und
sein.
wo
der
es sich
um
die
processualischen Cautiouen und Vadimonien^)
vor römischen Richtern handelte, sogar vorgeschrieben; aber im privaten Verkehr der hellenistischen
Welt
scheint sie die einfache
Syngraphe wenigstens nicht ausgeschlossen zu haben.-) umstösslicher
Gewissheit lässt
sich
zwar
dies
Mit un-
Vorkommen
ab-
stracter Literalcontracte des peregrinischen Rechts für die Kaiserzeit
nicht
mehr beweisen,
da
uns
keine
derartigen
Urkunden
1) Von den freien Städten Aphrodeisias und Plarasa hoisst es (yQä^uKza KatauQog bei Bruns, Fontes' p. 169 lin. 2), ihre Bürger müssen nicht tyyvrjv yial v,sX(vaiv 6 [loloystv. Vgl. oben S. 13(3 Anm. 4 und 5. 2) Ueber eine scheinbar entgegenstehende Mittheilung Wessely's s.
oben
S.
140
Anm.
2.
der
durch die VorführunüSjngraphen.
sich
weniger Materialien genügend kennzeichnen. Seit
-^'^''o™°ie'^
—
-
486
vorliegen; indessen bezeugt doch selbst Gaius eine solche Literal-
können wir wenigstens so viel erkennen, dass bei materiellen Contracten die Stipulation weniger regelmässig ist als in Rom. So ist, im Gegensatz zum Stil der Urkunden aus der romanisirten Landschaft Siebenbürgen/) der mehrerwähnte obligatiou und
Kaufvertrag aus Elephautine
154
v. J.
p. Chr.^)
Rom
ohne die in
auch beim Kauf übliche Stipulationsclausel vollzogen.^) In der Zeit nach Caracalla hat sich das rasch verändert; die Stipulation ist auch in den östlichen Reichsprovinzen exclusiv ge-
worden. Es
ist
auch leicht begreiflich, wenn die Praxis ihr keinen
Form war
besonderen Widerstand entgegenbrachte; ihre äussere eine durchaus leichte
und handbare, und so haben wir denn, ab-
wo
gesehen von einer geringen Anzahl von Rescripten,
Vertrage hinweist, keine Spuren, dass
^"*^J|""s stipuhition.
der Re-
auf das Abhandensein der Stipulationsclausel bei einem
scribent
Provinzen
die
Syngraphen hartnäckig festhielten. Indem aber besagtermassen die Stipulation
an
ihren
sich in den Pro-
yinyen ausbreitete, ging mit ihr selbst eine wesentliche Verände-
rung vor sie
Was
sich.
Thatsache
an räumlicher Verbreitung gewann, hat
klar
geworden.
dass
die
lanti]
Es
ebenso begreiflich
ist
Wesen den
liches
sei;
sie
an innerer Bedeutung verloren.
ist
bedeutsam
als
—
nämlich
—
und
ihr
diese
eigent-
Provinzialen, namentlich den Griechen, niemals
Die
Clausel
Notare
hellenistischen
„eTtSQarrjd-slg
cofioXoyrjxa''
wussten
sehr
(interrogatus
bald, [stipu-
einem Rechtsgeschäft nothwendig einzuverleiben
spopondi)
erkannten jedoch nicht, dass dies sich ausschliesslich auf
sie
obligatorische Verträge bezieht, und machten daher aus der Stipu-
findet sich jedoch ein 1) Auch unter den siebeubürgischen Tafeln Bruchstück aus einem Darlehen in griechischer Sprache, bei dem eiuc Con-
ventionalstrafe
Cap. IV No. 3 2)
Oben
ohne Stipulation versprochen wird.
Bruns, Fontes*
P.
11
p. 268. S.
98
fg.
Dasselbe glaube ich auch bei einigen der mir bekannten^ leider gerade im EschatocoU stark beschädigten Mitgiftverträge vou El-Faijüm aus 3)
dem
zweiten Jahrhundert annehmen zu sollen; so bei Pap. E.
20 und No. 1517.
Nur
Schluss die Wortreste ngoKits .... 9r}zsi theiligen
Annahme
geneigter, da Herrn
zu der Clausel wg nQÖKtzi: sehr wahrscheinlich
ist.
lt.
.
.
.
Vgl.
auch obcu
S.
sich
am
finden, bin ich zu der gegen-
Wessely's Ergänzung
(== ngÖKSizai) xai
No. 1519
wo
für die Mitgiftsurkunde Pap. E. R. 1518,
STCfQw&iiTfiaa
140 Aum.
2.
dieser
(sie)
Worte
MixoXöytjxu
— lation eine clausula generalis,
Testamentsurkunden
Das ein
—
487 die
auch
sich
in Freilassungs-
und
einstellte.
mir bekannte Beispiel dieses Gebrauchs enthält der Sammlung Erzherzog Rainer, ein
älteste
El-Faijümer Papyrus
Testament aus dem Jahre 235 den Wiener Studien IX
S.
welches K.
p. Chr.,
241—2
veröffentlicht
Wessely
^''P'|,^^f'°"
'^«stament
in
Dasselbe
hat.
der einleitenden Datirung in den wesentlichsten Be-
lautet nach
standtheilen mit den zweifellosen Ergänzungen, wie folgt: .
.
rdds
.
ÖS o
eioiTo
ftr/
(sie)
disd^stco
[Name des Testators]) rav E^cöv ndvTCOV xal
vocöv xal 6{Qäv xal .... 6 östva (El'r]
dv^Qcönivöv
(sie)
toCvvv
ifie t,fjv
xal dnoXavstv)
dtocxslv xal E6(^oösvEQd'ai xal ?
ksva TOP östva dÖEXtpov) ix
n
nd^a,
.
•
Hav
)
(ßovkoiiai xal xs-
(h^oyvr]6iov (sie) vtov
Ttaidod'EV
avQfjXtoiv .... xXfjQOvofiov alvat tcav ifiäv) .... xal eTiSQOiTtj9'etg v)fJio2.6ytiy,a'
i]
O-iaO-tiXti
xvQia.^^
Folgt die Unterschrift des Testators.
Die zweite hiehergehörige Urkunde ist der bereits li'^lier^)"^^^"^^'!'" erwähnte Freilassungsbrief, welchen Aurelia Teruteru aus Ele- «rkuudeu. phantine i. J. 354 p. Chr. an einige Sklaven ausstellt, und welcher
von Young (Hieroglyphics No. 46) veröffentlicht, später Curtius, Anecd. delph. App. T abgedruckt worden ist. Derselbe enthält am Schluss seiner ausführlichen Bestimmungen die
zuerst bei
Worte
17
(1.
.
.
fg.):
xal
.
TlE-JtLÖflEVrj
id-E^riv
q)£QO^Evr}v
Ecp'
TjXOV
Eig
T)]vd£
trjV
EXEvd'EQtaV
rjVTlEQ
navtaiov
ini-
VTtoyQaqy^g i^ov ^coQod-£(o)v tov arrgug
(sie)
xvQiav xal
ßeßaucv
ygacpEiöav
aTtXrjv
avtrjg TtQog aiaviav v^tov dßcpdXsiav , xal
eTtSQCJTrjfyeicfa
üfxo-
XoyviOa.^)
Folgt die Unterschrift. 1)
.
.
Also hat N. N. verordnet bei gesunden
.
Sinnen und sehenden
(Möchte es mir doch beschieden sein, zu leben und zu geniessen) Wenn aber, was ich das Meinige, es zu verwalten und zu be(sitzeu .) nicht hofi'e, mir etwas Menschliches widerfahren sollte (so will und befehle
Augen
.
ich, dass N.
Aurelios,
(.
.
,
.
geantwortet.
Oben
2) 3)
.
.
.
.
mein Bruder), von Kindheit au mein leiblicher, der Sohn des Erbe sein soll des Meinigen) und auf Befragen habe ich Das Testament ist rechtsgiltig u. s. f. .
S.
Und
376 Anm. aus
.
.
5.
(eigener)
Ueberzeugung
schritt
ich
zu
lassungsurkunde, welche ich vollzog, giltig und rechtskrüitig,
dieser
Frei-
wo immer
sie
— Im Testament abgefasst
--
488
des Gregor von Nazianz/) welches
dagegen
fehlt die Stipulation;
ist,
i.
J.
389
findet sie sich wieder
dem aus dem siebenten Jahrhundert stammenden Testament des Abraham von Hermonthis;^) daselbst heisst es lin. 68 fg.:
in
.
.
xal i;xsQOJTrjO-elg eis ccTCavta SQ^rjvevd'Svta
.
diaXalstccg
aLyvJitiaxijg
ö^ivta
TtaQu
a^ijs
tä i^a GTÖ^axi
xad-cbg
iioi
tov
fiOL dicc rijg
öv^ßoXttLoyQaq^o'
a(prjyr](3a6d'cct
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xaXvjq e'x^cv öthaeiv Tioieiv