Fidel - 4. März 2000 Interview des Comandante Fidel Castro Ruz, Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen ...
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Fidel - 4. März 2000 Interview des Comandante Fidel Castro Ruz, Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas und Vorsitzender des Staats- und Ministerrates für die nationale und internationale Presse nach Abschluss des II Festival Internacional del Habano in Pabexpo am 4. März 2000, "Jahr des 40. Jahrestages der Losung Patria o Muerte (Stenographischer Dienst des Staatsrates) Journalist. Wie würden Sie das Festival generell einschätzen? Als aufregend? Fidel Castro: Als interessant. Das Problem liegt darin, daß ich im vergangenen Jahr teilgenommen habe; doch im Augenblick fechten wir einen harten Kampf aus, und ich wollte nicht bei der Versteigerung erscheinen, denn es hätte den Anschein des Frivolen geben können. Nicht Alle haben Verständnis dafür, und unser eigentliches Interesse besteht darin, daß - ebenso wie im letzten Jahr - alle hier eingegangenen Einnahmen ausnahmslos für Medikamente für Kinder Verwendung finden. So werden diese Einnahmen verwertet. Dieses Jahr wollte ich - ebenso wie letztes Jahr - nicht am Abendessen teilnehmen; und obwohl ich im vergangenen Jahr bei der Versteigerung anwesend war, wollte ich es diesmal nicht sein. Journalist: Aber diesmal war ein wichtiger Faktor präsent, die Forderung nach Elián. Fidel Castro: Nun, es war ein Zusatzaspekt. Journalist: Es ist ein Zusatzaspekt. Fidel Castro: Wir hatten die Bedeutung der Versteigerung für die Förderung der Exporte dieses Postens ins Auge gefasst. Meine Gedanken gingen in dieser Richtung. Der andere Aspekt ist der, daß man nichts unversucht lassen darf, wenn es sich darum handelt, einige Hunderttausend Dollar für Medikamente für Kinder zu beschaffen. Deshalb bin ich hier, doch ich wollte nicht das Wort ergreifen. Ich bat Lage darum zu sprechen. Es war recht ergreifend, denn Pupi, den er erwähnte und der 50 000 Dollar dazulegte, ist der Repräsentant Palästinas auf wichtigen internationalen Veranstaltungen. Journalist: Klar, klar. Fidel Castro: Es birgt etwas Symbolisches in sich und er handelte spontan, wie auch das spanischfranzösische Unternehmen. Sie haben sich, soviel ich weiß, zusammengetan und erklärten sich zur Zugabe aller für das Überschreiten der Einnahmen des letzten Jahres erforderlichen Mittel bereit. Letztes Jahr waren es reichlich über 700 000, und dieses Jahr wurden dank ihres Entschlusses 800 000 Dollar erzielt. Dafür kann man vieles kaufen: Ausgangsstoffe für Medikamente; dieser Betrag wird für uns zu Millionen, denn wenn wir die Rohstoffe erwerben und all das herstellen können, vervielfachen wir den genannten Wert. Journalist: Es ist faktisch ein Schlag gegen die Blockade. Fidel Castro: Ja. Im praktischen Leben erzielen wir, wenn es sich um Ausgangsstoffe handelt, einen Gewinn von zwei bis drei Millionen. Wenn wir bereits fertige Medikamente importieren müssen, dann wird es weniger. Doch stets vervielfachen wir auf irgendeine Weise den Ausgangswert. Da wir seit Tagen mitten in diesem Gefecht stecken, habe ich mich auf keiner Tribüne sehen lassen, was auch absolut nicht nötig war. Es sind alles neue Gesichter. Unendlich viele talentierte Jugendliche waren die Redner. Ich bin an keinem dieser Tage bei den Tribünen dabeigewesen. Natürlich, aufgrund des komplexeren, bedeutsamen und transzendenten Charakters dieses Kampfes, erhalten die Studenten und jungen Kommunisten ihre strategische Orientierung von der Revolution, durch deren erfahrenste Führer. Doch sie sind es eben, die mit voller Unterstützung der gesellschaftlichen und Massenorganisationen sowie der zuständigen Staatsorgane mit der Gestaltung der Aktionen und ihrer operativen Leitung betraut sind. Journalist: Nun sind aber Tausende von Rednern aufgetaucht. Fidel Castro: Und ihnen werden noch viel mehr Redner folgen. Das bedeutet, wir sind nun in eine neue Etappe eingetreten, denn dieser Kampf - wie es im Schwur von Baraguá heißt - wird sich nicht aufhalten lassen. Es wird nichts erreicht sein damit, daß der Junge zurückkehrt und uns morgen weitere gleiche oder noch schlimmere Fälle erwarten. Sieh mal, gerade in diesen Tagen sind zwei Kubaner gestorben. Vor etwa vier Tagen waren sechs, glaube ich, auf einem Boot und zwei davon kamen ums Leben. Ach so, das ist also das Cuban Adjustment Act! Heute morgen las ich in einer Meldung, daß fünfzehn Männer, drei Frauen und zwei Mädchen die Küste der Vereinigten Staaten auf einem rustikalen Boot erreichten. So kann dieses Boot also sinken. Sie regen dazu noch an. Und wir klagen sie der Anregung illegaler Ausreisen an. Diese Schlacht wird so lange ausgetragen, solange der Cuban Adjustment Act in Kraft ist. Also, es muss nichts weiter hinzugefügt werden. Im Schwur von Baraguá ist dieser Punkt und alles andere enthalten. Die Schlacht wird andauern, solange es das Torricelli-Gesetz, das Helms-Burton-Gesetz, die Blockade, den
Wirtschaftskrieg, die Subversion und alle anderen Verschwörungen gegen die Revolution gibt. Also, das wird nicht aufhören. Das ist es, was ich dazu sagen kann. Ich brauche nicht auf den offenen Tribünen zu sprechen. Sie sind ganz klar eine Verantwortung aller, des gesamten Landes. Es ist die Verantwortung der Führung der Revolution und wir übernehmen sie voll und ganz. Doch etwas fast Wundersames ist geschehen: Es hat sich allerorts eine grenzenlose Anzahl von Rednern ergeben, und es wurden eindrucksvolle Ereignisse erlebt! Journalist: Von Baracoa bis Guane. Fidel Castro: Die Vereinigten Staaten haben sich von der Mafia zu drei schweren Fehlern hinreißen lassen: zum ersten, den Jungen dort zu behalten; zum zweiten, eine Spionagegeschichte zu erfinden. Wir beschuldigen nicht die Regierung der Vereinigten Staaten. Es war in der Tat eine organisierte Verschwörung der annexionistischen Organisation Miamis, die sich Kubanisch-Amerikanische Organisation nennt, unter Mittäterschaft des Chefs des dortigen FBI-Büros. Wir beschuldigen nicht einmal die Leitung des FBI, doch jene dort legten eine perfide Falle. Sie betrogen Faget- er war ein wichtiger Beamter der Einwanderungsbehörde - und stellten ihm eine Falle. Sie sagten ihm, Imperatori wolle die Front wechseln und er solle dafür einige Unterlagen vorbereiten. Nur ein einziges Mal war der Vizekonsul aus dienstlichen Gründen mit ihm zusammengetroffen. Ich habe mit Imperatori eingehend gesprochen. Einmal trafen sie sich im Oktober; an das genaue Datum kann ich mich nicht erinnern. Auch im Juli hat er ihn anläßlich der Ablösung des anderen Beamters zweimal in Miami getroffen, genauso wie er mit vielen Personen spricht, wenn er jene Stadt besucht; genauso wie der Leiter der Mission und andere Beamte mit Abgeordneten, deren Assistenten, Journalisten und Persönlichkeiten aller Art sprechen. Was ich hiermit sagen will, ist, daß die Erfindung von Spionage von Kopf bis Fuß erlogen ist. Es ist möglich, daß gegen Faget Racheabsichten im Spiel waren. Wenn ein Vizekonsul von uns auf irgendeinem Flugplatz ankommt, sind mindestens - und das weiß jeder - drei Organe anwesend: die CIA, der FBI; drei oder vier Agenturen, die überwachen, was er tut; und er geht in kein mysteriöses Apartment, um mit irgend jemandem zu sprechen. Gelegentlich ist er in einem Hotel oder bei Freunden untergebracht; und wenn er mit jemandem spricht, dann öffentlich, ohne jede Art Verschwörung. Der Inhalt der kurzen Gespräche, die Molina und Imperatori mit Herrn Faget in Miami führten - es waren drei in 14 Monaten - ist in der Tat belanglos. Es ist sogar dahingehend falsch, als der Vizekonsul Imperatori, der nur einmal mit ihm gesprochen hatte, ihn im Oktober 1999 anrief, um ihm guten Tag zu sagen, denn schon im Juli hatte sein Vorgänger, Faget beim Gespräch erwähnt. Mit einem bedeutenden Beamten der Immigrations- und Einbürgerungsbehörde (INS) versucht jeder Vizekonsul Kontakt aufzunehmen, denn mehr als 100 000 Kubaner befinden sich im Kommen und Gehen zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba; weitere 20 000 emigrieren mit Aufenthaltsvisum, und von Zeit zu Zeit kann ein Schiff einlaufen, das irgendwer gekapert hat. Vor kurzem waren es sogar zwei Pakistaner und ein Inder. Sie kaperten ein Schiff, hatten zwei Männer mitgenommen und fast umgebracht und waren glücklich, als sie die Lichter der Küste erblickten. Wisst Ihr, warum? Weil sie von diesem Gesetz gehört hatten, wonach Ankömmlinge aus Kuba ein Aufenthaltsrecht hatten. Keiner hatte je erklärt, daß dieses nur auf jene Anwendung findet, die von hier kommen. Und das führte zu Schlägen. Fast ermorden sie unsere beiden Arbeiter. Außerdem existiert der Schmuggel; sie kämpfen nicht dagegen. Wir sind es, die wir den Emigrantenschmuggel bekämpfen. Bei uns befinden sich zirka 60 in Miami ansässige Bürger in Haft. Sie kamen von Florida mit Schiffen, um Emigranten abzuholen und wurden dabei verhaftet. Auf Personenschmuggel stehen nach unserem Gesetz Haftstrafen, die verschärft wurden und bis zu lebenslänglichem Freiheitsentzug reichen. Dort stehen auf dieses Vergehen zehn Jahre Freiheitsentzug, doch nicht einmal diese Strafe wagen sie durchzusetzen. Von den aus diesem Anlass Verhafteten haben wir bisher nur zwei oder drei verurteilt, denn der Unfall ereignete sich hier und es kam zu Opfern von Menschenleben. Andere wurden durch vorbeugende Maßnahmen aufgrund eines Schadens am Schiff oder bei Eindringen in kubanische Gewässer oder Küsten gefasst und warten noch auf ihren Prozess. Sie leben in Miami, erhalten ihr Geld dort, das Schiff ist von dort, und wir haben ihnen gesagt: Das Hauptverbrechen haben sie dort und nicht hier verübt. Seit Monaten warten wir auf eine Antwort. Wann werden sie diese Gentlemen abholen, um sie dort zu richten? Sie wollen nicht. Und wisst Ihr, warum? Nun, weil man Angst hat. Kein Richter traut sich, einen dort Ansässigen zu urteilen. Journalist: Comandante, meinen Sie, man sollte jene dann hier richten? Fidel Castro: Nun, es ist noch nicht entschieden. Die Männer warten darauf, daß man sie abholt. Das andere wäre ihnen bei der Lösung eines ihrer Probleme zu helfen; die Unterstützung der Feigheit, und dazu sind wir nicht bereit, verstehen Sie? Und so haben sie sie bei uns auf Eis gelegt. Was ihnen zukäme, wäre, sie abzuholen und zu richten, doch sie trauen sich nicht. Dort ist noch keiner wegen Schmuggels verurteilt worden. Sie haben einige Warnungen ausgesprochen und nichts weiter. Dort gibt es keinen Richter, der sich traut; und sie haben - ob Staats- oder Bundesrichter - viermal den Richter gewechselt. Ein Richter von dort muss das Urteil sprechen; doch sie tun es nicht, und hier liegen sie auf Eis.
Die einzigen, die gegen den Schmuggel angegangen sind, sind wir, versteht ihr? Sie drüben haben nichts getan. Dieses Adjustment Act mit all den anderen Vorrechten die hinzukommen: höherer Anreiz, die dortigen Rundfunksender mit Anregung der illegalen Ausreisen; und das wurde noch verstärkt. Wir sind die einzigen, die interne Kontrollmaßnahmen durchsetzen. Wir beschlossen ein Gesetz. Alles hinsichtlich dem Besitzt oder Bau von Booten und Schiffen ist reguliert. Die Mitarbeit der Bevölkerung zur Behinderung ist stärker geworden. Die Auswanderungen sind eingeschränkt worden, doch das ist unser Verdienst. Das Cuban Adjustment Act ist außer Kraft zu setzen, denn es ist ein bewußtes Verbrechen. Wie ich bereits sagte, gelangte heute eines dieser Schiffe mit Rückenwind zu einem kleinen Key, doch es befanden sich darauf zwei Mädchen und mehrere Frauen. Also fördern sie das Verbrechen, den Tod von Kindern und deren Müttern. Journalist: Comandante, hier gibt es noch einen interessanten Aspekt, und zwar die weltweite Unterstützung für Kuba in der Angelegenheit Elián. Fidel Castro: Ja, in der Angelegenheit Elián. Doch der Cuban Adjustment Act ist Todesfabrik die sie geschaffen haben, und sie muß abgeschafft werden; hierin geben wir nicht nach. Unsere Position diesbezüglich ist entschiedener: Wir kämpfen bis zur Einstellung nicht nur des Adjustment Act, sondern des Torricelli-Gesetzes, des Helms-BurtonGesetzes, der Blockade und aller Verschwörungen gegen unser Land, die mehr als vierzig Jahre angehalten haben. Das ist - und ich sage das ganz offen - unsere Position. Tatsache ist, daß wir nicht die Clinton-Administration des heiklen Problems beschuldigen, obwohl es ihrerseits Anzeichen von Schwäche gab, denn dieses Kind hätte bereits zurückgeführt werden müssen. Doch man war an so viele Ungeheuerlichkeiten gewöhnt, und es ist nicht bekannt, wie viele Eltern die elterliche Sorge verloren haben; denn mitunter ist es der Vater gewesen, der das Kind mitnahm und die Mutter zurückließ oder die geschiedene Mutter nahm das Kind mit und der Vater blieb hier. Es gibt Tausende solcher Fälle. Bei uns gibt es kein Ausreiseverbot. Wir genehmigen 20 000 Fälle jährlich mit Einreisevisum. Wollen Sie noch mehr? Also mehr noch. Wir haben das Recht der elterlichen Sorge geachtet. Es schmerzt uns, wenn ein Kind die Schule verlässt, ein anderes Umfeld bekommt, seine Identität einbüßt. Es handelt sich um ein Kind, ein unschuldiges Wesen. Doch wir respektieren das Recht des Elternteils, der das Kind mitnehmen möchte. Wir respektieren dieses Recht mit der gleichen Standhaftigkeit, wie wir das Recht jenes Vaters verteidigen, der hier blieb, der darum bat, ihn im Kampf um seinen Sohn zu unterstützen. Doch Tausende von Kindern reisen aus, und ihnen geschieht das gleiche: sie werden entwurzelt. Es ist schmerzhaft, doch wir haben das Recht der elterlichen Sorge respektiert. Eine Familie hat ein, zwei oder drei Kinder und er schmerzt uns, daß sie die Schule verlassen und ihrer Identität verlustig gehen, doch wir respektieren dieses Recht ohne Ausnahme. Mehr noch. In den ersten Jahren der Revolution wurden 14 000 Kinder aus Kuba heraus geschmuggelt. Zuerst erfanden sie ein falsches, erlogenes infames Gesetz, das sie unterzeichneten, als ob es sich um einen tatsächlichen Gesetzesentwurf handeln würde. Es war die Zeit der Agrarreform, der Wohnungsreform und anderen Veränderungen in jenem Geist und jenem Ambiente; und um bei den Menschen Furcht zu erwecken, erfanden sie ein Gesetz und verbreiteten es. Sie erfanden etwas, was ich danach in einem Scholochow-Werk lesen konnte, dem "Blutigen Don" oder einem anderen Werk jenes Nobelpreisträgers, bei dem ich lernte, daß seit damals schon die elterliche Sorge gegen die russische Revolution eingesetzt wurde; es war nichts Neues. Sie brachten es hier zur Anwendung, und es zeigte außerordentliche Wirkung. Sehr viele wurden eingeschüchtert. Es wird ein Buch darüber herausgegeben, über die massenweise Entführung, diesmal mit Unterstützung der Eltern, denn sie unterlagen einer Betrügerei und einer von den Nachrichtenorganen der Vereinigten Staaten organisierten Operation. Journalist: Doch viele Kinder von damals, die heute erwachsen sind, haben reagiert und verteidigen ... Fidel Castro: Einige der Aufwürfigsten sind jetzt dabei zu reagieren. Dieser Anwalt, der eine außerordentliche Haltung an den Tag legte, und noch andere sprechen für jene Kinder, die immer noch den Schmerz darüber empfinden, daß sie entführt wurden. Und was geschah weiter? Es kam die Raketenkrise; jene Reisen wurden eingestellt, und viele jener Kinder blieben dort und die Eltern hier. Niemals haben wir die legalen Auswanderungen verboten, niemals! Wer will, soll auswandern! Wir waren es, die nach der Trennung der Familien mehr als einmal darauf bestanden haben, diese zusammenzuführen. Das heißt also, wir haben das Recht der elterlichen Sorge absolut respektiert. Also, ich sage dir, was sie taten; etwas Infames: 14 000 Kinder. Viele von ihnen wurden sich später bewußt, was ihnen geschah. Einer der Anwälte, José Pertierra, ist klarer in seinen Ausführungen und gehört neben vielen anderen zu jenen, die sich gegen die Entführung Eliáns aussprechen. Achtung der elterlichen Sorge ist die, die wir gezeigt haben, nicht sie; und sie reißen uns ein Stück vom Herzen ab, jedes Mal wenn ein Kind seine Schule verlässt. Hier, wo das Bildungswesen besser ist als in den Vereinigten Staaten, ein viel besseres Gesundheitswesen für die Betreuung der Kinder vorhanden ist, die Kindersterblichkeit unter der der Vereinigten Staaten liegt und es keine Drogen noch Risiken gibt, daß sich die Kinder gegenseitig umbringen.
Gestern erst erhielten wir die Meldung, daß ein Siebenjähriger, ein sechsjähriges Mädchen in der Schule tötete. Sie stand vor der Lehrerin, und er kam mit einem Revolver und tötete sie vor ihr. Denn die Ultrarechte ist außerdem gegen die Waffenkontrolle. Obwohl wir die Hauptverantwortung nicht der Regierung zuschieben, trägt diese schon ihre Schuld, das will ich nicht leugnen, doch es ist die Anarchie, die dort herrscht. Die Richter in Florida handeln nach ihrem Gutdünken. Sie mußten, wie ich bereits sagte, vier von ihnen ablösen. Es ist ein Skandal. Der erste Richter des Bundesgerichts wird angefochten, ein anderer wird ernannt, von dem es heißt, er sei geradlinig, doch sie lassen ihn krank werden. Keiner weiß, ob es sich tatsächlich um eine Krankheit handelt, oder ob man ihm etwas verabreicht hat. Fakt ist, daß sie sagen, er habe ein ernstes gesundheitliches Problem. Also war der Mann draußen, weil er nicht konnte. Der nächste Richter wurde bestellt und die Verhandlung vom 6. auf den 9. März verlegt. Es ist eine Unordnung, ein Chaos, ein Prestigeverlust, wie man es in keinem zivilisierten Land der Welt vorfindet. Doch ich werde dir noch etwas sagen, und das steht auch in Imperatoris Anzeige, nämlich zum Vorleben jenes Gentleman. Wir wollten dieses Thema nicht berühren und haben auch nicht darüber gesprochen; doch die Vergangenheit des Gentleman, jenes Großonkels, ist sehr bösartig. Achtet auf das Wort, das ich gebrauche: bösartig! Es geht nicht darum, daß er dort, betrunken, zwei oder drei Karambolagen verursachte, daß er ein Alkoholiker ist. Es geht um etwas viel Schwerwiegenderes, und Imperatori hat es in seiner Botschaft an das kanadische Volk zum Ausdruck gebracht. Es ist ganz einfach ein korrupter Mensch, verdorben, mit krankhaften Neigungen. Tatsache ist, er war Sportlehrer an zwei Schulen - wir ermitteln noch Einzelheiten; ich glaube sogar, es waren drei Sportschulen für Anfänger (EIDE). Und Journalisten der USA waren es, die dort etwas vernommen hatten und die auf die ersten Anzeichen seiner schlimmsten Vergehen stießen. Uns war vieles über ihn bekannt, doch hatten wir das Material zurückgestellt; wir haben es nicht benutzt. Doch nun traten Zeugen einer ernsteren Angelegenheit auf: Der Mann hatte als Lehrer für Körperkultur und Sport seine Schüler mit einem Wort - sexuell mißbraucht. Er war derartig gesunken, daß er Handlungen sexuellen Mißbrauchs beging. Und diesem bösartigen Gentleman wurde in den Vereinigten Staaten das Kind übergeben. Imperatori, der für die Verteidigung der Wahrheit und Entlarvung der Konspiration sein Leben und alles aufs Spiel setzte, hat es in der Botschaft an das Volk von Kanada klar angesprochen. Granma brachte lediglich: "Noch ist nicht bekannt, was für ein Mensch jener ist, in dessen Obhut das Kind gegeben wurde." Das US-amerikanische Volk steht vor einem sehr ernsten Problem. Ich glaube, daß für dieses Volk der sexuelle Mißbrauch von Kindern und Jugendlichen eines der verwerflichsten Vergehen ist. Unsere Presse brachte nur die genannte Meldung, denn wir wollten nicht den Anschein erwecken, daß wir Dinge erfinden oder auf bestimmte Punkte seines Vorlebens zurückgreifen. Wir waren es nicht. Diese Information besitzen mehrere Journalisten. Doch es ist ein so heikles Thema, daß sich bislang keiner zur Veröffentlichung aufraffen konnte. Unser gewesener Vizekonsul hat in aller Würde und Moral, die ihn beim Verlassen Kanadas kennzeichneten, dort ein Schreiben hinterlassen, in dem er es zum Ausdruck bringt; denn das Problem des Kindes ist der Grund, weshalb die Verschwörung erfunden wurde und ist der Grund für die Tragödie und die Risiken, die er einging. Er hatte die Risiken herausgefordert, es mußte so sein, war in den Vereinigten Staaten geblieben und in den Hungerstreik getreten. Ich sage euch, das ist ein ernstes, ein sehr ernstes Problem, das sie bedenken müssen, denn wir verfügen über viele viele Information. Doch was ich wissen möchte, ist, was sie am 9. März tun werden, denn sie gaben Zeit, die bewußte Berufung einzulegen. Würdig wäre gewesen, sie hätten unmittelbar nach Anerkennung der Rechte des Vaters durch die INS auf administrativem Wege das Kind zurückgegeben und sich nicht in politische Kampagnen und Ränke verwickelt. Sie gaben die Möglichkeit für jedes und alle Verfahren und noch tausend Verfahren dazu. Und natürlich richten sie dem Jungen einen schrecklichen Schaden an indem sie ihn auf unbestimmte Zeit dort behalten. Sie fügen seiner Familie und dem ganzen kubanischen Volk schreckliches Leid zu. Es sind elf Millionen Menschen, sogar die Feinde der Revolution verurteilen dieses Vorgehen. Am 9. März findet also nun die Verhandlung statt für den Fall, daß der Richter nicht krank oder umgebracht wird. Die Mafia ist fähig, Richter zu ermorden. Sie haben bereits mehr als einen Menschen ermordet. Vielleicht habt ihr heute im Rahmen des Podiumsgespräches die Anzahl von Terroristenakten der dortigen Mafia gesehen. Als sich eine Annäherung der Emigration an ihr Geburtsland abzeichnete, tötete jene Mafia eine ganze Reihe Leute; und sie wissen das, denn jene, die die Verbrechen begingen, sind ihre Schüler; Spezialisten in den Techniken des Tötens, die sie über Jahre hinweg ausgebildet haben. Das ist die Wahrheit, die alte Geschichte. Clinton werde ich nicht dessen, was vorher passierte, beschuldigen, aber er sollte etwas standhafter sein. Das sage ich ganz offen. Er hat in dieser Sache eine gute Position eingenommen, in dem Sinne, daß die Staatsanwältin Frau Meissner unterstützte, der Präsident unterstützte die Staatsanwältin, sogar die Außenministerin unterstützte sie. Nun, sie erfanden einen Spionagefall, den sie vier Tage vor der Gerichtsverhandlung veröffentlichten;
sie erfanden ihn am 11.; am 11. Februar haben sie diesem hohen Beamten, diesem angeblichen Spion, die Falle gestellt; und sie haben keine Beweise, weil sie keine haben können! Das sage ich Ihnen, der ich mit Molina und jetzt mit Imperatori gesprochen habe, und wir wissen bereits alles; wir wissen sogar jedes einzelne Wort; sie haben diesem Mann keine einzige Frage gestellt, keinen einzigen Vorschlag unterbreitet, denn damit hätten sie auch ein schweres Vergehen begangen. Deshalb sagten wir: Beweisen Sie uns, daß dies so ist und wir selbst sind bereit, sie vor Gericht zu stellen, denn das wäre ein schweres und kompromittierendes Vergehen, und das ist während 22 Jahren nicht vorgekommen. Sie haben nichts, nichts! Sie haben absolut Null Belege dafür; sie haben sich verwickelt. Die Mafia hat die Regierung dreimal verwickelt. Zwei habe ich bereits erwähnt. Sie stellten dem Beamten die Falle; niemand kann bestraft werden, weil er aufgrund einer Täuschung zu einer Indiskretion gegenüber einem engen Freund verleitet wurde. Dieser Beamte war unbestreitbar ein sehr guter Freund und sogar Wirtschaftspartner des Unternehmers Font, von dem man sagt, er sei Millionär. 15 Minuten später, sagen sie, habe er den anderen angerufen; sie haben ihn mit der Täuschung dazu verleitet, dem anderen das zu erzählen, was sie ihm erzählt hatten. Derjenige, der diesen Beamten bei einem Treffen von Geschäftsleuten in Connecticut dem Leiter unserer Interessenvertretung vorgestellt hatte, war Herr Font, und anwesend waren dort mehrere Unternehmer, darunter ein Kolumbianer. Font, der das Treffen organisiert hatte, hatte diesen Beamten, der sein Partner war, eingeladen. Die Anwesenden tauschten dort Visitenkarten aus. Molina sprach später zweimal mit Faget. Molina hat mir mit ziemlicher Genauigkeit die Einzelheiten erzählt, an die er sich erinnert; aber Papier hat ein noch besseres Gedächtnis als Menschen, wissen Sie? Und da dort prinzipiell jedes Mal, wenn jemand etwas unternimmt, er einige Notizen aufschreibt, um dies mitzuteilen, - merken Sie? - haben diese Papiere ein besseres Gedächtnis als die Autoren selbst. Mit Molina sprach ich, als die Erfindung von der Spionage aufkam: Sag mir wie es war, alle Einzelheiten, zu welcher Uhrzeit, wie ist der Mann, wie ist sein Charakter. Das Leben lehrt einem ein wenig Psychologie und es ist schon ganz klar. Nun aber habe ich mit dem anderen, seinem Nachfolger, gesprochen: José Imperatori. Deshalb kann ich bestätigen, daß sie nicht einmal einen Strohhalm haben, an den sie sich klammern können. Das ist alles unwahr; sie sind am Ende. Die Regierung haben sie mit diesem Fall verladen. Als Erstes treffen sie eine gute Entscheidung bezüglich des Kindes und, statt diese unverzüglich zu vollziehen und es zurück nach Kuba zu bringen, - der Konflikt war bereits losgetreten - warten sie drei oder vier Tage und geben ihnen alle Zeit der Welt, damit sie alle möglichen Manöver und Verfahren starten können. Als Zweites beschließt der Leiter des FBI-Büros in Miami, Héctor Pesquera, gemeinsam mit einem weiteren Mitarbeiter dieses Büros, Paul Mallet, welcher die Ermittlungen leitete, daß Faget nachgespürt werden solle, da sie scheinbar Verdacht geschöpft hatten, wohlmöglich, weil sie den INS-Beamten, Faget, ein- oder zweimal gemeinsam mit dem Vizekonsul gesehen hatten. Nach ihren Angaben überwachten sie Faget seit einem Jahr. Doch welch Zufall, 11 Tage vor der Gerichtsverhandlung stellen sie die Falle und formulieren vier Tage vor der Verhandlung eine übereilte und unerhörte öffentliche Anklage. Wenn der Leiter des FBI-Büros in Miami, das fünftgrößte Büro des FBI, seinen Vorgesetzten einen Bericht schickt und ihnen das Telefongespräch von Faget mit seinem Partner Font, Aufnahmen, Fotos oder ein Video von Faget mit Molina oder Font im Gespräch mit irgend einem kubanischen Vizekonsul vorlegte, glaubten sie es. Sie glaubten wirklich kein bißchen, daß es sich um einen faulen Trick handelte, und auf dieser Grundlage handelten sie. Als dies vor die höheren Stellen gelangte, beschlossen diese, Imperatori zur unerwünschten Person zu erklären, meiner Ansicht nach aber, weil sie irregeführt wurden. Denn man weiß, welche Wirkung es hat, wenn einer dieser Bosse sagt: "Hören Sie mal, sehen Sie dieses Gespräch, sehen Sie dieses Foto, dies ist ein Spion, der übergibt diese und jene Berichte." Möglicherweise Auszüge von Gesprächen. Aber sie haben später ausdrücklich von Auszügen gesprochen; man muss sie dazu auffordern, alles zu veröffentlichen, alles; daß sie nicht ein Wort aus dem Zusammenhang reißen. Was der Mann tatsächlich tat, war die Interessen der INS zu verteidigen, und er war wegen der illegalen Immigration besorgt, denn er beschuldigt praktisch Kuba, wenn er dem Vizekonsul sagt: "Es gibt korrupte Leute am Flughafen, die erlaubt haben, daß Menschen ohne Dokumente in eines der Flugzeuge steigen, die normalerweise von Havanna nach Miami fliegen." Das kann passieren, wenn sie einen Einzelnen bestechen. Ich hatte davon nichts gehört, das versichere ich Ihnen, bis dieses Problem aufkam und ich habe sofort nachfragen lassen, um welche Fälle es sich handle; hier waren sie nicht bekannt. Weil jedermann in ein normales Flugzeug steigt und, wenn er dort aussteigt, sagt: "Nein, ich bin in USamerikanischem Staatsgebiet; es gilt der Cuban Adjustment Act; ich berufe mich auf ihn." Sie sind verärgert. Deshalb sage ich, daß wir weder die Regierung, noch das Außenministerium, noch die Staatsanwaltschaft beschuldigen, und das sage ich in vollem Ernst; ich kenne ihre Schwächen, sie
hätten der Mafia nicht die vier oder fünf Tage Zeit lassen sollen, um unendliche juristische Verstrickungen einzufädeln. Alle Präsidentschaftskandidaten sind in die übliche Vorwahldemagogie verstrickt und sagen Dinge, die denen dort in Florida gefallen; obwohl die Mafia dort die Wahlen nicht entscheidet; das ist ein Mythos. Alle Kandidaten unterstützen den Unsinn, und der Präsident unterstützt die Staatsanwaltschaft und erklärt gleichzeitig, die Richter würden entscheiden. Aber, warum haben sie diesen Leuten vier oder fünf Tage Zeit gelassen, um Rechtsmittel einzulegen? Da ist viel Feigheit mit im Spiel. Ich sage Ihnen bereits, daß sie in Zusammenhang mit dem Menschenschmuggel keinen Einzigen verurteilt haben; die haben wir hier, wir bieten sie ihnen an und sie haben niemand in Miami verurteilt; sie trauen sich nicht. Dieser Mafia gehört Miami; sie bestechen Richter und alle anderen; es sind Terroristen, sie sind imstande zu töten. Aus dieser Mafia stammen möglicherweise die Leute, die Kennedy ermordet haben. Journalist.- Comandante, der 9. ist also ein entscheidender Tag? Fidel Castro.- Gut, jeder Tag ist ein entscheidender Tag; aber jeder weitere Tag, der vergeht, ist ein schwerwiegenderer Tag, weil sie am Verstand des Kindes arbeiten, ihn foltern. Sie würden ihn gerne sechs Monate lang bei sich haben. Die Regierung der Vereinigten Staaten ist dabei bereits zum Komplizen geworden. Gut, sie legen Gesetze aus: Eine Regierung, die Kriege erklärt ohne irgend jemand um Erlaubnis zu fragen, Bomben abwirft, Raketen abschießt und noch viel mehr, könnte, denke ich, ihre Befugnisse auf korrekte und mutige Weise auslegen. Außerdem handelt es sich um einen Fall, der nicht in die Gerichtsbarkeit USamerikanischer Gerichte fällt. Die Entscheidung obliegt den Gerichten im Herkunftsland des Kindes; verstehen Sie? Aber gut, wir werden sehen, was dieser Richter tun wird. Sollte dieser Richter nicht zugunsten der Rückführung des Jungen entscheiden, und ich sehe nicht, wie er gegen ihn entscheiden könnte, wäre das Prestige der Vereinigten Staaten zerstört. Es kann sein, daß er zugunsten der Staatsanwältin und der INS entscheidet, aber dann können die anderen beim Berufungsgericht in Atlanta Rechtsmittel einlegen; die Regierung hat Möglichkeiten, das Verfahren zu beschleunigen. Schon dieser Zeitraum könnte sich vielleicht um einige Wochen verlängern; das Prestige dieses Landes hält dies aber nicht aus, und sie können jetzt also nicht damit kommen, daß sie vor das oberste Gericht ziehen. Das US-amerikanische Recht sieht vor, daß die Entscheidung bereits in der zweiten Berufung in Atlanta fällt, und die ist in der Regel die Entscheidung des Richters. Journalist.- Wenn sie es bestätigen... Fidel Castro.- Gut, sie werden versinken; man weiß nicht, wie weit sie versinken werden; aber sie sind schuld daran. Für uns steht fest, - nicht weil sie es uns gesagt hätten; wir haben es gesehen, wir haben es erkannt, wir sehen es, weil man kein Wahrsager sein muß; mit den Jahren lernt man - daß sie das Kind zurückgeben wollen aber Angst haben; sie würden das Problem gerne lösen, aber sie haben Angst. Nun, auch wenn das Urteil zu ihren Gunsten gefällt würde, trauen sie sich nicht, das Kind im Haus der Person abzuholen, die es hat. Wir haben also einen üblen Kerl mit unfaßbaren Vorstrafen, dem das Sorgerecht für das Kind zugesprochen wurde, und eine Regierung, die sich nicht einmal traut, es dort abzuholen, weil die Gegenseite mit einem Skandal droht. Das ist die tatsächliche Lage. Ich spreche und möchte den Präsidenten weder beleidigen noch ihm Schaden zufügen, auch der Staatsanwältin nicht, und nicht einmal Frau Albright, weil ich Zeuge dessen bin, was ich gesehen habe, und sie verstehen, daß alles eine Dummheit ist; aber, daß es an dieser minimalen Entschlossenheit fehlt, um diesem Herren ein Ultimatum zu setzen! Denn mit den Mitteln, über die sie verfügen, wissen sie genau was sie ihm sagen können. Wenn zum Beispiel das FBI kommt und ihm sagt: "Hören Sie, Sie müssen dieses Kind herausgeben; zwingen Sie uns nicht, Gewalt anzuwenden", dann wird der Mann in Schrecken versetzt und seine Freunde werden auch entmutigt, denn es ist wirklich untragbar, daß dieser üble Herr das Kind bei sich hat. Sie haben nicht den entferntesten Beweis für die Spionageanschuldigung, die sie konstruiert haben. Dritter Fehler: Sie sahen sich dazu gezwungen, ohne mit dem Willen unseres Landes zu rechnen, hier sind alle Unterlagen, die dies beweisen - Imperatori unter Zwang in ein Drittland zu schicken; sie wiesen ihn nach Kanada aus. Und das ist ein Ehrenmann. Erlauben Sie mir Ihnen zu erzählen, daß er während der ersten zwei Tage nicht einmal Wasser zu sich nahm; am zweiten Tag des Hungerstreiks hatte er nicht einmal Wasser getrunken; Ergebnis: Am Sonntag hatte er hohes Fieber, Dehydrierung, dickflüssigen Urin. Am Sonntag nahm er dann Flüssigkeit zu sich, aber er hatte über 30 Stunden lang kein Wasser getrunken. Er hat keinen Tropfen Reserve, denn er ist dünner als Don Quijote; es war als sei Don Quijote im Hungerstreik gewesen; das war Imperatori, und mit einer gewaltigen Standhaftigkeit. Er sprach mit uns; als er nach Montreal kam. Ich habe mit ihm Kontakt aufgenommen, denn wir wußten nicht einmal wo er sich aufhielt. Als wir dann erfahren hatten, daß er dort war, sprach ich mit dem Konsul, dem Botschafter und mit ihm; ich grüße ihn und sage: "Wie haben sie Dich im Flugzeug behandelt?" Er sagt: "Gut, mit Respekt. Sie sagten mir sie wüßten, daß ich mich im Hungerstreik befände, und fragten mich, ob ich eine Flüssigkeit zu mir nehmen wollte und ich verneinte dies." Und
unmittelbar sagt er zu mir: "Ich möchte Ihnen mitteilen, daß ich den Streik fortsetzen werde:" Er begab sich zur Botschaft und setzt dort den Hungerstreik fort, nicht gegen Kanada, sondern gegen die, die ihn, wie er in seiner Mitteilung an das kanadische Volk erklärt, gewaltsam mitgenommen hatten; er hatte das nicht verlangt, nicht darum gebeten. Sie stellten ihm sogar mit dem Paß eine Falle; er trug den Paß nicht bei sich; die Anwälte hatten ihn. Die Behörden forderten von den Anwälten den Paß ein, ohne ihnen auch nur den Grund mitzuteilen; sie forderten von ihnen den Paß und diese sagten: "Hier haben Sie ihn." Das stellt kein Problem dar; einen mehr als bekannten Mann, den sie des Landes verweisen wollen, verweisen sie mit oder ohne Paß. Er aber wußte tatsächlich nicht, daß er keinen Paß hatte. Er kommt nach Kanada und in seiner ersten Mitteilung erklärt er, daß er den Hungerstreik fortsetzen wolle. Anschließend begab er sich zur kubanischen Botschaft in Ottawa. Die kanadischen Behörden nahmen ihn freundlich auf. Ich habe den Eindruck, daß sie dachten, sie würden bei der Lösung eines Problems helfen, aber das Problem wurde nicht gelöst; der Mann hatte einen Hungerstreik erklärt. An diesem Tag, dem Samstag, hatte er nicht einmal gefrühstückt. Um 11.00 Uhr verliest er eine Erklärung, in der er seinen Hungerstreik deklarierte; um 20.35 oder 20.33 erscheint das FBI, das müßte man präzisieren, aber nach fünf Minuten - wie erzählt wurde - forderten sie ihn dazu auf, einen Mantel anzuziehen. Sie fragten ihn nach dem Gepäck. Er sagte: "Ich habe keines." Danach brachten sie ihn in den Keller. Mit Respekt, wir müssen sagen, daß sie ihn mit Respekt behandelt haben; sie legten ihm keine Handschellen an. Er stieg mit großer Würde in den Wagen, sie brachten ihn zu einem Flugzeug und dann scheint es, als hätten sie auf dem Flugplatz länger gebraucht; gegen 24.00 Uhr kam er in Montreal an. Dort empfing ihn der kubanische Konsul im Konsulat; wir sprachen mit ihm; wie ich bereits gesagt hatte, sprach ich mit ihm, ich begrüßte ihn, fragte ihn, wie sie ihn behandelt hatten, alles; ich wiederhole, was er sagte: "Ich werde den Hungerstreik fortsetzen." Man hatte ihn nicht gefragt und er erklärte den Kanadiern beim Abschied, daß er nicht verlangt hatte, dort einzureisen. Er begab sich zur Botschaft und setzte den Streik fort, bis, gut, in der Erklärung des kubanischen Regierung wird das erklärt und ich erkläre weiter nichts, denn all diese Angelegenheiten müssen höchst vertraulich behandelt werden. Ich weiß, daß überall Alle etwas darüber erfahren wollen; aber in seinem Brief wird es erläutert. Ich weiß zum Beispiel, wie die Meinung in den Vereinten Nationen ist. Weil in den Vereinten Nationen Alle die Mitteilung erhalten haben und sagen: "Jetzt verstehen wir." Niemand verstand den Grund für einen Hungerstreik in Kanada, aber sie brachten ihn mit Gewalt dorthin, nicht einmal er wußte von nichts Die Kanadier tragen keine Schuld; ich würde sagen, daß sie die Kanadier in dieses Problem hineingezogen haben. Aber wir haben absolut nichts gegen Kanada, es gibt keinen Protest gegen die Kanadier, und ich denke wirklich, daß sie zur Lösung des Problems beigetragen haben. Außerdem haben alle Parteien mit Ehre und Würde dazu beigetragen, eine Lösung zu finden, die hier in groben Zügen aufgezeigt wird. Es war eine Lösung, die kurz nach 24.00 Uhr oder gegen 24.00 Uhr in der Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag erzielt wurde, und deshalb mußten die Personen, welche die Reise antraten, die Reise machen und wußten dies nicht. Wir hatten vorgeschlagen, daß eine Gruppe reisen würde, die das Flugzeug nicht verlassen müßten. Es wurde eine Gruppe als Vertretung derer geschickt, die für das Kind und für Imperatori selbst gekämpft haben, die sich am meisten ausgezeichnet hatten, sowie eine Journalistengruppe, und Alle blieben im Flugzeug; die Angehörigen, eine Gruppe aus 8 Ärzten, 10 oder 12 Journalisten und 40 Genossen und Genossinnen, die sich im Kampf ausgezeichnet hatten, um ihn im Flugzeug in Empfang zu nehmen und zu begleiten. Am Sonntag werden sie glaube ich, den Film über den Ablauf der Hinund Rückreise veröffentlichen; heute wurden 8 Minuten gezeigt. Die ganzen Ereignisse sind bewegend, und als er dort ankam und mit einer beeindruckenden Würde heraufstieg. Ich erwartete ihn, wir brachten ihn in ein Krankenhaus und morgen werden wir tatsächlich eine Mitteilung mit mehr oder weniger dem, was die Ärzte erklärten, herausbringen. In fünf Tagen hat er 12 Pfund abgenommen, ein Wert, der weit über den Gewichtsverlustparametern eines schlanken Mannes liegt. Journalist.- Comandante, ich hatte Ihnen eine Frage gestellt und Sie haben uns freundlicherweise so viel Zeit gewidmet, daß ich denke, es ... Fidel Castro.- Es tut mir Leid, weil einige Personen auf mich warten. Von welchen Medien kommen Sie? Journalist.- Nun, wie ich Ihnen sagte, komme ich von der Agencia de Información Nacional und es sind noch Radio Rebelde und das kubanische Fernsehen vertreten. Fidel Castro.- Sie können wörtlich veröffentlichen, was ich gesagt habe, und noch heute Abend senden. Da ich mit absoluter Objektivität gesprochen habe, übernehme ich die Verantwortung für alles, was ich gesagt habe. Und ich kann nicht mehr sagen, da wir sehr diskret sein müssen. Es darf kein Wort zuviel gesagt werden; es war sehr mühsam, eine ihn zufrieden stellende Lösung zu finden, und, wie es dort heißt, wird das Maximum an Möglichkeiten erhalten, die erreicht werden konnten, damit er in die Vereinigten Staaten reisen kann, um an dem Verfahren teilzunehmen. Und wir haben wirklich nicht mehr gefordert als die Möglichkeit, absolute Sicherheit kannst du nie haben, weil die
können sie nicht einmal dort bieten; es sind eine Menge Organisationen beteiligt. Aber so definieren wir es: das Maximum an Möglichkeiten, die erreicht werden konnten. Natürlich gab er dann nach; denn er hat das gefordert; er war dort ohne jede Immunität und hat sich in ihre Hände begeben. Aber sie sind in einer sehr schwierigen Lage, denn sie können absolut nichts beweisen. Sie stehen vor dem absoluten Nichts; also ist die Lüge auch total und absolut. Aber ich behaupte nicht, daß es eine Erfindung der Regierung ist; das ist meine Meinung. Es gab drei Möglichkeiten und ich fragte mich: Ob sie seit langem versucht haben, eine Provokation zu organisieren? Denn unsere Leute haben ausdrückliche Anweisungen, keine nachrichtendienstlichen Tätigkeiten in unserer Interessenvertretung durchzuführen. Das war, wie erklärt wurde, vor 22 Jahren. Und ich kümmerte mich darum, denn als Carter dieses Büro einrichtete sagte ich: "Das wird sich mit lauter CIA-Agenten füllen und es ist besser, die Moral zu bewahren", verstehen Sie? Wir gaben ihnen kategorische Anweisung, jegliche Art nachrichtendienstlicher Tätigkeit durch die Interessenvertretung zu unterlassen. Wie Sie wissen, sind wir ein von vielen Seiten sehr ausspioniertes Land gewesen, und wir haben in all dem viel Erfahrung und wissen ziemlich viel über diese Angelegenheiten. Ich habe die Akten derer, die dorthin gingen, selbst .überprüft; es waren Fachleute und ich werde dies nicht verneinen. Diejenigen, die ich hauptsächlich überprüfte, waren Menschen, die in diesem Thema Bescheid wußten. Ich wählte sie aus und forderte sie an, und es gibt keinen einzigen Angehörigen der Interessenvertretung, dessen Akte ich nicht überprüft hätte. Nicht alle aber, sagen wir, die Mehrzahl verfügte über Kenntnisse, Ausbildung und Disziplin. In 22 Jahren wurde gegen diese Anweisung nicht verstoßen. Welch Zufall, daß vier Tage vor der Gerichtsverhandlung ein Fall auftaucht, eine Anklage, die, die Moral der Staatsanwältin zerstört, die, die INS zerstört; welche Glaubwürdigkeit verbleibt ihnen noch in diesem Verfahren? Wenn der Mann einfach beschlossen hätte, hierher zu kommen, hätten alle gesagt: "Nein, er akzeptiert das." Das konnte nicht hingenommen werden, nicht weil ein Angehöriger der ständigen Vertretung ausgewiesen wurde, sondern weil nach unserer Auffassung das Schicksal des Kindes davon abhing. Sie zerstören den guten Ruf der INS, demoralisieren sie, weil ein Spion aufgetaucht ist, ein wichtiger Beamter der INS; was würden die Menschen in den USA davon halten? Es war ein Schlag gegen die INS, gegen die Staatsanwältin, wir können sagen, sogar gegen den Präsidenten und gegen Frau Albright, weil diese die Entscheidung der INS unterstützt haben. Und plötzlich wissen sie selbst nicht mehr was sie tun sollen. Wir sind vielleicht die Einzigen, die, die Unwahrheit nachweisen können. Wir beschuldigen nicht einmal die nationale Zentrale des FBI. Es war eine der wichtigsten Regionalbüros dieser Einrichtung und ihr Leiter ist Bruder des Anwalts, der eine der Personen in Puerto Rico verteidigte, die wegen des geplanten Mordanschlags auf mich in Isla Margarita angeklagt war; alle Beweise lagen vor. Es war außergewöhnlich, daß, obwohl eines der beiden Gewehre Eigentum eines gewissen Hernández war, einer der obersten Anführer der Cuban-American National Foundation, dieser bei dem Verfahren nicht mit angeklagt wurde; und dies geschah wegen der Verbindung, die dieser Herr, der Leiter des FBI in Miami ist, über seinen Bruder, der als Anwalt an jenem Verfahren beteiligt war, mit der Cuban-American National Foundation hatte, die großzügigerweise sämtliche Kosten der Verteidigung übernahm. Ich sage dies und wiederhole es, dieser Mann und die Mafia haben das FBI verwickelt; sie werden das aufklären müssen oder wir übernehmen es, sie so oft wie nötig daran zu erinnern und Beweise von ihnen zu verlangen. Damals war es eine Invasion in der Schweinebucht; jetzt sind sie im Ciénaga de Zapata-Sumpf gelandet; so ist es, so sage ich es bezüglich beider Angelegenheiten: bezüglich der Sache wegen Elián und bezüglich der Anklage, und wir werden es übernehmen, dies zu beweisen. Das Volk hat auf außerordentliche Weise reagiert und wir sagen: Gut, wir haben eine große Schlacht geliefert und es dauert jetzt drei Monate. Aber was nützt es, wenn der Junge zurückkommt, aber täglich ein Kind dort ums Leben kommen kann, weil sie für die unverantwortlichen Personen, denen sie kein legales Visum erteilen, ungeheure Anreize geschaffen haben? Es ist viel wichtiger, dieses Gesetzes abzuschaffen, das wer weiß wie viele Opfer fordert und gefordert hat. Dieses Gesetz muß abgeschafft werden, dafür werden wir kämpfen. Und wir können kämpfen, daran kann niemand zweifeln, wir können kämpfen. Schauen Sie wie viele Talente sich gezeigt haben. Und ich lese täglich die Umfragen. Viele fragen sich, weshalb ich nicht gesprochen habe, und ich wollte nicht einmal auf eine offene Tribüne steigen, weil es nicht nötig ist, daß ich spreche; das Volk soll sprechen, die Jugendlichen sollen sprechen, Alle sollen sprechen. Wir denken auch nicht daran, ein Fest zu veranstalten, wenn der Junge zurückkommt; wir sagten bereits: Wir werden ihn empfangen, das Kind wird in ein Krankenhaus gebracht, um untersucht und betreut zu werden, wie wir es mit Imperatori getan haben, Bleibt mir nur noch hinzuzufügen, daß ich heute mit Imperatori und den Ärzten sprach und sie waren besorgt, seinen allgemeinen Zustand zu erfahren; sie haben mehrere der dringendsten Untersuchungen gemacht. Ein befreundeter Arzt hatte ihm in Kanada am Mittwoch Proben entnommen, um einige Untersuchungen durchzuführen, und hier wurden diese ebenfalls sofort
durchgeführt, um die Parameter zu vergleichen und vielleicht wird seine Gesundheit in Zukunft besser sein, denn er raucht sehr, sehr viel. Journalist.- Zigarren? Fidel Castro.- Zigaretten. Er raucht viel, das stimmt, und er inhaliert den Rauch. Am Sonntag in Kanada war seine Situation etwas kompliziert; er hatte zwei Tage lang keine Flüssigkeit zu sich genommen, er trank kein Wasser und er hätte eine Flüssigkeit mit Vitaminen und einigen lebenswichtigen Elemente zu sich nehmen müssen. Ich denke, daß sie ihn morgen Nachmittag bereits entlassen und sie wollen, daß er sich zwei Wochen lang ausruhe. Das ist alles was ich Ihnen sagen kann. Danke. Ich gehe, da man mich erwartet. War dies ausreichend für Sie? Journalist.- Nein, mehr als ausreichend. Fidel Castro.- Sie können all dies in meinem Namen sagen, und erklären sie, daß ich nicht sprechen muß, weil wir ein gut ausgebildetes Volk mit Bewußtsein haben, das in der Lage ist, für sich selbst zu sprechen und auch zu kämpfen. Das war alles. Auf Wiedersehen
Fidel - 29. März 2000 Rede des Präsidenten der Republik Kuba, Fidel Castro Ruz, während der offenen Tribüne der Jugendlichen und Studenten am Round table-Informationsgespräch am 29 März 2000. Bitte entschuldigt, aber nun habe ich zum dritten Mal in drei Tagen das Bedürfnis etwas zu sagen. Endlich haben wir geschafft, dass sie das veröffentlicht haben, was sie nicht veröffentlichen wollten. Aber es war ihnen sicher peinlich, dies zu veröffentlichen; heute hatten sie keine andere Wahl als dies zu tun, und die Entscheidung, die sie gestern trafen, ist absolut verständlich, denn dieser Dialog und diese Fragen, die sie dem Kind stellen, sind wirklich abstoßende und widerwärtige Szenen. Aber das überlasse ich Euch, die Ir Fachleute in diesem Thema seid. Der heutige Tag ist entscheidend. Es ist alles mögliche passiert und der Tag ist noch nicht vorüber; zur Stunde beraten sich sogar noch die Vertreter Immigrations- und Einwanderungsbehörde (INS) mit den Anwälten der Angehörigen und mit den Angehörigen hinter verschlossenen Türen und, soweit bekannt, wurde noch nichts beschlossen. Nach aller Logik - und das erklärte ich gestern - ist, dass sie annehmen werden, dass sie annehmen müssen. Dies sagt auch der Anwalt Pertierra. Da die dort herrschende Atmosphäre aber hysterisch und verrückt ist, weiß man nichts, ehe veröffentlicht wird, was dort gesprochen wurde. Aber es gibt etwas sehr wichtiges. Set, wie ihnen nichts mehr übrig bleibt, nur ein einziges kleines demagogisches Argument: der Vater kümmere sich nicht um das Kind. Und sie sprechen so gelassen darüber, als ob dem Vater in Miami nicht Tausend Gefahren drohen würden. Sie vergessen vollständig, was mit den Großmüttern geschehen ist; sie vergessen, dass dort selbst die Polizei und die Bürgermeister die Behörden der Bundesregierung missachten. Für eine Reise von Juan Miguel ins Revier der Mafia bedürfte es zumindest der Beteiligung eines Batallions der Lufteinsatztruppe, um ihn zu beschützen. Aber das ist nicht der Punkt. Juan Miguel hat keinerlei Angst, und hat nie Angst gehabt. Ich sage das, weil ich ihn gut kenne. Ihre Falle war eine andere: auf alle möglichen Verfahren zurückzugreifen, auf dieselbe Weise wie, sie sagten es bereits, sie den Jungen vor einen Senatsausschuss bringen oder rufen lassen wollten, damit er dort aussage. Das ist die einzige Verrücktheit, die sie nicht unternommen haben. Und wenn sie es tun sollten, entscheidet dort eine Person darüber, ob er zurückkehren kann oder nicht, denn ab dem Zeitpunkt, in dem sie ihn einberufen, muss er gehorchen, und nicht zu erscheinen oder ohne Genehmigung nach Kuba zurückzukehren, wäre ein Vergehen. Aber selbst davor hat Juan Miguel keine Angst, wie auch die Großmütter keine Angst hatten. Die Großmütter waren selbst dazu bereit auszusagen, und denen, die in diesem Ausschuss zu solchen Brutalitäten, Willkür und Ungeheuerlichkeiten in der Lage sind, die gesamte Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Gut, niemand hat Angst. Es ist so, dass das, was sie tun wollen, noch nie vorgekommen ist. Also gut, heute werde ich darüber sprechen. Während dieses Round table-Gesprächs hörte und schrieb ich, und beauftragte Carlitos, mit verschiedenen Genossen zu telefonieren, vor allem mit Juan Miguel, und ich selbst bin zum ersten Mal, seitdem ich hier teilnehme, hinausgegangen und habe mit Juan Miguel telefoniert, bevor ich beschlossen habe, heute Abend um ein paar Minuten zu beten, um zu sprechen. Es wird nicht lange dauern, es ist kurz und ich habe es schriftlich. Die Mafia und die extreme Rechte in den USA haben alle Kämpfer in die Arena Ring geschickt. Die im Dienst der Mafia stehenden Bürgermeister - es wird von so vielen Bürgermeistern gesprochen, aber alle sind aus dem selben Teil der Stadt - haben sich erhoben. Die Gesetzgeber, die ihre Interessen, d.h. die Interessen der Mafia, vertreten, sind aufgescheucht und erregt, üben höchsten Druck aus
und suchen nach außergerichtlichen Maßnahmen, wie das Problem mittels einer Vereinbarung oder eines Gesetzes dem gerichtlichen Verfahren entrissen werden kann, welches für sich ja schon illegal ist, denn es obliegt nicht den Gerichten der Vereinigten Staaten, in dieser Sache zu entscheiden, und selbst wenn es so wäre, seht Ihr ja was geschieht. Seit langem haben wir in Abstimmung mit Juan Miguel und den Großeltern vor, dass der Vater in die USA reist, und haben auf die richtige Stunde und Minute hierfür gewartet, damit sie auf die Art und Weise und mit den notwendigen Sicherheiten reisen damit jegliche groteske Falle, die ihm gestellt werden könnte, vermieden wird. Während des Verlaufs dieses Round table-Gesprächs war ich in Kontakt mit Juan Miguel und seiner Familie, und wir haben beschlossen, da wir diesen Augenblick für die richtige Stunde und Minute halten, heute Folgendes zu erklären: Juan Miguel González, der Vater von Elián, ist bereit, umgehend in die USA zu reisen, um sich um seinen Sohn Elián zu kümmern, als Vater des Kindes, als welcher er von der INS und dem Richter Moore anerkannt wurde - in Begleitung der Personen, die gemäß Auffassung der Ärzte, Psychiater und Psychologen unbedingt notwendig sind, um, ohne eine Minute zu verlieren, mit der Rehabilitierung und Wiedereingliederung in die Familien- und Schulumgebung beginnen zu können, solange das Verfahren vor dem Berufungsgericht in Atlanta dauert. Denn jetzt sieht es so aus, als würde das Verfahren mindestens einen oder anderthalb Monate dauern, und darüber streiten sich die Vertreter der INS mit den Angehörigen und deren Anwälten. Sie verlangen von diesen Herren die Zusicherung, dass sie, wenn das Urteil gefällt wird, die Auflagen, die sich aus dem Urteil ergeben, erfüllen werden. Und selbst dazu waren sie nicht bereit, bis jetzt haben sie blockiert. Es handelt sich deshalb um eine Reise zur Wiedergewinnung des Jungen, während auf das Ergebnis des Verfahrens gewartet wird. Gestern wurde auch davon gesprochen, wie nun das Problem der Trennung des Jungen von seiner Ziehmutter gelöst würde, wer nehme ihn auf, wie er wieder eingegliedert werden könne. Wir haben die perfekte Lösung zur Wiedereingliederung, ich würde sagen, die optimale Lösung. Das kann unsere Bevölkerung einschätzen, nachdem sie die Gespräche zwischen Elián und seinem Vater während der vergangenen Tage gehört hat, in denen das Kind trotz des schrecklichen Drucks noch immer reagierte und in der Lage ist, diese Gespräche mit dem Vater zu führen, über den kleinen Bruder zu sprechen, über den Cousin und all die Dinge - und auf sehr viel spontanere Weise, als auf die schreckliche Art, wie wir es soeben auf den Bildschirmen gesehen haben: "Hören Sie, sagen Sie, ob er nach Kuba gehen wollte, und ob er lieber dorthin gehen will oder ob der Vater hierher kommen soll." Das Kind war anderweitig beschäftigt und war es schließlich satt und sagte: "Gut, stellen Sie mir keine Fragen mehr", was die Hoffnung schürt, dass es reelle Chancen gibt, dass der Junge wiedergewonnen werden kann - vor allem, wenn schnell gehandelt wird. Und um dies zu erreichen, geben wir diese Erklärung ab. Mit ihm - d.h. mit Juan Miguel - würden seine Ehefrau reisen und der kleine Bruder von Elián - der sechs Monate alt ist und von dem er sehr zärtlich spricht, weil er ihm sehr zugetan war, obwohl dieser, als Elián fortging, kaum drei Monate alt war; der kleine sechs Monate alte Junge ist übrigens auch ganz wach. Außerdem würden noch ein Cousin von Elián, den er sehr mag, mitreisen, 12 Kinder aus seiner Schulklasse, der 1. Klasse, seine vertrautesten Schulkameraden, darunter natürlich Hanser, der immer neben ihm saß, seine Lehrerin in der 1. Klasse, unserer Bevölkerung bestens bekannt, da sie während der ersten Tage angesichts der Tragödie und wegen des schmerzhaften Verlusts ihres Schülers und der Traurigkeit der restlichen Schüler weinte; ebenfalls mitreisen würden seine Lehrerin der Vorschule - die ein ganzes Jahr mit ihm zusammen war und ihn sehr gut kennt -, die Kinderärztin, die sich immer um seine Gesundheit gekümmert hatte, ein Team bestehend aus Psychiatern, Psychologen, Pädiatrie- und andere Fachärzte, sowie ein Berater der sich in der Politik und im Rechtssystem der USA auskennt. Ziel ist nicht nur die Erhaltung der Gesundheit des Jungen, der - wie ihr bestätigt habt - dringend behandelt werden muss, sondern auch, dass er wieder in die Schule geht, damit er in die zweite Klasse versetzt werden kann. Jetzt haben sie ihn im Haus mit einem Lehrer eingeschlossen, der ihn unterrichten wird, und laut den Nachrichten, herrscht ein Höllenlärm. Heute hat er sich bei seinem Vater darüber beklagt, dass die Autos dort anhalten, Lärm machen und hupen; im Moment muss das dort die Hölle sein. Er geht nicht einmal zur Schule. Was wir hier vorschlagen, ist, seine Klassenzimmer dorthin zu bringen, zusammen mit seinen Klassenkameraden, seiner Lehrerin und der hervorragendsten Fachleute, damit sie sich um ihn kümmern. Er weiß nicht, wer ihn dort betreut. Juan Miguel, seine Frau, sein kleiner Sohn und die Kinder werden in der Residenz des Leiters unserer Interessenvertretung in Washington, Fernando Remírez de Estenoz, untergebracht. Es fehlt nur noch die Abstimmung mit dem Anwalt Gregory Craig, mit dem wir in Verbindung standen. Craig spricht täglich mit Juan Miguel und mit dem Genossen Alarcón, denn, als mit diesem brillanten US-Anwalt vereinbart wurde, welche Aufgaben er übernehmen solle, schlug Craig vor, dass Alarcón mit ihm die Schritte, die in Absprache mit Juan Miguel unternommen werden sollten, aus technischer
Sicht analysieren solle. Der Anwalt, Juan Miguel und Alarcón stehen täglich in Verbindung. Oft müssen juristische Fragen geklärt werden, von denen Juan Miguel nicht viel versteht, und Alarcón hilft ihm. Das heißt, es müssen mit ihm noch letzte Absprachen über die Reise getroffen werden, weil sie darüber schon gesprochen haben, und die entsprechenden Visa von der Regierung der USA werden natürlich beantragt, sobald Craig die notwendigen Vorbereitungen getroffen hat. Zur Abreise ist einzig und allein die Sicherheit erforderlich, dass die US-amerikanischen Behörden bereit sind, dem Vater die Vormundschaft für das Kind zu übergeben oder die größtmöglichen Anstrengungen zu unternehmen, um ihm diese Vormundschaft zu übertragen. In diesem letzten Fall würden sie das Ergebnis dieser Betreibungen abwarten, bevor sie abfliegen, da dies selbstverständlich besondere Anstrengungen erfordert. Doch dies ist ein Beispiel dafür, wie alles gelöst werden kann, und zwar bei der Schaffung der optimalen Bedingungen zur Wiedereingliederung des Kindes. Wir schlagen also die Überführung von Cárdenas nach Washington vor, selbstverständlich symbolisch, und zwar über die Personen, mit denen der Junge in der Vorschule und in der ersten Klasse bis zu dem Moment eng verbunden war, in dem man ihn aus dieser Umgebung herausriss. Ich würde sagen, dass man sogar die Schulbänke in das Flugzeug laden kann, die berühmte Schulbank von Hanser und Elián kann man in das Flugzeug verfrachten, bei der Ankunft ausladen und in die Residenz bringen. Wir haben Remírez gefragt, wie seine Residenz beschaffen ist, und er verfügt selbstverständlich über den notwendigen Platz, eine Räumlichkeit im Untergeschoss mit einem Versammlungsraum. Dort kann der Klassenraum eingerichtet werden, und im Haus kann man alle Bedingungen schaffen, damit die Ärzte ihre Arbeit verrichten können. Ich sage nicht, dass alle in der Residenz von Remírez Platz finden, doch es gibt andere Genossen, die dort in der Nähe wohnen. Sie müssen sich später ein wenig bewegen, doch es ist Platz für die geordnete Arbeit aller und den Aufenthalt der Familie, der Kinder, für alle Erfordernisse, für einen dauerhaft tätigen Arzt und eine Krankenschwester. Das bedeutet, dass alle Bedingungen geschaffen sind, damit die ärztliche Betreuung und der Schulbetrieb funktionieren. Es ist eine kleine Schule und ein kleines Krankenhaus. Wenn sich das einen Monat, eineinhalb Monate oder zwei Monate hinauszieht, ah, dann werden das die optimalen Bedingungen sein, und ich frage mich, ob irgend jemand diese Möglichkeit bestreiten kann. Ich glaube, es gibt ein Sprichwort, das wie folgt lautet: Wenn der Berg nicht zu Mahoma kommt, geht Mahoma zum Berg. Es sind perfekte Bedingungen, ideale Bedingungen, die sie dem Kind dort nicht bieten können an jenem Ort, der umringt ist von Gaunern, von Lärm und Umtrieb, von Kameras und allen diesen Ungeheuerlichkeiten, deren Zeugen wir heute gewesen sind. Man kann sich nicht vorstellen, wie wir uns freuen, das alles gesehen zu haben. Das wäre unser Beitrag zur Lösung des Chaos, denn all das, was man von hier vernehmen kann, ist, dass es sich dort um ein Chaos handelt, ein Verbrechen vor den Augen der Öffentlichkeit, eine Folter vor den Augen der Öffentlichkeit, und trotzdem kann man die optimalen und idealen Bedingungen herstellen, um das Kind zu betreuen. Selbstverständlich wären die Kinder dort nicht eingesperrt, genauso wenig wie Juan Miguel oder die Familienangehörigen. Nein. Wir hoffen, dass sie zusammen mit dem Visum auch die Erlaubnis bekommen, einige Orte in Washington zu besuchen. Es gibt dort interessante Stätten, das Kapitol - gut, von weitem - und das Lincoln-Denkmal. Es heißt, dass es viele Dinge in Washington und im Umkreis der Stadt gibt, die man besichtigen kann. Sie werden dort nicht in einem kleinen Gefängnis sein. Nein, dort werden sich die Schule und das Wohnhaus befinden. Hört, ist das nicht sehr viel besser, das Zusammentreffen des Kindes mit seinem Vater, dessen Liebe zu seinem Sohn niemand in Frage stellen kann? Die Liebe des Vaters ist besessen, genauso wie die Liebe von Juan Miguels Ehefrau, die eine ausgezeichnete Beziehung zu dem Jungen unterhielt, was man anhand der Gespräche spüren kann. Der kleine Bruder war Eliáns große Begeisterung. Außerdem reisen der Cousin, mit dem er am meisten spielte, und die 12 Mitschüler, mit denen er am engsten befreundet war. Erlaubt mir, euch zu sagen, dass die 12 Elternpaare der 12 Mitschüler Eliáns, als man vor einige Tagen mit den Familienangehörigen sprach, ohne jegliches Zögern akzeptierten, dass ihre Kinder zusammen mit der Lehrerin dorthin fliegen. Es ist nicht so, dass sie jetzt davon erfahren, sie sind schon vollkommen im Bilde, haben die Reisepässe schon bereit, die Kleidung, die Schuhe, alles haben sie schon vorbereitet, und das Flugzeug ist selbstverständlich auch startklar. Sobald der Anwalt mitteilt, dass bereits alle erforderlichen Vorbereitungen getroffen wurden, würden sie auf die Reise gehen. Ich erzähle noch etwas mehr: Die eine oder andere der Personen, die hier zugegen sind, würde auch reisen. Rechnet also nicht mit ihnen, um - man muss das noch entscheiden, alle sind bereit - den Runden Tisch zu veranstalten. Oder vielleicht sprechen einige von ihnen von dort und übermitteln ihren Kollegen hier direkte Informationen über die Gesundheit und den Gemütszustand von Elián. Wir wollen unter keinen Umständen irgendeine dieser schmutzigen Dinge tun, die sie dort in Miami veranstaltet haben, und den Jungen etwa für Werbezwecke oder ähnliches benutzen. Wir haben bereits gesagt, dass niemand hier bei der Rückkehr des Kindes Massenkundgebungen
veranstalten wird. Nur die Familie erwartet ihn. Die Ärzte werden sagen, ob er einige Tage hier sein muss und wann er in die Schule gehen muss, denn die kleine Schule mit den 12 Klassenkameraden ist nicht das selbe wie die große Schule bei seiner Ankunft in Cárdenas. Ohne Frage muss man die gesamte Bevölkerung von Cárdenas vorbereiten, und nicht nur in der Schule. Doch diese Form der Eingewöhnung scheint perfekt zu sein. Die Lösung liegt jetzt in den Händen der US-Regierung. Wir hoffen, dass sie heute zum Zweck des Zufriedenstellens jener entfernten Verwandten kein Versprechen abgegeben haben, aufgrund dessen der Junge noch eineinhalb oder zwei Monate in dieser Hölle warten muss. Und es gibt noch dieses mögliche Anrufen des Obersten Gerichtshofs, falls sie Mut dazu fassen, denn sie haben ziemlich viele Hindernisse auf dem Weg. Im Moment machen sie nicht mehr, als mit Gewalt zu agieren. Sie leben auf der Grundlage von Drohungen und Erpressung und wollen die Regierung zwingen, Gewalt anzuwenden. Sie sprechen davon, ihn nach Kuba zu überführen. Nein, man muss ihn nicht sofort nach Kuba überführen! Nein, man muss keine Streiks auf dem Flughafen veranstalten! Sie sprachen in dem berühmten Interview von Mauern. Ja, wir werden sehen, auf welche Mauern sie sich beziehen. Möglicherweise dachten sie, dass die Mauer hier stände. Die Mauer gibt es aber dort, und sie öffnet sich nur, um diejenigen zu empfangen, die die Gesetze verletzen und dabei das Leben von so vielen Leuten in Gefahr bringen. Diejenigen, die sterben, sterben an dieser künstlichen Mauer, die sie aufgebaut haben. Mit Hilfe dieser illegalen Bestimmungen brachten sie das Kind auf die dortige Seite der Mauer, wo absolut keines seiner Rechte respektiert wurde. Juan Miguel und selbst die Kinder von Eliáns Schule - und sie machen das für Elián - sind bereit, diese Mauer zu überspringen, und zwar auf eine legale und konstruktive Art und Weise. Ich habe von Garantien gesprochen. Sie verfügen über die Garantie, die Imperatori hatte: Die Moral , die Vernunft, das Recht, die Wahrheit. Und sie haben außerdem die Garantie der Immunität unserer Interessenvertretung in Washington und der Residenzen der Beamten unserer Interessenvertretung. Und wenn sie dort sind, werden wir sehen, was passiert, ob sie irgend jemanden gewaltsam zwingen wollen. Vielleicht kommen sie auf die Idee einer Einladung zu einer Aussage vor einem dieser Komitees. Gut, dann haben sie das Problem und nicht diejenigen, die zur Aussage vor dem Komitee eingeladen werden, denn ich bin sicher, dass in dem Fall, in dem Juan Miguel zu einer dieser schaurigen Sitzungen zitiert wird, eine Reihe von Kongressabgeordneten und anständigen Personen zugegen sein werden, die ihn begleiten, und sein Rechtsberater begleitet ihn auch. Die Kopfschmerzen brocken sie sich in jedem Fall selbst ein, da sie nicht das geringste haben, an das sie sich klammern könnten. Juan Miguel können sie dort nicht im geringsten festhalten, denn Juan Miguel und sein Sohn werden von den Gefühlen von 11 Millionen Kubanern begleitet, und 11 Millionen Kubaner kann man nicht so einfach festhalten. Es ist eine solche Verrücktheit, dass ich schlichtweg nicht glaube, dass ein solches Risiko besteht. Lasst uns jetzt abwarten, was sie sagen, ob diese Bedingungen akzeptiert werden oder nicht. Hierbei sieht das Kind die Anerkennung seiner Rechte und hat die Möglichkeit, sich mit denjenigen Personen zu treffen, die dabei waren, als er aufwuchs, die ihn unterrichteten und ihm das Zeichnen beibrachten. Schaut, was für eine erstaunliche Sache, wie dieser Junge zeichnet, und dieser Junge lernte das Zeichnen in der Vorschule. Das, was sie dort zeigten, ist nur ein Beispiel für die Qualität der Schulbildung in unserem Land und für die Qualität unserer Lehrer, um die Schüler auszubilden und um sogar ihr Leben zu geben für einen ihrer Schüler, mit diesem Geist der Solidarität, den die Eltern der Kinder ausgedrückt haben. Und die Kinder sind dort mit Sicherheit sehr glücklich, wenn sie mit Elián zusammentreffen. Und dann ist die Regierung das Problem los und niemand hat mehr das Problem, dass sie diesen Jungen nach Kuba, in die Hölle, schicken. Nein, er wird dort im Himmel von Washington sein, aber mit Lehrern, Ärzten, Psychologen und seinen Klassenkameraden, und zwar unter den angemessenen Bedingungen, damit dieser Junge nicht weiter erkrankt, sondern damit er statt dessen sofort damit beginnt, seine Gesundheit wiederzuerlangen. Das ist die Erklärung, die Juan Miguel und seine Familie abgeben und die ich hier im Namen unseres Volkes verkünde. Vielen Dank. (Beifall)
Fidel - 14. April 2000 Ansprache des Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz, Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas und Vorsitzender des Staats- und des Ministerrates, bei der Abschlusssitzung des Gipfeltreffens der Länder des Südens, im Palacio de las Convenciones, Havanna, Kuba, 14. April 2000. (Stenographischer Dienst des Staatsrates) Exzellenzen, Hochverehrte Delegierte und Gäste, wenn es auch ausgehend von der großzügigen Vereinbarung, die Sie in bezug auf den Wirtschaftskrieg der USA gegen Kuba vor einigen Minuten getroffen haben ohne dass wir das beantragt hätten -, besser wäre, Sie liebe Brüder zu nennen: Ich verspüre wirklich Bewunderung für die Ansprachen, die wir hier gehört haben. Über viele Stunden hinweg notierte ich die wichtigsten Ideen von jedem der Staats- oder Regierungsschefs, Vizepräsidenten und hochrangigen Führungspersönlichkeiten, die das Wort ergriffen haben. Ich habe an vielen Gipfeltreffen teilgenommen, doch nie zuvor sah ich unter den Führern der Dritten Welt so viel Einheit hinsichtlich der Kriterien. Dies beweist zwei Dinge. Erstens: Talent, Klarheit des Denkens, Fähigkeit zum Erarbeiten und Darlegen von Ideen, die Erfahrung, die von den Führungspersönlichkeiten unserer Länder über 40 Jahre hinweg angehäuft wurde, seit die Bewegung der Nichtpaktgebundenen Länder und später die Gruppe der 77 gegründet wurden, währenddessen viele der hier vertretenen Völker ihre Unabhängigkeit erreichten, wobei sie sich untereinander als freie Staaten oder als Befreiungsbewegungen halfen. Zweitens: Die Tiefe der Krise, mit der unsere Länder hinsichtlich der Entwicklung, der wachsenden Ungleichheit und der erlittenen Diskriminierung konfrontiert sind. Eine nach der anderen wurden die Ungerechtigkeiten und Katastrophen angeprangert, die uns heimsuchen und die verantwortlich sind für die immerwährende Schlaflosigkeit, die hier von allen geschildert wurde. Es gab nicht einen, der nicht über die Tragödie der Schulden gesprochen hätte, die auf unzählige Arten unsere Ressourcen für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung beeinträchtigen. Praktisch einstimmig herrschte die Meinung vor, dass nur 20 % der Weltbevölkerung Nutzen aus der Globalisierung ziehen, und zwar zu Lasten der restlichen 80 %, während sich die Kluft zwischen den reichen Ländern und dem an den Rand gedrängten Rest der Welt immer weiter öffnet. Gleichermaßen war es ein einmütiges Kriterium, dass sowohl die Vereinten Nationen als auch das internationale Finanzsystem umgestaltet werden müssen. Auf die eine oder andere Weise drückte jede Delegation aus, dass der ungleiche und ungerechte Handel die Exporteinnahmen der Dritten Welt durch Zollschranken und nichttarifäre Handelshemmnisse verringert, die diesen Ländern das notwendige Minimum vorenthalten, um die Schulden zu bezahlen und eine nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung zu erreichen. Ebenso einstimmig wurde die Klage vorgebracht, dass die wissenschaftlich-technische Entwicklung, die von dem privilegierten Club der reichen Länder monopolisiert wird, ausserhalb unserer Reichweite verbleibt, indem diese reichen Länder die Forschungseinrichtungen kontrollieren, fast einhundert Prozent der Patente horten und unseren Zugang zum Wissen und zu den Technologien immer mehr erschweren. Einige Führungspersönlichkeiten des Südens bemühten sich, uns an etwas zu erinnern, das kaum in den Handbüchern für Politik und neoliberale Ökonomie erwähnt wird, nämlich den schamlosen Raub der qualifiziertesten Intelligenzen der Dritten Welt, derer sich die Länder des Nordens bemächtigen, da die Länder des Südens nicht über genügend Forschungseinrichtungen und noch viel weniger über die hohen Gehälter verfügen, mit denen sie diese Intelligenzen in die Konsumgesellschaften hinüberziehen, ohne einen Cent für deren Ausbildung zu zahlen. Zusätzlich kehren viele der aufstrebenden Jugendlichen der Dritten Welt, die in den Universitäten der ehemaligen Kolonialmetropolen oder anderer Länder studieren, nicht mehr in ihre Heimatländer zurück. Eindrucksvoll sind die von vielen der Führungspersönlichkeiten unserer Welt angesprochenen Zahlen und Statistiken über die Gesamtsumme der angehäuften finanziellen Verpflichtungen, was eine brutale Verspottung der Dutzenden von Ländern darstellt, die das Kontingent der Ärmsten ausmachen und von denen nur vier Länder geringfügige Erleichterungen gewährt bekommen haben. Offenkundig ist die Forderung, dass die Schulden der Dritten Welt beträchtlich reduziert werden müssen, wenn es man schon nicht schafft, sie vollständig zu tilgen, was das gerechteste und angemessenste für die Völker wäre, die über Jahrhunderte hinweg bis heute diese Schulden um ein Vielfaches bezahlt haben.
Viele Kollegen sprachen von der Notwendigkeit, steuerliche Verpflichtungen für verschiedene Aktivitäten festzulegen, um die Entwicklung zu finanzieren. Kuba vertrat und vertritt standhaft die Meinung, dass das Einziehen einer Steuer von 1 % auf Spekulationsoperationen genügen würde, um die Entwicklung der Dritten Welt zu finanzieren. Niemand beachte diejenigen, die behaupten, dass dies nicht möglich sei. Mit den technischen Ressourcen und den Kenntnissen, über die man heute verfügt, ist dies durchaus möglich. Man könnte meinen, dass auf unserem Planeten nicht einmal das geringste menschliche Gefühl existiert, wenn die Teilnehmer an diesem Gipfeltreffen von Milliarden Menschen sprechen, die weniger als zwei oder weniger als einen Dollar erhalten, oder sogar nur einige Cents, um zu überleben. Niemand hätte sich vorstellen können, dass nach dem sogenannten Jahrhundert der Revolution der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit vor mehr als 200 Jahren, dem darauf folgenden Jahrhundert der beschleunigten Industrialisierung oder dem gerade zu Ende gegangenen Jahrhundert der großen Fortschritte der Kommunikation, der Wissenschaften und der Produktivität der menschlichen Arbeit, von Hunderten Millionen von Hungernden, Unterernährten, Analphabeten, Arbeitslosen und Kranken gesprochen wird, gemeinsam mit den kolossalen Zahlen von Kindern mit zu geringem Gewicht und zu geringer Größe für ihr Alter, Kindern ohne Schulen und ärztliche Betreuung, die gezwungen sind, harte und elende Arbeiten zu verrichten, und Daten über Säuglingssterblichkeitsraten, die gelegentlich zwanzig Mal höher sind als in der reichen Welt. Das sind die dauerhaften Menschenrechte, die für uns reserviert sind. Als Symbol unserer Epoche bleibt in unserem Gedächtnis die Zahl von 36 Millionen AIDS-infizierten Personen auf der Welt, davon 23 Millionen auf dem afrikanischen Kontinent, die vom UNGeneralsekretär angesprochen wurden, deren Behandlung jährlich 10 000 Dollar pro Person erfordern würde. Man füge noch weitere 6 Millionen Neuinfizierte für die folgenden 12 Monate hinzu. Warum geschieht all das, und wie lange noch? Fast alle bekräftigten, dass sie auf die eine oder andere Weise viel von diesem Südgipfel erwarteten. Niemals sah ich ein so hohes Bewusstseinsniveau. Hoffentlich sind wir genauso bewusst über unsere vereinigte Kraft, wie wir uns dem Elend und der Ungerechtigkeiten bewusst sind, die wir erleiden. Vielleicht kann man in der Zukunft von der Zeit vor und der Zeit nach dem ersten Gipfeltreffen der Länder des Südens sprechen. Von uns selbst hängt alles ab. Vorher sprach man von der Apartheid in Afrika. Heute können wir von der Apartheid auf der ganzen Welt reden, wo sich mehr als 4 Milliarden Personen ihrer elementarsten Rechte als menschliche Wesen beraubt sehen, nämlich ihrer Rechte auf Leben, Gesundheit, Bildung, Trinkwasser, Nahrungsmittel, Wohnung, Arbeit und die Hoffnung auf ihre Zukunft und diejenige ihrer Kinder. So wie wir voranschreiten, wird uns bald nicht einmal mehr die Luft zum Atmen bleiben, die immer mehr vergiftet wird von den verschwenderischen Konsumgesellschaften, die die lebenswichtigen Elemente verseuchen und den menschlichen Lebensraum zerstören. Naturkatastrophen wie diejenigen, die sich innerhalb von nicht einmal 18 Monaten in Mittelamerika, Venezuela, Mosambik und anderen Ländern - fast alle der Dritten Welt - ereigneten, gab es niemals vorher im Verlauf des 20. Jahrhunderts. Hierbei starben Zehntausende von Menschen. Das sind die Folgen der Klimaveränderung und der Naturzerstörung, wofür sie uns, die wir hier versammelt sind, nicht anklagen können, da wir nicht nur für die universalen Normen der Gerechtigkeit kämpfen, sondern auch für die Erhaltung des Lebens auf dem Planeten. Die reiche Welt will vergessen, dass die Gründe für die Unterentwicklung und die Armut in der Sklaverei, dem Kolonialismus und der brutalen Ausbeutung und Ausplünderung liegen, denen unsere Länder über Jahrhunderte hinweg ausgesetzt waren. Sie sehen uns als minderwertige Völker an. Sie sehen den Grund für die von uns erlittene Armut in der angeblichen Unfähigkeit von uns Afrikanern, Asiaten, Bewohnern der Karibik und Lateinamerikanern, das heisst von uns Schwarzen, Indios, Gelben und Mestizen, um uns zu entwickeln und selbst zu regieren. Sie sprechen von unseren Defekten, als ob es nicht sie gewesen wären, die unseren gesunden und noblen Ethnien die Laster einimpften, mit denen sie uns kolonisierten und ausbeuteten. Sie vergessen ebenfalls, dass zu der Zeit, als Europa von denjenigen bevölkert war, die die Römer Barbaren nannten, in China, Indien, dem Fernen und Nahen Osten sowie in Nord- und Zentralafrika Zivilisationen existierten, die das hervorbrachten, was noch heute als Weltwunder bekannt sind, und diese Völker entwickelten die geschriebene Sprache, bevor die Griechen lesen konnten und Homer sein Werk Ilias schrieb. In unserer Hemisphäre hatten die Mayas und die vor den Inkas auftretenden Zivilisationen Kenntnisse erlangt, die noch heute die Welt erstaunen. Ich empfinde die tiefste Überzeugung, dass die momentane Wirtschaftsordnung, die von den reichen Ländern aufgezwungen wurde, nicht nur grausam, ungerecht, unmenschlich und gegen den unvermeidlichen Lauf der Geschichte gerichtet ist, sondern ebenfalls getragen ist von einer rassistischen Konzeption der Welt, wie derjenigen, die zu ihrer Zeit in Europa zum Nazismus der Völkermorde und der Konzentrationslager führte, die heutzutage in der Dritten Welt Flüchtlingslager genannt werden und in denen die Menschen in Wirklichkeit durch die Armut, den Hunger und die Gewalt zusammengepfercht werden. Das sind die selben rassistischen Konzeptionen, die in Afrika zum monströsen Apartheidsystem anspornten.
Bei diesem Gipfeltreffen richteten sich unsere Überlegungen auf die Suche nach Einheit, Akkumulation der Kräfte, Strategien, Taktiken und Formen der Koordination und Leitung unserer Anstrengungen, damit unsere vitalen ökonomischen Rechte anerkannt werden. Doch dieses Gipfeltreffen bedeutet gleichfalls, dass wir gezwungen sind, für unsere Würde, unsere Kultur und unser Recht auf Gleichbehandlung zu kämpfen. Genauso wie wir in einer nicht fernen Vergangenheit den Kolonialismus besiegten und den Status von unabhängigen Staaten einnahmen, und genauso wie vor kurzem, als die schändliche und faschistische Apartheid durch eine gemeinsame Anstrengung der Dritten Welt zur Unterstützung der heldenhaften Kämpfer in Südafrika zerschlagen wurde, können wir beweisen, das wir niemandem untergeordnet sind in bezug auf Kampffähigkeit, Mut, Talent und Tugenden. Wir kämpfen für die allerheiligsten Rechte der armen Länder, doch wir kämpfen auch für die Rettung dieser Ersten Welt, die unfähig ist, die menschliche Spezies zu bewahren, sich selbst inmitten ihrer Widersprüche und egoistischen Interessen zu regieren, und noch viel weniger dazu, die Welt zu regieren, deren Führung demokratisch und gemeinschaftlich sein muss. Wir kämpfen - das kann man fast mathematisch beweisen - dafür, das Leben auf unserem Planeten zu bewahren. Nur so werden wir verhindern, dass das Boot, von dem ich in meiner Willkommensansprache redete, mit dem Eisberg zusammenstößt und wir alle untergehen. Nur so erwartet uns das Leben und nicht der Tod. Vielen Dank. (Ovation)
Fidel - 1. Mai 2000 Fidel Castro Ruz, Plaza de la Revolución am Ersten Mai 2000.Ansprache von Präsidente der Republik Kuba auf der Offenen Tribüne der Jugend, der Studenten und der Arbeiter, anlässlich des Internationalen Tag der Arbeitern. Plaza de la Revolución am Ersten Mai 2000. Landsleute: Unser Dank gilt den bewundernswerten Persönlichkeiten, die uns begleiten, und unsere Anerkennung gilt den Arbeitern, den Studenten und dem gesamten Volk, das diesen Platz überflutet. Wir durchleben Tage von intensivem und transzendentalem Kampf. Seit fünf Monaten kämpfen wir ohne Waffenstillstand. Millionen von Landsleuten, alle, fast ohne Ausnahme, haben an dem Kampf teilgenommen. Unsere Waffen waren das Bewusstsein und die Ideen, die die Revolution über mehr als vier Jahrzehnte hinweg gesät hat. Revolution bedeutet den Sinn des historischen Moments, bedeutet, all das zu verändern, was verändert werden muss, Gleichheit und volle Freiheit, den Nächsten wie ein menschliches Wesen zu behandeln und auch selbst so behandelt zu werden, uns selbst mit unseren eigenen Anstrengungen zu emanzipieren, die mächtigen herrschenden Kräfte inner- und außerhalb des sozialen und nationalen Rahmens herauszufordern, Werte zu verteidigen, an die man zum Preis des eigenen Opfers glaubt; sie bedeutet Bescheidenheit, Uneigennützigkeit, Altruismus, Solidarität und Heldentum; sie bedeutet, mit Kühnheit, Intelligenz und Realismus zu kämpfen, niemals zu lügen oder ethische Prinzipien zu verletzen, und sie bedeutet die tiefe Überzeugung, dass auf der Welt keine Kraft existiert, die fähig ist, die Kraft der Wahrheit und der Ideen zu zerstören. Revolution bedeutet Einheit, Unabhängigkeit, den Kampf für unsere Träume von Gerechtigkeit für Kuba und die Welt zu führen, was die Grundlage darstellt für unseren Patriotismus, unseren Sozialismus und unseren Internationalismus. In realen und konkreten Begriffen heißt das, dass wir 41 Jahre lang der mächtigsten Macht die Stirn geboten haben, die jemals auf der Welt existiert hat, unserem 90 Meilen entfernten Nachbarn, der zur Zeit einen unipolaren und hegemonischen Charakter annimmt. Dieses Mal hatte der Kampf eine besonders scharfe Nuance angenommen. Er wurde ausgelöst durch die Entführung eines Kindes. War dies etwa die einzige? Nein! Viele kubanische Kinder wurden von einem ihrer Erzeuger getrennt und auf illegale Weise in die Vereinigten Staaten gebracht, und zwar ohne die geringste Möglichkeit, sie wiederzugewinnen, indem man sich an die US-Behörden wandte. Allein in den ersten zweieinhalb Jahren der Revolution wurden 14 000 Kinder im Geheimen geraubt, in diesem Fall mit dem Einverständnis des Vaters, der Mutter oder beider Elternteile, die Opfer eines Betruges waren, als durch die Geheimdienste der Vereinigten Staaten und ihre Agenten in Kuba das willkürliche und sorgsam erarbeitete - und von einem erdichteten Gesetz gestützte - das Gerücht gestreut wurde, dass die Eltern die elterlichen Sorge für ihre Kinder abgenommen bekämen. Die spätere, von der US-Regierung verfügte abrupte Aussetzung der regulären Flüge in dieses Land ließ die Eltern von ihren Kindern getrennt, von denen viele eine Hölle voll von Leiden, Schutzlosigkeit und Entwurzelung durchlebten.
Bei dieser Gelegenheit hatte sich ein einfacher Vater an die Regierung mit der Bitte um Hilfe gewandt: Sein Sohn, der noch nicht das sechste Lebensjahr erreicht hatte, war das Opfer einer großen Tragödie. Ohne sein Wissen oder seine Genehmigung wurde sein Sohn in einer illegalen, unverantwortlichen und abenteuerlichen Reise, die von einem aggressiven und gewalttätigen Kriminellen organisiert wurde, aus dem Land gebracht. Gemäß den Worten von Raquel, der Großmutter mütterlicherseits von Elián, bei ihrer Ankunft in New York am 21. Januar dieses Jahres, als sie sich dort für die Befreiung ihres Enkels einsetzte, wurde ihre Tochter durch die Gewalttätigkeit dieses Subjekts in die Tragödie gerissen. Das Boot erlitt Schiffbruch, und das Kind sah, wie seine Mutter ertrank. Sie war eine hervorragende Arbeiterin, Mitglied der Kommunistischen Jugend und der Kommunistischen Partei. Alle, die sie kannten, haben eine gute Meinung über sie bewahrt. Sie war eines der Opfer unter den elf kubanischen Bürgern, die an diesem Tag starben. Wie viele andere in den letzten 34 Jahren wurden sie von einem monströsen und blutigen Machwerk namens Cuban Adjustment Act in den Tod getrieben. Dieses Gesetz bietet einen Anreiz für illegale Ausreisen und den Schmuggel mit Emigranten, die dazu angetrieben werden, in die USA zu fahren, wie es auch Millionen von Menschen aus den armen Ländern dieses und anderer Kontinente machen, die von dem Prunk, dem Luxus und der Verschwendung der Konsumgesellschaften angezogen werden. Im besonderen Fall Kubas kommen hierzu die bedeutenden und exklusiven Privilegien, die das genannte Gesetz denjenigen gewährt, die aus Kuba kommend illegal in die USA fahren, und vier Jahrzehnte Blockade und Wirtschaftskrieg, die nicht weniger monströs sind als dieses Gesetz. Trotz der zwischen beiden Ländern unterzeichneten Migrationsabkommen füllt sich Florida auf diese Weise auf illegalem Weg mit Kriminellen. Fünf von zehn Immigranten, die so vorgehen, haben Vorstrafen wie gewaltsamer Raub und andere ähnliche Delikte. Das Kind konnte überleben, indem es, wie man weiß, mehr als 36 Stunden auf einem Reifen auf der See trieb. Die terroristische kubanisch-amerikanische Mafia, die von unverantwortlichen USRegierungen nach ihren Abbild und ihrer Ähnlichkeit geschaffen wurde, bemächtigte sich des Kindes wie einer begehrten Werbetrophäe, und eine korrupte und unheilvolle Person, die das Kind nur ein einziges Mal in seinem Leben gesehen hatte, erhielt in ihrer Eigenschaft als entfernter Verwandter die vorübergehende Vormundschaft für den Jungen. Unter der totalen Kontrolle der Mafia stehend, weigerte er sich, das Kind zurückzugeben, als es sein Vater zurückforderte, nachdem es aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Sofort begann unser Volk mit seiner traditionellen Hartnäckigkeit den Kampf für die Rückgabe des Kindes an seinen Vater und die direkte und nahestehende Familie, die immer mit ihm zusammengelebt hatte. Gemäß den internationalen Gesetzen und den Rechtsnormen der Vereinigten Staaten und Kubas war das, was angebracht war, die sofortige Rückgabe des Kindes an sein Herkunftsland. Jeglicher Rechtsstreit hätte in kubanischen Gerichten entschieden werden müssen. Sie brauchten fast zehn Tage, bis sie auf die diplomatische Note antworteten, die vom Außenminsterium übergeben wurde und in der die vom Vater von Beginn an beantragte Rückgabe gefordert wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte es in Kuba bereits die ersten öffentlichen Proteste gegeben, die bis zum heutigen Tag andauern. Es ist offensichtlich, dass sie unser Volk unterschätzten, das nicht einen einzigen Tag nachgelassen hat in seinem Kampf für etwas absolut Gerechtes, und dieses Volk konnte dem US-amerikanischen Volk und der Welt seine Botschaft des Schmerzes und der Entrüstung überbringen angesichts der gegen eine einfache kubanische Familie begangenen Ungerechtigkeit und dem großen Verbrechen an diesem Kind. Dante wäre nicht fähig gewesen, die Hölle zu beschreiben, die aus fast fünf Monaten seelischer Folter, psychischem Druck und politischer Manipulation bestand, die das Kind erlitten hat! Die Geschehnisse sensibilisierten Dutzende Millionen US-amerikanische Familien, die Söhne, Enkel, Urenkel und Neffen im Alter von Elían haben. Sie begriffen genauso wie der Rest der Welt in zunehmendem Maße, dass es keinen politischen oder ideologischen Vorwand gegen kann, um gegen ein Kind und seinen Vater, gleich welcher Nationalität, ein solches barbarisches und grausames Verbrechen zu begehen. Die terroristische Mafia aus Miami und ihre Verbündeten der extremen Rechten der Vereinigten Staaten klagten uns an, den Fall zu politisieren, während wir nur gegen dieses Verbrechen kämpften, und wir haben dies mit friedlichen Mitteln getan. Nicht eine einzige Scheibe der Interessenvertretung der Vereinigten Staaten ist zu Bruch gegangen, kein einziger Stein wurde auf diese Einrichtung geworfen, kein US-amerikanischer Funktionär oder Besucher wurde belästigt, und keine USamerikanische Flagge wurde mit den Füßen zertrampelt oder auf der Straße verbrannt. Ich frage mich, was die Regierung der USA gemacht hätte, wenn es zu einer ähnlichen Situation mit einem US-amerikanischen Kind von kaum sechs Jahren gekommen wäre, das in Kuba entführt und der grausamen Behandlung unterzogen worden wäre, die dieses Kind in den Vereinigten Staaten erlitt. Fast fünf Monate lang, seit das Kind an der Küste Floridas auftauchte, geschahen unglaubliche Dinge und es wurden alle Arten von Willkürakten und Fehlern begangen. Bis einige Stunden vor seiner Befreiung schien keine der verschiedenen Abteilungen der Regierung - obwohl sie wussten, was
geschah - besorgt zu sein wegen seiner mentalen Gesundheit, der skandalösen öffentlichen Zurschaustellung und den Manipulationen, deren Opfer es war, und noch tadelnswerter ist die Tatsache, dass sie sich nicht um die physischen Risiken kümmerten, die für das Kind bestanden. Der Chef des Kommandos, das den Jungen befreite, hat gerade erklärt, dass der Widerstand perfekt organisiert war und dass es zahlreiche bewaffnete Männer in der Umgebung des Hauses gab, in dem Elián festgehalten wurde. Das ist das gleiche, worauf die kubanische Regierung das State Department hingewiesen hatte und was zwischen dem 22. März und dem 22. April öffentlich denunziert wurde. Der letzte, sieben Punkte umfassende Vorschlag, den die Generalstaatsanwältin dem Vater zukommen ließ - gegen 22.00 Uhr am Freitag, den 21. April, etwa sieben Stunden bevor Elían um 5.00 Uhr morgens aus der Hand der Entführer befreit wurde -, enthielt drei Punkte, die ich nicht auf der Offenen Tribüne in Jagüey Grande, bei der an die schmerzliche Episode der Söldnerinvasion in der Schweinebucht erinnert wurde, vorlesen wollte, da ich sie schlichtweg als grotesk ansah, und ich bevorzugte, von einem 24-stündigen Waffenstillstand zu sprechen, um der Entscheidung Anerkennung zu zollen, die die Generalstaatsanwältin schließlich fällte, wenn sie auch bei uns ein tiefes Unbehagen angesichts der Dinge hinterließ, die in der Zukunft geschehen könnten. Diese Punkte waren folgende: "2. Am Samstagmorgen fliegen Elián und Lázaros Familie in einem Flugzeug der US-Marshalls unter deren Überwachung nach Washington. Das Justizministerium bringt sie direkt nach Airlie House. Das Kind befindet sich unter dem Schutz der Immigrations- und Einbürgerungsbehörde (INS). "3. Während dem Aufenthalt in Airlie wird Elián mit Juan Miguel zusammenleben, der die volle Autorität über ihn besitzt, mit Ausnahme von jeglicher Bedingung im Zusammenhang mit der überwachten Freiheit und anderer vom INS auferlegter Beschränkungen wie die Kontrolle der Ausreise. Nach der Ankunft von Juan Miguel in Airlie House lässt die Generalstaatsanwältin Elián in einem Zustand der überwachten Freiheit, und zwar unter der Obhut von Juan Miguel. Die Familie von Lázaro wird in Airlie House in getrennten Wohnungen residieren. "4. Die Seiten verbleiben an dem spezifischen Ort der Residenz, während die einstweilige Verfügung des Berufungsgerichts des 11. Distrikts von Atlanta in Kraft bleibt, oder bis die Generalstaatsanwältin in Absprache mit den Experten die Zulässigkeit einer Modifizierung der geschlossenen Vereinbarung bestimmt." Nicht konnte erniedrigender sein oder mehr einer Behandlung wie in einem Gefängnis bzw. der Entführung von Juan Miguel, seiner Ehefrau und seinen zwei Kindern ähneln. Dies wäre der Beginn einer neuen Etappe von psychischer Folter für die ganze Familie, schlimmer noch als die, die der Junge in Miami erlitt. Diejenigen, die die Hysterie von Marisleysis im Fernsehen gesehen haben und die wissen, wer der unheilvolle Lázaro ist, sowie alle aufrichtigen Psychiater, verstehen sehr gut, was jenes absurde und unmögliche Zusammenleben für Elián und seine Familie bedeutet hätte. Es war eben genau die Forderung der Cuban-American National Foundation. Dieser Vorschlag bestimmte die nahezu selbstmörderische Entscheidung Juan Miguels, sofort mit seiner Ehefrau und seinem Kind aufzubrechen, um Elián persönlich in Miami zu befreien. Die Dummheit dieser verrückt gewordenen Anführer war so groß, dass sie diesen Vorschlag ablehnten. Es war exakt das selbe, was sie forderten, nur dass sie es in Miami wollten und nicht in Washington. Der bekannte Kongressabgeordnete Bob Menéndez, ein Lobbyist und enger Verbündeter der Mafia aus Miami, und eine Assistierende Stellvertretende Staatssekretärin suchten am Freitag, dem 21. April, eifrig einen Ort in der Nähe von Miami, der Airlie House ähnelt. Ich habe diese Geschehnisse angeführt, um aufzuzeigen, bis zu welch einem beschämenden Punkt die Anstrengungen der Generalstaatsanwältin gingen, um die Anwendung von Gewalt zu verhindern. Niemand in unserem Land kann die potentiellen Risiken auf dem kurvigen Weg ignorieren, den die US-Behörden auf Druck der Cuban-American National Foundation auswählten, um einen Immigrationsfall zu lösen, der einfach wäre, wenn es sich nicht um ein kubanisches Kind handeln würde. Tatsachen, die dies belegen: Erstens: Die drei Richter des Berufungsgerichts, das über die Berufung der Mafia entscheiden soll, sind nicht vertrauenswürdig. Die Antwort auf den Antrag der Generalstaatsanwältin, Lázaro Gónzalez gerichtlich anzuordnen, das Kind nach seiner flagranten Nichtbeachtung der Anordnung des INS zu übergeben, wird in die Geschichte eingehen als ein Beispiel für Willkürlichkeit, Einseitigkeit und Präpotenz. An jenem Tag ordneten sie an, das ein Kind jeglichen Alters gegen den Willen seiner Eltern Asyl in den USA beantragen kann. Auf der anderen Seite wurde ein gequältes Kind gezwungen, bis zur Beendigung des Prozesses in den Vereinigten Staaten zu bleiben. Die Richter äußerten sich dagegen nicht über die Nichtbeachtung der Anordnung an den Entführer, das Kind zu übergeben. Sie ließen die Generalstaatsanwältin ohne Alternative und zwangen sie zu schamlosen Konzessionen oder dem Einsatz von Gewalt. Sie machte beides. Nur der Zufall und das Geschick der US-Marshalls verhinderten das Schlimmste, und das Kind wurde mit heiler Haut gerettet. Welche Sicherheit bleibt jetzt dem Vater, dass das Zusammentreffen mit seinem Kind endgültig ist?
Keine! Zweitens: Die Tageszeitung El Nuevo Herald berichtet am 26. April, dass am Vortag, dem 25. April, die Generalstaatsanwältin Janet Reno vor einer Gruppe von elf Senatoren, die sie zu einem Treffen bestellt hatten, um "über Besorgnisse zu diskutieren", auf die Frage "Was würde geschehen, wenn das Gericht von Atlanta oder jegliches andere Gericht entscheiden würde, dass das Kind Asyl erhalten müsse?" wortwörtlich antwortete: " Nun, ich glaube, dann müssen wir ihn wieder nach Miami schicken". Das Risiko, dass dieses Gericht entscheidet, das Kind habe ein Recht auf Asyl, ist real. Das würde vollkommen mit der Rechtsdoktrin übereinstimmen, die das Gericht in seinem Urteil vom 19. April unterzeichnete und die die Mafia forderte. Niemand könnte sich vorstellen, was die Reaktion der Weltöffentlichkeit und der Öffentlichkeit in den USA selbst wäre, die all das sah, was dem Kind in Miami angetan wurde, und die später die bewegenden Fotos vom Zusammentreffen des Vaters mit seinem Sohn sah, wenn sie Juan Miguel das Kind entreißen, um es erneut in die Hölle von Lázaros Haus zu schicken. Das ist unmöglich, doch das sagte die Generalstaatsanwältin und das kann das Gericht in Atlanta entscheiden. Drittens: An diesem 26. April verbreitete die Nachrichtenagentur ANSA aus Washington die folgende Meldung: "' Wye River'" - so heißt der Ort, wo sich Juan Miguel mit seiner Familie befindet - "'wurde ausgewählt, weil er sehr gut für das Kind ist, das das Gelände benutzen kann. Und es ist genügend groß, damit sich die Familienangehörigen dort möglicherweise aufhalten, ohne sich gegenseitig zu stören', sagte ein Beamter des Justizministeriums, der darum bat, anonym zu bleiben." Wie man hierbei bemerkt, kommt erneut die alte und ominöse Idee auf, die in den bereits erwähnten haarsträubenden Punkten des Vorschlags enthalten war, der Juan Miguel an dem kritischen Freitagabend des 21. April übergeben wurde. Und dies sagt niemand Geringeres als ein "anonymer" Beamter des Justizministeriums. Viertens: Am 26. April präsentiert Gregory Craig, Juan Miguels Anwalt, vor dem Panel der drei Richter des Gerichts von Atlanta das, was als eine Dringlichkeitseingabe bekannt ist, wobei er die Beteiligung von Juan Miguel an dem Prozess und die Ersetzung von Lázaro González durch den Vater des Kindes in dessen Eigenschaft als einziger gesetzlicher Vertreter beantragt, und zwar sowohl in Anbetracht von Juan Miguels Eigenschaft als überlebender Vater als auch in seiner Eigenschaft als "enger Freund" von Elián. Dies ist ein seltsamer Begriff, der in der US-amerikanischen Gesetzgebung verwendet wird, wenn ein Minderjähriger keinen näheren Verwandten hat, der ihn vor einem Gericht vertritt, was ohne Zweifel im Fall von Elián nicht zutrifft. Am folgenden Tag, dem 27. April, lehnt es das Panel von Atlanta ab, Juan Miguels Eigenschaft als einziger Vertreter des Kindes zu akzeptieren, und es akzeptiert durch Mehrheitsentscheidung, dass er an dem Prozess teilnimmt. Bezüglich dieses Aspekts schreibt die New York Times am 28. April folgendes: Mit einer Mehrheitsentscheidung über den Fall von Elián González verwarf ein Berufungsgericht gestern die Petition des Vaters des Kindes, als dessen einziger gesetzlicher Vertreter zu fungieren, was auf wirksame Art und Weise das Gerichtsverfahren beendet hätte. [...] In seiner Entscheidung erklärte das Panel des Berufungsgerichts, dass es gezweifelt habe, Juan Miguel zu diesem Zeitpunkt das Recht auf die Teilnahme an diesem Verfahren zu gewähren, doch es habe schließlich zugestimmt, da es sich um den Vater des Kindes handelte. Einer der drei Richter war nicht damit einverstanden. "[...] Das Gericht erklärte ebenfalls, dass es verfrüht sei zu sagen, ob der Vater der einzige Vertreter des Jungen sein sollte." Die treffende Eingabe von Juan Miguels Anwalt und seine soliden Argumente waren bezüglich des Alleinvertretungsrechts des Vaters für das Kind verworfen worden. Laut juristischen Experten ist es folgendermaßen: Wenn die Entscheidung, die die drei Richter in dem am 11. Mai stattfindenden Prozess fällen, nicht einstimmig ist, das heißt zwei zu eins, dann könnte die Verliererseite beantragen, dass alle Richter des Berufungsgerichts von Atlanta sich zu dem Fall äußern und nicht nur die drei dafür bestimmten Richter. Dieses Rechtsmittel würde gemäß den Experten auf jeden Fall eine neue Möglichkeit zum Ausdehnen der Dauer des legalen Prozesses bedeuten, und immer würde dies noch vor einer Berufung beim Obersten Gericht geschehen. Es gibt weitere fünf Varianten zum Hinauszögern des Prozesses auf unbestimmte Zeit. Die Anwälte der Mafia beantragten ihrerseits verschiedene Anordnungen und Definitionen. Fünftens: Am 25. April meldete die Nachrichtenagentur AP aus Laredo, Texas, folgendes: "'Die Regierung von Bill Clinton sollte versuchen, den Vater von Elián González zu überzeugen, in den Vereinigten Staaten zu bleiben, um hier seinen Sohn aufzuziehen', sagte der republikanische Präsidentschaftskandidat George W. Bush. ' Ich hoffe, dass die Regierung dem Vater erklärt, dass er, wenn er dies vorzieht, seinen Sohn in Freiheit aufziehen kann und dass er hier in den USA bleiben kann. Es ist wichtig, dass unsere Regierung daran erinnert, dass die Mutter auf der Suche nach Freiheit floh, um ihren Sohn in die Freiheit zu bringen. Ich hoffe, dass die Regierung den Vater überzeugt, seinen Sohn in den Vereinigten Staaten von Amerika aufzuziehen.'" Sechstens: Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur EFE zeigte Frau Hillary Clinton, die Ehefrau
des US-Präsidenten, in einer Radiosendung in der Stadt Buffalo im Bundesstaat New York "ihr Interesse, dass der Vater des kubanischen Kindes Elián González, Juan Miguel, sich am Ende dafür entscheidet, ins Exil zu gehen und in den Vereinigten Staaten zu bleiben, um dort zu leben." 'Ich hoffe, dass das Ausprobieren der Freiheit und die Gelegenheit, die er mit seinem Sohn während dieser Zeit hat, ihm vielleicht dabei helfen, in Betracht zu ziehen, endgültig in den USA zu bleiben. "[...] Ich bin davon überzeugt, dass es viele Leute gibt, die sehr zufrieden damit wären, ihn aufzunehmen, wenn er sich entscheidet, zu desertieren', sagte die First Lady, wobei sie den Begriff verwendete, der für diejenigen Soldaten gebraucht wird, die sich dafür entscheiden, ihr Land zu verlassen, um in einem anderen Zuflucht zu finden, normalerweise beim Feind." Das bedeutet, sie sprechen in aller Ruhe davon, zur Desertion eines Vaters anzustiften, der in den vergangenen Monaten feige gedemütigt wurde. Sie können sich nicht einmal einen würdigen Kubaner vorstellen. Zuerst prangern sie ihn als Feigling an, der sich weder wagte, in die USA zu fahren, noch sich für seinen Sohn interessierte. Danach behaupteten sie, dass die kubanische Regierung ihm keine Genehmigung zur Reise in dieses Land erteilen würde, damit er nicht desertiere. Seit sie ihn mit seiner Frau und seinem kleinen Kind ankommen sahen - zum richtigen Zeitpunkt, genau zur richtigen Stunde und Minute, als er abfahren musste - sind sie immer noch nicht aus dem Staunen herausgekommen angesichts der Würde, des Mutes und dem Ehrgefühl von Juan Miguel. Sie versuchen, ihn bis in alle Ewigkeit zurückzuhalten, in der Hoffnung, ihn zu verführen. Alle verfolgen unisono das gleiche Ziel, nämlich dass der Junge niemals mehr nach Kuba zurückkehrt, um damit einem selbstbewussten und heldenhaften Volk, aus dem Juan Miguel und Elián erwachsen sind, einen moralischen Schlag zu versetzen. Wo ist die Ethik der politischen Führer dieses Landes? Wie ist es möglich, dass sie in einem solchen Grad die Realitäten in Kuba ignorieren? Warum so viel Verachtung? Bis wann werden sie an ihre eigenen Lügen glauben? Am 27. April kommt es plötzlich zu Restriktionen und Hindernissen aller Art bezüglich der Bewegungsfreiheit der kubanischen Funktionäre, die Juan Miguel, seine Frau und seine zwei Kinder betreuten, die bereits 70 Meilen entfernt untergebracht worden waren. Es werden nur vier Visa gewährt für die Kinder, die in die USA reisen sollten, um bei Eliáns Erholung mitzuhelfen, und diese Visa sind auf 15 Tage beschränkt. Man legt die absurde Formel von einem zweiwöchigen Rotieren fest, und es wird keine Genehmigung erteilt zur Reise von irgendeinem der von der Familie erbetenen unerlässlichen Fachleute. Das Ziel, Juan Miguel, seine Ehefrau und seine beiden Kinder im fernen Wye Plantation im Bundesstaat Maryland zu isolieren, war offensichtlich. Im Einklang mit den erwähnten Erklärungen von Bush und Hillary sagte die Außenministerin Albright in einem Interview in dem Fernsehsender Fox folgendes: "Wir haben einige sehr schwerwiegende Probleme mit Kuba und wir werden fortfahren, das Embargogesetz" - so nennt sie die Blockade und den Wirtschaftskrieg - "und das Gesetz für die Kubanische Demokratie aufrechtzuerhalten" ' auf diese Weise bezieht sie sich auf das völkermörderische Helms-Burton-Gesetz. Das Seltsame dabei ist, dass niemand in Kuba die US-Regierung um Vergebung gebeten hatte, niemand hatte die Beendigung dieser Blockade gefordert, die immer unhaltbarer wird und die unvermeidlich fallen wird, weil sie anachronistisch ist und politisch und moralisch für die USA immer kostspieliger wird. Die Vorfahren, die die heldenhafte Tradition unseres Vaterlandes begannen, im Widerstreit gegen die annexionistischen Träume bezüglich Kubas, die seit zweihundert Jahren in den USA konzipiert werden, zeigten uns, dass man die Rechte einfordert und nicht erbettelt. Nichts wird leichter sein bezüglich Kubas in der Zukunft. Vierzig Jahre Widerstand gegen Aggressionen und Ungerechtigkeiten jeder Art und die Schlacht der Ideen, die wir ohne Pause über fünf lange Monate hinweg geschlagen haben, haben uns noch stärker gemacht. Wir werden ohne Pause gegen den mörderischen Cuban Adjustment Act und gegen das grausame Helms-Burton-Gesetz kämpfen, dessen Autoren verdienen gemäß den 1948 und 1949 sowohl von Kuba als auch den Vereinigten Staaten unterzeichneten Verträgen -, wegen des Verbrechens des Völkermordes vor einem Gericht erscheinen zu müssen. Wir werden gegen das Gesetz kämpfen, dessen Autor, Robert Torricelli, ein Verbündeter der terroristischen Mafia von Miami ist; wir werden gegen die Blockade und den Wirtschaftskrieg kämpfen, denen unser Volk fast ein halbes Jahrhundert widerstehen konnte; wir werden gegen die subversiven Aktivitäten kämpfen, die von den USA aus durchgeführt werden, einschließlich des Terrorismus, um uns zu destabilisieren, und wir werden dafür kämpfen, dass unserem Vaterland schließlich das in unserem Land illegal besetzte Territorium zurückgegeben wird. Wir werden all das erfüllen, was wir in Baraguá vor dem unauslöschlichen und unsterblichen Gedenken an den Bronzetitan schworen. Wir geben nicht dem US-amerikanischen Volk die Schuld. Wir geben den Verantwortlichen für die Lügen die Schuld, mit denen sie dieses Volk sehr viel länger betrogen, als Lincoln sich das vorgestellt hatte. Im Gegenteil, wir zollen dem Volk Tribut, das trotz der Lügen in seiner großen Mehrheit fähig war, das abscheuliche Verbrechen, das gegen ein kubanisches Kind begangen wurde, abzulehnen. Es wäre weise, wenn die jetzigen und zukünftigen Regierenden der Vereinigten Staaten begreifen würden, dass David gewachsen ist. Er hat sich in einen moralischen Giganten verwandelt, der mit
seiner Schleuder keine Steine abfeuert, sondern Beispiele, Botschaften und Ideen, gegenüber denen der große Goliath der Finanzen, der gewaltigen Reichtümer, der Atomwaffen, der ausgeklügelsten Technologie und einer weltweiten politischen Macht, die sich auf dem Egoismus, der Demagogie, der Scheinheiligkeit und der Lüge gründet, wehrlos ist. Damit sie sich nicht zu viele Illusionen machen angesichts ihres lächerlichen Pyrrhussieges, und gegenüber der infamen Resolution von Genf, die sich auf der Verleumdung gründet und von der USRegierung mittels erniedrigendem Druck und mit der Hilfe ihrer Verbündeten von der NATO aufgezwungen wurde, hat Kuba in dieser selben Sitzungsperiode sechs Resolutionen zugunsten der Länder der Dritten Welt eingebracht, die alle mit überwältigender Mehrheit angenommen wurden, immer gegen die Stimme der Vereinigten Staaten, die im Allgemeinen einzig auf die Unterstützung oder die Stimmenthaltung des Grüppchens seiner reichen europäischen Verbündeten zählen konnte. Die Völker einer unregierbaren Welt, die die Armut und das Elend erleiden, die man ständig mehr ausbeutet und ausplündert, werden unsere besten Kampfgefährten sein. Wir verfügen über keine finanziellen Ressourcen, um mit ihnen zusammenzuarbeiten. Wir zählen dagegen auf ein außergewöhnliches und hingebungsvolles Humankapital, über das die reichen Völker nicht verfügen und auch in Zukunft niemals verfügen werden. Es leb e der Patriotismus! Es lebe der Sozialismus! Es lebe der Internationalismus! Vaterland oder Tod! Wir werden siegen!
Fidel - 22. Juni 2000 WEDER VERHANDELT NOCH VERKAUFT KUBA SEINE REVOLUTION, DIE DAS BLUT UND DAS OPFER VON VIELEN SEINER KINDER GEKOSTET HAT. Entrevista de Federico Mayor, ex Director General de la UNESCO al Cmdte en Jefe publicada en el periódico Granma el 22 de junio del 200 WEDER VERHANDELT NOCH VERKAUFT KUBA SEINE REVOLUTION, DIE DAS BLUT UND DAS OPFER VON VIELEN SEINER KINDER GEKOSTET HAT Einführung für den Leser Anfang Juni veröffentlichte eine französische Zeitschrift in zusammengefasster Form die Notizen von Herrn Federico Mayor Zaragoza, der bis vor kurzem Direktor der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) war, eines am 28. Januar diesen Jahres geführten Gesprächs mit dem Comandante en Jefe Fidel Castro während seines Besuchs in Kuba aus Anlass des zweiten Internationalen Treffens der Wirtschaftswissenschaftler, das zwischen dem 24. und 28. Januar in Havanna stattfand. Einige Tage vor dem 1. Juni hatte Federico Mayor eine Abschrift dieser Gesprächszusammenfassung sowie einen ausführlichen Fragebogen für ein Interview über ähnliche Themen geschickt, das er in einem anderen Presseorgan veröffentlichen wollte. Doch noch vor der Veröffentlichung der erwähnten Zusammenfassung verbreiteten einige Agenturmeldungen die von ihm übergebenen Notizen mit bestimmten aus dem Kontext gerissenen Sätzen und fehlerhaften Interpretationen. Die voreilige und unvollständige Veröffentlichung jener Zusammenfassung, die Mitte Juni zu fehlerhaften Interpretationen führte, als unser Land - wie bis zum heutigen Tag - mit einer intensiven Aktivität im Zusammenhang mit der kriminellen Entführung des kubanischen Kindes Elián González beschäftigt war, zwang kurz darauf den Genossen Fidel, das unverzichtbare Maß an Zeit aufzubringen, um mit aller Präzision jede einzelne der von Federico Mayor geschickten 33 Fragen zu beantworten. Dieses Material wurde ihm vor 10 Tagen unverzüglich zugesandt. Mayor drückte die Idee aus, das komplette Gespräch für ein Buch zu verwenden, das er Ende des Jahres veröffentlichen wird. Angesichts der Tatsache, dass viele der in den Fragen - und deshalb auch in den Antworten - angesprochenen Problemstellungen mit aktuellen Themen in Verbindung stehen und innerhalb von einigen Monaten nicht mehr besonders interessant wären, entschied der Genosse Fidel, den gesamten Text seiner Antworten in der Tageszeitung Granma zu veröffentlichen, was er zuvor seinem geschätzten und ehrwürdigen Freund Federico Mayor Zaragoza, dem ehemaligen Direktor der UNESCO, mitteilte. Im Folgenden nun die Fragen und Antworten. ANTWORTEN AUF DEN FRAGEBOGEN VON F. MAYOR FEDERICO MAYOR.- Zusammen mit China, Vietnam und Nordkorea wird Kuba als die letzte Bastion des Sozialismus angesehen. Aber hat das Wort "Sozialismus" zehn Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer etwa überhaupt noch Sinn? FIDEL CASTRO.- Heute bin ich mehr denn je davon überzeugt, dass es einen großen Sinn hat. Das was vor zehn Jahren geschah, war die naive und unbewusste Zerstörung eines großen sozialen
und historischen Prozesses, der zwar perfektioniert, aber niemals zerstört werden musste. Das hatten die Horden Hitlers nicht geschafft, nicht einmal indem sie mehr als 20 Millionen Sowjetbürger töteten und die Hälfte des Landes zerstörten. Die Welt verblieb unter der Vorherrschaft einer einzigen Supermacht, die beim Kampf gegen den Faschismus nicht einmal fünf Prozent der Opfer beisteuerte, die die Sowjets erbrachten. In Kuba haben wir ein vereintes Land und eine Partei, die zwar anleitet, aber weder die Kandidaten aufstellt noch sie auswählt. Die Bewohner eines jeden Viertels, die in offenen Versammlungen zusammenkommen, schlagen die Kandidaten der 14.686 Wahlkreise vor, stellen sie auf und wählen sie. Diese Abgeordneten der 14686 Wahlkreise stellen die Grundlage unseres Wahlsystems dar. Sie bilden die Versammlungen der jeweiligen Kreise und stellen die Kandidaten der Provinzversammlungen und der Nationalversammlung auf, die höchsten Machtorgane des Staates auf diesen Ebenen. Die Kandidaten müssen in ihren entsprechenden Wahlbezirken in geheimer Wahl mehr als 50 % der gültigen Stimmen erhalten. Ohne dass eine Wahlpflicht bestünde, nehmen an diesen Wahlen mehr als 95 % der Wahlberechtigten teil. Viele Menschen auf der Welt haben nicht einmal die Bemühung auf sich genommen, sich über diese Realität zu informieren. In den Vereinigten Staaten, wo so viel über Mehrparteiensysteme gesprochen wird, gibt es zwei Parteien, die sich in Bezug auf Methoden, Ziele und Absichten exakt gleichen und in der Praxis das kompletteste Einparteiensystem haben entstehen lassen, das es auf der Welt gibt. In diesem "demokratischen Land" gehen 50 % der Bürger nicht zur Wahl, und normalerweise gewinnt das Team, dass mehr finanzielle Mittel gesammelt hat, mit lediglich 25 % der Stimmen die Wahl. Die gesamte Politik reduziert sich auf Scheinauseinandersetzungen, Eitelkeiten und Ambitionen von Einzelpersonen oder von Interessengruppen innerhalb des etablierten wirtschaftlichen und sozialen Modells. Es besteht keinerlei Alternative eines Systemwechsels. In den kleinen englischsprachigen Ländern der Karibik, die erst vor kurzem unabhängig geworden sind, funktioniert ein effizienteres parlamentarisches System, und solange die Regierung den Konsens aufrechterhält, bleibt sie an der Macht. Dieses System ist sehr viel stabiler als das dem Rest Lateinamerikas aufgezwungene Präsidentialsystem, das eine Kopie der Vereinigten Staaten darstellt. In fast zwei Jahrhunderten hat sich nichts geändert. Im Kapitalismus, einschließlich in den industrialisiertesten Ländern, regieren in Wirklichkeit die großen nationalen und internationalen Firmen. Sie entscheiden über die Investition und die Entwicklung. Sie sind verantwortlich für die materielle Produktion, die wichtigsten ökonomischen Dienstleistungen und einen Großteil der sozialen Dienstleistungen. Der Staat zieht einfach nur die Steuern ein, verteilt sie und gibt das Geld aus. In vielen dieser Länder kann die gesamte Regierung in Urlaub gehen, ohne dass irgend jemand etwas davon bemerkt. Das entwickelte kapitalistische System, das später zum modernen Imperialismus wurde, hat schließlich eine neoliberale und globalisierte Ordnung errichtet, die schlichtweg unhaltbar ist. Es hat eine Welt der Spekulation geschaffen, der fiktiven Schaffung von Reichtümern und Werten, die nichts mit der realen Produktion zu tun haben, und märchenhafte Privatvermögen, von denen einige das Bruttoinlandsprodukt von Dutzenden von armen Ländern übertreffen. Es wäre unnötig, die Plünderung und Verschwendung der natürlichen Ressourcen der Welt und das elende Leben von Milliarden Menschen hinzuzufügen. Das kapitalistische System hat der Welt nichts zu bieten und dient zu nichts weiter als seiner Selbstzerstörung, wobei es vielleicht zusammen mit sich die natürlichen Bedingungen zerstört, die als Stütze für das menschliche Leben auf dem Planeten dienen. Es ist nicht das Ende der Geschichte gekommen, wie einige illusionäre Euphoriker sich vorstellten. Jetzt ist in Wirklichkeit der Zeitpunkt, wo sie vielleicht erst beginnt. F. M. .- Einundvierzig Jahre nach der Revolution, und trotz der Schwierigkeiten, mit denen es konfrontiert war, hat das Regime, das sie errichtet haben, durchgehalten. Auf was kann man diese Langlebigkeit zurückführen? F. C. .- Auf den Kampf und die pausenlose Arbeit gemeinsam mit dem Volk und für das Volk. Sich an seine Überzeugungen klammern; konsequent sein; an den Menschen glauben; Sklaven und nicht Herren des Landes sein; auf festen Prinzipien aufbauen; schöpferisch tätig sein; auch unter scheinbar unmöglichen und irrealen Bedingungen Lösungen suchen; die absolute Aufrichtigkeit derjenigen garantieren, die die höchsten politischen und administrativen Posten bekleiden; die Politik zu einem Priesteramt machen. Das kann zum Teil die Antwort auf Ihre Frage sein, ohne dabei viele andere besondere Faktoren unseres Landes und unserer historischen Epoche einzubeziehen. Sicherlich dachte alle Welt, dass Kuba nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Lagers und der UdSSR nicht durchhalten könne. Man müßte dabei zusätzlich fragen, wie dies möglich war mit einer doppelten Blockade und dem politischen und wirtschaftlichen Krieg, den uns die mächtigste jemals existierende Macht aufzwang, ohne Internationalen Währungsfonds, ohne Weltbank, ohne Kredite. Wir schafften es dennoch, die Großtat zu vollbringen. Bei einem kürzlich in Havanna veranstalteten Gipfeltreffen sagte ich gegenüber unseren Gästen mit einer gewissen Ironie, dass dies möglich war, weil wir das Privileg hatten, nicht dem IWF anzugehören. Es gab Zeiten, in denen wir in einem Meer des umlaufenden Geldes schwammen; unsere Währung
hatte außergewöhnlich an Wert verloren und das Haushaltsdefizit betrug bis zu 35 % des Bruttoinlandsprodukts. Ich beobachtete intelligente Besucher, die fast bis zur Ohnmacht in Erstaunen versetzt wurden. Unser Peso, die nationale Währung, hatte bis 1994 so viel an Wert verloren, dass der Umtauschkurs 150 Peso für einen US-Dollar betrug. Trotzdem schlossen wir keine einzige Gesundheitseinrichtung, keine einzige Schule, keine einzige Kinderkrippe, keine einzige Universität und keine einzige Sportanlage. Niemand wurde auf die Straße geworfen, ohne Arbeit oder Sozialversicherung, sogar als es an Brenn- und Rohstoffen mangelte. Es gab nicht den geringsten Entwurf für eine der gewöhnlich angewendeten und verhassten Schocktherapien, die so sehr von den westlichen Finanzinstitutionen empfohlen werden. Jede Maßnahme, die zum Entgegenwirken des schrecklichen Schlages getroffen wurde, diskutierte man nicht nur in der Nationalversammlung, sondern auch in Hunderttausenden von Versammlungen, die in Fabriken, Produktions- und Dienstleistungszentren, Gewerkschaften, Universitäten, Mittelschulen und in allen Organisationen der Bauern, Frauen, Häuserblocks sowie in anderen Organisationen sozialen Charakters stattfanden. Das Wenige, über das wir verfügten, wurde mit der größtmöglichen Gleichheit verteilt. Wir besiegten den Pessimismus innerhalb und außerhalb des Landes. In diesen kritischen Jahren verdoppelte sich die Anzahl von Ärzten, verbesserte sich die Qualität unserer Ausbildung und gewann der Peso siebenfach an Wert - von 150 Peso für einen US-Dollar bis zu 20 Peso für einen US-Dollar im Zeitraum von 1994 bis 1998 -, wobei dieser Umtauschkurs seitdem stabil geblieben ist. Nicht ein einziger Dollar entwich ins Ausland. Man gewann an Erfahrung und Effizienz auf der Höhe der immensen Herausforderung, die wir vor uns hatten. Wenn wir auch noch nicht das Produktions- und Konsumniveau erreicht haben, über dass wir zum Zeitpunkt des sozialistischen Desasters in Europa verfügten, so haben wir uns doch mit stetigem und sichtbarem Schritt erholt. Die Kennziffern in Bezug auf Bildung, Gesundheit, soziale Sicherheit und viele andere soziale Aspekte, auf die wir stolz waren, haben wir aufrechterhalten, und einige haben wir sogar übertroffen. Der große Held dieser Großtat war das Volk, das seine riesigen Opfer und sein immenses Vertrauen beitrug. Dies war die Frucht der Gerechtigkeit und der Ideen, die in mehr als 30 Jahren Revolution gesät wurden. Dieses wahrhafte Wunder wäre ohne die Einheit und ohne den Sozialismus unmöglich gewesen. F. M. - Wäre es in Anbetracht der breiten Bewegung der Globalisierung, die auf weltweiter Ebene Form annimmt, nicht etwa angebracht, die kubanische Wirtschaft gegenüber dem Rest der Welt weiter zu öffnen? F. C. .- Wir haben die Wirtschaft geöffnet, soweit dies möglich und notwendig war. Wir haben nicht die Verrücktheiten und Tollheiten begangen, die es in anderen Ländern gab, die die Ratschläge der europäischen und US-amerikanischen Experten so entgegennahmen, als ob es sich bei diesen um biblische Propheten handele. Der Wahnsinn der Privatisierungen eroberte uns nicht, und noch viel weniger die Verrücktheit, die Güter des Staates zu konfiszieren, um uns ihrer zu bemächtigen oder sie Verwandten oder Freunden zu schenken. Dies geschah, wie man weiß, sowohl in ehemaligen sozialistischen Ländern wie in anderen, die nicht sozialistisch waren, und zwar unter dem gütigen, toleranten und komplizenhaften Vorwand der neoliberalen Philosophie, die sich in eine universelle Pandemie verwandelt hat. Der Westen weiß sehr gut, wo dieses Geld deponiert ist und wo die veruntreuten und gestohlenen Gelder hinflossen, doch niemand sagte ein Wort. Wir haben nicht versucht, Kuba an die gegenwärtige chaotische Welt und ihre Philosophie anzupassen. Wir passten stattdessen die Realitäten dieser Welt an die unsrigen an, während wir gemeinsam mit vielen anderen Ländern der sogenannten Dritten Welt für unser Recht auf Entwicklung und das Überleben kämpften. Vielleicht helfen wir, die ehemals kolonisierten Länder, dadurch der Minderheit der superreichen Länder - fast alle davon ehemalige Kolonialmächte -, sich auch selbst zu retten. F. M. .- Niemand stellt die sozialen und kulturellen Leistungen Kubas in Frage. Aber - indem wir auf meine vorherige Frage zurückkommen - könnten diese Leistungen nicht durch eine Steigerung des Austauschs mit dem Ausland begünstigt werden? F. C. .- Es trifft zu, wie du sagst, dass wir bedeutende soziale Fortschritte erreicht haben, die schwer zu leugnen sind: Es gibt weder Kinder ohne Schule noch Analphabeten. Die Entwicklung unserer Universitäten ist spürbar. Wir verfügen über zahlreiche Forschungszentren, die eine Arbeit von großer Qualität und Wichtigkeit verrichten. Jedes Kind bekommt 13 Impfungen verabreicht, von denen fast alle im Land produziert werden, genauso wie der Großteil der Medikamente, die wir einnehmen. Gleichzeitig schicken wir Tausende von Ärzten zum Leisten von medizinischem Service in abgelegene und arme Gebiete Lateinamerikas, der Karibik und Afrikas, um integrale Gesundheitspläne in die Tat umzusetzen. Das ist möglich, weil wir über ein reichliches Humankapital verfügen. Wir haben die entwickeltsten Länder dazu eingeladen, bei der Entsendung von Medikamenten mitzuarbeiten. Gleichermaßen gewähren wir Tausende von Stipendien für Jugendliche aus der Dritten Welt, um Medizin oder andere Fachrichtungen zu studieren. In jedem afrikanischen Land, dass an den integralen Gesundheitsplänen teilnimmt, helfen wir beim Aufbau von Fakultäten, wo eines Tages die
Hunderttausenden von Ärzten ausgebildet werden können, die diese Länder brauchen. Niemand stellt sich vor, wieviel ein kleines Land der Dritten Welt mit sehr wenigen Ressourcen bewerkstelligen kann, wenn es einen wirklichen Geist der Solidarität gibt. Als Antwort auf deine Frage kann ich sagen, dass diese von unserem Land unternommene Anstrengung ohne Zweifel durch eine Steigerung des Austauschs mit dem Ausland begünstigt würde, sowohl zum Vorteil unseres Vaterlandes als auch zum Vorteil anderer Nationen. F. M. .- Der Zerfall der UdSSR entzog Kuba plötzlich eine wunderbare Unterstützung. Was war Ihrer Meinung nach das Kalkül der US-Amerikaner, als sie das Embargo trotz des Endes der Ost-WestKonfrontation aufrechterhielten? Hofften sie, damit auf Ihre Art des Regierens Einfluss zu nehmen? F. C. .- Sie hatten nicht die Absicht, Einfluss auf die Revolution zu nehmen, sondern sie zu zerstören. Genauso wie im Senat des alten Roms, als zu Zeiten Hannibals die Zerstörung Karthagos proklamiert wurde, lautete die obsessive Parole der US-Regierungen: Kuba muss zerstört werden. Der Zerfall der Sowjetunion und der Zusammenbruch des sozialistischen Lagers in Europa kam für uns nicht völlig überraschend. Wir wiesen unser Volk sogar sehr viel früher schon auf diese Möglichkeit hin. Angesichts der dummen Fehler, die sie dort begingen, und der beschämenden Konzessionen, die sie dem historischen Gegner fortwährend einräumten, sahen wir die Ereignisse kommen. Im Bereich der Wirtschaft war der Schaden für Kuba schrecklich. Unser Zucker hatte zuvor nicht den Preis erzielt, der dem Abfallhaufen des Weltmarktes entspricht. Wir hatten einen Präferenzpreis wie den erreicht, den die Vereinigten Staaten und Europa beim Import dieses Produkts anwendeten. Die Lieferungen von Brennstoff, Lebensmitteln, den verschiedensten Rohstoffen und Maschinen- und Fabrikteilen stoppten fast abrupt. Der tägliche Kalorienkonsum ging von 3 000 auf 1 900 zurück und der tägliche Proteinkonsum sank von 80 auf 50 Gramm. Es gab Leute, die schwach wurden, doch die überwiegende Mehrheit bewältigte die Schwierigkeiten in eindrucksvollem Maße mit Mut, Ehrgefühl und Entschiedenheit. Wie ich bereits sagte, erreichte man, wichtige Kennziffern beizubehalten und einige sogar zu verbessern. Die Kindersterblichkeit wurde in diesem Zeitraum um 40 % gesenkt und 30 000 neue Ärzte mit einem exzellenten Ausbildungsniveau begannen ihre Arbeit in den Gemeinden. Im Bereich des Sports nahmen unsere Athleten weiterhin einen ehrenvollen Rang unter den Besten der Welt ein und erreichten bei den Olympischen Spielen die höchste Anzahl an Goldmedaillen im Vergleich zur Bevölkerungszahl, und zwar trotz des enormen Drucks, den die Vereinigten Staaten ausüben, indem sie versuchen, Wissenschaftler, herausragende Fachleute und Sportler aus Kuba abzuwerben. F. M. .- Was nicht heißen soll, dass die Aufrechterhaltung des Embargos für das kubanische Volk einen leicht zu überwindenden zusätzlichen Test darstellt. F. C. .- Selbstverständlich ist die Blockade eine schwere Last für jeden Kubaner. Die Länder der Dritten Welt - genauso wie fast alle Mitgliedsländer der Vereinten Nationen - haben wiederholt die Beendigung der Blockade gefordert. Doch der US-Kongress hat sich mit der Kooperation von vielen Mitgliedern der republikanischen Mehrheit - in diesem Fall angeführt von den Herren Helms und Burton, und sogar mit der Unterstützung von einigen Mitgliedern der Demokratischen Partei wie Torricelli und anderen - der Beendigung einer Blockade widersetzt, die bereits zur längsten in der Geschichte geworden ist. F. M. .- Die Vereinigten Staaten sind nicht die Einzigen, die ihnen jede Art von Bedingungen auferlegen. Auch die Europäische Union hat versucht, eine "demokratische Klausel" in die europäischkubanischen Handelsbeziehungen einzuführen. Was denken Sie über diese Vorgehensweise? F. C. .- Es ist bezeichnend, dass sich die Europäische Union sehr viel weniger "besorgt" zeigt in Bezug auf andere Länder, und zwar zweifellos deswegen, weil diese Länder ein größeres wirtschaftliches Interesse darstellen als wir dies können. Auf jeden Fall sind keinerlei Bedingungen zu akzeptieren, wenn es sich dabei um unveräußerliche Prinzipien unseres Vaterlandes handelt. Die Art der politischen Organisation einer souveränen Nation kann nicht Bedingungen unterliegen. Weder verhandelt noch verkauft Kuba seine Revolution, die das Blut und das Opfer von vielen seiner Kinder gekostet hat. Auf der anderen Seite hängt alles davon ab, was man unter "demokratischer Klausel" versteht. Wie viele sogenannte "demokratische" Staaten sind bis zum Hals verschuldet? Wie viele von ihnen lassen zu, dass bis zu 30 % ihrer Bevölkerung unter Bedingungen von extremer Armut leben? Warum müssen Länder, in denen Zehntausende von Kindern auf der Straße leben und in denen es unzählige Analphabeten gibt, besser behandelt werden als wir? Wir sehen keinen Grund dafür. Kuba wird niemals politische Bedingungen der Europäischen Union und noch weniger der Vereinigten Staaten akzeptieren. Es wäre besser, wenn dies endlich begriffen würde. Wir diskutieren nicht darüber, ob es in Europa Monarchien gibt oder Demokratien, ob Konservative an der Macht sind oder Sozialdemokraten, Verteidiger oder Gegner eines idyllischen dritten Weges, ob es Wenden nach links, ins Zentrum oder nach rechts gibt, oder ob es sich dort um Apologeten oder Verleumder des sogenannten "Wohlfahrtsstaates" handelt, mit dem man versucht, das unheilbare Übel der Arbeitslosigkeit zu verschleiern. Wir haben nicht einmal die Pflicht, uns bezüglich dessen einzumischen, was die Skinheads machen, die eine Erscheinungsform der erneut aufkommenden
neonazistischen Tendenzen sind. Wenn wir auch Meinungen über diese und viele andere Themen haben, können wir doch keine revolutionären Klauseln in unsere Beziehungen mit Europa einfügen. Wir hegen die Hoffnung, dass die Europäer alleine mit diesen Problemen fertig werden. F. M. .- Seit der McCarthy-Ära verfolgt Washington die Tendenz, einzig die kommunistischen Regime als schädlich und zerstörenswert anzusehen. Doch das Weiße Haus hat ohne mit der Wimper zu zucken Somoza, Trujillo, Duvallier und andere akzeptiert. Zu welchen Gedanken verleiht Sie diese Sicht einer Welt mit zwei Geschwindigkeiten? F. C. .- Es wäre besser, wenn ich mich nicht in die Scheinheiligkeit und die Unanständigkeiten dieser Politik vertiefe. Ich würde viele Stunden und langwierige historische Bezugnahmen benötigen. Der Industrie der Lüge wird eines Tages der Markt ausgehen, er geht ihr bereits aus. Wenn Sie sich wirklich in die Wahrheit vertiefen, werden Sie bemerken, dass die politische Konzeption des Imperialismus genauso wie die der Welt aufgezwungene Wirtschaftsordnung und die neoliberale Globalisierung auf dem Gebiet der Ideen und der Ethik Waisenkinder und wehrlose Geschöpfe sind. Genau auf diesem Gebiet entscheidet sich der wichtigste Kampf unserer Zeit. Und das Endergebnis dieser Schlacht wird - ohne eine mögliche Alternative - zugunsten der Wahrheit und deswegen zugunsten der Menschheit ausfallen. F. M. .- Verfolgen Sie den US-amerikanischen Wahlkampf näher? F.C..- Selbstverständlich, und zwar nicht nur den Präsidentschaftswahlkampf, sondern ich finde sogar Unterhaltung dabei, andere Aspekte der großen Komödie zu beobachten. Um ein Beispiel zu nennen: den Kampf um den Senatssitz für New York. Bezüglich Hillary Clinton erinnerte ich mich daran, als sie mit so viel Glanz vor dem Kongress ein Sozialprogramm zugunsten der medizinischen Serviceleistungen verteidigte, die heutzutage für Millionen arme US-Amerikaner unzugänglich sind. Ich hörte ihr auch mit Interesse zu, als sie vor der WHO in Genf sprach. Sie war offen, überzeugend und scheinbar aufrichtig. Sie verhielt sich mit großer Würde, als die Familie in eine schwere und schmerzhafte Krise verwickelt war. Doch gelegentlich geben ihr ihre Berater keine guten Empfehlungen, wie im Fall der von der Clinton-Regierung nach einer langen, grausamen und unbarmherzigen Haft freigelassenen Puertoricanern, als sie sich öffentlich feindlich eingestellt gegenüber dieser Reduzierung der Strafen zeigte. Ich kann außerdem hinzufügen, dass sie vor kurzem im Fall des entführten kubanischen Kindes Elián González eine falsche und wenig ethische Position einnahm, als sie erklärte, dass der Vater des Kindes desertieren sollte. Dies war eine schwerwiegende und willkürliche Beleidigung eines ehrenhaften Patrioten, wobei dies nicht nur im Inhalt, sondern auch in Bezug auf das Datum fast genau mit einer Aussage des republikanischen Präsidentschaftskandidaten übereinstimmte. Kurzum, wenn scheinbar ehrliche Personen sich in den Strudel der Wahlpolitik in den Vereinigten Staaten verwickelt sehen, gehen sie das Risiko ein, jegliche Anerkennung und Achtung zu verlieren. F. M. .- Wie weit kann der Privatisierungsprozeß in Kuba reichen? Und ist die "Dollarisierung" der Wirtschaft nicht eine Beleidigung sowohl gegenüber dem Sozialismus als auch gegenüber der Währungssouveränität des Landes? F. C. .- Ich sagte dir bereits, dass die Privatisierungen mit sehr viel gesundem Menschenverstand und Weisheit durchgeführt werden müssen, ohne irgendeine Art von Verrücktheiten. Man muss diejenige Arbeit sehr gut unterscheiden, die ihrer Natur nach wesentlich individuell und oftmals manuell und handwerklich ist, wobei die Produktion in größerem Umfang und die Technologie nicht die Hauptrolle spielen, und diejenige, bei der die Investitionen Kapital, Technologie und Märkte erfordern, bei denen eine Assoziierung mit ausländischen Unternehmen höchst angebracht sein kann. Die potentiellen Erdölvorkommen innerhalb der zu Kuba gehörenden 110 000 km² im Golf von Mexiko könnten ohne die Technologien aus dem Ausland und das von dort kommende Kapital nicht von unserem Land erschlossen und ausgebeutet werden. Andererseits gibt es innerhalb des Landes beim Erzielen der höchsten Qualität und dem höchsten Ertrag bei Anbauprodukten wie einer besonderenTabaksorte - dies ist die Arbeit von hingebungsvollen und fast fanatischen Liebhabern dieses Anbauprodukts, die manuell sein und in kleinen Parzellen vonstatten gehen muss - keine Maschinen oder Großunternehmen, die die Arbeit des Individuums ersetzen könnten. Denjenigen, die diese Fähigkeiten besitzen, wird das notwendige Land kostenlos übergeben, damit sie es auf eigene Rechnung bebauen. Es wäre hingegen absurd, dies im Fall der hochgradig mechanisierten großen Zuckerrohrplantagen zu tun. Es gibt in der kubanischen Landwirtschaft sehr verschiedene Eigentumsformen: Individuell, Kooperativen verschiedener Art, mit Mechanismen der Kooperation, Vorratshaltung und Vermarktung der Produkte, und einschließlich Staatsunternehmen in spezialisierten Bereichen, die wir mit Erfolg in unserem Land entwickelt haben. Es gibt gleichfalls in den verschiedensten Bereichen der Wirtschaft Produktions- und Vermarktungsassoziierungen mit ausländischen Firmen, die hervorragend funktionieren. Man darf beim Thema der Privatisierungen keine Vereinfachungen anstellen. Als allgemeines Prinzip gilt, dass in Kuba nichts privatisiert wird, das als Eigentum des ganzen Volks oder eines Kollektivs von Arbeitern angebracht ist und so aufrechterhalten werden kann. Unsere Ideologie und unsere Präferenz ist der Sozialismus, dem Egoismus, den Privilegien und den
Ungleichheiten der kapitalistischen Gesellschaft in nichts verwandt. In unserem Vaterland gerät nichts in den Besitz eines hochrangigen Funktionärs, und nichts wird an Komplizen und Freunde verschenkt. Nichts, was mit Effizienz und einem gesteigertem Ertrag für unsere Gesellschaft ausgenutzt werden kann, gerät in die Hände von inländischen oder ausländischen Privatleuten. Gleichzeitig kann ich dir versichern, dass keine Investition garantierter ist auf der Welt als diejenigen, die unter dem Schutz der Gesetze und der Ehre des Landes in Kuba genehmigt worden sind. Bezüglich deiner Erwähnung der Dollarisierung der Wirtschaft muss ich dir zwei Dinge antworten: Erstens ist die Weltwirtschaft zur Zeit dollarisiert. Nach Betton Woods erlangten die Vereinigten Staaten das Privileg, eine Reservewährung der Weltwirtschaft auszugeben. Zweitens gibt es in Kuba eine nationale Währung, die in keiner Hinsicht durch den IWF geregelt wird. Sie hat auf der Guthabenseite, wie ich bereits erwähnte, die Großtat stehen, in Rekordzeit siebenfach an Wert gewonnen zu haben. Es gibt keine Kapitalflucht. Außerdem ist der dem Wert des US-Dollars entsprechende konvertierbare Peso eingeführt worden, und die freie Zirkulation des US-Dollars war schlichtweg eine unverzichtbare Notwendigkeit, jedoch niemals die Frucht eines Wirtschaftskonzepts. Für die Zukunft denke ich, dass ein erneutes Verbot des Besitzes von US-Dollars oder anderen ausländischen Währungen niemals mehr nötig sein wird, doch die freie Zirkulation des US-Dollars bei der Bezahlung von vielen Produkten und Dienstleistungen wird es nur für den Zeitraum geben, in dem die Interessen der Revolution dies angemessen erscheinen lassen. Wir sind deshalb in der Lage, uns absolut keine Sorgen über die berühmte Dollarisierung der Wirtschaft machen zu müssen. Wir wissen vollkommen, was wir machen. F. M. .- Fidel, im Jahr 1997 sagten sie mir in Havanna in aller Öffentlichkeit: "Federico, heutzutage brauchen wir keine Revolutionen mehr. In der Zukunft besteht der Kampf in einer besseren Verteilung. Unser Ziel ist nicht mehr der Klassenkampf, sondern die Annäherung der Klassen im Rahmen einer gerechten und friedlichen Koexistenz." Denken Sie heute, drei Jahre später, noch auf die selbe Weise? F. C. .- Ich bin nicht sicher, ob ich mich irgendwann einmal genau so ausgedrückt habe. Vielleicht ist es zu irgendeiner Konfusion in Bezug auf die Sprache oder die Interpretation gekommen, denn einige dieser Punkte sind ziemlich weit von meinen Ideen entfernt. Vor kurzem nahm ich in Havanna an einem internationalen Treffen von Wirtschaftswissenschaftlern teil, an dem Vertreter aus ruinierten Ländern zugegen waren, deren Schuldendienst sich auf mehr als 40 % des Haushaltes beläuft, eine "sehr demokratisch" von vorherigen und auch aktuellen Regierungen erworbene Verschuldung. Man beobachtet ein sehr großes Gefühl der Machtlosigkeit angesichts der Herausforderungen einer Globalisierung, die sich als unvermeidbar darstellt, jedoch bis jetzt geprägt ist durch das verhängnisvolle Zeichen des Neoliberalismus. Bei diesem Treffen verteidigten die Repräsentanten der Interamerikanischen Entwicklungsbank und der Weltbank ihre Standpunkte mit völliger Freiheit, doch die Schlussfolgerungen bezüglich des unhaltbaren Charakters der herrschenden Wirtschaftsordnung waren für viele der Anwesenden sehr eindeutig. Wir können nicht weitermarschieren auf dem Weg, der die armen Länder täglich mehr von den reichen Ländern entfernt, und der im Inneren all dieser Länder immer schwerwiegendere soziale Folgen hervorruft. Für den Moment ist die Integration Lateinamerikas und der Karibik grundlegend. Nur vereint werden wir die Bedingungen unserer Rolle in dieser Hemisphäre neu verhandeln können. Ich sage das Gleiche in Bezug auf die Notwendigkeit, die Anstrengungen der Länder der Dritten Welt gegenüber dem mächtigen und unersättlichen Club der Reichen zu vereinen. Ich habe gelegentlich darauf hingewiesen, dass diese Aufgabe der Integration und Vereinigung der Anstrengungen nicht darauf warten kann, dass es in jedem einzelnen dieser Länder zunächst zu tiefgreifenden sozialen Änderungen oder sozialen Revolutionen kommt. Ich habe ebenfalls bekräftigt, dass die momentane Weltwirtschaftsordnung aufgrund ihrer Unhaltbarkeit das sehr reale Risiko eines katastrophenhaften Zusammenbruchs eingeht, der das Desaster und die lang andauernde Krise in den Schatten stellen würde, zu der es 1929 kam, als die Börsen der Vereinigten Staaten, deren Aktien über das Erträgliche hinaus aufgebläht waren, explodierten. Nicht einmal der Enthusiast und Experte Greenspan, der Präsident der Federal Reserve der Vereinigten Staaten - dessen schlaflose Augen sich nicht eine Minute von den statistischen Daten lösen, die aus diesem unkontrollierten und unvorhersagbaren Roulette erwachsen, welches das spekulative System darstellt, in dem 50 % der US-amerikanischen Familien ihre Wetten abschließen und in das sie ihre Ersparnisse investieren -, würde es wagen, zu versichern, dass ein solches Risiko nicht bestünde. Das Heilmittel, um die Katastrophe zu verhindern, ist noch nicht erfunden worden und kann innerhalb eines solchen Systems nicht erfunden werden. Unaufhörlich bestehe ich auf der Notwendigkeit, die Augen angesichts dieser Realitäten zu öffnen. Es kann zu einem Zusammenbruch kommen, bevor die Völker darauf vorbereitet sind. Die Änderungen kommen nicht aus dem Kopf von irgend jemandem, doch die Köpfe müssen vorbereitet sein auf diese unvermeidlichen Änderungen, die die verschiedenartigsten Formen annehmen und den unterschiedlichsten Wegen folgen werden, ohne irgendeinen auszuschließen, wenn diese Auswege auch meiner Ansicht nach hauptsächlich als Resultat des Handelns der Massen, die niemand aufhalten könnte, entstehen. Trotzdem wird nichts leicht sein. Die Blindheit, Oberflächlichkeit und Verantwortungslosigkeit der
sogenannten politischen Klasse werden den Weg erschweren, aber nicht unüberwindlich machen. F. M. .- Gibt es für die Armen die geringste Hoffnung auf ein besseres Leben in den kommenden zwanzig Jahren? F. C. .- Die Menschheit beginnt Bewußtsein zu erlangen. Sehen Sie, was in Seattle und Davos geschah. Es wird häufig an die Schrecken des Holocaust und die während des Jahrhunderts begangenen Völkermorde erinnert, doch man scheint zu vergessen, dass jährlich aufgrund der von uns angesprochenen Wirtschaftsordnung Dutzende Millionen Menschen an Hunger oder vermeidbaren Krankheiten sterben. Man kann scheinbar positive Wachstumsstatistiken aufstellen, doch am Ende bleiben die Dinge gleich oder verschlechtern sich für die Länder der Dritten Welt. Das Wachstum beruht oftmals auf der Anhäufung von Konsumgütern, die durch nichts zu einer wahrhaften Entwicklung und einer besseren Verteilung des Reichtums beitragen. Die große Wirklichkeit besteht darin, dass nach einigen Jahrzehnten des Neoliberalismus die Reichen immer reicher werden und es immer mehr Arme gibt, die zudem immer ärmer werden. F. M. .- Im Rahmen des letzten Gipfeltreffens der G-77-Staaten in Havanna äußerten Sie einen Komplex von Ideen zur Umwandlung der Weltordnung. Könnten Sie diese Vorschläge noch einmal wiederholen? F. C. .- Dort äußerte ich mich für die Streichung der Außenverschuldung der unterentwickelten Länder und für eine beträchtliche Entlastung der Devisenbilanz vieler anderer Länder. Auch sprach ich mich aus für die Abschaffung des Internationalen Währungsfonds. Die Zeit ist reif, dass die Länder der Dritten Welt die Befreiung von einem Mechanismus fordern, der nicht in der Lage ist, die Stabilität der Weltwirtschaft zu gewährleisten. In einem noch weiteren Sinne kritisierte ich die unheilbringenden Auswirkungen des Neoliberalismus, jener pharisäischen Politik, für sämtliche Entwicklungsländer und ganz besonders für die Länder Lateinamerikas und der Karibik. Ich sagte, dass ein Nürnberger Prozeß vonnöten sei, um den Massenmord der heutigen Weltwirtschaftsordnung zu richten. F. M. .- Das ist leicht übertrieben! F. C. .- Es ist vielleicht sogar das Gegenteil: leicht untertrieben. Um präzise zu sein, werde ich lediglich einige Abschnitte der Schlussrede des Südgipfels zitieren. "Früher sprach man von der Apartheid in Afrika. Heute können wir von einer weltweiten Apartheid sprechen, in der mehr als vier Milliarden Menschen der elementarsten Menschenrechte entbehren: des Rechtes auf Leben, auf Gesundheit, Bildung, Trinkwasser, Lebensmittel, Wohnraum, Zukunftshoffnung sowie des Rechtes der eigenen Kinder. Wenn wir so verfahren wie bisher, wird uns bald die Luft zum Atmen ausbleiben, die immer mehr von den verschwenderischen Konsumgesellschaften vergiftet wird, die die wesentlichen Faktoren des Lebens vergiften und den Lebensraum des Menschen zerstören. [...] Die Welt der Reichen möchte vergessen, dass die Ursachen von Unterentwicklung und Armut in der Sklaverei, der Kolonialherrschaft, der brutalen Ausbeutung und Plünderung zu suchen sind, denen unsere Länder jahrhundertelang ausgesetzt waren. Sie schauen auf uns als minderwertige Völker. Unsere Armut schreiben sie der Unfähigkeit der Afrikaner, der Asiaten, der Inselbewohner der Karibik und der Lateinamerikaner zu; das heißt der Unfähigkeit der Schwarzen, der Indianer, der Gelbhäutigen und der Mestizen, sich zu entwickeln und sich zu regieren. [...] Ich bin der absoluten Überzeugung, dass die von den reichen Ländern aufgezwungene Weltwirtschaftsordnung von heute nicht nur grausam, ungerecht, unmenschlich und gegen den unausweichlichen Lauf der Geschichte gerichtet, sondern auch Träger einer rassistischen Weltauffassung ist, die seinerzeit in Europa den Faschismus von Holocaust und Konzentrationslagern inspirierte, die heute in der Dritten Welt Flüchtlingslager genannt werden und nichts anderes sind als Konzentrationszentren von Armut, Hunger und Gewalt. Es sind die gleichen rassistischen Auffassungen, die in Afrika zu dem monströsen Apartheidsystem geführt haben. [...] Wir kämpfen für die geheiligten Rechte der armen Länder; doch wir kämpfen auch für die Rettung jener Ersten Welt, die nicht in der Lage ist, ein Fortbestehen der Gattung Mensch zu gewährleisten, sich inmitten ihrer Widersprüche und egoistischen Interessen selbst zu regieren, geschweige denn, die Welt zu regieren, deren Lenkung demokratisch und kollektiv zu sein hat. Wir kämpfen um die Erhaltung des Lebens auf unserem Planeten, wofür ein fast mathematischer Beweis angetreten werden kann. Mit einem Wort, Federico: Es ist geboten, für unser Überleben, das aller Länder, arm oder reich, zu kämpfen, denn wir befinden uns alle auf dem gleichen Boot. In diesem Sinne habe ich auf dem Gipfel der G-77-Staaten einen recht konkreten Vorschlag zu einem heiklen und umfassenden Thema unterbreitet: ich bat die erdölexportierenden Länder um Vorzugspreise für die am weitesten zurückgebliebenen Länder, so wie es in dem Abkommen von San José zwischen Venezuela und Mexiko vereinbart wurde, dem zufolge die Länder Mittelamerikas und der Karibik Erdöl zu günstigeren Bedingungen beziehen können.
F. M. .- Fällt Ihr Urteil über die Vereinten Nationen ebenso hart aus? F. C. .- Nein, absolut nicht, obwohl ich ihre Struktur anachronistisch finde. Nach 55 Jahren ist eine Organisation wohl umzugestalten. Die Vereinten Nationen haben sich um ihren Namen verdient zu machen, sie haben in der Tat vereint zu handeln im Sinne menschlicher und transzendentaler Ziele. Alle Länder, ob groß oder klein, industrialisiert oder unterentwickelt, müssen die Möglichkeit haben, ihre Stimme hören zu lassen. Die UNO muß zu einem Forum werden, bei dem sämtliche Meinungen und Standpunkte zum Ausdruck gebracht und debattiert werden können. Sie hat auf einer echt demokratischen Basis zu funktionieren. Es ist wichtig, dass innerhalb der UNO Länder wie die der G77-Staaten und die Blockfreien Sitz und Stimme haben. Für ihre bedeutende Rolle in der Welt von heute muß die Struktur der Vereinten Nationen geändert werden. Beispielsweise ist heutzutage die soziale Entwicklung eines der dramatischsten Themen der Dritten Welt; und die Aufgabe der Weltbank besteht nicht in der Fondsbereitstellung zur Lösung der Finanzkrise; denn gegründet wurde sie zur Förderung der sozialen Entwicklung, deren Zurückgebliebenheit heutzutage den größten Schrecken darstellt. F. M. .- Wenn Sie sich den Weltatlas ansehen, für welche Veränderungen würden Sie sich hier entscheiden? F. C. .- Ich würde hier an eine würdige Welt der Gattung Mensch denken, in der keine superreichen und verschwenderischen den armen Nationen gegenüberstehen; eine Welt, in der sämtliche Kulturen und Identitäten gewahrt werden; eine gerechte und solidarische Welt; eine Welt ohne Ausplünderung, Unterdrückung und Kriege, in der Wissenschaft und Technik im Dienste des Menschen stehen; eine Welt, in der die Natur geschützt wird und in der die vielen, die wir heute sind, überleben, wachsen und den geistigen und materiellen Reichtum genießen können, den ihr Intellekt und ihre Anstrengung zu schaffen in der Lage sind. Mich danach zu fragen ist überflüssig. Ich träume von einer Welt, die auf der Basis einer kapitalistischen Philosophie niemals möglich sein wird. F. M. .- Wie schätzen Sie die Entwicklung Lateinamerikas insgesamt ein? F. C. .- Meines Erachtens sind Lateinamerika in seiner gesellschaftlichen Entwicklung und politischen Integration fast 200 Jahre verloren gegangen. Einige lateinamerikanische Länder verfügen über viel mehr ökonomische Ressourcen als das mehr als vierzig Jahre blockierte Kuba. Doch wenn man genau hinsieht, so kann man feststellen, dass in vielen dieser Länder ein Drittel der Bevölkerung weder lesen noch schreiben kann, dass Millionen Lateinamerikaner kein Dach über dem Kopf haben, dass die Länder eine derartige Außenverschuldung aufweisen, die eine Entwicklung faktisch unmöglich macht. Die Verschuldung der lateinamerikanischen Länder ist so hoch, dass viele - abgesehen vom Umfang ihres Bruttoinlandsproduktes - der Mehrheit ihrer Bürger keine würdige Lebensqualität bieten können. Ihre Wirtschaften, die makroökonomisch gut voranzukommen scheinen, sind den großen Finanz- und Technologiemächten anheim gefallen. So werden in die reichen Länder Kapitalsummen transferiert, deren Umfang keiner kennt und berechnen kann. Die schwachen lateinamerikanischen Währungen sind wehrlos den Spekulanten ausgesetzt. Die Devisenreserven, mit denen diese Währungen zu einem hohen Preis toter Fonds verteidigt werden sollen, die in keiner Weise zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung beitragen, sind bei einer beliebigen Entwertungsgefahr in einer Frage von Tagen hinfällig. Die Einnahmen aus den das nationale Erbe schädigenden Privatisierungen werden ohne jegliche Vergünstigung verschluckt. Bei Anzeichen von Finanz- oder Währungsentwertungskrisen verflüchtigt sich sämtliches Kapital - sowohl kurzfristige Anleihen als auch Kredite von die Abnahme ihrer Ersparnisse befürchtenden Einheimischen. Die gehabten Praktiken der Zinssatzerhöhung bringen Chaos und Komplikation in das gesamte Wirtschaftsleben des Landes. Lateinamerika ist, wie die übrige Dritte Welt, Opfer einer auferlegten Weltwirtschaftsordnung, von der ich bereits sagte, dass sie unhaltbar ist. Geteilt und balkanisiert und von betrügerischen Fortschritts- und Entwicklungsillusionen aus dem Sirenengesang eines Freihandelsabkommens der Hemisphäre verführt, laufen die lateinamerikanischen Länder Gefahr, ihre Unabhängigkeit definitiv einzubüßen und von den Vereinigten Staaten annektiert zu werden. F. M. .- Jetzt würde ich mich gern einem heiklen Thema zuwenden, dem Thema der Rede- und Meinungsfreiheit. Das System Kubas wird gewöhnlich aufgrund seiner diesbezüglichen repressiven Politik angegriffen. F. C. .- Ich kann mir denken, was du sagen wolltest. Zuerst müßte man sich fragen, ob man irgendwo auf der Welt, wo die meisten totale oder funktionale Analphabeten sind, von Rede- und Meinungsfreiheit sprechen kann. Das wäre eine erbarmungslose Lüge. Nicht nur dass viele Menschen ihrer Gedankenfreiheit beraubt sind; man hat regelrecht ihren Denkmechanismus zerstört. Abermillionen Menschen, einschließlich einem großen Teil der Einwohner der Industrieländer, wird eingetrichtert, welches Erfrischungsgetränk sie zu trinken, welche Zigarre sie zu rauchen, welche Kleidung und welche Schuhe sie zu tragen und was sie zu essen haben. Ihre politischen Ideen werden auf die gleiche Weise geliefert. Jährlich wird eine Milliarde Dollar für Werbungszwecke ausgegeben. Dieser Regen fällt auf wehrlose Massen ohne Urteilsvermögen und Verstandeskenntnisse. Das ist eine in der Geschichte der Menschheit nie dagewesene Tatsache. José Martí sagte: "Bildung macht frei." Dazu müßte hinzugefügt werden: Ohne Kultur ist keine Freiheit
möglich. Ausbildung und Kultur ist das von der Revolution unserem Volk am meisten Zuteilgewordene, und zwar in einem viel umfassenderen Rahmen als es in einem großen Teil der Industrieländer der Fall ist, in denen die Menschen nicht unbedingt gebildet sind, weil sie in Konsumgesellschaften leben. Mitunter bestürzt die Oberflächlichkeit und Dumpfheit ihres Wissens. Kuba hat das schulische Niveau auf den Abschluß der neunten Klasse gebracht. Doch das ist lediglich ein Grundwissen. In zehn Jahren wird der Bildungsstand bei dem Universitätsabschluß liegen und ein integraler sein. Sämtliche Voraussetzungen dafür sind geschaffen. Es kann schon keiner mehr verhindern, dass wir das gebildetste Volk der Erde sein werden und dazu eine tiefgreifende politische Kultur, die weder dogmatisch noch engstirnig sein wird, besitzen werden, eine politische Kultur, die viele der reichsten Länder der Erde entbehren. In den Dienst dieses so hohen Zieles stellen wir ohne jegliche kommerzielle Werbung die vom Menschen geschaffenen großartigen Technologien. Wir sollten besser noch etwas abwarten, um über Rede- und Meinungsfreiheit zu sprechen; denn es ist etwas, das niemals in einem brutalen kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem der Negation der Kultur, der Solidarität und der Ethik gedeihen kann. F. M. .- Wie gedenkt der kubanische Staat zu dieser Erfordernis beizutragen? F. C. .- Diese Frage habe ich zum Teil bereits beantwortet. Zu den konkreten Schritten würde ich lieber im Rahmen eines anderen Interviews Stellung nehmen. F. M. .- Seit einigen Jahren erleben wir auf der Insel die Geburt eines Oppositionsembryos, d.h. von Oppositionsgruppen; Gruppen von Dissidenten, die sich zu organisieren beginnen. Wäre es nun nicht an der Zeit, dass sich das Regime dem politischen Pluralismus öffnet? F. C. .- Zur eigentlichen Opposition kam es, als die tiefgreifendste Revolution des Kontinents inmitten des kalten Krieges in 90 Meilen Entfernung von den Vereinigten Staaten ihren Lauf nahm. Und die USA waren es, die jene Opposition im Verlaufe von 40 Jahren gelenkt und organisiert haben. Die Revolution hat hundertjährige Privilegien hinweggefegt und die Interessen der reichsten und einflussreichsten Sektoren der kubanischen Gesellschaft beeinträchtigt. Gleichermaßen war sie den landwirtschaftlichen, erzbergbaulichen, industriellen, kommerziellen und Dienstleistungsbetrieben der USA in Kuba abträglich. Wir stellten uns schmutzigen Kriegen, Söldnerinvasionen, direkten militärischen Angriffsgefahren und standen am Rande eines Atomwaffenkrieges. Die Verantwortliche dieser enormen konterrevolutionären Aktivität und der Folgeerscheinungen, des Wirtschaftskrieges, der ideologischen Politik, war und ist bis heute die Regierung der Vereinigten Staaten. Alles andere ist von der Supermacht, ihren Verbündeten und Lakaien künstlich geschaffene und finanzierte pure Fiktion, alles eingehüllt in Lügen und Verleumdungen als Rückenmark eines ideenlosen und unethischen Systems, das einer Revolution gegenübergestellt wird, die ihre härtesten Prüfungen bereits bestanden hat, sowie einem vereinten, kämpferischen und politisch stärkeren Volk. In diesem Sinne wird es keinerlei Öffnung geben. Wir sehen nicht ein, dass wir mit der Strategie der USA kooperieren sollten. F. M. .- Die meisten ihrer Minister waren beim Sieg der Castro-Revolution noch nicht geboren. F. C. .- Das bedeutet, dass sie noch jung sind und wir eine Revolution auf lange Zeit haben werden. F. M. .- Was ist heute der Traum des kubanischen Volkes? F. C. .- Ich meine, es gibt elf Millionen Träume. F. M. .- Worin besteht der Unterschied zu den Träumen der früheren Generation? F. C. .- Früher träumte jeder vom Glück für sich selbst, und heute träumen alle vom Glück für alle. F. M. .- Würden Sie nicht wünschen, dass die Bevölkerung enger an den politischen Entscheidungen beteiligt ist? F. C. .- Meinen Sie etwa, dass es Kuba und seine Revolution ohne eine maximale und enge Beteiligung des Volkes geben kann? F. M. .- Seit dem Sieg der Revolution hat ein Zehntel der Bevölkerung das Land verlassen. Wie erklären Sie sich diesen Exodus? F.C..- Sie erwähnen Zahlen. Ich versuche, mir die einzelnen Auswanderungen ins Gedächtnis zu rufen und mir scheint, die Zahlen liegen darunter, es sei denn, sie beinhalten auch die im Ausland Geborenen. Doch das ist unwichtig. Vor dem Sieg der Revolution war die Anzahl der an Kubaner erteilten Visa unbedeutend. Nach dem Sieg wurden die Türen sperrangelweit geöffnet. Von sechstausend Ärzten holten sie sich die Hälfte. Ähnliches geschah bei Hochschuldozenten und Lehrern. Es war eine ungeheure Abwerbung der menschlichen Ressourcen. Doch festen Fußes nahmen wir den Schlag hin. Keiner erhielt Ausreiseverbot. Nicht wir waren es, sondern jene dort, die mehr als einmal die Türen schlossen und Quoten für die legale Visaerteilung festlegten. Ihr schlimmstes Verbrechen war das Stimulieren der illegalen Ausreisen durch ein monströses und mörderisches Gesetz, der sogenannte Cuban Adjustment Act, wonach ausnahmslos jeder ungeachtet seiner Vorstrafen und seines Verhaltens bei illegaler Ausreise aus Kuba - auf welchem Wege auch immer - und Betreten von US-Territorium die Aufenthaltsgenehmigung für jenes Land erhält. Auf diese Weise haben sie viele Straftäter aufgenommen, und nicht wenige Menschen haben ihr Leben dadurch verloren. Wegen dieses stupiden Gesetzes, das es auf der Welt kein zweites Mal gibt, das nur für kubanische Bürger geschaffen wurde, kam es zu dem Falle des entführten Jungen Elián González,
der noch nicht einmal sechs Jahre alt war. Bei jenem Abenteuer verloren elf Kubaner ihr Leben. Hätte man Mexiko und den anderen lateinamerikanischen und karibischen Ländern derartige Privilegien fast 35 Jahre lang eingeräumt, so wäre heute mehr als die Hälfte der US-Bevölkerung lateinamerikanisch und karibisch. Dann gäbe es heute zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten keine solche Mauer, viel höher als die Berliner Mauer, an der Jahr für Jahr mehr Emigranten ihr Leben lassen als es während des gesamten Bestehens jener Berliner Mauer der Fall gewesen ist. Offerieren Sie in Europa dieses Privileg den Bewohnern nördlich und südlich der Sahara, und Sie werden sehen, wie hoch die Anzahl der Emigranten ist. Wir müssen sagen, dass wir der Auswanderung in die USA nie ein Verbot entgegengesetzt haben, und 90 Prozent der Emigranten haben diesen Schritt aus ökonomischen Gründen getan. F. M. .- Die Angelegenheit um den kleinen Elián hat in der kubanischen Gemeinschaft in Miami die Glut entfacht. Was meinen Sie zu den kubanischen Dissidenten, sowohl hier auf der Insel als auch in Florida? F. C. .- Für mich gibt es zwischen jenen, die du als externe und interne Dissidenten bezeichnest, keinen Unterschied. Sie sind ein und dieselbe Sache. Beide sind gleichen Ursprungs und gleicher Richtung. Beide sind Instrument der US-amerikanischen Kubapolitik; beide sind proimperialistisch, sozialismusfeindlich und Vertreter des Annexionismus. Jene, die von der sogenannten CubanAmerican National Foundation - jenes Machwerk aus dem Dokument von Santa Fe, der gegen Kuba gerichteten politischen Plattform der Republikaner von 1980 - in Leitungspositionen manövriert wurden, waren fast ausnahmslos Ex-Agenten der CIA oder Söhne von namentlich bekannten Kriegsverbrechern, die nach dem Sieg der Revolution in die Vereinigten Staaten geflüchtet waren. Die Liste ihrer gegen Kuba verübten Verbrechen und Greueltaten ist unendlich lang, beginnend in der Zeit der Söldnerinvasion bei Girón, denen dann Taten folgten, die sie als Mitglieder der genannten kubanisch-amerikanischen Mafia begingen. Eine der Absichten von Reagan und seinem Kabinett war es, für sämtliche gegen unsere Heimat gerichteten Gesetze und Maßnahmen der Blockade und des Wirtschaftskrieges eine politische Maske zu schaffen und sie im Namen einer angeblichen kubanischen Vertretung durchzusetzen. Sie erhielten Vorzugsbedingungen in Verträgen und ökonomischen Konzessionen. Sie handelten mit allem Möglichen, einschließlich Drogen, und scheffelten ein großes Vermögen. Eine der wichtigsten Aufgaben, die ihnen übertragen worden war, war die Schaffung einer Lobby, um im Kongreß die Verbündeten der Ultrarechten und die reaktionärsten Mitglieder beider Parteien in ihrer aggressiven Kubapolitik zu fördern und zu schützen. Zu ihrem Arsenal der kubafeindlichen Aktionen gehörte die Unterstützung von scheinbar selbständigen Terroristengruppen bei der Realisierung aller Art von Wirtschaftssabotage, politischen Verbrechen, Einführung von Plagen und biologischem Krieg. Schließlich schufen sie ihren eigenen Militärapparat und bereiteten unzählige Pläne für meine Ermordung vor, jedes Mal wenn ich ins Ausland reiste. Es war eine wahre Menschenjagd, und die US-Behörden hatten volle Kenntnis davon und tolerierten es. Aus ihren umfassenden Mitteln stellten sie - sowohl über als auch unter dem Tisch - Dutzenden von Abgeordneten beider Parteien die Gelder für deren Kampagnen zur Verfügung. Sie wählten die Abgeordneten der eigenen Gruppe und unterstützten die Wahl anderer. Ihre Unterstützung seitens des Staates erfolgte ohne Abstriche. Es ist widerlich, was sie alles gegen unsere Heimat unternahmen. Ihr jüngstes Verbrechen war die Entführung eines noch nicht einmal sechs Jahre alten Jungen, dem seine rechtmäßigen Angehörigen vorenthalten werden. Sie meinen, als die Herren von Florida Gesetze und Befehle der Regierung herausfordern zu können. Schließlich zogen sie sogar US-amerikanische Fahnen in den Dreck und trampelten auf ihnen. Diese an dem entführten Kind begangene riesige und stupide Missetat wurde ihr politisches Waterloo. Es wird für sie sehr schwer werden, die verstreuten Stücke dessen wieder einzusammeln, was einmal ihre beträchtliche Macht und ihr politischer Einfluß war, um damit wieder etwas auf die Beine zu stellen, das einen Wert hat. Moralisch und politisch ebenso wie sie am Boden ist der andere Flügel der konterrevolutionären Strategie der Vereinigten Staaten: die kleinen Grüppchen, die sie jahrelang gefördert haben, um der festen und unerschütterlichen Einheit und Stärke der Revolution eine interne Front entgegenzusetzen. Diese Grüppchen werden mit Geldern stimuliert, die auf den verschiedensten Wegen hereingelangen. Auch werden alle verfügbaren Medien zu ihrer Unterstützung eingesetzt. Die aus den Vereinigten Staaten sendenden Rundfunkstationen und die Presse der Cuban-American National Foundation sind ihre Organe der konterrevolutionären Verleumdung und Verbreitung. Sie arbeiten im engen Bündnis mit der kubanisch-amerikanischen Mafia. Koordiniert werden die Arbeiten direkt durch Mitarbeiter der Interessenvertretung der Vereinigten Staaten in Havanna, durch tschechische und polnische Diplomaten sowie andere Mitarbeiter einiger Botschaften von Ländern, die mit den USA verbündet oder ihnen ergeben sind. Ihre wesentliche Aufgabe besteht in der Behinderung der diplomatischen und Wirtschaftsbeziehungen Kubas und - durch ihre Provokationen - im Liefern von Propagandamaterial für ihre Feldzüge der Verleumdung und Isolierung der Revolution. In diesen ruhmreichen und heldenhaften Jahren einer zweifachen Blockade und der Spezialperiode ließen die Heldentaten unseres Volkes sie zutiefst im Sumpfe ihrer Schändlichkeit versinken sowie dem, was ihrer miserablen Rolle voll entspricht und
würdig ist: dem Vergessen. F. M. .- Wie empfanden Sie die Meldung von seiner (Eliáns) Befreiung durch die Bundespolizei am 22. April? F. C. .- Ich war fast verwundert, dass sie sich schließlich doch dazu entschlossen hatten; und es war auch äußerst notwendig. Das Leben des Jungen lief große Gefahr. Die Zusammenführung mit dem Vater, dem kleinen Bruder, der neuen Mutter und einigen seiner Mitschüler hat zu einem äußerst vorteilhaften Wandel im Gemüts- und Gesundheitszustand des Jungen geführt. Im Unterricht kommt er schnell voran und wird trotz der monatelangen Entführung das Schuljahr abschließen können. Das Wichtigste ist nun seine Rückführung nach Kuba. Ich glaube, es gibt keine gesetzliche, moralische oder politische Rechtfertigung, ihn weiter in den Vereinigten Staaten festzuhalten. Fast hundertprozentig hat das US-amerikanische Volk seine Unterstützung für die Zusammenführung mit dem Vater und die Rückkehr nach Kuba kundgetan. Für diese Geste werden wir stets dankbar sein. F. M. .- Wie war Ihre Reaktion auf die Verurteilung Kubas in der UN-Kommission für Menschenrechte am 18. April 2000 im Ergebnis einer von der Tschechischen Republik und Polen ergriffenen Initiative? Es wird Ihnen vorgeworfen, politische Dissidenten und religiöse Gruppen gewaltsam zu unterdrücken... F. M. .- Bei der Abstimmung in Genf war offensichtlich, dass es sich wieder einmal um einen Akt der Anfeindung und Aggression Kubas durch die Vereinigten Staaten handelte, diesmal bei aktiver Mittäterschaft einiger Regierungen ehemals sozialistischer Länder, die bereit waren, für die USA das schmutzige Spiel zu spielen, und bei Unterstützung durch die europäische Mafia, die in Genf neben ihrem NATO-Verbündeten im Block abstimmte. Wir haben nicht im geringsten gezögert, diese infame Machenschaft zu entlarven. Einstimmig wurde sie von unserem Volk verurteilt, und gegen die Verschwörer haben wir unbestreitbare Anklagen erhoben, auf die sie vielfach keine Antwort fanden. Die Einreden werden Mal für Mal härter und die Schlacht gegen Kuba schwieriger werden. F. M. .- Papst Johannes Paul II. weilte im Januar 1998 in Havanna. Hat r Sie überzeugt? F. C. .- Ich kann mich eigentlich nicht erinnern, dass mich der Papst von etwas hätte überzeugen wollen. Wir haben ihn mit der Gastfreundschaft und Achtung empfangen, die einer derart relevanten Persönlichkeit von besonderem Talent und Charisma gebürt. Wir sprachen beide, bei Ankunft und Abreise, in Anwesenheit der Öffentlichkeit, und beide legten wir unsere Ideen respektvoll und würdig dar. Ich habe mich kurz gefasst und sprach 14 Minuten beim Empfang und fünf Minuten bei der Verabschiedung. Wir legten ihm das Land zu Füßen und übergaben ihm die historischsten Plätze, die die Organisatoren seiner Reise ausgesucht hatten. Wir stellten ihm unsere Fernsehsender zur Verfügung sowie die für die Mobilisierungen beantragten Transportmittel, alle, die unser blockiertes Land zur Verfügung hatte. Wir luden die Mitglieder unserer Partei, des Kommunistischen Jugendverbandes und der Massenorganisationen zu den Messen ein und gaben strengste Anweisung, dort ohne revolutionäre Plakate, Losungen und Ausrufe zu erscheinen und den Worten respektvoll zuzuhören. 110 ausländische Fernsehkanäle und 5000 Journalisten erhielten die Genehmigung zur weltweiten Übermittlung. Nicht ein Soldat, kein bewaffneter Polizist war auf den Straßen anzutreffen. Nirgendwo hat es etwas dergleichen gegeben. Am Ende des Aufenthalts bestätigten die Organisatoren der Reisen des Papstes, dieser hier sei der am besten organisierte Besuch gewesen. Es kam zu keinem einzigen Verkehrsunfall. Ich glaube, er hat einen angenehmen Eindruck von unserem Land bekommen, und er hat seinerseits einen angenehmen Eindruck in Kuba hinterlassen. Ich hatte Gelegenheit, sein Arbeitsvermögen und seine Selbstlosigkeit zu bewundern, mit der er die von seinen Mitarbeitern aufgestellten harten Programme strikt absolvierte. Wer jedoch mit langer Nase abziehen mußte, waren jene - und es waren ihrer nicht wenige - die im Ausland meinten, die bloße Anwesenheit des Papstes bringe die Revolution wie die Mauern von Jericho zu Fall. Sowohl die Revolution als auch der Papst gingen im festen Bewußtsein ihrer eigenen Kräfte daraus hervor. F. M. .- Keiner ist unsterblich, ein Staatsmann nicht und der gemeine Mensch ebenfalls nicht. Meinen Sie nicht auch, es wäre klug, Ihre Nachfolge vorzubereiten; sei es auch nur, um dem kubanischen Volk das Trauma eines chaotischen Übergangs zu ersparen? F. C. .- Ich weiß recht gut, dass der Mensch sterblich ist; und der Schlüssel meines Lebens ist stets gewesen, mir darüber nie Gedanken zu machen. Als mich mein rebellischer Charakter den riskanten Beruf eines revolutionären Kämpfers ergreifen ließ, der mir von niemandem aufgezwungen wurde, wußte ich auch, dass für mich ein langes Leben ziemlich unwahrscheinlich war. Ich war kein Staatschef, wohl aber ein ganz gewöhnlicher Mensch. Ich habe keinerlei Amt geerbt und bin kein König; deshalb brauche ich keinen Nachfolger vorzubereiten und schon gar nicht, um das Trauma eines chaotischen Übergangs zu ersparen. Es wird kein Trauma geben und keinerlei Übergang nötig werden. Der Übergang von einem Gesellschaftssystem in ein anderes erfolgt seit mehr als vierzig Jahren. Es handelt sich nicht um die Ablösung eines Mannes durch einen anderen. Hat sich eine echte Revolution gefestigt und geht die Saat der Ideen und des Bewußtseins auf, dann ist kein Mensch unentbehrlich, wie wichtig sein persönlicher Beitrag auch gewesen sein mag. In Kuba kennt man keinen Personenkult. Keine Straßen, Parks oder Schulen führen Namen von lebenden
Führungspersönlichkeiten. Man wird nicht einmal auf offizielle Fotos stoßen. Die Verantwortlichkeiten werden von vielen getragen und die Arbeit ist unter vielen aufgeteilt. Zahlreiche bereits erfahrene junge Menschen und eine weniger umfangreiche Gruppe von Revolutionsveteranen, mit denen sie sich zutiefst identifizieren, sind diejenigen, in deren Händen das Leben des Landes liegt. Und nicht zu vergessen: Es gibt eine Partei von hohem Prestige und moralischer Autorität. Warum sollte man also besorgt sein? F. M. .- Es ist sehr richtig, was Sie sagen. Doch wenn man eben nicht schon von jetzt an die zum gegebenen Zeitpunkt für die Nachfolge fähigen Personen und Strukturen einsetzt, meinen Sie dann nicht auch, dass sich das Risiko des Infragestellens jener sozialen Errungenschaften verstärkt? F. C. .- Die Nachfolge, von der du sprichst, wird nicht nur bereits vorbereitet, sondern funktioniert bereits seit geraumer Zeit. F. M. .- Sie haben das Privileg, zu Lebenszeiten zu einem Mythos geworden zu sein. Werden Sie es auch nach Ihrem Ableben bleiben? F. C. .- Nicht ich habe mich dazu gemacht. Es sind die Regierungen der Vereinigten Staaten, die mich zu dem gemacht haben, was du Mythos nennst. Wenn ich es nun bei Lebzeiten geworden bin, so auch dank des Scheiterns ihrer unzähligen Versuche, meinem Leben ein Ende zu setzen. Natürlich werde ich es auch nach meinem Ableben bleiben. Ist etwa das Verdienst zu unterschätzen, so viele Jahre gegen ein so mächtiges Imperium gekämpft zu haben? F. M. .- Fidel Castro, der ewige Verschwörer. Gehört dieses Image einer obsoleten Vergangenheit an? F. C. .- Ganz im Gegenteil. Es ist mir zu einer so wichtigen Gewohnheit geworden, dass ich nicht einmal die bedeutendsten strategischen Geheimnisse meines revolutionären Kampfes mit mir selbst ausmache. Ich ziehe es vor, sie im Fernsehen darzulegen. F. M. .- Warum leben Sie nachts? Wann bereiten Sie Ihre Reden vor? F. C. .- Ich lebe und arbeite fast immer zu jeder Zeit, am Tage und bei Nacht. Darf man etwa Zeit verlieren, wenn man die 70 überschritten hat? Hinsichtlich meiner Reden bin ich - vielleicht etwas spät - zu dem Schluß gelangt, dass die Reden kurz zu sein haben.
Fidel - 24. Juni 2000 GRUSSBOTSCHAFT AN DIE HOLGUINER. Mensaje de Fidel Castro a los holguineros el 24 de junio del 2000.GRUSSBOTSCHAFT AN DIE HOLGUINER Beim Schreiben dieser Zeilen bin ich mir sicher, daß ihr heute im Namen ganz Kubas eine der großartigsten Kundgebungen in der Geschichte der Revolution veranstalten werdet. Die gestern erhaltenen ermutigenden Nachrichten inmitten einer nun schon sieben Monate andauernden Schlacht, die wir unter äußerst feindseligen und nachteiligen Umständen gegen eine Ungerechtigkeit schlagen, die uns zutiefst verwundet hat, werden nicht dazu führen, daß wir in unserer Wachsamkeit nachlassen. Nie hätte dieses Gerichtsverfahren in den Vereinigten Staaten stattfinden dürfen, dessen Gerichte gemäß den Normen des Völkerrechts und gemäß den US-amerikanischen und kubanischen Gesetzen dafür nicht zuständig waren. Immer noch sind nicht zu unterschätzende latente Risiken da. Es brauchte nur ein Mitglied des obersten Gerichts jenes Landes, dem die Entscheidung in diesem Fall obliegt, das die bereits angekündigte Interdiktgesuch akzeptiert, und der USA-Aufenthalt des Kindes und seiner Angehörigen würde sich noch über Monate hinziehen. Die kriminelle Mafia von Miami und ihre Verbündeten in der Ultrarechten der Vereinigten Staaten besitzen noch Macht und Manipulationsspielraum. Nicht eine Minute würden sie, skrupellos wie sie sind, zögern, diese einzusetzen, wenn es darum ginge, das Opfer ihres Hasses weiterhin zu foltern und an dem Jungen, seinen Angehörigen und seinem Volk rachsüchtig Vergeltung zu üben. Wir werden uns keine Minute Ruhe gönnen, nicht einmal wenn Elián und sein mutiger Vater nebst den anderen Angehörigen und nahen Freunden nach Kuba zurückkehren. Uns obliegt die heilige Pflicht zu verhindern, das das mörderische Cuban Adjustment Act das Leben vieler kubanischer Kinder, Mütter und anderer Bürger verschlingt. Außerdem stehen wir noch vor dem rastlosen Kampf gegen das Helms-Burton- und das Torricelli-Gesetz, gegen die Dutzende Amendments des USKongresses, um unser Land zu ersticken; gegen die kriminelle Blockade, den Wirtschaftskrieg, die unaufhörliche Politik der Subversion und Destabilisierung einer Revolution, die seit mehr als 130 Jahren begann, die wir in Ausübung unserer unabdingbaren Rechte als absolut souveränes und unabhängiges Volk um den Preis vielen Blutes, vieler Opfer und großen Heldenmutes durchgeführt und fest verankert haben. So haben wir es geschworen, und so werden wir den Schwur halten! Auch hegen wir tiefe Gefühle des Internationalismus. In den härtesten Tagen des Kampfes um die Befreiung Eliáns waren es 70 Prozent des US-amerikanischen Volkes, die uns Unterstützung leisteten. Das dürfen und werden wir nie vergessen. Im Rahmen dieser entscheidenden und wunderbaren
Unterstützung wurden die Rechte des Kindes und seines Vaters von 90 Prozent der afroamerikanischen Bürger verteidigt. Vor knapp 24 Stunden wurde ihnen wie auch den meisten US-Amerikanern ein harter Schlag versetzt. Es war die Unglücksminute, in der Shaka Sankofa - wie er sich nach Verkündung seines Todesurteils zu nennen entschieden hatte - ermordet wurde. Auch unser Volk war erschüttert und empört über einen solchen Schmerz. Es war ein unbeschreibliches Verbrechen. Abgesehen von den Gesetzesverletzungen, deren Shaka Sankofa von seinen Henkern mit starkem Nachdruck, Rachsucht und blinder Wut beschuldigt wurde, die er als Halbwüchsiger beging, als er in Armut, Marginalität und Rassendiskriminierung lebte, so steht doch unfragwürdig fest, daß sein Todesurteil wegen mutmaßlicher Tötung, deren Verschulden ihm noch nicht einmal nachgewiesen werden konnte, rücksichts- und erbarmungslos gefällt wurde, als er noch minderjährig war. Alles, was ihm angetan wurde, steht im Widerspruch zur Lehre und den Prinzipien des Völkerrechts. Der einzige Beweis, den sie vorbrachten, war die Zeugenaussage einer Person, die sich in fast vierzig Fuß Entfernung befand - ziemlich entfernt für das Feststellen von Details, noch dazu bei Dunkelheit - und die behauptete, in der Nähe des Tatorts sein Gesicht für Sekunden hinter der Scheibe seines Autos erkannt zu haben. Mehrere Zeugen, die das Gegenteil hätten beweisen können, wurden nicht zur Verhandlung vorgeladen, bei der er außerdem, arm wie er war, keinen erfahrenen Verteidiger hatte. Die ballistischen Untersuchungen ergaben, daß die den Tod des Opfers verursachten Geschosse nicht aus der Waffe stammten, die den Anklägern selbst zufolge, der Angeklagte bei sich trug. Mehrere Mitglieder des Geschworenenkollegiums, das ihn verurteilte, haben bestätigt, daß, wären ihnen diese Umstände und Regelwidrigkeiten bekannt gewesen, sie ihn niemals für schuldig befunden hätten. Während des langen Kampfes Shaka Sankofas für den Beweis seiner Schuldlosigkeit, waren alle, die ihn kannten und unterstützten, stets und absolut von dieser Schuldlosigkeit überzeugt sowie davon, daß der Urteilsspruch einen widerlichen Mord darstellte. Die bei seiner Verteidigung zu spürende entschlossene Willenskraft, seine Beredsamkeit, seine Würde vermitteln auch den gleichen Eindruck. In den Vereinigten Staaten und in der Welt überhaupt ist man allgemein der Meinung, daß er schlechtweg zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, weil er ein Schwarzer war. Zum Verbrechen des Todesurteils gegen einen Minderjährigen kam noch der monströse Fakt, ihn 19 Jahre lang im erleuchteten Katafalk oder, um es noch brutales auszudrücken, dem "Todestrakt" zu halten. Doch auch das war noch nicht genug, um die Rachsucht der Rassisten zu stillen, um ihm einen Aufschub zur Klärung dessen zu gewähren, was in jeder Beziehung ein Prozeß voller Regelwidrigkeiten und Amtsmißbrauch war. Jede dazu befugte Behörde, bei der auch nur ein Minimum an Mitleid vorhanden war, hätte es getan. Shaka Sankofa hat der Welt die bitteren Früchte eines sozialen Systems vor Augen gehalten, in dem die Unterschiede zwischen den Reichsten und den Ärmsten unendlich groß sind und wo Individualismus, Egoismus, Konsumdenken, allgemeiner Waffenbesitz und Gewalt wie ein philosophisches Fundament herrschen. Das Bewundernswerte an jenem Halbwüchsigen, der arm, ausgegrenzt und schwarz war - und vielleicht aus diesem Grunde ohne jegliche Beweis zum Tode verurteilt wurde - ist, wie er während jenes unendlichen Wartens im "Todestrakt" das beeindruckende politische und gesellschaftliche Bewußtsein entwickelte, das er bei seiner Hinrichtung zum Ausdruck brachte. Nicht wie ein zahmes Reh gin er zum Schafott. Er hielt mit Gewalt und bis zum Tode, so wie er es versprochen hatte, den Hinrichtungsprozeß aus. Er sprach wie ein Prophet. Er forderte auf, weiter zu kämpfen gegen das, was er als Holocaust oder Massenmord bezeichnete, dem die Afroamerikaner ausgesetzt sind. Er forderte die Geltendmachung seiner Schuldlosigkeit. Er starb wie ein Held. Auf diese Weise schafft die Unterdrückung, die Ausbeutung, die Ungleichheit und die Ungerechtigkeit Männer, die in der harten Stunde eines ungerechten Todes fähig sind, ein Imperium zu erschütern und die Bewunderung aller ehrenhaften Menschen der Welt hervorzurufen. Kann das vielleicht mit den Fehlern gerechtfertigt werden, die ein armer, diskriminierter und marginierter Negerjunge im reichsten Land der Welt begangen hat? Es ist für uns nicht nur eine Pflicht der Dankbarkeit, sondern auch eine hohe Pflicht des Internationalismus, uns dem energischen Protest von Millionen US-Amerikanern, weißer und schwarzer, Indianer, Lateinamerikaner, Mestizen anzuschließen, die mit Entrüstung diese verwerfliche rassistische Form der Rechtsprechung verurteilen. Diese Tatsachen überzeugen uns mehr denn je, daß die Zukunft voll unseren Träumen von Gleichheit und Gerechtigkeit für alle Menschen gehört. Die Völker werden siegen! Fidel Castro Ruz 24. Juni 2000 12.42 Uhr
Fidel - 26. Juli 2000 REDE DES STAATSRATSVORSITZENDEN DER REPUBLIK KUBA, FIDEL CASTRO RUZ, GEHALTEN AUF DER OFFENEN TRIBÜNE AUF DER PLAZA DE LA REVOLUCIÓN "COMANDANTE ERNESTO CHE GUEVARA" ANLÄSSLICH DER GEDENKFEIER DES 47. JAHRESTAGS DES STURMS AUF DIE MONCADAKASERNE AM 26. JULI 1953. VILLA CLARA, 29. JULI 2000. Bürger von Villa Clara, Landsleute, Gäste, alles ändert sich, sogar die Uhrzeit und Form unserer großen öffentlichen Veranstaltungen wie der 1. Mai und der 26. Juli. Der unbeugsame und unablässige Kampf zur Behebung des enormen Unrechts, das gegen ein kubanisches Kind, seinen Vater und seine Familie verübt wurde, und der enorme Kampf der Ideen und der Massen, den unser Volk während 7 Monaten gefochten hat, haben unsere revolutionäre Erfahrung außerordentlich bereichert. Ein gesteigertes Mobilisierungs-, Organisationsund Disziplinpotential wurden erlangt. Hunderte neuer und brillanter Redner, darunter viele Kinder und Jugendliche, sind überall als eindeutiger Beweis der unübertrefflichen Bildungsleistung der Revolution aufgetaucht. Wir haben neue und wirksame Formen dafür entwickelt, dem Volk und der Welt unsere Wahrheiten zu vermitteln. Die Kunst und das gesprochene Wort, die künstlerische Kultur und die revolutionäre Botschaft haben sich in unserer historischen Entwicklung auf beinahe untrennbare Art und Weise vereint. Wissen, Allgemeinbildung und politisches Bewußtsein werden immer schneller vertieft. Lange Reden bei ungemütlichen und heißen Versammlungen werden nicht mehr nötig sein, um komplexe Themen gründlich zu behandeln und Ereignisse zu erklären, die beinahe täglich in Sendungen, Erklärungen und Analysen in unseren Fernsehsendern, Radios und Printmedien diskutiert werden. Heute sind wir bei dieser offenen Tribüne auf dieser Plaza de la Revolución vor dem Mausoleum, das die Reste des Unterstützungskommandos bewahrt, das aus dem Che und seinen heroischen Genossen bestand, die fielen, als sie an einem edlen und großzügigen Kampf in anderen Ländern der Welt teilnahmen. Sie wurden alle einzeln gesucht und an verstreuten und entlegenen Orten gefunden; ihre Knochen wurden alle einzeln identifiziert. Das Vaterland hat das Privileg erhalten, die Akteure einer der schönsten Seiten der Geschichte Amerikas an dieser Stätte der Solidarität und des Internationalismus zu vereinen. Bevor die Träume Bolivars und Martís von der Einheit Wirklichkeit werden, ist hier unser Amerika bereits symbolisch vereint. Argentinier, Bolivianer, Peruaner und Kubaner, und sogar eine Tochter des Landes, das die Wiege dessen ist, der als erster von einer sozialistischen Welt träumte, sind an diesem Ort für immer vereint. Diese Gräber, aus deren Gegenwart Mut entspringt, erinnern uns daran, daß wir an diesem 26. Juli in Villa Clara nicht alleine sind, daß auch diejenigen bei uns sind, die in jener Schlacht fielen, bei der die Straßen und Gebäude dieser heldenhaften Stadt eine nach der anderen den Krallen der Tyrannei entrissen wurden. Als wir die Städte Santiago de Cuba und Villa Clara in unsere Macht gebracht hatten, wurde der Kampf nicht eine Sekunde angehalten, und unsere Truppen führten ihren ungestümen Marsch mit der einmütigen Unterstützung der Arbeiter und dem restlichen Volk bis zum völligen Sturz des Regimes in weniger als 48 Stunden fort. Es handelte sich nicht um eine Machtergreifung mit Waffengewalt; es war eine Revolution. Wir alle verstanden bald, daß der wahre Gebieter nicht der gestürzte Satrap war; der wirkliche Gebieter war ein tausendmal mächtigerer Gebieter. Unter gewöhnlichen Umständen könnte man meinen, es habe sich um hier eine einfache politische Theorie oder Annahme gehandelt. Es waren Zeiten, in denen viele glaubten, die Souveränität und Unabhängigkeit der Völker seien heilige universelle Prinzipien, die von allen anerkannt und respektiert würden. Unser Volk erhielt seine erste Lektion, als es hunderte der großen Plünderer der öffentlichen Mittel und die übelsten Kriegsverbrecher, die Tausende seiner Söhne gefoltert und ermordet hatten, massiv in die Vereinigten Staaten auswandern sah, wo sie ihre Vermögen aufbewahrten. Und das war nur der Anfang. Die Behörden jenes Landes suspendierten unmittelbar alle Kredite und es begann ein Bombardement mit Verleumdungen, das praktisch bis heute andauert, und mit denen sie immer ihre Aktionen rechtfertigen. Der Vorwand war damals die exemplarische Bestrafung der Kriegsverbrecher, die nicht entfliehen konnten, und Verstaatlichung und die Konfiszierung von Landgütern, Immobilien und anderen während beinahe sieben Jahren Tyrannei unlauter erworbenen Reichtümern. Eine für das Land notwendige und lebenswichtige Landreform, die viereinhalb Monate nach dem Triumph der Revolution verordnet wurde, entfesselte den Zorn des Imperiums. Mehrere seiner großen Firmen waren Eigentümer übergroßer Flächen der besten Ländereien des Landes. Die Revolution wurde unerbittlich zum Tode verurteilt. Das schien eine leichte Aufgabe zu sein. Es begannen die Luftangriffe mit Piratenflugzeugen von US-amerikanischem Hoheitsgebiet aus auf
Zuckerrohrplantagen, Zuckerfabriken und sogar auf Städte; terroristische Taten, bewaffnete Banden, schmutziger Krieg, Attentatspläne, Angriffe vom Meer aus auf Küsteneinrichtungen und Handels- und Fischereischiffe, die Söldnerinvasion in der Schweinebucht und die scheinbar absolute und unwiderstehliche Waffe gegen ein kleines und unterentwickeltes Land: die totale Blockade und der totale Wirtschaftskrieg. Die korrupten, oligarchischen und bourgeoisen Regierungen unserer eigenen Sprache, Kultur und Kolonialgeschichte in dieser Hemisphäre schlossen sich auf brudermörderische Art eine nach der anderen, mit Ausnahme eines einzigen lateinamerikanischen Landes, den Vereinigten Staaten an. Unsere Zuckerquote von über 3 Millionen Tonnen Zucker, die während einem Jahrhundert erreicht wurde, wurde unter Komplizen und Verrätern aufgeteilt. Alles im Namen der "Freiheit" und der "Demokratie", die in vielen dieser Länder selten existierten, wenn es sie tatsächlich je einmal gegeben hat. Nachdem die Söldnerinvasion niedergeschlagen war, wurden die Pläne für eine direkte Invasion Kubas unter Einsatz der Streitkräfte der Vereinigten Staaten ausgearbeitet, was heute durch die freigegebenen Unterlagen unanfechtbar belegt wird. Sogar ein Atomkrieg brach beinahe aus. Anstrengungen zur totalen Isolierung Kubas, Sabotagen gegen unsere Handelsflotte und Fluggesellschaft; ein Flugzeug wurde während des Flugs mit 70 Passagieren, darunter unsere Jugendfechtmannschaft, die gerade alle Goldmedaillen bei den zentralamerikanischen Meisterschaften gewonnen hatte, zur Explosion gebracht; biologischer Krieg gegen Menschen, Tiere und Pflanzen, Bomben in Hotels und anderen Tourismuseinrichtungen und andere terroristische Taten, die direkt von Einrichtungen der Regierung der Vereinigten Staaten oder über Marionettenorganisationen verübt wurden - all dies mußte unser Volk im Laufe von vier Jahrzehnten ertragen. Der Fall des sozialistischen Lagers und der Zerfall der UdSSR, was das Land um seine wichtigsten Märkte, Brennstoffe, Nahrungsmittel, Rohstoffe, Geräte und Ersatzteile brachte, brachte uns in eine außerordentlich schwierige Lage. Diesen Zeitpunkt nutzte die Regierung der Vereinigten Staaten mit abstoßendem Opportunismus, um zu versuchen, der Revolution mit dem Torricelli- und dem HelmsBurton-Gesetz und Dutzenden von Zusatzklauseln zu wichtigen Gesetzen des US-amerikanischen Kongresses den Gnadenstoß zu versetzen. Viele warteten jahrelang vergeblich auf die Nachricht, die Revolution habe aufgehört zu existieren. Unser Volk leistete unerschütterlich Widerstand. Die Beispiellose Heldentat, zu der es in der Lage war, erfüllt uns mit berechtigtem Stolz. Nichts verhinderte die außerordentlichen sozialen Errungenschaften, die heute von allen ehrlichen Menschen der Welt bewundert werden. Nichts löschte die Seiten aus, die mit goldenen Buchstaben in das Buch der Geschichte des Internationalismus und der Solidarität unter den Völkern geschrieben wurden. Nichts wird das Beispiel auslöschen können, das wir der Welt gegeben haben. Unsere patriotischen Gefühle haben sich verstärkt und unsere internationalistischen Gefühle haben sich vervielfacht, da in die Seele des kubanischen Volkes der schönste aller Gedanken Martís gesät wurde, als er sagte "Vaterland ist Menschheit". Mit Stolz erfüllen uns ebenso die Gefühle, die Martí nach Dos Ríos geführt haben; Che Guevara und seine Genossen nach Ñacahuazú, zum Río Grande, zur Quebrada del Yuro und nach La Higuera; Hunderttausende kubanische internationalistische Kämpfer nach Angola, nach Kuito Cuanavale und an die Ufer des Flusses Cunene an der Grenze zu Namibia, um mit den Brudervölkern Afrikas entscheidend für den Sturz einer der widerwärtigsten und verhaßtesten Bastionen des Rassismus und des Faschismus zu kooperieren. Diese Gefühle führten Zehntausende Ärzte, Lehrer, Techniker und Konstrukteure in viele Winkel der Welt, um Leben zu retten, Schmerzen zu lindern, Gesundheit wieder zu erlangen und zu schützen, auszubilden und zum Wohlstand und zur Entwicklung von Millionen Menschen beizutragen; sie brachten uns dazu, unsere Bildungseinrichtungen und Universitäten Zehntausenden Jugendlichen der Dritten Welt anzubieten. Dies ist ein Vermächtnis, das Kuba - von der mächtigsten Nation der Erde bedroht, angefeindet und blockiert - der Welt der Zukunft vermachen konnte, die nur gestützt auf diese Säulen der Solidarität und des Internationalismus gerettet und gebaut werden kann. Die Theoretiker und Auguren der imperialen Politik träumen davon, daß die Revolution, die mit solch niederträchtigen und kriminellen Verfahren nicht zerstört werden konnte, mittels verführerischen Methoden, wie jener, die sie "Politik des Kontaktes von Volk zu Volk" getauft haben, zerstört werden könnte. Also gut: Wir sind bereit, die Herausforderung anzunehmen, sie müssen aber sauber spielen, ihre Bedingungen aufheben, das mörderische Cuban Adjustment Act aufheben, das Torricelli-Gesetz, das Helms-Burton-Gesetz, die Dutzenden von Zusatzklauseln, die, obwohl sie unmoralisch sind, auf opportunistische Weise ihren Gesetzen hinzugefügt wurden; die völkermörderische Blockade und den Wirtschaftskrieg endgültig beenden; das verfassungsmäßige Recht ihrer Studenten, Arbeiter, Intellektuellen, Geschäftsmänner und generell ihrer Bürger respektieren, ohne Einschränkungen und lächerliche Ängste unser Land zu besuchen, Geschäfte zu machen, zu handeln und zu investieren, wenn sie dies wünschen, genauso wie wir es unseren Bürgern erlauben, frei in die Vereinigten Staaten zu reisen und dort sogar zu wohnen; und wir werden sehen, ob sie die kubanische Revolution auf diese Weise zerstören können, denn das ist letztendlich ihr Ziel.
Ohne daß ich die süßen Träume jener stören möchte, die letzteres denken, erfülle ich die höfliche Pflicht, sie darauf hinzuweisen, daß die kubanische Revolution weder mit Gewalt noch Verführung zerstört werden kann. Martí hat gesagt, daß Schützengräben aus Ideen mehr wert sind als Schützengräben aus Stein, und wir teilen seine Meinung, er hat aber niemals gesagt, daß diese unnötig seien. Kuba wird heute von einem doppelten Schützengraben aus Stein und aus Ideen verteidigt: Einer gegen die grobe Gewalt, der aus der Bereitschaft eines Volkes besteht, bis zu den letzten Konsequenzen zu kämpfen, so daß die sogenannten intelligenten Waffen nichts nutzen würden, und auch die ausgeklügeltsten Mittel nicht, die aus den hochentwickelten Fabriken für Todeswerkzeuge kommen, die unsere potentiellen Aggressoren besitzen. Kuba wird aber auch von einem riesigem Schützengraben aus Gefühlen und Ideen verteidigt, an dem jedes Arsenal von Lügen, Demagogie und Heuchelei zerschellen wird, mit dem der Imperialismus beabsichtigt, die Welt zu täuschen. Mit wirklich gerechten Ideen und einer soliden Allgemein- und politischen Bildung kann unser Volk genauso seine Identität verteidigen und sich vor den Pseudokulturen schützen, die von den entmenschlichten, egoistischen und unverantwortlichen Konsumgesellschaften herrühren. Auch in diesem Kampf können wir siegen und werden wir siegen. Die Geschichte ist ebenfalls auf unserer Seite, denn die der Welt auferlegte ungerechte und globalisierte wirtschaftliche und politische Ordnung ist nicht tragbar, und eher früher als später wird sie zusammenbrechen. Die Natur wird den Angriffen, denen die natürlichen Ressourcen und die Umwelt ausgesetzt sind, nicht widerstehen können. Die Milliarden Armen, die in wachsender Zahl diesen Planeten bevölkern, werden unregierbar werden. Weder Einwanderungsgesetze noch vermauerte Grenzstreifen werden sie zurückhalten können. Die Zivilisation selbst ist bedroht. Die Politiker, so hochmütig und unfähig sie sein mögen, werden verstehen müssen, daß in unserer Zeit und auf unserem Planeten die einzig mögliche Alternative der Frieden und die enge Kooperation zwischen den Völkern ist. Die Bürger unseres Landes erlangen immer schneller grundlegendes Wissen und volles Bewußtsein dieser Tatsachen. Der riesige Aufmarsch in der Hauptstadt vor 72 Stunden zeigt dies. Diese massive, organisierte, begeisterte, ergreifende und schöne Offene Tribüne in Santa Clara bestätigt es. Dieses Monument, das neben uns in die Höhe reicht, ist wie ein Leuchtturm, der uns die Zukunft weist. Die Reste, die nicht sterblich sondern unsterblich sind, die in ihren Gewölben ruhen, zeigen uns, was die Menschen für eine Welt der Gerechtigkeit, Brüderlichkeit und des Friedens zu tun in der Lage sind. Ewiger Ruhm den Gefallenen der Moncada-Kaserne, der Schweinebucht, im Escambray-Gebirge, in den Bergen, auf den Ebenen und in den Städten Kubas, um die Träume jenes 26. Juli möglich werden zu lassen! Ewiger Ruhm dem Che und jenen, die ihr Leben gemeinsam mit ihm ließen! Ewiger Ruhm denen, die in Guinea Bissau, im Osten des Kongo, in Äthiopien, in Angola, in Kuito Cuanavale, in der Nähe der Grenze von Namibia und an anderen Orten gefallen sind! Ewiger Ruhm den Lehrern und zivilen Arbeitern, die starben, als sie internationalistische Missionen erfüllten! Ehre, Dankbarkeit und Anerkennung den Tausenden Ärzten und Beschäftigten des Gesundheitswesen, die heute in entlegenen Winkeln der Welt Leben retten! Ehre und Ruhm dem Volk, das zu diesen Heldentaten fähig war! Bürger von Villa Clara, Sieger über Schwierigkeiten und Hindernisse, Gewinner der Ehre, Sitz der Feierlichkeiten zum 47. Jahrestag jenes Tages zu sein, an dem der Funke eines Beispiels und einer Idee gezündet wurde, die heute um die ganze Welt zieht, herzlichen Glückwunsch! Vorwärts, Landsleute in ganz Kuba! Hasta la victoria siempre!
Fidel - 5. August 2000 REDE DES COMANDANTE EN JEFE FIDEL CASTRO RUZ, ERSTER SEKRETÄR DES ZENTRALKOMITEES DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI KUBAS UND VORSITZENDER DES STAATSRATS UND DES MINISTERRATS, GEHALTEN ANLÄSSLICH DER GEDENKFEIER DES 47. JAHRESTAGS DES STURMS AUF DIE MONCADA-KASERNE AM 26. JULI 1953 AUF DER PLAZA PROVISIONAL DE LA REVOLUCIÓN IN PINAR DEL RÍO. 5. AUGUST 2000. Bürger von Pinar del Río, Landsleute in ganz Kuba, sehr geehrte Gäste, im Nachbarimperium stehen Wahlen an. Es ist bereits bekannt, welche die Kandidaten für die Präsidentschaft der Regierung der Vereinigten Staaten, unseres verbissenen, arroganten und
hochmütigen Gegners sind. Im harten und langwierigen Kampf für die Rückgabe des entführten Kindes konnten wir alle Anwärter auf dieses begehrte Amt kennenlernen. Es gab nicht einen einzigen, der die Rechte des Kindes und seines Vaters aus grundlegendem Anstand und Rechtsempfinden unterstützt hätte. Um die mageren Stimmen der kubanisch-amerikanischen Annexionsmafia zu fangen, und insbesondere deren reichhaltigen Geldmittel, unterstützten sie die Entführer oder ermunterten den Vater, einen bescheidenen, ehrlichen und unbestechlichen kubanischen Arbeiter, auf zynische Weise zur Fahnenflucht. In jenem Land, wo es unter bestimmten historischen Umständen Kandidaten mit den tiefen Überzeugungen Lincolns gab, der Weisheit eines Staatsmannes wie Roosevelt in für sein Land und die Welt tatsächlich schwierigen Zeiten, oder der Ethik aufgrund aufrichtiger religiöser Überzeugungen eines Mannes wie Carter - der vielleicht gegenüber der galoppierenden Inflation aufgrund des Abenteuerkriegs in Vietnam und der Energiekrise ein besseres Los verdient hätte - entstanden Persönlichkeiten, die in- und außerhalb der Vereinigten Staaten auf großes Interesse gestoßen sind. Aber vielleicht standen sich in derart komplexen und chaotischen Zeiten, wie sie die Menschheit heute erlebt, niemals zwei so langweilige und fade Kandidaten gegenüber, ohne erprobte historische Erfahrung und solide Kriterien und Prinzipien. wie die, die heute um die Führung der Weltgroßmacht in einer einpoligen und globalisierten Welt streiten. Sie haben nicht einmal die ehrlichen Sorgen um bestimmte soziale Probleme, den intellektuellen Scharfsinn und die Bildung von Clinton, trotz dessen Wankens und Fehler. Jedweder, der die Präsidentschaft erlangt, wird mit tödlichen Waffen umgehen und das nukleare Arsenal in seinen Händen halten und wird, noch viel mehr als ein Kaiser des antiken Roms, Herr über Krieg und Frieden in der Welt sein. Wenn in den Vereinigten Staaten einer der Kandidaten die Mehrheit der Delegierten einer der großen Fraktionen des in diesem Land dominierenden politischen Systems für sich gewinnt, wofür sie Hunderte Millionen Dollar zu investieren pflegen, beginnt die Endphase des Wahlkampfes. Zunächst kommt der Ritus, einen Vizepräsidenten zu finden. Er wird selbstverständlich vom Kandidaten ausgewählt, gemäß rein auf die Wahl bezogener taktischer und zweckmäßiger Gesichtspunkte. Danach kommt die pompöse Zeremonie der Bewerbung auf die Präsidentschaft und nichts weniger als ein angebliches Regierungsprogramm, das keinerlei Wert als Mandat oder ethische und politische Verhaltensregel besitzt. Meistens ist es ein einfacher Abriß von Gemütszuständen, Gruppeninteressen, Kompromissen, Posen und Sätzen zur Versüßung der Ohren der einen oder anderen Wählergruppe inmitten eines wilden Streits, bei dem jeder die Anschuldigungen beschwichtigen will, unangemessen liberal oder konservativ zu sein, deren sich beide Fraktionen gegenseitig bezichtigen. Niemand erwartet Aufrichtigkeit, Verantwortungsbewußtsein für das Land oder die Welt, oder ein Zeichen grundlegenden Wissens, wirklicher politischer Kultur und Bewußtseins für die ernsten Probleme, mit denen die Menschheit konfrontiert ist. Jetzt ist gerade die sogenannte Republican Convention beendet worden, ausgerechnet in Philadelphia, Ort in der die berühmte Unabhängigkeitserklärung von 1776 bekanntgegeben wurde. Jene Sklavenbesitzer, die sich gegen den britischen Kolonialismus auflehnten, auch wenn sie das schändliche System der Sklaverei, das noch beinahe ein Jahrhundert andauerte, nicht abschufen - die Rassendiskriminierung ist noch immer tief in der US-amerikanischen Gesellschaft verwurzelt - waren letztendlich Träger vieler der fortschrittlichsten politischen Ideen jener Zeit. Obwohl der bloße Gedanke, unter dem Bruch wichtiger internationaler Abkommen eine Raketenabwehr zu schaffen, vor kurzem die Weltöffentlichkeit erschütterte, hat die Republican Convention, die gerade in Philadelphia unter der Leitung ihres illustren Kandidaten zusammengetroffen war, als erstes die Absicht angekündigt, den Haushalt der Streitkräfte wesentlich aufzustocken, mit dem Ziel militärische Forschung, die Entwicklung und den Bau einer Raketenabwehr, die die gesamte Nation abdeckt, durchzuführen, mit einem Radarnetz, das feindliche Raketen, die auf dem Weg in Richtung des Territoriums der Vereinigten Staaten sind, aufspüren und mitten im Flug abschießen könnte. Diejenigen, die so denken, sind nicht in der Lage zu verstehen, dass diese Politik zu totaler internationaler Ablehnung führen würde, einschließlich von Europa, und alle, die sich durch eine Strategie bedroht fühlen, die sie vor den Vereinigten Staaten entwaffnet, wie ein Magnet anziehen würde. Ein neues gefährliches und überteures Wettrüsten würde auf der Stelle losbrechen, und nichts könnte die Verbreitung von Nuklear- und anderer Massenvernichtungswaffen verhindern. Die Autoren des Projekts wissen genau, dass etwas mehr als die Hälfte der US-Amerikaner, die noch verwirrt sind und über das komplexe Problem nicht ausreichend informiert sind, glauben, dass eine solche Lösung den Sicherheits- und Friedensinteressen des Landes am besten gerecht wird. Der republikanische Kandidat mit dieser extremen Position, dem Gegenteil jedes vernünftigeren und angemesseneren Vorschlags von Seiten seines Gegners, würde den Wählern als der starke, vorsorgliche und harte Mann gezeigt werden, den die Vereinigten Staaten angesichts jeder eingebildeten oder reellen Gefahr brauchen. Dies ist die gute Nachricht, mit der sie die Bewohner des Planeten von Philadelphia aus bescherten. Was hat das nagelneue Programm besonders für Lateinamerika und die Karibik zu bieten? Es gibt einen vielsagende Satz, : "Das nächste US-amerikanische Jahrhundert muß ganz
Lateinamerika mit einschließen.". Diese einfache Zeile bedeutet nichts anderes, als die Verkündung des Besitzanspruchs auf Lateinamerika und die Karibik. Gleich darauf wird hinzugefügt: "In Abstimmung mit dem Kongreß wird der Präsident mit Schlüsseldemokratien in der Region wie Argentinien, Brasilien, Chile und vor allem Mexiko zusammenarbeiten." Sie verdeutlichen nicht, ob Regierungen der Art Pinochets oder Militärjuntas, wie die, die in Argentinien nach einer Reihe von den vorherigen republikanischen Regierungen geförderten Putschen, Zehntausende Menschen verschwinden ließen, und mit deren brutal repressiven Regimes sie eng kooperierten, auch zu dem US-amerikanischen Jahrhundert zählen, von dem sie reden. Der Satz "und vor allem Mexiko" fällt auf, ein Land, dem sie schon die Hälfte des Territoriums in einem expansionistischen und nicht zu rechtfertigenden Krieg entrissen haben. Die deutliche Absicht ist offensichtlich, zunächst die wirtschaftliche Annexion und die totale politische Unterwerfung dieses Landes zu betreiben, und später dasselbe mit den restlichen Ländern unserer Region zu tun, ihnen ein besonders für die US-amerikanischen Interessen höchst günstiges Freihandelsabkommen aufzuzwingen, dem sich nicht einmal eine kleine Insel in der Karibik entziehen könnte. Selbstverständlich Freizügigkeit für das Kapital und Waren, niemals für Personen! Die Vereinigten Staaten können sich nicht mit Indios, Schwarzen oder Mestizen füllen. Auch nicht mit weißen Lateinamerikanern, weil sie nicht reinen arischen Blutes sind, und keiner kann sich des Verdachts entziehen, Träger verirrter Gene zu sein, die zum Genom einer anderen menschlichen Rasse gehören. Weder der Ku-Klux-Klan noch andere eifrige und wachsende Bewunderer des Hakenkreuzes würden das zulassen. Wie zu erwarten, war laut den Agenturmeldungen im Löwenprogramm von Philadelphia ein bedeutender Teil des Abschnitts über Lateinamerika Kuba gewidmet: "Unsere wirtschaftlichen und politischen Beziehungen werden sich ändern, wenn das kubanische Regime alle politischen Gefangenen freiläßt, friedlichen Protest legalisiert, die politische Opposition und die Redefreiheit zuläßt und sich zu demokratischen Wahlen verpflichtet." Für die Autoren dieser demagogischen Ausgeburt ist Freiheit und Demokratie das, was in einem hinfälligen und korrupten System praktiziert wird, in dem allein das Geld entscheidet und wählt, und in dem ein Präsidentschaftskandidat dies auf blitzartige Weise als Erbe eines freien Throns wird, erklärbar einzig durch den mächtigen Einfluß seines Vaters und weil er mit Millionenspenden von denen rechnen kann, die sich vom neuen Regenten große Privilegien erhoffen, was viele Lichtjahre von dem entfernt ist, was sich diejenigen erträumten, die jenes Land vor mehr als zwei Jahrhunderten gründeten. Eine andere Agenturmeldung berichtet: "Das Programm beinhaltet, neben der aktiven Unterstützung für die Feinde der Revolution, die Übertragung von Informationssendungen von den Vereinigten Staaten aus nach dem karibischen Land". Das heißt, sie beabsichtigen, mit dem Dreck, den die subversiven Sender gegen Kuba vom Hoheitsgebiet der Vereinigten Staaten aus ausposaunen, weiterzumachen; die Schmach wird andauern, dass in den offiziellen Sendern der Regierung der Vereinigten Staaten der für unser Volk ruhmvolle und heilige Name José Martís gebraucht wird. Die Agenturmeldungen weisen wörtlich darauf hin, dass "die Mitglieder der Delegation aus Florida bei einer Pressekonferenz erklärten, die Schlußfassung der Erklärung sei das Ergebnis der Arbeit der Vertreter des Staates mit dem bedeutendsten Stimmenanteil von US-Amerikanern kubanischer Herkunft in den Vereinigten Staaten, der mehrheitlich republikanisch ist." Bei einer Pressekonferenz kreischte der hysterische Díaz Balart euphorisch: "Diese Sprache ist ohnegleichen. Die Republikanische Partei hat sich noch nie so weitgehend verpflichtet". Sie können die riesige und erdrückende Niederlage nicht vergessen, die die kubanisch-amerikanische Mafia gerade erlitten hat, und von der sie sich nie erholen werden kann. Ihrerseits hat Ileana Ross, die reißende Wölfin, die Elián in die Flagge der Stars and Stripes hüllte, hocherfreut erklärt, die Republikaner seien "die Partei, die die Demokratie fördert". Lüge! Eine reine und unverschämte Lüge! Es gibt Republikaner, die sogar den Faschismus fördern. Aber es gibt viele Republikaner, die anständige Menschen sind und jene "Demokratie" der extremen Rechten, der Terroristen und Rechtsbrecher, welche die genannte Dame vertritt, und die in der Lage sind, ein unschuldiges, sechsjähriges Kind viele Monate lang zu entführen, zu plagen und politisch auszubeuten, weder teilen noch unterstützen. Eine Meldung aus Philadelphia vom 31. Juli berichtete, das Programm der Republikanischen Partei vertrete, "die Vereinigten Staaten müssen unter der Präsidentschaft von George Bush die Politik gegenüber Kuba durch die aktive Unterstützung der Dissidenten auf der Insel verstärken." Und weiter unten geht es weiter: "Obwohl das Papier grundsätzlich dieselbe Politik beibehält, macht es ihre offene Unterstützung der Gegner Fidel Castros deutlich." Sehr gut, hervorragend! Es wird nicht mehr nötig sein, zu beweisen, was jedermann in unserem Land weiß: das Söldnertum und der verräterische Charakter der kärglichen Grüppchen, die in unserem Vaterland im Sold des Imperiums stehen. Ihre ungeschickten Herren berücksichtigen überhaupt nicht, dass sie nach sieben Monaten unablässigen Kämpfens des kubanischen Volkes gegen die widerlichen Taten der Annexionsmafia und der extremen Rechten der Vereinigten Staaten nun wie Fische in einem Schwimmbad ohne Wasser sind. "Die Politik gegenüber Kuba muß auf soliden Prinzipien gründen", wird in dem Text behauptet, der Kuba in dem Kapitel mit dem Titel Nachbarschaft in Amerika erwähnt. Man muß schon unverschämt sein, um die Gase, die aus der stinkenden Kloake, die die terroristische und söldnerische Mafia von Miami ist,
solide Prinzipien zu nennen. Zur Krönung des Berges an Unrat, den das republikanische Programm enthält, wird schließlich festgestellt: "Die Republikaner denken, dass sich die Vereinigten Staaten an die im Cuban Adjustment Act von 1966 aufgestellten Prinzipien halten müssen, das die Rechte der kubanischen Flüchtlinge die vor der kommunistischen Tyrannei fliehen, anerkennt." Hervorragend! Man wird den Kubanern zu den Gründen für den Schwur von Baraguá und der Notwendigkeit, unseren Kampf gegen die Höhlenpolitik, die gegen Kuba wiederholt wird, ohne Pause und Erholung weiterzuführen, nicht mehr viel erklären müssen. Vom Ansehen der imperialen Politik wird nicht einmal Staub übrig bleiben. Wir werden ihre Heuchelei und ihre Lügen eine nach der anderen systematisch anklagen und niederreißen. Es ist offensichtlich, dass sie keine Ahnung davon haben, welch erstklassiges Volk sich in diesen vierzig Jahren Revolution geschmiedet hat. Unsere Botschaft wird an alle Enden der Welt gelangen und unser Kampf wird Beispiel sein. Die Welt, die immer unregierbarer wird, wird den Kampf fortführen, bis Hegemonismus und Unterjochung der Völker völlig unhaltbar werden. Wer nun zum Präsidenten des Imperiums gewählt wird, darf nicht verkennen, dass Kuba die totale Aufhebung des mörderischen Cuban Adjustment Act und der kriminellen Gesetze mit den berüchtigten Namen Torricelli und Helms-Burton, der völkermörderischen Blockade und des Wirtschaftskrieges fordert; dass sich seine Autoren, Urheber und Vollstrecker des Verbrechens des Völkermordes schuldig gemacht haben, das in den internationalen von den USA und Kuba unterzeichneten Abkommen definiert und sanktioniert wird; dass in diesem Falle seine Gerichte als das geschädigte Land zuständig sind, über diese Handlungen zu richten. Sie dürfen nicht vergessen, dass, wenn auch für den moralischen Schaden, der sehr hoch sein kann, keine Ersatzforderungen gestellt wurden, die Regierung der Vereinigten Staaten dem kubanischen Volk bereits mehr als 300 Milliarden Dollar für menschlichen Schaden schuldet, verursacht durch ihre Söldnerinvasion in der Schweinebucht, ihren schmutzigen Krieg und viele andere Verbrechen sowie für die Auswirkungen der Blockade auf die Volkswirtschaft. So bestimmen es rechtskräftige Urteile, absolut gesetzlich gefällt durch Gerichtsverfahren, zu denen sich die Behörden der Vereinigten Staaten aus Hochmut und moralischer Feigheit nicht einmal herabließen, einen Vertreter zu entsenden. Auch dürfen sie sich keinen Illusionen zur Haltung Kubas hingeben, sollten die Vereinigten Staaten irgendwann normale Beziehungen zu unserem Land aufnehmen, so wie sie sie heute zu anderen sozialistischen Ländern wie China und Vietnam unterhalten. Wir werden zu keinem gegen die Völker begangenen Verbrechen, keiner Aggression oder Ungerechtigkeit schweigen. Unsere Schlacht der Ideen wird nicht aufhören, solange es das imperialistische, hegemonische und unipolare System gibt, das für die Menschheit zur Geißel und für das Überleben der Gattung Mensch zu einer tödlichen Bedrohung geworden ist. Es wächst die Anzahl der Millionen US-Bürger, die sich der Schrecken der Wirtschafts- und politischen Ordnung bewußt werden, die der Welt aufgebürdet wurde. Sie, die bis heute nach ihrem Gutdünken mit dem Schicksal der Menschen umgingen, können schon nicht mehr in Seattle oder Washington zu den schmutzigen Politiken der WTO oder des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank tagen, denn Tausende und Zehntausende von US-Bürgern versammeln sich in steigender Anzahl um die Tagungsgebäuden. Sie werden brutal verdrängt unter Einsatz von Methoden des Hasses und der Gewalt, die an die Repressionen der Überfalltruppen Hitlers oder der brutalen Polizei Pinochets erinnern. Die Kubanische Revolution vertraut nicht nur auf die moralische Integrität und die patriotische und revolutionäre Kultur seines Volkes sowie auf den Selbsterhaltungstrieb der Gattung Mensch, deren Überleben bedroht ist. Sie glaubt auch an den traditionellen Idealismus des US-amerikanischen Volkes, das nur durch plumpe Täuschung zu ungerechten Kriegen und beschämenden Aggressionen geführt werden kann. Sind Demagogie und Lüge einmal aus der Welt geschafft, dann wird die Welt in den Bürgern der Vereinigten Staaten ausgezeichntete Verbündeten haben, wie es nach jenem abscheulichen Krieg der Fall war, der zwei Millionen Vietnamesen und mehr als 50 000 jungen USAmerikanern das Leben gekostet hat; oder wie es dieses Volk eben erst mit seiner edlen Unterstützung für einen kubanischen Jungen und seine Angehörigen bewies, die Opfer eines brutalen Verbrechens durch eine Bande von Übeltätern geworden waren, die sich der Gastfreundlichkeit jenes Landes bedient hatten und am Ende, von Haß und Frustration fortgerissen, das Banner der Vereinigten Staaten in den Schmutz zerrten und anzündeten. Nie ist es im revolutionären Kuba zu so einer Tat gekommen, trotz der Blockade und Verbrechen, die die Regierungen jenes Landes gegen unser Volk begingen. Der Wandel in der Kuba-Politik der Regierung der Vereinigten Staaten hat ein einseitiger zu sein, denn die Blockade und der Wirtschaftskrieg gegen Kuba durch jene, die dieses Land regieren, erfolgen auf einseitige Weise. Mitbürger! Pinar del Río war bis zum Sieg der Revolution die ärmste Provinz Kubas. Ihr Grund und Boden war im Besitz von Großgrundbesitzern. In keiner anderen Provinz zahlten die Teil- und Vollpächter eine so
hohe Pacht für die Bodennutzung. Viele mußten mindestens 30 Prozent ihrer Ernte abgeben. Die Provinz war als das Aschenbrödel Kubas bekannt. Wie ich schon einmal erzählte, sagte Jahre nach dem revolutionären Sieg ein Medizinstudent zu mir: "Sie ist schon nicht mehr das Aschenbrödel; jetzt ist sie die Prinzessin." Aus 16 schlecht funktionierenden ärztlichen Einrichtungen, die sich mit etwa hundert Privatpraxen die medizinische Betreuung teilten, wurden 125 Betreuungszentren. Aus einer Anzahl von 248 Ärzten, 25 Zahnärzten und 50 KrankenpflegerInnen und Hilfspersonal wurden 3 473 ÄrztInnen, 569 ZahnärztInnen und 5 702 KrankenpflegerInnen und Hilfspersonal, die der gesamten Bevölkerung kostenfrei zur Verfügung stehen. Aus 60,5 Todesfällen pro 1000 Lebendgeburten wurden 6,5 Todesfälle, die die Kennziffer der Vereinigten Staaten unterschreiten. Aus 53 Jahren Lebenserwartung wurden 76,5 Jahre. Aus 30 Prozent Analphabeten im Alter von über zehn Jahren wurden faktisch null Prozent. Aus der zweiten Klasse Bildungsdurchschnitt wurde der Abschluß der neunten Klasse. Aus 1 710 Lehrern und Dozenten wurden 18 816. Aus fünf oder sechs Millionen Bildungsetat wurden 113 Millionen. Aus 33 weiblichen Hochschulabsolventen wurden 22 940. Aus 541 Berufskadern mit Hochschulabschluß wurden 46 500. Aus 25 Kultureinrichtungen wurden 171. Aus 42 Sportanlagen wurden 604. Die Beschäftigungslosigkeit schrumpfte von 30 auf 4 Prozent. Ich habe mich auf nur einige wenige Angaben zu sozialen Aspekten beschränkt, die für das Leben des Menschen sehr wesentlich sind: Gesundheit, Bildung, Kultur, Sport, Beschäftigung. Die Universitätsfakultäten der Provinz, ihre wissenschaftlichen Einrichtungen, in denen mehr als 200 Personen Doktor- und Mastertitel besitzen, ihre Krankenhäuser, Einrichtungen für Erholung, Sport und Altenheime und die soziale Sicherheit ihrer Bürger haben der einstigen Aschenbrödelprovinz Kubas ein anderes menschliches Antlitz gegeben. Das gleiche ist überall im Land geschehen, von Punta de Maisí bis zum San Antonio-Kap. Keine Bevölkerung der Welt hat in so kurzer Zeit so große Fortschritte erzielt, und das in einem Umfeld ständiger Aggressionen, der Blockade und des Wirtschaftskrieges, denen wir ausgesetzt sind. Keinen politischen Mord, keine extralegale Hinrichtung, nicht einen einzigen Vermißten, nicht einen einzigen gefolterten Menschen - alles Tatsachen, die vielerorts einschließlich der Vereinigten Staaten geschehen - hat es im Verlaufe der 41 Jahre je in Kuba gegeben. Das wissen alle unsere Mitbürger, sogar die Kinder der Vorschulerziehung. Fast die Hälfte der Mitglieder unseres Parlaments sind Abgeordnete aus den Wahlkreisen, die ohne jegliches Intervenieren der Partei von den Bürgern vorgeschlagen und gewählt wurden. Sämtliche Mitglieder dieses obersten Staatsorgans werden von den Munizipalversammlungen aufgestellt, wobei in jedem Munizipium die jeweiligen Abgeordneten der Wahlkreise vertreten sind. Alle Mitglieder unseres Parlaments, das seinerseits die Exekutive und die Justizgewalt unseres Landes wählt, müssen ausnahmslos mit mehr als 50 Prozent der Stimmen derer gewählt werden, die von ihrem Wahlrecht in geheimer und direkter Wahl Gebrauch machen. Nicht ein einziges Gewehr bewacht unsere Wahllokale. Unsere Pioniere sind es, die die Urnen mit der gleichen Effizienz behüten, mit der sie auf die Interessenvertretung der Vereinigten Staaten bei den offenen Tribünen und den großen kämpferischen Märschen nahe ihres Gebäudekomplexes achtgaben, ohne dass jemals auch nur eine Glasscheibe zerbrochen wäre. Nun bezeichnet jedoch der Imperialismus all das, was ich erwähnt habe, Verletzung der Menschenrechte. Deshalb wird das Land, das eine solche großartige Leistung für den Menschen vollbracht hat, blockiert, angefeindet und auf tausend unterschiedliche Arten angegriffen. Weil wir so hohe Errungenschaften erzielt haben, sind wir heute das einzige Land der Welt, das dieser wilden Hetze durch die Regierung der Vereinigten Staaten, der einzigen, reichsten und mächtigsten Supermacht der Welt, ausgesetzt ist. Wie irrig sind doch die Illusionen derer, die eben noch die Fortsetzung der schamlosen und verbrecherischen Politik proklamierten, die ich zu Beginn meiner Rede beschrieb. Von hier aus, von dieser Provinz aus, wo der Bronzetitan in Mantua seine kolossale Heldentat der bei den Mangos von Baraguá begonnenen Invasion zu Ende führte, erteilen wir ihnen unsere Antwort: Ihr Dummköpfe! Begreift ihr denn nicht, dass Kuba uneinnehmbar ist, dass seine Revolution nicht vernichtet werden kann, dass sich sein Volk niemals ergeben noch beugen wird? Werdet ihr nicht gewahr, dass die Wurzeln unseres Patriotismus und unseres Internationalismus so tief in unseren Köpfen und unseren Herzen sitzen wie die beeindruckenden Mogotefelsen aus Feuergestein von Pinar del Río auf dem vulkanischen Grund dieses Teiles unserer Insel, die sich Kuba nennt und die sich heute rühmen kann, fast 42 Jahre Blockade und Aggression durch das mächtigste Land, das es je gegeben hat, unbesiegt überstanden zu haben? Für uns spricht die Stärke unseres Prestiges und unseres Beispiels, die unzerstörbare Stahl der unanfechtbaren Gerechtigkeit unserer Sache, das unlöschbare Feuer unserer Wahrheit und unserer
Moral, der doppelte und uneinnehmbare Schützengraben aus Steinen und Ideen, den wir errichtet haben. Deshalb, Herr Busch, sollten Sie Oberhaupt des Imperiums werden - denn Republik kann es schon nicht mehr genannt werden - so rate ich Ihnen als aufrichtiger Gegner, denken Sie zurück; lassen Sie die Euphorie und Hitzigkeit Ihrer Konvention beiseite und riskieren Sie nicht, der zehnte Präsident zu werden, dessen Amtszeit einmal abläuft, indem er mit steriler und überflüssiger Bitterkeit einer Revolution in Kuba zusehen mußte, die sich weder beugt, noch aufgibt, noch vernichtet werden kann. Ich weiß recht gut, was Sie unüberlegterweise zu Ihren engen und schwatzhaften kleinen Freunden der kubanisch-amerikanischen Mafia äußerten, nämlich dass Sie das Kuba-Problem sehr leicht in Griff bekommen können, wobei Sie klaren Bezug nehmen auf die Methoden der unheilvollen Zeit, als bei Mordplänen gegen die Führungspersönlichkeiten unseres Landes die CIA direkt mit herangezogen wurde. Da ich diese so enge Auffassung zur Rolle des Einzelnen in der Geschichte nicht teile, ermahne ich Sie, nicht zu vergessen, dass für jeden der revolutionären Führer, den Sie auf diesem Wege zu beseitigen beschließen, es in Kuba Millionen Männer und Frauen gibt, die seinen Platz einzunehmen fähig sind. Sie alle zusammen sind viel mehr als Sie beseitigen könnten und als Ihre riesige politische, ökonomische und militärische Macht besiegen könnte. Bürger Pinar del Ríos, die ihr der verdienten Ehre würdig seid, Veranstaltungsort der Gedenkfeierlichkeiten zum 47. Jahrestag des 26. Juli zu sein: Angesichts des zynischen Programms von Philadelphia laßt uns unseren Schwur von Baraguá ein weiteres Mal erneuern: Schluß mit dem Cuban Adjustment Act! Schluß mit dem Helms-Burton-Gesetz! Schluß mit dem Torricelli-Gesetz! Schluß mit den in viele Gesetze des US-Kongresses hineingeschmuggelten Veränderungen zur Vergrößerung der Leiden unseres Volkes! Schluß mit der gesamten Blockade und dem verbrecherischen Wirtschaftskrieg gegen Kuba! Schluß mit den Drohungen, den Subversionskampagnen, den Plänen zur Destabilisierung! Und zu gegebener Zeit - denn es ist im Augenblick kein vorrangiges Ziel, aber doch ein äußerst gerechtfertigtes und unabdingbares Recht unseres Volkes - ist das illegal besetzte Gebiet in Guantánamo an Kuba zurückzugeben! All das hat vollkommen bedingungslos zu erfolgen! Bürger Pinar del Ríos, herzlichen Glückwunsch! Mitbürger ganz Kubas, Vaterland oder Tod! Wir werden siegen!
Fidel - 6. September 2000 Rede des Dr. Fidel Castro Ruz, Vorsitzende des Staats- und Ministerrates der Republik Kuba, in dem Gipfeltreffen des Jahrtausend, Vereinten Nationen, New York, am 6. September 2000. Exzellenzen: Unsere Welt ist von Chaos in und ausserhalb ihrer Grenzen beherrscht. Blinde Gesetzen werden als heilige Normen vorgestellt die unserer Planet Frieden, Ordnung, Wohlstand und Sicherheit bringen sollen. Das wollen sie uns glauben lassen. Drei Zehner hochentwickelten und reichen Ländern die, über das Monopol der ökonomischen, technologischen und politischen Macht verfügen, treffen sich hier mit uns um weitere der selben Rezepten anzubieten die dazu gedient haben, uns immer ärmer, ausgebeuteter und abhängiger zu machen. Es wird nicht ein Mal davon gesprochen diese uralte Institution, die vor einem halbe Jahrhundert, als nur wenige Länder unabhängig waren, geboren wurde, gründlich zu reformieren und sie in ein Organ zu verwandeln die, die Interesse aller Völker der Welt vertritt, ohne dass, das erbitternde und antidemokratische Einspruchsrecht weiter besteht. Dabei sollte ein gesundes Prozess angefangen werden, der die Erweiterung der Mitgliederzahl und die Vertretenheit des Sicherheitsrates als einem der Generalversammlung untergestellte leitende Organ, enthält. Die Generalversammlung sollte weiterhin über so lebenswichtige Themen wie Intervention und Gewaltanwendung entscheiden. Man soll endlich und standhaft erklären, dass das Souveranitätsprinzip nicht geopfert werden kann, zugunsten einer ausbeutenden und ungerechten Ordung, mit der eine hegemonische Übermacht beabsichtigt, auf Macht und Gewalt stützend, über alles zu entscheiden. Das wird Kuba niemals akzeptieren. Die Hauptgründe der aktuellen Konflikten liegen in der Armut und Unterentwicklung die in der grossen Mehrheit der Ländern überwiegen, in der ungleichen Verteilung der Reichtum und der Kenntnisse in der Welt. Es kann nicht vergessen werden, dass die heutige Unterentwicklung und
Armut Folgen sind der Eroberung, der Kolonialisierung, der Versklaverung und der Ausplünderung grossen Teile der Erde durch die Kolonialmächte, der Entstehung des Imperialismus und den blutigen Kriegen um eine neue Weltverteilung. Heute haben sie die moralische Verpflichtung unseren Ländern für die jahrhundertelang verursachte Schaden zu entschädigen. Die Menschheit soll über das, was wir bis heute waren und weiter sein können, bewusst werden. Heute hat der Mensch genug Kenntnisse, ethische Werte und wissenschaftliche Mittel erworben, um zu eine neue historische Etappe der Gerechtigkeit und Humanismus zu gehen. Nichts was in der wirtschaftliche und politische Ordnung enthalten ist, dient den Interessen der Menschheit. Sie kann nicht aufrechterhalten werden. Sie soll umgewandelt werden. Man soll nur überlegen das wir schon über 6 Milliarden Einwohner sind, davon 80 Prozent Armen. Während reichen Ländern fabelhafte Summen für Militärausgaben und Luxus investieren und eine gierige Plage Spekulanten Währungen, Aktien und andere tatsächliche oder scheinbare Werten für Summen die täglich Billionen Dollars betragen, austauschen, sind tausendjährige Krankheiten wie Malaria und Tuberkulose und andere ebenso todbringende Krankheiten in den Länder der Dritten Welt nicht beseitigt; neue Epidemien wie AIDS drohen mit der Vernichtung ganzen Nationen. Die Natur wird zerstört, das Klima ändert sich vor unseren Augen, das für menschliches Verbrauch notwendige Gewässer ist verschmutz und wird knapp, in Meer werden die für die Menschen erforderliche Nahrungsquellen ausgeschöpft; lebenswichtige, nicht erneubare Ressourcen werden für Pracht und Nichtigkeiten verschwenden. Jeder begreift dass, das Hauptziel der Vereinten Nationen in den dringende Jahrhundert der bereits beginnt daran liegen soll, die Welt nicht nur von dem Krieg zu retten, sondern auch von der Unterentwicklung, dem Hunger, den Krankheiten, der Armut und der Zerstörung der für das Menschenleben unerlässlichen Naturmitteln.. Dies soll dringend gemacht werden, bevor es zu spät wird! Der Traum tatsächliche, gerechte und vernünftige Normen zu erreichen, die das menschliche Schicksal regieren, scheint für Viele unmöglich zu sein. Unsere Überzeugung ist es, dass der Kampf um das Unmögliche das Motto dieser Institution die uns heute zusammenbringt, sein soll! Vielen Dank
Fidel - 7. September 2000 Redebeitrag des Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz, Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas und Vorsitzender des Staatsrats und des Ministerrats, am Runden Tisch Nr. 3 des Gipfeltreffens des Jahrtausends, "Die Rolle der Vereinten Nationen im 21. Jahrhundert", Vereinte Nationen, New York, 7. September 2000. Kollegen, zum Abschluß dieses faszinierenden Themas sind wir nur noch ein paar Treue hier. Die anderen sind dem Thema auch treu, ich verstehe aber sehr gut, daß sie wegen früher eingegangener Verpflichtungen nicht die ganze Zeit hier sein konnten. Ich werde, und das ist beinahe eine Gewissensfrage, ein paar wenige Worte sagen, ausgehend von den innersten Überzeugungen zu dem, was hier diskutiert worden ist. Du sagtest (er richtet sich an Präsident Chávez), daß Du morgen eine kurze Rede halten mußt. Ich weiß nicht, wieviel Zeit sie Dir geben. Präsident Chávez.- Fünf Minuten. Comandante.- Fünf Minuten für das alles? (Gelächter) Na gut, es ist Dir gelungen, einen ... interessanten Runden Tisch zu leiten. Ich war bei dem von heute Morgen, aber ich versichere Ihnen, daß ich beim Hören der Dinge, die hier gesagt wurden, große Genugtuung empfinde. Wenn statt der, die wir hier sind, einschließlich Vertreter einiger entwickelter Länder, zusätzlich zu den hier anwesenden, 100 Länder der Dritten Welt hier gewesen wären, hätten sie mehr oder weniger dieselben Standpunkte vertreten, wie die, die hier vertreten worden sind. Wenn Du also sagen wirst, was man in wenigen Minuten sagen kann, dann bin ich sicher, daß es dies Gefühl, das sich am heutigen Nachmittag gezeigt hat, wiedergeben wird, und wir - zumindest ich, und ich bin sicher, auch alle anderen - geben Dir gerne ein Vertrauensvotum, damit Du als Vorsitzender dieses Runden Tisches irgendwie, so elegant wie möglich aber der Wahrheit gemäß, die Sorgen ausdrückst, die wir geäußert haben, und in unserem Namen darüber sprechen kannst. Ich erinnere mich an den Moment, als die Vereinten Nationen gegründet wurden: unmittelbar nach einem schrecklichen Krieg gegen den Nazismus, in dem sich ungewöhnliche Allianzen zwischen Kräften verschiedener ideologischer Strömungen ergaben, um gegen jenes schreckliche Übel, das die Menschheit bedrohte, zu kämpfen. Jener Krieg kostete 50 Millionen Leben. Aus ihm gingen eine Gruppe der wichtigsten kriegführenden Länder hervor, die gemeinsam mit anderen weniger Gewichtigen diese Institution gründeten. Sogar Cuba war dabei; Kuba besaß keinerlei Unabhängigkeit, Kuba war eine Halbkolonie und, um die Wahrheit zu sagen, fast alle anderen
lateinamerikanischen Länder waren Halbkolonien, und der größte Teil der hier anwesenden Länder war damals nicht unabhängig. Wir befinden uns in einer total neuen Situation. Man kann heute eigentlich nicht von einem System der Vereinten Nationen sprechen; es gibt kein System der Vereinten Nationen. Was es gegenwärtig tatsächlich gibt, ist ein System der Domination fast aller Länder der Welt durch eine kleine Gruppe von Mächten, die unter der Leitung der Vereinigten Staaten, der mächtigsten von allen, alle Angelegenheiten unserer Welt bestimmen. Gestern sah ich ein Bild von dem, was die Vereinten Nationen gegenwärtig sind. Beim Mittagessen, bei dem es eine große Zahl von Tischen gab, saßen wir, die Plebejer, an einigen Tischen und an einem anderen - ich habe ihn aufmerksam beobachtet - saßen die Mächtigen, die diese Welt regieren. Sagen wir, die, die sie politisch regieren. Ich kann nicht sagen, daß sie alle sie auch wirtschaftlich regieren. An diesem Tisch saß auch eine Untergruppe, die die Welt nicht nur politisch sondern auch wirtschaftlich dominiert. Den Vorsitz des Tisches hatte logischerweise unser illustrer Freund, der Generalsekretär der Vereinten Nationen Kofi Annan, der die Rede halten mußte; neben ihm war, ebenfalls logischerweise, der Präsident der Vereinigten Staaten; zu seiner Linken saß unser Freund, der Präsident von Mali, denn da mußte etwas Farbe hineingebracht werden; rechts von Präsident Clinton saß der Präsident Frankreichs und direkt daneben, ebenfalls etwas Farbe hinzufügend, eine Illustre Persönlichkeit, unser Freund Obasanjo. Links vom Präsidenten von Mali saß Jiang Zemin, ein großes Land, das die Welt nicht wirtschaftlich dominiert, wohl aber große politische Macht hat; links von Jiang Zemin saß der Premierminister Großbritanniens und etwas weiter, mit dem Rücken zu meinem Beobachtungsort, saß der Präsident Rußlands, das keine große Wirtschaftsmacht, wohl aber eine große politische Macht und vor allem eine große militärische Macht ist. Ich unterscheide zwischen einer Großmacht, die die große Macht 12 oder 14 Mal zerstören kann, und einer großen Macht, die diese 6 oder 7 Mal zerstören kann. Jedenfalls haben beide mehr als genug Macht, um sich gegenseitig zu zerstören. Es gibt auch komplexe Themen. Man hätte hier über die Konsequenzen diskutieren können, die der geplante atomare Schutzschild für die Welt haben wird. Etwas gesunder Menschenverstand reicht aus, und wer die Kandidaten gehört hat - der eine will einen teilweisen Schutzschild, der andere einen vollständigen -, der merkt, welche Konsequenzen solche Verrücktheiten für die Dritte Welt haben können, diese Welt, über die wir, wenn es um Entwicklung geht, sprechen. Gut, das war das reale Abbild der Vereinten Nationen. Jemand hat hier gesagt, ich glaube es war der Premierminister von Belize, daß diejenigen, die das Recht haben, darüber zu entscheiden, ob das Vetorecht erhalten bleibt, diejenigen sind, die gegen jede Vereinbarung, die wir alle treffen, und jeden entgegengesetzten Vorschlag Veto einlegen können. Das Veto entspricht einer Art göttlichem Recht mit absoluter Macht, neben dem jener Ludwig XIV. ein Niemand war. Wenn diese historische Persönlichkeit sagen konnte, "der Staat bin ich", könnte jeder von denen, die als ständigen Mitglied des Sicherheitsrates an jenem Tisch saßen, sagen, "die Vereinten Nationen bin ich", vor allem die mächtigste Großmacht überhaupt. Das ist die Realität, was nicht heißt, ganz und gar nicht, daß dies für immer so sein kann; und es kann nicht ewig so sein, weil die derzeitige auf der Welt herrschende politische und wirtschaftliche Ordnung schlicht untragbar ist und in die Katastrophe führt. Diese Macht ist sehr groß, vor allem die der größten Großmacht, da sie die größte wirtschaftliche Macht, die größte politische Macht, die größte militärische Macht, die größte technologische Macht, die größte wissenschaftliche Macht ist. Als der Präsident von Saint Lucia davon sprach, daß sie zwei Nobelpreisträger haben, war ich drauf und dran ihn zu fragen, wo diese seien. Ich habe hier nämlich Angaben darüber, daß sie in den letzten zehn Jahren 19 von 21 Trägern des Nobelpreises in Physik, 17 von 24 in Medizin und 13 von 22 in Chemie gestohlen haben. Sie holen sich alle Träger wissenschaftlicher Auszeichnungen. Und sie holen sie nicht nur aus der Dritten Welt, sie holen sie aus Europa. Seitdem die IDB vor 40 Jahren gegründet wurde, haben sie uns aus Lateinamerika und der Karibik eine Million Fachleute gestohlen, einschließlich der besten Intelligenzen. Sie haben uns sogar unserer größten Talente beraubt. Wir haben sie an unseren bescheidenen Universitäten ausgebildet, aber sie holen sich die intelligentesten. Eine Million! In den Vereinigten Staaten beliefen sich die Kosten für diese Million Fachleute - ich hatte das einmal ausgerechnet - auf ungefähr 200 Milliarden Dollar. Und dabei ist die voruniversitäre Ausbildung, Gymnasium und Grundschule, nicht mit eingerechnet. Sie haben uns sogar unserer Intelligenzen beraubt. Welche Instrumente der Domination benutzen sie unter anderem? Die modernen Technologien. Ich hatte hier noch weitere Zahlen, aber wozu soll ich sie erwähnen. Ich wollte ein wenig über die wirtschaftliche, nicht nur über die soziale und menschliche, Situation sprechen. Ich glaube ich hatte hier die Angabe, daß die entwickelten Länder 97% der Patente kontrollierten. Sie besitzen dank eines Systems, das am Ende des letzten Krieges geschaffen wurde, alles Geld der Welt. Alle kennen den Streit zwischen den Ideen, die Keynes, der Engländer, hatte, und denen von White, dem US-Amerikaner, der die US-amerikanische Delegation in Bretton Woods leitete. Einige entwarfen ein logischeres Wirtschaftssystem. Die Vereinigten Staaten hatten damals 80% des Goldes der Welt. Aus Bretton Woods entstand ein Währungssystem, das alle Macht den Vereinigten Staaten gab. Danach kommt das totale und absolute Vetorecht im Währungsfonds und in der Weltbank, ein weiteres Instrument wirtschaftlicher Macht der Vereinigten Staaten, die als einzige das Recht besitzen
Veto einzulegen. Es wurde ein Wirtschaftssystem entworfen, wonach dieses Land alles, was neu geschaffen wird, leitet; die WTO, das Projekt des multilateralen Investitionsabkommens - das sie hintenrum einführen wollten - und viele weitere Institutionen, die zur totalen Beraubung unserer Rechten in allen Bereichen führen. Die Zölle sollen zurückgehen, erlaubt Däumling mit Gulliver bei der Produktion, den Technologien und allem anderen zu konkurrieren. Für unsere Länder gibt es keinerlei Möglichkeit. Mir scheint, daß es sehr ermutigend ist, zu sehen, daß unseren Ländern dies alles bewußt wird. Ich denke, man muß Bewußtsein schaffen, deutlich reden. Jedes Mal, wenn wir eine Botschaft übermitteln können, tun wir dies über alle Medien. Obwohl sie die Besitzer der wichtigsten Massenmedien der Welt, der Kommunikationsmittel sind, haben wir, die Armen, Möglichkeiten, unsere Botschaften auf unterschiedliche Weise zu verbreiten. Wir können in unserer Schlacht gegen die Blockade und gegen viele andere Dinge unsere Botschaft über Satellit in viele Universitäten dieses Landes tragen, und über Internet in jeden Winkel der Erde. Gestern haben wir unser Fernsehprogramm in Kuba, ein Gespräch am Runden Tisch, über Internet gehört. Das heißt, es gibt Medien, viele Medien. Trotzdem glaube ich, das wichtigste Medium von allen, das wir uns bewußt machen müssen, liegt in unseren Kriterien, die heute Nachmittag geäußert wurden. Und die Krise. Ich erinnere mich an keine Zeit in der Geschichte, in der die großen Probleme nicht über die großen Krisen gelöst worden wären, und die derzeitige Ordnung führt in eine gewaltige Krise. Die reale Wirtschaft gibt es nicht mehr. Es gibt eine virtuelle Wirtschaft. Die Weltexporte belaufen sich auf etwas mehr als 6 Billionen Dollar im Jahr. Jedermann weiß aber, daß täglich 1,5 Billionen bei spekulativen Währungsgeschäften umgesetzt werden, da die Konvertierbarkeit des Dollar in Gold verschwand, als ausgerechnet den Vereinigten Staaten 1971 nur noch 10 Milliarden der 30 Milliarden in Gold übrig blieben, die sie anfangs hatten. Mit den 30 Milliarden wurde die Stabilität gewahrt, weil sie Gold kauften, wenn Überschuß da war, und Gold verkauften, wenn etwas fehlte. Das weiß jedermann. Nixon trifft aber im Jahr 1971, nachdem er so viele Milliarden ohne Steuern im Krieg gegen Vietnam ausgegeben hat, einfach die einseitige Entscheidung, die Konvertierbarkeit des Dollar in Gold ohne Rücksprache aufzuheben. Damit fing die Instabilität aller Währungen an. De Gaulle war dagegen - natürlich war er dagegen, denn er wußte, was danach kommen würde. Daraufhin brach die Spekulation los und heute beläuft sie sich auf anderthalb Billionen Dollar täglich in spekulativen Währungsgeschäften, wo noch weitere anderthalb Billionen in Spekulationen mit Aktien und Werten jeder Art hinzu zu zählen sind. Das hat mit realer Wirtschaft nichts zu tun. Einige an der Börse gehandelte Aktien haben beispielsweise in nur acht Jahren einen Wert von eintausend Dollar in einen Wert von 800 000 verwandelt; das ergibt sich durch Einbildung auf Grundlage von Perspektiven, obwohl besagte Unternehmen Verluste machen. Es wurde eine gewaltige virtuelle Wirtschaft geschaffen. Man hat einen Riesenluftballon aufgeblasen, der eines Tages platzt, und dieser Luftballon wird aufgrund eines unumstößlichen Gesetzes platzen. Dann werden wir die große Krise haben, die vielleicht dabei hilft, eine neue wirtschaftliche und politische Weltordnung zu schaffen. Währenddessen können wir Bewußtsein schaffen, uns näher mit all diesen Themen befassen, Ideen vermitteln, so wie all die, die hier geäußert wurden. Weil man all das, was hier gesagt wurde, und viele weitere Ideen äußern kann. Wir können keine Pessimisten sein. Ich bin davon überzeugt, daß dies in einiger, nicht allzu langer Zeit, eintreten wird. Wir kennen alle die Pläne zur Aufteilung der Welt im kommenden Jahrhundert. Die beiden Kandidaten dieses Landes haben gesagt, für Lateinamerika sei dies das "nordamerikanische Jahrhundert". Und es entstehen nicht nur mit den Ländern der Dritten Welt, sondern auch mit Europa Widersprüche wegen eines Interessenkonflikts. Jemand sagte heute mit großer Weisheit, die Globalisierung habe vor Jahrhunderten mit der Aufteilung der Welt begonnen. Vor dem ersten Weltkrieg stiegen die Auslandsinvestitionen stark an. Jetzt gibt es eine neue Art der Globalisierung, die den besonderen Bedingungen entspricht und von den Kommunikationsmitteln unterstützt wird; all das, was geschieht. Ich gehe von de Überzeugung aus, daß eine Krise kommen wird. Heute gab es hier eine Art Aufstand. Hier wurde geäußert ... zumindest hat diese Versammlung und dieses Treffen dazu gedient, daß wir uns in diesem kleinen Saal frei geäußert und gesagt haben, was wir dachten. Ich bin aber sicher, daß sich immer mehr Menschen trauen werden, zu sagen was sie denken, trotz ihrer Abhängigkeit von der Weltbank, vom Währungsfonds, von dem einen Kredit oder sonst etwas. Wir haben das Privileg, absolut frei reden zu können, denn wir sind weder vom Währungsfonds noch von der Weltbank abhängig, wir haben 10 Jahre lang der doppelten Blockade widerstanden - als die UdSSR zusammenbrach, waren wir einer doppelten Blockade ausgesetzt - und wir haben wegen des Werkes, das die Revolution in 30 Jahren geschaffen hatte, widerstanden, weil wir ein Land hatten, ein Volk, mit politische Kultur und einen großen Geist der Solidarität. Eine halbe Million Kubaner haben freiwillig internationalistische Einsätze geleistet! Ich habe nicht übertrieben, als ich sagte, uns stünden 6000 Ärzte auf freiwilliger Basis, wie sie es immer getan haben, zur Verfügung. Als ich heute Morgen, als wir über Aids sprachen, wogegen die modernen Medikamente, auch wenn sie kostenlos erhältlich wären, nicht angewandt werden können, weil es keine Infrastruktur gibt, von einem von uns vorgeschlagenen Programm sprach, sagten wir deshalb, daß wir die Vereinten Nationen und die WHO und die Völker Afrikas bei der Schaffung einer Infrastruktur durch Noteinsatz unterstützen können. In einem Jahr könnte alles geschaffen werden. Man kann nicht warten, bis viele Millionen sterben, bis
die Plage, die einen ganzen Kontinent auslöschen kann, sich weiter ausbreitet, um sich an die Arbeit zu machen und etwas zu tun. Und es blieb dabei. Mir scheint, daß dieses Treffen sehr nützlich sein wird, weil sich viele Menschen kennengelernt, gesprochen und Ideen ausgetauscht haben. Ich bin mir sicher, daß bei diesem Runden Tisch wie an keinem anderen Ort die Dinge geäußert wurden, die am meisten weh tun. Ich denke, daß Du, Chávez, als Vorsitzender dazu beigetragen hast, daß diese Gefühle ausgedrückt wurden. Ich werde mit dem Eindruck fortgehen, daß bei diesem Runden Tisch alle gesprochen haben. Hier war keiner von den Mächtigen anwesend, die gestern beim Mittagessen am Tisch beisammen saßen. Hier waren eher die Kleinsten, die Plebejer, einige der großen Länder wie Indien, das heißt die Leidenden. Wir sind hier und konnten sehr frei sprechen. Das finde ich äußerst positiv. Ich werde weiter darüber nachdenken, denn ich verbringe viele Stunden und viel Zeit mit Lesen, suche nach Informationen, versuche zu erfahren, was passiert, und für mich ist es eine große Erleichterung, zu sehen, daß Bewußtsein gebildet wird. Mit dem Bewußtsein kann man Druck ausüben, kämpfen. Man kann uns nicht verleugnen, wenn wir Wahrheiten, Wahrheiten und Wahrheiten sagen. Und damit werden wir, wenn eine Krise aufkommt, auf eine Veränderung dieser Institutionen vorbereitet sein, und wir müssen auf eine Änderung der heute auf der Welt herrschenden politischen und wirtschaftlichen Ordnung vorbereitet sein. Entschuldigen Sie, daß ich so lange gesprochen habe, aber es wird festgehalten werden, denn ich habe es hier aufgenommen. Ich habe hier ein kleines Aufnahmegerät, um festzuhalten, was ich sage. Es freut mich, daß es aufgenommen wurde. Ich weiß nicht, ob ich dafür verhaftet werde, aber mir gefällt es, die Geschichte zu dokumentieren und mich danach daran zu erinnern und über jeden einzelnen Punkt nachzudenken. Ich habe es gerne dokumentiert und arbeite es gerne durch. Es hat sich gelohnt, in Mitten der großen oder kleinen Schwierigkeiten,, die ich aus offensichtlichen und bekannten Gründen gewöhnlich habe, wenn ich nach New York reise, zu diesem Treffen zu kommen.; ich glaube, es hat sich nicht nur wegen der zahlreichen Freunde, die ich begrüßen konnte, gelohnt, sondern wegen der Dinge, die ich an diesem Runden Tisch gehört habe. Vielen Dank Präsident Chávez.- Vielen Dank, Fidel. Dir sei versichert, daß Du nicht ins Gefängnis gehen wirst, weil dieser Tisch Dich freisprechen wird. Vielen Dank für Deine Anmerkungen.
Fidel - 9. September 2000 Die Begrüßung Clintons Nach dem Mittagessen auf Einladung des Generalsekretärs der Vereinten Nationen nach Beendigung der Eröffnungssitzung des Gipfeltreffens des Jahrtausends wurden wir alle gebeten, uns für das offizielle Foto zu einen Raum zu begeben. Wir gingen dorthin, beinahe einer nach dem anderen, durch einen engen Durchgang zwischen vielen Tischen hindurch. Kaum vier Meter vor mir bemerkte ich Clinton, der mehrere Staatschefs, die dort vorbeikamen, begrüßte. Aus Höflichkeit gab Clinton jedem von ihnen die Hand. Ich konnte nicht weglaufen, um zu vermeiden, an diesem Punkt vorbeizukommen; er konnte es auch nicht. Für beide wäre das peinlich feige gewesen. Ich ging weiter hinter den anderen her. Nach circa zwei Minuten kam ich an den Ort, wo ich vor ihm vorbeigehen mußte. Wie die anderen blieb ich einige Sekunden stehen und grüßte ihn mit allem Anstand und Höflichkeit; er tat genau dasselbe und ich ging weiter. Etwas anderes zu tun wäre extravagant und ausfällig gewesen. Das ganze dauerte weniger als 20 Sekunden. Das schlichte Detail war bald bekannt. Viele Presseorgane berichteten über den Vorfall in freundlichem Ton. Sofort kursierten Dutzende von Gerüchten. Nicht gut informierte offizielle Pressesprecher gaben unterschiedliche Versionen ab. Die Mafia in Miami wurde hysterisch. Laut ihnen hatte der Präsident ein schweres Verbrechen begangen. Zu solchen Extremen gelangt ihr Fundamentalismus. Ich meinerseits bin mit meinem respektvollen und zivilisierten Verhalten gegenüber dem Präsidenten des Landes, das Gastgeber des Gipfeltreffens war, zufrieden. Fidel Castro
Fidel - 28. September 2000 REDE DES COMANDANTE EN JEFE FIDEL CASTRO RUZ, ERSTER SEKRETÄR DES ZENTRALKOMITEES DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI KUBAS UND VORSITZENDER DES STAATSRATES UND DES MINISTERRATES, GEHALTEN AUF DER ANTIIMPERIALISTISCHEN TRIBÜNE ANLÄSSLICH DES 40. JAHRESTAGS DER GRÜNDUNG DER KOMITEES ZUR VERTEIDIGUNG DER REVOLUTION (CDR), PALACIO DE LAS CONVENCIONES, 28. SEPTEMBER 2000`. Liebe Genossinnen und Genossen! Oft habe ich gesagt, daß ich mich kurz fassen würde, und fast nie erfülle ich dies (Lachen und Beifall), und, obwohl man bei einem Anlaß wie diesem an vieles erinnern kann, sage ich, daß ich mich kurz fassen werde, und ich werde versuchen, mich daran zu halten (Beifall). Einem Teil von uns muß es bei der Erinnerung an den Tag, an dem die Komitees zur Verteidigung der Revolution gegründet wurden, genauso gegangen sein, beinahe genau um diese Uhrzeit, ein wenig früher, vor 40 Jahren. Wie viele Dinge geschehen in 40 Jahren, aber welch andere Zeiten waren dies. Bei einer Massenveranstaltung vor dem alten Palacio entstand die Idee der Verteidigungskomitees wie durch eine plötzliche Inspiration angesichts des Krachens von vier Bomben: eine hier, eine dort, das war wie ein Bombardement, und ich frage mich: Wer legt diese Bomben und weshalb können sie sie legen? Es war die Zeit, in der es 300 konterrevolutionäre Organisationen gab. Ihr wißt, wer sie geschaffen hatte. Ich sage: Wie ist es möglich, daß sie sich, wenn das gesamte Volk die Revolution unterstützt, mit solcher Freiheit bewegen und in Minutenschnelle sogar vier Bomben legen können? Das war nicht ihre einzige schwere oder ernste Tat. An demselben Ort, an dem die Komitees gegründet wurden, hatten sie unter anderem ein Appartement voll mit Bazookas, Maschinengewehren und so organisiert, um zu versuchen, dort die Hälfte der Revolutionsführer zu liquidieren. Sie waren kurz davor, haben aber ihr Ziel nicht erreicht. In jener Zeit siegte die Revolution, es gab keine Organisation - unsere kleine Armee löst sich praktisch in einer Masse neuer Kämpfer auf, die die Waffen ergriffen, die Kasernen besetzten, und binnen einiger Wochen wuchs sie auf 40 000 Mann; sagen wir, unsere Armee wuchs um das Zehnfache -, die Menschenmassen waren auf der Straße, es war chaotisch. Das Schlimmste aber war, daß noch alles zu tun war. Unsere Probleme waren damals die 30% Analphabeten, der Mangel an Schulen, der Mangel an medizinischer Versorgung, der Mangel an sozialer Absicherung, der Mangel an Arbeitsplätzen, die notwendige Wiederbeschaffung aller Güter, die während sieben Jahren gestohlen worden waren. Ich sagte einmal, daß dies am 10. März 1952, mit dem Tag des Staatsstreichs, beendet wurde, weil, wenn wir weiter zurückgegangen wären, die Hälfte der Republik hätten enteignen müssen, und tatsächlich wollten wir die Maßnahmen zur Wiederbeschaffung nicht in dem Ausmaß betreiben, wie wir es hätten tun können, zurück bis zur Gründung jener Karikatur einer Republik im Jahr 1902, denn ich glaube, wir hätten sogar viele Urenkel enteignen müssen. Es gab das, was wir in jener Zeit eine Art Amnestie für die Zeit vor dem 10. März nannten. Übrigens hat uns das nicht groß geschadet, weil viele dieser Diebe nicht lange damit warteten, nach Miami zu reisen, und dann hinterließen sie uns als Erbe all das, was sie gestohlen hatten. Andere, deren Reichtümer anderen Ursprungs waren, gingen ebenfalls fort, wobei sie dachten, daß sie in fünf Monaten, sechs Monaten, allerhöchstens in einem Jahr zurückkehren würden. Wie hätten sie die Zukunft erahnen können? Sie sahen nur eine Gruppe Verrückter, die neben einem so mächtigen Nachbarn Dinge unternahmen, und daß so etwas nicht lange andauern konnte. Also diese hinterließen uns ebenfalls als Erbe eine große Menge von Gütern; dazu kamen in jenen Tagen noch die Gesetze der Wohnungsreform, der Agrarreform und viele weitere revolutionäre Dinge. Wie viele Schulen gab es aber im Land? Wie viele Lehrer? Wir wußten, daß 10 000 arbeitslos waren und ein großer Anteil der Kinder weder Schulen noch Lehrer hatten. Von Anfang an begann die Politik der Yankees das Land der Fachleute, Ärzte, Lehrer, Professoren, usw. zu berauben, Hunderttausende, die sich nach der Gelegenheit gesehnt hatten, in die Vereinigten Staaten zu reisen, um Arbeit zu finden, oder um unter wesentlich besseren Lebensbedingungen zu leben, als sie sich in unserem Land erhoffen konnten, bzw. die unser Land in jener Zeit bieten konnte. In jener Zeit wurden auch jährlich Zehntausende Autos ins Land geschmuggelt. Sie kauften sie dort gebraucht, total billig für 300 oder 400 Dollar, und verkauften sie hier für 1 500 oder 2 000, wodurch sie das Land mit einem phantastischen Bedarf an Kraftstoff, Ersatzteilen, usw. usf. belasteten. Ich erwähne dies, weil die Lage am Nachmittag des 28. September 1960 so aussah, unmittelbar gab es weitere Warnungen, bewaffnete Banden, Söldner wurden angeworben, um in das Land einzufallen, und etwas, das nie fehlgeschlagen war, nämlich der Sturz jeglicher fortschrittlichen oder revolutionären Regierung in dieser Hemisphäre, wie es in Guatemala und anderen Orten geschehen war. Das war unsere Situation und so wurden die Komitees zur Verteidigung der Revolution in jener Nacht, neben so vielen Dingen, die in den ersten Jahren der Revolution geschehen sind und die weiterhin geschehen, als Idee, als Gedankenblitz, als Inspiration geboren, denn der Revolutionär muß auch die Rolle der "Decimistas", der singenden Spontandichter, die wir so bewundern, übernehmen.
Sie finden das präzise, genaue Wort, um einen Gedanken auszudrücken, und die Revolution hat uns alle zum Teil zu "Decimistas" gemacht: Die Notwendigkeit der - oft unmittelbaren - Suche nach den Lösungen angesichts neuer Probleme, obwohl wir nicht wirklich gegen neue Probleme kämpften. Wir kämpften gegen alte Probleme, alte Rezepte, gegen die, die der Imperialismus gewöhnlich überall anwendete. In Kuba war es zunächst der imperialistische, interventionistische Krieg; nachdem viele Jahre lang alles möglich unternommen wurde, um die Unabhängigkeit Kubas zu verhindern, indem Waffen, Schiffe abgefangen wurden, intervenieren sie auf opportunistische Weise in einem Krieg, in dem sie keine Gegner hatten. Manch einer kennt die Geschichte des Geschwaders von Cervera, bei dem sogar einige Maschinen der besten Schiffe reparaturbedürftig waren, wo neue Kanonen vorhanden waren, die noch aufgestellt werden mußten, und das sogar ohne ein Kohlen-Versorgungsschiff losgeschickt wurde. Außer UBooten und nuklear betriebenen Flugzeugträgern haben die Schiffe selbst heute noch überall auf der Welt Schiffe zur Versorgung mit Treibstoff dabei, und diese so kriegerischen Herren, die Politiker, die jenes Land oder jene Metropole regierten, schickten diese Schwadron ohne ein Schiff zur Versorgung mit Kohle los. Alles war improvisiert, unüberlegt. Sie befanden sich dort in Santiago de Cuba. Danach gaben sie die selbstmörderische Order zur Ausfahrt, als sie mit den Kanonen jener Schwadron und der Marineinfanterie, die sie begleitete und die die Stadt Santiago de Cuba verteidigte, viele andere Dinge hätten tun können. Vor der engen Ausfahrt aus der Bucht lag der ganze Verband der Yankees mit überlegener Artillerie, unvergleichlich festerer Panzerung, einfach stärker; er schoß jene Schiffe, die den Befehl mit großem Mut, großer Unerschütterlichkeit, bewundernswerter Tapferkeit und Heldentum ausführten, eines nach dem anderen ab. Jener Krieg kostete sie nichts. Die Befreiungsarmee half ihnen bei der Landung, kooperierte mit ihnen, kämpfte an ihrer Seite bei der Eroberung der Festung von El Caney, von El Viso und später bei der Eroberung von San Juan. Viele Kubaner starben bei diesen Gefechten und als Belohnung für all dies ließen sie nicht einmal nach Santiago de Cuba einrücken. Was sie taten, war etwas Schreckliches in der Geschichte unseres Landes, und außerdem nahmen sie alles an sich. Dasselbe taten sie in diesem Jahrhundert, sie taten es in Santo Domingo, sie taten es in Haiti, sie taten es in Nicaragua, sie taten es, wo immer sie wollten, und mehr als einmal. Und sie haben es selbst nach dem Sieg der Kubanischen Revolution im Jahr 1959 getan: Sie haben in Santo Domingo interveniert, als eine Revolution im Begriff war, zu siegen; sie haben in Grenada interveniert, weil es ihnen danach war, unter dem Vorwand, einige Studenten seien angeblich in Gefahr gewesen, und um eine Aktion im Mittleren Osten - ich glaube im Libanon -, bei der einige US-amerikanische Marines getötet worden waren, zu vergelten. Sie rächten sich an der Insel Grenada; danach intervenierten sie in Panama; sie organisierten die schmutzigen Kriege gegen Nicaragua; sie unterstützten ein sehr hartes Regime, eine sehr blutige Regierung in einem anderen zentralamerikanischen Land, in El Salvador; sie intervenierten in den Krieg in Guatemala. Überall haben sie interveniert. Bei uns sind sie in der Schweinebucht eingefallen, sie haben uns von Anfang an blockiert, sie waren kurz davor, einen wirklichen Atomkrieg zu provozieren. Wir erlebten die reale Gefahr des Ausbruchs eines solchen Kriegs als Folge der überheblichen Politik, die sie seit der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und nach dem Zweiten Weltkrieg verfolgten. Und je reicher und mächtiger sie waren, um so eher zeigten sie ihre Neigung zur bewaffneten Intervention. Wir alle wissen, was sie in Vietnam getan haben. Das hat 4 Millionen Vietnamesen das Leben gekostet. Und so haben sie haufenweise Interventionen in vielen Teilen der Welt durchgeführt. Wir kämpften gegen alte Leiden. Das besondere der Geschichte unserer Revolution scheint mir, daß wir all diesen Versuchen, sie zu zerstören, widerstanden haben, und in dieser Hinsicht war jener Tag, an dem die Komitees zur Verteidigung der Revolution gegründet wurden, ein wirklich historischer Tag. Jedermann versteht, daß wir andere Aufgaben hatten, und daß das nicht die heutige Situation ist, daß das nicht die Welt von heute ist. Damals gab es zwei Weltmächte, die Technologie war weniger entwickelt, es gab kein Internet, es gab keine Informatik, es gab nichts; das Fernsehen gab es gerade seit kurzem, es gab keine globalisierte Welt und kein weltweites System, in dem die neoliberale Globalisierung dominiert, und das Imperium aus politischer, wirtschaftlicher, militärischer, technologischer und kultureller Sicht, wenn man das Gift, das sie über die Welt verbreiten, Kultur nennen kann, besaß nicht die unermeßliche Macht wie heute. Heute ist es viel mächtiger, die Welt ist anders. Das sind die neuen Bedingungen, unter denen unser Volk und unsere Revolution ihren Kampf führen müssen. Ist das etwa schwieriger? Nein, es ist nicht schwieriger. Schwieriger war es, als das durchschnittliche Bildungsniveau unserer Bevölkerung beim Abschluß der, was weiß ich, dritten oder vierten Klasse lag, was mir hoch gegriffen erscheint. Niemand hat gründlich untersucht, und jemand sollte es tun, wie viele Bürger dieses Landes in jener Zeit die sechste Klasse mit Erfolg abgeschlossen hatten. Ich bin davon überzeugt - ich habe es nicht ganz genau ausgerechnet -, daß es in unserem Land heute mehr Hochschulabsolventen gibt, als Menschen, die vor der Revolution die sechste Klasse abgeschlossen hatten. Es gab keine allgemeine Bildung, es gab auch keine politische Erziehung, es gab keine politische
Kultur, und unter diesen Bedingungen entstehen die Komitees zur Verteidigung der Revolution; Und die heutigen sind die neuen Bedingungen, unter denen die Komitees zur Verteidigung der Revolution, alle Massenorganisationen und unser ganzes Volk kämpfen müssen. Das sind ganz andere Bedingungen. Eines Tages wird ausgiebig darüber gesprochen werden müssen, wie die Heldentat unseres Volkes, während dieser 40 Jahre zu widerstehen, möglich war. Soeben erwähnte Contino vier Jahrzehnte; aber unter diesen vier Jahrzehnten gibt es ein sehr schwieriges, die ersten Jahre des ersten Jahrzehnts; und ein weiteres Jahrzehnt war unserer Meinung nach das schwierigste von allen, das letzte der vier Jahrzehnte, jenes, das gerade vorbei ist. Was haben wir heute? Wir haben heute eine Bevölkerung, die mindestens neun Schuljahre absolviert hat; wir haben heute ungefähr 700 000 Hochschulabsolventen, wir haben heute sogar in den abgelegensten Winkeln des Landes kleine Schulen. Es reicht aus zu sagen, daß es 600 Schulen mit fünf oder weniger Schülern und einem Lehrer gibt. Das heißt, es gibt keinen Winkel des Landes ohne eine kleine Schule und ohne Lehrer. Jetzt versuchen wir, die Probleme zu lösen, die 1 962 abgelegene Schulen ohne Stromversorgung bedeuten. Wie viele Grundschulen gibt es? Von ungefähr 9 000 Grundschulen sind 1 962 an so abgelegenen Orten, daß sie, obwohl wir mehr als 90 Prozent des Landes elektrifiziert haben, ohne Stromversorgung sind. Natürlich haben sie nur sehr wenige Schüler. Die Gesamtzahl der Schüler dieser Schulen beträgt 30 000. Derzeit wird bei 300 Schulen die Stromversorgung installiert und diese 300 größten Schulen entsprechen 11 000 Schülern. Es verbleiben uns noch 19 000 Schüler ohne Stromversorgung für die Fernseher und Videos. Sie haben aber statt dessen besondere Literatur erhalten und in einer bestimmten Zeit werden sie mittels fotovoltaischer Zellen über ausreichend Strom für den Fernseher, das Videogerät und zwei Leuchtröhren verfügen. So schützen wir die Umwelt, geben keinen Cent für Brennstoff aus und beginnen, eine neue Technik in viele Winkel des Landes zu bringen. Und außer den genannten 19 000 Schülern, werden ungefähr 2 400 000 Schüler Strom und die audiovisuellen Mittel für den Unterricht haben. Vergleicht das mit dem, was es früher gab. Es gab keine Lehrer, 10 000 waren arbeitslos. Wir haben 10 000 Stellen geschaffen und konnten sie nicht alle besetzen, weil nicht alle arbeitslosen Lehrer dazu bereit waren, zum unterrichten in die Berge, in abgelegene Winkel zu gehen. Es gab auch den Reiz der Vereinigten Staaten, die allen Lehrern und Professoren, die fort wollten, ein Visum gewährte, und vor die Entscheidung gestellt, in jener Zeit in die Berge von Baracoa, von Segundo Frente, der Sierra Maestra zu gehen, oder nach Miami, wählte ein Teil derer, die in jener Gesellschaft ausgebildet worden waren, deren Prinzip nicht die Solidarität, sondern eher der Individualismus war, diesen Weg. Die 10 000 Stellen, die geschaffen wurden, hätten ausgereicht, es gab aber kein Personal. Also Lehrer improvisieren, Abiturienten in Schnellkursen zu Lehrern und Professoren ausbilden! Und diese gingen darauf ein. Die Alphabetisierungskampagne stand bevor. Das war eine der Großtaten, die glaube ich noch nie einem anderen Land durchgeführt worden war. Und sie wurde hauptsächlich von den Studenten durchgeführt, 100 000 Studenten, Menschen, die sich freiwillig bereit erklärten, und die Grund- und Mittelschullehrer, die uns damals zur Verfügung standen - das waren 25 000 oder 30 000, ich kann das nicht mit Sicherheit sagen, irgend jemand könnte diese Zahlen ein wenig ergründen. Und inmitten der Alphabetisierungskampagne gab es die bewaffneten Banden im ganzen Land, und außerdem die Invasion in der Schweinebucht. Die Banden waren einige Monate vor der Schweinebucht, in Voraussicht der Schweinebucht im Escambray-Gebirge schwer geschlagen. Die Invasion in der Schweinebucht fand mitten während der Kampagne statt. Wir begriffen auch, daß die Jugendlichen auf dem Land und in den Bergen sicherer sein würden als hier in der Hauptstadt, wenn es eine groß angelegte Invasion, einen Krieg geben sollte. All dem stellten wir uns mit den Komitees zur Verteidigung der Revolution, dem Kubanischen Frauenbund, dem Kommunistischen Jugendverband, der Partei, die dabei war, sich zu organisieren; denn unsere Partei war der Zusammenschluß verschiedener revolutionärer Organisationen, von Jugendlichen, Mitgliedern des Partido Socialista Popular - einer alten Partei -, den Mitgliedern und Sympathisanten der Bewegung des 26. Juli und der Leitung der Revolution. Mit ihnen wurde die Einheit geschaffen und der erste Vorstand gebildet, es mußten aber noch die Parteimitglieder gebildet werden. Es gab Probleme mit Sektierertum. Es wurden Fehler, unvermeidbare Fehler begangen. Ich erinnere mich daran, daß die Komitees zur Verteidigung der Revolution, die öffentlich gegründet worden waren, anfingen, sich heimlich zu organisieren - kaum jemand wird sich daran erinnern -, aber eine heimliche Massenorganisation ist etwas Verrücktes. Das waren tatsächlich Fehler einiger Genossen und wir fragten: Wie kann das eine Geheimorganisation sein? Unmöglich! Die Partei selbst organisierte sich fast im Untergrund, bis eines Tages das Verfahren eingeführt wurde, jedes Mitglied von den Massen bestätigen zu lassen. Wir hatten, wie ich sagte, eine Zeit des Sektierertums. Es gab all diese Laster. Diese Dinge kommen bei allen Revolutionen vor. Aber glücklicherweise wurden sie überstanden. Die Gewerkschaften erlangten große Einheit, große Stärke. Die Gewerkschaften, die es beim Sieg der Revolution gab, waren Gewerkschaften, die von den sogenannten "Mujalistas" geleitet wurden, das waren offizielle Gewerkschaftsführer; sie dauerten nur kurze Zeit, denn ich glaube sie hörten am Ersten Januar auf zu bestehen, als von Palma Soriano aus zum revolutionären Generalstreik aufgerufen wurde, das Land
vollständig zum Stillstand kam und sogar die Beschäftigten des Radios Radio Rebelde hörten. Seit diesem ersten Januar gab es nur noch einen Radiosender, Radio Rebelde, das für das ganze Land sendete noch bevor die Lage in der Hauptstadt entschieden war. Es waren die letzten Manöver des Imperialismus, die Revolution verschwinden zu lassen, aber die schnelle, niederschmetternde Reaktion, der Generalstreik, der Befehl an alle Kolonnen, ohne Feuerpause weiter vorzumarschieren, führte dazu, daß nach 72 Stunden alle Kasernen des Landes besetzt waren. Sie hatten keine Chance. Seither haben sie versucht, ihre Chance zu suchen, immer eine neue Chance; es sind aber 40 Jahre vergangen und sie haben täglich, das versichere ich euch, weniger Chancen (Beifall). Ich würde es wagen zu sagen, daß sie, wegen dem, was wir jetzt haben, weniger Chancen haben denn je. Das ist sehr ernst, und nicht gerade im Bereich der materiellen Reichtümer, sondern im Bereich des Reichtums, der für jede Veränderung wichtig ist, für jede Revolution, und vor allem für eine tiefgehende Revolution, für eine große Revolution, zu der unsere bescheidene Revolution, die am Ersten Januar siegte, geworden ist. In diesem Zeitpunkt war es eine bescheidene Revolution, die mit äußerst bescheidenen Mitteln durchgeführt worden war, und deren historischer Ablauf euch allen bekannt ist. Der Krieg dauerte weniger als 24 Monate, wenn wir die Zerstreuung von Alegría del Pío und die Probleme, die wir hatten, um überlebensfähig zu werden, abziehen. Wir schafften es vor allem, nicht wegen unserer Stärke, sondern aufgrund unseres Trainings, unserer Kenntnis der Berge und wegen der beschleunigten Lehre, die wir jeden Tag erfuhren. Denn wir waren zu siebt, danach waren wir ein paar mehr, bis zu 17 im ersten Kampf - 17 Gewehre, mindestens -, danach wurden wir wieder weniger, wir erlitten die eine oder andere Zerstreuung und fanden uns wieder zusammen. An einem Zeitpunkt waren wir wieder nur 12 und danach stieg unsere Zahl wieder, und nachdem all diese Zwischenfälle durchgestanden waren, hatten wir uns die erforderliche Erfahrung angeeignet, damit sie uns nicht mehr schlagen konnten, obwohl wir sehr wenige waren. Ich sage, daß mit sehr bescheidenen Mitteln eine bescheidene Revolution gemacht wurde, die weiter kämpfte, weiter Erfahrungen sammelte, weiter im Umfang wuchs, bis sie dazu wurde, was sie heute ist. Heute ist es kein Volk der Analphabeten mehr, weil die durchschnittliche Bildungsstand der Abschluß der neunten Klasse ist, soviel zur Schuljahren. In bezug auf die politische Kultur könnten wir ein Zeugnis mit der Bestnote von 100 Punkten verleihen. Wir sind nicht das einzige Land, es gibt andere Länder, die große Heldentaten vollbracht haben; hier anwesend ist die Vertretung unserer geliebten Schwester, der Sozialistischen Republik Vietnam (Beifall), die mit ihrem Kampf und ihrem Sieg so viel auch zur Sicherheit unseres Landes beigetragen hat. Ja, weil sich die Regierungen der Vereinigten Staaten nach der Oktoberkrise, nachdem die Welt am Rande eines Atomkriegs stand, auf den Krieg gegen Vietnam einließen. Sie begingen eine große Verrücktheit, die sie über 500 000 Leben kostete. Gleichzeitig aber kostete es das Leben von mindestens 4 Millionen Vietnamesen. Dazu kommen noch die Invaliden und die, die in Folge der Leiden jenes Kriegs und des Einsatzes chemischer Mittel usw. erkrankt sind. Wir könnten aber sagen, daß, wenn sich um eine Revolution hier handelt, 90 Meilen von den Vereinigten Staaten entfernt und im Herzen einer Hemisphäre, die sie immer dominiert haben, und im Herzen des Westens, um unsere Revolution, dann kann man sagen, daß ihr Niveau politischer Kultur die Bestnote, 100 Punkte, erhält. Ein jeder würde sagen, daß wir dem, was unser Volk heute weiß, zufrieden sind; ein jeder würde sagen, daß wir mit seiner politischen Kultur zufrieden sind; nein, ich erwähne das, was in entscheidenden Momenten seiner Geschichte erreicht wurde. Man muß diese Dinge erwähnen, man muß einige Ereignisse erwähnen, man muß alle Massenorganisationen erwähnen, man muß unsere Partei erwähnen und man muß unsere Jugend erwähnen um zu verstehen, weshalb das Land während dieser vier Jahrzehnte widerstehen konnte, weshalb das Land bis zu diesem 40. Jahrestag der Gründung der Komitees zur Verteidigung der Revolution gelangen konnte. Und die gelebten Phasen sind unterschiedlich. Als die bewaffneten Banden niedergeschlagen und die 300 konterrevolutionären Organisationen ausgeschaltet wurden; als die Invasion in der Schweinebucht niedergeschmettert wurde; als das Land standhaft den Risiken der Atomkrise widerstand und als wir uns auch nach einer angeblichen Lösung weigerten, daß sie dieses Land inspizierten oder Ähnliches unternahmen, oder daß die Militärflugzeuge der Vereinigten Staaten Tiefflüge durchführten, oder unsere Truppen zu entmobilisieren, nach all dem und nach dem großen Schreck, den viele unserer eigenen Gegner erlebt hatten, war eine etwas ruhigere Zeit zu genießen. Wir brauchten natürlich noch Jahre, um die letzte Bande aufzulösen. Man kann sagen, daß wir das einzige revolutionäre Land sind, daß die im Dienst des Imperialismus stehenden bewaffneten Banden auflösen konnte; das muß festgehalten werden. Neben anderen Faktoren haben es uns die angewandten Methoden, die Art des Kampfes, der Einsatz ausschließlich freiwilliger Kämpfer in diesem Kampf, denn alle waren Freiwillige, wie bei den internationalistischen Einsätzen, ermöglicht zu siegen und mit all dem aufzuräumen. Jahrelang dauerten die Piratenangriffe an, die über verschiedene Orte durchgeführt wurden, von Mutterschiffen aus, Angriffe über einen Hafen, über einen anderen Ort, einen weiteren Ort, über noch einen anderen, die Einschleusung von Sprengstoff, Waffen, Sabotageakte, in Brand gesteckte Geschäfte, zerstörte Fabriken, Dutzende von Opfern,
Hunderte von Opfern, allein die bewaffneten Banden kosteten uns über 400 Menschenleben. Im Kampf gegen die Banden starben mehr kubanische Kämpfer als in den Kämpfen, die zum Sieg der Rebellenarmee führte, denn in ihrer letzten Offensive gegen die Sierra Maestra fielen weniger als 50 der Rebellenkämpfer, und in unserer letzten Offensive gegen Santiago de Cuba, das sind die zwei großen Operationen, die wir mit einer recht großen Zahl an Kämpfern durchführten, starben weniger als 50. Die genauen Zahlen habe ich hier nicht vorliegen; die Morde zähle ich nicht mit, ich zähle die im Kampf gefallenen, und es starben mehr in den Kämpfen gegen die Banden als in der ganzen Zeit, die unser Krieg dauerte. Das haben sie viele Jahre lang getan und dazu kommt natürlich noch die eiserne Blockade. Sie entführten Fischereiboote, griffen Frachter an, versuchten unsere Zuckerindustrie zu sabotieren, uns unsere Märkte wegzunehmen, Schiffe, die ein- und ausfuhren, wurden beschossen und ein eiserner wirtschaftlicher Krieg geführt. Es gab Attentatspläne, weshalb sollen darüber sprechen, das würde lange dauern und ich habe gesagt, daß ich mich kurz fassen würde (Lachen). Gut, die Revolution widerstand dieser ganzen Geschichte, dieser ganzen Politik; aber das schwierigste Jahrzehnt, war dieses letzte, das hat uns am härtesten getroffen, die Spezialperiode, denn die Spezialperiode hat sehr schwierige Bedingungen geschaffen. Ihr war ein ideologisches Bombardement vorangegangen, etwas, das vom "Heiligen Geist" kam. Ich benutze diesen religiösen Begriff, weil er mir der passendste scheint, um die Herkunft dieses Bombardements zu erklären. Dieses Bombardement kam von niemand anderem als der Sowjetunion in den 80er Jahren. Ich sage, es kam vom Heiligen Geist, weil sie für höchste, unbestreitbare und unfehlbare Wahrheiten gehalten wurden. Die UdSSR spielte eine sehr wichtige Rolle in unserer Revolution nach dem Sieg des Volkes in Kuba, den sie sich nicht einmal hatten vorstellen können, und sie leisteten uns danach entscheidende Hilfe. Wenn wir die Spezialperiode in der Anfangszeit hätten erleiden müssen - den Jahren 60, 61, 62, 63 -, als sie uns außer dem Erdöl auch die Versorgung, die Märkte, alles wegnahmen, hätte sich dieses Land nicht auf eine so grausame Blockade vorbereitet. Ich kann euch versichern, daß dieses Land darauf vorbereitet war, zu kämpfen und zu sterben. Wir wären Vietnam gewesen, wir hätten die eine Invasion der Yankees aushalten müssen, die niedergeschlagen worden wäre - daran kann niemand zweifeln -, denn wir hatten bereits Hunderttausende von Männern unter Waffen und wir kamen nicht von den Militärakademien, sondern aus den Bergen, die unsere Schule waren, und die Leute konnten kämpfen, waren aus ihrer Kampferfahrung im irregulären Krieg inspiriert. Das stammte aus dem vergangenen Jahrhundert, weil unser Volk seit 1868 mit der Machete gegen die damals mächtigste Armee kämpfte. Ich kann euch versichern, daß eine Invasion dieses Land nicht hätte unterwerfen können, ihre Truppen hätten sich unter beachtlichen Kosten zurückziehen müssen, oder alle Patrioten bis auf den letzten auslöschen müssen. Das Glück unseres Landes ist, daß die Zeit nicht ausreichte, da es die Söldnermacht direkt vor der Nase eines Geschwaders mit Flugzeugträgern und allem zerstörte; es zerstörte sie in 68 Stunden, so daß es, als sie ihnen den Befehl zum Beistand gaben, niemand mehr gab, dem beizustehen war. Hätten sie aber diesen Brückenkopf eingenommen, hätten sie einen Abnutzungskrieg gegen unser Land geführt und wir hätten im Jahr 1961 ein Vietnam gehabt. Hunderttausende von Leben wären verloren worden, da bin ich sicher, denn ich kenne die Kubaner, ich kenne die Rebellen. Und sie ergeben sich nicht, sie kämpfen, nehmen den Kampf wieder auf, sind einfallsreich, erfinderisch, sie haben den nötigen Mut und im politischen und militärischen Bereich waren die Bedingungen für den Fall einer direkten Invasion gegeben, aber nicht, um wirklich nur im wirtschaftlichen Bereich zu siegen. Die Spezialperiode geschieht 30 Jahre nach dem Sieg der Revolution, als viele Dinge der Vergangenheit verschwunden waren. Wir hatten bereits die politische Kultur des Widerstands gegen eine Spezialperiode in Friedenszeiten In den ersten Monaten der Revolution gab es noch keine sozialistische Kultur. Unser Volk hatte eher einen Klasseninstinkt als ein Klassenbewußtsein; es haßte den Diebstahl, es haßte die Korruption, es haßte die Armut, es haßte die Ungleichheit, es haßte die Ungerechtigkeit. Die revolutionären Gesetze waren ein fundamentaler Faktor, der dazu beitrug, das politische Bewußtsein zu verändern, das vom Gift der McCarthy-Ära und der antikommunistischen Propaganda vieler Jahre auf unser Volk, und von der Abhängigkeit, die bereits über ein halbes Jahrhundert andauerte, gesättigt war. Seit sie 1898 gelandet waren und unser Land besetzten, bildeten sie darüber hinaus, schrieben sie die Geschichte Kubas, in der sie das Land als von den Vereinigten Staaten befreit darstellten und es begann die Amerikanisierung Kubas auf jede mögliche Weise. Über die Schule, über die damaligen Massenmedien, sie machten viele Leute auf dieser Insel glauben, daß die Vereinigten Staaten der Retter war. Wer würde zu ihnen von Imperialismus reden? Lenin hatte noch nicht einmal sein Buch über den Imperialismus geschrieben. Lenin nennt jenen Krieg von 1898 als Vorbild für den ersten imperialistischen Krieg im modernen Sinn des Wortes. Sie eigneten sich alles an: Kuba, Puerto Rico, die Philippinen, sie festigten ihre Herrschaft über die Hemisphäre, besetzten Kuba direkt vier Jahre lang, zerschlugen die Befreiungsarmee, lösten die Revolutionäre Partei José Martís auf und brachten ihre Rezepte, die uns Kubaner so teuer zu stehen kamen, und so teuer kam es allen anderen Völkern Lateinamerikas zu stehen. Wir sind zum Glück bereits von den Rezepten des Imperialismus befreit;
den Rezepten, die sie uns wieder hierher bringen wollten und die sie nie mehr wieder hierher bringen können (Beifall). Das Werk der Revolution, mehr noch die Predigt der Revolution, das Beispiel der Revolution hat ein sozialistisches und kommunistisches politisches Bewußtsein geschaffen. In jenen Zeiten vor dem Sieg von 1959 war das Erwähnen des Worts Kommunismus wie das Erwähnen des Worts Hölle, aller Teufel zusammen genommen, jenes Wort, das gerade die reinste Ethik, die fortschrittlichsten menschlichen Gefühle zusammenfaßte. Man kann die Religionen studieren, man kann das Christentum studieren, und man wird herausfinden, daß es bereits in jener Epoche, vor 2 000 Jahren in vollständig anderen Gesellschaften und unter dem römischen Imperium, Menschen gab, die an das dachten, was sie Nächstenliebe nannten, dem anderen Gutes tun, Solidarität mit den Armen verspüren. Oft habe ich den Gründer des Christentums als Beispiel genannt, der keine Grundbesitzer oder Händler suchte, um seine Lehre zu gründen, er suchte Fischer, die weder lesen noch schreiben konnten. Es war ein wirklich menschliches Handeln. Ich widerspreche hiermit keinem anderen religiösen Gefühl oder Kriterium, ich beschränke mich darauf, indem ich unsere Sprache benutze, zu sagen, daß es, ausgehend von einem religiösen Gefühl, ein zutiefst menschliches Handeln war. Es ist aber der Marxismus, der Sozialismus, der Kommunismus, der, ausgehend von einer grundlegenden Kenntnis des kapitalistischen Systems und einer historischen, wirtschaftlichen und sozialen Analyse der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen im Laufe seines Bestehens, den menschlichen Geist, den Geist der Solidarität unter den Menschen und den internationalistischen Geist unter den Völkern zu seiner höchsten Entfaltung bringt. Vor 2 000 Jahren konnte etwas Ähnliches nicht entstehen. Das marxistische Denken entsteht mit der Arbeiterklasse, die sich in den westlichen Ländern entwickelt, und es wird bereits ganz von Anfang an als vom Internationalismus untrennbar aufgefaßt, weil die Existenz des Sozialismus und des Kommunismus ist ohne den Internationalismus unmöglich. Er geht von der Prämisse einer entwickelten Welt mit einer hochentwickelten Kapazität der Produktivkräfte aus, die es erlaubten, genügend Reichtümer zu schaffen, um dem Menschen zu ernähren, zu kleiden, mit Schuhen zu versorgen und um die notwendigen Lebensbedingungen zu schaffen, und nicht nur die des materiellen Lebens - das ist ein sehr wichtiger Punkt -, sondern auch die des geistigen Lebens, geistigen Reichtum für die damalige Menschheit, die ungefähr 1 Milliarde Bewohner umfaßte. Viele Probleme von heute waren unbekannt; in jener Zeit dachte man, die Quelle des Reichtums, die in der Lage sind, die Bedürfnisse des Menschen zu befriedigen, sei sozial und nicht materiell begrenzt. Die Nutzung von Erdöl, die phantastischen Technologien, die es heute gibt, waren noch nicht entwickelt. Wenn Marx diese Technologien gekannt hätte, wäre er noch marxistischer, noch kommunistischer gewesen, weil es der Fortschritt der Wissenschaft und der Technologie ermöglicht, diese Quelle des Reichtums als für den Menschen absolut zugänglich zu entwerfen, die dazu in der Lage ist, Bedürfnisse wie jene der Ernährung, von Schuhen, Kleidung, Wohnung, Bildung, ärztlicher Versorgung, Freizeit, Kultur und andere zu befriedigen. In der Zeit von Marx gab es das Auto nicht, viele der gegenwärtigen Produkte gab es nicht. Ich erwähne das Auto, weil ich glaube, daß es eines der Instrumente in den Händen der kapitalistischen Gesellschaften ist, das zu einem der wichtigen Faktoren der Zerstörung der Umwelt und der natürlichen Ressourcen geworden ist. Der technische Fortschritt wurde vom Kapitalismus dazu genutzt, die weniger entwickelten Völker und die Völker, die beinahe bis zur Hälfte dieses Jahrhunderts Kolonien waren, verstärkt auszubeuten. Die Kolonien, die später zu Neokolonien wurden, und heute zu etwas, das noch schlechter ist als Kolonien und Neokolonien. Die Technologie wurde als Instrument der Vorherrschaft benutzt. Die militärische Technologie wurde von imperialistischem Krieg zu imperialistischem Krieg immer weiter entwickelt, bis sie die Atombombe zum Abschluß brachten. Und viele dieser modernen Waffen, wie die intelligenten Waffen, die es Anfang dieses Jahrhunderts nicht gab, benutzten sie, um sich durchzusetzen. Die Technologien für den zivilen Gebrauch wie die mechanische Industrie, die Elektrizität, die Kommunikationstechnologie, die Energietechnik, alles benutzten sie einfach dazu, Konsumgesellschaften zu schaffen, womit sie meiner Meinung nach eines der gefährlichsten Elemente in der Geschichte der Menschheit eingeführt haben, das zu dem gehört, das die natürlichen Ressourcen und die für das Überleben der menschlichen Gattung unentbehrliche Umwelt am stärksten angreift. Es stimmt, daß die Düngemittel es ermöglichten, die Produktionskapazität von Ödland wiederzugewinnen, die Produktivität pro Hektar zu steigern; die Fortschritte der traditionellen Genetik ermöglichten auch, wesentlich ertragreichere Sorten von Pflanzen zu entwickeln; Die Traktoren und Maschinen ermöglichten es, die Produktivität der landwirtschaftlichen Arbeit erheblich zu erhöhen. Das heißt, die Menschheit hat tatsächlich die passenden Instrumente geschaffen, um die unentbehrlichen Bedürfnisse des Menschen zu befriedigen. Wenn man den Wohlstand des Menschen als die Summe der materiellen Reichtümer auffaßt, die dazu notwendig sind, ein materiell anständiges Leben zu führen, von denen man weiß, woraus sie bestehen, und die unbegrenzte Schaffung kultureller und geistige Reichtümer, so glaube ich, daß dies
das einzige Konzept ist, daß sich zu einer rationellen Vorstellung davon entwickeln kann, wie die Welt der Zukunft sein soll. Die geistigen Reichtümer werden unterbewertet, weil die Konsumgesellschaften zur völligen Unterbewertung von all dem neigen, das kein materielles Luxusgut ist. Es gibt Häuser mit fünf Fernsehern, Familien mit sechs Autos und Ähnliches. Den geistigen Reichtum und seinen Wert sehen wir ständig. Das, was wir heute hier genossen haben, heißt geistiger Reichtum. In dem Gedicht von Neruda, das für mich eine äußerst angenehme Überraschung war, schien es mir wegen dem, was es er 1960 über dieses Jahr 2000 schrieb, als sehe ich einen Propheten. Und ich würde ihm völlig recht geben. Wäre es der 30. Jahrestag gewesen, hätte ich ihm noch nicht recht gegeben, vor dieser Spezialperiode, vor 20 Jahren hätte ich ihm nicht recht gegeben, aber heute stimme ich ihm zu, weil wir uns an der Schwelle zu einer neuen Epoche für Kuba befinden, wie Neruda sie an jenem Tag scheinbar erträumt hat (Beifall). Um aber nicht entgegengesetzt zu seinem Wert zu übertreiben, sage ich an der Schwelle zu einer Epoche, die nicht einmal Neruda an jenem Tag hätte erträumen können (Beifall). Das sage ich und ich kann es sogar beweisen. Als Neruda dieses Gedicht schrieb, konnte er nicht ahnen, daß dieses Land einundvierzigeinhalb Jahre lang der Blockade, dem ganzen Arsenal schmutziger Verfahren, die das Imperium im Laufe seiner Geschichte geschaffen hatte, und außerdem einer Spezialperiode widerstehen würde. Eine Spezialperiode als die Hälfte der Bevölkerung mit Strom versorgt war und fast niemand mehr als ein Radio oder etwas ähnliches hatte - es gab weder massenhaft Fernseher noch viele Haushaltsgeräte, von Waschmaschinen bis zu vielen anderen Dingen - ist etwas anderes, als wenn eine Spezialperiode kommt und ein Land, in dem über 90% der Wohnungen mit Strom versorgt sind in dem es Abermilllionen von Radios, Fernsehern, Waschmaschinen, elektrischen Bügeleisen usw. usf. gibt, keinen Brennstoff mehr hat. Ich erinnere mich daran, daß es bei mir Zuhause über lange Zeit keinen Strom gab, und es gab nie genug für ein elektrisches Bügeleisen, weil er für den Fernseher - als es einen gab; als ich dort war, gab es keinen Fernseher - und für das Radio genutzt wurde, das von meinem Vater streng monopolisiert und verwaltet wurde. Er erlaubte nicht, daß es angeschaltet wurde, zu recht, um es zu schonen, und ich mußte es einschalten, wenn alle schon schlafen gingen, um das Baseball-Spiel anzuhören oder um zu lesen (Lachen und Beifall). Bei mir Zuhause gab es nie ein elektrisches Bügeleisen. Mein Vater besaß ein recht großes Stück Land und er hatte noch ein weiteres recht großes Stück Land gepachtet; es gab Einkommen, es gab dort alles und wir waren vier Kilometer von der nächsten Zuckerfabrik, der von Marcané - so hieß sie damals - entfernt. Heute heißt sie ganz zurecht "Loynaz Hechevarría", benannt nach dem Arbeiterführer und Kommunisten jener Fabrik, der von der Tyrannei ermordet wurde. Bei mir Zuhause gab es kein elektrisches Bügeleisen. Welche Familie hatte 30 Jahre nach dem Sieg der Revolution kein elektrisches Bügeleisen in den Städten, auf dem Land, überall; einen Ventilator, einen Fernseher und eine Menge Haushaltsgeräte, Glühbirnen, usw.? Aus der Dunkelheit ins Licht zu gehen ist leicht, vom Licht in die Dunkelheit zu gehen ist schrecklich (Lachen und Beifall). Ich bin bereits dabei, mein Wort zu brechen (Lachen). Von den Kühlschränken habe ich nicht gesprochen. Als es zu Beginn der Spezialperiode einer von diesen 14stündigen Stromausfällen kam, wurde alles aufgetaut und es verdarb ein Teil der bescheidenen Vorräte an Lebensmitteln, die in diesen Kühlschränken waren. Die Fernseher gingen ebenfalls aus, alles ging aus; es waren Schwarzweißfernseher, sie verbrauchten 180 Watt und es gab keine Ersatzteile; das Modell, das heute in allen Schulen steht verbraucht 80 Watt, ist 20 Zoll groß und in Farbe. Ja, wir wissen, wie sehr die Versorgung der Bevölkerung mit materiellen Gütern litt. Einschließlich der Schuhe, um nicht von Zahnpasta, Zahnbürsten, Seife zu reden; um nicht von Zuteilungsquoten zu reden, die beträchtlich verringert wurden, nicht aus Spaß, sondern es gab sie nicht; kein Markt, keine Devisen, nichts, vor allem in diesen ersten vier oder fünf Jahren. Das Land stellt sich der Spezialperiode in einer Situation, in der wir ein gewisses materielles Wohlstandsniveau erreicht hatten, das abrupt abfiel. Es stellt sich der Spezialperiode und plötzlich unterliegt es einer doppelten Blockade. Welche doppelte Blockade? Die der Yankees und das Verschwinden des Marktes des gesamten europäischen sozialistischen Lagers, zunächst der Lieferungen und des Marktes der UdSSR und später des russischen. Der Handel mit praktisch all diesen Ländern wurde unterbrochen. Manchmal gab es einen Tausch von Zucker gegen Erdöl, der Zucker wurde aber zu Weltmarktpreisen bewertet, der ein Drittel des Preises betrug, den er hatte, als es das sozialistische Lager und die UdSSR gab. Er sackte beinahe auf Null ab. Die Lieferungen von Ersatzteilen und einer Menge anderer Dinge hörten auf. In einem Land wie Kuba, das die Landwirtschaft von den 5 000 Traktoren, die im Jahr des Siegs vorgefunden wurden, mit 80 000 Traktoren mechanisiert hatte; das den Schnitt des Zuckerrohr bereits mechanisiert hatte; zum Transport wurden keine Ochsen mehr benutzt, sondern es wurden Lastwagen, von Traktoren gezogene Züge von Karren, Greifer zu ihrer Beladung, Lagerzentralen zum Säubern des Strohs eingesetzt; es gab eine hohe Erzeugung von Milch, Eiern, Geflügel- und Schweinefleisch; da schmerzt es sehr, sich an den so harten Schlag und daran, wie viel in dieser Situation verloren ging, zu erinnern. Havanna: 30 000 Omnibusfahrten täglich - wir mußten schnell losziehen, um auf Kredit
Fahrräder zu kaufen, weil wir von China einen Kredit für eine Million Fahrräder für die Hauptstadt beantragten, wir mußten anfangen, das Fahrrad zu benutzen -, die Zahl der Fahrten wurde auf 5 000 verringert, Arbeiter mußten versetzt werden. Wie vieles mußte getan werden. Wie sollte der Liter Milch für die unter 7jährigen beibehalten werden; wie sollte der unentbehrliche Kraftstoff für den Betrieb von Krankenwagen und einige Dienstleistungen besorgt werden. Man kann sich keine schlimmere Situation vorstellen, als die, durch die unser Land gegangen ist. Kein anderes Land dieser Hemisphäre - um nicht von der restlichen Welt zu sprechen - hätte 15 Tagen Spezialperiode widerstanden. Mehr noch, die Regierungen, Systeme oder was auch immer wären nur beim Gedanken an das, was kommen würde, einen Monat vorher gestürzt. Keines! Alle erwarteten den Fall der Revolution binnen 24, 48 oder 72 Stunden, zwei Wochen oder höchstens drei Monaten. In Miami richteten sie die Koffer: Es ist vorbei! Sie sahen, wie sie in Europa eins nach dem anderen stürzten. Und selbst die UdSSR, was so war wie zu sagen: Die Sonne verschwindet. Und jawohl, eines Tages erwachten wir ohne Sonne. Das ist etwas sehr Merkwürdiges, nicht wahr? Denn die Leute hatten das von der sowjetischen Großtat im Kopf, die erste Revolution, ihre heldenhaften Kriege, die Intervention im Ausland in der ersten Phase der Revolution, der Zweite Weltkrieg, die 20 Millionen Toten, die Niederlage des Faschismus, bei der dieses Land die Hauptlast trug. Und das beweist die Mathematik, das beweist die Geschichte, alles beweist dies. Sie können keinem weismachen, daß es einige Schiffchen waren, die mit bestimmten materiellen Lieferungen kamen, die die Situation retteten. Ja, es kamen einige Lieferungen, aber das war nichts. Wer die genauen Zahlen kennt, wer die Geschichte dieses schrecklichen Kriegs richtig gelesen hat, die Panzer, die sie herstellten, und wie sie bauten, wie sie dort in Sibirien mitten im Winter in Werkstätten, die kein Dach hatten, Waffen produzierten, weiß ganz genau, wie der Faschismus besiegt wurde. Heute nicht, heute wird das nicht erwähnt. Ich verteidige keinen der Fehler, weil ich mir vieler der Fehler, die in der UdSSR begangen wurden, bewußt war; aber die Großtaten, die dort geleistet wurden, kann niemand verkleinern, und deshalb hatte jenes Land ein so hohes Ansehen. Ich erinnere mich daran, daß wir uns in den ersten Jahren der Kubanischen Revolution um die heldenhaften Bücher kümmerten: Die Landstraße von Volokolamsk, Die Männer von Panfilov, Tage und Nächte; und all das; ich erinnere mich daran, weil ich mich persönlich darum kümmerte, zu versuchen, daß all diese Bücher gedruckt würden, weil es Heldenliteratur war und unser Volk brauchte dringend Heldenliteratur, weil eine Invasion in der Schweinebucht bevorstehen konnte, eine direkte Invasion, und zwanzig andere Dinge. Die Wahrheit ist, daß die Heldenliteratur dabei half, Bewußtsein zu bilden, sie förderte aber auch das Denken, von dort käme die ganze Wahrheit, die ganze Erfahrung. Unser Volk hatte großen Respekt. Ich meinerseits muß sagen, daß ich große Bewunderung und Respekt hatte, aber eine kritische Bewunderung und einen kritischen Respekt, und ich habe mich immer dagegen gewehrt, die Erfahrungen anderer Länder, so gut sie auch seien, mechanisch zu kopieren, weil man die kubanische Geschichte studiert und weiß, was in der Geschichte Kubas alles richtig gemacht wurde und welche Fehler begangen wurden, und man weiß, was in der französische Revolution, der ersten großen sozialen Revolution der modernen Zeit, und in anderen Revolutionen geschehen ist. Nun, es stimmt, eines Tages sah ich, wie sie, ausgehend von der Zerstörung der Geschichte jenes Landes, das solche Literatur hatte, damit begannen, die Geschichte, die Würde und Ehre jenes Landes zu Asche zu machen, daß sie es geistig entwaffneten. Dieses Land mußte in Ordnung gebracht, aber nicht zerstört werden. Ich habe das Privileg, denn ich werde nicht sagen den Verdienst, oder aus Zufall, daß ich zwei Jahre vor dem Verschwinden der UdSSR in Camagüey gesagt habe, noch mit dem Risiko, daß mich einige für verrückt halten könnten, denn zu sagen, daß wir, falls die UdSSR eines Tages zusammenbrechen würde, weiter kämpfen und den Sozialismus aufbauen würden, bedeutete zwei Dinge: Erstens, daß wir die Gefahr sahen; zweitens, daß wir unserem Volk vertrauten, daß wir unter diesen schwierigen Bedingungen in der Lage sein würden, diesen Kampf fortzusetzen. Aber es geschah, die Sonne erschien plötzlich nicht mehr am Horizont, und es war auch ein athletischer, ein sportlicher Tag, kein olympischer, es war ein panamerikanischer Tag, als das anfing zusammenzubrechen; was weiß ich, eine Bewegung dort innerhalb einiger Sektoren jenes Landes, die mit Gewalt eine Veränderung förderten - ich werde das nicht bewerten, das würde lange dauern -. es war der Tag, an dem die Panamerikanischen Spiele zu Ende gingen. Und was danach kam: die Auflösung, und diese Auflösung wird von vier Personen in einer Datscha am Standrand von Minsk durchgeführt; ausgerechnet in Minsk, wo Lenin in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Kommunistische Partei Rußlands gründete. Ich glaube es waren - ich erinnere mich nicht - 15 oder 20 Delegierte, die sich dort trafen, um diese Partei zu gründen. Gut, wenn Lenin mit 15 oder 20 Delegierten das gründete, was später diese riesige Partei war, haben schließlich vier Personen unter dem brennenden Einfluß eines fast durchsichtigen berühmten Branntweins, der einigen sehr angenehm ist, für mich ein wenig geschmacklos ist - achtet genau darauf, wie die Geschichte geht -, einiger großer Gläser oder mehrerer guter Flaschen und wer weiß welchen Summen (Er macht eine Geste mit der Hand, die Geld bedeutet) - ich sage: wer weiß welche Summen - (Lachen und Beifall), in einer unglücklichen Nacht vereinbart, die Sowjetunion aufzulösen. Ich weiß es, weil es mir jemand erzählt hat, der das Recht hat zu wissen, was dort geschah und wie es geschah. Seht, welch Zufall!
Weiß jemand von euch, der sich sehr gut in den Handbüchern der politischen Erziehung auskennt, an welchem Tag, in welchem Monat und welchem Jahr Lenin die Kommunistische Partei, die damals Sozialdemokratische Partei hieß, in Minsk gegründet hat? Wer es weiß, hebe die Hand. Ich denke mir, daß ihr das genaue Datum vergessen habt. Ich weiß, daß es nach der Gründung unserer ersten Partei war, der Kubanischen Revolutionären Partei durch Martí im Jahr 1892, gegründet zur Leitung der Revolution. Gut, wann verschwand die UdSSR? Wann lösten sie sie dort in Minsk auf? Ein Jahrhundert oder fast ein Jahrhundert später. Und natürlich, wenn es hier niemand weiß, in einer Stunde wissen wir es genau, weil wir es in Erfahrung bringen werden, das ist nicht sehr schwer (Beifall). Jawohl, vier Personen, und darüber muß man gut nachdenken. Gegen welche Gefahren muß sich eine Revolution wappnen? Gegen die Gefahr, daß vier Individuen sie an einem frühen Morgen zerstören können. Natürlich waren es nicht vier, es waren eine Menge von ihnen, weil es Vorkämpfer gab, die voller Illusionen waren und anfingen, eigenartige Dinge zu träumen, die von den politischen Wirklichkeiten nichts wußten. Ich kann euch versichern, daß eine Gruppe unserer Pioniere, von denen, die wir heute hier auf den Tribünen haben erstrahlen sehen, besser in der Lage gewesen wäre, zu verstehen, was dort zu tun war, als diejenigen, die das taten was sie taten. Gut, einer fing damit an, unterstützt von einigen anderen, deren Geschichte nicht bekannt ist, das Pandämonium loszubrechen. Welche Geheimnisse die CIA wohl gut verwahrt hält! Aber sie müssen genau wissen, welche all die Berater desjenigen waren, der der Zünder bei dieser Zerstörung der Geschichte und der Verdienste dieses Landes war, und der die sonderbaren Ideen entwickelte, die zur geistigen und moralischen Entwaffnung jenes multinationalen Staates führten, der eine der heldenhaftesten Seiten der Geschichte unserer Zeit geschrieben hatte, neben dem Versuch, den Sozialismus unter Bedingungen zu erstellen, unter denen es sich selbst Marx nicht hätte vorstellen können: Denn es war die Kühnheit von Lenin, der marxistischer war als Marx selbst, in dem Sinn, daß er ein genialer Anhänger von Marx war, der seine Ideen weiter entwickelte und angesichts der Alternative, sich zu ergeben oder weiter zu kämpfen, beschloß, den Sozialismus in einem einzigen Land aufzubauen, das außerdem weder England noch Deutschland oder Frankreich war, wie es jener geträumt hatte, sondern das industriell rückständigste Land Europas - mit dem Vorteil, daß es für sich alleine eine Welt war, denn die UdSSR war mit ihren 22 Millionen Quadratkilometern eine ganze Welt -; er versuchte es und es gelang ihm. Er schaffte das, was andere nicht erhalten konnten; er schaffte das, was eine Gruppe Einfaltspinsel zerstören konnten. Ich glaube sogar nicht, daß der Täter - und ich werde keine Namen nennen, denn zerhacke nicht gerne gefallene Bäume, aber ihr versteht mich gut -, derjenige, der zu jener Zeit das Zentrum der Partei war, mutwillig beabsichtigte, es zu tun. Ich für mich, ausgehend von meinen tiefsten Überzeugungen, glaube es nicht, obwohl der Täter vor sehr kurzem erklärte, daß er sich vorgenommen hatte den Kommunismus zu zerstören; es gab viel mehr Illusionen, Naivität, als die Absicht, die UdSSR zu zerstören. Die anderen spielten ihre Rollen, der Westen tat mit seinen Schmeicheleien das Seine, und so wurden die Bedingungen im Vorfeld des Morgenstreichs von Minsk geschaffen; denn dies alles war eine Entwicklung - vergeßt das nicht -, die Entwicklung der Demoralisierung, der Aufweichung und Zerstörung jenes gigantischen und mächtigen Staates, der aus einer proletarischen Revolution hervorgegangen war. Wir waren kein Satellit, der um die Sonne kreiste, weil wir es nie gewesen sind. Im Gegenteil, wir diskutierten sehr viel und wer weiß, wie viele Jahre wir nach der Oktoberkrise diskutierten. Die Geschichte jener 30 Jahre der Beziehungen unserer Revolution mit der UdSSR ist nicht bekannt und die Politik Kubas ist nicht bekannt, und vielleicht ist die Zeit noch nicht gekommen, diese Geschichte zu erzählen oder aufzuschreiben. Ihr redet von den 40 Jahren der Komitees zur Verteidigung der Revolution. Wir können über 41 Jahre Geschichte der Revolution sprechen. In jedem der kritischen Momente sollten die Papiere vielleicht aufbewahrt werden, damit unsere Politik und unsere Gedanken in bezug auf Lateinamerika, unsere Politik und unsere Gedanken in bezug auf die von Kuba durchgeführten internationalistischen Einsätze bekannt werden. Ich kann euch versichern, daß in dieser Geschichte viel Ehre und Ruhm steckt, die dazu beitragen, das warum zu verstehen, obwohl es eine Reihe von warum, weshalb, warum gibt; man kann viele Fragen stellen, weil es die Summe der Antworten auf eine Reihe von Warums ist, die erklären kann, weshalb die Revolution bis hierher gelangt ist. Die Spezialperiode war aber das Schwierigste. Die Zahlen, die ich dargeboten habe, dienen dazu, uns in die Lage zu versetzen, in der die Großtat vollbracht wurde. Hier wurde von unterschiedlichen Dingen gesprochen: Ana Fidelia hat erwähnt, daß es in den sportlichen Techniken große Veränderungen gegeben hat, selbst der Sport wurde hier erwähnt, und andere haben von ihrer Arbeit in all den Jahren gesprochen. Die größte Arbeit, die alle Massenorganisationen geleistet haben, und es ist bedeutend, was sie objektiv geleistet haben, ist, daß sie unter der Leitung der Partei und des Kommunistischen Jugendverbandes (UJC), gestützt auf der engen Verbindung der Revolution mit dem Volk und der festen Einheit, die Revolution gerettet haben (Beifall). Sie wollen, daß wir das aufgeben, was uns das Leben gegeben hat, was unsere Errungenschaften und unsere Zukunft erhalten hat: die Einheit. Sie wollen, daß wir das Land in Stücke spalten (Ausrufe: "Nein!"), wir haben eine Antwort mit sieben Ausrufungszeichen auf beiden Seiten, hier nach oben und dort nach unten (Er macht Handzeichen). (Lachen.) ¡¡Niemals!! (Beifall.) Wie hätten wir ohne diese Einheit, ohne diese Festung widerstehen und die Schlachten liefern
können, die wir geliefert haben? Wir haben sie immer glatt besiegt und wir werden weiterhin immer alle besiegen, die uns trennen wollen, zum Schlechten trennen wollen. Unsere Losung ist, zum Guten vereinen und verbrüdern (Beifall). Die Spezialperiode hat uns nichtsdestotrotz nicht nur materiellen Schaden gebracht. Als hier die Zahl von 574 320 Blutspenden genannt wurde, dachte ich daran, unter welchen Bedingungen dieser Rekord erzielt wurde, und ich erinnerte, und einige Genossen haben es bestätigt, daß die Zahl der Blutspenden in dieser Spezialperiode weiter stieg. Vor der Spezialperiode waren es circa 400 000 und im Jahr 2000 sind sie auf 574 320 gestiegen. Ich habe es soeben zum ersten Mal gehört und werde es nie vergessen (Beifall), weil ich niemals vergessen kann, daß, wegen der doppelten Blockade, als das sozialistische Lager und die UdSSR zerfielen, der durchschnittliche Kalorienverbrauch unserer Bevölkerung, der bei 3 000 lag, auf 1 800 sank, und daß der Verbrauch von Proteinen - mehr oder weniger gut verteilt, so wie es eben war - von 80 auf 50 Gramm sank, und nicht einmal die selbe Zusammensetzung und Qualität hatte. Heute haben wir die 3 000 nicht erreicht, der Verbrauch liegt bei etwas über 2 400. Das haben wir wieder aufgeholt, 600 Kalorien, und wir haben bereits einen Teil der Proteine wieder aufgeholt. Das heißt, diese Spezialperiode hat die Ernährung der Bevölkerung beeinträchtigt und hatte eine Reihe von Maßnahmen jeder Art zur Folge. Die 30 Millionen Zentner Gemüse, die heute in den Gärten der Städte produziert werden, wurden vor der Spezialperiode nicht produziert. Es gab großflächigen Anbau von Tomaten und anderer Gemüsesorten, aber nur auf dem Land, nicht in den Städten selbst. Das ist Teil der Anstrengung, die auf die eine oder andere Weise unternommen wurde, um zu versuchen, die Selbstversorgung zu garantieren und dafür zu sorgen, daß es nicht am Allernotwendigsten, vor allem für die Kinder, mangelt. Das selbe können wir zu den Medikamenten sagen. Eines Tages sollte die Geschichte darüber geschrieben werden, wie das Land diese Großtat vollbringen konnte. Aber eines kann ich sehr wohl bekräftigen, bevor die detaillierte Geschichte geschrieben wird: Dies war möglich dank dem Opfergeist, dem Patriotismus und dem revolutionären Bewußtsein unseres Volkes! (Anhaltender Beifall) Wir können noch nicht sagen, daß die Spezialperiode zu Ende ist, aber wir können sagen, daß wir das Schwierigste der Spezialperiode überstanden haben, daß wir weiterhin Opfer bringen, viele Opfer, doch wir sind dabei, Boden zu gewinnen, auf eine solide Art und Weise, mit mehr Stärke als je zuvor, zusammen mit einer reicheren Erfahrung als je zuvor. Hier spreche ich von den materiellen Gütern, die meiner Ansicht nach unverzichtbar für das Leben sind; wir haben heutzutage nicht alles Lebenswichtige. Hinsichtlich der Wohnungen wissen wir, wo wir stehen, und wir können keine großen Versprechungen machen, aber wir können sehr wohl daran erinnern, daß wir eine Kapazität zum Bau von 100 000 Wohnungen pro Jahr hatten. Es brauchte Jahre, um das zu erreichen, wir hatten es bereits in der Hand, und von einem Tag auf den anderen konnte dies alles nicht weitergeführt werden. Alle Investitionen, alle Fabriken, viele davon neu, die Kapazität für mehr als vier Millionen Tonnen Zement pro Jahr, die Fähigkeit zur Produktion von Rundeisen, Sanitäreinrichtung, Ziegeln und allen erforderlichen Materialien zum Bau von 100 000 neuen und der Reparatur von 100 000 weiteren Wohnungen, und plötzlich und abrupt stehen wir ohne diese Möglichkeit da. Heute müssen wir auf die Anstrengungen zurückgreifen, die unternommen werden, wie diejenigen, die in der Hauptstadt bereits vor dem letzten Wirbelsturm begonnen wurden und die nach dessen Beendigung gesteigert wurden, denn die Zahl der Häuser, die in der Hauptstadt zusammenstürzten oder soweit herunterkamen, daß sie unbewohnbar wurden, überstieg die Zahl der Häuser, die neu gebaut wurden. Heute verfügen wir wenigstens über Pläne für die Reparatur von Zehntausenden von Wohnungen pro Jahr, mit dem Cayo Hueso-System, bei niedriggeschossigen Häusern. Es gibt eine Reihe von Brigaden, die Schritt für Schritt die 25 000 Gebäude mittlerer Höhe in der Stadt reparieren, und andere Brigaden, die an den 500 höchsten Gebäuden der Hauptstadt arbeiten. Es gibt eine Reihe von Plänen, etwas, was noch nicht viel verbreitet wurde, denn wir können nicht das ganze Land abdecken und mußten zuerst zu den kritischsten Punkten gehen. Man kennt die Gewohnheit der Revolution bei allen Dingen, daß dasjenige, das hier begonnen wird, fortschreitend auf den Rest des Landes ausgedehnt wird. So ist es mit allen Dingen geschehen. Doch jetzt gehen wir allmählich mit festeren Schritten, man hat eine enorme Erfahrung gewonnen und macht in vielen Bereichen Fortschritte. Ich wollte das Materielle von dem trennen, was ich unendliche Reichtümer nenne, und diese haben einen herausragenden menschlichen Wert. Ich zitiere ein Beispiel: das Kino wird als ein Fortschritt beim Zeitvertreib der Gesellschaft angesehen, und zwar seit der Epoche der Stummfilme. Die Produktion von Zeichentrickfilmen für Kinder und von Filmen von hoher Qualität, die Schaffung von musikalischen Werken mit universellem Wert, das Malen von Gemälden, die Berühmtheit erlangen, und das Schreiben von Büchern für Kuba und für die Welt, bedeuten immense Reichtümer, die nicht in Tonnen gemessen werden und kaum etwas zu den makroökonomischen Werten eines Landes beitragen. Trotzdem können weder die Menschheit noch unser Volk im Besonderen ohne diese Dinge leben. Das bedeutet Standard und Lebensqualität. Ein weiteres Beispiel: Kuba war bei diesen Olympischen Spielen praktisch das einzige Land auf der
Welt, das live und zu jeder Uhrzeit, vom Mittag bis um 6.00 Uhr oder 7.00 Uhr am folgenden Morgen, Hunderte von Stunden des allzeit wunderbaren olympischen Spektakels übertrug. Diese Übertragungen produzierten im Geist und in den Herzen unseres Volkes unvergeßliche Emotionen und Erinnerungen. Ich würde es wagen, euch hier zu fragen, ob es irgend jemanden gibt, der keinen einzigen Tagesanbruch vor dem Fernseher verbracht hat. Falls es ihn gibt, hebe er die Hand (Niemand hebt die Hand). Nun, ich lasse beide Hände unten, denn ich habe unzählige Stunden damit verbracht, diese Übertragungen anzusehen. Und alles zu geringen Kosten und ohne irgendeine Werbung (Beifall). Dieses Privileg, dieses kolossale geistige Wohlergehen, bedeutet im Hinblick auf das Lebensniveau eines Volkes nichts für all diejenigen, die das menschliche Lebensniveau über den vulgären Kamm der Makroökonomie scheren. Und nebenbei sage ich, daß einige Dinge, die in Sydney vorfielen, mir nicht im Geringsten den Mut nehmen. Ich teile das, was Ana Fidelia hier sagte, daß die Wettbewerbe immer härter werden, es nehmen immer mehr Länder daran teil, man muß sich mit immer mehr Leuten auseinandersetzen, um bis ins Finale zu kommen, gegen immer mehr Leute laufen, springen und Kämpfe austragen. Außerdem ist der Sport auf eine scheußliche Weise kommerzialisiert worden, sie haben ihm seine besten Fähigkeiten und Qualitäten entrissen. Heutzutage sind wir die einzigen Amateure auf der Welt, die gegen Profis kämpfen (Beifall), mit Patriotismus und Ehre. Unsere Sportler haben uns mit viel Würde vertreten. Schaut, es gibt praktisch keine Sportart, wo nicht ein oder zwei Kubaner teilnehmen, sei es Taekwondo, Freistilringen, Ringen im Griechisch-Römischen Stil, Boxen, Fechten, Mannschaftssportarten; es gibt keine Sportart, bei der die Kubaner nicht am Wettbewerb teilnehmen. Deshalb konnte das Fernsehen so viel übertragen, trotz der Versuche, uns Sportler zu stehlen, und trotz einiger guter Sportler, die sie uns in jedem olympischen Zyklus geraubt haben, wenn es ihnen in Sydney auch mit keinem gelungen ist. Die Leute konnten am Fernsehen sehen, wie diese Art von Olympiaden beschaffen sind. Doch ich werde nichts mehr dazu hinzufügen, denn man muß zu anderer Gelegenheit vielleicht darüber sprechen. Ich sage nur, daß uns nichts den Mut nimmt, unsere Sportler haben uns mit Ehre vertreten, und wir hatten einen Rückschlag, einen sehr harten Rückschlag. Die Agenturmeldungen hatten nicht Unrecht, als sie verlautbarten, daß Kuba gestern Trauer trug. Heute ist das Land nicht mehr so sehr in Trauer, aber es erlebte den Tagesanbruch aus zwei Gründen sehr wohl in Trauer: wegen der Niederlage gegen das Team der Vereinigten Staaten, daran sind wir nicht gewohnt; und wir sind zutiefst verbittert, denn in der Sportart, die sie erfanden und in der wir fast immer die Goldmedaille gewonnen haben, bekamen wir die Silbermedaille. Für uns zählt sowohl beim Nationalsport als auch in bezug auf die Ehre nur die Goldmedaille (Beifall). Wir wollten die Goldmedaille, ja, und wir haben alle sehr gelitten. Doch wann hat die Revolution einmal den Mut verloren? Niemals! Ich glaube, es gibt einen US-amerikanischen General, dem ein berühmter Satz zugesprochen wurde, als er dort bei Manila in einem kleinen Schnellboot eine mächtige Festung verlassen mußte. Der Satz lautet: "Wir kehren zurück!" Nun gut, wir sagten dies unseren Nachbarn aus dem Norden, und wir sagten es in freundlicher Weise, ohne Haßgefühle oder etwas Ähnliches, denn wir waren dort in der Stadt Baltimore, und dort gab es ein Spiel der Gentlemen zwischen US-amerikanischen Profis und kubanischen Amateuren, und hier gab es vorher ein weiteres Spiel der Gentlemen, das sie gewannen. Sie hatten dabei den totalen Respekt unserer gebildeten Bevölkerung und sogar Beifallsbekundungen. Doch wir werden zurückkommen und gegen die Profis spielen. Hoffentlich bringen sie eines Tages das Dream Team mit, oder das Team der Träume, was weiß ich (Lachen). Hoffentlich, denn wir hätten vielleicht mit ein wenig Traurigkeit gewonnen, denn wir kämpften gegen zwar gegen Profis, aber viele davon aus der Triple A-Liga. Es wird eine größere Ehre sein, wenn sie ein Dream Team zusammenstellen - mein Englisch benötigt ohne Zweifel eine Auffrischung (Lachen und Beifall), ich werde mich bei dem Fernsehkurs einschreiben müssen -; sollen sie doch das Dream Team mit den Homerun-Spezialisten und den besten Spielern der Major Leage bringen, sie sollen sie überallhin mitbringen, und dann werden wir sehen. Aus den Geschehnissen mit unserem Sport müssen wir die entsprechenden Lehren ziehen und es gut analysieren. Ihr wißt, daß sich alle in diesem Land mit Baseball auskennen. Und sie kennen sich wirklich aus! Daran besteht kein Zweifel. All dies muß einer rigorosen Analyse unterworfen werden, denn ich sage euch sehr wohl, daß alle Mittel für die Vorbereitung vorhanden waren, ganze Monate lang, seit dem Spiel von Baltimore, seit der Vorbereitung des Teams für Baltimore, wo wir unseren Sieg errangen, und alle Provinzen haben heutzutage den kleinen Apparat, um die Geschwindigkeit zu messen, die Pitch-Teams verfügen über alles. Es gibt Ausbilder und alle Grundlagen, um Sportler auszubilden und weiterzuentwickeln. Jetzt muß man die aktuelle Lage analysieren. Warum gibt es zum Beispiel keine linkshändigen Pitcher? Das ist eine kleine Frage. Wie steht es um die Ausbildung der Sportler, nicht nur die im Bereich des Baseballs, der gelegentlich zu sehr den Nachwuchs an guten Sportlern monopolisiert? Man benötigt Sportler für alle Wettbewerbe, außer dem Pferdesport und ähnlichen Sachen, denn das ist ein rein bürgerlicher Sport, und es kostet mehr Geld, eine Schwadron von diesen Pferden aufrechtzuerhalten und zu Wettkämpfen zu schicken, als 250 Sportler
dorthin zu senden (Beifall). Wir schenken ihnen einige Sportarten, denn es sind Sportarten von Millionären. Doch wir haben dort sogar an Wettbewerben mit kleinen Segelbooten teilgenommen. Wer errang die ersten Plätze beim Radsport? Diejenigen, die vom Beruf des Fahrradfahrens leben und für Geld an europäischen Wettbewerben teilnehmen. Sie haben den Sport schrecklich prostituiert. Doch auch so müssen wir weiterkämpfen. Wir sind in vieler Hinsicht stärker als je zuvor und verfügen über 34 000 Lehrer für Sport und Körperkultur. Im kommenden Monat wird eine internationale Hochschule für Körperkultur und Sport eröffnet (Beifall). Wir haben nicht nur Ausbilder, Kuba ist das Land, das am meisten bei der Entwicklung des Sports in der Dritten Welt mitarbeitet. Es steigt die Zahl der unter Vertrag genommenen Ausbilder, die in befreundeten Ländern arbeiten und dort eine exzellente Arbeit verrichten, und wir immatrikulieren weiter neue Schüler und zukünftige Ausbilder. Unsere Ausbilder bereiten die Sportler vor, die mit den unsrigen in Wettbewerb treten, in gutem Kampf, und wir werden das weiterhin tun. Über das Thema des Sports muß man sprechen, jetzt ist nicht die Zeit dafür. Niemand soll den Mut verlieren, denn die Perspektiven sind größer und besser als je zuvor. Wir haben das notwendige Humankapital. Uns schmerzten sehr die drei oder vier Boxkämpfe, die sie uns auf gemeine Weise entrissen, drei oder vier, nicht alle. Man muß jede einzelne der gefällten Entscheidungen analysieren, warum dieser, warum der andere; und es gibt offensichtliche Fehler, niemand zweifle daran, alle müssen analysiert werden. Jetzt ist es kein Messer, sondern ein Dolch, den sie gegen unsere Boxer benutzen. Ich sagte euch bereits, daß ich genauso wie viele von euch mehr als einmal im Morgengrauen vor dem Fernseher gesessen habe. Vielleicht schlafe ich heute, denn es gibt nur einen einzigen Kampf um 3.00 Uhr morgens (Lachen). Morgen ist es etwas anderes, denn morgen gibt es die Finalkämpfe im Boxen und die Mafia bereitet Sorgen. Dieser Mafia haben wir Schläge versetzt, wir haben sie angeprangert und werden das auch weiterhin tun. Sie haben Lust, sich gegenüber uns zu rächen (Lachen). Wir haben einige Boxer verloren, man muß sich fragen, warum dies geschah; andere raubten sie uns. Man muß alle diese Videos nehmen und sie mit einem elektronischen Mikroskop untersuchen: jeden Schritt, jeden Schlag, jedes Manöver, und mit allen dafür in Frage kommenden Personen über diese Frage diskutieren. Die Wirklichkeit sieht so aus, daß sie uns einige Goldmedaillen wegnehmen werden, aber es ist auch wahr, daß die Wettbewerbe sehr hart sind. Es gab Großtaten wie die von Iván Pedroso, das war bewundernswert (Beifall). Alle wissen, daß seine ersten Sprünge die weitesten sind, niemals die letzten, und gestern stand er mit dem Rücken zur Wand, 49 zu 44, ich will damit sagen 8.49 Meter gegenüber 8.44 Meter. Er vollbrachte es im letzten Versuch, als es fast keine Hoffnung mehr gab. Und ich weiß mehr von Iván, weil ich ihn mehr als einmal im Krankenhaus besuchte, als er an einem gewaltigen Riß von einigen für den Weitsprung unentbehrlichen Muskeln litt, und es geschah ein schrecklicher Fehler eines selbstgenügsamen Arztes und eines Trainers, ich würde hier von völliger Verantwortungslosigkeit sprechen. Wißt ihr warum? Denn sie machten sich daran, ihn zu behandeln, ohne eine tiefgehende Untersuchung der Verletzung durchgeführt zu haben, und es dauerte 11 Tage, bis Iván Pedroso operiert wurde. 11 Tage, während sich die Muskeln verkürzen und verklemmen. Er wurde im Krankenhaus "Frank País" operiert. Alvarez Cambra führte die schwierige Operation durch. Der Schaden durch diese Verletzung war so groß und er verlor so viele Tage- man hätte sofort operieren müssen -, daß ich mir nicht vorstellen konnte, wie er wieder springen könnte. Ich wußte, daß er an die neun Meter dachte, so daß ich mich immer fragte: Kann er das mit dieser schrecklichen Verletzung schaffen? Wenn Iván Pedroso nicht diese Verletzung erlitten und eine so lange Zeit ohne eine ordnungsgemäße Behandlung verbracht hätte, hätte er schon seit einiger Zeit die neun Meter erreicht. Ohne diese Verletzung springt Iván Pedroso mehr als 9 Meter, dann springt er 9,20 Meter oder 9,25 Meter. Man weiß nicht, wie weit er gesprungen wäre, denn er verfügt über den notwendigen Willen und außergewöhnliche Fähigkeiten. Gestern abend bewies er es und verhielt sich genau wie ein Held gegenüber den 100 000 Zuschauern, als er zum letzten Sprung ansetzte, wobei ein einfaches Übertreten alle Hoffnungen zunichte gemacht hätte. Einmal sprang er 8,80 Meter, wenigstens, doch er trat über. Ich glaube, daß dieses Übertreten im zweiten oder dritten Versuch geschah. Es ist sein dort errungenes unglaubliches Verdienst, den Wettkampf im sechsten Versuch gewonnen zu haben, gegenüber den 100 000 Zuschauern, die seinen Rivalen unterstützten, einen australischen Sportler. Ich glaube, daß dies eine der großen Heldentaten unseres Sportes darstellt, und ich schätze sie umso mehr, wenn ich mich an all das erinnere, was er erlitt und weswegen er nur mit Mühe an den Olympischen Spielen in Atlanta teilnehmen konnte. Das ist der Sportler, der gestern die Goldmedaille für unser Land errungen hat. Ich schließe nicht aus, daß er eines Tages seinen Traum von den neun Metern erfüllt. Die Mädels des Volleyballteams verhielten sich wie wahrhafte Champions: im vierten Satz lagen sie 16:8 oder 16:9 zurück, dieser Vorsprung schien nicht aufholbar. Doch sie holten den Rückstand auf und gewannen diesen Satz, um in den berühmten Tie-Break zu gehen, den sie schließlich gewannen. Es fehlt uns noch der morgige Tag, man muß Vertrauen in sie haben. Unseren Sportlern muß man nicht nur Beifall spenden, wenn sie mit Goldmedaillen zurückkommen,
sondern man muß alle mit brüderlicher Zuneigung so empfangen, als ob sie gewonnen hätten. Sie sind keine Profisportler, sondern Sportler, die für die Ehre unseres Landes kämpfen, wie sie es oftmals getan haben (Anhaltender Beifall). 250 von ihnen, einschließlich Trainern und Hilfspersonal, sind bereits in der Luft. Man geht davon aus, daß sie morgen gegen 13.00 Uhr hier sind, obwohl ich mitbekommen habe - und das sage ich für die Familie von Iván, ich sah sie im Fernsehen -, daß Iván nicht in diesem ersten Flugzeug kommt, einige bleiben dort für den zweiten Flug, denn er beendete den Wettbewerb sehr spät am Abend. Das ist das, was wir über den Sport sagen können. Ich rede bereits - unter Nichteinhaltung meines Versprechens und aufgrund der Themen - mehr als zwei Stunden (Ihm wird etwas gesagt). Vielen Dank, das tröstet mich ein wenig. Vielleicht bin ich vor zwei fertig (Lachen), nein, ich meine nicht vor 2.00 morgens, sondern in weniger als zwei Stunden (Lachen), erschreckt euch nicht (Beifall). Ja, ich sehe schon, wie ihr Beifall klatscht für dieses Versprechen (Lachen). Nein, ihr werdet von den Genossen erwartet, die das Fest der Komitees vorbereitet haben. Wir hätten gerne über das "Carlos Marx"-Theater verfügt, doch das war nicht möglich. So haben wir diese Kapazitäten des Palacio de las Convenciones und einige an diesen Hauptsaal angrenzende Räume genutzt; doch jetzt kommt ein Thema, und ich werde versuchen, vor 0.00 Uhr zum Ende zu kommen. Auch wenn für euch die 24 Stunden des Jubiläumstages fast vorübergegangen sind, laßt uns das ausnutzen, was vom 28. September noch bleibt (Beifall). Ich will euch etwas sagen. Das vielleicht ernsteste, was ich euch sagen muß, ist, daß die Revolution in eine neue Etappe eintritt. Wir haben viele Dinge getan, doch unsere Revolution muß perfektioniert werden, unsere Arbeit muß perfektioniert werden. Ich erläuterte bereits den materiellen Schaden und sogar den moralischen Schaden, den die Spezialperiode mitbrachte, vor allem wegen dem, was ihr vorausging. Doch es ist uns gelungen, uns über die Schwierigkeiten hinwegzusetzen und es zu schaffen. Die Spezialperiode brachte außerdem Ungleichheiten, viele Ungleichheiten, traurige und schmerzhafte Dinge, die uns durch die Umstände auferlegt waren. Es gab keine andere Alternative, wir mußten eine Reihe von Maßnahmen ergreifen. Das war der zusätzliche moralische Schmerz, den wir erleiden mußten. Es kam zu Ungleichheiten bei den Einkommen, eine bestimmte Anzahl von Personen, die Geldüberweisungen aus dem Ausland erhielten, und viele erhielten nichts; die Fabriken blieben ohne Rohstoffe, obgleich kein Arbeiter ohne das notwendige Minimum blieb, um wenigstens das zu kaufen, was er über den Bezugsschein erhielt. Wir blieben ohne Busse und hier in Havanna mußte man auf das Fahrrad zurückgreifen. Auch die Städte im Landesinneren blieben ohne Busse und man mußte Kutschen und Kutscher einsetzen. Es entstanden unzählige selbständige Arbeiten, wobei einige davon absolut logisch waren, während andere nicht so logisch waren und überzogene Preise verlangten. Glaubt mir, es war genauso schmerzhaft, sich an Personen zu erinnern, denen die Revolution die Wohnung übergeben hatte, wobei nicht alle gleich waren, denn einige wohnten in bescheidenen Häusern oder Apartments, während andere in Villen lebten, denn das waren die Häuser, die zurückblieben, als die reichsten Sektoren der Gesellschaft das Land verließen. Der Tourismus wird ausgebaut und mit dem Tourismus kommt es zur Vermietung von Zimmern oder ganzen Wohnungen in konvertierbaren Devisen. Nein, wir werden es nicht verbieten, alle können ruhig bleiben, das einzige, was wir gemacht haben, ist die Regulierung solcher Aktivitäten und die Bitte, daß sie ihre kleine Steuer zahlen, aber sie müssen sie zahlen. Sie müssen die Gesetze einhalten, und zwar strikt. Heute macht uns Sorgen, daß diejenigen, die am meisten Geld haben - denn es gibt Leute, die ziemlich viel Geld haben -, sich die besten Wohnungen dieses Landes unter den Nagel reißen, auf die eine oder andere Weise. Es gibt einige Schurken, die wir gut kennen, wir wissen von den Wächtern der Senioren, die dann, wenn sie sehen, daß in einer großen Wohnung zwei alte Menschen verbleiben und jemand davon krank ist - und ich habe solche Fälle gesehen -, dort hingehen und den guten Samariter spielen. Sie tun so, als seien sie unersetzlich, gehen von hier nach dort, waschen, helfen, machen alles, und wenn die zwei Alten sterben, behalten sie die Wohnung, oftmals wahrhafte Villen, und die gesamte Inneneinrichtung. Ich habe nur ein Beispiel gebracht, ich könnte viele zitieren: Illegalitäten mit den Wohnungen, Hinund Herschieben von Dokumenten, Bestechung von Beamten, die in diesem Bereich arbeiten. Glaubt nicht, daß wir dies ignorieren, die Liste kann so lang sein (Er zeigt es an), vor allem die Techniken der Korruption oder der Bestechung - auf den unteren Ebenen, es ist sehr schwierig, daß es ab bestimmten Ebenen zu so etwas kommt, sehr schwierig! -, doch gelegentlich benötigt man ein Schreiben, ein Dokument, einen Tausch, und es gibt ziemlich viel Unordnung in bezug auf die Frage der Wohnungen. Wir haben die Pflicht, zu fordern, daß die Gesetze eingehalten werden, und wenn die Gesetze nicht eingehalten werden, müssen Strafen verhängt werden (Beifall). Wenn jemand eine Wohnung hat und zu einem Cousin oder einem anderen Verwandten zieht, um diese Wohnung zu vermieten, dann soll er dies tun, aber er muß die festgesetzten gesetzlichen Normen einhalten. Der Staat wird ebenfalls in der Zukunft alle entsprechenden Bedingungen und die notwendigen Wohnungen haben. Es sind viele Vertreter ausländischer Firmen gekommen, Personen, die Geschäftsbeziehungen mit uns unterhalten, und man konnte ihnen nicht die Wohnungen zur
Verfügung stellen, die sie benötigen; viele von ihnen kommen und mieten Privatwohnungen: Eintausend Dollar? Eintausend Dollar. Und eintausend Dollar sind eintausend Dollar! Das entspricht nicht weniger als 20 000 Peso pro Monat. Ich möchte euch nur eine Sache sagen: es gibt viele Leute in diesem Land, viele - wenn ich davon spreche, möchte ich nicht behaupten, daß es eine Million sind, oder 500 000 oder 100 000, vielleicht sind es nicht einmal 10 000, darüber müßte man bereits nachdenken -, einige Hundert oder einige Tausend, von deren jeweiligem Monatseinkommen man das Gehalt der 35 Leiter der zentralen staatlichen Behörden bezahlen könnte. Deren Gehalt beträgt 450 Peso. Die Leute haben die Tendenz zu glauben, daß die Minister sehr gut leben, das ist ein bedingter Reflex von vor langer Zeit - ich sage nicht, daß sie betteln gehen oder im Elend leben; doch wir haben das Recht, sie zu kennen, denn wir sehen sie sehr oft. Gut, ein Minister erhielt hier die Unterkunft, um eine Woche Ferien zu verbringen. Vor zwei Jahren entschied man, nicht nur die Unterkunft, sondern auch die Verpflegung für diese Ferienwoche zu stellen. Wißt ihr warum? Weil es Minister gab, denen das Geld nicht ausreichte, um diese Woche Ferien zu bezahlen. Und ich verteidige nicht die Minister, den ich kritisiere sie sooft ich kann. Doch um der Gerechtigkeit willen muß ich dies sagen, und ich bringe es als Beispiel. Es gibt Personen hier, die für das Ausführen irgendeiner Arbeit 3 000 oder 4 000 Peso in weniger als einer Woche kassieren; das heißt, daß es einen Mißbrauch gegeben hat, und ich muß es sagen, bei dem, was den Familien für irgendeine private Serviceleistung in Rechnung gestellt wurde. Der Staat soll keine hohen Preise haben, und mit Recht, unser Staat ist nicht dafür da, viel abzukassieren. Aber applaudiert nicht. Unser Staat muß ein finanzielles Gleichgewicht aufrechterhalten, denn als dieses Gleichgewicht in den ersten Jahren der Spezialperiode zu Bruch ging, wurden für einen Dollar 150 Peso gezahlt, und heutzutage kann man für einen Dollar 20, 21 oder 22 Peso kaufen, es ist relativ variabel innerhalb eines engen Rahmens. Kuba ist das einzige Land der Welt - das einzige Land der Welt, hört gut! - , daß es geschafft hat, den Wert seiner Währung innerhalb von viereinhalb Jahren um das Siebenfache zu erhöhen und den Peso auf das Niveau zu führen, das er im Moment in bezug auf den US-Dollar hat. Man muß dies aufrechterhalten, wir können nicht damit beginnen, auf der Straße Peso auszustreuen und wieder in eine Überschwemmung mit Peso zurückzufallen, denn man muß für den Arbeiter, der sein Geld hortet, den Wert der Währung und den an ihn ausgezahlten Lohn aufrechterhalten. Deshalb wird der Lohn nur selektiv erhöht, obwohl es viele Forderungen gibt. Die Lehrer hatten Jahre ohne eine Lohnerhöhung, es kam der Moment, als man den Lehrern den Lohn erhöhen mußte, genauso wie anderen Sektoren. Es kommt zu Piraterie, an der Universität mußte man den Lohn erhöhen, nicht viel, denn sie waren vorher sogar reduziert worden. Ah, weil es zur Piraterie kommt, irgendein Unternehmen, weil das Unternehmenssystem bestimmte Vorteile hat, es sind Staatsunternehmen, doch einigen dieser Chefs von Unternehmen gefällt es, Arbeiter in Piratenmanier abzuwerben. Wir überprüften kürzlich die Jugendcomputerclubs: Von den mehr als zweihundert Beschäftigten, die sie am Anfang hatten, blieben 10, die 13 Arbeitsjahre an dieser Arbeitsstelle abgeleistet hatten. Es ist leicht, daß irgend jemand einen Computerlehrer ausbildet, und dann kommt ein Hotel, ein xbeliebiges Unternehmen oder sonstwer und wirbt den Arbeiter ab. Aus ethischer Sicht kann das nicht sein. Und von der Universität warben sie die Dozenten ab. Wir entschieden uns für eine Behandlung mit ihnen, denn wir haben während der Spezialperiode keinen einzigen Dozenten auf die Straße gesetzt; im Gegenteil, wir werden aus anderen Gründen die Anzahl der Studiengänge erhöhen, und wir haben diesen Lehrkörper an Dozenten. Warum konnten wir eine lateinamerikanische Hochschule für Medizin aufbauen? Weil wir über den Lehrkörper verfügten. Das Gebäude des Ministeriums der Streitkräfte, das seine Kosten und das Personal für die Verteidigung reduziert hatte, mußte man instandsetzen, und jetzt funktioniert es schon mit voller Kapazität. Ich spreche von einer Institution, die bereits über ein gewaltiges Ansehen auf der Welt verfügt. Unsere Probleme können wir nicht lösen, indem wir verzweifelt unsere Positionen aufgeben. Heute gibt es viele Familien, die ihr Geld auf der Bank liegen haben und einen bestimmten Zins erhalten. Wir haben heutzutage drei Währungen: unseren normalen Peso; einen konvertierbaren Peso, mit dem bestimmte Sektoren von Arbeitern Anreize erhalten, mehr als eine Million Arbeiter erhalten irgendeinen Anreiz in Form dieser Währung, und es existieren die US-Dollar. Es gibt Dollarkonten, Konten in konvertierbaren Peso und Konten in normalen Peso. Es gibt im Finanzbereich eine sehr gute Situation, die uns sehr helfen kann, deshalb sage ich, daß wir bei keiner der erzielten Errungenschaften zurückweichen können. Wir kennen die Meinungen über bestimmte Themen, denn Tag für Tag sammeln wir Tausende von spontanen Meinungen. Wir verwenden dieses Thermometer, um die verschiedensten Meinungen zu messen, einige Kriterien sind offensichtlich falsch, im Irrtum befindlich, das zeigt uns, daß wir die Dinge besser erklären müssen. Alle Meinungen sind nützlich; manchmal sind einige von extremistischer Natur, die wenigsten, aber ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sie sich verändert haben, wieviel das Volk in diesen letzten 10 Monaten gelernt hat, es war ein beschleunigter Lernprozeß. Die Schlacht um das entführte Kind und die Schlacht für die Ziele von Baraguá haben auf
bedeutende Art und Weise die Kenntnisse unserer Bevölkerung erhöht. Wir sehen sogar die Umfragen über komplizierte Themen: Was ist die Weltbank, was ist der Internationale Währungsfonds, was ist die Dollarisierung, was ist dies, was ist jenes, komplizierte Themen, und in dem Maße, in dem unsere Spezialisten sich daran gewöhnt haben, daß sie nicht mit Akademikern sprechen, sondern mit der Bevölkerung, sind ihre Worte verständlicher geworden. Ich erwähne dies aus einem einfachen Grund: unser Land wird einen gigantischen Sprung im Bereich der Bildung und der Kultur unternehmen und wird im materiellen Bereich langsamer voranschreiten. Wir hören Meinungen über Offene Tribünen, Podiumsdebatten und viele andere Themen. Einige werden sogar ungeduldig, weil sie nicht alle sehen können, und sie sagen: "Macht es zweimal pro Woche, oder dreimal." Wir sammeln alle Meinungen, Tausende, und danach wird ein Katalog der gesammelten Meinungen erstellt, und diejenigen, die am härtesten und kritischsten ausfallen, stehen an erster Stelle, auch wenn es nur drei sind. Wenn drei Personen an drei Orten etwas sagen, und sei es auch Unsinn, wird diese Meinung gesammelt, manchmal ist es eine einzige unter Tausenden, und sie wird gesammelt. Man müßte im Besitz aller Urteilskriterien und aller Details sein, damit ihr eine Ahnung davon haben könntet, wie die allgemeine Bildung und die politische Bildung unserer Bevölkerung vorangeschritten sind, die bereits Themen behandelt, die viele Fachleute in anderen Teilen der Welt nicht behandeln. Ich kann euch trotzdem sagen, daß das, was wir im Bereich der Bildung gemacht haben, nichts ist. Und ich sage dies trotz der Tatsache, daß zum Beispiel - jetzt wo wir von Olympiaden reden - vor einigen Monaten die Länder des Karibischen Beckens eine Olympiade der Mathematik veranstalteten, und bei dieser Olympiade belegte Kuba mit einer Goldmedaille und einer Silbermedaille den ersten Platz (Beifall). Ich habe andere Male erwähnt, daß bei einer Untersuchung der UNESCO der Grad der Kenntnisse unserer Kinder fast das Doppelte vom Durchschnitt Lateinamerikas ausmachte, das ist nicht schwierig zu beweisen, denn ihr habt es gesehen. Aus der selben Schule von Los Palacios, aus der sie ein 13jähriges Kind mitnahmen, das fast ums Leben kommt, sprach ein Kind auf der Offenen Tribüne und hielt eine Rede, die so brillant war wie alle, die auf den Tribünen gehalten werden. Eine Lehrerin dieser Schule hält eine exzellente Rede. Überall geschieht Gleiches. Eine andere Olympiade - diese fand statt, während die von Sydney abgehalten wurde, und zwar vom 16. bis zum 24. September -, eine iberoamerikanische Olympiade der Mathematik: unsere Schüler fuhren dort hin - sie kamen spät an wegen Problemen mit der Reise und den Flügen - sie mußten an einem Tag eine Prüfung ablegen und an einem anderen Tag eine weitere, an einem einzigen Tag mußten sie zwei Prüfungen ablegen und sie erreichten zwei Silbermedaillen (Beifall). Dieser Wettbewerb fand in Venezuela statt. Die letzte, die in diesen Tagen stattfand - diese Nachrichten kamen gestern -, eine Olympiade der Physik in Spanien, an der die iberoamerikanischen Länder teilnahmen: unsere jungen Vertreter gewannen zwei Goldmedaillen, eine Silbermedaille und eine Bronzemedaille, womit sie den ersten Platz unter allen Teilnehmerländern einnahmen (Beifall). Wenn ich also sage, daß wir im Bereich der Bildung nichts gemacht haben, dann kann dies dazu dienen, eine Idee zu geben von dem, was unserer Ansicht nach in der Bildung gemacht werden kann, daß es in unseren Händen liegt, es zu tun, und daß wir bereits damit begonnen haben, es zu tun. Wenn wir ein wirklich gebildetes Volk haben werden, wird dies ein massenhaft gebildetes Volk sein. Das bedeutet, daß früher das Bildungsministerium kam und während der unterrichtsfreien Woche ein Seminar veranstaltete; es kamen 300 Teilnehmer und danach veranstalteten sie die Seminare auf den darunterliegenden Ebenen. Dieser Kurs sieht so aus, daß wir in der ersten unterrichtsfreien Woche simultan Seminare für 200 000 Lehrer und Dozenten veranstalten werden. Schaut, welch ein Sprung: von einem Seminar für 300 Teilnehmer zu gleichzeitig stattfindenden Seminaren für 200 000 Teilnehmer; doch zudem kann jeder Bürger dieses Programm sehen. Über die Massenmedien werden wir schlichtweg das erreichen, was als das Unendliche bezeichnet werden kann. Ein Team von Dozenten, 10 oder 12, kann an erster Stelle für die Schüler, für die Lehrer und für die ganze daran interessierte Bevölkerung einen Lehrstoff vermitteln. In den ersten Oktobertagen beginnt der erste Kurs, dieser war für die Journalisten gedacht, jetzt wird er aber für alle Dozenten und die fortgeschrittensten Schüler sein, denn mittels der Fernsehgeräte, die sich in den Schulen befinden - mit ihren dazugehörigen Videorekordern -, werden sie einen Kurs in Erzähltechniken erteilt bekommen. Das ist sogar für denjenigen nützlich, der einen Brief schreiben will. Ich würde empfehlen, daß jeder, der dazu die Möglichkeit hat, sich diesen Kurs anhört, im besonderen die Lehrer und Dozenten. Dieser Kurs wird 20 Stunden umfassen und das Begleitmaterial wurde bereits verfaßt. Diejenigen, an die sich der Kurs richtet, werden das Material erhalten, und die anderen, die den Kurs verfolgen wollen, können es an den Zeitungskiosken kaufen. Es gibt einige, die glauben, daß gewisse Dinge, die verkauft werden, zu einem teuren Preis verkauft werden. Die Sammlung der Beilagen über die Podiumsdebatten erscheinen einigen Leuten als sehr teuer, sie wurde für 10 Peso verkauft. Ah, wenn sie sie bereits am Erscheinungstag der Zeitung gekauft und aufgehoben hätten, wäre es billiger geworden. Aber ich möchte euch sagen, daß 10 Peso nicht einmal ausreichen, um die Ausgaben für das Papier dieser Sammlung abzudecken. Ich weise darauf hin.
Wir haben uns viele Arten ausgedacht, um billige Bücher zu drucken, und man kann bereits in jedem Munizipium des Landes ein Buch drucken. Die Kulturhäuser verfügen über Computer; ich werde jetzt darüber nicht sprechen, denn zu gegebener Zeit muß man über dieses Thema reden. Wir haben vor kurzem bereits erklärt, was wir im Bereich der Computertechnik machen, das ist ein langes Thema; doch wir sind eingetreten in die Ära der Computer und der allgemeinen Ausbildung in Computertechnik für 2 400 000 Schüler, einschließlich der Grund- und Vorschule, den Kindern, denen man diese Dinge zeigen muß, inklusive lehrreiche Spiele und nicht einfach gewaltverherrlichende Spiele, die als Handelsprodukte verkauft werden. Es werden ausgewählte, unterhaltende und bildende Programme sein. Wir haben zwei Schulen eröffnet: eine, die hier erwähnt wurde, von der ein Schüler sprach, von Jugendlichen, die das Abitur abgelegt haben und sich nicht an der Universität einschreiben konnten. Das ist eine tolle Schule mit intensiven Studien für eine Arbeit von enormer Wichtigkeit! Ich werde euch nichts davon erzählen, doch ich möchte euch sagen, daß es eine Welt und eine Perspektive der wahrhaften Gerechtigkeit für unsere Gesellschaft eröffnet, in der es noch aus der Zeit des Kapitalismus vererbte Marginalisierung gibt. Es trifft nicht zu, daß es gleiche Chancen für alle Kinder in diesem Land gibt. Wir glaubten, daß wir durch den Bau vieler Schulen, die Durchführung so vieler Programme und die Investition eines hohen Prozentsatzes unseres Bruttoinlandsprodukts in die Bildung - was gemeinsam mit dem Etat für den Gesundheitssektor eine beträchtliche Summe ergibt -, gleiche Möglichkeiten für alle geschaffen hätten. Wir sind dabei, uns in das Studium einer Reihe von Aspekten zu vertiefen, die von der Kriminalität und deren Ursachen bis zu der in unserer Gesellschaft existierenden Marginalisierung reichen. Einige hängen mit materiellen Wohnungsproblemen zusammen. Doch trotz alledem und trotz der Tatsache, daß wir nicht den Beginn des Baus aller im Land notwendiger Wohnungen versprechen können, kann ich euch sehr wohl versichern, daß man auch unter den aktuellen Bedingungen viel machen kann, um die Marginalisierung zu bekämpfen und eine wahrhafte Chancengleichheit zu schaffen. Ich sprach davon, daß einige Personen in einem Monat genügend verdienen, um den 35 Mitgliedern des Ministerrates ihr Gehalt zu zahlen. Nun, ich kann euch sagen, daß einige dieser vermögenden Leute, die aus verschiedenen Gründen hohe Einnahmen haben, weil sie Selbständige sind, dieses oder jenes besitzen oder Wohnungen gegen Dollar vermieten - und ich sagte bereits, daß wir es nicht verbieten werden, nein, nein, wir werden es nicht verbieten, keiner soll erschrecken; ich sagte aber sehr wohl, daß wir das Gesetz anwenden würden, und zwar nicht auf eine spontane Art, sondern in einer Weise, von der wir wissen, daß die Gesetze so angewendet werden müssen -, einem Lehrer das Doppelte des Gehalts zahlen, das der Staat heutzutage einem aus unserem gewaltigen Kollektiv von Lehrkräften zahlen kann, um ihrem Kind einige Stunden zum Wiederholen des Lernstoffes zu geben, womit dieses Kind sich bereits im Vorteil befindet gegenüber dem Kind einer Arbeiterfamilie, die dort in einem dieser Wohnkomplexe leben, in denen die Familien auf engstem Raum unter schwierigen Bedingungen wohnen. Damit rauben sie Lehrer und schaffen zudem Privilegien, da alles auf der Option gründet, gemäß der Noten und der Prüfungen, so daß die Kinder, die unter Bedingungen der Marginalisierung leben oder nicht aus Familien mit einem höheren Kulturniveau hervorgehen, keinen Zugang zu den selben Möglichkeiten haben. Ich werde nicht mehr sagen. Dahinter befindet sich eine enorme Welt, die wir gerade entdeckt haben und die wir kürzlich, inmitten der Schlacht, wahrzunehmen begannen. Und wenn wir diese im Bewußtsein ihrer Existenz nicht so behandeln würden, wie sie behandelt werden muß - und ich glaube, wir behandeln sie angemessen -, könnten wir uns nicht als sozialistisches Land bezeichnen. Wir können uns aufgrund all dessen, was wir gemacht haben, als sozialistisches Land bezeichnen. In der Vergangenheit haben wir jedoch die gesamte noch fehlende Gerechtigkeit nicht wahrgenommen. Die Spezialperiode schuf viel mehr Ungleichheiten und als Folge davon weniger Chancen für jene, die weniger Einkommen haben, und wir müssen dafür kämpfen, daß jedes Kind dieses Landes die selben Chancen hat, die Grundschule, die Oberschule oder das Abitur abzuschließen oder eine Schule für begabte Schüler, eine Universität oder sonstige Lehreinrichtung zu besuchen (Beifall). Selbstverständlich sind diejenigen, die über mehr Geld verfügen, nicht die einzigen, denen mehr Möglichkeiten offenstehen. Wir verfügen über 700 000 Hochschulabsolventen, die eine bestimmte Bildung genossen haben, die höherstehend ist als diejenige, die Familien haben können, die in gesellschaftlichen Randzonen leben; obwohl wir Universitätsabsolventen in einigen dieser Gebiete angetroffen haben. Es wurde eine kleine Truppe mobilisiert; ich spreche von einer kleinen Truppe, denn es handelt sich zur Zeit um nur 600 Personen. Wir organisieren bereits die zweite Brigade von Universitätsstudenten ich verrate euch hiermit etwas Neues -, um an den Samstagen eine sehr wichtige Arbeit zu verrichten, denn wir müssen viele Dinge im sozialen Bereich untersuchen, um auch inmitten der Ungleichheiten einen viel gerechteren Sozialismus als den zu entwickeln, den wir heutzutage haben, und ich versichere euch, daß wir es schaffen werden, denn hierbei verwenden wir die Erfahrung von vielen Jahren, die in diesen 40 Jahren aufgehäufte Erfahrung. Wir sagten, daß wir die katastrophale Situation in der Hauptstadt lösen würden. Was ist die
Katastrophe der Hauptstadt im Bereich der Bildung? Sie besteht darin, daß die Resultate der Hauptstadt bei den Tests der Forschungszentren nur etwa halb so gut sind wie die Resultate der Grundschüler von Santiago de Cuba, die einen Wert von etwas mehr als achtundachtzig erreichen, während es im Fall von Havanna nur etwas mehr als vierzig Punkte sind. Ist das die Schuld der Lehrer? Nein! Nirgendwo gibt es heldenhaftere Lehrer - ich wage dies zu sagen -, wenn auch das ganze Land voll ist von heldenhaften Lehrern, denn diejenigen, die dort Unterricht erteilen, wo es keinen Stromanschluß oder anderen Anschluß gibt, sind Helden; doch Lehrerinnen, die hier in der Hauptstadt an fünf Tagen in der Woche Unterricht für 40, 42 oder 45 Schüler erteilen müssen - und sie sind von 7.00 Uhr morgens bis nach 18.00 Uhr in der Schule, gehen dann nach Hause und müssen ihre Familien betreuen, was oftmals Waschen, Bügeln und Kochen einschließt, und das an allen Tagen, auch am Samstag und Sonntag, wobei es Grundschullehrerinnen gibt, die oftmals nicht mal eine Waschmaschine haben -, sind Heldinnen. Und ich spreche von Heldinnen, weil es sich hauptsächlich um Frauen handelt. Nein, wir müssen über all das Bescheid wissen und versuchen, diese übermäßige Unterrichtslast abzumildern; wir werden es tun, und zwar schlichtweg mit einfachen Formeln. Ich sage, daß es in zwei Jahren in Havanna-Stadt keine einzige Klasse mit mehr als 20 Schülern mehr geben wird (Beifall). Klar, wenn die Eltern das Opfer der Lehrer sehen, sind sie die ersten, die ihren Kindern raten, nicht Pädagogik zu studieren, denn sie wissen von der Tragödie, in der die Lehrer leben. Vor der Spezialperiode hatten wir ebenfalls einen ausgezeichneten Plan zum Bau von Schulen, wir waren bereits dabei, die Projekte zu erarbeiten. Drei oder vier Jahre später hätten wir Beträchtliches im Bereich von neuen Schulgebäuden machen können. Wir wissen, in welchem Zustand viele von ihnen in der Hauptstadt sind, ich habe Klassenzimmer gesehen, die das kleine Klassenzimmer in einem Holzhaus beneiden könnten, in dem ich dort in Birán zum ersten Mal in die Schule ging und das so etwas wie ein Kinderhort war, denn sie dürften mich dort mit etwa 3 Jahren hingeschickt haben. Hier in der Hauptstadt gibt es das Problem der Überbelegung, Schwierigkeiten in vielen Schulen, wir wissen davon. Wir werden von allen erfahren und machen von jeder einzelnen eine Röntgenaufnahme, und zwar nicht mit dem Versprechen einer sofortigen Instandsetzung oder eines Neubaus, denn es dürfen keine Erwartungen geweckt werden. Aber man muß sehr wohl wissen, was geschieht und wo es die kritischste Situation gibt, um danach zu handeln. Ich sprach von einem Lehrer pro 20 Schüler. Ich gestehe euch, daß ich übertreibe und daß es vielleicht ein bißchen weniger als 20 Schüler sein werden, und das können wir garantieren. Wir eröffneten vor einigen Tagen eine Schule für dringende Intensivbildung; eine für Sozialarbeiter und eine andere für die Ausbildung von Lehrern. Sie funktionieren exzellent und wir müssen einige weitere für andere Fachgebiete eröffnen. Die Erfahrung von vielen Jahren zeigt uns, wie wir die großen Probleme mit sehr wenigen Mitteln lösen können. Haben wir etwa vergessen, daß es zu der Zeit, als jedes Jahr Hunderttausende von Schülern die sechste Klasse absolvierten, weder Schulen noch Lehrer für die Oberschulausbildung gab und daß wir die Schulen bauen und ein Freiwilligenkontingent bilden mußten, damit die Lehrer ausgebildet wurden und mit ihrer Lehrtätigkeit beginnen konnten? Dank dessen verfügen wir über die 700 000 Arbeiter mit Universitätsabschluß. Warum sollten wir uns jetzt in einem Glas Wasser ertränken? Wir können jetzt nicht zulassen, daß in unserer Hauptstadt, wo es mehr Probleme, mehr Schwierigkeiten und mehr soziale Probleme jeder Art gibt, es nicht einmal eine Berufung zum Lehrerberuf gibt. Und dies abgesehen davon, daß es selbstverständlich viel mehr Optionen gibt, denn man redet von Tourismus und etwa 100 heben die Hand. Redet man jedoch von Lehrern, melden sich nur drei oder vier. Sie verfügen bereits über 14 Schulen zur Vorbereitung auf das Pädagogikstudium in HavannaStadt, um die Berufung zum Lehrerberuf zu fördern. Man muß dieses Problem lösen. Dies ist selbstverständlich nicht die Situation im Rest des Landes. Ich möchte nicht in Details ausschweifen und bevorzuge, daß man von den Dingen spricht, die unternommen werden, in dem Maße, in dem sie angepackt werden. Doch ich sage euch, daß sich für unsere Revolution eine Welt eröffnet, und wir werden die Bildungsarbeit ohne außergewöhnliche Anstrengung und zu einem unbedeutenden Preis vervielfachen. In diesem Bereich und bei anderen Sachen. Ich sage nicht mehr. Wir werden die Kenntnisse unserer Bevölkerung vervielfachen, und ihr werdet es schon sehen. Im November beginnen die Spanischkurse und zweimal pro Woche Kurse in Englisch, und danach eine dritte Sprache, es sind drei; aber wohl bekannte und notwendige Sprachen, darunter spanische Grammatik. Wenn ich einige von euch teste, werdet ihr euch möglicherweise an 90 % einiger Konzepte nicht erinnern, die ihr in der sechsten Klasse erlerntet.; ich werde es nicht machen, denn ich bin euer Freund (Lachen), ich habe es mit Universitätsabsolventen gemacht. Wir werden die Kenntnisse und die Kultur unserer Bevölkerung vervielfachen und wir werden die geistigen Reichtümer in einem nie zuvor in der Geschichte irgendeines Landes angeschlagenen Rhythmus vervielfachen. Und wir tun dies nicht, weil wir besser sind, sondern weil wir durch die Kraft des immer wieder aufgenommenen Kampfes sowie den Willen zur Vervollkommnung der Dinge die bestehenden Möglichkeiten entdeckt haben.
Wir werden einen viel gerechteren Sozialismus entwickeln und die Möglichkeiten garantieren, damit alle Kinder, die in diesem Land geboren werden, unabhängig vom kulturellen Niveau ihrer Familie, ihrem Wohnort und der Marginalisierung, unter der sie leiden, absolut alles haben, die selben Chancen. Und das liegt in unserer Hand, wir verfügen über die Kraft, um das zu erreichen. Das sage ich heute an diesem 40. Jahrestag, Contino, ich sage es euch von den Komitees zur Verteidigung der Revolution; ich sage es mit größerer Überzeugung als die, die Neruda in seinem Gedicht ausdrückte, denn ich sage es mit einer totalen Sicherheit und übernehme die Verantwortung für das, was ich sage (Beifall). Aus diesem Grund eröffnet sich eine transzendentale Etappe, und diese Möglichkeiten haben wir uns erworben durch den Kampf und das Ausharren. Das Privileg besteht darin, ein Volk mit einem solchen Wissens- und Kulturniveau zu haben, daß seine Zukunft in politischer Hinsicht für alle Zeiten gesichert ist. Wir wollen ein Volk von Millionen denkenden Köpfen und eine Revolution, die eine Versicherungspolice mit einer totalen Garantie hat, damit eine Revolution nicht durch einen, zwei, zehn, einhundert, eintausend oder hunderttausend Personen zerstört werden kann, denn ausgehend von der historischen Erfahrung ist klar, sonnenklar, daß es das Bewußtsein einer Nation sein muß, das heute, morgen und für alle Zeit führt und entscheidet. So groß ist der Glaube in die Gerechtigkeit einer Revolution und in das, was mit dem Menschen gemacht werden kann, daß ich aus diesem Grund nicht den geringsten Zweifel daran hege, daß wir es schaffen werden. Zudem wird dies nicht nur zugunsten der 11 Millionen Bürger dieses Landes geschehen, sondern ich versichere euch, daß das, was unser Land unternimmt, Hunderten Millionen Menschen auf der Welt zugute kommen kann und heutzutage bereits beginnt, ihnen zugute zu kommen. Martí sagte: "Vaterland bedeutet Menschheit", und dies ist einer der schönsten und tiefgründigsten Sätze, die jemals gesagt wurden. Der Satz "Vaterland bedeutet Menschheit" will aussagen, das man diese Revolution verteidigen muß, die gerechteste, menschlichste, sauberste und moralischste, denn in 40 Jahren war dies weder eine Revolution von Dieben oder Wendehälsen noch von Korrumpierten oder Verrätern, sondern jeder von denen, die wir an dieser Revolution beteiligt sind - einige längere Zeit als andere, und diejenigen, die uns nachfolgen -, wird eine Garantie für diese Linie sein, die wir über 40 Jahre hinweg verfolgt haben. Das Prestige dieses vierzigjährigen Kampfes ist etwas, das bereits unzerstörbar ist, ich kann es euch versichern, und es wächst zudem, genauso wie die Kraft, über die wir für unsere Verteidigung verfügen, die Mittel und die Ideen, die wir verteidigen. Und es sind nicht mehr nur Ideen für uns, denn wir haben Versprechen abgegeben: Schulen der einen oder anderen Art für unser Land und zur Zusammenarbeit mit anderen Ländern in lebenswichtigen Fragen. Niemand soll glauben, daß das Land sich ruiniert, ich weise euch darauf hin - wir haben gelernt, die Dinge mit einem Minimum an Ausgaben zu bewerkstelligen -, denn die Gebäude waren bereits da, genauso wie die Lehrer und die weiteren Arbeiter. Wenn sie die weiteren Ausgaben sehen würden, die wir exakt errechnet haben, dann würde unsere Bevölkerung staunen, wie gering sie sind. Wir verfügen im Überfluß über etwas, das sich Humankapital nennt, kein Volk hat in dem Maße Humankapital gehabt wie wir es heute haben. In dieser Spezialperiode haben wir trotz der Reduzierungen bei den importierten Lebensmitteln Jahr für Jahr die Zahl der Blutspenden erhöht, heute, wo die Situation schwieriger ist und dies eine viel größere Wichtigkeit hat. Sehr reiche Länder haben keinen anderen Weg, auf dem sie Blut besorgen, als die Bezahlung dieses Blutes zu jedem Preis, denn mit der Ausbreitung von neuen Krankheiten wie AIDS oder alten Krankheiten wie Hepatitis und andere, die über das Blut verbreitet werden, hat Blut heute einen unschätzbaren Preis. Und es gibt ein Land, daß nicht einen Cent für das Blut von irgend jemandem bezahlen muß, denn dieses Land verfügt über das freigiebige und solidarische Blut von diesen Hunderttausenden von Mitbürgern, die es spenden. Das ist nicht neu, hier wurde zum Beispiel nicht gesagt, daß nach dem Erdbeben in Peru im Jahr 1970 innerhalb von 10 Tagen etwa 105 000 Blutspenden abgegeben wurden (Beifall). Man suche ein anderes Volk, das so etwas gemacht hat, und ich spreche von einem vor 30 Jahren vorherrschenden Bewußtsein, und wir haben diese Blutspenden mehr als einmal geleistet. Wir leisteten sie ebenfalls für den Iran und für Armenien, als es dort zu Erdbeben kam. Wir verwandelten ein Pionierlager in ein Zentrum für die Kinder, die vom Unfall in Tschernobyl betroffen sind. In diesem Zentrum wurden bereits mehr als 15 000 Jugendliche und Kinder behandelt - und wenn es nicht in seiner vollen Kapazität ausgenutzt wurde, ist dies nicht unsere Schuld -, ohne einen Cent dafür zu verlangen. Wir haben die Ärzte, die Arbeiter und das Humankapital, um dies zu machen. Wir sprachen bei den Vereinten Nationen von der Notwendigkeit, ganze Nationen zu retten, die Hemisphäre zu retten, und wir haben die reichen und industrialisierten Länder vorgeladen, oder an sie appelliert - um ein diplomatischeres Wort zu gebrauchen -, die Medikamente beizusteuern. Wir sagten, daß wir die Infrastruktur schaffen können, um sie zu verteilen und anzuwenden. Als die reichen kapitalistischen Länder bei einer Konferenz vor einigen Wochen in Durban - geschockt
angesichts dessen, was auf diesem Kontinent durch AIDS geschehen kann - begannen, von Gesprächen mit den transnationalen Firmen zu reden, damit diese den Preis für die Medikamente reduzieren, die heute jährlich 10 000 Dollar pro Person kosten, nur damit dieser Mensch überlebt und jene sprachen davon, die Preise auf das Niveau der realen Kosten zu senken, die etwa 1 000 Dollar betragen -, sagten die Vertreter der afrikanischen Staaten: " Wenn sie sie uns auch gratis geben, wir haben nicht die Infrastruktur, um sie anzuwenden." Diese Infrastruktur besteht hauptsächlich aus Menschen. Ich konnte ihnen dort sagen: "Kuba kann diese Infrastruktur innerhalb von einem Jahr aufbauen"" und ich übertrieb dabei, denn wir können sie innerhalb von kürzerer Zeit aufbauen. Wir haben das Humankapital dafür; die Vereinigten Staaten und Europa haben nicht das Humankapital, um eine solche Infrastruktur aufzubauen, und wir können es mit weniger als 10 % des Humankapitals machen, über das wir im Bereich des Gesundheitswesens verfügen. Nein! Was sage ich? Ich übertreibe, denn wir können es mit etwa 6 % des Humankapitals machen, über das wir verfügen. Alle Industrieländer zusammen verfügen nicht über das Humankapital, das ein kleines und blockiertes Land hat, um diese Dinge in die Tat umzusetzen (Beifall). Das ist das Werk von 40 Jahren Revolution, das ist euer Werk. Der Tag mußte kommen, an dem wir sagen würden: Kuba kann der Welt helfen. Und wir sprechen hier nicht mehr nur davon, 100 Kinder zu retten, wir sprechen davon, ganze Nationen zu retten, die mathematisch zum Verschwinden verurteilt sind. Es ist fast schon zu spät, damit zu beginnen. Dieser Vorschlag fand ein großes Echo in den Vereinigten Staaten. Dort konnten wir gegenüber den Freunden der Schwarzen Fraktionsversammlung im US-Kongreß, die 35 Millionen Afro-US-Amerikaner vertreten - aus dem Anlaß, daß einige von ihnen uns erklärt hatten, daß es in ihren Wahldistrikten keine Ärzte gäbe -, wiederholen, daß wir ihnen eine bestimmte Anzahl von Ärzten schicken könnten. Und daß wir darüber hinaus eine Anzahl von Studenten dieser Distrikte empfangen können, damit sie in unserem Land studieren. Sie nahmen dies wirklich mit eindrucksvollem Interesse auf. Wenn sie darum bitten, einen Arzt zu irgendeinem dieser Orte zu schicken, weil sie dies beantragen, haben die Behörden dieses Landes dann die Moral, es zu verbieten, während sie Scheine für die Verlosung zu den Ärzten in Simbabwe schicken, einem Land, das fast ohne Ärzte geblieben ist und wo die Kennzahlen für bestimmte Krankheiten äußerst hoch sind? Sie schicken ihnen die Scheine für die Verlosung, damit sie desertieren. Könnten sie uns verbieten, einigen Distrikten mit schwarzer Bevölkerung in den Vereinigten Staaten Ärzte zu schicken? Ich hatte ihnen bereits gesagt: "Ihr seid die Dritte Welt der Vereinigten Staaten." Und dort boten wir Stipendien an, 250 Stipendien pro Jahr für junge Menschen aus den Distrikten dieser Kongreßabgeordneten, um in Kuba ein Fach zu studieren, dessen Studium in den USA 200 000 Dollar kostet. Jetzt werden wir sehen, wer die gerechtesten Ideen verteidigt, wir treten in die tiefgreifende Analyse von allem ein. Ich habe eines von Hunderten von Beispielen zitiert, von Tausenden von Beispielen. Für die dortigen Minderheiten der indianischen Ureinwohner und der Menschen lateinamerikanischer Herkunft haben wir 250 zusätzliche Stipendien angeboten, und zwar über die kubanische Parlamentarierdelegation, die von Sáez, dem Ersten Sekretär der Partei in der Provinz Havanna, geleitet wurde und die die Vereinigten Staaten auf Einladung der schwarzen Kongreßabgeordneten besuchte. Sie behandelten unsere Delegation dort mit großem Entgegenkommen. Alarcón ließen sie nicht reisen, doch die anderen akzeptierten sie, und diese fuhren dann - sie kamen etwas verspätet an -, es ist eindrucksvoll, was sie von ihrem Treffen mit den Abgeordneten der sogenannten Schwarzen Fraktionsversammlung im US-Kongreß berichteten. Es handelt sich hierbei um 38 Mitglieder des USKongresses. Sie erzählten von dem Entgegenkommen ihnen gegenüber und der Behandlung, die ihnen bei einem Essen mit 5 000 Tischgenossen zuteil wurde. Ah, warum kann unser Land dies tun? Weil wir in diesen zehn Jahren der Spezialperiode und als Erbe dessen, was wir hatten, von den 21 medizinischen Fakultäten, die die Revolution geschaffen hat, 30 000 Ärzte in die Gemeinden eingliederten. Wir reduzierten die Einschreibungen für dieses Studienfach und jetzt schreiben sich in diesem Jahr 2 750 kubanische Studenten und im nächsten Jahr 3 000 ein, es werden nicht mehr benötigt. Aber unser Land verfügt heute über menschliche Ressourcen, Humankapital, um der Welt große Dienste zu leisten, und es leistet sie nicht nur in der Tat damit, indem es soundso viele Leute entsendet und soundso viele Studenten graduiert, sondern auch mit seinem Beispiel. Wie kann ein über 40 Jahre hinweg blockiertes und angefeindetes Land, das schließlich seit 10 Jahren einer doppelten Blockade unterworfen ist, das bekräftigen, was ich heute hier euch gegenüber bekräftige? Unsere Aufgabe wird nicht mehr wie am Tag der Gründung der Komitees zur Verteidigung der Revolution darin bestehen, zu sehen, was ein terroristischer Konterrevolutionär treibt, auch wenn das nicht im Geringsten das war, was ihr machtet, denn ab der ersten Etappe habt ihr euch dem Dienst an der Bevölkerung gewidmet. Man müßte eine Berechnung anstellen über die Zehntausende oder Hunderttausende von Menschenleben, die die Komitees zur Verteidigung der Revolution gerettet haben, und zwar einfach durch das Programm der Blutspenden, und das sind sehr wohl Menschenrechte (Beifall). Man könnte die Frage stellen, welchen Bürger ihr ermordet habt, oder der Kubanische Frauenbund
und andere Massenorganisationen, oder die Jungkommunisten, oder die Studenten; welchen Bürger hat ein Soldat der Revolutionären Streitkräfte ermordet; welcher Bürger wurde von einem unserer Kämpfer des Innenministeriums getötet, und niemand könnte einen einzigen finden in 40 Jahren Kampf, Anfeindung und Blockade gegenüber einem Land, das hier und außerhalb seiner Grenzen gekämpft hat. Man suche einen gefangengenommenen rassistischen südafrikanischen Soldaten, der von einem internationalistischen kubanischen Kämpfer ermordet wurde, dort und überall sonst, wo diese Internationalisten gewesen sind, in irgendeinem der Länder, dem sie geholfen haben, in jener Hemisphäre oder woanders - das wird man niemals von einem kubanischen Kämpfer sagen können, von einem kubanischen Revolutionär, und das in 40 Jahren, das sind keine vier Tage, vier Monate oder vier Jahre, sondern vierzig Mal ein Jahr. Und für diese Zeitspanne suche man nach solchen Dingen wie denjenigen, die jene verübten, die vom Imperium trainiert wurden -, und sie werden sehen, wie viele Jahre die kubanische Revolution ohne einen einzigen Gefolterten angedauert hat. Und ich sage und wiederhole es einhundert Mal. Es ist sehr schwierig, daß wir nicht davon erfahren, wenn ein Bürger gefoltert worden wäre. Niemals! Hier gibt es niemanden, der dieses Wort gehört hat. Deshalb sagen wir oftmals: "Sprecht mit dem Volk und fragt es." Das ist das, was uns Moral verleiht, eine Autorität, die niemand hat, während es an Orten wie Argentinien 30 000 Verschwundene gab, 3 000 Ermordete in Chile, mehr als 100 000 in Guatemala, Zehntausende an anderen Orten, unzählige Tote und Verschwundene. Marx sagte, daß der Kapitalismus zur Welt kam, indem er von Kopf bis Fuß Blut ausströmte. Dies zeigt die Geschichte des Imperialismus in aller Welt, in Vietnam, in Angola, als sie die im Dienst der Apartheid stehenden Truppen ausrüsteten, als sie davon wußten, daß Südafrika sieben Atomwaffen hatte und sie die Hoffnung hegten, daß diese gegen uns eingesetzt würden in jenen Tagen, in denen wir in Richtung Namibia vorrückten, als überaus wichtige Probleme Afrikas entschieden wurden. Diese Dinge beweisen die grausamen, scheinheiligen und blutigen Eingeweide des Imperialismus in aller Welt. Welche Moral hat das Imperium? Es existiert bei ihnen keine Moral, es existiert nur die Lüge, einzig und ausschließlich die Lüge, denn die Ungerechtigkeit und das Verbrechen kann man nur auf der Lüge aufbauen. Um 4 Millionen Vietnamesen zu ermorden, mußten sie dem US-amerikanischen Volk sagen, daß sie dies für die Rettung der Sicherheit der Vereinigten Staaten und des Weltfriedens täten; und die Vietnamesen wollten nur ihr Land regieren und keine Kolonie sein, Reis und Lebensmittel für ihr Volk produzieren und unabhängig sein. Eines Tages entdeckte das US-amerikanische Volk die Wahrheit und handelte entschieden gegen jenes monströse Verbrechen. Die Moral unserer Revolution ist aufgrund ihres Verhaltens tadellos, sehr hoch, sehr stark, und wir spüren dies, denn wir haben Kontakt mit vielen Personen auf der Welt. Viele von denen, die glaubten, daß diese Revolution innerhalb von Tagen verschwinden würde, bewundern heute außerordentlich mehr diese Revolution, die nicht nur fähig war, auszuhalten, sondern auch, das Werk zu vollbringen, das sie vollbracht hat. Und niemand kann uns des Chauvinismus anklagen, denn ein wahrer Internationalist ist niemals Chauvinist. Wer für die Welt arbeitet, kann niemals als Chauvinist beschuldigt werden. Es ist kein Chauvinismus, stolz zu sein auf ein Volk, das diese Heldentat vollbracht hat, sondern es ist gerecht und verdient Anerkennung. Das waren keine Selbstpreisungen für uns. Wir Kubaner sind privilegierte Bürger gewesen, die die Gelegenheit gehabt haben, einige Dinge zu tun, zu einem revolutionären Prozeß beizutragen. Wir sagen kein einziges Wort um der Ehre von irgendeinem von uns willen. Das was ich gesagt habe und was ich wiederhole und immer wiederholen werde, dient der wohlverdienten Ehre unseres Volkes. Vaterland oder Tod! Wir werden siegen! (Ovation)
Fidel - 27. Oktober 2000 Ansprache von Dr. Fidel Castro Ruz, Präsident des Staatsrates und des Ministerrates der Republik Kuba, bei der feierlichen Sitzung der Nationalversammlung im Bundesparlament in Caracas, Bolivarianische Republik Venezuela, am 27. Oktober 2000. Exzellenz Herr Hugo Chávez Frías, Präsident der Bolivarianischen Republik Venezuela; Exzellenz Herr Präsident der Nationalversammlung der Bolivarianischen Republik Venezuela; Exzellenz Herr Präsident des Obersten Gerichtshofs; Exzellenz Herr Präsident und weitere Mitglieder des Republikanischen Moralischen Rates; Exzellenz Herr Präsident des Nationalen Wahlrates; Exzellenzen Botschafter, ehrenwerte Geschäftsträger und Vertreter der im Land akkreditierten internationalen Organisationen; Ehrenwerte Parlamentarier und Abgeordnete der Nationalversammlung; Hohe kirchliche und militärische Würdenträger; Meine Damen und Herren; Venezolaner: Ich bin nicht hierhergekommmen, um eine protokollarische Pflicht zu erfüllen, oder weil durch die Tradition die Norm festgelegt ist, daß ein offizieller Gast das Parlament besucht; ich gehöre nicht zu dieser Art von Menschen, die nach Ehrerbietung trachten, Privilegien beanspruchen oder sich von Eitelkeiten treiben lassen. Wenn ich ein Land besuche, und besonders dann, wenn es sich um ein so geliebtes Brudervolk wie das venezolanische handelt, erfülle ich die Wünsche derjenigen, die meiner Ansicht nach dieses Land mit großer Würde und mit großem Mut repräsentieren. Ich bedaure sehr, daß die alleinige Idee meiner Anwesenheit im Parlament von Venezuela, die durch die Gastgeber in das Programm aufgenommen wurde, für einige der illustren Mitglieder dieses Parlaments Anlaß zu Verdruß gab. Ich bitte Sie um Entschuldigung. Ich muß höflich sein, doch ich werde keine übermäßig feine, diplomatische und gezierte Sprache verwenden. Ich werde mit Worten der freien Offenheit und der ehrlichen Aufrichtigkeit sprechen. Es ist nicht das erste Mal, daß ich das venezolanische Parlament besuche, denn ich machte dies bereits vor mehr als 41 Jahren. Doch es wäre unzutreffend, wenn ich sagen würde, daß ich zur selben Institution zurückkehre, oder daß es sich bei demjenigen, der zurückkehrt, um den selben Gast von damals handelt. Der Realität am nächsten ist, daß ein veränderter Mann zu einem veränderten Parlament zurückkehrt. Für meine Person habe ich weder irgendein Verdienst zu belegen noch mich für irgend etwas zu entschuldigen. Nur die Tatsache, daß ich damals 32 Jahre alt war und mit der Last der gesamten Unerfahrenheit eines Mannes kam, der mit Hilfe des Schicksals viele Risiken überlebt hatte. Glück zu haben bedeutet nicht ein Verdienst zu haben. Es ist etwas sehr Gewöhnliches unter den Menschen, Träume und Ideale zu hegen. Trotzdem haben nur wenige das seltene Privileg, die Realisierung dieser Träume und Ideale zu sehen, aber nicht einmal deshalb erlangen sie das Recht zu irgendeiner Prahlerei. Jenes Parlament, mit dem ich vor so langer Zeit die Ehre hatte zusammenzutreffen, hegte ebenfalls Illusionen und Hoffnungen. Monate vorher war es zu einem siegreichen Aufstand des Volkes gekommen. Alles hat sich seitdem verändert. Jene Illusionen und Hoffnungen sind zu Asche geworden. Auf jener Asche wuchsen die neuen Hoffnungen und erhob sich dieses neue Parlament. Wie in allen Epochen der Geschichte träumen die Menschen, und sie werden immer das Recht zum Träumen haben. Das große Wunder besteht darin, daß die Hoffnungen und Träume dieses noblen und heldenhaften Volkes sich einmal in Realitäten verwandeln. Ich hege wie viele von Ihnen diese Träume und gehe von der Idee aus, daß in Venezuela am Ende der letzten vier Jahrzehnte außergewöhnliche Dinge geschehen sind. Venezolaner, die zu anderen Zeiten gegeneinander kämpften, sind zu revolutionären Verbündeten geworden, Guerilleros wurden zu hervorragenden Politikern und Soldaten zu kühnen Staatsmännern, welche die Flaggen hissen, die eines Tages dieses Land mit Ruhm erfüllten. Es steht mir nicht zu, diejenigen zu beurteilen, die von der Linken zur Rechten überwechselten; genausowenig wie diejenigen, die - möglicherweise ausgehend von einer aufrichtigen konservativen Haltung - am Ende das Volk ausplünderten und betrogen. Es ist nicht mein Ziel und ich kann mir nicht das Recht anmaßen, zum Richter für die Akteure des von Ihnen durchlebten Dramas zu werden. Wir Menschen sind alle vergänglich und fast immer fehlbar, und zwar einschließlich derer, die im guten Willen handeln. Ich möchte mich nur auf das Recht berufen, das Martí uns Kubanern vererbte: Das Verspüren einer enormen Bewunderung für Venezuela und für den, der der größte Träumer und Staatsmann unserer Hemisphäre war, Simón Bolívar. Er war fähig, sich ein lateinamerikanisches, unabhängiges und vereintes Amerika vorzustellen und dafür zu kämpfen. Er war niemals prokolonialistisch oder monarchistisch eingestellt, nicht einmal zu den Zeiten, als die Patriotischen Juntas gegründet wurden als Akt der Rebellion gegen das Aufzwingen eines ausländischen Königs auf dem spanischen Thron. Dies wurde durch den Schwur von Monte Sacro bewiesen. Fast seit seiner
Jugend war er ein entschiedener Anhänger der Unabhängigkeit, zu einem so frühen Zeitpunkt wie im Jahr 1805. Er befreite mit seinem Schwert die Hälfte Südamerikas und garantierte in der historischen Schlacht von Ayacucho mit seinen von ihm geschaffenen Truppen von unbesiegten Bewohnern des Tieflandes und mutigen Soldaten des Großen Kolumbiens unter der direkten Führung des unsterblichen Sucre die Unabhängigkeit des verbleibenden Südens und Zentrums von Amerika. Zur damaligen Zeit bestanden die Vereinigten Staaten, wie wir alle wissen, aus einer Gruppe von kurz zuvor befreiten englischen Kolonien und befanden sich in voller Expansion. Im Hinblick auf sie war der geniale venezolanische Führer in der Lage vorherzusagen, "...daß sie durch die Vorsehung dazu bestimmt scheinen, Amerika im Namen der Freiheit mit Elend heimzusuchen." Ich verstehe vollkommen die Verschiedenheit von Interessen und Kriterien, die heutzutage unvermeidbarerweise in Venezuela existieren. Es wird berichtet, daß Napoleon Bonaparte während seines Feldzuges in Ägypten bei einer Ansprache an seine Truppen vor der Schlacht der Pyramiden sagte: "Soldaten, von der Höhe dieser Pyramiden schauen vierzig Jahrhunderte auf euch hinab." Als Gast, dem die unermeßliche Ehre zuteil wurde, dazu eingeladen worden zu sein, zu Ihnen zu sprechen, würde ich es wagen, Ihnen mit der größten Bescheidenheit zu sagen: Venezolanische Brüder und Schwestern, 41 Jahre und 10 Monate Erfahrung im unermüdlichen Kampf gegen die Feindseligkeit und die Aggressionen des mächtigsten jemals auf der Erde existierenden Imperiums bewundern und teilen von diesem Podium aus die harte und schwierige Schlacht, die Sie, inspiriert von Bolívar, heute schlagen. In bezug auf die Beziehungen zwischen Kuba und Venezuela wurde oftmals das rechthaberische Argument vorgebracht, daß man in Venezuela die Absicht habe, das revolutionäre Modell Kubas einzuführen. Kurz vor dem Plebiszit über die Annahme oder Ablehnung des Entwurfs einer neuen venezolanischen Verfassung wurde so viel über dieses Thema gesprochen, daß ich mich der Notwendigkeit gegenübersah, eine Gruppe von bedeutenden venezolanischen Journalisten einzuladen, um uns in Vertretung von wichtigen Radiostationen, Fernsehsendern und Zeitungen die Ehre eines Besuchs zu erweisen. Diejenigen, die Kuba auf zynische Weise als ein teuflisches Gespenst, wie es in den groben Lügen des Imperialismus dargestellt wird, in diese Angelegenheit verwickeln wollten, verliehen uns das Recht, dieses Treffen durchzuführen. In einer schlaflosen Nacht, wie ich sie nicht einmal in den fieberhaften Zeiten als kurz vor dem Abschluß stehender Student verbrachte, las und unterstrich ich die wichtigsten Konzepte jenes Verfassungsentwurfs und verglich sie mit denjenigen unserer eigenen Verfassung. Mit der kubanischen Verfassung in der einen Hand und dem venezolanischen Verfassungsentwurf in der anderen zeigte ich die tiefgreifenden Unterschiede zwischen der einen und der anderen revolutionären Konzeption auf. Ich spreche von revolutionär, weil beide dies sind: beide zielen auf ein neues Leben für ihre Völker, beide wollen radikale Veränderungen, ersehnen Gerechtigkeit und trachten nach der engen Vereinigung desjenigen Amerikas, das Martí so definierte: "Was könnte man noch mehr sagen, es ist nicht einmal notwendig, es auszusprechen, nämlich daß es vom Río Bravo bis nach Patagonien nur ein einziges Volk gibt!" Beide kämpfen mit Standhaftigkeit für die Bewahrung der Souveränität, Unabhängigkeit und kulturellen Identität jedes einzelnen von unseren Völkern. Unsere Verfassung stützt sich hauptsächlich auf das gesellschaftliche Eigentum der Produktionsmittel, die Programmierung der Entwicklung, die aktive, organisierte und massenhafte Teilnahme aller Bürger an der politischen Handlung und dem Aufbau einer neuen Gesellschaft, die enge Einheit des gesamten Volkes unter der Leitung einer Partei, die Normen und Prinzipien garantiert, aber die Vertreter des Volkes in den Organen der Staatsmacht weder aufstellt noch wählt, denn diese Aufgabe obliegt vollkommen den Bürgern mittels ihrer Massenorganisationen und festgelegten Rechtsmechanismen. Die venezolanische Verfassung stützt sich auf das Schema einer Marktwirtschaft und das Privateigentum erhält weitestgehende Garantien. Die berühmten drei Gewalten von Montesquieu, die als Hauptsäulen der traditionellen bürgerlichen Demokratie verkündet werden, wurden mit neuen Institutionen und Kräften ergänzt, um das Gleichgewicht bei der politischen Leitung der Gesellschaft sicherzustellen. Das Mehrparteiensystem wird als ein Grundelement festgelegt. Man mußte unwissend sein, um irgendeine Ähnlichkeit zwischen den beiden Verfassungen zu finden. Bei jenem Treffen mit den venezolanischen Journalisten denunzierte ich die ersten Bewegungen der terroristischen kubanisch-amerikanischen Mafia aus Miami, um den Präsidenten Venezuelas zu ermorden. Jene Gangster glaubten auf ihre Art, daß Venezuela ein neues Kuba sein würde. Ende Juli dieses Jahres, wenige Tage vor den letzten Wahlen, kam über die nationalen und internationalen Medien von Venezuela aus, eine neue kolossale Lüge in den Umlauf. Die venezolanischen Verbindungsleute der Cuban-American National Foundation hatten dazu beigetragen, die Verschwörung zu schmieden: "Kubanischer Deserteur denunziert die Präsenz von 1 500 Mitgliedern der kubanischen Geheimdienste in Venezuela, eingeschleust auf Straßen und in Kasernen...". Man fügte eine Menge von angeblichen Details hinzu. Die infame Kampagne kurz vor den Präsidentschaftswahlen wurde so geplant, daß sogar hochrangige Regierungsmitglieder von den Lügen des "kubanischen Deserteurs" sprachen. Das bedeutet, daß sie die angebliche Fahnenflucht
eines Offiziers des kubanischen Geheimdienstes als reale Tatsache ansahen. Ein solcher Deserteur existierte nicht einmal. Es handelte sich um einen schlichten Faulenzer, der in der Vergangenheit Kuba verlassen hatte und vom Geschichten erzählen lebte. Er bat um Asyl und Schutz. Die Verschwörer hatten bereits fünf oder sechs weitere Personen bereitstehen, um die Geschichte und den Skandal Tag für Tag zu wiederholen, mit dem selben Mechanismus, bis zum Tag der Wahlen. Erneut war Kuba in den Wahlkampf in Venezuela verwickelt, erneut gab es die Notwendigkeit, mit der Presse dieses Bruderlandes zu sprechen. Die Anprangerung und schnelle Aufdeckung der schaurigen Geschichte zerfetzten die Verschwörung. Bei dieser Gelegenheit informierte ich über die reichhaltigen aus Miami stammenden Geldmittel, um die Kosten der Kampagne gegen die Wahl des Präsidenten Chávez zu tragen. Ich legte Daten und einige Namen vor, deren Verbreitung unverzichtbar war. Alle leugneten selbstverständlich. Einer von ihnen, mit einem gewissen Ruf als gebildeter und fähiger Beamter aus vergangenen Zeiten, schwor, daß die ihm zugewiesene Rolle absolut falsch sei. Ich wollte die Behauptung nicht wiederholen, obwohl ich im Besitz der präzisen Angaben über den Ort war und bin, an dem sie sich trafen und wo ihm eine halbe Million Dollar übergeben wurde, und über diejenigen, die das Geld nach Venezuela brachten und diejenigen, die es den Empfängern zukommen ließen. Ich wollte diese trübe und abstoßende Angelegenheit wirklich nicht aufwühlen. Es war nicht einmal notwendig. Die Verschwörer waren durch die Stimmen des Volkes am 30. Juli zerschmettert worden. Die Information blieb als Reserve, falls es notwendig sein würde, sie zu irgendeiner späteren Gelegenheit zu benutzen. Sie hören weder damit auf, Kuba für Ziele der venezolanischen Innenpolitik zu benutzen, noch damit, unser Land für die Angriffe auf Chávez zu mißbrauchen, den unbestreitbaren und aufkommenden bolivarianischen Führer, dessen Handeln und Ansehen bereits bei weitem über die Grenzen seines Vaterlandes hinausreichen. Ich bin sein Freund, und ich bin stolz darauf. Ich bewundere seinen Mut, seine Aufrichtigkeit und seine klare Vision der Probleme der heutigen Welt, und die außerordentliche Rolle, die Venezuela bei der lateinamerikanischen Einheit und dem Kampf der Länder der Dritten Welt auszufüllen hat. Ich sage dies nicht jetzt, wo er Präsident Venezuelas ist. Ich sah bereits voraus, was für ein Mann er war, als er noch im Gefängnis saß. Nur einige Monate nach seiner Entlassung lud ich ihn mit allen Ehren nach Kuba ein, auch auf das Risiko hin, daß diejenigen, die damals im Besitz der Macht waren, die Beziehungen zu Kuba abbrechen würden. Ich stellte ihn vor den Studenten vor, er sprach in der Aula Magna der Universität von Havanna und eroberte dort große Sympathien. Mit seinem fulminanten von Volk getragenen Sieg 4 Jahre später - ohne einen Cent, ohne die üppigen Mittel der alten politischen Clique, deren Wahlkämpfe durch die gewaltigen Summen finanziert wurden, die vorher dem Volk gestohlen worden waren - zerschmetterte er seine Gegner, wobei er nur auf die Kraft seiner Ideen, seine Fähigkeit zur Übermittlung dieser Ideen an das Volk und die Unterstützung der kleinen Organisationen der fortschrittlichsten Kräfte Venezuelas zählen konnte. Auf diese Weise entstand eine außergewöhnliche Gelegenheit nicht nur für sein Land, sondern auch für unsere Hemisphäre. Ich habe ihn nie um etwas gebeten. Niemals bat ich ihn darum, daß mein Vaterland, das seit mehr als 40 Jahren kriminell blockiert wird, in das Abkommen von San José einbezogen wird. Im Gegenteil, ich bot ihm immer die bescheidene Zusammenarbeit Kubas in jeglichem Bereich an, der für Venezuela nützlich sein könnte. Die Initiative lag vollkommen auf seiner Seite. Ich erfuhr zum ersten Mal davon, als er bei einem Gipfeltreffen der Vereinigung der Karibischen Staaten in der Dominikanischen Republik im April 1999 davon sprach. Er drückte ebenso seinen Wunsch aus, daß einige Länder der Karibik einbezogen würden, die nicht durch jenes Abkommen begünstigt wurden. Er ist die Verbindungsbrücke gewesen zwischen Lateinamerika und den würdigen Völkern der Karibik, ausgehend von seiner tiefgehenden Identifizierung mit dem Denken Bolívars. Ich bin mir darüber bewußt, daß mein Besuch in Venezuela das Objekt von giftigen Kampagnen jeder Art war. Man beschuldigt Präsident Chávez, uns Erdöl schenken zu wollen und daß das Abkommen von Caracas ein schlichter Vorwand sei, um Kuba zu helfen. Wenn es so wäre, würde dies ein Denkmal von der Höhe des Mount Everest verdienen, denn Kuba wurde - mit Ausnahme Mexikos durch alle Regierungen dieser Hemisphäre, die den USA untergeordnet waren, isoliert, verraten und blockiert, einschließlich von Venezuela, das damals regiert wurde durch den ersten verfassungsmäßigen Präsidenten nach dem Volksaufstand vom 23. Januar 1958 und der Gründung der Patriotischen Junta, die den Wahlen jenes Jahres vorstand. Unser Volk verteidigte gegenüber von Blockaden, schmutzigem Krieg, Söldnerinvasionen und der Bedrohung von direkten Angriffen mit Ehre sein Vaterland, den ersten Schützengraben Amerikas, wie ihn Martí sah, als er kurz vor seinem Tod auf dem Schlachtfeld bekannte, daß all das, was er im Laufe seines fruchtbaren Lebens tat, dazu gedient habe, "...mit der Unabhängigkeit Kubas rechtzeitig zu verhindern, daß sich die Vereinigten Staaten über die Antillen ausbreiten und mit der auf diese Weise ausgedehnten Macht in die Länder Unseres Amerikas einfallen." Niemand von denen, die in Venezuela Chávez jener Absichten beschuldigen, hat jemals irgendeine Schlacht gegen den völkermörderischen Versuch geschlagen, das kubanische Volk durch Hunger und Krankheiten zu töten. Sie vergessen, daß Chávez zu dem Zeitpunkt, als die Erdölpreise äußerst
niedrig waren und Venezuela eine kritische wirtschaftliche Situation durchlitt, die OPEC wiederbelebte und ihr neue Dynamik verlieh. Durch die Maßnahmen der OPEC verdreifachten sich innerhalb von weniger als zwei Jahren die Preise. Es trifft zu, daß der momentane Preis, der von den industrialisierten und reichen Ländern perfekt ertragen werden kann, mehr als einhundert Länder der Dritten Welt in größerem oder geringerem Maße hart trifft, während die Einnahmen Venezuelas und der weiteren erdölproduzierenden Länder beträchtlich angestiegen sind. Das ist etwas, das Chávez für seinen Teil mit dem Abkommen von Caracas zu kompensieren versuchte, das, wie Sie wissen, einer Gruppe von Ländern der Karibik und Mittelamerikas Möglichkeiten bietet, einen Teil des Preises auf Kreditbasis zu zahlen, mit geringen Zinsen und langen Rückzahlungsfristen. Das ist ein gutes Beispiel, das andere erdölexportierende Länder berücksichtigen sollten. Diejenigen, die ihn wegen dieser intelligenten und gerechten Aktion beschuldigen, die nur einen kleinen Teil der durch die momentanen Preise von Venezuela erzielten Einnahmen betrifft, reagieren auf eine extrem egoistische und kurzsichtige Weise. Sie berücksichtigen absolut nicht, daß die OPEC ohne die Hilfe der Dritten Welt nicht fähig wäre, lange Zeit dem enormen Druck durch die reichen Industriestaaten zu widerstehen, die hauptsächlich durch der Steigerung der Benzinpreise für ihre Milliarden von Autos und motorisierten Fahrzeuge gequält werden. Die Umweltproblematik und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der ärmsten Länder rauben ihnen nicht den Schlaf. Andererseits versucht man ebenfalls zu ignorieren, daß unser Land mit einzigartigem Stoizismus und einem eisenharten Kampfeswillen zehn schreckliche Jahre der Spezialperiode durchgehalten hat. Nach dem Verlust seiner Märkte und Lieferungen jeder Art vollführte unser Land die Heldentat, nicht nur zu überleben, sondern heute pro Kopf über mehr Ärzte, Lehrer, Dozenten und Ausbilder für Körperkultur und Sport zu verfügen als jedes andere Land der Welt, und andere Kennziffern sozialer und menschlicher Art aufzuweisen, die höher sind als diejenigen vieler industrialisierter und reicher Länder. Kubas soziale Entwicklung ist ein Beispiel für viele, Grund zu Haß und Wut seitens der hegemonialen Supermacht und ein unwiderlegbarer Beweis dafür, was ein vereintes und revolutionäres Volk mit geringsten Ressourcen erreichen kann. Ebenso scheinen die Feinde und Verleumder zu ignorieren, daß Kuba seine Erdölproduktion beschleunigt steigert und sich innerhalb von relativ kurzer Zeit mit Erdöl und Gas selbst versorgen kann. Die Zusammenarbeit mit Venezuela im Energiebereich, bei der Kuba fortgeschrittene Technologien für eine größere Förderung und Nutzung unseres Erdöls erhalten wird, wird für sich genommen schon eine unschätzbare Hilfe darstellen, und der Brennstoff, den Venezuela uns unter den Bedingungen liefert, die in den Verpflichtungen festgelegt sind, die wir ausgehend von dem Abkommen von Caracas unterzeichnen werden, wird rigoros in frei konvertierbarer Währung und mit Gütern und Dienstleistungen bezahlt, die zweifellos von außerordentlichem Wert für das venezolanische Volk sind. Unsere Kooperation mit Venezuela wird von Idealen inspiriert, die weit über einen einfachen Handelsaustausch zwischen zwei Ländern hinausgehen. Gemeinsam ist uns das Bewußtsein von der Notwendigkeit der Einheit der lateinamerikanischen und karibischen Völker und des Kampfes für eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung, die allen Völkern zugute kommt. Es handelt sich nicht um einen schriftlich ausgefertigten Vertrag, sondern um Ziele, die unserem Handeln bei den Vereinten Nationen, in der Gruppe der 77, der Blockfreienbewegung und anderen wichtigen internationalen Institutionen entspringen. In der Außenpolitik von jedem der beiden Länder drückt sich die Gemeinsamkeit der Vorhaben auf beredte Weise in der Ablehnung der neoliberalen Politikansätze und im Kampf für die wirtschaftliche Entwicklung und die soziale Gerechtigkeit aus. Diejenigen, die sich so sehr bemühen, über die vorbildlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern Lügen und Verleumdungen zu verbreiten und gegen sie Verschwörungen anzuzetteln, den offiziellen Besuch der kubanischen Delegation zu behindern und den Sinn der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Kuba und Venezuela zu verzerren, sollten dem venezolanischen Volk erklären, warum in einem Land mit solch enormen Ressourcen und einem arbeitsamen und intelligenten Volk die Armut in der Bevölkerung die gigantische Ziffer von fast 80 % erreicht. Ich werde nur einige katastrophale Beispiele nennen: Laut Quellen der CEPAL und der Gemeinschaft der Andenländer erhöhte sich die Zahl der Armen, die vor einem Jahrzehnt bereits einen Anteil von 70 % an der Gesamtbevölkerung hatten, acht Jahre später auf einen Anteil von mehr als 77 %: unter diesen stieg der Anteil der in extremer Armut lebenden Menschen von 30 % auf 38 %. Die Arbeitslosigkeit stieg auf 15,4 % und die prekären Arbeitsverhältnisse des informellen Sektors umfassen 52 % aller Arbeitskräfte. Frühere offizielle Daten zeigten Analphabetenraten von weniger als 10 %. Offizielle Quellen des venezolanischen Bildungsministeriums schätzen, daß die reale Analphabetenquote heutzutage 20 % der Bevölkerung umfaßt. 50 % der jungen Menschen unterbrechen ihre Studien aus wirtschaftlichen Gründen, 11 % wegen der schulischen Leistungen und 9 % wegen des Fehlens von Chancen. Diese Angaben belegen einen
Prozentsatz von 70 % betroffenen jungen Schülern und Studenten. Allein in den letzten 21 Jahren gab es in Venezuela eine Kapitalflucht von 100 Milliarden Dollar, eine wahrhafte Ausblutung der für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes unverzichtbaren venezolanischen Finanzressourcen. Es gibt eine große Menge von Zahlen unterschiedlicher Herkunft, die nicht immer übereinstimmen. Es ist unmöglich, all das Unheil einzubeziehen, das die Bolivarianische Revolution geerbt hat. Es gibt trotzdem eine Zahl, deren Nennung man nicht vermeiden kann und die dieses Unheil in nahezu mathematischer Weise belegen kann: die Angabe bezüglich der Kindersterblichkeit, ein höchst sensibles Thema von menschlichem und sozialem Charakter. Die Angaben der UNICEF belegen, daß 1998 die Sterblichkeitsziffer bei Kindern bis zu einem Jahr den Wert von 21,4 pro 1 000 Lebendgeborenen erreichte. Diese Zahl erhöht sich auf 25 pro 1 000 Lebendgeborenen, wenn man auch diejenigen einbezieht, die vor dem Erreichen des fünften Lebensjahres sterben. Wieviele venezolanische Kinder hätten überleben können, wenn ausgehend von dem fast gleichzeitig mit der Kubanischen Revolution im Jahr 1959 begonnenen politischen Prozeß in Venezuela die Kindersterblichkeit in dem Rhythmus und auf dem Niveau abgesenkt worden wäre, wie dies in Kuba erreicht wurde, das diese Sterblichkeitsziffer von etwa 60 auf 6,4 bei Kinder bis zum ersten Lebensjahr und von 70 auf 8,3 bis zum Erreichen des fünften Lebensjahres reduzieren konnte? Diese Angaben ergeben, daß in diesem Zeitraum von 40 Jahren zwischen 1959 und 1999 in Venezuela 365 510 Kinder starben, die man hätte retten können. In Kuba - mit einer Bevölkerungszahl, die 1959 nicht einmal 7 Millionen erreichte - hat die Revolution das Leben von Hunderttausenden von Kindern gerettet, und zwar dank der Reduzierung der Kindersterblichkeitsrate, die heutzutage unter der, der Vereinigten Staaten liegt, dem reichsten und weitentwickeltsten Land der Welt. Keines dieser geretteten Kinder ist ein Analphabet, wenn es das siebte Lebensjahr erreicht, und Zehntausende haben bereits ihren Universitäts- oder Fachschulabschluß erlangt. Allein im Jahr 1998, in dem die verhängnisvolle Etappe beendet wurde, die der Bolivarianischen Revolution voranging, starben in Venezuela 7 951 Kinder vor dem Erreichen des ersten Lebensjahres, die man hätte retten können. Diese Zahl erhöht sich auf 8 833, wenn man die Altersstufen bis zum fünften Lebensjahr einbezieht. Ich habe in allen Fällen exakte Zahlen genannt, ausgehend von offiziellen Daten, die von UN-Institutionen veröffentlicht wurden. Eine solche Zahl von in einem Jahr gestorbenen venezolanischen Kindern übersteigt diejenige der Soldaten beider Seiten, die zusammengezählt in den Schlachten von Boyacá, Carabobo, Pichincha, Junín und Ayacucho fielen, fünf der wichtigsten und entscheidendsten Schlachten der von Bolívar geführten Unabhängigkeitskriege, laut den bekannten historischen Angaben, auch wenn die Sieger in ihren Kriegsberichten aus taktischen Gründen die Zahlen der gegnerischen Verluste erhöhten und die der eigenen Verluste verringerten oder verschwiegen. Wer tötete diese Kinder? Welcher der Schuldigen ging dafür ins Gefängnis? Wer wurde des Völkermordes angeklagt? Die Dutzenden Milliarden Dollar, die von korrupten Politikern veruntreut wurden, bedeuten einen Völkermord, denn die Gelder, die sie dem Staat rauben, töten eine unschätzbare Zahl von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die durch vermeidbare und heilbare Krankheiten sterben. Eine solche gegenüber dem Volk wahrhaft völkermörderische politische und soziale Ordnung, bei der die Volksproteste mit Schüssen und Massaker unterdrückt werden, wird vor der Weltöffentlichkeit als Modell für Freiheit und Demokratie präsentiert. Die Kapitalflucht bedeutet ebenfalls einen Völkermord. Wenn die finanziellen Ressourcen eines Landes der Dritten Welt in ein Industrieland geschafft werden, gehen die Reserven zur Neige, stagniert die Wirtschaft, steigt die Arbeitslosigkeit und die Armut, werden das Gesundheitswesen und die Bildung des Volkes am härtesten von dem Schlag getroffen, und dies alles führt zu Schmerz und Tod. Man braucht dies gar nicht genau zu errechnen: es ist hinsichtlich der materiellen und menschlichen Verluste kostspieliger als ein Krieg. Ist das gerecht? Ist das demokratisch? Ist das menschlich? Das wahre Gesicht dieses Modells einer Gesellschaftsordnung kann man erkennen, wenn man in die großen Städte unserer Hemisphäre kommt, die voll sind von Slums, in denen Dutzende Millionen Familien unter unmenschlichen Bedingungen leben. Nichts davon geschieht im blockierten und diffamierten Kuba. Wenn man mir erlauben würde, einige Gedanken anzustellen oder das laut zu sagen, was mir durch den Kopf geht, und wenn man dies nicht als Einmischung auffassen würde, dann würde ich Ihnen sagen: Ich habe immer geglaubt, daß Venezuela mit einer effizienten und ehrlichen Verwaltung in den letzten 40 Jahren eine ähnliche wirtschaftliche Entwicklung wie Schweden erreicht hätte. Man kann die Armut und die sozialen Mißstände nicht rechtfertigen, die aus offiziellen venezolanischen Dokumenten und Bulletins oder aus seriösen Zeitschriften internationaler Organisationen hervorgehen. Diejenigen, die Venezuela seit jenen Tagen regieren, als ich zum ersten Mal dieses Parlament besuchte, schafften die Bedingungen für das unvermeidliche Aufkommen des aktuellen revolutionären Prozesses. Diejenigen, die sich nach der Rückkehr in die verlorenen Jahre sehnen, werden niemals mehr das Vertrauen des Volkes gewinnen, wenn es der neuen Generation von Führern, die das Land heute leitet, gelingt, die Kräfte zu bündeln, die Reihen zu schließen und all das
zu tun, was in ihren Händen liegt. Ist dies innerhalb des vor kurzem erarbeiteten und verabschiedeten verfassungsmäßigen und politischen Modells möglich? Meine Antwort lautet Ja. Die enorme politische und moralische Autorität, die aus dem entspringt, was die Bolivarianische Revolution für das Volk machen kann, würde die reaktionären Kräfte politisch zerstören. Die Kultur und die revolutionären und patriotischen Werte, die dies im venezolanischen Volk schaffen würde, würden die Rückkehr zur Vergangenheit unmöglich machen. Man könnte sich eine andere, absolut logische und sehr viel komplexere Frage stellen: Kann man unter dem Schema einer Marktwirtschaft ein höheres Niveau an sozialer Gerechtigkeit erreichen als das jetzige? Ich bin überzeugter Marxist und Sozialist. Ich denke, daß die Marktwirtschaft Ungleichheit, Egoismus, Konsumwahn, Verschwendung und Chaos erzeugt. Ein Minimum von Planung der wirtschaftlichen Entwicklung und von Festlegung der Prioritäten ist unbedingt notwendig. Doch ich bin auch der Meinung, daß die Bolivarianische Revolution in einem Land mit den enormen Ressourcen wie denen Venezuelas in der Hälfte der Zeit 75 % dessen erreichen kann, was Kuba, ein blockiertes Land mit unendlich weniger Ressourcen als Venezuela, seit dem Sieg der Revolution erreichen konnte. Dies bedeutet, daß es im Bereich der Möglichkeiten dieser Regierung läge, das Analphabetentum in wenigen Jahren vollständig auszumerzen, eine Bildung von hoher Qualität für alle Kinder, Heranwachsenden und Jugendliche und eine allgemeine höhere Kultur für die Mehrheit der Bevölkerung zu erreichen, eine optimale ärztliche Betreuung für alle Bürger sicherzustellen, Beschäftigung für alle Jugendlichen bereitzustellen, die Unterschlagung zu eliminieren, die Verbrechensrate auf ein Minimum zu reduzieren und würdige Wohnungen für alle Venezolaner zu besorgen. Eine rationale Verteilung der Reichtümer mittels angemessener Steuersysteme ist innerhalb einer Marktwirtschaft möglich. Dies erfordert, daß alle Mitglieder der revolutionären Organisationen und alle revolutionären Kräfte sich vollständig der Arbeit widmen. Das sagt sich leicht, doch in der Praxis stellt dies eine äußerst schwierige Arbeit dar. Meiner Meinung nach hätte Venezuela auf kurze Sicht keine andere Alternative. Andererseits befinden sich nicht weniger als 70 % der wichtigsten Reichtümer im Besitz der Nation. Es gab nicht genügend Zeit für den Neoliberalismus, um alles an das ausländische Kapital zu übergeben; man braucht deshalb nichts zu verstaatlichen. Die Periode, die wir heute durchschreiten und in Kuba dabei sind zu überwinden, hat uns verdeutlicht, wie viele Varianten bei der Entwicklung der Wirtschaft und bei der Lösung der Probleme möglich sind. Es genügt, daß der Staat seine Rolle ausfüllt und den Interessen der Nation und des Volkes Vorrang verleiht. Wir haben ungemein viele praktische Erfahrungen darüber abgehäuft, mit wenig viel zu machen und eine erhöhte politische und soziale Wirkung zu erreichen. Es gibt weder ein Hindernis, das man nicht überwinden kann, noch ein Problem, dessen Lösung unmöglich ist. Um objektiv zu sein, muß ich noch meine Ansicht hinzufügen, daß heute in Venezuela nur ein Mann einen solch komplexen Prozeß anführen könnte, nämlich Hugo Chávez. Sein absichtlich zugefügter oder zufälliger Tod würde diese Möglichkeit zerstören und das Chaos bringen. Und er trägt freilich ich habe ihn nach und nach besser kennengelernt - nichts zu seiner eigenen Sicherheit bei. Er ist absolut widerspenstig gegenüber einem Minimum an angemessenen Maßnahmen in diesem Sinne. Helfen Sie ihm, und seine Freunde und sein Volk sollen ihn überzeugen. Sie sollten nicht den geringsten Zweifel daran haben, daß seine Gegner im In- und Ausland versuchen werden, ihn umzubringen. Das sagt ihnen jemand, der die einzigartige Erfahrung durchlebt hat, das Ziel von mehr als sechshundert Verschwörungen gewesen zu sein, mit größerem oder geringerem Ausmaß, um mich zu ermorden. Ein wahrhaft olympischer Rekord! Ich kenne sie zu gut und weiß, wie sie denken und handeln. Diese Reise nach Venezuela ist hierbei nicht die Ausnahme. Ich weiß, daß sie einmal mehr mit der Idee gespielt haben, irgendeine Möglichkeit zu finden, ihre gescheiterten Vorsätze in die Tat umzusetzen. Das hat wirklich keinerlei Bedeutung. Im Gegensatz zu dem, was zur Zeit mit dem venezolanischen Prozeß geschieht, gab und gibt es in Kuba immer jemanden, sogar viele, die meine Aufgabe erfüllen können. Ich habe außerdem viele glückliche Jahre des Kampfes durchlebt und habe gesehen, wie ein Großteil meiner Träume in Erfüllung gegangen sind. Ich bin nicht wie Chávez, ein junger Führer, der voll des Lebens ist und der die Bewältigung großer Aufgaben vor sich hat. Er ist es, der auf sich aufpassen muß. Ich habe Wort gehalten und sprach zu Ihnen mit völliger Offenheit, ohne Geziertheit oder übermäßige Diplomatie, als Freund, als Bruder, als Kubaner und als Venezolaner. Ich danke Ihnen zutiefst für die großzügige Aufmerksamkeit, die Sie mir gewidmet haben. Immer bis zum Sieg!
Fidel - 17. November 2000 ANSPRACHE DES PRÄSIDENTEN DES STAATSRATES UND DES MINISTERRATES DER REPUBLIK KUBA, FIDEL CASTRO RUZ, BEI DER ERÖFFNUNG DES 10. IBEROAMERIKANISCHEN GIPFELTREFFENS IM KONGRESSZENTRUM ATLAPA VON PANAMASTADT, AM 17. NOVEMBER 2000. Exzellenz Frau Mireya Moscoso; Majestät; Exzellenzen; Sehr verehrte Gäste: Die Initiative, den Satz "Vereint für die Kinder und die Jugendlichen, Grundlage der Gerechtigkeit und Gleichheit im Neuen Jahrtausend" als zentrales Motto dieses Gipfeltreffens anzunehmen, war glücklich. Bereits die Idee für sich allein genommen rechtfertigt dieses wichtige Treffen. Ich beglückwünsche dafür die Präsidentin des Gastgeberlandes, Frau Mireya Moscoso. Die Situation der Kinder ist nicht in jedem unserer Länder gleich. Trotz der erreichten Fortschritte in den vergangenen Jahrzehnten - zum Teil dank der zum Thema geförderten Initiativen und der hartnäckigen Anstrengungen von UNICEF, WHO und anderen Institutionen der Vereinten Nationen, mit größerer oder geringerer Annahme und Unterstützung durch die jeweiligen nationalen Regierungen und ohne dabei die ungleiche Entwicklung und die Ressourcen jeder Nation zu vergessen - ist die Realität, die die Kinder in Lateinamerika insgesamt durchleben, offensichtlich dramatisch. Die Zahl der Armen in Lateinamerika und der Karibik erreicht bereits 45 % der Gesamtbevölkerung, das sind 224 Millionen Personen, und von diesen sind 90 Millionen mittellos. Mehr als die Hälfte dieser Armen und Mittellosen sind Kinder und Jugendliche. Es ist so, wie es der UN-Kinderfonds beschreibt: "Die Kinder sind am meisten von der Armut betroffen. Keine andere Altersgruppe ist so verletzlich. Die Armut verursacht in ihnen physische und psychologische Schäden, die das ganze Leben andauern." Laut Daten der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation sind schwere Atemwegsinfektionen, Durchfallerkrankungen und Ernährungsdefizite weiterhin drei der hauptsächlichen Todesgründe bei Kindern unter 5 Jahren. Die durchschnittliche Sterblichkeitsrate bei Kindern unter 5 Jahren in Lateinamerika und der Karibik im Jahr 1998 betrug 39 von 1 000 Lebendgeborenen, was einer Zahl von annähernd einer halben Million verstorbenen Kindern entspricht. Die schweren Atemwegsinfektionen wie Influenza und Lungenentzündung führen zu einem Drittel der Todesfälle bei Jungen und Mädchen unter 5 Jahren in der Region; etwa 60 % der KinderarztSprechstunden haben mit diesen Krankheiten zu tun, und ein Großteil der Todesfälle als Ergebnis dieser Infektionen sind mittels einer rechtzeitigen Diagnose und einer angemessenen Behandlung vermeidbar. Zwischen 20 % und 50 % der Stadtbevölkerung in der Region lebt unter katastrophalen Bedingungen von massiver Überbelegung der Wohnungen, extremer Armut, Gewalt und Marginalisierung; sie haben keinen Zugang zu Basisdiensten wie ärztlicher Grundbetreuung oder sanitären Einrichtungen; in den ländlichen Gebieten verfügen mehr als 60 % der Menschen über keine sanitären Einrichtungen und 50 % haben keine Trinkwasserversorgung. Die Abwesenheit von angemessenen sanitären Einrichtungen, Trinkwasser und ärztlicher Betreuung erhöht die Todesrisiken durch Durchfall, Cholera, Typhus und andere auf verschiedenen Wegen übertragbare Krankheiten um mehr als 40 %. Die Nahrungs- und Ernährungsdefizite drücken die Abwehrmechanismen der Jungen und Mädchen nieder und machen sie anfälliger gegenüber nicht übertragbaren chronischen Krankheiten. Die UNWirtschaftskommission für Lateinamerika (CEPAL) schätzt, daß sich im Jahr 2000 etwa 36 % aller Kinder unter 2 Jahren in einer Situation hohen Ernährungsrisikos befinden. In den ländlichen Gebieten betrifft diese Bedrohung einen noch höheren Anteil, und zwar etwa 46 %, aufgrund der im allgemeinen prekären sanitären Bedingungen und der größeren Schwierigkeiten für die Bevölkerung, Zugang zu den öffentlichen Gesundheitseinrichtungen zu bekommen. In den armen Sektoren der Bevölkerung sind Mangelkrankheiten präsent; einige wie das Defizit an Vitamin A, das einen der Hauptgründe für die Blindheit darstellt, betreffen Millionen Jungen und Mädchen bis zu 5 Jahren in der Region. Der direkte Preis für die Impfung zur Immunisierung eines Kindes, das jünger als ein Jahr ist, gegen sechs vermeidbare Kinderkrankheiten wie Diphtherie, Masern, Keuchhusten, spinale Kinderlähmung, Tuberkulose und Wundstarrkrampf übersteigt keine 80 US-Cent. Trotzdem versichert die Weltgesundheitsorganisation, daß die Abdeckung mit Impfungen gegen diese Krankheiten bei Kindern bis zum ersten Lebensjahr auf dem gesamten amerikanischen Kontinent, einschließlich der Vereinigten Staaten und Kanada, zwischen 85 % und 90 % schwankt, weswegen man errechnet, daß in der gesamten Hemisphäre mehr als 15 Millionen Kinder bis zum fünften Lebensjahr nicht gegen diese sechs Krankheiten geimpft sind.
Die durchschnittliche Müttersterblichkeit in Lateinamerika und der Karibik beträgt etwa 200 pro 100 000 Geburten. In den entwickelten Ländern schwanken die Zahlen etwa um 15. Als Ergebnis dessen werden in unserer Region nicht weniger als 50 000 Jungen und Mädchen aus diesem einen Grund zu mutterlosen Waisen. Zusätzlich kommen auf jede verstorbene Mutter Hunderte überlebende Frauen, die aber unter chronischen Problemen als Folge der Unterernährung und der unangemessenen Betreuung während der Schwangerschaft und der Geburt leiden. Millionen von Müttern leiden unter irgendeinem chronischen Gesundheitsproblem als Ergebnis des Fehlens einer angemessenen Betreuung während der Schwangerschaft und der Geburt. Im Hinblick auf zwei Hauptziffern, die Kindersterblichkeit und die Müttersterblichkeit, sterben pro 1 000 Lebendgeborenen in Lateinamerika und der Karibik jährlich 6,5mal mehr Kinder und 12,6mal mehr Mütter als in den entwickelten Ländern. Zusätzlich werden 2 Millionen von den jedes Jahr geborenen 12 Millionen Kindern von jugendlichen Müttern in die Welt gesetzt. Der Aids-Virus HIV verbreitet sich in der Region in gefährlichem Rhythmus und es haben sich laut Angaben der UN-Aidskommission bereits 1,7 Millionen Personen infiziert. Laut UNICEF infizieren sich jedes Jahr 65 000 Kinder, wobei 90 % von ihnen durch ihre eigenen Mütter angesteckt wurden. Bereits 195 000 Kinder sind aus diesem einen Grund zu Waisen geworden. Im Jahr 1999 gab es in Lateinamerika und der Karibik mehr als 78 000 Todesfälle durch AIDS. Im Bereich der Bildung wird geschätzt, daß 20 % der Jungen und Mädchen zu spät mit der Schule beginnen, 42 % die erste Klasse und 30 % die zweite Klasse wiederholen. Nur 80 % der Jungen und Mädchen in der Region erreichen das vierte und nur 73 % das fünfte Schuljahr. Acht von zehn Schülern besuchen sieben Jahre die Schule, doch der durchschnittliche Schulbesuch beträgt etwa vier Schuljahre. Die Abdeckung mit Einrichtungen der Vorschulbildung beträgt in der Region im Durchschnitt nur 17 %. Die Kinderarbeit vermehrt sich wie eine wahrhafte Plage. Etwa 20 Millionen Kinder unter 15 Jahren arbeiten. Mehr als die Hälfte dieser Kinderarbeiter sind Mädchen, und die große Mehrheit verrichtet Arbeiten, die nicht einmal anerkannt sind oder in den offiziellen Statistiken berücksichtigt werden. Laut der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation ist die Gewalt einer der Hauptgründe für den Tod von Kindern zwischen 5 und 14 Jahren. Obwohl keine exakten Ziffern über Mißhandlungen existieren, weisen verschiedene Studien darauf hin, daß nicht weniger als 6 Millionen heranwachsende Jungen und Mädchen das Ziel von schwerwiegenden Aggressionen sind und daß von diesen jährlich etwa 80 000 als Opfer der Gewalt in ihren eigenen Familien sterben. Eine 1996 von der Weltkonferenz gegen Sexuelle Ausbeutung durchgeführte Studie deckte auf, daß im Jahr zuvor 47 % der in sieben Ländern der Region sexuell ausgebeuteten Mädchen Opfer von Mißhandlungen und Vergewaltigungen in den eigenen vier Wänden wurden; fast die Hälfte begann zwischen dem 9. und 13. Lebensjahr, sich zu prostituieren, und 50 bis 80 % von ihnen nahmen Drogen. Hunderttausende von Jungen und Mädchen arbeiten und leben auf der Straße, und in einigen Hauptstädten sind 46 % der Prostituierten Mädchen unter 16 Jahren. Ich möchte in dieser Ansprache nicht die Ihnen gut bekannten politischen und wirtschaftlichen Gründe einbeziehen, die zu dieser Tragödie führen. Zum Abschluß möchte ich nur hinzufügen - und ich habe die Pflicht, dies zu tun -, daß 400 000 Kinder jährlich überlebt hätten, wenn die Kindersterblichkeitsrate in Lateinamerika und der Karibik ähnlich niedrig gewesen wäre wie die Rate von 6,4 pro 1 000 Lebendgeborenen bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres und 8,3 bei Kindern bis zum fünften Lebensjahr, die Kuba erreichte, das isoliert, angefeindet und seit über mehr als 40 Jahren einem unerbittlichen Wirtschaftskrieg unterworfen ist. 99,2 % der Kinder in Lateinamerika und der Karibik wären in die Vorschulbildung einbezogen, 99,9 % begännen ab dem sechsten Lebensjahr mit der Schule, 99,7 % der Schüler wären von der ersten bis zur sechsten Klasse in der Schule geblieben, 98,9 % derjenigen, die in der ersten Klasse begannen, würden die sechste Klasse abschließen, von diesen würden 99,9 % die Mittelschule beginnen, 99,5 % der Mittelschulabsolventen würden mit der Gymnasialstufe beginnen; die Schüler dieser Region würden erste Preise bei Wissensolympiaden gewinnen, es gäbe keine Schüler, die einer spezialisierten Ausbildung bedürften und keine Schule dafür fänden, es gäbe keine Analphabeten, das durchschnittliche Bildungsniveau der erwachsenen Bevölkerung läge über neun Schuljahren und man würde kein einziges Kind unter 16 Jahren sehen, das arbeiten muß, um zu überleben. Unsere harte Erfahrung hat bewiesen, daß man mit wenig Mitteln viel erreichen kann. Zum Abschluß möchte ich allen hier anwesenden Staats- und Regierungschefs meinen Dank dafür ausdrücken, daß sie am vergangenen 9. November in der UNO-Vollversammlung mit Ausnahme von Zweien zugunsten der Resolution gegen die gegen Kuba verhängte Blockade stimmten. Danke.
Fidel - 18. November 2000 Redebeitrag von Dr. Fidel Castro, Präsident des Staatsrates und des Ministerrates der Republik Kuba, während der Arbeitssitzung des 10. Iberoamerikanischen Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs in Panama-Stadt am 18. November Werte Kollegen: Ich hatte gestern das Privileg, über die Kinder zu sprechen. Ich dachte deswegen nicht, daß ich hier über das Thema sprechen würde, doch die wichtige Debatte, die hier heute morgen stattgefunden hat, zwingt mich dazu, einige kurze Worte an Sie zu richten. Ich weise auf die Kürze hin, damit niemand erschreckt. (Lachen). Die neoliberale Globalisierung führt die Welt in eine Katastrophe. Schluß und aus. Ich teile keine Philosophien und Dogmen irgendeiner Art. Schluß und aus. Wenn wir hier sprechen, vergessen wir viele Dinge. Wir vergessen, daß es lateinamerikanische und europäische Nationen gibt. Wir vergessen, daß als große Ausnahmen nur einige wenige lateinamerikanische Länder - und wir freuen uns darüber - bestimmte Niveaus der wirtschaftlichen, industriellen und sozialen Entwicklung erreichen, die weit über dem Rest der lateinamerikanischen Länder liegen. Chile sprach zum Beispiel davon, daß die Zahl der Armen von fünf auf drei Millionen zurückgegangen sei. Und es verdient für diesen Erfolg unsere Anerkennung und unseren Glückwunsch. Die seriösesten Studien beweisen nichtsdestotrotz, daß im gesamten Lateinamerika die Anzahl der Armen täglich und jährlich anwächst, und daß etwa 50 % Arme und Mittellose sind. Ich beziehe mich hierbei auf die Kinder. Wir vergessen zum Beispiel, daß die öffentliche Verschuldung Lateinamerikas und der Karibik, die sich 1992 auf 478 Milliarden Dollar belief, heutzutage 750 Milliarden Dollar beträgt. Wir vergessen, daß es zu diesem kolossalen Anstieg gekommen ist, nachdem in jenem Zeitraum 913 Milliarden Dollar gezahlt worden waren. Wir vergessen, daß der Internationale Währungsfonds, den wir alle gut kennen, und seine Herren existieren. Wir vergessen, daß die privaten ausländischen Investitionen, die sich zum Ende des letzten Jahrzehnts auf 115 Milliarden Dollar beliefen, heute - oder im Jahr 1999 - auf 865 Milliarden Dollar angestiegen sind. Und daß von dieser Summe 71 % in den reichen Ländern selbst und nur 29 % in den sogenannten Entwicklungsländern investiert wurden. Von diesen 29 % wurden 45 % in China, 40 % in Lateinamerika und 15 % in Afrika und Asien investiert. Von dieser investierten Gesamtsumme wurden 85 % nicht investiert, um neue Industrieanlagen und Dienstleistungen - und damit Quellen für Beschäftigung und die Schaffung von neuen Reichtümern - zu schaffen, sondern um bestehende Unternehmen und Dienstleistungen zu erwerben. Ein neues Phänomen. Es gibt keine wirkliche Antwort auf die Bedürfnisse der überwiegenden Mehrheit der Menschen in unseren Nationen. Sogar in Ländern wie Kuba, das die Ungleichheit bei der Verteilung auf ein Minimum reduziert hat, gibt es Unterschiede, die man spürt. Wenn diese abgrundtief sind und aus der Armut Marginalisierung entsteht, kommt es zur Tragödie. Die Marginalisierung, eine Frucht der enormen Einkommensunterschiede, führt im Bereich der Bildung zu katastrophalen Folgen; es gibt nicht die geringste Gleichheit bei den Perspektiven eines armen Kindes und eines Kindes mit dem unverzichtbaren Minimum an Einkünften, und die Armut betrifft praktisch die Hälfte der Kinder in Lateinamerika und der Karibik. Diese wirkliche Tragödie erfordert eine Antwort. Ich kann nicht bestreiten, daß auch unter diesen Bedingungen ein Spielraum für das existiert, was man für die Kinder in Lateinamerika machen kann. Dies muß gemacht werden, und hier ist bewiesen worden, daß einige Länder eine besondere Anstrengung in diese Richtung unternehmen. In Kuba, von dessen trotz Blockade und Armut erreichten Fortschritten ich gestern sprach, sind wir nicht zufrieden, denn wir haben begriffen, daß uns noch unermeßlich viel zu tun bleibt. Man kann es machen, und wir werden es tun, unterstützt von den wunderbaren technischen und audiovisuellen Mitteln, über die man heute verfügen kann. Nebenbei füge ich hinzu, daß wir in unserem Land eine Methode entwickelt haben, um das Lesen und Schreiben mittels Radio beizubringen, eine solche Methode wird in der Republik Haiti getestet, wo man mit 300 Personen begann, und die Ergebnisse sind spektakulär gewesen. Jetzt ist es auf 3 000 Personen ausgeweitet worden, und sie planen, es im ganzen Land durchzuführen. Wir entwickeln das Programm in Kreolisch, welches die Sprache der Haitianer ist. Die Ergebnisse erwecken wirklich Hoffnung. Wenn dies so ist, ist die Chance einer Reduzierung der Zahl der Analphabeten groß, mit einem Minimum an Ressourcen, einem Minimum. Eine zentrale Radiostation überträgt schlicht und einfach diese Kenntnisse. Ich spreche nicht vom Fernsehen, das ist sehr einfach. Wir weiten die Bildung schrittweise per Fernsehen aus, bis zu einem solchen Extrem, daß praktisch das ganze Land zu einer Universität wird.
Ich spreche nicht von Dingen, die noch gemacht werden müssen, sondern von solchen, die bereits gemacht werden, und zwar mit spektakulären Ergebnissen und ausgehend von dem immensen Wissensdurst des Menschen. Wir führen neben anderen Dingen eine tiefgehende Untersuchung über die Verbindung zwischen Armut, Marginalisierung und Bildung durch. Wir suchen wirklich dort, wo die Quellen oder die Nährböden des Verbrechens sind. Und hier wurden einige sehr interessante Dinge hinsichtlich der Situation - einschließlich des familiären Aspekts - der Jugendlichen gesagt. Darüber haben wir, und sind weiterhin dabei, unzählige Daten zusammengetragen. Eine Welt eröffnet sich vor unseren Augen, nicht nur in diesem Bereich, sondern auch in vielen anderen. Ohne daß wir reich sind, ermöglicht uns heute das Verfügen über ein reichhaltiges Humankapital, die Frucht des erreichten Bildungsniveaus, Träume zu verwirklichen, die vor Jahren noch als unerreichbare Utopien gegolten hätten, und diese Träume lassen uns Scham fühlen angesichts des Wenigen, was wir bis heute erreicht haben. Gehen wir von den momentanen Realitäten aus, schreiten wir nicht auf Wolken der Illusionen und Täuschungen; lassen Sie uns in der ungerechten politischen und wirtschaftlichen Ordnung, die der Welt aufgezwungen ist, den realen und hauptsächlichen Grund dafür suchen, daß wir der ersehnten Mittel entbehren, mit denen wir das Schicksal aller unserer Kinder gerne menschlicher machen würden. Ich danke Ihnen allen, mit Ihren verschiedenartigen, aber interessanten und bemerkenswerten Vorträgen und Kriterien, für die von mir gefühlte tiefgreifende Notwendigkeit, diese Überlegungen zu verfassen. Ich reihe mich ein in die äußerst gerechtfertigten Glückwünsche für Ihre Majestät, König Juan Carlos, den ich sehr, sehr schätze. Ich hoffe, daß er sich nicht darüber ärgert, daß ich ihm sagte, daß wir zwei übrigblieben. Gott wollte, daß er König ist, und Gott wollte, daß ich am Leben bin. Danke (Beifall).
Fidel - 25. November 2000 Ansprache des Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz, Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas und Präsident des Staatsrates und des Ministerrates der Republik Kuba, auf der Offenen Tribüne der Revolution auf dem Platz Plaza Batalla von Guisa, Granma, am 25. November 2000, Mitbürger aus Guisa, aus Granma und aus ganz Kuba: Nicht einmal wir selbst bemerkten das Ausmaß der Kühnheit, mit der wir uns in diese Schlacht verwickelt sahen, die hier zwischen dem 20. und 30. November vor bereits zweiundvierzig Jahren geschlagen wurde. Nur 13 Kilometer Asphaltstraße trennten uns von Bayamo, daß damals der Hauptstützpunkt für die Operationen der feindlichen Armee war. Einhundertachtzig neu angeworbene Kämpfer, fast alles Jugendliche, die gerade erst aus unserer Rekrutenschule kamen, forderten 5 000 Männer der feindlichen Elitetruppen heraus. Während jener unvergeßlichen Tage griff die Luftwaffe unaufhörlich vom Morgengrauen bis in die Nacht an. Unsere Truppen, die in kleine Einheiten aufgeteilt waren, besetzten ihre Positionen in einem breiten Raum, die meisten davon in der Hauptrichtung Bayamo-Guisa. Eine nach der anderen fielen die Nachschubkräfte, die versuchten, die in der kleinen Stadt eingekreiste Kompanie zu befreien, in Hinterhalte. Die Nachschubkräfte blieben gleichzeitig isoliert und wurden von der Nachhut angegriffen, und in bestimmten Augenblicken liefen unsere Positionen Gefahr, durch eine unwiderstehliche Bewegung der feindlichen Truppen, die sich in der überwiegenden Mehrzahl befanden, umzingelt zu werden. Ein komplettes Bataillon, das bei einem zweiten Versuch zur Unterstützung der Garnison in Guisa mit 14 Lastwagen und zwei leichten Panzern zur Vorhut aufrückte, wurde vollständig eingeschlossen. Einer mächtigen Kolonne, die vom Obersten Befehlsstab mit starker Luftunterstützung und schweren Panzern geschickt worden war, gelang es, das eingeschlossene Bataillon nach mehr als dreißig Stunden pausenlosen Kampfes mit zahlreichen Verlusten zu befreien. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Anzahl unserer Kämpfer bereits etwa 250 Mann, die die erbeuteten Waffen hinzu bekommen hatten. In unserem Besitz verblieben 14 Lastwagen, einer der zwei Panzer und mehr als 30 000 Gewehrkugeln, zu einem Zeitpunkt, als unser Waffenbestand, der gewöhnlich nur in geringen Mengen genutzt wurde, schon in gefährlicher Weise auszudünnen begann. Diese Anhöhe wurde entscheidend, um das Eindringen der feindlichen Nachschubkräfte zu verhindern. Sie wurde von nicht mehr als dreißig Männern verteidigt und unaufhörlich bombardiert. Dreimal gaben sie ihre Verteidiger auf und einige weitere Male war es nötig, sie erneut zu besetzen, und beim letzten Mal wurde sie mit zwei Frauengeschwadern verstärkt, die weder zurückwichen noch ihre Positionen aufgaben, auch dann nicht, als ein direkter Schuß aus der Kanone eines schweren
Panzers ihren mutigen Chef, tötete, den Hauptmann Braulio Coroneaux, der mit dem einzigen Maschinengewehr vom Kaliber 50, über das wir in diesem harten Kampf verfügten, zuverlässig und unschlagbar war. Am 30. November wurde während des ganzen Tages intensiv gekämpft. Der Feind, der fast alle seine Kräfte zusammengezogen hatte und in einem letzten Versuch, uns von unseren Positionen zu vertreiben, aus allen möglichen Richtungen angriff, zog sich im Abendgrauen vollständig geschlagen nach Bayamo zurück und in dieser selben Nacht wurde Guisa von unseren Truppen eingenommen. Die Schlacht von Guisa war eines der Geschehnisse, die bewiesen, daß nichts unmöglich war für eine kleine Armee, die mit nur sieben Waffen nach dem äußerst schweren Rückschlag, mit der sie drei Tage nach der Landung der "Granma" für ihre anfängliche Unerfahrenheit bezahlte, wieder aufstand. Jene Heldentat, der wir heute gedenken, war das Werk von Arbeiter- und Bauernsöhnen und töchtern, die in ihrer Mehrheit nicht einmal lesen und schreiben konnten. Bei ihrer harten Ausbildung hatten sie keine einzige wirkliche Kugel abgefeuert; ihre gesamten Kenntnisse beim Gebrauch der Zielvorrichtungen ihrer Waffen waren theoretisch und geometrisch. Niemals werde ich aufhören, Stolz, Dankbarkeit und Bewunderung für sie zu fühlen, viele von ihnen befinden sich nicht mehr unter uns! Die Jugendlichen, die sich in unsere Reihen eingliederten, lernten das Kämpfen während des Kampfes und das Siegen während des Siegens. Heutzutage ist der Kampf unterschiedlich, aber nicht weniger episch; heute besteht unsere unbesiegbare Armee aus Millionen von Männern und Frauen, die über eine hohe politische Kultur verfügen und seit langem lesen und schreiben können. Unser Waffenarsenal in der Schlacht der Ideen, in die wir verwickelt sind, ist unerschöpflich. Wir lernen Geschichte, während wir Geschichte machen; wir kräftigen unsere revolutionären und gerechten Ideen, indem wir die Ideen der Gegner vernichten, und wir festigen unsere Wahrheit, indem wir ihre Lügen zerstören. Das Ausmaß und den Charakter unseres momentanen Kampfes konnte unser Volk anläßlich des 10. Iberoamerikanischen Gipfeltreffens wahrnehmen. Männer, die verantwortlich waren für abscheuliche Verbrechen und alle von der CIA ausgebildet und über mehr als vierzig Jahre hinweg von den USRegierungen für die Aktionen gegen Kuba direkt oder indirekt benutzt wurden, bereiteten in Panama ein terroristisches Attentat vor, das einige Delegationsleiter das Leben hätte kosten können und das in seiner grausamsten Variante Hunderte von Universitätsstudenten von den mehr als tausend hätte umbringen können, die sich mit der kubanischen Delegation in der Aula der Universität von Panama trafen. Das scheint der Ort gewesen sein, den sie auswählten, um ihr Massaker durchzuführen. Man weiß heute ganz genau, daß die Terroristen eine Studie des Gebäudes unternommen hatten, in dem die enthusiastischen und kämpferischen Studenten am Samstag, dem 18. November, in den Abendstunden ein brüderliches Treffen mit uns organisiert hatten. Das war etwas, das wir fast ohne Ausnahme immer machten bei unseren Reisen nach Lateinamerika aus Anlaß der Teilnahme an Treffen der Staats- und Regierungschefs. Die Anzahl und die Sprengkraft der Bomben, die die Terroristen in Panama einschleusten, hätten genügt, um das ganze Gebäude zu zerstören. Diese Sprengkörper wurden zusammen mit den weiteren notwendigen Gebrauchselementen von einigen Komplizen sofort an einem entlegenen Ort auf dem Land versteckt, als die Anführer der Terroristen in dem bequemen Aparthotel, in dem sie wohnten, verhaftet wurden. Es wird keine Möglichkeit geben zu verhindern, daß alle Einzelheiten bekannt werden. Das Personal des panamaischen Staatssicherheitsdienstes, seine Chefs, Offiziere und weitere Mitarbeiter der ihm zugehörigen Institutionen handelten zu jedem Zeitpunkt mit Mut und Effizienz. Der Plan wurde von ihnen weniger als zwei Stunden nach der angemessenen Anklage und der von unserem Land gelieferten präzisen Information aufgedeckt. Einmal mehr wurde die Ernsthaftigkeit und Wahrhaftigkeit von Kubas Wort unter Beweis gestellt. Das Ereignis führte beim Gipfeltreffen zu einem harten Wortwechsel, als ein lückenhafter und ausschließender Resolutionsentwurf gegen den Terrorismus vorgelegt wurde, und zwar von dem Präsidenten desjenigen Landes, das die Basis der Vereinigten Staaten für die Konterrevolution in Mittelamerika und der Zufluchtsort des schlimmsten in der Hemisphäre bekannten Terroristen war, der von El Salvador aus unter Verwendung von Söldnern unzählige Verbrechen gegen Kuba und andere Länder der Region organisierte und durchführte. Nachdem er durch die kubanische Anklage in fragranti ertappt und überrascht wurde, reagierte der salvadorianische Präsident mit ungehemmter Hysterie, wobei er behauptete, daß ich ihn als Komplizen der Verschwörung zu meiner Ermordung beschuldigt hätte. Ich beschuldigte ihn nicht, Komplize des makabren Plans zu sein, sondern ich sagte schlicht und einfach, daß der Anführer der Terroristen in El Salvador wohnte und von dort aus konspirierte und operierte, was die salvadorianische Regierung wußte, tolerierte und verschleierte. Dessen beschuldigte ich ihn sehr wohl, und er kann das nicht leugnen, nicht nur deswegen, weil einige Mitglieder der Regierung des vorherigen Präsidenten Armando Calderón Sol und andere Komplizen und Mitarbeiter von Posada Carriles weiter in seiner Regierung geblieben waren - deren Namen dem Präsidenten Calderón Sol von Seiten Kubas mitgeteilt wurden, worüber er seinen Nachfolger informierte -, sondern auch, weil ich Herrn Flores, dem jetzigen Präsidenten, nach seiner Amtseinführung über einen Sondergesandten die entsprechenden Informationen über das Leben und
das Werk, die Aktivitäten und die finsteren Pläne des Terroristen Luis Posada Carriles zukommen ließ. Die besagte Information wurde ihm am 5. Oktober 1999 um 16.00 Uhr übergeben. Er unternahm absolut nichts; vielleicht konnte er aufgrund des Mangels an Autorität und Mut nichts tun. Er log schamlos, als er sich beim Gipfeltreffen die Hände in Unschuld wusch, so als ob er das Opfer einer grausamen Verleumdung sei. Logischerweise wurde sein scheinheiliger Vortrag über den Terrorismus vorher mit der Regierung Spaniens abgesprochen, einer aufstrebenden europäischen Wirtschaftsmacht in Lateinamerika, die gelegentlich nützlich ist beim Kampf gegen die Gefräßigkeit des Nordens, deren politische Leitung aber eine offensichtliche Neigung zur Präpotenz an den Tag legt. Und diese spanische Regierung wurde sofort unterstützt vom Präsidenten eines gegenüber früher unterschiedlichen Mexikos, das heutzutage von den Interessen, Prinzipien und Verpflichtungen geleitet wird, die vom Freihandelsvertrag mit seinem Nachbarn im Norden aufgezwungen werden. Aufgrund der neoliberalen Affinität oder wegen dem trügerischen Charakter des Themas erhielt der Vorschlag die Unterstützung der anderen Nationen. Fast alle, die dort versammelt waren, hegen - wie man weiß politische, wirtschaftliche und soziale Ideen, die sich sehr von dem revolutionären und ethischen Denken unseres heldenhaften Volkes unterscheiden. Es gab nicht das geringste Zögern bei der Beibehaltung unserer Position, auch wenn wir bereits vorher wußten, was sie tun würden. Der auf Einheit bedachte, bolivarianische und ernsthaft revolutionäre Präsident Chávez sah sich in einem bitteren und peinlichen Dilemma gefangen. Seine Majestät, der König Spaniens, ein nobler und Kuba gegenüber immer freundlich eingestellter Mann, war eher konsterniert. Letztendlich waren alle an diesem Mittag sicherer, weil der furchterregende Terrorist, der alle mit seinen Plänen in Gefahr gebracht hatte, in seine eigene Falle gestürzt war, und zwar dank der Anklage Kubas, das hingegen in einem diskriminierenden und opportunistischen antiterroristischen Resolutionsentwurf von Schutz und Unterstützung ausgeschlossen wurde. Der wütende und unerfahrene Verursacher des Vorfalls schlug - Friedensfahnen hissend - vor, die Angelegenheit auf bilateraler Ebene zu diskutieren, obwohl die Frage nichts Bilaterales hat. Da gemäß einem bekannten Refrain - Höflichkeit nichts mit Mut zu tun hat, antworteten wir ihm, daß wir bereit seien, auf dieser Ebene zu diskutieren. Wir werden sehen, auf welche Weise und wofür ein solches Treffen dient. Wir haben jetzt genügend Arbeit, die unsere Zeit in Anspruch nimmt, unter anderem um zu verhindern, daß ihr "illustrer Gast" und terroristischer Anführer und dessen Spießgesellen mit Hilfe ihrer Freunde aus dem Norden der Justiz entgehen können. Niemand weiß, was unser immer vereinteres, gebildeteres und stärkeres Volk fähig ist zu erreichen. Wir werden in unserem heldenhaften und würdigen Kampf nicht ruhen. Wir werden alle Ziele erfüllen, die wir in Baraguá schworen. Wir werden die epische Schlacht der Ideen gewinnen. Wie in Guisa werden wir oftmals beweisen, daß nichts unmöglich ist. Ewiger Ruhm denjenigen, die - als sie fast noch Jugendliche waren - für die Revolution an diesem heiligen Ort des Vaterlandes fielen! (Ausrufe: "Ruhm!) Wir werden ihrem Gedenken bis zum letzten Atemzug treu bleiben! Vaterland oder Tod! Wir werden siegen!