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PARKER demaskiert den „Teufel“ Edmund Diedrichs »Ich werde mich jetzt zurückziehen und ein wenig meditieren, Mister Parker.« Lady Agatha erhob sich vom Frühstückstisch im kleinen Salon des altehrwürdigen Fachwerkhauses in Shepherd’s Market. »Rufen Sie mich, wenn Sie mit dem Diner soweit sind.« Sie wandte sich ab und steuerte die große Freitreppe an, die nach oben in ihre privaten Räume führte. Parker hatte einige neue Video-Filme besorgt und im Studio bereitgelegt. »War übrigens etwas bei der Post, das ich sehen sollte?« erkundigte sich die ältere Dame, schon auf der ersten Stufe stehend. Der Butler hielt ein silbernes Tablett in den Händen, auf dem ein großer Umschlag lag. »Die Geschäftspost hat meine Wenigkeit bereits nach kurzer Sichtung an Mister Rander weitergegeben«, informierte Parker sie. »Miß Porter war so freundlich, die Briefe abzuholen.« Lady Agatha nickte geistesabwesend und starrte auf den schwarzen Umschlag, der einen scharfen Kontrast zum glänzenden Silber des Tabletts bildete. Irgendwie sah der Umschlag düster, fast schon bedrohlich aus, fand sie und griff danach. Die Hauptpersonen: Lady Elizabeth Farrington sorgt sich um das Seelenheil ihrer Nichte. Robert Stilweit und John Willis werden als Gehilfen des »Satans« auf zünftige Weise ausgeschaltet. Bill Mason macht als Journalist die »Teuflischen« lächerlich. Cecil Maiden nennt sich Finanzberater und möchte sein Konto aufbessern. Sir Robert Gladstone hat Pech im Spiel und will sich auf »teuflische« Weise sanieren. Lady Agatha besteht darauf, Teufelsanbeterin zu werden. Josuah Parker treibt gewissen Leuten ihren Irrglauben aus. »Warum haben Sie ihn nicht geöffnet?« wunderte sie sich und riß das Kuvert auf. »Übrigens ist keine Briefmarke drauf, wie kommt der Umschlag hierher?« 2
»Vermutlich dürfte ein Bote ihn gebracht haben, Mylady. Dies und der Umstand, daß der Brief den nicht zu übersehenden Hinweis »persönlich« trägt, veranlaßte meine bescheidene Wenigkeit, von einem Öffnen abzusehen.« »Papperlapapp, Mister Parker. Ich habe keine Geheimnisse vor ihnen.« Die ältere Dame hatte einen Bogen aus dem Umschlag gezogen und las stirnrunzelnd den Text. »Was halte ich davon, Mister Parker?« wollte sie wissen und reichte das Geschriebene an ihren Butler weiter. Parker nahm den Inhalt zur Kenntnis, ohne eine Miene zu verziehen. Lady Agatha beobachtete ihn aufmerksam, konnte aber seinem unbewegten Gesicht keine Stellungnahme ablesen. Die passionierte Detektivin räusperte sich und tippte mit der Fingerspitze auf das Papier. »Lesen Sie den Text noch mal vor, Mister Parker, vielleicht kommt mir dann eine Eingebung.« Mylady schloß die Augen, um sich zu konzentrieren. »Sehr verehrte Dame, sehr geehrter Herr«, rezitierte Parker mit gemessener Stimme. »Reichtum, Glück, Macht, immerwährendes Leben, wer träumt nicht davon? Die Alltagshülle abstreifen, in ein neues, anregendes Leben eintauchen? Warten Sie nicht länger, schließen Sie sich einer Vereinigung von Menschen an, die wie Sie das Ungewöhnliche suchen und bereit sind, jede Herausforderung anzunehmen, um die graue Masse hinter sich zu lassen und sich über sie zu erheben. Wir kommen in den nächsten Tagen auf Sie zu, denn Sie gehören zu den Auserwählten!« »Die Unterschrift«, ließ sich die Hausherrin vernehmen, nachdem sie den Text in sich aufgenommen hatte. »Wie lautet die, Mister Parker, lesen Sie die so wie ich?« »Der Unterzeichner nennt sich >Der SatangestürztSatan< zu vertreten. Dieser dürfte sich nach wie vor im Hintergrund halten, um von dort die vielzitierten Fäden zu ziehen und sich nicht selbst in Gefahr zu bringen. Mylady beabsichtigen möglicherweise, diesen Mann aus der Reserve zu locken und zum persönlichen Erscheinen zu provozieren.« »So ist es, Mister Parker. Was genau schwebt mir vor?« erkundigte sie sich. »Mylady gedenken, Mister Satan eine peinliche Blamage zuzufügen«, erwiderte Parker. »Man sollte das Auge der Öffentlichkeit darauf lenken, um ihre Wirkung zu vervielfältigen.«
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* Josuah Parker blieb vor einem Bobby stehen und lüftete höflich seine schwarze Melone. Man befand sich in der Nähe des Trafalgar Square. Eine große Normaluhr an einem hochaufragenden Bürogebäude zeigte in Digitalziffern sechs Uhr an. Im Osten stieg gerade die Sonne über die City, um die ersten Strahlen des Tages herabzuschicken. »Was kann ich für Sie tun, Sir?« Der Bobby musterte den Mann vor sich prüfend und nickte zufrieden. Dieser Anblick versöhnte ihn mit seinem immer unerfreulicher werdenden Dienst, der ihn tagtäglich mit Fixern, Stadtstreichern und Trunkenbolden konfrontierte. Der Mann war die Verkörperung bester englischer Tugenden schlechthin. Er trug einen schwarzen Zweireiher mit einem blütenweißen Hemd und schwarzem Binder, auf Hochglanz gewienerte Schuhe und auf dem Kopf die traditionelle Melone, die immer mehr aus dem Straßenbild verschwand. Am rechten Unterarm dieser so erfreulichen Erscheinung hing ein gleichfalls schwarzer Regenschirm, wie der Bobby bemerkte. »Man möchte keinesfalls als intolerant und rückständig erscheinen, Sir«, schickte Josuah Parker voraus und nickte dem Uniformierten freundlich zu. »Aber es sollte auch heute noch Werte geben, die respektiert und geachtet werden. Dazu zählen einige unserer Vorfahren, wie man hinzufügen möchte.« »Da haben Sie zweifellos recht, Sir«, stimmte der Bobby ihm zu. »Haben Sie einen bestimmten Grund, dieses Thema anzusprechen?« »In der Tat, Sir.« Josuah Parker drehte sich um und wies mit der Schirmspitze in Richtung Trafalgar Square. »Mister Nelson hat sich zweifellos historische Verdienste erworben, die ihn unvergeßlich machen«, fuhr er fort. »Es ist bedauerlich, daß es dennoch Mitbürger gibt, die sein Andenken beschmutzen.« »Wie meinen Sie das, Sir?« Der Bobby horchte auf und blickte in die angegebene Richtung, in der, wie er natürlich nur zu gut wußte, das Denkmal des seligen Admirals Nelson stand. »Gerade in diesem Augenblick ist ein offensichtlich nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte befindlicher Gentleman dabei, Lord Nelsons Denkmal in ungebührlicher Weise zu attackieren, Sir. Dieses frevelhafte Verhalten muß jeden anständigen Englän45
der empören. Wenn man dies hinzufügen darf. Zumal der Frevler seltsam gekleidet ist und obszöne Äußerungen von sich gibt.« Der Bobby setzte sich bereits in Bewegung. »Das werden wir gleich haben, Sir«, versprach er. »Ich werde es nicht dulden, daß ein angetrunkener Lümmel unseren Nationalhelden beleidigt.« »Eine sehr lobenswerte Einstellung«, sagte Parker, lüftete die Melone und ging zu seinem hochbeinigen Monstrum zurück, das in der Nähe parkte. Auf dem Beifahrersitz hatte sich Mike Rander bequem zurückgelehnt und erwartete den Butler. »Na, haben Sie alles in die Wege geleitet, Parker?« erkundigte er sich lächelnd. Der Anwalt konnte sich diesen burschikosen Ton durchaus erlauben. Bis vor einigen Jahren hatte er in den Vereinigten Staaten gelebt und dort die juristischen Interessen britischer Firmen vertreten. Während jener Zeit hatte ihm ein gewisser Josuah Parker als Butler gedient und in so manchen haarsträubenden Kriminalfall verwickelt. Als Rander dann nach England zurückgekehrt war, übernahm er die Vermögensverwaltung für eine gewisse Lady Agatha Simpson, und Parker trat als Butler in deren Dienste, so daß die beiden Männer auch weiterhin zusammenarbeiten konnten. »In der Tat, Sir«, gab Parker zurück, während er das ehemalige Londoner Taxi startete und in Richtung Square lenkte. »Man hat sich erlaubt, außer einem Vertreter des Gesetzes auch Mister Bill Mason zu verständigen. Mister Mason betätigt sich als freier Journalist und hat beste Beziehungen zu den führenden Blättern des Landes.« »Ich kenne seinen Namen«, erinnerte sich Mike Rander lächelnd. »Hin und wieder bringt er auch eine eigene Fernsehsendung, die sich mit Skandalen und Affären befaßt, nicht wahr?« »In der Tat, Sir. Mister Mason dürfte die Gewähr dafür bieten, daß dieser Vorfall eine entsprechende Verbreitung findet.« »Besteht nicht die Gefahr, daß sich die Satansanbeter dann an ihm rächen, Parker?« »Man wird sich wohl eher an die Urheber der Affäre halten, Sir. Aber man sollte diesen Punkt natürlich nicht ganz außer acht lassen. Mister Pickett dürfte dafür Sorge tragen, daß einer seiner Neffen ständig ein wachsames Auge auf Mister Mason hat.« * 46
»Ich habe einen Drohbrief erhalten, Mister Parker«, berichtete Bill Mason zwei Tage später. Der Journalist, ein gemütlich wirkender, rundlicher Mann um die Vierzig, dessen Haare schon etwas schütter wurden, saß dem Butler in einem kleinen Pub in der Nähe der Fleet Street gegenüber. Parker hatte Mason gebeten, ihn sofort zu benachrichtigen, falls er etwas von der Satanssekte hörte. Mason hatte im Anschluß an einen Television-Bericht über den Vorfall am Nelson-Denkmal und in nachfolgenden Interviews verkündet, er würde sich näher mit dem Unwesen des neu aufgekommenen Kultes beschäftigen, um vor allem die Drahtzieher bloßzustellen. Die öffentliche Ankündigung gefiel dem Butler nicht, aber er konnte sie auch nicht verhindern. Er neigte keinesfalls dazu, die Sekte zu unterschätzen und wußte, daß sich der Reporter in akuter Gefahr befand. »Sie haben das bewußte Schreiben mitgebracht, Mister Mason?« erkundigte sich Parker höflich. »Hier ist es.« Bill Mason schob Parker ein mit Schreibmaschine beschriebenes Blatt Papier über den Tisch und lehnte sich zurück. Er machte nicht den Eindruck eines Mannes, der sich fürchtete. Auch in der Vergangenheit hatte er Schreiben ähnlicher Art erhalten, die ihn davon abhalten sollten, ein bestimmtes Thema weiter zu verfolgen. Einmal allerdings hatte er seine Gegner unterschätzt und war in eine üble Falle geraten, die nach dem Willen der Verursacher tödlich für ihn werden sollte. Nur dem entschlossenen Eingreifen Josuah Parkers war es zu verdanken gewesen, daß er überlebt hatte und seine Gegner hinter Gitter gebracht wurden. Parker las den Brief langsam durch und nickte. Ähnliches hatte er erwartet. Der Schreiber nahm Bezug auf die Ankündigung des Journalisten und warnte ihn nachdrücklich, sie zu verwirklichen. Andernfalls würde er ein »teuflisches« Ende finden, wie der Verfasser versprach, der als »Satan« unterzeichnete. »Nicht schlecht, was?« bemerkte Mason trocken, nachdem Parker das Schriftstück zurückgegeben hatte. »Sie sollten diesen Brief auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen, Mister Mason«, warnte der Butler. »Eine solche Unterschätzung könnte in der Tat tödlich enden.« »Sie nehmen diesen Humbug ernst?« erkundigte sich Mason 47
nachdenklich, während er dem Kellner winkte. »In der Tat, Sir. Man hat bereits Bekanntschaft mit dieser Sekte gemacht und geht davon aus, daß sie weder Mittel noch Wege scheut, ihre Pläne zu verfolgen.« »Ich glaube einfach nicht, daß erwachsene Menschen einen derartigen Unfug mitmachen.« Bill Mason schüttelte den Kopf. »Und dann noch erfolgreiche Leute, von denen man meinen sollte, daß sie im Leben stehen und vernünftig denken. Einfach nicht zu fassen, sowas.« »Sekten dieser Art sind keineswegs neu, Sir. In der Regel handelt es sich um relativ unbedeutende kleine Zirkel, die nur in begrenztem Rahmen ihre Phantasien ausleben. Von Zeit zu Zeit entstehen aber auch größere Zusammenschlüsse, die durchaus irdische Ziele verfolgen.« »Naja, ist mal was anderes, auch ‘ne Abwechslung für meine Zuschauer«, freute sich Mason. Parker kam nicht dazu, zu antworten. Er wurde durch einige Neuankömmlinge abgelenkt, die das Pub betraten und sich lärmend verteilten. Es handelte sich um sechs jüngere Männer, die die übliche Freizeitkleidung aus Jeans und T-Shirts trugen und einen unverfänglichen Eindruck machten. Sie steuerten einen großen Tisch in der Ecke an, der unweit von dem stand, an dem Parker und der Journalist saßen. Sie ließen sich unter beträchtlicher Lärmentfaltung nieder und vertieften sich in die Karte. Mason hatte die Neuankömmlinge nur kurz gemustert, dann hatte er bereits wieder das Interesse verloren. Die Tür öffnete sich erneut, und ein einzelner Mann trat ein. Er sah aus wie ein Büroangestellter, der sich schnell einen Drink gönnen wollte, bevor er nach Hause ging. Er trug einen schäbig wirkenden braunen Anzug, der an den Ellenbogen und Knien reichlich speckig aussah und glänzte, eine ältere Krawatte und Schuhe mit abgetretenen Absätzen – das Urbild des kleinen, erfolglosen Mannes, der sich Tag für Tag in irgendeinem Büro abrackerte. Er setzte sich an die Theke und bestellte sich mit leiser Stimme ein Bier. Die jungen Männer, die bei seinem Eintritt aufgesehen hatten, senkten die Köpfe wieder über die Karte. Sie hatten den Hageren mit dem schäbigen Anzug taxiert und taten ihn als unbedeutend ab. 48
Der Butler horchte auf seine innere Stimme und stellte fest, daß die Alarmanlage noch funktionierte. Sie begann sich wieder zu aktivieren und deutete auf eine nicht mehr allzu ferne Gefahr hin. Auch der Schäbige an der Theke wies daraufhin. Es handelte sich nämlich um einen Neffen Horace Picketts, der mit der Bewachung des Reporters beauftragt war. Sein Auftauchen konnte nur bedeuten, daß die jungen Männer den Journalisten verfolgt hatten und hier im Pub zur Sache kommen wollten. Wieder trat ein neuer Gast ein. Er war stämmig gebaut in Designer-Jeans und teuer wirkender Nappalederjacke. Die jungen Männer hatten sich entschieden und gaben ihre Bestellung auf. Sie warteten nicht, bis die Bedienung an ihren Tisch kam, sondern riefen ihre Wünsche einfach zur Theke hinüber. Die Aufmerksamkeit der übrigen Gäste richtete sich auf die Schreihälse. Niemand achtete auf den neueingetretenen Gast… nur Parker. Der Butler behielt den Mann in der teuren Leder-Jacke im Auge und wunderte sich nicht im geringsten, daß er sich der Tür zuwandte und daran manipulierte. Dann drückte er die Klinke probeweise nieder, nickte zufrieden und begab sich lächelnd zur Theke. * »Haben Sie eine Art Gesellschaftsraum, in dem man kleine Feiern oder Besprechungen abhalten kann?« erkundigte sich der Mann. »Haben wir, Sir, sogar einen sehr schönen«, beteuerte der Wirt und deutete mit dem Kinn auf eine Tür im Hintergrund. »Wollen Sie mal reinschauen?« »Ja, gern, ich plane nämlich ein Betriebsfest, wegen einer Beförderung, Sie verstehen?« »Natürlich, Sir«, dienerte der Wirt, während er sich umdrehte und einen Schlüssel vom Haken nahm. »Man sollte sich auf gewisse Unannehmlichkeiten einstellen, Sir«, empfahl Josuah Parker, während er beobachtete, wie der Mann in der Lederjacke dem Wirt zur Tür im Hintergrund des Lokals folgte. »Wie kommen Sie darauf, Mister Parker?« Der Journalist sah sich forschend um, konnte aber nichts Ungewöhnliches entde49
cken. »Die jungen Leute am Nachbartisch dürften keineswegs harmlos sein«, fuhr Josuah Parker gemessen fort, während er seinem Gegenüber freundlich zunickte, als hätte er eine nebensächliche Bemerkung gemacht. »Jener Herr in der Lederjacke dort hinten dürfte ihr Anführer sein, der ihren Einsatz leiten wird.« »Sie sehen Gespenster, Mister Parker. Ich kann weder an den jungen Männern noch an dem Typ in der Lederjacke etwas Verdächtiges ausmachen.« Bill Mason lachte amüsiert und schüttelte den Kopf. Der stämmige Mann in der Lederjacke sah in den Raum hinein, den ihm der Wirt aufgeschlossen hatte, und nickte zufrieden. »Ausgezeichnet«, stellte er fest. »Den nehme ich.« »Wann, Sir?« erkundigte sich der Wirt diensteifrig und rieb sich unwillkürlich die Hände. »Jetzt sofort, mein Freund«, erklärte der Mann in der Lederjacke und ging zu einem Tisch, an dem drei ältere Männer sich leise unterhielten. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mal kurz mit anzufassen?« erkundigte sich der Stämmige bei ihnen. »Es dauert nicht lange, und ich gebe gern ‘ne Lage dafür aus.« Die Gefragten sahen sich? einen Moment an, dann nickten sie und schoben ihre Stühle zurück. Einen Augenblick später waren sie zusammen mit dem Lederjackenträger im angrenzenden Raum verschwunden. Zwei der jungen Männer an dem runden Tisch in der Ecke erhoben sich und steuerten auf die Toilettentür zu. Im letzten Moment änderten sie die Richtung und verschwanden gleichfalls in dem die Raum, in dem die fünf Männer verschwunden waren. Bill Mason sah ihnen stirnrunzelnd nach. »Was wollen die denn da drin?« murmelte er. »Man wird den Wirt und die drei übrigen Gäste verwahren wollen«, vermutete Parker. »Anschließend dürfte man das Gespräch mit Ihnen suchen.« »Meinen Sie wirklich?« Der Journalist schluckte trocken und war sichtlich beunruhigt. Ein weiterer junger Mann erhob sich und schlenderte zur Theke. Er ließ sich auf einem Hocker nieder und griff nach einem Bierglas. Einen Augenblick später hatte er es angehoben und den Inhalt seinem Nachbarn über den Kopf gegossen. 50
»Du gefällst mir nicht, Kumpel, warum verschwindest du nicht und gehst nach Hause?« Bill Mason wollte aufstehen und dem schäbig Gekleideten an der Theke zu Hilfe eilen, aber Parker hielt ihn zurück. Der Ober, der gerade mit einem Tablett voller Biergläser zum runden Ecktisch unterwegs war, stellte es ab und wollte gleichfalls eingreifen. Plötzlich stand einer der jungen Männer neben ihm und schob ihn in Richtung Nebenraum. Einen Augenblick später war er darin verschwunden. An seiner Stelle erschienen der Lederjackenträger und die beiden anderen jungen Männer wieder, die kurz zuvor darin verschwunden waren. Der Mann in der Lederjacke verschloß den Raum und warf den Schlüssel in den Mülleimer hinter der Theke. »Ist viel gemütlicher, wenn man unter sich ist«, stellte er fest und sah zu Parker und Mason herüber. Dann drehte er sich wieder um und sah zu dem Begossenen hinüber, der sich gerade mit einem Tuch über den Kopf fuhr und die Haare trocknete. »Wirf ihn endlich raus«, befahl er dem jungen Mann daneben. »Er will noch nicht«, stellte er fest und legte dem Hageren eine Hand auf die Schulter. Dann wollte er ihn vom Hocker kippen und auf diese Weise »überreden«, nun endlich zu gehen. Doch der Hagere in dem schäbigen Anzug war damit nicht einverstanden. Er wirbelte plötzlich auf seinem Hocker herum, ließ die Rechte durch die Luft zischen und traf den Angreifer neben sich mit einer schulmäßig geschlagenen Handkante. Der Rowdy war ehrlich beeindruckt, nahm seine Hand von der Schulter des so harmlos Aussehenden, starrte ihn einen Augenblick ungläubig an und… sank langsam neben dem Hocker zu Boden. Der Lederjackenträger blickte verdutzt auf seinen Schläger, der sich inzwischen auf dem Linoleum ausgestreckt hatte und nicht mehr ansprechbar war. Dann wirbelte er herum und stieß die Faust in die Luft. Das war das Zeichen für die übrigen Männer. Sie griffen in die Taschen, die sie neben ihrem Tisch abgestellt hatten, und brachten Masken zum Vorschein. Dann sprangen sie auf und kamen auf den Tisch zu, an dem der Butler und der Reporter saßen. Sie trugen jetzt Teufelsfratzen. In den Händen hielten sie kurze Metallstäbe, die seltsam knisterten. 51
Der Mann in der Lederjacke kümmerte sich nicht weiter um seine Leute. Er war überzeugt, daß sie mühelos mit ihren Gegnern fertig wurden, und widmete sich selbst dem schäbig gekleideten, vermeintlichen Angestellten, der ihm ausdruckslos entgegensah. Er zog ein Messer und ließ die Klinge herausspringen. »Jetzt wollen wir uns mal von Mann zu Mann unterhalten«, kündigte er an und sprang vor. * »Die Herren sind zu einem Maskenball unterwegs?« erkundigte sich Josuah Parker höflich und nickte den anrückenden »Teufeln« freundlich zu. »Dir vergeht gleich dein komischer Humor«, versprach der vordere »Teufel«. »Wenn wir mit euch fertig sind, habt ihr erst mal ‘n paar Wochen lang Gelegenheit, im Hospital über soviel Blödheit nachzudenken.« »Sie sind möglicherweise mit den Herren Stilwell und Willis bekannt?« setzte der Butler seine Befragung fort, ohne sich von den Anrückenden beeindrucken zu lassen. »Wer soll das denn sein?« erkundigte sich einer von ihnen und blieb stehen. »Verdammt, ihr sollt da kein Rate- und Antwortspiel veranstalten, sondern die beiden auseinandernehmen«, brüllte der Lederjackenträger von der Theke her. Er hatte sich einen Augenblick umgedreht, um den Stand der Dinge zu erkunden. Dabei ließ er den vermeintlichen Angestellten aus den Augen, dem er sich mit dem Messer widmen wollte. Einen Moment später war er entwaffnet. Der Unscheinbare in dem schäbigen Anzug hatte sein Handgelenk gepackt und drehte es mit erstaunlicher Kraft unbarmherzig nach außen. Der Mann in der Lederjacke schrie auf, dann ließ er sein Messer fallen. Der Hagere sprang vom Hocker und zog ihm die Arme auf den Rücken. Einen Augenblick später klickten Handschellen, und der Lederjackenträger stand mit dem Rücken zur Theke. Ein zweites Paar Handschellen verband das erste mit einer massiven Stange, die rund um den Tresen lief. Parker, der die Szene mitverfolgt hatte, lüftete die Melone und nickte dem Hageren anerkennend zu. »Eine beeindruckende Vor52
stellung, Mister Sanderson«, fand er. Tom Sanderson, einer der zahlreichen Neffen Horace Picketts, nickte zurück. »Gern geschehen, Mister Parker. Kann man übrigens helfen?« »Das wird nicht nötig sein, Mister Sanderson«, bedankte sich der Butler. »Wenn Sie statt dessen vielleicht die Freundlichkeit hätten, im Nebenraum nach dem Rechten zu sehen?« »He, Moment mal, was geht hier vor?« Der vordere »Teufel« starrte verblüfft von Parker zu Sanderson und wieder zurück und schüttelte den gehörnten Kopf. »Ihr beide kennt euch?« »In der Tat, Sir«, gab der Butler gemessen zurück. »Mister Sanderson war so freundlich, Sie auf Ihrem Weg hierher zu eskortieren.« »Ach, so ist das also?« Der »Teufel« hob seine Schlagwaffe und stürzte vor. Parker zog den Journalisten von seinem Stuhl hoch und dirigierte ihn tiefer in den Gastraum hinein. »Sie sollten den Kontakt mit den Schlagstöcken der Herren Teufel vermeiden, Sir«, empfahl er. »Sie dürften über einen Hochleistungsakku elektrisch geladen sein und vorübergehende Lähmungen hervorrufen.« »Du kennst dich ja aus, Opa«, applaudierte ihm ein anderer und schob einen Tisch beiseite, der ihm im Weg stand. »Hast du so’n Ding schon mal zu spüren bekommen?« »Man hatte bislang noch nicht das Mißvergnügen, Sir«, gab Parker zurück und hielt im nächsten Augenblick einen Feuerlöscher in den Händen. Dieser hatte bisher an der Wand neben dem Tresen gehangen und sich für einen Einsatz förmlich angeboten. Parker zog den Sicherungsstift aus dem Griff und aktivierte das Gerät. Dann trat er etwas zurück, um einen besseren Überblick zu gewinnen. Er preßte die beiden Griffhälften zusammen. Der den »Teufeln« entgegengehaltene Schlauch straffte sich. Aus der Düse schoß ein scharfgebündelter, weißer Strahl und legte sich auf den Elektroschocker. Dann wanderte der Strahl höher und befaßte sich mit Hals und Gesicht des Angreifers. Der junge Mann schrie und verstummte abrupt, als weißer Löschschaum in seinen Rachen drang. Er ließ seinen ElektroSchlagstock fallen, wandte sich um, taumelte halbblind gegen seine »Mitteufel« und brachte einen von ihnen zu Fall. Er wischte sich die Augen oberflächlich frei und peilte die Toilette an. »Mann, das ist ja echt Spitze.« Bill Mason klatschte begeistert in 53
die Hände. Er sah sich nach einer Waffe um und blickte rein zufällig auf die Pendeltür, die in die Küche des Pubs führte. »Bin gleich wieder da«, verkündete er und verschwand. Parker richtete die Düse auf die übrigen »Teufel« und verhalf ihnen zu schaumiger Überraschung. Leider reichte der Inhalt des Löschers nicht für alle. Die beiden letzten »Teufel« hatten nur wenige Spritzer abbekommen und waren in ihrem Tatendrang nur oberflächlich gehemmt. »Da bin ich wieder, Mister Parker«, verkündete der Journalist. Er hatte sich in der Küche eine Bratpfanne ausgeliehen und schwang sie unternehmungslustig. Einer der »Teufel« kam ihm zu nahe und mußte einsehen, daß Bill Mason die besseren Argumente hatte. Er stöhnte laut, befühlte kurz eine rapid wachsende Beule und legte sich schlafen. Josuah Parker hob in der Zwischenzeit den UniversalRegenschirm an und zielte kurz. Von Preßluft getrieben, zischte ein kleiner, buntgefiederter Pfeil aus der Spitze des Regendachs und bohrte sich liebevoll in einen »teuflischen« Oberschenkel. Derartige Waffen schienen in der »Hölle« unbekannt oder zumindest nicht sehr beliebt zu sein. Der Getroffene warf seinen Elektro-Schlagstock hinter sich, griff mit beiden Händen nach dem Pfeil und traute sich doch nicht, ihn herauszuziehen. Er starrte gequält auf den Butler und schluchzte. Die Tränen rannen unter der Teufelsmaske hervor und machten den furchterregenden Eindruck zunichte, den die Fratze ansonsten auf schlichte Gemüter ausübte. Josuah Parker legte den Schirm beiseite und griff in die Innentaschen seines Covercoats. Er brachte eine große Rolle Industrieklebeband zum Vorschein, mit dem er die Satansanbeter auf höchst irdische Weise zu fesseln gedachte. * Das Lyzeum lag südlich von London und galt als sehr exklusiv. Um hier aufgenommen zu werden, mußten die Eltern der Schülerinnen nicht nur in der Lage sein, das horrende Schulgeld zu bezahlen, sondern außerdem über einen angesehenen Namen und gute Beziehungen verfügen. Es war am frühen Vormittag, als Parkers hochbeiniges Monst54
rum an dem ausgedehnten Schulgelände vorbeirollte und in einem Wäldchen verschwand. Dem ehemaligen Londoner Taxi folgte ein kleiner Lieferwagen, an dessen Steuer der ehemalige Eigentumsumverteiler Horace Pickett saß. Diesem Lieferwagen wiederum fuhr der Granada des Journalisten Bill Mason hinterher, der Neues von einer gewissen Sekte aufzunehmen gedachte. »Eine Bekannte von mir hat diese Schule besucht«, bemerkte Lady Agatha, die im Fond des hochbeinigen Monstrums saß. »Ich kann nicht behaupten, daß ihr das gut bekommen ist. Sie strotzt von Vornehmheit und zitiert bei jeder Gelegenheit ihre ehemaligen Lehrerinnen.« »Sie waren nicht hier, Mylady?« fragte Mike Rander lächelnd vom Beifahrersitz herüber. »Wo denken Sie hin, mein lieber Junge, ich hatte zum Glück sehr vernünftige Eltern.« Die ältere Dame schüttelte sich bei dieser Zumutung noch nachträglich. »Na, dann wird es ja eine wahre Freude für Sie sein, wenn unsere kleine Inszenierung über die Bühne geht«, vermutete Kathy Porter, die neben der Detektivin saß. »Und ob, Kindchen!« Agatha Simpson strahlte förmlich bei dem Gedanken daran. »Vor allem freue ich mich auf die Gesichter der Lehrkräfte, die sind mit Sicherheit noch genauso blasiert wie damals.« »Also Mylady, wenn das Ihre Cousine hören würde!« Mike Rander schnalzte gespielt mit der Zunge. »Deren Enkelinnen sind doch auch hier, oder?« »Ach ja, die armen Mädchen.« Lady Agatha seufzte tief. »Die Mutter wollte die Mädchen ja eigentlich auf eine moderne Schule schicken, aber meine Cousine hat sich wieder mal durchgesetzt. Die Mädchen tun mir aufrichtig leid.« »Na, dann werden sie wenigstens heute morgen mal was erleben, vorausgesetzt, sie sind auf dem Sportplatz«, meinte Mike Rander und lachte leise. »Die lieben Kleinen haben mir sogar den Plan des Schulgeländes besorgt«, freute sich die ältere Dame. »Was haben Sie denn gesagt, wozu Sie den brauchen?« wollte Kathy Porter wissen. »Für einen kleinen Scherz. Ich habe ihnen eine nette Überraschung versprochen, und sie freuen sich schon sehr darauf.« 55
»Werden die Kleinen Sie nicht verraten, Mylady?« sorgte sich der Anwalt. »Aber nicht doch, mein Junge, sie lieben ihre Tante Agatha über alles und sind im übrigen für jede Abwechslung dankbar. Sie ahnen ja nicht, wie langweilig und hoffnungslos so eine Anstalt für junge Mädchen sein kann.« »Wie alt sind denn die lieben Kleinen, Mylady?« erkundigte sich Kathy Porter. »Fünfzehn und sechzehn, Kindchen. Und sie müssen noch fünf beziehungsweise vier weitere Jahre auf dieser gräßlichen Schule aushalten.« »Man befindet sich am Einsatzort, Mylady«, meldete in diesem Augenblick der Butler von vorn. Parker hatte das hochbeinige Monstrum auf eine Waldlichtung gelenkt und dort gewendet. Einen Moment später schoben sich der kleine Lieferwagen mit Horace Pickett am Steuer und der Granada des Journalisten neben das ehemalige Londoner Taxi. »Sehr schön.« Lady Agatha reckte sich und stieß die Fondtür auf. Parker stand schon daneben und half seiner Herrin ins Freie. »Wo ist der Sportplatz, Mister Parker?« wollte die Detektivin wissen und sah sich suchend um. »Das Sportgelände beginnt wenige Meter hinter jenen Bäumen dort, Mylady«, informierte Parker sie und deutete auf eine Baumgruppe jenseits der Lichtung. Lady Agatha machte einen unternehmungslustigen Eindruck. Sie ging um den Lieferwagen herum, öffnete die Flügeltüren und spähte in den dunklen Laderaum. »Ihr Einsatz, meine Herren«, verkündete sie munter und sah zu, wie die »Teufel« von Horace Pickett und drei seiner »Neffen« einschließlich des hageren Mannes namens Tom Sanderson ausgeladen wurden. Auch der Mann mit den Designer-Jeans und der teuren Nappajacke wurde auf die Lichtung gestellt. Er blinzelte in das helle Licht, das durch die umstehenden Bäume fiel, und wandte sich dann wütend an den Butler. »Was soll das alles, Mann? Dafür werden Sie teuer bezahlen. Das ist ‘ne lupenreine Entführung, was meinen Sie, wieviel Jahre Knast Sie dafür kriegen?« »Halten Sie gefälligst den Mund, Sie Lümmel!« fuhr die ältere Dame ihn an. Der Anführer des Schlägertrupps zuckte zusammen 56
und preßte die Lippen aufeinander. Die resolute Dame vor ihm machte nicht gerade den Eindruck, als wäre mit ihr gut Kirschen essen. * »Wenn Sie freundlicherweise eine Geruchsprobe nehmen würden?« bat Josuah Parker und hielt dem Anführer des Schlägertrupps eine kleine Sprühdose entgegen. Er hatte den Mann etwas abseits geführt, um die anderen Herren nicht zu warnen. »Was soll denn das?« wehrte der Mann mit der teuren Lederjacke und wich vorsichtshalber zurück. Parker hatte mit dieser Reaktion gerechnet. Er nickte seinem Gegenüber freundlich zu und drückte auf den Sprühknopf. Ein feiner, kaum sichtbarer Nebel trat aus der Düse und steuerte zielstrebig auf das Gesicht des Oberschlägers zu. Der Nebel legte sich auf die Schleimhäute des Mannes und entfaltete sofort seine segensreiche Wirkung. Der eben noch so mürrische und abweisende Mann wurde mit einem Mal locker und zugänglich. Seine Lippen verzogen sich zu einem freundlichen Lächeln, und sein Körper entspannte sich. Er wippte auf den Fußballen und summte einen bekannten Schlager vor sich hin. »Darf man sich nach Ihrem werten Befinden erkundigen, Sir?« bat Parker um Auskunft. »Ich fühl mich sauwohl, Mann, ich könnte Bäume ausreißen«, wurde der Butler, umgehend informiert. Der lächelnde Oberschläger, dessen Name Fred Collins war, wie Parker seinen Papieren entnehmen konnte, improvisierte auf dem weichen, moosbewachsenen Boden einige Tanzschritte und schnippte dazu mit den Fingern. »Wenn Sie hier freundlicherweise auf meine bescheidene Wenigkeit warten würden?« bat Parker, während er bereits wieder zur Lichtung strebte. »Aber klar doch, alter Knabe, nichts, was ich lieber täte«, versprach Collins und probierte eine neue Melodie. »Meine Güte, Parker, das ist ja ein wahres Teufelszeug«, staunte Mike Rander, während er die Schlägertruppe beobachtete, die ausgelassen fröhlich über die Lichtung tollte und immer wieder in 57
schallendes Gelächter ausbrach. »Zum Glück habe ich Sie nicht zum Gegner«, lächelte Horace Pickett, der mit seinen »Neffen« auf den Fortgang der Ereignisse wartete. »Wenn man die Herren bitten darf?« Parker bahnte sich einen Weg zwischen den Bäumen hindurch und stand wenige Augenblicke später vor einem Stacheldrahtzaun, der einen massiven Eindruck machte und das Schulgelände gegen den Wald hin abgrenzte. Auf dieses Hindernis war der Butler selbstverständlich vorbereitet. Er zog einen Seitenschneider aus einer der zahlreichen Innentaschen seines Covercoats und kappte den Draht. In Gedanken notierte er sich die Sachbeschädigung und nahm sich vor, sofort nach Rückkehr in das altehrwürdige Fachwerkhaus in Shepherd’s Market einen entsprechenden Scheck auszustellen und an die Schule zu schicken. Hinter dem Zaun erstreckte sich eine gepflegte Rasenfläche. Auf der gegenüberliegenden Seite konnte man mehrere große Gebäude erkennen. Etwa in der Mitte zwischen Waldrand und Gebäuden waren Sportanlagen zu sehen, auf denen gerade diverse Wettkämpfe ausgetragen wurden. Von Zeit zu Zeit, wenn der Wind drehte und in Richtung Wald wehte, waren das Geschrei und die Anfeuerungsrufe der Akteure zu hören. Lady Agatha walzte einige Büsche nieder und trat neben den Butler. »Na bitte, alles so, wie auf dem Plan angegeben«, stellte sie zufrieden fest und wandte sich der kleinen Karawane zu, die hinter ihr aus dem Wald trat. Sie krümmte den Zeigefinger und winkte dem Anführer der »Teuflischen«. »Ziehen Sie sich aus, Sie Lümmel, ich will sehen, was Sie zu bieten haben«, herrschte sie ihn an. »Ich hoffe, ich werde nicht enttäuscht.« »Ich mache regelmäßig Bodybuilding, ich bin topfit«, grinste der Oberschläger und begann, sich zu entkleiden. »Die anderen auch«, sagte die Detektivin und sah interessiert zu, wie sich die jungen Männer entblätterten. »Drehen Sie sich, um, Kindchen, der Anblick ist nichts für zarte Gemüter«, bat sie Miß Porter fürsorglich. »Keine Angst, Mylady, ich habe schon einen nackten Mann gesehen.« Kathy lachte unterdrückt. 58
»Wirklich, Kindchen?«, staunte die Detektivin und musterte ihre Gesellschafterin und Sekretärin stirnrunzelnd. »Das genügt, meine Herren«, ertönte hinter ihrem Rücken Parkers Stimme. Kathy Porter kicherte und preßte sich die Faust gegen den Mund. Mike Rander zog es vor, sich einige Schritte zurückzuziehen und unbeobachtet einem Heiterkeitsausbruch hinzugeben. Horace Pickett und seine Neffen drehten sich um und waren plötzlich sehr an der Schönheit des hinter ihnen liegenden Wäldchens interessiert. »Besonders aufregend ist das ja nicht«, stellte die ältere Dame fest und musterte fachkundig den Oberkörper eines jungen Schlägers. Sie stach ihm den gestreckten Zeigefinger in den Solarplexus und registrierte zufrieden sein erschrockenes Japsen. »Sie müssen mehr für Ihre Bauchmuskulatur tun, junger Freund«, stellte sie fest und drohte ihm mit dem Zeigefinger. Lady Agatha schüttelte vorwurfsvoll den Kopf und setzte ihre Inspektion fort. * Die Lehrerin im grauen Trainingsanzug, die den Weitsprung überwachte, sah zufällig zum Waldrand hinüber und erstarrte. Sie fühlte eine Ohnmacht nahen und suchte eine Sitzgelegenheit. Mit letzter Kraft erreichte sie einen bunten Klappstuhl und ließ sich nieder. Die Schülerinnen waren in Ekstase geraten, schrien wild durcheinander und schlugen sich gegenseitig auf die Schultern. Eine jüngere Lehrerin, die weiter hinten den Staffellauf überwachte, kam herüber und baute sich neben ihrer älteren Kollegin auf. Kurz darauf gesellten sich zwei weitere Lehrkräfte hinzu. Sie spähten angespannt den näherkommenden Gestalten entgegen. »Die… die haben ja kaum was an«, japste die ältliche Dame. »Also, der Knabe ganz vorn ist nicht unflott gebaut«, stellte die Staffellauf-Überwacherin sachkundig fest. »Der Junge dahinter sieht auch recht flockig aus«, bemerkte die Kollegin rechts von ihr. »Ich muß doch sehr bitten!« Die ältliche Dame drehte sich empört um. 59
»Was tragen die Jungs denn für entsetzliche Masken?« wunderte sich eine Lehrerin. »Sieht so aus, als wenn sie sich als Teufel verkleidet hätten«, bemerkte die Kollegin, die sich bis vor wenigen Minuten mit dem Hundert-Meter-Lauf beschäftigt hatte. Dann waren sie heran, tanzten ausgelassen um die Mädchen herum und stießen mit ihren Gabeln nach ihnen, die allerdings aus Weichplastik waren. Josuah Parker hatte Verletzungen vermeiden wollen und »seine Teufel« deshalb mit diesen Kinderspielzeugen ausgerüstet, die er am frühen Morgen in einem bekannten City-Kaufhaus erstanden hatte. »Wer seid ihr denn?« erkundigte sich eine kesse Blondine und stellte ihre beeindruckende Figur dem Oberteufel in den Weg. »Wir kommen direkt aus der Hölle«, informierte sie der Mann namens Fred Collins. »Wie wär’s mit ‘nen Tänzchen, bevor ich dich ins Fegefeuer entführe, Süße?« * »Also wirklich, zu meiner Zeit hätten wir es nicht gewagt, uns so schamlos zu benehmen«, mokierte sich Agatha Simpson und preßte das Fernglas, das Parker in weiser Voraussicht mitgebracht hatte, fest gegen ihre Augen. »Ich nehme Ihnen gern das Glas ab, dann brauchen Sie sich nicht länger dieses unsittliche Treiben anzusehen«, schlug Kathy Porter vor und streckte ihre Hand aus. »Unsinn, Kindchen, wie soll ich mich denn empören, wenn ich nichts sehe?« wehrte die ältere Dame ab und stieß einen Schrei aus. »Was ist denn, Mylady?« erkundigte sich Kathy Porter besorgt und zwinkerte dem Anwalt, der neben ihr stand, lächelnd zu. Der Reporter hatte ein Stativ im Boden verankert und darauf eine Kamera mit armlangem Teleobjektiv montiert. Der Motorwinder summte leise vor sich hin und zog ein Bild nach dem anderen am Objektiv vorbei. »Junge, Junge, das gibt ‘n pikantes Filmchen«, freute sich Bill Mason und schnalzte genießerisch mit der Zunge. »Das reinste Sodom und Gomorrha«, urteilte die Detektivin mit 60
strenger Stimme. »Es ist nicht zu fassen.« »Was war denn eben, Mylady?« wiederholte Kathy Porter ihre Frage. »Das kann ich unmöglich sagen, Kindchen, ich bin bei diesem Anblick schamrot angelaufen«, wehrte die ältere Dame ab. »Da, schon wieder!« Sie schnaufte empört. »Aber das ist ja Maureen!« entrüstete sie sich anschließend und setzte den Feldstecher ab. »Was ist denn nun? Sagen Sie schon!« drängte Kathy. »Sie hat einen der Teufel in den… na Sie wissen schon… gekniffen«, murmelte sie und wandte sich verschämt ab. »In den Allerwertesten, meinen Sie?« präzisierte Mike Rander genüßlich. »Genau, mein Junge, dabei ist das Kind erst sechzehn.« Lady Agatha riß das Fernglas erneut an die Augen und spähte hindurch. »Ein Glück, sie hat von ihm abgelassen«, atmete sie erleichtert auf und gab das Fernglas an Josuah Parker zurück, der stocksteif und hochaufgerichtet hinter ihr gestanden hatte. »Darf ich auch mal, Mister Parker?« bat Kathy Porter und streckte die Hand nach dem Glas aus. »Sehr gern, Miß Porter.« Der Butler reichte ihr den gewünschten Gegenstand und nickte freundlich. »Junge, die gehen aber ran«, stellte sie einen Moment später fest und kicherte amüsiert. »Wer? Wie? Was?« machte sich Mylady bemerkbar und sah ihre Gesellschafterin drängend an. »Wer macht was, Kindchen? Sagen Sie es mir. Womöglich muß ich eingreifen, um das Schlimmste zu verhindern.« »Ihr Mittel scheint ja echt aufzuputschen, Mister Parker«, stellte Kathy Porter fest und kicherte erneut. »Diese >Teufel< sind jedenfalls ganz schön in Form.« »Einfach empörend das Ganze!« Lady Agatha rang die Hände. »Da hinten kommt die Polizei.« »Man war so frei, einen entsprechenden Hinweis Myladys in die Tat umzusetzen, Mylady«, bekannte der Butler. * »Das kann ich nicht glauben«, sagte der Streifenführer und 61
starrte auf das Bild, das sich seinen Augen bot. »Ich muß träumen«, stimmte sein Stellvertreter zu und säuberte vorsichtshalber die Brille. Inzwischen hatten die Mädchen einen Kreis gebildet, im dem die aufgedrehten »Teufel« ausgelassen tanzten. »Meine Herren, ich flehe Sie an, greifen Sie doch endlich ein!« beschwor die entsetzte Pädagogin die Polizisten und deutete aufgeregt in Richtung des neckischen Ringelreihens. »Tja, dann wollen wir mal«, machte der Streifenführer sich und seinen Männern Mut und stürzte sich unerschrocken ins Getümmel. * »Man heißt Sie herzlich willkommen, Sir«, grüßte Josuah Parker den Besucher, der an der Haustür klingelte. »Danke. Mylady ist wohl da, wie?« fragte Superintendent McWarden. »Den Tee pflegt Mylady nicht zu versäumen«, antwortete der Butler und öffnete die Tür zum kleinen Salon. »Für Mylady ist die Teezeit eine heilige britische Tradition, die es zu bewahren gilt.« »Mein lieber McWarden«, rief die ältere Dame ihm aufgekratzt entgegen. »Gerade eben sprachen wir von Ihnen, ist das nicht ein Zufall? Ich fragte Mister Parker, wann Sie das letzte Mal hier waren, das muß ja schon eine Ewigkeit her sein.« »Zwei Wochen, um genau zu sein, Mylady«, gab McWarden zurück und ließ sich in einen Sessel der Hausherrin gegenüber fallen. McWarden, fünfundfünfzig und kompakt gebaut, ähnelte mit den leicht vorstehenden Basedowaugen stets einer leicht gereizten Bulldogge. Er galt als einer der fähigsten Kriminalisten im Yard und leitete ein Sonderdezernat zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens. In dieser Eigenschaft unterstand er direkt dem Innenministerium. McWarden zählte sich zu den Freunden des Hauses und kam immer wieder gern, wenn er in seinen Fällen mit konventionellen Mitteln nicht weiter kam. Er schätzte die ungenierte Art und Weise, mit der die ältere Dame vorging, vor allem aber den Ideenund Trickreichtum des Butlers. Dafür nahm er gern die Stichelei62
en in Kauf, mit denen ihn die Hausherrin bedachte. Josuah Parker schenkte dem Gast Kaffee ein. »Kaffee ist gar nicht gut für die Nerven«, behauptete die Hausherrin und wiegte den Kopf. »Nehmen Sie nicht zuviel davon, mein lieber McWarden, Mister Parker verdünnt ihn gern mit etwas Wasser, wenn er zu stark sein sollte.« »Vielen Dank, er ist genau richtig, Mylady«, wehrte der ChiefSuperintendent ab, der Agatha Simpsons ausgeprägte Sparsamkeit nur zu gut kannte. »Die Medizin, Mylady«, meldete Parker und servierte seiner Herrin ein seltsam geformtes kleines Glas. Lady Agatha betrachtete die braune Flüssigkeit mißtrauisch und roch daran. »Guter Gott, Mister Parker, was ist denn das? Wollen Sie mich vergiften?« »Keinesfalls und mitnichten, Mylady. Es handelt sich hierbei um einen hochwirksamen, sogenannten Kräuterlikör, der aus Germany importiert wurde. Der Händler schwor, daß er den Magen beruhigt.« Sie wog das Glas unentschlossen in der Hand. Dann entschied sie sich. »Eine Lady Simpson kennt keine Furcht«, kommentierte sie und trank den Inhalt des Glases, Agatha Simpson lehnte sich zurück und spürte deutlich eine angenehme Leichtigkeit. »Sie sind rein zufällig hier, mein lieber McWarden?« »Nicht ganz, Mylady.« McWarden schob seinen Teller zurück und musterte die Detektivin ausdruckslos. »Wo waren Sie heute morgen, wenn man fragen darf?« erkundigte er sich. »Mister Parker, können Sie sich daran erinnern?« gab sie die Frage vorsichtshalber an den Butler weiter. Josuah Parker hatte beim Eintreten des Chief-Superintendenten bemerkt, daß eine zusammengerollte Zeitung in seinem Jackett steckte und ging davon aus, daß es sich um das Extrablatt einer Londoner Zeitung handelte. Außerdem kannte er den stets erstklassigen Informationsstand des Yard-Mannes und erinnerte sich daher sofort. »Mylady hielt sich am Vormittag außerhalb von London auf, um eine Privatschule für Mädchen zu besichtigen«, erläuterte er gemessen. »Aha, will sie wieder zur Schule gehen?« wurde McWarden ironisch. »Es handelt sich um entfernte Verwandte, Sir, für die sie ein 63
entsprechendes Institut sucht«, gab Parker höflich zurück. »Leider wird diese Schule nicht in Frage kommen, Mylady ist der Ansicht, daß man dort die Aufsichtspflicht den Schutzbefohlenen gegenüber vernachlässigt.« »Wirklich?« staunte die Hausherrin und musterte Parker stirnrunzelnd. »Ich meine natürlich, genauso war es, mein lieber McWarden, was ich dort gesehen und erlebt habe, also nein!« Sie stöhnte und richtete den Blick zur Decke. Der Chief-Superintendent griff in seine Innentasche und brachte das von Parker vermutete Extrablatt zum Vorschein. Er schlug es auf und schob es der Hausherrin über den Tisch. »Es muß toll hergegangen sein«, freute er sich, »und Mylady waren mal wieder mitten drin.« »Mylady geriet rein zufällig in jenen Vorfall, Sir«, nahm Parker seine Herrin in Schutz. »Mylady versuchte sogar, einige Polizeibeamte aus peinlicher Situation zu retten.« »Die armen Kerle waren mit den Nerven fertig«, teilte McWarden mit. »Sie zitterten noch Stunden danach wie Espenlaub und erhielten Beruhigungsspritzen.« »Warum denn?«, wunderte sich die Hausherrin. »So schlimm war es nun auch wieder nicht.« »Immerhin hatte man sie fast ausgezogen, und sowas passiert auf einer vornehmen Privatschule, nicht zu glauben!« »Sie sollten mit Ihren Leuten mehr Sport treiben, mein lieber McWarben«, tadelte die Detektivin. »Ich werde Ihre Anregung an den zuständigen Kollegen weitergeben. Aber viel mehr interessieren mich die sogenannten Teufel, die festgenommen wurden.« »Junge Männer, die sich einen dummen Streich erlaubt haben«, winkte die Hausherrin ab. »Absolut uninteressant, wenn Sie mich fragen.« »Sie waren mit einer unseren Ärzten unbekannten Droge behandelt worden«, fuhr der Chief-Superintendent fort und sah Parker forschend an. »Diese unbekannte Droge muß den euphorischen Schub bewirkt haben, den die Ärzte bei den Burschen feststellten.« »Die Wirkung dürfte sich wohl umgehend verflüchtigen«, vermutete Parker. »Sie kennen nicht zufällig die Formel diese Mittels, Mister Parker?« fragte McWarden. »Unsere Mediziner würden sich sehr da64
für interessieren.« »Sollte sie meiner bescheidenen Wenigkeit zufällig zu Ohren kommen, wird man sie Ihnen umgehend zur Kenntnis bringen, Sir«, versprach der Butler gemessen. »Was diese Teufel betrifft, Sie hatten nicht zufällig in letzter Zeit Kontakt mit äh… na ja, mit Teufelsanbetern?« »Wie bitte?« Lady Agatha beugte sich vor. »Ich habe mich sicher verhört, oder?« »Bitte, Mylady, mir ist nicht nach Scherzen zumute, außerdem habe ich auch die Sendung gesehen, in der Mister Parker seinen Kommentar dazu gab«, erwiderte McWarden. »Was sage ich dazu, Mister Parker?« erkundigte sich die Hausherrin. »Möglicherweise kam ein solcher Kontakt tatsächlich zustande«, formulierte Parker sehr vorsichtig. »Man müßte noch mal intensiv in sich horchen, um die Erinnerung zu fördern.« »Tun Sie das, Mister Parker, die Sache brennt mir nämlich auf den Nägeln. Es gibt anscheinend eine neue, mächtige Satanssekte, und die geht über Leichen, kann ich Ihnen sagen. Vier Tote haben wir bisher, und allesamt aus den sogenannten besseren Kreisen. Alle vier haben ihr Vermögen kurz vor dem Tod einer obskuren Kultgesellschaft überschrieben, und wir befürchten, daß noch mehr auf uns zukommt.« »Dürfte man nähere Einzelheiten hören?« bat Parker und nickte McWarden gemessen zu. * Lady Elizabeth Farrington hatte sich telefonisch bei Lady Agatha nach dem Stand der Dinge erkundigt und bei dieser Gelegenheit ihre Cousine zum Dinner eingeladen. Die Detektivin hatte angenommen, wenn auch unter gewissem Vorbehalt, wie sie Josuah Parker auf der Fahrt zum Familiensitz der Farringtons anvertraute. »Hoffentlich gibt es dort etwas Anständiges auf den Tisch«, sorgte sie sich, während sie es sich im Fond des ehemaligen Londoner Taxis bequem machte. »Elizabeth ist schrecklich geizig, die läßt ihre Köchin nur billige Sonderangebote einkaufen, können Sie sich das vorstellen, Mister Parker?« 65
Der Butler verzog bei dieser Information keine Miene. Er versagte es sich auch, Myladys eigene Vorliebe für Sonder- und Eröffnungsangebote zu erwähnen, der sie sich seit geraumer Zeit mit wahrer Hingabe widmete. »Sie wird doch wohl daran denken, daß ich strenge Diät halte?« fügte die ältere Dame hinzu und runzelte besorgt die Stirn. »Nicht, daß dieses Dinner meine Gesundheit gefährdet.« »Das dürfte kaum zu erwarten sein, Mylady«, tröstete Parker sie. »Ein einziges, nicht diätgerechtes Mahl dürfte keinen bleibenden Schaden anrichten.« »Hoffentlich, Mister Parker, hoffentlich.« Die Detektivin war nicht so ganz überzeugt. »Wissen Sie, billige Sachen taugen nichts, da fehlen häufig die Spurenelemente und Vitamine«, erläuterte sie sachkundig und nickte heftig. »Lady Elizabeth dürfte sich keineswegs die Blöße geben, Mylady ein Menü aus der Dose zu servieren«, vermutete Parker. »Sie kennen diese Frau nicht, Mister Parker. Schon um einen Penny zu sparen, würde sie weit fahren, um dort zu kaufen, wo es billiger ist.« Lady Agatha seufzte. »Nun ja, ich werde mich damit abfinden müssen, und dieses eine Mal wird mir wohl nicht schaden. Nur gut, daß ich nicht so bin, ich finde Geiz gräßlich.« Eine halbe Stunde später war das Ziel erreicht. Lady Farringtons Anwesen lag wenige Meilen nördlich von London in einem parkähnlichen Gelände. Die Besitzerin selbst empfing die Ankommenden an der großen Freitreppe. »Wie schön, daß du da bist, meine Liebe«, begrüßte Elizabeth Farrington ihre Cousine und umarmte sie flüchtig. Parker schenkte sie ein distanziertes Kopfnicken und bat dann ins Innere des Hauses. »Oh, hallo, Tante Agatha«, grüßte eine junge Frau um die Dreißig und winkte der Detektivin munter zu. Neben ihr saß ein hagerer Mann gleichen Alters, der düster in die Gegend starrte. Die junge Frau deutete mit dem Kinn in seine Richtung und stellte ihn oberflächlich vor. »Cecil Maiden, ein Freund des Hauses.« Lady Elizabeth korrigierte sofort. »Ein Freund von dir, meinst du wohl, meine Liebe«, bemerkte sie mit spitzer Stimme und warf dem jungen Mann einen mißbilligenden Blick zu. »Du hast ja noch einen richtigen Butler«, staunte Lady Jane, die junge Frau, und musterte Josuah Parker neugierig. »Sowas kann ich mir nicht leisten, das Personal ist zu teuer 66
heutzutage«, ließ sich die Hausherrin säuerlich vernehmen. »Bei mir serviert eine Küchenhilfe, das genügt völlig, finde ich. Dein Butler kann sich in die Küche setzen und etwas Tee und Suppe geben lassen, Agatha.« »Mister Parker bleibt hier, ich brauche ihn«, informierte die Detektivin unverzüglich ihre Cousine. »Wie du willst«, reagierte die Hausherrin pikiert und betätigte eine Klingel. Wenige Augenblicke später rollte eine ältere Frau den Servierwagen herein, auf dem diverse Schüsseln standen. »Wenn Sie gestatten, wird man Ihnen behilflich sein«, wandte sich Parker an die Frau und übernahm den Servierwagen. Einen Moment später stand er neben Lady Elizabeth und legte ihr formvollendet vor. »Es geht doch nichts über einen gutdressierten Lakaien«, ließ sich Lady Janes Begleiter vernehmen und grinste hämisch. »Ich muß doch sehr bitten, Cecil«, wies die Hausherrin ihn zurecht und errötete leicht. »Sie scheinen sich nach einer Ohrfeige zu sehnen junger Mann«, vermutete Lady Agatha, die Cecil Maiden gegenübersaß und warf ihm einen scharfen Blick zu. »Aber Agatha!« Lady Elizabeth gefiel der Verlauf der Tischkonversation ganz und gar nicht. Sie blickte hilflos umher und wußte nicht so recht, was sie von allem halten sollte. »Cecil meint es nicht so«, beschwichtigte die junge Frau und legte dem jungen Mann eine Hand auf den Unterarm. »Er liebt es halt, andere zu schockieren.« »Ich meine es genau so, wie ich es gesagt habe«, brummte Cecil und wischte ihre Hand beiseite. Josuah Parker verzichtete darauf, den jungen Mann zurechtzuweisen. Als Butler überhörte er die Anzüglichkeiten diskret und legte auch diesem Gast formvollendet und würdevoll vor. Dann trat er zurück und nahm hinter seiner Herrin Aufstellung. Während die Herrschaften speisten, hatte Parker Gelegenheit, die Anwesenden einer genaueren Betrachtung zu unterziehen, was er mit der gebotenen Zurückhaltung besorgte. Lady Jane war eine junge Frau, die man nach heute gültigen Maßstäben durchaus als attraktiv bezeichnen konnte. Sie hatte ein ebenmäßig geschnittenes Gesicht, schulterlange, pechschwarze Haare und eine schlanke Figur. Allerdings schien sie mit der Kunst des Schminkens nicht so recht vertraut. Sie 67
favorisierte die Farbe Schwarz und hatte reichlich aufgetragen. Ihre Lippen stachen wie ein dicker Balken in ihrem Gesicht ab. Die Augen waren ebenfalls umrandet und schienen aus tiefen Höhlen zu blicken. Auch ihr Begleiter hatte sich geschminkt. Lippen und Augenpartie Waren in gleicher Weise wie bei Lady Jane behandelt worden. Zusätzlich hatte er sich mit einem Kohlestift schwarze Streifen an die Schläfen gemalt. Seine Haare trug er streichholzkurz. Parker registrierte, daß beide tätowierte Unterarme hatten, wie man beim Essen mühelos sehen konnte, wenn sich die Ärmel verschoben. Auch schienen sie den gleichen Geschmack zu haben, was Schmuck betraf. Kurz, völlige Übereinstimmung schien vorzuherrschen. »Ich habe übrigens meinen Wagen verschenkt«, teilte Lady Jane im Verlauf der Konversation ihrer Tante wie beiläufig mit. »Und warum? Er war doch sehr teuer!« wunderte sich Lady Elizabeth und sah von ihrem Teller auf. »Ein lächerliches und überflüssiges Statussymbol«, ließ sich Cecil Maiden vernehmen. »Aber trotzdem, hättest du ihn nicht verkaufen können, wenn du ihn schon nicht mehr haben wolltest?« gab Lady Elizabeth etwas verwirrt zurück. »Was ist schon Geld, Tantchen, es gibt Wichtigeres«, winkte Lady Jane ab. »Ich bin froh, daß ich die Protzkiste los bin. Ich habe mir dafür einen Mini zugelegt, der tut’s auch.« »Was hattest du denn für einen Wagen?« mischte sich Lady Agatha ein. »Einen Jaguar«, gab die junge Frau bereitwillig Auskunft. »Der dreißigtausend Pfund gekostet hat und noch kein Jahr alt ist«, ärgerte sich Lady Elizabeth und warf ihrer Nichte einen eisigen Blick zu. »Sie denken immer nur ans Geld, das ist einfach widerlich«, leistete sich Cecil Maiden einen Kommentar dazu und grinste. »Solange Sie sich in meinem Haus befinden, sollten Sie Ihre Zunge im Zaum halten«, wies Lady Elizabeth ihn scharf zurecht. »Ich lasse mich nicht in meinen eigenen vier Wänden beleidigen. Ist das klar?« »Wir gehen ohnehin gleich«, bemerkte Lady Jane und sah ihre Tante vorwurfsvoll an. »Du brauchst Cecil also nicht mehr lange zu ertragen. Möchte nur mal wissen, warum du ihn nicht leiden 68
kannst.« »Da könnte ich dir eine lange Liste zusammenstellen, mein Kind«, gab die Hausherrin sauer zurück. »Wenn Mylady gestatten, wird sich meine bescheidene Wenigkeit für ein paar Minuten zurückziehen«, wandte sich Josuah Parker an seine Herrin, während die Küchenhilfe dabei war, den Tisch abzuräumen. »Wollen Sie in die Küche, um sich an den Resten gütlich zu tun?« erkundigte sich Cecil Maiden spöttisch. »Man möchte sich ein wenig die Beine vertreten, Sir«, informierte der Butler ihn gemessen. Dann fuhr der vorlaute junge Mann entsetzt zurück. Direkt vor seinen Händen, die auf dem Tisch lagen, war ein Saucenlöffel auf die Damastdecke gefallen und hatte seine Fingerspitzen noch berührt. Lady Agatha hatte sich dieses Instrument vom Servierwagen geangelt und als Schlagwaffe eingesetzt. »Sagte ich nicht, Sie sollen sich nicht mit mir anlegen?« erkundigte sie sich grollend. »Ich… äh… wieso… ich habe doch gar nichts zu Ihnen gesagt, oder?« Cecil Maiden blickte die energische Dame an und schüttelte den Kopf. »Sie haben Mister Parker beleidigt und damit mich gemeint, das habe ich wohl verstanden«, machte Agatha Simpson ihren Standpunkt deutlich. »Und ich sagte Ihnen bereits, daß Sie gern eine Ohrfeige haben können, nicht wahr?« »Äh, ja, ich meine…« »Also, möchten Sie geohrfeigt werden?« wollte die Detektivin wissen und betrachtete prüfend ihre Handfläche. »Nein, das ist eine Mißverständnis, bitte entschuldigen Sie«, stammelte der junge Mann und lief dabei rot an. Er musterte die ihm gegenüber sitzende ältere Dame wütend und preßte die Lippen zusammen. * Elizabeth Farrington hatte ihre Gäste verabschiedet und ihrer Cousine nachgewinkt, während das ehemalige Londoner Taxi den schmalen Kiesweg zum Haupttor des Anwesens hinabrollte. Kurz 69
zuvor waren Lady Jane und Cecil Maiden aufgebrochen und hatten mit dem Mini der jungen Frau das Grundstück verlassen. »Geben Sie Gas, Mister Parker«, forderte Lady Agatha aus dem Fond, »sonst bekommen wir nie den Anschluß an die jungen Leute.« »Man möchte vermeiden, daß die Herrschaften die Verfolgung bemerken, Mylady«, gab Parker gemessen zurück. »Papperlapapp, Mister Parker, wenn Sie vorsichtig sind, merken die Leute auch nichts.« »Man hat Vorsorge getroffen, die jungen Herrschaften nicht zu verlieren«, versicherte der Butler und legte einen der zahlreichen Hebel auf dem Armaturenbrett um. Sofort glomm eine grüne Kontrolleuchte auf, und aus den Lautsprechern drang in regelmäßigen Abständen ein Piep-Geräusch. »Was ist das, Mister Parker?« erkundigte sich die Detektivin und beugte sich vor, um über die vordere Sitzbank auf das Armaturenbrett zu sehen. »Man hat sich erlaubt, den vorausfahrenden Wagen mit einem sogenannten Peilsender zu versehen, Mylady«, erläuterte der Butler. »Mittels dieses Senders wird es Mylady möglich sein, Lady Jane und Mister Maiden ohne Furcht vor möglicher Entdeckung verfolgen zu können.« »Nicht unbegabt, Mister Parker«, lobte sie und lehnte sich entspannt zurück. »Habe ich nicht erst kürzlich empfohlen, eine derartige Anlage einzubauen?« überlegte sie. »In der Tat, Mylady«, stimmte Parker ungeniert zu. »Da sehen Sie mal wieder, wie schnell sich Kreativität und fortschrittliches Denken auszahlen«, stellte Agatha Simpson zufrieden fest. »Ohne meine Ideen hätten wir sie wahrscheinlich längst verloren.« »Dies wäre durchaus möglich, Mylady«, räumte Parker ein, während er einen Blick auf die optische Anzeige der Überwachungsanlage warf. Auf ihr konnte er die Richtung ablesen, in der sich der Peilsender entfernte, sowie die ungefähre Geschwindigkeit, mit der dies geschah. »Nach dem Dinner war ich mit Lady Elizabeth einige Minuten allein«, berichtete die ältere Dame. »Dabei hat sie mir interessante Dinge anvertraut.« Mylady räusperte sich laut und fuhr dann fort. »Der Leiter der Bank, bei der die Familie Konten unterhält, hat sie kürzlich aufge70
sucht und über gewisse Transaktionen Lady Janes unterrichtet, weil er sie seltsam und besorgniserregend fand«, sagte sie. »Das war natürlich nicht korrekt, aber er kennt Lady Elizabeth seit Jahrzehnten persönlich und fühlt sich ihr verpflichtet.« »Und welche Transaktionen erregten das Mißtrauen dieses Gentleman?« erkundigte sich Josuah Parker höflich. »Die junge Lady hat sämtliche Konten aufgelöst und sich das Geld in bar auszahlen lassen«, teilte die ältere Dame mit. »Der arme Mann mußte das Geld extra aus London von der Zentrale anfordern, er verfügte gar nicht über so viel in bar.« »Könnte man einen Betrag hören, Mylady?« »Es geht um eine halbe Million Pfund, Mister Parker«, entgegnete die Detektivin. »Stellen Sie sich das mal vor, soviel Geld, und das Kind schleppt alles in einem billigen Plastikkoffer weg. Und der Laffe war natürlich auch dabei.« »Mylady sprechen von Mister Cecil Maiden?« vergewisserte sich Parker. »Richtig, und ich kann Ihnen sagen, dieser junge Springinsfeld kommt mir sehr seltsam vor. Wie kann man sich als Mann nur schminken?« Lady Agatha schüttelte sich bei der Erinnerung an Cecil Maidens Aussehen und stöhnte unterdrückt. »Zum Glück«, fuhr sie fort, »ist dieses Geld nur ein geringer Teil von Lady Janes Erbe. Der größere Teil ist fest angelegt und kann ohne Zustimmung Elizabeth’s und des Testamentsvollstreckers nicht verflüssigt werden. Lady Jane erhält die Zinsen und Erträge aus diesen Anlagen in monatlichen Abschlägen überwiesen.« »Wer ist der Testamentsvollstrecker der jungen Dame?« wollte Josuah Parker wissen. »Mylady denken daran, daß sowohl dieser Gentleman als auch Lady Elizabeth in Gefahr sein könnten, wenn sich Lady Jane tatsächlich dieser Sekte verschrieben hat und diese den Wunsch haben sollte, auch die fest angelegten Vermögenswerte zu erwerben.« »Daran dachte ich auch, Mister Parker«, ließ die ältere Dame ihn mit deutlicher Verblüffung in der Stimme hören. »Trat Lady Jane möglicherweise schon mal an ihre Tante mit dem Wunsch heran, auch an diesen Teil ihres Vermögens zu gelangen?« »Nun ja, vor kurzem hat sie ihre Tante angesprochen und gemeint, sie würde sich demnächst gern mit dem Testamentsvollstrecker treffen, um darüber zu sprechen«, fiel der Detektivin ein. 71
»Sie wollte einen eigenen Finanzberater mitbringen, der diese Anlagen beurteilen soll.«, Lady Agatha machte eine kleine Pause und räusperte sich. »Und stellen Sie sich vor, der Finanzberater ist dieser seltsame Jüngling, der heute auch da war, Mister Hayden.« »Mister Cecil Maiden, Mylady«, korrigierte Parker den Namen des jungen Mannes. »Welche Qualifikationen besitzt Mister Maiden dafür, ist das bekannt?« »Angeblich hat er Wirtschaftswissenschaften studiert und kurze Zeit bei einer Unternehmensberatung gearbeitet«, sagte sie. »Demnächst will er eine eigene Firma aufmachen.« »Mylady wurde zufällig auch der Name des Testamentsvollstreckers genannt?« wiederholte Parker seine Frage, die er kurz vorher schon gestellt hatte. »Den habe ich sogar schriftlich«, gab die Detektivin stolz zurück und suchte in ihrem Handbeutel. »Elizabeth hat mir ein Schreiben von ihm mitgegeben, damit ich die Adresse habe.« Sie fischte einen Briefbogen aus dem Pompadour und las vor: »Ein Sir Robert Gladstone in London, sagt Ihnen der Name etwas, Mister Parker?« »Zufälligerweise, Mylady.« Parker hatte den Namen erst kürzlich gehört und erinnerte sich. »Mister Gladstone ist nicht ganz unumstritten, was gewisse Geldanlagen betrifft, heißt es in Börsenkreisen, Mylady. Man sagt, er habe seinen Kunden einige Anlagefonds empfohlen, die nicht eben im Ruf stehen, übermäßig seriös zu sein.« »Sie meinen, er rät seinen Kunden, ihr Geld in windige Geschäfte zu stecken, die nichts wert sind?« kam die ältere Dame auf den Punkt. »Genauso dürfte es sein, Mylady. Man munkelt auch davon, daß einige Gesellschaften, die er weiterempfiehlt, ihm selbst gehören und lediglich von Strohmännern verwaltet werden. Man darf aber darauf verweisen, daß es sich hierbei lediglich um Börsenklatsch handelt, den ein Bekannter meiner bescheidenen Person kürzlich mitzuteilen geruhte. Sir Robert ist zum augenblicklichen Zeitpunkt keinesfalls Gegenstand irgendwelcher Ermittlungsverfahren.« »Das ändert sich hiermit«, teilte die Detektivin ihm kurz und bündig mit. »Ab sofort ermittle ich. Dieser Lümmel hat Kundengelder veruntreut und dann die Sekte aufgezogen, um die Konten 72
ausgleichen zu können«, wußte sie. »Es steht ihm wahrscheinlich eine Prüfung ins Haus, und er muß zusehen, daß er die Gelder wieder hereinholt.« »Eine durchaus bestechende Theorie«, fand Parker. »Möglicherweise haben Mylady hiermit den Schlüssel zu diesem Fall entdeckt, wenn man sich diese Bemerkung gestatten darf.« »Dürfen Sie, Mister Parker.« Agatha Simpson nickte und verschränkte die Arme vor der üppigen Brust. Sie hatte den Fall bereits so gut wie gelöst und brauchte nur noch einige mehr oder weniger unbedeutende Beweise. * »Ich brauche Ihnen ja wohl nicht zu sagen, Mister Parker, daß Sie wieder mal einen Riesenfehler begangen haben«, äußerte die ältere Dame eine Stunde später. »Wenn Mylady möglicherweise etwas deutlicher werden könnten?« Parker und seine Herrin befanden sich im Londoner Süden in einer schmalen, kaum befahrenen Seitenstraße. Der Mini mit Lady Jane Farrington und Cecil Maiden hatte die Straße kurz zuvor passiert und war auf den Hof einer stillgelegten Schule eingebogen, der in einen Parkplatz umfunktioniert worden war. Parker hatte daraufhin den Block einmal umrundet und dann das ehemalige Londoner Taxi in der bewußten Seitenstraße gestoppt. »Sie verfolgen wieder mal das falsche Objekt«, monierte die Detektivin. »Ich kann hier nichts sehen, das auch nur entfernt auf den Versammlungsort von Sektenanhängern deuten könnte.« »Mylady lassen sich natürlich auf gar keinen Fall vom äußeren Anschein täuschen«, wußte Parker. »Mylady pflegen stets und grundsätzlich hinter die Kulissen zu sehen und sich nicht von einer Fassade blenden zu lassen.« »Nun ja, das ist natürlich richtig«, räumte sie zögernd ein. »Was vermute ich also, Mister Parker?« »Mylady denken daran, daß hier nur ein zentraler Sammelpunkt besteht, von dem aus der eigentliche Versammlungsort angesteuert wird«, vermutete Parker. »Mylady gehen davon aus, daß aus Gründen der Tarnung die Sektenanhänger in einer Art Sammeltransport von hier aus weitergelangen.« 73
»Wirklich«, staunte sie, um gleich darauf zögernd zu nicken. »Nun ja, so in etwa habe ich mir das vorgestellt«, behauptete sie. »Eine Lady Simpson läßt sich nicht hinters Licht führen.« »Standen auf diesem Parkplatz eigentlich noch andere Wagen?« erkundigte sich die ältere Dame. »Ich meine, ich hätte beim Vorbeifahren einige Luxuswagen gesehen, nicht wahr?« »In der Tat, Mylady. Man konnte ein gutes Dutzend kostspieliger Fahrzeuge entdecken, aber auch eine Reihe sogenannter Jedermanns-Modelle.« »Ich gehe also davon aus, daß die Benutzer dieser Fahrzeuge von hier aus zur eigentlichen Versammlung geschafft werden?« vergewisserte sie sich. »Auf welche Weise kann das geschehen, Mister Parker, ich meine, man wird sich ja wohl kaum Taxis kommen lassen, oder?« »In dem Fall könnte der Versammlungsort kaum geheim bleiben, Mylady«, erinnerte Parker Agatha Simpson an den Sinn dieser Verfahrensweise. »Man wird die Herrschaften mit einem Bus fortschaffen, zum Beispiel mit diesem dort.« Während Parker noch sprach, bog ein Reisebus in die Straße ein und verschwand auf dem Parkplatz. Er rollte an dem hochbeinigen Monstrum vorbei und es war deutlich zu sehen, daß die Seitenfenster mit Gardinen verhängt waren. Die Rückfenster waren mit schwarzer Farbe beschichtet und undurchsichtig gemacht worden. »Auf meinen Instinkt ist eben Verlaß«, triumphierte die ältere Dame. »Habe ich Ihnen nicht gleich gesagt, daß Lady Jane zu einen Treffen dieser Sekte unterwegs ist, Mister Parker?« »Mehr oder weniger, Mylady«, räumte Parker ein, der sich überhaupt nicht über die Äußerung seiner Herrin wunderte, die noch vor wenigen Minuten das Gegenteil behauptet hatte. »Jetzt bin ich mal gespannt, wo die Reise hingeht«, freute sich die Detektivin auf die kommenden Ereignisse. »Ich wette, wir landen auf einem Friedhof, wo die Teufelsanbeter ihrem Irrglauben huldigen.« Parker verzichtete auf eine Antwort. Hinter ihnen war am Ende der Straße ein dunkler Rolls-Royce aufgetaucht, der majestätisch vorbeiglitt und gleichfalls auf dem ehemaligen Schulhof verschwand. Kaum war der Luxuswagen in den Hof eingebogen, erschien ein weiteres Fahrzeug. Es handelte sich um einen ungepflegt wirkenden Granada, der 74
mit vier Männern besetzt war. Dieser Wagen blieb unweit der Einfahrt zum Parkplatz stehen und schien zu warten. »Das gefällt mir gar nicht, Mister Parker«, beschwerte sich die ältere Dame umgehend. »Was macht dieser Wagen dort? Er wird mich nur behindern.« »Es dürfte sich dabei um Mitarbeiter des sogenannten Satans handeln, Mylady«, vermutete der Butler. »Die Herren werden die Aufgabe haben, dem Bus zu folgen und eventuelle Verfolger abzublocken.« »Lassen Sie sich etwas einfallen, Mister Parker«, verlangte sie. »Ich habe nicht die Absicht, mich von diesen Lümmeln behindern zu lassen.« »Wie Mylady zu meinen geruhen.« Parker drückte die Tür auf und begab sich ins Freie. »Wo wollen Sie denn hin?« fragte die altere Dame verwundert. »Der Bus kann doch jeden Augenblick abfahren, Mister Parker, jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um sich die Füße zu vertreten.« »Man ist umgehend zurück, Mylady«, versprach der Butler und setzte sich würdevoll in Bewegung. * Josuah Parker schritt gemessen zur Einfahrt des Parkplatzes und rechnete fest mit einer Reaktion der Granada-Insassen. Die ließ auch nicht auf sich warten. Die Scheibe auf der Fahrerseite wurde herabgekurbelt, und ein Zuruf stoppte den Butler. »He, Moment mal!« rief eine scharfe Stimme, und eine Hand winkte ihm gebieterisch aus dem Granada zu. Parker blieb stehen und drehte sich nach dem Rufer um. Er sah scheinbar verwirrt zu dem Wagen hinüber und schien nicht zu wissen, was er tun sollte. Erneut winkte der Fahrer, und Parker setzte sich zögernd wieder in Bewegung. Einen Augenblick später stand er neben dem Fahrer und lüftete grüßend die Melone. »Man hat den Eindruck, daß Sie Kontakt mit meiner bescheidenen Wenigkeit aufzunehmen wünschen, Sir?« erkundigte er sich höflich. »Häh?« Der Fahrer starrte stirnrunzelnd ins Gesicht des Butlers, schüttelte den Kopf und hatte ganz offensichtlich Schwierigkeiten, 75
den Sinn von Parkers Satz zu begreifen. »Sie wünschen das Wort an mich zu richten, Sir?« wiederholte Parker seine Frage in einfacherer Form und lüftete erneut seine Kopfbedeckung. »Wie? Äh, ja, genau.« Der Fahrer grinste und freute sich, Parker endlich verstanden zu haben. »Wo willste denn hin, Kumpel?« erkundigte er sich mit gönnerhafter Miene. »Man hat vor wenigen Minuten Lady Sarah hier abgesetzt«, behauptete der Butler ungeniert und nickte dem Fahrer freundlich zu. »Bedauerlicherweise hat sie diese Tasche hier im Wagen liegenlassen.« Er hob eine Kosmetiktasche hoch, die er für solche Zwecke im Kofferraum seines Privatwagens stets mit sich führte, und zeigte sie dem Fahrer. »Na, sie wird ja mal ohne ihre Malerei-Artikel auskommen«, gab der Mann am Steuer des Granada zurück und deutete mit dem Daumen hinter sich. »Du kannst jedenfalls nicht mehr zu ihr, also verschwinde und fahr nach Hause, Alterchen. Deine Lady wird dich nicht gleich rauswerfen, bloß weil du ihr die alberne Tasche nicht gebracht hast.« »Pardon, Sir, aber meine Wenigkeit hält es für besser, die Tasche zu übergeben.« Josuah Parker wollte wieder auf die Einfahrt zugehen, aber die Hand des Granada-Fahrers, die durch das geöffnete Seitenfenster schoß und sich in seinem Covercoat verkrallte, hielt ihn zurück. »Ich sagte doch, das geht nicht«, knurrte er und schüttelte abweisend den Kopf. »Die Leute sitzen alle schon im Bus, der muß jeden Augenblick abfahren, kapiert?« »In diesem Fall könnte man Mylady nachfahren und ihr die Tasche am Zielort übergeben«, überlegte er laut. »Jetzt reicht’s mir aber.« Der Fahrer ließ den Covercoat des Butlers los und wollte nach der Klinke greifen, um auszusteigen. »Mylady hängt sehr an dieser Tasche, sie ist ein Geschenk ihres verstorbenen Gatten«, erläuterte Parker und hielt das gute Stück in den Wagen. »Wenn Sie mal sehen wollen? Echte Handarbeit, schauen Sie sich vielleicht nur diese Nähte an.« Unwillkürlich senkt der Fahrer den Blick auf die Tasche. Das war der Augenblick, auf den der Butler gewartet hatte. Er preßte die Tasche mit den Fingern zusammen und setzte damit einen raffinierten Mechanismus in Gang. Aus einer verbor76
genen Düse an der Schmalseite schoß ein nahezu unsichtbarer, hauchfeiner Nebel und benetzte das Gesicht des überraschten Granada-Fahrers. Einen Moment später sackte er zusammen und kuschelte sich wohlig in seinem Sitz zurecht. Er schloß die Augen und begann, leise zu schnarchen. »He, Moment mal, was ist denn mit Gary los?« Der Beifahrer schreckte hoch und sah mißtrauisch über den zusammengesunkenen Kollegen hinweg auf den Butler. Seine Hand fuhr unter’s Jackett, um die Waffe zu ziehen. Parker hatte sie längst gesehen. So schaffte er es nicht mehr, wurde von dem feinen Nebel benetzt und verspürte plötzlich das dringende Bedürfnis, sich ein wenig auszuruhen. Die beiden Männer auf der hinteren Sitzbank kamen nicht mehr dazu, sich einzuschalten. Bevor sie überhaupt begriffen, was mit ihren Partnern auf den Vordersitzen geschah, hatte Parker die Düse bereits nach hinten gerichtet und den Fond nachhaltig eingenebelt. Der Butler zog den Fahrer vom Sitz und verstaute ihn auf der Rückbank. Dann setzte er sich selbst ans Steuer des Granada und stieß ihn zurück. Einen Moment später war er damit beschäftigt, die Granada-Insassen mit Industrie-Klebeband zu versorgen und in dem geräumigen Kofferraum des hochbeinigen Monstrums zu verstauen. * Parker hatte seine Herrin überredet, im Fond des Granada Platz zu nehmen. Er ging davon aus, daß der Busfahrer das ihn abschirmende Fahrzeug kannte und zog es deshalb vor, den Bus mit dem Granada zu verfolgen. Der Bus hielt eine halbe Stunde später in der Nähe des ehemaligen Pfarrhauses, in dem die Herren Stilwell und Willis verschwunden waren. An dieser Stelle beschrieb die Themse einen großen Bogen und umspülte eine Art Halbinsel, die sich wie ein überdimensionierter Daumen in den Fluß schob. In der Mitte dieser Halbinsel erhob sich eine halbverfallene Kapelle, deren ehemaliger Glockenturm fast vollständig erhalten 77
war. Bei einbrechender Dunkelheit wirkte die Ruine unheimlich und drohend. Verstärkt wurde dieser Eindruck von den gerade noch soeben erkennbaren Silhouetten einiger Vögel, die das düstere Gemäuer umflogen und darin verschwanden. Parker hatte den Granada ein Stück vorher zum Stehen gebracht und hinter eine Buschgruppe gelenkt. Lady Agatha war ausgestiegen und starrte angestrengt zu der Halbinsel hinüber. »Genauso habe ich mir das vorgestellt, Mister Parker«, teilte sie dem Butler mit. »Das ist der richtige Ort für die Satansanbeter.« Parker musterte die Felsplatte, die nach der Biegung des Ganges auftauchte und das Weitergehen unmöglich machte. Im Schein seiner Bleistiftlampe fahndete er nach dem verborgenen Mechanismus, der sie bewegen mußte. »Was ist denn, Mister Parker? Warum geht es nicht weiter?« Lady Agatha bemühte sich, ihre Stimme zu dämpfen. Von der steinigen Decke lösten sich diverse Felsstücke und polterten in den Gang. Eine Fledermaus, die gerade durch den Gang strich, verlor durch die plötzliche Lärmentwicklung vorübergehend die Orientierung und prallte gegen eine Wand. Die ältere Dame trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und berührte dabei einen großen Felsbrocken, der vor der Platte am Boden lag. Einen Augenblick später schrie sie überrascht auf und warf die Arme hoch. Sie ruderte in der stickigen Luft herum und suchte vergeblich nach einem Halt. Ihre Füße verschwanden im Boden, während sich der Felsbrocken immer schneller nach unten bewegte. Dann rutschten ihre Finger ab, und Mylady rauschte förmlich abwärts. Josuah Parker hatte keine Chance mehr, den Tiefgang seiner Herrin aufzuhalten. Er registrierte, daß sie per Zufall den geheimen Mechanismus gefunden hatte, und folgte ihr unverzüglich. * Die furchteinflößende Gestalt in dem leuchtendroten Umhang und mit der Bocksmaske auf dem Kopf betrachtete zufrieden ihre Anhängerschar. In dem düsteren, unterirdischen Raum waren gut zwei Dutzend Menschen versammelt, die den Rotgewandeten ehrfürchtig anstarrten und ihm die Hände entgegenstreckten. 78
An den Wänden standen weitere Bocksmasken-Träger, die aber im Gegensatz zu der Gestalt vor dem schwarzen Marmorblock schwarze Umhänge trugen und in den Händen lanzenartige Instrumente hielten. Aus verborgenen Lautsprechern dröhnte dissonante Musik und zerrte an den Nerven. An den Wänden steckten schwarze Kerzen in primitiven Halterungen und verbreiteten diffuses, flackerndes Licht. Von Zeit zu Zeit wurde die Musik von schrillen Schreien und höhnischem Gelächter übertönt. Die rote Gestalt hob die Arme und sah zur Decke. Augenblicklich brach die Musik ab, und die Anwesenden sahen zu ihrem Herrn und Meister auf. Der wollte gerade zu sprechen ansetzen, als es geschah. Hinter ihm polterte eine Deckenplatte in den Keller und hüllte alles in Staub. Dann folgte eine voluminöse Gestalt und breitete die Arme aus. Sie trug gleichfalls eine Art Umhang und sah furchteinflößend aus. Die Gestalt stieß einen schrillen Schrei aus, der den Satansanhängern das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie waren fest davon überzeugt, daß ihnen in diesem Augenblick der »Leibhaftige« wirklich und wahrhaftig erschien und preßten sich verängstigt gegen die kalten Bodenplatten. Als einige wieder aufzusehen wagten, fiel noch jemand von oben in den unterirdischen Raum. Die Teufelsanbeter vergruben ihre Gesichter in den Armbeugen und schlossen mit dem Leben ab. Sie hatten nach etwas Abwechslung und Aufregung in ihrem öde und leer dahinplätschernden Leben gelechzt, aber das war ihnen jetzt doch zuviel. Die zuerst eingetroffene füllige Gestalt raffte sich auf und stampfte zu den »Unterteufeln« an den Seiten wänden. Sie entriß einem von ihnen seine Lanze und richtete sie gegen den roten »Oberteufel«. Der sprang entsetzt zur Seite und wollte fliehen. Josuah Parker hielt bereits seine Melone in der Hand und setzte sie ein wenig zweckentfremdet ein. Zuvor jedoch nahm er dem »Roten« die Maske ab und sorgte dafür, daß seine stahlblechgefütterte Kopfbedeckung mehr Resonanz fand. Der Schädel unter der Maske war nämlich unbehaart und glatt und glänzte im Schein der flackernden Kerzen.
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* »Meine Güte, die Liste der hier versammelten Satanisten liest sich wie der Adelsalmanach«, staunte Chief-Superintendent McWarden, der von Parker verständigt worden war. »Können Sie mir sagen, was die Leute dazu getrieben hat, einen derartigen Humbug mitzumachen?« »Vermutlich die Langeweile, die auf die Damen und Herren gemütsverwirrend wirkte, Sir«, gab Josuah Parker gemessen zurück. »Die Herrschaften sehnten sich nach mehr Aufregung in ihrem durch Terminkalender und Verpflichtungen reglementierten Leben und waren leichte Opfer für die Schöpfer dieser Satanssekte, die keineswegs etwas Neues ist. Kulte dieser Art tauchen regelmäßig auf und verschwinden ebenso schnell wieder, wie sie entstanden sind.« »Und hinter all dem steckt Sir Robert Gladstone?« wunderte sich McWarden. »Da kann man wieder mal gehen, daß man nichts auf die Fassade geben darf. Der Mann ist doch eine echte Größe in der City, und dann sowas.« »Mister Gladstone hatte sich dem Glücksspiel verschrieben und dabei Mandantengelder veruntreut, Sir«, erläuterte Parker. »Und er mußte ständig fürchten, daß einer der von ihm Betreuten einen Rechenschaftsbericht fordert oder Einsicht in die Bücher nehmen will.« »Oder Geld braucht, das nicht mehr da war«, ergänzte McWarden grimmig. »In der Tat, Sir. Im Falle von Miß Jane Farrington stand eine solche Prüfung bevor. Die junge Dame wollte sich einen Überblick verschaffen und eine angesehene Wirtschaftsprüfung damit beauftragen. Zu Mister Gladstones Glück erzählte sie davon ihrem Freund, Mister Cecil Maiden.« »Der rein zufällig weitläufig mit Gladstone verwandt ist, wovon Lady Jane allerdings nichts wußte«, fuhr McWarden fort. »Und Mister Maiden erbot sich, für Lady Jane jene Prüfung durchzuführen. Gleichzeitig machte er Mister Gladstone den Vorschlag, die bewußte Sekte zu gründen und den wohlhabenden Mitbürgern damit das Geld aus der Tasche zu ziehen.« »Wie ist er nur darauf gekommen?« wunderte sich der Mann vom Yard. »Ein normal veranlagter Mensch beschäftigt sich doch 80
mit so etwas nicht.« »Mister Maiden hat sich immer für das sogenannte Okkulte interessiert und war während seines Studiums Mitglied entsprechender Zirkel«, erläuterte Josuah Parker gemessen. »Und aus ehemaligen Kommilitonen rekrutierte er seine »Unterteufel« die ein entsprechendes Honorar dafür erhielten.« »Als ob wir nicht schon genug mit normalen Gangstern zu tun hätten«, seufzte McWarden. »Jetzt müssen wir uns auch noch mit Übersinnlichem befassen. Wo ist übrigens Mylady, wenn ich fragen darf?« »Mylady erteilt dem sogenannten Oberteufel eine Privatlektion, Sir«, gab Parker würdevoll zurück. »Sie hat sich mit ihm und seinen Mitarbeitern in einem der unterirdischen Räume eingeschlossen und läßt sich eine ganz private Teufelsanbetung vorführen. Mylady gedenkt dies später möglicherweise literarisch zu verwerten.« »Und das machen die einfach so mit?« erkundigte sich McWarden mißtrauisch. »Mylady ist sehr überzeugend, wenn es darum geht, ihre Wünsche zu vermitteln«, informierte Parker. »Sie hat sich mit einer Gabel ausgerüstet, die sie unter den Ausrüstungsgegenständen der Herren Teufelsdarsteller fand, und pflegt mit stichhaltigen Anregungen nachzuhelfen.« »Sie wird doch nicht jemand ernsthaft verletzen?« sorgte sich der Chief-Superintendent. »Sie wissen, das könnte ich nicht dulden.« »Mylady würden nie und nimmer jemand ernsthaften Schaden zufügen, Sir«, versicherte Parker ihm, »nicht einmal, wenn es sich um Abgesandte der Hölle handelt. Aber Mylady vermag ihre Sanktionen sehr überzeugend anzudrohen.« »Na ja, Hauptsache, der Fall ist gelöst«, seufzte McWarden. »Und wenn es ihr Spaß macht…« »Durchaus, Sir«, versicherte Parker gemessen. »Mylady selbst hat übrigens die Rolle des Oberteufels übernommen, dem die anderen huldigen müssen.« »Das hätte ich mir denken können«, lächelte McWarden. »Das paßt zu ihr, wirklich und wahrhaftig.« »Mylady ist durchaus der Meinung, eine gewisse Ehrung zu verdienen«, stellte Parker abschließend fest. »Und wer könnte Myladys Überlegenheit über das Böse besser 81
bezeugen als wahre Teufel?«
- ENDENächste Woche erscheint BUTLER PARKER Band 400 Günter Dönges
PARKER narrt den Feuer-Profi Die Beweise sind stets eindeutig, wenn die Brandstifter verurteilt werden. Die Feuerpolizei findet stets deutliche Spuren einer Feuerlegung und muß harte Urteile sprechen. Butler Parker hingegen ist mißtrauisch, denn er kann es sich einfach nicht vorstellen, daß es solch massierte Dummheit geben soll. Er interessiert Lady Simpson für diese Fälle und schafft schnell die ersten Kontakte zu den Feuer-Profis, die nach einer völlig neuen Masche arbeiten, um im großen Stil kassieren zu können. Sie offerieren keineswegs ihre kriminellen Dienste als Feuerleger, sondern lassen sich dafür bezahlen, daß sie eben nicht für schnell aufzuklärende Brände sorgen. Als Lady Agatha ihren Pompadour schwingt, fühlen sie sich nachhaltig gestört und befassen sich mit dem skurrilen Paar aus Shepard’s Market. Sie haben die feste Absicht, die ältere Dame und Butler Parker auf den Feuerrost zu legen. Günter Dönges verfaßte einen neuen PARKER-Krimi, der für jede Überraschung gut ist. Spannung, Witz und Humor sorgen für unterhaltsame Stunden!
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