Landschaftsgärten des 18. und 19. Jahrhunderts. Beispiele deutsch-britischen Kulturtransfers / Landscape Gardens in the ...
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Landschaftsgärten des 18. und 19. Jahrhunderts. Beispiele deutsch-britischen Kulturtransfers / Landscape Gardens in the 18th and 19th Centuries: Examples of British-German cultural transfer Herausgegeben von Franz Bosbach Gert Gröning
K. G. Saur
Prinz-Albert-Studien Prince Albert Studies
Prinz-Albert-Studien Prince Albert Studies
Herausgegeben von / edited by Franz Bosbach
Band 26 / Volume 26
Landschaftsgärten des 18. und 19. Jahrhunderts Beispiele deutsch-britischen Kulturtransfers
Landscape Gardens in the 18th and 19th Centuries Examples of British-German cultural transfer
Herausgegeben von Franz Bosbach und Gert Gröning
K · G · Saur München 2008
Gedruckt mit Unterstützung von: Niederfüllbacher Stiftung Universität Bayreuth
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. U Gedruckt auf säurefreiem Papier / Printed on acid-free paper © 2008 by K. G. Saur Verlag, München Ein Imprint der Walter de Gruyter GmbH & Co. KG Alle Rechte vorbehalten / All Rights Strictly Reserved Jede Art der Vervielfältigung ohne Erlaubnis des Verlags ist unzulässig Satz / Typesetting by PTP-Berlin GmbH Druck und Bindung / Printed and bound by Strauss GmbH, Mörlenbach Printed in Germany ISSN 0941-6242 (Prinz-Albert-Studien) ISBN: 978-3-598-21426-4
Hermione Hobhouse, in gratitude
Inhalt/Contents Verzeichnis der Abbildungen/List of Illustrations . . . . . . . . . . . . . . . .
8
Franz Bosbach Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15
Gert Gröning Einleitung: Über deutsch-britischen Kulturtransfer in der Landschaftsarchitektur des 18. und 19. Jahrhunderts . . . . . . . . . . .
17
David Watkin The Influence of English Royal Gardens on the Continent in the 18th Century . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
33
Gert Gröning Hermann Fürst von Pückler-Muskau und Humphry Repton: A Map of Influence . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
49
Uwe Schneider Landschaftlich versus geometrisch: Hermann Muthesius und die (Wieder-)Entdeckung geometrischer Gartenprinzipien in England . . .
79
Uwe Jens Wandel Von Gotha nach Kew – von Kew nach Gotha. Zur Entstehung des Englischen Gartens in Gotha . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Jens Scheffler „Kunstlos und wahr hervorzubringen gewusst . . . “ – Ein Beitrag zur Geschichte und aktuellen Situation des Englischen Gartens im Schlosspark Gotha . . . . . 137 Alfred Schelter Der Rosenauer Schlosspark – Ein mittelalterlicher Traum . . . . . . . . . . . . 145 6
Inhalt/Contents Rolf Kirsch Der Landschaftspark von Schloss Callenberg bei Coburg . . . . . . . . . . . . 165 Helmut Wiegel Zur Geschichte des Coburger Hofgartens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 Frances Dimond Prince Albert’s Gardens in Britain . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 Autorenverzeichnis/List of Contributors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207
7
Verzeichnis der Abbildungen/List of Illustrations Ill. 1.1:
“The Wilderness at Kew Gardens, with the Alhambra, Pagoda and Mosque”, from William Chambers, Plans and Perspective Views of the Gardens and Buildings at Kew, 1763. . . . . . . . .
33
Ill. 1.2:
Plan of the park at Hohenzieritz in 2000. . . . . . . . . . . . . .
35
Ill. 1.3:
The park at Harbke. Engraved 1782 by Geyser. . . . . . . . . . .
37
Ill. 1.4:
Plan of the park at Richmond, Brunswick, c. 1800. . . . . . . . .
39
Ill. 1.5:
View of the park and Lustschloss at Richmond, Brunswick. Engraved c. 1800. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
39
Ill. 1.6:
Temple of Mercury in the Englischer Garten at Gotha. . . . . . .
40
Ill. 1.7:
The Steinhoffer waterfall, near the Löwenburg, Wilhelmshöhe, in 1825, by H. and J. H. Bleuler. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
41
Flower Garden at Nuneham, 1777. Engraved by W. Watts after Paul Sandby. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
43
Ill. 1.9:
The park at Schloss Wörlitz with the Pantheon. . . . . . . . . . .
44
Ill. 1.10:
Heilige Insel in the Englischer Garten at Gotha. Engraved c. 1820. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
45
Prince de Croy, “jardin a l’angloise”, from G.-L. Le Rouge, Nouveau jardins a` la mode, 1775. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
47
Englischer Garten at Munich, with Monopteros by Leo von Klenze. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
48
Muthesius vor seinem Landhaus in Berlin-Zehlendorf im Alter von rund 60 Jahren, in: Ausstellungskatalog Hermann Muthesius im Werkbund-Archiv, Berlin 1990, 45. . . . . . . . . . . . . . . .
80
Ill. 1.8:
Ill. 1.11:
Ill. 1.12:
Abb. 2.1:
8
Verzeichnis der Abbildungen/List of Illustrations Abb. 2.2:
Abb. 2.3:
Abb. 2.4:
Abb. 2.5:
Abb. 2.6:
Abb. 2.7:
Abb. 2.8:
Abb. 2.9:
Abb. 2.10:
Abb. 2.11:
Abb. 2.12:
Abb. 2.13:
Ausschnitt Lageplan, Gartenstadt Dresden-Hellerau, 1911; Mitwirkung von Hermann Muthesius, in: Hermann Muthesius, Landhäuser, München 1912, 153. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
81
Ansicht Seidenweberei Michels & Cie., Potsdam-Babelsberg, Hermann Muthesius, 1911, in: Leberecht Migge, Die Gartenkultur des 20. Jahrhunderts, Jena 1913, 46. . . . . . . . . . . . . . .
81
Landhaus Heinrich von Seefeld, Berlin-Zehlendorf, Hermann Muthesius, 1904/5, in: Julius Posener, Berlin auf dem Wege zu einer neuen Architektur. Das Zeitalter Wilhelms II, Berlin 1995, 136. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
82
Entwurf „Landhaus für einen reichen Besitzer“, Hermann Muthesius, 1892. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
83
Landsitz Johnston, Zweibrodt, Schlesien, Ausschnitt mit Teehaus, Eduard Neide, vor 1884, in: Eduard Neide, Ausgeführte Gartenanlagen, hg. v. Hermann Geitner, Berlin 1884, Tafel X. . .
84
Muthesius und dessen Frau Anna im Vorgarten des Hauses „The Priory“ in London-Hammersmith, nach 1896, in: Ausstellungskatalog Hermann Muthesius im Werkbund-Archiv, Berlin 1990, 16. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
85
„Ein Dutzend Englische Landhäuser“, Liste von Landhäusern, die Muthesius kannte, in: Ausstellungskatalog Hermann Muthesius im Werkbund-Archiv, Berlin 1990, 26. . . . . . . . . . . . .
86
Lageplan Landhaus New Place, Haslemere, Charles Francis Annesley Voysey, 1897, in: David Ottewill, The Edwardian Garden, New Haven 1989, 104. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
86
Südwest-Ansicht Landhaus Cramer, Berlin-Dahlem, Hermann Muthesius, 1911/12, in: Dekorative Kunst 22 (1918), 13. . . . . .
87
Lageplan Landhaus Cramer, Berlin-Dahlem, Hermann Muthesius, 1911/12, in: Dekorative Kunst 22 (1918), 10. . . . . . . . . .
88
Titelblatt Reginald Blomfield und F. Inigo Thomas, The Formal Garden in England, London 1 1892. . . . . . . . . . . . . . . . . .
90
Ansicht Kingston House, Bradford on Avon, Wiltshire, in: Reginald Blomfield und F. Inigo Thomas, The Formal Garden in England, London 1 1892, 105. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
90 9
Verzeichnis der Abbildungen/List of Illustrations Abb. 2.14:
Abb. 2.15:
Abb. 2.16:
Abb. 2.17:
Abb. 2.18:
Abb. 2.19:
Abb. 2.20:
Abb. 2.21:
Abb. 2.22:
Abb. 2.23: 10
Terrasse mit Blumenbeeten am Landhaus „The Grange“, Thomas H. Mawson, ca. 1892, in: Thomas H. Mawson, The Art and Craft of Garden Making, London 1901, 179. . . . . . . . . . . . . . . .
92
Bepflanzter Plattenweg, Lilford Hall, Lilford, Northamptonshire, Aufnahme 1909, in: Hans Kayser, Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, IV, Ein Tag bei Lady Lilford, in: Die Gartenkunst 12.2 (1910), 19. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
92
Thomas H. Mawson, „Planting for Landscape Effect“, Kapitel XII, in: Thomas H. Mawson, The Art and Craft of Garden Making, London 19001, 125. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
93
Ansicht des „Waldabhangs“ zur Rehwiese, Landhaus Muthesius, Berlin-Dahlem, Hermann Muthesius, 1906/9, in: Hermann Muthesius, Landhäuser, München 1912, 167. . . . . . . . . . . .
94
Gartenszenerie aus Munstead Wood, Surrey, Gebäude und Garten/Park ab 1896 in Zusammenarbeit mit Edwin Landseer Lutyens und Gertrude Jekyll, in: Lawrence Weaver, Houses and Gardens by E. L. Lutyens, London 1 1913, 13. . . . . . . . . . . .
95
So genannter „Wald“, Landhaus Baron von Schuckmann, BerlinZehlendorf, Hermann Muthesius, 1905, in: Hermann Muthesius, Landhaus und Garten. Beispiele neuzeitlicher Landhäuser nebst Grundrissen, Innenräumen und Garten, München 1907, 32. . . .
95
Landhaus und Garten Aethelhampton, Aethelhampton, Dorset, Francis Inigo Thomas, 1891–94, in: David Ottewill, The Edwardian Garden, New Haven 1989, 15. . . . . . . . . . . . . . . . .
97
Lageplan Landhausgarten Familie von Seefeld, Berlin-Zehlendorf, Hermann Muthesius, 1904/5; Beschriftung in Englisch durch den Verfasser, in: Haenel und Tscharmann, Das Einzelwohnhaus der Neuzeit, Leipzig 1909, Bd. 1, 87. . . . . . . . . . .
98
Grundriss Landhaus Familie von Seefeld, Berlin-Zehlendorf, 1904/5; Beschriftung in Englisch durch den Verfasser, in: Haenel und Tscharmann, Das Einzelwohnhaus der Neuzeit, Leipzig 1909, Bd. 1, 89. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
98
Titelblatt Fritz Encke, Der Hausgarten, Jena 1907. . . . . . . . .
99
Verzeichnis der Abbildungen/List of Illustrations Abb. 2.24:
Parterre, Holland House, Kensington, Aufnahme 1909, in: Reinhold Hoemann, Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, VI, Holland-House. Gunnersbury, in: Die Gartenkunst 12.6 (1910), 98. . . . . . . . . 102
Abb. 2.25:
Ansicht „Pond Garden“, Hampton Court, Herefordshire, Aufnahme 1909, in: Reinhold Hoemann, Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, V, Hampton Court, in: Die Gartenkunst 12.3 (1910), 33. . . 103
Abb. 2.26:
Lageplan „Pond Garden“, Hampton Court, Herefordshire, in: Reinhold Hoemann, Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, V, Hampton Court, in: Die Gartenkunst 12.3 (1910), 33. . . . . . . . . . . . . 103
Abb. 2.27:
Bepflanzter Plattenweg, Lilford Hall, Lilford, Northamptonshire, Aufnahme 1909, in: Hans Kayser, Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, IV, Ein Tag bei Lady Lilford, in: Die Gartenkunst 12.2 (1910), 19. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
Abb. 2.28:
„Neuzeitlicher Garten“, Gartenbau-Ausstellung, Breslau, Gartenarchitekt Paul Hatt, 1913, Nachahmung des Pond Garden, Hampton Court, in: Heicke, Die Breslauer GartenbauAusstellung zur Jahrhundertfeier, 3. Neuzeitliche Sondergärten, in: Die Gartenkunst 15.18 (1913), 275. . . . . . . . . . . . . . . . 105
Abb. 3.1:
Plan des Areals des späteren Englischen Gartens von Johann Bartholomäus Orphal, um 1766, ThStA Gotha, Staatsministerium Abt. Gotha – Kartenkammer Nr. 180/3. . . . . . . . . . . . . . . 129
Abb. 3.2:
Plan des Englischen Gartens von Johann Bartholomäus Orphal, 1774, ThStA Gotha, Staatsministerium Abt. Gotha – Kartenkammer Nr. 176/6. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
Abb. 3.3:
Der Merkurtempel im Englischen Garten Gotha. Photographie von Francis Bedford 1858, Kunstsammlung der Veste Coburg. . 131
Abb. 4.1:
Luftbild Schlosspark Gotha, 2005, Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
Abb. 4.2:
Portrait John Haverfield d. J. (1741/44–1820), ohne Datum; Hunt Library Kew. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 11
Verzeichnis der Abbildungen/List of Illustrations Abb. 4.3:
Partie im Herzoglichen Park (Blick zur Heiligen Insel), Ansichtskarte um 1900; Privatbesitz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
Abb. 4.4:
Blick über den Parksee zum Merkur-Tempel, Foto: Scheffler 2007; Privatbesitz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
Abb. 4.5:
Der englische Garten, Plan 1890 von Gustav Zahn, in: Gustav Zahn, Die Bäume und Sträucher der „Anlagen“ und des Herzoglichen Parks zu Gotha, Gotha 1891. . . . . . . . . . . . . . . . . 142
Abb. 5.1:
Herzog Ernst III. von Sachsen-Coburg-Saalfeld, ab 1826 Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha, Foto: Schelter. . . . . . 146
Abb. 5.2:
Plan des Kammerguts Rosenau von 1806, Staatsarchiv Coburg. . 149
Abb. 5.3:
Die Schlossterrasse mit dem Rundturm und der nachgotischen Balustrade. Im Hintergrund der gotische Giebel eines Wirtschaftsgebäudes. Der Ausblick zur Lauterburg ist heute zugewachsen, Foto: Schelter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150
Abb. 5.4:
Die Rosenau vom Süden in ihrer heutigen Architektur, wie sie bereits gegen 1817, zur Vermählung mit Herzogin Luise von Sachsen-Coburg-Saalfeld, ausgesehen haben dürfte, Foto: Schelter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151
Abb. 5.5:
Bibliothek, Lünettenbild von Heinrich Naeke (1785–1835), Thomas Rhymer wird von zwei weißen Hirschen ins Feenland geführt, um 1816, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152
Abb. 5.6:
Turnier anlässlich der Hochzeit Herzog Ernst III. von SachsenCoburg-Saalfeld mit Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg im August 1817, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152
Abb. 5.7:
Gesamtplan von 1869, Foto: Schelter. . . . . . . . . . . . . . . . . 154
Abb. 5.8:
Kastanienallee zum Schloss, Foto: Schelter. . . . . . . . . . . . . 155
Abb. 5.9:
Teehaus, Foto: Schelter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156
Abb. 5.10:
Orangerie, Foto: Schelter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156
Abb. 5.11:
Blick aus dem Wald über den Schwanensee in Richtung Turniersäule, Foto: Schelter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
12
Verzeichnis der Abbildungen/List of Illustrations Abb. 5.12:
Schweizerei, im Hintergrund Schloss Rosenau, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. . . . . . . . 158
Abb. 5.13:
Die Rosenau um 1820, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
Abb. 5.14:
Ernst II. und Albert im Ritterkostüm, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. . . . . . . . . . . . . . . . 161
Abb. 6.1:
Callenberg, Blick vom Drehenweiher zum Schloss (1990), Dipl.Ing. Helmut Wiegel, Bamberg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166
Abb. 6.2:
Callenberg, Extraditionsplan von 1860, bearbeitet von Helmut Wiegel, Bamberg, Vermessungsamt Coburg. . . . . . . . . . . . . 167
Abb. 6.3:
Callenberg, das Cottage mit Kastanienreihe (1990), Dipl.-Ing. Helmut Wiegel, Bamberg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169
Abb. 6.4:
Theodor Rothbart, Schloss Callenberg: The inner courtyard, Royal Library, Windsor Castle, RL 20584, The Royal Collection c 2008, Her Majesty Queen Elizabeth II. . . . . . . . . . . . . . 173
Abb. 6.5:
Schloss Callenberg von Südosten, Ansichtskarte um 1910, Stadtarchiv Coburg, Postkartensammlung. . . . . . . . . . . . . . . . 175
Abb. 7.1:
Plan des Hofgartens, Justinus Bieler, 1690, Staatsarchiv Coburg, Plan-Slg. 1119. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180
Abb. 7.2:
Mausoleum und Veste Coburg, Georg Hohlweg, 1832, Kunstsammlungen der Veste Coburg, Slg. M362. . . . . . . . . . . . . 181
Abb. 7.3:
Lenn´es Entwurf für Schlossplatz und Hofgarten, 1835, Staatsarchiv Coburg, Plan-Slg. 26. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
Abb. 7.4:
„Grundriss der Herzogl. Sächs. Residenzstadt Coburg“, 1843 (Ausschnitt), Forschungs- und Landesbibliothek Gotha, Sig. Opp. Gr. 2˚ 198/8. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184
Abb. 7.5:
Hofgarten Coburg, Uraufnahme, 1860 (Ausschnitt), Staatliches Vermessungsamt Coburg, Stadtblatt Nr. 6, NW. CII. 19d. . . . . 186
Abb. 7.6:
Blick von Schloss Ehrenburg über die Schlossplatzarkaden und das Reiterstandbild Ernsts II. zur Veste, 1994. . . . . . . . . . . . 188 13
Verzeichnis der Abbildungen/List of Illustrations Ill. 8.1:
Prince Albert holding his straw hat, Osborne, August 1855. J. J. E. c 2008, Her MaMayall, RCIN 2931346, The Royal Collection jesty Queen Elizabeth II. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191
Ill. 8.2:
A View of Prince Albert’s Swiss Cottage at Buckingham Palace, 1847. S. D. Swarbreck, RCIN 933137, The Royal Collection c 2008, Her Majesty Queen Elizabeth II. . . . . . . . . . . . . . 193
Ill. 8.3:
Deodara planted by Queen Victoria in the Slopes, Windsor Castle, 1860. Roger Fenton, RCIN 2100066, The Royal Collection c 2008, Her Majesty Queen Elizabeth II. . . . . . . . . . . . . . 195
Ill. 8.4:
The Aviary, with the Dairy House beyond, Windsor Home Park, c 2008, Her 1845. C. R. Stanley, RL 19772, The Royal Collection Majesty Queen Elizabeth II. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195
Ill. 8.5:
Magnolia Grandiflora, planted by Prince Albert, 10 March 1846, in the Flower Garden, Osborne, c. 1873. Attributed to Jabez c 2008, Her MaHughes, RCIN 2102474, The Royal Collection jesty Queen Elizabeth II. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197
Ill. 8.6:
The Terrace at the Rosenau, Coburg, 1857. Francis Bedford, c 2008, Her Majesty RCIN 2102853, The Royal Collection Queen Elizabeth II. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198
Ill. 8.7:
The Small Drawing Room, Osborne, 1867. A. A. E. Disderi, coc 2008, Her Maloured, RCIN 2102574, The Royal Collection jesty Queen Elizabeth II. This photograph, including a chandelier with lampshades in the form of flowers, shows how the floral theme at Osborne was continued indoors. . . . . . . . . . . . . . 200
Abb. 8.8:
Photograph of the marble bas-relief, St. Hubert and the Stag, by Thomas, taken in 1860. Unattributed, RCIN 2160098, The Royal c 2008, Her Majesty Queen Elizabeth II. . . . . . . 203 Collection
Ill. 8.9:
Queen Victoria and Prince Albert in Court dress, after a Drawing room at Buckingham Palace, 11 May 1854. Roger Fenton, colouc red by E.H. Corbould, RCIN 2914323, The Royal Collection 2008, Her Majesty Queen Elizabeth II. . . . . . . . . . . . . . . 204
Ill. 8.10:
Last Flowers from the Albert Room, December 1861. RA/VIC/ c 2008, Her Majesty Queen EliQV/FLB6, The Royal Archives zabeth II. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
14
Vorwort „Landschaftsgärten des 18. und 19. Jahrhunderts: Beispiele deutsch-britischen Kulturtransfers / Landscape Gardens in the 18th and 19th Centuries: Examples of BritishGerman Cultural Transfer“ – so lautete das Thema der 26. Konferenz der PrinzAlbert-Gesellschaft, die am 7. und 8. September 2007 jeweils für einen Tag in Coburg und in Gotha stattfand. Der vorliegende Band vereinigt die Vorträge, die teils im Riesensaal von Schloss Ehrenburg in Coburg, teils im Spiegelsaal von Schloss Friedenstein in Gotha und teils in den Parkanlagen an beiden Orten gehalten wurden. Sie lassen deutlich werden, dass Coburg und Gotha über ein reiches und bis heute weitgehend wohl bewahrtes Erbe an Landschaftsgärten des 18. und 19. Jahrhunderts verfügen. In Gotha wurde dies den Konferenzteilnehmern zusätzlich durch die Ausstellung „Gotha – im Reich der Göttin Freiheit – Der erste Englische Garten auf dem Kontinent“ verdeutlicht. Coburg und Gotha sind somit ideale Beispiele britisch-deutschen Kulturtransfers, der – wie die Einleitung und die drei ersten Beiträge zeigen – für die Geschichte der Landschaftsgärten in Deutschland allgemein von größter Bedeutung war. So wie der Englische Garten in Gotha verdanken auch die drei Coburger Parks ihre Umgestaltung nach englischem Vorbild den Interessen der im Lande herrschenden Dynastie. Da dieser Dynastie der Namensgeber unserer Gesellschaft, Prinz Albert, entstammt, wird – thematisch passend – am Schluss dessen gärtnerisches Wirken beleuchtet. Allen Referenten sei für ihre Mitwirkung ebenso herzlich gedankt wie Patrick Taylor für seinen in der Planungsphase erteilten hilfreichen Rat und meinem Mitherausgeber Gert Gröning für die Mitwirkung an Tagungsplanung, Veranstaltung und Drucklegung. Zu danken ist auch der Forschungsbibliothek Gotha, die den Spiegelsaal zu Verfügung stellte, sowie Stadt und Landkreis Gotha für den Empfang, den Oberbürgermeister Knut Kreuch und Landrat Konrad Gießmann ausrichteten. Gedankt sei darüber hinaus allen Förderern der Veranstaltung für großzügig gewährte Unterstützung: der Stadt Coburg, der Niederfüllbacher Stiftung, der Sparkasse Coburg-Lichtenfels, der Universität Bayreuth und dem Universitätsverein Bayreuth.
15
Vorwort
Schließlich ist denen zu danken, die bei der Organisation der Tagung und bei der Drucklegung dieses Bandes behilflich waren: Priv.-Doz. Dr. Thomas Brockmann, Claudia Ficht, Dagmar Hanke, Beate Oehmichen, Dirk Pfeifer M.A., Dr. Sonja Schultheiss-Heinz sowie Andreas Brandmair vom K.G. Saur-Verlag in München. Die Tagung geht zurück auf eine Anregung von Hermione Hobhouse. Sie unterstützt seit der Gründung der Prinz-Albert-Gesellschaft mit Rat und Tat unser Anliegen, die Erforschung der deutsch-britischen Beziehungen zu befördern. Als ein Zeichen der Anerkennung und des Dankes sei ihr dieser Band dediziert. Bayreuth, im Mai 2008
16
Franz Bosbach
Gert Gröning
Einleitung Über deutsch-britischen Kulturtransfer in der Landschaftsarchitektur des 18. und 19. Jahrhunderts
Von bedeutsamem deutsch-englischem Kulturtransfer in der Gartenkultur des 18. Jahrhunderts auszugehen, mag auf den ersten Blick verwegen sein. Für das 19. Jahrhundert und erst recht für das 20. scheint eine solche Annahme sinnfälliger. Im 18. Jahrhundert war Frankreich die dominante europäische Nation. Der jardin a` la fran¸caise war weithin verbreitet und Antoine-Joseph Dezallier d’Argenvilles (1680– 1765) La Th´eorie et la Pratique du Jardinage, die 1709 erstmals veröffentlicht wurde, erlebte im Lauf des 18. Jahrhunderts mehrere Auflagen. Das Buch wurde zum Standardwerk und erschien 1712 unter dem Titel The Theory and Practice of Gardening sowie in weiteren Auflagen 1728 und 1743 in englischer und 1713 als Die Gärtnerey sowohl in ihrer Theorie oder Betrachtung als Praxis oder Übung, sowie in weiteren Auflagen 1741, 1764 und 1769, in deutscher Sprache. Allerdings regte sich im England des frühen 18. Jahrhunderts beträchtlicher Widerstand gegen die französische Dominanz in den Künsten und der Politik. Dazu trugen nicht zuletzt Schriftsteller wie Anthony Ashley Cooper, 3rd Earl of Shaftesbury (1671–1713), Joseph Addison (1672–1719) und Alexander Pope (1688–1744) aber auch französische Maler wie Claude Lorrain (1600–1682) und Nicolas Poussin (1595–1665) bei, die in Italien die Gegend um Rom als „Landschaften“ visualisierten, die dann zum Vorbild für daran orientierte Parklandschaften englischer Italienreisender wurden1 . Gärtner wie Stephen Switzer (1682–1745) verliehen solch neuen Ideen Ausdruck mit Büchern wie dem 1715 veröffentlichten The Nobleman, Gentleman, and Gardener’s Recreation und Batty Langley (1696–1751) mit seinen New Principles of Gardening, die 1728 erschienen2 . Auch in Frankreich gab es in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Beispiele englischer Gartenkultur. So legte z. B. Ren´e-Louis de Girardin (1735–1808) ab 1760 1
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Elizabeth Wheeler Manwaring, Italian Landscape in Eighteenth Century England, New York 1925; siehe auch John Dixon Hunt, Garden and Grove, The Italian Renaissance Garden in the English Imagination 1600–1750, London 1986. Siehe dazu The Genius of the Place, The English Landscape Garden 1620–1820 hg. v. John Dixon Hunt und Peter Willis, London 1975.
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in Ermenonville im Tal des Flüsschens Launette einen Park an3 , der, ebenso wie der ab 1774 von Fran¸cois Nicholas Henri Racine de Monville (1734–1797) als Desert de Retz entwickelte Park4 , als von englischer bzw. anglo-chinoiser, Gartenkultur beeinflusst galt. Dabei spielten an antik-römische Ideen5 des utile et dulce anknüpfende Vorstellungen von Landesverschönerung6 , land embellishment, ornamented farm und der ferme orn´ee7 eine Rolle. Nicht zuletzt über die ebenfalls in Frankreich von Fran¸cois Quesnay (1694–1774) entwickelte Physiokratie8 gelangten solche Vorstellungen auch in deutsche Staaten, wo sie sich u. a. im Gartenreich des Fürsten Franz von Anhalt Dessau (1740–1817) niederschlugen9 . Für Franz von Anhalt-Dessau war England ein großes Vorbild. Teilweise begleitet von seinem Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorf (1736–1800) und seinem Gärtner Johann Eyserbeck (1734–1818) fuhr er zum ersten Mal vom April 1763 bis zum Sommer 1764, erneut 1767 und 1775 sowie zum vierten Mal 1785 nach England, um sich dort vor allem mit der Entwicklung der Landwirtschaft und der Gartenkultur am Beispiel von Parkanlagen auseinanderzusetzen. Auf die damalige Bedeutung der rural economy für den englischen Landschaftsgarten hat Williams aufmerksam gemacht10 . Dabei genoss u. a. das von Henry Hoare II (1705–1785) ab 1741 ausgebaute Stourhead in Stourton, Wiltshire, die besondere Wertschätzung Franz von Anhalt-Dessaus. Darüber hinaus lernte er William Chambers (1728–1796) kennen, der 1757 in London Designs of Chinese buildings, furniture, dresses, machines, and 3
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Siehe Ren´e-Louis de Girardin, De la composition des paysages suivi de Promenade ou Itin´eraire des jardins d’Ermenonville, postface de Michel H. Conan, Paris 1979. Siehe auch Denis Lambin, Ermenonville today, Journal of Garden History 8 (1988), 1, 42–59. Siehe Jean-Marc Heftler und Olivier Choppin de Janvry, R´eponses a 101 questions sur le Desert de Retz, Croissy-sur-Seine 1988. Siehe dazu Gilbert Highet, Poets in a Landscape, Harmondsworth 1959. Zur Landesverschönerung siehe Gert Gröning, Anmerkungen zu Gustav Vorherrs Idee der Landesverschönerung, in: Umweltgeschichte Methoden, Themen, Potentiale, hg. v. Günter Bayerl, Norman Fuchsloch und Torsten Meyer, (Cottbuser Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt 1) Münster 1996, 159–186. Siehe dazu Laura B. Sayre, Locating the Georgic: from the ferme orn´ee to the model farm, in: Studies in the History of Gardens & Designed Landscapes, 22, (2002), 3, 167–192; siehe auch Simone Schulz, Gartenkunst, Landwirtschaft und Dichtung bei William Shenstone und seine Ferme Orn´ee „The Leasowes“ im Spiegel seines literarischen Zirkels, Dissertation, FU Berlin, Berlin 2005, http://www.diss.fu-berlin.de/2005/115/index.html. Siehe z. B. Peter Groenewegen 1994: La ‘French Connection’: Influences Fran¸caises sur l’Economie PolitiqueBritannique,in: Dix-Huiti`eme Si`ecle 26 (1994), 15–36. Dort heißt es: «Mˆeme pendant la p´eriode de „l’age ˆ d’or“ de la pens´ee e´ conomique fran¸caise des ann´ees 1750 et 1760, quand les physiocrates et d’autres auteurs fran¸cais dominaient le champ, ce qui fut profitable a` l’ecole anglaise ainsi qu’a` d’autres e´ coles nationales, Quesnay partagea sa pr´edominance avec d’autres grands auteurs, dont Turgot est sans aucun doute le plus important» (35). Siehe Erhard Hirsch, Dessau-Wörlitz, Zierde und Inbegriff des 18. Jahrhunderts, München 1988; siehe dazu auch Weltbild Wörlitz, Entwurf einer Kulturlandschaft, hg. v. Frank-Andreas Bechtoldt und Thomas Weiss (Kataloge und Schriften der Staatlichen Schlösser und Gärten Wörlitz Oranienbaum Luisium 1) Ostfildern-Ruit bei Stuttgart 1996. Robert Williams, Rural Economy and the Antique in the English Landscape Garden, in: Journal of Garden History 7 (1987), 1, 73–96.
Einleitung
utensils: to which is annexed a description of their temples, houses, gardens, &c und 1772 A dissertation on oriental gardening veröffentlicht hatte, von der 1775 unter der Überschrift Über die orientalische Gartenkunst in Gotha eine deutsche Übersetzung herauskam. „Das Englandstudium und -erlebnis“, schreibt Hirsch, „wurde Ansporn und, nach der Auffassung der Dessauer von einer aufgeklärten Regierung, zugleich Verpflichtung, das Lebensniveau der Bevölkerung zu heben“11 und weiter, „[. . . ] die Dessau-Wörlitzer Bestrebungen“ waren „keinesfalls nur eine ästhetisierende Übernahme englischer Landschaftsgestaltungen und Baukunst“, vielmehr wurde „hier bewußt ein umfassendes erzieherisches und soziales Programm verfolgt“12. Wenngleich „Fürst von Anhalt-Dessau ,kein zweites England‘ schaffen“ wollte, so bestätigen doch genau das „bekannte britische Reisende wie James Boswell gleich am Beginn des Dessau-Wörlitzer Kulturwerks oder der Diplomat der Befreiungskriege, William Stewart, wenige Jahre vor Franz’ Tod mit dem berühmt gewordenen Satz: ,Goddam, hier bin ich in England‘“13. Dennoch waren die allgemeinen gesellschaftlichen Bedingungen in deutschen Landen und in Großbritannien noch recht unterschiedlich. Mommsen stellte dazu fest: „Während sich in Großbritannien um 1800 die industrielle Revolution bereits voll entwickelt hatte, wenn sich auch die gesellschaftlichen Umstrukturierungen einstweilen und in quantitativ nur geringer Größenordnung geltend machten, war die deutsche Staatenwelt noch eine durchgängig agrarwirtschaftlich geprägte, weitgehend unentwickelte Region Mitteleuropas, mit nur geringen Ansätzen zur Ausbildung eines modernen industriellen Systems“14. David Watkin weist in seinem Beitrag „The Influence of English Royal Gardens on the Continent in the 18th Century“ in diesem Band u. a. darauf hin, dass ab 1760 die königlichen Gartenanlagen in Kew deutsche wie auch französische Besucher anzogen und das Gesehene sich auf mancherlei Art in englischen Gärten in deutschen Landen niederschlug. Wie beeindruckend auch viele Jahrzehnte später Kew noch war, mag daran ersichtlich werden, dass im Rahmen der Verlegung der Königlichen Gärtnerlehranstalt von Potsdam und des alten Botanischen Gartens von Treptow nach BerlinDahlem um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Franz Ludwig Späth (1839– 1913) „diesen Botanischen Garten und die ihm anzugliedernde Königliche GärtnerLehranstalt etwa dreimal so gross [. . . ] machen“ wollte, „wie sie später ausgeführt wurden, um die neue Anlage neben einer Stätte der Belehrung und wissenschaftlichen Forschung zu einem Volkspark im wahren Sinne des Wortes umzugestalten, wie er es im Kew-Garden bei London durchgeführt gesehen hatte“15. Da mag sich Späth mit 11 12 13 14
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Hirsch (wie Anm. 9), 50. Ebd., 213. Ebd., 213. Wolfgang J. Mommsen, Preußen/Deutschland im frühen 19. Jahrhundert und Großbritannien in der Viktorianischen Epoche. Eine komparative Betrachtung, in: Viktorianisches England in deutscherPerspektive,hg. v. Adolf M. Birke und Kurt Kluxen (Prinz-Albert-Studien1), München u. a. 1983, 33. Ludwig Späth, Späth-Buch 1720–1920, Geschichte und Erzeugnisse der Späthschen Baumschule, Berlin 1920, LIX.
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Friedrich Althoff (1839–1908), dem Ministerialdirektor des Preußischen Ministeriums für Geistliche, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, verstanden haben, dem für seine Vorstellungen von dem Wissenschaftsstandort Dahlem das englische Oxford als Vorbild diente16 . Christian Cay Lorenz Hirschfeld (1742–1792)17, der von 1779 bis 1785 in fünf Bänden seine Theorie der Gartenkunst in Leipzig herausgab, trat in verschiedenen seiner Veröffentlichungen für das Leben auf dem Land und den englischen Landschaftsgarten ein18 . Schon in seinem Buch Das Landleben, das 1767 in Bern erschienen war, hatte er „für eine Gestaltung der Natur votiert, wie dies seit Anfang des 18. Jahrhunderts in England praktiziert wird“19 . In seinen 1779 in Frankfurt erschienenen Anmerkungen über die Landhäuser und die Gartenkunst machten die Ausführungen Von den Gärten in Engelland und einigen berühmten Parks das längste Kapitel aus. Hirschfeld beschreibt darin den „Park und die Gegend um Wentworth, einen Landsitz, der dem Lord Rockingham zugehört“20 und „Hagley bey Stourbridge in Worcestershire“, das „mitten in einer fruchtbaren und angenehmen Gegend, zwischen den Gebürgen von Clent und Witchberry“21 liegt. Der erste Satz dieses Kapitels lautet: „Der Britte ist nicht nur der erste, der die ächten Grundsätze der Gartenkunst in verschiedenen Schriften zu entwickeln versuchte; er ist auch der erste, der von ihnen eine glückliche Anwendung machte“ und in der Fußnote dazu schreibt er, „Milton, Temple, Bacon, Pope, am meisten Addison“ hätten „im Zuschauer schon eine Morgenröthe vor dem Anbruch des richtigen Geschmacks in der Gartenkunst aufgehen lassen“22. Welche Veränderungen die landesverschönernden Vorstellungen der Gutsanlagen bezüglich der „näheren Entwicklung des Planes in ästhetischen Beziehungen“23 im Sinne einer „ornamented farm“ bedeuteten, lässt sich u. a. am Beispiel des Gutes Reichenbach in der damaligen Provinz Pommern, südöstlich von Stettin gelegen, aufzeigen24 . Dessen Besitzer Carl Gottlieb Bethe (1778–1840) verwies, nicht zuletzt auch 16 17 18
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Jost Lemmerich, Dahlem – ein deutsches Oxford, in: Domäne Dahlem 17, Berlin 1992. Zum Leben Hirschfelds siehe Wolfgang Kehn, Christian Cay Lorenz Hirschfeld (1742–1792), Eine Biographie, Worms 1992. Zur Bedeutung Hirschfelds und seiner Rezeption englischer Gartenliteratur siehe Linda Parshall, C. C. L. Hirschfeld’s Concept of the Garden in the German Enlightenment, in: Journal of Garden History 13 (1993), 3, 125–171. Michael Breckwoldt, „Das Landleben“ als Grundlage für eine Gartenheorie, Eine literaturhistorische Analyse der Schriften von Christian Cay Lorenz Hirschfeld (Arbeiten zur sozialwissenschaftlich orientierten Freiraumplanung 14), hg. von Ulfert Herlyn und Gert Gröning, München 1995. Christan Cay Lorenz Hirschfeld, Anmerkungen über die Landhäuser und die Gartenkunst, Frankfurt u. a. 1779, 59 Ebd., 67. Ebd., 57 und Fn auf dieser Seite. (Carl Gottlieb) Bethe, Über Trift- und Feldpflanzungen, in: Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königlich Preußischen Staaten 2 (1826), 270–349, 297. Siehe Gert Gröning und Uwe Schneider, Gut Reichenbach (Radaczewo), Pommern: Modellhafte landwirtschaftliche Einflüsse bei einer Gutsanlage der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in: Landgüter in den Regionen des gemeinsamen Kulturerbes von Deutschen und Polen – Ent-
Einleitung
wegen der ökonomischen Vorteile, in der von ihm 1826 vorgelegten Schrift Über Trift- und Feldpflanzungen verschiedentlich auf die positiven „Erfahrungen der Engländer“25 . „Wer des Effekts wegen pflanzt“, so zitierte er aus Loudons Enzyklopädie der Gartenkunst, „darf niemals die Nützlichkeit aus den Augen verlieren“26 . Bethe war in Preußen als Ministerialbeamter Vorsitzender der landwirtschaftlichen Abteilung im von Karl August von Hardenberg (1750–1822) geleiteten Ministerium des Innern und „für die landwirthschaftliche Polizei und Regulierung der bäuerlichen Verhältnisse“27 zuständig, war also mit der Landwirtschaft vertraut. Es waren jedoch auch Deutsche, die im 18. Jahrhundert in England regierten. Hier soll zunächst auf die 1705 erfolgte Heirat von Caroline von Brandenburg-Ansbach (1683–1737) mit Georg August von Hannover (1683–1760) aufmerksam gemacht werden, der als Georg II. 1727 König von Großbritannien wurde. Während sich Georg II. kaum den Staatsangelegenheiten in England widmete, waren die den Künsten und Wissenschaften zugewandte Caroline sowie Robert Walpole (1676–1745), der für Georg II. die Regierungsgeschäfte führte, durchaus daran interessiert. Robert Walpole war der Vater von Horace Walpole (1717–1797). Der Sohn Walpole veröffentlichte 1780 den Essay The History of the Modern Taste in Gardening, in dem er die Grundlagen für die zwei Jahrzehnte währende Umgestaltung seines Landsitzes Strawberry Hill28 aufzeigte und der gleichzeitig „by far the most influential“29 Beitrag war, der bis dahin über die Gartenkultur in England geschrieben worden war. Es scheint Caroline gewesen zu sein, die in Zusammenarbeit mit dem Architekten und Gartenarchitekten William Kent (1685–1748) „gothick commissions“ in Richmond Park umsetzte30 . Hunt meint dazu: “In Richmond Park the invocation of gothick was clearly a response to the Queen’s determination to relate British intellectual history to her landscape park”31. Die ab 1714 bestehende Personalunion Hannovers mit Großbritannien führte dazu, dass „verstärkt niedersächsische Adlige an den englischen Hof “ reisten und man „von einem intensiven Austausch zwischen England
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stehung, Verfall und Bewahrung, Ma˛jatki ziemskie na obszarze wspolnego ´ dziedzictwa polskoniemieckiego – problemy rozwoju, degradacji i konserwacji, hg. v. Birte Pusback und Jan Skuratowicz, in: Das Gemeinsame Kulturerbe – Wspolne ´ Dziedzictwo IV, hg. v. Małgorzata Omilanowska, Warszawa 2007, 177–192. Bethe (wie Anm. 23), 274. Ebd., 304. Handbuch über den Königlich Preussischen Hof und Staat für das Jahr 1824, Berlin 1824, 87. Siehe dazu Norbert Miller, Strawberry Hill, Horace Walpole und die Ästhetik der schönen Unregelmäßigkeit, Edition Akzente, hg. v. Michael Krüger, München 1986; siehe auch Sarah R. Katz, Horace Walpole’s Landscapeat Strawberry Hill, in: Studies in the History of Gardens & Designed Landscapes 28 (2008), 1, 2–217. John Dixon Hunt, Introduction, in: Horace Walpole, The History of the Modern Taste in Gardening, New York 1995, 5–15, 5. Siehe Marcus Köhler, The German Legacy: Richmond in Braunschweig, in: Garden History 29 (2001), 1, 29–35. John Dixon Hunt, William Kent, Landscape Garden Designer, An Assessment and Catalogue of his Designs, London 1987, 61; siehe auch Timothy Mowl, William Kent, Architect, Designer, Opportunist, London 2006.
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und Deutschland sprechen“32 kann. So schlägt sich der durch das Haus Hannover begründete deutsch-britische Kulturtransfer u. a. auch in der Übernahme des in England entwickelten landschaftlichen Stils an einigen kleineren Höfen nieder, z. B. ab 1760 in Harbke bei Braunschweig33 , ab 1763 in Schwöbber, dessen Gutsherr Otto II. von Münchhausen (1716–1775) „im Jahre 1765 die erste deutsche Anleitung zur Anlage englischer Gärten gibt“34 und ab 1774 im Hinüberschen Garten in HannoverMarienwerder. Auch aus anderen deutschen Ländern fuhren die Fürsten nach England. So z. B. Hans Graf zu Rantzau (1693–1769), der in dänischen Staatsdiensten 1731/32 als Gesandter nach London gegangen war und nach seiner Rückkehr einen Gartenplan für sein Gut Ascheberg südwestlich von Plön entwickelte. Dessen „in den Plan integrierte Ansicht der Gartenpartien auf dem Ascheberg und die naturverbundenen Eremitagen [. . . ] den neusten englischen Entwicklungen, etwa den Eremitagebauten William Kent in Kew, Esher und Claremont sowie der Kombination von Plan und Vedute in den aktuellen Bänden des ’Vitruvius Britannicus’ (1715–1739)“ entsprachen und bei Zeitgenossen als „erste Anlage dieser Art, und folglich der Keim, oder wenn man will, die Inokulation des englischen Geschmacks in Holstein“35 galten. 1776 fuhr Herzog Karl Eugen von Württemberg (1728–1793) nach England und ließ danach zwischen 1776 und 1783 den Park von Hohenheim mit einem „,Englische[n] Dorf‘ auf den Trümmern von Rom“36 anlegen. Zwischen 1771 und 1815 ließ Herzog Carl von Mecklenburg-Strelitz (1741–1816) einen „in seiner gesamten Gestaltung stark vom aufklärerisch freimaurerischen Gedankengut geprägt[en]“37 Park in Hohenzieritz, südwestlich von Neubrandenburg, anlegen. Vermutlich auf Empfehlung seiner Schwester Sophie Charlotte (1744–1818), die seit 1761 mit dem an einer ihn schwer belastenden Porphyrie erkrankten Georg III. (1738–1820) verheiratet und damit Königin von England war, wurde der Park von Hohenzieritz durch den englischen Gartenkünstler Archibald Thompson umgestaltet. „Beinahe zeitgleich“ wurde „der ,Englische Garten‘ auf dem Werder bei Penzlin“38 in der Nähe von Hohenzieritz angelegt. Ursächlich dafür scheint „eine Reise des Eigentümers, Joseph von Maltzahn, mit seiner Schwester an den englischen Hof 1771/1772“39 gewesen zu sein. In Madlitz, östlich von Berlin, ging Graf Friedrich Ludwig Karl von Finckenstein (1745–1818) 32 33 34 35 36 37
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Marcus Köhler, Frühe Landschaftsgärten in Rußland und Deutschland, Johann Busch als Mentor eines neuen Stils, Berlin 2003, 70. Ders, „Wenn wir erst einen ins Wilde angelegten Garten zu sehen gewohnt sind . . . “ – Die frühen Landschaftsgärten von Harbke und Schwöbber, in: Die Gartenkunst 5 (1993), 1, 101–125. Ebd., 101. Margita Marion Meyer, Ascheberg, in: Historische Gärten in Schleswig-Holstein, hg. v. Adrian von Buttlar und Margita Marion Meyer, Heide 1996, 158–166, 160–161. Elisabeth Nau, Hohenheim Schloß und Gärten, Sigmaringen 1978, 7. Christine Hinz, Parklandschaft Hohenzieritz, hg. v. Museum Neustrelitz, Neubrandenburg o. J. (1989), 11; siehe auch o. V. (Markus Köhler et al.), Frühe Landschaftsgärten: Hohenzieritz, in: Historische Gärten um Neubrandenburg, (Mitteilungender Pückler Gesellschaft 17, Neue Folge), Berlin 2002, 25–30. Ebd., 28. Ebd., 28.
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bei der Anlage des Parks auf seinem Gut „gleich auf die englischen Quellen zurück, wahrscheinlich ohne England je gesehen zu haben“40 und orientierte sich dabei an den Observations on Modern Gardening Illustrated by Descriptions, die 1769 von Thomas Whately in London veröffentlicht worden waren41 . 1788 erschien in Berlin das „An alle Gartenfreunde“ gerichtete Lehrgedicht Der schöne Garten von Leopold von Reichenbach (1745–1831), der bei aller deutsch-patriotischer Ausrichtung, doch „Kent, Whately und Addison [. . . ] ausdrücklich als die Vordenker der neuen Gartenkunst“42 anerkennt. In München entstand unter der Leitung von Friedrich Ludwig von Sckell (1750–1823)43 mit Hilfe von Benjamin Thompson (1753–1814), dem späteren Reichsgraf von Rumford, 1789 der Englische Garten44 . Sckell war von 1773 bis 1776 „auf Staatskosten [. . . ] mit dem Auftrage“ in England, „sich dort in der neuen landschaftlichen Gartenkunst weiterzubilden“45 . Viele der in diesen Zeiten tätigen Gärtner hatten zu ihrer Aus- oder Weiterbildung England besucht. So z. B. Carl Ferdinand Bosse (1755–1793), der „nach Lehre und längerem Studienaufenthalt in England“46 den Park in Rastede an der Sommerresidenz des Großherzogs von Oldenburg gestaltete. Johann Georg Gottlieb Schoch (1758–1826) besuchte auf Kosten des Fürsten Franz von Anhalt-Dessau England und veröffentlichte 1794, nach seiner Rückkehr als Hofgärtner in Wörlitz, das Buch Versuch einer Anleitung zu Anlegung eines Gartens im englischen Geschmack, dessen erster Satz in der Einleitung lautet: „Englische Gärten werden in unsern Zeiten als Muster angenommen, nach welchen neuere Gärten angelegt werden sollen“47. Manche Gärtner blieben in England, wie z. B. der aus Schnega bei Lüchow stammende 40
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Clemens Alexander Wimmer, Der Madlitzer Park als Ideenspiegel, in: So ist die Anmuth gestaltet, Graf Friedrich Ludwig Karl Finck von Finckenstein und sein Madlitz, hg. v. Melanie Gräfin Finckenstein, Clemens Alexander Wimmer und Georg Graf Wallwitz (Mitteilungen der Pückler Gesellschaft 13, Neue Folge), Berlin 1998, 31–80, 36–37. Siehe dazu das Kapitel V. Ursprung der schönen Gartenkunst und Classifikation der Englischen Gärten, Transkript von Melanie Gräfin Finckenstein aus dem Madlitzer Konvolut II: Beschreibung meiner Gartenanlage, in: ebd, 109–155, 151–155. Michael Niedermeier, Das Lehrgedicht „Der schöne Garten“ (1788) von Leopold von Reichenbach und die frühen Landschaftsgärten in der Mark, in: Zwei Garten-Lehrgedichte aus der Mark Brandenburg, hg. v. Michael Niedermeier und Clemens Alexander Wimmer (Mitteilungen der Pückler Gesellschaft 12, Neue Folge), Berlin 1997, 3–24, 11. Zu biographischenInformationenüber Sckell siehe Franz Hallbaum, Der Landschaftsgarten, sein Entstehen und seine Einführung in Deutschland durch Friedrich Ludwig von Sckell 1750–1823, München 1927. Siehe dazu Adrian von Buttlar, Vom Landschaftsgarten zum Volkspark, Der englische Garten in München, in: Viktorianisches England in deutscher Perspektive (wie Anm. 14), 133–143, siehe auch Pankraz Freiherr von Freyberg, 200 Jahre Englischer Garten in München 1789–1989, hg. v. Freistaat Bayern, Bayrisches Staatsministerium der Finanzen, München 1989. Hallbaum (wie Anm. 43), 102. Dieter Hennebo, Der Oldenburger Schloßgarten, ein Gartendenkmal in unserer Zeit, in: Der Schloßgartenzu Oldenburg,hg. von der Gemeinschaft der Freundedes Schloßgartens,Oldenburg 1984, 11–35, 16. Johann Georg Gottlieb Schoch, Versuch einer Anleitung zu Anlegung eines Gartens im englischen Geschmack, Leipzig 1794, 1.
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Johann Busch (um 1725–1795)48. Busch betrieb von 1758 bis zu seiner Übersiedlung nach St. Petersburg im Jahr 1771 in Hackney bei London eine Gärtnerei, handelte schwunghaft mit aus Nordamerika importierten auch selbst herangezogenen Pflanzen nach Deutschland sowie anderen Ländern und verschickte auch Kupferstiche von englischen Landschaftsgärten nach Deutschland49 . „Die von Hannover nach England reisenden Gärtner unterstützten deutlich eine Tendenz, die in Deutschland gegen Ende des 18. Jahrhunderts immer mehr zunahm: An die Stelle Frankreichs – des angestammten Mutterlandes der barocken Gartenkunst – trat nunmehr England mit seinen neuartigen Landschaftsgärten, die schließlich die architektonischen Gärten ganz verdrängten“50 . Gleich zu Beginn des 19. Jahrhunderts erschienen von Semler (1767–1825) Ideen zu einer Gartenlogik oder Versuch über die Kunst in englischen Gartenanlagen alles Unverständliche und Widersinnige zu vermeiden51 . Darin setzt er sich u. a. mit dem Nutzen einer treuen Nachahmung der Natur und dem Streit, der darüber in England geführt worden ist, auseinander und schreibt: „Daß aber in diesem Mutterlande der Kunst, ungeachtet der großen Menge seiner berühmten Gärten, Anlagen, welche mit der Schönheit auch Wahrheit vereinigen, unter die Seltenheiten gehören, ist mir, so weit sich über diese Sache nach Berichten glaubwürdiger Augenzeugen urtheilen läßt, nicht mehr zweifelhaft, seitdem ich Gilpins Kritiken seiner vaterländischen Gärten gelesen, und noch weniger, seit ich Price’s Versuch über die malerische Schönheit näher kennen gelernt habe. Es ist schade, daß man von dem, vor etlichen Jahren in England geführten Streite, wovon dieses Buch eines der interessantesten Aktenstücke ist, in Deutschland nicht mehr Notiz genommen hat“52 . Alfred Schelter verweist in seinem Beitrag „Der Rosenauer Schlosspark – Ein mittelalterlicher Traum“ darauf, wie aus den dort vorhandenen Feld- und Ackerfluren allmählich ein Landschaftspark im gotisierenden Stil wurde. Rolf Kirsch zeigt in seinem Beitrag „Der Landschaftspark von Schloss Callenberg bei Coburg“ wie unter Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha (1784–1844) und Ernst II. (1818–1893) im 19. Jahrhundert eine großflächige Landschaftsgestaltung im Sinne der ornamented farm mit Cottage und Callenberg Farm stattfand. Wie sich unter Ernst I. und Ernst II. der Coburger Hofgarten unter gewisser Mitwirkung von Lenn´e entwickelte, macht Hermann Wiegel in seinem Beitrag „Zur Geschichte des Coburger Hofgartens“ deutlich, der sich dabei auf eine Untersuchung von Steffen Roth53 stützt. 1804 wurde in London die London Horticultural Society gegründet, die dem 1822 gegründeten Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den königlich preu48 49 50 51 52 53
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Köhler (wie Anm. 32). Ders (wie Anm. 33), 124, Fn. 79. Ders (wie Anm. 32), 17–18. Christian August Semler, Ideen zu einer Gartenlogik oder Versuch über die Kunst in englischen Gartenanlagen alles Unverständliche und Widersinnige zu vermeiden, Leipzig 1803. Ebd., 64–65. Siehe dazu Steffen Roth, Zur Entwicklungsgeschichte des Hofgartens der Ehrenburg in Coburg, in: Die Gartenkunst 13 (2001), 2, 254–274.
Einleitung
ßischen Staaten54 als Vorbild diente. Seit 1861 firmiert die Gesellschaft unter dem Namen Royal Horticultural Society, der ihr von Prinz Albert von Sachsen-CoburgGotha (1819–1861), dem Ehemann von Queen Victoria (1819–1901), verliehen wurde. Mittlerweile war die Entwicklung der Gartenkultur in Großbritannien, nicht zuletzt durch so herausragende Personen wie Lancelot Brown (1715–1795)55 so weit vorangeschritten, dass in einigen kontinentaleuropäischen Ländern von einer diesbezüglichen Anglomanie gesprochen werden konnte. Justus Möser (1720–1794) veröffentlichte in seinen Patriotischen Phantasien den Brief einer jungen Frau über „Das englische Gärtgen“. Sie berichtet darin u. a. von der Verwandlung des einstigen „Kohlgarten[s] [. . . ] in Hügel und Thäler, wodurch sich unzählige krumme Wege schlängeln“ sowie einer „Schrubbery, oder wie andre sprechen, ein englisches Boskett“ und unterschrieb mit „Anglomania Domen“56. Laird führt die Entstehung des Begriffs shrubbery auf einen „circle of shrubbery makers“ zurück, dem er William Shenstone (1714–1763), Lady Luxborough (?–1756), Philip Southcote (1698–1758), Joseph Spence (1699–1768), Thomas Wright (1711–1786) und andere zurechnet57 . Der sich als Nachfolger von Brown empfindende und in Großbritannien durchaus umstrittene Humphry Repton (1752–1818) vergrößerte allenthalben den Ruhm britischer Gartenkultur. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, wenn auch Peter Joseph Lenn´e (1789–1866)58, einer der Ahnherren der Gartenkultur in deutschen Landen, nach England fuhr und über seine Eindrücke in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königlich preußischen Staaten berichtete59 . Für Lenn´e war es klar, „daß die englische Gartenkunst mehrere Epochen durchwandern mußte, ehe sie sich unter Wilhelm Kent’s Meisterhand zum Ideal emporschwingen konnte“60 . Als beispielhaft galt ihm u. a. Claremont bei Esher, Surrey, ein Landsitz, den Prinzessin Charlotte von Hannover (1796–1817) und Prinz Leopold von SachsenCoburg (1790–1865), der spätere König von Belgien, 1816 anlässlich ihrer Hochzeit erhalten hatten61 . Horace Walpole, der ansonsten nicht besonders viel von Kent hielt, 54
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Siehe dazu Gert Gröning, Peter Joseph Lenn´e und der „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preußischen Staaten“, in: Peter Joseph Lenn´e, Volkspark und Arkadien, hg. v. Florian von Buttlar, im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz, Berlin 1989, 82–90. Siehe dazu Dorothy Stroud, Capability Brown, London 1975. Justus Möser, Patriotische Phantasien, 2 Bände, Das englische Gärtgen, Berlin 1778, 335–337. Mark Laird, The Flowering of the Landscape Garden, English Pleasure Grounds 1720–1800, Philadelphia 1999, hier das Kapitel ,Lady Luxborough and William Shenstone: Minting a New Word, “New Modelling” a “Shrubbery”‘, 101–109. Siehe Harri Günther, Peter Joseph Lenn´e, Gärten, Parke, Landschaften,Stuttgart 1985; siehe auch Gerhard Hinz, Peter Joseph Lenn´e, Das Gesamtwerk des Gartenarchitekten und Städteplaners, 2 Bände, Hildesheim u. a. 1989. Peter Joseph Lenn´e, Allgemeine Bemerkungen über die Brittischen Parks und Gärten, in: Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preußischen Staaten 1 (1824), 82–96. Ebd., 82. Zur Geschichte von Esher siehe Michael Symes, The landscaping of Esher Place, in: Journal of Garden History 8 (1988), 4, 63–96.
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Gert Gröning
hatte in einem Brief vom 11. August 1748 an Montagu darüber geschrieben: “Esher I have seen again twice and prefer it to all villas, even to Southcote’s; Kent is Kentissime there”62 . Die ab 1824 erscheinenden Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königlich preußischen Staaten waren ein erstes Beispiel für die nun aufkommenden Fachzeitschriften auf dem Gebiet der Gartenkultur63 , in denen nationaler und internationaler Austausch gepflegt wurde und so dem deutsch-britischen Kulturtransfer eine breitere Basis zur Verfügung stand64 . Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert „hatte Englands liberale staatliche und rechtliche Formgebung in allen fortschrittlichen Kreisen Europas lebhaftestes Interesse gefunden, hatte Englands Dichtung Natur und Empfindung wiederentdeckt und gerade die Jugend Deutschlands begeistern können, wurde Englands Gesellschaft ihrer ungewohnt weltoffenen Züge wegen viel bewundert“65 . Erstmals erschien 1787 in England The Botanical Magazine von William Curtis (1746–1799) und John Claudius Loudon (1783–1843) gab ab 1826 The Gardener’s Magazine heraus. Loudon war sehr vertraut mit der Entwicklung in deutschen Landen. Er „hat nicht nur die deutsche Literatur gelesen, lebhaft mit deutschen Kollegen korrespondiert [so mit Eduard Otto vom Berliner Botanischen Garten und Gustav Fintelmann von der Pfaueninsel], sondern auch Gartenreisen unternommen. In seinem bewundernswert umfänglichen Werk finden sich daher viele Beschreibungen deutscher Gärten, die hierzulande von der Forschung bisher unbeachtet blieben“66 . Die gezielte Sammlung von Literatur und der Aufbau einer Bibliothek gehörte zu den Aufgaben des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preußischen Staaten, der im Austausch, u. a. mit der Horticultural Society in London, entsprechende Veröffentlichungen erhielt67 . Viele Jahrzehnte hindurch blieb England die in Europa führende Nation, auch in der Gartenkultur, nicht zuletzt durch Expeditionen in den Fernen Osten und in die Neue Welt jenseits des Atlantiks. Unter den vielen, zumeist englischen, Namen dieser Pflanzenjäger verdient es unter der Perspektive des deutsch-britischen Kul62 63
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Ebd., 87–88. Siehe Uwe Drewen, Die Entwicklung der deutschsprachigen Gartenkunstzeitschriften von den Anfängen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, (Dissertation, Fachbereich Landespflege, Universität Hannover) Hannover 1989; siehe auch Joachim Kirchner, Das deutsche Zeitschriftenwesen, seine Geschichte und seine Probleme, Wiesbaden 1962. Siehe dazu auch Sarah Richards, A magazine for the friends of good taste: sensibilityand rationality in garden design in late eighteenth-century Germany, in: Studies in the History of Gardens & Designed Landscapes 20 (2000), 3, 229–248. Alfred Hoffmann, Der Landschaftsgarten, in: Geschichte der deutschen Gartenkunst III, hg. v. Dieter Hennebo und Alfred Hoffmann, Hamburg 1963, 65. Clemens Alexander Wimmer, PreußischeGärten in Berichtenbei John Claudius Loudon, in: Festschrift für Prof. Dr. Martin Sperlich 1. Vorsitzender der Pückler-Gesellschaft zum 75. Geburtstag 1994 (Mitteilungen der Pückler Gesellschaft 9, Neue Folge), Berlin 1993, 135–149, 135. Diese Bibliothek ist heute die Bücherei des deutschen Gartenbaues in der Universitätsbibliothek der TU Berlin, www.historischegaerten.de/Gartenbaubuecherei/;siehe dazu Gerhard Drude, Zur Geschichte der Bücherei des deutschen Gartenbaues, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Bibliothekswesen und Dokumentation des Landbaues 15 (1971), 5–22.
Einleitung
turtransfers im 19. Jahrhundert Karl Theodor Hartweg (1812–1871) hervorgehoben zu werden. Hartweg arbeitete im Auftrag der Horticultural Society und ging 1836 für sechs Jahre nach Mexiko, Guatemala, Ecuador und in die Anden, später auch nach Kalifornien und sandte von dort viele neue Pflanzen, vor allem Orchideen, Kakteen und Fuchsien nach London. Von 1843 bis zu seinem Lebensende arbeitete er als großherzoglicher Garteninspektor im Schlosspark von Schwetzingen68 . In diesem Zusammenhang müssen auch Joachim Conrad Loddiges (1738–1826) und George Loddiges (1786–1846) erwähnt werden. Conrad Loddiges war der Sohn eines Hofgärtners des Kurfürsten von Hannover und Königs Georg II. von England. Er hatte 1771 die von dem bereits erwähnten Johann Busch aufgebaute Baumschule in Hackney bei London übernommen. Sein Sohn George baute sie zu einem international agierenden Unternehmen aus, das „nach 1800 die größte Gärtnerei auf der Welt mit den umfangreichsten Gewächshäusern“69 war. In deutschen Landen legte Johann Gottlob Nathusius (1760–1835)70 im Verlauf des 19. Jahrhunderts zwischen Hundisburg71 und Althaldensleben, nördlich von Magdeburg, einen englischen Garten an. Sein Sohn Hermann Engelhard von Nathusius (1809–1879) baute Hundisburg unter Anwendung neuer englischer Verfahren bei der Aussaat und der Drainage des Bodens als landwirtschaftliches Mustergut aus. 1843 wurde die dortige Niedermühle im Stil eines englischen Cottage umgebaut. Zu diesem Großbetrieb, in dem vor allem mit aus England eingeführten Rindern und Schafen Viehzucht betrieben wurde, gehörte auch die damals wahrscheinlich größte Baumschule in deutschen Landen. In Berlin erschien 1862 „der erste, 16 Seiten starke Katalog über Obstbäume, Blütensträucher, Rhododendron und Koniferen“72 von Ludwig Späth (1793–1883). In der Späthschen Baumschule, die ab 1863 Stück um Stück von Franz Ludwig Späth zur größten Baumschule der Welt ausgebaut wurde, mag die Kultur der Rhododendron, die später in England zur rhododendronmania führte, durch die sehr erfolgreichen Pflanzensammlungen in den 1840er und 1850er Jahren von Robert Fortune (1812– 1880) in China befördert worden sein. Von 1798 bis 1886 betrieben der schottische Gärtner James Booth und seine Söhne in Hamburg eine Baumschule aus der u. a. die Pflanzen für das von Caspar Voght (1752–1839) am Ufer der Elbe in Hamburg als ornamented farm betriebene Landgut Flottbek kamen73 . „Kurz nach dem Erwerb des ersten Grundbesitzes in Klein Flottbeck 1785“, hatte Voght „eine ausgedehnte Englandreise unternommen und die dort gegenüber Deutschland weit fortgeschrittene Landwirtschaft, aber auch die Anlage englischer Herrensitze studiert. Er wurde 68 69 70 71 72 73
Siehe dazu Carl-Ludwig Fuchs und Claus Reisinger, Schloß und Garten zu Schwetzingen,Worms 2001. Köhler (wie Anm. 33), 96. Elsbeth Nathusius, Johann Gottlieb Nathusius, Ein Pionier deutscher Industrie, Stuttgart 1915. Zur Geschichte und Rekonstruktion von Hundisburg siehe Harald Blanke, Schloß und Barockgarten zu Hundisburg 1693 bis 1993, Haldensleben 1994. Späth (wie Anm. 15), XXXIII. Siehe dazu Caspar Voght, Flotbeck in ästhetischer Ansicht, hg. und kommentiert v. Charlotte Schoell-Glass, Hamburg 1990.
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Gert Gröning
auf diese Weise zu einem der ersten und wichtigsten Vermittler der in England sich durchsetzenden modernen Landwirtschaft in Deutschland“74 . Mit dem 1842 von England und China vereinbarten Frieden von Nanking wurden einige Häfen in China für englische Schiffe zugänglich, was wiederum die Suche nach neuen Pflanzen durch Sammler wie Robert Fortune, Joseph Dalton Hooker (1817–1911) und John Gould Veitch (1839–1870) beförderte, die sich in vielfältiger Weise in den Pflanzungen von Bäumen, Sträuchern75 und Stauden in den Parkanlagen Großbritanniens und in deutschen Landen niederschlug. So fanden sich z. B. die in England von den Lichfield Florists76 kultivierten besonderen Primeln, die Aurikeln (Primula auricula), auch in Berliner Privatgärten wie dem des königlichen Münzmeisters Nelcker am Köpenicker Holzmarkt und dem des Kommerzsekretärs Schmiel in der Schützenstrasse, von denen berichtet wird, dass sie eine „vortreffliche“ bzw. „eine auserlesene Sammlung von englischen Aurikeln“77 besaßen. In diese Zeit des frühen 19. Jahrhunderts fallen Veröffentlichungen von Humphry Repton (1752–1818), die in deutschen Landen besonders von Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785–1871) geschätzt und beim Ausbau seiner Parkanlagen in Muskau und Branitz berücksichtigt wurden78 . Auf die spezielle Rezeption Reptons durch Pückler-Muskau mache ich in meinem Beitrag „Hermann Fürst von PücklerMuskau und Humphry Repton – A Map of Influence“ in diesem Band aufmerksam. 1870 erschien The Wild Garden sowie Alpine Flowers for English Gardens und 1883 The English Flower Garden von William Robinson (1838–1945)79, der ab 1871 auch die Zeitschrift The Garden: An Illustrated Weekly Journal of Horticulture In All Its Branches und ab 1879 Gardening, später Gardening Illustrated herausgab. The English Flower Garden erschien in mehreren, immer wieder leicht veränderten, Auflagen, zu denen auch Gertrude Jekyll (1843–1932)80 einiges beisteuerte. Robinson propagierte einen natürlichen Stil bei der Anlage von Gärten, der, in mehr oder weniger großen Abwandlungen, seither weithin in Europa anzutreffen ist. In Deutschland war es besonders Willy Lange (1864–1941), der in dieser Zeit als Rentner in Dietharz bei Gotha tätige spätere Gartenbaudirektor an der Könglichen Gärtnerlehranstalt
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Charlotte Schoell-Glass, Ein Garten fürs Gemüt – Landschaft als Bild, in: Caspar Voght, Flotbeck in ästhetischer Hinsicht, hg. und kommentiert v. Charlotte Schoell-Glass, 40–67, Hamburg 1990, 47; siehe auch Sylvia Borgmann, Altona: Klein Flottbek, in: Historische Gärten in SchleswigHolstein (wie Anm. 35), 132–148. Siehe dazu Clemens Alexander Wimmer, Bäume und Sträucherin historischenGärten, (Muskauer Schriften 3), hg. v. d. Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau, Dresden 2001. Siehe dazu Jim Gould, The Lichfield Florists, in: Garden History 16 (1988), 1, 17–23. Späth (wie Anm. 15), XII. Siehe dazu Hermann Fürst von Pückler-Muskau, Andeutungen über Landschaftsgärtnerei verbunden mit der Beschreibung ihrer praktischen Anwendung in Muskau Stuttgart 1834. Bio- und bibliographische Angaben zu Robinson, siehe Patrick Taylor, The Oxford Companion to the Garden, Eintrag Robinson, William, Oxford 2006, 409. Bio- und bibliographische Angaben zu Jekyll, siehe ebd., 254.
Einleitung
in Berlin-Dahlem81 , der sich von Robinsons Vorstellungen anregen ließ82 und eine ganze Reihe von Beiträgen im frühen 20. Jahrhundert in der Zeitschrift Gartenwelt veröffentlichte83 . In dem Beitrag „Garten und Weltanschauung“ aus dem Jahr 1900 setzte er sich besonders mit dem herzoglichen Garten in Gotha auseinander, den er für einen „Kunstgarten der herrschsüchtigen Kulturzeit“ hielt, während „der neuen Weltanschauung nur der bewußt natürliche [gesperrt im Original, GG], der in Liebe zur Natur und nach den Gesetzen seines organischen Inhaltes [besonders der lebenden Pflanze] mehr gestaltete [gesperrt im Original, GG], als geformte Naturgarten“84 entspräche. Auf die Entstehungsgeschichte des Englischen Gartens im Schlosspark Gotha machen in diesem Band Jens Scheffler mit dem Beitrag „,Kunstlos und wahr hervorzubringen gewusst . . . ‘ – Ein Beitrag zur Geschichte und aktuellen Situation des Englischen Gartens im Schlosspark Gotha“ und Uwe Jens Wandel mit seinen, auf fundiertem Quellenstudium beruhenden, Ausführungen „Von Gotha nach Kew – von Kew nach Gotha. Zur Entstehungsgeschichte des Englischen Gartens in Gotha“ aufmerksam. Jekyll, die 1899 das Buch Wood and Garden und 1900 Home and Garden und in den folgenden Jahren viele weitere veröffentlichte85 , zeichnete mit ihren besonderen Bepflanzungen von Staudenbeeten eine Entwicklung vor, die bald darauf von Carl Foerster (1874–1970)86 in Potsdam aufgegriffen und bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein in vielen Publikationen vertreten wurde. 1892 veröffentlichte
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Bio- und bibliographische Angaben zu Lange, siehe Gert Gröning und Joachim WolschkeBulmahn, Grüne Biographien, Biographisches Handbuch zur Landschaftsarchitektur des 20. Jahrhunderts in Deutschland, Eintrag Lange, Willy, Berlin 1997, 214–216. Siehe Joachim Wolschke-Bulmahn, The ’Wild Garden’ and the ’Nature Garden’ – aspects of the garden ideology of William Robinson and Willy Lange, in: Journal of Garden History 12 (1992), 3, 183–206. Willy Lange, Der Ursprung des Gartens, Gartenwelt 4 (1900), 29, 342–344; ders., Garten und Weltanschauung, in: Gartenwelt 4 (1900), 31, 361–364; ders., Gartengestaltung und Ästhetik, in: Gartenwelt 4 (1900), 37, 433–436; ders., Die Blickgrenze in der Natur und im Garten, Gartenwelt 4 (1900), 42, 493–496; ders., Bilder aus der Gebirgslandschaft, in: Gartenwelt 5 (1900), 7, 73–75; Gartenwelt 5 (1901), 20, 232–233 und 28, 326–328; Gartenwelt 6 (1902), 26, 301–303, 33, 388–389, 460–463 und 45, 529–532; Gartenwelt 7 (1903), 7, 76–79 und 21, 246–247; ders., Das Wasser in der Landschaft, Gartenwelt 5 (1901), 37, 438–440, 39, 459–461 und 47, 557–559; Gartenwelt 6 (1902), 7, 77–79, 10, 114–116, 12, 139–141, 39, 460–463; ders., Die Mittellandschaft, Gartenwelt 7 (1903), 34, 397; ders., Landschaftsbilder der Ebene, Gartenwelt 7 (1903), 38, 445–446; ders., Wälder der Ebene, Gartenwelt 7 (1903), 45, 529–530; ders., Einzelheiten der Waldnatur im Garten der Ebene, Gartenwelt 8 (1903), 12, 133–136 u. a. m. Ders., Garten und Weltanschauung, in: Gartenwelt 4 (1900), 31, 361–364, 363. So z. B. Home and Garden, 1900; Wood and Garden, 1899; Lilies for English Gardens, 1901; Wall and Water and Woodland Gardens, 1901; Roses for English Gardens, zusammen mit Edward Mawley, 1902; Some English Gardens mit R. I. und George S. Elgood, 1904; Flower Decoration in the House, 1907; Children and Gardens, 1908; Colour Schemes in the Flower Garden, 1908; Gardens for Small Country Houses, zusammen mit Lawrence Weaver, 1912; Wall and Water Gardens, 1913; The Best Annuals and Biennial Plants and Their Uses in the Garden, 1916. Bio- und bibliographische Angaben zu Foerster, siehe Gröning/Wolschke-Bulmahn, Grüne Biographien (wie Anm. 81), Eintrag Foerster, Carl August, 94–95.
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Reginald Blomfield (1856–1942)87 mit Inigo Thomas (1866–1950) das Buch The Formal Garden in England, das ebenso wie Thomas Mawsons (1861–1933) Buch The Art and Craft of Garden Making zur wesentlichen Grundlage für Hermann Muthesius’ (1861–1927) Einlassungen über die Gartenkultur im frühen 20. Jahrhundert wurde88 , die Uwe Schneider in seinem Beitrag „Landschaftlich versus geometrisch: Hermann Muthesius und die (Wieder-)Entdeckung geometrischer Gartenprinzipien in England“ zu diesem Band spezifisch aufgreift. Das beste Beispiel der von Muthesius intendierten Übernahme englischer Vorstellungen ist der Herrensitz Wendgräben des Baron Hans von Wulffen-Mahndorf (1864–1943) bei Loburg, südöstlich von Magdeburg. Er wurde 1909, „im Sinne des durch Generationen bewährten englischen Landlebens für deutsche Verhältnisse“89 ausgebaut. Den Entwurf für das schlossartige Haus fertigte Hermann Muthesius90 , den für die Park- und Gartenanlage Baron Walter von Engelhardt (1864–1940)91, der Direktor des Gartenamts der Stadt Düsseldorf und nebenamtliche Lehrer in der Gartenkunstklasse der Kunstgewerbeschule Düsseldorf, an92 . Bezüglich seiner „subjektive[r]n Liebhaberei[en]“ von „Gebilde[n] aus geschorenem Pflanzenwerk“, also seinem Interesse an einer in England verbreiteten Form des Beschneidens von Sträuchern und Bäumen, der Topiarik, topiary, sah sich von Wulffen-Mahndorf zwischen dem „Fanatiker“, der dazu „sagt: nein, unmöglich, das verträgt sich nicht mit dem Gesamtcharakter“! und dem „Opportunisten“, der „sagt: aber warum soll man nicht etwas schaffen, was man nicht alle Tage sieht, es muß nur mit gutem Geschmack geschehen“, als „Amateur“, der „sagt: Schauen Sie auf England“93. Das nunmehr sich im frühen 20. Jahrhundert entwickelnde Geflecht von Beziehungen auch nur andeutungsweise weiter auszuführen, würde den hier gesetzten Rahmen meiner Anmerkungen zum diesbezüglichen deutsch-britischen Kulturtransfer in der Landschaftsarchitektur des 18. und 19. Jahrhunderts weit überschreiten und muss daher unterbleiben. 87 88
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Für biographische Informationen zu Blomfield siehe Richard A. Fellows, Sir Reginald Blomfield: An Edwardian Architect, London 1985. Siehe Hermann Muthesius, Das englische Haus, Entwicklung, Bedingungen, Anlage, Aufbau, Einrichtung und Innenraum, Band 1–3, Berlin 1904–1905; ders, Landhaus und Garten, Beispiele neuzeitlicher Landhäuser nebst Grundrissen, Innenräumen und Gärten, München 1907; siehe auch Uwe Schneider, Hermann Muthesius und die Reformdiskussion in der Gartenarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts, (Grüne Reihe, Quellen und Forschungen zur Gartenkunst 21) Worms 2000. Hans Waldemar von Wulffen-Mahndorf, Wendgräben, ein mitteldeutscher Herrensitz, in: Die Gartenkunst 35 (1922), 6, 55–62, 57. Hermann Muthesius, Zwei Bauten von Hermann Muthesius, in: Dekorative Kunst 26 (1917/18), 105–128. Bio- und bibliographische Angaben zu von Engelhardt siehe Gröning/Wolschke-Bulmahn, Grüne Biographien (wie Anm. 81), Eintrag Engelhardt, Walter von, 83–84; siehe auch Felix Grützner, Gartenkunst zwischen Tradition und Fortschritt: Walter Baron von Engelhardt (1864–1940), (Studien zur Kunstgeschichte 3) Bonn 1998. Walter von Engelhardt, Wendgräbens Park- und Gartenanlage, in: Die Gartenkunst 35 (1922), 6, 62–66. von Wulffen-Mahndorf (wie Anm. 89), 59.
Einleitung
Insgesamt mag deutlich geworden sein wie weit und differenziert das Feld des deutsch-britischen Kulturtransfers in der Landschaftsarchitektur des 18. und 19. Jahrhunderts ist. Vieles auf diesem Gebiet mag in groben Zügen bekannt sein, war jedoch bislang kaum Gegenstand spezifischer Untersuchungen. Insofern mögen die in diesem hier vorgelegten Band versammelten Beiträge den Anfang für die Bearbeitung eines noch in weiten Teilen brachliegenden Forschungsfelds markieren.
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David Watkin
The Influence of English Royal Gardens on the Continent in the 18th Century∗ The royal gardens at Kew with their buildings by Sir William Chambers, who had been architectural tutor to King George III, were a central attraction for German and French visitors from the 1760s. Created from the 1750s by George III’s mother, the Dowager Princess of Wales, Princess Augusta of Sachsen-Gotha-Altenburg, they were described in print by Chambers himself, and illustrated in engravings and paintings (Ill. 1.1). They became among the most influential European gardens of the day, and it almost seemed for a time as though England were rivalling Italy as a Grand Tour destination. For example, in c. 1769 Richard Wilson, better known for his paintings
Ill. 1.1: “The Wilderness at Kew Gardens, with the Alhambra, Pagoda and Mosque”, from William Chambers, Plans and Perspective Views of the Gardens and Buildings at Kew, 1763. ∗
I am greatly indebted to Professor Marcus Köhler and Dr Samuel Wittwer for help in preparing this paper.
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David Watkin
of Italian scenery, chose to paint “View of the Thames from Kew”1 . One reason why foreign visitors came to England to see recent developments in architecture and garden design was that the Seven Years’ War of 1756–1763 had reduced building activity in France and especially in German principalities, but not in England. George III liked to show his gardens at Kew and Richmond2 to visitors from the Holy Roman Empire, especially those from his Hanoverian Electorate. Elector of Hanover, its King from 1814, Duke of Brunswick and Lüneburg, George III also held the high office of Arch Treasurer of the Empire, keeping a representative at Regensburg and serving as a member of the Electoral College. As a Prince of the Spire, he never forgot his dual allegiance to England and to the Empire. He once exclaimed as he “laid his hand upon his breast [. . . ] Oh! My heart will never forget that it pulses with German blood”3. His connections with Germany through his relatives will be explained in this paper which will also draw on the accounts of English, German, French and Swedish gardens given by Christian Hirschfeld in his five-volumed Theorie der Gartenkunst of 1779–85. Hirschfeld is helpful for giving us an authentic, contemporary reaction to the gardens. George III’s German wife, Charlotte of Mecklenburg-Strelitz, a Princess of the Holy Roman Empire, was painted in 1761 by Johann Ziezenis in front of the family Schloss at Neustrelitz with formal gardens of 1726–31 by Christoph Lowe4 . As Queen Charlotte, she entertained her relatives in the royal gardens at Richmond and Kew, especially her two brothers who were both military governors in George III’s Hanoverian territories: Prince Ernst of Mecklenburg-Strelitz and her favourite brother, later the ruling Grand Duke Carl5 . They were painted by her favourite artist, the German Johann Zoffany, on a rustic bench at Kew or Richmond in 17716 when she recommended Prince Ernst to build a thatched cottage on his estate similar to hers at Kew, while he discussed topics such as gardening and hunting with George III in London, sending him a book on trees in 1770. Prince Ernst laid out a garden, the Prinzengarten, on his estate near Celle where he said that “everything is in the true English taste”7 , while Hirschfeld also praised its “rural aspect” and “extensive cow pastures”8 . Prince Carl of Mecklenburg-Strelitz, after visiting the royal gardens at Richmond in 1771, wrote of them “that is my paradise”, and laid out a landscaped park at his
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Alte Pinakothek, Munich. See John Cloake, Palaces and Parks of Richmond and Kew (2 vols), Chichester 1995–6. Christopher Hibbert, George III: A Personal History, London 1998, 373. In the collection of H.M. Queen Elizabeth II. For her relation with her brothers, see Clarissa Campbell Orr, Charlotte of Mecklenburg-Strelitz, Queen of Great Britain and Electress of Hanover: northern dynasties and the Northern Republic of Letters, in: Queenship in Britain, 1660–1815,The Role of the Consort, ed. by Clarissa Campbell Orr Cambridge 2004, 368–402. In the collection of H.M. Queen Elizabeth II. Marcus Köhler, The German Legacy: Richmond in Braunschweig, Garden History 29 (2001), 30. Christian Hirschfeld, Th´eorie de l’art des jardins, 5 vols, Leipzig 1779–85, vol. 3, 1781, 284.
Influence of English Royal Gardens
Ill. 1.2: Plan of the park at Hohenzieritz in 2000.
summer residence of Hohenzieritz, north of Neustrelitz, probably designed by the Scottish botanist and gardener, Archibald Thompson9 (Ill. 1.2). The relation of the jardin anglais on the continent to the ideals of Rousseau on nature, morality, and sensibility, is recalled by Prince Carl who studied at Geneva in 1758 where he read Rousseau. He later “instigated a Rousseauesque festival for the local population by a consecrated forest altar” in his garden at Hohenzieritz in 179610. The Anglo-Swedish architect, William Chambers, was equally at home in Rome, where he knew Piranesi, Paris, London, Gothenburg, and Canton. His buildings at Kew included a partly ruinous arch at Kew in the manner of Piranesi, painted by Richard Wilson in 1761–2 to resemble a real ruin in Rome11 . At the heart of the architectural culture of the Enlightenment with its search for links between different 9
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Marcus Köhler, Park, Hohenzieritz,in: Weißbuch der historischenGärten und Parks in den neuen Bundesländern,Bonn 2005, 82–4; and Christine Hinz, Die ParklandschaftHohenzieritz,in: Harri Günther, ed., Gärten der Goethe-Zeit, Leipzig 1993. Clarissa Campbell Orr, Queen Charlotte, ’ScientificQueen’, in: Queenship in Britain, 1660–1837: Royal Patronage,Court Culture and Dynastic Politics, ed. Clarissa Campell Orr, (Manchester and New York 2002): 236–66. Brinsley Ford Collection, London.
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David Watkin
cultures, Chambers suggested parallels between antique and ancient Chinese architecture in his Designs of Chinese Buildings (1757)12. He dedicated this book to George, Prince of Wales, the future George III, and also his Dissertation on Oriental Gardening (1772) which he sent to Voltaire who replied amusingly that “a German prince who sought to be your pupil would ruin himself ”13 . Appropriately, the Dissertation was published at Gotha in 1775 as Über die Orientalische Gartenkunst; eine Abhandlung aus dem Englischen des Herren William Chambers, doubtless promoted by George III’s cousin, Duke Ernst von Sachsen-Gotha-Altenburg. Voltaire may have had in mind Frederick the Great of Prussia, George III’s first cousin once removed. In the Seven Years’ War when Britain was allied to Prussia, George II and George III sent annual subsidies to Frederick who tried to appoint William Chambers as his “architect [sic] du roy”14 , paying him for a set of drawings for Chinoiserie bridges15 . These were not built but Frederick built the Dragon House in the park at Sanssouci in 1754–64. Designed by Karl von Gontard who had been trained in Paris by Blondel with Chambers, the Dragon House is a modest echo of the pagoda of 1761–2 by Chambers at Kew. In 1770–2 Georg Christian Unger (1743–1812), a pupil of Gontard, built the Belvedere on Klausberg Hill at Sanssouci to command a view of the whole park. It was, of course, meant to see from as well as to be seen. At Kew, the Swiss German architect, Johann Heinrich Müntz (1727–98), designed the “Gothic Cathedral” in 1759 and probably the Moorish “Alhambra” (Ill. 1.1), as well as the Mosque at Schloss Wilhelmshöhe at Kassel where he seems to have designed the mosque next to the Chinese village16. Other mosques like that at Kew were at Schwetzingen, near Mannheim, built in 1778–96 for Karl Theodor, Bavarian Elector by the French architect, Nicolas de Pigage (1723–96), whose Temple of Minerva recalls drawings of garden buildings by George III such as a Corinthian temple17 . Pigage’s Temple of Apollo at Schwetzingen has much in common with the Temple of Victory at Kew by Chambers of which George III made a drawing18 . 12
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See Thomas Weiss, ed., Sir William Chambers und der Englisch-Chinesische Garten in Europa, symposium report (Kataloge und Schriften der Staatlichen Schlösser und Gärten Wörlitz, Oranienbaum, Luisium 2), Ostfildern-Ruit 1997. Theodor Besterman, ed., Correspondence of Voltaire, 107 vols, Geneva 1953–65, vol. 82, Voltaire to Chambers, 7 August 1772. Letter from John Forbes to William Chambers, 3 February 1752 (Chambers papers, RIBA). See Hans Huth, Chambers and Potsdam, in Essays in the History of ArchitecturePresentedto Rudolf Wittkower, David Fraser, et al., eds., London 1967, 214–16. See Hans-Joachim Giersberg, Friedrich als Bauherr: Studien zur Architektur des 18. Jahrhunderts in Berlin und Potsdam, Berlin 1986, 139. A design reproduced in John Harris, Sir William Chambers, Knight of the Polar Star, London ,1970, pl. 42, is close to the pavilions at a Cantonese pagoda illustrated by William Chambers in Designs of Chinese Buildings, London 1757, pls II–III. Hans-Christoph Dittscheid, Kassel-Wilhelmshöhe und die Krise des Schlossbaues am Ende des Ancien R´egime: Charles de Wailly, Simon Louis Du Ry und Heinrich Christoph Jussow als Architekten von Schloss und Löwenburg in Wilhelmshöhe, 1785–1800, Worms 1987, pl. 184. David Watkin, The Architect King: George III and the Culture of the Enlightenment, London 2004, fig. 35. Ibid., fig. 37.
Influence of English Royal Gardens
Ill. 1.3: The park at Harbke. Engraved 1782 by Geyser.
Harbke, near Helmstedt, was one of the first German landscaped parks with groves and plantations, though still not comparable to parks in England. (Ill. 1.3) It was laid out for Baron Veltheim from c. 1760 by Johann Busch who came to England in c. 1744, was probably a gardener at Kensington Gardens and became a Britsh subject19 . In 1758 he supplied a box of North American seeds to Count Schulenburg whose neighbour, Baron Veltheim of Harbke, began to correspond with Busch. In his lengthy account of Harbke, Hirschfeld described how parts were named after the swampy grounds of Florida and South Carolina with trees and plants from Maryland, China, Siberia, and the Falkland Islands20 . Goethe saw Harbke in 1805 after the death of Busch who had become the most popular landscape gardener in Russia, beginning with Tsarskoe Selo. Another gardener at Harbke was Johann Graefer who afterwards visited Johann Busch in London and saw Kew where he met Sir Joseph Banks, the scientist and botanist who advised George III on the gardens there. Banks recommended Graefer 19 20
For establishing the contribution of Busch we are indebted to Marcus Köhler, Frühe Landschaftsgärten in Russland und Deutschland: Johann Busch als Mentor eines neuen Stils, Berlin 2003. Hirschfeld (note 9), vol. 4, 1783, 281–9.
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to Sir William Hamilton in Naples where, next to the Baroque garden at Caserta, Graefer laid out the jardin anglais, a watery wilderness which was a parallel to Kew. Graefer also worked with George III’s gardener, “Capability” Brown, in the 1760s at Croome Court, Worcestershire. Suggestions were also made for Harbke by the gardener, August Daniel Schwarzkopf, who met Johann Busch in London in the 1760s and later worked in an English manner at Karlsaue and Wilhelmstal, and in 1763 at Schloss Weißenstein, later known as Wilhelmshöhe. Schwarzkopf’s patron here, Landgrave Friedrich II of Hesse-Kassel, who had married George III’s aunt Marie, sent him to England. Here, he specialised in introducing foreign trees and shrubs, especially North American varieties, at Wilhelmshöhe, which were published in 1785 in a rare book by a pharmacist and botanist21 . A celebrated jardin anglais was created at Marienwerder, near Herrenhausen, in 1761–82 for Jobst Anton von Hinüber, Post Master in George III’s Hanoverian territory. In 1772 a map of Marienwerder was made as part of the illustrated survey which George III commissioned of his Hanoverian estates22 . Hinüber knew Chiswick, Windsor, and particularly Kew which resembled the part of his garden between the house and the river where there were numerous fabriques including a Chinese pavilion and a hermitage similar to designs by Sandby for George III at Windsor. In 1764, George III’s sister, Princess Augusta, married Duke Carl Wilhelm Ferdinand of Brunswick (1735–1806) who reigned as Carl II from 1780 till 180623. Settling in Brunswick in 1767, they asked “Capability” Brown to design a park nearby for Augusta “laid out in the English Tast [sic]”24 (Ill. 1.4). She called it Richmond because its sloping site, overlooking the River Oker, recalled her family home in England25 . Created by Götze, using Brown’s designs, it was one of the first English parks in Germany and was greatly praised by Hirschfeld26 . Princess Augusta also built an elegant summer residence here in 1768, commanding views of the park (Ill. 1.5). Designed by the court architect Karl Fleischer (1727–87), it echoes the Franco-Palladian style of William Chambers.
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Conrad Mönch, Verzeichnis ausländischer Bäume und Stauden des Lustschlosses Weissenstein bey Cassel, Frankfurt and Leipzig 1785. In the King’s Maps, British Library, London. He was descended from Duke Anton Ulrich of Brunswick-Wolfenbüttel, one of the great collector-princes of the Baroque age who converted to Catholicism and became a friend of Louis XIV. His Baroque gardens at Saltsdahm were a rival to those at Herrenhausen. Letter of 28 October 1767, quoted in Köhler (note 8), 29. See also Heinz Joachim Tute, Richmond. Bilder aus 225 Jahren Geschichte, Brunswick 1993, and Der Landschaftspark am Schlösschen Richmond, Brunswick 1987; and Gustav Adolf Raben, Die Parkanlage von Schloss Richmond, Braunschweig, in Die Gartenkunst 1, 1989, 67–78. David Watkin and Tilman Mellinghoff, German Architecture and the Classical Ideal 1740–1840, London 1987, 52 and pls 38–9. Translated as Deutscher Klassizismus. Architektur 1750–1840, Stuttgart 1989. For a drawing of Schloss Richmond by Princess Caroline, dated 20 July 1810, in the Collection of H.M. Queen Elizabeth II, see Watkin (note 18), fig. 114. Hirschfeld (note 9), vol. 5, 1785, 369.
Influence of English Royal Gardens
Ill. 1.4: Plan of the park at Richmond, Brunswick, c. 1800.
Ill. 1.5: View of the park and Lustschloss at Richmond, Brunswick. Engraved c. 1800.
George III’s cousin, Duke Ernst Ludwig II of Sachsen-Gotha-Altenburg (1745– 1804), was an Enlightenment prince and patron who in 1768 travelled in England and France, seeing Kew and Stowe, as well meeting Diderot and the Encyclop´edistes27. He sought advice on gardening at Kew from his aunt, George III’s mother, Augusta, Princess of Wales, who in 1769 sent to him at Gotha John Haverfield (1705–84), son of her 27
See Werner Greiling, ed., Ernst II. Von Sachsen-Gotha-Altenburg. Ein Herrscher im Zeitalter der Aufklärung, Cologne 2005.
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gardener at Richmond and Kew. With the help of Haverfield, Duke Ernst created on his return a Picturesque Englischer Garten at Gotha from 1769–73, including American trees brought from Kew28 . In the style of “Capability” Brown, it was described enthusiastically by Hirschfeld29 . Prominent near the lake is the Greek Doric “Temple of Mercury” built in 1775–7 from designs by Carl Christoph Besser30 (Ill. 1.6).
Ill. 1.6: Temple of Mercury in the Englischer Garten at Gotha.
This early monument of the Greek Revival, which is similar to the temple in “Capability” Brown’s park at Bowood, Wiltshire31, was based on the gateway to the Agora in Athens, as illustrated in 1762 in James Stuart and Nicholas Revett’s Antiquities of Athens, a work dedicated to King George III32 . Landgrave Wilhelm IX of Hesse-Kassel (1743–1821), Elector from 1803, and his wife, both of whom were first cousins of George III, owned the German translation 28 29 30
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See Im Reich der Göttin Freiheit: Gothas fürstliche Gärten in fünf Jahrhunderten, exhib. cat., Weimar 2007. Hirschfeld (note 9), vol. 4, 1783, 274–9. See Udo Hopf, Carl Christoph Besser, der Baumeister Herzog Ernsts II [. . . ] und seine Bauten der Parkarchitektur in Gotha, in Roma Mildner-Spindler, ed., Die Gothaer Residenz zur Zeit Herzog Ernsts II. von Sachsen-Gotha-Altenburg, 1772–1804, Gotha 2004, 59–70. The date and architect of this Greek Doric temple is unknown but it was moved to its present site by the lake at Bowood in 1864. Vol. I, London 1762, ch. 1, pl. III.
Influence of English Royal Gardens
of 1775 of Chambers’ Dissertation on Oriental Gardening (1772)33 and sent their court architect, Heinrich Jussow (1754–1825), to England in 178734 . Having seen gardens such as George III’s at Virginia Water with its waterfall by Thomas Sandby, Jussow designed in c. 1792 the similar Steinhoffer Fall and Devil’s Bridge in the park at Wilhelmshöhe, outside Kassel (Ill. 1.7).
Ill. 1.7: The Steinhoffer waterfall, near the Löwenburg, Wilhelmshöhe, in 1825, by H. and J. H. Bleuler.
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Dittscheid (note 17), 220. See John Harris and Bernhard Korzus, “sich in der Anlegen der englischen Bau Arten wohl zu informiren”: Das Englische bei Jussow, in Heinrich Christoph Jussow 1754–1825: Ein hessischer Architekt des Klassizismus, exhib. cat. Staatliche Museen, Kassel 1999, 53–66.
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Jussow also built the nearby castle of Löwenburg, a Picturesque, partly ruinous, extravaganza35 . It recalls English mediaeval castles such as Alnwick, Northumberland, largely of the fourteenth century, which was praised and illustrated by Hirschfeld36 . It was restored by its owners, George III’s friends, the Duke and Duchess of Northumberland. Antiquity, Anglo-Palladianism, and the Picturesque garden were among the passions of Prince Leopold Friedrich Franz of Anhalt-Dessau (1740–1817). The prince himself was well educated and with his architect, Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736–1800), had studied under Winckelman in Rome in 1765 and knew both Rousseau and Goethe. From the 1760s to the 80s, Prince Franz, often with Erdmannsdorff, was frequently in England37 which he described as his “second homeland”38. It was the model for his programme of domestic reform which included introducing the latest English developments in architecture, agriculture, fruit cultivation, gardening, manufacture, and industry, so as to transform his state of Anhalt-Dessau into a Gartenreich, a garden Kingdom. His Picturesque park was laid out in 1764–1800 at Wörlitz on the shores of the river Elbe by his gardener, Johann Eyserbeck, who had travelled in England39. Its Schloss, built from 1769–73 by Erdmannsdorff (1736–1800), was stylistically similar to Duddingston House, Edinburgh (1763–8), by William Chambers, whom the Prince knew, but is closer to the later Claremont House, Surrey (1771–4), by “Capability” Brown. The Chinese Room at Schloss Wörlitz seems related to plates in Chambers’ Designs of Chinese Buildings (1757). The Schloss was later crowned by a belvedere so that Prince Franz and his visitors could view the landscape. Prince Franz had seen Lord Lansdowne’s house, park, and cascade, at Bowood, Wiltshire, and his model farm at Wycombe, Buckinghamshire, which influenced that at Wörlitz for which he had already brought back clover seeds in 1764 so as to introduce clover-based crop rotation, pioneered on George III’s farms. In an attractive, two-way Anglo-German link, Lord Lansdowne’s son, Lord Wycombe, came to visit Prinz Franz at Wörlitz which he compared to Stourhead in a letter he sent back to his father at Bowood40 . 35 36 37
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On Löwenburg, see Dittscheid (note 17), passim, and Watkin and Mellinghoff (note 26), 46–49 & 237–44, & pl. 35. Hirschfeld (note 9), vol. 5, 1785, 322–3. A substantial fragment of Erdmannsdorff’s account of his journey with the Prince in 1763–4, written in French in 1764, was recently discovered and published for the first time in Zeller and Weiss (note 39), 37–71. See also Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, 1736–1800: Leben, Werk, Wirkung, exhib. cat., Wörlitz Oranienbaum, Luisium 1987. Ursula Zeller and Thomas Weiss, eds., For the Friends of Nature and Art: The Garden Kingdom of Prince Franz von Anhalt-Dessau in [sic] Age of Enlightenment, exhib. cat., Dessau, Wörlitz 1997, 31 and 54. Of the extensive modern literature on this garden, see in particular Gerd Biegel, ed., Wörlitz: ein Garten der Aufklärung, Brunswick 1992, and Frank-Andreas Bechthold and Thomas Weiss, eds, Weltbild Wörlitz: Entwurf einer Kulturlandschaft, exhib. cat., Wörlitz 1996. Maiken Umbach, Federalism and Enlightenment in Germany, 1760–1810, London and Rio Grande 2000, 82.
Influence of English Royal Gardens
Wörlitz was inspired by the gardens and parks in England which Prince Franz visited and recorded, notably Painshill, Rousham, Stowe, Chiswick, Blenheim, Chatsworth, and Nuneham Courtenay where in 1772, Lord Harcourt, a close friend of George III, created a garden inspired by that of Julie in Rousseau’s novel, Julie, ou la nouvelle Eloise (1761) (Ill. 1.8). There was even a bust of Rousseau in the garden at Nuneham Courtenay.
Ill. 1.8: Flower Garden at Nuneham, 1777. Engraved by W. Watts after Paul Sandby.
Surpassing these English gardens in intellectual coherence, imagination, and size, Wörlitz is the most important garden of its type in Europe. Like Kew, it is a cultural mnemonic, a narrative of world architecture and history, including buildings both educative and romantic, like the Gothic House with its instructive paintings of cathedrals. The buildings by Chambers at Kew were partly built to educate his pupil, the Prince of Wales, the future George III, while Wörlitz was intended to educate the subjects of Prince Franz. The Schloss and its collections as well as the park were publicly accessible, while a guest house was built to accommodate the many visitors. For the Pantheon of 1799 at Wörlitz, Prince Franz cited as a model those at Chiswick and Stourhead, while the Temple of Flora (Ill. 1.9) was inspired by that at Stourhead of 1744 by Henry Flitcroft. 43
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Ill. 1.9: The park at Schloss Wörlitz with the Pantheon.
At Georgengarten, elsewhere in his Gartenreich, he created a garden from 1780 with artificial ruins41 . It also contained a ruined bridge, echoing Sandby’s work at Windsor but based on a plate supplied by Brandt for Hirschfeld’s account of gardens relative to the seasons42 . In the Baroque park at Oranienbaum, Prince Franz created a jardin anglo-chinois in 1793–7 with twelve islands, eight bridges, and a pagoda and Chinese house, both inspired by Kew, and thus puzzlingly late for such a Rocco ensemble43 . At Wörlitz, there was a South Sea Pavilion to recall the discoveries of Captain Cook in Tahiti which Hirschfeld claimed included plantations recalling English gardens and were a “true paradise”44 . He noted that George III had subsidised Cook’s voyage. Indeed, Omai, whom Cook brought back from Tahiti, was presented to George III at Kew and painted as a noble savage by Sir Joshua Reynolds. There were Freemasonic as well as South Sea Island aspects at Wörlitz, for Prince Franz was a Freemason, like Frederick the Great and Goethe’s patron and friend, the Duke of Sachsen-Weimar, all of whom were attracted by the Freemasonic stress on harmony and enlightenment. 41 42 43 44
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Rolf Kirsch, Idee und Geschichte des Georgengartens in Hannover-Herrenhausen, Göttingen 1997. Hirschfeld (note 9), vol. 4, 1783, 192. Zeller and Weiss (note 39), 96 and 117–20 & pl. 102. Hirschfeld (note 9), vol. 1, 1779, 131.
Influence of English Royal Gardens
Saxony and especially Leipzig was a centre of Freemasonry. At the approach to the labyrinth at Wörlitz was the inscription with the Masonic initiation, “Waehle Wandrer Deinen Weg mit Vernunft” (Choose traveller your path with reason). In a Masonic programme of the four elements at Wörlitz, the Greek Doric Temple of Venus of 1794 had foundations raised on a flood dyke recalling the sea-born Venus, while fire came from the volcano at the Stein, the man-made island of 1788–94. It has a relation to the cascade and grotto at Virginia Water, near Windsor, which Prince Franz had seen in 1763. It also relates to the “island with a grotto” at Painshill, Surrey, visited by Prince Franz and Erdmannsdorff45 . Visitors to the grottoes at the Stein below the fires of Mount Vesuvius, experienced the sensations of sound, light, and darkness, realising the Sublime of the philosopher, Edmund Burke, and of Chambers. Masonic links are not frequent in English gardens but much more so in France, as at Monceau, Maupertuis, and Ermenonville. Returning from England via Paris in 1775, Prince Franz and his wife met Rousseau who was shortly to be buried in the Isle des Peupliers at Ermenonville, supposedly the first man to be hurried in a garden, an example later followed by Duke Ernst II at Gotha46 (Ill. 1.10) and Hermann, Prince Pückler-Muskau, at Granitz.
Ill. 1.10: Heilige Insel in the Englischer Garten at Gotha. Engraved c. 1820. 45 46
Zeller and Weiss (note 39), 56, 69, n. 50, and 53. See Sascha Winter, Die “Heilige Insel” im Englischen Garten in Gotha, in Im Reich der Göttin (note 29), 155–61.
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In 1782, Prince Franz made a remarkable recreation at Wörlitz of the island at Ermenonville with Rousseau’s tomb. The Prince de Ligne in his survey of European gardens of 1781 claimed that “Gardeners, painters, philosophers, poets, go to Wörlitz”, while a guide book of 1782 called it “The most delightful of painted landscapes”. From 1776, Goethe paid regular visits to Wörlitz which inspired his novel of 1809, Die Wahlverwandtschaften (Elective affinities) with its reference to the erection of Masonic garden buildings. Wörlitz was also the model for Goethe’s extensive landscaped Park an der Ilm in Weimar which, like Wörlitz itself, is on the banks of the river Ilm. He was involved in the design of the beautiful Roman House of 1792–8 by Johann Arens with a Greek Doric cryptoporticus blending into its sloping landscaped site from where it commands a view from the west over the Park an der Ilm. Picturesque gardens in France and Sweden were also influenced by the royal gardens at Kew and Richmond, and by Chambers’ dissertation which was published in French as Dissertation sur le jardinage de l’Orient in 1773. An early French visitor to English gardens was Abb´e le Blanc who admired in the late 1730s uncultivated nature at Richmond. Mme du Boccage, in England in 1750, praised Kensington and especially Richmond for its natural character. She praised the Hermitage at Richmond, built in 1735 by William Kent for the Hanoverian wife of George II, Queen Caroline, daughter of the Margrave of Brandenburg-Ansbach. The future George III made a drawing of this Hermitage in 175547. The Prince de Croy said that it was after the end of the Seven Years’ War in 1763 that English gardens became models in France. After visiting England, he designed an English garden with a “cascade sauvage” from Richmond and a pagoda from Kew. This garden was published in Le Rouge’s Nouveaux jardins a` la mode48 (Ill. 1.11), while English-inspired gardens included Ermenonville, Monceau, and M´er´eville. A contributor to Monceau was the Scottish gardener, Thomas Blaikie, a serious botanist like Sir Joseph Banks at Kew. Blaikie designed an English landscape garden in 1794 for Prince Joseph zu Salm-Reifferscheid-Dyck (1773–1861) at Schloss Dyck in Nordrhein Westfalen. This was a true park in the manner of “Capability” Brown or Humphry Repton, lacking follies and fabriques. Just as George III welcomed German visitors to London, those from Sweden were welcomed by his architect, William Chambers, who gave his Dissertation on Oriental Gardening to King Gustav of Sweden for whom he designed a garden at Ulricsdal in c. 1775. Gustav’s chamberlain, Baron Adolf Barnekow, in London in 1771, designed a jardin anglais at Ortoffa with features derived from Kew, including a version of Chambers’ ruined arch. Chambers thus played a key role in the introduction of the English landscaped garden in Sweden as well as in France and Germany.
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Watkin (note 18), fig. 13. Georges-Louis Le Rouge, Nouveaux jardins a` la mode, Paris 1775, cahier 2, pl. 23.
Influence of English Royal Gardens
Ill. 1.11: Prince de Croy, “jardin a l’angloise”, from G.-L. Le Rouge, Nouveau jardins a` la mode, 1775.
Most of the German gardens were anglo-chinois or sentimentaler Landschaftsgarten, filled with countless pavilions, bridges, and pagodas. Much rarer were five landscaped parks in the English manner, not cluttered with buildings: Gotha, Hohenzieritz, Richmond, Kassel, and Dyck. These were followed at Schloss Wilhelmshöhe where from 1785–98 an extensive landscaped park was created round a lake and a Palladian palace was built from designs by Heinrich Jussow, the whole forming a very English scene. Perhaps the first real English park was the Carl Theodor Park at Munich, begun in 1789 by the Elector Prince Carl Theodor who gave it to the people of Munich as a public park expressive of the German spirit. It later became known as the Englischer Garten (Ill. 1.12). Jardins anglais often had historical allusions with an intellectual appeal, whereas the uneducated could enjoy the Englischer Garten which thus might be seen as more of an Enlightenment project than Wörlitz with its conservative and princely iconography. At Munich, the lakes, fields, woods, and clumps of trees, were formed in existing woodland by Friedrich Ludwig Sckell, who had been apprenticed at Kew, though the strange German devotion to Chinoiserie resulted in the wooden, five-storeyed, Chinese tower or Pagoda of 179049. Later, garden buildings were added, including the famous Monopteros by Leo von Klenze in 1834. Sckell also planted belts of trees to create the atmosphere of an English park at Nymphenburg and at Schwetzingen from the late 1770s to 1804. 49
See Volker Hannwacker, Friedrich Ludwig von Sckell: der Begründer des Landschaftsgarten in Deutschland, Stuttgart 1992.
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David Watkin
Ill. 1.12: Englischer Garten at Munich, with Monopteros by Leo von Klenze.
We have held this conference at Coburg, dear to the heart of Queen Victoria as was Gotha where she visited Prince Albert’s grandmother, the Dowager Duchess of Sachsen-Gotha-Altenburg, and described her visit to the Englischer Garten where she went by boat “to see the tomb island in the lake” with its “pretty and peaceful effect”50 . I will end at Schloss Babelsberg, Potsdam, which she also admired. It was designed in 1833 for Prince Wilhelm of Prussia and his anglophile wife by Karl Friedrich Schinkel, and its park was by Peter Joseph Lenn´e, both of whom had visited England in the 1820s. It recalls East Cowes Castle on the Isle of Wight, begun in 1798 for himself by John Nash, the favourite architect of George IV who visited him there several times. Schinkel also met Nash on his visit to England. Queen Victoria commissioned watercolours of Coburg and of Schloss Babelsberg to record her stay in it with Prince Albert in 1845. Finally, in reversal of her eighteenth-century ancestors who imported plants and trees from Kew, she even transported white poplar trees from Coburg to Balmoral Castle.
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Köhler (note 8), 35.
Gert Gröning
Hermann Fürst von Pückler-Muskau und Humphry Repton: A Map of Influence I. Einleitung Meine Ausführungen zum Thema Pückler und Repton – A Map of Influence habe ich in 5 Abschnitte unterteilt. Nach der Einleitung will ich im zweiten Abschnitt Repton und Pückler-Muskau kurz biographisch skizzieren. Im dritten Abschnitt werde ich ebenso kurz auf die Fragments on the Theory and Practice of Landscape Gardening von Repton aus dem Jahr 1816 und auf die Andeutungen über Landschaftsgärtnerei von Pückler-Muskau aus dem Jahr 1834 eingehen. Dies sind gewissermaßen die Eckdaten für die Map of Influence, die Karte der Einflüsse, die ich dann im weiteren Verlauf des Beitrags zumindest in einer groben Skizze darstellen will. Den Begriff Map of Influence übernehme ich, mit gewandeltem Bezug, aus einem Engagement Reptons, das am Anfang seiner Zeit als Landscape Gardener lag. Es gehörte zu Reptons Vorgehen, die in seinen sogenannten Red Books präsentierten Pläne von vorhandenen estate maps, Karten der Landsitze, abzuleiten1 , so z. B. im ersten dieser Roten Bücher, dem für Brandsbury. Von dem Landsitz ist nichts mehr vorhanden. Heute liegt dort das Stadtquartier Brondesbury im Stadtteil St. Johns Wood von London2 . 1788 hatte Repton für Thomas Coke (1754–1842), einen Landwirtschaftsreformer, den er politisch unterstützte, eine Karte angelegt, die das Wahlverhalten in der County of Norfolk bei den Wahlen des Jahres 1768 wiedergab3 . Von Cokes Landsitz Holkham wurde nicht nur die auf soziale und wirtschaftliche Reformen hinarbeitende WhigPolitik in der Grafschaft Norfolk gesteuert, vielmehr wurden dort auch die neuesten
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Siehe Kedrun Laurie, Humphry Repton, First Years, Working Methods, in: Patrick Goode und Kedrun Laurie, Humphry Repton. Landscape Gardener 1752–1818, London 1982, 5–33, hier 15; siehe auch Andr´e Rogger, Die Red Books des Landschaftskünstlers Humphry Repton, (Grüne Reihe – Quellen und Forschungen zur Gartenkunst 25) Worms 2007. An der Ecke Kilburn High Road und Cavendish Road, südlich der Bahnstation Kilburn in St Johns Wood in London, gibt es noch eine Bushaltestelle Brondesbury. Siehe dazu Stephen Daniels, The Political Landscape, in: Humphry Repton. Landscape Gardener (wie Anm. 1), 110–118, hier 110.
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Gert Gröning
landwirtschaftlichen Verfahren so beispielhaft angewendet, dass Landwirte von überall herkamen, um davon zu lernen. Im vierten Abschnitt meines Beitrags verweise ich auf einige Zusammenhänge zwischen den Überlegungen Reptons und Pückler-Muskaus. Im fünften und letzten Abschnitt versuche ich eine, zugegebenermaßen alles andere als vollständige, Antwort auf die Frage zu geben, wie nahe Pückler den Reptonschen Vorstellungen war. Im wesentlichen bediene ich mich der Briefe, die Pückler von seiner Reise nach England in den Jahren 1826 und 1827 an seine Frau schrieb, die in der Veröffentlichung Briefe eines Verstorbenen enthalten sind sowie der beiden Fachveröffentlichungen, der Reptonschen Fragments on the Theory and Practice of Landscape Gardening wie auch der Pücklerschen Andeutungen über Landschaftsgärtnerei.
II. Biographische Anmerkungen zu Repton und Pückler Repton wurde 1962 von Stroud4 und 1999 von Daniels5 mit einer monographischen Darstellung bedacht. 1873–74 hatte Assing ein Buch Fürst Hermann von Pückler-Muskau6 und 1874–76 Briefwechsel und Tagebücher des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau 7 herausgegeben. 1928 erschien von Schlegel das Buch Die Persönlichkeit und das Werk des großen Parkkünstlers Hermann Fürst von PücklerMuskau8 und schließlich 1982 von Ohff eine stark journalistisch geprägte Darstellung Fürst Hermann Pückler 9 sowie vom gleichen Autor 1991 Der grüne Fürst, Das abenteuerliche Leben des Hermann Pückler-Muskau10 . Mittlerweile sind viele weitere Arbeiten erschienen, die sich mit Pückler in der einen oder anderen Weise auseinandersetzen. Angesichts dessen kann man, wie Jacob jüngst in seinen Anmerkungen zum Pückler-Diskurs, davon sprechen, dass „die Pückler-Forschung in ein neues Stadium eingetreten“11 ist. Hier will ich zu Repton und Pückler nur sehr knappe biographische Skizzen vortragen, um zumindest eine grobe Vorstellung von beiden Personen zu vermitteln. 4 5 6 7 8 9 10 11
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Dorothy Stroud, Humphry Repton, London 1962. Stephen Daniels, Humphry Repton: Landscape Gardening and the Geography of Georgian England, New Haven 1999. Siehe Ludmilla Assing, Fürst Hermann von Pückler-Muskau, Berlin 1873–1874. Dies., Briefwechsel und Tagebücher des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau, Berlin 1874– 1876. Richard Schlegel, Die Persönlichkeit und das Werk des großen Parkkünstlers Hermann Fürst von Pückler-Muskau, Berlin 1928. Heinz Ohff, Fürst Hermann Pückler, (Preußische Köpfe 9) Berlin 1 1982, 3 1999. Ders., Der grüne Fürst, Das abenteuerliche Leben des Hermann Pückler-Muskau, (Serie Pieper 1751) München 1 1991, 6 1995. Ulf Jacob, Pückler-Diskurs im Werden, Neue Veröffentlichungen über Hermann Fürst von Pückler-Muskau, in: kunsttexte.de (2007), 4, 1–23, www.kunsttexte.de.
Pückler-Muskau und Repton
II.1. Biographische Anmerkungen zu Humphry Repton Bei den biographischen Anmerkungen zu Humphry Repton folge ich weitgehend den Ausführungen von Laurie aus dem Jahr 198212 und von Daniels in der 2001 veröffentlichten Encyclopedia of Gardens13 . Repton war der führende Landschaftsgärtner des Georgianischen England. Er wurde am 21. April 1752 in Bury St. Edmunds in der Grafschaft Suffolk in England geboren. 1764 wurde er von seinem Vater zum Erlernen der für eine kaufmännische Ausbildung als bedeutsam angesehenen holländischen Sprache nach Hellevoetsluis, einer kleinen Stadt westlich von Rotterdam in Holland, geschickt. Während dieser Zeit lernte er auch einige der besonders gepflegten holländischen Gärten kennen14 . 1768 kehrte er nach Norwich zurück, um dort eine Lehre als Textilkaufmann zu machen. 1773 heiratete er Mary Clarke und erhielt von seinem Vater zur Hochzeit das Kapital für ein eigenes Geschäft als Textilkaufmann. Als solcher arbeitete er bis 1776. Nach dem Tod der Eltern fühlte er sich offenbar dem väterlichen Interesse, als Textilkaufmann tätig zu sein, nicht mehr verpflichtet und zog sich als country squire and gentleman amateur, als Landjunker, ins Privatleben zurück und betrieb auf einem kleinen Gut Landwirtschaft, malte und las. In dieser Zeit bemerkte er, dass sich sein Zeichentalent professionell verwerten ließ. 1783 arbeitete er als Privatsekretär für William Windham (1750–1810) im Schloss Dublin in Dublin in Irland. Windham zog 1784 als Abgeordneter in das englische Parlament ein und bekleidete im folgenden bedeutende politische Ämter. 1783 starb auch Lancelot Brown (1716–1783)15, den Repton später als sein großes Vorbild erkennen sollte. Über Windham lernte Repton weitere Literatur und auch Joseph Banks (1743–1820) kennen, der 1804 die Royal Horticultural Society in London gründete, die wiederum dem 1822 gegründeten Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den königlichen preußischen Staaten zum Vorbild diente16 . Dazuhin nahm er mit James Edward Smith (1759–1828), einem Freund aus Kindheitstagen, Kontakt auf. Smith hatte die zunächst Banks angebotenen Sammlungen des schwedischen Botanikers Carolus Linnaeus (1707–1778) gekauft und begründete 1788 die Linnean Society. Hier mögen bei Repton die Anfänge des autodidaktischen Erwerbs von Pflanzenkenntnissen zu suchen sein. Von 1783 bis 1788 betätigte sich Repton als Maler, Schriftsteller und Kunstkritiker. In den folgenden 30 Jahren von 1788 bis 1818 war er als Landschaftsgärtner aktiv und schrieb im Verlauf dieser professionellen Tätig12 13
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Laurie (wie Anm. 1), 5–33. StephenDaniels, Repton, Humphry 1752–1818,English LandscapeGardener, in: Chicago Botanic Garden Encyclopaedia of Gardens, History and Design 3, hg. v. Candice Shoemaker, Chicago 2001, 1115–1118. Siehe dazu Erik de Jong und Marleen Dominicus-van Soest, Aardse Paradijzen, I, De tuin in de Nederlands kunst 15de tot 18de eeuw, Gent 1996. Siehe dazu Dorothy Stroud, Capability Brown, London 1984. Siehe dazu Gert Gröning, Peter Joseph Lenn´e und der „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preußischen Staaten“, in: Peter Joseph Lenn´e, Volkspark und Arkadien, hg. v. Florian von Buttlar im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz, Berlin 1989, 82–90.
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Gert Gröning
keit über 400 Berichte für seine verschiedenen Auftraggeber und vier Bücher über die Theorie und die Praxis der Landschaftsgärtnerei17 . Die meisten seiner Aufträge erhielt Repton in England und dort zumeist im Südosten18 . Repton war ein professioneller Spätentwickler. Erst im Alter von 36 Jahren, nach einigen fehlgeschlagenen anderen beruflichen Orientierungen, hatte er 1788 beschlossen, Landschaftsgärtner zu werden. Besonders qualifiziert war er dafür nicht. Von Möglichkeiten zu einer fachspezifischen Ausbildung konnte im damaligen England noch keine Rede sein. Erst 1909 wurde an der University of Liverpool der erste Kurs für Landschaftsarchitektur eingerichtet19 . Sein erstes Red Book stellte Repton für den Landsitz Brandsbury at Wilsden in Middlesex für The Honorable Lady Salusbury zusammen. Es bestand aus zwei Teilen. Den ersten Teil schrieb und malte er Anfang März 1789, den zweiten Teil im Dezember 1790. Seine Auftraggeberin hatte ihn gebeten, ihr „on paper“ (so unterstrichen im Original, GG) seine „sentiments respecting the subject“20 mitzuteilen. Dieser Aufforderung kam Repton im ersten Teil mit 11 Seiten handgeschriebenen Texts, 5 Wasserfarbengemälden sowie zwei ebenfalls mit Wasserfarben gemalten Kartendarstellungen nach. Der zweite Teil umfasste 8 Seiten handgeschriebenen Text, vier Wasserfarbengemälde sowie eine gedruckte Seite eines Vorschlags für einen Vertrag, der dazu beitragen sollte, die von Repton geschaffenen Landschaftsbilder, wenn sie schließlich als solche gepflanzt bzw. gebaut worden waren, vor Verunstaltungen zu schützen. Wie in späteren Red Books auch, hatte Repton seine Visitenkarte auf die innere Umschlagseite geklebt. Im ersten Teil erläuterte er den „General View of My Plans“ sowie eine Karte, auf der er die Gesamtlage des Besitzes und seine über die nähere Umgebung des Landsitzes hinausgehenden Empfehlungen zur weiteren Erhöhung von „Pleasure and Proffit“ (sic) einschließlich des vorgeschlagenen Zukaufs von „prospect-hills, to which a delightful drive (unterstrichen im Original, GG) might be conducted“21 , darlegte. Im zweiten Teil sprach er „Deviations“, Abweichungen vom ursprünglichen Plan, an, „Garden Seats“, „Shade“, wobei er u. a. die Vorund Nachteile des langen ungestörten Blicks auf die Kuppel der St. Pauls Cathedral und die Türme der Westminster Abbey und durch Baumpflanzungen erzeugter kleinerer Parkräume abwägend vorstellte, sowie „Water“ und „Apple Trees“ und zeigte in Wasserfarbengemälden mit Tekturen wie seine Vorschläge zur Verbesserung der vorgefundenen Lage beitragen würden. Im Zeitraum von 1790 bis 1794 arbeitete Repton verschiedentlich mit den Architekten William Wilkins, dem Älteren (1751–1815) und James Wyatt zusammen (1746– 1813). Von 1796 bis 1800 war er eine Partnerschaft mit dem Architekten John Nash 17 18 19 20 21
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Derzeit (2007) sind davon 123 nachgewiesen, siehe Rogger (wie Anm. 1). Siehe dazu die Karte in: Humphry Repton. Landscape Gardener (wie Anm. 1), 146. Siehe Brent Elliott, Landscape architecture, in: The Oxford Companion to the Garden, hg. v. Patrick Taylor, Oxford 2006, 273–274. Humphry Repton, Brandsbury Red Book, Harestreet, Essex 1789, reprint Dumbarton Oaks, Washington, D.C., 1994. Repton (wie Anm. 20), s. p. (11).
Pückler-Muskau und Repton
(1752–1835) eingegangen, der vor allem für den städtebaulichen Entwurf der Gegend von Marylebone zwischen dem Regents Park und dem Hyde Park in London zeichnete, der allerdings erst nach Reptons Tod umgesetzt wurde. 1800 war Repton auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn. Nachdem er die Partnerschaft mit Nash im Unfrieden gekündigt hatte, arbeitete er bis zu seinem Tod mit seinem als Architekt ausgebildeten Sohn John Adey Repton (1775–1860)22 partnerschaftlich zusammen. Nach 1800 hatte Repton zusehends mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Dennoch entstand 1804 das Red Book for Woburn, das als sein bestes Werk gilt, sowie weitere späte Meisterwerke wie die Red Books für Sherringham (1812), Ashridge (1813), Beaudesert (1814) und Endsleigh (1814)23. Auszüge aus den Red Books der eben genannten Anlagen finden sich in seinen Fragments. 1811 hatte er einen schweren Unfall als sich auf dem Rückweg von einem Ball die Kutsche, in der er fuhr, auf eisigem Grund überschlug und er eine Rückenverletzung davontrug, von der er sich nicht mehr erholen konnte. Die letzten Jahre seines Lebens war er auf einen Rollstuhl angewiesen. Repton starb am 24. März 1818 in seinem Haus in der Gemeinde Hare Street, dem heutigen Romford, Essex, im Nordosten von London in England. Im Lauf der Zeit verblasste der Ruhm Reptons. Als der amerikanische Landschaftsarchitekt Charles Eliot (1859–1897)24, der auch Pücklers Park in Muskau besuchte und begeistert darüber berichtete25 , auf die Bitte seines Mentors Frederick Law Olmsted (1822–1903)26, des Ahnherrn der amerikanischen Landschaftsarchitektur, das Haus Reptons in Hare Street27 besuchen wollte, hatte er Mühe, es zu finden. In einem Brief vom 14. Oktober 1886 an seinen Vater schrieb er: “I have been out to the village in Essex where Repton, a great landscaper of the last century, lived, this excursion being at Mr. Olmsted’s request, who wrote me he would like a photograph of the house if it could be found. [. . . ] so I set out, and find it I did [. . . ] and Repton’s cottage as the people still call it, stands between two big Lindens at one end of the street. But nobody seemed to know who Repton might have been, – not even the family living in the said cottage”28. 22 23 24
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Für eine kurze biographische Skizze siehe Kedrun Laurie, John Adey Repton, in: Humphry Repton. Landscape Gardener (wie Anm. 1), 129–132. Siehe ders. (wie Anm. 1), 23. Für eine biographische Skizze zu Eliot siehe Keith N. Morgan, Eliot, Charles, in: Pioneers of American Landscape Design, hg. v. Charles A. Birnbaum und Robin Karson, New York 2000, 277–281; für eine umfassende Darstellung siehe Charles W. Eliot, Charles Eliot Landscape Architect, Boston 1902, reprint in American Centennial Reprint Series, Amherst 1999. Siehe Gert Gröning, Pückler und Amerika, Die Rezeption Pücklers bei Landschaftsarchitekten in den Vereinigten Staaten von Amerika, in: Stadt und Grün 52 (2003), 7, 49–55; siehe auch ders., Pückler’s Significance for Landscape Architecture in America, in: Bulletin of the German Historical Institute (GHI), Supplement 4, hg. v. Sonja Duempelmann, Washington 2008, D.C. 2007, 53–65. Für eine biographische Skizze zu Olmsted siehe Charles E. Beveridge, Olmsted, Frederick Law, Sr., in: Pioneers of American Landscape Design (wie Anm. 24), 277–281. In Olmsteds Schreiben an Eliot vom 25. Februar 1886 wird der Name des Ortes Harestreet fälschlich mit Hanstreet wiedergegeben, siehe Eliot (wie Anm. 24), 200. Ebd., 200–201.
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II.2. Biographische Anmerkungen zu Hermann Fürst von Pückler-Muskau Hermann Fürst von Pückler-Muskau wurde am 30.10.1785, 33 Jahre nach Repton, in Muskau in der Oberlausitz geboren. Von seinem siebten bis zum elften Lebensjahr wurde er bei den Herrnhutern in Uhyst in der Oberlausitz erzogen. Uhyst liegt ungefähr 20 km südwestlich von Muskau auf halbem Weg nach Bautzen. Die Herrnhuter sind eine christliche Freikirche, die 1722 von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700–1760) gegründet wurde und auf dessen Gut Berthelsdorf in der Oberlausitz einen Ort fand, der später, nach Übernahme des Guts durch die Mitglieder der Kirche, in Herrnhut umbenannt wurde. In England sind die Herrnhuter als Moravian Church bekannt. Bei den Herrnhutern suchte Pückler vergeblich, was ihm auch im als „kalt“ beschriebenen Elternhaus in Muskau verwehrt wurde, Geborgenheit. Am pietistischen Pädagogium in Halle hielt er es zwei weitere Jahre aus, bis er dort „wegen eines Spottgedichts auf die allzumuntre Ehefrau des mächtigen (dabei gesellschaftlich dummeitlen) Kanzlers“29 der Franckeschen Stiftungen, Niemeyer, mit 13 Jahren die Schule verlassen musste. Es folgte ein Jahr an der Stadtschule in Dessau, bevor ihn der ungeliebte, und seinen Sohn auch nicht liebende, Vater, der Königliche Sächsische Geheimrat Graf Ludwig Hans Karl Erdmann von Pückler auf Branitz bei Cottbus (1754–1811), nach Muskau zurückholte. Dort wurde er von verschiedenen Hauslehrern im Theaterspielen, Klavierspielen, Tanzen, Zeichnen, Latein, Französisch, Religion unterrichtet und fing an um Geld zu spielen. Mit 15 schickte ihn der Vater nach Leipzig wo er Jura studieren sollte. Dabei lernte er auch Fechten und Pistolenschiessen und sah sich binnen Jahresfrist im ersten ernsten Duell. In Briefen an den Vater rechnete er mit der Strukturlosigkeit seiner Erziehung ab und bat darum, endlich ein Vorbild kennenzulernen, das er als solches anerkennen könne. Der Vater kam diesem Wunsch nicht nach. „Pückler quittiert ungefragt die Universität und tritt als Lieutenant beim feinsten Regiment in Dresden ein. Der Oberst muß es dem Vater schreiben, und der kürzt ihm erbost den Monatswechsel auf 100 Taler. [. . . ] Bedenkenlos macht der ,reiche Erbe‘ jetzt Schulden. Ist ihm doch gleich. An einem Sonntag, die Brühlsche Terrasse und die prächtige Elbbrücke in Dresden sind voller Publikum, setzt er hoch zu Pferde über die Brüstung drei Stockwerke tief in den Strom. Er ist beides der Werfer und sein schreiendes Bündel. Ungemein zerütteten Kredits nimmt er 1804 mit der Beförderung zum Rittmeister (Hauptmann) den Abschied. Er will jetzt ausziehen in die Welt“30.
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Bettina Clausen und Lars Clausen, Zu allem fähig. Versuch einer Sozio-Biographie zum Verständnis des Dichters Leopold Schefer, 2 Bände, Frankfurt am Main 1985, darin Texte über das Verhältnis von Schefer zu Pückler, abgedruckt und hier danach zitiert unter der Überschrift „Der Park von Muskau oder: Fürst und Dichter“ in: Frankfurter Rundschau vom 9. Dezember 1985, Nr. 285, 20–21, hier 20. Clausen und Clausen (wie Anm. 28), 20–21.
Pückler-Muskau und Repton
Nach einem Ausflug ins Hirschberger Tal im preußischen Schlesien31 , dessen Anlagen ihm nur ein „hors d’oeuvre“ (kursiv im Original, G.G.) waren und ihm vorkamen „als wenn man auf einen prächtigen Claude Lorrain (kursiv im Original, G.G.) in einer Ecke noch eine besondere kleine Landschaft malen wolle“32 und weiterem Müßiggängertum in Muskau, begab er sich von 1806 bis 1810 auf Reisen nach Süddeutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und Frankreich. Nach dem frühen Tod seines Vaters, der 57-jährig am 16. Januar 1811 starb, übernahm Hermann Heinrich Ludwig von Pückler, 25-jährig, die Herrschaft in Muskau als Standesherr von Muskau, Baron von Groditz, Erbherr zu Branitz. 1813 und 1814 kämpfte er, weil es ihm um die Zukunft seiner Standesherrschaft ging33, in den Befreiungskriegen mit. In den Jahren 1814 und 1815 bereiste er zum ersten Mal England und war offenbar von dem an der Themse gelegenen Richmond, „nicht etwa“ von dem „Greenpark auf dem Hügel, sondern darunter“ von der „Naturlandschaft – ohne ein Park zu heißen, nämlich ohne [. . . ] einen Zaun oder eine Einfriedung zu haben“34 , besonders beeindruckt. Er besuchte Richmond auch auf seiner zweiten Reise nach England35, nun mit seinem Gärtner Jakob Heinrich Rehder (1790–1852), den er für fünf Wochen nach England hatte kommen lassen, um mit ihm zusammen einige der englischen Parkanlagen zu studieren. Richmond schien ihm eine „unbeschreiblich schöne(n) Gegend“, die „Einsamkeit und Stille, verbunden mit jeder Bequemlichkeit“ biete und „mächtig zum Lebensgenusse“36 einlade. Dieses am Hochufer der Themse gelegene Richmond hat nicht nur Pückler sondern auch andere beeindruckt37 . So, ungefähr ein halbes Jahrhundert vor ihm, die englische Prinzessin Augusta Friederike Luise von Hannover (1737–1813). Nachdem 31 32
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Siehe dazu den Ausstellungskatalog Das Tal der Schlösser und Gärten – Das Hirschberger Tal in Schlesien – ein gemeinsames Kulturerbe, Jelenia Gora ´ 2001. Hermann Fürst von Pückler-Muskau, Andeutungen über Landschaftsgärtnerei verbunden mit der Beschreibung ihrer praktischen Anwendung in Muskau, Stuttgart 1834, 1977, 22. Ich zitiere hier nach der 1977 bei der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA) in Stuttgart erschienenen Ausgabe, die „sich in der Textgestaltung an die Neuausgabe des Werkes von 1933“ hält, in der „wie dort die Ausgabe von 1834 im Umfang von 286 Seiten nach Ausmerzung der Druckfehler, aber in der damaligen Schreibweise benutzt“ wird. Die DVA hat eine besondere Beziehung zu diesem Buch, weil es schon seit seinem ersten Erscheinen 1834 in diesem Verlag, damals noch Hallberger, produziert wird. Siehe Rolf Stets, 175 Jahre Landschaftspark Bad Muskau – Beginn mit dem Schreiben Pücklers vom 1. Mai 1815 an die Muskauer Bürger zur beabsichtigten Anlage des Parkes, in: Beiträge zur Stadt- und Parkgeschichte Bad Muskau 7 (1990), 26–34, hier 28–29. Clausen und Clausen (wie Anm. 28), 21. Siehe Englandsouvenirs, Fürst Pücklers Reise 1826–1829, hg. v. der Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau, Zittau 2005. Pückler in einem Brief an Lucie vom 16. Dezember 1826, in: Hermann Fürst von Pückler-Muskau, Briefe eines Verstorbenen, hg. v. Heinz Ohff, Berlin 2006, 513. Selbst in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts aus England Ausgewanderte nahmen das Bild von dieser Lokalität an der Themse mit über den Atlantischen Ozean. Als einige von ihnen ab 1637 einen am James River gelegenen Ort ständig besiedelten, der später (1779) zur Hauptstadt des Bundesstaats Virginia wurde, nannten sie ihn nach der vorbildlichen Lage an der Themse ebenfalls Richmond.
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sie 1764 den Erbprinz von Braunschweig Karl Wilhelm Ferdinand (1735–1806) geheiratet hatte, ließ sie am Ufer der Oker auf dem Zuckerberggelände in Braunschweig als Erinnerung an den Park an der Themse, einen Park anlegen, der „mit Ausnahme des vergleichsweise bewegten Reliefs größte Ähnlichkeiten mit jenem in London aufwies“38 . Sie nannte ihn Richmond – in Braunschweig Riechmond gesprochen – und bis zum heutigen Tag sind noch Überreste der Anlage vorhanden. „Dies“, so schrieb Pückler, „wird Muskau vor den Englischen Parks auszeichnen: der Abschied von den China-Tempelchen, von den neualten Ruinen, von der demonstrativen Phantasie, von Eintritts-Verbot“. Damit waren, wie der Dichter Leopold Schefer (1784–1862)39, Pücklers bürgerlicher Freund und späterer Generalbevollmächtigter in Muskau40 , der ihn auf dieser Englandreise begleitete, schrieb, „alle bisherigen Grundsätze der schönen Gartenkunst geschlagen: die Gewalt an der Natur – der französische (Park) –; die freiwaltende Phantasie in der Natur – der altenglische (Park) – ci devant, chinesische Übertragung; und der Grundsatz der Charakteristik, den Schiller an Hirschfeld gutheißt [. . . ]. Nicht der Natur einen Charakter aufdrücken, sondern den ihr eigentümlichen – wie bei einem zu bildenden Menschen[!] – frei zur Schönheit entwickeln, erschien uns das Wahre; dann noch an ihren Gestalten die Wunder des Lichtes und der Schatten, des Frühling und des Herbstes, des Werdens, Dauerns und Vergehens, der Morgen- und Abendröthen usw. recht klar zur Erscheinung zu bringen“41 . Den ihr eigentümlichen Charakter der Natur wollte Pückler, wie bei einem zu bildenden Menschen, frei zur Schönheit entwickeln. Die in seiner persönlichen Ausbildung in vielerlei Weise als Unterdrückung erfahrene Erziehung sollte gleichsam an der ihm durch Erbschaft zugefallenen Gegend in Muskau kompensatorisch zur Schönheit entwickelt werden. Damit scheint mir ein wesentlicher Punkt in der Legende der map of influence bezeichnet, der offenbar mit seiner Biographie zusammenhängt. Ganz anders als Repton hat Pückler ein sehr persönlich geprägtes Interesse an der Landschaftsgärtnerei. Zwar hat Pückler auch die eine oder andere Skizze angefertigt, doch konnte bei ihm nicht von professioneller Visualisierung der ihm für seinen Besitz in Muskau vorschwebenden Überlegungen die Rede sein.
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Heinz-Joachim Tute und Marcus Köhler, Gartenkunst in Braunschweig, (Braunschweiger Werkstücke, Reihe A, Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv und der Stadtbibliothek 28) Braunschweig 1989, hier 91. Siehe dazu auch das literarisierte Portrait von Schefer, das Pückler unter der Überschrift „Acht Frühlings- und Sommertage aus dem Leben Mischling’s. Eine wahre Geschichte, mit dem Anstrich einer Novelle“ auf den Seiten 46–48 sowie 55–79 im vierten Band seines Buches „Tutti Frutti“ liefert, das 1834 in Stuttgart in fünf Bänden erschienen war; siehe auch Rudolf Wolkan, Fürst Pückler-Muskau und Leopold Schefer, in: Neues Lausitzisches Magazin 62 (1886), 130–148. Siehe Klaus Völker, O Mensch, so sei mit Freuden auch ein Mensch, Fürst Pückler und sein GeneralbevollmächtigterLeopold Schefer in Muskau, in: FrankfurterRundschau vom 13. Februar 1982, Feuilleton, III. Clausen und Clausen (wie Anm. 28), 21. Von Zeitgenossen, so z. B. von dem Transzendentalisten Parker wird Schefer in einem Atemzug mit Goethe, Schleiermacher, Schiller, Arndt, Kant, Leibniz, Heine, Jacob Böhme, Schelling, Hegel und Strauss genannt; siehe Theodore Parker, The critical and miscellaneous writings of Theodore Parker, Boston 1856, 32.
Pückler-Muskau und Repton
Am 9. Oktober 1817 heiratete Pückler die Reichsgräfin Lucie Anna Wilhelmine von Hardenberg-Reventlow (1776–1854), die von Karl Theodor Friedrich Reichsgraf von Pappenheim (1771–1853) geschiedene Tochter des preußischen Staatskanzlers Karl August Freiherr von Hardenberg (1750–1822). Wenngleich auch Pückler sich von ihr 1826 in gegenseitigem Einvernehmen scheiden ließ, lebte er doch mit ihr bis zu ihrem Tod 1854 zusammen. 1822 verlieh der preußische König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) Pückler den Fürstentitel. Von 1826 bis 1829 bereiste Pückler erneut England. Die von ihm geschiedene Lucie teilte in gewisser Weise seine Parkomanie42. Sie sammelte seine Briefe von der zweiten Englandreise und legte so die Grundlage für die Herausgabe der Briefe eines Verstorbenen im Jahr 183043 . 1834, dem Jahr in dem die Andeutungen über Landschaftsgärtnerei veröffentlicht wurden44 , begann Pückler seine Reise nach Nordafrika und dem Orient, von der er 1840 zurückkam. Wenige Jahre später, 1845, verkaufte er die Standesherrschaft Muskau und begann im darauffolgenden Jahr mit der Anlage eines Parks an seinem neuen Wohnsitz in Branitz bei Cottbus45 . Dort starb er am 4. Februar 1871. Seine sterblichen Überreste wurden in der Seepyramide in diesem Park beigesetzt. 42
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Pückler erwähnt in seinen Schriften mehrfach die „Parkomanie“ bzw. sich selber als „Parkomane“, so z. B. in einem Brief vom 7. Januar 1827, in dem es heißt „Nachdem wir zwei Tage die Parkomanie ruhen gelassen hatten [. . . ]“ [Ohff (wie Anm. 36), 513] und in einer Nachricht vom 3. Oktober 1828, in der er von dem Besuch eines Parks u. a. schreibt: „Colonel W.[. . . ] ist ein ebenso großer Parkomane als ich [. . . ]“ (ebd., 199). Ebd. 1847 erschienen die „Andeutungen“ beim gleichen Verlag, Hallberger, in französischer Übersetzung. Eine englische Übersetzung mit einem Vorwort von Samuel Parsons erschien erst 1917 in Boston, Massachusetts, bei Houghton Mifflin. Im übrigen sei noch angemerkt, dass Pückler Muskau nicht verkaufte, weil er vor dem Bankrott stand, wie bisweilen kolportiert wird. Vielmehr hatte sein Großvater, Hermann von Callenberg, die Standesherrschaft an seine Tochter bereits mit 339 160 Talern Schulden übergeben (siehe Rolf Stets, 175 Jahre Landschaftspark Bad Muskau – Beginn mit dem Schreiben Pücklers vom 1. Mai 1815 an die Muskauer Bürger zur beabsichtigten Anlage des Parkes, in: Beiträge zur Stadt- und Parkgeschichte Bad Muskau 7 (1990), 26–34, hier 27). Von seinem Vater übernahm Pückler „die Muskauer Herrschaft mit etwa 450 000 Taler Schulden“ bei einem bewußt niedrig angesetzten Steuerwert von 500 000 Talern. Real dürfte dieser Wert mehr als doppelt so hoch gewesen sein [Clausen und Clausen (wie Anm. 28), 21]. Hinzu kamen „die immensen finanziellenVerpflichtungen aus dem väterlichen Testament und die aus früheren Verträgen jährlich zu zahlenden Zinsen“ [siehe dazu Stets (wie Anm. 45), 27]. Pückler verkaufte die Standeswirtschaft mit 450 000 Talern Schulden, hatte so gesehen also durchaus gut gewirtschaftet, doch rechnete er sich dann keine Chancen mehr auf einen wirtschaftlichen Betrieb aus. Pückler verkaufte 1845 an den Grafen von Nostiz und die Grafen von Hatzfeld, die das Gelände 1846 an Prinz Friedrich der Niederlande (1797–1881) verkauften. 1883 erwarb Traugott Hermann Graf von Arnim-Muskau (1839–1919) die Standesherrschaft, die 1919 an Adolf Graf von Arnim-Muskau (1875–1931) überging und 1931 von Hermann Graf von Arnim-Muskau übernommen wurde. „1945 wird die Lausitzer Neiße durch das Potsdamer Abkommen zum Grenzfluß erklärt. Damit werden 370 Hektar des Landschaftsparkes polnisches Gebiet. Etwa 200 Hektar bleiben deutsches Territorium. Es erfolgt die entschädigungslose Enteignung des Standesherrn Hermann Graf von Arnim-Muskau. Der Muskauer Park wird verstaatlicht“: Ekkehard Brucksch, Die Entwicklung des Muskauer Landschaftsparkes nach dem Zweiten Weltkrieg, Fürst-Pückler-Park Bad Muskau – ein europäischer Landschaftspark–, in: Beiträge zur Stadt und Parkgeschichte15 (1998), 25–28, hier 25. 1953 wurde eine Parkverwaltung eingerichtet und „1955 wurde das Parkareal unter Denkmalschutz gestellt“:
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III. Hinweise auf Zusammenhänge zwischen den Überlegungen von Repton und Pückler „Vieles wird man, wenn auch nicht allbekannt, doch auch vielleicht nicht eben neu finden, und mancher Gedanke mag vor mir schon besser ausgesprochen worden seyn, namentlich in englischen Werken, die aber wieder durch ihre ungemeine Weitschweifigkeit ermüden, und homöopathisch jedes Milliontheil Salz in einer Kanne Wasser aufzulösen pflegen“46 , schrieb Pückler 1834 in der Einleitung zu seinen Andeutungen über Landschaftsgärtnerei. In einer Fußnote merkte er dazu an, „Repton hat das meiste Brauchbare dazu geliefert, es ist aber grösstentheils verkehrt angewandt worden“47 . Günther, der langjährige Direktor der Abteilung Gärten bei der Direktion Schlösser und Gärten in Potsdam, fragte diesbezüglich 1985: „Versteckt Pückler hier seine Reptonschen Adaptionen?“ und vermutete, „daß er die Fülle einfach von Repton übernommen hat“, nicht zuletzt weil „dessen Werke, vor allem ,Sketches and Hints on Landscape Gardening‘, 1795, und ,The Theory and Practice of Landscape Gardening‘, 1803, noch nie ins Deutsche übersetzt wurden“ und Pückler daher Reptons Werke, „ohne Anstoß zu erregen, [. . . ] in seine Gedanken- und Anschauungswelt [. . . ] leicht einbauen“48 habe können. Wo Günther noch klar auf die textlichen Übernahmen abhob, behauptete Schäfer, vom Bezirksmuseum Cottbus, Schloss Branitz, allerdings, dass Pücklers „Gartenschöpfungen [. . . ] besonders in den Arbeiten Reptons ihr Vorbild haben“49 , womit sie wohl die von Repton gebauten Anlagen meint. Taylor, dem Herausgeber des 2006 erschienenen Oxford Companion to the Garden, kommen Pücklers „Andeutungen“ wie ein „primer of Repton’s later more picturesque and flowery style“ vor, also wie ein Lehrbuch, das sehr schön mit „Reptonian drawings“50 illustriert sei. Mit den Reptonian drawings sind die kolorierten Lithographien, Aquarelle und Zeichnungen von August Wilhelm Schirmer (1802–1866) gemeint, die Pückler bei Schirmer 1832 für die Illustration seiner Andeutungen über Landschaftsgärtnerei in Auftrag gegeben hatte51 . Das halte ich für einen recht ge-
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ders., Zur Geschichte des Muskauer Parkes, Die Zeit von 1945 bis zur Gegenwart, in: Beiträge zur Stadt- und Parkgeschichte 11 (1992), 18–22, hier 20. Bis zum Ende der DDR im Jahr 1991 wurde der westliche Teil des Parks von der Stadt Muskau verwaltet. 1992 übernahm das Land Sachsen den Park und 1993 wurde, mit Sitz in der 1992 umfassend restaurierten Orangerie, die Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“ gegründet, die seither für den westlich der Neiße gelegenen, ungefähr 200 Hektar umfassenden Parkteil zuständig ist. Pückler-Muskau (wie Anm. 31), 15. Ebd., 15. Harri Günther, Zum 200. Geburtstag des Fürsten Hermann von Pückler, in: Beiträge zur Gartendenkmalpflege, hg. v. Kulturbund der DDR, Gesellschaft für Denkmalpflege, Berlin 1985, 28–37. Anne Schäfer, Der Branitzer Park – das Spätwerk des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau, ebd. 39–46. Patrick Taylor, Pückler-Muskau, Hermann, Prince of, in: The Oxford Companion to the Garden (wie Anm. 19), 397. Siehe dazu ParkTraumPark, A. W. Schirmer – Aquarelle und Zeichnungen zu Pücklers „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“, hg. v. d. Niederlausitzer Landesmuseum Cottbus, Berlin 1993.
Pückler-Muskau und Repton
wagten Vergleich. Zwar geht es bei Schirmer wie bei Repton um die Abbildung von parkartigen Gegenden, doch unterscheiden sich die Darstellungsweisen der beiden deutlich. Rippl meint, Pückler habe „anfangs aus dem reichen Anschauungsmaterial englischer Parkanlagen“ geschöpft, dann aber „allmählichzu seiner ureigenen Gestaltungsmethode gefunden“52 . 1820 beschäftigte sich Pückler mit den Veröffentlichungen „des englischen Landschaftsgartenkünstlers Humphrey (sic) Repton“. 1821 schrieb er an ihn und bat um Rat weil er in seinen Gartenanlagen „viele Fehler“ gemacht habe und „ohne Konsultation eines talentierten Menschen wohl nie das Ende seiner Projekte erreichen“53 werde. Da Repton bereits 1818 verstorben war, kam statt dessen sein als Architekt arbeitender Sohn John Adey Repton im Frühjahr 1822 nach Muskau. Pückler suchte Unterstützung für eine schwere Entscheidung, die das Fällen großer Lindenbäume betraf, die in einer Allee zwischen dem Schloss und der Neiße standen. Den gewaltigen Eingriff verdeutlichen die beiden Darstellungen IIa und IIb in den Andeutungen über Landschaftsgärtnerei. Pückler wollte dort vom Schloss aus einen Mittelgrund schaffen, der durch die „Hügelreihe jenseits des Flusses mit ihrer Bergebene und verschiednen darauf zerstreuten grossen Buschpartien“ gebildet werden sollte. Der Sohn Repton war, wie Pückler in den Andeutungen klarstellt, diesbezüglich keine große Hilfe. „Herr Aday (sic) Repton ist“, so formulierte er, „mehr Architekt als Gartenkünstler, und ausser, dass er mich in dem gefassten Plane durch seine Autorität bestärkte, muss ich gestehen, dass er mir [. . . ] nur wenig nutzen konnte“54 . Es wäre denkbar, dass Pückler aus Reptons 1794 veröffentlichtem Buch Sketches and Hints on Landscape Gardening die Ausführungen aus dem Red Book für Lathom in Lancashire kannte. Darin hatte Repton u. a. gezeigt, welchen seiner Meinung nach positiven Effekt das Zuschütten eines Wasserbeckens und das Abreißen der seitlich flankierenden Mauern auf einen Blick vom Haus in die Landschaft haben würde55 . Auch Daniels meint, Pückler „observed“ Reptons „works on the ground“56 . In der wohl gründlichsten, 467 maschinengeschriebene Seiten umfassenden, Untersuchung mit dem Titel Humphry Reptons Einfluß auf die gartenkünstlerischen Ideen des Fürsten Pückler-Muskau, die 1988 dem Fachbereich Geschichtswissenschaften an der Freien Universität Berlin als Dissertation vorgelegt wurde, stellt Uhlitz fest: „Pückler war ein Vertreter des (englischen) Landschaftsstils in Deutschland, und zwar
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Helmut Rippl, Parkwerk und Persönlichkeit, in: Der Parkschöpfer Pückler-Muskau, hg. v. dems., Weimar 1995, 11–22, hier 11. Ders., Pücklers Parkschöpfungen in Muskau, Babelsberg, Branitz und Ettersburg, in: ebd., 30– 168, hier 37. Pückler-Muskau (wie Anm. 31), 96. Humphry Repton, Sketches and Hints on Landscape Gardening, London 1794, plate XV. Stephen Daniels, Repton, Humphry 1752–1818 English Landscape Gardener, in: Chicago Botanic Garden, Encyclopaedia of Gardens, hg. v. Candice Shoemaker, Band 3, Chicago 2001, 1115–1118, hier 1117.
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in der Ausformung, die dieser Stil durch Repton gefunden hatte“57 . Uhlitz meinte gezeigt zu haben, „daß die meisten Pücklerschen Gestaltungsprinzipien mit den Gestaltungsprinzipien Reptons übereinstimmen. Da Repton seine Gedanken vor Pückler formuliert und veröffentlicht hat und die Reptonschen Veröffentlichungen sowie viele von Repton gestaltete Parkanlagen Pückler bekannt waren, muß davon ausgegangen werden, daß Pücklers Ideen weitgehend auf den Ideen Reptons fußen. Selbstverständlich ergab sich vieles auch aus der ,Natur der Sache‘ von selbst“58 . Damit ist eigentlich alles gesagt oder doch nicht? Zumindest scheint klar, dass man im Falle von Repton und Pückler von einem britisch-deutschen Kulturtransfer ausgehen kann.
IV. Zu den Inhalten von Reptons „Fragments on the Theory and Practice of Landscape Gardening“ und Pücklers „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ Im Folgenden will ich nicht die Punkte der Abhandlungen von Repton und Pückler im Einzelnen durchgehen. Dazu verweise ich auf die bereits erwähnte Arbeit von Uhlitz. Vielmehr will ich eher kursorisch auf die Inhalte und die Gliederungen des letzten, aus dem Jahr 1816 stammenden, von Repton verfassten Buches Fragments on the Theory and Practice of Landscape Gardening und der Andeutungen über Landschaftsgärtnerei von Pückler hinweisen und so einige weitere Punkte auf der map of influence markieren. IV.1. Reptons „Fragments on the Theory and Practice of Landscape Gardening“ Die Fragments on the Theory and Practice of Landscape gardening, die Repton mit Hilfe seines Sohns John Adey Repton als Alterswerk 1816 herausbrachte, bezeichnete er als eine Bestätigung seiner Grundsätze, die er aus den mehr als 400 im Lauf seines professionellen Lebens verfassten Berichten zusammenstellte. Etwas wehmütig meint Repton, die Kunst der Landschaftsgärtnerei, „the Art of Landscape Gardening“, würde langsam und allmählich absteigen und müsse möglicherweise zukünftig zu den „Artes perditae“59 , den untergegangenen Künsten, gerechnet werden, deren Erinnerung er mit diesem Buch hoffe, noch ein wenig länger wachhalten zu können. Das ist ihm ganz offensichtlich gelungen, denn 1929 entstand in England als Folge einer von der Royal Horticultural Society 1928 einberufenen Konferenz über Gartengestaltung, garden design, die British Association of Garden Architects, die sich
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Manfred Uhlitz, Humphry Reptons Einfluß auf die gartenkünstlerischenIdeen des Fürsten Pückler Muskau, Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie des Fachbereichs Geschichtswissenschaften der Freien Universität Berlin, Berlin 1988, 383. Ebd., 383. Humphry Repton, assisted by his son J. Adey Repton, Fragments on the Theory and Practice of Landscape Gardening, London 1816, 1982 (reprint), viii.
Pückler-Muskau und Repton
1930 in Institute of Landscape Architects (ILA) umbenannte60 . In Deutschland hatte sich 1887 der Verein deutscher Gartenkünstler61 und 1913 der Bund Deutscher Gartenarchitekten62 gegründet. Insgesamt umfasst Reptons Buch 239 Seiten und 53 Abbildungen. Der Text ist in 36 Kapitel gegliedert, was einem durchschnittlichen Kapitelumfang von 6 bis 7 Seiten entspricht. Tatsächlich umfassen Kapitel wie das „Of Villas“ 15 und das „Extracted from the Report of Endsleigh“ 13 Seiten und andere, wie etwa „Relating to Symmetry“ oder „On Castles“, machen nur zwei Seiten aus. Die Kapitelüberschriften sind durchweg sehr unterschiedlich und zeigen den letztlich heterogenen Charakter des Texts an. So wird zwar über Symmetrie, Farben, Kontraste, Kombinationen, Verbesserungen sowie Aspekte und Prospekte gesprochen, doch auch, auf der gleichen Gliederungsebene, über Ländliche Architektur, Schlösser und Villen, aber auch über Fenster, Zäune in Hausnähe sowie das Pflanzen einzelner Bäume und schließlich werden Beispiele einzelner Anlagen wie von Cobham Hall, Beaudesert, Longleate, Ashridge, Sherringham, Endsleigh und dem eigenen Besitz in Hare Street in Essex gegeben. Dem Buchtitel entsprechend geschieht das alles fragmentarisch und, wie ich finde, bisweilen frustrierend. Die Ausführungen über „Fences near the House“ z. B. handeln nicht wirklich über „fences“, also Zäune, sondern über Terrassen als Zäune in der Nähe von Gebäuden. Von den vielen Möglichkeiten entsprechende Ergebnisse zu erzielen, macht Repton hier auf zwei Beispiele aufmerksam, in denen das an das Haus angrenzende Gelände entweder abfällt, A B, oder ansteigt, C D. Er schließt seine sehr knappen Ausführungen mit einer Bemerkung dazu, dass ein prächtiger Palast nicht auf einer Wiese stehen sollte, auf der das Vieh steht, das sich möglicherweise dann den Palast zum Schutzort wählt oder sogar in den Palast hineingehen würde. Hier, so Repton, würde eine Terrasse oder eine Balustrade eine Trennungslinie bezeichnen und solcherart Vorschläge betrachte er als sehr bedeutend für seine eigene Praxis63 . Dagegen sind Reptons Ausführungen, wenn sie sich auf konkrete Beispiele beziehen, wie etwa bei dem „Report on Sherringham Bower, in Norfolk“ sehr viel lesbarer. In dem in den Fragments präsentierten Auszug geht er auf die Lage, die See, den Wald, die Pflanzungen, die Fuß- und Fahrwege und deren Stationen, und sehr differenziert auf den Platz für den Bau eines Hauses und die Lage des Dorfes ein. Ich will hier nur kurz die Ausführungen zur Lage des Platzes für das Haus kommentieren. Er hält die Entscheidung darüber für „most important in Landscape Gardening“64 . Darin stimme ich ihm zu. Im Einzelnen nähert er sich der Lösung der richtigen Platzwahl für das 60 61
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Elliott (wie Anm. 19), 273. Siehe Gert Gröning und Joachim Wolschke-Bulmahn, 1887–1987, DGGL, Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftspflege e. V., Ein Rückblick auf 100 Jahre DGGL, hg. v. d. Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftspflege, (Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftspflege 10) Berlin 1987. Siehe dies., 1913–1988, 75 Jahre Bund Deutscher Landschafts-Architekten BDLA, Teil 1, Zur Entwicklung der Interessenverbände der Gartenarchitekten in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus, hg. v. Bund Deutscher Landschafts-Architekten BDLA, Bonn 1988. Repton (wie Anm. 59), 7–9. Ebd., 199.
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Haus über die von ihm selber als allgemein geltend bezeichneten Kriterien, „Aspect“, „Levels“, „Objects of Convenience“ und schließlich „Views from the House“65 . Bezüglich des „Aspect“ stellt er unmissverständlich klar: “There can be no doubt that a southern aspect is the most desirable for rooms which are to be occupied throughout the year, because the sun in winter is always acceptable, and in summer it is so much more elevated, that it is rarely objectionable and easily shaded”66 . Zu den „Levels“ führt er aus: “The Site here proposed is on a sufficient eminence to enjoy prospect, and yet to be sheltered from the sea winds: the ground by Nature falls gently from it in every direction except towards the north; and in that direction it will easily be made to do so by Art: this is necessary to prevent any damps from the hill, and to provide a sufficient drainage for the House and Offices, all of which will require very little cost of labour”67. Mit den „objects of convenience“ sind die Wasserversorgung, hinreichend Raum sowie die überörtliche Anbindung des Grundstücks gemeint. Die Wasserversorgung des Grundstücks stellt für Repton einen Gegenstand großer Bedeutung dar, nicht nur zur Gewährleistung einer ständigen Wasserversorgung der Familie sondern auch als Sicherheit im Fall eines Feuers. Das ist es dann auch. Pücklers Ausführungen zum Wasser sind, wie ich gleich noch aufzeigen werde, deutlich differenzierter. Hinreichend Raum hält Repton für notwendig, um all die zahlreichen Ergänzungsgebäude für die Verwaltung, die Ställe, Scheunen und Lagerhäuser für Kohlen und Stoffe ebenso in Hausnähe unterbringen zu können, wie den Küchengarten, den Melonengarten, den Geflügelhof, den Holzlagerplatz, das Eishaus und anderes mehr. Sie sollten auf der anderen Seite des Hauses dem Blumengarten, dem Gewächshaus und der Fasanerie gegenüberliegen, die wiederum, gleichsam natürlich, in Verbindung mit dem Pleasureground anzuordnen seien. Die überörtliche Anbindung, die „relative objects“, beziehen sich auf die Lage des Grundstücks zur nächsten Stadt mit Postanschluss, zur Kirche, zum Dorf und zur See. Dorthin müssen Straßen führen, die „highly ornamental, useful, and convenient“68 angelegt werden sollen. Entsprechend dem Verlauf der Straßen wird dann der Zugang zum Grundstück gewählt, „along a line of approach, the most easy, natural, varied, and beautiful“69. Bezüglich der Blicke aus dem Haus fokussiert Repton, anders als aufgrund der Berufsbezeichnung landscape gardener zu vermuten wäre, nicht an erster Stelle auf die Landschaft. „I am“, so schreibt er, „not so infatuated with Landscape as to prefer it to any of the objects already enumerated“70 („ich bin nicht so trunken vor Landschaft, dass ich sie den anderen bereits genannten Gegenständen vorzöge“). „Denn“, so fährt er fort, „ich habe immer den ausschließlichen Anblick von Bäumen und Rasen in gewissem Maß als verdrießlich angesehen, was, davon bin ich überzeugt, häufiger 65 66 67 68 69 70
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Ebd. Ebd. Ebd., 200. Ebd., 201. Ebd. Ebd., 202.
Pückler-Muskau und Repton
von den Besitzern solcher Orte einzigartiger Erhabenheit empfunden als eingestanden wird“71 . Entgegen der gängigen Vorstellung, 25 Hektar guter Weizenfläche zu Rasen zu machen, „Lawning a hundred good acres of wheat“72 , hält Repton eine Mischung aus Getreide- und Waldflächen in einer gewissen Entfernung für besser als Rasen weil sie zu bestimmten Jahreszeiten, bei der Aussaat und der Ernte sowohl von Menschen wie auch Tieren belebt werden. Diesbezüglich verweist er deutlich auf „my favourite propensity for humanizing as well as animating beautiful Scenery“73 , auf seinen ausgeprägten Hang, eine schöne Gegend mit Menschen und Tieren zu versehen. Dabei will er die Annehmlichkeit und Privatheit nicht zerstören, indem er dort in Hausnähe „Tourists and Felicity Hunters“, Touristen und Glücksjäger, vorbeiziehen sehen will, doch an einem Tag in der Woche sollen in einer gewissen Entfernung vom Haus auch Besucher die Gelegenheit erhalten, die Schönheit des Ortes zu genießen. „This occasional glitter of distant moving objects“74 , dieser gelegentliche Glanz sich in der Entfernung bewegender Objekte, so schreibt Repton, einschließlich des Anblicks von Kutschen, die auf das Haus zufahren, würde lebendige Gestalten in Kontrast zu dem ruhigen und durchaus angemessenen Blick aus dem Haus setzen. Das sah Pückler ähnlich und auch wiederum differenzierter. „Selbst in der gemalten Landschaft“, so stellte er für sich fest, „verlangen wir schon etwas, das an menschliches Treiben erinnert um, wie wir sagen, sie zu beleben. Einer weit grössern Mannichfaltigkeit bedarf aber die wirkliche Landschaft, als die gemalte, und doppelt anmuthig, wie zugleich dem menschlich fühlenden Herzen wohlthätig, erscheint es uns daher, wenn wir, wie in England, in der fast überall durch Kunst idealisirten Natur nicht nur die Palläste und Gärten der Grossen in ihrer Pracht und Herrlichkeit bewundern dürfen, sondern, im harmonischen Ganzen, auch die bescheidnen Wohnungen geringer Pächter in ihrer Art ebenso reizend angelegt, und vollendet ausgeführt finden [. . . ] Ja der Ärmste schmückt sein Strohhüttchen noch mit Blumen, und pflegt, neben seinen ökonomischen Bedürfnissen, mit Sorgfalt ein wohl eingehegtes Gärtchen, sey es noch so klein, wo nichts als sammtartiger Rasen grünt, von Rosen und Jasmin umduftet“75. Mehr noch, „kann man innerhalb des Parks ein Vorwerk mit seiner angränzenden Feldflur, eine Mühle, eine Fabrick anbringen, oder hineinziehen, so wird ihm dies nur desto mehr Leben und Mannichfaltigkeit geben, die eben so sehr empfohlen, als auf der andern Seite vor Ueberladung gewarnt werden muss“76. In Pücklers Andeutungen über Landschaftsgärtnerei scheint immer wieder die kritische Haltung dem Bestehenden gegenüber durch. Das betrifft nicht nur die eigene 71
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Ebd., meine Übersetzung,GG. Der Text lautet im Original: “[. . . ] I have ever consideredthe View of trees and lawns only, as creating a certain degree of gloom; which I am convinced is oftener felt than acknowledged by the possessors of places admired for their solitary grandeur”. Ebd., 203. Ebd. Ebd., 204. Pückler-Muskau (wie Anm. 31), 14. Ebd., 31.
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Anlage sondern auch das vielfach auf Reisen Gesehene. Neben dem sorgfältigen und kritischen Studium der Natur und vorhandener Garten- und Parkanlagen, verweist er auf das „ernste Studium der besten Werke über die Gartenkunst in ihrem weiteren Sinne“, vermeidet allerdings allzu viele zu benennen. Doch sind damit weitere Punkte auf der map of influence markiert. Sicher zählte Pückler zu diesen besten Werken auch die von Repton verfassten Red Books77, wollte er doch, wie er in einem Brief an seine Frau Lucie vom 24.12.1825 schrieb, die Andeutungen „in der Repton’schen Manier, wie es war und ist“78 herausgeben. Auch der von ihm gewählte Titel Andeutungen über Landschaftsgärtnerei lässt auf Repton schließen, der 1795 Auszüge von seinen Vorschlägen für verschiedene Anlagen unter dem Titel Sketches and Hints on Landscape Gardening in London als Buch veröffentlicht hatte. Die, allerdings erst 1917, in den USA besorgte, englische Übersetzung von Pücklers Andeutungen trägt eben den Titel „Hints on Landscape Gardening“79 . Damit beende ich meinen kurzen Kommentar zu den Reptonschen Fragments on the Theory and Practice of Landscape Gardening und will nun ebenso knapp auf die Andeutungen über Landschaftsgärtnerei von Pückler hinweisen. IV.2. Pücklers „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ Pückler meinte einmal in einem Brief an Bettina von Arnim, die Andeutungen über Landschaftsgärtnerei seien „ernsthaft und auch eigentlich langweilig“80 und stünden somit in einem Gegensatz zu seinen sonstigen Schriften. Schon 1825 hatte er, wie aus einem Brief vom 24. Dezember an seine Frau Lucie, die er jedoch in den Briefen immer Julie nannte, hervorgeht, die Idee zu einer solchen Veröffentlichung. Er teilte ihr damals mit: „Gestern war ich sehr fleißig. Du weißt, daß ich den Plan habe, über Landschaftsgärtnerei eine kleine Broschüre herauszugeben, mit einem Atlas verbunden, der den Plan des Muskauer Parkes und die schönsten Ansichten enthält“81. Er, der Bestsellerautor, publizierte sonst als „Verstorbener“ oder als „Semilasso“, als Halberschlaffter. So etwa seine Briefe eines Verstorbenen, die in vier Teilen in den Jahren 1830 und 1832 erschienen82 . Der Verstorbene spielt auch bei weiteren Werken des 77
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Zwei der ansonsten kaum erschwinglichen und zu Liebhaberpreisen gehandelten ,Red Books‘ wurden 1994 in einem Reprint leichter zugänglich gemacht. Siehe Humphry Repton: The Red Books for Brandsbury and Glemham Hall, with an introduction by Stephen Daniels (Dumbarton Oaks Research Library and Collection, Dumbarton Oaks Reprints and Facsimiles in Landscape Architecture III), Washington 1994. Assing (wie Anm. 6), 277. Siehe Hints on Landscape Gardening, translated by Bernhard Sickert, hg. v. Samuel Parsons, Jr., Boston 1917. Fritz Zahn und Robert Kalwa, Fürst Pückler-Muskau als Gartenkünstler und Mensch, Cottbus 1928, 35. Assing (wie Anm. 6), 277. Briefe eines Verstorbenen, Ein fragmentarisches Tagebuch aus England, Wales, Irland und Frankreich, Teil 1 und 2, München 1830, sowie Briefe eines Verstorbenen, Ein fragmentarisches Tage-
Pückler-Muskau und Repton
Halberschlafften eine Rolle83 . Während diese Schriften von Pücklers weitgespannter Reisetätigkeit berichten, sind die 1834 veröffentlichten „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei verbunden mit der Beschreibung ihrer praktischen Anwendung in Muskau“ ganz der „höheren Ausbildung des geniessenden Lebens“84 in seinem Park, dem Muskauer Park, gewidmet. Pückler will seinen Besitz entsprechend gestaltet wissen. Er will, wie er in der Einleitung zu den Andeutungen formuliert, „ein aus innerster Individualität entsprungenes, mit dem eignen Gemüt gebildetes Kunstwerk selbst“ darstellen und sich keinen „Garten, oder vielmehr eine Gegend machen [. . . ] lassen, wie man ein Kleid beim Schneider bestellt“85. Die Andeutungen sollen nur „nützliche Winke [. . . ] geben, ja sogar einige heilsame Regeln auf [zu] stellen, die dem Manne vom Fach der Beachtung nicht ganz unwürdig scheinen, und manchem Dilettanten in der Natur-Malerei (wenn ich das Hervorrufen eines Bildes, nicht mit Farben, sondern mit wirklichen Wäldern, Bergen, Wiesen und Flüssen so nennen, und dem Gebiet der Kunst anreichen darf) erwünscht sein möchten“86. Im Fokus der Pücklerschen map of influence steht also die „innerste Individualität“ des Landbesitzers. Muskau liegt ungefähr zweieinhalb Fahrstunden südlich von Berlin, unmittelbar an der Grenze zu Polen. Die Pücklerschen Parkanlagen in Muskau umfassen nach seinen Angaben „alles zusammen nahe an 4000 Morgen Landes“87 , was ungefähr 1000 ha entspricht. Das ist ungefähr die fünffache Größe des Tiergartens in Berlin. 1845, als Pückler den Park an die Grafen Nostitz und Hatzfeld verkaufte, waren 257 ha fertig gestellt88 . Der Park gliedert sich in den, eigentlich wie ein Grüngürtel anmutenden, die Stadt Muskau im Westen umfangenden Oberpark, den großen Bergpark, der südwestlich daran anschließt sowie den Unterpark, der sich östlich der Stadt erstreckt. Von der Neiße durchflossen, die nach 1945 hier die Grenze zwischen Deutschland und Polen markiert, wurde dieser Unterpark geteilt und ließ so dessen größeren Teil zum polnischen Staatsgebiet werden89 . Östlich grenzt das von Pückler als „Baum-Universität“ bezeichnete Arboretum an den Park an.
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buch aus Deutschland, Holland und England, Teil 3 und 4, Stuttgart 1832 und Tutti Frutti, Aus den Papieren eines Verstorbenen, 5 Bände, Stuttgart 1834. Siehe Vorletzter Weltgang von Semilasso, Traum und Wachen, Aus den Papieren des Verstorbenen, 3 Bände, Stuttgart 1835, sowie Semilasso in Afrika, Aus den Papieren eines Verstorbenen, 5 Bände, Stuttgart 1836. Pückler-Muskau (wie Anm. 31), 13. Ebd., 15. Ebd. Ebd., 84. Helmut Rippl, Der Parkschöpfer Pückler-Muskau, Weimar 1985, 54. 1846 verkauften die Grafen Nostitz und Hatzfeld bereits wieder und der Besitz gelangte in die Hände des Prinzen Friedrich der Niederlande, „eines der reichsten Männer der damaligen Hocharistokratie“ (ebd., 55). Westlich der Neisse lagen dann noch 206 ha, die, nachdem die Graf-von-Arnimsche-Waldgutstiftung-Standesherrschaft Muskau in Volkseigentum überführt worden war, bis zum Ende der DDR im Jahr 1991 von der Stadt Muskau verwaltet wurden; in Polen sind noch rund 370 Hektar Park vorhanden.
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Die 1834, also 18 Jahre nach den Reptonschen Fragments on the Theory and Practice of Landscape Gardening, erschienenen Andeutungen über Landschaftsgärtnerei umfassen 150 Seiten und 43 Abbildungen. Der Text ist in zwei Abteilungen gegliedert, die erste umfasst 55, die zweite gedruckte 76 Seiten. Dreizehn Abschnitte unterteilen die erste Abteilung, die bis auf den Abschnitt „Versetzung grösserer Bäume und ihre Gruppirung, Pflanzungen überhaupt“ jeweils zwei bis drei Seiten lang sind. Die zweite Abteilung enthält eine Beschreibung des Parks zu Muskau von 25, sowie Beschreibungen einer ersten, zweiten und einer dritten Spazierfahrt mit jeweils 28, 8 und 12 Seiten. Die Abschnitte der ersten Abteilung handeln, in dieser Reihenfolge, von der „Grund-Idee und Plan einer Gartenanlage“, „Grösse und Ausdehnung“, „Umschliessung“, „Gruppierung im Grossen, Gebäude“, „Park und Gärten“, „Über Anlegung von Park-, Wiesen- und Garten-Rasen“, „Versetzung grösserer Bäume und ihre Gruppirung, Pflanzungen überhaupt“, „Wege“, „Wasser“, „Inseln“, „Felsen“, „Erdarbeiten und Planaden“ und schließlich „Erhaltung“. Im Vergleich zu den Reptonschen Fragments fällt zunächst die stringentere Gliederung des Pücklerschen Texts auf. Die eine Hälfte ist klar der Beschreibung des Parks, einschließlich der Spazierfahrten, die andere einzelnen, vorwiegend technischen Aspekten gewidmet, die Pückler für die Anlage seines Parks wichtig schienen. Inhaltlich gibt es kaum Übereinstimmungen zwischen den beiden Büchern. Reptonsche Gliederungspunkte wie Ländliche Architektur, Symmetrie, Zäune in Hausnähe, Schlösser, Einheit des Charakters, Fenster, Farben, Innenräume, Kombinationen, Kontraste, Aspekte und Prospekte, Varietät, Gartenluxus, Unterkünfte und Hütten, Wasserzäune, tauchen bei Pückler nicht auf. Wenn überhaupt, so lassen sich aus den verschiedenen Beschreibungen, die Repton in seinen Roten Büchern für bestimmte Anlagen fertigte, strukturelle Ähnlichkeiten ableiten. So wäre z. B. denkbar, dass die Überlegungen, die Repton bezüglich des Laufs von Wasser in dem Roten Buch für Endsleigh oder auch dem für Welbeck90 vorträgt, von Pückler mit einer gewissen Sympathie gelesen wurden und ihn bei der Abfassung seines Kapitels über „Wasser“, aber auch bei dem über „Inseln“ und „Felsen“ bewegt haben. Wenngleich Pückler in der Einleitung zu den Andeutungen feststellt, es sei „gewiss, dass England [. . . ] unserem Grade der Civilisation beinahe um ein Jahrhundert vorausgeeilt ist“ und „daher dort jetzt mit Leichtigkeit hergestellt wird“, was „hier noch lange fast unausführbar“91 bleibe, lässt er das doch nicht insgesamt gelten. Das betrifft z. B. auch die „künstlich geschaffenen Wasserstücke, sie seyen (sic) welcher Art sie wollen“92. Pückler verkennt nicht die Schwierigkeit der Aufgabe und stellt fest: „In der ganzen Gartenkunst wird vielleicht nichts schwieriger gelingen, und auch die Engländer sind in diesem Puncte (sic) sehr zurück, ja selbst die von Repton (kursiv im Original, GG), ihrem besten Gartenkünstler, angelegten Wasserpartieen die ich ge90 91 92
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Repton (wie Anm. 55), plate XI. Pückler-Muskau (wie Anm. 31), 13. Ebd., 62.
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sehen, waren höchst mangelhaft“93. Und nicht genug damit, setzt Pückler noch eins drauf und behauptet: „In den meisten Parks der englischen Grossen sind noch die Wasserstücke die parties honteuses (kursiv im Original, GG; Schandflecken) des Ganzen, oft schlammig, höchst selten den artificiellen (sic) Ursprung völlig verbergend, aus dem sie hervorgingen“94 . Pückler ist selbst in der Allgemeinheit seiner Darstellungen zum Lauf des Wassers präziser als Repton in den spezifischen Ausführungen zu einer von ihm geplanten Anlage. Das schlägt sich auch in den unterschiedlichen Visualisierungen nieder. Wo Repton eine nicht ohne weiteres verständliche Skizze „to represent the course of any river“95 zeigt, präsentiert Pückler ein gleichsam ohne Worte einsichtiges Beispiel und Gegenbeispiel für die Führung von Wasserläufen und das „Ineinandergreifen von Rasen und Pflanzungen am Wasser“96 . „Der Schlendrian“, so schreibt Pückler zur Führung der Wasserläufe, „wird den Fluss wie a (kursiv im Original, GG) gestalten, der Beobachter der Natur eine b ähnliche Bildung hervorzubringen suchen“97 . Was die Beispiele für das Ineinandergreifen von Rasen und Pflanzungen am Wasser betrifft, so meint Pückler, „die Form f (kursiv im Original, GG)“ sei „noch keineswegs die schlechteste, die ich ausgeführt gesehen habe, und g will ich nicht für die beste ausgeben, die auszuführen ist; sie wird aber gewiss einen malerischeren Effekt hervorbringen als jene, und auf keinem Standpunkt des Wassers Ende entdecken lassen, welches eine Hauptsache ist“98. Das ihm gehörende Gelände in Muskau entsprach nicht überall seinen Vorstellungen. So z. B. „wurde es nöthig, aus dem Flusse, der den Park durchströmt, einen neuen Arm ableiten und ausgraben zu lassen“, um damit „über mehrere und verschiedene Wasseransichten disponieren zu können“99 . Nach dem Vorbild entsprechender Situationen im malerischen Tal des River Wye100 , der in den walisischen Bergen nordöstlich von Hereford entspringt und nördlich von Bristol bei Chepstow in den dort schon meeresbreiten Severn mündet, gruben 1821 die Arbeiter des Pücklerschen Alaunwerkes in Muskau den zusätzlichen Neißelauf aus der Auenlandschaft. Dieser neue Flussarm wurde dann unter dem Namen Hermannsneiße bekannt. Pückler war fasziniert längere Strecken im Tal des Wye, u. a. nordöstlich von Monmouth, gelaufen und auf dem Fluss im Boot gefahren101 . In einem Brief vom 21. Dezember 1827 reflektierte er: „Wenn ich in der Erinnerung aufsuche, was den River Wye so schön gemacht und vor so vielen anderen Flüssen den Vorzug gibt, so finde ich, daß es vorzüglich seine bestimmt gezeichneten Ufer sind, die sich nie in undeutliche Linien 93
Ebd. Ebd. 95 Repton (wie Anm. 59), 215. 96 Pückler-Muskau (wie Anm. 31), 62 und 63. 97 Ebd., 63. 98 Ebd. 99 Ebd., 74–75. 100 Seit 1971 ist die Gegend als „Area of Outstanding Natural Beauty (AONB)“ unter Schutz gestellt. 101 Ohff (wie Anm. 42), 315–317 und 320–322. 94
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verflachen, noch eine nichtssagende Mannigfaltigkeit ohne Charakter darbieten; ferner daß ihn fast immer Wald, Felsen oder Wiesen, durch Gebäude belebt, selten nur Felder und bebaute Fluren begrenzen, denn diese letzteren sind zwar eine nützliche Sache, aber nicht malerisch. Die vielen und kühnen Krümmungen machen, daß auch die Ufer sich unaufhörlich verschieben, und so aus denselben Gegenständen hundert verschiedene Schönheiten sich entfalten, wie die Stimme, nach mehreren Seiten gewandt, ein vielfaches Echo hervorruft. Beiläufig gesagt ist dies auch der Hauptgrund, warum Landschaftsgärtner gekrümmte Wege den geraden vorzogen. Diesen Gedanken hatten die Maler (kursiv im original, GG); nur die Pinsel machten gewundene Korkenzieher daraus, indem sie glaubten, daß ihre imaginäre Schönheitslinie, nicht die verschiedene Ansicht der Landschaft damit bezweckt werde. Da die Gegenstände, die sich den River Wye entlang darbieten, fast immer nur wenige in großen Massen sind, so bilden sie schöne Gemälde, weil Gemälde eine kürzere Abgrenzung verlangen. Die Natur schafft nach einem Maßstab, den wir in seinem Totaleffekt gar nicht beurteilen können, und dessen höchste Harmonie uns daher verlorengehen muß – die Kunst also strebt danach, nur einen Teil derselben als ein für Menschen verständliches Ganzes idealistisch zu formen, und dies ist meines Erachtens die auch der Landschaftsgärtnerei zugrunde liegende Idee“102 . Welche Fülle an Überlegungen. Pückler, das wird hier sehr deutlich, vollzog, ganz unabhängig vom Studium Reptonscher Veröffentlichungen, aufgrund seiner hervorragenden allgemeinen wie auch spezifischen Beobachtungen, selber einen britisch-deutschen Kulturtransfer. Damit ist ein weiterer wichtiger Punkt auf Pücklers map of influence bezeichnet, die recht präzise, unmittelbare und reflektierte Anschauung von Gegenden, die seine Inspiration und die Umsetzung entsprechender Vorstellungen in der eigenen Parkanlage beförderten. Konkret transferiert auf die Anlage des Parks in Muskau erläuterte Pückler, in seiner Beschreibung der ersten Spazierfahrt mit einer bei Repton nicht vorhandenen Präzision „die vortheilhaftesten (sic) Punkte“ seiner Anlage, die „immer durch einfache steinerne Bänke an der Strasse markirt (sic)“103 sind. Bezüglich des Wassers führte Pückler z. B. aus: „Nach Verlauf einiger Zeit gelangt man in eine Waldpartie am Fluss, cotoyirt (sic, cotoyer = entlanggehen, GG) diesen eine Weile, passirt (sic) beim Austritt aus dem Walde, auf einer rüstiken (sic) Steinbrücke mit einem rohen Steinwehr, den neugegrabnen Neissarm unweit seiner Ausmündung in den Hauptstrom, und ersteigt dann, sich wieder rückwärts wendend, das westliche Coteau (Abhang, GG) des Neissthals. Hier oben angelangt (q. Grundplan B.) erblickt man unter sich, an einen Eichenhain gelehnt, einen See von bedeutendem Umfang mit einigen belaubten Inseln, und einer grossartigen Waldansicht auf die Berge im Hintergrunde. Seitwärts in der Tiefe liegt 102 Ebd., 327. In einem Brief vom 23.6.1834 schrieb er dazu: „Ich studierte hier lange die Krümmun-
gen des Flusses für meine Anlagen und zeichnete sie mir ab, denn selten wird man ein besseres und mannigfaltigeres Modell dafür finden“; Vorletzter Weltgang (wie Anm. 83), Band I, hier 163. 103 Pückler-Muskau (wie Anm. 31), 103.
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auf hervorspringender Landzunge eine Fischerhütte, um welche alle Arten von aufgestellten Netzen und anderen Utensilien zum Fischfang, jederzeit die Freunde dieses Vergnügens zu einer reichlichen Ernte einladen“104 . Weniger bezüglich der Vorstellungen vom Wasser im Garten bzw. Park als vielmehr von der Belebung der Szenerie durch menschliche Aktivität, ließe sich hier eine gewisse Ähnlichkeit mit der Reptonschen Vorstellung des „humanizing“ ableiten. Diese Hinweise deuten an, wo die map of influence noch verfeinert werden kann. Als Pückler seine Andeutungen veröffentlichte, warnte er, „dass, wer in Muskau schon jetzt ein Vollendetes, ich meine Fertiges, zu finden hoffte, sich gänzlich getäuscht sehen würde. Kaum ein Drittheil des Planes ist bis jetzt ausgeführt sichtbar“105. Einige Jahre vorher, im November 1828, hatte er seine Schwester Clementine nach mehr als zehnjähriger Arbeit am Park wissen lassen: „Mein Schaffen in Muskau ist das einzige Streben meines Lebens, das ich mit vollem Gemüth umfasst habe. Es ist aber nur eine Skizze, weit, unendlich weit zurück hinter dem Kunstwerk, das in meinem Geist vollendet steht“106. Kategorisch sagte Pückler von sich, „nie etwas bestehen gelassen zu haben, was im Einzelnen früher verfehlt wurde“107 .
V. Wie nahe war Pückler den Reptonschen Vorstellungen? Die von einigen Experten geäußerten Vorstellungen, Pückler habe gleichsam in Muskau und Branitz die Reptonschen Empfehlungen umgesetzt, widersprechen in gewisser Weise den Ausführungen Pücklers in den Andeutungen über Landschaftsgärtnerei. Vielmehr ist es wohl angebracht, von einer kritischen Auseinandersetzung Pücklers mit dem von ihm in England Gesehenen und dem von ihm auf Englisch Gelesenen auszugehen. Insofern scheinen mir seine Darlegungen ein sehr gutes Beispiel für einen Kulturtransfer, dem nicht eine schlichte Übernahme sondern eine reflektierte Auseinandersetzung zugrunde liegt. So stand Pückler den von ihm gesehenen englischen Parkanlagen recht kritisch gegenüber. Zwar sah er „den allgemeinen Anblick englischer Gegenden, den überall verbreiteten Sinn für geschmackvolle Cultur und Landverschönerung, als Muster“ an, doch war ihm klar, „dass in der einzelnen Ausführung dort vieles besser seyn könnte. So scheinen mir“, schrieb er, „die meisten Parks der Engländer, bei manchen andern grossen Schönheiten, namentlich in Bezug auf diese künstliche Verkleinerung der Größe, einen bedeutenden Fehler zu haben, der sie auf die Länge auch ziemlich ermüdend und monoton macht*, und sie dadurch der oft so herrlich cultivirten freien Landschaft rund um sie her nachstehen lässt, welche wenigstens meinen Ansprüchen an eine durch Kunst veredelte Gegend durch ihre Abwechslung nicht selten weit näher kam. 104
Pückler-Muskau (wie Anm. 31), 103. Ebd., 74. 106 Assing (wie Anm. 7), Band VII, 269. 107 Pückler-Muskau (wie Anm. 31), 19. 105
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Viele englische Parks sind im Grunde nichts als unermessliche Wiesen mit malerisch vertheilten Gruppen hoher und alter Bäume, die theils der Belebung der Landschaft wegen, theils auch des Nutzens willen, zur Weide für zahlreiche Heerden, entweder zahmen Wildes, Schafe, Rindviehs oder Pferde dienen müssen. [. . . ] Nur ein einziger Weg führt gewöhnlich durch diese unabsehbare Grasoede ohne alle Spur menschlichen Treibens, zum und vom Schlosse, das mitten im Rasen in seiner einsamen Majestät kahl und kalt daliegt, während Kühe und Schafe bis an die leeren Stufen seiner Marmortreppe grasen“108. Damit meinte Pückler wahrscheinlich den Park in Blenheim109, wenige Kilometer nordwestlich von Oxford. „Vermieden würde dies werden“, so fuhr er fort, „wenn man für Vieh sowohl als Wild nur bestimmte Bezirke abschlösse, und ihnen nicht die ganze Park-Landschaft Preis gäbe. Es ist aber bei den Engländern fast zur fixen Idee geworden, dass man einer Landschaft, ohne Vieh, nimmer froh werden könne. Dagegen ist ihnen die Belebung durch Menschen desto unerträglicher, denn nichts wird hermetischer verschlossen, als die Gartenanlage eines englischen Privatmannes es in der Regel für jeden Unbekannten ist. Die Humanität unsrer Grossen ist ihnen dort gänzlich fremd geblieben, indess finden sie auch einige Entschuldigung in der ausserordentlichen Ungezogenheit ihres Pöbels“110. Spuren menschlichen Treibens, „humanizing“, wollte auch Repton in den von ihm gestalteten Parkanlagen sehen, doch war er sich bewusst, dass er damit auf Widerstand bei seinen Auftraggebern stieß. Widerstände gegen die Parköffnung kannte auch Pückler. Er vertrat jedoch von Anfang an die Auffassung, „Jedem, ohne Ansehn der Person, den Zutritt zu“ seinen „Anlagen“ zu erlauben, „obgleich gar viele Gutsbesitzer“ ihm versichert hatten, „dies sey ebenfalls unmöglich, da das rohe, oft betrunkene Volk alle jungen Bäume abschneiden und alle Blumen abreissen werde“111 . Solche Befürchtungen waren durchaus berechtigt, wie sich in Beiträgen zu zeitgenössischen Zeitschriften nachlesen lässt112. Den Vandalismus konnte auch Pückler nicht verhindern. Doch beobachtete er zunächst nur, dass, wenn in seinem Park Holz gestohlen wurde, „grösstentheils nur sorgfältig die dicken Stützpfähle“ abgehauen wurden, „ohne dem daran gebundenen Bäumchen den mindesten Schaden zu tun“. In der Folge bestrafte er einerseits die Täter, so sie denn ermittelt werden konnten und besserte andererseits mit „gelassener Beständig-
108 Ebd., 21. *Anmerkung Pücklers: „Ich spreche hier weder von ihren pleasuregrounds noch Gärten,
die voller Abwechslung sind, sondern bloss vom eigentlichen Park“. A new description of Blenheim, the seat of his Grace the Duke of Marlborough: Containing a full and accurate account of the paintings, tapestry, and furniture; a picturesque tour of the gardens and park: and a general description of the China Gallery, etc. With a preliminary essay on landscape gardening, Oxford, UK, 10 1817. Ein solcher Führer war 1787 zum ersten Mal erschienen. 110 Pückler-Muskau (wie Anm. 31), 21. 111 Ebd., 79. 112 Siehe z. B. Schneid, Die Pflanzung der Alleen und ihre Beschädigung – in Beziehung auf das Ganze in Deutschland, in: Wochenblatt des landwirthschaftlichen Vereins in Baiern, XII (1822), 787–788. 109 Siehe
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Pückler-Muskau und Repton
keit“, ruhig und geduldig die Schäden aus, wodurch „die Leute [. . . ] von selbst zur Vernunft“113 kamen. Pückler hatte also den „allgemeinen Anblick englischer Gegenden, den überall verbreiteten Sinn für geschmackvolle Cultur und Landverschönerung, als Muster“ angesehen und weniger die Parkanlagen, die in diesen Gegenden vielfach anzutreffen waren. Wie man sich eine solche englische Gegend vorstellen kann, haben Robert und Monica Beckinsale für das „English Heartland“, eine Gegend in der die Städte Oxford, Stratford, Warwick und Windsor liegen, umfassend dargelegt114 . Bezüglich Repton stellen sie fest, „he had relatively little influence on the estates in the English heartland where so much landscaping had already been done. He worked at Adlestrop, Great Tew and Sezincote and is seen at his best at Wycombe Park and Sarsden (Oxfordshire, c.1795), each with a serpentine lake and one or more Doric temples“115. Sein Hauptauftragsgebiet lag, wie ich schon angedeutet habe, weiter im Süden. Im Dezember 1826 und Januar 1827 reiste Pückler durch diese Gegend. Am 26. Dezember 1826 hatte er Woburn Farm in Surrey besucht, deren Anlage ihm wie „eine kleine Stadt“116 erschien. Der in dem Schloss entstandene „Zusammenfluß von Pracht [. . . ], der bei uns die Kräfte jedes Partikuliers übersteigt“, vermittelte ihm den Eindruck, dass man „unter solchen Umständen [. . . ] wohl ein wenig auf seine Familie und seinen Adel stolz sein“117 kann. Die von Thomas Whately (?–1772) 1770 ausführlich beschriebene Woburn Farm118 war von Philip Southcote (1698–1758) ab 1735 als ornamented farm entwickelt worden. Der Stolz auf Familie und Adel war ein spezifisches Interesse Pücklers, der sich ansonsten von seiner Familie eher abgestoßen fühlte. Ähnlich empfand Pückler auch bei dem nur zwei Tage später erfolgenden Besuch von Warwick Castle, dessen Park ab den 1740er Jahren über zwei Jahrzehnte hinweg von dem von Repton verehrten Lancelot Capability Brown gestaltet worden war. Auf den Punkt gebracht schrieb er seiner Julie dazu: „Etwas Malerischeres und zugleich Imposanteres läßt sich beinahe nicht denken“119 ! Pückler war überwältigt von dieser Anlage. Sie traf seine tiefsten Gefühle: „Stelle Dir nun vor“, schrieb er, „diese magische Dekoration auf einmal (kursiv im Original, GG) zu übersehen, verbinde die Erinnerung damit, daß hier neun Jahrhunderte stolzer Gewalt, kühner Siege und vernichtender Niederlagen, blutiger Taten und wilder Größe, vielleicht auch sanfter Liebe und edler Großmut zum Teil ihre sichtlichen (kursiv im Original, GG) Spuren, oder wo das nicht ist, doch ihr romantisch ungewisses Andenken zurückgelassen haben – und 113
Pückler-Muskau (wie Anm. 31), 79. Robert und Monica Beckinsale, The English Heartland, London 1980. 115 Beckinsale (wie Anm. 112), 190. 116 Ohff (wie Anm. 42), 523. 117 Ebd., 523. 118 Siehe Thomas Whately, Observationson Modern Gardening, Illustratedby Descriptions,London 1770. Eine deutsche Ausgabe „Betrachtungen über das heutige Gartenwesen, durch Beispiele erläutert“, erschien 1771 in Leipzig; ein reprint erschien 1992 in Rüsselsheim. 119 Ohff (wie Anm. 42), 528. 114
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urteile dann, mit welchem Gefühl ich mich in die Lage des Mannes versetzen konnte, dem solche Erinnerungen des Lebens seiner Vorfahren durch diesen Anblick täglich zurückgerufen werden, und der noch immer dasselbe Schloß des ersten Besitzers der Veste Warwick bewohnt, desselben halb fabelhaften Guy, der vor einem Jahrtausend lebte und dessen verwitterte Rüstung mit hundert Waffen berühmter Ahnen in der altertümlichen Halle aufbewahrt wird. Gibt es einen so unpoetischen Menschen, in dessen Augen nicht die Glorie dieses Andenkens auch den schwächsten Repräsentanten eines solchen (kursiv im Original, GG) Adels noch heute umglänzte“120? Warwick Castle hatte Pückler verzaubert. Die Erinnerung daran legte er „wie einen Traum erhabener Vergangenheit an“ sein „Herz“ und ihm „war in dem dämmernden Mondenlicht“ der letzten Stunden seines Besuchs „wie einem Kinde, dem ein phantastisches Riesenhaupt aus ferner Zeit über den Wipfeln des Waldes freundlich zugenickt“121. Über Birmingham, „eine der ansehnlichsten und zugleich häßlichsten Städte Englands“122, fuhr er weiter nach Stratford. Dort empfand er „ein tief ergreifendes Gefühl, die unbedeutenden Gegenstände zu sehen, die vor Jahrhunderten mit einem so großen und geliebten Mann“, es geht um William Shakespeare (1564–1616), „in unmittelbarer und häuslicher Berührung standen, und gleich darauf den Ort, wo längst seine Gebeine vermodern – und so in wenigen Augenblicken von seiner Wiege den langen Weg bis zu dem seines Grabes zurückzulegen“123 . Nachdem er „zwei Tage lang die Parkomanie ruhen gelassen“, ging es über die Parkanlagen von Eatrop Park, Ditchley Park, Blandford Park und Blenheim nach Oxford. In Blenheim bewunderte er die Arbeit von Reptons Vorläufer Lancelot Capability Brown, der für ihn der „GartenShakespeare Englands“124 war. Auch Repton selber, der sich als professioneller Nachfolger Browns verstand, setzte sich mit Brown auseinander. Schon in seinem ersten Buch, den Sketches and Hints on Landscape Gardening aus dem Jahr 1794 hatte er von dem „immortal Brown“125 geschrieben, von dessen Sohn er „maps of the greatest works in which his late father had been consulted, both in their original and improved states“126 bekommen hatte. In den 1803 erschienen Observations on the Theory and Practice of Landscape Gardening veröffentlichte er dann eine Zusammenstellung der Arbeiten von Brown, die auf Materialien basierte, die er von Browns Sohn und dessen Schwiegersohn Henry Holland (1745–1806)127 erhalten hatte128 . 120 Ebd., 529. 121 Ebd., 535. 122 Ebd., 539. 123 Ebd., 550–551. 124 Ebd., 553. 125 Repton
(wie Anm. 55), xiv. Fußnote. 127 Für eine biographische Skizze zu Holland siehe Dorothy Stroud, Holland, Henry (1745–1806), in: The Oxford Companion to Gardens, hg. v. Geoffrey and Susan Jellicoe, Patrick Goode und Michael Lancaster, Oxford, UK, 1986, 259. 128 So z. B. in seinen Ausführungen über „The Garden“ in Woburn Abbey, siehe Repton (wie Anm. 59), 167. 126 Ebd., xiv,
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Pückler-Muskau und Repton
Von Oxford, „diesen(m) alten Musensitz Englands“, nahm Pückler, nicht zuletzt von den dortigen Bibliotheken begeistert, „das angenehmste Andenken mit“129. „Unter anderem“ war ihm dort auch „eine prachtvolle Allee von Rüstern (Ulmus carpinifolia, GG)“ mitteilenswert, „die, gleich den von dieser Promenade sichtbaren Gebäuden, dem Jahre 1520 ihren Ursprung verdankt. Von dieser Königin aller Alleen“, so schrieb er an Julie, „in der auch nicht ein Baum fehlt und die mitten durch eine Wiese am Wasser hinführt, sieht man von der einen Seite eine reizende Landschaft, von der anderen einen Teil der Stadt mit fünf bis sechs der schönsten gotischen Türme, an sich schon ein herrlicher Anblick, der aber heute noch durch einen bezogenen Himmel, an dem der Wind schwarze, phantastische Wolken, gleich dem Wilden Heere, hinjagte und an dem sich zuletzt der schönste Regenbogen, wie aus einem der Türme steigend und in den anderen herabsinkend, über die ganze Stadt spannte – fast märchenhaft und bezaubernd wurde“130 . Im Juni 1827 fuhr Pückler durch die Gegend um Windsor, eine, wie er schrieb, „wunderschöne Gegend, deren Baum-Reichtum ihr, ungeachtet der bebauten Fluren, das Ansehen eines kultivierten Waldes gibt“131. Im August war er noch einmal in Windsor und zeigte sich dann „nicht wenig verwundert, hier die ganze Gegend plötzlich einen ganz anderen Charakter annehmen zu sehen, der in England sehr selten vorkommt, nämlich den des eigenen Vaterlandes. Kiefern und Fichtenwald, mit Eichen und Erlen gemischt, und darunter unser Heidekraut und auch unser Sand, auf dem die Pflanzungen dieses Frühjahrs sämtlich vertrocknet waren“132 . Hier fühlte sich Pückler in seinem Element, denn: „Über das Pflanzen auf Sand hätte ich den königlichen Gärtnern guten Rat geben können, denn ich überzeugte mich, daß sie die Behandlung solchen Bodens gar nicht verstehen“133 . Das 1828 erschienene Buch The Planter’s Guide, or, A practical essay on the best method of giving immediate effect to wood by the removal of large trees and underwood des schottischen Gärtners Henry Steuart (1759–1836), mit dem sich Pückler in den Andeutungen mehrfach auseinandersetzte und es seinen „deutschen Landsleuten“134 sehr empfahl, konnte ihnen noch nicht bekannt sein. „Es ist“, so drückte sich Pückler in den Andeutungen aus, „– und ich rühme mich dessen nicht ungern – wirklich eine Wahrheit, dass ich schon lange vor der Erscheinung des classischen Steuartschen Werkes, oder wenigstens ehe es mir bekannt wurde, durch eigne Beobachtung und Erfahrung fast zu derselben Verfahrungsweise gelangte, die H. Steuart (kursiv im Original, GG) jetzt (höchst ausführlich) angiebt, und zugleich wissenschaflich zu begründen sucht“135. Wie wenig Pückler von den professionellen Gärtnern hielt, machte er einmal mehr an diesem Beispiel deutlich. Er fühlte sich Steuart nahe, denn „wie er, hatte auch ich mit den 129
Ohff (wie Anm. 42), 561. Ebd., 561. 131 Ebd., 665. 132 Ebd., 719. 133 Ebd., 719. 134 Pückler-Muskau (wie Anm. 31), 42. 135 Ebd, 42–43. 130
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Vorurtheilen der Herrn vom M´etier (kursiv im Original, GG) unendlich zu kämpfen, und selbst der Augenschein liess sie noch immer mit dem Kopfe schütteln, bis fast zu gleicher Zeit die Autorität des Buches, welches ich den Herren übersetzte, ihnen endlich den letzten Zweifel benahm – denn, beiläufig gesagt, der Autorität nur folgen die meisten Menschen, und wie oft habe ich es erlebt, dass wenn ich Jemand das Vernünftigste nicht einleuchtend machen konnte, es hinreichend war einen Dritten zur passenden Stunde mit denselben Worten eintreten zu lassen, um alle Hindernisse zu besiegen. Auf eigner Meinung stehen die Wenigsten“136 ! Anlass zur Kritik bot sich Pückler wegen des „höchst geringen Standpunctes an sich, auf welchem die Kunst der Landschafts-Gärtnerei dermalen noch in unserem Vaterlande steht“137, vielfach. Dabei beobachtete er im Großen wie im Kleinen recht genau und nahm kein Blatt vor den Mund. So kritisierte er u. a. massiv, dass „sehr wohlhabende Personen, ja Besitzer von Hunderttausenden [. . . ] sehr häufig [. . . ] in solchen Pseudo Schlössern [. . . ] hausen, die ein englischer Pächter in dubio (kursiv im Original, G.G.) unbedenklich für einen Stall ansprechen würde“138 . Darüber hinaus ließen sich viele „Edelhöfe finden, deren Hauptaussicht auf den Düngerhof geht, an deren Pforte sich den grössten Theil des Tages über Schweine und Gänse belustigen, und deren Inneres oft, als einzigen Versuch zur Reinlichkeit, nur mit Sand bestreute Dielen aufweisen kann“139. Doch hat Pückler nicht nur in die Stuben geblickt sondern auch die Feldflur genau betrachtet und bemängelte dort u. a. „Alleen krumm gewachsener Obstbäume“, die „traurig Kraut und Rüben“ umzingeln, die „Korkzieherformen“ bei der Wegeführung sowie „verbuttete(n) ausländische(n) Bäume“, die allesamt „weder das Bild freier Natur, noch das eines Kunstgartens“140 gewährten. Klar ist, dass Pückler Reptons Veröffentlichungen sehr gut kannte und das auch von seiner Frau erwartete. So verwies er z. B. in seinem Brief vom 26. Dezember 1826 auf den von ihm besuchten Ashridge Park, er liegt ungefähr 5 km nordwestlich von Hemel Hempstead im Nordwesten von London, und gab Julie darin die Anweisung „Reptons Gartenbuch“ aufzuschlagen, „wo Du mehrere Ansichten und den Grundplan der reizenden hiesigen Gärten findest, die der alte Repton selbst angelegt. Erinnere Dich nur des rosary (kursiv im Original, GG), so wirst Du es gleich aufzusuchen wissen“141 . Detailliert erwähnte Pückler von Ashridge Park „den amerikanischen Garten, den Mönchsgarten und das rosary – wozu noch hinzugekommen sind: 1) der sehr zierliche französische Garten mit einer bedeckten Galerie an einer Seite, einem porzellanartigen Aufsatz mit Blumentöpfen in der Mitte und einem großen Parterre, von dem jedes Beet eine besondere Blumenart enthält; 2) der Felsengarten, wo alle Steinpflanzen vereinigt sind sowie alle rankenden Gewächse“142 . Von der dortigen Verbindung zwischen der 136 Ebd., 43. 137 Ebd., 15. 138 Ebd., 14. 139 Ebd., 14. 140 Ebd., 15. 141 Ohff
(wie Anm. 42), 520.
142 Ebd., 522.
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Pückler-Muskau und Repton
Architektur und dem Park hielt er allerdings nichts. „Wenn man“, so schrieb er, „in der kultiviertesten, friedlichsten Wiesenfläche unter dem Flor unzähliger Blumen eine Art Festung mit hundert Türmen, Schießscharten und Brüstungen gewahr wird, die alle nicht den mindesten Zweck haben und obendrein in ihrer Basis fast nichts als Glaswände (die Gewächs- und Treibhäuser, welche mit den Zimmern in Verbindung stehen) darbieten, so ist dies wahrlich ebenso lächerlich, als wenn der Besitzer dieser lieblichen Blumengärten darin in Helm und Harnisch wie weiland Don Quixotte143 spazieren gehen wollte“144. Wie ernst ihm diese Kritik war, stellte Pückler unter Beweis als er sie sechs Jahre später in den Andeutungen fast wörtlich wiederholte. Er schrieb dann: „Misslungen erschienen mir dagegen die Bestrebungen der Neuern, für modernen friedlichen Gebrauch wieder Schlösser im alten Festungsstyle, zur Wohnung aufzuführen. Die kostspielichsten (sic) Anlagen dieser Art in England sind Eatonhall (kursiv im Original, GG) und Ashridge, für die Millionen verschwendet wurden, um eine Kinderei zu schaffen, ungeheure Burgen in Blumengärten, wo oben Cr´eneaux (Schießscharten, GG) und unzähliche (sic) kriegerische Wachtthürme (sic), unten Glaswände mit exotischen Zierpflanzen angefüllt, zum baaren (sic) Unsinn werden, und deren Besitzer, wie ein lustiger Reisebeschreiber ganz richtig sagt, um analog mit ihrem Bauwerke zu bleiben, auch wie Don Quixotte im Harnisch und mit eingelegter Lanze in ihrem pleasureground spazieren gehen sollten“145. Repton selber befand, dass „of all the subjects on which I have been consulted“ und das waren mehr als 400 Anlagen, „few have excited so much interest in my mind as the Plan (sic) for these Gardens (sic)“146. Das Nachdenken über dieses Werk, das er 1813, im Alter von 61 Jahren entworfen hatte, führte Repton zu folgender Definition für einen Garten: “It is a piece of ground fenced off from cattle, and appropriated to the use and pleasure of man: it is, or ought to be, cultivated and enriched by art with such products as are not natural to this country, and consequently it must be artificial in its treatment, and may, without impropriety, be so in its appearance; yet there is so much of littleness in Art (sic), when compared with Nature (sic), that they cannot well be blended: it were therefore to be wished, that the exterior of a garden should be made to assimilate with Park Scenery (sic), or the Landscape (sic) of Nature (sic); the interior may then be laid out with all the variety, contrast, and even whim, that can produce pleasing objects to the eye, however ill adapted as studies for a picture”147.
143
Pückler bezieht sich hier auf den Roman „El ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha“ von Miguel de Cervantes, dessen erster Teil 1650 und dessen zweiter 1651 herauskam. Der darin dargestellte kleine Landadlige Don Quixote liest viele Ritterromane und glaubt schließlich selber zum Ritter geworden zu sein. So zieht er aus, das Unrecht in der Welt zu bekämpfen und unterliegt, nicht zuletzt in seinem Kampf gegen Windmühlen, kläglich. 144 Ohff (wie Anm. 42), 521. 145 Pückler-Muskau (wie Anm. 31), 30. 146 Repton (wie Anm. 59), 137. 147 Ebd., 141–142.
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Was Pückler auf seinen Reisen in den 1820er Jahren in England gesehen hatte, war eine Gegend, die aufgrund der enclosure acts, der Einhegungsgesetze, völlig verändert worden war. Der ganz überwiegende Teil dieser enclosures fand, wie Hoskins ausführlich darlegte, in den einhundert Jahren zwischen 1750 und 1850 statt148 . Zwischen 1761 und 1844 gab es mehr als 2500 solcher Einhegungsgesetze. Die ersten dieser Regelungen sind für Radipole in Dorset aus dem Jahr 1602 und für Marden in Herefordshire aus dem Jahr 1606 bekannt. Vor 1760 war ungefähr ein Prozent der Fläche von England davon betroffen. Im Zeitraum von 1760 bis 1800 stieg der Anteil auf mehr als sechs und bis 1844 auf mehr als zehn Prozent an. Nach dem Erlass des General Inclosure Act im Jahr 1845 stieg der Anteil noch einmal beträchtlich an. Die gravierendsten Auswirkungen dieser Regelungen zeigten sich in den Midlands und im östlichen England. Die im Zusammenhang mit diesen Einhegungen gezeichneten Karten geben bis heute im wesentlichen die dadurch erzeugte Umstrukturierung der englischen Gegend wieder149 . Die Einhegungsbeauftragten zeichneten in die bis dahin mittelalterlich geprägte Gegend Grenzen für neue Felder und Hecken, sowie neue öffentliche und private Straßen ein. Auf diesen seltenen Karten lässt sich ablesen, wie vollständig neu die Gegend, ohne Rücksicht auf nahezu alles, was davor dagewesen war, unterteilt wurde150 . Die auffälligste Veränderung der Gegend verursachten die kleinen, von Hecken umgebenen Felder. Die früher großen offenen, von keinerlei Hecken gegliederten Felder von oft mehreren hundert Hektar, unterteilten die Einhegungsbeauftragten bei kleinen Bauernhöfen in zumeist quadratische Flächen von einem oder zwei Hektar. Bei großen konnten die Schläge bis zu 15 Hektar umfassen, die allerdings vielfach aufgrund der Weidewirtschaft wieder in kleinere Schläge von ungefähr zwei Hektar unterteilt wurden. Im steinernen Hochland übernahmen neu aufgesetzte Trockenmauern die Funktionen der Hecken auf den weiten Flächen. Die Hecken bestanden zunächst nur aus zwei kaum sichtbaren Reihen von Weißdornsämlingen an Holzzäunen. Nach einigen Jahren waren die Sämlinge zu veritablen Büschen herangewachsen und wurden dann auf den Stock gesetzt. Dazwischen wurden in relativ großen Abständen Eschen und, weniger häufig, Ulmen gepflanzt. Die von den enclosure-Beauftragten so erzeugten neuen Landschaften wurden oft kritisiert, auch von Repton. Was damals von vielen verächtlich gemacht wurde, ist die Gegend, die im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts von vielen anderen, auch von Pückler, geschätzt wurde. Das dieser englischen Gegend zugrunde liegende Muster ist, wie Fairbrother unmissverständlich zeigt, „both unnatural and insensitive [. . . ] ’The patchwork of fields’ – it is the inevitable metaphor for any extensive view of our farmlands – a patchwork of rectangles fitted ingeniously together on a map and laid out
148 Siehe
dazu William George Hoskins, The Making of the English Landscape, Harmondsworth 1975 (reprint), 185ff. 149 Ebd., 186. 150 Ebd., 187. 1 1955,
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Pückler-Muskau und Repton
on the ground like a quilt. But neither the surface of the land nor natural vegetation has anything to do with the ubiquitous man-made rectangle“151. Was bedeutet das nun für die map of influence? Pückler hat nicht nur die Gärten und Parkanlagen, sondern vor allem auch die Gegend, in der sie lagen, gesehen. Er hat nicht nur Repton-Anlagen sondern auch die seines professionellen Vorgängers Brown mit wachem Geist und kritischem Blick gesehen und offensichtlich geschätzt. Weit über die Parkomanie hinausgehend, erschloss sich Pückler verschiedene Facetten des damaligen England. Es war nicht zuletzt das starke Gefühl einer geistigen Verwandtschaft mit einigen der großen Adelsgeschlechter in England, die seit vielen Jahrhunderten auf ihren Adelssitzen lebten, das ihn bewegte. Die Pücklersche map of influence lässt sich also bei aller Repton-Bezogenheit, die wesentlich dessen Verschriftlichung seiner Überlegungen geschuldet ist, noch viel differenzierter anlegen, als ich das hier mit den wenigen Strichen versucht habe. Vor allem aber muss man erkennen, dass der britisch-deutsche Kulturtransfer, wie er sich in der Person Pücklers manifestiert, eine höchst vielfältige Struktur aufweist. Pückler war ein sorgfältiger Besucher englischer Bibliotheken und sachkundiger Betrachter von Kunstwerken in englischen Schlössern, die ihn in vielerlei Weise anregten. Vor allem die Gemälde in den Schlössern führten ihm immer wieder vor Augen, dass sein anderes europäisches Land, dessen Bewohner ihm in vielfältiger Weise beispielhaft schienen, Italien war und ihm ebenso wie England Anlässe für komparative Überlegungen lieferte. Bezüglich der „Gruppirung im Grossen“152, schienen ihm dabei die Italiener des 15. und 16. Jahrhunderts vorbildlich. Als deren „grösstes Beispiel“ galt Pückler „wohl die Villa (kursiv im Original, G.G.) des Hadrian bei Tivoli. Auch bei den Italiänern“, so schrieb er, „während ihrer Blüthe im 15. und 16ten Jahrhundert, finden sich noch häufige Spuren davon. Halbversteckte, hintereinander verschobne Gebäude, gross und kleine Fenster an derselben Wand, seitwärts angebrachte Thüren, weit vortretende Dächer und unsymmetrisch gestellte Balcone, kurz überall eine grossartige aber keineswegs unharmonische Unregelmässigkeit, welche die Phantasie anspricht, weil das Motiv für jede Abweichung von der Regelmässigkeit zugleich sich mit ausspricht, oder doch geahndet werden kann“153. Auf seinem Weg zum Ziel „harmonische Schönheit“154 spielte jedenfalls die Idee der „italiänischen Villa“155 eine große Rolle. Das ist jedoch eine ganz andere Geschichte. Letztlich ging es Pückler darum, den Verstand zu befriedigen. „Eine grosse landschaftliche Garten-Anlage [. . . ] muss“, so schrieb er, „auf einer Grund-Idee beruhen. Sie muss mit Consequenz und, wenn sie ein gediegenes Kunstwerk werden soll, so viel als möglich nur von einer Hand angefangen und beendigt werden“156 . Wenngleich 151
Nan Fairbrother, New Lives, New Landscapes, Harmondsworth 1972, 33–34. Pückler-Muskau (wie Anm. 31), 28. 153 Ebd. 154 Ebd. 155 Ebd. 156 Ebd., 18. 152
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Gert Gröning
er viel für Repton übrig hatte, hätte er wohl kaum einem solchen Tausendkünstler allein den Auftrag überlassen. Pückler wandte sich deutlich dagegen, „einen fremden Künstler auf einige Tage oder Wochen, oder auch Monate kommen zu lassen, um sofort einen Plan zu machen, auf dem jeder Weg und jede Pflanzung, das Ganze mit allen Details schon genau angegeben ist“157. Durchaus selbstreferentiell vertrat Pückler die Auffassung, „der leitende, durchbildende Gedanke“ sollte „füglich [. . . ] aus den speciellen Verhältnissen des Künstlers, aus den besonderen Umständen seines Lebens oder der früheren Geschichte seiner Familie entspringen“158 . So gesehen, lassen sich sicher noch viele weitere Punkte der Pücklerschen map of influence benennen.
157 Ebd., 19. 158 Ebd., 18.
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Uwe Schneider
Landschaftlich versus geometrisch: Hermann Muthesius und die (Wieder-)Entdeckung geometrischer Gartenprinzipien in England Mit dem Berliner Architekten Hermann Muthesius soll ein Mann vorgestellt werden, der um 1900 sieben Jahre in England zugebracht hatte und damals in intensiver Weise über die dortigen Verhältnisse berichtete. Er konnte auf diese Weise in verschiedenen Gebieten nachhaltige Wirkungen in Deutschland entfalten. Muthesius war seit 1896 offiziell beauftragt, über neueste kulturelle, bildungspolitische und architektonische Entwicklungen in England zu berichten. Gleichsam nebenbei beschäftigte er sich dabei auch mit dem Thema Landschaftsgarten, jedoch nicht als Befürworter. Mit dem Gegensatzpaar „Landschaftlich – Geometrisch“ wurde in jener Zeit eine in Deutschland an Heftigkeit und Polemik kaum mehr zu überbietende Diskussion geführt, an der Hermann Muthesius maßgeblich beteiligt war. Nachfolgend soll die weitgehend auf englischen Quellen beruhende Position von Muthesius vorgestellt und schließlich auch deren Folgen für die Gartenkultur in Deutschland angedeutet werden.
Einleitung Zunächst einige einführende Hinweise zur Biographie und dem Werk von Muthesius. Ende 1927 hieß es in einem Nachruf über Muthesius, nachdem dieser während des Besuchs einer Baustelle in Berlin ums Leben gekommen war: „Mit ihm ist ein Mann von großer Vielseitigkeit dahingegangen, der seit Jahren in allen Fragen des Bauwesens und des technischen Schulwesens führend gewesen ist“1 . Das Interessante an diesem Nachruf ist, dass er in einer Gartenkunstzeitschrift erschienen war und Muthesius dort im Nachhinein große Verdienste für die künstlerische Weiterentwicklung des Berufsstandes nachgesagt wurden. Es hieß in dem Artikel 1
Anonym, Hermann Muthesius?, in: Die Gartenkunst 40.12 (1927), 180; die nachfolgenden Ausführungen waren Gegenstand meiner 2000 publizierten Dissertation zu diesem Thema: Uwe Schneider, Hermann Muthesius und die Reformdiskussion in der Gartenarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts, (Grüne Reihe, Quellen und Forschungen zur Gartenkunst 21) Worms 2000; siehe außerdem Uwe Schneider, Hermann Muthesius’ Vorstellungen zur Gartenarchitektur: Seine Auseinandersetzung mit dem Vorbild England, in: Die Gartenkunst 10.1 (1998), 87–106.
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Uwe Schneider
Abb. 2.1: Muthesius vor seinem Landhaus in Berlin-Zehlendorf im Alter von rund 60 Jahren, in: Ausstellungskatalog Hermann Muthesius im Werkbund-Archiv, Berlin 1990, 45.
von 1927 weiter: „Seine Werke über das englische Landhaus, über Haus und Garten usw. haben [. . . ] mit zur Läuterung der Probleme beigetragen, die auch das Schaffen in unsern Kreisen auf innigste berührten“2 . 20 Jahre zuvor hätte Muthesius in derselben Zeitschrift eher eine Schmähschrift erhalten, keinesfalls aber ein solches Lob. In den nachfolgenden Ausführungen soll dargestellt werden, wie es dem als Architekt ausgebildeten Muthesius gelingen konnte, auch im Bereich der Gartenarchitektur zu hohem Ansehen zu gelangen. Schauen wir uns aber zuvor ein wenig genauer das Lebenswerk jenes Mannes an. Ein bedeutender Arbeitsschwerpunkt von Muthesius war der Bau von Landhäusern. Insgesamt rund 70 Landhäuser hat er zeitlebens geschaffen, die Hälfte davon in und um Berlin, weitere in Hamburg, Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen, im Rheinland, aber auch einige im heutigen Polen, in Tschechien und in Österreich. Muthesius hat auch an der Planung und dem Bau von Siedlungen mitgewirkt, die bekannteste dabei war die 1909 begonnene Siedlung in Dresden-Hellerau; er hat Ausstellungen gestaltet, Inneneinrichtungen für Schiffe entworfen, eine im 2. Weltkrieg zerstörte Fabrik in Potsdam-Babelsberg und eine Rundfunkstation bei Nauen, die ebenso den Krieg überstanden hat wie ein Kaufhaus in Berlin3 . Neben seiner vielseitigen Tätigkeit als Architekt war Muthesius als Beamter des Preußischen Handelsministeriums für den Bereich der Kunstgewerbeschulen reformerisch tätig. Er wirkte 1907 als Mitbegründer des Deutschen Werkbundes und war schließlich sowohl ein gesuchter Vortragredner als auch ein überaus fruchtbarer Fachschriftsteller. „Nicht leicht“, so urteilte der Architekturkritiker Karl Scheffler 1913, 2 3
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Anonym (wie Anm.1), 180. Siehe für diese Arbeiten den Ausstellungskatalog Hermann Muthesius, Berlin 1977.
Hermann Muthesius
Abb. 2.2: Ausschnitt Lageplan, Gartenstadt Dresden-Hellerau, 1911; Mitwirkung von Hermann Muthesius, in: Hermann Muthesius, Landhäuser, München 1912, 153.
Abb. 2.3: Ansicht Seidenweberei Michels & Cie., Potsdam-Babelsberg, Hermann Muthesius, 1911, in: Leberecht Migge, Die Gartenkultur des 20. Jahrhunderts, Jena 1913, 46.
„kann man sich heute ein Leben mit weiterem Wirkungskreis, mit schöneren Wirkungsmöglichkeiten denken“. Sehen wir von dem Bau einer neogotischen Kirche ab, die er 1890 für die evangelische Gemeinde in Tokio als Angestellter der Firma Ende & Böckmann erbaut hatte, so begann sein eigentlich fruchtbares Wirken in der Architektur erst jenseits der 40. Sein erster Bau, mit dem man ihn guten Gewissens identifizieren darf, war ein 1904/5 erbautes Landhaus für Heinrich von Seefeld, das er gleichsam als Frucht seines Englandaufenthaltes für einen Vorgesetzten im Handelsministerium erbaute. Schauen wir uns zunächst die Anfänge von Muthesius für das hier gewählte Thema an, um dann etwas leichter die spätere Entwicklung einschätzen zu können. 81
Uwe Schneider
Abb. 2.4: Landhaus Heinrich von Seefeld, Berlin-Zehlendorf, Hermann Muthesius, 1904/5, in: Julius Posener, Berlin auf dem Wege zu einer neuen Architektur. Das Zeitalter Wilhelms II, Berlin 1995, 136.
I. Die gartenkünstlerische Position von Muthesius vor dem Englandaufenthalt Muthesius, geboren 1861 in einem Dorf in der Nähe von Weimar, schloss im Januar 1893 sein Examen als Architekt ab. Für die Prüfung hatte er einen Entwurf „Landhaus für einen reichen Besitzer“ vorgelegt4 . Sehen wir uns an, wie er sich damals die Anlage eines idealen Landsitzes vorstellte. Das Gebäude selbst, im Original in rot gezeichnet und hier im Plan unten, besteht aus einem großen Wohnhaus in Formen der so genannten Deutschen Renaissance, dem ein mehrflügliges Wirtschaftsgebäude angefügt ist. Die Baulichkeiten umschließen einen weitläufigen Hof, zur Straße hin abgeschlossen mit einem Pförtnerhaus und Mauern. Mehrere kleinere Gebäude sind auf dem weitläufigen Anwesen verteilt. Das Grundstück wird von einem weit geschwungenen 4
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Die Unterlagen befinden sich im Nachlass Muthesius, Werkbundarchiv (von jetzt ab zitiert mit WBA/NM), Museum der Dinge, Berlin, unter Inv., Abt. 14 in einer Sondermappe. Die Arbeit ist datiert mit dem 1.11.1892.
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Abb. 2.5: Entwurf „Landhaus für einen reichen Besitzer“, Hermann Muthesius, 1892.
Fahrweg erschlossen; Pfade führen durch das aus Wiesen, Wald und einem See bestehende Gelände. An „landschaftlich hervorragenden Stellen“5 , so Muthesius im zugehörigen Kommentar zu dieser Arbeit, „sind Sitz- und Aussichtsplätze eingerichtet“. Ein See mit unregelmäßigem Uferverlauf nimmt den Kernbereich des Geländes ein. Muthesius war 1892 mit seinem „Landhaus“ der Entwurfspraxis „landschaftlicher“ Gartengestaltung gefolgt. Als allgemeine Vorbilder könnte man hier Peter-Joseph Lenn´e6 (1789–1866) oder Gustav Meyer7 (1816–1877) benennen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für die Garten- und Parkgestaltung in Preußen großen Einfluss hatten. Als unmittelbare Gestaltungsvorlage diente Muthesius eine prächtige Publikation des ehemaligen Direktors des Tiergartens in Berlin, Eduard Neide (1819–1883) mit dem Titel „Ausgeführte Gartenanlagen“8 . 5 6
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Schriftliche Erläuterung nach WBA/NM Inv. Abt. 14. Dieter Hennebo, Vom „klassischen Landschaftsgarten“ zum „gemischten Styl“: Zeittypische Gestaltungstendenzen bei Peter Joseph Lenn´e, in: Ausstellungskatalog Peter Joseph Lenn´e: Volkspark und Arkadien, Berlin 1989, 49–59. Harri Günther, Gustav Meyers Stellung in der Gartenkunst des 19. Jahrhunderts, in: Entwicklung der Volksparke. Referate der 7. Tagung des Zentralen Parkaktivs der Zentralen Kommission Natur und Heimat des Präsidialrates des Kulturbundes der DDR am 27. Mai 1977, hg. v. d. Kulturbund der Deutschen Demokratischen Republik, Weimar 1979, 6–20. Vgl. z. B. den Entwurf von Muthesius mit dem „Musterplan eines verschönerten Landsitzes“ in: Gustav Meyer, Lehrbuch der schönen Gartenkunst, Berlin 1860, Tafel XVI–XVII. Entsprechend der beigefügten Literaturliste seiner Abschlussarbeit handelte es sich um folgendes Werk: [Eduard] Neide, Ausgeführte Gartenanlagen, hg. v. Hermann Geitner, Berlin 1884. Siehe auch den Nachruf in: E., Personalnotizen: Eduard Neide?, in: Gartenflora: Allgemeine Monatsschrift für deutsche, russische und schweizerische Garten- und Blumenkunde 32 (1883), 319.
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Abb. 2.6: Landsitz Johnston, Zweibrodt, Schlesien,Ausschnitt mit Teehaus,Eduard Neide, vor 1884, in: Eduard Neide, Ausgeführte Gartenanlagen, hg. v. Hermann Geitner, Berlin 1884, Tafel X.
Aus dem 1884 publizierten Werk entnahm Muthesius eine Reihe von gestalterischen Details, die in seinen eigenen Entwurf einflossen. So ist etwa bei dem hier gezeigten Detail aus dem Entwurf Neides für den Landsitz Johnston in Schlesien ein Teehaus auf einer vorgelagerten Landzunge zu erkennen, eine Lösung, die Muthesius auf ganz ähnliche Weise für sein Teehaus am Teich übernommen hatte. Schon an diesem einen Detail ist eine bestimmte Methode von Muthesius erkennen, nämlich die oftmals genaue, zitathafte Übernahme vorhandener Vorbilder. Diese Methode des Verarbeitens, wenn nicht Plagiierens, kam nicht nur bei Entwürfen von Muthesius vor, sondern war auch charakteristisch für seine Auseinandersetzung mit schriftlichen Quellen. Gerade dieses Phänomen einer spezifischen Schriftlichkeit im Werk von Muthesius wird später noch ausführlich zu erörtern sein. Es sollte nur wenige Jahre dauern, bis sich Muthesius vollständig von dieser Position der landschaftlich-idealisierenden Gestaltung entfernte. Der Wandel erfolgte im Zusammenhang seines langjährigen Aufenthaltes in England. Nachdem er sein Studium abgeschlossen hatte – 1893 mit dem vorhin erwähnten Entwurf – wurde Muthesius zunächst in Berlin im Büro des „Ministeriums der öffentlichen Arbeiten“ tätig9 . Es zeigte sich hier ein weiteres Spezifikum des Architekten Muthesius: Er war vor allem als Fachschriftsteller und Organisator tätig. Obwohl er in späterer Zeit recht viel bauen sollte, hatte er als Architekt doch ein besonderes Interesse an der schriftlichen Aussage. Sein fachschriftstellerisches Werk umfasst rund 50 Bücher inklusive späterer Auflagen und ca. 300 Aufsätze. Während seiner dreijährigen Tätigkeit im Ministeri9
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Der nachfolgende Überblick über die Ausbildung von Muthesius folgt der Darstellung von Jürgen Pasche, Der Nachlaß von Hermann Muthesius im Werkbund-Archiv, in: Ausstellungskatalog Hermann Muthesius im Werkbund-Archiv, Berlin 1990, 105–110; für die Zeit bis 1900 ist außerdem der von Muthesius verfasste Lebenslauf vom September 1900 zu beachten. Abgedruckt in Ausstellungskatalog Hermann Muthesius (wie Anm. 3), 52.
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Abb. 2.7: Muthesius und dessen Frau Anna im Vorgarten des Hauses „The Priory“ in LondonHammersmith, nach 1896, in: Ausstellungskatalog Hermann Muthesius im Werkbund-Archiv, Berlin 1990, 16.
um in Berlin fertigte er keinen einzigen Entwurf mehr, stattdessen aber Aufsätze für Architekturzeitschriften und wirkte an der Herstellung eines Architekturhandbuches mit10. Am 1. Oktober 1896 wurde er zur technischen Berichterstattung an die deutsche Botschaft nach England überwiesen, damals noch an der Adresse Charlton House Terrace, nahe dem St. James Park situiert. Die Abbildung zeigt Muthesius und dessen Frau Anna im Vorgarten des Hauses „The Priory“ in London-Hammersmith. Die Aufgaben, die Muthesius als technischer Attach´e in London zu untersuchen hatte, betrafen höchst unterschiedliche Bereiche, so etwa Fragen der künstlerischen Aus- und Weiterbildung sowie der Gewerbeförderung. Zudem fertigte er während seines Aufenthaltes in England eine Dissertation zum englischen Kirchenbau und zahlreiche Aufsätze an11 . Als wichtiges persönliches Anliegen muss die Auseinandersetzung mit dem englischen Landhaus hervorgehoben werden. Schauen wir uns an, was Muthesius hier interessierte. Einerseits studierte er geeignete Traktate, anderer10
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Zu den Publikationen von Muthesius siehe ausführlich: Hans-Joachim Hubrich, Hermann Muthesius: Die Schriften zu Architektur, Kunstgewerbe, Industrie in der „Neuen Bewegung“, Diss. Münster; Berlin 1981; das besagte Architekturhandbuch war: Berlin und seine Bauten, Band 2/3, hg. v. Architekten-Verein zu Berlin; Berlin 1896. Muthesius wirkte seit Mai 1896 hieran redaktionell mit. Hermann Muthesius, Der Kirchenbau der englischen Secten, Diss. Dresden, Technische Hochschule 1902; Halle a. d. Saale 1902.
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seits besuchte er Bauten und Gärten an Ort und Stelle. Die Unterlagen im Nachlass Muthesius bilden eine hervorragende Quelle für das Verständnis des EnglandAufenthaltes. Wir erfahren aus diesen Unterlagen, wo sich Muthesius in England umgeschaut, welche Landhäuser er gesehen hatte und auch, mit welchen Architekten er in schriftlichem Austausch stand. Die hier gezeigte Liste enthält die Namen einiger der von Muthesius aufgesuchten Landhäuser, darunter das Haus New Place in Haslemere nach dem Lageplan von 1897 als eines von vielen Landhäusern, die er persönlich kennen gelernt hatte.
Abb. 2.8: „Ein Dutzend Englische Landhäuser“, Liste von Landhäusern, die Muthesius kannte, in: Ausstellungskatalog Hermann Muthesius im Werkbund-Archiv, Berlin 1990, 26.
Abb. 2.9: Lageplan Landhaus New Place, Haslemere, Charles Francis Annesley Voysey, 1897, in: David Ottewill, The Edwardian Garden, New Haven 1989, 104.
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II. Der Englandaufenthalt und die Beschäftigung mit dem englischen Landhaus und dessen Garten Muthesius konnte sich bei der Beschäftigung mit dem Thema des englischen Landhauses zwar auf einige frühere Arbeiten stützen, entwickelte das Thema in insgesamt drei Bänden aber so ausgiebig, wie es auch später kaum noch erreicht wurde12 . Die Ausarbeitung des Stoffes diente insgesamt dazu, den Bautypus Landhaus, in England ein groß geführtes Haus mit einem höchst differenzierten Raumprogramm auf weitläufigem Besitztum, für deutsche Verhältnisse fruchtbar zu machen13 .
Abb. 2.10: Südwest-Ansicht Landhaus Cramer, Berlin-Dahlem, Hermann Muthesius, 1911/12, in: Dekorative Kunst 22 (1918), 13.
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Hermann Muthesius, Das englische Haus. Entwicklung, Bedingungen, Anlage, Aufbau, Einrichtung und Innenraum, 3 Bände, Berlin 1904–51, Band 1, I; Vorläufer seiner Arbeit waren: Robert Dohme, Das englische Haus: Eine kultur- und baugeschichtliche Skizze, Braunschweig 1888; Robert Kerr, The Gentleman’s House; or how to plan English Residences from the Parsonage to the Palace; with tables of accomodation and cost, and a series of selected plans, London 1 1864, 2 1865; vgl. den Leihzettel in WBA/NM Inv. 1.4 (Quittungen und Belege). Über die Zusammenhänge zwischen Kerr und Muthesius siehe die Hinweise bei Hubrich (wie Anm. 10), 55; 57; 108. Muthesius (wie Anm. 12), Bd. 1, II.
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Abb. 2.11: Lageplan Landhaus Cramer, Berlin-Dahlem, Hermann Muthesius, 1911/12, in: Dekorative Kunst 22 (1918), 10.
Vier Merkmale charakterisierten nach Muthesius den Typus „Landhaus“14, den er zugleich als Gegenmodell zur deutschen Villa entwickelte. Selbstverständlich musste das weite Raumprogramm englischer Landhäuser für deutsche Verhältnisse erheblich reduziert werden. Hierzu beispielhaft das in Berlin-Dahlem befindliche Landhaus Cramer von 1911/12 in der Südwest-Ansicht und dem Lageplan: Merkmale des Landhauses waren nach Muthesius die freie Lage, die individuelle Ausbildung, die Ausdehnungsmöglichkeit in der Horizontale, und das Vorhandensein eines Gartens. Die „freie Lage“ auf dem Grundstück gestattete die Ausrichtung des Hauses entsprechend den Himmelsrichtungen. Somit konnten die Wohnräume nach Süden und Osten und zum Garten hin orientiert werden, die Neben- und Vorratsräume dagegen nach Norden und Westen. Durch die freie Lage auf dem Grundstück konnte auch die repräsentative Straßenfassade entfallen. Die „Individualität der Anlage“ zielte auf eine Berücksichtigung von Einzelwünschen der Bewohner bei der Verwirklichung des Bauprogramms, was sich in der freien, als organisch bezeichneten Entwicklung des Grundrisses niederschlug. Mit dem nächsten Punkt, der „Ausdehnungsmöglichkeit des Landhauses in der Horizontale“ war eine gänzlich andere Raumaufteilung impliziert. Das bislang bei Villen in Deutschland übliche Untergeschoß mit Küche und an14
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Hermann Muthesius, Die Anlage des modernen Landhauses, in: Die Werkkunst 1 (1905), 25–27; siehe zusammenfassend: Uwe Schneider, Hermann Muthesius’ Vorstellungen zur Gartenarchitektur: Seine Auseinandersetzung mit dem Vorbild England, in: Die Gartenkunst 10.1 (1998), 87–106.
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deren Wirtschaftsräumen wurde aufgegeben und stattdessen als eigenständiger Wirtschaftsteil angelegt. Der Wirtschaftsteil befindet sich beim Landhaus Cramer in dem angesetzten niedrigen Flügel oben links im Lageplan. Demgemäß konnte das Hauptgeschoß gesenkt und mit dem umliegenden Garten verbunden werden. Der Garten schließlich, das vierte und zugleich wichtigste Merkmal des Landhauses, diente formal und funktional als Erweiterung und Fortsetzung des Hauses und war daher in enger Beziehung zu dem Gebäude anzulegen. In der Verbindung des Gartens mit dem Haus liegt der Grund dafür, dass sich Muthesius überhaupt mit dem Thema Garten in systematischer Weise beschäftigte. Das enge Verhältnis zwischen Haus und Garten gewährleistete die Verbindung der Landhausbewohner mit dem Boden auch im übertragenen, ideologische Sinne. Eine erste kurz gefasste Charakterisierung des englischen Landhausgartens gab Muthesius in zwei Beiträgen aus dem Jahr 190015, also vier Jahre, nachdem er in London angekommen war. Dort findet sich der erste Hinweis auf eine Neubewertung der „landschaftlichen“ im Verhältnis zur formalen Gestaltung16 . Eine ausführliche Darstellung seiner Beobachtungen in England findet sich in dem dreibändigen Werk „Das englische Haus“ von 1904–5, das Muthesius einmal als „meine eigentliche Lebensarbeit“ bezeichnet hatte17 . Es bildet auch im Hinblick auf die Gartengestaltung eine der wichtigsten Quellen. An welchen Vorbildern aber orientierte er sich bei seiner neuen architektonisch-geometrisch orientierten Gartenauffassung? II.1. Reginald Blomfields „The Formal Garden in England“ Während seines Aufenthaltes in London hatte sich Muthesius mehrfach in der British Library ein Buch ausgeliehen, das wohl die entscheidende Grundlage für den Wandel bildet18 . Es handelt sich um das von den Architekten Reginald Blomfield (1856–1942) und Francis Inigo Thomas (1865–1950) stammende Buch „The Formal Garden in England“. Dieses Buch wurde 1892 erstmals publiziert und bot auf seinen 300 Seiten und zahlreichen Bildbeispielen einen Überblick zur geometrisch-architektonischen Gartenkunst in England, wohingegen es gegen den Landschaftsgarten polemisierte19. 15 16 17
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Hermann Muthesius, Die Raumverteilung des Landhauses,in: Der Tag (31.3.1900),o. P. (3 Seiten); Hermann Muthesius, Englische Architektur: Ernest Newton, in: Dekorative Kunst 5 (1900), 255. Muthesius (wie Anm. 15), 255. Nachlaß Muthesius, Werkbund-ArchivBerlin (nachfolgendabgekürztmit WBA/NM), Brief vom 14.3.1908 an Dr. Warlich, Kassel; vgl. die Einschätzung im Vorwort von Muthesius (wie Anm. 12), Bd. 1, IV: „Das Werk bildet gleichsam die Generalsumme meiner langjährigen Studien in England“. Er hatte die 3. Auflage aus dem Jahre 1901 verwendet. Daher noch 1900 der verhaltene Duktus. Muthesius (wie Anm. 12), Bd. 1, 217, Anm. 1. Reginald Blomfield undF. Inigo Thomas, The Formal Garden in England, London 18921, 18922, 19013; zu Blomfield siehe: Richard A. Fellows, Sir Reginald Blomfield, an Edwardian Architect, London 1985.
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Abb. 2.12: Titelblatt Reginald Blomfield und F. Inigo Thomas, The Formal Garden in England, London 1 1892.
Abb. 2.13: Ansicht Kingston House, Bradford on Avon, Wiltshire, in: Reginald Blomfield und F. Inigo Thomas, The Formal Garden in England, London 1 1892, 105.
Muthesius lehnte sich weitgehend an dieses Buch an, übernahm dessen Argumente teils bis in einzelne Formulierungen hinein. Der Garten war nach Blomfield im Sinne der einheitlichen Gestaltung von den Prinzipien des Hauses her, somit ar90
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chitektonisch, zu organisieren20 . Muthesius sprach in seinem Werk „Das Englische Haus“ in vergleichbarer Weise von dem Garten als einer „tektonischen“ Aufgabe21 . Blomfield hatte nachzuweisen versucht, dass der Entwurf des Gartens im Sinne der „einheitlichen“ Gestaltung einzig durch den Architekten des Hauses erfolgen könne. Muthesius kam im „Englischen Haus“ zu derselben Schlussfolgerung22 und würdigte zugleich den Gartenkünstler zu einer Hilfskraft hinab. Ein Beispiel soll hier genügen, um die drastische Polemik von Muthesius zu veranschaulichen: „Es liegt auf der Hand, daß die Disposition des Gartens nur in der Hand des Architekten liegen kann [. . . ] Die Zusammenarbeit beider [zwischen Architekt und Gärtner, U.S.] ergibt sich mit derselben Notwendigkeit, wie sich das Zusammenarbeiten mit dem Heizingenieur und mit jeder anderen Hilfskraft ergibt, die an der Gestaltung des Hauses teilnimmt“23. Nun konnte aber alleine mit Kritik am altüberkommenen Landschaftsgarten und dem Gartenkünstler, wie Muthesius sie von Blomfield übernommen hatte, dem Vorhaben nicht gedient sein. Ähnlich wie er es für die Architektur des englischen Landhauses unternommen hatte, entwickelte er auch eine systematische Darstellung zur zeitgenössischen englischen Gartenkunst. Dabei lassen sich neben Blomfield drei weitere Quellen unterscheiden, die den Schlüssel für spezifische Gestaltungslösungen der Muthesius-Gärten bilden. II.2. Thomas H. Mawson und die Gestaltelemente des modernen englischen Gartens In einer kurzgefassten Übersicht der „Grundzüge des heutigen Gartens“ wies Muthesius auf ein Buch hin, das er als „bestes Werk über die heutige Auffassung des englischen Gartens“ bezeichnete24 . Es handelt sich um Thomas Mawsons (1861–1933) „The Art and Craft of Garden Making“ aus dem Jahre 190125 . Muthesius folgte nahezu vollständig der Anordnung des Stoffes bei Mawson mit der sukzessiven Behandlung einzelner Teilbereiche eines Gartens. Die rechtwinklig angelegte Hausterrasse bildete für Muthesius wegen der direkten Überleitung zum Garten ein integrales Gestaltungselement für den Bautypus „Landhaus“26. Von Mawson übernahm er das Interesse an mit Blumenbeeten bepflanzten Terrassen27 , wie es von verschiedenen Muthesius-Gärten bekannt ist. Die Abbildung zeigt 20 21 22 23 24 25
26 27
Blomfield (wie Anm. 19), 2. Muthesius (wie Anm. 12), Bd. 2, 84. Muthesius (wie Anm. 12), Bd. 1, 214. Hermann Muthesius, Landhaus und Garten. Beispiele neuzeitlicher Landhäuser nebst Grundrissen, Innenräumen und Garten, München 1907, XXVIII–XXIX. Muthesius (wie Anm. 12), Bd. 2, 84 (82–117). Thomas H. Mawson, The Art and Craft of Garden Making, London 1 1900, 2 1901, 3 1907, 4 1912, 5 1926; zu Mawson vgl. den Überblick bei Jo Nordley Beglo, Thomas H. Mawson: A selected Bibliography, (Vance Bibliographies A 1427) Monticello, Ill. 1985. Am 21. Januar 1903, 22. Januar 1903 und am 3. Februar 1903; siehe WBA/NM Inv. 1.4 (Quittungen und Belege). Muthesius (wie Anm. 12), Bd. 2, 97. Ebd., Bd. 2, 100; vgl. Mawson (wie Anm. 25), 46, 50.
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Abb. 2.14: Terrasse mit Blumenbeeten am Landhaus „The Grange“, Thomas H. Mawson, ca. 1892, in: Thomas H. Mawson, The Art and Craft of Garden Making, London 1901, 179.
eine Terrasse an einem englischen Landhaus nach Mawson und auf der anderen Seite eine Blumenterrasse bei dem Landhaus Zabitz bei Magdeburg von 1910/11. Solche Blumenterrassen finden sich in unterschiedlichen Formen bei mehr als der Hälfte der Gärten von Muthesius.
Abb. 2.15: Bepflanzter Plattenweg, Lilford Hall, Lilford, Northamptonshire, Aufnahme 1909, in: Hans Kayser, Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, IV, Ein Tag bei Lady Lilford, in: Die Gartenkunst 12.2 (1910), 19.
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Abb. 2.16: Thomas H. Mawson, „Planting for Landscape Effect“, Kapitel XII, in: Thomas H. Mawson, The Art and Craft of Garden Making, London 19001, 125.
So umfänglich Muthesius auch auf Mawson’s Traktat zurückgriff, musste er sich doch bei einem anderen Bereich von dessen Ausführungen distanzieren28 . Teile des Buches waren der „landschaftlichen“ Planung gewidmet und damit einer Gestaltungsweise, die Muthesius nicht mehr anzuwenden gedachte. Wie aber war mit Flächen zu verfahren, die weit vom Haus entfernt lagen? II.3. Gertrude Jekyll: Der „Waldgarten“ als Alternative zum „landschaftlichen“ Gestaltungsbereich Für die Gestaltung der Flächen außerhalb des geometrisch-architektonischen Bereiches zog Muthesius in Betracht, diese Flächen sich selbst zu überlassen, den jeweils vorhandenen natürlichen Zustand also anzuerkennen und nicht zu verändern29 . Im Bild ist die Nordansicht von Muthesius’ eigenem Landhaus in Berlin-Zehlendorf aus dem Jahr 1906 zu sehen. Hierzu nun ein Zitat nach „Das Englische Haus“, Band 2, das die Intention dieser Anlage deutlich machen kann: „Der Wald wird dann als Wald gepflegt, d.h. es werden die natürlichen Waldblumen in größerer Menge angesät, auch in Gruppen gesammelt, so daß sie stets durch reichsten Flor erfreuen. Die natürlichen Bedingungen des Wuchses werden überall verbessert, und so der Natur nachgeholfen, jedoch derart, daß Fälschungen der Natur durch künstliche Szenerien oder Kulissenanordnungen vermieden werden. Wald und Wiese bleiben noch immer das, was sie auch im natürlichen Zustande sind“30 . 28 29 30
Muthesius (wie Anm. 12), Bd. 1, 218, Anm. 2. Ebd., Bd. 2, 96. Ebd., Bd. 2, 96.
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Abb. 2.17: Ansicht des „Waldabhangs“ zur Rehwiese, Landhaus Muthesius, Berlin-Dahlem, Hermann Muthesius, 1906/9, in: Hermann Muthesius, Landhäuser, München 1912, 167.
Diese Methode einer gleichsam naturbelassenen Szene fand Muthesius in Büchern der englischen Gartenschriftstellerin Gertrude Jekyll (1843–1932)31, etwa in dem Buch „Wood and Garden“32 . Jekyll hatte dort ihren eigenen Garten in Munstead Wood im Ablauf der Jahreszeiten vorgestellt33 . Auf dieser Grundlage wird dann ein Gestaltungsmotiv verständlich, das in den meisten Gärten von Muthesius vorkommt, nämlich ein als „Wald“ bezeichneter Bereich selbst in kleineren Gärten, wie hier bei dem Landhaus Baron von Schuckmann aus dem Jahr 1905. Es handelt sich bei dem so genannten „Waldgarten“ von Mu31
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Siehe Jane Brown, Gardens of a golden afternoon. The story of a partnership: Edwin Lutyens & Gertrude Jekyll, London 19942; eine kurze Zusammenfassung bietet David Ottewill, The Edwardian Garden, New Haven 1989, 59–65; Gertrude Jekyll, Home and Garden, London 1 1899, 2 1900; Gertrude Jekyll, Wood and Garden, London 1 1899; Muthesius (wie Anm. 12), Bd. 1, 217. Beide Titel in englischer Sprache hatte sich Muthesius am 21.01.1903 in der British Library vorlegen lassen. Siehe WBA/NM Inv. 1.4 (Quittungen und Belege). Gertrude Jekyll, Wald und Garten, Deutsche Übersetzung Gertrud von Sanden, Leipzig 1907. Jekyll hatte das Grundstück Anfang der 1880er Jahre erworben und in den folgenden Jahren, zunächst noch ohne Gebäude, gestaltet. Das Wohnhaus wurde ab 1895 in enger Zusammenarbeit zwischen Edwin Lutyens und Gertrude Jekyll erstellt. Siehe Brown (wie Anm. 31), 25–28; 33– 53; 50–53 (Woodland Gardening at Munstead); vgl. außerdem den Überblick bei Ottewill (wie Anm. 31), 61; 62–64. Abbildungen bei Lawrence Weaver, Houses and Gardens by E.L. Lutyens, London 1 1913, 12–19; Anonym, Country homes – gardens old and new: Munstead House, in: Country Life 8 (1900), 731–739.
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Abb. 2.18: Gartenszenerie aus Munstead Wood, Surrey, Gebäude und Garten/Park ab 1896 in Zusammenarbeit mit Edwin Landseer Lutyens und Gertrude Jekyll, in: Lawrence Weaver, Houses and Gardens by E. L. Lutyens, London 1 1913, 13.
Abb. 2.19: So genannter „Wald“, Landhaus Baron von Schuckmann, Berlin-Zehlendorf, Hermann Muthesius, 1905, in: Hermann Muthesius, Landhaus und Garten. Beispiele neuzeitlicher Landhäuser nebst Grundrissen, Innenräumen und Garten, München 1907, 32.
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thesius um eine spezifische Lösung, die aus der Ablehnung der „landschaftlichen“ Gestaltung resultiert und auf Jekyll zurückgeht – letztlich aber mit einem wirklichen „Wald“ nicht viel zu tun hat. Mit Hilfe der Bücher von Blomfield, Mawson und Jekyll gelangte Muthesius zu seiner Einschätzung über die Gartenkunst in England. Das Prinzip der einheitlichen Gestaltung von Garten und Haus aber wurde von Muthesius noch auf entscheidende Weise weiterentwickelt: Er ging über die formale Analogie von Haus und Garten hinaus. Haus und Garten sollten auch funktional miteinander verbunden werden. II.4. Francis Inigo Thomas und der Garten als eine Erweiterung des Hauses Das Prinzip der funktionalen Verbindung von Haus und Garten fand Muthesius bei einem Mitarbeiter Blomfields, dem Architekten Francis Inigo Thomas (1865–1950), der 1894 die hier gezeigte Gartenanlage geschaffen hatte. Thomas hatte im Jahre 1900 in einer Aufsatzfolge die funktionale Analogie zwischen Haus und Garten angesprochen34 . Er ging davon aus, dass der Garten nach ähnlichen Ordnungs- und Funktionsprinzipien wie ein Haus zu disponieren sei35 : “Every complete lay-out used to be divided into a number of parts, each of which had its proper use and aspect. Just as indoors there were the dining-room, library, and gallery, so out of doors there was one court für guests to alight in, another for flowers, and a third for the lawn game of the period [. . . ] the basecourt where the housework aired itself, the coronary garden for herbs, the fruit garden – as we should say, kitchen – and the apple orchard”36 . Entsprechendes forderte auch Muthesius: „Jeder Teil des Gartens reiht sich dem Teil des Hauses an, dem er zugehört [. . . ] Man erblickt im Garten eine Fortsetzung der Räume des Hauses, gewissermaßen eine Reihe einzelner Außenräume, von denen jeder in sich geschlossen eine gesonderte Bestimmung erhält“37. Muthesius’ erster Landhausgarten für die Familie von Seefeld in Berlin-Zehlendorf aus dem Jahre 1904/5 ist nach eben diesem Prinzip entworfen. Der Grundriss des Gartens wurde analog dem Hausgrundriss organisiert und damit gleichsam zu einer Erweiterung des Hauses38 . Der Entwurf zeigt auf relativ kleiner Grundfläche unterschiedliche, rechtwinklig organisierte Funktionsbereiche, die dem Haus angegliedert sind. Dem Eingangsbereich des Hauses entspricht der Zugangsweg und ein kleiner, dem Haus vor gelagerter Ziergarten. Gemüse- und Obstgarten sowie der Küchenhof 34 35
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Francis Inigo Thomas, Of Garden Making, in: Country Life 7 (1900), 235–237; 293–294; 295; 364–366; 424–426; 489–491. Thomas (wie Anm. 34), 293–294; Siehe auch die Definition von Robert Stodart Lorimer: „A garden is a sort of sanctuary ’a chamber roofed by heaven’“. R. S. Lorimer, On Scottish Gardens, in: The Architectural Review 6 (1899), 195. Thomas (wie Anm. 34), 293–294. Offenbar hatte Muthesius hieraus seine funktionale Deutung des Gartens als einer „Erweiterung des Hauses“ entnommen. Muthesius (wie Anm. 12), Bd. 2, 85. Siehe zusammenfassend Gert Gröning und Uwe Schneider, The urban private garden as an amplification of the house: Leisure according to Regulation, in: Nordic Journal of Architectural Research 10.1 (1997), 21–30.
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Abb. 2.20: Landhaus und Garten Aethelhampton, Aethelhampton, Dorset, Francis Inigo Thomas, 1891–94, in: David Ottewill, The Edwardian Garden, New Haven 1989, 15.
sind dem Wirtschaftsbereich des Hauses angegliedert. Eine Terrasse liegt in unmittelbarer Nähe des Esszimmers sowie des Damen- und Herrenzimmers. Sie dient mit ihren Sitzgelegenheiten, die hier auch eingezeichnet wurden, als „zum Himmel hin offener Aufenthaltsraum“, auch dies eine Begrifflichkeit, die Muthesius aus England übernommen hatte. Mit dem Prinzip der Verschmelzung von Innen und Außen, der engen formalen und funktionalen Verknüpfung zwischen Haus und Garten wurde ein charakteristisches Gestaltungsprinzip übernommen, das weithin die gartenkünstlerische Diskussion in Deutschland und den angrenzenden Ländern bestimmen sollte. In der detaillierten Analyse solcher Planungsvoraussetzungen lag das grundlegend Neue der Muthesiusschen Konzeption und damit die wegweisende Bedeutung für die nachfolgenden Jahrzehnte. Nachdem einige gestalterische Grundlagen der Gartenauffassung von Muthesius in ihrer Herkunft aus englischen Vorbildern geklärt wurden, soll nun gezeigt werden, wie er mit seinen Vorstellungen an die Fachöffentlichkeit in Deutschland trat und welchen Einfluss sie hatten.
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Abb. 2.21: Lageplan Landhausgarten Familie von Seefeld, Berlin-Zehlendorf, Hermann Muthesius, 1904/5; Beschriftung in Englisch durch den Verfasser, in: Haenel und Tscharmann, Das Einzelwohnhaus der Neuzeit, Leipzig 1909, Bd. 1, 87.
Abb. 2.22: Grundriss LandhausFamilie von Seefeld, Berlin-Zehlendorf,1904/5; Beschriftungin Englisch durch den Verfasser, in: Haenel und Tscharmann, Das Einzelwohnhaus der Neuzeit, Leipzig 1909, Bd. 1, 89.
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III. Die Bedeutung von Muthesius für die Übermittlung englischer Gartenkultur nach Deutschland Die von Muthesius vertretenen gestalterischen Prinzipien wurden ansatzweise schon Ende 1903 bzw. Anfang 1904 über Vorträge bei einigen Gartenkünstlern bekannt und zunächst weitgehend angefeindet. Mit den nachfolgenden Publikationen, insbesondere „Das Englische Haus“ von 1904–5, schließlich mit „Landhaus und Garten“ von 1907 und diversen Aufsätzen erfuhren seine Vorstellungen weitere Verbreitung.
Abb. 2.23: Titelblatt Fritz Encke, Der Hausgarten, Jena 1907.
III.1. Walter von Engelhardt und Fritz Encke Eine wichtige Rolle bei der Akzeptanz der Muthesiusschen Gedanken spielten die Gartenarchitekten Fritz Encke39 und Walter von Engelhardt40 . Bereits Ende 1904 hatte von Engelhardt (1864–1940), der 1906 Gartendirektor von Düsseldorf werden sollte, Muthesius wegen eines Vortrags angeschrieben, den er in Berlin, Breslau und Dresden gehalten hatte41 . Er bat in seinem Brief um den Vortragstext und fragte darüber hinaus um weitere Informationen zur modernen Gartenkunst in England an. Anfang 1905 verfasste er eine wohlwollende Rezension zu dem ersten Band von „Das englische Haus“42 . Die Bekanntschaft zwischen von Engelhardt und Muthesius sollte wenige Jahre danach noch einen bedeutungsvollen Abschluss finden: Muthesius sorgte in seiner Funktion als Regierungsrat im Gewerbeschulamt dafür, dass von En39
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Siehe Heinz Wiegand, Die Entwicklung der Gartenkunst und des Stadtgrüns in Deutschland zwischen 1890 und 1925 am Beispiel der Arbeiten Fritz Enckes. Diss. Technische Universität Hannover; Berlin 1975. Felix Grützner, Gartenkunst zwischen Tradition und Fortschritt – Walter Baron von Engelhardt (1864–1940), Bonn 1998. WBA/NM, Brief vom 13.10.04 an Muthesius. Walter von Engelhardt, Bücherschau, in: Die Gartenkunst 7.4 (1905), 68–69.
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gelhardt 1909 auf eine neu geschaffene Stelle als Gartenkunstlehrer an die Kunstgewerbeschule in Düsseldorf berufen wurde. Im Dezember 1905 erhielt Muthesius ein Schreiben des Kölner Gartendirektors Fritz Encke (1861–1931). Dieser legte Muthesius sein Manuskript zu dem Buch „Der Hausgarten“ zur Beurteilung vor, das 1907 veröffentlicht werden sollte43 . Encke hatte damals schon umfängliche Berufserfahrung als Lehrer an der Königlichen Gärtnerlehranstalt und als Gartenarchitekt gesammelt und war schließlich 1903 Gartendirektor der Stadt Köln geworden. Die Bitte Enckes an Muthesius, das Manuskript zu seinem Buch zu beurteilen, ist ebenso wie das Schreiben von Engelhardts als Ausdruck der Wertschätzung zweier angesehener Fachleute für die reformerische Tätigkeit von Muthesius anzusehen. Während diese beiden Gartenkünstler sich für die Vorschläge von Muthesius interessierten, wurde er damals noch von nahezu allen anderen Gartenkünstlern abgelehnt. Die aus dem 19. Jahrhundert überlieferte landschaftliche Gestaltung galt weithin noch als Ideal – deren Vertreter hatten sich zudem als „Verein deutscher Gartenkünstler“ etabliert und versuchten das Dogma einer spätlandschaftlichen Gestaltungsweise auch weiterhin zu verbreiten. III.2. Die Reise nach England 1909: Der neue Blick auf ein vertrautes Land Eine unmittelbare Auswirkung des Muthesiusschen Beitrags war die Englandreise der „Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst“ (DGfG). Diese Reise vermochte in erheblichem Maße die Rezeption der englischen Gartenkunst in Deutschland, die bislang weitgehend auf die „landschaftliche“ Gestaltung hin ausgerichtet war, verändern. Die Anregung zu dieser Reise stammte von dem Düsseldorfer Gartenkünstler Reinhold Hoemann. Hoemann hatte 1906 auf der Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst einen Vortrag unter dem Titel „Neuzeitliche Bestrebungen auf dem Gebiete der Gartengestaltung“ gehalten, in dem er auch auf Hermann Muthesius hinwies44 . Im Verlauf der Versammlung machte Hoemann dann den Vorschlag zu der England-Exkursion, die aus organisatorischen Gründen erst 1909 durchgeführt werden konnte. Es handelte sich hierbei um die überhaupt erste Auslands-Exkursion der DGfG. Wenn sie auch in vielerlei Hinsicht auf die traditionellen Besuchsziele „landschaftlicher“ Gartenkunst hin ausgerichtet war, so bot sie doch auch einige Anregungen im Sinne der von Muthesius propagierten Ziele. Die Reise fand vom 29. Juni bis zum 14. Juli 1909 statt. An ihr nahmen etwa 90 Personen teil, darunter die Leiter städtischer 43 44
Das Vorwort hierzu hatte Encke noch im September 1906 verfasst. Fritz Encke, Der Hausgarten, Jena 1907; WBA/NM, Brief vom 5.12.1905 an Muthesius. Reinhold Hoemann, Neuzeitliche Bestrebungen auf dem Gebiete der Gartengestaltung, in: Die Gartenkunst 8.11 (1906), 207.
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Parkanlagen, Gartenarchitekten, Gärtnerei- und Baumschulenbesitzer45 . Die einzelnen Stationen umfassten u. a. den Besuch von Cottagegärten, Hausgärten, großen Landsitzen, botanischen Gärten, Stadtparkanlagen in London und Gartenstädten46 . An einigen Exkursionszielen lässt sich aufzeigen, wie sich das traditionelle Verhältnis zur englischen Gartenkunst im Hinblick auf die von Muthesius vermittelten Informationen verändert hatte. Waren die englischen Gärten und Parkanlagen zuvor in der Fachliteratur von ihren „landschaftlichen“ Qualitäten her beurteilt worden, so rückten nun die formalen Elemente dieser Gärten neben die „landschaftlichen“ bzw. schienen sogar wichtiger zu werden. Drei Stationen waren in dieser Hinsicht von Bedeutung, nämlich die Gartenanlagen von Hampton Court, Holland House und Lilford Hall. Der Frankfurter Gartenarchitekt Hans Kayser berichtete nach der Exkursion ausführlich über die im Park Lilford befindlichen, regelmäßig angelegten Sondergärten, nämlich über den Rosengarten, den „Dutch Garden“ sowie über den Farben- und den Küchengarten47 . Noch wenige Jahre zuvor war in Gartenkunstzeitschriften nur über den dort befindlichen großen Felsengarten berichtet worden48 . Mit zahlreichen Fotos war auch der nach der Exkursion entstandene Beitrag zu den Gärten von Holland House illustriert. Die Beschreibung der Gärten ließ nun den „landschaftlichen“, weitläufigen Park außer acht. Stattdessen stellte er die räumliche Wirkung der hausnahen Gartenbereiche mit den formal gestalteten Parterreanlagen in den Mittelpunkt49 . Den Höhepunkt der Reise bildeten schließlich die Gärten von Hampton Court. Die weitläufige, im 18. Jahrhundert verlandschaftete Parkanlage blieb unerwähnt, wohingegen die teils älteren formalen Strukturen vor der Ostfront des Schlosses und die seitlich gelegenen, regelmäßig gestalteten Sondergärten zum eigentlichen Betrachtungsgegenstand wurden50 . Das größte Interesse zog dort ein kleiner Garten auf sich, der aus der Mitte des 16. Jahrhundert stammende „Pond Garden“. Der von einer hohen Lindenhecke abgeschlossene Sondergarten war symmetrisch eingeteilt, zwei höher gelegene Ebenen umgaben den inneren Bereich, dessen Zentrum ein Brunnenbecken bildete. Zwei sich rechtwinklig an dem Becken kreuzende Wege 45 46
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Karl Heicke, 22. Hauptversammlung der D.G.f.G. und Studienfahrt nach England, in: Die Gartenkunst 11.8 (1909), 148. Eine detaillierteAufstellung über das Reiseprogramm geht auch aus der Reisekosten-Abrechnung Walter von Engelhardts hervor. Siehe hierzu das entsprechende Dokument in Gert Gröning und Uwe Schneider, Nachlässe von Gartenarchitekten des 19. und 20. Jahrhunderts als Grundlage freiraumplanerischer Forschung, in: Die Gartenkunst 8.1 (1996), 131. Hans Kayser, Erinnerungen an die Studienfahrtder Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, IV, Ein Tag bei Lady Lilford, in: Die Gartenkunst 12.2 (1910), 17–19; 20. F. W. Meyer, Lord Lilfords Garten in Northamptonshire, in: Die Gartenkunst 6.11 (1904), 193– 196; F.W. Meyer, Lord Lilford’s Felsengarten in Northamptonshire (England), in: Möller’s Deutsche Gärtner-Zeitung 19.35 (1904), 418–419. Reinhold Hoemann, Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, VI, Holland-House. Gunnersbury, in: Die Gartenkunst 12.6 (1910), 98. Reinhold Hoemann, Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, V, Hampton Court, in: Die Gartenkunst 12.3 (1910), 33.
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Abb. 2.24: Parterre, Holland House, Kensington, Aufnahme 1909, in: Reinhold Hoemann, Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, VI, HollandHouse. Gunnersbury, in: Die Gartenkunst 12.6 (1910), 98.
teilten das Rechteck in vier gleiche Teile. „Das wars, was wir suchten, und in diesem kleinen Gärtchen war uns ein auserlesenes Kabinettstückchen englischer Gartenkunst geboten. Allein der Anblick dieses Gärtchens hätte eine Reise nach England gelohnt und ich zweifle nicht, daß die hier gebotenen Anregungen reichliche Früchte zeitigen werden“51 . Die Voraussage von Hoemann sollte sich recht bald bestätigen. Neben dem „Pond Garden“ fanden einzelne auf der Exkursion studierte Gestaltungsmotive in den nachfolgenden Jahren reichlich Verbreitung. Hierzu gehörte die so genannte gemischte Staudenrabatte bzw. „mixed flower border“, die in Aufbau und farblicher Zusammensetzung am Beispiel von Hampton Court detailliert beschrieben war52 . Zu den später weit verbreiteten Gestaltungsmotiven gehörte auch das Motiv des bepflanzten Plattenweges, das im Park von Lilford Hall beobachtet worden war53 . Schließlich bekam auch das auf der Exkursion in den Blickpunkt geratene Motiv 51 52 53
Ebd., 36. Ebd., 33–35. Kayser (wie Anm. 47), 18; 19; siehe zu diesem Motiv den Beitrag von Gert Gröning und Uwe Schneider, Der Plattenweg: Ein Beitrag zur Motivgeschichte der Hausgartengestaltung des 20. Jahrhunderts, in: Die Gartenkunst 6.2 (1994), 344–355.
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Abb. 2.25: Ansicht „Pond Garden“, Hampton Court, Herefordshire, Aufnahme 1909, in: Reinhold Hoemann, Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, V, Hampton Court, in: Die Gartenkunst 12.3 (1910), 33.
Abb. 2.26: Lageplan „Pond Garden“, Hampton Court, Herefordshire,in: Reinhold Hoemann, Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, V, Hampton Court, in: Die Gartenkunst 12.3 (1910), 33.
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Abb. 2.27: Bepflanzter Plattenweg, Lilford Hall, Lilford, Northamptonshire, Aufnahme 1909, in: Hans Kayser, Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, IV, Ein Tag bei Lady Lilford, in: Die Gartenkunst 12.2 (1910), 19.
der Trockenmauer – in England als „dry stone wall“ bezeichnet – nach der Exkursion große gestalterische Bedeutung54 . All diese Motive fanden in der Folgezeit eine schnelle Verbreitung in Deutschland. Exemplarisch kann dies an der unmittelbaren Wirkung des „Pond Garden“ in Hampton Court demonstriert werden. Dieser wurde schon 1913 auf einer Gartenbau-Ausstellung in Breslau nachgeahmt55 . Der von dem Gartenarchitekten Paul Hatt stammende Garten, hier in Lageplan und Ansicht, war wie der „Pond Garden“ in Hampton Court auf drei Ebenen angelegt. In beiden Fällen dienten niedrige, mit Stauden bewachsene Bruchsteinmauern als Begrenzung. Ähnlich war insbesondere die Verwendung polygonaler Wegeplatten, in deren Zwickel niedrige Polsterstauden eingebracht waren. Staudenrabatten, Trockenmauern und bepflanzte Plattenwege wurden nach der Englandreise zu überaus beliebten Motiven in Deutschland. Das Interesse an diesen Motiven zeigt zugleich aber auch, dass sich die Rezeption englischer Vorbilder durch die Gartenkünstler in einem wesentlichen Punkt von derjenigen des Architekten un54 55
Hoemann (wie Anm. 50), 37–38. Heicke, Die Breslauer Gartenbau-Ausstellung zur Jahrhundertfeier, 3. Neuzeitliche Sondergärten, in: Die Gartenkunst 15.18 (1913), 275.
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Abb. 2.28: „Neuzeitlicher Garten“, Gartenbau-Ausstellung, Breslau, Gartenarchitekt Paul Hatt, 1913, Nachahmung des Pond Garden, Hampton Court, in: Heicke, Die Breslauer GartenbauAusstellung zur Jahrhundertfeier, 3. Neuzeitliche Sondergärten, in: Die Gartenkunst 15.18 (1913), 275.
terschied. Während bei Muthesius die Disposition und die „räumliche“ Gestaltung im Vordergrund stand, kam bei den Gartenkünstlern ein ebenbürtiges Interesse an dem botanischen Inhalt der „Garten-Räume“ hinzu. Somit lässt sich festhalten, dass die Anregungen von Muthesius bei den Gartenkünstlern aufgrund der gänzlich anderen Voraussetzungen eine selbständige Verarbeitung ermöglichten.
IV. Zusammenfassung und Ausblick Hermann Muthesius hat mit seiner polemischen Berichterstattung über die zeitgenössische englische Gartenkunst letztlich zu einer wesentlichen Bereicherung der gartenkünstlerischen Ausdrucksmittel in Deutschland beigetragen. Er lenkte mit seinem Eintreten für den regelmäßig-architektonischen Garten den Blick auf die engen Verbindungen zwischen Haus und Garten. Er führte auf diese Weise ein leicht vermittelbares Planungsprinzip in das Bewusstsein seiner Kollegen aus der Gartenarchitektur. Ein weiteres planerisches Prinzip betraf die Stellung des Hauses auf dem Grundstück, die Muthesius im Zusammenhang von Straßenverlauf, Lage des Grundstückes und Stellung zur Sonneneinstrahlung analysierte. Die „freie Lage“ auf dem Grund105
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stück gestattete die Ausrichtung des Hauses entsprechend den Himmelsrichtungen. Im Idealfall sollten einerseits die Wohnräume nach Süden und Osten und zum Garten hin orientiert werden, die Neben- und Vorratsräume dagegen nach Norden und Westen. Auf diese Weise konnte auch die repräsentative Fassade zur Straße hin entfallen und damit ein wesentlicher Reformschritt im bürgerlichen Wohnhausbau jener Zeit erreicht werden. Muthesius Berichterstattung über die englischen Verhältnisse war in vielerlei Hinsicht überspitzt, teils manipulierte er das ihm zur Verfügung stehende Material, um seine Leser und Zuhörer von seinen Anschauungen zu überzeugen. Bei aller Polemik aber führten seine Vorschläge schließlich zu einer vertieften Auseinandersetzung über den Reichtum der gartengestalterischen Möglichkeiten. Hierzu trug ganz wesentlich auch die Englandexkursion der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst bei. Sie führte zur Übernahme von Gestaltungsmotiven, die bis heute zum Repertoire des Gartenund Landschaftsarchitekten in Deutschland gehören. Die polemisch geführte Diskussion in Deutschland, die Muthesius initiiert hatte, führte zunächst eher zu Ablehnung, nur wenige Gartenarchitekten machten sich anfangs seine Argumente zu Eigen. Schließlich aber führte die Auseinandersetzung zunehmend zu einem Umschwung. Die Verteidiger des landschaftlichen oder gemischten Stiles gerieten zunehmend in die Minderheit, wohl auch deshalb, weil sie verbissen jede fremde Anregung ablehnten und das Erbe von Meyer und Lenn´e für geradezu heilig erklärten. Es wäre aber ein Fehlschluss, zu denken, dass nunmehr alle Gärten in der Nachfolge von Muthesius architektonisch-geometrisch gestaltet wurden. Die Kritik an dem landschaftlichen Gestaltungsideal führte vielmehr zu einer wesentlich erweiterten Gestaltungsauffassung. Ähnlich wie in England stellten sich recht bald unterschiedliche Gestaltungsinteressen nebeneinander ein. So wurde etwa der so genannte „wild garden“ in Deutschland populär, schnell fanden auch Gestaltungsmotive aus Japan Verbreitung; entsprechende Ausstellungen, aber auch Publikationen, so das Buch „Landscape Gardening in Japan“ von Josiah Conder von 1892 wurden ebenso in England wie in Deutschland rezipiert. Weiterhin kamen naturalistische Gartenmotive, so der so genannte Heidegarten in Mode, teilweise wurden Motive aus botanischen Gärten imitiert. Neben der englischen geriet auch die französische Gartenkunst des Barock und diejenige der italienischen Renaissance wieder in den Blickpunkt. Insgesamt lässt sich ausgehend von der neuen Erfahrung mit England nach 1900 nicht nur eine wesentliche Bereicherung der Gartenkultur in Deutschland feststellen, sondern auch eine Verbesserung der Kommunikation unter den Beteiligten. Informationsangebote gerade aus dem Ausland, so könnte man hieraus lernen, können auch vor Borniertheit schützen.
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Von Gotha nach Kew – von Kew nach Gotha Zur Entstehung des Englischen Gartens in Gotha I. Von Gotha nach Kew Im ersten Teil des Beitrags – Von Gotha nach Kew – geht es um die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Höfen in Gotha und London, ohne die es den berühmten Botanischen Garten in Kew so wohl nicht gegeben hätte, ohne die aber, andererseits, der Englische Garten in Gotha so nicht hätte entstehen können. Im zweiten Teil – Von Kew nach Gotha – wird die eigentliche Entstehung des Gothaer Gartens abgehandelt. Es war einmal eine Princess of Wales – so könnte unsere Geschichte beginnen –, die wurde aber niemals Königin, doch weil sie einen wunderschönen Garten schuf, lebt ihr Andenken bis heute fort. Ja, es wurde sogar eine Stadt nach ihr benannt, die Hauptstadt von Richmond County im US-Bundesstaat Georgia1 . Die Rede ist, natürlich, von Augusta Princess of Wales, die am 30. November 1719 in Gotha geboren wurde2 . Ihr Vater war Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg3 – aus dem älteren, dem ernestinischen Zweig des Hauses Wettin4 –, ihre Mutter Magdalena Augusta stammte aus dem Hause der Fürsten von Anhalt-Zerbst5 . Augusta wurde 1736
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The New Encyclopædia Britannica 1, 15. Aufl., Chicago 1991, 699. – Georgia ist nach Georg II. benannt. Otto Posse, Die Wettiner. Genealogie des Gesammthauses Ernestinischerund AlbertinischerLinie mit Einschluß der regierenden Häuser von Großbritannien, Belgien, Portugal und Bulgarien, Leipzig 1897; ND mit Berichtigungen und Ergänzungen der Stammtafeln bis 1993 von Manfred Kobuch, Leipzig 1994, Tafel 15. 1676–1732. August Beck, Geschichte der Regenten des gothaischenLandes, (Geschichte des gothaischenLandes 1) Gotha 1868, 357-381; Christian Ferdinand Schulze, Leben des Herzogs von Sachsen-Gotha und Altenburg Friedrich II., Gotha 1851. 1679–1740. – Max Berbig, Die Gemahlinnen der Regenten des gothaischen Landes, Gotha 1890, 117–121. 1745 nahm Augusta wegen der Schulden ihres Gemahls bei dem Haus Anhalt-Zerbst einen Kredit auf: Frances Vivian, A Life of Frederick, Prince of Wales, 1707–1751, hg. v. Roger White, Lewiston, N. Y. u. a. 2006, 357.
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mit dem damaligen Prince of Wales, Frederick Lewis, Duke of Edinburgh6 , dem Sohn König Georgs II., verheiratet. Mit dieser Eheschließung wurde das Haus Sachsen-Gotha-Altenburg – Herrscher über das kleine Herzogtum Gotha mit dem geographisch entfernten und administrativ eigenständigen Herzogtum Altenburg7 – sehr wohl schon in die „Englisch-deutschen Familiennetzwerke“ einbezogen, wovon kürzlich eine Tagung in London handelte, die aber erst die Zeit ab 1760 in den Blick nahm8 . Im Unterschied zu den anderen thüringischen Kleinstaaten, wie z. B. dem Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach9 , knüpfte Sachsen-Gotha-Altenburg in der Folge weitere internationale Beziehungen, ja Gotha wurde zu einem Zentrum der europäischen Aufklärung, einem Hauptort der R´epublique des lettres, einer Pflegestätte der Naturwissenschaften und der bildenden Künste10 . Augustas Schwägerin, die ihrem Gemahl, dem biederen Herzog Friedrich III., geistig weit überlegene Herzogin Louise Dorothee11 , war eine geschätzte Briefpartnerin ebenso von König Friedrich II. von Preußen wie von dessen zeitweiligem Freund Voltaire, der 1753 einen Monat in Gotha weilte12 . In Paris saß als diplomatischer Vertre6
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Geboren am 31. Januar 1707 in Hannover, Geburtsdatum nach dem seit 1700 auch in Hannover geltenden Gregorianischen Kalender; so bei Wilhelm Karl Prinz von Isenburg, Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten, Band 2, Berlin 1936, Tafel 65, und Michel Huberty, Alain Giraud und F. und B. Magdelaine, L’Allemagne dynastique, Band 3, Le Perreux 1981, 113, Nr. XXII 20. Dagegen haben Dictionary of National Biography (im Folgenden: DNB) VII und Ray Desmond, Kew. The History of the Royal Botanic Gardens, Kew 1998, 422: 6. Januar 1707. Einwohnerzahlen 1786: 76632 bzw. 90380, nach Hartmut Nitsche, Zur Bevölkerungsentwicklung im Herzogtum Gotha während der Regentschaft Ernsts II. (1772–1804). Statistische Beobachtungen, in: Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg.Ein Herrscher im Zeitalter der Aufklärung, hg. v. Werner Greiling, Andreas Klinger und Christoph Köhler, (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 15) Köln u. a. 2005, 389–399. Tagung der Prinz-Albert-Gesellschaft in London, 29./30. September 2006; die Beiträge sind veröffentlicht in: Karina Urbach, ed., Royal Kinship: British-German Family Networks 1815–1918, (Prinz Albert Research Publications 4) München 2008. Vgl. zu dem Unterschied die Feststellung des Goethe-Philologen und Lobredners Weimars Hans Tümmler, Die Zeit Carl Augusts von Weimar 1775–1828, in: Geschichte Thüringens, hg. v. Hans Patze und Walter Schlesinger, Band 5, 1. Teil, 2. Teilband, (Mitteldeutsche Forschungen 48 V/1/2) Köln-Wien 1984, 674: „Auch im internationalen Rahmen war Gotha-Altenburg zunächst bekannter als Weimar“ und „der gleichsam europäische Rang, den Sachsen-Gotha-Altenburg einnahm“; Joachim Berger, Europäische Aufklärung und höfische Sozialisation. Prinzenerziehung in Gotha und Weimar, in: Ernst II. (wie Anm. 7), 201–226; hier 215: Weimar bezog nicht Grimms „Correspondance“, „da dort zu dieser Zeit keine nennenswerten Verbindungen zur europäischen R´epublique des lettres bestanden“. Allgemein: Die Residenzstadt Gotha in der Goethe-Zeit, hg. v. Hans Erkenbrecher und Helmut Roob, (Palmbaum Texte 5) Bucha bei Jena 1998; Werner Greiling, Presse und Öffentlichkeit in Thüringen. Mediale Verdichtung und kommunikative Vernetzung im 18. und 19. Jahrhundert, (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 6) Köln u. a. 2003, bes. 425–433: Exkurs: Gelehrte Publizisten in Gotha. 1710–1767. Correspondance de Fr´ed´eric II avec Louise-Doroth´ee de Saxe-Gotha (1740–1767), hg. v. MarieH´el`ene Cotoni, (Studies on Voltaire and the Eighteenth Century 376) Oxford 1999; Die Briefe der Herzogin Luise Dorothee von Sachsen-Gotha an Voltaire, hg. v. Gustav Haase, in: Archiv
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Entstehung des Englischen Gartens in Gotha
ter Gothas (Legationsrat seit 1768) der bekannte Baron Melchior Friedrich Grimm13, der mit seiner handschriftlich vervielfältigten „Correspondance litt´eraire“ von 1753 an ausgewählte Höfe Europas, darunter den Katharinas der Großen14 , über die neuesten Entwicklungen der Literatur, Musik, Gesellschaft in Paris auf dem laufenden hielt und der mit den führenden Philosophen, besonders mit Rousseau und Diderot, befreundet war. Grimm stellte auch die Verbindung zu dem französischen Bildhauer Jean-Antoine Houdon15 her: so kam es, dass Gotha über die größte Sammlung von Skulpturen Houdons nach dem Louvre verfügt16 und dass als Schüler Houdons Friedrich Wilhelm Doell auf Kosten des Herzogs nach Paris, später nach Rom gesandt wurde17 . Von der Französischen Revolution aus Paris vertrieben, verbrachte Grimm seinen Lebensabend in Gotha, wo er auch beerdigt wurde18 . Ähnlich erging es übrigens dem Begründer des Illuminatenordens, Adam Weishaupt19 , dem Augustas Neffe, der Schöpfer des Englischen Gartens in Gotha, Herzog Ernst II. – selbst ein führen-
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für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 91 (1893), 405–426; 92 (1894), 1–38, 145– 179, 367–410; Europäische Literatur am Gothaer Fürstenhof. Katalog zur Sommerausstellung der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha, Gotha 1999; Beck (wie Anm. 4), 381–407; Jenny von der Osten, Luise Dorothee, Herzogin von Sachsen-Gotha, 1732–1767, Leipzig 1893; Wolfgang Huschke, Politische Geschichte von 1572 bis 1775, in: Geschichte Thüringens (wie Anm. 9) V, 1. Teil 1. Teilband, Köln-Wien 1982, 1–551: Die Ernestiner, hier 440f. 1723–1807. Allgemeine Deutsche Biographie (im Folgenden: ADB) IX, 676–678. Katharina die Große. Ausstellung Kassel 1997/98, Kassel 1997, 220, 222 Nr. 302, 303 u. ö. 1741–1828.Allgemeines Lexikon der bildenden Künste von der Antike bis zur Gegenwart, begr. v. Ulrich Thieme und Felix Becker, hg. v. Hans Vollmer (im Folgenden: Thieme-Becker) XVII, 560– 562; Reinhard Wegner, „Ein vollkommenes Athen aus Weimar machen“. Weimarer Reaktionen auf Houdon in Gotha, in: Ernst II. (wie Anm. 7), 251–262, bes. 252; Ulrike D. Mathies, JeanAntoine Houdon, Ernst II. und die französische Aufklärung, in: Die Gothaer Residenz zur Zeit Herzog Ernsts II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772–1804), Katalog zur Ausstellung Gotha 2004, Gotha 2004, 85–100. Dabei Büsten von Voltaire, Rousseau, Franklin, Moli`ere, Gluck. 1750–1816. Thieme-Becker IX, 364f.; Petra Rau, Friedrich Wilhelm Doell (1750–1816). Leben und Werk, Klausenburg/Cluj-Napoca 2003. – Abreise Doells mit Houdon am 3. Dezember 1771: Thüringisches Staatsarchiv Gotha (im Folgenden: ThStAGo) Fourierbuch 1771 IV – Dauerleihgabe in der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha. Jochen Schlobach, Grimm in Paris: ein Kulturvermittler zwischen Deutschland und Frankreich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in: Deutsche in Frankreich, Franzosen in Deutschland 1715–1789, hg. v. Jean Mondot, Jean-Marie Valentin und Jürgen Voss, (Beihefte der Francia 25) Sigmaringen 1992, 179–190; Europäische Literatur (wie Anm. 12), bes. 21 ff; Katharina die Große (wie Anm. 14), passim; Tümmler (wie Anm. 9), 674; neuestens: Kirill Abrosimov, Die Genese des Intellektuellen im Prozess der Kommunikation. Friedrich Melchior Grimms „Correspondance litt´eraire“, Voltaire und die Affäre Calas, in: Geschichte und Gesellschaft 33 (2007) 163–197; Kunst und Kultur zur Goethezeit. Ausstellung des Thüringischen Staatsarchivs Gotha, Gotha 1999, 36 Nr. 70; Serguei Karp, Le Testament de Grimm, in: Dix-huiti`eme Si`ecle 30 (1998), 331– 346; Maria Mitscherling, Friedrich Melchior von Grimms Correspondance litt´eraire, ein Pariser Kulturjournal von europäischer Bedeutung, in: 10 Jahre Goethe-Gesellschaft Gotha. Festschrift, Gotha 1995, 58–69. – Das Testament Grimms hatte ich im ThStAGo wieder gefunden, eigenhändige Gehaltsquittungen Grimms von 1769 in ThStAGo Geheimes Archiv E XIII c Nr. 57. – Grimm wohnte in Siebleben bei Gotha, später lebte in dem Hause Gustav Freytag, der Grimms Grabmal restaurieren ließ; es ist nach 1945 verschwunden: Kunst und Kultur, 36. 1748–1830. ADB XLI, 539–550.
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des Mitglied des Ordens – in Gotha Asyl vor der Verfolgung durch den bayerischen Kurfürsten bot20 . Durch Ernsts Aktivitäten als Illuminat wurde Gotha der Mittelpunkt eines „europaweiten Netzwerks des Ordens“21 . Verbindungen nach Rom liefen über den sachsen-gothaischen Hofrat Johann Friedrich Reiffenstein22 , Künstler und Kunsthändler, der angesehenste Cicerone der Stadt, Anlaufstelle für alle vornehmen und gebildeten Reisenden, wie z. B. Goethe 178623. Goethe bezog in Rom Quartier bei Johann Wilhelm Tischbein24 , dem der Gothaer Hof die Reise nach Italien finanziert hatte und der dort das wohl bekannteste Porträt des Dichterfürsten schuf. Schließlich könnte man noch den „Gotha“ erwähnen, der ja weltweit geradezu sprichwörtlich bekannt ist. Er wurde mitgegründet von Emanuel Klüpfel25 . Obschon württembergischer Pfarrerssohn, war er ein gewandter Kavalier und liberaler Geist; 1741 wurde er zum Pfarrer an der vom Herzogtum Gotha unterhaltenen lutherischen Kirche in Genf berufen. Diese Stadt war in der Regel eine Station bei den Bildungsreisen der gothaischen Prinzen, und so ergab es sich, dass Klüpfel dann als Hauslehrer des Erbprinzen Friedrich nach Paris ging. Nach Gotha zurückgekehrt, erwarb er sich die Gunst der Herzogin Louise Dorothee, so dass er schließlich bis zum Vizepräsidenten des Oberkonsistoriums aufstieg. 1763 erschien erstmals der „Gothaische Hofkalender“, gleichzeitig auf Französisch als „Almanac de Gotha“, woraus sich dann das berühmte genealogische Nachschlagewerk des Adels entwickelte. Diese notgedrungen verkürzten Andeutungen mögen genügen, um die zentrale, aber von dem Mythos Weimar verdunkelte Rolle Gothas in der Geistesgeschichte zu beschreiben26 . Sie werden aber reichen, um zu zeigen, wie weltoffen und aufgeschlossen für neue Ideen der Gothaer Hof damals war. So kam es nicht von ungefähr, 20
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Hermann Schüttler, Ernst II. als Freimaurer und Illuminat, in: Die Gothaer Residenz (wie Anm. 15), 137–146; W. Daniel Wilson, Geheimräte gegen Geheimbünde. Ein unbekanntes Kapitel der klassisch-romantischen Geschichte Weimars, Stuttgart 1991. Steffen Kublik und Gerhard Müller, Zwischen Wissenschaft und Arkanum. Zum geistigen Profil eines aufgeklärten Fürsten, in: Ernst II. (wie Anm. 7), 311–324, hier 321. 1719–1793. ADB XXVII, 685f; Angelika Kauffmann, hg. und bearb. von Bettina Baumgärtel, OstfildernRuit 1998, 122f. Nr. 15 – Bild; Joachim Rees und Winfried Siebers, Erfahrungsraum Europa. Reisen politischer Funktionsträger des Alten Reichs 1750–1800. Ein kommentiertes Verzeichnis handschriftlicher Quellen, (Aufklärung und Europa 18) Berlin 2005, 164–169, 284–289; Kunst und Kultur (wie Anm. 18), 30f.: „. . . endlich in dieser Hauptstadt der Welt angelangt!“; Goethe in Rom. Publikation zur Eröffnung der Casa di Goethe in Rom, hg. v. Konrad Scheurmann und Ursula Bongaerts-Schorner, Band 2: Katalog, Mainz 1997, 160 Nr. 187. Heute die Casa di Goethe, Via del Corso 18; Hermann Mildenberger, Johann Heinrich Wilhelm Tischbein. Goethes Maler und Freund. Ausstellungskatalog, Schleswig 1987. 1712–1776. ADB XVI, 255–257. Thomas Freiherr von Fritsch, Die Gothaischen Taschenbücher, Hofkalender und Almanach [sic], (Aus dem Deutschen Adelsarchiv 2) Limburg/Lahn 1968. Dies widerspricht der heutigen Sicht, nach der Gotha im Schatten Weimars steht; so beginnen die drei Bände über „Kultur in Thüringen“ (Band 10–12) in der von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen herausgegebenen Reihe „Quellen zur Geschichte Thüringens“, die sich an ein breites Publikum wendet, mit dem Jahre 1772 – dies wegen der Ankunft Wielands als Prinzenerzieher in Weimar 1772 (Band 10, 11). Andererseits hat die Landeszentrale in ihren „Blättern zur Landeskunde“ auch Holger Böning, Gotha als deutscher Hauptort volksaufklärerischer Pu-
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dass hier einer der ersten englischen Landschaftsgärten in Deutschland entstanden ist – dies aber auch und vor allem dank der verwandtschaftlichen Beziehungen zu England –, und wohl als einer von zweien dieser Art, die unmittelbar von einem englischen Gärtner am Orte selbst entworfen wurden27 . Der Heirat Augustas mit Friedrich Ludwig gingen längere Verhandlungen zwischen dem Geheimen Rat Gerlach Adolf von Münchhausen28 , dem Vertrauten König Georgs II. – und späteren Gründer der Universität Göttingen, der Georgia Augusta (benannt nach Georg II.) – mit seinem gothaischen Kollegen Christian von Uffel 29 voraus. In der Korrespondenz, die am 5. September 1735 beginnt30 , drang Münchhausen auf strikte Geheimhaltung und tunlichste Beschleunigung seitens Gothas, denn schließlich sei „die Partie, welche der Prinzessin angetragen, die größte und avantageuseste in Europa“. Etwaige Bedenken wegen der Konfessionsverschiedenheit, die von dem orthodoxen Gothaer Theologen Ernst Salomo Cyprian31 drohten, weswegen denn auch Gutachten verschiedener Theologen eingeholt wurden32 , wischte Münchhausen beiseite. Auch sonst spielte Münchhausen die Überlegenheit seines mächtigen Reiches gegen den thüringischen Kleinstaat in hochfahrender Weise aus: Gotha dürfe keine finanziellen Forderungen stellen, sondern müsse alles dem König überlassen; die Trauung habe in London, nicht in Gotha stattzufinden; für eine Residenz werde Robert Walpole33, der Prime Minister, sorgen; bei der Prinzessin werde Fertigkeit im Französischen vorausgesetzt, doch das Englische34 sei gleichfalls unumgänglich usw. Für den 10. Oktober 1735 wurde ganz im geheimen ein Treffen der Prinzessin mit dem König in Herrenhausen bei Hannover arrangiert – die begleitende gothaische Oberhofmeisterin von Rüxleben berichtete erleichtert noch am gleichen Tage an Uffel35 : „wie Ir Majestet der Könich kamen, so Ambrasirten sie die Princes und dahten überauß gnädig mit ihr“, und Münchhausen ließ sich zu dem Kompliment herbei: „sie haben gantz eine artige Princes“, von der auch ein Porträt36 überreicht wurde. Wie
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blizistik, Erfurt 2004, erscheinen lassen; vgl. neuerdings vom selben Autor: Gotha als Hauptort volksaufklärerischer Literatur und Publizistik, in: Ernst II. (wie Anm. 7), 325–344. Helmut-Eberhard Paulus, Im Reich der Göttin Freiheit, in: Im Reich der Göttin Freiheit. Gothas fürstliche Gärten in 5 Jahrhunderten, (Gothaisches Museums-Jahrbuch 11 [2008]) Weimar 2007, 9–30, hier 17f.; Marcus Köhler, The German Legacy: Richmond in Braunschweig, in: Garden History 29 (2001), 29–35. 1680–1742. ADB XXII, 729–745. 1687–1748. Huschke (wie Anm. 12), 400f. ThStAGo Geheimes Archiv E I A Nr. 19. 1673–1745. ADB IV, 667–669; Huschke (wie Anm. 12), 424f. ThStAGo Geheimes Archiv E I A Nr. 17, Nr. 18; MMM Nr. 9 (Cyprians eigenes, positives Gutachten). Frederick hasste Walpole: Vivian (wie Anm. 5), 224f., 231, 327 u. ö. Sie lernte das Englische rasch und gut: Vivian (wie Anm. 5), 207. ThStAGo Geheimes Archiv E I A Nr. 17 Bl. 63f. – Vivian (wie Anm. 5), 201, gibt als Datum den Frühsommer 1735 an, nach den Memoiren des Lord Hervey. Welches dies war, ist nicht bekannt. Ein Porträt der Prinzessin von Charles Phillips (ThiemeBecker XXVI, 553) ist heute in der National Portrait Gallery (Abbildung in: Im Reich der Göttin [wie Anm. 27], 94); – über ihr Aussehen: Vivian (wie Anm. 5), 201.
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von Rüxleben weiter mitteilte, werde Augusta wohl erst im Frühjahr „angefordert“ werden. So geschah es. Im März 1736 kündigte Münchhausen die Entsendung des John West, 1st Lord De La Warr, Schatzmeister des Königs, zwecks förmlicher Brautwerbung in Gotha an37 . Er kam am 4. April 1736 in Gotha an und wurde, wie damals üblich, am Tage darauf in feierlicher Weise bei Hofe empfangen und in den nächsten Wochen mit Banketten und Bällen, französischer Komödie und italienischer Oper reichhaltig regaliert38 . Zwischendurch, am 9. April, ging ein Bote nach London ab, der am 23. des Monats mit dem unterfertigten, auf Latein verfassten Heiratspakt39 wieder in Gotha anlangte. Am 28. April trat De La Warr die Rückreise an – zusammen mit der Braut, der die schon genannte Oberhofmeisterin von Rüxleben und andere Hofbeamte sowie verschiedene Domestiken das Geleite bis Hellevoetsluis, dem damaligen Fährehafen, gaben. Hier aber hieß es Abschied nehmen, denn nach dem Willen Georgs II. durfte Augusta mit Ausnahme zweier Kammermägde aus Gotha nur englisches Personal um sich haben. Nach dem Heiratsvertrag sollte die Prinzessin in Hellevoetsluis von königlichen Schiffen abgeholt werden. Wie der damalige gothaische Gesandte in London, Friedrich von Thom, meldete40 , waren es die Jachten „William & Mary“, „Fubbs“ und „Katherine“; sie segelten am 1. Mai ab41 . Bedauerlicherweise fallen Thoms Berichte kurz darauf weg, da der König laut Münchhausen brüsk seine Abberufung verlangte – tatsächlich bat Thom selbst darum wegen seiner Gicht – und ein Nachfolger nicht berufen wurde42 . Auf der Themse, von Greenwich nach London, fuhr die Braut dann mit der prächtigen Staatsbarke, die sich Frederick Lewis von dem Maler, Architekten, Designer (wie man heute sagen würde) William Kent hatte entwerfen lassen43 . Kent war auch einer der führenden Gartenarchitekten seiner Zeit,
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Lord John Hervey, der Vertraute der Königin Caroline, meinte dazu etwas maliziös, „that a more unpolished ambassador for such an occasion could not have been found in any of the Goth or Vandal courts of Germany“, DNB XX, 1247; – über Herveys Charakter sehr deutlich: Vivian (wie Anm. 5), 18, 74, 171–185; demnach sorgte Hervey durch seine Memoiren für Fredericks schlechten Ruf bei der Nachwelt. Ausführlich protokolliert: ThStAGo Geheimes Archiv E I A Nr. 19 Bl. 66–70; AAA II Nr. 24; ThStAGo, Fourierbuch (wie Anm. 17) 1736 II; Oberhofmarschallamt Nr. 66; – Vivian (wie Anm. 5), 201; dort Lord Delawar genannt. ThStAGo Geheimes Archiv QQ (G) Nr. XXVIII 4: Ausfertigung mit Majestätssiegel Georgs II. in silberner Siegelkapsel; dabei u. a. Nr. 1: Quittung Augustas über 20 000 Reichstaler Mitgift zuzüglich zu bereits erhaltenen Ausstattungsgeldern von 6000 Reichstalern; Nr. 2: Augustas Erbverzicht. – Der König sorgte allerdings nicht im Gegenzug für Augustas Wittum, wie es sonst üblich war: Vivian (wie Anm. 5), 233, 239. ThStAGo Geheimes Archiv E I A Nr. 17. Tony Dalton, British Royal Yachts. A Complete Illustrated History, Tiverton 2002, 57–59, 72f.; Tim Madge, Royal Yachts of the World, East Molesey 1997, 39–41; – „Fubbs“ benannt nach dem Spitznamen einer Mätresse König Karls II. ThStAGo Geheimes Archiv AAA II Nr. 24; Thoms Relationen in BBB Nr. 85. Über Kent neuestens: Timothy Mowl, William Kent: Architect, Designer, Opportunist, London 2006; Porträt von Kent auch in: Miles Hadfield, Gärten. Eine kleine Geschichte der Gartenkunst,
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der u. a. den Park in Richmond gestaltete44 . Im Heiratsvertrag war ausbedungen, dass die Trauung sofort nach der Ankunft der Braut in London stattfinden sollte. Sie wurde denn auch am 8. Mai 1736 vollzogen, nach dem in Großbritannien noch gültigen Julianischen Kalender am 27. April 173645. Die Heirat war, wie stets in solchen Kreisen, keine romantische Angelegenheit. Sie war aber nicht dem Wunsch der am Londoner Hofe herrschenden Damen entsprungen, wie Wilhelmine von Bayreuth, die Lieblingsschwester Friedrichs II. von Preußen, behauptete46 . Wilhelmines Mutter selbst hätte sie gern mit Frederick verheiratet. Vielmehr war die dynastische Verbindung des Hauses Sachsen-Gotha-Altenburg mit dem Hause Hannover eine Sache der Staatsräson. Die Folge war, dass das Herzogtum politisch immer mehr ins Fahrwasser Hannovers geriet47 ; es hatte schon zuvor, wie schon seit 1689 von den Niederlanden, auch von Großbritannien Subsidien für Truppen erhalten48 – 1756 wurde ein förmlicher Vertrag geschlossen. Im Siebenjährigen Krieg befand sich das Land in einer schwierigen Lage, denn der Herzog war einerseits Reichsfürst, andererseits neigte er zu Preußen und war mit Großbritannien verbündet; so kam es, dass Gotha durch alle Heere zu leiden hatte, durch die Reichsarmee, die französische und die preußische – mit König Friedrich II. höchstselbst49 . Auf seine Schwester Augusta konnte Herzog Friedrich III. dabei nicht zählen. Sie fühlte sich ihrer Familie zwar weiterhin verbunden, wie ihre Briefe an ihn zeigen50 , aber, vorsichtig und zurückhaltend wie sie war – „Princess Prudence“ war ihr Spitzname51 –,
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Frankfurt/Main o. J., 82. Thieme-Becker XX, 158–160; Zwei Jahrhunderte englische Malerei. Britische Kunst und Europa, München 1980, 581; – Vivian (wie Anm. 5), 204; weiteres über die Barke und über Kent: 30–34, 110, 129–142, 151, 162–164, 345f.; Peter Norton, State Barges, Greenwich 1972, 15–21; National Maritime Museum, hg. v. Basil Greenhill, London 1982, 43; – ein weiteres Boot Fredericks: „Track Scoott [?]“ [Vivian (wie Anm. 5), 303f.] – ist eine Trekschuit nach niederländischem Vorbild. Desmond (wie Anm. 6), 12–18. Vgl. die Notifikation an den Hof zu Weimar – Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar A 122a Bl. 167f.; Vivian (wie Anm. 5), 205f.: Händel komponiertezu dem Anlass ein „Anthem“; Desmond (wie Anm. 6), 21. von der Osten (wie Anm. 12), 89: «Leurs sentimens e´ taient r´eunis en un point, qui e´ tait, qu’elles ne voulaient pas que le jeune duc de Glocester [!] e´ pousat ˆ une princesse d’une grande maison, et qu’elles en souhaitaient une, qui n’eut ˆ pas un grand g´enie, afin de rester les maitresses ˆ de gouvernement»; Vivian (wie Anm. 5), 68–71, 88; Uwe A. Oster, Wilhelmine von Bayreuth. Das Leben der Schwester Friedrichs des Großen, München und Zürich 2005; – es gab auch den Plan zur Heirat mit einer Lady Diana Spencer: Vivian (wie Anm. 5), 215. So Julius Frankenstein, Die auswärtige Politik Sachsen-Gotha-Altenburgs und der Reichskrieg gegen Frankreich bis zum Ausscheiden des Herzogtums (1790–1797), (Historische Studien 281) Berlin 1935, 38; Tümmler (wie Anm. 9), 674. Huschke (wie Anm. 12), 408–410. Ebd., 431–433. ThStAGo Geheimes Archiv E IV ¤ Nr. 48. Noch ihr letzter Brief, vom 3. Januar 1772 (Nr. 207), kurz vor ihrem Tode, lässt diese Verbundenheit erkennen, und sie hat ihm großzügige Geschenke englischer Kutschen zukommen lassen: „Carosse“: Brief 189, „chaise“: Brief 205. Vivian (wie Anm. 5), 206f., 248; Susanne Groom und Lee Prosser, Kew Palace. The Official Illustrated History, London 2006, 57.
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versuchte sie niemals, politischen Einfluss auszuüben52 , zum großen Verdruss König Friedrichs II., der gern den damaligen Prime Minister, Earl of Bute, den Vertrauten der Prinzessin, von seiner Haltung abgebracht hätte. Die öffentliche Meinung war über die Heirat nicht unbedingt begeistert – jedenfalls erschien eine Karikatur, in der auf Fredericks verlassene Mätresse Miss Anne Vane angespielt wird53 . Thom dagegen schwärmte in seiner letzten Relation, vom 25. Mai 1736, von der Prinzessin: «Elle est l’´esperence de toute l’Angleterre [. . . ]»54. Um der britischen Öffentlichkeit zu zeigen, welch’ vornehmer Familie die Braut entstammte, verfasste der Hauslehrer des Duke of Cumberland, J. T. Philipps, aufgrund 1736 von Cyprian (der auch Leiter der herzoglichen Bibliothek war) aus Gotha übersandter Unterlagen ein Augusta gewidmetes Buch mit dem konzisen Titel „The History of the Two Illustrious Brothers, Princes of Saxony, viz. Their Serene Highnesses Ernestus the Pious, First Duke of Sax-Gotha, and Bernard the Great, Duke of Sax-Weimar, Who won the Battle of Lutzen, after the Death of the Great Gustavus Adolphus, King of Sweden, Together with A Short History of his Serene Highness John William, Prince of Gotha, who was killed at the Siege of Toulon, in 1707. To which are added, genealogical tables of the Illustrious and Serene House of Sax-Gotha, shewing its Relation to all the Royal and Sovereign Families in Europe“, London 174055. Immerhin erhielt Friedrich III. 1741 den begehrten, von Münchhausen schon 1736 in Aussicht gestellten Hosenbandorden, was sogleich europaweit in der Presse verbreitet wurde56 . 50 Jahre später wurde Herzog Ernst II. dieselbe Ehre zuteil57. Augusta hatte es am Londoner Hofe nicht leicht, denn ihr Gemahl war seit seiner Kindheit seiner Mutter verhaßt, wobei der genannte Lord Hervey seine Hand im Spiele hatte58 . Auch seinem Vater war er entfremdet, zumal er Freunde bei der politischen und bei der künstlerischen Opposition besaß59 . Seine Eltern hatten ihn, sozusagen als Statthalter, in Hannover zurückgelassen – erst 1728 durfte er nach Lon52 53 54 55 56
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Frankenstein (wie Anm. 47), 38; von der Osten (wie Anm. 12), 123, 157, 231–233 u. ö. Vivian (wie Anm. 5), 192–197, 201f. ThStAGo Geheimes Archiv AAA II Nr. 24. ThStAGo Geheimes Archiv XX VI Nr. 117. Exemplar des Buches in der Bibliothekdes ThStAGo vorhanden, Signatur: PE 12. Friedrich III. trat an die Stelle des verstorbenen Earl Waldegrave: ThStAGo Geheimes Archiv E I A Nr. 17; E V ¤ (4b) Nr. 22 – darin die „Leipziger Zeitungen“vom 7. August 1741 und die Zeitung „Amsterdam“ vom 18. August 1741; QQ (FF) Nr. II: Ordensstatuten; – Honi soit qui mal y pense. Die Stiftung des Hosenbandordens vor 650 Jahren – und seine Verleihung an Gothaer Herzöge 1741–1902, Kabinettausstellung des Thüringischen Staatsarchivs Gotha 1998. – Die Siegeltypare des Herzogs zeigen die Insignien des Hosenbandordens und dessen Devise; zu deren Anzahl und Signaturen freundliche Auskunft von Dr. Hans-Jörg Ruge, ThStAGo. Ernst II. erhielt die Stelle des verstorbenen Duke of Cumberland, Augustas Sohn: ThStAGo Geheimes Archiv E V ¤ (4b) Nr. 27b – darin die „Gothaische Zeitung“ vom 22. April 1791 und „The London Gazette“ vom 30. April 1791; QQ (FF) Nr. III: Ordensstatuten, darin die Wappen Georgs III. und Ernsts II. – dieses mit Ernsts Wahlspruch „SALUS PUBLICA SALUS MEA“. Groom und Prosser (wie Anm. 51), 49f. Desmond (wie Anm. 6), 20, 29. Über Herveys Charakter: s.o. Anm. 37. Vivian (wie Anm. 5), 220–224, 260f., 327; DNB VII, 675–678; Zwei Jahrhunderte englischer Malerei (wie Anm. 43), 76.
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don übersiedeln und wurde als Prince of Wales investiert60 . Gegen die Verleumdungen Herveys wird neuerdings hervorgehoben, dass Frederick sehr wohl seine Qualitäten hatte: er war ein großer Kunstsammler61 , ein Freund der Musik62 und der Literatur63 . Vom Hofe de facto verbannt, lebte er das Leben eines Landedelmanns, mit Jagen64 , Cricketspiel, Festivitäten im „White House“ (auf dem Gelände der heutigen Kew Gardens, gegenüber dem erhalten gebliebenen „Kew Palace“), das er 1731 erworben hatte und das er von William Kent umbauen ließ65 . In der Stadt besaß er seit 1732 „Carlton House“, gelegen zwischen Mall und Pall Mall66 , als zeitlich erste Residenz. Auch dieses Palais und der dazugehörige Garten wurden von Kent umgestaltet. 1747 lernte er den schon erwähnten Bute – John Crichton Stuart, 3. Earl of Bute67 – kennen, der seine Passionen teilte, vor allem die für die Botanik68 . Nun begann Frederick mit dem Sammeln und Kultivieren von Pflanzen, auch exotischer, in Kew und der Umgestaltung wie auch mit der Vergrößerung des Parks69 . Bei der Gartenarbeit holte sich Frederick eine Lungenentzündung70 und starb am 31./20. März 175171. Frederick war sehr wohl 60
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Vivian (wie Anm. 5), 17–20, 95–100; Fredericks Krone: Martin Holmes, The Crown Jewels at the Tower of London, London 1968, 31. Heinz Biehn, Die Kronen Europas, Wiesbaden 1957, 193f. Nr. 92. Vivian (wie Anm. 5), 149–161, 284–302, 399, 414–421. Hier werden auch die vielen Porträts von ihm, von Augusta und der Familie abgehandelt,zu denen noch die Porträts von Joseph Highmore, 1741, im Schlossmuseum Gotha bzw. von einem unbekannten Künstler, ca. 1740, im Residenzmuseum in Celle kommen. Zu den Bildern und dem Krieg der Bilder: Michael Hassels, Von der Dynastie zur bürgerlichen Idealfamilie. Studien zum fürstlichen Familienbild des Hauses Hannover in England, (Europäische Hochschulschriften Reihe 28, 257) Frankfurt am Main etc. 1996. Vivian (wie Anm. 5), 316, 442–447; 325f.: Frederick war der Auftraggeber für die Komposition der „Masque“ „Alfred“ von Thomas Arne mit dem bekannten Lied „Rule Britannia“. Vivian (wie Anm. 5), 56, 456. Bild „Frederick, Prince of Wales, out stag-hunting“ von John Wootton und William Hogarth, ca. 1743, abgebildet bei Groom und Prosser (wie Anm. 51), 51 Nr. 59; Wootton: „The Shooting Party“, Frontispiz bei Vivian (wie Anm. 5). Vivian (wie Anm. 5), 132; Groom und Prosser (wie Anm. 51), 45–49; Desmond (wie Anm. 6), 22f.; abgebrochen 1802. Vivian (wie Anm. 5), 140–149; andere Residenzen: 257–259, 270–272, 287, 345; Desmond (wie Anm. 6), 23; Valentin Hammerschmidt und Joachim Wilke, Die Entdeckung der Landschaft. Englische Gärten des 18. Jahrhunderts, Stuttgart 1990, 41f; Metropole London. Macht und Glanz einer Weltstadt 1800–1840, Ausstellung Essen 1992, Recklinghausen 1992, 112–114, 116, 382–385; Nr. 270f., 274, 275, 277; 1827 abgerissen. 1713–1792. Vivian (wie Anm. 5), 435; Porträt von Joshua Reynolds, abgebildet bei Groom und Prosser (wie Anm. 51), 52 Nr. 61. Vivian (wie Anm. 5), 127–132, 320, 324, 391, 433–441; über Kew Gardens grundlegend: Desmond (wie Anm. 6); Groom und Prosser (wie Anm. 51); Roy Strong, Royal Gardens, London 1992, 49– 63; Paul Cloutman, Royal Botanic Gardens Kew. Souvenir Guide, Kew 2007; Bilder aus Kew auch in: Zwei Jahrhunderte englischer Malerei (wie Anm. 43), 142 Nr. 55 f., 145, 147 Nr. 57. Olwen Hedley, The Princes of Wales, London 1975, 16. Nach einer anderen Erklärung zog er sich eine Rippenfellentzündung als Folge der Verletzung durch einen Cricket-Ball zu; Vivian (wie Anm. 5), 468, lässt die Todesursache unentschieden; Cricketball: Cloutman (wie Anm. 69), 82; Desmond (wie Anm. 6), 28f.
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populär72 , im Widerspruch zu früheren Darstellungen, die sich auf ein angeblich vom Pöbel gesungenes Liedchen beziehen, das so anfing: “Here lies poor Fred,/Who was alive and is dead [. . . ]” und endete: “There’s no more to be said [. . . ]”73 . Seine Witwe Augusta war gerade mit der Tochter Caroline Mathilde74 schwanger. Sie hatte bereits 1737 die Tochter Augusta geboren75 , 1738 den Thronfolger George76 , 1743 William, später Duke of Gloucester77 , 1745 Henry, Duke of Cumberland78 ; die Kinder Edward, Duke of York, Elisabeth, Louise und Frederick waren schon in jungen Jahren gestorben79 – sie hat also insgesamt in 15 Jahren Ehe 9 Kinder zur Welt gebracht. Augustas Interesse an Botanik war von ihrem Gemahl geweckt worden und wurde vom Earl of Bute weiterentwickelt. Bute führte im Jahre 1757 Sir William Chambers bei ihr ein. Er sollte der eigentliche Gartenarchitekt für Augusta werden, und sie sollte so, wie der offizielle Führer von Kew Gardens sagt, „in effect, the founder of the botanic gardens at Kew“ werden80 . Chambers galt und sah sich selbst als Experte für chinesische Bau-, Garten- und Möbelkunst und war von großem Einfluss in Europa – Chinoiserien aller Art und anglo-chinesische Gärten waren eine Zeitlang große Mode81 . Von seiner „Dissertation on Oriental Gardening . . . “ erschien schon 1775 in Gotha eine deutsche Übersetzung von Schack Hermann Ewald, dem 72 73 74
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Vivian (wie Anm. 5), 228f., 317, 393, 471–477. Vollständig bei Mijndert Bertram, Georg II. König und Kurfürst, Göttingen 2 2004, 149–154, hier 153; DNB VII, 678. Sie wurde 1766 mit dem geisteskranken dänischen König Christian VII. verheiratet (den die Prinzen 1768 in London kennen lernten); ihre Affäre mit dem Leibarzt Johann Friedrich Graf von Struensee endete mit Scheidung bzw. Hinrichtung Struensees 1772. Als geistlichen Beistand hatte Struensee den Pastor der Deutschen Petrikirche in Kopenhagen, Balthasar Münter (1735–1793; ADB XXIII, 33), zuvor Hofdiakon in Gotha und Superintendent in Gräfentonna; dieser verfasste eine „Bekehrungsgeschichte“ Struensees, vgl. Christine Keitsch, Der Fall Struensee – ein Blick in die Skandalpresse des ausgehenden 18. Jahrhunderts, (Beiträge zur deutschen und europäischen Geschichte 26) Hamburg 2000; – Porträt Christians VII. nach Angelika Kauffmann in: Kauffmann (wie Anm. 23), 161; Porträts Mathildes und Struensees von Jens Juel, 1771, im Residenzmuseum Celle. In Celle verbrachte Mathilde die wenigen ihr verbliebenen Jahre (bis 1775). 1784 wurde ihr dort nach dem Entwurf Adam Friedrich Oesers (Thieme-Becker XXV, 571–573), dem Zeichenlehrer Goethes in Leipzig, ein Denkmal errichtet. Vivian (wie Anm. 5), 248–256; – sie heiratete 1764 Carl II. Wilhelm Ferdinand von BraunschweigWolfenbüttel, Bruder der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach, und starb 1813. Porträt nach Angelika Kauffmann in: Kauffmann (wie Anm. 23), 160f. Nr. 52. Georg III., gestorben 1820. Vivian (wie Anm. 5), 275. Gestorben 1805. Gestorben 1790. Edward lebte von 1739–1767, Elisabeth von 1741–1759, Louise 1749–1768, Frederick von 1750– 1765; Daten nach Isenburg (wie Anm. 6), und Huberty (wie Anm. 6), 130–132, Nr. XXIII 8–16. Cloutman (wie Anm. 69), 82; Vivian (wie Anm. 5), 470. 1726–1796. William Chambers, A dissertation on oriental gardening . . . , 11. Aufl., Dublin 1773; Sir William Chambers. Architect to George III, hg. v. John Harris und Michael Snodin, London 1996; DNB IV, 26f.; Thieme-Becker VI, 345–347; Desmond (wie Anm. 6), 44–63; Cloutman (wie Anm. 69), 66f.; Clemens Alexander Wimmer, Geschichte der Gartentheorie,Darmstadt 1989, 181–189; China und Europa. Chinaverständnis und Chinamode im 17. und 18. Jahrhundert. Ausstellung Berlin 1973, Berlin 1973, 355f. R 5, R 6 (Kew), 366 R 47; Stefan Koppelmann, Exotische
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Herausgeber der „Gothaischen Gelehrten Zeitung“, bei Carl Wilhelm Ettinger, dem Verleger des „Gotha“ und der Werke Voltaires82 . Gleichwohl spielte für den Gothaer Park Chambers’ Schule der Gartenbaukunst keine Rolle. Seine „Dissertation“ wird als Kampfschrift gegen Lancelot „Capability“ Brown83 , den großen Widersacher und „Zerstörer“ von Richmond Gardens, gesehen84 . Browns Entwürfe enthielten, kurz gesagt, folgende stets sorgfältig geplante Elemente, die sich auch im Englischen Garten in Gotha wieder finden85 : große, sanft gewellte Rasenflächen, darauf einzelne Bäume oder Gruppen („clumps“) von Bäumen, dichte Baumbepflanzung entlang der Grenzen des Parks mit einem Rundweg („belt walk“), und vor allem: im Mittelgrund der See, der – scheinbar natürlich – so gestaltet ist, dass sein Umfang nicht erkennbar bleibt – ein Kniff, den Chambers in seiner „Dissertation“86 den Chinesen zuschreibt – , nicht zu vergessen die Sichtbeziehungen durch den Park und in die umgebende Landschaft. Chambers konnte in Kew freizügig walten und den Park mit allerlei exotischen Bauwerken verschönern. In der Gothaer Ausstellung „Im Reich der Göttin Freiheit“ 2007 war ein Plan – dort etwas missverständlich als „Musterblatt für Gebäude in Englischen Gärten, nebst einigen Teichformen, um 1770“ bezeichnet – aus dem Besitz Ernsts II. zu sehen, auf dem alle diese „Follies“ abgebildet sind. Nur wenige der Bauwerke, vor allem die Orangerie, mit dem Wappen von Augusta und Frederick und Augustas Initiale87, die Große Pagode, die Torbogenruine, der Tempel der Arethusa88 haben bis heute überlebt89 .
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Architekturen im 18. und 19. Jahrhundert, in: Exotische Welten. Europäische Phantasien, Berlin 1987, 12–15, 34–36 u. ö.; Gothaer Residenz (wie Anm. 15), 48f. Nr. 3.11; Gwyn Headley und Wim Meulenkamp, Follies. A National Trust Guide, London 1986, 254: Kew u. ö.; Royal Treasures. A Golden Jubilee Celebration, hg. v. Jane Roberts, London 2002, 159–161, Nr. 86 u. 87 u. ö.; Vivian (wie Anm. 5), 435–440; – Bildnis Chambers’ von Jeremiah Meyer (Majer; Sohn des Tübinger Malers Wolfgang Dietrich Majer – Thieme-Becker XXIV, 480, 497) in der National Portrait Gallery. ADB VI, 446, XIII, 792f.; Max Berbig, Schack Hermann Ewald. Ein Beitrag zur Geschichte des Hainbundes, in: Mitteilungen der Vereinigung für Gothaische Geschichte und Altertumsforschung 1903, 88–111, bes. 102; Detlef Ignasiak, Das literarische Gotha. Von den Anfängen bis zum Ausgang des 20. Jahrhunderts,Bucha bei Jena 2003, 225f.; Siegfried Seifert, Von Voltaire über Galletti zum „Gotha“. Das Gothaer Verlagswesen um 1800, in: Ernst II. (wie Anm. 7), 345–360, bes. 347–352. 1716–1783. Desmond (wie Anm. 6), 46f., 64–67. Udo Hopf und Catrin Lorenz-Seidel, Die Entstehung des Englischen Gartens in Gotha, in: Im Reich der Göttin (wie Anm. 27), 105–115, bes. 109–111; zur englischen Terminologie nützlich das Buch von Michael Symes, A Glossary of Garden History, (Shire Garden History 6) Princes Risborough 2000. Chambers (wie Anm. 81), 71. Abbildung bei Strong (wie Anm. 69), 54. Abbildungen der Pagode und des Torbogens in: Groom und Prosser (wie Anm. 51), 66 Nr. 81f. David H. Solkin, Richard Wilson. The Landscape of Reaction, London 1982, 209–212 Nr. 97–99. Mein Dank geht an Susanne Groom (Curator, Works of Art at Historic Royal Palaces), Clarissa Campbell Orr (Historikerin am Department of Humanities, Anglia Ruskin University Cam-
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Bute blieb in leitender Position, er war der Vertraute der Prinzessin-Witwe und Hauslehrer des Kronprinzen George; als Politiker verhasst, war er als Botaniker vielgerühmt. 1758 wurde auf Butes Betreiben John Haverfield der Ältere90 zum Obergärtner ernannt – und nicht der schon berühmte Brown, der sich neben anderen um den Posten beworben hatte –, Haverfield und sein Sohn John Haverfield der Jüngere91 leiteten zusammen Richmond Gardens92 . Nach des älteren Haverfields Tod 1784 wurde William Aiton93 sein Nachfolger in Kew, der jüngere Haverfield behielt Richmond Gardens bis 1795; dann übernahm Aitons Sohn William Townsend Aiton94 beide Gärten. Der zweite Sohn John Haverfields des Älteren, Thomas, wurde ebenfalls in Kew beschäftigt, bevor er 1785 die Leitung des Gartens von Hampton Court übernahm95 . – Die Brüder Haverfield werden uns noch begegnen. 1759 erscheint erstmals der Begriff „Physick Garden“ in Augustas Rechnungen; er wurde Aiton übertragen – dies waren die bescheidenen Anfänge des botanischen Gartens in Kew. Beim Tod Augustas, am 8. Februar 177296, war Kew Gardens einer der bedeutendsten, wenn nicht der bedeutendste botanische Garten der Welt97 . 1802 wurde Kew Gardens mit Richmond Gardens, die Brown inzwischen nach seinen Prinzipien umgeformt hatte98 , endgültig vereinigt. Zu Augustas Ehren – und nicht zu Ehren Prinzessin Dianas (wie manche glauben), die es bloß am 28. Juli 1987 eröffnete – erhielt ein neues Gewächshaus in den heutigen Royal Botanic Gardens Kew den Namen „The Princess of Wales Conservatory“99 : Augustas Andenken wird also in Kew bis heute hochgehalten.
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bridge Campus) und Angelika Marks (Mitarbeiterin von Ms. Groom) für die liebenswürdige Führung in Kew am 4. Juni 2007. Ca. 1694–1784. 1744–1820. Desmond (wie Anm. 6), 34; Porträt in der Kew Hunt Library. 1731–1793. 1766–1849. Angaben nach Desmond (wie Anm. 6), 430 u. ö.; Ders., Dictionary of British and Irish Botanists and Horticulturists including Plant Collectors, Flower Painters and Garden Designers, London 1994, 326. Für eine Kopie danke ich bestens Uwe Schneider, Berlin, für Auskünfte auch Susanne Groom. – Elizabeth Haverfield, Tochter des John Haverfield des Jüngeren, wurde von Gainsborough porträtiert, Bild in der Wallace Collection, London. Notifikationen, Kondolenzen, Trauerreglements etc. in: ThStAGo Geheimes Archiv E VI Nr. 8; Oberhofmarschallamt Nr. 37; ThStAGo, Fourierbuch (wie Anm. 17) 1772 I berichtet unter dem 23. Februar vom Kurier aus London mit der Trauernachricht, der noch am gleichen Tage nach Dänemark weiter ritt. Über botanische Gärten der neue Tagungsband: Designing Botanical Gardens: Science, Culture and Sociability, hg. v. Nicolas Robin, (Studies in the History of Gardens & Designed Landscapes 28, Nr. 3/4). Plan u. a. in den National Archives, Kew; Abbildung in Desmond (wie Anm. 6), 66. Cloutman (wie Anm. 69), 36.
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II. Von Kew nach Gotha Welche herzoglichen Gärten gab es in Gotha in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts? Rudolphi in seiner „Gotha diplomatica“ von 1717 nennt ihrer vier: „1) Das Lust-Gärtlein auf dem Wahl gegen Morgen, In denselben ist ein zierlich Lust-Hauß mit einem Althan anzutreffen/ benebenst einer Fontaine100 2) Der Ordonanz-Garten unter den Leina-Fluß gelegen/ in welchen eine schöne Orangerie mit einem Gewächs- und Glaß-Hause und eine Fontaine zu sehen101 3) Der Garten in Friedrichs-Thale/ welcher zu den daselbst wohlaufgerichteten Lust-Hause gehörig; worinnen auch eine ansehnliche Grotte befindlich102 4) Der Küchen-Garten mit den Gewächs-Hause/ in welchen ein Canal der durch den gantzen Garten gehet. Dieser Canal ist nicht allein zur Lust mit Cahnen zu befahren/ sondern auch zu Nutz der Stadt angeleget/ also/ daß man sich desselben bey Wasser-Mangel in Feuers-Gefahr bedienen und die gäntzliche Quantitæt Wassers in die Stadt leiten kann“103. Dazu kommt noch der „Herzoginnen-Garten“104. Der Küchengarten war von 1695 an zum „Großen Garten“ umgestaltet worden, durchzogen von dem Kanal, der an beiden Enden in ein ovales Becken mündete, auf denen wohl die Kähne wenden konnten. 1765 war eines dieser Bassins bereits verfallen und verfüllt105. Dieses Areal erbat sich der Hofkomponist Georg Anton (Jiˇri Anton´ın) Benda am 25. April 1765 geschenkweise zu seinem Garten hinzu106. Sein Gesuch wurde aber abschlägig beschieden. Aus gutem Grund, Erbprinz Ernst Ludwig107, der spätere Herzog Ernst II.108 , hatte mit dem Gelände ganz andere Pläne. Welche Pläne genau es waren, ob bereits für 100
Heiko Laß, Die Gothaer Gärten des Barock unter Herzog Friedrich II., in: Im Reich der Göttin (wie Anm. 27), 51–63, hier 57f. Von dem Garten samt Lusthaus ist keine Spur mehr sichtbar, nur noch Bilder im Schlossmuseum Gotha. 101 Laß (wie Anm. 100), 54–57; er musste von 1747 an dem Orangeriegarten weichen: HelmutEberhard Paulus, Die Gothaer Orangerie unter Herzog Friedrich III., in: Im Reich der Göttin (wie Anm. 27), 67–76. 102 Laß (wie Anm. 100), 58–62. Die Grotte wurde 1855 abgerissen, der Garten ist nicht mehr vorhanden. 103 Elisabeth Dobritzsch, Die Gärten Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha, in: Im Reich der Göttin (wie Anm. 27), 31–50, hier 31–36, 53f. 104 Günter Thimm und Udo Hopf, Der Garten der Herzogin, in: Im Reich der Göttin (wie Anm. 27), 127–133. 105 Plan von ca. 1700 in: ebd. 53; Plan „um 1770“[!]: ebd. 105. 106 ThStAGo Geheimes Archiv LL XII (n) Nr. 6. 107 Geboren am 30. Januar 1745 in Gotha, gestorben ebenda am 20. April 1804. 108 Ernst II. (wie Anm. 7); darin auch: Greiling, Ernst der „Mild-Gerechte“. Zur Inszenierung eines aufgeklärten Herrschers, 1–22, hier 18f.; zur Ikonographie Ernsts II., dazu Abb. 1–8: Porträts von Johann Georg Ziesenis (Thieme-Becker XXXXVI, 497–499), Gemäldegalerie Berlin; Gottlieb Friedrich Bach, Schlossmuseum Gotha; Johann Jonas Michael (Thieme-Becker XXIV, 506), Schloß- und Spielkartenmuseum Altenburg, Kopie nach Ziesenis im Museum Schwerin; Jean
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einen Englischen Garten, ist aber nicht bekannt – möglicherweise deswegen, weil gemäß seinem Willen nach seinem Tode persönliche Papiere verbrannt worden sind. Jedenfalls begann er zu dieser Zeit mit dem Ankauf privater Gärten, die an den Küchenoder Großen Garten angrenzten, so z. B. 1766 des Gartens des gothaischen Kanzlers Friedrich Karl von Lichtenstein, als sich dieser auf seine Güter in Franken zurückzog109, oder des Gartens des Aktuars Müller „neben“ dem Großen Garten110 . In der Gartenrechnung des Erbprinzen für 1766/67111 sind Aufwendungen für Reparaturen am Lusthaus südlich des noch vorhandenen Kanalbassins und für eine Sonnenuhr im Bassin sowie für die Anpflanzung von Laub- und Obstbäumen verbucht, außerdem wird der Gärtner Jacob Peter Matthäs genannt. Ob aber tatsächlich das Jahr 1765, als der erste Privatgarten durch Prinz Ernst angekauft wurde, als Datierung des Englischen Gartens in Gotha aufrecht erhalten werden kann und ob der Untertitel der besagten Gothaer Ausstellung „Der erste Englische Garten auf dem Kontinent“ berechtigt ist, wird sich noch zeigen112 . Ein zweites Argument dürfte noch viel weniger stichhaltig sein (und wird hier kurz abgetan): die Baptiste Greuze (Thieme-Becker XV, 9–12), Schlossmuseum Gotha; zwei Porträts unbekannter Meister, Schlossmuseum Gotha; Porträtmedaillon von Houdon, Schlossmuseum Gotha; ein Pastell befand sich in Privatbesitz, laut Gotha. Das Buch einer deutschen Stadt, hg. v. Kurt Schmidt, Band 1, Gotha 1931, Tafel 20; Silhouette der Familie mit den Prinzen August und Friedrich, Schlossmuseum Gotha; – Beck (wie Anm. 4), 407–428; Ders., Ernst der Zweite, Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg als Pfleger und Beschützer der Wissenschaft und Kunst, Gotha 1854; Christoph Köhler, Ernst II. – Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, in: Herrscher und Mäzene. Thüringer Fürsten von Hermenefred bis Georg II., hg. v. Detlef Ignasiak, Rudolstadt und Jena 1994, 310–324. – In den Rechnungsbeilagen in ThStAGo Geheimes Archiv E XIIIc Nr. 56 fand ich die Quittung des Malers Johann Heinrich Brandt (Thieme-Becker IV, 536f.) über 14 Reichstaler Reisekosten nach Gotha, „um gnädigste Herrschafft en mignature zu mahlen“, ebenso des Malers Michael für ein „Contrefait en Crayons“ über 25 Reichstaler, in Nr. 57 die des Malers Ziesenis über 40 Louisd’or für ein Porträt. 109 Huschke (wie Anm. 12), 428f. 110 ThStAGo Staatsmin. Dep. IV Sekr.-Schrank Loc. V Nr. 26a – enthält 21 Kaufbriefe (Akte ist seit längerem unauffindbar); Kammer Stadt Gotha Nr. 28; vgl. den Plan aus dem ThStAGo: „Geometrischer Grundriß von dem Englischen Garten [. . . ]“ von Johann Bartholomäus Orphal mit den Vorbesitzern, der auf der Ausstellung fälschlich „um 1775“ datiert wurde: in Wirklichkeit handelt es sich um ein Gegenstück zu dem Plan mit dem fertig gestellten Englischen Garten von 1774, ebenfalls von Orphal. 111 ThStAGo Geheimes Archiv E XIII (b) Nr. 5 und 6; E XIII c Nr. 57. Hopf (wie Anm. 85), 106. 112 Paulus (wie Anm. 27), 18, 30; Heiko Laß, Der Englische Landschaftsgarten im 18. Jahrhundert – Geschichte, Bedeutung und Funktion, in: Im Reich der Göttin (wie Anm. 27), 91; Udo Hopf und Jens Scheffler, Zur historischen Position des Englischen Gartens in Gotha, in: ebd., 118; dagegen Michael Niedermeier, Der Herzogliche Englische Garten in Gotha und das Geheimbundwesen, in: ebd. 163–170, hier: 163: „Es handelt sich bei dem Gothaer Garten [. . . ] um einen der ältesten eigentlich englischen Gärten in Deutschland“. Die sozusagen offiziöse Geschichtsschreibung über den Englischen Garten in Gotha scheint sich zunächst bis 2006 zurückgehalten zu haben: Der Gothaer Park – seine Geschichte und Natur, hg. v. Museum der Natur Gotha, Gotha 1993, 9: „Nach unserem heutigen Wissensstand ist es der älteste Landschaftsgarten in Thüringen, der 1769 zeitgleich mit Wörlitz begonnen wurde [. . . ]“; Günther Thimm, Die Parkanlagen um Schloss Friedenstein, in: Paradiese der Gartenkunst in Thüringen. Historische Gartenanlagen der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, hg. v. Helmut-Eberhard Paulus, (Große Kunstführer der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten 1) Regensburg 2003, 57–76, hier: 61: „Er zählt zu
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Anschaffung einer „Maschine“ zum „Ausreißen“ oder „Ausheben“ von Bäumen und Wurzelstöcken nach dem Entwurf des Schlossers oder Mechanikus Johann Michael Wittmann aus Beilngries im Hochstift Eichstätt durch die herzogliche Kammer – also die für die Domänen und Forsten zuständige Behörde – im Jahre 1765113. Es ist die Frage, ob ein solcher Superlativ nötig ist – wichtiger wäre, den Gothaer Park erst einmal bekannt zu machen, denn in der Literatur wird er, im Gegensatz zu Wörlitz114, bisher stiefmütterlich behandelt115 . Womöglich haben sich die frühen Einflüsse der neuen englischen Gartenkunst zuallererst in der englischsten Stadt des den ältesten Landschaftsgärten in Deutschland. 1769, zeitgleich mit den Wörlitzer Anlagen [. . . ] begonnen [. . . ]“; Günther Thimm, Der Herzogliche Park in Gotha – ein Landschaftsgarten „im Style des klassischen Brown“, in: ders., Wenn Kunst sich in Natur verwandelt. Begegnungen mit historischen Gärten in Thüringen, Altenburg 2006, 59–61, hier 59: „Diese Anlage ist [. . . ] 1769/70 nahezu gleichzeitig mit den Wörlitzer Anlagen entstanden, [und zählt] zu den ersten Landschaftsgärten in Deutschland [. . . ]“; Michael Niedermeier, „Vorhöfe, Tempel und Heiligstes“. Der Herzoglich Englische Garten. Entstehung und Bedeutung, in: Ernst II. (wie Anm. 7), 185–199, hier 185: „Einer der ältesten, wenn nicht sogar der älteste ,Englische Garten‘ in Deutschland [. . . ]. Mit einiger Berechtigung darf man den Park in Gotha noch vor Richmond bei Braunschweig den ältesten eigentlich englischen Garten Deutschlands nennen“; Schloss Friedenstein in Gotha mit Park. Amtlicher Führer, hg. v. der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, München 2006, 32: „Damit ist der Englische Garten in Gotha nicht nur einer der frühesten Landschaftsgärten in Deutschland [. . . ]“; 74: „Der Englische Garten, auch Herzoglicher Park genannt, ist einer der frühesten landschaftlichen Gärten auf dem europäischen Kontinent [. . . ]“. Erst im Zusammenhang mit der Ausstellung in Gotha im Jahre 2007 scheint der werbewirksam gedachte Slogan „Der älteste Englische Garten auf dem Kontinent“ aufgestellt und durch Werbemittel der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten auch in den Medien verbreitet worden zu sein (Nachweise sind hier aus Platzgründen weggelassen)– bis hin zu einer Meldung der Neuen Zürcher Zeitung (vom 15. Oktober 2007). Es gibt Anzeichen dafür, dass sich die Legende festsetzt und in der städtischen Fremdenverkehrswerbung weiter gepflegt wird. 113 ThStAGo Kammer Insgemein Nr. 2222. Danach der Beitrag von Hopf (wie Anm. 112), 117f.; die Verfasser lesen unrichtig „Mittmann“ und nennen die Behörde ebenso unzutreffend „Hofkammer“. Im Findbuch hat ein Zeitgenosseden Begriff „Waldteufel“für die Maschine nachgetragen, der auch Eingang fand in das Grimmsche Wörterbuch Band 27 Sp. 1200. Sie war aber für das Umsetzen größerer Bäume, wegen der Gefahr der Verletzung der Wurzeln und wegen des großen Gewichts der Bäume, wahrscheinlich nicht geeignet – so das Fazit einer aufgrund meiner Anfrage angefertigten Ausarbeitung von Frau Friederike von Gadow M. A. vom Institut für Forst- und Umweltpolitik (Professor Volz), Arbeitsbereich Wald- und Forstgeschichte, der Universität Freiburg im Breisgau, der ich ganz herzlich danke. Frau von Gadow zitiert aber auch aus Christian Johann Friedrich Dießkau, Das regelmässige Versetzen der Bäume in Wäldern und Gärten, Meiningen 1788, 14: „Die jetzt Mode werdende Englischen Anlagen können vieles dazu beytragen,daß bey Versetzung der Waldbäume ein mehreres Licht verbreitet wird“. Aus der oben genannten Akte ziehe ich den Schluss, dass die Kammer das Gerät 1765 nur für das Ausheben von Bäumen und alter Wurzelstöcke in den herzoglichen Forsten hat anfertigen lassen – vom Park ist nie die Rede. – Eine ähnliche Auskunft gab mir dankenswerterweise Dr. Peter-M. Steinsiek im Auftrag von Professor Krott, Lehrstuhl für Forst- und Naturschutzpolitik der Universität Göttingen. 114 Chicago Botanic Garden Encyclopedia of Gardens. History and Design, hg. v. Candice A. Shoemaker, 3 Bände, Chicago und London 2001, Band 3, 1453f. 115 Nicht erwähnt in dem älteren Standardwerk von Maria Gothein, Geschichte der Gartenkunst, 2 Bände, Jena 1926; ebenso in der Encyclopedia [Shoemaker (wie Anm. 114)] und in The Oxford Companion to Gardens, Oxford, New York 1986. Zur Problematik des „ersten“ Englischen Gartens in Deutschland vgl. Rolf Kirsch, Frühe Landschaftsgärten im niedersächsischen Raum, Göt-
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Festlandes gezeigt, nämlich in Hamburg116. Gotha ist aber sozusagen auch ein Stück England, zumindest in den Augen von John Murray und seinem Reiseführer von 1836117: „The Palace called Friedenstein is an imposing building, conspicuous at a distance, not unlike Windsor Castle in its situation, and surrounded by similar terraces, commanding fine views [. . . ]“118 – Nur die Themse fehlt, der Leinakanal ist nur ein ärmlicher Ersatz! Der Schlosspark kommt bei Murray nur kurz weg: „The Gardens and Terraces belonging to the palace, and the Boulevards round the town, are agreeable promenades“. Doch wir sind der Entwicklung vorausgeeilt. 1768 stand erst einmal die Reise des Erbprinzen Ernst zusammen mit seinem Bruder August119 an. Dies war nicht die erste England-Reise gothaischer Prinzen. Vielmehr waren 1672 zwei Söhne Ernsts des Frommen, die Prinzen Albrecht und Heinrich, in England gewesen120 . 1691 weilten Prinz Friedrich (der spätere Herzog Friedrich II.) und sein (1707 vor Toulon gefallener) Bruder Johann Wilhelm, 1723 Friedrich III. und dessen Bruder Wilhelm in London121 . Am 3. Mai 1768 schrieb Augusta an ihren Bruder122 : „La permission, que vous avez donne au deux Prince voˆ s fils de venir cet Ett´e me voir me fais la plus grand joye du monde“, und wenige Tage später, am 12. Mai123 : „je pus vous assurer [. . . ] que leur Presence contribura beaucoup a adoucir mon chagrin“ (sie hatte nämlich gerade ihre Tochter Louise verloren)124 . Die Prinzen waren aber schon am 13. Februar 1768 von Gotha abgereist und über Frankfurt am Main, Darmstadt, Mainz, Bonn, Köln am 18. März nach Den Haag tingen 1993, bes. 34f. – Die ortsgeschichtliche Literatur über Gotha hat dem Englischen Garten ebenfalls kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Insofern ist die Ausstellung in Gotha samt Begleitbuch durchaus verdienstvoll. 116 Kirsch (wie Anm. 115), 34; Gärten, Landhäuserund Villen des hamburgischenBürgertums. Kunst, Kultur und gesellschaftliches Leben in vier Jahrhunderten, Ausstellung Hamburg 1975, (Aus den Schausammlungen des Museums für Hamburgische Geschichte 4) Hamburg 1975, 23. 117 John Murray, Hand-Book for Travellers on the Continent: Being a Guide through Holland, Belgium, Prussia and Northern Germany . . . “, London 1836, 383f.; – Bücher die die Welt verändern, hg. v. John Carter und Percy H. Muir, Darmstadt 1969, 553–556. 118 Der Vergleich mit Windsor findet sich schon in einem Reiseführer des bekannten Gothaer Publizisten Heinrich August Ottokar Reichard, Der Passagier auf der Reise in Deutschlandund einigen angränzenden Ländern, Weimar 1801, laut Max Schneider, Gotha in der Reisebücher-Literatur von 1671–1824, in: Mitteilungen der Vereinigung für Gothaische Geschichte und Altertumsforschung 1906/7, 18–62, hier 19. 119 1747–1806. – Reichard hat für Christian Cay Lorenz Hirschfeld, Theorie der Gartenkunst, Band 4, Leipzig 1782, 234–238, eine Schilderung des Gothaer Parks geliefert; die meisten Illustrationen des Werks gehen auf den schon genannten Maler Johann Heinrich Brandt (vgl. Anm. 108) zurück. 120 August Beck, Ernst der Fromme, Herzog zu Sachsen-Gotha und Altenburg. Ein Beitrag zur Geschichte des 17. Jahrhunderts, Weimar 1865, 778. 121 ThStAGo Geheimes Archiv E IV ¤ Nr. 10, Nr. 21f.; Beck (wie Anm. 4), 357 bzw. 382. 122 ThStAGo Geheimes Archiv E IV ¤ Nr. 48 Brief 181. 123 Brief 182. 124 Die Tochter ist am 13. Mai 1768 gestorben – entweder hat sich Augusta im Datum geirrt, oder sie hat den alten Kalender verwendet.
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gelangt. Hier erst erhielt der Erbprinz die Erlaubnis zur Weiterreise, ebenso August, der sich eigentlich zu seinem gothaischen Regiment in Herzogenbusch (s’ Hertogenbosch) hätte begeben sollen125. Über Breda, Antwerpen, Brüssel, Lille erreichten die Prinzen und ihr Gefolge am 18. Juni Calais, von wo sie wegen einer Flaute in nicht weniger als 14 Stunden126 nach Dover übersetzten. Sie kamen in London am Tag der Illuminationen zu Ehren des Geburtstags König Georgs III. an und bezogen Quartier in der Suffolk Street, wo schon der Prinzen Vater 1723 gewohnt hatte127 . Alsbald begann ein Programm von Besichtigungen und Ausflügen, Diners und Bällen, Jagden und Empfängen bei Hofe, auch Theater- und Opernaufführungen, so „Macbeth“ von Shakespeare und „La buona figliuola“ von Nicola Piccinni128 . Mit ihrer Tante waren die Prinzen in Portsmouth und auf der Isle of Wight129. Eine weitere Exkursion führte die Prinzen sogar nach Chatham, wo ein Geschwader von vier Kriegsschiffen gewaltigen Eindruck auf die Prinzen machte130 . Zu den Schiffen gehörte u. a. die „Centurion“, mit der Lord George Anson um die Welt gesegelt war, und die fast neue „Victory“, die später das Flaggschiff Nelsons bei Trafalgar wurde und die sie dank ihrem Cousin, dem Duke of Cumberland von innen und außen besichtigen konnten131 . Vor allem aber galt das Interesse der Prinzen offensichtlich kleinen und großen Gärten und Parks. Zuerst besuchten sie natürlich die Gärten ihrer Tante bei „Carlton House“ und in Kew sowie den benachbarten Garten von Richmond132. Zu Gast waren sie auch auf verschiedenen Landsitzen, so bei dem berühmten Schauspieler David Garrick in Hampton an der Themse133 . August sah ihn später im Drury-Lane-Theater in „Macbeth“ „von dem berühmten Shakespeare“. So sehr er Garricks Schauspielkunst bewunderte, so wenig hatte er, offenbar in den Traditionen des französischen Theaters mit den klassischen Einheiten der Zeit, des Orts und der Handlung befan-
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ThStAGo Geheimes Archiv E IV ¤ Nr. 48 enthält 206 Briefe der beiden Prinzen sowie des Kammerherrn Christian Georg von Helmolt, des Oberstallmeisters Johann August von Benckendorff – dieser wurde wegen „Melancholie“ frühzeitig nach Hause geschickt, starb aber auf dem Fährschiff und wurde in St. Mary’s in Dover beigesetzt (Briefe 122, 128; Rechnungen für Bestattung, Leichenschmaus etc. in ThStAGo Geheimes Archiv E XIII c Nr. 56) – und des Sprachlehrers Louis Benjamin de Saugy: Rees (wie Anm. 23), 214–219. 126 Benckendorff schreibt sogar von 16 Stunden (Brief 87). 127 Briefe 87, 89. 128 Briefe 116, 136; Julia Burbulla, Der Englandaufenthalt Ernst II. von Sachsen-Gotha (1745–1804) anlässlich seiner Prinzenreise im Jahre 1768 und dessen Einfluss zum herzoglichen Park in Gotha [sic], in: Im Reich der Göttin (wie Anm. 27), 93–102. 129 Augustas Brief 186. 130 Brief 108. 131 Porträt Ansons in: Donald Macintyre, Abenteuer der Segelschiffahrt, Gütersloh und Wien 1971, 128; „Victory“: 164; A. Grant, Nelson’s Victory, Portsmouth 3 1952. Frederick schenkte der Universität Göttingen 1744 ein Modell der „Royal George“, laut Jobst Broelmann und Klaus Freymann, Reiselexikon Schiffahrt, München 1995, 94f., Nr. 97; Bild bei Macintyre 132; vielleicht das bei Vivian (wie Anm. 5), 65, 300 genannte Schiffsmodell. 132 Brief 88. 133 Brief 108. Zwei Jahrhunderte englischer Malerei (wie Anm. 43), 142f., Nr. 53f.
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gen, für das Bühnenstück Verständnis, dies freilich auch aus sprachlichen Gründen, wie er zugab134 . In London selbst sahen Ernst und August „Rannelagh Gardens“ in Chelsea, jene beliebte Vergnügungsstätte mit der berühmten Rotunda, in der am 29. Juni 1765 der damals achtjährige Mozart aufgetreten war – das ganze „fait un spectacle tr`es beau“, befand Prinz August135 ; sie speisten auch mit einem der Teilhaber des Unternehmens, Sir Thomas Robinson 136 . Sie besuchten ferner den Landsitz ihres Cousins, des Duke of Cumberland, der als Ranger von Windsor Great Park dort die „Windsor“ oder „Cumberland Lodge“ bewohnte – „une Campagne charmante“, „un Parc superbe“, meinte Erbprinz Ernst137 . Nach dem Bericht Benckendorffs waren die Prinzen auch in den Parks von Painshill zu Gast138, dessen Besitzer damals noch sein Schöpfer Charles Hamilton war – er musste 1773 verkaufen –, und in Claremont, das Henry Fiennes Clinton, 2. Duke of Newcastle-under-Lyme gehörte und wo Kent einige „Follies“ gebaut hatte139 . Vom 14. bis 17. September 1768 machten die Prinzen einen längeren Ausflug140 : Zuerst ging es zum Landsitz Hungerhill des Flottenkapitäns John Albert Bentinck, Sohn des Wilhelm Bentinck Graf von Rhoon, auf dessen offenbar allgemein bekannte Scheidungsgeschichte mit seiner Gemahlin Charlotte Sophie, Briefpartnerin Voltaires, in dem Bericht dezent angespielt wird141 , dann über Oxford, mit Besichtigung der wichtigsten Colleges und der Altertümersammlung, nach Blenheim, „la fameuse Mai-
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136 – Transkription in: Rees (wie Anm. 23), 219. Heinz Kindermann, Theatergeschichte Europas, Band 4, Salzburg 1961, 273f.: Garrick in „Macbeth“; DNB VII, 895–906. 135 Der Prinz schreibt, wie er’s hört: „Rennelah“ – Brief 88. Shoemaker (wie Anm. 114), Band 3, 1053; London. Eine europäische Metropole in Texten und Bildern, hg. v. Norbert Kohl, (InselTaschenbuch 322) Frankfurt am Main 1979, 122–125; Karl Voß, Reiseführer für Literaturfreunde: London, (Ullstein-Taschenbuch408) Frankfurtam Main u. a. 1977, 294f.; Erich Schenk, Wolfgang Amadeus Mozart. Eine Biographie, Wien 1955, 123–160; laut von der Osten [(wie Anm. 12), 294] verwandte sich Grimm, der die Mozarts schon in Paris protegiert hatte, beim Erbprinzen für die Mozarts, zwecks Empfehlung an Augusta. 136 Brief 116. Er war berühmt für seine verschwenderische Gastfreundschaft, die auch Augusta genoss: DNB XVII, 49–51. 137 Brief 93. Jane Roberts, Royal Landscape. The Gardens and Parks of Windsor, New Haven und London 1997; Bild von „Cumberland Lodge“ auch in: John Martin Robinson, Royal Palaces: Windsor Castle. A Short History, London 1996, 58. 138 Hammerschmidt (wie Anm. 66), 110–120; Shoemaker (wie Anm. 114), Band 3, 988f.; The Oxford Companion to Gardens (wie Anm. 115), 417f.; Patrick Taylor, Eine Reise durch Englands schönste Parks. Englische Gärten und Gartenanlagen, Niedernhausen 2002, 72f.; Peter Sager, Englische Gartenlust. Von Cornwall bis Kew Gardens, Frankfurt am Main 3 2002, 45–49; Headley und Meulenkamp (wie Anm. 81), 109–111. 139 Brief 102. Hammerschmidt (wie Anm. 66), 45–50; The Oxford Companion (wie Anm. 115), 120f.; DNB IV, 332; Hans von Trotha, Der Englische Garten. Eine Reise durch seine Geschichte, Berlin o. J., 132; Headley und Meulenkamp (wie Anm. 81), 111f. 140 Briefe 129, 137. 141 Brief 129. – DNB II, 285; Genealogisches Handbuch des Adels, Band 25, 215f; ADB II, 343f.; Haase (wie Anm. 12), 2 m. Anm. 3.
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son batie par la Nation pour le fameux Duc de Marlborough“ (so der Erbprinz)142, wo der Regen sie freilich an ausführlicher Besichtigung des Parks – das Werk von Brown – hinderte, bis Buckingham143 . Am nächsten Tag kamen sie nach Stowe, jenem berühmten Park, der jetzt William Temple gehörte und wo Kent und Brown tätig gewesen sind144 . Über Stowe äußerte sich Prinz Ernst für seine Verhältnisse ganz begeistert: „une des plus belles Campagne d’Angleterre [. . . ] qui a parfaitement r´epondue a l’id´ee que je m’en etois faite“145. Hier stand ein „Temple of Friendship“, geweiht dem Andenken oppositioneller Politiker und gewidmet Prince Frederick, dessen Büste darin aufgestellt war146 . Mit Bewertungen der besuchten Gärten hielt sich Ernst, der überhaupt kein sehr eifriger Briefeschreiber war, eher zurück. Dagegen war Prinz August in seinen Urteilen deutlich. Den Garten bei „Carlton House“ nannte er „extremement joli pour eˆ tre dans Londres mˆeme“147, der Park von Richmond sei „tr`es-beau“148 , aber Kew, das sei „une image vivante du Paradis terrestre“149 . Im Kontrast dazu fand August den Park von Hampton Court, der ganz im holländischen Geschmack gehalten sei, „d’une cim´etrie [!] fort ennuyante pour ceux qui ont eu le bonheur de voir Kew“150 . Am 26. September machten sich die Prinzen auf die Heimreise151. Prinz August war am 3. Oktober wieder bei seiner Garnison in Herzogenbusch, der Erbprinz ging nach Paris, Fontainebleau und Versailles. Von Paris reiste er am 21. Dezember ab, am 17. Januar 1769 kehrte er nach Gotha zurück152 . 142
Hammerschmidt (wie Anm. 66), 89–92; Shoemaker (wie Anm. 114), Band 1, 145–149; The Oxford Companion to Gardens (wie Anm. 115), 59; Taylor (wie Anm. 138), 164f.; Zwei Jahrhunderte englischer Malerei (wie Anm. 43), 147f., Nr. 58–60; Trotha (wie Anm. 139), 115–123. 143 Headley und Meulenkamp (wie Anm. 81), 219. 144 Hammerschmidt (wie Anm. 66), 51–61; Shoemaker (wie Anm. 114), Band 3, 1259–1263; The Oxford Companion to Gardens (wie Anm. 115), 536–538; Taylor (wie Anm. 138), 64f.; DNB XIX, 519; Trotha (wie Anm. 139), 103–113; Headley und Meulenkamp (wie Anm. 81), 226–229. 145 Zu deutsch: „einer der schönsten Landsitze Englands, der ganz der Vorstellung entsprach, die ich mir davon gemacht hatte“; ungenaue Übersetzung bei Burbulla (wie Anm. 128), 99f. m. Anm. 12; im „Gothaischen Hofkalender“ für 1773 findet sich eine ausführliche Beschreibung des Parks von Stowe, laut Niedermeier, „Vorhöfe“ (wie Anm. 112), 188. 146 Vivian (wie Anm. 5), 221f., 224f., 260, 321; vgl. Desmond (wie Anm. 6), 12; mit den Oppositionspolitikern William Petty-Fitzmaurice, 2. Earl of Shelburne und Henry Seymour Conway, Marquis of Hertford (DNB XV, 1005–10013 bzw. DNB IV, 976–982; vgl. Rees und Siebers [wie Anm. 23], 264), die für den Abgeordneten John Wilkes gestimmt hatten – über den die Prinzen wohl informiert waren (Brief 88. Wilkes: DNB XXI, 242–250) – speiste Erbprinz Ernst im Juli 1768 (Brief 93). 147 Brief 88. 148 Brief 95. 149 Brief 92. 150 Brief 95. Vgl. Burbulla (wie Anm. 128), 100 m. Anm. 13; Shoemaker (wie Anm. 114), Band 2, 562–565: Brown war zwar hier Royal Gardener gewesen, hatte aber wenig geändert; The Oxford Companion to Gardens (wie Anm. 115), 242–244; Taylor (wie Anm. 138), 39–41. 151 Brief 139. 152 ThStAGo, Fourierbuch (wie Anm. 17) 1769 I. Reiserechnung Paris-Gotha in ThStAGo Geheimes Archiv E XIII c Nr. 57. – Schwülstige zweisprachige Publikation des Friedrich Wilhelm Streit aus Ronneburg, Hofdiakon auf Schloss Friedenstein, der übrigens den unglücklichen Benckendorff
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Lange sollte Prinz August nicht in Holland bleiben, denn zum Militär fühlte er sich nicht geboren153 . Im Sommer 1771 unternahm er eine Reise nach Italien, unterbrochen von einem Aufenthalt am Genfer See und einem Besuch bei Voltaire in Fernay. In Rom warb er Reiffenstein für Gotha an154 . General der Generalstaaten geworden, ließ er sich 1774 in Gotha nieder155 und reichte 1775 „aus Gesundheitsgründen“ seinen Abschied ein. Mit dem bekannten Frederick Augustus Hervey, 4. Earl of Bristol und Bischof von Derry reiste er 1777/78 wieder nach Italien156. In Gotha erbaute er sich das heute so genannte klassizistische Prinzenpalais, vollendet 1787, und legte hinter dem Gebäude seinen eigenen, wenn auch verkleinerten Englischen Garten, komplett mit Teich und Belt Walk, an157 . Aber nun zum eigentlichen Englischen Garten. Es kann keine Rede davon sein, dass Erbprinz Ernst schon im Januar 1769 einen englischen Gärtner mitgebracht oder dass Haverfield bereits im Februar 1769 in Gotha geweilt habe158 . Vermutlich war – ohne dass in den Briefen davon gesprochen würde – während des Aufenthalts der Prinzen mit Augusta verabredet worden, dass sie ihren Gärtner John Haverfield den Jüngeren159 ihrem Neffen zur Verfügung stellen und ihm auch Pflanzen aus Kew Gardens überlassen werde. Am 18. März 1769 schreibt sie Erbprinz Ernst, sie habe über den gothaischen Agenten in Hamburg, Paridon Daniel Kern, drei Kisten mit Pflanzen an ihn abgeschickt, die bei günstigem Wind in 15 Tagen ankommen könnten160 : «je pourai vous envoier touts les primtems une Collection, vous garnir v oˆ tre jardin, hätte nach Hause begleiten sollen: „The Sentiments of a grateful Heart rejoicing at the Happy Return of His Future Sovereign. [. . . ] Die Empfindungen eines dankbaren Herzens, das sich über die höchstbeglükte Zurükkunft Seines künftigen Beherschers freuet [. . . ]“. – Vorhanden in der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha, Signatur: Goth. 8˚ 145/3. 153 Berger (wie Anm. 9), 220–223; Christoph Köhler, Prinz August von Sachsen-Gotha-Altenburg, in: 10 Jahre Goethe-Gesellschaft Gotha (wie Anm. 18), 34–54. 154 Rees (wie Anm. 23), 236. 155 Seine damalige Residenz, das Prinzenhaus in der Gothaer Hützelsgasse, in dem auch Grimm wohnte und Goethe ein- und ausging, fiel 1981 der Zerstörung der Altstadt durch die SEDStadtplaner anheim. 156 Rees (wie Anm. 23), 289–292; Das italienische Reisetagebuch des Prinzen August von SachsenGotha-Altenburg, hg. v. Götz Eckardt, (Schriften der Winckelmann-Gesellschaft 10) Stendal 1985. 157 Heiko Laß, Herzogliches Palais, in: Im Reich der Göttin (wie Anm. 27), 251–253. Im Prinzenpalais pflegte Prinz Alberts älterer Bruder, der regierende Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, zu residieren; er baute 1851 einen Wintergarten an, der 1906 wieder beseitigt wurde – Innenansicht, Aquarell von Carl Trost, abgebildet bei Delia Millar, Views of Germany from the Royal Collection at Windsor Castle. Ansichten von Deutschland aus der Royal Collection in Windsor Castle, London 1998, 146f. (Titel unzutreffend). – Das Palais, zu Zeiten der DDR „Clubhaus der Jugend“, steht leer. 158 So Im Reich der Göttin (wie Anm. 27), 107, 118, 166. Bei der Veröffentlichung handelt es sich um ein Begleitbuch – mit einem zutreffenden Untertitel – zu der gleichnamigen Ausstellung im Sommer 2007, mit einem anderen Untertitel: „Der erste Englische Garten auf dem Kontinent“. Dieser Anspruch wurde weder im Begleitbuch noch in der Ausstellung noch sonst eingelöst. 159 Zu Recht bemerkt Burbulla (wie Anm. 128) 101, dass wegen seines Alters es sich wohl kaum um John Haverfield den Älteren handeln kann. 160 Brief 190.
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et ce serai un vrai plaisir pour moi si je pouroit contribuer parla, a voˆ s amusements champeters». Nach dem Bericht eines Reiseführers von 1796161 kamen aus Kew besonders nordamerikanische Baumarten, wovon sich eine Weymouthskiefer, die sog. Lyra-Kiefer, erhalten hat162 . Doch wurden auch sonst Sämereien aus Amerika (schon im Juli 1769 für 35 Taler 23 Groschen 11 2/3 Pfennig) sowie Setzlinge oder Blumensamen erworben, aus dem Lande, ferner aus Erfurt und Nürnberg163 . Bäume kamen in großer Zahl aus den herzoglichen Forsten. Weitere Unterlagen zu den Importen aus Kew liegen leider nicht vor. Dagegen ist ein Versand in der Gegenrichtung gut dokumentiert164 : für 16 Stück Borsdorfer Apfelbäume, die wohl im Februar 1769 an Augusta abgingen, ist sogar die Rechnung über 4 Reichstaler erhalten; das Porto kostete noch einmal 3 Reichstaler. Aber wann kam Haverfield wirklich nach Gotha? Das Fourierbuch 1769 III165 sagt für den 26. August 1769 klar und deutlich: „Dito ist ein Gärtner Haferfiel [!] von Engeland hier ankommen und hat in der Stadt Ein HofLogi bey Doctor Arnold“166. 1771 wurde er, vielleicht weil der Arzt kränkelte (er starb im Januar 1772), bei Sekretär Vippach einquartiert167 . Zum Datum August 1769 passt auch, dass am 14. Oktober dieses Jahres 2 Reichstaler für die Miete eines Bettes auf drei Monate abgerechnet werden, „worin der Gärtner Haberfield geschlaffen“168. Und zum anderen: John Haverfield brachte seinen Bruder Thomas mit, oder dieser kam später nach. Von beiden Haverfields sind Honorarquittungen – unklar für welchen Zeitraum oder ob als Abschlusszahlungen – erhalten: John bestätigte am 11. Juni 1770: „Ce 11me de Juin Recu de Monsieur le Major Orfall deux Cents Ecus“ – also 200 Reichstaler – und Thomas am 5. Oktober desselben Jahres: „J’ai recu de Monsieur le Major Orffall vingt Louis d’ors“ – also, nach dem damaligen Kurs von 5 Reichstalern auf einen Louisd’or, die Summe von 100 Reichstalern169 . Die Quittung Thomas’ ist, wenigstens nach dem derzeitigen Kenntnisstand, das einzige – und ganz neu als solches ermittelte – Zeugnis für seine Tätigkeit in Gotha. Das Gothaer Projekt muss demnach von solcher Wichtigkeit gewesen sein, dass beide Haverfields hier wirkten. 161
Von dem Gothaer Arzt Albert Klebe, Gotha und die umliegende Gegend, erschienen bei Ettinger. 98f. Vgl. Richard Waitz, Der herzogliche Park zu Gotha von seiner Entstehung bis auf die jetzige Zeit, Gotha 1849, 23 (inhaltlich ist das Büchlein dürftig); Hopf und Lorenz-Seidel (wie Anm. 85), 112f. 163 ThStAGo Geheimes Archiv E XIII c Nr. 57. 164 Brief 190. ThStAGo Geheimes Archiv E XIII c Nr. 57 Bl. 270. 165 ThStAGo Fourierbuch (wie Anm. 17); es wurde wohl von den Autoren und Kuratoren der Ausstellung nicht ausgewertet. 166 Gemeint ist wohl der Landphysikus Dr. Ludwig Wilhelm Arnold (1721–1772). 167 Laut Quittung für Miete vom 1. Oktober 1771 über 12 Reichstaler – ThStAGo Geheimes Archiv E XIII b Nr. 9. 168 Ebd. E XIII c Nr. 57. 169 Ebd. E XIII b Nr. 8; Johns Quittung erstmals veröffentlicht in Kunst und Kultur (wie Anm. 18), 19, ohne dass ich damals schon erkannt hätte, dass die zweite Quittung von Thomas stammt. – Ungenau die Angaben bei Thimm, Die Parkanlagen (wie Anm. 112), 72, und ders., Der Herzogliche Park (wie Anm. 112), 52. 162
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Ja, erstmals in der Rechnung 1771170 erscheint außerdem ein Gärtner namens Thomas Webb – vermutlich auch ein Engländer – , der noch für 1772 erwähnt wird und in diesem Jahr eine Reihe von Rechnungen abgezeichnet hat. Webb wohnte zumindest zeitweilig im „Mohren“, dem führenden Haus am Platze, in dem auch Goethe abzusteigen pflegte171 . Ein bezeichnender Nachklang der England-Reise: Vom 9. September 1769 datiert die Rechnung für eine Publikation „Buildings of Kew“, die aber nur 16 Groschen kostete172 , es ist daher eher unwahrscheinlich, dass es sich dabei um Chambers’ aufwendige Veröffentlichung „Plans, Elevations, Sections, and Perspective Views of the Gardens and Buildings at Kew in Surry“ , 1763, handelt oder um die anonym erschienene Raubkopie „Description of the Gardens and Buildings at Kew in Surry“173 . Vielmehr wird die oben schon erwähnte Graphik mit einem Grundriss des Parks und Ansichten der Gebäude gemeint sein. Nach den Rechnungen begannen Ende September 1769 die Ausschachtungsarbeiten für den Parkteich. Die Ausgaben wurden von dem schon genannten IngenieurHauptmann (seit November 1769: Major, August 1772: Obrist-Lieutenant) Johann Bartholomäus Orphal abgezeichnet, der von nun an eine bedeutende Rolle bei der Schaffung des Englischen Gartens in Gotha spielte, indem er für das Rechnungswesen verantwortlich war. Orphal hat auch die beiden wichtigsten und genauesten Pläne des Englischen Gartens – vor dem Beginn der Arbeiten, um 1766 (Abb. 3.1), und nach Fertigstellung, 1774 (Abb. 3.2) – gefertigt174. Die Erdbewegungen zogen sich bis ins Jahr 1773 hin. Dabei wurde für wechselnde Zahlen von Arbeitern abgerechnet – die Angaben schwanken von 20 bis 108 Mann, und für ein Gartenpferd175 . Im Frühjahr 1770 waren die Arbeiten voll im Gang: Die Stadtverwaltung Gotha musste am 2. Mai 1770 besonders der hiesigen Jugend verbieten, Graben und Mauern des erbprinzlichen Gartens zu übersteigen „und dadurch den Arbeitern daselbst vielfältige Hinderungen zu verursachen“176 . Als Augusta vom 10. September bis 15. Oktober 1770 in Gotha zu Besuch weilte, war das Werk wohl noch nicht vollendet. Die Fourierbücher geben genauestens alle Ausflüge und Vergnügungen wieder, sie führen Augustas Gefolge auf, sie erwähnen Treffen Augustas mit Familienmit170 ThStAGo
Geheimes Archiv E XIII b Nr. 9; E XIII A c Nr. 1 Bl. 80, 135. war der Kammerdiener Johann Philipp Freytag, der am 4. Januar 1771 starb – „Wöchentliche Gothaische Anfragen und Nachrichten“ Nr. 1/1770. Kunst und Kultur (wie Anm. 18), 9–11. – Den „Mohren“ ließ die Gothaer Stadtverwaltung im Herbst 2007 abreißen. 172 ThStAGo Geheimes Archiv E XIIIc Nr. 57. 173 Desmond (wie Anm. 6), 437. 174 ThStAGo Geheimes Archiv E XIII c Nr. 57; Pläne: ThStAGo Kartenkammer 176/6; Im Reich der Göttin (wie Anm. 27), 111; Die Gothaer Residenz (wie Anm. 15), 57f., Nr. 4.1; – Orphal: „Wöchentliche Gothaische Anfragen und Nachrichten“ Nr. 3/1770 bzw. 21. Aug. 1772; ThStAGo Fourierbuch (wie Anm. 17) 1769 IV Nov. 1769. 175 ThStAGo Geheimes Archiv E XIII b Nr. 8, 9; E XIII c Nr. 57; E XIII A c Nr. 1, 3. Das Pferd „crepirte“ am 4. Januar 1772 und musste ersetzt werden. 176 „Wöchentliche Gothaische Anfragen und Nachrichten“ Nr. 19/1770. 171 Besitzer
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Abb. 3.1: Plan des Areals des späteren Englischen Gartens von Johann Bartholomäus Orphal, um 1766, ThStA Gotha, Staatsministerium Abt. Gotha – Kartenkammer Nr. 180/3.
gliedern, so mit ihrer Schwester Herzogin-Witwe Friederike von Sachsen-Weißenfels in Langensalza177 und mit ihrer Tochter Erbprinzessin Auguste von BraunschweigWolfenbüttel, sie zählen sogar die einzelnen Masken bei einem Maskenball auf – vom „Englischen Garten“ ist aber nie die Rede178 . Es heißt nur, dass am 3. Oktober 1770 ein Frühstück „im herzoglichen Küchengarten“ stattgefunden habe. Am 15. Oktober reiste Augusta mit ihrem Sohn William Duke of Gloucester – der inzwischen nachgekommen war – wieder ab. Haverfield hatte offenbar nicht nur die Oberleitung über die Gartengestaltung in Gotha inne, sondern er wurde vom 28.–30. August 1770, übrigens zusammen mit dem Molsdorfer Gärtner Wehmeyer, auch zur Begutachtung der – nicht verwirklichten – Änderungspläne für den Garten beim Schloss Ichtershausen hinzugezogen179 . Für den Gothaer Garten aber fertigte Haverfield offenbar mehrere Entwürfe. Orphal berichtet nämlich dem Erbprinzen in einem Promemoria vom 7. August 1770: 177
Vgl. die eher schlichte Biographie von Katrin Mörstedt, Friederike, Prinzessin von SachsenGotha-Altenburg und letzte Herzogin von Sachsen-Weißenfels, Bad Langensalza 2001, 53. 178 ThStAGo Fourierbuch (wie Anm. 17) 1770 III, IV. 179 Pläne in ThStAGo Kartenkammer 121/19. – ThStAGo Oberhofmarschallamt Nr. 681g – Fourierbuch für Ichtershausen – freundlicher Hinweis von Frau Rosemarie Barthel, ThStAGo. Im Juni und August 1771 war Haverfield mit Orphal wiederum in Ichtershausen: ThStAGo Geheimes Archiv E XIII b Nr. 9; E XIII A c Nr. 1; vgl. Heiko Laß, Ichtershausen, in: Im Reich der Göttin (wie Anm. 27), 245–248; Haverfield wird dort nicht genannt.
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„Da nach Monsieur Haberfields letztern Plan von Ihro Her[zoglichen] Durchlaucht Garten, die GärtnersWohnung zusammt denen [Gewächs-] und Treibhäußern auf das bereits zugefüllte Passin des [ehe]maligen Canals zwischen der Leina, dem wilden Grabe[n] und des Kunst-Cämmeriers Herrn Dietz Garten, als [den] schicklichsten Ort vor diese Gebäude, placiret, auch solches von Höchst-Denenselben gnädigst genehmiget worden, und da auch bereits von Höchst-Denenselben zur Vergrößerung des Gartens die verschiedenen Privatis zuständig gewesene Länderey bis an die Kunst-Mühle erkauffet worden ist, auch über dieses in erwehntem Plan dasjenige kleine [Stük] von dem Herzoglichen Garten unterhalb der Leina zwischen [dem] Durchgang nach dem Felde und denen Schönkopfischen und [Geb]hardischen Erben zuständigen Gärten mit begriffen ist und nunmehro benannte beyden Stüke zur Ausführung [des] Plans unentbehrlich sind, als habe Ew. Herzoglichen Durchlaucht zu Höchster Anerinnerung solches ich hiermit unterthänigst nochmals anzeigen und HöchstDenenselben die Acquisition bemeldeter beyden Pläze Höchsten Orts baldigst zu bewirken unterthänigst anheimstellen sollen“. In der Tat bewilligte Herzog Friedrich III. schon am 20. August, dass das Stück Küchengarten jenseits des Leinakanals vollends „mit des Erbprinzen Garten vereinbart“ werde180 . Der Teich wird im Sommer 1772 geflutet worden sein, nachdem am 1. Juli 1772 noch für eine „Abfallsschleuse“ abgerechnet wurde, mit der der Wasserstand reguliert werden konnte181 . Es war auch ein Kahn vorhanden, der im April 1774 geteert wird182 . Ob Haverfield zwischendurch nach England zurückgekehrt und dann wieder nach Gotha gekommen ist, wie vermutet wird183, dürfte fraglich sein – Nachweise fehlen. Möglicherweise ging Haverfield 1772 endgültig nach England zurück – jedenfalls wurde per Dekret vom 12. Oktober 1772 der schon erwähnte Hofgärtner Christian Heinrich Wehmeyer von Molsdorf nach Gotha versetzt; er wird die Gestaltung des Gartens weitergeführt und vollendet haben184 . Nach seinem Tode 1813 setzte ihm Ernsts Sohn Prinz Friedrich, nachmals als Friedrich IV. der letzte Herzog aus dem Hause Sachsen-Gotha-Altenburg185 – dem laut Ernsts Testament der Englische Garten gehörte –, ein Denkmal: „DEN MANEN DES WÜRDIGEN WEHMEYER MDCCCXIII“. Seine Witwe heiratete seinen Nachfolger, den Obergärtner Rudolph Eyserbeck186 , Sohn des Wörlitzer Gärtners Johann Friedrich Eyserbeck187 . 180 ThStAGo
Geheimes Archiv E XIII A Nr. 11 Bl. 7 bzw. 8. – Worte in eckiger Klammer sind, da bei der Akte im Falz, ergänzt. Wie aus Orphals Plänen leicht zu sehen, lag der Garten des Diez nordöstlich des einstigen westlichen Kanalbeckens, die anderen genannten Gärten lagen im Osten, ebenso die Kunstmühle, die Wasser zum Schloss Friedenstein hoch pumpte. 181 ThStAGo Geheimes Archiv E XIII A c Nr. 1. 182 Ebd. Nr. 3. 183 Hopf und Lorenz-Seidel (wie Anm. 85), 111. 184 ThStAGo Bestallungs- und Besoldungsbuch 1772 Bl. 78; vgl. Hopf und Lorenz-Seidel (wie Anm. 85), 112; Wehmeyer erhielt ein Monatsgehalt von 25 Reichstalern – ThStAGo Geheimes Archiv E XIII A c Nr. 3 usw. 185 1774–1825. 186 1765–1849. 187 1734–1818. Vgl. Laß (wie Anm. 112), 89.
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Abb. 3.2: Plan des EnglischenGartens von Johann BartholomäusOrphal, 1774, ThStA Gotha, Staatsministerium Abt. Gotha – Kartenkammer Nr. 176/6.
Abb. 3.3: Der Merkurtempel im Englischen Garten Gotha. Photographie von Francis Bedford 1858, Kunstsammlung der Veste Coburg.
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Ob freimaurerische Symbolik die Gestaltung des Gothaer Gartens bestimmt – wobei auf die Zugehörigkeit Fredericks, Ernsts II., Augusts, der Haverfields, Wehmeyers, Helmolts zur Freimaurei bzw. Ernsts, Augusts, Wehmeyers zum Illuminatenorden verwiesen, die Gestaltung von Stowe angeführt, der Merkur-Tempel von Hermes Trismegistos abgeleitet wird –, das möge dahingestellt bleiben188 . 1772 scheint erstmals die Bezeichnung „Englischer Garten“ gebraucht worden zu sein: Das Herzogspaar allein mit zwei Hofchargen speiste am 23. Juli 1772 im „Englischen Garten“189 . Ein Jahr später wurden Fasane im Garten ausgesetzt, deren Schonung dem Publikum anbefohlen wurde190 . Es ist anzunehmen, dass die Bauarbeiten jetzt abgeschlossen waren – sie hätten für die Tiere ja Stress bedeutet. 1774 fertigte Orphal seinen „PLAN EXACT DU JARDIN ANGLOIS avec la Situation vers le Chateau de FRIEDENSTEIN, lev´e et dessin´e PAR ORDRES de S[on] A[ltesse] S[´er´enissime] MONSEIGNEUR LE DUC par I. B. Orphal 1774“191. Alle diese Daten zeigen, dass der Park nunmehr – zumindest vorläufig – vollendet war. Den Brownschen Prinzipien192 entsprechend, aber vielleicht auch wegen Begrenzung der Mittel – Ernst war ja bis 1772 nur Erbprinz, seine Schatulle war nicht unerschöpflich – wurden nur wenige Bauten neu errichtet, darunter zwei Ananashäuser nach Orphals Entwurf, später noch weitere dergleichen193 . Es wurden aber keine Tempel, Pagoden, Moscheen, künstliche Ruinen wie in Kew gebaut, mit einer Ausnahme: der Merkurtempel in dorischen Formen. Der Entwurf stammte nicht, wie in der Literatur teilweise noch behauptet, von dem in Dessau tätigen berühmten Baumeister Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, sondern von dem vielseitigen gothaischen Ingenieur-Lieutenant Carl Christoph Besser, der das heute so genannte „Teeschlößchen“ im Garten der Herzogin194, das Salzmannsche Erziehungsinsti188 Niedermeier,
„Vorhöfe“ (wie Anm. 112); Ders., Der Herzogliche Englische Garten (wie Anm. 112), 163–170. 168 heißt es: „Die Stufen zum Tempel, das mosaische (’musavische’) Rautenpflaster mit der schon fertigen Basis für die Isis-Diana weisen auf die ursprünglich rituelle Bedeutung des Tempels hin“ – ein Mosaik (dies ist mit „musavisch“ gemeint) muss nicht unbedingt auf Rituelles deuten. Der im nächsten Satz behaupteten Lichtöffnung im Dach des Tempels wird von Heiko Laß und Udo Hopf, Merkur-Tempel, Teeschlösschen und die Gartenarchitekturen im Gothaer Park, in: Im Reich der Göttin (wie Anm. 27), 145–154, hier 148 m. Anm. 12, vehement widersprochen. 189 ThStAGo Geheimes Archiv E XIII A c Nr. 1 Bl. 40. Im Reich der Göttin (wie Anm. 27), 111f.; ThStAGo Fourierbuch (wie Anm. 17) 1772 III. 190 „Gothaische Anfragen und Nachrichten“ vom 20. Aug. 1773; vgl. Laß und Hopf (wie Anm. 188), 153. 191 Kunst und Kultur (wie Anm. 18), 12 Nr. 18; Abbildung bei Thimm, Die Parkanlagen (wie Anm. 112), 74 usw. 192 Die Gothaer Residenz (wie Anm. 15), 55; Laß (wie Anm. 112), 83–85; Hopf und Lorenz-Seidel (wie Anm. 85), 109–111. 193 Baurechnung 1773/74 in ThStAGo Geheimes Archiv E XIII A c Nr. 3. Zeichnung aus dem Schlossmuseum bei Heiko Laß und Jens Scheffler, Ananas, in: Im Reich der Göttin (wie Anm. 27), 103f. 194 Thimm und Hopf (wie Anm. 104), 127–133. Udo Hopf, Carl Christoph Beßer, der Baumeister Herzog Ernsts II. von Sachsen-Gotha-Altenburg und seine Bauten der Parkarchitektur in Gotha,
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tut bei Schnepfenthal195 , die Sternwarte auf dem Seeberg196 gebaut hat und die erste Dampfmaschine in Thüringen gefertigt haben soll197. Besser hatte sich den Tempel der Minerva nach „The Antiquities of Athens“, London 1762, zum Vorbild genommen198 . Der Bau begann 1775 und wurde 1777 vollendet, er fiel, dem Ratschlag Reiffensteins folgend, schlichter aus als in Bessers Entwurf199 (Abb. 3.3). Herzog Ernst II. gab sich aber mit dem erreichten Zustand seines Englischen Gartens noch nicht zufrieden und vergrößerte ihn in westlicher und nördlicher Richtung nach dem Erwerb weiterer Privatgärten 1782200. Im Mai 1782 schrieb Goethe das Epigramm „Der Park“201 , dessen erste Zeilen auf dem sog. Goethestein im Park wiedergegeben sind: „Der Park Welch ein himmlischer Garten entspringt aus Oed’ und aus Wüste, Wird und lebet und glänzt herrlich im Lichte vor mir. Wohl dem Schöpfer ahmet ihr nach, ihr Götter der Erde! Fels und See und Gebüsch, Vögel und Fisch und Gewild. Nur daß euere Stätte sich ganz zum Eden vollende, Fehlet ein Glücklicher hier, fehlt euch am Sabbat die Ruh.“
in: Die Gothaer Residenz (wie Anm. 15). 59–70, bes. 63–70. – Von 1895–1914 diente es als Kapelle der englischen Kolonie in Gotha: „May It Please Your Royal Highness“. Herzog Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha. Ausstellung des Thüringischen Staatsarchivs Gotha, Gotha 2000, 26 Nr. V 8. 195 Jens Brachmann, Christian Gotthilf Salzmann und das Ende des Philantropismus, und Christine Schaubs, Ernst II. und der Einfluß der geheimen Gesellschaften auf die Gründung der Erziehungsanstalt Schnepfenthal, in: Ernst II. (wie Anm. 7), 279–294 bzw. 295–310. 196 Oliver Schwarz, Gothas Entwicklung zu einem europäischenZentrum der Astronomie und Geodäsie, in: Die Gothaer Residenz (wie Anm. 15), 155–168. 197 Voranschlag für den Tempel in: ThStAGo Staatsmin. Dep. IV Sekr.-schrank Loc. V Nr. 26a; Baurechnungen in: ThStAGo Geheimes Archiv E XIII A c Nr. 4–6. Entwurfszeichnungen in der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha: Hopf und Lorenz-Seidel (wie Anm. 85), 114. Laß und Hopf (wie Anm. 188), 145–149. Kunst und Kultur (wie Anm. 18), 13, Nr. 13. Udo Fehrmann, Der sächsische Baumeister Carl Christoph Besser und sein Schaffen in Thüringen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Dresden 13 (1964), Heft 1. Conrad Matschoss, Geschichte der Dampfmaschine. Ihre kulturelle Bedeutung, technische Entwicklung und ihre großen Männer, Berlin 1901, 86. Otfried Wagenbreth, Helmut Düntzsch und Albert Gieseler, Die Geschichte der Dampfmaschine. Historische Entwicklung, Industriegeschichte, Technische Denkmale, Münster 2002, 132, 406. 198 Laß und Hopf, (wie Anm. 188), 147. 199 Ebd., 147f. Hopf (wie Anm. 194), 62. 200 ThStAGo Kammer Stadt Gotha Nr. 28; Plan 1782: ThStAGo. Hopf und Lorenz-Seidel (wie Anm. 85), 115. Udo Hopf und Günther Thimm, Die Entfestigung des Friedenstein und die Zusammenführung der einzelnen Gärten, in: Im Reich der Göttin (wie Anm. 27), 135–143, hier 141: Plan 1795 von Johann Rudolph Eyserbeck – ThStAGo Kartenkammer 176/6. Plan von 1796 in dem genannten Führer von Albert Klebe (wie Anm. 161), auch wiedergegeben in: Schmidt (wie Anm. 108), Anhang. 201 WA Abt. I Band 2, 129. Kunst und Kultur (wie Anm. 18), 13, Nr. 21.
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Weitere Erweiterungspläne Ernsts II., die den Park zu einem der größten Landschaftsgärten Deutschlands gemacht hätten, konnten nicht verwirklicht werden202 . Ernsts Sohn Friedrich dehnte den Park noch etwas in westlicher Richtung aus203 . Die meisten Märchen enden so: Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute. Doch in der Realität geht es anders zu: Ernst II. starb am 20. April 1804 und wurde, seinem letzten Willen folgend und wohl nach dem Vorbild von JeanJacques Rousseau, auf der Insel im Parkteich beigesetzt – ohne Sarg, ohne Reden, ohne Stein204. Dort hatte er schon 1779 seine beiden Söhne Erbprinz Ernst205 und dessen Bruder Ludwig206 in einer von Besser entworfenen Gruft bestatten und eine Grabsäule nach Reiffensteins Angaben – ausgeführt durch den Houdon-Schüler Friedrich Wilhelm Doell207 – aufstellen lassen208 . Später kamen noch die Gräber von Herzog August, Herzog Friedrich IV. und Herzogin Caroline, Augusts zweiter Gemahlin209, hinzu210. Lange nach Ernsts Tod, 1819, wurde eine Fähre zur jetzt so genannten „heiligen Insel“ eingerichtet, „damit jedermann bei dem Grabe des Gerechtmilden weilen könnte“211. Dies taten 1845 Königin Victoria und Prinz Albert im Rahmen ihres Staatsbesuchs in den Herzogtümern Coburg und Gotha. Auch in seiner jetzigen, noch etwas verwilderten Form erinnert der Schlosspark an Ernst II., der einen der ältesten Englischen Gärten in Deutschland geschaffen hat. Ungefähr gleichzeitig mit dem Gothaer Garten entstanden zwei „verwandte“ Gärten, Richmond bei Braunschweig und Hohenzieritz in Mecklenburg-Strelitz212 , verwandt in zweifachen Sinn: Zum einen entstammten die Auftraggeber dem Familienkreis Augustas, und zum anderen gingen ihnen englische Gärtner zur Hand: Richmond wurde für Augustas Tochter Augusta, Herzogin von BraunschweigWolfenbüttel, wohl nach Plänen Browns geschaffen; in Hohenzieritz ließ sich Carl von Mecklenburg-Strelitz – Bruder der Prinzessin Sophie Charlotte, die Augustas Sohn König Georg III. heiratete – von dem „englischen“ Gärtner Thomson einen Park anlegen; Thomson wird mit dem schottischen Gärtner Archibald Thomson213 gleichgesetzt, der im Dienste des Earls of Bute stand. 202 Niedermeier, „Vorhöfe“ (wie
Anm. 112), 197f. Der Herzogliche Park (wie Anm. 112), 52. 204 Sentimentale Schilderung bei Waitz (wie Anm. 152), 10–12. Greiling (wie Anm. 108). 205 1770–1779. 206 Geboren und gestorben 1777. 207 1750–1816. Thieme-Becker IX, 364f. Rau (wie Anm. 17), 268. Kunst und Kultur (wie Anm. 18), 33f., Nr. 64, 66, 67. 208 Inschriften der Grabsäule bei Hans-Jürgen Hinrichs, Lateinische und griechische Inschriften in Gotha und Umgebung, Band 2, Erfurt-Gotha 1999, 296–298. Waitz (wie Anm. 162), 9, Bild: Frontispiz. 209 1771–1848. 210 Sascha Winter, Die ’Heilige Insel’ im Englischen Garten in Gotha, in: Im Reich der Göttin (wie Anm. 27), 155–161. 211 Waitz (wie Anm. 162), 13. Abbildung bei Winter (wie Anm. 210), 157. 212 Köhler (wie Anm. 27); Heiko Laß, Die Gärten in Braunschweig-Richmond und Hohenzieritz, in: Im Reich der Göttin (wie Anm. 27), 119–126. 213 1752–1832. 203 Thimm,
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Entstehung des Englischen Gartens in Gotha
In Gotha hatte Ernst II. von 1765 an private Gärten angekauft, um den Küchenoder Großen Garten unterhalb des Schlosses Friedenstein in welcher Art auch immer zu erweitern. Sicherlich beeinflusst durch die Besichtigung von Kew Gardens und anderer englischer Landschaftsparks während seiner England-Reise 1768, hat er sich zur Anlegung eines Englischen Gartens in Gotha entschlossen. Zur Umsetzung seines Plans bat er seine Tante Augusta Princess of Wales, ihm Gärtner aus Kew zu überlassen. So kam Ende August 1769214 John Haverfield der Jüngere, ebenso kamen dessen Bruder Thomas und der Gärtner Thomas Webb nach Gotha. Die ersten Arbeiten begannen im September des Jahres 1769, vermutlich 1773 dürfte der Englische Garten vorerst fertig gestellt gewesen sein, der Merkurtempel war 1777 vollendet. Dass gerade in Gotha ein solcher authentischer Englischer Garten entstehen konnte, verdankt sich nicht zuletzt den englisch-gothaischen Beziehungen, die mit der Heirat von Prinzessin Augusta, der Schöpferin von Kew Gardens, erstmals geknüpft worden waren. Zudem konnten englische Gartenkunstideen am weltoffenen, für neue Gedanken empfänglichen Gothaer Hof auf fruchtbaren Boden fallen. Beides zusammen schuf die Rahmenbedingungen für einen kulturellen Transfer zwischen Gotha und Kew, Kew und Gotha. Dass der Englische Garten in Gotha der älteste auf dem europäischen Festland gewesen sei, ist höchst fraglich. Sicher ist aber, dass er von den drei gleichzeitig und im verwandtschaftlichen Umkreis Augustas um 1769 entstandenen Gärten nicht nur der größte, sondern wohl auch der „englischste“ ist, da er nach den Plänen eines englischen Gärtners von englischen Gärtnern am Ort verwirklicht wurde. Es käme nun darauf an – um noch einmal die Märchenmetaphorik zu bemühen – ihn aus dem Dornröschenschlaf zu wecken.
214
Während die anderen Ortsgeschichten Gothas sich eher vage ausdrücken – so auch August Beck, Geschichte der Stadt Gotha, (Geschichte des gothaischen Landes 2) Gotha 1870, 61–63 – findet sich das Jahr 1769 in dem Büchlein von Ernst Schlegel, Uebersichtliche Zusammenstellung der Geschichte Gotha’s von Begründung der Stadt an bis Ende des Jahres 1866, Gotha 1869, 35.
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Jens Scheffler
„Kunstlos und wahr hervorzubringen gewusst . . . “ Ein Beitrag zur Geschichte und aktuellen Situation des Englischen Gartens im Schlosspark Gotha Über vierhundert Jahre Entwicklungsgeschichte haben ihre Spuren im heutigen Erscheinungsbild des Schlossparks Gotha hinterlassen (Abb. 4.1). Die insgesamt 35 Hektar große Parkanlage entstand aus den einzelnen, um das Schloss angeordneten Gärten, die erst im 19. Jahrhundert mit der landschaftlichen
Abb. 4.1: Luftbild Schlosspark Gotha, 2005, Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten.
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Jens Scheffler
Gestaltung der so genannten „Anlagen“ miteinander verbunden wurden1 . Auf den ersten Blick wird der Schlosspark heute von den Veränderungen der letzen achtzig Jahre geprägt. Ursache dafür ist vor allem die Entwicklung vom fürstlichen Schlosspark zum Stadtpark. Aufgrund des öffentlichen Status2 und der innerstädtischen Lage änderten sich die Nutzungsansprüche. Bereits 1952 wurde der Park unter Denkmalschutz gestellt, doch führten Vandalismus, Übernutzung und zum Teil Unkenntnis über den kulturhistorischen Wert zu erheblichen Beeinträchtigungen und zur Abwertung der Parkanlage3 . Seit 2004 ist die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten Eigentümerin von Schloss Friedenstein und des Schlossparks Gotha. Grundlegendes Ziel ist die Erhaltung und Entwicklung der kulturhistorisch bedeutenden Parkanlage in ihrer Gesamtheit. In erster Linie geht es hierbei um die Bewahrung der denkmalwerten Substanz und eines authentischen Erscheinungsbilds, so dass die historische Entwicklung der Gartenanlagen für nachfolgende Generationen im Bestand erkennbar bleibt. Zu den herausragenden Gärten im Schlosspark Gotha gehört zweifellos der Englische Garten, dessen interessante Entstehungsgeschichte und große kulturhistorische Bedeutung erst seit letzter Zeit eingehend untersucht werden4 . Hier spiegelt sich die aufgeklärte Weltanschauung des Gothaer Fürstenhofes unter Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha-Altenburg (geb. 1745, reg. 1772–1804) in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Darstellung des Idealbilds der Natur in einer vollkommenen Art wider. Die Entstehung des Englischen Gartens ist eng mit der Persönlichkeit Ernst II. verknüpft. Nachdem im Sommer 1765 im Auftrag der Hofkammer Gotha drei „Maschinen zum Ausheben großer Bäume“ angefertigt worden waren5 , erhielt Erbprinz Ernst Ludwig (1745–1804) 1766 den südlich des Schlosses befindlichen Großen Garten zu seiner persönlichen Verfügung, um im folgenden Jahr große Bäume aus dem heimischen Forst in seinen Garten nach Gotha zu verpflanzen. Bereits im Herbst 1766 waren die ersten Nachbargrundstücke zur Anlage seines Landschaftsgartens südlich 1
2 3 4
5
Catrin Lorenz-Seidel, Die Geschichte der Gothaer Gärten bis 1918, in: Im Reich der Göttin Freiheit, Gothas fürstliche Gärten in fünf Jahrhunderten, hg. v. d. Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, (Gothaisches Museums-Jahrbuch 11) Weimar 2007, 177–188. Seit 1827 erfolgte die schrittweise Öffnung der fürstlichen Privatgärten. 1938 wurde der Schlosspark schließlich der städtischen Grünflächenverwaltung Gotha zugeordnet. Jens Scheffler, Der Schlosspark Gotha heute, denkmalpflegerische Ziele und Entwicklungspotentiale, in: Im Reich der Göttin (wie Anm. 1), 209–216. Publikationsbeispiele: (1) Schloss Friedenstein in Gotha mit Park, hg. v. d. Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, München und Berlin 2006. (2) Ernst II. von Sachen-Gotha-Altenburg, Ein Herrscher im Zeitalter der Aufklärung, hg. v. Werner Greiling, Andreas Klinger und Christoph Köhler, Köln u. a. 2005. Thüringisches Staatsarchiv Gotha (im Folgenden: ThStA Gotha), Kammer insgemein Nr. 222. Anm. d. V. Die Holzkonstruktion diente zum Ausheben großer Bäume, welche dann auf ein Pferdegespann verladen und an ihren Bestimmungsort transportiert wurden. In der Regel erfolgte die Verpflanzung großer Bäume außerhalb der Vegetationsperiode im Herbst und im Winter. Mit dieser Methode sollte der gewünschte Raumeindruck und eine natürlich anmutende Gehölzpflanzung bereits während der Entstehung des Gartens geschaffen werden.
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Geschichte des Englischen Gartens in Gotha
des Leinakanals hinzu gekauft worden. Für die Ausführung der Arbeiten war der Hofgärtner Jacob Peter Matthäs verantwortlich6 . Erst aus der Zeit nach der Englandreise7 von Ernst Ludwig 1768 gab es Pläne zur Gestaltung eines Englischen Gartens nach den damals in England modernen Gestaltungsprinzipien des Gartenkünstlers Lancelot Brown (1716–1783)8. Aus England kam der englische Hofgärtner in Richmond Gardens, John Haverfield d. J. (1741/44– 1820)9 nach Gotha, unter dessen Leitung von 1769 bis 1771 Planung und Ausführung des Gartens erfolgten (Abb. 4.2).
Abb. 4.2: Portrait John Haverfield d. J. (1741/44–1820), ohne Datum; Hunt Library Kew.
Der so genannte Orphal-Plan10 von 1774 ist der früheste noch vorhandene Plan des Englischen Gartens und zeigt den bis dahin erreichten Zustand der Anlage. Wichtigstes Gestaltungselement war der so genannte „belt walk“, ein großer ungefähr drei Meter breiter Rundweg, der am Rand des Gartens durch einen Gehölzgürtel (belt) verlief und von dem aus an bestimmten Stellen malerische Einblicke in den Park inszeniert wurden. Im südöstlichen Bereich des Gartens führte eine Sicht über den eigens dafür angelegten Aha-Graben aus dem Garten hinaus bis zum Thüringer Wald. Insgesamt war der Englische Garten komplett eingefriedet und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. 6 7
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ThStA Gotha, Geheimes Archiv E XIII. b. Nr. 5. Julia Burbulla, Der Englandaufenthalt Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg anlässlich seiner Prinzenreise im Jahre 1768 und dessen Einfluss zum herzoglichen Park in Gotha, in: Im Reich der Göttin (wie Anm. 1), 93–102. ThStA Gotha, Geheimes Archiv E XIII A Nr. 11. John Haverfield d. J. (1841/44–1820) war der Sohn von John Haverfield d. Ä. (1705–1784), der ab 1758 als Head Gardener in Kew und ab 1762 in Richmond Logde in Stellung war. Zu dieser Zeit arbeitete Haverfield d. J. bei seinem Vater in Richmond. 1763/64 wurden die dortigen Gartenanlagen unter der Leitung von Lancelot Brown umgestaltet. Nach dem Tod seines Vaters übernahm Haverfield 1784 die Stelle, 1794 gab er das Amt auf und machte sich selbständig. In der folgenden Zeit avancierte er zu einem sehr gefragten Garden Designer in England. Vgl. den Beitrag von Uwe Jens Wandel, Von Gotha nach Kew – von Kew nach Gotha. Zur Entstehung des Englischen Gartens in Gotha, in diesem Band, ***–***.
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Jens Scheffler
Den Höhepunkt der landschaftlichen Gestaltung stellte der große Parkteich mit der Insel und seinen serpentinenförmig geschwungenen Ufern in Brown’scher Manier dar. Geschickt ordnete Haverfield den Teich so in das Areal, formte dessen Ufer und platzierte die Insel und die Gehölzpflanzungen, dass seine wahre Größe vom Betrachter nicht erfasst werden konnte. „[. . . ] dieses Wasser ist nur ein großer See, [. . . ] seine unabsehbare, spiegelhelle Fläche, die durch Wiesen und Gehölze Stundenweit zu gleiten scheint, dankt ihre Fernung einem glücklichen Betrug, den der englische Gärtner, [. . . ], durch einige unmerkbare Krümmungen und Vorsprünge von Baumgruppen und Rasenrainen, so kunstlos und wahr hervorzubringen gewusst hat, daß sich das Auge nicht satt sehen kann“11 , beschreibt der Bibliothekar Reichard aus Gotha Ende des 18. Jahrhunderts in Hirschfelds „Theorie der Gartenkunst“ die großartige Wirkung der Komposition (Abb. 4.3).
Abb. 4.3: Partie im Herzoglichen Park (Blick zur Heiligen Insel), Ansichtskarte um 1900; Privatbesitz.
Nach der Rückkehr von Haverfield 1771 nach England führte der englische Gärtner Thomas Webb die Arbeiten in Gotha fort12 . Im letzten Abschnitt seiner Entstehungsgeschichte wurde der Englische Garten von 1780 bis 1782 nach vorhandenen Plänen westlich erweitert. 11 12
Christian Cay Lorenz Hirschfeld, Theorie der Gartenkunst, Bd. 4, Leipzig 1782, 237. ThStA Gotha, Geheimes Archiv E XIII. c. Nr. 59, Belege zu Gartenrechnungen.
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Geschichte des Englischen Gartens in Gotha
Abb. 4.4: Blick über den Parksee zum Merkur-Tempel, Foto: Scheffler 2007; Privatbesitz.
Nach der Brown’schen Idee von der Gestaltung der Landschaft ist der Englische Garten ursprünglich sehr sparsam mit Bauwerken und Denkmalen ausgestattet worden. Neben einem Gartenhaus wurde von 1775 bis 1777 der Merkur-Tempel nach den Entwürfen von Carl Christoph Beßer (1726–1800) errichtet (Abb. 4.4). Das Bauwerk gilt als die erste Rezeption der klassischen griechischen Antike in Deutschland13 . Die großartige Wirkung des Bildmotivs offenbart sich dem Betrachter insbesondere von der gegenüberliegenden Seite des großen Parkteiches. Charakteristisch ist die leicht ansteigende Wiesenlichtung, in dessen Zentrum, eingefügt in den dunklen Gehölzrand, der Tempel als ein helles Bauwerk den Blickpunkt bildet. Der Standort ist so ausgewählt, dass sich der Tempel einschließlich der davor gelagerten Wiesenböschung sowie der gesamten Baumkulisse im Wasser spiegelt. Im Frühjahr 2007 erfolgte die Instandsetzung des Tempelumfelds nach den historischen Vorgaben. Dazu wurden die nachweisbaren Wege im Bestand freigelegt und die ursprünglichen Geländeverhältnisse wiederhergestellt. Ergänzungen und Beeinträchtigungen aus dem 20. Jahrhundert sind an der Stelle zurückgebaut worden. Der Englische Garten in Gotha gehört nicht nur zu den frühesten landschaftlichen Gartenanlagen in Deutschland, sondern kann als erster englischer Garten auf dem europäischen Festland angesehen werden, in dem die Grundsätze der landschaftlichen 13
Heiko Laß und Udo Hopf, Merkur-Tempel, Teeschlösschen und die Gartenarchitekturen im Gothaer Park, in: Im Reich der Göttin (wie Anm. 1), 145–154.
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Jens Scheffler
Abb. 4.5: Der englische Garten, Plan 1890 von Gustav Zahn, in: Gustav Zahn, Die Bäume und Sträucher der „Anlagen“ und des Herzoglichen Parks zu Gotha, Gotha 1891.
Gartengestaltung im Sinne Browns auf kleinstem Raum in idealer Weise verwirklicht wurden. Im Wesentlichen blieb die ursprüngliche Gestaltung des Englischen Gartens aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis heute erhalten. Für die Erhaltung und Entwicklung des Englischen Gartens wurde 2006 eine denkmalpflegerische Zielstellung erarbeitet14 . Leitbild ist die Gestaltung des Gartens von Ende des 19. Jahrhunderts bis 1918 (Abb. 4.5). Angestrebt wird die Annäherung an das Ideal des abgeschlossenen höfischen Erbes in Gotha. Dabei kommt den aus der Entstehungszeit erhaltenen Teilen der Anlage, wie zum Beispiel dem großen Parkteich mit der Insel, Teilen des „belt walks“ oder dem Merkur-Tempel eine besondere Bedeutung zu. Aber auch Zeugnisse des 19. und 14
Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Denkmalpflegerische Zielstellung Schlosspark Gotha, unveröffentlicht, Aktualisierung 2006.
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Geschichte des Englischen Gartens in Gotha
20. Jahrhunderts, die keine Beeinträchtigung des Gartenkunstwerks darstellen, sollen als Teil der Geschichte des Parks respektiert werden. Große Sorgen bereitet aktuell der Altbaumbestand im Englischen Garten, der zum Teil noch aus der Entstehungszeit stammt. Vor allem die alten bis zu 250-jährigen Eichen (Quercus robur) und Rot-Buchen (Fagus sylvatica) befinden sich in einem schlechten Zustand und sterben schrittweise ab. Das hat teilweise natürliche altersbedingte Gründe, aber zum großen Teil wird der Verfall durch Umwelteinflüsse (innerstädtische Lage, Baumaßnahmen etc.) negativ beeinflusst. Mit dem Verlust dieser Baumriesen geht nicht nur die malerische Ansicht, sondern auch ein Stück historischer Glaubwürdigkeit des Gartendenkmals unwiederbringlich verloren. Mit dieser Tatsche umzugehen, ist eine der dringenden Aufgaben der Gartendenkmalpflege in den nächsten Jahren. Der Englische Garten ist Teil des Ensembles Schloss Friedenstein mit dem Schlosspark Gotha, das in seiner Gesamtheit zu den bedeutendsten Residenzschlossanlagen in Deutschland gehört. Auf beeindruckende Weise spiegelt sich das Zusammenspiel von Wissenschaft, Politik, Kunst und Kultur der ehemaligen Residenz Gotha auch in der Entwicklung der Gartenanlagen wider. Das Ideal des englischen Landschaftsgartens von Gotha stellt ein höfisches Universum dar, in dem mit künstlerischen Mitteln eine veredelte Natur inszeniert wird, die Ausdruck einer höfischen Weltanschauung ist, welche den Bereich der Natur als Refugium einer besseren Welt betrachtet15 .
15
Helmut-Eberhard Paulus, Im Reich der Göttin Freiheit, in: Im Reich der Göttin (wie Anm. 1), 9–30.
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Alfred Schelter
Der Rosenauer Schlosspark – Ein mittelalterlicher Traum I. Der Adelsansitz Rosenau vor dem Erwerb durch die Coburger Herzöge Herzog Franz Friedrich Anton von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1750–1806) erwarb, wohl auf Drängen seines Erbprinzen Ernsts (∗ 4.5.1784 in Coburg – 1844), ein Jahr vor seinem Ableben das Kammergut Rosenau. Zum Kammergut gehörte neben Wirtschaftsgebäuden ein Schlösschen, das erstmals 1439 urkundlich Erwähnung fand1 . Im Laufe der Geschichte wechselte der einstige Ritteransitz öfters den Besitzer und das Schlösschen wurde während seines über dreihundertjährigen Bestands den jeweiligen Anforderungen gemäß mehrfach baulich umgestaltet ohne aber seinen mittelalterlichen Kern zu verlieren. Von der einstigen Funktion eines Rittersitzes mit Befestigungsanlagen allerdings waren nur mehr wenige Reste in Form zweier Rundtürme und einiger Mauerreste erhalten. Wehrhaftigkeit aber war auch für den vorletzten Besitzer, dem Ornithologen und Gotha-Meiningischen Geheimrat Johann Ferdinand Adam Freiherr von Pernau (1660–1731) nicht erforderlich, er nutzte den Ansitz für vogelkundliche Studien und nach dem Rückerwerb2 der Rosenau durch Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha im Jahre 1721 diente das ziemlich heruntergewirtschaftete und deshalb erst einmal wieder herzurichtende Schlösschen als Verwaltungssitz für die im herzoglichen Gothaschen Besitz befindlichen landwirtschaftlichen Flächen des Kammergutes.
II. Der Erbprinz – der junge Regent Ernst III. Unmittelbar nach dem Ableben seines Vaters begann Herzog Ernst III. von SachsenCoburg-Saalfeld, ab 1826 Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha, mit der Rückverwandlung der Rosenau in ein mittelalterliches, nämlich ein gotisches Schlösschen. 1 2
Norbert H. Ott, Schloss Rosenau. Vom Rittergut zur herzoglichenSommerresidenz, in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung (1969), 61–154. Die Rosenau war nach dem Kauf durch Friedrich Grund eines lang anhaltendenStreites zwischen den Coburger – auf deren Territorium die Rosenau lag – und den Gothaern Herzögen, der erst durch einen kaiserlichenSchiedssprucham 28. Dezember 1735 zugunsten Gothas beendet wurde; Ott (wie Anm. 1), 76.
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Alfred Schelter
Abb. 5.1: Herzog Ernst III. von Sachsen-CoburgSaalfeld, ab 1826 Herzog Ernst I. von SachsenCoburg und Gotha, Foto: Schelter.
Bald darauf ließ er auch das unmittelbare Umfeld in eine „englische Landschaft“ umgestalten. Was mag ihn bewogen haben, auf die Gotik als Stilmittel zurückzugreifen? Vielleicht lag einer der Gründe bereits in seiner streng konservativen Prinzenerziehung unter Hofrat Jenichen und später unter dem allmächtigen Minister Kretschmann, die kaum Raum für die brennenden aktuellen politischen Fragen einer modernen Staatsführung ließ, wie sie nach der französischen Revolution eigentlich hätten selbstverständlich sein sollen. Die gottgewollte Ständeordnung und ein Regierungsrecht, welches er in einer Betrachtung folgendermaßen formulierte: „Die höchste Gewalt ist das Recht des Regenten, die Mittel zu jedem Zweck des Staates zu wählen“3 , waren für Ernst handlungsbestimmendes Gedankengut. Vielleicht war auch die bürgerliche französische Revolution, welche die von Gott gegebene Allmacht der Fürsten zutiefst erschütterte, mit ausschlaggebend für eine Flucht zurück in eine verklärte, heile Welt der Ritter, dorthin, wo Minnesang und Heldenmut tugendhaft von den Edelfreien gelebt wurde. Nach dem frühen Tod des Vaters im Dezember 1806 musste er wenigstens protokollarisch die Landesgeschicke übernehmen. Noch traf seine Mutter Auguste Caroline Sophie die politischen Entscheidungen – pro Napoleon, pro Rheinbund – und konnte so die Auflösung des Kleinherzogtums verhindern. Doch schon bald, wenn auch auf Drängen seiner Mutter, ergriff er im Frühsommer die Chance, die politische Verantwortung für sein Herzogtum zu übernehmen und die begonnene Politik fortzusetzen, natürlich mit dem Ziel die umwälzenden Verhältnisse für Coburg zu nutzen und das Herzogtum territorial zu vergrößern. Wagemutig wie ein edler Ritter mag er 3
Harald Bachmann, Herzog Ernst I. und der Coburger Landtag 1821–1844, in: Coburger Heimatkunde und Landesgeschichte, Reihe II/Heft 23 (1973), 15.
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Der Rosenauer Schlosspark
sich gefühlt haben, er reiste viel, stellte sich trotz seiner Jugend als gleichrangig im Reigen der Rheinbundfürsten dar und traf Entscheidungen im Kreise europäischer Fürsten. Größte politische Weitsicht bewies er, als er rechtzeitig die Fronten wechselte und dies nicht nur als Mitläufer, sondern als entscheidender Akteur, was ihm die Übertragung einer Kommandostelle in den verbündeten Heeren einbrachte4 . Mittelalterliche Geschichte und daraus abgeleitete reale Regierungshandlungen mögen bei dem 22-jährigen Herzog Nährboden für die seit dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts vor allem in Deutschland neu erwachten romantischen Ritterverherrlichung gewesen sein. Hineingeworfen in die durch Napoleon erzwungenen Umwälzungen fand er wohl keine Zeit, seine konservative Staatsgeschäftsausbildung ernsthaft zu reflektieren. Im Gegenteil suchte er, wie so viele andere Duodezfürsten im Deutschen Reich, von den Machtverschiebungen zu profitieren und von Napoleons Gnaden sein Fürstentümchen abzurunden und zu vergrößern. Begehrlichkeiten in Richtung Süden mit dem Wunsch, Teile der von Napoleon annektierten Markgrafschaft Bayreuth einzuverleiben, wurden geäußert. Und wenn nicht die ehemals bayreuthischen Gebiete zu gewinnen waren, dann sollten doch wenigstens die ursprünglich bis 1803 bambergischen Lande am Obermain, die sowieso unmittelbar südlich an Coburg angrenzten, mit Unterstützung des russischen Zaren nach Coburg gebracht werden. Damit nicht genug, der Titel eines Erzherzogs sollte bei der angestrebten Landesgröße das Endziel sein5 . Wie fast alle Fürsten deutscher Kleinstaaten wechselte Ernst, der mit seinem Schwager Emanuel Graf von Mensdorf (der den Dienst in der österreichischen Armee nie quittierte) und mit seinem Bruder Ferdinand (der den Dienst 1809 im Österreichischen Heer wieder aufnahm) mindestens zwei „österreichische Karten“ im politischen Ränkespiel besaß, rechtzeitig zur antinapoleonischen Fraktion und rettete damit sein Herzogtum hinüber in die neue Zeit – wenn auch nicht als das beanspruchte Großherzogtum.
III. Der Wiener Kongress und die Neugotik Der Wiener Kongress, an dem Ernst vom September 1814 bis Mai 1815 teilnahm, bot ihm eine Plattform, im Kreis aller europäischen Fürsten sein politisches Geschick zu beweisen und sich in Szene zu setzen. Dabei kam ihm sicherlich zugute, dass er das Vertrauen Fürst Metternichs gewann, dessen Politik er vorbehaltlos unterstützte6 . Seinen gotischen Rittertraum fand er in der Franzensburg, die unter Kaiser Franz II. 1798–1801 durch Schlosshauptmann Michael Riedl v. Leuenstern und den Hofsteinmetzmeister Franz Jäger in Gestalt einer gotischen Burg errichtet worden war und während des Wiener Kongresses Schauplatz rauschender Feste war, nur allzu gut bestätigt. Sie lag inmitten des weiträumigen Parks von Laxenburg, der in der maria4 5 6
Ebd., 52. Ebd., 43ff. Ebd., 54–63.
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Alfred Schelter
theresianischen Zeit barock gestaltet, doch bereits ab 1782 in einen ausgedehnten englischen Landschaftspark umgewandelt worden war und unter persönlicher Einflussnahme Kaiser Franz II. zum Rittergau mutierte. Neben einer Rittergruft gehörten auch eine Rittersäule, vor allem aber ein bereits um 1800 angelegter Turnierplatz zur Ausgestaltung des Parks. Hier ließ 1810 Kaiser Franz II. anlässlich des Namenfestes seiner dritten Gemahlin ein großes Ritterturnier abhalten, an dem der Kaiser selbst mit allen Erzherzögen teilnahm7 . Die in Wien und vor allem die in Laxenburg gefundenen mittelalterlichen Stilelemente entsprachen Ernsts Idealen und trugen sicher dazu bei, die Rosenau, die Ehrenburg sowie Callenberg idealarchitektonisch umzugestalten, geprägt von gotischen Stilelementen und natürlichen (künstlichen) Landschaftsbildern, wie sie in England längst zur Tradition gehörten und zeitgleich im deutschsprachigen Raum vermehrt aufgegriffen wurden. Ernst nahm im Rückgriff auf alte Stilelemente sicher nicht die Vorreiterrolle ein, dafür gab es schon zu lange frühere Anlagen, wie in Wörlitz das gotische Haus (1785) oder in Kassel die Löwenburg auf der Wilhelmshöhe (1793– 98)8 . Selbst in unmittelbarer Nähe, nämlich in der Nachbarresidenz Gotha, wurde unter Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg bereits ab 1772 der Friedensteiner Schlosspark unter der Leitung des Engländers Haberfield in eine englische Anlage umgewandelt. Auch hielt die Gotik mit dem 1776 neu errichteten Teeschlösschen Einzug in dem südlichen sächsischen Herzogtum9 . Er war aber sicher einer der ersten, der konsequent mittelalterliche Stilelemente aufgriff und architektonisch umsetzte, um auch dem politischen Programm eine äußere Gestalt zu geben.
IV. Die Entstehung des Landschaftsparks Als Herzog Franz Friedrich Anton von Sachsen-Coburg-Saalfeld das Kammergut Rosenau erwarb, waren die um das Schloss liegenden Grundstücke nach dem Kataster von 1806 im Wesentlichen als Äcker genutzt, nur der eigentliche Schlossberg und die südlich vor dem Schloss liegende Talaue sind als Wiesen gekennzeichnet. Ernst betrieb schon als Erbprinz den Erwerb und danach den Ausbau der Rosenau mit einem das Schloss umgebenden Landschaftspark. Dies belegen die frühen Aktivitäten zur Arrondierung der benachbarten Grundstücke, später dann Hinzuer7 8
9
Hajos ´ G´eza, Forschungen zu Laxenburg (Park und Franzensburg). Der malerische Landschaftspark in Laxenburg bei Wien, Bd. 1, Wien 2006. „Zwischen 1793 und 1801 ließ Wilhelm IX. die künstliche Turmruine durch Hofinspektor Jussow zu einer vollständigen neumittelalterlichen Burganlage erweitern. [. . . ] Im Verlauf von acht Jahren entstand ein tradierten barocken Mustern folgendes Lustschloss in Form einer pseudomittelalterlichen Burganlage [. . . ]“, in: Horst Becker und Michael Karkosch, Park Wilhelmshöhe Kassel: historische Analyse, Dokumentation, denkmalpflegerische Zielsetzung, (Edition der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen: Monographien, Bd. 8) Regensburg 2007, 128f. Helmut-Eberhard Paulus, Paradiese der Gartenkunst in Thüringen: Historische Gartenanlagen der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, (Große Kunstführer der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten 1) Regensburg 2003, 61.
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Der Rosenauer Schlosspark
Abb. 5.2: Plan des Kammerguts Rosenau von 1806, Staatsarchiv Coburg.
werbungen angrenzender Flächen oder Nutzungsverträge mit den Eigentümern benachbarter Grundstücke, soweit sie in Sichtbeziehung mit Parkausblicken standen. Zur Fortbildung seiner Hofgärtner schickte er diese auf Bildungsreisen, beispielsweise wurde 1819 der Coburger Gärtner Moeckl zum Schwetzinger Gartendirektor Johann Michael Zeyer zur Rateinholung geschickt10 . Erste Elemente einer Gartengestaltung beschränkten sich auf die Fläche der einstigen Hauptburg, von der neben dem ehemaligen Palais noch Reste der Ringmauern und zwei Rundtürme standen. Drei unterschiedlich große Rasenflächen ohne jeglichen Blumenschmuck, einem Bowlinggreen ähnelnd, umgeben von einem umlaufenden Weg, der von Gehölzgruppen und Bäumen gesäumt war, waren die wesentlichen Gestaltungsmerkmale. Die Südwestkante des Schlosses und der nördliche zinnenbewehrte Rundturm waren durch Nadelgehölze und vermutlich Pyramideneichen zu einem malerischen Landschaftsbild komponiert. Über eine niedrige, das Plateau rahmende gotische Balustrade und dem davor stehenden neogotischen Brunnenaufsatz wurde der Blick auf die im Hintergrund liegenden Berge mit der Lauterburgruine geöffnet. Ernst betrieb gleichzeitig mit der Renovierung des Schlosses und dessen Umgestaltung in ein mittelalterliches, gotisches Gebäude die großzügige Arrondierung der 10
Sabine Heym, Amtlicher Führer Schloß Rosenau, München 1999, 29.
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Alfred Schelter
Abb. 5.3: Die Schlossterrasse mit dem Rundturm und der nachgotischenBalustrade. Im Hintergrund der gotische Giebel eines Wirtschaftsgebäudes. Der Ausblick zur Lauterburg ist heute zugewachsen, Foto: Schelter.
umgebenden Grundstücke und damit gleichzeitig die Umwandlung der Feld- und Ackerfluren in einen Landschaftspark. Sckells Einflüsse, einen Park als eine großräumige Landschaft zu gestalten, sind dabei unverkennbar. Es ist sicher, dass die ersten Anregungen von Ernsts Schwester Victoire kamen, die 1803 in erster Ehe mit Karl Emich Fürst zu Leiningen vermählt war, der in Amorbach das säkularisierte Kloster in seine fürstliche Residenz umwandeln ließ und zur Umgestaltung des ehemaligen Klostergartens 1806 Friedrich Ludwig Sckell, den bedeutendsten süddeutschen Landschaftsgärtner des 19. Jahrhunderts, beauftragte. Der Plan des herzoglichen Kammerguts Rosenau von 1806 aufgrund einer Ocularberichtigung gezeichnet jedenfalls zeigt erste Gestaltungsansätze, die auf einen großräumigen Park hinweisen. Vor allem die neuen Pflanzungen im Thoracker rahmten nun einen weiten Wiesengrund. Der am äußeren Rand verlaufende Weg wurde von einer engen Baumreihe und von in die Wiesen greifenden, vor gelagerten Gehölzgruppen begleitet. Die Bepflanzung des Itzufers war abwechslungsreich gestaltet und der Wiesengrund durch Pflanzreihen gegliedert. Noch fehlten neue Gebäude, nur der alte Ökonomiehof und das Schloss sind im Plan aufgeführt.
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Der Rosenauer Schlosspark
Abb. 5.4: Die Rosenau vom Süden in ihrer heutigen Architektur, wie sie bereits gegen 1817, zur Vermählung mit Herzogin Luise von Sachsen-Coburg-Saalfeld, ausgesehenhaben dürfte, Foto: Schelter.
Ernst konnte aber durch eigene Anschauung an der Gartengestaltung selbst wesentlichen Anteil nehmen. Auf Anraten Minister Kretschmanns verbrachte er den Frühsommer 1804 und den Januar 1806 am preußischen Hof. Es war auch Kretschmanns offener Wunsch, Ernst möge eine Tochter des preußischen Königs ehelichen, um damit die politischen Bindungen nach Potsdam zu stärken11 . So kannte er mit Sicherheit die neusten Gartenschöpfungen in Berlin und Potsdam, wie z. B. den neuen Garten, den Johann Georg Eyserbeck und Johann George Morsch ab 1787 für König Friedrich Wilhelm II. als einen romantisch-sentimentalen Park gestalteten, oder den Garten von Schloss Monbijou der Königin Friederike Louise (? 1805), der ab 1789/90 in eine englische Anlage mit großem Rasenparterre und Blumenbeeten, schattigen Alleen, Schlängelwegen und Teichen ausgebaut und mit allen möglichen Tempel, Lustund Ruhehäusern in großer Mannigfaltigkeit ausstattet wurde12 . Ernst ergänzte sein Wissen nicht nur aus eigener Anschauung, sondern erwarb auch aktuelle Bücher über Architektur und Gartenkunst und bat seinen Bruder Prinz Leopold, entsprechende Titel zur Möbel- und Gartenkunst in Paris zu beschaffen. 11 12
Bachmann, Herzog Ernst (wie Anm. 3), 19. Folkwin Wendland, Berlins Gärten und Parke von der Gründung der Stadt bis zum ausgehenden neunzehnten Jahrhundert. Das klassische Berlin, Frankfurt a. M., Berlin und Wien 1979, 253f.
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Abb. 5.5: Bibliothek, Lünettenbild von Heinrich Naeke (1785–1835), Thomas Rhymer wird von zwei weißen Hirschen ins Feenland geführt, um 1816, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen.
Abb. 5.6: Turnier anlässlich der Hochzeit Herzog Ernst III. von Sachsen-Coburg-Saalfeld mit Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg im August 1817, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen.
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Der Ort des Wiener Kongresses, vor allem Park und Schloss Laxenburg, mussten tiefe Eindrücke auf Ernst hinterlassen haben. Die Rosenau sollte Hauptschauplatz der bevorstehenden Vermählung mit Luise von Sachsen Gotha-Altenburg sein, auch wenn die Trauung in Gotha stattfand. Das bereits seit 1810 bewohnbare Schloss Rosenau wurde nach dem neuesten Geschmack – oder nach dem Vorbild der Franzensburg – im gotischen Stil erneut umgestaltet. Die elfeckige Bibliothek mit ritterlichen Szenen in den Lünetten und der Marmorsaal beispielsweise wurden eingebaut, und natürlich durfte der Turnierplatz im Park nicht fehlen. Ein großer Platz (vielleicht?!) auf den Itzgrundwiesen wurde südwestlich vor dem Schloss ausgesteckt und für das anstehende Ritterturnier mit Zelten, Wimpeln und Fahnen festlich geschmückt. Die Hochzeitsfeierlichkeiten am 17. August 1817 fanden unter Anteilnahme der Bevölkerung und des Hofstaates in altdeutscher Tracht statt, dessen Höhepunkt das bereits viel zitierte Ritterturnier war13 . Es war auch vor allem Herzogin Luise, die schon als junge, erst 17-jährige Braut in der Rosenau ihre Ritterromane verwirklichte und sich in Schloss und Park wohltuend zu Hause fühlte. Was Wunder auch, wuchs sie doch in einer vergleichbaren Landschaft in Gotha auf, mit dem herrlichen Landschaftspark um Schloss Friedenstein und einer fürstlichen Umgebung, in der selbst Napoleon einige Male verweilte, und geriet schon früh in den Bann einer französischen Gouvernante, die ihr Wesen „voll espi`eglerie“ und „unbekümmerte[r] Offenheit“ sicher förderte14 .
V. Der Park in der Mitte des 19. Jahrhunderts Das Schlösschen Rosenau mag fertig gewesen sein und in den darauf folgenden Jahrzehnten nur noch die üblichen Anpassungen haben erfahren müssen, am Park jedoch und an seiner Ausstattung wurde auch in den nächsten Jahrzehnten, selbst nach der Scheidung von Luise (1826) und nach den Tode Ernst I. (1844) kräftig gearbeitet, ergänzt und gestaltet. Durch Landzukauf wuchs der Landschaftspark auf über 200 ha an15 . 13
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„[. . . ] die Rosenau lag vor uns, über uns die alte Lauterburg in den grünen Wäldern eingehüllt, und als ob der liebe Gott seine Freude an seinen Kindern sähe, ließ er die schöne Sonne durch die Wolken brechen, welche mit ihren goldenen Strahlen die Gegend beleuchtete und herrlich auf die Rüstungen der schönen Ritter schimmerte. [. . . ] Das Turnier fing mit einer entr´ee an, wobei ein sehr schöner Marsch geblasen wurde, erst die Reitknechte, Knappen in zahlreicher Menge, dann folgten die Stallmeister und darauf die Ritter, an deren Spitze mein geliebter Ernst war [. . . ]. Dann folgte der Kampf zwischen den zwei geliebten und von Allen bewunderten Brüder, Ernst in stiller Würde, so männlich und doch so wunderschön, erschien mir wie ein Engel mit dem Rächerschwert. Prinz Ferdinand, eine stillere Schönheit, nahm sich sehr lieblich aus, er sah wie die Erscheinung des Ritters in der ’Diamantenen Kutsche’ aus [. . . ]“. Briefe der Herzogin Luise, in: Ott (wie Anm. 1), 90. Josef Dreesen, Luise Herzogin von Sachsen-Coburg-Saalfeld, St. Wendel 2006, 8–10. 1826 wurde Landesregierungsrat von Erffa beispielsweise mit weiteren Grundstücksankäufen beauftragt. Arbeitsauflistung der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen (im Folgenden: SV), 1964, 17.
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Abb. 5.7: Gesamtplan von 1869, Foto: Schelter.
Von der Residenzstadt Coburg führten ein Sommer- und ein Winterweg zur Rosenau, welche durch Baumreihen oder Alleen bepflanzt wurden. Noch nahezu vollständig erhalten ist die großzügige Kastanienallee von der Schweizerei bis zum Kavalierhaus. Bis 1820 entstanden in gotisierende oder klassizistische Stil das Kavaliershaus mit dem Prinzengarten und das Teehaus und 1849 wurde die bereits in der Domäne Öslau stehende Orangerie in die Rosenau transferiert. Das sich südlich davor ausbreitende Gelände wurde nur im engeren Umfeld als Blumenparterre gestaltet. Weit ausgreifend schloss sich der formal gestaltete Hofküchengarten an, der ohne Kenntnis der viktorianischen Küchengärten Englands in dieser Konsequenz nicht vorstellbar ist. Einige Parzellen standen auch zur unmittelbaren Gemüseversorgung der in der Rosenau angestellten Gärtner und des sonstigen Personals zur Verfügung16 . Mehrere, am Parkrand angrenzende Grundstücke dienten als Baumschulen für das Nachziehen notwendiger Gehölze. 16
In den Verwaltungsakten liegt ein Katasterplan vor, in dem handschriftlich einige Gartenbeete zur Nutzung durch den Verwalter und die Gärtner eingetragen sind.
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Abb. 5.8: Kastanienallee zum Schloss, Foto: Schelter.
Gebäude und Sondergärten waren nicht nur zweckmäßig, sondern auch als Blickpunkte in den Park gesetzt, die somit die Szenerie bereicherten. Für den Rosenauer Park aber bedeutsamer war die Landschaftsgestaltung. Zu keiner Zeit verfolgte der Herzog den modischen Zwang, den Park übermäßig mit Architekturen zu bereichern. Im Mittelpunkt der Szenerie standen natürlich das mittelalterlich umgestaltete Schloss mit seinen Terrassen und dem Mauerbering, sowie die nordwestlich etwas tiefer liegenden Wirtschaftsgebäude und Stallungen; Kavalierhaus und Teehaus lagen jenseits des weichen, von Norden nach Süden ziehenden Talgrundes. Ganz im Süden ließ der Herzog noch einen Bauernhof (Schweizerei) im Schweizer Stil mit umlaufendem Balkon und weit überragendem flach geneigtem Dach errichten. Mit der Schweizerei im Vordergrund und der in den Mittelpunkt gerückten Rosenau wurde ein Landschaftsgemälde reale Wirklichkeit, dessen romantische Stimmung mit denen in weiter Ferne nur noch schemenhaft sich abzeichnenden Thüringer Bergen und den gerade noch erkennbaren Ruinenresten der Lauterburg eine tiefe Gefühlsregung aufsteigen ließ. Leider wurden die hohen Mauern der Lauterburg in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts gesprengt. Der einst freie Burgberg wurde der natürlichen Sukzession überlassen und ist nun fast vollständig zugewachsen. 155
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Abb. 5.9: Teehaus, Foto: Schelter.
Abb. 5.10: Orangerie, Foto: Schelter.
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Abb. 5.11: Blick aus dem Wald über den Schwanensee in Richtung Turniersäule, Foto: Schelter.
Noch vor dem Bau der Schweizerei wurde 1817 der so genannte Prinzenteich ausgehoben. Gleichzeitig veranlasste Ernst I. die Sicherstellung der Wasserversorgung für das auf dem hohen Prallhang liegende Schloss, indem er im Mönchrödener Forst neun Quellen fassen ließ. Das Wasser floss verlustfrei in eisernen Druckrohren bis zur Rosenau, so dass sogar die Fontaine des Terrassenbrunnens in Betrieb genommen werden konnte. Die Quellschüttung war auch für die später hinzukommenden Gebäude völlig ausreichend. Vor der Schweizerei und im Talgrund zur Rosenau wurden kleine Spiegelteiche angelegt. Erst 1826 wurde Teichgräbermeister Grebener beauftragt, den großen Schwanensee nordwestlich des Schlosses auszuheben, der nur mit dem Oberflächenwasser des leicht ansteigenden Parkwäldchens gespeist wurde. Die Zuflüsse waren mit Steinpackungen rustikal gestaltet und verschwanden vor dem See in unterirdischen Kanälen, so dass die eigentliche Teichspeisung dem Betrachter verborgen blieb. Der Erlebniswert des Schwanensee wurde gesteigert, indem nicht nur eine künstliche Insel mit Schwanenhaus, sondern auch ein Weg um den Teich angelegt wurde, dessen Ränder der Herzog mit jungen Eichen in regelmäßigen Abständen teils ein-, teils zweireihig bepflanzen ließ. Mit der Uferbepflanzung, teils mit Ulmen und Trauerweiden, und dem tiefen Blick in den Talgrund entstand ein Landschaftsbild von 157
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Abb. 5.12: Schweizerei, im Hintergrund Schloss Rosenau, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen.
hohem ästhetischem Reiz. Mit dem Teichaushub wurde etwas östlich, unmittelbar an der Hangkante zur Itz, ein künstlicher Aussichtshügel aufgeschüttet, auf dessen höchster Erhebung die 1817 entstandene Turniersäule – eigentlich ein schlanker Pfeiler mit Pyramidenverdachung in gotischer Formensprache – stehen sollte. Drei der Schaftflächen tragen Wappen, die vierte Seite ziert eine Sonnenuhr. Gleichzeitig mit dem landschaftsverschönernden Schwanensee hob man einen kleineren, vom abfließenden Schwanenseewasser gespeisten Weiher aus, dessen Ufer mit Schilf und Trauergehölzen besonders reizvoll bepflanzt wurden. Dieser Teich diente auch als Wasserreservat für eine in den Prallhang der Itz eingebaute, nach alpinem Vorbild gestaltete wilde, früher begehbare Klamm, durch den der Wasserfall herabstürzte17 . Freilich tröpfeln die Wasser des Weiherüberlaufs oft nur von den aufge17
In diesem Zusammenhang muss auf das Zimmer Helvetien im Rosenauer Schloss hingewiesen werden. Die Wände dieses Zimmers trugen einst Gebirgslandschaften Helvetiens, wie sie damals bereits als Künstlertapeten in Mode kamen. Für die Wandmalerei des Rosenauer Zimmers beauftragte man den Leininger Hofmaler Eckardt und den herabstürzenden Wasserfall malte Ernsts
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türmten Felsen die mit Farnen und Schattengewächsen bepflanzten Grottenwände hinunter, um dann in einem kleinen Bachlauf der Itz zuzufließen. Doch nach starken Regenfällen, wenn die beiden Teiche das Niederschlagswasser reichlich abgaben, schwoll er zum rauschenden Wasserfall an18 . Ein immer rauschender Wasserfall wurde durch künstliche Steinschüttungen in der Itz angelegt, ähnlich dem Wasserfall im englischen Garten in München oder am Nebenfluss der Neiße in Muskau. Überhaupt war zur Blüte der Parkanlage die Itz wesentlicher Bestandteil der Anlage. Nicht nur die hervorgehobene Uferbepflanzung verschönerte das Landschaftsprofil, es wurde auch noch durch einige bescheidene, aber besonders schöne Kleinarchitekturen bereichert, nämlich durch das Badehaus und den Fishing Temple, die heute leider nicht mehr erhalten sind. Ein langer, neu angelegter äußerer Parkweg führte von der Schweizerei, den Talgrund nach Osten querend, zur Itz. Die romantischsten Bilder ergaben sich über dem Schweizer Grund zur Rosenau. Der Weg wurde nun nordwärts entlang des Westufers der Itz geleitet, immer den Blick auf den Burgberg mit dem darüber liegenden Schloss bietend. Auf halber Wegstrecke führte eine Brücke über die Itz und nun öffnete sich ein weiter Blick auf die Thüringer Berge und die Lauterburgruine. Die Rosenau verschwand für ein ganzes Wegstück hinter dem Ufergehölz und erst fast unmittelbar vor dem Burgberg führte nun wieder eine Brücke auf das andere Ufer und in dramatischer Höhe über dem Itzgrund trat das Schloss, hoch über der Eremitage, wieder ins Blickfeld. Hier gabelte sich der Weg, einmal führte er in einem großem Bogen nach links – mit dem heute noch schönsten Blick über den offenen Südwesthang zum Schloss – nicht direkt, durch den Ökonomiehof zur Rosenau. Der andere Weg ging nordwärts am Itzufer entlang und überquerte den Fluss unmittelbar vor dem rauschenden Wasserfall, ließ dann das Schloss erst einmal im Rücken, kam aber auf einem stillen Weg zum Badehaus und zum Fishing Temple, um dann hoch im Norden die Breite Wiese westlich zu queren und den steilen Prallhang hinaufzusteigen. Der Weg führte auf der Steilhangkante wieder südwärts, vorbei an der 1817 als gotischer Fialturm geschaffenen und später auf dem jetzigen Hügel versetzten Turniersäule mit Sonnenuhr und bot nun herrliche Ausblicke auf den oberen
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Schwester Victoire, die bereits 1814 verwitwete Fürstin zu Leiningen, ab 1818 Herzogin von Kent, höchstpersönlich in die Gebirgslandschaft. „[. . . ] noch ein paar Schritte, und ich stand im höchsten Grade überrascht vor einer würklich erhabenen Parthie, die mich fast den Eindruck der kaum verlassenen vergessen machte. Denke Dir eine mächtige Felsenschlucht, die mit ihren haushohen, fast senkrechten Wänden einen tiefen Einschnitt in den buschigen Abhang macht, vorne etwas verengt ist und an ihrem Eingang die Mutter einer krystallenen Quelle wird, die im plätschernden Falle ihr entsprudelt, nach innen erweitert, den Schauplatz eines tobenden Wasserfalles darbiethet, der sich in der ganzen Höhe von Becken zu Becken, von Felsenspitze zu Felsenspitze herabstürzt. Ein enger zum Theil überwölbter Steig führt den kühnen Kletterer an der von Buschwerk und blühenden Pflanzen belebten Felswand hinauf zu der natürlichen Bank am ersten Becken des Wasserfalls, überhängende Bäume und Sträuche bilden das Dach dieser einzigen Parthie, und mächtige Felsplatten den vom rieselnden Bache bespülten Boden“, Briefe über die Rosenau, in: Ott (wie Anm. 1), 125.
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Abb. 5.13: Die Rosenau um 1820, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen.
Wiesengrund mit dem Schwanensee. Genussvoll die weitere Wegführung, sie ging am kleinen Weiher vorbei, führte dann hinunter zur Felsengrotte und nach wenigen Metern wieder den Prallhang hinauf, dem Schloss näher kommend und endlich auf der Terrasse anlangend. Spätestens ab 1820 war aus dem Bowlingreen ein Pleasureground geworden. Anstatt der einfachen Rasenflächen bestimmten Blumenbeete den Schlossvordergrund. Die Schlossfassaden waren teils durch Gehölze oder Rankengewächse verdeckt, beispielsweise durch eine Reihe von Pyramidenpappeln vor der Westfassade. Es gehörte zur Inszenierung, dass Teile der Architektur sich immer hinter Pflanzen oder Gehölzen verbargen. Die Illusion vor einem sehr alten Gebäude zu stehen wurde verstärkt, die Neugierde auf das zu Erwartende gesteigert. Ernst II. gestaltete den Pleasureground raffiniert um, indem er die Initialen E und A für Ernst II. und Alexandrine von Baden in die mit Buchs gerahmten Blumenbeete einweben ließ. Herzog Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha (1893–1900) tradierte die fürstliche Initialennennung in der Terrassengestaltung, indem der anstatt E und A nun A und M für Alfred und Maria Alexandrowna von Russland setzte, die er 1874 geheiratet hatte. Aber auch sonst war die Terrasse mit reichen Blumenbeeten verschönert, mit Stauden und Rosen auf Metallgestellen beispielsweise, und die Vasen auf der Balustrade trugen üppigen Blumenschmuck oder Agaven. 160
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Abb. 5.14: Ernst II. und Albert im Ritterkostüm, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen.
Nirgendwo wurde der Park durch übermäßige Architektur überladen, wie es gegen Ende des 18. Jahrhunderts in anderen frühen Landschaftsgärten auf dem Kontinent üblich war. Die Klein- und Großräumigkeit der vorhandenen Landschaft, der Talgrund der Itzaue und die bereits vorhandenen Gebäude, wie eben das Ritterschloss der Rosenau, die Ökonomiegebäude, Teehaus und Orangerie, die nahe liegenden Mühlen und die kleinen Dörfer Unterwohlsbach und Öslau wurden zusammen mit der fernen Ruine der Lauterburg zu einem Landschaftsbild verschmolzen, das keine aufwendigen Architekturstaffagen bedurfte, sondern bestimmt wurde vom Gelände, den Wiesen, den Gehölzen und Waldrändern, dem Flusslauf und weiteren Wasserflächen. Die Schweizerei mit dem kleinen davor liegendem Spiegelweiher bildete den ländlich geprägten Auftakt zu einer Szenerie, die durch geschickte Gehölzpflanzungen, mit heimischen und exotischen Arten komponiert, zu einer der bedeutendsten Schöpfungen der Gartenkunst des frühen 19. Jahrhunderts auf dem Kontinent führte. Das höfische Leben auf der Rosenau endete nicht mit dem Ableben von Herzog Ernst II., sondern wurde fortgeführt durch Herzog Alfred von Edinburgh19 , der die Nachfolge des kinderlos gebliebenen Ernst II. antrat. 19
Alfred (1844–1900) war das vierte Kind der Königin Victoria und Albert, also der Neffe Herzog Ernst II. Auch Alfred blieb ohne eigenen Nachfolger, so dass die Erbfolge an Carl Eduard (1884– 1954), Sohn des achten Kindes (Leopold, Herzog von Albany) der Königin Victoria und Alberts.
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Die Rosenau war noch bis 1920 Witwensitz Ihrer kaiserlichen Hoheit, der Frau Herzogin Witwe Maria Alexandrowa (Tochter des Zaren von Russland).
VI. Ausblick Nach 1920 verfiel die Anlage, der Park wurde nicht mehr gepflegt und die Fläche bis auf 36 ha reduziert. Erst als 1973 der Park unter die Obhut der Gartenabteilung der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen kam, wurde er aus seiner Verwilderung zurückgeholt. Einhergehend mit der Instandsetzung des Schlosses und dem Ausbau zum Museum wurden auch die Parkpartien weitestgehend zurückgewonnen, so dass heute einer der schönsten Landschaftsgärten Deutschlands, der dem „Gothic Revival“ verpflichtet ist, wieder hergestellt werden konnte. Nicht wiederhergestellt werden aber kann die einstige Kunstlandschaft um Coburg mit ihrer großartigen gestalteten Landschaft, die sich nicht auf die eigentlichen Parkanklagen beschränkte, sondern ein Landschaftskunstwerk war, in dem die Residenzstadt Coburg im Itzgrund mit den umliegenden Hügeln, den Schlössern und Parkanlagen in einem großartigen Kontext standen. Und so soll nicht verschwiegen werden, dass die bis an die Grenzen des Parks herangerückte Industriearchitektur, die Autobahnen und demnächst noch eine ICETrasse den grenzenlosen Übergang in die Landschaft mit den weiten Sichtbeziehungen zur Veste Coburg oder zum Schloss Callenberg nicht mehr zulassen. Nur im Kernbereich der Parkanlage lassen sich die Ritterträume zweier Herzöge, Ernst I. und Ernst II., noch nachvollziehen.
Verwendete Literatur Akten und Pläne der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. Harald Bachmann, Herzog Ernst I. und der Coburger Landtag 1821–1844, Coburg 1973. Ders. und Werner Korn (Coburg), Helmut Claus und Elisabeth Dorbritzsch (Gotha), Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha 1818–1893 und seine Zeit, Coburg und Gotha 1993. Park Wilhelmshöhe Kassel, Parkpflegewerk, hg. v. Horst Becker und Michael Karkosch, Regensburg 2007. Josef Dreesen, Luise Herzogin von Sachsen-Coburg-Saalfeld, St. Wendel 2006. Anette Faber, Neue Schinkel-Zeichnungen für Coburg, in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung (1983), 263–268. Ein Herzogtum und viele Kronen, Aufsatz- und Katalogband, hg. v. Michael Henker und Evamaria Brockhoff, Augsburg 1977. 162
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Sabine Heym, Schloss Rosenau, amtlicher Führer, München 1999. Dies., Feenreich und Ritterwelt. Die Rosenau als Ort romantisch-literarischen Welterlebens, in: Bayerische Schlösser, Bewahren und Erforschen, München 1996, 239–268. Ewald Jeutter, Neu Nachrichten zu der Tätigkeit von Carl Alexander Heideloff (1789–1865) für Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha, in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung (2000), 167–182. Fritz Mahnke, Schlösser und Burgen im Umkreis der fränkischen Krone, Coburg 1974. Delia Millar, Ansichten von Deutschland, aus der Royal Collection in Winsor Castle, Coburg 1998. Norbert H. Ott, Schloss- und Landschaftsgarten Rosenau bei Coburg, in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung (1969), 61–154. Paradiese der Gartenkunst in Thüringen, hg. v. Helmut-Eberhard Paulus, Regensburg 2003. Reclams Kunstführer, Bd. Österreich I, Stuttgart 1981. Folkwin Wendland, Berlins Gärten und Parke, Berlin 1979.
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Der Landschaftspark von Schloss Callenberg bei Coburg Der Landschaftspark von Schloss Callenberg, dem Sommersitz der Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha auf einem Höhenzug bei Beiersdorf in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Residenzstadt Coburg, ist eine zu Unrecht in Vergessenheit geratene Parkschöpfung1 . Die Umkehrung des soeben benutzten Begriffes „Landschaftspark“ in „Parklandschaft“ bezeichnet eigentlich genauer, worum es geht. Denn 1
Der vorliegende Beitrag fußt auf einem Gutachten, das der Verfasser 1990/1991 gemeinsam mit Dipl.-Ing. Helmut Wiegel im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege erarbeitete: Rolf Kirsch und Helmut Wiegel, Die Callenberger Garten- und Parkanlagen. Entwicklung, gegenwärtiger Zustand und Zukunftsperspektiven, o. O. (Bamberg) 1991, maschschr. Mskr. – Die aktuellste kompakte Zusammenfassung zu Schloss und Park Callenberg bietet: Peter Morsbach und Otto Titz, Stadt Coburg, (Denkmäler in Bayern IV.48) München 2006, 425–435. Zum Schloss vgl. insbesondere: Astrid Arnold, Schloss Callenberg. Ein Beitrag zum frühen neugotischen Schlossbau im Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 47 (2002), 67–157. Weitere ausgewählte Literatur in alphabetischer Reihenfolge: Francis Bedford und Herbert Appeltzhauser, Coburg 1857. Im Spiegel früher Photographie, Coburg o. J. (1988). Adolf Bube, Neuses und der Callenberg bei Coburg, in: Thüringen und der Harz mit ihren Merkwürdigkeiten, Volkssagen und Legenden, Bd. 4, Sondershausen 1841. W. Heins, Zur Geschichtedes Schlosses Callenbergund seiner Besitzer.Nach handschriftlichenAufzeichnungen des Archivrates Ludwig Hermann in Coburg vom Jahre 1846, in: Aus der Heimat. Wochenbeilage der „Heimatglocken“ (1930), Nr. 7-14. Fritz Mahnke, Schlösser und Burgen im Umkreis der Fränkischen Krone, 2 Bde., 3. Aufl. Coburg 1974 und 1978. A. Röse, Thiergarten und Thierleben auf Schloss Callenberg und Rheinhardtsbrunn, Coburg 1869. Karl Arnold Schoenbach, Callenberg. Rosenau. Reinhardtsbrunn. Eine Trilogie, Sonneberg o. J. (um 1850). Stadt und Veste Coburg (Verf.: Rudolph Gen´ee), Coburg 1866. Hartmut Strunz, Praxis im Landschaftsschutz. Beispiel: der Callenberger Forst im Coburger Land, in: Nationalpark 4/1982, 38–41. Andreas Stubenrauch, Schloß Callenberg, in: Heimatkundlicher Lesebogen für das Coburger Land 6/1955, 21–24. Richard Teufel, Bau- und Kunstdenkmäler im Landkreis Coburg, Coburg 1956. Carl Friedrich Wittmann, Coburg. Stadt und Veste nebst Umgebung, 2. Aufl. Coburg 1853. – Bei Abfassung des Gutachtens 1990/1991 benutzte Quellen: 1.) Staatsarchiv Coburg (im Folgenden: StA C): Bauamt 36, 264, 266, 268, 269, 327, 328, 448; Bildsammlung VC1 406, VC2 6, 8; Hofamt 39; Kammerarchiv Coburg 153, 162, 173/I, 372, 537–540, 601, 602, 673, 3320–3324, 3326, 3333; LA A 6754, 6830–6832, 6990, 8207–8210, 8221, 8295, 8299, 8301, 8311, 8319, 8320; Plan-Slg. 1458, 1781; Schloßhauptmannschaft 45, 216, 228, 229, 233; Urk. LA F 567, Nr. 1.–2.) Staatsarchiv Weimar, Außenstelle Gotha (StA Gotha): Hofamt zu Coburg Nr. 155, 163; Herzogl. Jagddirektion zu Coburg Nr. 11, 15, 18; Herzogl. Jagdverwaltung zu Coburg Nr. 5; Landjägermeister zu Coburg Nr. 1–4; Oberjägermeisteramt Gotha Nr. 92; Herzogl. Privatbüro zu Coburg Nr. 104, 108–110, 118–125, 130, 133. – 3.) Stadtarchiv Coburg (im Folgenden StadtA C): A 16010; A 3859; Ansichtskartensammlung; Nachlass Gruner; Nachlass Höch. – 4.) Kunstsammlungen der Veste Coburg: Cob. I, 8; Cob. V, 2b, 2c, 2c S. 166, 5a S. 167; Z 2216, 2217, 4113, 4563. – 5.) Bayer. Landesamt
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Abb. 6.1: Callenberg, Blick vom Drehenweiher zum Schloss (1990), Dipl.-Ing. Helmut Wiegel, Bamberg.
die „Callenberger Anlagen“ oder die „Anlagen auf dem Callenberg“, wie sie zur Zeit ihrer Entstehung im 19. Jahrhundert gewöhnlich genannt wurden, waren mehr als nur ein Landschaftspark. Vielmehr handelte es sich um eine weit in die umliegende Kulturlandschaft ausgreifende Gesamtschöpfung (Abb. 6.1, Abb. 6.2) mit dem alle Blicke beherrschenden Schloss und seinem als Park intensiv gestalteten Schlosshügel als Kern. Callenberg wird erstmals 1122 urkundlich als Stammsitz der reichsunmittelbaren Herren von Chalwinberch genannt. Die ursprüngliche Gestalt der mittelalterlichen Burg lässt sich nicht mehr präzise bestimmen. Die Anlage gliedert sich heute in die Baukörper des Unterschlosses, des Oberschlosses und des Nordwestflügels, welche allesamt in der Hauptsache aus dem 19. Jahrhundert stammen, die 1618 geweihte Schlosskapelle sowie die Ringmauer samt ihren Schalentürmen, die im Wesentlichen auf das 16. Jahrhundert zurückgeht. Der unregelmäßig sechseckige Treppenturm am Unterschloss entstammt wohl dem späten Mittelalter oder dem frühen 16. Jahrhundert. 1592 war Callenberg in den Besitz von Herzog Johann Casimir von SachsenCoburg gelangt. An seine Ära erinnert die bedeutende „nachgotische“ Schlosskapelle. Die eigentliche Glanzepoche Callenbergs begann nach 1826, als die Besitz- und Herrschaftsverhältnisse der ernestinischen Wettiner neu geregelt wurden und das Kamfür Denkmalpflege, Außenstelle Bamberg, Schloss Seehof: Aktenregistratur. – 6.) Vermessungsamt Coburg, Planarchiv: Extraditionsplan Forstbezirk Callenberg 1860, M. 1:2500; Katasterplan Callenberg 1861, M. 1:1250.
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Landschaftspark von Schloss Callenberg
Abb. 6.2: Callenberg, Extraditionsplan von 1860, bearbeitet von Helmut Wiegel, Bamberg, Vermessungsamt Coburg.
mergut Callenberg dem neuen Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha zugeschlagen wurde. Dessen erster Regent, Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha, begann unmittelbar nach der Übernahme Callenbergs damit, den neuen Besitz als Jagdschloss und Sommerresidenz tief greifend umzugestalten. 1831 entstand als englisch ausgeprägter neogotischer Neubau das jetzige Obere Schloss. Als Urheber des Entwurfs wird Carl Alexander von Heideloff, aber auch alternativ der Coburger Hofmaler Sebastian Eckardt vermutet2 . Die Idee zu einer großflächigen Landschaftsgestaltung um das Schloss entstand gleich nach dem Besitzwechsel. Schon 1827 begann Ernst I., Grundstücke für „Anlagen für das Jagdschloß Kallenberg“3 zu erwerben. Bald konkretisierten sich die Vorstellungen in der Weise, dass nunmehr bevorzugt von einem „Thiergarten“ bzw. einem „Wildpark“ die Rede ist4 . Dieser im Süden des Schlosses gelegene Bezirk, ein eingezäuntes Waldrevier mit eingestreuten Wiesen, ist in den Akten recht gut dokumentiert. 2 3 4
Morsbach und Titz (wie Anm. 1), 427. Eckhardt wurde von A. Arnold [vgl. Arnold (wie Anm. 1)] ins Spiel gebracht. StadtA C A 16010, Bl. 1r. Der Flächenerwerb ist noch in folgenden weiteren Akten dokumentiert: StA C, Kammerarchiv Coburg 153, 601–602, 673, 675–677, 683, 3324–3327. Beide Bezeichnungen tauchen bereits ganz zu Beginn der Planungen, nämlich 1827 (StA Gotha, Landjägermeister zu Coburg, Nr. 1: „Wildparck“) bzw. 1828 (StadtA C A 16010, Bl. 4r: „Thiergarten“; ebd., Bl. 15r: „Wildpark“), auf.
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Zu den Callenberger Anlagen unter Ernst I. zählten auch Promenadenwege und damit wohl auch gärtnerische Maßnahmen am Schlosshügel, die aber archivalisch nicht genauer zu ermitteln sind. So existieren auch keine Entwurfs- oder Bestandspläne der Callenberger Anlagen aus der Zeit Ernsts I. Dies gilt auch für die Epoche unter Ernst II., dem Sohn und Nachfolger. Wichtigste Planquelle ist daher der im Coburger Vermessungsamt verwahrte Extraditionsplan von 1860. Dieser Erstvermessungsplan ist wesentlich detaillierter als heutige Katasterpläne (Abb. 6.2). Der Wildpark war in seiner Entwicklung verschiedenen Arealveränderungen unterworfen. Nachdem er bereits 1832, also erst vier Jahre nach seiner ersten Einzäunung, im Westen des Callenberger Forstes stark erweitert worden war, wurde bereits im folgenden Jahr eine radikale Kehrtwendung vollzogen: Um Forstschäden durch Wildverbiss zu verringern, wurde die eingezäunte Fläche erheblich verkleinert. Als positiver Nebeneffekt ergab sich, dass sich das Wild durch die Einschränkung seines Bewegungsspielraums in der Dämmerung auf schlossnahen Wiesenflächen zeigte, was eine Bereicherung der Prospekte bedeutete5 . Die Beschneidung des Wildparks wurde später unter Ernst II. wieder aufgehoben. Unter ihm erreichte der Wildpark seine größte Ausdehnung. Für seine Regierungszeit haben wir auch Angaben über den Wildbesatz: Neben Dam- und Rotwild wurden Axishirsche, Virginische Hirsche, Wapitihirsche und weitere exotische Arten, teils in separaten Sondergehegen, gehalten6 . Der Wildpark war ein aufgelockerter, ehemals als Hutewald dienender, forstlich nur extensiv genutzter Mischwald. Unter Ernst II. war der Wildpark – wie die Callenberger Anlagen insgesamt – anfangs frei zugänglich, was dessen liberaler und volksnaher Haltung entsprach. Aufgrund von Wildfrevel und anderen Schädigungen wurden 1852 jedoch die Tore des Wildparks geschlossen. Damit das „Publicum von Coburg“, das sich Callenberg bisher auf dem Hauptweg mitten durch den Wildpark näherte, die Einschränkung nicht zu sehr fühlte, wurde 1860/61 eigens eine neue Wegeführung mit Umleitung über das so genannte „Cottage“ (Abb. 6.3) eingerichtet7 . Während die Quellen über den Wildpark auch unter Ernst I. reicher sprudeln, ist über die gärtnerische Gestaltung der unmittelbaren Schlossumgebung während seiner Regierungszeit nicht viel bekannt. Wir wissen nur, dass es gut unterhaltene Promenadenwege gab, dass ein mit Blumen geschmückter so genannter „Theeplatz“8 im Südwesten des Schlosshügels existierte und dass die obere Schlossterrasse einen 5 6 7 8
Es war jedoch lt. Stubenrauch [Stubenrauch (wie Anm. 1), 24] keinesfalls Hauptzweck der Maßnahme, die Tierbestände besser überblicken zu können Röse (wie Anm. 1), 9ff. StA Gotha Herzogl. Privatbüro, Nr. 118, Bl. 42–44, Schreiben d. Hzgl. Jagdverwaltg. v. 24.6.1852; StA C Hofamt 39, Bl. 41–42, Notiz Ernsts II. v. 3.10.1861. Die Lokalisierungdes „Theeplatzes“wird durch eine archivalischeQuelle und eine Literaturstelle (sowie den Extraditionsplan von 1860) ermöglicht: 1.) StA Gotha, Landjägermeister Coburg, Nr. 1, Oberlandjägermeister v. Wangenheim an Ernst. I., 16.3.1833: Ein neuer Zaun soll „[. . . ] längs des Weges, der von Weidach nach Callenberg führt, bis zum Thore hinter dem Theeplatz fortgeführt werden“. 2.) Heins (wie Anm. 1), Nr. 7 (ohne Paginierung). Die dort wiedergegebene Beschreibung Callenbergs durch den Archivrat Hermann aus dem Jahr 1846 bestätigt die Ortung des „mit Blumenspitzen umgebenen Theeplatzes“.
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Abb. 6.3: Callenberg, das Cottage mit Kastanienreihe (1990), Dipl.-Ing. Helmut Wiegel, Bamberg.
wohl geometrisch aufgeteilten Ziergarten aufwies. Vermutlich besaß bereits damals der eigentliche Schlosshügel eine intensivere gärtnerische Gestaltung. Sehr viel besser dokumentiert sind die Callenberger Anlagen unter dem von 1844– 1893 regierenden Herzog Ernst II. Er entstammte wie sein nur ein gutes Jahr jüngerer Bruder Albert der kurzen und unglücklichen Ehe Ernsts I. mit Luise von SachsenGotha-Altenburg. Bereits als Kronprinz übernahm er 1842 anlässlich seiner Heirat mit Prinzessin Alexandrine von Baden den Besitz Callenberg. Unter seiner Ägide fanden umfangreiche Ausbaumaßnahmen statt, die Schloss, Nebengebäude sowie Garten- und Parkanlagen betrafen und enorme Summen verschlangen. Callenberg wurde zum „Lieblingsaufenthalt“ Ernsts II. Unter ihm erreichten die Callenberger Anlagen ihren Höhepunkt. Eine Anweisung von ihm belegt, dass sich seine Gestaltungsabsichten nicht auf Teilbereiche beschränkten, sondern sich im Sinne der „ornamented farm“ des 18. Jahrhunderts und der „Landesverschönerung“ des 19. Jahrhunderts auf das große Ganze bezogen9 . Zur Callenberger Parklandschaft gehörten neben dem Schlosshügel ausgedehnte Waldreviere im Osten, Süden und Südwesten, eine offene Feldflur mit der „Callenberg Farm“ im Norden, eine Kette von Fischweihern im Südosten und ein Weiher im Westen. Es kamen diverse Neben9
Eine 1861 erlassene Anordnung Ernsts II. belegt eindeutig die großflächig projektierte Gestaltung: „Die Anlagen auf dem Callenberg sollen sich auf alle Teile des Domänengutes Callenberg und auf diejenigen Theile des Forstes erstrecken, welche mit einem Zaun umgeben sind oder künftig damit umgeben werden [gemeint ist der Wildpark]“, (StA C, Hofamt 39, Bl. 106).
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gebäude hinzu, welche zugleich oft als malerische Staffagen dienten und teilweise von gärtnerisch gestalteten Partien eingefasst waren. Dazu zählten die Bauten des Ökonomiehofes, der Alte Marstall, der Neue Marstall, die Gärtnerei, die Gastwirtschaft, das Cottage, die Fasanerie und ein Pumpenhäuschen zum Betrieb der beiden Springbrunnen am Schloss. Promenadenwege erschlossen die aus der stark bewegten Topographie entwickelte Parklandschaft und leiteten die Blicke; als ferner Point de vue grüßte die Veste Coburg. Im Zusammenhang mit dem Ausbau der Callenberger Anlagen realisierte Ernst II. mehrere Bauprojekte. 1856/57 ließ er das Untere Schloss weitgehend abtragen, um es nach Plänen des herzoglichen Baurats Georg Konrad Rothbart als neugotisches Bauwerk neu erstehen zu lassen. Der Schlossturm erhielt nun anstelle der bisherigen welschen Haube eine romantische Bekrönung aus Zinnen und Ecktürmchen, die „Wehrhaftigkeit“ verkörperte. Die auf malerische Fernsicht berechnete Änderung der Turmsilhouette verdeutlicht vielleicht am besten, dass die Umbauten von Schloss Callenberg in der Tradition romantischer Parkburgen in Landschaftsparks stehen, deren bekanntester deutscher Vertreter die Löwenburg in Kassel-Wilhelmshöhe ist. Wie diese und wie das etwas ältere Coburger Beispiel Schloss Rosenau sollte auch Schloss Callenberg gleichsam als große Staffage einer Parklandschaft dienen. Diese Grundidee der Gesamtanlage ist leider heute offenbar zu sehr in Vergessenheit geraten, indem lediglich das Schloss sorgfältig instand gesetzt wurde, während mit Parklandschaft und Nebengebäuden recht achtlos umgegangen wurde, wie wir noch sehen werden. 1845 und 1882 erfolgten Ausbau- und Reparaturarbeiten am Oberen Schloss und an der Schlosskirche, wiederum im neogotischen Stil. Diverse Nebengebäude entstanden ebenfalls neu, darunter ein 1843 erbauter Marstall an der Reitbahn. Ihm folgte schon 1857/58 ein neuer Marstall. Beide Bauten haben sich leider nicht erhalten; der stattliche Neue Marstall verschwand nach langem Siechtum jedoch erst in den 1990er Jahren. Nur ein prächtiger alter Mammutbaum erinnert heute noch an den Standort des Gebäudes. Auf dem Gelände des Ökonomiehofes ließ Ernst II. 1842 das heute so genannte „Kavaliershaus“ errichten, ein lang gestrecktes Bauwerk mit Fachwerkobergeschoss. Es war ursprünglich ein Wirtshaus, wurde aber 1873 zum Gästehaus. Zugleich entstand im Nordosten des Schlosses ein neues Wirtshaus für die Besucher der Callenberger Parkanlagen. Dieses in Anlehnung an den Schweizer Stil errichtete Gebäude mit Kniestock und Krüppelwalm existiert ebenfalls noch, wird allerdings seit langem nicht mehr in der ursprünglichen Art genutzt. Ein weiteres erhaltenes malerisches kleines Bauwerk im Schweizer Stil ist die schon 1843 erbaute ehemalige Aufseherwohnung der früheren herzoglichen Fasanerie im Waldrevier „Hahn“ östlich des Schlosses. Zwei andere der unter Ernst II. erbauten Nebengebäude zeigen besonders deutlich englische Wurzeln: das „Cottage“ und die „Callenberg Farm“. Die herzogliche Musterfarm wurde 1862 in einiger Entfernung nordwestlich vom Schloss nach Entwürfen von Baurat Rothbart und Inspektor Meßmer errichtet. Beide unternahmen zu diesem Zweck eine Informationsreise nach England. Die Farm wurde durch eine Kastanienallee an den landschaftlich gestalteten Raum um das Schloss angegliedert. 170
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Sie entsprach mit Dampfmaschine und Transmissionssystem dem damals modernsten Standard. Vorbilder waren die Shaw-Farm in Wiltshire, die Windsor-Farm, die Prinz-Albert-Farm, vor allem aber die Osborn-Farm auf der Isle of Wight. Die Callenberger Farm avancierte als eine der frühesten deutschen Musterfarmen unter englischem Einfluss schnell zum „Wallfahrtsort der landwirtschaftlichen Intelligenz“, wie es Braungart 1865 ausdrückte10 . Offensichtlich war das Interesse Ernsts II. an fortschrittlichen englischen Landwirtschaftsmethoden durch den Kontakt zu seinem Bruder Prinz Albert befördert worden. Dieser hatte sich ja bekanntlich leidenschaftlich für die Landwirtschaft engagiert und war Präsident der Royal Agricultural Society. Der Callenberger Farm sollte kurze Zeit später noch die ähnliche „Ernst-Farm“ einige Kilometer südöstlich von Callenberg folgen. Die „Callenberg Farm“ wurde bis zum II. Weltkrieg stark vergrößert. Sie ist in Teilen noch erhalten, wurde aber für ihre heutige Nutzung als Waldorfschule verändert und um Erweiterungsbauten ergänzt. Das Cottage an der unteren Wegegabelung der Auffahrt zum Schloss wurde 1844/45 vom herzoglichen Baurat Georg Scherzer aus Gotha erbaut (Abb. 6.3). Es zeigt mit seiner betont malerischen Staffelung, seinen Erkervorbauten und dem frei gestellten achteckigen Kamin deutlich das Bemühen, „englisch“ zu wirken. Das Cottage war als „folly“ und „eye-catcher“ an das Ende eines langen abfallenden Wiesentales platziert worden. Es diente als Mittelgrund-Staffage für Prospekte mit Schloss Callenberg und der Veste Coburg im Hintergrund. Wesentlich für seine Wirkung war auch seine malerische Eingrünung durch Bäume und Weinberankung. Das Cottage existiert noch, steht aber seit längerem leer und macht einen zunehmend gefährdeten Eindruck. Es entstand als Aufseherwohnhaus für mehrere Hundezwinger, die bereits sei 1843 mit Meuten für die Parforcejagd besetzt waren und auch englisch als „Kennels“ tituliert wurden. Die Jagdhundleidenschaft Ernsts II. führte sogar zur Anlage eines kleinen Hundefriedhofs auf einer Waldlichtung im Süden der Weiherkette, von dem sich Reste erhalten haben. Die Hundezwinger am Cottage bestanden jedoch nur kurze Zeit bis gegen 1850. Sie wurden damals zu einem kleinen „zoologischen Zwinger“ in der Tradition barocker Menagerien umgebaut. Es gab dort neben heimischen Arten auch ungewöhnlichere Tiere wie Löwe, Schakal oder Hyäne gegen einen geringen Eintrittspreis zu besichtigen11 . Gleichzeitig mit dem Umbau des Unteren Schlosses wurde ab 1856 der engere Schlossbezirk nach Planungen des Hofgärtners Zeißig neu gestaltet12 . Die Maßnahmen bestanden aus vier Hauptpunkten: erstens wurde eine neue freie Haupttreppe zur 10
11 12
R. Braungart, Die herzogliche Musterfarm zu Kallenberg [sic!] bei Coburg. Eine Reiseskizze, o. O. (Freising) 1865, 30. – Weitere Literatur zur Callenberg Farm: Sammlung landwirthschaftlicher und laendlicher Bau-Ausführungen, Neue Folge, VI. und VII. Lieferung, hg. v. Friedrich Engel, Berlin 1864 und 1865 (darin: „Gebäude der Herzoglich Coburgschen Musterwirtschaft auf dem Gallenberge [sic!] bei Coburg“); Eine deutsche Musterfarm [= Callenberg Farm], in: Die Gartenlaube (1863), 580 ff. Röse (wie Anm. 1), 12–19. Stadt und Veste Coburg (wie Anm. 1), 60. StA C LA A 8299, Bl. 33 („Futteretat der zoologischen Zwinger zu Callenberg pro 1870/73“). StA C Hofamt 39, Bl. 47. StA C, LA A 8306, Bl. 81–84, Bl. 86.
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Verbindung des Schlosses mit dem Ökonomiehof und dem neuen Marstall geschaffen. Zweitens bepflanzte man einen steil abfallenden Teilbereich des westlichen Abhangs des Schlossbergs dicht mit Nadel- und Laubholz. Drittens wurde der östliche Teil des Schlossbergs rajolt, durch künstliche Erdbewegungen in eine dem Auge gefällige Form gebracht und mit Rasen belegt. Viertens schuf man einen neuen Blumengarten auf der Bastion im Osten des Schlosses bei der Kapelle und brachte den bestehenden Ziergarten auf der Terrasse vor dem Oberen Schloss in eine neue Form. Bereits 1845 waren im Westen des Schlossbergs weitere Maßnahmen durchgeführt worden. Ein von Ernst II. bewilligter Kostenvoranschlag Zeißigs13 aus diesem Jahr umfasste das Planieren einiger Bereiche, künstlich herzustellende Bodenbewegungen, die Verschonung alter kapitaler Bäume, Ansaat von Rasen und Weißklee und die Anpflanzung neuer Gehölze. Zeißig tritt zwar in den Akten als Planer der intensiv gestalteten Bereiche in Schlossnähe in Erscheinung, hatte sich aber natürlich an den Vorstellungen Ernsts II. zu orientieren. Wir wissen nicht, wie detailliert diese waren, doch ist wohl mit einem beträchtlichen Einfluss des musisch begabten Herzogs zu rechnen. Über die Ausbildung des Hofgärtners und seine gartenkünstlerischen Neigungen und Fähigkeiten ist nicht viel bekannt. Es liegt aber nahe und findet in seiner Callenberger Schöpfung Entsprechung, dass er sich in den Bahnen der damals dominierenden so genannten „Lenn´e-Meyerschen Schule“ bewegte, die landschaftliche Motive mit geometrischen Gestaltungsformen kombinierte. Speziellen Einfluss auf Zeißig dürften aber vor allem die Parkschöpfungen des Fürsten Pückler-Muskau gehabt haben: Der Hofgärtner unternahm auf Anordnung Ernsts II. gemeinsam mit dem Untergärtner Lichtenecker im Jahre 1857 eine Bildungsreise nach Muskau, Branitz und Babelsberg14 . Zeißigs Neugestaltung des Terrassengartens beim Oberen Schloss in Callenberg lässt an Pücklersche Teppichbeete denken. Pückler war bei der Entstehung verschiedener Anlagen im thüringischen Raum beratend tätig, so auch beim Sachsen-Coburg-Gothaischen Wildpark Reinhardsbrunn. 1840 hatte das Coburger Herzogshaus vorübergehend die Absicht verfolgt, die Standesherrschaft Muskau zu erwerben15 . Englische Einflüsse auf die Callenberger Parkgestaltung dürften wohl ebenfalls vorauszusetzen sein. Auf jeden Fall waren sie auf mittelbarem Weg, nämlich über die Schöpfungen Pücklers, wirksam. Pückler und sein leitender Gärtner Eduard Petzold waren stark von dem führenden englischen Gartenkünstler und -theoretiker des frühen 19. Jahrhunderts, Humphry Repton, abhängig (vgl. dazu den Beitrag von Gert Gröning in diesem Band). Die größte Pracht entfalteten die Maßnahmen Zeißigs im Bereich des Gartens auf der oberen Schlossterrasse. Gerade von diesem Bezirk lässt sich eine recht präzise Vorstellung gewinnen. Den besten Eindruck vermittelt ein zeitgenössisches Aquarell (Abb. 6.4) des Baurats Rothbart: Die Anlage wurde von einem großen, leicht zum 13 14 15
StA C LA A 8306, Bl. 81–84, Bl. 86. StA C Hofamt 39, Bl. 45–46. StA C LA A 6754.
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Abb. 6.4: Theodor Rothbart, Schloss Callenberg: The inner courtyard, Royal Library, Windsor c 2008, Her Majesty Queen Elizabeth II. Castle, RL 20584, The Royal Collection
Dreieck verformten Rasenoval bestimmt, dessen Umriss vom Zuschnitt der Terrasse beeinflusst wurde und dem irregulären Bezirk einen beherrschenden Eindruck von Symmetrie abtrotzte. Der Rasenplatz war von einer radial mit quadratischen Sandsteinplatten belegten Fläche umgeben. Zwischen Rasenfläche und Plattenbelag befand sich eine 1859 montierte Einfassung aus rot gestrichenen „corallenartig geformten Eisengußverzierungen“16 . Die Mitte des Rasenovals markierte ein Springbrunnen, der auf die Mittelachse des Oberen Schlosses bezogen war. Das 1862 eingebaute, vierpassförmige Brunnenbecken aus weißem Marmor hat sich bis heute an Ort und Stelle erhalten, die alte Brunnenfigur existiert hingegen nicht mehr. Ein mit Sand oder Kies belegter Weg durchschnitt das Oval und teilte sich in dessen Mitte, um das Brunnenbecken ringförmig zu umschließen. Dieser Weg war ebenfalls mit Eisenguss-Korallen eingefasst, die Rothbarts Aquarell jedoch nicht wiedergibt. Außerdem verzeichnen die Akten noch ein Parktor, das am nördlichen Zugang zur Gartenterrasse zu vermuten ist17. Die Rasenflächen wurden von Blumenbeeten, Kugelbäumchen, Kübelpflanzen und bodendeckenden Stauden belebt. Die Blumenbeete waren durch eine niedrige 16
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StA C Hofamt 39, Bl. 79, Schloßhauptmannschaft an Staatsministerium, 11.11.1859. Die äußere Einfassung hatte einen Umfang von 203 Fuß und erforderte 280 Eisenguss-„Corallen“, die innere Einfassung bestand bei 120 Fuß Umfang aus 165 Gusselementen. Parktor: StA C Hofamt 39, Bl. 79: Abrechnung eines (eisernen) Parktores. Brunnenbecken: StA C, Hofamt 39, Bl. 110, Schloßhauptmannschaft an Staatsministerium, 27.3.1862: Auf Befehl des
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Buchsbaumhecke und einen schmalen Kies- oder Sandstreifen eingefasst. Vier Beete flankierten die Wegachse. Zwei weitere Beetpaare deuteten die Längsachse des Ovals an. Sie hatten die Form von Monogrammen („E“ und „A“ für das herzogliche Paar Ernst und Alexandrine). An der südwestlichen Schlossecke bot eine auf Stellagen errichtete Pflanzenpyramide Schutz für einen Sitzplatz. Vier Kübelbäumchen belebten die Schlossfassade. Auf dem Weg zur Oberen Terrasse hatte der Besucher den unteren Schlosshof und die große Freitreppe am Unteren Schloss passiert. Diesen Bereich muss man sich ursprünglich reich berankt und romantisch überwuchert vorstellen18 . Ein zweites von Zeißig neu geschaffenes Blumengärtchen befand sich auf einer leicht gebogenen lang gestreckten Terrasse vor der Schlosskapelle. An Ort und Stelle haben sich nur Reste einer Brunneneinfassung erhalten, alte Ansichtskarten dokumentieren eine Fontäne. Sonst ist über die ursprüngliche Gestaltung dieser Anlage nicht viel bekannt. Nach Überarbeitungen wohl in den 1930er Jahren wurde die Gartenterrasse zumindest bis in die 1960er Jahre noch gepflegt. Sie bietet noch immer einen eindrucksvollen Fernblick zur Feste Coburg ähnlich dem so genannten „Herzoginnenblick“ vom südöstlichen Erker des Oberen Schlosses aus. Nach der Umgestaltung unter Ernst II. hatte der Schlossberg folgendes Aussehen: Sein östlicher Hang war von einer um 1910 noch als Rasen, später als Parkwiese gepflegten Fläche bedeckt, die nur von einigen Baumgruppen und Solitärs unterbrochen wurde. Besonders auffällig ist auf dem Plan von 1860 eine dominante Nadelholzgruppe südlich des schmalen Treppenweges, die auch eine Luftaufnahme von 1920 noch gut erkennen läst. Der sanft geschwungene, von vereinzelten Nadelgehölzen flankierte Treppenweg gliederte die Freifläche effektvoll, wie eine Postkarte von ca. 1910 zeigt (Abb. 6.5). Deutlich ablesbar ist die Absicht, das Schlossvorfeld weitgehend freizuhalten, um gerahmte Blicke auf das Bauwerk aus mittlerer Distanz zu ermöglichen. Auf dem westlichen unteren Abhang des Schlossberges unterhalb des Hauptweges war die Situation ähnlich: Auch hier dehnte sich eine Wiesenfläche aus, die nur von wenigen Bäumen überstellt wurde. Der obere Schlossberg wurde im Wesentlichen gegliedert durch die sich schneckenförmig zum Schloss hinauf windende Hauptzufahrt sowie durch eine weitere breite Zufahrt, die steil und direkt zum Schlossvorplatz anstieg. Der Schlossberg grenzte sich im Süden und Westen gegen diese beiden Zufahrten durch dichte Pflanzungen aus Nadel- und Laubholz ab. Offenbar sollte hier das
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Herzogs installiert der Steinmetz Ackermann aus Weißenstadt das Marmorbassin. Planzeichnung (Draufsicht des Beckens): StA C Plan-Slg., 1781. Eine in den Beständen der Kunstsammlungen der Veste Coburg verwahrte, anonyme, mit Feder und Pinsel übergangene Bleistiftzeichnung des Treppenaufgangs, ca. Mitte d. 19. Jhs., zeigt romantischen (Kletterrosen?)-Bewuchs an der Brüstungsmauer der Treppe und an einem (offenbar nicht ausgeführten) Rankgitter aus Tudorbögen zwischen Fialentürmchen auf dem Treppenabsatz vor der Schmalseite des Oberen Schlosses. Eine Fotografie von ca. 1920 von Gruner (StadtA C) zeigt einen üppig wuchernden Bewuchs des Treppenaufgangs; in etwas reduzierter Form ist er auch noch auf einem Foto von 1960, StadtA C, zu sehen.
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Abb. 6.5: Schloss Callenberg von Südosten, Ansichtskarte um 1910, Stadtarchiv Coburg, Postkartensammlung.
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Schloss vorübergehend den Augen entzogen werden, um dann mit stärkerem Effekt plötzlich in größerer Nähe wieder in das Blickfeld des Betrachters zu rücken. Eine derartige Blickregie mit Überraschungseffekt ist ein bewährtes Stilmittel des Landschaftsgartens. Zugleich ging es hier aber sicherlich auch um Hangsicherung. Weitere, teilweise mit Treppen versehene Wege, die lediglich als schmale Fußwege ausgebaut waren, gliederten den Schlossberg. Auffälligstes Kennzeichen der Bepflanzung sind heute die hochragenden Thujen und Scheinzypressen an der alten Hauptzufahrt, die aufgrund ihres geschätzten Alters noch aus der Epoche Ernsts II. stammen könnten. Eine Lithographie Callenbergs um 1860 legt nahe, dass der Westhang des Schlossbergs eine Bepflanzung weit überwiegend aus Laubbäumen besaß. Sie verteilten sich in Gruppen und als Solitärs locker über Parkwiesen. Wesentlicher Bestandteil der Gesamtanlage waren auch die Promenadenwege außerhalb des engeren Schlossbereichs, die teilweise von Baumreihen begleitet waren. Besonders gut erhalten ist die Kastanienreihe am Weg vom Cottage hinauf zum Schloss (Abb. 6.3). Auch an anderen Stellen finden sich noch Reste von Baumreihen. Die das Landschaftsbild stark prägenden Wasserflächen, der so genannte „Drehenweiher“ im westlichen Talgrund und die Weiherkette im Südosten, existierten bereits vor der Entstehung der Callenberger Anlagen, wurden jedoch gestalterisch für diese nutzbar gemacht. Die Weiherkette war ein wichtiges Bildmotiv, hauptsächlich als Vordergrund für den Blick über das Cottage hinauf zum Schloss. Noch bedeutsamer war der Drehenweiher: Er erweckte durch Baumpflanzungen, die sein nördliches und südliches Ende verdeckten, vom oberen Schlossberg aus gesehen, den Eindruck eines sich im Talgrund schlängelnden Flusslaufes. Dieses Panorama und sein Gegenblick (Abb. 6.1) stellten eine der bedeutendsten Blickbeziehungen innerhalb der Callenberger Anlagen dar. Ein weiterer wichtiger Fernblick streifte vom ehemaligen „Theeplatz“ den weiten Wiesengrund hinab zum Cottage mit der Veste Coburg als Hintergrund. Nach dem Tode Ernsts II. diente Callenberg seiner Frau als Witwensitz bis zu ihrem Tod 1904. Bei guter Pflege blieben die Anlagen unverändert. Ab 1905 wurde Callenberg Sommerresidenz des Herzogs Carl Eduard, eines in England geborenen Neffen des kinderlosen Paares Ernst und Alexandrine. Er ließ die Anlagen fortwährend gut pflegen, beendete aber 1918 die Wildparknutzung und nahm in den 30er Jahren auch einige Änderungen an Bauten und Gartenanlagen vor. Auf dem Ökonomiehof entstand ein breit gelagertes Wohnhaus mit Mansarddach und Zwerchhaus in barockisierenden Heimatstilformen nach Entwürfen von Baudirektor Reinhard Claassen. Der unter Ernst II. geschaffene geometrische Schmuckgarten auf der Kellerterrasse wurde in einen bis heute existierenden Tennisplatz umgewandelt. 1937 gab Carl Eduard dem Schlossturm seine ursprüngliche welsche Haube zurück. Das Obere Schloss erhielt nach Plänen von Claasen einen Pfeilerportikus in den Formen eines reduziert klassizistischen Monumentalstils. Der zugehörige Terrassengarten erfuhr eine völlig neue Gestaltung. Sie entsprang dem Geist der von Muthesius und anderen im frühen 20. Jahrhundert propagierten Wiederbelebung der geometrischen Gärten nach englischem Vorbild. Der aus der älteren Anlage beibehaltene Brunnen bildete den Schnittpunkt zweier Symmetrieachsen. 176
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Dieser Garten war in Resten noch vorhanden, als man 1984 die Instandsetzung des Schlosses begann; er wurde aber bei der Wiederherrichtung der ihn begrenzenden Ringmauer und der Terrasse ohne ausreichende Dokumentation beseitigt und nur vereinfacht unter der Benennung „Rosengarten“ wiederhergestellt. Carl Eduard starb 1954, seine Witwe Viktoria Adelheid 1970. Sie hatte sich bis zu ihrem Tod für den unveränderten Bestand des Callenberger Parks eingesetzt. Das Schloss durchlief nach dem Krieg verschiedene Nutzungen, unter anderem nahm es von 1957–73 eine Heimfrauenschule der Mathilde-Zimmer-Stiftung auf. 1974 wurde es vom Herzogshaus verkauft und wechselte in wenigen Jahren und unter dem Scheitern verschiedener Nutzungskonzepte mehrfach den Besitzer. Im Jahr 1982 wurde es auf Initiative von Prinz Andreas von Sachsen-Coburg und Gotha von der herzoglichen Familienstiftung zurückerworben. Seit 1998 beherbergt es nach umfangreicher Instandsetzung die Sammlung Herzoglicher Kunstbesitz Sachsen Coburg und Gotha. Der Ökonomiebetrieb Callenberg wurde 1974 eingestellt. Den Nebenbauten fehlte es seither zumeist an der nötigen regelmäßigen Unterhaltung, was zu Abbrüchen wie beim Neuen Marstall und trauriger Verwahrlosung wie beim Kavaliershaus, beim Cottage und beim so genannten „Beamtenhaus“ auf dem Ökonomiehof führte. Seit dieser Zeit ist es auch zu problematischen Veränderungen im engeren und weiteren Umfeld des Schlosses gekommen. Flächen, die seit jeher als Laub- und Laubmischwald bewirtschaftet worden waren, wurden aus Rentabilitätsgründen zu Douglasien- und Fichtenmonokulturen umgewandelt19 . Großflächige Nadelholzaufforstungen wurden sogar auf ehemals freien Wiesenflächen vorgenommen. Form und Charakter der Landschaft wurden auf diese Weise massiv verändert. So ist heute etwa die Sichtachse vom ehemaligen „Theeplatz“ auf das Cottage und die Veste Coburg völlig zugewachsen. Auch der wichtige Blick vom Drehenweiher zum Schloss wird durch Nadelholzpflanzungen, die auf einem Foto von 1990 (Abb. 6.1) noch in einem frühen Aufwuchsstadium zu sehen sind, stark eingeschränkt. Der östliche Schlosshügel unterhalb der Schlosskapelle wurde zugunsten eines neuen Wildgatters seiner verbliebenen Parkgestaltung beraubt, die alten Bäume gefällt, der Treppenweg und viele Sichtbezüge unterbrochen. Wildwuchs und Nadelholzpflanzungen prägen seither das Bild. Die Weiherkette ist von Verlandung bedroht und wird ebenfalls durch Aufforstungen den Blicken entzogen. Fehlende Pflege der Parkreste und aufkommender Wildwuchs, der die wenigen alten Parkbäume bedroht, tun ein Übriges dazu, dass die noch um 1990 sichtbaren Restqualitäten der Callenberger Parklandschaft inzwischen fast völlig versunken sind. Trotz allem gibt es auch heute noch Szenerien, die eine Idee von der früheren Schönheit der Parkschöpfung vermitteln. Unter den jetzigen Rahmenbedingungen ist aber leider mit einem baldigen völligen Verlust dessen zu rechnen, was einmal die Anlagen auf dem Callenberg waren.
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Zu den Aufforstungen bei Callenberg vgl. Strunz (wie Anm. 1).
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Zur Geschichte des Coburger Hofgartens Der folgende Aufsatz zeigt die Entwicklung des Coburger Hofgartens in ihren grundlegenden Zügen auf. Dabei wird deutlich, dass sämtliche über die Anlage hinweggegangenen Umgestaltungsphasen noch immer anhand ihrer topographischen Ausprägung, der Wegeverläufe oder der jeweils spezifischen Gehölzverwendung erkennbar sind, der Garten somit seine über 300-jährige Geschichte noch selbst anschaulich vermitteln kann. Dies ist aus gartenhistorischer Sicht bemerkenswert, da viele formale Gärten des Barock und Rokoko oftmals im Zuge der Anglisierung der Gartenkunst gegen Ende des 18. und vor allem im 19. Jahrhundert grundlegend überformt wurden. Beim Coburger Hofgarten sind die Gründe vor allem in der Geisteshaltung des Herrscherhauses zu sehen, die Neuem aufgeschlossen, Bestehendem jedoch meist bewahrend gegenübertrat. Das in den Jahren 1996 bis 1999 für die Anlage erstellte Pflege- und Entwicklungskonzept1 versucht – unter Einbeziehung und Abwägung heutiger Nutzungsanforderungen an die denkmalgeschützte Anlage – diese Eigenheiten zu wahren und dort, wo nötig, wiederzugewinnen, um den besonderen Charakter des Parks aufrechtzuerhalten und tradieren zu können.
I. Der herzogliche Garten von 1690 Die Keimzelle der heute 30 ha großen Parkanlage geht auf Herzog Albrecht III. v. Sachsen-Coburg, der von 1680 bis 1699 regierte, zurück. Mit der Planung des Gartens beauftragte er den Architekten Justinus Bieler aus Saalfeld, der auch die Ausführung übernahm. Wie der von Bieler 1690 gezeichnete Plan (Abb. 7.1) zeigt, war der regelmäßig gestaltete Garten in mehrere terrassierte Quartiere unterschiedlichen Charakters gegliedert und bestand aus einem mit Wasserbecken ausgestatteten Blumenund Küchenquartier im Zentrum und dem gärtnerischen Anbau dienenden seitlichen Ökonomiequartieren. 1
Mit der Ausarbeitung des Pflege- und Entwicklungskonzepts wurde das Landschaftsarchitekturbüro des Verfassers betraut. Die historische Untersuchung, auf die sich dieser Aufsatz stützt, erfolgte in Zusammenarbeit mit Dipl.-Ing. Steffen Roth, Zürich, und wurde im Jahr 1999 abge-
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Abb. 7.1: Plan des Hofgartens, Justinus Bieler, 1690, Staatsarchiv Coburg, Plan-Slg. 1119.
Im Norden befanden sich „Bau-, Schiess- und Exercierplätze“, was auch eine militärische Nutzung des Gartens belegt. Eine Betonung der einzelnen Kompartimente erfolgte durch die Anlage von flankierenden Lindenreihen und Lindenalleen, die sich in Resten bis heute erhalten haben bzw. in jüngster Zeit erneuert wurden. Baulich war die Anlage mit mehreren Pavillons ausgestattet, das gesamte Gartenareal wurde von einer umlaufenden Mauer eingefasst. Vor allem durch die schwierigen topographischen Verhältnisse (der Garten musste in den nach Nordosten ansteigenden Hang zur Veste eingepasst werden) konnte die Anlage nicht in räumlicher Zuordnung zum Residenzschloss entstehen; die zu dieser Zeit gartenkünstlerisch geforderte Einheit von Schloss und Garten, wie sie die zeitgenössischen französischen Vorbilder zeigen, musste unterbleiben. In der Folge kann beim Coburger Hofgarten nicht von einem klassischen Barockgarten gesprochen werden, vielmehr handelte es sich um eine (für die Zeit relativ schmucklose) Anlage mit Anklängen an holländische und italienische Renaissancegärten. Diese formale Anlage blieb während der folgenden einhundert Jahre unverändert bestehen. Auch während der später im 19. Jahrhundert erfolgenden Veränderungen und Erweiterungen wurden ihre Grundstrukturen nicht aufgegeben, hinzukommende Gestaltungsmaßnahmen orientierten sich stets an der vorgegebenen Situation.
schlossen. Siehe auch Steffen Roth, Zur Entwicklungsgeschichte des Hofgartens der Ehrenburg in Coburg, in: Die Gartenkunst 13 (2/2001), 254–274.
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Coburger Hofgarten
II. Veränderungen des Hofgartens unter Ernst I. Der Nachfolger Herzog Franz Anton verfügte in seiner kurzen Regentschaft (1799– 1806) nicht über die Möglichkeiten, die Anlage zeitgenössischen Vorstellungen – der englische Landschaftsgarten hatte mittlerweile Einzug auf dem Kontinent gehalten – entsprechend umzugestalten. Erst unter der Regierung von Ernst I. (1806–1844) begannen erste Veränderungen im Hofgarten, die unter seinem Sohn Ernst II. weitergeführt werden sollten. II.1. Der Bau des Mausoleums 1817 Im Jahr 1817 errichtete Ernst I. auf einem dem Hofgarten östlich angegliederten Areal ein Grabmonument für seine Eltern. Das aus Sandsteinquadern gefügte Grabmal besitzt eine klassisch-antike Formensprache. Die den Eingang bewachenden Sphingen sind typische Beispiele für die Ägyptenrezeption dieser Zeit. Wie die zeitgenössische Ansicht des Malers Georg Hohlweg von 1832 zeigt (Abb. 7.2), war es den damaligen
Abb. 7.2: Mausoleum und Veste Coburg, Georg Hohlweg, 1832, Kunstsammlungen der Veste Coburg, Slg. M362.
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gartenkünstlerischen Vorgaben entsprechend auch zur Anlage dunkler, die melancholische Stimmung des Orts steigernder Nadelbaumgruppen mit Vorpflanzung farblich kontrastierender ,trauernder‘ Gehölze gekommen. Erweitert man den Blick über das unmittelbare Umfeld hinaus, wird bei der Inszenierung der Örtlichkeit ein grundlegender Gedanke Ernsts I. deutlich: Die Schaffung einer prägnanten Blickbeziehung über das Mausoleum hinweg auf die mittelalterliche Veste nahm vorweg, was später für die weitere Entwicklung des Hofgartens Programm werden sollte, nämlich seine „Bestimmung als Bindeglied zwischen Ehrenburg und Veste Coburg, die als Stammburg des Herzogsgeschlechts über der historisierenden Stadtresidenz thront. [. . . ] Damit rückt neben dem ästhetischen ein moralisch-erzieherischer Anspruch in den Vordergrund – der Park soll zur Veredelung der Staatsbürger beitragen“2 . Allerdings kann mit dem Bau des Mausoleums noch nicht von einer Einläutung der landschaftlichen Umgestaltungsphase des Hofgartens gesprochen werden. Diese erfolgte nachweislich erst zusammen mit der Idee zur Neugestaltung des Schlossplatzes vor der Ehrenburg. II.2. Lenn´es Entwurf zu Schlossplatz und Hofgarten 1835 Der Kontakt mit dem in preußischen Diensten stehenden Gartenarchitekten Peter Joseph Lenn´e war sehr wahrscheinlich bereits im Jahre 1815 während der Teilnahme Ernsts I. am Wiener Kongress zustande gekommen, als sich der Gartenkünstler in Laxenburg zur Umgestaltung der dortigen Gärten aufhielt3 . Die Frage des Umgangs mit dem Schlossplatz erlaubte Lenn´e einen städtebaulichen Entwurf, der erstmalig die zu schaffende Verbindung zwischen Hofgarten, Stadt und Residenz durch die Anlage einer Platzfläche mit zwei sich verschneidenden Rondellen und eine räumliche Fassung des Platzes mit mehreren repräsentativen Bauwerken befriedigend zu lösen vermochte. Lenn´es Entwurfsplan, datiert auf den 20. Sept. 1835, zeigt bei der gestalterischen Anbindung des Parks eine ähnlich geniale Lösung (Abb. 7.3). Die als Halbrund gestaltete Terrasse oberhalb eines Arkadenbaus wird Ausgangspunkt für einen den Park umschließenden Rundweg. Die Parkränder sind mittels dichter Gehölzstreifen vom Außenraum abgeschirmt, während der Innenraum durch eine zentrale offene Wiesenfläche, locker überstellt mit mehreren Baumgruppen, charakterisiert ist. Trotz der hohen gestalterischen Qualität des Entwurfs wurde Lenn´e mit der Ausführung des Plans nicht beauftragt. Als Gründe hierfür können die Höhe der erforderlichen Geldmittel oder die im Lenn´eschen Entwurf nicht vollends gelösten topographischen Schwierigkeiten gelten. Den Quellen ist zu entnehmen, dass 1836 ein weiterer, bisher unbekannter Künstler beauftragt wurde, einen neuen Entwurf oder
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Annette Faber, Der neugotische Umbau von Schloß Ehrenburg nach den Plänen von Karl Friedrich Schinkel 1810–1840, in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 30, Coburg 1985, 281–394, 331. Ebd., 331.
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Abb. 7.3: Lenn´es Entwurf für Schlossplatz und Hofgarten, 1835, Staatsarchiv Coburg, Plan-Slg. 26.
die Fortführung des Lenn´eschen Idee zu formulieren4 . Möglicherweise wollte man den Lenn´eschen Plan dahingehend modifizieren, dass er den realen Verhältnissen in Coburg Rechnung trägt. Doch war man mit dem Ergebnis nicht zufrieden, denn im April 1837 legt der Düsseldorfer Königliche Gartendirektor Maximilian Friedrich Weyhe dem Herzoglichen Haus einen neuen (leider verschollenen) Entwurf vor, wohl auf Grundlage der Zeichnung von 1835. Arkaden und Rondell blieben Ausgangspunkt der weiteren Überlegungen und bestimmend für den im Anschluss ausgeführten Stadtplatz. Zeitgleich wurden bereits die notwendigen Arbeiten für die Platzgestaltung und die Gartenerweiterung vorangetrieben. 1837 konnten die Grundstücke für die erforderliche Verbindung von Schloss und Hofgarten angekauft und mit dem Bau des (1840 eröffneten) Theaters unter der Leitung des Baumeisters Karl Balthasar Harres begonnen werden. Die Arkaden am Theaterplatz, ein breit gelagerter Terrassenbau im Stil der italienischen Spätrenaissance, wurden um 1840 als Hauptwache des Schlosses unter der Leitung des Architekten Hermann Nicolai errichtet. Im Jahre 1849 erfolgte mit der Aufstellung des Denkmals für den 1844 verstorbenen Ernst I. der Abschluss der Platzgestaltung vor Schloss Ehrenburg.
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Vgl. Otto Appel, Aus der Geschichte des Coburger Hofgartens, in: Aus den Coburg-gothaischen Landen 3, 1905, 70–83, hier 77.
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II.3. Der landschaftliche Hofgarten 1843 Die unter Ernst I. ausgeführten Veränderungen im Hofgarten dokumentiert der von F. Hock im Jahr 1843 gefertigte „Grundriss der Herzogl. Sächs. Residenzstadt Coburg“ (Abb. 7.4):
Abb. 7.4: „Grundriss der Herzogl. Sächs. Residenzstadt Coburg“, 1843 (Ausschnitt), Forschungsund Landesbibliothek Gotha, Sig. Opp. Gr. 2˚ 198/8.
Deutlichstes Kennzeichen der Anlage ist die verbliebene Grundstruktur des ursprünglichen Hofgartens. Seine regelmäßige Gestaltung bleibt anhand der Wegeführung und der Flächenproportionen überwiegend beibehalten. Auf der Fläche des früheren Exerzierplatzes entsteht mittig ein Teich, flankiert von zwei neu erstellten Pavillonbauten. Als Gebäude der ersten Hofgartenphase hat sich lediglich das am Südrand liegende Gärtnerhaus erhalten. Verschwunden sind ferner alle Terrassenmauern und geometrischen Gartenquartiere; als strukturierende Elemente bleiben allerdings die seitlichen Lindenreihen erhalten und werden darüber hinaus durch je eine zweite, parallel laufende Baumreihe ergänzt. Der Bereich des Mausoleums im Osten bildet einen in sich geschlossenen Gartenteil, dessen Gestaltung der Idee des Landschaftsgartens allerdings am nächsten kommt. Als weitere bauliche Erneuerung im Hofgarten zählen die beiden Gewächs- und Palmenhäuser im Süden. Den westlichen Parkabschluss bildet das sogenannte Großfürstenhäuschen. Die umlaufende Gartenmauer bleibt mit Ausnahme der Öffnung nach Westen bis 1855 erhalten. Locker im Park werden, ohne im Plan erkennbare übergeordnete Strukturen, Baumgruppen und Einzelbäume verteilt. Wenige Blumeninseln sind im Bereich des Mausoleums zu erkennen. Weiterhin wird im Garten 184
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„reichlich [. . . ] für Sitzplätze gesorgt, die zum Teil erhöht werden sollten, um eine freiere Aussicht zu gewähren“5 . Zu einer durchgreifenden landschaftlichen Neugestaltung und Verbindung des Hofgartens mit dem Schlossplatz, wie sie Lenn´e vorgeschlagen hatte, war es jedoch unter Ernst I. nicht gekommen.
III. Die Gestaltung des Landschaftsparks unter Ernst II. Mit seinem Regierungsantritt im Jahre 1844 begann Ernst II. mit der weiteren Umgestaltung des Hofgartens. Die Leitung der Arbeiten hatte der am 1. August 1844 zum Hofgärtner ernannte Carl Gustav Zeißig. Die Veränderungen stellten sich noch als zaghaft dar, Grundgestalt und Arealgrenzen wurden dabei weitestgehend beibehalten. Für nahezu weitere zehn Jahre änderte sich wenig an der Anlage. Die durchgreifende Umgestaltung wurde schließlich im Jahr 1856 eingeläutet, als in einer am 15. März unter Herzog Ernst II. in Gotha abgehaltenen Konferenz beschlossen wurde, sämtliche zwischen dem Hofgarten und der Veste gelegenen Grundstücke anzukaufen. Die Verwaltung der erforderlichen Gelder oblag der eigens dafür gegründeten Coburgischen Herzoglichen Immediat-Kommision für Administration und Umwandlung der Gärten am Festungsberge, die dem ebenfalls neu gegründeten Herzoglichen Domänenamt unterstellt war. Als Gesamtkaufsumme wurden 30.000 fl. Rh. veranschlagt, die bei Bedarf auf weitere 10.000 fl. Rh. erhöht werden konnte. Die Kaufverhandlungen gingen unter der Regie von Regierungsrat Rose sehr schnell vonstatten, damit die Grundstückseigentümer möglichst wenig von den Herzoglichen Interessen erfuhren und die Kosten des Erwerbs nicht in die Höhe treiben konnten. Ernst II. gab am 25. September 1856 den Abschluss aller Ankäufe bekannt und benannte die verausgabte Summe in einem Schreiben an die ImmediatKommission: „Wir Ernst Herzog zu Sachsen, Coburg und Gotha u. u. haben zur Ausführung eines schon länger gehegten Plans durch den Regierungsrath Rose hier die sämmtlichen zwischen dem Hofgarten, der Festung, der von dem ersteren dahin führenden Gassen und der sogenannten Weinstraße gelegenen Gärten für den Gesammtpreis von Zwei und Dreißig Tausend, Zwei Hundert, Ein und Achtzig Gulden 18 rheinisch [. . . ] für die Domaine ankaufen lassen“6 . Die mit den Gärten erworbenen Gartenhäuschen, Obstgehölze und sonstigen Ausstattungen sollten nun verkauft und die Einkünfte der Kasse der Immediat-Kommission zugeführt werden. Die erworbenen und freigelegten Grundstücke wurden zu Wiesen umgewandelt. Am 21. Juli 1857 wurde Zeißig auf eine Weisung Ernsts II. hin von der ImmediatKommission aufgefordert, einen Entwurf für die Verbindung des alten Hofgartens mit dem Festungsberg zu entwickeln: „Wir Ernst Herzog zu Sachsen Coburg und Go5 6
Ebd. Staatsarchiv Coburg, Kammerarchiv Gotha Nr. 796, fol. 1–2.
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tha u. u. hegen den Wunsch, daß der Hofgarten in Coburg eine Umgestaltung erfahre, wodurch derselbe, indem er sich an die Park-Anlage am Festungsberge anschließt, mit diesem in Uebereinstimmung gebracht wird und erachten daher [. . . ] für angemessen, Unserer Immediat-Kommision für Administration und Umwandlung der Gärten am Festungberge [. . . ] auch die Umgestaltung des Hofgartens zu übertragen. Wir [. . . ] weisen unsere Immediat-Kommision für Administration und Umwandlung der Gärten am Festungsberge hiermit an, zu dem oben angedeuteten Zweck zunächst einen Plan zu entwerfen und denselben Unserer weiteren Schlußfassung zu unterbreiten“. Im Anschluss folgt als Gegenzeichnung der Kommission: „Haben die Mitglieder des Herzogl. Immediat-Kommision Kenntniß von der obigen höchster Zustimmung genom[m]en, drum der Hofgärtner Zeißig veranlaßt worden, den fraglichen Plan mit Berücksichtigung ihn dazu gegebener Bevorteilung zu entwerfen. Ad acta 21.7“7 . Die Planungsarbeiten müssen äußerst schnell vonstatten gegangen sein, da bereits zwei Jahre später die Neugestaltung der Anlagen am Festungsberg abgeschlossen war. Dabei kann als glücklicher Umstand bezeichnet werden, dass das Jahr der Fertigstellung mit dem der Coburgischen Landesvermessung zusammenfiel. Diese äußerst exakt gemessenen und gezeichneten Uraufnahmen ermöglichen ein differenziertes Bild der unmittelbar zuvor abgeschlossenen Gestaltungsmaßnahmen. III.1. Der Landschaftspark in der Darstellung der Uraufnahme von 1860 Die unter Zeißig entstandene Gesamtanlage lässt sich anhand des Uraufnahmeplans von 1860 anschaulich erläutern (Abb. 7.5): Hauptcharakteristikum des Landschaftsparks ist der offene zentrale Wiesenraum, der sich von der Ehrenburg zur Veste hinaufzieht.
Abb. 7.5: Hofgarten Coburg, Uraufnahme, 1860 (Ausschnitt), Staatliches Vermessungsamt Coburg, Stadtblatt Nr. 6, NW. CII. 19d.
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Thüringisches Staatsarchiv Gotha, Com. 79.
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Die mit dichten Gehölzstreifen verdeckten Parkgrenzen führen den Blick des Betrachters stets in den offenen Wiesenraum zurück und lenken ihn somit zur Veste oder – rückblickend – hinaus in die sich darbietende fränkische und thüringische Landschaft. Es wird deutlich, dass sich die Gestaltungsintensität zur Veste hin verdichtet. Diese ist der inszenierte Abschluss des Parks, ihre thronende Lage als fränkische Krone gleichzeitig romantischer und auch ikonographischer Höhepunkt. III.2. Der Landschaftspark am Festungsberge Der neue Landschaftspark lebt von der – in der Uraufnahme nicht dargestellten – Einbeziehung der örtlichen Topographie und der Darbietung von überwältigenden Aussichten. Gestalterischer Schwerpunkt ist das so genannte Veilchental, dessen tiefe Einkerbung von hohem landschaftlichen Reiz ist. Die Chaussee, die den 1852 erstellten Fahrweg fortführt und nun zur Veste leitet, ermöglicht die Gesamterschließung des Parks. Zunächst verdecken wegebegleitende Gehölzgruppen den Blick, bis der Weg nach einem scharfen Bogen die Aussicht auf die Veste freigibt. Die Chaussee wird in ihrem folgenden Verlauf weiträumig geschwungen über Lichtungen und Wiesenflächen bis an die frühere Meierei, dem heutigen Hotel Festungshof, geführt. Gegen die Veste verdichten sich allmählich die Gehölzgruppen zunehmend zu einem Parkwald, ohne jedoch deren Ansicht zu verdecken. Die eingestreuten Lichtungen werden von schmaleren Promenadenwegen durchquert, von denen sich stets neue Aussichtspunkte und -plätze erreichen lassen. Diese Orte sind mit Ruhebänken ausgestattet und durch prägnante Einzelbäume und Gehölzgruppen betont. Weitere Treppenwege führen hinauf zur Veste, in deren Umfeld es bereits seit 1834 zu Verschönerungsmaßnahmen gekommen war. Nach dem Verfüllen der Festungsgräben waren die Festung umrundende Promenadenwege entstanden und Obst- und Ziergehölze gepflanzt worden. Am Südhang hatte man einen Weinberg angelegt, dessen Terrassierungen heute noch erkennbar sind. III.3. Der alte Hofgarten Das Areal des alten Hofgartens bildete das Bindeglied zwischen Ehrenburg und der neuen Parkanlage aus. Das Mausoleum war zu dieser Zeit noch durch einen Zaun vom weiteren Park abgetrennt, die Grabstätte blieb noch von dichtem Nadelgehölz umschlossen. Die Parkwiese des Hofgartens wurde offen gehalten, lediglich Baumreihen begleiteten die Wege. Die beiden alten Lindenalleen sind als axiale Baumreihen dargestellt. Der Vergleich mit dem Vorzustand zeigt ein deutlich reduziertes und der neuen Gesamtanlage angepasstes Wegenetz, das dennoch nicht grundlegend verändert wurde. Etwas ungelenk erscheint die Überleitung aus dem Hofgarten in die obere Parkanlage. Sie wird bewerkstelligt durch die östliche Gartenachse, die ihre Herkunft von 1690 nicht verleugnen kann und nahezu geradlinig den Garten quert. Auch ist der gestalterische Übergang vom ehemaligen Hofgartengelände in den neugestalteten landschaftlichen Teil wenig berücksichtigt. Der seit dieser Zeit der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellte Park hat sich in dieser Form bewahren können. Nur noch wenige 187
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Abb. 7.6: Blick von Schloss Ehrenburg über die Schlossplatzarkaden und das Reiterstandbild Ernsts II. zur Veste, 1994.
Änderungen, die meist nur die Parkränder betrafen, erfolgten bis zum Tode Ernsts II., der im Jahre 1893 nach 49-jähriger Regentschaft starb. Im Jahr 1899 wird das Reiterstandbild von Herzog Ernst II. im Hofgarten aufgestellt (Abb. 7.6). Ausführender Bildhauer ist Gustav Eberlein, der als Gewinner aus einem Wettbewerb des 1894 zum Zwecke der Realisierung eines Denkmals für den verstorbenen Herrscher gegründeten Komitees hervorging. Im Norden des alten Hofgartenbereichs kommt es an der Stelle des früheren Teichs im Jahre 1903 zur Errichtung des Herzog-Alfred-Brunnens. Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgt die Umwidmung der ehemaligen Schlosswache in eine Heldengedenkstätte. Auch wird 1926 zwischen den nordöstlichen Pavillon und dem Mausoleum, exakt in den Übergang von Parkanlage und einstigem Hofgarten, ein Kriegerdenkmal der Landsmannschaften gesetzt. Mehrere Spielplätze und Pflanzungen sind Ergänzungen der jüngsten Zeit.
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IV. Ausblick Der Hofgarten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war für Ernst I. Ausdruck seines gesellschaftlichen und politischen Verständnisses; er ist deshalb weniger als romantischer Ort oder, wie beispielsweise in England, als Sinnbild der Überwindung despotischer Verhältnisse zu sehen. Vielmehr verdeutlicht der im Park inszenierte Blick zur Veste den Ursprung der Ernestinischen Linie, aus der die einst mächtige Familie hervortrat. Diese Tradition hervorzuheben war angesichts des Umsturzes der alten Ordnung, wie ihn die französische Revolution ausgelöst hatte, wichtig, um die Herrschaft Ernsts I. zu legitimieren. Dies mag auch der Grund sein, warum er es nie wagte, den Garten vollständig umzuändern, wie dies Lenn´e 1835 empfohlen hatte. Dieser Eingriff wäre Ernst I. sehr wahrscheinlich zu tief greifend gewesen. Für ihn entsprach der weitgehende Erhalt des von seinen Vorfahren übernommenen Gartens wohl vielmehr seinen Vorstellungen. Dagegen war das politische Weltbild Ernst II. weitaus liberaler als das seines Vaters. Die Führung des Hofgartens als Staatsdomäne und die Öffnung für das Publikum seit 1857 zeigen ein für die Zeit modernes politisches Verständnis, worin auch die Gestaltung des neuen Parkteils zwischen Hofgarten und Veste ihren deutlichen Ausdruck findet. Erst mit der Neuschöpfung dieser Anlage ab 1857 wird die Idee des Landschaftsgartens nach englischem Vorbild spürbar, seine Ausführung entspricht nun endlich der aktuellen Auffassung eines ,modernen‘ Landschaftsparks. Doch wie bereits sein Vater vermochte auch Ernst II. nicht, den überkommenen Hofgarten einer großen Gesamtidee unterzuordnen. Diese Unentschlossenheit sollte schließlich zum Charakteristikum der südlichen Parkanlage werden. So vermag der Hofgarten, heute sämtliche ,historischen Schichten‘ und somit seine Entwicklungsgeschichte bis in die Gegenwart auch physisch darzustellen. Gerade diese Eigenschaft verhilft der Anlage aus gartendenkmalpflegerischer Perspektive zu einem sehr hohen Stellenwert. Die gartenkünstlerische Linie des 19. Jahrhunderts bildet deshalb die Grundlage für den heutigen und zukünftigen Umgang mit dem Hofgarten. Trotz der umfangreichen Anforderungen, die aktuell an die Anlage gestellt werden (Funktion als innerstädtische Naherholungsfläche, Belange des Natur- und Artenschutzes, Veranstaltungsflächen etc.), sollen die gartendenkmalpflegerischen Bemühungen dahin gelenkt werden, die historische Vielschichtigkeit zu erhalten bzw. wieder erkennbar zu machen und die dabei in der jüngeren Zeit erfolgten Verunklärungen zu beseitigen. So kam es in den letzten Jahren zu Baumaßnahmen zur Rückführung von Parkwegen entsprechend ihrer historischen Lage sowie zum Beginn umfangreicher Arbeiten zur Vegetationsentwicklung und zur Neupflanzung abgegangener Gehölze. Durch die Pflege der überkommenen und die Wiedergewinnung verschwundener Gestaltungsmerkmale soll die Geschichte des Hofgartens – entsprechend den Auffassungen der beiden Herrscher des 19. Jahrhunderts – lebendig gehalten werden.
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Prince Albert’s Gardens in Britain∗ It has long been the custom to name plants after Royalty, and if one searches the Royal Horticultural Society’s Horticultural Database – something which Prince Albert would surely have enjoyed – it is possible to find at least seven plants which were named after him. They are: a blood lily, Japonica Prince Albert, an apple called “Lane’s Prince Albert”, a species of rhubarb, a rose, a tree named “Prince Albert’s Yew” and a pelargonium. Appropriately enough, they mark the Prince’s interest in flowers, shrubs, fruit, trees and bedding plants, all of which were used in the gardens he created in his adopted country.
Ill. 8.1: Prince Albert holding his straw hat, Osborne, August 1855. J. J. E. Mayall, RCIN 2931346,The Royal Colc 2008, Her Majesty Queen Elizabeth II. lection
Prince Albert loved nature from his early youth and always thought of himself as a gardener. As boys, he and his brother, Prince Ernst, had their own little gardens at the Rosenau and also collected natural objects, such as birds, butterflies, stones and shells, for their Ernst-Albert Museum. They led a free, open-air life at the Rosenau, Callen∗
All extracts from documents in the Royal Archives and reproductions of photographs and watercolours from The Royal Collection appear by permission of Her Majesty Queen Elizabeth II.
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berg, Ketschendorf and Reinhardtsbrunn. Prince Albert loved the scenery, woods, rivers and mountains, and his German home and the German countryside would always remain one of the strongest influences and inspirations in his life. However, a visit to Italy in 1838, on leaving Bonn University, also awakened an enthusiasm for Italian art, architecture and gardens, which would play their part in his future plans. In February 1840 the Prince married his cousin, Queen Victoria, and settled in Britain. But his happiness was marred by a certain amount of chagrin and frustration. The home had been provided by his wife, it contained her possessions and those inherited from her ancestors, not his, and the houses where they lived lacked privacy. Everything in his new country was strange – the people, language, customs, modes of life and the position which he had acquired. He had no-one to confide in except his wife, and, as Queen, it was she who was “Head” of the household. As the Prince wrote at this time: “In my home life I am very happy and contented; but the difficulty in fulfilling my place with the proper dignity is, that I am only the husband, and not the master of the house”1 . For someone who had written only the year before, that he was now his own master, “as I hope always to be, and under all circumstances”2 it was particularly galling. But in the years to come, the Prince would have plenty of chances to prove his genius for design and organisation, and it happened that some of the first were to do with gardens. When Victoria became Queen in 1837, she was the first British monarch to inherit Royal palaces and gardens as a “tenant” in residences which, for various reasons, were now funded and controlled by the Government. As far as the gardens were concerned, a clear distinction was made between the official gardens of the Crown (for which the State was responsible) and the private gardens personally maintained by the monarch. The official gardens included the former property of previous sovereigns, such as Kew, St. James’s Park, Hampton Court and Kensington Gardens – all of which became public as the nineteenth century progressed. As her private gardens, Queen Victoria had the grounds of Buckingham Palace, and areas in the Home Park at Windsor. Neither of these had a true sense of privacy or contained the kind of pretty, secluded walks which the young Queen and her husband desired, but both areas were in urgent need of reorganisation and improvement, and it was the monarch’s responsibility to see that these were carried out. Prince Albert found Buckingham Palace stifling, both in atmosphere as well as temperature, but he and the Queen both enjoyed spending time in the garden during the winter, when they could skate on the lake. One of Prince Albert’s first projects was the building of the Pavilion on top of the Mound at the western end of the gardens of Buckingham Palace. The Mound had started its life many years before as a pile of earth which had been excavated to create the lake in the garden; it subsequently grew as rubbish was added to it. The smell from it had caused a protest in Parliament in 1 2
Letter to Prince von Loewenstein, May 1840, quoted in: Theodore Martin, The Life of His Royal Highness The Prince Consort, London 1875, vol. 1–5, here: vol. 1, 71. Quoted in: ibid., 32.
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Ill. 8.2: A View of Prince Albert’s Swiss Cottage at Buckingham Palace, 1847. S. D. Swarbreck, RCIN c 2008, Her Majesty Queen Elizabeth II. 933137, The Royal Collection
1832, but this had abated by 1840, and the Queen and Prince decided to make the best of the Mound with beautiful evergreens, and a rustic pavilion on top to give a view over the lake. It thus gave the Royal couple somewhere to walk to in the evening, and somewhere secluded to sit. The Pavilion, which was probably designed by Edward Blore, with help from Prince Albert, was decorated inside with fresco paintings, by artists such as Dyce, Eastlake and Maclise, supervised by Ludwig Gruner, Prince Albert’s adviser on art. Other projects at Buckingham Palace included little gardens for the Royal children and the planting of two plane trees by the north side of the Palace. With his enthusiasm for new inventions, Prince Albert obtained one of the earliest lawn mowers for the garden – a rotary cutter which was drawn by a pony wearing specially made leather boots. The Prince, who took on the duties of Ranger of Windsor Great Park in April 1840, was eager to turn his attention to Windsor, and, while still working on his ideas for Buckingham Palace, had begun to consider what could be achieved there. As early as August 1840 he had written to his father that “That long green space below the Terrace where the old trees stand, not under, but on top of the hill, is to be laid out in pleasure-grounds, with plants etc., and I shall occupy myself much with it. It gave me much trouble to get this settled [. . . ]”3 . 3
Quoted in: ibid., 94.
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This area was known as the Slopes. A cedar of Lebanon was planted in 1840 below the north-east corner of the East Terrace garden, and various trees, including a walnut and a Chile Pine, were introduced along the wall skirting the top of the Slopes. To the north-west of the nearby steps was planted a scarlet oak, to celebrate the birth of the Prince of Wales in November 1841. At the foot of the steps, Prince Albert placed two marble columns from ancient Carthage, which Queen Adelaide gave him in 1845, and in the same year, a bronze life-size statue of Eos, the Prince’s favourite greyhound, was placed at the top of the road leading up the Slopes. New walks were laid out by the Prince in 1843, with rhododendrons and two beds of crimson and pink peonies being planted on either side of the steps leading down to the Slopes. Between 1848 and about 1850 he staked out more walks, and a carriage road through the Slopes in April 1849, as well as a small artificial stream. Queen Victoria had never particularly liked Windsor, but in her Journal for 12 February 1850 she wrote that “I have become so much fonder of Windsor since all the improvements have taken place. It is so much more private & it is a nice feeling that there will be something of our creation, for Albert has superintended it all personally”4. As a boy, Prince Albert had enjoyed visiting the Aviary in the gardens of the Rosenau. Soon after his marriage, he introduced quantities of birds, of many varieties and from different countries of origin, to Buckingham Palace and Windsor. Among the many improvements which the Prince carried out at Windsor was the building of an aviary, which was completed by summer 1844. Other projects were the Kennels, the Prince Consort Farm, the Shaw Farm and the Dairy, and the Kitchen gardens. Prince Albert worked with the head gardener, Thomas Ingram, on the lay-out of the kitchen garden at Frogmore, and work began there in 1841. Hot-houses 840 feet long were built facing south, looking towards 13 acres of fruit and vegetables. Behind the hot-houses were 4 more acres, with pits, forcing houses, frames and store rooms, offices and fruit houses. The gardener’s house contained two rooms in which to receive the Queen and Prince when they toured the gardens. By 1859 the area had expanded to 34 acres, each acre with its own gardener, and it made the Royal Household selfsufficient in the supply of fresh fruit, vegetables and flowers. In 1853 the garden had been described as “unequalled by any other in the world either in extent or in judicious arrangement”, by Charles Macintosh, gardener to the Duke of Buccleuch at Dalkeith Palace, in The Book of the Garden, dedicated to Queen Victoria. He had visited the gardens and seen grapes, pineapples, peaches, plums, strawberries, French beans, cucumber and asparagus in the Forcing House. Outside he had seen fruit trees, protected by screens which could be let up or down. In the Plant House he saw many varieties of begonias, orchids, camellias, acacias, cinerarias, scarlet rhododendrons, ericas, jasmine, ceanothus, escallonia, hyacinths and others. By 1856 there were 8 houses for vines, below which French beans and strawberries were grown, and special ventila-
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Quoted in: Jane Roberts, Royal Landscape. The Gardens and Parks of Windsor, published in collaboration with the Hawthornden Trust, New Haven and London 1997, 192.
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Ill. 8.3: Deodara planted by Queen Victoria in the Slopes, Windsor Castle, 1860. Roger Fenton, RCIN c 2008, Her Majesty Queen Elizabeth II. 2100066, The Royal Collection
Ill. 8.4: The Aviary, with the Dairy House beyond, Windsor Home Park, 1845. C. R. Stanley, RL c 2008, Her Majesty Queen Elizabeth II. 19772, The Royal Collection
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tion had been provided for cherry trees. By the following year there were two New Zealand tree ferns5 . Much was being achieved at Buckingham Palace and Windsor, but the Prince’s activities there were somewhat curbed by existing boundaries, and by the fact that the Royal Family still needed a place where they could relax and have true privacy, fresh air and freedom, and a welcome respite from official duties. Brighton Pavilion, built for King George IV, close to the sea, might have fulfilled some of these conditions, but it was not private enough. Queen Victoria, who was beginning to enjoy country life as much as her husband did, remembered holidays spent as a child with her mother at Norris Castle, in the Isle of Wight, and it was to this region that the Royal couple now turned. Osborne House, belonging to Lady Isabella Blatchford, was available, and the Queen and Prince first rented it in May 1844, at £1,000 a year. They then bought it, for £26,000, on 21 March 1845, and by 1847 had purchased more land to form their estate. The Queen and Prince were delighted with their new acquisition. The house was in a splendid setting, with lawns stretching down to the sea and views across the Solent to the mainland. It reminded Prince Albert of the Bay of Naples, and this helped to determine the Italian Renaissance style of the house and garden which were forming in his mind. The most exciting thing about Osborne was that everything needed to be done. The house was too small, the fields were badly farmed, the farm buildings were dilapidated and the woods had been neglected. The first job was to rebuild the house, and the builder, Thomas Cubitt, with the close involvement of the Prince, was authorised to go ahead at the beginning of April 1845. The foundation stone of the new house was laid in June of that year; although the rest of the house was not finished until 1851, the Royal Family were able to stay at Osborne straight away, at first in the old house and then in the new one. Prince Albert wrote to the Dowager Duchess of Coburg in Spring 1846 that “We shall go [. . . ] to the Isle of Wight for a week, where the fine air will be of service to Victoria and the Children; and I, partly forester, partly builder, partly farmer and partly gardener, expect to be a good deal upon my legs and in the open air”. During this visit, Queen Victoria commented in her Journal that “Albert is so happy here – out all day, planting, directing etc., and it is so good for him. It is a relief to be away from all the bitterness which people create for themselves in London”6 . The Prince indeed gained health benefits from his horticultural activities as well as the gratification of his creative and artistic skills. He was fortunate in his Land Steward, Andrew Toward, who worked with him and understood his plans, intentions and wishes for the estate. In later years, after Prince Albert’s death, Mr. Toward was able to help Queen Victoria keep Osborne as it had been. But for now, the Prince would spend whole mornings out of doors, digging, planting and transplanting, wearing his straw garden hat. Existing myrtles and evergreens were transplanted, one myrtle needing 15 men to move it. In March 1846 Queen Victoria watched her hus5 6
Articles in “The Florist”, quoted in: ibid., 243. Two extracts, both quoted in: Martin (note 1), vol. 1, 322–323.
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band plant a daphne, a magnolia and two Nerpoles Japonica, “very rare and exoticlooking plants, which hardly ever grow out of doors with us [. . . ] and on the grass, a Chinese plant. Albert got himself into such a heat, by working away so hard himself ”7 . By March 1847 the Royal Family had returned to Osborne, hoping to enjoy the results of all this hard work “by the sea-shore under blossoming myrtles, laurels and magnolias” but the weather intervened and they “found nothing but frost and parching east wind, with the addition two days ago of two feet of snow by way of variety”8 .
Ill. 8.5: Magnolia Grandiflora, planted by Prince Albert, 10 March 1846, in the Flower Garden, c 2008, Her Osborne, c. 1873. Attributed to Jabez Hughes, RCIN 2102474, The Royal Collection Majesty Queen Elizabeth II.
In July 1846 the Prince had begun work on the Pavilion Terrace, which was an impressive construction needing strong retaining walls to bear the weight of the balustrades and ornamental urns. The Terrace was to contain a formal geometric garden with stone-edged flower beds and walks laid with imitation lava, made by Orsini and Armani in different colours. By the summer of 1847 the flower beds were full of geraniums, fragrant stocks and heliotrope. Four statues of the Seasons, which the Prince gave his wife as a birthday present, and the huge central tazza, were added later. 7 8
Quoted in: H.R.H. The Duchess of York with Benita Stoney, Victoria and Albert. Life at Osborne House, London 1991, 42. Prince Albert to his step-mother, 13 March 1847, quoted in: Martin (note 1), vol. 1, 391.
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In designing this Italianate style of garden, with its terraces, statues, fountains and balustrades, Prince Albert was following a fashion for Italian gardens and architectural details which had apparently started in the 1830s. This was strengthened by his memories of the Rosenau, which also possessed Italianate terraces, balustrades and fountains. Other features of the Rosenau, such as the Swiss Cottage, were also to be recreated at Osborne.
Ill. 8.6: The Terrace at the Rosenau, Coburg, 1857. Francis Bedford, RCIN 2102853, The Royal c 2008, Her Majesty Queen Elizabeth II. Collection
Following the construction of the Pavilion Terrace, it was decided to build two more terraces, leading, in a typically Italian Renaissance style, from the main building to the upper terrace, then to the lower one, and finally to the avenue of clipped evergreens below. To one side of the Upper Terrace, another double flight of stairs led down to the Orangery and to a walk lined with Irish yew trees. The Upper Terrace was completed in November 1849; Prince Albert was laying out the garden on the Lower Terrace in March 1851, but the fountain and paving were not finished until 1853. The planting at Osborne was typically Victorian and was entirely under the direction of the Prince. Osborne House had several towers, and he would often go up into one of them and signal from there as to where trees were to be planted. Some of these 198
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trees were very big, such as bay trees brought from Northwood Park, and a large number of evergreen oaks, Scotch firs and rare Cork oaks. Prince Albert laid out the main avenue, with cedars of Lebanon, Lucombe and evergreen oaks, in 1854, and he continued to refine the existing woodland and plant new specimens on the estate over the next 6 years. The bedding plants which the Prince chose followed the fashion for brightly coloured annuals, which also became popular in about the 1830s. These plants often came from warmer countries and could be reared in greenhouses and then planted out to flower in the summer, conveniently, at a time when the Royal Family were in residence at Osborne. 60,000 bedding plants were grown in the greenhouses at Osborne, to be planted out in the flower beds of the main house, and also in those of the lodges and cottages on the estate. They included pelargoniums, lobelias, salvias, plumbago, cannas and calceolarias. The Royal Family visited Osborne several times a year: in March and April, in May for the Queen’s birthday on 24 May, in July and August, and just before Christmas. The gardens would look their best in the spring and summer, but the terraces with their empty urns and vases tended to look somewhat damp and desolate at other times. To combat this, much thought was given to extending the flowering season, and the flowers which grew in the woods were all the more appreciated. In the early spring the woods would be full of primroses, violets and anemones, which the Royal children would pick, and in a mild year the pink, white and crimson camellias on the terraces might already be out. By May there were bluebells, apple blossom and hawthorn, crimson rhododendrons, camellias, peonies and lilacs, so that Queen Victoria likened Osborne to a lovely, sweet nosegay. In mid July to August there was honeysuckle, jasmine, roses and lemon-scented Magnolia Grandiflora, and in winter, just before Christmas, the Royal Family could enjoy seeing large bouquets of chrysanthemums in the vases, and also myrtle, veronica, daphnes and Malmaison roses. Queen Victoria delighted in fresh air and the scent of flowers and therefore relished time spent out of doors at Osborne until the end of her life. On 16 August1855 she wrote in her Journal that she had “sat out under the trees, where it was really heavenly, & sketched. Every day, every year, this dear sweet spot seems more lovely and with its brilliant sunshine, deep blue sea and dazzling flowers, is a perfect paradise – and all my beloved one’s creation – the result of his exquisite taste”9 . Something to which Prince Albert paid particular attention was to encourage his children to take an interest in nature, and in particular, practical gardening. They would help him with digging and planting, as well as picking the results of their labours, and, from May 1850, were each provided with a small plot of land, about half a mile from the house, which they could cultivate, and where an orchard was planted for them. This was directly inspired by Prince Albert’s own experience as a child, when he had so enjoyed gardening at the Rosenau with his brother. His children were given gardening clothes, clogs, small versions of garden tools and wheelbarrows. The tools 9
RA/VIC/QVJ/1855: 16 August.
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Ill. 8.7: The Small Drawing Room, Osborne, 1867. A. A. E. Disderi, coloured, RCIN 2102574, The c 2008, Her Majesty Queen Elizabeth II. This photograph, including a chandelier Royal Collection with lampshades in the form of flowers, shows how the floral theme at Osborne was continued indoors.
were kept in a shed with a brick floor, which the young Princes helped to lay. Each plot consisted of two rows of flowers, gooseberries, strawberries and raspberries, followed by one row each of turnips, onions, beet, carrots, asparagus, peas, beans, parsnips and artichokes. By 1853 there were eight children: Victoria, Princess Royal, Albert Edward, Prince of Wales, Princess Alice, Prince Alfred, Princess Helena, Princess Louise, Prince Arthur and the baby, Prince Leopold. Their father had a Swiss Cottage built for them, a wooden chalet inspired by the one in the grounds of the Rosenau, and assembled from ready-made sections. The first stone of it was laid on Ascension Day, 5 May 1853, by the seven elder children. The cottage was formally opened on Queen Victoria’s birthday, 24 May 1854; the garden was later planted with evergreens and on the Queen’s birthday in 1855, she and the children planted trees there. The cottage, which included accommodation for a Caretaker, Mr. Warne, and his wife, contained a kitchen in which the children had lessons in cooking and domestic economy. Upstairs was a small dressing room, a dining room with a piano in it and a room with 8 glass cases for the children’s collections of shells, stones, beetles, butter200
Prince Albert’s Gardens
flies, moss and flowers. Later, a separate museum to house the collections was built, thus echoing the Ernst-Albert Museum in Coburg. The Queen and Prince were always aware that Osborne, as their private property, was entirely their responsibility, and for this reason were much concerned with the welfare of tenants and workers on the estate. The Prince was also involved with the creation of a model farm at Barton, and in constructing new farm buildings for Kingston, Heathfield and Alverstone Farms, all of which were on the Osborne estate. He made substantial investments in livestock, poultry, tools, machinery, and manure. In 1849–50 he was occupied with experiments for a sewage filtration process. Osborne had certainly become an island paradise for the Royal Family, but they were also interested in other areas of the British Isles. After their first visit to Scotland in 1842, the Queen and Prince were so impressed by the people and the landscape that they returned in 1844 and 1847, and in 1848 decided to acquire a property in the Highlands. In that year they took on the lease of Balmoral Castle, on the River Dee near Ballater, as its owner, Sir Robert Gordon, had recently died. The area surrounding Balmoral appealed strongly to Prince Albert, as it reminded him of his native Thuringian forests, and the air was fresh, dry and bracing. Prince Albert wrote to the Dowager Duchess of Coburg on 11 September 1848 that “We have withdrawn for a short time into a complete mountain solitude, where one rarely sees a human face, where the snow already covers the mountain tops, and the wild deer come creeping stealthily round the house. [. . . ] the little Castle [. . . ] is of granite, with numerous small turrets, and white-washed, and is situated upon a rising ground, surrounded by birchwood, and close to the River Dee. The air is glorious and clear, but icy cold”10. By 1850, the Prince had begun the building of new cottages on the Balmoral estate. He himself directed the improvements, establishing a sound system of agriculture, and brought the property, which had been neglected for many years, into good order. However, he was careful to take into account the feelings and prejudices of the local people, whom he considered true-hearted and straightforward. The Royal couple finally bought the estate and became the owners of Balmoral in June 1852. It had become clear that the Castle was too small for their large family and staff, so, as with Osborne, they decided to build a new one. The foundation stone was laid in September 1852 and Prince Albert, with William Smith, son of the Aberdeen architect, John Smith, began work on designing the new Castle. The site was dictated by the magnificent setting of the surrounding hills, which, to the north, sloped down to the River Dee. By 1 October 1854, the Queen noted that her husband was “much occupied with the exterior decorations of the Castle, or rather more with the laying out of the terraces & small flower gardens. He pointed it all out to me. The house will really be beautiful, – unlike anything of the kind”11. Work began on the grounds in 1855; for Prince Albert, the landscape was the most important feature at Balmoral, and he set to work to make it as much like Thuringia as 10 11
Quoted in: Martin, vol. 2, 109. RA/VIC/QVJ/1854: 1 October.
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possible. A model of the grounds was made in sand, and on this, the Prince, assisted by a surveyor, James Beattie, and an artist, James Giles, marked out the new avenues, paths, plantations and banks. As at Osborne, many trees were planted, but here they were mostly fir trees and white poplars from Coburg, with other magnificent specimen trees. In 1856 Queen Victoria wrote that “Every year I seem to become fonder of this dear place, still more so, now that all has become dearest Albert’s own creation, own building, own laying out, as at Osborne, & that his great & excellent taste has been stamped everywhere”12 . Curiously, the Prince’s life had come full circle – now nearing the end of it, he had returned in spirit to Coburg and sought to recreate at Balmoral the atmosphere of his German childhood. The gardens at Balmoral consisted of a few enclosures near the Castle walls. They were designed by a sculptor, John Thomas, who also carved the bas-reliefs on the west fa¸cade of the Castle, above where the main garden was situated. He also produced designs for the west and south gardens, one being approved by Prince Albert. Queen Victoria wrote that “we walked along the river and outside the house [. . . ] the little garden on the west side with the eagle fountain, which the King of Prussia gave me, and which used to be in the greenhouse at Windsor, is extremely pretty, as are also the flowerbeds under the walls, of the side which faces the Dee”13 . During the mid to late 1850s, various features, such as walls, statuary and fountains were put in place in the gardens near the Castle, including a shell drinking fountain in the sunken garden by the western parterre, and a “putto” fountain on the eastern parterre.14 Queen Victoria’s interest in the gardens of her four residences was governed by her devotion to her husband and respect for his plans and ideas. But she had always loved flowers and one way in which she remembered important occasions was to preserve the flowers which were associated with them. Between 1834 and 1900 she kept 8 Flower Albums15 , containing pressed flowers and leaves of special significance. It was also the fashion for Victorian ladies to wear fresh flowers as decorations in their hair and on their evening dresses. Queen Victoria followed this fashion herself and as she made it clear that she deferred to her husband’s taste in all matters, including her clothes, it must be assumed that he approved of her doing so. She left descriptions of her various toilettes on many occasions, notably in 1855, during the French State Visit to England in April and the English State Visit to France in August. They included “a white dress trimmed with convolvuluses [Prince Albert’s favourite flower] and the same flowers in the hair”; “a green silk dress trimmed with lace, and roses and violets in my hair”; “a white net dress embroidered with gold and trimmed with red geraniums”; “a white organdie embroidered dress trimmed with bouquets of flowers” 12 13 14
15
RA/VIC/QVJ/1856: 13 October. Quoted in: Roy Strong, Royal Gardens, London 1992, 122. Noted in the Historic Scotland’s Heritage Policy Group’s “Buildings of Special Architectural or Historic Interest. Grampian Region. The Balmoral Estates”, a copy of which is in the Royal Archives. RA/QV/FLB 1–8.
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Ill. 8.8: Photograph of the marble bas-relief, St. Hubert and the Stag, by Thomas, taken in 1860. c 2008, Her Majesty Queen Elizabeth II. Unattributed, RCIN 2160098, The Royal Collection
and “a white net dress, with bunches of pink acacia, with my Indian diadem, ornaments and pearls”16. How did Prince Albert regard his achievements? He evidently enjoyed relaxing in the gardens at Osborne, writing to the Dowager Duchess of Coburg in May 1850 that “In our island home we are wholly given up to the enjoyment of the warm summer weather. The children catch butterflies, Victoria sits under the trees, and I drink the Kissingen Water Ragotzky”17. He was pleased with his success as a farmer and especially proud that he had been able to make his farming pay and that he had won prizes for livestock at the Smithfield Show. With regard to the enjoyment of nature by the world in general, he was certainly in agreement that the working classes should have allotments, where they could grow their own produce. His own love of collecting natural objects led him to support the building of the Natural History Museum in London, where ordinary people would have the chance to see extraordinary things; ancient fossils as well as preserved animals, birds and fish. He would, if circumstances had allowed, have created a public garden in Westminster for the enjoyment of everyone. In 1855 he and the Sub Dean of Westminster, Lord John Thynne, drew up a plan for the removal of Westminster School into the country, pulling down all the old buildings connected with it and throwing open the ground adjoining the Abbey 16
17
Quoted in: Queen Victoria. Leaves from a Journal. A Record of the Visit of the Emperor and Empress of the French and of the visit of The Queen and H.R.H. The Prince Consort to the Emperor of the French in 1855, with an introduction by Raymond Mortimer, London 1961, 39, 83, 110, 123, 138–9. Quoted in: Martin (note 1), vol. 2, 287.
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Ill. 8.9: Queen Victoria and Prince Albert in Court dress, after a Drawing room at Buckingham Palace, 11 May 1854. Roger Fenton, coloured by E.H. Corbould, RCIN c 2008, Her Majesty 2914323, The Royal Collection Queen Elizabeth II. In this photograph, Queen Victoria’s costume includes fresh flowers.
as a park. This came to nothing, but the intention was there. It would be interesting to know how he would react to the fact that his and Queen Victoria’s private gardens at Osborne, Balmoral and Buckingham Palace are now, at least at certain times of the year, open to the public. By 1860 Prince Albert was exhausted and so hemmed in by work that he was unable to relax. As he wrote to his eldest daughter from Osborne on 23 May: “Your letter of the 20th has found me in the enjoyment of the most glorious air, the most fragrant odours, the merriest choirs of birds and the most luxuriant verdure; and were there not so many things that reminded me of the so-called World [that is to say, of miserable men], one might abandon oneself wholly to the enjoyment of the real world. There is no such good fortune, however, for poor me; and, this being so, one’s feelings remain under the influence of the treadmill of never-ending business. The donkey in Carisbrook, which you will remember, is my true counterpart. He, too, would rather munch thistles in the Castle Moat, than turn round in the wheel at the Castle Well; and small are the thanks he gets for his labour”18. Prince Albert’s last public appearance in London was on 5 June 1861, when he was present at the opening to the public of the Horticultural Gardens in Kensington, on a site behind where the Royal Albert Hall now stands. The Prince had become President of the Horticultural Society in 1858. It had been founded in 1804, but by 1858 had fallen on hard times, notably having had to sell its old and valuable library to raise funds. As the Society’s President, the Prince set up a new Charter, granted in 1861 and renaming it the Royal Horticultural Society. With Royal support, its successful future was assured. Prince Albert was responsible for establishing the new garden at 18
Quoted in: ibid., vol. 5, 109.
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Kensington and he planted a tree there to celebrate its opening. The ceremony went off well and was well attended, but it was a dark and showery day and those present were concerned to see how pallid and worn the Prince looked. Prince Albert died six months later, on 14 December 1861 at Windsor Castle. The grief-stricken Queen caused flowers to be placed in the room where he died, and these were constantly renewed until the time of the funeral. She kept some of them in her Flower Album.
Ill. 8.10: Last Flowers from the Albert Room, December c 2008, 1861. RA/VIC/QV/FLB6, The Royal Archives Her Majesty Queen Elizabeth II.
Horticulture is often a long-term project, in which the desired result is not seen for many years. Prince Albert had only 21 years in Britain and many other duties, tasks and plans, so that the extent of his achievements as a gardener is remarkable. But the instinct to create, nurture and improve, which he showed in so many of his enterprises, is perhaps best seen in his work to do with gardens and the landscape, where he seems to have felt truly at home. He wrote to the Princess Imperial of Prussia in April 1859, concerning “an art [. . . ] which has [. . . ] had extraordinary attractions for me of late years, indeed I may say from earliest childhood, viz, the art of gardening. In this the artist who lays out the work, and devises a garment for a piece of ground, has the delight of seeing his work live and grow hour by hour; and while it is growing, he is able to polish, to cut and carve, to fill up here and there, to hope, and to love”19 .
19
Quoted in: Martin (note 1), vol. 1, 323–4.
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Bibliography Theodore Martin, The Life of His Royal Highness The Prince Consort, vol. 1–5, London 1875. H. R. H. The Duchess of York with Benita Stoney, Victoria and Albert. Life at Osborne House, London 1991. Roy Strong, Royal Gardens, London 1992. Jane Roberts, Royal Landscape. The Gardens and Parks of Windsor, published in collaboration with the Hawthornden Trust, New Haven and London 1997.
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Autorenverzeichnis/List of Contributors Prof. Dr. Franz Bosbach, Universität Bayreuth, Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit, 95440 Bayreuth Frances Dimond, 2 St. Albans Street, Windsor, Berkshire SL4 1PF, U.K. Prof. Dr. Gert Groning, Universit¨at der Kunste Berlin, Institut fur ¨ ¨ ¨ Geschichte und Theorie der Gestaltung, Fachgebiet Gartenkultur und Freiraumentwicklung, Postfach 120544, 10595 Berlin Dr. Rolf Kirsch, Landesamt fur ¨ Denkmalpflege, Sandstr. 3, 28195 Bremen Dipl.-Ing. Jens Scheffler, Leiter Parkverwaltung, Schloss- und Parkverwaltung, Schloss Friedenstein, Postfach 100202, 99852 Gotha Dr. Alfred Schelter, Museumsdirektor, Schloss Seehof, 96117 Memmelsdorf Dr. Uwe Schneider, Skalitzer Str. 45, 10997 Berlin Dr. Uwe Jens Wandel, Schlichtenstr. 42 a, 99867 Gotha Prof. Dr. David Watkin, Peterhouse, Cambridge CB2 1RD, U.K. Dipl.-Ing. Helmut Wiegel, Landschaftsarchitekt, Podeldorfer Str. 38, 96052 Bamberg ¨
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K · G · SAUR
Prinz-Albert-Studien / Prince Albert Studies Herausgegeben von Franz Bosbach 25 Windsor - Coburg. Geteilter Nachlass Gemeinsames Erbe. Eine Dynastie und ihre Sammlungen / Divided Estate - Common Heritage. The Collections of a Dynasty Hrsg. von Franz Bosbach und John R. Davis 2007. 219 Seiten. Gebunden. E58,00. ISBN 978-3-598-21425-7
20 Die Weltausstellung von 1851 und ihre Folgen / The Great Exhibition and its Legacy Hrsg. von Franz Bosbach und John R. Davis in Zusammenarbeit mit Susan Bennett, Thomas Brockmann und William Filmer-Sankey 2002 . 440 Seiten. 71 Abbildungen. Gebunden. E78,00. ISBN 978-3-598-21420-2
24 Umwelt und Geschichte in Deutschland und Großbritannien / Environment and History in Britain and Germany Hrsg. von Franz Bosbach, Jens Ivo Engels und Fiona Watson 2006. 155 Seiten. Gebunden. E58,00. ISBN 978-3-598-21424-0
19 Religion und Politik in Deutschland und Großbritannien / Religion and Politics in Britain and Germany Hrsg. von Richard Bonney, Franz Bosbach und Thomas Brockmann 2001. 202 Seiten, 2 Abbildungen. Gebunden. E54,00. ISBN 978-3-598-21419-6
23 Politische Memoiren in deutscher und britischer Perspektive / Political Memoirs in Anglo-German Context Hrsg. von Franz Bosbach und Magnus Brechtken 2005. 195 Seiten. Gebunden. E58,00. ISBN 978-3-598-21423-3
18 Prinz Albert und die Entwicklung der Bildung in England und Deutschland im 19. Jahrhundert / Prince Albert and the Development of Education in England and Germany in the 19th Century Hrsg. von Franz Bosbach, William FilmerSankey und Hermann Hiery unter Mitarbeit von Thomas Brockmann 2000. 256 Seiten. 25 Abbildungen. Gebunden. E54,00. ISBN 978-3-598-21418-9
22 Prinz Albert - Ein Wettiner in Großbritannien / Prince Albert - A Wettin in Britain Hrsg. von Franz Bosbach und John R. Davis 2004. 201 Seiten. 12 Abbildungen. Gebunden. E58,00. ISBN 978-3-598-21422-6 21 Geburt oder Leistung? / Birth or Talent? Elitenbildung im deutsch-britischen Vergleich / The Formation of Elites in a British-German Comparison. Hrsg. von Franz Bosbach, Keith Robbins und Karina Urbach 2003 . 239 Seiten. 6 Abbildungen. Gebunden. E58,00. ISBN 978-3-598-21421-9
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16 Imperium / Empire / Reich Ein Konzept politischer Herrschaft im deutschbritischen Vergleich / An Anglo-German Comparison of a Concept of Rule Hrsg. von Franz Bosbach und Hermann Hiery in Zusammenarbeit mit Christoph Kampmann 1999. 227 Seiten, 14 Abbildungen. Gebunden. E54,00. ISBN 978-3-598-21416-5 15 Künstlerische Beziehungen zwischen England und Deutschland in der viktorianischen Epoche / Art in Britain and Germany in the Age of Queen Victoria and Prince Albert Hrsg. von Franz Bosbach und Frank Büttner in Zusammenarbeit mit Michaela Braesel und Christoph Kampmann 1998. 230 Seiten. 70 Abbildungen. Gebunden. E54,00 . ISBN 978-3-598-21415-8 Preisänderungen vorbehalten Preise inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten