Erfolgreich promovieren
Steffen Stock Patricia Schneider Elisabeth Peper Eva Molitor Herausgeber
Erfolgreich promovieren Ein Ratgeber von Promovierten für Promovierende
Mit 21 Abbildungen und 33 Tabellen
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Dr. rer. oec. Steffen Stock
Dr. rer. nat. Elisabeth Peper
Universität Duisburg-Essen Fachbereich Betriebswirtschaft Mercator School of Management Institut für Technologie- und Produktionsmanagement Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Operations Research Lotharstraße 63 47057 Duisburg E-Mail: ratgeber @ steffen-stock.de
xit GmbH forschung.planung.beratung Frauentorgraben 73 90443 Nürnberg E-Mail: e.peper @ gmx.de
Dr. phil. Patricia Schneider
Dr. phil. Eva Molitor Otto-Hahn-Schule Kastanienallee 69 63454 Hanau E-Mail: eva_mo @ gmx.net
Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg Falkenstein 1 22587 Hamburg E-Mail: pat @ patricia-schneider.de
Grafiken: Nadya Innamorato, Hamburg Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
ISBN-10 3-540-29671-9 Springer Berlin Heidelberg New York ISBN-13 978-3-540-29671-3 Springer Berlin Heidelberg New York Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Springer ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media springer.de © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2006 Printed in Germany Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Einbandgestaltung: design & production GmbH Herstellung: Helmut Petri Druck: Strauss Offsetdruck SPIN 11573012
Gedruckt auf säurefreiem Papier – 88/3153 – 5 4 3 2 1 0
Vorwort der Herausgeber
Promovieren ist ein großer Schritt für den Einzelnen und ein kleiner Schritt für die Menschheit.
Liebe Leserinnen und Leser, Sie wollen in absehbarer Zukunft auch zu den Titelträgern gehören? Mit diesem Buch halten Sie einen Promotionsratgeber in den Händen, der versucht, Ihnen mit vielen Tipps für alle Phasen der Promotion zur Seite zu stehen. Von uns wurde dieser Ratgeber so konzipiert, dass er Sie von der Entscheidung zum Promovieren bis zur Veröffentlichung der Dissertation begleiten wird. Wie die Erfahrung zeigt, gestaltet sich das Promovieren bei jeder Person etwas anders. In verschiedenen Abschnitten bietet sich Ihnen daher die Möglichkeit, den Arbeitsbuchcharakter dieses Ratgebers zu nutzen. So werden Ihnen nicht nur bestimmte Sachverhalte sowie die eigenen Chancen und Möglichkeiten klarer, sondern Sie können diese Erkenntnisse sogleich gewinnbringend für Ihre Promotion umsetzen. Dieser Ratgeber ist aus der Projektgruppe Promovierte von Thesis e. V. (www.thesis.de), einem interdisziplinären Netzwerk für Promovierende und Promovierte, hervorgegangen. Fast 90 Autoren, von denen die Mehrzahl die Promotion bereits erfolgreich absolviert hat, haben ihr Bestes gegeben, um ihre persönlichen Ratschläge und Erfahrungen an Sie weitergeben zu können. Die Autoren haben mehrheitlich in Deutschland studiert und promoviert. Daher bezieht sich dieser Promotionsratgeber in erster Linie auf die Situation Promovierender in Deutschland. Die meisten Kapitel sind aber auch für Österreicher und Schweizer mit Gewinn zu lesen. Wir hoffen, dass nach Lektüre dieses Ratgebers keine Fragen mehr offen bleiben! Auch Sie müssen das Rad nicht neu erfinden. Profitieren Sie vielmehr von den Erfahrungen der Autoren, und seien Sie so bestens gegen die möglichen Tücken und Hürden der einzelnen Phasen der Promotion gewappnet! Dass eine Promotion nicht nur Sonnen-, sondern auch Schattenseiten hat, will dieser Ratgeber nicht verschweigen. Es ist im Gegenteil wichtig, mögliche Hindernisse zu erkennen, um sie auch überwinden zu können. Das Wissen aus vielen unterschiedlichen Disziplinen ist in dieses Buch eingeflossen. Für das gesamte Buch gilt, dass wir zwar keine allgemeingültigen Wahr-
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Vorwort der Herausgeber
heiten verkünden können, dennoch ein höchstmögliches Maß an Aussagekraft und Qualität gewährleisten wollen. Um dies zu erreichen, wurden fast alle Abschnitte bis auf die persönlichen Erfahrungsberichte von Autorengruppen verfasst, und alle Abschnitte wurden ausnahmslos einem doppeltblinden Peer-Review-Verfahren unterzogen. Außerdem möchten wir noch zwei Hinweise in eigener Sache geben. Teilweise werden Preise bzw. Einkommensgrenzen angegeben. Diese beziehen sich jeweils – soweit nicht anders ausgewiesen – auf das Jahr 2005 und sollten im Einzelfall überprüft werden, da diese sich ändern können. Weiterhin werden in einigen Abschnitten Internetadressen genannt. Leider veralten diese Adressen schnell. Wir bitten daher um Verständnis, falls Sie damit nicht immer ans Ziel gelangen. Unter Eingabe geeigneter Stichwörter in eine Suchmaschine wird es Ihnen hoffentlich trotzdem möglich sein, die entsprechenden Internetseiten zum Thema aufzufinden. In den Erfahrungsberichten im letzten Abschnitt des Ratgebers wird Ihnen ein Einblick in vielfältige Promotionsphasen und (Lebens-)Wege gewährt. Die Autoren ziehen mehrheitlich ein positives Fazit zum Lebensabschnitt Promotion. Wir hoffen, mit diesem Buch zum Erfolg Ihres Dissertationsprojektes beitragen zu können und wünschen Ihnen, dass auch Sie Ihre Promotion als persönliche Bereicherung erleben werden! Unser größter Dank gilt allen beteiligten Autoren, die diesen Ratgeber mit Leben gefüllt haben und ohne deren Wissen, Erfahrung und Engagement dieses Buch niemals entstanden wäre. Besonders hervorzuheben sind die Autoren, die den Schreib- und Überarbeitungsprozess innerhalb ihres Abschnittes koordiniert und uns damit Arbeit abgenommen haben. Weiterhin möchten wir der Projektgruppe Doktorandenbefragung von Thesis e. V. danken, die uns eine Vielzahl von statistischen Daten aus der 2004 durchgeführten Befragung zur Verfügung gestellt hat. Wir widmen dieses Buch auch all denjenigen, deren Promotion leider nie beendet werden konnte. Machen Sie es besser! Hamm / Westf., Hamburg, Nürnberg und Hanau, im Januar 2006 Dr. Steffen Stock Dr. Patricia Schneider Dr. Elisabeth Peper Dr. Eva Molitor
Vorab etwas Begriffliches
Dieser Abschnitt erläutert grundlegende Begriffe rund um das Thema Promotion. Um nicht immer wieder erläutern zu müssen, was gemeint ist, haben wir diesen Abschnitt dem gesamten Ratgeber vorangestellt. Dieser ist bewusst kurz gehalten und definiert nicht alle in diesem Ratgeber verwendeten Bezeichnungen, sondern spiegelt nur die unterschiedlichen Bezeichnungen wider, die an den einzelnen Universitäten vorzufinden sind. Die fett gedruckten Begriffe werden konsistent im gesamten Ratgeber verwendet, wobei in den Erfahrungsberichten in Kapitel VIII abhängig von der jeweiligen Situation die entsprechenden Synonyme verwendet werden können. Andere Begriffe sind über das Stichwortverzeichnis (vgl. Anhang F) nachzuschlagen. Es ist uns nicht entgangen, dass es Doktorandinnen und Doktoranden gibt; aus Gründen der Lesbarkeit haben wir uns allerdings für die Verwendung der männlichen bzw., sofern möglich, der geschlechtsneutralen Form (Studierende, Promovierende etc.) entschieden. Selbstverständlich sollen sich Frauen und Männer von diesem Ratgeber gleichermaßen angesprochen fühlen, insbesondere im derzeit leider noch vorwiegend männlich dominierten Wissenschaftsbetrieb. Betreuer Der Betreuer einer →Dissertation ist ein Professor, Habilitierter oder ein Juniorprofessor mit Promotionsrecht, der die →Promotion des →Promovierenden betreut. Oft, aber nicht notwendigerweise, ist der Betreuer auch →Gutachter der →Dissertation. Der Betreuer wird auch als Doktorvater bezeichnet. Dissertation Unter einer Dissertation wird der Text verstanden, den der →Promovierende in schriftlicher Form beim →Promotionsausschuss einzureichen hat. Die Dissertation wird oftmals auch als Doktorarbeit, Dissertationsschrift oder Promotionsschrift bezeichnet.
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Vorab etwas Begriffliches
Fakultät Die Fakultät ist die Organisationseinheit innerhalb der Universität, die für die Vergabe der Doktortitel und die Verabschiedung der Promotionsordnungen zuständig ist. An manchen Universitäten gibt es statt Fakultäten Fachbereiche, teilweise sind die Fakultäten in Fachbereiche untergliedert. Gutachter Alle Professoren, welche die →Dissertation begutachten, werden als Gutachter bezeichnet. Es gibt meistens einen Erst- und Zweitgutachter, manchmal auch einen Drittgutachter. Prüfer hingegen nehmen die →mündliche Prüfung des →Promovierenden ab. Häufig sind die Gutachter der →Dissertation auch Prüfer, die oftmals durch weitere in der →mündlichen Prüfung unterstützt werden. Vereinzelt kann es vorkommen, dass die Gutachter keine Prüfer sein dürfen. Mündliche Prüfung Nach Annahme der →Dissertation ist eine Prüfung in mündlicher Form zu absolvieren. Diese kann als Disputation, Rigorosum, Kolloquium oder Fachprüfung (vgl. Abschnitt VI 2) stattfinden. Vereinzelt wird die mündliche Prüfung auch als Doktorprüfung bezeichnet.
Promotion Unter einer Promotion wird das gesamte Verfahren zur Erlangung des Doktortitels, also die →Dissertation, die →mündliche Prüfung sowie die Publikation der →Dissertation verstanden. Daher wird teilweise auch vom Promotionsverfahren gesprochen. Promotionsausschuss Der Promotionsausschuss ist für die Durchführung der →Promotion zuständig. Manchmal wird der Promotionsausschuss auch als Promotionskommission oder Prüfungsausschuss bezeichnet. Häufig ist der Promotionsausschuss jedoch eine feste Institution, die über die Einsetzung der jeweiligen Promotionskommission bzw. des jeweiligen Prüfungsausschusses entscheidet. Promovierender Der Promovierende ist die Person, welche einen Doktortitel anstrebt. Häufig wird dieser auch als Doktorand, Promotionsstudent oder Promovend bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
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Promovieren – ja oder nein? ......................................................................1 1 Vorteile und Nutzen ...............................................................................2 2 Nachteile.................................................................................................4 3 Doktortitel im Überblick ........................................................................5 4 Entscheidungsprozess: Selbstprüfung ....................................................8 5 Aufwand und persönlicher Einsatz .......................................................16 Rahmenbedingungen ................................................................................21 1 Hochschulpolitische Rahmenbedingungen...........................................21 2 Persönliches und gesellschaftliches Umfeld.........................................29 3 Formale Voraussetzungen ....................................................................32 4 Themensuche........................................................................................34 5 Betreuersuche und Zusammenarbeit.....................................................37 6 Promotionsvereinbarungen...................................................................44 7 Finanzierungsformen ............................................................................47 7.1 Wissenschaftliche Berufstätigkeit ..............................................48 7.2 Nichtwissenschaftliche Berufstätigkeit ......................................52 7.3 Stipendien...................................................................................56 7.4 Weitere Finanzierungsformen ....................................................59 8 Anbieter von Promotionsdienstleistungen ............................................60 9 Wissenschaftliche Laufbahnplanung ....................................................62 10 Steuerfragen..........................................................................................66 11 Krankenversicherung............................................................................70 Planung und Organisation........................................................................73 1 Projektmanagement ..............................................................................73 2 Zeitmanagement ...................................................................................78 3 Literaturrecherche.................................................................................87 4 Literaturverwaltung ..............................................................................90 5 Textverarbeitungsprogramme...............................................................96 5.1 LaTeX.........................................................................................96 5.2 Microsoft Word ..........................................................................98 5.3 Vergleich ..................................................................................100 6 Datensicherung ...................................................................................102
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Schreibprozess ......................................................................................... 105 1 Schreibtechniken ................................................................................ 105 1.1 Kreative Schreibtechniken ....................................................... 106 1.2 Wissenschaftliche Schreibtechniken ........................................ 111 2 Exposé ................................................................................................ 117 3 Textüberarbeitung .............................................................................. 120 4 Schreibhemmungen und -blockaden .................................................. 124 Krisenbewältigung .................................................................................. 129 1 Motivationsschwierigkeiten ............................................................... 130 2 Stress .................................................................................................. 134 3 Ängste................................................................................................. 137 4 Mobbing ............................................................................................. 141 5 Gesundheitliche Probleme.................................................................. 145 6 Weiterleben ohne Titel ....................................................................... 151 Abschluss der Promotion........................................................................ 153 1 Endspurt vor der Abgabe und weitere Hindernisse ............................ 153 2 Mündliche Prüfung............................................................................. 156 2.1 Arten der Prüfung..................................................................... 156 2.2 Vorbereitung ............................................................................ 158 2.2.1 Psychologische Vorbereitung........................................ 159 2.2.2 Inhaltliche Vorbereitung ............................................... 160 2.2.3 Rhetorische Vorbereitung ............................................. 160 3 Veröffentlichung ................................................................................ 163 3.1 Druckfreigabe........................................................................... 163 3.2 Möglichkeiten der Veröffentlichung ........................................ 164 3.2.1 Verlagsveröffentlichung................................................ 165 3.2.2 Elektronische Veröffentlichung .................................... 168 3.2.3 Veröffentlichung als Mikrofiche................................... 169 3.2.4 Selbstdruck.................................................................... 169 3.2.5 Veröffentlichung in Fachzeitschriften........................... 170 3.3 Druck und Layout..................................................................... 170 3.4 Förderungsmöglichkeiten......................................................... 173 4 Ausblick: Postdoc-Phase .................................................................... 175 Besondere Situationen ............................................................................ 179 1 Forschungsaufenthalte im Ausland während der Promotionsphase ... 179 2 Promovieren im Ausland.................................................................... 182 3 Promovieren mit ausländischem Abschluss in Deutschland .............. 186 4 Promovieren mit Fachhochschul- bzw. Bachelor-Abschluss ............. 189 5 Promovieren mit Kind ........................................................................ 193 6 Promovieren im fortgeschrittenen Alter ............................................. 198 6.1 Allgemeine Hinweise ............................................................... 198 6.2 Erfahrungsbericht ..................................................................... 201 7 Promovieren mit Behinderung ........................................................... 203
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen ...............................................209 1 Sprach- und Kulturwissenschaften .....................................................210 1.1 Evangelische Theologie und Religionslehre ............................210 1.2 Geschichte ................................................................................212 1.3 Altphilologie, Neugriechisch....................................................214 1.4 Germanistik ..............................................................................216 1.5 Anglistik, Amerikanistik ..........................................................218 1.6 Romanistik ...............................................................................220 1.7 Psychologie ..............................................................................224 1.8 Erziehungswissenschaften........................................................228 2 Sport ...................................................................................................232 3 Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ................................234 3.1 Politikwissenschaften ...............................................................234 3.2 Rechtswissenschaft...................................................................236 3.3 Verwaltungswissenschaft .........................................................238 3.4 Wirtschaftswissenschaften .......................................................242 4 Mathematik, Naturwissenschaften......................................................248 4.1 Mathematik...............................................................................248 4.2 Informatik.................................................................................250 4.3 Physik, Astronomie ..................................................................254 4.4 Chemie .....................................................................................256 4.5 Pharmazie .................................................................................258 4.6 Biologie ....................................................................................260 4.7 Geowissenschaften ...................................................................262 4.8 Geografie..................................................................................264 5 Humanmedizin ...................................................................................266 6 Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften....................................268 7 Ingenieurwissenschaften.....................................................................270 7.1 Maschinenbau / Verfahrenstechnik ..........................................270 7.2 Raumplanung............................................................................276 7.3 Bauingenieurwesen ..................................................................278 8 Kunst, Kunstwissenschaft...................................................................280 8.1 Kunst, Kunstwissenschaft allgemein ........................................280 8.2 Musik, Musikwissenschaft .......................................................282 Anhang ...............................................................................................................285 A Bastelanleitung für einen Doktorhut...................................................285 B Autorenverzeichnis.............................................................................291 C Autorenzuordnung..............................................................................301 D Abkürzungsverzeichnis ......................................................................305 E Literaturverzeichnis ............................................................................309 F Stichwortverzeichnis ..........................................................................321 G Index zu VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen.......................325
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Inhaltsverzeichnis
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Promovieren – ja oder nein?
Die Promotion ist ein Abenteuer, für das Sie sich entscheiden können – aber nicht müssen. Wer sich diesem Abenteuer stellt, wird sehr unterschiedliche Herausforderungen zu meistern haben. Dazu gehören z. B. die Konfrontation mit sich selbst, das Erlebnis persönlicher Grenzsituationen, Einsamkeit, Durststrecken, Selbstzweifel und Anfechtungen von außen. Positiv gewendet bedeutet dies jedoch das Lernen eines erhöhten Maßes an Selbstorganisation, Eigenverantwortung und Zielorientierung. So zeigt sich im Laufe der Zeit, dass das Konzipieren und Durchführen einer Promotion mitunter ungeahnte Fähigkeiten verlangt und freisetzt. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums, in dessen Rahmen eine Abschlussarbeit zu erstellen war, glauben viele promotionswillige Absolventen: „Eine Dissertation schaffe ich dann auch noch.“ Das Schreiben einer Dissertation ist jedoch schon aufgrund sehr unterschiedlicher Rahmenbedingungen nicht mit dem einer Abschlussarbeit zu vergleichen; die Unterschiede liegen vor allem im wissenschaftlichen Anspruch, in der Konzeption, im Umfang und der Durchführungsdauer. Die Promotion lässt sich in folgende Phasen unterteilen (von Münch 2003, 6): 1. Hochschulabschluss mit in der Regel überdurchschnittlicher Note, 2. Finden des Betreuers, 3. Finden des geeigneten Themas, 4. Finanzierung des Promotionsvorhabens, 5. jahrelanges Schreiben der Dissertation, 6. Fertigstellung der Dissertation, 7. Bestehen der mündlichen Prüfung, 8. Finden eines Verlages für die Veröffentlichung, 9. Finanzierung der Veröffentlichung, 10. Veröffentlichung, 11. Erhalt des Doktortitels. „Alles zusammengenommen ist das Promovieren ein ziemliches Kreuz – warum (er-)trägt man es, geduldig oder ungeduldig?“ (von Münch 2003, 6). Bevor Sie sich dem Abenteuer Promotion stellen, denken Sie über Vorteile und Nutzen genauso gründlich und kritisch wie über notwendigen Aufwand und persönlichen Einsatz nach. Es gibt eine Reihe von persönlichen und inhaltlichen Faktoren sowie Rahmenbedingungen, die dem Ziel einer Promotion entgegenstehen können:
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I Promovieren – ja oder nein?
Persönliche Faktoren wie: • Unterschätzung des Aufwands; • Unwissenheit über das Ausmaß der Anforderungen, die mit einer Promotion verbunden sind; • Überschätzung der Dissertation (Thema und Umfang werden als zu anspruchsvoll eingeschätzt); • Fehlen eines geeigneten Themas bzw. fehlende Eingrenzung; • Nachlassen des Interesses an der Bearbeitung des Themas; • Zweifel an den eigenen Fähigkeiten; • gesundheitliche Probleme; • Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit dem Betreuer. Inhaltliche Faktoren wie: • Erkenntnis, dass das Thema nicht realisierbar ist (Literatur- oder Datenbeschaffung nicht möglich); • Probleme bei der Bearbeitung des Themas (zu komplex, zu anspruchsvoll); • Einbeziehung weiterer Aspekte als ursprünglich mit dem Betreuer vereinbart; • Wechsel der inhaltlichen Schwerpunkte (die vielleicht nicht das Einverständnis des Betreuers finden). Rahmenbedingungen wie: • organisatorische Probleme (Zeiteinteilung, Literaturbeschaffung etc.); • Arbeitsbelastung durch andere Aufgaben; • (neue) berufliche Tätigkeit, die eine intensive Weiterarbeit bzw. Fertigstellung verhindert; • finanzielle Sicherung des Lebensunterhaltes; • familiäre Ereignisse oder Aufgaben; • Wechsel des Betreuers.
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Vorteile und Nutzen
Nachfolgend werden Ihnen Vorteile und Nutzen der Promotion dargestellt. Die Motive für ein Promotionsvorhaben sind vielfältig (von Münch 2003, 7 ff.; Nestle 2000, 26 sowie Knigge-Illner 2002a, 11): • Titel und höheres soziales Ansehen (mit Dr. angeredet werden oder zwei Buchstaben auf der Visitenkarte führen)1; • Verbesserung der Chancen auf dem Arbeitsmarkt und der Verdienstmöglichkeiten; 1
Der Doktortitel kann in Personalausweis (§ 1 II 2 Nr. 3 PAuswG) und Reisepass (§ 4 I 2 Nr. 3 PaßG) eingetragen werden. Ein Anspruch, mit dem Doktortitel angeredet zu werden, besteht jedoch nach herrschender Meinung nicht, da dieser kein Bestandteil des Namens gemäß § 12 BGB ist (Zimmerling o. J.).
1 Vorteile und Nutzen
• • • • • • • • • • • • •
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Karriere in der Wissenschaft (Promotion als Voraussetzung für Professur); Promotion als üblicher Abschluss, z. B. in Fächern wie Medizin und Chemie; freie Zeiteinteilung; Spaß am Forschen und an theoretischer Arbeit; Fortsetzung von Forschungsarbeiten, die für die Abschlussarbeit aufgenommen wurden; Leisten eines neuen Beitrags zu einem (selbst gewählten) Wissenschaftsgebiet bzw. Voranbringen eines Wissensgebietes und Verfolgung der eigenen wissenschaftlichen Interessen; Erkennen von Zusammenhängen und Zusammenstellung von Fakten, die noch keinem anderen Wissenschaftler aufgefallen sind; Präsentation und Diskussion der Ergebnisse auf Tagungen vor Koryphäen; Experte und Kollege von Experten sein; den Eltern zuliebe; Erwerb des Doktortitels als Bestandteil der Familientradition; Zeitvertreib (Überbrückung von Wartezeiten) bzw. Angst vor Arbeitslosigkeit; in Ermangelung einer anderen Beschäftigung, z. B. bei Arbeitslosigkeit.
Das ursprüngliche Motiv für die Aufnahme eines Themas kann sich im Laufe der Bearbeitungszeit verschieben oder hinter ein anderes Motiv zurücktreten, das sich zunehmend entwickelt. „An einem zunächst ‚spröde’ erscheinenden Thema kann jemand ‚Feuer fangen’“ (von Münch 2003, 15). Auch aus einer Art Verzweiflung kann der Wunsch nach einem Doktortitel hervorgehen: Fontane berichtet von einem Musiker, der seinen Vornamen hasste und promovierte, damit er künftig auf seiner Visitenkarte statt des ungeliebten Vornamens den Dr. angeben konnte (von Münch 2003, 7 f.). Wie schon erwähnt, ist die Promotion Voraussetzung für die Qualifikation als Professor. Allerdings war 1816 die Humboldt-Universität in Berlin die erste, die für die Erteilung der Lehrbefugnis zusätzlich zur Promotion als weitere Qualifikation die Habilitation forderte. Diesem Vorbild schlossen sich bis 1869 alle deutschen Universitäten an (von Münch 2003, 10). Es können jedoch habilitationsäquivalente Leistungen anerkannt werden und seit 2003 auch die Juniorprofessur als alternativer Qualifikationsweg (je nach Landeshochschulgesetz) dienen. An der Fachhochschule wird für eine Professur zusätzlich zur Promotion in der Regel lediglich eine fünfjährige einschlägige Berufserfahrung vorausgesetzt. Aber viele Promovierende streben keine wissenschaftliche Karriere an. Sie wissen, dass die Unternehmen in Deutschland den Doktortitel als „so etwas wie einen Eliterekrutierungsmechanismus“ nutzen, während in anderen Ländern Elitehochschulen diese Funktion bei der Besetzung von Spitzenpositionen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft besitzen (Becker 1998, 388). Bei allem ist zu beherzigen: Dissertationen „… von herausragender Qualität werden ohne ein erhebliches Interesse an der wissenschaftlichen Bearbeitung des Themas kaum ‚produziert’ werden können …“ (von Münch 2003, 15), geschweige denn, dass es überhaupt gelingt, am Ball zu bleiben. Aber genau das zeichnet den
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I Promovieren – ja oder nein?
Promovierten später für einen Arbeitgeber aus: Die Promotion wird von Arbeitgebern häufig als Nachweis selbstständigen Arbeitens, Durchhaltevermögens und von Krisensicherheit gesehen. Zudem schätzen diese an Promovierten z. B. auch analytische Fähigkeiten, Kenntnisse im Arbeitsgebiet, Forschungs- und Projekterfahrung. „Für Promovierte dürfte die Tatsache, dass sie zu denen gehören, die einen risikoreichen und unübersichtlichen Qualifikationsparcours erfolgreich bewältigt haben, ein wichtiges Erfolgserlebnis im Lebenslauf bilden“ (Enders / Bornmann 2001, 61). Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt I 1) Becker 1998, 387 ff.; Knigge-Illner 2002a, 11 ff.
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Nachteile
Die mit einer Promotion verbundenen möglichen Nachteile sollen nachfolgend nicht verschwiegen werden. So laufen Promovierte Gefahr, abgelehnt zu werden, weil sie als überqualifiziert, praxisfern und übermäßig anspruchsvoll gelten. Zudem kann auch das höhere Einstiegsalter in den Beruf gegen einen Promovierten sprechen. Auf den bescheidenen Lebensstil während der Promotion wird in Nestle 2000, 27 f. hingewiesen sowie auf lange, evtl. unregelmäßige Arbeitszeiten, in denen sich Promovierende mit Fragestellungen und Methoden beschäftigen, die allenfalls die unmittelbaren Kollegen verstehen oder interessieren. Die Kehrseite der Medaille der Freiheit wird in Knigge-Illner 2002a, 11 ff. dahingehend erklärt, dass der Promovierende häufig ganz auf sich allein gestellt am Schreibtisch arbeite („Einzelkämpfer“) und wenig Austauschmöglichkeiten habe. So mancher wird von Selbstzweifeln, Ängsten und Unsicherheit gequält, wenn er nicht das aufmunternde Feedback und die konstruktive Kritik von Kollegen sowie die intensive Anleitung und Unterstützung vom Betreuer erhält. Das Schwanken zwischen persönlichem Ehrgeiz, starken Gefühlen und hohen Ansprüchen auf der einen Seite und Selbstzweifeln auf der anderen Seite kann zu bedrückenden Wechselbädern der Gefühle führen. Für eine erfolgreiche Promotion sind ein hoher Arbeitseinsatz, Zeitsouveränität, große Ausdauer und häufige kritische Selbstprüfung erforderlich. Der erwartete gesellschaftliche Statusgewinn wird in Knigge-Illner 2002a, 12 f. zudem für fragwürdig gehalten. Dort werden als Beispiele der gering entlohnte Dozent, der Promovierende mit einfachen oder wechselnden Jobs sowie der noch in der Ausbildung befindliche wissenschaftliche Assistent auf Zeit genannt. Zudem wird die Meinung vertreten, dass für Außenstehende die Arbeit an der Dissertation schwer einzuschätzen sei und daher selten angemessen gewürdigt werde. Ob sich die Karrierechancen im nichtwissenschaftlichen Bereich wirklich verbessern, bleibt zunächst ungewiss.
3 Doktortitel im Überblick
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Mit der gesellschaftlichen Aufwertung kann durchaus eine punktuelle Ausgrenzung erfolgen. Dies kann sogar auf eigenes Betreiben geschehen, denn es soll frisch Promovierte geben, die bei ihren Kollegen oder im Bekanntenkreis das „Du“ wieder zurücknehmen. Schließlich können sowohl der langwierige Prozess als auch der Titelerwerb Probleme mit Familie, Bekannten und Kollegen bereiten. Grundsätzlich sollten Sie Spaß am Schreiben und am Umgang mit wissenschaftlichen Texten haben und sollten sich zudem auf lange Sitzungen an Schreibtisch, Computer und in Bibliotheken einstellen. Sie werden Unmengen von Texten lesen und selbst produzieren, bis Ihr druckreifes Manuskript vorliegt! Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt I 2) Knigge-Illner 2002a, 11 ff.
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Doktortitel im Überblick
Im angloamerikanischen Kulturraum, vor allem in England und in Amerika, wird als Entsprechung des Doktortitels vor allem der Ph. D. (Philosophiae Doctor) ohne explizite Beifügung des Fachgebietes verwendet. Weiterhin gibt es den M. D. (medical doctor / medicinae doctor) und je nach Universität noch verschiedene andere Kürzel, die aber längst nicht so verbreitet sind. Der akademische Grad Ph. D. wird dem Namen, abgetrennt durch ein Komma, nachgestellt. Im Folgenden werden die in Deutschland, Österreich und der Schweiz geläufigsten Doktortitel aufgeführt (O. V. o. J. b; O. V. 2004, 299): • Dr. agr. (agriculturae): Doktor der Landwirtschaftswissenschaften; • Dr. disc. pol. (disciplinarum politicarum): Doktor der Sozialwissenschaften (Politikwissenschaften); • Dr. forest. (forestalium): Doktor der Forstwissenschaften; • Dr. iur. (iuris): Doktor der Rechtswissenschaften; • Dr. iur. can. (iuris canonici): Doktor der kanonischen Rechtswissenschaften; • Dr. iur. utr. (iuris utriusque): Doktor „beiderlei Rechte“, also des weltlichen und des kirchlichen Rechts; • Dr. jur. (juris): Doktor der Rechtswissenschaften; • Dr. med. (medicinae): Doktor der Medizin; • Dr. med. dent. (medicinae dentariae): Doktor der Zahnmedizin; • Dr. med. univ. (medicinae universae): Doktor der gesamten Heilkunde. Dieser Grad wird durch ein Diplomstudium erworben und ist in erster Linie ein Nachweis der Berufsausbildung, nicht der wissenschaftlichen Qualifikation; • Dr. med. vet. (medicinae veterinariae): Doktor der Tiermedizin; • Dr. mont. (rerum montanarum): Doktor der Bergbauwissenschaften; • Dr. nat. techn. (naturalium technicarum): Doktor der Bodenkultur; • Dr. oec. (oeconomiae): Doktor der Wirtschafts- / Verwaltungswissenschaften;
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I Promovieren – ja oder nein?
• Dr. oec. publ. (oeconomiae publicae): Doktor der Staatswissenschaften / Volkswirtschaft; • Dr. oec. troph. (oecotrophologiae): Doktor der Ernährungswissenschaften / Hauswirtschaft; • Dr. P. H. (Public Health): Doktor der Gesundheitswissenschaften / Public Health; • Dr. paed. (paedagogiae): Doktor der Erziehungswissenschaften; • Dr. pharm. (pharmaciae): Doktor der Arzneikunde; • Dr. phil. (philosophiae): Doktor der Philosophie. Umfasst die ganze Breite der alten philosophischen Fakultäten, insbesondere alle Philologien, aber auch Geschichte, Psychologie, Pädagogik, Philologien, zuweilen sogar Mathematik; • Dr. phil. fac. theol. (philosophiae facultatis theologicae): Doktor der Philosophie einer katholisch-theologischen Fakultät; • Dr. phil. nat. (philosophiae naturalis): Doktor der Naturwissenschaften (geistesund gesellschaftswissenschaftlicher Schwerpunkt) und der Informatik; • Dr. rer. agr. (rerum agriculturarum): Doktor der Landbauwissenschaften bzw. Landwirtschaft und Bodenkultur; • Dr. rer. biol. hum. (rerum biologiae humanae habilitatus): Doktor der Humanbiologie; • Dr. rer. biol. vet. (rerum biologiae veterinariae): Doktor der Veterinärbiologie; • Dr. rer. cam. (rerum cameralium): Doktor der Staatswirtschaftskunde; • Dr. rer. comm. (rerum commercialium): Doktor der Handelswissenschaften; • Dr. rer. cult. (rerum culturarum): Doktor der Kulturwissenschaften; • Dr. rer. cur. (rerum curae): Doktor der Pflegewissenschaften; • Dr. rer. forest. (rerum forestalium): Doktor der Forstwissenschaften; • Dr. rer. hort. (rerum horticulturarum): Doktor der Gartenbauwissenschaften; • Dr. rer. med. (rerum medicarum): Doktor der Medizinwissenschaften bzw. Doktor der Theoretischen Medizin; • Dr. rer. merc. (rerum mercantilium): Doktor der Handelswissenschaften; • Dr. rer. mil. (rerum militarium): Doktor der Militärwissenschaften; • Dr. rer. mont. (rerum montanarum): Doktor der Bergbauwissenschaften; • Dr. rer. nat. (rerum naturalium): Doktor der Naturwissenschaften, oft auch der Mathematik sowie der Informatik; • Dr. rer. oec. (rerum oeconomicarum): Doktor der Wirtschaftswissenschaften; • Dr. rer. physiol. (rerum physiologicarum): Doktor der Humanbiologie; • Dr. rer. pol. (rerum politicarum): Doktor der Politikwissenschaften, oft auch der Staatswissenschaften und heute auch der Wirtschaftswissenschaften; • Dr. rer. publ. (rerum publicarum): Doktor der Verwaltungswissenschaften; • Dr. rer. sec. (rerum securitatem): Doktor der Sicherheitswissenschaften; • Dr. rer. silv. (rerum silvestrium): Doktor der Forstwissenschaften; • Dr. rer. soc. (rerum sociologiae): Doktor der Sozialwissenschaften; • Dr. rer. soc. oec. (rerum socialium oeconomicarumque): Doktor der Sozialund Wirtschaftswissenschaften; • Dr. rer. techn. (rerum technicarum): Doktor der technischen Wissenschaften;
3 Doktortitel im Überblick
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Dr. sc. agr. (scientiae agriculturae): Doktor der Landwirtschaftswissenschaften; Dr. sc. hum. (scientiarum humanum): Doktor der Humanwissenschaften; Dr. sc. math. (scientiarum mathematicarum): Doktor der Mathematik; Dr. sc. mus. (scientiae musicae): Doktor der Musikwissenschaften; Dr. sc. nat. (scientiae naturalium): Doktor der Naturwissenschaften; Dr. sc. pol. (scientiae politicarum): Doktor der Sozialwissenschaften; Dr. sc. rel. (scientiae religiosae): Doktor der Religionswissenschaften; Dr. sc. rer. omn. (scientiae rerum omnium): Doktor des Studium Generale; Dr. sc. techn. (scientiae technicarum): Doktor der technischen Wissenschaften; Dr. scient. med. (scientiae medicae): Doktor der medizinischen Wissenschaft. Wenn Absolventen eines Dr. med. dent. oder Dr. med. univ. den Dr. scient. med. erwerben, wird kein zusätzlicher Doktortitel vergeben sondern „et scient. med.“ hinzugefügt; Dr. Sportwiss.: Doktor der Sportwissenschaften; Dr. techn. (technicarum): Doktor der technischen Wissenschaften; Dr. theol. (theologiae): Doktor der Theologie; Dr.-Ing.: Doktor-Ingenieur.
Weiterhin existieren noch folgende besondere Doktortitel: • Dres. (doctores): Abkürzung bei Nennung mehrerer Personen mit Doktortitel; • Dr. habil. (habilitatus): Doktor mit Lehrberechtigung (Habilitation); • Dr. des. (designatus): Promovierter noch ohne offizielle Doktorurkunde (vgl. Abschnitt VI 2.1); • Dr. h. c. (honoris causa): Ehrenhalber kann eine Hochschule mit Promotionsrecht den Ehrendoktor verleihen. Dies erfolgt ohne Promotion; • Dr. e. h. (ehrenhalber): Ehrendoktor, verwendet bei deutschen Abkürzungen; • Dr. eh. (ehrenhalber): Ehrendoktor, verwendet bei deutschen Abkürzungen; • Dr. E. h. (ehrenhalber): Ehrendoktor, verwendet bei deutschen Abkürzungen; • Dr. mult. (multiplex): abkürzend für Personen mit mehreren Doktortiteln. Durchaus gebräuchlich bei Trägern mehrerer Ehrendoktortitel (Dr. h. c. mult.). • D.: Ehrenwürde der ev. Theologie; • D. theol. (theologiae): Ehrenwürde der ev. Theologie; Rekordverdächtige Promotionen Arthur Schopenhauer promovierte nur vier Wochen lang „Über die vierfache Wurzel des Satzes vom unzureichenden Grunde“. Im Alter von 23 Jahren schrieb Joseph Heimberger 1889 seine 33 Seiten umfassende Dissertation „Über die Straflosigkeit der Perforation“ (Zerstückelung des Kindes im Mutterleib). Laut Guiness-Buch der Rekorde wurde die längste Dissertation mit 2.654 Seiten von Joachim Schuhmacher über den Segelsport geschrieben. John Forbes, der 44 Jahre später den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt, promovierte 1950 mit 28 Seiten (O. V. o. J. a).
8
I Promovieren – ja oder nein?
4
Entscheidungsprozess: Selbstprüfung
Nachdem Sie die Ausführungen auf den letzten Seiten gelesen haben, werden Sie sich sicherlich fragen, ob Sie wirklich „promotionsbereit“ sind: Habe ich dieses Ziel ernsthaft vor Augen? Kann ich das schaffen? Bin ich leistungsfähig genug? Reicht meine Motivation, um die Jahre der Promotion durchzuhalten? Diese und viele andere Fragen werden Ihnen durch den Kopf gehen, Sie werden hin und her überlegen, evtl. Rat suchen – das ist ganz normal und gehört zum Entscheidungsprozess dazu, und das ist gut so. Schließlich sollten Sie sich nicht blindlings in dieses Abenteuer stürzen! Wenn Sie sich umsehen und mit Promovierten sprechen, manche vielleicht sogar näher kennen, dann werden Sie wissen: Es ist zu schaffen! Beharrlichkeit, der ausdrückliche Wunsch, Ihr persönliches Ziel zu erreichen, und die Konsequenz, mit der Sie Ihre Aufgabe verfolgen, können einige Ihrer Leitsterne sein, denen Sie folgen, auch wenn es Höhen und Tiefen geben wird. Wenn Sie Ihr Ziel klar vor Augen haben, dann lassen Sie sich nicht durch mögliche Umwege verunsichern, sondern vielleicht sogar herausfordern und stärken. Das gehört dazu. Wie heißt es so schön: Per aspera ad astra, auf rauen Wegen zu den Sternen, ein für die Promotion durchaus zutreffendes lateinisches Sprichwort. Anhand der nachfolgenden Checkliste (vgl. Tabelle 1) können Sie Ihre Promotionsbereitschaft überprüfen. Tabelle 1. 1 2 3 4
5 6 7 8 9 10 11
Checkliste: Prüfung der Promotionsbereitschaft
Bin ich promotionsbereit? Ich lebe in stabilen familiären und sozialen Verhältnissen. Ich weiß, dass mein Partner bzw. meine Familie mein Promotionsvorhaben befürwortet. Ich habe beruflich bzw. finanziell eine gesicherte Situation. Ich weiß, dass ich neben meinen beruflichen und familiären Verpflichtungen regelmäßig (täglich bzw. wöchentlich) genügend Freiraum zur Erstellung der Dissertation haben werde. Ich weiß, dass ich meinen zur Verfügung stehenden Freiraum intensiv für die Dissertation nutzen werde. Ich weiß, dass meine bisherigen Aktivitäten in Familie und Freizeit durch die Promotion beeinflusst werden. Ich habe mir Vor- und Nachteile der Promotion gründlich überlegt. Ich weiß, wie wichtig der Doktortitel für mich persönlich ist. Ich weiß, wie wichtig der Doktortitel für meine berufliche Zukunft ist. Ich bin physisch belastbar und psychisch gesund. Ich weiß, dass in der mehrjährigen Promotionsphase private, berufliche oder gesundheitliche Veränderungen eintreten können, die ggf. besonderes Engagement oder Durchhaltevermögen verlangen.
ja
nein
4 Entscheidungsprozess: Selbstprüfung
9
Möglichst viele dieser Fragen sollten Sie mit „ja“ beantworten können, andernfalls müssen Sie mit Störungen in der mehrjährigen Promotionsphase rechnen. Eine kritische und ehrliche Selbstprüfung im Vorfeld lohnt sich, um spätere Enttäuschungen zu vermeiden! Selbst wenn die Überprüfung der Promotionsbereitschaft jetzt sehr positiv ausfällt, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass sich sowohl die Rahmenbedingungen als auch Ihre Motive im Laufe der Zeit verändern können, schließlich dauert Ihr Abenteuer mehrere Jahre – meist länger als ursprünglich geplant. In dieser Zeit können Heirat, Kinder, Scheidung, Hausbau, Stellenwechsel, finanzielle Engpässe, gesundheitliche Probleme, Motivationsschwierigkeiten und zunehmende Ablehnung durch Ihr privates Umfeld die Mobilisation zusätzlicher Kräfte erforderlich machen, um das Projekt erfolgreich abzuschließen. Nicht zuletzt, ohne zu pessimistisch sein zu wollen, sollten Sie sich im Vorfeld Gedanken darüber machen, was passieren kann, wenn Ihr Promotionsvorhaben scheitern sollte. Tabelle 2.
1 2 3 4 5
6
7
8 9
10
Checkliste: Prüfung der persönlichen Vor- und Nachteile einer Promotion
Persönliche Vor- und Nachteile, die mit einer Dissertation verbunden sind Die Promotion eröffnet bessere Aufstiegschancen auf dem Arbeitsmarkt außerhalb der Wissenschaft. Die Promotion lohnt sich schon allein deshalb, weil der Doktortitel mit hohem Ansehen verbunden ist. Der Vorteil einer Promotion liegt darin, die Erfahrung der eigenständigen Realisierung eines Forschungsprojektes zu machen. Durch die Dissertation findet eine zu starke Spezialisierung statt. Die Promotion verlängert die Ausbildungsdauer unnötig, egal ob man später als Wissenschaftler oder in einem anderen Aufgabengebiet arbeiten möchte. Als Vorbereitung auf eine akademische Karriere als Hochschullehrer ist der Erwerb von didaktischen Fähigkeiten wichtiger als fachliche Spezialisierung durch die Dissertation. Der spätere Gewinn aus den Vorteilen des Doktortitels lohnt die entbehrungsreiche finanzielle Gestaltung der meisten Promovierendenverträge allemal. Während der Dissertation ist man zu stark von einer einzelnen Person (dem Betreuer) abhängig. Die meisten Promovierenden sammeln zu wenige Erfahrungen, die neben der fachlichen Qualifikation für ihre berufliche Entwicklung wichtig sind (Rhetorik, Didaktik, Personalführung etc.). Eine Promotion bringt heute eher Nachteile auf dem Arbeitsmarkt. Das fängt schon mit dem höheren Alter als Berufseinsteiger an.
ja
nein
Im Jahr 2004 wurden die Fragen in Tabelle 2 im Rahmen einer deutschlandweiten Doktorandenbefragung, die Thesis e. V. durchgeführt hat, knapp 10.000 Promovierenden gestellt. Die Ergebnisse finden Sie zum Vergleich in Tabelle 3 auf der nächsten Seite und sind teilweise in Heuser 2004 veröffentlicht worden. Sie können nachfolgend Ihre Einschätzung der persönlichen Vor- und Nachteile einer Promotion mit den Antworten der befragten Promovierenden abgleichen. Die
10
I Promovieren – ja oder nein?
Befragten sollten anhand einer fünfstufigen Antwortskala zu jeder Aussage angeben, inwiefern sie ihr zustimmen oder sie ablehnen. In der mit „ja“ bezeichneten Spalte der Tabelle 3 finden Sie den Anteil derjenigen, die den Aussagen völlig zustimmten oder überwiegend zustimmten. In der rechten Spalte („nein“) ist der Anteil enthalten, der den Aussagen überwiegend nicht oder gar nicht zustimmte. In Tabelle 3 wurden die Angaben von Promovierenden der Humanmedizin und Zahnmedizin nicht berücksichtigt. Sie wurden auf Grund der grundsätzlich anderen Promotionskultur in der Medizin auch nicht in die anderen Analysen der Doktorandenbefragung einbezogen. Tabelle 3.
1 2 3 4 5
6
7
8 9
10
Persönliche Vor- und Nachteile im Rahmen einer Promotion (Thesis 2004)
Persönliche Vor- und Nachteile, die mit einer Dissertation verbunden sind Die Promotion eröffnet bessere Aufstiegschancen auf dem Arbeitsmarkt außerhalb der Wissenschaft. Die Promotion lohnt sich schon allein deshalb, weil der Doktortitel mit hohem Ansehen verbunden ist. Der Vorteil einer Promotion liegt darin, die Erfahrung der eigenständigen Realisierung eines Forschungsprojektes zu machen. Durch die Dissertation findet eine zu starke Spezialisierung statt. Die Promotion verlängert die Ausbildungsdauer unnötig, egal ob man später als Wissenschaftler oder in einem anderen Aufgabengebiet arbeiten möchte. Als Vorbereitung auf eine akademische Karriere als Hochschullehrer ist der Erwerb von didaktischen Fähigkeiten wichtiger als fachliche Spezialisierung durch die Dissertation. Der spätere Gewinn aus den Vorteilen des Doktortitels lohnt die entbehrungsreiche finanzielle Gestaltung der meisten Promovierendenverträge allemal. Während der Dissertation ist man zu stark von einer einzelnen Person (dem Betreuer) abhängig. Die meisten Promovierenden sammeln zu wenige Erfahrungen, die neben der fachlichen Qualifikation für ihre berufliche Entwicklung wichtig sind (Rhetorik, Didaktik, Personalführung etc.). Eine Promotion bringt heute eher Nachteile auf dem Arbeitsmarkt. Das fängt schon mit dem höheren Alter als Berufseinsteiger an.
ja % 63,4
nein % 13,3
36,3
33,3
85,1
4,4
24,2 11,1
44,1 67,2
26,9
40,0
24,2
40,4
38,3
36,3
62,1
17,5
20,3
41,5
Reflektieren Sie Ihre Antworten vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Doktorandenbefragung! Auf die sich anschließende Frage aus der Doktorandenbefragung von Thesis e. V.: „Wenn Sie heute erneut vor der Frage stünden, ob Sie mit den Arbeiten an der Dissertation beginnen sollen: Würden Sie sich auf jeden Fall oder auf gar keinen Fall wieder dafür entscheiden zu promovieren?“ haben die meisten eine eindeutig positive Antwort gegeben. Auf einer Skala von 1 („Würde auf jeden Fall erneut promovieren.“) bis 10 („Würde auf gar keinen Fall wieder promovieren.“) haben 73,3 % Werte von „1“ bis „3“ gewählt (Thesis 2004).
4 Entscheidungsprozess: Selbstprüfung
11
Welche der folgenden Gründe für ein Promotionsvorhaben spielen bei Ihnen eine entscheidende Rolle? Prüfen Sie sich selbst (vgl. Tabelle 4)! Tabelle 4.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Checkliste: Persönliche Gründe für die Dissertation
Sind die folgenden Motive bzw. Anstöße entscheidend dafür, dass Sie die Arbeit an der Dissertation aufnehmen wollen? Mein Interesse am Thema. Mein Interesse am wissenschaftlichen Arbeiten. Mich interessieren die Methoden und Theorien meines Fachs. Ich will meinen persönlichen Fähigkeiten und Begabungen nachgehen. Ich sehe die Promotion als Voraussetzung für die von mir angestrebte berufliche Tätigkeit an. Mein Interesse an einer wissenschaftlichen Karriere. Eine Promotion ist in meinem Fach üblich (z. B. in Medizin, Chemie). Ich will damit meine Aussichten auf einen sicheren Arbeitsplatz verbessern. Ich verspreche mir bessere Berufschancen außerhalb der Wissenschaft. Ich erhoffe mir dadurch ein höheres Einkommen im späteren Beruf. Ich wurde von einem Hochschullehrer zur Promotion angeregt. Meine Familie erwartet das von mir. Ich will die Zeit an der Universität – das „studentische Lebensgefühl“ – noch etwas länger auskosten. Ich habe keine andere Stelle zur Sicherung meines Lebensunterhaltes gefunden. Ich habe keine andere interessante Stelle gefunden.
ja
nein
Die Ergebnisse der Doktorandenbefragung von Thesis e. V. finden Sie zum Vergleich auf der nächsten Seite (vgl. Tabelle 5). In der rechten Spalte ist der Teil der Befragten enthalten, die den genannten Grund (wiederum auf einer fünfstufigen Skala) als völlig zutreffend oder überwiegend zutreffend eingeschätzt haben.
12
I Promovieren – ja oder nein?
Tabelle 5.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Gründe für eine Promotion (Thesis 2004)
Welche Motive bzw. Anstöße waren am Beginn der Arbeiten an der Dissertation entscheidend dafür, dass Sie die Arbeiten an dem Projekt aufgenommen haben? Mein Interesse am Thema. Mein Interesse am wissenschaftlichen Arbeiten. Mich haben die Methoden und Theorien meines Fachs interessiert. Ich wollte meinen persönlichen Fähigkeiten und Begabungen nachgehen. Ich sah die Promotion als Voraussetzung für die von mir angestrebte berufliche Tätigkeit an. Mein Interesse an einer wissenschaftlichen Karriere. Eine Promotion ist in meinem Fach üblich (z. B. in Medizin, Chemie). Ich wollte damit meine Aussichten auf einen sicheren Arbeitsplatz verbessern. Ich habe mir bessere Berufschancen außerhalb der Wissenschaft versprochen. Ich habe mir dadurch ein höheres Einkommen im späteren Beruf erhofft. Ich wurde von einem Hochschullehrer zur Promotion angeregt. Meine Familie hat das von mir erwartet. Ich wollte die Zeit an der Universität – das „studentische Lebensgefühl“ – noch etwas länger auskosten. Ich habe keine andere Stelle zur Sicherung meines Lebensunterhaltes gefunden. Ich habe keine andere interessante Stelle gefunden.
%
85,2 87,1 71,1 48,2 76,1 59,9 46,9 45,4 40,3 41,5 6,0 22,1 22,7 9,7 14,1
Überlegen Sie ggf. noch einmal, inwiefern Ihre Gründe mit diesen übereinstimmen oder von diesen abweichen. Was zeichnet Ihre Gründe aus? Welches Ziel möchten Sie mit der Dissertation erreichen? Im Jahr 2003 haben promovierte Akademiker rund 22 % mehr verdient als ihre Kollegen ohne Doktortitel (Studie des Instituts für Wissenschaftsberatung in Bergisch Gladbach; Schwarzenburger 2004). Im internationalen Vergleich ist Deutschland „Dissertationsweltmeister“ (Seefeldt 2004). Im Jahr 2004 sind insgesamt 23.138 Promotionen erfolgreich beendet worden. Die entsprechende Aufteilung auf die einzelnen Fächergruppen ist in Abb. 1 dargestellt. Diese sind gemäß der Systematik der Hochschulstatistik des Statistischen Bundesamtes (Statistisches Bundesamt 2005, 296 ff.) aufgeteilt und sortiert.
4 Entscheidungsprozess: Selbstprüfung
0
1.000
2.000
Sprach- und Kulturwissenschaften Sport
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
8.000
2.518
93
Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
3.329
Mathematik, Naturwissenschaften
6.345
7.447
Humanmedizin
Veterinärmedizin
511
Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften
538
2.112
Ingenieurwissenschaften
Kunst, Kunstwissenschaft
13
245
Abb. 1. Bestandene Promotionen nach Fächergruppen im Jahr 2004 (Statistisches Bundesamt 2005, 19)
Der Anteil der von Frauen erfolgreich abgeschlossenen Promotionen lag im Jahr 2004 bei 39,0 %, wobei dieser bei den unterschiedlichen Fächergruppen erheblich variierte (vgl. Abb. 2). 0,0%
10,0%
20,0%
30,0%
40,0%
50,0%
Sprach- und Kulturwissenschaften
60,0%
41,9%
Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
32,2%
Mathematik, Naturwissenschaften
30,7%
49,7%
Humanmedizin
Veterinärmedizin
77,1%
Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften
Kunst, Kunstwissenschaft
80,0%
50,5%
Sport
Ingenieurwissenschaften
70,0%
40,7%
11,3%
60,0%
Abb. 2. Anteil der Frauen an den Promovierenden mit bestandenen Promotionen nach Fächergruppen im Jahr 2004 (Statistisches Bundesamt 2005, 19 ff.)
14
I Promovieren – ja oder nein?
Im Folgenden werden die bestandenen Promotionen in den Fächergruppen mit mehr als 1.000 Promotionen im Jahr 2004 in die einzelnen Fächer weiter untergliedert. Die Fachgruppe Humanmedizin wird dabei nicht separat aufgeführt, da sich diese lediglich in die Humanmedizin mit 6.433 und die Zahnmedizin mit 1.014 Promotionen im Jahr 2004 aufteilt (Statistisches Bundesamt 2005, 19). 0 Sprach- und Kulturwissenschaften allgemein
100
200
300
400
Evangelische Theologie und Religionslehre
122
Katholische Theologie und Religionslehre
139
Philosophie
216
Geschichte
476 42
Bibliothekswissenschaft, Dokumentation, Publizistik Allg. und vergl. Literatur- und Sprachwissenschaft
112 37
Altphilologie, Neugriechisch Germanistik
308
Anglistik, Amerikanistik
119
Romanistik Slawistik, Baltistik, Finno-Ugristik
87 15 99
Außereuropäische Sprach- und Kulturwissenschaften Kulturwissenschaften i. e. S.
65
Psychologie
319
Erziehungswissenschaften Sonderpädagogik
500
18
326 18
Abb. 3. Bestandene Promotionen in der Fächergruppe Sprach- und Kulturwissenschaften im Jahr 2004 (Statistisches Bundesamt 2005, 19) 0
200
Wirtschafts- und Gesellschaftslehre allgemein Regionalwissenschaften
600
800
1.000
1.600
1.800
185
215
30
Rechtswissenschaft
1.813
28
981
Wirtschaftswissenschaften
Wirtschaftsingenieurwesen
1.400
0
Sozialwissenschaften
Verwaltungswissenschaft
1.200
28
Politikwissenschaften
Sozialwesen
400
49
Abb. 4. Bestandene Promotionen in der Fächergruppe Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften im Jahr 2004 (Statistisches Bundesamt 2005, 19)
4 Entscheidungsprozess: Selbstprüfung
0 Mathematik, Naturwissenschaften allgemein
200
400
600
800
1.000
1.200
1.400
1.600
15
1.800
18
429
Mathematik
Informatik
489
1.300
Physik, Astronomie
1.639
Chemie
Pharmazie
302
1.717
Biologie
291
Geowissenschaften
Geografie
160
Abb. 5. Bestandene Promotionen in der Fächergruppe Mathematik, Naturwissenschaften im Jahr 2004 (Statistisches Bundesamt 2005, 19) 0 Ingenieurwesen allgemein
200
400
600
1.000
1.200
19
69
Bergbau, Hüttenwesen Maschinenbau / Verfahrenstechnik
1.083
506
Elektrotechnik
72
Verkehrstechnik, Nautik
Architektur, Innenarchitektur
59
Raumplanung
52
228
Bauingenieurwesen
Vermessungswesen
800
24
Abb. 6. Bestandene Promotionen in der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften im Jahr 2004 (Statistisches Bundesamt 2005, 19)
Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt I 4) Dewey et al. 2004; Heuser 2004.
16
5
I Promovieren – ja oder nein?
Aufwand und persönlicher Einsatz
Was bin ich bereit, für die Erlangung des Doktortitels einzusetzen oder gar zu opfern? Das sollten Sie sich ernsthaft fragen. Die Promotionsphase wird Ihnen in verschiedener Hinsicht einiges abverlangen. Sie werden Prioritäten setzen müssen, um kontinuierlich am Ball bleiben zu können. Ausdauer gefragt! Zwischen der ersten Idee und dem Erhalt der Promotionsurkunde liegt in den meisten Fällen eine lange Zeit. Mehr als vier Jahre haben Promovierende durchschnittlich in ihr Promotionsprojekt investiert. Das ist ein Ergebnis der Doktorandenbefragung von Thesis e. V. aus dem Jahr 2004. Dafür wurde die Arbeitszeit an der Dissertation für die Promovierenden ausgewertet, die ihre Arbeit eingereicht haben, auf ihre mündliche Prüfung gewartet oder die Promotionsprüfung bereits bestanden, die Urkunde aber noch nicht erhalten haben. Immerhin drei Viertel dieser Promovierenden arbeiteten etwas länger als fünf Jahre an ihrer Dissertation (Thesis 2004). Mit großer Wahrscheinlichkeit werden Sie in der Phase der Promotion ein geringeres Einkommen haben als Ihre nichtpromovierenden akademischen Altersgenossen und mit finanziellen Einschränkungen leben müssen. Wenn Sie eine Familie haben, wird das umso spürbarer werden. Vielleicht werden Sie aus diesem Grund den Wunsch der Familiengründung verschieben. Der Verzicht besteht aber auch darin, dass Sie in dieser Zeit keinen beruflich-gesellschaftlichen Status haben werden. Die Aussicht, dass sich dies nach der abgeschlossenen Promotion wahrscheinlich deutlich wandeln wird, kann dabei tröstlich und motivierend zugleich sein. In einer Studie wurden Ausbildung, Berufsverlauf und Berufserfolg von Promovierten in einer vergleichenden Kohortenperspektive untersucht. „Zur Abschätzung der Wirkung der Promotion auf den Berufserfolg wurde ergänzend ein Vergleich mit nichtpromovierten Hochschulabsolventen herangezogen“ (Enders / Bornmann 2001, 235). In dem Resümee der Studie wird festgestellt: „Sowohl schönfärberische als auch schwarzmalerische Darstellungen, die einen Teil der öffentlichen Debatten um den Berufserfolg von Akademikern beherrschen, können einer differenzierten Analyse nicht bestehen. Die weit überwiegende Mehrheit der Promovierten befindet sich auf hochqualifizierten, eine Vollzeitbeschäftigung bietenden, gut bezahlten Positionen“ (Enders / Bornmann 2001, 235). Bei Berücksichtigung der während der Promotionsphase entgangenen Einkommen der Promovierten stellt sich eine „Umwegrentabilität“ der Promotion – selbst in jenen Fächern und Bereichen mit Einkommensvorteilen für Promovierte – aber erst nach einigen Jahren der Berufstätigkeit ein (Enders / Bornmann 2001, 241). Die Arbeit an der Dissertation wird zu Lasten Ihrer Freizeit gehen, familiäre und freundschaftliche Kontakte können nicht so intensiv gepflegt werden, Ihren Hobbys werden Sie weniger intensiv nachgehen können. Sie werden mitunter
5 Aufwand und persönlicher Einsatz
17
schwanken zwischen der Arbeit an der Promotion und Ihren privaten Wünschen und Vorlieben – das schlechte Gewissen wird sich melden, egal was Sie gerade tun. Ihre Freizeit und Ihre Sozialkontakte sind jedoch wichtig für Sie und geben Ihnen Freude, Ausgleich, Ablenkung und Erholung! Sie werden mit der Zeit lernen, die richtige Balance zu finden. Insgesamt gesehen werden Sie einige Jahre Ihrer kostbaren Lebenszeit investieren. Sind Sie bereit, diesen Einsatz zu leisten? Ist Ihre Entscheidung zu promovieren grundsätzlich gefallen? Ja, dann erst einmal herzlichen Glückwunsch zu dieser Entscheidung! Nun sollten Sie die näheren Bedingungen, die sich vor allem auf die praktische Arbeit und konkrete Durchführung beziehen, überprüfen und klären (vgl. Tabelle 6). Tabelle 6. 1 2 3 4 5 6 7
8 9 10 11
Checkliste: Differenzierte Entscheidung
Differenzierte Entscheidung für die Promotion Bietet die Stadt bzw. die Universität das Umfeld, in dem ich promovieren möchte? Kenne ich meinen Betreuer? Habe ich ein gutes Verhältnis zu ihm? Ist die Betreuung meiner Arbeit durch meinen Betreuer gesichert? Kenne ich andere Mitarbeiter bzw. Promovierende aus der Arbeitsgruppe meines Betreuers? Kann ich mir vorstellen, ähnliche Wege wie die der anderen Mitarbeiter einzuschlagen? Gibt es Möglichkeiten, nach Abschluss der Promotion eine Beschäftigung in diesem Bereich zu bekommen? Sind in der Fakultät bzw. im Institut die zur Bearbeitung meines Themas erforderlichen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten vorhanden? Stehen zugesicherte Ressourcen (Promotionsstelle, Sach- und Reisemittel) zur Verfügung? Habe ich ein Thema, für das ich meinen Betreuer gewinnen oder gar begeistern kann? Kann ich mir vorstellen, mich mit diesem Thema über mehrere Jahre intensiv zu beschäftigen? Hat mein Thema zu meiner angestrebten späteren beruflichen Tätigkeit einen Bezug?
Wie sehen Ihre Antworten auf die obigen Fragen aus?
ja
nein
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I Promovieren – ja oder nein?
Wenn Sie sich unter Berücksichtigung der konkreten Bedingungen immer noch sicher sind und Ihr Wunsch zu promovieren unvermindert besteht: Noch einmal herzlichen Glückwunsch! Bei dem Abenteuer, das auf Sie wartet, wird dieser Ratgeber Sie begleiten und unterstützen. Sie können teilhaben an den Erfahrungen der promovierten und promovierenden Autoren, damit Sie die kommenden Jahre gut überstehen und Ihr Ziel, den Erwerb des Doktortitels, mit Erfolg erreichen. Nun warten einige formale Schritte auf Sie – kleine Schritte, die jedoch eine große Tragweite haben können: • Zunächst sollten Sie sich bemühen, einen Betreuer zu gewinnen, der Ihnen die Betreuung Ihrer geplanten Arbeit schriftlich bestätigt und Ihnen bei den anstehenden Formalitäten (ggf. förmliche Annahme Ihrer Dissertation in der Fakultät und Auflagen nach Promotionsordnung) beratend zur Seite steht. • Bevor Sie mit der Arbeit an Ihrer Dissertation beginnen, sollten Sie sich unbedingt die Promotionsordnung der Fakultät besorgen und diese sehr gründlich lesen. • Schließlich sollten Sie sich erkundigen, wann Ihr Antrag zur Annahme der Dissertation zu stellen ist (vgl. Abschnitt II 3). Dieser Antrag wird üblicherweise von einem Promotionsausschuss, der vom Fakultätsrat auf Zeit gewählt wird, bearbeitet. Falls Ihnen die obigen Schritte sehr formal vorkommen und Sie bislang davon noch nichts gehört haben sollten: Richtig, sie sind es. Aber nehmen Sie diese Punkte dennoch ernst, denn die Einhaltung der Formalitäten ist wichtig. Schließlich ist die Durchführung der Promotion und die Verleihung der Doktorurkunde ein formaler Akt, der Sie durch Ihr weiteres Leben begleiten wird. Die Promovierenden kurz vor Abschluss ihrer Promotion waren im Durchschnitt 32 Jahre alt (Thesis 2004). Nun sollten Sie aber auch noch kurz über das unerfreuliche und sicherlich in Ihrem Fall nach Lektüre dieses Ratgebers nicht zutreffende Problem nachdenken, was geschieht, wenn die Promotion abgebrochen werden muss. Auch diese Freiheit können und sollten Sie sich unter bestimmten Umständen nehmen (vgl. Abschnitt V 6). Wenn aber ein „gutes“ Ende der Promotion absehbar bleibt, dann werfen Sie nicht zu schnell die Flinte ins Korn! Vertrauen Sie darauf, dass Sie auch und gerade auf „Umwegen“ etwas Gutes schaffen können. Bedenken Sie im Falle eines möglichen Abbruchs, ob es wichtige Nebenaspekte der Promotion (private, günstige Möglichkeiten für Zusatzqualifikationen oder zum Knüpfen von Auslands- und Industriekontakten o. Ä.) gibt, die beim Abbruch verloren wären. Problematisch wird es auch, wenn im Zusammenhang mit dem Promotionsprojekt Zusagen gegeben wurden, die im Falle eines Abbruchs nicht eingehalten werden können und möglicherweise Nachteile für Sie oder andere mit sich bringen (Nestle 2000, 30 f.). Zu Recht wird bei Knigge-Illner 2002a, 25 festgestellt, dass Promovierende ein großes Bedürfnis nach mehr Anleitung, Betreuung, Orientierungshilfe und Bestätigung haben. In diesen Punkten können sowohl die Lektüre dieses Ratgebers als
5 Aufwand und persönlicher Einsatz
19
auch der Austausch mit anderen, die sich in der gleichen Situation befinden, Abhilfe schaffen. Sobald Sie sich mit anderen Promovierenden austauschen, werden Sie merken, dass diese ähnliche, wenn nicht sogar die gleichen Probleme haben wie Sie! Sie sind nicht der einzige Abenteurer, der sich auf die verschlungenen Pfade der Promotion gewagt hat, obwohl Ihnen das manchmal so vorkommen mag und Sie fürchten, einsam in Ihrem Studierzimmer zu verkümmern. Verständnis und Unterstützung finden Sie bei Gleichgesinnten, die Sie z. B. im Rahmen eines Netzwerkes finden können. Thesis e. V. wurde 1991 als „Doktorandennetzwerk“ gegründet, um wissenschaftlich Arbeitende zum gegenseitigen Nutzen zusammenzubringen. Das zentrale Prinzip ist dabei das interdisziplinäre Miteinander über Fachgrenzen hinweg. Knapp 600 Mitglieder aus ca. 80 Disziplinen, davon bereits über 150 Promovierte, sind bei Thesis e. V. vertreten. Der Tatsache Rechnung tragend, dass die Promovierenden ihre Arbeit abschließen und auch danach einen gegenseitigen Nutzen im Netzwerk haben, wurde Thesis e. V. im Jahr 2001 umbenannt in „Interdisziplinäres Netzwerk für Promovierende und Promovierte“. Thesis e. V. ist Mitbegründer von Eurodoc, dem im Jahr 2002 gegründeten europäischen Dachverband für die Organisationen des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Promovierenden. Regionale und lokale Treffen bieten Mitgliedern von Thesis e. V. sowie Interessenten in vielen verschiedenen deutschen Universitätsstädten mannigfache Austausch- und Unterstützungsmöglichkeiten. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Angebote von Workshops und Seminaren zu Fachthemen. Die Bearbeitung fachübergreifender Themen (wie z. B. Hochschul- und Wissenschaftspolitik, Internationales, Transdisziplinäre Wissenschaften) ist in Projektgruppen möglich. Mehr Informationen erhalten Sie unter www.thesis.de.
20
I Promovieren – ja oder nein?
II
Rahmenbedingungen
Gut gewappnet und in dem Wissen, dass Sie Unterstützung finden, können Sie sich im Folgenden mit den konkreten Rahmenbedingungen der Promotionsphase vertraut machen. Dazu gehören neben dem hochschulpolitischen, persönlichen und gesellschaftlichen Umfeld auch die Themen- und Betreuersuche. Außerdem werden die finanziellen Rahmenbedingungen sowie die unterschiedlichen Finanzierungsformen, Steuerfragen und die Wahl der Krankenkasse behandelt.
1
Hochschulpolitische Rahmenbedingungen
Wenn Sie darüber nachdenken, ob Sie promovieren wollen oder nicht, werden Sie vermutlich insbesondere von individuellen Motiven geleitet werden. Sie versprechen sich dadurch z. B. den Einstieg in eine wissenschaftliche Karriere oder verbesserte Berufschancen außerhalb der Wissenschaft. Vielleicht haben Sie auch einfach nur Interesse am wissenschaftlichen Arbeiten. Aus der Sicht der Hochschulen und der Wissenschaftspolitiker ist die Promotion der erste und vielleicht entscheidende Schritt bei der Heranbildung von Nachwuchswissenschaftlern. Aus der Perspektive eines Landes, das auf Wissen und Innovation angewiesen ist, stehen hingegen die gewonnene Erkenntnis und deren nicht nur wirtschaftlicher Nutzen im Vordergrund. Die Dissertation ist damit auch die Plattform für das Erlernen und den Nachweis des eigenständigen wissenschaftlichen Arbeitens: Wem hier die Lust an der Forschung genommen wird, der wird später kaum den Weg zurück in die Wissenschaft finden. In hochschulpolitischer Hinsicht ist darüber hinaus von Bedeutung, dass die Promotion in Konkurrenz zu anderen postgraduierten Hochqualifikationsmöglichkeiten (wie ein Studium zum Master of Business Administration oder Trainee-Programme) steht. Dennoch wurde der Promotion von der Hochschulpolitik lange Zeit recht wenig Beachtung geschenkt. In den Medien und den politischen Debatten wurden die Probleme von Universitäten und Studierenden oder die Einführung der Juniorprofessur ausführlich behandelt. Über die Situation von Promovierenden wurde dagegen nur selten diskutiert. Ein Grund hierfür ist die Heterogenität dieser Gruppe und ihrer Probleme. Zudem sind die Wege zu einer Promotion im deutschsprachigen Raum vielfältig. Doch spätestens seitdem eine exzellente und zügig abgeschlossene Dissertation Voraussetzung für eine weitere Hochschulkarriere und auch Bestandteil des Bologna-Prozesses (s. u.) geworden ist, genießt sie zunehmende Aufmerksamkeit. Es
22
II Rahmenbedingungen
werden Anstrengungen unternommen, die Promotionsphase attraktiver zu gestalten. Ein Beispiel ist die verstärkte Einführung von Graduiertenkollegs. In der Hochschulpolitik wächst das Bewusstsein dafür, sich um den Verbleib von aussichtsreichen Nachwuchswissenschaftlern in der Wissenschaft kümmern zu müssen. Im Vordergrund der Reformdebatte stehen derzeit die angelsächsischen Modelle, insbesondere das amerikanische mit seinen wenigen Spitzenuniversitäten und seinen besonderen wissenschaftlichen Stärken. Für die Promotionsphase wird diesem in der letzten Zeit das skandinavische Modell gegenübergestellt. Dessen Kernpunkt ist, dass zum Beginn der Promotion eine durchgängige finanzielle Absicherung nachgewiesen sein muss. Tabelle 7.
Änderungsbedarf aus der Sicht von Promovierenden (Thesis 2004)
Gegenwärtig gibt es Diskussionen, ob und wie die Praxis der Promotion in Deutschland geändert werden sollte. Wie wichtig sind aus Ihrer Sicht die folgenden denkbaren Änderungen an der gegenwärtigen Praxis? Eine stärkere Regulierung des Zugangs zur Dissertation (z. B. Eingangsprüfungen, Höchstalter bei Beginn etc.). Eine stärkere Strukturierung der Dissertationsphase (z. B. Studien begleitende Lehrveranstaltungen). Eine Befristung der Promotionsdauer auf drei bis maximal vier Jahre. Die grundsätzliche Einbindung in ein Promovierendenkolleg o. Ä. Zusätzliche Kurse zum Erwerb außerfachlicher Qualifikationen (z. B. Rhetorik, Didaktik, Personalführung, betriebswirtschaftliche Kenntnisse etc.). Verbesserte Möglichkeiten, Lehrerfahrung zu sammeln. Verbesserte Möglichkeiten, Auslandserfahrung zu sammeln. Eine Verbesserung der Bezahlung. Eine sozialversicherungsrechtliche Absicherung aller Promovierenden. Eine Verbesserung der Situation von Promovierenden mit Kind bzw. Kindern (z. B. Wiedereinstiegsstipendien für Eltern). Eine besondere Förderung von weiblichen Promovierenden. Verbesserte Beschäftigungsmöglichkeiten für promovierte Wissenschaftler an den Universitäten (z. B. ohne zeitliche Befristung, sog. Tenure-Track-Angebote).
wichtig (%)
unwichtig (%)
19,2
61,7
54,6
24,1
46,5
35,6
57,8
21,3
70,2
13,2
57,3 73,3
17,6 9,0
65,5 75,0
11,8 9,1
70,9
9,9
37,3 80,4
35,2 6,8
Bis dieser Reformweg abgeschlossen ist, wird es jedoch noch eine Weile dauern. Viele Probleme harren, wie die Doktorandenbefragung von Thesis e. V. ergab, noch einer Lösung (vgl. Tabelle 7). Dabei lassen die Promovierenden klare Prioritäten erkennen. Verbesserte Beschäftigungsmöglichkeiten für promovierte Wissenschaftler an den Universitäten werden von 80,4 % der befragten Promovierenden als wichtig eingeschätzt. Auch die Verbesserung der sozialversicherungsrechtlichen Absicherung während der Promotionsphase wird von einer großen
1 Hochschulpolitische Rahmenbedingungen
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Mehrheit als wichtig erachtet (75,0 %). Aber nicht nur Änderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind erwünscht. Die Promovierenden erhoffen sich während der Promotionsphase ebenfalls mehr Möglichkeiten, Auslandserfahrungen zu sammeln und außerfachliche Qualifikationen zu erwerben. Strukturelle Änderungen der Promotionsphase (Regulierung des Zugangs zur Promotion, generelle Befristung) werden seltener als wichtig eingeschätzt (Thesis 2004). Der wahrgenommene Änderungsbedarf ist fachspezifisch unterschiedlich. Die Promovierenden aus Fächern, in denen oft unter finanziell prekären Bedingungen promoviert wird (Sprach-, Kultur- und Sozialwissenschaften, aber auch Mathematik und einige Naturwissenschaften), sind deutlich stärker an der Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen interessiert als andere. Die fachspezifischen Promotionskulturen zeigen sich auch darin, dass die Einbindung in ein Promovierendenkolleg nicht in allen Fächern als wichtig erachtet wird. Selbst die Schaffung universitärer Stellen für promovierte Wissenschaftler wird nicht quer durch alle Disziplinen gleichermaßen als wichtig angesehen: Rechts-, Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaftler orientieren sich anscheinend nach der Promotion häufiger auf dem Arbeitsmarkt außerhalb der Wissenschaft. Sie halten die Einrichtung entsprechender Stellen an Hochschulen für weniger wichtig. Sicherlich gilt: Wer mit der Arbeit an einer Dissertation beginnen möchte, hat zunächst meist andere Sorgen, als sich um Hochschulpolitik zu kümmern. Zudem ist die Promotionsphase mit ihrer durchschnittlichen Dauer von drei bis fünf Jahren für viele eine überschaubar kurze Lebensphase, für die sich politisches Engagement vordergründig nicht lohnt. Hinzu kommt, dass viele während des Studiums die Gremien- und Hochschulpolitik als persönlich wenig hilfreich erlebt haben, mit der sich auf den verschiedenen Seiten der politischen Farbskala insbesondere diejenigen profilieren, die in Gremien studentischer Selbstverwaltung wie z. B. Allgemeiner Studierendenausschuss (AStA) und Studierendenparlament (StuPa) die Avantgarde der Gesellschaft sehen. Doch sollten Sie nicht vorschnell den Stab über die Hochschulpolitik und die universitären Selbstverwaltungsgremien brechen, denn es gibt gute Gründe dafür, diesem Bereich spätestens in der Promotionsphase Interesse entgegenzubringen. Der wichtigste Grund ist, dass hochschulpolitische Entscheidungen und Entwicklungen wie die oben geschilderten schnell und durchschlagend Auswirkungen auf Ihre ganz persönliche Situation haben können. Es ist wichtig, dass Sie sich über die aktuellen Diskussionen und Themen informieren, um entscheiden zu können, ob Sie auf ggf. geänderte Rahmenbedingungen reagieren müssen. Sich in kalkuliertem Umfang auch aktiv an hochschulpolitischen Entscheidungsprozessen zu beteiligen, ist keine Zeitverschwendung. Sie sollten überlegen, ob eine der folgenden aktiven oder passiven Beteiligungsmöglichkeiten für Sie sinnvoll ist: • Zeitungen bzw. Medien: Fast alle überregionalen Tages- und Wochenzeitungen bringen in regelmäßigen Abständen eine Hochschulseite. Der Deutschlandfunk informiert in der Reihe „Campus und Karriere“ fast täglich über aktuelle Themen. Speziell auf Hochschulbelange zugeschnitten sind Fachblätter wie die „duz – das unabhängige Hochschulmagazin“ (ehemals „Deutsche Universitätszeitung“; www.duz.de).
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II Rahmenbedingungen
• Hochschulgremien und -arbeitskreise: Die Hochschulen im deutschsprachigen Raum verfügen über eine lange Tradition akademischer Selbstverwaltung. Auf der Ebene der Seminare, Institute bzw. Abteilungen, der Fakultäten und der gesamten Hochschule gibt es Gremien (z. B. Senat, Fakultätsrat, Seminarvorstand) und Kommissionen, in denen alle wichtigen Belange der hochschulinternen Politik demokratisch entschieden werden. Die Beteiligung an der Gremienarbeit bietet Ihnen die Möglichkeit, Ihr Arbeitsumfeld besser kennen zu lernen und mitzugestalten. Wer mit seiner Promotion den Grundstein für eine wissenschaftliche Laufbahn legen will, für den ist Gremienarbeit fast schon ein Muss. In vielen Hochschulen gibt es Mittelbauversammlungen, die Ihnen Kontaktmöglichkeiten eröffnen, auch wenn Sie nicht auf einer Universitätsstelle promovieren. • Netzwerke und hochschulpolitische Vereinigungen: Hochschulpolitische Interessenvertretungen (z. B. der Deutsche Hochschulverband sowie die Gewerkschaften ver.di und GEW) und Netzwerke wie Thesis e. V. bieten in Foren, E-Mail-Listen, Arbeitskreisen und Projektgruppen die Möglichkeit, sich an Entscheidungsprozessen über aktuell anstehende Fragen aktiv zu beteiligen. Von vielen dieser Netzwerke und Vereinigungen gibt es an den Hochschulstandorten lokale Gruppen. Eurodoc (www.eurodoc.net), der Dachverband der europäischen Nachwuchswissenschaftlerorganisationen, setzt sich für die europäische Integration auf Promovierendenebene mit dem Ziel ein, die europäische Hochschul- und Wissenschaftspolitik mitzugestalten und ist inzwischen ein gefragter Gesprächspartner auch der Europäischen Kommission geworden. Zu den Schwerpunkten zählen aktuelle hochschulpolitische Themen wie Arbeitsbedingungen, berufliche Zukunft, Geschlechtergerechtigkeit, Kommunikation, Mobilität, Weiterbildung und Betreuung. Eurodoc hat mittlerweile über 20 Mitgliedsorganisationen. • Parteien: Den politischen Rahmen für die Arbeit der Hochschulen bestimmen die Länder im (leider nicht immer effektiven) Zusammenspiel mit der Bundesregierung auf nationaler Ebene und der EU-Kommission auf europäischer Ebene. In diesem Zusammenhang kommt den politischen Parteien eine entscheidende Rolle zu. Nun mag die Mitarbeit in Parteien derzeit nicht unbedingt populär sein, aber für das Thema Hochschulpolitik soll an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass der Handlungsspielraum für Menschen mit Wissenschaftserfahrung gar nicht so gering ist. Hochschulpolitik ist für politische Parteien selten ein wahlrelevantes Thema, was zweierlei Konsequenzen hat: Einerseits gibt es in den Parteien nicht gerade einen Überfluss an Fachleuten zu diesem Thema, andererseits ist die Hochschulpolitik ein Feld, in dem das Sachargument unabhängig von der Weltanschauung Gewicht hat. Eines der derzeit wichtigsten Themen der Hochschulpolitik ist die Konkurrenzfähigkeit im internationalen Wettbewerb und das Für und Wider des BolognaProzesses. Der Begriff Bologna-Prozess steht für die geplante Schaffung eines einheitlichen europäischen Hochschulraumes bis zum Jahr 2010. Wie ist dieser Prozess eingeleitet worden, was beinhaltet er? Und wie wirkt er sich insbesondere auf die Promovierendenausbildung aus?
1 Hochschulpolitische Rahmenbedingungen
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Bemühungen um eine Harmonisierung der europäischen Hochschullandschaft gibt es schon länger. Initiativen und Ereignisse dahingehend waren z. B. die Gründung des ERASMUS-Programms im Jahr 1987 des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD) oder das Lissabon-Abkommen von 1997 („Übereinkommen über die Anerkennung von Qualifikationen im Hochschulbereich der europäischen Region“). Im Juli 1999 trafen sich 29 europäische Bildungsminister in Bologna (Italien) und unterzeichneten die „Gemeinsame Erklärung der Europäischen Bildungsminister zum Europäischen Hochschulraum“. Diese sog. Bologna-Erklärung hat die Phase der Realisierung eingeläutet, die bis 2010 im Wesentlichen abgeschlossen sein soll. Hierfür hat sich der Begriff Bologna-Prozess eingeprägt. Bis Mai 2005 unterzeichneten 45 Länder diese Erklärung, d. h. sie bekennen sich zu den gemeinsamen Zielen wie der europaweiten Einführung vergleichbarer Abschlüsse. Das neue Bildungssystem mit gestuften Abschlüssen stützt sich vor allem auf die zwei Hauptzyklen Bachelor und Master. Nach der Konferenz der europäischen Bildungsminister in Berlin 2003 wurde die Promotion als dritter Zyklus in den Bologna-Prozess integriert. In den ersten beiden Zyklen sollen die Vergleichbarkeit und gegenseitige Anerkennung der Abschlüsse durch ein einheitliches Leistungspunktesystem gewährleistet werden. Damit soll nicht nur die Mobilität von Studierenden und Wissenschaftlern, sondern auch die Zusammenarbeit von Hochschulen, Fakultäten und Studienprogrammen gefördert werden – bei gleichzeitiger Respektierung der Vielfalt der Kulturen, der Sprachen, der nationalen Bildungssysteme und der Autonomie der Hochschulen. Ein Vorteil der Umstellung soll die Kombinierbarkeit von Bachelor- und Masterstudien verschiedener Fächer sein. Anstatt bei Neigungs- und Studienfachwechsel ein Leben lang als „Ich-weiß-nicht-was-ich-will“ gebrandmarkt zu sein, können Studierende mit einem Masterstudiengang einen Teilbereich der bis dahin studierten Disziplin vertiefen oder diese nuancieren. Darüber hinaus kann ein Masterstudium auch an zwischenzeitlich erworbene berufliche Erfahrungen anknüpfen („lebenslanges Lernen“). Durch die damit erzielte Flexibilisierung der akademischen Ausbildung trägt diese Reform der zunehmenden Diskontinuität und Fragmentierung von Lebensläufen Rechnung. Die Inhalte der Studiengänge können zudem durch den Austausch einzelner Module unabhängig von der formalen Struktur schnell aktualisiert und an eine veränderte Bedarfslage auf dem Arbeitsmarkt angepasst werden. Durch Akkreditierungen (quasi eine Qualitätskontrolle mit abschließendem Prüfsiegel) wird für hohe Qualitätsstandards und gute Vergleichbarkeit gesorgt, die ihrerseits die Konkurrenz von Hochschulen untereinander anregt. Selbige belebt bekanntlich das Geschäft, sodass langfristig von einer dauerhaften Verbesserung von Studienbedingungen ausgegangen werden kann. Übersetzt heißt dies, dass sich nicht nur europäische Hochschulen und Bildungseinrichtungen ins Zeug legen müssen, um miteinander um die „besten Köpfe“ zu konkurrieren, sondern auch, dass Europa als Studien- und Forschungsstandort für Studierende und Wissenschaftler aus aller Welt zunehmend attraktiver wird.
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II Rahmenbedingungen
Ein Nachteil des Systems kann eine Überregulierung sein, die dazu führt, dass sich alle Fächer von Sozialwissenschaften über Mechatronik bis hin zur Forstwirtschaft auf die gleichen Rahmenbedingungen einstellen müssen, seien sie für das Fach adäquat oder nicht. Hinzu kommt, dass Fragen der Renten- und Krankenversicherung von Studierenden und Wissenschaftlern, die im Verlauf ihrer Karriere in verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Sozialversicherungssystemen tätig sind, dringend geklärt werden müssen. Im Kommuniqué ihrer Konferenz von 2003 in Berlin beziehen sich die europäischen Bildungsminister explizit auf die Promotion. Sie „…. fordern eine verstärkte Mobilität in der Promotionsphase und danach und regen die betroffenen Hochschulen an, ihre Kooperation in der Ausbildung von … [Promovierenden] und wissenschaftlichem Nachwuchs auszubauen“ (BMBF 2003). In Deutschland wurde die Notwendigkeit zur Reform der Promotionsphase erkannt und in mehreren Erklärungen und Empfehlungen des Wissenschaftsrates, der Hochschulrektorenkonferenz etc. formuliert. Im Zuge dessen wurden und werden verschiedene strukturierte Promotionsprogramme eingerichtet. Als Modelle hierfür dienten in Deutschland größtenteils die Angebote der USA und Großbritanniens. Die daran angelehnten deutschen Promotionsprogramme sind in der Regel durch folgende Elemente charakterisiert: • kompetitive Auswahlverfahren; • intensive fachliche Betreuung (Hauptbetreuer, mindestens ein Mitbetreuer, ggf. Betreuungsvereinbarung bzw. Promotionsvertrag, in dem Rechte und Pflichten von Promovierenden und Betreuern verbindlich festgelegt sind (vgl. Abschnitt II 6); • wissenschaftliches Lehrprogramm sowie die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen; • regelmäßige Zwischenbewertung des Fortschritts der Promovierenden, z. B. durch Präsentationen in gemeinsamen Seminaren oder durch Berichte sowie durch Evaluation der Dozenten und Betreuer; • Unterstützung wissenschaftlichen Austauschs und (nationaler wie internationaler) Kooperationen; • ergänzende Betreuungsangebote vor allem für ausländische Promovierende; • besser kalkulierbare Promotionsdauer durch klare Strukturen (Aufbau, Curriculum, Betreuung etc.). Besonderheiten dieser Programme können sein: • neben deutschsprachigem auch englisch- oder anderssprachiges Lehrangebot; • inter- oder sogar transdisziplinärer Zuschnitt des Lehrprogramms; • in Ausnahmefällen nahtloser Übergang vom Bachelor zur Promotion; • Qualifikationsprüfung nach einer Vorbereitungsphase; • binationale Promotion in Kooperation mit einer oder auch mehreren ausländischen Universitäten; • analog zur Vergabe von Bachelor und Master auch Verleihung des Ph. D. anstelle des bisher üblichen Doktortitels.
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In Deutschland wurden im Jahr 2004 die folgenden strukturierten Promotionsprogramme angeboten: Die 1990 zum ersten Mal eingerichteten Graduiertenkollegs der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) nehmen eine Vorreiterrolle bei der Etablierung von strukturierten Promotionsprogrammen in Deutschland ein. Diese sind zeitlich begrenzte und thematisch fokussierte Programme, wie auch die International Max Planck Research Schools der Max-Planck-Gesellschaft oder Programme der EU (z. B. Early Stage Research Training Sites im Marie-Curie-Programm), die oftmals interdisziplinär ausgerichtet sind. Neben der Finanzierung von Promovierenden durch z. B. Stipendien oder Stellen nach dem Bundesangestelltentarif (BAT) werden meist Reisen, Gastdozenten, Koordination (des zusätzlichen Lehrangebots, der Finanzen etc.) sowie bis zu einem gewissen Grad Laborarbeiten o. Ä. unterstützt. Neben diesen jeweils zeitlich begrenzten Programmen existieren umfassende Bestrebungen, Promotionsprogramme als dauerhafte Strukturen in der Hochschullandschaft zu etablieren. Als Impulsgeber kann hier das 2001 aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) über den DAAD und die DFG entstandene Strukturprogramm „Promotion an Hochschulen in Deutschland“ gelten. Anfang 2005 wurden damit 50 internationale Promotionsprogramme aller Disziplinen unterstützt. Auch die Bundesländer engagieren sich bei der Einrichtung von strukturierten Programmen. So fördern z. B. Niedersachsen seit 2000 und Nordrhein-Westfalen seit 2001 „Graduate Schools“ an bestimmten Hochschulen. Es ist davon auszugehen, dass es in Zukunft immer mehr Bestrebungen auch von Seiten der Hochschulen und einzelner Fakultäten geben wird, strukturierte Formen der Promovierendenausbildung einzurichten. Der Prozentsatz der Promovierenden, die in den beschriebenen Angebotsformen tätig sind, betrug bis 2004 knapp 20 % – bei steigender Tendenz. Ein stetig steigender Anteil ausländischer Promovierender in diesen Programmen verweist auf die Attraktivität der Programme auch im Ausland. Bei den Hochschulen bzw. den Hochschullehrern sind diese Programme jedoch durchaus umstritten, weil sie mitunter einen Einschnitt in die Freiheit der Hochschulen in Forschung und Lehre bedeuten und am traditionellen, ganz auf die Betreuungsperson zugeschnittenen Promotionsmodell in Deutschland („Lehrlingsmodell“) rütteln. Die Möglichkeit zur Individualpromotion wird jedoch auch weiterhin als Alternative zur Promotion in einem strukturierten Programm bestehen bleiben. Ein zweiter Kritikpunkt ist der vergleichsweise enge zeitliche Rahmen, der Promotionswilligen durch die Programme gesteckt wird. Dies lässt kaum Raum für fachspezifische Besonderheiten z. B. den zeitintensiven Erwerb seltener Sprachen und nimmt keine Rücksicht auf die Art der Finanzierung der Promovierenden (Stipendium, Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter, andere Teilzeitberufstätigkeit etc.), die – wie so manch einer aus eigener leidvoller Erfahrung weiß – einen entscheidenden Einfluss auf die für die Promotion zur Verfügung stehende Zeit hat. Für Promovierende mit Kindern werden meist Ausnahmeregelungen gefunden (vgl. Abschnitt VII 5).
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II Rahmenbedingungen
Diesen Einwänden zum Trotz: Wer Interdisziplinarität, ein exzellentes wissenschaftliches Lehrprogramm und eine optimale Betreuung mit Internationalität und vielfältigen Möglichkeiten, berufliche Netzwerke zu knüpfen, verbinden möchte, ist in einem strukturierten Promotionsprogramm bestens aufgehoben. Ausgewählte Informationsquellen zum Bologna-Prozess und den strukturierten Promotionsprogrammen finden Sie in Tabelle 8. Tabelle 8.
Informationen zum Bologna-Prozess und den strukturierten Promotionsprogrammen
Themengebiet Bologna-Prozess
European University Association Graduiertenkollegs (national und international) der DFG International Max-Planck Research Schools Early Stage Research Training Sites im Marie Curie Programm der EU Internationale Promotionsprogramme des DAAD und der DFG Internationale Graduiertenschulen der einzelnen Bundesländer, z. B. Niedersachsens und NordrheinWestfalens Ausschreibungen von Stipendien in strukturierten Promotionsprogrammen
Internetadresse www.hrk.de/de/service_fuer_hochschulmitglieder/ 1695.php www.coe.int/T/DG4/HigherEducation/EHEA2010 /BolognaPedestrians_en.asp www.eua.be/eua/index.jsp www.dfg.de/forschungsfoerderung/koordinierte_ programme/graduiertenkollegs www.mpg.de/instituteProjekteEinrichtungen/ schoolauswahl www.cordis.lu/mariecurie-actions/est/home.html www.daad.de/ipp/de www.mwk.niedersachsen.de/master/C360851_ N360189_L20_D0_I731.html www.mwf.nrw.de/StudierenInNRW/graduate_ deutsch/index.html www.zeit.de/jobs www.thesjobs.co.uk www.nature.com/naturejobs/index.html jobs.uni-hd.de
In diesem Abschnitt wurde Ihnen ein Überblick über aktuelle Entwicklungen und Möglichkeiten des persönlichen Engagements in der Hochschulpolitik gegeben. Trotz des möglicherweise abstrakten Themas soll noch einmal betont werden, wie viel Einfluss die hochschulpolitischen Entscheidungen auch auf Ihren Promotionsweg haben können. Einige der angesprochenen Aspekte werden in den folgenden Abschnitten – aus anderen Blickwinkeln beleuchtet – wieder aufgegriffen. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt II 1) BMBF / KMK 2004; DAAD 2003; DAAD 2004; Heuser 2004; Hopbach 2003; HRK 2004.
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Persönliches und gesellschaftliches Umfeld
Der erfolgreiche Abschluss einer Promotion ist nicht allein von Ihren Begabungen und intellektuellen Fähigkeiten abhängig, sondern auch von einer Reihe von Rahmenbedingungen, die durch Ihre Arbeitsumgebung sowie durch Ihr wissenschaftliches und Ihr persönliches Umfeld gesetzt werden. Der spürbarste und vielleicht wichtigste Rahmen wird voraussichtlich Ihr universitäres Arbeitsumfeld sein. Das gilt in erster Linie für das Promovieren auf einer wissenschaftlichen Mitarbeiterstelle (und für strukturierte Promotionsprogramme wie z. B. Graduiertenkollegs; vgl. Abschnitt II 7.1). Doch auch als Stipendiat (vgl. Abschnitt II 7.3) und sogar als Promovierender mit nichtwissenschaftlicher Berufstätigkeit (vgl. Abschnitt II 7.2) kann es sein, dass Sie räumlich und auch zeitlich an die Struktur eines Instituts angebunden sind. Eine solche Anbindung hat nicht nur Vorteile. Denn da Sie als Promovierender in der akademischen Hierarchie nicht allzu weit oben stehen, kann es passieren, dass Sie von anderen Hochschullehrern – auch bei scheinbar geregelten Verhältnissen – eine Menge „kleiner“ Aufgaben zugewiesen bekommen, z. B. die Aktualisierung der Homepage, den Beisitz bei Prüfungen oder die Vertretung in Lehrveranstaltungen. Sicherlich werden Sie die meisten dieser Aufgaben gerne übernehmen, aber bedenken Sie, dass Sie dieses in Ihrer Kernaufgabe, der wissenschaftlichen Promotion, in der Regel nicht weiterbringt. Schauen Sie, welche zusätzlichen Aufgaben zu Ihrem Qualifikationsprofil passen und außerdem in Ihrem Projekt- und Zeitmanagement (vgl. Abschnitte III 1 und III 2) unterzubringen sind. Weisen Sie die anderen Hochschullehrer darauf hin, dass Sie sich vor allem um Ihre Promotion kümmern müssen! Versuchen Sie, wenn Sie schon zusätzliche Aufgaben übernehmen, Synergieeffekte zu nutzen. Vielleicht können Sie frühzeitig an einer Veröffentlichung mitwirken, die nichts mit Ihrem Promotionsthema zu tun hat, um so Schreiberfahrungen zu sammeln. Auch wenn Sie schon ein Vertrauensverhältnis zu dem Betreuer Ihrer Promotion aufgebaut haben, sollten Sie die Möglichkeit prüfen, dieses Verhältnis durch eine Promotionsvereinbarung abzusichern (vgl. Abschnitt II 6). Dies kann dazu dienen, die Erwartungen an Ihre Rolle transparent zu machen und aktiv mitzugestalten. Da eine solche Vereinbarung noch nicht an allen Universitäten üblich ist, sollten Sie in jedem Falle diplomatisch vorgehen, um Irritationen zu vermeiden. Sie sollten darüber hinaus Wert darauf legen, dass Ihr Status durch eine stabile Finanzierung (vgl. Abschnitt II 7) gesichert ist. Fehlende Vereinbarungen und besonders eine unzureichende Finanzierung führen oft dazu, dass Promovierende als günstige oder sogar kostenlose wissenschaftliche Hilfskräfte gesehen werden, die beliebig strapaziert werden können. Dies kann zu einer unnötigen Verlängerung Ihrer Promotion führen. Durch die Anbindung an eine akademische Einrichtung erhalten Sie freilich auch die Möglichkeit, durch die Einbeziehung weiterer Personen die Erstellung Ihrer Dissertation zu beschleunigen. Dies können studentische Hilfskräfte sein, die
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II Rahmenbedingungen
z. B. Kopierarbeiten oder Bibliotheksgänge durchführen. Zu denken ist aber auch an professionell ausgeführte Aufträge, z. B. im Bereich der Datenbankerstellung. In den Naturwissenschaften ist es üblich, dass Sie Teilschritte eines Projekts an Diplomanden übertragen können, auf deren Ergebnisse Sie wiederum zurückgreifen können. Auf diese Weise üben Sie sich nicht zuletzt in der Kunst des Anleitens und Delegierens. So übernehmen Sie früh Führungsverantwortung, was sicherlich auch für Ihre spätere wissenschaftliche oder berufliche Karriere von Nutzen ist. Beachten Sie dabei bitte, dass diese Arbeit von Dritten nicht den inhaltlichen Kern Ihrer Dissertation berühren darf. Zu Ihrem Arbeitsumfeld gehören auch die im deutschsprachigen Raum üblichen Gremien der akademischen Selbstverwaltung, wie etwa Seminarvorstand, Institutsrat, Fakultätsrat und Senat sowie auf all diesen Ebenen eingesetzte Arbeitsgruppen und Kommissionen. In vielen Universitäten ist es außerdem üblich, dass sich der akademische Mittelbau, zu dem Promovierende normalerweise gehören, in Mittelbauversammlungen trifft und austauscht. Ziehen Sie ein wohl dosiertes Engagement in einem dieser Gremien in Betracht, denn es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, die Strukturen und Informationswege um Sie herum kennen zu lernen (vgl. Abschnitt II 1). Freilich gilt hier wie so oft beim Promovieren: Verzetteln Sie sich nicht, denn der größte Teil Ihrer Ressourcen soll Ihrer Dissertation gewidmet sein! Neben Ihrem direkten Arbeitsumfeld bilden Ihre nationalen und internationalen Kollegen, die im selben Fach wie Sie arbeiten, ein besonders wichtiges Kommunikationsnetz. Damit Sie Ihre Scientific Community kennen lernen, ist es wichtig, schon frühzeitig an Fachtagungen teilzunehmen. Schreiben Sie sich außerdem in einschlägige Foren und E-Mail-Listen ein, werden Sie Mitglied in den für Ihr Forschungsfeld wichtigen Fachverbänden und scheuen Sie sich nicht, auch darüber hinaus den direkten Kontakt zu Kollegen und Kapazitäten zu suchen, die im Bereich Ihres Themas ausgewiesen sind. Allerdings sollten Sie dabei stets darauf achten, dass der Austausch für Sie zielführend ist. Wohl überlegt will auch sein, wie viel Sie in einer frühen Arbeitsphase bereits von Ihren Gedanken und Plänen preisgeben. In der wissenschaftlichen Gemeinschaft werden Sie Menschen begegnen, die ohne Skrupel die Ideen anderer an sich reißen, aber auch Kollegen treffen, die intellektuell und materiell genauso gerne etwas geben wie nehmen (vgl. Abschnitt II 9). Über Ihre Fachgemeinschaft hinaus können disziplinübergreifende wissenschaftsnahe und wissenschaftliche Netzwerke für die Qualität Ihrer Arbeit bedeutsam sein. Der in den letzten Jahren zu beobachtende Zulauf von Wissenschaftlern zu Netzwerken widerlegt die These Humboldts von der „Einsamkeit und Freiheit“ der Wissenschaft. Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Netzwerke, die multi-, inter- oder transdisziplinär ausgerichtet sind (Brand / Schaller / Völker 2004). Netzwerke mit heterogener Mitgliedschaft ermöglichen den Zugang zu verschiedenen Fachdisziplinen und unterschiedlichen Menschen. Der interdisziplinäre Charakter erweitert den meist doch recht engen Blick aus der eigenen Fachperspektive. Sie sollten in diesen Netzwerken auch über Ihre Dissertation sprechen. Der Vorteil besteht darin, dass Sie in den meisten Fällen sicher sein können, mit Ihrem fachfremden Gesprächspartner nicht in einem direkten oder indirekten
2 Persönliches und gesellschaftliches Umfeld
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Konkurrenzverhältnis zu stehen, sodass Sie ggf. leichter eigene Schwächen zeigen können. Gelegenheit zu dieser Form des Austauschs werden Sie nicht nur in disziplinübergreifenden Netzwerken und Institutionen finden, sondern auch in hochschulpolitisch engagierten Vereinigungen sowie bei den Gewerkschaften ver.di und GEW. Leicht lassen sich disziplinübergreifende Kontakte nicht zuletzt im Rahmen von Seminaren und Workshops zu wissenschaftlichen Schlüsselqualifikationen knüpfen, die inzwischen von den genannten Vereinigungen und Institutionen – auch zunehmend von den Hochschulen selbst – angeboten werden (z. B. Methodenworkshops, Schreibtrainings, Zeitmanagementseminare). Gesprächsthemen, die über die disziplinären Grenzen hinaus relevant sind, gibt es immer genug: Literaturverwaltung, Stressbewältigung, Gestaltung von Lehrveranstaltungen, Steuerfragen, Krankenversicherung, Promovieren mit Kind, Promovieren mit (berufstätigem) Partner etc. Darüber hinaus sollten Sie sich nicht scheuen, auch Ihr persönliches Umfeld in Maßen an dem teilhaben zu lassen, woran Sie arbeiten. Hochschulexterne Gesprächspartner stellen oft die Fragen, um die Sie sich möglicherweise schon seit Wochen herumgedrückt haben. Das Gespräch mit Personen aus Ihrem persönlichen Umfeld wird es diesen darüber hinaus erleichtern, temporäre Belastungsphasen zu akzeptieren und evtl. auch abzufedern. Und damit wird ein ganz wichtiges Thema angesprochen: Ihr persönliches Umfeld bildet die Basis, über deren Belastbarkeit Sie sich selbst vor der Aufnahme der Promotion ehrliche Rechenschaft ablegen sollten. Berücksichtigen Sie in Ihrer Arbeitsplanung frühzeitig und realistisch den Zeitaufwand, den Sie in Ihre privaten Aufgaben und Interessen investieren wollen bzw. müssen. Ihre Eltern bzw. die eigene Familie, Ihre Freunde, die ausgeübten Hobbys oder Freizeitaktivitäten können als Ausgleich zur wissenschaftlichen Arbeit dienen und möglicherweise Abhilfe gegen die subjektiv empfundene Wissenschaftlervereinsamung schaffen. Gleichzeitig kann Ihr persönliches Umfeld (z. B. durch Kinder, Pflegefälle, Arbeitslosigkeit des Partners) einen Teil Ihrer Ressourcen binden. Unterschätzen Sie nicht, dass eine Dissertation für eine Partnerschaft oder eine Familie zu einer erheblichen Belastung werden kann. Sprechen Sie mit Ihrem Partner bzw. Ihrer Familie rechtzeitig über die auf Sie zukommenden Härten. Versuchen Sie dabei, Ihre privaten Interessen und Pflichten in der Promotionsphase zu priorisieren und ggf. in Absprache mit Ihrem Umfeld zu reduzieren. Nicht zuletzt sollten Sie darauf achten, dass Sie Ihre private Umgebung zeitlich und intellektuell nicht gänzlich mit Ihrer Dissertation in Beschlag nehmen. In Ihrem persönlichen Umfeld sollten Sie abschalten können und sich hin und wieder intensiv mit den Freuden und Problemen jenseits Ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit beschäftigen!
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II Rahmenbedingungen
Promovieren den Eltern zuliebe? Eher nicht; zumindest als ausschlaggebende Gründe sind Erwartungen der Familie nicht von Bedeutung. Nur ungefähr ein Fünftel der Promovierenden ist nach eigenen Angaben durch die Erwartungen der Familie zum Beginn der Arbeit an der Promotion motiviert worden (Thesis 2004). Für alle Kontakte, die Sie während der Arbeit an der Dissertation knüpfen und pflegen, gilt: Bauen Sie sich ein Umfeld von Menschen auf, mit denen Sie gut zusammenarbeiten können und lassen Sie so Ihr individuelles Netzwerk entstehen. Bei aller berechtigten Zielstrebigkeit sollten Sie nicht vergessen, dass niemand gerne Teil eines Netzwerkes ist, in dem die anderen von ihm nur nehmen. Achten Sie deshalb in Ihrem beruflichen genauso wie in Ihrem privaten Umfeld von Anfang an auf Ihre Umgangsformen und verfolgen Sie nicht rücksichtslos den eigenen kurzfristigen Gewinn. Denn nachhaltig tragfähig wird Ihr individuelles Netzwerk erst dann, wenn Sie auch bereit sind zu geben. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt II 2) Ruck 2004; von Thurn und Taxis / Borghese 2004; Wolff 2004.
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Formale Voraussetzungen
Wer darf überhaupt promovieren? Welche bürokratischen und formalen Hürden sind zu beachten? Die rechtliche Grundlage für die Promotion stellen neben dem Hochschulrahmengesetz (HRG) und den Landeshochschulgesetzen insbesondere die Promotionsordnungen der jeweiligen Fakultäten dar. Bevor Sie sich für eine Hochschule entscheiden, an der Sie promovieren wollen, sollten Sie sich mehrere für Ihr Fach geltende Promotionsordnungen von unterschiedlichen Universitäten besorgen. Prüfen und vergleichen Sie deren Inhalte sorgfältig, denn die darin enthaltenen Bestimmungen werden den Verlauf und Abschluss Ihrer Promotion entscheidend beeinflussen und können deshalb ein ausschlaggebendes Kriterium dafür sein, welchen Standort Sie letztlich wählen. Zur Promotion an eine andere Universität? Die meisten Promovierenden promovieren an der Universität, an der sie auch ihren promotionsrelevanten Studienabschluss erworben haben. Nur etwas mehr als ein Drittel aller Promovierenden wird die Arbeit an einer anderen Universität einreichen (Thesis 2004). Neben der Papierform stellen viele Fakultäten die Promotionsordnung als PDFDokument auf den entsprechenden Internetseiten zur Verfügung. Es hat jedoch Vorteile, die Ordnung persönlich in der Fakultätsverwaltung abzuholen: So stellen Sie sicher, dass es sich um eine gültige Ordnung handelt, und nehmen mit einer
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für Sie später wichtigen Verwaltungskraft Kontakt auf. Ggf. können Sie weitere Informationsmaterialien bekommen und sich nach informellen Prozeduren erkundigen, wie z. B. nach der Zusammensetzung der Prüfungskommission. Die Promotionsordnung gibt Auskunft über die fachlichen und formalen Voraussetzungen. Sie regelt u. a. den jeweiligen Doktortitel (vgl. Abschnitt I 3), die Sprachanforderungen für Dissertation und mündliche Prüfung, formale Rahmenbedingungen für das Betreuungsverhältnis (vgl. Abschnitt II 5), die Art der mündlichen Prüfung (vgl. Abschnitt VI 2.1), die zur Anmeldung nötigen Dokumente (Lebenslauf, Zeugnisse, z. T. auch polizeiliches Führungszeugnis), Arten der Publikation (vgl. Abschnitt VI 3.2) und schreibt fest, ob Sie sich als Studierender einschreiben müssen oder dürfen. Mit der Einschreibung profitieren Sie bis zu gewissen Altersgrenzen noch von einem Studierendenstatus, z. B. im öffentlichen Nahverkehr, bei der Kontoführung oder für Flugtickets. Diesen Vorteilen können hohe Einschreib- oder sonstige Gebühren der Hochschule gegenüberstehen. Oftmals ist es üblich, dass ein Promovierender im Laufe der Dissertation mindestens zwei Semester als solcher an der jeweiligen Universität des Betreuers eingeschrieben sein muss. Wenn Sie im betreffenden Fach an der gleichen Universität studiert haben, kann die Einschreibeverpflichtung entfallen. Vivat lingua Latina! Was früher üblich war und heute altmodisch anmutet, gehört (noch) nicht ganz zur Geschichte der Dissertation. Einige Fakultäten geben die Möglichkeit, die Promotionsschrift in lateinischer Sprache zu erstellen, wie die Promotionsordnung der Universität Heidelberg für die Philosophischhistorische Fakultät, die Fakultät für Orientalistik und Altertumswissenschaft und die Neuphilologische Fakultät (www.uni-heidelberg.de/stud/ infos/ordnungen/fak5/0500502.htm): „Die Dissertation soll in deutscher oder lateinischer Sprache abgefaßt sein.“ Um sich im Studierendensekretariat zum Promotionsstudium einschreiben zu können, benötigen Sie oftmals eine formlose Erklärung des Erstbetreuers, dass dieser die Betreuung der Promotion übernommen hat. Mit dieser Erklärung und dem Abschlusszeugnis Ihres Studiums können Sie sich im Allgemeinen zum Promotionsstudium einschreiben (zur Promotion mit ausländischem Abschluss vgl. Abschnitt VII 3, zur Promotion mit Fachhochschul- oder Bachelor-Abschluss vgl. Abschnitt VII 4). Über die Annahme zur Promotion entscheidet der Promotionsausschuss unabhängig von der Einschreibung. Bei Quereinsteigern, die das Promotionsfach weder als Haupt- noch als Nebenfach studiert haben, sind mitunter einige Leistungsnachweise in dem betreffenden Promotionsfach notwendig (die ggf. parallel zur Promotion absolviert werden können). Dies wird oft im Einzelfall entschieden und ist nicht immer in der Promotionsordnung geregelt. Besonderes Augenmerk gilt dem an einigen Fakultäten für die Zulassung zur Promotion nötigen Latinum. Dieses lässt sich, wenn nötig, während der Abfassung der Dissertation erwerben. Wer dies aber erst zum Zeitpunkt der Abgabe bemerkt, steht vor einem Problem!
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II Rahmenbedingungen
Informieren Sie sich auch darüber, ob Sie der Fakultät Ihre Promotion zum Zeitpunkt des Beginns melden müssen, ob Sie sich z. B. ein Jahr vor Abgabe der Promotion in eine sog. Promovierendenliste eintragen müssen oder ob eine Anmeldung zeitgleich mit der Abgabe vorgesehen ist. Besorgen Sie sich schon vor Beginn Ihrer Dissertation die für Sie geltende Promotionsordnung und prüfen Sie mehrere Alternativen. So vermeiden Sie böse Überraschungen während der Anfertigung der Dissertation und zum Zeitpunkt der Abgabe.
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Die Dissertation soll eine selbstständige wissenschaftliche Arbeit sein – in diesem Punkt sind praktisch alle Promotionsordnungen gleich. Zeitlich geht es hier üblicherweise um drei Jahre oder mehr, was den Aufwand einer eingehenden Suche nach dem geeigneten Thema durchaus rechtfertigt. Schnell wird dabei klar, dass es das Thema letztendlich nicht gibt, nur Approximationen beliebiger Güte. Zurück zur Wissenschaftlichkeit: Einer Dissertation voraus geht im Allgemeinen eine Abschlussarbeit mit geringerem, aber ebenfalls wissenschaftlichem Anspruch. Die einfachste Möglichkeit, selbstständig ein Promotionsthema zu finden, besteht folglich darin, ein Feld zu bearbeiten, welches Sie mit dem Hintergrundwissen aus Ihrer Diplom-, Magister-, Master- oder Staatsexamensarbeit bereits überblicken können. Die Fragestellung kann unter Umständen durchaus beibehalten werden, doch sollten in diesem Fall der Methodeneinsatz oder der Umfang der Analyse sichtlich erweitert werden. Die Themensuche im Sinne dieses Abschnittes betrifft allerdings primär Konstellationen, bei denen sich zumindest die Fragestellung ändert, häufig auch Methoden und Lehrstuhl. Ebenso wird nicht auf die Möglichkeit der Themenvorgabe eingegangen, wie sie z. B. in Graduiertenkollegs besteht. Ein Thema für eine Dissertation hat mehreren Anforderungen zu genügen: Es muss • den notwendigen wissenschaftlichen Anspruch haben, • einen hinreichenden Neuigkeitsgrad besitzen, • innerhalb einer begrenzten Zeit bearbeitbar sein und • Ihnen liegen. Denken Sie daran, dass Sie einige Jahre mit diesem Thema, das Sie sich jetzt aussuchen oder als Vorschlag akzeptieren, verbringen müssen. Sie sollten sich ihm daher verbunden fühlen und es gerne bearbeiten. Dissertationen können sehr unterschiedlich ausfallen. Ungefähr ein Drittel aller Promovierenden – und etwa jeder zweite Naturwissenschaftler – beschäftigt sich mit einem experimentellen oder empirischen Projekt, für das umfangreiche Testreihen o. Ä. durchgeführt werden müssen. Die Lösung von Praxisproblemen wird deutlich seltener in Angriff genommen (17 % insgesamt, 42 % bei Ingenieuren
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und knapp ein Drittel bei Wirtschaftswissenschaftlern). Ungefähr gleich häufig werden Fallstudien durchgeführt (14 % insgesamt, bei Sozialwissenschaftlern allerdings 41 %). Rein theoretische Arbeiten werden von elf Prozent der Promovierenden (mit einem Schwerpunkt bei Juristen, bei denen dies auf mehr als ein Drittel zutrifft) realisiert (Thesis 2004). Wo gibt es promotionsgeeignete Themen? Wichtigste Quellen dafür sind aktuelle Fachpublikationen und Gespräche mit Kollegen, welche an verwandten Fragestellungen oder mit ähnlichen Methoden arbeiten – Publikationen deshalb, weil Sie ein Problem von der Größenordnung einer Dissertation wissenschaftlich fundiert behandeln und dabei en passant einen Überblick über den diesbezüglichen Forschungsstand geben. Lücken in der Quellenlage, fehlende Kontrollexperimente oder ungewöhnliche theoretische Annahmen sind ein guter Ansatzpunkt für weitergehende Untersuchungen. Um fundierte Abschätzungen darüber zu erhalten, inwieweit sich die Beschäftigung mit einer solchen einmal erkannten Lücke eher für langfristigen wissenschaftlichen Ruhm, für den Papierkorb oder eben für eine Dissertation eignet, sind Gespräche mit erfahrenen Wissenschaftlern hilfreich. Alternativ zum Literaturstudium bieten sich grundlegende und schrittweise konkretisierte Überlegungen zur Übertragbarkeit von Erkenntnissen oder Methoden, die Ihnen bereits bekannt sind, auf neue Gebiete an. Diese dürfen gern auch noch unerforscht sein. Allerdings bedeutet solcherlei Unterfangen ein hohes Risiko für das erfolgreiche Anfertigen einer Dissertation – Sie können ja kaum abschätzen, was noch vor Ihnen liegt. Auch hier bietet sich das Gespräch mit dem Betreuer an, um gemeinsam zu einer Einschätzung des geplanten Themas zu gelangen. Wenn ein Thema den vier oben erwähnten grundlegenden Ansprüchen genügt, wird die Forschungsmethode, mit welcher die Fragestellung bearbeitet werden kann, eine wesentliche Rolle bei der endgültigen Entscheidung zwischen den verbliebenen Alternativen spielen. Die wichtigsten Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen, lauten: • Welche Methoden sind im gewählten Spezialgebiet üblich? Ist deren Potenzial bereits ausgeschöpft? Sind sie auf das konkrete Thema adaptierbar? Werden bestimmte Ansätze zwingend erwartet, weil sie zum fachlichen Standard gehören? • Welche unüblichen Methoden sind für die Problemstellung möglicherweise geeignet? Warum sind sie (noch) nicht üblich? • Welche der Methoden sind wo verfügbar? Wie können Sie Zugang dazu erhalten? Wenn es keine geeigneten Methoden für das beabsichtigte Thema gibt, kann auch die Methode selbst oder deren Entwicklung zum Forschungsgegenstand werden. In diesem Falle steht – nach Aufzeigen des Bedarfs für eine neue Methode – zunächst die Suche nach einem geeigneten Testsystem im Vordergrund. Dieses sollte vor allem • mit der angedachten Methodik prinzipiell kompatibel sein, • einfach strukturiert, also gut theoretisch beschreibbar sein,
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II Rahmenbedingungen
• eine Variierung der für das Thema als wesentlich erkannten oder vermuteten Parameter erlauben, • auf die Praxis, also auf komplizierter strukturierte Systeme, übertragbar sein, • das Verifizieren des von Ihnen erarbeiteten Methodenvorschlags ermöglichen („Proof of Principle“). Ferner ist zu bedenken, dass jede Methode ihre eigenen Grenzen der Aussagefähigkeit hat und unter Umständen Artefakte produziert. Deshalb ist es oft sinnvoll, sich dem ausgewählten Problem auf mindestens zwei unabhängigen Wegen zu nähern. Dabei können sich theoretische, experimentelle und empirische Konzepte ergänzen, weshalb z. B. in größeren Forschungsgruppen oder Graduiertenkollegs oftmals mehrere Promovierende am „gleichen“ Thema arbeiten – mit unterschiedlichen methodischen oder Anwendungsschwerpunkten. So lassen sich Themen von mehreren Seiten beleuchten und aus dem Vergleich weitere neue Erkenntnisse gewinnen. Schließlich müssen die verschiedenen Methoden und Modellsysteme noch aufeinander abgestimmt werden, in einen Zeitplan (vgl. Abschnitt III 2) passen und nicht zuletzt bezahlbar sein. Zur Klärung dieser Punkte ist zu raten, sich mit bereits Promovierten zu unterhalten, die sich in der Umgebung des Themas auskennen. Sollten Sie keine potenziellen Ratgeber mit diesen Eigenschaften kennen, so scheuen Sie sich nicht, diese über Suchmaschinen zu ermitteln und persönlich zu kontaktieren – viele Wissenschaftler freuen sich, wenn ihnen aus unerwarteter Richtung Interesse für ihre Kompetenzen signalisiert wird. Allerdings sollten Sie solche Gespräche vorsichtig führen, denn Ideen sind der Motor der Wissenschaft, bei Ihnen wie bei Ihrem Gegenüber. Nach der Themenfindung wird in der Regel eine Themeneingrenzung erforderlich. Den großen Rundumschlag werden Sie nicht ausführen können, also müssen Sie zum konkreten, machbaren Detailthema kommen. Um ein Thema einzugrenzen, zu strukturieren und sich einen Forschungsüberblick zu verschaffen, bietet es sich an, Ihren Ideen immer wieder ein Stück weit freien Lauf zu lassen. Lesen Sie viel und hinterfragen Sie das, was Sie dort aufnehmen. Nutzen Sie Kreativitätstechniken, um das Thema weiterzuentwickeln. An dieser Stelle bieten sich z. B. Mindmaps an (vgl. Abschnitt IV 1.1). Themen müssen wachsen, und Ideen bedürfen oft einer Reifung. In vielen Fällen werden Sie zu Beginn nur ein grob formuliertes Thema mit Ihrem Betreuer vereinbaren. Die konkrete Ausgestaltung erfolgt später. Ein Promotionsthema muss kein statisches Gebilde sein. Im Normalfall werden Sie die gesamte Bearbeitungszeit über Modifikationen vornehmen. Das gilt in ähnlicher Weise auch für die Methoden. Die Themeneingrenzung macht das Thema bearbeitbar. Denken Sie daran, dass Sie Ihren selbst gesetzten Anspruch später vor Ihren Prüfern verteidigen müssen. Teilweise wird dazu geraten, eher einen klar abgegrenzten Teil eines Themas fest im Griff zu haben, als sich mit einem zu großen Thema voller Lücken zu gefähr-
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den (Eco 2002, 17 f.). Teilweise wird auch geraten, das Thema lieber zu klein anzusetzen und später zu erweitern (Brandt 2002, 26 f.). Ein weiterer Grund kann Sie zur Änderung Ihres Themas zwingen: Krisenfall: Ein anderer veröffentlicht eine Arbeit zu Ihrem Thema. Sehen Sie sich in diesem Fall die vermeintliche Konkurrenzarbeit genau an. In der Regel ist es so, dass der inhaltliche und methodische Fokus, die Art und Weise der Bearbeitung des Themas sowie die Ergebnisse in wichtigen Details deutlich voneinander abweichen. Wo setzen Sie sich in welcher Weise ab, was macht Ihre Arbeit unverwechselbar? Stellen Sie Unterschiede gezielt heraus. Werfen Sie nicht leichtfertig alles über Bord. Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Betreuer. Andere Krisenfälle können der Verlust von Daten, des Untersuchungsobjektes oder wesentlicher Komponenten der Methodik sein sowie eine nicht gewährleistete Weiterfinanzierung der wissenschaftlichen Stelle über Folgeprojekte. Je klarer Sie sich über die Ziele Ihrer Arbeit sind und je besser Sie sich in deren Umfeld auskennen, desto eher werden Sie in der Lage sein, solche Krisenfälle zu meistern. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt II 4) Brandt 2002, 23 ff.; Eco 2002; Haefner 2000; Preißner / Engel 2001, 105 f.; Standop / Meyer 1998.
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Betreuersuche und Zusammenarbeit
Um es gleich vorab festzuhalten: Leider gibt es weder einen Anspruch auf gute Betreuung noch den optimalen Betreuer. Aber Sie können natürlich auch Glück haben und einen Betreuer finden, mit dessen Betreuung Sie optimal zurecht kommen. In der Regel ist Ihr Betreuer auch Ihr erster Gutachter. Wer Gutachter sein kann, regelt die jeweilige Promotionsordnung (siehe Abschnitt II 3). Für das Verhältnis zwischen Betreuer und Betreutem gibt es darüber hinaus kaum Regeln. Einige Promotionsordnungen kennen den „Betreuer“ überhaupt nicht, andere setzen einfach nur voraus, dass der Promovierende betreut wird. Insofern müssen Sie bei der Suche nach Ihrem wichtigsten Partner im Promotionsprozess besonders gründlich sein, da späterer Umtausch meist schwierig ist. Finden eines Betreuers: Sie sollten sich direkt nach der Entscheidung für eine Promotion fragen: Was will ich von meinem Betreuer? Was erwarte ich? Wie stelle ich mir die Zusammenarbeit vor? Dies gilt übrigens auch für den Fall, dass ein Professor Ihnen die Promotion anbietet. Selbst in dieser für Sie recht angenehmen Position sollten Sie sich die Entscheidung gründlich überlegen, bevor Sie freudig zustimmen. Der Betreuer wird in den nächsten Jahren mitunter gleichzeitig Ihr Arbeitgeber und Kummerkasten, fachlicher Ratgeber und Hauptprüfer sein. Er ist somit gleichzeitig Freund und Gegner. Eine solche Person zu finden ist nicht
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II Rahmenbedingungen
leicht. Einfacher wird es, wenn Sie den potenziellen Betreuer schon aus dem Studium kennen und einigermaßen einschätzen können. Ansonsten empfehlen die meisten Promotionsratgeber, sich entsprechend zu informieren. Dies ist natürlich hilfreich, dürfte aber in vielen Fällen nicht ganz einfach sein, sofern Sie nicht Personen aus dem Umfeld des Professors so gut kennen, dass Sie auf deren Urteil vertrauen können. Außerdem ist nicht jeder Professor für jeden Promovierenden geeignet. Je mehr Zeit Ihr Betreuer für Sie hat, desto besser. Zeit sollte er nicht nur für das persönliche Gespräch haben. Sie werden ihn auch mit großen Mengen Papier versorgen, die mehr oder weniger gründlich gelesen und mit Ihnen durchgegangen werden müssen. Versuchen Sie daher bereits im ersten Gespräch mit dem Betreuer herauszufinden, ob er z. B. bereits viele Promovierende betreut oder viel auf Reisen ist. Dies können zwei Anhaltspunkte für eine gute oder weniger gute Betreuung sein. Ein großer Kreis von Promovierenden kann auch ein Zeichen für besonders gute Betreuung sein. Weiter ist die Frage wichtig, wie ein potenzieller Betreuer auf Ihre Themenvorstellung (sei es schriftlich oder im Gespräch) reagiert. Interessiert ihn das Thema, haben Sie meist bessere Karten. Schlägt er selbst ein Thema vor, prüfen Sie, ob auch Sie sich für dieses erwärmen können. Denn eine möglichst starke Identifikation mit Ihrem Thema ist Grundvoraussetzung für eine längerfristige und erfolgreiche Arbeit daran. Weiterhin stellt sich die Frage, wie weit Sie von den bestehenden Kontakten Ihres Betreuers profitieren können. Öffnet der Betreuer sein Netzwerk für Sie? Ein immer wieder auftretender Punkt ist auch der Umgang mit Ihren Forschungsergebnissen. Unter welchem Namen werden Sie veröffentlicht, unter Ihrem eigenen oder dem Ihres Betreuers? Ist eine „gerechte“ Autorenreihung gewährleistet? Antworten auf diese Fragen können Sie vielleicht am ehesten über ehemalige oder gegenwärtige Promovierende Ihres Betreuers erhalten. Am Ende muss jedoch weitgehend Ihr Gefühl darüber entscheiden, ob Sie sich vorstellen können, mit der betreffenden Person zusammenzuarbeiten. Eine Garantie für eine aus Ihrer Sicht optimale Betreuung gibt es in keinem Fall. Für das Betreuungsverhältnis sollte im Idealfall sowohl auf der fachlichen als auch auf der menschlichen Ebene beiderseits eine gute Basis bestehen und Vertrauen aufgebaut werden. Einarbeitung und Vereinbarung von Grundsätzlichem: Sie werden zunächst beide eine Zeit der Einarbeitung brauchen, bis Sie ein Gefühl dafür haben, „wie der andere tickt“. Auch für den Betreuer ist es nicht ganz einfach zu ermitteln, was Sie von ihm wollen. Was für den einen eine optimale intensive Betreuung ist, empfindet ein anderer als zu starke Einmischung in die eigene Arbeit. Der eine empfindet monatliche Berichte als hilfreich, weil sie dazu beitragen, die eigene Arbeit zu strukturieren, den anderen behindern sie im Arbeitsfluss. Sofern Sie sich selbst beim ersten Treffen mit einem möglichen Betreuer in dieser Hinsicht bereits einschätzen können, fragen Sie ihn nach seinem Betreuungsstil. Passen Ihre Ansichten nicht zusammen, scheuen Sie sich nicht, dies anzusprechen, um frühzeitig abzuwägen, ob es Probleme geben könnte. Im Zweifel bitten Sie um etwas Bedenkzeit, da die Wahl des Betreuers neben der Wahl des Themas entscheidend zum Erfolg oder Misserfolg Ihrer Promotion beiträgt (vgl. Abschnitt
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II 4). Ein Professor, der dafür kein Verständnis hat, wird auch kein guter Betreuer sein. Wichtig ist es, dass von beiden Seiten zu Beginn das Grundsätzliche geklärt und im Folgenden auch eingehalten wird. Sind Sie mit einem Betreuer übereingekommen, bitten Sie diesen, Ihnen das Abgesprochene schriftlich zu bestätigen, indem Sie eine Art Protokoll des Gespräches anfertigen und Ihren Betreuer um seine Unterschrift bitten (vgl. Abschnitt II 6). Auch wenn Sie neben einer nichtwissenschaftlichen Berufstätigkeit promovieren, wird dieser Leitfaden Ihre Arbeit über Jahre hinaus prägen. Daher sollten Sie sich nicht scheuen, eine schriftliche Vereinbarung zu treffen, selbst wenn Ihnen dies evtl. zu steif erscheint. Eine solche Vereinbarung hat für beide Seiten den Vorteil, sich immer darauf berufen zu können, sei es etwa im Konfliktfall oder wenn Ihr Betreuer die Betreuung z. B. aufgrund einer schweren Krankheit plötzlich beenden und Sie an einen Nachfolger übergeben muss. Darüber hinaus ist eine Bestätigung über die Betreuungsleistung oft hilfreich, bspw. um sich bei der Beantragung eines Bibliotheksausweises oder wenn Sie bei Dritten um Einblick in sensible Daten bitten, externe Hilfe zu holen. Rechtlich bindend ist ein solches Papier in aller Regel jedoch nicht. Weigert sich Ihr Betreuer nach einiger Zeit, die Vereinbarung zu erfüllen, können Sie eine Betreuung nicht einklagen. Als Alternative kommt ggf. ein anderer Betreuer oder eine andere Universität in Betracht. Probleme – was nun? Bei den meisten Problemen kann Ihnen nur ein persönliches Gespräch mit dem Betreuer weiterhelfen. Sollte das Vier-Augen-Gespräch nichts nützen, können Sie u. U. einen wissenschaftlichen Mitarbeiter, Assistenten oder Dozenten in den Fakultätsgremien um Hilfe bitten. Dies ist auch fast schon die einzige Möglichkeit, die Ihnen bleibt, wenn es zwischen Ihnen und Ihrem Betreuer richtig gekracht haben sollte. Vorteile haben hier allerdings Promovierende, die sich in einem strukturierten Programm befinden. Diese haben meist ein oder zwei weitere Betreuer aus anderen Abteilungen, die bei Problemen helfen können (vgl. Abschnitt II 1). Sie sollten jedoch zunächst davon ausgehen, dass es nicht so weit kommen wird. Seien Sie sich dessen bewusst, dass Sie in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen, welches Sie nur bedingt beeinflussen können. Sie sollten daher versuchen, einen Kompromissweg zu finden, der über die gesamte Promotionsdauer hinweg tragbar ist, auch wenn er aus Ihrer Sicht nicht das Optimum darstellt. Suchen Sie den Konsens und eine gemeinsame Richtung, die Ihr Betreuer und Sie zusammen verantworten können. Zwischen offenem Konflikt und optimaler Betreuung liegen zahlreiche weitere Problemfelder in der Zusammenarbeit: Ihr Betreuer nimmt sich zu wenig Zeit für Sie: Dieses Problem ist häufig. Der Professor selbst macht sich rar, Sie kommen kaum an ihn heran, er weicht Ihnen aus oder ist kurz angebunden. Teils schiebt er die Betreuung sogar auf Mitarbeiter ab. Hier sollten Sie zunächst keine böse Absicht unterstellen. Wenn Ihr Betreuer als Koryphäe auf seinem Gebiet bekannt ist, wird er häufig zu Vorträgen und auswärtigen Veranstaltungen gebeten. In seiner knappen Zeit vor Ort muss er dann alle anstehenden Aufgaben bewältigen. Ist er fair, wird er Sie aber vor Aufnahme des Betreuungsverhältnisses davor warnen und Ihnen die Entscheidung überlassen, ob Sie damit leben können. Die Delegation von Teilen der Betreuung auf einen Assistenten ist nicht generell problematisch, sofern dieser menschlich und
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II Rahmenbedingungen
fachlich dazu geeignet ist. Die gegenseitige Betreuung von Promovierenden untereinander ist zwar förderlich, kann den erfahrenen Wissenschaftler jedoch kaum ersetzen. Fühlen Sie sich durch den Zeitdruck Ihres Betreuers nicht ausreichend betreut, sprechen Sie ihn ganz offen darauf an. Oft wird ihm nicht bewusst sein, dass Sie unter seinem Zeitmangel leiden. Und selbst wenn er sich nicht mehr Zeit für Sie nehmen kann, gibt es bei gutem Willen vielleicht noch einen anderen Weg, z. B. mittels regelmäßigen E-Mail-Verkehrs. Möglicherweise kann er Ihnen auch einen Kollegen empfehlen, der einen Teil der Betreuung übernehmen kann. Vielleicht ergibt sich aus dieser informellen Zusammenarbeit auch gleich ein Zweitgutachter für das Gesamtwerk. Ihr Betreuer mischt sich inhaltlich zu viel oder zu wenig ein: Eine globale Lösung für dieses Problem ist kaum zu liefern. Auch in diesem Fall ist zu klären, inwiefern Ihr Betreuer in dem Glauben handelt, Ihnen mit seinem Verhalten etwas Gutes zu tun. Vielleicht denkt er dabei eher an eines seiner Forschungsprojekte, zu dem Sie einen Teil beitragen. Doch selbst in diesem Fall sollte Ihre Dissertation Ihr ganz eigenes Projekt sein. Es sind Ihre Thesen, die Sie veröffentlichen, keinesfalls sollte Ihr Betreuer Ihnen hier Vorgaben machen, sondern eher Hinweise und Verbesserungsmöglichkeiten beisteuern. Auch hier bietet sich in den meisten Fällen zunächst ein klärendes Gespräch an, denn nur in den wenigsten Fällen sollten Sie von echtem Vorsatz ausgehen. Wenn auch das nichts bringt, sollte evtl. wieder ein neutraler Dritter einbezogen oder ein bereits gefundener Zweitgutachter um Hilfe gebeten werden. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn sich beide Professoren so gut kennen, dass sie eher zueinander als zu Ihnen halten. Zu viel Arbeit für den Lehrstuhl hindert Sie an der Arbeit: Dies ist wahrlich kein Einzelfall. Für den Professor ein Skript erstellen, Studierende beraten, Seminare leiten, diese Aufgaben sind Promovierenden, die eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle (vgl. Abschnitt II 7.1) haben, meist gut bekannt. Sind Sie am Lehrstuhl angestellt, gehören diese Tätigkeiten natürlich zu Ihrem Arbeitsauftrag. Wie zuvor gilt auch hier: Erst miteinander sprechen. Allein für den Fall einer mangelnden Einsicht sind weitere Maßnahmen erforderlich, obwohl diese realistisch eingeschätzt aufgrund des bestehenden Abhängigkeitsverhältnisses nur schwer durchsetzbar sein dürften. Dieses persönliche Gespräch sollten Sie aber auf keinen Fall scheuen, etwa weil Sie denken, dass Ihr Betreuer Sie dann schlechter benotet. Mangelhafte Arbeitsbedingungen schaden Ihren Leistungen evtl. mehr als ein verstimmter Betreuer. Schließlich entscheiden über die Gesamtnote (schriftlich und mündlich) weitere Gutachter mit: bei der Dissertation der Zweitgutachter, bei der mündlichen Note mehrere weitere Prüfer (in der Regel insgesamt drei bis vier Prüfer). Ihr Betreuer verlangt bestimmte Inhalte in der Dissertation: Dies ist ein schwierigerer Fall. Bauen Sie vor einem Gespräch ein Argumentationsmodell auf. Bedenken Sie zunächst die Sichtweise Ihres Betreuers und versuchen Sie auch seine Argumente zu verstehen. Arbeiten Sie bereits lange an einem Thema, kann sich bei Ihnen eine bestimmte „Betriebsblindheit“ einstellen. Hier kann eine andere Meinung durchaus weiterhelfen. Im Idealfall sollte Ihre Arbeit im Austausch mit dem Betreuer entstehen, wozu der kritische Dialog zwischen Ihnen beiden gehört. Sehen Sie dies schon als erste Übung zur Disputation an. Legen Sie an-
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schließend Ihre eigene Sicht dar, warum eine Forderung Ihres Betreuers nicht in den Kontext der Arbeit passt und Ihrer Meinung nach entbehrlich ist. Dazu können Sie ruhig mit Stichpunkten als Gedankenstütze arbeiten. Vielleicht lässt sich ein Kompromiss finden. Dazu sollten Sie durch gezielte Fragen ermitteln, was ihm an seinem Vorschlag wichtig ist. Dann können Sie den Inhalt evtl. auf wenigen Seiten einfügen, ohne dass daraus ein eigener Abschnitt werden muss. Auch bei allen weiteren Problemen gilt: Immer erst direkt miteinander sprechen. Machen Sie dem Betreuer klar, was Ihnen missfällt und warum eine sachliche Klärung für Sie wichtig ist. Aber auch Sie müssen sich seine Sicht der Dinge anhören. So kann es sein, dass er zu lange Zeit für Korrekturen benötigt, weil er parallel noch Texte anderer Promovierender bearbeitet. Wählen Sie eine konstruktive Vorgehensweise. Wenn Ihr Betreuer auf Anfragen gar nicht reagiert oder einmal Zugesagtes später nicht mehr weiß oder wissen will, bietet sich wieder die Methode, kurze Protokolle von Gesprächen anzufertigen und ihm diese so bald wie möglich zur Kenntnis zu geben. Wenn er dann nicht innerhalb eines angemessenen Zeitraums widerspricht, können Sie das Protokoll als akzeptiert betrachten und sich später darauf berufen. Protokolle sind für beide Seiten eine gute Gedankenstütze und helfen, den Verlauf Ihrer Arbeiten und die getroffenen Vereinbarungen nachvollziehbar zu halten. Dies gilt auch für den Fall, dass Ihre wissenschaftlichen Thesen mal gelobt und Monate später als falsch darstellt werden. Außerdem gilt zu allen Problemfeldern: Fragen Sie Leidensgenossen, sei es aus dem eigenen Institut oder z. B. bei den lokalen Gruppentreffen von Thesis e. V. Vielleicht haben andere die gleiche Problematik bereits erlebt und können helfen. Eine Alternative zur Betreuersuche im deutschsprachigen Raum kann auch ein Fernstudienprogramm sein, wo Ihnen bei Erfüllung der formalen Voraussetzungen entsprechend zu Ihrem geplanten Dissertationsthema ein Betreuer seitens der Fakultät zugeordnet wird. Solche Fernstudienprogramme auf Doktoratsebene werden vorwiegend im englischsprachigen Ausland angeboten und existieren in verschiedenen Fächern von den Bildungs- über die Ingenieurwissenschaften bis hin zur Psychologie. Die Mehrzahl der Programme gibt es auf dem stark ansteigenden Gebiet der Wirtschaftswissenschaften mit Ph.-D.- oder DBA-(Doctor of Business Administration)-Abschluss, meist an US-amerikanischen, britischen oder australischen Universitäten. Dabei gibt es verschiedene Arten des Fernstudiums, etwa das klassische im Stil der Fernuniversität Hagen (mit postalischem Versand der Studieninhalte in Form von Studienbriefen bzw. auf CD-ROM oder DVD-ROM), die vollständige Übermittlung über das Internet (in Form von Diskussions- oder Chat-Foren, LiveStreams und Übertragungen per E-Mail, Webserver etc.) sowie eine Mischung aus beiden Elementen mit Präsenzphasen und -seminaren vor Ort mit meist ein bis zwei Blockterminen im Jahr. Einige akkreditierte US-amerikanische Universitäten bieten den Erwerb des Ph. D. (vgl. Abschnitt VII 2) sogar vollständig online an, sodass Sie bis zur Verleihung der Doktoratsurkunde Ihre eigene Alma Mater nur über Prospekte und die Internetseite kennen lernen. Den meisten Programmen, unabhängig davon, an welcher Universität diese stattfinden, ist jedoch gemein, dass sie eher nach angloamerikanischem Vorbild
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II Rahmenbedingungen
denn nach deutscher Wissenschaftstradition aufgebaut sind, Sie also vor Beginn der eigentlichen Dissertation oft erst noch erfolgreich eine gewisse Anzahl von Kursen (meist zwischen acht und zwölf) absolvieren müssen, bevor Sie überhaupt Ihren Betreuer zugeordnet bekommen und mit der eigentlichen Arbeit an der Dissertation beginnen können. Aber Sie sollten den Mut nicht verlieren. Die Doktorandenbefragung von Thesis e. V. hat ergeben, dass Problemfälle bei der Betreuung eine Minderheit darstellen. Bei den meisten Promovierenden leistet der offizielle Betreuer auch die überwiegende Betreuung (53,6 %). Immerhin 13,4 % werden jedoch überhaupt nicht von ihrem Betreuer betreut (Thesis 2004). Insgesamt wird die Leistung des Betreuers als gut eingeschätzt, die Promovierenden sind überwiegend zufrieden. In Abb. 7 ist die Zufriedenheit mit dem Betreuer, gemessen anhand einer fünfstufigen Skala (1 = „bin völlig zufrieden“ bis 5 = “bin gar nicht zufrieden“) dargestellt. 50,0%
40,1% 40,0%
30,0% 23,9% 20,7% 20,0%
10,9% 10,0% 4,4%
0,0% bin völlig zufrieden
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bin gar nicht zufrieden
Abb. 7. Zufriedenheit mit dem Betreuer insgesamt (Thesis 2004)
Wird jedoch die Zusammenarbeit mit dem Betreuer bzw. dessen Unterstützung konkret in den Blick genommen, ergibt sich ein differenzierteres Bild der Zufriedenheit. In der mittleren Spalte von Tabelle 9 ist der Teil der Promovierenden
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zusammengefasst, welche die Aussage als völlig oder überwiegend zutreffend bezeichnet haben; in der rechten Spalte steht der Anteil, der die Aussage als kaum oder gar nicht zutreffend eingeschätzt hat. Tabelle 9.
Bewertung einzelner Aspekte der Betreuung (Thesis 2004)
Wie bewerten Sie die Betreuung durch die Person, die Sie als hauptsächliche Betreuungsperson angegeben haben? Mein Betreuer interessiert sich für das Ergebnis meiner Arbeit. Mein Betreuer freut sich über Fortschritte meiner Arbeit. Mein Betreuer ist gut erreichbar, wenn ich Fragen an ihn habe. Mein Betreuer kann mir bei fachlichen Fragen immer helfen. Mein Betreuer hat ausreichend Zeit, um mit mir den Stand meiner Arbeiten zu besprechen. Bei unseren Treffen ist mein Betreuer gut vorbereitet. Mein Betreuer unterstützt mich in ausreichendem Maße, nützliche Kontakte aufzubauen. Mein Betreuer verlangt zu selten einen Zwischenbericht zum Stand der Dinge. Mein Betreuer kann mich gut motivieren, wenn ich Probleme mit meiner Promotion habe. Die Ratschläge und Hinweise meines Betreuers sind zu allgemein. Mein Betreuer kennt sich auf meinem Promotionsgebiet zu wenig aus. Ich habe den Eindruck, dass es meinem Betreuer egal ist, ob ich gut mit meinem Thema zurecht komme. Mein Betreuer kontrolliert meine Arbeit an der Promotion in zu starkem Maße. Mein Betreuer setzt mir inhaltlich zu enge Grenzen für die Bearbeitung meines Themas.
trifft zu (%) 79,3
trifft nicht zu (%) 8,6
76,1 71,6
9,6 13,4
59,6 57,5
19,4 22,3
49,1 46,5
25,3 30,5
42,3
35,6
42,3
31,3
26,4
53,5
19,4
65,3
18,0
67,9
6,2
84,5
6,0
84,2
In den meisten Fällen scheint die Beziehung zwischen Promovierendem und Betreuer gut zu sein. Dieser Eindruck wird dadurch bestätigt, dass Probleme mit dem Betreuer nur selten als Ursache für längerfristige Unterbrechungen der Arbeit an der Dissertation genannt werden. Nur 8,9 % der Promovierenden, die ihr Promotionsprojekt unterbrechen mussten, nennen dafür Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit dem Betreuer als Ursache. Ein guter Betreuer kann Ihnen eine Menge bieten. Ganz unbemerkt können Sie von ihm einiges lernen, was z. T. auch weit über die Inhalte der Promotion hinausgeht, seien es Gesprächstechniken, seien es Methoden der Forschung oder auch nur Details in der Recherche von Informationen. Weiter kann er Sie ermutigen, wenn Sie den Kopf mal hängen lassen und am liebsten alles hinschmeißen würden. Oft werden Sie von seinen Erfahrungen, persönlichen Kontakten und Möglichkeiten profitieren. Wichtig kann für Sie auch sein, dass er Sie auf mögliche Forschungsfelder innerhalb Ihres Themas hinweist. Durch die Bearbeitung dieser Felder können Sie eine insgesamt runde Leistung erbringen, der Betreuer kann Ihren Wissensdurst entsprechend
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II Rahmenbedingungen
wecken. Nicht zuletzt wird eine Fachdiskussion über Ihr Thema mit einem kritischen Betrachter dazu beitragen, dass Sie bis zur Prüfung optimal vorbereitet sind. Dazu ist es aber notwendig, dass Sie Ihren Betreuer akzeptieren und die Möglichkeiten nutzen, die er Ihnen bietet. Obwohl es Ihre Leistung ist, sollten Sie ein Team bilden, wohlgemeinte Kritik annehmen und ihn an Ihrem Wissen teilhaben lassen. Bei gegenseitigem Vertrauen ist der Grundstein für eine gute Dissertation bereits gelegt. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt II 5) Eco 2002, 59 ff.; Löchner 2000, 63 ff.
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Promotionsvereinbarungen
Promovierende müssen sich während ihrer Promotion häufig mit Problemen auseinandersetzen, die eine Promotion unnötig erschweren und verlängern. Viele Promovierende sehen sich mit einer unzureichend definierten Themenvorgabe und unklaren Betreuungspflichten konfrontiert. In Problemen, die das Betreuungsverhältnis betreffen (vgl. Abschnitt II 5), liegen wesentliche Ursachen für lange Promotionszeiten und scheiternde Promotionsvorhaben. Standardisierte und strukturierte Betreuungsangebote können dem entgegenwirken. Promotionsvereinbarungen tragen dazu bei, Verantwortlichkeiten, Rechte und Pflichten von wissenschaftlichen Betreuern, den eingebundenen Hochschuleinrichtungen und den Promovierenden selbst zu klären. Sie dienen ferner dazu, in Konfliktfällen Einigungen auf einer formalen Basis herbeizuführen (Hebecker / Fiedler 2004, 37 ff.). Es wird für Sie hilfreich sein, dass Promotionsvereinbarungen zunehmend von Hochschulen als Mittel zur Verbesserung der Nachwuchsausbildung eingesetzt werden. Eine Anregung zum Einsatz von Promotionsvereinbarungen geben die folgenden Praxisbeispiele. • Gießener Graduiertenzentrum Kulturwissenschaften: Ziel ist, das Betreuungsangebot zu intensivieren und fachübergreifend zu vernetzen (O. V. 2005). • Universität Kassel, die einen Leitfaden für die Betreuung herausgegeben hat (Adamczak 2005). • DFG-Sonderforschungsbereich 597, Bremen: Hier wird eine verbindliche Vereinbarung mit Absprachen über Zeithorizonte, Betreuungsumfang etc. diskutiert. • Promovierenden-Initiative: eine Interessenvertretung Promovierender, die einen Entwurf für Promotionsvereinbarungen ausgearbeitet hat (PromovierendenInitiative 2004). Als Promotionsvereinbarungen werden in Deutschland zum einen Maßnahmen diskutiert, die Qualitätsstandards für die Arbeitsbedingungen von Promovierenden gewährleisten sollen. Zum anderen werden unter diesem Begriff Bestandteile von
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Arbeits- und Stipendienverträgen bezeichnet, in denen Rahmenbedingungen für Dissertationen rechtsverbindlich festgelegt sind. Eine Promotionsvereinbarung als Vertragsbestandteil enthält als formelle Information Ihren Namen und den des Betreuers, Ihr Arbeitsthema, das Forschungsprojekt sowie die fördernde Stelle. Besteht darüber hinaus ein Arbeitsverhältnis, folgt die Aufteilung Ihrer Arbeitszeit zwischen Dissertation und sonstigen Tätigkeiten. Diesen Punkt sollten Sie sorgfältig prüfen, denn befristete Stellen an deutschen Hochschulen sind nur bis zu einer bestimmten Höchstdauer verlängerbar. In diesen Zeitraum wird derjenige Anteil der Arbeitszeit nicht eingerechnet, der für die Vorbereitung einer Promotion vertraglich vorgesehen ist. Legen Sie deshalb bei einem befristeten Arbeitsvertrag unbedingt Wert darauf, dass der anteilige Zeitaufwand für die Promotion und ihre vorgesehene Gesamtdauer formal festgelegt sind – auch wenn sich im Forschungsalltag eine solch strikte Zeiteinteilung kaum nachvollziehen lassen wird. Bei Graduiertenkollegs, Stipendienprogrammen und in Industrieforschungsverträgen können detaillierte Vereinbarungen hinzukommen, z. B. Ihre Verpflichtung, regelmäßig Zwischenberichte einzureichen oder an Seminaren teilzunehmen. Prüfen Sie, ob diese Bestimmungen für Sie förderlich sind oder ob Sie Ihre Promotion erschweren können. Sprechen Sie mit potenziellen Betreuern darüber und fragen Sie frühere Programmteilnehmer nach ihren Erfahrungen. Gegenstand von Promotionsvereinbarungen, ob vertraglich bindend oder informell, können folgende Inhalte sein: • Themenfindung: Das Promotionsthema wird gemeinsam mit dem Betreuer ermittelt (vgl. Abschnitt II 4), einzelne Kapitel werden geplant und die eigene Arbeit strategisch im Kontext der wissenschaftlichen Diskussion positioniert (Adamczak 2005, 9 f.). • Zeitlicher Ablauf: Ein ungefährer Arbeits- und Zeitplan inkl. Reisetätigkeit und evtl. Auslandsaufenthalte (vgl. Abschnitte III 1 und III 2) sollte in Absprache mit dem Betreuer aufgestellt werden. • Feedback-Möglichkeiten: Werden Sie Gelegenheit bekommen, Zwischenergebnisse zu diskutieren und wer ist dafür der Ansprechpartner? Klären Sie auf beiden Seiten die Bereitschaft, Eckpunkte des Betreuungsverhältnisses schriftlich festzuhalten und regelmäßig zu überprüfen. • Publikationen: Veröffentlichungen, möglichst in renommierten Fachzeitschriften, als Allein-, Erst- oder Mitautor und Ihre Teilnahme an wissenschaftlichen Tagungen und Konferenzen im In- und Ausland sollten in jeder Promotionsvereinbarung ausdrücklich erwünscht, evtl. sogar im Umfang festgelegt sein (BWF / HHMI 2004, 151 ff.). • Gute wissenschaftliche Praxis: Regeln, wie z. B. die Verpflichtung zur Wahrheit des Inhalts von Publikationen, zu gewissenhaftem Umgang mit Datenmaterial, zur Achtung geistigen Eigentums und zum insgesamt kollegialen Umgang miteinander sollten für Promovierende wie auch für ihr Umfeld selbstverständlich bindend sein (von Bodungen 2002). • Qualifizierung: Gibt es Möglichkeiten der Fortbildung, Angebote zur Vermittlung von Forschungsmethoden und berufsrelevanten Schlüsselqualifikationen?
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•
•
• •
II Rahmenbedingungen
Gibt es interdisziplinäre Seminare? Sind die Qualifizierungsmaßnahmen freiwillig oder verpflichtend? Werden häufig Gastredner eingeladen? Ausstattung und Infrastruktur: Wie sind Räumlichkeiten, Labor- und Rechnerkapazitäten, Datenzugriff (z. B. auf kommerzielle Datenbanken), Datensicherung, Internet- und Computerausstattung? Haben Sie die Möglichkeit, auch abends und am Wochenende zu arbeiten? Finanzielle Engpässe: Können Sie Unterstützung erwarten für den Fall, dass Sie eine Abschlussfinanzierung beantragen müssen, z. B. Informationen oder Gutachten? Stellen Sie auch klar, wie lange Ihre Forschung unabhängig von der Finanzierung fortgesetzt werden kann. Ablauf der Endphase: Wird sie zügig durchführbar sein? Gerade solche Situationen können sich über einen längeren Zeitraum hinziehen und Entscheidungen bez. des Arbeitsplatzes und der Familie beeinflussen. Über die Promotionsphase hinaus gedacht: Findet nach Abschluss der Promotion ein Beratungsgespräch über die Zukunftsplanung statt? Auch dies kann in einer Promotionsvereinbarung vorausschauend festgelegt werden.
Versuchen Sie diese Fragen mit Ihrem Betreuer vor Beginn der Promotion zu klären und seien Sie grundsätzlich auf Skepsis seitens der Professoren gegenüber schriftlichen Verbindlichkeiten gefasst. Ein guter Betreuer wird natürlich geeignete Rahmenbedingungen auch ohne schriftliche Vereinbarungen schaffen und beibehalten (vgl. Abschnitt II 5). Seien Sie sich bewusst, dass wissenschaftliches Arbeiten ein kreativer, innovativer und schwer zu planender Prozess ist. Sie sollten auf jeden Fall darauf gefasst sein, dass auch Sie selbst von einer vereinbarten Zeitschiene abweichen möchten oder müssen und sollten für diesen Fall Vereinbarungen treffen. Von Vorteil ist, wenn zusätzlich zu dem Instrument der Promotionsvereinbarung eine unabhängige Kommission institutionalisiert wird, die bei Konflikten angerufen werden kann. Falls es nicht möglich ist, eine Schiedsstelle offiziell einzurichten, können die Beteiligten sich zumindest untereinander auf eine neutrale Ansprechperson für solche Fälle einigen. Eine Garantie gegen unerwartete Schwierigkeiten können Promotionsvereinbarungen nicht geben und als Absichtserklärung werden sie eher moralisch denn rechtlich bindend sein. Jedoch stellen sie in Konfliktfällen eine gute Argumentationsbasis dar. Dabei sollten Sie bedenken, dass eine entsprechende Verbindlichkeit von beiden Seiten Voraussetzung ist. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt II 6) Adamczak 2005; BWF / HHMI 2004, 151 ff.; Promovierenden-Initiative 2004.
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Finanzierungsformen
Wohl keine andere Phase der beruflichen Qualifikation verläuft so vielgestaltig wie die Promotion. Hier gibt es kein einheitliches Modell, das für alle Promovierenden zutrifft. Das betrifft auch und vor allem die Finanzierung der Promotion. Einen Überblick über die Vielzahl der genutzten Finanzierungsmöglichkeiten vermittelt Abb. 8. Die Abbildung zeigt Antworten auf die Frage nach der wichtigsten Quelle zur Sicherung des Lebensunterhalts während der Promotion. 0,0%
10,0%
20,0%
Stellen an Universitäten und Forschungseinrichtungen
50,0%
20,6%
18,7%
Stipendium Erwerbstätigkeit außerhalb der Wissenschaft
6,5%
Unterstützung durch Angehörige
3,6%
2,5%
sonstige Quelle
0,9%
eigene Ersparnisse
0,8%
Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe, Sozialhilfe
40,0%
46,2%
Drittmittelstellen
Tätigkeit als Hilfskraft, Werkvertrag
30,0%
0,2%
Abb. 8. Wichtigste Quelle zur Sicherung des Lebensunterhalts während der Promotion (Thesis 2004)
Die Doktorandenbefragung von Thesis e. V. aus dem Jahr 2004 (vgl. Abb. 8) ergab, dass zwei von drei Promovierenden ihren Lebensunterhalt durch eine wissenschaftliche Berufstätigkeit bestreiten, d. h. eine Stelle an einer Universität oder Forschungseinrichtung, die entweder durch Haushalts- oder durch Drittmittel finanziert wird. Durch ein Stipendium finanziert sich fast jeder fünfte Promovierende, durch eine nichtwissenschaftliche Berufstätigkeit nur jeder 16. (Thesis 2004). Im Folgenden werden die unterschiedlichen Finanzierungsformen mit ihren Besonderheiten beschrieben.
48
II Rahmenbedingungen
7.1
Wissenschaftliche Berufstätigkeit
Hauptgegenstand dieses Abschnitts sind wissenschaftliche Berufstätigkeiten im engeren Sinne, d. h. an akademischen Institutionen wie Hochschulen und außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen. Daneben werden wissenschaftliche Tätigkeitsbereiche in anderem Umfeld, wie z. B. in der Industrie, behandelt. Die wissenschaftliche Tätigkeit an einer akademischen Einrichtung ermöglicht es Ihnen, die Arbeit an Ihrer Promotion oder verwandten Themen mit der Sicherung Ihres Lebensunterhalts zu verbinden. Das kann über eine Qualifikationsstelle an einer Hochschule, eine Drittmittelstelle, ein Graduiertenkolleg oder eine Stelle an einer außeruniversitären Forschungseinrichtung geschehen. All diesen Optionen gemein ist die Nähe zu anderen wissenschaftlich Arbeitenden in Ihrem oder benachbarten Fachgebieten, mit denen Sie z. B. frühzeitig Netzwerke bilden können. Auf jeden Fall zahlt es sich aus, wenn Sie sich über die Bedingungen bei Ihrem potenziellen Arbeitgeber informieren. Wie sind die Erfahrungen der aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter, welchen Ruf hat der Lehrstuhl? Sehen Sie sich auch die Erfolgsquote der früheren Mitarbeiter an: Wie viele Ihrer Vorgänger haben den Lehrstuhl mit einer erfolgreich abgeschlossenen Promotion verlassen und nach welcher Zeit? Die wohl bekannteste der erwähnten Promotionsmöglichkeiten ist die Einstellung auf einer sog. Qualifikationsstelle an einer Hochschule (wissenschaftliche Mitarbeiterstelle). Diese ist nach dem Hochschulrahmengesetz (HRG) auf maximal sechs Jahre befristet (§ 57b I 1 HRG). Qualifikationsstellen sind in der Regel an eine Beteiligung in Forschung und Lehre gekoppelt. Auch in die Verwaltung der Lehrstühle können Sie mit eingebunden werden. Durch die begleitende Lehrtätigkeit können Sie • auch einmal die andere Seite des Studierens kennen lernen, • Erfahrungen in der Lehre sammeln, was besonders wichtig für Promovierende ist, die später eine Professur anstreben, • Ihre Vortragsfähigkeit und Ihr didaktisches Repertoire trainieren. Ein Vorteil der Lehrtätigkeit ist, dass Sie zuvor verstanden haben müssen, was Sie erklären sollen. Allerdings können Ihnen Klausuraufsichten und Korrekturen von – in manchen Fakultäten bis zu mehreren hundert – Klausuren, Praktikumsprotokollen und Hausarbeiten auferlegt werden. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter obliegen Ihnen wissenschaftliche Dienstleistungen (§ 53 I 1 HRG). Ihnen kann die selbstständige Wahrnehmung von Aufgaben in Forschung und Lehre übertragen werden (§ 53 I 3 HRG). Weiterhin soll Ihnen im Rahmen der Dienstaufgaben ausreichend Gelegenheit zu eigener wissenschaftlicher Arbeit gegeben werden (§ 53 II HRG). Die doppelte Belastung durch Forschung und Lehre gibt Ihnen weniger Freiraum für Ihre rein fachliche Arbeit.
7 Finanzierungsformen
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Sie werden sich besser organisieren müssen, um beide Bereiche zufrieden stellend bearbeiten zu können. Bei Ihrer fachlichen Arbeit können Sie im Idealfall die Unterstützung durch studentische Hilfskräfte oder Fachbibliothekare nutzen. Zudem kann informelles Wissen über Strukturen und Bedingungen für das eigene spätere Prüfungsverfahren nützlich sein. Nicht zuletzt ermöglicht Ihnen die Hochschule auch den Blick „über den Tellerrand hinaus“ in andere Fakultäten. In der Regel haben Sie auch eine größere Nähe zum Betreuer (vgl. Abschnitt II 5). Für eine spätere Berufstätigkeit können sich die längere Verweildauer an der Hochschule, eine hohe Lehrbelastung sowie eine unterstellte zu theoretische Ausrichtung nachteilig auswirken. Durch die Wahl entsprechender Schwerpunkte, durch Aneignung von weiterem Fachwissen sowie durch Erfahrungen in der Projektarbeit können Sie hier aber gegensteuern. Die Vergütung erfolgt in der Regel nach dem Bundesangestelltentarif (BAT IIa). Die Stellen werden nicht in allen Fakultäten voll besetzt, sondern in vielen Fällen als Teilzeitstellen mit einem halben oder einem Drittel des Stundenvolumens ausgestattet. Leider ist es häufig so, dass die tatsächliche Arbeitszeit aber wesentlich höher ist. Wie kommen Sie an eine Mitarbeiterstelle? Manchmal, aber nicht notwendigerweise, werden diese Stellen ausgeschrieben. Selbst bei einer öffentlichen Ausschreibung kann es schon einen eigenen Wunschkandidaten geben. Viele Kontakte, die zu Anstellungen an den Lehrstühlen führen, werden aber bereits deutlich früher geknüpft. Wenn Sie bereits während Ihres Studiums – z. B. als studentische Hilfskraft, über ein Praktikum oder über eine Studien- oder Diplomarbeit – an einem Lehrstuhl oder Forschungsinstitut tätig waren, konnten Sie und Ihre potenziellen Arbeitgeber sich bereits kennen lernen (vgl. Abschnitt II 5). Darüber hinaus haben viele Mitarbeiter der Lehrstühle gute Kontakte zu anderen Instituten und sind oftmals über dort frei werdende Stellen frühzeitig informiert. Drittmittelstellen sind Forschungsstellen im Rahmen von Projekten zu einem bestimmten Thema, die nicht aus Haushaltsmitteln finanziert werden. Hier haben Sie eine stärkere Themeneingrenzung von Anfang an – und weniger Möglichkeiten, das Thema zu definieren, wenn Sie nicht schon in der Antragsphase einbezogen worden sind. Auf der anderen Seite können erhobene Daten, Interviewreisen, Literatur sowie Konferenzteilnahmen üblicherweise auch für das Dissertationsprojekt genutzt werden. Drittmittelstellen können rein projektspezifisch ausgelegt sein, in Ausnahmefällen wird hier ebenfalls eine Beteiligung an der Lehre erwartet. Sie werden in der Regel mit dem Problem konfrontiert, dass Sie innerhalb begrenzter Projektlaufzeiten arbeiten und für die Folgeprojekte (Anschlussfinanzierungen) sorgen müssen. Dabei ist erfahrungsgemäß ein hoher Aufwand für Projektanträge und -berichte einzukalkulieren. Häufig sind auch Mischformen zwischen Qualifikationsstellen an Hochschulen und Drittmittelstellen vorzufinden, d. h., dass Sie bspw. in der einen Hälfte Ihrer Arbeitszeit für den Lehrstuhl arbeiten und in der anderen in einem Drittmittelprojekt. Da diese Tätigkeiten nur im Ausnahmefall Synergieeffekte bieten, kommen ein erhöhter Zeitdruck und noch mehr Organisationsaufwand auf Sie zu.
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II Rahmenbedingungen
Unabhängig von der Finanzierungsart müssen Sie damit rechnen, dass auch noch andere „Querschnittsaufgaben“ (außer der Lehre) auf Sie zukommen können: Protokolle für Sitzungen, Unterstützung bei Publikationen wie der Herausgabe von Fachzeitschriften, Sammelbänden, Presseerklärungen und Hauspostillen, Gremienarbeit, Betreuung von Praktikanten bis hin zur Organisation des Sommerfestes oder gar einer Konferenz – Ihre Zeit für die fachliche Arbeit können Sie ebenso eingeschränkt erleben wie Mitarbeiter, welche die Promotion bereits hinter sich haben. Für eine Entscheidung, ob der Wissenschaftsberuf für Sie in Frage kommt, müssen Sie beide Seiten der Medaille kennen. Weiterhin können Sie wertvolle Erfahrungen sammeln, die für Sie in jeder zukünftigen Karriere von Nutzen sein werden. So wird etwa die Tatsache, dass jemand bereits selbst erfolgreich Anträge gestellt hat, häufig schwerer wiegen als die exakte Dauer der Promotion. Graduiertenkollegs sind interdisziplinär besetzte Gruppen von Nachwuchswissenschaftlern, die fachübergreifend an einem speziellen Thema arbeiten. Sie stellen derzeit Deutschlands größte Stipendienprogramme für Promovierende dar: Rund sechs Prozent aller bestandenen Promotionsprüfungen werden hier abgelegt. Die Stipendiaten sollen „… im Rahmen eines größeren Forschungsprojekts und unter Anleitung von Wissenschaftlern …“ (Preißner / Engel 2001, 42) promovieren. In den interdisziplinär ausgerichteten Graduiertenkollegs sollen maximal dreißig Teilnehmer sein, darunter fünf bis zehn betreuende Hochschullehrer. Die Aufgabe dieser Kollegs ist die Einbindung der Stipendiaten in die internationale Scientific Community. Im Jahre 2004 wurden in Deutschland 270 Graduiertenkollegs in allen Fachdisziplinen angeboten, davon 168 in den Naturwissenschaften, 75 in den Geistes- und Sozialwissenschaften und 27 in den Ingenieurwissenschaften und Informatik (DFG 2004, 6). Durch die Einrichtung von Graduiertenkollegs soll die Promotionszeit verkürzt werden. Derzeit beendet ca. die Hälfte der Absolventen ihre Dissertation nach vier Jahren. Angelegt ist die Förderung auf drei Jahre. Das durchschnittliche Alter liegt dabei rund drei Jahre unter dem bundesweiten Durchschnittsalter aller erfolgreich Promovierten: Ca. die Hälfte der Absolventen ist jünger als 30 Jahre (DFG 2004, 22). Nach einer Befragung der DFG arbeiten rund zwei Drittel aller Absolventen eines Graduiertenkollegs weiter an einer Hochschule oder außeruniversitären Forschungseinrichtung. Bei Stellen in Graduiertenkollegs fällt normalerweise keine Lehrtätigkeit an, Sie können sich voll und ganz auf Ihre Forschungstätigkeit konzentrieren. Häufig werden noch weiterqualifizierende Maßnahmen angeboten, etwa Seminare in Projektmanagement oder Präsentationstechniken. Teilweise ist die Teilnahme daran Pflicht. Die Bezahlung ist geringer als bei einer Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter, jedoch werden z. B. häufig die Kosten für Konferenz-, Archiv- oder Feldforschungsreisen in einem projektspezifischen Rahmen übernommen. Ebenfalls spezifisch für Graduiertenkollegs ist, dass Promovierende im Regelfall zwei Betreuer haben und es einen Ombudsmann zur Schlichtung von Problemfällen gibt. Das reduziert die ansonsten recht hohe Abhängigkeit von einer Einzelperson. Ähnlich wie auch bei anderen Stipendien (vgl. Abschnitt II 7.3) sind die Voraussetzungen für die Bewerbung ein sehr gutes Examen und ein Höchstalter von 28 Jahren. Die Förderungsdauer beträgt zwei Jahre und kann um ein weiteres Jahr
7 Finanzierungsformen
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verlängert werden. Bekommt eine Stipendiatin nach Beginn ihrer Förderung ein Kind, kann ihr Stipendium um maximal drei Monate verlängert werden. Die Stipendiaten erhielten im Jahr 2004 1.000 € monatlich zuzüglich einer Sachkostenpauschale von 103 €. Sollten sie darüber hinaus Geld verdienen, werden nichtwissenschaftliche Verdienste angerechnet, sodass sich das Stipendium entsprechend verringert; wissenschaftliche Verdienste dagegen werden bis zu einem Höchstbetrag von 3.000 € pro Jahr ohne Kürzung des Stipendiums akzeptiert. Neben den Hochschulinstituten gibt es eine Reihe weiterer außeruniversitärer Forschungseinrichtungen. Dabei unterhalten z. B. die grundlagenorientierte Max-Planck-Gesellschaft und die anwendungsorientierte Fraunhofer-Gesellschaft eine Vielzahl von Instituten mit eigenen, sich aber insgesamt ergänzenden Schwerpunkten, während sich umgekehrt z. B. in der Helmholtz-Gemeinschaft unabhängige Institute zusammengeschlossen haben. Da in Deutschland nur Universitäten promotionsberechtigt sind, muss auch eine Dissertation an einer außeruniversitären Einrichtung immer nach den formalen Richtlinien einer Universität erfolgen, wobei diese jedoch relativ frei gewählt werden kann. Deshalb gelten für die promotionsrelevanten Aspekte einer Tätigkeit bei solchen Institutionen im Prinzip die gleichen Regeln wie an den Universitäten. Was sich allerdings zum Teil sehr deutlich unterscheidet, ist der Umfang nichtpromotionsrelevanter Arbeiten, vor allem im Bereich der Projektakquise. Bei der Fraunhofer-Gesellschaft kommen tendenziell noch Auftragsforschung, Kundenbetreuung oder etwa Messebeteiligungen hinzu, während bei Max-PlanckInstituten häufig Tagungen oder Kongresse zu organisieren sind. Ebenso hat jedes Helmholtz- oder Leibniz-Institut seine Besonderheiten, z. B. Periodika oder Datenbanken, die gepflegt werden müssen. Forschung findet ebenfalls in der Privatwirtschaft statt, und hier gelten besondere Bedingungen, welche sich nicht immer vollständig mit den Anforderungen einer universitären Promotionsordnung vereinbaren lassen. Eines von mehreren solcher Problemfelder sind Patentrelevanz und Geschäftsgeheimnisse, deren Beachtung oft nur sehr schwer mit der für deutsche Promotionen geltenden Veröffentlichungspflicht in Einklang zu bringen sind. Dafür heben sich die Vergütung der Forschungstätigkeit sowie die – erfolgsabhängige – finanzielle Absicherung der Projekte im Allgemeinen wohltuend vom universitären Niveau ab. Industrielle Promotionsstellen werden selten durch öffentliche Ausschreibungen besetzt – hier spielen Kontakte eine große Rolle: Wer bereits Werkstudent oder Praktikant im Betrieb war, ist dort bekannt und hat gute Chancen. Ebenfalls Erfolg versprechend ist die persönliche Kontaktaufnahme bei Fachkonferenzen oder -messen, wo oft die betriebliche Forschung und Entwicklung vertreten sind. Im Gegensatz dazu sind Absolventenkongresse, wo die Abteilungen Personal und Öffentlichkeitsarbeit dominieren, nur für wenige Promotionsthemen interessant, doch bieten sie gute Gelegenheiten, sich mit in Frage kommenden Branchen oder Firmen vertraut zu machen. Erfolgreiche Initiativbewerbungen mit dem Ziel einer Promotion im betrieblichen Kontext benötigen neben besonders geeigneten Qualifikationsnachweisen vor allem eine gehörige Portion Glück, denn üblicherweise muss eine passende Stelle spezifisch für Sie eingerichtet werden.
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II Rahmenbedingungen
Abschließend sollte nicht vergessen werden, dass viele Promovierende Verträge bekommen, deren Laufzeit teilweise deutlich unter der Promotionsdauer liegt. Folglich werden viele von Ihnen mehrere der hier beschriebenen Szenarien erleben – gerade an außeruniversitären Einrichtungen, die oft über einen gewissen Pool an Qualifikations- oder Drittmittelstellen verfügen. Für jegliche Karriereplanung, nicht nur in der Wissenschaft, gilt: Machen Sie sich nichts vor, für die berechtigte Wahrung Ihrer Interessen müssen Sie sich einsetzen. Verfolgen Sie den Weg dorthin und behalten Sie ihn im Auge. Egal, ob es um die fachlichen Inhalte oder die Aufteilung Ihrer Zeit geht, diese Dinge müssen Sie versuchen zu kontrollieren. Entwickeln Sie geeignete Strategien und bedienen Sie sich diplomatischer Mittel. Wenn Ihnen all dies gelingt, ist das eine hervorragende Basis für langfristige Freude an einer wissenschaftlichen Tätigkeit. 7.2
Nichtwissenschaftliche Berufstätigkeit
Die Promotion ohne Anbindung an eine Universität und ohne ein Stipendium hat eine Reihe von Vorteilen: Sie können von keinem Professor zu Hilfstätigkeiten herangezogen werden und haben mehr Freiheiten bei der Wahl Ihres Themas und dessen Gestaltung. Aufgrund Ihrer Berufstätigkeit haben Sie meistens einen größeren Bezug zur Praxis, was bei Ihrer späteren Karriere von Nutzen sein kann. Diese Pluspunkte müssen jedoch hart erarbeitet werden. Hierzu gehören ausreichend Zeit und eine hinreichende Finanzierung. Allgemeine Regeln für eine Promotion im Rahmen einer nichtwissenschaftlichen Berufstätigkeit gibt es nicht. Jede Hürde muss individuell überwunden werden. Haben Sie jedoch Spaß am wissenschaftlichen Arbeiten und sind Sie sich über Ihre Ziele im Klaren, sollten Sie sich nicht davon abschrecken lassen. Neben dem beruflichen Umfeld, das Sie sich einrichten müssen, benötigen Sie auch ein wissenschaftliches Umfeld; bspw. müssen Sie sich Ihren Arbeitsplatz für die Promotion und Ihr wissenschaftliches Netzwerk selbst aufbauen. Im Gegensatz zu Promovierenden an Forschungseinrichtungen werden Sie selten die Möglichkeit haben, ins Nebenzimmer zu gehen, um mit einem Kollegen über ein wissenschaftliches Problem zu diskutieren. Schaffen Sie sich frühzeitig Ihr eigenes Netzwerk, das Sie bei Fragen und Problemen unterstützen kann, z. B. durch den Besuch von Konferenzen, Tagungen und durch Kontakte zu anderen Wissenschaftlern. Vergewissern Sie sich, ob Sie Ihr Vorhaben ohne die wissenschaftliche Infrastruktur einer Universität oder einer Forschungseinrichtung überhaupt durchführen können. In den Natur- und Ingenieurwissenschaften benötigen Sie bspw. häufig ein komplett ausgestattetes Labor, spezielle Geräte oder Großrechner. Klären Sie im Vorfeld, ob Sie Veranstaltungen im Rahmen der Promotion besuchen müssen, da strukturierte Promotionsprogramme mit Pflichtanteilen immer populärer werden. Besonders wichtig ist in Ihrem Fall eine gute Betreuung, in der Ihnen auch Verständnis für die besonderen Umstände einer solchen Promotion entgegengebracht wird und in der Sie bei Problemen motiviert werden. Pflegen Sie den regelmäßi-
7 Finanzierungsformen
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gen Kontakt zu Ihrem Betreuer. Sie geraten leicht in Vergessenheit, wenn Sie sich nicht immer wieder erneut in Erinnerung bringen. Ist die Universität nicht am Wohn- oder Arbeitsort, sollten Sie damit rechnen, sich für den Besuch einen ganzen oder halben Tag Urlaub nehmen zu müssen. Und das wird nicht der einzige Grund sein, weswegen Sie Ihre Urlaubstage opfern müssen. Zusätzlich werden die Teilnahme an wissenschaftlichen Fachveranstaltungen, die Treffen mit Professoren ebenso wie Forschungsreisen Ihr Zeitkonto belasten. Keinen Arbeitsplatz an der Universität zu haben bedeutet, sich diesen selbst schaffen zu müssen. Dabei geht es nicht nur um einen leistungsfähigen Computer mit Internetzugang und entsprechender Peripherie, es geht auch um Fragen wie: Wo kann ich in größeren Mengen kopieren? Für einen Universitätsangehörigen stellt es kein Problem dar, sich in der Universitäts- oder Fakultätsbibliothek mit Material zu versorgen. Für Promovierende mit einer nichtwissenschaftlichen Berufstätigkeit ist dies mit einem erheblich höheren Zeitaufwand verbunden – sofern Sie überhaupt einen Leihausweis bekommen, was nicht in allen Bibliotheken möglich ist. Hier hilft es meistens, sich als Studierender zu immatrikulieren, was aber wiederum zu zusätzlichen Kosten führt. Wer sich dazu entscheidet, sein Studium über eine von der Promotion unabhängige Tätigkeit zu finanzieren, hat dadurch einerseits meistens ein relativ geregeltes Einkommen, dafür aber andererseits Ausgaben, die Promovierende an einer Forschungseinrichtung selten kennen sowie ein erhebliches Zeitproblem. Klären Sie für sich, wie viel Zeit Ihnen pro Woche für Ihr „wissenschaftliches Hobby“ bleibt, wenn Sie z. B. eine Vollzeitstelle ausfüllen oder als Selbstständiger neue Aufträge akquirieren müssen. Zudem ist es utopisch, Ihren Urlaub ausschließlich für die Dissertation zu nutzen, da Sie sich auch von Ihrer Arbeitstätigkeit erholen müssen. Außerdem verbrauchen Sie einen großen Teil Ihrer Urlaubszeit für die Einarbeitung in Ihr Thema, um anschließend effizient daran weiterarbeiten zu können. Ein kleiner Zeitpuffer sollte Ihnen auch für persönliche Belange bleiben, denn über Jahre auf jedes Hobby, die Familie oder einen Abend mit Freunden zu verzichten, erfordert ein schon ungesund hohes Maß an Selbstdisziplin. Zudem greift ein solcher Lebensstil langfristig die seelische Gesundheit an und widerspricht allem, was aus der Lernpsychologie über die Bedeutung von Pausen und Entspannung bekannt ist. Die Situation des Promovierenden mit einer nichtwissenschaftlichen Berufstätigkeit hat verschiedene Facetten in Abhängigkeit davon, wie die Promotion finanziert wird. Als Berufstätiger müssen Sie immer zwischen Ihren beruflichen Zielen und Ihrer wissenschaftlichen Qualifizierung abwägen. Sie werden häufig in die Schwierigkeit geraten, dass beides im Konflikt zueinander steht, wenn bspw. ein wichtiges Projekt abgeschlossen werden muss. Ideal ist daher eine Tätigkeit, die direkt von Ihrer Arbeit an der Promotion profitiert. In dieser Situation kann Ihnen eine teilweise oder vollständige Finanzierung aus eigenen Ersparnissen oder zusätzlichen Einnahmequellen (wie z. B. Eltern oder Partner) zeitliche Freiräume für die Promotion verschaffen, wenn Sie dadurch Ihre berufliche Tätigkeit einschränken können. Eine unbefristete Stelle aufzugeben ist nur ratsam, wenn Ihnen Brücken für den Wiedereinstieg geboten werden, bspw. im Rahmen eines Sabbat-
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II Rahmenbedingungen
jahres oder durch die Erklärung Ihres Vorgesetzten, dass Sie jederzeit wiederkommen dürfen. Solche Angebote sollten Sie sich unbedingt schriftlich bestätigen lassen, und sei es nur für den Fall, dass Ihr jetziger Vorgesetzter seine Position bis dahin nicht mehr innehat. Sollten Sie Ihre berufliche Tätigkeit für eine längere Zeit aussetzen, um sich vollständig auf Ihre Promotion zu konzentrieren, setzen Sie sich auch mit den Vor- und Nachteilen von Stipendien auseinander (vgl. Abschnitt II 7.3), da Ihre Situation viele Gemeinsamkeiten mit der von Stipendiaten haben wird. Bei einem Promotionsbeginn während der Berufstätigkeit ist es besonders wichtig, die Arbeitszeit nach Möglichkeit auf drei bis vier Tage in der Woche zu bündeln. Dadurch haben Sie ausreichend Zeit, an Ihrer Promotion zu arbeiten (Recherche, Experimente etc.). Versuchen Sie daher, Ihre Promotion in Ihre Arbeit zu integrieren. Voraussetzung dafür ist ein Interesse Ihres Arbeitgebers an der Promotion und sein Verständnis für die nötige Arbeitsweise. Wichtig ist, dass Sie ausreichend Zeit und geeignete Rahmenbedingungen haben, unter denen Sie ungestört arbeiten können. Die Einbindung Ihrer Promotion in die Arbeit kann auf vielerlei Weise erfolgen. Manche Arbeitgeber, wie bspw. Unternehmensberatungen, haben ein Interesse an promovierten Mitarbeitern und bieten spezielle Arbeitszeitmodelle an, bei denen Sie ganz oder teilweise von der Arbeit entbunden werden. Es kann ein Anreiz für das Unternehmen sein, dass Sie im Rahmen eines Projektes promovieren und dadurch neues Wissen in das Unternehmen bringen. Klären Sie dabei immer, wem die Verwertungsrechte Ihrer Arbeit gehören. In öffentlichen Verwaltungen hingegen stehen Ihnen für eine Verbindung von Promotion und Beruf meist bürokratische Hindernisse im Weg. Außerdem sollten Sie den zuständigen Vorgesetzten und Ihr Verhältnis zu diesem gut einschätzen. Leider gibt es immer noch Vorgesetzte, die nicht mit der Tatsache umgehen können, dass Untergebene einen höherrangigen Titel als sie selbst haben. In diesem Fall können Ihnen sogar Steine in den Weg gelegt werden, z. B. wenn Sie Urlaub für den Besuch einer Tagung benötigen. Mit diesen Möglichkeiten im Hinterkopf sollten Sie Ihr Promotionsprojekt abschätzen: • Reichen Ihr Zeitkontingent und Ihre Selbstdisziplin aus, um weiterhin Vollzeit zu arbeiten? Dann stehen Ihnen alle Möglichkeiten offen, entweder weiterhin zu arbeiten oder sich den Luxus einer Entlastung im Berufsleben zu gönnen. Trotzdem sollten Sie Ihren Arbeitgeber spätestens nach dem offiziellen Start Ihres Promotionsvorhabens davon in Kenntnis setzen. Eine heimliche Promotion ist kaum durchzuhalten und führt zu erheblichem psychischen Stress, den Sie sich in dieser Phase kaum leisten können. • Reicht die Zeit nicht, sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber über eine entsprechende Unterstützung bzw. Freistellung. Geht er darauf ein, steht Ihrem Vorhaben nichts mehr im Wege. • Reicht die Zeit nicht aus und können Sie von Ihrem Arbeitgeber auch kein Entgegenkommen erwarten, kalkulieren Sie Ihren Finanzbedarf und evtl. Reserven. Können Sie es sich leisten, weniger zu arbeiten? Beachten Sie aber, dass dies nicht bei jedem Arbeitgeber und auf jeder Position möglich ist.
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• Ganz aus dem Berufsleben auszusteigen sollten Sie sich auch bei vorhandenem Finanzpolster gut überlegen. Es gehört eine Menge Selbstdisziplin dazu, allein im heimischen Arbeitszimmer zu promovieren. Nur allzu leicht könnten Sie zum ineffektiven Tagträumer werden. Vielfach werden Sie einer Berufstätigkeit nachgehen, die kaum mit Ihrem Promotionsthema zusammenhängt. Auch in diesem Fall lassen sich manchmal Synergien erzeugen. Vielleicht hat Ihr Arbeitgeber eine Fachzeitschrift abonniert, die Sie für Ihre Zwecke auswerten können. Falls Sie vom Büro aus privat telefonieren können, haben Sie bessere Möglichkeiten, während der allgemeinen Arbeitszeiten bei Firmen oder Institutionen anzurufen – und sei es in Ihrer Mittagspause. Selbst wenn Sie nicht teilweise freigestellt sind, hat Ihr Arbeitgeber möglicherweise Verständnis, wenn Sie nach Absprache mit ihm durch einen leicht erhöhten Verbrauch am Kopierer auffallen, sodass zumindest für kleinere Mengen an Kopien kein zusätzlicher Besuch im Copyshop notwendig ist. Feste Regeln dafür, was toleriert wird, gibt es nicht. Als Faustregel gilt, dass Toleranz auf der einen Seite Toleranz auf der anderen Seite voraussetzt. Vielleicht können Sie ein Teilergebnis Ihrer Arbeit bereits vorab beruflich nutzen oder Ihren wissenschaftlichen Geschäftspartnern Ihr Unternehmen empfehlen. Ein deutliches Plus bei einer Promotion neben dem Beruf besteht darin, zusätzliche Kosten steuerlich absetzen zu können (vgl. Abschnitt II 10). Sie können gegenüber dem Finanzamt von den Forschungsreisen bis zur letzten Kopie, den Druck der Dissertation und sogar den Aufmerksamkeiten an Helfer alles als steuermindernde Ausgaben angeben. Somit bekommen Sie zumindest rückwirkend meist einen Teil Ihrer Kosten wieder zurück. Dem steht entgegen, dass Sie je nach Fach und Einkommen ein Zehntel bis ein Viertel Ihres Nettoeinkommens für die wissenschaftliche Arbeit einsetzen müssen. In dieser Summe sind aber auch Dinge enthalten, die Sie sich möglicherweise selbst ohne Dissertation leisten würden, wie etwa ein neuer Computer, eine mit einem Schreibtisch, Regalen und Ablagebzw. Ordnungssystemen ausgestattete Arbeitsecke oder wissenschaftliche Fachzeitschriften. Manche Kosten wie z. B. Kopierkosten und Reisekosten zum Betreuer fallen insbesondere bei einer Promotion im Rahmen einer nichtwissenschaftlichen Berufstätigkeit an. Die monatlichen Gebühren für Telefon, Internet, Porto etc. sollten Sie nicht unterschätzen. Für Promotionsthemen im Bereich der Naturwissenschaften können Kosten für Chemikalien, Berufskleidung und spezielle Technik anfallen. Promovierende der Literatur- und Kulturwissenschaften benötigen evtl. ein Jahresabonnement für Museen (z. B. Kunsthistoriker) oder Konzerte (z. B. Musikwissenschaftler). Für das Ablichten von Manuskripten, Drucken oder Karten (z. B. Literaturwissenschaftler, Historiker, Geografen) kann eine Digitalkamera nützlich sein. Je nach Fach und Thema kann die Höhe des Aufwands pro Posten deutlich variieren. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es durchaus möglich ist, die Promotion mit einer nichtwissenschaftlichen Tätigkeit zu verbinden. Seien Sie sich aber bewusst, dass diese Form der Finanzierung die Promotionsdauer erheblich verlängert und Ihnen ein ausgeprägtes Durchhaltevermögen abverlangt wird. Die Abbruchrisiken sind dementsprechend hoch.
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II Rahmenbedingungen
7.3
Stipendien
Scheidet eine Berufstätigkeit neben der Promotion aus, weil Sie keine passende Stelle gefunden haben oder Sie den unvermeidlichen Zeitverzug und die größere Ablenkung nicht in Kauf nehmen möchten, besteht die Möglichkeit, sich um ein Stipendium zu bewerben. Obwohl es viele verschiedene Stiftungen gibt, kommen insgesamt für Sie wahrscheinlich nicht viele Stipendien in Frage. Außerdem ist die Vergabe eines Stipendiums an erhebliche Leistungsbedingungen geknüpft; eine Bewerbung schadet dennoch nicht. Allerdings sollten Sie im Vorfeld bedenken, dass das Erstellen und Überarbeiten eines Exposés (vgl. Abschnitt IV 2) sowie das Zusammentragen der Unterlagen für die Bewerbung viel Zeit in Anspruch nimmt. In jedem wissenschaftlichen Bereich gibt es unterschiedliche Stipendien oder sonstige Förderungsmöglichkeiten. Manche Stipendien haben Schwerpunkte, die über das fachliche Arbeiten hinausgehen. Bspw. gibt es Stipendien, die einen Auslandsaufenthalt über die gesamte Promotionsdauer erfordern. Für welche Förderungsart Sie sich entscheiden, hängt daher vor allem von Ihrer Fachrichtung und Ihren Wünschen ab. Im Allgemeinen unterscheiden sich die Stipendien in ihren Leistungen und Anforderungen nur geringfügig. Neben der finanziellen Förderung, die sich in der Regel – angelehnt an das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAFöG) – einkommensabhängig auf bis zu 950 € monatlich zzgl. Büchergeld (ca. 100 €) und ggf. Familienzuschlag (ca. 150 €) beläuft, wird meist auch eine verpflichtende ideelle Förderung geboten. In manchen Fällen werden auch Zusatzleistungen bei Auslandsaufenthalten finanziert, so z. B. ein an das Zielland angepasster monatlicher Auslandszuschlag, die Erstattung von Reisekosten oder einer Auslandskrankenversicherung. Promovierende werden im Regelfall zunächst bis zu einer Dauer von zwei Jahren gefördert. Danach kann in begründeten Fällen eine Verlängerung um sechs bzw. zwölf Monate erfolgen. Stipendien sind in der Regel steuerfrei, d. h. Sie verfügen ohne Abzüge über die jeweils angegebene Summe (vgl. Abschnitt II 10). Alle Stiftungen erwarten ein zügig abgeschlossenes Studium und gute bis sehr gute akademische Leistungen, die eine besondere Befähigung zur wissenschaftlichen Arbeit erkennen lassen. Des Weiteren legen sie Wert auf universitäre und außeruniversitäre Aktivitäten, Praktika, Auslandsaufenthalte, politisches, gewerkschaftliches oder gesellschaftliches Engagement, Interesse an wirtschaftlichen Fragen o. Ä. Voraussetzung ist die Zulassung zur Promotion an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule und in manchen Fällen die Einhaltung einer Altersbegrenzung. In der Regel müssen die Bewerber ihre Motive für die Promotion, z. B. warum diese eine notwendige Qualifikation für die spätere Berufstätigkeit ist, schriftlich darlegen. Fast immer werden ein Exposé (vgl. Abschnitt IV 2), in dem das Promotionsthema und seine methodische Bearbeitung begründet werden, und ein Arbeitsplan, wie das Promotionsvorhaben im Förderzeitraum realisiert werden kann, verlangt. Zusätzlich ist oft ein Gutachten oder Empfehlungsschreiben des wissenschaftlichen Betreuers oder eines weiteren Hochschullehrers erforderlich, das Einreichen wichtiger Zeugnisse oder bereits
7 Finanzierungsformen
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eine Liste der einschlägigen Literatur. Bei einigen Stiftungen können Sie sich nicht selbst bewerben, sondern Sie müssen sich von einem Hochschullehrer vorschlagen lassen. Erkundigen Sie sich über die Bewerbungsmodalitäten direkt bei den jeweiligen Stiftungen. Haben Sie sich erfolgreich beworben, verlangen viele Stiftungen, dass Sie sich als Stipendiat auch im internen Netzwerk z. B. durch die Teilnahme an Veranstaltungen, Promovierendenseminaren o. Ä. aktiv engagieren. In regelmäßigen Abständen müssen Sie Zwischenberichte vorlegen, die den Fortschritt Ihrer Forschungen dokumentieren und die von Ihrem betreuenden Professor bestätigt werden müssen. Vergessen Sie nicht, diese relativ zeitaufwendige Tätigkeit in Ihrem Zeitplan zu berücksichtigen. Neben den Promotionsstipendien, die die eigentliche Arbeit an der Promotion fördern, gibt es unabhängig davon auch Druckkostenzuschüsse, die die Veröffentlichungskosten teilweise oder ganz abdecken. Manche Universitäten, Stiftungen oder andere Organisationen bieten auch Abschlussstipendien an, die sich meist nur über einen Zeitraum von sechs Monaten erstrecken, innerhalb dessen die Dissertation abgeschlossen werden soll. Promotionsstipendien werden von nahezu allen partei- und verbandsnahen sowie kirchlichen Stiftungen vergeben. In Tabelle 10 finden Sie eine Auflistung der wichtigsten Stipendiengeber. Tabelle 10. Parteinahe und kirchliche Stipendiengeber Stiftung Cusanuswerk (Katholische Kirche) Evangelisches Studienwerk e. V. Friedrich-Ebert-Stiftung (SPD) Friedrich-Naumann-Stiftung (FDP) Hanns-Seidel-Stiftung e. V. (CSU) Heinrich-Böll-Stiftung (Bündnis 90 / Die Grünen) Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. (CDU) Rosa-Luxemburg-Stiftung (PDS)
Internetadresse www.cusanuswerk.de www.evstudienwerk.de www.fes.de www.fnst.de www.hss.de www.boell.de www.kas.de www.rosalux.de
Neben den parteinahen und kirchlichen Stiftungsgebern existieren noch weitere große Stiftungsgeber (vgl. Tabelle 11). Tabelle 11. Sonstige große Stipendiengeber Stiftung Alexander von Humboldt-Stiftung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Hans-Böckler-Stiftung (DGB) Studienförderwerk Klaus Murmann (Stiftung der Wirtschaft, Arbeitgeberverbände) Studienstiftung des Deutschen Volkes
Internetadresse www.humboldt-foundation.de www.dfg.de/forschungsfoerderung/foerderung _uebersicht.html www.boeckler.de/studienfoerderung www.sdw.org/SDW/SDWCMS.nsf/framesets/ Start www.studienstiftung.de
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II Rahmenbedingungen
Da jedes Fach auch über eigene individuelle Geldgeber verfügt, lohnt es sich auf jeden Fall, sich auch jenseits der großen Stipendiengeber nach geeigneten Fördermöglichkeiten umzusehen. Der „Index Deutscher Stiftungen“ hat mehr als 1.360 Links zu stiftungseigenen bzw. stiftungsbezogenen Internetseiten in Deutschland zusammengestellt (www.stiftungsindex.de). Damit steht Ihnen eine sehr umfangreiche Navigationshilfe zum Stiftungswesen zur Verfügung, die über die reine Vermittlung von Stiftungsanschriften hinausgeht und regelmäßig erweitert wird. Unter der Rubrik Recherche besteht die Möglichkeit, nach bestimmten Aufgabengebieten zu suchen, sodass Sie schnell Stipendien für Ihr Fachgebiet recherchieren können. Ähnliches gilt für den „Stifterverband für die deutsche Wissenschaft“, der verschiedene Stiftungen verwaltet (www.stifterverband.org). Neben den bislang genannten großen Stiftungen existieren natürlich auch die universitätsbezogenen Stiftungen, deren Förderarbeit sich auf die jeweilige Universität bezieht. Dabei reicht das Spektrum von finanzieller Unterstützung bis hin zur Postdoc-Förderung. Die universitätsbezogenen Stiftungen finden Sie jeweils auf den Internetseiten der Universitäten. Graduiertenkollegs sind derzeit die größten Förderprogramme für Promovierende in Deutschland (vgl. Abschnitt II 7.1). Die Bundesländer vergeben Stipendien nach dem Graduiertenförderungsgesetz. Diese Stipendien belaufen sich jedoch nur auf maximal zwei Jahre und sind deutlich niedriger dotiert als Stipendien anderer Institutionen. Für einen Forschungsaufenthalt im Ausland vergibt der DAAD Kurzstipendien (www.daad.de). Teilweise vergeben auch die Regierung oder eine Einrichtung des Gastlandes Stipendien oder zumindest finanzielle Hilfen (z. B. kann das Economic and Social Research Council (ESRC) in Großbritannien Studiengebühren für die gesamte Dauer des Ph.-D.-Studiums übernehmen). Von den deutschen Begabtenförderungswerken werden jedoch keine reinen Auslandspromotionen gefördert; ein Ausweg ist hier das Verfahren der binationalen Promotion (vgl. Abschnitte VII 1 und VII 2). Falls Sie Ihre gesamte Promotion im europäischen Ausland durchführen möchten, können Sie sich um ein Marie-Curie-Stipendium der Europäischen Union bewerben (www.europa.eu.int/mariecurie-actions). Forschungseinrichtungen (Universitäten und Unternehmen) können dieses Stipendium für Forschungstätigkeiten, zu denen auch Dissertationen zählen, in allen wissenschaftlichen Bereichen beantragen. Die Stipendienstellen werden über den normalen Weg ausgeschrieben bzw. sind größtenteils auf speziellen Internetseiten (z. B. mcopportunities.cordis.lu) zu finden. Sie können sich aber für keine dieser Stipendienstellen in Ihrem Heimatland bewerben, sondern nur für Stellen von ausländischen Einrichtungen. Als Marie-Curie-Stipendiat steht Ihnen zusätzlich eine Mitgliedschaft in der Marie-Curie Fellowship Association (MCFA) offen. Dies ist ein Netzwerk für europäische Wissenschaftler mit abgeschlossenem Marie-CurieStipendium, das europaweit aus ca. 3.100 Mitgliedern besteht. Bei einem Online-Stipendium (siehe www.e-fellows.net im Bereich Studium und Finanzierung), haben Sie als Stipendiat auf mehr als 700 hochwertige Datenbanken Zugriff, erhalten Einladungen zu exklusiven Veranstaltungen und Jobangebote. Darüber hinaus werden hier z. B. durch ein Mentorenprogramm Kontakte zwischen Stipendiaten und deutschen Top-Unternehmen vermittelt.
7 Finanzierungsformen
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Ein Stipendium ist nicht einfach zu bekommen und bringt u. U. auch weniger Verdienst ein als z. B. eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle (vgl. Abschnitt II 7.1). Des Weiteren zahlen Sie in dieser Zeit nicht in die gesetzliche Rentenversicherung ein und erhalten nach Ablauf des Stipendiums kein Arbeitslosengeld. Außerdem kann ein ehemaliger Stipendiat im Unterschied zu anderen Promovierten im Regelfall für den Zeitraum des Stipendiums keine Berufserfahrung nachweisen, was sich in manchen Bereichen nachteilig auswirken kann. Bevor Sie sich also die Arbeit machen, eine Stipendiumsbewerbung anzugehen, sollten Sie auf jeden Fall überprüfen, ob die jeweiligen Rahmenbedingungen des Stipendiums, z. B. zusätzlich zu leistende Prüfungen während der Promotion, für Sie akzeptabel sind. Die Arbeit, die Sie in die Bewerbung investieren müssen (Exposé, Empfehlungsschreiben etc.), ist aber selbst bei einer Absage nicht immer umsonst, da Sie die Ergebnisse evtl. auch für Bewerbungen auf andere Promotionsstellen verwenden können und Ihnen das Exposé darüber hinaus als Orientierung für den Promotionsprozess dient (vgl. Abschnitt IV 2). Die persönliche Motivation, die eine Zusage für ein Stipendium mit sich bringt, ist nicht zu unterschätzen. Schließlich wird Ihr Forschungsprojekt von einer Auswahlkommission als unterstützungswürdig anerkannt. Weiterhin ist die Förderung Ihrer wissenschaftlichen Arbeit durch ein Stipendium eine zusätzliche Auszeichnung in Ihrem Lebenslauf! Darüber hinaus ermöglicht Ihnen das Stipendium, sich frei von Geldsorgen voll und ganz auf Ihre Forschungen zu konzentrieren. 7.4
Weitere Finanzierungsformen
Nur selten wird eine Dissertation vollständig durch eine Finanzierungsmöglichkeit gefördert. Meist müssen Promovierende verschiedene Möglichkeiten parallel oder nacheinander in Anspruch nehmen, z. B. eine (ergänzende) Finanzierung durch Angehörige, eigene Ersparnisse oder die Aufnahme von Krediten. Laut Doktorandenbefragung von Thesis e. V. finanzieren sich immerhin rund 26 % der Promovierenden unter anderem über weitere Finanzierungsformen (Thesis 2004). So ist manch Promovierender in der glücklichen Lage, dass seine „finanzstarken“ Angehörigen einen Teil oder sogar die gesamte Finanzierung der Promotion übernehmen können und wollen. Das ist bei 17,9 % der Promovierenden die hauptsächliche Finanzierung (Thesis 2004). Wenn Sie diesen Weg wählen, sollten Sie sich aber darüber im Klaren sein, dass die finanziellen Unterstützer ggf. einen stärkeren Einfluss auf Ihr Tun und Ihre Arbeit nehmen, als wenn Sie mit Hilfe eines Stipendiums oder einer festen Stelle promovieren. Auch die emotionale Beziehung zu Ihren Angehörigen kann sich durch eine finanzielle Abhängigkeit deutlich verändern. Weiterhin ist dabei von Nachteil, dass die spätere Rente oder das evtl. Arbeitslosengeld auf der Strecke bleiben. Wenn Sie nicht versicherungspflichtig sind, zieht außerdem die dann notwendige freiwillige Krankenversicherung höhere Kosten nach sich (Abschnitt II 11). Der Vorteil der Finanzierung durch Angehörige ist, dass Sie – ein entsprechendes Verhältnis zu diesen vorausgesetzt – den Kopf für die Dissertation wirklich frei haben, da weder das leere
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II Rahmenbedingungen
Konto droht, noch willkommene oder unliebsame Diskussionen mit den Arbeitskollegen ablenken oder Sie sich um den nächsten Job Sorgen machen müssen. Auf eigene Ersparnisse greifen 11,8 % der befragten Promovierenden zurück (Thesis 2004). Haben Sie keine ausreichenden finanziellen Rücklagen gebildet, kann Ihnen vielleicht ein Nebenjob weiterhelfen. Wollen Sie vor allem „nebenbei“ Ihren Lebensunterhalt verdienen, sollten Sie darauf achten, dass Sie nicht an den Wochentagen und zu den Tageszeiten Geld verdienen, an denen Sie am effektivsten an Ihrer Dissertation schreiben könnten. Manche Promovierende nutzen die Zeit nach Ablauf ihrer Stelle, um die Dissertation abzuschließen, während sie Arbeitslosengeld empfangen. Rechtlich betrachtet ist diese Möglichkeit einer Abschlussfinanzierung nicht zulässig, da sie sich eigentlich mit der Stellensuche befassen sollten. Trotzdem bestreiten insgesamt 2,7 % der befragten Promovierenden die Finanzierung ihrer Promotion mit Hilfe von Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe oder Sozialhilfe (Thesis 2004). Wenn Sie bisher noch keinen passenden Geldgeber gefunden haben, sollten Sie Folgendes überlegen: Gibt es einen Stipendiengeber, wie z. B. eine Behörde, eine Firma, einen Verband oder einen Verein, der an Ihrem Thema Interesse haben könnte und dazu bereit sein könnte, Ihre Arbeit zu unterstützen? Ist Ihr Promotionsthema von besonderem wissenschaftlichem oder betriebswirtschaftlichem Interesse, so haben Sie vielleicht Chancen, eine Firma als Geldgeber begeistern zu können. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt II 7) DFG 2004, 6 ff.; Gunzenhäuser / Haas 2002, 16 ff.; Herrmann / Verse-Herrmann 1999; Preißner / Engel 2001, 41 ff.
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Anbieter von Promotionsdienstleistungen
Die Dissertation muss das Ergebnis einer eigenen wissenschaftlichen Arbeit sein und sollte daher von Ihnen selbst erstellt werden. Trotzdem versuchen dubiose Anbieter immer wieder, z. B. durch Hinweise auf mögliche höhere Gehälter, Promotionsdienstleistungen anzubieten. Die Palette der Angebote reicht dabei von überteuerter Ratgeberliteratur, die im Selbstverlag herausgegeben wird, über die Vermittlung von Betreuern und Themen, Hilfe bei der Literaturrecherche und -auswertung bis hin zum „Komplettangebot“ für mehrere zehntausend Euro, bei dem die Zahlung des Geldes die einzige Leistung des „Promovierenden“ darstellt. Bedenken Sie aber, dass Sie am Ende der Arbeit in einer eidesstattlichen Erklärung bestätigen müssen, dass Sie keine anderen als die aufgeführten Hilfsmittel verwendet haben. Und wer schreibt dort schon einen Dienstleister hinein? Außerdem kann der Kauf eines Doktortitels straf- und zivilrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. So kennt das Strafgesetzbuch einen Tatbestand, der für die unberechtigte Titelführung eine Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr androht. Zudem ist eine Verurteilung wegen Betruges denkbar, wenn durch das un-
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berechtigte Führen eines Doktortitels ein Vermögensvorteil erlangt wird. Hinzu kommen evtl. noch Schadensersatz- oder sonstige Klagen, die bis zur Bedrohung der wirtschaftlichen Existenz reichen können. Entdeckt ein Arbeitgeber, für den die Promotion einer der Einstellungsgründe war, den Kauf des Titels, kann er Ihnen fristlos kündigen. Am beliebtesten für deutsche Titelanwärter sind Doktortitel deutscher Universitäten, da diese am bekanntesten sind und bei der Eintragung des Titels in das Personenstandsregister am wenigsten Probleme bereiten. Darüber hinaus werden häufig auch Doktortitel ausländischer Universitäten angeboten. Bei der Prüfung ausländischer Doktortitel kommt es auf den Einzelfall an. Aufgrund des europäischen Binnenmarktes sind Doktortitel privilegiert, die in den EU-Mitgliedsstaaten verliehen werden. Ein ausländischer akademischer Doktortitel aus einem EUDrittland darf in der landessprachlichen Originalbezeichnung, in der er verliehen wurde, unter Angabe der verleihenden Hochschule genehmigungsfrei geführt werden (von der Horst 2004). Für alle übrigen ausländischen Doktortitel gilt, dass diese in Deutschland nur mit Genehmigung der Kultus- oder Wissenschaftsministerien geführt werden dürfen. Jedoch ist in vielen Bundesländern aufgrund eines Beschlusses der Kultusministerkonferenz (KMK 1992) eine Neuregelung des Rechts zur Führung ausländischer Titel in Kraft getreten. Hierdurch wird eine Anerkennung (sog. Nostrifizierung) und somit das Führen eines Titels kraft Gesetzes gestattet. Die Nostrifizierung ist mit einer Prüfung durch das zuständige Ministerium verbunden. Ausländische Doktortitel werden in einer solchen Prüfung keineswegs gleichwertig behandelt, vielmehr existiert eine abgestufte Hierarchie (vgl. Abschnitt VII 2). So haben obskure Titel wie der „Doctor of Divinity“ oder der „Doctor of Resurrection“, die von einigen konfessionellen amerikanischen Hochschulen verliehen werden, keine Chance auf eine Anerkennung durch die deutschen Behörden. Für den Preis von einigen hundert Dollar ist zwar eine hübsche Urkunde zu bekommen und die ausstellende Institution wurde gefördert – einem aussagekräftigen Doktortitel sind Sie aber keinen Schritt näher gekommen (Grell 2005). Beim Kauf eines Doktortitels ist es nicht notwendig, dass eine Dissertation erstellt wird. Allerdings sollten Sie wissen, dass ein Exemplar jeder Dissertation in der Bibliothek der Universität, welche den Doktortitel verleiht, eingestellt wird und allen Benutzern zugänglich ist. Fehlt ein solches Exemplar, kann es zu unangenehmen Fragen bzw. Nachforschungen kommen. Darüber hinaus bedienen sich einige Promovierende des Ghostwritings. Hierbei wird das Verfassen der Dissertation gegen Bezahlung von einer dritten Person durchgeführt. Auch das Ghostwriting kann straf- und zivilrechtlich relevant werden, da der Promovierende eine fremde Arbeit unter eigenem Namen einreicht (von der Horst 2004). Fliegt der Schwindel auf, ist mit einer Anzeige wegen Täuschung oder Betruges sowie Urkundenfälschung zu rechnen. Ebenso können die bereits beim Titelkauf beschriebenen zivilrechtlichen Folgen eintreten. Weiterhin kann von der Universität der Titel wieder aberkannt werden. Bedenken sollten Sie auch, dass Titelkauf bzw. Ghostwriting Ihnen im späteren Leben auch dann Probleme bereiten können, wenn sie nicht entdeckt werden. So werden sich in aller Regel spätere Arbeitgeber, Kollegen und Freunde für den
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II Rahmenbedingungen
Inhalt der Promotionsarbeit, die Zusammenarbeit mit Ihrem Betreuer, Ihr Promotionsstudium an der Universität, die Schwierigkeiten, Probleme und Erfolgserlebnisse während des Schreibens etc. interessieren. Es kann mitunter sehr unangenehm werden, diese Menschen mittels erfundener Geschichten permanent belügen zu müssen. Gerade gegenüber Fachkollegen ist dies zudem sehr riskant, denn die Scientific Community ist häufig kleiner, als Sie glauben! Auf dem Markt finden Sie einige Promotionsdienstleister und Wissenschaftsberater, die Dienste anbieten, welche nicht gegen das geltende Recht verstoßen. Wollen Sie die Hilfe eines solchen Dienstleisters in Anspruch nehmen, müssen Sie aufpassen, dass Sie nicht an „schwarze Schafe“ geraten. Folgende Sachverhalte können auf einen illegalen Titelhandel hindeuten (von der Horst 2004): • ein Besuch der Universität ist nicht erforderlich; • die Existenz des Betreuers ist nicht feststellbar; • die Promotion soll innerhalb weniger Monate erfolgen; • es erfolgt keine offizielle Immatrikulation an der Universität; • der Schriftverkehr erfolgt ausschließlich mit dem Promotionsdienstleister und nicht mit der Universität selbst. Grundsätzlich kann eine Promotion ohne jeden Promotionsdienstleister oder Wissenschaftsberater durchgeführt werden. Wir empfehlen Ihnen, Ihre Dissertation selbst anzufertigen, und raten vom Titelkauf dringend ab. Einen Doktor muss man nicht haben, sondern gemacht haben! Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt II 8) Biallo 1994; Grell 2005; von der Horst 2004.
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Wissenschaftliche Laufbahnplanung
Die klassische Variante einer Festanstellung oder gar Professur wird von den wenigsten Wissenschaftlern erreicht. Auch nach der Promotion gilt es zumeist, sich über befristete Verträge zu finanzieren, z. B. mittels Projekt- oder Postdoc-Stellen, die in der Regel auf ein bis zwei Jahre angelegt sind. Diese bieten die Möglichkeit, sich weiter im wissenschaftlichen Bereich zu profilieren und können als Sprungbrett für eine spätere Festanstellung dienen, ohne dass dies aber selbstverständlich wäre. Viele nehmen die Unsicherheit bez. Vertragsdauer und gesicherten Einkommens für die Freiheiten und die Freude, die der Beruf mit sich bringen kann, in Kauf. Insbesondere hinsichtlich Familienplanung und Belastungen für die Partnerschaft durch häufige Standortwechsel ist dies keine leichte Entscheidung. Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn sehr gute wissenschaftliche Leistungen erst mit jahrelanger Verspätung anerkannt werden. Es empfiehlt sich, Themen zu wählen, für die Sie sich lange begeistern können. Auch sollten Sie über Durchhaltevermögen sowie ein Sie unterstützendes privates Umfeld verfügen. Ehrgeiz und Elan
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sind ebenfalls unabdingbar. Trotz aller Nachteile des steinigen Weges eines Wissenschaftlers birgt dieser Beruf immerhin eine hohe gesellschaftliche Anerkennung, eine Chance zur Selbstverwirklichung bzw. ein interessantes Leben in sich. Denn es existieren für flexible Wissenschaftler immer noch vielfältige Möglichkeiten im Hinblick auf ein (internationales) Betätigungsfeld und das Kennenlernen von Natur, Menschen und Kulturen. Sie sollten sich also bis zum Abschluss der Promotion entscheiden, ob Sie trotz der bestehenden Unwägbarkeiten eine wissenschaftliche Karriere verfolgen oder sich lieber anderen öffentlichen Aufgaben oder der Privatwirtschaft zuwenden möchten. Sprunghaft ansteigende Zahlen von Habilitationsverfahren und das Instrument der Juniorprofessur bei gleichzeitigem Abbau der Stellen erzeugen eine verschärfte Konkurrenzsituation. Dies hat zur Folge, dass nur wenige Promovierte das klassische Ziel der Professur erreichen. Die Berufungsverfahren sind mit einer Durchschnittsdauer von zwei Jahren langwierig und oft undurchschaubar von Ränkespielen durchsetzt. Wer sich eine solche Professur jedoch „erkämpft“ hat, muss sich zwar um Stellenbefristung und Einkommenshöhe zunächst keine Sorgen mehr machen, sieht sich aber ggf. mit den Problemen hoher Studierendenzahlen und eines lähmenden Bürokratieapparates konfrontiert. Eine weitere Möglichkeit bietet eine Stelle an einer ausländischen Universität. Es gibt diverse Länder, welche großen Zulauf von deutschen Wissenschaftlern verzeichnen, aber aufgrund der Fremdsprachenkenntnisse kann gesagt werden, dass anglophone Länder bei der Wahl vorne liegen. Wichtig ist hierbei auch, sich die Gepflogenheiten und (Wissenschafts-)Kulturen des Aufnahmelandes vorher bewusst zu machen, da hier Unterschiede bestehen können. Von Bedeutung bei einem solchen Schritt ist zudem das Verständnis und die Unterstützung der Familie. Sorgfältig verhandelte Auslandsoptionen können eine sehr gute Alternative zu einer Tätigkeit im Inland darstellen (vgl. Abschnitte VI 4 und VII 2). Wie können Sie sich in der Wissenschaft etablieren? Ein Forscher zeichnet sich durch Flexibilität, Neugier, den richtigen Riecher und Arbeitseinsatz bis hin zur Besessenheit aus, wie überall sonst in der Arbeitswelt auch. Denn der Alltag besteht für die wenigsten Wissenschaftler aus reiner Forschung, sondern wird zu gleichen Teilen von Lehre und sonstigen Aufgaben bestimmt (z. B. Projektanträge, Wissenschaftsmanagement, Gremienarbeit, Konferenzorganisation, Öffentlichkeitsarbeit und andere „Querschnittsaufgaben“). Bei den Bewerbungen im Wissenschaftsbereich spielt häufig die Anzahl der internationalen Publikationen mit Peer-Review-Verfahren und eingeworbenen Drittmittel eine große Rolle. Anerkennung und Ruhm müssen zwar „erforscht“ werden, aber diesbezügliche Leistungen sind nicht immer objektiv einschätzbar. Deshalb kommt es auch darauf an, sich in der Wissenschaftsgemeinde gut zu verkaufen und sich durch ausgezeichnete Lehre, hervorragende Präsentationen auf Konferenzen und oft auch stringente Mitarbeiterführung sowie erfolgreiches Projektmanagement auszuzeichnen. Worauf sollten Sie bereits im Promotionsprozess achten? Eine sehr gute Promotion ist zwar sehr schön, aber für einen Posten in der akademischen Welt nicht ausreichend. Die meisten Forschungsinstitute und Fakultäten verlangen bei der Stellenvergabe heutzutage neben dem Doktortitel auch eine Veröffentlichungsliste
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II Rahmenbedingungen
und daher ist es umso wichtiger, neben dem Promovieren auch an die Publikation von Artikeln oder an Vorträge auf Tagungen zu denken. Bei einer Promotion, die an eine Mitarbeit in einer Universität oder Forschungsrichtung gebunden ist, erfolgt der Kontakt zur akademischen Fachwelt durch die Kollegen in der Fakultät, die Vorbereitung von Kursen und Seminaren oder durch Zuarbeiten für den betreuenden Professor. Überdies machen Aushänge auf Konferenzen, Veranstaltungen u. Ä. aufmerksam. Die wichtigsten Fachzeitschriften und Fachbücher sind (oft, aber zunehmend seltener) in der Fakultätsbibliothek oder online via Rechnerkennung (in der Tendenz ebenfalls langsam abnehmend) oder Open Access (schnell zunehmend) zugänglich, um sich über die wissenschaftlichen Strömungen und neue Schwerpunkte innerhalb des Forschungsbereiches auf dem Laufenden zu halten. Während Sie zu Ihrem Thema forschen, werden Sie auf viele Themenbereiche stoßen, die zwar höchst interessant sind, aber für das eigentliche Forschungsvorhaben vielleicht zu weit führen oder sogar das Thema verlassen. Diese „Abfallprodukte“ können Sie in Form von Artikeln veröffentlichen. Vergessen Sie dabei allerdings nicht, dass ohnehin nur ein kleiner Teil der hohen Anzahl von eingereichten Aufsätzen von renommierten Fachverlagen akzeptiert wird. Sie sollten nicht enttäuscht sein, wenn Ihr Artikel abgelehnt wird, denn dieses passiert „gestandenen“ Wissenschaftlern genauso. Überlegen Sie sich, was mit dem abgelehnten Artikel geschehen soll. Hausreihen, Web-Zeitschriften, Preprint-Server oder eine eigene Website, auf der Sie Ihr Thema vorstellen, können hier gute Ausweichmöglichkeiten bieten. Seien Sie vorsichtig, „fertige“ Kapitel oder Abschnitte Ihrer noch nicht abgeschlossenen Dissertation zu veröffentlichen; prüfen Sie vorher in der Promotionsordnung Ihrer zuständigen Fakultät nach, inwiefern bereits veröffentlichte Teile in der Dissertation erneut angeführt werden dürfen! Geben Sie Vortrags- und Artikelmanuskripte Ihrem Betreuer und Kollegen zum Gegenlesen, um wertvolle Hinweise zu erhalten. Ersterer kann durch seine Kontakte seinem Promovierenden z. B. mit einem Empfehlungsschreiben helfen, einen Artikel bei einer Fachzeitschrift unterzubringen. Organisiert der Betreuer eine wissenschaftliche Konferenz oder die Publikation eines Sammelbandes, kann der Promovierende in diesem Rahmen die Möglichkeit finden, einen Aspekt seines Forschungsvorhabens zu präsentieren und evtl. zu veröffentlichen. Promovierende, die die Promotion durch ein Stipendium finanzieren, haben diese Optionen dagegen nur in bedingtem Maße. Sie sind daher auf Eigeninitiative angewiesen, z. B. durch eine aktive Teilnahme an Promovierendenseminaren (falls diese in regelmäßigen Abständen stattfinden, was nicht immer der Fall ist), Besuch von Veranstaltungen, die von der fördernden Institution organisiert werden, Austausch mit anderen Stipendiaten, regelmäßigen Kontakt zum Betreuer. Auch Konferenzbesuche „auf eigene Faust“ können helfen, sich im wissenschaftlichen Diskurs zu etablieren, sind aber oft schwer zu finanzieren. Promovierende, die ihre Promotion durch eine nichtwissenschaftliche Tätigkeit finanzieren, haben es in dieser Hinsicht doppelt schwer. Es bleibt ihnen neben der Erwerbstätigkeit wenig Zeit, an der Dissertation zu arbeiten und noch weniger Zeit, sich wissenschaftlich auf dem Laufenden zu halten. Da Sie seltener Gelegenheit haben, an Seminaren,
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Vorlesungen oder Konferenzen teilzunehmen, können Sie in Gefahr geraten, den Kontakt zum wissenschaftlichen Diskurs zu verlieren. Grundsätzlich sind daher folgende Punkte von großer Wichtigkeit: • Melden Sie sich bei Diskussionsforen zu Ihrem Themenbereich an (auch bei ausländischen, um einerseits die Diskussionen außerhalb Deutschlands zu verfolgen und andererseits Ihre Fremdsprachenkenntnisse zu vertiefen). • Reagieren Sie auf passende Call for Papers, denn es ist eine sehr gute Übung, ein Abstract über einen Teilbereich seines Themas zu schreiben. Auch wenn das Abstract nicht akzeptiert wird, haben Sie etwas gelernt bzw. einen Text formuliert, den Sie später noch weiter nutzen können. • Konsultieren Sie regelmäßig die einschlägigen Zeitschriften, besonders in Hinblick auf Rezensionen neu erschienener Fachpublikationen. • Nehmen Sie an Konferenzen und Seminaren teil, soweit es Ihr Zeit- und Geldbudget zulässt. In einigen Disziplinen ist es üblich, an Konferenzen ohne eigenen Vortrag teilnehmen – nutzen Sie diese Möglichkeit des Networking zur Informationsgewinnung und Kontaktaufnahme. • Konzipieren Sie fach- oder populärwissenschaftliche Artikel und reichen Sie diese bei Verlagen oder Zeitschriften ein. • Lassen Sie die von Ihnen verfassten Texte (Aufsätze, Vorträge aber auch Kapitel) von Kollegen oder Freunden gegenlesen, um konstruktive Kritik zu erhalten und um nicht dem Tunnelblick zu erliegen. • Beteiligen Sie sich an der Erstellung von Projektanträgen: Bleiben Sie im wissenschaftlichen Bereich, ist diese Erfahrung von unschätzbarem Wert. Lernen Sie dabei von erfolgreichen Projektleitern. Eine derartige Schulung in wissenschaftlichem und strategischem Denken kann sich auch positiv auf die Konzeption Ihres Promotionsprojektes auswirken (vgl. Abschnitt III 1). • Sammeln Sie erste Lehrerfahrungen: Durch die Vorbereitung, die das Wissen in vermittelbare Einheiten aufteilt, werden Ihnen eigene Wissenslücken klarer und Sie bekommen im besten Falle Inspiration und Anregungen durch die Mitarbeit der Studierenden. Weiterhin wirkt eine Lehrtätigkeit positiv in Ihrem Lebenslauf. Belegen Sie zum Zwecke Ihrer Professionalisierung hochschuldidaktische Fortbildungen! An einigen Hochschulen, z. B. an der Universität Hamburg, gibt es diesbezügliche Lehrzertifikate bzw. Aufbaustudiengänge für Promovierende und Promovierte. Generell sollten Sie sich vor Augen führen, dass Wissenschaftler im internationalen Wettbewerb stehen, meist in Gruppen arbeiten und mit öffentlichen Geldmitteln umgehen (weshalb sie rechenschaftspflichtig sind). Sie sollten auch wissen, dass der Beruf recht fehlerintolerant ist und Sie sich ständig weiterzubilden haben. Wissenschaft muss in Bewegung sein, Gedankengebäude sollten ständig evaluiert und, wenn nötig, eingerissen werden: Wissenschaft kann Schlachtfeld heißen. Im klassischen Sinne wird ein Wissenschaftler anhand der wissenschaftlichen Leistung, seiner Lehr- und Öffentlichkeitsarbeit und des Einwerbens von finanziellen Mitteln evaluiert. Dass das persönliche Verhalten ebenso eine Rolle spielt, wird dabei häufig nicht erwähnt: Zu Recht wird von Ihnen persönlich ein stets korrektes Verhalten gegenüber Ihren Kollegen erwartet (so fordert die DFG von jeder ge-
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förderten Forschungseinrichtung einen expliziten Code of Conduct). Langfristig beschäftigt werden Sie nur, wenn Sie sich zudem über Ihre wissenschaftlichen Qualifikationen hinaus als kommunikativ und freundlich erweisen. Fazit: Beginnen Sie Ihre wissenschaftliche Karriere früh und werden Ihre diesbezüglichen Leistungen von der Wissenschaftsgemeinde dementsprechend honoriert, wird es bei dem Weg zu Ihrem Ziel, Wissenschaftler zu werden, nur wenige (böse) Überraschungen geben. Keep Networking! Die Teilnahme an Kongressen – ob mit oder ohne eigenen Vortrag – ist eine Möglichkeit, seinen Platz in der Wissenschaftsgemeinde zu finden. Doch nicht alle Promovierenden können diese Gelegenheit bereits in der Promotionsphase nutzen: Nur zwei Drittel haben an Kongressen in Deutschland teilgenommen, ohne selbst vorzutragen, und knapp die Hälfte mindestens einmal aktiv, also als Referent (Thesis 2004). Reisen zu Kongressen im Ausland sind noch seltener: 44 % aller Promovierenden haben an Kongressen im Ausland teilgenommen, 71 % von ihnen haben bereits im Ausland vorgetragen (Thesis 2004).
10 Steuerfragen Einem Promovierenden stellen sich v. a. folgende Fragen: Kann ich die Kosten, die mir für meine Promotion entstehen, angefangen von Kopierkosten bis hin zu Mietaufwendungen für eine universitätsnahe Wohnung, steuerlich absetzen? Muss ich Stipendien, die ich erhalte, versteuern? Was ist bei einem Gehalt als wissenschaftlicher Mitarbeiter zu beachten, wenn ich neben dieser Stelle auch noch an meiner Dissertation arbeite? Auf diese Fragen wird im Folgenden eingegangen. Die Kosten für die Promotion gehören nach neuer Rechtsprechung zu den voll abziehbaren Werbungskosten (Bundesfinanzhof, Urteil vom 4. November 2003, Aktenzeichen VI R 96/01, Bundessteuerblatt 2004 II, 891). Das Urteil bezieht sich allerdings auf eine berufsbegleitende Promotion. Hierdurch wird die alte Rechtsprechung des Bundesfinanzhofes, nach der Promotionskosten Ausbildungskosten sind, die lediglich einem beschränkten Sonderausgabenabzug unterliegen, hinfällig. Die Promotionskosten sind sog. vorweggenommene Werbungskosten und in vollem Umfang abzugsfähig, sofern die Werbungskostenpauschale von 920 € überschritten ist. Sollten sich die Werbungskosten während der Promotion mangels Einkünften in dem aktuellen Veranlagungszeitraum nicht auswirken, weil der Promovierende in dem betreffenden Kalenderjahr keine ausreichenden Einkünfte erzielt hat, so können diese Aufwendungen anhand eines sog. Verlustvortrages mit späteren Einkünften steuermindernd verrechnet werden. Auch ein sog. Verlustrücktrag, also eine Verrechnung der Verluste infolge der Promotionskosten mit Einkünften aus früheren Veranlagungszeiträumen ist möglich. Selbst wenn nach der Promotion keine nichtselbstständige, d. h. eine gewerbliche oder freiberufliche
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Tätigkeit ausgeübt wird, können die Promotionskosten abgesetzt werden; in diesem Fall kann es sich um vorweggenommene Betriebsausgaben handeln. Es ist allerdings notwendig, dass Sie bereits während der Promotionszeit, auch wenn Sie keine Einnahmen erzielen, jedes Jahr eine Steuererklärung abgeben und darin ein negatives Einkommen als „vorweggenommene Werbungskosten“ angeben. Nur so kann das Finanzamt einen in der Zukunft zu berücksichtigenden Verlust feststellen. Damit Promotionskosten als Werbungskosten anerkannt werden, ist ein hinreichend konkreter, objektiv feststellbarer Zusammenhang mit den künftigen Einnahmen aus dem angestrebten Beruf notwendig. Für die Anerkennung von Promotionskosten ist im bereits erwähnten Urteil „… entscheidend, dass ein Doktortitel für das berufliche Fortkommen von erheblicher Bedeutung ist; teilweise ist sein Erwerb sogar unabdingbar. (…) Überdies ist ein Doktortitel für bestimmte Berufe eine formale Zugangsvoraussetzung.“ Daher ist es wichtig, dass für Sie ein beruflicher Grund für die Promotion wie bessere Berufsaussichten oder Aufstiegschancen durch den Doktortitel bestehen bzw. Sie durch den Doktortitel erst Zugang zu einem bestimmten Beruf erhalten. Von entscheidender Bedeutung für den Werbungskosten- bzw. Betriebsausgabenabzug ist es daher, dass Sie dem Finanzamt die beruflichen oder betrieblichen Gründe für das Promotionsstudium darstellen können. Sie tragen hierbei die Beweislast. Hilfreich dürfte die Argumentation sein, dass Sie durch den Nachweis der wissenschaftlichen Qualifikation einer Promotion zusätzliche Kundenaufträge bekommen möchten oder dass der künftige Arbeitgeber eine Promotion als Einstiegsvoraussetzung von Ihnen verlangt. Ob vorwegnehmbare Werbungskosten oder Betriebsausgaben vorliegen, können Sie anhand nachfolgender Fragen bzw. Kriterien in Absprache mit Ihrem Steuerberater oder dem zuständigen Bearbeiter im Finanzamt prüfen: • Ist die Promotion auf die Erzielung von Einkünften i. S. d. Einkommensteuergesetzes ausgerichtet? • Dient die Promotion dem beruflichen Fortkommen? • Besteht für die konkreten Kosten, die abgezogen werden sollen, ein berufsbezogener Veranlassungszusammenhang? Der Bundesfinanzhof hat in dem eingangs erwähnten Urteil bisher nur den Fall der berufsbegleitenden Promotion zugunsten des Steuerpflichtigen entschieden. Nicht abschließend geklärt ist der Fall einer Promotion, die sich an ein Studium direkt nach dem Abitur anschließt. Bis auch hier ein Urteil vorliegt, sollten Sie in jedem Fall Belege sammeln bzw. den Steuerbescheid offen halten. Eine rechtliche Unsicherheit besteht weiterhin hinsichtlich der Zuordnung der Kosten. So sind ab dem 1. Januar 2004 Aufwendungen für ein Erststudium stets zu den Lebenshaltungskosten zu rechnen (§ 12 Nr. 5 EStG), die nur im Rahmen des Sonderausgabenabzugs bis zu einem Höchstbetrag von 4.000 € berücksichtigt werden können. Bei Zuordnung der Promotionskosten zu den Aufwendungen im Rahmen des Erststudiums fallen diese dann ebenfalls unter die Abzugsbeschränkung. Eine Entscheidung der obersten Finanzbehörden der Länder steht noch aus. Falls Ihnen der Werbungskostenabzug versagt wird, sollten Sie gegen den Steuerbescheid Einspruch erheben.
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Zu den Kosten für eine Promotion gehören alle Aufwendungen für die Erstellung der Dissertation, Konferenzteilnahmen und zur Ablegung der mündlichen Prüfung, wie z. B. (Theisen 2002, 14): • Aufwendungen für Fachbücher und Fachzeitschriften; • Aufwendungen für Büro- und Schreibmaterial; • Aufwendungen für Fotokopien und Leihverkehrsgebühren; • Aufwendungen für Telefon, Telefax, Internetzugang und Portokosten; • Anschaffung und Nutzung eines Computers, so z. B. PC oder Laptop, Bildschirm, Drucker, Textverarbeitungsprogramme (vgl. Abschnitt III 5), Literaturverwaltungssoftware (vgl. Abschnitt III 4), Toner, Papier und Speichermedien zur Datensicherung (vgl. Abschnitt III 6) sowie Wartungskosten; • Einschreibe- und Studiengebühren; • Kosten für ein vorgeschriebenes Promotionsstudium (vgl. Abschnitt II 3); • Teilnahmegebühr an Seminaren oder Kongressen; • Fahrtkosten in tatsächlicher Höhe (bei Verwendung eines Autos 0,30 € pro gefahrenem Kilometer; Bahn- und Flugkosten; Taxikosten vor Ort), bei z. B. Tagungen, Archivbesuchen, Bibliotheksbesuchen, Besprechungen mit dem Betreuer oder dem Verlag; • Übernachtungskosten in angefallener Höhe; • Verpflegungsmehraufwand, abgerechnet nach den Reisekostengrundsätzen (allerdings erst bei mehr als acht Stunden Abwesenheit von der Wohnung); • Kosten für doppelte Haushaltsführung anlässlich einer Promotion, d. h. es können sogar die Mietkosten für eine universitätsnahe Wohnung abgezogen werden, sofern die Voraussetzungen einer doppelten Haushaltsführung vorliegen; • fachspezifische Übersetzungskosten; • Kosten für das häusliche Arbeitszimmer (bis zu 1.250 € abziehbar); • Kosten für die Veröffentlichung, der sog. Druckkostenzuschuss (vgl. Abschnitt VI 3.2.1). Auch bei den Aufwendungen für die Promotion müssen alle Ausgaben dokumentiert werden, d. h. es müssen auf jeden Fall Nachweise in Form von Belegen, Zahlungsquittungen, Kontoauszügen über das Jahr gesammelt werden, wobei es sich am Jahresende auszahlt, wenn diese Sammlung bereits strukturiert erfolgte. Häufig kann es sich lohnen, bereits erstattete Reisekostenrückzahlungen daraufhin zu untersuchen, ob alle angefallenen Kosten erstattet wurden. Treten Differenzbeträge auf, können diese steuerlich geltend gemacht werden. Steuerlich bedeutsam ist die Honorarregelung bei Abschluss eines Verlagsvertrages (vgl. Abschnitt VI 3.2.1) für die zwingend vorgeschriebene Veröffentlichung der Dissertation. Vor der neuen Bundesfinanzhof-Rechtsprechung war dieser Verlagsvertragsabschluss die einzige Möglichkeit zur Berücksichtigung von Promotionskosten, da unabhängig von der individuellen Zielsetzung der Promotion durch Abschluss des Verlagsvertrages mit (angemessener) Gewinnbeteiligung Einkünfte aus selbstständiger (schriftstellerischer) Tätigkeit zu erzielen waren (Theisen / Zeller 2003, 1756). Ist in dem Verlagsvertrag eine Gewinnbeteiligung vorgesehen und kann dabei ein Überschuss der Einnahmen über die Ausgaben
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nicht von vorneherein ausgeschlossen werden, so können Selbstständige die durch die Veröffentlichung entstandenen Kosten als Betriebsausgaben aus freiberuflicher schriftstellerischer Tätigkeit steuerlich geltend machen (Theisen 2002, 15). Das gilt gleichermaßen für Verlagsvergütungen durch die Einreichung von Beiträgen, bspw. in Zeitschriften und Sammelbänden, und für Vergütungen durch die VG Wort (vgl. Abschnitt VI 3.4). Einkünfte als wissenschaftlicher Mitarbeiter (vgl. Abschnitt II 7.1) im Zusammenhang mit der Dissertation sind als Einkünfte aus nichtselbstständiger Tätigkeit zu versteuern. Kosten, die der Mitarbeiter im Zusammenhang mit der Tätigkeit trägt, sind als Werbungskosten abziehbar. Es gelten die lohnsteuerlichen Regelungen wie die Möglichkeit der Ausnutzung des Werbungskostenpauschbetrages. Wichtig im Hinblick auf etwaige Promotionskosten ist, dass prinzipiell strikt zwischen Kosten für die Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter und den Promotionskosten getrennt werden sollte. Natürlich ergeben sich teilweise Differenzierungsprobleme, da sich ein und dieselbe Tätigkeit als nützlich für die Promotion und für die Arbeitstätigkeit erweisen kann. In einem solchen Fall empfiehlt es sich, dem Finanzamt (durch eine kurze Ausführung auf einem gesonderten Blatt als Anlage zur Steuererklärung) plausibel darzulegen, welche Kosten der Promotion und welche Kosten der Mitarbeitertätigkeit zugeordnet wurden und nach welchem Kriterium differenziert wurde. Weiterhin können Stipendien (vgl. Abschnitt II 7.3), die Sie im Zusammenhang mit Ihrer Promotion erhalten, grundsätzlich steuerbar sein. Sie sind dann zu versteuern, wenn die Vorteile, die durch das Stipendium gewährt werden, unter eine der sieben Einkunftsarten des Einkommensteuergesetzes fallen. Das ist grundsätzlich der Fall, wenn Sie die Promotionskosten als beruflich veranlasst ansehen. Die Stipendienvorteile dürften dann ebenfalls beruflich veranlasst sein und unter die gleiche Einkunftsart wie die Promotionskosten fallen. In einem solchen Fall ist unbedingt das Saldierungsverbot zu beachten: In der Steuererklärung sind Kosten und Stipendienvorteile in voller Höhe anzugeben, eine Verrechnung (Saldierung) ist nicht gestattet. Stipendien der klassischen Stipendienorganisationen sind jedoch oft im Rahmen des Ausnahmetatbestandes des § 3 Nr. 44 EStG steuerbefreit. Nach dieser Vorschrift sind diejenigen Stipendien steuerfrei, „… die unmittelbar aus öffentlichen Mitteln oder von zwischenstaatlichen oder überstaatlichen Einrichtungen, denen die Bundesrepublik Deutschland als Mitglied angehört, zur Förderung der Forschung oder zur Förderung der wissenschaftlichen ... Ausbildung oder Fortbildung gewährt werden. Das Gleiche gilt für Stipendien, die zu den gerade genannten Zwecken von einer Einrichtung, die von einer Körperschaft des öffentlichen Rechts errichtet ist oder verwaltet wird, oder von einer [gemeinnützigen] Körperschaft, Personenvereinigung oder Vermögensmasse gegeben werden.“ Voraussetzung für die Steuerfreiheit ist, dass die Stipendien einen für die Erfüllung der Forschungsaufgabe oder für die Bestreitung des Lebensunterhalts und die Deckung des Ausbildungsbedarfs erforderlichen Betrag nicht übersteigen und nach den von dem Geber erlassenen Richtlinien vergeben werden. Ferner ist erforderlich, dass der Empfänger im Zusammenhang mit dem Stipendium nicht zu einer bestimmten wissenschaftlichen oder künstlerischen Gegenleistung oder zu einer Arbeitneh-
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mertätigkeit verpflichtet ist. Darüber hinaus darf bei Stipendien zur Förderung der wissenschaftlichen Fortbildung zum Zeitpunkt der erstmaligen Gewährung eines solchen Stipendiums der Abschluss der Berufsausbildung des Empfängers nicht länger als zehn Jahre zurückliegen. Obige Ausführungen stellen keine abschließende Erörterung aller denkbaren steuerlichen Aspekte dar und können natürlich nicht die besonderen Aspekte der jeweiligen Situation des Promovierenden berücksichtigen. Zudem sollten diese keinesfalls als Checkliste verstanden werden; vielmehr ist sorgfältig zu prüfen, ob die entsprechenden Voraussetzungen vorliegen. Im Zweifel sollten Sie unbedingt einen Steuerberater konsultieren. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt II 10) Prinz 2005.
11 Krankenversicherung Für welche Kranken- und Pflegeversicherung Sie sich entscheiden, hängt davon ab, ob Sie ein Einkommen haben und wenn ja, in welcher Höhe. Promovierende ohne eigenes Einkommen können sich entweder gar nicht oder freiwillig versichern. Verzichten Sie auf einen Versicherungsschutz, müssen Sie alle Krankheitskosten aus eigener Tasche bezahlen, auch eine teure Krankenhausbehandlung. Wer nicht so gerne „Russisches Roulette“ spielt, der sollte sich krankenversichern. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten. Die eine ist der Abschluss einer privaten Versicherungspolice, die andere besteht darin, sich bei einer gesetzlichen Krankenversicherung in Form einer sog. „freiwilligen Mitgliedschaft“ zu versichern. Bei privaten Krankenversicherungen ist die Prämie nach Gesundheitszustand, Alter und Geschlecht gestaffelt. Außerdem hängt die Prämienhöhe von Vorversicherungszeiten in der privaten Krankenkasse und vom gewählten Leistungskatalog ab. Eine kostenlose Mitversicherung von Ehegatten ohne eigenes Einkommen und Kindern gibt es hierbei nicht. In der gesetzlichen Krankenkasse ist der Leistungskatalog dagegen für alle Mitglieder gleich. Allerdings ist zu befürchten, dass in Zukunft besondere Leistungen in der ärztlichen Versorgung nur noch privat Versicherten oder Selbstzahlern zur Verfügung stehen und sich gesetzlich Versicherte auf eine Einschränkung der Behandlungspalette einstellen müssen. Eine freiwillige Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenkasse steht denjenigen Promovierenden offen, die eine Vorversicherungszeit von zwölf Monaten in einer gesetzlichen Krankenkasse erfüllen. Für freiwillig versicherte Promovierende gilt leider der günstige Studierendenbeitrag von rund 54 € nicht mehr. Sie sind vielmehr gezwungen, den wesentlich höheren Mindestbeitrag von rund 119 € für die Kranken- und Pflegeversicherung zu entrichten. Der Beitrag orientiert sich an einem gesetzlich unterstellten Mindesteinkommen von 805 €. Diese Versiche-
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rungsleistung beinhaltet keine Krankengeldzahlungen. Dafür muss eine private Zusatzversicherung abgeschlossen werden. Haben Promovierende dagegen ein eigenes Arbeitseinkommen, werden sie sozialversicherungspflichtig und müssen sich bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichern. Überschreitet das Einkommen aber 3.900 €, sind Sie – genau wie andere Arbeitnehmer – von dieser Versicherungspflicht befreit. Ab dieser Versicherungspflichtgrenze ist ein Wechsel in eine private Krankenkasse jederzeit möglich. Beamte sind grundsätzlich von der Versicherungspflicht befreit und können deshalb unabhängig von ihrem Einkommen in eine private Krankenkasse wechseln. Sind Sie durch ein Arbeitsverhältnis gesetzlich versichert, beträgt Ihr Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung im Schnitt 14 % und wird je zur Hälfte vom Arbeitgeber und von Ihnen als Arbeitnehmer getragen. Ist einmal die Beitragsbemessungsgrenze von 3.525 € erreicht, steigt der Beitrag nicht weiter an. Damit liegt der Höchstbetrag, der für eine Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung entrichtet werden muss, bei rund 495 €. Für die Pflegeversicherung werden 1,7 % vom Einkommen fällig, die ebenfalls von Ihnen und Ihrem Arbeitgeber gemeinsam übernommen werden. Falls Sie noch kein Kind haben, erhöht sich Ihr Beitrag zur Pflegeversicherung um weitere 0,25 % vom Einkommen, die Sie alleine – also ohne Beitrag des Arbeitgebers – entrichten müssen. Ehegatten ohne eigenes Einkommen sowie Kinder sind in der gesetzlichen Krankenkasse beitragsfrei mitversichert. Für Promovierende, die eine Familie planen, ist dies einer der großen Vorteile gegenüber einer privaten Krankenversicherung. Durch den Wettbewerb der Krankenkassen variieren die Beitragssätze zwischen den Kassen leicht; ein Kassenwechsel innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung ist unter Einhaltung der Kündigungsfristen jederzeit möglich. Eine leicht abgewandelte Regelung für die Prämienbemessung gilt bei sog. Mini-Jobs mit einem monatlichen Verdienst zwischen 400 € und 800 €. Auch hier teilen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber den Beitrag, allerdings übernehmen die Arbeitgeber den größeren Anteil, sodass Ihr Beitrag bei einem Verdienst von 400 € nur rund 5 € betragen würde. Bringt der Mini-Job 600 €, müssen Sie mit 30 € und bei 800 € mit 56 € als Versicherungsbeitrag rechnen. Eine vergleichsweise ungünstige Regelung besteht dagegen bei allen Mini-Jobs, bei denen Sie weniger als 400 € verdienen. Der Arbeitgeber führt hierbei eine pauschale Sozialversicherungsabgabe ab, in dieser ist jedoch kein Krankenversicherungsschutz enthalten. Sie müssten sich zusätzlich krankenversichern. Aus krankenversicherungstechnischer Sicht kann deshalb niemandem, der nicht z. B. über den Ehegatten bereits versichert ist, empfohlen werden, einen Mini-Job unter 400 € anzunehmen. Promovierende, die eine selbstständige Beschäftigung z. B. auf Honorarbasis aufgenommen haben, sind ebenfalls vor die Wahl gestellt, sich über eine private oder gesetzliche Krankenkasse zu versichern. Eine gesetzliche Krankenkasse darf aber in der Regel nur derjenige wählen, der dort bereits Mitglied war. Eine private (risikobemessene) Versicherung wird von jungen Männern bevorzugt, denn gerade diese können mit besonders niedrigen Versicherungsbeiträgen rechnen. Wird der Promovierende dagegen freiwilliges Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse, so richtet sich der Beitrag nach dem Einkommen. Es wird von der Krankenkasse in diesem Fall ein Mindesteinkommen angenommen, nur liegt das wesentlich
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II Rahmenbedingungen
höher als die zuvor genannten 805 €, nämlich bei rund 1.800 €. Der Mindestbeitrag zur gesetzlichen Krankenkasse liegt für Selbstständige damit bei rund 250 €. Selbstständige müssen den gesamten Beitrag leisten, d. h. auch den Teil, der bei abhängig Beschäftigten vom Arbeitgeber übernommen wird. Manch einer ist in der Situation, dass er zu Beginn der Dissertation bereits privat krankenversichert ist. Das hat sicher viele Vorteile in Bezug auf die Leistung der Krankenversicherungen, da diese oft einen deutlich höheren Anteil der entstandenen Arztkosten übernehmen als gesetzliche Krankenkassen. Allerdings sollten Sie die laufenden Kosten einer Privatversicherung dabei nicht unterschätzen. Eine Versicherungsprämie kann schon mal um die 200 € kosten. Als Promovierender oder wenn Sie über 30 Jahre alt sind, gelten in der Regel nicht mehr die gleichen Bedingungen wie für Studierende. Das bedeutet konkret, dass der günstigere Ausbildungstarif, den viele private Krankenversicherungen anbieten, von manchen Versicherungen nicht mehr angeboten wird. Sie müssen sich freiwillig versichern, was die Prämie leicht um weitere 100 € erhöhen kann. Viele Krankenversicherungen sind allerdings in der Einschätzung, ob Sie Studierender oder Promovierender sind, kulant und berechnen bis zum 34. Lebensjahr den Ausbildungstarif. Spätestens dann müssen Sie bei den meisten Krankenversicherungen in den normalen Tarif wechseln. Wenn Sie als Promovierender privat versichert sind, sollten Sie sich vor Versicherungsabschluss genau erkundigen, wie der Ausbildungstarif eingestuft wird. Es kann nämlich vorkommen, dass ein Wechsel in den „normalen“ Tarif mit einem Neueintritt gleichgestellt wird. Dabei wird dann der „normale“ Tarif mit dem höheren Beitrittsalter berechnet, auch wenn Sie schon seit vielen Jahren in ein und derselben Krankenversicherung sind. Ob eine Gesundheitsprüfung, die bei den privaten Krankenversicherungen bei Eintritt vorgenommen wird, erneut gemacht werden muss, hängt von den Bedingungen des Ausbildungstarifs ab. Es könnte also sein, dass Sie beim Wechsel in einen anderen Tarif innerhalb der gleichen Versicherung aufgrund zwischenzeitlich aufgetretener (chronischer) Erkrankungen im Falle einer erneuten Gesundheitsprüfung mit einer deutlich höheren Prämie rechnen müssen. Deshalb sollten Sie für sich durchrechnen, ob es günstiger ist, vorzeitig in den „normalen“ Tarif zu wechseln, um ein niedrigeres Beitrittsalter und damit – auf Lebenszeit – eine geringere Prämie zu haben, oder ob Sie den Ausbildungstarif so lange wie möglich ausnutzen und dabei sparen und später die höhere Prämie in Kauf nehmen, z. B. weil der Wechsel in die gesetzliche Versicherung ohnehin ansteht. Der Schritt zurück in die gesetzliche Krankenkasse ist, einmal von der Versicherungspflicht befreit, nur möglich, wenn Sie eine versicherungspflichtige Stelle für mindestens zwölf Monate am Stück angenommen oder innerhalb von 24 Monaten insgesamt zwölf Monate lang versicherungspflichtig gearbeitet haben. Das ist z. B. nicht möglich, wenn Sie sich nach dem Studium und der Promotion selbstständig machen. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt II 11) BMGS 2005.
III
Planung und Organisation
Nachdem Sie alle Rahmenbedingungen für Ihr Dissertationsprojekt geklärt haben, sollten Sie sich nun mit dessen Planung und Organisation beschäftigen. Im Folgenden werden Ihnen die dazu notwendigen Hilfsmittel vorgestellt, wie Projektund Zeitmanagement, Literaturrecherche und -verwaltung sowie die Wahl eines Textverarbeitungsprogramms und die notwendige Datensicherung.
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Projektmanagement
Die Promotion ist mit Sicherheit kein Projekt wie jedes andere. Einige Rahmenbedingungen und Aufgabenstellungen unterscheiden sich deutlich vom klassischen Projektmanagement, jedoch lassen sich viele Gemeinsamkeiten finden. Auch hier steht die Zielerreichung innerhalb eines begrenzten Zeitraumes im Vordergrund, also letztendlich der erfolgreiche Abschluss des Promotionsvorhabens. Ohne die Bereitschaft, alle verfügbaren Energien für dieses Ziel einzusetzen, sollten Sie damit eigentlich gar nicht erst beginnen. Denn auch die Promotionszeit ist ein Teil der endlichen Lebenszeit (Knigge-Illner 2002a, 59). Unter einem Projekt wird ein „Vorhaben [verstanden], das im wesentlichen durch Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet ist, wie z. B. • Zielvorgabe, • zeitliche, finanzielle, personelle oder andere Begrenzungen, • Abgrenzung gegenüber anderen Vorhaben, • projektspezifische Organisation“ (DIN 1987, 1). Aufgrund der Tatsache, dass der Promovierende die Dissertation selbstständig erstellen und dies eidesstattlich erklären muss, gibt es bei der Promotion keine projektspezifische Organisationsform. Dennoch lässt sich diese als Projekt auffassen, da alle anderen Kriterien erfüllt sind. Das Projektmanagement stellt sicher, dass ein Vorhaben im Rahmen der geplanten Zielvorgaben – wie Aufwand, Dauer und Qualität – erfolgreich abgeschlossen werden kann (Thommen / Achleitner 1998, 866). Die gegenseitige Abhängigkeit dieser drei Ziele stellt das magische Dreieck dar (vgl. Abb. 9).
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III Planung und Organisation
Dauer
Aufwand
Qualität
Abb. 9. Magisches Dreieck
Zunächst zum Aufwand. Die erfolgreiche Promotion ist in der Regel kein Selbstzweck, sondern soll in erster Linie der beruflichen oder doch zumindest der persönlichen und geistigen Weiterentwicklung dienen. Unabhängig davon, welche Motive im Einzelnen zugrunde liegen, sollte der damit verbundene Aufwand auch unter Kosten-Nutzen-Aspekten betrachtet werden. Denn letztendlich zieht sich die Promotion über viele Jahre hin und ist nicht immer ein „Zuckerschlecken“. Der zu erwartende Nutzen sollte also einen gewissen (messbaren) Mehrwert bieten. Darüber hinaus sind der Aufwand und die mit dem Dissertationsvorhaben verbundenen Kosten (wie Literaturbeschaffungen, Software und Reisen) nicht zu unterschätzen. Außerdem müssen oftmals im Vergleich zu ehemaligen Kommilitonen, die bereits voll erwerbstätig sind, finanzielle Einbußen hingenommen werden. Und bei weitem nicht in allen Fachdisziplinen kann dieser berufliche „Spätstart“ monetär wieder aufgeholt werden. Die Dauer des Promotionsvorhabens, d. h. der Endtermin für den Abschluss Ihrer Promotion bzw. die Abgabe Ihrer Dissertation, ist in der Regel nicht festgelegt. Denn das enge zeitliche Korsett einer Diplom-, Magister-, Master- oder Staatsexamensarbeit gibt es hier nicht. Dies ist Risiko und Chance zugleich. Eine solche wissenschaftliche Freiheit birgt die Gefahr in sich, dass das Ziel aus den Augen verloren wird und das Promotionsvorhaben wesentlich länger dauert, als Sie ursprünglich angenommen haben, sofern Sie es nicht sogar entmutigt vorzeitig abbrechen. Die große Chance dieser weitgehend freien Wahl des Endtermins ist die Möglichkeit, sich mit einem spannenden Thema gründlich und kritisch auseinanderzusetzen, d. h. Sie können in die wissenschaftliche Welt eintauchen. Die Qualität Ihrer Dissertation, d. h. die Sorgfalt und Gründlichkeit, mit der Sie Ihr Thema bearbeiten, sollte zumindest dem Qualitätsanspruch Ihrer Gutachter genügen, sodass die Arbeit mit mindestens rite (zu den Noten vgl. Abschnitt VI 2.1) bewertet wird. Nach oben sind dabei Ihrem persönlichen Qualitätsanspruch keine Grenzen gesetzt, was aber auch eine Gefahr in sich birgt. Denn ein möglicherweise übertriebener Perfektionismus wäre kontraproduktiv. Sie müssen rechtzeitig festlegen, welche beiden der drei Parameter (Aufwand, Dauer und Qualität) des magischen Dreieckes frei gewählt werden können und welcher sich dadurch automatisch ergibt. So können Sie z. B. die Qualität Ihrer Dissertation und den Abgabetermin, d. h. die Dauer des Promotionsprojektes, festlegen. Der notwendige Aufwand ergibt sich dann automatisch. Wenn der sich nun ergebende Aufwand nicht zu leisten ist, müssen Sie entweder die Qualität reduzieren oder den Abgabetermin verschieben.
1 Projektmanagement
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Damit Sie die zuvor bestimmten Zielvorgaben erreichen, können Sie auf die bewährten Vorgehensweisen und Instrumente des Projektmanagements zurückgreifen. Den idealtypischen Ablauf Ihres Promotionsprojektes sollten Sie in Anlehnung an die Gliederung der Projektphasen wie folgt vornehmen (Lennertz 2002, 311; Litke / Kunow 2004, 17): 1. Definition, 2. Planung, 3. Durchführung, 4. Kontrolle. Auch ohne eine Definitionsphase steht das Ziel Ihres Promotionsprojektes bereits am Anfang fest: der begehrte Doktortitel. Dazu ist es notwendig, dass Sie sich nach Abfassung der Dissertation der mündlichen Abschlussprüfung (vgl. Abschnitt VI 2) unterzogen haben und Ihre Dissertation veröffentlicht wurde (vgl. Abschnitt VI 3.2). Doch bevor Sie mit dem Schreiben der Dissertation beginnen können, müssen Sie zunächst ein Thema (vgl. Abschnitt II 4) finden. Dabei hat nicht jeder Promovierende die Möglichkeit, auf eigene wissenschaftliche Vorarbeiten zu seinem Themenbereich zurückzugreifen, etwa in Form einer Diplomarbeit. Weiterhin benötigen Sie einen Betreuer für Ihre Dissertation (vgl. Abschnitt II 5). Nicht in jedem Fall wird Ihr Betreuer von Ihrem Vorschlag begeistert sein. Mitunter ist, z. B. bei der Promotion in einem Graduiertenkolleg (vgl. Abschnitt II 7.1), der thematische Rahmen schon vorgegeben. Doch selbst dann muss noch der konkrete Dissertationstitel bzw. Arbeitstitel formuliert werden. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Themenfindung. Für Ihr wissenschaftliches Promotionsprojekt, mit dem Sie ein neuartiges und einmaliges Vorhaben durchführen und einen gewissen Erkenntnisfortschritt generieren wollen, ist Zeit notwendig. Auch wenn die Themenfindung einige Monate dauert, ist dies kein Makel, sondern liegt in der Natur der Sache. Bereits in dieser frühen Phase sollten Sie sich grob Gedanken über die Parameter Aufwand, Dauer und Qualität machen und die beiden frei wählbaren festlegen. Hinsichtlich des Aufwandes sollten Sie bei dem jeweiligen Betreuer nach dessen Einschätzung fragen, und bei der Qualität sollten Sie wie bereits erwähnt mindestens den Ansprüchen Ihrer Gutachter genügen. Bei der Bestimmung der Dauer können Sie sich allgemein an den durchschnittlichen Promotionszeiten orientieren (vgl. Abschnitt II 5). Ohne sorgfältige und gewissenhafte Projektplanung vor Beginn der Durchführungsphase ist der Projekterfolg nicht sicherzustellen (Lennertz 2002, 329). Die Planungsphase ist deshalb der Schlüssel zum Doktortitel. Ihr Zeitaufwand für die Planung Ihres Promotionsprojektes sollte natürlich im angemessenen Verhältnis zur (zuvor kalkulierten) Gesamtprojektdauer stehen. Bei der Planung Ihres Promotionsprojektes: „… kommt [es] entscheidend darauf an, das Projekt Dissertation von der Ebene hochfliegender Pläne auf den Boden der nüchternen Realität herunterzuholen und genau zu überprüfen, was davon ‚machbar’ – umsetzbar – ist“ (Knigge-Illner 2002a, 61).
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III Planung und Organisation
Grundlage aller Planungsbemühungen sind zeitliche Angaben (in Wochen oder Monaten). Idealerweise sollten Sie zunächst größere Phasen planen und diese dann untergliedern. Am Ende einer jeden Phase steht ein Meilenstein, bei dessen Erreichen inhaltlich und zeitlich überprüft wird, ob die Ziele der Phase erreicht worden sind und mit der nächsten Phase begonnen werden kann, oder ob ggf. noch Nacharbeiten notwendig sind (Kraus / Westermann 1998, 54). Auch dürfen Sie sich an einem Meilenstein nicht davor scheuen – sofern dies notwendig erscheint, das Promotionsprojekt abzubrechen (vgl. Abschnitt V 6). Die Phasen sollten Sie weiterhin in Tätigkeiten unterteilen, die Sie innerhalb von höchstens zwei bis vier Wochen erledigen können. Nach Ende jeder Tätigkeit sollten Sie überprüfen, ob das zuvor bestimmte Ergebnis der Tätigkeit auch erfüllt wurde. Sie sollten sich genügend Zeit zur Planung Ihres Promotionsvorhabens nehmen, jedoch sollte diese nicht zu detailliert sein, da im Laufe des Promotionsvorhabens erfahrungsgemäß einige unvorhersehbare Probleme auftreten können. Weiterhin sollte die Planung ausreichend flexibel für mögliche Änderungen sein. Ausführliche Hinweise zur Zeitplanung finden Sie in Abschnitt III 2. Eine Planung Ihres Promotionsvorhabens ist unbedingt notwendig, um Ihr Ziel, die Erstellung der Dissertation, zu erreichen. Für die Planung selbst sollten einige Wochen ausreichend sein. Die Planung ist nie ganz abgeschlossen, sondern ein fortlaufender Prozess (siehe Kontrollphase). Zur Visualisierung Ihrer Planungen bietet sich das Balkendiagramm an. Die einzelnen Tätigkeiten des Promotionsprojektes sind dabei in einem horizontalen Balkendiagramm angeordnet. In der horizontalen Ansicht wird eine Terminleiste auf Tages- oder Wochenbasis dargestellt. Alle zu absolvierenden Tätigkeiten befinden sich in vertikaler Ausrichtung links daneben. In horizontaler Ausrichtung können nun (parallel zur Terminleiste) einzelne Balken dargestellt werden. So sind auf einen Blick die Länge der jeweiligen Tätigkeiten zu erkennen sowie deren Beginn und Ende (vgl. Abb. 10).
Abb. 10. Beispiel für ein Balkendiagramm eines Promotionsprojektes
Bei der Durchführung eines jeden Projektes gibt es Krisen und Konflikte (vgl. Kapitel V sowie Litke / Kunow 2004, 41), so auch in Ihrem Promotionsprojekt. Gerade das Verhältnis zum Betreuer Ihrer Arbeit (vgl. Abschnitt II 5) kann durch
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Auseinandersetzungen gekennzeichnet sein – von privaten bzw. persönlichen Krisensituationen ganz zu schweigen. Die Durchführung Ihres Dissertationsprojektes erfordert neben Fleiß und Disziplin auch eine gewisse Portion Ehrgeiz und Biss. „Während in der Definitionsphase und in der Planungsphase vor allem Kreativität und Effektivität (‚die richtigen Dinge tun’) gefordert sind, stehen in der Durchführungsphase bei der Umsetzung der Pläne insbesondere Effizienz (‚die Dinge richtig tun’) und Entschlossenheit im Vordergrund“ (Lennertz 2002, 337). Sie sollten stets versuchen, Ruhe zu bewahren. Denn die mangelnde Gelassenheit in schwierigen Zeiten kann auch zum Scheitern eines Promotionsprojektes führen. Unverhofft kommt leider oft … und sorgt damit für Unterbrechungen oder zumindest längerfristige Verzögerungen der Arbeiten an der Dissertation. So gaben 16,4 % der Promovierenden als Ursache an, die Unterbrechungen seien dadurch verursacht worden, dass organisatorische Probleme im Projektablauf auftauchten. Bspw. konnten Experimente nicht durchgeführt oder wichtige Literatur nicht beschafft werden (Thesis 2004). Die Kontrolle stellt die letzte und entscheidende Phase dar, doch sie darf nicht als einfache Schlussphase missverstanden werden. Vielmehr sollte die Kontrolle auch während der gesamten Durchführung des Promotionsprojektes begleitend erfolgen. Ein Promovierender ist somit nicht nur Projektleiter und Projektbearbeiter in Personalunion, sondern auch „… sein eigener Controller, d. h. derjenige, der das Erreichen der Ziele überwacht und Abweichungen verhindert bzw. korrigiert“ (Knigge-Illner 2002a, 62). Gerade auch für Dissertationen sind Überprüfungsphasen besonders wichtig (Gunzenhäuser / Haas 2002, 110). Ohne regelmäßige Kontrollen und, wenn nötig, entsprechende Korrekturen wird die beste Planung und ambitionierteste Durchführung schnell zur Makulatur. Denn erst die Bereitschaft, sich mit einem ernsthaften Soll-Ist-Vergleich auseinanderzusetzen, ermöglicht es, Änderungen durchzuführen und damit signifikante Fortschritte zu erreichen. Eine wissenschaftliche Arbeit lebt von diesen Fortschritten. Versuchen Sie, Ihr Promotionsprojekt genauso ernsthaft und vor allem systematisch anzugehen wie die Anfertigung der Dissertation selbst. Die Strukturen und Werkzeuge des Projektmanagements können und sollen dabei jedoch nur als Anregungen dienen. Denn letztendlich ist eine Dissertation nicht nur einmalig, sondern auch ganz individuell. Seien Sie vor allem sich selbst gegenüber nicht sparsam mit Lob (Knigge-Illner 2002a, 88), und feiern Sie das Ende Ihres besonderen Promotionsprojektes, damit es einen würdigen Abschluss findet (Litke / Kunow 2004, 124). Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt III 1) Knigge-Illner 2002a, 57 ff.; Litke / Kunow 2004, 16 ff.
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III Planung und Organisation
Zeitmanagement Promovierende promovieren? Weit gefehlt! Etwas mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit können Promovierende auf den Fortgang der Dissertation verwenden (55,1 %). Sonstige Projekte (18,2 %), Aufgaben in Lehre und Forschung (17,1 %) und andere wissenschaftliche oder organisatorische Tätigkeiten (11,3 %) reduzieren das Zeitkontingent, das in die eigene Forschung investiert werden kann. Knapp zehn Prozent der Arbeitszeit müssen für die Sicherung des Lebensunterhalts reserviert werden (Thesis 2004).
13 % der Promovierenden arbeiten ohne Zeitplan an ihrer Dissertation. Von den anderen befindet sich nur eine Minderheit in ihrem Zeitplan – 23,9 % liegen genau im Zeitplan und acht Prozent sind sogar schneller vorangekommen. Alle übrigen brauchen länger als geplant. Etwas mehr als ein Drittel der Promovierenden liegt zwar hinter dem Zeitplan, hält aber ein Aufholen des Rückstands noch für möglich. Ein weiteres Drittel liegt uneinholbar weit zurück. Drei Prozent befürchten, ihr Rückstand hinter dem Zeitplan sei so groß, dass ein Abbruch der Arbeit möglich ist (Thesis 2004). „Zeitmanagement bedeutet, die eigene Zeit und Arbeit zu beherrschen, anstatt sich von ihnen beherrschen zu lassen“ (Seiwert 2000, 16). Häufig werden die eigenen Zeit- und Energieressourcen überschätzt und auf der Aufgabenliste steht mehr, als wirklich geschafft werden kann. Durch einen systematischen und disziplinierten Umgang mit der knappen und daher kostbaren Ressource Zeit können Sie täglich erstaunlich viel Zeit gewinnen, die Sie dann gezielt in die Anfertigung Ihrer Dissertation investieren können. In diesem Abschnitt erhalten Sie Ratschläge für den alltäglichen Zeitumgang und lesen Beispiele, wie sich diese in die Praxis umsetzen lassen. Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen. Wer kennt es nicht, dieses häufig zitierte Sprichwort? Für ein versiertes Zeitmanagement ist jedoch Ordnung eine wichtige Voraussetzung. Meterhohe Zettelstapel in den Regalen oder ein voller Schreibtisch, auf dem sich Bücherberge türmen, verursachen nicht nur einen erhöhten Such- und damit Zeitaufwand, sondern bremsen auch die intellektuelle Arbeit. Ein völlig überfrachteter Schreibtisch, auf dem nur mit Mühe einige Quadratzentimeter für die Arbeit des Tages freigeschaufelt werden können, lenkt eher von der Arbeit ab, als dass er dazu einlädt. Auf Ihrem Schreibtisch sollte daher nur jeweils das liegen, was auch am selben Tag benötigt wird. Für die noch zu erledigenden Dinge empfiehlt sich ein durchdachtes Ordnungssystem. Dazu bieten sich je nach Vorliebe und Geldbeutel Aktenordner, Ablagekörbe oder Hängeregistraturen an. Und nicht zu vergessen: Für manche Dinge ist die sog. Rundablage, der Papierkorb, der am besten geeignete Ort.
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Wenn Sie testen möchten, wie gut Ihr Ordnungssystem ist, führen Sie doch einmal folgenden Test durch: Wie schnell finden Sie einen Artikel wieder, den Sie vor einem Jahr kopiert und gelesen bzw. nur kopiert und dann weggelegt haben? In der Literatur zum Zeitmanagement findet sich häufig die Anregung, eine Woche lang ein (minutiöses) Zeitprotokoll zu führen und zu errechnen, an welchen Stellen Zeit „verschleudert“ wird. Wie ein solches Zeitprotokoll aussehen kann, zeigt Ihnen Tabelle 12. Tabelle 12. Muster für ein Zeitprotokoll Zeit 00 – 01 01 – 02 02 – 03 03 – 04 04 – 05 05 – 06 06 – 07 07 – 08 08 – 09 09 – 10 10 – 11 11 – 12 12 – 13 13 – 14 14 – 15 15 – 16 16 – 17 17 – 18 18 – 19 19 – 20 20 – 21 21 – 22 22 – 23 23 – 24
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Sa
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III Planung und Organisation
Finden auch Sie diese zeitlichen Aufwendungen für Ihren Arbeitsalltag heraus, indem Sie festhalten, wie viel Zeit Sie für jede Tageshandlung benötigen – vom morgendlichen Gang ins Badezimmer über das Frühstück, den Weg zur Arbeit, Pausen, Telefonate, Sport oder andere Freizeitaktivitäten bis zur Nachtruhe. In dieses Protokoll sollten Sie auch unbedingt aufnehmen, wie oft Ihre Arbeit durch Störungen unterbrochen wird. Es ist überaus aufschlussreich zu erkennen, wie viel Zeit nach Abzug von Pausen und Störungen wirklich für effektives Arbeiten übrig bleibt. Leider ist dies in der Tendenz weniger, als gerne angenommen wird. Nun sollten Sie Ihr Zeitprotokoll analysieren und die Gründe für die Unterbrechungen sowie die sog. Zeitfresser unter die Lupe nehmen (vgl. Tabelle 13). Zeitfresser sind Tätigkeiten, die von der eigentlichen Aufgabe ablenken. Dazu zählen z. B. Tagträume, Surfen im Internet, Abrufen von E-Mails, Computerspiele, Fernsehen, private Telefonate, häufige Kaffee- oder Zigarettenpausen. Führen Sie mit mehreren Leuten, z. B. befreundeten Promovierenden, solche Zeitprotokolle, damit ein anschließender Austausch darüber stattfinden kann. Ob allein oder in der Gruppe durchgeführt, sollten Sie aus dem Zeitprotokoll auf jeden Fall Konsequenzen ziehen: An welchen Stellen wird unnötig Zeit verschwendet? Denn Zeitverschwendung ist durchaus subjektiv und kann auch als Erholung dienen. Bei der Zeitfresseranalyse sollten Sie sich daher die folgenden beiden Fragen stellen: Welche Zeitfresser stören mich wirklich? Mit welchen Zeitfressern kann und will ich leben? Daraus ergibt sich, ob bestimmte Zeitfallen beseitigt, zeitlich zumindest begrenzt werden sollten oder vielleicht sogar Bestandteile des Tagesablaufs bleiben dürfen. Pausen sollten Sie auf keinen Fall aus Ihrem Plan streichen, schließlich brauchen Sie gerade beim konzentrierten geistigen Arbeiten ausreichend Regenerationszeit. In der nachfolgenden Checkliste zur Zeitfresseranalyse (vgl. Tabelle 13) können Sie sich der Ermittlung möglicher Zeitfallen widmen. Das können Sie auch ohne vorheriges Zeitprotokoll und dessen Analyse machen.
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Tabelle 13. Zeitfresseranalyse (inspiriert durch Seiwert 2003a, 38) Zeitfresser
unklare Zielsetzung keine Prioritäten Versuch, zu viel auf einmal zu tun fehlende Übersicht über anstehende Aufgaben und Aktivitäten schlechte Tagesplanung persönliche Desorganisation überhäufter Schreibtisch zu viel Papierkram schlechtes Ablage- und Ordnungssystem zeitraubende Suche nach Notizen, Adressen und Telefonnummern mangelnde Motivation mangelnde Koordination mit anderen unangekündigte Telefonanrufe (Unterbrechungen) unangemeldete Besucher Fernsehen Try-and-Error-Methode private E-Mails lesen und schreiben Surfen im Internet Unfähigkeit, nein zu sagen unvollständige, verspätete Information fehlende Selbstdisziplin Aufgaben nicht zu Ende führen Ablenkung bzw. Lärm Zigarettenpausen Kaffee- bzw. Teepausen langwierige und unergiebige Besprechungen mangelnde Vorbereitung auf Gespräche und Besprechungen unpräzise oder keine Kommunikation private Gespräche zu viele Aktennotizen zu viele Anfragen (E-Mail, Telefon) „Aufschieberitis“ alle Fakten wissen wollen / Perfektionismus Wartezeiten (z. B. Verabredungen, Termine) Hast, Ungeduld unzureichende Delegation mangelnde Kontrolle delegierter Arbeiten
zutreffend
kann begrenzt werden
kann bleiben
kann beseitigt werden
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III Planung und Organisation
Die Analyse der eigenen Zeitver(sch)wendung ist der Ausgangspunkt für die nun folgende Zeitplanung. Planung lebt davon, dass sie nicht nur schriftlich durchgeführt wird, sondern auch realistisch ist. Es nützt nichts, wenn Sie Zeit dadurch sparen wollen, indem Sie den Zeitbedarf für bestimmte Aufgaben unrealistisch knapp kalkulieren. Das führt im Gegenteil zu Frust, weil Sie die Ihnen selbst auferlegten Zeitpläne niemals erfüllen können! Daher sollte der Zeitbedarf etwas großzügiger bemessen und nötigenfalls auch im Laufe der Arbeit korrigiert werden. Zeitmanagementratgeber bieten für die realistische Einschätzung der Bearbeitungsdauer einer Aufgabe eine griffige Faustregel: Addieren Sie die optimistische Bearbeitungsdauer mit der pessimistischen Bearbeitungsdauer und teilen Sie das Ergebnis durch zwei. Zur realistischen Planung gehört auch, dass mögliche Schwierigkeiten vorhergesehen und Ansätze zu deren Lösung entwickelt werden (vgl. Abschnitt III 1). Möglicherweise möchten Sie einen Abschnitt verfassen, aber die dafür nötige Literatur ist ausgeliehen oder vor Ort gar nicht verfügbar und muss erst per Fernleihe bestellt werden. Hier hilft nur eine großzügige Planung im Vorfeld, die Ihnen garantiert, dass Ihnen alle zum Verfassen eines Abschnitts benötigten Texte vorliegen bzw. Sie sie bereits gelesen haben. Generell sollte jegliche Form der Zeitplanung – also kurz-, mittel- oder langfristige Planung – immer schriftlich erfolgen. Die Vorteile schriftlicher Planung liegen auf der Hand: • Sie entlasten Ihr Gedächtnis und vergessen nichts. • Sie können die erreichten Schritte abhaken, wodurch gerade bei langfristigen Projekten wie Ihrer Dissertation auch die Zwischenergebnisse und Erfolge sichtbar werden. • Sie wahren den Überblick und haben die ständige Kontrolle über die Tages-, Wochen- und Monatsergebnisse, welche in den Plänen dokumentiert werden. • Sie werden durch die Pläne immer wieder daran erinnert, was Sie bis wann erledigt haben wollen (oder müssen). Auf diese Weise erhöht schriftliche Planung die Verbindlichkeit; im Idealfall schließen Sie gewissermaßen Verträge mit sich selbst ab. Vertrauen Sie darauf, dass Sie die Zeit, die Sie in Ihre Planung investieren, durch das zielgerichtetere Arbeiten um ein Vielfaches wieder einsparen. Somit gewinnen Sie auch Zeit für private Dinge, die ebenfalls in die Tages- und Wochenpläne Eingang finden sollten. Der Mensch – und auch der Promovierende – ist schließlich keine Maschine! Planung sollte sich nach den anvisierten Zielen richten und ganz konkret auf das Erreichen dieser Ziele ausgerichtet sein. Diese Planung findet innerhalb verschiedener Zeithorizonte statt: • Kurzfristige Planung: Wo will ich beruflich und privat in einem halben oder in einem Jahr stehen? An welchem Punkt möchte ich in sechs oder zwölf Monaten mit meiner Dissertation angelangt sein? • Mittelfristige Planung: Wo will ich beruflich und privat in fünf Jahren stehen?
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• Langfristige Planung: Wo will ich in zehn Jahren stehen? Und wie sieht mein Lebenswunschbild – beruflich und privat – für mein mittleres und höheres Alter aus? Für die kurz-, mittel- und langfristige Planung müssen Sie nicht nur konkrete und realistische Ziele formulieren, sondern sich zugleich Maßnahmen überlegen, wie Sie diese Ziele erreichen können: Wer erfolgreich forschen und promovieren will, muss sich darüber im Klaren sein, dass bspw. regelmäßige Gänge in die Bibliothek Pflicht sind und auch der Kontakt zum Betreuer gepflegt werden muss. Sie sollten ihn regelmäßig über die Fortschritte der Arbeit informieren (vgl. Abschnitt II 5). Ihnen sollte ebenfalls bewusst sein, dass auch einmal ein Urlaub aufgrund dringender Arbeiten im Rahmen der Dissertation verschoben werden muss. Für die verschiedenen Ebenen der Planung gibt es unterschiedliche Vorlagen. Beispiele für Tages-, Wochen- und Jahrespläne finden Sie in vielen Zeitmanagementratgebern (z. B. bei Seiwert 2000; Seiwert 2003a), aber auch in gängigen Zeitplanbüchern verschiedener Anbieter. Finden Sie für sich selbst heraus, welche Pläne und Checklisten Ihnen am ehesten liegen. Sie können auch Ihre eigenen Pläne am Computer erstellen, in die Sie gleich feste Zeiten wie Sporttermine oder Mittagspausen eintragen. Tabelle 14 zeigt, wie eine konkrete Zielplanung, die aus einem Jahresplan abgeleitet wurde, aussehen kann. Fassen Sie bei einer solchen Planung nicht nur das Ziel möglichst konkret, sondern setzen Sie auch von Anfang an einen Zeitpunkt fest, zu dem Sie dieses Ziel erreicht haben möchten. Tabelle 14. Zielplanung Ziel bzw. Aufgabe Schreiben eines Exposés
realistisch geschätzter Zeitbedarf sechs Wochen
Durchführen der Experimente
fünf Monate
Vorbereiten eines Kurzvortrages zum Dissertationsprojekt Bestellen der Aufsätze von Autor Z (per Fernleihe)
eine Woche zwei Stunden
Abschlusstermin in drei Monaten (Tag, Monat, Jahr) in sechs Monaten (Tag, Monat, Jahr) in vier Wochen (Tag, Monat, Jahr) in zwei Wochen (Tag, Monat, Jahr)
Und jetzt sind Sie dran: Welches sind Ihre Aufgaben in den nächsten sechs Monaten? Tragen Sie diese in Tabelle 15 ein! Tabelle 15. Eigene Zielplanung Ziel bzw. Aufgabe
realistisch geschätzter Zeitbedarf
Abschlusstermin
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III Planung und Organisation
Für die Tagesplanung sollten Sie am besten jeden Tag fünf bis zehn Minuten einplanen. Die Tagesplanung sollten Sie am Vorabend machen und für den nächsten Morgen auf den aufgeräumten Schreibtisch legen. Auf diese Weise beugen Sie evtl. Startschwierigkeiten am Morgen vor, da bereits festgelegt ist, was in den ersten Arbeitsstunden und im Laufe des Tages zu erledigen ist. Nehmen Sie sich nicht zu viel vor! Weit verbreitet ist die Neigung, zu viele Aufgaben in einen Tag hineinpacken zu wollen. Beherzigen Sie daher die sog. 60-40-Regel, nach der lediglich 60 % der Zeit eines Tages verplant werden sollten und 40 % der Arbeitszeit unverplant bleiben. Auf diese Weise bleiben Sie für kurzfristige, dringende und unvorhergesehene Aufgaben flexibel. Pufferzeiten vorausgesetzt, können diese Aufgaben problemlos in den Tagesplan integriert werden. So rennen Sie nicht nur der Erledigung Ihrer langen Aufgabenliste hinterher, denn Sie verfügen über die nötige Reservezeit, falls Aufgaben länger dauern sollten als geplant. Das ist bei Großprojekten wie der Dissertation leider die Regel. Beherzigen Sie außerdem die folgenden Tipps für das Ausfüllen eines Zeitplans: • Aufgaben konkret benennen und stets auch den realistisch eingeschätzten Zeitbedarf sowie ihre jeweilige Deadline dazuschreiben (s. o.), • Aufgaben nach Wichtigkeit und Dringlichkeit strukturieren (s. u.), • Aufgaben, die unerledigt geblieben sind, in den Plan des nächsten Tages übernehmen – das sollte allerdings nicht allzu oft passieren. Wenn Sie am Ende eines anstrengenden Tages oder einer Woche erfolgreicher Arbeit feststellen, dass Sie Ihren Zeitplan eingehalten und alle wichtigen Aufgaben erledigt haben, sollten Sie sich dafür entsprechend belohnen. Es motiviert sehr, das vorgenommene Arbeitspensum tatsächlich in der veranschlagten Zeit zu erledigen! Es hängt von Ihren Zielen und von Ihrem Typ ab, ob Sie sich nach einzelnen Aufgaben kleinere Belohnungen gönnen oder ob Sie sich nach Etappenzielen, etwa gegen Ende einer harten Arbeitswoche, belohnen. Belohnungen sollten je nach Art der Aufgabe unterschiedlich groß sein und können von einer Kaffeepause über einen Restaurant- oder Kinobesuch bis hin zu einem Kurzurlaub reichen. Im Idealfall wird auch dieser Lohn Ihres Fleißes in die Wochenplanung integriert. Nachdem Sie – schriftlich – festgehalten haben, was Sie am kommenden Tag oder in der laufenden Woche erledigen möchten, weisen Sie den einzelnen Aufgaben Prioritäten zu. Hierfür bietet sich die Methode der sog. ABC-Regel an, nach der Aufgaben nach Wichtigkeit und Dringlichkeit unterschieden werden: • A-Aufgaben: Wichtige und zugleich dringende Aufgaben, die keinen Aufschub erdulden und so schnell wie möglich erledigt werden müssen. A-Aufgaben machen ca. 15 % der gesamten zu erledigenden Aufgaben aus, erfüllen aber ca. 65 % der Zielsetzungen. • B-Aufgaben: Wichtige, jedoch nicht dringende Aufgaben, die, wenn alle Stricke reißen, auch noch am nächsten Tag erledigt werden können. B-Aufgaben machen ca. 20 % der gesamten zu erledigenden Aufgaben aus und erfüllen ca. 20 % der Zielsetzungen.
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• C-Aufgaben: Aufgaben, die weniger wichtig und auch nicht dringend sind. C-Aufgaben machen ca. 65 % der gesamten zu erledigenden Aufgaben aus, sind aber nur zu 15 % zielführend. Haben Sie die Aufgaben nach Ihren Prioritäten klassifiziert, sollten Sie versuchen, zunächst die A-Aufgaben in Angriff zu nehmen. Morgenmuffel sollten diese Aufgaben erst angehen, wenn sie ihr persönliches Tagesleistungshoch erreicht haben. Wichtige und zugleich dringende Aufgaben können z. B. ein Exposé oder ein Vortragsmanuskript sein, das in einer Woche abgegeben werden muss. Wichtig, jedoch nicht dringend ist z. B. das Zusammenstellen von Unterlagen für eine Konferenz, die erst in einem Monat stattfindet. Gleichwohl sollte diese Arbeit erledigt werden, bevor sie dringlich wird, d. h. bevor die Konferenz unmittelbar bevorsteht. Eine dringende Aufgabe, die aber als persönlich nicht allzu wichtig eingestuft wird, ist z. B. eine Karte, die an eine Bekannte zu schreiben ist, die am übernächsten Tag Geburtstag hat. Zur Not reicht ja vielleicht auch ein Telefonanruf am Geburtstag. Weder dringend noch wichtig sind in der Regel Routineaufgaben wie das Reorganisieren von Exzerpten. Generell zeichnet sich souveränes Zeitmanagement dadurch aus, dass Sie versuchen, durch vorausschauende Planung und Handlung Ihre zu erledigenden Aufgaben nicht in den Sektor „wichtig und zugleich dringend“ geraten zu lassen, denn genau das verursacht Stress! Sie wissen nach jahrelanger Erfahrung in Schule und Studium, ob Sie Frühaufsteher oder Morgenmuffel sind und wann Ihre produktivsten Tageszeiten sind. In welchem Zeitraum arbeiten Sie am besten? Von ……….. bis ………. Uhr. Dieser Zeitraum ist Ihre produktivste Tageszeit. In diesen Stunden sollten Sie daher auch die Aufgaben in Angriff nehmen, die die höchste Konzentration und Präzision erfordern. Oft sind das die o. g. A-Aufgaben. Vielleicht können Sie sich auch glücklich schätzen und Sie haben zwei Tageszeiten höchster Produktivität, z. B. am Morgen und am späten Nachmittag. Nutzen Sie diese Zeiten! Routinetätigkeiten wie Kopieren oder das Lochen und Einsortieren von Kopien, die weder ein hohes Maß an Konzentration noch an Präzision erfordern, sollten Sie in Ihre leistungsschwächeren Tageszeiten legen. Legen Sie die Erledigung solcher Routineaufgaben also entweder an den Arbeitsbeginn, sofern Sie als Morgenmuffel eher Anlaufschwierigkeiten haben, oder aber in ein evtl. Nachmittagstief, meist direkt nach dem Mittagessen. Setzen Sie sich nicht das Ziel, alle Aufgaben selbst erledigen zu wollen. Sie sollten auch den Mut haben, Aufgaben an andere abzugeben, d. h. zu delegieren. Sicherlich verfügt nicht jeder über Angestellte oder Hilfskräfte, die Unliebsames erledigen. Aber Sie können auch kleinere Dinge des täglichen Bedarfs, die besorgt oder erledigt werden müssen, an den Partner, an Freunde oder die Familie delegieren. Sie können z. B. befreundete Promovierende, die ohnehin regelmäßig die Bibliotheken aufsuchen, bitten, Ihnen ein Buch mitzubringen. Auch können in
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III Planung und Organisation
Phasen, in denen Sie sehr unter Zeitdruck arbeiten, vielleicht auch Ihre Eltern ein Geburtstagsgeschenk für ein Familienmitglied besorgen. Beim Delegieren sollten Sie klare Terminabsprachen treffen, bis wann die Aufgabe erledigt werden soll. Das erhöht die Verbindlichkeit einer Abmachung. Sofern Sie viel delegieren, notieren Sie sich, was an wen und bis wann delegiert wurde, um den Überblick zu behalten und doppelte Arbeiten zu vermeiden. Verschiebe nicht auf morgen, was du bereits von gestern auf heute verschoben hast! Dieses Szenario dürfte Ihnen bekannt sein: Unangenehme Aufgaben werden immer wieder aufgeschoben. Dieses weit verbreitete Aufschieben unangenehmer Aufgaben („Aufschieberitis“) ist jedoch nicht zielführend und belastet vor allem auf Dauer Ihr Gewissen. Im ungünstigsten Fall werden Sie durch die Fülle noch zu erledigender Aufgaben für die wirklich wichtigen Aufgaben so blockiert, dass Sie überhaupt nicht mehr vorankommen und sich in Ausweichhandlungen flüchten. Jedoch lässt sich der überwiegende Teil der Routineaufgaben in vergleichsweise kurzer Zeit erledigen. Daher sollten Sie sich bemühen, es gar nicht erst zu einer Anhäufung vieler kleiner unerledigter Aufgaben kommen zu lassen, sondern diese möglichst umgehend anzupacken. Hohe Ablagekörbe und das Umräumen noch zu bearbeitender Zettel von einem Stapel auf den nächsten nützen gar nichts! Bei manchen Aufgaben sollten Sie sich fragen, ob sie wirklich nötig sind, und sie ggf. von Ihrer Liste streichen. Sie werden laufend mit Wünschen, Anfragen oder Erwartungen Ihrer Mitmenschen konfrontiert. Möglicherweise fällt es Ihnen schwer, „nein“ zu sagen. Bspw. bittet Ihr Betreuer bzw. Chef Sie, mal eben die zeitraubende Aufgabe zu übernehmen, den Artikel eines Kollegen Korrektur zu lesen, was aber genauso gut ein anderer Mitarbeiter übernehmen könnte. Das beherzte „nein“ kommt Ihnen aus verschiedenen Gründen recht schwer über die Lippen. Sie möchten niemanden verletzen oder vor den Kopf stoßen und freuen sich zugleich, wenn Sie unentbehrlich sind (Knill 2002). Sicherlich ist es nicht immer möglich, „nein“ zu sagen. Aber als Faustregel gilt: Sie können es nicht allen zu allen Zeiten recht machen und sollten diesen Anspruch auch nicht haben. Oftmals gilt: Wer „nein“ sagt, sagt „ja“ zu sich selbst. Es geht mit anderen Worten beim Nein-Sagen um das richtige Maß. Reservieren Sie sich jeden Tag wenigstens eine stille Stunde (Sperrstunde) für intensives und ungestörtes Arbeiten. Diese stille Stunde sollten Sie möglichst in Ihre produktivste Tageszeit legen. Wenn Sie in einem Büro arbeiten, sollten Sie darüber nachdenken, ob es möglich ist, ein Schild „Bitte nicht stören!“ an die Tür zu hängen und vielleicht das Telefon ausstellen oder einen Anrufbeantworter einschalten. Falls Sie überwiegend am heimischen Schreibtisch arbeiten, gelten diese Ratschläge in vergleichbarer Weise: Auch Ihre Familie sollte Ihnen eine ungestörte Stunde am Tag gönnen, in der Sie keine Anrufe, Besucher und andere Dinge von der Arbeit abhalten können. Das wird für den Fortgang Ihrer Arbeit Wunder wirken! Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt III 2) Hatzelmann / Held 2004; Schlote 2002; Seiwert 2000; Seiwert 2003b.
3 Literaturrecherche
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Literaturrecherche
Haben Sie Ihr Thema eingegrenzt und erste Fragen dazu formuliert (vgl. Abschnitt II 4), können Sie in der Bibliothek mit der gezielten Suche nach der Literatur beginnen. Wenn Sie (noch) nicht nach einer bestimmten Veröffentlichung suchen, sollten Sie zunächst mit einem großen fachspezifischen Lexikon oder Kommentar zu der Thematik (Tertiärliteratur) beginnen. Forschen Sie auch in übergeordneten Kategorien, denn oft befinden sich die für Sie relevanten Informationen als Beiwerk in Artikeln, die einen ganz anderen Themenschwerpunkt haben. Wichtig ist daher, so viele Suchbegriffe und Schlagworte wie möglich zu sammeln, wobei Suchmaschinen wie Google oder Meta-Suchmaschinen wie MetaGer als Einstieg dienen können. Gerade eine konzentrierte und vernetzte Fragestellung führt zu einer guten Übersicht. Nach ca. einer Woche sollten Sie einschätzen können, ob Sie Ihre Fragestellung mit der vorhandenen Literatur weiter verfolgen können oder ob Sie diese an die Literaturlage anpassen sollten. Nicht publizierte Arbeiten wie Arbeitspapiere, Diplomarbeiten, Vortragsmanuskripte etc. können für die Einarbeitung besonders hilfreich sein, da die Darstellung in den veröffentlichten Quellen naturgemäß knapper ausfällt. Neben der Suche im Internet können Ihnen häufig Kollegen solche Literatur zur Verfügung stellen oder wertvolle Hinweise geben. Um bei der Literatursuche das Suchergebnis überschaubar zu halten, sollten Sie z. B. nach mehreren Schlüsselwörtern gleichzeitig suchen lassen. Wie Sie das machen, können Sie bei Cramme / Ritzi 2003 und in der Hilfe der verschiedenen Bibliothekskataloge nachlesen. Auch das Personal Ihrer Fakultätsbibliothek kann Ihnen oft weiterhelfen. Für die gezielte Literatursuche sind Bücher und Zeitschriften die Hauptinformationsquelle. In der ersten Literatur, die Sie gefunden haben, können Sie über Literaturverweise weitere, ähnliche Arbeiten finden. Meistens beschränkt sich diese Variante jedoch auf ältere Literatur. Die neuere Literatur finden Sie über das Gespräch mit Kollegen oder über fachspezifische Verzeichnisse. Zum Auffinden eines Buches bietet sich zunächst der virtuelle Katalog der örtlichen Universitätsbibliothek (sog. OPAC; Online Public Access Catalog) an. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, direkt in den Katalogen der Bibliotheksverbünde zu suchen, wo Sie mehrere Bestände auf einmal abfragen können. Eine Aufstellung der wichtigsten Bibliotheksverbünde finden Sie in Tabelle 16.
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III Planung und Organisation
Tabelle 16. Wichtige Bibliotheksverbünde BVB GBV HBZ HEBIS KOBV SEB
Name Bibliotheksverbund Bayern Gemeinsamer Bibliotheksverbund Verbundkatalog der Hochschulbibliotheken Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz Hessisches Bibliotheksinformationssystem Kooperativer Bibliotheksverbund BerlinBrandenburg Südwestdeutscher Bibliotheksverbund (Bibliotheken der Bundesländer Baden-Württemberg, Sachsen, Saarland und Rheinland-Pfalz)
Internetadresse gateway-bayern.bib-bvb.de gso.gbv.de okeanos-www.hbz-nrw.de/F www.hebis.de search.kobv.de swb.bsz-bw.de
In Tabelle 17 sind weitere ausgewählte allgemeine Recherchemöglichkeiten im Internet zusammengestellt. Tabelle 17. Ausgewählte allgemeine Recherchemöglichkeiten Name Deutsche Bibliothek (DDB), Frankfurt am Main Elektronische Zeitschriftenbibliothek der Universitätsbibliothek Regensburg Google-Suchmaschine für wissenschaftliche Artikel Informationsdienst Wissenschaft (IDW) ISI Web of Knowledge Karlsruher Virtueller Katalog (KVK) subito Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB) Web-Bibliotheks-Informationssystem (webis) Zeitschriftendatenbank (ZDB)
Internetadresse dbf-opac.ddb.de rzblx1.uni-regensburg.de/ezeit scholar.google.com idw-online.de isi01.isiknowledge.com/portal.cgi www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html www.subito-doc.de www.buchhandel.de webis.sub.uni-hamburg.de www.zdb-opac.de
Die Deutsche Bibliothek in Frankfurt am Main (DDB) (vgl. Tabelle 17) ist die zentrale Archivbibliothek Deutschlands. Hier werden seit 1913 alle deutschen und deutschsprachigen Veröffentlichungen gesammelt. Im VLB, dem Verzeichnis Lieferbarer Bücher, können Sie herausfinden, ob das gesuchte Buch noch im Handel zu erwerben ist und sehen zugleich, ob es inzwischen eine Neuauflage gibt. Mit dem Karlsruher Virtuellen Katalog (KVK) können Sie zusätzlich zu den Bibliotheken aus dem gesamten Bundesgebiet auch internationale Quellen sowie Online-Buchhandlungen und Online-Antiquariate abfragen. Für die Zeitschriftensuche kann zunächst in der Zeitschriftendatenbank (ZDB), in der weltweit größten Datenbank für Titel- und Besitznachweise fortlaufender Sammelwerke, also in gedruckten und auch elektronischen Zeitschriften, Zeitungen etc. gesucht werden. Häufig können Artikel auch im Internetauftritt der jeweiligen Zeitschrift abgerufen werden, allerdings wird dabei häufig eine Lizenzgebühr bzw. ein Passwort verlangt. Deshalb sollten Sie von universitätsinternen Netzen danach suchen, da viele Universitäten eine Onlineausgabe abonniert haben. Welche Zeitschriften zugänglich sind, lässt sich über die lokalen Kataloge der
3 Literaturrecherche
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Universitätsbibliotheken, die Bibliotheksverbünde oder über die Elektronische Zeitschriftenbibliothek der Universitätsbibliothek Regensburg ermitteln. Auch zahlreiche Fachorganisationen bieten gegen eine geringe Gebühr einen elektronischen Zugriff auf viele Fachzeitschriften an. Häufig können Sie die elektronische Version eines Artikels direkt von den Autoren erhalten. Wenn Sie einen Artikel elektronisch abrufen, werden die dort zitierten Referenzen oft direkt verlinkt. Das ist für Sie ebenso hilfreich wie die zeitschriftenübergreifende Verlinkung von allen Publikationen, die den betrachteten Artikel zitieren. Wird der Artikel häufig zitiert, könnte dies ein Indiz dafür sein, dass er wesentliche inhaltliche Fortschritte enthält oder dass es sich um einen guten Übersichtsartikel handelt. Zudem bekommen Sie dadurch Zugang zu jüngerer Literatur. Für dieses vor allem in mathematisch-naturwissenschaftlichen bzw. verwandten Bereichen relevante Verfahren bietet sich das ISI Web of Knowledge an. Hierbei ist ein Zugang vom universitätsinternen Netz erforderlich. Natürlich ist auch die direkte Suche im Internet mit den einschlägigen Suchmaschinen möglich. Dabei lassen sich selektiv Artikel, Fachzeitschriften, veröffentlichte Beiträge von Fachtagungen, Forschungseinrichtungen sowie andere Publikationen auffinden. Für eine gezielte Suche nach wissenschaftlicher Literatur, die im Internet verfügbar ist, gibt es bspw. eine spezielle Version der GoogleSuchmaschine. Für viele Disziplinen stehen daneben die Bibliotheken und Onlinedatenbanken der verschiedenen Max-Planck-Institute oder diverser Stiftungen zur Verfügung. Diese bieten in der Regel auch eine entgeltliche (für Studierende vergünstigte) Profi-Recherche an. Sie können auch mit dem Informationsdienst Wissenschaft (IDW) sehr effektiv recherchieren. Für Promovierende, die Studierendenstatus haben, wird er kostenlos angeboten. Wenn das gesuchte Werk in der jeweiligen Universitätsbibliothek nicht vorhanden ist, kann es meist über die Fernleihe bestellt werden. Bei einigen Bibliotheken ist die deutschlandweite Fernleihe kostenpflichtig; der internationale Leihverkehr ist immer kostenpflichtig. Auch Zeitschriftenaufsätze können kostenpflichtig über die Fernleihe und den oft daran angeschlossenen Dokumentenlieferdienst JASON (Journal Articles Sent on Demand) besorgt werden. Darüber hinaus lassen sich Zeitschriftenaufsätze direkt beim Dokumentenlieferdienst subito gegen eine entsprechende Gebühr bestellen. Sind die Distanzen zu den Bibliotheken, in denen das gesuchte Buch steht, nicht sehr groß, kann es einfacher und schneller sein, selbst dorthin zu fahren und sich das Buch auszuleihen oder vor Ort zu lesen. In Deutschland sind sog. Sondersammelgebietsbibliotheken eingerichtet worden, in denen die Literatur zu dem jeweiligen Sammelgebiet komplett vorhanden ist. Eine Übersicht über diese Bibliotheken bietet das Web-Bibliotheks-Informations-System webis. Darüber hinaus gibt es auch viele fachbezogene Kataloge. Eine ausführliche Aufstellung findet sich bei Preißner / Engel 2001, 145 ff. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt III 3) Cramme / Ritzi 2003; Preißner / Engel 2001, 123 ff.
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III Planung und Organisation
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Literaturverwaltung
Die Auseinandersetzung mit Fachliteratur macht in allen wissenschaftlichen Fächern einen Großteil der täglichen Arbeit aus. Während Sie schreibend, sei es wörtlich oder sinngemäß, oder durch einen Lesestift Informationen aufnehmen, wählen Sie aus und bereiten einen neuen Kontext vor. Diese Informationen müssen Sie strukturiert ablegen. Dies ermöglicht Ihnen eine gute Literaturverwaltung. Zu Beginn reichen dafür einfache Mittel wie Karteikarten, Listen in Microsoft Word oder Microsoft Excel sowie selbst programmierte Microsoft AccessDatenbanken aus. Je weiter der Prozess der Promotion fortschreitet, desto notwendiger wird ein durchdachtes Management des wachsenden Literaturbestandes. Das Angebot von Programmen, die diese Arbeitsphase unterstützen (vgl. Tabelle 18) reicht von einfachen elektronischen Zettelkästen bis zu sog. Content-Managern, welche den gesamten Prozess der wissenschaftlichen Arbeit unterstützen und Ihnen über die Zwischenträgerfunktion hinaus Verknüpfungsdienste zur Verfügung stellen. Zunächst jedoch zu den Klassikern der Literaturverwaltung. In Tabelle 18 finden Sie eine Liste der gängigen Literaturverwaltungsprogramme, von denen einige in diesem Abschnitt vorgestellt werden. Die aufgelisteten Programme laufen nur unter Microsoft Windows, ausgenommen EndNote und ProCite, die auch auf einem Mac-Betriebssystem ausgeführt werden können. Tabelle 18. Auswahl der gängigsten softwaregestützten Literaturverwaltungen Programm Bibibamos Biblist Bibliographix BISMAS CardBox for Windows Citavi EndNote (Win/Mac) Gelit Librixx LIDOS Liman LiteRat Paradise ProCite (Win/Mac) Reference Manager Scholar’s Aid Visual Composer.NET
Internetquelle www.workingpapers.de/gepec/htms/bibibamos.htm cogweb.iig.uni-freiburg.de/biblist www.bibliographix.de www.bismas.de www.cardbox.co.uk www.citavi.com www.endnote.com www.gelit.de www.librixx.de www.land-software.de www.liman.de www.literat.net www.winkler-infosysteme.de/literasoft/index.htm www.procite.com www.refman.com www.scholarsaid.com www.visualcomposer.de
Zettelsammlung und Karteikarten sind seit Jahrhunderten die Träger der Belege aus Quellen und Literatur. Die heute oft getrennten Funktionen des Aufnehmens, Schreibens und Bewertens sind hier noch vereint. Um effizient zu Werke zu ge-
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hen, werden Sie das meiste sinngemäß notieren und nur zentrale Passagen wörtlich abschreiben. Natürlich brauchen Sie die komplette bibliografische Angabe jedes Literaturmediums. Aussagen wie Zitate notieren Sie als klar abgegrenzte inhaltliche Einheiten mit parallelen Seitenzahlen, um die Belege an mehreren Stellen des eigenen Textes einfügen und diesen ohne Vorlage der Sekundärliteratur schreiben zu können. Sollten Sie Ihre Dissertation ausschließlich mit Microsoft Word (vgl. Abschnitt III 5.2) schreiben, können Sie für die Verwaltung Ihrer Literatur Librixx verwenden. Librixx ist ein Verwaltungsprogramm, das automatisch Fußnoten und Literaturverzeichnisse erzeugen kann, jedoch nur mit Microsoft Word zusammenarbeitet. Das Programm kann zum Preis von ca. 30 € erworben werden. Die Dateneingabe erfolgt mit Hilfe übersichtlicher Eingabeformulare. Dadurch erhalten Sie eine einheitliche Aufnahme Ihrer Literaturdaten. Während der Eingabe stehen Ihnen außerdem bereits gespeicherte Informationen zur Verfügung, sodass Ihnen z. B. die mehrmalige Eingabe eines Autorennamens erspart bleibt und Tippfehler vermieden werden. Die Eingabe der Schlagwörter profitiert ebenfalls von dieser Funktionalität, da Ihnen sämtliche bereits vorhandenen Schlagwörter im Eingabeformular zur Verfügung stehen. Dadurch vermeiden Sie eine Vergabe unterschiedlicher Schlagwörter für denselben Begriff. Neben der Suche nach Schlagwörtern bietet Librixx auch eine Volltextsuche an. Neben den üblichen Daten eines Literaturmediums können Sie zu jedem Datensatz zusätzliche Notizen speichern. Darüber hinaus lassen sich externe Textdateien einbinden und den Datensätzen zuordnen. Eine Hauptfunktion von Librixx ist die automatische Fußnotengenerierung. Dafür müssen Sie zuerst sog. Generierungsregeln erstellen, die das Aussehen und die Zusammensetzung Ihrer Fußnoten definieren. Dieser Schritt erfolgt relativ unkompliziert mittels eines übersichtlichen Eingabeformulars. Danach können Sie für Ihre Datensätze die Fußnoten automatisch generieren und abspeichern lassen. Während der Arbeit an Ihrem Dokument können Sie die Librixx-Toolbox in Microsoft Word öffnen, die u. a. alle Fußnoten auflistet, und per Doppelklick die gewünschte Fußnote einfach in Ihr Dokument einfügen. Dadurch wird gewährleistet, dass alle Ihre Fußnoten dem gleichen Schema entsprechen und mit den Daten Ihrer Literaturdatenbank übereinstimmen. Wünschen Sie einen Überblick über den Zitierungsstand in Ihrem Dokument, erzeugt Librixx einen ausdruckbaren Bericht. Dieser Bericht führt an, welches Literaturmedium auf welcher Seite zitiert wurde. Hierbei wird zwischen Fußnote und Zitat im Fließtext unterschieden. Pro Titel erfolgt außerdem eine Angabe, wie oft der Titel insgesamt im Text zitiert wurde. Zusätzlich markiert Librixx dabei die zitierten Medien in der Datenbank als „zitiert“, sodass Sie sich die Datensätze danach gefiltert anzeigen lassen können. Basierend auf dieser Auswertung des Zitierungsstandes kann Librixx ein Literaturverzeichnis automatisch erstellen und in Ihr Word-Dokument einfügen. Fazit: Librixx ist ein akzeptables Literaturverwaltungsprogramm, das sich vor allem durch übersichtliche Eingabeformulare und einfache Bedienbarkeit auszeichnet. Es bietet keine Unterstützung bei der Literaturrecherche. Leider ist das Programm nur für den Einsatz mit Microsoft Word gedacht und enthält keine Exportfunktion in andere Datenformate. Dadurch ist ein späterer Umstieg auf ein
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III Planung und Organisation
anderes Programm nicht möglich, ohne die Daten neu eingeben zu müssen. Sollten Sie sich also sicher sein, auch in Zukunft Ihre Dokumente mit Microsoft Word zu schreiben, und vor allem ein einfaches, schnell zu erlernendes Literaturprogramm benötigen, kann Librixx für Sie interessant sein. Die Literaturdatenbank LiteRat stellt eine preislich unschlagbare Alternative zu vielen anderen Programmen dar, denn dabei handelt es sich um kostenfreie Freeware. 1995 am Erziehungswissenschaftlichen Institut der Heinrich-HeineUniversität Düsseldorf entwickelt, wendet sich das Programm an Geistes- und Sozialwissenschaftler im Allgemeinen. LiteRat ist intuitiv zu bedienen und arbeitet mit Datenmasken, deren Design an bekannte Microsoft-Produkte angelehnt ist. Grundlage für das Ordnungssystem bildet die Idee eines elektronischen Karteikastens. Einzelne Titel verfügen dabei über mehrere Registrierkarten, die neben den üblichen Titelangaben das Hinzufügen von Zitaten, den Vermerk von Standorten in verschiedenen Bibliotheken sowie persönliche Notizen gestatten. Der Schwerpunkt von LiteRat liegt auf der einfachen Bedienung, die ohne Handbuchstudium schnell zu erlernen ist (Meurer / Steuber 2004, 332 ff.). LiteRat unterscheidet zwischen einem Schreib- und einem Lesemodus. Dies gewährt Sicherheit, dass keine Daten versehentlich überschrieben oder gelöscht werden. Jeder Titel muss im Schreibmodus aktiviert werden, um Änderungen vorzunehmen. Als Unterstützung erscheinen außerhalb des Schreibfensters kleine Hilfetexte, welche die Eingaben in das Datenblatt durch Beispiele, Vorschläge und Hinweise erleichtern. Ebenso bietet LiteRat einige fortgeschrittene Optionen wie das Erstellen von Zitatsammlungen oder Schlagwortzuordnungen. Durch diese Zuordnung von Schlagwörtern zu einzelnen Titeln können Sie Daten zu Themenbereichen gruppieren. Literaturverzeichnisse lassen sich nach individuellen Kriterien erstellen. Der Datenaustausch mit anderen Programmen ist kein Problem, da die Datensätze auf Microsoft Access 2.0 basieren. Fazit: LiteRat ist kostenfrei und aufgrund der einfachen Handhabung vorzüglich für Personen geeignet, die über wenig Erfahrung im Umgang mit Datenbanken verfügen. An dieser Stelle soll noch auf den LiteRat-Nachfolger Citavi hingewiesen werden. Dieses Programm soll über die bekannten Funktionen hinaus auch den Anforderungen der Internetnutzung gerecht werden. Ebenso wird es Importfunktionen für wichtige Fachdatenbanken geben. Genauso wie beim Vorgänger liegt der Schwerpunkt auf den bereits bekannten Funktionen in Kombination mit der einfachen Bedienbarkeit. Da für die Entwicklung von Citavi keine öffentlichen Fördergelder zur Verfügung standen, wird das Programm allerdings nicht mehr kostenlos bereitgestellt werden können. LiteRat bleibt jedoch weiterhin als Freeware erhältlich. Die professionelle Literaturverwaltung EndNote bietet alle in Librixx und LiteRat enthaltenen Funktionen der Datenspeicherung und der automatischen Erstellung von Fußnoten und Literaturverzeichnissen an. Darüber hinaus erlaubt EndNote fortgeschrittenen Nutzern die Online-Suche in Bibliothekskatalogen und anderen Literaturdatenbanken sowie den Import von Literaturlisten unterschiedlichster Formate. Für die reine Dateneingabe und das systematische Wiederauffinden von Quellen ist EndNote sehr intuitiv und leicht zu bedienen. Für die meisten speziellen
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Bedürfnisse der Fachdisziplinen sind Standards bereits festgelegt oder zumindest selbst definierbar. So können Sie aus über 20 Eintragsvarianten wählen: Zeitschriftenartikel, Konferenzpapier, elektronische Quelle, Gesetz, mathematische Formel etc. Auch eigene Varianten sind definierbar. Über die bibliografischen Merkmale hinaus lassen sich Notizen, Zusammenfassungen und Informationen wie Signatur, Ausleihfrist oder Standort im Regal speichern. Stichwort- und Sortierfunktionen sind so leistungsfähig, dass Sie selbst bei ausufernder Literatur den Überblick behalten. Zahlreiche Exportformate (u. a. XML) gewährleisten aufgrund ihrer einfachen Struktur die Zukunftssicherheit der Daten. Aber Sie wollen ja nicht nur Literatur sammeln und verwalten, sondern sie vor allem beim Schreiben nutzen. Genau das erleichtert EndNotes Cite while you write-Technologie ungemein. Beim Formulieren fügen Sie mit einem Klick Quellen aus der Datenbank in das Textverarbeitungsprogramm ein, sei es im Fließtext oder als Fußnote. Wenn der Text fertig ist (oder zwischendurch in einer Kopie) lassen Sie per Knopfdruck alle Einträge durchformatieren und das Literaturverzeichnis erstellen. So werden alle in der Endfassung zitierten Quellen, und auch nur diese erfasst; Zitierweisen wie Habermas 1998a und Habermas 1998b werden automatisch generiert. Wenn Sie eine wissenschaftliche Karriere anstreben, sollten Sie schon während des Promovierens Ihre eigene Publikationsliste beginnen. Ob Aufsätze in Fachzeitschriften, Vortragsmanuskripte für Konferenzen oder gemeinsame Beiträge mit dem Betreuer – jedes Mal sehen Zitierweise und Literaturverzeichnis anders aus. Verlage von Fachzeitschriften und Sammelbänden geben dazu detaillierte Anweisungen. Es gibt unzählige Varianten, ein und dieselbe Quelle zu zitieren: mit Komma, Semikolon oder Punkt zwischen den einzelnen Elementen, der Seitenangabe des Artikels vor oder hinter dem entsprechenden Sammelband, dem Namen der Zeitschrift in Kursivschrift, mit Autorenvorname oder Initialen etc. Dies alles jedes Mal per Hand zu ändern, erspart Ihnen EndNote durch sog. Output Styles. Hunderte davon, jeweils den Vorgaben einer Fachzeitschrift entsprechend, sind bereits im Programm enthalten, allerdings überwiegend aus dem angelsächsischen Sprachraum. Doch können Sie sich leicht individuelle Styles zusammenstellen, sie abspeichern und ggf. mit anderen EndNote-Nutzern (z. B. Koautoren) austauschen. Fazit: EndNote bietet Ihnen einen breiten, robusten und gut begehbaren Brettersteg durch den Literatursumpf. Dieser hat allerdings seinen Preis. Greifen Sie zu, falls Sie an der Universität dauerhaften Zugang zu dieser Software haben! Wenn in Ihrem Fach sehr umfangreiche Literaturverzeichnisse gängig sind und Sie auch nach der Promotion wissenschaftlich arbeiten wollen, lohnt sich die Anschaffung trotz des stolzen Preises von knapp 200 € für die Einzelplatzlizenz in Forschung und Lehre. Die Publikationsverwaltung Bibliographix ist ein Programm, das Sie in allen Phasen des wissenschaftlichen Schreibens unterstützt und mit den gängigen Textverarbeitungsprogrammen zusammenarbeitet. Es ist als kostenlose Basic-Version zu erhalten. Die unkomplizierte Arbeit mit dem eigenen Literaturbestand erfordert jedoch die Pro-Version, die 100 € kostet, für Hochschulangehörige (Studierende, Promovierende und Professoren) 75 €. In das Programm ist ein umfangreiches
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III Planung und Organisation
Handbuch integriert, welches Sie Schritt für Schritt durch die einzelnen Funktionen führt. Die aktuelle Version wirkt im Gegensatz zu ihren Vorgängern deutlich übersichtlicher und besteht im Wesentlichen aus den drei Modulen Literaturverwaltung, Ideenmanagement und Recherche. Kern des Programms ist das Literatur-Modul. Hier können Sie, wie in einer klassischen Literaturverwaltung, Literatur in Datenbanken eingeben, verwalten, zwischen Datenbanken austauschen und in eigene Texte einarbeiten. Darüber hinaus haben Sie die Möglichkeit, eine Schlagwortsuche durchzuführen, EinKlick-Literaturanhänge zu erstellen und eine Vorschau auf ausgewählte Zitierstile zu erhalten. Für Naturwissenschaftler ist sicherlich auch der integrierte LaTeXEditor interessant. Der Ideenmanager bietet die Möglichkeit, Ideen, die in der Frühphase einer Publikation entstehen, schnell festzuhalten, zu gliedern und zu vernetzen. Analog zur Querverweisfunktion in der Literaturdatenbank kann Bibliographix auch aus dem Ideenmanager heraus nach Ideen und Quellen suchen, die mit den ausgewählten Ideen inhaltlich verbunden sind. Der dritte Bereich, das Recherche-Modul, erleichtert die direkte Suche in ca. 70 deutschen und internationalen OPACs von Universitäten sowie in Verbundkatalogen. Sie können die Daten aus den Suchergebnissen direkt in die Literaturverwaltung einbinden. Darüber hinaus enthält das Programm ein Werkzeug-Modul, das die Programmeinstellungen verwaltet, die Datensicherung und den Datenaustausch innerhalb von Bibliographix organisiert und den Import bzw. Export strukturierter Literaturbestände unterstützt. Fazit: In der Praxis haben sich verschiedene Versionen von Bibliographix bewährt. Insbesondere überzeugt das Konzept, Recherche, Literaturverwaltung und Ideenmanagement unter einer Oberfläche zu integrieren. Das große Plus von Bibliographix ist der vergleichsweise niedrige Preis, wenn Sie ihn in Relation zu den umfangreichen Funktionen setzen. Allerdings ist der Funktionsumfang mit der aktuellen Version ziemlich ausgereizt. Wer also nicht über das eigene Institut Zugang zu umfangreicheren, aber erheblich teureren Programmen wie z. B. EndNote hat, für den ist Bibliographix eine interessante Alternative. Hervorzuheben ist schließlich die umfassende und schnelle Unterstützung per E-Mail bei technischen Problemen mit Bibliographix durch einen kompetenten Kundendienst. Dies gilt insbesondere bei Problemen mit dem Import von Daten aus anderen, meist älteren Literaturverwaltungen. Visual Composer.NET ist ein mächtiges Programm, das Sie nicht nur bei der Verwaltung Ihrer Literatur, sondern auch bei der Literaturrecherche, der Verwaltung der Suchergebnisse und dem Verfassen Ihrer eigenen Texte unterstützt. Visual Composer.NET ist also nicht allein dafür gedacht, die Daten Ihrer zitierten Literatur zu verwalten. Seine Stärke liegt vor allem darin, Sie aktiv beim Verfassen Ihrer Texte zu unterstützen, indem auch die Inhalte der Literatur abgelegt, bearbeitet, strukturiert und anschließend für die weitere Bearbeitung exportiert werden können. Beispielhaft seien hier die wichtigsten Funktionen vorgestellt. Mit Hilfe des integrierten Webservices Visual Library.NET können Sie eine Internetrecherche in bibliografischen und anderen Online-Datenbanken durchführen. Der Katalog des GBV (vgl. Abschnitt III 3) wird als Standarddatenbank verwen-
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det, Sie können aber auch auf andere Bibliothekskataloge oder Datenbanken zugreifen. Suchdialog und Ergebnisse werden einheitlich dargestellt, unabhängig von der durchsuchten Datenbank. Die Ergebnisse liefern Ihnen neben den Titeln zusätzliche Informationen, z. B. Preis, Lieferzeit, bibliografische Details oder Abstracts. Die Daten der gefundenen Medien können Sie einfach per Mausklick in Ihre Bibliothek übernehmen, ändern und ergänzen. Darüber hinaus können Sie den Titel in Online-Buchhandlungen bestellen, Fernleihbestellungen beim GBV abgeben und sogar die Suchmaschine Google nach weiteren Informationen zu Titel und Autor des Literaturmediums suchen lassen. Zur Unterstützung bei der Inhaltserschließung Ihrer gesammelten Literatur können Sie Daten direkt mit den Einträgen in Ihrer Bibliothek verknüpfen. Sie können auch Texte direkt eingeben. Das Programm versieht diese Inhalte mit Metainformationen und kategorisiert sie nach Sprache, Stichworten oder Wertungen. Sämtliche in Ihrer Bibliothek gespeicherten Daten zeigt Visual Composer.NET in einem Explorer nach Autoren geordnet an. Dieser Explorer erlaubt es, die eigenen Materialien beliebig zu strukturieren. Dokumente, Literaturtitel und Inhalte können Sie miteinander verknüpfen. Durch das Zuweisen von Stichworten oder Wertungen wird das Wiederfinden der Dokumente unterstützt. Die Daten der Bibliothek können z. B. als Materialsammlung in das XML- oder HTML-Format exportiert werden. Das Textverarbeitungsprogramm, mit dem Sie arbeiten, ist dabei beliebig. Für das Zitieren können Sie Richtlinien einstellen, um einen einheitlichen Stil zu erhalten. Das Literaturverzeichnis erstellt Visual Composer.NET ebenfalls automatisch. Jedem Dokument können Sie beliebig viele Aufgaben zuweisen, diese mit Terminen versehen und sogar verschiedenen Personen zuordnen. Vor allem dies kann Ihnen bei der Organisation Ihrer Arbeit sehr helfen. Fazit: Visual Composer.NET bietet eine sehr umfangreiche Unterstützung bei der Literaturverwaltung, von der Recherche bis hin zum Verfassen Ihrer eigenen Texte. So viel Funktionalität bedeutet aber auch mehr Einarbeitungszeit. Ein weiterer Nachteil ist der noch relativ kleine Benutzerkreis, was sich z. B. in schwierig zu findender Unterstützung bei auftretenden Problemen auswirkt. Für die wissenschaftliche und private Nutzung ist das Programm kostenlos. Es läuft nur unter den gängigen Microsoft-Windows-Betriebssystemen. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt III 4) Kliemann 1975; von Brandt 2003.
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III Planung und Organisation
Textverarbeitungsprogramme
Irgendwann muss sich jeder Promovierende mit dem Schreiben von Dokumenten befassen. Dieser Prozess beinhaltet auch die Entscheidung für ein passendes Textverarbeitungsprogramm. Welches der vielen vorhandenen Programme nun das Beste ist, hängt nicht nur von den persönlichen Vorlieben, sondern auch vom Fachgebiet der Promotion ab. Bspw. ist für einen Mathematiker ein Textverarbeitungsprogramm unumgänglich, das ihn bei der Erstellung mathematischer Ausdrücke unterstützt. Für Juristen z. B. ist dieser Aspekt jedoch kaum von Relevanz. Dieser Abschnitt gibt Ihnen eine kurze Einführung in Latex und Microsoft Word. Abschließend finden Sie in einer Checkliste eine Zusammenfassung der Unterschiede und Anwendungsmöglichkeiten, die Ihnen bei der Auswahl des richtigen Textverarbeitungsprogramms helfen soll. 5.1
LaTeX
Es gibt viele Gründe, die für die Verwendung von LaTeX sprechen. Neben der Tatsache, dass LaTeX kostenfrei erhältlich ist, weist es noch weitere Vorteile auf (Günther 2002, 39 f.): • Mit LaTeX lassen sich schnell gute Ergebnisse erzielen. • Die Dokumente sind portabel und können auf unterschiedlichen Betriebssystemen erstellt, formatiert und gedruckt werden. • Sog. WYSIWYG-Programme („what you see is what you get“) haben oft Probleme mit der Portabilität, sodass sich nach einem Update erstellte Dokumente nicht mehr mit älteren Versionen der Software öffnen lassen. Bei LaTeX hingegen wird darauf geachtet, dass diese zu jeder Zeit unverändert formatierbar sind und stets das gleiche Ergebnis liefern. Erreicht wird dies unter LaTeX dadurch, dass nicht das Dokument selbst eingegeben bzw. gespeichert wird, sondern Befehle zu seiner Erzeugung. Bspw. wird die Befehlszeile \int_a^b f(x)dx=F(b)-F(a) durch den LaTeX-Compiler2 in folgende Formel übersetzt (vgl. Abb. 11): b
∫ f ( x)dx = F (b) − F (a) a
Abb. 11. Ergebnis eines LaTeX-Befehls
2
Der LaTeX-Compiler ist das Programm, das aus dem unformatierten Ausgangstext mit Formatanweisungen ein formatiertes Dokument erzeugt.
5 Textverarbeitungsprogramme
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Speichern müssen Sie also nur den Befehl im systemunabhängigen und Platz sparenden ASCII-Format; das gewünschte Endprodukt können Sie auf jedem Computer in meist professionellem Satz neu erzeugen. Im Folgenden finden Sie eine kurze Einführung in LaTeX, mit deren Hilfe Sie ein Dokument erstellen und die Verwendung von LaTeX testen können. Für das Verfassen Ihrer Texte können Sie jeden beliebigen Editor verwenden, der einen ASCII-Text erzeugt. Empfehlenswert ist eine Entwicklungsumgebung, die die Struktur der LaTeX-Befehlszeilen optisch verdeutlicht (z. B. Emacs unter Unix oder TeXnicCenter unter Windows). Mit Hilfe dieser Programme oder Zusatzprogramme behalten Sie in Ihrem Quelltext den Überblick. Außerdem bieten diese Programme meist auch eine komfortable Einbindung des LaTeX-Compilers. Jeder Quelltext eines LaTeX-Dokuments besitzt die gleiche Struktur, wobei mindestens folgende drei Kommandos vorhanden sein müssen: \documentclass{article} \begin{document} ... Text ... \end{document} Der Teil zwischen \documentclass und \begin{document} wird Präambel genannt und beinhaltet Voreinstellungen, die für das gesamte Dokument gelten. Die Umgebung {document} erzeugt einen Rahmen für Ihren Text. Innerhalb dieses Textes erfolgt ein automatischer Zeilenumbruch, wobei LaTeX die Silbentrennung berücksichtigt. Feste Zeilenumbrüche können Sie explizit mit dem Befehl \\ einfügen. Durch die Eingabe mindestens einer Leerzeile kann ein Absatz erzeugt werden. Standardmäßig verwendet LaTeX eine sog. Roman-Schrift in einer voreingestellten Textgröße von 10 Punkten. Die Schriftstärke können Sie z. B. mit \textbf (bf = boldface) auf eine fette Schrift ändern. Zum Ändern der Schriftform stehen Ihnen bspw. die Befehle \textit (it = italic) für eine Kursivschrift oder \textsc (sc = smallcaps) für eine Schrift mit Kapitälchen zur Verfügung. Darüber hinaus bietet LaTeX mehrere Befehle für unterschiedliche Schriftgrößen, z. B. \small für eine kleine und \large für eine große Schrift. Der betreffende Text wird dabei in geschweifte Klammern {} gesetzt, wodurch sich folgende Befehlsform ergibt: \Befehl{...text...} Das grundsätzliche Layout wird durch die Angabe einer Dokumentklasse mit \documentclass festgelegt. Mögliche Klassen sind unter anderem book für ein Buch, article für mittelgroße bis kleine Dokumente mit oder ohne Titelseite, report für Dokumente mit Kapitelunterteilung oder slides für Projektionsfolien. Für weitere Layoutvoreinstellungen existiert eine Vielzahl von Paketen, die Sie in der Präambel zusätzlich mit dem Befehl \usepackage einbinden. Je nach verwendeter Dokumentklasse stehen Ihnen Gliederungsbefehle für unterschiedliche Ebenen zur Verfügung, z. B. \chapter und \section. Die Gliederungsmakros formatieren nicht nur die Überschriften im Text, sondern berechnen außerdem die Nummerierung. Zusätzlich wird der Überschriftentext für
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III Planung und Organisation
die automatische Erzeugung eines Inhaltsverzeichnisses oder von Kopfzeilen in einer dafür vorgesehenen Datei gespeichert. Mit dem Befehl \tableofcontents kann dann automatisch ein Inhaltsverzeichnis an beliebiger Stelle im Dokument eingefügt werden. Auf ähnliche Art und Weise generiert LaTeX für Sie Tabellen- und Abbildungsverzeichnisse. Die wohl größte Stärke von LaTeX liegt in der Unterstützung bei der Erstellung mathematischer Ausdrücke. Der Mathematikmodus von LaTeX bietet Ihnen eine einerseits sehr vielseitige, aber andererseits auch sehr einfach anzuwendende Umgebung für das Einfügen von Formeln in Ihr Dokument. Soll der Ausdruck in einem eigenen Absatz stehen, wird er mit $$...$$ geklammert. In diesem Fall kann sich die Formel je nach Art der verwendeten Zeichen, z. B. Integral- oder Summenzeichen, in der Höhe ausdehnen. Im Text eingebettete Fließtextformeln werden in $...$ geklammert. Im Gegensatz zu anderen Textverarbeitungsprogrammen passt LaTeX die Fließtextformel harmonisch in den umgebenden Text ein. Neben allen möglichen Operatoren, Zeichen und Symbolen können z. B. auch Brüche, Wurzeln oder Matrizen dargestellt werden. Zudem nummeriert LaTeX die Formeln und ermöglicht es Ihnen, im Text einfach und flexibel auf eine bestimmte Formel Bezug zu nehmen. Neben den hier beschriebenen Funktionalitäten bietet Ihnen LaTeX außerdem vielfältige Funktionen für das Erstellen von Fußnoten, Tabellen, Zitaten, Verweisen und vielem mehr. Gerade wegen seiner Stärken erfordert LaTeX jedoch eine lange Einarbeitungszeit. Treten dann noch z. B. Kompilier-Probleme auf, sind diese für einen LaTeX-Anfänger meist schwer zu lösen. Falls ein von LaTeX gewähltes Layout mal nicht passt, ist eine Änderung häufig umständlich. Vorteilhaft ist hier aber dann der große LaTeX-Benutzerkreis. Für viele Probleme finden Sie im Internet Tipps, vorgefertigte Lösungen und Unterstützung durch Internetforen. 5.2
Microsoft Word
Auf der Suche nach einem Textverarbeitungsprogramm sehen Sie sich unwillkürlich früher oder später auch mit der Frage konfrontiert, ob die Verwendung von Microsoft Word die für Sie beste Lösung darstellt. Dabei handelt es sich um ein weit verbreitetes und häufig verwendetes Produkt, das – wie andere Lösungen auch – seine Stärken und Schwächen hat. Durch die WYSIWYG-Funktionalität bietet Microsoft Word zunächst eine einfache Möglichkeit, die zahlreichen Funktionen durch Ausprobieren zu erlernen. Wegen des großen Funktionsumfangs können allerdings mitunter Fehler auftreten, die nur schwer zu erklären sind. Fehler können aber auch durch unsachgemäße Bedienung hervorgerufen werden. Ein Textverarbeitungsprogramm sollte auftretende Fehler benutzerfreundlich abfangen, was bei Microsoft Word durch die Funktionalität des Rückgängigmachens gewährleistet ist. Für das Arbeiten mit Microsoft Word gilt ebenso wie für alle anderen Textverarbeitungsprogramme: Erleichtern Sie sich Ihre Arbeit, indem Sie zwischen dem eigentlichen Textinhalt und dem Textformat unterscheiden. Diesbezüglich ist die WYSIWYG-Funktionalität jedoch hinderlich, da sie dazu verleitet, während der
5 Textverarbeitungsprogramme
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eigentlichen Texteingabe bereits die Formatierung des Textes zu verändern. Für das Arbeiten mit Microsoft Word haben sich zwei Grundvorgehensweisen herausgebildet, deren konsequente Einhaltung sich lohnt, um nicht im Chaos der Formatierung zu versinken: 1. Legen Sie vor dem Schreiben die Formatierungen für das Dokument fest. 2. Wenn Sie am Ende der Arbeit noch Formatierungen durchführen müssen, tun Sie dies immer über die Formateigenschaften, die das gesamte Dokument betreffen und nicht durch sukzessives Markieren und Formatieren kleinerer Textpassagen. Die Definition von Formatierungen zu Beginn erspart Ihnen spätere Nacharbeiten. Dabei ist festzuhalten, dass Formatierungsdefinitionen auf den Ebenen der Dokumentenvorlage und der Formatvorlage vorgenommen werden sollten. Formatierung der Dokumentenvorlage: • Verwenden Sie nicht die Standardvorlage „Normal.dot“, sondern definieren Sie eine eigene Dokumentenvorlage. Die Datei „Normal.dot“ bleibt so lange geöffnet, wie Microsoft Word geöffnet ist, selbst wenn Sie Ihr Dokument nicht geöffnet haben. Sonst kann es zu Veränderungen kommen, die unbeabsichtigt Auswirkungen auf Ihr Dokument haben. • Definieren Sie Papierformat und Seitenränder (Datei – Seite einrichten). In Microsoft Word kann es vorkommen, dass sich der bedruckbare Rand durch den Wechsel des Druckers verändert, was Auswirkungen auf das gesamte Layout des Dokuments haben kann. Durch die Definition eines ausreichenden Randes können Sie dieses Problem umgehen, wobei vor allem der untere Rand wichtig ist. • Legen Sie die Kopf- und Fußzeile fest. • Betten Sie die Formatvorlagen in die Dokumentenvorlage ein. Formatierung der Formatvorlage: • Behalten Sie gewisse bestehende Formatvorlagen bei, die eine übergeordnete Funktionalität haben (z. B. alle Überschriftenformate, Formate für Abbildungen oder Tabellen und das Standard-Format für den restlichen Text). Passen Sie die Formatvorlagen Ihren Bedürfnissen an (Format – Formatvorlagen und Formatierung – Ändern). • Unterscheiden Sie den Formatvorlagentyp für Absätze und für einzelne Zeichen. Versuchen Sie, weitestgehend mit absatzweiten Formatierungen zu arbeiten. Dabei ist ein Absatz jener Text bis zur nächsten Absatzmarke (¶). • Vermeiden Sie direktes Formatieren im Text. Nehmen Sie derartige Veränderungen nur an den Formatvorlagen vor. Bekanntermaßen hat Microsoft Word insbesondere Probleme mit langen, komplex formatierten Texten. Richtig problematisch werden allerdings lange Texte, die auch noch als Datei an sich groß sind, was bei Dissertationen durchaus üblich ist. Daher gibt es mehrere Möglichkeiten, wie Sie die Dateigröße von Microsoft Word reduzieren können. Es empfiehlt sich, Objekte (Einfügen – Objekt – Aus Datei erstellen – „Verknüpfen“ anhaken) und Grafiken (Einfügen – Grafik – Aus Datei –
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III Planung und Organisation
„Mit Datei verknüpfen“) nicht direkt einzubetten, sondern mit dem Dokument zu verknüpfen. Da Microsoft Word allerdings beim Anzeigen und Drucken des Dokumentes auf die verknüpften Dateien zugreifen muss, ist es ratsam, sowohl den Text als auch alle Objekte und Grafiken in einem eigenen Verzeichnis abzulegen. So haben Sie auch beim Übertragen auf andere Rechner oder bei der Datensicherung (vgl. Abschnitt III 6) kein Problem, wenn Sie das komplette Verzeichnis übernehmen. Wenn Sie Objekte nur verknüpft einfügen, werden Änderungen in den Objekten zudem automatisch übernommen. Eine andere Möglichkeit, wie Sie die Dateigröße klein halten können, ist, mit Zentral- und Filialdokumenten zu arbeiten. Dazu müssen Sie zunächst eine Gliederung in der Gliederungsansicht (Ansicht – Gliederung) anlegen. Danach können Sie die Überschriften in der Gliederung als Filialdokumente anlegen (über das Icon „Unterdokument einfügen“ in der Symbolleiste „Gliederung“). Wichtig dabei ist, dass Sie Ihre Arbeit ausschließlich über das Zentraldokument (Masterdokument) öffnen und schließen. Schließlich können Sie auch für jedes Kapitel Ihrer Arbeit eine eigene WordDatei anlegen. Davon ist aber abzuraten, weil dadurch die Seitennummerierung und die Verzeichnisse manuell erstellt werden müssen. Damit Ihr Word-Dokument nicht ständig an Volumen zunimmt, können Sie darüber hinaus die Option „Schnellspeicherung“ ausschalten (Extras – Optionen – Speichern – Schnellspeicherung zulassen). Ein grundsätzlicher und sehr empfehlenswerter Tipp für das Verfassen Ihrer Texte ist, in die Fußzeile über die kontextbezogene Symbolleiste das aktuelle Datum und die aktuelle Uhrzeit einzufügen. Dies ist während der Erstellungsphase der Dissertation eine Hilfe, da Sie immer genau wissen, von wann der vorliegende Ausdruck stammt. Diese Daten sollten bei der Endversion natürlich entfernt werden. 5.3
Vergleich
Anhand der Checkliste in Tabelle 19 werden die Programme unter anderem in Anlehnung an die in Preißner / Engel 2001, 194 ff. angeführten Eigenschaften von Textverarbeitungsprogrammen verglichen. Sie können mit Hilfe dieser Checkliste feststellen, welches Textverarbeitungsprogramm sich für Ihre Anforderungen am besten eignet. Generell sind beide Programme unter den genannten Kriterien denkbar, angegeben ist eine relative Einschätzung. Sie können anhand dieser Checkliste auch andere, hier nicht vorgestellte Textverarbeitungsprogramme auf deren Nutzbarkeit für die Erstellung Ihrer Dissertation bewerten. Überprüfen Sie dafür z. B. die Bedienungsdokumente des Programms oder fragen Sie mit dem Programm vertraute Personen gezielt nach Erfahrungen in den Ihnen wesentlichen Punkten.
5 Textverarbeitungsprogramme 101
Tabelle 19. Checkliste zur Auswahl von LaTeX und Microsoft Word3 Kriterium
Vorteil liegt bei Microsoft Word
LaTeX Sonderzeichen Darstellung von Formeln automatische Inhaltsverzeichniserstellung automatische Indexerstellung automatische Nummerierung Gliederungsfunktion Grafikintegration Rechtschreibprüfung Grammatikprüfung Silbentrennung Synonyme Druckformate Satz automatische Querverweise automatische Seitennummerierung unterschiedliche Kopf- und Fußzeilen Tabellenfunktionen geschützte Leerzeichen Zurücknehmen von Änderungen Kommentare Buchdruck Anschaffungskosten Einarbeitung naturwissenschaftliche Dokumente geisteswissenschaftliche Dokumente große Dokumente
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Erläuterung einiger Kriterien: • Automatische Nummerierung: Unterstützung bei der automatischen Nummerierung von Kapiteln, Abschnitten, Formeln, Grafiken, Tabellen etc. • Gliederungsfunktion: Möglichkeit, das Dokument in Kapitel und Abschnitte zu unterteilen. • Grafikintegration: Einbindung, Positionierung und Anpassung von Grafiken, die mit anderen Programmen erzeugt wurden. • Synonyme: Integration eines Synonym-Wörterbuches zum Suchen von alternativen sinnverwandten Ausdrücken.
3
Bewertung auf einer fünfstufigen Skala: Punktposition links (Empfehlung für LaTeX), halblinks (Empfehlung für LaTeX, Microsoft Word als Option), mittig (keine Bevorzugung), halbrechts (Empfehlung für Microsoft Word, LaTeX als Option), rechts (Empfehlung für Microsoft Word).
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III Planung und Organisation
• Satz: Optimierung der Abstände etc. für einen professionellen Druck. • Automatische Querverweise: Automatische Aktualisierung der Querverweise auf Tabellen, Grafiken etc., wenn deren Nummerierung oder Beschriftung geändert wurde. • Geschützte Leerzeichen: Zusätzliche Abstände, die das Programm im Dokument beibehalten soll, bspw. bei Abkürzungen wie „z. B.“. • Kommentare: Bestandteile des Dokumentes, die in der Druckversion nicht auftauchen. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt III 5) Günther 2002; Jürgens 2000; Kopka 2002; Probst 2004.
6
Datensicherung
Bei der Arbeit mit Literaturverwaltungsprogrammen (vgl. Abschnitt III 4) und Textverarbeitungsprogrammen (vgl. Abschnitt III 5) ist es wichtig, dass die Daten in regelmäßigen Abständen gesichert werden. Nichts ist ärgerlicher, als dass die erfassten Literaturquellen oder Ihr mühsam geschriebener Text aufgrund eines Absturzes oder eines Defektes Ihres Computers unwiederbringlich verloren gehen. Sie sollten regelmäßig, d. h. mindestens einmal am Tag, eine Sicherung aller relevanten Daten, wie z. B. des Textes einschließlich der Grafiken, Tabellen sowie Daten des Literaturverwaltungsprogramms, vornehmen. Hinsichtlich Art und Umfang der Datensicherung werden die Volldatensicherung und die inkrementelle Datensicherung unterschieden (BSI o. J. c). Bei der Volldatensicherung werden sämtliche zu sichernde Dateien zu einem bestimmten Zeitpunkt auf einen zusätzlichen Datenträger gespeichert. Hierbei liegen die Daten komplett vor, allerdings kann dies abhängig von der Datenmenge viel Platz auf dem Datenträger verbrauchen. Außerdem kann die Datensicherung sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Bei der inkrementellen Datensicherung wird in einem ersten Schritt eine Volldatensicherung durchgeführt. Ab dem zweiten Sicherungslauf werden nur noch die Dateien gesichert, die sich seit der letzten Sicherung (Volldatensicherung oder inkrementellen Datensicherung) verändert haben. Dadurch wird nicht nur weniger Speicherplatz verbraucht, sondern sie ist auch zeitsparender. Allerdings müssen bei einer Wiederherstellung die Volldatensicherung und alle inkrementellen Datensicherungen wieder auf den Computer übertragen werden. Zur Sicherung Ihrer Dissertation bietet sich die inkrementelle Sicherung an. Hierzu benötigen Sie z. B. CD- oder DVD-Rohlinge und sechs wiederbeschreibbare Speichermedien, die Sie üblicherweise mit 1 (Montag) bis 6 (Samstag) durchnummerieren. Sie führen zunächst z. B. an einem Sonntag eine Volldatensicherung auf einer CD bzw. DVD durch. Weiterhin führen Sie am Ende eines jeden Tages eine inkrementelle Datensicherung auf dem mit dem entsprechenden Wochentag beschrifteten wiederbeschreibbaren Speichermedium durch. Am nachfol-
6 Datensicherung 103
genden Sonntag wird eine Volldatensicherung auf einer neuen CD bzw. DVD vorgenommen. So fahren Sie entsprechend fort. Die Daten der inkrementellen Datensicherung können Sie nach der nächsten Volldatensicherung löschen. Die Daten der Volldatensicherung sollten Sie hingegen erst nach Abschluss Ihrer Promotion löschen. Durch diese Sicherungsstrategie haben Sie einerseits die Möglichkeit, bei Datenverlust systematisch einen früheren Zustand wiederherzustellen, andererseits können Sie auch auf alte Texte, die Sie zwischenzeitlich für nicht relevant erachtet und gelöscht haben, bei Bedarf wieder zugreifen. Vergessen Sie nicht, nach einer Sicherung auch zu überprüfen, ob die Daten vom jeweiligen Datenträger wieder gelesen werden können. Es genügt nicht, nur Kopien auf einer Festplatte anzulegen. Diese und auch Ihr Computer könnten schließlich beschädigt werden. Daher sollten Sie die Daten auf unterschiedlichen Sicherungsmedien, wie CD-ROMs, wiederbeschreibbaren CDs oder DVDs, ZIP-Speichermedien, USB-Sticks oder externen Festplatten speichern. Hierbei ist es wichtig, mehrere Medien zu verwenden, da auch diese ausfallen könnten. Um Kosten zu sparen und die Umwelt zu schonen, bietet es sich an, in erster Linie wiederbeschreibbare Datenträger zu verwenden. Alternativ lassen sich auch sog. Multisessions auf den nur einmal beschreibbaren Datenträgern anlegen, um nicht pro Sicherung einen Rohling verbrauchen zu müssen. Neben den Aspekten der technischen Sicherungsdurchführung ist es wichtig, dass Sie die verschiedenen Kopien an unterschiedlichen Orten aufbewahren. Es könnte bspw. passieren, dass aufgrund eines Brandes oder eines Einbruches die Daten im Arbeitszimmer unbrauchbar bzw. unzugänglich werden. Auch auf die entsprechende Lagerung der Speichermedien ist zu achten: So sind viele Speichermedien gegen Kälte, Hitze und teilweise gegen Magnetismus empfindlich. Grundsätzlich sind Speichermedien trocken und kühl zu lagern. Speichermedien sollten nicht bei Temperaturen über der Zimmertemperatur aufbewahrt werden und keinem direkten Sonnenlicht ausgesetzt werden (BSI o. J. c). Zusätzlich zur wöchentlichen Volldatensicherung und der täglichen inkrementellen Sicherung sollten Sie mindestens monatlich Kopien Ihrer Volldatensicherung bei Verwandten, Freunden oder Bekannten deponieren. Neben der Datensicherung auf eigenen Datenträgern kann auch die Infrastruktur der Universitäten verwendet werden. So bieten manche Rechenzentren der Universitäten Dienste an, um eine kontrollierte wiederherstellbare Datensicherung zu ermöglichen. Sicherungsangebote von Drittanbietern, bei denen die Möglichkeit besteht, die Daten per Internet zwischenzuspeichern, sollten kritisch hinterfragt werden, da weder die Verfügbarkeit noch die Zusicherung des Datenzugriffs ausschließlich durch autorisierte Personen sichergestellt werden können. Sollte der Computer, auf dem Sie Ihre Dissertation erstellen, mit dem Internet verbunden sein, so empfiehlt es sich, diesen durch entsprechende Software gegen
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III Planung und Organisation
Angriffe aus dem Internet zu schützen. Dafür eignen sich ein Antivirenprogramm oder auch eine Personal Firewall. Antivirenprogramme können ihnen bekannte Computerviren, Computerwürmer und Trojanische Pferde erkennen, blockieren und ggf. entfernen (BSI o. J. b). Dafür benötigt das Programm sog. Virendefinitionen, eine Liste mit Beispielen der bekannten Viren. Findet das Programm eine Datei, die mit einem Beispiel aus der Liste übereinstimmt, kann es entsprechend reagieren und den Virus beseitigen. Die gängigsten Antivirenprogramme (BSI 2004) bieten eine automatische Aktualisierung dieser Virendefinitionen an. Sie können diese Aktualisierung im Jahresabonnement erwerben – eine Investition, die sich auf jeden Fall lohnt. Darüber hinaus sollten Sie Ihre Dissertationsdaten mit einer Firewall schützen. Internethacker können Schwächen Ihres Betriebssystems ausnutzen und so Zugriff auf Ihre Daten bekommen. Dabei liegt die primäre Gefahr nicht im Ausspähen Ihrer Daten, sondern im Unbrauchbarmachen Ihres gesamten Rechners. Eine Personal Firewall ist ein Programm, das den Datenverkehr zwischen Ihrem Computer und dem Netzwerk kontrolliert und nur den gewünschten Datenverkehr zulässt (BSI o. J. a). Besitzt Ihr Computer eine Internetverbindung, sollten Sie zum Schutz Ihrer Daten unbedingt ein Antivirenprogramm und eine Personal Firewall installieren. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt III 6) BSI o. J. b; BSI o. J. c.
IV
Schreibprozess
Auch das Schreiben eines Ratgebers ist ein Prozess. Zuerst überlegen sich die Autoren, was sie zum Thema schreiben wollen. Sie sammeln viele Ideen, die sie zu Papier bringen, diskutieren, kombinieren und ordnen. Manche davon werden wieder verworfen. Es entsteht eine Gliederung. Die erste Textfassung ist eine Ansammlung von Gedanken, von Ideen, von mehr oder weniger ausformulierten Einfällen. Diese Rohfassung wird gelesen, überarbeitet, erweitert und gestrafft: Sie wird zu einem Text. Manche Absätze verschwinden komplett oder tauchen an anderer Stelle wieder auf. Wenn der Inhalt und die grobe Form fertig sind, gehen die Autoren ans Korrigieren: Stimmen Logik und Struktur? Wie flüssig liest sich der Text? Und was ist mit der Rechtschreibung? Danach geht der Text in den Druck. So entsteht auch eine Dissertation: Sie sammeln Daten und Ideen und entwickeln im Laufe der Zeit Ihren eigenen Text. Sie beachten, dass das Exposé und später die Dissertation die formalen Anforderungen erfüllen. Und Sie wissen um die Krisen und Blockaden im Schreibprozess und können diese erkennen und vermeiden. Das Schreiben ist ein Handwerk, wozu Ihnen im Folgenden eine Anleitung gegeben wird.
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Schreibtechniken
Wenn Sie schreiben, müssen Sie einerseits kreativ sein, andererseits wissenschaftlichen Anforderungen genügen. Erarbeiten Sie sich ein Repertoire, durch das Sie diesen beiden Aspekten Rechnung tragen. Es gibt dazu viele verschiedene Techniken, die Sie ausprobieren können. Finden Sie heraus, welche Techniken am besten zu Ihnen passen. Denn am Ende der Dissertation steht nicht nur ein fertiger Text, sondern auch ein geübter Autor. In diesem Abschnitt erfahren Sie mehr über praktische Schreibtechniken, mit deren Hilfe aus Ihren „ungeordneten“, kreativen Ideen eine übersichtliche, wissenschaftliche Dissertation entsteht.
106
IV Schreibprozess
1.1
Kreative Schreibtechniken
Natürlich sind wissenschaftliche Ergebnisse rational begründet: klar eingegrenzt, systematisch und logisch. Wenn Sie wissenschaftlich arbeiten, müssen Sie aber auch kreativ denken: logisch nicht nachzuvollziehen, daher frei, ungeordnet und fantasievoll. Die hier vorgestellten Techniken regen Sie an zur Kombination von kreativem Denken und rationalem Denken. Kreative Schreibtechniken helfen Ihnen dabei, Ideen zu Papier zu bringen, nach neuen Lösungen zu suchen, Themen einzugrenzen und Hürden zu überwinden. Der Lernprozess, in dem Sie das Thema eingrenzen und bearbeiten, besteht aus vier Stufen: 1. Inspiration: Sie machen sich mit verwandten Ideen vertraut, sammeln Fakten, Charakteristika und Berichte zu Ihrem Thema und fangen an, die Information spielerisch zu ordnen. Das Ziel dieser Stufe ist ein grobes Schreibkonzept. Schreibhemmungen (vgl. Abschnitt IV 4) und kreative Unsicherheit sind normale Begleiterscheinungen der Inspiration. 2. Inkubation: Sie schaffen Schreibstimuli für sich selbst und entfernen Probleme, die den kreativen Prozess stören. Entspannung ist nun ebenso hilfreich wie eine zeitweilige Beschäftigung mit etwas ganz anderem. Sie lernen, Schreibhemmungen zu überwinden und gewinnen einen Überblick über Ihr Thema. Sie sind aber noch in der Phase des Sammelns: Werfen Sie jetzt keine Ideen weg. Auch Selbstkritik ist normaler Bestandteil dieser Stufe. 3. Illumination: Sie probieren Ihre individuellen Schreibmethoden aus. Dabei können „Aha-Erlebnisse“ auftreten. Sie entwickeln jetzt auch Ihre eigenen Routinen und einen persönlichen Arbeitsstil. 4. Verifikation: Sie erstellen eine Rohfassung und überarbeiten diese. Emotionale Zugänge ergänzen dabei die rationale Textkritik. Ihre Ideen werden ausgefeilt, verfeinert und verbessert. Diese Stufen greifen oft so ineinander, dass Sie dieser Systematik nicht linear folgen. Sie können sich aber diese Stufen vergegenwärtigen, um sich Orientierung zu verschaffen und um Ihre Arbeitsweise zu reflektieren. Der Einstieg in das Schreiben ist für viele der schwerste Teil. Schreiben Sie sich zu Anfang frei! Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit und schreiben Sie ohne Unterbrechung. Dieses freie assoziative Schreiben wird als Freewriting oder Ecriture automatique bezeichnet. Bringen Sie das, was Ihnen gerade im Kopf herumgeht, losgelöst von orthografischen, grammatikalischen und wissenschaftlichen Konventionen aufs Papier. Wenn Ihnen zuerst nichts einfällt, schreiben Sie über das, was Sie gerade vor sich sehen oder über das Wetter. Dabei ist das Schreiben selbst das Ziel, das entstehende Produkt ist nebensächlich. Freewriting hat verschiedene Aufgaben: Sie können mit dem Schreiben beginnen, auch wenn Sie keinen Drang zum Schreiben verspüren. Sie ordnen Ihre Gedanken und es bringt Sie in intensiven Kontakt mit einem Thema. Darüber hinaus stärkt es Ihre Schreibkraft. Diese Technik kann Ihnen auch zu einem groben
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Schreibkonzept verhelfen (Elbow 1981, 61 ff.). Thematisch gibt es bei dieser Technik viele verschiedene Ansätze, z. B.: • Erste Gedanken: Schreiben Sie für fünf Minuten alle Gefühle, Ideen oder Einfälle nieder, die das Thema bei Ihnen auslöst. Die ersten Einfälle können der Schlüssel zur zentralen Idee sein, die das Thema erschließt. • Vorurteile: Bringen Sie Ihre Vorurteile zum Thema auf das Papier. Schlüpfen Sie in die Rolle eines Außenseiters und schreiben Sie aus seiner Haltung. • Adressatenwechsel: Schreiben Sie einen Brief über das Thema an Ihren besten Freund oder an Ihre kleine, neugierige Nichte. So nähern Sie sich dem Thema an, ohne dass Sie sich an wissenschaftliche Stilmittel gebunden fühlen. • Dialoge: Bemerken Sie bei Ihrem Thema widersprüchliche Gefühle, versuchen Sie es mit einem Dialog. Geben Sie jedem Gefühl eine Stimme und schreiben Sie einen Dialog zwischen Protagonist und Antagonist nieder. • Wahrheiten und Lügen: Schreiben Sie fünf Minuten lang alle Wahrheiten zu Ihrem Thema auf und dann in fünf Minuten alle Lügen. Zu Anfang Ihrer Arbeit müssen Sie sich Ihrem Thema annähern. Techniken wie Brainstorming, Mindmapping und Clustering erleichtern es Ihnen, Ihre Assoziationen zu visualisieren. Der dabei entstehende Überblick hilft Ihnen, das Thema einzugrenzen. Nachfolgend werden diese drei Techniken zuerst separat beschrieben. Danach folgen einige Tipps zur praktischen Ausführung. Brainstorming ist eine weit verbreitete Kreativitätstechnik, mit der Sie neue, ungewöhnliche Ideen zu einem vorgegebenen Thema finden können. Die Technik beruht vor allem auf Gruppenarbeit und freier Assoziation, kann aber auch von Einzelpersonen angewendet werden. Nach Senftleben o. J. sieht ein Brainstorming wie folgt aus: 1. Formulieren Sie Ihre Fragestellung in Stichworten. 2. Nehmen Sie sich ein großes Blatt Papier. Stellen Sie einen Wecker auf zehn Minuten. 3. Schreiben Sie alle Ideen, die Ihnen zu Ihrer Fragestellung einfallen, auf das Papier. Streichen Sie keine bereits vermerkten Ideen durch, sondern lassen Sie sie stehen, damit diese Sie zum Weiterdenken inspirieren. 4. Nach Ablauf der Zeit strukturieren und bewerten Sie Ihre Ideen. Streichen Sie jetzt erst das, was nicht passt. Achten Sie dabei auch auf die Umsetzbarkeit Ihrer Ideen. Die Anzahl der Ideen ist wichtiger als die Qualität. Während des Schreibens (Schritt 3) üben Sie keine Kritik – weder an Ihren Ideen noch an denen der anderen Teilnehmer. Machen Sie mindestens weiter bis zum Ablauf der zehn Minuten. Sie dürfen sich auch mehr Zeit nehmen. Fällt Ihnen nichts mehr ein, lesen Sie die schon vorhandenen Ideen und suchen dazu Assoziationen. In Buzan 1984, 124 ff. wird mit dem Mindmapping eine Methode vorgestellt, die es ermöglicht, komplexe Gedanken zu organisieren. Eine Mindmap ist eine Art „geistige Landkarte“. Die Visualisierung macht die Ideen zugänglicher. In den Mittelpunkt einer systematischen Mindmap schreiben Sie Ihr Thema (vgl. Abb. 12). Die Schwerpunkte des Themas ordnen Sie als Hauptäste im Uhrzeigersinn um
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IV Schreibprozess
das Thema herum an. Zweige an den Hauptästen nehmen die untergeordneten Aspekte auf. Mit Symbolen, Farben und Emoticons („Smilies“) stellen Sie in der Mindmap Zuordnungen, Bewertungen und Gefühle dar. Jede Liste zwingt unserem Auge eine Reihenfolge auf; diese kreisförmige Anordnung der Information dagegen gibt Ihnen einen unbewerteten Gesamtüberblick. Freewriting Dialoge
Zweig
Hauptast
Zweig Zweig
Schreibprozess
Mindmapping
Kreative Schreibtechniken
Abb. 12. Systematische Mindmap
Sie können Mindmaps auch mit Hilfe des Computers erstellen. Der Vorteil dabei ist, dass Sie die Mindmap jederzeit einfach ändern und umstrukturieren können. Sie finden dafür spezielle Software, z. B. das Programm MindManager X5 von Mindjet (ca. 100 €, www.mindjet.com/de) oder das Freewareprogramm Freemind (freemind.sourceforge.net/wiki/index.php/Main_Page). Verschiedene Betriebssysteme bieten außerdem mit Notizzettel-Funktionen u. Ä. eine einfache Möglichkeit, Mindmaps zu erstellen. Allerdings hat ein Blatt Papier an der Wand emotional oft mehr Bestand als eine Datei im Computer. Probieren Sie selber aus, ob Sie Ihre Ideenlandschaft lieber am Computer oder auf Papier entstehen lassen. Sie können auch auf Papier anfangen, das Resultat abtippen und im Computer speichern. Sie können Ihre Gedanken auch in Clustern visualisieren. Clustering beinhaltet gelenktes freies Assoziieren (Rico 1984, 35 ff.). Bilden Sie aus Ihrem Thema ein Kernwort und schreiben Sie es in die Mitte eines Blattes. Kreisen Sie das Wort ein. Schließen Sie die Augen und warten Sie auf Einfälle. Schreiben Sie alle Einfälle als Stichworte auf und verbinden Sie diese je nach Assoziationskette mit dem Kernwort (zentriertes Cluster). Bedienen Sie sich der Worte des Clusters, um die ersten Sätze zu schreiben. Wenn das Thema einen Widerspruch, einen Vergleich, eine Kontroverse enthält, können Sie auch ein Doppelcluster machen. Wählen Sie zwei Kernwörter, z. B. „Promotion und Freizeit“, und arbeiten Sie ansonsten wie mit dem zentrierten Cluster: Auf der linken Seite schreiben Sie die Assoziationen zur Promotion nieder und auf der rechten die zur Freizeit. Die drei soeben beschriebenen Techniken sind gut miteinander kombinierbar. Im ersten, divergenten Schritt erstellen Sie eine Mindmap, ein Brainstorming oder
1 Schreibtechniken 109
ein zentriertes Cluster. Schreiben Sie jeden separaten Einfall und jedes Stichwort groß und deutlich auf eine eigene Karteikarte. Diese Kärtchen können Sie während des Sammelns am Boden oder auf einem großen Tisch auslegen. In der Mitte liegt dann das Kärtchen mit dem zentralen Begriff, umrahmt von den Assoziationen, Einfällen und Stichworten. Im zweiten, konvergenten Schritt bilden Sie kleinere Cluster: Sie legen zusammen, was zusammengehört. Geben Sie jedem kleinen Cluster einen Namen (auf einem neuen Kärtchen). Sie können jetzt mit diesen neuen Kärtchen auch eine übergeordnete Übersicht machen. Sie bewerten die Cluster und bestimmen die Reihenfolge und die Gewichtung. Was gar nicht passt, legen Sie zur Seite. So strukturieren Sie Ihr Thema und grenzen es ein. Die fertige Übersicht können Sie an die Wand hängen oder auf ein großes Blatt kleben und aufbewahren. Wollen Sie sich eingehend mit einem Thema beschäftigen und nach neuen Lösungen suchen, können Sie die Synectics-Technik heranziehen (Linneweh 1994, 100 f.). Diese Technik beruht auf dem Denken in Analogien. „Synektik“ ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet das Zusammenfügen verschiedener Elemente. Suchen Sie zu Ihrem eigenen Thema Analogien. Gleicht Ihr Thema: • einer Person, • einem Symbol, • einer Idee, • einer Fantasie, • einem technischen oder natürlichen Phänomen? Schreiben Sie zu einer dieser Fragen einen kleinen Text. Hierdurch wird das Gewöhnliche ungewöhnlich und das Ungewöhnliche gewöhnlich. Der Wechsel der Perspektive regt Ihr Denken an und führt zu neuen Einfällen. Wenn Sie Schwierigkeiten haben, sich auf ein Thema einzulassen, können Ihnen folgende Schreibstimuli helfen (von Werder 2000, 54 ff.): 1. Informationen sammeln: Legen Sie eine Kartei mit alphabetischen Stichworten zu Ihrem Thema an. In einer zweiten Kartei sammeln Sie bibliografische Angaben. Sammeln Sie thematisch passende Texte. Achten Sie z. B. auf Artikel in Zeitungen und Programme im Radio und im Fernsehen. Suchen Sie Anregungen durch Romane. Benutzen Sie den Schlagwortkatalog in Bibliotheken. Sammeln Sie die Namen der wichtigsten Autoren zu Ihrem Thema und besorgen Sie sich Biografien oder Autobiografien; auf diese Weise werden die Gedanken der Autoren biografisch konkret. Schließen Sie sich Netzwerken an, besuchen Sie Tagungen und Kongresse. 2. Die Aristotelischen Fragen: Der Philosoph Aristoteles hat erkannt, dass folgende fünf Aspekte ein Thema sehr gut beleuchten: Die Definition, der Vergleich, die Beziehung, die Umstände und die herrschende Meinung. In Neeld / Kiefer 1990, 325 ff. werden zu diesen Aspekten weiterführende Fragen vorgestellt (vgl. Tabelle 20). Beantworten Sie die Fragen für das Kernwort aus dem Titel Ihrer Arbeit. Notieren Sie Ihre Antworten und fassen Sie die Ergebnisse zu einem kurzen Text zusammen.
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IV Schreibprozess
Tabelle 20. Aristotelische Fragen Definition
Wie definiert das Lexikon …? In welche Teile zerfällt …? Was bedeutet … in der Vergangenheit und in der Gegenwart? Welche ähnlichen Worte gibt es? Welche Beispiele gibt es für …? Vergleich Was gleicht …? Wem gleicht … nicht? Wem ist … übergeordnet? Wem ist … gänzlich fremd? Beziehung Was verursacht …? Was bewirkt …? Was kommt vor …? Was kommt nach …? Umstände Welche Umstände machen … möglich oder unmöglich? Was passiert bei …? Wer hat mit … experimentiert? Wer kann … tun? Wo beginnt … und wo endet es? Herrschende Meinung Was haben die Leute bisher über … gesagt? Kann ich irgendwelche Schriften oder Statistiken finden über …? Habe ich schon mit irgendjemand über … gesprochen? Erinnere ich mich an eine Erzählung über …? Kann ich irgendwelche Forschungen über … finden?
3. Spielen Sie Kamera: In den Sozial- und Geisteswissenschaften kommen viele Forschungsgegenstände auch im Alltagsleben vor. Identifizieren Sie die sozialen Orte Ihres Themas. Entwerfen Sie einen Beobachtungs- oder Fragebogen, mit dem Sie den Ort aufsuchen. Schreiben Sie dort wie ein Ethnologe Ihre Erfahrungen auf. Erweitern Sie Ihr Thema, indem Sie sich in die Personen, die mit Ihrer Untersuchungsfrage zu tun haben, hineinversetzen. 4. Journal führen I: Legen Sie zu Ihrem Thema ein Journal an, eine Mischung aus Notiz- und Tagebuch. Hier protokollieren Sie von Anfang an Ihre Arbeitsschritte und tragen alles ein, was Sie zu Ihrer Fragestellung finden: Einfälle, Lesefrüchte, Erkenntnisse und Ideen. Das Journal hilft Ihnen, die Übersicht zu behalten und auch nach längeren Pausen wieder einzusteigen. Werten Sie die Eintragungen am Ende jeder Woche aus. Datieren Sie jedes Blatt und geben Sie den Eintragungen auch Überschriften, die Sie auf einer Seite zusammenschreiben. Suchen Sie darin nach Schlüsselideen. Markieren Sie die Inhalte, die Sie bereits verarbeitet haben. 5. Journal führen II: Legen Sie noch ein Journal an, wiederum als Mischung aus Notiz- und Tagebuch. Hier tragen Sie alles ein, was Sie interessiert oder bewegt, was aber nicht direkt zu Ihrem Thema passt. In diesem Journal ist auch Platz für Ihre Gefühle: Was motiviert Sie? Was lenkt Sie ab? Fühlen Sie sich gerade wohl? Was beschäftigt Sie, auch außerhalb der Arbeit? Blättern Sie ab und zu auch zurück: Wie ging es Ihnen vor drei Monaten? Wie ändern sich Ihre Aufzeichnungen im Laufe der Zeit?
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Kreative Techniken helfen Ihnen dabei, immer wieder Ihre Erfahrungen zu reflektieren, um Ihre Kompetenzen kennen zu lernen und zu erweitern. Was liegt Ihnen mehr: die schnelle Rohfassung, die freie Assoziation, die langsame Niederschrift? Oder sind Sie ein „Praxisschreiber“, der gern Erinnerungen notiert und Feldberichte erstellt? Durch das Experimentieren mit verschiedenen Textsorten erarbeiten Sie sich Ihre eigene Schreibart. Versuchen Sie es auch mal mit Dramen oder Gedichten und mit verschiedenen Schreibstilen. All dies fördert Ihre Entwicklung als Schreiber. 1.2
Wissenschaftliche Schreibtechniken
Ihre Dissertation stellt einen Beitrag zu Ihrer Wissenschaftsdisziplin dar, den Sie Ihren Fachkollegen zur Diskussion stellen. Dazu sollte die Arbeit objektiv, präzise und verständlich sein. In diesem Abschnitt werden theoretische Aspekte der Wissenschaftlichkeit mit praktischen Techniken verbunden. Zu diesen Techniken gehören der Umgang mit der Rohfassung, mit der Gliederung sowie mit Exzerpten und Zitaten. Zur Abrundung dieses Abschnitts wird die Frage der Verständlichkeit wissenschaftlicher Arbeiten erörtert. Wissenschaftliche Texte unterscheiden sich inhaltlich und stilistisch von anderen schriftlichen Werken (Messing / Huber / Schaaf 2002, 108). Hypothesen, Daten, Theorien und Ergebnisse müssen belegt, bewiesen oder zumindest plausibel begründet werden. Dabei hat jedes Fach und jedes Teilgebiet seine eigene Terminologie, seine sprachlichen Besonderheiten und Konventionen, an die Sie sich so weit wie möglich halten sollten. Die Unterschiede betreffen unter anderem: • Umfang und Aufbau der Arbeit, • Zitierweise, • formale Richtlinien (spezifisch für jeweils eine Institutsreihe oder eine Fachzeitschrift). Bevor Sie anfangen zu schreiben, haben Sie in der Regel schon viel gelesen, haben sich mit der wissenschaftlichen Literatur auseinandergesetzt und Elemente übernommen, aus denen sich langsam Ihr eigener Stil bilden wird. Möchten Sie diesen gezielt weiterentwickeln, dann lesen Sie Artikel auch unter formalen und stilistischen Gesichtspunkten. Welche Stilmittel benutzen die Autoren? Wie verständlich ist der Text? Wie wird „Objektivität“ hergestellt? Wie sehen die Bezüge zu den Quellen im Einzelnen aus? Lesen Sie also, was andere geschrieben haben, und probieren Sie beim Schreiben aus, was Sie davon übernehmen wollen. So lernen Sie im Laufe der Zeit am Modell, wie Sie wissenschaftlich schreiben können. Als Rohfassung kann schon die erste, lückenhafte, aber grob strukturierte Ansammlung von Ideen gelten. Halten Sie Fragen, Stichworte, erste Ideen in Rohform fest, damit sie Ihnen nicht verloren gehen. Chaos ist erlaubt! Es kommt weder auf Schönheit noch auf Feinschliff an. Sie beginnen mit den Themen, die Ihnen leicht fallen, oder Sie schreiben Ihre erste Rohfassung an einem Stück. Anschließend kontrollieren Sie, ob Sie nichts vergessen haben und füllen nach und
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IV Schreibprozess
nach die Lücken. Ihr Journal hilft Ihnen, den Überblick zu behalten (vgl. Abschnitt IV 1.1). Sobald Sie eine Gliederung (s. u.) haben, können Sie die einzelnen Teile der Rohfassung darin einordnen. Probieren geht über Studieren! Erst beim Schreiben entsteht eine Struktur Ihrer Arbeit. Außerdem regt das Schreiben Ihren Denk- und Erkenntnisprozess an (Messing / Huber / Schaaf 2002, 109 ff.). Viele Probleme und Zusammenhänge werden erst dann richtig klar, wenn Sie versuchen, diese schriftlich darzustellen. Ausgefeilte Formulierungen oder das Layout sind zum Zeitpunkt der ersten Schreibversuche unwichtig. Übrigens: Vielleicht ist Ihnen empfohlen worden, Ihre Arbeitsergebnisse im letzten Jahr Ihrer Dissertation zusammenzuschreiben. Damit ist gemeint, dass Sie keine neuen Daten mehr erheben, sondern nur das Angesammelte zu einer Arbeit bündeln. Dagegen ist nichts einzuwenden, aber Sie fangen schon viel früher an zu schreiben: mit dem ersten Wort, das Sie über Ihr Thema zu Papier bringen. Nach und nach wird Ihre Rohfassung sich ändern. Sie erhalten Anregungen von Ihrem Betreuer oder von Kollegen und passen den Text an. Sie sammeln Daten, führen ein Arbeitstagebuch (Journal) und schreiben damit bereits eine Rohfassung Ihres Methodenabschnitts. Oder Sie merken, dass Ihre ursprünglichen Pläne geändert werden müssen. Jedes Mal folgt die Rohfassung den neuen Erkenntnissen. Erst bei der letzten Textüberarbeitung vor der Abgabe hört Sie auf, vorläufig zu sein. Für den endgültigen Aufbau Ihrer Arbeit gilt, dass Sie bei der Argumentation nicht gleich in die Tiefen Ihres Themas gehen sollten. Der Leser muss in das Thema eingeführt werden. Dazu gehen Sie von allgemeinen Dingen zu den besonderen vor. Komplizierte Sachverhalte dürfen nicht als gegeben vorausgesetzt werden. Für den Aufbau des Gesamtwerkes bedeutet das, dass zunächst das Thema erklärt und in einen fachlichen Kontext gestellt wird. Sie wägen ab, wie weit Sie in Ihrer Argumentation gehen müssen, was zu Ihrem Thema gehört und welche Aspekte Sie nicht bearbeiten. Ihre Argumentation muss für die Leser schlüssig und nachvollziehbar sein. Um das zu erreichen, brauchen Sie eine klare Gliederung. Wie die Inhaltsübersicht eines Buches verzeichnet die Gliederung alle Teile Ihrer Arbeit, vom Vorwort und der Einleitung bis zum Literaturverzeichnis und den Anhängen. Während des Schreibens hilft sie Ihnen, Ihre Dissertation zu strukturieren, einen Überblick zu erlangen und die Arbeit in kleine und überschaubare Arbeitspakete aufzuteilen (vgl. Abschnitt III 1). Sie ist das Gerüst, an dem Sie Ihren Text von der ersten Rohfassung an ausrichten und das Sie zusammen mit dem Text weiterentwickeln. In einer Dissertation gibt es obligatorische Teile wie Abbildungs-, Tabellen-, Abkürzungs- und Literaturverzeichnis, ggf. Anhänge oder ein Glossar. Manche Promotionsordnungen schreiben außerdem vor, eine Zusammenfassung und einen kurzen Lebenslauf beizufügen. Eine Danksagung wird nicht gefordert, hat sich aber mittlerweile eingebürgert und gibt Ihnen einen gleichsam politischen Spielraum. Wem Sie danken, wofür Sie danken und in welcher Intensität und persönlicher Färbung Sie es tun: Es wird Beachtung finden. Es gibt viele verschiedene Gliederungstypen (chronologisch, empirisch, deduktiv etc.; von Werder 2000, 77 ff.). Entscheiden Sie, welchen Gliederungstyp Sie
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bevorzugen, und beachten Sie an dieser wichtigen Stelle den Rat Ihres Betreuers! Jede Gliederung zeigt den roten Faden der Arbeit. Was wollen Sie sagen, was genau ist wichtig und wie ist die logische Reihenfolge, in der Sie Ihre Gedanken aufbauen? Welche Zusammenhänge sind hierbei wichtig? Mit solchen Fragen können Sie bereits einige Lücken in Ihrer Argumentation aufspüren und schließen. Sie können auch den Umfang der einzelnen Abschnitte planen. Stehen die Abschnitte in der richtigen Gewichtung zueinander? Eine klare und wohlüberlegte Struktur erleichtert Ihnen die Arbeit. Feste Bestandteile sind bspw. in den Naturund Ingenieurwissenschaften Einleitung, Forschungsstand, Methode, Ergebnisse, Diskussion und Schlussfolgerungen. Die Kapitel- und Abschnittsüberschriften sind programmatisch. Diese Konvention erlaubt den Lesern, einzelne Aspekte der Arbeit gezielt aufzusuchen. Im Methodenteil dürfen Sie daher keine Ergebnisse vorwegnehmen, und die präsentierten Ergebnisse sollten möglichst deutungsfrei sein. Für die Anzahl der Überschriftenebenen gilt: So wenige wie möglich, so viele wie nötig. Sofern die Gepflogenheiten Ihres Fachs nichts anderes besagen, reichen in der Regel drei Ebenen aus. Für Ihre eigene Planung kann es nützlich sein, mehr als drei Ebenen einzubeziehen, damit Sie auch die Unterpunkte ordnen und überschauen können. Notizen dazu, welche Grafiken oder Abbildungen Sie benötigen, können bereits jetzt von Nutzen sein. Textverarbeitungsprogramme (vgl. Abschnitt III 5) können Ihnen dabei helfen, die Gliederung zu erstellen. Doch versuchen Sie es ruhig einmal auf Papier! Am einfachsten drucken Sie Ihre Gliederung aus, wobei jede Ebene auf einem eigenen Blatt erscheinen soll. Alternativ können Sie auch z. B. Karteikärtchen bekleben oder beschreiben und diese nebeneinander auslegen. Wenn der Tisch zu klein ist, benutzen Sie den Fußboden. Jetzt erhält jeder Abschnitt sein Kärtchen und jedes Kärtchen seinen Platz unter den Überschriften. Schieben Sie die Kärtchen so lange hin und her, bis die Reihenfolge stimmt. Wenn Sie zufrieden sind, nummerieren Sie die Kärtchen so, wie Sie es mit den Kapiteln und Abschnitten vorhaben. Während die Arbeit an der Dissertation fortschreitet, erhält jeder fertige Abschnitt (jedes Kärtchen) einen Punkt, z. B. gelb für die Rohfassung und grün für den fertigen, überarbeiteten Text. So behalten Sie den Überblick über Ihre Fortschritte. Sind alle Kärtchen grün markiert, können Sie Ihre Dissertation abgeben! Nutzen Sie von Anfang an Exzerpte, um den Überblick über die gesammelte Literatur zu behalten. Vielleicht konnten Sie Ihre Abschlussarbeit im Studium noch ohne Exzerpte verfassen, die Arbeit an Ihrer Dissertation erstreckt sich jedoch über mehrere Jahre. Hinzu kommen mögliche Unterbrechungen und die Tatsache, dass die benötigte und zu verarbeitende Literatur nicht permanent zur Verfügung steht und auch neue hinzukommt. Sie exzerpieren, indem Sie einen (wissenschaftlichen) Text in eigenen Worten zusammenfassen und dabei zentrale Sätze wörtlich übernehmen. Beim Lesen wissenschaftlicher Literatur greifen Sie diejenigen Passagen auf, die für Ihre Fragestellung relevant sind. Inhaltsverzeichnis und Register helfen Ihnen beim Auffinden solcher zentralen Textstellen. Betten Sie die einzelnen Aussagen in einen größeren Zusammenhang ein, damit das Exzerpt auch über Monate oder Jahre für Sie verständlich bleibt. Schreiben Sie die Seitenzahlen dazu, damit Sie das Buch nicht ein weiteres Mal ausleihen müssen.
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IV Schreibprozess
Sie können Ihre eigene Meinung zu einzelnen Passagen oder auch Ideen dazu, wie Sie die Aussagen im Hinblick auf Ihre Fragestellung verwenden können, direkt im Exzerpt vermerken, bspw. in eckigen Klammern. Dies hilft Ihnen zu einem späteren Zeitpunkt, das Exzerpt für den Schreibprozess zu nutzen. Gewöhnen Sie sich das Exzerpieren an und verlassen Sie sich nicht nur auf Ihr Gedächtnis! Bei der Fülle von Informationen, die Sie zu verarbeiten haben, verlieren Sie sonst schnell den Überblick (vgl. Abschnitt III 4). Notieren Sie zu Beginn des Exzerpts die genauen bibliografischen Angaben. Im weiteren Verlauf reicht der Kurzbeleg (Verfasser, Jahreszahl und Seitenzahl). Rohfassung, Gliederung und Exzerpte sind Hilfsmittel beim Arbeiten. Die endgültige Form wissenschaftlicher Werke beruht unter anderem auf den folgenden inhaltlichen Ansprüchen (Haefner 2000, 76 ff.): • Suche nach neuen Erkenntnissen: Der aktuelle Forschungsstand muss erkennbar weiter gebracht werden. • Objektivität und Fairness: Wissenschaftliche Ergebnisse müssen zielführend dargestellt werden; Aspekte, die der eigenen Sichtweise entgegenstehen, dürfen nicht unterschlagen werden. Die Diskussion am Textende dient der sachlichen Auseinandersetzung mit verschiedenen Positionen und Erkenntnissen. • Reliabilität (Zuverlässigkeit): Der Leser muss sich auf die in der Wissenschaft publizierten Sachverhalte verlassen können. • Validität (Gültigkeit): Die getroffenen Aussagen müssen zum Thema gehören und dürfen nicht in einen falschen Zusammenhang gebracht werden. Diese inhaltlichen Anforderungen haben in jeder Disziplin eine lange, teils explizite, teils implizite Tradition hervorgebracht, wie Zitate und Bezüge in einen Text einzubauen und kenntlich zu machen sind. In der Wissenschaft müssen Argumentationen und Gedankenprozesse so dargestellt werden, dass der Leser nachvollziehen kann, wie die daraus gewonnenen Erkenntnisse und Schlussfolgerungen zustande gekommen sind. Es reicht nicht zu definieren, welche Begriffe oder Konzepte Sie benutzen. Sie müssen dem Leser auch vermitteln, woher genau Ihre Theorien stammen. Zitate sind kein notwendiges Übel, sondern sie gehören zu einer wissenschaftlichen Abhandlung. Sie ermöglichen dem Leser, Ihre Leistung sauber von der Leistung Ihrer Vorgänger zu trennen. Zitate stützen Ihre Argumentation und stellen Ihre Gedanken und Ergebnisse in den größeren Zusammenhang Ihrer Disziplin. Gerade wenn Ihre eigene Forschung neue, inter- oder transdisziplinäre Wege (Brand / Schaller /Völker 2004) einschlägt, sollten Sie sich darum bemühen, die Traditionen der neu „bewanderten“ Fächer ebenfalls kennen zu lernen. Geben Sie jede zitierte Quelle bereits während der Bearbeitung in eine Literaturverwaltung ein (vgl. Abschnitt III 4). Damit vermeiden Sie nicht nur zusätzlichen Aufwand am Ende des Schreibens, sondern auch Fehler in der Literaturliste (Gunzenhäuser / Haas 2002, 117). Eine Quellenangabe enthält mindestens die folgenden Elemente (Rossig / Prätsch 2005, 103): Name, Vorname: Titel der
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Quelle, Untertitel, Erscheinungsort Erscheinungsjahr. Diese Informationen gewährleisten die Überprüfbarkeit der Quelle. Die Form kann variieren, in der Regel gilt jedoch Folgendes: • Bei mehr als drei Autoren wird üblicherweise nur der erste Autor mit dem Zusatz „u. a.“ oder „et al.“ (et alii) angegeben. Einige Fachdisziplinen gehen so bereits bei mehr als zwei Verfassern vor. • Titel der Autoren wie „Dr.“ oder „Prof.“ werden nicht genannt. • Bei Sammelwerken müssen Sie den oder die Herausgeber mit dem Zusatz „(Hrsg.)“ oder „hrsg. von“ angeben. • Die Auflage wird erst ab der zweiten („2. Aufl.“) angegeben, wobei Zusätze wie „erweitert“ oder „verbessert“ nicht aufgeführt werden. • Fehlende Angaben vermerken Sie mittels der gängigen Abkürzungen „o. V.“ (ohne Verfasser), „o. O.“ (ohne Ort) oder „o. J.“ (ohne Jahr). • Internetquellen entsprechen aufgrund ihrer Kurzlebigkeit nicht dem Kriterium der Nachprüfbarkeit einer Quelle. Zusätzlich zur genauen Adresse (Link) geben Sie das Datum des letzten Abrufs der Quelle an. Online-Dokumente oder Webseiten sollten Sie sich herunterladen und archivieren. Diese können Sie im Problemfall als Nachweis für Ihr Zitat verwenden. Neben den publizierten Texten müssen Sie auch unveröffentlichte Materialien anführen. Dazu schreiben Sie einen Hinweis, dass sich die Quelle im Druck befindet oder unveröffentlicht ist. Auch Texte, die Sie bspw. aus Gesprächen zitieren, müssen Sie im Literaturverzeichnis durch Angabe des Gesprächspartners, des Ortes des Gesprächs und des genauen Datums auflisten. Am Ende des Kapitels oder der Arbeit sammeln Sie im Literaturverzeichnis – meist alphabetisch – die bibliografischen Angaben. Das Literaturverzeichnis umfasst die gesamte von Ihnen verarbeitete Literatur. Es muss also nicht nur die direkt im Text zitierte Literatur, sondern auch die indirekt, d. h. sinngemäß zitierten Quellen enthalten. Gelesene Literatur, deren Inhalte nicht in den Text eingeflossen sind, dürfen Sie nicht angeben. Ein Verzeichnis der Quellen in der Reihenfolge, wie sie im Text vorkommen, ist nur für kurze Artikel geeignet. Bei der Gestaltung der Quellenverweise im Text müssen Sie sich entscheiden, ob Sie die Literaturliste mit Nummern versehen und diese für das Zitieren verwenden oder die Literatur anhand des (ersten) Autorennamens und der Jahreszahl identifizieren, z. B. „Müller 1999“. Die Quellenverweise stehen in der Regel im Fließtext oder in einer Fußnote. Legen Sie zu Beginn des Schreibens die Form Ihrer Zitate und Quellenangaben fest. Auch hier stellt sich wieder die Frage nach den Adressaten des Textes: Halten Sie die Fachkonventionen ein. Damit erleichtern Sie Ihren Lesern die Lektüre Ihrer Arbeit. Vergleichen Sie Stil und Form der Standardwerke aus Ihrer Fakultät, und verwenden Sie die am häufigsten gewählte Variante. Den einmal gewählten Stil müssen Sie in der gesamten Dissertation konsequent durchhalten. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Zitierweise vor dem Schreiben mit Ihrem Betreuer abzusprechen.
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IV Schreibprozess
Grafiken, Abbildungen und Tabellen können das Verständnis komplizierter Sachverhalte erleichtern. Es gibt auch Literatur, die sich speziell mit der grafischen Darstellung wissenschaftlicher Daten beschäftigt (z. B. Tufte 1997). Überladen Sie Ihre Grafiken, Abbildungen und Zeichnungen etc. nicht. Tabellen sollten auf eine Seite passen und ebenfalls übersichtlich gehalten werden. Tabellen mit großen Datenmengen passen besser in einen Anhang. Überlassen Sie es nicht dem Leser, sich die passenden Bilder zum Text zu suchen: Verweisen Sie im Text auf jede einzelne Grafik, Abbildung oder Tabelle und führen Sie sie alle in einem entsprechenden Verzeichnis auf. Abkürzungen müssen Sie einführen, also bei der ersten Verwendung im Text die Bedeutung ausschreiben, z. B. „Deutsches Institut für Normung (DIN)“. Im Abkürzungsverzeichnis schlüsseln Sie alle verwendeten Abkürzungen auf, sofern diese nicht zum allgemeinen Sprachgebrauch zählen. Hierunter werden diejenigen Abkürzungen verstanden, die im Rechtschreibduden aufgeführt sind. Ein fester Bestandteil der wissenschaftlichen Tradition ist ein spezifischer Sprachgebrauch. Hiermit können Wissenschaftler sich, bewusst oder unbewusst, abgrenzen und so einander ihre Seriosität beweisen. Dies führt manchmal zu umständlichen und unübersichtlichen Texten voller Passivkonstruktionen und Substantivierungen. Dem muss aber nicht so sein. Wissenschaftlichkeit und guter Stil können in einem Text zusammenkommen. Entwickeln Sie einen eigenen Stil, der sowohl objektiv und präzise als auch verständlich ist. Denn die Frage, ob ein Text leicht verständlich ist, stellt sich bei jedem wissenschaftlichen Text. Geben Sie dem Leser die Chance, Sie zu verstehen. Verwirren Sie ihn nicht. Ihnen selbst mögen nach langer Auseinandersetzung mit Ihrem Thema viele Sachverhalte trivial erscheinen. Für Ihre Leser trifft dies aber nicht zu. Es gibt eine Reihe hilfreicher Ratgeber für das Schreiben wissenschaftlicher Werke, die auf fachspezifische Fragen eingehen. In Messing / Huber / Schaaf 2002, 111 werden vier Kriterien angeführt, an denen Sie Verständlichkeit messen können: • Einfachheit: Verwenden Sie kurze und übersichtliche Sätze. Vermeiden Sie allzu komplizierte Wörter. • Prägnanz: Bleiben Sie bei dem Wesentlichen und bei den Fakten. • Struktur: Sie brauchen eine klare Gliederung Ihrer Arbeit. Dazu müssen Sie ausreichend Zeit investieren. Springen Sie nicht von einem Thema zum nächsten. Am Ende eines Abschnitts steht immer eine Überleitung zum nächsten. • Leseanreize: Interessante Texte verleiten zum Weiterlesen. Beginnen Sie ein Kapitel z. B. mit einem packenden Beispiel, bevor Sie die dazugehörige komplizierte Theorie erläutern. Während (hohe) Literatur Synonyme liebt und Wiederholungen bestimmter Wörter meidet, sind Wiederholungen in der Wissenschaft keineswegs verpönt. Ein Sachverhalt oder eine Sache erhält einen genau definierten Namen und sollte auch immer so genannt werden, selbst wenn das Wort mehrmals in einem einzigen Absatz vorkommt. Dadurch soll eine bessere Verständlichkeit des Inhalts erreicht werden. Seien Sie also vorsichtig, zugunsten eines besseren Stils mit vermeintlichen Synonymen zu arbeiten – dies geht auf Kosten der Präzision.
2 Exposé 117
Weiterhin stellt sich die Frage: Wie beschreiben Sie eine Handlung? Dürfen Sie sich selbst als handelnde Person, als „ich“, nennen? Und wie drücken Sie Ihre eigene Meinung aus? In manchen Fachdisziplinen ist die Verwendung von „wir“ immer noch gängig, z. B. in der Mathematik. Prinzipiell stehen Ihnen folgende Möglichkeiten zur Verfügung: • „Eine Herleitung der Theorie ist aufgrund dieser Annahmen vorgenommen worden.“ Aber damit sagen Sie nicht, wer es gemacht hat. • „Wir haben die Theorie aus diesen Annahmen hergeleitet.“ Das stimmt nur, wenn daran mehrere Personen beteiligt waren. • „Ich habe die Theorie aus diesen Annahmen hergeleitet.“ Haben Sie es wirklich alleine gemacht? Richten Sie sich auch hierbei nach den Gepflogenheiten Ihrer Fachdisziplin. Aber merken Sie sich: Passive Formulierungen und Substantivierungen wirken oft verschlungen und machen Ihren Text schwerer verständlich. Schreiben Sie auch einmal verschiedene Texte zum gleichen Sachverhalt und vergleichen Sie diese untereinander sowie mit Texten anderer Autoren. Entscheiden Sie dann, welche Formen Sie bevorzugen. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt IV 1) Bünting / Bitterlich / Pospiech 2002; Haefner 2000; Kirkhoff 1995; Linneweh 1994; Rossig / Prätsch 2005, 81 ff.; Tufte 1997; von Werder 1996; von Werder 2000.
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Exposé
Ein Exposé (frz.) ist eine zusammenfassende Übersicht, ein Entwurf oder eine Handlungsskizze. Im Zusammenhang mit einer Promotion wird unter dem Begriff „Exposé“ im Allgemeinen eine Zusammenfassung des Forschungsvorhabens verstanden. Das Exposé umfasst dabei inhaltliche, methodische, strukturelle und organisatorische Aspekte. Es skizziert die Leitidee der Dissertation. Zunächst stellt sich die Frage, wozu ein Exposé im Rahmen der Dissertation benötigt wird und ob sich die Mühe der Erstellung wirklich lohnt. Sie werden überrascht sein, wie viele Einsatzgebiete es für Ihr Exposé gibt. In erster Linie hilft das Exposé Ihnen selbst. Fertigen Sie deshalb vor dem Beginn der eigentlichen Promotionsphase, d. h. in der Phase der Vorarbeiten und der Themenfindung, ein Exposé an, um selbst einen Überblick über das Forschungsvorhaben zu erhalten. Das Exposé ermöglicht dem Verfasser, das geplante Vorgehen zu ordnen und in einen thematischen Zusammenhang zu stellen. Mit der Erstellung einer ersten Gliederung und eines Zeitplans begrenzen Sie das Promotionsvorhaben auf wesentliche Punkte. Dies hilft Ihnen und Ihren Betreuern, die Realisierbarkeit einzuschätzen. Bei der Anfertigung eines Exposés zeigen sich mögliche Schwächen, Lücken und Widersprüche in der Regel sehr schnell.
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IV Schreibprozess
Ein gutes und schlüssiges Exposé unterstützt zudem während der Erarbeitung der Dissertation planvolles und zielorientiertes Handeln – selbst in Phasen, in denen die Leitidee verloren scheint. Sie sollten ein Exposé also vorwiegend für sich selbst schreiben und es auch während der Promotionsphase stets überarbeiten und aktualisieren. So können Sie das Exposé immer wieder zu Ihrer eigenen Orientierung heranziehen. Viele der im Exposé verarbeiteten grundlegenden Ausführungen können und sollten Sie somit als eine Art Wegweiser durch Ihre Arbeit verstehen und daher in die Einleitung Ihrer Dissertation einfließen lassen. Neben dem beschriebenen persönlichen Nutzen wird ein Exposé häufig auch für formelle Zwecke benötigt. Das Einreichen eines schlüssigen Exposés gehört an den meisten bundesdeutschen Universitäten zu den Voraussetzungen für die Zulassung zu einer Promotion (vgl. Abschnitt II 3). Anhand der übersichtsartigen Darstellung bewerten die Mitglieder des Promotionsausschusses, ob das geplante Vorhaben wissenschaftlich bedeutsam sowie praktisch umsetzbar ist und ob es sich in die Themen und Schwerpunkte des Lehrstuhls bzw. Instituts einfügt. Mitunter verlangt auch ein potenzieller Betreuer ein Exposé, auf dessen Grundlage er die Entscheidung über die Betreuung Ihrer Promotion fällt. Ein Exposé fungiert zudem als Begleiter während der Erstellung der Dissertation, weil es die Kurzfassung Ihres Forschungsvorhabens darstellt. Es kann unter anderem eingesetzt werden: • bei der Suche nach einem geeigneten Betreuer (vgl. Abschnitt II 5), • als Diskussionsgrundlage für den wissenschaftlichen Austausch, • für die Präsentation des Forschungsvorhabens auf Kongressen o. Ä., • bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten für das Forschungsvorhaben (vgl. Abschnitt II 7.3) oder • bei Bewerbungen um eine wissenschaftliche Stelle (vgl. Abschnitt II 7.1). Es gibt also viele gute Gründe, Zeit und Mühe in ein schlüssiges Exposé zu investieren. Aber wie ist ein Exposé aufgebaut? In ihrem Aufbau unterscheiden sich wissenschaftliche Exposés nur wenig voneinander. Werfen Sie einen Blick in verschiedene andere Exposés der gleichen Fachdisziplin. Auf diese Weise erkennen Sie die fachspezifischen Besonderheiten und können diese berücksichtigen. Insgesamt sollte ein Exposé auch ohne konkrete externe Vorgaben einen Umfang von zehn bis fünfzehn Seiten nicht (wesentlich) überschreiten. Ein Exposé beinhaltet im Allgemeinen folgende Aspekte: • Problemstellung: Zu Beginn des Exposés müssen Sie die Ausgangslage für das Promotionsvorhaben darstellen. Umreißen Sie das Problem in seinem Kontext. Was sind die theoretischen, praktischen, technischen, juristischen oder sozialen Gegebenheiten, welche die Erforschung eines bestimmten Sachverhalts notwendig machen? Warum sollte das Problem erforscht werden und wie kann es von anderen Problemstellungen abgegrenzt werden? • Forschungsstand: Unter diesem Punkt (der ggf. auch mit dem Punkt Problemstellung oder Theoriebezug zusammengeführt werden kann) wird der aktuelle Erkenntnisstand zu dem geschilderten Problem dargestellt. Dabei sollte herausgearbeitet werden, welche Aspekte des Wissenschaftsgebiets bislang nicht aus-
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reichend erforscht wurden bzw. welche Aspekte widersprüchliche Ergebnisse aufweisen. Fragestellung bzw. Zielsetzung der Promotion: Auf Grundlage des Forschungsstandes und der Problemstellung wird eine Frage formuliert, auf die im Rahmen der Promotion eine Antwort gegeben werden soll. In ihr sollte die eigentliche Zielsetzung der Arbeit deutlich werden. Sofern der aktuelle Arbeitsstand der Dissertation es zulässt, werden konkrete Hypothesen oder Thesen angefügt, die im Rahmen des Forschungsvorhabens bestätigt oder widerlegt werden sollen. Im Verlauf des Forschungsprozesses können diese Hypothesen modifiziert und an den aktuellen Erkenntnisstand angepasst werden. Theoriebezug: Die Forschungsfrage wird auf eine theoretische Basis gestellt, d. h., es werden Erklärungsansätze und Theorien herangezogen und erläutert, auf die sich die Dissertation bezieht. Diese theoretische Basis bildet auch den Ausgangspunkt für die Ableitung von Hypothesen. Abhängig von der jeweiligen Fachdisziplin kann der Punkt Theoriebezug entweder separat dargestellt oder unter dem Punkt Forschungsstand abgehandelt werden. Methodisches Vorgehen: In diesem Abschnitt werden alle geplanten Forschungsschritte und Methoden übersichtsartig – aber dennoch ausreichend detailliert – erläutert und begründet. Ebenso sollte hier aufgezeigt werden, welches Material (z. B. Daten, Quellen) bereits vorliegt und welches noch beschafft werden muss bzw. welche Experimente noch durchgeführt werden müssen. Dieser Teil des Exposés ist sehr bedeutsam für die Bewertung der Realisierbarkeit sowie für das spätere planvolle Vorgehen und bedarf daher einer besonders sorgfältigen Erarbeitung. Gliederung: Die Gliederung hat einen vorläufigen Charakter, dient jedoch dazu aufzuzeigen, welche Aspekte in welcher Reihenfolge in der Dissertation behandelt werden sollen. Um spätere Strukturierungsprobleme zu reduzieren, sollte bei der Erstellung der Gliederung auch eine eingehende Auseinandersetzung mit dem problemadäquaten Gliederungstypus (chronologisch, empirisch, deduktiv etc.) erfolgen (vgl. Abschnitt IV 1.2). Zeitplan: Bereits im Vorfeld der Dissertation müssen Sie überlegen, wie viel Zeit für welchen Arbeitsschritt eingeplant werden sollte. Für die Beendigung der einzelnen Arbeitsschritte sollten Sie Termine festlegen und damit zugleich einen Abgabetermin der Dissertation planen. Ein vorab durchdachter Zeitplan macht sehr häufig deutlich, dass das Forschungsvorhaben zu breit angesetzt und in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht realisierbar ist. So lassen sich frühzeitig entsprechende Anpassungen vornehmen. Außerdem hilft der Zeitplan dabei, das Endziel (Abgabe der Dissertation) nicht aus den Augen zu verlieren. Dass dieser Zeitplan mit Sicherheit im Laufe der Promotionsphase noch vielfache Modifizierungen erfahren wird, sollte Sie nicht davon abschrecken, erst einmal einen Zeitplan aufzustellen (vgl. Abschnitt III 1). Finanzierungs- bzw. Ressourcenplan: Im Fall der Eigenfinanzierung oder der Beantragung von Forschungsgeldern bzw. eines Stipendiums ist ein Finanzierungsplan wichtig, um evtl. finanziellen Engpässen vorzubeugen und eine klare Übersicht über alle entstehenden Kosten zu erhalten. Zudem kann die Erstel-
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IV Schreibprozess
lung eines Plans hilfreich sein, in dem alle benötigten Ressourcen inkl. der entstehenden Kosten aufgeführt werden. Dieser Plan dient nicht nur der Vollständigkeit bei Fremdfinanzierung, sondern auch der eigenen Übersicht und Organisation der Dissertation. • Vorarbeiten: Dieser Abschnitt wird insbesondere bei Bewerbungen um eine Promotionsförderung bei Stiftungen oder auf eine Stelle mit wissenschaftlicher Berufstätigkeit erforderlich. In diesen Fällen wird häufig eine kurze Darstellung der bisherigen Vorarbeiten (aktueller Arbeitsstand) und Erfahrungen verlangt. Hier sollten Sie herausarbeiten, warum gerade Sie für das dargestellte Forschungsvorhaben als Experte geeignet sind. In den meisten Exposés kann dieser Abschnitt jedoch vernachlässigt werden. • Literatur: Die Literaturliste sollte die verwendete Literatur sowie ggf. noch zu konsultierende Literatur zur Thematik enthalten. Es geht nicht darum, dass Sie an dieser Stelle schon die gesamte Bibliografie Ihrer späteren Dissertation auflisten. Beschränken Sie sich auf die wichtigsten für das Exposé genutzten Titel. Bevor Sie das Exposé nun zum ersten Mal einsetzen, lohnt es sich auf jeden Fall, es von einem fachlich versierten Kollegen gegenlesen zu lassen. Zumeist erhalten Sie hierdurch wertvolle inhaltliche und strukturelle Tipps zur Optimierung Ihres Exposés und Forschungsvorhabens. Ganz gleich, ob Sie das Exposé für Ihre eigene Orientierung oder für eine Bewerbung um eine Betreuung oder ein Stipendium verfassen: Gönnen Sie sich das Vergnügen am Ende der Dissertation und werfen Sie einen Blick in die erste Fassung Ihres Exposés. Sie werden positiv überrascht sein über die (Eigen-)Dynamik, die Ihre Arbeit entfaltet hat.
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Textüberarbeitung
Nach all den Ausführungen über das Planen, Vorbereiten, Datensammeln und Schreiben soll Ihnen in diesem Abschnitt dabei geholfen werden, aus Ihrer Rohfassung einen druckreifen Text zu erstellen. In der Regel haben Sie schon nach 20 % der verfügbaren Zeit 80 % der Ergebnisse formuliert (80-20-Regel). Die Kunst besteht nun darin, den Text in den letzten 80 % der Zeit in allen Abschnitten zu vervollständigen und sich nicht in nebensächlichen Dingen zu verzetteln. Wenn Sie mit der Überarbeitung Ihrer Rohfassung beginnen, müssen Sie ausprobieren, ob Sie besser am Bildschirm oder auf Papier korrigieren können. Wahrscheinlich bekommen Sie mit einem Ausdruck eine bessere Übersicht über Ihren Text. Bei den vielen Überarbeitungen, die Sie jetzt vornehmen, kommt es mehr und mehr auf Vollständigkeit und Fehlerfreiheit an, sowohl inhaltlich als auch formal. Ebenso muss die Gewichtung der einzelnen Abschnitte stimmen und die Argumentation muss schlüssig werden. Formulieren Sie noch unfertige Abschnitte aus und schließen Sie sie durch Übergänge aneinander an. Ausführliche Checklisten zum Überarbeiten eines Textes finden Sie im Folgenden. Sobald Sie einen überarbeiteten Entwurf erstellt haben, sollten Sie ihn von anderen Personen gegenlesen lassen, auch von Personen, die sich in Ihrem Thema
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nicht auskennen. Fachfremde erkennen logische Brüche oft leichter als diejenigen, denen der Sachverhalt schon vorher klar ist. Das Gegenlesen kann natürlich auch kapitelweise erfolgen. Häufig hilft es, den Text sich selbst oder anderen laut vorzulesen. Um die Arbeit für Ihre Korrekturleser gering zu halten, können Sie das Korrigieren bez. des Aufbaus, des Stils, der Grammatik, der Grafiken etc. auf verschiedene Leser verteilen. Bitten Sie um offenes und ehrliches Feedback. Damit Sie die Korrekturen schnell einarbeiten können, sollten Sie sich auf einheitliche Korrekturzeichen verständigen. Am besten einigen Sie sich auf die Korrekturvorschriften, die in jedem Rechtschreibduden vorne verzeichnet sind. Vor der Schlussredaktion des Textes kann es sinnvoll sein, einige Tage oder gar Wochen Abstand zu gewinnen. Planen Sie das ein! Wenn Sie sich sehr lange mit einem Text befassen, fällt es Ihnen zunehmend schwerer, eigene Fehler zu erkennen. Die meisten Leser Ihrer Arbeit werden vermutlich nicht mehr als die Titelseite, die Einleitung, das Abstract und das Fazit lesen sowie die Abbildungen betrachten. Deshalb sollten gerade hier keine Fehler vorkommen! Besonders die Titelseite sollten Sie gründlich lesen: am besten Buchstabe für Buchstabe mehrfach genau durchlesen und Korrekturleser extra darauf aufmerksam machen. Der erste und der letzte Satz der Arbeit sind die wichtigsten Sätze. Hier sollten Sie ganz besonders auf die Formulierung achten. Auch wenn Sie und Ihr Kreis von Korrekturlesern die Arbeit mehrfach kontrolliert haben, sollten Sie unbedingt die fertig gedruckte Arbeit noch einmal gründlich durchgehen. In manchen Disziplinen ist es üblich, jetzt noch entdeckte Fehler auf einem extra Zettelchen zu korrigieren, das in jedes Exemplar hineingelegt wird. Die Überschrift lautet bei einem Fehler „Erratum“, ab zwei Fehlern „Errata“, bei einer notwendigen Ergänzung „Addendum“ (Singular) bzw. „Addenda“ (Plural). Allerdings kann ein Erratum auch so aufgefasst werden, dass vor der Drucklegung nicht ordentlich gearbeitet worden ist. Erkundigen Sie sich, wie das in Ihrer Fakultät gehandhabt wird, und verzichten Sie ggf. auf eine solche Korrektur. Sie sollten Ihren Text hinsichtlich unterschiedlicher Aspekte überarbeiten. Dafür finden Sie hier eine kleine Stilkunde für wissenschaftliche Arbeiten. Im Anschluss daran stehen Checklisten für die Textüberarbeitung in den verschiedenen Schreib- bzw. Korrekturphasen. • Einhaltung der erwarteten Gliederung: Einleitung bzw. Fragestellung, Forschungsbericht, Methode, Ergebnisse bzw. Herleitungen, Diskussion, ggf. Ausblick, Schlussteil bzw. Zusammenfassung. • Verständlichkeit: Nachvollziehbarer, verständlicher Aufbau und verständliche Schreibweise; die Arbeit muss gut zu lesen sein. Angemessener Umgang mit Fachvokabular: korrektes Einführen und Definieren, richtige Anwendung und richtiges Maß an Fachbegriffen. • Präzise Ausdrucksweise: So kurz wie möglich, so genau wie nötig. Verwenden Sie Fachbegriffe konsequent und nicht aus stilistischen Gründen Synonyme. Keine Schachtelsätze, keine umständlichen Schilderungen. • Korrekter Umgang mit Zitaten: Zitate immer eindeutig als solche kennzeichnen. Ideen und Ansätze anderer immer mit Angabe der entsprechenden Literaturquelle versehen.
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IV Schreibprozess
• Korrekter Umgang mit Tabellen und Grafiken: Klar und aussagekräftig, sinnvolle Unterstützung der Argumentation. Jede Tabelle und jede Abbildung muss im Text angesprochen und erklärt werden. Tabelle 21. Checkliste für Textkorrekturen
Rechtschreibung Grammatik Zeichensetzung Sind die Zeiten und Zeitenfolge korrekt? Stimmen verwendete Metaphern? Stimmt die Satzlogik? Beziehen sich die Pronomina der Relativsätze auf die richtigen Glieder ihres jeweiligen Hauptsatzes? Liest sich der Text flüssig und gut? Sind die Sätze kurz und präzise? Hat jedes Kapitel und jeder Abschnitt gut formulierte Anfangs- und Schlusssätze? Füllwörter streichen! Tabelle 22. Checkliste für den Textaufbau
Gibt es einen erkennbaren „roten Faden“? Ist Ihre Argumentation logisch und vollständig? Sind die einzelnen Schritte für den Leser verständlich und nachzuvollziehen? Sind die Abschnitte sauber gegliedert? Sind die Abschnitts- und Kapitelübergänge logisch? Innerhalb eines Gedankenganges sollte kein neuer Abschnitt beginnen! Sind Einleitungen und Überleitungen bei Abschnitts- und Kapitelwechseln stimmig? Überflüssiges streichen, ggf. in eine Fußnote nehmen! Tabelle 23. Checkliste für das Layout Halten Sie die formalen Vorgaben Ihres Betreuers, der Prüfungsordnung und Ihres Verlages ein? Stimmt die Formatierung? Stimmen die Kopf- und die Fußzeilen für gerade und ungerade Seiten? (Auf der ersten Seite eines Kapitels ist meist keine Kopfzeile.) Stimmt das Inhaltsverzeichnis? Ist das Literaturverzeichnis vollständig? Stimmen die Literaturangaben? Werden alle Referenzen im Literaturverzeichnis im Text genannt und umgekehrt? Stimmen die Zitate? Werden alle Abbildungen und Tabellen im Text genannt? Stehen die Abbildungen an der richtigen Stelle? Ist die Nummerierung der Abbildungen und Tabellen korrekt? Sind die Bildzuschriften korrekt? Sind Formeln nummeriert und die Formelzeichen in einem Verzeichnis aufgelistet? Sind die Grafiken richtig beschriftet (Maßstab, Achsenbeschriftung)? Sind die Tabellen einheitlich (formatiert)?
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Tabelle 24. Checkliste: Vor dem (letzten) Ausdruck Stimmt die Silbentrennung? Sind die Seitenumbrüche korrekt? Sind die Fußnoten korrekt und auf der richtigen Seite? (Bei Seitenumbruch innerhalb der Fußnote: Lässt er sich vermeiden?) Stimmen die Seitenzahlen? Stimmen die Verweise (auch bei Abbildungen und Tabellen)? Vermeiden Sie einzelne Zeilen eines Kapitels oder Abschnitts oben bzw. unten auf einer Seite (im Setzerjargon „Hurenkind“ bzw. „Schusterjunge“ genannt). Tabelle 25. Checkliste: Sind alle Teile vorhanden?
Titelseite ggf. Danksagung (evtl. hinten) Abstract bzw. Zusammenfassung Inhaltsverzeichnis Einleitung Hauptteil Schluss Literaturverzeichnis ggf. Liste eigener Publikationen zum Thema Abbildungs-, Tabellen-, Abkürzungs- und Formelverzeichnis (auch zwischen Inhaltsverzeichnis und Einleitung möglich) ggf. Lebenslauf eidesstattliche Erklärung mit Datum und Unterschrift
Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt IV 3) Bünting / Bitterlich / Pospiech 2002; Haefner 2000; Schneider 2001; Seiwert 2000.
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IV Schreibprozess
Schreibhemmungen und -blockaden
Wann hat Ihnen das Schreiben am meisten gefallen? Erinnern Sie sich daran und notieren Sie kurz, mit welchen positiven Gefühlen dies verbunden war. Heben Sie diese Stichworte als bleibende Erinnerung auf. Haben Sie auch schlechtere Erfahrungen mit dem Schreiben gemacht? Dann waren Sie nicht der Einzige. Ängste, Vorurteile, ungünstige Angewohnheiten und äußere Bedingungen können Sie kurzfristig oder dauerhaft vom Schreiben abhalten. Zum Prozess des Schreibens gehört nicht nur die Wiedergabe Ihres fachlichen Wissens, sondern auch die wiederholte Auseinandersetzung mit Ihren Zielen und Wertvorstellungen oder die Konzentration auf den jeweils nächsten kleinen Schritt. Dieser Abschnitt soll Ihnen helfen, Ihre persönliche Liste von Tipps und Tricks anzufertigen – damit Sie trotz Schreibhemmungen weiterarbeiten können und damit Schreibblockaden erst gar nicht entstehen. Es gibt mehrere typische Schreibprobleme (Kruse 2004, 24 ff.): 1. „Das klingt blöd“: Sie unterziehen sich und Ihr Geschriebenes einer Selbstkritik, die sich aus diffusen Idealen ableitet. Sie können Ihre Anforderungen nicht ohne weiteres erfüllen, und Ihre Texte klingen in Ihren Ohren „blöd“. 2. „Das leere Blatt macht mir Angst“: Das leere Blatt fordert Sie dazu auf, es zu füllen, Sie bekommen aber kaum ein Wort zu Papier. Oder Sie kennen alle Details Ihres Bildschirmschoners, aber haben die Tastatur noch nicht berührt. Sie wollen zu viel auf einmal. 3. „Ich bin faul, undiszipliniert und vermeide Anstrengungen“: Sie machen sich selber Vorwürfe, sich vor der Arbeit zu drücken. Sie schreiben nicht, sondern Sie putzen – durchaus eifrig – Ihre ganze Wohnung. 4. „Was ich schreibe oder sage, ist bestimmt falsch“: In der Schule wurde Ihnen beigebracht, dass es einen Unterschied gibt zwischen richtig (Ihr Lehrer) und falsch (Sie). Aber jetzt schreiben Sie eine Dissertation. In Ihrem Fach gelten Sie damit als Experte. Nach Kruse 2004, 58 ist „Schreiben … nicht nur eine Sache des Verstandes. Schreiben ist vielfach mit starken Gefühlen verbunden. … Ohne emotionale Beteiligung lässt sich kein Text verfassen. Es wäre irrig anzunehmen, Gefühle seien allein Sache des poetischen Schreibens oder gehörten in Liebesbriefe.“ Gefühle beflügeln Sie beim Schreiben oder stehen Ihnen im Weg. Bei Ihrer Promotion sind verschiedene Gefühle beteiligt (Kruse 2004, 58 ff.). Haben Sie sich das Folgende schon einmal überlegt? • Welche Erfahrungen haben Sie bislang beim Schreiben gemacht? Schätzen Sie sich selbst als produktiv und kreativ ein? Oder kommen Sie beim Schreiben nur schwer voran? • Welche stilistischen Ansprüche stellen Sie an Ihre Texte? Macht Sie ein sprachlich und stilistisch gelungener Satz stolz? Welche Ideale beziehen Sie aus der belletristischen und der wissenschaftlichen Literatur?
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• Wie sieht es mit Ihren Arbeitsbedingungen beim Schreiben aus? Ist Ihr Büro hell und leise? Ist Ihnen warm oder pfeift der kalte Wind durch alle Ritzen? Haben Sie Hunger? Stört Sie der Papierberg auf Ihrem Schreibtisch? • Was hat Ihr Thema mit Ihnen zu tun? Fanden Sie das Thema immer schon spannend? Kommt Ihnen das Thema manchmal emotional zu nahe? • Welchen Stellenwert hat die Promotion in Ihrem Leben? Welchen Beitrag wollen Sie mit Ihrer Arbeit leisten? Wird Ihnen das gelingen? • Für wen schreiben Sie die Dissertation? Wer wird die Arbeit lesen? Fühlen Sie sich von Ihrem Betreuer und Ihrer Umgebung unterstützt? Befürchten Sie vernichtende Kritik oder unqualifizierte Kommentare? • Welche Gefühle verbinden Sie mit einzelnen Begriffen oder Ideen? Bevorzugen Sie bestimmte Theorien? Finden Sie manche wissenschaftlichen Ideen langweilig, obwohl sie für Ihre Arbeit relevant sind? Nehmen Sie sich immer wieder eine dieser Fragen vor. Beantworten Sie die Frage schriftlich in kurzen Texten. Wenn Ihnen sehr viel einfällt, ordnen Sie Ihre Gedanken zuerst in einer Mindmap (vgl. Abschnitt IV 1.1). Vielleicht finden Sie auch neue Fragen, über die Sie weiter nachdenken wollen. Die Doppelhirn-Methode nutzt die Erkenntnis, dass die linke Gehirnhälfte eher rationale Ideen produziert, während die rechte primär Gefühle und Metaphern hervorbringt. Meditieren Sie über Ihr Thema. Schreiben Sie auf einem Blatt links Ihre Ideen und rechts die Gefühle. Tabelle 26 zeigt eine solche Liste. Formulieren Sie nun Sätze, die die Begriffe mit den Gefühlen verbinden. Tabelle 26. Doppelhirn-Methode am Beispiel Entspannung in der Freizeit Idee Radfahren in den Alpen Klavier Romane Klettern Tanz
Gefühl Erschöpfung, Stolz Freude, Anspannung Konzentration meinen Körper spüren, Angst vor dem Sturz Euphorie, aber auch peinliche Nähe
Führen Sie regelmäßig ein persönliches Journal (vgl. Abschnitt IV 1.1). Schreiben Sie auf, was Sie vom Schreiben abhält, bspw. über wen Sie sich geärgert haben. Kümmern Sie sich dabei nicht um Grammatik oder Stil. Durch das Beschreiben der Schreibhemmungen bauen Sie Stress ab (vgl. Abschnitt V 2). Möglicherweise finden Sie dabei auch Lösungen für anstehende Probleme. Oder Ihnen fällt ein, wer Ihnen helfen könnte. Auch wenn Sie viel zu tun haben, können Sie sich jeden Tag eine Viertelstunde Zeit nehmen, um sich den Eintrag vom Vortag anzusehen und Ihre aktuellen Notizen zu machen. Kehren Sie nach der Viertelstunde wieder zu Ihrer Arbeit zurück. Vielleicht fällt Ihnen bei der täglichen „Sorgennotiz“ auf, dass Sie nicht wissen, wie Sie die Zeit nach Ihrer Dissertation oder Ihren weiteren Lebensweg gestalten möchten. Hierbei kann eine Übung in Form einer Rede vor dem eigenen Spiegelbild behilflich sein: Stellen Sie sich vor, Ihr Arbeitsleben ist vorbei, die Rente steht an, und Ihr bester Freund oder Ihr langjähriger und geschätzter Kollege hält
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IV Schreibprozess
eine Rede auf Sie. Welches Lob bekommen Sie? Welche Eigenschaften hebt dieser hervor? Die Rede können Sie auch aufnehmen oder zu Papier bringen, um die wichtigsten Gedanken festzuhalten und sich zu vergegenwärtigen, was Sie mit Ihrer Dissertation in Ihrem Leben erreichen wollen. So lernen Sie, wie wichtig Ihnen die Promotion über die täglichen Sorgen hinaus ist. Es gibt nicht nur emotionale Ursachen für Schreibhemmungen. In Edelstein 1990, 260 ff. (zitiert nach von Werder 1992, 73) werden als die größten Killer des Schreibens Perfektionismus, Furcht und Größenfantasie angeführt. Doch auch diese decken nur einen kleinen Teil des Spektrums möglicher Ursachen ab. • Neigen Sie dazu, sich selbst mit Aufgaben, Zielen, Terminen etc. zu überfordern? Dann betrachten Sie Ihren Lebenswandel und -rhythmus genauer. Anregungen zu Zeitmanagement (vgl. Abschnitt III 2) oder zu Entspannungsübungen finden Sie im Kursangebot von Volkshochschulen, in Wellness- oder Fitnessstudios. • Haben Sie gerade keine Lust zu arbeiten? Dann belohnen Sie sich selbst nach jedem geschriebenen Abschnitt oder Kapitel. Gönnen Sie sich eine kurze Pause, eine Entspannungsübung, eine Kleinigkeit zu essen oder etwas Musik. • Fürchten Sie sich vor dem nächsten Satz? Dann planen Sie anhand Ihrer Gliederung (vgl. Abschnitt IV 1.2) kleine Schreibabschnitte und probieren Sie aus, wie viel Sie in einem überschaubaren Zeitrahmen schreiben können. Nehmen Sie sich für die kommende Stunde einen kurzen Abschnitt vor, und hören Sie unbedingt auf, sobald Sie den kleinen Plan erfüllt haben oder wenn die Stunde vorbei ist. Machen Sie dann eine kurze Pause und nehmen Sie sich danach den nächsten Abschnitt vor. • Sind Sie sich unsicher, wer Ihre eigentlichen Adressaten sind? Klären Sie vorab, an wen Sie sich mit Ihrer Dissertation oder mit Ihren wissenschaftlichen Veröffentlichungen richten. Auch bei populärwissenschaftlichen Artikeln sollten Sie den Text so ordnen und formulieren, dass Ihr Publikum sich angesprochen fühlt (Esselborn-Krumbiegel 2002, 149 ff.). • Haben Sie das Gefühl, dass keine der vielen Tipps und Tricks helfen, oder dass Ihnen die Arbeit mehr abverlangt, als Sie zu geben fähig und bereit sind? Reden Sie darüber mit Kollegen und Freunden. Auch spezielle Berater, Coaches oder Selbsthilfegruppen können Ihnen langfristig Unterstützung geben. Gerade in der deutschen Forschungslandschaft ist Selbstständigkeit hoch angesehen. Das bedeutet aber nicht, dass Sie alles alleine machen müssen, sondern dass Sie lernen oder gelernt haben, Hilfe einzuholen, wenn Sie sie brauchen. Verschiedene Methoden, wie z. B. das Freewriting (vgl. Abschnitt IV 1.1), helfen Ihnen über Schreibhemmungen hinweg. In Knigge-Illner 2002a, 145 ff. werden noch weitere Übungen angeführt, die Ihnen bei der Überwindung von Schreibhemmungen helfen können: • Schreibbarrieren überlisten: Das, was Sie gerade geschrieben haben, gefällt Ihnen nicht. Schreiben Sie jetzt gezielt eine noch schlechtere Fassung. Schalten Sie dabei Ihre hohen Qualitätsansprüche ab.
4 Schreibhemmungen und -blockaden 127
• Verschiedene Textversionen schreiben: Haben Sie Probleme, den richtigen Sprachstil zu finden? Schreiben Sie zu einem einfachen Thema z. B. einen übertrieben wissenschaftlich klingenden Text und einen humoristischen Text. • Aus unterschiedlichen Gefühlslagen schreiben: Schreiben Sie leidenschaftlich engagiert, zu Tode gelangweilt oder unernst karikierend. Dadurch erforschen Sie implizite Bewertungen und finden klarere Argumente. • Ergebnisse kreativ vorwegnehmen: Welchen Titel soll Ihre veröffentlichte Dissertation tragen? Schreiben Sie einen Klappentext, der den Leser fesselt. Fassen Sie auch einmal einen lästigen, noch unfertigen Abschnitt so zusammen, als ob er schon fertig wäre. Schreiben kostet viel Zeit und Geduld. Wenn es heute nicht klappt, klappt es morgen oder nächste Woche. Aber bleiben Sie dran! Probieren Sie aus, wie, wann und wo Sie am liebsten schreiben und am produktivsten sind. Die folgenden Tipps zum Abwechseln und Ausprobieren können Ihnen dabei helfen (von Werder 1992, 68 ff. und Knigge-Illner 2002a, 153 ff.): Markieren Sie den Anfang und das Ende Ihrer Arbeit: • Beginnen Sie Ihre Schreibphase mit einem Ritual, z. B. einer Tasse Tee, einem bestimmten Musikstück, dem Spitzen der Bleistifte oder einer Yoga-Übung. • Beenden Sie Ihre Schreibphase mit einem Ritual. Damit schließen Sie Ihr Tageswerk ab und haben den Kopf wieder frei für den Feierabend. Schreiben Sie • jeden Tag wenigstens eine Zeile; • auch unfertige Ideen auf; • die leichtesten Teile zuerst; • zuerst in Ihrer normalen inneren Sprache. Bringen Sie anschließend fachsprachliche Merkmale und Konventionen ein; • am Ende eines Kapitels oder eines Abschnitts bereits Stichwörter zum nächsten. Bleiben Sie am Ball: • Vergegenwärtigen Sie sich Ihren Perfektionismus, Ihre (Versagens-)Angst und Ihre Größenfantasie. Lassen Sie danach diese Probleme wie dunkle Wolken am Horizont vorbeiziehen und widmen Sie sich der nächsten Zeile. • Tragen Sie jederzeit einen kleinen Notizblock bei sich. Darin können Sie Ihre Einfälle sofort notieren. • Merken Sie sich, was Sie über Ihr Thema im Gespräch mit anderen sagen. Ein lebendiges Gegenüber kann Sie auf neue Ideen und Formulierungen bringen. • Verkürzen Sie Ihre Schreibzeit auf 75 % Ihrer fürs Schreiben geplanten Zeit. Rein rechnerisch kommen Sie dann zwar langsamer voran, durch die gewonnene Freizeit können Sie aber entspannter ans Schreiben gehen und arbeiten dadurch produktiver. Bringen Sie Abwechslung hinein! Das erleichtert Ihnen das Arbeiten und hilft Ihnen, Hürden zu überwinden:
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IV Schreibprozess
• Verwenden Sie wieder einmal Papier anstatt am Computer zu arbeiten. Wählen Sie eine andere Papierfarbe oder einen anderen Hintergrund für den Text am Bildschirm. Schreiben Sie mit Füller oder Bleistift statt mit Kugelschreiber. • Diktieren Sie Ihren Text auf Tonband. Reden fällt meist leichter als Schreiben. • Durchbrechen Sie Ihre Angewohnheiten: Verlegen Sie Ihre gewohnte Schreibzeit z. B. von nachmittags auf morgens. Gewohnheiten können manchmal auch störend wirken. • Verlassen Sie Ihren Schreibtisch. Schreiben Sie in einem Café, in der Straßenbahn oder wo immer Sie sich wohl fühlen. • Stoppen Sie das Schreiben in der Mitte des Satzes. Dadurch fällt Ihnen später der Neueinstieg leichter. • Malen Sie einen Gedanken zwischendurch auf, z. B. in Form einer Mindmap. • Verschaffen Sie sich etwas Bewegung, um Ihr Gehirn wieder anzukurbeln. Und zwingen Sie sich nicht zum Schreiben, wenn es einmal absolut nicht klappt. Machen Sie einfach gar nichts und genießen Sie die Stille. Probieren Sie die verschiedenen Methoden aus, und stellen Sie eine persönliche Liste von Maßnahmen und Übungen gegen Schreibhemmungen auf. So sind Sie vorbereitet, können Hemmungen überwinden und einer Schreibblockade zuvorkommen. Schreiben kann auch lustvoll schön sein: „Ich selbst … erlebe in den besten Zeiten Schreiben … als eine aus dem Zeitablauf herausgelöste Form höchster Konzentration, in der ich zu einem Punkt extremer Energie werde und außerhalb meiner auch nichts mehr wahrnehme. Allerdings ist es paradoxerweise alles andere als unwichtig, wo ich mich dann gerade befinde: am liebsten im Freien, in einer Landschaft, die mir gefällt, also ‚an der Biegung des Flusses’, oder aber in einer anregenden Kneipe …, den Lärm um mich herum nehme ich nicht wahr. Wenn ich dann aus der Konzentration auftauche, entdecke ich augentastend erstaunt die Natur um mich herum, oder ich trinke genussvoll ein Glas Wein. Glück des Schreibens!“ (Stitzel 1999, 147). Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt IV 4) Knigge-Illner 2002a, 115 ff.; Kruse 2004, 251 ff.; Pyerin 2001; von Werder 1992.
V
Krisenbewältigung
Während der Promotionsphase durchschreiten Sie Höhen und Tiefen. Mal geht Ihnen die Arbeit leicht und mit Freude von der Hand, mal tun Sie sich schwer, beginnen zu zweifeln oder haben mit schwierigen Rahmenbedingungen zu tun und stecken möglicherweise in einer Krise. Das geht nicht nur Ihnen so, sondern vielen in gleicher Lage und ist Bestandteil dieses langwierigen Prozesses, der Ihnen einiges abverlangt. Ungefähr ein Viertel aller Promovierenden erleben langfristige Verzögerungen oder gar Unterbrechungen der Arbeit an der Dissertation. Diese Unterbrechungen nehmen beachtliche Zeit in Anspruch – im Schnitt sind es neun Monate (Thesis 2004). Die Ursachen der Unterbrechungen sind in Tabelle 27 nach der Häufigkeit der Nennungen dargestellt. Tabelle 27. Ursachen für Unterbrechungen der Arbeit an der Dissertation, Mehrfachantworten waren möglich (Thesis 2004) Ursachen zu viele andere wissenschaftliche oder universitäre Aufgaben organisatorische Probleme Probleme mit der Sicherung des Lebensunterhalts das Thema erwies sich als zu komplex, zu anspruchsvoll Zweifel an den eigenen Fähigkeiten familiäre Aufgaben Thema erwies sich als nicht realisierbar Kinderbetreuung Interesse an der Fragestellung ging verloren gesundheitliche Probleme Probleme mit der Finanzierung der Stelle Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit dem Betreuer Wechsel des Betreuers Betreuer wünscht thematische Ausweitung der Arbeit
% 58,3 16,4 15,4 13,7 13,7 12,9 12,5 11,8 11,2 10,6 9,2 8,9 5,3 3,4
Im Folgenden werden verschiedene Ausprägungen möglicher Krisen von Motivationsschwierigkeiten über Stress, Ängste und Mobbing bis hin zu gesundheitlichen Problemen beschrieben sowie Strategien und Taktiken zu ihrer Bewältigung vorgestellt. Im Extremfall, falls alles nichts mehr hilft, kommen Sie vielleicht an den Punkt, an dem Sie grundsätzlich Ihre Entscheidung zur Promotion in Frage stellen und ernsthaft über den Abbruch Ihres Vorhabens nachdenken. Auch für die Entscheidung, ohne Titel zu leben, werden Sie hier Hinweise finden.
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1
V Krisenbewältigung
Motivationsschwierigkeiten
Ihre Motivation bestimmt Ihr Handeln und gibt Antworten auf die Frage, warum Sie gegenwärtig dieses oder jenes tun. Motivation entsteht aus dem Wechselspiel zwischen persönlichen Dispositionen (Motive) und situativen Einflussfaktoren und bestimmt so die Richtung bzw. das Ziel, welches unser Verhalten hat, sowie seine Intensität und Ausdauer (Kleinbeck 1996, 53). Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Auto: Ihr Auto bzw. der Motor, welcher den Wagen antreibt, ist im Prinzip Ihre Motivation – allerdings entscheiden Sie, wohin Sie fahren und ob Sie auf dem richtigen Weg sind (Richtung: bspw. der schnellste vs. der kürzeste Weg). Ebenso entscheiden Sie, ob Sie einen rasanten Fahrstil haben oder es eher ruhig angehen lassen (Intensität: Fahre ich lieber früh morgens ganz schnell und zügig oder lieber gemütlich durch die Nacht?). Und schließlich sollten Sie sich vor Antritt einer langen Reise natürlich fragen, ob Sie die Strecke mit oder ohne Unterbrechungen zurücklegen wollen (Dauerhaftigkeit). Es gibt vier bekannte Motivklassen: Das Leistungsmotiv ist gekennzeichnet durch ein ergebnisorientiertes Bedürfnis besser zu sein, welches vor allem durch Vergleiche entsteht; beim Einflussmotiv steht das Streben danach, andere zu kontrollieren oder zu beeinflussen im Vordergrund; das Anschlussmotiv drückt sich durch den Wunsch aus, soziale Verbindungen und Kontakte herzustellen; das Neugiermotiv ist gekennzeichnet durch die explorierende Suche nach Neuem und Unbekanntem. Wenn Sie also mit viel Interesse gerade diesen Abschnitt lesen, so kann angenommen werden, dass Sie gerne lesen (bspw. ausgeprägtes Neugiermotiv) oder aber, dass Sie momentan Schwierigkeiten haben, mit Ihrer Promotion weiter voranzukommen (Furcht vor Misserfolg, Leistungsmotiv). Im Folgenden werden Hinweise gegeben, wie Sie Motivationsschwierigkeiten erkennen und mit ihnen umgehen können. Wichtig im Zusammenhang mit Motivation sind Ziele, denn motiviertes Handeln ist immer auf ein Ziel ausgerichtet. Der Zusammenhang zwischen Zielen und Willensaspekten wird im Schnittmengenmodell von Motivation und Volition (vgl. Abb. 13) dargestellt. Grundlage des Modells ist die Unterscheidung zwischen impliziten Motiven („Bauch“) und expliziten Zielen („Kopf“) und damit einhergehend die Möglichkeit der Entstehung von intrapersonalen Konflikten aufgrund mangelnder Übereinstimmung von Bauch und Kopf.
implizite Motive
intrinsische Motivation
„Bauch“ Abb. 13. Schnittmengenmodell (Kehr 2002, 25)
explizite Ziele „Kopf“
1 Motivationsschwierigkeiten 131
So kann bspw. Ihre auf Neugier basierende Motivation (implizites Motiv, Bauch), noch weitere Fachliteratur zu lesen, damit in Konflikt geraten, das Exposé bei Ihrem Betreuer termingerecht abzugeben (explizites Ziel, Kopf). Motive und Ziele sind also zunächst getrennt und werden im Modell deswegen einander gegenüber gestellt. Die persönlichen Motive sind nicht immer bewusst und werden von klein auf geprägt. Die Ziele sind bewusste Repräsentationen, die u. a. starkem normativen Druck und sozialen Einflüssen wie z. B. den Erwartungen anderer (bspw. Wunsch oder Erwartung der Eltern, dass Sie promovieren) unterliegen. Stimmen die Motive nicht mit den gesetzten Zielen überein oder bestehen verschiedene Ziele gleichzeitig, so sind Willensanstrengungen nötig, um Handlungen in Richtung expliziter Ziele auszurichten. Reichen die Willensanstrengungen nicht aus, können Verhaltenskonflikte, Stressreaktionen (vgl. Abschnitt V 2), starkes Unbehagen und im Zusammenhang mit diesem Thema Schreibblockaden (vgl. Abschnitt IV 4) auftreten. Stimmen implizite und explizite Motive überein, entsteht daraus eine gelungene Handlung, ohne dass es einer Willensanstrengung bedarf. In diesem Falle liegt intrinsische Motivation vor (Schnittmenge der Kreise in Abb. 13). Geht diese Übereinstimmung zusätzlich noch damit einher, dass die eigenen Fähigkeiten voll zum Tragen kommen und den Herausforderungen entsprechen, so geschieht das Handeln wie von allein, was dem Flow-Erleben gleichkommt (Csikszentmihalyi 1991). Somit ist es für Sie zunächst wichtig zu klären, wo die Schwierigkeiten liegen. Horchen Sie in sich hinein, finden Sie heraus, welche Ihre momentanen persönlichen Bedürfnisse sind, was Sie wirklich wollen und inwieweit diese mit den (fremdgesetzten) Zielen zusammenpassen. Welche Motive melden sich wiederholt störend, welche Willensstrategien könnten Ihnen zur Überwindung hilfreich sein und haben sich schon in der Vergangenheit bewährt? Wie sehen Ihre Ziele aus? Sind sie konkret, spezifisch und zeitlich eingrenzbar oder sind sie eher abstrakt („ich will promovieren“) und behindern sich vielleicht gegenseitig? Vorsätze bzw. Ziele sind schnell gefasst, wenn sie aber momentan nicht mit den persönlichen Motiven übereinstimmen, dann meldet sich der innere Schweinehund. Er hält Sie davon ab, wichtige Entscheidungen zu treffen, Veränderungen anzugehen oder schlechte Gewohnheiten abzulegen. Dementsprechend sollten Sie ihre „Strategien der Selbstüberlistung“ (Kehr 2002, 79) entwickeln und erproben, um entsprechend gegenlenken zu können. Selbst wenn das Ziel, einen Doktortitel zu tragen, sich als ein eigenes, mit intrinsischer Motivation versehenes Ziel herausstellt, so ist das Schreiben der Dissertation an sich etwas, wofür Willensanstrengungen nötig sind. Im Folgenden werden einige probate Methoden zur Überwindung von Motivationsschwierigkeiten skizziert. Den Geist beruhigen: Motivationsschwierigkeiten können auch durch Überforderung bedingt sein. Sie sind überdreht, die Gedanken kreisen und Sie stellen ständig neue Anforderungen an sich, die Sie nur noch unter zunehmenden Schwierigkeiten bewältigen können. Um den Geist zu beruhigen, gibt es bewährte Entspannungsmethoden wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder Atemübungen durch Meditation. Besonders effektiv ist es, wenn Sie diese Methoden in einem Kurs lernen. Ihre Krankenversicherung oder auch die Studie-
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V Krisenbewältigung
rendenberatung kann Ihnen dazu Auskunft geben. Vielleicht reicht Ihnen aber auch die Lektüre eines Ratgebers. Die Zeit, die Sie dafür einsetzen, wird sich auf jeden Fall lohnen! Sie befinden sich auf einem langen Weg, für den Sie Rüstzeug benötigen. Gehen Sie sorgsam mit ihren Ressourcen um, stärken und unterstützen Sie diese. Vielleicht sind Sie aber auch so überdreht, dass die Gedanken erst recht Karussell fahren, wenn Sie diese beruhigen möchten. In diesem Fall wird Ihnen körperliche Bewegung möglicherweise mehr Entlastung und Entspannung bringen. Bewegung führt zur Absenkung des Adrenalinspiegels, zur Ausschüttung von Endorphinen, die Wohlgefühl erzeugen, und wirkt stimmungsaufhellend. Probieren Sie aus, was Ihnen gut tut und Spaß macht! Zielklärung: Ein chinesisches Sprichwort sagt: Der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Damit Sie den ersten Schritt tun können, müssen Sie wissen, welches Ziel Sie verfolgen. Dazu ist eine realistische Bestandsaufnahme notwendig. Welche Anforderungen werden an Sie gestellt? Welche Ressourcen und Fähigkeiten haben Sie dafür zur Verfügung? Was fehlt Ihnen (noch), um Ihr Ziel zu erreichen, und wie können Sie sich das Fehlende aneignen? Sie brauchen einen Plan, der den Weg – wie bei der Besteigung eines Berggipfels – in Etappen einteilt und diesen überschaubar macht. Ein wichtiger Bestandteil Ihres Planes ist die Gliederung, das Gerüst Ihrer Arbeit, das Sie nach und nach mit Leben füllen. Der Fortschritt auf Ihrem Weg lässt sich daran erkennen. Behalten Sie Ihren Weg im Auge und überlegen Sie, was wesentlich dafür ist, damit Sie nicht zu häufig auf Nebenwege geraten – auch wenn diese spannend sind. Gewohnheiten erkennen, nutzen oder ändern: Welche Gewohnheitsmuster halten Sie von Ihren Aufgaben ab? Wenn Sie diese erkennen, haben Sie schon den ersten Schritt zu deren Bewältigung getan. Vermeidungsstrategien durch andere Handlungen, die plötzlich wichtiger erscheinen, oder „Aufschieberitis“ führen zu unnötigem Druck. Schauen Sie sich die Rahmenbedingungen Ihrer Arbeit an: Ist Ihr Arbeitsplatz so gestaltet, dass Sie gern dort arbeiten? An Ihrem Arbeitsplatz sollten sich nur die Dinge befinden, die Sie für diese konkrete Phase brauchen. Stapel von ungelesenen Zeitschriften und unerledigte Post haben im Blickfeld Ihres direkten Arbeitsplatzes genau so wenig zu suchen wie Dinge, die Sie ablenken (vgl. Abschnitt III 2). Was fehlt an Ihrem Schreibtisch, damit Sie sich wohl fühlen und gern dort arbeiten? Willensstrategien oder die Lust zur Unlust: Welche Strategien haben Sie bisher verfolgt, um Ihre Ziele zu erreichen? Welche waren erfolgreich und welche nicht? Denken Sie bei Ihren Überlegungen nicht nur an berufliche, sondern auch an private Situationen. Für Freizeitaktivitäten, wie z. B. Sport, haben Sie sich vielleicht auch Ziele gesetzt und diese erreicht – wie ist Ihnen das gelungen? Wie am Schnittmengenmodell (vgl. Abb. 13) erläutert, brauchen Sie Willensstrategien, wenn Bauch und Kopf auseinander driften, und es gilt, innere Schwierigkeiten zu überwinden. In Kehr 2002, 86 ff. werden verschiedene solcher Strategien beschrieben. Die wichtigsten werden im Folgenden kurz skizziert: Motivationskontrolle: Schwierige Phasen können Sie besser meistern, wenn Sie sich durch angenehme Fantasien motivieren. Versuchen Sie der Situation etwas Positives abzugewinnen. Stellen Sie sich die erwünschten Konsequenzen plastisch vor und antizipieren Sie, dass Sie schon am Ziel wären. Fangen Sie jedoch nicht
1 Motivationsschwierigkeiten 133
an, nur noch in Fantasien zu schwelgen und darüber zu vergessen, wie Sie an Ihr Ziel gelangen. Emotionskontrolle: Hier geht es um die Fähigkeit, unerwünschte Emotionen abzubauen und die eigenen Gefühle regulieren zu können. Wichtigste Voraussetzung hierfür ist es, eigene Gefühle differenziert wahrzunehmen und zu benennen. Dafür kann ein (Emotions-)Tagebuch hilfreich sein. Weitere Wege zur „Emotionalen Intelligenz“ finden sich u. a. bei Goleman 1997. Aufmerksamkeitskontrolle: Fokussieren Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das Wesentliche. Lernen Sie, störende Reize und Ablenkungen auszublenden, und bleiben Sie am Ball, auch wenn eine andere Sache Ihnen aktuell mehr Spaß machen würde. Gelingt es Ihnen nicht, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren, versuchen Sie eine Meditationsübung. Entscheidungskontrolle: Vor einer Entscheidung zu stehen, kann Ihnen das Gefühl geben, innerlich hin und her gerissen zu sein. Daraus kann sich Angst entwickeln, weil das „Sich-festlegen-müssen“ im Rahmen einer Entscheidung den Verlust der jeweiligen Alternative bedeutet. Um sich die Auswahl zu erleichtern, können Sie die Vor- und Nachteile der Alternativen einander (schriftlich) gegenüberstellen (vgl. Abschnitte I 1 und I 2). Aber schieben Sie die Entscheidung nicht auf, sonst entsteht eine Blockade. Besser ist es, sich notfalls für eine Alternative zu entscheiden und im Gedächtnis zu behalten, dass diese Entscheidung auch wieder verändert werden kann. Umweltkontrolle: Manchmal sind die Störeinflüsse der momentanen Umgebung so hinderlich, dass nur direktes Eingreifen hilft oder es noch besser ist, wenn Sie einen anderen Ort aufsuchen. Warten Sie nicht eine Stunde unruhig, dass der Lärm vor Ihrem Fenster aufhört. Schließen Sie das Fenster sofort oder suchen Sie gleich einen anderen Raum auf, in dem Sie ungestörter weiter arbeiten können. Erfolge und Belohnungen: Erstellen Sie sich einen zielorientierten Wochenplan (vgl. Abschnitt III 2), in dem Sie festlegen, was Sie bis wann erledigt haben wollen. Bevor Sie Ihr Tagespensum abschließen, notieren Sie sich, mit Blick auf den Wochenplan, was Sie am kommenden Tag erledigen wollen. Auf diese Weise müssen Sie am nächsten Tag keine kostbare Zeit dafür vergeuden, sondern wissen gleich, was ansteht. Belohnen Sie sich, wenn Sie kleine oder große Meilensteine wie das Verfassen eines Abschnitts geschafft haben. Genießen Sie Ihre Teilerfolge und belohnen Sie sich mit etwas, was Ihnen Spaß macht! Vielleicht waren Sie schon länger nicht mehr im Kino oder möchten Freunde treffen? Es gibt auch ein Leben neben der Promotion. Verlieren Sie nicht den Bezug zur Realität. Mit der Promotion haben Sie ein großes Projekt in Angriff genommen, aber Sie sollten sich nicht davon beherrschen lassen. Belohnen Sie sich an jedem Meilenstein, das verbessert Ihre Aussicht, das Ziel zu erreichen. Zeitmanagement und Termindruck: Das Thema Zeitmanagement wird ausführlich im Abschnitt III 2 behandelt. An dieser Stelle soll nur darauf hingewiesen werden, dass Sie sich realisierbare Termine setzen. Es hilft Ihnen nichts und frustriert auf Dauer, wenn Sie den Terminen hinterherlaufen. Andererseits, und das ist der wichtigere Punkt hierzu: Setzen Sie sich in bestimmten Phasen dem Druck von Terminen aus. Das Verfassen einer Promotion ist im Prinzip eine Never-EndingStory, Sie können sich die Arbeit immer und immer wieder vornehmen, Sie wer-
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V Krisenbewältigung
den jedes Mal etwas zum Korrigieren finden. Selbst wenn Sie nach Abgabe Ihrer Promotion drei Monate, ein oder fünf Jahre später noch mal in die Dissertation schauen, werden sie etwas finden, was Sie noch hätten korrigieren mögen. Akzeptieren Sie dies und vergeuden Sie nicht wertvolle Monate oder gar Jahre, die Sie als bereits Promovierter kreativer anders nutzen können. Ihr Promotionsvorhaben können Sie nur erfolgreich abschließen, wenn Sie an einem gewissen Punkt sagen: „Das ist jetzt der Termin, an dem ich das Werk definitiv dem Promotionsausschuss übergebe.“ Danach können Sie endlich wieder den persönlichen Motiven frönen. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt V 1) Csikszentmihalyi 1991; Kehr 2002; Martens / Kuhl 2004.
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Stress
Während Ihrer Promotion werden Sie vielfach Situationen ausgesetzt sein, die Sie an Ihre persönlichen Grenzen bringen. Sie werden fristgerecht Termine einhalten, Ihre Projekte vorantreiben, Ihrem Betreuer Daten vorstellen, Konferenzbeiträge vorbereiten oder auch private Probleme lösen müssen – und dies manchmal gleichzeitig. In solchen Extremsituationen können Sie leicht in Stress (englisch für Überlastung) geraten. Die Auswirkungen reichen von zahlreichen Infekten über körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Magenbeschwerden oder depressive Verstimmungen bis hin zum Burn-Out-Syndrom. Damit es nicht so weit kommt und Sie die Zeit der Promotion ohne größere Störungen überstehen, soll Ihnen dieser Abschnitt helfen, die Ursachen von Stress zu verstehen und Strategien zu entwickeln, damit erfolgreich umzugehen. Nach Lazarus 1990, 198 ff. sind objektiv messbare Stressoren weniger der Grund für Stress, sondern Auslöser einer Stressreaktion sind vielmehr die Interpretation von Emotionen, die psychische Verfassung und im Besonderen die Beurteilung der Situation. Stress kann sich auf psychischer, physischer und sozialer Ebene auswirken. Im Folgenden werden die Grundannahmen zur Stressentstehung und Stressbewältigung dargestellt. Die Wahrnehmung der Stresssituation kann durch die Interpretation der betroffenen Person entscheidend beeinflusst werden. Identische Stressoren wie die Aufforderung Ihres Betreuers, Ihre Daten auf einer Konferenz zu präsentieren, kann für Sie eine Herausforderung sein, für einen anderen Promovierenden ist dies vielleicht eine bedrohliche Situation. In jedem Fall ist es eine Situation, die Anspannung hervorruft, ein entsprechendes Verhalten und Emotionen provoziert. Während Sie sich mit Elan an die Vorbereitungen setzen und Ihre Leistung steigern, ist ein anderer Promovierender überfordert und nicht mehr leistungsfähig. Die Reaktion des Betroffenen verändert wiederum die Reaktion auf die Situation. Neigen Sie z. B. dazu, Ihre Probleme als Herausforderung anzugehen, können Sie diese besser auflösen als jemand, der sie als Bedrohung betrachtet und Abwehrverhalten
2 Stress 135
an den Tag legt. Die Einschätzung der Stresssituation beruht, sofern Sie keinen externen Rat einholen, auf der subjektiven Wahrnehmung. So wirkt sich auch eine evtl. Fehleinschätzung unmittelbar auf den Verlauf und die Bewältigung der Situation aus. Somit wird die Wahl der Stressbewältigungsmechanismen, sog. Copingstrategien, entscheidend von der Einschätzung der Situation beeinflusst. Bei Lazarus 1990 werden zwei Phasen unterschieden: Zu Beginn bewertet die betroffene Person eine sich anbahnende Situation als positiv, negativ oder irrelevant. Diese Einschätzung wirkt sich direkt auf die Auswahl der Stressbewältigungsmechanismen aus. Eine Bedrohungssituation kann suggerieren, dass Sie selbst in dieser Problemlage keine Eingriffsmöglichkeit haben, während die Einschätzung einer Situation als Herausforderung die Sache als schwierig, aber nicht hoffnungslos darstellt. Je nachdem, wie Sie die Situation bewerten, werden Sie handeln. Dabei haben Sie einen Handlungsspielraum, welche Ressourcen, d. h. Bewältigungsstrategien, Sie Ihrer Meinung nach am besten einsetzen, um diese Situation zu meistern. Die Ressourcen können materieller Art sein, persönliche Fertigkeiten und Fähigkeiten oder bspw. die soziale Unterstützung von Freunden und anderen Promovierenden umfassen. Aufgrund der verfügbaren Ressourcen werden Sie sich in einer bestimmten Art und Weise verhalten. Entweder Sie wählen ein problemorientiertes Handeln oder Sie reagieren mit spezifischen Emotionen und ändern Ihre Einstellung zum stressauslösenden Ereignis. Dabei können sich anfänglich antizipierte Herausforderungen als Bedrohungen entpuppen und umgekehrt. Die sekundäre Einschätzung der Stresssituation entscheidet über die konkreten Aktionen zur Bewältigung. Die getroffenen Maßnahmen können dabei wiederum zu einer Neueinschätzung der Situation führen und damit zu einer neuen primären Einschätzung – im besten Fall zur Auflösung der Stresssituation. Im Rahmen der Promotion gibt es individuell unterschiedliche Ursachen für Stress. Im Folgenden werden die häufigsten Ursachen genannt (EsselbornKrumbiegel 2002, 187 ff.): • Zeitdruck: Einer der größten Stressfaktoren während einer Dissertation ist der Zeitdruck, wenn bspw. Abgabetermine näher rücken oder Beiträge für Konferenzen oder Fachzeitschriften eingereicht werden sollen (vgl. Abschnitt III 2). • Finanzierung: Ein solcher Fall tritt ein, wenn bspw. das Stipendium ausläuft und der eigene Lebensunterhalt sichergestellt werden muss. Häufig ist das Ende der eigenen Finanzierung absehbar, da es vertraglich geregelt ist (vgl. Abschnitt II 7.3). • Überlastung durch verschiedene Tätigkeiten: Sind Sie bspw. Mitarbeiter eines Lehrstuhls, obliegen Ihnen zumeist Lehrtätigkeiten, Projektarbeit etc. Dies wird immer wieder Zeit in Anspruch nehmen, die Sie eigentlich Ihrer Dissertation widmen wollten (vgl. Abschnitt II 7.1). • Fachliche Probleme: Ein Experiment funktioniert nicht, Sie denken schon eine längere Zeit über ein Problem ergebnislos nach und fühlen sich in einer scheinbar ausweglosen Situation. Suchen Sie sich in Ihrem Umfeld fachlichen Beistand und Rat, notfalls außerhalb der Einrichtung, an der Sie promovieren. Konferenzen bieten hierfür eine gute Plattform.
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V Krisenbewältigung
• Motivationsmangel: Die fehlende Motivation, am Promotionsthema oder am eigenen Projekt zu arbeiten und daraus resultierende Schreibblockaden (vgl. Abschnitte V 1 und IV 4), können ebenfalls zu permanentem Stress führen, der wiederum in Verbindung zum Zeitdruck zu sehen ist. Motivationsmangel entsteht häufig durch ungenau definierte Ziele, unpassende Arbeitsbedingungen, fehlende Belohnungen für geleistete Arbeitsschritte oder Überforderung bzw. Überlastung aufgrund eines zu dichten Zeitplans und Arbeitspensums. • Der innere Kritiker: Zweifel an den eigenen Fähigkeiten lähmen die Motivation und die Leistungsbereitschaft. Der Zweifel basiert dabei oft weniger auf real erlebten Misserfolgen als vielmehr auf Perfektionismus und einem Leistungsvergleich. Beides ist darauf zurückzuführen, dass die Dissertation zu großen Teilen ohne konkreten Vergleich mit anderen Arbeiten durchgeführt und nur selten die Rückmeldung gegeben wird, wo die eigenen Stärken und Schwächen genau liegen. Nachfolgend werden die in Lazarus 1990, 198 ff. empfohlenen Methoden der Stressbewältigung vorgestellt. • Informationssuche nach Handlungsalternativen und Möglichkeiten der „Rationalisierung“, d. h. der Umdeutung der Situation, • auf Personen oder auf die Umwelt gerichtete Aktionen zum aktiven Eingreifen, • das Unterdrücken von Handlungen durch z. B. Passivität sowie • Selbsttäuschung und Leugnung, um die Stabilität der Psyche zu erhalten. Am wichtigsten ist eine flexible Stressbewältigung, die alle stressverursachenden Ebenen anspricht. Dabei ist es für eine positive Bewältigung wichtig, das eigentliche Problem anzugehen, also die Stresssituation aufzulösen, aber auch die Folgen von Stress auf psychischer, physischer und sozialer Ebene zu bearbeiten, um arbeitsfähig zu bleiben. Auch wenn besonders die zwei letztgenannten Strategien passiv oder realitätsfern zu sein scheinen, so sind sie doch anwendbar, ggf. für einen begrenzten Zeitraum, wenn sie bei der tatsächlichen Bewältigung des Problems helfen. Ist die Situation dergestalt, dass kein Handlungsspielraum für Sie besteht, so müssen Sie die Situation zwangsläufig umdeuten, damit Sie nicht wie Don Quijote gegen Windmühlenflügel ankämpfen. Andererseits ist es wichtig, dass Sie über ein Repertoire von Verhaltensweisen verfügen, falls sich eine Strategie als nicht erfolgreich erweist. Somit bleibt festzuhalten, dass negative Auswirkungen von Stress meist nicht allein die Ursache für die Probleme sind, sondern ein fehlgeschlagenes Bewältigungsverhalten darstellen. Der Weg zur positiven Bewältigung einer Stresssituation ist aufgrund der Vielzahl an kognitiven Einschätzungen schwierig vorzuzeichnen und trägt immer individuelle Züge, die auf den ersten Blick eher kontraproduktiv wirken können. Trotzdem sollen im Folgenden einige Vorschläge zur Stressbewältigung in typischen Promotionssituationen aufgezeigt werden, die sich auf den Umgang mit allen drei Stressebenen (psychisch, physisch, sozial) beziehen.
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• Stress vermeiden: Setzen Sie sich frühzeitig mit den Ursachen von Problemen auseinander, die zu Stress führen können. Bspw. ist die Finanzierung einer Promotion häufig zeitlich beschränkt. Kümmern Sie sich daher mindestens sechs Monate vorher um eine Abschlussfinanzierung, wenn Sie Ihre Promotion nicht rechtzeitig beenden können. • Ziele setzen und Alternativen schaffen: Setzen Sie sich realistische Ziele und favorisieren Sie diese. Seien Sie bereit, diese im Verlauf anzupassen oder sich Alternativen zu schaffen, wenn sich ein Ziel als nicht umsetzbar erweist. • Unterstützung suchen: Wenn eine Situationen (wieder) schwierig ist, kann der Austausch mit Gleichgesinnten helfen, die sich in einer vergleichbaren Situation befunden haben oder befinden, bzw. mit Fachleuten, wenn z. B. ein Experiment wieder misslungen ist. • Spannungsreduktion: Fühlen Sie sich unter Druck und haben bereits Kopfschmerzen oder Schlafstörungen, dann erlernen Sie eine Entspannungsmethode wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Meditation oder treiben Sie regelmäßig Sport. Auch das kann bei der Suche nach Handlungsalternativen nützlich sein (vgl. Abschnitte V 2 und V 5). • Psychologische Betreuung: Fühlen Sie sich andauernd gestresst, haben eine anhaltend gedrückte Stimmung und können nicht mehr richtig arbeiten, so lassen Sie sich coachen oder unterziehen Sie sich einer psychotherapeutischen Behandlung4. Jeder gerät während seiner Promotion früher oder später in eine überlastende Situation. Verlieren Sie daher nicht den Mut – es gibt kaum einen Promovierenden, der Ihnen nicht selbst sein Leid klagen könnte. Der Umgang mit Stress gehört zu den Herausforderungen im Promotionsprozess. Suchen Sie immer wieder nach adäquaten Handlungsmöglichkeiten oder versuchen Sie, eine Situation von einer anderen Perspektive zu sehen, dann werden Sie langfristig erfolgreich Ihre Promotion abschließen können.
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Ängste
„Wer dagegen gelernt hat, sich recht zu ängsten, der hat das Höchste gelernt“, so formuliert Kierkegaard (zitiert nach Tölle 1999, 89 f.). Fast jeder weiß, was Angst ist. Umso mehr wissen Sie es, wenn Sie diesen Abschnitt lesen – weil Sie neugierig sind oder Rat suchen. Bei Tölle 1999, 89 f. werden drei ineinander übergehende Formen der Angst unterschieden:
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Für die Suche nach einem geeigneten Therapeuten können Sie über die Versicherungskarte Ihrer Krankenversicherung in der Regel fünf probatorische Sitzungen pro Psychotherapeuten in Anspruch nehmen, ohne eine Überweisung vom Hausarzt vorzulegen.
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V Krisenbewältigung
1. Realangst tritt bei äußerer Bedrohung auf, zu ihr wird die Vitalangst bei lebensbedrohlichen Erkrankungen gerechnet. Das Ausmaß der Angst hängt von Ihrer Persönlichkeit und Ihren Reaktionsbereitschaften, Ihrer Widerstandskraft und Ihren früheren Angsterfahrungen ab. 2. Existenzangst ist die allgemeine Erfahrung des Menschen als eines Lebewesens, das sich im Verlauf seiner Stammesgeschichte weitgehend aus der Verbundenheit mit der Natur gelöst hat. 3. Binnenangst (medizinisch: neurotische Angst) entsteht aus unbewältigtem Konflikterleben, insbesondere dann, wenn die Abwehrmöglichkeiten nicht ausreichen. In Riemann 2002, 21 ff. werden Grundformen der Angst beschrieben und bestimmten Charakteren die für sie typischen Angstinhalte zugeordnet: • der Zwanghafte hat Angst vor der Veränderung, • der Hysterische hat Angst vor der Endgültigkeit, • der Schizoide ängstigt sich vor Nähe und Hingabe, • der Depressive fürchtet die Selbstwerdung. Ängste sind Ihre Reaktion auf Bedrohung oder Überforderung, vielleicht auch der Spiegel mangelnder eigener Fähigkeiten oder fehlenden Selbstvertrauens. Sie wirken sich physisch und psychisch auf den ganzen Organismus aus, sie ändern Ihr Erleben und Verhalten. Ein wichtiger Ansprechpartner für den Umgang mit Ängsten während des Promotionsvorhabens ist der Betreuer, und zwar vorzugsweise in der Form, dass Sie sich rechtzeitig persönlich nach seinen Anforderungen erkundigen. Eine gute Kommunikation mit dem Betreuer ist auch auf Distanz möglich, sie sollte vor allem bei der Vorbeugung und Bewältigung dienstlich auftretender Ängste ihren Nutzen haben. Der Angst ins Auge sehen! Im Verlauf einer Dissertation können jederzeit Ängste auftreten: Angst, nicht rechtzeitig fertig zu werden, Angst vor Überforderung, die plötzlich wie ein riesiger Berg vor Ihnen liegt, Angst vor der Prüfung, die den Schlusspunkt Ihrer Promotionsphase kennzeichnet. Ängste, die so gravierend sind, dass Sie der „Schwindel der Freiheit“ (Kierkegaard zitiert nach Tölle 1999, 89) zu übermannen droht. Bleibt dieses Gefühl über Wochen bestehen, sollten Sie sich dies in Ihrem eigenen Interesse eingestehen. Damit haben Sie bereits den ersten wichtigen Schritt getan. Ist schon der Beginn der Arbeit mit großen Ängsten behaftet, kann es sinnvoll sein, die Dissertation gar nicht erst zu beginnen, sie später aufzunehmen oder sich einen anderen Betreuer zu suchen – doch das wäre erst der dritte Schritt. Nachdem Sie es erfolgreich vermieden haben, sich selbst zu täuschen, besteht der zweite Schritt darin, sich zu überwinden und eines der zahlreichen Hilfsangebote anzunehmen. Reden hilft sehr oft. Noch vor einem Psychotherapeuten kann dies die Telefonseelsorge, das Gespräch mit einem Geistlichen oder auch die psychologische Beratung des örtlichen Studentenwerks sein. So können Sie zumeist schon klären, ob Sie weitere (professionelle) Hilfe benötigen und wo Sie diese erhalten. Beim Umgang mit individuellen Ängsten und Bewältigungsstrategien ist hier Angst als Teil unseres psychischen und sozialen Repertoires zu betrachten. Es ist eine Herausforderung des Lebens, Ängste zu erkennen und mit ihnen umgehen zu
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können. Welche Möglichkeiten haben Sie? Emotionale Möglichkeiten sind Panik, Ausweichen und Flucht einerseits, Wut und Aggression andererseits. Rationale Handlungsweisen sind weder Ersatz für Emotionen noch bewahren sie vor dem Durchleben der Angst. Setzen Sie sich also Ihre Ziele, aber vergessen Sie nicht, sich Zeit für die eigenen Gefühle zu nehmen und zu lassen. Sich recht zu ängstigen, d. h. also: nicht die Angst hat Sie, sondern Sie haben die Angst. Damit erkennen Sie Ihr Erleben und Verhalten. Und Sie lernen mit der Zeit, Ihre Reaktionen einerseits maßvoll zu handhaben, andererseits neue Möglichkeiten anzuwenden, indem Sie z. B. nach vorne fliehen. Um die eigenen Ängste besser zu verstehen und ihnen entgegenwirken zu können, sind entsprechende Bewältigungsstrategien hilfreich. Diese können Sie sich alleine oder mit Freunden erarbeiten. Ist Ihre Belastung durch die Angst jedoch sehr hoch, kann das soziale Netzwerk damit überfordert sein, sodass Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollten! Aufgrund des individuellen Problemzuschnitts kann Ihnen das Folgende keine pauschalen Lösungen geben. Es vermag Ihnen jedoch den Weg zu einer gesunden Bewältigung von Ängsten und Problemen zu weisen, während Sie an Ihrer Promotion arbeiten. Copingstrategien: Jeder Mensch hat eigene Ängste und Probleme, die sich aus dem jeweiligen sozialen Umfeld sowie individuellen Dispositionen ergeben. Jeder entwickelt daher unterschiedliche Strategien, Ängste zu bewältigen. Dabei kann es sogar der Fall sein, dass die Bewältigungsstrategie einen auf den ersten Blick unproduktiven oder zerstörerischen Charakter annimmt. Über die Zeit kann sich dies jedoch wieder normalisieren. Die Wahrnehmung einer problematischen Situation stellt dabei den ersten Bewältigungsschritt dar. Die Bewältigung von Ängsten findet auf verschiedenen Ebenen statt. Zum einen durch Ihre beobachtbaren Handlungen (z. B. beim Sport), zum anderen durch die gedankliche Auseinandersetzung mit der Angst (indem Sie etwa Ihre Situation aus einem anderen Blickwinkel betrachten). Die Unterschiede in den Verhaltensweisen beim Bewältigungsprozess betreffen auch die Dauer dieses Vorganges: Der eine schafft es schneller, der andere langsamer. Vorbeugen aber können alle durch die drei Schritte, die nun beschrieben werden. Rhythmisierung des Tagesablaufs: Insbesondere bei der Arbeit an der Promotion stellt sich das Problem, wie der Arbeitsaufwand für ein derart großes Projekt zu bewältigen ist. Dazu empfiehlt es sich im Besonderen für allein oder daheim arbeitende Personen, den Tagesablauf zu strukturieren bzw. zu rhythmisieren. Mit diesem Konzept wird Menschen geholfen, mit der ihnen zur Verfügung stehenden freien Zeit zurechtzukommen. Geben Sie sich bei der Rhythmisierung des Tagesablaufs keine konkrete Zeiteinteilung vor, sondern setzen Sie sich Aufgaben für den Tag und erfüllen Sie diese in einer vorher festgelegten Reihenfolge anhand einer groben Zeiteinteilung (vgl. Abschnitt III 2). Insbesondere Personen mit Versagensängsten neigen dazu, sich entweder zu niedrige und daher zu leicht zu erfüllende Ziele zu setzen, um eben nicht zu versagen oder in einigen Fällen zu hohe Ziele zu setzen, durch deren Nichterreichen sie sich dann die eigenen Versagensängste bestätigen (Heckhausen 1989, 256). Die Rhythmisierung des Tagesablaufs hilft Ihnen nicht nur bei der Einhaltung und Planung von Zielen, sondern gibt durch ihren konstanten und immer ähnlichen Zeitablauf zusätzliche
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V Krisenbewältigung
Sicherheit durch Verhaltensroutinen. Für Leerläufe im Tagesablauf können Beschäftigungen gesucht werden, z. B. Sport als Ausgleich und zur körperlichen Auslastung oder Aktivitäten mit Freunden und Bekannten. Aktivieren des sozialen Netzwerks: Eine weitere wichtige Funktion bei der Krisenbewältigung nimmt das soziale Netzwerk ein. Freunde und Bekannte helfen Ihnen sowohl beim Erkennen der Ängste und möglicher Lösungswege als auch beim praktischen Angehen von Problemen, die alleine nicht bewältigt werden können. Umgekehrt wirken sich persönliche Ängste stets auf das eigene soziale Umfeld aus, denn sie werden sehr oft von nahe stehenden Personen wahrgenommen. Sie können sogar weitere Kreise ziehen, wenn sich nicht wesentliche Teile des Umfelds diesen Ängsten entgegenstellen und auf eine konstruktive praktische Verarbeitung der Angst (begründet / handeln vs. unbegründet / aushalten) hinwirken. Einen besonderen Status nehmen sog. persönliche Experten ein. Bei dieser Strategie wird davon ausgegangen, dass ein Therapeut sich erst in Sie und Ihr Problem hineinversetzen muss, während Sie viel leichter die Hilfe von Freunden erhalten können, die bereits mit Ihnen und Ihrer speziellen Situation vertraut sind (Danish / D’Augelli 1990, 166 ff.). Für den Fall der Promotion finden Sie solche Menschen z. B. in Ihrem Arbeitsumfeld, Kolloquien oder in eigens dafür eingerichteten Netzwerken wie Thesis e. V. Das soziale Umfeld hilft ebenfalls dabei, eine stabile Persönlichkeitsstruktur aufzubauen bzw. beizubehalten, was wiederum zu einem konstruktiven Umgang mit Ängsten beitragen kann. Deutung der Angst: Hier ist der kognitive Umgang mit den eigenen Ängsten gemeint. Dabei kommt zum Tragen, dass sich der Angst nicht von der diffusen emotionalen Seite genähert wird, sondern versucht wird, diese mit rationalen Mitteln der eigenen Wahrnehmung zu analysieren. Daraus folgen mehrere Möglichkeiten zur Bewältigung der Angst. Bei genauer Betrachtung erscheinen die Sorgen nicht mehr so schwerwiegend. Ängste lassen sich umdeuten, z. B. als Herausforderung oder Kleinigkeit, und verlieren somit ihre hemmende Wirkung. Möglich ist dies, wenn der angstverursachende Tatbestand erkannt wird und nicht mehr als Hemmnis, sondern als Herausforderung betrachtet wird. Im besten Fall wird nun aus einem Phänomen, das zur ständigen Selbstdiagnose Anlass gab, nach und nach ein natürlicher, hilfreicher Bestandteil der eigenen Persönlichkeit – wie bei anderen Menschen auch. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt V 3) Dörner / Plog 1996; Riemann 2002, 21 ff.; Wittchen / Jacobi 2004.
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Mobbing
Zum dritten Mal erscheinen Sie in der Sprechstunde Ihres Betreuers, um das Exposé Ihrer Dissertation zu besprechen – und noch immer hat er es ist nicht gelesen. Oder Sie würden längst den Doktorhut tragen, kämen nicht schon wieder die x-ten Nachbesserungsforderungen Ihres Betreuers dazwischen. Diagnose Mobbing? Das englische Verb „to mob“ bedeutet „über jemanden herfallen, anpöbeln“. Durch die starke mediale Präsenz ist die Tendenz entstanden, den Begriff Mobbing auch auf gewöhnliche Konflikte und Streitigkeiten im Berufsalltag anzuwenden. Um von Mobbing sprechen zu können, müssen jedoch eine Reihe von Kriterien erfüllt sein, die sich auf die zeitliche Dauer, den Schweregrad und die Häufung der Ereignisse, die Verursachungsbedingungen, die Art der Betroffenheit sowie die Beziehung zwischen Opfer und Täter beziehen (Fischer / Riedesser 1999, 332). Mobbing wird als eine konfliktbelastete Kommunikation am Arbeitsplatz unter Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und Untergebenen verstanden, bei der die angegriffene Person unterlegen ist (oder durch den Prozess des Mobbings unterlegen wird), und von einer oder einigen Personen systematisch, häufig (z. B. mindestens einmal pro Woche) und während längerer Zeit (mindestens ein halbes Jahr) mit dem Ziel oder dem Effekt des Ausstoßes aus dem Arbeitsverhältnis direkt oder indirekt angegriffen wird und dies als Diskriminierung empfindet (Zapf 1999, 3). Die Forschung hat bisher keine „typische Opferpersönlichkeit“ herausgestellt, sodass potenziell jeder betroffen sein kann. Während die Methoden des Mobbing sehr heterogen sind und von organisatorischen Maßnahmen wie Veränderung von Arbeitsaufgaben und -orten, dem Entzug von Entscheidungskompetenzen, der übermäßigen und kleinlichen Kontrolle von Arbeitsergebnissen, ungerechtfertigten Abmahnungen, sozialer Kontrolle oder Isolierung, Angriffen auf die Person und ihre Privatsphäre, verbalen Drohungen bis hin zu körperlicher und sexueller Gewalt reichen, sind die Auswirkungen für die Opfer gleichermaßen massiv (Ruberg 2002). Für Mobbing können auch gezielt Situationen ausgenutzt werden, in denen das Opfer besonders belastet ist, z. B. während einer Erkrankung oder bei Trauerfällen (Benecke 2003). Außerdem können Mobbinghandlungen in dauerhafter Ungleichbehandlung von Mitarbeitern bestehen. Typische Symptome sind Schlafstörungen, depressives Rückzugsverhalten, Reizbarkeit und Wutausbrüche, Versagensangst und Konzentrationsstörungen sowie Kopf-, Rücken- und Nackenschmerzen, die insbesondere in der Anfangsphase des Mobbings auftreten. Eskalieren die Feindseligkeiten, werden die Beschwerden extremer und können sich zu psychischen und somatischen Krankheitsbildern entwickeln. Studien haben ergeben, dass Mobbingopfer den Mobbinghandlungen zumeist zwischen 15 und 47 Monaten ausgesetzt sind (Zapf 1999). Durch die lang anhaltenden Angriffe fallen die Opfer im weiteren Verlauf
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V Krisenbewältigung
durch eine depressive oder teilweise besonders aggressive Verteidigungshaltung auf. Ihre „Querulanz“ wird dann als vermeintliche Ursache der Konflikte gesehen und dient den Mobbern (und z. T. auch den Vorgesetzten) als Rechtfertigung für weitere Mobbingattacken oder arbeitsrechtliche Maßnahmen. Diese Verkehrung von Ursache und Wirkung und die damit einhergehende Opferbeschuldigung spitzt die Situation für den Betroffenen weiterhin zu und hat für seine beruflichen und privaten Beziehungen enorme Folgen. Die Beschäftigung mit der Arbeitsplatzproblematik wird auch im Familien- und Freundeskreis zum Dauerthema, weitere Isolation bis hin zu Partnerschaftskrisen und Trennungen sind die langfristige Konsequenz. Zudem wird der Verlust des Vertrauens in zwischenmenschliche Beziehungen im Beruf oft auf das private Umfeld übertragen. In Fischer / Riedesser 1999, 303 wird somit bei Mobbing von einem „… menschlich verursachten, absichtlich hervorgerufenem Beziehungstrauma …“ gesprochen. Der Mobbingprozess kann also als kumulative Traumatisierung aufgefasst werden, die in der Summe zu denselben traumatischen Folgestörungen führen kann wie bspw. sexuelle Gewalt. Die Motive der Mobbenden sind meist eher trivialer Natur. Dazu zählen Neid und Eifersucht ebenso wie die Angst, beruflich überflügelt zu werden. Teilweise wird allerdings auch gezielt gemobbt, um Arbeitnehmer in die Eigenkündigung zu treiben und dadurch Kosten zu sparen oder einen Arbeitsplatz mit einer anderen Person besetzen zu können. Sachliche Auseinandersetzungen z. B. darüber, wie der Aufbau einer Dissertation zu gestalten ist, sind so gut wie nie die motivationale Ursache für Mobbing (Esser 2003, 398 ff.). Mobbing geht in der Schwere der Handlungen über alltägliche Arbeitskonflikte hinaus. Deshalb ist es sehr schwierig, in einer akuten Mobbingsituation psychologisch zu intervenieren. Trotzdem kann in der Frühphase von Konflikten versucht werden, die Kommunikation zu versachlichen und die eigene Rolle im Rahmen des Konflikts zu überdenken. Im Idealfall erkennt der Betroffene die ersten Anzeichen von Unstimmigkeit bereits, bevor sie zu Konflikten werden (Esser 2003, 405). Hilfreich sowohl für diese Sensibilisierung als auch die Konfliktlösung sind Vorgehensweisen, wie sie z. B. in Schulz von Thun 2004, 44 ff. dargestellt werden. In Schulz von Thun 2004 wird die zwischenmenschliche Kommunikation in verschiedene Kanäle eingeteilt, in denen die Inhalte einer Kommunikation von einem Sprecher zum anderen übertragen werden. Diese Kanäle werden durch vier unterschiedliche Ohren symbolisiert, mit denen Gesprächspartner in einem Gespräch Informationen empfangen: das Sach-Ohr (Sachinformation des Gesprächs: Welche Fakten liegen vor?), das Beziehungs-Ohr (Welche Beziehung besteht zum Gegenüber?), das Selbstoffenbarungs-Ohr (Welche Informationen enthält die Aussage über die Person des Gegenübers?) und das Appell-Ohr (Welche Erwartungen schwingen unausgesprochen in dem Gespräch mit?). Kompliziert und uneindeutig wird Kommunikation dadurch, dass alle an einem Gespräch Teilnehmenden selbst entscheiden, mit welchem Ohr sie das Gespräch aufnehmen. So entstehen Situationen, in denen ein Gesprächsteilnehmer das Gesagte mit einem anderen Ohr aufnimmt, als es der Sprecher beabsichtigt hat. Ein Beispiel: Der Betreuer spricht seinen Promovierenden an: „Haben Sie endlich das Kapitel ausgearbeitet?“ Der
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Promovierende nimmt z. B. über das Beziehungs-Ohr folgende Information auf: „Mein Betreuer ist verärgert, weil ich nicht schnell genug arbeite.“ Mit dem Selbstoffenbarungs-Ohr empfängt er folgende Information: „Mein Betreuer ist heute aber unleidig, der hatte wahrscheinlich einen schlechten Tag.“ Mit dem Sach-Ohr empfängt er, dass der Betreuer auf die Fertigstellung des Kapitels wartet und über das Appell-Ohr empfängt er die Aufforderung an sich, schneller zu arbeiten. Der Promovierende kann nun entscheiden, auf welche Ebene des Gesprächs er sich im Rahmen seiner Reaktion beziehen möchte. Von missglückter Kommunikation wird dann gesprochen, wenn eine Partei immer nur auf einer Ebene wahrnimmt, z. B. alles sofort persönlich nimmt und auf sich bezieht, anstatt auch den sachlichen Inhalt einer Nachricht wahrzunehmen. Auflösen lässt sich schwierige Kommunikation durch das Wechseln auf die Metaebene, d. h. durch Sprechen darüber, wie ein Gespräch erlebt wurde. In einem Gespräch über ein Gespräch wird thematisiert, was von den Beteiligten jeweils verstanden, gefühlt oder erwartet wurde (Schulz von Thun 2004, 91 ff.). Falls diese Bemühungen fehlschlagen bzw. wenn die Situation eskaliert, kann es hilfreich sein, sich bei seinem weiteren Vorgehen beraten zu lassen, etwa durch eine Hilfsorganisation wie z. B. die Gesellschaft gegen psychosozialen Stress und Mobbing (www.vpsm.de) oder die Web-Initiative „Mobbing am Arbeitsplatz“ (www.mobbing-am-arbeitsplatz.de). Sollte sich der Konflikt bzw. die Mobbingsituation auch so nicht beilegen lassen, sind arbeitsrechtliche Überlegungen und Schritte wohl unvermeidlich (Schild / Heeren 2001, 178). Die Situation von Promovierenden ist aber derart heterogen, dass allgemeingültige Hinweise für das rechtliche Vorgehen gegen Mobbinghandlungen nur sehr eingeschränkt gegeben werden können. Hinzu kommt, dass Mobbing ein psychologischer und kein juristischer Begriff ist, ein Anti-Mobbing-Gesetz existiert nicht (Benecke 2003). Es gibt allerdings einige allgemeine Regelungen, welche auch bei Mobbing anwendbar sind. Zunächst hat jeder Arbeitnehmer ein Beschwerderecht gegenüber seinem unmittelbaren Vorgesetzten, und dieser Weg sollte auch so früh wie möglich eingeschlagen werden – sofern nicht der Vorgesetzte selbst der Mobber ist. Darüber hinaus hat der Arbeitnehmer das Recht, sich bei einer zuständigen Stelle (z. B. dem Betriebsrat) zu beschweren (Haller / Koch 1995; Kreitner 1997). Im öffentlichen Dienst ist unbedingt darauf zu achten, den Dienstweg einzuhalten. Falls Gespräche und Beschwerden nicht weiterführen, kann es geboten sein, Klage zu erheben. Mobbinghandlungen können zu zivilrechtlichen Ansprüchen auf Unterlassung, Widerruf, Schadensersatz, Schmerzensgeld oder Geldentschädigung wegen Persönlichkeitsrechtsverletzungen führen. Außerdem kann vom Arbeitgeber verlangt werden, dass er im Rahmen seiner Organisationspflichten Mobbinghandlungen verhindert. Dies kann durch organisatorische Maßnahmen geschehen und soweit gehen, dass der Täter abgemahnt oder sogar gekündigt werden muss. Unternimmt ein Arbeitgeber nichts gegen mobbende Mitarbeiter oder ist er selbst am Mobbing beteiligt, steht dem Opfer außerdem ein Zurückbehaltungsrecht zu: Der Arbeitnehmer kann in einem solchen Fall seine Arbeitsleistung ohne Verlust des Lohnanspruchs zurückhalten, muss dies dem Arbeitgeber allerdings anzeigen und das Vorliegen der Voraussetzungen auch beweisen. In Ex-
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tremfällen kann auch eine strafrechtliche Verantwortlichkeit von Mobbingtätern in Betracht kommen, z. B. wenn eine Körperverletzung vorliegt. Je nach Art der Mobbinghandlungen sind die Rechtsfolgen uneinheitlich und vielfältig, sodass zumeist nur einzelne der genannten Ansprüche bestehen und es auf die Umstände des jeweiligen Einzelfalls ankommt. Die Gerichte haben sich in der Vergangenheit häufig schwer getan, vorgetragene Sachverhalte als Mobbing zu qualifizieren. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass es den Mobbingopfern oft schwer fällt, das Verhalten der Täter zu beweisen. Um hier die eigene Position zu verbessern, empfiehlt sich das Verfassen eines „Mobbing-Tagebuchs“, in dem Geschehnisse aus dem Berufsalltag und Äußerungen von mobbenden Personen unter Angabe des jeweiligen Datums schriftlich festgehalten werden. Diese Aufzeichnungen sowie Zeugenaussagen können im Prozess als Beweismittel für ein andauerndes, nicht nur einmaliges Fehlverhalten des Mobbenden verwendet werden. Auf keinen Fall sollten sich Mobbingopfer dazu hinreißen lassen, es mobbenden Personen „mit gleicher Münze heimzuzahlen“. Liegt nämlich eine wechselseitige Eskalation einer Streitigkeit vor, fehlt es an der für Mobbing typischen TäterOpfer-Konstellation, sodass eine Klage nur noch wenig Aussicht auf Erfolg hat. Geht das Mobbing von dem Betreuer aus, gibt es zwar theoretisch die Möglichkeit der Klageerhebung. Fraglich ist allerdings, ob eine möglicherweise langjährige gerichtliche Auseinandersetzung der weiteren wissenschaftlichen Zusammenarbeit und dem Fortgang der Promotion dienlich ist. Im Einzelfall kann es deshalb zielführender sein, die Zusammenarbeit mit der mobbenden Person zu beenden und sich einen anderen Betreuer für die Dissertation zu suchen. Wenn dies z. B. wegen eines notwendigen Laborarbeitsplatzes, der Zusammenarbeit in einem Forschungsteam oder Graduiertenkolleg nicht möglich ist, muss sorgfältig abgewogen werden, ob die Belastung durch das Mobbing noch erträglich ist und für eine begrenzte Zeit hingenommen werden kann, oder ob als ultima ratio nur noch die Klageerhebung übrig bleibt. Betroffene sollten sich auf jeden Fall juristisch beraten lassen, bevor sie den Rechtsweg beschreiten. Die Angst vor hohen Kosten ist dabei unbegründet, denn bei vorliegender Bedürftigkeit kann staatliche Beratungshilfe und im Falle eines Prozesses auch Prozesskostenhilfe beantragt werden. Ein geeigneter Rechtsanwalt, der auf Arbeits- oder Schul- und Hochschulrecht spezialisiert sein sollte, hilft hier weiter, ebenso wie die örtlich zuständige Rechtsanwaltskammer. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt V 4) Blankertz 1999; Leymann 2002; Schulz von Thun 2004.
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Gesundheitliche Probleme
Die Arbeit an der Dissertation fordert nicht nur den Geist, sondern auch den Körper. Doch wie kann das sein, wenn das meiste im Kopf erarbeitet wird? In der Doktorandenbefragung von Thesis e. V. aus dem Jahr 2004 wurde ermittelt, dass ca. zehn Prozent der Promovierenden, die bereits längerfristige Verzögerungen oder Unterbrechungen der Arbeit an ihrer Dissertation hinnehmen mussten, gesundheitliche Gründe als Ursache angaben (Thesis 2004). Zunächst sind hiermit natürlich keine Zerrungen beim Stemmen von Reagenzgläsern oder Sehnenscheidenentzündungen durch häufiges Arbeiten am Computer gemeint, obgleich letztere auch möglich sind. Selbst derart körperliche Beschwerden können als Ventil der überbeanspruchten Psyche auftreten. Die Probleme ergeben sich vielmehr zum einen aus der zeitlichen Belastung durch die Arbeit am eigenen Projekt und aus den damit verbundenen Einbußen in der körperlichen Betätigung. Zum anderen ist die Arbeit am Schreibtisch nicht förderlich für eine gesunde Körperhaltung. Das Problem einer sitzenden Tätigkeit haben auch andere Berufsgruppen, doch werden die Risiken oft unterschätzt. Bereits durch eine ungünstige Sitzposition können sich leichte Wirbelsäulenschäden einstellen. Viele haben möglicherweise in ihrer Jugend eine Sportart ausgeübt, aber mit Beginn des Studiums wieder aufgegeben. Sofern Sie die sportliche Betätigung wieder aufnehmen wollen, ist die Promotion der richtige Zeitpunkt dazu. Denn die körperliche Bewegung und Auslastung kann ebenfalls zu psychischem Wohlbefinden führen. Im Folgenden finden Sie einfache Methoden, wie Sie durch Sitzhaltung, Bewegung und Ernährung Ihre Gesundheit erhalten und bei Problemen Abhilfe schaffen können. Einfache Prävention von Haltungsschäden. Schon mit einfachen Mitteln können Sie viel erreichen, und Vorbeugung ist immer besser, als später die Schäden beseitigen oder eindämmen zu müssen. Neben einer unergonomischen Aufteilung des Arbeitsplatzes und der Position des Computers sowie der Arbeitsmittel ist das Sitzmöbel häufig der entscheidende Grund für Haltungsschäden. Meist ist die vorhandene Bestuhlung nicht geeignet. Sollte ein Wechsel des Sitzmöbels durch den Arbeitgeber nicht möglich sein, ist der rechtzeitige Erwerb eines eigenen geeigneten Sitzmöbels angezeigt. Bei der Auswahl empfiehlt es sich, nicht zu sparen, sondern durchaus Geld in einen teuren Stuhl zu investieren, der oft auch länger hält als ein billigeres Modell. Für das kleine Budget sind Sitzbälle eine gute Wahl. Bei einer entspannten Sitzhaltung sollten die Füße den Boden berühren und ein rechter Winkel zwischen Gesäß und Oberschenkel gebildet werden. Besser noch und neuerdings von Ergonomen empfohlen ist eine leicht abfallende Sitzfläche, damit die Wirbelsäule ihre natürliche S-Form beibehält und die Blutzirkulation nicht behindert wird. Dadurch ist die Druckbelastung auf die einzelnen Bandscheiben gleichmäßig. Diesen Effekt können Sie auch mit einem Keilkissen erreichen. Die bewegliche Stuhllehne sollte den Rücken in Höhe der Gürtellinie am Beckenrand abstützen und in der richtigen
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Position halten. Die Arme sollten locker auf der möglichst etwas geneigten Arbeitsfläche aufliegen, um den Schulterbereich zu entlasten. Es empfiehlt sich, ausgestattet mit den entsprechenden Daten des Arbeitsplatzes, ein Ergonomiestudio aufzusuchen, um eine korrekte Anpassung an die individuellen Körpermaße zu gewährleisten. Dass Sie den Stuhl an dem Ort aufstellen, an dem Sie vorzugsweise arbeiten (Universität, Büro etc.), versteht sich von selbst. Evtl. Widersprüchen des Arbeitgebers können Sie mit Hinweisen auf die eigene Gesundheit und der damit verbundenen Arbeitstüchtigkeit begegnen. Dennoch ist damit nicht alles getan. Die sitzende Haltung ist für den menschlichen Körper nicht optimal und sollte deshalb regelmäßig verlassen werden. Dazu eignen sich eine Kaffeepause mit Kollegen, ein Gang in die Bibliothek, kleine gymnastische Übungen oder das Weiterarbeiten im Stehen. Fünf Minuten sollten dafür mehrmals am Tag aufgewendet werden, da auch die Konzentration bei dauerndem pausenlosen Arbeiten leidet – es lohnt sich! Die meisten Universitätssportgruppen und Sportvereine bieten Gymnastik an, bei der Übungen zur Stabilisierung der Rumpfmuskulatur angeleitet werden. Zusätzlich werden solche Kurse von physiotherapeutischen Praxen und Fitnessstudios gegen geringes Entgelt angeboten. Oft unterstützen die Krankenkassen die Versicherten mit eigenen Kursen oder tragen zumindest teilweise die Kursgebühren, wenn Sie dies im Vorfeld abgeklärt haben. Der Aufwand für Übungen zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur ist relativ gering. Insgesamt dreißig bis vierzig Minuten am Tag sind völlig ausreichend. D. h., wer während der Arbeit wenige Minuten trainiert, beugt möglichen Schäden und damit verbundenen Schmerzen vor. Da diese Muskelgruppen meist ungeübt sind, stellen sich schnell erste Erfolge ein, meist in Kombination mit einer gut ausgebildeten Bauchmuskulatur. An dieser Stelle sei unbedingt darauf hingewiesen, dass eine fehlerhafte oder ungenaue Durchführung von solchen Übungen tendenziell keinen oder gar den gegenteiligen Effekt hat und Probleme provoziert. Sie sollten sich daher anleiten und bei der Ausführung beobachten und korrigieren lassen. Dies ist gleichfalls ein Kriterium für einen guten Fitnesstrainer bzw. Physiotherapeuten, der im Idealfall das Programm auf Ihre Person abstimmt. Um zeitlich unabhängig zu sein, sollten Sie sich Übungen zeigen lassen, die Sie ohne besondere Hilfsmittel, allenfalls mit einer Gymnastikmatte und einem Kissen, durchführen können. Die flexible Zeiteinteilung hilft dabei, die Übungen regelmäßig durchzuführen. Sind bereits Schmerzen im Rücken oder sonstige Haltungsprobleme vorhanden, sollten Sie zum Orthopäden gehen und sich untersuchen lassen. Bei einer anschließenden Krankengymnastik können Sie sich die Praxis vom Orthopäden empfehlen lassen. Im Bereich der Physiotherapie und Krankengymnastik können die Qualitätsunterschiede groß sein.
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Exzerpiersucht (lat. obsequium excipiendi) Die obsequium excipiendi ist eine der Gruppe der Infektionskrankheiten angehörende bakterielle Infektion mit verschiedenen Ausprägungsgraden. Auslöser für die obsequium excipiendi ist das hochgiftige, meist thermolabile, von Bakterien abgesonderte Toxin (ein Polypeptid). Ähnlich wie bei Diphtherie- und Tetanuserregern kann der Körper die Antitoxine zur Immunisierung nicht selbst bilden. Daher ist Menschen, die in die unten beschriebene Risikogruppe fallen, eine prophylaktische Impfung dringend anzuraten. Die sog. bacilli excipiendi, die für das Auftreten dieser Krankheit verantwortlich sind, siedeln sich auf Zellulose und Zellulose-Produkten wie z. B. Papier an. Sie ernähren sich von menschlichen Hautschuppen und befinden sich insbesondere auf den Seiten viel benutzter Bücher, z. B. Fachlexika. Die von den Bakterien abgesonderten Toxine werden durch Körperwärme vom Papier gelöst und bleiben an den Händen des Benutzers haften. Die Toxine lassen sich auch durch intensives Händewaschen nach dem Konsultieren eines Buches nicht einfach abspülen, da sie sich aufgrund ihrer unebenen Oberflächenstruktur fest in der menschlichen Haut verankern. Durch Kontakt mit Mund, Nase oder Augen können die Toxine vom Körper aufgenommen werden und in den Blutkreislauf gelangen. Die Toxine der bacilli excipiendi befallen insbesondere Promovierende, deren Immunsystem durch häufiges Exzerpieren und den ständigen Kontakt mit toxinverseuchtem Papier geschwächt ist. Folgen der Infizierung mit den Toxinen der bacilli excipiendi sind beständige Rastlosigkeit und der Drang, immer neue Texte zum Exzerpieren heranzuziehen. Schlaflosigkeit und dadurch ausgelöster körperlicher Verfall sowie Burnout sind die Primärfolgen. Auch droht die Unfähigkeit zum selbstständigen Denken. Außerdem sind durch das unermüdliche Exzerpieren ausgelöste Rücken- und andere Haltungsschäden nicht auszuschließen.
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V Krisenbewältigung
Neben den beschriebenen Rückenschmerzen durch Haltungsfehler und Termindruck treten in der Regel auch Verspannungen der Hals- und Nackenmuskulatur auf. Dadurch entsteht nicht selten Spannungskopfschmerz oder Migräne. Auch hier gilt, dass die richtige Position beim einseitigen Arbeiten am Computer immer wieder überprüft und durch kleine gymnastische Übungen aufgelockert wird. Zusätzlich belastend wirkt sich der oftmals zu nahe und immer gleiche Abstand zwischen Auge und Computer aus. Es empfiehlt sich daher, den Blick öfters durch den Raum wandern zu lassen oder aus dem Fenster zu schauen. Ein guter Nebeneffekt: Dabei können sich auch die Gedanken freier entfalten. Wie schon beschrieben sind gesundheitserhaltende Maßnahmen wie die regelmäßige körperliche Ertüchtigung notwendig, um Geist und Körper fit zu halten – und das über den Zeitraum der Promotion und darüber hinaus. Neben den eher passiven physiotherapeutischen Maßnahmen sind aktive körperliche Handlungen für die Gesunderhaltung essenziell. Dabei gilt, alles, was Spaß bereitet, kann dazu beitragen. Seien es Klettern, Inline-Skating, Joggen, Spazierengehen, Schwimmen oder das Mitwirken in Mannschaftssportarten wie Fußball oder Volleyball – Sport ermöglicht das Abschalten von der Arbeit, zumal Erfolge im Gegensatz zur Arbeit an der Promotion sofort spürbar werden. Auch sanfte Methoden der Entspannung und Kräftigung wie Qi Gong, Tai Chi, Pilates oder Yoga stellen geeignete Möglichkeiten dar, den Körper zu entlasten, psychischen Belastungen vorzubeugen oder diese abzubauen (vgl. Abschnitt V 3). Flüssigkeitshaushalt und Ernährung. Ähnliches wie für Haltungsschäden gilt auch für Essen und Trinken. Unausgewogene oder mangelhafte Ernährung kann gesundheitliche Schäden zur Folge haben. Auch hier gilt: Mit einfachen Mitteln lässt sich eine Menge erreichen und Mangelerscheinungen, die zu gesundheitlichen Problemen werden können, vorbeugen. Wer jeden Tag ausgewogene Mahlzeiten zu sich nimmt, macht keinen Fehler. „Fünf am Tag“, d. h. fünf Portionen Obst oder Gemüse pro Tag sind eine Faustregel, an die sich jeder halten kann. Achten Sie auf eine regelmäßige Flüssigkeitszufuhr, wobei Sie Ihr Augenmerk auf Wasser ohne oder mit wenig Kohlensäure legen sollten. Trinken Sie nicht viel auf einmal, sondern in verteilten Etappen, denn der menschliche Körper kann Wasser nicht speichern. Für viele ist es hilfreich, immer ein Glas Wasser auf dem Schreibtisch stehen zu haben, nach dem sie bei Bedarf greifen können. Ungenügende Wasserzufuhr kann zu Müdigkeit und Konzentrationsstörungen führen. Wasser ist das Transportmittel für alle lebensnotwendigen Stoffe, die der Körper braucht bzw. die ihm zur Verfügung stehen. Die Mengen, in welchen Flüssigkeit zugeführt werden sollen, schwanken je nach Meinung des Arztes oder des entsprechenden Ratgebers. Wichtig zu wissen ist nur, dass Sie nicht zu viel trinken können, denn überflüssiges Wasser wird ausgeschieden. Für eine gesunde Ernährung spielen die Mahlzeiten eine wichtige Rolle bei der Rhythmisierung des Tagesablaufes und der sozialen Beziehungen. Zusätzlich sollten Sie zwischendurch am besten Obst und Gemüse essen mit Rücksicht auf einen ausgewogenen Mineralstoff- und Vitaminhaushalt sowie auf die Figur. Sie können es sich mitbringen, sofern es vor Ort nicht verfügbar ist. Dies sollten Sie ebenfalls tun, wenn Sie in der Nähe Ihres Arbeitsplatzes keine ansprechende Kantine etc. vorfinden, sondern nur Fast-Food-Restaurants. Mit Rücksicht auf evtl.
5 Gesundheitliche Probleme 149
soziale Beziehungen zu Kollegen und die Bewegung können Sie trotzdem mitgehen und lediglich etwas trinken oder eine Kleinigkeit (z. B. einen Salat) essen. Der Nebeneffekt der Müdigkeit nach dem Essen und der damit verbundene Leistungsabfall bei der Arbeit werden durch den Verzicht auf fettiges und schweres Essen ebenfalls eingedämmt. Wichtig ist bei Zwischenmahlzeiten, den richtigen Zeitpunkt zum Essen zu finden und zu lernen, „auf den eigenen Körper zu hören“. Dies sagt nichts anderes aus, als dass der Moment der Nahrungsaufnahme richtig gewählt werden will. Am besten ist es, dann zu essen, wenn Sie noch keinen Hunger verspüren. Verzögerungen führen zum gefürchteten „Hungerast“, einem plötzlichen körperlichen Leistungsabfall. Selbst eine kleine Waffel oder etwas Kuchen können hier vorbeugend wirken. Figurbewusste Promovierende ersetzen diese eher durch einen Apfel oder eine Banane. Achten Sie darauf, was Ihnen gut tut und zu welcher Zeit! Jeder Mensch ist anders und unterscheidet sich in seinen Polymorphismen, hat also einen anderen Stoffwechsel und damit auch andere Bedürfnisse (Frank 2001, 56). Nur Sie sind der Experte Ihres Körpers! Sorgen Sie für eine gute Atmosphäre beim Essen, essen Sie nicht nebenbei zwischen Arbeitspapieren, Zeitung etc. Nehmen Sie sich bewusst Zeit für die Mahlzeit oder den Imbiss und kauen Sie gut. Ein Sprichwort heißt nicht umsonst: „Gut gekaut ist halb verdaut.“ – Ihr Bauch wird es Ihnen danken. So verschaffen Sie sich auch eine schöpferische Pause, in der die Gedanken eine neue Ordnung finden und neue entstehen können. Genießen Sie die Zeit des Essens, freuen Sie sich darauf und daran. Die Stimmung, die Sie beim Essen haben, ist dabei genauso wichtig wie das, was Sie zu sich nehmen. Ein griesgrämig verspeister Apfel wird Ihnen kaum gut tun, wenn Sie wirklich Lust auf einen Schokoriegel oder ein Stück Sahnetorte haben. Süße Leckereien sind etwas Besonderes und sollten keine Hauptmahlzeiten ersetzen, aber wenn Sie Ihrem Bedürfnis nachgeben, sollten Sie sich nicht mit zwanghaften Verboten quälen, sondern Freude daran haben. Benötigen Sie eine rasche Energiezufuhr in einer Stresssituation, so haben Sie vielleicht Appetit auf Pizza und Cola. Wenn Sie mit fehlendem Licht, Ärger und Frustration fertig werden müssen und keine Möglichkeit haben, Ihre Stimmung durch Sonne, Bewegung, Konsum oder Erfolgserlebnissen zu heben, „… wird der Appetit auf Genussmittel in die Bresche springen. Und das ist gut so, denn er verhindert Schlimmeres, bspw. depressive Gefühle“ (Frank 2001, 56). In so einer Situation wäre es falsch, sich die „ungesunden“ Stimmungsmacher zu verbieten, was „Gott sei Dank auch meistens nicht gelingen wird“ (Frank 2001, 56). Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Ca. 30 % der Bundesbürger leiden zumindest unter gelegentlichen Kopfschmerzen, wobei die Zahl derjenigen ansteigt, bei denen sich chronische Kopfschmerzen mit einem entsprechenden Medikamentenmissbrauch paaren. Am Anfang dieses Abschnitts wurde der Spannungskopfschmerz durch falsche Arbeitshaltung bereits erwähnt. Haben Sie diese Ursache ausgeschlossen und leiden weiterhin unter Kopfschmerzen, sollten Sie vor die Behandlung denjenigen Teil der Diagnostik setzen, den nur Sie selbst leisten können. Wichtig sind Lokalisation, Dauer und Qualität der Schmerzen, die ZeitIntensitäts-Abfolge in Beziehung zu Tageszeit, Wetter, psychischer oder physi-
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V Krisenbewältigung
scher Belastung, auch zu eigenen Lebensereignissen. Führen Sie ggf. ein Schmerztagebuch (das gibt es beim Neurologen) und notieren Sie auch, bevor Sie Medikamente einsetzen, welche Schonung Ihnen am besten hilft. Arbeitsunterbrechung, Abstellen des Fernsehers, Rückzug in stille, dunkle Kammern bzw. ins Bett, Spazierengehen, warme oder kalte Duschen, Schwimmen? Oft ergibt sich daraus eine erste Handlungsempfehlung. Müssen Sie schließlich doch zum Arzt (bei neuen, schlagartig aufgetretenen scharfen oder tagelang anhaltenden dumpfen Schmerzen müssen Blutungen bzw. Hirnhautentzündungen ausgeschlossen werden!) und sind Ihre Angaben nur halbwegs zutreffend, ist die Lösung nicht fern. Wenn Sie sich für die Selbstbehandlung entscheiden, dann sind ASS-, Paracetamol- oder Ibuprofen-Präparate mit nur einem Wirkstoff die Mittel der Wahl. Doch auch deren regelmäßige Einnahme über Wochen und Monate birgt das Risiko des sog. Analgetika-Kopfschmerzes, der vermehrt bei Ergotaminen, Barbituraten und Kombinationspräparaten (mit zwei oder mehr Wirkstoffen) auftritt. Das bedeutet nicht nur, dass die Schmerzmittel nicht mehr wirken, sondern nicht selten ändert sich auch die Qualität des Schmerzes. Dann hilft nur der (ggf. stationäre) Entzug aller Schmerzmittel; eine Besserung tritt nach ein bis zwei Wochen, manchmal erst nach Monaten ein. Vielleicht leiden Sie unter Schlafstörungen? Dann können Sie sich auch nicht mehr auf Ihre Arbeit konzentrieren, und die Gefahr, Fehler zu machen, steigt an. Generell ist ein ausgewogener Tagesablauf für einen gesunden Schlaf förderlich. Dazu dienen unter anderem auch regelmäßige Mahlzeiten, die besonders am Abend nicht zu üppig ausfallen sollten. Treiben Sie regelmäßig Sport, jedoch ist es ratsam, diesen zwei Stunden vor dem Zubettgehen zu beenden. In diesem Zeitrahmen sollten Sie ebenso aufreibende Dinge, wie das Überarbeiten eines Entwurfes oder Fernsehen, vermeiden. Planen Sie Ihren kommenden Tag und erstellen Sie sich einen realistischen Arbeitsplan (vgl. Abschnitt III 2), denn Schlafstörungen entwickeln sich häufig in angespannten Lebenssituationen. Halten die Schlafstörungen über mehrere Wochen an, obwohl Sie auch Entspannungsmethoden ausprobiert haben, können Sie keine Kraft aus erholsamem Schlaf schöpfen. Evtl. helfen Ihnen Baldrianpräparate. Sind Überlastung und Ängste Ursache für Ihre Schlafstörungen, sollten Sie sich an einen Arzt oder Psychologen wenden. Denken Sie auch daran, dass Sie nicht nur Ihren Körper mit Flüssigkeit und guter Nahrung versorgen, sondern denken Sie auch – gerade in Zeiten hoher Beanspruchung – an die „Nahrung für die Seele“ (Buchinger 1996, 67 ff.). Dazu gehört die Pflege bzw. Wiederentdeckung von Quellen positiver Emotionen wie Musik, Literatur, Kunst, Natur, Meditation, Humor, ehrenamtliche Tätigkeit, mitmenschliche Beziehungen bis hin zur Spiritualität, die Ihre emotionale und körperliche Balance stabilisieren können. Gehen Sie gut mit sich um, denn die Promotionsphase erstreckt sich über einen längeren Lebensabschnitt und bedarf des guten Haushaltens mit Ihren Ressourcen! Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt V 5) Frank 2001, 55 ff.; Lockstein / Faust 2001; Münzing-Ruef 2000; Trökes 2000; Wade / Starringer 2001; Weber 2003.
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Weiterleben ohne Titel
„Die Welt gibt es gar nicht. Es gibt vielmehr vielerlei Welten ... Jede Welt ist überzeugt, daß sie die eigentliche, die richtige, die Originalwelt sei. ... Man kann ... aus einer Teilwelt aussteigen. ... Die Zurückgebliebenen können das nicht glauben. ... Sie können und wollen sich nicht vorstellen, daß man ihre kleine Spezialwelt wirklich verlassen kann, daß man ihre Zeitschriften nicht mehr liest, ihre Kämpfe nicht mehr mitkämpft ... daß man endgültig Schluß gemacht hat ... Ohnmächtig hallt der Exkommunikationsfluch hinter dem Aussteigenden her ... Wenn er klug ist, lernt er in neuer, freiwilliger Bindung, was das ist: Freiheit“ (Kurt Tucholsky zitiert nach Gerold-Tucholsky / Raddatz 1989, 158 ff.). Immer wieder kommt es vor, dass ein Promovierender seine Arbeit unterbrechen muss. Manche können später den Faden wieder aufnehmen. Andere müssen sich von dem Traum, Doktor zu werden, verabschieden. Falls das normale Krisenmanagement versagt hat und der Abbruch unumgänglich ist, gibt es einige Möglichkeiten, sich das Leben zu erleichtern – oder es nicht schwerer zu machen, als es ohnehin schon ist. Positive und negative Umstände können dazu führen, dass die Promotion einen anderen Stellenwert in Ihrem Leben erhält (Phillips / Pugh 2000, 33 ff.). Vielleicht wird Ihnen eine interessante Stelle angeboten oder Sie wollen sich mehr als bisher um Ihre Familie kümmern. Auch Unfälle und Krankheiten können ein vorzeitiges Ende der Promotion erzwingen. Manchmal liegt das Problem näher an der Promotionsarbeit: Trotz aller Anstrengungen gelingen die Experimente nicht, das Thema fesselt Sie nicht, der Betreuer lenkt Sie mit anderen Aufgaben von der Dissertation ab. Denken Sie öfter: „Was wäre, wenn ich einfach aufhöre?“ Dann nehmen Sie diesen Gedanken ernst! Unter Umständen ist der Ausstieg aus der Dissertation für Sie wirklich die beste Lösung. Reden Sie mit Ihrem Partner, mit Freunden, mit Kollegen, bevor Sie die Waffen strecken. Wenn Ihnen das Reden schwer fällt, schreiben Sie Ihre Gedanken und Gefühle auf, z. B. als Brief an Ihren Betreuer. Sie können den Brief abschicken, Sie können ihn aber auch nur für sich selbst nutzen. Jetzt kommt es darauf an, wie Sie Ihre verschiedenen Wünsche unter einen Hut bringen können. Ist Ihnen die Promotion wirklich wichtig? Und passt sie derzeit überhaupt in Ihr Leben? Das wissenschaftliche Umfeld eines Promovierenden neigt (glücklicherweise!) dazu, das Promotionsvorhaben zu unterstützen. Die Betreuer haben einen eigenen Nutzen von der Arbeit des Promovierenden. Sie können ihm dabei helfen, seine Sorgen zu relativieren und einen neuen Einstieg zu finden. Aber beruflich erfolgreiche Wissenschaftler sehen den Ausstieg oft nur als eine Flucht und nicht als eine legitime Lösung der Krise. Überlegen Sie sich, was Sie von der geleisteten Arbeit erhalten möchten. Vielleicht können Sie auch ohne Promotion einen Teil der gesammelten Daten publizieren oder für einen Vortrag verwerten. Solche positiven Pläne erleichtern Ihnen
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V Krisenbewältigung
den Schritt zum Betreuer. Er sieht, dass Sie die alten Brücken nicht wahllos abbrechen möchten. Vielleicht möchte er Sie auch davon überzeugen, weiter zu promovieren. Wenn Sie trotz aller Hilfe keinen neuen Weg finden, die Dissertation fortzusetzen, ist die Zeit für den Absprung gekommen. Formal ist das Ende des Promotionsvorhabens übersichtlich. Wenn Sie eine Promovierendenstelle haben, kündigen Sie diese. Ggf. müssen Sie Ihre Krankenversicherung neu regeln (vgl. Abschnitt II 11). Wenn Sie längere Zeit mit der Promotion beschäftigt waren, dann sind dies zwar bedeutsame, aber eben nur formale Schritte. Emotional fängt der Abschied jetzt erst richtig an. Sie haben sich möglicherweise jahrelang abgerackert in der Hoffnung auf einen gewinnträchtigen Titel, ein Kompliment Ihrer stolzen Eltern und eine zur Doktorwürde passende Stelle. Auch wenn Sie sich bewusst gegen die Dissertation entschieden haben: Das vorzeitige Ende ist eine Enttäuschung für Sie und für andere. Sie haben einen großen Plan aufgegeben. Vielleicht war die Arbeit Ihnen wie ein guter Freund. Vielleicht ist Ihr großer Berufswunsch unmöglich geworden. Hier ist Trauer notwendig. Aber das offizielle Ritual der Abgabe und der Verteidigung bleibt Ihnen versagt. Es soll schon Leute gegeben haben, die die Unterlagen zu ihrer abgebrochenen Dissertation feierlich verbrannt haben. Der Leichenschmaus mit einigen guten Freunden und netten Kollegen war für sie der Abschluss und zugleich ein neuer Anfang. Ratgeber über das Trauern geben indirekt auch hilfreiche Anregungen zum Umgang mit dem Abschied von der Dissertation (z. B. Bode / Roth 1998). Es ist gut, sich bald wieder anderweitig zu betätigen. Der richtige Moment für weitere große Entscheidungen ist dies aber nicht. Nehmen Sie sich dafür mehr Zeit. Nicht umsonst gab es früher ein Trauerjahr für die engere Verwandtschaft eines Toten! Wenn die Dissertation Ihr Arbeitsleben ausgemacht hat, ist es vielleicht besser, erst Post auszutragen oder im Call-Center zu arbeiten, bevor Sie wieder große berufliche Aufgaben angehen. Wenn Sie das Promovieren nebenberuflich betrieben haben, wechseln Sie nicht auch gleich noch die Stelle. Widmen Sie sich jetzt den Aufgaben, zu denen die Dissertation Ihnen nie Raum gelassen hat. Und, auch wenn es wehtun sollte: Erinnern Sie sich. Wie war die Promotionszeit für Sie? Was hat Ihnen daran gefallen, was hat Sie gestört, über wen haben Sie sich gefreut, über wen haben Sie sich geärgert? Reden Sie darüber mit Ihren Freunden. Schreiben Sie darüber. Das kostet Zeit, aber dadurch haben Sie die Gelegenheit, die Promotion auch innerlich loszulassen. In den Worten eines ehemaligen Promovierenden liest sich das so: „Meine Umgebung hat jedenfalls positiv reagiert, denn die gewonnene Zeit für die Familie hatte ich bitter nötig. Ansonsten hätte ich womöglich meine Gesundheit oder meine Ehe aufs Spiel gesetzt – denn mit Vollzeitjob und Familie bleibt eigentlich Null Zeit für eine Dissertation. Die Promotion war für mich sowieso eher ein Selbstverwirklichungsprojekt – im Laufe der Zeit haben sich meine Prioritäten aber in Richtung Familie geändert, was den Abschied von der Dissertation sicher erleichtert hat.“
VI
Abschluss der Promotion
Sie haben einen beachtlichen Weg hinter sich gebracht und visieren nun Ihre letzte Etappe an, den Abschluss Ihrer Promotion. Diese Zeit wird noch einige Aufgaben für Sie bereithalten, daher werden Ihnen nachfolgend Hinweise für den Endspurt vor der Abgabe und zu den damit verbundenen möglichen Hindernissen sowie zu deren Vorbeugung bzw. Bewältigung gegeben. Es folgen Ausführungen zur mündlichen Prüfung, zu Arten der Prüfung und zur Vorbereitung in psychologischer, inhaltlicher und rhetorischer Dimension, damit Sie gut gerüstet sind für Ihr „Finale“. Danach trennt Sie nur noch eine Aufgabe von Ihrem Titel: Die Pflicht zur Veröffentlichung Ihrer Dissertation. Erläuterungen zur Druckfreigabe, zu Möglichkeiten der Veröffentlichung, zu Druck und Layout sowie zu Förderungsmöglichkeiten der Veröffentlichung werden Sie bei der Entscheidungsfindung unterstützen. Der Ausblick nach abgeschlossener Promotion zum Thema PostdocPhase rundet dieses Kapitel ab.
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Endspurt vor der Abgabe und weitere Hindernisse
Endlich ist es soweit: Genügend Material zum Verfassen der Dissertation ist vorhanden! Der Betreuer konnte überzeugt werden, dass dieses Material wirklich genügt, oder er spricht die Aufforderung zum Zusammenschreiben aus, wie z. B.: „Schön! Dann schreiben Sie mal zusammen. Ich hätte gern die erste Version in zwei Wochen.“ Eigentlich ist damit vorgestern gemeint. Nun beginnt eine Zeit, in der es recht schwierig ist, soziale Kontakte aufrecht zu erhalten. Sie sind neu motiviert, da nun abzusehen ist, wann es vorbei sein wird. Aber weit gefehlt: Mehrere überarbeitete Versionen der Dissertation sollten von vornherein eingerechnet werden. Helfen kann die folgende Checkliste zur Planung des Endspurts (vgl. Tabelle 28): Tabelle 28. Checkliste: Planung des Endspurts
Vorhandensein von genügend Material; Sichten des vorhandenen Materials; Orientierung und Abgleich mit der Gliederung; Absprach der Vorgehensweise mit dem Betreuer; intensive Schreibphase; Erstellung eines detaillierten Zeitplans und Abgleich mit dem Betreuer. Wichtig: Ständige Kontrolle und Korrektur; Koordination mit Freunden, der Familie und anderen Verpflichtungen.
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VI Abschluss der Promotion
In der Endphase der Erstellung der Dissertation gibt es noch weitere Dinge, die für ein zügiges Vorankommen beachtet werden müssen. Vielleicht ist bei der Abgabe der Dissertation noch ein Führungszeugnis vorzulegen. Sie sollten in Erfahrung bringen, wie alt das Zeugnis sein darf, damit es angenommen wird, und wie lange es dauern wird, bis es bei Ihnen angekommen ist. Daher ist es ratsam, die Promotionsordnung rechtzeitig und genauestens zu lesen und offene Fragen mit dem Promotionsausschuss abzuklären. Beachten Sie alle Details, die zur Einleitung des Promotionsverfahrens benötigt werden! Fehlende Unterlagen können üblicherweise nicht nachgereicht werden. Besonders wichtig ist hierbei auch der Abgabetermin. An manchen Fakultäten tagt der Promotionsausschuss nur wenige Male im Jahr, und es wäre ärgerlich, wenn Sie einen dieser seltenen Termine zur Abgabe verpassen würden (vgl. Abschnitt II 3). Viele Fragen werden Ihnen auf einmal zu den vielfältigen Rahmenbedingungen bei der Vorbereitung des Endspurts durch den Kopf gehen (vgl. Tabelle 29), wie bspw.: Wer liest meine Arbeit nochmals Korrektur, sowohl fachlich als auch für die Rechtschreib- und Grammatikprüfung? Mit wem kann ich meine Arbeit diskutieren? In welcher Form soll die Arbeit abgegeben werden? Ist das Binden der Exemplare im Copyshop meines Vertrauens möglich oder muss ich für meine mehrere hundert Seiten umfassende Arbeit einen Buchbinder finden? Wird zur Prüfung der Doktorwürde ein Rigorosum oder eine Disputation verlangt (vgl. Abschnitt VI 2.1)? Und welche Rahmenbedingungen sind bei der Veröffentlichung der Dissertation zu beachten (vgl. Tabelle 29 sowie Abschnitt VI 3)? Tabelle 29. Checkliste: Überprüfen der Rahmenbedingungen
Promotionsordnung; Abgabetermin; Lebenspartner bzw. Familie; Einleitung des Promotionsverfahrens; ggf. Führungszeugnis; Finanzierung; Schreibplatz; Gutachter und Prüfer; Korrekturleser; Diskussions- und Korrekturrunden; Endredaktion und Abgabe; Lernplan für das Rigorosum bzw. Vorbereitung der Disputation; Angebote für den Druck einholen; Veröffentlichung.
Natürlich können bei Ihnen weitere Hindernisse, wie etwa Schreibblockaden (vgl. Abschnitt VI 4) bzw. Schwierigkeiten mit der Motivation (vgl. Abschnitt V 1) auftreten. Oft wird von den Promovierenden auch der Zeitaufwand in der Endphase unterschätzt. Es kann Ihnen passieren, dass der Betreuer plötzlich doch alles anders haben möchte oder evtl. noch weitere Aspekte eingebunden sehen will. Oder er lässt sich bei der Korrektur der Arbeit sehr viel Zeit. Auch unliebsame Überraschungen in Form der Verweigerung der Freigabe der Arbeit kommen vor. Vielleicht muss erst ein Artikel mit den Daten veröffentlicht werden, bevor die
1 Endspurt vor der Abgabe und weitere Hindernisse 155
Arbeit vom Betreuer genehmigt wird. Das sind alles Aspekte, die dazu führen können, dass Sie Ihre festgelegte Abgabefrist nicht einhalten können. Nun kann noch das Problem hinzukommen, dass nur wenige definierte Abgabetermine im Jahr angeboten werden und der Promotionsausschuss nur selten tagt. Häufig kommt es vor, dass sich die Gutachter zur Bewertung der Arbeit mehr Zeit lassen, als die Promotionsordnung vorsieht. Zudem können vorgeschlagene Gutachter vom Promotionsausschuss abgelehnt werden. Für diesen Fall sollten Sie im Voraus einen weiteren potenziellen Gutachter im Auge haben und vorher Kontakte geknüpft haben. Gutachter können Änderungen oder weitere ergänzende Elemente in der Arbeit verlangen, wie z. B. weitere Versuche oder Auswertungen. Beachten Sie bei den möglichen Unwägbarkeiten, dass auch beim Promotionsausschuss einiges ungünstig verlaufen kann: Vielleicht verlegt der Sachbearbeiter die eingereichten Unterlagen oder vergisst, den Beteiligten den Prüfungstermin mitzuteilen. Wichtig ist, dass Sie sich auf solche Schwierigkeiten einstellen und bspw. durch Nachfragen im Sekretariat vorbeugen. Wie Sie sich in dieser Zeit finanziell absichern, kann ebenfalls problematisch sein. Sie können sich glücklich schätzen, sofern Sie die Finanzierung Ihres Lebensunterhaltes bis zum Ende der Promotionszeit abgesichert haben. Da dem oft nicht so ist, ist die frühzeitige Suche nach Alternativen bspw. durch Gespräche mit Ihrem Betreuer angezeigt. In der letzten Phase des Endspurts können Sie auch von Problemen technischer Art ereilt und zeitlich ausgebremst werden: Beim Ausdruck der endgültigen Version streikt der Drucker oder die Patrone ist zu nächtlicher Stunde leer. Halten Sie deshalb Ihre Arbeitsumgebung funktionsfähig und sorgen Sie für Reserven des Verbrauchsmaterials. Zur Behebung technischer Probleme sollten Sie in der Endphase einen Computerfachmann an der Hand haben, der nötigenfalls helfen kann. Wie Sie sehen, können viele vorher unbedachte oder plötzlich auftretende Ereignisse und Situationen Ihren Endspurt gefährden. Rechnen Sie damit, dass Störungen auftreten können. Wenn es dann wirklich dazu kommt, sind Sie nicht völlig überrascht, sondern können improvisieren oder finden schneller eine Lösung. Damit es nur zu möglichst wenigen Hindernissen kommt, sollten Sie folgende Strategien einsetzen (vgl. Tabelle 30): Tabelle 30. Checkliste: Strategien für den Endspurt
Gutachter bzw. Prüfer kontaktieren und Bereitschaft erfragen; alle Abmachungen und Absprachen schriftlich festhalten; regelmäßig die Gutachter auf dem Laufenden halten; regelmäßig beim Promotionsausschuss nachhaken; Sachbearbeiter → Wo ist der Umlauf gerade? Pufferzeit, Pausen und Zeit für Sport einplanen; Stress abbauen; Überbrückungsgeld? schon Job suchen → Wie geht es weiter? Unterstützung suchen bei Familie, Lebenspartner, Freunden; Belohnung bei jedem Meilenstein; technische Ausstattung in Ordnung halten; Verbrauchsmaterial bevorraten.
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VI Abschluss der Promotion
Werden diese Strategien beachtet, können die meisten Überraschungen von vornherein unterbunden werden. Letztlich sind alle Hürden genommen und die Abgabe der Dissertation steht nun bevor. Wundern Sie sich nicht, falls Sie nicht von einem wahren Glücksgefühl der Erleichterung erfasst werden. Vielmehr empfinden Sie jetzt leichte Beklommenheit, die Sie zunächst gar nicht einordnen können, zumal dies unerwartet kommt und dieser Situation so gar nicht angemessen erscheint. Der Moment ist gekommen, in dem Sie das, worin Sie kostbare Lebensjahre und viel Energie, vielleicht sogar Ihr Herzblut hineingesteckt haben, das Ihnen jahrelang ein roter Faden, beinahe Lebensmittelpunkt und möglicherweise auch eine Rechtfertigung war oder Ihnen einen besonderen Status eingeräumt hat, nun hergeben. Die Ungewissheit, wie es weitergeht – und zwar in mehrfacher Hinsicht – mag dieses merkwürdige Gefühl, das Sie beschlichen hat, erklären. Mit Abgabe der Dissertation wird bald wird ein neuer Lebensabschnitt beginnen. Sie werden sich künftig neuen Aufgaben stellen. Im besten Fall sehen Sie dem Moment der Abgabe Ihrer Dissertation freudig und erleichtert entgegen, weil Sie diese große Hürde genommen haben und jetzt nur noch die mündliche Prüfung zu absolvieren und die Veröffentlichung durchzuführen haben. Ihr Leben „mit Titel“ ist in sichtbare Nähe gerückt! Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt VI 1) Gunzenhäuser / Haas 2002, 126 ff.
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Mündliche Prüfung
Die mündliche Prüfung bildet den Schlusspunkt und gleichzeitig das Finale der inhaltlichen Beschäftigung mit Ihrem Promotionsthema. Welche Arten der Prüfung es gibt, Erklärungen zu deren Ausgestaltung und den damit verbundenen Anforderungen werden Sie im nächsten Abschnitt finden. Ebenso werden Ihnen konkrete Hinweise zur psychologischen, inhaltlichen und rhetorischen Vorbereitung auf Ihre mündliche Prüfung vorgestellt, damit Sie diese optimal gestalten können, Ihren „Auftritt“ bewusst erleben und Freude dabei haben. 2.1
Arten der Prüfung
Die Prüfung zur Doktorwürde erfolgt nach Abgabe und Begutachtung der Dissertation und wird in mündlicher Form abgehalten. Nachfolgend erhalten Sie Informationen über die Arten der Prüfung, den Grobablauf und die Randbedingungen der Prüfung. Im Rahmen der Promotion gibt es verschiedene Prüfungsarten: die Disputation, das Rigorosum, die Fachprüfungen und das Kolloquium bzw. Mischformen, wie der einer kombinierten Disputation mit einem Rigorosum.
2 Mündliche Prüfung 157
• Die Disputation ist entweder ein Vortrag mit dem Zweck der mündlichen Darstellung der Dissertation und einer anschließenden wissenschaftlichen Aussprache, welche die Verteidigung der eigenen Arbeit einschließt. Oder aber der Promovierende hält im Rahmen der Disputation einen Vortrag über ein selbst gewähltes Thema, das nicht identisch mit der Dissertation ist, und stellt sich einem fachlichen Streitgespräch mit dem wissenschaftlichen Publikum. • Das Rigorosum ist eine zumeist nichtöffentliche mündliche Prüfung des Promovierenden. Dabei kann die Thematik des Rigorosums ganz allgemein gehalten sein, spezifische Themenbereiche umfassen oder in zwei Fächern – in einem Haupt- und einem Nebenfach bzw. zwei Nebenfächern – erfolgen, wobei das Ergebnis der Prüfung im Hauptfach stärker gewichtet wird. Die Rigorosumsprüfung wird vor dem Promotionsausschuss abgelegt und gestaltet sich als kollegiales Fachgespräch, bei dem Sie Ihr während des Studiums und der Promotionszeit erworbenes Wissen qualifiziert unter Beweis stellen sollen. • Das Kolloquium umfasst einen mündlichen Vortrag über neuere Forschungsentwicklungen, kann aber auch die Dissertation zum Thema haben. • Fachprüfungen sind mit den regulären Studienprüfungen zu vergleichen, umfassen jedoch weitgehend das Promotionsthema und Überschneidungen mit anderen Themenbereichen. Die Prüfungen werden in der Regel von den Gutachtern abgenommen. Manche Promotionsordnungen sehen vor, dass Fachprüfungen nur dann Anwendung finden, wenn sich die Noten der Gutachter stark unterscheiden, um so die fachliche Qualifikation des Promovierenden nochmals einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Detaillierte Regelungen zur mündlichen Prüfung sind in der jeweiligen Promotionsordnung der Fakultät nachzulesen. Sie sollten sich auf jeden Fall im Vorfeld informieren, was genau in Ihrem Fall im Rahmen der Prüfung erwartet wird. Es sei angemerkt, dass die Abnahme der mündlichen Prüfung an einer Universität erfolgen muss, der einer der Gutachter angehört. Nach der Begutachtung der Dissertation und Auslage der Arbeit in einer definierten Frist wird der mündliche Prüfungstermin mit dem Promovierenden vereinbart oder aber auch vorgegeben. Die Prüfungskommission besteht üblicherweise aus ca. drei bis fünf Mitgliedern. Zumeist können Sie Vorschläge über die Zusammensetzung der Prüfungskommission unterbreiten. Ob die Prüfung öffentlich oder hochschulöffentlich abgelegt wird, ist in der Promotionsordnung festgeschrieben. Mitunter ist die Zulassung der (Hochschul-)Öffentlichkeit auch abhängig von der Note für die Dissertation. Die Dauer der Prüfung variiert von 30 bis 120 Minuten. Die Unterteilung der Prüfungszeit ist im Falle der Disputation und des Kolloquiums in den Promotionsordnungen weiter spezifiziert mit 15 bis 30 Minuten Vortrag durch den Promovierenden und einem anschließenden interaktiven Dialog- und Frageteil. Der Inhalt der Prüfung kann meist durch die Benennung von Schwerpunktfeldern durch den Promovierenden konkretisiert werden. An manchen Fakultäten ist es üblich, Thesenpapiere einzureichen.
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VI Abschluss der Promotion
Das Ergebnis der Prüfung wird dem Promovierenden unter Ausschluss der Öffentlichkeit unmittelbar nach der Beratung der Prüfungskommission und Entscheidung im Anschluss an die Prüfung mitgeteilt. Die Notenskala (vgl. Tabelle 31) reicht von ausgezeichnet (summa cum laude) bis nicht genügend (non rite bzw. non sufficit). Die numerischen Entsprechungen der einzelnen Noten variieren in den einzelnen Promotionsordnungen und sollten dort von Ihnen nachgeschlagen werden. Tabelle 31. Notenskala
• • • • •
summa cum laude magna cum laude cum laude rite non rite bzw. non sufficit
ausgezeichnet sehr gut gut genügend nicht genügend
Bei der Notengebung für die gesamte Promotion wird die Benotung der Dissertation durch die Gutachter im Allgemeinen stärker gewichtet als die mündliche Prüfung. Wenn Sie die mündliche Prüfung nicht bestehen sollten, ist eine Wiederholung innerhalb einer in der Promotionsordnung vorgeschriebenen Frist möglich. Wird auch diese Prüfung nicht bestanden, so wird die Promotion als erfolglos und für beendet erklärt. Das Bestehen der mündlichen Prüfung berechtigt noch nicht zum Tragen des Doktortitels. In manchen Promotionsordnungen ist vorgesehen, dass in der Zeit zwischen erfolgreicher mündlichen Prüfung und Publikation der Grad des „Dr. des.“ (designatus) geführt werden kann. Erst die Erfüllung der Festlegungen über die Veröffentlichung der Dissertation erlaubt die offizielle Titelführung (vgl. Abschnitt VI 3). Auch hier sei auf die Vorgaben der speziellen Promotionsordnungen hingewiesen; je nach Regelung ist die Aushändigung der Promotionsurkunde und somit die Titelführung bereits nach Vorlage des Verlagsvertrages oder auch erst nach Veröffentlichung der Dissertation möglich. 2.2
Vorbereitung
Zur Vorbereitung der mündlichen Prüfung gehört im Sinne einer adäquaten Taktik zunächst die psychologische Dimension. Weiterhin von Bedeutung ist die inhaltliche und im Sinne einer gelungenen Regie die rhetorische Dimension. Wie können Sie sich am besten auf die Prüfung einstellen? Wie bereiten Sie sich in der verbleibenden Zeit optimal auf diese Stresssituation vor? Wie viel Kraft investieren Sie in das tatsächliche Lernen von Inhalten und wie viel in das Hineindenken in die Situation bzw. die Planung Ihrer Vorgehensweise? Im Folgenden werden Sie zunächst in die psychologische, dann in die inhaltliche und danach in die rhetorische Dimension eingeführt, welche die mündliche Prüfung mit sich bringt.
2 Mündliche Prüfung 159
2.2.1
Psychologische Vorbereitung
Die Rahmenbedingungen für die mündliche Prüfung finden Sie schnell heraus. Die Art der Prüfung – Disputation, Rigorosum, Kolloquium oder Fachprüfung – bestimmt dabei maßgeblich das Zeitfenster, den Ort, die Konstellation der Prüfungskommission und die zugelassene Öffentlichkeit (vgl. Abschnitt VI 2.1). Entscheidend für den Erfolg ist dann die Fähigkeit des Prüflings, sich zielgerichtet und effizient auf die Prüfungssituation vorzubereiten. Wer sind die beteiligten Akteure an Ihrer Prüfung? In welcher Beziehung stehen die Prüfer zueinander und zu Ihnen? Welche inhaltlichen Schnittmengen oder auch Konfliktfelder zwischen den Prüfern und Ihnen erkennen Sie? Wie ist die zwischenmenschliche Interaktion im Hochschulalltag? Bei der Vorbereitung auf Ihre Prüfung sollten Sie sich keinesfalls scheuen, Ihren Betreuer und die anderen Prüfer aktiv nach dem Verlauf der Prüfung, den inhaltlichen Schwerpunkten und den Erwartungen der Beteiligten zu befragen. Viele Prüfer erwarten von den Kandidaten auch das persönliche Gespräch vor der Prüfung. Angst vor der Prüfung beruht zum überwiegenden Teil auf irrationalen Überzeugungen (Knigge-Illner 2002b, 21). Keinesfalls sollten Sie einem Prüfer am Tag der Prüfung zum ersten Mal begegnen. Nutzen Sie dabei die Informationsmöglichkeit an den Lehrstühlen bzw. Instituten, um herauszufinden, welchen Ruf die bisherigen Verfahren hatten. Suchen Sie den Kontakt auch zu Ihren Vorgängern und nehmen Sie, sofern es möglich ist, an den Prüfungen teil. Es ist zu empfehlen, zu den Beteiligten jeweils ein Profil bezogen auf das vertretene Themenspektrum, Interessenschwerpunkte und Aktivitäten aufzustellen. Gleichen Sie dieses mit Ihrem eigenen Forschungsthema ab: • Forschungs- und Lehrgebiet, • Interessenschwerpunkte allgemein, • aktuelle konkrete Projekte, • Zugang bzw. Haltung zum Thema der Dissertation. Die Haltung gegenüber der Dissertation und dem Prüfling bestimmt maßgeblich die inhaltliche Linie der Prüfung, die Art der Fragen oder auch den Umgangston. Aus diesem Grund sollten Sie schon frühzeitig einen guten Kontakt zu Ihren potenziellen Prüfern aufbauen. Sorgen Sie selbst für eine angenehme Prüfungsatmosphäre, indem Sie optimistisch und gut gelaunt in die Prüfung gehen. Aus dieser Profilanalyse der einzelnen Prüfer und dem Abgleich mit Ihrem Forschungsthema erkennen Sie die Schnittmenge der Beteiligten, die inhaltlichen Berührungspunkte oder auch die deutlichen Konfliktfelder. An dieser Stelle begreifen Sie im Sinne des Wortes die psychologische Dimension der Prüfung. Auch wenn Sie als Prüfling natürlich die Hauptperson bleiben, erkennen Sie hier, wie dominant auch das Zwiegespräch zwischen den Prüfern sein kann. Die kritischste Wechselwirkung ist üblicherweise diejenige zwischen dem Betreuer und dem Zweit- bzw. Drittgutachter. Die Beziehung zwischen den Gutachtern und den weiteren Mitgliedern in der Prüfungskommission ist meist nachrangig. Mit einer Profilanalyse der Interessenschwerpunkte aller am Prüfungsprozess Beteiligten lassen sich die großen Schnittmengen mit Ihrem Promotionsthema
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VI Abschluss der Promotion
herausarbeiten. Diese Themenbereiche sind potenziell relevant für die bevorstehende Prüfung. Die anderen Themen können Sie bei Ihrer Prüfungsvorbereitung weitgehend ausblenden. Damit arbeiten Sie die Potenziale, aber auch Gefahren des Prozesses heraus. Konzipieren Sie darauf aufbauend Ihren inhaltlichen Arbeitsplan sowie Ihre rhetorische Vorbereitung für die Prüfung. 2.2.2
Inhaltliche Vorbereitung
Primäres Ziel Ihrer inhaltlichen Vorbereitung sollte es nicht sein, fleißig Stoff(-mengen) zu pauken. Vielmehr sollten Sie die bis zur Prüfung verbleibende Zeit intelligent zur Vorbereitung einsetzen und dabei noch einmal neue Kräfte entwickeln. Nachdem Sie mehrere Monate oder auch Jahre einem spezifischen Thema auf der Spur waren, ist der Zeitpunkt eines größeren Maßstabes gekommen. Wo stehen Sie mit Ihrem Forschungsthema in der wissenschaftlichen Welt und in Bezug zu den Interessen der Prüfer? Aus welchem Berufsstand bzw. welcher Fachsparte kommen Sie selbst, welche Fachrichtungen tangieren Sie mit Ihrem Thema? Ordnen Sie sich in den Wissenschaftsfeldern allgemein und speziell in denjenigen Ihrer Prüfer ein. Anstatt nur fleißig zu pauken, lernen Sie, Themen einzuordnen, Zusammenhänge herzustellen und zu durchdenken! Ein wesentliches Ziel der Prüfung ist es, zu zeigen, dass Sie das Fachgebiet beherrschen und Ihre Forschungsleistungen einordnen und herausstellen können. Dazu müssen Sie in der Lage sein, auf dem Grundwissen Ihres Faches aufbauend, Zusammenhänge herzustellen. Vielfach entwickelt sich aus den Kerngedanken Ihrer Forschungen im Verlauf der Prüfung ein Fachgespräch, welches auch ganz andere Bereiche Ihres Gebietes berühren kann. Zeigen Sie Ihre Fachkompetenz! Beschäftigen Sie sich daher damit, welche Themen in der Prüfung relevant sein könnten, und bereiten Sie sich mit Hilfe der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion darauf vor. Lehrbücher werden dazu nur noch in Einzelfällen die adäquaten Wissensquellen sein, da diese kaum neueste Forschungsergebnisse beinhalten. Das sollten Sie jedoch für Ihr Fachgebiet prüfen. Relevant sind vielmehr die Fachzeitschriften, Tagungsbeiträge oder Institutsveröffentlichungen. Suchen Sie zur Themenabgrenzung auch den direkten Dialog mit Ihren Prüfern und lesen Sie auch deren aktuelle Veröffentlichungen, sofern diese zu Ihrem Thema passen. 2.2.3
Rhetorische Vorbereitung
Der Auftritt in der Prüfung selbst ist grundsätzlich eine Stil- und Persönlichkeitsfrage. Zunächst sollten Sie sich vor Augen führen, dass der Schlusspunkt der Promotion ein großer Schritt ist. Mit der psychologischen und inhaltlichen Vorbereitung können Sie sich bereits die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Prüfungsverlauf schaffen. Bereiten Sie die Anteile des Prüfungsverfahrens, die Sie selbst direkt beeinflussen können, gut vor. Vermeiden Sie es, aus der Prüfung eine Nervensache werden zu lassen.
2 Mündliche Prüfung 161
Erinnern Sie sich an zurückliegende mündliche Prüfungs- und Bewährungssituationen. Lernen Sie aus Ihren eigenen Erfahrungen, indem Sie Ihre Stärken und Schwächen aufarbeiten und daraus ein Vorgehenskonzept entwickeln. Besonders im Falle der Disputation können Sie mit Ihrem Vortrag die Prüfungssituation maßgeblich mitgestalten. Überzeugen Sie mit sicherem Auftreten, eigenständigem Denken und klarer Präsentation! Zu den wesentlichen Grundgedanken im Selbst- und Rollenverständnis in der mündlichen Prüfung zählen (Gunzenhäuser / Haas 2002, 139 ff.): • Beruhigungsstrategie, • innere Einstellung, • gutes Zuhören, • Zeit gewinnen, • im Krisenfall intervenieren. Wichtig ist vor allem, dass Sie authentisch wirken. Sie spielen keine einstudierte Rolle, sondern müssen überzeugen. Das gelingt nur, wenn Sie sich mit Ihrer Präsentation und dem gesamten Auftreten wohl fühlen. Deshalb kleiden Sie sich auch dem Anlass entsprechend. Für den Fall von Nervosität und Panikreaktion sollten Sie Ihre ganz eigene Beruhigungsstrategie parat haben. Wenn Sie sich eingestehen, Prüfungsangst zu haben, so haben Sie bereits den ersten Schritt zu deren Bewältigung getan. Prüfungsangst entsteht im Kopf und ist eine Antwort auf die Bedrohung des Selbstwertgefühls. Sie kann sich auf den gesamten Organismus auswirken, Körper und Geist umfassen (Knigge-Illner 2002b, 14 ff.). Bedenken Sie, dass Prüfungsangst auch positive Aspekte hat, die Sie in „Kampfbereitschaft“ versetzt. Eine gewisse Reizspannung ist durchaus förderlich. Wie gehen Sie in anderen Stresssituationen mit sich um? Welche Hilfsmittel können Sie dazu aus dem Ihnen vertrauten Sportwettkampf oder einem Konzertauftritt übertragen? Geben Sie sich selbst Sicherheit. Wenn Sie nervös werden, machen Sie sich klar, dass mit der schriftlichen Ausarbeitung bereits ein wesentlicher Teil der gesamten Promotion positiv verlaufen ist. Diese wird zudem in der Benotung stärker als die mündliche Prüfung gewichtet. Sie sind es, der nun den Schlusspunkt setzen will. Ihre innere Einstellung sollte Ihnen helfen, die mündliche Prüfung in einem ungewöhnlichen Licht erscheinen zu lassen. Freuen Sie sich auf eine interessante wissenschaftliche Unterhaltung und auf die Möglichkeit, endlich über Ihre Forschungserkenntnisse in einem anregenden Rahmen zu sprechen. Weiten Sie Ihr Spezialgebiet dazu gedanklich aus und schaffen Sie einen entsprechenden Bezug Ihrer Arbeit zu den Interessensgebieten der Prüfer. Bewähren Sie sich als guter Zuhörer und fragen Sie ggf. zum eindeutigen Verständnis nach. Überdenken Sie in Ruhe die Intention der Frage. Bleiben Sie im Gesprächsfluss, indem Sie auch gezielt die Initiative ergreifen. Der aktive Dialog hinterlässt einen weitaus überzeugenderen Eindruck als das reine Frage-Antwort-Spiel. Lassen Sie ein wirkliches Gespräch entstehen, einen Austausch von Gedanken zum Thema. Lassen Sie
162
VI Abschluss der Promotion
zugleich auch Prüfungszeit vergehen, indem Sie sich in sicheren Fragestellungen auch mal weitere Ausführungen erlauben, ohne abzuschweifen. Lenken Sie das Gespräch, indem Sie offensichtlich Lücken lassen bzw. Themen lediglich kurz anreißen, damit Sie darauf angesprochen werden. Im Krisenfall intervenieren Sie aktiv, indem Sie einen Themenwechsel erbitten, einen klaren Schnitt machen und offensiv eine alternative Gesprächsrichtung vorschlagen. Dies erfordert Fingerspitzengefühl von Ihnen. Bei den Grundprinzipien der Vortragsgestaltung sollten Sie Aspekte der Sprache, der Gestik und Mimik sowie den Einsatz von Hilfsmitteln berücksichtigen (Knigge-Illner 2002a, 185 ff.): • Ich-Form wählen statt Passivkonstruktionen, • Sprache nicht zu abstrakt, übertrieben formell oder voller umständlicher Formulierungen gestalten, • Akzente setzen mit einer oder mehreren Kernaussagen, • Redetempo optimieren, • frei reden, • den Blickkontakt zu den Prüfern suchen und auf Fragen eingehen, • Medien professionell einsetzen. Eine gute und gewissenhafte Vorbereitung sollte Ihnen ein gutes Maß an Sicherheit geben. Dazu gehören auch Probevorträge vor einem kritischen Testpublikum bzw. die Vorstellung Ihrer Arbeit im Promovierendenseminar als Übung für die Prüfung. Anhand der Nachfragen und Rückmeldungen werden Sie erkennen, wo Veränderungsbedarf an Ihrem Vortrag besteht. Überlassen Sie nichts dem Zufall. Tragen Sie persönlich Ihre Meinung vor, stehen Sie zu Ihren Aussagen, indem Sie Formulierungen im Passiv vermeiden. Wählen Sie eine verständliche Sprache, sodass Ihre Zuhörer Ihnen gern folgen. Geben Sie inhaltlich klare Ziele vor und arbeiten Sie Kernaussagen und logische Argumentationen heraus. Bauen Sie eine angenehme Spannung im Dialog mit dem Publikum auf. Achten Sie auf ein angemessenes Redetempo, freies Reden und den Kontakt zum Publikum. Üben Sie den Einsatz der technischen Hilfsmittel, damit Sie die erhoffte Unterstützung und Sicherheit durch Abbildungen, Folien etc. auch ausnutzen können. Insgesamt sollten Sie den Augenblick genießen und mit einer positiven Grundeinstellung in das Prüfungsverfahren gehen. Sie haben sich jahrelang mit einem Thema auseinander gesetzt, sind dort zum Spezialisten geworden und haben auf diesen Tag als Ziel hingearbeitet. Sie treten vor Ihr ganz persönliches Publikum und werden vielleicht mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen und Interesse wecken, als Sie es je bisher erfahren haben, vielleicht je erfahren werden. Nutzen Sie dies als Ihre Chance! Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt VI 2) Knigge-Illner 2002a, 184 ff.; Knigge-Illner 2002b, 13 ff.
3 Veröffentlichung 163
3
Veröffentlichung
Am Schluss der Promotion steht ein Schritt, den viele Promovierende gern so lange wie möglich verdrängen: die Veröffentlichung. Dabei ist gerade dieser letzte Akt der Promotion von besonderer Wichtigkeit, da es in den deutschsprachigen Ländern für Dissertationen eine Publikationspflicht gibt. Viele Universitäten händigen die Promotionsurkunde, die zum Tragen des Titels berechtigt, erst nach Erscheinen der Arbeit aus. Bei manchen Universitäten ist es möglich, unter Auflagen, z. B. bei Vorliegen eines Verlagsvertrags, bereits den Titel zu führen. Für viele Promovierende stellt diese Publikationspflicht einen erheblichen zeitlichen Zusatzaufwand dar. Die Publikation kann darüber hinaus erhebliche Kosten verursachen, z. B. in Abhängigkeit vom Renommee der gewählten Reihe bzw. des Verlags. Daher räumen viele Promotionsordnungen den Promovierenden nach bestandener mündlicher Prüfung eine ein- bis zweijährige Frist bis zur Publikation der Dissertation ein, denn die Art der Veröffentlichung will gut überlegt sein. Doch die Publikationspflicht hat auch Vorteile: Anders als in den Ländern ohne Publikationspflicht (z. B. USA, Großbritannien, Frankreich) ist im deutschsprachigen Raum von vornherein klar, dass es nicht genügt, eine Arbeit „nur für seine Gutachter“ zu schreiben. Die Arbeit muss sich am freien Markt der Kritik des sachverständigen Publikums stellen. Hinzu kommt, dass gute und sogar sehr gute Arbeiten nicht aus finanziellen oder biografischen Gründen in den Schränken von Dekanaten unzugänglich verstauben, wie es außerhalb des deutschsprachigen Raums leider immer wieder geschieht. Um Ihre Arbeit zu veröffentlichen, müssen Sie zunächst von Ihrer Universität die Druckfreigabe erhalten haben. Dann müssen Sie sich für eine Veröffentlichungsform entscheiden und sich ggf. mit dem Layout Ihrer Arbeit beschäftigen. Unabhängig davon sollten Sie nicht vergessen, sich um Förderungsmöglichkeiten der Veröffentlichung zu kümmern. 3.1
Druckfreigabe
Die Druckfreigabe der Dissertation erfolgt nach der mündlichen Prüfung und ist Voraussetzung für den Druck. In vielen Promotionsordnungen auch als „Revisionsschein“ oder Druckerlaubnis bekannt, gehört die Druckfreigabe zu den Formalitäten, die in den meisten Fällen problemlos erledigt werden können, die aber zwingend erforderlich sind. Sie dient in erster Linie der Überprüfung, ob die von dem Promotionsausschuss geforderten Änderungen vorgenommen wurden. Hierbei ist zu beachten, dass manche Verlage für die Aufnahme in ihr Programm mehr oder weniger tief greifende Änderungen des Textes oder des Titels wünschen. Bevor Sie sich die Mühe machen, diese Änderungen vorzunehmen, sollten Sie sich erkundigen, wie weit Sie gehen dürfen und sich diese ggf. genehmigen lassen. Eine Änderung des Buchtitels ist oftmals sogar explizit ausgeschlossen. Einige
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VI Abschluss der Promotion
offensichtliche Änderungen wie die Übersetzung der Dissertation für den Druck sind unter normalen Umständen nicht zulässig – hier gilt das Prinzip, dass die Dissertation in der Form veröffentlicht werden muss, in der sie eingereicht und benotet wurde. In diesen Fällen können Sie auf das Hilfskonstrukt zurückgreifen, die Dissertation zunächst elektronisch (vgl. Abschnitt VI 3.2.2), auf Mikrofiche (vgl. Abschnitt VI 3.2.3) oder im Selbstdruck (vgl. Abschnitt VI 3.2.4) zu veröffentlichen, um dann den Text für eine Verlagspublikation nach Belieben verändern zu können. Ob dies ratsam ist, bleibt dahingestellt, weil dann in Bibliotheken und auf dem Büchermarkt bzw. im Internet zwei unterschiedliche Versionen der Dissertation miteinander konkurrieren. Dieses Phänomen ist gelegentlich bei verlagspublizierten nordamerikanischen Dissertationen zu beobachten, die gleichzeitig über UMI (University Microfilms International; www.umi.com) im ursprünglichen Volltext erhältlich sind. Für die Druckfreigabe ist in der Regel der Promotionsausschuss zuständig, in manchen Fällen der Betreuer bzw. der Erstgutachter der Dissertation oder gar der Dekan. Sie kann, je nach Promotionsordnung, formlos oder auf einem speziellen Formular erfolgen. Wichtig sind in diesem Zusammenhang zwei Dinge: Zum einen bekommen Sie selbst bei erfolgtem Drucknachweis ohne die beim Dekanat oder Promotionsausschuss eingegangene Druckfreigabe die Promotionsurkunde nicht ausgehändigt und haben sich u. U. die ganze Mühe der Publikation umsonst gemacht. Zum anderen läuft abhängig von der für Sie geltenden Promotionsordnung die Frist zur Veröffentlichung der Dissertation ab dem Tag der mündlichen Prüfung, nicht ab dem Tag der Druckfreigabe. Sie tun sich also einen Gefallen, wenn Sie die Druckfreigabe nicht auf die lange Bank schieben. Der Zuständige braucht für die Durchsicht der Druckfassung möglicherweise noch einige Zeit, wenn er diesen Teil der Promotion ernst nimmt oder wenn viele bzw. umfangreiche Änderungen vorgenommen werden mussten. 3.2
Möglichkeiten der Veröffentlichung
Bei der Wahl der Art der Veröffentlichung der Dissertation gibt es, anders als von vielen Promotionsratgebern suggeriert, keinen echten Königsweg. Diese Entscheidung wird maßgeblich von drei Faktoren beeinflusst: dem Promotionsfach, dem Berufsziel und Ihrem ganz persönlichen Ehrgeiz. Die bevorzugte Publikationsart hängt auch von den Gepflogenheiten des Promotionsfaches ab. Während in den Geistes- und Sozialwissenschaften die Veröffentlichung in Buchform durch einen Verlag immer noch Standard ist, sieht dies in den Naturwissenschaften ganz anders aus. Hier haben andere Varianten wie die elektronische Veröffentlichung längst eine führende Stellung eingenommen. Außerdem sollten Sie den ausgeübten oder angestrebten Beruf im Auge behalten: Wer eine Hochschulkarriere erwägt, wird eine „edlere“ Publikationsform wählen als jemand, dem es schlicht um den Titel geht. Schließlich ist da noch der persönliche Ehrgeiz. Wer mehrere Jahre sein Herzblut in eine Dissertation gegossen hat, will das Produkt seiner Mühen bei der Publikation nicht unter Wert verkaufen. Andererseits kosten gerade die repräsentativen Arten der Veröffentlichung eine
3 Veröffentlichung 165
Menge Geld – und das haben Sie nach Abschluss der Promotion möglicherweise nicht zur Verfügung. Obwohl einige Promotionsordnungen die Selbstherstellung von Pflichtexemplaren durchaus noch als Option vorsehen, werden Sie im Normalfall mit einem Verlag oder einem Publikationspartner zusammenarbeiten. Relativ neu ist die Möglichkeit einer elektronischen Publikation ohne Verlag, die inzwischen von den meisten Hochschulen angeboten wird. Vorteile einer rein elektronischen Publikation sind neben dem Faktor Zeit auch die niedrigeren Herstellungskosten. Für eine Papierpublikation sprechen neben dem „greifbaren“ Produkt und der Listung in Bibliotheks- und Verlaufskatalogen auch die dauerhafte Sicherung der Zugänglichkeit und die Autorenausschüttungen durch die VG Wort (vgl. Abschnitt VI 3.4). Zwischen beiden Verfahren ist die in einigen Fächern (z. B. in den Naturwissenschaften) übliche Tradition anzusiedeln, die Dissertation über mehrere Veröffentlichungen in Fachzeitschriften zu publizieren. Im Einzelnen werden nachfolgend die Verlagsveröffentlichung, die elektronische Veröffentlichung, die Veröffentlichung als Mikrofiche, der Selbstdruck und die Veröffentlichung in Fachzeitschriften vorgestellt. 3.2.1
Verlagsveröffentlichung
Es existieren unterschiedliche Arten von Verlagen, bei denen Sie Ihre Dissertation veröffentlichen können. So gibt es sog. Dissertationsverlage5, die hauptsächlich Hochschulschriften verlegen. Daneben gibt es auch eine Reihe von Wissenschaftsverlagen, bei denen Dissertationen nur einen kleinen Teil des Programms ausmachen. Sie sollten diese aber trotzdem in Ihre Überlegungen einbeziehen, gerade wegen des hohen Ansehens, die diese Verlage oft in der Hochschul- und Bibliothekswelt genießen (Marschang 1997, 143 ff.). Die Mühe einer Veröffentlichung in einem ausländischen Wissenschaftsverlag sollten Sie dagegen nur dann in Erwägung ziehen, wenn die Vorteile klar ersichtlich sind und Sie sich vorher genau im zuständigen Dekanat erkundigt haben, ob diese Form der Publikation anerkannt wird. Die einfachste Möglichkeit der Verlagsveröffentlichung besteht darin, dass Sie der Verlagsempfehlung Ihres Betreuers folgen oder in einer Reihe einer Ihrer Gutachter publizieren. Wenn Ihnen hier guter Rat zuteil wird oder Sie das Glück haben, die Aufnahme in einer renommierten Reihe angeboten zu bekommen, sind Sie damit sicher gut beraten. Wenn Ihnen dabei nicht ganz wohl ist, dann können Sie auch die bekannten Verlage Ihres Fachgebiets anschreiben und um Konditionen, einen Mustervertrag und eine Musterdissertation bitten (Eichhorn 2003, 33 f.). Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sich um die Aufnahme in einer ausgewiesenen Publikationsreihe zu bemühen. Dazu werden Sie vermutlich ein erneutes Begutachtungsverfahren durchlaufen müssen, das sich jedoch letztendlich auszahlt.
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Eine recht vollständige, wenn inzwischen auch leicht veraltete Aufstellung von Dissertationsverlagen bietet Marschang 1997, 55 ff.
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VI Abschluss der Promotion
Bei der Auswahl des Publikationspartners sollten Sie die folgenden Kriterien beachten: • Preis des Gesamtpakets, das der Verlag anbietet: Es gibt an einem Ende der Skala speziell auf Dissertationen und eine kostengünstige Gesamtherstellung spezialisierte Verlage. Am anderen Ende der Skala stehen die teureren renommierten Fachverlage. • Reputation des Verlags bzw. der Publikationsreihe: Der gute Ruf eines Fachverlags schlägt sich in der Regel in einem Prestigegewinn für den Autor und in einer deutlich erhöhten Präsenz des Buches in den Bibliotheken und im Buchhandel nieder. • Erstellung der Druckvorlage: Erkundigen Sie sich, ob Sie eine druckfertige Vorlage abliefern sollen (vgl. Abschnitt VI 3.3) oder ob der Verlag die Satzerstellung übernimmt. • Gehören weitere Leistungen im Rahmen der Herstellung zum Angebot wie Lektorat, gute buchbinderische Verarbeitung des Buches und die Qualität von Druck und Papier? • Welche Leistungen im Rahmen der Nachdruckbetreuung (z. B. Marketingmaßnahmen, professioneller Vertrieb, Kontakte zu den Bibliotheken, Vertretung auf Fachtagungen, Rezensionsbetreuung) bietet der Publikationspartner? Bei der Auswahl des Verlags sollten Sie von diesen Kriterien besonders auf die Qualität der Publikation und die Vertragskonditionen des Verlags achten. Qualität bedeutet in diesem Zusammenhang sowohl das Ansehen des Verlags als auch die Qualität der von diesem verlegten Bücher, d. h. die Art des verwendeten Papiers, das Cover, die Art des Druckes etc. Das Renommee eines Verlags kann der Promovierende durch seine gründlichen Kenntnisse der relevanten Literatur seines Fachs oft selbst am besten einschätzen. Dabei ist das Verhältnis der veröffentlichten Hochschulschriften ein gewisses Indiz: Ein guter Verlag verlegt in der Regel wenige bis gar keine Diplom-, Magister-, Master- oder Staatsexamensarbeiten und hat zumindest einige oder besser viele Habilitationsschriften im Programm. Dieser Indikator gilt natürlich nur für echte Dissertationsverlage, da bei den Wissenschaftsverlagen die Hochschulschriften im Programm meist nicht überwiegen. Die Qualität der Bücher an sich sollte auch berücksichtigt werden: Welche Art der Bindung wird angeboten? Ist der Umschlag ansprechend gestaltet? Wird für den Druck säurefreies und alterungsbeständiges Papier angeboten? Ist der Druck gut lesbar und nicht verwaschen? Weiterhin ist zu klären, ob Ihre Dissertation grundsätzlich in dem von Ihnen favorisierten Verlag verlegt werden kann. So haben sich manche Verlage auf gewisse Fachdisziplinen spezialisiert oder aber akzeptieren nur Dissertationen, die mindestens mit „magna cum laude“ bewertet worden sind. Bei der Gestaltung des Verlagsvertrages gilt es einige Grundregeln zu beachten (Marschang 1997, 20 ff.; Preißner / Engel 2001, 291 ff.). Dass eine ISBN (International Standard Book Number) vergeben wird und das Buch im Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB) angeboten wird, ist selbstverständlich und keine besondere Leistung des Verlags. Der sog. „Druckkostenzuschuss“, der in Wahrheit oft die gesamten Kosten abdeckt, sollte auf seine Angemessenheit geprüft werden, die
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wiederum von der Qualität des Buches und dem zu erwartenden Nutzen der Veröffentlichung für den Promovierenden abhängt. Sie sollten ebenfalls berücksichtigen, dass Sie als Autor eines Verlags dessen Bücher oft mit durchschnittlich 25 bis 33 % Rabatt beziehen können. Die Verhältnismäßigkeit sollte gewahrt bleiben: In einem der Top-Wissenschaftsverlage mögen Preise jenseits der 5.000 € angemessen sein, in einem Dissertationsverlag sind sie es nicht. Auch das Angebot eines verkaufsabhängigen Honorars ist mit Vorsicht zu genießen, da beim Gros der Dissertationen Verkaufszahlen von deutlich weniger als 100 Stück realistisch sind. Der Titel sollte mindestens drei Jahre vom Verlag angeboten werden, und vor dem Verramschen sollte der Autor informiert werden, damit er die Restbestände aufkaufen kann, falls er dies wünscht. Gern vergessen werden auch die Freiexemplare, deren Bedeutung spätestens dann schmerzlich bewusst wird, wenn Sie die Früchte der Arbeit an Verwandte und Freunde verschenken wollen oder Sie Ihre Dissertation bei Bewerbungen beifügen möchten. Sofern Sie eine Hochschullaufbahn einschlagen, gehört die Dissertation zu jeder guten Bewerbung dazu. Weiterhin ist zu beachten, dass viele Promotionsordnungen eine Mindestauflage von 150 Exemplaren fordern. Ein Wort noch zur Verlagsveröffentlichung: Es wird ganz bewusst vermieden, eine Empfehlung für oder gegen Dissertationsverlage oder angesehene Wissenschaftsverlage auszusprechen, weil dies guten Gewissens nicht möglich ist. Ein Vorteil der renommierten Wissenschaftsverlage ist sicher nicht nur das Ansehen, das diese genießen, sondern auch die weite Verbreitung ihrer Bücher, da der Name des Verlags und der von ihm durchgeführte Auswahlprozess für die Qualität der Publikationen bürgt. Die Aufnahme in das Programm eines solchen Verlags garantiert den Absatz von weit mehr Büchern, als ein Dissertationsverlag von einer Dissertation zu verkaufen vermag. Andererseits kann die Veröffentlichung bei einem guten Wissenschaftsverlag sehr viel Geld kosten, und Sie sollten sich vorher nach der Ausstattung der Pflichtexemplare erkundigen, weil einige Verlage es ablehnen, eine Dissertation als solche zu kennzeichnen oder eine gesonderte Ausstattung für die wenigen Pflichtexemplare anzubieten, die von den Promotionsordnungen vorgeschrieben werden. Letzteres Problem haben Sie bei Dissertationsverlagen in der Regel nicht, und der Preis ist hier auch oft niedriger. Schließlich sollte bedacht werden, dass es zwischen den „Wissenschaftsverlagen“ und den „Dissertationsverlagen“ auch Zwischenstufen gibt, weil manche bekannte Professoren die schnelle und unkomplizierte Veröffentlichung ihrer Bücher in Dissertationsverlagen zu schätzen gelernt haben. Hierbei sei auf Verlage verwiesen, die sog. Books on Demand anbieten. Üblicherweise gestalten Sie hierbei das Buch komplett selbst und liefern dem Verlag das druckfertige Manuskript (vgl. Abschnitt VI 3.3). Dieser druckt jeweils nur die tatsächlich bestellten Exemplare, daher fallen keine Kosten für eine evtl. unverkäufliche Restauflage und deren Lagerung an, was diese Veröffentlichungsform sehr preisgünstig macht. Qualitativ unterscheidet sich das Buch kaum vom traditionellen Buch (Mäckler / Becker / Veelken 2002).
168
3.2.2
VI Abschluss der Promotion
Elektronische Veröffentlichung
Die elektronische Veröffentlichung ist eine besonders schnelle und kostengünstige Art der Veröffentlichung, bei der die Dissertation durch die Universitätsbibliothek ins Internet gestellt und damit sofort weltweit verfügbar wird. Diese Publikationsform wird an den meisten Universitäten alternativ zu den traditionelleren Formen der Veröffentlichung angeboten. Aufschluss darüber, ob dies bei Ihrer Dissertation möglich ist, gibt die an Ihrer Fakultät geltende Promotionsordnung. Die genauen Modalitäten der Abgabe unterscheiden sich in den Promotionsordnungen. Eine Übersicht hierzu findet sich unter www.thesis.de/diss_internet. Allgemein gilt jedoch, dass die Dissertation, in der Regel als PDF-Datei, auf einen Server der Universitätsbibliothek übertragen wird und ergänzende Angaben, sog. Metadaten, wie Name des Promovierenden und der Betreuer, Titel der Dissertation und eine Zusammenfassung in ein Online-Formular eingegeben werden. Zusätzlich muss eine geringe Zahl gedruckter und gebundener Exemplare bei der Universitätsbibliothek abgegeben werden. Die Freischaltung durch die Universitätsbibliothek erfolgt, wenn die Übereinstimmung von gedruckter und elektronischer Version überprüft wurde. Wichtig sind hierbei auch die Vorhaltefristen, d. h. wie lange die Dissertation für die potenziellen Nutzer bereitgestellt wird. Manche Universitäten bieten darüber hinaus eine langfristige Archivierung der Dissertationen über einen Zeitraum von 20 bis 50 Jahren im SGML-Format (Standard Generalized Markup Language) an, die dann gegen ein Entgelt heruntergeladen werden können. Durch SGML lassen sich elektronische Texte unterschiedlichster Sprachen und Formate zuverlässig und qualitativ hochwertig in HTML (Hypertext Markup Language) oder für den Druck unabhängig von Hard- und Software umsetzen. Die Vorteile dieser Publikationsform liegen auf der Hand: Zunächst ist sie (fast) kostenlos, denn es fallen nur die Kosten für das Drucken bzw. das Kopieren und das Binden der wenigen Pflichtexemplare an. Außerdem garantiert sie eine schnelle Veröffentlichung, da nicht erst Verhandlungen mit Verlagen geführt und der Druck abgewartet werden müssen. Dadurch ist ein freier Zugang zur Dissertation ähnlich der Veröffentlichung von Fachartikeln über das Internet möglich (sog. Open Access, www.doaj.org). Da nach Veröffentlichung der Arbeit die letzte Bedingung für die Überreichung der Promotionsurkunde erfüllt ist, bedeutet dies auch einen schnellen Titelerwerb. Als weiterer Vorteil kann sich im Bewerbungsmarathon die unbegrenzte Verfügbarkeit im Internet erweisen, da die Dissertation für potenzielle Arbeitgeber sofort und kostenfrei einsehbar ist. Aus dieser Verfügbarkeit ergeben sich freilich auch gewisse Nachteile, die zum Teil jedoch eher ideeller Natur sind. Viele Promovierende haben das Gefühl, dass sie ihre Dissertation unter Wert veröffentlichen, eben weil sie dadurch für jedermann kostenlos verfügbar wird. Zudem haben Sie keine Autorenexemplare zur Verfügung, die Sie an den Betreuer, Kollegen und Freunde verschenken können. Hierzu ist anzumerken, dass die elektronische Veröffentlichung eine spätere Verlagsveröffentlichung nicht zwangsläufig ausschließt, in vielen Fällen ist es möglich, den Zugang wieder sperren zu lassen, sodass nur die Metadaten erhalten bleiben. Näheres muss (am besten vor der elektronischen Veröffentlichung) bei der Universitätsbibliothek und den einzelnen Verlagen erfragt werden. Weitere Informationen zu juristischen
3 Veröffentlichung 169
Aspekten der Online-Publikation finden Sie unter www.dissonline.de. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die elektronische Veröffentlichung die bei weitem kostengünstigste und schnellste Publikationsform ist und zugleich den geringsten Aufwand erfordert. 3.2.3
Veröffentlichung als Mikrofiche
Eine Veröffentlichung auf Mikrofiche war insbesondere in den Naturwissenschaften und der Medizin verbreitet, kommt aber auch in anderen Fächern gelegentlich vor. Bis zur Einführung der elektronischen Veröffentlichung stellten Mikrofiches die einfachste und billigste Veröffentlichungsform dar. Ein Mikrofiche ist eine stark verkleinerte Negativverfilmung der Dissertation, bei der die Abbilder von 98 DIN-A4-Seiten den Platz einer DIN-A6-Seite einnehmen. Mikrofiches werden in der Regel von spezialisierten Herstellern angefertigt und in den meisten Promotionsordnungen akzeptiert. Allerdings sind eine nicht geringe Anzahl von Kopien der Mikrofiches, ca. 30 bis 40 sowie wenige kopierfähige Exemplare der Arbeit in Maschinenschrift abzugeben. Gelegentlich stellen Dissertationsverlage auch Mikrofiches her, die sie entweder allein oder zusammen mit einem gedruckten Exemplar der Dissertation vertreiben. In diesem Fall erhält der Mikrofiche eine ISBN. Generell bietet diese Form der Publikation lediglich den Vorteil der Kostenersparnis und der schnellen Herstellung. Gelesen und ausgedruckt werden können Mikrofiches nur mittels spezieller Geräte (sog. Readerprinter), weshalb sie fast ausschließlich in Bibliotheken nutzbar sind. Insgesamt hat die Veröffentlichung als Mikrofiche in den letzten Jahren durch die elektronische Veröffentlichung (vgl. Abschnitt VI 3.2.2) beträchtlich an Bedeutung verloren. 3.2.4
Selbstdruck
Eine weitere Möglichkeit der Veröffentlichung besteht darin, dass Sie Ihre Dissertation selbst drucken. Viele Promotionsordnungen genehmigen, dass Sie eine gewisse Anzahl von Exemplaren in Buch- oder Fotodruck bei der Universitätsbibliothek abliefern. In den Promotionsordnungen sind häufig zwischen 80 und 120 Exemplaren vorgeschrieben. Der Vorteil liegt hierin, dass Sie die Dissertation für den Druck nicht noch einmal neu layouten müssen, sondern die beim Promotionsausschuss eingereichte Version unter Berücksichtigung von evtl. Änderungsauflagen veröffentlichen können. Mit der Vervielfältigung und Bindung kann ein Kopierladen beauftragt werden. Nachteilig hierbei ist jedoch einerseits die Tatsache, dass die Dissertation der interessierten Fachöffentlichkeit nur sehr schwer zugänglich ist, und andererseits, dass hohe Kosten durch die Vervielfältigung entstehen. Diese sind aber gegen den zu zahlenden Druckkostenzuschuss bei einer Verlagsveröffentlichung (vgl. Abschnitt VI 3.2.1) abzuwägen. Auch der Selbstdruck hat in den letzten Jahren durch die elektronische Veröffentlichung (vgl. Abschnitt VI 3.2.2) an Bedeutung verloren.
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3.2.5
VI Abschluss der Promotion
Veröffentlichung in Fachzeitschriften
Die Veröffentlichung von Promotionsarbeiten in Fachzeitschriften wird von manchen Promotionsordnungen zugelassen und ist besonders in den Naturwissenschaften üblich. In der Regel muss es zu mehreren Publikationen bzw. eingereichten Manuskripten in möglichst angesehenen Fachzeitschriften kommen, die dann am Ende der Promotionsphase entweder neben der Dissertation eingereicht werden oder zu einer Dissertation kumulieren können. Daher wird diese Variante auch als kumulative Dissertation bezeichnet. Zusätzlich wird noch eine Einleitung und eine Diskussion geschrieben, die den „roten Faden“ aufzeigt, der sich (hoffentlich) durch die Publikationen zieht, und diese zusammen mit Sonderdrucken der publizierten Artikel als Dissertation eingereicht. Diese Variante bietet sich natürlich an, wenn es während der Promotionszeit ohnehin zu mehreren Publikationen gekommen ist. Die Zahl der benötigten Artikel hängt in hohem Maße von dem Ansehen der Zeitschriften ab und zudem davon, ob die Publikationen einem Peer-ReviewVerfahren unterzogen wurden und an welcher Position der Autoren der Promovierende steht. So kann eine Veröffentlichung in prestigeträchtigen Zeitschriften wie Nature oder Science viel mehr zählen als zwei oder mehrere in nachrangigeren Fachzeitschriften. Auch bei der kumulativen Dissertation sind ein paar spezielle Faktoren zu beachten. In Veröffentlichungen in internationalen Zeitschriften wird selten nur eine Person als Autor genannt, sondern es werden alle aufgeführt, die an den Arbeiten, die zu dieser Publikation führten, beteiligt waren. Wenn die Zahl der Autoren zu hoch wird, kann dies zu einem Fallstrick bei einer beabsichtigten kumulativen Dissertation werden, weil nicht mehr klar ersichtlich ist, welcher Anteil tatsächlich auf das Konto des Promovierenden geht. Außerdem ist zu beachten, dass die Zeit zwischen dem Einreichen des Manuskriptes und der Veröffentlichung durchaus mehrere Monate, sogar Jahre in Anspruch nehmen kann; am Ende der Promotionszeit kann dies zu einem Problem werden. Ein besonderer Vorteil dieser Publikationsform ist hingegen, dass auf diese Weise ein internationales Fachpublikum erreicht wird. Dies gilt in den Naturwissenschaften in besonderem Maße, wenn die Veröffentlichung in englischer Sprache erfolgt. Durch die erfolgreiche Publikation in renommierten Fachzeitschriften verbessern Sie zudem Ihre Chancen, eine Anstellung in der Wissenschaft bzw. freien Wirtschaft zu erhalten. Auch wirken sich Publikationen nachhaltig beim Einwerben von finanziellen Mitteln und bei Berufungsverhandlungen bspw. auf eine Juniorprofessur oder Nachwuchsgruppen aus. 3.3
Druck und Layout
Wenn der Verlag für Sie die Erstellung der Druckvorlage im Rahmen eines professionellen Satzes übernimmt, dann haben Sie mit diesem Teil der Buchherstellung nichts zu tun. Sie liefern in diesem Fall Ihr satzfertiges Manuskript beim Verlag ab, und dieser gibt die Herstellung der Druckvorlage in die Hände eines gelernten Setzers (im eigenen Haus oder in einem Satzbüro). Sie werden im weiteren Verlauf nur noch die Druckfahnen zum Korrekturlesen bekommen und am
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Ende Ihre „Imprimatur“ (Freigabe zum Druck) erteilen müssen. Allerdings wird dies der Ausnahmefall sein, denn die meisten wissenschaftlichen Verlage lassen die Satzarbeiten inzwischen von den Autoren ausführen. Andernfalls würde der von Ihnen zu zahlende Druckkostenzuschuss noch höher sein (vgl. Abschnitt VI 3.2.1). Wenn Ihr Verlagsvertrag vorsieht, dass Sie selbst die Druckvorlage herstellen, kommt noch einmal einige Arbeit auf Sie zu. In vielen Fällen erklären sich die Verlage heute damit einverstanden, dass Sie die Druckvorlage mit einem gängigen Textverarbeitungsprogramm (Microsoft Word, Star Office, WordPerfect u. Ä.) erstellen. Manchmal werden Ihnen Dokumentvorlagen zur Verfügung gestellt, die Ihnen das Einpassen Ihres Textes in die vom Verlag vorgegebenen Konventionen erleichtern sollen. Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass Textverarbeitungsprogramme nicht genuin für die Herstellung von Büchern gemacht sind, sodass sie gegenüber echten Lichtsatzprogrammen viele Möglichkeiten nicht bieten. Wenn Ihr Verlag auf einem professionellen Lichtsatz besteht oder Sie selbst höhere Ansprüche an die ästhetische Erscheinung Ihres Buches haben, werden Sie sich mit einem Programm vertraut machen müssen, das echte Satzfunktionen bietet. • PageMaker: Bei PageMaker handelt es sich um ein leistungsstarkes Produkt von Adobe. Es können neben professionell gestalteten Design-Vorlagen auch eigene Vorlagen für die Dissertation erstellt werden. • LaTeX: Bei LaTeX (vgl. Abschnitt III 5.1) erzeugt der Nutzer in der Regel am Ende eine Postscript-Datei, die sich mit den entsprechenden Softwareprogrammen, wie z. B. epstopdf (ftp.uni-koeln.de/tex/support/epstopdf) oder ps2pdf (www.ps2pdf.com) in das PDF-Format umwandeln lassen. Ein besseres Ergebnis produziert die Konvertierung auf dem direkten Weg über pdftex (www.tug.org/applications/pdftex). Jedoch ist zu beachten, dass dazu die Grafiken im PDF-Format (mit epstopdf vom EPS-Format wandelbar) vorliegen und einige Einstellungen in der Präambel des LaTeX-Dokumentes geändert werden müssen. • TUSTEP: Der Vorteil von TUSTEP liegt in seinen Programmierfunktionen, die neben dem Satz auch Text- und Sprachanalysen sowie die gleichzeitige Bearbeitung von Analysen und Dissertationstext in datenbankähnlichen Strukturen möglich machen. Ursprünglich ist TUSTEP eine an der Universität Tübingen programmierte Software, die in den 1970er Jahren für eine Bibeledition entwickelt worden ist. Während LaTeX eher für den naturwissenschaftlichen Gebrauch entwickelt wurde, ist TUSTEP im Bereich der Textedition, der textorientierten Wissenschaften, der historischen Wissenschaften sowie in den Sprach-, Kultur- und Literaturwissenschaften verbreitet (www.unituebingen.de/zdv/tustep sowie www.itug.de). An dieser Stelle soll der Vollständigkeit halber auf weitere professionelle Programme wie Microsoft Publisher, InDesign, QuarkXPress und Ragtime verwiesen werden. Die meisten dieser Programme bieten wie die drei oben genannten die Möglichkeit, dass Sie Ihre Dissertation von Beginn an mit ihnen erstellen.
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VI Abschluss der Promotion
Sollten Sie Ihre Arbeit bereits von Anfang an mit dem weit verbreiteten Textverarbeitungsprogramm Microsoft Word (vgl. Abschnitt III 5.2) geschrieben haben, ist die Änderung des Satzes gemäß den Verlagsvorgaben recht einfach, wenn Sie bei der Erstellung der Arbeit bereits mit Formatvorlagen und automatischen Verzeichnissen gearbeitet haben. Sie müssen zunächst Ihre Dokumentenvorlage an die Verlagsvorgaben angleichen. Dazu ist es nötig, dass Sie die einzelnen Formatvorlagen anpassen. Dadurch erhält der gesamte Text die neue Formatierung. Danach müssen Sie noch, falls Sie die Seitenränder in der Dokumentenvorlage berichtigt haben, die Größe der Tabellen und der Abbildungen verändern – ggf. sind eine manuelle Silbentrennung und ein manueller Seitenumbruch erneut durchzuführen. Unabhängig von der Frage nach Textverarbeitungs- oder Satzprogrammen gilt es bei der Erstellung einer Druckvorlage einige Grundregeln der Typografie und alle Vorgaben des Verlags zu beachten.6 Zu den allgemeinen Satzrichtlinien kommen meist noch typografische Vorgaben des Verlags hinzu. Diesen Vorgaben sollten Sie im Allgemeinen Folge leisten, denn auch wenn für Sie individuell nicht alle Vorgaben sinnvoll erscheinen, so hat der Verlag doch meistens die Ästhetik seiner gesamten Reihen im Auge. Im gut begründeten Einzelfall sind Verlage aber durchaus bereit, eine individuelle Abweichung zu akzeptieren. Wenn Sie Ihre Dissertation in elektronischer Form an den Verlag weitergeben (vgl. Abschnitt VI 3.2.1) oder aber eine elektronische Veröffentlichung (vgl. Abschnitt VI 3.2.2) gewählt haben, dann müssen Sie aus Ihren Satz- bzw. Textverarbeitungsprogrammen entsprechende Dateien generieren, die entweder beim Verlag oder im Internet unabhängig von dem von Ihnen verwendeten Programm und Betriebssystem gelesen werden können. Hierzu bieten sich Postscript- und PDFDateien an. PostScript ist eine Seitenbeschreibungssprache für Druckgeräte. Programme, die PostScript nutzen, setzen Text und Grafiken in eine Reihe von Befehlen (etwa für Linien und Kreise) um, die postscriptfähige Drucker dann interpretieren und drucken können. Hierzu müssen Sie sich bei einem beliebigen Druckerhersteller einen Treiber für einen PostScript-Drucker herunterladen und diesen installieren. Beim Druck wählen Sie dann einfach „Druck in Datei“ aus. Manche Satz- bzw. Textverarbeitungsprogramme, z. B. TUSTEP und LaTeX, bieten auch die Möglichkeit, direkt eine Postscript-Datei zu erzeugen. Zum Ansehen der PostscriptDateien benötigen Sie kostenlose Programme wie Ghostscript und Ghostview (www.ghostscript.com). PDF-Dateien (Portable Document Format) haben den Vorteil, dass sie relativ wenig Speicherplatz benötigen. Um eine PDF-Datei zu erzeugen, benötigen Sie in der Regel Adobe Acrobat (www.adobe.de). Im Internet gibt es darüber hinaus eine Reihe kostenloser Programme (z. B. www.freepdfxp.de, www.freepdf.de), die eine Erstellung von PDF-Dateien erlauben – wenn auch mit eingeschränkter Funk-
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Eine Kurzfassung der typografischen Grundregeln findet sich im Vorspann zu jedem Rechtschreibduden unter dem Titel „Richtlinien für den Schriftsatz“. Weitere Anleitungen finden Sie auch in den Handbüchern Blana 1998 und Röhring 2003.
3 Veröffentlichung 173
tionalität. Das kommerzielle Programm Adobe Acrobat integriert sich wie ein weiterer Drucker in Ihr Satz- oder Textverarbeitungsprogramm. Alternativ können Sie auch kostenfrei – allerdings maximal dreimal – eine Postscript- oder WordDatei in eine PDF-Datei umwandeln lassen (createpdf.adobe.com). Bei der Umwandlung einer Microsoft-Word-Datei ist allerdings zu beachten, dass dies zu Problemen mit veränderten Seitenumbrüchen führen kann (vgl. Abschnitt III 5.2). Lesen können Sie PDF-Dateien mit dem kostenlosen Adobe Acrobat Reader (www.adobe.de/products/acrobat/readstep2.html). 3.4
Förderungsmöglichkeiten
Nach Abschluss Ihrer Promotion müssen Sie Ihre Dissertation publizieren. Dies ist oft und in vielen Fächern mit erheblichen Kosten verbunden. Wie können Sie hierfür Druckkostenzuschüsse erhalten? Oft reichen die finanziellen Mittel der jeweiligen Fakultät nicht aus, um den Druck von Dissertationen zu unterstützen. Teilweise gibt es spezielle Förderungen des Druckes der Dissertation. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bietet hierfür spezielle Druckbeihilfen an (www.dfg.de/forschungsfoerderung/formulare/download/1_02.pdf). Manche Institute bezuschussen die Publikation ihrer Promovierenden mit einem definierten Anteil, andere forschungsfördernde Institutionen geben Druckkostenzuschüsse nur in Verbindung mit Stiftungsprojekten. Weiterhin sollten Sie sich nach Preisen und Auszeichnungen der eigenen Universität und deren Umfeld erkundigen. Auch hier gibt es vielfältig Förderungen (z. B. universitätsbezogene Stiftungen im Stiftungsindex; www.stiftungsindex.de). Allerdings schließen sich viele Förderungen gegenseitig aus und setzen meistens eine mit „summa cum laude“ oder „magna cum laude“ bewertete Promotion voraus. Es lohnt sich also in jeder Hinsicht, Projekte durch forschungsfördernde Institutionen finanzieren zu lassen. Es gibt eine Vielzahl von Preisen für Abschlussarbeiten und Einzelstudien. Eine ausführliche Darstellung findet sich bei Herrmann / Späth / Lippert 2002 sowie Großkreutz / Herrmann / Späth 2004. Darüber hinaus haben Sie auch die Möglichkeit, sich über Online-Datenbanken einen Überblick über die deutsche Förderlandschaft zu verschaffen. Einen guten Ausgangspunkt für die Recherche bieten der Stiftungsindex (www.stiftungsindex.de/sfoerderung.htm). Unter „Studienförderung und Stiftungen“ finden Sie einen Überblick über im Internet zugängliche Informationen zu den entsprechenden Angeboten. Neben den bundes- und europaweiten Stiftungen (vgl. Abschnitt II 7.3 sowie www.kowi.de) existieren auch universitätsbezogene Stiftungen, die zum Teil spezifisch die Druckkostenbeteiligung von Dissertationen zum Ziel haben. Die Themenbereiche der Dissertationen sind hierbei häufig festgeschrieben. Eine weitere Möglichkeit bietet die ZEIT-Datenbank der Wissenschaftspreise (www.zeit.de/hochschule/forschungspreise) an. Dort können Sie nach Preisen, für die Sie sich bewerben oder andere vorschlagen können, recherchieren. Die Datenbank enthält die wichtigsten Wissenschaftspreise in Deutschland, ausländische
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VI Abschluss der Promotion
Wissenschaftspreise – für die sich auch deutsche Wissenschaftler bewerben können – sowie Preise, die sich an Ihre ausländischen Kollegen richten. ELFI ist die Servicestelle für ELektronische ForschungsförderInformationen (www.elfi.ruhr-uni-bochum.de) im deutschsprachigen Raum. Die umfangreiche, kostenpflichtige Datenbank sammelt Informationen zur Forschungsförderung und bereitet diese gezielt auf. Die Informationen werden Wissenschaftlern, Forschungsreferenten, Studierenden sowie Unternehmen zur Verfügung gestellt. Dort finden Sie umfassende Informationen über Wege der Mittelbeschaffung. Für Geisteswissenschaftler bspw. mag die Förderung der Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften (www.boehringer-geisteswissenschaften.de) interessant sein. Sie fördert ausschließlich geisteswissenschaftliche Veröffentlichungen, indem sie Druckkostenzuschüsse gewährt. Dabei liegt ihr besonderer Schwerpunkt auf der Förderung von Dissertationen und Habilitationen. Die Stiftung gibt ca. 25 bis 30 % der Anträge statt und bewilligt in der Regel nur einen Teil der Druckkosten, d. h. eine Eigenbeteiligung wird erwartet. Der Zuschuss wird direkt an den Verlag nach Zusendung einiger Belegexemplare gezahlt. Neben den üblichen Unterlagen sind u. a. sämtliche Gutachten einzureichen. Entscheidungen über die Bewilligung werden mehrfach im Jahr getroffen. Weiterhin steht es Ihnen unabhängig von den o. g. Förderungsmöglichkeiten offen, auf die Gewinnausschüttungen der Verwertungsgesellschaft Wort (VG Wort, www.vgwort.de) zurückzugreifen. VG Wort ist ein Zusammenschluss von Autoren und Verlagen zur Wahrnehmung deren Urheberrechte gegenüber Dritten. Die Einnahmen der VG Wort stammen u. a. aus der Wahrnehmung von Urheberrechten wie der Bibliothekstantieme für das Ausleihen von Büchern, der Kopiergeräteabgabe und der Kopierbetreiberabgabe für Herstellung, Import und das Betreiben von Kopiergeräten. Diese Einnahmen werden nach einem Verteilungsschlüssel einmal jährlich ausgeschüttet, wobei der Umfang und die Modalitäten der Ausschüttung ständig den jeweiligen Gegebenheiten angepasst werden. Damit Sie als Autor Ihrer Dissertation, aber auch jedes Beitrages für einen Sammelband oder eine Zeitschrift, an der Gewinnausschüttung der VG Wort beteiligt werden, müssen Sie an die VG Wort die Wahrnehmung Ihrer Rechte übertragen. Dazu müssen die Urheber- und Nutzungsrechte an Ihrem Werk natürlich bei Ihnen liegen. Darauf sollten Sie bei Abschluss eines Vertrages mit einem Verlag (vgl. Abschnitt VI 3.2.1) achten. In dem Bereich Wissenschaft, in den Sie als Autor einer Dissertationsschrift fallen, kann dies auch ohne Abschluss eines Wahrnehmungsvertrages erfolgen. Die Wahrnehmung erfolgt dann allein auf Grund der Titelmeldungen der einzelnen wissenschaftlichen Beiträge. Dies kann auch im Internet unter www.vgwort.de erfolgen. Wissenschaftliche Beiträge müssen immer bis spätestens zum 31. Januar des auf das Veröffentlichungsjahr folgenden Jahres angemeldet sein. Die Ausschüttung findet dann jeweils Ende Juni statt. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt VI 3) Blana 1998; Großkreutz / Herrmann / Späth 2004; Herrmann / Verse-Herrmann 1999; Hiller / Füssel 2002; Janetzki / Böde 2000; Marschang 1997; Röhring 2003; Schurr 2004; Zipper 2005.
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Ausblick: Postdoc-Phase
Der Ausdruck Postdoc beschreibt eine zeitlich begrenzte Phase der wissenschaftlichen Tätigkeit nach der Promotion an einer Forschungseinrichtung. Der Postdoc ist häufig eine Übergangsphase und dient der Weiterqualifikation, in der Regel über Forschungsleistungen. Es ist hier begrifflich zwischen dem Postdoc per se und der Habilitationsphase zu unterscheiden, da es einen besonders herausgehobenen Weg zur Habilitation (über eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent) heute noch gibt. Allerdings fällt die Habilitation als exklusive Voraussetzung für eine Professur zunehmend fort, bspw. durch Juniorprofessuren oder Berufungen aus dem Ausland. Für eine Tätigkeit nach einer Postdoc-Phase kommt nicht nur eine Universitätsprofessur in Betracht. Wer eine Professur bzw. eine Lebenszeitstelle an der Universität anstrebt oder nach der Promotion noch nicht sofort in einen praktischen Beruf wechseln kann oder möchte, wird wahrscheinlich eine Postdoc-Phase haben. Solche Phasen sind in Deutschland nicht geregelt. Deshalb müssen Sie sich selbstständig um passende Forschungs- und Weiterqualifikationsmöglichkeiten (z. B. befristete Stellen oder Stipendien) bemühen. Das ist für viele Wissenschaftsbereiche mittlerweile mit erheblichem Organisations- und Zeitaufwand verbunden. Daher sollten Sie eine klare Vorstellung davon haben, in welchen Gebieten Sie arbeiten möchten und welche Vorhaben Sie am meisten interessieren. Schließlich gilt es zu bedenken, dass Sie vielleicht eine Zeit lang nicht sozialversichert sind, schlechter bezahlt werden als Kollegen auf festen Stellen und Ihren Wohnort wechseln müssen. Postdocs mit Familie haben dies besonders zu berücksichtigen. Wollen Sie Ihren gesamten Postdoc oder auch nur einen Teil davon im Ausland durchführen, müssen Sie sich auf befristete Aufenthaltsrechte einstellen, welche die Zeit, die Sie zur Fertigstellung von Projekten haben, beschränken. Die Postdoc-Phase kann in jeder Hinsicht entbehrungsreich, aber ebenso inspirierend sein. Die Fortsetzung der wissenschaftlichen Arbeit an der Universität oder in vergleichbaren Forschungseinrichtungen steht unter einer besonders unangenehmen Bedingung: Sie erfordert ein jahrelanges Arbeiten und Forschen ohne die definitive Gewissheit, dass die eigene Arbeit ausreichend wertgeschätzt wird, wobei als Maß einer solchen Wertschätzung die Festanstellung dient. Ferner sollte der Gedanke, dass an der Universität die Qualität der wissenschaftlichen Leistungen oder die Integrität der forschenden Persönlichkeit für den beruflichen Erfolg allein ausschlaggebend ist, spätestens nach der Promotion aufgegeben werden. Nur bei außerordentlichen Begabungen mag dies die entscheidende Bedingung sein. Deshalb sollten Sie einige Hinweise beherzigen: Hauptgesichtspunkt ist die Entwicklung eines Netzwerkes von Kontakten. Hierbei ist weniger die Beziehungspflege im engeren Sinne gemeint, sondern vor allem die Gelegenheit zu ergreifen, eigene Forschungsresultate vorzustellen (z. B. auf Tagungen und Kongressen) und an Projektgruppen mitzuwirken. Ferner sollten Sie das Einwerben von Drittmitteln regelmäßig betreiben. Druckkostenzuschüsse, Reisekostenstipendien, Forschungsstipendien –
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VI Abschluss der Promotion
derartige zusätzliche Mittel für die Einrichtung, an der Sie arbeiten, eingeworben zu haben, kann in Zeiten knapper Kassen ein wichtiges Argument dafür sein, eine Anstellung auf Zeit zu erlangen. Natürlich kosten Netzwerken und Drittmitteleinwerbung wertvolle Forschungszeit. Jedoch lassen sich hiermit wichtige äußere Bestätigungen für die eigene Arbeit finden. Je öfter das geschieht und je vielgestaltiger die Quellen der Bestätigung sind, desto berechtigter ist das Selbstbewusstsein und umso mehr Möglichkeiten werden sich für Sie auftun. Schließlich ist eine gewisse Planung unumgänglich: Der Abschluss weiterführender Qualifikationen, Auslandsaufenthalte, Antritt von Stipendien etc. sollten in einen von Ihnen gewählten Zeitrahmen passen. Selbst wenn sich dieser am Ende vielleicht nicht ganz umsetzen lässt, so wird doch eine solche Planung zum Gelingen beitragen. In der Postdoc-Phase können Sie Ihr eigener Betreuer sein, was bspw. die DFG seit kurzem durch Einwerbung einer eigenen Stelle ermöglicht. Sie können sich an bestehende Projektgruppen anschließen oder klassisch einen oder mehrere Betreuer (die u. U. zugleich Vorgesetzte sind) an der Universität oder in einem Drittmittelprojekt haben. Viele Stiftungen (z. B. Volkswagenstiftung, Bertelsmann) haben eigene Förderschwerpunkte und fördern längerfristige umfangreiche Projekte. Es lassen sich auch auf eigene Faust Betreuer finden. Gerade jüngere Professoren sind oft auf der Suche nach gutem Nachwuchs. Allerdings sind deren finanzielle Fördermöglichkeiten häufig auch begrenzt. Projekte, die Anwendungen in der Wirtschaft oder der Industrie erlauben, können auch von Firmen unterstützt werden. Hierbei wird von den Postdocs Eigenständigkeit und viel Eigeninitiative gefordert. Sie können demzufolge mit noch weniger konkreter Betreuung rechnen, als Sie es zumeist schon in der Promotionsphase erlebt haben, werden jedoch als Gesprächspartner ernster genommen. Für die Finanzierung der Postdoc-Phase bieten sich in erster Linie die folgenden Möglichkeiten an: • Angestelltenverhältnis aus Haushaltsmitteln, • Angestelltenverhältnis aus Drittmitteln und • Selbstfinanzierung. Wer sich zwischen den drei Hauptmöglichkeiten entscheiden will bzw. sich überhaupt vor die Entscheidungsmöglichkeit bzw. Wahl gestellt sieht, sollte sich folgende Fragen beantworten: Wie viel Zeit bleibt effektiv für die Forschung und Weiterqualifikation? Ist die regelmäßige Abfassung von Zwischen- und Rechenschaftsberichten mit der eigenen Arbeitsweise vereinbar oder nicht? Umfasst der Finanzierungsrahmen genug zeitlichen Spielraum für unvorhergesehene Hindernisse? Zu berücksichtigen sind für die Anstellung an der Universität auch die Beschäftigungsfristen. Die maximale Beschäftigungsdauer für Wissenschaftler über befristete Arbeitsverträge beträgt zwölf Jahre (§ 57 HRG). Hierbei werden auch Hilfskraftstellen angerechnet, jedoch nicht Kindererziehungszeiten, in denen Wissenschaftler lediglich Teilzeit beschäftigt waren. Zur Ausweitung Ihrer Sprachkenntnisse oder zur Qualifizierung für den internationalen Arbeitsmarkt liegt der Gedanke nahe, wenigstens einige Jahre lang im Ausland zu forschen oder zu arbeiten. Wichtig ist, dass Sie sich dafür mit den spezifischen Bewerbungsmodalitäten vertraut machen. Wer etwa als Postdoc eine
4 Ausblick: Postdoc-Phase 177
akademische Stelle im Ausland anstrebt, trifft zum Teil auf eigentümliche Bewerbungsverfahren. So ist es in den USA üblich, spezielle Gutachten vorzulegen, in denen amerikanische Wissenschaftler bestätigen, dass Sie mit Ihren Fähigkeiten in die Universitäts- und Forschungslandschaft hineinpassen. Dementsprechend müssen auch hier vorher Kontakte aufgebaut werden. In Frankreich sind stattdessen für solche Stellen sog. „concours“ zu absolvieren, in denen nicht die Fachkenntnisse, sondern eine umfangreiche Allgemeinbildung und eine sehr gute Beherrschung der französischen Sprache in Wort und Schrift im Vordergrund stehen. Wer sich mit dem akademischen Arbeitsmarkt im Ausland vertraut machen und Kontakte knüpfen will, kann die Möglichkeit von Auslandsstipendien nutzen. Mit Frankreich und Japan etwa gibt es Austauschprogramme (vgl. www.daad.de sowie www.humboldt-foundation.de). Manche deutsche Universitäten unterhalten mit ausländischen Universitäten spezielle Austauschprogramme für Postdoktoranden. Darüber hinaus bieten DAAD, Humboldt-Stiftung und andere nationale Einrichtungen sowie die EU Förderungsmöglichkeiten an, allerdings zumeist verbunden mit dem nahen Abschluss bestehender oder der Durchführung laufender wissenschaftlicher Projekte (vgl. Researcher’s Mobility Portal; europa.eu.int/eracareers). Es gibt auch ausländische Einrichtungen (z. B. Fulbright Stiftung, British Council, Japan Society for the Promotion of Science), die solche Aufenthalte fördern (www.kowi.de). Dabei ist ebenso zu berücksichtigen, dass sich Fördervolumen und -schwerpunkte ändern können und z. T. von den Initiativen der Antragsteller mit beeinflusst werden. Nutzen Sie die Zeit als Postdoc für Veröffentlichungen. Dabei sollten Sie zweierlei berücksichtigen: Einerseits ist es wichtig, in möglichst guten Zeitschriften, Buchreihen u. ä. zu veröffentlichen, am besten in solchen, die ein Begutachtungssystem haben (Peer-Review-Verfahren). Das ist aufwendig und wird erst einmal einiges an Niederlagen (unkommentierte Zurücksendung von eingereichten Texten, Korrekturauflagen u. ä.) bereiten. Jedoch sollten Sie nicht aufgeben. Ein Artikel in einer erstklassigen Zeitschrift ist oftmals mehr wert als viele in zweit- oder drittklassigen Zeitschriften. In der Postdoc-Phase sollte für Sie die Entscheidung fallen, ob Sie in der Wissenschaft und Forschung bleiben möchten. Sie sollten in dieser Phase zu Ihrer Weiterqualifikation einige Artikel publizieren, wenn möglich Lehrerfahrungen sammeln und Ihr eigenes Forschungsprofil ausbauen. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt VI 4) BWF / HHMI 2004.
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VI Abschluss der Promotion
VII
Besondere Situationen
Ledig, jung, dynamisch und kinderlos wollen Sie nun nach dem Examen direkt die Dissertation in Angriff nehmen. Sie streben an, mit spätestens 30 Jahren zu den stolzen Titelträgern zu gehören. Dies ist eine Idealvorstellung, die sicherlich auf einige Mitmenschen zutrifft. Aber wie ist es, wenn die Voraussetzungen etwas anders gelagert sind? Unter welchen Umständen lohnt es sich, eine Promotion anzugehen bzw. fortzuführen, wenn die Voraussetzungen nicht so idealtypisch sind wie oben geschildert, z. B. weil Sie keinen deutschen Universitätsabschluss besitzen, 40 oder 60 Jahre alt sind, eine Familie haben oder mit körperlichen Beeinträchtigungen leben müssen? Was spricht für oder gegen Forschungsaufenthalte oder eine komplette Promotion im Ausland? Dieses Kapitel möchte Ihnen in erster Linie Mut machen und Hinweise geben, wie Sie produktiv und kreativ mit solch besonderen Situationen umgehen können.
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Forschungsaufenthalte im Ausland während der Promotionsphase
Ein Forschungsaufenthalt im Ausland kann viele neue Erfahrungen und persönliche Bereicherungen bringen – insbesondere, wenn er frühzeitig und gründlich vorbereitet wird. Dazu gehört auch eine zeitlich, fachlich und finanziell optimale Einbindung in das zumeist ohnehin komplexe Promotionsvorhaben. Sollten Sie bereits vor der Promotionsphase einen selbst organisierten Auslandsaufenthalt absolviert haben, so können Sie sicherlich von den dabei gewonnenen Erfahrungen profitieren. Up and away? Nur ein relativ kleiner Teil der Promovierenden verbringt während der Promotionsphase einige Zeit im Ausland. Rund 20 % bleiben für bis zu drei Monate im Ausland, weitere knapp sieben Prozent zwischen drei und sechs Monaten. Zwei Drittel von ihnen gehen aus eigener Initiative ins Ausland. Ein weiterer Teil der Promovierenden wird durch ihren Betreuer dazu motiviert (35 %), der manchmal den Auslandsaufenthalt durch die Vermittlung wichtiger Kontakte unterstützt (33 %). Allerdings erfahren ungefähr zehn Prozent derjenigen, die zu Forschungsaufenthalten im Ausland waren, keinerlei Unterstützung durch ihren Betreuer (Thesis 2004).
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VII Besondere Situationen
Promovierende mit deutschem Hochschulabschluss bleiben während ihrer Promotion gern im Lande (Thesis 2004). Im Folgenden werden die für einen Auslandsaufenthalt notwendigen Vorbereitungsschritte aufgezeigt und Sie werden dazu ermuntert, das Potenzial dieses Lebensabschnitts zu nutzen. Es gibt einige fachliche Gründe für einen Auslandsaufenthalt, wie die empirische oder die experimentelle Datenerhebung. Andererseits spielen bei der Entscheidung, im Ausland zu arbeiten, persönliche Beweggründe eine Rolle, wie z. B.: • persönliche Bereicherung, kulturelles oder sprachliches Interesse; • Inspiration für die Forschungsarbeit; • Kennenlernen bestimmter Wissenschaftler bzw. Methoden oder Geräte; • Datenerhebung; • binationale Promotion (vgl. Abschnitte II 1 und VII 3); • Bildung eines beruflich hilfreichen Netzwerkes; • Verbesserung späterer Karrierechancen. Überlegen Sie sich, welche der genannten Motive auf Sie zutreffen und machen Sie sich dazu Notizen, die Sie bei Motivationsschwierigkeiten immer wieder hervorholen können (vgl. Abschnitt V 1). Versetzen Sie sich regelmäßig in die Perspektive Ihres Betreuers, Geldgebers oder zukünftigen Arbeitgebers. Sie sollten einen nachvollziehbaren fachlichen Rahmen für Ihre Arbeit im Ausland suchen und Bezugspunkte zu Ihren bisherigen inhaltlichen Schwerpunkten herstellen. Gestalten Sie Ihr Projekt so, dass Sie Unterstützung von Ihren wesentlichen Partnern erhalten. Stecken Sie für Ihre Vorbereitungen einen klaren Fahrplan ab, wobei sich die Einzelschritte zeitlich überschneiden oder parallel zueinander verlaufen können: • definieren Sie den fachlichen Rahmen und den zu erwartenden Mehrwert des Auslandsaufenthaltes; • konkretisieren Sie eine Projektidee; • wählen Sie das Land aus und suchen Sie sich dort eine Partnerinstitution; • klären Sie rechtliche Rahmenbedingungen und mögliche Finanzierungshilfen; • präzisieren Sie Ihre Projektidee mit der Partnerinstitution; • binden Sie Ihren Betreuer mit ein; • werben Sie finanzielle Unterstützung ein; • klären Sie Formalien wie z. B. Visabestimmungen und Krankenversicherung so früh wie möglich; • sorgen Sie dafür, dass sonstige notwendige Rahmenbedingungen wie z. B. Unterkunft oder die Logistik von Haushalts- oder Forschungsbedarf erfüllt sind. Fällen Sie für sich selbst klare Entscheidungen: Wollen Sie einen Auslandsaufenthalt während Ihrer Promotion realisieren? Wohin wollen Sie und warum? Wie viel Zeit und Geld sind Sie bereit zu investieren? Gibt es gesundheitliche Einschränkungen? Inwieweit sind Sie willens und in der Lage, auf den Komfort Ihres jetzigen Lebens zu verzichten? Vergessen Sie nicht, den Partner oder die Familie in Ihre Planungen mit einzubeziehen.
1 Forschungsaufenthalte im Ausland während der Promotionsphase 181
Wählen Sie den Zeitpunkt und die Dauer des Auslandsaufenthaltes passend zu Ihrem Projektverlauf und so, dass die Reise Ihre Arbeit voranbringt, statt Sie zu unterbrechen. Die Dauer hängt meist von der Finanzierung ab, steht aber stets in Relation zu Ihrer gesamten Zeit- und Ablaufplanung. Es ist zu empfehlen, diese fortlaufend mit Ihrem Betreuer abzustimmen. Planen Sie auch eine Nachbereitungszeit mit ein, in der Sie die erhobenen Daten oder das gesichtete Archivmaterial aufbereiten und auswerten. Für die Dokumentation bzw. Veröffentlichung der Forschungsarbeit müssen Sie evtl. Verpflichtungen gegenüber Ihren Förderern berücksichtigen. Das bedeutet zumeist, einen inhaltlichen Nachweis sowohl für den eigenen Betreuer als auch den Gastgeber im Ausland zu erbringen. Überlegen Sie frühzeitig, in welcher Art und Weise Sie Ihre Forschungsarbeit mit den Erkenntnissen aus dem Ausland inhaltlich anreichern. Beschäftigen Sie sich in der Vorbereitungsphase auch aktiv mit Vorteilen oder möglichen Nachteilen des Auslandsaufenthaltes. Testen Sie, ob diese Befürchtungen auf Sie und Ihre hiesige wie dortige Umgebung zutreffen. Wie groß ist der Zeitverlust, der Ihnen möglicherweise entsteht? Können Sie Ihren Betreuer von dem Vorhaben überzeugen, unterstützt er Sie? Was sagt Ihr Partner zu der Idee? Trauen Sie sich die sprachliche, methodische und mentale Übertragung zwischen dem in- und ausländischen Kontext zu? Können Sie sich von Ihrem Alltag z. B. am Lehrstuhl lösen? Als entscheidender Filter für die Planung vieler Auslandsaufenthalte fungieren Ihre Sprachkenntnisse. Da sich viele Kandidaten in englischsprachigen Ländern, Frankreich oder Spanien bewerben, kann es sich für Sie lohnen, zusätzlich noch eine „unübliche“ Sprache zu lernen, sinnvollerweise mit Bezug zum Forschungsgebiet. Die Suche nach Experten und Referenzen können Sie oft am einfachsten über Ihre eigene Disziplin im Inland angehen – sei es direkt über Ihren Betreuer oder über die weitere relevante Forschergemeinschaft. Bis zur Zustimmung aller Beteiligten kann erstaunlich viel Zeit vergehen. Manche Stipendien müssen schon ein Jahr vor der Abreise beantragt werden, wobei zuvor noch Gutachten eingeholt werden müssen. Die gesamte Vorbereitungszeit kann also unter Umständen eineinhalb Jahre betragen. Bei der finanziellen Planung sollten Sie versuchen, möglichst frühzeitig das Preisniveau in Erfahrung zu bringen, v. a. von so wichtigen fixen Kosten wie Krankenversicherung, Studiengebühren und Unterkunft. Sich zur Finanzierung eines Auslandsaufenthaltes auf einen Teilzeitjob zu verlassen, ist oftmals riskant und überdies oft auch durch Visabestimmungen ausgeschlossen. Die relevanten Fördereinrichtungen für Forschungs- und Studienaufenthalte im Ausland sind: • DAAD mit speziellen Programmen für bestimmte Länder, aber auch freie Förderung; • Begabtenförderungswerke mit Auslandszuschlägen für Promotionsstipendiaten; • Sonderinstitute, wie z. B. die Bayerische Amerika Akademie für Aufenthalte in den USA.
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VII Besondere Situationen
Zu den vielfältigen und in steter Wandlung begriffenen Möglichkeiten der Finanzierung von Auslandsaufenthalten aus Mitteln der Europäischen Union können Sie sich unter www.cordis.lu ( „Marie Curie Actions“) informieren. Bei Aufenthalten in Kriegs- und Krisengebieten sowie bei zu erwartenden ungewohnten klimatischen und medizinischen Bedingungen sollten Sie sich unbedingt im Vorfeld genau darüber informieren. Nutzen Sie das umfangreiche Informationsangebot entsprechender Einrichtungen, wie beim Auswärtigen Amt (www.auswaertiges-amt.de/www/de/laenderinfos/index_html). Nicht zuletzt haben viele Universitäten und Forschungsinstitutionen, die regelmäßig ausländische Wissenschaftler empfangen, Kontaktstellen, die Ihre Fragen beantworten oder Informationen geben können. Als Fazit bleibt, Ihnen die persönliche Erfahrung und das Erlebnis eines Auslandsaufenthaltes wärmstens zu empfehlen – ganz gleich, ob Ihre Beweggründe eher fachlicher oder persönlicher Natur sind. Die geringen Quoten an Auslandsaufenthalten bisheriger Promovierender sollten Sie anspornen, die Gelegenheit zu nutzen, um sich von der Masse durch Kenntnisse einer anderen Kultur- und Wissenschaftslandschaft abzuheben.
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Promovieren im Ausland
Eine Promotion im Ausland kann eine große wissenschaftliche und persönliche Bereicherung darstellen. Sie bedeutet eine internationale Fortbildung über die Kulturen hinweg und wird oft mit dem Ziel einer anschließenden Arbeit im Ausland oder in einem internationalen Umfeld in Deutschland begonnen. Auch für promotionswillige Fachhochschul-Absolventen kann das Ausland eine interessante Option sein, da sie oftmals mit weniger Schwierigkeiten bei der Zulassung zu rechnen haben als in Deutschland und häufig direkt zum Promotionsstudium zugelassen werden. In der Regel bedeutet eine Auslandspromotion ein deutliches Mehr an Arbeit. Auf der anderen Seite sammeln Sie Erfahrungen in einem anderen Hochschulsystem und eignen sich den Blickwinkel einer anderen Wissenschaftstradition an. Auch für eine Tätigkeit außerhalb der Wissenschaft sind ein erweiterter Horizont und die Fähigkeit, sich in unterschiedliche kulturelle Umgebungen einfügen zu können, von Vorteil. Eine Entscheidung für oder gegen eine Auslandspromotion hängt stark von der eigenen Persönlichkeit sowie von den individuellen Zielen ab. Stärker noch als bei einer Promotion in Deutschland sind Sie bei einer Auslandspromotion auf sich alleine gestellt. Sie müssen sich in einem anderen Land in einer fremden akademischen Kultur zurechtfinden, je nach Land kann z. B. die Arbeitsweise mehr individualistisch oder mehr teamorientiert geprägt sein. Bei auftauchenden Problemen ist es oft zunächst schwer, einen Ansprechpartner zu finden. Primär sind Sie im Gastland „Ausländer“. In vielen Ländern ist der Zugang zu den Einheimischen schwierig. Oft werden aber auch Freundschaften fürs Leben geschlossen, allerdings häufig eher mit anderen ausländischen Promovierenden als
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mit Einheimischen. Probleme können aufgrund diverser kultureller Unterschiede existieren, sind aber auch wichtiger Teil der Erfahrung. Jede Kultur hat ihre eigenen Gepflogenheiten und ihre eigenen Fettnäpfchen. Im Gegensatz etwa zu einem mehrmonatigen Forschungsaufenthalt im Ausland (vgl. Abschnitt VII 1) hängt eine erfolgreiche komplette Promotion in einem anderen Land verstärkt davon ab, dass die Eingliederung in das dortige Hochschulsystem gelingt. Dazu gehört auch das Zurechtkommen mit dem Land und dem Betreuer vor Ort. In Erfahrungsberichten zu Auslandsaufenthalten, bspw. in den Länderführern des DAAD, ist häufig das abschließende Fazit zu lesen, die Zeit im Gastland sei zwar eine wichtige Lebenserfahrung gewesen, habe aber wissenschaftlich wenig bis gar nichts erbracht. Bei einem bloßen Forschungsaufenthalt ist dies schon aufgrund der deutlich kürzeren Dauer eher zu verschmerzen – bei einer reinen Auslandspromotion sind die Folgen dramatisch und bleiben im Extremfall ein Leben lang erhalten. Sie sollten eine Auslandspromotion nur wagen, wenn Sie zuversichtlich sind, genügend Motivation aufzubringen, um das Projekt auch zu einem Abschluss zu bringen und wenn Sie bereit sind, auf andere Kulturen einzugehen und sich fremden Gegebenheiten anzupassen. Die Finanzierung kann ein großes Problem darstellen, auch wenn es je nach Land und Fach auch möglich sein kann, sich selbst zu finanzieren. In den Naturwissenschaften bspw. sind bezahlte Promotionsstellen auch im Ausland üblich. Was die nötigen Vorplanungen angeht, ist es schwer, länderübergreifende oder allgemeingültige Tipps zu geben. Es kann mitunter rasend schnell gehen, wenn sich bspw. kurzfristig eine Möglichkeit ergibt und der Bewerbungsschluss bevorsteht. Hier genügt im Extremfall eine Woche. Üblicher sind Vorbereitungszeiten von ca. einem Jahr. Beim Finden einer Betreuung hängt viel vom Zufall ab, Möglichkeiten und Optionen bestehen heutzutage aber wohl zur Genüge. Wie bei einer Promotion in Deutschland ist oft Networking die Basis; Konferenzbesuche im Wunschland, Exkursionen und intensive Kommunikation via Brief, E-Mail, Telefon und Universitätsbesuch zahlen sich in der Regel aus. Ansonsten gibt es natürlich auch die Möglichkeit, direkt aus dem Studium oder der Diplomarbeit heraus einen Betreuer zu finden. Wer viel sucht und kommuniziert, wird belohnt. Die Entscheidung für ein bestimmtes Land hängt sicherlich von persönlichen Vorlieben, aber auch von karrierestrategischen Erwägungen ab. Der angloamerikanische Sprachraum wird häufig bevorzugt, auch aus Sprachgründen. Doch auch andere Länder haben oft viel zu bieten, und vielfach gibt es dort auch englischsprachige Studiengänge. Die Zugangsvoraussetzungen variieren von Land zu Land, teilweise sogar von Hochschule zu Hochschule. Sprachliche oder fachliche Zugangstests sind üblich, doch gibt es teilweise auch andere Möglichkeiten, z. B. einen offiziellen Aufschub oder Erlass (delay bzw. waiver) durch Universität oder Betreuer in Nordamerika. Die Anerkennung deutscher Abschlüsse ist im EU-Bereich dank entsprechender Abkommen relativ unproblematisch. Sie müssen allerdings damit rechnen, dass Staatsexamina bspw. der Lehramtsstudiengänge im Ausland nicht geläufig sind. Außerhalb der EU kann es zu Schwierigkeiten kommen. Dies ist im Einzel-
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VII Besondere Situationen
fall vorher mit dem jeweiligen Landesbildungsministerium abzuklären (Nostrifizierung; vgl. Abschnitt II 8 sowie KMK 2000). Was vielen nicht bewusst ist: Auch im EU-Ausland ist vielfach eine Aufenthaltsgenehmigung nötig, was mit einigen bürokratischen Hürden verbunden sein kann. Selbst wo das freie Bleiberecht von EU-Ausländern uneingeschränkt anerkannt wird, so wie seit neuestem in Frankreich, hat sich dies noch nicht überall herumgesprochen und so wird auch von offiziellen Stellen häufig noch eine Aufenthaltsgenehmigung verlangt, die aber wiederum unter keinen Umständen mehr ausgestellt wird. Im bürokratieerprobten Österreich etwa kann es durchaus vorkommen, dass in einer Universität Personalabteilung (bei wissenschaftlichen Mitarbeitern), Studienabteilung (für die Einschreibung in das Promotionsstudium) und Bildungsministerium drei Mal nahezu identische Unterlagen anfordern und prüfen, obwohl die jeweils andere Stelle diese bereits anerkannt hat. Außerhalb der EU brauchen Sie ein Studierendenvisum. Dies ist aber letztendlich nur eine bürokratisch-formale Hürde und hängt von der Finanzierung des Aufenthaltes ab. Lassen Sie sich hier nicht abschrecken. Das Gastland versucht meist, sich nicht mit Ausländern zu belasten, die keine Sozialabgaben leisten. Die Finanzierung gestaltet sich ungleich schwieriger als die einer deutschen Promotion oder auch eines Forschungsaufenthaltes im Ausland. Deutsche Stipendien gelten in der Regel nur für eine Promotion in Deutschland, und auch die Programme bspw. des DAAD sind eher auf mehrmonatige Forschungsaufenthalte ausgerechtet denn auf die Finanzierung einer kompletten Promotion im Ausland. Bei der Suche ist die Stipendiendatenbank (www.daad.de/ausland/de/3.4.1.html) des DAAD hilfreich. Stipendien aus dem Gastland werden nach eigenen Kriterien vergeben, deutsche Absolventen haben durch das andere Hochschulsystem oft die Altersgrenzen für ausländische Förderprogramme bereits überschritten. Nicht immer ist es möglich, eine berufliche Tätigkeit mit einer Auslandspromotion zu vereinbaren; dies sollte im Einzelfall vor der Entscheidung überprüft werden. Einige Promovierende investieren einen Teil ihrer Erbschaft oder andere Mittel in die Promotion. Eine Auslandspromotion ist selten eine Goldgrube und konstanter Geldmangel eigentlich vorprogrammiert. Das kann diverse Probleme nach sich ziehen: Für eine spätere Jobsuche stehen keinerlei finanzielle Reserven mehr zu Verfügung, Heimatflüge sind nur selten möglich, was die Beziehungen zu Familie und Freunden belastet. Über den Ablauf und die Dauer des Promotionsstudiums sollten Sie sich rechtzeitig informieren, es kann durchaus völlig anders gestaltet sein als in Deutschland. In einigen Ländern gibt es ein präsenzpflichtiges Promotionsstudium, mit Pflichtveranstaltungen, Scheinen und teilweise auch Zwischenprüfungen, wie Ph. D. Comprehensive oder Preliminary Exam in den englischsprachigen Ländern oder Diplôme d’études approfondies (DEA) in Frankreich. Auch die Promotion kann sich grundlegend unterscheiden, bspw. hat in Frankreich der Betreuer keinerlei Einfluss auf die Notengebung. Bei der Planung sollten Sie sich auf jeden Fall bei den zuständigen Finanzbehörden über die zukünftige Zuständigkeit bez. der Steuerpflicht erkundigen. Denken Sie auf jeden Fall an eine ausreichende Krankenversicherung.
2 Promovieren im Ausland 185
Bei Komplikationen und Problemen ist die Deutsche Botschaft ein Ansprechpartner, aber allgemein nicht für kleinere Probleme zuständig. Spezielle Probleme mit dem Betreuer können Sie mit Studienkollegen, Freunden oder Kollegen besprechen. Ein Netzwerk an Freunden und Kollegen ist immer sehr hilfreich, und ein guter Draht zum Institutssekretariat empfehlenswert. Die Anerkennung ausländischer Doktortitel wurde in letzter Zeit deutlich vereinfacht. „Ein ausländischer Hochschulgrad, der aufgrund eines nach dem Recht des Herkunftslandes anerkannten Hochschulabschlusses nach einem ordnungsgemäß durch Prüfung abgeschlossenen Studium verliehen worden ist, kann in der Form, in der er verliehen wurde unter Angabe der verleihenden Hochschule geführt werden“ (KMK 2001). Hochschulgrade aus Mitgliedstaaten der Europäischen Union oder des Europäischen Wirtschaftsraumes können dagegen in der Originalform ohne Herkunftsbezeichnung geführt werden. Stattdessen kann auch wahlweise die Abkürzung „Dr.“ ohne fachlichen Zusatz und ohne Herkunftsbezeichnung geführt werden, solange der Titel durch eine ordentliche Promotion erworben wurde und kein sog. Berufsdoktorat ist, d. h. ein Studium mit dem Doktortitel als erstem Abschluss, bei dem die Dissertation vergleichbar mit einer Diplomarbeit ist. Die gleichzeitige Führung beider Abkürzungen ist nicht zulässig (KMK 2000; KMK 2001). Für einzelne weitere Staaten bestehen individuelle Sonderregelungen, für die Vereinigten Staaten gilt die sog. Carnegie-Liste (Carnegie Foundation 2005). Über die Gleichwertigkeit ausländischer Studienabschlüsse informiert die Datenbank anabin (www.anabin.de), die von der Kultusministerkonferenz und der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen betrieben wird. Zuletzt sei noch auf die Möglichkeit der binationalen Promotion hingewiesen. Hierfür gibt es unterschiedliche Modelle, von denen das verbreitetste die sog. Cotutelle de thèse zu sein scheint: Die Promovierenden promovieren hierbei in zwei Ländern mit zwei verschiedenen Doktorvätern, wobei es mittlerweile stellenweise auch möglich ist, in zwei anderen Ländern als dem Heimatland zu promovieren, also mit deutscher Staatsangehörigkeit bspw. in England und Frankreich. Die Arbeit wird in einer der beiden Sprachen abgefasst, die Verteidigung findet in der Regel im anderen Land statt, nach der dort geltenden Promotionsordnung. Beide Betreuer sind hierbei anwesend. Der Doktortitel wird in beiden beteiligten Ländern gleichzeitig erworben, was durchaus ein Vorteil sein kann. Zudem gibt es spezielle Förderprogramme für binationale Promotionen. Es ist allerdings zu bedenken, dass eine doppelte Betreuung nicht nur Vorteile mit sich bringt, insbesondere wenn die beiden Professoren nicht genau die gleiche Linie vertreten. Auf der anderen Seite wird das Risiko einer Auslandspromotion etwas abgemildert, denn auftretende Schwierigkeiten mit abweichenden akademischen Traditionen, Arbeitsweisen und Vorschriften treffen den Promovierenden nicht in der gleichen Härte wie bei einer reinen Auslandspromotion. Abschließend bleibt festzuhalten, dass eine Promotion im Ausland eine wertvolle Erfahrung sein kann und mittlerweile als zukunftsweisend angesehen werden muss. Denken Sie jedoch daran, Ihren Auslandsaufenthalt rechtzeitig und intensiv vorzubereiten. Damit erleichtern Sie sich den Aufenthalt und haben den höchsten Nutzen davon.
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VII Besondere Situationen
Promovieren mit ausländischem Abschluss in Deutschland
Forschen ist auch eine Auseinandersetzung mit der lokalen Wissenschaft und Kultur. Dieser Abschnitt richtet sich in erster Linie an Promovierende, die noch nie in Deutschland gelebt oder gearbeitet haben. Auch deutsche Promovierende, die im Ausland studiert haben, werden hier wichtige Informationen finden. Etwas mehr als sieben Prozent der in Deutschland Promovierenden haben den promotionsrelevanten Studienabschluss im Ausland erworben. Knapp die Hälfte von ihnen promovieren in der Fächergruppe Mathematik / Naturwissenschaften (Thesis 2004). Auf den ersten Blick spricht nichts gegen eine Promotion mit ausländischem Abschluss in Deutschland. Dennoch hat die Erfahrung gelehrt, dass es von größter Bedeutung ist, rechtzeitig vorher alle Informationen ausfindig zu machen, die die Phasen vor, während und nach der Promotion anbelangen. Nur so sind Sie in der Lage, die richtige Entscheidung zu treffen. Vor der Promotion ist es besonders wichtig herauszufinden, welche Zulassungsbedingungen gelten. Dies variiert von Universität zu Universität und von Fakultät zu Fakultät. Die potenziellen Betreuer sind in der Regel nicht mit den verwaltungstechnischen Details vertraut, und die Promotionsordnungen der Fakultäten sind meistens auch nicht sehr aufschlussreich. Wenden Sie sich daher zuerst direkt an den Promotionsausschuss der ausgewählten Fakultät. Nur dort erhalten Sie die Informationen über die Zulassung zur Promotion. Häufig werden Sie nachweisen müssen, dass Ihr ausländisches Abschlussexamen einem deutschen gleichwertig ist. Als Promotionsvoraussetzung ist zudem oft ein Prädikatsexamen vorgesehen. Sofern Ihre Zeugnisse darüber keine Auskunft geben, lassen Sie sich eine entsprechende Bescheinigung von der Universität geben, bei der Sie Ihren Abschluss erworben haben. Aus dieser sollte eine Bewertung Ihres Prüfungsergebnisses, ggf. in Form eines Rankings innerhalb Ihres Abschlussjahrgangs hervorgehen. Auch können Sie anhand der von Ihnen besuchten Lehrveranstaltungen belegen, dass Sie sowohl inhaltlich als auch fachlich die nötigen Grundlagen mitbringen. Eine weitere wichtige Frage ist, ob die Dissertation in einer Fremdsprache, z. B. auf Englisch, verfasst werden darf. Ist die Arbeitssprache nicht Ihre Muttersprache, sollten Sie sich im Voraus Gedanken über Korrektoren machen. Viele andere Fragen gilt es zu klären: Gibt es Abkommen mit ausländischen Universitäten und damit die Möglichkeit einer binationalen Promotion (vgl. Abschnitt VII 2), was in der Regel die Anerkennung des Doktortitels im Partnerland erleichtert? Ist eine ständige Präsenz an der Universität erforderlich oder reicht es, sich in regelmäßigen Abständen mit dem Betreuer vor Ort zu treffen und evtl. Zwischenfragen per E-Mail zu klären? Gibt es ein Graduiertenkolleg (vgl. Abschnitt II 7.1),
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in dem Sie Kontakte in einem akademischen Netzwerk knüpfen können und Ihr „Deutsch für Wissenschaftler“ trainieren können? Falls Sie nicht aus einem der EU-Staaten kommen, sollten Sie sich vorab über die Visabestimmungen erkundigen. Auch wenn ein Touristenvisum für einen Kurzaufenthalt ausreicht, bedeutet dies nicht unbedingt, dass die Ausländerbehörde Ihnen vor Ort ein Langzeitvisum ausstellt. Häufig muss dieses im Heimatland beantragt werden. Informieren Sie sich, ob Sie z. B. ein Mindesteinkommen für Ihren Lebensunterhalt nachweisen müssen. Klären Sie beim Akademischen Auslandsamt Ihrer Universität, ob Sie eine Arbeitserlaubnis erhalten können. Als EUBürger haben Sie die gleichen Rechte auf dem deutschen Arbeitsmarkt wie deutsche Staatsbürger. Die Aufenthaltserlaubnis ist in diesem Fall eher eine Formalität. Während der Promotion ist insbesondere auf Unterschiede in der Arbeitsweise zu achten. Promovierende aus Ländern, in denen eine intensive Betreuung zur Lerntradition gehört, sollten sich auf die selbstständigere Arbeitsweise deutscher Forscher und Promovierender einstellen. Die Unterschätzung solcher Konventionen könnte zu Motivationsschwierigkeiten führen (vgl. Abschnitt V 1), die die Arbeit verzögern, vor allem wenn Sie sich gleichzeitig mit einer neuen wissenschaftlichen Methode vertraut machen müssen. Andererseits bedeutet das Forschen in einem anderen kulturellen Kontext eine eindeutige Bereicherung für jeden Wissenschaftler. Der Kontakt zu anderen Promovierenden, z. B. über verschiedene Netzwerke oder über Graduiertenkollegs (vgl. Abschnitt II 7.1) kann bei der Eingewöhnung helfen. Auch nach der Dissertation sind Sie noch nicht am Ende Ihres verwaltungstechnischen Hürdenlaufes. In Deutschland besteht Publikationspflicht: Ohne Veröffentlichung der Dissertation gibt es keinen Doktortitel (vgl. Abschnitt VI 3.2) und unter Umständen müssen Sie dabei die Publikationskosten selber zahlen, daher sollten Sie sich rechtzeitig um Förderungsmöglichkeiten kümmern (vgl. Abschnitt VI 3.4). Der letzte Schritt besteht meistens in der Anerkennung des deutschen Doktortitels in Ihrem Heimatland. Trotz der europaweiten Harmonisierung, die der Bologna-Prozess zumindest verspricht (vgl. Abschnitt II 1), sollten Sie sich ebenfalls möglichst frühzeitig informieren, ob Sie den deutschen Doktortitel in der Heimat führen dürfen und ob dieser dort von Arbeitgebern honoriert wird. Ebenso gilt es für Deutsche mit ausländischem Abschluss auf dem Weg zum Doktortitel einige Hindernisse zu überwinden. Neben den Problemen mit der formalen Zulassung müssen Sie bereits zuvor bei der Suche nach einem Betreuer häufig mit Unkenntnis und Vorurteilen bez. Ihres „seltsamen“ Studienabschlusses rechnen. Suchen Sie dabei möglichst das offene Gespräch. Erzählen Sie, was Sie im Ausland studiert haben und welche anderen Methoden Sie kennen gelernt haben. Verweisen Sie auch auf bereits erfolgte Konferenzbeiträge, Veröffentlichungen oder Patente. Zeigen Sie Ihrem potenziellen Betreuer, dass Sie eine Bereicherung für seinen Lehrstuhl darstellen können. Neben der rein akademischen Arbeit gibt es andere Aspekte, die ebenfalls zu berücksichtigen sind, wie das soziale Umfeld, die Sprache und die Kultur. So gilt es als Gastfreundschaft, mit geladenen Gästen Englisch zu sprechen. Für viele Wissenschaftler ist dieses die Lingua Franca schlechthin. Innerhalb des Fachge-
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VII Besondere Situationen
bietes können Sie auf diese Weise relativ leicht mit Ihren Kollegen kommunizieren. Sie werden aber schnell merken, dass das Erlernen einiger Worte und Formeln nicht nur aus Höflichkeit geboten, sondern auch im Alltag notwendig ist. Die Sprache ist der Zugang zu den Menschen und ihrer Kultur, gerade außerhalb der universitären Welt. Unter sich, beim Essen und in der Freizeit wird am liebsten die eigene Sprache gesprochen und versucht, die lästige und emotional ungenaue Lingua Franca zu umgehen. Sie sollten sich die deutsche Sprache wenigstens teilweise zu Eigen machen. Sprachkurse gibt es an der Universität, manchmal als Fortund Weiterbildung. Alternativen bieten hier die Volkshochschulen oder Privatunterricht. Schwarze Bretter an der Universität führen hier weiter, wie auch Annoncen in den Zeitungen oder im lokalen Supermarkt. Als Ausgangspunkt und Randbedingung für eine Dissertation ist eine gute Einbindung in ein festes soziales Umfeld sehr wichtig (vgl. Abschnitt II 2). Wenn Sie eine Stelle im Ausland annehmen, sollten Sie sich möglichst schnell darum kümmern, Leute kennen zu lernen und sich ein solches Umfeld aufzubauen. Das kostet zwar Energie, aber es lohnt sich. Für den Anfang bietet es sich an, erfahrene Landsleute aufzusuchen, die einem helfen können, die lokale Bürokratie und den fremden Alltag zu überblicken. Möglichkeiten gibt es hier viele, z. B. durch „Heimatvereine“ oder die entsprechenden Kulturzentren. Manchmal gibt es in den Städten auch sog. Expat-Clubs (Expat = Expatriate), die sich in regelmäßigen Abständen treffen. In jeder neuen Umgebung muss sich der Mensch erst einmal zurechtfinden. Wen dürfen Sie duzen, wer legt Wert auf das „Sie“? Darf ich mich beim Arbeitsgruppentreffen auch direkt neben den Chef setzen? Die Regeln weichen oft von denen ab, die Sie zu Hause oder in anderen Kulturen gelernt haben. Vieles davon lässt sich auf zwischenmenschlicher Ebene klären. Ob Sie im Gespräch unter Kollegen direkt zur Sache kommen sollten oder Sie erst nachfragen müssen, wie es den Kindern oder dem Hund geht, lässt sich natürlich lernen. Aber Ihre importierten Konventionen funktionieren in Deutschland nicht unbedingt und Ihre Umgebung erkennt nicht immer, dass Sie anderen Verhaltensformen und -normen folgen. Dabei entstehen Konflikte, die Sie in erster Linie selber erkennen, aufklären und lösen müssen. Vereine bieten Ihnen eine Möglichkeit, schnell Leute kennen zu lernen. Freizeitaktivitäten sind oft auch ein guter Ausgleich zum anstrengenden wissenschaftlichen Alltag. Die Promovierendennetzwerke Eurodoc (www.eurodoc.net) und Thesis e. V. (www.thesis.de) richten sich speziell an Promovierende. Darüber hinaus gibt es vielfältige Möglichkeiten: Vom Tanzen und Singen bis zum Fußballspielen und Briefmarkensammeln werden (fast) alle Hobbys bedient. Nutzen Sie die Chancen, die der Auslandsaufenthalt Ihnen bietet, sowohl wissenschaftlich als auch persönlich! Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt VII 3) Decker 2001.
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Promovieren mit Fachhochschul- bzw. BachelorAbschluss
Nunmehr seit 1995 gibt es für Fachhochschulabsolventen die Möglichkeit, direkt an einer deutschen Universität zu promovieren. Von wenigen Ausnahmen abgesehen haben Fachhochschulen in Deutschland kein Promotionsrecht, dennoch können Fachhochschulabsolventen an Universitäten promovieren. In den 16 Landeshochschulgesetzen ist festgelegt, dass die Promotionsordnungen der Universitäten besonders befähigte Fachhochschulabsolventen zur Promotion zulassen können. Dabei liegt die Betonung auf „können“, da die Auslegung dieses Gesetzes den einzelnen Fakultäten im Zuge der Gestaltung ihrer Promotionsordnung obliegt (vgl. Abschnitt II 3). Außer in Bayern, Bremen und Rheinland-Pfalz müssen Universitäten per Ländergesetz Fachhochschulabsolventen zur Promotion zulassen, jedoch wurde dies noch nicht in allen Promotionsordnungen umgesetzt. In elf Bundesländern (vgl. Tabelle 32) existiert noch eine sog. kooperative Promotion. Bei dieser Form kann ein Fachhochschulprofessor als Betreuer und Gutachter fungieren (HIS o. J.). In Bremen und Sachsen-Anhalt darf laut Landeshochschulgesetz unter bestimmten Bedingungen das Promotionsrecht an einzelne Fachhochschulen verliehen werden. Von Interesse ist nun, wie das verankerte Recht genutzt und umgesetzt wird. Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat bisher zweimal statistisch Bilanz gezogen. Die Anzahl der Zulassungsanträge zur Promotion von Fachhochschulabsolventen an Universitäten hat sich in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt, ist jedoch mit 423 (1997) und 873 (2000) immer noch sehr gering (O. V. o. J. c). Die meisten Anträge wurden an Universitäten der neuen Bundesländer gestellt, wobei sich dies auch in den Zahlen der Zulassungen widerspiegelt. Bei der letzten Erhebung 1999/2000 lagen die Sprach- und Kulturwissenschaften bei den erfolgreich abgeschlossenen Promotionen von Fachhochschulabsolventen vorne, gefolgt von der Mathematik und den Naturwissenschaften (HIS o. J.). Die Kriterien, die promotionswillige Kandidaten erfüllen müssen, sind bundesweit sehr unterschiedlich. Vor der Zulassung zum eigentlichen Promotionsstudium ist meist erst eine Qualifizierungsphase zu durchlaufen. Dauer und Inhalt dieser sog. Eignungsfeststellungsverfahren sind in den Promotionsordnungen geregelt, die von Fakultät zu Fakultät differieren können. Die bundesweite Ablehnungsquote von 23 % zeugt von der Höhe der zu nehmenden Hürde (O. V. o. J. c). An Deutschlands Universitäten haben 220 Fachhochschulabsolventen in den Jahren 2000 bis 2002 promoviert. Insgesamt promovierten circa 74.500 Personen, sodass sich der Anteil der Fachhochschulabsolventen lediglich auf 0,3 % aller Promotionen belief (Piterek 2003).
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VII Besondere Situationen
Tabelle 32 gibt einen Überblick über die landesgesetzlichen Regelungen, wobei ein Pluszeichen bedeutet, dass der Aspekt für das jeweilige Bundesland zutrifft. In keinem Bundesland existiert ein generelles Promotionsrecht für Fachhochschulen. Nur in Bremen und Sachsen-Anhalt ist die Verleihung des Promotionsrechtes an einzelne Fachhochschulen unter bestimmten Bedingungen möglich. Fachhochschulabsolventen können in allen Bundesländern zur Promotion zugelassen werden, in einigen (vgl. Tabelle 32) müssen sie sogar zugelassen werden (HIS o. J.). Tabelle 32. Landesgesetzliche Regelungen zur Promotion für Fachhochschulabsolventen (HIS o. J.) Bundesland
kooperative Promotion
müssen zugelassen werden
Baden-Württemberg
+
+
Bayern
-
-
Berlin
+
+
Brandenburg
+
+
Bremen
+
-
Hamburg
-
+
Hessen
-
+
Mecklenburg-Vorpommern
+
+
Niedersachsen
+
+
Nordrhein-Westfalen
+
+
Rheinland-Pfalz
-
-
Saarland
+
+
Sachsen
+
+
Sachsen-Anhalt
-
+
Schleswig-Holstein
+
+
Thüringen
+
+
Eine Promotion als Bachelor- oder Fachhochschulabsolvent will entsprechend gut überlegt sein: Es ist ein schwieriges und oft unterschätztes Unterfangen, da die Hemmschwellen und Vorurteile von potenziellen Betreuern an den Universitäten gegenüber dem Fachhochschulsystem und dem Vermögen seiner Absolventen immer noch dominieren. Ohne potenzielle Interessenten entmutigen zu wollen, zeugt die eingangs aufgezeigte Bilanz davon, dass Sie – positiv gesprochen – als promovierender Bachelor- bzw. Fachhochschulabsolvent immer noch ein Exot sind. Mit Momenten der Frustration und Enttäuschungen sollten Sie daher umgehen können. Um sich selbst zu testen und das Risiko abzuschätzen, eignet sich bspw. das Modell des „Brückenjahres“, das von verschiedenen Universitäten angeboten wird und sich zunehmend verbreitet. Hierbei handelt es sich um einen in der Regel zweisemestrigen Zeitraum, in dem der Kandidat unter Supervision eines Hochschullehrers an
4 Promovieren mit Fachhochschul- bzw. Bachelor-Abschluss 191
dem anvisierten Promotionsvorhaben arbeitet und gezielt Seminare besucht, die vorhandene Wissenslücken ausgleichen. Bei Nachweis der erworbenen Kenntnisse, bspw. durch ein aussagekräftiges Exposé (vgl. Abschnitt IV 2), kann dann die Zulassung zum Promotionsstudium erfolgen. Wer sich absichern will oder es sich auf halber Strecke doch noch anders überlegt, kann sich die erworbenen Leistungen auch in Form von ECTS dokumentieren lassen. Hierbei handelt es sich um Punkte, die nach den Maßstäben des „European Credit Transfer System“ für einzelne Leistungen wie Klausuren oder Hausarbeiten vergeben werden. Da dieses Bewertungssystem europaweit anerkannt ist und genutzt wird, ließe sich die Ausbildungseinrichtung im Bedarfsfall wechseln oder auf Basis der im Brückenjahr erbrachten Leistungen relativ schnell ein Masterabschluss machen. Ist die Entscheidung für die Promotion einmal getroffen, sind noch allerlei Hürden zu überwinden. Schon die Suche nach einem Betreuer gestaltet sich schwierig, wenn Sie nicht durch den bisherigen Werdegang oder ein Brückenjahr auf eine Bezugsperson zurückgreifen können. Da die Fachhochschulen über kein eigenes Promotionsrecht verfügen, ist es notwendig, einen Betreuer an einer Universität sowie eine Universität zu finden, deren Recht eine Promotion eines Fachhochschulabsolventen zulässt. Der erste Schritt ist also, jemanden zu finden, der einerseits befugt und andererseits auch willens ist, Ihre Promotion zu betreuen. Mit welchen Argumenten können Sie den potenziellen Betreuer dazu bewegen, sich auf dieses „Abenteuer“ einzulassen? Es gibt einige Gründe, mit denen seitens der Universitäten und Professoren dagegen argumentiert wird und die Sie in allen planerischen Reflexionen durchaus berücksichtigen sollten: 1. Die Ausbildung der Fachhochschuldiplomanden ist praxisnaher. Das ist das ureigenste Verständnis einer Fachhochschule. Jedoch impliziert diese Tatsache auch, dass forschungstheoretische Grundlagen nicht in der gleichen Tiefe wie an Universitäten vermittelt und entsprechende Fähigkeiten nicht im selben Umfang gefördert wurden. Somit sind die Startbedingungen zur Anfertigung einer wissenschaftlichen (Doktor-)Arbeit nicht dieselben. Professoren könnten daher befürchten, dass Ihre Dissertation zu wenig wissenschaftliche Tiefe aufweisen wird. Auch wird es sich nicht vermeiden lassen, Theorie nachzulernen, die am betreffenden Institut als Wissen vorausgesetzt wird, selbst wenn diese Theorie nicht direkt für Ihre Promotion von Relevanz ist. Andererseits ist gerade Ihre praxisnahe Ausbildung Ihr großer Pluspunkt als Fachhochschulabsolvent, der Ihnen erlaubt, Probleme von einem weniger theoretischen Standpunkt aus zu betrachten. Denken Sie daran, diese Tatsache in Ihre Argumentation einfließen zu lassen. 2. Oftmals sind für promotionswillige Absolventen von Fachhochschulen keine Haushaltsstellen an den entsprechenden Universitäten bzw. Fakultäten vorgesehen. D. h., der Promovierende muss sich um eine anderweitige Finanzierung bemühen, sei es über Stipendien (vgl. Abschnitt II 7.3), über Nebenbeschäftigungen oder sonstige Arbeitsverhältnisse. Für Sie bedeutet das, dass Sie Ihre komplette Promotion ohne eine Stelle an einer Universität durchführen. Erfahrungsgemäß ist die Abbrecherquote derjenigen, die nicht direkt am Lehrstuhl angebunden sind, relativ hoch, weil die kollegiale Einbindung sowie die damit
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VII Besondere Situationen
üblicherweise einhergehenden sozialen Kontakte und Unterstützungsoptionen fehlen. 3. Der Praxisbezug der Fachhochschulen führt gemeinhin auch dazu, dass die Absolventen über einige Berufserfahrung verfügen. Oftmals haben sie diese Erfahrungen schon vor dem Studium gesammelt, sind auf dem zweiten Bildungsweg zum Studium gelangt oder haben bereits nach dem Studium sofort ein Stellenangebot angenommen, anstatt direkt den Weg zu einer wissenschaftlichen Laufbahn einzuschlagen. Daher kommt ein „Studierendenleben“ für die Zeit der Promotion für viele nicht in Frage. Das ganze Projekt Promotion soll vielmehr zusätzlich zu einer Berufstätigkeit durchgeführt werden. Die dabei zu erwartende Zeitnot sowie physische und psychische Belastung sind häufig der Grund für die Ablehnung eines Anfragenden. Die Erfahrung hat leider immer wieder gezeigt, dass die Anforderungen, die solch ein langfristiges Projekt mit sich bringt, mitunter zu hoch sind, als dass eine fundierte wissenschaftliche Dissertation angefertigt werden kann. Die genannten Vorbehalte sind nur exemplarisch angeführt für das, was Ihnen als promotionswilligem Fachhochschulabsolventen auf der Suche nach einem Betreuer begegnen kann. Sie sollten diese Aspekte aber auch bei Ihren Überlegungen berücksichtigen, ob Sie sich wirklich auf solch eine erschwerte Promotion einlassen wollen. Überlegen Sie sich gründlich, ob Sie es wagen sollen und wie Sie sich auf Ihr Projekt vorbereiten können. Lassen Sie sich nicht entmutigen. Nutzen Sie vielmehr die Informationen, um sich der Konsequenzen dieser Entscheidung bewusst zu werden und den häufig steinigen Weg aktiv zu begehen. Vor diesem Hintergrund ist zu überlegen, wie sich die eigenen wissenschaftlichen Interessen optimal mit denen der potenziellen Betreuer verbinden lassen. Denn auch der Betreuer muss den Nutzen Ihrer Promotion für sich, seinen Lehrstuhl und damit auch seine Fakultät und die gesamte Universität sehen. Es gilt also, jemanden zu finden, der zur Betreuung Ihres Themas bereit und auch dazu in der Lage ist, d. h. die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Üblicherweise sind die formellen Anforderungen für Bachelor- bzw. Fachhochschulabsolventen in der Promotionsordnung der Universität geregelt. Als Bachelor- bzw. Fachhochschulabsolvent müssen Sie mindestens die folgenden inhaltlichen und formalen Anforderungen für eine Promotion erfüllen: Einerseits müssen Sie ausreichend gute Argumente für Ihren potenziellen Betreuer gefunden haben, um diesen für die Betreuung Ihrer Promotion zu gewinnen. Andererseits müssen Sie neben dem üblichen vorgegebenen Notendurchschnitt zusätzliche Auflagen erfüllen, um überhaupt zur Promotion zugelassen zu werden. Die Argumentation für die Betreuung einer Promotion ist einer Neukundenakquise im Geschäftsleben ähnlich. Der potenzielle Promovierende muss überzeugende Argumente vorweisen können, die dem potenziellen Betreuer die Übernahme der Betreuung plausibel und Erfolg versprechend erscheinen lassen.
5 Promovieren mit Kind 193
Am wichtigsten dabei ist die konkrete Darstellung Ihres Promotionsvorhabens. Nicht der Wunsch nach einer Promotion wird den Betreuer überzeugen, sondern vielmehr die interessante Thematik. Diese lässt sich zielführend in einer Projektskizze oder einem Exposé (vgl. Abschnitt IV 2) darstellen, das im Idealfall auch eine Stellungnahme dazu enthält, warum genau dieses Thema bearbeitet werden soll und warum genau an dieser Universität, dieser Fakultät bzw. diesem Lehrstuhl. Bestehende Kontakte zu nutzen kann ebenfalls hilfreich sein, egal ob es sich dabei um Kontakte zu Professoren von Fachhochschulen oder Universitäten handelt. Nützliche Dokumente dazu wären z. B. Empfehlungsschreiben eines oder mehrerer Professoren. Auch ein Gutachten zur Diplomarbeit, das insbesondere die Fähigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten herausstellt, wäre von Vorteil. Aktuelle Informationen über die Zulassungsbestimmungen an den Universitäten finden Sie in den Promotionsordnungen. Achten Sie darauf, dass Promotionsordnungen nicht für eine komplette Hochschule gelten, sondern von Fakultät zu Fakultät variieren können. Das Hochschul-Informations-System (HIS) bietet unter www.promotion-fh.de ein Abfragesystem über die Promotion für Fachhochschulabsolventen, das auf die über 1.000 Promotionsordnungen Deutschlands zugreift. Oftmals erfordern promotionsvorbereitende Studien den Besuch von Lehrveranstaltungen, Seminaren oder auch das Anfertigen wissenschaftlicher Arbeiten. Daher sollten Sie im Vorfeld genau klären, ob und in welchem Umfang dies mit Ihrer evtl. beruflichen Tätigkeit vereinbar ist. Ggf. kann der Besuch von Seminaren zu Zeitmanagement, Forschungsmethoden und Arbeitstechniken hilfreich sein, da sich die investierte Zeit durch nachfolgende Zeitersparnis lohnt. Zum Schluss bleibt das durchwegs positive Fazit. Die Promotion als Bachelorbzw. Fachhochschulabsolvent bleibt gerade aufgrund der genannten Schwierigkeiten und Anstrengungen etwas Besonderes. Tipps zum Weiterlesen (für Abschnitt VII 4) HRK 2001; Keller 2005.
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Promovieren mit Kind
Wenn Sie Kinder haben und eine Promotion anstreben bzw. ein Kind bekommen wollen und gleichzeitig an Ihrer Promotion weiterarbeiten möchten, sollten Sie sich von den damit verbundenen Schwierigkeiten nicht entmutigen lassen. Leider sind die vorherrschenden Arbeitsbedingungen an deutschen Hochschulen noch immer weitgehend auf traditionell männliche Erwerbsbiografien mit fast vollständiger Entlastung von Reproduktionsaufgaben zugeschnitten. Zudem ist die Meinung weit verbreitet, dass die wissenschaftliche Karriere eine mehrjährige Unterbrechung nicht zulasse. Viele Professoren haben die Vorstellung, dass die Mutterschaft zu viel Zeit und Energie beanspruche und dies auf Kosten der wissenschaftlichen Arbeit ihrer Promovierenden gehe. Promovierende Väter sind
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VII Besondere Situationen
diesen Verdächtigungen meist nicht ausgesetzt. Obwohl sie in der Bewältigung des Arbeitsalltages mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, sind es größtenteils promovierende Mütter, denen die Möglichkeit erschwert wird, Promotionsvorhaben und Familie miteinander zu vereinbaren. Aus diesem Grund richtet sich dieser Abschnitt vordergründig an Doktorandinnen. Dennoch werden auch promovierende Väter mit vielen hier erläuterten Themen konfrontiert werden. Im Mutterschutzgesetz sind neben den Schutzfristen von sechs Wochen vor der Geburt und acht Wochen danach auch finanzielle Leistungen geregelt (§ 11, § 13 und § 14 MuSchuG). Es empfiehlt sich BMFSFJ 2004b zu besorgen, da hier alle wichtigen gesetzlichen Informationen zusammengetragen sind. Auch die Gestaltung des Arbeitsplatzes für eine werdende oder stillende Mutter ist im Mutterschutzgesetz verankert. Wenn Sie für Ihr Promotionsvorhaben im Labor oder anderen Gefahrenbereichen arbeiten müssen, können die im Gesetz geschilderten strikten Beschäftigungsverbote für werdende Mütter für Sie zu längerfristigen Unterbrechungen Ihrer Versuche führen. In einem solchen Fall empfiehlt es sich, gemeinsam mit dem Betreuer Lösungsmöglichkeiten zu suchen und das weitere Vorgehen während der Schwangerschaft genau abzusprechen. Für stillende Mütter schreibt das Mutterschutzgesetz ebenfalls gewisse Rahmenbedingungen vor – unter anderem den rechtlichen Anspruch auf voll vergütete Stillpausen. In der Praxis wird sich die Stillzeit für Sie bei guter logistischer Planung recht unproblematisch gestalten. Normalerweise lassen sich an den Hochschulen auch leicht geeignete Räumlichkeiten, wie z. B. ein Krankenzimmer, finden, in die Sie sich zum Abpumpen der Milch bzw. zum Stillen zurückziehen können, wenn Sie jemanden haben, der Ihnen das Kind zu den Stillzeiten bringt. Alle Eltern, die in einem vertraglichen Beschäftigungsverhältnis stehen, egal ob in Teilzeit oder Vollzeit, haben bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres des Kindes Anspruch auf Elternzeit – früher Erziehungsurlaub genannt (§ 15 BErzGG). Das Recht auf Elternzeit besteht für Mütter und Väter unabhängig voneinander, beide können drei Jahre in Anspruch nehmen. Während der Elternzeit dürfen Sie in der Regel bis zu 30 Stunden pro Woche arbeiten. Weitere Informationen finden Sie in BMFSFJ 2004a. Dadurch dass Promovierende im Normalfall auf befristeten Stellen beschäftigt sind, wird die Lage unübersichtlich und führt zu unterschiedlichen Regelungen in der Praxis, insbesondere bei Stellen in Drittmittelprojekten. Bspw. bietet die DFG die Finanzierung einer Ausgleichskraft im Falle der Elternzeit für den Arbeitgeber an und die vollständige Weiterfinanzierung im Rahmen des Arbeitsvertrages für den eigentlichen Stelleninhaber nach Ablauf der Elternzeit. Offiziell fördert die Politik Frauen in der Wissenschaft (DFG 2002). Doch für die Kindererziehung gibt es im Hochschulrahmengesetz keinen Bonus. Eine Verlängerung der Zwölfjahresfrist (§ 57 HRG) ist nur vorgesehen, falls offiziell Elternzeit beantragt wurde – unabhängig davon, ob Sie eine halbe oder eine volle Stelle haben. Im Zweifelsfall kann es für die Planung Ihrer wissenschaftlichen Karriere daher sehr sinnvoll sein, offiziell Elternzeit zu nehmen. Zu beachten ist, dass der Zeitraum der Elternzeit möglichst zeitig und spätestens vor Ablauf der Mutterschaftszeit beim Arbeitgeber eingereicht wird. So kann auch der Arbeitgeber langfristig planen. Sollten Sie sich als Promovierende zu einer Verlängerung der Elternzeit entschließen, ist eine frühzeitige Absprache mit
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dem Arbeitgeber wichtig, da eine Verlängerung des beidseitigen Einverständnisses bedarf. Für promovierende Eltern lohnt es sich in den meisten Fällen, einen Antrag auf Erziehungsgeld zu stellen. Erziehungsgeld ist ein Zuschuss zum Einkommen für Eltern, die ihr Kind, welches das zweite Lebensjahr noch nicht vollendet hat, betreuen. Es muss nicht zurückgezahlt werden. Die Erziehungsgeldstellen sind je nach Bundesland unterschiedlichen Behörden zugeordnet (www.9monate.de/ Erziehungsgeldstellen.html). Wie viel und über welchen Zeitraum Erziehungsgeld gezahlt wird, ist u. a. von Ihrem Einkommen und von der Auszahlungsweise, für die Sie sich entscheiden, abhängig. Unter www.bmfsfj.de/Elternzeitrechner finden Sie einen Elternzeitrechner, mit dem Sie die für Sie beste Kombination von Elternzeit und Erwerbstätigkeit herausfinden können. Anspruch auf Bundeserziehungsgeld haben Sie, wenn Sie keine oder keine volle Erwerbstätigkeit ausüben – maximal 30 Stunden pro Woche sind gestattet. Da Promotionsstipendien (vgl. Abschnitt II 7.3) normalerweise nicht versteuert und somit von den meisten Behörden nicht als Erwerbstätigkeit angesehen werden, sind die Chancen für Stipendiaten, Erziehungsgeld zu bekommen, recht gut. Sind Sie Stipendiat, werden Sie in der Regel weiter Ihr Stipendium beziehen, können es aber auch für die Elternzeit unterbrechen. Für viele Stipendien gibt es Kinderbetreuungszuschläge. Unter Umständen können auch zusätzliche Kinderbetreuungskosten erstattet werden. Bspw. ist bei DFG-Stipendien für weibliche Promovierende ein Kinderbetreuungszuschlag vorgesehen. Männliche Promovierende können diesen nur erhalten, wenn sie allein erziehend sind oder mit einer Wissenschaftlerin verheiratet sind, die sich in der Promotions- oder Habilitationsphase befindet und die selbst keinen Kinderbetreuungszuschlag erhalten kann. Bei den Stipendien der Begabtenförderwerke besteht inzwischen für Mütter und Väter von Kindern bis zum zwölften Lebensjahr die Möglichkeit, die Gesamtförderdauer um ein Elternjahr zu verlängern. In manchen Bundesländern bzw. Universitäten gibt es für Promovierende, die während der Promotionsphase Kinder bekommen haben, besondere Stipendien, z. B. Abschlussstipendien für die Fertigstellung der Dissertation. Wenn Sie als Studierender eingeschrieben sind, können Sie beim Jugendamt eine Übernahme der Kinderbetreuungskosten bzw. einen Zuschuss zu den Kosten beantragen. Auch sollten Sie prüfen, ob ein Anspruch auf Wohngeld besteht. Für Sie als promovierende Eltern kann es sich finanziell durchaus lohnen zu heiraten. Dies betrifft nicht nur Ihre jährliche Steuererklärung. So gibt es z. B. bei den Graduiertenkollegs der DFG wie auch bei einigen Förderwerken Zuschüsse für Verheiratete. Auch zählen manche Krankenkassen ein Stipendium nicht als Einkommen. In diesem Fall kann z. B. ein mit einem Stipendium promovierender Ehemann bei der berufstätigen Ehefrau familienversichert sein (vgl. Abschnitt II 11). Eins der größten Hindernisse für das Promovieren mit Kind ist der vielerorts in Deutschland katastrophale Mangel an qualifizierter und bezahlbarer Kinderbetreuung. Besonders in den alten Bundesländern und dort besonders für die Kinder unter drei Jahren sowie für Schulkinder am Nachmittag ist die Betreuungssituation desolat, denn es stehen kaum Krippen- und Hortplätze zur Verfügung, weder von staatlichen, kirchlichen noch von anderen Trägern. Alternativ können Sie sich
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nach einer Tagesmutter oder einer privaten Elterninitiative umsehen. Wenn nicht ausreichend private finanzielle Mittel vorhanden sind, um qualifizierte Kinderbetreuung einzukaufen, und Sie auch keine andere Vertrauensperson wie bspw. eine Großmutter finden, die diese Aufgabe übernimmt, muss ein Elternteil zwangsläufig seine Karriereambitionen zurückstellen. Einen großen Standortvorteil haben Sie, wenn Sie in einem der neuen Bundesländer wohnen. Dort ist es in der Regel unproblematischer, eine geeignete Kinderbetreuung zu finden. Nicht nur deswegen ist in den neuen Bundesländern auch die Einstellung im universitären Umfeld viel familienfreundlicher. Jedoch ist es auch hier ratsam, direkt nach der Geburt einen Betreuungsantrag beim zuständigen Amt zu stellen. In jüngster Zeit lassen sich von Seiten einiger weniger Hochschulen erste Bestrebungen erkennen, die Vereinbarkeit von Familie und wissenschaftlicher Karriere zu verbessern. So wurden von dem Versuchsprojekt „Audit Familienfreundliche Hochschule“ (www.familiengerechte-hochschule.de) bereits zwölf Hochschulen zertifiziert. Diese bieten bspw. Krippenbetreuung für die Kleinsten oder Campusbetreuung für Schulkinder während der Schulferien an. Zu erwähnen sind auch viele private Elterninitiativen an Hochschulen, die Kinderbetreuung organisieren und von ihrer Universität z. B. durch Überlassung von Räumlichkeiten darin unterstützt werden. Ebenso haben sich an den Leibniz-Instituten ähnliche Möglichkeiten für Wissenschaftlerinnen mit Kind entwickelt. Die Anfang 2005 neu gegründete Christiane-Nüsslein-Vollhardt-Stiftung unterstützt junge Wissenschaftlerinnen mit Kind durch Stipendien für Kinderbetreuung und Haushaltshilfe sowie den Wiedereinstieg in die wissenschaftliche Karriere (CEWS 2005). Es bleibt zu hoffen, dass diese jüngste Entwicklung sich verstärkt, sodass sich an den Hochschulen der Zukunft in Deutschland Elternschaft und wissenschaftliche Karriere problemloser vereinbaren lassen (Mues / Briede / Missomelius 2003). Wichtig für den Erfolg Ihres Promotionsvorhabens sind das Wohlwollen und die Unterstützung durch Ihren Betreuer. Wenn dieser sich verständnisvoll zeigt und Ihnen das Gefühl vermittelt, dass sich Elternschaft und wissenschaftliches Arbeiten nicht ausschließen, ist das für den Erfolg Ihrer Promotion schon die halbe Miete. Aber auch, wenn Ihr Vorgesetzter sich skeptisch gegenüber Ihrem Vorhaben Promovieren mit Kind zeigt, können Sie es schaffen. In Deutschland herrscht leider auch heute noch vielerorts das gesellschaftliche Denkmuster vor, Mütter hätten mit ihren Kindern zum Wohle derselben besser die ersten Jahre zu Hause zu verbringen, die Väter dagegen für das materielle Wohl der Familie zu sorgen. Ob es für das Wohl des Kindes wirklich erforderlich ist, dass es in den ersten Lebensjahren ausschließlich von der Mutter betreut wird, wird kontrovers diskutiert. So wird z. B. in Hassenstein 2001, 38 die Meinung vertreten, dass es zwar für die spätere Entwicklung eines Kindes wesentlich sei, dass es während des ersten Lebensjahres volles Vertrauen zu einer Hauptbindungsperson entwickeln könne, doch wird dies durch eine Fremdbetreuung keineswegs ausgeschlossen. Auch dürfen Sie die positiven sozialen, emotionalen und kognitiven Lerneffekte für Ihr Kind, die durch einen frühen Kontakt mit anderen Kindern und die fördernde Atmosphäre in der Betreuung ausgelöst werden, nicht unterschätzen. Demnach ist es für eine positive Entwicklung des Kindes nicht
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zwingend notwendig, dass Sie als Mutter auf eine Erwerbstätigkeit verzichten. Allerdings ist es wichtig, dass Sie auf die Qualität der Betreuung achten. Bei einer unter berufstätigen Müttern durchgeführten Umfrage stellte sich heraus, dass die Vorlieben für den Zeitpunkt des Wiedereinstiegs in den Beruf individuell unterschiedlich sind (Schneider 2004, 21 f.). So hielten die befragten Mütter je nach Neigung den Wiedereinstieg nach jeweils drei, sechs, neun oder auch zwölf Monaten nach der Geburt für optimal. In Deutschland ist es bei weiblichen Promovierenden verbreitet, schon kurze Zeit nach der Geburt des Kindes weiter zu arbeiten. Sollten Sie vorhaben, die Elternzeit zur Konzentration auf die Dissertation zu nutzen, so unterschätzen Sie nicht den Zeitaufwand, der mit der Betreuung eines Säuglings verbunden ist. Die Vorstellung „das Baby schläft dann auf dem Balkon und ich schreibe in Ruhe an meiner Dissertation“ werden Sie so nicht in die Tat umsetzen können. Vielmehr ist es günstig, wenn Ihnen nach der Geburt weiterhin klare Zeiten und Räume zur Verfügung stehen, die von Ihnen nur für die Arbeit an der Dissertation genutzt werden. Einen Arbeitsraum außerhalb der Wohnung zu haben ist von Vorteil, denn sind Sie mit dem Kind zu Hause, wird es Sie doch ablenken, auch wenn es anderweitig betreut wird. Da sich die Zeiten mit Kind nicht mehr einfach willkürlich festlegen lassen, sollten Sie bereit sein, dann zu arbeiten, wenn das Kind anderweitig betreut wird oder (länger) schläft. Regelmäßige Arbeitszeiten lassen sich schwer festlegen, und es ist wichtig, dass Sie hier flexibel sind. Vor allem sollten Sie sich immer wieder klar machen, dass Sie mit Kind und Promotion einer extremen Doppelbelastung ausgesetzt sind. Ein gewisser Zeitverzug ist somit unausweichlich. Sie sollten stolz auf Ihre Leistung sein, anstatt sich um den Zeitverzug zu sorgen und sich durch den Vergleich mit dem Fortkommen kinderloser Kollegen unter Druck zu setzen. Weitere interessante Informationen zum Thema erhalten Sie in den Büros der Gleichstellungsbeauftragten Ihrer Universität und unter www.fast-4ward.de, www.cews.org/hwp, www.kompetenzz.de, www.karrierezeit.de, www.vaeter.de.
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VII Besondere Situationen
Promovieren im fortgeschrittenen Alter
In diesem Abschnitt werden zunächst einige allgemeine Hinweise zum Promovieren im fortgeschrittenen Alter gegeben. Im Anschluss daran erfolgt ein Erfahrungsbericht eines fast 80-jährigen Promovierenden. 6.1
Allgemeine Hinweise
Warum will jemand in fortgeschrittenem Alter promovieren? Warum geht ein Diplomierter solch einen Leidensweg, um dann am Ziel eine Arbeit vorzulegen, die ihn – nach Anerkennung als Promotion – mit dem Doktortitel entlässt? Ist es persönliche Eitelkeit, oder steht dahinter das Interesse an einer bestimmten Aufgabe, einem Thema, das derjenige schon lange mit sich herumgetragen hat? Oder ist das Ziel die Weiterqualifizierung für eine mögliche zukünftige Aufgabe? Ist da Abenteuerlust, Neugierde und das Interesse an neuen Einsichten und Erkenntnissen mitbestimmend? Oder besteht der innere Beweggrund darin, sich auf den Weg zu machen und weiterlernen zu wollen? Schlichte Freude an der Forschung zu einem interessanten Thema, der Wunsch eine Lebensphase auf diese Weise zu verbringen und Ehrgeiz können schon ein Motiv sein. Im Laufe der beruflichen Entwicklung oder nach einem Studium, das bereits im fortgeschrittenen Alter absolviert wurde, wird vielleicht eine Nische entdeckt, die noch nicht bearbeitet und ausgefüllt erscheint. Dann setzt die Suche nach weiteren Informationen darüber ein, bis sich unter Umständen nach Jahren die Einsicht entwickelt, dass da das Thema liegen könnte. Zunächst wird der schon lange im Berufsleben oder in der Familienarbeit Stehende einen Weg (zurück) zu (s)einer Universität finden müssen, die sich im Laufe der Jahrzehnte gegenüber der Studienzeit mitunter wesentlich verändert hat. Die Promotionsordnungen der jeweiligen Hochschulen enthalten – soweit bekannt – keine Festlegungen über das Lebensalter bei der Anmeldung zur Promotion. Um sich darüber Klarheit zu verschaffen, welche Bedingungen die jeweilige Universität grundsätzlich stellt, empfiehlt es sich, die jeweilige Promotionsordnung zu beschaffen. Damit beginnt die Suche nach einem kompetenten, interessierten und akzeptablen Betreuer. Um überhaupt Kontakte zu bekommen, den aktuellen Stand der Forschung an der auserkorenen Universität kennen zu lernen und auch um eigene Hemmungen zu überwinden, helfen Ihnen vielleicht ein paar unverbindliche Aktivitäten. Nachfolgend einige Vorschläge dazu: • Teilnahme an Promovierendenseminaren um Hochschulluft zu schnuppern und Kontakte zu anderen, auch jüngeren Promovierenden der Universität zu knüpfen. • Besuch von Seminaren und Vorlesungen einer relevanten Fakultät, um in Frage kommende Betreuer kennen zu lernen.
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• Recherche im Internet um Themenschwerpunkte, mögliche Veröffentlichungen und aktuelle Arbeiten des Professors ausfindig machen. • Gezieltes Aufsuchen von Professoren, um das Thema der geplanten Dissertation vorzustellen. Kontakte zu bekommen, zu spüren, dass Sie anerkannt werden, ist sehr wichtig für das Selbstwertgefühl. Zudem wissen die jüngeren Promovierenden an der Universität gut Bescheid und können Ihnen evtl. wichtige Informationen zu den in Frage kommenden Betreuungspersonen geben. Eine auserkorene Person zur Betreuung der Dissertation zu motivieren wird der nächste, entscheidende Schritt sein. Hier sind Kenntnisse der fachlichen Vorlieben, der grundsätzlichen Einstellung zur Betreuung, der Auslastung und etwas Fingerspitzengefühl wichtig. Die Regel ist wohl, dass der Betreuer jünger ist als Sie selbst. Das bereitet diesem möglicherweise mehr Schwierigkeiten als Ihnen. Mit ein paar humorvollen Eingangssätzen zu dieser besonderen Situation können Sie sicher schon beim ersten Kontakt ein entspanntes Klima schaffen. Bei einem ersten Gespräch sollten Sie Folgendes beachten: • Wenn Sie einander noch nicht kennen, stellen Sie sich und Ihren bisherigen Weg vor. • Lassen Sie durchblicken, dass Sie schon etwas von ihm gelesen haben, in Veranstaltungen oder Vorträgen gewesen sind. • Stellen Sie Ihr Vorhaben dar, evtl. mit einem kurzen Thesenpapier. • Wenn Sie spontan Zustimmung feststellen, können Sie mit einem vorläufigen Exposé (vgl. Abschnitt IV 2) Ihr Anliegen verdeutlichen. • Erklären Sie freimütig Ihre Motivation. Die Zulassung zur Promotion muss beim Promotionsausschuss der jeweiligen Fakultät beantragt werden. Sobald die erste Klippe der Anerkennung des Themas erfolgt ist, beginnt der Weg, der Zeitaufwand, Energie und Durchhaltevermögen erfordert. Auch der an Jahren Fortgeschrittene braucht Zeit und die nötigen finanziellen Mittel. Um eine Promotion durchzuführen, muss auch bei älteren Personen der Lebensunterhalt gesichert sein. Ob das mit einem halben oder ganzen Job oder bereits in Pension geschieht, ist ohne Belang. Es kommen auch zusätzliche Kosten auf Sie zu und an einen Promovierenden über 35 wird kein Stipendium mehr vergeben. Ein wichtiger Aspekt bei Promovierenden in fortgeschrittenem Alter ist sicher die familiäre Situation im weitesten Sinne. Der Partner und andere Familienmitglieder müssen auf jeden Fall berücksichtigt werden, weil Vernachlässigungen, Abwesenheit und Stress oder Nervosität ganz sicher auftreten werden. Familiäre Reisepläne müssen möglicherweise bestimmten Erfordernissen der Promotion untergeordnet werden oder projektbezogene Aktivitäten verursachen Kosten und belasten damit das gemeinsame Budget. Ein fester Arbeitsplatz muss über Jahre bereitstehen, vielleicht müssen Sie sich in Ihrem gemeinsamen Domizil darüber einig werden. Möglicherweise müssen Sie in Zukunft öfter „nein“ sagen. Sie sollten Ihre Lieben darauf vorbereiten, aber für sich auch Zeiten einkalkulieren, wenn
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Sie „ja“ sagen möchten. Gegen alle möglichen Probleme absichern können Sie sich nicht, aber damit rechnen sollten alle „Mitleidenden“. Hilfreich ist es sicher, den Partner beim Zeitmanagement mit einzubeziehen (vgl. Abschnitt III 2). Wichtig und vorteilhaft ist es auch, vorhandene Beziehungen zu jüngeren Promovierenden zu pflegen. Festzustellen, dass es gemeinsame Probleme gibt, ist zuweilen ausgesprochen tröstend. Austausch über Erfahrungen jedweder Art sind hilfreich und erweitern den Horizont aller Beteiligten. Nicht zuletzt bietet sich an dieser Stelle die Mitgliedschaft bei Thesis e. V. an. Die „Einsamkeit“ des Promovierenden, wenn er tief in seiner Forschung steckt und es schwer wird Gesprächspartner zu finden, kann durch Kontakte innerhalb dieser Gruppe erleichtert werden. Das fortgeschrittene Alter hat im Hinblick auf die Promotion seine Vorteile, leider aber auch Nachteile. Wer nicht mit dem Computer „groß“ geworden ist, kann schon einmal verzweifeln an den Tücken der Technik. Sicher sind an Ihrer Universität einschlägige Kurse zur Einführung oder Weiterbildung zu belegen. Auch die Volkshochschule hat entsprechende Kurse im Programm. Oft fehlt aber nur ein kleiner Tipp, um nicht stundenlang hängen zu bleiben. Wie gut, dass Sie im Vorfeld für so viele nette hilfsbereite Kontaktpersonen gesorgt haben. Nicht zuletzt können Sie Ihre Kinder, womöglich schon Enkel, ansprechen. Ihr Vorteil bei der Bearbeitung der Dissertation ist unter anderem Ihre persönliche Reife. Weil Sie gelernt haben, zielgerichtet und strukturiert zu arbeiten und Ihre Zeit einteilen können, ist es Ihnen möglich, effektiv Ihr Ziel zu erreichen. Außerdem wird Ihre, möglicherweise langjährige, Beschäftigung mit einem Thema mit großer Wahrscheinlichkeit vielfältige Aspekte der Bearbeitung und Sichtweisen bewirkt haben. Hüten sollten Sie sich vor der Versuchung, eine allumfassende, epochale Arbeit verfassen zu wollen. Allzu hoch gesteckte Ziele würden besonders bei fehlender fach- und sachgerechter Betreuung der Dissertation besonders schwer zu erreichen sein. Zudem kann der zu bearbeitende Berg noch größer erscheinen als er ist, und dann besteht die Gefahr, mit dem Thema nicht zum Ende zu kommen. Ideal wäre es sicher, die Dissertation mit der aktuellen Lebenssituation verknüpfen zu können. Vielleicht können Sie Reisen oder Urlaube z. B. für die Recherche nutzen. Möglicherweise hat auch Ihre berufliche Tätigkeit einen Bezug zu Ihrem Thema. Im Rahmen eines Lehrauftrages für ein Projektseminar ist es unter Umständen möglich, Projekte wie Umfragen für Ihre Dissertation durchzuführen. Wenn Sie auf ein Honorar verzichten können, sollten Sie bei Ihrem Betreuer nach dieser Möglichkeit fragen. Sie haben auch hier den Altersvorteil, da Ihnen Erfahrungen aus der Vergangenheit die Leitung eines Projektes erleichtern. Zudem bekommen Sie auf diesem Wege, wenigstens vorübergehend, wieder Zugang zum Universitätsbetrieb. Neben den genannten Vorzügen hat das Älterwerden leider auch Nachteile. Ihre Leistungsfähigkeit kann nachlassen. Bedienen Sie sich aller Möglichkeiten, sich fit zu halten und aller Strategien der besseren Arbeitsbewältigung. Beispielhaft seien hier eine angemessene sportliche Betätigung und das Mindmapping (vgl. Abschnitt IV 1.1) genannt.
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Wenn Sie dann nach dem stressigen Rigorosum bzw. der Disputation strahlenden Gesichtern begegnen, die Sie zu Ihrer erfolgreichen Promotion und dem neuen Grad beglückwünschen, dann haben Sie es geschafft. Den Kampf mit sich selbst und der gewählten Thematik haben Sie für sich entschieden. Der Lorbeerkranz ist Ihnen sicher! Und wenn widrige Umstände – welche das auch immer sein mögen – Ihr Vorhaben behindern oder gar verhindern, dann haben Sie einfach den Mut, auch diese Herausforderung gelassen und mit Humor anzunehmen, auch wenn dies schwer fällt (vgl. Abschnitt V 6). 6.2
Erfahrungsbericht
Nach meiner Zeit als Flakhelfer (mit Unterricht in der Flakbatterie) und Rückkehr vom Arbeitsdienst erhielt ich nach kurzer weiterer Schulzeit an der Tullaschule, Oberschule für Jungen in Mannheim, am 3. Juli 1944 in einem Abgangszeugnis den Reifevermerk. Dieser wurde nach Wehrdienst und Gefangenschaft im Jahre 1947 nicht mehr als alleiniger Zugang zum Studium anerkannt. Ich musste auf Grund meiner späten Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft in nur vier Monaten (statt in zwei Semestern) in einem zusätzlichen „Vorsemester“ an der Universität Heidelberg meine Berechtigung zur Immatrikulation erneut nachweisen. Dies bedeutete bei den gestellten „Anforderungen eines neunklassigen Real-Gymnasiums“, dass ich bei Tag und Nacht lernen musste. Anschließend konnte ich im Wintersemester 1947/1948 mein Studium an der Universität Heidelberg mit zunächst fünf Semestern Philologie aufnehmen. Philologie deshalb, weil ich Englisch und Französisch recht passabel beherrschte und mein Wunschstudium der Medizin nach Kriegsende aussichtslos erschien. Vom ersten Tag meines Studiums an musste ich meinen Unterhalt selbst verdienen. Nach zwei Urlaubssemestern setzte ich mein Studium in Heidelberg mit vier weiteren Semestern fort, diesmal im Fachbereich Soziologie mit den Nebenfächern Psychologie und Pädagogik. Ich hatte dabei das Glück, mit Hans-Georg Gadamer und Karl Jaspers herausragende akademische Lehrer kennen zu lernen und begann bei Prof. Alfred Weber die Vorarbeiten für eine Dissertation im Fachbereich Soziologie. In Verbindung mit meiner Tätigkeit als Werbeleiter in einem Unternehmen der pharmazeutischen Industrie, in dem damals die ersten Psychopharmaka entwickelt wurden, bot sich ein entsprechendes Dissertationsthema an: „Maltherapie bei psychisch Kranken“. Ein direkter Studienabschluss mit Promotion ohne vorheriges Diplom war zu dieser Zeit möglich. Meine bereits erwähnte parallel zum Studium aufgenommene berufliche Tätigkeit war über Erwarten erfolgreich und nahm mich mehr und mehr in Anspruch. Sie führte mich im Jahre 1959 nach Köln, wo ich mein Soziologie-Studium bei Prof. René König dank dessen Bemühungen mit einer Sondergenehmigung fortsetzen konnte. Die Sondergenehmigung benötigte ich, weil ich an der Philosophischen Fakultät der Universität Köln im Hauptfach Psychologie belegen musste und Soziologie nur als 2. Nebenfach (neben Pädagogik als obligatorischem Nebenfach) anerkannt wurde. Entsprechend wählte ich als Schwerpunkt meiner neu
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begonnenen Dissertation ein psychologisches Thema: „Motivforschung“. Auch hier wurde mir die Möglichkeit des direkten Promotionsabschlusses bestätigt. Die Berufung als Geschäftsführer einer Werbeagentur im Stuttgarter Raum beendete nach drei Semestern mein Studium in Köln, was mir aufgrund des sehr guten persönlichen Kontakts zu Prof. René König und dessen besonderem Einsatz sehr schwer gefallen ist. Die verantwortliche Leitung einer Werbeagentur mit einem Weltunternehmen als Beratungskunden ließ jedoch kein weiteres Studium mehr zu. Mein weiterer Berufsweg führte mich dann in die Schweiz, über Frankfurt und München nach Paris und London, bis ich im Jahre 1978 Mitinhaber einer renommierten Werbeagentur in München wurde. Bald entstand in mir auch wieder der Wunsch, mein unterbrochenes Studium wieder aufzunehmen und zu beenden. So immatrikulierte ich mich im Wintersemester 1983/1984 an der LudwigMaximilians-Universität in München im Fachbereich Soziologie (mit den Nebenfächern Psychologie und Pädagogik). Die Möglichkeit zur direkten Promotion war allerdings trotz verschiedener Bemühungen nicht gegeben. Ich beendete mein Studium im Sommersemester 1986 mit dem Magister Artium im Hauptfach Soziologie im Alter von 60 Jahren. Ich habe während meines ganzen Studiums von allen Professoren außerordentliches Verständnis und Unterstützung erfahren. Ich hatte nie Schwierigkeiten, einen Betreuer oder ein geeignetes Dissertationsthema zu finden. Seit dem Jahr 1987 versehe ich einen Lehrauftrag im Fachbereich Kommunikationswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Darüber hinaus nimmt mich im „fortgeschrittenen Alter“ die meist ehrenamtliche Tätigkeit im Berufsverband der Kommunikationsfachleute in Bayern, bei der Stadt München oder bei der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern zeitlich sehr in Anspruch. Nachdem ich nunmehr so viele Jahre in meinem Beruf als Kommunikationsfachmann tätig war und Freude an der wissenschaftlichen Arbeit habe, bot sich der Gedanke an eine Dissertation in diesem Fachbereich geradezu an. In Prof. Heinz Stuiber fand ich einen verständnisvollen Betreuer meines Dissertationsvorhabens zum Thema „Ethik in der Kommunikationsbranche“. Trotz der immer noch knappen Freizeit hoffe ich nach den verschiedenen Anläufen, diesmal meine Promotion erfolgreich zu beenden. Wenn ich auch – wie erwähnt – nie Probleme hatte, ein geeignetes Dissertationsthema und einen verständnisvollen Betreuer zu finden, verursachte der häufige Wechsel des Studienplatzes und vor allem die unterschiedliche Einordnung der Fachbereiche in den verschiedenen Fakultäten sowie die persönliche Orientierung der Doktorväter doch Probleme. Dies erforderte neue Themenstellungen, d. h. einen jeweiligen Neubeginn. René Keller, Jg. 1926
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Promovieren mit Behinderung
Als behinderter Promovierender müssen Sie sich möglicherweise an unterschiedliche Kostenträger und sonstige Institutionen wenden, um die für die Durchführung Ihres Promotionsvorhabens notwendigen Sozialleistungen oder Nachteilsausgleiche zu erhalten. Dabei werden Sie feststellen, dass die Lebenslage „Behinderung“ im Recht nicht einheitlich und umfassend geregelt ist, sondern meist nur ausschnittsweise aus der Perspektive der jeweiligen Kostenträger und sonstigen Institutionen. Je nach Ziel einer Sozialleistung oder eines Nachteilsausgleichs wird ein unterschiedlicher Personenkreis als „behindert“ angesehen. Daher sollten Sie sich über Ihre Rechte als behinderter Mensch umfassend informieren und ggf. bei den in Tabelle 33 aufgeführten oder anderen Institutionen beraten lassen. Tabelle 33. Informationen und Beratung für behinderte Promovierende Institution Bundesagentur für Arbeit, Zentralstelle für Arbeitsvermittlung, Vermittlungsstelle für schwer- und schwerstbehinderte Fach- und Führungskräfte Bundesarbeitsgemeinschaft behinderter / chronisch kranker und nicht behinderter Studierender und AbsolventInnen e. V. Bundesarbeitsgemeinschaft hörbehinderter Studenten und Absolventen e. V. (BHSA) Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V. (DVBS) Informations- und Beratungsstelle Studium und Behinderung des Deutschen Studentenwerks
Internetadresse www.arbeitsagentur.de
www.behinderung-und-studium.de
www.bhsa.de www.dvbs-online.de www.studentenwerke.de
Häufig wird in Gesetzen oder Verordnungen auf eine Definition des Begriffs „Behinderung“ oder „Schwerbehinderung“ verzichtet (z. B. im HRG und in den Landeshochschulgesetzen). Dann ist in der Regel der allgemeine Behinderungsbegriff (§ 2 I SGB IX, § 3 BGG) anwendbar, der wie folgt lautet: „Menschen sind behindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweicht und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist.“ Diese Definition umfasst in der Regel auch Menschen mit einer chronischen Erkrankung. Ein Teil der behinderten Menschen ist zugleich schwerbehindert (§ 2 II SGB IX), weil bei ihnen ein Grad der Behinderung von wenigstens 50 vorliegt. Es ist möglich, dass Sie sich als Promovierender mit Behinderung als „seltene Spezies“ fühlen. Verlässliche Daten wie z. B. die Zahl der Betroffenen oder die Art und der Grad der Beeinträchtigung existieren lediglich für Studierende mit Behinderung (BMBF 2001, 405 ff.). Angaben über Promovierende bzw. Promovierte lassen sich allenfalls aus Befragungen von Verbänden und Selbsthilfeorga-
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nisationen gewinnen. So waren z. B. nach Auskunft des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V. im Jahr 2004 rund acht Prozent der Mitglieder promoviert. Als behinderter Promovierender müssen Sie im Rahmen Ihres Promotionsvorhabens häufig zusätzlich zu den an alle gestellten Anforderungen und neben Ihrer individuell gegebenen Beeinträchtigung vielfältige Barrieren überwinden und strukturelle Defizite im Hochschulbereich kompensieren. Daher ist eine kritische Analyse der Rahmenbedingungen sowie eine sehr gute Planung und Organisation noch wichtiger als bei Promovierenden ohne Behinderung. So kann Ihre Beeinträchtigung mit einem Bedarf an personenbezogenen Dienstleistungen (z. B. Assistenzleistungen, Gebärdensprachdolmetschern, Transportleistungen), an technischen Hilfen oder an adaptierter Literatur verbunden sein oder sich in erheblichem Maß promotionszeitverlängernd auswirken. Nachfolgend sind mögliche Gründe für solche Zeitverlängerungen skizziert: • Sofern Sie personenbezogene Dienstleistungen benötigen, beansprucht der damit verbundene Organisationsaufwand nicht nur viel Zeit, sondern geht in der Regel auch mit einem Verlust an Zeitsouveränität einher, was sich insgesamt zeitverlängernd auswirkt. • Falls Sie aufgrund Ihrer Behinderung einen wesentlichen Teil ihres persönlichen Zeitbudgets für Therapien sowie für die behinderungs- oder krankheitsbedingt zeitintensive Durchführung der sog. Aktivitäten des täglichen Lebens aufwenden müssen, steht Ihnen in der Regel deutlich weniger Zeit für eine Promotion zur Verfügung als anderen Promovierenden. • Falls Ihre Arbeitsfähigkeit behinderungs- oder krankheitsbedingt beeinträchtigt ist (vergleichbar einer Minderung der Erwerbsfähigkeit im sozialrechtlichen Sinne), kann dies Ihre „Promotionsgeschwindigkeit“ ebenfalls erheblich beeinflussen. Prüfen Sie ggf. auch, inwieweit an Ihrer Hochschule potenzielle Barrieren bestehen: • Sind z. B. die Hochschulgebäude – insbesondere Bibliotheken – barrierefrei zugänglich und nutzbar? • Sind die für Sie wichtigen Informations- und Kommunikationsangebote barrierefrei wahrnehmbar und nutzbar? • Besteht die Möglichkeit, Arbeitsbedingungen (z. B. Lage und Dauer der Arbeitszeit, Arbeitsort), Nutzungsbedingungen von Bibliotheken o. Ä. entsprechend Ihren Bedürfnissen zu modifizieren? Zusätzlich zu dem oftmals fast unüberschaubaren Maß an Klärungsbedarf und der daher schwer abschätzbaren Frage, ob Sie promovieren sollten (vgl. Kapitel I), werden Sie im Verlauf des Entscheidungsprozesses häufig mit Fragen konfrontiert werden, die sich aus Ihrer spezifischen Lebenssituation heraus ergeben. Für Ihr Promotionsvorhaben ist es in der Regel (noch) schwieriger als im Studium, die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen: So gibt es keine studentischen „Mitstreiter“ mehr, mit denen Sie im Team Themen bearbeiten können,
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zudem kann es erhebliche Probleme bei der Finanzierung des behinderungsbedingten promotionsbezogenen Zusatzbedarfs geben. Angesichts dieser aus sozialrechtlichen Regelungen resultierenden Besonderheiten ist es noch wichtiger als für andere Promovierende, dass Sie mit Geschicklichkeit (und mit Glück) nutzbringende Kontakte herstellen, sei es durch Gespräche nach Vorträgen oder auf Messen, durch Empfehlungen oder durch Beiträge in Zeitschriften oder Büchern. Dies kann Ihr Vorhaben sehr erleichtern und unter Umständen können über diesen Weg weitere Finanzierungsquellen erschlossen werden. Sie wollen sich auf das „Abenteuer“ einer Promotion einlassen. Wie Sie in den Abschnitten II 4 und II 5 schon erfahren haben, hängen die Themen- und Betreuersuche in jeder Disziplin eng zusammen. Potenzielle Betreuer lernen Sie in der Regel erst zum Ende oder im Anschluss an Ihr Studium kennen. Hinzu kommt, dass Sie möglicherweise auf einige unerwartete Barrieren stoßen, die mit Ihrer Beeinträchtigung zusammenhängen. Als Studierender mit Behinderung werden Sie sich aus der Zeit Ihres erfolgreich absolvierten Studiums vielleicht an folgende oder ähnliche, ständig wiederkehrende Situationen erinnern: • Sie müssen Ihren Dozenten erläutern, wie Sie die in Lehrveranstaltungen gegebene Aufgabenstellung bewältigen, z. B. die Teilnahme an einer mehrtägigen Studienfahrt, die Sie mit besonders ausgeprägtem Organisationstalent gut vorbereiten müssen (z. B. barrierefreie Anreise und Unterkunft, spezielles Essen, Zusammenarbeit mit Assistenzkräften oder Gebärdensprachdolmetschern). • Als sehbehinderter oder blinder Promovierender müssen Sie bspw. sicherstellen, dass Sie in angemessener Zeit in der Lage sind, umfangreiche Literatur zu beschaffen und in geeigneter Form umzusetzen (in Großdruck, in elektronischer Form oder in Punktschrift). • Sie sind für die Suche nach Gebärdensprachdolmetschern und Mitschreibkräften zu den von anderen vorgegebenen Terminen verantwortlich. Sprechen Sie diese oder ähnliche Fragen mit Ihrem potenziellen Betreuer offen an. Damit beugen Sie späteren Missverständnissen frühzeitig vor. Informieren Sie den potenziellen Betreuer über Ihre Arbeitstechniken und evtl. kritische Punkte, die Sie nur mit zeitweiser oder permanenter Unterstützung des Betreuers bewältigen können. Das betrifft das von Ihnen gewählte Thema sowie die durch die Themenwahl unmittelbar bedingten methodischen Vorüberlegungen. So kann z. B. aufgrund Ihrer Beeinträchtigung die Anwendung bestimmter Methoden (Beobachtung, Interview) nur mit Assistenz oder Dolmetschern möglich sein. Durch diese Vorgehensweise räumen Sie Ihrem potenziellen Betreuer von Anfang an die Chance ein, Ihr Promotionsvorhaben auf eine für ihn und für Sie realistische Durchführbarkeit hin abzuschätzen. Eine gemeinsam getragene Einschätzung über die zukünftige Zusammenarbeit ist unbedingt notwendig, denn zu diesem Zeitpunkt verfügt nur Ihr zukünftiger Betreuer über den notwendigen wissenschaftlichen Überblick, Sie selbst jedoch (noch) nicht. So wichtig die Klärung dieser Fragen auch ist: Vergessen Sie nicht, sich in erster Linie als fachlich kompetenter und nicht als „problematischer“ Promovierender
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zu präsentieren. Wenn es fachlich „stimmt“, ist die Bereitschaft des Betreuers, bei organisatorischen Fragen Unterstützung zu leisten, in der Regel deutlich größer. Als Promovierender mit Behinderung stehen Ihnen grundsätzlich die in Abschnitt II 7 dargestellten Möglichkeiten zur Finanzierung des Lebensunterhalts offen. Allerdings können für Sie spezifische Regelungen bestehen, wobei die wichtigsten nachfolgend skizziert werden: Es gibt eine Reihe von Maßnahmen (z. B. Eingliederungszuschüsse an Arbeitgeber), die die Beschäftigungschancen und -möglichkeiten von Menschen mit Behinderung erhöhen sollen. Seit 1. Januar 2005 haben sich durch Inkrafttreten der SGB II und XII insbesondere die Zuständigkeiten erheblich verändert. Sofern Sie eine Berufstätigkeit anstreben oder bereits Unterhaltsleistungen von der Arbeitsagentur beziehen, sollten Sie sich daher bei der Vermittlungsstelle für schwer- und schwerstbehinderte Fach- und Führungskräfte der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung der Bundesagentur für Arbeit (vgl. Tabelle 33) informieren und ggf. individuell beraten lassen. Unter Umständen können Sie aufgrund der Auswirkungen Ihrer Behinderung die Kriterien für die Vergabe von Promotionsstipendien nicht erfüllen. Denn dem Anschein nach neutrale Vorschriften oder Kriterien (z. B. zügiges, möglichst in der Regelstudienzeit abgeschlossenes Studium, Altersgrenze) wirken sich für behinderte Bewerber oftmals mittelbar benachteiligend aus. Da die Vergaberichtlinien in der Regel keine Härtefallklauseln oder Nachteilsausgleiche vorsehen, sollten Sie in Ihrer Bewerbung diese Problematik gezielt aufgreifen und ggf. erläutern (und belegen), warum sich Ihre Behinderung studienzeitverlängernd ausgewirkt hat. Eine Alternative stellen Stipendien dar, die gezielt an behinderte Menschen vergeben werden. Nähere Informationen dazu erhalten Sie z. B. bei der Informations- und Beratungsstelle „Studium und Behinderung“ des Deutschen Studentenwerks (vgl. Tabelle 33). Sowohl ein grundständiges als auch ein Promotionsstudium werden leistungsrechtlich völlig anders behandelt als eine Berufstätigkeit. Sofern Sie als Promovierender eine wissenschaftliche Berufstätigkeit ausüben (vgl. Abschnitt II 7.1), können Sie Ihren promotionsbezogenen Bedarf an personenbezogenen Dienstleistungen und an technischen Hilfen möglicherweise aus der beruflichen Tätigkeit heraus begründen und dann für das Promotionsvorhaben mitnutzen. Bei einer nichtwissenschaftlichen Berufstätigkeit (vgl. Abschnitt II 7.2) könnte dies zumindest für die Deckung des Bedarfs an technischen Hilfen gelten. Potenzielle Kostenträger sind insbesondere die Agenturen für Arbeit oder die Integrationsämter, die solche Leistungen einkommens- und vermögensunabhängig gewähren. In Ausnahmefällen kommen auch andere Kostenträger (z. B. Träger der gesetzlichen Unfallversicherung, Versicherung eines etwaigen Unfallgegners) in Frage. Sofern Sie Ihren Lebensunterhalt über ein Stipendium finanzieren (vgl. Abschnitt II 7.3), steht Ihnen – anders als den meisten Studierenden sowie berufstätigen Promovierenden – für den behinderungsbedingten promotionsbezogenen Zusatzbedarf (personenbezogene Dienstleistungen, technische Hilfen) kein Kostenträger zur Verfügung. Potenzielle Kostenträger sind die Träger der Eingliederungshilfe nach dem SGB XII, die solche Leistungen nach einer strengen einkommens- und vermögensabhängigen Bedürftigkeitsprüfung gewähren. „Es ist
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davon auszugehen, dass ein Studium mit dem jeweils erfolgreich abgeschlossenen Examen auf der Grundlage der im Einzelfall geltenden akademischen Prüfungsordnung als abgeschlossen gelten kann. Daher sind Leistungen der Eingliederungshilfe für das Erlangen der Doktorwürde in der Regel nicht mehr zu erbringen“ (Bundesarbeitsgemeinschaft der überörtlichen Träger der Sozialhilfe 2002, Punkt 8). Dies stellt im Vergleich zu nicht behinderten Menschen eine erhebliche Benachteiligung dar, denn bestimmte Bildungsverläufe werden de facto von vornherein verwehrt. Es ist also an Ihnen darzulegen, dass Sie nur mit Erlangung der Doktorwürde das von Ihnen angestrebte berufliche Ziel weiterverfolgen können. Sie sollten sich jedoch bei einschlägigen Institutionen, insbesondere der Vermittlungsstelle für schwer- und schwerstbehinderte Fach- und Führungskräfte der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung der Bundesagentur für Arbeit beraten lassen (vgl. Tabelle 33). Sofern Sie zu der Ansicht gelangt sind, dass Sie trotz behinderungsbedingt erschwerter Bedingungen promovieren möchten, erhalten Sie nachfolgend einige Hinweise zu besonderen Herausforderungen in Bezug auf die Planung und Organisation Ihrer Promotion. Wie oben bereits erwähnt, verfügen Sie über ein umfangreiches Expertenwissen in Bezug auf Ihre Beeinträchtigung und die daraus resultierenden Besonderheiten und Bedürfnisse. Dieses Wissen wird für die Bewältigung der mit der Promotion verbundenen Herausforderungen sehr wichtig sein. Entscheiden Sie sich z. B. als blinder oder sehbehinderter Promovierender für eine Literaturarbeit, sollten Sie erheblich mehr Zeit für die Literatursuche und -beschaffung sowie die sehgeschädigtengerechte Adaption der Literatur einplanen. Das oftmals so wichtige „Querlesen“ oder „Stöbern in Nachbargebieten“ ist jedoch schwieriger und kann auch mit einer qualifizierten Assistenz nur bedingt möglich sein. Im Falle einer empirischen Arbeit wird Ihr Planungs- und Organisationsaufwand stark ansteigen, weil Sie z. B. für die Durchführung schriftlicher Befragungen oder die Beobachtung einer Personengruppe über einen längeren Zeitraum in erheblichem Umfang Assistenz benötigen. Im Zusammenhang mit dem Einsatz von Assistenzkräften sollten Sie stets aktiv ansprechen, welche Rolle Sie haben und welche Rolle die Assistenzperson hat, da diese Situation für Außenstehende eine Besonderheit darstellt. Bei einer empirischen Arbeit werden z. B. für gehörlose Promovierende erhebliche Zusatzkosten für notwendige Gebärdensprachdolmetscher entstehen. Auch telefonische Interviews sind je nach Art und Ausmaß der Hörschädigung schwierig oder unmöglich. Jeder der beiden Wege kann also zu spezifischen Problemen führen, die Ihnen zusätzlich zu den völlig „normalen“ fachlichen Hürden erwachsen. Als behinderter Promovierender sind Sie sowohl in Ihrer Disziplin als auch für Ihre Kollegen und Ihr privates Umfeld eine eher seltene „Spezies“. Je nach Beeinträchtigung haben Sie einen erheblichen Bedarf an technischen Hilfen sowie an Assistenz- oder Dolmetscherleistungen. Insofern unterliegen Sie einer erheblichen „Fremdbestimmung“, was Sie insbesondere in Ihrer Zeitplanung berücksichtigen sollten. So müssen z. B. gehörlose Promovierende mit der Deutschen Gebärdensprache als Basis- bzw. Muttersprache einen höheren Aufwand für das Verständnis und die Produktion komplexer Texte einplanen, da stets ein „Übersetzungspro-
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VII Besondere Situationen
zess“ von der Gebärden- in die Lautsprache und umgekehrt erforderlich ist. Dieser „Übersetzungsprozess“ ist komplizierter als der zwischen zwei Verbalsprachen wie etwa dem Deutschen und dem Englischen, weil die Gebärdensprache in einer anderen Modalität abläuft. Sinnvoll ist daher, sich einen Pool von Assistenzkräften aufzubauen, mit denen Sie eine längerfristige vertrauensvolle Arbeitsbeziehung eingehen. Gerade in der Endphase eines Promotionsvorhabens spielt personelle Kontinuität eine große Rolle. Möglicherweise war es während Ihres Studiums ausreichend, dass Sie aufgrund eingeschränkter Mobilität oder Orientierung zur Literaturrecherche ausschließlich die Bibliotheken Ihrer eigenen Universität sowie die Möglichkeiten der Fernleihe genutzt haben. Für die Erstellung einer Dissertation werden Sie jedoch Ihre zukünftigen Literaturrecherchen zur Themensuche sowie weiterführende oder vertiefende Recherchen meist auch in anderen (Präsenz-)Bibliotheken oder in Archiven durchführen müssen. Dies erfordert in der Regel ein- oder mehrtägige Aufenthalte an Ihnen unbekannten, möglicherweise schwer erreichbaren, zugänglichen und nutzbaren Örtlichkeiten. Sie werden dadurch vor und während solcher Aufenthalte eine Vielzahl zusätzlicher Aktivitäten und Anforderungen bewältigen müssen (z. B. Suche nach einer barrierefreien Unterkunft, Klärung der Zugänglichkeit und Nutzbarkeit der Bibliotheken oder Veranstaltungsräume am Reiseziel, Suche nach einer Assistenz als Reisebegleitung). Sie ersparen sich viel Zeit, Kraft und unnötigen Ärger, wenn Sie sich rechtzeitig mit Entscheidungsträgern derjenigen Bibliothek oder Institution in Verbindung setzen, die Sie besuchen möchten, damit diese die für Sie optimalen Arbeitsbedingungen schaffen kann. Es kann auch sinnvoll sein, ein Begleitschreiben Ihres Betreuers als „Unterstützung“ vorzulegen. Je nach Auswirkungen einer Behinderung im Prüfungsgeschehen sollten Sie rechtzeitig vor der Prüfung nachteilsausgleichende Maßnahmen beantragen. Vermutlich verfügen Sie bereits über entsprechende Erfahrungen aus Ihrem Studium, auf die Sie zurückgreifen können. Nachstehend daher nur einige grundsätzliche Hinweise: Zu den Aufgaben der Hochschulen gehört nach § 2 IV HRG die Berücksichtigung der besonderen Belange von behinderten Studierenden. Sie tragen dafür Sorge, dass behinderte Studierende die Angebote der Hochschule möglichst ohne fremde Hilfe in Anspruch nehmen können. Nach § 16 HRG müssen Prüfungsordnungen die besonderen Belange behinderter Studierender zur Wahrung ihrer Chancengleichheit berücksichtigen. In den Landeshochschulgesetzen wird dieser Rahmensetzung unterschiedlich Rechnung getragen. Explizite Regelungen zum Nachteilsausgleich für Promovierende existieren nicht. Sie sollten sich daher ggf. auf die Regelungen für Studierende beziehen. Nähere Informationen erhalten Sie z. B. bei den Behindertenbeauftragten der Hochschulen und bei der Informations- und Beratungsstelle „Studium und Behinderung“ des Deutschen Studentenwerks (vgl. Tabelle 33).
VIII
Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Einen Schwerpunkt dieses Promotionsratgebers stellen die persönlichen Erfahrungsberichte der Promovierten dar. Diese sind nach den unterschiedlichen Fächergruppen gemäß der Systematik der Hochschulstatistik des Statistischen Bundesamtes (Statistisches Bundesamt 2005, 296 ff.) unterteilt. Eine Übersicht über die Anzahl der Promotionen in den einzelnen Fächergruppen sowie in ausgewählten einzelnen Fächern finden Sie in Abschnitt I 4. Im Folgenden ist ein Querschnitt von Erfahrungsberichten für die einzelnen Studienbereiche der Fächergruppen aus Abb. 1 wiedergegeben. Soweit es möglich war, wurden alle Fächer gleichermaßen berücksichtigt, ohne dass ein Schwerpunkt auf Fächer gelegt wurde, in denen besonders häufig promoviert wird wie z. B. Medizin, Jura und Chemie. Da in allen Erfahrungsberichten Tipps und Hinweise gegen werden, die auch für ein erfolgreiches Promovieren in anderen Fächern geilten, lohnt es sich durchaus, auch die Erfahrungsberichte zu lesen, die keinerlei Bezug zu den eigenen Schwerpunkten aufweisen. Da eher Autoren, die insgesamt positive Erfahrungen gemacht haben, über ihren Promotionsprozess berichten, darf an dieser Stelle der Hinweis nicht fehlen, dass dieser Querschnitt an Erfahrungsberichten nicht repräsentativ ist. Weiterhin befinden sich im Anhang G mehrere Indizes, mit Hilfe derer auf die Erfahrungsberichte nach den Kriterien Universität, Fakultät, Finanzierungsform, Studienabschluss und Titel zugegriffen werden kann.
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1
1.1
VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Sprach- und Kulturwissenschaften
Evangelische Theologie und Religionslehre
In Deutschland existieren 19 evangelisch-theologische Fakultäten und drei Kirchliche Hochschulen, die die Würde und Rechte eines Doktors der Theologie (Dr. theol.) verleihen. Hinzu kommen zahlreiche Universitäten, die das Fach evangelische Religionslehre innerhalb der geistes- oder gesellschaftswissenschaftlichen Fakultäten anbieten. Der evangelisch-theologische Fachbereich gliedert sich in die Disziplinen Altes Testament, Neues Testament, Kirchengeschichte, Systematische Theologie (Dogmatik und Ethik), Praktische Theologie und Religionspädagogik. Diese stellen aufgrund ihres fachspezifischen Ansatzes unterschiedliche Anforderungen an eine Dissertation. Eine Promotion kann ein ordnungsgemäßes Studium der Theologie abschließen. In der Regel geht ein kirchliches oder universitäres Examen voraus. Ich fertigte meine Dissertation im Fach Kirchengeschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster in der evangelisch-theologischen Fakultät an. Nach dem Ersten Theologischen Examen, das ich mit dem Dipl. theol. abschloss, nahm ich Kontakt zu meinem künftigen Doktorvater auf, der mich durch ein Seminar kannte. Mein Betreuer ermutigte mich, zuerst einmal themenorientierte Stichproben vorzunehmen. Durch intensive Recherche eröffnete sich mir ein interessantes Thema, das an brisante kirchliche Diskussionen anknüpfte. Zur Abfassung der Dissertation wechselte ich die Universitätsstadt. Der Wechsel bedeutete in den ersten Monaten einen herben Arbeitsverlust, musste ich mir doch die gesamte Infrastruktur neu erschließen. Obwohl der Schritt im Nachhinein genau richtig war, empfehle ich in ähnlicher Situation klug abzuwägen. Zur Finanzierung der Dissertation bewarb ich mich erfolgreich bei der KonradAdenauer-Stiftung um ein Promotionsstipendium. Durch die gute Betreuung der Stiftung und durch die Abfassung halbjährlicher Arbeitsberichte wurde ich angehalten, diszipliniert und ergebnisorientiert zu arbeiten. Die Stellungnahmen meines Doktorvaters zum Promotionsverlauf, die er für die Stiftung anzufertigen hatte, konzentrierten und motivierten darüber hinaus meine Forschertätigkeit. Neben Stipendien der großen Stiftungen und den Landesstipendien existieren dank privater Stiftungen, kirchlicher Werke und Landeskirchen eine Vielzahl kleinerer Förderungsmöglichkeiten, die für Einzelprojekte vergeben werden. So fördert die Evangelische Kirche von Westfalen z. B. Arbeiten im Bereich der westfälischen Kirchengeschichte durch das Präses-D.-Karl-Koch-Stipendium. Außerdem können die einzelnen Landeskirchen Zuschüsse gewähren. Eine Anfrage sollte auf jeden Fall gewagt werden. Für eine Promotion in ev. Theologie ist eine wissenschaftliche Stelle nicht unbedingt erforderlich. Eine zügige Literaturbeschaffung und der Kontakt zum Betreuer sollten aber sichergestellt sein.
1 Sprach- und Kulturwissenschaften 211
Im Rahmen meines kirchengeschichtlichen Projektes waren verschiedene Archivreisen notwendig. Wenn das Thema es verlangt, sind Auslandsaufenthalte sinnvoll. Zwingend ist ein Auslandsaufenthalt aber nicht. Äußerst hilfreich war die von meinem Doktorvater geleitete Sozietät, in der ich jedes Semester ein Kapitel meiner Dissertation vorstellte und der Kritik aussetzte. Ich kann nur jedem raten, ein Doktorandenseminar aufzusuchen und bereits im frühen Stadium über das Projekt zu referieren. Als große Bereicherung empfand ich die Teilnahme an Fachtagungen, auf denen ich Forschungsergebnisse meiner Doktorarbeit präsentierte. Die Rückmeldungen der anwesenden Wissenschaftler waren hilfreich. Allerdings sollte ein Tagungsbesuch gut überlegt sein. Der eigene Vortrag sollte aus Effektivitätsgründen nicht zu sehr vom Dissertationsthema abweichen, da sonst eine Verzögerung des Dissertationsprozesses eintritt. Und außerdem: Theologische Veröffentlichungen sind auch nach Abschluss der Dissertation möglich. Das Betreuungsverhältnis durch meinen Doktorvater war optimal. Er ließ mir viel Freiraum, war aber jederzeit ansprechbar. Meine Dissertation befand sich auf der Zielgeraden, als ich neues Archivmaterial entdeckte. Weil das Material von großer Bedeutung für mein Thema war, arbeitete ich es ein. Als Folge nahm ich die Arbeit mit in die praktische Ausbildung zum Pfarrer. Das bedeutete, dass ich im Vikariat bewusster und konzentrierter mit meiner durch Gemeindearbeit und Predigerseminar eingeschränkten Arbeitszeit haushalten musste. Weil eine unfertige Dissertation häufig in die praktische Ausbildung mitgenommen oder bisweilen gar im schulischen oder kirchlichen Dienst angefertigt wird, sollten Nachteile wie Entfernung zur Universität, Terminkollisionen, unkalkulierbare Verzögerungen, wenig Freizeit etc. bedacht sein. Deshalb sollte vor Beginn des Vikariats überlegt werden, ob die Dissertation während der Ausbildung abgeschlossen werden kann. Nach Koordination der Ausbildungstermine bat ich meinen Doktorvater, mir einen Abgabetermin zu nennen. Zu diesem Termin lag meine Dissertation der Fakultät vor. Die Prüfungsunterlagen hatte ich fristgerecht eingereicht. Das Promotionsverfahren konnte eröffnet werden. Zum Rigorosum wurde ich am Ende des folgenden Semesters, viereinhalb Jahre nach Promotionsbeginn, eingeladen. Meine Fachprüfer konnte ich in Absprache mit dem Dekanat wählen. In einer zweieinhalbstündigen Prüfung wurde ich in allen fünf theologischen Disziplinen geprüft. An einigen Fakultäten werden nur drei Disziplinen geprüft. Anstelle des Rigorosums kann an den evangelisch-theologischen Fakultäten der östlichen Bundesländer eine Disputation gewählt werden. Die Promotionsordnung sollte vorher genau gelesen werden. Für die Verlegung der Arbeit sollte der Rat des Betreuers eingeholt werden. Von einer Publikation im Internet ist in der ev. Theologie abzuraten! Nachdem ich einen Verlagsvertrag vorgelegt hatte, wurde ich am Ende des folgenden Semesters zur Promotionsfeier geladen. Vom Einreichen der Dissertation bis zum Tag der Urkundenaushändigung verging so mehr als ein Jahr. Auch wenn der Titel die Wahlchancen auf eine Pfarrstelle möglicherweise sogar mindern kann, möchte ich die guten Erfahrungen und zusätzlichen Fähigkeiten, die ich durch den Lebensabschnitt Promotion erlangte, nicht missen. Dr. theol. Christopher Spehr
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
1.2
Geschichte
Nach meinem 1. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien hatte ich das Glück, dass mir einer meiner Prüfer vorschlug, bei ihm zu promovieren. Gleichzeitig stellte er eine halbe wissenschaftliche Stelle in einem DFG-Projekt in Aussicht. Nachdem die Finanzierung des Projektes gesichert war, konnte ich die Stelle antreten. Damit blieb mir die in der Regel sehr zeitaufwendige Bewerbung um ein Stipendium erspart. Meine Situation unterschied sich aber auch von der anderer an der Universität angestellter Mitarbeiter, weil ich eine reine Forschungsstelle hatte. Ich war also weder an der Lehre beteiligt noch war für mich ein Büro vorgesehen. Mein Auftrag war vielmehr, Archivforschungen zu einem vom Projektleiter vorgesehenen Thema durchzuführen und anschließend die Ergebnisse im Rahmen einer Dissertation zusammenzufassen. Für die Einschreibung in den Promotionsstudiengang war an der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg i. Br. neben den Examenszeugnissen vor allem eine Betreuungszusage durch einen Hochschullehrer erforderlich. Das Stellenangebot brachte es mit sich, dass ich mir das Thema der Doktorarbeit nicht aussuchen konnte. Ich empfand das nicht als negativ, denn ich wusste, worüber mein Doktorvater forschte, und hatte auch deshalb bei ihm Veranstaltungen besucht. Interesse für das Thema war also vorhanden – meiner Meinung nach eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Doktorarbeit. Mein Doktorvater führte zu Beginn des Projekts monatliche Arbeitsberichte per E-Mail ein, die ich aus meinem jeweiligen Aufenthaltsort an ihn schicken musste. Das stellte einen gewissen Druck dar, weil ein Monat schnell vergehen konnte, ohne dass ich im Archiv wesentlich weiterkam. Insgesamt betrachtete ich die Berichtspflicht aber als großen Vorteil, weil ich sowohl mir als auch meinem Doktorvater über meine Tätigkeit regelmäßig Rechenschaft ablegen konnte. Die quellenintensive Arbeit hätte ich ohne die gute Betreuung und dem damit verbundenen Druck kaum in drei Jahren erledigen können. Die interessanteste und spannendste, aber auch mit Abstand die schwierigste Phase meiner Doktorarbeit waren die Archivaufenthalte im Ausland, die fast die Hälfte der Zeit ausmachten. Gleich zu Beginn ging ich ein Jahr nach Italien und kurz danach zwei Monate nach Spanien. Spätere Auslandsreisen dauerten nur noch ein bis zwei Monate und gingen von einer festen deutschen Basis aus. Bei meinem ersten Auslandsaufenthalt wurde ich mit der Erfahrung konfrontiert, dass Forschungen im Archiv teilweise erheblich frustrieren können, weil der Erkenntnisfortschritt viel weniger planbar ist als etwa bei der Arbeit mit Literatur in Bibliotheken. Ich hatte über mehrere Monate das Gefühl, nichts Brauchbares zu finden. Erst langsam und durch häufige Rücksprache mit meinem Doktorvater, mit dem Personal der Archive und mit Professoren vor Ort entwickelte ich Strategien, wie mit dem Problem umzugehen ist. Die Lösung sah so aus, dass ich mein Thema erweiterte und mehr Archive einbezog als ursprünglich geplant. An den anderen Aufenthaltsorten wurde ich zum Glück fündig, wodurch meine Freude an der Archivarbeit deutlich stieg. Neben den forschungstechnischen hatte ich auch die
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praktischen Schwierigkeiten unterschätzt. So musste ich teilweise erhebliche Zeit für diverse Wohnungssuchen aufwenden. Mitunter führte die Reisetätigkeit dazu, dass die sozialen Kontakte litten bzw. wegen der Kürze der Archivaufenthalte solche gar nicht erst aufgebaut werden konnten. Trotz dieser Probleme war die Zeit im Ausland aber in vielerlei Hinsicht sehr bereichernd. Der Doktorarbeit half sicherlich, dass sie im Rahmen eines Projekts entstand und ich mich daher häufig mit anderen Mitarbeitern über Probleme und Ergebnisse austauschen konnte. Zudem nahm ich an verschiedenen Konferenzen teil, auf denen ich Zwischenresultate vorstellen und mit anderen Wissenschaftlern diskutieren konnte. Das zwang einerseits dazu, zügiger zu arbeiten und das gesichtete Material frühzeitig zu ordnen, und brachte andererseits Anregungen, wie das Thema weiter bearbeitet werden könnte. Die Tagungen fand ich vor allem in der mittleren und späten Phase der Arbeit nützlich, da ich dort erstmals ein breiteres Feedback bekam. Ich halte es für sehr empfehlenswert, schon früh mit dem Schreiben der Doktorarbeit oder zumindest einzelner Abschnitte zu beginnen. Mir selbst ließ mein Doktorvater keine Wahl. Nach ca. anderthalb Jahren Archivforschungen und Bibliothekslektüre verfasste ich innerhalb von vier Monaten eine erste Rohfassung der Arbeit, die dann in einem guten Jahr Stück für Stück erweitert wurde, wobei ich noch drei kürzere Archiv- und Lektürephasen dazwischen schob. Bei der Abgabe der Arbeit musste ich mich an bestimmte Fristen halten, denn in Freiburg ist eine Promotion im Sommersemester nur bei Abgabe der Arbeit bis Mitte Februar und im Wintersemester bis Mitte September möglich. In meinem Fall vergingen gut vier Monate bis zur Doktorprüfung, die wahlweise als Rigorosum, Hauptfachprüfung oder Disputation abgelegt werden kann. Ich entschied mich für letzteres, bereitete ein Referat von 15 Minuten vor und wurde danach von einer Kommission 75 Minuten lang zu meiner Doktorarbeit befragt. Während Erst- und Zweitkorrektor sich sehr wohlwollend verhielten, sahen es die anderen Professoren eher als ihre Aufgabe an, den Advocatus Diaboli zu spielen. Da ich mich drei Jahre mit dem Thema beschäftigt hatte, empfand ich die Prüfung nicht als schwer und bestand sie gut, ohne mir vorher schon einmal eine Disputation angeschaut zu haben. Ob die Promotion zum Dr. phil. mir in beruflicher Hinsicht etwas gebracht hat, kann ich 15 Monate nach dem Abschluss des Verfahrens angesichts der derzeitigen Stellenknappheit an der Universität und der insgesamt recht ungünstigen Lage auf dem Arbeitsmarkt noch nicht abschließend beurteilen. Insgesamt habe ich die Zeit der Doktorarbeit als sehr bereichernd empfunden, was sicherlich vor allem an den Auslandsaufenthalten lag, aber auch an den Einblicken, die ich in die internationale Wissenschaftswelt gewonnen habe. Es soll trotzdem nicht verschwiegen werden, dass es zeitweise schwierigere Phasen gab und die Unsicherheit, wie es nach der Doktorarbeit weitergehen würde, belastend war. Rückblickend betrachtet würde ich zwar einiges anders machen, aber trotzdem wieder promovieren. Dr. phil. Guido Metzler
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
1.3
Altphilologie, Neugriechisch
Nach dem 1. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien an der Eberhard-KarlsUniversität Tübingen in den Fächern Griechisch und Latein in der Fakultät für Kulturwissenschaften kam ich nach Gesprächen mit verschiedenen Professoren recht schnell zu meinem Doktorvater, dessen interdisziplinäre Interessen meinen Vorstellungen entgegenkamen. Dass ich ein „Wunschthema“ (samt einem Zweitbetreuer der juristischen Fakultät) gewählt hatte statt eines schneller zu erarbeitenden Zweckthemas innerhalb der Philologie, war allerdings mit ein Grund für die lange Promotionsdauer. Da mein Thema außerhalb gängiger altphilologischer Themen lag, fiel mir der Zugang zu passender Literatur zunächst schwer, da es keinerlei adäquate Vorarbeiten gab. Die Auswertung recherchierter Werke dagegen gestaltete sich dann jedoch vergleichsweise einfach, da die Tübinger Universität zahlreiche große alte Fakultätsbibliotheken aufzuweisen hat; inzwischen sorgt allerdings auch hier die Finanzknappheit für spärlichere Versorgung mit aktueller Präsenzliteratur. Auf Hinweis meines Doktorvaters lernte ich dabei die ältere Literatur des 19., teilweise der Humanisten des 17. und 18. Jahrhunderts, schätzen. Diese haben gegenüber dem heutigen Spezialistentum erheblich größeren Überblick über die ihnen vorliegende antike Literatur und geben in ihren Kommentaren oft interessante Querverweise. Wichtige methodische Unterstützung erhielt ich durch die Einbindung in das aktuelle Projekt meines Doktorvaters. Die regelmäßigen Arbeitstreffen der Projektmitglieder waren gleichzeitig auch ein Doktorandenkolloquium. Auch die jährlich stattfindenden regionalen Nachbarschaftstreffen der „alemannischen“ Institute für Klassische Philologie waren als Kontaktbörse nützlich. Die Präsentation eines Teils meiner Dissertation in einem Vortrag in Straßburg empfand ich zunächst als zeitraubende Belastung, war dann aber erstaunt über die positive Resonanz gerade bei einigen „alten Größen der Zunft“, die mir weitere Tipps zur Konkretisierung und Weiterführung meines Themas geben konnten. Die Finanzierung war zunächst für zwei Jahre durch die Graduiertenförderung des Landes Baden-Württemberg gesichert. Die gute Verbindung meines Doktorvaters zur Fakultät legte diese Finanzierung nahe. Alle sechs Monate waren ein Arbeitsbericht samt Gutachten der Betreuer abzugeben. Nachteil dieser Förderung ist der fehlende Austausch mit Mitstipendiaten: Ich bekam Geld, musste jedoch selber für Kontakte sorgen. Daher empfehle ich gerade für zurückhaltendere Charaktere, sich bei Stipendiengebern zu bewerben, die auch für die wissenschaftliche oder soziale Verbindung der Stipendiaten sorgen. Nach dem Ende des Stipendiums bot mir mein Doktorvater eine Stelle bei seinem neuen großen Enzyklopädieprojekt an. Allerdings sollte ich diese Zeit über eine Vollzeitstelle ausfüllen und erst danach auf eine Halbzeitstelle reduzieren. Letztlich verzögerte sich die Fertigstellung und ich kam erst nach eineinhalb Jahren wieder an meinen eigenen Schreibtisch. Auch musste ich meine Dissertation während der Folgejahre regelmäßig alle halbe Jahre für zwei Monate arbeitsinten-
1 Sprach- und Kulturwissenschaften 215
sive Redaktionsschlusszeiten unterbrechen. Vorteilhaft dagegen war der enge Kontakt zu den Autoren (ich hatte zudem den neuesten wissenschaftlichen Stand vorliegen); mit ebenfalls promovierenden Kolleginnen konnten Dissertationsprobleme zwischen Tür und Angel geklärt werden. Unschätzbar war auch der soziale Kontakt im mehr als achtköpfigen Arbeitsteam. Die Fertigstellung der Dissertation erfolgte neben dem normalen Redaktionsbetrieb. Ich trennte mich von Lieblingsthemen, die zum roten Faden nichts beitrugen (wichtiger Gedanke: „Was fehlt, weiß außer dir niemand!“). Eine durchgängige stringente Linie durch das umfangreiche Material fand ich vor allem im Lichte der inzwischen erschienenen Publikationen. Auf neueste Literatur zu meinem inzwischen „in“ gewordenen Thema wies ich nur noch knapp in Fußnoten hin („vgl. jetzt auch XY“). Nach einer ersten Probefassung reichte ich acht Monate später die Arbeit bei der Fakultät ein. Die Gutachten wurden zum Jahresende geschrieben, Ende Januar – in einer Ruhephase der Redaktion – fand dann die mündliche Prüfung unter Beteiligung zahlreicher Dozenten der Kulturwissenschaftlichen Fakultät statt. Die Einarbeitung von Nachforderungen der Gutachter sowie die generelle Überarbeitung von Form und Sprache für den Druck dauerten, da ich inzwischen eine Dreiviertelstelle hatte, noch einmal ein Dreivierteljahr. Ich nutzte meine Redakteurserfahrung und stellte mit dem Tübinger Satzprogramm TUSTEP (vgl. Abschnitt VI 3.3) selbst eine Satzdatei her. Um den Abschluss des Promotionsverfahrens nicht weiter zu verlängern, verzichtete ich auf eine „aufwendigere“ Publikation unter Hinzuziehung von weiteren Gutachtern. Längerfristig war die Mitarbeit in dem Redaktionsteam für meine weitere Karriere unschätzbar: Teamleitung und interdisziplinäre Aufarbeitung von Inhalten – wichtige Fähigkeiten der Arbeitswelt – lassen sich nicht am Schreibtisch lernen. So hat die Redaktionsarbeit die Dissertation verzögert, aber auch wichtige professionelle Spielräume außerhalb der Universität eröffnet. Insbesondere meine langjährige Mitarbeit bei Thesis e. V. als nahezu einziger Vertreter meines Faches sorgt noch heute dafür, dass ich meine Vorstellungen von Altertumswissenschaften im Kontakt mit technisch-naturwissenschaftlichen oder betriebswirtschaftlichen Denkweisen offensiver vertreten kann. Hat sich die Promotion gelohnt? Als wissenschaftlicher Redakteur war der Doktortitel enorm wichtig, um in der Gelehrtenwelt als kompetenter Gesprächspartner ernst genommen zu werden, wenn es darum ging, Termine oder inhaltliche Änderungen durchzusetzen. Im Schuldienst, dem immer noch weit verbreiteten Tätigkeitsfeld von Altphilologen, wurde mein Doktortitel, zumal in traditionsbewussten Kollegien, durchaus mit einem gewissen Respekt registriert („Sie haben doch den Titel, Sie werden das schon schaffen!“). Schüler dagegen lassen sich durch einen Titel keinesfalls von unterrichtsfernen Aktivitäten abhalten. Generell gilt wohl im Schulalltag wie in vielen anderen Branchen: Läuft es gut, ist der Titel das Sahnehäubchen, läuft es schlecht, verstärkt er eher das Vorurteil vom weltfremden Denker. Zwingend nötig für die Schullaufbahn ist der Titel also nicht, andererseits habe ich durch die vertiefte Beschäftigung mit meinem Thema einige persönliche Anregungen für den Unterricht mitgenommen. Dr. phil. Jochen Derlien
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
1.4
Germanistik
Nach Abschluss meines Studiums zur Magistra Artium stand mein Entschluss fest: Bloß weg von der Universität hinaus ins Arbeitsleben! Ich fand eine Stelle als Werbe- und Public-Relations-Assistentin in einem Wirtschaftsfachverlag und arbeitete in einem Bereich, der nichts mehr mit den Inhalten meines Studiums zu tun hatte – ein Umstand, der mich nach einem Jahr dazu brachte, eine Dissertation in Erwägung zu ziehen, weil ich das inhaltliche Arbeiten vermisste. Der Erstgutachter meiner Magisterarbeit sagte seine Betreuung zu und erklärte sich mit dem mir damals vorschwebenden Thema einverstanden; also lag es nun an mir, meine Pläne umzusetzen. Dies erwies sich jedoch als sehr schwierig: Meine beruflichen Umstände waren so, dass wenig Energie für das wissenschaftliche Arbeiten übrig blieb und Kontinuität kaum möglich war. Dies jedoch ist gerade am Anfang, wenn das Thema noch vage ist, wichtig, um nicht wieder den Faden zu verlieren. Hinzu kam die Schwierigkeit, dass es mir schon nach einem Jahr ungeheuer schwer fiel, mich wieder in die wissenschaftliche Literatur einzulesen, da deren Diktion mir völlig fremd geworden war. So gingen schließlich drei Jahre ins Land, in denen ich mehrmals das Thema wechselte und dennoch nicht vorankam. Schließlich musste ich mir eingestehen, dass ich es niemals schaffen würde, neben einem anspruchsvollen Ganztagsjob auch noch eine geisteswissenschaftliche Dissertation zu schreiben. Das mag daran liegen, dass in den Geisteswissenschaften die inhaltlichen Ansprüche durchgängig enorm hoch sind, zum anderen, dass die Promovierenden bei der Themenwahl und -gestaltung weitgehend auf sich gestellt sind. Es fiel mir nicht leicht, meinen bisher eingeschlagenen Berufsweg für die Arbeit an der Dissertation aufzugeben – zumal ich keinerlei feste Zielvorstellungen für ein „Leben nach der Dissertation“ hatte, auf die ich hätte hinarbeiten können. Dennoch: Nachdem ich mit Stipendienanträgen keinen Erfolg hatte, nahm ich eine Stelle als Halbtagssekretärin in einer Anwaltskanzlei an, um die Finanzierung der Dissertation abzusichern. Inzwischen hatte ich auch ein Thema gefunden, das sehr viel konkreter und empirischer als alles war, womit ich davor experimentiert hatte, und noch dazu eines, das – im Gegensatz zu den meisten literaturwissenschaftlichen Themen – relativ neu und noch nicht gut erschlossen war. Für mich hatte dies den Vorteil der verhältnismäßig freien Themengestaltung, gleichzeitig allerdings den Nachteil, dass ich keine fachlichen Ansprechpartner hatte. Mein Doktorvater war bereit, sich auf das Thema einzulassen, konnte mir aber keine inhaltliche Unterstützung zukommen lassen – die musste ich mir selber suchen. Da es um Literatur im Internet ging, war das 1996 noch relativ junge World Wide Web meine Hauptquelle. Über Mailinglisten fand ich Kontakte und konnte so auch an der einen oder anderen Tagung teilnehmen, woraus auch erste Veröffentlichungen hervorgingen. Auch wenn es nicht unbedingt notwendig ist, während der Dissertationsphase zu publizieren, habe ich doch die Erfahrung gemacht, dass es Vorteile hat: Die Arbeit wird einer größeren Öffentlichkeit präsentiert und dort diskutiert; außerdem erleichtern Publikationen und Tagungsteilnahmen den Zugang zu einer möglichen wissenschaftlichen Karriere (die ich allerdings damals nicht im Auge
1 Sprach- und Kulturwissenschaften 217
hatte) – für die heutigen Juniorprofessuren ist es sogar Voraussetzung. Für mich war die Motivation jedoch eine andere: Da ich im universitären Kontext keinerlei Anschluss hatte und auch sonst verhältnismäßig einsam vor mich hin arbeitete, konnte ich auf Tagungen überprüfen, inwieweit ich meine Vorgehensweise und meine Ergebnisse plausibel machen konnte. All diese Aktivitäten liefen neben meiner Halbtagsstelle, die sich als ein wahrer Segen herausstellte. Ich arbeitete in einem Bereich, in dem ganz andere Qualifikationen als in meiner Forschungstätigkeit gefragt waren, konnte so meine beruflichen Erfahrungen ausbauen und behielt den Kontakt zur außerwissenschaftlichen Arbeitswelt. Hinzu kam, dass ich dort von allen Seiten große menschliche Unterstützung bekam. Die Tagesaufteilung mit vormittäglichem Job und nachmittäglicher und abendlicher Arbeit an der Dissertation lief verhältnismäßig gut, erforderte aber auch einiges an Zeitmanagement und Disziplin. Da ich insbesondere auf die Abende als Arbeitszeit angewiesen war, musste ich meine soziale Kontaktpflege gut planen, was nicht immer gelang. Wie bei jedem langwierigen Arbeitsprozess gab es unproduktivere und produktivere Phasen. Schwierig war es für mich auch, einen Endpunkt zu finden. Aus ursprünglich geplanten zwei Jahren waren mittlerweile drei geworden, ein viertes kündigte sich an. Das Ende kam schließlich relativ schnell: Ich bekam überraschend (durch eine normale Bewerbung ohne vorhergehende intensive Kontakte) eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle – allerdings nur unter der Bedingung, dass ich binnen eines halben Jahres Dissertation und Promotionsverfahren erfolgreich hinter mich gebracht hätte. Innerhalb von drei Monaten schrieb ich unter enormem Kraftaufwand die Arbeit fertig. Weil die Gutachter vorbildlich schnell arbeiteten, konnte ich mich in Rekordzeit (zwischen Abgabe und letzter Prüfung vergingen gerade mal zwei Monate) für das Rigorosum anmelden, das damals an der neuphilologischen Fakultät der Universität Heidelberg der vorgeschriebene Weg war. Hier allerdings machte sich negativ bemerkbar, dass seit meinem Studienabschluss mittlerweile acht Jahre vergangen waren: Ich musste mir Prüfer suchen, die ich nicht kannte und die mich nicht kannten, musste mich mit Themen aus meinen Nebenfächern befassen, die mir völlig fremd geworden waren. Zum einen konnte ich durch die Prüfungsvorbereitung zwar wieder Wissen auffrischen, aber nach Jahren völlig selbstständigen forschenden Arbeitens kam ich weder mit dem Lernen noch mit der klassischen Prüfungssituation gut zurecht. Dank der sehr fairen Prüfer gab es aber keine größeren Probleme. Meine Dissertation publizierte ich dann als Books on Demand, weil damit ein freier Zugang zur Arbeit im Internet verbunden war – eine Entscheidung, die zwar kein großes Renommee in der Wissenschaftsgemeinschaft mit sich bringt, die mir aber für mein Thema die richtige zu sein schien und mir auch nicht geschadet hat. Eher zufällig bin ich also durch die Promotion in eine wissenschaftliche Karriere „gerutscht“. Doch auch wenn es anders gekommen wäre, hätte ich meine damalige Entscheidung, einen unbefriedigenden Beruf gegen die selbstständige Arbeit an der Dissertation einzutauschen, die zwar eine sehr ungewisse Zukunft mit sich brachte, mit der ich mich aber identifizieren konnte, nie bereut. Dr. phil. Christiane Heibach
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
1.5
Anglistik, Amerikanistik
Im ersten Jahr meiner Promotion nach meinem Studium zur Magistra Artium hatte ich das Glück, eine volle Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Englische Philologie an der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften der Universität München angeboten zu bekommen. Diese empfand ich als den optimalen Einstieg in die wissenschaftliche Welt. Von den Kollegen bekam ich wertvolle Tipps und Unterstützung aus erster Hand. Die Berufstätigkeit am Lehrstuhl stand in vollem Einklang mit meinem Forschungsvorhaben: Die Themen der Seminare, die ich leitete, konnte ich frei auswählen, sodass ich daraus unmittelbaren Nutzen für mein Dissertationsthema ziehen konnte. Diese „paradiesischen“ Verhältnisse bezogen sich auch auf die Arbeitsbelastung am Institut, die sich auf einige wenige Verwaltungsaufgaben und auf die Organisation rund um meine eigenen Veranstaltungen beschränkte. Der Lehrstuhlinhaber erledigte seine entsprechenden Aufgaben selber. Außerhalb des Semesters und auch außerhalb der eigenen Veranstaltungen durfte ich mir meine Zeit weitgehend selbst einteilen. Was meine Dissertation anbelangte, so beschäftigte ich mich während dieses ersten Jahres vor allem mit der Themenfindung und -eingrenzung. Im zweiten Jahr änderten sich die Rahmenbedingungen: Diverse Anträge auf Promotionsstipendien scheiterten. Andererseits kann ohnehin niemand in einer Stadt wie München von einem Stipendium leben, und außerdem konnte ich mir nicht vorstellen, die nächsten Jahre „allein im stillen Kämmerlein“ zu verbringen. Viel lieber war es mir, nach einem möglichst anspruchsvollen Job zu suchen. Ich fand ihn in einem Sachbuchverlag mit Übersetzungsagentur. An der Universität musste ich in der nächsten Zeit noch einige Seminare absolvieren und das Latinum nachholen, sodass mir wenig Zeit blieb, mit der Dissertation selbst zu beginnen. Das änderte sich im dritten Jahr. Bei der Arbeit an der Dissertation ergaben sich kaum logistische Probleme. Die Bayerische Staatsbibliothek in München ermöglicht einen Online-Zugang zu ihrem Bestand. So bekam ich 90 % der benötigten Literatur. Weniger zufrieden war ich mit der Betreuungssituation: Nur maximal ein Mal pro Semester fand eine Besprechung mit dem Professor statt, und die Diskussion der Forschungsarbeit im Rahmen des Oberseminars erwies sich auch nicht als echte Hilfe. Die meiste Zeit kam ich mir mit meinem Thema ziemlich alleine gelassen vor. Nur aufgrund meiner eisernen Disziplin schaffte ich es, nicht abzubrechen. Nach Fertigstellung und vor der offiziellen Abgabe lehnte es der Professor ab, die Dissertation einmal vollständig durchzusehen. Was er von der Arbeit hielt, erfuhr ich erst mit der offiziellen Notenverkündung Monate später. In den Münchener Geisteswissenschaften ist die Abgabe- und Prüfungsprozedur streng geregelt – für Doktoranden eine sehr angenehme Angelegenheit. Zweimal im Jahr kann die Dissertation eingereicht werden, und sie muss bis zu einem bestimmten Termin korrigiert sein. Einige Monate nach Abgabe findet das Rigorosum statt. Geprüft wird im Haupt- wie auch in den beiden Nebenfächern (bei mir: Englische Sprachwissenschaft, Psycholinguistik und Soziologie). Der Vorbereitungsaufwand war enorm. Da die Inhalte dieser Prüfungen das Dissertati-
1 Sprach- und Kulturwissenschaften 219
onsthema nicht berühren durften, musste ich mich meist neu in die ausgewählten Themen einarbeiten. Insgesamt hatte ich oft den Eindruck, dass anglistische Linguisten von ihrer Wissenschaftsgemeinschaft erst so richtig anerkannt werden, wenn sie den Titel haben. So sind Konferenzteilnahmen während der Promotion eher ungewöhnlich. Einmal gelang es mir, mit einem Vortrag an einem Symposium teilzunehmen. Was meine nichtwissenschaftliche Karriere betraf, so wechselte ich im dritten Promotionsjahr die Tätigkeit. Im Rahmen des IT-Projektes „DokumentenManagement-System“ der Fraunhofer Gesellschaft war ich mit der Schulungsorganisation und -durchführung betraut. Hier konnte ich meine pädagogische Erfahrung einsetzen und arbeitete gleichzeitig in einem herausfordernden Job, bei dem auch die für mich so wichtigen sozialen Aspekte eine große Rolle spielten. Die negative Seite zeigte sich darin, dass mir nur zwei bis maximal drei Tage pro Woche blieben, um an der Dissertation zu arbeiten, die jetzt in die heiße Phase überging. Mehr noch, die Umstellung zwischen spannender praktischer Projektarbeit und konzentrierter wissenschaftlicher Arbeit zu Hause fiel mir oft schwer. Manchmal kam ich mir fast „schizophren“ vor. Nach einem Jahr in dem neuen Job hatte ich die Dissertation so weit vorangetrieben, dass ich sie abgeben konnte. Vom Entschluss zu promovieren bis zum Abschluss der Promotion waren ca. dreieinhalb Jahre vergangen. Allerdings verstrich bis zur Veröffentlichung ein weiteres Jahr. Der für München zuständige Betreuer eines renommierten Tübinger Verlages nahm mein Thema mit Begeisterung an, und es ergab sich eine äußerst fruchtbare Zusammenarbeit, die ich als teilweise Kompensation für das weniger befriedigende Betreuungsverhältnis zuvor empfand. Die Publikation war für mich kostenlos, allerdings musste ich das aufwendige Layout selber vornehmen. In meiner Freizeit saß ich zuerst an der inhaltlichen Überarbeitung – es mussten die Auflagen der Korrektoren umgesetzt werden. Anschließend machte ich mich an die formale Überarbeitung des 300-Seiten-Textes. An dieser Stelle rate ich dringend: Falls der Verlag vorher schon feststeht, ersparen Sie sich viel Zeit, wenn Sie die Arbeit von Anfang an in dem dort vorgeschriebenen Layout verfassen. Rückblickend war die Arbeitsbelastung in den letzten zwei Jahren der Promotionsphase enorm. An Freizeit geschweige denn Urlaub war kaum zu denken. Als klaren Vorteil dieses zweigleisigen Vorgehens auf der Karriereschiene sehe ich, dass Sie sich einerseits einen wissenschaftlichen Weg bahnen können, andererseits aber auch mit einem Bein in der freien Wirtschaft stehen, falls eine wissenschaftliche Karriere nach der Promotion nicht möglich oder gewünscht ist. Bei mir hat sich der Aufwand gelohnt: Durch die anspruchsvolle promotionsbegleitende berufliche Tätigkeit konnte ich die nötige Praxiserfahrung sammeln, um anschließend eine fachlich hoch qualifizierte Stelle zu bekommen. Seit fünf Jahren bin ich in einem IT-Unternehmen fest angestellt. Der Doktortitel ist für meine jetzige berufliche Stellung nicht Voraussetzung; allerdings waren finanzielle und karrieretechnische Anreize nie meine primäre Motivation zu promovieren. Im Vordergrund stand für mich immer die Freude an der wissenschaftlichen Tätigkeit. Zeit und Muße für so etwas zu haben, ist im Rückblick wirklich ein Luxus. Deshalb würde ich – auch unter den gleichen Umständen – noch einmal promovieren. Dr. phil. Monika Bründl
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
1.6
Romanistik
Romanistik: Erfahrungsbericht 1 Im Fachbereich Romanistik der philosophischen Fakultät der Universität Göttingen sind leider viele Doktoranden darauf angewiesen, sich außerhalb der Universität Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen, da nur wenige Mitarbeiter- oder Hilfskraftstellen zur Verfügung stehen. Entsprechend schwierig war die Finanzierung der Doktorarbeit, und ich lebte nach meinem Examen für das Lehramt an Gymnasien anfangs von Hilfskraftverträgen, die auf drei, sechs oder neun Monate ausgeschrieben waren. Mehr als eine halbe Stelle war in meinem Fall leider auch nicht zu bekommen. Deshalb habe ich mich für ein Stipendium bei der Niedersächsischen Graduiertenförderung beworben. Ich hatte das Glück, dass mir dieses Stipendium bewilligt wurde. Allerdings war es mit 1.200 DM relativ gering dotiert und erstreckte sich einschließlich einjähriger Verlängerung nur über einen Zeitraum von zwei Jahren. Rückblickend kann ich sagen, dass mir das Stipendium ein wirklich zügiges und konzentriertes Arbeiten an der Dissertation ermöglicht hat. Da ich nebenbei noch 16 Stunden pro Monat als wissenschaftliche Hilfskraft gearbeitet habe (die laut Stipendienvertrag höchstmögliche Stundenzahl!), habe ich auch das Büro im Seminar behalten können und hatte immer noch eine nähere Verbindung zur Universität als bei Promotionen mit nichtwissenschaftlicher Berufstätigkeit. Für mich war es ein unschätzbarer Vorteil, über ein eigenes Büro zu verfügen. So war ich nicht nur schneller in der Bibliothek und am Kopierer, sondern hatte vor allem eine räumliche Trennung zwischen meiner Wohnung und Arbeitsstätte. Ich bin mir sicher, dass diese Trennung sowohl dem effektiven Arbeiten als auch dem nötigen Abschalten von der Arbeit sehr zuträglich war. Konferenzteilnahmen sind im Bereich der Romanistik gern gesehen, aber, sofern keine wissenschaftliche Karriere angestrebt wird, nicht zwingend. Da es für mich sehr schnell feststand, dass ich nach der Dissertation nicht an der Universität bleiben wollte, habe ich mich zugunsten einer zügigen Arbeit an der Dissertation nicht um Konferenzteilnahmen bemüht. Schließlich wird der Schreibprozess durch die Vorbereitungen auf eine Konferenz zumindest für einige Zeit unterbrochen. Ich habe stattdessen ab und zu einen Artikel veröffentlicht, der sich im Rahmen meiner Forschungen ergeben hat, aber nicht direkter Bestandteil meiner Arbeit war. Sie sollten sich im Hinblick auf Publikationen vor der Abgabe der Doktorarbeit gründlich die jeweils geltende Promotionsordnung im Blick behalten: An der Philosophischen Fakultät der Universität Göttingen hätte es Probleme gegeben, wenn Teile der Dissertation schon vorab in Form eines Artikels veröffentlicht worden wären, wie es in anderen Fachbereichen durchaus üblich ist. Auslandsaufenthalte sind, sofern sie für die Forschungen an der Dissertation nicht nötig sind, keineswegs verpflichtend. Da ich bereits ein Jahr als Fremdsprachenassistentin in Frankreich tätig und durch mein Drittfach Italienisch zwei Mal zu Studienzwecken in Italien war, bin ich während der Dissertation nicht mehr ins
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Ausland gegangen. Dies war in meinem Falle nicht nötig, da ich die Literatur auch in Deutschland bekommen konnte und keine Feldforschung, die physische Präsenz bedingt hätte, oder Archivarbeit betrieben habe. Mein Promotionsthema, die Akzeptanz der von staatlichen Kommissionen erarbeiteten französischsprachigen Internet-Terminologie, habe ich mir selbst nach Interesse ausgesucht und eine entsprechende Fragestellung formuliert. Mit der Zeit hat sich die Fragestellung etwas modifiziert, und ich konnte den Forschungsschwerpunkt im Laufe des Promotionsprozesses immer weiter eingrenzen. Nach meiner Einschätzung ist es von Vorteil, wenn Sie sich selbst ein Thema stellen, das Sie wirklich interessiert und an dem Sie schon deshalb gerne arbeiten. Nach meinem Eindruck machen die Betreuer in der Romanistik oft wenig Druck und überlassen es den Doktoranden, von Zeit zu Zeit mit ihren Zwischenergebnissen oder Fragen an sie heranzutreten. Auch in diesem Punkt hat mir das Stipendium geholfen, im Rahmen dessen halbjährliche Rechenschaftsberichte über die Forschungstätigkeit und die vorläufigen Ergebnisse vorzulegen waren. Auch wenn ich das Schreiben dieser Berichte als lästig empfunden habe, hat es mich doch gezwungen, nach einem langfristig angelegten Zeitplan und ergebnisorientiert zu arbeiten. Da mein Betreuer diese Berichte unterschreiben musste, bevor sie an die Stipendiengeber weitergereicht wurden, war er immer über meinen aktuellen Forschungsstand informiert. Ich sehe in dieser Art der Kontrolle den Vorteil, dass eine ständige Rückkopplung mit dem Betreuer stattfindet. Auf diese Weise besteht nicht die Gefahr in die „falsche“ Richtung zu laufen oder sich zu verzetteln, was sich vielleicht erst in den Gesprächen kurz vor Abgabe der Arbeit herausgestellt hätte. Insofern kann ich Ihnen nur empfehlen – auch unabhängig von einem Stipendium – sich selbst zu häufigen Rückmeldungen und Treffen mit dem Betreuer zu verpflichten, damit Sie nicht erst bei der Abgabe erfahren, welche Aspekte der Betreuer gerne noch in der Arbeit behandelt gewusst hätte. Die Abgabe der Arbeit war vor allem ein formaler Akt mit viel Bürokratie und Papierkram – sogar ein aktuelles polizeiliches Führungszeugnis wurde verlangt. In Göttingen konnte ich meine Arbeit unmittelbar nach ihrer Fertigstellung abgeben, nachdem ich mich einige Tage vorher angemeldet hatte. Allerdings habe ich dann fast fünf Monate auf die mündliche Prüfung gewartet. Diese verlief in meinem Fall als zweistündige Disputation, wobei ich mich auch für ein Rigorosum hätte entscheiden können. Ich hatte mir im Vorfeld eine Prüfung angesehen und wusste daher, was auf mich zukommen würde. Zwischen der mündlichen Prüfung und der Publikation der Arbeit vergingen eineinhalb Jahre, da mir das Referendariat kaum die nötige Muße zur Überarbeitung ließ. Ich habe mich zu einer Kombilösung zwischen einer Publikation als Buch und einer Online-Publikation entschieden: Die Arbeit ist zunächst als Buch erschienen und wird einige Jahre später vom Verlag als frei zugängliches PDFDokument zur Verfügung gestellt. Derartige Projekte sind allerdings mit den Verlagen abzusprechen und dürfen nicht auf eigene Faust veranlasst werden. Insgesamt waren die ca. drei Jahre, die ich an meiner Doktorarbeit geforscht und geschrieben habe, eine sehr bereichernde Lebensphase, nicht zuletzt durch die von mir geleitete Göttinger Thesis-Gruppe. Ich möchte diese Zeit nicht missen. Dr. phil. Eva Molitor
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Romanistik: Erfahrungsbericht 2 Meine Promotionsphase begann im Anschluss an das Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien (Französisch und Deutsch) mit der Annahme einer wissenschaftlichen Stelle am geschichtswissenschaftlich ausgerichteten Sonderforschungsbereich 235 der Universität Trier. Dieser Sonderforschungsbereich (SFB) umfasste u. a. drei sprachhistorische Teilprojekte. In einem davon (zur historischen Sprachlehrforschung) hatte ich bereits während des Studiums als studentische Hilfskraft gearbeitet, was mir den Einstieg als Mitarbeiter in das andere (zur Schreibsprachen- und Sprachkontaktforschung im Mittelalter) erleichterte. Die Einbindung der Promotion in ein drittmittelfinanziertes Forschungsprojekt barg für mich sowohl Chancen als auch Risiken: Einerseits wurde ich frühzeitig an das Arbeiten in wissenschaftlichen Teams gewöhnt (was inzwischen auch in den Geisteswissenschaften Standard ist). Außerdem stand ich fachlich in ständigem Austausch mit den Projektkollegen. Auf der anderen Seite entwickelte das drittmittelfinanzierte Forschungsprojekt für meine Arbeitskraft und meine Zeit erhebliche Zentrifugalkräfte, die die Konzentration auf die eigene Dissertation erschwert und phasenweise die eigene Arbeit sogar gänzlich zum Erliegen gebracht haben. Auch Arbeitsschritte und Teilergebnisse, die eigentlich für die eigene Dissertation vorgesehen waren, liefen Gefahr, ohne Nutzen für die eigene Weiterqualifikation in gemeinsame Projektpublikationen einzufließen. Die Eindämmung solcher Zentrifugalkräfte ist meiner Ansicht nach die Herausforderung bei der Promotion im Rahmen eines Forschungsprojekts. Mein Rat hierzu ist, dass Sie so frühzeitig und so eindeutig wie möglich mit Ihrem Team Absprachen treffen sollten, die die Ressourcen und den thematischen Raum für Ihr eigenes Vorhaben sichern. Dabei können Sie durchaus selbstbewusst vertreten, dass Ihre Dissertation nicht als „Privatsache“ in einen Randbereich abgeschoben wird (es sei denn, Sie befürworten das aus eigenem Interesse heraus), sondern dass Ihr eigenes Forschungsvorhaben auch zentrale Fragen des Forschungsprojekts abdecken darf. Ein weiteres Charakteristikum des Promovierens in einem Sonderforschungsbereich ist die Einbindung der Teilprojekte in einen interdisziplinären Kontext. Ich habe nicht nur in Sachen Projektmanagement, Kommunikation und Organisation viel gelernt, sondern auch in einem intellektuell und forschungspraktisch sehr anregenden Umfeld gearbeitet. Erleben durfte ich indes auch die Schattenseiten missglückter Interdisziplinarität: Der auf Projektleiterebene oft nur sporadisch geführte interdisziplinäre Dialog wurde nicht selten an die Promovierenden delegiert. Auch kann es passieren, dass Leiter und Kollegen anderer Teilprojekte Ihrem Dissertationsvorhaben mit Kritik begegnen, die im Widerspruch zu den Erwartungen Ihres Fachs bzw. Ihrer zukünftigen Rezensenten steht. In diesem Fall liegt es an Ihnen selbst, die Orientierung nicht zu verlieren und höflich, aber deutlich auf diesen Konflikt aufmerksam zu machen. Wer eine wissenschaftliche Laufbahn anstrebt, kommt um eine frühzeitige Teilnahme an Tagungen nicht herum. Selbst Promovierende, die schon wissen, dass sie nach der Promotion in die Schule oder in die freie Wirtschaft gehen, sollten die Fachtagungsagenda aufmerksam verfolgen. Tagungsteilnahmen bieten die
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Möglichkeit, Rückmeldung von Kolleginnen und Kollegen zu bekommen, die oft näher an Ihrem Thema sind, als Ihr lokales Projektumfeld. Wenn es nicht zu groß dimensioniert scheint (hier sollten Sie den Rat Ihres Betreuers einholen), sollten Sie durchaus auch schon an internationalen Tagungen teilnehmen. Für mich persönlich war die aktive Teilnahme an nationalen und internationalen Tagungen während der Arbeit an der Dissertation nicht zuletzt ein wichtiger Motivationsfaktor. Wer nach der Promotion weiter in der romanistischen Forschung arbeiten will, muss sich frühzeitig entscheiden, ob er sich mit seinen Veröffentlichungen ein einzelsprachiges oder ein mehrsprachiges Profil geben will. Der Hintergrund ist ein fachinterner Konflikt: Während sich die Romanistik traditionell für alle vom Lateinischen herkommenden Sprachen, Literaturen und Kulturen in gleicher Weise zuständig fühlt, hat spätestens mit der Spezialisierung der Forschungsinteressen in den 1970er Jahren der Trend eingesetzt, den Schwerpunkt in nur noch einer Sprache (Spanisch, Italienisch, Französisch, Portugiesisch, Rumänisch, Katalanisch etc.) zu setzen. Dieser Trend ist in der romanistischen Literaturwissenschaft stärker ausgeprägt als in der romanistischen Sprachwissenschaft. Allerdings dezimiert die aktuelle Forschungspolitik das Personal an den Instituten zurzeit derart spürbar, dass womöglich in Zukunft wieder mehr „Vollromanisten“ benötigt werden, um den Lehr- und Forschungsbetrieb aufrecht zu erhalten. Die Mitgliedschaft in romanistischen Fachverbänden kann ich unabhängig von der Frage, ob Sie in der Forschung weiterarbeiten möchten, nur empfehlen. Der Deutsche Romanistenverband (DRV) ist für Promovierende eine wichtige Anlaufstelle. Unter www.romanistica.info bietet der DRV nicht nur eine Vielzahl von aktuellen Informationen über das Fach, sondern auch die Möglichkeit, über das Forum Junge Romanistik andere Nachwuchsromanisten kennen zu lernen. Insbesondere für Linguisten, Philologen und Mediävisten ist die Mitgliedschaft in der internationalen Société de Linguistique Romane von Interesse. In Abhängigkeit von Ihren Forschungsinteressen sollten Sie darüber hinaus eine Mitgliedschaft in den nationalen und internationalen Fachverbänden für Italianistik, Frankoromanistik, Hispanistik, Lusitanistik etc. sowie in interessenspezifischen Vereinigungen, z. B. der Gesellschaft für Angewandte Linguistik (www.gal-ev.de) oder Asociación de Investigación y Especialización sobre Temas Iberoamericanos (www.aieti.es) in Erwägung ziehen. Mein persönliches Fazit ist, dass ich die Promotion zum Dr. phil. im Rahmen eines Sonderforschungsbereichs trotz der mit gut vier Jahren recht langen Promotionszeit als eine optimale Vorbereitung auf meine weitere wissenschaftliche Tätigkeit empfunden habe. Abgeschlossen wurde mein Verfahren nach einer zügigen Korrektur durch die beiden ebenfalls im Sonderforschungsbereich forschenden Gutachter schon zwei Monate nach der Einreichung in der Fakultät für Sprachund Literaturwissenshaften der Universität Trier mit einem Rigorosum. Aufgrund der Anbindung an die internationale Forschung während der Projektarbeit war es ermöglicht, die Dissertation im Rahmen der renommierten Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie zu veröffentlichen. Dr. phil. Harald Völker
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
1.7
Psychologie
Psychologie: Erfahrungsbericht 1 Die Psychologie bietet ein breites Spektrum an Forschungsmöglichkeiten. Auf Grund meines starken Interesses an der psychophysiologischen Forschung hatte ich bereits während meiner Studienzeit an der Humboldt-Universität zu Berlin am Fachbereich Klinische Psychologie als wissenschaftliche Hilfskraft gearbeitet. Die Entscheidung im Anschluss an das Studium in diesem Bereich selbst forschend tätig zu werden war dann schnell getroffen. Zu diesem Zeitpunkt war ich 28 Jahre alt und hatte sowohl den Diplomstudiengang der Sozialtherapie (DiplomSozialtherapeutin) als auch der Psychologie (Diplom-Psychologin) erfolgreich beendet. Anschließend habe ich wissenschaftlich am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften gearbeitet. An diesem Institut führte ich die experimentellen Untersuchungen für meine Dissertation durch. Die Promotion selbst habe ich jedoch an der Leipziger Universität abgelegt, da Max-PlanckInstitute kein Promotionsrecht besitzen. Das Institut bietet Doktoranden sehr gute äußere Rahmenbedingungen, was u. a. die Beschaffung der Literatur, die Labortechnik und Labornutzung, die Teilnahme an Konferenzen im In- und Ausland und auch die sonstige wissenschaftliche Infrastruktur umfasst. Diese Rahmenbedingungen führen dazu, dass die Promotion im Allgemeinen in kurzer Zeit abgeschlossen werden kann. Die Wahl des Promotionsthemas war leider sehr vom Themenfeld des zugeordneten Betreuers abhängig. Als kritisch empfand ich die deutliche Überschneidung meines Promotionsthemas mit dem Habilitationsthema meines Betreuers, nicht nur weil die Promotionsordnung der Fakultät selbiges zu verhindern sucht. Auswirkungen auf mein Promotionsverfahren hatte es letztlich jedoch nicht. Die Kontakte zu Wissenschaftlern aus den Interessenbereichen und die Diskussionen haben sich als sehr fruchtbar erwiesen. Zum einen ermöglicht der direkte Kontakt zu Wissenschaftlern angrenzender Fachbereiche einen engen Austausch hinsichtlich der eigenen Forschungsarbeit und deren Ergebnissen und zum anderen eine Horizonterweiterung hinsichtlich aktueller Fragestellungen jenseits meiner eigenen Forschungstätigkeit. Gerade dieser Aspekt ist nicht von unerheblicher Bedeutung in den schnelllebigen Neurowissenschaften. Zusätzlich dazu bietet dieser Austausch Möglichkeiten zur Anbahnung von Kooperationen mit anderen Instituten in der Promotionsphase und darüber hinaus. Auch durch die ausgesprochen guten technischen Möglichkeiten der Labore und deren Zugang habe ich in kurzer Zeit eine ganze Reihe von Untersuchungen zu meinem Promotionsthema eigenständig durchführen können. Diesen kreativen Prozess empfand ich als sehr inspirierend. Die Ergebnisse der empirischen Studien habe ich anschließend auf Konferenzen in Form von Vorträgen, Postern und Berichten publiziert. Das Feedback auf den einzelnen Konferenzen war sehr unterschiedlich. Grundsätzlich würde ich die
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kleinen Konferenzen vorziehen, da es dort am ehesten zu einem fachlichen Austausch kommt. Eine weitere Möglichkeit, meine Daten zu präsentieren, boten die Kolloquien am Max-Planck-Institut selbst. Die mündlichen Präsentationen waren (Pflicht-)Bestandteil der Promotionsphase und wurden auf ansprechendem Niveau gehalten. Damit waren sie gleichzeitig gute Übung und Vorbereitung einerseits für Vorträge und Präsentationen auf Konferenzen und andererseits in Hinblick auf das Rigorosum. Selbstredend wurde daneben erwartet, dass die wissenschaftlichen Ergebnisse in international anerkannten Fachzeitschriften publiziert werden. Für das Verfassen der Promotionsschrift empfand ich es als schwierig, die passenden Studien aus der Vielzahl meiner durchgeführten Untersuchungen auszuwählen. Auch der Aufbau des Grundgerüsts der Arbeit war sehr zeitintensiv. Explizit in dieser Phase sollte der Doktorand einen engen Kontakt zu den Betreuern und den potenziellen Gutachtern aufgebaut haben und pflegen, was ein sicheres Arbeiten ermöglicht. Das anschließende Niederschreiben ging zügig voran, wobei ich die Hinweise zu einzelnen Kapiteln, die mir andere Mitarbeiter des Instituts zurückmeldeten, einfließen lassen konnte. Nach der Einreichung aller Unterlagen an der Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie der Universität Leipzig dauerte es fünf Monate, bis ich meine Prüfung für den Doktor der Naturwissenschaften ablegen konnte. Die einzelnen Teilnoten der Doktorarbeit, der Disputation und der nichtöffentlichen Rigorosumsprüfung wurden zu einer Note zusammengefasst. Im Gegensatz zur Doktorprüfung war die Voraussetzung für den Erhalt der Promotionsurkunde erstaunlich unbürokratisch. Lediglich sechs Pflichtexemplare meiner Doktorarbeit musste ich in der Leipziger Universitätsbibliothek hinterlegen. Dennoch habe ich die Möglichkeit der Veröffentlichung in Buchform durch die eigene Veröffentlichungsserie der Max-Planck-Institute genutzt. Organisatorisch war ich über einen halben wissenschaftlichen Mitarbeitervertrag an das Max-Planck-Institut gebunden. Der Vertrag beinhaltete eine genaue Beschreibung der Aufgaben und Pflichten als Doktorand und als Mitarbeiter des Instituts. Darüber hinaus war es bspw. nicht erwünscht, während der Promotionszeit als Doktorand einer weiteren Tätigkeit, z. B. der Lehrtätigkeit an der Universität, nachzugehen. Das schränkt die persönlichen Freiheiten zu Gunsten einer kurzen fokussierten Promotion ein. Ebenfalls offensichtlich unerwünscht waren Schwangerschaften der Doktorandinnen. Ich bin trotzdem innerhalb meiner Promotionszeit nach der Geburt meines Kindes für ca. eineinhalb Jahre kürzer getreten. Alles in allem habe ich ca. vier Jahre bis zum Erhalt der Urkunde benötigt. Zusammenfassend kann ich eine Promotion an Max-Planck-Instituten denjenigen empfehlen, die eine ansprechende wissenschaftliche Infrastruktur sowie weitere gute und stabile Rahmenbedingungen vorfinden möchten, eine kurze Promotionsphase anstreben und sich gut in ein betont hierarchisches System eingliedern können. Dr. rer. nat. Claudia Hruska
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Psychologie: Erfahrungsbericht 2 Der Promotionsprozess begann bei mir bereits vor dem Abschluss meiner Diplomarbeit. Ich hatte schon frühzeitig mit meinem Doktorvater abgesprochen, dass wir zusammen einen Förderantrag bei der DFG stellen, um meine Doktorarbeit im Rahmen einer wissenschaftlichen Berufstätigkeit zu finanzieren. An diesem Antrag habe ich dann ungefähr sechs Monate gearbeitet. Die nachfolgende Diplomarbeit für den Abschluss Diplom-Psychologe war dann auch eine direkte Vorarbeit für die anschließende Promotion. Mit einer kurzen Unterbrechung von anderthalb Monaten nach Studienabschluss konnte ich dann meine Doktorandenstelle am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften in Kiel antreten. Die Promotion im Rahmen einer DFG-Förderung hatte mehrere Vorteile. Durch die relativ präzise Ausarbeitung des Forschungsvorhabens im Vorfeld waren die meisten nötigen Arbeitsschritte für meine Dissertation klar definiert und mir stets transparent. Trotz dieser festen Rahmenbedingungen hat mein Doktorvater mir immer genügend Freiraum für die Entfaltung meiner wissenschaftlichen Kreativität gegeben. Außerdem konnte ich schon bald nach dem Projektstart Kontakte zu anderen Promovierenden knüpfen, die im gleichen DFG-Schwerpunktprogramm angesiedelt waren. Der Eigeninitiative der Promovierenden war es außerdem zu verdanken, dass es zu mehreren Promovierendentreffen kommen konnte, bei denen wir uns schon sehr frühzeitig die Entwürfe unserer Arbeiten gegenseitig vorstellen konnten. Diesen Austausch habe ich immer als sehr anregend für die eigene Arbeit erlebt, auch wenn die Dissertationsthemen zum Teil sehr weit auseinander lagen. Bei einer Promotion im Rahmen eines Drittmittelprojektes ist mit dem Leiter des Projekts abzuklären, ob die anfallenden empirischen Daten auch für die eigene Dissertation genutzt werden können. Mir sind mehrere Fälle bekannt, in denen es zu Konflikten kam und die Promotion mit zusätzlich erhobenen Daten geleistet werden musste. Da viele Drittmittelgeber die Nachwuchsförderung als Bewilligungsvoraussetzung proklamieren, sollte die Datennutzung für die eigene Promotion in den meisten Fällen unstrittig sein. Aus meiner Sicht bietet es sich besonders für das Fach der Psychologie an, im Rahmen einer Drittmittel-Förderung zu promovieren. Die Promotion auf einer Haushaltsstelle bringt meistens eine höhere Arbeitsbelastung z. B. für durchzuführende Lehre mit sich. Ein Stipendium wird in der Regel schlechter bezahlt. Eine Promotion ohne Finanzierung ist nicht empfehlenswert. Die Arbeit, die für den eigenen Unterhalt geleistet werden muss, kann die Promotionszeit erheblich verlängern oder durch die hohe Belastung ganz verhindern. Nach knapp drei Jahren wurde mir nach einer erfolgreich abgeschlossenen Promotion eine volle Stelle in Aussicht gestellt. Diese Perspektive hat mich ungeheuer motiviert und schließlich auch die Abschlussphase meiner Promotion eingeleitet. Hierfür habe ich eine sehr detaillierte Zeitplanung vorgenommen, die ich auch größtenteils einhalten konnte. Die letzte intensive Schreibphase hat dann ungefähr drei Monate in Anspruch genommen. Während dieser Zeit habe ich ausschließlich für meine Dissertation gearbeitet.
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Förderlich in der letzten Phase war sicherlich der gute Kontakt zu meinen Mitdoktoranden im DFG-Schwerpunktprogramm, die mir Feedback geben konnten, und die sehr gute Betreuung durch meinen Doktorvater, der mir zu allen inhaltlichen und methodischen Fragen konstruktive Rückmeldungen gegeben hat. Als Prüfungsform hatte ich das Rigorosum der philosophischen Fakultät an der Universität Kiel mit den beiden Nebenfächern Sportwissenschaft und Psychopathologie gewählt. Für die Nebenfächer musste ich zusätzliche Seminare belegen und auch zwei eigenständige Prüfungen bewältigen. Alle drei Prüfungen waren von Art und Umfang mit anspruchsvollen mündlichen Diplomprüfungen vergleichbar. Diese haben zwar einen großen Arbeitsaufwand mit sich gebracht. Vor dieselbe Wahl gestellt, würde ich wieder das Rigorosum der Disputation vorziehen. Die Disputation kann, besonders an heterogen zusammengesetzten Fakultäten, ein mit großen Unsicherheiten behaftetes Verfahren sein. Das Rigorosum dagegen kann mit Prüfenden der eigenen Wahl im Vorfeld sehr genau abgesprochen werden. Von großer Wichtigkeit ist auch die Auswahl der Gutachter. Ich hatte neben meinem Doktorvater zwei weitere Gutachter angegeben, die mir persönlich bekannt waren und einen guten Bezug zu meinem Thema hatten. So konnte ich alle Gutachter persönlich um eine schnelle Fertigstellung der Gutachten bitten. Nach der extrem kurzen Zeit von zwei Wochen waren alle drei Gutachten verfasst, sodass ich die in Aussicht gestellte Stelle tatsächlich fristgerecht antreten konnte. Die so entstandene Arbeit habe ich dann vor allem aus Kostengründen als PDFDokument in einem Verlag veröffentlicht, bei dem die Arbeit zunächst frei über das Internet zugänglich war. Die Rechte an der Arbeit sind komplett bei mir verblieben. Diese Form der nichtexklusiven Veröffentlichung bietet sich vor allem dann an, wenn die Arbeit auch noch in anderen Zusammenhängen veröffentlicht werden soll. So hatte ich die weitere Veröffentlichung von Teilaspekten in wissenschaftlichen Zeitschriften geplant, zu denen es dann aber wegen zu hoher Arbeitsbelastung auf den nachfolgenden Stellen nie gekommen ist. Insgesamt hat die gesamte Promotion knapp vier Jahre in Anspruch genommen. Nicht die gesamte Zeit konnte ich so effizient nutzen wie das letzte halbe Jahr. Ein Teil der verwendeten Zeit wurde für das verwendete Längsschnittsdesign benötigt, sodass die Datenerhebung über ein Jahr in Anspruch genommen hat. Ein weiterer Teil ist aber den freiwillig übernommenen Lehrverpflichtungen zuzuschreiben. Es muss jedem bewusst sein, dass dies sehr viel Vorbereitungs- und Nachbereitungszeit kosten kann. Gerade in der abschließenden Schreibphase der Dissertation sollten keine Lehrverpflichtungen mehr angenommen werden. Mir ist die Lebensphase, in der ich mit meiner Doktorarbeit beschäftig war, als anregend und produktiv im Gedächtnis geblieben. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich gezwungen, mich lange und tief greifend mit einem Thema auseinanderzusetzen. Wenn diese Fokussierung als Herausforderung begriffen und konstruktiv angenommen wird, kann Sie zu einer wirklichen Expertise in einem Themengebiet führen und zum persönlichen Reifungsprozess beitragen. Dr. phil. Thomas Martens
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
1.8
Erziehungswissenschaften
Erziehungswissenschaften: Erfahrungsbericht 1 Meine Promotion führte ich an der Universität Passau im Fachbereich Erziehungswissenschaften der Philosophischen Fakultät durch. Ich bin studierte Pädagogin (Magister) und habe deshalb als Hauptfach für meine Promotion auch Allgemeine Pädagogik gewählt. Die Rigorosumsfächer waren meine ehemaligen Magisternebenfächer Psychologie und Soziologie. Da ich ein Firmenstipendium hatte, war die Fragestellung meiner Dissertation sehr wirtschaftsnah. Mein Thema heißt „Managing Diversity und Gender Politics“, wobei ich die Karriere von Frauen im außertariflichen Kreis eines Großkonzerns untersucht habe. Meine Promotion konnte ich innerhalb von drei Jahren abschließen und war in dieser Zeit an drei verschiedenen Stellen im Unternehmen tätig. Dies impliziert, dass ich extrem wenig Zeit am Lehrstuhl verbracht und meinen Doktorvater nur selten gesehen habe. Eine wissenschaftliche Betreuung meiner Arbeit hat eigentlich kaum stattgefunden. Aus diesem Grund habe ich im Unternehmen regelmäßige Treffen eines Kreises von Diplomanden und Doktoranden initiiert, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigten. Methodisch habe ich mir für die Konzeption meiner Befragung beim Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen in Mannheim Unterstützung geholt. Dort können junge Forscher mit Experten über ihre Ansätze diskutieren und Fragen stellen. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie sehr ich hier verallgemeinern sollte, aber ich habe den Eindruck, dass die Methodenausbildung für Forscher im Fachbereich Erziehungswissenschaften eher schlecht ist. Deshalb fand ich es sehr wichtig, sich hier bewusst Hilfe zu holen, um die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit zu gewährleisten. Allgemein kann ich sagen, dass die Tätigkeit im Unternehmen und die zusätzliche Arbeit an der Dissertation extrem belastend waren. Vor allem im ersten Jahr war an ein Sozialleben kaum mehr zu denken. Positiv ist, dass ich in kurzer Zeit nicht nur eine Promotion erlangen konnte, sondern auch Berufserfahrung gewonnen habe. Das ist gerade für Pädagogen vorteilhaft, die nicht sofort eine wissenschaftliche Karriere anstreben und ebenso wenig in klassisch erziehungswissenschaftlichen Berufen arbeiten wollen. Ich musste mich bei Bewerbungsgesprächen nie für das Fach und die im Studium erworbenen Kompetenzen rechtfertigen. Zum Stipendium an sich: Ich bin auf recht unkonventionelle Weise an mein Stipendium gelangt. Es gab eine Person in dem Unternehmen, die mich als Mitarbeiterin gewinnen wollte. Da ich vorhatte zu promovieren, haben wir uns überlegt, wie wir beides unter einen Hut bekommen können. Das Stipendium war dem Unternehmen relativ einfach schmackhaft zu machen, da ich bereit war, nicht nur zu forschen, sondern auch auf einer konkreten Stelle über einen klar definierten Zeitraum zu arbeiten. Manche mögen das als Ausbeutung begreifen, für mich war es eine Chance. Darüber hinaus hätte ich die Forschung ohne Einbindung in das Unternehmen kaum machen können; meiner Dissertation kam es sehr zu Gute, die
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Strukturen im Unternehmen von der Mitarbeiterseite her zu kennen. Nachdem ich meinen Teil der Abmachung geleistet habe und meine Fragebogenaktion und die Interviews gelaufen waren, habe ich mich zusätzlich zweimal für die Firma ins Ausland begeben. Ich muss feststellen, dass dies seitens meines Doktorvaters zwar geschätzt wurde, dies aber im Fachbereich Erziehungswissenschaften (noch) nicht unbedingt üblich ist. Während der Dissertation hatte ich zwei größere Krisen im Sinne der gefürchteten Schreibblockade. Um die erste zu beenden, habe ich mich von meiner Firma nach Brasilien vermitteln lassen und mir durch den Tapetenwechsel neue Energie geholt. Während der zweiten Krise habe ich mir einen Sparringspartner gesucht. Das war jemand, der sich auch in der Schreibphase einer Abschlussarbeit befand und mit dem ich jeden Abend besprochen habe, was ich den Tag über gearbeitet habe. Ein geeigneter Sparringspartner muss nicht unbedingt etwas von der Dissertationsthematik verstehen, aber es war für mich wichtig, dass ich ausreichend Respekt vor ihm hatte, dass es mir unangenehm gewesen wäre, gestehen zu müssen, dass ich den Tag über nichts geschafft habe. Die Wartezeit zwischen Abgabe der Dissertation und dem Rigorosum betrug bei mir ca. drei Monate. In dieser Zeit ging ich erneut ins Ausland, um ein Projekt in Indien durchzuführen. Die Zeit der Promotion betrug bei mir wie eingangs erwähnt drei Jahre. Für diese Zeit hatte ich mein Stipendium und hatte finanziell den Druck, in dieser Zeit fertig zu werden. Wenn ich die Vorlaufphase mit einrechne, also die Verhandlungen mit dem Unternehmen, dann muss dafür noch ein Dreivierteljahr veranschlagt werden. Das Rigorosum habe ich als sehr hohe nervliche Belastung empfunden, da es bei mir bis zur letzten Prüfung noch darum ging, das Prädikat zu verbessern. Die Prüfungen im Einzelnen waren aber eher undramatisch. Meines Erachtens wurde in den Nebenfächern zu viel Wert auf sture Wiedergabe gelernter Inhalte gelegt. Im Hauptfach durfte ich dann diskutieren und muss sagen, das hat echt Spaß gemacht. Insgesamt finde ich das Modell Rigorosum eher unglücklich, da meine Dissertation in keiner Weise mehr zur Sprache kam. Eine Disputation ist da doch wesentlich sinnvoller, denn schließlich bin ich in einem Bereich durch die Dissertation zum Experten geworden. Ich finde es schade, wenn davon niemand profitieren kann und bedauere, dass mein Wissen nicht auf den Prüfstand kam. Einerseits bin ich natürlich froh, dass die Promotion durch ist, andererseits würde ich es wohl noch mal genauso machen. Sie sollten sich darüber im Klaren sein, weshalb Sie promovieren wollen, und testen, ob der Grund stark genug ist, über Jahre hin zu motivieren. Für mich war der Titel ein sehr wichtiger Grund, auch wenn das vielleicht unsympathisch klingt. Ich wollte mir und meiner Umwelt beweisen, was ich kann. Daran schließt sich die Frage an, was mir der Titel bisher gebracht hat. Ich bin erstaunt darüber, wie sehr er mir eigentlich im Weg steht. Ich muss dazu sagen, dass ich recht jung für die Promotion bin (26) und gerade die Relation von Alter und Titel – vor allem auf dem Arbeitsmarkt – eine Rolle spielt, mit der ich nicht gerechnet habe. Nichtsdestotrotz bin ich stolz und glücklich den Doktortitel zu haben. Allen, die sich an das Abenteuer Promotion wagen, wünsche ich viel Durchhaltevermögen und viel Freude mit Ihrem Thema! Dr. phil. Eva Fischer
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Erziehungswissenschaften: Erfahrungsbericht 2 Als ich das erste Mal an eine Promotion dachte, befand ich mich in der Vorbereitung auf meine Prüfungen im Vordiplom. Ich hatte mich gefragt, was ich mit dem Wissen, das ich mir erwerbe, anfangen soll. Die Idee, in der Universität zu bleiben und eine Doktorarbeit zu schreiben, erfüllte mich mit Freude und war auch eine Erleichterung. Der Grund war folgender. Ich studierte Erziehungswissenschaft auf Diplom an der Universität Regensburg und visierte für das Hauptstudium den Schwerpunkt Erwachsenenbildung an. Mit meinem Studium in Diplom-Pädagogik fühlte ich mich allerdings nicht voll ausgelastet, sodass ich nach dem Vordiplom in Erziehungswissenschaft noch das (Doppel-)Studium für den Magister in Politikwissenschaft aufnahm, das ich mit der Zwischenprüfung abschloss. Im Hauptstudium wechselte ich dann an die Universitäten Hamburg und Hannover, wo ich mein Diplom machte. Die Vorstellung, gleich nach meinem Studium mit Erwachsenen zu arbeiten, war mir zum Zeitpunkt meines Diploms etwas unheimlich, weil ich mich noch unerfahren fühlte. Ich wollte also noch weiter in der Universität bleiben und mich dann langsam an die Praxis gewöhnen. Dazu kam, dass mich meine Professorin ansprach, ob ich nicht promovieren wolle. Das bedeutete, mich auf die Suche nach einem Thema zu machen. Dies war kein leichter Weg. Der Rat meiner Professorin war, ein Thema zu suchen, das nicht nur wissenschaftlich relevant ist, sondern an dem ich auch ausreichend Interesse habe, sodass es mich auch einige Zeit trägt. Leider war zu diesem Zeitpunkt die Stellenlage in Erziehungswissenschaft an Universitäten so miserabel, dass ich einen Weg finden musste, ohne wissenschaftliche Berufstätigkeit zu promovieren. Bereits während meines Studiums habe ich als studentische Hilfskraft an der TIMS-Studie (Third International Maths and Science Study) an der Universität Hamburg mitgearbeitet. Auch während meiner Promotion konnte ich dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin weiter tätig sein. Schließlich knüpfte ich an das Thema meiner Diplomarbeit an und beschloss, das Marketing von Weiterbildungseinrichtungen zu untersuchen. Mit diesem interdisziplinären Thema habe ich im Jahre 1996 keinen leichten Weg beschritten; denn das betriebswirtschaftliche Marketing war für die klassische Erwachsenenbildung in weiten Teilen immer noch tabu. Schwierig war es dadurch, mich mit diesem interdisziplinären Ansatz in der Erziehungswissenschaft, die sich bis dato größtenteils „frei“ von wirtschaftlichen Einflüssen halten konnte, zu verorten und gleichzeitig ein Praxisfeld für die Empirie im Rahmen der Doktorarbeit zu finden. Dieses Dilemma führte mich zur Suche nach Gleichgesinnten. Ich bin dann in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung auf verschiedene studentische Vereinigungen gestoßen, worin auch vom Doktorandennetzwerk Thesis e. V. die Rede war. Dort bin ich seit 1996 Mitglied und habe 1998 die Hamburger Thesis-Gruppe aufgebaut – in dieser Zeit auch das inzwischen legendäre Kanu-Paddeln beim Kirschblütenfest ins Leben gerufen – und ein Jahr geleitet. Schließlich war ich dann von 1999 bis 2001 Vorsitzende von Thesis e. V. Da immer mehr Vereinsmitglieder mit der Promotion fertig wurden, war es nahe liegend, dass sich auch Promovierte im Namen von Thesis e. V. wieder finden. Da die Interdisziplinarität
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ein Wesensmerkmal von Thesis e. V. ist, sollte auch sie namentlich zum Ausdruck kommen. Seitdem heißt Thesis e. V. Interdisziplinäres Netzwerk für Promovierende und Promovierte. Doch dies nur am Rande. Zu Anfang der Dissertation habe ich noch – wie bereits oben geschrieben – als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der TIMS-Studie gearbeitet. Gleichzeitig zu jobben und zu promovieren war allerdings sehr schwierig, um überhaupt ins Schreiben zu kommen. Ich habe gemerkt, dass ich mich frei machen musste von diesen „Zwängen“ und habe das Glück gehabt, knapp eineinhalb Jahre – privat finanziert – an der Dissertation zu arbeiten. Als die Dissertationsschrift schon beinahe fertig war, bin ich „richtig“ ins Berufsleben eingestiegen. Erst mit 50 %, dann mit 80 % und schließlich mit 100 % als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Deutschen Institut für Erwachsenenbildung. Das Institut hatte damals seinen Sitz noch in Frankfurt am Main und ist 2002 nach Bonn umgezogen. Da ich in Hamburg wohnte, musste ich pendeln. Dieser Arbeitgeber hat mich sehr bei der Fertigstellung der Doktorarbeit unterstützt, indem ich freitags zu Hause in Hamburg an der Dissertation arbeiten durfte. Bis meine Dissertation eingereicht werden konnte, dauerte es nach meinem Berufseinstieg noch zwei Jahre. Es kam zu Unstimmigkeiten mit der betreuenden Person, sodass ich nicht nur diese, sondern auch die Universität wechseln musste. Dies war kein leichter Schritt und es war nicht einfach, einen Professor zu finden, der sich traute, eine fast fertige Dissertation anzunehmen. Last not least hat es geklappt: Durch meine Tätigkeit als Lektorin einer renommierten Buchreihe zu Themen der Erwachsenenbildung und des „Wörterbuchs Erwachsenenpädagogik“, aber auch durch Teilnahme an Tagungen der Sektion Erwachsenenbildung in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft bin ich mit sehr vielen Vertreterinnen und Vertretern meiner Disziplin in Kontakt gekommen. Dies gab letztendlich den Ausschlag im Februar 2001 meinen Packen Papier dem potenziellen Betreuer zu geben. Im April bekam ich von ihm eine E-Mail, ich solle die Endfassung forcieren. Damit war ich angenommen. Im Oktober desselben Jahres habe ich die Dissertation im Fachbereich Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg eingereicht und im Dezember verteidigt. Ich musste zu einem gestellten Thema einen Vortrag vorbereiten, den ich dann im Rahmen meiner Disputation halten und verteidigen musste. Das Thema beinhaltete Aspekte, die in der Dissertation unberücksichtigt geblieben waren. Für die Vorbereitung hatte ich drei Wochen Zeit. Die Disputation selbst war selbstverständlich sehr aufregend, sie bestätigte am Ende die Doktorarbeitsnote. Meine Dissertation erschien im März 2002 in einer Buchreihe, die mein Arbeitgeber herausgab. Im selben Monat trat ich die Stelle einer wissenschaftlichen Assistentin (C1) bei meinem Doktorvater zur Habilitation an. Der Wunsch, im Rahmen einer Habilitationsstelle eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen, kam in mir auf, während ich noch an der Dissertation schrieb. Nach den Entbehrungen, die ich beim Schreiben meiner Doktorarbeit schließlich in Kauf genommen habe, stellte sich mir schon die Frage, ob dieser Kraftakt ein zweites Mal zu schaffen ist. Doch im Gegensatz zum Promovieren gibt es wenigstens eine beruhigende Gewissheit. Bei der letzten Qualifikationsarbeit weiß ich, dass ich es kann. Dr. phil. Svenja Möller
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Sport
Dem Leser würde ich gerne zunächst die Frage beantworten, welche Chancen ein Doktortitel in der Sportwissenschaft für den beruflichen Werdegang bietet. Da die Sportwissenschaft mit ihren vielen Teildisziplinen wie der Trainingswissenschaft, der Sportmedizin, der -pädagogik, der -soziologie etc. ein „Gemischtwarenladen“ ist, dessen Vielfalt ganz unterschiedliche Stellenprofile hervorbringt, ist es allerdings schwer, diese Frage zufrieden stellend zu klären. Auch wenn ich keine Zahlen vorweisen kann, so strebt doch der größte Anteil der Studierenden des Faches Sport eine Tätigkeit im staatlichen Schuldienst an, der die Promotion nicht voraussetzt, ganz im Gegenteil: Aufgrund der Besoldungen im Staatsdienst wird die akademische Zusatzqualifikation an keiner Stelle eine bessere Bezahlung oder eine bevorzugte Beförderung ermöglichen. Neben dem Schuldienst stehen weitere Bildungseinrichtungen im Fokus der Promovierten. Der Hochschuldienst bietet neben den Professuren eine leider überschaubare Stellenzahl im akademischen Mittelbau, für die die Promotion vielfach unerlässlich ist. In weiteren Beschäftigungsfeldern außerhalb des staatlichen Schuldienstes z. B. in Forschungseinrichtungen ist die Promotion nicht immer formale Hürde, faktisch aber vielfach die Eintrittskarte. Wer sich in bestimmten Bereichen spezialisiert, wird meiner Ansicht nach seine Promotion bei der Stellensuche außerhalb des Schuldienstes positiv für sich einsetzen können. Die vorhandenen Nischen für Promovierte dieser Disziplin erscheinen mir allerdings rar und klein. Die Entscheidung zur Promotion habe ich bislang zu keiner Zeit bereut. Meine zwischenzeitliche Tätigkeit an einer sportwissenschaftlichen Hochschuleinrichtung hätte ich ohne Promotion kaum antreten können. Mittlerweile bin ich an einem Gymnasium tätig, das mich sicherlich auch drei Jahre früher ohne die weitere Qualifikation eingestellt hätte, da ich ein Lehramtsstudium bereits absolviert hatte. Ich habe die in der Zeit der Promotion gesammelten Erfahrungen in jeder Phase als Bereicherung erachtet. Die über zwei Jahre hinweg zu leistende Arbeit am Schreibtisch, die vielfältigen Kontakte auf Tagungen und Kongressen und die Einblicke in den universitären Alltag haben meinen Blick für viele Anforderungen meiner jetzigen Tätigkeit nachhaltig beeinflusst. Die während der Promotionszeit notwendigen Einkommensquellen lassen sich in der Sportwissenschaft auf verschiedene Weise eröffnen. Die häufigste Form dürfte die auch von mir genutzte Beschäftigung als wissenschaftliche Hilfskraft oder als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem reduzierten Stundenumfang (halbe Stelle) in enger Anbindung an ein Forschungsvorhaben sein. Vielfach verbindet sich damit eine geringe Lehrverpflichtung von zwei Semesterwochenstunden und die Mitarbeit in Gremien der universitären Selbstverwaltung, sodass die Einbindung in den universitären „Apparat“ überschaubar bleiben kann, aber nicht muss. Die in der Sportwissenschaft hohe Verweildauer im Status des Promotionskandidaten (durchschnittliche Fristen von fünf bis sieben Jahren sind mir – ohne An-
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spruch auf Aktualität – in Erinnerung) liegt ohne Zweifel auch an der parallelen Bearbeitung promotionsferner Themen und der Suche nach Finanzierungsquellen. Es ist natürlich auch in der Sportwissenschaft möglich, Stipendien zu erhalten. Über die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (www.dvs-sportwissenschaft.de) können Informationen zu den möglichen Förderern abgerufen werden, die speziell im Bereich der Sportwissenschaft junge Wissenschaftler unterstützen. Auch ohne Beschäftigung ist die Aufnahme eines Promotionsstudiums möglich. Das im Fachbereich Erziehungswissenschaften der Universität Wuppertal übliche Verfahren, dass Interessenten nur mit der Unterschrift eines betreuenden Hochschullehrers ihre Promotion aufnehmen dürfen, ist meiner Kenntnis nach nicht verbreitet, hilft den Kandidaten aber, frühzeitig eine Entscheidung für das Fachgebiet, das Thema etc. herbei zu führen. Das Ende des Promotionsverfahrens gestaltet sich zum Teil sehr unterschiedlich. Je nach universitärer Organisationsform können verschiedene Titel (Dr. phil., Dr. paed., Dr. Sportwiss., Dr. med.) erreicht werden. Eine detaillierte Information bei den betreffenden Fachbereichen war für mich unabdingbar. So unterschiedlich die Abschlüsse, so unterschiedlich auch die Verfahren. Sowohl die von mir durchgeführte Disputation als auch das Rigorosum sind geläufige Verfahren. Von einleitenden Vorträgen über Fachprüfungen im Rahmen des Rigorosums bis zu „echten“ wissenschaftlichen Gesprächen im Rahmen der Disputation, wie ich es erlebt habe, reicht die Spanne der Prüfungsformen im Promotionsverfahren. Die letzte Hürde des Verfahrens, eine kostengünstige, aber von der Fachwelt beachtete Veröffentlichung, bereitet meiner Einschätzung nach in der Sportwissenschaft durchaus Schwierigkeiten. Glücklich schätzen kann sich der, dessen Veröffentlichung – wie in meinem Fall – schon in der Beantragung eines Forschungsvorhabens eingeplant und damit auch finanziert worden ist. Besondere Reputation erfahren die, deren Arbeiten prämiert und in Schriftenreihen einschlägiger Verlage veröffentlicht werden. Wer in der Sportwissenschaft promoviert, sollte allerdings m. E. einplanen, am Ende für sein Werk aus der privaten Kasse zu zahlen. Wenn es mit der Finanzierung dann auf anderem Wege klappt, umso besser. Für die nach dieser Lektüre hoffentlich immer noch Interessierten sei noch der Hinweis auf die Vereinigung des sportwissenschaftlichen Nachwuchses gegeben (www.sportwissenschaftlicher-nachwuchs.de), die für Fragen sicher der richtige Ansprechpartner ist. Da an (fast) allen Standorten sportwissenschaftlicher Einrichtungen ein Ansprechpartner in Fragen des Nachwuchses vorhanden ist, besteht über die Nachwuchsorganisation ein hervorragender „Marktplatz“, um eigene Fragen an die richtigen Personen stellen zu können. Sehr hilfreich habe ich für mich auch die „stille“ Teilnahme an der Mailingliste Sportwissenschaft erachtet (lists.ruhr-uni-bochum.de/mailman/listinfo/sportwiss), da sie in der Regel alle Stellen im Bereich der Sportwissenschaft veröffentlicht, Hinweise auf Förderpreise gibt, Symposien und Tagungen bewirbt etc. Dr. phil. Michael Pfitzner
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3
3.1
VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Politikwissenschaften
Ich war seit meinem Abschluss an einem Forschungsinstitut wissenschaftlich berufstätig, zunächst auf einer Hilfskraftstelle, dann abwechselnd auf einer halben und ganzen Mitarbeiterstelle, unabhängig der Bezahlung jedenfalls Vollzeit (denn zur eigentlichen Projekttätigkeit kamen noch viele „Querschnittsaufgaben“). Es hat in Folge dessen seit meinem Abschluss als Diplom-Politologin mit Wahlpflichtfach Volkswirtschaftslehre im Alter von 25 Jahren knapp fünf Jahre gedauert, bis ich die Doktorarbeit abgegeben habe, dennoch würde ich diese Vorgehensweise einem Stipendium jederzeit vorziehen aufgrund von Arbeitserfahrung, Kontakten und Ressourcen. So konnte ich, nachdem ich ein Forschungsprojekt abgeschlossen hatte, anschließend zum selben Thema promovieren. Das hatte den Vorteil, dass ich viele Daten, die ich in dem Projektzusammenhang erhoben hatte, für die Doktorarbeit nutzen konnte. Dies bezog sich nicht nur auf Rohdatenmaterial, sondern auch auf Interviewaussagen etc. Zudem konnte ich meine Publikationen, die in Projektzusammenhängen entstanden sind, für die Dissertation nutzen. Zum eigentlichen Zusammenschreiben der Doktorarbeit nahm ich mir drei Monate frei und schrieb noch drei weitere Monate neben der Arbeit daran, dann war die erste Fassung fertig. Drei weitere Monate benötigte ich für die Endredaktion. Mein Doktorvater übte großen Druck auf mich aus, fertig zu werden, was z. T. damit zusammenhing, dass gerade über eine längere Periode kaum jemand fertig promovierte, sondern einige erfolglos abgebrochen hatten. Kurze Zeit nach mir änderte sich das Bild jedoch, d. h. der Zufallsfaktor scheint auch eine große Rolle zu spielen. Der eigentliche Betreuer meiner Arbeit war mein ehemaliger Projektleiter, der sich viel Zeit für eine intensive Betreuung meines Promotionsvorhabens nahm, was sich insbesondere im Gegenlesen von Kapiteln und entsprechender fundierter Rückmeldung äußerte. Mein Doktorvater erhielt aber natürlich das Endprodukt noch mal vor der Abgabe und den Gliederungsentwurf mehrere Male vorher. Schließlich hatte er mir für die Bearbeitung des Themas, welches sein Steckenpferd war, damals die Beschäftigung am Institut in Aussicht gestellt – und dies obwohl ich meine Diplomarbeit zu einer komplett anderen Thematik geschrieben hatte und mich eigentlich auf ein anderes Themenfeld für die Promotion eingeschossen hatte. Im Nachhinein bin ich jedoch froh darüber, denn ich habe schnell an der Thematik Feuer gefangen und kann mich bis heute für die Details begeistern – sicherlich eine wichtige Voraussetzung. Der Ausschuss, der über die Annahme entscheidet und den persönlichen Promotionsausschuss zusammenstellt, tritt nur wenige Male im Jahr zusammen. Diese Daten waren mir ein großer Ansporn bei meiner Zeitplanung, da ich selbstverständlich nicht wollte, dass die Arbeit monatelang nutzlos herumliegt.
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An der Universität Hamburg war ich zwar als Promotionsstudentin eingeschrieben, notwendig war dies jedoch nicht. Zum eigentlichen Promotionsverfahren konnte ich mich erst mit Abgabe der Doktorarbeit bei der Verwaltung des Fachbereichs Philosophie und Sozialwissenschaften anmelden. In dem formlosen Antrag zur Zulassung zum Promotionsverfahren schlug ich, obwohl in der Prüfungsordnung diese Möglichkeit nicht explizit erwähnt wurde, neben Erst- und Zweitgutachtern noch zwei weitere Mitglieder des insgesamt fünf Personen umfassenden Ausschusses vor. Die Auswahl begründete ich sorgfältig – z. B. benannte ich trotz Verfahren zum Dr. phil. einen Juraprofessor, da meine Arbeit interdisziplinär zwischen Völkerrecht und internationalen Beziehungen angelegt war, und gab an, dass das prinzipielle Einverständnis bereits vorliege. So wurden meine Vorschläge tatsächlich angenommen und ich kannte lediglich den Prodekan, der qua Amtes dabei war, nicht. Die anderen kannte ich bis auf meinen Doktorvater nur oberflächlich, aber immerhin gab mir das ein Gefühl von Sicherheit. Nach Abgabe der Arbeit ließ sich jedoch der Zweitgutachter viel Zeit für sein Gutachten. Nach sechs Monaten lag dann aber rechtzeitig zum nächsten Disputationstermin das Zweitgutachten vor, die anderen drei Gutachter mussten zu der Benotung kurz schriftlich Stellung nehmen. Zwei Wochen vor dem genauen Prüfungstermin wurde die offizielle Einladung verschickt und ich konnte den fünfzehnminütigen Disputationsvortrag mit Hochdruck vorbereiten. Ich wartete mit einer professionell gestalteten Powerpoint-Präsentation auf, versuchte den Vortrag frei zu halten (Karteikarten zur Sicherheit in der Hand) und konzentrierte mich ausschließlich auf die Begründung des Themas, Ergebnisse der Arbeit und den weitergehenden Nutzen für die Disziplin. Außerdem versuchte ich mögliche Kritikpunkte, die etwa aus den Gutachten herauszulesen waren, zu entkräften oder zumindest gute Antworten auf mögliche Nachfragen vorzubereiten. Gesamtdauer der Prüfung war eine Stunde, und meine größte Angst war, dass sich die Herren Professoren mit möglichst kritischen oder komplizierten Fragen voreinander profilieren müssen. Diese Angst war unbegründet, die Fragen blieben fair. Außerdem hatte ich eine Menge Freunde und sogar Verwandte eingeladen, an der Prüfung teilzunehmen, die ja universitätsöffentlich war. Ich dachte, so eine positive Atmosphäre zu schaffen. Es wäre wohl auch ohne diese psychische Unterstützung gut gelaufen, trotzdem kann ich das jedem weiterempfehlen. Es ist mir schwer gefallen, im Schreibprozess ein Ende zu finden. Ich habe das für mich so gelöst, indem ich nach Abgabe der Arbeit an dem Thema weiter geschrieben habe, sodass im darauf folgenden Jahr eine Veröffentlichung von mir erschien, die das Thema weiter ausführte. Danach habe ich mich neuen Themen zugewendet und andere Funktionen am Institut übernommen, lehre jedoch auch noch im Themenfeld der Doktorarbeit. Der Doktortitel hat auch das Verhältnis zu einigen meiner Kollegen positiv verändert, ich werde „ernster“ genommen. Da mir meine Arbeit sehr viel Spaß macht und sehr abwechslungsreich ist, werde ich dort bleiben, solange ich das Gefühl habe, dass ich dazulernen und gestalten kann. Die Promotion ist für mich eine gute Eintrittskarte in meinen Traumberuf: Wissenschaftlerin. Dr. phil. Patricia Schneider
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
3.2
Rechtswissenschaft
Die Überlegung, eine Promotion zu beginnen, ist in allen Fachbereichen von den gleichen Gedanken begleitet: Wie lange brauche ich? Kann ich nebenher arbeiten? Was bringt mir der Titel? Folgende meiner Erfahrungen dürften für Ihr Vorhaben im juristischen Bereich vor diesem Hintergrund interessant sein: Gehen Sie auf jeden Fall mit einer wenigstens groben Vorstellung eines Themas zu Ihrem auserwählten Doktorvater. Oftmals haben die Professoren auch Hinweise an potenzielle Doktoranden im Internet abgestellt, die Sie unbedingt lesen sollten. Ich hatte damals vor, etwas im Marken- oder Werberecht zu machen, wurde aber von meinem Doktorvater auf ein wettbewerbsrechtliches Thema mit starkem Technologiebezug gelenkt, was sich dann auch als sinnvoll herausstellte. Auch werden Sie bei der Themenwahl in der Rechtswissenschaft deutlich stärker als in anderen Bereichen der Problematik ausgesetzt sein, dass Gesetze und damit das „Baumaterial“ Ihrer Arbeit sich unglaublich schnell ändern werden. Denken Sie also daran, kein aktuelles „Modethema“ wie etwa die Umsetzung einer Richtlinie zu wählen, wenn Sie die Dissertation nur „nebenberuflich“ verfolgen. Ich habe selbst eine solche Arbeit (Richtlinie) geschrieben und konnte die Neuerungen zeitnah nur deshalb umsetzen, da ich lediglich eine Drittelstelle an der Universität innehatte. Außerdem, und auch das möchte ich weitergeben, hatte mein Doktorvater mir damals empfohlen, neben dem fachübergreifenden Networking (wie etwa via Thesis e. V.) auch fachspezifisch Anschluss zu suchen: Assistentenvereinigungen wie die Gesellschaft Junger Zivilrechtswissenschaftler (www.junge.zivilrechtswissenschaftler.de) bieten ein Forum, das gerade mir sehr geholfen hat, einen (wenn auch inoffiziellen) Überblick über die in meinem Feld laufenden Projekte zu gewinnen und geeignete Ansprechpartner zu finden. In einem Bereich wie der Rechtswissenschaft, die einen immer schwierigeren Arbeitsmarkt darstellt, ist der Doktortitel für die meisten Kandidaten nicht nur eine wissenschaftliche Herausforderung, die um ihrer selbst Willen angegangen wird. Sie ist in besonderem Maße ein Faktor auf dem Arbeitsmarkt. Hier gilt es aber auch zu unterscheiden: Mir persönlich hat die Dissertation beruflich sicher einen Vorteil gebracht, da die größeren oder spezialisierten Kanzleien schon deutlichen Wert darauf legen – entgegen der vielfachen Behauptungen auf Karrieremessen ist es aber auch dort fast nie ein „Muss“. Hier liegt auch sicher eine Chance, ein nicht ganz so gutes Examen auszugleichen. Von Kollegen im Staatsdienst ist dagegen einhellig zu vernehmen, dass die Vorteile marginal bis nicht existent sind, hier ist allein die Note des Assessorexamens relevant. Wenn Sie den Doktortitel vor allem aus Karrieregründen anstreben, sollten Sie sich unbedingt vergegenwärtigen, dass eine Dissertation über eine zu lange Zeitdauer (d. h. mehr als drei bis vier Jahre) nach meinen Erfahrungen und Gesprächen mit den relevanten Entscheidungsträgern (Ihren potenziellen Arbeitgebern) keine Vorteile mehr bzw. echte Nachteile bringt. Ich selbst habe knapp zwei Jahre nach meinem 2. juristischen Staatsexamen und vor meinem Master of Laws mit einer nebenberuflichen Stelle geschrieben. Bei entsprechendem Zeitmanagement
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ist das gut machbar und bedeutet auch nicht, dass Sie von morgens bis abends sieben Tage die Woche an der Arbeit verbringen. Wichtig ist allerdings, einen Zeitrahmen (wenigstens ungefährer Natur) mit dem Doktorvater abzusprechen. Mit meinem Professor an der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Bayreuth habe ich vorher den Zeitrahmen besprochen, was ich Ihnen auch anraten will, etwa: „Ich habe mir vorgestellt, dieses Thema in ca. zweieinhalb Jahren umfassend zu bearbeiten, halten Sie das für unrealistisch? Da ich danach arbeiten muss, ist es für Sie vorstellbar, die Fragestellung im Hinblick darauf zu straffen?“ Solche Unterhaltungen vermeiden evtl. Spannungen im späteren Verlauf der Arbeit. Ohnehin ist es sehr wichtig, einen guten Draht zum Doktorvater zu haben. Ich hatte in der Hinsicht wirklich Glück, habe mir allerdings meinen Doktorvater zwar nicht nur, aber auch nach menschlichen Kriterien ausgesucht. Angesichts der Abhängigkeiten einer Promotionsbeziehung ist das auch dringend zu raten: Wenn Sie schon im Seminar mit Ihrem Lieblingsfachmann nicht klar kamen, gehen Sie lieber an eine andere Universität, als sich mit dem Betreffenden auf eine Dissertation einzulassen, nur weil es der „best name in the field“ ist. Ein guter Professor – und dies ist auch eine Erfahrung aus meiner Dissertationszeit – ist selbst an übersichtlichen Zeitplanungen interessiert, die in Jura auch gerade deswegen realistisch sind, da Sie keine empirischen Forschungen betreiben müssen. Arbeiten von ca. 200 bis 300 Seiten sind machbar und auch erstrebenswert. Klare Arbeits- und Dissertationsphasen sind für eine gelungene Zeitplanung unumgänglich: So war bei mir absolut akzeptiert, dass ich zwei bis drei volle Tage am Lehrstuhl gearbeitet habe und mich die anderen zwei bis drei Werktage sowie am Wochenende ausschließlich meiner Promotion widmen konnte. Dennoch: „Schnelldissertationen“ wie in manchen Bereichen der Medizin sind in der Rechtswissenschaft eher nicht zu erwarten: Wer keine zwei Jahre einplanen kann, sollte noch einmal vertieft über das „Ob“ nachdenken. Ich habe damals auch gedacht, in einem Jahr promovieren zu können, und zugegebenermaßen gibt es (sehr wenige) Beispiele solcher Verfahren. Am Anfang eines Themas sind Sie sich aber naturgemäß noch nicht im Klaren über viele Dinge, die einer vertieften Untersuchung bedürfen und der erste Zeitplan hat bei keinem meiner Kollegen und Freunde geklappt. Wenn Sie also nach einem Jahr voll berufstätig sein werden und Ihr Thema sehr aktuell ist, besteht eine gewisse Gefahr, dass Sie Ihre Dissertation nie abschließen, auch hierzu sind mir einige Beispiele bekannt. In aller Deutlichkeit: Meinen aktuellen beruflichen Hintergrund als Rechtsanwalt in einer Großkanzlei halte ich objektiv für schlicht unvereinbar mit einer Doktorarbeit, die auch nur irgendwie einem zeitlichen Rahmen unterliegt. Abschließend darf ich sagen, dass ich jederzeit wieder promovieren würde. Ich wünsche Ihnen Durchhaltevermögen und viel Erfolg mit Ihrem Dissertationsvorhaben! Dr. jur. Peter Ruess
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
3.3
Verwaltungswissenschaft
Verwaltungswissenschaft: Erfahrungsbericht 1 Mein Promotionsprojekt startete offiziell nach Abschluss zum DiplomBetriebswirt und Diplom-Sozialökonom mit der Einreichung eines Exposés beim zuständigen Ausschuss der Universität Hamburg. Das Papier enthielt eine Gliederungs- und Inhaltsübersicht sowie einen Zeitplan; Themenfindung und ExposéErstellung hatten ca. drei Monate gedauert. Motivationsfaktoren für mein Forschungsvorhaben waren ein spannender, ausbaufähiger Teilaspekt meiner Diplomarbeit sowie das lebhafte Interesse, welches auch mein Doktorvater an der Thematik bekundete. Eine gute Ausgangsbasis bestand außerdem insofern, als wir bereits bei einigen Forschungsprojekten erfolgreich zusammengearbeitet hatten. Allgemein vollzog sich in der Verwaltungswissenschaft in letzter Zeit ein rascher, zuvor nicht gekannter Wechsel der Themenfelder: Kaum hatten betriebswirtschaftlich orientierte Beiträge Einfluss gewonnen, folgte kurz darauf eine Fokussierung auf Electronic-Government-Konzepte, und zurzeit wird eine politikwissenschaftlich geprägte Debatte um Public Governance geführt. Wenn also ein verwaltungswissenschaftliches Dissertationsthema dennoch Chancen auf längerfristige Aktualität besitzt, so ist dies m. E. ungemein motivierend, zumal meist von einem wahren „Marathon“ bis zur Promotion auszugehen ist. Die Förderungsmöglichkeiten sind, vermutlich stärker als in anderen Disziplinen, von der Situation öffentlicher Kassen abhängig. Promotionsstellen an den Universitäten sind rar, dafür umso begehrter – insbesondere bei explizitem Berufsziel „Hochschule“. Verwaltungswissenschaftliche Stipendien werden u. a. von Institutionen mit Affinität zum politisch-gewerkschaftlichen Bereich vergeben (z. B. Hans-Böckler-Stiftung, Konrad-Adenauer-Stiftung). Ich selbst erhielt indes, kurz nach offiziellem Start des Dissertationsprojekts, das Angebot einer unbefristeten nichtwissenschaftlichen Stelle bei einer Bank in Hannover. Ohne großes Zögern sagte ich zu – wohl wissend, dass die Promotion hierdurch ernsthaft in Gefahr geraten könnte. Angesichts meines Lebensalters (jenseits der „magischen“ 30) war mir eine konkrete, sichere Berufsperspektive außerordentlich wichtig. In der Folgezeit machte die Doktorarbeit dennoch Fortschritte; ein Grund hierfür war sicherlich, dass das detaillierte, wohl strukturierte Exposé mir ein verlässlicher Leitfaden war. Trotz des knappen Zeitkontingents bemühte ich mich, keine längeren Schreibpausen entstehen zu lassen, sondern möglichst täglich „am Ball“ zu bleiben. Dankenswerterweise ließ mein Arbeitgeber hierfür großzügige Freiräume; dies war ein ganz wichtiger Faktor für das Gelingen der Promotion. Mein Dissertationsprojekt bestand aus reiner Literaturarbeit – ohne verwaltungswissenschaftliche Feldforschung. Daher war ich auf gut erreichbare Fachbibliotheken mit nutzerfreundlichen Öffnungszeiten angewiesen. In meinen Wohnbzw. Arbeitsorten Hagen und Hannover war dies uneingeschränkt gewährleistet. Während zweier Bodensee-Urlaube konnte ich zudem das Angenehme mit dem
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Nützlichen verbinden: In Konstanz befindet sich eine bestens sortierte verwaltungswissenschaftliche Bibliothek, sodass in diesen sehr wichtigen Erholungsphasen gleichzeitig die Dissertation ein wenig vorankam. Bei Literaturrecherchen ist mittlerweile das Internet zunehmend bedeutsam geworden: Die Verwaltungswissenschaft befindet sich derzeit in einer Phase rascher Internationalisierung; immer mehr aktuelles, relevantes Schrifttum (z. B. Tagungsbände von Fachkonferenzen, Dokumente der Europäischen Union) ist somit im Netz verfügbar. Gerade für Promovierende mit nichtwissenschaftlicher Berufstätigkeit ist es enorm wichtig, den Kontakt zum Erst- und ggf. Zweitgutachter aktiv zu pflegen. Um keine Irrwege zu beschreiten, ist in Zeitabständen zudem eine ausführliche Rückkopplung des Dissertationsstands ratsam. Weitere Möglichkeiten zur Diskussion von Ergebnissen bieten Doktorandenkolloquien und die Thesis-Gruppen. Gegen Ende der Schreibphase überkam mich ein bis dato nicht gekannter, zeitraubender Hang zum Perfektionismus. Erst eine deutliche, wohlmeinende Erinnerung meines Doktorvaters an den Zeitplan half mir, die Dissertation (ca. vier Jahre nach Exposé-Einreichung) fertig zu stellen. Aus dieser Phase des Endspurts ist mir auch die Unterstützung des Promotionsbüros der Fakultät in guter Erinnerung: Hierdurch wurde ich auf aktuelle Änderungen der Promotionsordnung sowie auf wichtige, ungeschriebene Gesetze beim Abgabeprocedere aufmerksam. Danach dauerte es leider fast ein Jahr, bis die Disputation stattfand; bedingt war dies durch hochschulinterne Koordinations- und Terminschwierigkeiten. Bei mir führte diese große Zeitspanne zu einer gewissen Entfremdung von der Dissertation. Insgesamt habe ich die Phase jedoch sinnvoll nutzen können – u. a. um die Kritikpunkte der Gutachten zu studieren, mich auf die Disputation vorzubereiten und die Veröffentlichung der Doktorarbeit zu planen. Als sehr hilfreich empfand ich die Möglichkeit, vorab bei zwei Disputationen Probe zu hören: Dies hat das aufkommende Lampenfieber erheblich reduziert. So war dann meine eigene Disputation halb so schlimm: Innerhalb von (exakt!) 30 Minuten konnte ich zunächst meine Forschungsergebnisse gut „rüberbringen“. Glücklicherweise waren danach die Fragen der Prüfungskommission zu angrenzenden Themen äußerst fair, sodass das Ganze sehr zufrieden stellend verlief. Hinsichtlich der Veröffentlichung lässt die Hamburger Promotionsordnung jede Menge Freiraum: Wer eine Universitätskarriere anstrebt, publiziert in der Regel bei einem renommierten verwaltungswissenschaftlichen Fachverlag; wer Kosten und Mühen sparen möchte, kann seine Arbeit elektronisch oder auf Mikrofiche veröffentlichen. Ich selbst habe eine Art goldenen Mittelweg beschritten und meine Dissertation als Books on Demand publiziert. Dabei wählte ich einen Verlag, der seine Bücher zudem recht professionell im Internet präsentiert. So hat das Werk tatsächlich in Fachkreisen mittlerweile eine positive Resonanz gefunden. Beruflich hat sich durch meine Promotion bislang nichts Wesentliches verändert – sicherlich auch deshalb, weil ich seinerzeit bewusst ein Angebot außerhalb des Wissenschaftsbereichs angenommen hatte. Als Fazit kann ich auf eine spannende, für die persönliche Entwicklung wertvolle Lebensphase zurückblicken. Hiermit verbunden ist die wohltuende Gewissheit, Langfristprojekte zu einem erfolgreichen Abschluss führen zu können. Dr. rer. pol. Thomas Faust
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Verwaltungswissenschaft: Erfahrungsbericht 2 Nach einer interdisziplinären Hochschulausbildung (Doctorat en sciences de gestion) in den Fachbereichen Sozialpädagogik, Wirtschaft und Recht in Freiburg im Breisgau und einer mehrjährigen beruflichen Tätigkeit in dem Bereich der europäischen Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik in Paris, wurde ich im Juli 2002 an der Universität Jean Moulin Lyon III in Verwaltungswissenschaften (Sciences de gestion) promoviert. Da ich einer Vollzeitbeschäftigung in Paris nachgehe, war mein Bestreben, direkt für eine „Thèse de Doctorat“ zugelassen zu werden, ohne ein in Frankreich übliches DEA (Diplôme d’études approfondies) vorher absolvieren zu müssen. Ein solches Studium wäre nicht nur mit Vorlesungs- und Prüfungspflicht für ein Jahr verbunden gewesen, sondern hätte auch negative Auswirkungen auf mein Promotionsthema gehabt. Erfreulicherweise wurde mein Aufbaustudium zur Frankreich-Wissenschaftlerin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg anerkannt und so konnte ich mich im Herbst 1999 für ein Promotionsstudium am Institut d’Administration des Entreprises der Universität Jean Moulin Lyon III bewerben. Dass mein Doktorvater eine Professur für Verwaltungswissenschaften an der Université Panthéon-Assas Paris II hatte, war hierfür kein Hinderungsgrund. Zu erwähnen ist, dass eine solche Bewerbung auch viele inhaltliche Vorarbeiten bez. der Auswahl und Eingrenzung des Dissertationsthemas mit sich bringt, bevor es dann mit den anderen formellen Unterlagen dem sog. „Conseil Scientifique“ der Universität Jean Moulin vorgelegt werden kann. Die Funktion dieses wissenschaftlichen Rates ist es, über alle Promotionsvorhaben in der gewünschten Fakultät zu entscheiden und schriftliche Genehmigungen zu erteilen. Erst nach Erhalt dieses Bescheides ist es möglich, sich für das folgende Semester für eine „Thèse de doctorat“ zu immatrikulieren und mit der Arbeit wirklich zu beginnen. Da diese Vorphase ungefähr neun Monate gedauert hat und mit genügend Formalitäten und Absprachen mit meinem Doktorvater verknüpft war, habe ich von einer weiteren Herausforderung – einer sog. „Co-tutelle de thèse“ (vgl. Abschnitt VII 2) abgesehen. Formelle Bestimmungen bez. Vorlesungen, Zwischenberichterstattung oder Zeitrahmen gab es nicht, jedoch hatte ich sowohl meinem Arbeitgeber als auch meinem Doktorvater eine Fertigstellung innerhalb von drei Jahren zugesagt. Dieser Freiraum hat mir ermöglicht, meine Recherchen und meine beruflichen Verpflichtungen in Einklang zu bringen, wobei mir die in Frankreich umgesetzte 35Stunden-Woche sehr entgegen kam. Die Verknüpfung von Forschung und Praxis empfand ich als sehr positiv, denn sie ermöglichte es mir, regelmäßig Abstand zu meinen Recherchen herzustellen und sie stets auf ihre Gültigkeit hin zu überprüfen. Außerdem konnte ich meine beruflichen Kontakte in Frankreich, Deutschland und Brüssel für Diskussionen und Fallstudien nutzen. Selbst wenn es in Frankreich ein gut etabliertes Weiterbildungssystem für Arbeitnehmer gibt, kam eine finanzielle Unterstützung seitens der Fondsverwalter für berufliche Weiterbildung leider nicht in Frage. Grund war die fehlende zeitli-
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che Überprüfbarkeit der Forschungsarbeiten (etwa keine Teilnahme an Vorlesungen, welche schriftlich bestätigt werden konnten). Als problematisch empfand ich die Zeit vor meiner Immatrikulation, denn es galt sich mit der wissenschaftlichen Vorgehensweise einer Dissertation in Frankreich vertraut zu machen. Erschwert waren auch die Literaturrecherchen im Vorfeld, denn ohne gültigen Studierendenausweis hatte ich zu mehreren Universitätsbibliotheken in Deutschland und Frankreich keinen Zugang. Des Weiteren hat es sich als schwierig erwiesen, dem interdisziplinären und internationalen Charakter meiner Dissertation gerecht zu werden. Es galt die Fachbereiche Verwaltung, Politik, Betriebswirtschaft und Soziologie so zu kombinieren, dass ein Gesamtbild der Umsetzungen des Europäischen Sozialfonds in Deutschland und Frankreich entstand und diese verglichen werden konnten. Regelmäßige Absprachen mit meinem Doktorvater waren deshalb unumgänglich. Hierbei ist zu erwähnen, dass eine gewisse Hartnäckigkeit meinerseits bei der Vereinbarung von Terminen bzw. Rückmeldungen per E-Mail erforderlich war. In der Regel fanden unsere Gespräche vor oder nach meiner Arbeitszeit in einem Pariser Café statt. Dies mag vielleicht unseriös erscheinen, jedoch sind dort oft konzentrierte Gespräche möglich. Allein der Austausch mit anderen Doktoranden kam etwas zu kurz. Erst gegen Ende meiner Promotion wurden informelle Treffen zwischen Doktoranden des gleichen Fachbereichs an der Universität angeboten. Sehr entgegenkommend von meinem Doktorvater war die schnelle Planung meines Rigorosums. Nach Fertigstellung meiner Dissertation im Mai 2002 konnte er in sehr kurzer Zeit eine fünfköpfige Jury zusammenstellen, welche sich bereit erklärte, innerhalb von drei Wochen meine Arbeit zu lesen und die notwendigen Stellungnahmen anzufertigen. Das Rigorosum konnte somit bereits Anfang Juli 2002 stattfinden. Nach einer kurzen Präsentation meiner Arbeit (15 Minuten) folgte eine intensive Befragung (120 Minuten) seitens der Jury, wobei mein Doktorvater nur ein Anwesenheitsrecht hatte. Einen direkten Einfluss auf die Benotung meiner Dissertation hatte er nicht. Zurückblickend hat sich die Anstrengung sicherlich gelohnt, selbst wenn es mit einigen administrativen Hürden und wenig Freizeit verbunden war. Die Promotion hat mir erlaubt, mich mit Fragestellungen auseinanderzusetzen, welche in meiner beruflichen Tätigkeit meist zu kurz kommen. Außerdem konnte ich durch den Ländervergleich die nationalen Praktiken besser werten und bei meinem Arbeitgeber in Form einer Veröffentlichung einbringen. Schließlich muss noch erwähnt werden, dass ein „Doctorat“ in Frankreich zwar einen hohen Stellenwert, jedoch keine direkten Auswirkungen hat. Dies bedeutet, dass er auf keiner Visitenkarte erscheint und in der Regel nur im informellen Gespräch mit Dritten erwähnt wird. Dr. Uta Sprenger (Université Jean Moulin Lyon III)
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
3.4
Wirtschaftswissenschaften
Wirtschaftswissenschaften: Erfahrungsbericht 1 Betriebswirtschaft ist ein Studium, das vorwiegend direkt auf das Arbeitsleben in einem Unternehmen vorbereitet. Promovieren ist nicht unbedingt üblich. Da für mich eine universitäre Laufbahn zur Professur nicht primäres Ziel war, stand bei der Entscheidung zur Promotion der Spaß an der wissenschaftlichen Arbeit im Mittelpunkt. Nach dem Abschluss meines Studiums zum Diplom-Kaufmann an der Universität zu Köln, hatte ich mich um eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle bemüht. Durch eine Anzeige in „Der Zeit“ habe ich eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle an dem Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Finanzierung am Internationalen Institut für Management an der Universität Flensburg gefunden, die in Kooperation mit der Universität Süd-Dänemark gerade den Aufbau der wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge begann. Die Aufbausituation hat meine Assistententätigkeit geprägt. Ich war weniger an der Forschung meines Doktorvaters beteiligt. Stärker war ich in administrative Tätigkeiten und Lehrveranstaltungen involviert. Ich hatte eine halbe Mitarbeiterstelle, die komplett mit Aufgaben jenseits der Doktorarbeit ausgefüllt war. Darüber hinaus bin ich aber von meinem Doktorvater nicht für andere Aufgaben herangezogen worden. Die wissenschaftliche Mitarbeit war eine gute Wahl, da der Austausch mit Kollegen, der enge Kontakt zum Doktorvater und die Einbindung in den Universitätsbetrieb vieles leichter gemacht hat. In dem Doktorandenseminar habe ich Promovierende kennen gelernt, die neben der Arbeit in einem Unternehmen vielfach aus der Motivation heraus einen zusätzlichen akademischen Titel zur Karriereförderung (andere ziehen den Master of Business Administration dem Doktor vor) zu erwerben. Diese Doktoranden haben häufig sehr lange gebraucht und zum Teil letztlich die Lust verloren. Eine wirtschaftswissenschaftliche Promotion ist nicht einfach, braucht volle Konzentration, die neben einem stressigen Beruf nicht immer aufgebracht werden kann. Fazit ist, dass eine wirtschaftswissenschaftliche Promotion nur mit genügender intrinsischer Motivation begonnen werden sollte. Wünsche des Arbeitgebers (Unternehmensberatungsgesellschaften) oder reines Karrieredenken reichen als Motivation meiner Erfahrung nach nicht aus. Nach der Einstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter habe ich zügig das Thema meiner Dissertation mit dem Betreuer abgesprochen. Wir konnten uns schnell einigen. Danach war die Unterstützung sehr gering. Nur Meilensteine, wie die Gliederung und das Einleitungskapitel, habe ich mit meinem Doktorvater abgesprochen. Fachlicher Austausch hat stattgefunden, dieser krankte jedoch daran, dass mein Doktorvater seinen Standpunkt nicht immer klar und deutlich gemacht hat. Dies lag an zwei Aspekten: Zum einen war ich der erste Doktorand von einem jungen Professor und zum anderen kannte ich diesen Professor nicht vor der Promotion, lernte also erst nach und nach durch meine Tätigkeit als wissenschaftli-
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cher Mitarbeiter kennen, worauf er Wert legte und was seine Lieblingsthemen waren. Dies führte dann letztlich zu einer Benotung der Dissertation, mit der ich unzufrieden war. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich von meinem Doktorvater deutlichere Zwischenbeurteilungen einfordern sollen. Die Arbeit wurde von meinem Doktorvater, einem Professor der Fakultät und einer Professorin einer anderen Universität bewertet. Die Arbeit hatte ich dann in einer Disputation vorzustellen. Obwohl öffentlich, waren nur die Betreuer und einige von mir eingeladene Unterstützer anwesend. Hier habe ich die Kernaussagen der Arbeit in einer Powerpoint-Präsentation dargestellt. Dann begann die Verteidigung, in der die Professoren versuchten, die Kernaussagen ins Wanken zu bringen. Eine Solidarität des Lehrers gegenüber seinem Schüler fand leider nur sehr beschränkt statt. Insgesamt dauerte die Disputation zwei Stunden, wobei auch über den engen Rahmen der Arbeit hinaus in benachbarte Disziplinen gefragt wurde. Letztlich war aber auch hier das Ergebnis positiv, wenn auch wiederum nicht mit der erwünschten Note. Allerdings hat mich seitdem auch nie jemand nach der Note meiner Dissertation gefragt. Meine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter wurde mit BAT IIa dotiert, was bei einer halben Stelle durchaus für das Leben in einer preiswerten Region, wie dem äußersten Norden der Republik, reicht. In den Wirtschaftswissenschaften gibt es aber darüber hinaus noch vielfältige andere Möglichkeiten zur Finanzierung: Es gibt diverse Institutionen, die Dozenturen anbieten, oder Unternehmen, die Beratungsaufträge vergeben. Häufiger haben Professoren auch selber lohnenswerte Kontakte, wenn sie in der regionalen Wirtschaft aktiv sind. Das Schwierigste an der Dissertation war es, ein Ende zu finden. Ein älterer Professor an unserer Fakultät gab mir den sehr wertvollen Rat, mit meinem Betreuer einen Stichtag zu verabreden, ab dem keine neuen Entwicklungen in der Forschung berücksichtigt werden. Dies hat mir geholfen, ein Ende zu finden, da mein Thema gerade en vogue war und ständig neue Veröffentlichungen erschienen. Der Druck zur Abgabe wurde durch das Auslaufen meines Vertrages als wissenschaftlicher Mitarbeiter nach drei Jahren verstärkt. Das war aber positiv für die Arbeit: Es gibt immer Möglichkeiten, noch etwas besser zu machen, besser zu formulieren oder einer weiteren Forschungsrichtung nachzugehen – nur wird dann die Arbeit nie fertig. Drei Jahre sind ein realistisches Zeitfenster für eine wirtschaftswissenschaftliche Promotion. Wird eine darauf aufbauende Habilitation geplant, dauert es wohl länger. Meine Dissertation lebt als Buch weiter, und neben meiner Arbeit im Unternehmen arbeite ich an Aufsätzen weiter, was den Kontakt zur Wissenschaft erhält und mir die weitere Bearbeitung des Themas ermöglicht. Nach der Promotion bin ich in ein Unternehmen gewechselt. Bei der Stellensuche war der Doktortitel nicht unbedingt förderlich, weil ein promovierter Betriebswirt gerne mit dem Klischee des weltabgewandten Elfenbeinturmbewohners konfrontiert wird. Dies sehen aber Vorgesetzte, die selber promoviert haben, anders. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass ich ernster genommen und schneller aus der Masse herausgehoben werde. Dann muss allerdings gezeigt werden, dass die gestellten Aufgaben gelöst werden, und dabei hilft der Titel nicht, aber die vielfältigen Erfahrungen bei der Erstellung der Doktorarbeit sehr wohl. Dr. rer. pol. Stefan Behringer
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Wirtschaftswissenschaften: Erfahrungsbericht 2 Ich würde es wieder machen. Dieses Resümee ziehe ich aus meiner Zeit als Doktorand in einem wissenschaftlichen Promotionspilotprojekt zwischen der Universität Witten / Herdecke und der Fachhochschule Dortmund. Als Fachhochschulabsolvent zähle ich damit zu den wenigen Promovierten, die die Herausforderung „Promotion als Fachhochschul-Absolvent“ angenommen und erfolgreich bestanden haben. Bereits kurz vor Abschluss meines Studiums begann ich, die Promotionsmöglichkeiten für Fachhochschul-Absolventen zu sondieren und knüpfte innerhalb der Fachhochschule einige Kontakte zu möglichen Betreuern für ein bis dato schwer zu realisierendes Promotionsprojekt. Nach meinem Studium zum Diplom-Betriebswirt (FH) am Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule Dortmund habe ich ca. ein Jahr in der Automobilindustrie gearbeitet und während dieser Zeit einen Doktorvater an einer Universität gesucht, der das Projekt Promotion mit mir zusammen angeht. Mit der Zusage des Dekans der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Witten / Herdecke habe ich dabei außergewöhnliches Glück gehabt. Es war im Jahr 1997 nahezu unmöglich, einen Universitätsprofessor zu finden, der sich persönlich für eine Fachhochschul-Promotion einsetzt und das Verfahren ggf. gegen den Willen eines Promotionsausschusses durchsetzt, der grundsätzlich gemeinsam über die Aufnahme der Kandidaten zu entscheiden hat. Damit war für mich die größte Hürde des gesamten Promotionsvorhabens genommen. Im Jahr 1997 wurde erstmalig das Assistentenprogramm des Landes NordrheinWestfalen ausgeschrieben, das eine über fünf Jahre währende Finanzierung einer Zwei-Drittel-Stelle an der Fachhochschule sicherstellte. Ich wurde als erster Wirtschaftswissenschaftler in das Programm aufgenommen. Diese Promotion mit insgesamt drei Betreuern (zwei Professoren der Universität, ein Professor der Fachhochschule) verlief nahezu problemlos. In dem zweistufig gegliederten Programm (nach anderthalb Jahren musste der Betreuer der Fachhochschule die guten Fortschritte des Verfahrens bestätigen) wurde ich auf die Promotion vorbereitet, indem ich mehrere „promotionsvorbereitende Studien“ gemeinsam mit der Universität durchführen musste, aus denen eine offizielle Befähigung zur Promotion resultierte. Ich assistierte dem Fachhochschul-Professor und begründete mit ihm ein privates wissenschaftliches Forschungsinstitut, unterstützte ihn bei der Vorbereitung von Studien und Klausuren und engagierte mich darüber hinaus bei Thesis e. V. als Ansprechpartner für Hilfe suchende Fachhochschul-Absolventen. Für die Universität arbeitete ich in verschiedenen Projekten und sammelte über drei Jahre Literatur zu meinem Promotionsthema, das für die Universität aufgrund ihrer privaten Trägerschaft sehr interessant war: „Marketing und Wettbewerb im deutschen Hochschulsystem“. Ich beendete meine operative Arbeit an der Universität mit einer Veranstaltung der besonderen Art. Im Rahmen eines multimedialen Symposiums lud ich alle Dekane der deutschen wirtschaftswissenschaftlichen
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Fakultäten ein, um über die Existenz von Wettbewerb im deutschen Hochschulsystem zu diskutieren. Da ich mein Promotionsziel sehr ernst nahm, arbeitete ich über die Assistentenstelle hinaus auch abends und an den Wochenenden. In regelmäßigen Abständen (ca. sechs Monate) präsentierte ich zunächst die Gliederung und später die ersten Kapitel der Dissertation. Konstruktive Kritik und hilfreiche Tipps erhielt ich überwiegend durch meinen Betreuer an der Universität - durch die langen Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek (24 Stunden) konnte ich jederzeit nach Literatur suchen und alle Projektschritte flexibel planen. Nach ca. dreieinhalb Jahren hatte ich genügend Material zusammen und verfasste meine Dissertationsschrift über einen Zeitraum von sechs Monaten. Die Dissertation umfasste ca. 460 Seiten und mehr als 2.100 Fußnoten. Im Anschluss erfolgte die Begutachtung durch die drei Betreuer und ich wurde in einer einstündigen Disputation zu den von mir aufgestellten Thesen befragt. Nach der Disputation wird an der Universität Witten / Herdecke zusätzlich ein obligatorischer öffentlicher Akademiediskurs abgehalten. Dazu musste ich mit Unterstützung meines Mentors eine Akademiereferentin an der Universität finden, die sich bereit erklärte, das Thema zu begutachten und bei der Entwicklung der Gliederung des Vortrages beratend zur Seite zu stehen. Meine Ausführungen zu den „Deutschen Hochschulen im Spiegelbild des Humboldt’schen Ideals“ verfolgten neben allen Gutachtern auch weitere interessierte Professoren der Universität und einige meiner Verwandten. Abschließend wurde die Gesamtnote verkündet und nur wenige Tage später hielt ich die Promotionsurkunde zum Dr. rer. pol. in der Hand. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete ich bereits als Marketing-Spezialist bei einem Sportwagenhersteller in Süddeutschland. Die kollegiale Zusammenarbeit mit den Assistenten und Studierenden am Lehrstuhl der Universität sowie die Integration als Assistent an der Fachhochschule waren jederzeit eine Gratwanderung, weil die Anforderungen und Erwartungen an einen Fachhochschul-Absolventen als Promovierenden graduell höher waren als an einen Absolventen einer Universität. Ich bin aber davon überzeugt, einen positiven Eindruck hinterlassen und die Universität ermutigt zu haben, eine nächste Promotionskooperation mit einer Fachhochschule einzugehen. Das gesamte Promotionsverfahren dauerte somit viereinhalb Jahre einschließlich der Begutachtung und Übersendung der Promotionsurkunde. Im Anschluss veröffentlichte ich meine Dissertationsschrift als Buch in einem renommierten Verlag. Eine Promotion ist ein umfassendes komplexes Projekt – manchmal ist sie auch ein steiniger Weg, gepflastert mit diversen Stolpersteinen, die nicht von Beginn an zu überblicken sind. Sie ist aber nahezu immer eine persönliche Weiterentwicklung, die neben der emotionalen und mentalen Herausforderung auch eine ökonomische Betrachtung zulässt. Gerade für einen Betriebswirt sollte der finanzielle Nutzen in einem angemessenen Verhältnis zu dieser relativ hohen Bildungsinvestition stehen. Und auch dazu kann ich sagen: Ich würde es wieder machen. Dr. rer. pol. Thomas Heiland
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Wirtschaftswissenschaften: Erfahrungsbericht 3 Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaft mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik mit Studienabschluss Dipl.-Kfm. an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg habe ich mich entschlossen, bei dem gleichen Professor zu promovieren, bei dem ich bereits studiert und meine Diplomarbeit geschrieben habe. Während der gesamten Promotionsdauer war ich an dem Lehrstuhl tätig, an dem ich promovieren wollte. Zunächst hatte ich für ein Jahr eine halbe Mitarbeiterstelle in einem BMBF-geförderten interdisziplinären Forschungsprojekt. Nach diesem Jahr bekam ich eine weitere halbe Haushaltsstelle und nach einem weiteren Jahr wurden diese beiden Stellen in eine ganze Haushaltsstelle gewandelt, wobei ich inhaltlich das Drittmittelprojekt bis zu dessen Ende bearbeitet habe. Mein ursprüngliches Dissertationsthema sollte diesem Drittmittelprojekt entstammen. Dies erwies sich als schwierig, da die Daten, die sehr schwer zu erheben waren, für eine wissenschaftliche Arbeit nicht ausreichend waren. Daher habe ich mich nach ca. anderthalb Jahren dazu entschlossen, das Thema zu wechseln. Ich benötigte dann noch knapp zweieinhalb Jahre, um meine Dissertation aus dem Bereich Wirtschaftsinformatik abzuschließen. Während dieser Zeit habe ich einige Vorträge auf Konferenzen gehalten und einige wissenschaftliche Beiträge verfasst. Mein Betreuer ermutigte mich, dies zu tun, da mein Thema eine Forschungslücke füllte und die Konzepte zunächst in der Scientific Community diskutiert werden sollten. Dabei war ich auch in einigen einschlägigen Arbeitsgruppen aktiv, die in der Gesellschaft für Informatik (GI) angesiedelt sind. Zur Promotion an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft muss die Einschreibung beim Studierendensekretariat und die Annahme durch den Promotionsausschuss unterschieden werden. Der Einschreibungsprozess beim Studierendensekretariat ist ein administrativer Vorgang, für den lediglich ein einschlägiges Prädikatsexamen vorliegen muss. Die Immatrikulation im Promotionsstudiengang wäre aufgrund der Tatsache, dass ich auch in Duisburg studiert habe, entbehrlich gewesen. Ich wurde schriftlich darauf hingewiesen, dass die Einschreibung in das Promotionsstudium nicht die Annahme durch den Promotionsausschuss vorwegnimmt. Ein eigenes Studium mit speziellen Veranstaltungen für Promovierende gab es in Duisburg nicht. Darüber hinaus musste ich beim Promotionsausschuss die Annahme als Doktorand beantragen. Dabei waren neben den üblichen Unterlagen wie Diplomzeugnis mit einschlägigem Prädikatsexamen, dem Lebenslauf und der eidesstattlichen Versicherung, noch kein Promotionsverfahren durchgeführt zu haben, eine schriftliche Bestätigung des Erstgutachters, dass er die Betreuung übernimmt, sowie das Thema mit kurzer inhaltlicher Beschreibung und ein grober Zeitplan einzureichen. Als Angestellter im öffentlichen Dienst musste ich auch nicht erneut ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Das Thema konnte im Nachhinein, natürlich nur mit Zustimmung des Erstgutachters, noch verändert werden, was aufgrund meines Themenwechsels notwendig war. Der Zeitpunkt der Beantragung zur Annahme als Doktorand hätte mit der Abgabe der Dissertationsschrift zusammenfallen können,
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allerdings war es üblich, dies vorher zu tun, da es somit auch einfacher war, evtl. noch benötigte Dokumente nachzureichen. Mit der Abgabe der Arbeit und Annahme durch den Promotionsausschuss wurde das Promotionsverfahren eröffnet. Die Dissertationsschrift konnte zu jedem beliebigen Zeitpunkt abgegeben werden, allerdings wurde diese erst bei der nächsten Sitzung des Promotionsausschusses angenommen, die nur zu Beginn und Ende eines jeden Semesters stattfand. Von daher gab es faktisch vier Abgabetermine im Jahr, die bei der Zeitplanung zu berücksichtigen waren. Diese Regelung besteht seit dem Inkrafttreten der neuen Promotionsordnung nicht mehr. Der Zeitpunkt der mündlichen Prüfung, die in Form einer Disputation durchgeführt wird, wurde von meinem Erstgutachter festgelegt. Ich konnte drei weitere Gutachter für die Disputation vorschlagen, und ich hatte das Glück, dass diesem Vorschlag gefolgt wurde, da ich dies im Vorfeld sowohl mit den jeweiligen Gutachtern als auch mit meinem Erstgutachter besprochen hatte. Der Zeitraum zwischen Abgabe der Dissertationsschrift und der Disputation betrug knapp fünf Monate, was für Duisburger Verhältnisse eine eher kurze Zeitspanne war. Rückblickend betrachtet, würde ich jederzeit wieder eine Promotion von einer Mitarbeiterstelle aus durchführen. Es ergaben sich daraus viele Vorteile. So war die fachliche Bindung an den Lehrstuhl gegeben, und ich hatte einen guten Überblick über die Forschungs- und Lehrtätigkeiten meines Vorgesetzten und Erstgutachters. Weiterhin war es mir möglich, bei Seminar- und Diplomarbeiten Themen aus meinem Forschungsgebiet zu vergeben und zu betreuen. Auch zählen für mich die kurzen Wege zur Bibliothek, der Zugriff auf die studentischen Hilfskräfte und der fachliche Austausch mit den Kollegen zu den Vorteilen. Diesen Vorteilen stand eine hohe Arbeitsbelastung durch diverse Lehrstuhltätigkeiten gegenüber. So war ich über drei Jahre in das Drittmittelprojekt und auch die Nachfolgeprojekte eingebunden, was sehr viele zeitliche Ressourcen kostete. Nach meinem Wechsel auf die ganze Haushaltsstelle war es sehr mühevoll, sich arbeitstechnisch von dem Projekt zu lösen. Bei Rückfragen und Problemen war ich stets Ansprechpartner, was faktisch einer permanenten Einbindung in das Projekt gleichkam. Darüber hinaus wurde ich, seitdem ich eine Haushaltsstelle hatte, mit größtenteils eigenständigen Veranstaltungen in die Lehre eingebunden. Dies war sehr arbeitsaufwendig. Da sich im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft in dieser Zeit jährlich etwa 800 bis 1.000 Erstsemester eingeschrieben haben, kam eine große Korrektur- und Aufsichtsbelastung auf mich zu. Schließlich waren zusätzlich noch sehr viele verwaltungstechnische Tätigkeiten für den Lehrstuhl quasi nebenbei zu erledigen. Die Hauptproblematik bestand tatsächlich darin, das gesamte Arbeitspensum zu bewältigen und sich noch genügend Freiräume für das Schreiben der Dissertation zu schaffen. Es gab eine flexible Arbeitszeitregelung, sodass es auch möglich war, tageweise zu Hause zu arbeiten, aber trotzdem waren Arbeitszeiten bis zum späten Abend an der Tagesordnung. In den letzten Monaten vor Abgabe der Dissertation wurde ich teilweise freigestellt, sodass ich den größten Teil der Arbeitszeit zu Hause bleiben und an meiner Dissertation arbeiten konnte. Abschließend betrachtet, würde ich eine Dissertation wieder genau so durchführen, und ich möchte die vielfältigen Erfahrungen nicht missen. Dr. rer. oec. Steffen Stock
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4.1
VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Mathematik, Naturwissenschaften
Mathematik
Promoviert habe ich über die Optimierung von komplexen optischen Systemen mit neuartigen Optimierungsverfahren – sog. Evolutionären Algorithmen. Diese Verfahren ahmen kurz gesagt die natürliche Evolution im Computer nach. Komplizierte Optimierungsprobleme lassen sich so einer Lösung zuführen. Nach meinem Diplom in Physik (Diplom-Physiker; Universität Bielefeld und TU Berlin) habe ich zum damaligen Fachbereich Verfahrenstechnik an die TU Berlin gewechselt. Die Unterschiede im (Forschungs-)Selbstverständnis konnten kaum unterschiedlicher sein. Dort die Beschränkung auf die Theorie mit, wie ich heute finde, eingeschränktem mathematischen Methodenrepertoire, hier starker Anwendungs- und Praxisbezug. Vorherrschend war das selbstständige Arbeiten und Forschen, das den Doktoranden große Eigenverantwortung und -initiative abverlangt hat. Zu Anfang der Promotion habe ich meinem Betreuer regelmäßige Berichte vorgelegt. Später dann war die Zusammenarbeit so intensiv, dass er ohnehin über den aktuellen Forschungsstand unterrichtet war. Die Betreuungszusage erfolgte an der TU Berlin im Fachbereich Verfahrenstechnik formlos. Vom Doktoranden wurde die Einschreibung als Promotionsstudent erwartet. Die Betreuung durch meinen Doktorvater war hervorragend. Er war immer ansprechbar, suchte auch von allein das Gespräch. Mehrstündige Fachdiskussionen pro Woche waren die Regel. Dafür war die Neigung, Texte vor Abgabe der Dissertation zu lesen, nicht vorhanden. Da nicht sofort eine Stelle frei war, habe ich ein halbes Jahr auf einem sehr schnell bewilligten Stipendium für Nachwuchsforschung der TU Berlin die Vorarbeiten zur Promotion geleistet. Eine mit dem Stipendium verbundene Bedingung war die Erstellung eines DFG-Projektantrages, der leider abgelehnt wurde. Es schloss sich stattdessen eine einjährige Mitarbeit im Rahmen eines von mir akquirierten Industrieprojektes an, in dessen Verlauf eine praktische Aufgabe aus dem Bereich Optik / Lichttechnik (mein Diplomarbeitsgebiet) bearbeitet wurde, nämlich die Optimierung der gleichmäßigen Ausleuchtung von Displayanzeigen bei Handys – heute eine Selbstverständlichkeit. Das Thema meiner Promotion ergab sich für mich automatisch aus meiner Diplomarbeit – mein Doktorvater hat es so, wie ich es ihm vorgetragen habe, mit wenigen Änderungen akzeptiert. In dem Forschungsprojekt „Evolutionstechnik – Einsatz der Evolutionsstrategie in Wissenschaft und Technik“ war es mir durch die Absicherung mittels einer Zweidrittel-Stelle möglich, mich ganz der Promotion zu widmen. Vorlesungen für meinen Betreuer musste ich nur sehr selten halten. Erwartet wurde aber eine Anwesenheitszeit, die deutlich über der vertraglichen Stundenzahl lag. Mehrstündige Besprechungen gespeist durch großes Interesse meines Doktor-
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vaters kennzeichnen diese Forschungssituationen und Entdeckungszusammenhänge. Der stete inhaltliche Input gaben beständig neue Impulse. Mein Wunsch, schon frühzeitig während der Promotionsphase Vorlesungen an Fachhochschulen in Berlin zu halten, haben immer sehr starke Unterstützung gefunden. So lehrte ich sehr schnell regelmäßig über verschiedenen Themen aus Physik und Mathematik. Das Zusammenschreiben der Arbeit habe ich in den letzten sechs Wochen meiner Stelle realisiert – der Druck, auf jeden Fall rechtzeitig fertig zu werden, war jedenfalls sehr hilfreich. Eigentlich war mir schon vor dem Diplomabschluss klar, dass ich promovieren wollte. Ohne die Unterbrechungen durch eingeschobene Industriezeiten bzw. -projekte hat die Promotion etwa vier Jahre in Anspruch genommen. Der 1998 übliche Verlauf der Disputation bestand im ersten Teil aus einem zwanzigminütigen Vortrag über die eingereichte Arbeit. Im anschließenden gleich langen Block waren Fragen sowohl zum Vortrag als auch allgemein zur Arbeit vorgesehen. Im gefürchteten dritten Teil durfte aus dem gesamten „Spektrum der Wissenschaften“ gefragt werden. Das konnte kuriose wie auch dramatische Züge annehmen. Meine Disputation verlief dagegen ziemlich ruhig und angenehm – vielleicht auch deshalb, weil ich schon ein halbes Jahr Industriezeit hinter mir hatte. Nach etwa eineinhalb Stunden konnte der Sekt genossen werden. Veröffentlicht wurde die Arbeit in einem Verlag in Buchform. An der TU Berlin waren in diesem Fall vierzig Exemplare der Doktorarbeit abzugeben. Die Promotion, so glaube ich, ist eine der wenigen Situationen im wissenschaftlichen Leben, wo die Balance zwischen selbst gewähltem Forschungsthema und struktureller Unterstützung durch die Universität ohne weitere Verpflichtungen flexibel ausgestaltbar bzw. ohne weitere harte Randbedingungen nutzbar ist. Die Frage, ob ich noch mal promovieren würde, kann ich uneingeschränkt mit „ja“ beantworten. Das Promotionsthema, angesiedelt im Rahmen der Bionik, hat mich mit unglaublich interessanten Forschungsthemen in Berührung gebracht. Davon zehre ich heute noch. Der interdisziplinäre Charakter des Promotionsthemas, angesiedelt im Grenzgebiet zwischen Mathematik, Physik, Informatik und Biologie lässt mich seit der Promotionszeit grenzüberschreitende Themen besser verstehen. Noch in der Promotionsphase bekam ich das Angebot von einem deutschen Physik-Nobelpreisträger, in der von ihm gegründeten Firma das Thema Mustererkennung u. a. in Satellitenbildern zu bearbeiten. Es schien, als könnten die Evolutionären Verfahren bei diesem Projekt eingesetzt werden. Nach eineinhalb Jahren, nach einem beruflichen Wechsel, habe ich dann mitgeholfen, eine kleine Firma nach erfolgreichem Schreiben von Businessplänen mit Risikokapital auszustatten. Die inhaltliche Arbeit bezog sich auf die mathematische Modellierung von Fragestellungen im Automobilbereich und in der Finanzwirtschaft bei Banken und Versicherungen. Verwendet wurde dabei ein neues Mathematikprogramm namens Mathematica. Die Promotion schließlich war eine der Voraussetzungen (neben Industrie- und Lehrerfahrungen) für meine jetzige Tätigkeit als Professor für Wirtschaftsmathematik und Statistik an einer Fachhochschule in Berlin. Prof. Dr.-Ing. Frank Brand
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
4.2
Informatik
Informatik: Erfahrungsbericht 1 Für die Informatik ist spezifisch, dass sowohl eine Promotion zum Dr. rer. nat. (Naturwissenschaften) als auch zum Dr.-Ing. (Ingenieurwissenschaften) möglich ist. Was als Formalie erscheint und vom Kandidaten kaum beeinflussbar ist, kann im praktischen Alltag finanzielle Konsequenzen haben, weshalb ich im Folgenden darauf eingehen muss. Die Promotionsordnungen der Universitäten lassen entweder themenabhängig den einen oder anderen Titel zu (z. B. Universität Kaiserslautern) oder es gibt – z. B. aufgrund der Fakultätszuordnung – nur eine Variante (z. B. Universität Osnabrück). Für Ingenieure gibt es jedoch in den Bundesländern eigene Standesgesetze („Ingenieurgesetz“), die nicht nur Mitgliedschaften in Kammern regeln. Viel interessanter ist, ob auf einfache Weise einer selbstständigen, jedoch als freiberuflich anerkannten Arbeit nachgegangen werden kann. Dies kann Auswirkungen auf die Gewerbesteuerfreiheit haben. In der Urkunde über den Abschluss als Ingenieur findet der prüfende Finanzbeamte ein Wort aus einer Berufsaufzählung im Gesetz wieder, während er bei einem Naturwissenschaftler andere Belege verlangen könnte (vom „Master of Science in Computational Logic“ ganz zu schweigen). Nach meinem Studium zum Diplom-Ingenieur hatte ich während meiner Promotionszeit das Glück, zwei gesellschaftliche und damit wissenschaftliche Systeme und den Übergang dazwischen kennen zu lernen. Zwar hatte ich die Kindheit nur 40 km entfernt von der Universitätsstadt Göttingen verbracht, aber mein Heimatort lag auf der anderen Seite des „eisernen Vorhangs“. Die Wahl des Studienortes fiel nicht allein deshalb auf Dresden, heute ein Zentrum der Halbleiterindustrie. Die TU dort besaß hohe Ausbildungsstandards in technischen Fächern und ist noch heute eine der größten Quellen von Ingenieuren. Ich begann kurz vor der Wiedervereinigung Deutschlands, ein technisches und damit vom Wandel nicht betroffenes Thema zu bearbeiten. Dieses konnte ich mit dem weit größeren Zeitanteil im vereinten Deutschland bearbeiten und nach bundesdeutschem Hochschulrecht abschließen. In beiden Epochen finanzierte ich die Arbeit als Angestellter an der Technischen Universität Dresden in der Fakultät für Informatik, nämlich vor der sog. Wende als wissenschaftlicher Assistent und danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit der üblichen Bezahlung nach BAT IIa Ost. Während dieses Systemwechsels wurden nach Evaluierung der ostdeutschen Hochschulen durch den Wissenschaftsrat radikale Stellenkürzungen vorgenommen. Deshalb war auch die Verlängerung meiner ersten Befristung mit hartem Ringen verbunden. Hatte doch in der DDR der wissenschaftliche Mittelbau eine weit stärkere Funktion in der Lehre gehabt, was ein wesentlich besseres Zahlenverhältnis Dozenten zu Studierenden und damit bessere Betreuung bedeutete, als dies heute der Fall ist. Mein Doktorvater hatte einen Namen in der östlichen wissenschaftlichen Welt. So begann meine Teilnahme am internationalen wissenschaftlichen Austausch in
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einem Informatikinstitut in Sofia, dass die Staaten Bulgarien und UdSSR gemeinsam unterhielten. Insider unter den Lesern wissen, dass aus den osteuropäischen Beitrittsländern der Europäischen Gemeinschaft weit mehr Software als nur Computerviren stammt, wenngleich schon allein letztere vom hohen Stand der Computerkunst zeugen. Es findet heute nicht nur der niedrigeren Personalkosten wegen ein Outsourcing der westeuropäischen Softwareindustrie dorthin statt. In den Neunziger Jahren begann für die Promovierenden eine völlige Neuausrichtung zum westlichen Wissenschaftsbetrieb hin, inkl. aller seiner äußeren Instrumentarien (z. B. Projektförderpolitik). Ich war gehalten, auf eigene Faust und ohne jahrzehntealte „Connections“ meines Doktorvaters nach potenziellen Mitgutachtern für meine Doktorarbeit zu suchen. Mit ein paar Overheadfolien unter dem Arm fuhr ich zum „Papst“ meiner Fachrichtung an die Universität Kassel und konnte ihn für mich gewinnen. Einen zweiten interessierten Gutachter fand ich an der Universität Mannheim. Er hatte eine – zu meinem praxisbezogenen Thema passend – starke industrielle Prägung, die ihn später zum Vorstand eines großen deutschen Warenhauskonzerns werden ließ. Mit der anwendungsorientierten Ausrichtung meiner Forschung gelang es mir, gemeinsam mit Kollegen der TU Braunschweig, bei einem bayrischen Flugzeugbauer technisch beratend Drittmittel für meine Heimatuniversität einzuwerben. In dieser Zeit war es für den Pförtner dieses westdeutschen Rüstungsbetriebes jeden Morgen bedenklich, meinen übergangsweise geltenden Personalausweis mit Hammer und Zirkel in den Händen zu halten. Aber unseren Auftraggebern schienen Tagesbesucherkarten allemal der einfachere Weg zu sein als eine langatmige Sicherheitsüberprüfung durch gewisse Dienste. In dieser Zeit initiierte ein Promovierender aus Frankfurt am Main das Doktorandennetzwerk Thesis e. V., zu dessen Gründergeneration ich mich mithin inzwischen zählen darf. Es öffnete sich neugierig dem Osten, hielt seine Jahrestagung in einem kleinen thüringischen Ort ab und gab mir von Anfang an entscheidende Anregungen. Ähnliches gilt für die Gesellschaft für Informatik (GI), die ich stellvertretend für die jeweiligen fachwissenschaftlichen Organisationen allen Promovierenden ans Herz lege. Meine Herangehensweise war pragmatisch geprägt. Da ich erkannte, dass mein Thema kein Neuschreiben der Lehrbücher zur Folge haben würde, versuchte ich, die Inhalte umso deutlicher zu formulieren und gut zu präsentieren. Ähnliches gilt für die Verwendung korrekter Begriffe, da gerade in der Angewandten Informatik „Buzzwords“ wichtig für die wissenschaftliche Kommunikation sind. Mein Thema spiegelte sowohl die theoretische Methodenwelt als auch die praktische Umsetzung wieder und fand daher bei Theoretikern und Praktikern Anklang. Im Rigorosum stand ein Nebenfach zur Prüfung an, was gut zu einer von mir selbst aufgebauten Lehrveranstaltung passte, sodass es zu einer Plauderei zwischen Lehrenden geriet. Die Publikation erfolgte durch einen Aachener Wissenschaftsverlag. Der Druckkostenzuschuss der VG Wort konnte diesen Aufwand ersetzen und später tröpfelten dann noch Tantiemen aus Buchverkäufen nach. Insgesamt hat mir die Arbeit Spaß gemacht und der Titel bislang nicht geschadet. Dr.-Ing. Ulrich Kramer
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Informatik: Erfahrungsbericht 2 Das Ziel meiner Promotion an der Technischen Fakultät der Friedrich-AlexanderUniversität Erlangen-Nürnberg war, als Doktor-Ingenieur eine wissenschaftliche Laufbahn anzugehen. Wie für Informatiker üblich, wurde ich auf einer Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter promoviert. Neben der relativ sicheren Finanzierung hatte diese Stelle auch den Vorteil, dass ich es fast nicht vermeiden konnte, diverse heutzutage Soft Skills genannte Eigenschaften zu erlernen. Neben der aktiven Teilnahme am Lehrstuhlbetrieb gilt dies insbesondere für Drittmittelprojekte, vor allem dadurch, dass ich mit Antragsstellung, Berichterstattung und Projektmanagement konfrontiert war. Insgesamt denke ich, dass meine Promotionszeit 1991 bis 1996 nicht zuletzt wegen der starken Auslandsorientierung recht erlebnisreich verlaufen ist und dabei auch einige Kuriositäten beinhaltet hat. Zunächst ist zu bemerken, dass es natürlich viele sehr unterschiedliche Betreuungsstile gibt, die sich auch je nach Thematik mehr oder weniger rechtfertigen lassen. So kann ich mir vorstellen, dass Promovierende bei vorwiegend praktischen Doktorarbeiten mit hohem Programmieraufwand evtl. mit weniger Betreuung auskommen können als bei eher theoretischen Doktorarbeiten. In meinem Fall, der Theoretischen Informatik, habe ich selbst die Erfahrung gemacht, dass ich gar nicht genug (gute) Betreuung haben konnte. Zu Beginn hatte ich eine andere Vorstellung. Meine Geschichte begann damit, dass ich ein interessantes Diplomarbeitsthema bearbeitet hatte, das aus meiner damaligen Sicht durchaus das Potenzial hatte, zu einem viel versprechenden Promotionsthema ausgebaut werden zu können, noch dazu am gleichen Lehrstuhl in sozusagen vertrauter Umgebung. Es war ja schon ein nicht zu unterschätzender Vorteil, dass ich gleich nach meinem Abschluss als Diplom-Informatiker von Beginn an „loslegen“ konnte. Auch hatte ich schon die Diplomarbeit weitgehend in Eigenregie durchgeführt, inkl. der Definition des Themas. Zudem fand ich mich während meiner Promotion in einer etwas seltsamen Konstellation, in der nicht mein Lehrstuhlprofessor mein offizieller Doktorvater war, sondern einer seiner Kollegen, mit dem ich ansonsten nicht sehr viel zu tun hatte, der mir aber zumindest nominell vom Thema her näher stand. Stattdessen war ich Teil einer selbst organisierten nichtprofessoralen Arbeitsgruppe, in der sich die Doktorandenmitglieder gewissermaßen gegenseitige Betreuung leisteten. So habe ich dann noch gut zwölf Monate an meinem Thema gearbeitet, zwei technische Berichte verfasst und später auch zu Konferenzen eingereicht. Außerdem habe ich die guten wissenschaftlichen Beziehungen unserer Arbeitsgruppe nutzen können, um meine Ideen und ersten Ergebnisse am damaligen „Nabel der Welt“ im Bereich Semantik und Logik, dem Labor für Grundlagen der Informatik in Edinburgh, vorzustellen. Ein einschneidendes Erlebnis. Nicht nur die Tatsache, dass ich das erste Mal einen Vortrag in englischer Sprache zum Besten gab, sondern auch das Feedback waren sehr aufschlussreich. Die übliche Frage im Anschluss an Diskussionen war: „Who’s your supervisor?“ Als ich dann passen musste, war die immer gleiche und freundlich-ernste Antwort gewesen, dass ich mir für dieses eher zu schwere Thema doch lieber einen fachlich kompetenten
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Betreuer suchen sollte, und ansonsten lieber ein anderes Thema angehen sollte. Ersteres war leider so gut wie unmöglich. Also habe ich meine Strategie geändert und habe mir zunächst einen passenden Betreuer gesucht, von dem ich außerdem wusste, dass er gerade ein sehr interessantes Projekt aufbaute, und habe mich ihm angeschlossen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass dies in vielerlei Hinsicht die bestmögliche und wohl auch die wichtigste Entscheidung für meine weitere berufliche Laufbahn war. Mein Betreuer war brillant, begeisterungsfähig, motivierend, sehr geduldig, aber dennoch fordernd, und Teil eines hochkarätigen Beziehungsnetzes. Glück gehabt! Nebenbei wurde meine Promotionszeit auch recht deutlich durch den angelsächsischen Stil beeinflusst, denn mein Betreuer war Amerikaner und als Postdoc gerade in Edinburgh und später in Cambridge tätig. Jedenfalls begann ich nach mittlerweile bereits 18 Monaten Promotionszeit, mir dieses Mal unter Betreuung ein neues Thema zu erarbeiten, um nach weiteren zwölf Monaten mein neues Vorhaben zu verteidigen, so wie es damals in Edinburgh gängige Praxis war. Im weiteren Verlauf reiste ich zwecks Betreuungsbesuchen häufig nach Großbritannien, finanziert mittels eines DAAD-Projekts. Während der zweiten Hälfte meiner Promotionszeit wurde mir allerdings klar, dass ich Probleme bekommen könnte – teils wegen der Verpflichtungen als wissenschaftlicher Mitarbeiter, teils wegen meiner Neigung, Ablenkungen nachzugeben – genügend Ruhe und Muße zu finden, um meine Arbeit rechtzeitig und im gewünschten Tiefgang fertig zu stellen. Daher bemühte ich mich um ein DAAD-Auslandsstipendium, um damit im Rahmen eines sechsmonatigen „Doktoranden-Sabbaticals“ am französischen nationalen Forschungsinstitut für Informatik, und unter fachlich kompetenter Begleitung, meine Arbeit beenden zu können. Dies funktionierte erfreulich gut, obwohl ich zum Zwecke des Sabbaticals meine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter faktisch kündigen musste, da mein damaliger Vorgesetzter eher Zweifel am Erfolg meines Plans hatte. Nach meinem Sabbatical und der wie geplant eingereichten Arbeit bekam ich vom ihm dennoch die von mir erhofften überbrückenden Monate auf einer Lehrstuhlstelle finanziert, wofür ich natürlich sehr dankbar war. Zu jener Zeit musste ich noch schriftlich beim Fakultätsrat eine Ausnahmegenehmigung beantragen, um meine Dissertation in Englisch schreiben zu dürfen. Auch mein Wunsch nach einer auswärtigen Gutachterin wurde damals offensichtlich als eher unüblich aufgefasst, aber dennoch akzeptiert. Die Promotionsprüfung selbst bestand aus einem 30-minütigen Vortrag mit nachfolgender ebenso langer (bzw. kurzer) Verteidigung, beide öffentlich. Danach folgte, nun unter Ausschluss der Öffentlichkeit, eine mündliche Prüfung in Haupt- und Nebenfach – der Sinn solcher Prüfungen ist mir bis heute nicht klar; meiner Meinung nach sollte es ausschließlich und auch knallhart in der Sache um die eigentliche Dissertation gehen. Für meinen Betreuer war eine Doktorarbeit äquivalent zu mindestens zwei Veröffentlichungen in erstklassigen internationalen Zeitschriften mit Peer-ReviewVerfahren. Für meine Laufbahn war ein Doktortitel notwendig. Unabhängig davon möchte ich meine Zeit als Doktorand nicht missen und würde es jederzeit wieder tun. Prof. Dr.-Ing. Uwe Nestmann
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
4.3
Physik, Astronomie
Bei der Promotionswahl standen für mich die Menschen im Vordergrund, mit denen ich zusammenarbeiten würde. Während des Studiums hatte ich an einem Forschungsinstitut, dem Hamburger Synchrotronstrahlungslabor, HASYLAB, an einer zweimonatigen Sommerschule teilgenommen (HASYLAB ist Teil des Deutschen Elektronen-Synchrotrons, DESY). Während dieser Zeit hatte ich in gutem Kontakt zu meinem späteren Betreuer der Doktorarbeit gestanden und Gefallen gefunden an der Arbeit in internationalem Ambiente. Ausschlaggebend für meine Entscheidung, bei HASYLAB zu promovieren, waren demzufolge Arbeitsklima, Arbeitsumfeld und Lebensraum (Hamburg). Das eigentliche Thema kam auf der Prioritätenliste nach diesen Punkten. Zu weiteren Entscheidungskriterien zählte, dass ich mir von einer Promotion in einem großen Forschungslabor eine hochwertige Ausbildung zusätzlich zu meinem Abschluss als Diplom-Physiker versprach. Daneben ist HASYLAB besser ausgestattet als viele universitäre Arbeitsgruppen, und mein Wunsch, innerhalb von drei Jahren zu promovieren, wurde gefördert. Wichtig war auch, dass mir eine Finanzierung für die ersten drei Jahre zugesichert wurde (als wissenschaftliche Stelle für zwei Jahre mit einem Jahr Verlängerungsmöglichkeit). Insbesondere die Finanzierung konnte mir in den für mich interessanten Gruppen an meiner Heimatuniversität nicht versprochen werden. Grundsätzlich, denke ich, lässt sich die Finanzierungsfrage an Forschungsinstituten leichter in positiver Weise klären. Für die Promotion war es nicht notwendig, an der Universität Hamburg eingeschrieben zu sein, es erwies sich allerdings als zweckmäßig (z. B. wegen des Semestertickets). Zum Fachbereich Physik hatte ich während der Promotionszeit nur wenige Kontakte, d. h., ich habe für meine Dissertation ausschließlich bei HASYLAB gearbeitet. Ich hatte keine Lehrverpflichtungen und konnte somit meine gesamte Arbeitszeit für die Promotion verwenden. Da ich keine universitäre Karriere anstrebe, sehe ich das auch im Nachhinein als Vorteil. Die Arbeit bei HASYLAB war geprägt von einem guten und kollegialen Mitarbeiterklima, in dem die Promovierenden ernst genommen werden und in dem sich auch der Institutsdirektor über Fortschritt und Wohlbefinden erkundigt. Mein Thema war experimentell ausgerichtet und beinhaltete angewandte und grundlagenorientierte Forschung. Ich wurde überwiegend von einem Postdoc betreut, mit dem zusammen ich quasi eine kleine Gruppe bildete, während sich das Promotionsthema nur zum Teil mit dem Arbeitsfeld meines Doktorvaters überschnitt. Dennoch gab es ganz regelmäßige Treffen mit meinem Doktorvater, welcher immer bereit war, Fragen zu beantworten und Themen zu diskutieren. Das traf insbesondere auch zu, nachdem mein Betreuer nach ca. der Hälfte meiner Promotionszeit das HASYLAB verlassen hatte. Insgesamt brachte die Arbeit schnell viel Eigenverantwortung mit sich, beinhaltete die Planung und Organisation von zeitkritischen Teilprojekten und involvierte die Kommunikation mit Mitarbeitern unterschiedlicher wissenschaftlicher und nichtwissenschaftlicher Berufshinter-
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gründe. Diese Aspekte waren für mich sehr positiv, da sie mir ein breites Tätigkeitsspektrum ermöglichten. Den Beginn des Zusammenschreibens wählte ich im Wesentlichen selbst. (Auch am Ende einer Doktorarbeit gibt es nach meiner Meinung immer noch Fragen, die ungeklärt bleiben und Forschungsmöglichkeiten für die Zukunft bieten.) Bei dieser Entscheidung war die Absprache mit meinem Doktorvater natürlich nötig und sinnvoll. Gegen Ende der Schreibphase verließ mein Doktorvater das Institut, um andernorts neue Aufgaben zu übernehmen. Hauptsächlich führte dieses aber nur zu mehr Kommunikation mittels E-Mails anstatt persönlicher Gespräche. Während der gesamten Schreibphase war mein betreuender Postdoc, obwohl nicht mehr bei HASYLAB, immer noch erreichbar und ansprechbar. Ein gutes und funktionierendes Verhältnis zum Betreuer erachte ich auch beim Zusammenschreiben als extrem wichtig, denn hier ist viel Kommunikation nötig, um spätere Missverständnisse zu vermeiden. Nachdem ich meinem Doktorvater eine vorläufige Endfassung der Dissertation gegeben hatte, konnte ich mich mit ihm nach weniger als zwei Monaten treffen, um seine Kommentare zu besprechen. Die Disputation fand ca. sechs Wochen danach statt. Da die damalige Promotionsordnung entsprechende Fristen zwischen Abgabe und Disputation vorsah, wurde für mich das ganze Promotionsverfahren in diesem Zeitraum auch von Fragen der Zeitplanung dominiert. Für die Disputation bereitete ich einen frei gesprochenen Folienvortrag vor (45 Minuten). Der Präsentation schloss sich eine Diskussion mit meinen Gutachtern und einer Reihe von Fragestellern, die ich zuvor benannt hatte, an (weitere 45 Minuten). Angenehm an der Disputation fand ich, dass trotz der Prüfungsatmosphäre faire und ausgewogene Fragen gestellt wurden. Schön war auch, dass aufgrund des öffentlichen Charakters der Disputation auch Freunde und Familie anwesend sein durften. Zur Entspannung gab es abschließend einen institutstraditionellen Sektempfang und ein Büfett, wozu ich alle Mitarbeiter eingeladen hatte. Die Dissertation wurde schließlich in einer Zeitschriftenreihe von DESY veröffentlicht. Hierfür waren nur wenige Exemplare notwendig, deren Druck von DESY übernommen wurde. Noch einmal promovieren? In einem ähnlichen Arbeits- und Lebensumfeld: Ja. Neben den Erfahrungen und Kenntnissen, die ich während der Promotion gewonnen habe, hat mir der Doktortitel auch berufliche und persönliche Perspektiven eröffnet, die mir sonst verschlossen geblieben wären. So befinde ich mich, während ich diesen Bericht schreibe, als Postdoc in Melbourne (Australien). Dr. rer. nat. Peter Kappen
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
4.4
Chemie
Für mich als Chemiker hat sich nie die Frage gestellt, ob ich promoviere oder nicht. Der Doktortitel ist quasi Pflicht für einen Chemiker in Deutschland. Gleich im ersten Semester gab es eine Informationsveranstaltung mit Vertretern der Industrie. Die Kernaussage war: „Sie brauchen keinen Doktortitel, aber wenn Sie in der chemischen Industrie arbeiten wollen, dann natürlich schon.“ Dementsprechend ist die Finanzierung im Vergleich zu anderen Studiengängen recht einfach. Ich hatte von Anfang an eine halbe wissenschaftliche Stelle. Hinzu kam noch, dass der Studiengang Chemie „out“ ist, sodass ich noch von der großen Anzahl von Doktoranden vor mir profitiert habe. Aber leider fängt diesbezüglich der Mechanismus „weniger Studierende = weniger Stellen“ langsam an zu wirken. Anlässlich meiner Promotion habe ich von Braunschweig, wo ich meinen Abschluss als Diplom-Chemiker gemacht hatte, nach Erlangen gewechselt. Der Grund war rein geografischer Natur, ich wollte wieder Richtung Süden. Mein Doktorvater am Fachbereich Chemie der Universität Erlangen-Nürnberg hatte mir bei einem Vorstellungsgespräch ein recht interessantes Thema versprochen, auch bez. der Promotionsdauer erzeugte er in mir die Illusion der schnellen Promotion. Als weiteren Vorteil sah ich die Möglichkeit, meine Dissertation in englischer Sprache abzufassen, an. Außerdem legte er sofort einen Vertrag auf den Tisch und zusätzlich wurden auch die Umzugskosten bezahlt. Mir war aber auch klar, dass ich ein gewisses Risiko einging, da mein Chef neu in Deutschland und ich in diesem Land sein erster Doktorand war. Entsprechend war er nicht mit den hiesigen Gegebenheiten vertraut. Die Promotion an sich verlief recht gut und das Thema war machbar, obwohl es nicht ganz dem entsprach, was mir versprochen wurde. Meine Stelle sah vor, dass ich nebenher diverse Praktika zu betreuen hatte, was sich aber bedingt durch die räumliche Nähe als erträglich gestaltete, denn ich hatte meinen Arbeitsplatz im selben Labor, in dem auch die Praktika stattfanden. Natürlich gab es Phasen, in denen meine Motivation nicht allzu groß war oder ich praktisch nicht weiterkam. Diesbezüglich war mein Doktorvater überhaupt keine Hilfe. Er war theoretisch gut, aber bei Motivationsproblemen oder praktischen Problemen war seine Hilfestellung gleich null. Bei solchen Problemen war der Arbeitskreis, bestehend aus anderen Doktoranden, Postdocs oder Habilitanden, eine echte Hilfe, aber auch die anderen Personen im Institut konnten gefragt werden. Außerdem hatte ich wie jeder Chemiestudent während des Studiums schon mit vielen Doktoranden zu tun, sodass mir von Anfang an klar war, dass es Phasen der Freude und des Leids geben würde. Probleme bez. meiner Promotion gab es erst am Ende. Wie oben bereits erwähnt, suggerierte mir mein Doktorvater am Anfang meiner Promotion, eine schnelle Promotion, d. h. drei Jahre. Nach drei Jahren hatte ich nach meinem Ermessen genug Ergebnisse, um eine Doktorarbeit zu erstellen, aber mein Doktorvater wollte noch dies und das. Ich folgte seinen Wünschen, aber als ich ihn sechs Monate später wieder auf das Ende ansprach, wollte er noch mehr Ergebnisse,
4 Mathematik, Naturwissenschaften 257
d. h. ich sollte noch mehr Experimente machen. Ich ließ deshalb meinen Vertrag auslaufen und schrieb zusammen. Wie schon gesagt, war ich sein erster Doktorand in Deutschland. Dazu muss gesagt werden, dass die Situation in den USA sich von der in Deutschland unterscheidet. In den USA dauert die Doktorarbeit fünf Jahre, und es wird am Ende keine Note gegeben. Ich glaube, mein Doktorvater hatte einfach Angst vor dem Ende. Meine Arbeit musste schließlich von allen anderen Professoren, die sie lesen und kritisieren durften, gegengezeichnet werden. Mein Doktorvater hat zumindest akademisch eine hohe Stellung, sodass meine Doktorarbeit vielleicht nicht perfekt genug für seine Reputation war. Auf jeden Fall musste ich meinen Doktorvater nahezu zwingen, meine Arbeit anzunehmen. Ich konnte dies riskieren, da zu diesem Zeitpunkt mein Name schon auf fünf Artikeln stand, die veröffentlicht bzw. eingereicht waren. Er hat auch meine Arbeit akzeptiert, und ich konnte mich nach vier Jahren mit dem Titel Dr. rer. nat. schmücken. Als Fazit kann ich sagen, dass ich trotz der Ärgernisse am Ende meiner Promotion zufrieden bin, diese so gemacht zu haben. Als wertvoll hat sich erwiesen, dass ich sie auf Englisch abgefasst habe, da ich im Ausland lebe. Des Weiteren hat sich die Tatsache, dass mein Doktorvater in der Hierarchie sehr weit oben ist (er ist Editor eines wichtigen Journals), positiv auf meine Publikationsliste ausgewirkt. Generell kann ich zukünftigen Doktoranden im Fach Chemie folgende Ratschläge erteilen: • Wer eine akademische Karriere anstrebt, sollte bei einem „Namen“ promovieren, egal wie sein Image als Doktorvater ist. Das gilt bereits für Diplomanden, die im Ausland promovieren wollen. Ein Brief eines solchen Professors ist besser als alle Noten. • Wer interessante erfolgreiche Chemie machen will, sollte zu einem jungen Professor oder einem Habilitanden gehen. Diese müssen sich noch einen Namen machen und brauchen demzufolge Publikationen. Wenn ein Thema sich als nicht erfolgversprechend erweist, wird ein neues gesucht. „Alte“ Professoren neigen dazu, sich auf etwas zu versteifen, und dann Doktoranden auf dem Thema zu verheizen (= keine Ergebnisse). • Wer „nur“ promovieren will, der sollte sich in den Arbeitskreisen z. B. danach erkundigen, wie hoch die durchschnittliche Promotionsdauer in den letzten Jahren war oder wie viele Leute abgebrochen haben. Diese Kriterien lassen Rückschlüsse auf Betreuung und Klima im Arbeitskreis zu. Natürlich kann auch nach der Ausstattung des Arbeitskreises, des Instituts, den Verpflichtungen (Gemeinschaftsaufgaben) etc. gefragt werden. Ich glaube aber, dass, wenn die oben erwähnten Fragen ehrlich beantwortet werden, eine schöne Promotionszeit möglich ist, ohne böse Überraschungen. Dr. rer. nat. Clemens Horn
258
VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
4.5
Pharmazie
Ich verspürte nach meinem Abitur im Jahr 1880 den unbändigen Drang, Naturwissenschaften zu studieren. Zwar stand meine Wahl des Studienfachs nicht in der böttkerschen Familientradition, aber ich verspürte auch nicht den Wunsch, in den Fabriken meines Vaters Geschäftsführung von der Pike auf zu lernen oder es meinen Brüdern gleichzutun und gleich ein eigenes Unternehmen zu gründen. Mir ging es viel mehr um des Pudels Kern; Wahrheit war mein Ziel, die Universität Göttingen das Mittel zum Zweck. Erst zog ich ein Physikstudium an der altehrwürdigen Georgia Augusta in Betracht, dann führten mich meine naturwissenschaftlichen Neigungen über die Chemie schließlich zur Pharmazie. Mit diesem Fach hatte ich meinen Stein der Weisen gefunden. Die logische Konsequenz war die Promotion. Als sich mir die Gelegenheit bot, günstig eine Apotheke in guter Lage in Backfeld übernehmen zu können, verließ ich schweren Herzens den Elfenbeinturm der Wissenschaften und kehrte meinem geliebten Göttingen den Rücken. Während meiner Promotion führte ich Experimente zur Reaktionsweise verschiedener Säuren und Basen (z. B. Weinstein, Natriumhydrogencarbonat, Monocalciumorthophosphat, Calcium- und Magnesiumbicarbonat) durch und erwarb dadurch neben den nötigen theoretischen Grundlagen wichtige Kenntnisse im Bereich praktischer Experimente mit Substanzen, die auch im alltäglichen Kolonialwarenhandel genutzt werden können; einen weiteren Schwerpunkt meiner Dissertation setzte ich schon früh auf mögliche Vermarktungsstrategien chemischpharmazeutischer Industrieprodukte, ohne mich dabei allzu sehr nationalökonomischen Schranken zu unterwerfen. Zum letztgenannten Thema war bislang noch wenig geforscht worden. Über die Betreuung während meiner Forschungen kann ich nicht klagen; Reagenzien standen mir jederzeit in ausreichender Menge zur Verfügung. Da es außer mir nur wenigen Studierenden vergönnt war, in derartigem Umfang als nationale Elite in einem praktisch allein genutzten Labor forschen zu dürfen, wurde mir besondere Aufmerksamkeit durch meinen Doktorvater zuteil. In diesem Zusammenhang möchte ich mich auch bei der preußischen Akademie der Wissenschaften ganz außerordentlich bedanken. Die Veröffentlichung meiner Doktorarbeit nahm dankenswerter Weise mein Doktorvater in die Hand. Allerdings widmete er dieser Formalität offensichtlich keine große Aufmerksamkeit, was dazu führte, dass meine Arbeit einige Jahre nach ihrer Drucklegung nicht mehr auffindbar war. Rückblickend verlief meine Promotionszeit sehr positiv: Fernab der Verwandtschaft und in der studentischen Atmosphäre zwischen Mensur und freudiger Geselligkeit fand ich die nötige Ruhe für meine Forschungen im Labor. Zum damaligen Zeitpunkt konnte ich noch nicht absehen, dass mir diese Erfahrung im Umgang mit Säuren und Basen für meinen weiteren beruflichen Lebensweg sehr nützlich sein würde. Nachdem ich 1890 die Apotheke in Backfeld übernahm – das beste Geschäft meines Lebens überhaupt – verbrachte ich viele Stunden im Hinterzimmer mit praktischen Forschungen. Mir war der Erfolg des von Justus von
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Liebig und Eben Horsford entwickelten baking powder zu Ohren gekommen, das vor allem in der Industrie und von Bäckereien verwendet wurde. Was dem deutschen und auch dem kontinental-europäischen Markt fehlte, war ein entsprechendes Produkt für die bessere Hälfte des Mannes. Die Frau an seiner Seite hatte folglich umso mehr Zeit als treu sorgende Mutter für ihre Kinder und verbrachte nicht mehr den lieben langen Tag hinter dem Herd. Mit Gottes Glück war es mir gelungen, die von Liebig und Horsford entwickelte Rezeptur, die ich von einem Unternehmen aufkaufte, so zu perfektionieren, dass jedes Backwerk, insbesondere Kuchen, garantiert aufgelockert wurde und Fehler in der Zubereitung nahezu ausgeschlossen waren. An diesem Punkt kamen mir die Forschungen während meiner Doktorarbeit zugute, da ich während meiner Promotion mit einigen der im Backpulver enthaltenen Substanzen experimentiert hatte. 1903 ließ ich mir schließlich mein Produkt patentieren. Durch meine geschickte Vermarktung fand mein Produkt Back-ihn schließlich eine flächendeckende Verbreitung, bald auch über die Reichsgrenzen hinaus. Als Basis für das Vertrauen der Untertanen Seiner Majestät diente mein Doktertitel als prägnante Werbebotschaft. Meine Verbraucherinformationen zielten insofern vor allem auf Gesundheit und Qualität ab, für die ich mit meinem guten Namen bürgte. Der Rest dürfte Ihnen bekannt sein. Sollten Sie den Wunsch verspüren zu promovieren, kann ich Ihnen nur zuraten. Setzen Sie Ihre Visionen um, wenn nötig auch gegen den Wunsch und die Traditionen Ihrer Familie – nur Mut! Es lohnt sich, seinen eigenen Weg zu gehen und dabei nicht die wesentlichen geschäftlichen Zusammenhänge aus den Augen zu verlieren. Sie wissen schon, Geld regiert die Welt. Ob ich noch einmal promovieren würde? Diese Frage kann ich mit einem klaren „ja“ beantworten. Insbesondere in der Kolonialwarenbranche bürgt ein Doktortitel immer noch für kontrollierte Produkte mit hoher Qualität und prägt die Kunden auf das vortrefflichste auf ein Produkt – mein Produkt. Backfeld, im August 1906 Dr. rer. nat. Jasper Ambrosius Böttker
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
4.6
Biologie
In den Naturwissenschaften ist die Promotion sicher verbreiteter als in anderen Disziplinen. Darum hatte ich nach meinem Abschluss als Diplom-Biologe auch eine Reihe von Optionen offen. Promotion an einem Universitätsinstitut, in der Forschungsabteilung eines Unternehmens oder an einer außeruniversitären Forschungseinrichtung (z. B. Max-Planck-Institut). Letztlich landete ich aber bei einer ungewöhnlichen Kombination. Doch ich will die Geschichte von vorne erzählen: Bereits in der Endphase meines Studiums schrieb ich die Leiter einer Reihe thematisch interessanter Arbeitsgruppen an und stellte meine Expertise und Motivation vor. Mein späterer Doktorvater bot mir daraufhin eine Stelle in einem der damals noch relativ jungen Graduiertenkollegs der Deutschen Forschungsgesellschaft an. Dabei schienen vor allem meine fachliche Spezialisierung sowie die besonderen, während meiner Diplomarbeit gewonnenen, labortechnischen Erfahrungen die ausschlaggebenden Kriterien gewesen zu sein. Mein Doktorvater „kaufte“ sich nicht nur Arbeitskraft, sondern auch gleich das passende Know-how ein. Für die Finanzierung der Promotionszeit sind in den Life-ScienceWissenschaften Teilstellen oder Stipendien üblich. In der Regel schlägt der Betreuer eine Finanzierung vor. Die Graduiertenkollegs sind eine zwischenzeitlich im naturwissenschaftlich-medizinischen Bereich intensiv genutzte Möglichkeit der Nachwuchsförderung. Dabei soll das Graduiertenkolleg, die Stipendiatengemeinschaft, im Idealfall über die finanziellen Mittel hinaus auch eine sich selbst unterstützende Gemeinschaft bieten. Quasi eine Art inhaltlich eng beschriebenes und lokal begrenztes „Mini-Thesis“. Die Grundförderung des Graduiertenkollegs umfasste zwei Jahre mit der Möglichkeit zur Verlängerung um ein Jahr, jeweils Gehalt und Sachmittel beinhaltend. Die Durchführung einer Evaluation nach den zwei Jahren im Rahmen der Anschlussbewerbung habe ich nicht negativ empfunden, sondern eher spannend und sehr interessant. Weitere Vorteile des Graduiertenkollegs sind eine weitgehende Unabhängigkeit und die komplette Entbindung von universitären Nebentätigkeiten (z. B. Lehre). Inwieweit die Arbeitskraft normalerweise in den Lehrbetrieb eingebracht werden muss, ist übrigens nicht verallgemeinerbar. Zwangsverpflichtungen habe ich selber nie erlebt. Ich hatte dazu den Eindruck, dass viele Doktorväter ohnehin gar kein so großes Interesse an einer Mitarbeit ihrer Doktoranden an der Studierendenbetreuung hatten, weil dann wichtige Laborarbeitszeit verloren ging. Bei der persönlichen Anleitung von Laborpraktikanten und Diplomanden im wissenschaftlichen Team waren die Doktoranden jedoch durchaus gefordert. Zum Ende meiner Promotionszeit hin wurde ich noch für einige Monate auf eine Teilstelle des Instituts gesetzt, um Anwartschaften auf die Arbeitslosenversicherung erwerben zu können – eine realitätsnahe naturwissenschaftliche Nüchternheit. Meine besondere Situation ergab sich daraus, dass es sich um ein interdisziplinäres Graduiertenkolleg mit Doktoranden an Forschungsinstituten der Universität Hannover und der Medizinischen Hochschule Hannover handelte. Ich hatte so die
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Wahl der alternativen Promotion als Dr. rer. nat. (Universität) oder Dr. hum. biol. (Medizinische Hochschule). Ich selber arbeitete an einem Grundlageninstitut der Medizinischen Hochschule und entschied mich für die abschließende Prüfung im Fachbereich Biologie der Universität. Als Doktorand war ich mit eigenem Themengebiet fest in die wissenschaftliche Arbeitsgruppe integriert, durfte eigene Thesen und Strategien entwickeln und musste meine Arbeit in Seminaren vor den Kollegen vertreten. Ich genoss dabei ein durchgehend konstruktiv kritisches und wissenschaftlich inspirierendes Umfeld. In der Arbeitszeiteinteilung war ich frei. Allerdings wurden diszipliniertes Arbeiten sowie regelmäßige Ergebnisse und Fortschritte erwartet, mit dem Ergebnis, dass ich mich selber mehr unter Druck setzte, als dies ein Vorgesetzter hätte tun können. Es war keine Seltenheit, dass ich bis um 23 Uhr im Labor war ... und ich war auch nicht alleine und lange nicht der Letzte. Zu meiner Promotionszeit gehörte auch eine Kooperation mit einer befreundeten Arbeitsgruppe an der Universität Wien. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit verbrachte ich dort viele Monate, um Ergebnisse und Strategien zu diskutieren und wissenschaftlich zu arbeiten. Die Promotionsdauer in den modernen Biowissenschaften liegt durchschnittlich bei ca. dreieinhalb Jahren. Ich selber traf diesen Schnitt sehr exakt und zwar einschließlich Anfertigung der Dissertationsschrift. Selbst Promotionszeiten von drei Jahren sind bei diszipliniertem Arbeiten, dem Glück früher, guter Ergebnisse und dem Wohlwollen des Betreuers möglich. In manchen Bereichen der Biologie, die aufgrund der Rahmenbedingungen des Forschungsobjektes ausdauernd sind, verlängert sich die Promotionszeit aber unter Umständen auch einmal auf fünf bis sechs Jahre. Die Endphase – Überarbeiten der Dissertationsschrift und Vorbereitung auf das Rigorosum – schätze ich rückwirkend auf ca. drei Monate. Als Vorteil für ein relativ schnelles Schreiben und Layouten der Dissertation erwies sich, dass ich schon frühzeitig während der Promotionszeit parallel zur wissenschaftlichen Arbeit Gedanken und Formulierungen schriftlich fixiert, Literatur über die Jahre hinweg in Arbeitspausen gelesen und ausgewertet sowie Literaturangaben kontinuierlich in ein Literaturverwaltungsprogramm eingepflegt hatte. Diese Vorarbeiten zahlten sich zum Schluss deutlich aus, da die Menge auszuwertender Literatur in der Biologie, und hier besonders im Bereich Molekularbiologie, durch die Komplexität der Mechanismen, enorm war und ist. Das Rigorosum habe ich in sehr unterschiedlichen Ausführungen erlebt. Die Doktorandenprüfungen während meiner Studienzeit in Darmstadt waren quasi öffentliche Präsentationen der eigenen Arbeit gewesen. Dabei stellte der Doktorand Inhalt und Schlussfolgerung seiner Dissertation in einem Vortrag vor und wurde anschließend von Professoren der Fachbereiche Biologie und Chemie sehr detailliert und kritisch dazu befragt. Mein eigenes Rigorosum in Hannover war aber weniger eine echte Verteidigung meiner Thesen sondern mehr eine Art geschlossene Prüfung zum aktuellen Stand der Forschung. Hier hatte sich bewährt, dass ich die jeweils letzten Ausgaben der gängigen Fachzeitschriften in der Woche vorher nochmals durchgegangen war. Es scheint also von Fachbereich zu Fachbereich deutliche Unterschiede in Form und Inhalt des Rigorosums zu geben, und ich kann nur empfehlen, sich bei Vorgängern ausreichend zu informieren. Dr. rer. nat. Christian Velten
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
4.7
Geowissenschaften
Wir wurden als Diplom-Geologin bzw. Diplom-Mineralogin etwa zur gleichen Zeit an der Universität Potsdam zum Dr. rer. nat. promoviert. Beide waren wir als Doktorandinnen an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät eingeschrieben und hatten jeweils eine halbe wissenschaftliche Stelle, auf der wir unsere volle Arbeitszeit der Forschung widmen konnten. Allerdings war eine von uns am Institut für Geowissenschaften der Universität angestellt, die andere hatte ihren Arbeitsplatz am einige Kilometer entfernten GeoForschungsZentrum Potsdam. Unterschiede gab es in der Ausstattung und in der Verfügbarkeit von Diskussionspartnern: Am GeoForschungsZentrum forschte eine ganze Abteilung in der gleichen Ausrichtung, und jederzeit standen eine komplette Werkstatt und eine Menge von Analysegeräten zur Verfügung. Das Institut an der Universität war deutlich kleiner, Doktoranden konnten jedoch auch einen Teil der Infrastruktur des GeoForschungsZentrum nutzen, z. B. die Labore und die Bibliothek. Unsere Dissertationen waren jeweils erdgeschichtlich-forschend ausgerichtet: In beiden Promotionen ging es um eine Paläoklima-Rekonstruktion mit Daten aus kontinentalen Sedimentgesteinen. Die geografische Region und die allgemeine Fachrichtung waren zwar vorgegeben, im Detail ließ die Durchführung aber viele Optionen offen. Im Folgenden gehen wir daher besonders auf die Frage ein: Unter welchen Gesichtspunkten gestalte ich mein Forschungsthema aus und schärfe damit mein eigenes wissenschaftliches Profil? In Ausschreibungen naturwissenschaftlicher Doktorandenstellen steht oft eine allgemein formulierte Projektbezeichnung, gefolgt von einer Aufzählung verschiedener Tätigkeiten oder Analyseverfahren. Dagegen ist ein konkretes Promotionsprojekt meist nicht festgelegt. Ein solches Vorhaben selbst zu formulieren, ist dann Aufgabe des Doktoranden, und zwar zunächst die vordringlichste von allen. So standen auch wir vor der Chance und Herausforderung, eine konkrete Fragestellung selbst zu definieren, möglichst noch bevor wir begannen, mit hohem Zeitaufwand Daten zu erheben. Mit der Festlegung auf bestimmte Arbeitstechniken haben wir berufliche Weichen gestellt, deren Bedeutung weit über die Promotionszeit hinausreicht. Indem wir auf unseren Gebieten Spezialistinnen wurden, haben wir spätere Optionen deutlich eingegrenzt. Mit der Zeit wurde uns immer mehr bewusst, wie wichtig diese ersten Richtungsentscheidungen waren. Am Beispiel Paläoklima konnten wir beobachten, dass es die unterschiedlichsten Herangehensweisen an ein und denselben Gegenstand gibt: Manche Forscher gewinnen Daten aus Sedimentproben, werten sie aus und optimieren die Analysemethoden. Andere berechnen Modelle am Computer, ohne jemals im Gelände gewesen zu sein. Allein schon in der Potsdamer Forschungslandschaft war die Vielfalt der Ansätze enorm. Es empfiehlt sich zu prüfen, welche Verfahren als zukunftsfähig gelten und ob sie auch nichtgeologische Anwendungen zulassen. So kommen Analysemethoden von Sedimenten bspw. auch in der Grundstoff verarbeitenden Industrie oder in der Umweltchemie zum Einsatz, und Mathematik ist noch universeller übertragbar. Wer sich für ein rein theoretisches Grundlagenfach
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interessiert, sollte sich darüber informieren, inwieweit das Thema im öffentlichen Interesse steht und ob darüber auch in Zukunft geforscht werden wird. Mindestens so wichtig wie diese nachfrageorientierten Gesichtspunkte ist, welche Spezialisierung zum eigenen Temperament und Charakter passt. Mit welchen Fragen und Methoden werde ich mich auf längere Dauer identifizieren können? Welche Routinetätigkeiten mache ich um ihrer selbst willen gerne und mit Ausdauer: Mikroskopieren, Gesteine beschreiben, Körner zählen, Fossilien bestimmen? Arbeite ich lieber mit fassbarem Material, oder fühle ich mich wohl in einer abstrakten Welt aus Zahlen und Computermodellen? In geowissenschaftlichen Fakultäten finden sich die verschiedensten Forschercharaktere. Ihre methodischen Ansätze können auf so unterschiedlichen Denkweisen beruhen, dass trotz interdisziplinärer Aufgeschlossenheit eine fachliche Kommunikation sehr anstrengend sein kann. So wichtig es ist, mit allen Beteiligten im Dialog zu bleiben: Suchen Sie sich in Ihrer engsten Umgebung Personen, deren Denkansätze Sie leicht nachvollziehen können und umgekehrt. Die Fähigkeit und Bereitschaft zu fachlicher Diskussion sind vor allem für eine effektive Geländearbeit unschätzbar. Unserer Erfahrung nach sind in der Anfangsphase, vor Entscheidungen über konkrete Vorgehensweisen, Gespräche mit dem Betreuer ganz entscheidend. Er wird mit beurteilen, ob ein Verfahren für die Promotionsaufgabe geeignet ist und ob dafür auch ausreichend Sachmittel bereitgestellt werden können. Insgesamt muss das Vorhaben realistisch planbar sein und einen angemessenen Umfang erahnen lassen, darf aber in dieser Phase noch nicht allzu starr festgelegt sein. Besonders nach dem ersten Geländeaufenthalt haben sich bei unseren Projekten viele weitere Ideen entwickelt. Auch merkten wir, wie wichtig es ist, sich auf die Feldarbeit gründlich vorzubereiten und mindestens eine weitere Reise für einen späteren Zeitpunkt einzuplanen, um weitere Informationen gewinnen zu können. Unsere Doktorprüfung fand in Form einer Disputation statt, mit anschließenden Fragen zum Vortrag und nach Hintergrundwissen. In der Prüfungskommission saßen Professoren aus der gesamten mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät, und jeder stellte zumindest eine Frage, die in sein Fachgebiet hineinreichte, wie in die Chemie oder die Physik. Umgekehrt mussten Kollegen von uns, die bspw. als Diplom-Chemiker über ein mineralogisches Thema promovierten, nach ihrem Prüfungsvortrag mit Fragen aus den Geowissenschaften rechnen. Nicht nur um darauf vorbereitet zu sein, hat es sich gelohnt, immer wieder in verwandte Disziplinen hineinzuhören. Vorträge mit anschließender Diskussionsmöglichkeit fanden in Potsdam reichlich statt, an die Universität und an das GeoForschungsZentrum wurden viele auswärtige Gastredner eingeladen. Wichtiger noch als der breite Wissenshorizont war für uns, viele Fachleute persönlich kennen gelernt zu haben und zu wissen, wer wo an welchem Thema forscht. Die Promotion sehen wir im Rückblick als lohnende Erfahrung und wichtigen Entwicklungsschritt. Auf der Suche nach Arbeitsmöglichkeiten stellten wir fest, dass der Doktortitel auch abseits der eigentlichen Forschung Chancen eröffnet, die sonst verschlossen blieben. Dies trifft besonders dann zu, wenn die potenziellen Arbeitgeber selbst promoviert sind, sei es auch in anderen Fachgebieten. Dr. rer. nat. Katrin Kleinert Dr. rer. nat. Claudia Migowski
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
4.8
Geografie
Die Geografie hat als Querschnittdisziplin eine große Breite und Diversität. Methodisch ist sie in der Physischen Geografie stark naturwissenschaftlich orientiert, in der Wirtschaftsgeografie dagegen stark empirisch. Entsprechend kann die Geografie je nach Universität verschiedenen Fachbereichen zugeordnet sein, Naturwissenschaften, Politikwissenschaften, Ökonomie etc., was zu unterschiedlichen formellen Promotionsbedingungen und Doktortiteln führt, in meinem Fall zum Dr. rer. nat. Ich beschreibe im Folgenden meine Erfahrungen mit einer Promotion in Wirtschaftsgeografie in Hannover vor zehn Jahren, ergänze diese aber mit Erfahrungen von einigen anderen, jüngeren Geografen, die ich dazu befragt habe. Ich hatte nach meinem Abschluss als Diplom-Geograf eine zweijährige, DFGfinanzierte halbe wissenschaftliche Stelle im Geografischen Institut der Universität Hannover und dort auch einen eigenen Arbeitsplatz. Es wurde Wert darauf gelegt, dass ich keine Verpflichtungen am Institut übernahm, weil die DFG nicht will, dass von ihrem Geld Institutsarbeiten erledigt werden. Außerdem ist in zwei Jahren dafür keine Zeit. Verglichen mit anderen Doktoranden sind das hervorragende Bedingungen, die es mir ermöglichten, die Dissertation in zwei Jahren und zwei Monaten bei selten mehr als 40 Stunden in der Woche fertig zu stellen. Kürzer geht es wahrscheinlich kaum. Ich habe allerdings aus Faulheit die nützliche Gewohnheit, nur das Wesentliche zu tun. Die gesammelten Daten allein hätten mir eine wesentlich längere Dissertation erlaubt, aber es galt erstens die Vorgabe, nicht mehr als 250 Seiten zu schreiben und zweitens waren für Thema und Fragestellung nur die wichtigsten Auswertungen relevant. Eine Anwesenheitspflicht gab es nicht, aber die Dissertation zu Hause zu schreiben, wäre mir nicht gelungen. Das eigene Büro im Institut, auch wenn es eine Ecke in der Bibliothek war, hat mir ermöglicht, die üblichen Ablenkungen zu vermeiden. Auch eine Dissertation mit nichtwissenschaftlicher Berufstätigkeit kam nicht in Frage. Der Aufwand, neben einer Erwerbsarbeit eine Dissertation zu schreiben, ist sehr groß. Da müssen Sie sich fragen, ob Sie den (privaten) Preis bezahlen wollen. Sie werden nicht nur deshalb wesentlich häufiger aufgegeben. Bedingungen, wie ich sie hatte, gibt es nicht überall. Nicht so selten werden Doktoranden trotz Stipendium oder ähnlichen Finanzierungen zu Institutsarbeiten herangezogen. Die Belastungen aus solchen Tätigkeiten nehmen aber, so weit ich weiß, nicht das Ausmaß an, wie es teilweise in den Naturwissenschaften bis hin zu Ausbeutungsbeziehungen üblich ist. Das liegt schon daran, dass die Forschung in der Geografie nicht so leicht delegierbar ist wie bspw. bei naturwissenschaftlichen Tests. Auslandsaufenthalte oder der Besuch internationaler Tagungen haben vor zehn Jahren noch keine so große Rolle gespielt. Aber dies hat sich wie in anderen Disziplinen stark geändert, unabhängig davon, ob eine wissenschaftliche oder eine nichtwissenschaftliche Karriere verfolgt wird. In beiden sind heute internationale Kenntnisse und Netzwerke sehr förderlich bzw. zwingend. Umgekehrt haben
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schon damals eine Reihe von Doktoranden ihre Daten im Ausland gesammelt, wofür sie meistens ein Jahr im Land verbracht und dessen Sprache gelernt haben. In der Geografie wird über viele, sehr verschiedene Themen promoviert. Es war ein Glücksfall, dass in unserem Institut zwei Kolleginnen ihre Dissertation zum gleichen Thema schrieben. Die ausführlichen Diskussionen mit ihnen über das Thema haben sehr viel dazu beigetragen, meine Gedanken zu ordnen, abzusichern und die wesentlichen Dinge zu erkennen. Ohne einen solchen regelmäßigen Austausch ist es sehr schwer, den Überblick und den Fokus zu behalten. Der formelle Promotionsprozess nach Abschluss der Dissertation wurde vom Doktorvater überwacht, da auch er ein Interesse an schnellen Promotionen hat. Dies lag nicht nur an der Einbindung meines Projektes in ein Schwerpunktprogramm der DFG, womit ein Abschlusssymposium existierte, an dem es etwas peinlich gewesen wäre, wenn die Doktoranden nicht fertig gewesen wären. Das Betreuungsverhältnis war sehr pragmatisch. Für wirklich relevante Fragen stand die Tür zum Professor immer offen, ich wusste, womit ich dort auftauchen konnte und womit nicht. Er hat die Dissertation auch nicht vor dem Einreichen gelesen, sondern sich stattdessen darauf verlassen, bereits während des Hauptstudiums eine Liste von möglichen Promotionskandidaten zu führen und nach dem Diplom (mit Mindestnote 2,0) zusammen mit anderen Dozenten nur diejenigen auszuwählen, welche sie für geeignet hielten. Da gleichzeitig bis zu 13 Leute bei ihm promovierten, wäre das auch kaum anders möglich gewesen. Diese Art der Doktorandenauswahl führte zu einer sehr niedrigen Abbrecherquote. Die Betreuungsverhältnisse sind aber je nach Standort sehr unterschiedlich: es kann sein, dass der Professor dauernd auf Reisen und damit schwer erreichbar ist. Das ist vielleicht in der Geografie naturgemäß häufiger so als in anderen Fächern. Das Schwierigste an einer Dissertation sind allerdings selten die Rahmenbedingungen. Solche Probleme sind wenigstens fassbar und damit nicht schwer zu lösen. Vielmehr muss jeder lernen, mit sich selbst Lösungen zu erkämpfen, sei es, um den Fokus und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, sei es, um immer wieder die Motivation und den Glauben an einen erfolgreichen Abschluss zu erhalten. Hier helfen nur andere Menschen, die einem das zutrauen und dies auch sagen. Und es hilft der Austausch mit anderen Doktoranden, denen es genauso geht. Die Bedingungen sind somit in der Geografie sehr unterschiedlich. Es lohnt sich mithin, auch andere Promotionsstandorte ins Auge zu fassen. Ein Wechsel muss aber sehr gut angebahnt und vorbereitet werden. Wurde das Thema selbst definiert, hängt der Standort davon ab, wer dieses Thema überhaupt bearbeitet. Ich hatte nach Abschluss des Studiums nicht vor zu promovieren. Aber ich wurde nach dem Diplom vom Professor gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Ich konnte. Und heute möchte ich das auch nicht mehr missen, denn es hat mindestens zwei Effekte für mich gehabt: Erstens weiß ich seitdem, dass ich größere Projekte schaffen kann, was mir vorher nicht klar war. Das gibt Sicherheit. Und zweitens wird es einfacher, wahr- und ernst genommen zu werden, denn der Titel führt bei vielen Menschen immer noch zu einer Intelligenzvermutung. Da wird es schwierig, das Gegenteil zu beweisen. Dr. rer. nat. Heiko Behrendt
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Humanmedizin
Der Arzt bleibt im Volksmund der Doktor, selbst wenn er keinen mehr macht. Dem Ort nach ist diese Tradition gemeineuropäisch, der Zeit nach vormodern, sie beginnt lange vor der Französischen Revolution, die wiederum gravierende Folgen für Deutschland hatte. Eine solche Folge vollzog Preußen im Jahre 1854, als es die Geisteswissenschaften komplett aus der ärztlichen Vorprüfung strich und sie durch die Naturwissenschaften ersetzte: Vom Philosophicum zum Physikum. Damit begann sich Deutschlands medizinische Tradition in einer Radikalität zu ändern, die erst seit dem Zweiten Weltkrieg langsam gemildert wird und die fortwährend die Ausbildung deutscher Ärzte prägt. Zu dem, was vorher war und bestehen blieb, gehört das Dissertationswesen. Konkret und gegenwärtig: Kein anderes Fach erlaubt es, bereits nach der Vorprüfung mit der Dissertation zu beginnen und sie schon vor dem Staatsexamen einzureichen, nach welchem dann das Promotionsverfahren abgeschlossen wird. Die „Empfehlungen zur Struktur der Hochschulmedizin“, die der Wissenschaftsrat 1999 beschloss, geben für 1996 das mittlere Promotionsalter medizinischer Absolventen mit 31,4 Jahren an (der Schnitt aller anderen Fächer beträgt 32,1) und nennen eine hohe Promotionsintensität, d. h. 61,5 % der Examinanden wurden promoviert. Meine persönliche Promotionsdauer (vom Entschluss bis zur Abgabe acht Jahre) ist also untypisch: Sie hat wesentlich mit paralleler Erwerbsarbeit zu tun (nichtwissenschaftliche und wissenschaftliche Berufstätigkeit, weitere Finanzierungsformen), mit meinem Fachwechsel und auch damit, dass Rechtsmediziner auf Todesfälle warten müssen. Im studienbegleitenden Dissertieren spiegelt sich das Meister-SchülerVerhältnis des hippokratischen Eides. Der Doktorvater vermittelt sein Wissen und findet Unterstützung für seine eigenen Forschungen; der Doktorand kann sich bewähren und Beziehungen zum Berufseinstieg knüpfen. So auch ich. Zunächst war ich zu den Medizinhistorikern gegangen und hatte für das selbst gesuchte Thema „Danzig im 16. Jahrhundert“ ein Betreuungsangebot erhalten. Infolge einer gerichtsmedizinischen Famulatur wechselte ich die Fachrichtung, blieb jedoch an der Freien Universität Berlin und nahm, indem ich über Lungenbefunde beim Ertrinkungstod des alten Menschen schrieb, einen Themenvorschlag meines Betreuers an. Sie sehen, die Wahlfreiheit und die Bandbreite der Bedingungen auf dem Weg zum Doctor medicinae ist so groß wie die deutsche Medizin selbst. Nicht ganz selten treffen Sie dabei auf ein gleichsam militärisches Hierarchieverständnis, welches in seiner Schärfe, aber auch in seiner Treue wie eine der letzten Bastionen des Bismarckreiches wirkt. Zur Kehrseite einer Karriere ohne formelle Dissertationsphase gehört, dass die großen Stiftungen dafür keine Stipendien zahlen. Es gibt allerdings Bestrebungen im Wissenschaftsrat, die medizinische Promotion als eigenen Ausbildungsabschnitt zu etablieren, und es ist in der experimentellen Medizin bereits möglich, so zu arbeiten. Forschungsstipendien werden z. B. in Lübeck und Ulm vergeben,
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ebenso an Mediziner im Rahmen von DFG-Projekten. Kleinere private Stiftungen, die je nach Thematik einzelne Arbeiten fördern, nennt Ihnen der Stifterverband der deutschen Wissenschaft; weitere Informationen geben Ihre Hochschule, die Ärztekammern oder auch der Hartmannbund. Die Charité-Universitätsmedizin Berlin, die Fakultät meiner Promotion, vergibt Abschlussfinanzierungen. Zu den Gründen der mitunter zweifelhaften Qualität deutscher medizinischer Doktorarbeiten zählt – als Entsprechung der deutschen Tendenz zum Spekulativen und der Liebe zum Mysterium – ein lebhafter Statistikhorror, den Sie mit Ihrem Doktorvater womöglich gemeinsam haben. Indem ich früh zum Statistiker ging, erhielt ich wertvolle Hilfe bez. des Arbeitsaufbaus und der Fallzahl, die bei meinem Betreuer auf offene Ohren stieß. Meinerseits nahm ich seinen Rat an und protokollierte jeden meiner Arbeitsschritte, was bereits den halben Methodenabschnitt ausmachte. Zugleich mit der Beschreibung der Methode hatte ich eine Vielzahl technischer Details zu diskutieren, und es erwies sich als sinnvoll, die Methoden- von der eigentlichen Ergebnisdiskussion zu trennen. Ich schrieb Programme zur Herstellung und Vermessung von Binärbildern, standardisierte Mikroskop und Kamera für die schwarzweiße Lungenfotografie und benannte Präparate verschiedener Lungenregionen derart, dass eine räumliche Auswertung möglich wurde. Klingt trocken, ich weiß, doch Bildverarbeitung ist immer auch eine ästhetische Sache. Nächtelange automatische Messzyklen lieferten Unmengen von Daten, die ich für das Statistikprogramm SPSS aufbereitete und damit untersuchte. Ich besorgte es selbst, die Ergebnisse zu interpretieren, was sehr mühsam war und nicht ohne den Rat der Statistiker ging, die ich natürlich in die Danksagung aufnahm. Den Forschungsstand zur Morphologie (Alterslunge beim Ertrinken) und zur Todesart (Ertrinken als Unfall, Selbstmord oder Tötung) zu referieren, fiel mir erheblich leichter. – Geschrieben, Korrektur lesen lassen, Abgabe im August, Disputation im Januar. In ihr konnte ich alle Fragen beantworten, hatte aber bei der Präsentation meine Zeit überschritten und erhielt deshalb kein magna cum laude. – Rückblickend betrachtet, würde ich wieder promovieren. Der Gewinn ist weniger finanzieller Art, er ist ein Zuwachs an persönlicher Stellung im Fach und im öffentlichen Leben, der die vorherigen Anstrengungen allemal rechtfertigt. Dass ich in Deutsch schrieb, war einerseits Reverenz an unsere Wissenschaftstradition – andererseits beherrsche ich die Genauigkeit, die Bilder und die Poesie des Deutschen am besten. Den Stellenwert eines Auslandsaufenthalts schätze ich für die Mehrzahl medizinischer Promotionen eher gering ein. Wichtig sind Konferenzteilnahmen im Inund Ausland, auch ich habe meine Ergebnisse vorgestellt: 2001 vor der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin in Interlaken. Die gemeinsame englischsprachige Publikation mit meinem Doktorvater wertete die Dissertation auf und gab Anregung dazu, manchen Gedankengang im Deutschen noch genauer zu fassen. Dr. med. Claus Kohlhase
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften
Agrarwissenschaften, Lebensmittel- und Getränketechnologie An meine Promotionszeit nach meinem Studium zum Diplom-Agraringenieur erinnere ich mich insgesamt mit guten Gefühlen. Ich konnte am Institut für Betriebswirtschaft der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig meine Arbeit schreiben. Diese war eingebettet in ein durch die Volkswagenstiftung gefördertes, interdisziplinäres Forschungsprojekt mit insgesamt 15 halben Stellen. Der universitätsferne Standort hatte einige Vorzüge. So entfielen die üblichen „Zuträgerarbeiten“ (Klausuren korrigieren, Beisitzer bei Prüfungen, Vorlesungen vorbereiten etc.). Zudem konnte ich vollumfänglich die hervorragende Infrastruktur des Institutes nutzen. Dazu zählten u. a. eine gut ausgestattete Bibliothek mit etlichen Fachzeitschriften sowie der Zugriff auf das institutseigene Rechen- und Schreibbüro. Nicht zu unterschätzen war zudem die grundsätzliche Möglichkeit, mit den berufserfahrenen Wissenschaftlern fachliche und methodische Fragen zu diskutieren. Die guten Arbeitsbedingungen wurden abgerundet durch ein angenehmes Betriebsklima und das schöne Gelände, auf dem die Forschungsanstalt sich befindet. Die Rückkoppelung mit der Universität Göttingen, an der offiziell die Promotion abgelegt wurde, erfolgte zum einen durch regelmäßige Teilnahme am Doktorandenseminar. Dies beinhaltete auch zwei öffentliche Pflichtvorträge, die gemäß Promotionsordnung zu Beginn und zum Ende der Promotion an der Universität zu absolvieren waren. Außerdem wurde der Kontakt zur Universität durch andere, ebenfalls in das Gesamtforschungsvorhaben eingebundene, direkt an der Universität promovierende Doktoranden gehalten. Kern des Forschungsprojektes waren umfangreiche empirische Untersuchungen (Befragungen von Landwirten) in zwei landwirtschaftlich geprägten Regionen. Dabei hatte die Mitarbeit in der interdisziplinären Forschungsgruppe, bestehend aus Agrarwissenschaftlern, Forstwirten, Biologen, Soziologen und Geografen, Vor- und Nachteile. Einerseits hatte der einzelne Doktorand auf Grund des Austausches mit den anderen Projektteilnehmern und durch die Einbettung in das Gesamtprojekt eine starke Zielorientierung. Spezifizierung und Eingrenzung des eigenen Themas wurden dadurch erleichtert. Das habe ich als angenehm empfunden. Durch die große Gruppe von 15 Projektmitarbeitern, unterstützt von mehreren studentischen Hilfskräften, konnte die Anzahl der Interviews (ca. 700) vervielfacht und damit die statistische Basis deutlich verbreitert werden. Auf der anderen Seite waren die Abstimmungsprozesse zeitintensiv und teilweise nervenaufreibend, da prinzipiell von allen die Bereitschaft zum Kompromiss und zum Verzicht verlangt wurde. Dies war nicht immer ganz einfach, da jeder naturgemäß möglichst viele „seiner“ Fragen in dem umfangbegrenzten, gemeinsamen Fragebogen platzieren wollte. Insgesamt würde ich eine Promotion als Teil eines größeren
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Forschungsvorhabens jedoch einer losgelösten Doktorarbeit „im stillen Kämmerlein“ vorziehen. Denn die für die übergeordnete Fragestellung abgeforderten Zwischen- und Endberichte sind ein gutes Disziplinierungsinstrument. Fast alle Mitarbeiter des Forschungsprojektes haben ihren jeweiligen Endbericht an verschiedenen Fakultäten zu einer Promotion „ausgebaut“. Diese hohe Erfolgsquote ist ungewöhnlich und sicher auch das Ergebnis der Einbindung in das Gesamtprojekt. Entsprechend der Göttinger Prüfungsordnung für Agrarwissenschaften konnte nur ein ordentlicher Universitätsprofessor die Arbeit als Erstprüfer benoten. Als Zweitprüfer war mein eigentlicher Fachbetreuer zugelassen. Mit ihm wurde die Arbeit intensiv diskutiert, und ich bekam zeitnah fruchtbare und zielführende Hinweise. Daneben hatte ich nichtöffentliche, mündliche Prüfungen im Promotionsfach sowie in zwei frei wählbaren Nebenfächern zu absolvieren. Anstatt eines Rigorosums waren die oben erwähnten öffentlichen Vorträge zu halten. Aus heutiger Sicht würde ich mir sogar einen dritten Vortrag in der „Mitte“ der Promotion wünschen. Der damit verbundene Stress und die erforderliche Mehrarbeit werden m. E. aufgewogen durch die Anregungen von dritter Seite. Diese können eine gute Orientierung im Zusammenhang mit der einen jeden Doktoranden quälenden Frage nach dem „richtigen“ Weg sein, der zu diesem Zeitpunkt auch noch zu korrigieren ist. Der Titelnutzen für mein Leben ist schwierig zu ermitteln, denn ich weiß natürlich nicht, wie mein Leben ohne die fast vierjährige Promotionszeit verlaufen wäre. Ich beobachte jedoch häufig einen gewissen Vorschussrespekt, der einem Promovierten entgegengebracht wird. Interessant sind in diesem Zusammenhang Begegnungen mit Medizinern. Der Erstkontakt wird von den Ärzten überwiegend eingeleitet mit der Frage „Kollege?“. Ihr etwas angespannter Gesichtsausdruck lockert sich zunehmend bei der Antwort „Nein, Dr. sc. agr.“. Daran schließt sich oft ein angeregtes Gespräch und eine gute Behandlung an. Soweit zum Alltagsnutzen. Die Notwendigkeit einer Promotion für eine Universitätskarriere liegt auf der Hand. Aber auch im nichtuniversitären Bereich ist eine Promotion entsprechend meiner Beobachtung für bestimmte (Führungs-)Positionen wenn auch nicht unbedingt erforderlich, so doch sehr hilfreich. Meine bisherigen Ausführungen entlarven mich als Überzeugungstäter, und ich würde nicht zögern, es noch einmal zu tun. Allerdings wäre eine merklich kürzere Promotionsdauer möglich und auch erstrebenswert gewesen. Wahrscheinlich gilt dies auch für viele andere Doktorarbeiten. Dazu empfehle ich jedem, sich frühzeitig und immer wieder der (öffentlichen) Kritik zu stellen, den Austausch zu suchen und intensiv die Erfahrungen der Erfahrenen zu nutzen. Außerdem würde ich rückblickend so früh wie möglich mit dem Aufschreiben beginnen, denn ich war froh über jeden zu Papier gebrachten Gedanken, den ich später in der Doktorarbeit verwenden konnte. Als äußerst nützlich und motivierend hat sich für mich eine überdimensionale Gliederung in meiner Schrankinnentür erwiesen, auf der ich durch Abhaken sehr plakativ die täglichen Fortschritte dokumentieren konnte. Dr. sc. agr. Matthias Frederking
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7.1
VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Ingenieurwissenschaften
Maschinenbau / Verfahrenstechnik
Maschinenbau / Verfahrenstechnik: Erfahrungsbericht 1 Im Anschluss an mein Maschinenbaustudium (Dipl.-Ing.) habe ich im Rahmen einer Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Maschinenwesen der Universität Duisburg-Essen auf die Promotion zum Dr.-Ing. hingearbeitet. Im Verlauf von gut dreieinhalb Jahren von Beginn der Anstellung bis zur Abgabe der Arbeit konnte ich sehr viele verschiedene Erfahrungen sammeln. Im Maschinenbau findet sich im Gegensatz zu vielen anderen Disziplinen häufig noch die Möglichkeit, auf vollen wissenschaftlichen Mitarbeiterstellen an einem Institut auf die Promotion hinzuarbeiten, was auch bei mir der Fall war. Mein Thema habe ich in Absprache mit meinem Doktorvater selbst wählen können. Im Rahmen meiner Promotion habe ich mich mit einer Vertiefung meines Studienschwerpunktes auseinandergesetzt. Die innerhalb des Studiums vermittelten Grundlagen der Konstruktionstechnik und Produktentwicklung habe ich in der Promotionszeit durch die intensive Auseinandersetzung mit den Entwicklungsprozessen in der Produktentwicklung und einer systemtechnischen Betrachtung ergänzen können. Zusammen mit den Inhalten im Bereich Lehre ergaben sich so weit reichende Zusammenhänge, die ein Studium in dieser Form nicht vermitteln kann. Hiermit war also eine direkte Anknüpfung an das Studium gegeben, aber mit einem ganz anderen Blickwinkel. Das Thema war zunächst als Themenbereich festgelegt und musste im Laufe der Zeit verfeinert werden. Bei der Themenfindung zeigte sich, wie schwierig es ist, sich hinsichtlich der genauen Aufgabe, die einen hinreichenden wissenschaftlichen Anspruch erhebt und in der verfügbaren Zeitspanne machbar ist, festzulegen. Die Einengung des Themas war nicht einfach. Die anschließende konkrete Bearbeitung des festgelegten, anspruchsvollen Teilbereichs des eigenen Fachgebietes brachte immer wieder neue Detailfragen und Ergänzungen zum Thema. Im Grunde geht es hier immer wieder um einen Balanceakt zwischen wissenschaftlich hinreichend Neuem und einer Abgrenzung, was noch zum Thema gehört. Positiv hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang, dass eine Zusammenarbeit mit der Industrie in verschiedenen Konstellationen möglich war. In meinem Fall bestand unter anderem die Möglichkeit, bei einem großen deutschen Automobilbauer vor Ort zu arbeiten und zusätzlich noch mit einem mittelständischen Unternehmen im Rahmen eines Erfahrungsaustausches Erkenntnisse zu diskutieren und weiterzuentwickeln. Durch beides ergab sich nicht nur ein guter Einblick in die industrielle Praxis, sondern es gab wesentliche Impulse für die Forschungstätig-
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keit. Hier war ein guter Teil Eigeninitiative gefragt, um entsprechende Kontakte zu knüpfen und den Projektvorschlag auszuarbeiten. Der Lehrstuhl, an dem ich angestellt war, ist kurz vor meiner Tätigkeit dort neu gegründet worden, sodass ich zur ersten Mitarbeitergeneration zählte. Entsprechend nahmen der Institutsaufbau, die Gestaltung der Lehre und dergleichen viel Arbeit und Zeit in Anspruch, was aber mit einer Menge neuer Erfahrungen verbunden war. Zudem bestand hier die eher seltene Gelegenheit, einen Lehrstuhl mitzugestalten. Nicht zuletzt hat auch der kollegiale Umgang der Mitarbeiter untereinander und mit benachbarten Lehrstühlen zu einem bleibenden positiven Eindruck beigetragen. Die Arbeitszeiten haben sich insgesamt in einem normalen Rahmen gehalten. Dazu kamen aber – je nach Phase der Promotion – umfangreiche Zeitblöcke zum Ausarbeiten und Schreiben der Dissertation außerhalb der Arbeitszeit. Gerade in den „heißen Phasen“ war hier wenig Zeit für Familie, Freunde und private Interessen, was aber bei jeder Promotion der Normalfall sein dürfte. Hinsichtlich der Einbindung in Forschung und Lehre hatten alle Mitarbeiter Vorlesungen, Übungen und Prüfungen zu betreuen, was im Maschinenbau insgesamt üblich ist. Bei der Ausgestaltung der Übungen hatte ich vergleichsweise große Freiräume, und auch bei der Konzeption und Umsetzung der Lehrveranstaltungen konnte ich eigene Ideen mit einbringen. Zu Beginn der Tätigkeit nahmen die Lehrstuhlaufgaben den breiteren Raum ein, mit der Zeit wurde aber der Anteil der Forschungszeit größer. Für das Zusammenschreiben der Arbeit bekam ich – so weit möglich – größere Zeitspannen, die von anderen Arbeiten freigehalten waren. Zu meinem Professor bestand die gesamte Zeit ein gutes und direktes Betreuungsverhältnis. Termine für erforderliche Absprachen und zum Diskutieren des aktuellen Standes der Dissertation zu bekommen war kein Problem. Positiv hervorzuheben ist auch, dass mein Zweitprüfer zusätzlich zu meinem Doktorvater ab einem bestimmten Zeitpunkt sehr darauf geachtet hat, dass die Arbeit abgabefertig wurde. Zwischen Abgabe der schriftlichen Arbeit und Prüfungstermin lagen nur wenige Monate, was ich als sehr angenehm empfand. Der Verlauf des mündlichen Prüfungsverfahrens war anspruchsvoll, aber sehr fair. Ausgehend von Kerngedanken meiner schriftlichen Arbeit wurden verschiedene Gebiete des Maschinenbaus abgefragt, weniger die direkten Zusammenhänge der Arbeit. Im Anschluss an die Institutszeit habe ich eine Tätigkeit in der Industrie aufgenommen. Von der Arbeits- und Denkweise, die durch eine wissenschaftliche Tätigkeit erlernt werden kann, bis hin zu den speziellen Kenntnissen zum eigenen Fachgebiet haben mir hier die Erfahrungen aus der Promotionszeit bereits vielfach weitergeholfen. Als Fazit kann ich für mich persönlich festhalten, dass mir die Zeit am Lehrstuhl sehr viel gebracht hat. Sowohl bei den rein fachlichen Aspekten als auch durch die Tätigkeiten, die nicht direkt im Zusammenhang mit der Promotion standen, habe ich viele neue Kenntnisse gewonnen. Rückblickend würde ich auf jeden Fall noch einmal promovieren und dazu ebenfalls wieder versuchen, eine Anstellung an einem Lehrstuhl zu erhalten. Dr.-Ing. Frank Beneke
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Maschinenbau / Verfahrenstechnik: Erfahrungsbericht 2 Nach einem Maschinenbaustudium an der Universität Erlangen zum Dipl.-Ing. habe ich an der gleichen Universität eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Fertigungstechnologie in der technischen Fakultät aufgenommen. Die Formulierung „Tätigkeit als ...“ beschreibt bereits die in den Ingenieurwissenschaften übliche Art zu promovieren, nämlich begleitend zu einer weitgehend klassischen Anstellung als Entwicklungsingenieur. Der Unterschied zwischen der Arbeit an einem Hochschulinstitut und einer Forschungsabteilung in der Industrie ist im Wesentlichen, dass über den vielen Aufgaben, die neben dem eigentlichen Projekt zu erledigen sind, nicht das eigentliche persönliche Ziel – die Doktorarbeit – aus den Augen verloren werden darf. Ein Großteil der Projekte am Lehrstuhl wurde von öffentlichen Geldgebern (DFG, BMBF u. a.) finanziert. Allerdings hatte unser Lehrstuhl auch engen Kontakt zu vielen Industrieunternehmen, sodass ein großer Teil der Projektaufträge direkt aus der Industrie kam. Das Ziel meines Projekts war die Entwicklung eines geregelten Umformprozesses für einen Automobilhersteller. Die Projektaufgabe im Auftrag eines Unternehmens hat Vor- und Nachteile. Ich habe den Bezug zu einer praktischen Anwendung sehr geschätzt. Zu wissen, dass der Auftraggeber Millionenbeträge sparen kann, falls das Verfahren klappt, wirkte sehr motivierend. Der wesentliche Nachteil ist, dass zwei Ziele verfolgt werden müssen: Ziel 1, das Erarbeiten von Ergebnissen für den Finanzier, deckt sich – abgesehen vom Gegenstand der Betrachtung – nicht automatisch mit Ziel 2, dem „Tiefbohren“ für die Wissenschaft. Der Lehrstuhl, an dem ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war, hatte insgesamt über 80 Mitarbeiter, von denen ca. die Hälfte offiziell vom Lehrstuhlinhaber in Sachen Dissertation betreut wurde. Dass dies an ganz praktische Grenzen stößt, liegt nahe. Die fachliche Diskussion mit meinem Doktorvater beschränkte sich auf eine Durchsprache des aktuellen Projektstandes jeweils im Vorfeld der halbjährlichen Präsentation vor dem Auftraggeber. Aufgrund der Größe war der Lehrstuhl über eine klassische Hierarchie organisiert: Unter dem Professor gab es mehrere Abteilungsleiter, die die Forschungsbereiche am Lehrstuhl koordinierten. Auf diese Weise gab es ausreichend Möglichkeiten zur fachlichen Diskussion mit einem erfahrenen Wissenschaftler. Ein großer Vorteil des großen Lehrstuhls war, dass es im nahen Umfeld mehrere Kollegen gab, die fachlich in ähnlichen Gebieten forschten. Dem Diskurs mit Kollegen kam in der Summe auch größere Bedeutung zu als der Diskussion auf Fachtagungen und Konferenzen. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter hatte ich eine volle BAT IIa-Stelle, wie das an den Instituten der Ingenieurwissenschaften üblich ist. Die Frage nach weiteren Finanzierungsmöglichkeiten stellte sich somit nicht. Im Vergleich zu einer Tätigkeit in der Industrie ist das Gehalt geringer, aber ausreichend, um die üblicherweise mehrjährige Anstellung durchzuhalten.
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Nach einem Jahr als persönlicher Assistent meines Professors ohne eigenes Forschungsprojekt konnte ich für meine eigene Arbeit zwischen drei genehmigten Forschungsanträgen wählen, was eher die Ausnahme darstellt. Mein Forschungsprojekt war auf drei Jahre ausgelegt. So konnte ich nach insgesamt vier Jahren Lehrstuhlzugehörigkeit meine Dissertation fertig stellen und in die Industrie wechseln. An den meisten Instituten des Fachbereichs gilt für die Dauer des Beschäftigungsverhältnisses jedoch der Erfahrungswert von fünf Jahren. Bei mir selbst und vielen Kollegen habe ich beobachtet, dass diese Faustregel einen psychologischen Effekt zur Folge hat: Der Promovierende stellt sich von vornherein darauf ein, dass das Vorhaben nicht unter fünf Jahren abgeschlossen werden kann. Zu Beginn wird häufig geglaubt, viel Zeit zu haben, und die Konzentration richtet sich vollständig darauf, den Projektauftraggeber zufrieden zu stellen. Nach einiger Zeit kommt dann schleichend die eigene Dissertation wieder in den Fokus. Es herrscht die Meinung, irgendwann nur noch zusammenschreiben zu müssen und Sie merken erst dann, dass die wissenschaftlich-theoretischen Anteile gegenüber den praktischen Aspekten am Projekt zu kurz gekommen sind. Dann setzt Hektik ein, und die Zeit wird schnell knapp. Mit etwas Glück bekommen Sie eine Vertragsverlängerung, sodass die Finanzierung sichergestellt ist. Aus fünf Jahren werden dann aber auch schnell sechs Jahre oder mehr. Ich habe eine erste Fassung der Dissertation noch vor Verlassen des Lehrstuhls bei meinem Professor abgegeben, was ich dringend zur Nachahmung empfehle! Nach fünf Monaten konnte ich einreichen, und zwei Monate später fand die Prüfung statt. Die Fertigstellung der Druckversion und der Druck der Arbeit zogen sich wegen eines Auslandaufenthalts von mir über fünf Monate hin. Mit Glück und etwas Druck dauerte das Finale zum Doktortitel also knapp ein Jahr. Die Frage, ob Sie promoviert sind oder nicht, ist nicht nur eine Frage der intrinsischen Motivation, ohne die es freilich nie geht. In meinem Fall spielten weitere Faktoren eine Rolle, die die Entscheidung beeinflusst haben: An welchem Lehrstuhl kann ich promovieren? Wie ist der Ruf des Professors? Welche Alternativen bietet aktuell der industrielle Arbeitsmarkt? In der Summe habe ich meine Entscheidung nie bereut, auch wenn ich in die Promotion vier Jahre investiert habe. Ich habe sehr viel gelernt, was ich in meiner heutigen Tätigkeit in einem großen Industrieunternehmen täglich einsetzen kann. Das für mich Wichtigste ist die Fähigkeit, sich zügig in neue Themen einzuarbeiten zu können, komplexe Zusammenhänge schnell zu durchschauen und auf das Wesentliche zusammenzufassen. Kurz: Durch die Promotion habe ich meine analytischen Fähigkeiten deutlich ausgebaut. Mein größtes Lernfeld nach der Promotion war, dass Schnelligkeit in der Industrie sehr oft vor Gründlichkeit kommt. Meine Erfahrung nach sieben Jahren promovierten Ingenieurdaseins in der Industrie lässt sich am besten wie folgt zusammenfassen: Der Doktortitel wirkt wie ein Verstärker: Wer einigermaßen schlaue Dinge von sich gibt, dem wird gerne geglaubt („Er ist immerhin promoviert! Das hat sicher Hand und Fuß!“), wer aus der Theorieecke nur schwer herauskommt, bei dem kann das Ganze dagegen schnell in die andere Richtung kippen: „Was will man da auch erwarten? Ein Doktor halt!“ Dr.-Ing. Axel Sprenger
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Maschinenbau / Verfahrenstechnik: Erfahrungsbericht 3 Kurz zu meiner Person: Ich bin 1966 geboren, habe an der RheinischWestfälischen Technischen Hochschule Aachen das Vordiplom in der Fachrichtung Maschinenbau erworben, um danach den Ingenieurmassen – 960 Erstsemester im WS 1987/1988! – zu entfliehen. In Berlin habe ich mein Studium mit der Fachrichtung Physikalische Ingenieurwissenschaften fortgesetzt, hier fanden die Vorlesungen mit überschaubarer Teilnehmerzahl statt. Für meine Diplomarbeit (Dipl.-Ing.) und meine Promotion (Dr.-Ing.) habe ich mich dann wieder industrienäher der Verfahrenstechnik zugewandt; beide Arbeiten entstanden am Lehrstuhl für Thermodynamik und Verfahrenstechnik an der TU Berlin. Seit 1999 arbeite ich im Chemieanlagenbau in Frankfurt. Dass ich promoviert wurde, ist nur zum Teil meinem Forscherdrang geschuldet gewesen. Primär hielt ich die Vorstellung, in der Industrie einem geregelten Arbeitsverhältnis nachgehen zu müssen, für wenig verlockend – Berlin dafür umso mehr. Außerdem bot sich die Möglichkeit, im Anschluss an die Diplomarbeit am selben Institut eine Promotion zu beginnen, finanziert über ein Stipendium (600 € pro Monat) für drei Jahre. Ich hatte mich auch auf eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle mit Lehraufgaben (fünf Jahre) am selben Institut beworben. Diese Bewerbung lehnte mein Doktorvater aufgrund meines Alters am Ende des Studiums (28 Jahre) ab, da dies bedeutet hätte, dass mein Eintritt in die Industrie mit deutlich über 30 Jahren hätte erfolgen müssen. Und für einen Berufseinstieg gilt natürlich: Je jünger desto besser. Alles andere obliegt der individuellen Risikobewertung, trotz eines späten Einstiegs noch einen (gut) bezahlten, interessanten Job zu finden. Die Finanzierungsmöglichkeiten für die Promotion zum Dr.-Ing. sind vielfältig. Neben Stellen an Universitäten werden Stellen über die DFG oder andere europäische Forschungsgemeinschaften finanziert und Unternehmen geben Drittmittelforschung in Auftrag. Während meiner Promotion hat jeder wissenschaftliche Mitarbeiter mindestens einen Forschungsantrag geschrieben, nicht unbedingt um die eigene Stelle abzusichern, sondern um insgesamt die Geldmittel bzw. Stellen des Instituts zu erhöhen. Ich persönlich kenne keinen Ingenieur, der ohne finanzielle Absicherung seine Promotion mit Nebenjobs ermöglichen musste. Sofern die Promotion bzw. das Forschungsvorhaben über ein Unternehmen finanziert wird, möchte ich der Vollständigkeit halber festhalten, dass Professoren und Unternehmen unterschiedliche Zwecke verfolgen. Jeder ist also gut beraten, die Aufgaben und Kompetenzen von Professor, Unternehmen und Promovierendem klar zu definieren. Auch ist die Veröffentlichung der Ergebnisse vorab mit den Beteiligten zu klären, da hier sehr oft der Geheimhaltungswunsch des Unternehmens mit der universitären Notwendigkeit zu publizieren kollidiert. Der Vorteil der frühen und intensiven Kooperation mit einem Unternehmen: In der Regel wird ein Angebot zur Anstellung nach Beendigung der Promotion unterbreitet. Im Gegensatz zu anderen Fachbereichen ist für Ingenieure eine enge Anbindung an die Universität quasi mit der Doktorandenstelle gegeben, die auch eine Arbeitsstelle am Lehrstuhl einschließt. Zur Zeit meiner Promotion waren am
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Lehrstuhl für Verfahrenstechnik zehn wissenschaftliche Mitarbeiter (davon eine Habilitandin, neun Doktoranden), eine Werkstattcrew mit drei Personen, eine Laborassistentin und zwei Sekretariatskräfte angestellt. Natürlich hatte jeder Doktorand sein eigenes Thema, doch übergreifend waren wir am Lehrstuhl verschiedenen Forschungsgruppen zugeordnet. Diese oder eine ähnliche Art der Vernetzung mit Kollegen und dem Doktorvater ist nicht nur hilfreich, sondern notwendig für den eigenen Erfolg. Gute Forschungsergebnisse beruhen sehr oft auf Ideen von außen und auf Diskussionen mit verschiedensten Personen. Mal abgesehen von dem verlorenen Spaß, den Zusammenarbeit schließlich auch mit sich bringt, lässt sich die Promotion noch zurückgezogen vor dem Computer und mit der Veröffentlichung seiner Ergebnisse bewerkstelligen. Erfolgreiches Arbeiten funktioniert jedoch nach meinen Erfahrungen in der Wissenschaftswelt so überhaupt nicht mehr: Teamwork prägt den Alltag. Die Dissertation stellt das umfangreichste schriftliche Werk im Verlauf der Promotion dar; ich habe dafür ziemlich viel Zeit benötigt. Ich habe noch ca. ein Jahr an der Dissertation herumgedoktert, während ich bereits eine feste Anstellung hatte. Dies war nicht nur eine recht entbehrungsreiche Zeit für mich, sondern im Nachhinein war es auch überflüssig. Wenn nicht wirklich Bahnbrechendes entwickelt wird, ist die Dissertation eines Ingenieurs gut für die Regale deutscher Bibliotheken, wirklich lesen wird sie jedoch schließlich kaum jemand außer dem Betreuer der Arbeit, den Korreferenten, Freunden und Kollegen. Aber das Medium, mit dem Wissen im technisch-wissenschaftlichen Bereich vermittelt wird, sind Fachpublikationen auf Englisch in den entsprechenden Zeitschriften. Z. B. ist es je nach Promotionsordnung möglich, die eigenen Veröffentlichungen als kumulative Dissertation einzureichen. Meine Schlussfolgerung: Bevor Sie am Ende der Forschungstätigkeit mit dem in den Ingenieurwissenschaften üblichen „Zusammenschreiben“ beginnen, sollten Sie besser Erkenntnisse immer wieder in Zwischenberichten zusammenfassen oder noch besser die Ergebnisse der eigenen Arbeit begleitend zur Forschungstätigkeit in Zeitschriften veröffentlichen. Das freut auch den Doktorvater, wird die Performance der Professoren doch zunehmend auch nach der Anzahl der Veröffentlichungen einer Arbeitsgruppe beurteilt – multipliziert mit dem Ranking der Fachzeitschrift. Es ist immer eine Chance, seine Arbeiten auf nationalen oder internationalen Konferenzen zu präsentieren, auch wenn Sie keine wissenschaftliche Laufbahn anstreben. Ich selbst habe zwei Veröffentlichungen verfasst und war an einigen nationalen Konferenzen mit einem eigenen Vortrag vertreten. Da ich mein Forschungsthema in Kooperation mit einem niederländischen Chemieunternehmen verfolgt habe, konnte ich auch verschiedentlich auf Englisch präsentieren. Mag das erworbene technische Spezialwissen im Beruf nicht immer gefragt sein, gilt dies für professionelle Präsentationen (in einer Fremdsprache) auf jeden Fall. Anders als vielleicht für Chemiker ist die Promotion für eine „Karriere“ als Ingenieur in der Privatwirtschaft nicht unbedingt notwendig. Wer sich nach dem Studium noch vertieft theoretisch oder praktisch einem Thema zuwenden will, dem kann ich eine Promotion nur empfehlen: So viel Zeit, sich einem Thema grundlegend zu widmen, gibt es anschließend nur selten in der Industrie. Dr.-Ing. Thomas Tork
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
7.2
Raumplanung
Viele Promotionen gibt es im Bereich der Raumplanung nicht. Ursprünglich aus der Zunft der Architekten stammend kam ich mit dem Ingenieurshintergrund in ein sozialwissenschaftliches Umfeld – und das als Fachhochschulabsolventin. Gerade diese unkonventionelle Mischung und mein Exotentum haben mir im Nachhinein Tür und Tor geöffnet. Neugier und Mut, Vermögen zum Selbstmanagement sowie ein präzises Aufspüren von wesentlichen Mosaiksteinen haben mir eine unvergessliche Lebensphase ermöglicht. Nach meinem Fachhochschulstudium zum Dipl.-Ing. (FH) in der Landschaftsarchitektur begann ich zunächst in der Praxis auf berufspolitischer Ebene. Von Beginn an besetzte ich Nischenbereiche meines Berufsfeldes und wollte mich interdisziplinär entwickeln. Ein Jahr war ich als Fachreferentin tätig und nutzte die Zeit, meine Promotionsidee als Qualifizierungs- und Entwicklungsweg zu konkretisieren. Mit einem klaren Themenvorschlag, u. a. entwickelt aus der Diplomarbeit und in meiner Berufstätigkeit im berufspolitischen Umfeld, konnte ich eine Professorin an der TU München als Betreuungsperson für mein Vorhaben gewinnen. Zu nehmen waren dann noch die Eingangshürden einer Promotion als Fachhochschulabsolventin. Nach einer einjährigen Vorlaufzeit habe ich die Eignungsfeststellungsprüfung mit 27 Jahren erfolgreich bestanden. Parallel dazu konnte ich die Suche nach einem Stipendiengeber vorantreiben. Gerade durch die eher selten vertretene Berufsgruppe der Planer habe ich als Exotin viele offene und interessierte Gesprächspartner gefunden. Die Eigeninitiative und Entschlossenheit im Promotionsvorhaben waren mein Schlüssel zum Erfolg. Die Stiftung der Deutschen Wirtschaft hat mir mit dem Vollstipendium die notwendige Lebensgrundlage geboten, über die ideelle Förderung vor allem aber ein Kontakt- und Lernnetzwerk. Im Rahmen von Workshops und Projektarbeiten konnte ich bestens die sozialpolitischen Aspekte meines Faches und Doktorthemas an eine fachlich breite Studierendenschaft weitergeben und diskutieren. Den externen Status als Stipendiatin an der TU München habe ich im Gegensatz zu vielen anders lautenden Schilderungen als einen großen Freiheitsgrad empfunden. Aufgrund meines Themas und entwickelter Personen-Netzwerke habe ich eine räumliche Anbindung an die Institutsstruktur meiner Betreuerin gefunden. Zudem habe ich ausgiebig die Gelegenheiten zu Tagungen, Kongressen und Kontakten mit öffentlichen Forschungsinstituten genutzt. Dadurch, dass ich nicht in den Lehralltag eingebunden war, habe ich sehr zielorientiert meine Doktorarbeit in gut zwei Jahren schreiben können. Zum optimierten Selbstmanagement hat mir ganz besonders auch der berufs- bzw. promotionsbegleitende Masterkurs an der ETH Zürich verholfen. Alle zwei Monate habe ich an einer Projektwoche in der Schweiz mit zahlreichen Anregungen teilgenommen. Das Verlassen der stillen Kammer, die Bereicherung des Spezialthemas um tagesaktuelle Themen sowie ganz besonders auch das soziale Umfeld haben mir eine optimale Struktur für meine Promotionsphase geboten.
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Im zweiten Jahr habe ich den Traum eines integrierten Auslandsaufenthaltes in den USA entwickelt und verwirklicht. Mir wurde bewusst, dass es nie wieder so leicht sein würde. Die fachlichen Kontakte waren schnell geknüpft, die Stiftung der Deutschen Wirtschaft unterstützte mich mit einem Auslandszuschlag und die Bayerische Amerika Akademie konnte ich für eine weitere monetäre Unterstützung gewinnen. Die Doktorarbeit war von mir gezielt auf Fallstudien fokussiert, um darüber zum fachlichen Dialog viele Gesprächspartner in der Praxis zu haben. Nach einer Analyse- und Auswertungsphase habe ich den endgültigen Aufbau für meine Arbeit entwickelt. Nach zwei Jahren stand der erste Entwurf meiner Arbeit. Diesen ließ ich für meinen dreimonatigen Auslandsaufenthalt in den USA ruhen und sich setzen. Der Einblick in amerikanische Fallstudien ermöglichte mir eine Reflektion meiner Erkenntnisse. Ein halbes Jahr nach Einreichung der Arbeit an der Fakultät für Architektur hat bereits die mündliche Prüfung stattgefunden. Das Rigorosum dauerte eine Stunde und fand im Beisein von drei Professoren statt. Ich habe es sehr bedauert, dass die Promotionsordnung keine Disputation unter Zulassung der Öffentlichkeit vorgesehen hat. Zu gern hätte ich über die aktuellen Themen berichtet und diskutiert. Der Verlauf der Prüfung war stark durch die Profilierung der beteiligten Professoren untereinander geprägt. Das Thema der Dissertation war in keiner Weise Orientierungspunkt für die Gesprächsrunde. Statt dessen wurde Grundstudiumswissen abgefragt. Der Zweitgutachter wurde erst nach der Schreibphase festgelegt. Die Chance einer zweiten Stimme und einer besseren Vorbereitung der Prüfung habe ich aus heutiger Sicht zu wenig genutzt. Aufgrund meines ursprünglichen Abschlusses in der Landschaftsarchitektur mussten die Kollegen aus dem Fachgebiet einbezogen werden, die wenig Verbindung zu meinem Forschungsfeld hatten. Der Kulturschock in der Methodik und Herangehensweise war dann doch sehr groß. Das Medium der Veröffentlichung der Doktorarbeit wählte ich bewusst aus. Im Bereich der Raumplanung gibt es angegliedert an die großen Fakultäten und die prägenden Forscher, wie in Dortmund oder Hannover, attraktive Fachreihen. Am Ende entscheidet jedoch auch der Preis. Ich entschied mich für einen Druck durch einen großen Dissertationsverlag mit spezifischer Fachsparte Raumplanung. Der Übergang in die Berufswelt geschah reibungslos. Mein Doktortitel wurde als Prädikat für die Eigenmotivation und -leistung verstanden. Dies ist ja eben auch der Kern des Lebensabschnittes. Innerhalb des folgenden Jahres habe ich in einem Planungs- und Beratungsbüro in der freien Wirtschaft bereits eine Führungsrolle mit Budget- und Personalverantwortung zugesprochen bekommen. Im Alltag meiner Beratungstätigkeit in Wissenschaftsministerien und Hochschulleitungen konnte ich durchweg positiv erleben, wie vertrauensvoll mir mit dem Doktortitel – trotz jungen Alters und weiblichen Geschlechtes unter den grauen Herren – die Türen geöffnet wurden. Die Lebensphase war durchaus Kräfte zehrend und dabei doch so prägend. Die Erfahrungen möchte ich nicht missen. Auch für meine weitere Perspektive im Berufsleben im Bereich des Wissenschaftsmanagements wird der Doktortitel von Bedeutung sein. Dr.-Ing. Meike Lehmann
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
7.3
Bauingenieurwesen
Innerhalb der Fachrichtung Bauingenieurwesen ist die Spanne der Themen und Möglichkeiten sehr vielfältig. Unter den Bauingenieuren war ich mit meinem Schwerpunkt Verkehr immer ein Exot. Die Verkehrsplaner sprechen eine ganz andere Sprache als die echten Konstrukteure und haben auch ganz andere Probleme zu bewältigen. Ich war daher im Laufe der Promotion meist auf die Anbindung an nur einen Lehrstuhl reduziert, während ich mich von den anderen Lehrstühlen und ihren Themenstellungen immer weiter entfernte. Insgesamt habe ich an der Universität Wuppertal eine mir gegenüber sehr kollegiale und herzliche Stimmung erlebt. Meinungsverschiedenheiten zwischen Professoren werden nicht an den Doktoranden ausgelassen, im Gegenteil. Ich erlebte daher eine sehr unproblematische Promotionszeit, nicht nur was die Betreuung anging. Auch Angehörige anderer Lehrstühle und der Fachbereichsverwaltung inkl. Promotionsausschuss waren grundsätzlich daran interessiert, Probleme zu lösen. Daher konnte der Verwaltungsaufwand so gering wie möglich gehalten werden, und bei dem notwendigen Papierkrieg half mir, wer irgend konnte. Dies war natürlich besonders für mich als Doktorand mit nichtwissenschaftlicher Berufstätigkeit hilfreich, da ich nur selten an der Universität war und mir ein „kommen Sie bitte morgen wieder“ echte Probleme bereitet hätte. Neben meiner Doktormutter fühlte sich auch das komplette Personal des kleinen Lehrstuhls für mich verantwortlich. Wenn ich kam, fühlte ich mich als gern gesehener Gast, der mit Interesse empfangen wird und dem geholfen wurde, wo es nur geht. Das betraf auch den gesamten Post-, Telefon- und E-Mail-Verkehr, denn bei einer international agierenden Professorin ersetzten diese Kommunikationsmöglichkeiten oft den persönlichen Kontakt. Dafür gab es aber auch keine festen Sprechstunden, über Handy hatte ich das Angebot einer 24-Stunden-Betreuung, und ein großer Teil der Treffen fand außerhalb der Universität in gemütlichem Ambiente statt. Dabei habe ich es als große Erleichterung empfunden, dass meine Professorin sehr an meinem Thema interessiert war. Dadurch glich jedes Treffen einer kleinen Disputation mit fachlicher Übereinstimmung bei einigen Themen, oft aber auch einem Dissens, was jedoch nicht dazu führte, dass ich mich hätte verbiegen müssen, um meine Beurteilung zu verbessern. Niemand verlangte von mir, mich inhaltlich an eine Lehrstuhlmeinung anzupassen. Allerdings wurde erwartet, dass ich meine konträren Argumente begründen konnte. Im Endeffekt hat gerade das Beharren auf meiner Meinung zu einer recht positiven Bewertung geführt, obwohl meine Betreuerin und ich in einigen Punkten gegenteilige Positionen vertreten. Für mich war diese wissenschaftliche Freiheit sehr positiv, ich durfte daher aber fachlich nur wenig Hilfestellung erwarten, wobei mir die genannte methodische Hilfe auch wichtiger war, und hier konnte ich deutlich von meiner Doktormutter profitieren, wie auch von ihren Kontakten zu Wissenschaft und Praxis. Kein Problem war auch, mit Praktikern aus der Branche in Kontakt zu kommen. Meist reagierten die Experten meines Fachgebietes recht aufgeschlossen und
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halfen mir unkompliziert im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiter. Die Teilnahme an Fachkongressen oder Seminaren war jedoch aufgrund meines Status als externer Doktorand nur selten möglich, da ich die Teilnahme stets selber hätte bezahlen müssen. Und die Bemühungen meiner Doktormutter, hierfür Gelder zu bekommen, scheiterten daran, dass ich kein Angestellter der Hochschule war. Das potenzielle Angebot an Kongressen war insgesamt jedoch vielfältig, und mit ein paar Kontakten konnte ich die Informationen auch ohne direkte Teilnahme bekommen. Ein paar Worte zu den Formalien: Einen Betreuer für mein Thema zu finden, war kein Problem. Ich hätte zu meiner Betreuerin auch Alternativen gehabt, kein Professor hat Zeitprobleme o. Ä. vorgeschoben, lediglich einer lehnte ab, weil ihn das Thema nicht interessierte. Mit einer schriftlichen Betreuungszusage, für die ich nicht mal ein Exposé einreichen musste, konnte ich beim Promotionsausschuss unproblematisch einen Antrag stellen. Mir wurde geraten, dies am Anfang der Arbeit zu tun, es wäre aber auch denkbar gewesen, erst nach Abgabe der Arbeit den offiziellen Prozess in Gang zu setzen. Die Stimmung im Fachbereich habe ich so empfunden, dass auch ein Handschlag des Promotionsausschussvorsitzenden gereicht hätte, sich formal abgesichert zu fühlen. Bei der Auswahl des Zweitgutachters und der Prüfungskommission bin ich sogar gebeten worden, eigene Vorschläge zu machen, die auch alle angenommen wurden. Auch bei der Festlegung von Terminen und ähnlichen Formalien wurde meine Situation als nichtwissenschaftlich Berufstätiger berücksichtigt. Die formale Betreuung durch den Fachbereich kann ich daher nur mit summa cum laude bewerten. Auch vor der mündlichen Prüfung musste ich wirklich keine Angst haben. Die Mitarbeiter der Lehrstuhls sorgten dafür, dass die Vorbereitung optimal war, bauten Beamer und Technik auf, erinnerten mich am Vortag noch mal an alles, was ich brauchen könnte, stellten Wasser gegen den trockenen Hals bereit und sorgten sich in jeder Weise um mein Wohlbefinden. Die einleitenden 30 Minuten Vortragszeit hielt ich auf eine Viertelminute genau ein, wobei mir gesagt wurde, dass eine deutliche Zeitüberschreitung zur Abwertung hätte führen können. Bei der anschließenden Disputation waren neben der Prüfungskommission auch andere Professoren der Universität sowie Promovierte und Promovierende des Fachbereiches eingeladen, wobei nur Professoren das Fragerecht hatten. Der Vorsitzende der Prüfungskommission achtete darauf, dass keine unfairen Fragen gestellt wurden, wobei die Prüfung auch weniger Fragestunde als ein sehr spannendes wissenschaftliches Gespräch wurde. Nach einer guten Stunde war ich enttäuscht, dass das schon alles gewesen sein sollte. Die Notenvergabe erfolgte nur drei Minuten später. Dabei war allen Beteiligten anzumerken, dass Sie sich mit mir über eine gute Note freuten. Später meinte meine Betreuerin, eine schlechte Note wäre oft Zeichen einer schlechten Betreuung: „Man muss doch so lange an dem Doktoranden arbeiten, bis er ein gutes Ergebnis abliefert, sonst bringt es ja nichts.“ Bis ich den Titel „Dr.-Ing.“ dann wirklich führen durfte, vergingen noch einige Wochen bis zur Veröffentlichung der Arbeit, sodass mich die Promotion gut vier Jahre meines Lebens gekostet hat, die ich unter den hier beschriebenen Umständen nicht bereue und jederzeit wiederholen würde, obwohl bei Ingenieuren der Titel der Karriere weniger förderlich ist, als dies in anderen Fächern der Fall ist. Dr.-Ing. Martin Haubitz
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8.1
VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Kunst, Kunstwissenschaft
Kunst, Kunstwissenschaft allgemein
Es gibt gute Gründe, nach dem Kunstgeschichtsstudium zu promovieren. Wer entschlossen ist, langfristig in einem der klassischen Tätigkeitsfelder für Kunsthistoriker zu arbeiten, benötigt einen Doktortitel. Dies gilt selbstredend für eine Hochschulkarriere, aber auch für die größeren Museen ebenso wie für renommierte Galerien und Kunsthandlungen. In kleineren und regionalen Sammlungen wird die Promotion häufig nicht verlangt, wenngleich auch hier die Ansprüche – gefördert von der großen Zahl qualifizierter Bewerber – an das gewünschte Qualifikationsprofil steigen. Nach meinem Abschluss – Magistra Artium – habe ich Praktika in England und den USA gemacht und mir in dieser Zeit ein Dissertationsthema überlegt. Meine beruflichen Vorstellungen, später an einem Museum oder im Bereich Dokumentarfilm oder in der Wirtschaft zu arbeiten, waren hinreichend konfus und haben daher meine Themenwahl in keiner Weise beeinträchtigt. Ich habe mein Thema gewählt, weil es mir intellektuell spannend erschien und mir Spaß machte. Außerdem stand der Sinn einer Promotion für jegliche berufliche Tätigkeit von Anfang an außer Frage. Aus heutiger Sicht erscheint mir Nonchalance bei der Themenwahl im Fach Kunstgeschichte allerdings nicht angebracht. Der Arbeitsmarkt für Kunsthistoriker ist, das Auftragsvolumen für freiberufliche Tätigkeiten eingerechnet, sehr klein. Das Dissertationsthema sollte gut überlegt werden, da mit ihm berufliche Weichen gestellt werden. Wer Bramantes Fassadengliederungen untersucht, hat nur begrenzte Chancen, später an einer Gemäldegalerie zu arbeiten und eine Studie zu den Textilien der Wiener Werkstätte lässt eine Laufbahn im Denkmalschutz eher unwahrscheinlich werden. Das dynamischste Berufsfeld eröffnet sich Kunsthistorikern, die sich auf zeitgenössische Kunst spezialisieren, etwa im Bereich von Sponsoring und Art Consulting. Es zieht jedoch auch vergleichsweise viele Absolventen an. In Kunstgeschichte ist es üblich, sich das Dissertationsthema selbst zu suchen und weitestgehend selbstständig zu bearbeiten. Ob an dem in Erwägung gezogenen Thema in Deutschland, Österreich oder der Schweiz bereits gearbeitet wird, lässt sich in der Forschungsdatenbank des Bildarchivs Foto Marburg im Internet recherchieren, die begonnene und abgeschlossene Dissertationen im Fach Kunstgeschichte nachweist. Kunsthistorische Doktorarbeiten sind abhängig vom Thema mit aufwendigen und teuren Besichtigungs- und Archivreisen verbunden (meine Dissertation führte mich bis in die Berge von Transsilvanien). Die Beschaffung und Verarbeitung des Bildmaterials schlägt ebenfalls finanziell zu Buche. Es lohnt sich, bei der Bestellung von Fotografien von vornherein an die spätere Veröffentlichung der Arbeit
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zu denken. Schließlich sollte die Möglichkeit eines praxisnahen transdisziplinären Dissertationsthemas in Erwägung gezogen werden. Auf dem angloamerikanischen Kunstarbeitsmarkt ist eine ungleich größere Differenzierung der Tätigkeitsprofile als in Deutschland zu beobachten, etwa im Bereich des Ausstellungswesens, der Medienproduktion oder des Marketings. Dies lässt auch bei uns eine wachsende Spezialisierung und Professionalisierung erwarten. Bei der Wahl des Doktorvaters war mir wichtig, dass dieser ein Doktorandenkolloquium anbietet. Die Dissertation führt Kunsthistoriker oft in die unterschiedlichsten Archive und Spezialbibliotheken, sodass tagsüber wenig Gelegenheit zum Austausch mit anderen Doktoranden bleibt. Das Kolloquium dient zudem auch der notwendigen Erfolgskontrolle. Eine weitere Möglichkeit der Kommunikation bieten Mailinglisten, die auch über aktuelle Tagungen und Call for Papers informieren, wie z. B. www.h-museum.net. Anders als in anderen Fachbereichen gibt es an den kunsthistorischen Instituten in Deutschland nur sehr wenige Promotionsstellen. Als ich an der LudwigMaximilians-Universität München an der Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften in Kunstgeschichte promoviert wurde, gab es dort überhaupt keine. Ich habe nach mehreren erfolglosen Versuchen, ein Stipendium zu erhalten, bei Auktionshäusern und bei einer amerikanischen Unternehmensberatung gearbeitet. Letzteres war ausgesprochen spannend und lehrreich. Eine Folge der Teilzeitarbeit war jedoch, dass meine Promotion, für das Fach nicht untypisch, trotz Unterstützung durch die Eltern fünf Jahre dauerte. Viele Kunsthistoriker wenden in der Schlussphase der Promotion ihre ganze Zeit für ihre Dissertation auf. Es empfiehlt sich jedoch, noch vor der mündlichen Prüfung mit dem Bewerben (auch initiativ) zu beginnen. Wer in der Wirtschaft arbeiten will, sollte aus psychologischen Gründen das Praktikum bei seinem Traumarbeitgeber vor Abschluss der Promotion absolvieren. Viele Firmen zögern, einen promovierten Praktikanten zu beschäftigen. Mein Fazit wäre, dass eine Promotion in Kunstgeschichte nur jenem Absolventen zu empfehlen ist, der definitiv als Kunsthistoriker arbeiten will und sich bewusst gemacht hat, dass damit ein beträchtliches finanzielles Wagnis verbunden ist, oder aber die Dissertation mit reflektiertem Realismus angeht, um sie in überschaubarem Zeitraum zu beenden und anschließend ggf. fachfremd zu arbeiten. Mit eigenen Erfahrungen kann ich meine Kassandrarufe nicht untermauern. Nach der Promotion war ich zwei Jahre lang Volontärin; der Doktortitel war bei dem Volontariat Voraussetzung. Ein halbes Jahr später habe ich eine Kuratorenstelle gefunden. Meine zum Buch überarbeitete Dissertation steht hinter meinem Büroschreibtisch und, Sie werden es mir nicht glauben, die Arbeit macht es manchmal notwendig, dass ich darin nachschlage. Dr. phil. Afra Schick
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
8.2
Musik, Musikwissenschaft
Der folgende Erfahrungsbericht beschäftigt sich mit dem Promotionsstudium in Musikwissenschaft. Es ist in Deutschland nicht möglich, einen Doktortitel in „Musik“ zu erwerben. Ich habe im Jahr 1994 meinen Magister Artium in Musikwissenschaft am Fachbereich Kulturgeschichte und Kulturkunde der Universität Hamburg erworben und mich unmittelbar danach auf die Suche nach einem Dissertationsthema gemacht. Ich fand ein interdisziplinäres Projekt, das mich zwar außerordentlich interessierte, das jedoch mein erster Doktorvater (der Betreuer meiner Magisterarbeit) nach einiger Überlegung letztlich ablehnte, sodass wir uns kurze Zeit später trennten. Danach konnte ich mich lange nicht entscheiden, ob ich eher nichtwissenschaftlich arbeiten oder eine akademische Karriere einschlagen wollte. Schließlich entschloss ich mich doch für einen neuen Anlauf, änderte das Thema, fand einen neuen Betreuer (erneut in Hamburg) und vollendete das Projekt nach 18 Monaten konzentrierter Arbeit im Jahr 2002. Als hilfreich erwies sich dabei die Strategie, so schnell wie möglich mit dem Schreiben zu beginnen und jeden Tag durchschnittlich eine Seite zu verfassen. Selbst wenn vieles später revidiert werden muss, kommen einem doch viele Ideen erst beim Schreiben – deshalb kann (jedenfalls in einer Geisteswissenschaft) meiner Ansicht nach kaum früh genug damit anfangen werden. Finanziert habe ich mich während des Promovierens ausschließlich durch nichtwissenschaftliche Berufstätigkeit. Ich hatte bereits während des Studiums damit begonnen, Programmtexte für Konzerte und Einführungen für CDs zu schreiben und zu edieren. Dies habe ich dann später als freier (und teilweise fester) Mitarbeiter verschiedener Klassik-Label fortgeführt; daneben war ich auch bei einem Internet-Musikvertrieb tätig. Diese Tätigkeiten nahmen nur einen Teil meiner Zeit in Anspruch, für zwei Jahre war ich jedoch auch fest auf Vollzeitstellen angestellt. Dies war ein interessanter Kontrast zur wissenschaftlichen Tätigkeit: Bei den Plattenfirmen hatte ich am Ende eines jeden Monats eine Reihe von neuen CDs auf dem Schreibtisch, die ein direktes Resultat meiner Tätigkeit waren, während ich beim Promovieren oft über viele Monate nichts „zum Vorzeigen“ hatte – und diese Durststrecken stellten für mich eines der größten Probleme dar. Auf der anderen Seite hatte ich in der Plattenfirma kaum Einfluss auf die wesentlichen Entscheidungen, nämlich was und wann mit welchem Aufwand produziert wird. Es war offenkundig, dass diese Entscheidungen beinahe ausschließlich von ökonomischen Interessen gesteuert wurden (was verkauft sich am besten?), während inhaltliche Aspekte (was ist noch nie aufgenommen bzw. veröffentlicht worden, oder was passt gut zu der Stimme dieses Sängers?) nahezu keinerlei Rolle spielten. In einem Gesellschafts- und Wirtschaftssystem, das in allen Bereichen immer mehr auf Quantität denn auf Qualität setzt, ist es meiner Ansicht nach einer der großen Vorteile einer akademischen Laufbahn, dass diese „inhaltlichen“ Aspekte hier noch zum Tragen kommen – besonders natürlich in den Geisteswissenschaften, schon weil deren „Produkte“ kaum zu quantifizieren sind. Auf der anderen Seite
8 Kunst, Kunstwissenschaft 283
bringt diese Freiheit auch eine größere Verantwortung mit sich, die eigene Arbeitskraft auf Bereiche auszurichten, die gesellschaftlich relevante und interessante Ergebnisse bringen. Zu Beginn meines (ersten) Promotionsprojektes hatte ich bei einigen Stiftungen Stipendienanträge gestellt, wurde abgelehnt und habe die Sache dann nicht weiter verfolgt. In der Rückschau und mit Blick auf die Erfahrungen einiger Freunde, die in dieser Hinsicht erfolgreicher waren, muss ich sagen, dass es sich lohnt, nicht zu früh aufzugeben. Immerhin wurde später der Druckkostenzuschuss zu meiner Dissertation, die 2004 als Buch veröffentlicht wurde, weitgehend von einer Stiftung übernommen. Halbe oder gar ganze Doktorandenstellen an Musikwissenschaftlichen Instituten sind eher eine Seltenheit und gehen – soweit vorhanden – häufig an Absolventen der eigenen Institution. Infolgedessen promoviert die Mehrheit der Musikwissenschaftler ohne wissenschaftliche Beschäftigung. Nach meiner Erfahrung ist es allerdings außerordentlich schwierig, weiter regelmäßig und produktiv an der Promotion (oder generell wissenschaftlich) zu arbeiten, wenn mehr als die halbe Arbeitskraft anderweitig gebunden ist. Der „Wochenenddoktorand“ ist eine Illusion, der ich mich nur kurz hingegeben habe. Die Berufsaussichten für Musikwissenschaftler sind schwer einzuschätzen. Als eine der kleineren Geisteswissenschaften ist die Musikwissenschaft vielerorts von der Schließung bedroht; in den letzten Jahren wurde die Schließung von sechs von ursprünglich 49 Standorten in Deutschland beschlossen, weitere werden vermutlich folgen. Dies beeinflusst natürlich die akademische Zukunftsperspektive; so ist bei Drucklegung dieses Promotionsratgebers erst eine Juniorprofessur in diesem Fach eingerichtet worden, während die Zahl der Assistentenstellen auf recht niedrigem Niveau stagniert. Außerhalb der Universität sind Musikwissenschaftler in einem weiten Bereich tätig, der u. a. Journalismus (vor allem in Printmedien und Radio), Archive bzw. Bibliotheken, Musikverlage, die Tonträgerindustrie und Kulturmanagement umfasst. Für eine musikwissenschaftliche Karriere außerhalb der Universität ist die Promotion normalerweise keine notwendige Voraussetzung. Die Promotion ist eine Erfahrung, die ich trotz aller Probleme nicht missen möchte. Es ist ein besonderes Gefühl, ein derartig umfassendes Projekt erfolgreich abzuschließen und etwas herausgearbeitet zu haben, dass (hoffentlich) so noch niemand gesagt hat. Das Promovieren hat mich zudem darin bestärkt, mich endgültig für eine akademische Laufbahn zu entscheiden. Dabei hatte ich dann auch das nötige Quäntchen Glück: Gerade als ich meine Arbeit einreichte, wurde eine für mich sehr interessante Stelle ausgeschrieben, zwei Wochen nach meiner Disputation fand das Interview statt und seither bin ich an der School of Music des University College Dublin tätig. Dr. phil. Wolfgang Marx
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VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Anhang
A
Bastelanleitung für einen Doktorhut
Seit vielen Jahren dient die folgende Bastelanleitung dem Bau von Doktorhüten für Mitarbeiter des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Controlling, von Prof. Dr. Wolfgang Berens in Münster. Zur Erstellung des Doktorhutes sind folgende Materialien zu beschaffen: • Schwarze Samtfolie. Diese gibt es auf Rollen in Bastelgeschäften oder Baumärkten. Auf der einen Seite befindet sich etwas Samtartiges, die andere Seite ist selbstklebend unter einer Abziehfolie. Die Breite sollte mindestens 45 cm betragen, die Länge etwa 65 cm (zweimal 30 cm für den Deckel zzgl. einiger Zentimeter zum Umschlagen). Der Preis beträgt ca. 8 € je Meter (bei 45 cm Breite). • Schwarzer Tonkarton (kein Tonpapier). Die handelsübliche Größe beträgt 50 mal 70 cm; benötigt wird nur ein Streifen in der Breite von ca. 25 cm und in der Länge des Kopfumfangs plus 4 cm. Der Preis beträgt ca. 1 €. • Sehr dicke Pappe (ca. 4 mm) in 30 mal 30 cm, die Farbe ist egal. Nach Möglichkeit die Pappe direkt im Geschäft zuschneiden lassen. • Dicke schwarze (Seiden-)Kordel in einer Dicke zwischen 5 und 10 mm. Je dicker die Kordel ist, desto edler wirkt sie. Die benötigte Länge beträgt ca. 60 cm. Dies ist jedoch abhängig von der Größe des Trägers und je nachdem, wo der „Bömmel“ hängen soll. Die Länge der Kordel abzüglich ca. 20 cm ergibt die Höhe, in der der Bömmel unterhalb der Deckplatte des Hutes hängt. Erhältlich ist solche Kordel in gut sortierten Gardinen- bzw. Stoffabteilungen von Kaufhäusern. Der Preis liegt bei ca. 1 €. • Schwarze Gardinenborte (sog. Fransen), ca. 8 cm breit. Die benötigte Länge beträgt ca. 50 cm. Auch diese ist in gut sortierten Gardinen- bzw. Stoffabteilungen von Kaufhäusern erhältlich und kostet ca. 4 € je Meter. • Individuelle Dekorationselemente. Darüber hinaus werden folgende Werkzeuge benötigt: • Schere, • Lineal, • Bleistift oder anderer Stift, • Heißklebepistole.
286
Anhang
Zur Erstellung des Doktorhutes sind die folgenden Arbeitsschritte notwendig: 1.
Kopfumfang des Promovierenden messen. Das Schätzen des Kopfumfangs ist erfahrungsgemäß keine gute Idee. Werte zwischen 55 und 60 cm können als vernünftig angesehen werden.
2.
Schwarzen Tonkarton (vgl. Abb. 14) zuschneiden. D
2-3 cm
10 cm
B
10 cm
A
Kopfumfang
C
ca. 4 cm
Abb. 14. Schema des Hutrandes
Die Unterkante von A sollte der Kante der Pappe entsprechen. Beim Schneiden der Zacken ist keine übertriebene Sorgfalt notwendig, da die Zacken hinterher nicht zu sehen sind. 3.
Teil A mit schwarzem Samt bekleben. Es kann auch ein 2 cm breiter Streifen Samt auf B entlang der Falzkante zu A als Hutband geklebt werden. Dabei muss unbedingt die Gesamtbreite der Samtfolie beachtet werden.
4.
Anschließend A und B zusammenkleben und gleichzeitig einen Kreis (bzw. Kopfform des Promovierenden) formen. Die Lasche C ist zwischen A und B zu kleben und hält den Kreis zusammen. Hier kann eine Heißklebepistole verwendet werden. Allerdings ist eine gewisse Schnelligkeit dabei vonnöten, weil der Kleber sehr schnell hart wird und somit nur ein Versuch besteht. Ggf. B von oben einschneiden.
5.
Zacken von D nach außen – nicht nach innen – knicken.
A Bastelanleitung für einen Doktorhut 287
6.
Nun den Deckel zurechtschneiden (vgl. Abb. 15).
30 cm
30 cm Abb. 15. Schema des Deckels
Wenn die Pappe mit der Schere kaum zu schneiden ist, kann eine Schneidemaschine sehr hilfreich sein. Der Deckel wird mit der Samtfolie überklebt, daher sind unsaubere Kanten kein großes Problem. 7.
Eine Seite des Deckels mit Samt bekleben (untere Seite) (vgl. Abb. 16). Den Samt (grau markiert) dabei wie folgt zuschneiden (Samt über die Kanten ziehen):
Deckel hinten mit Samt
Deckel oben
Samt-Klebepapier (noch nicht entfernt!)
30 cm
30 cm
Abb. 16. Gestaltung des Deckels, Teil 1
Die Breite für die Samtfolie beträgt 30 cm zzgl. Umschlagrand.
30 cm
288
8.
Anhang
Ein Loch im Schnittpunkt der Diagonalen auf dem Deckel erzeugen (vgl. Abb. 17).
Samt-Klebepapier (noch nicht entfernt!)
Abb. 17. Gestaltung des Deckels, Teil 2
9.
Schwarze Kordel von hinten durch den Deckel ziehen und vorne festkleben. Ein Knoten verhindert das Durchziehen bzw. das Abreißen noch effektiver.
10. Den in den Schritten 1 bis 5 erzeugten Ring auf die rechte Samtfläche legen und den Umriss (von innen, vgl. Abb. 18) aufzeichnen:
E
Linie Abb. 18. Gestaltung des Deckels, Teil 3
11. Kreis E entlang der Linie ausschneiden. Obwohl das ausgeschnittene Teil E – an nicht sichtbarer Stelle – noch benötigt wird, sind mehrere Versuche möglich, einen optimalen Kreis auszuschneiden.
A Bastelanleitung für einen Doktorhut 289
12. Ring nun auf den Deckel setzen (vgl. Abb. 19). Klebefolie
E Abb. 19. Gestaltung des Deckels, Teil 4
13. Die Klebefolie abziehen und den Samt über den Ring stülpen. Die Zacken werden durch den Kleber am Samt mit dem Deckel verbunden. Dieser Schritt ist nicht unkritisch, weil Ring und geschnittenes Loch zusammen passen müssen (entscheidend ist der Ringumfang bei den Zacken). Es sollte erst der Samt über den Ring gestülpt und dann umklappt werden. Um den Ring fest auf der Pappe zu fixieren, sollte mit Kleber nachgeholfen werden. 14. Das in Schritt 11 ausgeschnittene Teil E nun innen einsetzen und festkleben (Folie abziehen, vgl. Abb. 20).
E
Abb. 20. Gestaltung des Deckels, Teil 5
290
Anhang
15. Der Bömmel wird aus einer Gardinenborte hergestellt (vgl. Abb. 21). Borte in sich drehen (ca. 0,5 m) und festnähen. Anschließend an der Kordel befestigen. Braunen Faden zum Schluss entfernen.
schwarze Fäden
brauner Faden (hält die schwarzen zusammen) Abb. 21. Gestaltung des Bömmels
Das Nähen ist sicherlich eine gute Idee, überfordert aber meist die Anwesenden oder scheitert daran, dass Faden und Nadel nicht vorhanden sind. Hier hilft die Heißklebepistole. 16. Fertig ist der Hut – er kann jetzt noch dekoriert werden. Dekorationselemente können mit Hilfe der Heißklebepistole auf den Doktorhut geklebt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass sich nicht Fäden des Klebers dauerhaft auf dem Samt verewigen. Bei zügiger Arbeitsweise und gewissem Geschick kann mit ca. ein bis zwei Stunden gerechnet werden. Der Zeitbedarf kann beim ersten Hut und ungeschickten Beteiligten ohne weiteres auf vier bis fünf Stunden steigen. Nicht eingerechnet ist der Zeitbedarf für die Dekoration des Hutes. Je nach künstlerischen Ambitionen kann dieser den Zeitbedarf zum Basteln des Hutes noch übersteigen. Übergeben wird der Doktorhut nach der mündlichen Prüfung oder der offiziellen Doktorfeier. Nach dem Anziehen eines Talars wird der Doktorhut z. B. durch den Betreuer auf den Kopf des Doktors gesetzt, wo er hoffentlich auch hält. Die Dekorationselemente sind vom Träger zu interpretieren – was sehr interessant sein kann, weil evtl. ganz andere Intentionen mit ihnen verbunden waren.
B
Autorenverzeichnis
Die im Folgenden in alphabetischer Reihenfolge genannten Autoren waren maßgeblich am Gelingen dieses Buches beteiligt. Sie stehen gerne für weitere Informationen zur Verfügung. Eine Zuordnung von Autoren und Abschnitten ist in Anhang C zu finden. Behrendt, Heiko, Dr. rer. nat., Diplom-Geograf Universität St. Gallen, Institut für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus, Kompetenzzentrum Regionalwirtschaft, Dufourstr. 40a, CH-9000 St. Gallen E-Mail:
[email protected] Behringer, Stefan, Dr. rer. pol., Diplom-Kaufmann Käthnerort 23, D-22083 Hamburg E-Mail:
[email protected] Beneke, Frank, Dr.-Ing., Diplom-Ingenieur Hella KGaA Hueck & Co., Rixbecker Str. 75, D-59552 Lippstadt E-Mail:
[email protected] Bohlinger, Sandra, Dr. phil., Magistra Artium Technische Universität Darmstadt, Institut für Berufspädagogik, Hochschulstr. 1, D-64289 Darmstadt E-Mail:
[email protected] Brand, Frank, Prof. Dr.-Ing., Diplom-Physiker Berlin School of Economics, Badensche Str. 50 - 51, D-10825 Berlin E-Mail:
[email protected] Bremer, Steffen, Master of Business Administration, Diplom-Betriebswirt (FH) Friedensstr. 49, D-72224 Ebhausen E-Mail:
[email protected] Briede, Ulrike, Diplom-Biologin Kamminer Str. 2, D-10589 Berlin E-Mail:
[email protected] Bründl, Monika Elisabeth, Dr. phil., Magistra Artium Dreimühlenstr. 23, D-80469 München E-Mail:
[email protected] 292
Anhang
Cacace, Mirella, Diplom-Volkswirtin Universität Bremen, Sonderforschungsbereich 597 „Staatlichkeit im Wandel“, Linzer Str. 9a, D-28359 Bremen E-Mail:
[email protected] Derlien, Jochen, Dr. phil., 1. Staatsexamen Gravelottestr. 5, D-24116 Kiel E-Mail:
[email protected] Eichenberg, Christiane, Diplom-Psychologin Universität zu Köln, Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Höninger Weg 115, D-50969 Köln E-Mail:
[email protected] Einecke, Björn, Diplom-Pädagoge Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Fachbereich Erziehungswissenschaften, Institut für Pädagogik der Elementar- und Primarstufe, Fach 113, Senckenberganlage 15, D-60054 Frankfurt am Main E-Mail:
[email protected] Erbe, Jessica, Diplom-Politologin Nassauische Str. 21, D-10717 Berlin E-Mail:
[email protected] Faust, Thomas, Dr. rer. pol., Diplom-Sozialökonom, Diplom-Betriebswirt Zur Wiesche 9, D-58097 Hagen E-Mail:
[email protected] Fiedler, Rolf Georg, Diplom-Psychologe Westfälische-Wilhelms-Universität Münster, Klinik & Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Münster, Domagkstr. 22, D-48149 Münster E-Mail:
[email protected] Fischer, Eva, Dr. phil., Magistra Artium Lohfeld 3a, D-94496 Ortenburg E-Mail:
[email protected] Frederking, Matthias, Dr. sc. agr., Diplom-Agraringenieur Zanggasse 12, D-55116 Mainz E-Mail:
[email protected] B Autorenverzeichnis 293
Fürstenau, Hendrik, Diplom-Informatiker Schachtelhalmweg 24, D-70599 Stuttgart E-Mail:
[email protected] Gattermann-Kasper, Maike, Dr. rer. pol., Diplom-Kauffrau Präsidialverwaltung der Universität Hamburg, Information und Beratung für behinderte und chronisch kranke Studieninteressierte und Studierende, Von-Melle-Park 8, D-20146 Hamburg E-Mail:
[email protected] Gerhardt, Anke, Diplom-Soziologin Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW, Referat Privathaushalte, Arbeitsmarkt, Postfach 10 11 05, D-40002 Düsseldorf E-Mail:
[email protected] Gerhardt, Claudia, Dr. rer. nat., Diplom-Psychologin Schägerstraße 37, D-30171 Hannover E-Mail:
[email protected] Goßmann, Ulrike, Maîtrise de Lettres Modernes 48, rue de Clignancourt, F-75018 Paris E-Mail:
[email protected] Gutschmidt, Holger, Magister Artium Ruhstrathöhe 11, D-37085 Göttingen E-Mail:
[email protected] Haas, Susann, Magistra Artium Dorfstr. 3, D-21401 Thomasburg / Radenbeck E-Mail:
[email protected] Haubitz, Martin, Dr.-Ing., Diplom-Ingenieur Kreisverwaltung Mettmann, Kämmerei – Nahverkehrsplanung, Düsseldorfer Str. 26, D-40822 Mettmann E-Mail:
[email protected] Heibach, Christiane, Dr. phil., Magistra Artium Universität Erfurt, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Vergleichende Literaturwissenschaft mit den Schwerpunkten Kultur- und Medientheorie, Mediengeschichte, Nordhäuser Str. 63, D-99089 Erfurt E-Mail:
[email protected] Heiland, Thomas, Dr. rer. pol., Diplom-Betriebswirt (FH) Neue Ringstr. 56, D-44267 Dortmund E-Mail:
[email protected] 294
Anhang
Hennig, Carsten, Diplom-Physiker Gartenstr. 25, D-37073 Göttingen E-Mail:
[email protected] Hirsch, Lilia Monika, Dr. phil., Diplom-Pädagogin Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Koordinierungs- und Beratungsstelle für wissenschaftliche Weiterbildung in der Abteilung Forschungs- und TechnologieTransfer, Universitätsstr. 1, D-40225 Düsseldorf E-Mail:
[email protected] Horn, Clemens, Dr. rer. nat., Diplom-Chemiker 2, rue du couvent, F-91470 Limours E-Mail:
[email protected] Horstkotte, Martin, Dr. phil., Magister Artium Helsinkistraße 45, D-81829 München E-Mail:
[email protected] Hruska, Claudia, Dr. rer. nat., Diplom-Psychologin, Diplom-Sozialtherapeutin Raumerstraße 2, D-10437 Berlin E-Mail:
[email protected] Hülsmann, Petra, Diplom-Betriebswirtin (FH) PixelConsult GmbH, Felicitasstr. 5, D-44263 Dortmund E-Mail:
[email protected] Hüttmann, Falk, Ph. D., Diplom-Forstwirt univ. University of Alaska-Fairbanks, EWHALE Lab, Institute of Arctic Biology, Biology and Wildlife Department, 419 Irving I, 99775 Fairbanks AK USA E-Mail:
[email protected] Kappen, Peter, Dr. rer. nat., Diplom-Physiker La Trobe University, Department of Physics, Centre for Materials and Surface Science, Victoria 3086, Australia E-Mail:
[email protected] Keller, René, Magister Artium Elektrastr. 13, D-81925 München E-Mail:
[email protected] B Autorenverzeichnis 295
Klein, Gudrun, Diplom-Psychologin Universität der Bundeswehr München, Fakultät für Pädagogik, Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie, Werner-Heisenberg-Weg 39, D-85577 Neubiberg E-Mail:
[email protected] Kleinert, Katrin, Dr. rer. nat., Diplom-Geologin Volkartstr. 64, D-80636 München E-Mail:
[email protected] Kohlhase, Claus, Dr. med., Staatsexamen Medizin Krefelder Str. 3, D-10555 Berlin E-Mail:
[email protected] Kraft, Mirko, Diplom-Mathematiker Kinderhauser Str. 32, D-48149 Münster E-Mail:
[email protected] Kramer, Ulrich, Dr.-Ing., Diplom-Informatiker Buchenstr. 12 E, D-01458 Ottendorf-Okrilla E-Mail:
[email protected] Kraus, Sascha, Diplom-Kaufmann, Master of Business Administration, Master of Arts Franz-Grillparzer-Ring 42, D-50767 Köln E-Mail:
[email protected] Kruse, Susanne, Dr. rer. nat., Diplom-Biologin Medizinische Hochschule Hannover, Hannover Biomedical Research School, Carl-Neuberg-Str. 1, D-30625 Hannover E-Mail:
[email protected] Lehmann, Meike, Dr.-Ing., Dipl. NDS ETH Zürich in Raumplanung, Diplom-Ingenieur (FH) Barer Str. 47, D-80799 München E-Mail:
[email protected] Lierse, Meike, Master of Public Health Beekestr. 88 G, D-30459 Hannover E-Mail:
[email protected] Lüders, Jens, Master of Business (University of Otago) Stolzestr. 37, D-30171 Hannover E-Mail:
[email protected] 296
Anhang
Manthey, Sabine, Diplom-Geologin Universität Stuttgart, Fakultät Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, Internationales Doktorandenprogramm „Environment Water“, Pfaffenwaldring 7a, D-70569 Stuttgart E-Mail:
[email protected] Marioth, Roswitha, Dr. rer. nat., Diplom-Chemikerin Universität Heidelberg, Internationales Promotionsprogramm „System Earth“, Geologisch-Paläontologisches Institut, Im Neuenheimer Feld 234, D-69120 Heidelberg E-Mail:
[email protected] Martens, Thomas, Dr. phil., Diplom-Psychologe Universität Bremen, Fachbereich 11, Institut für Psychologie, Arbeitsgruppe Methodik und Evaluation, Postfach 33 04 40, D-28334 Bremen E-Mail:
[email protected] Martín y Troyano, Nicole, Diplom-Ökonomin Fern-Universität in Hagen, Fachbereich Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Psychologie, Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie, Fleyer Str. 204, D- 58084 Hagen E-Mail:
[email protected] Marx, Wolfgang, Dr. phil., Magister Artium University College Dublin, School of Music, Belfield, Dublin 4, Ireland E-Mail:
[email protected] Meichsner, Sylvia, Diplom-Soziologin Monte Everest 136, Fracc. Vista Hermosa, C.P. 42026, Pachuca/ Hidalgo, México E-Mail:
[email protected] Mengel, Robert, Diplom-Politologe Bandelstr. 13, D-30171 Hannover E-Mail:
[email protected] Metzler, Guido, Dr. phil., 1. Staatsexamen Hohenheimer Str. 44, D-70184 Stuttgart E-Mail:
[email protected] Mietchen, Daniel, Diplom-Biophysiker Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik, Ensheimer Str. 48, D-66386 St. Ingbert E-Mail:
[email protected] B Autorenverzeichnis 297
Migowski, Claudia, Dr. rer. nat., Diplom-Mineralogin Hertzstr. 9, D-30163 Hannover E-Mail:
[email protected] Molitor, Eva, Dr. phil., 2. Staatsexamen Kattenstr. 18, D-63452 Hanau E-Mail:
[email protected] Möller, Svenja, Dr. phil., Diplom-Pädagogin Universität Hamburg, Fachbereich Erziehungswissenschaft, Institut für Sozialpädagogik, Erwachsenenbildung und Freizeitwissenschaft, Lehrstuhl für Erwachsenenbildung, Binderstr. 34, D-20146 Hamburg E-Mail:
[email protected] Mues, Christopher, Diplom-Mathematiker Weimarer Str. 16, D-10625 Berlin E-Mail:
[email protected] Müller-Etienne, Daniel, Dr. jur., Master of Laws (New York University), 1. Staatsexamen Hengeler Mueller, Bockenheimer Landstr. 51, D-60325 Frankfurt am Main E-Mail:
[email protected] Nestmann, Uwe, Prof. Dr.-Ing., Diplom-Informatiker Ahornallee 29, D-14050 Berlin E-Mail:
[email protected] Offerhaus, Ludger, Diplom-Geologe Luxemburger Str. 30, D-13353 Berlin E-Mail:
[email protected] Peper, Elisabeth, Dr. rer. nat., 1. Staatsexamen, Diplom-Gesundheitslehrerin Heynestr. 33, D-90443 Nürnberg E-Mail:
[email protected] Pfitzner, Michael, Dr. phil., 1. Staatsexamen Althausweg 79, D-48159 Münster E-Mail:
[email protected] Pretzsch, Birgit, Magistra Artium Schleiermacherstr. 18, D-64283 Darmstadt E-Mail:
[email protected] Reinhardt, Max, Magister Artium Lister Kirchweg 1, D-30163 Hannover E-Mail:
[email protected] 298
Anhang
Rhode, Katharina, Magistra Artium Luxemburger Str. 30, D-13353 Berlin E-Mail:
[email protected] Ruess, Peter, Dr. jur., Master of Laws (George Washington University), 2. Staatsexamen Freshfields Bruckhaus Deringer, Feldmühleplatz 1, D-40545 Düsseldorf E-Mail:
[email protected] Säfken, Christian, Diplom-Jurist Zeppelinstr. 5a, D-37083 Göttingen E-Mail:
[email protected] Santana, Belén, Licenciada en Traducción Universidad de Salamanca, Facultad de Traducción, Francisco de Vitoria, 6-16, E-37008 Salamanca E-Mail:
[email protected] Schick, Afra, Dr. phil., Magistra Artium Sybelstr. 67, D-10629 Berlin E-Mail:
[email protected] Schmucker, Stephan, Master of International Business Administration, Master of Science, Diplom-Betriebswirt (FH) Oddernskamp 23, D-22529 Hamburg E-Mail:
[email protected] Schneebauer, Christina, Master of Science, Diplom-Ingenieurin (FH) Luisenstr. 9a, D-31141 Hildesheim E-Mail:
[email protected] Schneider, Patricia, Dr. phil., Diplom-Politologin Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg, Falkenstein 1, D-22587 Hamburg E-Mail:
[email protected] Schöneberger, Petra, Dr. sc. hum., Diplom-Biologin Kleestr.17, D-67067 Ludwigshafen E-Mail:
[email protected] Schöneck, Nadine, Diplom-Sozialwissenschaftlerin Kemnader Str. 275 c, D-44797 Bochum E-Mail:
[email protected] B Autorenverzeichnis 299
Spehr, Christopher, Dr. theol., Diplom-Theologe Evangelisch-Theologische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Seminar für Kirchengeschichte II, Universitätsstr. 13 - 17, D-48143 Münster E-Mail:
[email protected] Sprenger, Axel, Dr.-Ing., Diplom-Ingenieur Krapfstr. 23, D-70180 Stuttgart E-Mail:
[email protected] Sprenger, Uta, Dr. (Université Jean Moulin Lyon III), Doctorat en Sciences de gestion 111, rue des Entrepreneurs, F-75015 Paris E-Mail:
[email protected] Stock, Steffen, Dr. rer. oec., Diplom-Kaufmann Universität Duisburg-Essen, Fachbereich Betriebswirtschaft, Mercator School of Management, Institut für Technologie- und Produktionsmanagement, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Operations Research, Lotharstr. 63, D-47057 Duisburg E-Mail:
[email protected] Stoklas, Karlheinz, Diplom-Ingenieur Maueräckerstr. 38, D-75399 Unterreichenbach E-Mail:
[email protected] Tesler, Ralf, Diplom-Sozialökonom, Diplom-Betriebswirt FOM – Fachhochschule für Oekonomie & Management, Studienzentrum Hamburg, Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg E-Mail:
[email protected] Tork, Thomas, Dr.-Ing., Diplom-Ingenieur Günthersburgallee 45, D-60316 Frankfurt am Main E-Mail:
[email protected] Velten, Christian, Dr. rer. nat., Diplom-Biologe SCITARI – Dr. Christian Velten Informationsdienste, Im Steingarten 3, D-35460 Staufenberg E-Mail:
[email protected] Völker, Harald, Dr. phil., 1. Staatsexamen Georg-August-Universität Göttingen, Seminar für Romanische Philologie, Humboldtallee 19, D-37073 Göttingen E-Mail:
[email protected] 300
Anhang
Wesener, Stefan, Dr. phil., Diplom-Pädagoge Vennstr. 2, D-40627 Düsseldorf E-Mail:
[email protected] Winter, Maria, Docteur de l’École des Hautes Études en Sciences Sociales, Magister Artium Bredowstr. 39, D-10551 Berlin E-Mail:
[email protected] Wurst, Dagmar, Dr. jur., 2. Staatsexamen Rechtsanwaltskanzlei Ruge Krömer, Hans-Henny-Jahnn-Weg 9, D-22085 Hamburg E-Mail:
[email protected] Zaurov, Mark, Magister Artium Dorotheenstr. 186, D-22299 Hamburg E-Mail:
[email protected] C
Autorenzuordnung
Bei einem redaktionell überarbeiteten Mehrautorenwerk ist es schwierig, eindeutige Autoren festzulegen. Viele Textbausteine wurden während des Integrationsschrittes zur besseren Verständlichkeit verschoben, in verschiedene Abschnitte aufgeteilt oder modifiziert. Die folgende Zuordnung nennt deshalb nur die Hauptverantwortlichen der jeweiligen Abschnitte. Die Namen der Autoren werden alphabetisch aufgeführt. Die Beiträge in Kapitel VIII sind im Folgenden nicht mehr aufgeführt, da diese einzeln namentlich gekennzeichnet sind. Kapitel I: Promovieren – ja oder nein? 1
Vorteile und Nutzen
E. Peper, P. Schneider
2
Nachteile
E. Peper, P. Schneider
3
Doktortitel im Überblick
E. Peper, P. Schneider
4
Entscheidungsprozess: Selbstprüfung
A. Gerhardt, E. Peper, P. Schneider, S. Stock
5
Aufwand und persönlicher Einsatz
E. Peper, P. Schneider
302
Anhang
Kapitel II: Rahmenbedingungen 1
Hochschulpolitische Rahmenbedingungen
A. Gerhardt, S. Kruse, S. Manthey, R. Marioth, S. Meichsner, C. Mues, H. Völker
2
Persönliches und gesellschaftliches Umfeld
L. Hirsch, T. Martens, M. Reinhardt, H. Völker
3
Formale Voraussetzungen
E. Molitor, E. Peper, P. Schneider, S. Stock
4
Themensuche
F. Beneke, D. Mietchen
5
Betreuersuche und Zusammenarbeit
F. Beneke, A. Gerhardt, M. Haubitz, S. Kraus
6
Promotionsvereinbarungen
M. Cacace, F. Hüttmann, K. Kleinert, C. Mues, C. Säfken
7
Finanzierungsformen
F. Beneke, A. Gerhardt, U. Goßmann, M. Haubitz, D. Mietchen, E. Molitor, C. Mues, K. Rhode, C. Schneebauer, P. Schneider, S. Stock, D. Wurst
8
Anbieter von Promotionsdienstleistungen
E. Molitor, C. Säfken, S. Stock
9
Wissenschaftliche Laufbahnplanung
U. Goßmann, F. Hüttmann, D. Mietchen, P. Schneider
10
Steuerfragen
S. Bremer, H. Fürstenau, D. Müller-Etienne, S. Stock
11
Krankenversicherung
M. Cacace, K. Rhode, S. Stock
Kapitel III: Planung und Organisation 1
Projektmanagement
H. Fürstenau, S. Stock, R. Tesler
2
Zeitmanagement
E. Molitor, N. Schöneck
3
Literaturrecherche
C. Hennig, K. Rhode, S. Stock, D. Wurst
4
Literaturverwaltung
J. Erbe, C. Kohlhase, R. Mengel, C. Schneebauer, S. Wesener
5
Textverarbeitungsprogramme
H. Fürstenau, C. Hennig, C. Schneebauer, S. Stock
6
Datensicherung
H. Fürstenau, C. Schneebauer, S. Stock
C Autorenzuordnung 303
Kapitel IV: Schreibprozess 1
Schreibtechniken
F. Beneke, C. Gerhardt, C. Kohlhase, N. Martín y Troyano, E. Molitor, L. Offerhaus, C. Schneebauer
2
Exposé
S. Bohlinger, M. Lierse, E. Molitor, S. Schmucker
3
Textüberarbeitung
F. Beneke, C. Kohlhase, K. Rhode
4
Schreibhemmungen und -blockaden
S. Bohlinger, N. Martín y Troyano, L. Offerhaus, C. Schneebauer
Kapitel V: Krisenbewältigung 1
Motivationsschwierigkeiten
S. Bohlinger, R. Fiedler, C. Hruska, E. Peper
2
Stress
S. Bohlinger, C. Hruska, C. Mues, S. Wesener
3
Ängste
S. Bohlinger, C. Kohlhase, E. Peper, S. Wesener
4
Mobbing
C. Eichenberg, G. Klein, C. Säfken
5
Gesundheitliche Probleme
C. Hruska, E. Molitor, E. Peper, S. Wesener, M. Winter
6
Weiterleben ohne Titel
L. Offerhaus
Kapitel VI: Abschluss der Promotion 1
Endspurt vor der Abgabe und weitere Hindernisse
C. Hruska, E. Peper, P. Schöneberger
2
Mündliche Prüfung
F. Beneke, C. Hruska, M. Lehmann, E. Peper
3
Veröffentlichung
H. Gutschmidt, M. Horstkotte, C. Hruska, R. Mengel, S. Stock, H. Völker
4
Ausblick: Postdoc-Phase
H. Gutschmidt, C. Hruska, F. Hüttmann, D. Mietchen
304
Anhang
Kapitel VII: Besondere Situationen 1
Forschungsaufenthalte im Ausland während der Promotionsphase
M. Lehmann, S. Meichsner, D. Mietchen
2
Promovieren im Ausland
F. Hüttmann, S. Kraus, U. Sprenger, M. Winter
3
Promovieren mit ausländischem Abschluss in Deutschland
U. Goßmann, J. Lüders, L. Offerhaus, B. Santana
4
Promovieren mit Fachhochschulbzw. Bachelor-Abschluss
P. Hülsmann, M. Lehmann, S. Meichsner, C. Schneebauer
5
Promovieren mit Kind
U. Briede, C. Hruska, B. Pretzsch
6
Promovieren im fortgeschrittenen Alter
S. Haas, R. Keller, K. Stoklas
7
Promovieren mit Behinderung
B. Einecke, M. Gattermann-Kasper, M. Zaurov
Anhang A
Bastelanleitung für einen Doktorhut
M. Kraft
D
Abkürzungsverzeichnis
anabin
Anerkennung und Bewertung ausländischer Bildungsnachweise (www.anabin.de)
BAföG
Bundesausbildungsförderungsgesetz (www.bafoeg.bmbf.de/gesetze_bafoeg_default.php)
BErzGG
Bundeserziehungsgeldgesetz (www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Abteilung2/PdfAnlagen/pdf-bundeserziehungsgeldgesetz-ab2004,property=pdf.pdf)
BGG
Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen (bundesrecht.juris.de/bundesrecht/bgg/htmltree.html)
BHSA
Bundesarbeitsgemeinschaft hörbehinderter Studenten und Absolventen e. V. (www.bhsa.de)
BMBF
Bundesministerium für Bildung und Forschung (www.bmbf.de)
BMFSFJ
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (www.bmfsfj.de)
BMGS
Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (www.bmgs.de)
BSI
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (www.bsi.de)
BVB
Bibliotheksverbund Bayern (gateway-bayern.bib-bvb.de)
BWF
Burroughs Wellcome Fund (www.bwfund.org)
CEWS
Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung (Center of Excellence Women in Science; www.cews.org)
DAAD
Deutscher Akademischer Auslandsdienst (www.daad.de)
DBA
Doctor of Business Administration
DDB
Deutsche Bibliothek, Frankfurt am Main (dbf-opac.ddb.de)
DEA
Diplôme d’études approfondies
DESY
Deutsches Elektronen-Synchrotron (www.desy.de)
DFG
Deutsche Forschungsgemeinschaft (www.dfg.de)
DIN
Deutsches Institut für Normierung e. V. (www.din.de)
306
Anhang
DRV
Deutscher Romanistenverband (www.romanistica.info)
duz
Das unabhängige Hochschulmagazin (www.duz.de)
DVBS
Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V. (www.dvbs-online.de)
ECTS
European Credit Transfer System (europa.eu.int/comm/ education/programmes/socrates/ects_de.html)
ELFI
Servicestelle für ELektronische ForschungsförderInformationen (www.elfi.ruhr-uni-bochum.de)
ESRC
Economic and Social Research Council (www.esrc.ac.uk)
EStG
Einkommensteuergesetz (bundesrecht.juris.de/bundesrecht/estg)
FU
Freie Universität
GBV
Gemeinsamer Bibliotheksverbund (gso.gbv.de)
GEW
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (www.gew.de)
GI
Gesellschaft für Informatik (www.gi-ev.de)
HASYLAB
Hamburger Synchrotronstrahlungslabor (www-hasylab.desy.de)
HBZ
Verbundkatalog der Hochschulbibliotheken NordrheinWestfalen und Rheinland-Pfalz (okeanos-www.hbz-nrw.de/F)
HEBIS
Hessisches Bibliotheksinformationssystem (www.hebis.de)
HHMI
Howard Hughes Medical Institute (www.hhmi.org)
HIS
Hochschul-Informations-System (www.his.de)
HRG
Hochschulrahmengesetz (bundesrecht.juris.de/bundesrecht/hrg/inhalt.html)
HRK
Hochschulrektorenkonferenz (www.hrk.de)
i. e. S.
im engeren Sinne
IDW
Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de)
JASON
Journal Articles Sent on Demand
KMK
Kultusministerkonferenz (www.kmk.org)
KOBV
Kooperativer Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg (search.kobv.de)
KVK
Karlsruher Virtueller Katalog (www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html)
D Abkürzungsverzeichnis 307
LMU
Ludwig-Maximilians-Universität
M. D.
medical doctor (medicinae doctor)
MCFA
Marie-Curie Fellowship Association (www.mariecurie.org)
MuSchG
Gesetz zum Schutz der erwerbstätigen Mutter (bundesrecht.juris.de/bundesrecht/muschg)
NDS
Nachdiplomstudium
NZA
Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht
o. V.
ohne Verfasser
OPAC
Online Public Access Catalog
PaßG
Paßgesetz (bundesrecht.juris.de/bundesrecht/pa_g_1986/htmltree.html)
PAuswG
Gesetz über Personalausweise (www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/persauswg)
Ph. D.
Philosophiae Doctor
SEB
Südwestdeutscher Bibliotheksverbund (swb.bsz-bw.de)
SFB
Sonderforschungsbereich
SGB
Sozialgesetzbuch (www.sozialgesetzbuch.de/gesetze)
StuPa
Studierendenparlament
Thesis e. V.
Interdisziplinäres Netzwerk für Promovierende und Promovierte e. V. (www.thesis.de)
TIMS
Third International Maths and Science Study
UMI
University Microfilms International (www.umi.com)
verdi
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (www.verdi.de)
VG Wort
Verwertungsgemeinschaft Wort (www.vgwort.de)
VLB
Verzeichnis Lieferbarer Bücher (www.buchhandel.de)
webis
Web-Bibliotheks-Informationssystem (webis.sub.uni-hamburg.de)
WYSIWYG
what you see is what you get
ZDB
Zeitschriftendatenbank (www.zdb-opac.de)
308
Anhang
E
Literaturverzeichnis
Adamczak 2005 Adamczak, Wolfgang: Leitfaden für Betreuung von Promotionen an der Universität Kassel. Http://www.uni-kassel.de/wiss_tr/Nachwuchs/LeitfadenBetreuung.pdf, 2005, Abruf am 20. September 2005. Auhagen / Bierhoff 2003 Auhagen, Ann Elisabeth; Bierhoff, Hans-Werner (Hrsg.): Angewandte Sozialpsychologie. Weinheim 2003. Becker 1998 Becker, Johannes: Von höheren akademischen Weihen. Promovieren oder nicht? In: Kruse 1998, 387 - 400. Benecke 2003 Benecke, Martina: „Mobbing“ im Arbeitsrecht. In: NZA-Rechtsprechungs-Report (2003) 5, 225 - 232. Biallo 1994 Biallo, Horst: Die Doktormacher. Namen und Adressen. Preise und Verträge. Behörden und Betrogene. Gesetze und Strafen. Wien 1994. Blana 1998 Blana, Hubert: Die Herstellung. Ein Handbuch für die Gestaltung, Technik und Kalkulation von Buch, Zeitschrift und Zeitung. 4. Aufl. München 1998. Blankertz 1999 Blankertz, Stefan: Wenn der Chef das Problem ist. Leitfaden zur Lösungsfindung. Essen 1999. BMBF 2001 BMBF (Hrsg.): Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in der Bundesrepublik Deutschland 2000. 16. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, durchgeführt vom Hochschul-Informations-System (HIS). Bonn 2001. BMBF 2003 BMBF (Hrsg.): Den Europäischen Hochschulraum verwirklichen. Kommuniqué der Konferenz der europäischen Hochschulministerinnen und -minister vom 19. September 2003 in Berlin. Http://www.bmbf.de/pub/berlin_communique.pdf, 2003, Abruf am 20. September 2005. BMBF / KMK 2004 BMBF; KMK (Hrsg.): Realising the European Higher Education Area. Documentation. Conference of European Ministers Responsible for Higher Education. 18. bis 19. September 2003. Bielefeld 2004. BMFSFJ 2004a BMFSFJ (Hrsg.): Erziehungsgeld. Elternzeit. Http://www.bmfsfj.de/Redaktion BMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/PRM-24375-Broschure-Elternzeit,property= pdf.pdf, Abruf am 20. September 2005.
310
Anhang
BMFSFJ 2004b BMFSFJ (Hrsg.): Mutterschutzgesetz. Leitfaden zum Mutterschutz. Http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/PRM23682-Broschure-Mutterschutzgesetz,property=pdf.pdf, 2004, Abruf am 20. September 2005. BMGS 2005 BMGS (Hrsg.): Ratgeber zur gesetzlichen Krankenversicherung. Http://www.bmgs. bund.de/download/broschueren/A400.pdf, 2005, Abruf am 20. September 2005. Bode / Roth 1998 Bode, Sabine; Roth, Fritz: Der Trauer eine Heimat geben. Für einen lebendigen Umgang mit dem Tod. Bergisch Gladbach 1998. Brand / Schaller / Völker 2004 Brand, Frank; Schaller, Franz; Völker, Harald (Hrsg.): Transdisziplinarität. Bestandsaufnahme und Perspektiven. Beiträge zur Thesis-Arbeitstagung im Oktober 2003 in Göttingen. Göttingen 2004. Brandt 2002 Brandt, Edmund: Rationeller schreiben lernen. Hilfestellung zur Anfertigung wissenschaftlicher (Abschluss-)Arbeiten. Baden-Baden 2002. BSI 2004 BSI (Hrsg.): Hersteller von Anti-Virus-Programmen. Http://www.bsi.de/av/texte/ herstell.htm, 2004, Abruf am 20. September 2005. BSI o. J. a BSI (Hrsg.): Anforderungen an Module von Sicherheitsgateways / Firewalls. Http://www.bsi.de/fachthem/sinet/fw-anf.htm, o. J., Abruf am 20. September 2005. BSI o. J. b BSI (Hrsg.): Computer-Viren. Http://www.bsi.de/av, o. J., Abruf am 20. September 2005. BSI o. J. c BSI (Hrsg.): Datensicherung. Http://www.bsi-fuer-buerger.de/druck/kap_03.pdf, o. J., Abruf am 20. September 2005. Buchinger / Baden 1996 Buchinger, Otto II; Baden, Hans-Jürgen: Älter werden – ohne zu altern. Stuttgart 1996. Buchinger 1996 Buchinger, Otto I: Zur Hygiene des Inneren Menschen. In: Buchinger / Baden 1996, 67 - 85. Bundesarbeitsgemeinschaft der überörtlichen Träger der Sozialhilfe 2002 Bundesarbeitsgemeinschaft der überörtlichen Träger der Sozialhilfe: Empfehlungen für die Gewährung von Leistungen der Eingliederungshilfe für behinderte Menschen zum Besuch einer Hochschule. Http://www.lwl.org/spur-download/bag/hochschule.pdf, 2002, Abruf am 20. September 2005. Bünting / Bitterlich / Pospiech 2002 Bünting, Karl-Dieter; Bitterlich, Axel; Pospiech, Ulrike: Schreiben im Studium: mit Erfolg. Ein Leitfaden. 3. Aufl. Berlin 2002. Buzan 1984 Buzan, Tony: Kopftraining. Anleitung zum kreativen Denken. Tests und Übungen. München 1984.
E Literaturverzeichnis 311 BWF / HHMI 2004 BWF; HHMI (Hrsg.): Making the Right Moves. A Practical Guide to Scientific Management for Postdocs and New Faculty. Http://www.hhmi.org/grants/pdf/labmgmt/ book.pdf, 2004, Abruf am 20. September 2005. Carnegie Foundation 2005 Carnegie Foundation (Hrsg.): The Carnegie Classification of Institutions of Higher Education. Http://www.carnegiefoundation.org/Classification/index.htm, 2005, Abruf am 20. September 2005. CEWS 2005 CEWS (Hrsg.): Gründung der Christiane Nüsslein-Vollhardt-Stiftung. Http://www.cews.org/informationpool/cipnewsarchiv.php?aid=281&page=3, 2005, Abruf am 20. September 2005. Cramme / Ritzi 2003 Cramme, Stefan; Ritzi, Christian: Literatur ermitteln. In: Franck / Stary 2003, 33 - 74. Csikszentmihalyi 1991 Csikszentmihalyi, Mihaly: Das Flow-Erlebnis. Jenseits von Angst und Langeweile: Im Tun aufgehen. 3. Aufl. Stuttgart 1991. DAAD 2003 DAAD (Hrsg.): Tagungsdokumentation International Promovieren an Hochschulen in Deutschland. Dok&Mat Band 48. Bonn 2003. DAAD 2004 DAAD (Hrsg.): Wissenschaft weltoffen 2002, 2003, 2004. Daten und Fakten zur Internationalisierung von Studium und Forschung in Deutschland. Bielefeld 2004. Danish / D’Augelli 1990 Danish, Steven; D’Augelli, Anthony: Kompetenzerhöhung als Ziel der Intervention in Entwicklungsverläufen über die Lebensspanne. In: Filipp 1990, 156 - 173. Decker 2001 Decker, Thomas: Manual de alemán para universitarios. Guía lingüística para estudiar en Alemania, Austria o Suiza germanófona. Valencia 2001. Dewey et al. 2004 Dewey, Marc; Schönenberger, Eva; Schnapauff, Dirk; Zimmermann, Elke: Medizinische Dissertation. Was sollten Promotionsbetreuer beachten? Worauf sollten Studierende achten? Http://www.aerzteblatt.de/aufsaetze/0401, 2004, Abruf am 20. September 2005. DFG 2002 DFG (Hrsg.): Wissenschaftliche Karriere und Kinder vereinbaren. Http://www.dfg.de/ wissenschaftliche_karriere/chancengleichheit/wiss_karriere_kinder.html, 2002, Abruf am 20. September 2005. DFG 2004 DFG (Hrsg.): Entwicklung und Stand des Programms „Graduiertenkollegs“. Http://www.dfg.de/forschungsfoerderung/koordinierte_programme/graduiertenkollegs/ download/erhebung2004.pdf, 2004, Abruf am 20. September 2005. DIN 1987 DIN (Hrsg.): Projektwirtschaft. Projektmanagement. Begriffe. DIN 69901. Berlin 1987.
312
Anhang
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314
Anhang
Hopbach 2003 Hopbach, Achim: Qualitätssicherung im Zuge des Bolognaprozesses. Deutschland ein Jahr vor Berlin 2003. Dokumentation zur gleichnamigen Tagung am 7. – 8. November 2002 in Bonn. Bielefeld 2003. HRK 2001 HRK (Hrsg.): Promotionsmöglichkeiten für FH-Absolventen. Sammlung der einschlägigen Bestimmungen aus den Promotionsordnungen der Universitäten, 2. Aufl. Bad Honnef 2001. HRK 2004 HRK (Hrsg.): Bologna-Reader. Texte und Hilfestellungen zur Umsetzung der Ziele des Bologna-Prozesses an deutschen Hochschulen. Beiträge zur Hochschulpolitik (2004) 8. 3. Aufl. Bonn 2004. Janetzki / Böde 2000 Janetzki, Ulrich; Böde, Christina: Preise und Stipendien. Handbuch für Autoren. Berlin 2000. Jürgens 2000 Jürgens, Manuela: LaTeX. Eine Einführung und ein bisschen mehr … Ftp://ftp.fernuni-hagen.de/pub/pdf/urz-broschueren/broschueren/a0260003.pdf, 2000, Abruf am 14. März 2005. Kehr 2002 Kehr, Hugo: Souveränes Selbstmanagement. Weinheim 2002. Keller 2005 Keller, Ansgar: Promotionsmöglichkeiten von Fachhochschulabsolventen. Möglichkeiten und Zulassungsverfahren für eine Promotion an 70 deutschen Universitäten mit Hinweisen für Absolventen von Bachelor- und Masterstudiengängen sowie Berufsakademien und zur Promotion im Ausland. 7. Aufl. Berlin 2005. Kirkhoff 1995 Kirkhoff, Mogens: Mind Mapping. Einführung in eine kreative Arbeitsmethode. Offenbach 1995. Kleinbeck 1996 Kleinbeck, Uwe: Arbeitsmotivation. Weinheim, München 1996. Kliemann 1975 Kliemann, Horst: Anleitungen zum wissenschaftlichen Arbeiten. Eine Einführung in die Praxis. 8. Aufl. Freiburg 1975. KMK 1992 KMK (Hrsg.): Gesetz zum Abkommen zwischen den Ländern in der Bundesrepublik Deutschland über die Genehmigung zur Führung akademischer Grade ausländischer Hochschulen und entsprechender ausländischer Grade. Http://hh.juris.de/hh/gesamt/ AkaGrAbkG_HA.htm#AkaGrAbkG_HA_rahmen, 1992, Abruf am 20. September 2005. KMK 2000 KMK (Hrsg.) Grundsätze für die Regelung der Führung ausländischer Hochschulgrade im Sinne einer gesetzlichen Allgemeingenehmigung durch einheitliche gesetzliche Bestimmungen. Beschluss der KMK vom 14. April 2000. Http://www.kmk.org/doc/ beschl/grundsaetze.pdf, 2000, Abruf am 20. September 2005.
E Literaturverzeichnis 315 KMK 2001 KMK (Hrsg.): Vereinbarung der Länder in der Bundesregierung Deutschland über begünstigende Regelungen gemäß Ziffer 4 der „Grundsätze für die Regelung der Führung ausländischer Hochschulgrade im Sinne einer gesetzlichen Allgemeingenehmigung durch einheitliche gesetzliche Bestimmungen“ vom 14. April 2000. Beschluss der KMK vom 21. September 2001. Http://www.kmk.org/doc/beschl/grundaus.pdf, 2001, Abruf am 20. September 2005. Knigge-Illner 2002a Knigge-Illner, Helga: Der Weg zum Doktortitel. Strategie für die erfolgreiche Promotion. Frankfurt am Main 2002. Knigge-Illner 2002b Knigge-Illner, Helga: Ohne Angst in die Prüfung. Lernstrategien effizient einsetzen. Frankfurt am Main 2002. Knill 2002 Knill, Marcus: Zeit managen – aber wie? Http://www.rhetorik.ch/Zeitmanagement/ Zeitmanagement.html, 2002, Abruf am 20. September 2005. Kopka 2002 Kopka, Helmut: LaTeX I. Bd. 1: Einführung. 3. Aufl. München 2002. Kraus / Westermann 1998 Kraus, Georg; Westermann, Reinhold: Projektmanagement mit System. Organisation, Methoden, Steuerung. 3. Aufl. Wiesbaden 1998. Kreitner 1997 Kreitner, Jochen: Mobbing am Arbeitsplatz. In: Deutsches Steuerrecht (1997) 33, 1292 - 1296. Kruse 1998 Kruse, Otto (Hrsg.): Handbuch studieren. Von der Einschreibung bis zum Examen. Frankfurt am Main 1998. Kruse 2004 Kruse, Otto: Keine Angst vor dem leeren Blatt. Ohne Schreibblockaden durchs Studium. 10. Aufl. Frankfurt am Main, New York 2004. Lazarus 1990 Lazarus, Richard: Streß und Streßbewältigung. Ein Paradigma. In: Filipp 1990, 198 - 232. Lennertz 2002 Lennertz, Dieter: Projekt-Management. In: Thommen 2002, 307 - 347. Leymann 2002 Leymann, Heinz: Mobbing. Psychoterror am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehren kann. Reinbek 2002. Linneweh 1994 Linneweh, Klaus: Kreatives Denken. Techniken und Organisation produktiver Kreativität. 6. Aufl. Rheinzabern 1994. Litke / Kunow 2004 Litke, Hans-Dieter; Kunow, Ilonka: Projektmanagement. 4. Aufl. München 2004. Löchner 2000 Löchner, Sabine (Hrsg.): Christlicher Promotionsratgeber. Tübingen 2000.
316
Anhang
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von Thurn und Taxis / Borghese 2004 Von Thurn und Taxis, Gloria; Borghese, Alessandra: Unsere Umgangsformen. Die Welt der guten Sitten von A - Z. München 2004. von Werder 1992 Von Werder, Lutz: Kreatives Schreiben in den Wissenschaften: für Schule, Hochschule und Erwachsenenbildung. Berlin 1992. von Werder 1996 Von Werder, Lutz: Lehrbuch des kreativen Schreibens. Berlin 1996. von Werder 2000 Von Werder, Lutz: Kreatives Schreiben von Diplom- und Doktorarbeiten. 3. Aufl. Berlin et al. 2000. Wade / Starringer 2001 Wade, Jennifer; Starringer, Gudrun: Basic Fitness. Alles, was man braucht, um schnell & mit Spaß topfit zu sein. München 2001. Weber 2003 Weber, Franziska: Nie wieder Rückenschmerzen! Reinbek 2003. Wittchen / Jacobi 2004 Wittchen, Hans-Ulrich; Jacobi, Frank: Angststörungen. Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 21. Berlin 2004. Wolff 2004 Wolff, Inge: Umgangsformen. Ein moderner Knigge. München 2004. Zapf 1999 Zapf, Dieter: Mobbing in Organisationen. Überblick zum Stand der Forschung. In: Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie (1999) 1, 1 - 25. Zimmerling o. J. Zimmerling, Wolfgang: Zum Anspruch auf Anrede mit dem Doktorgrad. Http://www2.zimmerling.de/veroeffentlichungen/volltext/doktoranrede.htm, o. J., Abruf am 20. September 2005. Zipper 2005 Zipper, Bernd: pdf+print. PDF-Publishing für Office, Agentur und Produktion mit Acrobat 7.0. Heidelberg 2005.
F
Stichwortverzeichnis
Im Folgenden finden Sie die Stichwörter zu Vorab etwas Begriffliches und den Kapiteln I bis VII. Abbildungsverzeichnis ..... s. Verzeichnis Abbrecherquote................................ 191 Abbruch....................... 18, 55, 78, 151 f. Abgabetermin......................74, 119, 154 Abhängigkeitsverhältnis.................. 39 f. Abkürzungsverzeichnis .... s. Verzeichnis Ablenkung.......................17, 56, 81, 133 Abschlussfinanzierung ........................... s. Finanzierung Akademisches Auslandsamt............. 187 Altersbegrenzung ............................... 56 Angst.........3 f., 124 f., 127, 133, 137 ff., 141 f., 144, 150, 159 Antivirenprogramm.......................... 104 Arbeitsbedingungen .......24, 40, 44, 125, 136, 193, 204, 208 Arbeitserlaubnis ............................... 187 Arbeitsmarkt... 2, 9 f., 23, 25, 176 f., 187 Arbeitsplatz Schreibtisch ......... 53, 132, 144 - 146, 148, 194, 199 Stelle.............. 11 f., 46, 52, 141 - 143 Arbeitsumfeld.................... 24, 29 f., 140 Arbeitsunterbrechung............................. s. Unterbrechung Arbeitszeit .....4, 16, 45, 49, 54 f., 78, 84, 197, 204 Arbeitszimmer.......................55, 68, 103 Assistent, wissenschaftlicher......... 4, 39, 175 Aufenthaltsgenehmigung ................. 184 Ausbildungstarif................................. 72 Ausgaben, steuermindernde ......... 55, 66 Ausländerbehörde ............................ 187 Auslandsaufenthalt... 45, 56, 176, 179 ff. Auswärtiges Amt.............................. 182 Begabtenförderungswerk ........... 58, 181 Behindertenbeauftragter ................... 208 Behinderung................................. 203 ff. Belohnung ...................84, 133, 136, 155 Berufserfahrung ......................3, 59, 192
Berufstätigkeit nichtwissenschaftliche....... 29, 39, 47, 52 ff. wissenschaftliche........ 47, 48 ff., 120, 206 Betreuersuche ........................ 37 ff., 205 Bewegung, körperliche .... 128, 132, 145, 149 Bewerbung.... 50 f., 56, 59, 63, 118, 120, 167 f., 176 f., 183, 206 Bibliographix.............................90, 93 f. Bibliotheksverbund......................87 - 89 Bildungsweg, zweiter .......................192 Bleiberecht........................................184 Bologna-Prozess .............. 21, 24 ff., 187 Brainstorming ................................107 f. Brückenjahr ...................................190 f. Bundesagentur für Arbeit ......203, 206 f. Bundeserziehungsgeld ......................195 Citavi ............................................ 90, 92 Cluster .....................................107 - 109 Copingstrategien....................... 135, 139 Danksagung .............................. 112, 123 Datensicherung .............. 46, 68, 94, 100, 102 ff. Disputation .......... s. Prüfung, mündliche Dissertation, kumulative ...................170 Dissertationsnote .........................s. Note Doktorprüfung ..... s. Prüfung, mündliche Doktortitel.......... VIII, 1 - 3, 5 ff., 8 - 10, 12, 26, 60 f., 63, 67, 75, 131, 158, 185 - 187, 198 Dokumentenvorlage.................... 99, 172 Doppelcluster....................................108 Doppelhirn-Methode ........................125 Drittmittel .....47 - 49, 52, 63, 175 f., 194 Druckbeihilfe....................................173 Druckerlaubnis ............ s. Druckfreigabe Druckfreigabe ................................163 f. Druckkostenbeteiligung....................173 Druckkostenzuschuss... 57, 68, 166, 169, 171, 173 - 175
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Druckvorlage ...................166, 170 - 172 ECTS ................................................191 Eignungsfeststellungsverfahren ........189 Eingliederungszuschuss ................ 206 f. Einschreibung .............................33, 184 Elternzeit............................... 194 f., 197 Empfehlungsschreiben....56, 59, 64, 193 EndNote ................................ 90, 92 - 94 Endspurt....................................... 153 ff. Entspannung ....... 53, 106, 125 f., 131 f., 137, 148, 150 Erklärung, eidesstattliche ......60, 73, 123 Ernährung .................................145, 148 Erstgutachter ....................... s. Gutachter Erziehungsgeld..................................195 Examensnote................................s. Note Exposé ........ 56, 59, 83, 85, 105, 117 ff., 131, 191, 193, 199 Exzerpt.....................85, 111, 113 f., 147 Fachhochschule........................ 3, 189 ff. Fachprüfung.........s. Prüfung, mündliche Fernstudium ........................................41 Finanzierung ..... 1, 27, 29, 37, 46, 47 ff., 118 - 120, 129, 135 f., 154 f., 176, 180 - 184, 191, 194, 205 f. Abschlussfinanzierung......46, 60, 137 Finanzierung der Veröffentlichung..... 1, 173 f., 187 Finanzierungsende.................... 135 f. Finanzierungsende .........s. Finanzierung Firewall.............................................104 Flüssigkeitshaushalt ..................148, 150 Formatvorlage.............................99, 172 Formulierung ............ 112, 117, 127, 162 Forschungsaufenthalt ..... 58, 179 ff., 183 Forschungseinrichtung, außeruniversitäre ............................51 Forschungsmethode ............................35 Forschungsstand...................... 35, 118 f. Fragen, aristotelische ........................109 Freemind ...........................................108 Freewriting................................106, 126 Freiexemplar .....................................167 Führungszeugnis .........................33, 154 Geldmangel.......................................184 Ghostwriting .......................................61 Gleichstellungsbeauftragte................197 Gliederung ..............100, 105, 111 - 114, 116 f., 119, 121, 126, 132, 153 Glossar ..............................................112
Graduiertenkolleg..... 22, 27 - 29, 34, 36, 45, 48, 50, 58, 75, 144, 186 f., 195 Gremien.....................................23 f., 30 Gutachter ............VII, VIII, 37, 40, 74 f., 154 f., 157 - 159, 163, 165, 189 Erstgutachter ............................... VIII Zweitgutachter ...................... VIII, 40 Habilitation........................VII, 3, 7, 175 Haltungsschaden.................... 145, 147 f. Haushaltsstelle.................................. 191 Hochschulkarriere ............21, 62 ff., 164 Hochschulpolitik ............................21 ff. Hochschulrahmengesetz ...... 32, 48, 176, 194, 203, 208 Hochschulrektorenkonferenz...... 26, 189 Hochschulstatistik .............................. 12 Höchstalter ................................... 22, 50 Imprimatur........................................ 171 Inspiration .......................... 65, 106, 180 Internetquelle........................ s. Literatur ISBN......................................... 166, 169 Journal ........................ 89, 110, 112, 125 Juniorprofessur .................... s. Professur Karriere, wissenschaftliche...... 3, 21, 63, 66, 93, 193, 196 Karrierechance ............................. 4, 180 Kinderbetreuung............................... 195 Kolloquium ......... s. Prüfung, mündliche Konferenz..... 25, 45, 50, 52, 63 - 65, 85, 93, 134 f. Konflikt ........................ 39, 53, 131, 143 Kopfschmerzen................. 134, 137, 149 Korrektur .................41, 48, 77, 121, 154 Krankenversicherung............. 26, 31, 59, 70 ff., 131, 137, 152, 180 f., 184 Kultusministerkonferenz ............ 61, 185 Landesbildungsministerium ............. 184 Landeshochschulgesetz ......... 3, 32, 189, 203, 208 LaTeX .......................... 94, 96 ff., 171 f. Layout .............97 - 99, 112, 122, 170 ff. Lebenslauf ...........4, 33, 59, 65, 112, 123 Lebensstil ....................................... 4, 53 Lebensunterhalt .....2, 11 f., 47 f., 69, 78, 129, 155, 206 Lehre, universitäre.......... 27, 48 - 50, 63, 65, 78, 93, 177, 200 Librixx.........................................90 - 92 LiteRat.......................................... 90, 92
F Stichwortverzeichnis 323 Literatur.....2, 49, 57, 77, 82, 87, 89 - 91, 93 - 95, 111, 113 - 116, 120 f., 124, 204 f., 207 Internetquelle ............................... 115 Literaturrecherche ....... 60, 87 ff., 91, 94, 208 Literaturverwaltung.......... 31, 90 ff., 114 Literaturverzeichnis.......... s. Verzeichnis Metapher .................................. 122, 125 Microsoft Word......... 90 f., 98 ff., 171 f. Mindestauflage................................. 167 Mindesteinkommen................. 70 f., 187 MindManager................................... 108 Mindmap ............... 107 f., 125, 128, 200 Mini-Job............................................. 71 Mitarbeiter, wissenschaftlicher ... 27, 40, 48, 50, 59, 66, 69 Mobbing....................................... 141 ff. Motivation........8 f., 59, 81, 130 ff., 136, 154, 180, 183, 187, 199 Mutterschutzgesetz........................... 194 Nachteilsausgleich.................... 203, 206 Nebenbeschäftigung......................... 191 Netzwerk ........19, 24, 28, 30, 32, 38, 48, 52, 57 f., 139 f., 185, 187 Nostrifizierung ........................... 61, 184 Note Dissertationsnote.......................... 157 Examensnote.................................... 1 mündliche Note.............................. 40 Promotionsnote ............................ 158 PageMaker ....................................... 171 PDF-Datei ............................. 168, 172 f. Peer-Review-Verfahren.......63, 170, 177 Perfektionismus......... 74, 81, 126 f., 136 Pflegeversicherung.......................... 70 f. Pflichtexemplare ........................... 167 f. Postdoc............................. 58, 62, 175 ff. PostScript ......................................... 172 Prädikatsexamen .............................. 186 Probevortrag..................................... 162 Probleme gesundheitliche ........ 2, 9, 129, 145 ff. organisatorische ..................2, 77, 129 Professur .................... 2 f., 48, 62 f., 175 Juniorprofessur ..... VII, 3, 21, 63, 170 Projektmanagement............50, 63, 73 ff. Promotion berufsbegleitende........................... 66 binationale .................. 58, 180, 185 f. kooperative .................................. 189
Promotionsausschuss .........VII, VIII, 18, 33, 134, 154 f., 157 - 159, 163 f., 169, 186, 199 Promotionsbereitschaft ......................8 f. Promotionsdauer........ 16, 22, 26, 39, 52, 55 f. Promotionsdienstleistungen ................60 Promotionsformalitäten .............. 18, 163 Promotionskommission .......................... s. Promotionsausschuss Promotionskosten ........................66 - 69 Promotionsnote............................s. Note Promotionsordnung ..... VIII, 18, 32 - 34, 37, 51, 64, 112, 154 f., 157 f., 163 - 165, 167 - 170, 185 f., 189, 192 f., 198 Promotionsprogramme ............ 26 ff., 29 Promotionsrecht........... VII, 7, 189 - 191 Promotionsunterbrechung....................... s. Unterbrechung Promotionsurkunde.........16, 158, 163 f., 168 Promotionsvereinbarung...........29, 38 f., 44 ff. Promotionsverzögerung...... 77, 129, 145 Prüfer .........VIII, 36 f., 40, 154 f., 159 f., 161 f. Prüfung, mündliche ........ VIII, 1, 16, 33, 68, 75, 156 ff., 163 f. Disputation ........ VIII, 40, 154, 156 f., 159, 161, 201 Fachprüfung ............. VIII, 156 f., 159 Kolloquium .............. VIII, 156 f., 159 Rigorosum....... VIII, 154, 156 f., 159, 201 Prüfungsangst ...................................161 Prüfungsausschuss .................................. s. Promotionsausschuss Prüfungskommission .............................. s. Promotionsausschuss Publikationen....... 35, 45, 50, 63, 65, 89, 123, 167, 170 Publikationskosten......... s. Finanzierung Publikationspflicht.................... 163, 187 Qualifizierungsphase ........................189 Rigorosum ........... s. Prüfung, mündliche Rohfassung ...........105 f., 111 - 114, 120 Sabbatjahr ...........................................53 Satzfunktion......................................171 Schlafstörungen .............137, 141, 149 f. Schlussredaktion...............................121
324
Anhang
Schreibblockaden........ 124 ff., 131, 136, 154 Schreiben, assoziatives .....................106 Schreibhemmungen ............. 106, 124 ff. Schreibkonzept.............................. 106 f. Schreibstil ..............111, 116, 121, 124 f. Schreibstimuli ...........................106, 109 Schreibtechnik ............................. 105 ff. Schwangerschaft ...............................194 Selbstdisziplin....................... 53 - 55, 81 Selbstprüfung................................ 4, 8 f. Selbstständigkeit .................... 68 f., 71 f. Selbstzweifel.....................................1, 4 Sozialleistungen ................................203 Sprache ........ 25, 27, 33, 63, 65, 95, 127, 162, 168, 170, 177, 181, 185 - 188, 207 f. Sprachkurs ........................................188 Steuerbescheid ....................................67 Steuerfragen............................. 31, 66 ff. Steuerpflicht................................67, 184 Stiftung ............. 56 - 58, 89, 120, 173 f., 176 f., 196 Stilkunde...........................................121 Stilmittel ...................................107, 111 Stipendium............ 27 f., 47, 50 - 52, 54, 56 ff., 59 f., 64, 66, 69 f., 119 f., 135, 175 f., 181, 184, 191, 195 f., 199, 206 Stress..........31, 54, 85, 125, 131, 134 ff., 143, 149, 155, 158, 161, 199 Studiengebühren ...................58, 68, 181 Tabellenverzeichnis ..........s. Verzeichnis Textüberarbeitung................ 112, 120 ff. Textverarbeitungsprogramm ........68, 93, 95, 96 ff., 113, 171 - 173 Thema, promotionsgeeignetes.............35 Themeneingrenzung..................2, 36, 49 Themenfindung...............36, 45, 75, 117 Themensuche ......................... 34 ff., 208 Theoriebezug ................................ 118 f. Titelführung ................................60, 158 Titelseite .............................97, 121, 123 TUSTEP........................................ 171 f. Überschrift .................97, 99 f., 110, 113 Umfeld, persönliches ..... 9, 17, 29 ff., 62 Unfallversicherung............................206 Universität, ausländische .......26, 58, 61, 63, 177, 186 Unsicherheit......................4, 62, 67, 106
Unterbrechung Arbeitsunterbrechung......... 80 f., 106, 150 Promotionsunterbrechung ....... 43, 77, 113, 129 f., 145, 193 f. Unterhaltsleistung............................. 206 Verlagsvertrag .....68, 158, 163, 166, 171 Veröffentlichung ....1, 29, 45, 51, 57, 63, 68, 87 f., 126, 154, 156, 158, 160, 163 ff., 172, 174, 177, 181, 187, 199 Finanzierung der Veröffentlichung .... s. Finanzierung Verständlichkeit ............... 111, 116, 121 Verwertungsrecht ............................... 54 Verzeichnis Abbildungsverzeichnis... 98, 112, 123 Abkürzungsverzeichnis....... 112, 116, 123 Literaturverzeichnis ......... 91 - 93, 95, 112, 115, 122 f. Tabellenverzeichnis ....... 98, 112, 123 VG Wort............................. 69, 165, 174 Visual Composer.NET ..............90, 94 f. Visualisierung............................. 76, 107 Visum ............................ 180 f., 184, 187 Weiterqualifikation.................. 175 - 177 Werbungskosten ........................66 f., 69 Wochenplan................................ 84, 133 Zeitfresser........................................80 f. Zeitkontingent .............................. 54, 78 Zeitmanagement ........29, 31, 78 ff., 126, 133, 193, 200 Zeitplan ...... 36, 45, 57, 78, 82 - 84, 117, 119, 136, 153, 207 Zeitprotokoll....................................79 f. Zeitschriften, elektronische .......64, 88 f. Zeitverzug .................................. 56, 197 Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen ............................. 185 Zielplanung ........................................ 83 Zitat .............91 f., 98, 111, 114 f., 121 f. Zitierweise.......................... 93, 111, 115 Zugangstest ...................................... 183 Zulassungsbestimmung ............ 186, 193 Zweitgutachter.....................s. Gutachter Zwölfjahresfrist ................................ 194
G
Index zu VIII Erfahrungsberichte aus den Disziplinen
Im Folgenden finden Sie den Index zu den Erfahrungsberichten aus den Disziplinen (Kapitel VIII) wieder. Dieser ist nach Studienabschluss, Doktortitel, Finanzierungsformen, Universität und Fakultät untergliedert. Die Aufgliederung der Finanzierungsformen orientiert sich dabei an der Gliederung des Abschnittes II 7. Studienabschluss
Doktortitel
Diplom NDS ETH Zürich in Raumplanung............................... 276 Diplom-Agraringenieur.................... 268 Diplom-Betriebswirt ................ 238, 244 Diplom-Biologe ............................... 260 Diplom-Chemiker ............................ 256 Diplom-Geograf ............................... 264 Diplom-Geologe............................... 262 Diplom-Informatiker ................ 250, 252 Diplom-Ingenieur......270, 272, 274, 279 Diplom-Ingenieur (FH) .................... 276 Diplom-Kaufmann ................... 242, 246 Diplom-Mineraloge.......................... 262 Diplom-Pädagoge............................. 230 Diplom-Physiker ...............248, 254, 258 Diplom-Politologe............................ 234 Diplom-Psychologe.......................... 226 Diplom-Sozialökonom ..................... 238 Diplom-Sozialtherapeut ................... 224 Diplom-Theologe ............................. 210 Doctorat en sciences de gestion........ 240 Magister Artium...............216, 218, 228, 280, 282 Master of Laws................................. 236 Staatsexamen, erstes.................212, 214, 222, 232 Staatsexamen, Medizin .................... 266 Staatsexamen, zweites juristisches ... 236 Staatsexamen, zweites...................... 220
Dr. (Université Jean Moulin Lyon III) ...................................... 241 Dr. jur. ............................................. 237 Dr. med. ........................................... 267 Dr. phil. ...213, 215, 217, 219, 221, 223, 227, 229, 231, 233, 235, 281, 283 Dr. rer. nat. ...... 225, 255, 257, 259, 261, 263, 265 Dr. rer. oec. ...................................... 247 Dr. rer. pol. ...................... 239, 243, 245 Dr. sc. agr. ....................................... 269 Dr. theol. .......................................... 211 Dr.-Ing. ........... 249, 251, 253, 271, 273, 275, 277, 279
Finanzierungsformen Berufstätigkeit nichtwissenschaftliche......... 216, 219, 238, 240, 266, 278, 281, 282 wissenschaftliche ........ 212, 214, 218, 220, 222, 224, 226, 231, 232, 234, 236, 242, 244, 246, 248, 250, 252, 254, 256, 260, 262, 264, 266, 268, 270, 272 Finanzierungsform, weitere ..... 231, 236, 240, 258, 266, 281 Stipendium ...... 210, 214, 220, 226, 228, 248, 252, 260, 274, 276
326
Anhang
Universität
Fakultät
Bayreuth............................................237 Berlin, FU .........................................266 Berlin, TU .................................248, 274 Dresden.............................................250 Duisburg-Essen.........................246, 270 Erlangen-Nürnberg ...........252, 256, 272 Flensburg ..........................................242 Freiburg im Breisgau ........................212 Göttingen ..........................220, 258, 268 Hamburg ........... 231, 235, 238, 254, 283 Hannover...................................260, 264 Heidelberg.........................................217 Kiel ...................................................227 Leipzig ..............................................224 Lyon (Frankreich), Université Jean Moulin Lyon III............................240 München, LMU ........................218, 280 München, TU....................................276 Münster.............................................210 Passau ...............................................228 Potsdam ............................................262 Trier ..................................................222 Tübingen...........................................214 Witten / Herdecke .............................244 Wuppertal .................................233, 278
Agrarwissenschaften ........................ 268 Architektur ....................................... 277 Bauingenieurwesen .......................... 278 Biologie............................................ 261 Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie.................................. 225 Charité, Universitätsmedizin Berlin ........................................... 267 Chemie ............................................. 256 Erziehungswissenschaften........ 231, 233 Evangelische Theologie ................... 210 Geografie.......................................... 264 Geschichts- und Kunstwissenschaften.................... 281 Informatik......................................... 250 Institut d’Administration des Entreprises ............................ 240 Institut für Management ................... 242 Kulturgeschichte und Kulturkunde ................................. 282 Kulturwissenschaften ....................... 214 Maschinenwesen .............................. 270 Mathematik und Naturwissenschaften .................... 262 Neuphilologie................................... 217 Pharmazie......................................... 258 Philosophie und Sozialwissenschaften ................... 235 Philosophie................212, 220, 227, 228 Physik und Verfahrenstechnik.......... 248 Physik............................................... 254 Rechtswissenschaft........................... 237 Sprach- und Literaturwissenschaften ..................... 218, 223 Technische Fakultät.................. 252, 272 Verfahrenstechnik und Thermodynamik.......................... 274 Verwaltungswissenschaft ................. 238 Wirtschaftswissenschaften ....... 244, 246