I Annette Hoff Recht und Landschaft
II
Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Herausgegeben ...
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I Annette Hoff Recht und Landschaft
II
Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Herausgegeben von Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer
Band 54
Walter de Gruyter · Berlin · New York
III
Annette Hoff
Recht und Landschaft Der Beitrag der Landschaftsrechte zum Verständnis der Landwirtschafts- und Landschaftsentwicklung in Dänemark ca. 900–1250
Walter de Gruyter · Berlin · New York
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Ü Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt
ISBN-13: 978-3-11-019037-3 ISBN-10: 3-11-019037-0 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar
© Copyright 2006 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, 10785 Berlin. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Einbandgestaltung: Christopher Schneider, Berlin Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen
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Vorwort Im Jahre 1998 verteidigte ich an der Universität Aarhus meine Untersuchung Lov og landskab. Landskabslovenes bidrag til forståelsen af landbrugs- og landskabsudviklingen i Danmark ca. 900–1250. Diese kombiniert das heute zugängliche archäologische Wissen über die Landwirtschaft in dieser Epoche mit einer Analyse der dänischen Landschaftsrechte und der darin enthaltenen Aussagen zu den landwirtschaftlichen Verhältnissen. Es gelang mir, mit Hilfe einer rechtshistorischen Untersuchung der landwirtschaftlichen Kapitel der Rechtsbücher, verschiedene chronologische Schichten nachzuweisen und die zeitliche Entwicklung zentraler landwirtschaftsbezogener Verhältnisse zu beschreiben. Sofern es das Material erlaubte, sollte ermittelt werden, wie die landschaftliche und landwirtschaftliche Realität in der Zeit von 900–1250 aussah, die zur Entstehung der vielen Rechtsregeln führte. Die Untersuchung der dänischen Rechtsbücher wurde mit Rechtsbestimmungen aus den Teilen Nordwesteuropas ergänzt, die mit Dänemark vergleichbar waren: aus Schweden, England, Irland und Teilen des Frankenreiches. Die Miteinbeziehung dieses nichtdänischen Rechtsmaterials erlaubte einen Vergleich der Entwicklung in Dänemark mit dem übrigen Nordwesteuropa. Die Verknüpfung verschiedener Fachgebiete wie Archäologie, Landwirtschaftsgeschichte, Rechtsgeschichte und Philologie ermöglichte zudem ein größeres Verständnis der landschaftlichen und landwirtschaftlichen Entwicklung in Dänemark in diesem Zeitabschnitt. Nachdem ich die Hauptpunkte der Untersuchung auf einer englischen und später auf einer deutschen Tagung vortragen konnte, wurde ich 2002 vom Verlag Walter de Gruyter aufgefordert, eine Übersetzung des Buches vornehmen zu lassen, was ich freudig begrüßte. Die vorliegende Ausgabe enthält kleinere Korrekturen, die aufgrund der Kommentare, die 1998 bei der Verteidigung der Untersuchung vorgetragen wurden, mit aufgenommen wurden. Bei zentralen mittelalterlichen Rechtsbegriffen wurde auf Klaus von Sees deutschsprachige Ausgabe von Jyske Lov (Das jütsche Recht) zurückgegriffen. Die Leser der vorliegenden Abhandlung, die an einer vertiefenden Erläuterung der mittelalterlichen Landwirtschafts- und Rechtsbegriffe interessiert sind, möchte ich auf von Sees Wörterverzeichnis hinweisen. Viele der altdänischen landwirtschaftlichen und rechtlichen Begriffe konnten jedoch
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Vorwort
nicht so exakt übersetzt werden, wie es nötig wäre, und so wurde die ursprüngliche altdänische Form beibehalten, der jedoch immer eine deutsche Erklärung folgt. An dieser Stelle möchte ich Statens Humanistiske Forskningsråd, der die Übersetzungsarbeit finanzierte, meinen großen Dank aussprechen, sowie Lilian Matthes M.A., Haderslev Museum, und Christine Loch M.A., Wittmar, die mit großer Einsicht die Übersetzung vornahmen, die in einer fruchtbaren Zusammenarbeit entstand. Auch möchte ich Professor Dr. W. Haio Zimmermann, Wissenschaftlicher Direktor des Niedersächsischen Instituts für historische Küstenforschung in Wilhelmshaven, und Docent, dr. phil. Karl-Erik Frandsen, SAXO Instituttet, Københavns Universitet meinen herzlichsten Dank aussprechen, der mir immer mit guten Ratschlägen und Hilfestellungen zur Seite stand. Ein ebenso großer Dank geht an Professor Dr. Heiko Steuer, die treibende Kraft hinter diesem Übersetzungsprojekt. Schließlich soll mein größter Dank an den Walter de Gruyter-Verlag gehen, der diese Untersuchung herausgibt. Horsens, Januar 2006
Annette Hoff
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis Vorwort
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1. Die Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die dänischen Landschaftsrechte . . . . . . . . . . . Valdemars Sjællandske Lov . . . . . . . . . . . . . Skånske Lov und Paraphrase von Anders Sunesen Jyske Lov . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eriks Sjællandske Lov . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kirchengesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Rechtsbildung in Dänemark . . . . . . . . . . Nichtdänische Rechtsquellen . . . . . . . . . . . . . Schwedische Rechtsquellen . . . . . . . . . . . . . Englische Rechtsquellen . . . . . . . . . . . . . . Irische Rechtsquellen . . . . . . . . . . . . . . . . Fränkische und deutsche Rechtsquellen . . . . . . Andere Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Archäologische Quellen . . . . . . . . . . . . . . Bilder und Karten . . . . . . . . . . . . . . . . . . Naturwissenschaftliche Untersuchungen . . . . . Philologisches Material . . . . . . . . . . . . . . . Methode der Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1 1 4 6 9 11 13 14 14 18 18 24 30 31 35 36 36 36 37 37
2. Hof und Dorf . . . . . . . . . . . . . . Hofgebäude . . . . . . . . . . . . . . . Saal- und Feuerhaus mit Inventar . . Andere Wohnhäuser . . . . . . . . . Stall, Viehhaus und Viehpferch . . . Schweinestall/Koben . . . . . . . . . Lægarth, Rutenberg und Heuhaufen . Scheune/Speicher und Scheunenhof Werkstatt, Webhütte und Badehaus . Mühle . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung: Die Hofgebäude . .
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39 39 44 56 58 62 63 65 68 69 82
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Inhaltsverzeichnis
Die Hofstätte (toft) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Innerhalb der Einhegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wandersiedlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hofstättenbezeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die tatsächliche Lage der Hofstätten (toft) . . . . . . . . . Die Einzäunung der Hofstätten . . . . . . . . . . . . . . . Die Hofstätte und die Parzellenverteilung (Sonnenteilung) Hofstattabgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Größe der Hofstätten . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anbau auf der Hofstätte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung: Die Hofstätte . . . . . . . . . . . . . . . . Die Torpe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ortsnamen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Landschaftsrechte und die Torpe . . . . . . . . . . . . Gründung der Torpe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neues Land unter dem Pflug . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Torpgröße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Torp und die Landschaft . . . . . . . . . . . . . . . . Die Flurgrenzen zwischen Hauptdorf und Torp . . . . . . Zusammenfassung: Die Torpe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Der bewirtschaftete Boden . . . . . . . . . . . . . . . . . . Utlænde (Außenfelder) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Utlænde, utior¼ und olli . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ollande . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung: utlænde (Außenfelder) . . . . . . . . . . Ornum und Stuf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ornum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ursprung des Ornum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stuf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Flurgrenzen und Stuf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung: Ornum und Stuf . . . . . . . . . . . . . Anbausysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Celtic fields . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andere Ackerbauspuren . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Anbausysteme der Landschaftsrechte . . . . . . . . . Blockfluren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das aufkommende Gewannflurensystem . . . . . . . . . Das voll entwickelte Gewannflurensystem . . . . . . . . Die Landverteilung in der Zeit des Gewannflurensystems Zusammenfassung: Die Anbausysteme . . . . . . . . . . . .
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86 86 87 89 91 96 99 103 109 121 125 127 128 129 130 132 138 140 143 146
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149 149 151 153 156 158 159 161 162 168 172 173 175 180 184 185 192 202 209 222
IX
Inhaltsverzeichnis
4. Das unbestellte Land . . . . . . . . . . . . . . . . . Weideland und Viehhaltung . . . . . . . . . . . . . Das Weideland . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hirten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unrechtmäßiges Weiden . . . . . . . . . . . . . Die Haustiere im archäologischen Fundmaterial Der Wert der Haustiere . . . . . . . . . . . . . . Wenn Haustiere töten und getötet werden . . . Zusammenfassung: Weideland und Viehhaltung . . Der Wald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Waldgrenze und Eigentumsrecht . . . . . . . . Der Allmendewald . . . . . . . . . . . . . . . . Tierhaltung im Wald . . . . . . . . . . . . . . . Laubfütterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wilde Tiere und die Jagd . . . . . . . . . . . . . Holzschlag im Wald . . . . . . . . . . . . . . . Holzschlag im Allmendewald . . . . . . . . . . Schälen der Rinde am stehenden Baum . . . . . Zusammenfassung: Der Wald . . . . . . . . . . . . Straßen und Wege . . . . . . . . . . . . . . . . . . Adelvej (Hauptweg) . . . . . . . . . . . . . . . . Herredsvej (Bezirksweg) . . . . . . . . . . . . . Kongevej (Königsweg/Heerstraße) . . . . . . . . Kirchweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mittelweg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Private Wege zu Mühlen oder Hofstätten . . . . Unrechtmäßige Wege . . . . . . . . . . . . . . . Wegekonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . Brücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wegefrieden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung: Straßen und Wege . . . . . . .
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225 225 226 232 238 246 250 260 265 267 269 274 280 282 286 296 301 303 308 309 310 313 314 319 321 322 324 325 328 335 338
5. Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Einfluss des kanonischen Rechts auf die Landschaftsrechte Forschungsstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der erste christliche Einfluss . . . . . . . . . . . . . . . . . Fehderecht und Mannbuße (Wergeld) . . . . . . . . . . . . Kollektivschuld oder persönliche Verantwortung . . . . . . Gefolge und Mittäterschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gottesfrieden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heerwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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341 341 341 346 352 355 357 358 361
X
Inhaltsverzeichnis
Eisenprobe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geschworene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eidbeweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeugenbeweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wahrmänner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berufung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erbrecht und Testament . . . . . . . . . . . . . . . . Rechte Gewere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung: Der Einfluss des kanonischen Rechts 6. Zusammenfassung und Schlussfolgerung Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . Die Quellen . . . . . . . . . . . . . . . Der Hof und das Dorf . . . . . . . . . . Hofgebäude . . . . . . . . . . . . . . Die Hofstätte . . . . . . . . . . . . . Die Torpe . . . . . . . . . . . . . . . Das bewirtschaftete Land . . . . . . . . Die Außenfelder . . . . . . . . . . . Ornum und Stuf . . . . . . . . . . . Die Anbausysteme . . . . . . . . . . Das unbestellte Land . . . . . . . . . . Weideland und Viehhaltung . . . . . Der Wald . . . . . . . . . . . . . . . Wege . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schlussfolgerung . . . . . . . . . . . . . .
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363 365 368 370 372 375 376 379 380
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381 381 381 382 382 384 385 386 386 386 387 388 388 389 390 391 391
English Summary . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 395 7. Gedruckte Quellen und Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . Gedruckte Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Rechtsquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abkürzungen und Jahreszahlen . . . . . . . . . . . . . . . Kapitel aus den Rechtsbüchern, die sich mit landwirtschaftlichen Themen beschäftigen . . . . . . . . . . . . . . . . . Register
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409 409 410 422 422
. . 423
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Einleitung
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1. Die Quellen Einleitung Die Landschaftsrechte sind eine hinreißende Lektüre. Sie enthalten viele Details zu den verschiedenartigen Problemen der mittelalterlichen Gesellschaft und laden zu näheren Studien ein. Auch die Informationen über die landwirtschaftlichen Verhältnisse scheinen unerschöpflich zu sein. Die Rechtsbücher geben Aufschluss über entlaufene Haustiere, vernachlässigte Einhegungen, Brände in Schweineställen, überschwemmte Mühlenwege, abgeerntete Felder und vieles mehr. Seite für Seite können wir über die alltäglichen Probleme der landwirtschaftlichen Gemeinschaft lesen. Dabei wird schnell deutlich, dass diese Quelle auf einzigartige Weise die Landwirtschaft des frühen Mittelalters beleuchten kann. Aber dann stellen sich auch die Probleme ein. Wie und wann sind diese zahlreichen Rechtsvorschriften eigentlich entstanden? Kann man darauf vertrauen, dass die Gesetze in der realen Welt befolgt wurden? Werden alle Aspekte der Landwirtschaft besprochen oder gibt es Lücken? Gibt es Zeichen einer chronologischen Entwicklung innerhalb der Landwirtschaft oder zeichnen die Rechtsbücher ein statisches Bild? Wozu können wir diese vielen Informationen tatsächlich benutzen? Diese und andere Fragen haben mich beim Schreiben dieses Buches beschäftigt, in der Hoffnung, hiermit einige Fragen beantworten zu können und dadurch die landschaftlichen und landwirtschaftlichen Verhältnisse der vor- und frühmittelalterlichen Zeit näher zu beleuchten. Unter dänischen Rechtshistorikern und Philologen ist seit langem bekannt, dass die vier dänischen Landschaftsrechte – Valdemars Sjællandske Lov (VSL), Skånske Lov (SL), Jyske Lov (JL) und Eriks Sjællandske Lov (ESL) – verschieden alte Gesetzesvorschriften enthalten. D. h., jedes einzelne in unserer heutigen schriftlichen Form niedergelegte Rechtsbuch enthält „Schichten“, die älter sind als der Zeitpunkt der Niederschrift. Die Rechtsbücher wurden zudem über eine Zeitspanne von fast 100 Jahren niedergeschrieben, und somit gibt es eine chronologische Verschiebung, die für den Inhalt der Rechtsbücher eine Rolle spielt. Wir wissen außerdem, dass die dänischen Rechtsvorschriften massiv vom kanonischen Recht beeinflusst wurden. Dieser kirchliche Rechtseinfluss lässt sich relativ genau im Vergleich zum älteren dänischen Recht aufzeigen.
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Die Quellen
Mit diesem Wissen als Ausgangspunkt lautet meine These, dass es möglich sein muss, in den landwirtschaftsrechtlichen Kapiteln die älteren Rechtsvorschriften, also diejenigen ohne sichtbare Einflüsse aus kanonischem Recht, und die jüngeren Vorschriften zu unterscheiden. Sofern sich dies wirklich nachweisen lässt, ist das Ziel der vorliegenden Arbeit Folgendes: Nachdem die chronologischen Schichten in den landschaftsrechtlichen Kapiteln freigelegt sind, könnten die faktischen Inhalte der Regeln die landschaftsbezogene, landwirtschaftliche und gebrauchsrechtliche Wirklichkeit beleuchten, welche die Grundlage für die Rechtsvorschriften gebildet haben muss. Eine Rechtsvorschrift muss ja aufgrund von vorhandenen Konflikten in der Wirklichkeit entstanden sein, der Wirklichkeit, die zum Zeitpunkt der Entstehung Gültigkeit hatte. Das bedeutet, dass das Studium der landwirtschaftlichen Kapitel der Landschaftsrechte einen Einblick in die Entwicklung der Agrarlandschaft in den Jahrhunderten vor und um die Zeit der ersten schriftlichen Niederlegungen geben können. Vor diesem Hintergrund sollen die Teilelemente der Agrarlandschaft analysiert werden: 1. Das Dorf selbst mit seinen Höfen, die Hofstätten (tofter), Forte und Neusiedlerdörfer (torper), 2. das bewirtschaftete Ackerland mit Sondereigentum (særjorder) und Feldsystemen, und 3. der nicht bewirtschaftete Boden mit Weidegründen, Wäldern und Wegen. Soweit es das Material erlaubt, werden diese Landschaftselemente aus der Zeit zwischen ca. 900 und 1250 berücksichtigt. Da die landwirtschaftsbezogenen Aussagen der Landschaftsrechte schon in vielen verschiedenen isolierten Kontexten verwendet wurden (meistens aus den übersetzten Ausgaben der Gesetzestexte), sollen die Analysen der landwirtschaftlichen Kapitel mit Hilfe der transliterierten Handschriftenausgaben als Gesamtheit vorgenommen werden. Bevor man mit einer solchen Analyse beginnt, müssen einige Fragen bezüglich des Gebrauchs dieser normativen Quellen geklärt werden. Dazu zählen der sprachliche Inhalt der Rechtsbücher, der Charakter der mittelalterlichen Rechtsbildung und der Einfluss des kanonischen Rechts auf die dänische Rechtsentwicklung. Die Verwendung von normativen Quellen beim Versuch einer näheren Beschreibung der konkreten Agrarverhältnisse, die den Hintergrund für die niedergelegten landschaftsrechtlichen Gesetzeskapitel bilden, ist eine schwierige Angelegenheit. Die Umstände, die zur Entstehung der Rechtsbücher geführt haben, zeigen viele Aspekte, die alle ihren Inhalt beeinflusst haben. Der Zweck der Gesetze bestand natürlich nicht darin, unmittelbar darüber Auskunft zu geben, wie die dahinterliegende Gesellschaft einzurichten sei. Die Gesetze
Einleitung
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formulierten lediglich die ideale Lösung rechtlicher Zwistigkeiten, und aus diesem Grund muss die Interpretation mit größter Sorgfalt stattfinden. Wir können nicht wissen, ob die Gesetze tatsächlich befolgt wurden, und höchstwahrscheinlich widersprach ein Teil der Rechtskapitel der herrschenden Rechtsauffassung. Selbstjustiz war möglicherweise weit verbreitet. Das grundlegende Wesen der mittelalterlichen Rechtsbildung bestand darin, dass der König prinzipiell weder neue Gesetze erlassen noch bestehende ändern konnte, d. h. eine eigentliche zentrale gesetzgebende Macht gab es in älterer Zeit nicht. Aus diesem Grund war die Gesetzwerdung sehr kompliziert, und ein Großteil entsprang einer mündlichen Überlieferung in einer praktisch schriftlosen Gesellschaft. Das führt dazu, dass die Entstehungszeitpunkte der Rechtsvorschriften nur sehr schwer festzustellen sind. Hinzu kommt, dass die Landschaftsrechte kasuistisch sind, d.h. die Vorschriften werden nur in direkter Verbindung mit einer konkret entstandenen Angelegenheit erwähnt. So sind systematische Informationen zur Lösung des Problemkomplexes bei weitem nicht zugänglich. Man bekommt lediglich einen sporadischen Einblick in genau die Angelegenheiten, die zu einer Rechtsstreitigkeit führten. Das Wissen über das betreffende Themengebiet bleibt somit natürlich unsystematisch und voller Lücken. Dieses gilt jedoch kaum für das Erbrecht, das in sämtlichen Landschaftsrechten äußerst detailliert und ausführlich behandelt wird. Handelt es sich jedoch um die landwirtschaftlichen Gegebenheiten, das Hauptthema dieses Buches, sind die Informationen von Zufälligkeit geprägt. Hier begegnen uns fast nur Haustiere, die Unfälle verursacht haben, nicht gewartete Zäune, gesperrte oder überschwemmte Wege, abgebrannte oder zerstörte Häuser, von Vieh zertrampelte Äcker usw. Nur sehr selten wird darüber berichtet, wie man das Vieh versorgte oder melkte, wie Zäune gebaut, Wege oder Brücken angelegt wurden, wie die Häuser eingerichtet waren und wie Getreide gesät oder geerntet wurde. In der Regel können aber genau diese Informationen in diesem Zusammenhang interessant sein, man muss sich jedoch häufig damit begnügen, dass die Rechtsbücher lediglich erzählen, dass es Haustiere, Zäune, Wege und Brücken, Äcker und Häuser gab. Um die Details zu erkunden, müssen wir oft auf andere Quellengruppen zurückgreifen, z.B. archäologische Ergebnisse. Außerdem werden ältere und jüngere Rechtsquellen aus Schweden, Irland, England und dem fränkischen Gebiet herangezogen. Somit können ergänzende Informationen aus Gebieten, die landschaftlich einigermaßen mit den dänischen vergleichbar sind, einen Beitrag leisten. Die dänischen Rechtsbücher enthalten, wie schon erwähnt, eine beeindruckende Menge Daten. Die vier dänischen Landschaftsrechte bilden somit auch das umfassendste Quellenmaterial überhaupt zur Beleuchtung
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Die Quellen
der damaligen Landwirtschaft. Unter Aufwendung größter Sorgfalt muss es möglich sein, dieses umfangreiche Quellenmaterial für eine Gesamtanalyse der Landwirtschaft und der Landschaftsentwicklung in den Jahrhunderten um den Entstehungszeitpunkt der Landschaftsrechte zu nutzen.
Die dänischen Landschaftsrechte Die vier dänischen Landschaftsrechte bilden die Hauptquellen für diese Untersuchung. Ihre Entstehung basiert auf einer langen mündlichen Rechtstradition, bevor sie im 12. und 13. Jahrhundert schriftlich niederlegt wurden. An dieser Stelle sollen kurz die Beziehungen der Rechtsbücher untereinander erläutert werden, wie auch deren ältesten Handschriften, die Quellenausgaben und die heute zugänglichen Übersetzungen. Aus den 1940er Jahren liegen zwei Standardwerke als Quellenausgaben vor, die beide sämtliche dänische Landschaftsrechte, Anders Sunesens Paraphrase von Skånske Lov sowie einige andere Gesetzestexte enthalten. Vor ihrem Erscheinen gab es keine vollständigen und quellentreuen Ausgaben. Die Kolderup-Rosenvinge-Ausgabe von 1821–46, „Samling af gamle danske Love“ enthielt nicht Valdemars Sjællandske Lov und Skånske Lov, außerdem bezog sich die Ausgabe nur auf eine begrenzte Anzahl Handschriften. Thorsens „Danmarks gamle Provindslove“, 1852–53 herausgegeben, bezog sich ebenfalls nur auf eine begrenzte Anzahl Handschriften und kann den heutigen Anforderungen an eine Quellenausgabe nicht entsprechen, besonders wenn man weiß, dass es mehrere hundert Handschriften der dänischen Landschaftsrechte gibt. In den Jahren 1932–61 gab die dänische Sprach- und Literaturgesellschaft unter der Leitung von Brøndum-Nielsen „Danmarks gamle Landskabslove med Kirkelovene“, Bd. I–VIII heraus. Die ältesten komplett erhaltenen Handschriften der einzelnen Rechtsbücher bildeten die Grundlage für die Ausgabe, wobei ein überaus detaillierter Variantenapparat dem Leser ermöglicht, Einblicke in die variierenden Schreibweisen der vielen Handschriften zu bekommen. Hierzu gehören auch Wortwahl, Synonyme und Syntax. Die Beziehungen der Handschriften untereinander werden geklärt, außerdem werden sie nach Herkunft und Alter in größere Handschriftengruppen eingeordnet. Nur eine Handschrift von Jyske Lov, die Flensburg-Handschrift, erschien als Faksimileausgabe. Die meisten Handschriften befinden sich im Arnamagnaeaischen Institut der Universität Kopenhagen, in der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen, im Reichsarchiv in Kopenhagen, aber auch in ähnlichen Archiven und Bibliotheken in Norwegen und Schweden sowie in Privatarchiven.
Die dänischen Landschaftsrechte
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Abb. 1. Die dänischen Landschaftsrechte
Von 1945–48 gaben Erik Kroman und Stig Iuul die „neudänische“ Ausgabe der vier Landschaftsrechte heraus: „Danmarks gamle Love på nutidsdansk“. Hier wurden die selben Haupthandschriften als Grundlage verwendet, die auch der großen transliterierten Ausgabe als Vorlage dienten. Früher gab es nur vereinzelte Übersetzungen von Eriks Sjællandske Lov und Jyske Lov: ESL von Kolderup-Rosenvinge von 1821 sowie Skautrups Übersetzung von JL von 1933 und 1941. Für die damaligen Verhältnisse sind die Übersetzungen von Kroman und Iuul ausgezeichnete Arbeiten mit detaillierten Kommentaren. Sie beziehen einige der anderen Handschriftenvarianten mit ein, das Sachregister ist recht umfassend, und schließlich werden die Beziehungen der einzelnen
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Die Quellen
Handschriftengruppen untereinander gut erläutert. Außerdem gibt es eine rechtshistorische Einleitung. Was trotzdem gegen eine ausgedehnte Verwendung dieser Übersetzung spricht, ist, dass es doch relativ viele Diskrepanzen zwischen der Übersetzung und den Handschriften gibt, wenn es ins Detail geht. Viele der beobachteten Übersetzungsfehler sind allem Anschein nach durch mangelnde Einsicht und Verständnis der landschaftlichen Entwicklung in der späten Wikingerzeit und im frühen Mittelalter begründet. Einige dieser Fehler sind jedoch unverschuldet, denn unser Wissen auf dem Gebiet hat sich innerhalb der letzten Jahrzehnte erheblich vergrößert. Eine genauere Übersetzung wäre jedoch wünschenswert gewesen. Die meiner Meinung nach größte Schwäche der Übersetzung von Kroman und Iuul sind die fehlende Konsequenz und Genauigkeit in der Wortwahl. Oft wurden gleichlautende Wörter aus verschiedenen Stellen der altdänischen Handschriften unterschiedlich übersetzt, was regelmäßig zu Problemen führen kann, wenn man sich ausschließlich auf die Übersetzung stützt. Da Brøndum-Nielsens transliterierte Ausgabe in acht Bänden einen großen Variantenapparat enthält, in dem der Wortlaut sämtlicher Handschriftengruppen wiedergegeben wird, bildet diese Ausgabe die Grundlage für die vorliegende Arbeit. Aufgrund der beobachteten Diskrepanzen habe ich die Rechtsbestimmungen bei Kroman und Iuul, die meiner Meinung nach mangelhaft übersetzt wurden, mit Kommentaren versehen.
Valdemars Sjællandske Lov Das älteste dänische Rechtsbuch ist allem Anschein nach Valdemars Sjællandske Lov (VSL). Dem Namen zum Trotz hat es keine königliche Bestätigung erhalten, sondern ist ausschließlich ein Rechtsbuch mit aufgezeichneten Rechtsvorschriften, die zum Zeitpunkt der Niederschrift gültig waren. Der Geltungsbereich des Rechtsbuches umfasste die Insel Seeland sowie die Inseln Lolland, Falster und Møn (Kroman 1945, V). Aus philologischer Sicht herrschte einige Unsicherheit über den Zeitpunkt der Niederschrift. Die Lösung dieses Problems wurde nicht einfacher aufgrund der Tatsache, dass das Rechtsbuch in drei Ausgaben überliefert ist, die scheinbar unterschiedlich alt sind. Arvebog und Orbodemål (A&O) kennt man nur aus schonischen Handschriften. Es wurde vermutlich erstmals in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts niedergeschrieben, obwohl heute nur jüngere Ausgaben aus dem 15. Jahrhundert erhalten sind. Möglicherweise war A&O vor der Entste-
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hung von Skånske Lov in Schonen verbreitet und bildete offensichtlich die Grundlage für die Niederschrift von SL (Kroman 1946, VI). Valdemars Sjællandske Lov ist in den sogenannten Älteren (ÆR) und Jüngeren (YR) Editionen überliefert, die beide mehr jüngere Züge aufweisen als A&O. So ist hier beispielsweise von Schwurgericht die Rede und nicht von Eisenprobe, was für eine Datierung der Ausgaben in die Zeit nach 1216 spricht. Beide, ÆR und YR, repräsentieren eine jüngere Rechtsstufe als A&O, dennoch konnte eine Verwandtschaft zwischen den Schriften nachgewiesen werden. Die jüngeren und modernisierten Fassungen enthalten Rechtszüge, die älter sind als diejenigen in A&O (Kroman 1971–75, 111 ff.). Die jüngeren Fassungen von VSL sind in hohem Maße mit Skånske Lov (SL) verwandt, denn es gibt etliche Übereinstimmungen der familienrechtlichen und landwirtschaftlichen Kapitel aus SL und VSL. Das führte zu der Annahme, dass VSL ÆR sich auf SL stützt und deshalb jünger sein muss (Kroman, KLNM 19, 462). Somit müssten SL und VSL, wie aus der Beschreibung von SL unten hervorgehen wird, in beiden Richtungen verwandt sein. Dieser These wurde in den letzten Jahren jedoch widersprochen. Laut Inger Dübeck gab es womöglich eine noch ältere Vorlage für sowohl VSL als auch SL, und somit wären die ursprünglichen Texte der beiden Rechtsbücher in die Mitte des 12. Jahrhunderts zu datieren (Dübeck 1990, 402). Ole Fenger ist der Meinung, dass die Datierung der älteren Fassung von VSL in die Zeit nach 1216 unsicher sei (siehe auch Anhang über Eisenprobe): […] die Datierung nicht so sicher ist, wie bisher angenommen. Wenn Eriks Sjællandske Lov sowohl Eisenprobe als auch Geschworene erwähnt, wird dieser Zweifel bestärkt. Valdemars Sjællandske Lov ist wahrscheinlich in seiner gesamten Anlage in das 12. Jahrhundert zu datieren (Fenger 1983a, 100).
Dazu muss, meiner Meinung nach, hinzugefügt werden, dass das seeländische Kirchenrecht von 1171 die Eisenprobe zugunsten des Schwurgerichts abgeschafft hatte. Es war zwar das Recht der Kirche ihren eigenen Bauern gegenüber, aber wir sehen, dass die Eisenprobe bereits 40 Jahre vor dem päpstlichen Verbot von 1215 abgeschafft wurde. Für eine frühere Datierung von VSL ÆR als 1216 könnte auch Saxos Beschreibung eines Treffens auf Samsø im Jahre 1184 sprechen, wo sich der König und die Adeligen des Reiches trafen, um u.a. Verbesserungen der weltlichen Gesetze zu verhandeln: […] auf Samsø, wohin er einen großen Teil des Reichsadels bestellt hatte, nicht nur um diese Angelegenheit zu besprechen, sondern auch um die weltlichen Rechte des Reiches zu verbessern (Saxo, Ausg. 1898, 317).
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Die Quellen
Nach Dübeck wollte man eine schon existierende Rechtslage verbessern: Es hätte sich demnach um eine Verbesserung einer schon schriftlich niedergelegten Übereinkunft oder eines Rechtsbuchs handeln können, die bei den Machthabern oder Großbauern Unzufriedenheit hervorrief; es hätte auch um die Niederschrift einer noch nicht schriftlich fixierten Praxis gehen können, die sonst in Vergessenheit geraten wäre, wie es auch im Vederloven der Fall war (Dübeck 1990, 414).
Sowohl Poul Johannes Jørgensen als auch Erik Kroman hatten früher angenommen, dass es sich um die Erlassung eines Landschaftsrechts handelte (Jørgensen 1939, 60) oder um eine Überarbeitung des schon vorhandenen VSL in Form von A&O: Zweifelsohne hatte man früh das Bedürfnis, die engen Rahmen (des Gesetzes) zu erweitern. Besonders die Belange der Freibauern sollten vom Gesetz abgedeckt werden. Dies steht vielleicht im Zusammenhang damit, dass die Klasse der Gefolgsleute zu Beginn der 80er Jahres des 12. Jahrhunderts ihre eigene Gesetzgebung, „Vederlagsretten“, erhalten hatte (Kroman 1975, 174).
Die Quellenaussage Saxos gewinnt dadurch an Glaubwürdigkeit, dass sich die Episode zu seinen Lebzeiten abspielte. Saxos Darstellung des Erzbischofstreits 1159–62 zeichnet sich durch große chronologische Genauigkeit aus, wie Michael Gelting beobachten konnte. Er schlussfolgert, dass sich Saxo auf verschiedene ältere Quellen berufen haben muss, die ihm einen genauen chronologischen Ablauf der Ereignisse schilderten. Dass dieses chronologische Gerüst dann Grundlage einer sehr tendenziösen Schilderung wurde, ist eine andere Geschichte (Gelting 1980, 336).
Von der Begegnung auf Samsø schreibt Saxo leider nur, dass die Versammlung stattfand, um die Gesetze des Reiches zu verbessern – die Ergebnisse sind nicht bekannt. Angesichts dieser Tatsache schließe ich mich P. J. Jørgensen, Kroman und Dübeck an und gehe davon aus, dass VSL ÆR noch vor dem Jahr 1200 niedergeschrieben wurde. Da die Handschriften offenbar sehr viele jütländische Wörter enthalten, wurde die Möglichkeit diskutiert, ob Valdemars Sjællandske Lov (VSL) in Wahrheit im jütländischen Rechtsbereich entstand. Besonders BrøndumNielsen vertritt diese Auffassung und führt an, dass die Handschrift „Arvebog“ von VSL in Viborg verfasst worden sein sollte (Brøndum-Nielsen 1971–73, 107 ff.). Sowohl Gerd Wellejus als auch Anders Bjerrum haben überzeugend dargelegt, dass die jütländische Sprachfärbung eher als eine philologische Neuinterpretation der seeländischen altdänischen Rechtssprache gesehen werden sollte. Es handelt sich also nicht um Jütländisch, sondern die alt-
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dänische Rechtssprache an sich enthielt „jütländische“ Elemente (Bjerrum 1960, 214 und Wellejus 1972, 139). Die Darlegungen von Bjerrum und Wellejus scheinen wohlfundiert, und es entbehrt deshalb jeder Grundlage, wenn Fenger die ursprüngliche These von Brøndum-Nielsen wieder aufleben lässt (Fenger 1991a, 45). Man muss wahrscheinlich akzeptieren, dass VSL keine Wurzeln im jütländischen Rechtsbereich hat, auch wenn der Handschriftenverfasser den verlockenden Namen Johannes Jutæ trägt. Das Rechtsbuch wurde im seeländischen Rechtsbereich niedergeschrieben. Es ist also überaus schwierig, eine genaue Jahreszahl für die erste schriftliche Niederlegung von VSL zu nennen. Wie die oben zitierten Autoren glaube ich jedoch auch, dass die erste schriftliche Ausgabe von VSL (sowohl Arvebog als auch die jüngeren Fassungen) aus den Jahren vor dem Ende des 12. Jahrhunderts stammen müssen. Möglicherweise folgte darauf eine spätere Fassung, welche die Eisenprobe vollständig aus dem Rechtsbuch entfernte. Daraus folgt, dass die aufgeschriebenen Rechtsvorschriften in VSL ÆR meiner Meinung nach keine Abschrift der Bestimmungen aus Skånske Lov sind, sondern dass die Beziehung eher umgekehrt ist – von VSL zu SL. Die Handschriften-Überlieferung von VSL ist etwas eigentümlich, denn es gibt einerseits sehr viele erhaltene Handschriften (insgesamt 201), andererseits ist A&O nur in jüngeren Handschriften zu Skånske Lov vorhanden (insgesamt 101). Eine frühere, jetzt verworfene These besagte, dass Arvebog und Orbodemål ein jüngeres sekundäres Recht des schonischen Rechtsgebietes sein sollte (Kroman, KLNM 19, 461). Andererseits sind ÆR und YR in 74 seeländischen Handschriften bewahrt, die teilweise sehr alt sind (Brøndum-Nielsen 1942, III). Die transliterierte Ausgabe von Brøndum-Nielsen enthält die Handschrift E.don.var. 136,4 (Rantzauische Handschrift) von 1463–83 als Grundlage für A&O. Die Handschrift Stockh. C 69 von ca. 1400 bildete bei der Transliteration von ÆR die Grundlage. YR ist bemerkenswerterweise in den ältesten Handschriften erhalten. Für die Transliteration wurde die Handschrift AM 455,12 verwendet, die Frater Johannes Jutæ um 1300 im Kloster von Sorø aufschrieb. Bei der Übersetzung von VSL in „Danmarks gamle Love på nutidsdansk“ wurden dieselben Handschriften verwendet.
Skånske Lov und die Paraphrase von Anders Sunesen Wie schon besprochen ist Skånske Lov (SL) eng mit bestimmten Teilen von Valdemars Sjællandske Lov verknüpft. SL ist jedoch viel überschaubarer und enthält u.a. mehr Details zu den landwirtschaftlichen Verhältnissen.
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Die Quellen
Auch dieses Landschaftsrecht muss als Rechtsbuch oder Rechtsaufzeichnung des geltenden Rechts im schonischen Gebiet bezeichnet werden, das im gesamten Mittelalter neben Schonen auch die Landesteile Halland, Blekinge und Bornholm umfasste. Skånske Lov ist in 192 Handschriften erhalten, davon ist eines in Runen verfasst und wird aus sprachlichen Gründen zu den ältesten gerechnet (AM 28,8, Codex runicus, vermutlich um 1300 erstellt). Die Runenhandschrift bildet die Grundlage für die transliterierte Ausgabe von BrøndumNielsen und auch für die Übersetzung Kromans. Bei einigen Lakunen wurde aus der Handschrift Stockh. B 76 von ca. 1300 ergänzt (BrøndumNielsen 1933, IX). Die Datierung der ersten schriftlichen Ausgabe von Skånske Lov lässt sich einkreisen, denn das Rechtsbuch beruft sich immer noch auf die Beweisführung durch die Eisenprobe, d. h. es ist älter als 1216; es enthält aber einige der Bestimmungen aus der Totschlagsverfügung von König Knud VI. vom 28. 12. 1200 und muss somit jünger sein als diese. Verglichen mit der Verfügung von König Knud VI. scheint es jedoch einige Unstimmigkeiten zu geben, weshalb auch vorgebracht wurde, dass die erste schriftliche Ausgabe von SL vielleicht doch älter ist, als die bisher bekannte älteste Ausgabe (J. U. Jørgensen, KLNM 16, 82). Im Gegensatz zu den übrigen Landschaftsrechten ist SL nicht in Bücher, sondern in Kapitel eingeteilt, die schon in der Runenhandschrift eingeführt waren. Kapitelüberschriften und Nummerierungen sind aber erst ab den jüngeren Handschriftengruppen bekannt. Das Rechtsbuch ist logisch aufgebaut und klar nach verschiedenen Hauptthemen gegliedert. Die Struktur lehnt sich an die von A&O in VSL an, wobei sogar viele der Vorschriften identisch sind. Aber SL hat viele familien- und erbrechtliche Einschübe sowie landrechtliche Teile, während A&O im Großen und Ganzen nur Erbund Strafrecht enthält (Kroman, KLNM 19, 462). Wie VSL zeichnet sich auch SL dadurch aus, dass viele Relikte der mittelalterlichen Rechtsbildung enthalten sind. Viele gleichlautende Problemstellungen werden auf verschiedene Arten behandelt, was unterschiedliche Stadien in der Rechtsbildung widerspiegeln muss. Die Paraphrase von Anders Sunesen spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. „Liber Legis Scanie“ wird dem Erzbischof von Lund, Anders Sunesen (ca. 1167–1228), zugeschrieben. Es handelt sich dabei um eine Art Kommentar zu SL, und man kennt nur vier Handschriften, von denen die älteste (AM 37,4) von ca. 1300 stammt. Diese enthält jedoch so viele Fehler, dass man üblicherweise die jüngere Handschrift Ledreborg 13,16 aus dem beginnenden 15. Jahrhundert als Vorlage für Übersetzungen und Transliterationen nutzt (Brøndum-Nielsen 1933, LXX).
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Scheinbar ist die Paraphrase etwas jünger als Skånske Lov, sie bringt nämlich die „Ættebodsforordning“ (eine Verordnung zur Regelung der Bezahlung von Bußgeldern durch die Sippe) Valdemar Sejrs, die nicht im SL enthalten ist. Aber da die Beweisführung durch die Eisenprobe auch in der Paraphrase erwähnt wird, muss die Niederschrift vor 1216 erfolgt sein. In seiner Paraphrase kommentiert Anders Sunesen die meisten Kapitel im SL, außerdem hat er sie systematisiert und in eine logischere Reihenfolge gebracht. Die Paraphrase enthält zudem viele rechtswissenschaftliche Überlegungen und Definitionen von juridischen Begriffen, die in Skånske Lov zu finden sind. Dadurch sind der Nachwelt wertvolle Informationen über die grundlegenden Prinzipien der mittelalterlichen Rechtsbildung zugänglich. Vermutlich war der Grund für die Entstehung der „Paraphrase“ das rechtswissenschaftliche Interesse des Bischofs Anders Sunesen, es war wohl „seine Absicht, ein Lehrbuch für den Unterricht an der Domschule in Lund zu schreiben“ (J. U. Jørgensen, KLNM 16, sp. 83). Anders Sunesen verhält sich gegenüber dem ursprünglichen Text von Skånske Lov sehr loyal, und seine Paraphrase ist scheinbar kein Versuch, das bestehende Gesetz zu reformieren, da er nur die Rechtsvorschriften referiert und vertieft.
Jyske Lov Jyske Lov (JL) ist das einzige dänische Landschaftsrecht, das ein wirkliches Gesetz darstellte. In der Vorrede wird erwähnt, dass König Valdemar Sejr das Gesetz im März 1241 autorisierte. Somit ist dieses Gesetz genau datiert. JL ist das Landschaftsrecht, das in der größten Anzahl Handschriften überliefert ist, in ca. 240. Davon sind 160 auf Dänisch, 70 auf Deutsch oder Niederdeutsch und schließlich 10 in lateinischer Sprache verfasst. Die große Anzahl ist darauf zurückzuführen, dass JL am Ende des Mittelalters in ganz Dänemark Verbreitung fand, nicht nur im jütländischen Rechtsgebiet einschließlich Fünen und der südfünischen Inseln (Brøndum-Nielsen 1933, 1). Die älteste erhaltene Handschrift ist leider nicht diejenige von 1241, sondern ist ca. 40 Jahre jünger. Bis vor kurzem wurde der Codex Holmiensis 37 auf ca. 1350 datiert, aber es stellte sich jetzt heraus, dass die Datierung um das Jahr 1280 liegen muss. Der Schreiber Thomas G. war vermutlich bei Margrethe Sambiria, der Mutter Erik Glippings, angestellt, die 1282 starb (Abitz und Ørberg 1991, 23). Ähnlich datiert ist die Flensburg-Handschrift, die in der transliterierten Ausgabe von Brøndum-Nielsen als Faksimile herausgegeben ist. Sie ent-
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hält eine Vielzahl von Lakunen und fehlerhaften Abschreibungen und ist deshalb als Grundlage für eine transliterierte Ausgabe ungeeignet. Dazu wählte man seinerzeit die Handschrift NkS 295,8 (Königliche Bibliothek, Kopenhagen) aus dem Jahr 1325. Trotz fehlender Vorrede und einiger kleinerer Lücken wurde diese Handschrift zu Beginn des 20. Jahrhunderts als älteste komplett erhaltene Ausgabe von JL angesehen (Brøndum-Nielsen 1933, XL). Wie auch VSL wurde JL in Bücher aufgeteilt. Es besteht aus drei Büchern mit jeweils 57, 114 und 68 Kapiteln, die mehr oder weniger systematisch nach Themen unterteilt sind. Scheinbar ist JL das einzige Landschaftsrecht, das eine ursprüngliche Kapiteleinteilung mit Überschriften enthielt. In vielerlei Hinsicht vertritt JL eine jüngere Rechtsstufe als die übrigen Rechtsbücher, aber auch sprachlich finden sich in JL die jüngsten Züge. Es ist jedoch unumstritten, dass zwischen JL und SL in vielen Punkten eine enge Beziehung bestand. Viele Bestimmungen in JL wurzeln im etwas älteren SL, obwohl sie im JL häufig in modernisierter Form auftreten. Besonders auffällig ist die formvollendete Vorrede, die JL von den anderen Landschaftsrechten unterscheidet. Die Vorrede diente später als Grundlage für die Vorrede im schwedischen Upplandslag. Die Vorrede basiert grundlegend auf kanonischen Rechtsprinzipien. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Abschrift, sondern um eine sehr versierte Handhabung und Umschreibung der bekannten kirchlichen Lehrsätze, u.a. aus den Gratianischen Dekreten. Die eingehenden Kenntnisse der kanonischen Rechtslehre lassen darauf schließen, dass der Verfasser der Vorrede ein Kirchenmann war. Tatsächlich deutet auch alles darauf hin, dass der rechtskundige Bischof von Viborg Gunner hierbei eine Hauptrolle spielte (N. K. Andersen 1941, 101). Um 1465 ergänzte der spätere Bischof von Viborg, Knud Mikkelsen, die lateinische Ausgabe von JL mit 136 sogenannten Glossen, die in Artikelform die jütländischen Rechtsvorschriften im Licht des geltenden kanonischen Rechts kommentieren. Knud Mikkelsens Glossen sind in 22 Handschriften erhalten, wobei sie der Nachwelt nur schwer zugänglich sind, da keine der Glossen in den Handschriften gleich lauten. Die lateinische und die altdänische Variante der Glossen sind in der transliterierten Ausgabe von Brøndum-Nielsen zu finden, aber bisher wagte sich kein Rechtshistoriker daran, die Glossen zu bearbeiten und zu kommentieren.
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Eriks Sjællandske Lov Das letzte und vermutlich jüngste der dänischen Landschaftsrechte ist Eriks Sjællandske Lov (ESL). Wie Valdemars Sjællandske Lov und Skånske Lov hat es den Status eines Rechtsbuches und ist kein eigentliches Gesetz. Es ist das umfangreichste der dänischen Rechtsbücher und enthält auch die schwierigste und umständlichste Sprache, häufig mit langen Reihen von verschachtelten Nebensätzen. Es wurde auch angezweifelt, ob sich die Bestimmungen dieses Rechtsbuches überhaupt mündlich wiedergeben lassen. Das Rechtsbuch ist in 93 Handschriften überliefert. In den jüngeren Handschriftengruppen finden wir es oft gemeinsam mit VSL, vereinzelt zusammen mit JL. Aus dem 14. Jahrhundert sind nur vier Handschriften erhalten, wobei AM 455,12 von ca. 1300 die vermutlich älteste darstellt. Diese Handschrift bildet die Grundlage für die transliterierte Ausgabe von Brøndum-Nielsen (Brøndum-Nielsen 1936, I). Es ist bemerkenswert, wie viele Handschriften von ESL es aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert gibt. Zu diesem späten Zeitpunkt war die Nachfrage nach diesem Rechtsbuch auf Seeland scheinbar besonders groß, nicht jedoch nach VSL (Brøndum-Nielsen 1936, I) Inhaltlich und strukturell ist ESL eng mit dem älteren VSL verknüpft. Die Aufteilung des Rechtsbuches in drei Kapitel folgt eng dem Aufbau von VSL, denn das erste Buch entspricht dem ersten Buch von Arvebogen in VSL, und das zweite Buch von ESL gibt die strafrechtlichen Abschnitte der Bücher II, III und IV in VSL wieder. Die Niederschrift von ESL sollte scheinbar die älteren Bestimmungen in VSL ergänzen, und aus dem Inhalt der verschiedenen Kapitel wird deutlich, dass es sich eher um eine Vertiefung und Ergänzung zu VSL handelt als um eine Abschrift (Kroman und Iuul 1945, I, X). Es gibt außerdem einige Parallelen zu Skånske Lov, aber auch in diesem Punkt eine Erweiterung zu den Bestimmungen in Skånske Lov. Es werden vor allem die prozessrechtlichen Umstände beschrieben. Die Datierung der Niederschrift von ESL ist dagegen recht unklar. Das Rechtsbuch ist zweifellos jünger als 1216, da die Beweisführung durch Eisenprobe an einigen Stellen durch das Schwurgericht abgelöst wurde. Vermutlich ist ESL einige Jahrzehnte jünger und somit gleichaltrig mit oder etwas jünger als JL von ca. 1250. Die Niederschrift des Rechtsbuches ist laut Kroman auf Eigeninitiative erfolgt, entweder von einer Einzelperson oder einem sehr engen Personenkreis. Vieles deutet darauf hin, dass dieses Rechtsbuch, verglichen mit dem älteren Valdemars Sjællandske Lov, erst gegen Ende des Mittelalters eine gewisse Verbreitung fand (Kroman und Iuul
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1945, I, XI). Skovgaard-Petersen hat durch Studien der Gesta Danorum von Saxo Aufschluss darüber geben können, dass es eine seeländische Gesetzesgebung zum Landesverrat gegeben haben muss, die erheblich älter war als die Niederschrift von ESL. Sie führt aber nicht direkt an, ob es sich dabei um ein älteres niedergeschriebenes Rechtsbuch handeln soll (SkovgaardPetersen 1987, 239).
Die Kirchengesetze Neben den vier besprochenen Landschaftsrechten werden noch zwei weitere Rechtsquellen berücksichtigt: Sjællandske Kirkelov und Skånske Kirkelov, die in den mittelalterlichen Handschriften der Landschaftsrechte enthalten sind. Das seeländische Kirchenrecht wird in das Jahr 1171 datiert und ist dem Text zufolge von Erzbischof Absalon erlassen worden. Das schwerer zu datierende schonische Recht soll vom Erzbischof Eskil erlassen worden sein. Die beiden Kirchengesetze sind eng verwandt, und Skånske Kirkelov muss deshalb zur gleichen Zeit wie das seeländische entstanden sein (Kroman, KLNM 10, Sp. 5). Der Inhalt dieser Rechtsquellen bezieht sich hauptsächlich auf geistliche Angelegenheiten zwischen der Kirche und ihren untergebenen Bauern und wurde daher in dieser Arbeit so gut wie gar nicht als Quellenmaterial berücksichtigt.
Die Rechtsbildung in Dänemark Die Rechtsbildung in der späten Wikingerzeit und im frühen Mittelalter ist seit Generationen Forschungsgegenstand von Rechtshistorikern, Sprachwissenschaftlern und Historikern. Die bisherigen Ergebnisse sind vielfältig und umfassend. An dieser Stelle sollen die ausführlichen Arbeiten dieser Autoren kurz erwähnt und die Hauptpunkte der Sichtweisen der philologischen und rechtshistorischen Forschung zur Entstehung der dänischen Landschaftsrechte im frühen Mittelalter wiedergegeben werden. Skautrup (1941), Karker (1991) und Ståhle (1958) charakterisierten die Rechtssprache folgendermaßen: Sie gehört in eine Zeit mit vielen älteren, unentwickelten Wörtern und vielen überlieferten Wortbildungen, was auf eine lange mündliche Tradition hindeutet (Skautrup 1941, 233). Reime, Merkverse und Alliterationen kommen üblicherweise in den Rechtstexten vor, was als eine Art juridische Gedächtnisstütze in einer schriftlosen Gesellschaft interpretiert wird (Karker 1991, 140 und Ståhle 1958, 181). Eine
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andere Deutung besagt, dass diese stark rezitierende Sprechweise ursprünglich für den mündlichen Vortrag gedacht war (Dübeck 1990, 403). Reminiszenzen des wikingerzeitlichen Dänisch finden sich in zahlreichen Zusammenhängen, sogar in Jyske Lov, das erst 1241 schriftlich verfasst wurde (Karker 1991, 130). Dieses Rechtsbuch ist geprägt von vielen geistlichen Leihwörtern griechischer oder lateinischer Herkunft sowie von etlichen deutschen Leihwörtern weltlicher Art. Die Sprache in Jyske Lov weist gleichzeitig deutliche Merkmale einer zum Lesen gedachten Sprache auf (Karker 1991, 142). Auch die seeländischen Rechtsbücher sind von der Niederschrift geprägt und werden als deutlich schriftlich ausgelegte Arbeit bezeichnet (Kroman 1971–73, 116). Verglichen mit Jyske Lov und Skånske Lov ist hier scheinbar nur wenig vom festen Rhythmus der mündlichen Rechtssprache erhalten (Diderichsen 1968, 81). Zusammenfassend muss die Rechtssprache als eine aus verschiedenen älteren Schichten zusammengesetzte Sprache bezeichnet werden. Sie enthält Reste einer mündlichen Rechtstradition mit vielen älteren Wörtern und Merkversen sowie eine jüngere Schicht mit ausländischen Leihwörtern kombiniert mit einer schriftlichen Rechtstradition. Diese chronologischen Schichten lassen sich auch im Prozessrecht verfolgen, das die Entwicklung der frühmittelalterlichen Rechtsbildung widerspiegelt. Die Niederschrift der Landschaftsrechte wurde vom Ende des 12. Jahrhunderts bis Mitte des 13. Jahrhunderts von den führenden Familien des Reiches und den einflussreichsten Personen der Kirche veranlasst: den Erzbischöfen Absalon und Anders Sunesen sowie Bischof Gunner aus Viborg. Ihre tiefgehenden Kenntnisse des kirchlichen Rechts spiegeln sich deutlich in den Rechtsbüchern wider (Dübeck 1990, 400). Die Niederschrift war jedoch der Endprozess einer jahrhundertelangen Entwicklung, in der die Entstehung der Rechtsvorschriften eine Antwort auf die neuen Bedürfnisse der Agrargesellschaft zur Regelung entstehender Konflikte war (Fenger 1983a, 47). Es war eine Gesellschaft, in der man keine Gesetzeserlasse der Zentralmacht akzeptierte. Es gab keine Zeugen, welche die Sachlage einer entstandenen Zwistigkeit klären konnten, man hatte keine Richter, die über das Strafmaß entschieden. Deshalb enthalten die ältesten Schichten der Landschaftsrechte stets dieselben drei Elemente: Erstens eine Darstellung des Rechtsstreits (was wurde gestohlen, zerstört oder nicht erfüllt, oder wer hatte wen verwundet oder umgebracht), zweitens den Reinigungseid, mit dem ein Beschuldigter sich unschuldig erklären lassen konnte, und drittens die Strafe, die in Form von Bußgeld, Ächtung, Tod durch den Strang oder Entschädigung verhängt werden konnte, falls der Eid nicht standhielt. Die mündlich überlieferte Rechtsvorschrift bezog sich auf die in früheren Zei-
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ten für eine ähnliche Gesetzesübertretung verhängte Strafe, und es war Aufgabe der Thingmitglieder, diese im Gedächtnis zu haben, um die Strafe im vorliegenden Rechtsstreit korrekt zu bemessen. Hinweise auf diesen Erinnerungsprozess finden sich in verschiedenen Rechtsbüchern wieder, wie z.B. in VSL III 22, ESL II 45, VSL ÆR 214 und JL II 21. Hier wird erwähnt, daß die Thingmänner aus dem Gedächtnis anführen mussten, wie ein Urteil in einer entsprechenden Angelegenheit gefällt worden war. Das Thing bestand aus 12 Thingmännern, die am „rechten Ort“ und zur „rechten Zeit“ einberufen werden sollten, damit die Thingversammlung als rechtens galt (ESL II 48). Wir wissen aber nicht, wer die 12 Thingmänner waren. Vermutlich waren es die angesehensten und gesetzeskundigsten Männer der Ortschaft oder der Region. Namentlich genannte Thingmänner, wie sie aus Schweden oder Island bekannt sind, sind in Dänemark nicht überliefert. Die Thingmänner waren nicht die einzigen, welche die Rechtsbildung prägten. Das wird u.a. in VSL ÆR 202–4 und SL 75–76 deutlich, wo auf einige verschiedene Interpretationen des geltenden Rechts bezüglich Grundverkauf und Abgabenregelung an den König hingewiesen wird. Das Problem des mündlichen Gewohnheitsrechts trat dann auf, wenn vorher noch nie da gewesene Sachverhalte auf dem Thing behandelt wurden. In diesen Fällen konnte es zu Rechtsstreitigkeiten kommen, denn es existierten keine älteren Referenzfälle, an die sich jemand erinnern konnte. An diesem Punkt konnten sich auch andere Beteiligte dazu äußern, was ihrer Meinung nach Recht war. Vielleicht waren auch einige der Thingmänner für eine, andere für eine andere Rechtsauslegung. In den Bestimmungen über die Abgaben bei Grundverkäufen in VSL und SL finden sich solche Situationen wieder. Im Laufe der Gesellschaftsentwicklung entstanden also neue Formen der Rechtszwistigkeiten. Erst nach der Entstehung der Aussiedlerdörfer (torper) kam es natürlich zu Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Hauptdörfern (adelbyer) und den Aussiedlerdörfern; erst als die Flurwirtschaft üblich wurde, wurden Streitigkeiten über die Instandhaltung der Flureinhegung aktuell, und erst als es tatsächlich viele Mühlen gab, entstand die Notwendigkeit, ihre Anzahl an den Auen zu regulieren etc. Der historische Kontext zeigt, dass einige der Rechtsbestimmungen älter sind als andere, und auch das Prozessrecht gibt Auskunft, ob wir es mit einem älteren oder jüngeren Problem zu tun haben. Erst relativ spät in der Rechtsentwicklung war der König aktiv an der Rechtsbildung beteiligt, obwohl Saxo nicht daran zweifelte, dass die alten dänischen Könige – Frode Fredegod im Altertum sowie Knud der Heilige und Harald Hen im frühen Mittelalter – Gesetze erlassen konnten (Skovgaard-Petersen 1987, 237–39). Diese Idealvorstellung der frühen dänischen Könige als Gesetzesgeber ist eher als ein Ausdruck der Rechtsgebungssitua-
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tion in Saxos eigener Zeit zu verstehen, als der König erst allmählich als Gesetzesgeber in Erscheinung trat (Skovgaard-Petersen 1987, 241–44). An dieser Stelle muss jedoch hinzugefügt werden, dass sowohl Knud der Heilige als auch Harald Hen vermutlich bestimmte Rechtsvorschriften veranlassten, die zwar keine eigentlichen Gesetze darstellten, aber von entscheidender Bedeutung waren. Die Totschlagsverfügung vom 28. 12. 1200 und die Eisenprobeverordnung von 1216 sind die beiden ersten Fälle, in denen dänische Könige an der Rechtsgebung beteiligt waren (abgesehen von einzelnen isolierten Fällen in Skånske Lov). Die Anregung, eine Totschlagsverfügung zu erlassen, kam jedoch von den Friedensidealen der Kirche und die Eisenprobenverfügung direkt vom Papst (Fenger 1983a, 85). Der König stand damit in diesen Angelegenheiten nicht alleine da, aber um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu fördern, gab Knud VI. an, die Verfügung sei ein Gesetz aus alten Zeiten, „das wieder aus der Erinnerung der Menschen hervorgeholt wird, wo es verschwunden war, von den Nebeln der Unwissenheit verschluckt, als Folge des Laufes der Zeit, der die Mutter des Vergessens ist“ (DRB 1:4 nr. 24). Der König versuchte, die neue Verfügung ins Gewand des bereits geltenden Gewohnheitsrechts zu kleiden, das sich im Gedächtnis der Thingmänner befand. 16 Jahre später befand sich Valdemar Sejr in einer ähnlichen Situation als Gesetzgeber, als der Papst beim 4. Laterankonzil 1215 die Eisenprobe verbot. Beim Erlass dieser Verfügung betonte der König, dass er die vordersten Männer des Reiches miteinbezogen und lange und gründlich gemeinsam mit ihnen erwogen hatte, welche Beweisführung als Ersatz für die Eisenprobe gelten könnte (DRB 1:5, nr. 96). Somit stand der König als Gesetzesgeber nicht alleine. Mit Unterstützung der vordersten Männer des Reiches und auch der Kirche wollte er den Widerstand gegen den Erlass vermindern, der aber keineswegs ein altes, wiederentdecktes, aus der Erinnerung hervorgeholtes Recht darstellte. Die immer mächtiger werdende Kirche der frühmittelalterlichen Gesellschaft beeinflusste die dänischen Rechtsverhältnisse entscheidend. Die Rechtsvorschriften der Landschaftsrechte waren vom kirchlichen Rechtsverständnis beeinflusst: Man wollte Bußgelder an Stelle von Fehden, Zeugenaussagen und Geschworene an Stelle von Eid und Eisenprobe, Individualschuld und Strafe im Falle von Mittäterschaft statt kollektiver Familienhaftung. Auch das Prinzip des Gottesfriedens war der Kirche ein Anliegen. Im Anhang Kap. 5 werden die konkreten Einflüsse aus dem Kanonischen Recht auf die Landschaftsgesetze näher erläutert.
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Die Quellen
Nichtdänische Rechtsquellen Das Hauptziel dieser Abhandlung ist die Analyse der landwirtschaftsrechtlichen Kapitel der dänischen Landschaftsrechte. Aus diesem Grund ist eine eingehende rechtswissenschaftliche Untersuchung der ausländischen Rechtsquellen, die zum Vergleich herangezogen werden, nicht möglich. Sie alle waren geltendes Recht in einer Agrargesellschaft, die landschaftlich mit der dänischen vergleichbar ist. Aus diesem Grund wurden die schwedischen Rechte miteinbezogen, nicht jedoch die norwegischen und die isländischen. Aus dem übrigen nordeuropäischen Raum wurden englische und irische Quellen berücksichtigt, außerdem die fränkischen Rechtsquellen Lex Salica, Lex Frisionum, Lex Saxonum, Lex Thuringorum, Lex Alamannorum und schließlich der Sachsenspiegel.
Schwedische Rechtsquellen Die schwedischen Landschaftsrechte, die meist jünger sind als die dänischen, sind umfangreicher und besser überarbeitet. Genau wie die dänischen beziehen sie sich jeweils auf eine bestimmte Landschaft: Östgötalagen gehört zu Östergötland, Vestgötalagen zu Vestergötaland, Hälsingelagen zu Hälsingeland, usw. Schon 1347–52 wurden sie von Magnus Erikssons Landslag, einem Landesrecht für ganz Schweden, abgelöst. Diese Landschaftsgesetze sind in Altschwedisch (fornsvensk) verfasst. Die Sprache ist deutlich davon geprägt, dass es sich um Niederschriften nach einer vorhergehenden mündlichen Rechtstradition handelt, bei der sogenannte „lovsigemænd“ (Rechtsmänner) auf dem Thing sogenannte „lagsaga“ vortrugen (Ståhle 1958). Es ist deutlich zu erkennen, dass sich vor allem in den älteren Schichten die mündliche Rechtstradition widerspiegelt. Die jüngeren und vom kanonischen Recht inspirierten Teile der Rechtsbücher, wie z.B. das Erb- und Eherecht, sind dagegen in höherem Masse von einer schriftlichen Rechtstradition geprägt (Ståhle 1958, 180). Viele der schwedischen Landschaftsrechte sind ebenso wie die dänischen keine vom König erlassenen Gesetze, sondern müssen eher als Rechtsbücher bezeichnet werden. Abgesehen vom Gutalagen sind alle schwedischen Rechtsbücher in sogenannte „Balken“ aufgeteilt: Jordabalken, Tjuvabalken, Ärvdabalken, usw. Der Inhalt ist nach Themen geordnet. Da in diesem Kontext hauptsächlich die Rechtstexte mit Bezug auf landwirtschaftliche Themen von Interesse sind, bildeten meist die Bygningsbalk, Jordabalk, Byalagsbalk, Kvarnbalk und Utgärdabalk der verschiedenen Rechtsbücher die Untersuchungsgrund-
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Abb. 2: Die schwedischen Landschaftsrechte.
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lage, aber auch Tjuvabalken, Förnärmesbalken und Köpmålabalken enthalten interessante Informationen. Genau wie in Dänemark gibt es in Schweden zwei Standardausgaben sämtlicher Landschaftsrechte. Zum einen ist es die transliterierte Ausgabe „Corpus Iuris Sueo-Gotorum Antiqui. Samling av Sweriges gamla Lagar“ in 13 Bänden, 1827–69 in Lund von D. C. J. Schlyter herausgegeben. Diese Ausgabe zeichnet sich durch ihr ausführliches Sachregister aus, das den Zugang zu den umfangsreichen Rechtsbüchern erheblich erleichtert. In den Jahren 1933–46 gaben zum anderen Holmbäck und Wessén in Stockholm eine übersetzte Ausgabe heraus: „Svenska landskabslagar – tolkade och förklarade för nutidens svenskar“ in fünf Bänden. Die Ausgabe hat eine gute rechtshistorische Einleitung, welche die Entstehung der verschiedenen Landschaftsrechte und die daran geknüpfte Forschung erläutert. Zu den einzelnen Rechtsbüchern gibt es sehr gründliche Anmerkungen, die eine gute Einführung in die Problemstellungen der einzelnen Rechtskapitel bietet. Schon bei der Veröffentlichung des ersten Bandes im Jahre 1933 interessierten sich Holmbäck und Wessén für die Diskussion über die Entstehung der Landschaftsrechte im Verhältnis zum Einfluss des kanonischen Rechts. Sie wiesen darauf hin, dass die Problemstellung in Schweden recht eindeutig war, denn die kirchlichen Angelegenheiten wurden dem Kirkebalk des jeweiligen Rechtsbuches zugeordnet, während die anderen Teile der Rechtsbücher „Landesgesetze“ von gewohnheitsrechtlichem Charakter waren (Holmbäck und Wessén 1933, XV). Meiner Meinung nach ist dies eine recht vereinfachte Darstellung, denn viele der Kapitel, die sich mit landwirtschaftsrechtlichen Verhältnissen beschäftigen, sind durch das Prozessrecht auch vom kanonischen Recht beeinflusst, genau wie es bei den dänischen Rechtsbüchern der Fall ist. Holmbäck und Wessén führen jedoch auch an, dass es Belege für ältere und jüngere Schichten in den Landschaftsrechten gibt. Sie weisen u.a. darauf hin, dass Upplandslagen ein Beispiel für eine zeitgleiche Niederschrift von älterem und jüngerem Gewohnheitsrecht darstellt (Holmbäck und Wessén 1933, XVI). Im „Kulturhistorisk Leksikon for Nordisk Middelalder“ (KLNM) finden sich einige Artikel über die schwedischen Landschaftsrechte. Gösta Åquist, Birger Lundberg, Gerhard Häfström und Carl Ivar Ståhle tragen zum Verständnis der Entstehung und Überlieferung dieser Rechtsquellen bei. Dabei stützen sie sich häufig auf Holmbäck und Wesséns Untersuchungen, geben jedoch selten eine genauere Datierung der schwedischen Rechtsquellen an. Aus diesem Grund werde ich mich (abgesehen von einzelnen Ausnahmen) hier auf die Ergebnisse Holmbäcks und Wesséns beziehen. In Schweden unterscheidet man allgemein zwischen den sogenannten Svealanden – hierzu gehören Upplandslagen, Södermannalagen, Västman-
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nalagen und Dalalagen – und den Götalanden – Äldre und Yngre Västgötalagen, Östgötalagen und Gutalagen. Die ältesten Landschafsrechte sind Götalagarna, wobei Västgötalagen in zwei Fassungen vorliegt. Die älteste Fassung, Äldre Västgötalagen (ca. 1220) ist das älteste schwedische Landschaftsrecht, während Yngre Västgötalagen von ca. 1290 stammt. Zwei Bögen eines Fragments der Äldre Västgötalagen von 1225–50 sind erhalten (Holmbäck und Wessén 1933, XII). Die älteste Niederschrift von Äldre Västgötalagen (ÄVGL) wird dem „lagman“ (Gesetzesmann) Eskil Magnusson (geboren um 1175) zugesprochen. Zusammen mit seinem älteren Bruder Birger Jarl gehörte er zum „folkungätten“ (das Geschlecht der Folkungen), das auch gute Beziehungen nach Norwegen unterhielt. Dies erklärt vermutlich, warum die Sprache in beiden Fassungen der Vestgötalagen an mehreren Stellen Verbindungen zur ostnorwegischen Rechtssprache aufweist, auch wenn sich ein direkter Einfluss der älteren norwegischen Rechtstexte nicht nachweisen lässt (Holmbäck und Wessén 1946, XXI). Die Einteilung von Västgötalagen in Balken wird Eskil Magnusson zugeschrieben und diente später als Vorbild für die anderen schwedischen Landschaftsrechte. Ob die Niederschrift von Västgötalagen im Thing verhandelt und autorisiert wurde, um somit Rechtsgültigkeit zu erlangen, ist nicht bekannt. Vielmehr wird das Rechtsbuch eher als eine private Aufzeichnung von Rechtsvorschriften angesehen und nicht als ein eigentliches Gesetz (Holmbäck und Wessén 1946, XXII). Yngre Västgötalag (YVGL) ist doppelt so lang wie die ältere Fassung. Neue Bestimmungen wurden in der Regel am Ende der jeweiligen Balken angefügt. Scheinbar wurde die Niederschrift von YVGL von Schreibern ausgeführt, die selbst über keine großen Erfahrungen mit der Rechtsituation verfügten, die aber vielleicht von einer Person mit entsprechenden Rechtskenntnissen angeleitet wurden (Holmbäck und Wessén 1946, XLIV). Wie die beiden Vestgötalagar ist auch Östgötalagen (ÖGL) eine private Aufzeichnung ohne königliche Autorisation. Die älteste komplett erhaltene Handschrift stammt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, und die endliche Fassung der Östgöta-Schrift wurde vermutlich erst zu diesem Zeitpunkt schriftlich niedergelegt. Bengt Magnusson, der in der Zeit von 1269–92 als „lagman“ in Östergötland erwähnt wird, war scheinbar an der Fassung beteiligt. Holmbäck und Wessén deuten an, dass das Rechtsbuch vielleicht schon in den 1250er Jahren aufgeschrieben wurde. Die Datierung des Rechtsbuches stützt sich auf eine Aussage aus dem Jahr 1303, in der von einem östergötländischen Rechtsbuch die Rede ist (Holmbäck und Wessén 1933, 4). Elsa Sjöholm stimmt dieser Datierung des ÖGL nicht zu. Sie führt an, dass die sowohl von Schlyter als auch von Wessén verwendete Grundlage
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nicht haltbar ist, denn in den erhaltenen Handschriften von ÖGL ist eine Neufassung großer Teile des älteren Textes abzulesen. Sjöholm hält die Zeit um 1350 für den wahrscheinlichsten Zeitpunkt der endgültigen Niederschrift des Rechtbuches: Östgötalagen ist das Ergebnis einer Umschreibung großer Teile des älteren Texts … Wenn eine solche existiert, muss es sich bei der aktuellen Handschrift um eine spätere Ausgabe des Rechtes handeln (Sjöholm 1988, 234–44).
Im Gegensatz zu den oben genannten schwedischen Rechtsbüchern ist Gutalagen (GL) ein auf dem Thing beschlossenes und autorisiertes Gesetz und nicht nur eine private Aufzeichnung. Wessén nimmt an, dass der Erzbischof Anders Sunesen aus Lund, der im Jahre 1207 Gotland besuchte, eine Rolle bei der Niederschrift des Rechtsbuches spielte (Holmbäck und Wessén 1943, LXXII). Gutalagen ist in Altgutnisch verfasst. Eine der Handschriften (B 64) enthält nach dem Rechtstext eine Version der sogenannten Gutasaga mit einer Darstellung der ältesten Geschichte Gotlands (Holmbäck und Wessén 1943, LXIV). Auch dieses Rechtsbuch zeigt eine deutliche Einteilung in einen älteren und einen jüngeren Teil, wobei der ältere um 1220 niedergeschrieben wurde. Wie bereits erwähnt, ist Gutalagen im Gegensatz zu den anderen Landschaftsrechten nicht nach Balken aufgeteilt, sondern die Rechtskapitel stehen ohne thematische Gliederung hintereinander. In dieser Hinsicht ähnelt Gutalagen auch Skånske Lov, auf dessen Entstehung Anders Sunesen ebenfalls großen Einfluss ausübte (Holmbäck und Wessén 1943, LXXIV). Die verschiedenen Rechtskapitel sind jedoch in relativ logischer Reihenfolge nach Hauptthemen geordnet. Gutalagen wurde nicht vom Magnus Erikssons Landslag abgelöst, wie es im übrigen Schweden der Fall war. Bis in die Neuzeit hatte das Rechtsbuch Gültigkeit (Holmbäck und Wessén 1943, LXXXVII). Zu den Svealagar, die allgemein etwas jünger sind als die Götalagar, gehören Upplandslagen, Södermannalagen, Västmannalagen und Dalalagen. Upplandslagen (UPL) datiert relativ sicher aus dem Jahr 1296, wobei die ältesten erhaltenen Handschriften aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhundert stammen. Anders als die Götalagar erhielt Upplandslagen 1296 eine Autorisation von König Birger Magnusson. Das Rechtsbuch enthält zudem eine Vorrede, die viele Ähnlichkeiten mit der Vorrede aus Jyske Lov aufweist. Der Autor muss die Vorrede aus Jyske Lov gekannt haben (Holmbäck und Wessén 1933, II, 11). Auch dieses Rechtsbuch lässt sich mit einer namentlich genannten Person verknüpfen. Der „lagman“ Birger Persson erhielt vom König die Aufgabe, in Zusammenarbeit mit einem zwölfköpfigen Ausschuss der Niederschrift von Upplandslagen vorzustehen. Die Arbeit des
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Ausschusses bestand darin, die älteren Teile des Rechtes zu redigieren, wodurch zahlreiche veraltete Regeln entfernt und gleichzeitig neue hinzugefügt wurden (Lundberg, KLNM 19, 332). Es wird deutlich, dass das kanonische Recht dem „lagman“ nicht fremd war. Västmannalagen (VML) ähnelt in mancher Hinsicht Upplandslagen, u.a. findet man hier die gleiche Einteilung nach Balken. Besonders der Inhalt der älteren Teile von VML ist identisch mit den Regeln von Upplandslagen, während neue Regeln, wie z.B. Erbrecht der Frauen, Nichteinhaltung des Feiertags, Diebstahl und Raub, geringfügige Abweichungen zeigen (Liedgren, KLNM 20, 342). Västmannalagen stammt aus der Zeit 1327–40 und hatte nur wenige Jahre Geltung, bevor Magnus Erikssons Landsrecht 1347–52 in ganz Schweden (außer Gotland) Gültigkeit erlangte (Holmbäck und Wessén 1936, XVI). Schlyter war der Auffassung, dass Dalalagen (DL) nichts als eine ältere Fassung von VML war, und das Rechtsbuch ist deshalb nicht als selbständiges Rechtsbuch in seiner Ausgabe zu finden, sondern nur als ein älterer Codex von VML. Diese Auffassung wurde schon 1875 revidiert, als Rudolf Tengberg nach einer erneuten Prüfung von Dalalagen feststellte, dass jeder Landesteil zwangsläufig sein eigenes Recht gehabt hatte. Wie Västmannalagen war Dalalagen nicht vom König autorisiert, und die schriftliche Entstehung ist deshalb unsicher. Vermutlich entstand das Rechtsbuch jedoch ungefähr zeitgleich mit Västmannalagen, also um 1327–40 (Holmbäck und Wessén 1936, XV). Dagegen lässt sich SML (Södermannalagen) ganz genau datieren, weil König Magnus Eriksson das Recht 1327 bestätigte. Der im Vorwort des Rechtsbuches namentlich genannte Lars Ulvsson wurde zusammen mit 12 Rittern und Ratsherren mit der Niederschrift des Buches beauftragt. Die Vorrede in SML, die ebenfalls viele Ähnlichkeiten mit dem Vorwort von UPL aufzeigt, ist deutlich vom kanonischen Recht beeinflusst (Holmbäck und Wessén 1940, XIV). Der Gesetzestext war vermutlich maßgeblich davon geprägt, dass sich 12 Gutsherren in der Kommission befanden. Bei der Niederschrift von Upplandslagen 30 Jahre zuvor waren anscheinend Bauern beteiligt gewesen (Wessén, KLNM 17, 10). Ein Protokoll von 1325 berichtet ganz detailliert über die Redaktionsarbeit, u.a. darüber, welche neuen Arten der Beweisführung die veraltete ablösen sollten, und es gibt Hinweise auf einen älteren Rechtstext für Södermannaland, möglicherweise ein Rechtsbuch aus dem Ende des 13. Jahrhunderts (Holmbäck und Wessén 1940, XXVI). Das letzte der schwedischen Landschaftsrechte ist Hälsingelagen (HL), das vermutlich von 1320–30 stammt. Dieses Rechtsbuch ist ebenfalls von Upplandalagen beeinflusst. Als Initiator für die Niederschrift wird Erzbi-
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schof Olav Björnsson genannt (Holmbäck und Wessén 1940, LX), und auch hier sind die Einflüsse des kanonischen Rechts unübersehbar. Es finden sich außerdem sprachliche Übereinstimmungen mit der altnorwegischen Rechtssprache, und durch die geographische Nähe des Landesteils Jämtland zu Norwegen erkennt man eine gewisse Verbindung mit norwegischen Gewohnheiten und Kulturelementen (Holmbäck und Wessén 1940, LXI).
Englische Rechtsquellen In mehreren wesentlichen Punkten unterscheiden sich die englischen Rechtsquellen von den nordischen Landschaftsgesetzen. Zum einen sind sie einige hundert Jahre früher aufgeschrieben worden, so wurde z.B. das älteste Gesetz, namentlich des Königs Aethelberht, in der Zeit zwischen 587 und 616 und somit ungefähr 600 Jahre vor den nordischen Rechtsbüchern aufgeschrieben. Die folgenden Rechtsquellen reichen mit einzelnen Unterbrechungen bis in das 13. Jahrhundert hinein. Zum anderen handelt es sich bei den Gesetzen in England eher um königliche Verfügungen und Handfeste, die von den jeweiligen Königen bei ihrer Thronbesteigung bestätigt wurden, als um allgemeine Rechtsvorschriftensammlungen. Die Länge der sogenannten Gesetze variiert sehr stark, es handelt sich dabei häufig um Abschriften von Rechtsvorschriften des vorhergehenden Königs. Doch allen gemeinsam ist, dass sie einem bestimmten König zuzuordnen sind und somit während seiner Regierungszeit Gültigkeit hatten, wie kurz diese auch immer war. Bis ca. 1000 n. Chr. bestand England aus einer Vielzahl gleichberechtigter Kleinkönigtümer. Die erhaltenen Rechtstexte galten also nicht für ganz England, sondern nur für die jeweilige Region, wie z.B. Essex, Kent oder East Anglia. In gewisser Weise erinnert dies an die nordischen Landschaftsrechte, die auch nur für die jeweiligen Landesteile gültig waren. Einige Rechtsquellen enthalten allgemeine Regeln, die sich mit Anbau, Tierzucht und Waldnutzung beschäftigen. Besonders das Gesetz des Königs Ine von Wessex (ca. 690) soll hier erwähnt werden. Das Rechtsbuch enthält bemerkenswert detaillierte Informationen über die landwirtschaftlichen Verhältnisse. Sämtliche Rechtsquellen, selbst die ältesten, sind vom Christentum in England geprägt, und ein Teil der kanonischen Rechtsprinzipien hatten z.B. für die Friedensbestimmungen Gültigkeit. Im Gegensatz zu den dänischen Rechtsquellen finden sich viele Informationen über Abgaben- und Steuerverhältnisse. Schon die ältesten Gesetze zeigen eine sozial sehr differenzierte Gesellschaft mit großen Unterschieden in Bezug auf Rechte und Pflichten. Die englischen Rechtsquellen
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Abb. 3: Die britischen Inseln mit Angabe der angelsächsischen Königreiche, aus denen bestimmte Rechtsquellen erhalten sind.
wurden schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts herausgegeben. 1840 erschien die umfassende, aber nicht sehr bekannte Ausgabe „Ancient English Laws and Institutes of England“, herausgegeben von Thorpe und Price. Die Ausgabe zeichnet sich dadurch aus, dass sie sowohl den altenglischen Text als auch eine Übersetzung ins moderne Englisch enthält. Die jüngeren lateinischen Rechtsquellen sind nur auf Latein wiedergegeben. Außerdem ist die Ausgabe mit einem sehr umfangreichen Sachregister versehen sowie einem nützlichen Glossar, das viele der altenglischen Ausdrücke erklärt. In den Jahren 1903–17 gab der Deutsche Felix Liebermann „Die Gesetze der Angelsachsen“ heraus. Die drei Bände enthalten sämtliche englischen Rechtsquellen und Bruchstücke, den altenglischen Text und
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eine deutsche Übersetzung. Das Werk ist zum Klassiker geworden, man muss jedoch bedenken, dass Liebermanns germanistische Grundeinstellung die Übersetzung im hohem Maße prägte. 1922 erschien die Neuübersetzung „The Laws of The Earliest English Kings“ von F. L. Attenborough, die wie der 80 Jahre zuvor erschienene englische Vorgänger die altenglischen Texte und eine Übersetzung sowie ein sehr detailliertes Sachverzeichnis umfasst. Der Herausgeber war nämlich der Meinung, dass Engländer ihre eigenen Rechtsquellen auf Englisch lesen können sollten und nicht auf Deutsch. Außerdem war das ältere englische Werk schon längst ausverkauft. Attenboroughs und Thorpes Übersetzungen weisen keine signifikanten Unterschiede auf. Der Nachfolger, A. J. Robertsons „The Laws of the English Kings from Edmund to Henry I“ von 1925, unterscheidet sich jedoch erheblich, denn diese Ausgabe ist bei weitem nicht so detailliert wie die Ausgabe von 1840. Aus diesem Grund musste das ältere Werk in manchen Fällen als Ergänzung herangezogen werden, dennoch sind die Hauptquellen der vorliegenden Untersuchung die Ausgaben von Attenborough und Robertson. Auch in Pollock und Maitlands „The History of English Law“ von 1895 lassen sich Einflüsse der germanistischen Schule erkennen. Die Entstehung der Rechtsquellen wird nur recht oberflächlich behandelt, weshalb die Arbeit von Pollock und Maitland in der vorliegenden Untersuchung nur selten verwendet wird. Zu den Datierungen und Überlieferungen der englischen Rechtsquellen ist noch kurz Folgendes anzumerken: Die ältesten englischen Rechtsquellen stammen aus Kent. Der Name König Aethelberhts (597–616) ist mit dieser ältesten erhaltenen Regelsammlung verknüpft. Es handelt sich um einen sehr kurzen Gesetzestext, oder vielmehr ein Dekret von sechs Seiten, aufgeteilt in 90 kurze Paragraphen. Der erste Paragraph beschäftigt sich mit dem Diebstahl von Kircheneigentum und zeigt somit die Existenz der Kirche. König Aethelberht war mit der fränkischen Prinzessin Bertha verheiratet, die sich 597 vom Gesandten Gregors des Großen, Augustinus, taufen ließ. Augustinus gründete den Erzbischofsitz Canterbury (Attenborough 1922, 2). Ferner beschäftigt sich das Dekret meist mit Entschädigungszahlungen für Opfer von Diebstahl, Vergewaltigung, Überfall oder Ähnlichem. Die Zahlungssummen richten sich nach dem sozialen Status der entsprechenden Person. Paragraph 29 nennt beispielsweise die genaue Summe, die bezahlt werden musste, wenn ein Mann durch den Zaun auf den Hof eines anderen einbrach. Die sehr detaillierte Bußgeldregelung für Verwundungen an verschiedenen Körperteilen erinnern an die Regeln der späteren dänischen Rechtsbücher.
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Nach den Dekreten Aethelberhts gibt es eine Lücke von 60 Jahren bis zum Dekret von Hlothere und seinem Neffen Eadrics (673–85), die Kent einige Jahre gemeinsam regierten (Attenborough 1922, 2). Das Dekret ist sehr kurz, umfasst nur 2 1/2 Seiten mit insgesamt 16 Paragraphen, die sich im Großen und Ganzen alle mit bewaffneten Überfällen beschäftigen, bei denen Personen bestohlen, verprügelt oder erschlagen wurden. Paragraph 16 beschäftigt sich jedoch mit der Residenz des kentischen Königs in London und damit, wie man sich bei Grunderwerb in London verhalten sollte. Danach folgt das Gesetz des Königs von Wessex, Ine, das im Zeitraum 688–94 entstand (Attenborough 1922, 3). Dieses Gesetz ist etwas umfangreicher und wegen seiner vielen landwirtschaftlichen Bezüge besonders interessant. Die ersten 76 Paragraphen beschäftigen sich mit zentralen kirchlichen Angelegenheiten, z.B. wird erwähnt, dass Kinder spätestens 20 Tage nach der Geburt getauft werden sollten, und dass alle in Wessex Gottes Diener seien und deshalb in Gottes Namen Recht und Ordnung walten sollte. Besonders relevant für die vorliegende Untersuchung sind die Paragraphen 40 und 42, die Informationen über Hofeinhegungen und die gemeinsame Felderwirtschaft enthalten. Auch Holzschlag (43) und Tierhaltung (46, 49, 56–60) werden im Rechtsbuch erwähnt. Vom Herbst 695 stammt ein Gesetz von Withred, dem Bruder von Eadric. Es ist ebenfalls ein sehr kurzer Text von 3 1/2 Seiten mit insgesamt 28 Paragraphen, von denen mehrere Wiederholungen aus dem Gesetz von Ine sind. Erwähnenswert ist Paragraph 1, der sich zur Steuerfreiheit des Kirchenbesitzes äußert. Sehr viele Regeln beschäftigen sich mit den Angelegenheiten der Kirche und der Klöster. Das Rechtsbuch von Withred ist das letzte der kentischen Rechtsbücher. Es ist nur in der 400 Jahre jüngeren Handschrift Textus Roffensis erhalten und somit nicht in zeitgenössischen Originalversionen. In dieser Handschrift sind die kentischen Rechtsquellen in Altenglisch verfasst, und trotz der großen zeitlichen Verschiebung zwischen dem Entstehungszeitpunkt der Rechtsquellen und dem Zeitpunkt der Niederschrift (Textus Roffensis) ist die Sprache nicht wesentlich modernisiert (Attenborough 1922, 3). Erst nach fast zwei Jahrhunderten folgt das Gesetz des nächsten Königs von Wessex: Das Gesetz Alfreds des Großen, das mit 77 Paragraphen auch relativ umfassend ist. Dieses Rechtsbuch ist eng mit Ines Gesetz verwandt, auch eine Beziehung zum heute verschwundenen Gesetz von Offa aus Mercia sowie zum ältesten kentischen Gesetz König Aethelberhts ist nachweisbar. Alfreds Gesetz datiert vermutlich in die Zeit 892–93, wurde aber wohl erst um 925 aufgeschrieben und ist heute nur in einer modernisierten Ausgabe aus dem 13. Jahrhundert bekannt (Attenborough 1922, 35). Wesentlich in diesem Rechtsbuch sind die Hervorhebungen des Eigentumsrechtes
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der Kirche und des Königs. Interessant sind auch die Bestimmungen zur Bußgeldhöhe der verschiedenen Gesellschaftsschichten bei Kränkungen des Eigentumsrechtes oder der kirchlichen Friedensbestimmungen. In Verbindung mit der dänischen Kolonisierung Englands und der späteren Entstehung von Danelagen gibt es aus der Zeit Alfreds des Großen ein Traktat zwischen Alfred und dem dänischen Häuptling Guthrum. Es stammt wahrscheinlich aus der Zeit um 885 und hält u.a. fest, wo die Grenzen zwischen dänischer und englischer Herrschaft verlaufen sollten (Attenborough 1922, 96). Das nachfolgende Traktat zwischen Alfreds Sohn (Edward, König 901–24) und einem unbenannten dänischen König datiert vermutlich in das Jahr 921 (Attenborough 1922, 97). Es ist recht kurz, enthält aber Bestimmungen zum Strafmaß bei Gesetzesübertretungen im englischen Gebiet im Vergleich zu den Maßnahmen im dänischen Bezirk. Von ca. 925–39 sind sechs Rechtssammlungen erhalten, die eng mit dem Namen König Aethelstan verknüpft sind (Attenborough 1922, 112). Sie alle sind deutlich kirchlich geprägt und weisen häufig untereinander Textwiederholungen auf. Dennoch ist zweifellos nur die erste Textsammlung ausschließlich an den Klerus gerichtet. Besonders interessant für die vorliegende Arbeit sind die Abschnitte, die sich mit Haustieren beschäftigen, z. B. II 9 und 24. VI Aethelstan ist dagegen eine Verordnung an die Bischöfe und die Stadtvogte von London und befasst sich mit der Gerichtsbarkeit in den Städten, enthält aber keine Angaben über die landwirtschaftlichen Verhältnisse. Die Verordnungen von König Edmund liegen in drei kurzen Ausgaben vor (insgesamt 5 Seiten). Die erste Ausgabe datiert vermutlich in das Jahr 942, die beiden anderen lassen sich nur ungefähr in Edmunds Regierungszeit ca. 940–56 datieren (Robertson 1925, 3). Die Vorschriften, die sich mit entlaufenen oder gestohlenen Haustieren beschäftigen (III, 6), scheinen eng mit dem Recht von König Aethelstan verknüpft zu sein. Die Regeln des Nachfolgers König Edgar sind in vier Ausgaben vorhanden. Mit Sicherheit lässt sich nur IV Edgar datieren, auf das Jahr 962 oder 963 (Robertson 1925, 4). Die anderen Ausgaben können ebenfalls nur der Regierungszeit des Königs zugeordnet werden (959–75). III Edgar baut größtenteils auf die Vorschriften von Edward und Aethelstan auf, wo wir u. a. die Paragraphen über die gestohlenen Haustiere und, wie in IV Edgar, über den Handel mit Haustieren (IV 9) wiederfinden. König Aethelred (978–1016) (der Ratlose), der 1013 England an Svend Gabelbart verlor, ist der Urheber einer größeren Rechtssammlung von ca. 40 Seiten: Es handelt sich um acht komplett erhaltene Gesetze und zwei Fragmente. Datieren lässt sich II Aethelred durch den Frieden zwischen den Engländern und Olaf Tryggvason und der Erhebung des Dänengeldes auf
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die Zeit zwischen 991 und 994, während Gesetz IV, das mit keinem Königsnamen verknüpft ist, vermutlich um das Jahr 1000 entstanden ist (Robertson 1925, 48). Auch Gesetz VIII ist keinem namentlich genannten König zugeordnet, aber nach eigenen Angaben entstand das Recht 1014 und fällt damit in die Regierungszeit Aethelreds. Leider enthält diese umfassende Rechtsammlung nur sehr wenige Informationen über die landwirtschaftlichen Verhältnisse. Sie beschäftigt sich vor allem mit dem Verhältnis zwischen Dänen und Engländern, Schiffsteuern, Ernennungen von Amtmännern und Ähnlichem. VIII 9 enthält Informationen über den Zehnten von Haustieren, Obst und Getreide. Der Zehnte musste so aufgeteilt werden, dass die Kirche, der Pfarrer und die Armen je ein Drittel erhielten. Aethelreds Sohn, Edmund Eisenseite, starb 1016, nachdem er die Hälfte von England zurückerobert hatte. Danach wurde der spätere dänische König Knud der Große König von ganz England, und aus seiner englischen Regierungszeit (1016–35) gibt es eine Rechtssammlung von etwa 30 Seiten: Canutes Law. Sie enthält einige interessante historische Informationen über das Verhältnis der Dänen und Engländer untereinander. Das Entstehungsjahr ist unklar, vorgeschlagen wurden die Jahre zwischen 1020–25, 1027 und 1029–34 (Liebermann III, 1903, 194; Robertson 1925, 138). Niels Lund nennt dagegen die Jahreszahl 1023 (Lund 1993, 184). Diese Rechtssammlung basiert ebenfalls in groben Zügen auf der Arbeit der vorhergehenden Könige, besonders auf den Gesetzen von Edgar und Aethelred (Robertson 1925, 138). Eine nachweisbare Verbindung zwischen den Gesetzen Knuds aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und dem damaligen geltenden dänischen Gewohnheitsrecht wäre aufschlussreich. Kiesbye hat sich mit der Rechtssprache beschäftigt und konnte feststellen, dass zahlreiche Rechtsbegriffe aus dem 10. Jahrhundert deutlich nordisch geprägt sind, z.B. wapentake, landcop, utlaga. In der normannischen Zeit verschwindet dieser Einfluss jedoch. Kiesbye untersucht nicht, wie diese eventuelle nordische Rechtsbeeinflussung verlaufen sein könnte, sondern überlässt dies den Rechtshistorikern (Kiesbye 1982, 62). König Knuds Gesetze scheinen allem Anschein nach jedoch juridisch eher auf einem englischen Fundament zu ruhen (Fenger 1972, 94). Nach Lund handelt es sich bei dem Verfasser vermutlich um den Erzbischof Wulfstan aus York, der auch die Gesetze Aethelreds verfasste (Lund 1993, 184). Zwei kleinere englische Rechtsquellen sollen hier noch erwähnt werden. Es handelt sich zum einen um drei kurze Dokumente von William I. (Wilhelm der Eroberer 1066–87), drei kurze Dekrete über das Verhältnis zwischen Engländern und Franzosen, zum anderen um die Gesetze von Henry I. (1100–35), die im Gegensatz zu früheren Rechtsquellen in lateinischer Sprache verfasst und mit 50 Seiten relativ umfangreich sind. Die erste
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Quelle stammt vom Tag der Krönung am 5. August 1100. Sie präsentiert eine Liste der rechtlichen Unsitten, die der König aus der Welt schaffen wollte (Robertson 1925, 227). Ca. 1109–11 kam die nächste große Rechtssammlung, die sich mit der englischen Jurisdiktion beschäftigte, die so bleiben sollte wie zur Zeit von König Edward (1042–66). Ein größeres Dokument, vermutlich aus dem Jahr 1131, enthält die Privilegien der Londoner Bürger, die u.a. eine eigene Gerichtsbarkeit hatten und über die Einnahmen aus London und Middlesex verfügen durften (Robertson 1925, 228–29).
Irische Rechtsquellen Die irischen Rechtsquellen enthalten vielfältige Bestimmungen, die sich mit dem landwirtschaftlichen Alltag beschäftigen. Sie unterscheiden sich von den übrigen nordwesteuropäischen Rechtsquellen darin, dass sie sich eingehend mit den Eigentums- und Wohnverhältnissen der verschiedenen sozialen Gruppen beschäftigen und auch die Entrichtung von Abgaben besprechen. Da diese umfangsreichen und einzigartigen Quellen hauptsächlich auf Altirisch verfasst sind, war ich leider auf die englischen Übersetzungen angewiesen. Die überlieferten Handschriften der irischen Rechtsquellen stammen aus dem Zeitraum 14.–16. Jahrhundert. Nachweislich wurden die meisten Vorschriften jedoch bereits im 7.–8. Jahrhundert erstmals schriftlich niedergelegt. Die große Zeitspanne zwischen der ersten Niederschrift und den heute erhaltenen Handschriften hat natürlich zu zahlreichen Diskrepanzen und Ungenauigkeiten geführt, dennoch gibt es viele Beispiele für gut erhaltene altirische Texte (Kelly 1988, 225). Das Christentum breitete sich schon im 5. Jahrhundert in Irland aus. Die frühen irischen Rechtsquellen sind daher bereits vom kanonischen Recht geprägt. Vermutlich waren hauptsächlich Geistliche mit der Niederschrift der Gesetze im 7. und 8. Jahrhundert beschäftigt, obwohl manche Bestimmungen ahnen lassen, dass auch andere an dieser Arbeit beteiligt waren (Kelly 1988, 233). Auch die irischen Rechtsquellen sind von einer mündlichen Tradition geprägt, die durch Alliterationen und gewohnheitsrechtliche Regeln erkennbar wird (Kelly 1988, 232). Die ursprünglichen Gesetzestexte in den Textsammlungen sind oft mit Großbuchstaben niedergeschrieben, während später hinzugekommene Erklärungen und Glossen mit einer kleineren Schrift notiert wurden. Einige der Glossen stammen aus dem 9. Jahrhundert, die meisten sind jedoch mittelalterlichen Ursprungs. Da ein Teil der ursprünglichen Gesetzestexte nur fragmentarisch erhalten ist, sind die Glossen oft viel umfangreicher als die zu kommentierenden
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Texte selbst (Kelly 1988, 226). In der vorliegenden Arbeit sind die Glossen in eckigen Klammern wiedergegeben. Scheinbar gibt es ca. 30 irische Rechtsquellen aus der frühen Periode (7.–8. Jahrhundert). Eine geographische Lokalisierung ist nicht möglich, aber die jüngeren irischen Rechtsquellen lassen sich mit namentlich bekannten Rechtsschulen verknüpfen, die sich zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten in Irland befanden. Die Gesamtanzahl der Quellen ist nicht so leicht überschaubar, aber ab dem 9. Jahrhundert scheinen die Klöster in Cloyne, Cork und Slane Rechtszentren gewesen zu sein (Kelly 1988, 242). Die vorliegende Arbeit bezieht sich auf die Ausgabe „Ancient Laws and Institutes of Ireland“ vols. I–V (1865–1901), die u.a. die große Rechtssammlung Senchas Màr sowie die anderen frühen Quellen Book of Aicill, Bretha Comaithchesa, Crith Gabhlach und Heptads umfasst. Diese enthalten sowohl den altirischen Originaltext als auch die englischen Übersetzungen.
Fränkische und deutsche Rechtsquellen Auch die sogenannten Stammesgesetze aus dem fränkischen Gebiet wurden in der vorliegenden Arbeit berücksichtigt. Sie wurden alle in lateinischer Sprache verfasst. Diese Rechtsquellen scheinen ebenfalls auf einer älteren mündlichen Rechtstradition zu basieren, die erst zur Zeit des Untergangs des römischen Reiches und der Entstehung selbständiger Königreiche aufgeschrieben wurde (Drew 1991, 20 ff.). Die Rechtsquellen sind alle vom früher geltenden römischen Recht geprägt. Das reine, unverfälschte „urgemanische Stammesrecht“, das, wie die Germanisten bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts behaupteten, die Grundlage für die frühen Quellen gebildet haben sollte, wird heute als eine Illusion bezeichnet, die es so nie gegeben hatte (Drew 1991, 21). Einige der fränkischen und karolingischen Rechtsquellen lassen sich durch königliche Autorisationen gut datieren, während die Datierung anderer Quellen eher unklar ist. Die meisten Quellen wurden im Laufe der Jahrhunderte immer wieder überarbeitet. Während es sich bei den englischen Rechtsquellen eher um eine Art Handfeste handelt und nicht um eigentliche Rechtssammlungen, sind die fränkischen Quellen recht umfangreiche Rechtssammlungen, die sich mit vielen verschiedenen Bereichen beschäftigen. Die landwirtschaftlichen Verhältnisse sind deshalb häufig recht detailliert beschrieben, besonders die Lex Salica enthält viele Informationen über Anbau, Hofgebäude, Tierhaltung und Jagd.
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Die Quellen
Abb. 4: Die fränkischen und karolingischen Rechtsquellen, die in diesem Buch verwendet werden.
Eine Besonderheit der fränkischen Rechtsquellen ist die Unterscheidung nach der Herkunft der Gesetzesbrecher (auch in einigen der englischen Rechtsquellen zu finden). Es wurde regional unterschieden, nicht sozial, und so mussten beispielsweise Ortsfremde ein anderes Bußgeld errichten. Da das Hauptziel dieser Arbeit ein Vergleich der landschaftlichen und landwirtschaftlichen Verhältnisse mit den Aussagen der dänischen Rechtsquellen ist, beschäftige ich mich hier nur mit den Gesetzesbüchern, die aus Gebieten stammen, die der dänischen Kulturlandschaft ähneln. Aus diesem Grund werden Quellen aus dem mittel- und nordwestdeutschen Bereich sowie dem nordfranzösischen Gebiet herangezogen. Quellen aus den bergrei-
Nichtdänische Rechtsquellen
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chen süddeutschen und norditalienischen Regionen, Lex Baiuwariorum (734–48) und Lex Visigothorum (506) sowie das langobardische Rechtsbuch Edictus Rothari (643) wurden nicht berücksichtigt. Im Anhang finden sich jedoch einige Kommentare zu Letztgenanntem. Die fränkischen Rechtsquellen sind seit Beginn des 20. Jahrhunderts in mehreren Ausgaben erschienen. Ich benutze die Ausgabe von Karl August Eckhardt von 1934, die sowohl den lateinischen Originaltext als auch eine deutsche Übersetzung enthält (Eckhardt I–III, 1934). Der germanistische Blickwinkel Eckhardts wird in der deutschen Übersetzung deutlich, weshalb bei der Benutzung Vorsicht walten muss. An einigen Stellen wurden neuere englische Übersetzungen der fränkischen Quellen mit berücksichtigt, da diese offensichtlich auf umfangreicherem Handschriftenmaterial basieren. Diese Ausgaben enthalten leider keine Wiedergabe des Originaltextes (Rivers 1986 und Drew 1991). Die Lex Salica war geltendes Recht in einem Teil des Merowingerreiches. Es handelt sich dabei geographisch um das heutige nordfranzösische, belgische und teilweise auch das nordwestdeutsche Gebiet. Man ist sich heute einig darüber, dass sich die Entstehung des Rechtsbuches in die späteren Jahre König Chlodwigs zurückführen lässt, vermutlich auf die Jahre zwischen 507 und 511 (Eckhardt 1934, 2, I, VI; Rivers 1986, 3 und Drew 1991, 29). Die Lex Salica wurde jedoch häufig redigiert, da u.a. Chlodwigs Sohn Theuderich I. (511–33) und der spätere König Guntram (561–92) Veränderungen vornahmen. Auch im 9. Jahrhundert gab es noch Veränderungen des ursprünglich vorchristlichen Gesetzestextes (Rivers 1986, 4). Im nördlichen Teil des fränkischen Bereichs war die Lex Salica lange Zeit geltendes Recht. In anderen Teilen des fränkischen Reiches betrachtete man das Rechtsbuch eher als ein individuelles Recht für manche Franken, während Corpus Iuris Civilis als allgemein geltendes Recht betrachtet wurde (Drews 1991, 31). Eng an die Lex Salica ist die Lex Ribuaria geknüpft. Dieses fränkische Rechtsbuch war weiter östlich in der Rheinregion um Köln gültig. Das Rechtsbuch basiert in den Hauptzügen auf der älteren Lex Salica und ist eher ein merowingisches Rechtsbuch als ein aufgeschriebenes Gewohnheitsrecht aus der Region. Die Entstehung der Lex Ribuaria ist mit Dagobert I. (629–39), dem Sohn von Chlotar II., verknüpft, genauer gesagt mit dem Zeitraum 633–34. Die Auffassung einzelner Forscher, die Lex Ribuaria sei jünger und von karolingischem Ursprung, konnte sich jedoch nicht durchsetzen (Rivers 1986, 8 ff.). Aus dem friesischen Gebiet liegt die Lex Frisionum vor. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Rechtsquellen verschiedenen Alters und unterschiedlicher Herkunft; die ältesten Teile stammen von ca. 740. Laut eines
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Rechtsprotokolls wurde die Sammlung in den Jahren 802–3 in Aachen von Karl dem Großen kodifiziert. Die Lex Frisionum ist eng mit des Lex Thuringorum verknüpft, die im selben Jahr in Aachen rechtskräftig wurde (Eckhardt 1982, 20 ff.). Die Lex Frisionum galt in drei Rechtsgebieten in Friesland: im mittleren Teil Frieslands von Fli bis Lauwers zwischen Leeuwarden und Groningen, in Ostfriesland von Lauwers bis zur Weser und in Westfriesland von Fli bis Sinkfal. Im 10. oder 11. Jahrhundert erhielt die Lex Frisionum eine Ergänzung, die Additio Sapientum (Eckhardt 1982, 12, 20). Die Lex Saxonum, gültig im nördlichen Teil des Frankenreiches, wurde ebenfalls beim Reichstag in Aachen 802–3 anerkannt. Wie die anderen Quellen enthält die Lex Saxonum eine Mischung aus altem sächsischen und aus römischem Recht. Das Rechtsbuch umfasst u.a. die Capitulatio de partibus Saxoniae aus den Jahren 782–85 und die Capitolare Saxonicum von 797, die beide in die redigierte Lex Saxonum von 802–3 eingearbeitet wurden (Eckhardt 1934, VIII). Die Niederschrift der Lex Thuringorum wurde wie die Lex Saxonum beim Aachener Reichstag 802–3 angeordnet. Lex Thuringorum galt südöstlich des Gebietes die Lex Saxonum (Eckhardt 1934, I, VIII). Weiter südlich war die Lex Alamannorum geltendes Recht, das erstmals vermutlich im Zeitraum 717–19 vorlag. Dabei basiert diese jüngste Ausgabe auf einer älteren Rechtsquelle, dem Pactus Alamannorum aus der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts (Eckhardt 1934, VI). Auch dieses Rechtsbuch wurde von Karl dem Großen kodifiziert. Somit setzen sich die frühen fränkischen Rechtsquellen teilweise aus regionalem Gewohnheitsrecht, aus dem Gewohnheitsrecht der benachbarten Gebiete sowie einem Großteil römischen Rechts zusammen. Deshalb muss man eine gewisse Vorsicht walten lassen und darf die Aussagen dieser Rechtsbücher nicht aus einer zu lokalen Perspektive betrachten, denn es handelt sich nicht um reine und unbeeinflusste Stammesgesetze. Es lässt sich jedoch auch nicht leugnen, dass jedes von ihnen seine geographischen Besonderheiten hat. Nach dem Zusammenbruch der Rechtsstruktur in der nachfränkischen und nachkarolingischen Zeit um 1000 wurden die alten Rechtsbücher nicht mehr benutzt (Gelting 1991, 27). In vielerlei Hinsicht waren die Rechtsvorschriften auch veraltet, und somit entstand neues ungeschriebenes Gewohnheitsrecht, das auf das neue feudale Rechtssystem aufbaute. In den ersten Jahrhunderten des Mittelalters gab es für das norddeutsche und französische Gebiet somit kein gesammeltes Reichsrecht. Ab dem 13. Jahrhundert gab es für den sächsischen Raum aber das private Rechtsbuch Sachsenspiegel, in lateinischer Sprache von Eike von Rep-
Andere Quellen
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gow aufgezeichnet. Es gibt das mündlich überlieferte örtliche Recht wieder und wurde kurz nach seiner Erscheinung ins Sächsische übersetzt. Diese Rechtsquelle datiert somit in den Zeitraum 1209–33 (Eckhardt 1966, IV, 9). In Norddeutschland verbreitete sich der Sachsenspiegel recht schnell, aber auch in Holland und Polen, wo erst angenommen wurde, dass das Gesetz kaiserlicher Herkunft war, obwohl es nur eine Privatarbeit war. Der Inhalt des Sachsenspiegels besteht aus den beiden Bereichen Lehnsrecht und Landrecht, wobei die vorliegende Arbeit sich ausschließlich auf den Bereich des Landrechts bezieht. Das Landrecht enthält aber auch viele Informationen über feudale Belange, denn die Rechtsvorschriften behandeln die Bewirtschaftung von Lehen und Grafschaften, Burgen und Schlössern. Außerdem werden die Rechte von Fürsten, Freiherren und Herzögen behandelt. Wie schon 1809 von Kofod Ancher beobachtet, lässt sich zwischen Sachsenspiegel und den dänischen Landschaftsrechte keine übergeordneten Übereinstimmungen feststellen, obwohl sie relativ zeitgleich entstanden sind (Kofod Ancher 1809, 110–89 und P. J. Jørgensen 1939, 41). Das Landrecht im Sachsenspiegel enthält jedoch zahlreiche landwirtschaftliche Informationen und soll in dieser Arbeit mit berücksichtigt werden. Ich verwende dabei die Ausgabe Eckhardts von 1966.
Andere Quellen Als Ergänzung zu den Aussagen der Rechtsbücher über Anbaumethoden, Waldnutzung, Zäune und Einhegungen usw. wurde das gesamte zeitgenössische Quellenmaterial miteinbezogen. Es liegt in dänischer Sprache vor in „Danmarks Riges Breve“ (DRB) und auf Latein in „Diplomatarium Danicum (Dipl. Dan.). Dieses Material wurde mit Hilfe der sogenannten „Seddelsamling til Gammeldansk Ordbog“ (Zettelsammlung zum altdänischen Wörterbuch) im Institut for Navneforskning an der Universität Kopenhagen recherchiert. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von alphabetisch geordneten Zettelkästen, die das Auftreten von Einzelwörtern dokumentiert. Diese Materialsammlung war für die vorliegende Analyse ein wertvolles Hilfsmittel. Nach angemessenen methodischen Überlegungen wurden auch die erzählenden Schriftquellen, Adam von Bremen, Saxo Grammaticus, die Knytlingesaga sowie die Chroniken von Roskilde und Seeland, herangezogen. Die vereinzelt berücksichtigten Runeninschriften wurden aus Jacobsens und Moltkes Werk zitiert.
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Archäologische Quellen Die Rechtsbücher sind in Bezug auf die realen Verhältnisse in der Regel recht abstrakt. Es war deshalb notwendig (und auch wünschenswert), die aus archäologischen Ausgrabungen gewonnenen Informationen mit einzubeziehen. In den letzten ca. 30 Jahren ist die dänische Archäologie insbesondere von den großen Siedlungsgrabungen geprägt, die neben kompletten Hofanlagen auch ganze Siedlungen aus der frühen Eisenzeit und dem frühen Mittelalter freigelegt haben. Das so gewonnene Material ist besonders für die Analyse der ländlichen Bebauung, der Zaunstrukturen und der Anbaumethoden von großem Wert. Funde wie Mahlsteine, landwirtschaftliche Geräte und Hausgerät wurden wie Mühlen, Wege und Brücken in die Analyse miteinbezogen. Die meisten dieser archäologischen Ausgrabungen sind publiziert, es musste aber teilweise auch auf noch unveröffentlichte Ausgrabungsberichte zurückgegriffen werden.
Bilder und Karten Für den Abschnitt über die Nutzung des Waldes konnten dänische Kalkmalereien und einzelne schwedische Bildsteine miteinbezogen werden, die u. a. mit Laubfütterungs- oder Jagdszenen die Rechtsbuchinformationen ergänzen können. Es wurden ca. 200 Katasterkarten aus der Zeit der Agrarreform (der Verkoppelung) von 1780–1830 begutachtet, um die Struktur der Hofanlagen in den unregelmäßigen Dörfern zu beurteilen und die These über die vormittelalterlichen, großen Hofstätten zu bestätigen. Aus praktischen Gründen wurden dazu die im Maßstab 1:1 abfotografierten Karten aus dem Kartenarchiv am Geographischen Institut in Århus verwendet (die Kartensammlung Fritz Hastrups).
Naturwissenschaftliche Untersuchungen Um die überordnete Entwicklung der Landschaft von der Eisenzeit bis ins Mittelalter beurteilen zu können, wurden die publizierten Ergebnisse der Bodenstaub- und Pollenanalysen verwendet, die von Danmarks Geologiske Undersøgelser (jetzt GEUS) sowie dem Nationalmuseum Kopenhagen durchgeführt wurden.
Methode der Analyse
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Besonders interessant waren die Makrofossiluntersuchungen, die Aspekte der mittelalterlichen Laubfütterung beleuchten, sowie Analysen zu Feldund Hofstätten erträgen, besonders diejenigen aus der wikingerzeitlichen Siedlung Kosel. Für die Untersuchungen zur Tierhaltung wurde das publizierte Tierknochenmaterial u.a. aus Sorte Muld auf der Insel Bornholm und Vejleby auf Lolland herangezogen.
Philologisches Material Schließlich wurde zur Präzisierung der etymologischen Entwicklung einzelner Wörter auch philologisches Material berücksichtigt. Ergebnisse der Ortsnamenforschung wurden bei der Erörterung der Siedlungsentwicklung (insbesondere der Torpen) und der Entwicklung der Ornum- und Stuffbegriffe miteinbezogen. Das Ortsnamenmaterial ist verhältnismäßig gut publiziert, weshalb ausschließlich auf veröffentlichte Untersuchungen hingewiesen wird.
Methode der Analyse Methodisch wurde folgendermaßen vorgegangen: Alle vier dänischen Landschaftsrechte sowie die Paraphrase von Anders Sunesen wurden systematisch durchgearbeitet, um dabei alle auf die Landwirtschaft bezogenen Rechtskapitel herauszuziehen. Diese etwa 320 dänischen Rechtskapitel wurden in Gruppen klassifiziert und je nach Inhalt in Listenform geordnet. Dabei richtet sich die Liste nach dem jeweiligen Inhalt des Kapitels und den darin vorkommenden Elementen: der Hof, die Hofstätte (toft), das Aussiedlerdorf (torp), das Ackerland, das Weideland, Wälder und Wege. Die Listen sind im Anhang (S. 423–449) zu finden. Es sollte dabei auch zwischen reinem Gewohnheitsrecht, kanonisch beeinflusstem Gewohnheitsrecht und rein kanonischem Recht unterschieden werden. Um diese Aspekte näher zu beleuchten, wurden die prozessrechtlichen Merkmale der einzelnen Rechtskapitel analysiert, um so den Entstehungszeitpunkt ungefähr ermitteln zu können. So wurden auf der Basis der transliterierten Handschriften und des zugehörigen Variantenapparats sämtliche Handschriften sprachlich durchgearbeitet, um eventuell ältere Wörter oder Wörter, die zum Zeitpunkt der Niederschrift schon veraltet waren, zu ermitteln. Des Weiteren wurde untersucht, ob Formulierungsunterschiede der Handschriften Einfluss auf die Deutung der Rechtskapitel haben konnten.
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Mit diesem Ausgangspunkt wurde der Inhalt der Rechtskapitel auf den landwirtschaftlichen, anbaumäßigen und gebrauchsrechtlichen Hintergrund untersucht, wobei häufig archäologisches, historisches, geographisches und naturwissenschaftliches Quellenmaterial einbezogen wurde. Schließlich wurden vergleichende Studien zwischen den dänischen und anderen älteren oder zeitgenössischen Rechtsquellen durchgeführt. Dabei handelt es sich um Texte aus England, Schweden, Irland und dem fränkischen Gebiet, aus Regionen, deren landschaftliche Gegebenheiten den dänischen mehr oder weniger gleichen. Rechtstexte aus den norwegischen Bergregionen, aus Island oder Südeuropa wurden wegen der landschaftlichen Verschiedenheit nicht berücksichtigt. Es ist nicht angestrebt, eine komplette Übersicht aller landwirtschaftlichen Verhältnisse zu liefern, sondern lediglich die in den Rechtsbüchern enthaltenen Informationen zu bearbeiten. Das Hauptziel dieser Arbeit ist eine Gesamtdeutung der landwirtschaftlichen Kapitel der Rechtsbücher und in diesem Zusammenhang eine Einordnung dieser Informationen in die zugehörigen chronologischen Schichten.
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2. Hof und Dorf Hofgebäude Auf der Hofstätte innerhalb der Zauntür standen die Gebäude des Bauern, und hier hatte man sowohl in juristischer als auch in physischer Hinsicht seinen Frieden. In den Fällen, in denen Fremde zwischen die Gebäude eindrangen und die Bewohner mit Wandalismus, Brandstiftung, Überfällen oder gar Mord bedrohten, konnte das Strafhöchstmaß angewendet werden: 40 Mark Bußgeld oder Ächtung. In manchen Fällen wurde die gefürchtete Eisenprobe als Beweismittel eingesetzt. An dieser Stelle lassen uns Rechtstexte einen Blick zwischen die landwirtschaftlichen Gebäude werfen, aber nicht durch die Beschreibung der alltäglichen Arbeitsabläufe auf dem Hof, sondern vor allem durch die Bedrohung des festen Tagesrhythmus von außen. Die Rechtstexte sagen nur wenig über die Konstruktion und die Lage der Gebäude zueinander aus, aber die Funktion eines Gebäudes lässt sich von ihrer Bezeichnung ableiten, wie z. B. Scheune, Saalhaus oder Rutenberg. Damit erhalten wir wertvolle ergänzende Informationen zu den archäologischen Funden, die in erster Linie Aufschluss über Konstruktionsmerkmale oder Lage der Gebäude geben; nur selten bieten die Rechtstexte gesicherte Angaben über die Funktion der einzelnen Gebäude in den Jahrhunderten vor und nach der Niederschrift der Landschaftsrechte. Aus jüngeren schriftlichen Quellen gibt es ab und an Informationen über die verschiedenen Gebäude der Hofanlagen. Die Rechtstexte zeigen uns eine sozial differenzierte Agrargesellschaft, in der manche Hofbewohner das Verfügungsrecht über alle Gebäude einer Hofanlage besaßen, während andere nur über einen einzelnen Raum oder ein Nebengebäude innerhalb der Hofstätte verfügten. Die Hofbezeichnungen der Rechtstexte sind weit gefächert, sie reichen vom Hof des Königs oder des Erzbischofs über größere Verwalterhöfe bis hin zum Bauernhof mit Platz für Unfreie und Insten sowie zu den Hütten oder Kotten der Landsassen. Dabei ist nicht ersichtlich, ob die Gebäude, die in den Regeln besprochen werden, innerhalb der Einhegung des einen oder anderen Hoftyps lagen. Man kann also keine typische Beschreibung der Hofanlage eines Groß-
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bauers im Vergleich zum Hof eines kleinen Landsassen oder eines anderen Kleinbauern geben. Eine Beschreibung der Gebäude der Hofanlagen auf der Grundlage der dänischen Landschaftsrechte ist nur bedingt möglich. Die Gebäude können lediglich aufgrund ihrer Bezeichnung beschrieben werden, lassen sich aber nicht in einen größeren Funktionszusammenhang oder in ein bauliches Ganzes einordnen. Die schwedischen Rechtsquellen, die allgemein etwas jünger sind als die dänischen, berichten auch über die verschiedenen Hofgebäude. So gehörte zum Bau einer Kirche auch die Errichtung eines Pfarrhofes mit vier Häusern, wie in Yngre Västgötalagen Kb 2 zu lesen ist: Nu ær kirkia gör … oc fyughur huus, stuuv, bakhærbærghi, nöthuus oc la¼u, ¼em skulu böner up göra oc præster uppe halda si¼an, während Upplandslagen Kb 2,1, Västmannalagen Kb 2,1 und Södermannalagen Kb 2 sieben Häuser für den Pfarrer fordern: Nu aghu böndær hus a kirkiu bol föræ ¼æt æru siu laghæ hus, stuwæ ok stekæræhus, la¼æ ok kornhærbærghi, wistæ hus ok sympnhus ok fæ hus. Laut Östgötalagen Bb 9 hatte der Landsasse das Recht auf mindestens drei Wirtschaftsgebäude, Scheune, Kornkammer und Stall: Nu skal landboin a eghn haua at minstu ¼ry hus, la¼u, kornskammu, nöt hus, wobei das Wohnhaus, das zwangsläufig vorhanden gewesen sein muss, nicht genannt wird. Aus einer Bestimmung über Hausdurchsuchungen werden die Gebäude des Bauern ersichtlich, denn in Äldre Västgötalagen Tj 5 findet sich eine Bestimmung, dass der Bauer seine Gebäude öffnen muss, um eine Durchsuchung nach verstecktem Diebesgut zuzulassen: Han skal vpp latæ sin inuistær hus ¼æt ær kornskyæmmæ ok matskammæ ok symnskæmmæ ¼y ¼ru æru inuistar hus. En annur hus bæ¼i la¼a ok nöthus ¼æt heter vthus, ¼o at las fe firi. In Letztgenanntem wäre es für eine von außen kommende Person leichter gewesen, ohne Wissen der Bauernfamilie gestohlenes Diebesgut zu verstecken. Die fränkischen Gesetze aus dem 7.–9. Jahrhundert geben einen frühen Eindruck der verschiedenen Hofgebäude, und in diesem Zusammenhang sind besonders die Gesetze aus Friesland und Sachsen von großem Interesse für die Gebauungsgeschichte. Die Gebäude des fränkischen Hofes werden in der Regel als eingezäunt beschrieben, wie z.B. in des Lex Alamannorum Kap. 82,2 zu lesen ist. Es geht hier um Brandstiftung innerhalb des Hofes, wo ein Haus, ein Schuppen, Getreidelager oder Vorratskammer angesteckt werden. Si enim domus infra curte incenderit aut scuria aut granica vel cellario. Das Hauptgebäude mit Wohnung wird im Lateinischen als domus oder casa bezeichnet. Die verschiedenen fränkischen Rechtsbücher nennen neben dem Wohnhaus unterschiedliche Wirtschaftsgebäude, in denen Frauen traditionell arbeiteten:
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Webhütten, Badehäuser sowie Vorratshäuser, Ställe, Nebengebäude, Grubenhäuser und wandlose Diemen mit oder ohne Dach. In der irischen Quelle Crith Gabhlach findet sich eine interessante Übersicht über Typ und Größe der einzelnen Hofgebäude, die eng mit dem sozialen Status des Hofbesitzers zusammenhingen. Ein Og-aire, der sieben Kühe und einen Stier besaß, sieben Sauen und einen Eber, sieben Schafe und ein Arbeits- und Reitpferd, durfte ein Haus mit 19 Fuß Durchmesser und ein Koch/Backhaus mit 13 Fuß Durchmesser besitzen: He has a property of sevens; seven cows with their bull; seven pigs with a boar pig; seven sheep; a horse for work and for riding … The og-aire’s house is larger: nineteen feet is its size. Thirteen feet is the size of his backhouse (kitchen) … Ein bó-aire febhsa (übersetzt: cow-freeman, strongfarmer), wohl ein freier Bauer mit 10 bis 20 Ochsen, sollte im Idealfall ein Wohnhaus mit 27 Fuß (ca. 8 m) Durchmesser, ein Wirtschaftsgebäude mit Küche mit 15 Fuß Durchmesser, einen Mühlenanteil, wo seine Familie und Gäste ihr Getreide mahlen konnten, einen Dörrofen, eine Scheune, einen Schafstall, einen Kälberstall und einen Schweinekoben sein eigen nennen können: He has a house of twenty-seven feet, with a back-house, (kitchen) of fifteen feet; a share in a mill in which his family may grind, and his visitors. He has a kiln, a barn, a sheep-house, a calf-house, a pig-sty (ALI IV, 305 ff.). Die Quelle nennt mehere unterschiedliche soziale Gruppen mit ihren jeweiligen Häusergrößen, Möbeln, Hausrat und Haustieren. Auch die Höhe der an den König zu errichtenden Abgaben wird genannt. Das Gesetz beschreibt natürlich einen Idealzustand, dessen realen Hintergrund in der damaligen irischen Agrargesellschaft wir nicht kennen. Trotzdem enthalten die Texte außerordentlich wertvolle Informationen. Es werden noch weitere Gebäude des Hofes genannt, z. B. die Schmiede, ein Haus für Dung (ein überdachter Misthaufen?) sowie ein Stall für Federvieh: There are with the Feine seven houses in which a valid agreement for custody of anything is prohibited by law, for though they be burnt, they deserve not compensation nor dire: a forge … a house in which there is cow-dung … a house frequented by domestic fowl (V, 161–67). Die Häuser der Hofanlage sind laut Beschreibung von einer Palisadeneinhegung umgeben, und das zu einem inchel gehörende Haus ist aus Flechtwerk gebaut (vermutlich mit Lehm beworfene Flechtwände). Die Flechtwände reichten bis zum Türsturz, und darüber befand sich jeweils ein Traufbrett zwischen zwei der vom Boden bis zum Dachfirst reichenden Flechtwände: It is interwoven (wattled from the ground) to the lintel. A drippingboard is placed between every two weavings from the base to the lintel (IV, 305). Die Bestimmungen, die Wandalismus und Brandstiftung betreffen, geben Aufschluss über das Vorhandensein von Strohdächern. Von Haustüren
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und Hintertüren ist in Verbindung mit gewaltsamen Einbrüchen die Rede (IV, 313). Verglichen mit den dänischen und den sonstigen nordwesteuropäischen Schriftquellen sind die archäologischen Siedlungsgrabungen in Bezug auf die Hauskonstruktionen viel informativer. In den letzten Jahrzehnten konnte das archäologische Wissen über die Entwicklung der Siedlungen vom Anfang der Eisenzeit (ca. 500 v. Chr.) bis ins frühe Mittelalter (ca. 1100 n. Chr.) erheblich ergänzt werden. Besonders aufschlussreich waren in Dänemark die großen Ausgrabungen in Grøntoft, Hodde, Nørre Snede und Vorbasse im westlichen Jütland, die einen detaillierten Einblick in die Bebauungsentwicklung geben konnten (Becker 1982, Hvass 1985 und 1993, T. E. Hansen 1987 u.a.). Es würde zu weit führen, die gesamte Bebauungsentwicklung seit der älteren Eisenzeit zu erläutern, aber die Entwicklung der Gebäude innerhalb der Hofanlage soll dennoch kurz umrissen werden. In der Übergangszeit zwischen älterer und jüngerer römischer Kaiserzeit (ca. 160 n. Chr.) änderte sich das Aussehen der ländlichen Siedlungen markant. Die Wohnstallhäuser bekamen Anbauten und somit eine andere Funktionseinteilung. Die Häuser wurden wesentlich länger als in den vorangegangenen Jahrhunderten, und in der folgenden Zeit wurden den Gebäudekomplexen kleine Grubenhäuser hinzugefügt. Die Gebäudekomplexe waren jeweils als eigenständige Höfe eingezäunt und gingen in der größeren Dorfstruktur auf (Hvass 1993, 189 und 191). Ab dem 9. Jahrhundert entwickelte sich das große Wohnhaus mit den nach außen gewölbten Langwänden (Typ Sædding) zum Haus der späten Wikingerzeit mit großem Mittelsaal (Typ Vorbasse, Trelleborg, Vilslev und Trabjerg) und schließlich bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zum Haus vom Typ Margrethehåb, das keine dachtragenden Innenpfosten mehr aufwies (Haustypenbezeichnungen nach Bender Jørgensen und Eriksen 1995, 19). Zur wikingerzeitlichen Hofanlage gehörten ein zentral gelegenes Wohnhaus mit Feuerstelle und eventuellem Stallteil sowie kleinere, selbständige Stall- und Scheunengebäude an den Einhegungen und schließlich kleinere Werkstatthäuser (Hvass 1988 und 1993, 190). Bei Kosel (Meier 1989) und Dalem in Nordwestdeutschland (Zimmermann 1976 und 1984) gibt es diesen Hoftyp, und auch aus der nordniederländischen Provinz Drenthe ist der Haustyp mit den gewölbten Langwänden bekannt, z.B. aus Zeijen-Vorenkamp, Wijnjeterp und Gasselte (Waterbolk und Harsema 1979). Aus dem frühen Mittelalter gibt es nur sehr wenige komplett ausgegrabene Hofanlagen. In Dänemark sind jedoch mittlerweile an die 50 Gebäude des mittelalterlichen Typs bekannt, die keine dachtragenden Innenpfosten
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haben, sondern Wandpfosten als tragende Konstruktion aufweisen (U. F. Rasmussen 1990, 52). Die Häuser des frühen Mittelalters haben eingegrabene Pfosten, Ständersteine treten erst später auf. Je nach Funktion sind die Häuser 6–21 m lang und 3,4–7 m breit. In der heute aufgegebenen kleinen Dorfsiedlung Klemmenstrup bei Køge auf Seeland, Dänemark, wurde 1987 ein mittelalterliches Gehöft mit insgesamt neun, sich teilweise ablösenden Gebäuden ausgegraben. Die Anlage wurde vom frühen Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert genutzt. Das älteste Wohnhaus datiert ins 13. Jahrhundert. Es hatte die sehr geringen Abmessungen von 5,6 × 4,5 m und wurde relativ schnell zur Schmiede umfunktioniert, während 5 m entfernt ein etwas größeres Wohnhaus gebaut wurde. Schon ab dem 13. Jahrhundert befand sich gegenüber dem ältesten Wohnhaus ein Stall oder eine Scheune, und als das etwas jüngere Wohnhaus gebaut wurde, entstand offenbar eine dreiflügelige Hofanlage. Im 14. Jahrhundert löste ein wesentlich größerer Ziegelbau den Pfostenbau ab. Das neue Gebäude war ein Ständerbau mit Ziegeldach. Im Mittelalter gab es mehrere Verordnungen, die Pfostenbauten verboten, weil die Waldbestände immense Einbußen erlitten (C. A. Jensen 1933, 10). Dennoch verbaute man bis ins 17. Jahrhundert in Klemmenstrup weiterhin Pfosten ohne Ständersteine. Durch Schmiedeschlacken und Zunderreste in der Schmiede, Holzkohle und Keramikscherben aus dem 13.–14. Jahrhunderts im Wohnhaus lässt sich die Funktion der jeweiligen Gebäude ziemlich sicher deuten. Stall und Scheune waren durch „saubere“ Pfostenspuren angezeigt, es fand sich eine vom Gebäude wegführende Abflussrinne sowie verkohltes Getreide. Mitten im Hof befand sich ein Brunnen, der später durch zwei andere Brunnen ersetzt wurde. Der später in Dänemark sehr verbreitete Drei- oder Vierseithof, der sich um einen zentralen Hofplatz mit Brunnen lagert, scheint (zumindest in der Gegend um Køge) schon ab dem 13. Jahrhundert bekannt gewesen zu sein. Die meisten Gebäude waren in Lehmbauweise konstruiert. Schon ab dem 14. Jahrhundert war ein Backofen (ca. 1 m im Durchmesser) an das Wohnhaus angebaut worden. Die Bedachung ist unbekannt; möglicherweise war das Dach mit Reet gedeckt (U. F. Rasmussen 1990, 37–54). Im folgenden sollen die einzelnen Gebäude der Hofanlage besprochen werden.
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Saal- und Feuerhaus mit Inventar Die Wohnhäuser hatten während der gesamten Wikingerzeit kräftige dachtragende, paarweise angeordnete Pfosten. Die Wände waren aus Holz in Stabbauweise errichtet. Obwohl es bisher noch nicht archäologisch nachgewiesen ist, gab es vermutlich keinen festen Dachboden, vielleicht nur einen losen Trocken- oder Räucherboden. Der Raum war somit offen bis zum mit Dachschindeln gedeckten Dach, wo sich hier oder im Giebel ein Uhlenloch für den Rauch von der Feuerstelle befand. Holzschindel kennt man aus dem 10. Jahrhundert aus Trelleborg (Olsen und Schmidt 1977, Fig. 95) und auch aus dem 9. Jahrhundert aus Gl. Hviding (Jensen 1986–87, 12). Das Langhaus mit den leicht gewölbten Außenwänden war ca. 5–9 m breit und 20–40 m lang, je nach Funktion und gesellschaftlicher Position des Besitzers. Es enthielt drei bis fünf Räume, wobei der Stall im mittleren oder östlichen Teil des Hauses zu finden war. Im westlichen Teil gab es in der Regel zwei Räume, nämlich einen Eingangsbereich und einen größeren Wohnraum mit Feuerstelle mitten auf dem Boden (Hvass 1980). Gegen Ende der Wikingerzeit veränderte sich die Dachkonstruktion. Die meisten dachtragenden Pfosten im Innenraum verschwanden, das Haus wurde geräumiger. Der archäologische Nachweis einer Raumeinteilung ist jetzt nicht mehr möglich. Im 10. Jahrhundert war die Dachkonstruktion der Häuser für eine kurze Übergangszeit mit schrägstehenden äußeren Stützpfosten versehen. Dieser Haustyp (das Trelleborghaus) war in drei Räume unterteilt. Es gab einen großen, ca. 20 m langen hallenartigen Mittelraum und an jedem Gebäudeende jeweils einen kleineren Nebenraum. Im frühen 12. Jahrhundert wurde das Trelleborghaus mit den gewölbten Wänden und den innen- und außenliegenden dachtragenden Pfosten von einer Zwischenform mit gewölbten Wänden, aber ohne dachtragende Pfosten im Innenbereich, wie z.B. in Margrethehåb bei Roskilde auf Seeland (Christensen 1988), abgelöst, im späteren 12. Jahrhundert von einem Haus mit geraden Wänden und rechteckigem Grundriss, jedoch ohne dachtragende Pfosten. Auch hier hatten die Wände eine dachtragende Funktion, wie das Beispiel von Bulagergård (Adamsen 1982) zeigt, aber z.B. aus Åstrup und Omgård sind auch aus dem frühen Mittelalter Beispiele von Häusern mit dachtragenden Mittelpfosten bekannt (Jeppesen 1981 und L. C. Nielsen 1984). Schon bei den wikingerzeitlichen Häusern von Vorbasse, Omgård und Varpelev sind die Ställe meistens in eigenständigen Gebäuden untergebracht und nicht mehr im Wohnhaus. In der folgenden Zeit sind die Ställe nicht mehr archäologisch nachweisbar, weil Spuren von Boxentrennwänden fehlen.
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Das zentrale Wohnhaus des Gehöftes wird in den dänischen Landschaftsrechten nur zweimal namentlich erwähnt, und zwar beide Male in Jyske Lov. JL II 97 beschreibt die Regeln, die ein Bauer einhalten sollte, wenn bei Hausdurchsuchungen in seiner Scheune oder seinem Wohnhaus (Saalhaus genannt) oder in anderen unverschlossenen Häusern Diebesgut gefunden wurde: Man thær ransaknær of han hittær sinæ costæ antugh i bondæns lathæ æth salhws æth andræ hwsæ thær æi laas for. Um seine Unschuld und seine Unwissenheit zu beweisen, mussten 12 Männer einen Schwur auf die Unschuld des Besitzers leisten (der sogenannte Zwölfereid). Doch gerade in dieser Angelegenheit konnte der Kläger entscheiden, ob der Fall nach der älteren Rechtstradition mit Eidesleistung von 12 Männern behandelt oder vor Geschworenen verhandelt werden sollte. Diese Tatsache weist darauf hin, dass das Rechtskapitel nicht aus älterer Zeit stammen kann, wo das Prinzip der Geschworenen noch nicht bekannt war (siehe Anhang). Aus diesem Kapitel lässt sich in Bezug auf das Aussehen des Saalhauses nur feststellen, dass Wohnraum und Scheune nicht mehr im selben Haus waren. Es geht nicht daraus hervor, ob sich der Stall im selben Gebäude wie der Wohnraum befand. Bei den sonst genannten Häusern ohne Schloss, die in Verbindung mit dem Saalhaus genannt werden, könnte es sich um Ställe, Pferche oder andere Wirtschaftsgebäude gehandelt haben. JL III 17 verwendet den Begriff Feuerhaus (ildhus) für das Wohnhaus. Das Kapitel bespricht die Regelung in Verbindung mit leding- oder kværsæde-Leistungen des Einzelnen. Die Leistung hing davon ab, zu welchem skipæn (Schiffsgestellungsbezirk) das Wohnhaus oder der Speicher des Betroffenen gehörte. Leding und kværsæde waren an die Scheune, andere Abgaben waren an das Wohnhaus geknüpft: Standæ mansz hws summæ i en mansz skipæn oc summæ i annæns, tha e hwaræ sum lathæ standær oc lath læggæs, thæræ scal lething wt gøræs æth quærsæt rethæs, oc andræ reszlæ rethæs thær eeld hws standær. In den Handschriften werden verschiedene Bezeichnungen für das Wohnhaus benutzt: ell hws, jeld hws, yldh hws, ield, aræn, salhws. Das Kapitel muss dahingehend gedeutet werden, dass sich Wohnhaus und Scheune nicht im selben Gebäude befanden, zweifelsfrei sicher ist dies jedoch nicht, da das Kapitel ja die Rechtsregeln über das Abgabeverfahren bei Höfen schildert, deren Gebäude über mehrere skipæn verteilt liegen. Das Wort salhus setzt sich zum einen aus dem altnordischen salr (altdeutsch sal und altenglisch sele) in der Bedeutung Wohnraum, also der Raum, in dem man sich aufhielt, zum anderen aus dem im Altdänischen, Altdeutschen und Altschwedischen bekannten hus zusammen. Das aus Jyske Lov bekannte Saalhaus hat also sprachliche Wurzeln in Skandinavien,
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Deutschland und England und bezeichnet das Wohnhaus. In ganz Westjütland und im nordwestlichen Teil Südjütlands wurde die Bezeichnung sals für das Wohnhaus fast bis in unsere heutige Zeit verwendet (N.Å. Nielsen 1959, 145). Vermutlicht lässt sich die Bezeichnung Saalhaus bis zu den Häusern des Typs Trelleborg zurückverfolgen, in denen es große, zentrale Wohnräume gab, vielleicht auch noch weiter zurück bis in die jüngere Eisenzeit. Aus den sonstigen dänischen schriftlichen Quellen kennt man Saalhaus beispielsweise auch von dem kleinen Verwalterhof in Ulfborg am Nissum Fjord in Westjütland. Die Quelle Ribe Oldemoder von 1319 erwähnt das Saalhaus, Scheunen und einen Dachboden (O. Nielsen 1869, 102–103). In sämtlichen Rechtsbüchern wird nur an einer anderen Textstelle die Herdstelle benannt, die sich in allen Wohnhäusern befunden haben muss: In SL 241 geht es um den Pachtzins landgilde des Pächters. Sollte der Hausherr sich weigern, den Pachtzins anzunehmen, konnte der Pächter in Begleitung von zwei Zeugen seine Abgabe auf die Herdstelle des Bauern legen. Danach konnte er nicht mehr verklagt werden. ¼a læggi lanbo langild ofna branzten hans mæ¼ hinna tuiggia manna uitni ok uare sakløs. In den ältesten Handschriften findet man den Ausdruck branzten, d. h. „Feuerstein“, in den jüngeren brandsted oder brandstood. Lage und Konstruktion der Herdstelle werden jedoch nicht beschrieben. Die Lage der wikingerzeitlichen und mittelalterlichen Feuerstellen ist archäologisch gut dokumentiert. Meist befanden sie sich an zentraler Stelle im Aufenthaltsraum, in mittelalterlichen Häusern gab es auch einen an die Außenwand angebauten Ofen [udskudsovn], wie z.B. in Klemmenstrup ab dem 14. Jahrhundert nachgewiesen (Hvass 1980, U. F. Rasmussen 1990). In den jüngsten Handschriften ist zu lesen, dass der Pächter seine landgilde (Getreideabgabe) auf die Türschwelle des Hausherrn legen sollte, die als brøffiell, brofiell, brosten oder einfach dørterskelen bezeichnet wird. Brofjæl finden wir auch in ESL III 30, wo es um das Strafmaß bei Totschlag geht. Da wird erklärt, dass ein Mann seine Abgaben auf den brofiæl, brofiell, bropiell legen sollte, ursprünglich von bo und pæl, d. h. „innerhalb der vier Eckpfosten der Einhegung eines Gehöfts“ (N.Å. Nielsen 1989, 61). Im englischen Gesetz von König Ine (688–94), Kap. 61 heißt es, dass die Kirchensteuer sich nach dem strohgedeckten Wohnhaus mit Herdstelle richtete, in dem man bis zum Mittwinter wohnte: Ciricsceat mon sceal agifan to ¼am healme, to ¼am heor¾e ¼e se mon on bi¾ to middum wintra. Der Sachsenspiegel (1209–33) erwähnt Backöfen, aber es geht nicht deutlich hervor, ob diese am Wohnhaus angebaut waren oder ob es sich um freistehende Öfen handelte. Laut SS II 51,1 musste der Backofen mindestens 3 Fuß vom Nachbarzaun entfernt sein, welches auch für Abort und
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Schweinekoben galt: Oven unde gank unde swînekoven sollen drîe vûze von deme thûme stân. Weiter steht in SS II 51,2, dass man seinen Backofen zudecken musste, damit kein Funkenflug Schaden auf dem Hof des Nachbarn anrichten konnte. Iowelk sol ouch beschutten sînen oven unde sîne mûren, daz die sparken nicht ne varen in eynis anderen mannis hof yme zu schaden. Die ältere fränkische Lex Salica (507–11) nennt das Wohnhaus an mehreren Stellen in Verbindung mit Einbruch, Bußgeldern, Wandalismus etc. Im Kapitel Ca 6 wird geschildert, wie ein freier Mann absichtlich einen Stein durch das Dach des Hauses eines anderen freien Mannes wirft: Si quis super ingenuum, dum in domum suam resedit, alius ingenuus quilibet homo de supra tecto voluntate sua nec casu lapede miserit et ei fuerit adprobatum. Vermutlich hatte dieses Haus keinen Dachboden, sondern ein offenes Dach ohne richtigen Dachboden, so dass man einen Stein ohne Weiteres durch das Uhlenloch werfen konnte (Dölling 1958, 8–9 und Anm. 22). Das Wohnhaus konnte zudem verschlossen sein, wie in des Lex Salica Kap. 12,5 ersichtlich. In diesem Kapitel wird darüber gesprochen, was zu tun wäre, wenn sich ein freier Mann durch das Aufbrechen eines Schlosses oder unter Verwendung eines falschen Schlüssels Zugang zu einem Haus verschafft und dort etwas stiehlt: Si quis ingenuus clavem effregerit aut adulteraverit et sic in domum ingressus fuerit et inde aliquid per furtum tulerit. In dem Fall war ein Bußgeld von 45 Solidi fällig. Dieser Paragraph, der sich mit Diebstahl innerhalb des Hauses beschäftigt, verwendet das Wort domus, während in Kap. 12,1, 2 und 3 casa verwendet wird. In diesem Kapitel geht es um Diebstahl außerhalb des Hauses, wo ein freier Mann etwas im Wert von zwei Denar entwendet: Si quis ingenuus foris casa quod valent II denarios furaverit. In Kap. 61 der Lex Salica gibt es eine nähere Beschreibung des Wohnhauses: Wer einen Mann getötet hat und das volle Wergeld nicht zahlen kann, muss mit dem Zwölfereid schwören, dass er nicht mehr besitzt, als er bezahlt hat. Danach soll er in sein Haus eintreten und aus allen vier Ecken etwas Erde in die Hand nehmen. Er soll sich damit auf die Türschwelle stellen, in das Haus hineinschauen und mit der linken Hand etwas von der Erde über die Schulter in Richtung seines nächsten Verwandten werfen. Postea intrare debet in casa sua, et de IV angulis de terra illa in pugno suo colligat et stare debet in durbilo, hoc est in limitare, et intus captare et cum senixtra manu de illa terra ultra suas scapulas iactare super quem proximiorem parente habet. Demnach hatte das fränkische Haus also keinen Dachboden. Es gab vier Eckpfosten und einen vermutlich festgestampften Erdboden sowie eine Türschwelle. Hier soll ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass diese äußerst sporadischen Informationen natürlich nicht als Charakteristikum sämtlicher fränkischen Häuser verstanden werden dürfen.
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In Kap. 29,38 wird die Höhe des Bußgeldes festgelegt, die jemand zahlen muss, wenn er ohne Erlaubnis des Besitzers ein fremdes Haus wegschleppt: Si quis casam alienam sine permissu possessoris traxerit. Stephani ist der Meinung, dass es sich bei dem Haus um einen (ggf. auf Ständersteinen errichteten) Pfostenbau handeln könnte, der transportabel war (Stephani 1902, 261). Scheinbar hatte er auch Flechtwände, siehe Kap. 16,2, wo es heißt: Si quis casa cletem salina incenderit et ei fuerit adprobatum (Dölling 1958, 11). Es ist möglich, dass es sich hierbei um ein kleineres Wohnhaus mit vielleicht lehmbeworfenen Flechtwänden handelt, casa cletem, im Gegensatz zur größeren domus. Salina wäre damit die Verkleinerungsform von sala (Saal oder Halle). Meiner Ansicht nach könnte es sich jedoch auch um Flechtwerk aus Weidenruten handeln, vgl. salix = Weide. Die Lex Ribuaria (633–34) Kap. 33,4 nennt Türpfosten. Eine Person, bei der die Habseligkeiten eines Anderen gefunden und beschlagnahmt wurden, musste dieser erklären, von wem die Dinge stammten, oder schwören, das Haus oder die Türpfosten des anderen nicht zu kennen: quod ad auctorem vel casa seu postim ianuae auctoris suae nesciat. Die Formulierung deutet vielleicht auf Türpfosten mit Schnitz- oder anderen Ornamenten hin, die den Wohnhäusern mehr Individualität verliehen, als die Grundrisse an sich vermuten lassen. Im vorhergehenden Kapitel 32,4 werden die Türpfosten in Zusammenhang mit einem Schuldner erwähnt, der sich gegen die Pfändung wehrt und dabei sein Schwert in die Türschwelle oder den Türpfosten stößt: et eam in portam sive in poste posuerit. Wie auch in der Lex Salica befindet sich im Wohnhaus der Lex Saxonum (782–803) vermutlich ein festgestampfter Erd- oder Lehmboden. So wird in Kap. 32 die Todestrafe über denjenigen verhängt, der sich nachts in das Haus eines anderen hineingräbt: qui noctu domum alterius effodiens vel effrigens intraverit. Dies wäre mit einem Holzfußboden oder einem gepflasterten Boden kaum möglich gewesen. Eine ähnliche Bestimmung gibt es in der Lex Frisionum Tit V,1 (Dölling 1958, 35). Die Lex Alamannorum (717–19) nennt das Wohnhaus in Kap. 82,1, wo es um Brandstiftung geht: Si quis aliquem foco in noctem miserit, ut domum ejus incendat seu et sala sua … Wenn ein Mann nachts das Wohn- oder Saalhaus eines anderen in Brand steckte, musste Schadenersatz geleistet und Bußgeld bezahlt werden. Laut der Lex Alamannorum Pact III,16 betrug die Höhe einer Wand mindestens 9 Fuß. Das Kapitel beschäftigt sich mit einem Hund, der einen Menschen getötet hat. Zur Strafe muss der Hund neun Fuß hoch über die Türschwelle der Eingangstür aufgehängt werden: Et de illo limitario nove pedes canes ipsius pendatur (Dölling 1958, 30). In der Lex Frisionum Tit V,1 wird eine Person erwähnt, die ein Haus in Brand setzen will und deshalb mit einer Fackel Dach oder Wand anzündet:
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qui domum alterius incendere volens facem manu tenet, ita ut ignis tectum vel parietem domus tangat … Das spätere Kapitel Tit VII,1 verlangt jedoch den doppelten Feuerschadenersatz: Si quis domum alterius incenderit, ipsam domum, et quicquid in ea concrematum est, in duplo componat (Dölling 1958, 35). In Kap. 38 von der Lex Saxonum wird die Todesstrafe über denjenigen verhängt, der nachts oder tagsüber aus eigenem Antrieb vorsätzliche Brandstiftung verübt: Qui domum alterius vel noctu vel interdiu suo tantum consilio volens incenderit, capite puniatur. Der jüngere Sachsenspiegel teilt mit, dass die Dachtraufe des Hauses nicht über das Grundstück des Nachbars hängen darf: Iz ne mût nêman sîn ovese hengen in eynis anderen mannis hof (SS II 49,1). Ob es sich dabei um ein Reet-/Stroh- oder Schindeldach handelte, wird leider nicht erwähnt. Laut der irischen Quelle Crith Gabhlach musste für eine aufgebrochene Tür oder zerstörte Türpfosten Ersatz in Form von lebenden Tieren bezahlt werden. Der Hausfrieden war in Irland scheinbar sehr wichtig, denn es war sogar verboten, eine fremde Tür zu öffnen und in ein Haus hineinzuschauen. Auch das Überqueren eines fremden Hofplatzes war ohne Erlaubnis verboten: Five seds are the penalty for unlawfully opening his house; a cow for looking into it. Five sed are the penalty for going through his house or his lias-house (cow or sheep-house) … The cast of a sned in all directions from his house ist the proper extent of his airlis-enclosure (Ancient Laws of Ireland 1879, IV, 313). Die Türen des Hofes werden indirekt erwähnt, wenn es in einer der irischen Rechtsquellen heißt, dass 10 Kühe zu zahlen sind, wenn man „den Hund, der über die vier Türen herrscht“ tötet; gemeint ist der Hofhund, der das Wohnhaus, die Schafs-, Kälber- und Viehställe bewachte (Kelly 1988, 145). In den dänischen Rechtsbüchern finden sich nur sehr wenig Hinweise auf die Einrichtung der Wohnhäuser. In JL II 99 (eine Regelung über die Folgen einer Hausdurchsuchung) wird beschrieben, wie der Fund von Diebesgut in der verschlossenen Truhe oder in der abgeschlossenen Kammer des Bauernsohnes diesen als Dieb überführen konnte: Hittæ mæn oc nokæt i bondæns suns kistæ thær han bær sialf lykæl at æth i hans hærbærgh thær han hauær sæær lykki at, tha ær han thiuf for sinæ gærning. Mit Schlössern und Schlüsseln versehene Truhen sind durch archäologische Ausgrabungen in Dänemark und im übrigen Nordeuropa aus der Wikingerzeit bekannt. Im dänischen Århus Søndervold fand man sowohl Schlüssel als auch Türschlösser (H. H. Andersen u.a. 1971, 183). Aus der Ringburg Fyrkat gibt es mehrere Truhenschlösser und Fragmente einer Schließplatte aus der Wikingerzeit (Roesdahl 1977, 124). Aus Lejre kennt man die Reste einer kompletten wikingerzeitlichen Truhe (H. Andersen 1969) und auch aus Forlev, wo die Truhe in sekundärer Verwendung als Sarg diente (Brøndsted 1936, 191).
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Bei der verschlossenen Kammer (hærbærgh), von der es im Rechtstext heißt, dass der Bauernsohn einen Schlüssel besitzt, muss es sich um einen abgetrennten Raum im Wohnhaus handeln. Das Wort hærbærgh wird in den ost- und westdänischen Rechtstexten und zeitgenössischen Schriftquellen oft verwendet. Es bezeichnet einen vorläufigen Aufenthalt von kürzerer oder längerer Dauer (Altdänisches Wörterbuch, die Zettelsammlung). Es handelt sich also bei diesem Begriff nicht unbedingt um einen Raum, eine Stube oder eine Kammer. In JL II 99 muss es wohl so gedeutet werden, dass es sich um die abgeschlossene Kammer des Bauernsohnes handelt. In der jüngsten Handschriftengruppe des selben Kapitels verwendet man das Wort komer (Kammer) an Stelle von hærbærgh, und das scheint auf eine separate Kammer hinzuweisen. In den Diebstahlsregeln von VSL YR werden kleine Kammern und Truhen im Haus in Verbindung mit Diebesgut erwähnt, welches bei einer Durchsuchung unter dem „inneren Schloss“ der Hausfrau, d.h. in ihrer privaten Kammer oder Truhe, gefunden wird: Num thes enæ, at thet worther hit innæn hennæ indræ los, thet ær anti indræ clæuæ ællær kistæ. Auch in ESL III 19 finden wir den verschlossenen Raum. Hier geht es um einen Mann, der seine gestohlenen Sachen sucht. Er kommt zu einem Hof, wo nur das Gesinde zuhause ist. Hier entsteht ein Problem, denn das Gesinde darf ihm die Durchsuchung nur in den ihnen unterstellten Räumlichkeiten erlauben. Die verschlossene Kammer, die Truhe oder das Kästchen, zu denen der Bauer, der Verwalter, die Hausfrau oder die Haushälterin einen Schlüssel haben, dürfen nicht aufgebrochen werden: Æn hværkin thet hærbærgh ær las standær foræ oc ey the kistæ oc ey thet skrin ær anti hauær husbondæn ællær bryti las at ællær husfrøn ællær deyæn oc luct ær oc las ær foræ sat, tha ma thet ey up brytes. Hier erhalten wir Einblick in einen nicht ganz unbedeutenden Hof, auf dem sowohl Verwalter als auch Haushälterin (deyæn) beschäftigt waren. Es muss sich um einen etwas größeren Hof gehandelt haben, wo es eine abschlossene hærbærgh gab sowie verschlossene Truhen und Kisten, die sich wahrscheinlich im Wohnhaus befanden. Waren der Bauer, der Verwalter, die Hausfrau oder die Haushälterin in der Kirche, mussten sie für die Durchsuchung nach Hause kommen. Damit können wir diese Episode in die Zeit nach Einführung des Christentums einordnen. Die Erwähnung des sogenannten Zwölfereids (ein Teileid im Beisein von Mitschwörern) am Anfang des Kapitels könnte dafür sprechen, dass es sich nicht um eine ganz neu eingeführte Regel handelte – diese verschlossene Kammer gehörte somit wahrscheinlich zu einem Haus spätestens aus der Zeit um 1100. In JL II 98 wird der Bauer als Vormund des Wohnhauses bezeichnet. Sollte sich Diebesgut im Haus finden, kann nur er dafür verantwortlich ge-
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macht werden. Wurde aber bei seinem Insten oder dessen Frau weggeschlossenes Diebesgut gefunden, also in deren Truhe oder Kammer, waren diese selbst verantwortlich: Vtæn of swo timær at man finnæ nokæt vndær hans innæst mansz laas æth inæst kunæ swo sum ær i theræ kistæ æth theræ both. Wieder stoßen wir hier auf das abgeschlossene Versteck, diesmal ist es jedoch der Inste des Bauern, der sich bei der Durchsuchung verantworten muss. Es kam vor, dass ein Mann seine mit Schloss versehene Truhe im Haus eines anderen Mannes aufbewahrte. Wurde diese aber gestohlen, war es nicht Pflicht des Hausherrn, Ersatz zu leisten: Sættær nokær man hem til annærs sin kistæ … thet han hauær siælf las foræ oc warthær thet burt stolit, tha scal ecki bondæn ær garthæn a thet atær gialdæ (ESL III 44). JL III 62 enthält eine Verordnung zum Verfahren bei der Bergung von Treibgut aus Schiffswracks. Eine an Land getriebene Truhe oder andere Gegenstände, die offensichtlich im Besitz eines anderen gewesen waren, fielen dem König zu, wenn der Eigentümer sie nicht selbst abholte: æn hwat sum i annæns mansz hæfth hauær wæræt, swo sum ær kistæ æth nokær thing thær mæn kænnær at i hænder hauær wæræt, kummær ængi man æftær, tha ær thæt wræk oc a kunung. Die dänischen Landschaftsrechte nennen außer Truhen und Kästchen auch Betten mit Decken und Bettlaken sowie Tische und Tischdecken als Inventar des Wohnhauses. Das Bett findet häufig in Verbindung mit Ehebruch Erwähnung. In SL 215 geht es darum, was passieren soll, wenn ein Mann seine Frau mit einem Ehebrecher im Bett erwischt und diesen im Bett tötet. Er soll dann die blutige Decke und das Laken beim Thing als Zeugnis für die Tötung im Bett vorlegen. Der Ehebrecher durfte nicht auf dem Friedhof bestattet werden, sondern musste auf dem Feld vergraben werden. Hittæt man annær man i siangu mæ¼ a¼ulkunu sissi, ok drepær bondæn horkarl i siangu mæ¼ hennæ, ¼a skal han til ¼ings føræ bæ¼e bulstær ok ble mæ¼ tuiggia manna uitni, at han drap ¼æn man i siangu … at sua gøræ liggi han utæn kirkiu gar¼e ofna ugildum akre. Dieselbe Regel findet sich in VSL II 1. Es gibt nur wenige archäologische Funde von Betten. Man kennt sie nur aus den reichen wikingerzeitlichen Schiffsgräbern wie z.B. Oseberg und Gokstad in Norwegen. Betten kannte man nur in der Oberschicht, die meisten anderen schliefen wohl auf erhöhten, mit Heu und Fellen ausgelegten Bänken (Roesdahl 1980, 133). In SL 12 wird in Verbindung mit der Regelung des Erbes der Tisch erwähnt. Eine Frau oder ihre Erben waren nicht dazu verpflichtet, Hab und Gut, dass gekauft oder verkauft worden war, oder was über den Tisch oder Tresen ging, zu ersetzen: en alt ¼æt, i køp ær kumit ok i salu ællær a bor¼ ok brutstok, ¼æt gialdær kunæn æi atær ok æi hennæ arfæ. Der Zusatz XIII zu SL erwähnt ebenfalls den Tisch oder die Essplatte (disken). Es geht darin um die Bestim-
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mungen bezüglich einer Vorladung. Diese muss entweder am Wohnsitz des Angeklagten im Beisein seiner Nachbarn (grander) stattfinden, oder dort wo er Essplatte und Tischtuch benutzt: Steffnæ skal man a brofiæle sinæ j granne a høren eller ther som han søker disk oc dug. Schließlich wird in ESL I 41 der Begriff Esstisch oder -platte erwähnt, und zwar in der Bestimmung bezüglich des Unterhalts des Fletfahrers (jemand, der seine eigene Vormundschaft an Verwandte abtritt). Die nächsten Verwandten des Fletfahrers mussten ihm an ihrem eigenen Tisch Speis und Trank anbieten. Thet scal man oc witæ um flæt føringh, at takæ hans næstæ wit han, tha slic sum theræ eghin disk ær, slic scal hans wæræ, oc swa dryc. Zu den abschließbaren Türen im Hause finden wir auch im Recht des englischen Königs Alfred (892–93), Kap. 42,7 eine Situation, wo ein Mann seine Frau mit einem anderen Mann unter der gleichen Decke hinter einer abgeschlossenen Tür vorfindet: gef he gemete¾ o¼erne æt his æwum wife, betynedum durum o¾¾e under anre réon. Das Gesetz von König Knud II, Kap. 75 erwähnt ohne nähere Beschreibung eine Tür. Das Kapitel beschäftigt sich damit, was passiert, wenn jemand mit einem vor der Tür eines anderen Mannes abgestellten Speer Untaten begeht: and ic lætæ riht, ¾eah hwá his agen spere sette to o¾res mannes huses duru, he ¾iderin ærende hæbbe … In Kap. 76,1 gibt es einen Hinweis auf Schloss und Schlüssel, wo es heißt, dass eine Hausfrau keine Verantwortung für vorhandenes Diebesgut im Haus hat, es sei denn, sie hat es selbst hinter Schloss und Riegel gebracht: buton hit under ¾æs wifes cæglocan gebroht wære, sy heo clæne. Im folgenden Kap. 76,1a erfahren wir, dass es sich bei den verschlossenen Dingen um ihre Vorratskammer, ihre Truhe und ihren Schrank (oder ihr Kästchen) handelte: ¼æt is hire heddernes cæge, hyre cyste cæge, hire tægan. Auch in Schweden waren die Frauen im Besitz der Schlüssel für die abgeschlossenen Truhen und Kästchen. Laut ÄVGL Tjb 5 galt die Hausfrau, die die Schlüssel für abgeschlossene Truhen oder Kästchen besaß, als die Diebin des sich eventuell darin befindlichen Diebesgutes. Nu æn hittir i luctu ællær læftu kari ark ællær kistu ¼ær havir husprea lykil til ¼a ær hvsprea ¼iuuær. In der Wikingerzeit wurde den Frauen oft ein Schlüssel als Grabbeigabe mitgegeben, den Männern dagegen Waffen. Der Schlüssel war hier offenbar ein Symbol für ihren Stand und ihre Macht und kein konkreter Schlüssel für eine bestimmte Truhe des Hauses (Arwill-Nordbladh 1990, 259). Interessant ist in diesem Zusammenhang die Definition einer kranken Frau in VSL I 51: Eine Kranke konnte nicht mit ihrem Schlüssel umhergehen und somit nicht dem Haushalt vorstehen: The høsfrw callum wi siwka wara ther ey ma ganga mz sinum niklum oc retha j synum heskepo. Im Vergleich dazu galt ein Mann als krank, wenn er nicht zum Thing reiten und sich dort nicht selbst verteidigen konnte (ESL I 31). Eine Friedelfrau (slegfred), die drei Winter
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lang über Schlösser und Riegel verfügt hatte, die Tisch und Bett mit einem Mann geteilt hatte, sollte laut JL I 27 dessen Ehefrau und rechte Hausfrau werden: Hwa sum hauær slækæfrith i garth mæth sik, oc gangær opænbarlich mæth at souæ, oc hauær laas oc lykki, oc søkær atæ oc dryk mæth opænbarlich i thre wintær, hvn skal wæræ athalkunæ oc ræt hwsfrø. Hausschlüssel konnten sich prinzipiell auch in einem mittelalterlichen christlichen Grab befinden, doch hatte dies einen anderen Hintergrund. JL I 26 schreibt Folgendes vor: Hatte ein Mann bei seinem Tod erhebliche Schulden, mussten seine Erben die Schulden begleichen. Sie konnten das Erbe aber auch ablehnen, d.h. sie bestritten, mit dem Besitz und den Schulden des Verstorbenen etwas zu tun zu haben. Ein Symbol für diese Ablehnung konnte sein, die Hausschlüssel in das Grab des Verstorbenen zu werfen (Tamm und Jørgensen 1978, 99). Bei den Ausgrabungen des stillgelegten mittelalterlichen Friedhofs bei Tirup durch das Horsens Museum 1985 fand man in einem christlichen Männergrab einen Schlüssel am Oberschenkel des Bestatteten. Der Schlüssel hatte sich also entweder in seiner Hosentasche befunden, oder er war nachträglich von seinen Verwandten in das Grab hineingeworfen worden (Boldsen, Kieffer-Olsen und Pentz 1985, 9). Die irischen Quellen aus der Mitte des 7. Jahrhunderts sind in Hinblick auf das Hofinventar so detailliert, dass hier nur eine zusammenfassende Übersicht gegeben werden soll. Über das Inventar werden wir in Verbindung mit Diebstahl, Wandalismus, Brand oder Verpfändungen unterrichtet. Dies ist auch bei den anderen nordwesteuropäischen Rechtsquellen der Fall. Ungewöhnlich ist jedoch die Beschreibung der sozialen Gruppen, die im irischen Rechtsbuch Crith Gabhlach genannt werden. Es wird genau darüber berichtet, welche Haustypen zu welcher Gruppe gehörten und welches Inventar sich in den Häusern befand. Im Folgenden werden diese Bestimmungen kurz umrissen. Senchas Màr nennt eine ganze Liste der Gegenstände eines Haushaltes, die verpfändet werden dürfen. Dazu gehören alle Arten von Musikinstrumenten und Möbeln, Kochutensilien, eine Gabel und ein Kessel, eine Teigschüssel und ein Sieb. Außerdem Schreinerwerkzeug, Schmiedewerkzeug, ein Butterfass oder Eimer, eine Kanne, ein Topf, eine Tasse und alle nicht festsitzenden Schüsseln … ein Messer, ein Spiegel (?), Kinderspielzeug … Trensen und Pferdezaumzeug, eine Axt, ein Knüppel, ein Seil sowie eine Backpfanne. Auch werden verschiedene Haustiere genannt, u.a. ein „Misthaufenhund“. It is in it (the rule of one day’s stay) were included distresses for … the requisites for every kind of music, the furniture of each person’s house, the requisites for cooking, a fork and a caldron, a kneading-trough and a sieve … for the tools of a carpenter, for the tools of the smith, for the caldron of the house of the farmer, for the great caldron of each quarter, for the churn, for the pitcher, for the cup, for every vessel which is not sta-
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tionary … for a knife, for a reflector, for the toys of children … for a bridle, for reins, for a halter, for a hatchet, for a billhook, for the rope of the house of the farmer … for a griddle … for keeping a bull for cows, for a stallion for mares … for a hound of the dunghill … (Ancient Laws of Ireland 1865, I, 123–27). Die gleiche Quelle erwähnt zahlreiche Webutensilien, deren Pfandbetrag doppelt so hoch war wie bei den oben genannten Gerätschaften. Dies waren Woll- oder Flachshandspindel, Wollkörbe, Webschwert und alle Webgeräte. Ein Flachsbrett, ein Spinnrocken, eine Handwinde, die Spinnradflügel, Garn, eine Stopfnadel mit kleiner Spule, eine Garnwinde, gewebte Bänder, eine Börse mit Inhalt, eine Nadel, eine Lederbörse, Webstäbchen und Ringe, silber- oder golddurchwirkter Faden sowie ein kleiner Spiegel oder Reflektor: Distress of two days for the price of the produce of the hand, for wages, for weaving, for the blessing of one woman on the work of another, for every material which is on the spindles, for the flax spinning-stick, for the wool spinning-stick, for the wool-bag, for the weaver’s reed, for all the implements of weaving, for the flax scutching-stick, for the distaff, for the spool-stick, for the flyers of the spinning-wheel, for the yarn, for the reel of the spinner, for the pattern of her handiwork, for the wallet with its contents … for the lookingglass which one woman borrows from another … [i. e. the image reflector (scat-derc) of the women, i. e. the mirror …] (I, 151). In Senchas Màr wird auch das Strafmaß für den unerlaubten Gebrauch eines fremden Pferdes festgelegt. Bestraft wurde ebenfalls die Benutzung eines fremden Bootes, Korbes, Karrens, Wagens, Braugefäßes, des großen Kochkessels oder der Holzaxt, die Zerstörung eines fremden Kräutergartens, Diebstahl aus einem fremden Bienenstock, Getreide- oder Torfhaufens: Distress of three days for using thy horse, thy boat, thy basket, thy cart, thy chariot, for wear of thy vessel, thy vat, thy great caldron … for stripping thy herbgarden … thy wood-axe … for robbing thy be-hive … for the dire-fine in respect of thy corn-rick, thy turf … (I, 167). In Crith Gabhlach finden wir, wie bereits erwähnt, eine Liste der verschiedenen Standesgruppen und ihrer Häuser mit Inventar sowie die Abgaben- und Bußgeldbeträge bei Rechtsbruch gegenüber den verschiedenen Familien. Ein Bauer (tenant) besaß zehn Kühe, zehn Schweine und zehn Schafe sowie ein Viertel eines Pfluggerätes (d.h. einen Ochsen, eine Pflugschar, eine Ziege und ein Zaumzeug). Er hatte ein Haus von 20 m Durchmesser und eine Küche von 14 Fuß. Als Pachtzins musste er ein zwei Finger dickes Stück Schweinefleisch (mit Speck?), vier Säcke Malzgerste und ein Holzfass mit Salz bezahlen. Er sollte gewöhnliche Möbel sowie Gefäße aus Holz und Eisen besitzen: As to a tenant resident; ten of tens are his cattle; i. e. he has ten cows, ten pigs, ten sheep; a fourth part of ploughing apparatus, i.e. an ox, and a ploughshare, and a goat, and a bridle. He has a house of twenty feet, with a kitchen
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of fourteen feet … The choicest of a herd of cows and a bacon pig of two fingers depth properly cured, and four sacs of malt, and a wooden vessel of salt, is the food rent of his house. He has proper furniture including iron and wooden vessels (IV, 309). Ein Bo-aire-gensa hatte doppelt so viele Haustiere und ein Wohnhaus von 27 Fuß Durchmesser. Er sollte über ein Bierbraugefäß verfügen, große und kleine Gefäße für die Mahlzeiten, Eisenwannen und Holztröge, Tassen, Waschzuber, Badezuber, Wannen, Kerzenhalter, Schilfmesser, Seile, eine Bartaxt, Bohrer, Säge, Schere, Waldaxt, Mahlstein, Holzhammer, Axt, Schlegel, einen perfekten Pflug und ein nie erlöschendes Herdfeuer. Im Haus mussten sich stets ein Fass Milch und ein Fass Bier befinden, außerdem jeweils ein Sack Malzgerste, Salz und Holzkohle für die Schmiede. Des Weiteren musste er für sich und seine Frau vier komplette Kleidermonturen vorrätig haben: He is a Bo-aire-gensa; he has every necessary furniture in his house all in their proper places. He has a caldron with its spits and spindlers; a vat into which a boiling af ale is poured; a serving pot with minor vessels, both irons, and troughs, and mugs, with which to eat out of it; a washing trough, and a bathing basin, tubs, candelabra, knives for reaping rushes, a rope, an adze, an auger, a saw, a shears, a wood-axe … a grinding-stone, a mallet, ever-living fire … a perfect plough with all its requirements (joint work) … He is a man who has three sacks in his house each quarter perpetually, i. e. a sack of malt, a sack of salt … a sack of charcoal for the irons … He has four suits of clothes with him and his wife … (IV, 311–13). Noch weiter oben in der Hierarchie steht der aire-desa, der 10 Bauern unter sich hatte. Sein Wohnhaus musste einen Durchmesser von 27 Fuß haben, das Backhaus dahinter musste ausreichend groß sein. Im Haus mussten sich acht Betten, ein Wasserbecken und ein Kessel befinden sowie das gleiche Inventar wie eben genannt. Sein standesgemäßes Reitpferd musste silberbeschlagenes Zaumzeug haben. He has ten tenants … He has a house of twenty-seven feet with proper backhouse; he has eight beds with their furnitures in it, water vessels, a cauldron … he has a riding steed becomming his rank, with a silver bridle … (IV, 323). Der in der Hierarchie darüber stehende aire-tuisi hatte 27 Bauern unter sich. Sein Wohnhaus musste einen Durchmesser von 29 Fuß haben und ebenfalls mit acht Betten bestückt sein. Seine Zuber und Kessel mussten aus Eisen oder Bronze sein, die Holzwannen aus Eibenholz, und eines seiner 12 Zaumzeuge musste mit Gold, ein anderes mit Silber beschlagen sein: … has twenty-seven tenants … Twenty-nine feet are the dimensions of his house … Eight beds are in the house … and iron for every work, and bronze vessels … He has twelve bridle-steeds, with a golden bridle, and another of silver … (IV, 305–27). Aus den obersten Gesellschaftsschichten wird uns über Trinkbecher: The goblet of the king, Schachspiele: a chessboard, eine Leier: a harp, eine Waage: scale, edelmetallene Tassen: a cup … [of] brass or silver or gold und dem Näh-
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zeug der Frauen berichtet: embroidering needle (V, 107, 239, 251, 381, 407, 411, 485). Es ist nicht einfach, diese Idealbeschreibung der materiellen Kultur der irischen Gesellschaft auf die zeitgleiche dänische zu übertragen, die wir nur aus archäologischem Material kennen. Reiche Beigaben in manchen dänischen Gräbern aus der späten Eisen- oder Wikingerzeit sind jedoch ein ähnlicher Ausdruck für eine soziale Differenzierung der Gesellschaft. Schließlich finden wir im Sachsenspiegel SS III 89,1 einen Hinweis auf das Hausinventar. Hier wird beschrieben, wie sich ein Dieb der Betten [senge], Kissen oder Laken aus einem Haus bemächtigte: … oder bedde oder küssen oder slaplakene (SS III 89,1).
Andere Wohnhäuser Kap. II 98 von JL nennt neben dem regulären Wohnhaus noch weitere Wohngebäude des Hofes. An dieser Stelle wird erwähnt, dass der Inste eine both hatte, d. h. ein kleines Wohnhaus innerhalb der Einfriedung oder einen selbständigen Raum im großen Wohnhaus. In den etwas jüngeren Quellen ist der Begriff both nicht unbekannt in städischem Zusammenhang. Er bezeichnet hier ein kleineres, eigenständiges, oft der Straße zugewandtes Gebäude, in das sich kleine Handwerker, Krämer o. Ä. einmieteten (Altdänisches Wörterbuch, die Zettelsammlung). In ihrer Untersuchung zum Charakter der Stadtbebauung in Aalborg hat sich Bodil Møller Knudsen mit diesen Buden beschäftigt. Die Kaufurkunden aus dem 15.–16. Jahrhundert zeigen, dass es sich um kleine, freistehende Gebäude mit drei bis vier Fach handelte, die oft vermietet waren. Das Material ist zu spärlich, um daraus schließen zu können, ob immer von Straßenbuden die Rede ist, obwohl der Ausdruck Straßenbude angewendet wird (Knudsen 1981, 71). Bereits aus dem 11. Jahrhundert kennt man aus der norwegischen Stadt Trondheim archäologisch nachgewiesene Handwerker- und Krämerbuden, die an den Bohlenwegen der Stadt lagen (Christophersen 1990). Wie die Buden der Insten aussahen, oder wo sie innerhalb der Einfriedung des Hofes platziert waren, ist dem Rechtstext nicht zu entnehmen. In JL II 31 wird jedoch eine Definition eines Hauses gegeben. Im rechtlichen Sinne genießt ein Inste hier seinen Frieden. Wurde in dieser Bude böswillige Sachbeschädigung gegen ihn verübt, wurde dies genauso bestraft, als wäre es in seinem Wohnhaus geschehen. In diesem Kontext wird von einem aus Decken gestalteten Stand berichtet, eine eingegrabene Bude oder ein aus Reisig errichteter Stand, in dem ein Mann mit seinem Hab und Gut wohnte: Hworæ sum man bothæs for antugh mz tiald æth mz gryft æth mz risbothæ,
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oc hauær thærræ i førth sik sialf oc sine costæ, thæræ mughæ mæn brytæ a hanum hærwærki swo sum i hans eghæt hws. Diese Beschreibung darf nicht wörtlich genommen werden. Es war nicht die Absicht der Gesetzesbestimmung, die reale Konstruktion zu beschreiben, sondern es sollte lediglich festgehalten werden, dass es ebenfalls als mutwillige Sachbeschädigung galt, auch wenn sich das Opfer mit seinem Eigentum in einer abbruchreifen Bude befand. Innerhalb der wikingerzeitlichen Hofanlagen finden sich viele Grubenhäuser, die oft mit Flechtwänden versehen sind. Es ist sehr verlockend, diese archäologisch nachgewiesenen Buden oder Grubenhäuser mit den Reisigbuden der Rechtstexte gleichzusehen. Dies lässt sich jedoch nicht beweisen, denn nur sehr wenige der Grubenhäuser in den Dörfern hatten auch Herdstellen, weshalb diese Kleinbauten normalerweise als Wirtschaftsgebäude und nicht als Wohngebäude gedeutet werden. In Kap. 226 von SL, wo es um Brandstiftung geht, wird davon berichtet, dass ein Verwalter oder Inste im Haus eines anderen Mannes wohnen konnte. Eine nähere Beschreibung des Hauses gibt es nicht. Ær man bryti ællær innæsman annærs manz i husum hans, ok brænne hus, dyli mæ¼ tyltær e¼e, at han galt æi hans at ok æi hans uanrøht at ¼e brunu. Im Anhang zu VSL YR geht es dagegen um das Recht von Unfreien/ Sklaven. Der Abschnitt beschreibt eine Situation, in der ein freier Mann eine unfreie Frau heiratet und mit ihr zusammen eine Hütte innerhalb der Hofanlage bezieht: Ær tho fræls (Freier) man takær annøgh (Unfreie) kunæ … oc dræghæ the samæn them til kotzæth oc hauæ hus innæn bondens gardhz lith ællær thet hærbærgh thær the hauæ inberstol i hans gardh. In diesem Abschnitt des Sklavenrechts gibt es viele unklare Passagen. Einige Wörter sind nicht aus anderen zeitgenössischen Schriftquellen bekannt, so dass sie vermutlich zu diesem Zeitpunkt (Ende des 12. Jahrhunderts) aus dem Wortschatz verschwunden waren (Altdänisches Wörterbuch, die Zettelsammlung). Ein zentrales Wort ist kotzæth, von Kroman und Iuul mit „Hütte“ (dänisch: hytte) übersetzt. Das Wort ist mit dem isländischen Wort kot für Hütte verwandt, hiervon abgeleitet kotzæth, die Hütte eines armen Mannes (Lund 1877, 78) oder eine Hütte, in der man sæte (Aufenthalt/Sitz) hatte (Kroman 1948, III, 85). Laut VSL durfte das vorhin genannte Paar (ein freier Mann und eine unfreie Frau) also entweder in einer Hütte wohnen oder innerhalb des Gehöfts Unterkunft finden, wo sie mit ihrem Hab und Gut einzogen, ein Vorgang, der im ungewöhnlichen Wort inberstol enthalten sein soll. Lund steht der eigentlichen Bedeutung etwas zögernd gegenüber, weist aber auf die Auslegung des gesetzeskundigen Kofod Ancher aus dem 18. Jahrhundert hin, der inberstol als Hineintragen des Eigentums bezeichnet (Lund 1877, 71).
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Die aus archäologischen Ausgrabungen bekannten Grubenhäuser wurden möglicherweise von der niedrigsten sozialen Schicht der Hofanlage, den Insten oder dem unfreien Gesinde, bewohnt, obwohl dies nicht dokumentiert werden kann. Vielleicht kann es aber als Diskussionsgrundlage dienen. Nur eine deutsche Rechtsquelle nennt das Wohnhaus der Sklaven. In der Lex Alamannorum Kap. 82, wo es um die Strafe für Brandstiftung geht, finden sich zwei verschiedene Bezeichnungen für diesen Haustyp. Kap. 82,4 beschäftigt sich mit dem Anzünden eines Sklavenhauses: Servi domo si incenderit, während Kap. 82,5 die Bezeichnung Schuppen verwendet: Scura servi si incenderit … Eine nähere Beschreibung der Konstruktion oder Lage der Sklavengebäude gibt es nicht. In beiden Fällen der Brandstiftung gilt die volle Schadensersatzpflicht, aber der Bußgeldsatz liegt im Falle des „domo“ bei 12, beim „scura“ bei 6 Solidi. SL 239 erwähnt das Haus des Pächters: Verlässt ein Pächter nach Beendigung des Mietverhältnisses den Ort, darf er mit Erlaubnis des Grundbesitzers seine Häuser mitnehmen, falls sein Nachfolger diese nicht kaufen wollte: Ællær ior¼adrotæn lofa hanum bort at føræ hus sin. Diese Regelung kannte man im übrigen Dänemark nicht. In Schonen war das Haus des Pächters also sein privates Eigentum, das er verkaufen oder mitnehmen konnte. Dies könnte vielleicht erklären, warum sich Östgötalagen lediglich damit befasst, dass der Pächter Zugang zu den verschiedenen Wirtschaftsgebäuden hatte, also zu Scheune, Viehhaus und Getreidespeicher. Im schwedischen Rechtsgebiet gehörte das Wohnhaus des Pächters anscheinend nicht zu den Verpflichtungen des Grundbesitzers gegenüber dem Pächter. Man muss also davon ausgehen, dass sich Wohnhaus und Scheune oder Stall des Pächters nicht unter demselben Dach befanden, damit die oben genannte Mitnahme des Wohnhauses stattfinden konnte.
Stall, Viehhaus und Viehpferch Nach dem Wohnhaus wollen wir uns jetzt mit den Wirtschafts- und Nebengebäuden des Hofes beschäftigen, zu denen Stall, Viehhaus, Schweinekoben, Scheune, Rutenberg, der eingezäunte Innenhof „lægård“, Werkstatt und Mühle gehören. In den fränkischen Rechtsquellen werden vereinzelt die Ställe erwähnt, in der Regel in Verbindung mit Brandstiftung oder Einbruch. In der Lex Salica (507–11), Kap. 18,3 geht es um Brandstiftung. Wenn ein Stall mit Vieh angezündet wurde, betrug die Strafe 62 1/2 Solidi: scuriam cum animalibus in-
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cenderit. Die Lex Alamannorum (717–19) Kap. 82,3 berichtet vom Einbruch im Schafstall: ovilem domum aliquis concremaverit, ob dieses Haus domus solider konstruiert war als das obengenannte scura, bleibt dahingestellt. Das Strafgeld von nur 3 Solidi spricht eigentlich dagegen. In der Lex Ribuaria (633–34) Kap. 46,5 geht es um Diebstahl aus dem Schafstall. Das Bußgeld für den Diebstahl von Schafen aus dem Stall war doppelt so hoch wie das für den Diebstahl eines Schafes von der Weide, und der Dieb musste dreifache Entschädigung zahlen, si quis de ovile berbicem furaverit, VI solidus, et si de campo III solidus et quod furaverit, in triplo conponat. In der Lex Saxonum Capitulare 11 (797) wird im Zusammenhang mit der Wertfestlegung der Münzeinheit Solidus von einem Stall gesprochen. Das Bußgeld wurde immer in Solidus festgesetzt, wobei ein Solidus den Gegenwert eines einjährigen Rindes hatte. Der Rechtstext erwähnt den Stall, in den die einjährigen Rinder zum Herbst eingetrieben wurden: id est bovem anniculum utriusque sexus autumnali tempore sicut in stabulum mittitur pro uno solido. Wie schon erwähnt findet sich im irischen Crith Gabhlach die Beschreibung der sieben Gebäude, die zum Hof eines bo-aire febhsa gehörten. Es handelte sich u. a. um einen Schafstall, einen Kälberstall und einen Schweinekoben: He has a kiln, a barn, a sheep-house, a calf-house, a pig-sty (Ancient Laws of Ireland 1879 IV, 309). Diese Gebäude werden in Heptads wiederholt, hier werden außerdem noch ein Ziegen- und Geflügelstall erwähnt sowie ein Haus mit Kuhmist, bei dem es sich vielleicht um einen überdachten Misthaufen handelt: … a kiln, a kitchen, a forge, a mill, a house that pigs frequent, a house in which there is cow-dung, a house frequented by sheep, or goats, or domestic fowl (Ancient Laws of Ireland 1901, V, 167). In den schwedischen Landschaftsrechten findet der Stall einige Male Erwähnung. In Yngre Västgötalagen Tjb 30 hören wir vom Stall und anderen Nebengebäude in Verbindung mit Hausdurchsuchungen: La¼æ nöthus ok staller, ¼ær hete vthus æn ¼o at las se fore. In Dalalagen Kb 2 werden das Schweinehaus und der Viehstall des Pfarrhofes genannt: Söuinhus oc fæhus. In den dänischen Rechtsbüchern findet sich das Word Stall (geschrieben stollæ, stalle oder stoel ) nur ein einziges Mal. Viehhaus oder Viehpferch finden sich dagegen an mehreren Stellen in den ostdänischen Rechtsbüchern. JL II 105 befasst sich mit Diebstahl eines Pferdes, entweder aus dem Stall oder vom Feld: Takær thiwf annæns mansz hæst antugh innæ with stollæ æth a markæ … Der Bauer musste, wenn er den Dieb einholen konnte, diesen für die Untat festnehmen. In VSL und ESL finden sich jeweils ein Kapitel über Totschlag und Brandstiftung, in denen die Begriffe Viehhaus und Viehpferch benutzt werden. Die Kapitel erwähnen interessanterweise außerdem weitere Wirt-
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schaftsgebäude. Wird ein Mann in der Kirche, auf dem Thing oder auf seinem eigenen Hof getötet, d. h. im „lægård“, Viehpferch, Scheunenhof oder in seiner Mühle, dann handelt es sich um „Orbodemål“, sagt ESL II 9: Hemæ at manz eghin at dræpæ anti lægarth ællær fægarth ællær lathægarth ællær i mulnæ thet ær alt orbotæ mal … Eine ähnliche Bestimmung findet sich in VSL III 1. „Orbodemål“ bezeichnet eine bußgeldfreie Angelegenheit. Das bedeutet, dass die Familie des Getöteten keinen Schadensersatz von der Familie des Mörders fordern konnte. Der Mörder selbst aber wurde mit der Acht bestraft und war friedlos. Die 40-Mark-Strafe wurde im Zuge des kirchlichen Einflusses abgeschafft. Grobe Rechtsbrüche wie Vergewaltigung und Totschlag mit Hausfriedensbruch wurden nun mit der Acht bestraft (J. U. Jørgensen, KLNM 12, 632–34). In Hinblick auf die Datierung des Viehhauses und des fægarth ist diese Passage deshalb sehr aufschlussreich. Diese Beschreibung über die Tötung eines Mannes innerhalb seiner Hofgebäude muss also aus den jüngsten Rechtsschichten stammen. Es stellt sich daher die Frage, ob die Bezeichnungen der Gebäude aus älteren Rechtsregeln stammen, oder ob es neu eingeführte Wörter sind, die zum Zeitpunkt der Niederschrift in den Sprachgebrauch übergingen. In VSL III 5 findet sich eine Bestimmung über Brandstiftung an Viehhaus oder Viehpferch, die sich in entsprechender Form auch in ESL II 14 wiederfindet: Sædir brand mz willie j annars mans eghn ænti j hans lægarth ellir j hans fæ garth ellir j hans møllu ellir j nokut hans fæ huus ær han hawir a marco …, und die Begriffe tauchen auch in jüngere Quellen, in Repertorium Danicum Regni Danici Mediævalis wiedergegeben, auf: Am 8. 12. 1474 ist die Rede von einer Gebäudeverlegung: af hvilket Gods jeg flyttede Hr. Akæ Axelsøns Huse uden hans Minde til Nyfalkenberg, som var Stue, Forstue, Bagherberghe, Lade og Fæhus (Rep. 2:2, p. 445). Vom 14. 3. 1489 findet sich eine Beschreibung eines Viehhauses nahe eines Mühlenhofes mit Saalhaus und Ladehus (Rep. 2:4, p. 19), und von 1510 eine Beschreibung eines Pfarrhofes mit Saalhaus, Herberge, einer Scheune und einem Viehhaus. Außerhalb der Rechtstexte findet sich das Wort fægarth nur an einer Stelle, und zwar in einem Brief vom 29. 5. 1426, in dem es um den Verkauf einer Hofstätte geht: … i Qwislæmarkæ 1 øde Toft med al Tilliggelse … Abildgaard, Lægaard og Fægaard (Rep. 1:3, p. 369). Das Wort fæhus scheint also mehrere Jahrhunderte nach dem Zeitpunkt der Niederschrift Gesetze im Sprachgebrauch üblich gewesen zu sein. Ob das Wort fægarth dagegen nach 1200 überlebt hat, ist fraglich. Obwohl fægarth aus der Sprache verschwindet, bedeutet dies nicht unbedingt, dass das Phänomen an sich verschwindet. Es wurde vielleicht einfach ein anderes Wort benutzt, wie z.B. Viehpferch – ein eingezäunter Platz für das Vieh.
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Das Viehhaus scheint ein eigenständiges Gebäude gewesen zu sein, während es sich bei fægarth um eine Einhegung handelte (garth = Gatter, Zaun). Vielleicht schloss die Einhegung direkt an das Viehhaus an, vermutlich dicht am Tor, damit die Tiere schnell und einfach auf die Weide gelangen konnten. Das Viehhaus/der Stall ist archäologisch recht gut dokumentiert. Auf einigen Fundplätzen konnten sogar Boxentrennwände nachgewiesen werden. Auf einem der Höfe des 10.–11. Jahrhunderts in Vorbasse war in sechs der insgesamt vierzehn Hofbauten Vieh gehalten worden (Hvass 1980, 166). Die Ställe waren 20–30 m lang, 4–6 m breit, und die Boxen maßen 0,75–1,00 m (Hvass 1980, 159). Die hölzernen Boxentrennwände waren in den Boden eingegraben und bei der Ausgrabung als dunkle Verfärbungen im hellen Untergrund zu erkennen, falls diese nicht beim Pflügen in heutiger Zeit zerstört wurden. Steinpflasterungen konnten weder in den wikingerzeitlichen noch in den frühmittelalterlichen Ställen in Dänemark nachgewiesen werden. Vom Fundort Elisenhof in Südschleswig kennt man Ställe, die in einem Teil der Wohnhäuser untergebracht sind, erst im 11. Jahrhundert (Bantelmann 1975, 213). In der Siedlung Klemmenstrup bei Køge auf Seeland war der Stall des 13. Jahrhunderts ein eigenständiges Gebäude, aber weder Bodenbelag noch Boxentrennwände waren erhalten. Nur eine Abflussrinne, die vom Gebäude wegführte, gibt Auskunft über die Gebäudefunktion (U. F. Rasmussen 1990). Das eigentliche Aussehen des Viehpferches ist schwieriger zu ermitteln. In Vorbasse fanden sich Höfe aus dem 11. Jahrhundert, die möglicherweise Aufschluss über die Konstruktion der Viehpferche (fægarth) geben können. Direkt neben den Stallgebäuden gab es kleinere Einhegungen, die vielleicht Viehpferche darstellen. Die größte war gut 500 m2 (ca. 28 × 20 m) groß (Hvass 1980, 165). Der Pferch war eine Notwendigkeit, denn er erleichterte die Handhabung des Viehs und verhinderte, dass sich die Tiere über die ca. 2,5 ha große Hofstätte verteilten und Ernteschäden anrichteten. Aus der eisenzeitlichen Dorfsiedlung Hvinningdal bei Silkeborg in Jütland (5.–6. Jh. n. Chr.) konnte ein U-förmig eingehegter Pferch bei den Stallungen nachgewiesen werden. Die eingefriedete Fläche von 5 × 10 m befand sich direkt vor dem Südeingang des Stalls (Silkeborg Museum 13/88, mündl. Mitt. Anne Bloch Jørgensen).
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Schweinestall/Koben Der Schweinestall findet nur in Ostdänemark in thematisch verwandten Kapiteln von ESL und VSL Erwähnung. Die Kapitel VSL III 7 und ESL II 30 beschreiben, was passiert, wenn ein Mann an die Einhegungen oder den Schweinestall eines Bauern geht oder reitet, um diese anzuzünden: nokir man rithir ellir gaar til oc sædir eld j bonda hagha ellis j olgærthi ellir bondans swinesty. Diese Angelegenheit ist so ernst, dass entweder ein Bußgeld in Höhe von 9 Mark an den Bauern zu zahlen war, oder es musste ein dreifacher Zwölfereid geleistet werden. Hagha und olgærthi des Bauern sind entweder als „oldengærde“ oder „slettegærde“ zu interpretieren, also als verschiedene Formen von Einhegungen mit Bezug zur Schweinemast oder -haltung. Wenn der Schweinestall in Verbindung mit diesen verschiedenen Zäunen erwähnt wird, hängt es wohl damit zusammen, dass sich der Schweinestall nicht unbedingt auf dem eingezäunten Hofgelände befand, sondern auch auf dem Feld, wie es in VSL III 8 heißt. In dieser Vorschrift geht es um einen Mann, der die zuvor erwähnten Zäune oder den Schweinekoben umhaut: En om nokir man huggir bondans swine sty the som a hans marco star. Hier wird deutlich, wie in ESL II 30, dass der Schweinestall auch auf seinem Feld stehen konnte und sich nicht zwangsläufig bei den übrigen Gebäuden auf dem Hofgelände befand. Weder die Zäune noch die Schweineställe auf dem Feld konnten archäologisch nachgewiesen werden. Eventuelle Anlagenspuren wären in jedem Fall schwer zu identifizieren und zeitlich einzuordnen, wenn sie keinen datierbaren Anlagen oder Gebäuden zuzuordnen sind. In zwei älteren fränkischen Rechtsquellen findet sich ebenfalls ein Hinweis auf den Schweinestall. In der Lex Salica 18,3 geht es um Brandstiftung bei einem Schweinestall mit Schweinen darin: Si quis sudem cum porcis … incenderit. Kap. 2,3 erwähnt den Diebstahl eines Ferkels aus einem abgeschlossenen Schweinestall: si quis porcellum de sude furaverit qui clavem habet. Nach Dölling muss es sich um einen festen Stall und nicht um einen Schweinepferch gehandelt haben, denn ältere Glossarien stellen ihn mit dem stabulum porcorum gleich. Außerdem beträgt das Bußgeld bei Diebstahl 45 Solidi, eine recht hohe Summe (Dölling 1958, 14). In der Lex Alamannorum Kap. 82,3 geht es ebenfalls um das Anzünden eines Schweinekobens, und hier scheint es sich in der Tat um einen stabilen Stall zu handeln: Si quis … porcaricia domum alequis concremaverit.
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Lægarth, Rutenberg und Heuhaufen Die Bedeutung des Wortes lægarth, das sowohl in VSL als auch in ESL als Teil der Hofgebäude genannt wird, ist unklar. Hwilkin man sum rithir ellir gar til annars mans mz them willia at han wil han dræpæ oc dræpir han j hans eyghhv husi ællir j leygha garthe ellir j læ garthæ ellir j fæ garthi ellir j ladha garthi … (VSL III 1). Betrachten wir abermals die Situation auf der Hofanlage aus Vorbasse. Hier fand sich ein eingehegter Platz zwischen zwei Wohnhäusern von ca. 500 m2 (20 × 25 m). In diesem Bereich gab es zwar keine Spur von Scheunen, aber der Platz wäre dafür ausreichend. Einen solchen Bereich findet sich in drei aufeinanderfolgenden Bebauungsphasen des Hofes wieder, und somit muss es sich um einen absichtlich eingefriedeten Platz handeln, einen lægarth. Schon in den ältesten Handschriften gibt es verschiedene Meinungen bezüglich der Schreibweise des Wortes lægarth, die auch die Deutung des Begriffes beeinflussen. In der Haupthandschrift zu VSL III 1 findet sich lægarthæ und leygha garthe. In den jüngeren Abschriften wird Letztgenanntes zu leye gaard oder leie gaard, ein Ausdruck, der in anderen Schriftquellen einen gemieteten Hof bezeichnet, wie z.B. in einem Brief um 1450, wo es um Miete geht: huo som hus, iordt eller gaard leyer … eller flytter aff leyhuus eller gaard … (Altdänisches Wörterbuch, die Zettelsammlung). Entweder ist in VSL III 1 die Rede von der Tötung eines Mannes auf einem gemieteten Hof und im lægarth die Rede, oder, was wahrscheinlicher ist, frühere Schreiber haben das Wort missverstanden und zu einem frühen Zeitpunkt leyga garthe hinzugefügt. Ein ähnliches Missverständnis scheint in VSL III 5 vorzuliegen, wo von Brandstiftung die Rede ist. Hier wurde lægarth in den jüngeren Handschriften zu lege gaard. In den ansonsten identischen Kapiteln ESL II 9 und II 14 wurden in älteren Handschriften die Wörter letgord und lagord benutzt, die sich im Laufe der folgenden Jahrhunderte zu løngaard entwickelten. Wahrscheinlich lassen sich diese Unstimmigkeiten bezüglich der Schreibweise damit erklären, dass man die eigentliche Bedeutung des Wortes nicht genau kannte. Der eingefriedete Innenhof wird abgesehen von den Landschaftsrechten nur in dem bereits zitierten Brief vom 29. Mai 1426 erwähnt (Rep. 1:3, p. 369). Das bedeutet wahrscheinlich, dass es schon kurz nach dem Zeitpunkt des Niederschrift nicht mehr üblich war, solche Innenhöfe anzulegen. Eine Erklärung hierfür wäre vielleicht die Entwicklung der mehrseitigen Höfe, die sich im Laufe des Mittelalters immer mehr durchsetzten. Auch der geschlossene Hofplatz oder der geschützte Winkel zwischen zwei Hofgebäuden machte den Plankenzaun überflüssig. In Kap. 18,4 der Lex Salica wird das Strafmaß für das Zerstören oder Verbrennen einer Hecke oder eines Zaunes festgelegt: si quis concisam vel sepem al-
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terius capulaverit vel incenderit, aber auch in diesem Fall wird nicht klar, welche Funktion der eingehegte Bereich hatte. Einzelne Handschriften von JL III 60 erwähnen die Zäune an den Obstund Kohlgärten sowie den eingehegten Bereich für die Rutenberge: Apæld garth oc kalgarth oc toftæ garth scal hwar man sik sialf warthæ mæth sinæ eghnæ garthæ, of han wil thæm hauæ i hæghnæth … Der Begriff für den eingehegten Rutenbergbereich ist hialmgarth, hielm gardh, hialmz garth oder hiemlæ gardh. Das altnordische Wort hjalmr bedeutete eigentlich Heu- oder Kornhaufen, konnte jedoch auch ein gewölbtes Dach bezeichnen, also einen „überdachten Haufen“ (Falk 1903, 291). Der Rutenberg in Form einer Anlage mit 4 bis 7 Pfosten und rundem oder eckigem Grundriss ist aus dem gesamten nordwesteuropäischen Raum bekannt. Er findet sich laut JL oft in der Nähe der Wohnhäuser, im Bereich des sogenannten hialmgarth (Zimmermann 1984, 261 ff. und 1989–91, 71–104). In einem längeren Abschnitt über Sonnenteilung und Reepmasse eines Dorfes nennt JL I 55 den Rutenberg. Ein Mann durfte nicht ohne Weiteres einen Rutenberg oder andere Gebäude abreißen, auch wenn sie zu Unrecht auf seinem Boden standen: Æn byggær man annæns mansz iorth antugh mæth hialm æth mæth nokræ andræ hwsæ, tha hin thær iorth a, ma the hwsæ æi vp brytæ, vtæn things doom enært, oc mæth thrinnæ lagh dagh. In diesem Fall herrscht in den Handschriften Einigkeit über den verwendeten Begriff, auch in den jüngeren Handschriften, aber in keiner anderen schriftlichen Quelle wurde das Wort überliefert (Altdänisches Wörterbuch, die Zettelsammlung). Für eine Zuordnung der Angelegenheit zu einer älteren Schicht des Gesetzes spricht möglicherweise, dass der wegen ungesetzlichen Hausbaus Angeklagte die Möglichkeit hatte, sich über den Schwureid freizusprechen. Dies gilt aber keineswegs als gesichert. Die Lex Salica nennt ein einziges Mal einen Heuhaufen. Kap. 18,3 schreibt vor, dass ein Mann, der einen Heuhaufen anzündet, 62 1/2 Solidi Buße zahlen muss: Si quis fenile incenderit. Leider ist hier nicht erkennbar, ob sich der Heuhaufen auf dem Hofgelände befand. Möglicherweise ist hier auch von einem Rutenberg die Rede, denn nach Geffcken bezeichnet das Wort fenile einen überdachten Heuhaufen (Dölling 1958, 13). In Verbindung mit Rechtsvergehen gegen Gebäude oder Haustiere nennt die irische Quelle Senchas Màr außerdem einen Heuhaufen sowie ungeerntetes, reifes Korn. Diese Sachen werden bei Diebstahl mit Torf gleichgestellt: Distress of three days … for the dire-fine in respect of thy cornrick, thy turf, thy ripe corn … (Ancient Laws of Ireland 1865, I, 167).
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Scheune/Speicher und Scheunenhof Nach dem hialmgarth soll die Scheune besprochen werden, ein Gebäude, das in den dänischen Rechtsbüchern in verschiedenen Kontexten genannt wird. In der bereits erwähnten Verordnung zu Hausdurchsuchungen in JL II 97 wird ein Fall aufgeführt, in dem ein Mann sein Hab und Gut im Wohnhaus oder in der Scheune eines Bauern fand: Man thær ransaknær of han hittær sinæ costæ antugh i bondæns lathæ æth salhws æth andræ hwsæ thær æi ær laas for, tha ær bondæ e scylduch at wæræ with logh, at han ær thæræ æi thiwf oc ær thiwfs wittæ, num wrth thæt boræt hanum a hand for anæund … Der Bauer musste per Eid beweisen, dass er keine Kenntnis vom Diebesgut hatte. Der Kläger konnte jedoch auch entscheiden, ob er die Angelegenheit lieber mit dem Zwölfereid oder mit einem Geschworenengericht weiterverfolgen wollte, und somit kann dieses Kapitel nicht den ältesten Schichten des Gesetzes zugeordnet werden. In JL III 16 und 17 werden die leding-Abgaben und die Regelung bei „kværsæde“ besprochen. Auch hier wird auf die Scheune verwiesen. Wurden die Felderträge auf mehrere Scheunen verteilt, mussten laut JL III 16 auch mehrere Abgaben geleistet werden: Æn læggær hani fleræ lath tha rettær han fleræ reszlæ oc ærriær that alt til een garth oc læggær thæt alt i een lathæ … Eine Scheune verlangte hingegen nur eine Abgabe: tha rethæs thæræ æi af meræ æn en reszlæ. Wenn der Rechtstext das Wort ærriær, das sprachlich mit dem urgeschichtlichen „Ard“ verwandt ist, und nicht das mittelalterliche Wort „Pflug“ enthält, kann es bedeuten, dass lathe als eigenständiges Gebäude eine Bezeichnung aus einer älteren Gesetzesschicht ist. JL III 17 lässt erkennen, dass sich Scheune und Wohnhaus nicht unbedingt im selben Gebäude befinden mussten. Die „kværsæde“-Abgabe musste dort geleistet werden, wo sich der Speicher befand, die übrigen Abgaben in dem „skipæn“, wo sich das Wohnhaus befand. Wie alt der Begriff „kværsæde“ ist, ist unklar. Eine erste Erwähnung in schriftlichen Quellen findet sich im sogenannten Privilegium Svend Grathes (1146–57), in dem sämtlichen Pächter in der Stadt und auf dem Land im Einzugsgebiet der Ripener Kirche die schuldigen Abgaben an den König erlassen wurden, die auf dem Lande „kværsæde“ genannt werden: … quoniam omnibus Ripensis ecclesie colonis tam urbicolis quam ruricolis omne debitum iuris regii quod rurenses quærsæt appellant (Dipl. Dan. 1:2, Nr. 98). Im SL 182 findet die Scheune kurz Erwähnung in einer Schadenersatzbestimmung bezüglich niedergetrampeltem Korn. Der Ersatz musste erst dann bezahlt werden, wenn das Korn eingelagert war: Hin, ær uæ¼ sætær fore innam, løsæ sin uæ¼, ¼æhær han uil, ok hin, ær korngiald skal takæ, ma æi sæktæ
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hin, ær gialdæ skulu, fore ¼æt, at han før¼æ sit korn i la¼, før æn han guldi hanum. In den anderen ostdänischen Rechtsbüchern wird die Scheune in den bereits zitierten Zusammenhängen Totschlag und Brandstiftung erwähnt. ESL II 9, II 14 und VSL III 1 nennen jedoch nicht nur die Scheune, sondern auch ein ladegård lathægarth, ladegor, laegordt. Es geht um die Tötung einer Person in der Kirche, auf dem Thing, zu Hause, auf lægarth, Viehhof oder Scheunenhof, eine Tat, die für den Täter die Ächtung bedeutete: Thessæ fyughræ mal i kyrki at dræpæ, oc a bøtær bøte, ællær af gangæt mal, oc a thingi at dræpæ, oc hemæ at manz eghin at dræpæ, anti lægarth, ællær fæ garth ællær lathæ garth, ællær i mulnæ, thet ær alt orbotæ mal … Die eigentliche Bedeutung ist, dass ein Mann seinen Frieden haben sollte, ganz gleich wo er sich auf seinem eigenen Besitz aufhielt. Wenn hier vom Scheunenhof (ladegård ) die Rede ist, war sicher das Gebäude selbst, aber auch der umliegende Bereich gemeint. Befand sich diese Scheune, wie in JL III 17 beschrieben, in einem anderen „skipæn“ als sein Wohnhaus, hatte die Regel auch dort Gültigkeit. In den älteren fränkischen Rechtsquellen findet man etliche Scheunenoder Speicherbezeichnungen. In der Lex Salica (507–11) Kap. 18,2 geht es um Brandstiftung und brennendes Getreide in einem Rutenberg oder einer Scheune: Si quis spicarium aut moffolum cum annona incenderit, eine Tat, die mit einem Bußgeld von 62 1/2 Solidi geahndet wurde. Heyne ist der Auffassung, der Begriff moffolum oder in manchen Handschriften machalum, sein dem Wort magale = flüchtig zuzuordnen. Moffolum bezeichnet eine schnell errichtete Reisighütte, eine Feldscheune für das Getreide. Spicarium dagegen bezeichnet einen solideren Speicherbau (Heyne 1899, 102). Die Lex Alamannorum Kap. 82,2 umfasst einige andere Bezeichnungen, die in Zusammenhang mit Brandstiftung erwähnt werden: Si enim domus infra curte incenderit aut scuria aut granica vel cellario. Es sind Begriffe, die vermutlich ein Gebäude innerhalb des Hofgeländes bezeichnen, einen Schuppen, eine Kornkammer oder einen Vorratskeller. In Kap. 82,6 gibt es einen weiteren Speichertyp, der einem Unfreien oder Sklaven gehörte: Si enim spicaria servi incenderit. Das Bußgeld bei Brandstiftung betrug in diesem Fall lediglich drei Solidi. Aus der irischen Rechtsquelle Crith Gabhlach geht hervor, dass ein Rechtsbruch in einer Scheune genauso teuer war wie ein Rechtsbruch in einem Schweinestall, z.B. im Falle des unerlaubten Gebrauchs eines solchen Gebäudes: As to the dire-fine for his barn, it is five seds, and compensation for every thing used in it. The dire-fine for his pig-stye is five seds for the pigs, and compensation (Ancient Laws of Ireland 1879, IV, 315). Eine andere irische Rechtsquelle teilt mit, dass das Ausfegen des Dreschbodens kein Bußgeld mit sich führte: The following are free from fines: … sweepings of a threshingfloor … (Ancient Laws of Ireland 1901, V, 487).
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Die schwedischen Landschaftsrechte geben mehr Aufschluss über Funktion und Konstruktion der Scheunen und Speicher als die dänischen. Hälsingelagen Mb 6,2 unterscheidet zwischen Heuschober, Strohscheune und Korn(Saat)-Speicher: … ok swa i höladhu … i kornladhu i akri stander … ok i halmladhu, ¼är är bo¼ tolf örä malsatta, atta örä kokungi, ok atta allum mannum. Heu- und Strohscheune werden in Verbindung mit Wiesenflächen genannt, während sich der Getreidespeicher auf den Ackerflächen oder in deren Nähe befand. In DL Tb 14 ist von einem Almspeicher für die Heulagerung die Rede, wo ein Mann mit seinem Pferd ankommt: … combir til sætra la¼u manna takir swa mykit af hö sum hæstir hans iættir ¼ær wari sacløs. Brytir la¼u at o¼rængdo mali, bær wt fang ella fangi mera …, und im gleichen Text Bb 45 ist von einer abgebrannten Wiesenscheune die Rede, die vermutlich auch für die Heueinlagerung genutzt wurde: … brænnir wp ængiala¼ur … In VML Bb 25 geht es um das Anzünden einer Almscheune: brænnir op sætra la¼o ena, bötæ III markær. Das Bußgeld hierfür betrug drei Öre. Nach Myrdals Auffassung war der Heu- oder Strohspeicher häufig ein Anbau zum Stall. Von Gotland kennt man ein 30 m langes mittelalterliches Steinhaus, das teilweise als Viehstall und teilweise vermutlich als Futterscheune genutzt wurde (Myrdal 1985, 47). In Schweden sind Scheunengebäude erhalten, die aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert stammen und über Dreschtennen mit Lehmboden verfügen, die in der Ebene von Schonen und Halland bis in unsere Zeit genutzt wurden. Es ist nachgewiesen, dass ab dem 14. Jahrhundert im gesamten schwedischen Rechtsbereich Dreschböden aus Holz verwendet wurden. In Mittel- und Nordschweden lässt sich diese Tradition möglicherweise schon bis ins 13. Jahrhundert zurückführen (Myrdal 1985, 49). Für dänische Verhältnisse lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, welche Hofgebäude als Scheune oder Tenne genutzt wurden. Schließt man jedoch Gebäude mit Herdstellen oder Boxentrennwänden sowie Grubenhäuser aus, könnte es sich bei den übriggebliebenen Bauten um Scheunen oder Speicherbauten handeln. Nimmt man den großen westlichen Hof aus der Siedlung Vorbasse als Beispiel, der aus der ausgehenden Wikingerzeit stammt, können die Gebäude entlang des südlichen Hofzaunes als Tennen oder Scheunen gedeutet werden (Hvass 1980, 165). In Klemmenstrup befand sich die Scheune im 13. Jahrhundert vielleicht im selben Gebäude wie der Stall (U. F. Rasmussen 1990).
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Werkstatt, Webhütte und Badehaus In den dänischen Landschaftsrechten findet sich eine einzige Erwähnung einer Werkstatt, in SL 226. Die Werkstatt muss zu den Hofgebäuden gehört haben: Æmæul skal man taka brænnæstu¼ fore huærkus bruna ok myllu sum fore annat, ¼ahær ¼ær brændær til siaks øræ. Gingen durch einen Brand Werte für mehr als sechs Öre verloren, konnte der Geschädigte sein Brandgeld (1 Pfennig oder einen Scheffel Gerste oder zwei Scheffel Hafer) von der gesamten Herad (herred ) einfordern. Wollte jemand nicht bezahlen, musste er mit einem Dreiereid beweisen, dass das Brandgeld nicht rechtmäßig eingefordert wurde. Die Werkstatt mit der Bezeichnung hværkus, wærkhus oder verke huss ist nicht aus zeitgenössischen schriftlichen Quellen (Urkunden) bekannt. Einen archäologischen Nachweis gibt es jedoch z. B. im wikingerzeitlichen Vorbasse, in Vilslev sowie in Gammel Hviding bei Ribe (Jensen 1986–87). In zwei Kleinbauten aus Vorbasse gab es Fragmente von Schmelztiegeln und Schlacken sowie etliche kleinere Eisen- und Bronzestücke, die auf eine Funktion der Gebäude als Schmiede und Bronzewerkstatt hindeuten. In Sædding fand man in mehreren Häusern Schmiedeabfälle wie Resteisen und Zunderreste. In einem Haus, vielleicht das Wohnhaus des Schmiedes, lag ein Ambossstein (Hvass 1980, Stoumann 1979). Spuren anderer Handwerker aus den wikingerzeitlichen Hofanlagen wie Abfälle von Böttcher-, Schreiner- oder Lederwerkstätten fehlen meist, da zur Erhaltung derartiger Materialien besondere Bedingungen erforderlich sind. In den irischen Rechtsquellen findet die Schmiede öfters Erwähnung. Im Heptads wird über den Brand einer Schmiede berichtet: There are with the Feine seven houses in which a valid agreement for custody of anything is prohibited by law, for though they be burnt, they deserve not compensation nor dire: a kiln, a forge … (Ancient Laws of Ireland 1901, V, 161). Es mußte also kein Bußgeld bezahlt werden. Die Schmiedewerkzeuge werden einmal genannt, denn es durfte nur mit Erlaubnis an einem Amboß gearbeitet werden: „working on the anvil with permission“. Für umherfliegende Hufeisen und Eisenspäne wurden keine Bußgelder verhängt: The following are free from fines: … the flyingoff of a horse-shoe … filings of each forge (Ancient Laws of Ireland 1901, V, 477). Die bereits genannten Grubenhäuser waren wohl Werkstätten oder Arbeitshütten. Besonders Webarbeiten wurden hier verrichtet, dokumentiert durch die zahlreichen Funde von Webgewichten auf dem Fußbodenniveau dieser Kleinbauten. In den fränkischen Rechtsquellen finden wir die Webhütte unter der lateinischen Bezeichnung screona. Die Lex Salica Kap. 14,1 beschreibt, wie drei Männer eine Freie aus einem Haus oder einer Webhütte entführen:
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Si qui III homines ingenuam puellam de casam aut de screona rapuerint. In Kapitel 29,33 und 35 geht es um Einbruch und Diebstahl in einer verschlossenen und in einer nicht verschlossenen Webhütte: Si quis screona qui clavem habet effregerit et aliquid furaverit (Kap. 29,33), und: Si quis screona qui sine clave est effregerit: Das erstgenannte Vergehen verlangte das höchste Bußgeld. In der sogenannten Mallobergo-Handschrift wird die Webhütte mit dem Begriff scrona antidio, screonas anthedi benannt. Verschiedene ältere deutsche Forscher sind der Meinung, das Wort screona sei mit escregne, écraigne verknüpft, was für ein Erdhaus, ein sogenanntes Grubenhaus, sprechen würde (Heyne 1899, 46). In der Lex Frisionum wird der Einbruch in eine Webhütte direkt neben dem Diebstahl eines Pferdes oder Ochsen genannt. Dieses Vergehen wurde entweder mit der Todestrafe oder der vollen Ersatzleistung bestraft: Si quis caballum furaverit aut bovem, aut screonam effrigerit, capitali sententia puniatur, vel vitam suam pretio redimat. Ob die Hütte verschlossen war oder nicht, wird nicht mitgeteilt (Add. I,3). Auch Kap. 33 in der Lex Saxonum verhängt die Todestrafe bei Diebstahl aus einer Webhütte: Qui in screona aliquid furaverit, capite puniatur. Der deutsche Archäologe Haio Zimmermann, der die in Norddeutschland gefundenen Webhütten untersucht hat, nimmt an, dass die Webarbeit in Grubenhäusern stattfand, wo ja auch in Dänemark zahlreiche Webgewichte gefunden wurden, weil die Arbeit mit Flachs eine gewisse Feuchtigkeit erfordert (Zimmermann 1982). Die Lex Alamannorum Kap. 82,3 beschäftigt sich mit Brandstiftung beim Badehaus, Schaf- und Schweinestall: Si quis stuba, ovilem, porcaricia domum alequis concremaverit. Nach Dölling bezeichnet stuba ein eigenständiges Gebäude, das als Badehaus genutzt wurde, altdeutsch badehus (Dölling 1958, 31). Auch im Sachsenspiegel ist die Rede vom Badehaus, wenn die Strafen für den Diebstahl von Kleidern, Schwertern, Schüsseln oder Messern festgesetzt werden: Svie des anderen svert oder kleid oder becken oder scheremezse … von’me stoven drezet (SS III 89,1).
Mühle Die Mühle gehört ebenfalls zu den Gebäuden des Hofes, obwohl sie kaum auf demselben Gelände zu finden war wie die übrigen Bauten. Die Mühle entstand mit Sicherheit in der Wikingerzeit, als sich Roggen als Brotgetreide in Dänemark durchsetzte und das Brotbacken immer üblicher wurde. Die urgeschichtlichen Reibemühlen wurden im 2.–3. Jahrhundert n. Chr. von den etwas effektiveren Drehmühlen abgelöst. Das in diesen Mühlen zerriebene Getreide – Gerste oder Emmer – wurde zu Grütze ver-
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arbeitet. Erst mit Einzug der wassergetriebenen Mühlen konnte das Mehl so fein gemahlen werden, dass es sich zum Backen eignete. Man nimmt an, dass selbst eine kleinere Wassermühle die Arbeit von 100 Drehmühlen ersetzte. Englische Quellen bezeugen, dass eine Mühle im 12. Jahrhundert ca. 50 Haushalte bedienen konnte (Reynolds 1983). Die ältesten Erwähnungen einer Mühle in einem Rechtstext finden sich in der Lex Salica (507–11) Kap. 24,1. Diebstahl aus einer Mühle wurde mit einem Bußgeld von 15 Solidi bestraft: Si quis ingenuus in mollino alieno annonam furaverit. In Kap. 24,2 heißt es weiter, dass der Diebstahl eines eisernen Gerätes aus der Mühle eines anderen Mannes mit 45 Solidi bestraft wurde: Si quis ferramento de molino alieno furaverit. Dieses eiserne Gerät muss besonders wichtig gewesen sein, wenn das Bußgeld dreimal höher war als beim Diebstahl anderer Dinge aus der Mühle. Vielleicht handelte es sich dabei um das Mühleisen, das den obersten Mühlstein, den Läuferstein, trug. Laut Kap. 24,3 wird die Zerstörung eines fremden Mühlenwehrs mit einem Bußgeld von 15 Solidi bestraft: Si quis sclusam de farinario alieno ruperit. Extra 31,2 des selben Rechtstextes legt das Strafmaß für das Sperren des Weges zur Wassermühle fest: Si via quod ad farinario vadit cluserit… Die Lex Alamannorum (717–19) erwähnt die Mühle in Kap. 85,1. Das Kapitel beschäftigt sich mit der rechten Art und Weise, wie eine Mühle oder eine andere Sperrvorrichtung im Wasser anzulegen sei, ohne jemandem Schaden zu verursachen: Si quis mulinum aut qualecumque clausuram in aquam facere voluerit, sic faciat ut neminem noceat. Gehörten einem Mann beide Ufer eines Gewässers, hatte er das Nutzungsvorrecht: Si ambas ripas suas sunt, licenciam habeat. Gehörte ihm nur eine Seite, musste er den anderen Besitzer um Erlaubnis fragen oder das Nutzungsrecht erwerben: Si autem una, alterum aut roget aut conparit. Die irischen Rechtsquellen aus dem 7.–8. Jahrhundert enthalten viele Informationen über Konstruktion und Gebrauch der Mühlen. Senchas Màr enthält eine detaillierte Beschreibung der verschiedenen Mühlenteile. Eine komplette Mühle besteht demnach aus acht verschiedenen Teilen. Der erste Teil ist das Wasser, das aus der Quelle in den Mühlstrom und weiter in den Mühlteich fließt: The spring, [i. e. from which water comes …] the millrace, [i. e. from the spring to the pond]. The land of the pond, [i. e. they are the first requisite]. Als zweite folgt der oberste Mühlstein: The stone, [i. e. the second requisite, i. e. the upper stone], drittes die Achse: the shaft (mol), [i. e. the third, this is its own proper name]. Viertes Mühlenteil ist der Bodenstein: The supporting stone, [i. e. the fourth, i. e. the lower stone]. Es folgt als fünftes der Achsstein: The shaftstone, [i. e. the fifth, i. e. the little stone which is under the head of the shaft, and on which the shaft turns]. Der sechste Teil der Mühle ist das Schaufelrad: The paddle-wheel (circel), [i. e. the sixth, i. e. (dar a cel) over its paddle the water flows], der siebte die
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Achse: The axis, [i. e. the seventh, the burden of the shaft is on it, i. e. the gamul]. Der letzte Teil einer Mühle ist der Trichter The hopper (cup), [i. e. the eighth, because it drops the corn out of itself into the upper stone, i. e. the tual, i. e. the perforated iron] (Ancient Laws of Ireland, 1865, vol. 1, 125 og 141). Diese genaue Beschreibung zeigt, dass es sich um eine vertikale Mühle handeln muss und nicht, wie erwartet, um eine horizontale. Es ist die Rede von zwei Achsen, wahrscheinlich eine senkrechte, die zu den Mühlsteinen Verbindung hatte, sowie eine waagerechte Achse am Schaufelrad. Die senkrechte Achse ruhte im Achsstein, wo sich allmählich eine Vertiefung entsprechend dem Achsdurchmesser einschliff (Rahtz und Bullough 1977, 30). Bei Ausgrabungen von irischen Mühlen wurden viele solcher Steine gefunden, die bisher als sichere Anzeichen für das Vorhandensein einer Horizontalmühle galten (Lucas 1953, 25). Von den dänischen Mühlenfunden weiß man, dass sowohl bei den senkrechten als auch den waagerechten Achsen solche Steine benutzt wurden (ein Beispiel dafür ist im Silkeborg Museum, Dänemark, ausgestellt). Umstritten ist der achte Teil der Mühle, keltisch cup, in der englischen Übersetzung hopper (Trichter). Es ist unklar, ob es sich hierbei um den über dem Mühlstein aufgehängten Trichter handelt, oder ob damit eine kleine Vertiefung im obersten Mühlstein gemeint ist, in die das Korn hineingegeben wurde (Lucas, 1953, 32). Senchas Màr nennt in Verbindung mit der unerlaubten Benutzung einer fremden Mühle auch einen Dörrofen, dessen unrechtmäßige Benutzung Geldbußen mit sich führte: For drying in thy kiln, [i. e. the fine for using it has a stay of three days; five ‚seds‘ or ten ‚seds‘ for it. For grinding in thy mill, i. e. in like manner] (Ancient Laws of Ireland, 1865, vol. 1, 163 und 167). In einem Text über Kindererziehung und die Arbeitsaufgaben der Kinder wird die Mühle ebenfalls erwähnt. Darin heißt es u.a., dass der Junge für die Arbeit am Dörrofen zuständig war, während die Arbeit mit der Mühle den Mädchen zufiel: [The herding of lambs and calves and kids and young pigs, and kiln-drying, and combing, and wood-cutting, are to be taught to them (the boys); the use of the quern, and the kneading trough, and the use of the sieve to their daughters]. In diesem Zusammenhang muss eine Handmühle gemeint sein (II, 153). Der Zusammenhang zwischen Mühle und Dörrofen geht auch aus anderen Kontexten in den irischen Rechtsquellen hervor. Im Book of Aicill heißt es, dass das in einem Ofen oder einer Mühle gefundene herrenlose Gut als Pfand genommen werden konnte: [Every unnecessary charge left in a kiln, a kitchen, a forge, or a mill, is by law forfeited]. Außerdem wird erwähnt, wie sich bei Landerwerb der Status des Käufers änderte, auch wenn sich eine Mühle oder ein Dörrofen auf dem Land befand: … after the purchase of the land, (he) shall be native freeman; and when a man has the site of a kiln or of a mill
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of rightful land, or when he shall purchase such, it makes a native freeman of him (III, 193 og 391). Bretha Comaithchesa beschreibt, dass sich Mühlen und Dörröfen außerhalb der Einzäunungen befanden [Their three trespasses outside the enclosure, i. e. the kilns and mills]. Der Kontext ist Bußgeld für von Hühnern verursachte „Vergehen“ (IV, 117). The Book of Aicill erwähnt die Personen, die rund um die Mühle beschäftigt sind. Es geht hier um Bußgeldbefreiung, um das Verhalten bei einer defekten Mühle und um die Vorgehensweise, falls jemand zwischen die Mühlsteine gerät. Drei Personen sind für die Mühle verantwortlich: Der Mühlenbauer, der Besitzer und der Müller: The exemption as regards a mill in grinding … [If the three persons concerned, viz., the mill-wright, the grinder, and the mill-owner were aware of a defect, the mill-owner has to pay for it]. Außerdem werden in Verbindung mit Entschädigungsfällen verschiedene Gelegenheitsarbeiter erwähnt: [… idlers and unprofitable workers, compensation for profitable workers, and fellow-labourers, half „dire“-fine with compensation for animals if seen, and if not seen, compensation only]. Schließlich werden die Bestimmungen besprochen, die in Kraft traten, wenn jemand in das Mahlwerk geriet. Hatte der Müller die Mühlsteine falsch eingestellt, musste er die Strafen bezahlen. Wurde der Schaden hingegen durch einen zu hohen Wasserdruck verursacht, war der Mühlenbesitzer verantwortlich: [That is, the mill-owner is exempt from liability for injury to a person caught between the millstones, whether persons present there of necessity or without necessity … And if an accident happens because the mill-wright left it (the stone) badly arranged, it is he that pays all these fines; if, however,, it be the too great force of the water, and not the bad arrangement of it that caused the accident, it is the mill-owner that pays all these fines] (III, 281–83). Aus den irischen Quellen sollen hier schließlich noch die Regelungen bezüglich der Wartungsarbeiten an der Mühlenanlage besprochen werden. Den Kommentaren zu Right of Water zufolge gab es ein Wartungs-Rotationssystem, das insgesamt 18 Tage dauerte. Aus der umfangreichen Erläuterung hierzu geht hervor, dass man zwischen der Teilnahme an der Rotation (d. h. an der Wartungsarbeit) oder einer Abgabe wählen konnte: There are three other lands, according to the Feini, which are not entitled to price, and for which nothing is paid for conducting water through them; land on which a mill stands, so that it yields produce. [Eighteen days complete are in the rotation at the mill. Monday is due to the well, Tuesday to the pond, Wednesday and Thursday to the artisans, Friday and Saturday to attendance. The next Monday is due to the pond, Tuesday from the well to the pond, Wednesday and Thursday to the artisans, Friday and Saturday to attendance. Monday is due to the pond, Tuesday from the pond downwards, Wednesday and Thursday to the artisans, Friday and Saturday to attendance. This is when it is rotation … The reason is, the men of the lands got their
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choice whether they would have rotation, or pay price, and the choice they took was rotation: one-third goes to the land and the things which belong to it, and one-third to the science of the artisans, and one-third to food and to rude labour, i. e. a sixth to each] (IV, 217–19). Weiter berichtet der Original-Rechtstext, dass Unfälle an Mühlenbächen und Mühlteichen nicht mit Geldstrafen geahndet wurden: There are seven ditches, according to the Feini, the injuries done by which are not paid for … the ditch of a millrace, the embankment of a millpond. Der Mühlenbetrieb war durch eine regelmäßige Wartung gewährleistet, wobei die Wehre gereinigt, die Dämme kontrolliert und die Mühlenteile repariert wurden. Die obige Beschreibung der 18-tägigen Rotation spiegelt dies vermutlich wider. War der Mühlenbesitzer ein örtlicher Großbauer, ist die Vorstellung naheliegend, dass seine Zinsbauern die Arbeit oder die Abgaben leisten mussten. Die Mühle konnte jedoch auch einer Genossenschaft gehören – in diesem Falle leisteten alle entweder Arbeit oder Abgaben. Man kann in jedem Fall davon ausgehen, dass es sich bei der hier besprochenen Mühle um eine größere Anlage handelte und nicht um eine der kleinen Hofmühlen. Archäologische Ausgrabungen in Irland haben sehr frühe Wassermühlen freigelegt. Die ältesten Anlagen ließen sich ins Jahr 636 n. Chr. (Ballykilleen, County Cork) und 782 n. Chr. (Drumard, County Derry) dendrochronologisch datieren und sind somit zeitgleich mit der schriftlichen Niederlegung der Rechtstexte (Rynne 1992, 21). In den englischen Rechtsquellen werden Mühlen nicht erwähnt, aber andere Schriftquellen nennen sie schon ab Mitte des 8. Jahrhunderts. So bestätigt der kentische König Aethelberht in einer Charta von 762 den Erwerb einer Liegenschaft in Wye, zu der u.a. eine Mühle gehört: semis utilitas, id est dimidia pars, molendinae. Auch in verschiedenen Chartas aus den Jahren 838, 943 und 963 werden Mühlen erwähnt (Rahtz und Bullough 1977, 18). Finberg ist der Meinung, dass zu diesem frühen Zeitpunkt lediglich Könige oder Großbauern die Anlage von Mühlen und die Wasserregulation finanzieren konnten. Er erwähnt außerdem, dass die Mühle aus dem Jahre 762 vermutlich auch in einer Charta von 814 benannt wird (Finberg 1972, 498). Das Domesday Book aus dem Jahre 1086 enthält Aufzeichnungen über insgesamt 6082 Mühlen, d.h. die Anzahl der Mühlen muss sich in den dazwischenliegenden Jahrhunderten geradezu explosiv erhöht haben (Rahtz und Bullough 1977, 19). Mühlen müssen also schon lange vorher ein Bestandteil der Landschaft gewesen sein (Holt 1992, 15). Die frühesten dänischen Wassermühlen haben leider nur wenige Spuren hinterlassen. 1953 untersuchte Axel Steensberg eine kleine Wassermühle bei Ljørring in Jütland, die durch eine später vorgenommene 14C-Datie-
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rung der Zeit 960–980 n. Chr. zugeordnet wurde. Weder Schaufelrad noch Mühlenhaus wurden gefunden, aber eine Holzkohlenschicht neben der Mühlenrinne stammt vermutlich von dem abgebrannten Mühlenhaus (Steensberg 1959). Der zweite dänische Mühlenfund aus der Wikingerzeit stammt aus der Siedlung Omgård im westlichen Jütland. Auch hier herrscht Unklarheit über die Konstruktion der Mühle, doch müsste der Fund meiner Ansicht nach neu bewertet werden. In den 1960er Jahrten machte man einen Einzelfund von zwei Schaufeln, von denen eine C14-datiert wurde: 778–970 n. Chr. (kal.). Aus diesem Grund wurde 25 Jahre später eine erneute Ausgrabung vorgenommen, die zwei mit von senkrechten Stöcken gehaltenen Faschinen konstruierte Wasserdurchlässe zum Vorschein brachte (840–41 n. Chr.). Außerdem fand man zwei Mühlsteine ohne Fundkontext. Die primären Konstruktionen einer Wassermühle wie Mühlenhaus oder Mühlenteich fand man nicht, so dass die Deutung der Anlage als Wassermühle angezweifelt wurde (Nielsen, L. C., 1987, und Fischer 1990, 46). Betrachtet man jedoch die Konstruktion der Anlage und die landschaftlichen Gegebenheiten bei Omgård genauer, könnte es sich um eine kleinere Horizontalmühle handeln, und zwar ohne Mühlenhaus und ohne Mühlenteich, der für eine solche Mühle nicht erforderlich war. Da die gefundenen Schaufelblätter weder hohlgeschliffen noch konkav waren, konnten sie nach Auffassung des Ausgräbers nicht von einer Horizontalmühle stammen. Diese Art der flachen, schräggestellten Schaufelblätter kennt man jedoch von jüngeren schwedischen und schottischen Horizontalmühlen (Linde-Laursen 1989, 2). Die Mühle von Omgård liegt an einem Bach, der nicht genügend Wasser führte, um eine Mühle mit großem senkrechten Rad anzutreiben. Der fehlende Mühlenteich spricht ebenfalls für eine Horizontalmühle mit eher spärlichem Überbau. Es erscheint logisch, dass die dänischen Wikinger auf ihren Zügen nach England, Irland und in die Normandie Wassermühlen kennen lernten. Vermutlich brachten sie diese technologische Neuerung mit nach Hause, sofern Bedarf für diese technologische Neuheit bestand. Die älteste vollständige dänische Mühlenanlage wurde 1991 vom Forhistorisk Museum Moesgård, Aarhus, bei Kjærbygård am Bach Egå nördlich von Aarhus ausgegraben. Die ältesten Mühlenteile wurden in das Jahr 1099 + ca. 20 Jahre (das Splintholz fehlte) dendrochronologisch datiert. Demnach wurde die Mühle frühestens im Jahr 1120 erbaut. Die Mühle wurde in jedem Falle bis 1557 genutzt, wie die jüngste dendrochronologische Datierung zeigt. Ein Fundament für den Mühlentrog, in der das vertikale Mühlrad lief, sowie verschiedene schwere Eichenpfosten und Pfähle gehören zu den ältesten Teilen der Mühlenanlage (A. B. Jørgensen 1993).
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Das Silkeborg Museum untersuchte bei Vejerslev am Bach Gjelå, der in den Gudenå mündet, eine größere Mühlenanlage aus den Jahren 1175–1230, unweit eines kleinen Benediktinerklosters. Neben dem Mühlenteich und dem mit Eichenplanken konstruierten Damm fanden sich Reste des Mühlenhauses (7 × 6 m) und der Mühlenrinne zum vertikalen Mühlrad. Das Mühlrad selbst war nicht erhalten, aber neben der Rinne fanden sich Reste der Schaufelblätter. Um das Mühlenhaus vor Überschwemmungen zu schützen, hatte man zwischen Haus und Mühlenteich ein Wehr gebaut (Fischer 1990, 38). Eine ähnliche Anlage ist aus Toustrup am Lyngbygårds Å bei Silkeborg bekannt. Diese Anlage datiert in die Mitte des 12. Jahrhunderts. An beiden Wassermühlen fand man die Reste großer Herdstellen oder Öfen (Fischer 1993, 49). Diese Beobachtungen wurden auch an anderen dänischen Mühlen gemacht, wie z.B. in Kolding und beim Løgumkloster. Meiner Meinung nach handelt es sich hierbei um eine Art Trockenvorrichtung, in der das Getreide vor dem Mahlen getrocknet wurde und die somit den in den irischen Quellen genannten Dörröfen, die zusammen mit den Mühlen erwähnt werden, entsprechen würde. In den schriftlichen Quellen tauchen die Wassermühlen nun im ganzen Land zum gleichen Zeitpunkt auf. Als erstes wird die Wassermühle aus Verpinge in Schonen im Jahr 1131 erwähnt, dann folgt 1138 Næstved auf Seeland, 1161 Tommarp, Schonen, 1170 Løgumkloster in Jütland, 1175 Odense, 1179 Æbelholt, Seeland, und schließlich 1259 die erste Windmühle aus Høng, Seeland (Madsen 1985). Viele der Mühlen sind den Klöstern angeschlossen. Vermutlich brachten die Mönche das Wissen über die Mühlentechnologie von ihren Ordensbrüdern vom Kontinent mit und waren somit für einen Teil der mittelalterlichen dänischen Mühlenanlagen verantwortlich. In den dänischen Landschaftsrechten finden sich zahlreiche Bestimmungen bezüglich des Mühlenbetriebes, denn das Aufstauen des Wassers für den Mühlenbetrieb konnte für den Ackerbau der Nachbarn viele Probleme verursachen und forderte deshalb eine genaue Regelung. JL I 57 führt an, dass nur dann eine neue Mühle gebaut werden durfte, wenn auch für Mühlenwehr und Staudamm gesorgt wurde, um Überschwemmungen der Wiesen und Äcker eines anderen Mannes zu verhindern: Man ma æi gøræ mylnæ af ny vtæn han a dam oc damstath, tho swo at thæt æi vp a annæns manz akær æth æng. Die neuen Stauvorrichtungen durften die alten Mühlen „aus Arilds Zeiten“ nicht zerstören: oc spillær æi mæth bakfloth the gamlæ mylnæ thær æræld mylnæ æræ. Wie alt nun eine Mühle „aus Arilds Zeiten“ war, lässt sich schwer sagen, aber schätzungsweise war sie 3–4 Generationen (ca. 100 Jahre) vor dem Zeitpunkt der Niederschrift des Gesetzes erbaut worden.
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JL I 57 muss der jüngeren Rechtsschicht zugerechnet werden. Hier heißt es nämlich, dass bei Beweisführung in Angelegenheiten bezüglich Mühlenstrom, Flutstelle, Wehr und Staudamm Geschworene hinzugezogen werden müssen: Tha a han at wittæ floth oc floth stath, dam oc dams band mæth kyns næuænd. Wenn ein Mann ohne Widerspruch eine Mühle baute, gehörte sie ihm drei Flutzeiten (drei Jahre) lang: Laghæ hæfth ær thrinnæ flothmal vtæn kæræ. Die dreijährige Rechtsregelung weist jedoch darauf hin, dass das Kapitel nicht der allerjüngsten Rechtsschicht zuzurechnen ist. Wenn die Mühlenregelung schon in der mündlichen Rechtstradition gültig war, die schon ca. 50 Jahre vor der Niederschrift im Jahr 1241 Bestand hatte, wären die obengenannten Mühlen „aus Arilds Zeiten“ mindestens 100 Jahre älter als die Gesetzesniederschrift, womit wir bei 1100 wären, möglicherweise kommt man sogar noch weiter zurück. Es war nicht erlaubt, die alten Mühlen zu zerstören, man durfte auch kein Wasser aus den Gräben „aus Arilds Zeiten“ zu einer neuen Mühle leiten: man ma æi fællæ watn af siin arældærs riin fra annæns mansz mylnæ. Diese Regelung des Mühlenbaus und der Schutz der alten Mühlanlagen müssen in der expansiven Besiedlungsphase des frühen Mittelalters besonders wichtig gewesen sein, als die alten Siedlungen sicherstellen mussten, dass die Wasserzufuhr zu ihren Mühlen nicht behindert wurde. Am Verlauf des Baches Lyngbygårds Å bei Galten in Jütland konnten drei zeitgleiche Mühlenanlagen nachgewiesen werden. Sie alle stammen aus dem frühen 13. Jahrhundert, und der Abstand zwischen ihnen betrug 2–4 km. Sollte dies ein generelles Merkmal sein, war die Dichte der Wassermühlen schon Ende des 12. Jahrhunderts sehr hoch (Fischer 1990, 47). In ESL III 6 findet sich wie in JL die dreijährige Rechtsregelung. Danach gehörten einem Mann die Mühle und der Ort, wo er ohne Widerspruch Erdreich und Torf (für den Damm) entnommen und einen Weg gebaut hatte: Kummær thet swa at then mølnæ hauær giort, at han hauær hennæ thre wintær u ilzkæth a thing, tha haldær han hennæ gen hwær man for utæn thet æræ … tha ær han with logh at han haldær then dam stath sum han waræ hans eghen, then stath han hauær takæt u ilzkæth iordh oc torf oc swa wægh oc swa alt thet ær hauær før laghæ hæfth hauæt a, haldær han for hwær man. Hier wird beschreiben, wie der Mann aus Erde und Torf einen Damm gebaut hatte. Durch die Ausgrabung der Mühle von Pine bei Trelleborg konnte Tage E. Christiansen u.a. die Konstruktion des Mühlendamms aus einer auf Ästen gebetteten Torfschicht nachweisen (Christiansen 1989, 25). ESL III 5 unterscheidet Winter- und Sommermühlen. Wenn ein Mann eine neue (Winter)Mühle baute und von anderen die Erlaubnis erhielt, auch auf deren Land das Wasser aufzustauen, musste er, wenn es sich um eine Wintermühle handelte, zur Kreuzmesse am 4. Mai das Schütz entfer-
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nen. Es durfte erst dann wieder eingesetzt werden, wenn alle ihr Korn und Heu eingefahren hatten: oc scal thet wintær mylnæ wæræ tha scal han up takæ stiborth a crucis missæ … oc sættiæ ey atær nithær før æn alt ær hø inni oc korn. In SL 214 findet sich ungefähr die gleiche Regelung. Das Schütz musste am Pfingstabend herausgenommen und durfte frühestens am Michaelistag wieder eingesetzt werden, falls das Wasser die Wiesen der Nachbarn zu überschwemmen drohte: Star annar mylla foræ ængia manna, sua at hun ma spillæ ¼em, ¼a taki hin up stibor¼ sit, ær myllu a, a pingizdahe aftæn, ok sæti æi atær ni¼er før æn ofna mikialsmæssu afne … Uil han æi at ¼em lahstæfnu dahi sit stibor¼ up taka, bøtæ spial ofna ængium ok ¼ær til siahs øre, ællær siata manz e¼. Weigerte sich der Mühlenbesitzer, das Schütz bis zu der Frist, die ihm von den Thingmännern gesetzt wurde, herauszunehmen, musste er die verursachten Wiesenschäden ersetzen. Das Gesetz räumte ihm jedoch die Möglichkeit ein, durch einen Sechsereid davonzukommen. Damit ist die Mühlenregelung dem älteren Teil des Gesetzes zuzuordnen. Die Wintermühle durfte also von August/September bis zum Frühlingsanfang im Mai, wenn evtl. überschwemmte Wiesen und Äcker wieder bestellbar sein mussten, in Betrieb sein. Die Sommermühle findet in ESL III 7 Erwähnung. Zwölf gewählte Männer mussten hier entscheiden, inwiefern eine bestimmte Mühle eine Sommer- oder Wintermühle war: Warthær delæ um mølnæ stath at hinæ i by bo sighæ at thet war wintær mølnæ oc ey sumær mølnæ, tha sculæ oc tolf men til warthæ næfndæ thet at skiliæ … Leider wird eine Sommermühle nicht näher definiert. Es handelte sich aber vermutlich um eine Wassermühle, deren Stau so wenig Einfluss auf den Ackerbau hatte, dass sie auch während der Anbausaison frei mahlen durfte. Wurde eine neue Mühle gebaut, musste der Besitzer laut ESL III 5 selbst für einen Weg zur Mühle sorgen: oc han scal sic oc vægh fa ut til sin mylnæ. Das lässt sich so deuten, dass er auf seinem eigenen Land einen Zugang zur Mühle anlegen musste und das Wasser nicht über einen Land- oder einen Waldweg stauen durfte, der den Anliegern gehörte. Auch durfte kein Kirchweg betroffen sein: oc scal han thær at se at fløthær ey uppæ landz wægh ællær scogh wægh then theræ grannæ ær ællær tho kyrki wægh. Aus ESL III 7 geht hervor, dass eine Mühle im Besitz mehrerer Personen sein konnte. Wurde die Mühle über längere Zeit nicht benutzt, auch beispielsweise zehn Jahre lang konnte man keinen dieser Männer daran hindern, den Mühlen betrieb wieder aufzunehmen: Kummær thet swa at annær dam liggær øthæ, ænti mølnædam ællær annær fiskæ watn, anti for thy at thær fa mangæ mæn lot i oc æruæ mangæ mæn, ællær thet cummær ællær swa at thet lægs øthæ, oc wil hin atær byggiæ sin mølnæ dam æn thy at thet warthær æftær ti wintær, tha ma han wel byggiæ, oc ma men hanum ey menæ. Das muss zum einen bedeuten, wie wir auch aus der irischen Rechtsquelle Crith Gabhlach erfahren,
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dass eine verlassene Mühle selbst nach zehn Jahren nur von denjenigen, die ursprünglich einen Besitzanteil an der Anlage hatten, wieder in Betrieb genommen werden durfte. Behauptete nun jemand aus dem Dorf, an der Stelle, an der ein Mann den Betrieb wieder aufnehmen und vielleicht wohnen wollte, hätte es nie eine rechtmäßige Mühle gegeben, mussten 12 Männer aus dem Siedlungsbezirk schwören, dass es sich um eine rechtmäßige Mühlenanlage handelte: … tha scal næfnæ til tolf men af thet hæræth, oc thoræ the thet sweriæ at thær ær laghæ mylnæ stath … Zweitens können wir dem Wortlaut des Artikels entnehmen, dass mehrere Personen Anteil an einer Mühle haben konnten. Diese Art des gemeinsamen Nutzungsrechts ist von anderen landwirtschaftlichen Gebäuden nicht bekannt, was vermutlich daran liegt, dass eine größere Mühle eine technisch anspruchsvolle Anlage war, die mehr als einen beteiligten Bauern erforderte. Die gleichen zwölf Männer mussten auch die Zweifelsfrage, ob es sich um eine Sommer- oder eine Wintermühle handelte, per Schwur klären. Ein weiterer interessanter Aspekt der Mühlenkapitel in ESL III 5 ist die Regelung bei Mühlenverkäufen. Wollte jemand seine Mühle verkaufen, mussten erst seine Verwandten gefragt werden, wie auch Boden oder Wald erst den eigenen Verwandten anzubieten waren: Alle the samæ lund men byuthæ iordh ællæ scogh the men wilæ sæliæ swa scal man oc mylnæ lagh byuthæ sinæ frændær før æn han sæll mulnæ. Diese Informationen aus den dänischen Landschaftsrechten lassen nicht durchblicken, ob es sich um kleinere Horizontalmühlen oder um Mühlen mit großen, senkrechten Mühlrädern handelte. Die Texte sagen nichts über Technik und Konstruktion aus, wie es in den irischen Rechtsquellen der Fall ist. Die Mühlenrechte beschäftigen sich dagegen sehr ausführlich mit dem Wasserstau in den Mühlenteichen und den dadurch möglicherweise verursachten Ackerschäden. Daher beziehen sich diese Regelungen möglicherweise auf Wassermühlen mit senkrechten Mühlrädern, die eine Aufstauung des Wassers erforderten, um die erforderliche Wasserkraft und -menge zu erreichen. Die oben angeführten Beispiele geben auch keine Auskunft darüber, ob es sich um kleine hauseigene Mühlen handelte oder um große Mühlen mit „Kundenbedienung“. In VSL III 5 und ESL II 14, die sich beide mit Feuer in den Gebäuden des Hofes beschäftigen, wird die Mühle ebenso genannt wie die übrigen Hofgebäude. Es wird beschrieben, wie eine Person auf den Hof eines anderen reitet oder geht, um seinen lægarth, Viehhof oder seine Mühle anzustecken: En rithir man ellis gar j annars mans eghn oc sædir brand mz willie j annars mans eghn ænti j hans lægarth ellir j hans fæ garth ellir j hans møllu … Æn dyl han, oc hawir bondan witne til, tha taki han iern jgen æn ær ey witne til, tha dyli mz threm tyltum (VSL III 5). Gab es Zeugen für diese Brandstiftung, musste der Angeklagte laut VSL mithilfe der
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Eisenprobe seine Unschuld beweisen. In etwas moderneren ESL musste er vor Geschworenen seine Unschuld behaupten: … tha duliæ thet mæth næfnd (ESL II 14). In diesem Fall gehört die Mühle zum Gebäudekomplex des Hofes, und dies ist vermutlich auch in ESL II 9 der Fall, wo die Verbrechen aufgezählt werden, die unter den Begriff „orbodemål“ fallen – wenn jemand auf dem Besitz eines anderen tötet, in dessen lægarth, Viehhof oder Scheunenhof oder Mühle … oc hemæ at manz eghin at dræpæ anti lægarth ællær fæ garth ællær lathæ garth ællær i mulnæ. Hier entsteht der Eindruck, dass eine Mühle durchaus ein fester Bestandteil des Hofes sein konnte, also eine hauseigene Mühle für die Hofbewohner. Möglicherweise handelt es sich bei den in den Kapiteln der Landschaftsrechte besprochenen Mühlen ebenfalls um diesen Typ, den Linde-Laursen (1989) nach Studien von etwas jüngeren Schriftquellen als Hausmühle (dän. skvatmølle) bezeichnet. Diese kleineren Mühlen konnten einen Hausstand und eventuelle Nachbarn versorgen und waren nicht an den größeren Flüssen oder Bächen angelegt, an denen das königliche Regalrecht Geltung hatte. In Verbindung mit den Mühlen in den dänischen Landschaftsrechten sind schließlich noch die Probleme mit dem Brandgeld zu erwähnen. In SL 226 wird darüber berichtet, wie ein Mann vom gesamten Siedlungsbezirk Brandgeld verlangen konnte, wenn seine Mühle abbrannte und der Schaden mehr als sechs Öre betrug: Æmuæl skal man taka brænnæstu¼ fore huærkus bruna ok myllu sum fore annat, ¼ahær ¼ær brændær til siaks øræ. Der Sachsenspiegel (1209–33) beschäftigt sich mit dem Diebstahl von leeren oder vollen Mehlsäcken aus der Mühle: sac idel oder vul von der molen vürt (SS III 89,1). Die illustrierte Heidelberg-Handschrift aus dem 15. Jahrhundert enthält eine Zeichnung einer oberschlächtigen Wassermühle als Illustration einer Bestimmung, die besagt, dass ein Mann in seiner Mühle und an seinem Pflug seinen Hausfrieden hatte (Schott 1984, 112). Die schwedischen Landschaftsrechte nennen drei verschiedene Mühlen: fotqværn, vatnqværn, vætherqværn. Die ausführlichsten Bestimmungen betreffen die Wassermühle, während die Windmühle und die fotkværn nur in einzelnen Kapiteln erwähnt werden. Die „Mühlenbalken“ von Västgötalag und Södermannalag enthalten die besten Beschreibungen des Mühlenrechts. In vielerlei Hinsicht erinnern sie an die Mühlenkapitel der dänischen Rechtstexte, aber sie sind so umfassend, dass eine detaillierte Darlegung an dieser Stelle nicht möglich ist. Generell war es jedem erlaubt, eine Mühle zu bauen. Die einzige Auflage war, dass keine Hofstätte, Wiesen, Äcker, Wege, forte (gemeinsamer Bereich vor den einzelnen Höfen, der nicht bewirtschaft werden durfte) oder früher angelegte Mühlen zerstört werden durften: Uill ma¼ær mylnu gæræ han ma eig sua gæræ at topt annærs
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manss spillis eig akri, eig eng eig væghum mannæ, æig forta grannæ, ok æig mylnæu ¼erre ær för (ÄVGL Kvb). War eine Mühle drei Jahre lang verlassen, durfte jeder sie für sich beanspruchen und nutzen: Mylnu sta¼er ligær ö¼e ¼rea uettær ællær ¼rim vættrum … ¼a fa wald at takæ ær uill. Diese Regel unterscheidet sich von den dänischen, die besagen, dass nur die vorigen Besitzer eine Mühle wieder in Betrieb nehmen durften, selbst noch nach zehn Jahren. Wurde die Mühle an Allmendewasser gebaut, musste ein Drittel des Wassers frei fließen können: mylnu i almænnisz vattni … Es war nicht erlaubt, das Wasser aus seinem alten Lauf abzuleiten: Vatn skal eigh vændæ af fornu fari. Zwei der schwedischen Gesetze, Södermannalaga und Östgötalaga, geben an, dass jeder, der eine Mühle bauen wollte, die Erlaubnis dazu hatte, auch wenn der Fluss oder Bach einer Gruppe von Bauern gehörte: ¼a a ¼en uizs or¼ sum byggia uill (ÖGL Bb 8). Södermannalagen Bb 20,4 regelt, daß der Mühlbach nach korrektem Dorfmaß geteilt werden musste: Ligger ströms watn til by, sum quærnæ moghu i byggiæ, eller fiske gar¼a, skiptin (them æghander epti rættu byæbruti). Lag die Mühle zwischen zwei Dörfern, gehörte jedem Dorf jeweils die Hälfte der Mühlenanlage. Neben diesen ausführlichen Regelungen zum Mühlenbau gibt es in anderen Teilen der schwedischen Landschaftsrechte einzelne Informationen über Mühlen. In ÄVGL Mb 15 geht es um Totschlag. Kam ein Mann unter einem Mühlrad ums Leben, musste der Mühlenbesitzer drei Mark Strafgeld bezahlen: Faldær ma¼ær vndir mylnohivl, fær ¼ær banæ af, böte ¼rim markum, ¼æn ær mylnu a. Im „Erbbalken“ des selben Gesetzes gibt es eine Bestimmung zum Erbe von beweglicher Habe eines Hofes durch die Ehefrau. So mussten Bauholz und Mühlengerät im Nachlass als bewegliche Habe behandelt werden und gehörten als solches nicht zum Grundbesitz (Wessén 1946, 92, Anm. 64). Kona takær ¼ri¾iung i bo ok ¼rer mærkær af hans lot si¼en tymber ok myllu re¼e, ¼ær skal alt skiptæ sva sum bo (ÄVGL Äb 18). Mühlenunfälle scheinen zum Alltag gehört zu haben, denn viele Rechtsbücher beschäftigen sich damit. Upplandslagen Bb 22 und Södermannalagen Bb 20 schreiben vor, dass bei Unfällen an Windmühlen, Wassermühlen oder Mühlenwehren kein Bußgeld verlangt wurde: Kan folk ællr fæ fa ska¼æ aff wæ¼ær quærn ællr watn quærn ællr mylnu dammi, ællr j. wærkum hwat ska¼æ ¼æt hælzt ær, ¼æt a ogilt wæræ. Kam jedoch jemand in einer Windoder Wassermühle zu Tode, waren sieben Mark zu zahlen: Kan folk lyta dö¼ af watn qwærn ællær wæ¼r qværn, ligge j wa¼a gældom VII marcom, so Västmannalagen Bb 22. Auch der Müller wird in Verbindung mit Mühlenunfällen genannt. Östgötalagen Bb 1 beschäftigt sich mit einem Müller, der am Mühlenzoll beteiligt war und in der Mühle umkam. In diesem Fall waren drei Mark Buß-
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geld zu zahlen. War es eine andere Person, die nicht an der Zollordnung teilnahm, war nur das halbe Bußgeld fällig: Nu faldær möllari undi kuærn ok far dö¼ ¼æn sum takær lut af tulle han ær gildær at ¼rim markum … Nu æn annar man faldær undi kuærn ¼æn sum egh takær tull ælla lut af, han ær gildær at halfre bot. Diese Textstelle erwähnt als einzige in den nordischen Rechtsquellen den Mühlenzoll und ist somit das einzige sichere Beispiel für eine Mühle mit Kundschaft. In YVGL Fnb 50 findet sich eine Regelung, die den Müller betrifft; denn Müller durften kein Schwert tragen, da sie weder Krieger noch in Gefahr waren: Holgkin leghoma¼er möllæri almennigx bonde æller bondæ sum vgipter vr gar¼i bær stikæmez, ¼er eig ¼iænistu men æller i vandræ¼um, böten III sextan örtugher. Wie andere Gebäude konnten auch Mühlen in Brand geraten, und hierzu gibt es mehrere Bestimmungen. In Upplandslagen Bb 25 wird darüber berichtet, wie mehrere Personen absichtlich eine fremde Mühle anzündeten. Gab es dafür Zeugen, mussten die Täter die Mühle wieder aufbauen und sechs Mark Strafgeld zahlen: Gangær man mæ¼ brand, ællr eld före, ok will brænnæ annærs manz quærnæ hus, tax han mæ¼ blasændæ munni ok brinnændæ brandi, ok til ¼inx före, ok fylli a han, sæx mannæ witni, ¼eræ ¼ær waru … ¼a byggi up quærn swa go¼æ sum hun fyrræ war … ok sæx markær mæ¼ at botinni. Laut Dalalagen musste der Täter, der eine fotkværn in Brand steckte, diese wieder aufbauen und einen neuen Mühlstein besorgen: Brindir wp foot quærn giori wp til wægbanda oc fulli attir annan sten, oc wari saclös … (Bb 45). Fotkværn bezeichnet eine kleine Wassermühle mit senkrechter Achse, eine sogenannte Horizontalmühle (Wessén 1936, 76, Anm. 137). Västmannalagen Bb 25 lässt verlauten, dass der Brandstifter für die Zerstörung einer fotkværn drei Mark Strafe zu zahlen hatte. Zündete er jedoch das Mühlenhaus an (vermutlich eine größere Vertikalmühle), war die Strafe doppelt so hoch und betrug sechs Mark: Gangær man mæ¼ brande ællær eldföre, oc vill brænna annarsmanz quærna hus … bygge op attær ¼a quærn swa go¼a som hon fyrra war, oc sæx markr mæ¼ at botine. Brænnir fot quærn böti III markær. Schließlich verbietet Dalalagen Bb 27 die Benutzung einer fremden Mühle ohne ausdrückliche Erlaubnis oder Mietabsprache: manz, hawir æi luf ella leghu fori sik, hæti wi¼ sex öra. Weder die dänischen noch die schwedischen Landschaftsrechte beschäftigen sich mit dem Mühlenzwang, der Bauern und Bürger dazu verpflichtete, ganz bestimmte große Mühlen zu benutzen und ihnen den Bau eigener Mühlen verbot. Dieses Prinzip ist schon ab dem 12. Jahrhundert in den Städten bekannt. So wurde der Mühlenbetrieb z.B. in Odense vom Mühlenprivileg des St. Knuds-Klosters reguliert. Der König hatte den Mönchen das Privileg 1175 übertragen, dem zufolge alle Bürger der Stadt die Mühle der Mönche benutzen mussten. Dies ist der älteste Nachweis des Mühlen-
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zwangs in Skandinavien. Auch die Benutzung kleinerer Handmühlen war den Bürgern der Stadt nicht erlaubt. 1274 zog das Kloster alle unerlaubten Mühlsteinen, die es in der Stadt gab (Madsen, P. K., 1985, 47, 51). Ähnliche Verhältnisse herrschten anscheinend in den übrigen größeren dänischen Städten. Bei den Ausgrabungen in Aarhus fand man in den Abfallschichten des 13.–14. Jahrhunderts fast keine Mühlsteinreste (Andersen, H. H. u. a. 1971, 165). Auf dem Lande ist der Mühlenzwang nicht so früh nachweisbar. Das königliche Regalrecht wurde jedoch ausgedehnt und galt zur Zeit der Landschaftsrechte nicht nur für Allmende, vorgelagerte Strände, unbewohnte Inseln und besitzerloses Habe, sondern auch für Meerengen, Fjorde und größere Bäche. Somit konnte der König die Nutzung dieser Wasserläufe kontrollieren. Prinzipiell konnte er allein über sie verfügen, es sei denn, er hatte das Privileg (wie in Odense) z.B. an ein Kloster oder einen örtlichen Großbauern abgegeben (Jørgensen, P. J., 1939, 265). In England lässt sich die Mühlenpflicht oder der Mühlenzwang schon 762 und 940 nachweisen, in Frankreich kennt man das Prinzip 952 aus dem St. Veitskloster, und 976 ist es im Marienkloster an der Mosel dokumentiert. Diese Mühlenpflicht verbreitete sich später in ganz Nordeuropa (Ek 1962, 24, Linde-Laursen 1989, 20). Laut Ek (Ek 1962, 23) hing die Entstehung des Mühlenzwanges mit dem Regalrecht über die Binnengewässer zusammen. So wie der König über besitzerlosen Boden und Wald verfügte, verfügte er auch über ebensolche Bäche und Flüsse (siehe dazu den Abschnitt zum Thema Allmendewald). Da die Landschaftsrechte des 12.–13. Jahrhunderts dieses Regalrecht nicht erwähnen, hatte es vielleicht nur für die größeren Flüsse und Bäche wie z.B. Odense Å, Gültigkeit, während die kleineren Bäche, an denen die Bauern ihre Mühlen bauten, von dieser Regelung ausgenommen waren.
Zusammenfassung: Die Hofgebäude Die Siedlungsausgrabungen der letzen 25 Jahre konnten dem bis dahin äußerst bescheidenen Wissen über die Gebäude der Höfe aus der Eisen- und Wikingerzeit sehr viel Neues hinzufügen. Problematisch ist jedoch die detaillierte Deutung der verschiedenen Funde. In diesen Fällen können die Aussagen der Rechtsbücher bisweilen Auskunft über die Einrichtung und die praktische Verwendung dieser Gebäude geben. Aus den dänischen und fränkischen Rechtsquellen geht hervor, dass sich die einzelnen Hofgebäude innerhalb einer Einhegung befanden, und hier hatte die Familie ihren rechtlichen Frieden. Diese aus den archäologischen Ausgrabungen bekann-
Zusammenfassung: Die Hofgebäude
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ten Einhegungen hatten nicht nur eine praktische Funktion, sondern können auch als rechtliche Grenze gedeutet werden. In den dänischen, schwedischen, irischen und englischen Rechtsquellen wird das große Wohnhaus (Saal- oder Feurhaus) recht genau beschrieben. Dort gibt es abschließbare Räume, Kästchen und Truhen, Betten und Tische, Herd- oder Ofenstelle sowie Türen und Türpfosten. Die dänische Bezeichnung „salhus“ entspricht wahrscheinlich dem Trelleborghaus der Wikingerzeit, in dem sich ein großer Saal befand. Die älteren fränkischen und friesischen Rechtsquellen nennen verschlossene Wohnhäuser ohne Dachboden, Erdfußböden und vermutlich geflochtene, lehmbeworfene Wände. Auch hier ist von Türen, Türpfosten und inneren Räumen die Rede. Die dänischen, schwedischen und englischen Rechtsquellen berichten übereinstimmend, dass die Frauen die Schlüssel des Hauses trugen, was auch mit den Funden von Schlüsseln in wikingerzeitlichen Frauengräbern übereinstimmt. Die dänischen Landschaftsrechte nennen außerdem noch Hütten und Kotten (kotzæt), die Wohnhäuser der armen Familien, der Insten und Unfreien. Diese Kleinbauten befinden sich den Rechtsbüchern zufolge ebenfalls innerhalb der Hofeinhegung, es waren Grubenhäuser oder Reisighütten. In älteren fränkischen Quellen ist auch von Sklavenhütten die Rede. Wie diese aussahen, wird nicht mitgeteilt. Dafür findet man in diesen Quellen Informationen über verschlossene oder nicht verschlossene Webhütten, vermutlich Grubenhäuser, in denen die Frauen arbeiteten. Die Webhütten entsprechen offensichtlich den archäologisch nachgewiesenen Grubenhäusern. Die Frage ist jedoch, ob die Behausungen der Insten und Unfreien ebenfalls Grubenhäuser waren. Da sich keine Herdstellen in den Grubenhäusern nachweisen lassen, ist ein solcher Schluss problematisch. Skånske Lov gibt Auskunft über ein Werkstattgebäude. Es scheint sich dabei um ein eigenständiges Gebäude zu handeln, wie es aus den Ausgrabungen von Vorbasse und Sædding bekannt ist. In den fränkischen Rechtsquellen gibt es Beschreibungen von einem Badehaus und von Vorrats- und Speicherkellern. Auch die Stallungen und Scheunenbauten, Schweineställe und Viehhäuser innerhalb der Hofeinhegung finden sich in den Rechtsbüchern wieder. Der auf dem Feld liegende Schweinestall wird jedoch nicht beschrieben. Im Gegensatz zu den dänischen geben die schwedischen Landschaftsgesetze recht detaillierte Aufschlüsse über die verschiedenen Speicher- und Scheunentypen. Der fægarth, ein Begriff, der ausschließlich in den dänischen Landschaftsrechten vorkommt, wird als eingezäunter, an die Stallungen anschließender Bereich gedeutet. Dieser eingezäunte Bereich am Stall ließ sich auf
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Abb. 5: Grundrisse, die für die Gebäudebezeichnungen der dänischen Rechtsbücher vorgeschlagen werden. Alle Beispiele stammen aus dem wikingerzeitlichen Vorbasse.
dem eisenzeitlichen Gehöft Hvinningedal sowie auf einem der wikingerzeitlichen Höfe in Vorbasse nachweisen. Der lægarth in den dänischen Landschaftsrechten wird als eingezäunter, an das Wohnhaus anschließender Bereich gedeutet. Er ließ sich archäolo-
Zusammenfassung: Die Hofgebäude
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Abb. 6: Hof aus der späten Wikingerzeit aus Vorbasse mit kleineren eingehegten Bereichen, die für die Bezeichnungen fægarth und lægarth aus den dänischen Rechtsbüchern vorgeschlagen werden.
gisch ebenfalls bei einem großen spätwikingerzeitlichen Wohnhaus in Vorbasse nachweisen. In verschiedenen Ausgaben der deutschen Rechtsquellen ist von gestelzten Speichern die Rede, während die dänischen Rechtsquellen den Hjelm, den überdachten Rutenberg, nennen. Aus den fränkischen Rechtsquellen des 6. Jahrhunderts kennen wir Wassermühlen, die in den alemannischen Rechtsquellen ab dem 7. Jahrhundert und in den irischen Quellen ab Mitte des 7. Jahrhunderts genannt werden. Hier findet man auch Hinweise auf Dörrofen zum Trocknen des Getreides. Die dänischen Rechtsbücher enthalten recht ausführliche Informationen über Mühlenwehre und -teiche, Schütze/Schleusenbretter und Mühlenrinnen. Sie unterscheiden zwischen Sommer- und Wintermühlen. Die Bestimmungen der Rechtsbücher weisen auf den Einsatz von Mühlenanlagen ab ca. 1100 hin, möglicherweise schon ab Mitte des 11. Jahrhunderts. Die älteste datierte dänische Mühlenanlage stammt vermutlich aus der Mitte des 9. Jahrhunderts.
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Die Hofstätte (toft ) Innerhalb der Einhegung Die Rechtstexte geben Aufschluss über die Lage der einzelnen Hofbauten. Bestimmte Gebäude befanden sich auf den Feldern oder Wiesen, wie z.B. der Schweinestall, während die anderen Gebäude (außer der Wassermühle) vermutlich innerhalb der Hofeinhegung zu finden waren. Bevor näher auf die physischen Verhältnisse der Hofstätte eingegangen wird, sollen vier Kapitel aus drei dänischen Rechtsbüchern näher betrachtet werden, in denen das Wort gardzlith (Hofzaun, Einhegung) verwendet wird. VSL YR 86 berichtet darüber, wie ein Sklave/eine Sklavin nach Absprache mit dem Hausherrn mit einer freien Person innerhalb der Hofeinhegung in einem Kotten wohnen konnte: … oc dræghæ the samæn them til kotzæth oc hauæ hus innæn bondens gardhz lith ællær thet hærbærgh thær the hauæ inberstol i hans gardh. Diese Hütte musste sich zum einen aus rechtlichen Gründen auf dem Hofgrundstück befinden, weil die Bewohner dann unter dem Schutz des Bauern standen, zum anderen, weil Unfreie rechtliches Eigentum des Bauern waren. Auch in ESL II 75 gilt der Hofzaun als rechtliche Grenze. Befindet sich das Vieh eines Mannes unrechtmäßig auf den Kornfeldern eines anderen, konnte dieser das Vieh an sich nehmen und auf sein Hofgelände bringen. Versuchte der Viehbesitzer nun, seine Tiere gewaltsam zurückzuholen, war dies ein Fall von Selbstjustiz, der mit Bußgeld bestraft wurde. Geschah dies innerhalb des Hofzauns, betrug das Bußgeld drei Mark, zwischen Hof- und Wegezaun 12 Öre und schließlich 6 Öre, wenn dies auf dem Feld außerhalb des Hofzauns geschah: Kumær manz fæ i wang … Æn cumær hin sithæn withær ær a … oc wetær fornam før æn han cummær i gatæ lith, tha a han atær at gialdæ scathæn oc bøtæ siæx øræ for fornamæt. Æn kummær han innæn gatæ lith mæth oc wetær han hanum sithæn fornam, tha bøtæ tolf øræ foræ. Æn kummær thet innæn hans eghit gartz lith oc takær han sithæn fran hanum thet innam han hauær innum mæt, tha bøtæ han foræ thre marc … An dieser Stelle erfährt man, dass es neben der Hofeinhegung auch einen Zaun am Weg gab, der vermutlich den Dorfweg von der forte, wo das Vieh zusammengetrieben werden konnte, abgrenzte. Außerdem war der Bereich der Dorfflur damit abgesperrt, damit kein Vieh während der Anbausaison auf die Felder gelangte. Den Dorfzaun finden wir in ESL III 26 in einem ganz anderen Kontext wieder. Hatte jemand einen Totschlag verübt, waren seine Verwandten dazu verpflichtet, das Wergeld zu stellen. Konnte/wollte einer der Verwandten seinen Teil des Wergeldes nicht zahlen, war mit Erlaubnis der übrigen Fa-
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milienmitglieder die Pfandnahme (Nahme) bei dem Angeklagten möglich. Voraussetzung war jedoch, dass der Gepfändete nicht dabei zusehen durfte und die Pfändung nicht innerhalb seines Hofzaunes erfolgte: … tha a han nam swa at takæ at hin seer ey a ær thet a oc ey innæn hans gardz lith. Stattdessen konnte sein Ernteertrag oder sein Vieh vom Feld oder von der Weide genommen werden. Das persönliche Eigentum innerhalb des Hofzaunes war also geschützt und konnte nicht von den Verwandten zur Entrichtung des Wergeldes gepfändet werden. Die gleiche Regelung sehen wir in JL II 58. Hier geht es um Diebstahl. Einem Kläger konnte das Recht auf Nahmstum zugesprochen werden, d. h. er konnte sein Eigentum im Verborgenen zurücknehmen, aber nur außerhalb des Hofzaunes. Der Kläger mußte die Nachbarn anschließend auf die Nahme aufmerksam machen: tha dømæs hanum naam at næmæ æftær siit lønlich oc æi opænbarlich vtæn garthz lith tho scal han thær nærmær seghæ til hans grannæ een æth twa at han næmtæ … In den Handschriften zu JL II 58 werden verschiedene Bezeichnungen für den Hofzaun benutzt: garths leeth oder leeth, granzæl. Die Bedeutung ist jedoch gleich. Ein Hof war eingegrenzt, vermutlich durch einen Hofzaun, und der eingegrenzte Bereich war im rechtlichen Sinne ein Schutzraum für die ansässige Familie. Der Zaun musste weder besonders stark noch undurchlässig sein, denn er bildete eher im rechtlichen als im physischen Sinne eine starke Grenze.
Wandersiedlungen Seit den 1970er Jahren konnten großflächige Ausgrabungen zahlreicher Siedlungen aus der Eisenzeit die Bebauungsentwicklung seit der Zeit um Christi Geburt bis ins frühe Mittelalter beleuchten. Im Folgenden sollen einige dieser dänischen Siedlungen näher untersucht werden. Ein besonderes Merkmal der Siedlungen ist die Wanderbewegung innerhalb eines klar definierten Ressourcengebietes, die alle zweihundert Jahre stattfand. Das Dorf Vorbasse existierte schon im ersten vorchristlichen Jahrhundert. Im Laufe der Jahrhunderte bis ins frühe Mittelalter wechselte das Dorf mehrmals seinen Standort, bis es dort verblieb, wo das heutige Dorf Vorbasse liegt. Im 4. Jahrhundert n. Chr. bestand die Siedlung aus eingezäunten Hofanlagen, die in zwei Reihen rechts und links neben einem wohldefinierten, ca. 50 m breiten forte, lagen, einem Dorfplatz mit Wegezaun (Hvass 1988, 75–76; 1993, 192). In den folgenden Jahrhunderten wird die Struktur mit dem offenen Dorfplatz forte in den jeweiligen Wandersiedlungen teilweise beibehalten. Die Bebauung des 6. Jahrhunderts besteht jedoch offenbar nur aus einer einzel-
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nen Reihe eingezäunter Höfe (Hvass 1988, 79). Die Regelmäßigkeit, mit der sich die Hofeinhegungen immer wieder nachweisen lassen, ist bemerkenswert. Die äußerst regelmäßige Dorfstruktur des 4.–5. Jahrhunderts mit dem zentralen Dorfplatz ist in der verlegten Siedlung des 6. Jahrhunderts noch erkennbar. Die Hofgelände des 4. Jahrhunderts waren ca. 40 bis 50 m breit, wie auch die Hofgrundstücke der Wandersiedlung aus dem 6. Jahrhunderts einige hundert Meter weiter nördlich (Hvass 1993, 192). Bei den Höfen im Dorf Nørre Snede ist diese Regelmäßigkeit nicht in dem Maße zu erkennen. In dieser Siedlung variierte die Hofgröße sehr stark, und diese Variation wurde in den verschiedenen Siedlungsphasen beibehalten. Die Dorfstruktur mit dem zentralen Platz wiederholt sich jedoch in jeder Bebauungsphase und ist deutlicher erkennbar als im Beispiel Vorbasse (Hansen 1988, 191–95). Schon zu diesem frühen Zeitpunkt muss es eine Form der Regelung gegeben haben, die über das Aussehen des verlegten Dorfes entschied. Die Eigentumsverhältnisse vorheriger Generationen, die sich in den Strukturen niederschlugen, wurden respektiert und unverändert weitergeführt. Der gemeinsame Dorfbereich wurde nicht bebaut. Den genauen Regulierungsmechanismus kennen wir natürlich nicht, es ist jedoch denkbar, dass es sich dabei um das Hufenteilungssystem oder eine ähnliche Regelung handelte, welche die Dorffluren immer wieder aufs Neue verteilte. Die Wandersiedlungen der Wikingerzeit weisen erstmals Veränderungen auf. Am Beispiel Vorbasse zeigt sich, dass die Hofstätten im 8.–9. Jahrhundert größer werden (Hvass 1993, 193). Die Hofzäune sind lang und regelmäßig, die Dorfstraße 8–10 m breit, und jeder Hof hat einen der Straße zugewandten Eingang (Hvass 1988, 88). Bei der Verlegung der Höfe von Vorbasse am Ende des 10. Jahrhunderts wurden große eingezäunte Bereiche mit einem Durchmesser von 120 m und einer Fläche von 25 000 m2, also ca. 2,5 ha, angelegt. Damit waren sie fast dreieinhalb mal so groß wie die Hofgelände der Vorgängersiedlungen (Hvass 1993, 193). Die Ausgrabungen von Vorbasse wurden in den letzten Jahren neu interpretiert mit interessanten Ergebnissen (Hvass 1993 und Porsmose 1993). So ergaben die neuesten Untersuchungen, dass sich die Breite der meisten Hofgrundstücke der späten Wikingerzeit im mittelalterlichen Vorbasse wiederholt, was sich anhand von Kartenmaterial aus dem 18. Jahrhunderts rekonstruieren lässt. Die Einteilung der Dorffluren, die bei der Verlegung des Dorfes im 11.–12. Jahrhundert Gültigkeit hatte, prägte die weitere Siedlungsentwicklung bis in die Zeit der Flurbereinigung (udskiftning) (Porsmose 1993, 265). Die Funde aus der zeitgleichen wikingerzeitlichen Siedlung Sædding bei Esbjerg sind leider nicht so gut erhalten wie in Vorbasse. Der Zaunverlauf
Die Hofstätte (toft)
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der einzelnen Höfe konnte nur in Ausnahmefällen nachgewiesen werden. Andererseits wurde ein sehr großer und deutlich abgegrenzter forte-Bereich von 110 × 25 m beobachtet. Das nördliche und westliche Ende dieses Bereiches war von einem Zaun begrenzt (Stoumann 1979, Taf. I, Fig. 4). Auch die Hofzäune aus dem wikingerzeitlichen Trabjerg in Westjütland sind nicht gut erhalten. Dennoch lässt sich nachweisen, dass auch diese Siedlung das Entwicklungsmuster von Vorbasse zeigt und im Abständen von zwei Jahrhunderten verlegt wurde. Dies lässt sich zeitlich jedoch nicht so weit zurückverfolgen (Bender Jørgensen und Eriksen 1995, 68). Die Einzäunung des Hofes war also während der gesamten Eisenzeit bekannt. Mehrere Dörfer zeigen deutlich, dass die Breite der eingezäunten Bereiche recht konstant blieb, selbst bei Verlegungen. Die Größe der eingezäunten Bereiche in Vorbasse änderte sich im Laufe der jüngeren Völkerwanderungszeit und der Wikingerzeit beträchtlich. Die Dorfstruktur blieb jedoch sehr einheitlich. Zweifellos wurde die Größe der Höfe geregelt, möglicherweise durch das Hufenteilungssystem.
Hofstättenbezeichnungen Um die genauen physischen Verhältnisse des tofts ermitteln zu können, werden im Folgenden die Regelungen der Rechtsbücher bezüglich des Hofgeländes genauer betrachtet. Diese Aufgabe ist keineswegs einfach, denn die Gesetze befassen sich hauptsächlich mit Abgaberegeln oder Landvermessungsangelegenheiten. Dabei werden nur indirekt die physischen Verhältnisse oder die Lage des tofts berührt. Neben dem Wort toft finden sich acht weitere Begriffe, die dem Wort zuzuordnen sind: Toft: Hustoft: Hovedtoft: Gamle toft: Svorne toft: Høje toft: Ubebygget toft: Landbotoft: Gårdsædetoft:
ESL II 53, II 54, II 55, II 56, II 57; JL I 52, I 55; ASP 26, 27, 35, 105 (toft, fundus) SL 56, Hustoft: SL 56, 67, 75, 76, 240; VSL ÆR 191, 202, 203, 204 (Husætoft ) ESL II 55, II 56, II 57 (Houæth toft ) JL I 51 (Gamlæ toft ) JL I 51 (Swornæ toft ) ESL II 54, II 68 (Høghræ toft ) JL III 57 (Vbygdæ toft ) JL I 55 (Landbos toftæ) JL I 55 (Garth sættæ toft )
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Folgende Themen der Rechtsbücher beschäftigen sich mit dem toft: 1. Flurgrößenausgleich bei Uneinigkeit 2. Vereidigung der Ackergrößen, die zu einer bestimmten Hofstätte gehörten 3. Bei Abgaben, die zur Hofstätte gehörten (stud, inne und leding) 4. Bei Nachlassübergaben von Hofstätten und Äckern zwischen Kindern und Vätern 5. Einzäunung des Gehöfts 6. Anbau von Roggen auf der Hofstätte 7. Sonnenteilung und Hofstätte 8. Das Haupthofgelände soll zu Grasland umfunktioniert werden 9. Wege zwischen mehreren Hofstätten 10. Alte und geschworene Hofstätten sollen an den Dorfplatz angeschlossen werden Das Wort toft ist identisch mit dem norwegischen und schwedischen tomt. Es stammt von dem altnordischen topt, zusammengesetzt aus der indoeuropäischen Grundform dem = Haus, Gebäude und pedo = Grund, Platz, also da, wo sich das Haus oder die Hofbauten befanden (Nielsen 1989, 419, Lund 1877, 141). Im Dänischen bezeichnet das Wort „toft“ im jüngeren historischen Material, wie Flurbücher oder Flurbereinigungskarten, auch die an den Hof angrenzenden Äcker, die als Sonderfluren außerhalb der eigentlichen Genossenschaft bewirtschaftet wurden und oft als tofteagre bezeichnet werden (Widding 1982, 457). Der „hustoft“ oder einfach nur „toft“ (häufigste Benennung) der Landschaftsrechte scheint den Bereich im Dorf zu bezeichnen, wo die Gebäude des Hofes lagen. Will man sich jedoch einen Gesamtüberblick über Lage, Funktion und Anlage sämtlicher toft-Bezeichnungen verschaffen, wird die Sache gleich komplizierter. Auffällig ist, dass die etwas älteren Rechtsbücher VSL und SL nur die Bezeichnung hustoft verwenden, während die jüngeren JL und ESL viel differenzierter sind. Außer toft ist die Rede vom unbebauten toft, dem geschworenen toft, dem alten toft und schließlich vom relativ unbekannten Begriff høghræ toft. Die Bezeichnungen scheinen sich also vom Zeitpunkt der Niederschrift der ältesten bis hin zu den jüngeren Rechtsbüchern weiterentwickelt zu haben. Dies ist eigentlich nicht verwunderlich, da die Zeit zwischen 1100–1250 von großen baulichen und anbautechnischen Veränderungen betroffen war, was natürlich auch die Struktur der Hofstätten sowie die verwendeten Begriffe beeinflusste.
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Auf dem toft-Gelände lagen also die Wirtschafts- und Wohngebäude des Hofes, aber darüber hinaus hatte ein toft noch zwei weitere Funktionen. In den älteren Teilen der Rechtsquellen wird deutlich, dass die verschiedenen Abgabeverpflichtungen dem König gegenüber nach der Hofstättengröße berechnet wurden, dies galt insbesondere für stud, inne und leding. In den jüngeren Rechtstexten bildet die Lage der Hofstätte im Dorf eine Richtlinie für die Platzierung der Äcker in der Allmendeflur im Verhältnis zur Sonne. Schließlich war man früher der Ansicht, die Breite der Hofstätte müsse sich nach ihrem Anteil an den Äckern der Allmendeflur gerichtet habe, doch diese Diskussion soll zu einem späteren Zeitpunkt aufgegriffen werden.
Die tatsächliche Lage der Hofstätte (toft) Ein guter Ausgangspunkt, um die tatsächliche Lage des Gehöftes zu ermitteln, ist eine Regelung in ESL II 54, in der es um die Vermessung (rebning) der Hofgelände geht. Hier werden die angrenzenden Bereiche einer Hofstätte genannt. Herrschte Uneinigkeit bezüglich der Flureinteilungen innerhalb oder außerhalb des Dorfes und musste neu vermessen werden, kam es vor, dass manche die alte Einteilung bevorzugten. In diesem Falle mußten 12 aus dem Ältestenrat die Grenzen zwischen den einzelnen Hofgeländen und der Dorfstraße neu einschwören. Auch die Grenzen zwischen Hofstätte und Ackerflur (ollande) sowie zwischen høræ toft und Ackerflur mussten neu eingeschworen werden: tolf aldungæ af hæræthz thing, oc the sculæ sweriæ mællæ tofte oc ællæ gatæ, oc swa atær mællæ ollandæ oc mællæ toftæ, oc swa atær mellæ høræ toft oc ollandæ, oc sithæn sculæ the repæ. An dieser Stelle wird deutlich, dass die Hofstätte teilweise an den Straßenbereich und teilweise an die Ackerflur ollande grenzte, so wie wir es von den weitaus jüngeren Flurbereinigungskarten kennen. In der Mitte der Siedlung befand sich der Straßenbereich/der Dorfplatz (forte), um ihn herum lagen die einzelnen bebauten Hofbereiche, dahinter die Ackerfluren. JL I 52 beschreibt dies ähnlich, obwohl etwas andere Begriffe verwendet werden. Es waren nicht 12 aus dem Ältestenrat, die schwören mussten, sondern 12 Grundbesitzer. Diese mussten die Grenzen zwischen toft und forte sowie zwischen toft und Ackerland beeiden: toftæ oc forta, mællæ toftæ oc akær land … skulæ tolf eghær mæth theræ eth wittæ. JL erwähnt nicht den Straßenbereich (gadejord ), sondern benutzt den Begriff forte, eine andere Bezeichnung für den gleichen Bereich. Die Ackerflur heißt im JL I 52 nicht ollande, sondern akærland. Die Lage der Hofstätte ist aber in beiden Rechtstexten identisch.
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In JL I 52 mit der älteren Beweisführungsregel gibt es nur eine Art toft, während das fast identische ESL II 54 auch den Begriff høræ toft erwähnt. Diese Art grenzt der Beschreibung nach ausschließlich an die Ackerflur. Der høræ toft befand sich demnach im Flurbereich und nicht am zentralen Platz (forte). Kroman und Iuul haben konsequenterweise den Begriff høræ toft mit „äußerer Hofbereich“ übersetzt. Diesen Passus haben sie im Kommentarband jedoch so gedeutet, dass sich der Bereich zwischen dem erstgenannten toft und der Ackerflur befand, was meiner Meinung nach aber eine Fehldeutung ist (Kroman 1948, III, 110). In seiner Arbeit über die toft-Regelungen in den Landschaftsrechten schließen sich Poul Meyer und Henrik Larsen der Theorie an, den høræ toft als eine Art Aussiedlerbereich zu deuten, der sich auf dem Wiesenbereich der gemeinsamen Fluren befand. P. Lauridsen war der Auffassung, bei høræ toft handelte es sich um einen Bereich für den Flachsanbau (Meyer 1949, 142, Larsen 1918, 238, Lauridsen 1896, 138). ESL II 68 beschäftigt sich ebenfalls mit dem høræ toft, und hier wird deutlich, dass Meyers Deutung die korrekte sein muss. In ESL II 68 geht es um einen Fall, in dem ein Mann seinen Zaun auf den Grund seines Nachbars baut. Hier wird festgelegt, was geschehen soll, wenn eine Person, die sehr weit draußen (auf dem høræ toft ) wohnt, seinen Zaun auf dem Acker eines anderen aufstellt: Æn ær then nokær ær swa boor utæn withær at han boor utæ a høghræ toft ællær han skiutær ut gard a annærs manz akær … Dieser Beschreibung nach befindet sich der høræ toft auf dem Feld, und der Besitzer konnte seine Nachbarn stören, wenn er seine Zaunpfähle auf deren Äcker stellte. In den Handschriften findet sich jedoch ein Passus, der die obengenannte Deutung wieder zweifelhaft erscheinen lässt: … ællær tho a toft ændæ at han skiutær thær gard uppa. D.h., er errichtete keinen Zaun, sondern verlegte den Zaun ans Ende eines toft, der ihm nicht gehörte. Dieser Satz hat Kroman und Iuul zu ihrer Deutung veranlasst, der høræ toft befinde sich neben den übrigen Hofbereichen im Dorf. Ein weiterer Aspekt, der gegen diese Deutung spricht, ist die Lage der erwähnten Hofstätte, die ebenfalls weit draußen auf der Ackerflur neben dem Aussiedlerhof des Zaunbesitzers liegen konnte. Auch die Bezeichnung utæn withær spricht dagegen. Dieser Passus findet sich in vielen mittelalterlichen Quellen und heißt soviel wie „außen, draußen, weit entfernt“, was in diesem Zusammenhang also so zu verstehen ist, dass der høghræ toft außerhalb der übrigen Hofbereiche des Dorfes lag, also auf der Ackerflur. Das Wort udflyttertoft gibt es in JL nicht. In Kap. JL I 51 wird der Begriff svornæ toftæ jedoch als „Hofstätte, angelegt auf ehemaligem Ackerland“ definiert: The æræ swornæ toftæ of allæ mæn takæ en deld oc gøræ hænnæ til toftæ thær fyrræ war akær land, tho swo at af thæn samæ swornæ deld gøræs oc forta. Der
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schon vereidigte Bereich musste also von allen Männern des Dorfes gebilligt werden, indem sie einen Teil des Ackerbereiches zum toft erklärten. Diese vereidigte Hofstätte musste auch einem Dorfplatz angeschlossen werden, wie alle anderen Höfe des Dorfes auch. Entweder erklärte man Ackerfluren, die an die alten toft-Bereiche angrenzten, zu neuen, damit diese in unmittelbarer Nähe zu den schon existierenden toft-Bereichen lagen. Oder man entschied sich für die wohl gängigere Lösung, diese vereidigten Bereiche ein gutes Stück außerhalb der Bebauung auf das Flurgelände zu verlegen. Diese neuen torp- oder Aussiedlerhöfe konnten neues Ackerland besser bewirtschaften, wenn sie sich etwas weiter weg vom Dorf befanden. JL I 51 beschäftigt sich gerade mit diesen Problemen der Aussiedlung. Die vielen Rodungs- und Dorfnamen aus der späten Wikingerzeit und dem frühen Mittelalter, die heute in Dänemark existieren, zeigen wohl am deutlichsten die Entwicklung in der expansiven Zeit um 1100, als man die vereidigten, neuen Hofstätten in einem gewissen Abstand vom Mutter- oder Hauptdorf (adelby) anlegte. Sie entstanden also nicht knospenartig neben den alten Siedlungen. In JL I 51 wird vorgeschrieben, dass die alten Hofstätten ebenso wie die eingeschworenen Hofstätten einem zentralen, eingehegten Dorfplatz (forte) angeschlossen sein mussten: Ængi man ma byggi a forta, for thy at forta ær allæ mænz. Hwa sum eghær ær i by hwræ mykæt sum han hauær thæt i by, han ma e kallæ a forta, of nokær man hauær thæt minszkæth æth nøct. Allæ toftæ thær i by æræ skulæ hauæ forta bathæ gamlæ toftæ oc swornæ toftæ. Diese alten Hofstätten müssen deshalb schon länger in den Dörfern existiert haben. Zum Begriff forte muss erwähnt werden, dass einige Handschriftsvarianten zu JL I 51 das Wort forthopt für den Bereich vor der Hofstätte verwenden. Im heutigen Dänisch ist das Wort als „fortov“ erhalten, d.h. Bürgersteig. Die forte-Regelung, die besagte, dass der zentrale Platz im Dorf nicht bebaut werden durfte, muss relativ alt sein. Die archäologischen Ausgrabungen der großen eisenzeitlichen Siedlungen Vorbasse, Nørre Snede und Sædding zeigen, dass dieser Platz trotz Verlegungen und Regulierungen des Dorfes stets respektiert wurde. Schon im Dorf Hodde aus der Zeit um Christi Geburt lässt sich ein solcher Platz nachweisen (Hvass 1985). Die alten Hofstätten müssen demnach zwischen dem Zentralplatz und dem Ackerland gelegen haben, die geschworenen Hofstätten hingegen vor allem auf dem Ackerland. Die schwedischen Landschaftsrechte beschäftigen sich ebenfalls mit dieser Problemstellung. In Äldre Västgötalagen Jb 11 heißt es: Flytær annar ma¼ær hus sin af topfto ok ykir toft, ¼a hetir akær ok eig toft. Verlegte also jemand seine Hofstelle und fing an, dieses Grundstück zu bewirtschaften, hieß es nicht mehr toft, sondern Acker.
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Dieselbe Regelung findet sich in Yngre Västgötalagen Jb 23, während Östgötalagen Bb 11 eine etwas andere Formulierung verwendet: Nu æru alle af gamblu tompt farnir ok alli a nyia tompt komnir … ok hin gambla hetir akær mal. Aus dieser Stelle geht nicht deutlich hervor, ob der alte Hofstättenbereich, der jetzt Ackerland war, Sonderkaufland wurde, oder ob er den gleichen Bedingungen unterlag wie die übrigen vermessenen Flurstücke des Dorfes. Obwohl es nicht direkt etwas mit der Analyse der Rechtstexte zu tun hat, sollte an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass der Begriff „alte Hofstätten“ (gammeltofter oder gammelbytofter) seit etwa 30 Jahren in archäologischen und landwirtschaftsgeschichtlichen Kreisen sehr umstritten ist. Der Kulturgeograf Frits Hastrup stellte nach seiner Durchsicht von mehreren hundert Flurbereinigungskarten fest, dass sich auf den meisten Dorffluren Ackerbereiche mit den Namen Gammeltoft, Gammelbytoft, Gammeltoft Ås befanden. Seiner Meinung nach waren dies die Grundstücke, die die Dorfbewohner nach der Flurregulierung verlassen mussten. Besonders die Dörfer auf der Insel Falster waren anscheinend von dieser Regulierung betroffen (Hastrup 1964, 38). Bei einer Untersuchung im Rahmen des Wüstungsprojektes auf Falster konnte diese Theorie bestätigt werden. Archäologische Untersuchungen konnten anhand der Keramikchronologie gezeigt, dass die alten Hofstätten im Zeitraum 1150–1200 zu Gunsten der neuregulierten Dorffluren verlassen worden waren (Gissel 1989, 350). Die Untersuchungen von Erland Porsmose und Torben Grøngaard Jeppesen zur Entwicklung der Dörfer auf Fünen kamen zu etwas anderen Ergebnissen. Zum einen ließen sich die alten Hofstätten bis in die späte Wikingerzeit zurückverfolgen, zum anderen konnte das Phänomen auch an nicht flurregulierten Dörfern nachgewiesen werden. Die insgesamt 73 fünischen Althofstätten verteilten sich gleichmäßig auf sowohl regulierte als auch nicht regulierte Dörfer (Porsmose 1987, 40f., Jeppesen 1981). Das Material aus Fünen deutet also darauf hin, dass die Althofstätten die wikingerzeitlichen Vorgängersiedlungen der stationären Mittelalterdörfer darstellen. Diese Vorgängersiedlung ist bereits das Endergebnis einer jahrhundertelangen Wanderung des Dorfes, das sich innerhalb eines Ressourcengebietes einer bestimmten Genossenschaft bewegt hatte (Porsmose 1987, 42). Wenn also in Jyske Lov die Rede davon ist, dass auch die Althofstätten über forte verfügen mussten, muss dies bedeuten, dass diese Hofstätten noch in Betrieb waren und nicht, wie auf den Flurbereinigungskarten dargestellt, verlassene Höfe waren. Somit gibt es keine direkte Verbindung zwi-
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schen den Althofstätten der Rechtsbücher und den Althofstättenamen der Flurbereinigungskarten und Flurbücher. Für den Fall, dass das Hauptdorf verlassen werden sollte, musste der frühere gemeinsame forte-Platz dem Dorf und der Hufe zugeteilt werden: Øthæs all by, tha skiftæs thæt thær førræ war forta swo sum annæn iorth til by oc til bool. Dieser Fall war eher unwahrscheinlich, denn der Letzte im Hauptdorf rief die Aussiedler eher zurück, als dass diese ihn fortriefen. JL I 51 erwähnt nicht direkt, was in diesem Fall mit den Althofstätten passieren sollte. Da die Hofstätten jedoch als Sonderkaufland zu den einzelnen Höfen gehörten, wäre es sinnvoll gewesen, diese Äcker in die bewirtschafteten Fluren aufgehen zu lassen, entweder weiterhin in Form von Sonderkaufland oder als im Verhältnis zur Hufengröße vermessenes Ackerland der Allmende. Auf diese Weise wäre das reguläre Flurstück, auf dem sich einst die Hofstätte befunden hatte, gleichzusetzen mit den Althofstätten der Flurbereinigungskarten, denn die geschworenen Hofstätten wurden schließlich zum Aussiedlerdorf. Abschließend sei noch erwähnt, dass es sich bei den besprochenen Hofstätten auch um verlassene, geschworene Hofstätten handeln könnte. Diese könnte man prinzipiell ebenfalls als Althofstätten bezeichnen, obwohl sie eigentlich jünger sind als die im Hauptdorf befindlichen Hofstätten. Die auf Falster durchgeführte Wüstungsuntersuchung konnte nachweisen, dass Budstrup Jord, Bistrup Tofter, Brønd Stykker und Pederstrup Skifter alte Flurbezeichnungen der Wüstungen Bisserup und Pederstrup waren. Das verlassende Dorf Syghærstorp hinterließ außer dem Namen Brønd Agre auch den Flurnamen Tofte Agre Skifte (Gissel 1989, 180). Die Hofstätten der Pächter und Häusler werden in JL I 55 nur in Verbindung mit der Sonnenteilung, solskifte, erwähnt (die Parzellen der Gewanne stehen in fester und stets gleichbleibender Reihenfolge, die durch die Lage der Hofstätten gegeben ist. Diese Reihenfolge folgt dem Gang der Sonne von Ost nach West und von Süd nach Nord). Die Lage dieser Hofstätten wird nicht genannt. Der Eigentümer musste diese Hofstätten jedoch genauso schützen wie seine eigene, wenn die Landvermessung anstand: Swo hægnær man landbos toftæ sum thæn toft thær han boor siælf a oc swo garth sættæ toft … Das Wort hægnæ kann zum einen „einzäunen“ bedeuten, aber auch „schützen“ oder „hegen“. Wahrscheinlich ist damit gemeint, dass der Eigentümer schwören musste, die Häuser seiner Mieter zu verteidigen, wenn diese nach der Landvermessung auf den Hofstätten anderer lagen.
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Die Einzäunung der Hofstätten Um die Hofstätte und die angebauten Saaten vor Tieren zu schützen, musste das Gelände eingezäunt werden. Es wurde schon erwähnt, dass sich in den eisenzeitlichen jütländischen Siedlungen Vorbasse, Nørre Snede, Sædding und Trabjerg verschiedene Zäune nachweisen ließen, aber auch auf Seeland wurden Hofstätten mit dazugehörigen Einhegungen ausgegraben. Südlich des Dorfes Varpelev bei Køge auf Seeland fand man unweit des heutigen Hofs Bøgelund auf der Gemarkung Gammeltoft den wikingerzeitlichen Vorgänger des Dorfes. Insgesamt wurden 13 Langhäuser und 13 Wirtschaftsgebäude sowie einige Scheunen ausgegraben. Eine der jüngeren Hofstätten wies eine gut erhaltene Einzäunung auf, die eine Fläche von mindestens 6500 m2 umgab (Tornbjerg 1990, 81 und 85). Zwischen den Höfen des seeländischen Dorfes Borup wikingerzeitlich/ mittelalterlich) konnten Zäune nachgewiesen werden, welche die verschiedenen Hofstätten abgrenzten. Die Zäune verliefen bis in die Feuchtwiesen am Steilufer des nahegelegenen Bachs Hulebækken (Steensberg 1968). Wenn wir uns der Niederschrift unserer Rechtsbücher einige Jahrhunderte später nähern, so lassen sich aus dieser Zeit u.a. aus der Gegend um Esbjerg etliche eingehegte und mit Gräben geschützte Hofstätten nachweisen. Ein Beispiel ist das kleine Dorf Allerup. Der alte Pfarrhof des Ortes war von Gräben und kleinen Deichen umgeben. Möglicherweise wurden die Gräben auch zur Entwässerung genutzt. Ähnliche offene Gräben sind aus den Dörfern Tovrup und Tjæreborg, aus Tange in der Nähe von Esbjerg sowie aus Jernkær aus der Gegend um Ribe bekannt (Siemen 1991, 74 ff., 1994, 47 ff.). JL enthält die meisten konkreten Informationen über die Hofstätteneinhegungen. Hier wird vorgeschrieben, wer die Zäune errichten sollte und vor welchen Haustieren sie Schutz bieten musste. In JL III 57 heißt es: allæ man sculæ gærthæ for theræ toftæ thær bygd æræ. Alle mussten also ihre bebauten Hofstätten einzäunen, während die Besitzer der unbebauten Hofstätten lediglich für den Hauptzaun sorgen mussten. Reichte die Hofstätte bis an den Grund der Nachbarn heran, mussten diese die Seitenzäune errichten: æn for vbygdæ toftæ i by gærthær hin thær a hofthum garthæ oc allæ grannæ sith garth of a fallær. Die Bezeichnungen für den Hauptzaun variieren von Handschrift zu Handschrift: houæth garth, høfthum gærthæ, hoffde gorthen, tofthom garth, was mit „Hauptzaun“ oder aber auch „Hofstättenzaun“ übersetzt werden kann. Im gleichen Kapitel, das sich mit Stuff (aus dörflichem Gemeinbesitz in privaten Besitz übergegangenes Grundstück) beschäftigt, erfahren wir, dass dieses Grundstück nur dann eingezäunt werden musste, wenn es an den zentralen Platz (forte) grenzte. Diesen Teil des Zaunes nannte man høfthum
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garth. Daher ist es möglich, dass auch der høfthum garthr der unbebauten Hofstätte an die forte grenzte. Poul Meyer hat sich intensiv mit den verschiedenen Hofstättenbegriffen beschäftigt, doch leider sind seine Ergebnisse oft unklar und irreführend. Er ist u. a. der Meinung, dass Haupthofstätte und toftagre das Gleiche bezeichneten, also dass die Haupthofstätte auf den bewirtschafteten Dorffluren lag. Die geschworenen Hofstätten wären gleichzusetzen mit den unbebauten Hofstätten, und beide Formen wären dem Begriff der „ydertofter“ unterzuordnen (Meyer 1949, 142). Wenn Meyer den Begriff „toftagre“ verwendet, ist das an sich schon problematisch, denn der Begriff stammt aus den Flurbüchern und Flurbereinigungskarten, ist jedoch aus den Landschaftsrechten oder anderen mittelalterlichen Quellen nicht bekannt. Meiner Ansicht handelt es sich um einen Begriff, der erst in Zusammenhang mit den späteren Dorfflurbereinigungen und der Aufgabe der Sonderfluren aufkam. Näheres dazu im Abschnitt über die Größe der Hofstätten. Problematisch wird es auch, wenn die Funktion der Haupthofstätte in Zusammenhang mit der Sonnenteilung ermittelt werden soll und diese laut Meyer keine eigentliche Hofstätte darstellt, sondern eigentlich nur ein Teil der Dorffluren ist. Schließlich gibt es auch keine Belege dafür, die neuen geschworenen Hofstätten mit den unbebauten gleichzustellen. Es wäre nicht sinnvoll, einen Teil der Äcker als Hofstätte einzuschwören, wenn dieses Grundstück nicht gleich als Hofstätte bebaut würde. Diese unbebauten Hofstätten im Dorf waren vermutlich ganz gewöhnliche Grundstücke, die aus verschiedenen Gründen zeitweise oder für längere Zeit nicht bebaut waren. So war die Einzäunung des betreffenden Geländes auch nicht so wichtig wie bei den bewohnten Hofstätten. JL III 57 berichtet, dass jeder für die Einzäunung der unbebauten Hofstätten verantwortlich war, aber nur die Grundbesitzer mussten den Hauptzaun errichten: Allæ mæn sculæ gærthæ for theræ toftæ thær bygd æræ, æn for vbygdæ toftæ i by gærthær hin thær a hofthum garthæ. Das muss bedeuten, dass die Mieter der Sassen- und Pächterhöfe selbst die Hofstätten einzäunen mussten. Im Allgemeinen wird berichtet, dass alle in der Genossenschaft die Lage der Zäune genehmigen mussten: Hwar man scal siin garth gærthæ, swo sum eghær allæ giuæ ia til. Pächter und Sassen mussten mit den Grundbesitzern die Lage der Zäune klären, bevor sie die Hofstätten einhegten. Die Einhegung der unbebauten und unbewohnten Hofstätten war Aufgabe des Grundbesitzers, besonders die Errichtung des Hauptzaunes oblag ihm. Laut JL gab es prozessrechtlich keine Möglichkeit, sich der Verantwortung für die Einhegung zu entziehen. Die Zäune mussten nämlich bis zu
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einem von den Besitzern festgelegten Stichtag gezogen werden, da sonst Bußgeld fällig wurde: Æn hwa sum æi wil gærthæ sin garth a thæn laghdagh thær eghær læggæ, gialdæ witæ sum withær læggæs … JL III 60 gibt Auskunft über Qualität und Haltbarkeit der Zäune. Obstund Kohlgärten sowie Hofstätten konnte jeder selber einhegen, wie er wollte, um die Bereiche vor Haustieren verschiedener Art zu schützen. Aufstellung und Wartung der Zäune an den Wiesen waren jedoch die gemeinsame Angelegenheit aller Dorfbewohner. Der Hofzaun schützte nicht vor Ziegen, vermutlich weil diese darüberspringen konnten, und auch nicht vor den Zaunbrechern Rind und Schwein. Der Bauer, der seine Tiere nicht ordentlich beaufsichtigte, konnte verklagt werden: Apæld garth oc kalgarth oc toftæ garth, scal hwar man sik sialf warthæ mæth sinæ eghnæ garthæ of han wil thæm hauæ i hæghnæth oc wæri thæm for alskyns fæ vtæn for getær enæ, oc for garth brytær swo sum ysæn æræ æth swin, for thy at man ma delæ bondæn til at gømæ sinæ garth brytær. Die Frage ist, ob der Begriff toftæ garth, der in manchen Handschriften auch als hialm garth (hjælmgård) bezeichnet wird, die ganze Hofstätte bezeichnet oder ob nur der Bereich direkt im Anschluss an die Gebäude gemeint ist. Wenn im obengenannten Kapitel Obst- und Kohlgarten neben toftæ garth erwähnt werden und alle drei Bereiche mit Zäunen der gleichen Qualität einzuzäunen sind, so muss man annehmen, dass der Begriff toftæ garth nur einen Teil der gesamten Hofstätte bezeichnet. Das Niederbrechen eines Hofstättenzaunes wurde laut SL 187 mit einem Bußgeld in Höhe von 3 Mark bestraft, während die Zerstörung eines normalen Weide- oder Ackerzaunes nur 2 Öre kostete: Brytæ man up toftæ gærthæ annærs manz, bøtæ thre mark, ællær dyli mæth tyltær eth. Dieses Vergehen konnte laut SL aber auch mit dem Zwölfereid abgeleugnet werden. Gemessen am Bußgeldsatz war der Hofstättenzaun also wichtiger als die übrigen Zäune. Wie bei Vergehen innerhalb der Hofstätte, die strenger bestraft wurden, so wurde auch ein zerstörter Hofstättenzaun eher als ein Eingriff in das Privatrecht angesehen, als ein zerstörter Weidezaun. Anders Sunesens Paraphrase 105 erläutert dieses Kapitel von SL. Demnach gab es anscheinend Zäune oder Einhegungen, die das für die Bebauung bestimmte Grundstück schützten. Wurde dieser Zaun entfernt oder zerstört, waren 3 Mark Bußgeld fällig: Sunt et sepes, quarum demolicio vel ablacio trium marcarum exigit satisfactionem, puta quibus fundus includitur et munitur edificiis deputatus. Das letzte Kapitel der Rechtsbücher, das sich mit den Einzäunungen beschäftigt, ist ESL II 68. Ein Kapitel erwähnt høghræ toften: Æn ær then nokær ær swa boor utæn withær at han boor utæ a høghræ toft, ællær han skiutær ut gard a annærs manz akær. Bei diesem unrechtmäßig auf den Äckern eines anderen
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errichteten Zauns kann es sich eigentlich um nichts anderes als um den Zaun um seinen eigenen høghræ toft handeln. Eine solche Rechtsregel muss aufgrund des vorhersehbaren Problems entstanden sein, dass die Bewohner der Aussiedlerhöfe (høghræ toft ) die Größe ihrer eigenen Hofstätten vorsätzlich oder unbedacht erweiterten, indem sie die Zäune einfach etwas auf die angrenzenden Äcker verschoben – eine ziemlich einfache Art, sein eigenes Grundstück zu vergrößern, falls es nicht entdeckt wurde. Laut ESL II 68 gab es bei einem solchen Vergehen keine Möglichkeit, seine Unschuld per Eid zu beweisen. Das Thing musste einige Männer auswählen, die den Zaun begutachteten. Stand dieser nicht korrekt, konnte ein Strafgeld in Höhe von 12 Öre gefordert werden. Die Probleme mit den Aussiedlerhöfen kamen erst zu einem Zeitpunkt auf, als sich die materielle Beweisführung nach kanonischem Vorbild durchgesetzt hatte. So erscheint es in diesem Kapitel auch logisch, dass der Schwur nicht länger als Beweisführung Gültigkeit hatte. Das Bußgeld für dieses Vergehen auf den entfernten Äckern war für den Besitzer des høghræ toft nicht so hoch wie bei einem vergleichbaren Vergehen in der Stadt. Hier mussten gegebenenfalls sowohl dem Geschädigten wie auch dem König 3 Mark gezahlt werden. Laut Äldre Västgötalagen Jb 9 und Yngre Västgötalagen Jb 21 musste der an den Friedhof angrenzende Zaun von der Gemeinde errichtet werden und nicht von dem Besitzer der Hofstätte: Hittis at kirkiugær¼ær ok toptærgar¼ar, tha sokn gær¼æ ok eig topt. Grenzte der Hofstättenzaun (oder bolgærdet, wie es in den Handschriften heißt) aber an Ackerland, musste der Hofbesitzer selbst für den Zaun sorgen: Hittis a akær ok topt, sa skal gær¼æ ær topt a. War der Zaun kaputt und wurde nicht repariert, waren laut Yngre Västgötalagen Ugb 3 8 ørtug fällig: Firi bolgar¼, attæ örtugher æn vgilder ligger. Dieser Betrag war dreimal höher als das Bußgeld für einen kaputten Außenzaun. Östgötalagen Bb 13,2 erklärt, wie die Zäune zwischen zwei Hofstätten jeweils zur Hälfte von den betreffenden Bauern zu errichten sind: Nu skal huar bonde uar¼a half gir¼i ui¼ annan mællum tompta sinna.
Die Hofstätte und die Parzellenverteilung (Sonnenteilung) Wie in der Einleitung erwähnt, waren die Hofstätten mehr als nur ein Grundstück für die einzelnen Gebäude des Hofes, denn sie erfüllten auch administrative und abgabenbezogene Funktionen. Eine ihrer Funktionen erhielten die Hofstätten in Verbindung mit der Einführung des Prinzips der Sonnenteilung (solskifte) in den Dörfern. Die Äcker wurden auf die gemeinsamen Flure und Felder des Dorfes verlegt, in der gleichen Reihenfolge ent-
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sprechend der Sonne wie die Hofstätten im Dorf. Nur in den jüngeren Texten JL und ESL ist diese Art der Landverteilung genannt. Weder VSL noch SL erwähnt diese gewaltige Regulierung des Dorfes. JL I 55 beschreibt diese Prozedur am deutlichsten. Sollten die Fluren eines Dorfes neu verteilt werden, musste jeder erst seinen Besitzanspruch aufgeben (außer Stuff und Ornum). Erst wurden die Hofstätten vermessen und verteilt, dann das Ackerland: Gæær solskift a by, tha skal hwar man vp givæ siin hæfth vm all mark … sithæn repæs først toftæ ther i by liggæ … swo sum toftæ skiftæs i by, swo skiftæs all markæ iorth. Die Einführung der Sonnenteilung bedeutete eine gewaltige Veränderung für das Dorf. Bei der Neuvermessung konnte ein Grundstück mit bestehenden Gebäuden einem anderen zugeteilt werden. Wollte der Besitzer der Gebäude nicht wegziehen, sah das Gesetz vor, dass der neue Besitzer ein anderes, unbebautes Grundstück des Unwilligen als Ausgleich an sich nehmen konnte: på Æn fallær nokær mansz rep vundær annæns mansz bygd, oc wil hin æi rymæ thær a boor, tha hauæ hin wald til thær a kallær at takæ af hans vbigdæ iorth, a markæ hwaræ sum han wil, rep for rep. JL I 55 verwendet anfangs den Begriff „solskifte“, aber im übrigen Text ist eigentlich nicht von einer nach der Sonne ausgerichteten Verteilung der Fluren die Rede. Dagegen heißt es in ESL II 56 ganz schlicht und deutlich, dass die Ackerfluren wie auch die Hofstätten nach der Sonne ausgerichtet sein sollten: swa scal ollændi utæ a markæ liggiæ solfallæt sum toft ær hemæ solfallin. Die Rolle der Hofstätte bei der Verteilung der Ackerfluren wird auch in ESL II 55 deutlich. Wie jede Hofstätte im Dorf sollten auch die Flurstücke (lemmer) auf dem Ackerland liegen: swa sum hwærs houæth toft fallær i byir, swa scal limænæ uti liggi a marke. Außerdem wird deutlich, dass es zunächst Aufgabe des Benutzers der Hofstätte war zu beweisen, dass die Lage der Flurstücke nach der Hofstätte ausgerichtet waren, es sei denn, sämtliche Flurstücke lagen völlig anders. Dann lag es an dem Benutzer der Flurstücke zu beweisen, dass die Hofstätte ihm gehörte. Aus ESL II 55 geht hervor, dass alle Hufen im Dorf so verteilt werden sollten, wie sie früher nach der Sonne verteilt gewesen waren: Tha scal swa repæ hwart bol sum thet war fyrræ at sol fallit. Ob die Sonnenteilung nur innerhalb der einzelnen Hufen Gültigkeit hatte, oder ob die Hufen und die zugehörigen Hofstätten für das ganze Dorf und dessen Felder maßgeblich war, lässt sich diskutieren. Ich tendiere zu der letzgenannten Auslegung. Eine andere, viel wichtigere Frage ist das Verhältnis zwischen der Breite der Hofstätte und der Größe des dazugehörigen Landes. Der Satz Tompt ær teghs mo¼ir (Die Hofstätte ist die Mutter des Ackers) aus den schwedischen Rechtstexten (UPL Bb 2, SML Bb 11, VML Bb 2,6, DL Bb 40) und die Aus-
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sagen aus den oben genannten dänischen Rechtsbüchern veranlassten viele Autoren zu folgender Auslegung: Die Breite der Hofstätten in einer bestimmten Siedlung war ein Ausdruck für die Flächengröße der zugehörigen Flurstücke in der Dorfmark (u.a. Hannerberg 1966 und KLNM 18, 461). Diese Deutung kann aber nicht korrekt sein, wie Ole Widding schon 1948 feststellte. Bei der Analyse der Landverteilung auf der Insel Lolland konnte er nachweisen, dass diese Regel nur dann in den Gesetzen erwähnt wird, wenn es um die Sonnenteilung geht. Aus diesem Grund sei sie nur „eine Richtlinie für die Reihenfolge der Hofstätten, aber nicht für die Breitenvermessung“. Er fand keine Übereinstimmungen zwischen den vermessenen Ackerbreiten und den nicht regulierten Hofstätten (Widding 1948, 213). Sölve Göransson konnte aufgrund der Untersuchungen der nicht regulierten Hofstätten auf Öland feststellen: „Die Bedeutung der regulierten Hofstätten als quantitatives Maß für die Besitzanteile, als Registrierungsinstrument für die Größe des Hofes, ist eine völlig sekundäre Funktion. Die Quellen zeigen, dass man erst in neuerer Zeit die Vorteile dieser eingebauten Eigenschaft bei den nach Dorfmaß verteilten Grundstücken aufgriff. Die Hausbesichtigungsvorschrift von 1590 verbietet so unter Hinweis auf den Satz über die Hofstätte als Mutter des Ackers, dass eine Hofstätte größer oder kleiner gemacht werden darf, als sie von alters her war“ (Göransson 1971 und 1986, 49–50). Göransson führt also an, dass erst in nachmittelalterlicher Zeit die Ackerbreite nach der Hofstättenbreite ausgerichtet wurde. Bei näherer Betrachtung der Aussagen in den schwedischen Rechtsbüchern wird deutlich, das der Satz Tompt ær teghs mo¼ir in den ältesten Rechtsquellen Äldre und Yngre Västgötalagen aus der Zeit 1220–90 nicht vorkommt. In den Rechtsbüchern Upplandslagen, Södermannalagen und Västmannalagen wird der Satz bis auf eine Ausnahme nur in Verbindung mit dem Sachverhalt „solskifte“ erwähnt. Upplandslagen Bb 2,6 und Västmannalagen Bb 2,6 stellen schlicht und einfach fest: Nv ær by til iæmföris comin, ok til rætri solskipt, ¼a ær tompt akærs mo¼ir. Laut Södermannalagen Bb 11 soll bei einer Streitigkeit über die Hofstätten derjenige das Beweisrecht führen, der die Sonnenteilung wünscht: Delæ twe vm tompter, hawi ¼en wizor¼ solskipt will hawa. Weiter heißt es Nu ær tompt teghs mo¼er. Das jüngste der schwedischen Landschaftsrechte, Dalalagen, nennt den Satz in einem anderen Kontext in Bb 40. Dabei geht es um Uneinigkeiten bei der Zaunpflicht: Dela men wm gar¼a, ¼ær syna men till næmpna gangi heem til tomptini ¼y at hon ær teghs mo¼ir. Man lässt also die Gutachter vor Ort an der Hofstätte entscheiden.
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Hieraus geht nicht direkt hervor, ob die Lage (laut Sonnenteilung) oder die Breite der Hofstätte gemeint ist, wenn diese als Richtlinie bei der Verteilung der Zaunpflicht dienen soll. Es scheint also keinen Zusammenhang zwischen Hofstättenbreite und Grundbesitzgröße zu geben. Sowohl dänische als auch schwedische Gesetze enthalten einzelne Hinweise darauf, dass die Hofstättenbreite nicht entsprechend der Größe des zugehörigen Grundbesitzes egalisiert sein konnte. Laut ESL II 54 konnten die Hofstätten nach der Landvermessung innerhalb einer Hufe breiter gemacht werden. Dies war der Fall, wenn der Boden schlechter oder feucht war, wenn es Abhänge, Täler oder Hügel gab. Jeder innerhalb einer Hufe konnte einen Ausgleich fordern: Ær annær toft thæræ for brethær at hun war wærræ fallæn ællær watær, ællær thær war anti brinc i ællær dal ællær biærgh, tha ær thæt ræt at then hauæ meræ ær wærræ hauær. Die Hofstättenbreite konnte entsprechend der Bodengüte variieren. So war nicht nur die Breite ausschlaggebend für die Größe eines Hofes. Hatte jemand schlechten Boden erhalten, konnte er nach der Landvermessung für Hügel, Abhänge oder Täler Ausgleich erhalten: The lyuti utæ æræ a markæ anti mæth høgh ællær mæth brinckæ ællær mæth dal, wilæ the allæ oruæs at thet lyuti hwar hauær fangit (ESL II 56). Die Regulierung der Hofstätten und des übrigen Landes innerhalb einer Hufe oder vielleicht des gesamten Dorfes konnte nach den Wünschen der Benutzer dieses Landes erfolgen. Es konnten Benutzer sein, die sich im Vergleich zu den Nachbarn benachteiligt fühlten, oder aber auch die Grundbesitzer, die Feld- und Hofstättengrundstücke aus abgabentechnischen Gründen angleichen wollten. Ob ein Großgrundbesitzer dies ohne die Einwilligung der Benutzer einfach tun konnte, wird aus ESL II 54 nicht direkt ersichtlich. Es wird aber ausdrücklich gesagt, dass die Vergrößerung oder Verkleinerung der Hofstätten jederzeit stattfinden konnte, sofern sich alle ohne Ausnahme darüber einig waren: Kumber thet oc swa at them sæms allæ um utæn, tha mughæ theræ toftæ swa litlæ gøræ oc swa myklæ sum the wilæ. Schließlich beschreibt Södermannalagen Bb 11, dass derjenige das Beweisrecht haben soll, der die Siedlung erweitern, und nicht derjenige, der sie verkleinern will: Uilia men i by tomptum skiptæ, the sculu allir tompta stemnu ra¼a, hawi then wizor¼, by rymæ will, oc ei then ¼rænggiæ will. Es war also erwünscht, die Hofstätten des Dorfes großflächig auszulegen (SML, Bb, note 68).
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Hofstattabgaben Ihre heute wohl auffälligste administrative Funktion hatten die Hofstätten in Verbindung mit der Abgabenleistung an den König. VSL und SL enthalten mehrere Regeln über den Verkauf von Liegenschaften in Beziehung zu den Abgaben stud (Unterstützung), inne (Frondienst) und leding (Ledung), die von der Hofstätte zu errichten waren. Der Wortlaut von VSL ÆR 202, 203 und 204 entspricht im Wesentlichen dem von SL 75 und 76. Hier lässt sich die in Kap. 1 beschriebene Verwandtschaft der beiden Rechtsbücher erkennen. Die Bestimmungen über das Beweisrecht bezüglich Grundbesitz und Abgaben der Hofstätte in SL 75 und 76 sowie in VSL ÆR 202, 203 und 204 sind schwer durchschaubar. Dies liegt hauptsächlich daran, dass diese Kapitel merkwürdigerweise mehrere widersprüchliche Auffassungen der selben Angelegenheiten aufweisen, ohne dass ersichtlich wird, was geltendes Recht war. Wahrscheinlich war der Rechtsstatus bezüglich des Verkaufs von festem Grundbesitz, einer anscheinend recht seltenen Erscheinung in der frühen Geschichte, noch nicht eindeutig (Kroman 1948, III 49). Laut VSL ÆR 202 und SL 75 konnte ein eventueller Käufer einer Hofstätte, deren Besitzer seine Ackerflur (utlænde) verkauft und nur noch ein, zwei oder drei Äcker übrig hatte, später diese verkauften Äcker zurückfordern, oder er bekam Ersatz in Form von Boden: Sæl man bort utlænde sit minni ællær mer, oc hafir han sialfær æftir husætoft ok ¼ær til ¼re akræ, en akær i huær wong, um ¼re uangæ æræ, ællær tua akræ, um tua uangæ æræ, ællær en akær, um en uang ær, ok far annær man si¼æn at køpæ ¼e sammæ husætoft me¼ ¼rim ællær tuem ællær enum akri, sua sum uangæ æræ til, ¼a ma han uitu alt utlændæt til husætoftæn, um æi æræ vithær giald. Weiter wird mitgeteilt, dass die Abgaben stud, inne und leding aus der Hofstätte an den König zu zahlen sind. Konnte der Käufer die verkaufte Liegenschaft nicht wieder einfordern, stand er schlecht da, weil er die volle Leistung einzig aus dem bebauten Grundstück beziehen konnte. Aus diesem Grund wünschten sich manche eine gesetzliche Regelung dieser Angelegenheit: ¼ættæ uiliæ summi mæn at lohum hafæ, fore ¼y at fore husætoft skal man læ¼ing, innæ ok stu¼ re¼æ; ællær kumbær ¼æn illæ ui¼ær, ær allæ skyldær skal uppi haldæ fore husetoftænæ ok æi meræ. VSL ÆR 204 und SL 76 widersprechen dem. Hatte man ohne Einspruch anderer drei Ernten einfahren können, sollte man für die gekauften Äcker das Beweisrecht haben – an einer gesetzlichen Regelung dieses Sachverhaltes hatten wiederum andere Interesse: Summæ williæ ¼æt at loghum hauæ, at hwær scal ¼æn wærn wæræ, ær ¼re halmæ hauir ofnæ hauit, w ilt oc uspilt, hwat han hauir fangit akær ællær æng … Als Begründung, warum dies geltendes Recht
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sein sollte, wird angeführt, dass wenn ein Mann in Not geriet, es ein hartes Los für ihn wäre, keinen seiner Äcker oder Wiesen verkaufen zu dürfen, damit er bis zu seinem Tod auf seiner Hofstätte bleiben konnte und nicht Pächter werden musste: For ¼y at ællær cumbar ¼æn illæ wi¼ær, ær usall war¼ær oc fatøkær, um han ma ey sæliæ bort akær ællær æng, sic til hiælpæ, oc bo ofnæ sinni eghne husætoft til dø¼ræ daghæ mæ¼ litlu utlændæ, hældær æn waræ annærs manz landbo. Eine Gruppe Rechtskundiger vertrat also die Ansicht, dass Grundbesitz einer Hofstätte nicht verkauft werden durfte, wenn man ihn nicht bei Verkauf wieder einfordern konnte, während eine andere Gruppe es für gerechter hielt, dass der Besitzer nach dreijähriger Eigentümerschaft das Beweisrecht für den Boden erhielt, egal ob die Hofstätte dazugehörte oder nicht. Anders Sunesens Paraphrase (ASP) zu SL ist für die Klärung der Rechtsverhältnisse bei Verkauf von Grundbesitz der Hofstätten aufschlussreich. ASP 35 behandelt in überschaubarer und pädagogischer Form die beiden verschiedenen Auffassungen und beleuchtet die Konsequenzen eines eventuellen Verkaufes. Die Höhe der Abgaben an den König wird nach der Hofstätte berechnet, die den größten Wert hat, und nicht nach den zugehörigen Grundstükken, die sich nach den Hofstätten richten wie „die Glieder nach dem Kopf“: Racione fundorum veluti digniorum, non adiacencium prediorum, que fundis velud membra capitibus obsequuntur, pensiones redduntur, et que debentur procuracioni regie persoluuntur, et in quibusdam locis que requirit expedicionis necessitas assignantur. Laut Anders Sunesen waren also bestimmte rechtskundige Männer der Meinung, dass es besser wäre, wenn der Hofstättenbesitzer auf die von den Ackerfluren verkauften Äcker schwören konnte (Zwölfereid), ganz gleich wie lange sie sich schon im Besitz eines anderen befanden: Vnde quibusdam prvdentibus et iuris peritis visum est esse consentaneum equitati, vt fundi dominus et possessor de prediis adiacentibus alienatos agros, quantocumque tempore dinoscuntur eos alii possedisse, jnteruentu doudeni juramenti valeat reuocare … Nachdem erklärt ist, wie der Kopf (die Hofstätte) die Glieder wieder zurückerlangen konnte (oder umgekehrt), führt Anders Sunesen an, dass die Landverteilung nach Ansicht der Rechtskundigen keinen oder nur wenig Sinn machte, wenn die rechte Gewere dafür sorgte, dass man alles behalten konnte, was man einmal hatte. Andere wiederum führen an, dass keiner daran interessiert wäre, Liegenschaften zu kaufen, wenn die Gefahr bestünde, diese jederzeit durch ein Gerichtsverfahren verlieren zu können. Auf diese Weise könne keiner das Grundstück so nutzen wie er wolle. Es wäre deshalb besser, die Beweisführung durch Zwölfereid als geltendes Recht zu nehmen: Econtra probare nituntur alii, quod semper sit duodeni juramenti defensio deferenda quecumque predia, quoscumque agros legitime possidenti.
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Alioquin predia, que auferri sibi per justicam posse cognosceret, nullus de facili compararet, et sic rebus suis vti libere ad suum commodum, ad vitam miseram sustentandam, ad necessaria conqueirenda, per inique legis prohibicionem tacitam videretur dominis adempta facultas. Eine zentrale Stelle zum Verständnis des Zusammenspiels von Hofstätte und Abgabensystem sind die letzten Zeilen von ASP 35, in denen der Schluss von VSL ÆR 204 und SL 76 kommentiert wird. Eine Landverteilung (rebning) wurde nicht notwendigerweise außer Kraft gesetzt, weil man die rechte Gewere für ein rechtmäßig hinzugekauftes Grundstück eingeführt hatte. Das Messseil (niederd. Reep) sollte Anwendung finden, wenn man eine unrechtmäßige Mehraneignung beweisen wollte, also ob jemand ein sjetting (Sechstel), treding (Drittel), Viertel oder die Hälfte mehr besaß, als ihm eigentlich zustand: Nec oportet, vt asserunt, equitatem funiculi propter prescripcionis commodum expirare, cum jbi debeat sibi locum funiculus vendicare, vbi quisque super sextantem vel trientem vel quadrantem vel semisem vel dodrantem vel aliam partem huiusmodi, quam scitur ab aliis et se fatetur solam habere, existimatur aliquid vsurpasse. Huic autem posteriori sentencie, tamquam magis fauorabili, commvnis consensus promervit confirmacionem. Schließlich wird angeführt, dass die dreijährige rechte Gewere-Frist bei Erwerb von Liegenschaften die beste Art wäre zu beweisen, dass jemand Besitzansprüche auf ein bestimmtes Grundstück stellte. Der legale Verkauf von Liegenschaften, die zur Hofstätte gehörten war somit eine Realität. Die geschilderte Rechtsdiskussion zeigt, dass die Berechnungen der Abgaben leding, stud und inne an den König auf Grundlage der jeweiligen Hofstätte erfolgte. Diese Tatsache hat u.a. zu der Deutung geführt, dass die Breite der Hofstätte innerhalb des Dorfes Ausdruck für die tatsächlich zugehörigen Liegenschaften im Flurbereich waren. Besonders der Satz Tomt ær teghs mo¼ir aus den schwedischen Rechtsbüchern hat einige Autoren in dieser Ansicht darin bestärkt. Da die Rechtsbücher aber lediglich darauf hinweisen, dass die Lage der Hofstätte im Verhältnis zur Sonne eine Richtlinie bei der Landverteilung in den Dörfern sein sollte, kann diese Deutung nicht korrekt sein. Die in VSL ÆR und SL besprochenen, nach den Hofstätten berechneten Abgaben sind meiner Ansicht nach anders zu interpretieren. Es war nicht die gemessene Breite der Hofstätte, die über die Liegenschaft und somit über die Abgabe entschied. In den oben zitierten Kapiteln von VSL, SL und ASP wird deutlich, dass die Landvermessung (Reepmasse) nach wie vor ihre Berechtigung hatte. Auch wenn zu einer Hofstätte gehörende Grundstücke verkauft worden waren, wussten die Anwohner des Dorfes, wer in Besitz eines Ottings war, wer ein Viertel oder wer mehr oder weniger besaß: Æn æy ær rep thær for vnet for thæt at the mæn i by bo samæn witæ wæl hwilkæn grannæ atting a oc hwilkæn fiarthing a ællær meræ ællær minnæ (VSL ÆR 204).
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Die Abgaben wurden demnach nach dem Hufensystem (bolsystem) berechnet. Gehörte einem also eine ganze Hufe und eine dazugehörende ganze Hofstätte, musste man eine Abgabe in Höhe von einem X bezahlen. Betrug der Besitz eine halbe Hufe und die entsprechende halbe Hofstätte, betrug die Abgabe ein halbes X, ein Viertel Hufe und eine viertel Hofstätte bedeutete ein viertel X. Die Bewohner des Dorfes wussten um den Grundbesitz ihrer Nachbarn und auch, ob diese eine ganze, halbe oder nur eine viertel Hofstätte besaßen. Dementsprechend wurde die Abgabenhöhe ermittelt und nicht entsprechend der nach Reepmaß gemessenen, variierenden Breite der betreffenden Hofstätte, die je nach zugehörigem Grundbesitz schwankte. Wenn wir voraussetzen, dass die hier besprochenen großen Hofstätten der Wikingerzeit ursprünglich 1 Hufe groß waren und damit die Abgabe für 1 Hufe zu zahlen war, dann führten Erbteilungen der Hofstätten zu halben, viertel, sechstel oder achtel Hufen. Die Abgaben waren dementsprechend auch reduziert. Der Zugang zu gemeinsamen Ressourcen richtete sich ebenfalls nach dem Hufenanteil. Solange Grundstücke nur in leicht messbaren ganzen, halben oder viertel Hufen verkauft wurden, funktionierte dieses System. Die Unterteilung und Berechung der Abgaben war einfach, und auch die gemeinsamen Dorfressourcen konnten verteilt werden. Als man jedoch anfing, kleinere Teile der Ackerflur zu verkaufen, z.B. einen einzelnen Acker, der keine feste Einheit im Hufensystem darstellte, entstanden die Probleme. Es war ja nicht möglich, einen entsprechenden Teil der Hofstätte mitzuveräußern. Ähnliche Probleme gab es, wenn man den größten Teil der Dorfflur veräußerte, ohne auch das Sonderkaufland zu verkaufen. Diese Situation findet sich in VSL und SL wieder. Um das Problem zu lösen, konnte man zum Zeitpunkt der Landvermessung Einspruch erheben, indem man darauf hinwies, dass man selbst oder ein Vorfahre ein Teil des Grundstückes (im Wert von 1 Öre oder mehr oder weniger) erworben hatte. Weil man so das Recht darauf hatte, sollte man es nicht verlieren: … tha mistær han thæt, om han mælær æy før i gen før æn repæs. Æn mælær han swo i gen repæ of thu wilt iæk ællær minæ forældræ hauæ fangæt at hin iorth øræs land ællær mer ællær minnæ, oc thæn wil iæk æy mistæ for min hæftæ sakæ … (VSL ÆR 204). Auf diese Weise konnte man das erworbene Grundstück behalten. Es gehörte dann nicht zu den Parzellen in der Hufe und wurde bei der Verteilung der Dorfressourcen nicht mitberücksichtigt. Gleiches galt für die Abgabenberechnung. Für den König und für diejenigen, die verschiedene Flurstücke verkauft hatten, war dies natürlich nicht annehmbar. Es musste also eine neue Liegenschaftsschätzung her, die auch die kleineren veräußerten Teile der ursprünglichen Hufenflächen berücksichtigte. Die Rechtsdiskussion über den
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Verkauf von Liegenschaften muss zu einem Zeitpunkt entstanden sein, als der Handel mit kleineren Grundstücken zunahm. Es gab noch kein neues Bewertungssystem, und die Berechnung der Abgaben an den König war problematisch. Aus Jyske Lov und anderen schriftlichen Quellen weiß man, dass in Jütland die Goldschätzung, auf Seeland die Pachtzinsberechnung als neues Schätzungssystem verwendet wurde. An dieser Stelle soll auf Poul Nørlund verwiesen werden, der den Zusammenhang zwischen den Pachtzinsleistungen und den seeländischen Pachtzinsberechnungen ermittelte. Er kam zu dem Schluss, dass diese Art der Liegenschaftsschätzung schon in den 1160er Jahren Gültigkeit hatte (Nørlund 1928, 87). Auch Ulsig schließt sich dem an, weist aber wie Poul Rasmussen darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen Pachtzinsleistung und Flurschätzung problematisch ist. Er unterstreicht jedoch, dass die Festlegung der Flurschätzung zu einem Zeitpunkt passiert sein muss, als es noch immer üblich war, von 1 Mark skyldjord (terra in censu) 1 Mark zu zahlen, und nicht 1 Silbermark wie zu Valdemar Sejrs Zeiten (Ulsig 1981, 158 und Rasmussen, KLNM 16, 47–52). Ulsig weist auf die ältesten Informationen über Pachtzinszahlungen aus dem Lunde-Buch hin. In der dortigen Pfründeliste von ca. 1123 wird die Summe von 1 Pfund Geld pro Hufe in Uppåkra und Sundbyvester angeführt, sowie 2 Hufen in Simris, die 2 Solidi zahlten. Aus dem gleichen Jahrhundert bis in die ersten Jahre des 13. Jahrhunderts gibt er fünf weitere Fälle von Abgabenzahlungen an (Ulsig 1981, 157). Hier soll besonders auf die Abgaben in Höhe von sechs Öre im Dorf Särslöv, von zwei Öre in Venum und Sjunnerum und von einem Öre in Simris usw. hingewiesen werden: in uilla Sereslef vi ore, Vuerem due ore … Siundethorp ii ore … Simberos ora (Dipl. Dan. 1:2 nr. 160). Aus dem Schenkungsbuch des Klosters in Sorø ist ein Brief aus dem Jahre 1170 erwähnt, in dem Bischof Absalon darlegt, wie das Kloster in den Besitz von verschiedenen Liegenschaften kam. Dazu gehörte auch für 10 Öre terra in censu in Hesselrød: in Heslerøth X oras terre in censu (Dipl. Dan., 1:3, nr. 4). Falls diese Aufzeichnungen die Grundstücksabgaben wiedergeben, die nach dem neuen Pachtzinssystem berechnet wurden, wäre die Rechtsdiskussion in VSL und SL zum Verfahren beim Verkauf kleinerer Liegenschaften zum gleichen Zeitpunkt oder etwas früher entstanden. Denn diese Rechtsregeln spiegeln eine Übergangszeit wider, in der die ältere Hufen-/Hofstätten-Abgabenberechnung aufgrund des Handels mit kleineren Grundstükken veraltet, eine neue Regelung jedoch noch nicht eingeführt war. Somit bin ich der Auffassung, dass die Entstehung von VSL ÆR 202–4 und SL 75–76 spätestens in die Mitte des 12. Jahrhunderts zu datieren ist. Die in Kapitel 1 erstellte These zu Herkunft, Verwandtschaftsverhältnissen und Datierung dieser Rechtsbücher wäre damit bestärkt.
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Nun stellt sich die Frage, wann die dänischen Könige die Abgaben stud, inne und leding erstmals von ihren Bauern einforderten, zur Unterstützung von Feldzügen und der Reichsverteidigung, für Bauvorhaben von größeren Festungswerken wie Burgen, Heerwegen, Seesperrungen etc. Eine Antwort müsste sich meines Erachtens vor allem in den archäologischen Quellen finden, die relativ sicher datiert sind und uns Einblicke in außerordentlich große Festungswerke bieten, die von den Hufebauern in Frondienst errichtet wurden. Viele Forscher haben die großen Bauaktivitäten zu Harald Blauzahns Zeiten (Ende des 10. Jahrhunderts) hervorgehoben. Dazu zählen u.a. die Erweiterung des Danewerks, die Brücke bei Ravning Enge etwa 979, die Trelleborg 980–81 sowie die anderen großen Ringburgen. Niels Lund und andere Autoren sind der Meinung, dass diese Anlagen „schwer erklärbar sind, wenn es sich dabei nicht um eine Mobilmachung der gesamten Ressourcen des Reiches handelt“ (Lund 1983, 28). Tatsächlich beginnen viele der großen Bauvorhaben schon einige Jahrhunderte vorher, wie der Kanhavekanal auf der Insel Samsø 726 und das Danewerk 737. Im dazwischenliegenden Jahrhundert berichten die fränkischen Reichsannalen von der Flotte des Dänenkönigs Godfred im Jahre 804 und vier Jahre später darüber, dass derselbe König an der Südgrenze des Landes durch sein Heer eine Wallanlage erbauen ließ (Malmros 1985, 118 und Albrectsen 1976, 12–13). Wann die Königsmacht die schon existierenden Hufe mit den Abgaben leding und inne belastete, die dann zu der Festlegung der Hufen führte, ist eine weitere Frage. Die oben vorgestellten Regelungen und besonders die archäologisch nachgewiesenen massiven Festungsbauten deuten meiner Ansicht nach auf die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts hin. Ich schließe mich Tage E. Christiansen an, der die Trelleborg-Festungen als Zwingburgen sieht, und meine, dass diese Bauwerke nicht nur in einer Hinsicht mit den Frondiensten verknüpft sind (Christiansen 1970, 59). Mit Hilfe dieser Machtzentren hatte der König die besten Möglichkeiten, die von den Bauern zu bezahlenden Abgaben systematisch einzutreiben. Wenn die Höhe der Abgaben nach der Größe der Hofstätte berechnet wurde, so hatte dies mehrere Gründe. Eine Erklärung könnte sein, dass das größte zu einem Hof gehörende Grundstück die Hofstätte war und nicht das Außenfeld (utlænde), das meistens nur in begrenztem Umfang bewirtschaftet wurde, wie Henrik Larsen anführt. Wenn nun das Sonderkaufland der Hofstätte in groben Zügen mit dem Grundbesitz des Hofes identisch war, wäre es nur logisch, die Abgaben nach der Größe des Grundbesitzes zu berechnen.
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Die Größe der Hofstätten Henrik Larsens klassische Abhandlung über die Entwicklung der dänischen Dörfer (Aarbøger for Nordisk Oldkyndighed og Historie 1918) stellte die These auf, dass die Dorffluren der Wikingerzeit lange Zeit die ersten bewirtschafteten Fluren waren. Sie behielten ihren Status als Sonderkaufland außerhalb der existierenden Genossenschaft. Die übrige Dorfgemarkung mit den Ackereinteilungen, die in den ältesten Kapiteln der Rechtsbücher als utlænde bezeichnet werden (siehe Abschnitt utlænde) gehörten im Gegensatz zum Sonderkaufland der Hofstätten schon in der späten Wikingerzeit zur Allmende. Neben den verschiedenen Kapiteln der Landschaftsrechte über die Hofstätten basiert Henrik Larsens These u.a. auf Kartenstudien. Er stellte fest, dass es in den landvermessenen Dörfern noch im 18. Jahrhundert unterschiedlich große Hofstätten geben konnte. Wurde ein Dorf auf einmal angelegt und die Äcker nach dem Gleichheitsprinzip verteilt, waren wohl auch die Hofstätten erst einmal gleich groß. Doch im Zuge einer allmählichen Vergrößerung eines Dorfes konnte auch die Größe der Hofstätte verständlicherweise unterschiedlich ausfallen (Larsen 1918, 232f.). Die mehr oder weniger starken Regulierungen der Hofstätten in den dänischen Dörfern im Laufe des Mittelalters machen diese frühe Entwicklungsstufe für die Forschung schwer greifbar. P. J. Jørgensen und P. Meyer haben sich in ihren rechtshistorischen Abhandlungen Larsens Theorie angeschlossen, ohne diese näher zu überprüfen. Meyer weist jedoch darauf hin, dass Larsen scheinbar stark von der These Meitzens inspiriert war. Laut Meitzen erfolgte die südskandinavische Besiedlung in Form von Rodungen unberührter Waldflächen, im Gegensatz zu den geregelten Flächenverteilungen und geplanten Besiedlungen bei den westgermanischen Stämmen (P. J. Jørgensen, 1939, 172, Meyer 1949, 238, Meitzen 1895, II, 504). Bei der folgenden Analyse der Angaben zu Hofstättengrößen und Abgaberegelungen in den verschiedenen Rechtsbüchern soll die These von Henrik Larsen überprüft werden, nach der die Hofstätte den ältesten Grundbesitz eines Hofes darstellte, der später mit der utlænde der Dorfgenossenschaft vergrößert wurde, wo sich die Dreifelderwirtschaft entwikkelte. In einigen Kapiteln der Rechtsbücher, die sich mit den Hofstätten befassen, ist zu erkennen, dass die Hofstätten erheblich größer sein konnten als auf den Flurbereinigungskarten vermerkt. Im ebengenannten Kapitel ASP 35 wird deutlich, dass sich die Abgaben an den König u.a. sich auf die Hofstätten beziehen, die im Gegensatz zu den zugehörigen Ackerfluren als ansehnlicher Grundbesitz galten:
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Racione fundorum veluti digniorum non adiacencium prediorum, que fundis velud membra capitibus obsequuntur, pensiones redduntur, et que debentur procuracioni regie persoluuntur. Diese dazugehörigen Flurstücke werden in SL 75 als utlænde bezeichnet. Es ist nicht einfach, den Ausdruck „ansehnlicher Grundbesitz“ zu interpretieren, doch wahrscheinlich bezog man sich dabei auf die Größe und Bedeutung dieses Grundstückes. Laut ESL II 57 musste ein Mann, der seinen Acker in der Allmende (ollandæ) einzäunen wollte, ein entsprechend großes Stück Weideland zur allgemeinen Verfügung stellen, obwohl der einzuzäunende Acker ihm gehörte: Ær nokær man sin akær wil in wænge, tha scal han mæth rætæ af sin houæth toft læggæ til troth æm mykit sum han wængær in til sich til ollændis. Dieser Ausgleich durch Acker- und Hofstättenflur als Weideland setzt eine gemeinsame Bewirtschaftung der Ackerfluren voraus, wobei alle Benutzer die Allmende oder das gemeinsame Ackerland nach der Ernte als Weideland nutzten. Wurden einzelne Äcker von ihren Besitzern eingehegt, entfiel der Zugang für die Genossenschaft. Der Betreffende musste als Entschädigung die Haupthofstätte als Weideland zur Verfügung stellen. Dieses Grundstück muss also eine gewisse Größe gehabt haben. Ein kleines Grundstück in Gartengröße wäre in diesem Fall kein entsprechender Ausgleich für ein großes Stück Wiesenland gewesen. In seiner Untersuchung von eisenzeitlichen Höfen auf Gotland konnte Dan Carlsson nachweisen, dass die Gesamtfläche eines eisenzeitlichen Hofes ca. 2–3 ha betrug. Die Größe der zugehörigen Flächen ließ sich relativ einfach ableiten, weil die gotländischen Äcker und Wiesenflächen größtenteils von Steinwällen eingehegt waren. Diese Wälle und auch Reste der Hofgebäude sind heute noch häufig in der gotländischen Landschaft auszumachen (Carlsson 1979). Die Größe der entsprechenden dänischen Höfe ist nicht bekannt, aber es ist anzunehmen, dass für die Versorgung einer Familie eine ähnliche Fläche benötigt wurde. Interessant wäre es, Hofstätten dieser Größe auch in den älteren, nicht regulierten dänischen Dörfern nachweisen zu können. Es gab bisher noch keine größere Untersuchung zu den nicht regulierten Dörfern in Dänemark. Statt dessen konzentrierte man sich auf die flurbereinigten Siedlungen (Hastrup 1964, Gissel (Hrsg.) 1989). Henrik Larsen wies schon 1918 darauf hin, dass die Flurbereinigungskarten der nicht regulierten Dörfer sehr große Hofstätten aufweisen. Obwohl es den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, diese Dörfer zu untersuchen, soll doch auf einige Beispiele eingegangen werden. Bei der Durchsicht der ca. 200 Flurbereinigungskarten der Sammlung Frits Hastrup, die sich als Kopien im Geologischen Institut der Universität Aarhus befinden, fanden sich einige Beispiele für derart große, un-
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regelmäßige Hofstätten, von denen hier nur einige wenige erwähnt werden sollten. Das unregelmäßige und nicht regulierte Angerdorf Lunde im Bezirk Lunde, Kreis Odense (1798 vermessen), weist mehrere große und sehr unregelmäßige Hofstätten mit folgenden Bezeichnungen auf: Niels Nielsens Toft, Lars Olsens Store Toft, Mads Maitsens Toft. Die Flächengröße variiert von 2,2 bis zu 3,2 ha Land. Noch deutlicher ist dies im größeren Hauptdorf Vester Hæsinge (1797 vermessen), Bezirk Vester Hæsinge, Kreis Svendborg auf Fünen zu erkennen. Es handelt sich hier ebenfalls um ein unregelmäßiges Angerdorf. Die relativ großen, außerhalb der Genossenschaft bewirtschafteten Hofstätten Hans Lindegårds Toft, Jørgen Pedersens Toft, Hans Peder Jacobsens Toft usw. liegen wie eine Art Innenfelder (indmark) um die Höfe des Dorfes verteilt, während sich die Allmendefluren außerhalb der Hofstätten befinden. Auch die Hofstättengröße variiert stark von ca. 0,5 bis 4,8 ha Land, während vier von 14 Hofstätten bei ca. 1,75 ha lagen. Auf der Insel Lolland findet sich das Dorf Bregninge (vermessen 1793) im Kirchspiel Horbelev, Kreis Maribo. Auch hier gab es recht große Hofstätten, dabei sind diese aber etwas geregelter als die fünischen Beispiele: Smedetoften, Præstetoften, Clause Tofter, Kildetofter. Die Größe der Hofstätten schwankt von 1,4 bis zu 5 ha, die meisten liegen jedoch bei 2,5 ha. Ein Beispiel aus Nordjütland ist das Dorf Telling (1794 vermessen), Kirchspiel Lerup im Bezirk Øster Han. Die Dorfmark besteht aus Pachtfluren auf Grasland, und auch die Höfe und Hofstätten der Siedlung liegen recht verstreut. Die Hofnamen knüpfen sich hier ebenfalls an Personennamen: Morten Christensens Toft, Michael Høegs Toft, Hans Jensens Toft, Kongens Toft, Peder Korsbæks Toft usw. Die Größe der Hofstätten dieses Dorfes variiert von 0,5 bis 3,5 ha Land, die meisten sind 1–2 ha groß. Die Untersuchung von Viggo Hansen zu den Flursystemen im nordwestlichen Jütland haben gezeigt, dass es ein Innen- und Außenfeld-System gab, das sich in den Bezirken Thy und Han bis in die Zeit der Flurbereinigung nachweisen lässt. Im Dorf Tødsø auf der Insel Mors waren die Fluren in Innen- und Außenfelder eingeteilt. Das jährlich bestellte und gedüngte Innenfeld war in mehrere Pachtstücke aufgeteilt, auch Hofstätten. Jeder Bauer konnte frei über diese Fluren verfügen und sie bestellen. Eine reguläre Flurgenossenschaft gab es nicht und auch keine Regeln über Einhegung, Anfang und Ende der Erntezeit. Das System stellt damit einen starken Kontrast zur sehr dominierenden Dreifelderwirtschaft des östlichen Jütlands oder der östlichen dänischen Inseln dar (Hansen 1980, 93–97).
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Abb. 7: Lunde 1798.
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Abb. 8: Vester Hæsinge 1797.
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Abb. 9: Bregninge 1793.
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Abb. 10: Telling 1794.
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Bei der Ausgrabung des Dorfes Tårnby auf Amager östlich von Kopenhagen konnte Ditlev Mahler die Hofstättenstrukturen des Dorfes untersuchen. Die Analyse der Informationen der Matrikelkarte von 1811, der Matrikel von 1682 und der archäologischen Untersuchungen ermöglichte die Rekonstruktion der Hofstätten aus der Zeit vor 1100. Es gab vier große Hofstätten mit 2–3,5 ha Land, die um den Dorfplatz gruppiert lagen. Es stellte sich im später heraus, dass es ursprünglich vier Hufen gegeben hatte. Später wurden diese großen Hofstätten in kleinere Einheiten aufgeteilt. So befinden sich u. a. Kirche und Pfarrhof heute auf dem größten Teilstück (Mahler 1994, 85–98). Schließlich untersuchte Henrik Fangel im Rahmen eines größeren archäologischen und bebauungsgeschichtlichen Projekts in der Gegend von Ribe das Hufensystem des Dorfes Vester Vedsted. In der Reformationszeit bestand das Dorf aus 22 Höfen, verteilt auf sieben Hufen. Ursprünglich waren es pro Hufe sieben recht große Hufenhöfe gewesen, die später in kleinere Einheiten geteilt wurden (Nyborg 1986, 37, Madsen, P. K., 1994, 21–28). Die Lage dieser ursprünglich aus dem 11. Jahrhundert stammenden Hufenhöfe ließ sich sogar auch rekonstruieren. Diese kleine Beispielsammlung einiger nicht regulierter Dörfer mit ziemlich großen Hofstätten sollte zeigen, dass in den Dörfern, die aus verschiedenen Gründen im Mittelalter oder später nicht reguliert wurden, eine ursprüngliche Hofstättenstruktur mit großen, unregelmäßigen Hofstätten in den Flurbereinigungskarten erkennbar ist. Die Beispiele aus Tårnby und Vester Vedsted zeigen, dass eine Kartenrekonstruktion eine Möglichkeit sein kann, „unter“ einer regulierten jüngeren Hofstättenstruktur mit kleinen Hofstätten eine ältere Hofstättenstruktur auszumachen. Vorbasse ist eine sehr gut untersuchte und dokumentierte Siedlung aus der Übergangszeit Wikingerzeit/frühes Mittelalter, vielleicht das beste dänische Beispiel. Die Hofstättenstruktur des 11. Jahrhunderts scheint nach den neuesten Untersuchungen aus sechs größeren Hofstätten von jeweils 20 000–25000 m2 zu bestehen. Die nördlichste Hofstätte wurde vermutlich im Erbverfahren in zwei gleich große Hälften geteilt (Hvass 1993, 192). Die Flurbereinigungskarte von 1788 zeigt genau diese Struktur mit sechs großen Hofstätten. Man kann davon ausgehen, dass die mittelalterliche Nachfolgesiedlung das wikingerzeitliche Vorbasse widerspiegelt, obwohl einige der Hofstätten auf der Flurbereinigungskarte parzelliert waren. Andere wiederum hatten ihr ursprüngliches Aussehen erhalten und wurden als Ackerland, Weideland oder Heuwiese bewirtschaftet (Porsmose 1993, 265). Diese wikingerzeitliche Charakteristik mit großen, vermutlich eingezäunten Hofstätten mit Sonderkaufland findet man in den Aussiedlerdörfern selten. Vermutlich erhielt man die geschworenen Hofstätten als regu-
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läre Hausgrundstücke, um große Sonderkauflandflächen zu vermeiden. Diese Aussiedlerdörfer müssen von Anfang an regulierter gewesen sein als die älteren Hauptdörfer. Eine tiefgreifende Analyse der nicht regulierten dänischen Dörfer wäre sicherlich wünschenswert, auch um die These Henrik Larsens zu den wikingerzeitlichen Hofstätten als bewirtschaftetes Ackerland näher zu beleuchten. Es scheint jedoch kein Zweifel daran zu bestehen, dass die vormittelalterliche Hofstättenstruktur von großen und bisweilen recht unregelmäßigen Hofstätten geprägt war.
Anbau auf der Hofstätte Die Hofstättenkapitel der Rechtsbücher geben einen gewissen Überblick über die Lage der Hofstätten untereinander, die Zäune und die verschiedenen Gebäudearten in der Wikingerzeit und im frühen Mittelalter. Sonstige Aktivitäten wie Bewirtschaftung oder anderes werden nur sehr spärlich erwähnt. In Verbindung mit den Hofeinhegungen nennt JL III 60 auch Kohl- und Obstgärten, die vermutlich Teil der eingezäunten Hofstätten waren. Welche Kohl- und Apfelsorten angebaut wurden, erwähnen die Rechtsbücher natürlich nicht, aber aus den Klostergärten kennt man z.B. die westasiatische Apfelsorte Malus pumila, die vermutlich im frühen Mittelalter in die Klöster gekommen ist. Wann diese Apfelsorten auch bei den Bauern angebaut wurden, weiß man nicht, und so ist es auch möglich, dass man in den bäuerlichen Obstgärten Wildäpfel hatte. 1180 erhielt der Abt Wilhelm Pfropfreis aus Frankreich für den Obstgarten des Klosters Æbelholt. Und 1205 wurde der Abt von Løgumkloster von der Abgabe des Zehnten aus Gärten und Obstplantagen befreit. Äpfel werden schon in der Edda erwähnt, wo u. a. von Yduns Äpfeln die Rede ist (ca. 950), während Pflaumen erst in der Snorris Edda aus dem 13. Jahrhundert auftauchen. Königin Margrethe I. (1375–1412) beauftragte die Bauern, Weiden und Apfelbäume an ihren Höfen zu pflanzen. Das Wort „Apfel“ (æble) ist im Übrigen Teil vieler mittelalterlicher Ortsnamen: Æbelholt, Æbelø, Ebeltoft, usw. Das Siegel der Marienkirche in Aalborg aus der Zeit um 1100 zeigt einen Apfel in der Hand der Heiligen Jungfrau (Brøndegaard 1987, Bd. 3, 84). Einige schwedische Rechtsbücher erwähnen den Hopfenanbau. Dalalagen Bb 24 nennt die Anlage eines Hopfengartens auf der Hofstätte eines anderen Mannes: Hwær sum hawir homblagar¾ a tompt annars manz, gæwi ¼em fult firi sum tompt aa swa sum mæn mæta ¼era mellum. In Västmannalagen Bb 13
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geht es um Streitigkeiten, die einen Hopfengarten betreffen, der sich außerhalb der Hofstätten befindet: Dela mæn om hombla gar¼a, oc ær hombla gar¼a vtan tæ oc tomta ra … liggær humbla gar¼ær innan tæ oc tompta ra, taki hwar æffte ¼y han a j by oc bolsta¼. Der Hopfengarten konnte demnach auch direkt innerhalb der Hofstätte liegen. Es gibt eine Regelung aus Hälsingelagen Bb 2 zum Hausbau im Hopfengarten eines anderen: Bygger hus a humblæ gaar¼ annars a. Es ist nicht unmittelbar ersichtlich, ob es sich hierbei um einen Hopfengarten innerhalb der Hofstätte handelt, aber dies ist recht wahrscheinlich, da der Hausbau i.d. R. auf der Hofstätte erfolgte. Der Sachsenspiegel nennt den Hopfenbau in Kap. II, 52,1, wo es um eine Hopfenpflanze geht, die sich über den Zaun zum Nachbar rankt. In einem solchen Fall durfte der Nachbar daran ziehen und so viel an sich bringen wie er konnte, der Hopfenpflanzenbesitzer jedoch musste sich mit dem Rest begnügen: Flechtet die hopphe uber den thûn, swer die wurzelen in deme hove hât, der grîphe deme thûne sô her nâhest muge, unde tzê den hoppen; swaz yme volget daz ist sîn; swaz in anderhalp blîbit, daz ist sînis nâkebûris. Der Rechtstext lässt nicht erkennen, ob es sich dabei um die Hofeinhegung handelt, aber es war vermutlich nicht der Ackerzaun gemeint. Pollenanalysen können Aufschluss darüber geben, welche Pflanzen auf der Hofstätte und in der näheren Umgebung angebaut wurden. 1978 wurden aus einem Wasserloch nahe der wikingerzeitlichen Siedlung Vorbasse Pollenproben entnommen. Sie stammten aus einer dünnen Torfschicht in einer kleinen Senke, wo sich große Mengen Pollen befanden. Diese Pollen spiegeln den Pflanzenbewuchs innerhalb eines Umkreises von zweihundert Metern um die Probenentnahmestelle wider (B. B. Christensen 1981, 102). Die vorläufige Anlayse der Proben zeigte folgendes Ergebnis: Es fanden sich vor allem Weidenpollen (Salix) unter den sonst spärlichen Baumpollen, und das geringe Vorkommen der Waldbäume Buche, Eiche, Erle, Birke und Hasel lässt darauf schließen, dass es vermutlich keinen richtigen Wald in der näheren Umgebung gab, sondern vor allem Weidesträucher. Große Mengen Graspollen (gramineae) und Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella) sowie Heidekraut (Calluna) deuten auf große Grasflächen hin, möglicherweise vormals bewirtschaftetes Ackerland, das später zu Weideland wurde. Auch Getreidepollen (Cerealia) fand sich in den Proben, doch „viele Getreidepollen waren so zerstört, dass es viel zu zeitaufwändig gewesen wäre, mehr zu tun, als lediglich Getreidepollen auszusondern und Roggenpollen zu registrieren.“ Alle Proben enthielten jedoch Roggenpollen – je höher die Erdschicht, desto größer das Vorkommen (B. B. Christensen 1981, 106). Andere nachgewiesene Zuchtpflanzen waren Hopfen und Hanf (Humulus/Cannabis) für das Bierbrauen und für die Tauherstellung sowie kleinere Mengen Flachs
Die Hofstätte (toft)
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(Linum cfr usitatissimum) vermutlich für die Textilherstellung. Durch archäologische Nachweise weiß man, dass die fünf entnommenen Proben die Zeit werden Bebauungsphasen des 4.–5. Jahrhunderts bis in die wikingerzeitliche Phase im 8.–11. Jahrhundert erfassen. Interessanterweise fand sich in allen Proben Roggen, in der jüngsten Probe jedoch am meisten. Aus der Siedlung Trabjerg in Westjütland wurden aus einem Brunnen Makrofossil- und Pollenproben entnommen. Die Makrofossilproben spiegeln die unmittelbare Umgebung des Brunnens wider, während die windgetragenen Pollen die Zuchtpflanzen eines größeren Gebietes zeigen (Aaby und Robinson 1995, 125). Die erstellten Pollendiagramme weisen nach, dass die Gegend um Trabjerg nur wenig Baumbewuchs hatte. Große Mengen Kräuter- und Graspollen zeugen von einer stark bewirtschafteten Landschaft, wo es Grasflächen und Getreideanbau gegeben hat. In den Pollenproben fand man Roggen (Secale), Hafer (Avena) sowie Weizen (Triticum). Die Makrofossilproben ergänzen das Bild: Es wurde Flachs (Linum usitatissimum) verarbeitet oder angebaut, Hirse (Panicum miliaceum) und Gerste (Hordeum vulgare) gefunden. Darüberhinaus fanden sich im Brunnen auch etliche unverkohlte Ährenteile von Roggen und Gerste. Dies könnte auf einen nahegelegenen Dreschoder Worfelplatz hindeuten (Aaby und Robinson 1995, 129). Unkrautsorten wie Kleiner Sauerampfer, Kornrade und Wegerich wurden nachgewiesen sowie Pflanzen, die aus den offenen Weideflächen stammen: Spitzwegerich, Windenknöterich, Schafgarbe, etc. Aus der wikingerzeitlich/frühmittelalterlichen Siedlung Kosel bei Schleswig sind die Anbaupflanzen der Hofstätten relativ gut bekannt. Getreidesorten wie Weizen und Emmer (Triticum aestivum s.l. und Triticum dicoccum) sowie Hirse und Hafer (Panicum Miliaceum, Avena sp.) und die Roggenart dickährige Trespe (Bromus secalinus) wurden sowohl in der älteren als auch in der jüngeren Wikingerzeit direkt in der Nähe der Gebäude angebaut. Das Pollenmaterial aus Kosel weist außerdem bis in die römische Kaiserzeit Walderdbeere, Runkelrübe, Lein, Holunder, Preiselbeere und Erbse auf. Aus der Völkerwanderungs- und Wikingerzeit fanden sich Buchweizen, Sellerie und Ackerbohne. Von den heute als Unkraut bezeichneten Pflanzen sind Bilsenkraut, Malve, Vogelknöterich sowie gelber Hohlzahn und blaue Ackerwinde belegt. Die beiden Letztgenannten sind stets mit dem Getreideanbau verknüpft (Kroll 1990). Getreideanbau auf der Hofstätte wird in SL 240 besprochen. Wollte der Landsasse seine Pachtflur verlassen, musste er erst so viel Roggen einsähen, wie es im Dorf Brauch war und nicht mehr. Also entweder ein Drittel der Roggenäcker, der Hofstätte oder überhaupt nichts: ¼a har landbo uil fara af fæstu sinni, ¼a skal han sua mykit sa af ruhsæ¼, sum loh æræ til i ¼e bygd ær han bor
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innæn, ok æi meræ, foræ ¼y at summum sta¼um takæs undæn tue lotær af ruhior¼, summum sta¼um æi mer æn husætoft[en], ok summum [sta¼um] ækki uæta. Diese Regel wurde in das Rechtsbuch aufgenommen, um dem nachfolgenden Pächter den üblichen Ernteertrag zu sichern. Dazu musste der Vorgänger die passende Fläche einsäen. Diese Regel zeigt, dass auch die bebaute Fläche der Hofstätte mitgerechnet wurde. In England war die wikingerzeitliche und mittelalterliche Hofstättenstruktur etwas anders als in Dänemark. Man verwendete bei Einschwörung verschiedener Teile einer Liegenschaft die beiden Begriffe toft and croft, die man schon aus den Gesetzen zu König Edwards Zeiten kannte (901–25): ne turf ne toft (Ancient Laws, 1840, 78). Wie auf Dänisch bezeichnet das Wort „toft“ die Hofstätte, wo sich die Hofgebäude befanden. Die Erd- und Steinwälle sind heute noch in der englischen Landschaft sichtbar. Ausgrabungen der Hofstätten haben gezeigt, dass es im frühen Mittelalter auch Einhegungen für Tiere gab (fægarth). Scheinbar gab es oft mehrere zeitgleiche Haushalte, die als separate Altenteile gedeutet werden. Außer den Herdstellen in den Wohnhäusern kennt man Dörröfen, und auch Stall- und Speicherbauten konnten nachgewiesen werden (Astill 1988, 51–61). Das englische Wort croft lässt sich nur schwer übersetzen. Es heißt soviel wie Garten, Koppel, eingehegtes Land oder Hausgarten. In England sind diese crofts an manchen Orten auch heute noch sichtbar. In manchen Fällen sind sie so groß, dass sich darauf Wölbäcker befinden. Der croft lag meistens zwischen der Hofstätte und der Dorfmark, in regulierten Dörfern ist er als rechteckiges Grundstück hinter der Hofstätte zu finden. Manche crofts waren scheinbar nie bewirtschaftet. Ausgrabungen haben gezeigt, dass sich wikingerzeitliche Misthaufen oder Tierpferche darauf befunden hatten. Im späten Mittelalter wurden einige crofts anscheinend als Gärten genutzt (Astill 1988, 50). Die Größe der crofts schwankt von Region zu Region. Bei Ausgrabungen wurde festgestellt, dass die Grenzen zwischen diesen individuellen Sonderkaufland-Stücken recht konstant blieben. Im Danelag-Bezirk wurde im Gegensatz zu den anderen Teilen Englands nicht zwischen toft and croft unterschieden. Das bedeutet, dass die bebaute Hofstätte so groß war, dass die sonst auf dem croft stattfindenden Aktivitäten auch hier Platz hatten. In Zusammenhang mit der These von Henrik Larsen über die nicht bewirtschafteten Hofstätten ist dies besonders interessant, da zu erwarten ist, dass die Ackerwirtschaft im Danelag-Gebiet von den heimischen Anbau- und Siedlungstraditionen der Wikinger stark beeinflusst wurde (Astill 1988, 48).
Zusammenfassung: die Hofstätte
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Zusammenfassung: die Hofstätte Der Hofzaun markierte die Grenze, hinter der eine Familie auch ihren rechtlichen Frieden hatte. Keiner konnte das Eigentum der Hoffamilie durch Nahme (eine Art Pfändung) an sich bringen. Schon im 3.–4. Jahrhundert n. Chr. waren die Gehöfte in Dänemark eingehegt. Die dänischen und schwedischen Landschaftsrechte enthalten viele Informationen über die Funktionen der verschiedenen Hofstätten. Besonders viele Angaben zu Funktion, Größe und Lage der Hofstätten finden sich in den dänischen Rechtsquellen. In den älteren Quellen VSL und SL findet sich nur der Begriff „hustoft“, während ESL und JL sehr viel nuanciertere Begriffe verwenden. Sie enthalten Regeln, die sich mit „svorne tofter“, „gamle tofter“, „hovedtofter“, „høje tofter“ sowie „ubebyggede tofter“, „landbotofter“ und „gårdsædetofter“ beschäftigen. Die alten Hofstätten bezeichnen die Hofstätten im Hauptdorf, die an der einen Seite an das Ackerland grenzten, an der anderen Seite an den Dorfplatz. Die geschworenen Hofstätten und die „højetofter“ waren neue Hofstätten, die auf dem Ackerland der Dorfmark angelegt wurden und als Aussiedlerhofstätten der Aussiedlerdörfer (Torpe) eingeschworen wurden. Die unbewohnten Hofstätten lagen im Dorf und waren nicht bebaut, die Begriffe „hustoft“ (Hausstätte) und „hovedtoft“ (Hauptstätte) waren Synonyme. Die in den Landschaftsrechten erwähnten Althofstätten entsprachen nicht den in den dänischen Wüstungsprojekten untersuchten Altdörfern. Den Landschaftsrechten zufolge waren die alten Hofstätten in Betrieb und mussten Zugang zum Dorfplatz haben. Die Althofstätten der Flurbereinigungskarten lagen wüst und waren eigentlich wikingerzeitliche Vorgängersiedlungen oder vielleicht jüngere, verlassene Höfe der Wüstungen. Die Hofstätten waren mit einem besonders stabilen Zaun eingehegt. Die Zerstörung dieses Zaunes wurde mit höheren Bußgeldern bestraft als die Zerstörung von Ackerzäunen. Gemäß der dänischen Landschaftsrechte war jeder Grundbesitzer dazu verpflichtet, die bewohnte Hofstätte einzuzäunen, während die schwedischen Rechte besagen, dass der Bauer nur die Hälfte des Zaunes zum Nachbar ziehen musste. In den Dörfern, in den das Sonnenteilungsverfahren eingeführt wurde, spielte die Hofstätte eine besondere Rolle. Die Lage der jeweiligen Hofstätte im Verhältnis zur Sonne wurde eine Richtlinie für die Verteilung der Dorfäcker. In den älteren dänischen Rechtsbüchern wird diese Art der Landvermessung nicht erwähnt, nur in den jüngeren und in den schwedischen Rechtsquellen. Der Begriff Tompt ær teghs mo¼ir ist in den schwedischen Landschaftsrechten nur an Dörfer mit Sonnenteilung geknüpft, vermutlich um die Lage der Felder im Dorfacker festzulegen. Es konnte von
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mehreren Seiten festgestellt werden, dass die Breite der Hofstätte in der Wikingerzeit/im Mittelalter nichts über die Größe der in der Dorfflur liegenden Felder aussagt. Dass die Hofstätten in der späten Wikingerzeit und im frühen Mittelalter dennoch die Berechnungsgrundlage für die Abgaben an den König bildeten, lag an der Hufenteilung des Dorfes. Den Hofstätten des nach Hufen eingeteilten Dorfs entsprach ein bestimmter Anteil der Hufe. So bestand Gleichheit zwischen den hufeneingeteilten Grundstücken des Hofes und der Größe der Hofstätte, die in ganzen, halben, viertel oder noch kleineren Hufenteile gemessen wurde. Diese Regelung geht möglicherweise auf die großen wikingerzeitlichen Hofstätten zurück, wo die bewirtschafteten Fluren in Form von Sonderkaufland den größten Teil des zugehörigen Grundstückes darstellten. Die spätere gemeinsame Bewirtschaftung der utlænde und die zu diesem Zeitpunkt aufkommende Veräußerung von Flurstücken, die keinen festen Anteil der ursprünglichen Hufe darstellten, führten zu einem Missverhältnis zwischen Hofstättenabgaben und tatsächlich bewirtschafteter Fläche und erforderten eine neue Form der Bodenschätzung als Grundlage für die Abgabenberechnung. Die neue Berechnung der Abgaben an den König gründete sich jetzt auf die Goldschätzung und auf die Pachtzinsberechnung. Auf den Flurbereinigungskarten der nicht regulierten Hauptdörfer sind die großen unregelmäßigen wikingerzeitlichen Hofstätten von 2–4,5 ha Land noch zu erkennen. Doch durch retrospektive Kartenanalysen der relativ stark regulierten Dörfer lassen sich diese großen wikingerzeitlichen Hofstätten auch dort noch beobachten. Das archäologische Material aus Vorbasse dokumentiert Hofstätten mit einer Fläche von 2–2,5 ha Land. Zu der Hofstätte gehörten die Hofbauten, aber auch der hialmgarth mit den Heuhaufen und Rutenbergen. Auf dem Sonderkaufland der großen Hofstätten wurde Korn, Äpfel und Kohl angebaut. Auf den wikingerzeitlichen Hofstätten aus Schleswig wurde auch Buchweizen, Sellerie und Akkerbohne sowie Hirse, Hafer, Emmer und Weizen angebaut. Die schwedischen Landschaftsrechte berichten vom Hopfenanbau. Die Hofstätten im Gebiet des Danelag waren so groß, dass sich auch die bewirtschafteten Äkker und Tierpferche darauf befanden. Die wikingerzeitliche/frühmittelalterliche Hofstätte war also recht groß. Erst bei spätmittelalterlichen Dorfregulierungen entstanden die gartenähnlichen, regelmäßigen Hofstätten, die auf den Flurbereinigungskarten vermerkt sind. Die großen Sonderkauflandflächen wurden jetzt als Dorfmark für das ganze Dorf ausgelegt.
Die Torpe
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Die Torpe Die Gründung der vielen neuen Aussiedlerdörfer, der Torpe, prägte die Landschaftsentwicklung von der späten Wikingerzeit bis ins frühe Mittelalter am stärksten. Durch archäologische Ausgrabungen zeichnet sich das Bild der wandernden eisenzeitlichen Siedlung mittlerweile deutlich ab. Durch die Völkerwanderungszeit hindurch lassen sich die Wanderbewegungen, die im Abstand von 100 bis 200 Jahren in einem Ressourcengebiet stattfanden, mehrmals nachweisen. Das gilt zum Beispiel für die jütländischen Dörfer Vorbasse und Nørre Snede, aber auch für einige fünischen Dörfer und für Varpelev und Ølby auf Seeland (Hvass 1983; Porsmose 1987, 48 und Tornbjerg 1990, 92). Das wandernde Dorf bewegte sich innerhalb eines bestimmten Ressourcengebietes, das später der wikingerzeitlichen und mittelalterlichen Dorfgemeinschaft gehörte. Im fünischen Quellenmaterial lässt sich eine Tendenz erkennen, dass mehrere der natürlich abgegrenzten Ressourcengebiete aus der früheren Eisenzeit später zu größeren, aber wenigen Gemeinschaftsgebieten zusammengelegt wurden (Porsmose 1987, 48). Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Wanderbewegungen der Dörfer zum Ende der Wikingerzeit aufhörten. Die Dörfer nahmen dann ihren festen Platz in der Landschaft ein (Porsmose 1987, 50; Jeppesen 1981, 137). Mit dem festen Standort der Dörfer in der Landschaft entstanden Möglichkeiten für eine ausgedehnte, ortsfeste Bewirtschaftung, die nicht von den Bewegungen der Siedlungen gestört wurde. Gleichzeitig entstand die Gefahr, daß sich entwickelte ein festgefahrenes System, wodurch eine Erweiterung des Dorfes komplizierte, denn die Zahl der Hofstätten ließ sich nicht ohne Weiteres aufstocken. Die Grenze werde schnell erreicht, wenn die bestehende Struktur mit zentral angelegten Höfen und dazugehörigen Äckern und Weiden erhalten werden sollte. Da ein immer größerer Anteil der Bevölkerung einen neuen und effektiveren Pflug, die neue Getreidesorte Roggen und neue Anbaumethoden kannte, wurden die Rahmenbedingungen in den ortsfesten Dörfern schnell zu eng. Der Bedarf an Land und Platz für neue Gehöfte wurde gegen Ende der Wikingerzeit so groß, dass das Problem nur durch die Gründung von Aussiedlerdörfern gelöst werden konnte. Diese Torpe konnten entweder auf dem vorhandenen Bebauungsland gegründet werden, und zwar so weit vom Hauptdorf entfernt, dass sie sich nicht gegenseitig störten, oder sie wurden in den noch unbewirtschafteten Außenbezirken der Dörfer angelegt.
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Ortsnamen Die Ortsnamenendung „torp“ ist in ganz Skandinavien verbreitet. Auch im Danelag-Bezirk, wo sich die Wikinger ab ca. 875 niederließen, finden sich Beispiele für das nordische Wort thorp. Das urgermanische Wort thurpa bedeutete vermutlich ursprünglich nach dem lateinischen trabs „Balkenhütte“ oder „eingezäunter Bereich“, später bezeichnete es einen Neubau oder eine kleinere Siedlung: Deutsch Dorf, Nordisch und Altenglisch torp (Nielsen 1989, 458; Hald, KLNM 18, 496). In Skandinavien gibt es insgesamt mehr als 10 000 Ortschaften mit der Ortsnamenendung „torp“, davon 2200 im heutigen Dänemark. Im Mittelalter war die Zahl möglicherweise höher, vielleicht lag sie vor der Agrarkrise sogar bei 4000. In Deutschland findet man die Ortsnamenendung schon ab dem 7. Jahrhundert, und sie verbreitete sich vermutlich über Dänemark in die übrigen nordischen Länder. Das deutsche Wort Dorf entstand vermutlich im Zuge der Auflösung der fränkischen Hauptdörfer im ausgehenden 6. Jahrhundert, als eine umfassende Ostkolonisation mit neuen, kleineren Siedlungen eine neue Terminologie erforderte. Das Wort thorp war bereits um 450 bei der Auswanderung der Sachsen nach England bekannt, wo es sich in Wessex schnell verbreitete (Hald KLNM 18, 496; Born 1974, 29). Innerhalb der Grenzen Dänemarks lässt sich eine Entwicklungschronologie der Ortsnamen erkennen. So besteht der erste Teil der Torpnamen in Nordschleswig meist aus einem nicht christlichen Namen, was bedeutet, dass die Gründung der Torpe schon vor der Einführung des Christentums stattgefunden hatte (Eriksson, M. KLNM 18, 498). Im übrigen Teil Dänemark ist dieses Merkmal nicht so verbreitet. Das könnte darauf hindeuten, dass der Namenstyp mit der Endung -torp unter deutschem Einfluss in Nordschleswig entstanden ist und sich später im ganzen Land verbreitete. Ferner sind die Torpe in Nordschleswig oft größere Pfarrdörfer, deren Lage außerdem andeutet, dass es sich um eine primäre Bebauung handeln muss und nicht um sekundäre Aussiedlerdörfer wie im übrigen Dänemark (Skautrup 1944, 115). In der Schenkungsurkunde von König Knud dem Heiligen von 1085 wird nur ein einziger Torp (Tollathorp) unter den 29 nordseeländischen und schonischen Siedlungen genannt. Die Falsterliste aus dem Flurbuch von König Valdemar (1231) nennt 108 Siedlungen, bei knapp der Hälfte (51) handelt es sich um Torpe (Aakjær 1926–45). 17 dieser Torpe wurden vor der Matrikel 1688 wieder stillgelegt (Gissel 1989, 121). Für die Entwicklungschronologie bedeutet dies wahrscheinlich, dass die Torpnamen erst
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später nach Schonen und Nord-Seeland kamen, und dass die Torpendung wie erwähnt von Norddeutschland über Nordschleswig das übrige Dänemark, Südschweden und das übrige Skandinavien erreichte (Hald KLNM 18, 498). Ob diese zeitliche Entwicklung auch für die Aussiedlungsprozedur gilt, kann natürlich nicht bewiesen werden, da auch der Rodungsname „-rød “ gebräuchlich war, aber die Torpentwicklung lässt sich hauptsächlich an der Verbreitung der Torpnamen verfolgen. Geografisch gesehen fällt auf, dass die Torpnamen im westlichen Jütland recht selten sind. Es ist zu vermuten, dass aufgrund der auch heute noch geringen Bevölkerungsdichte und der relativ unfruchtbaren Böden eine Neugründung von Siedlungen nur selten erforderlich war. Auf Bornholm fehlen die Torpnamen ebenfalls, vermutlich lagen die Gründe hierfür in der Einzelhofbesiedlung, die in historischer Zeit auf der Insel vorherrschend war (Skautrup 1944, 115). Für Gotland trifft dieses Phänomen gleichermaßen zu. Die meisten Ortsnamen mit der Endung -torp beginnen mit einem Personennamen. Dieser Umstand erleichtert die Unterscheidung von vor- und nachchristlichen Siedlungen. Frauennamen bilden nur sehr selten den ersten Teil eines Ortsnamens, daher sind die verwendeten Männernamen vermutlich an die Personen geknüpft, welche die Gründung der neuen Siedlungen außerhalb der alten Hauptdörfer initiierten. Schließlich sei darauf hingewiesen, dass der ausgeprägte Mangel an norddeutschen Namen als erstes Glied der Torpnamen darauf hindeutet, dass „die Torpe aus der Wikingerzeit und aus dem frühen Mittelalter stammen, und nicht aus den späteren Jahrhunderten des Mittelalters“ (Hald KLNM 18, 499).
Die Landschaftsrechte und die Torpe Im Folgenden sollen die Kapitel der Landschaftsrechte, die Informationen über Neusiedlungen und Flurgrenzen zwischen den Ortschaften liefern, untersucht werden. Die Landschaftsrechte enthalten 15 Kapitel, die sich mit folgenden Problemstellungen zu den Torpen beschäftigen: 1. 2. 3. 4.
Das Verhältnis zwischen Hauptdorf und Torp Flurgrenzen zwischen Hauptdorf und Torp Nutzung der Wüstungen Torpgrößen
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Aus übergeordneter Betrachtung ist es symptomatisch, dass sich das älteste Rechtsbuch, Valdemars Sjællandske Lov, überhaupt nicht mit der Torpproblematik beschäftigt. Ob diese Feststellung nun Relevanz hat, kann diskutiert werden, weil sich VSL überhaupt nur recht spärlich mit landwirtschaftlichen Problemstellungen befasst. Es ist aber kaum zufällig, dass das jüngste Rechtsbuch, Jyske Lov, die ausführlichsten Beschreibungen der Probleme in Verbindung mit Neusiedlungen umfasst.
Gründung der Torpe Um den Ablauf einer Torpgründung näher zu beleuchten, müssen wir JL als Ausgangspunkt nehmen. JL I 48 schreibt demjenigen, der vom Hauptdorf auf die Ackerflur zieht, vor, dass er sich von seinem Grundstück aus Zugang sowohl zum Dorfplatz als auch zum Viehpfad verschaffen sollte, und zwar ohne nachteilige Folgen für alle Dorfbewohner: Hwa sum sættæs i wang fra athæl by tho at han byggær a siit eghæt tha skal han antugh a siit eghæt kummæ sik til fortæ oc fæ gang allæ mæn skathæ løst. Konnte er dies nicht erfüllen, musste er ins Hauptdorf zurückziehen: eth flyttæ vp til athæl by æftær geen. Der Aussiedler musste also dafür sorgen, dass sein Grundstück in der Dorfmark (vang) so viel Fläche umfasste, dass Gebäude, Dorfplatz und Viehpfad dort Platz fanden. JL I 47 beschäftigt sich mit der Besiedlung der Dorffluren (mark ). Hier geht es im Gegensatz wohl um eine eigentliche Neuansiedlung auf den Fluren des Hauptdorfes, während JL I 48 die Verlegung eines Hofes einer Person auf die Dorfmark beschreibt. An dieser Stelle soll hinzugefügt werden, dass es auch eine andere Erklärung für diese Trennung zwischen vang (Kap. 48) und mark (Kap. 47) geben könnte. JL I 48 könnte eine jüngere Regel sein, die erst später eingeführt wurde. Kristian Hald nimmt an, dass es sich bei der mark aus Kap. 47 um das noch unbewirtschaftete Land handelte, während im Kap. 48 von der schon beackerten Dorfflur die Rede ist (Hald, KLNM 18, 496). Dies ist aber nicht der Fall. In Kap. I 47 finden wir nämlich folgende Aussage: Hat ein Aussiedlerdorf Gewanne und Weide mit dem Hauptdorf gemeinsam, und entstehen Streitigkeiten über die Zugehörigkeit der Flurstücke, müssen die Bewohner des Hauptdorfes unter Eid beweisen können, was ihnen gehört: Ær thorp gørth wtæ a mark oc ær alt een akær skift oc æng oc skil thæm vm hwat til thorp høør oc hwat til athæl by, tha skulæ the wittæ thær i athæl by boo. Es kann sich in diesem Fall also nicht um unbewirtschaftetes Land handeln. An dieser Stelle wird deutlich, dass ein Torp auch auf den dorfeigenen Fluren des Hauptdorfes gegründet werden konnte, denn die Formulierung des Rechtstextes setzt voraus, dass es sich um dieselben Gewanne und Wei-
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den handelt. Warum allerdings ein neuer Torp gegründet wurde, wenn diese Neusiedlung keine eigenen neuen Fluren bekam (ær alt een akær skifte oc eng), sondern die bestehenden mitverwenden sollte, ist unmittelbar schwer zu verstehen. Das logischste Argument für die Gründung eines neuen Torpes war der Bedarf an neuem Ackerland. Es ist jedoch möglich, dass man durch die neue Ortsfestigkeit des bisherigen wandernden Dorfes das grundlegende Problem hatte, dass für eine Erhöhung der Zahl der Höfe im Dorf einfach kein Platz mehr vorhanden war. Ein erhöhter Bedarf an neuen Höfen durch Erbteilung konnte so viel Fläche erfordern, dass man sich für die Gründung einer neuen Siedlung entschied, ohne jedoch gleichzeitig die Ackerfläche zu erweitern. Die Neusiedlung und das Hauptdorf konnten zunächst dieselben Gewanne (een akær skift) bewirtschaften, und wenn von Erbteilung die Rede ist, müssen wir uns ja vorstellen, dass die ursprüngliche Ackerfläche des väterlichen Hofes zwar in kleinere Einheiten aufgeteilt wurde, aber insgesamt gleich groß blieb. Laut JL I 47 konnten die Bewohner des Hauptdorfes die Torpbewohner zurückrufen, wenn sie der Meinung waren, die Torpgründung schadete ihnen: at thæn thorp ster thæm til skathæ tha mughæ the (adelbyen) kallæ thæm æftær geen af thæn skathæ ær thæm vothollik. Somit entschieden die Hauptdorfbewohner über den Torp und seine Entstehung. Besaßen die Torpbewohner ihre Siedlung jedoch drei Jahre lang ohne Anfechtung, konnte man sie von dort nicht mehr wegzwingen: tho of the hauæ thriggi wintær hæfth a theræ byggi vkærth a thingi tha mughæ mæn thæm æi vp delæ. Die rechte Gewere von drei Jahren zeigt möglicherweise, dass dieses Kapitel nicht zu den jüngsten Rechtsschichten gehört, in denen bei bestimmten Angelegenheiten die kanonische Rechtsfrist von 40 Jahren bereits Eingang gefunden hatte. Eine ähnliche Dreijahresfrist findet sich auch in JL I 51 mit folgender Bestimmung: Wenn alle aus dem Hauptdorf weggezogen waren und nur einer übrig blieb, konnte dieser eine die anderen eher zurückrufen als sie ihn – es sei denn, er duldete ihr Wegziehen zu lange und schwieg, d.h. drei Winter lang: Æn allæ mæn flyt fra athæl by oc sittær en æftær with tha ær han nærmær at kallæ thæm i geen æn the hanum burt, vtæn han tighær oc thol af længi, thæt ær thre wintær vkærth. Die Belange des Hauptdorfes waren also schwerwiegender als die des Torpes. Somit stellte man sicher, dass die Neusiedler das Hauptdorf nicht völlig auslöschen konnten. Ähnliche Verhältnisse bezüglich der Rechtstellung des Torpes finden sich in Kap. 15 von Äldre Vestgötalagen Jb. Stritten sich Torp und Hauptdorf um Allmendefluren, musste das Hauptdorf den Eidbeweis führen, nicht der Torp: Skil a ¼orp ok by vm almænning, ¼a a byr vitu ok eig ¼orp. Hier ist eine Übereinstimmung mit JL I 47 zu erkennen, wo das Hauptdorf bei eventuellen Streitigkeiten ebenfalls das letzte Wort hatte.
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Zum eigentlichen Ablauf von Aussiedlungen erwähnt JL I 51, das bereits in Verbindung mit den Hofstätten zitiert wurde, dass der Torp auf dem bewirtschafteten Teil der Dorffluren gegründet wurde, und dass die Dorfbewohner diesen Teil einschworen: The æræ swornæ toftæ of allæ mæn takæ en deld oc gøræ hænnæ til toftæ thær fyrræ war akær land, tho swo at af thæn samæ swornæ deld gøræs oc forta. Und wie wir bereits in JL I 48 gesehen haben, mussten die Aussiedler auch hier dafür sorgen, dass auf ihrem Land ein Dorfplatz angelegt wurde: Hwaræ sum man boo vtæn athæl by the sculæ af theræ eghæt fa thæm siælf fortæ. Höfe ließen sich also nicht einfach verlegen, sondern die neuen Fluren mussten zu Hofstätten eingeschworen werden. Eine Erklärung dafür könnte der bereits erwähnte Unterschied zwischen dem als Sonderland geltenden Hofstättengrundstück, das Privatbesitz war, und der gemeinsamen Dorfmark sein. Wollte man seinen Hof auf den Acker verlegen, musste gemeinsam beschlossen werden, dass dieses Grundstück den Sonderstatus als Hofstättenflur bekam. Genau dieser Punkt spricht dafür, dass die Dorfmark oder utlænde-utiorth, wie es in VSL, ESL und SL heißt, von Anfang an ein gemeinsames Anliegen war. Ohne die Billigung sämtlicher Bewohner konnte sich keiner dort niederlassen, auch nicht, wenn er auf seinem Grund für Dorfplatz und Viehpfad sorgte. Auch in den schwedischen Landschaftsrechten finden sich vereinzelte Informationen über die Gründung eines Torps. In Kap. 10 von Östgötalagen Bb wird darauf hingewiesen, dass zunächst das Hofstättengrundstück abgesteckt werden musste: Nu gærs ¼orp af nyiu up: ¼a skal tompt læggia ni¼ær. Wie schon in JL I 51 festgestellt, musste ein Aus- oder Neusiedler als erstes das neue Grundstück einschwören. Weiter heißt es in Östgötalagen Bb10, dass derjenige, der die neue Hofstätte nach der alten anlegen wollte, den Eidbeweis führen musste: Nu hauær han uitzs or¼ sum æfte gamblu tompt uill læggia. Was genau damit gemeint ist, ist unklar. Holmbäck und Wessén vermuten, dass das zu besiedelnde Grundstück vielleicht mehrere Besitzer hatte, und dass der Neusiedler für dieses Grundstück den Eidbeweis haben sollte (Holmbäck og Wessén 1933, Östgötalagen, 238).
Neues Land unter dem Pflug Die Gründungsregeln für die neuen Siedlungen hatten besondere Bedeutung für die Hofstättenflächen, damit diese ihren Sonderstatus behalten konnten, und auch Dorfplatz und Viehpfad mussten so angelegt werden, dass sie das Land der übrigen Dorfbewohner nicht beschädigten oder störten. Laut JL I 47 konnten sich Torp und Hauptdorf die Ackerfluren eines
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Gewanns teilen. In vielen Fällen muss es sich jedoch auch um eine gemeinsame Neubeackerung gehandelt haben. In den Rechtsbüchern ist nicht direkt davon die Rede, dass die Neusiedler neues Land zur Bewirtschaftung in Besitz nahmen. In SL 71 finden sich dagegen Regeln, wie ein Allmendewald, ein Stück Heide oder sonstiges Außenland von den Bewohnern eines Dorfes bewirtschaftet werden konnte. Wer dieses Land bestellen oder verbessern wollte, musste diejenigen, die nicht zum Bezirks- oder Landesthing kommen wollten, vorladen und eine Frist festsetzen, da alle bei der Landvermessung anwesend sein mussten: Bo mæn i by sammæn, ok hafæ allæ sammæn almænning, skoh ællær liung ællær andræ ø¼æ mark, ok uiliæ summe yrkiæ ok bætræ sinæ ior¼ oc summe villæ æi ¼a kallæ hinæ, som yrkiæ uiliæ, hind andræ til hæræz¼ing, ær æi uiliæ yrkiæ, ællær til lanz¼ing, ok læggiæ til fæmt, at ¼e kummi allæ til ok repe ior¼ sin i mællin. In diesem Kapitel werden mehrere Dinge von Interesse erwähnt. Erstens sind die in den Handschriften verwendeten Begriffe für die im Gemeinbesitz befindlichen Flächen teilweise verschieden. Nach Kroman und Iuul sind es Allmende, Wald, Heideacker und andere brachliegende Flächen. In einigen Handschriften wird jedoch nicht zwischen Allmende und Wald unterschieden: almænning scogh, almennings skov, almending skowg till hobæ, u. a. Meiner Meinung nach handelt es sich um einen Allmendewald, wie er auch aus Kapitel 53 in JL I bekannt ist. Letzteres ist natürlich schwer nachweisbar, weil nicht alle Handschriften Allmende und Allmendewald gleich benennen. Der letzte Begriff der Aufzählung andræ ø¼æ mark bezeichnet meines Erachtens jedoch eine in Gemeinbesitz befindliche Allmendeflur, beim ersten Begriff muss es sich um einen Allmendewald handeln. Die Bauern hatten also gemeinsam das Eigentumsrecht über das Waldgrundstück. JL I 53 erläutert, dass dem König das Grundstück, den Bauern die Bäume gehörten. Das königliche Regalrecht, nach dem der König alle besitzerlosen Flächen besaß, war also zum Entstehungszeitpunkt von SL Kap. 71 noch nicht bekannt. Die folgende Analyse der Waldkapitel der Landschaftsrechte wird zeigen, dass dieses Regalrecht vermutlich aus dem ausgehenden 11. Jahrhundert stammt, in jedem Fall aus der Zeit von König Knut dem Heiligen, es wurde jedoch vermutlich schon von früheren Königen geltend gemacht, wie z.B. Harald Hen (1076–80). Wenn in Skånske Lov also die Rede von einem Allmendewald ist, muss diese Aussage älter als von ca. 1080 sein. Es kann sich auch um einen bewussten Versuch handeln, die Rechte der Bauern geltend zu machen, als Protest gegen die Forderungen des Königs. Deutlich ist jedoch, dass JL I 53 jünger ist, denn hier gilt bereits das Regalrecht. Ich glaube, dass wir in SL 71 eine sehr alte Rechtsregel vorfinden.
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Zweitens findet man in den Handschriften die Bezeichnungen liung oder lyng und schließlich ø¼e marken. In diesem Zusammenhang soll darauf hingewiesen werden, dass viele der Handschriften die Begriffe vthmark, vdmark verwenden und nicht øthæ mark, also „udmark“, Außenland. Das äußere Land ist also das Gegenteil von dem schon bewirtschafteten inneren Land, „indmark“. Die Frage, was zu tun war, wenn nicht alle Dorfbewohner an der Neubewirtschaftung von zusätzlichem Ackerland interessiert waren, ist Hauptthema des Kapitels. Drittens verwendet SL 71 den Ausdruck yrkiæ ok bætræ sinæ ior¼ – yrkiæ in der Bedeutung „wirken, sein Acker bearbeiten“ (Lund 1877, 171). Bei diesem alten Ausdruck geht es nicht darum, welches Gerät man verwendete. Doch schaut man sich die Aussagen der verschiedenen Handschriften genauer an, wird an einzelnen Stellen statt yrt (abgeleitet von yrkiæ) der Ausdruck arth verwendet. Arth ist von ærrier abgeleitet, das bedeutet „seinen Acker pflügen“, und ist mit dem dänischen Wort „ard“ (Hakenpflug, einfacher Grabpflug) verknüpft. Darüber hinaus enthält das Kapitel in einigen Handschriften auch das Wort pløye/pløie (pflügen). SL 71 entstand also zweifelsohne in einer Zeit, als die Bezeichnung der Ackerbearbeitung im Sprachgebrauch unklar war: Man verwendete yrct, arth oder pløiedt. Die beiden letztgenannten Begriffe beziehen sich auf Ard und Pflug als Ackerbaugeräte und lassen darauf schließen, dass der Pflug schon seinen Einzug gehalten hatte und die Ard nach und nach verdrängte – jedenfalls zum Aufflügen von noch nicht beackertem Land. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass dieser Passus in den jüngsten Handschriftengruppen ausschließlich das Wort „pflügen“ beinhaltet, die alten Sprachreste yrkia und ærrier sind verschwunden. Ein vierter interessanter Aspekt betrifft die Prozedur. Wenn sich nicht alle darüber einigen konnten, neues Land unter den Pflug zu nehmen, mussten bestimmte Regeln eingehalten werden. Die Unwilligen wurden vor das Bezirks- und Landesthing vorgeladen. Das Thing legte dann ein Datum fest, an dem alle zur Neuverteilung des Ackerlandes anwesend sein mussten. Wie schon in anderen Kontexten gesehen, wurde die Landvermessung (das Reepen) eingesetzt, wenn es um die internen Größenverhältnisse von Grund und Boden der Hofstätte ging, auch wenn es sich um neues Land handelte, das beackert werden sollte. Es wird ersichtlich, dass auch brachliegende Heideflächen und dorfferne Äcker dem gemeinsamen Besitz/Nutzungsrecht unterlagen. Ein Einzelner konnte also nicht einfach bisher unbestelltes Land individuell nutzen, sondern alle Hufen innerhalb der Markgemeinschaft hatten ein Anrecht auf die unbewirtschafteten Flächen. Kamen die Unwilligen laut SL 71 nicht zur Landvermessung, durften diejenigen, die das Land neu unter Pflug nehmen wollten, ihre Parzelle ein-
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fach bewirtschaften, und die anderen bekamen keine anteilige Parzelle: Uiliæ ¼e æi til kummæ ok repe, ¼a yrki hini, ær uiliæ, sin lot, ok hini, ær æi uildu til kumme ok skiftæ, fa ængti skifti af ¼em, ær yrt hafæ … Die Angelegenheit ist damit aber noch nicht erledigt, denn SL 71 enthält noch zwei schwer zu deutende Sätze. Wörtlich heißt es: „ehe sie nicht selbst ihre Parzelle wie die anderen gebrochen und verbessert haben før æn ¼e hafæ sua bætræt ¼era ior¼ ok upbrytit sum hinni ¼era ær yrt haf¼o. Dies ist unmittelbar so zu verstehen, dass diejenigen, die nicht gemeinsam mit den anderen vermessen und vergleichen wollten, erst dann Ausgleich bekommen konnten, wenn sie ihre Parzelle ebenfalls bewirtschaftet hatten. Wie auch Poul Meyer vorgebracht hat, konnten wohl die bei einer Neubewirtschaftung Untätigen somit nicht später wieder einen Teil der neu bestellten Parzellen der anderen einfordern (Meyer 1949, 201). Des Weiteren muss schlussgefolgert werden, dass die Anzahl der Parzellen nach der Anzahl der Hufen im Dorf vermessen wurde, ganz gleich, ob einige ihren neuen Grund bewirtschaften wollten oder nicht. Erst wenn sie ihre neue Parzelle urbar gemacht hatten, durften sie gemeinsam mit den Initiatoren an der Flächenneuverteilung teilnehmen. Die Initiatoren sollten also keinen Verlust erleiden, indem die Unwilligen einen Teil des urbar gemachten Landes einforderten. An dieser Stelle wird nochmals deutlich, dass alle Hufen eines Dorfes das gleiche Recht hatten, wenn es um die Nutzung der gemeinschaftlichen Flächen ging, auch der nicht urbar gemachten Flächen. Davon ausgeschlossen waren nur Hofstätten, Ornum und Sonderkaufland. Das Kapitel beschäftigt sich vermutlich nicht mit einem neu angelegten Torp, denn in diesem Fall wäre anzunehmen, dass alle Aussiedler an der neuen Fläche teilhaben wollten und bei der Verteilungsprozedur zugegen waren. In seinem Kommentar zu SL 71 verwendet Anders Sunesen in Kapitel 32 eine etwas andere Formulierung. War etwas Gemeinschaftliches unter den Dorfbewohnern nicht verteilt, und wurde denjenigen, die ihre Parzellen bewirtschaften wollten, die Teilung verweigert … sollten diejenigen, die eine Teilung verlangten, den Zugang zu ihrem Teil der Allmende bekommen, damit sie diesen bewirtschaften konnten, wie sie wollten: Si quid pro indiuiso ab incolis ville cuiuslibet habeatur commvne, volentibus ad agriculturam redigere partes suas se diuisionis ratio denegetu …, qui diuisionis judicium expetebant pro parte sua nichilominus bonis commvnibus, quibus modis voluerint excolendis, vtendi liberam habeant facultatem. Während es in SL 71 heißt, dass hafæ allæ sammæn almænning skoh …, heißt es bei Anders Sunesen: Si quis pro indiuiso habeatur commvne: dass etwas Gemeinschaftliches unverteilt war, ohne dass näher darauf eingegangen
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wird, um welche Ackerflächen es sich handelt. Es ist charakteristisch für Anders Sunesen, dass er bei seinen Erläuterungen zu SL eine allgemeine Erklärung suchte und dass er die verwendeten rechtlichen Begriffe definieren wollte. Sowohl aus ASP 32 als auch aus SL 71 wird ersichtlich, dass keiner alleine mit der Urbarmachung einer Ackerfläche beginnen durfte, die der Dorfgemeinschaft gehörte, ganz gleich, ob es sich um eine noch nicht bewirtschaftete Außenfläche handelte oder nicht. Aber wollte jemand im Dorf die neue Ackerfläche unter den Pflug nehmen, konnten unwillige Personen sie nicht daran hindern. In SL 71 deutet nichts darauf hin, dass die Ackerfläche gemeinsam bewirtschaftet wurde. Jeder bekam seine vermessene Parzelle, die er jetzt so bewirtschaften und verbessern konnte, wie er wollte. In einigen Handschriften steht im Übrigen auch, dass man selbst für die Rodung (das Entfernen von Gestrüpp, Bäumen und Steinen) zuständig war: bodæ yrckt oc rødt, røchtidt oc pløiedt. Es scheint nicht von Ackerbau innerhalb einer bestehenden Dreifelderwirtschaft die Rede zu sein, es gab scheinbar keine weitere Unterteilung der Parzelle, die dem einzelnen zur Verfügung stand. Dies erscheint aber auch ganz logisch, wenn wir SL 71, wie bereits erwähnt, in chronologischer Hinsicht den älteren Rechtsschichten zuordnen, in denen nur eine recht simple Feldwirtschaft bekannt war. Auch in ASP 32 finden sich keine Hinweise auf eine Dreifelderwirtschaft, es ist lediglich die Rede davon, dass jeder Mann seine Parzellen (suas partes) so bewirtschaften konnte, wie er wollte. Nur SL und Anders Sunesens Paraphrase beschäftigen sich mit der Kultivierung des Ödlandes, und schon allein aus geographischen Gründen können diese Regeln nicht einfach auf das übrige Dänemark übertragen werden. Möglicherweise war die „Grundbesitzergemeinschaft“ in einigen Teilen Dänemarks schon in der Eisenzeit so ausgeprägt, dass es gar kein richtiges Ödland mehr gab. Die Regeln von SL setzen aber voraus, dass auch Ödland in den Besitz der Gemeinschaft übergegangen war, denn alle Hufen hatten das Recht und teilweise auch die Pflicht, bei der Urbachmachung der Fläche mitzuwirken. Die Hufeneinteilung der Dorfacker betraf eben auch das Ödland. Wollte jemand also die bewirtschaftete Fläche vergrößern, wurde die festgelegte Anzahl der Hufen im Dorf nicht erhöht, denn die brachliegenden Flächen waren schon miteingerechnet. Wie schon erwähnt, wurden die Neusiedlungen/die Torpe oft innerhalb des Ressourcengebietes des alten Hauptdorfes gegründet. In der Praxis bedeutete dies, dass Einzelpersonen aus dem Hauptdorf auf neu eingeschworene Hofstätten zogen, die entweder auf der Dorfflur oder auf Ödland liegen konnten, wie aus den Kapiteln der Landschaftsrechte zu erfahren ist.
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Die Aussiedler nahmen den Hufenanteil mit sich, der ihnen gehörte, z. B. eine Hufe verteilt auf 2–4 Höfe. So bestand der neue Torp aus einer Hufe. Erst wurde vermutlich der schon bewirtschaftete Teil der Dorfflur genutzt, später konnte das Ödland miteinbezogen werden. Die nicht urbar gemachten Flächen mussten jedoch mit den anderen Hufen des Hauptdorfes geteilt werden, falls diese an einer Bewirtschaftung des bisherigen Ödlandes interessiert waren. Die Hufenanzahl des Torps erhöhte sich also nicht, obwohl sich laut SL 71 die bewirtschaftete Fläche vergrößerte. Diese Beobachtung wird bei näherer Betrachtung der Falsterliste bestätigt. Ulsig und Kjær Sørensen konnten bei ihrer Untersuchung der Hufenangaben verschiedener Dörfer feststellen, dass die meisten Äcker zu den Ein-Hufen-Dörfern gehörten. Im Grundbuch König Valdemars waren die größten Flächenerweiterungen dieser Dörfer zwischen Hufenfestlegung und Ackerschätzung erfolgt. Je mehr Hufen ein Dorf hatte, desto größer war die Übereinstimmung mit der Akkerschätzung (Ulsig und Sørensen 1985, 115). Schauen wir uns noch einmal die Falsterliste an. Die Dorfnamen zeigen, dass es sich bei den Ein-Hufen-Dörfern hauptsächlich um Torpe handelte, bei den Dörfern mit den meisten Hufen um Hauptdörfer. Die größte Zunahme an bestellten Flächen gab es also in den Torpen. Hier war man am meisten daran interessiert, die bewirtschaftete Fläche per Hufe zu erweitern. C. A. Christensen bezweifelt die Annahme Ulsig und Sørensens, dass sich der Unterschied zwischen Hufe und Anzahl der Äcker mit einer „mehr oder weniger intensiven Kultivierung seit der Wikingerzeit“ erklären lässt. Er behauptet, dass zu dem Zeitpunkt nicht mehr so viel „Niemandsland“ vorhanden war, um eine Staatexpansion ohne Weiteres zu ermöglichen. Er weist ferner auf den Satz „Was niemandem gehört, gehört dem König“ hin, der ein Indiz dafür sein soll, dass der König sämtliche unbewirtschafteten Flächen beschlagnahmte (C. A. Christensen 1987, 15). Das wird der König auch getan haben, aber erst zu einem sehr späten Zeitpunkt, als die meisten Dörfer für das Ressourcengebiet der Grundbesitzergemeinschaft schon ihr Recht geltend gemacht hatten. C. A. Christensens Annahme ist also meines Erachtens nicht korrekt. Durch ihre früh erworbenen Rechte, die sich auf die Einteilung der bewirtschafteten und unbewirtschafteten Flächen bezogen, hatten sich die Dörfer genügend Raum für die Neubewirtschaftung ihrer Ackerflächen gesichert. Dies war vermutlich eine Gegenmaßnahme gegen die aufkommenden Forderungen des Königs, der das Regalrecht über brachliegende Flächen hatte. Somit wurde das Problem der Hufenanzahl ein für alle Mal gelöst. Ich stimme mit P. J. Jørgensen, Ulsig und Kjær Sørensen überein, dass die Dörfer zu diesem Zeitpunkt ihre festgelegte Hufenanzahl behalten wollten (Jørgensen 1939,
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181, Ulsig und Kjær Sørensen 1985, 112). Denn wenn sich die Hufenanzahl erhöhte, stiegen z.B. auch die Abgaben (leding und inne), die das Dorf für die Hofstätten jeder Hufe an den König zu leisten hatte. Es erscheint also naheliegend, dass die Bauern selbst daran interessiert waren, die Hufenanzahl stabil zu halten und damit die Dorfabgaben insgesamt nicht zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund muss die Festlegung der Hufen meiner Meinung nach spätestens in der Zeit vor den Torpgründungen stattgefunden haben, ansonsten hätte man keine so massive Verschiebung zwischen Hufenanzahl und Feldanzahl in den kleinen Ein-Hufendörfer feststellen können. Als die Neubesiedlung allmählich fortschritt und im frühen Mittelalter beträchtliche Flächen einbezog, wurde die Hufe als Maßeinheit immer ungenauer. Eine Hufe in einem expansiven Torp war flächenmäßig viel größer als eine Hufe in einem alten Hauptdorf, und gerade der danach zunehmende Grundstücksverkauf trug dazu bei, dass das Hufenmaß nicht mehr zeitgemäß war. Aus diesem Grund wurde das neue System der Pachtzinsberechnung eingeführt, das die Größe der tatsächlich bewirtschafteten Flächen berücksichtigte.
Die Torpgröße Aus einer Bestimmung in ESL III 25 über die Anzahl Männer, die bezüglich des Besitzrechtes von Rindvieh Eid ablegen sollten, lassen sich Angaben über die Größe dieser Neusiedlungen ableiten. Hier wird erwähnt, dass ein Torp durchaus von nur einem bis drei Männern bewohnt sein konnte: Thot thorpæt ær ey meræ æn thær bor anti en man ær twa ællær thre i … War dies der Fall, mussten mehrere Nachbarn für den Torpbewohner den Eid schwören, und so wurden die Bewohner des nächsten Dorfes oder Torpes hinzugerufen und als Nachbarn gezählt: tha caller men thet hans grannæ wæræ oc thær bor i næstæ by ællær i thorp. Wie in ESL III 25 wird die Torpgröße auch in Upplandslagen Kb Kap. 11 indirekt erwähnt und zwar in Verbindung mit einer Bestimmung über die Taufe. Ein krankes Neugeborenes in einem einsam gelegenen Torp sollte von Mutter oder Vater getauft werden, bevor es möglicherweise als Heidenkind starb: Nu byggir kall ok kærling i ¼orpi ænzamin samæn, ok konæ hans barn fö¼ir, kan ¼æt barn syukt föt war¼æ, fyrr æn ¼et hæ¼it dör, döpi ¼æt fa¼ir ællr mo¼ir ¼y at ¼ön haffthu ængum andrum til sighiæ. Weil der Torp so klein war, musste man die Taufe alleine durchführen, denn es gab keine anderen Bewohner, die einem in dieser Situation beistehen konnten. Ein Dorf musste laut Äldre Västgötalagen Jb 15 mindestens aus sechs Höfen (Haushalten) beste-
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hen: Half tylft af fæstu skal i by, uæræ æn gitær sik uitæt til fullbyær. Hieraus kann man schließen, dass ein Torp oder eine Neusiedlung den schwedischen Landschaftsrechten zufolge kleiner war als diese sechs Höfe. Eine solche kleine Neusiedlung ist u.a. durch eine archäologische Ausgrabung in Todderup, 7 km nordwestlich von Århus, bekannt. Der Torp bestand insgesamt aus zwei Häusern mit dazugehörigen Brunnen. Der Name Todderup kommt vom Rufnamen Tubbi, ursprünglich vom altnordischen Männernamen Thorbjørn. Die kleine Siedlung wurde vermutlich von einem Mann namens Thorbjørn gegründet und hieß dementsprechend Thorbjørns Torp, später Tobbætorp und dann Todderup. Die dendrochronologischen Untersuchungen datieren die Gründung auf ca. 1230. Dem Flurbuch des Domkapitels Århus zufolge war die Siedlung jedoch bereits 1315 verödet. Auch die archäologische Funde spiegelte die kurze Dauer des Torpes wider, die höchstens ca. 100 Jahre betragen hatte (Hoff und Jeppesen 1994, 175). Eine ähnliche Torpsiedlung wurde im Oktober 1994 vom Museum Koldinghus bei Skovhavegård in der Gemeinde Lejrskov bei Kolding ausgegraben. Das Gehöft stammte aus dem 12. Jahrhundert und bestand aus einem Gebäude, einem 22 m langen Haus, das nach ungefähr zwei Generationen verlassen worden war. Das Gehöft lag unweit des Flüsschens Åkjær Å, wo eine Furt dokumentiert werden konnte. Wie Todderup auch lag dieser kleine Torp in einer Senke, und die kurze Nutzungszeit des Gehöfts könnte darauf hinweisen, dass diese Lage nicht optimal war (Museet på Koldinghus, Aktenz. MKH 841). Verödete eine solche Siedlung, weil die Bewohner wieder ins Hauptdorf zurückbeordert wurden oder weil die neue Siedlung einfach nicht lebensfähig war, mussten die Wüstungsflächen neu verteilt werden. ESL III 8 gibt an, was in einem Streitfall zu tun sei. Demnach mussten beim Thing 12 Männer gewählt werden, die auf die Siedlung schwören und die Wahrheit erfragen sollten: Kumbær swa at nokæt thet thorp ær øthæ liggær, ællær nokær the oræ ær mangæ men aghæ lot i … tha hwilkit theræ ær til things cumær um the delæ oc skil them at, um men wet ey hæfthæn tha scal men næfnæ a thingi til tolf men oc the sculæ swæriæ oc ætlæ thet the gitæ sannæstæ spurt … Waren die ursprünglichen Besitzer des Torps zu diesem Zeitpunkt verstorben, erschwerte dies die Prozedur. Die ernannten zwölf Männer mussten in diesem Fall andere aufsuchen und befragen (let oc spurt), bis sie die Besitzerlage so wahrheitsgemäß wie möglich geklärt hatten. Auch musste klar sein, dass die Liegenschaft nie veräußert worden war: thet aldræ at han hauør thet rætælik af hænd. Schließlich wurden alle Miteigentümer des verlassenen Torpes auf ihre rechtmäßigen Parzellen eingeschworen, die sie gegebenenfalls mit Eidbeweis verteidigen mussten.
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Konnte jemand im Dorf noch nachweisen, dass seine Vorfahren Miteigentümer eines Torps gewesen waren, durften die Parzellen einer Wüstung also nicht von einer beliebigen Person übernommen werden. Merkwürdigerweise wird an dieser Stelle nicht erwähnt, dass die verödeten Parzellen mit Hilfe des Reepverfahren verteilt werden sollten, sondern es heißt nur, dass man das Recht hatte, sein Grundstück per Eidbeweis zu verteidigen, falls jemand klagte. Warum ödes, nicht urbar gemachtes Land laut SL 71 vor einer eventuellen Bewirtschaftung vermessen werden musste, die Parzellen der Wüstung laut ESL III 8 jedoch nicht, ist schwer zu erklären. Es kann damit zusammenhängen, dass die Parzellen der neuen Siedlung schon zu einem früheren Zeitpunkt vermessen worden waren und man dies bei der Verteilung der jetzt verödeten Flächen nicht mehr für notwendig erachtete. Im Zusammenhang mit dem wüsten Torp ist im Übrigen folgende Bestimmung aus JL I 51 im Kapitel über den Dorfplatz zu erwähnen: Wenn ein Hauptdorf aufgelöst wurde, sollte der Bereich, der vorher Dorfplatz gewesen war, dem Dorf und der Hufe zugeteilt werden: Øthæs all by, tha skiftæs thæt thær førræ war forta swo sum annæn iorth til by oc til bool. Dies hatte wohl den Zweck, dass auch dieser gemeinschaftliche Bereich zwischen allen früheren Eigentümern vermessen und verteilt werden sollte, genau wie die Akkerfluren. Die Hofstätten mit Sonderlandstatus verblieben jedoch vermutlich auch nach der Dorfauflösung Sonderland.
Der Torp und die Landschaft In Dänemark wurde bisher nur auf der Insel Fünen eine größere Untersuchung zur Anlagestruktur der Torpe durchgeführt. Von den insgesamt 614 Dörfern auf Fünen sind heute 202 Torpe, 347 Hauptdörfer und 65 Waldrodungsdörfer. Dazu müssen noch ca. 100 seit dem Spätmittelalter verödete Siedlungen hinzugerechnet werden. Lediglich sechs der heutigen 202 Torpe haben eine Kirche, was darauf schließen lässt, dass diese Torpe nach der Gemeindefixierung vor dem Jahr 1100, als das Hauptdorf Pfarrort war und blieb, gegründet wurden (Porsmose 1987, 66). Die Grundbesitzergemeinschaftsflächen befanden sich bereits seit der späten Eisenzeit innerhalb eines landschaftlich begrenzten Gebietes, in denen die Torpe oft sternförmig im Verhältnis zum Hauptdorf lagen: in der Mitte das Hauptdorf, darum ein Ring neuer Siedlungen im Außenbereich. Ein besondes deutliches Beispiel hierfür findet man in der Gemeinde Skamby nördlich von Odense, wo sich die Torpe Glavendrup, Torup, Bastrup, Brøndstrup, Bolmerod, Rostrup und Villerup ring-
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förmig um das alte Hauptdorf Skamby gruppieren (Porsmose 1987, 68 und 1988, 241). Bei der fünischen Untersuchung ließ sich nicht nachweisen, dass die neuen Torpe am Rand gegründet wurden. Das Ergebnis der Untersuchung zeigte, dass sich die Torpe bezüglich ihrer Lage zum Ressourcen- und Allmendebereich nicht von den Hauptdörfern unterschieden. Mit anderen Worten. Für die Torpgründungen wurden die gleichen Standortkriterien wie für die Gründungen des Hauptdorfes angewandt (Porsmose 1987, 75).
Es konnte also nachgewiesen werden, dass auch die Neusiedlungen genau wie die Hauptdörfer nach bestimmten landschaftlichen Voraussetzungen angelegt wurden. In manchen Gemeinden, die sich zwischen Wald- und Tiefland befanden, konnten mehrere Expansionsschichten beobachtet werden: zwischen Hauptdorf und Wald lagen ringförmig die Torpe, später wurden von diesen Torpen neue Waldrodungsdörfer oder Einzelgehöfte parzelliert (Porsmose 1987, 68).
Das fünische Material wurde des Weiteren so gedeutet, dass die Torpgründungen vor allem ein Ausdruck für eine stattfindende Dezentralisierung der alten Bebauung waren. Dies stimmt ganz gut mit den Aussagen der Landschaftsrechte überein, dass nämlich die Lage der Höfe und Hofstätten die wichtigste Rolle in Verbindung mit der Aussiedlung spielte und nicht so sehr die Probleme mit dem Land behandelt wurden, dass bewirtschaftet werden sollte. Die Deutung der Torpgründungen als Ergebnis des Bedarfs an neuem Land lässt sich demnach also nicht untermauern. Viggo Hansen konnte nachweisen, dass die Torpe im jütländischen Vendsyssel häufiger in Niederungen gegründet wurden, wo der Zugang zu Wiesenland einfacher war. Vielleicht ist dies ein Zeichen dafür, dass die Torpe eher auf peripher gelegene Fluren gedrängt wurden und nicht wie die Hauptdörfer inmitten des Gebietes der Grundbesitzergemeinschaft lagen (Hansen 1964). Wie auch Porsmose aufzeigen konnte, hat dies aber eher andere Gründe. Die Nähe zu den Wiesen erleichterte die Heumahd für die Viehfütterung, die wiederum eine größere Menge an Mist zur Düngung der Äcker sicherstellte. Eine Randlage nahe der Wiesen muss daher nicht unbedingt an die Viehhaltung gekoppelt, sondern kann auch Teil einer gut organisierten Feldwirtschaft sein. Bei erneuter Betrachtung des fünischen Materials zeigt sich nicht die gleiche Tendenz wie in Vendsyssel. Die fünischen Torpe befanden sich nicht unbedingt am Rande der Ackerfluren, sondern konnten genau wie die Hauptdörfer mitten im Ackerland liegen (Porsmose 1988, 244). Auf Grund-
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lage der Matrikel von 1682 kann man außerdem beobachten, dass die Torpsiedlungen auf genauso hochwertigen Äckern lagen wie die Hauptdörfer. Man erkennt sogar eine Tendenz, dass die Bodenverhältnisse besser werden, je jünger die Ortsnamen der Dörfer sind (Porsmose 1988, 245). Das Ergebnis der Untersuchung des fünischen Materials über die Lage der Torpe in der Landschaft besagt: Die Torpe weisen also gemessen nach den Kriterien der Dreifelderwirtschaft eine optimale Platzierung auf, was eigentlich nicht sonderlich überrascht, denn die Torpe waren ja als Teil dieser neuen Wirtschaftsformen gegründet worden (Porsmose 1988, 247).
Obwohl die Landschaftsrechte ohne nähere Spezifizierung erwähnen, dass die Neubewirtschaftung von den Dörfern und nicht speziell von den Torpsiedlungen ausging, lassen sich, wie oben angeführt, die Informationen aus der Falsterliste (die von den Pachtzinsen der Torpe im Verhältnis zur Hufenzahl spricht) dahingehend deuten, dass von diesen neuen Torpen Waldrodungen durchgeführt und die Außenfelder (udmark) kultiviert wurden, und zwar in dem Maße, wie es die stetig wachsende Bevölkerung erforderte. Vermutlich wurden auch recht viele Torpe auf Ackerland gegründet, das langfristig vielleicht nicht so ertragreich war, vor allem wenn von der hochmittelalterlichen Parzellenverteilung auf vielen kleineren Höfen mit relativ hohen Abgaben die Rede war. Die Lage der bereits erwähnten Torpsiedlung Todderup zwischen den beiden Hauptdörfern True und Tilst auf sehr feuchtem Boden deutet in diese Richtung. Schaut man sich die Bezeichnungen der Gewanne, die unmittelbar an die neuen Torpe grenzten, auf den Flurbereinigungskarten an, findet man Namen wie Stenagre, Lyngagre und Bensholm, also steinige, heidebewachsene und feuchte Flurparzellen. Dass Todderup nur etwa 100 Jahre lang existierte, ist also kein Zufall, denn der Boden gab nicht genug her, um eine neue Besiedlung zu ernähren. Bezeichnenderweise werden diese Flächen mehrere Jahrhunderte später für die Viehhaltung genutzt (2 × 24 Rinder) und nicht für den Getreideanbau (Hoff und Jeppesen 1994, 183). Die Ausgrabung der kleinen Torpsiedlung Klemmenstrup bei Køge auf Seeland zeigte die gleichen örtlichen Gegebenheiten wie Todderup, und der Ausgrabungsbericht zieht den Schluss, dass dieser Umstand zum Untergang dieser Siedlung mit beigetragen hat (Ausgrabungsbericht Rasmussen 1990, 37). Da es keine landesweite Untersuchung zur landschaftlichen Lage der dänischen Torpe gibt, müssen wir uns an dieser Stelle mit den Richtlinien der fünischen Untersuchung zufrieden geben.
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Die Flurgrenzen zwischen Hauptdorf und Torp In den Fällen, wo Hauptdorf und Torp kein gemeinsames Gewann hatten, konnte die Grenzzuweisung zwischen den Fluren der beiden Siedlungen leicht zu Streitigkeiten führen. VSL, SL und JL beschäftigen sich alle mit der Problematik der Flurgrenzen. Obwohl die Kapitel der drei Rechtsbücher eng verwandt sind, sind die chronologischen Verschiebungen der Kapitelinhalte jedoch recht deutlich. Nach VSL ÆR 196 müssen im Falle eines Streites 12 gute Männer (Feldscheider) aus der Siedlung ernannt werden, die auf die Flurgrenze schwören mussten: skil nokær by with annæn om annæn markæ skæl tha a man at næfnæ tolf gothæ mæn af bygdæn thær til oc the swæriæ markæ skæl thær ær the uiliæ. Es geht nicht hervor, ob es sich bei der einen der beiden Siedlungen um ein Torp handelt, nur dass beide Siedlungen Streit über die Lage der Grenze hatten. Die zwölf ernannten Männer sollten darauf schwören, wo sich ihrer Meinung nach die Grenze befand: thær ær the uiliæ. Es wird jedoch nicht erwähnt, ob diese Grenzraine irgendwie im Gelände markiert waren. Auch SL 72 lässt die Zwölfmänner schwören. Hier müssen es allerdings 12 Alte aus der Siedlung sein, keine „guten“ Männer wie in VSL vorgeschrieben. Außerdem heißt es, dass die zu beschwörenden Flurgrenzen zwischen Hauptdörfern oder zwischen Hauptdorf und Torp liegen konnten: Skil by ui¼ær annær um markæ skial ællær ui¼ær ¼orp ¼a scal næfnæ til tolf mæn ¼e ær aldungæ æræ i bygdin ok latæ suæriæ markæ skial ¼ær sum ¼e uiliæ. Die beiden Kapitel sind zweifelsohne verwandt, aber in SL wurde hinzugefügt, dass es sich auch um die Flurgrenzen zwischen Hauptdorf und Torp handeln konnte. Die Prozedur bleibt gleich, und beide Kapitel machen klar, dass die guten Männer oder die Alte des Dorfes die Entscheidung über den Verlauf der Grenze treffen sollen. Aus der Regel aus ASP 33 zur Beilegung von Zwistigkeiten zwischen zwei Siedlungen geht hervor, dass eine neue Flurgrenze entstehen konnte, wenn die Gründung des einen Dorfes (des Torps) von dem anderen Dorf (dem Hauptdorf) ausging: Ad sopiendam controuersiam exortam super limitibus duarum villarum, quamuis vnam ex alia constet originem habuisse. Diese Formulierung macht deutlich, dass das Problem vor allem dann auftrat, wenn der gegründete Torp ganz dicht an den Ackerfluren des Hauptdorfes lag. Dies kam in älterer Zeit bestimmt nicht oft vor, da das jeweilige Hauptdorf eines bestimmten Gebietes so viel Platz hatte, dass die zwei Ackerflurbereiche der Dörfer äußerst selten aneinander grenzten. Die Flurgrenzenproblematik wird in SL 185 vertieft: Liegen Dorffluren und Torpfluren sehr dicht aneinander, musste jede einzelne Siedlung für die Einzäunung sorgen, wie im Kapitel über die Anbausysteme näher erläu-
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tert: Liggia bymarka ællær ¼orpemarka gen andrum by ællær gen andru ¼orpe … gær¼æ e hin yfir uang sin ok yfir hæhnæ¼æ sin … JL enthält wie VSL und SL Regelungen zu den Schwurverfahren bei Flurgrenzenstreitigkeiten, die sich seit SL jedoch weiterentwickelt haben. Nach JL II 2 mussten die Wahrmänner bei Landes- oder Bezirksthing auf die Flurgrenzen schwören: Sannænd mæn sculæ swæræ vm mandrap. Vm afhog. Vm quinnæ tæctæ. Vm hærwærki. Vm markæ scial … Ebenso mussten sie demnach bei Totschlag, Verstümmelung, Frauenraub, Sachbeschädigung, Wunden, Gottes Haus und Freiheitsberaubung schwören. JL II 3 vertieft diese Regelungen, denn wenn es um Flurgrenzen ging, mussten die Wahrmänner direkt vor Ort und nicht auf dem Landes- oder Bezirksthing schwören: Sannænd mæn sculæ swærræ a landz thing. Vm manddrap, vm quinnæ tectæ … Æn a hærræthz thing. Vm guthzhws eghæn with bondæ. Vm saar. Vm markæ skiæl i thæn samæ stath thær delæ iorth liggær. Die Wahrmänner, welche die zwölf guten oder alten Männer aus VSL bzw. SL ablösten, mussten laut JL II 1 in jedem Bezirk (herred) acht an der Zahl sein. Dabei musste jeder einzelne Besitz haben oder zumindest Allmendeverwalter sein. Weder Pächter noch Besitzlose, geschweige denn Frauen, konnten Wahrmänner werden. Schon die Erwähnung der Wahrmänner in den Kapiteln von JL zeigt, dass es sich um den jüngeren Teil des Gesetzes handelt. Auch die Prozedur zur Flurgrenzenfestlegung in JL umfasst jüngere prozessuale Merkmale. Gab es Streitigkeiten bei den Flurgrenzen, mussten die Wahrmänner im betreffenden Bezirk vor Ort die Flurgrenze mit geschichteten Steinen oder Stöcken markieren JL II 21: Skil mæn vm markæ skial tha vghæ the sannænd mæn af thæt hæræth at staplæ antugh mæth stok æth mæth steen. An derselben Stelle mussten sie später darauf schwören, dass sie richtig gehandelt hatten: oc swæræ sithæn i thæt stath thæt skialnæth ær at the hauæ gørth ræt. Die formelle Beweisführung, das Schwören, reichte also nicht aus – die Flurgrenze musste in der Landschaft materiell mit Steinen oder Stöcken markiert und festgelegt werden. Dabei handelt es sich eindeutig um ein jüngeres Merkmal der Rechtsentwicklung im Vergleich zu den Kapiteln in VSL und SL. Weiter heißt es in JL II 21, es sei sicherer, die Flurgrenzen schwören zu lassen, als sie vom König abreiten, denn diejenigen, die am nächsten wohnten, wussten immer besser über die Lage der Grenzen Bescheid. In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass eine an Sonderkaufland grenzende Flurscheide mit Geschlechtsernannten geschworen werden sollte, und diese Grenze musste mit Steinen oder einem Graben markiert sein: Tha wæri the there køøp mæth kyns næund of thæt ær mærkt mæth sten æth mæth gryft, tho at markæ skial swæræs af stath. Hier wird deutlich, dass die Flurgrenze auch durch einen Graben markiert sein konnte. In den Kapiteln von JL über die Flurgrenzen wird nicht
Die Torpe
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explizit erwähnt, dass dies auch die Flurgrenzen der Torpäcker betraf. Da die Kapitel jedoch chronologisch gesehen zum jüngeren Teil des Gesetzes gehören wie die Kapitel über die Torpe, ist anzunehmen, dass auch die Grenzen zwischen Hauptdörfern und Torpen von Wahrmännern eingeschworen wurden. Bei den Ausgrabungen des schon erwähnten Dorfes Todderup fand man in ca. 20 m Entfernung von einem Hofgebäude einen Flurgraben, ca. 1 m breit und tief. Darin befand sich Keramik aus der Gründungszeit des Torps. Man stellte auch fest, dass der Graben bei seiner Anlage nicht wasserführend und vermutlich von Anfang an als Flurgrenze gedacht war. Die Flurbereinigungskarte von 1811 und auch die Matrikelkarte von 1840 zeigen, dass der Graben mit den Flurgrenzen zwischen dem Dorf True und den Äkkern von Todderup übereinstimmt. Folgt man heute dieser Flurgrenze der Matrikelkarte, findet man immer noch Teile des offenen Grabens. Die Bauern aus Todderup haben die Flurgrenze zum Teil durch eine natürliche Senke laufen lassen, wo sich ein kleiner Bach befand. Wo es keine sichtbare Geländemarkierung gab, grub man einen Graben aus (Hoff und Jeppesen 1994, 182). Ähnliche Flurgräben wurden vom Museum Køge ausgegraben, und zwar in Solrød auf Seeland, wo die Flurgrenze durch zwei Gräben mit einem baumbewachsenen Deich markiert war, und in Varpelev, Seeland, wo ein auf der Flurbereinigungskarte markierter Grenzgraben entdeckt wurde. Wie alt diese Grenzen sind, konnte nicht näher festgelegt werden (Vortrag von Ulla Fraes Rasmussen und Svend Åge Tornbjerg, Kerteminde, im Sept. 1991). Eine Flurgrenzenmarkierung wie der Graben zwischen dem Hauptdorf True und dem Torp Todderup war in den Rechtsbüchern nicht vorgeschrieben, verlangt wurde lediglich eine Markierung durch geschichtete Steine oder Pfähle. Die Gräben zwischen Sonderkaufland und der übrigen Dorfmark werden in JL II 21 erwähnt, und das Vorhandensein eines Grenzgrabens zwischen Hauptdorf und Torp bei Todderup zeigt, dass diese Grenzmarkierung auch wirklich genutzt wurden. In den mittelalterlichen Kommentaren zur irischen Rechtsquelle Bretha Comaitchesa gibt es eine Bestimmung, die zwölf verschiedene Flurgrenzenmarkierungen aufzählt, von denen auch einige in Dänemark bekannt sind: 1. eine Flachmarkierung, 2. eine Steinmarkierung, 3. eine Holzmarkierung, 4. eine Tiermarkierung, 5. eine Pfostenmarkierung, 6. eine Stapelmarkierung, 7. eine Wassermarkierung, 8. ein Kennzeichen, 9. eine unzulängliche Markierung, 10. eine Teilmarkierung, 11. eine Wegmarkierung, 12. eine Wallmarkierung. [For there are twelve marks by which a boundary is defined … A flat mark: this is a land which is not distinguished by any land mark … A stone mark: i. e. a dis-
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Hof und Dorf
trict which is marked by stone of worship, or, an immovable stone, or a tree, or a flag, or a monumental stone … A wood mark: this is a district which is marked by an ancient tree or a tree mark, the one with the other, or an all bog tree, or an ancient oak which was allowed to fall … A deer mark: that is a district marked by the hair of a deer or dry cows in a wood or in a plain … A stock mark: i. e. this is a district marked by the first trunks of trees, or a stake in the earth on the ruin of the mill, or an old bridge under the water … A mound mark: i. e. a district marked by a mound or trunk of an oak, or mound of a tree; meers are defined by these … A water mark: i. e. a district defined by the water of a river, or a lake, or of a well … An eye mark: i. e. a district defined by a mark of wood or of plain, of tree or of stone, or by a mark of earth … A defect mark: that is a district defined by want of land, i. e. a declivity, or a sedgy place, or stony vale, or track of an old road … A mark of division: that is a district through which the water of a streamlet flows where the two „coarbs“ follow it, they being of either side of it … A way mark: that is a district marked by the road of a king or a people, or a road of carridge, or a cow-road … A mound mark: this is a district marked by a mound, or ditch, or rath, or foss, or any mound whatever …] (Ancient Laws of Ireland 1879, IV, 143–45).
Zusammenfassung: Die Torpe Die Torpgründungen in Nordwesteuropa nahmen um 500 n. Chr. im mittleren Deutschland ihren Anfang und verbreiteten sich im Laufe der Völkerwanderungszeit nach Skandinavien und nach England. Um das Jahr 800 setzten sich die Torpgründungen in Dänemark erst in Nordschleswig durch, und im Laufe der nächsten drei bis vier Jahrhunderte wurde der Großteil Dänemarks von kleinen Torpsiedlungen geprägt. Im Hochmittelalter gab es vermutlich etwa 4000 Torpe, von denen viele jedoch wieder verlassen wurden. Die Torpe wurden oft nach ihren Gründern benannt, Frauennamen in Verbindung mit den Torpsiedlungen findet man nur sehr selten. Bei der Gründung eines Torpes mussten laut dänischer und schwedischer Landschaftsrechte zunächst die neuen Äcker zu Sonderland eingeschworen werden, damit die Bewohner der neuen Siedlung frei darüber verfügen konnten. Danach hatten die neuen Siedler drei Jahre Zeit, um den Torp funktionsfähig zu machen. Gelang dies den Bewohner innerhalb dieser drei Jahre, ohne dass aus dem alten Hauptdorf Einspruch erhoben wurde, besaßen die Bewohner die rechte Gewere über ihre Siedlung. Der Protest einer einzigen Person aus dem Hauptdorf innerhalb der drei Jahre genügte bereits, um die Bewohner wieder zurückzurufen.
Zusammenfassung: Die Torpe
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Auch die schwedischen Landschaftsrechte geben an, dass das Hauptdorf immer das Vorrecht hatte. Hier werden Probleme mit Allmendefluren behandelt, bei denen das Hauptdorf das Beweisrecht hatte. Die dreijährige Frist scheint darauf hinzudeuten, dass die Torpkapitel in JL vor der Einführung der kanonischen Rechtsregel, die eine Jahresfrist von 40 Jahren fordert, entstanden sind. Andererseits sind die Kapitel aber nicht älter, als dass die Dreifelderwirtschaft in Verbindung mit den Neusiedlungen erwähnt wird. JL zufolge konnten die vom Torp zu bestellenden Äcker mit denen des Hauptdorfes zusammenliegen, da sich alle Äcker in einem gemeinsamen Gewann befanden. Die Torpsiedlungen konnten also gegründet werden, indem man einige der Gehöfte auf neu eingeschworene Hofstätten des schon bewirtschafteten Ackerlandes verlegte, worauf die Ackerbestellung gemeinsam mit der alten Siedlung auf den Äckern des Hauptdorfes stattfand. Bezeichnenderweise war es auch hier das Hauptdorf, das die Beweisführung innehatte, falls es zu Streitigkeiten kam. Natürlich fing man auch an, neues Ackerland zu bearbeiten. Laut SL hatten alle im Dorf Anrecht auf eine Parzelle des unbewirtschafteten Akkers, egal ob es sich um unbestellte Außenlandflächen, Heide oder Wald handelte. Eine einzelne Person durfte also nicht einfach im Zuge der Gründung eines neuen Torps unbewirtschaftetes Ödland der Grundbesitzergemeinschaft nutzen, sondern die übrigen Hufen des Dorfes mussten ebenfalls eine Parzelle zugeteilt bekommen, die aber dann brachliegen durfte, falls eine Nutzung nicht erwünscht war. Die geregelte Verteilung von unbestelltem Ödland und die daraus folgende begrenzte Nutzung durch Einzelpersonen kam vermutlich Ende der Wikingerzeit auf. Zu dem Zeitpunkt hatte wohl das königliche Regalrecht bezüglich der Allmendewälder Einzug gehalten, demzufolge die Bauern nicht über den Waldboden, sondern nur über die Bäume verfügen konnten. Was die Größenverhältnisse betraf, so waren die Torpe von Anfang an wesentlich kleiner als die Hauptdörfer, aber u.a. in Nordschleswig entwikkelten sich einige Torpsiedlungen recht schnell zu Pfarrdörfern. Laut ESL und Upplandslagen waren einige Torpsiedlungen so klein, dass es keine Nachbarn gab, die die Tiere schützen oder bei Taufen von kranken Säuglingen anwesend sein konnten. Eine solche Siedlung bestand demnach nur aus ein bis zwei Höfen. Ein anderes schwedisches Recht gibt an, dass ein Dorf nur als solches gezählt wurde, wenn es sechs Hausstände gab, so dass kleinere Siedlungen als Torpe gezählt wurden. Eine Untersuchung der fünischen Verhältnisse zeigte, dass die landschaftliche Lage der Torpe nicht schlechter war als die der Hauptdörfer. Die Torpe befanden sich zum Teil sogar in Bereichen mit besserer Bodenbeschaffen-
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Hof und Dorf
heit. Die Torpe im norddänischen Vendsyssel wurden in Niederungen gegründet, was bezüglich des Zugangs zu den Wiesenbereichen/Feuchtwiesen von Vorteil war. Einzeluntersuchungen von später verlassenen Torpsiedlungen haben gezeigt, dass sie manchmal auch auf sehr feuchten Böden gegründet wurden. So entstand der Torp Todderup auf Land, das keine guten Bedingungen für den Ackerbau bot. Streitigkeiten bezüglich der Flurgrenzen zwischen den Dörfern sind schon im ältesten Rechtsbuch VSL erwähnt, während die Flurgrenzenproblematik zwischen Dörfern und Torpen erst in SL erwähnt werden, doch in dieser Angelegenheit mit deutlichem Einfluss von VSL. Die Flurgrenzenregelungen von SL haben sich im Vergleich zu den älteren Regeln deutlich entwickelt. Hier ist die Rede von der tatsächlichen Festlegung der Flurgrenzen, „mit Stock oder Stein“. Die Einführung der verschiedenen Rechtsregeln zu Torpgründungen, Ackerbau und Brachlegung erstreckt sich über einen Zeitraum vom letzten Jahrhundert der Wikingerzeit bis zur Niederschrift des jüngsten Gesetzes im Jahre 1241.
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3. Der bewirtschaftete Boden Utlænde (Außenfelder) Die Untersuchungen der vormittelalterlichen Hofstätten haben gezeigt, dass diese viel größer waren als die später bekannten Flächen, wo sich die Hofgebäude befanden. Diese hofnahen Flächen wurden als Sonderland sehr intensiv bestellt. Hier sollen jetzt die Außenfelder (utlænde) näher betrachtet werden. Laut 9 der 17 ostdänischen Hofstätten-Kapitel bezeichnet utlænde den Teil des Ackerlandes, das außerhalb der Hofstätte lag. Von Utlænde/ollande ist insgesamt in zehn Kapiteln der Rechtsbücher VSL, ESL und SL die Rede. In JL wird das Wort akærland benutzt, ASP verwendet die Bezeichnung adiacencium prediorum (zugehöriges Land). Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, war P. J. Jørgensen der Auffassung, dass die Hofstätte vermutlich den gesamten bewirtschafteten Teil des Hofes darstellte, der später zu Sonderland wurde und sich damit vom späteren Akkerland oder Utlænde, an dem das gesamte Dorf Anteil hatte, unterschied (P. J. Jørgensen 1939, 172). Diese Auffassung basiert vermutlich auf der Abhandlung von Henrik Larsen, der nach einer Untersuchung etlicher dänischer Dörfer folgendes Ergebnis vorlegte: „Das Ackerland eines Dorfes setzte sich ursprünglich aus zwei Teilen zusammen, der Hofstätte und der vtlænde, ollandæ …“, wobei die Hofstätten das Sonderland darstellten, also die Fläche des Hofes, die zuerst bestellt wurde. Später kam das Außenland hinzu, das der Flurgemeinschaft des Dorfes unterstellt war, das jedoch ursprünglich jährlich oder periodisch umverteilt wurde (Larsen 1918, 282). Dieser These schloss sich Poul Meyer an, ohne sich jedoch näher zuvor mit den frühmittelalterlichen Entwicklungen beschäftigt zu haben. Seinen Hauptschwerpunkt bildete die Untersuchung der Landverteilungsformen in der Zeit der Landschaftsrechte und später (Meyer 1949, 238 f.). Bei Lund ist das Wort utlænde dem Wort utiord gleichgestellt und wird als der außerhalb der Hofstätte befindliche Teil des Ackers gedeutet (Lund 1877, 158). In Schweden deutete Hannerberg das Wort utiord als Bezeichnung für neubestellte Äcker außerhalb der Parzellen der Dorfmark, und seiner Meinung nach wurden diese utiord-Flächen später in die Dorfmark integriert (Hannerberg, KLNM 19, 380).
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Der bewirtschaftete Boden
In der älteren Literatur herrscht also die Meinung vor, dass utlænde ein Ausdruck für eine sekundäre und vermutlich gemeinsam bestellte Ackerfläche ist, die nicht den individuellen Sonderstatus der Hofstättenflächen erhielt. Keiner der Autoren kann diese Annahme jedoch durch Analyse des in den Landschaftsrechten vorhandenen Worts utlænde belegen. P. Meyer und P. J. Jørgensen haben Henrik Larsens Theorie, die sich in den Grundzügen auf eine 1895 vorgelegte Theorie von Meitzen über die Entwicklung der vormittelalterlichen Landverteilung bezieht, ohne nähere Untersuchung übernommen. Meitzens These stützt sich auf norddeutsches und skandinavisches Kartenmaterial aus dem 18. Jahrhundert. Vor dem Hintergrund der älteren Theorien soll im Folgenden die These Henrik Larsens untersucht werden, nach der utlænde die Bezeichnung für die nach der Hofstellenparzelle nächste gemeinschaftliche Ackerfläche ist, die bestellt wurde. Doch zunächst soll das Wort utlænde/ollandæ näher kommentiert werden. Es ist auffällig, dass utlænde/ollandæ neben den Landschaftsrechten in keinen anderen Schriftquellen vorkommt. Weder in Diplomen noch in Flurbüchern, Urteilsschriften, Abrechnungen oder nachmittelalterlichen Grundbüchern ist das Wort zu finden (Altdänisches Wörterbuch, die Zettelsammlung). Bezeichnend ist ebenfalls, dass es keine entsprechende Worterläuterung gibt, weder in der Beschreibung Dänemarks von Arent Bernsen von 1656 noch im Glossarium Ostersen-Veyles von 1641, in dem ansonsten die Begriffe Stuf, Sonderkauf und Ornum beschrieben sind. Es fällt ebenfalls auf, dass nur die ostdänischen Rechtsbücher das Wort verwenden, und zwar bis auf eine einzige Ausnahme immer als Gegensatz zu oder im Zusammenhang mit dem Wort toft (Hofstätte). Es wird jedoch nicht konsequent als Begriff für das Feld verwendet – Angelegenheiten bezüglich der Felder werden in insgesamt 37 Kapiteln behandelt, und nur zehn Mal ist von utlænde/ollandæ die Rede. Die Wörter utlænde, ollande, utior¼ und olli finden sich in folgenden Zusammenhängen: 1. 2. 3. 4. 5.
Verkauf der zur Hofstätte gehörende utlænde Vermessung der Hofstätte und der ollande Einzäunung der ollandis Abbruch des Zaunes auf dem olli Teilung des väterlichen Nachlasses, der Hofstätte oder der utior¼, durch die Kinder
Utlænde (Außenfelder)
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Utlænde, utior¼ und olli Einige der Kapitel über die Außenfelder (utlænde) sind in den Gesetzestexten identisch. So sind VSL ÆR 204 und SL 76 bis auf einige wenige Wörter inhaltlich gleich. Wie schon im Zusammenhang mit den Hofstätten erwähnt, beschäftigen sie sich mit der Rechtslage einer armen und hilflosen Person, die Teile ihrer Äcker und Wiesen verkauft hat, um auf ihrer Hofstätte bleiben zu können und sich nicht als Pächter verdingen zu müssen: Ællær kumbær thæn illæ with ær fatik worthær at han ma æy sæliæ bort sin akær ællær sin æng sek til hiælpe, oc bo ofna sin eghn husæ toft tel sins døthæ mæth litæt ut lænde (VSL ÆR 204); For ¼y at ællær cumbær ¼æn illæ wi¼ær, ær usall war¼ær oc fatøkær, um han ma ey sæliæ bort akær ællær æng, sic til hiælpæ, oc bo ofnæ sinni eghne husætoft til dø¼ræ daghæ mæ¼ litlu utlændæ (SL 76). Das Problem beim Verkauf von Ackerland bestand nicht im eigentlichen Verkauf, sondern in der Beweisführung gegenüber dem Käufer, dass es sich um legal gekauftes Land handelte. In VSL ÆR 204 wird deshalb darauf hingewiesen, dass ein Acker einem dann gehörte, wenn drei Winter lang kein Einspruch stattgefunden hatte. Danach hatte man für das entsprechende Grundstück das Beweisrecht. Daraus kann man den Schluss ziehen, dass diese Prozedur diskutiert wurde, weil Uneinigkeit über das geltende Recht herrschte. Aus einigen jüngeren Handschriften von SL aus der Zeit um 1450 geht hervor, dass die eigentliche Bedeutung des Wortes utlænde nicht klar gewesen ist, da es in SL 76 konsequent falsch geschrieben und schließlich zu vthlægning wurde. Vermutlich war das Wort schon länger nicht mehr in Gebrauch und hatte dadurch seine Bedeutung verloren. In VSL III 9 findet sich ein weiteres, krasseres Beispiel, das weiter unten besprochen werden soll. Sowohl SL 76 als auch VSL ÆR 204 beenden die Abschnitte über das Ackerland mit folgender Feststellung: Sæl man ey mughu ¼æt gøræ, ¼a ¼ykkiæs han ey wæræ fræls yuir sinu eghnæ. Konnte man sein eigenes Ackerland nicht verkaufen, konnte man ansheinend auch nicht frei über sein Eigentum verfügen. ASP 35 beschäftigt sich mit dem gleichen Problem, hier findet man jedoch den Begriff adiacencium prediorum (der zugehörige Grund und Boden) als Bezeichnung für die utlænde aus Skånske Lov. Der Begriff erklärt, dass utlænde die Hofstättenfläche nicht mit einschloss, sondern als anliegendes Land dazugehörte. In den jeweils vorhergehenden Kapiteln, SL 75 und VSL ÆR 203, wird die selbe Problematik besprochen. Hier geht es um das Schwören des Ackerlandes zur Hofstätte. Beide Kapitel sind schwer verständlich, aber es sind die
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Der bewirtschaftete Boden
einzigen Stellen der Gesetze, die das Wort utlænde erklären. In einigen jüngeren Handschriften zu SL 75 aus dem 16. und 17. Jahrhundert finden wir ebenfalls Erklärungen. Diese Handschriften stehen alle in Beziehung zur Handschrift GkS 3125 von 1549: udsatt paa rett danske aff Erasmo Jenssen, som wor byskriffuer y Istedt och siden offuerseett, rettett och forbedrett och y mange steder forøgett effter adskillige gamle loubøger … aff Henrick Smyth y Malmøe (BrøndumNielsen 1942, VII, S. XII). In dieser späteren Version beschreibt SL 75, was passiert, wenn ein Mann sein Ackerland verkauft und nur seine Hofstätte behält: Selier nogen bortt sin vtlænde jord, den mindste eller meste deel, (det er jord som ligger vden faar vonge tofften) och haffuer hand sellf husstofft igenn … Utlænde bezeichnet also in dieser und in den übrigen Handschriftenvarianten das Ackerland, das sich außerhalb des Hofstättenfeldes befindet. Da die Handschrift von 1549 stammt und somit einige Jahrhunderte jünger ist als die erste Niederschrift, also aus einer Zeit stammt, in der das Wort utlænde längst nicht mehr verwendet wurde, muss diese Erklärung unter Vorbehalt gelten. Zwei Dinge sind an dieser Erklärung besonders interessant: erstens, dass das Hofstättenfeld als Gegensatz zur utlænde gesehen wird, zweitens, dass die Hofstätten ein größeres bewirtschaftetes Grundstück darstellten. Vielleicht erklärt diese Stelle den Umstand, dass man seine verschiedenen Abgaben (stud, inne und leding) nach der Größe der Hofstätte bezahlen musste, da zum Zeitpunkt der Einführung der Abgaben das Hofstättengrundstück vermutlich die Hauptackerfläche bildete. Die utlænde als später hinzugekommenes Grundstück wurde nicht in die Abgabenberechnung miteinbezogen. Auch in SL 75, das mit dem Anfang von VSL ÆR 202 identisch ist, wird das Wort utlænde verwendet. In den jüngeren Handschriften ist von wdlende iordt die Rede, als Gegensatz zur Hofstätte, von der man mehr oder weniger von seinem Ackerland veräußern konnte: sæl man børt utlænde sit, minni ællær mær, ok hafir han sialf ær æftir husæ toft ok ¼ær til ¼re akræ … Anschließend wird beschrieben, dass die utlænde in ein, zwei oder drei Felder aufgeteilt sein konnte, in denen man seine Äcker hatte. Waren jetzt nur ein, zwei oder drei Äcker zur Hofstätte übrig, je nach Anzahl der Felder im Dorf, musste der Käufer das gesamte Ackerland zur Hofstätte schwören oder Ersatz erhalten: ¼a ma han uitu alt utlændæt til husætoftæn, um æi æræ vi¼ær giald. SL 56 verwendet ein anderes Wort. In einer Regelung bezüglich der Nachlassverteilung der väterlichen Hofstätten und des Ackerlandes heißt es: Skiftæ børn æftær fa¼ur sin husætoftær ællær ut ior¼. Erhielt nun einer der Erben eine schlechtere Parzelle als die anderen, konnte zusätzliches Ackerland angeboten werden. Sollte zu einem späteren Zeitpunkt diese Zulage Anlass zu Streitigkeiten geben, kam eine Landvermessung erst dann in Frage, nach-
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dem der Angeklagte auf den rechtmäßigen Erwerb dieses Ackers geschworen hatte, und zwar durch einen Zwölfereid der Erbbauern. Dieses Kapitel ist aufgrund der alten formellen Art der Beweisführung, dem Eidbeweis, der etwas älteren Rechtsschicht zuzuordnen. In der gleichen Handschrift von 1549, in der das Wort utlænde definiert ist, wird in einer Erklärung zu SL 56 darauf hingewiesen, dass wdiordt er agre y marckenn, also dass utior¼ nicht, wie man vielleicht erwarten könnte, die unbestellten Äcker außerhalb der bewirtschafteten Dorffluren bezeichnet, sondern die Äcker der Dorfmark im Gegensatz zur Hofstätte. In den Kapiteln von Skånske Lov und Valdemars Sjællandske Lov ist die Verwendung von utlænde im Wesentlichen identisch, aber in VSL III 9 findet sich das Wort olli (abgeleitet von ollænde): Entschieden die Ernannten aus dem gesamten Siedlungsbezirk, dass ein Zaun abgerissen werden sollte, musste man das Urteil befolgen, egal, ob es sich um einen Zaun zuhause oder auf dem Acker handelte: En worthir swa at hærætzmen døma garth vp ellir hagha, tha ma mz thøm dom haghan vp hugga ellir gierthe hwat som er heldir hema ellir olli. In diesem Zusammenhang ist hema als Hofstättenzaun zu verstehen, im Gegensatz zu dem draußen auf dem Acker olli befindlichen Zaun. In diesem Punkt stimmen die jüngeren Handschriften jedoch nicht überein. In der jüngeren Handschrift GkS 3125 wurde der Ausdruck hema ellir olli, der auch in SL 56 und 75 zur Erklärung des Begriffs utlænde verwendet wurde, dahingehend verändert, dass er erläutert, ob ein Bauer zuhause war oder nicht: huad heller bonden er hiemme eller ey, was ein deutliches Missverständnis des ursprünglichen Rechtstextes widerspiegelt. Der Schreiber Henrik Smith aus Malmø hat das Wort olli vermutlich mit dem Wort ellir verwechselt. Damals war das Wort bereits dabei, aus der Sprache zu verschwinden, und um dem Satz einen Sinn zu geben, wurde ey hinzugefügt, und eine neue Deutung entstand. Dadurch sind seine Erläuterungen zu utlænde und utiord leider ebenfalls wenig glaubwürdig, doch auch hier ist olli als Ackerland im Gegensatz zu Hofstättenland zu verstehen.
Ollande In mehreren Fällen findet man in Eriks Sjællandske Lov (ESL) auch das Wort utlænde, nur etwas anders geschrieben: ollande. Es findet sich zum Teil in anderen Kontexten als in SL und VSL. Mehrere Kapitel in ESL beschäftigen sich mit Ackerlandstreitigkeiten innerhalb einer oder mehrerer Hufen, wo die Landvermessung (das Reepen) eingesetzt wurde, um vermeintliche Ungerechtigkeiten beizulegen oder unrechtmäßig erworbene Parzellen auszugleichen. Bemerkenswerterweise wird
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Der bewirtschaftete Boden
ollande an einigen ansonsten identischen oder chronologisch zeitgleichen Passagen durch die Begriffe marca utæ oder a marcæ ersetzt. Laut ESL II 54 mussten Ackerstreitigkeiten innerhalb einer Hufe durch Landvermessung beigelegt werden, und es genügte bereits, dass nur eine Person innerhalb der Hufe diesen Wunsch äußerte. Dabei war unerheblich, ob es sich um die Hofstätte oder um außerhalb liegende Äcker handelte: hwat sum thet ær hældær a toftæ ællær a markæ utæ. Weiter heißt es in diesem Kapitel, dass einige diese Neuvermessung der Äcker nicht wünschten und die alte Verteilung behalten wollten, was nach dem Gesetz ihr gutes Recht war: æn ær thet swa at annær wil hældær hauæ the fyrning ær fyrræ hauær wæræt æn han wil nyt skiftæ a gøræ, tha æræ the nærmær ær fyrningæ wilæ haldæ. Konnte man sich jedoch nicht darauf einigen, wie die alte Verteilung ausgesehen hatte, mussten zwölf ältere Männer aus dem Bezirksthing auf die Grenzen zwischen Hofstätten und Straße schwören. Auch die Grenzen zwischen Ackerland und Hofstätte und später hørætoft und Ackerland mussten geschworen werden, und danach konnte die Vermessung stattfinden: Oc gitæ the ey tha warthæt satæ um hwilkit fyrning war, tha scal til næfnæ tolf aldungæ af hæræthz thing, oc the sculæ sweriæ mællæ toftæ oc mællæ gatæ, oc swa ætær mællæ ollandæ oc mællæ toftæ, oc swa atær mellæ høræ toft oc ollandæ. In diesem Kontext bezeichnet das Wort ollandæ das Ackerland im Gegensatz zu Hofstättenland, Straße und hørætoft. Die letzten Zeilen des Kapitels sind im Hinblick auf die Vermessungsprozedur interessant, denn hier wird bei der Beurteilung und Vermessung der Hofstättengröße die Bodenbeschaffenheit berücksichtigt. War der Boden feucht oder schlecht, gab es Abhänge, Täler oder Hügel, durfte das Hofstättenareal breiter als die übrigen im Dorf gemacht werden. Es ist im Übrigen bemerkenswert, dass dem Rechtstext zufolge die Dorfbewohner, welche die alte Verteilung bevorzugten, eher Recht bekamen als die anderen. Im Gegensatz zum etwas älteren JL, in dem eine Neuvermessung des Dorfes immer durchgeführt werden musste, ist ESL II 54 hier eher konservativ und traditionsbewahrend. Das folgende Kapitel (ESL II 55) enthält auch Bestimmungen über die Sonnenteilung des Ackerlandes. Jede Hufe musste nach ihrer früheren Lage nach der Sonne verteilt werden, und so wie die Hofstätte eines Jeden im Dorf lag (als Kopf), mussten die Äcker wie die Glieder auf der Dorfflur liegen. Das Wort ollande wird hier jedoch nicht als Bezeichnung für Ackerland verwendet: … tha scal swa repæ hwart bol sum thet war fyrræ at sol fallit, oc swa sum hwærs houæth toft fallir i byir, swa scal limænæ uti liggi a marke. Wenn an dieser Stelle gesagt wird, dass das Ackerland in Felder aufgeteilt ist, deutet dies auf einen jüngeren Zusammenhang hin. Der Feldbegriff taucht auch in einzelnen Kapiteln von VSL und SL auf, die utlænde als Bezeichnung für Acker-
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land verwenden. Somit kann man nicht sagen, dass utlænde/ollande nur dann verwendet wird, wenn nicht vom Gewannflurensystem die Rede ist. Wie wir bei der Untersuchung der Anbaumethoden sehen werden, gibt es auch beim Begriff Feld eine chronologische Entwicklung. Der Wortlaut von ESL II 56 zeigt, dass die anscheinend logische Verwendung des Wortes ollande in den älteren Rechtsschichten nicht mehr stimmig ist. Hier beschäftigt man sich mit genau der gleichen Situation wie in ESL II 55, dem Sonnenteilungsverfahren. Das Ackerland musste nach der Sonne ausgerichtet sein, wie die Hofstätte im Dorf nach der Sonne ausgerichtet war, und jetzt verwendet man ollande im Sinne von Ackerland: swa scal ollændi utæ a markæ liggiæ sol fallæt sum toft ær hemæ solfallin. Es ist unmittelbar schwer zu verstehen, warum in zwei identischen Situationen zwei verschiedene Begriffe für dasselbe Ackerland verwendet wird. Der Gebrauch des Wortes ollande birgt möglicherweise eine Erklärung in sich. In der Haupthandschrift ist der Wortlaut ollændi utæ a markæ, in einigen der übrigen Handschriften heißt es vtlænde a marckæ, ollandæ a marke, olende a marke, d. h. hier ist ollande eine Art Zwischenform, die sich auf dem Acker befindet. Das kann so gedeutet werden, dass das Wort ollande zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Sprachgebrauch war und es daher notwendig war zu erklären, wo sich ein ollande a markæ -Acker tatsächlich befand. Es handelt sich hierbei um eine Zeit des Umbruchs, als das Wort in den Rechtstexten noch verwendet wurde, im alltäglichen Leben jedoch nicht mehr, so dass eine verständnisfördernde Erklärung notwendig war. Möglicherweise ist dies eine Überinterpretation, doch grundlegend muss man feststellen, dass ein Wort, das keine größere Durchschlagskraft mehr hatte und in identischen Kontexten ersetzt wurde, vermutlich aus dem Sprachgebrauch verschwand. Die fehlende Präsenz in allen jüngeren Schriftquellen macht umgekehrt deutlich, dass es sich nicht um ein neues Wort handelte. ESL II 57 beschäftigt sich mit einem völlig anderen Sachverhalt. Der Inhalt des Kapitels deutet auf eine Zugehörigkeit zur jüngeren Rechtsschicht hin. Wollte ein Mann seinen Acker auf dem Feld der gemeinsamen Dorfflur einhegen, musste er als Ausgleich einen genauso großen Teil seines Hofstättenackers als gemeinsames Weideland zur Verfügung stellen: Ær nokær man sin akær wil in wænge, tha scal han mæth rætæ af sin houæth toft læggæ til troth æm mykit sum han wængær in til sich til ollændis. Auf den gemeinsam bewirtschafteten und eingehegten Dorffluren konnte man nicht hinnehmen, dass Einzelpersonen ihre Äcker ohne Ausgleich einzäunten. Ein Teil des „privaten“ Grundstückes, der Hofstätte, musste in diesem Fall den übrigen Dorfbewohnern zum Ausgleich als gemeinsames Weideland zur Verfügung gestellt werden. Diese Regelung spiegelt das gut organisierte Gewannflurensystem, das der dörflichen Anbaugemeinschaft
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unterworfen war, wider, im Gegensatz zu einer ähnlichen Situation in SL, in der ein Mann, der seine Feldfrüchte auf dem gemeinsamen Feld einzäunen wollte, dies tun konnte, ohne für das verlorene Weideland Ausgleich schaffen zu müssen. Symptomatisch in diesem Kontext ist die Tatsache, dass der Reinigungseid als Beweisform im Prozessrecht nicht erlaubt war, wenn ein Mann gesetzeswidrig seine Nachbarn verärgert hatte, indem er sein Vieh auf die Weide getrieben hatte, ohne es an die Hörner zu packen. In dieser jüngeren Rechtsschicht ist es schwer, dass Wort ollande als etwas anderes als ein unverständliches sprachliches Relikt zu erklären. Diese Annahme wird noch bestärkt, wenn in derselben Regelung kurz darauf der Begriff a markæ als Bezeichnung für die gleiche Sache vorkommt: das gemeinsame Ackerland, auf dem man für seinen eigenen Acker einen Sonderstatus wünschte. In einer jüngeren Handschrift von 1688 aus Vordingborg findet man eine vom Organisten Hanns Christensøn eine wohlgemeinte, aber nicht immer gelungene Übersetzung und Umschreibung des Rechtstextes (Brøndum-Nielsen 1936, V, S. LXX). Hier wurde das Wort ollande aus ESL II 57 folgendermaßen erklärt: dend udliggendes jord eller fællet, also Land, das sich außerhalb der Hofstätten des Dorfes befand.
Zusammenfassung: utlænde (Außenfelder) Nach der Untersuchung der zehn Kapitel der Landschaftsrechte, in denen der Begriff utlænde auftaucht, folgt nun ein Überblick über seine Verwendung. Da manche Kapitel vom Inhalt fast identisch sind, werden sie parallel behandelt. Laut VSL 204 und SL 76 konnte eine arme Person bis zu seinem Tod auf seiner Hofstätte bleiben, wenn er einen Teil seines Ackerlandes (utlænde) verkaufte. Es war allerdings nicht so einfach, denn der Verkauf von Grundbesitz konnte Probleme verursachen – zum einen im Hinblick auf die Abgaben an den König, zum anderen für den Käufer, der beweisen musste, dass das zugekaufte Land ihm gehörte. Utlænde ist an dieser Stelle als bestelltes Ackerland zu verstehen, mit Äkkern oder Wiesen, die außerhalb der Hofstätte lagen. Die geltende Auffassung, dass ein Mann nicht frei über sein Eigentum bestimmen konnte, wenn er nichts von seiner utlænde verkaufen durfte, führt zu der Interpretation, dass die utlænde zum persönlichen Besitz gehörte. Möglicherweise war dieses Land den gemeinsamen Anbauregeln des Dorfes unterstellt, wurde aber vermutlich nicht bei der jährlichen Umverteilung berücksichtigt, wie in der älteren Forschung vorgeschlagen.
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Um den Begriff utlænde zu verstehen, ist der Kommentar von Anders Sunesen zu diesem Kapitel eine hilfreiche Lektüre. Nach Sunesen bezeichnet utlænde das zur Hofstätte gehörende Ackerland. Die gleiche Erklärung finden wir in einigen jüngeren Handschriften zu VSL 203 und SL 75 aus dem 16. Jahrhundert, worin utlænde als Bezeichnung für Land außerhalb des Hoftstättenfeldes verwendet wird. Nach VSL ÆR 202 und SL 75 konnte dieses Ackerland in ein, zwei oder drei Felder geteilt sein, die wiederum in Äcker unterteilt waren. Kapitel SL 56, das sich mit der Erbteilung der Kinder bezüglich der utiorth aus dem Nachlass des Vaters beschäftigt, stammt vermutlich nicht aus den ganz jungen Rechtsschichten. Dafür spielt der Eidbeweis eine zu große Rolle im Prozessverfahren. In diesem Zusammenhang wird erwähnt, dass das Wort utiorth Äcker in der Dorfmark bezeichnet. Ob diese in Feldern organisiertluren unterteilt waren, wird nicht erwähnt. Die Kurzform olli (von ollande) findet sich in VSL III 9, wo es um einen Zaun geht, der laut Urteil der Bezirksernannten abgerissen werden sollte. Der Zaun befand sich draußen auf olli, also nicht zuhause. Abgesehen von einem Missverständnis in einer jüngeren Handschrift, wo das Wort mit ellir verwechselt wird, gibt es keine näheren Interpretationsmöglichkeiten, außer dass Olli den Gegensatz zu dem, was sich zuhause auf der Hofstätte befindet, bezeichnet. In ESL kommt ollande in einigen Situationen vor, die aus keinem der anderen Gesetze bekannt sind. Bei Streitigkeiten über Land innerhalb einer Hufe, egal ob es sich um die Hofstätte oder um anderes, außerhalb liegendes Ackerland handelte, schreibt ESL II 54 die Landvermessung, das Reepen, vor. In diesem Zusammenhang bezeichnet ollande allerdings nicht das Ackerland. Dies ist jedoch am Ende des Kapitels der Fall, das Folgendes vorschreibt: Kann die Streitigkeit nicht auf dem Thing beigelegt werden, müssen zwölf Alte aus dem Bezirk ernannt werden, die schwören und später das Land vermessen müssen. In zwei identischen Zusammenhängen wird das Wort ollande also nur in dem Kontext verwendet, der aufgrund des Eidbeweises der ältere sein muss. Ollande bezeichnet an dieser Stelle etwas, was sich von Hofstätte, høretoft und Straßenbereich unterscheidet. ESL II 55, das sich mit dem Sonnenteilungsverfahren beschäftigt, verwendet ollande nicht in der Bedeutung Ackerland, im Gegensatz zum folgenden Kapitel ESL II 56, das sich ebenfalls mit der Sonnenteilung befasst und in dem erklärt wird, dass sich ollande auf dem Feld befand. Es gab scheinbar Zweifel darüber, welche Bedeutung das Wort hatte. In ESL II 57 findet sich das gleiche Phänomen, wo zwei identische Sachverhalte mit zwei verschiedenen Wörtern erklärt werden. Beide Kapitel lassen sich den jüngeren Rechtsschichten zuordnen. Das Wort ollande hatte anscheinend
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seine sprachliche Durchschlagkraft verloren und wurde nicht mehr konsequent verwendet, weil es schon dabei war, aus dem Sprachgebrauch zu verschwinden. Das Ergebnis der Untersuchung ist also, dass utlænde, ollande – – – –
das Ackerland mit Äckern und Wiesen bezeichnete in ein, zwei oder drei Felder unterteilt sein konnte das Hofstättenland nicht umfasste in der Zeit zwischen 1000 und 1100 aus dem Sprachgebrauch verschwand – nach 1100 vom Wort „markjord“, also Ackerland, abgelöst wurde – ausschließlich im ostdänischen Rechtsgebiet existierte, vermutlich weil JL ein „modernerer“ Rechtstext war als VSL, SL und ESL. Somit scheint die ursprüngliche These von Henrik Larsen über utlænde bestätigt, denn wie erwähnt stellte die Hofstätte das zuerst bestellte Land des Hofes dar, von dem die Abgaben zu leisten waren. Das Ackerland utlænde kam erst später hinzu und bildete also einen Gegensatz zum Hofstättenland. Auf diesem außerhalb liegenden Ackerland wurde Anfang des 12. Jahrhunderts ein neues Anbausystem eingeführt, das im Gegensatz zum früheren, individuell bestellten Sonderland aus einem gemeinsamen Gewannenflurensystem mit ein, zwei oder drei Feldern bestand.
Ornum und Stuf Die Hofstätte war Sonderland, während utlænde das später hinzugekommene Ackerland bezeichnete, das nach und nach der gemeinsamen Bewirtschaftung unterlag. Eine andere Art Sonderland war das Ornum, das ausführlich in JL beschrieben, aber auch in VSL, SL und ASP erwähnt wird. Ornum wird in sieben Bestimmungen erwähnt und zwar in folgenden Kontexten: 1. Ornum muss von alters her (aus Arilds Zeiten) stammen und nicht vermessen werden. 2. Ornum muss nicht beim Sonnenteilungsverfahren berücksichtigt werden. 3. Tötung von Tieren im Ornum eines Mannes. 4. Schwören von Ornum-Grenzen.
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Ornum Das Wort ornum setzt sich aus dem Präfix um-, or- (weg von oder heraus) und nemme (nehmen) zusammen: „etwas, das von der Vermessung befreit ist oder außerhalb des genommenen Grundstückes liegt“ (Ordbog over det danske Sprog). Laut JL I 46 sollte Ornum nicht bei der Dorfvermessung mitberücksichtigt werden, da es keine Dorfangelegenheit war: Ær ornum i by … hun repæs æi with by for thy at hun skarthær all by … Die Vermessung des gesamten Dorfes war vor allem dann von Belang, wenn die Sonnenteilung anstand. In diesem Zusammenhang schreibt JL I 55 vor, dass Ornum von dem Verfahren befreit sei, wie auch Kirchenstuf und Sonderkaufland, von dem man nicht wusste, zu welcher Parzelle es ursprünglich gehört hatte: Gær solskift a by, tha skal hwar man vp givæ siin hæfth vm all mark vtæn thæt ær ornum oc kirki stuf æth nokær mansz enkæ køøp thær man wittæ æi hwæm skærthæ skal. Damit kein Zweifel darüber herrschte, ob ein Stück Land Ornum war, sollte es deutlich mit Steinen, einem Stapel oder Graben gekennzeichnet sein, schreibt JL I 46 weiter vor: Swo sæær mærkt mæth steen æth mæth stapæl æth mæth gryft. Manche Handschriften geben an, dass auch Pfähle oder Stöcke als Markierungen galten. War das Ornumland nicht gekennzeichnet, musste es auch bei der Vermessung berücksichtigt werden und mit in die gemeinsame Dorfflur eingehen: Æn ær thæt æi en mærkt mæth sten æt mæth stapæl gangæ mæth reep. Markiertes Ornumland war schon vor dem Niederschriftzeitpunkt der Rechtstexte aus anderen schriftlichen Quellen bekannt. Im Schenkungsbuch aus Sorø gibt es das Protokoll eines Briefes von Bischof Absalon (1158–70), der ca. 1170 die Eigentumsverhältnisse bezüglich Ornumland darstellte, das Ornum war von alters her durch einen Graben vom Dorf Årslev getrennt war: cum ea terra que dicitur ornumme quondam distincta per fassam a uilla Hasleff (Dipl. Dan. 1:3, Nr.1). Am 25. Juni 1175 überträgt König Valdemar der Große dem St. Knuds Kloster in Odense im Rahmen eines Grundstücktauschs ein Dorf namens Heden sowie drei Hufen, von denen eine als Ornum bezeichnet wird: Dat igitur his monachis permutatione uilliam Hetby et tre mansos „Ornumme, Reb, Garsetunge“ (Dipl. Dan. 1:3, nr. 49). Eine hervorragende Beschreibung einer möglichen Ornumgrenze finden wir in einem Schlichtungsurteil vom 11. Mai 1288, wo die Grenze zwischen dem Ornum des Løgum Klosters und der Grundbesitzer von Kummerlev Mark beschrieben wird:
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… bei der Wiese namens Havrelands Hoved, wo neulich zwei Steine von genannten Mönchen gesetzt wurden, waren an der gleichen Stelle deutliche Spuren eines früheren Steines zu erkennen, der heimlich von den genannten Besitzern entfernt worden war, ein Stein, der von alters her deutlich die Grenze zwischen erwähntem Ornum und erwähnter Flurgrenze markierte.
Der Vergleich ordnete Folgendes an: gemessen von den beiden genannten Steinen sollen 25 Ellen von jetzt an zu Kummerlev Mark gehören, so dass eine gerade Linie, die im Volksmunde „tribømt“ heißt, nach Süden verläuft bis zu dem alten Pfahl, wo jetzt kleine Büsche stehen, und dann bis zum Pfahl westlich von Nybo, dann entlang einer geraden Furche bis zum Bach, zu allen Zeiten als Grenze zwischen erwähntem Ornum und erwähnter Flurgrenze gelten soll … recta linea … inter dictum ornum et dictum marckeschiel perpetuo haberetur (Dipl. Dan. und DRB, 2:3, Nr. 290).
Aus dem Brief vom 13. Mai 1288, in dem der Herzog Valdemar II. Eriksen von Jütland das Urteil bestätigte, geht hervor, dass dieser vier namentlich genannte gute Männer (Herren) mit Gefolge zum Tatort geschickt hatte. Die Schlichter hatten zwischen den Parteien geschlichtet, die somit nicht gegeneinander prozessieren mussten: Noueritis quod super litigio, quos inter religiosos uiros monachos Loci Dei ex una parte, et compossessores de Kumleth marck ex parte altera de dictorum monachorum ornum, et dictorum compossessorum marckeschiell mouebatur, nos ad mandatum domini nostri ducis ad locum ubi lis erat personaliter accedentes una cum discretis uiris Nicholao Iacob … (Dipl. Dan. 2:3, nr. 292). Laut JL I 46 musste der Besitzer in Streitfällen mit Geschlechtsernannten beweisen, dass es sich um sein Ornum handelte und dass dieses Stück Land nicht bei der Dorfvermessung berücksichtigt werden musste: wittæ hin thær i hæfth hauær mæth næuænd i kyn, at thæt ær hans ornum oc a æi at skiftæs til by. Die Geschlechtsernannten waren Eidhelfer bei einer bestimmten Form des Teileidverfahrens und sind hauptsächlich aus dem jütländischen Rechtsbereich bekannt. Bei diesem Verfahren konnte der Kläger unter den Verwandten des Angeklagten bis zu einem gewissen Verwandtschaftsgrad die Eidhelfer auswählen, die in dieser Angelegenheit schwören sollten. Laut VSL ÆR 197 und SL 72 mussten Klagen bezüglich Dorf- und Ornumgrenzen genau wie Flurgrenzen behandelt werden, und dazu mussten zwölf Alte oder andere glaubwürdige Dorfmänner vor Gott auf die Grenzen schwören: Skil nokær by with annæn, om annæn markæ skæl, tha a man at næfnæ tolf gothæ mæn af bygdæn thær til, oc the swæriæ markæ skæl thær ær the uiliæ, se the for guth hwat the gøræ (VSL). Skil by ui¼ær annær um markæ skial, ællær ui¼ær ¼orp, ¼a skal næfnæ til tolf mæn ¼e ær aldungæ æræ i bygdin, ok latæ suæriæ ma[r]kæ skial, ¼ær sum ¼e uiliæ ok ¼e ¼ore fore gu¼i. Skil ok mæn i by um urnummæ ok andræ ior¼, ¼a ær ¼ættæ sammæ ræt ok loh (SL).
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Weder VSL noch SL erläutern den Begriff Ornum näher. In ASP 33, dem Kommentar zu SL 72, heißt es jedoch, dass Ornum aufgrund seines Ansehens nicht gemeinsam mit anderen Grundstücken geteilt werden durfte: terra, que hornome vulgariter appellatur, quam quasi precipuam ad diuisionem venire cum aliis non permittit priuilegium dignitatis. Anscheinend besaß Ornumland also bestimmte Vorteile gegenüber anderen Grundstücken, aber dass es besonders gekennzeichnet werden musste, wie in JL I 46 angeführt, geht aus den anderen Rechtsbücher nicht deutlich hervor. JL I 46 verlangt nicht nur die Sondereinhegung und Kennzeichnung des Ornums, sondern auch ein hohes Alter (aus Arilds Zeiten): Ær ornum i by, tha skal hun wæræ af arældær. Laut JL konnte man ein Ornum also nicht neu anlegen, sondern musste es schon seit langer Zeit besessen haben. Eine genaue Altersangabe wird nicht gemacht, aber die Hauptsache war, dass dieses Land in Jütland altes Eigentum war und kein neu dazugekauftes oder neu einbezogenes Grundstück sein durfte. Die letzte Angabe in JL über das Ornum besagt, dass der Bauer alleiniger Besitzer sein musste. JL III 53 berichtet, dass ein Schlächterneiding (jemand, der absichtlich Vieh tötete) sowohl dem König als auch dem Bauern Bußgeld zahlen musste. Es sei nämlich Vorsatz und nicht Zufall, rechtmäßig angebundenes Vieh im Ornum des Bauern zu töten: For thy at thæt ær wald oc æi wathæ at dræpæ thæt fæ thær laghæ haft hauær a sik oc stæær i bondæns ornum thær han a enæ. Daraus wird nochmals ersichtlich, dass Ornum ein Stück Sonderland war, das nicht in die Anbaugemeinschaft eingegliedert war, sondern dem einzelnen Bauern zur alleinigen Verfügung stand.
Ursprung des Ornum Poul Meyer weist darauf hin, dass die Besitzer dieser Ornumgrundstücke eine solche soziale Stellung oder Machtposition gehabt haben müssen, die es ihnen ermöglichte, das Sonderrecht aufrechtzuerhalten in einer Zeit, in der das gesamte Dorfland vermessen wurde (Meyer 1949, 330). Die gleiche These vertritt H. Larsen. Nachdem er etliche mittelalterliche Grundbücher und die Flurbücher einiger dänischer Dörfer untersucht hatte, kam er zu dem Schluss, dass vor allem die Krone und der König Ornum und Ornumhufe besaßen, aber auch der Bischof von Roskilde und andere hochgestellte Männer und Frauen (Larsen 1918, 268 ff.). Larsen vertritt außerdem die Ansicht, dass die Ornumgrundstücke den Dörfern häufig ihre Namen gegeben haben und somit vor den Dorfgrün-
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dungen existiert haben müssen. Er fand allerdings auch Hinweise darauf, dass die Ornumgrundstücke eher eine sekundäre Rolle im Dorf spielten. Dass er in den Torpsiedlungen nicht viele Ornumgrundstücke nachweisen konnte, deutet darauf hin, dass Ornumland sehr alt war (Larsen 1918, 268). Neben der Aussage von JL, dass Ornum aus Arilds Zeiten stammen musste, gibt es vereinzelte Hinweise, dass dieses Sonderland sehr alt war. Zum einen enthalten die Rechtsbücher VSL und SL identische Regeln darüber, wie Erbbauern oder Alte auf die Grenzen des Ornums schwören mussten. Zum anderen wird der Begriff ornum in sämtlichen Handschriften verwendet. Bis auf wenige Variationen ist die Schreibweise in allen Rechtsbüchern identisch: ornummæ, ornimæ, orffnum, ornummæ. In den übrigen, in lateinischer Sprache geschriebenen Mittelalterquellen benutzt man ornum oder ornummæ, eine Bezeichnung, die im Laufe der Jahrhunderte unverändert blieb. Ornum ist also ein bleibender Begriff, der vom Niederschriftzeitpunkt bis in die Zeit der Flurbereinigung unverändert verwendet wurde. In der recht jungen Handschrift von VSL YR, Thott 1161 von ca. 1550, finden wir eine Beschreibung des Ornums als ein mit Stöcken und Steinen von den übrigen Grundstücken abgegrenztes Stück Land: Ornumme iordt er then iordt som er aff pellet met stock oc sten fran then iordt som brugelig er y marcken. Es konnte auch ein brachliegendes, abgetrenntes Grundstück sein: … øde fraskiildt iordt som kallis ornumme iordt … iordt som aff steckett er oc øde ligger fran anden iordt. Diese etwas jüngere Beschreibung von Ornum als öde, abgetrennte Fläche, ist sicherlich nicht so zu verstehen, dass es Brachland war, sondern ein von der übrigen Dorfflur getrennt (öde, einsam) liegendes Grundstück. Es handelt sich um eine etwas umständliche Umschreibung für ein Grundstück, das nicht zusammen mit dem übrigen Land des Dorfes vermessen war. Was den Ursprung des Ornums betrifft, so kommen wir kaum weiter als die früheren Forschungen, deren Ergebnisse besagen, dass Ornumgrundstücke Sonderstatus hatten und recht früh in den Besitz von größeren Grundbesitzern übergingen. Meiner Theorie zufolge, die sich in der Praxis jedoch nicht nachweisen lässt, hatten die örtlichen Großbauern, die bereits aus dem 3.–4. Jahrhundert bekannt sind, die erforderliche Macht und die Position, um größere Flächen zu roden und zu kultivieren.
Stuf Bis 1283 ist das Wort Stuf nur aus dem jütländischen Rechtsbereich bekannt, und es kommt nur in Verbindung mit Sonderkaufland vor. In Jyske Lov kommt Stuf in folgenden Kontexten vor:
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1. Vermessung von Dorf, Stuf und Sonderkaufland, die hinterher reguliert werden muss. 2. Ein Dorf wird nach der Sonnenteilung vermessen, es gibt Probleme mit Kirchenstuf oder Sonderkaufland. 3. Streitigkeiten wegen Flurgrenzen, Einforderung von Stuf. Erworbenes Stufland wird mit Geschlechtsernannten eingeschworen. 4. Nur am Dorfplatz angrenzendes Stufland musste eingehegt werden. 5. An Stufland musste kein Zaun gezogen werden. Vor der schriftlichen Niederlegung der Gesetze war Stuf im Gegensatz zu Ornum kein anerkannter oder häufig verwendeter Begriff. Lediglich JL verwendet das Wort, und die Schreibweise in den verschiedenen Handschriften variiert sehr stark. In VSL und SL kommt das Wort Stuf gar nicht vor, aber es ist vom Handel mit Sonderkaufland die Rede. In VSL ÆR 204 und SL 76 finden sich gleichlautende Regeln bezüglich des Beweisrechts bei neuerworbenem Land. Es wird beschrieben, wie eine Person beweisen musste, das sie oder ihre Vorfahren Land im Wert von 1 Öre oder mehr erworben hatten: repæ, um ¼u uilt; iak ællær mini forældræ hafa fangit af ¼inni ior¼o øræs land – ællær meræ ællær minni –. Dieses Sonderkaufland musste nicht mit vermessen werden, wenn man bei der Vermessung des übrigen Hufenlandes sein Recht auf das Grundstück kundtat: ok ¼æs uil iak æi mistæ foræ minæ hæf¼ saka, huat hældær ¼æt gar til ¼in mæ¼ repæ ællær æi. Laut JL I 49 wurde Stuf dem Sonderkaufland gleichgestellt, wenn eine Vermessung des Dorfes verlangt wurde. Wollte jemand beweisen, dass ein Stuf oder ein anderes Stück Land mit Sonderstatus in der Dorfflur oder im Dorf ihm gehörte, musste er jedoch zulassen, das es mit vermessen wurde. Danach sollte dem Besitzer so viel Land zugeteilt werden, wie er vor der Vermessung mit Sonderrecht besessen hatte: Æn hwa sum will wittæ sæk til stwf æth seer køøp i nokær deld æth i by latæ tho reep gangæ oc hauæ tho swo mykæt sum han hafthæ førræ æn han fæk enkæ køp æth stwf. Mehrere der übrigen Handschriften enthalten das Wort thær und nicht førræ wie in der Haupthandschrift, was übersetzt bedeuten muss, dass der Besitzer des Stufs oder des Sonderkauflandes nach der Vermessung genauso viel Land haben sollte, wie zu der Zeit, als er oder seine Vorfahren das betreffende Sonderland erhalten hatten. Das Wort førræ gibt diesem Teil des Kapitels eine ganz andere Bedeutung. Demnach erhielt der Stufbesitzer nach der Vermessung nur so viel Land, wie er vor dem Erwerb des Sonderlandes besessen hatte. Dadurch wurden Stuf und Sonderkaufland zusammen mit der ursprünglichen Hufe vermessen, und danach war es eine private Angelegenheit zwischen Verkäufer und Käufer (und keine Dorfangelegenheit), die Grundstücke nach der
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Vermessung wieder auszugleichen. Damit sind wir wieder bei der etwas komplizierten Diskussion aus SL und VSL, die sich mit der Anerkennung von verkauftem Land befasst und der Frage, inwiefern dieses Land dem neuen oder alten Besitzer zusteht. In JL I 49 scheinen in dieser Diskussion beide Rechtschichten vertreten zu sein. In der Haupthandschrift NkS 295,8 von 1325 finden wird das Wort førræ, während die vermutlich etwas ältere Flensburger Handschrift thær verwendet. Es gibt keine logische Erklärung für die wechselnde Verwendung von førræ und thær in den älteren Handschriften, in den jüngeren wird durchgängig thær verwendet. Man kann daraus schließen, dass JL I 49 zu einem Zeitpunkt entstand, als immer noch Zweifel darüber herrschte, wie man sich in Verbindung mit der Vermessung des in Hufen eingeteilten Landes zu veräußerten oder verschenkten Grundstücken verhalten sollte. Die Diskussion über das Verhältnis von Stuf und Sonderkaufland bei der Vermessung der Dorfhufen muss aus derselben Zeit stammen wie die Diskussion über Landverkauf, die wie bereits erwähnt Mitte des 12. Jahrhundert entstand. Die vielen Schreibfehler in den ältesten Handschriftengruppen, wo Varianten wie stuuph, stufth, stuth, scugh und skift zu finden sind, zeugen von einer gewissen Unsicherheit über dieses Wort. Außer Jyske Lov von 1241 gibt es keine schriftlichen Quellen, die das Wort Stuf als Bezeichnung für verkauftes Sonderland verwendet. Dagegen gibt es ab ca. 1160 zahlreiche belegte Handelsgeschäfte mit Sonderland, dessen Größe scheinbar weder nach Hufen noch nach der Goldschätzung gemessen war. Um 1164 tauschte Bischof Absalon Ländereien mit dem Kloster in Esrom. Das Land, das der Bischof abgeben wollte, war scheinbar kein vermessenes, hufengeteiltes Land, sondern eine größere Fläche, die von einem Graben umgeben war, der die Größe angab. Der Brief beschreibt, dass diese Scheide (der Graben) „vom genannten Tal ausgeht, dann von dem Tal mit dem angrenzenden Moor einen Bogen schlägt, indem ich die Feldgrenze hier und da wie dieses Moor sich schlängeln lasse, bis nach Vrangebæk von Damsmose bis zu einem Heidemoor, hoch nach Traneholm bis nach Dambæk im Osten, von Dambæk bis nach Videbæk, weiter nach Vasebæk, nach Süden zum Tal Ulriksø und danach nach Egemose … Diesen Wald, diese Ebene und diese Äcker, die sich innerhalb der Feldgrenzen befinden, haben die Brüder des Marienklosters in Esrom aus meiner Hand empfangen, mit üblicher urkundlicher Übertragung und bei voller Öffenlichkeit“: … Siluam, planiciem, culta que infra hos concluduntur terminos, susceperunt de manibus meis fratres sancte Marie de Esrom uulgari scotacione et plena collacione“ (DRB, I:2, Nr. 162; Dipl. Dan. 1:2, Nr. 162). Hier wird dem Kloster ein ansehnliches
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Grundstück übertragen, das sowohl Wald als auch brachliegendes Land umfasst, und die Frage bleibt offen, ob die Bezeichnung Stuf für diese besonders markierte Fläche in diesem Kontext überhaupt verwendet werden kann. Am 6. 2. 1180, fünfzehn Jahre später, lässt Valdemar der Große das Kloster St. Knud in Odense von allen königlichen Abgaben und Steuern befreien. Es wird speziell erwähnt, dass dies für alle Besitztümer der Kirche und der Brüder gilt, für Liegenschaften in Dörfern, Wäldern, Sonderland (prediis) oder Wiesen und andere Arten von rechtmäßig erworbenem Besitz: … ut uniuerse ipsorum possessiones. siue in uillis. siluis. prediis. pratis. siue in aliis quibuslibet rerum generibus. quas regum episcoporum aliorumque fidelium. Largicione pecu[nie] empcione. seu terrarum cambicione … cum idoneo testiommi iure exactionario (Dipl. Dan. 1:3, Nr. 89). Das Sonderland wird nicht näher beschrieben, und man weiß nicht, ob es besonders gekennzeichnet waren. Einige Monate später wurde der gesamte Grundbesitz jedoch von Bischoff Absalon auf „30 Hufen, entweder in Dörfern, Wäldern, Sonderland, Wiesen oder Äcker“ geschätzt (DRB I:3, Nr. 90). Die Sondergrundstücke prediis waren also miteingeschlossen. Einige Jahre später (ca. 1182) erwarb das Kloster Ryd einige Stücke Land in Dørpum Mark in Schleswig. Eines dieser Grundstücke erstreckte sich über einen markierten Bereich namens Porskiel bis zu dem Stein am Ende des Ackers von Fedder Guthang; nach Osten reicht es von dem erwähnten Hügel bis zum Stein und dann entlang des Grabens, Sidivang genannt, bis zu dem Pferch Lith: a praedio Porskiel … versus orientem a dicto monte ad lapidem per fossum, qui dicitur Sidivandung trans clausuram, quæ dicitur Lith (Dipl. Dan. 1:3, Nr. 110). Hier werden mehrere nicht nach hufenvermessene Grundstücke erwähnt, und in diesem Zusammenhang ist also auch die Rede vom markierten Bereich Porskiel und dem Pferch Lith, an den das Stück Land grenzt. Um 1190 bestätigte Erzbischof Absalon den von den Bischöfen Radulf, Stefan und Omer an das Kloster Løgum übertragenen Grundbesitz. Alle Liegenschaften in Dörfern, Sonderland, Wälder, Wiesen, Mühlen und Angelgewässer … in uillis, in prediis, in siluis, in pratis, in molendinis, in piscaturis … (Dipl. Dan. 1:3, Nr. 164). Papst Coelestin III. bestätigte vier Jahre später die Besitztümer des Klosters Æbelholt, die sich aus etlichen Dörfern, Höfen und Mühlen, aber auch einigen nicht spezifizierten Liegenschaften zusammensetzten, wie ein Grundstück in Sigerslev Vester … ein Grundstück in Holt mit Wäldchen, ein Grundstück in Tollerup mit Wald, ein Grundstück in Fredtofte … terram de Særsløue … terram in Holt … terram in Tollerup … terram in Frithtoph (Dipl. Dan. 1:3, Nr. 203). Die Bestätigung der Besitztümer des Schleswiger St. Michaelklosters vom 31. 3. 1196 (König Knud VI.) umfasst neben etlichen Dörfern und
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Hufenanteilen aus anderen Dörfern auch einen „Acker auf dem Feld, das Stubbe genannt wird und deutlich mit einem Graben abgesteckt ist“: … et unius culturam aratri in loco, qui Stubba nuncupatur et est notabili fossatura circumductus … (Dipl. Dan. 1:3, Nr. 216). In den Anmerkungen zu diesem Passus führen die Herausgeber von DRB an, dass es sich hier um ein Stück Ornum handeln muss. Meiner Ansicht nach kann es sich auch um ein besonders gekennzeichnetes Stück Stufland handeln, auch der Name Stubbe, eine leicht verfremdete Form des Wortes Stuf, wie es auch aus den Handschriften zu den Landschaftsrechten bekannt ist, könnte darauf hindeuten: stw, stiuit, stuuf, stuup, scugh etc. (JL I 55). In der darauffolgenden Zeit werden solche nicht hufenvermessenen Grundstücke bei der Goldschätzung nur über ihre Größe definiert. So übereignete Bischof Peder Vognsen am 14. 11. 1203 dem Dom von Århus einige Liegenschaften, u.a. ein Grundstück in Ølgod, für 1 Mark Gold … ein Grundstück für sechs Mark Silber in der Gemeinde Holme: Terra in Ølguth, ualens marcham auri … Terram autem ualentem sex marchas argenti in parochia Holmæ contulimus eidem ecclesie (Dipl. Dan. 1:4, Nr. 82) Eine andere Art der Größenangabe bei Sonderkaufland sehen wir beim Grundstückstausch des Klosters Sorø mit dem Kammermeister Jens von Pedersborg 1205, bei dem etliche ganze, halbe, viertel und achtel Hufen aus Dörfern im zentralen Seeland, die zusammen mit einem Grundstück in Langerød für dreieinhalb Ørtug den Besitzer wechseln: … in Langeruth terram reddentem tres solidos et dimidium … (Dipl. Dan. 1:4, Nr. 104). Dieselbe Art der Wertangabe verwendete man in 1215 in einer Angelegenheit zwischen dem Bischofsitz Århus, welcher der Domkirche Århus einige Besitztümer vermachte, unter anderem ein Grundstück im Wert von sieben Mark Silber, das der Bischof Ebbe aus Århus dem Herrn Bischof Skjalm abkaufte: … et terra ualente vii marchas argenti … (Dipl. Dan. 1:5, Nr. 66). Obwohl die Grundstücke nur Teile einer oder mehrerer Hufen, vermutlich ohne zugehörige Hofstätten darstellten, wurde es jetzt also möglich, bei Grundstücksübertragung die Größe (Schätzung) näher zu präzisieren. Im Sprachgebrauch fehlte aber noch eine besondere Bezeichnung für diese verkauften Flächen. Erst ab ca. 1230 findet sich das Wort Stuf in den erhaltenen Schriftquellen. So bezeugte Bischof Gunner aus Ribe, dass Herr Jens Tollesen seine Besitztümer in Søllested Mark zu einem festgelegten Preis an die Mönche in Løgum urkundlich übertragen hatte – Grundstücke auf dem Dorfplatz, aber auch andere Ländereien, mit Ausnahme eines Stücks Stuf: Johannes Tollisun monachis de Loco dei, quicquid habuit in Sylstedt march tam in forta quam in aliis terris exepto stuff, pro certo precio scotauit (Dipl. Dan. 1:6, Nr. 117).
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Gut 40 Jahre später (am 5. 12. 1279) findet der Begriff in einer Streitangelegenheit Verwendung. Ein Streit zwischen Mark Bondesen und dem Kloster in Løgum über ein Stück Stufland endete schließlich damit, dass der Erstgenannte seine Forderung, ein Stück Land als Stuf ausgewiesen zu bekommen, aufgeben musste: Preterea cum Nichles Iacobssun sindicus predicti monasterii existens, domino March ex parte predicti abbatis et conuentus pro quodam Stuff terre … (Dipl. Dan. 2:2, Nr. 388). Der erste protokollierte Handel mit Stufland im östlichen Dänemark wird in einem Brief vom 12. 3. 1283 erwähnt. Niels Mathiesen aus Ishøj überließ dem Kloster St. Clara in Roskilde für sechzehn Ørtug terra in censu sowie „drei Grundstücke, die auf Dänisch Stuf genannt werden“: terras sedecim solidorum in censu et tres particulas terre que stuuæ Danice nominantur (Dipl. Dan. 2:3, Nr. 60). In diesem Fall wird deutlich, dass der Stufbegriff nicht mehr nur im jütländischen Rechtsbereich vorkam. Laut JL musste Stuf nicht aus „Arilds Zeiten“ sein, es wird aber davon gesprochen, dass es ein älterer, von den Vorfahren geerbter Besitz sein konnte. Der wichtigste Punkt bestand also darin, dass Stuf im Gegensatz zu Ornum den schon vorhandenen Besitz ergänzen konnte, entweder durch Zukauf oder als Seelgabe, obwohl dies bei der Dorfvermessung zu Problemen führen konnte. Stufland konnte aber auch ein recht hohes Alter haben. Am 27. 11. 1312 bestätigte Herzog Erik II. von Jütland ein Urteil einer Gruppe von Geschlechtsernannten. Es ging um Stufland, das seit 120 Jahren, also schon vor 1192, im Besitz der Mönche des Klosters Ryd gewesen und mit einem Graben markiert war. Als der Bevollmächtigte des Bischofs aus Schleswig und elf andere Eidhelfer die Eigentumsverhältnisse der mit Graben markierten Ländereien und die korrekte Lage der Flurgrenze bestätigt hatten, wurde ihr Besitz rechtskräftig gemacht: … in debito loco et nichilominus impetere eorum stuff querela hoc est kallæ a stuff et si tune defenderint illud stuff suorum iuramento cognatorum antequam ueridici iurauerint tenebunt illud quamuis markskæl iuretur de loco dummodo sit circumdatum lapidibus uel fossatis … omnes terras quas monachi in Rureregio circumfoderunt et in eorum possessione centum uiginti annis et ultra habuerunt pacifica et quieta … (Dipl. Dan. 2:6, Nr. 474). Größe und Struktur von Stuf- oder Sonderkaufland lassen sich natürlich unmöglich festlegen. Die gekauften oder verkauften Ländereien konnten stark variieren, von einem einzigen Acker bis zu mehreren Liegenschaften und größeren Landbereichen. Die Gemeinsamkeit dieser verschiedenen Arten Sonderkaufland lag darin, dass sie nicht bei der Hufengröße des Hofes berücksichtigt wurden. Vermutlich war das einer der wichtigsten Gründe für die Abschaffung der Hufe als Maßeinheit, denn mit dem aufkommenden Grundstückshandel war sie nicht länger zeitgemäß.
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Somit galt die Goldschätzung als geltende Liegenschaftsschätzung. Sie basierte auf der Größe der jährlichen Aussaat der jeweiligen Höfe, ohne dass zwischen vermessenem Hufenland oder Stuf, Ornum und Sonderkaufland unterschieden wurde. So fielen die Goldschätzungen der einzelnen Dörfer leider auch sehr unterschiedlich aus, denn die Größe der Aussaat richtete sich nach der Art des Anbaus: stationärer Ackerbau, Zwei- oder Dreifelderwirtschaft (P. Rasmussen, KLNM 5, 585–92). Was die Größe der veräußerten, gekennzeichneten Grundstücke Stuf und Sonderkaufland betrifft, so ist bemerkenswert, dass die zuvor erwähnte Übertragung dreier Grundstücke an das Kloster St. Clara 1283 weder Größe noch Schätzwert der Liegenschaften festlegte, was bei den ansonsten übertragenen Ländereien der Fall war. Auch die Übertragung einiger Ländereien von König Erik Menved an den Bischof Oluf von Roskilde am 6. 9. 1319 fand ohne Größenangabe statt. Es wurden zahlreiche gold- und steuergeschätzte Hufen aus seeländischen Dörfern abgegeben sowie ein Stück Stufland aus Pikkæbol mit Äckern, Wiesen, Weiden, Wäldern und Gewässern: in Pikkæbøl unum stuuf terrarum cum agris, pratis pascuis, siluis, aquis, piscaturis … (Dipl. Dan. 2:8, Nr. 146). In den mittelalterlichen Flurbüchern des Domkapitels Århus werden im ältesten Buch von 1313 verschiedene Stufländereien der Domherren aufgezählt: ein Stuueland in Torup Mark, in Surekær ein Stuuækøp entsprechend 5 Silbermark, außerdem wird erwähnt, dass die Kirche von Tilst in 6–7 Dorffluren nicht näher definiertes Stuuf iordt besaß. Der Stufkauf in Surekær wurde entsprechend 5 Silbermark geschätzt, aber nicht selbst mit dem genannten Betrag bewertet (Århus Domkapitels Jordebog III, 30).
Flurgrenzen und Stuf In JL II 21 geht es darum, wie Streitigkeiten bezüglich Flurgrenzen gelöst werden konnten. In diesem Zusammenhang werden auch die Eingrenzungsprobleme bei Stufland berücksichtigt. Die Wahrmänner mussten per Eid auf die Flurgrenze schwören und diese festlegen. Die Grenze musste dann mit gestapelten Steinen oder Stökken markiert werden: Skil mæn vm markæ skial tha vghæ the sannænd mænd af thæt hæræth at staplæ antugh mæth stok æth mæth steen oc swæræ sithæn i thæt stath thær skialnæth ær at the hauæ gørth ræt. Hatte ein Dorf einem anderen Stufland verkauft, konnte es schnell zu Streitigkeiten über die Flurgrenzen mehrerer Ortschaften kommen. Laut JL musste man sein Stufland verteidigen, indem man seinen Anspruch dar-
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auf geltend machte: kallæ a stwfkøp oc gangæ with markæ skial fyrræ æn sworæt worthær vm, tha wæri the theræ køøp mæth kyns næuænd of thæt ær mærkt mæth sten æth mæth gryft tho at markæ skial swæræs af stath. Die Flurgrenze musste akzeptiert und das gekaufte, mit Steinen oder Gräben markierte Land durch Geschlechtsernannte verteidigt werden. In den verschiedenen Handschriftengruppen finden wir teilweise unterschiedliche Schreibweisen und verschiedene Wörter für den Kauf von Stuf, wie stufækøp, iorth køb, scuff køp oder einfach nur køøp, während die Bezeichnung für die Flurgrenze relativ einheitlich markeskil oder marceskial lautet. In JL II 21 herrscht jedoch kein Zweifel darüber, dass Stufland zugekauftes Land war und nicht wie Ornum durch Generationen vererbtes Sonderland. Trotzdem war dieses angekaufte Land ähnlich wie Ornumland mit gestapelten Steinen, Pfählen oder einem Graben zu markieren. Das Kapitel endet mit folgender Information: Wenn man die Flurgrenze nicht akzeptierte und seinen Anspruch nicht geltend machte, bevor die Wahrmänner eine Flurgrenze definiert hatten, konnten man später keine Ansprüche mehr geltend machen: Æn kallæ the æi a stwf køøp oc gangæ æi with mark skial fyrræ æn sworæt ær, tha dughær thæm ækki sithæn theræ a kallænd. Das Kapitel beschreibt noch eine weitere Methode zur Festlegung der Flurgrenze. Der König konnte die Flurgrenze „abreiten“, wobei JL II 21 die Meinung vertritt, dass eine geschworene Flurgrenze zuverlässiger sei, da die nächsten Anwohner am besten Bescheid wüssten, wo die Flurgrenze verlaufen solle: Warlær ær tho at markæ skial swæræs æn rithæs for thy at thæm ær e kynnixt af thær næst sittæ. Aus der Zeit vor der Niederschrift der Rechtstexte ist lediglich ein einziges Zeugnis über das Abreiten der Flurgrenze bekannt. 1158 schenkte König Valdemar der Große dem Kloster Esrom den Wald Villingehoved. Aus diesem Grund befahl er dem Bischof Absalon und seinem Verwandten Sune, den Wald aufzuteilen und die Grenzen abreiten zu lassen, wie es Sitte war: … domnoque Absaloni episcopo Roskeldensi, et Sononi cognato eius iubendo iniunxi, ut diuisionem et certos terminos de silua illa equitando sicuti moris nostri est facere curarent. Weiter heißt es, dass die Grenze von Wichinbrot im Osten bis zum Hornbæk See, dann zum Bach Hornbæk, weiter zum Meer und von da aus nach Villingebæk verlief (Dipl. Dan. und DRB 1:2, Nr. 128). P. J. Jørgensen ist der Meinung, dass die Befugnisse des Königs, die Flurgrenzen abreiten zu lassen, zu diesem Zeitpunkt recht neu gewesen sein müssen. JL steht dieser Prozedur skeptisch gegenüber und führt u.a. an, dass keine Flurgrenze ohne vorherige Ankündigung abgeritten werden dürfe, damit alle Beteiligten Bescheid wüssten. Entweder schworen die Wahrmänner nach besten Wissen und Gewissen auf die Grenzen (falls diese jedoch schon vorher eingeschworen worden waren und die damaligen Wahrmänner noch
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lebten, sollte alles so bleiben wie damals festgelegt), oder der König ließ die Grenze abreiten. Eine Stufvermessung kam dann in Betracht, wenn ein hufenvermessenes Dorf nach der Sonnenteilung neu vermessen werden sollte. JL I 55 schreibt vor, dass in diesem Falle jeder vor der Vermessung seine Ansprüche auf Besitztümer im gesamten Flurbereich aufgeben musste, außer bei Ornum, Kirchenstuf oder Sonderland, von dem man nicht wusste, von welcher Parzelle es abgezogen werden sollte: Gæær solskift a by tha skal hwar man vp givæ siin hæfth vm all mark vtæn thæt ær ornum oc kirkistuff æth nokær mansz enkæ køøp, thær man wittæ æi hwæm skærthæ skal. Dass die hier erwähnten Sondergrundstücke, Kirchenstuf und Einzelkaufland Ornum gleichgestellt waren, das ja unter keinen Unständen vermessen werden durfte, lag daran, dass man nicht wusste, von welcher Parzelle der hufenvermessenen Dorfmark dieses Sonderland abgezogen werden sollte. Eine solche Situation konnte in Dörfern entstehen, in denen die Landvermessungen schon vor Jahren geschehen waren und sich niemand mehr erinnern konnte, woher die Grundstücke ursprünglich stammten. Dies führte im äußersten Falle dazu, dass der durch das Sonderland entstandene „Verlust“ auf alle Besitztümer verteilt werden musste, während unter kontrollierten Verhältnissen Stufland dem richtigen Grundstück hinzugefügt bzw. von diesem abgezogen werden konnte. Wenn es sich, wie im Rechtstext beschrieben, um Kirchenstuf handelte, konnte dies bedeuten, dass alle Hofstätten eines Dorfes Land an die Kirche übertragen mussten, obwohl ursprünglich vielleicht nur ein Grundbesitzer Land an die Kirche übertragen hatte. JL I 55 erwähnt außerdem, dass man ein Stück Dorfland, das Stuf umfasste, weder vergrößern noch verkleinern durfte: ængi deld thær stwf liggær i mughæ mæn antugh økæ æth minskæ. Dies ist wohl darin begründet, dass wenn man diesen Teil der Dorfmark verkleinerte oder vergrößerte, indem man das Stufland nicht vermessen ließ, der Besitzer des Stuflandes Probleme bekam, denn er konnte nicht beweisen, von welchem Grundstück das Stufland ursprünglich stammte. Es durfte also nicht mit vermessen werden, denn sonst würde der Besitzer bei der Vermessung einen zu kleinen Landanteil zugeteilt bekommen ohne die Möglichkeit, sein ursprüngliches Stufland zurückzuerwerben. Solche Stufgrundstücke bildeten vermutlich die Grundlage für die Pfarräcker, die ab dem frühen Mittelalter zu den einzelnen Pfarrkirchen gehörten. Diese Struktur verschwand jedoch im Laufe der Jahre, da die Pfarräcker nach und nach mit den übrigen Grundstücken des Dorfes vermessen und zusammen mit diesen bewirtschaftet wurden. Karl-Erik Frandsen rekonstruierte mittels Analysen der Flurbereinigungskarten und Flurbücher solche
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ursprünglichen Pfarräcker, die noch bis ins 17. Jahrhundert ihren Sonderstatus behielten. So liegen die insgesamt 12 Stufäcker des Pfarrhofes von Brarup auf der Insel Falster zwischen den Hofäckern der gemeinsamen Felder der Dorfflur verteilt, wobei sowohl die Form der Grundstücke als auch ihre Lage auf eine viel ältere Ackerstruktur hindeuten: „Der Gedanke liegt nahe, dass die Stufgrundstücke ein Relikt der üblichen Ackerstruktur aus der Zeit vor der Schaffung der langen, vermessenen Äcker darstellen“ (Frandsen 1989, 275). In vier weiteren Dörfern auf Falster (Vålse, Nørre Alslev, Gunderslev und Falkerslev) waren die Pfarräcker 1682 ausschließlich Stufland, während in sechs weiteren Dörfer eine Mischung aus Stufland und vermessenen Äckern zum Pfarrhof gehörte. In den insgesamt 16 untersuchten Dörfern der Insel gehörten jedoch meistens übliche vermessene Äcker zu den Pfarrhöfen. Das diese Pfarrhofstufäcker im Vergleich zu den hufenvermessenen Langäckern die primäre Struktur darstellen, ist im Dorf Eskildstrup gut nachvollziehbar, wo sich die vermessenen Pfarräcker auf das Jahr 1585 datieren lassen, während das Stufland viel älter ist. Aber auch in den übrigen Dörfern scheint dies die Primärstruktur gewesen zu sein (Frandsen 1981, 34). Meiner Ansicht nach ist diese in der Praxis erprobte Theorie der Stufgrundstücke als Relikte einer älteren Ackerstruktur glaubhafter als eine frühere Theorie, die besagt, dass diese Sondergrundstücke sehr viel später entstanden, als der Kirche unbestellte Grundstücke zwischen den Langäckern des Dorfes zugewiesen wurden (Gissel 1979). Größe, Form und Lage der Stufgrundstücke sprechen ebenfalls dafür, dass es sich um ursprüngliche, reguläre Grundstücke handelt, die seitdem nicht wie die übrigen Äcker des Dorfes durch das Sonnenteilungsverfahren in kleinere, schmälere Äcker aufgeteilt wurden. Auch in JL I 55 erkennt man eine große Unsicherheit gegenüber dem Wort Stuf. Die Haupthandschrift erwähnt kirkistuf und enkæ køøp, während die anderen zeitgleichen Handschriften Wörter wie stiuit, scugh, serdelis, enæ, enkith, køpæ iorth oder einfach køøp verwenden. Man versuchte also, ein schon länger bekanntes Phänomen zu beschreiben, aber es war schwierig, einen gemeinsamen Begriff für diese durch Verkauf, Übertragung oder Erbschaft entstandenen Grundstücke zu finden. Da Stuf als Begriff in den älteren Rechtsbüchern unbekannt ist und JL offenbar so neu ist, dass hier große Unsicherheit über die Verwendung dieses Begriffs herrscht, lässt sich mit großer Sicherheit daraus schließen, dass das Wort Stuf erst kurz vor der Niederschrift von JL in die Sprache eingeführt wurde, möglicherweise auch zur gleichen Zeit, da in der Rechtssprache eine gemeinsame Bezeichnung für diese Sondergrundstücke fehlte.
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Zusammenfassung: Ornum und Stuf Ornum war die Bezeichnung für ein Grundstück mit Sonderstatus, das nicht zu den üblichen hufenvermessenen Grundstücken des Dorfes gehörte und deshalb nicht zusammen mit dem Hufenland vermessen werden durfte. Um sicherzustellen, dass Ornumland stets davon ausgenommen war, schrieb JL vor, Ornum immer mit Steinen, Pfählen oder Gräben zu markieren. Diese markierten Ornumgrundstücke sind aus anderen schriftlichen Quellen recht gut bekannt. Ornum konnte nicht als neues Sonderland geschaffen werden, sondern musste immer „aus Arilds Zeiten“ stammen, und es konnte einem Bauern allein gehören. Sowohl in den Rechtsbüchern als auch in älteren oder zeitgenössischen Schriftquellen ist der Ornumbegriff stabil. Es kann also kein Zweifel daran bestehen, dass es sich um einen allgemein anerkannten Begriff handelte. Möglicherweise war Ornumland schon seit der Eisenzeit im Besitz von Großbauern und somit vielleicht Vorläufer der frühmittelalterlichen markierten Ländereien, die zu Gutshöfen gehörten. Der Begriff Stuf ist zum Zeitpunkt der schriftlichen Niederlegung der Landschaftsrechte etwas unklar. Nur JL verwendet das Wort Stuf, was ein deutliches Zeichen dafür ist, dass es sich um ein relativ neues Wort handelt. Bezeichnenderweise herrscht über die Verwendung des Begriffes in den verschiedenen Handschriften auch eine große Unsicherheit, und in vielen Fällen wird klar, dass man die Bedeutung des Wortes eigentlich gar nicht kannte. In JL wird das Wort Stuf den Begriffen Sonderkauf, Landkauf, Einzelkaufland oder einfach Kauf gleichgestellt. Darunter verstand man Land, das durch Kauf oder sonstigen Erwerb den einzelnen Höfen zufiel. Das Erbrecht unterscheidet deutlich zwischen väterlichem Erbland und Kaufland, und die Trennung spiegelt sich unter anderem in der Beschreibung wider, wer das Erbrecht auf welchen Teil des Hoflandes hatte. VSL und SL erwähnen das Beweisrecht bei zugekauftem Land, bezeichnen es aber weder als Stuf noch als Sonderkaufland. Die schriftlichen Quellen aus der Zeit vor VSL und SL kennen das Wort Stuf nicht. Auch im Material des Diplomatarium Danicum (Dipl. Dan.), in dem es um den Handel mit nicht hufenvermessenen Grundstücken geht, wird nicht näher definiert, wie diese Grundstücke zu nennen sind. Erst 1230 findet sich das Wort Stuf im schriftlichen Quellenmaterial, und ab diesem Zeitpunkt entwickelt es sich zu einer allgemein verbreiteten Bezeichnung für Kaufland. Wie Ornum musste auch Stufland mit Stöcken oder Steinen markiert sein. Wurde ein Dorf nach der Sonnenteilung vermessen, musste man selbst dafür sorgen, sein Stufland zu verteidigen, damit es nicht zusammen
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mit dem übrigen Hufenland vermessen wurde. Karl-Erik Frandsen konnte bei seinen Untersuchungen über Pfarräcker auf der Insel Falster nachweisen, dass die größeren, blockartigen Stufgrundstücke älter waren als die für das voll entwickelte Gewannflurensystem charakteristischen Langäcker. Stufland entstand also zu einem Zeitpunkt, als Handel und Erwerb von Grundstücken zum Alltag gehörten. Es war kein Sonderland „aus Arilds Zeiten“ wie Ornum, aber auch kein so junges Phänomen, als dass Stufland schon in Langäcker eingeteilt wurde.
Anbausysteme Saxo berichtet in seiner großen dänischen Landeschronik von ca. 1200 nur wenig über das einfache Leben hinter dem Pflug – die zahlreichen Seiten sind gefüllt mit dem Leben und Sterben der Sagenkönige und Heldentaten. Trotzdem finden sich vereinzelte Betrachtungen über Landwirtschaft und Ackerbau: Mittlerweile wurde Dänemark mehr und mehr zu einem Waldland, denn die Akkerarbeit wurde weniger, und die Pflugfurchen wuchsen zu. Die schöne Grasdecke verschwand fast völlig, das Land war mit hässlichen und dichten Wäldern bedeckt. Auch heute sieht man den Feldern dies an, denn wo vorher fruchtbares Ackerland war, liegen jetzt große Holzstämme, wo vormals die Bauern die Erde tief umgruben und die Grassoden verteilten, wächst heute Wald, der aber noch Spuren der früheren Bewirtschaftung zeigt … Auch findet man in den Wäldern verteilt viele Steinhaufen, die einst verstreut über die Felder gelegen hatten und die von den Bauern gesammelt worden waren. Sie taten dies, um nicht überall pflügen zu müssen, denn lieber verzichteten sie auf ein kleines Stück Boden, als dass der gesamte Acker nur schwer zu pflügen war. Die ganze Arbeit, die diese frühen Bauern ausgeführt hatten, zeigt, dass die urgeschichtliche Bevölkerung zahlreicher war als später, wo man lediglich kleine Äcker hatte und weniger Feldarbeit ausführte. Die jetzigen Bewohner wundern sich, dass ihre Äcker, die früher gutes und vieles Korn brachten, heute nur Bucheckern bringen, und sie wundern sich, dass Pflugsterz und Kornfeld gegen Waldland vertauscht wurde (Saxo I, 336).
Die oben zitierten Zeilen sind interessant, obwohl man Saxos Einblick in landwirtschaftliche Verhältnisse nicht überschätzen sollte. Er erwähnt jedoch, dass die Wälder zu seiner Zeit Spuren von früherer Ackerbewirtschaftung zeigen, also das, was wir heute Rodungssteinhaufen nennen, sowie baumbewachsene Pflugfurchen, und er erklärt mit seiner eigenen Logik, warum man die Steine von den Äckern entfernte. Darüber hinaus kommt er zu dem Schluss, dass die vorgeschichtliche Bevölkerung viel zahlreicher ge-
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wesen sein muss, weil die aufgegebenen Äcker sehr viel größer waren als die der späteren Zeiten, als man sich mit kleineren Äckern innerhalb engerer Grenzen begnügte. Saxo hatte also einen Blick für diese Ackerbauspuren in den tiefen „hässlichen“ Wäldern, und man sollte seinen Betrachtungen zu den Flächenverwendungen seiner eigenen Zeit einige Bedeutung beimessen. Dabei darf man aber nicht außer Acht lassen, dass seine herabsetzenden Worte über die zeitgenössische Landwirtschaft verglichen mit dem Idealzustand früherer Zeiten übertrieben gewesen sein könnten. Mit diesen Betrachtungen im Hinterkopf kann man jetzt die Ergebnisse der Pollen- und Staubanalysen z.B. aus dem süddänischen Hochmoor Abkær Mose näher betrachten. Das Moor wurde in den 1980er Jahren von Danmarks Geologiske Undersøgelse (Dänisches Institut für geologische Untersuchungen) untersucht. Die Pollenkurven zeigen, dass die Landschaft kurz vor 500 n. Chr. ihren Charakter grundlegend verändert, denn die Bewaldung breitet sich in vormals bewirtschafteten Gebieten stark aus, und besonders Buche, aber auch Ulme, Esche und Hainbuche zeigen sich jetzt sehr stark in den Pollendiagrammen. Bis ins 12. Jahrhundert herrschte dieses Bild vor, aber ab dem frühen Mittelalter und bis ca. 1300 werden wieder große Waldgebiete gerodet. Kräuter, Gräser und Feldunkraut zeichnen sich jetzt deutlich in den Diagrammen ab (Aaby 1990, 130 ff.). Aus Holmegårds Mose auf der Insel Seeland gibt es eine C14-datierte Pollenkurve, die eine von bestellten Feldern, üppigen Allmenden und grasdominierten Pflanzengesellschaften geprägte Landschaft zeigt, während der Wald eine untergeordnete Rolle spielt (Aaby 1992, 212). Um 500 n. Chr. veränderte sich die Landschaft – die Offenlandvegetation wich zurück, die Gebiete wurden zu Waldland, und bis ins frühe Mittelalter, als große Waldrodungen stattfanden, war das Gebiet um Holmegård von Wald geprägt. Ähnliche Entwicklungen erkennt man in Pollendiagrammen aus dem See Even Sø bei Præstø auf Seeland und aus dem Wald Næsbyholm Storskov (Aaby 1992, 215). Es gibt aber auch regionale Schwankungen, und so konnte z.B. im Diagramm des Sees Store Gribsø nördlich von Kopenhagen festgestellt werden, dass dieses Gebiet im Großen und Ganzen seit Christi Geburt Waldland war und nur am Rande bewirtschaftet wurde (Aaby 1992, 222). Bent Aaby ist der Meinung, mit seinen seeländischen Pollendiagrammen beweisen zu können, dass es bis ins 2.–3. Jahrhundert n. Chr. ein flächenbeanspruchendes Landwirtschaftssystem mit extensiven Weideflächen gab. Dieses Agrarsystem ist eine Fortsetzung der Landwirtschaft der jüngeren Bronzezeit (Aaby 1992, 229).
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Danach folgte eine Phase von ca. 200 bis ca. 500 n. Chr., wo die früher bewirtschafteten Gebiete von Hasel, Eiche und anderen Trockenbodengewächsen überwuchert wurden. Um 500 n. Chr. steigt die Buchenkurve markant an, also „eine markante Reduktion der landwirtschaftlichen Flächen, und die aufgegebenen Felder gehen in Wald auf“ (Aaby 1992, 232). Diese Fakten werden u.a. so gedeutet, dass ein weniger flächenbeanspruchendes Innen-/Außenfeldsystem die früheren, großflächigen und extensiv bewirtschafteten „celtic-fields“ ablösten. Die Aussage der Pollendiagramme über die Größe der landwirtschaftlichen Fläche ist ggf. etwas unsicher. Aus diesem Grund wurde auch der mineralische Partikelgehalt – Erdstaub – der Moore analysiert. Dieser windverwehte Staub stammt von den umliegenden Feldern, die zeitweise ohne Bewuchs waren. Auch diese Staubdiagramme zeigen, dass die Wälder ab 500. n. Chr. eine dominierendere Rolle einnahmen. Sie zeigen auch, dass der Ackerbau schon ab der späten Wikingerzeit wieder expandiert. Da sich dies in den Pollendiagrammen nicht entsprechend nachweisen lässt, nimmt man an, dass dies an einer Umstellung der Landwirtschaft hin zu intensiverem Akkerbau liegt, was in der späten Wikingerzeit nicht zu einer Vergrößerung der Weideflächen auf Kosten des Waldes führte, sondern eher zu einer veränderten Nutzung der vorhandenen Flächen (Aaby 1990, 130–40). Um im Folgenden die Deutungen dieser Pollen- und Staubdiagramme zu vertiefen, ist es zweckdienlich, zunächst auf die Spuren in der Landschaft einzugehen, die Aufschluss über den Ackerbau in den Jahrhunderten nach Christi Geburt geben.
Celtic fields In den Jahren 1927–39 untersuchte und kartierte Gudmund Hatt eine große Anzahl vorgeschichtlicher Äcker, sogenannter celtic fields, in den jütländischen Heidegebieten. Diese Ackerbereiche sind wie flache, viereckige Becken gestaltet, von breiten, niedrigen Wällen umgeben, und liegen in der Regel in einem unregelmäßigen Muster über ein größeres Gebiet verteilt. Die Funktion dieser von Wällen umgebenen Feldstücke war lange ungewiss. Im vorigen Jahrhundert wurden sie als Strauchgärten, Schanzen aus den Kriegen gegen Schweden, Tanzplätze oder verfallene Häuser mit zugehörigen Hofstättenzäunen gedeutet. Die Flächen mit den Ackerwällen waren jedoch so verbreitet und fanden sich in so vielen Heidelandschaften, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um vorgeschichtliche Äcker handeln musste. Durch seine Untersuchungen konnte Hatt diese Theorie be-
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weisen, u.a. durch seine Ausgrabung der eisenzeitlichen Siedlung Nørre Fjand im westlichen Jütland, wo er unter der Siedlung genau diesen Ackertyp fand – sogar noch mit Arlspuren. Insgesamt untersuchte Hatt 119 Plätze mit celtic fields, davon lagen nur drei auf den dänischen Inseln, die übrigen befanden sich in den Heidelandschaften Westjütlands oder im Gebiet südlich des Limfjords. Auf einigen Plätzen erstreckten sich die Ackerflächen über 100 ha. Die untersuchten Ackerbereiche wiesen große Unterschiede auf. Zum einen variierte der Gesamtumfang der Fläche, zum anderen aber auch Form und Größe der einzelnen Äcker. Es gab sehr unregelmäßige Einheiten und auch regelmäßige, anscheinend gut geplante Ackerstücke. Innerhalb der jeweiligen Ackerflächen konnten bisweilen mehrere Phasen oder Abteilungen festgestellt werden, von stark unregelmäßiger bis regelmäßige Struktur, ggf. mit Untereinteilungen, die mehrere langgezogene Paralleläcker bildeten (Hatt 1949). Die Datierung der Nutzungsphase und des Aufgabezeitpunktes gestalteten sich schwierig, denn nur wenige dieser Plätze wiesen eindeutig datierbares Material auf. Wann man dieses Anbausystem in Dänemark aufgab, steht daher nicht mit Sicherheit fest. Die wenigen Siedlungs- oder Einzelfunde deuten jedoch darauf hin, dass diese Ackerform in der jüngeren Kaiserzeit verschwand (Hatt 1949, 127). Auch Müller-Wille kam nach seiner Analyse von Hatts sowie von nordwestdeutschem und holländischem Material zum gleichen Ergebnis: Eine genaue Datierung der Aufgabe dieser Äcker ist schwierig, aber sie wurden in jedem Falle im Laufe der älteren und jüngeren Kaiserzeit genutzt und spätestens im 4. Jahrhundert n. Chr. aufgegeben (Müller-Wille 1965, 74). Die von Hatt und später von Müller-Wille untersuchten Äcker befanden sich hauptsächlich auf den Sandmoränen der damaligen oder früheren Heidelandschaften im westlichen oder nördlichen Jütland. Die gleichen landschaftlichen Bedingungen fanden sich bei den meisten der 70 Plätze in der nordniederländischen Provinz Drenthe. Eine wesentliche Ausnahme stellen jedoch die Ackerfelder in Angeln zwischen Flensburg und der Schlei dar, denn sie befinden sich auf lehmigen Moränenböden (Müller-Wille 1965, Abb. 86). Eine gründliche Durchsicht von Luftaufnahmen offenbarte noch sehr viel mehr Ackerfelder, als Gudmund Hatt kannte. Außerdem stellte sich heraus, dass die Ausdehnung der bereits bekannten Äcker in vielen Fällen erheblich größer war. Allein im Landesteil Vendsyssel konnte Harder Sørensen mehr als 200 Ackervorkommen registrieren (Hatt dagegen lediglich 12), indem er die sogenannten Basic Cover-Luftaufnahmen des Militärs von 1954 auswertete (Sørensen 1991).
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Als Fortsetzung der Arbeit von Hatt begann Viggo Nielsen 1953 mit der systematischen Untersuchung der ostdänischen Waldgebiete, um eventuelle celtic fields zu orten. Nach 30 Jahren hatte Viggo Nielsen 160 ostdänische Plätze mit celtic fields kartiert, von denen sich allein 80 auf Bornholm befanden. Durch Ausgrabungen konnten auch diese Ackersysteme, die in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten aufgegeben wurden, der jüngeren Bronzezeit/älteren Eisenzeit zugeordnet werden. An manchen Orten, wie z. B. im Waldgebiet Risen Skov auf Bornholm, entdeckte man ältere und jüngere Phasen der Ackersysteme – ein älteres System mit rechteckigen Äkkern, die von Wällen umgeben waren, ein jüngeres mit unregelmäßigen Steineingrenzungen. Unweit dieses Platzes fand sich im Übrigen auch ein Gräberfeld, das von der frühen Eisenzeit bis in die Wikingerzeit genutzt worden war (Nielsen 1984, 145). Abgesehen von einigen Ausnahmen erstrecken sich die ostdänischen Ackersysteme über sehr viel kleinere Flächen als die westjütländischen. Sie liegen wie kleine „Inseln“ in sonst scheinbar wüstem Gelände, das vermutlich als Weideland genutzt wurde (Nielsen 1984, 160). Mit seinen jüngsten Untersuchungen konnte Viggo Nielsen zeigen, dass einige Äcker vermutlich gedüngt wurden. Einige der Äcker im Gebiet Grishøj Krat in Store Vildmose in Nordjütland enthielten 50–100 % mehr organisch gebundenes Phosphat als entsprechende unbewirtschaftete Bereiche (Nielsen 1993, 112). Auch Haio Zimmermann hat sich mit dem Phosphatgehalt der celtic fields beschäftigt. In der Siedlung Flögeln an der nordwestdeutschen Nordseeküste konnte er beobachten, dass sich die höchsten Phosphatwerte oberhalb der Ackerwälle des Anbausystems messen ließen. Das muss bedeuten, dass die bis zu 18 m breiten Ackerwälle als Ackerbeete genutzt wurden. Dabei handelte es sich vermutlich um eine sekundäre Nutzung, denn die beckenartigen Äcker wurden irgendwann aufgegeben (möglicherweise weil der Grundwasserspiegel anstieg), worauf man anfing, die breiten Ackerwälle zu pflügen, düngen und einzusäen (Zimmermann o. J., 86–87). Im Gegensatz zu den unten wiedergegebenen englischen Beobachtungen konnte auf dänischen Plätzen mit älteren und jüngeren Systemen, wie z. B. Risen Skov auf Bornholm oder Store Tang Bakke auf Fünen, kein Zusammenhang zwischen den ältesten celtic fields und den darüber liegenden jüngeren Ackersystemen beobachtet werden. Ganz allgemein war es nicht möglich, mit Hilfe des ostdänischen Materials den Aufgabezeitpunkt der Äcker später zu datieren als das 2. Jahrhundert n. Chr. (Nielsen 1984, 162). Es ließ sich also nicht beweisen, dass die dänischen celtic fields seit der jüngeren Kaiserzeit benutzt wurden, und somit gibt es markante Wissens-
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lücken, was die Struktur und die Entwicklung der Ackersysteme in der Zeit von 400 bis ca. 1000 n. Chr. betrifft. Danach sind einige wenige archäologische Informationen über spätwikingerzeitliche und frühmittelalterliche Ackerstrukturen zugänglich. Ob nähere Analysen und weitere Ausgrabungen der bisher bekannten eisenzeitlichen Siedlungen nicht doch noch weitere Erkenntnisse über die Nutzung und den Zeitpunkt der Aufgabe hervorbringen könnten, ist für mich noch immer eine offene Frage. Dies wurde Mitte bis Ende der 1970er Jahre in England mit Erfolg versucht. 1975 machte C. C. Taylor auf Luftaufnahmen eine interessante Beobachtung. Unterhalb der mittelalterlichen Gewanneinteilung der Dorfmark lagen scheinbar noch ältere eingezäunte Äcker, deren Struktur die Form und Größe der mittelalterlichen Gewanne vorgegeben hatten. Seitdem wurde in vielen Teilen Englands Untersuchungen von Luftaufnahmen durchgeführt. Wurden diese von Ausgrabungen begleitet, waren die Ergebnisse oft vielversprechend. So fand man 1976 in Duxford bei Cambridge bei Straßenarbeiten in einem Bereich, wo zwei mittelalterliche Gewanne aufeinander trafen, Ackerwälle, die durch Keramikfunde ins 3.–4. Jahrhundert n. Chr. datiert werden konnten. In Yorkshire entdeckte man ab Mitte der 1970er Jahre etliche Beispiele für römerzeitliche Ackerwälle unterhalb der mittelalterlichen Gewanneinteilungen. Die Ausgräber kamen zu dem Schluss, dass die mittelalterlichen Ackersysteme nach den darunter liegenden römischen Einteilungen ausgerichtet waren. Ähnliches ließ sich in Abingdon, Oxfordshire, beobachten, wo sich die darunter liegenden Ackerwälle mit Hilfe von Keramik aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. datieren ließen. So kann man zwar nicht von einer Anbaukontinuität von der jüngeren Römerzeit bis zum Mittelalter sprechen, aber die Bedeutung der älteren Ackergrenzen für die Entstehung der mittelalterlichen Gewanneinteilungen ist unbestritten. Taylor und Fowler nennen weitere Beispiele dieser Art. Obwohl man nicht zu weitreichende Schlüsse aus dem äußerst spärlichen Material ziehen darf, deuten die Untersuchungen darauf hin, dass die römerzeitlichen Akkereinteilungen in manchen Teilen Englands die spätere mittelalterliche Gewanneinteilung vorgegeben hat (Taylor und Fowler 1978, 159–62). Etliche der Einzeläcker der celtic fields in den Niederlanden, in England oder Dänemark lassen sich anscheinend ohne Weiteres in übergeordnete Systeme mit 10–20 Äckern einpassen, aber es handelt sich dabei wohl nicht um Ackergewanne, wie sie aus dem Mittelalter bekannt sind (Müller-Wille 1979, I, 222). Durch Ausgrabungen auf Gotland konnte Dan Carlsson eine Anbaukontinuität von der Eisen- bis in die Wikingerzeit feststellen. Steinwälle
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(stensträngar) und Ackerscheiden liegen hier noch sichtbar und zugänglich in der Landschaft, zusammen mit den Resten der zugehörigen Hofgebäude. In der Gemeinde Stånga konnte z.B. eine sekundäre Einhegung der celtic fields nachgewiesen werden, die ringsum von einem äußeren Steinwall umgeben war, was wohl bedeutete, dass eine jeweilige Einhegung der vielen Einzeläcker nicht mehr nötig war (Carlsson 1979, 71). Durch Bauplatzbeobachtungen und archäologische Funde konnten diese noch sichtbaren sekundären Einhegungen auf Gotland näher datiert werden. Carlsson und auch andere schwedische und norwegische Forscher wie z.B. Myhre sind der Meinung, dass die älteren ausgedehnten Ackerbausysteme um das 2. Jahrhundert n. Chr. „auf separate Höfe verteilt werden, vermutlich Höfe im Familienbetrieb … Die zusammengelegten Innenfelder der Höfe umfassen die Außenfelder der früheren Phasen“ (Carlsson 1979, 157). Die Untersuchung etlicher ähnlicher Beispiele auf Gotland haben Carlsson zu dem Schluss gebracht, dass ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. eine wesentliche Änderung in der Landschaftsnutzung stattfand. Von der extensiven, großflächigen Ackerwirtschaft der späten Bronzezeit/älteren Eisenzeit entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten ein intensiverer Anbau auf kleineren Flächen. Die Zeit ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. ist auch durch Einzelgehöftbebauung gekennzeichnet, und die erhaltenen Steinwälle zeigen, dass die bewirtschafteten Flächen auf 1,0–2,5 ha pro Gehöft begrenzt waren. Auch in historischer Zeit war Gotland von der Einzelhofbebauung geprägt, so dass nicht alle eingehegten Ackersysteme der Eisen- und Wikingerzeit zuzuordnen sind. Während der Umfang der bestellten Flächen zwischen dem 1. und dem 4. Jahrhundert n. Chr. auf eine intensive Einfelderwirtschaft hindeutet, wurde ab dem 5. Jahrhundert die Zweifelderwirtschaft eingeführt, wobei die Gesamtanbaufläche wieder etwas erweitert wurde (Carlsson 1979, 119, 146 und 162). Mats Widgren erforschte die fossilen Ackerbaulandschaften Östergötlands. Hier gibt es bis zu 2–3 km lange, mit Steinen eingehegte Viehpfade aus der älteren Eisenzeit, die jedoch von späteren landwirtschaftlichen Aktivitäten überlagert sind. Leider ist das Material nicht so aufschlussreich wie auf Gotland, so dass die Theorien Widgrens eher hypothetischer Natur sind. Er geht davon aus, dass zum eisenzeitlichen Gehöft ca. 3 ha Ackerland und 30 ha Wiesen- und Weideland gehörten (Widgren 1983, 79; 1986, 23). Hier muss noch hinzugefügt werden, dass die Landschaft Östergötlands äußerst steinig und felsenreich ist und ausschließlich Einzelgehöfte aufweist, weshalb ein direkter Vergleich mit der dänischen Landschaft problematisch ist.
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Die neuesten Arbeiten stammen von Mats Riddersporre, der auf Grundlage der ältesten schwedischen Karten aus dem 17. Jahrhundert Landschaftsrekonstruktionen entwirft. Dabei versucht er, die Landschaft in den beiden südschonischen Gemeinden Stora Köpinge und Stora Herrestad aus der Zeit vor der Entstehung der Karten zu rekonstruieren. Einige dieser Kartenanalysen wurden von archäologischen Ausgrabungen begleitet, welche u.a. die Besiedlungsverhältnisse auf den Hofstätten in der Wikingerzeit und im frühen Mittelalter beleuchteten. Mats Riddersporre kommt zu folgendem Ergebnis: Diese fragmentarischen Beobachtungen zeigen eine frühmittelalterliche Landschaft, wie die des 14. Jahrhunderts, die auch in Innen- und Außenfelder eingeteilt war, jedoch mit kleineren Flächen als gedüngte und intensiv bestellte Felder. Vermutlich spiegelt dies eine Wirtschaftsform wider, die in hohem Maße auf weidendes Vieh ausgerichtet war, deshalb das Weiden auf der Allmende ein wichtiger Bestandteil war (Riddersporre 1995, 172 ff.).
Wie der Autor selbst anführt, sollen diese Aussagen über die Anbauverhältnisse des frühen Mittelalters eher als „einige Überlegungen zu den Verhältnissen, wie sie vermutlich vor 1350 herrschten“ (Riddersporre 1995, 78) aufgefasst werden und somit eher hypothetischer Natur. Aus den folgenden Jahrhunderten finden sich auf dänischem Gebiet einzelne sporadische Zaun- oder Grabensysteme, die sich mit einem gewissen Unsicherheitsfaktor mit dem Ackerbau verknüpfen lassen.
Andere Ackerbauspuren In der Nähe des Dorfes Foulum in der Gemeinde Tjele im nördlichen Jütland wurde 1980 eine völkerwanderungszeitliche Siedlung ausgegraben (4.–6. Jahrhundert n. Chr.). Man fand hier zwei Zaunverläufe von 375 bzw. 340 m Länge, an den ersten war ein 175 m langer Zaun angeschlossen. Die in Pfostenbauweise errichteten Zäune waren an mehreren Stellen repariert worden. An einigen Stellen waren die Abstände zwischen den Zaunpfosten so groß (4,5–5 m), dass diese als Öffnungen im Zaun gedeutet wurden (Jensen und Willemoes 1981, 32ff.). Die langgezogenen Zaunverläufe geben keine Auskunft über ihre Funktion, aber es ist naheliegend, dass sie Teil der Einhegung einer Ackerfläche waren, da sie annähernd parallel zueinander verlaufen mit einem Abstand von einigen hundert Metern. Leider geben sie keinerlei Hinweise über die Anbaustruktur. Die von 1978 bis -80 ausgegrabene eisenzeitliche Siedlung Stavad in Store Vildmose, Nordjütland (4.–6. Jh.), offenbarte ein interessantes Gra-
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bensystem mit niedrigen Wällen. Querschnitte durch die Gräben zeigen, dass sie Wasser geführt hatten und von Zeit zu Zeit gesäubert worden waren. Da die Siedlung in einem sehr feuchten Gebiet lag, kann man sich gut vorstellen, dass eine Ableitung des Wassers von der Ackerfläche erforderlich war. Da jedoch einige der Gräben mit Wällen versehen waren, könnte es sich auch um die Einhegung eines Ackerbereiches von ca. 100 × 30 m handeln (Dehn 1982, 128). Es gab mehrere von Gräben und Wällen umgebene Bereiche außerhalb der Hofanlagen, aber noch mit Bezug zur Siedlung (bis 600 m entfernt). Es liegt nahe, auch diese Gräben- und Wallsysteme als Teil der Ackersysteme der Siedlung Stavad zu deuten. Unter dem Grabhügel Grydehøj bei Lejre auf Seeland fand man in den 1950er Jahren Reste eines Ackersystems mit sehr schmalen, leicht erhöhten Äckern, die typologisch an die Äcker von Lindholm Høje erinnern. Der Akkerbereich war jedoch von einer Brandschicht überlagert, die per C14-Analyse in das 6.–7. Jahrhundert datiert werden konnte. Die Brandschicht war so über die riefelige Oberfläche verteilt, dass der Ausgräber der Meinung war, der Acker sei vermutlich bis zum Zeitpunkt der Bestattung auch bestellt worden war (H. Andersen 1958, 16 und 1960, 32; S. W. Andersen 1995). Größere Teile von Anbausystemen finden wir erste einige Jahrhunderte später. Bei der Ausgrabung des Grabplatzes Lindholm Høje, der von 500 bis 900 n. Chr. in Benutzung war, fand Ramskou einen 25x45 m großen Ackerbereich. Er ließ sich ins 11. Jahrhundert datieren und zeigte deutliche sehr schmale Ackerbeete, die ca. 1 m breit und 10 cm hoch waren. Der längste Acker maß 131 m. Ein plötzlicher Sandsturm hatte den Bereich seinerzeit konserviert, und es fanden sich Pflug- und Eggenspuren, Wagenspuren und Abdrücke von Pferdehufen. Spätere Untersuchungen zeigten, dass es sich um Spuren eines Karrenpflugs (evtl. Karrenarls) handelt und nicht, wie früher angenommen, um ein umgegrabenes Saatbeet (Ramskou 1981, 101 und Lerche 1981, 110ff.). Der Bereich wurde anscheinend vor der Einsaat gedüngt, denn die Pollenanalyse hat ergeben, dass Gänsefußgewächse und Brennnesseln, die eigentlich besonders nährstoffreichen Untergrund brauchen, auf diesem ursprünglich recht nährstoffarmen Boden verbreitet waren, und dass vielleicht eine Mischung aus Haustierdung und Heidekraut als Dünger aufgetragen wurde (Aaby 1991, 3). Axel Steensberg hat sich sehr intensiv mit der Ausgrabung und Deutung der mittelalterlichen Siedlung Borup Ris und der zugehörigen Ackersysteme beschäftigt. Die langen, schmalen und flachen Äcker waren durch Steinreihen getrennt, die Steensberg mit Hilfe von Metallsonden im Waldboden orten konnte (Steensberg 1968 und 1983). Obwohl die Deutung und Datierung dieses einzigartigen Ackersystems durch Steenberg im Laufe der Zeit etwas revidiert wurde, spricht alles dafür, dass es sich um ein frühmit-
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telalterliches Ackersystem handelt (Steensberg 1983 und Hoff 1985, 135). Eine solche räumliche Struktur und die langgestreckten Äcker sind hier zum ersten Mal im größeren Maßstab zugänglich. Eine Verknüpfung dieser Struktur mit unserem heutigen Wissen über die praktische Funktion des Gewannflurensystems, bei dem schmale Äcker in Ackergewanne organisiert waren, die wiederum in zwei oder drei eingezäunte Felder unterteilt waren, erscheint naheliegend. Diese Siedlung soll in Verbindung mit dem Gewannflurensystem näher behandelt werden. Pflugspuren und vereinzelte, datierte Wölbäcker aus dem frühen Mittelalter konnten an mehreren Orten in Dänemark nachgewiesen werden. Ole Vejbæk konnte bei Filsø ein System mit ca. 10 m breiten und bis zu 1 m hohe Wölbäckern nachweisen, die von einer Siedlung des 12. Jahrhunderts überlagert waren. Obwohl sich die ursprüngliche Länge der Äcker nicht mehr feststellen ließ, waren sie vermutlich mindestens 100 m lang (Vejbæk 1984, 52). Eine etwas jüngere Ansammlung von Wölbäckern in Hampegård bei Gunslev auf Falster wird in Verbindung mit dem Gewannflurensystem näher beschrieben. Die Ausgrabung eines Hofes aus dem 13. Jahrhundert im südfünischen Dorf Åstrup brachte Pflugspuren zum Vorschein, die sich mit Hilfe von Keramikfunden in das 12.–13. Jahrhundert datieren ließen (Jeppesen 1981, 60). Ähnliche Pflugspuren unter den ältesten Bauteilen der Kirche in Aggersborg in Nordjütland fanden sich in Verbindung mit einem Graben, der den ursprünglichen Friedhof abgrenzte (Græbe und Roesdahl 1977, 14). Auch unter der Kirche in Sønder Vium, Kreis Ringkøbing, gab es 10 cm breite Pflugspuren in einem Abstand von jeweils 30 cm. Die Pflugspuren befanden sich zwar über einer Bauschicht aus dem 11. Jahrhundert, aber unter der Kirche aus dem 12. Jahrhundert und lassen sich somit ziemlich exakt datieren (J. Aa. Jensen 1982, 40). Diese sporadischen Karrenpflugspuren geben keine Auskunft über die Struktur und Funktion der Anbausysteme. Da man allgemein jedoch davon ausgeht, dass die Einführung der Karrenpflüge eng mit dem Einzug des Gewannflurensystems verknüpft ist, sind die einzeln nachgewiesenen Pflugspuren von Bedeutung (Porsmose 1988, 56). Bevor man die Aussagen der Rechtsbücher zum Thema Anbausysteme analysiert, muss man sich den Unterschied zwischen der räumlichen Struktur und der praktischen Funktion der Ackersysteme klar vor Augen führen. Dies ist besonders wichtig, wenn so viele verschiedene Quellentypen analysiert werden. Die archäologischen Spuren geben unmittelbar nur Auskunft über die landschaftlichen Strukturen, während kartographische und schriftliche Quellen häufig Einblicke in den praktischen Betrieb und die Funktion der Äcker bieten.
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Während die räumliche Struktur der celtic fields recht klar ist, ist die praktische Anwendung der Äcker noch ungeklärt: Wie waren die Äcker zwischen den Bauern verteilt, wie funktionierte das Rotationsprinzip, wie intensiv war die Bewirtschaftung, und wie wurde die Bewirtschaftung praktisch umgesetzt? Die Landschaft selbst gibt darüber keine Auskunft. Wir können jedoch erkennen, dass die Äcker scheinbar einzeln eingehegt oder zumindest jeweils von einem niedrigen Wall umgeben waren. Möglicherweise deutet das auf ein individuelles Anbausystem hin, wo jeder seine eigenen Äcker einhegte, um die Tiere der Nachbarn fernzuhalten. Wenn im Folgenden die Entwicklung der Systeme näher beleuchtet werden soll, reicht es nicht, ihre räumliche Struktur in der Landschaft zu analysieren oder nur die Regeln der Rechtstexte auf ihre Aussagen zu Zäunen und Einhegungen hin zu untersuchen. Es wird ebenfalls notwendig sein, die praktische Bearbeitung zu untersuchen, um entscheiden zu können, ob wir es mit einer voll entwickelten Gewannflurwirtschaft oder mit einem individuelleren Anbausystem, wie z.B. der Blockgemengeflur, zu tun haben. Joan Thirsk konnte auf der Grundlage von englischem Material eine sehr klare Definition der funktionalen Merkmale aufzeigen, die vorhanden sein müssen, bevor man von einem eigentlichen kollektiven Gewannflurensystem sprechen kann und nicht einfach nur von einer individuellen Form der Dreifelderwirtschaft (Thirsk 1964, 3, 29). 1. Die Äcker und Wiesenparzellen der einzelnen Höfe mussten verstreut in der Dorfflur liegen. 2. Die gemeinsam bewirtschafteten Äcker und Wiesenflächen mussten nach der Ernte für jeden Dorfbewohner als Allmendeweide zugänglich sein. 3. Außerhalb der bewirtschafteten Flächen musste es Gemeindeweiden für das ganze Dorf geben, und alle mussten das Recht haben, Holz, Torf, Steine o.Ä. zu sammeln und zu nutzen. 4. Zur Kontrolle der Gemeinschaftsaktivitäten auf der gemeinsamen Dorfflur musste es allgemeine Regeln und einen gemeinsamen Vorstand geben, z.B. einen Ortsvorstand. Vielleicht erscheinen diese Definitionen so logisch, dass eine Erwähnung überflüssig ist. Schaut man sich aber im Folgenden die vielen aus dem Zusammenhang gerissenen und einzelnen Informationen zu den Anbausystemen in den Rechtsquellen, aber auch in den archäologischen und schriftlichen Quellen an, wird klar, dass eine straffe Definition des voll entwickelten Gewannflurensystems notwendig ist.
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Die Anbausysteme der Landschaftsrechte Wirft man einen Blick auf die Kapitel der Landschaftsrechte, die sich mit den Äckern der mittelalterlichen Siedlungen beschäftigen, wird nicht unmittelbar klar, wann und wie diese Ackersysteme angelegt wurden. Die Rechtskapitel beschäftigen sich hauptsächlich mit Alltagsproblemen wie Vieh, das auf die Felder der Nachbarn läuft, Ackerdiebstahl und Nachbarstreitigkeiten über beschädigte Zäune. Möchte man die Frage bezüglich der Entstehung und Entwicklung der Ackersysteme näher beleuchten, ist es notwendig, die tatsächlichen Informationen aus den Landschaftsrechten als Ausgangspunkt zu nehmen. Diese praktischen landwirtschaftlichen Probleme können dazu beitragen, das dahinterliegende Anbausystem zu analysieren. An anderer Stelle dieses Buches ist es bereits gelungen, eine ältere und jüngere Schicht von Anbausystemen in den Rechtskapiteln auszumachen. Doch ganz gleich, wie positiv die Ergebnisse dieser Analysen sein werden, es wird in keinem Falle möglich sein, über die Rechtstexte bis in die Zeit des 2.–4. Jahrhunderts zu kommen, aus der wir die Ackerstruktur in Form von erhaltenen Spuren in der Landschaft kennen. In Dänemark ist der Zeitraum nach der Aufgabe der celtic fields durch einen kompletten Mangel an Informationen über das nachfolgende Ackersystem gekennzeichnet, und aus diesem Grund können die Rechtstextanalysen nicht unmittelbar mit dem archäologischen oder geographischen Material aus Dänemark verknüpft werden. Durch Einbeziehung zeitgenössischen Materials aus anderen Ländern ist es möglich, die Erkenntnisse über den Ursprungs und die Entwicklung der Anbausysteme in den Jahrhunderten vor der Niederschrift der Gesetze zu erweitern. Relativ viele Kapitel der Landschaftsrechte beschäftigen sich mit dem Ackerbau. Bezeichnenderweise findet man im älteren VSL nur sehr wenig über die Probleme mit den Äckern, während JL und ESL zahlreiche Bestimmungen zur Nutzung und Pflege der Äcker umfassen. Folgende Themen werden in den Landschaftsrechten behandelt: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
Zäune und Grenzraine zwischen Äckern und Feldern Ernte und Ackerraub Fremdes Vieh auf den Äckern Beweisrecht bezüglich der Äcker Das Gehen, Fahren oder Reiten: der Verkehr auf den Äckern Ackerfrüchte Ackerfrieden
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Um den eventuellen Ursprung und die Entwicklung der Ackersysteme bis in die Zeit der jüngsten Landschaftsrechte näher zu untersuchen, ist eine Beschäftigung mit den Kapiteln der Landschaftsrechte, die sich mit Zaunbestimmungen befassen, vermutlich aufschlussreich. Die Art und Weise, wie man seine Äcker einhegte und sie somit vor dem Eindringen von Vieh und Mensch beschützte, ist der deutlichste Ausdruck für die Funktionsweise eines Ackersystems, denn hier zeigt sich, ob die Äcker separat und individuell oder als Teil eines Dorfkollektivs gemeinsam eingezäunt wurden. Die Frage ist also, ob eine Analyse der Zaunbestimmungen aus den Landschaftsrechten Auskunft über die Art des Anbausystems geben kann: Ist von einem individuellen Blockgemengeflurensystem die Rede, oder handelt es sich um ein gemeinsames Gewannflurensystem, in dem alle Dorfbewohner gemeinsam für die Einhegung der gemeinsamen Dorfmark zuständig waren und diw Bewirtschaftung der Äcker zahlreichen Verhaltensregeln unterlagen? Die Landschaftsrechte umfassen offenbar Informationen über beide Wirtschaftsformen. Im Folgenden soll untersucht werden, ob es möglich ist, eventuell eine chronologische Abfolge in der Entwicklung beider Formen zu erkennen.
Blockfluren Da VSL keine Bestimmungen über das Einzäunen der Äcker umfasst, ist es sinnvoll, die Analyse mit SL als zweitältestem Rechtstext zu beginnen, da sich hier vermutlich ältere Einzäunungsregeln finden. Laut SL 187 musste ein Mann 2 Öre zahlen oder einen Dreiereid leisten, wenn er den äußeren Zaun eines anderen für sein Pferd oder seinen Wagen durchbrach und dabei Äcker und Weiden beschädigte: Brytær man up utgær¼æ annærs manz fore hæste sinum ællær uahne sinum, ok uar¼ær ska¼æ gør ofna akrum ællær ængium … Dieser äußere Zaun umgab die Äcker oder Weiden einer anderen Person, und die Textformulierung lässt kaum Zweifel daran, dass es sich um eine Einzelperson handelt. Eine der jüngeren Handschriften spricht von dem äußeren Zaun als gerde som er paa marcken eller wdi skougen, also einem Zaun auf dem Acker oder im Wald. Kroman und Iuul verwenden in ihrer Übersetzung von SL 187 leider nur das Wort gærde (alle anderen Handschriften verwenden utgær¼æ), so dass der Leser nicht erkennen kann, um welche Art Zaun es sich hier handelt. Die Bestimmung bezog sich anscheinend nicht auf einen gemeinsamen Zaun, der gemeinschaftlichen Regeln unterstellt war, sondern um die Zäune und Einhegungen des Ackers einer Einzelperson. Da das gesamte Kapitel
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von der älteren Beweisform mit Dreier- und Sechsereid geprägt ist, sind die Bestimmungen vermutlich älter als z.B. SL 188 und 189, wo die formelle Beweisführung bereits abgeschafft ist. Jeder zäunte also seine eigenen Äcker ein, und der äußere Zaun muss in eine sehr frühe Zeit gehören, in der Einzelhöfe mit eigenen, eingezäunten Äckern und Weiden vorherrschten. Diese intensive Wirtschaftsform war möglicherweise mit dem bereits vorgestellten System aus Gotland identisch, wo die Äcker der eisenzeitlichen Einzelgehöfte jeweils von einer steinernen äußeren Einhegung umgeben waren. Möglicherweise ist diese Art der Einhegung jedoch in erster Linie mit den Einzelhöfen verknüpft, die gerade in der Eisenzeit auf Gotland sehr verbreitet waren. Somit handelt es sich nicht unbedingt um eine chronologische Verschiebung im Verhältnis zu den übrigen erwähnten Akkerzäunen, es sei denn, die Siedlungen in Teilen Dänemarks hätte sich ebenfalls von Einzelhöfen zu kleineren Dörfern entwickelt, worauf im archäologischen Material nichts hindeutet. Es steht jedoch fest, dass das Kapitel eine Wirtschaftsform beschreibt, die älter ist als das spätmittelalterliche Gewannflurensystem. Auch JL III 57 enthält Informationen über die Einzäunung, die darauf hindeuten, dass es sich um die Äcker von Einzelgehöften handelte. Das Wort Acker wird jedoch nicht direkt genannt. Das Kapitel schreibt vor, dass jeder Mann seine Zäune so setzen musste, dass jeder im Dorf damit einverstanden war und sein Besitz in Dorf und Hufe korrekt vermessen war: Hwar man scal siin garth gærthæ swo sum eghær allæ giuæ ia til oc swo sum han a i by oc i bol æftær ræt ræep. Einige Handschriften betiteln dieses Kapitel Om huer mansz gardh. Zusammen mit dem Inhalt ist auch dies ein Hinweis darauf, dass von den Einhegungen einer Einzelperson die Rede ist und nicht wie im darauffolgenden Kapitel JL III 58 von gemeinsamen Feldzäunen. Die Einhegungsbestimmung lässt sich jedoch auf zwei verschiedene Weisen interpretieren. Die erste – und wahrscheinlichste – Deutung besagt, dass jeder Mann seine eigenen Äcker in der Dorfmark einzäunen musste, gemäß der korrekten Vermessung seines Hufenanteiles. Auf diese Weise wurden die Äcker eines jeden separat eingezäunt. Die einzige Einschränkung bestand darin, dass alle im Dorf mit der Größe der jeweiligen Hufen einverstanden sein mussten. Wer nicht einverstanden war, konnte die Vermessung sämtlicher Hufen des Dorfes fordern (JL I 45). Interessanterweise bezieht sich das Kapitel auf die Hufenschätzung, während sich das darauffolgende Kapitel über Feldzäune auf die jüngere Goldschätzung als Grundlage für die Einhegung bezieht. Poul Meyer deutet den Satz auf ähnliche Weise, denn er vertritt die Ansicht, dass „die Äcker im Feld zur Zeit der Landschaftsrechte so groß sind,
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dass es sich für den Einzelnen lohnt, sie einzuzäunen“, und dass dieses Verfahren ein Relikt der ursprünglichen Blockgemengefluren war, wo die Felder der einzelnen Dorfbewohner so groß waren, dass eine Einhegung gerechtfertigt war (Meyer 1949, 130). In seinem zusammenfassenden Artikel „Landsbyens Fællesskaber“ von 1991 konkretisiert Meyer dies folgendermaßen: „der Ackerbau im frühen Mittelalter bestand aus Hofstättenäckern und einer kleineren Anzahl von Blockfluren“ (Meyer 1991, 145). Es erscheint logisch, dass es sich um ein Relikt aus der Zeit der Blockgemengefluren handelt, aber meiner Ansicht nach ist es falsch, dies mit dem Gewannflurensystem durcheinander zu bringen, indem man behauptet, die Einzeläcker im Feld seien so groß, dass sich eine Einhegung lohne. Die Äcker wurden eingezäunt, weil sie Teil des damals wohl vorherrschenden Blockgemengeflurensystems waren. Eine Erwähnung des Feldes in diesem Zusammenhang ist irreführend (auch das Gesetz erwähnt es nicht), denn beim Gewannflurensystem war eine gesonderte Einzäunung gar nicht notwendig, es sei denn, jemand hatte, wie in SL 189 beschrieben, bezüglich der Aussaat besondere Wünsche. Das Gewannflurensystem zeichnete sich ja gerade dadurch aus, dass man seine einzelnen Äcker innerhalb der Feldeinhegung nicht gesondert einzäunen musste, was vermutlich eine große Arbeitserleichterung darstellte. Schaut man sich die zweite Interpretation der Bestimmungen aus JL III 57 an, wird schnell klar, dass diese nicht richtig sein kann. Legt man den Satz Hwar man scal siin garth gærthæ so aus, dass die Zaunpflicht jedes Einzelnen in der Dorfmark davon abhing, wie viel Besitz in der Hufe und nach rechter Vermessung ihm tatsächlich gehörte, besteht kein Grund für die Verwendung des Doppelausdrucks garth gærthæ in den Handschriften. Sinnvoll wäre nur die Erwähnung, dass ein jeder seine Zäune aufstellen sollte. Ein weiteres Argument für die erste Deutung ist die chronologische Verschiebung zwischen JL III 57 und JL III 58 im Hinblick auf die Wertfeststellung als Grundlage für die Einhegung. So richten sich die älteren Zaunstrukturen der Blockgemengefluren in JL III 57 nach der Hufenschätzung, während die Feldzäune in JL III 58 nach der Goldschätzung aufzustellen sind. An dieser Stelle zeichnet sich also eine parallele chronologische Entwicklung bezüglich der Art der Zäune und der Art der Wertfeststellung ab. Die Abweichung zwischen Kapitel JL III 57 und 58 zeigt in jedem Falle, dass es eine chronologische Entwicklung gegeben haben muss. Es scheint ausgeschlossen, dass die Zaunregeln der beiden Kapitel zur gleichen Zeit im gleichen Dorf gültig waren, da nicht gleichzeitig zwei Arten der Wertfeststellung angewendet werden konnten.
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Im Gesetz des englischen Königs Æthelberht (597–616) finden sich einige Hinweise auf eingezäunte Äcker. Kap. 27 beschäftigt sich mit einem Fall, in dem ein freier Mann den Zaun um den Acker eines anderen Mannes zerstört: Gif friman edorbrec¼e gede¼, VI scillingum gebete, also ein Vergehen, dass mit 6 Shilling Bußgeld geahndet wurde. Sowohl Attenborough als auch Thorpe deuten dies so, dass es sich um den „enclosure“-Bereich handeln muss, also das eingehegte Land eines Mannes. Dieser Ausdruck ist meiner Ansicht nach eher mit den privaten Blockgemengefluren und nicht mit dem gemeinschaftlich betriebenen Gewannflurensystem verknüpft. Der Rechtstext des Königs Ine (688–694) im englischen Wessex zeigt die gleiche Trennung zwischen den beiden Wirtschaftsformen, der wir etliche Jahrhunderte später in JL wieder begegnen. Kap. 40 in Ines Gesetz befasst sich mit der Einzäunung des Eigentums. Ein Bauer musste seine Felder sommers wie winters einhegen, denn brach ein Tier des Nachbars durch eine Zaunöffnung, für die er selbst verantwortlich war, konnte er keine Forderungen stellen, sondern musste den Schaden selbst tragen: Ceorles wor¾ig sceal beon wintres (and) sumeres betyned. Gif he bi¾ untyned, (and) rec¾ his neahgebures ceap in on his agen geat, nah he æt ¼am ceape nan wuht … Die Übersetzung aus dem Altenglischen verursachte große Schwierigkeiten. Zum einen herrschte Uneinigkeit über die Bedeutung des Wortes wor¾ig, das von einigen Übersetzern mit a ceorls homestead oder a ceorls close übersetzt wurde (Whitelock 1955, 368). Zum anderen wurde der Ausdruck on his agen geat diskutiert. Handelt es sich dabei um eine „enclosed farm“, also einen einzelnen eingehegten Hof ? Der Inhalt lässt darauf schließen, dass der einzelne ceorl sein eigenes wor¾ig sommers wie winters einzäunen musste, um fremdes Vieh von seinem Grund und Boden fernzuhalten, denn der Schaden wurde ihm nicht ersetzt. Meiner Ansicht nach lassen sich zwischen dem Inhalt von JL III 57 und dem Kap. 40 von Ines Gesetz direkte Parallelen erkennen. In beiden Kapiteln geht es meines Erachtens um die gleiche Wirtschaftsform, nämlich die Bewirtschaftung von Blockgemengefluren. H. Fox kommt nach seiner Analyse von Kap. 40 von Ines Gesetz zu dem Ergebnis, dass es sich um einzeln eingehegte Höfe handeln muss. Er weist darauf hin, dass das Wort wor¾ig in Wessex in den späteren Ortsnamen solche einzeln gelegenen Höfe bezeichnete (Fox 1981, 87) Genau wie in Jyske Lov finden sich im darauffolgenden Kapitel in Ines Gesetz Aussagen über eine völlig andere Wirtschaftsform, auf die später in Verbindung mit dem beginnenden Gewannflurensystem eingegangen wird. Die fränkischen Rechtsquellen enthalten viele Aussagen über die Einzäunung der bestellten Felder, aber sie geben kaum Auskunft über die Wirt-
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schaftsform. Wie Harald Siems feststellte, ging es in den Rechtstexten eher um die Grenzstreitigkeiten als um die Fläche, die von den Zäunen oder Gräben eingehegt werden sollten (Siems 1979, 292) Die Lex Salica (507–11) erläutert in Kap. 10,1 und 10,3 das Strafmaß für jemanden, der die Haustiere eines anderen, die auf sein Kornfeld eingedrungen sind, verletzt oder versteckt. Hier handelt es sich also um eine Einzelperson, der fremdes Vieh ohne Hirtenbegleitung von seinem Acker aufnimmt. Wie auch aus dem dänischen Material ersichtlich, ist dies meiner Ansicht nach ein Ausdruck dafür, dass man selbst über seine Äcker wachte, im Gegensatz zur kollektiven Viehaufnahme des Gewannflurensystems: Si quis animal aut caballum vel quolibet peccus in messe sua invenerit … Kap. 10,11 der Lex Salica liefert eine deutlichere Beschreibung der privat eingehegten Äcker. Hier geht es um das Strafmaß, wenn jemand aus Feindschaft oder Übermut das Zauntor eines anderen öffnet und sich daduch Zugang zu seinem Kornfeld oder seiner Wiese verschafft: Si quis propter inimititiam aut propter superbiam sepem alienam aperuerit aut in messe aut in pratum … quaelibet pecora miserit. Laut Harald Siems bedeutet dies, dass auch eine Einzelperson seine Äcker einzäunen konnte (Siems 1979, 301). In der ca. 100 Jahre jüngeren Lex Ribuaria findet sich in Kap. 43 eine Beschreibung der Zaunkonstruktion. In diesem Zusammenhang wird auch das Strafmaß für die unrechtmäßige Durchbrechung eines Zaunes erwähnt: seu in clausura aliena tracum fecerit … Die gesamte Zaunstruktur lässt sich hier jedoch nicht ableiten. Das gleiche gilt für Kap. 70,3, wo es um die Höhe des Bußgeldes geht, wenn sich ein Tier an zu niedrigen Zaunpfosten verletzte: Quod si in sepem animal inpalaverit … Schließlich beschäftigt sich Kap. 82,2 mit einem Fall, wo jemand nicht zulässt, dass das fremde Vieh auf seinem Kornfeld in die Einhegung zurückgetrieben wird. In diesem Falle muss er ein Bußgeld bezahlen: Si quis peculium in messe adpraehenso ad paricum minare non permiserit … Auch an dieser Stelle wird nicht klar, ob es sich um die einzeln eingehegten Äcker eines anderen oder um die kollektiv eingehegten Gemeindeäcker handelt. Anneliese Krenzlin konnte bei ihren Analysen der Matrikelkarten aus dem 18. und 19. Jahrhundert Teile der mittel- und ostdeutschen Ackersysteme des 9.–11. Jahrhunderts rekonstruieren. Es handelt sich dabei um Dörfer, die im Zuge der Kolonisation ein völlig neu reguliertes Ackersystem erhielten, dessen Einführungszeitpunkt durch schriftliche Quellen belegt ist. Krenzlin kommt zu dem Schluss, dass die Gewannfluren allgemein auf die Vorform der Blockgemengeflur zurückzuführen sind, die – beginnend in spätkarolingischer Zeit – durch Parzellierung der Vorformen sich entwickelt haben (Krenzlin 1979, 408).
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Sie nennt das Beispiel Poppenroth, das um das Jahr 1000 mit Blockfluren gegründet wurde, eine Wirtschaftsform die sich später zu einem eigentlichen Gewannflurensystem entwickelte (Krenzlin 1979, 382). Ob dies für das gesamte altdeutsche Gebiet Geltung hatte, lässt sich Krenzlins Ansicht nach nicht beweisen. Nachweisbar ist dagegen, dass bestimmte Dorftypen und -größen bestimmte Wirtschaftsformen bevorzugten. Auch die Eigentumsverhältnisse und die landschaftlichen Gegebenheiten spielten eine Rolle für die Wahl der Anbauform. So haben z.B. die topographischen Verhältnisse auf den relativ kleinen Flächen der deutschen Höhenzüge dazu geführt, dass sich „räumlich begrenzte Langstreifenkomplexe oder auch gewannartige Besitzgefüge“ entwickelten (Krenzlin 1979, 408). Kleinere Dörfer verfügten häufiger über unregelmäßige Blockfluren als über das voll entwickelte Gewannflurensystem mit Langstreifenfluren. In den Waldrand- und den Aussiedlerdörfern des Mittelalters ist oft die Rede von Breitstreifenfluren, wenigen, aber regelmäßigen, breiten Äckern, im Gegensatz zu den langen, schmalen Langstreifenfluren (Krenzlin 1979, 394ff.). Das Bild, dass Krenzlin von den Anbausystemen im deutschen Gebiet um das Jahr 1000 zeichnet, ist sehr differenziert. Ein durchgehendes Merkmal scheint jedoch zu sein, dass die Entwicklung von den einfachen Blockfluren zu einem komplexen und ausgereiften Gewannflurensystem verlaufen ist, je nach topographischen und Eigentumsverhältnissen. Selbständige Einhegungen der einzelnen Äcker finden wir auch in den schwedischen Landschaftsrechten, z.B. in Östgötalagen Bb 13,2. Die Bauern mussten jeweils die Hälfte des Zaunes zum benachbarten Grundstück, Acker oder Weidegrund errichten: Nu ma egh hus half gir¼i uar¼a: nu rindær hægna¼ær a æggiar tompt, ¼ær aghu grænna half gir¼i uar¼a, ui¼ hin sum tomptina a. Nu mötir ængh akre, ¼a a huar ¼erra mæ¼ andrum half gir¼i uar¼a. Ähnliches finden wir auch in Gutalagen 26 und vermutlich auch in Äldre Västgötalagen Jb 9. Upplandslagen Jb 6 führt ausdrücklich an, dass jeder selbst für die Einhegung seines Ackers/seiner Wiese zuständig war: hwat ¼æt ær akær ællr æng war¼i sialfwær gar¼i sinum. Die mittelschwedischen Landschaften sind geprägt von Waldsiedlungen und Einzelhöfen. Aus dem Grund ist ein direkter Vergleich mit den dänischen Zaunbestimmungen schwierig und der Nachweis einer chronologischen Verschiebung schier unmöglich. Die schwedischen Landschaftsrechte sprechen in noch höherem Maße von Neurodungen (nyodling) von vormals wüsten Gebieten oder Waldregionen, was in Södermannalagen Bb 13,1, Dalalagen Bb 10 sowie Upplandslagen Bb 21 deutlich wird: Giör man uppgiær¼ til akærs … Hieraus geht auch hervor, dass eine eigenmächtige Bewirtschaftung von Grundstücken außerhalb der eingezäunten Dorfflur möglich war.
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Um andere Hinweise auf die ältere Blockgemengeflur zu finden, sollen im Folgenden die dänischen Landschaftsrechte hinzugezogen werden. Laut JL III 50 durfte demjenigen, der fremdes Vieh auf seinem Kornfeld oder auf seiner Weide einfängt, das Vieh auch nicht vom Besitzer wieder weggenommen werden, falls dieser auf dem Weg oder in der Einhegung erscheint: Of ænnæn man takær annæns mansz fæ i sint korn æth siin æng, oc kummær hin with thær fææt a antugh i hæghnæth æth a farnæ wægh, tha ma han æi takæ thæt af hanum vtæn hans willi. Der Geschädigte, also derjenige, der das fremde Vieh auf seinem Grundstück eingefangen hatte, durfte es zu sich nach Hause bringen. Der Viehbesitzer konnte sein Vieh nun gegen Pfand und Schadenersatz wieder einlösen, wobei die Pfandhöhe von allen Dorfbewohnern vorher festgelegt wurde. Ob es sich in diesem Beispiel um einen Acker- oder ein Feldzaun handelt, ist nicht ersichtlich, denn es ist lediglich von einem Kornfeld oder einer Wiese innerhalb der Einhegung hæghnæth die Rede. Trotzdem enthält die Bestimmung einen Hinweis auf die individuelle Blockgemengeflur, denn sie weist auf die Pflicht des Einzelnen hin, sich um fremdes Vieh auf seinen Äckern zu kümmern. Das Kapitel besagt, dass es eine individuelle Pflicht des Einzelnen sei, der er auf seinem eigenen Acker nachkommen müsse, und diese Bestimmung steht damit in klarem Gegensatz zur kollektiven Viehaufnahme, die wir teilweise aus den späteren Dorfvorschriften kennen, teilweise aus ESL II 74, wo alle Dorfbewohner das Recht und die Pflicht hatten, das Vieh von allen kollektiv innerhalb der Feldeinhegung aufzunehmen. Die individuelle Bestimmung in JL III 50 muss meines Erachtens seine Wurzeln in einem System haben, in dem jeder einzelne seine eigenen Äcker einhegte und dort seinen Frieden hatte. Daher war es ganz natürlich, dass er nur auf seinen eigenen Äckern das Recht hatte, fremdes Vieh aufzunehmen, und nicht auf den Äckern der Nachbarn, so wie es in der Lex Salica Kap. 10 beschrieben ist. Der Schadensverursacher hatte sogar die Möglichkeit, durch einen Zwölfereid eine geringere Schadensersatzsumme zu erreichen, als die von der Dorfgemeinschaft beschlossene Summe, was ein Hinweis auf eine ältere Rechtsprozedur sein könnte. Gerade in einer Angelegenheit wie dieser wäre es ganz logisch, wenn die formelle Beweisführung durch eine klare Regelung verdrängt worden wäre, bei der die von der Dorfgemeinschaft beschlossene Summe einfach bezahlt wurde, wie es z.B. in den Kapiteln über die Feldzäune der Fall ist. Aus diesem Grund muss JL III 50 auch als Hinweis auf die Existenz eines älteren individuellen Blockflurensystems aufgefasst werden, wo jeder seine eigenen Äcker einhegte und seine Angelegenheiten regelte.
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Das aufkommende Gewannflurensystem Das bereits erwähnte Kap. 42 des Gesetzes von König Ine (688–94) beschäftigt sich mit folgender Situation: Gif ceorlas gærstun hæbben gemænne o¾¾e o¼er gedálland to tynanne (and) hæbben sume getyned hiora dæl, sume næbben. Einige Bauern hatten gemeinsame Weiden oder anderes aufgeteilte Land eingezäunt, andere nicht. Das Wort gedalland hatte zu Diskussionen unter den Übersetzern geführt, worauf man sich offensichtlich darauf geeinigt hatte, es mit „partible land“ zu übersetzen, also Land, das zwischen mehreren Leuten aufgeteilt war. Der Inhalt des Kapitels 42 von Ines Gesetz weicht deutlich von Kap. 40 ab, denn Kap. 42 handelt davon, dass die Dorfmänner die gemeinsame Verantwortung für die Zäune hatten. Wenn jemand seine Zaunpflicht vernachlässigte, konnten die anderen Dorfbewohner Schadensersatz fordern, falls eindringendes Vieh Schäden verursacht hatte. Fox deutet das Kapitel so, dass von einer größeren, gemeinsam?? bewirtschafteten eingezäunt werden soll. Er betont jedoch, dass dabei nicht unbedingt von einem komplexen Gewannflurensystem die Rede sein muss. Das Gesetz bezieht sich wohl eher auf ein einfaches, gemeinsam eingehegtes Stück Land, in dem die Blockfluren des Einzelnen nur auf einer Seite einen Zaun benötigten, denn die Außenseite der Felder wurde ja von dem gemeinsamen umgebenden Zaun geschützt (Fox 1981, 87). Es gibt keine Äußerungen darüber, wie der Anbau stattfinden soll oder wie die Äcker verteilt werden sollen, was ansonsten in den mittelalterlichen Gesetzen der Fall ist, und dies spricht nach Fox’ Ansicht gegen ein eigentliches Gewannflurensystem. Auch Finberg ist vorsichtig, wenn es um die Deutung von Ines Gesetz, Kap. 42 als Ausdruck eines voll entwickelten Gewannflurensystems geht. Seiner Ansicht nach ist vermutlich von einer einfachen Form der Anbaugemeinschaft die Rede, in der die einzelnen Bauern nicht ihre jeweiligen Äkker einzäunten, sondern einen gemeinsamen Zaun zum Schutz ihrer Äcker errichteten (Finberg 1972, 417). Beim Versuch, den Ursprung des Gewannflurensystems näher einzukreisen, wird der Ausdruck gemaene land (common land) ggf. im Zusammenhang mit gedal land (divided land) besonders betont. Beide Begriffe stehen für „geteiltes, bewirtschaftetes Land, in kleinere Einheiten geteilt“. In der Ardington Charter aus der Mitte des 10. Jahrhunderts findet sich eine Erläuterung des Begriffes „common land“: „the open pasture is common and the meadow is common and the arable is common“ thas nigon hida licggeath on gamang othran gedallande feld læs gemane and mæda gemane and yrthland ge-
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mæne. Es scheint sich also um eine Art von Gemeinschaft zu handeln, der sowohl Weideland als auch Ackerland unterstellt waren. Die Organisation dieser Gemeinschaft ist jedoch nicht bekannt (Fox 1981, 84 und Kerridge 1992, 21). Auch Della Hooke hat sich diesbezüglich mit den englischen Chartas der angelsächsischen Zeit beschäftigt. In Dokumenten aus Warwickshire (966) und Bishopton (1016) finden sich Begriffe wie „the divided hide“ thaere gesyndredan hide und „open land“ fachan leage. Aus Wiltshire (963) ist „single acres dispersed in a mixture here and there in common land“: singulis jugeribus mixtum in communi rure huc illacque dispersis überliefert (Hooke 1981, 58). In den Chartas aus St. Martin’s Without Worcester (974) fand Eric Kerridge „thirty acres in those two fields of dealland“: XXX æcrea on thæm twæm feldan dællandes withutan … Sowohl Fox als auch Finberg deuten diese Aussage als Beleg für eine Zweifelderwirtschaft an diesem Ort, wobei die 30 Äkker auf insgesamt zwei Felder verteilt waren (Finberg 1972, 495). Wenn Bischof Wilfred 922 von summe dæl londes bei Clifford Chambers spricht, meint er „certain deal-lands, not just nondescript pieces of land“. Auf der Grundlage dieses und vieler anderer Beispiele ziehten Kerridge wie auch Fox und Hooke den Schluss, dass es ab der Mitte des 10. Jahrhunderts in Teilen der West Midlands Anzeichen für eine Neueinteilung des bewirtschafteten Bodens gibt, der in manchen Quellen auch als gedalland bezeichnet wird (Hooke 1981, 58–59; Kerridge 1992, 18). David Hall kam zu dem Ergebnis, dass ab der Mitte der angelsächsischen Periode große landschaftliche Veränderungen stattfanden. Man siedelte jetzt auf schwereren Böden. Das bisher bekannte einfache Ackersystem, das um 800 eingeführt wurde, entwickelte sich im 11. Jahrhundert zu einem eigentlichen Gewannflurensystem, u.a. mit der bekannten Einteilung in Gewanne. Laut Hall war diese Entwicklung der Ackersysteme und der Siedlungen eine Reaktion auf den Bevölkerungszuwachs, auf die steigenden königlichen und kirchlichen Steuern sowie auf die Einführung eines neuen, schwereren Pfluges, des Karrenpfluges (Hall 1981, 34–38). Die Analyse der englischen Ackerwirtschaftssysteme wird durch große regionale Unterschiede erschwert, die kein einheitliches Bild zulassen. Schon 1915 legte H. L. Gray in seinem großen Werk über die Geschichte der Anbauformen den Grundstein für die Einteilung der britischen Wirtschaftssysteme in fünf verschiedene Gruppen, in den verschiedenen Regionen in England, Schottland und Wales. Gleichzeitig stellte Gray die Hypothese auf, dass nicht die geographischen Gegebenheiten, sondern die eingewanderten Völker in den jewei-
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ligen Regionen die Wirtschaftsformen bestimmt hätten. So waren z. B. die Dänen für die Einführung des East-Anglia-Systems verantwortlich, das den Weidefluren in großen Teilen von Jütland entspricht (Gray 1915, 352). Die Dreifelderwirtschaft war keineswegs in ganz England vorherrschend. Weidefluren, Innen- und Außenfeldsysteme und „commonfields“ ohne Systematik gibt es in East Anglia, Kent und Schottland. Trotzdem ist die Einführung der Dreifelderwirtschaft seit jeher eines der Themen, das die englischen Agrarforscher am meisten beschäftigte. Der Symposiumsbericht „The Origins of Open-Field Agriculture“ zeigt deutlich, dass bezüglich der Begrifflichkeiten und Definitionen der Wirtschaftsformen noch beträchtliche Unsicherheit herrscht. Die Forschung zeigt ein eher uneinheitliches Bild auf, das von vielen regionalen Unterschieden und Ergebnissen geprägt ist (Rowley 1981). Mit seinem Buch „The common fields of England“ versucht Eric Kerridge, Abhilfe zu schaffen. Er beschäftigt sich dabei im Gegensatz zu seinen Vorgängern intensiv mit den sehr frühen Quellen über die Einführung des Gewannflurensystems, z.B. den oben erwähnten Chartas aus dem 9.–11. Jahrhundert (Kerridge 1992). So konnte er nachweisen, dass „common fields“ schon vor der Wikingerzeit in England bekannt waren (angelsächsische Periode), obwohl noch nicht von einer eigentlichen Anbaugemeinschaft in Form eines Gewannflurensystems die Rede sein konnte (Kerridge 1992, 27). Außerdem stellt er die große Bedeutung der Schafzucht für die Entwicklung der englischen Landwirtschaft heraus, die seiner Meinung nach deren Wohlstand begünstigte, der sich schon in der Übergangszeit zwischen Wikingerzeit und Mittelalter abzeichnete. Eine der frühen irischen Rechtsquellen, Bretha Comaithchesa aus dem 7. Jahrhundert (Judgments of co-tenancy here), enthält auch Bestimmungen zur gemeinschaftlichen Einhegung und einer vermutlich einfachen Ackergemeinschaft. Die gemeinschaftlichen Zaunbestimmungen waren eine Voraussetzung für eine funktionierende Ackergemeinschaft und bilden eines der ersten Themen der Rechtsquelle: Question – What is the first thing in the cotenancy? – The division precedes fences. Every fence is liable to legal conditions; every pledge to damages … Question – How is a co-tenancy made? – It is divided in three days for the stakes; the fencing is begun in five days; the fence is finished in ten days; the perfect fence is completed in a month (Ancient Laws of Ireland, 1879, IV, 71). Die Zäune sollten also das gemeinschaftlich bewirtschaftete Land und die Wiesen schützen. Es folgen etliche Beispiele für Zaunvergehen, wie z.B. den Zaun durchbrechendes Vieh: The calf, too, pays equal fine with that of the herd where he is a trespasser that passes over the lawful pasture, or over the lawful fence (IV, 109), For every man shall give additional pledge for his cattle in respect of
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every passing over a fence (IV, 125), breaking a fence to let the cows into the grass (I, 169). Die Anbauform hinter diesen Gemeinschaftszäunen kennen wir nicht. Deutlich wird nur, dass die Einhegung eine gemeinsame Angelegenheit ist und dass vom gemeinsam bewirtschafteten Land Abgaben bezahlt werden mussten: for recovering the dues of the common tillage land (I, 169). Eine weitere irische Quelle, Crith Gabhlach, beschäftigt sich mit einem Mann, der ein Viertel einer Pflugausrüstung besaß, die aus einem Ochsen, einer Pflugschar, einer Zugstange, Geschirr oder Trense bestand: a fourth part of ploughing apparatus, i. e. an ox, and a ploughshare, and a goad, and a bridle (IV, 307). Möglicherweise spiegelt diese Regelung eher eine praktische Zusammenarbeit, bedingt durch fehlende Ressourcen (Zugkraft und Pfluggerät), als eine wirkliche Ackergemeinschaft wider. Gleiches gilt wohl auch für die gemeinsamen Pflugarbeiten eines Sohnes mit seinem Vater: an agreement for reciprocal ploughing when his father is not ploughing (V, 285). Da wir in den irischen Rechtsbüchern keine Angaben über eine gemeinsame Bewirtschaftung der Dorfmark finden, kommt Fergus Kelly zu dem Schluss, dass: „Our sources provide no evidence for the existence of collective farming in Ireland in our period“ (Kelly 1988, 101–2). Es steht fest, dass die in den irischen Rechtsquellen erwähnte Form des gemeinschaftlichen Anbaus keineswegs ein voll entwickeltes Gewannflurensystem darstellt, doch ich meine, dass die Bestimmungen in den irischen Rechtsquellen eine äußerst einfache und nicht entwickelte Anbaugemeinschaft widerspiegeln. Helmut Hildebrandt hat das deutsche Quellenmaterial bearbeitet. Seine Analyse von Chartas und Gutsbüchern hat ergeben, dass die Dreifelderwirtschaft mit Winterroggen, Frühjahrsgerste oder -hafer und Brache auf jeden Fall schon 763 in St. Gallen bekannt war. Ähnliche Zeugnisse liegen aus dem Jahr 793 aus dem nördlichen Rheingebiet vor. Hildebrandt deutet die Informationen, dass jeder Bauer die Äcker zweimal jährlich bestellen musste, mit einer Frühjahrs- und einer Wintersaat, als Beweis für die Existenz einer Dreifelderwirtschaft (Hildebrandt 1988, 276). Andere, zum Teil aber unsichere Angaben aus dem 10. und 11. Jahrhundert im mitteldeutschen und nordostfranzösischen Raum lassen darauf schließen, dass die Dreifelderwirtschaft schon im 8.–9. Jahrhundert in Zentraleuropa eingeführt wurde (Hildebrandt 1988, 279). Bemerkenswerterweise ist zu diesem frühen Zeitpunkt nicht von einer gemeinsamen Dorfmark die Rede, sondern anscheinend vom Anbau einer Einzelperson auf eigenen Parzellen. Die Dreifelderwirtschaft wurde vermutlich erst auf den eigenen Parzellen eingeführt, und erst einige Jahrhunderte später setzte sich diese Wirtschaftsform auch auf der gemeinsamen Dorfmark durch. Hildebrandts Theorie besagt, dass sich die Entwicklung von der einzelbewirtschafteten
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Parzelle zum gemeinschaftlichen Gewannflurensystem Schritt für Schritt vollzog. Kleinere Parzellen wurden zusammengelegt, und „little by little, neighbouring parcels were added to these miniature common fields and thus they grew into real common fields“ (Hildebrandt 1988, 286). Die Gewanngröße – hoba – ist auch in einer Quelle des bayrischen Bischofs in Freising um 830 noch nicht endgültig festgelegt. In der darauffolgenden Zeit wurde ein neuer Hufenbegriff eingeführt, der nicht nur Hof oder Besitz umfasste, sondern auch eine Grundstücksgröße von 45 Äckern, 15 Äcker für jede Aussaat und Brachland. Im 9. und 10. Jahrhundert steigt die Zahl der Höfe mit einer durch drei teilbaren Anzahl von Äckern beträchtlich (Hildbrandt 1988, 280). Im frühen deutschen Rechtsmaterial vom 6.–9. Jahrhundert finden sich laut Hildebrandt und meinen Beobachtungen keine Informationen über gemeinsame Zäune und damit auch keine Anzeichen für ein Gewannflurensystem des späteren, bekannten Typs (Hildebrandt 1988, 286). Der deutsche Kulturgeograph kommt daher zu dem Schluss, dass nach dem 10.–11. Jahrhundert keine neue Wirtschaftsform in Zentraleuropa eingeführt wurde, sondern dass das bestehende System lediglich verbessert und erweitert wurde (Hildebrandt 1988, 290). Die dänischen archäologisch untersuchten Überreste von Anbausystemen mit Langstreifenäckern, Karrenpflugspuren, flachen und Wölbäckern wurden bereits kurz vorgestellt. Am bekanntesten ist die Siedlung Borup Ris am See Tystrup Sø auf der Insel Seeland, wo eine sehr große Fläche untersucht wurde. Axel Steensberg registrierte und kartierte hier ein ganzes System von Langstreifenäckern im Waldboden am Seeufer. Diese Äcker waren von Anfang an nach einem bestimmten Plan angelegt. Im Gelände waren sie mit langen Steinreihen markiert und 12–15 m breit (Steensberg 1968, 38). Es waren keine Wölbäcker, und Steensberg war deshalb der Meinung, dass sie nicht mit dem Karrenpflug, sondern mit der Arl beackert worden waren. Insgesamt erstreckte sich das Ackersystem über eine Fläche von 480 × 960 m, und die verschiedenen Pflugrichtungen waren auf den langen Fluren gut erkennbar. Die Datierung des Ackersystems war schwierig, aber es entstand vermutlich zu Beginn des Mittelalters (Steensberg KLNM 1, Sp. 43). Die ältesten sicher datierten und mit Karrenpflug bestellten Wölbäcker mit Wendefurchen in Dänemark fanden sich in den bereits erwähnten Orten Sønder Vium (1000–1100), Filsø (beginnendes 12. Jahrhundert), Aggersborg (ca. 1100) und Åstrup (12.–13. Jahrhundert). Inwiefern diese Äcker Teile eines Gewannflurensystems darstellten oder nicht, lässt sich nicht beurteilen, doch gab es beispielsweise in Filsø so viele parallele, langgezogene Wölbäcker, dass ein Gewannflurensystem nicht auszuschließen ist.
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Sicher feststellen lässt sich lediglich, dass mit dem Karrenpflug bearbeitete Wölbäcker seit dem Anfang des Mittelalters bekannt sind. Die Wölbäcker erforderten den Einsatz eines Beetpfluges anstelle der Arl, die den Boden nicht zu Aufwölbungen zusammenpflügen konnte. Die Ackerwölbungen waren vermutlich für den winterlichen Roggenanbau vorgesehen, da die Wurzeln des Roggens auf flachen, nicht drainierten Äckern den Frost nicht vertragen und nicht überwintern konnten (Steensberg 1968, 39). Da der Anbau von Winterroggen jedoch ein fester Bestandteil der Rotation innerhalb des Gewannflurensystems war, muss der Karrenpflug eng mit der Einführung des Gewannflurensystems verknüpft sein. Auf der Basis dieser archäologischen Untersuchungen müsste das Gewannflurensystem somit spätestens um das Jahr 1100 in Dänemark Einzug gehalten haben. Die frühesten Belege in den Rechtsbüchern für die Existenz des Gewannflurensystems in Dänemark finden sich in den schon zitierten Kapiteln aus VSL und SL, in denen es um den Grundverkauf geht. VSL ÆR 202 und SL 75 erwähnen beide die in Äcker unterteilten Felder. Die Kapitel schreiben über das Ackerland, das übrig blieb, nachdem ein Mann einen Teil seines Bodens verkauft und nur die Hofstätte behalten hatte, dass noch ein, zwei oder drei Äcker übrig sein konnten, je nachdem, ob es ein, zwei oder drei Felder gab: Sæl man børt sit ut lænde, minnæ ællær mæræ, oc hauær han siælf æfter husæ toft oc thre akræ, een akær i hwar wong of thre wangæ æræ, eller two akre vm two wonge ære ællær en akær om en wang ær … Inhaltlich sind beide Kapitel absolut identisch. Gemäß der beschriebenen Regelung mussten von der Hofstätte verkaufte Grundstücke bei Weiterverkauf wieder zur Hofstätte zurückgeschworen werden. Diese Bestimmung blieb nicht geltendes Recht, denn später einigte man sich darauf, dass die Dreijahresfrist für Grundkauf Gültigkeit hatte. Bezüglich der Grundverkaufsdiskussion sind diese Informationen natürlich völlig sekundär, und es ging auch nicht darum zu beschreiben, auf welche Anbausysteme die Äcker des Hofes verteilt waren. Beide Kapitel zeigen jedoch eindeutig, dass der Begriff „Feld“ und die zugehörigen Äcker schon zu dem Zeitpunkt, als die Grundstücksverkaufsregelungen noch nicht geklärt waren, bekannt waren. Die beiden Kapitel zeigen auch, dass diese Äcker im Gegensatz zum Sonderland der Hofstätten als utlænde bezeichnet wurden. Mit dem, was wir über die Regelungen zum Grundstücksverkauf wissen, die ich in Verbindung mit der Beschreibung der Abgabenverhältnisse der Hofstätten in die Jahrzehnte um 1160 datiert habe, haben wir nun eine Möglichkeit, die Existenz des Gewannflurensystems spätestens in diesen Zeitraum zu datieren. Es wird erwähnt, dass die Äcker auf ein, zwei oder drei Felder verteilt sein konnten. Vermutlich konnte der einzelne Hof eine bestimmte Anzahl
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Äcker in den verschiedenen Feldern haben. Es handelte sich also um eine Ein-, Zwei- oder Dreifelderwirtschaft. In der Einfelderwirtschaft wird jedes Jahr das gleiche Feld bestellt, und die Frage ist dann, wo sich der Unterschied zwischen den individuellen Blockfluren und der Einfelderwirtschaft niederschlägt. Meiner Ansicht nach bestand zwischen den beiden Anbausystemen ein prinzipieller Unterschied. Beim Blockflurensystem handelte es sich um ein individuelles System, bei dem jeder Einzelne selbst für die Einhegung seiner Äcker zuständig war und auch selbst entschied, was er dort anbaute. Die Einfelderwirtschaft dagegen war ein kollektives Unterfangen. Alle Äcker waren gemeinsam eingehegt, und der einzelne Bauer musste bestimmte Regeln befolgen, damit die Gemeinschaft funktionieren konnte. Nach und nach entwickelte sich die effektivere Zwei- oder Dreifelderwirtschaft, und die Regeln erweisen sich immer stärker als Flurzwang, denn wenn das gemeinsame Anbausystem funktionieren sollte, gab es für individuelle Lösungen in der gemeinsamen Dorfmark keinen Platz. Zu dieser Theorie muss jedoch hinzugefügt werden, dass diese Entwicklung in großen Teilen Dänemarks aus geographischen und anderen Gründen nicht stattfand. Es wäre deshalb nicht korrekt anzunehmen, dass es immer eine chronologische Verschiebung zwischen dem Vorhandensein der Ein-, Zwei- oder Dreifelderwirtschaft gab. Es ist auch nicht sicher, dass die Entwicklung schrittweise von der Blockflurenwirtschaft über die Ein- und Zweifelderwirtschaft zu einer voll entwickelten Dreifelderwirtschaft verlaufen ist in den Orten, in denen es in späterer Zeit ein Gewannflurensystem gab. Die Nutzung der Blockfluren muss nicht unbedingt eine Form der Einfelderwirtschaft gewesen sein und war es wohl auch kaum in der älteren Eisenzeit, als die Anbaufläche so groß war, dass nicht unbedingt alle Äcker jedes Jahr bestellt wurden, sondern einige brach lagen und vielleicht irgendwann von Wald oder Heide zurückerobert wurden. Doch die Innenfelder auf den großen Sondergrundstücken der Hofstätten in der späteren Eisenzeit wurden vermutlich sehr intensiv bestellt und auch gedüngt, denn sonst wäre eine Nutzfläche von 2–3 ha für den Jahresverbrauch an Getreide nicht genug. SL 189 beschäftigt sich mit der Frage, wie man sich verhalten solle, wenn man auf einem Feld, auf dem einige Äcker mit einer bestimmten Frucht bestellt waren, auf anderen Äckern etwas anderes anbauen wollte. Die Lösung war die Einhegung des eigenen Ackers auf dem Feld, damit dieser vor eindringendem Vieh geschützt war, wenn die Feldfrüchte der anderen Dorfbewohner vor den eigenen geerntet wurden. Die Bestimmung lautete folgendermaßen: Wenn nicht überall Roggen angebaut war und ein anderer ein
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oder zwei Äcker besäen wollte, musste er seinen Acker einzäunen oder auf andere Weise schützen: Ær æi ruh sæ¼ um allæn uang, ok annær uil sa en akær ællær twa brungær¼æ yfir ællær gømæ andræ lund su han uil. Dieser Ackerzaun wird in den Handschriften brungær¼, bringær¼æ, brønger¼e oder brøngerdæ genannt, was wohl am ehesten einen schmalen, undurchdringlichen Zaun bezeichnet, der unmittelbar rund um den Acker platziert war (einige Forscher bringen brun-, brin-, brøn- mit dem dänischen Wort bryn in der Bedeutung „Saum, Rand“ in Verbindung, das z.B. in den zusammensetzungen skovbryn [Waldrand] und øjenbryn [Augenbraue] zu finden ist; Kock 1880, 74). In diesem Zusammenhang soll auch die Ausgrabung der Mittelaltersiedlung bei Hampegård im nördlichen Teil der Insel Falster erwähnt werden, wo man über den Hofresten aus dem 13. Jahrhundert vier Ackerrinnen von Wölbäckern mit einem Abstand von 11–13 m nachweisen konnte. In diesen Ackerrinnen „tauchten ein bis zwei Reihen sehr kleiner, aber deutlicher Pfostenreihen zu Tage“. Der Ausgräber deutet diese Pfosten als tief eingeschlagene Zaunpfähle, die vermutlich einige Male erneuert worden waren (Hansen 1983, 40). Es liegt daher nahe, diese Pfosten aus den Wölbackerrinnen der in SL I89 erwähnten Einhegung von Einzeläckern mit einem brundgarth zuzuordnen. SL 189 spricht deutlich von der Einhegung eines Ackers innerhalb des Feldes, das entweder mit Gerste oder Roggen bestellt sein konnte. Demnach muss das Anbausystem, das dieser Zaunbestimmung zugrunde liegt, das Gewannflurensystem gewesen sein, in dem die Dorfmark in jeweils kollektiv eingehegte Feld eingeteilt war. Bezüglich der Chronologie im Vergleich zu SL 187 (das weiter unten besprochen wird) finden wir in SL 189 ein jüngeres Merkmal des Prozessrechts – das Fehlen der formellen Beweisführung, denn das Gesetz verordnet demjenigen, der sich nicht an die gemeinsamen Zaunregelungen hält, ein Bußgeld und gibt ihm keine Möglichkeit, sich mit Hilfe von Eideshelfern der Verantwortung zu entziehen. Ein Detail aus diesem Kapitel von SL verrät, dass es sich nicht um das voll ausgereifte Gewannflurensystem mit Flurzwang handeln kann, bei der es entweder nicht erlaubt war, andere Früchte auf dem gemeinsamen Feld anzubauen, oder bei der man zumindest eine gleich große Fläche wie die, die man auf dem Feld zum „privaten“ Anbau eingehegt hatte, als Grasland auslegte. Da SL 189 keine Forderung nach Kompensation erwähnt, falls jemand seine privaten Äcker auf dem Feld einzäunen möchte, müssen wir dies als ein frühes Stadium in der Entwicklung des Gewannflurensystems interpretieren, als noch immer Raum für eine gewisse Form des Selbstbestimmungsrechtes über die Äcker bestand. Es scheint zu diesem Zeitpunkt auch kein erhöhter Bedarf an Weideland existiert zu haben, denn wenn jemand einen
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Teil der Äcker auf dem Feld einzäunte, bedeutete das für die übrigen Dorfbewohner, dass die Weidemöglichkeiten eingeschränkt wurden. Ein anderes Argument dafür, dass SL 189 nicht das voll entwickelte Gewannflurensystem beschreibt, sind die fehlenden Angaben über die genauen Zeitpunkte, wann die Roggen- und Gerstenfelder eingehegt werden sollten. Es wird lediglich erwähnt, dass ein komplett mit Roggen oder Gerste bestelltes Feld von allen Dorfbewohnern gemeinsam einzuhegen war. Bei Nichteinhaltung wurde ein Bußgeld fällig: Ær ¼æn uang aldær sas mæ¼ ruhi æftir biug gær¼æ allæ grannæ æm fullælikæ fore ruh sum fore biug ællær ¼e gialda sua uiti fore ruhgær¼æ, sum mælt ær fore biuggær¼æ. Die Vorschrift, dass sämtliche Nachbarn für die komplette Einzäunung der Roggen- und Gerstenfelder zu sorgen hatten, ist genauso zu verstehen wie die Vorschrift aus JL III 58, nach der jeder Dorfbewohner ein bestimmtes Stück des gemeinsamen Zauns aufstellen und instandhalten musste. Auch bezüglich der Zuständigkeitsverteilung ist JL informativer als SL: Der Aufstellung der Feldzäune richtete sich nach der Goldschätzung. Im Allgemeinen kann man also sagen, dass die Bestimmungen über das Gewannflurensystem in SL 189 wesentlich ungenauer formuliert sind als in den Kapiteln von ESL und JL, die im Folgenden analysiert werden sollen. In SL 187 finden wir ebenfalls eine Bestimmung über die Einhegung von Einzeläckern. Entfernte ein Mann den Ackerzaun zwischen seinem Getreide und dem eines anderen, bevor alle Äcker abgeerntet waren, und verursachte er dadurch den anderen Schaden, musste er durch ein Bußgeld den Schaden ersetzen: Takær man up akær gær¼æ sit fore annæræ manna sæ¼æ, før æn alli mæn fa burhit korne sinu, ok fa ¼e ska¼æ af. Mehrere Handschriften beschreiben diesen Zaun als eyet agher gær¼æ oder eget gierde. Warum das Entfernen eines Zaunes vor der Ernte Schaden am Getreide des Nachbarn verursachen konnte, lag wohl daran, dass die Äcker nach der Ernte als Weideland für das Vieh dienten. Waren die Zäune dann nicht aufgestellt, konnte das Vieh auf die Getreideäcker gelangen. Das Kapitel zeigt eine individuelle Feldbestellung, die mit einer anschließenden gemeinsamen Weidenutzung kombiniert war. Das gut organisierte Gewannflurensystem mit Flurzwang konnte so etwas natürlich nicht akzeptieren, so dass diese Sondereinhegung eine individuellere Anbauform widerspiegelt, bei der jeder einzelne Bauer selbst für die Einhegung seiner Äcker mit besonderen Feldfrüchten zuständig war. Auch die schwedischen Landschaftsrechte enthalten Zaungesetze. Wenn in diesen Texten von gesetzlichen Zäunen die Rede ist, wird nicht ganz klar, was damit gemeint ist. Es handelt sich jedoch zweifelsohne um eine Art Zaungemeinschaft. Laut Södermannalagen Bb1 mussten alle Bauern für gesetzliche Zäune sorgen. Wer seine Zäune richtig angebracht hatte, sollte
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schuldlos bleiben: Bønder wilia sæ¾ sinæ byriæ, ¼a scal hwar laghwærn wi¼ annæn halda … halde swa hwar wærn wi¼er annæn oc ¼en swa giær¼er wari saclös. In Upplandslagen Bb 6 wird eine Zauninnung erwähnt, vermutlich sind damit alle Bauern gemeint, die einen Zaun aufstellten. Wenn das Eggen innerhalb der Einhegung abgeschlossen war, mussten die Zäune bereit und in gutem Zustand sein: ¼aghær harfwæt ær innæn ¼e wærn, ¼a skulu gar¼ær wighir ok wælförir wæræ. Laut Gutalagen Kap. 47 gab es Fälle, in denen mehrere Bauern gemeinsam einige Äcker besaßen, sich aber nicht darüber einig werden konnten, wann sie einsäen sollten: Hafa flain menn acra saman oc wilia sumjr liggia lata oc sumjr sa … Das Gesetz schrieb vor, dass diejenigen, die den größten Anteil besaßen, darüber entscheiden sollten, ob vor dem ersten Tag der Fastenzeit eingesät werden sollte oder nicht: tha rathin thair sum maira aigu oc segin til firj mari messu … Welche Wirtschaftsform geltend war, ist unklar, denn es ist lediglich von gemeinsamen Äckern die Rede. Man muss jedoch feststellen, dass es sich um eine Art Anbaugemeinschaft handelte, in der man sich über den Zeitpunkt der Einsaat und der Beweidung einig sein musste. Bemerkenswert ist, dass der größte Grundbesitzer die Entscheidung über den Anbau fällen konnte, ein System, das in Dänemark unbekannt war. Im Gegensatz zu den dänischen sind die schwedischen Zaunregeln nicht so aufschlussreich in Bezug auf die Anbausysteme, in einzelnen Fällen lässt sich jedoch eine Art Gemeinschaftsanbau feststellen. Der deutsche Sachsenspiegel, der aus der gleichen Zeit wie die dänischen Landschaftsrechte stammt, enthält keine direkten Informationen über Einhegungssysteme. Es finden sich jedoch Hinweise auf andere Problemstellungen bezüglich der Äcker, z. B. wenn jemand den Acker eines anderen bestellte (SS II 46, 1–4), einen fremden Acker aberntete (SS III 37,4) oder nachts von dort das Getreide stahl (SS II 39,1). Eindringendes fremdes Vieh wird ebenfalls erwähnt (SS II 47, 1–5). Wie auch in der dänischen und schwedischen Rechtspraxis ist von einer Pfandregelung die Rede. Wer eine Viehherde auf einem anderen Acker in der Gemeinflur weiden lässt, wird gepfändet und zahlt sechs Pfennig: Swer sîn vê drîft ûph eyne andere marke ûph gemêne weide, wirt her gaphandet, her gibt ses phenning (SS II 47,4). Ob wir es hier mit einer kollektiven oder individuellen Weidenpraxis zu tun haben, wird nicht ersichtlich. Schließlich finden wir sehr ausführliche Beschreibungen über den Zehnten, und es wird ausdrücklich vorgeschrieben, dass man erst dann seine Ernte aufladen und nach Hause bringen durfte, wenn der Zehntnehmer den Zehnten auf dem Feld abgezählt hatte: Svenne en man sin korn invoren wel, dat sal he kündegen deme tegedere … (SS II 48,7).
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Das voll entwickelte Gewannflurensystem Das deutlichste Merkmal des Gewannflurensystems war wohl, wie bereits erwähnt, die gemeinsame Einhegung der Felder der Dorfmark und die daraus folgende Rotation zwischen zwei oder drei Feldern. Das voll entwickelte Gewannflurensystem mit Flurzwang auf dem einzelnen Feld, mit festen Zaunbestimmungen und gemeinsamer Zaunpflicht ist sowohl aus JL als auch aus ESL bekannt, während SL und VSL nicht so genaue Informationen über dieses Phänomen enthalten. Laut JL III 58 sollen die Feldzäune so gesetzt werden, wie es die Goldschätzung vorschreibt: Uvangs garth gærthær hwar man swo sum han hauær gullz withning. Wenn sich niemand zu dem Zaun bekennt, der den Schaden verursacht hat, müssen die Grundeigentümer den Zaun vermessen und somit feststellen, wem er gehört. Der so ermittelte Besitzer hat kein Recht auf einen Eidbeweis, sondern muss das vorher festgelegte Bußgeld bezahlen und auch den Schaden ersetzen: Æn of ængi man kænnæs with thæn garth thær scathæ wllæ, tha sculæ markæ mæn repæ garthæ oc wittæ hwæm thæn garth hørthæ til oc thæn thær rææt reep fallær a, han hauæ æi wald til at bivthæ logh num gialdæ swo witæ sum førræ war withær lauth. Das Kapitel enthält weitere interessante Informationen. Die gemeinsame Zaunpflicht richtete sich nach dem Grundbesitz jedes Einzelnen, der nach der Goldschätzung festgelegt wurde. Die einzelnen Höfe mussten also je nach Größe eine bestimmte Anzahl Klafter Zaun errichten. Diese Bestimmung widerspricht in zweierlei Hinsicht dem vorhergehenden Kapitel von JL. Hier ist die Rede davon, dass jeder die Äcker seiner eigenen Hofstätte einhegen musste, und es ist die Hufenschätzung, die über die Größe der Hofstätte entscheidet. Laut JL III 58 war die Errichtung des Feldzaunes eine gemeinsame Pflicht. Hielt man diese nicht ein, konnten die Dorfmänner die materielle Beweisführung, die Vermessung, anwenden, um den Schuldigen zu ermitteln. Diese Vorgehensweise zeigt auch ganz deutlich, dass die Goldschätzung eines Hofes in ein bestimmtes (mit dem Reep vermessenes) Längenmaß umgesetzt wurde, das dem Stück Zaun entsprach, für das der einzelne Bauer verantwortlich war. Interessant für die chronologische Einordnung des Gewannflurensystems ist der Hinweis in JL III 58, dass der Schuldige nicht das Recht hatte, sich durch Eidbeweis der Verantwortung zu entziehen: han hauær æi wald til at bivthæ logh. Im Gegenteil – das Gesetz verlangt, dass der Schuldige durch die Vermessung ermittelt wird und anschließend Schadensersatz und Bußgeld leistet. Die Nichtanerkennung des Eidbeweises im Rechtstext zeigt, dass wir es mit jüngeren Schichten des Gesetzes zu tun haben, in denen das
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kanonische Recht schon Einfluss nahm. Nimmt man den sachlichen Inhalt hinzu, können wir die Zaunbestimmungen mit großer Sicherheit einer Schicht zuordnen, die chronologisch gesehen jünger ist als die Regelungen über die einzeln eingehegten Äcker. In einige Handschriften hat sich jedoch ein Fehler eingeschlichen: Die Überschrift Vm akær garth (über Ackerzäune) wurde vor das Kapitel über die Feldzäune gestellt. In der ältesten kompletten Handschrift zu JL – Stockholm C 37 – findet man die gleiche Überschrift, wie auch in NkS 295, 8 von ca. 1325, die als Grundlage für die transliterierte Ausgabe Skautrups von 1933 diente. Die übrigen Handschriftenvarianten verwenden u.a. folgende Überschriften: Hure men sculle gerde, hwræ agær gorth scal gærthes, hwanner aker garth scal gerthes oder wansgarth, wangs garth, wongs garth, vangs gardh und aggær gard etc. Meiner Ansicht nach handelt es sich um einen reinen Übertragungsfehler. Vielleicht war diese Überschrift für Kapitel JL III 57 über die Ackerzäune vorgesehen und wurde ohne weitere Änderungen in späteren Handschriften abgeschrieben. Dass es sich tatsächlich um einen Fehler handeln muss, erkennt man daran, dass sämtliche Handschriften im eigentlichen Gesetzestext in III 58 darin übereinstimmen, dass es sich um Feldzäune handelt, die aufgestellt werden müssen, bezeichnet als uvangs garth, vongs gard, uvangs giærthæ, vonghæ gard etc., was deutlich zeigt, dass die Überschrift „Ackerzaun“ keinerlei Bezug zum Text hat. JL III 59 greift die Feldzäune wieder auf und schreibt vor, dass der Zaun für Roggensaat vor oder an Ostern errichtet werden und die Frühjahrssaat (Gerste oder Hafer) von Pfingsten bis zur Michaelismesse stehen muss, es sei denn, alle bringen die Ernte noch früher ein: Thæn garth thær for rugh sæth ær scal waræ gærth vm paschæ æth førræ oc thæn thær for warsæth ær vm pingæz dagh oc scal standæ til michæls mis vtæn of alt korn kummær førræ in. Die Übersetzung von Kroman und Iuul lässt nicht unmittelbar erkennen, dass es hier um Roggen- und Gerstenfelder im Feld geht und nicht in privaten Blockfluren. Viele der Handschriften verwenden aber die Ausdrücke rwgwongs gard, rurgh wangs garth skal giærthæ for, also den Roggenzaun, der zu einem bestimmten Zeitpunkt stehen musste. Der Inhalt des Kapitels lässt ebenfalls darauf schließen, dass es sich um Feldzäune handeln muss, die nur zu bestimmten Zeitpunkten verschlossen oder geöffnet werden durften. Besonders bemerkenswert bei diesen Zaunbestimmungen ist der späte Zeitpunkt, an dem die Frühjahrssaat eingehegt sein soll. Der Roggen, der im Winter ausgesät worden war, musste spätestens zu Ostern eingehegt sein (Ostern fällt zwischen 22. März und 25. April). Da die Frühjahrssaat erst sieben Wochen später zu Pfingsten durch einen Zaun geschützt sein musste,
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konnte es sein, dass in manchen Jahren die Zäune erst am 13. Juni geschlossen sein mussten. Dieser Zeitpunkt erscheint sehr spät, denn das Getreide muss dann schon relativ hoch gestanden haben. Vielleicht ist dieser späte Zeitpunkt dadurch bedingt, dass die Wachstumssaison im Mittelalter etwas später einsetzte, denn die Böden waren kalt und nass und bei weitem nicht so gut entwässert, wie man es heute kennt. Die schwedischen Landschaftsrechte erwähnen das Gewannflurensystem nicht direkt. Laut Östgötalagen Bb 11,2 wurde der Boden jedoch in zwei Wechseln bestellt – es handelte sich also vermutlich um eine Zweifelderwirtschaft: ¼a hauær han uitzor¼ sum half træ¼e uill a gæra. Wollte ein Bauer die Hälfte des Feldes brach liegen lassen, konnte er dies einfach tun. Dagegen findet man in den schwedischen Texten Hinweise auf Zaunfristen, die Termine variieren jedoch je nach Region. Laut Östgötalagen Bb 13 und 14 mussten die Zäune zwischen den Grundstücken immer zwischen Weihnachten und Mariä Lichtmess fertig sein, gleiches galt für die Zeit zwischen Mittsommer und Olafsmesse (29.7.): Tomta gar¼a skulu æ gilde uara, sua mællum iul ok kyndil mæssu sum mællum mizssomars ok olafs mæssu. Die Akkerzäune mussten vor Christi Himmelfahrt stehen. Laut Upplandslagen Bb 6,3 mussten Felder und Weiden einen Monat nach Ostern eingezäunt werden: manæ¼ æpti paschær skal giært um ængiær wæræ, ællr bötins gar¼æ fall sum fyrr ær saght, samu lagh æru at ængium sum akrum. Västmannalagen Bb 5,5 verordnet dagegen, dass die Zäune um Äcker und Weiden sieben Tage nach der Walpurgisnacht (30. April) fertig sein mussten: Siv nattom æftir walborgha mæsso scal gært om ængiar uara, ællær bøtis gar¼a fall som fyr ær sagt, samo lagh æro at ængiom som akrom. Nicht ganz so exakt ist Södermannalagen Bb 1, doch wir erfahren hier, dass die Bauern gemeinsam für rechtmäßige Einhegungen sorgen mussten, wenn sie einsäen wollten. Herrschte kein Bodenfrost mehr, setzte man feste Zäune, ansonsten reichten lose Zäune: Bönder wilia sæ¾ sinæ byriæ, ¼a scal hwar laghwærn wi¼ annæn halda. Ær ¼iæli vr ior¼ ¼a scal fastan gar¾ giær¼æ, liggir ¼iæle quar i ior¼, giær¼in me¾ stikilstör ¼ær til ¼iæle vr ior¼ gangar. Wenn jedoch schlechtes Wetter es erforderlich machte, mussten laut Kap. 7 alle Zäune bis zum St. Martinstag stehen bleiben (11.11.): Lagha wærn scal hwar wi¼ annæn halda til martins messu. Äcker und Weiden mussten sieben Tage vor dem Tag des Hl. Botulf (17. Juni) komplett eingehegt sein, erläutert Hälsingelagen Bb 5: Um akræ ok ængær skulu gar¼ær wæræ, wighir ok wælförær siunatum foræ botulfs mæssu. Die schwedischen Landschaftsrechte erwähnen nicht genau, ob es sich um Einhegungen um die Winter- oder Sommersaat handelt. Da die Zeiten für die Zaunarbeiten aber recht stark variierten, handelt es sich hier vermutlich sowohl um Frühjahrs- als auch um Wintersaatzäune.
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In den schwedischen Landschaftsrechten gibt es viele Informationen über die Qualität und die Konstruktion der Zäune. So sind laut Gutalagen 26,5 nur solche Zäune rechtens, die mit zwei Weidenbändern gebunden waren und die bis zum obersten Weideband zweieinhalb Ellen maßen: Engin gar¼r ir laggiertr vtan hann sei me¼ tueim bandum bundin oc half ¼ri¼i elna haur til yrfsta banda … . Laut Hälsingelagen Bb 5 mussten die Ackerzäune so hoch sein, dass sie einem mittelgroßen Mann bis zu den Achselhöhlen reichten. Der Abstand zwischen den Zaunlatten musste ein Fuß betragen und der Zaun mit zwei Weidebändern gebunden sein: Laghæ gar¼er skal wærw fiæz mællum störæ ok bundin mæ¼ twem bandum, vm aker swa högher at taker wndir hand mæ¼lungu manni. Laut Östgötalagen Bb 14 musste ein guter Zaun so stabil sein, dass er einen vollbewaffneten Mann tragen konnte, und außerdem so hoch, dass ein normal großer Mann mit einem ellenlangen Stock den Boden auf der anderen Zaunseite erreichen konnte: Nu ær ¼æt gildær gar¼ær sum man bær mæ¼ allum folk uaknum … An dieser Stelle wird auch vorgeschrieben, dass eine Zaunpforte nur nach innen zu öffnen sein sollte. Bezüglich der Qualität der Zäune finden wir im irischen Gesetz Bretha Comaithchesa aus der Mitte des 7. Jahrhunderts eine Bestimmung darüber, was man zum Bauen eines Zaunes benötigte: einen Spaten, um den Graben zu graben, eine Stange für den Steinwall, eine Axt für den hölzernen „strongfence“ und schließlich einen Schläger für den felmadh, einen sogenannten nackten Zaun: Question – What are the requisites commanded by law of fences and co-tenancy? – The requisites for the fences are a spade for making a trench, a bar for a stone wall, a hatchet for a strongfence, a billhook for a felmadh-fence (Ancient Laws of Ireland, 1879, IV, 73). Eine rechtmäßige Einhegung musste bestimmte Kriterien erfüllen: Ein Steinwall musste drei Fuß breit und zwölf Hände hoch sein, ein Graben drei Fuß breit und tief, dazu gehörte ein drei Fuß hoher Zaun. Ein „naked fence“ sollte verhindern, dass Kleinvieh hindurch und Rinder hinüber gelangen konnten: Question – What is the lawful fence? – If it be a stone wall, a wall of three stones, its dimensions are three feet in thickness, twelve hands in height; if it be a trench, three feet in width and in depth; its width one foot below at the bottom, three feet is the breadth at the place where the wall is placed, and three feet is the height of the wall. If it be a naked fence, it shall be a defence against oxen, and small cattle; the small cattle could not pass through it from its closeness, and an ox could not pass over it from its height and its firmness (IV, 113). Was die genauen Zaunbestimmungen des Gewannflurensystems betrifft, so ist anzumerken, dass das klassische Problem und der große Interessenskonflikt zwischen den einzelnen Dorfbewohnern und den Nachbarn dann entstanden, wenn man nach der Ernte sein Vieh auf den eigenen Äckern
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weiden lassen wollte. Erst, wenn alle ihre Ernte eingefahren hatten und die Zäune zur gemeinsamen Feld geöffnet werden konnten, durfte das Vieh auf die Äcker. So musste jeder auf den anderen warten. Diese Problematik wurde erst dann in bestimmten Regionen aktuell, als das Grasland zwischen den Dörfern wegen der vielen Torpgründungen nach und nach immer weniger wurde und dadurch die Weidemöglichkeit auf den abgeernteten Äckern immer wichtiger. Der Bedarf des voll entwikkelten Gewannflurensystems an dieser Weideform lässt sich also chronologisch der Zeit nach den vielen Torpgründungen zuordnen, und damit können wir einen etwa gleichzeitigen zeitlichen Rahmen für die Einführung der Regelungen über die rechten Zaunzeiten in JL festlegen. Es muss jedoch hinzugefügt werden, dass man aufgrund der Düngung der Äcker einen Vorteil darin erkannte, das Vieh auf den abgeernteten Felder grasen zu lassen, denn so war auch die natürliche Düngung der Felder gesichert. Wenn man die frühen Informationen über die vorsichtigen Anfänge des Gewannflurensystems berücksichtigt und die dazwischenliegenden Stufen aus SL miteinbezieht, erscheint die chronologische Einordnung des voll entwickelten Gewannflurensystems in die Mitte des 12. Jahrhunderts wahrscheinlich. In ESL II 57 finden sich Hinweise auf die Zaunregeln dieses Anbausystems. Wollte jemand einen oder mehrere seiner Äcker auf dem Feld einzäunen, war er gesetzlich dazu verpflichtet, ein entsprechend großes Stück Land seiner Hofstätte als gemeinsames Weideland zur Verfügung stellen: Ær nokær man sin akær wil in wænge, tha scal han mæth rætæ af sin houæth toft læggæ til troth æm mykit sum han wængær in til sich til ollændis. Der bereits erläuterte Begriff ollændis aus ESL II 57 könnte auf einen älteren Inhalt schließen lassen. Wie schon erwähnt, ist dieser Begriff vermutlich ein unverständliches sprachliches Relikt, denn in der folgenden Zeile wird das Wort markæ verwendet, um das gleiche Phänomen zu beschreiben. Es wird nicht ausdrücklich erwähnt, ob der einzuhegende Acker auf dem Feld lag, doch im weiteren Verlauf des Kapitels heißt es, dass es sich um verschiedene „private“ Angelegenheiten im gemeinsamen Feld handelte. Dabei ist aber nicht ausgeschlossen, dass ESL II 57 eine ältere Entwicklungsstufe als das voll entwickelte Gewannflurensystem beschreibt. Da ollande im Gegensatz zu den Sondergrundstücken der Hofstätten gemeinsam bewirtschaftet wurde, ist es denkbar, dass es zu Zeiten dieser ersten kollektiven Bewirtschaftung der gemeinsamen Ländereien schon gewisse Restriktionen gab, die „private“ Initiativen in der gemeinsamen Dorfmark regelten. ESL II 57 enthält jedoch so überzeugende Hinweise auf das Gewannflurensystem, dass ich die erste Deutung für wahrscheinlicher halte.
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ESL beschäftigt sich auch mit der Aufnahme von Vieh auf den bestellten Feldern. Wo JL III 50 nur die Aufnahme von Vieh auf den eigenen Äckern erlaubt, geht ESL II 74 weiter. So wird anfangs vorgeschrieben, dass Vieh erst dann auf das Feld getrieben werden durfte, wenn alle Bauern aus dem Dorf die Ernte eingebracht hatten. Hatte jemand seine Ernte schon früher eingebracht und ließ sein Vieh früher als die anderen auf einem oder mehreren Äckern grasen, durften seine Nachbarn das Vieh an sich nehmen, auch wenn es nur auf seinem eigenen Acker stand: Thet ma ey logh warthæ at han nøtær afræth førræ foræ thy at han war fyrræ burghit, hwat sum thet ær hældær a en akær ællær a fleræ oc tha ma hin hans fæ in nimæ æn thot thet star uppæ hans eghen akær sum thet waræ ællær cumith i wang … Diese Bestimmung setzte voraus, dass andere Vieh bei sich aufnehmen durften, das sich ohne Willen des Besitzers auf dem Feld befand, auch wenn es nicht auf ihren Äckern weidete. Hier sehen wir den Gegensatz zu JL III 50, wo nur der Einzelne fremdes Vieh auf seinem eigenen Acker aufnehmen durfte, während gemäß ESL II 74 alle Dorfbewohner das Recht hatten, Tiere von allen Äckern des Feldes aufzunehmen – selbst vom Acker des Viehbesitzers. Im voll entwickelten Gewannflurensystem hatte der Bauer also keine wirkliche Möglichkeit, seine abgeernteten Äcker im Feld als Weidemöglichkeit zu nutzen, es sei denn, er stellte ein entsprechend großes Stück Land seiner Hofstätte als Grasland zu Verfügung, als Ausgleich für das Land des Feldes, das er für sich selbst eingehegt hatte. ESL liefert weitere Informationen über die Weidepraxis auf dem Feld, z. B. wenn jemand seinen Leuten Verpflegung brachte und sein Pferd während dessen auf dem Acker grasen ließ. Im Zusammenhang mit dem Gewannflurensystems und dem Weiden auf abgeernteten Feldern erwähnt ESL II 74, dass jemand Person so hinterhältig sein konnte, dass er sein Getreide absichtlich nicht einfuhr, um das Vieh anderer aufnehmen zu können und damit Pfand und Schadensersatz zu kassieren: Æn ær thet nokær then fool i by, at han latær foræ thu sit corn utæ standæ at han vil gøræ andrum thæræ wandæ mæth, ællær theræ fæ in nimæ … In diesem Fall konnten die Nachbarn ihn zum Thing vorladen, und die Thingmänner mussten eine Frist für seine Ernte festlegen. Mehrere Kapitel der Landschaftsrechte lassen erahnen, dass die Äcker der Dorfmark relativ groß waren. JL III 48 berichtet von einem Mann, der mit einer ganzen Vieh-, Pferde oder Schweineherde auf den Acker eines anderen zieht und sie gewaltsam das Getreide auffressen lässt: Far man mæth hiorth æth mæth stoth æth mæth wrath i annæns mansz akær oc hiarthær hans korn vp mæth wald … Eine ähnliche Situation findet sich in SL 168, wo aber noch ergänzt wird, dass der Mann Hirte und Hund mitbringt.
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Aus JL II 45 geht hervor, dass der Mann auf dem Acker einen Pferch für seine Tiere haben konnte. Man machte sich nämlich strafbar, wenn man aus dem Pferch eines anderen auf dem Acker Pferde, Rinder oder andere Haustiere, Getreide, Heu oder Holz oder andere Dinge stahl: … of man gangær i annæns mansz fald vtæ a mark oc takær hors æth nøøt æth ant fæ æth korn æth høø æth timbær æth andræ costæ … Das bereits zitierte Kap. II 57 aus ESL deutet ebenfalls eine Ackergröße an, die sich von den aus den Grundbüchern bekannten schmalen Langstreifenäckern unterscheidet. Das Kapitel erwähnt einen Mann, der seinen Acker auf dem Feld einhegen und außerdem dort etwas bauen möchte: Æn wil han nokær byggæ utæ a markæ a sin eghin akær … VSL III 8 nennt einen Schweinestall, den sich jemand auf sein Feld gebaut hat: ellir hans swine sty the som a hans marco star. Diese Beispiele sind vielleicht nicht sehr überzeugend, doch in Zusammenhang mit dem übrigen Quellenmaterial erhalten sie eine gewisse Bedeutung. In der Zeit der Landschaftsrechte und in den folgenden Jahrzehnten haben die einzelnen Äcker in der Dorfmark häufig eigene Namen. Ein Eintrag vom 19. 4. 1254 nennt im Dorf Suserup einen Acker namens Agnihøwsager auf dem einen Feld, Ørnebjergsager auf dem zweiten und Rydeager auf dem dritten Feld: Quorum agrorum primus in Dampswang est Aghihøws agher … secundus in Siøwang Ørnebergs agher … tercius in Wæstre Wang Rythe … (Dipl. Dan. 2:1, Nr. 142). Zwischen der Dominikanermühle und dem Kloster St. Agnete wird am 15. 2. 1329 der einstige Acker namens Vindebo Have erwähnt … agrum dudum meum/qui dicitur/Vindæbothæ hawghæ/situm inter ipsum monasterium/et molendinum fratum predicatorum … (Dipl. Dan. 2:10, Nr. 100) und vom 13. 6. 1341 findet sich ein Eintrag über Tyres Acker … uidelicet unum ottingk terrarum … uidelicet Tyres acker … (Dipl. Dan. 3:1, Nr. 178). Ein Brief vom 5. 12. 1314 belegt die Ackernamen des Dorfes Håkontorp Mark: Farløseager, Håager und Lynghøjager: Farlosæakær integrum exceptis quatuor ryggiæ in eodem agro Hakænsthorp attinentes Haa akær in quo sunt septem ryggiæ, Lyungyhøgh akær totum (Dipl. Dan. 2:7, Nr. 215). Ein Jahrzehnt später beschreibt das Lunder Buch (Registrum ecclesie Lundensis) folgende Äcker: Norræ Walrgæl, Rørbæk und Wæstremuse: item Walrgæls ager duo modii item in Gasæspiels iii modi item Rørbeks ager … item in Wästræmuse ager et in uno spiald ibidem possunt seminari vi modii … svb Gasaspiald … (Dipl. Dan. 2:9, Nr. 239). Nach Steensbergs Auffassung sind diese Äcker jedoch keine Einzeläcker mit Eigennamen, sondern Ackergewanne (spiald), die wiederum in mehrere Äcker unterteilt waren. Bei dem oben erwähnten Beispiel mit den sieben Ackerrücken trifft diese Beobachtung wohl zu, aber ich glaube nicht, dass dies auf alle Fälle zutrifft, in denen die Äcker mit Namen genannt sind (Steensberg, KLNM 1, 53). Es ist auch nicht korrekt, das in JL I 47 von sol-
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chen Ackergewannen die Rede ist, denn das Kapitel berichtet darüber, dass ein Dorf und ein Torp das gesamte Ackerland in einem Ackergewann (Agærskifft ) gemeinsam bestellten. Im Gegensatz zu den Äckern aus der Matrikel von 1688 finden wir in den hochmittelalterlichen Quellen offenbar auch Äcker mit eigenen Namen. Wenn man diese Informationen mit den Auskünften der Landschaftsrechte vergleicht, sehen wir meines Erachtens Hinweise auf Äcker, die häufig größer waren als die bekannten schmalen Langstreifenäcker.
Die Landverteilung in der Zeit des Gewannflurensystems Poul Meyer lieferte eine gründliche Einführung in die älteren Forschungsanalysen der Landverteilungsformen der dänischen Dorfgemeinschaften und trug selbst bedeutende Interpretationen bei, während Karl-Erik Frandsen die neueren Forschungsergebnisse kurz und prägnant zusammenfasste (Meyer 1949, 232–97 und Frandsen 1983, 1–10). Auch Ole Widding und Poul Rasmussen beschäftigten sich eingehend mit den Landverteilungsformen und ihrer Struktur, wobei sie sich auf das etwas jüngere Material der Flurbücher beziehen (Widding 1949 und Rasmussen 1962). In „Det danske Landbrugs Historie“ (Geschichte der dänischen Landwirtschaft) beschäftigte sich Porsmose außerdem mit den praktischen Problemen in Verbindung mit dem Sonnenverteilungsverfahren (Porsmose 1988, 358). Somit ist das Thema gut beleuchtet, und die folgenden Abschnitte beschäftigen sich daher ausschließlich mit den Informationen über die Landverteilung, die sich aus den Landschaftsrechten entnehmen lassen. Die Hufenverteilung (bolskifte) Poul Meyer vertritt die Auffassung, dass die Ackersysteme in den Zeiten der Landschaftsrechte von natürlich gewachsenen Hufen geprägt waren. Später regelte das Sonnenverteilungsverfahren die Verteilung der Hufen. Dabei wurde das – oft mit Eigennamen versehene – Hufenland in der Dorfmark in Form von größeren Einzeläckern unter den Hufenmitgliedern verteilt. Dieses Land wurde von den Höfen einer Hufengemeinschaft gemeinschaftlich bewirtschaftet (Meyer 1949, 249–51, 257). Wurde die Hufe durch Verkauf oder Vererbung geteilt und damit die Flächengröße verändert, konnte eine Vermessung gefordert werden. In frühester Zeit war die Hufe also eine Art Grundstückschätzung, die über die Anteilrechte einer Hufe in Verhältnis zu den gesamten Grundstücken eines Dorfes bestimmte (Meyer 1949, 257–58). In seinem Buch „Stednavne og Administrationshistorie“ (Ortsnamen und Verwaltungsgeschichte) von 1980 untersuchte Bent Jørgensen den Ur-
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sprung der Hufennamen aus philologischer Perspektive. Auf Grundlage einer versuchsweisen Berechnung, dass es ursprünglich ca. 10000 Hufen auf der Insel Seeland gegeben haben muss, und der Theorie, dass viele dieser Hufen ursprünglich einen Eigennamen hatten, stellte Jørgensen zunächst die Frage, warum heute nur noch so wenige dieser Hufennamen erhalten sind. Ein Grund ist seiner Ansicht nach, dass nicht erwiesen ist, dass alle Hufen einen eigenen Namen hatten. Der andere und viel wichtigere Grund ist, dass die Grundstückseinheit (Hufe), die einen Namen erhielt, z.B. den des Besitzers oder Benutzers, einige Jahrhunderte später durch Erbteilungen und Änderungen der Anbaustruktur kein zusammenhängendes Grundstück mehr darstellte, so dass der Name einfach wegfiel oder geändert wurde (B. Jørgensen 1980, 61). Aus der Analyse der 38 überlieferten Hufennamen schloss Bent Jørgensen, dass in erster Linie Personennamen den ersten Teil des Namens bildeten, und dass diese Namen nur selten in den jüngeren mittelalterlichen Quellen wieder auftauchen. Es konnte zudem nachgewiesen werden, dass die meisten Hufennamen eine jüngere Form aufwiesen (sekundäre s-Deklination). Es gab nur einen christlichen Vornamen, aber etliche wikingerzeitliche Personennamen wie Akke, Tue, Ubbe, Sune und Toke etc. In anderen Zusammenhängen waren die nichtchristlichen Personennamen aus der Wikingerzeit recht langlebig und wurden bis ins 12. Jahrhundert verwendet. Aus diesem Grund folgert Jørgensen vorsichtig, dass die Hufennamen in die späte Wikingerzeit und ins frühe Mittelalter datiert werden müssen. Er betont jedoch gleichzeitig, dass sich die Namensgebung über eine gewisse Zeitspanne erstreckte (B. Jørgensen 1980, 65). Sämtliche dänischen Rechtsbücher beschäftigen sich mit der Hufenverteilung im Falle von Streitigkeiten. VSL ÆR 200 konstatiert schlicht und einfach, dass im Falle von Uneinigkeiten bezüglich des Bodens in der gemeinsamen Hufe alle an einem beliebigen Tag für Ausgleich untereinander sorgen mussten. So konnte also der Besitzer eines Achtels dies vom Besitzer eines Viertels verlangen, der Besitzer eines Viertels vom Besitzer einer Hälfte, der Besitzer einer Hälfte vom Besitzer einer ganzen Hufe, und waren alle Hufeneigner (die ganze Hufe) uneinig, musste das gesamte Dorf neu vermessen werden, und zwar alle Hufen: Æn om nokær man skil um iorth the ær i bole hauæ sæmæn, tha mugæ the hwær dagh iæfnæ thæm i mællæm oc tho swa at atingh kallæ a fiarthing, oc fiarthing a halft bol oc halft bol a helt bol. Helt bol ma kummæ al by til reps seo mang bol sum the æræ. Die gleiche Rechtsregel finden wir in SL 73. In den Handschriften tritt dieses Kapitel unter verschiedene Überschriften auf. In Stockh. C 69, der Grundlage für die transliterierte Ausgabe von Skautrup, finden wir die Überschrift Om iorthæ skæl – (über Grenzraine). Die
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übrigen Handschriften verwenden die Überschriften Vm mæn skil i by, vm mæn skil om bol, vm mæn skil vm iorth, und die jüngeren Handschriftengruppen Om bool skifftæ, om mandt trættis om boel iordt, boelschiffte eller anden wiaffnn jordemaal. Der Inhalt des Kapitels variiert dagegen kaum. Als es aufgeschrieben wurde, war also nicht klar, wie die Überschrift lauten sollte, bezüglich des Inhalts schien jedoch kein Zweifel zu herrschen. Dies ist bemerkenswert, auch weil sich im Folgenden zeigen wird, dass sich der Kapitelinhalt in sämtlichen darauffolgenden Rechtsbüchern durchsetzte. Laut VSL ÆR 200 fand die Hufenvermessung statt, wenn sich jemand nicht mit seinen Nachbarn einigen konnte und mit seinem Hufenanteil unzufrieden war und daraufhin verlangte, dass das Land neu vermessen und verteilt wurde. Aus dieser Regelung lassen sich einige Erkenntnisse gewinnen. Zum einen konnte die Hufe zur Zeit der Niederschrift von VSL ÆR aus achtel, viertel und halben Hufen bestehen, sie war also auf kleinere Hofeinheiten verteilt, was auch die zeitgenössischen schriftlichen Quellen bestätigen. In einer Geschenkurkunde von Knud dem Heiligen von 1085 ist von halben Hufen die Rede, und auch in einer Schrifturkunde vom 7. Januar 1133 findet die halbe Hufe wieder Erwähnung. Die von Erzbischof Asser von Lund erstellte Liste führt die Pfründe der Klosterbrüder auf, darunter finden sich z. B. der Hof Åby von 6 1/2 Hufen Curiam Aby habentem VI mansos et dimidium und der Hof in St. Hammar von 1 1/2 Hufen curiam in Hambri habentem mansum et dimidium … (Dipl. Dan. 1:2, Nr. 56). In Viertel geteilte Hufen begegnen wir erst 1135 in einem Brief, in dem Peter Bodilsen, seine Brüder und seine Mutter die St. Peders Kirche in Næstved mit zugehörigem Grundstück zur Errichtung eines Benediktinerklosters in Næstved übertragen und zum Unterhalt der Klosterbrüder verschiedene Teile ihrer Grundbesitzungen hinterlassen, darunter die Hälfte des Dorfes Klein-Næstved und des Waldes Ladby Ore, das Dorf Torpet sowie eine Hufe, ein Viertelhufe und eine Mühle in Store Næstved … in Næstweth parua, medietatem uille, et silue que Lathbuwore nuncupatur, et Thorp, et in Næstweth maiori mansum unum, et quadrantem, et molendinum donauit (Dipl. Dan. 1:2, Nr. 64). Außerdem wird ersichtlich, dass der Nutzer/Besitzer einer kleineren Hufeneinheit nur das Recht hatte, das nächstgrößere Hufenstück neu vermessen zu lassen, also ein Achtel durfte ein Viertel, ein Viertel durfte eine Hälfte vermessen lassen. Der Nutzer eines Achtels konnte aber nicht die Vermessung einer halben Hufe fordern. Ging es um alle Hufen des Dorfes, mussten die Eigner/Nutzer einer ganzen Hufe die Forderung stellen. Somit hatte man auch den Besitzern/Nutzern der kleineren Hufenanteile die Möglichkeit gegeben, ihren Einfluss bei Unzufriedenheit geltend zu ma-
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chen, aber ein einzelner Achtelnutzer konnte nicht die Neuvermessung des gesamten Dorfes verlangen. Im Übrigen konnte die Angelegenheit durchaus so enden, dass überhaupt keine Neuvermessung und Verteilung stattfand, denn derjenige, der sich übervorteilt fühlte, musste zum Thing gehen und denjenigen verklagen, der nicht vermessen lassen wollte. Erschien der Beklagte jedoch weder beim ersten, zweiten oder dritten Thing, musste er drei Mark Bußgeld zahlen, und damit war die Sache erledigt. Anders ausgedrückt: Hatte man die entsprechenden Mittel, um der Klage nicht nachzukommen und einfach das Bußgeld zu zahlen, konnte man verhindern, dass die Hufe oder das Dorf neu vermessen wurde, wenn man die alte Verteilung beibehalten wollte, die ja möglicherweise für den Beklagten vorteilhafter war. Die folgenden Kapitel VSL ÆR 201 und SL 74 gehen näher auf die Vermessungsbestimmungen ein und informieren darüber, dass sowohl vor als auch nach der Aussaat vermessen werden durfte. Wer auf dem Teilstück eines anderen gesät hatte, verlor diese Aussaat: The mæn ær i bolæ hauæ sæmæn mughæ æm wæl iæfnæ thæm sæmæn i mællæm sithæn sat ær ænzæ før, oc thæn ær annæns hauær sat mistæ sin sath. War jedoch eine ganze Hufe mit dem restlichen Dorf uneinig, musste bis nach der Ernte gewartet werden, es sei denn, der Betreffende hatte vor der Aussaat ein Verbot erlassen: Æn um swo worthær at bol skil with al by, tha a thæt at bithæ til korn kumbær af nun thæs at han læggæ før forbuth a, æn the sathæ. Zweifelsohne waren die Neuvermessung und die darauf folgende Neuverteilung der Dorfmark eine ernste Angelegenheit, aber wenn auch noch der Verlust der Aussaat damit einherging, war es noch ernster. Auch Poul Meyer hat sich ebenfalls mit diesen Kapiteln beschäftigt. Seiner Meinung nach waren die Bestimmungen über die Vermessung der einzelnen Hufen älter als die Bestimmungen über die Vermessung der gesamten Dorfmark in Verbindung mit der Sonnenteilung (Meyer 1949, 243). Dieser Schlussfolgerung schließe ich mich an, und es erscheint zweifelsfrei, dass diese übereinstimmenden Bestimmungen zur Hufenvermessung sehr alt sind. ESL II 54 beschäftigt sich ebenfalls mit der Hufenvermessung. Allerdings gibt es in diesem Kapitel einen Widerspruch, der vielleicht durch eine chronologische Verschiebung zwischen verschiedenen Teilen des Kapitels begründet ist. Waren sich zwei Männer nicht einig über eine Vermessung innerhalb der Hufe, durfte jeder zu einem beliebigen Zeitpunkt eine Hufenvermessung veranlassen, egal ob es sich dabei um die Hofstätte oder um Land außerhalb der Hofstätte handelte: Skil nokær man with annær um rep innæn bols tha a han mæth rætæ inæn bols at iafnæ hwilkæ timæ hin wil a callæ hwat sum thet ær hældær a toftæ ællær a markæ utæ.
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Demnach hatte wohl jeder das Recht, eine Vermessung einzufordern, wenn innerhalb der Hufe Streitigkeiten herrschten, ganz gleich, ob diese die Hofstätte oder das außerhalb gelegene Ackerland betrafen. Bemerkenswerterweise wird das außerhalb gelegene Land in diesem Teil des Kapitels als markæ utæ bezeichnet. Wenn sich alle einig geworden waren, konnte jeder seine Hofstätte so klein oder so groß auslegen, wie er es wollte: Kumber thet oc swa at them sams allæ um utæn tha mughæ theræ toftæ swa litlæ gøræ oc swa myklæ sum the wilæ. Das bedeutet also, dass man nach Einigkeit über die Vermessung die Hofstättenflächen genau so klein oder groß machen konnte, wie sie nach der neuen Bodenverteilung im Verhältnis zueinander sein sollten. Im weiteren Verlauf dieses Kapitels wird dieser Regelung jedoch widersprochen, denn es heißt, dass diejenigen, die die alte Verteilung lieber beibehalten wollten und sich gegen eine Neuverteilung wehrten, eher Recht bekamen: æn ær thet swa at annær wil hældær hauæ the fyrning ær fyrræ hauær wæræt æn han wil nyt skiftæ a gøræ, tha æræ the nærmær ær fyrnerigæ wilæ haldæ. Wenn jedoch nicht klar war, wie die alte Verteilung ausgesehen hatte, mussten 12 Alte vom Bezirksthing ernannt werden, die dann auf die Grenzen zwischen Hofstätte und Straße, zwischen ollande und toft und zwischen hørætoft und ollandæ schwören mussten, und danach kommt die Vermessung: Oc gitæ the ey tha warthæt satæ um hwilkit fyrning war, tha scal til næfnæ tolf aldungæ af hæræthz thing, oc the sculæ sweriæ mællæ toftæ oc mællæ gatæ, oc swa atær mællæ ollandæ oc mællæ toftæ, oc swa atær mellæ høræ toft oc ollandæ … oc sithæn sculæ the repæ. Zu beachten ist, dass an dieser Stelle das Ackerland mit ollandæ bezeichnet wird, während es weiter oben noch markæ utæ hieß. Diesem Abschnitt zufolge hatten also die konservativen Kräfte im Dorf, welche die alte interne Größenverteilung zwischen den Hufen beibehalten wollten, das Recht, eine Neuverteilung zu verweigern, obwohl beträchtliche Diskrepanzen bezüglich der realen Hufengrößen bestehen konnten. Poul Meyer hat versucht, diese Diskrepanzen mit einem Unterschied zwischen der Vermessung von Ackerland und der von Hofstättenland zu erklären und kommt zu dem Schluss, dass „nur einige Einzelpersonen die Beibehaltung der alten Hofstättenverteilung fordern können“ (Meyer 1949, 244). Ich glaube nicht, dass das korrekt ist. Das Kapitel spricht zum einen vom Recht auf Neuverteilung, und zum anderen vom Recht auf Widersetzung gegen die Vermessung, und in beiden Fällen geht aus dem Inhalt deutlich hervor, dass sowohl von Hofstättenland als auch von Ackerland die Rede war. Meiner Ansicht nach handelt es sich um zwei Rechtsregeln verschiedenen Alters, die trotz ihres widersprüchlichen Inhalts beide in ESL aufgenommen wurden. Wenn man sich mit der Wortwahl bezüglich des Ackerlandes näher beschäftigt, scheint der letztgenannte Teil des Kapitels, in dem
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von der Widersetzung die Rede ist, der ältere zu sein, denn hier wird der ältere Begriff ollandæ verwendet und nicht markæ utæ. Ich denke, wir können aus ESL II 54 den Schluss ziehen, dass die älteste Regel dieses Rechtsbuches die Möglichkeit der Widersetzung gegen die Forderung der übrigen Hufenbewohner auf Neuvermessung und Neuverteilung von Hofstätte und Ackerland ist, während die Regel über die jederzeit anwendbare Neuvermessung der Hufe jünger ist. Es ist schwer zu erklären, warum die Widersetzungsregel nicht in den übrigen und älteren Rechtsbüchern zu finden ist. Wenn es sich um eine uralte Regel handelt, müsste sie auch dort erwähnt sein, aber vielleicht versuchten einige einflussreiche Personen im Kreis der Rechtskundigen, ihren Einfluss geltend zu machen, obwohl es den geltenden Vermessungsregeln direkt widersprach. Im selben Kapitel finden wir Aussagen über die Hofstättenstruktur. Obwohl die Hofstätten jetzt vermessen waren und den gleichen Hufenanteil ausmachten, mussten sie nicht unbedingt die gleiche Breite haben. Wie bereits an anderer Stelle zitiert, erfahren wir, dass eine Hofstätte verbreitert werden konnte, wenn sie auf einem schlechteren oder feuchten Stück Land lag oder wenn sich ein Abhang, Tal oder Berg auf dem Land befand. Ein solcher Ausgleich war gerechtfertigt, denn eine gute Verteilung bedeutete, dass alle gleich gute Voraussetzungen hatten: Ær annær toft thæræ for brethær at hun war wærræ fallæn ællær watær, ællær thær war anti brinc i ællær dal ællær biærgh, tha ær thet ræt at then hauæ meræ ær wærræ hauær. tha ær wæl skift thar allæ hauæ æm got … Das letzte Kapitel der Landschaftsrechte, das sich mit der ausgleichenden Hufenverteilung beschäftigt, ist JL I 45. Hier heißt es schlicht und einfach, dass ein Mann, der behauptet, er habe einen geringeren Anteil an der Hufe als ihm zustehe, die gesamte Hufe vermessen lassen darf. Herrscht jedoch Uneinigkeit zwischen zwei Hufen, soll das ganze Dorf neu vermessen und verteilt werden: Man thær seghær at han hauær minnæ af bool æn hanum høør, han kummær all bool til reps, æn skil bool with ant, tha kumær han all by til reps. Jyske Lov schließt sich somit der selben Rechtsregel an, die in allen anderen Rechtsbüchern enthalten ist, doch wir erfahren hier keine näheren Details, und es wird auch nicht verfügt, dass nur bestimmte Hufenanteile eine Vermessung fordern durften. Jeder durfte Klage erheben, egal wie groß sein Anteil an der Hufe war. So konnte also auch der Besitzer einer Achtelhufe die ganze Hufe vermessen lassen. Nach der Analyse aller Kapitel, die sich mit der Hufenverteilung beschäftigen, können wir Folgendes zusammenfassen: Erstens: In allen Landesteilen galt bei Streitigkeiten über die Größe der Hufenanteile eine Neuvermessung und -verteilung der Hufe als rechtmä-
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ßig. War ein ganzes Dorf uneinig, musste das ganze Dorf neu vermessen werden. Zweitens: Diese Hufenverteilungen waren prinzipiell nicht vom Ackersystem des Dorfes abhängig (in den Rechtsbüchern ist auch nie davon die Rede). Vielmehr lagen die Hufen, auch die Viertel- und Achtelhufen, in frühester Zeit vermutlich direkt nebeneinander in der Dorfmark. War dies nicht der Fall, z.B. wenn die einzelnen Hufenanteile in Form von schmalen Ackerstreifen in der gesamten Dorfmark verstreut waren, konnte die Vermessung nicht innerhalb der Hufe geregelt werden, denn die Neuverteilung hätte dann auch die Größe der jeweiligen Nachbaräcker betroffen, die möglicherweise einer anderen Hufe angehörten. Rein hypothetisch wäre eine Neuverteilung innerhalb der Hufe schon möglich gewesen, indem man alle existierenden Äcker der Hufe einfach zusammengenommen und dann neu verteilt hätte, ohne ihre Breite zu ändern. Doch wäre diese Verteilung wohl kaum ganz gerecht ausgefallen. Außerdem setzte das Neuvermessungsverfahren auch voraus, dass man die Hufenanteile mit dem „Seil der Gerechtigkeit“, wie Anders Sunesen es formuliert, maß, also mit einem Seil, einer Kette oder Stöcken, und nicht einfach eine festgelegte Ackeranzahl neu verteilte. Bezüglich der Bedeutung der Hufe bei der Landverteilung werden wir uns später noch mit der Sonnenverteilung der Äcker befassen, weshalb hier nicht näher darauf eingegangen wird. Drittens: ESL II 54 gibt an, dass die Hufe sowohl das Ackerland ollandæ als auch die Hofstätte selbst umfasste und dass alles gerecht zwischen den Hufenanteilseignern verteilt werden musste. Wie Poul Meyer bin ich ebenfalls der Ansicht, dass die Vermessungsprozedur in Verbindung mit der Neuregelung der Hufe darauf hindeutet, dass die frühmittelalterliche Dorfmark von größeren, zusammenhängenden Hufenflächen geprägt war, die ungeachtet der Einführung des Gewannflurensystems zu einer relativ einfachen Ackereinteilung der Dorfmark führte. Diese Landverteilung, die durch die relativ zusammenhängende Lage der verschiedenen Hufenbesitzungen in den drei Feldern geprägt war, zeichnete sich also dadurch aus, dass sich Streitigkeiten über die Ackerverteilung innerhalb der Hufe auch innerhalb der Hufe klären lassen konnten, ohne dass die Flächen anderer Hufen in der Dorfmark davon betroffen waren. Es ist wie gesagt vorstellbar, dass jede einzelne Hufe bei Einführung des Gewannflurensystems in drei Teile geteilt wurde, also ein Teil pro Feld, der dann nach den Regeln des Gewannflurensystems zu bestellen war. Nach und nach entstanden neue Höfe, und die Hufen wurden im Laufe der Generationen in immer kleinere Einheiten aufgeteilt, bis die Hufen in den Feldern der Dorfmark aus vielen schmalen Äckern bestanden. Dennoch bil-
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dete die Hufenfläche immer noch eine Einheit – auf einen oder vielleicht zwei Blöcke innerhalb des jeweiligen Feldes verteilt. Vor diesem Hintergrund müssen wir die sogenannte Hufenverteilung (bolskifte) verstehen (Widding 1949 und Rasmussen 1962), bei der die Reihenfolge der innerhalb des Ackergewanns liegenden aufgeteilten Hufen einzuhalten war und die einzelnen Hufenanteile ihre Landbesitzungen untereinander ausgleichen mussten. Eine hufenvermessene Dorfmark musste nicht zwangsläufig in Ackergewanne geteilt sein, wie wir es von den Gewannen aus der Zeit der Flurbereinigung kennen, denn der Hufenteil stellte an sich eine Art Ackergewann oder einen zusammenhängenden Block im Feld der Dorfmark dar. Es ist daher bemerkenswert, dass alle Rechtstexte bis auf Jyske Lov vom Landbesitz der Hufe sprechen, der gerecht zwischen den Hufenanteilseignern verteilt werden sollte, und nicht von Ackergewannen oder Gewannen. Die oben genannten Kapitel beinhalten unmittelbar nur die Problematik einer gerechten Verteilung innerhalb der Hufe. Doch wie schon erwähnt, bin ich der Meinung, dass dies explizit ein Ausdruck dafür ist, dass die einzelnen Äcker einer Hufe nebeneinander im Feld lagen. Damit weist eine hufenvermessene Dorfmark, wie sie aus den mittelalterlichen Flurbüchern bekannt ist, auf eine Situation hin, in der die mittelalterlichen Hufen noch immer die Grundlage für die Acker- oder Landverteilung bildeten. Musste ein Ackergewann oder eine Hufe vermessen werden, bestimmte die Reihenfolge der einzelnen Hufenbesitzungen auch die Reihenfolge der Äcker. Bei seinen Untersuchungen u.a. über das Dorf Skæring im Flurbuch des Domkapitels von Århus kam Ulsig ebenfalls zu diesem Schluss, dass das Hufenverteilungsverfahren eine ältere Ackergewannform repräsentiert, die eng mit der mittelalterlichen Hufe verknüpft ist (Ulsig 1983, 231–39). Erstaunlicherweise hatten gerade die Bewohner von Skæring keine Anteile an den hufenvermessenen Liegenschaften, doch hatten sie bereits seit dem hohen Mittelalter ihre Äcker als Sonderland abgetrennt (Ulsig 1991, 232). Die Sonnenteilung (solskifte) Ganz anders verhält es sich mit dem Sonnenteilungsverfahren. Das Wort „solskifte“ findet sich nur einmal in den dänischen Landschaftsrechten, und zwar in JL I 55, aber auch ESL II 56 beschäftigt sich mit diesem Phänomen. Da die Sonnenteilung eng mit dem Begriff Hofstätte verbunden ist, wurde schon in diesem Zusammenhang das Verhältnis zwischen Hofstätte und Sonnenteilung berührt. Als die Sonnenteilung als Landverteilungsverfahren eingeführt wurde, war es notwendig, dass die drei Felder in Ackergewanne oder Gewanne aufgeteilt waren, damit dieses Verfahren praktisch umsetzbar war. Laut JL I 55
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musste bei der Sonnenteilung jeder seinen Anspruch auf Land in der Dorfmark erst einmal aufgeben, damit diese neu vermessen und verteilt werden konnte: Gæær solskift a by tha scal hwar man vp givæ siin hæfth vm all mark … sithæn repæs først toftæ … swo skiftæs all markæ iorth … Wie schon erwähnt, erklärt JL I 55 nicht, warum dieses Verfahren den Namen „solskifte“ (Sonnenteilung) bekam, sondern erläutert lediglich, dass jeder seine Ansprüche auf die Äcker in der Dorfmark aufgibt, wonach die gesamte Fläche neu vermessen und verteilt wurde. ESL II 56 bietet dagegen weitere Informationen über den Begriff: swa scal ollændi utæ a markæ liggiæ solfallæt sum toft ær hemæ solfallin … Wenn beschlossen wurde, die Äcker gemäß der Sonnenteilung neu zu verteilen, mussten sie genauso nach der Sonne ausgerichtet sein wie die Hofstätten. Somit wurde die alte Hufeneinteilung aufgegeben, die bisher als Ackerverteilung funktioniert hatte, und eine neue Art der Feldaufteilung wurde notwendig. Wie schon Porsmose folgerte, muss darauf hingewiesen werden, dass die Sonnenteilung und die dazugehörige Vermessung und Neuverteilung radikale Veränderungen für das Dorf bedeuteten. Es konnte nämlich durchaus sein, dass die Ackeranteile eines Hofes und auch die Lage des Hofes sich so veränderten, dass die Gebäude zunächst versetzt werden mussten (JL I 55). Genauso wichtig war, dass die Wölbäcker nach der neuen Verteilung umgelegt werden mussten, was zu „jahrelanger Unordnung der Entwässerungsverhältnisse und der Beschaffenheit des Mutterbodens“ führte (Porsmose 1988, 358). Des Weiteren konnte Ole Widding anhand von jüngerem Quellenmaterial nachweisen, dass das Sonnenteilungsverfahren hauptsächlich in Dörfern durchgeführt wurde, in denen besondere Eigentumsverhältnisse dafür sprachen, z.B. wenn der König oder ein Großbauer alleiniger Besitzer des Dorfes und der Liegenschaften war. Eine eingehende Untersuchung des Wortlauts der Handschriften bezüglich der Aufteilung der Dorfmark zeigt, dass in JL neben den schon besprochenen Begriffen Stuf, Ornum und Sonderkauf auch das Wort deld auftaucht. Deld als Bezeichnung für einen bestimmten Teil der Dorfmark finden wir ausschließlich in JL, und zwar in den fünf Kapiteln 46, 49, 51, 52 und 55. JL I 46 beschäftigt sich mit Ornum-Land und dessen Verhältnis zur vermessenen Dorfmark, wobei als Hauptregel galt, dass Ornum nicht zusammen mit den übrigen Grundstücken vermessen werden sollte. Konnte man sich jedoch nicht darüber einigen, ob ein Stück Land Ornum oder einfach ein unbebauter Teil der Dorfmark war, musste der Besitzer gemeinsam mit Geschlechtsernannten die Eigentumsverhältnisse beweisen: Æn wrthær skialnæth a, hwat thæt ær hældær ornum æth et deld, of thæt liggær vbygd, wittæ hin thær i hæfth hauær mæth næuænd i kyn, at thæt ær hans ornum oc a æi at skiftæs til by.
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Die Handschriften beinhalten einige wenige Varianten des Begriffes deld, denn auch endel und delæ iorth sowie bool kommen vor, wobei letztgenannter Begriff sich deutlich auf den vermessenen Teil der Hufe, also auf den Gegensatz zu Ornum, bezieht. Lund übersetzt deld als den Teil des dorfeigenen Ackerlandes, der im Besitz des einzelnen Bauern war und der vermessen werden musste (Lund 1870, 24). Sowohl Skautrup als auch Kroman und Iuul sind jedoch der Meinung, der Begriff bezeichnet einen Teil der Dorfmark, also ein Ackergewann mit einer kleineren oder größeren Anzahl Äkker, und auch Meyer schließt sich dieser Deutung an (Meyer 1949, 247). Deld in der Bedeutung als Teil der Dorfmark, also größer als ein einzelner Acker, bezeichnete vermutlich dasselbe wie das später bekannte Wort „ås“ (Gewann), während delæ iorth eher ein gemeinsames Stück Land war, das zwischen mehreren Dorfbewohnern geteilt war und das wir im Englischen als divided land kennen. Was die chronologische Zugehörigkeit des Kapitels betrifft, so weist das Prozessrecht auf eine jüngere Schicht des Gesetzes hin, denn der Besitzer des Ornums sollte sich einer nur aus Jyske Lov bekannten neueren Beweisform bedienen und mit Hilfe von Geschlechtsernannten die Eigentumsverhältnisse beweisen. In JL I 49 begegnen wir erneut dem Wort deld in einer Bestimmung über die Vermessung. Wollte ein Mann beweisen, dass er in einem Teil der Dorfmark Stuf- oder Sonderkaufland besaß, musste er eine Vermessung zulassen: Æn hwa sum wil wittæ sæk til stwf æth seer køøp i nokær deld [æth] i by latæ [tho] reep gangæ. Das Wort æth fehlt in einigen Handschriften wie auch i by. Daher ist der Satz wohl in erster Linie so zu verstehen, dass ein Bauer sowohl in einem Teil (deld ) der Dorfmark als auch im Dorf ein Stück Stuf- oder Sonderkaufland besitzen konnte. Die Unterscheidung zwischen Dorfmark und Dorf ist nicht einfach zu erklären. Vielleicht ist von den alten Hofstätten-Sondergrundstücken die Rede, die zu einem frühen Zeitpunkt der Landschaftsentwicklung eine beträchtliche Größe haben konnten. Es ist daher interessant, dass in den Handschriften Zweifel über die Bedeutung des Wortes æth erkennbar ist. Lässt man das Wort æth weg, wie es in manchen Handschriften der Fall ist, bedeutet dieser Abschnitt aus JL I 49, dass von einem Teil des Grundes im Dorf – also des gesamten Dorfgrundes – die Rede ist, während die Verwendung von æth für die oben angeführte Deutung spricht. JL I 51 schreibt vor, dass sowohl geschworene als auch alte Hofstätten dem Dorfplatz angeschlossen sein mussten. In diesem Zusammenhang wird das Wort deld benutzt, um zu erklären, was eine geschworene Hofstätte war: Alle, die aus einem deld, früherem Ackerland, eine Hofstätte machen wollten, mussten dafür sorgen, dass der gleiche geschworene deld auch als Dorf-
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platz genutzt werden konnte. The æræ swornæ toftæ [of allæ mæn takæ en deld oc gøre hænnæ til toftæ] thær fyrræ war akær land, tho swo at af thæn samæ swornæ deld gøræs oc forta. Ein Teil des Ackerlandes durfte also als geschworene Hofstätte mit zugehörigem Dorfplatz ausgelegt werden. Es herrscht einige Unsicherheit bezüglich der Formulierung dieser Zeilen, denn in den jüngeren Handschriftengruppen gibt es viele Streichungen, Umformulierungen und Ergänzungen, während die älteren Handschriften andere Ausdrücke für das Ackerland, das in neue geschworene Hofstätten umgewandelt werden soll, verwendet, akærland af æreld, arelld, areldh oder einfach iorthe. Die Flensburger Handschrift macht jedoch deutlich, dass es eine geschworen Hofstätte ist, wenn alle takæ en deld oc gøræ hænnæ til toftæ th’ førræ war ak’land. Geht man von den ältesten Handschriften aus, scheint klar gewesen zu sein, dass deld ein Teil des alten Ackerlandes (af areld ) war. Es fehlen allerdings immer noch eindeutige Beweise dafür, dass deld ein wirklich fest definierter Begriff war, der ein Ackergewann oder Gewann bezeichnete und nicht nur einen beliebigen Teil des Ackerlandes. Im darauffolgenden Kapitel JL I 52 erhalten wir einen differenzierteren Einblick in die Verhältnisse bezüglich des deld. Das Kapitel schreibt vor, dass zwölf Grundbesitzer aus dem Dorf auf die Grenzen zwischen Hofstätte und Dorfplatz, zwischen Hofstätte und Ackerland, zwischen Wald und Akkerland, zwischen deld und uphof (Ackerenden) sowie um die Heerstraße des Königs schwören mussten: Mællæ toftæ oc forta, mællæ toftæ oc akær land oc scogh oc dæld i mællæ oc allæ vphof oc kunnungs hærstrat skulæ tolf eghær mæth theræ eth wittæ. Dieses Kapitel fand große Aufmerksamkeit und war Gegenstand verschiedener Interpretationsversuche, denn es bietet die Möglichkeit, den Begriff deld näher zu definieren und zu deuten. Wie bereits erwähnt, nahm Skautrup an, deld müsse Ackergewanne bezeichnen, weshalb es u.a. die Grenzen zwischen den verschiedenen Gewannen waren, die laut JL I 52 von den zwölf Grundbesitzern geschworen werden mussten. Meyer meint, den Nachweis erbracht zu haben dass die Ackergewanne in den Zeiten der Landschaftsrechte keine entscheidende Rolle bei der Einteilung der Dorfmark spielten, aber dass die meisten Dorffluren sicherlich noch nach den natürlichen Hufenbesitzungen eingeteilt waren, von denen viele einige natürlich vermessen sein konnten,
und dass JL I 51 der erste Hinweis auf die Einführung dieser Ackergewanne sei (Meyer 1949, 249). Nur in der Flensburg-Handschrift findet sich das Wort „toft“ nach der Formulierung deld i mællæ. Weder im zeitgleichen NkS 295, 8, noch in an-
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deren Handschriften findet sich dieser Zusatz, so dass er meiner Ansicht nach keine weitere Bedeutung hatte. Betrachtet man die Formulierung des Textes ganz buchstäblich, fällt die Übersetzung etwas anders aus als die von Kroman und Iuul. Meines Erachtens steht hier wörtlich, dass die zwölf Besitzer zuerst auf die Grenze zwischen Hofstätte und Dorfplatz, dann zwischen Hofstätte und Ackerland und schließlich zwischen Wald und Ackerland schwören mussten. Danach mussten sie zwischen allen Teilen schwören, daraufhin zwischen allen vphof (Ackerenden) und zuletzt auf die hærstrat (Heerstraße) des Königs. In der Flensburg-Handschrift und auch in etlichen anderen Handschriften steht auch zwischen scogh oc akærland, während in der transliterierten Handschrift von Skautrup das Wort akærland in diesem Satz fehlt (NkS 295,8). Aus diesem Grund bin ich der Ansicht, dass die Übersetzung von Kroman und Iuul nicht korrekt ist, die besagt, dass die Grundbesitzer auf den Grenzen „zwischen den Gewannen und den Ackerenden“ schwören mussten. Es ging vielmehr um die Grenzen zwischen deld (vermutlich Ackergewanne), und unabhängig davon wurden auch die Grenzen der Ackerenden vphof geschworen. Meyer übersetzt das Wort vphof mit „Anfang“. Entweder bezeichnete dies die äußeren Äcker in jedem Gewann (Voräcker), in denen die übrigen Bauern ihren Pflug wendeten, wenn sie ihre Äcker in dem anders ausgerichteten Nachbargewann pflügten, oder es bedeutete, dass die zwölf Männer nach dem Schwören auf die existierenden Ackergewanngrenzen deld „außerdem auf sämtliche ‚ophov‘ schwören sollten mussten, d.h. die übrige Ackerfläche in zweckmäßige Ackergewanne unterteilen“ (Meyer 1949, 249). Lund setzt vphof mit dem isländischen Wort upphaff (Ursprung, Anfang) gleich und führt an, dass es in JL I 52 die äußersten Teil des Ackerlandes bezeichnet (Lund 1870, 156). Meines Erachtens deutet die Regel darauf hin, das die zwölf Grundbesitzer einerseits auf den Grenzen zwischen den einzelnen Ackerlandteilen – vermutlich die Ackergewanne – schwören und andererseits die Ackerenden vphof im Verhältnis zueinander und zum umgebenden Weide- und Wiesenland festlegen mussten. An dieser Stelle sollte ergänzt werden, dass sich dieses Kapitel in JL ganz offensichtlich auf ESL II 54 bezieht, in dem zwölf Alte die Grenzen zwischen Hofstätte und Straße, zwischen ollandæ und Hofstätte sowie zwischen høræ toft und ollandæ schwören mussten. Die Grenzen zwischen den Ackergewannen in der Dorfflur werden hier jedoch nicht erwähnt. Dafür treffen wir hier auf den alten Begriff ollande als Bezeichnung für das Ackerland, also auf die gemeinsame Dorfmark, die sich vom Sonderland der Hofstätte abgrenzt.
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In JL I 55 findet das Wort deld zum letzten Male Erwähnung. Das Kapitel beschäftigt sich mit dem Sonnenteilungsverfahren, und es macht deutlich, dass man bei der Vermessung ein deld der Dorfmark, auf dem sich ein Stück Stufland befand, weder verkleinern noch vergrößern durfte: Ængi deld thær stwf liggær i mughæ mæn antugh økæ æth minskæ. Im Gegensatz zu JL I 46, wo es um Ornum geht und wo es gewisse Variationen in der Verwendung des Begriffes deld gibt, sehen wir in diesem vermutlich jüngeren Zusammenhang bezüglich des Sonnenteilungsverfahrens, dass das Wort in allen Handschriften gleich verwendet wird. Während das Wort deld sehr einheitlich verwendet wird, findet sich dagegen eine gewisse Unsicherheit bezüglich der Bedeutung dieses Satzes aus JL I 55. Vermutlich liegt der Grund für diese Unsicherheit darin, dass JL I 55 mehrere chronologische Stufen der Rechtsentwicklung widerspiegelt. Dass man die Größe von deld in der Dorfmark nicht verändern durfte, wenn es Stufland umfasste, muss zu einer Deutung des Wortes deld als Akkergewann führen, in dem jeder Hof einen bestimmten Anteil Land hatte. Wenn nun das Ackergewann vor der Sonnenteilung um die Fläche des Stufs verkleinert wurde, bekam der Stuflandbesitzer nicht seinen rechtmäßigen Anteil an diesem Ackergewann zugesprochen. Aus diesem Grund verbietet JL I 55 eine Änderung der Größe. Was die Sonnenteilung betrifft, so können wir also ableiten, dass der Begriff deld in JL I 55 synonym für eine Aufteilung des Ackerlandes in Ackergewanne steht. Durch das Sonnenteilungsverfahren wurden die Äcker in diesen Gewannen in der gleichen Reihenfolge nach der Sonne angeordnet, wie auch die Hofstätten in den Dörfern lagen. Es zeichnet sich jedoch eine Entwicklung in der Verwendung des Wortes deld ab, das erst in den jüngeren Schichten der Rechtstexte ein allgemein anerkannter Begriff war. Auch in den schwedischen Landschaftsrechten findet die Sonnenteilung einige Male Erwähnung. Laut Dalalagen Bb 19,2 musste ein Dorf bei Streitigkeiten bezüglich der Ackerverteilung nach der Sonnenteilung vermessen werden: Delæ ¼er wm by, swa langt ¼ær ¼u rymir noor … Læggi by soldraghin oc ¼ær sum by ær laghskiptir, warin böndir alle saclösir … Hofstätten und Äcker mussten demnach in der gleichen Reihenfolge von Norden nach Süden oder Osten nach Westen liegen. Västmannalagen Bb 1 und 2 beschreiben detailliert, wie ein Dorf rein praktisch vermessen und verteilt werden sollte, wenn einer Änderung der bestehenden Strukturen gewünscht wurde. Die Neuanlage von Wegen, Hofstätten, Äckern und Gebäuden wird genau beschrieben, und dabei galt die Sonnenteilung als das rechtmäßige Verteilungsverfahren: Nv standær by i iamföri, oc rætri solskipt. Upplandslagen Bb 2,6 ist eng mit Västmannalagen verwandt, doch hier heißt es weiter, dass die Hofstätte die Mutter des Ak-
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kers sei, denn die Äcker sollten so wie die Hofstätten angeordnet werden: Nu ær by til iæmföris komin, ok til rættræ solskipt, ¼a ær tompt akærs mo¼er, ¼a skal akær æptir tompt læggiæ. Södermannalagen Bb 11,1 umfasst folgende Bestimmung: Konnten sich zwei Bauern nicht über die Landverteilung einigen, bekam derjenige Recht, der die Sonnenteilung verlangte: Delæ twe vm tompter, hawi ¼en wizor¼ solskipt will hawa. Weiter heißt es, dass die alte Landverteilung abgeschafft werden sollte und nicht länger gültig war: Wari all hamarskipt af lag¾, oc hawi engin wizor¼, nu ær tompt teghs mo¼er. Wir beobachten also, dass auch in den schwedischen Landschaftsrechten die Sonnenteilung nur in den jüngeren Rechtsbüchern Erwähnung findet.
Zusammenfassung: Die Anbausysteme Die Pollenanalysen dokumentieren die grundlegende Änderung in der Nutzung der Landschaft in den Jahren zwischen 200–500 n. Chr. Die großen bewirtschafteten Ackerflächen wurden vom Wald zurückerobert, und erst nach 1000 wich der Wald wieder der niedrigen Vegetation. Die Aufgabe der weit verbreiteten celtic fields in der Zeit des 2. bis 4. Jahrhunderts n. Chr. verstärkt dieses Bild. Die darauffolgenden Ackersysteme scheinen sich jedoch in keinster Weise in unserer heutigen Kulturlandschaft abzuzeichnen. Frühe deutsche Rechtsquellen (6.–7. Jahrh. n. Chr.) lassen darauf schließen, dass es ein individuelles Ackersystem mit privaten Einhegungen gab. Retrospektive Analysen von deutschem Kartenmaterial bestätigen, dass die Dörfer im 9. Jahrhundert durch ein einfaches Anbausystem mit großen blockartigen Parzellen in der Dorfmark gekennzeichnet waren. Auf der Insel Gotland wurden die aufgegebenen celtic fields im 5. Jahrhundert n. Chr. in kleinere Äcker eingehegt und in einem intensiveren, aber weniger Flächen beanspruchenden Anbausystem bestellt. Die nordwesteuropäische Landschaft war einige Jahrhunderte lang vom Übergang zu einem kollektiveren Anbausystem geprägt, das vermutlich bereits um 680 in den englischen Rechtsquellen erwähnt wird. Obwohl die deutschen Schriftquellen des 9. und 10. Jahrhunderts schon von der Dreifelderwirtschaft berichten, gibt es offenbar keine Belege für die tatsächliche Einführung des Gewannflurensystems, so wie dies für die gleiche Zeit in England der Fall ist. In den dänischen Landschaftsrechten konnten verschiedene Entwicklungsstufen in der Anbaustruktur nachgewiesen werden. Die älteste Phase scheint von einer Art Blockflur geprägt zu sein, die jeder Bauer selbst einhegte und wo er lediglich die Pflicht und das Recht hatte, fremdes Vieh von seinen eigenen Äckern aufzunehmen. Sowohl in Skånske Lov als auch in
Zusammenfassung: Die Anbausysteme
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Jyske Lov finden sich Relikte dieser Wirtschaftsform, deren chronologische Zuordnung u.a. durch das Gewohnheitsrecht und die Art der Grundstückbewertung in den älteren Rechtskapiteln möglich ist. Dieses ältere, individuelle Ackersystem war vermutlich eng an die großen, vormittelalterlichen Hofstätten-Sondergrundstücke geknüpft. Die frühesten Rechtsaussagen über das Gewannflurensystem in Dänemark lassen sich vermutlich in das 12. Jahrhundert datieren. In SL und VSL wird dieses Anbausystem u.a. im Zusammenhang mit den komplizierten und ungelösten Problemen bezüglich des Landverkaufs erwähnt. Doch die früheste Gewannflurenwirtschaft ist in ihrer praktischen Funktion noch nicht entwickelt, was wohl auch die räumliche Struktur betrifft. Von archäologischen Ausgrabungen kennen wir Wölbäcker und sporadische Karrenpflugspuren aus der Zeit um 1100, und viele dieser Äcker haben wahrscheinlich zu einem Gewannflurensystem gehört. Schließlich gibt es in der jüngsten Schicht der Rechtsbücher mit dem jüngsten Prozessrecht Belege für ein voll entwickeltes Gewannflurensystem mit genau festgelegten Einhegungszeiten, gemeinsamer Zaunpflicht und Viehaufnahme, gemeinsamen Weiden auf abgeernteten Stoppelfeldern, nach der Goldschätzung vermessenen Pflichten sowie einer geregelten Vermessungsform – der Sonnenteilung. Studien der Handschriften der Landschaftsrechte zeigen also zweifelsfrei, dass die landwirtschaftsbezogenen Kapitel verschieden alt sind. Dabei lassen sich deutlich abgegrenzte chronologische Schichten im Entwicklungsprozess der Wirtschaftssysteme erkennen, einer Entwicklung, die in Dänemark im Vergleich zum übrigen Nordwesteuropa etwas verzögert verlief.
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Weideland und Viehhaltung
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4. Das unbestellte Land Weideland und Viehhaltung Die Viehhaltung war ein sehr wichtiger Bestandteil der eisenzeitlichen und frühmittelalterlichen Landwirtschaft. Als Zugtiere, Lieferanten von Milch, Wolle, Häuten, Horn und Fleisch, als Reittiere und Statussymbole sowie als Handelsobjekte und Mitgift waren die Tiere im täglichen Leben unentbehrlich. Am allerwichtigsten war aber wohl die Dungproduktion, die beim Übergang vom extensiven keltischen Ackersystem zum intensiveren Innen-/Außenfeldsystem auf dem Sonderland der wikingerzeitlichen Hofstätten eine bedeutende Rolle spielte. Ohne die Düngung mit Haustierdung konnten die intensiv bestellten Äcker nicht die jährliche Ausbeute liefern. Aus diesem Grund nahm die Viehhaltung in der Völkerwanderungszeit eine zentrale Rolle ein, denn die Düngung war eine Voraussetzung für die Intensivierung der Anbausysteme, die auf die extensivere Nutzung der celtic fields folgte. Somit war die Viehhaltung kein Gegensatz zum Ackerbau, sondern eine notwendige Voraussetzung für die intensive Landwirtschaft. Wie bereits im Kapitel über die Anbausysteme erwähnt, konnten Pollendiagramme aufzeigen, dass sich die Landschaft im 2. nachchristlichen Jahrhundert veränderte. Die offene, kultivierte Landschaft verwandelte sich langsam wieder in Wald, was sich vor allem nach dem 5. Jahrhundert nachweisen lässt, als die ausgedehnten Ackerflächen von Wald, Gebüsch und Heide überwuchert wurden. Die Pollendiagramme zeigen aber auch, dass es immer noch genügend Weideflächen gab (Aaby 1992, 230 ff.). Die dänischen und die übrigen nordwesteuropäischen Rechtsbücher enthalten viele, aber auch sehr unterschiedliche Bestimmungen bezüglich der Viehhaltung. Aus archäologischer Perspektive haben wir bereits zuvor die Stallgebäude jener Zeit erwähnt, bei denen Stallboxen nachgewiesen werden konnten. Archäologische Belege gibt es auch über die Tiere selbst, über Aussehen, Alter und Größe zum Zeitpunkt ihres Todes bzw. der Schlachtung. Ein Beispiel ist der völkerwanderungszeitliche Siedlungsplatz Sorte Muld auf Bornholm, wo umfangreiches Tierknochenmaterial untersucht wurde. Die Informationen über die landschaftlichen Aspekte der Tierhaltung sind recht spärlich. Weder die frühen fränkischen, irischen und englischen Rechte berichten viel über die Nutzung der Weideflächen, noch finden wir
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Das unbestellte Land
in den späteren dänischen und schwedischen Rechtsbüchern Hinweise. Ein Grund dafür könnte sein, dass die älteren Rechtsquellen zu einem Zeitpunkt entstanden, als reichlich Weideflächen vorhanden und daher keine Regelungen notwendig waren. Der Bedarf für eine Regelung entsteht meist erst dann, wenn die Ressourcen knapp werden. Insgesamt beschäftigen sich 73 Kapitel der dänischen Landschaftsrechte mit der Viehhaltung. Dabei geht es um folgende Themen: 1. 2. 3. 4. 5.
Das rechtmäßige Weiden Das unrechtmäßige Weiden Wert der Haustiere – Verkauf und Diebstahl Unfälle von Tieren in Brunnen, Schlamm und Gräben Haustiere verursachen Todesfälle oder werden getötet
Wie wir bei der Analyse der einzelnen Themen feststellen werden, enthalten auch die älteren fränkischen, englischen, irischen und schwedischen Rechtsbücher zahlreiche Informationen über die Haustiere. In den nordischen Landschaftsrechten ist die Tendenz zu erkennen, dass je jünger die Rechtsbücher sind, desto detaillierter sind sie in Bezug auf die praktischen Bedingungen der Viehhaltung. Es fällt auf, dass es im ältesten dänischen Rechtsbuch, Valdemars Sjællandske Lov (VSL), keine Regeln bezüglich der Viehhaltung gibt. Ställe, Viehpferche oder Schweinekoben kommen zwar vor, doch die jüngeren Rechtsbücher enthalten auch etliche Bestimmungen über die Viehhaltung.
Das Weideland Vermutlich war das tägliche Weiden auf dem unbebauten Land außerhalb der Dorfmark kein größeres Problem, solange reichlich Weideland für alle Dorfbauern zur Verfügung stand. Streitigkeiten traten erst dann auf, wenn sich das Vieh den bestellten Äckern näherte und ggf. die Zäune durchbrach und die Feldfrüchte verwüstete. Daher wird das rechtmäßige Weiden auf Gemeinschaftsweiden und Allmenden in den Gesetzen kaum berührt, während jedoch etliche Regelungen über die Handhabung verirrter Tiere auf den Äckern aufgestellt werden. In seiner Arbeit „Danske Bylag“ beschäftigt sich Poul Meyer ebenfalls mit der Viehhaltung. In der Einleitung des Kapitels über die Viehhaltung teilt er die Weideflächen aus der Zeit um 1200 in fünf verschiedene Kategorien ein, die sich nach ihrer landschaftlichen Lage und dem jeweiligen Ackersystem richten (Meyer 1949, 145):
Weideland und Viehhaltung
1. 2. 3. 4. 5.
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Weiden auf abgeernteten Stoppelfeldern im Herbst Gemeinsame Weide alle drei Jahre = Brachweide Eingezäunte Gemeindeweiden Allmende zwischen den Dörfern Dorfplatz oder Wegbereich in den Dörfern
Diese Aufteilung setzt ein voll entwickeltes Gewannflurensystem voraus, wo eine Beweidung der abgeernteten Stoppelfelder stattfand und wo eine zeitweilige Brache und eine geregelte Gewanngemeinschaft zwischen den Dörfern schon die Regel war. Meyer entwirft hier ein sehr starres Landschaftsbild, und da er in seiner weiteren Beschreibung nicht zwischen Quellen des 13. und 17. Jahrhundert unterscheidet, sondern quer durch die Jahrhunderte geht, ist es meines Erachtens nicht möglich, in diesem Kontext auf seinen Untersuchungen aufzubauen. Dies hat in erster Linie chronologische Gründe, da ich hier nicht genauer auf die Zeit nach 1250 eingehen möchte, zum anderen finde ich es methodisch problematisch, die frühmittelalterliche Tierhaltung auf der Basis von Quellen des 17./18. Jahrhundert zu beschreiben. Wenden wir uns zunächst dem rechtmäßigen Weiden zu. Sowohl in SL, ESL als auch in JL gibt es Hinweise auf die Existenz von gemeinsamem Weideland für das Vieh. Bezüglich der Einhegung von Dorf- oder Torpland, das aneinander grenzte, bestimmt SL 185, dass derjenige, dessen eingehegtes bestelltes Feld neben der Gemeinweide eines anderen Mannes lag, selber für den Schutz seiner Aussaat verantwortlich: Liggia bymarka ællær ¼orpemarka gen andrum by æller gen andru ¼orpe, sua at annærs manz hæhnæ¼æ ær gen annærs fælæ¼, gær¼æ e hin yfir uang sin ok yfir hæhnæ¼æ sin ær sæ¼ a ok hæhnæ¼ … Gerade diese Passage variiert in den verschiedenen Handschriften. Unklar bleibt, ob es sich um Gewann und Gemeinweide einer Einzelperson handelt, die voneinander abzugrenzen sind, oder ob dies eine gemeinsame Angelegenheit des ganzen Dorfes ist. Unklar bleibt auch, ob es sich um eine Brachfläche handelt, die nur zeitweise als Gemeinweide genutzt wird, oder um eine dauerhaft ausgelegte Gemeinweide, auf der das Vieh weidet. Da SL 185 aus chronologischer Sicht – vgl. die Anmerkungen in Verbindung mit den Anbausystemen – nicht in die Zeit der voll entwickelten Gewannflurenwirtschaft gehört, muss es sich meiner Meinung nach nicht zwangsläufig um periodisches Brachland handeln, sondern kann genauso gut eine permanente Gemeinweide sein. ASP 103 verwendet ein anderes Wort für Gemeinweide/Allmende, pascuum, ein Wort, das vermutlich ebenfalls für die permanente Weide spricht: Agris et pratis vnius ville coniunctis alterius ville pascuis solis animalibus deputatis,
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onus faciendarum sepium non ad pascuorum, animalium racione, ne dampnum inferant, sed ad agrorum et pratorum dominos, vt bona tueantur propria pertinebit. Im etwas jüngeren Jyske Lov herrscht mehr Klarheit. JL III 58 umfasst einige detaillierte Angaben über die Aufstellung von Gewanneinhegungen. Lag die Gemeinweide eines Dorfes neben dem eingehegten Land eines anderen Dorfes, mussten die Besitzer der Weide den halben Zaun errichten, gemäß den Besitzanteilen am Gewann. Die Besitzer der Gemeinweide könnten nämlich in einigen Jahren das Gewann an dieser Stelle kultivieren und damit Bedarf für eine gleichmäßige Verteilung der Zaunpflicht haben: tha sculæ hinæ thær fælæth vghæ resæ half garth with hinæ thær wang vghæ, oc haldæ swo iafnæth, for thy at the thær nv hauæ fælæth fangæ at aræ hæghnæt oc thuruæ thylich iafnæth. Zum einen wird hier die gemeinsame, gleichmäßig verteilte Einhegungspflicht erwähnt, die ein Merkmal der voll entwickelten Gewannflurenwirtschaft darstellte. Zum anderen wird deutlich, dass die Gemeinweide keine permanente Einrichtung war, sondern nach einigen Jahren durchaus als Akkerland genutzt werden konnte. Daraus kann man folgern, dass die Gemeinweide ein brachliegendes Gewann war, das beim Rotationsverfahren nicht bestellt, sondern als Grasland genutzt wurde. Die Gemeinweide ist also keine dauerhafte Weidefläche, auf der immer nur das Vieh weidete, sondern ein brachliegendes Gewann, das in einer Ruheperiode zwischen zwei Anbauphasen für die Tiere genutzt werden konnte. Somit befinden wir uns in einer Zeit, in der die natürlichen Ressourcen außerhalb der bewirtschafteten Flächen nicht mehr ausreichten, um das Vieh zu versorgen. Es wurde deshalb notwendig, einen Teil der bestellten Ackerflächen als Weideland zu nutzen. Auch die Bedeutung der natürlichen Düngung auf dieser Brachweide darf nicht unterschätzt werden, denn alleine durch die Anwesenheit des Viehs konnte ein Feld ohne zusätzlichen Aufwand gedüngt werden. Wenn wir jedoch annehmen, dass wir uns mit diesem Brachweidensystem in einer Zeit befinden, in der die Weidemöglichkeiten begrenzt waren, müssten die Rechtstexte entsprechende Regeln enthalten, denn begrenzte Ressourcen – in diesem Fall Weideressourcen – führen stets zu Konflikten und Rechtsstreitigkeiten. Eine Bestimmung über die Anzahl der weidenden Tiere auf der Gemeinweide erschiene logisch, und JL III 55 umfasst auch eine entsprechende Regelung über Zuchtpferde: Kaufte jemand in betrügerischer Absicht einen Acker, um die Grasung der Nachbarn auf der Gemeinweide mit seinen Pferden zu stören, durften die übrigen Besitzer ihn dazu zwingen, nur so viele Pferde weiden zu lassen, wie es das Land nach der Goldschätzung vertragen konnte: Æn køpær man a annæns mansz mark for swik … for thy at han wil øthæ
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theræ mark mæth sin[æ stoth] hors, tha mughæ eghær æftær gulz wirning nøthæ hanum at tælæ swo til sum mark ma tholæ. Weiter heißt es, dass man nur in dem Maße an der Beweidung in der Gemeinweide teilnehmen durfte, wie Schweine zur Mast gelassen wurden. Darüber entschieden die Dorfbewohner, denn sie wussten am besten, wie viel Vieh die Weide vertrug: oc læggæ til theræ fælæth swo sum swiin læggæs til aldæn, oc the thær i by boo, waldæ lagh, for thy at the wittæ gørst hwat theræ mark ma føthæ. Diesem Kapitel zufolge war man relativ restriktiv bezüglich der gemeinsamen Nutzung der Weideressourcen, doch handelte es sich offensichtlich nicht um eine feste Anzahl Tiere, die gemäß der Goldschätzung weiden durfte, da die Dorfbewohner darüber entscheiden sollten, wie viele Rinder oder Pferde auf der betreffenden Brachweide grasen durften. Vermutlich war die Zahl der erlaubten Weidetiere von Dorf zu Dorf verschieden, je nach Qualität des Bodens oder des Grases. Es gab sozusagen ein internes Verteilungssystem, das sich nach der Goldschätzung der verschiedenen Höfe richtete und die Weiderechte festlegte. Die Erwähnung der Goldschätzung und nicht der Hufenschätzung als Maß für die Verteilung der Weideressourcen zeigt, dass wir uns in einer jüngeren Rechtsschicht befinden. ESL III 20, das sich mit verirrten Haustieren beschäftigt, zeigt auch, dass die Nachbarn einen Anteil an der Gemeinweide besaßen. Außerdem heißt es, dass auch Nachbarn aus einem anderen Dorf Anteil an dieser Weide haben konnten: oc hauær annær by thær fælæth mæth ællær afræth. Es handelt sich hier wohl um eine Gewanngemeinschaft, in der die Ackerrotation der Gewanne unter den betreffenden Dörfern abgestimmt wurde. So konnte man sicherstellen, dass die Gemeinweide eines Dorfes immer an die Gemeinweide des Nachbardorfes grenzte, und sich auf diese Weide viel Ärger ersparen, was verirrtes Vieh aus dem einen Dorf im Gewann des Nachbardorfes betraf. Ein anderer interessanter Aspekt dieses Kapitels ist, dass hier erstmals sowohl vom Weidegang auf einer permanenten Gemeinweide als auch vom Weiden auf einem abgeernteten Feld die Rede ist. So heißt es, dass ein Mann aus einem anderen Dorf als den drei Dörfern, die zusammen eine Gemeinweide hatten oder das Grasen auf den Stoppelfeldern gemeinsam betrieben, sein Vieh abholen durfte: Æn cummær nokær man æftær af andræ by æn af the thre ær then afræth hauær mæth them ællær fælæth æfti thet fæ … Mit Hilfe der Rechtsbücher lässt sich also die chronologische Entwicklung bezüglich der Weidebestimmungen verfolgen: In den ältesten Teilen von VSL gibt es ganz konsequent keine Bestimmungen, im jüngeren SL finden wir nur unklare und spärliche Aussagen über die Gemeinweide, und JL und ESL umfassen ganz klare Regeln über das Weiderecht.
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Auch ESL II 57 sollte hier erwähnt werden, auch wenn das Kapitel die Gemeinweide nicht direkt behandelt. Es enthält jedoch ebenfalls einen Hinweis auf die begrenzten Weideressourcen. Das Kapitel wurde bereits mehrfach zitiert, weil es wichtige Informationen zum Verständnis der Anbaustruktur enthält. Wollte jemand seinen Acker in der gemeinsamen Dorfmark einzäunen, war er gesetzlich verpflichtet, einen seinem eingehegten Ackerland entsprechenden Anteil seines Hofstättenlandes als Weideland zur Verfügung stellen: Ær nokær man sin akær wil in wængæ, tha scal han mæth rætæ af sin houæth toft læggæ til troth æm mykit sum han wængær in til sich. Damit stellten die übrigen Dorfbewohner sicher, dass ihr Vieh später uneingeschränkt auf dem Stoppelfeld grasen konnte. Dieser Absatz zeigt, wie begehrt das Grasland war, und dass die voll entwickelte Gewannflurenwirtschaft nicht länger unbegrenzte Weideressourcen außerhalb der bewirtschafteten Flächen bot. In den schwedischen Landschaftsrechten ist von „betesmarken“ die Rede, dem Weidegebiet zwischen den Dörfern. Offenbar standen in Schweden so große Weideflächen zur Verfügung, dass keine Restriktionen notwendig waren. Deshalb ist ein Vergleich mit dänischen Verhältnissen schwierig, wo man sehr viel stärker von der Beweidung der Brachen und Stoppelfelder nach der Ernte abhängig war. Upplandslagen Bb 19 und Västmannalagen Bb 19 erwähnen jedoch, dass zwei Dörfer, die sich ein Weidegebiet teilen wollten, dieses gemäß der alten Grenzmarkierungen teilen mussten. Waren diese nicht mehr auffindbar, sollte jedes Dorf die Hälfte bekommen: Liggær löt byæ mællum, ær ra ok rör til, wæri ¼æt wærit hawær, ær æi rör ok ra til, hawi halwæ löt hwar by. Äldre Västgötalagen Jb 15 schreibt vor, dass jeder im Dorf Zugang zum Weidebereich haben sollte. Grenzte ein Stück Weideland an einen Weg, musste man es einzäunen, heißt es in Gutalagen 24: Gie¼hir mandr sir hagha yfir farweg manz. Damit man sein Vieh in der Dorfherde wiedererkennen konnte, wurde es markiert, wie die jüngeren Rechtstexte mitteilen. ESL III 55 schreibt vor, dass ein aufgenommener Ochse oder eine Kuh auf dem Thing vorgestellt und seine Markierung begutachtet werden sollte: hwat merki thet hauær. Des Weiteren geht aus JL II 93 hervor, dass beim Kauf von Gegenständen oder Haustieren, die besonders markiert waren, ein Zeuge anwesend sein musste: Til scapæth klæthæ oc gørth andboth oc til wapnæ, til hæst æth nøøt oc til ant fæ oc til alt thæt thær særlich mærk a sik hauær sculæ win til hauæ. Dies galt für zugeschnittene Kleider, fertige Geräte, Waffen sowie für Pferde, Rinder und andere Haustiere. Laut JL II 104 musste ein Mann, der sein weggelaufenes oder gestohlenes Vieh – Pferd oder Ochse – bei jemand anderem fand, seine Besitzmarkierung am Tier nachweisen, als Beweis dafür, dass es aus seiner Zucht
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stammte: tha a han at bæræ fyls mærki til, at thæt ær hans hemmæ fød. Der Ausdruck fyls mærki heißt vermutlich „Markierung des Fohlens“, da sich dieser Ausdruck ursprünglich auf Pferde bezog, sich jedoch später zu einem allgemein verwendeten Begriff entwickelte (Skautrup 1941, 201). Die schwedischen Landschaftsrechte enthalten außergewöhnlich viele Informationen über die Viehhaltung. Mehr als hundert Kapitel bringen Bestimmungen zu diesem Thema, und es wäre nicht realistisch, alle Kapitel hier zitieren zu wollen, zumal sich viele in den verschiedenen Rechtsbüchern wiederholen. Soweit möglich sollen die schwedischen Beispiele von Fall zu Fall herangezogen werden. Die jüngsten schwedischen Landschaftsrechte Upplandslagen, Södermannalagen, Hälsingelagen und Västmannalagen sprechen indirekt von der Kennzeichnung des Viehs. Alle Gegenstände, tote oder lebendige, mussten mit einem Eigentumszeichen versehen sein, damit man es jederzeit wiedererkennen konnte: Leggær man mærke a mærkæ annars … dö¼o ællær quico böti ¼an III markær … Dela twer om ett mærke, oc hawa ba¼ir ett bolsmærke, ¼a a ¼an væria handa mællom hawær … (VML Bb 26). Laut Gutalagen waren sowohl Schweine als auch Ferkel mit Ohrmarken gekennzeichnet: cvma storarjsuju til manz than smagrisir, merct etha omerct. Das galt auch für Rindvieh (Kap. 41). In GL 42 ist von Schafen die Rede, die weglaufen und einem anderen zulaufen konnten: Cuma bo lamb til manz. Diese Schafe mussten drei Jahre hintereinander auf dem Thing vorgestellt werden. Wenn sich der Besitzer dann nicht meldete, durfte man sie behalten. Das galt jedoch nicht für wilde Schafe, die man vermutlich einfach bei sich aufnehmen durfte. Die irischen Rechtsquellen aus der Mitte des 7. Jahrhunderts enthalten mehrere Bestimmungen über die Weiderechte. Leider sind sie im ursprünglichen Rechtstext nur fragmentarisch erhalten und deshalb schwer zu interpretieren. Mit Hilfe der mittelalterlichen Kommentare zum ursprünglichen Rechtstext kann man sich jedoch ein Bild der damaligen Weideverhältnisse machen. So finden sich in Bretha Comaithchesa Angaben zu den Bußgeldbeträgen bei Rechtsbrüchen, die sich auf die Nutzung des Graslandes bezogen. Die Höhe richtete sich nach Art und Lage dieses Graslandes, z. B. Gras entlang der Äcker, im Wald (hidden grass) oder auf der Heide (coarse grass): If it be kind of grass that is paid for another at the side or at the extremity of the field, whether it be hidden grass or coarse grass, let the fines be paid according to the arbitration of the co-tenants (Ancient Laws of Ireland 1879, IV, 95). Senchas Màr erwähnt eingehegtes Grasland mit Pferchen für die verschiedenen Tierarten: And the green into which it is put should have a fence all round, without intermixing various cattle, such as horses, mares, swine, sheep, goats; let each kind of them respectively be in its proper pound (I, 269). Die Bußgelder richteten sich auch nach den Jahreszeiten, in denen das Rechtsverge-
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hen stattfand: for the year is divided into two parts for regulating smacht-fines, for the smacht-fines of each quarter are not alike, because it is difficult to regulate the smacht-fines of the winter season, and of the spring cold, for saved provisions are more precious than growing grass …, [Four sacs are due for feis-trespass in a winter grass field over a full fence two sacs for airlim-trespass, and a sack for tairsce-trespass. If it be trespass upon a pastured field of winter grass land, or upon an inclosed field of winter mountain land, or winter wood, or an old winter milking place, or into an field of summer grass land, two sacks are the due for feis-trespass …] (IV, 79, 81). Die gemeinsame Nutzung des Graslandes war schon im 7. Jahrhundert geregelt, was deutlich aus einem einzelnen Satz aus Senchas Màr hervorgeht: … for tillage in common, for herding in common … (I, 127). Am deutlichsten geht sie allerdings aus den mittelalterlichen Kommentaren hervor, die direkt vorschreiben, wie viele Tiere in einer Herde auf der gemeinsamen Weide grasen durften: [Common pasturage: what is its nature as to the green of cattle and flocks? i. e. twelve cows in a herd, and seven yearling calves and seven pigs and seven sheep … As to what is legally placed in the common pasturage, no trespass of cattle or quagmires is considered with respect to it afterwards, but the carcass of the animal which is killed shall be shown to witnesses … Now, in a common pasturage there is calculation made of the size of each person’s cattle to adjust his responsibility …] (IV, 101).
Hirten Um sicherzustellen, dass das weidende Vieh auf der Gemeinweide keine Schäden auf den bestellten Flächen anrichtete, versuchte man natürlich, Zäune zu errichten, doch viele Dörfer beschäftigten zusätzlich einen Hirten, um die Tiere im Auge zu behalten. Schon im frühen fränkischen Rechtsbuch Lex Salica (507–11) finden die Hirten Erwähnung, und zwar im Kapitel über Schweinediebstahl aus einer von einem Schweinehirten bewachten Herde und über das dafür fällige Bußgeld: Si quis porcellum in campo inter porcos ipse porcario custodiente furaverit (Kap. 2, 4). Einige Jahrhunderte später erwähnt die Lex Frisionum (ca. 740–803) in Tit IIII, 7 Hirtenhunde. Tötete jemand einen Hirtenhund, musste er 1 Solidus Strafgeld bezahlen: Canem custodem pecoris solido componat. Hirtenhunde finden auch in der Lex Salica Kap. 6,4 Erwähnung, das Bußgeld und Schadensersatz für den Diebstahl oder die Tötung eines Hundes festsetzt: Si quis vero canem pastoralem furatus fuerit vel occiderit. In der Lex Alamannorum (717–19) kommen Pferde-, Schweine- und Schafhirten vor. Laut Kap. 75,3 musste man für die Tötung eines Zugpferdehirten ein Bußgeld in Höhe von 40 Solidi bezahlen: Si illo pastore de illus
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iumentus eum aliquis occiderit, und Kap. 80,1 berichtet vom Schweinehirten, der zusammen mit seinem Hütehund und einem Hirtenjungen 40 Schweine beaufsichtigte. Die Tötung des Schweinehirten wurde mit 40 Solidi geahndet: Si quis pastor porcarum qui habet in gregem XL porcus et habet cano docto et corno et iuniore, si occisus fuerit. Die gleiche Summe wurde bei der Tötung eines „vorschriftsmäßigen Schafhirten“ verlangt, „Legitimus pastor ovium, der 80 Schafe beaufsichtigte, also doppelt so viele Tiere wie der Schweinehirte. Die 80 Schafe ließen sich vermutlich leichter bewachen als die 40 Schweine. Die irischen Rechtsquellen aus der Mitte des 7. Jahrhunderts zeigen, dass es viele Hirten gegeben haben muss. So mussten laut Bretha Comaithchesa alle Arten von Vieh Tag und Nacht vom Hirten bewacht werden, und bei Einbruch der Dunkelheit mussten die Tiere in den Stall: For it is a maxim in the law of the Feini that every kind of cattle should have a herdsman by day and night … that they should be in an enclosure at the fall of the night, that the swine should be in their stye by night; that the cows should be in a cow-fastness; horses in their proper fetters or in a stable; sheep in their fold (Ancient Laws of Ireland 1879, IV, 97). Bei der Berechnung des gesamten Vermögens einer Familie wurde sowohl der Schweine- als auch der Schafhirte mitberücksichtigt: … and if the whole of the swine-herd’s share were hers she would have one-ninth and one-twelfth and the one-thirty-sixth part … If they be the sheep of the woman … a third goes to the shepherds for minding … If the servants belong to them both, the third due to services to be divided into two parts between them … (II, 419). Der Kuhhirte erhielt einen Teil der Milch als Lohn für seine Arbeit: And this is the case of a shepherd who minds the cows from the time at which they have been bulled till they run dry; and if it be from the time at which they have had calves until they ran dry, he shall get but the same division of the milk (II, 421). Die Rechtssammlung Rectitudines Singularum Personarum von König Knud dem Großen aus dem beginnenden 11. Jahrhundert erwähnt den Ochsen-, Kuh-, Schaf- und Ziegenhirten. Das altenglische Wort für Hirte ist übrigens das gleiche wie das altdänische: Hyrthe. Diese Rechtsquelle umfasst Angaben über den Rechtsstatus verschiedener Personengruppen, darunter auch den der Hirten. So hatte der Schafhirte zu Weihnachten das Recht auf den Dung von 12 Nächten, ein Lamm aus dem ersten Wurf des Jahres, das Fell eines Leithammels, die Milch seiner Herde sieben Nächte vor Tagundnachtgleiche sowie auf einen Topf Molke den ganzen Sommer über: Pastoris ovium rectum est, ut habeat dingiam XII noctium in Natali Domini, et I agnum de juventute hornotina, et I belflis, id est timpani vellus, et lac gregis sui, VII noctibus ante equinoctium, et blede, id est, cuppam plenam mesguii de siringia, tota estate. Der Ziegenhirt bekam erst nach St. Martin Milch von seiner Herde, davor aber seinen Anteil Molke und ein Zicklein, falls er die Herde gut
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bewacht hatte: Caprario convenit lac gregis sui post festum Sci. Martini, et antea pars sua mesguii, et capricum anniculum, si bene custodiat gregem suum. Der Ochsentreiber (Hirte) durfte zwei Ochsen zusammen mit der Herde seines Herrn weiden lassen, und Schuhe und Handschuhe durfte er mit Wissen seines Herrn für sich verdienen: Bubulco licet adherbare duos boves, et alicubi plus, cum grege domini, in communibus pascuis, per testimonium tamen aldremanni sui. Deserviat per id calceos et cirotecas sibi … Schließlich schreibt das Gesetz vor, dass ein Kuhtreiber (Hirte) das Recht hatte, die Milch für seine 7 Nächte alte Kuh und 14 Tage lang die Milch von neu kalbenden Kühen zu erhalten. Seine Kuh durfte er zusammen mit der Herde seines Herrn weiden lassen: Vaccarii rectum est, ut habeat lac vacce veteris VII noctibus postquam enixa erit et primitivarum bistinquium XIII noctibus; et eat ejus vacca cum vaccis domini (Thorpe and Price 1840). In keiner anderen Rechtsquelle finden wir so detaillierte Informationen über die Rechte der Hirten. Ob diese Rechte z.B. auch für die dänischen oder schwedischen Hirten Gültigkeit hatten, lässt sich nicht ableiten. Die Hirten finden ebenfalls in den dänischen Rechtsbüchern Erwähnung. VSL gibt auch hier keine Auskünfte, aber SL, JL und ESL berichten von Vieh, das von Hirten bewacht wird. So mussten laut SL 168 ein Mann 3 Mark Strafe bezahlen oder den Zwölfereid leisten, wenn er absichtlich seine Herde mit Hirten und Hunden auf der Weide eines anderen grasen ließ. Auch der Weideschaden musste ersetzt werden: Far man mæ¼ uiliæ sinu mæ¼ hior¼o sinni i annærs manz uang mæ¼ hund ok hir¼æ, gialdæ akær spial ok bøtæ ¼re mark ællær dyli mæ¼ tyltær e¼. Wie bereits erwähnt, gehört dieses Kapitel aus SL in eine jüngere Rechtsschicht, u.a. wegen der Erwähnung der vorsätzlichen Handlung. Dies zeigt den Einfluss des kanonischen Rechts, das nämlich ausdrücklich zwischen absichtlichem und unabsichtlichem Handeln trennt. Gleichzeitig ist jedoch bemerkenswert, dass die alte formelle Beweisführung, der Zwölfereid, noch immer Gültigkeit hatte. ASP 108 vertieft die Angelegenheit und merkt an, dass es darauf ankam, um wie viele Tiere es sich handelte und ob der Besitzer davon wusste. Graste also die mindestens zwölfköpfige Herde eines Mannes in Begleitung von Hirte und Hütehund auf dem Acker oder der Weide eines anderen, musste der Besitzer entweder den Schaden und drei Mark Buße zahlen oder mit dem Zwölfereid schwören, dass er von all dem nichts gewusst hatte: Multum refert quot animalia et vtrum domini voluntate an domino nesciente in agrum vel pratum veniant alienum, si quidem estimocioni dampni dati tres marcas numorum adirenget dominus, si gregem suum aut equicium ad minus XII capitibus constitutum in agrum vel pratum cum pastore et cane dirigat alienum, vel consensu suo dampnum datum duodeno inficiabitur juramento.
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Im dritten Buch (III) von Jyske Lov finden die Hirten mehrfach Erwähnung. Genau wie SL 169 berichtet Kap. 48 von einer Herde Rinder, Pferde oder Schweine, die absichtlich auf einen fremden Acker gebracht wurde, wo sie das Getreide auffraßen. Dieses Vergehen wurde mit dem vollen Bußgeld für Heerwerk, 40 Mark, geahndet. Geriet die Herde jedoch unbeabsichtigt durch die Fahrlässigkeit des Hirten auf den Acker, musste der Besitzer den entstandenen Schaden ersetzen und anschließend beschwören, dass es sich nicht um eine absichtliche Tat handelte: Æn kummær fææt i mansz akær at wathæ for hirthæns wangømæ, tha botæ hin scathæn æftær thær fææt attæ, oc giuæ thæs logh at thæt war æi hans both at hans fæ koom thæræ i. Dieses Kapitel spiegelt wieder die seltsame Mischung aus altem Gewohnheitsrecht und der neuen, kanonischen Rechtsauffassung wider, die zwischen vorsätzlichem und unabsichtlichem Handeln unterscheidet. Dennoch war die alte Beweisführung in Form des Schwures noch rechtsgültig. JL III 52 unterscheidet zwei verschiedene Arten von Hirten, den Flurhüter und den Viehhirten. Es wird eine Situation geschildert, in der das Vieh eines Mannes auf den Acker eines anderen gelangte. Der Ackerbesitzer oder Flurhüter wollte die Viehherde, die unter Aufsicht eines Viehhirten stand, einfangen, was ihm aber nicht gelang, da das Vieh außer Kontrolle geriet, gegen das Reisiggeflecht oder die Zaunpfosten lief und sich verletzte oder umkam: Gangær manz fæ i annæn manz akær oc kummær hin with thær korm a æth akær hirthæ oc will thæt fæ in takæ oc ma æi oc hafthæ thæt hirthæ oc fææt kat oc løpær a sniith æth stauær oc wrthær livt af æth døør … Dieser Abschnitt deutet darauf hin, dass es neben den Viehhirten, die den weidenden Tieren durch die Landschaft folgten, auch Getreide- oder Flurhüter gab, die dafür sorgen mussten, dass das umherziehende Vieh nicht auf die Felder kam. Der Rechtstext gibt keine Auskunft darüber, ob es sich um einen von Einzelpersonen eingestellten Flurhüter handelte, oder ob dieser von der Dorfgemeinschaft beauftragt war. Ich neige jedoch zu letzterer Vermutung. Das folgende Kapitel in JL unterscheidet ebenfalls zwischen vorsätzlichem und unabsichtlichem Handeln. Das Töten von Vieh galt also als Vorsatz und nicht als Unfall. Wer vorschriftsmäßig angebundenes Vieh tötet, das sich im Ornum des Bauern befindet, galt als Schlächterneiding: thæt ær wald oc æi wathæ at dræpæ thæt fæ thær laghæ haft hauær a sik oc stæær i bondæns ornum … JL III 53 stellt weiter fest, dass wo immer jemand das Vieh eines anderen tötete, das unter der Aufsicht eines Hirten stand, egal, ob es sich innerhalb oder außerhalb der Einhegung befand, ein Schlächterneiding war (d. h. jemand, der fremdes Vieh tötet, so dass die Eingeweide zu sehen sind, dän. gornidding, gor = Gedärm). … Hwaræ sum man dræpær annæns mansz fæ,
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thær hirthæ hauær, hwat hældær i hæghnæth æth utæn, han ær gornithing oc scal æftær gialdæ sum sauth ær. An dieser Stelle begleitet der Hirte die Herde, egal ob sie sich innerhalb – vermutlich auf den abgeernteten Stoppelfeldern – oder außerhalb des Geheges auf der permanenten Gemeinweide befindet. Wie bereits erwähnt, regelte JL III 55 die Zahl der Herdenpferde, die jeweils auf einer Weide stehen durften. Zu Beginn des gleichen Kapitels heißt es, dass der Besitzer einer solchen Pferdeherde sie in einem Pferch auf seinem eigenen Acker halten und einen Hirten mit der Bewachung beauftragen musste: Hwa sum hauær stoth hors, hauæ thæm i fald a siin eghnæ mark, oc hauæ til thæm hirthæ …. Wollte er dies nicht, und beschädigten seine Pferde das Ackerland der anderen Bauern, durften diese auf dem Thing ein Verbot aussprechen, dass er seine Pferde weiterhin dort grasen ließ: will han æi thæt gøræ, num øthær mæth thæm bøndærs wang, tha mughæ thæ thæm forlæggæ a thingi. Das Kapitel unterscheidet also zwischen der bewachten Beweidung auf dem eigenen Feld einer Person und der bewachten Beweidung auf dem gemeinsam bewirtschafteten Gewann der Bauern. Dabei wird nicht ganz klar, um welche Art von privatem Feld außerhalb der vermessenen Dorfmark es sich handelte, aber das vorher zitierte Kap. JL III 53 erwähnt, dass ein Mann Vieh besitzen konnte, das auf seinem Ornum stand, das ihm alleine gehörte. Die Pferde befanden sich demnach vermutlich auf einem Stück Ornum- oder Stufland, das ja nicht zum vermessenen Hufenland gehörte. JL III 68 berichtet abschließend, wenn ein Hirte oder ein anderer Knecht, der nicht zum Haushalt des Bauern gehörte, unerlaubt Feuer auf die Heide brachte und dadurch ein Brand verursachte, dann musste der Bauer den Schaden nicht ersetzen, denn er hatte den Auftrag nicht gegeben: Æn bær hirthæ æth ant hioon thær æi ær i bondæns fælagh eld wt [vtæn hans booth] oc kumær tha nokær wathæ af, tha ær bondæn æi skylduth at gialdæ thæt. Der Hirte gehörte demnach nicht zum Haushalt des Bauern, sondern war vermutlich vom gesamten Dorf mit der Viehhütung beauftragt. Der Bauer musste daher nicht für dessen Verhalten und Untaten aufkommen, wenn er z.B. Feuer auf die Heide brachte, vermutlich in eine kleine Wächterhütte. Erik Sjællandske Lov erwähnt den Hirten in zwei Kapiteln. ESL II 73 stellt strenge Regeln über verirrtes Vieh auf dem Gewann auf. War ein gemeinsamer Hirte bei der Herde, musste der Viehbesitzer lediglich Schadenersatz bezahlen, aber kein Bußgeld: hauær han hirthæ at sinæ fæ mæth allæ granne, tha bøtæ men icke for fæt, num enæ at gialde sæthæ giald ater. Gab es jedoch einen Dorfnachbarn, der keinen gemeinsamen Hirten wünschte, und sein Vieh gelangte unbeaufsichtigt auf das Gewann, musste er eventuelle
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Schäden bezahlen und auch ein Bußgeld entrichten: Æn ær nokær then granne ær ey will hyrthæ mæth grannæ hauæ, oc hans fæ far warthæ løst oc kumær thet swa i wang … tha gialde han atær scathæn ær fæær a, oc bøtæ twa oræ … Dieses Kapitel deutet an, dass die Gesetzeskundigen den gemeinsamen Hirten lieber als Regel denn als Ausnahme sahen, denn ein Bauer, der keinen gemeinsamen Dorfhirten bezahlen wollte, wurde zu einem Bußgeld verurteilt, wenn das Vieh die Gewannzäune durchbrach. Eine effektive Beaufsichtigung der Haustiere war in der voll entwickelten Gewannflurenwirtschaft natürlich notwendig, denn die beweideten Brachwiesen und Stoppelfelder lagen dicht neben den bestellten Feldern. Doch es bleibt offen, ob alle Nachbarn dazu gezwungen werden konnten, einen gemeinsamen Hirten zu beschäftigen. In dieser Situation kam das Gesetz zur Anwendung, das jedoch nicht verlangte, dass alle den Hirten bezahlen mussten, sondern das Bußgelder für Schäden erhob, die das unbeaufsichtigte Vieh verursachte. Aus diesem Grund besaß laut ESL II 71 derjenige Dorfnachbar, der die Felder des Dorfes schützen wollte, eher das Beweisrecht als derjenige, der das Dorf schädigen wollte. Das bedeutet, dass diejenigen, die nicht wollten, dass man Pferde auf dem Gewann grasen ließ, andere daran hindern konnten, obwohl es ausdrücklich hieß, dass diese die Pferde auf den eigenen Äkkern des Gewanns weiden lassen wollten. Am Ende des Kapitels wird von einem gemeinsam von den Dorfnachbarn beauftragten Hirten berichtet, dessen Pferd auf seinem eigenen Grund graste, aber davonlief: Ællær thæn ær grannæ takæ til wangs gømæ oc sættær han a sit eghit, oc warthær han løs … Es wird zwar nicht direkt gesagt, aber meiner Ansicht nach muss es sich um einen Flurhüter handeln. Auch die schwedischen Landschaftsrechte erwähnen die Hirten. Äldre Västgötalagen Rtb 9 und Fnb 10, Yngre Västgötalagen Fnb 23 und Fnb 27 beschreiben alle eine Situation, in der ein Hirte davon Zeuge war, wie ein Haustier von einem anderen getötet wurde: Halder ma¼er fæ sit i fri¼ giær¼i annara mannæ, en eller flere me¼ hund oc hir¼æ, ¼a ær han saker at sæxtan örtughum … (YVGL Fnb 27), oder von einem Wildtier. Außerdem wird von einem Hirten berichtet, der undrechtmäßig und selbständig eine Einhegung entfernte, ohne Auftrag des Bauern: Brytir hir¼inge gar¼, oc far i fri¼ giær¼i mannæ me¼ siælfræ¼i sinu … Västmannalagen berichtet von einem Hirten und einer ganzen Herde, die jemand auf seiner Weide oder seinem Acker aufnahm: Takr man alt soman hior¼ oc hir¼ingia i akre sinom ællær i ængiom mæ¼ tweggia manna vitnom böti III markær ¼an ær fæ a. (VML Bb 6,6). Dieselbe Bestimmung finden wir in Dalalagen Bb 39. Der Sachsenspiegel (1209–33) umfasst ebenfalls Informationen über den Einsatz von Hirten. Hier heißt es, dass die Hirten dazu verpflichtet wa-
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ren, verlorenes Vieh aus ihrer Herde zu ersetzen: Swaz die hirde binnen sîner hûde virlûsit, daz sol her gelden (SS II 48,1). Die Haustiere bekamen eine kleine Glocke umgehängt und waren somit viel leichter zu beaufsichtigen. Die Lex Salica (507–11) erwähnt diese Glokken in Kap. 29,1–3. Der Diebstahl einer Glocke aus einer fremden Schweineherde wurde mit 600 Denaren geahndet: Si quis tintinnum de porcina aliena furaverit. 120 Denare kostete der Diebstahl einer Glocke aus einer Herde mit Jungvieh: Si vero de pecoribus tintinnum furaverit, Diebstahl einer Pferdeglocke gar 600 Denare: skellam de caballis furaverit. Leider erwähnt kein anderes fränkisches Rechtsbuch diese Viehglocken, auch nicht die dänischen. Aber von archäologischen Ausgrabungen z. B. aus Trelleborg kennen wir eine ca. 6 cm große Viehglocke, die zusammen mit Sporen und anderem Reitzubehör gefunden wurde (Nørlund 1948, Taf. XXXIII). In einer Werkzeugkiste aus dem 12. Jahrhundert aus Veksø fand sich eine ca. 10 cm große eiserne Kuhglocke zusammen mit Sensenblättern, Sichel und diversem Werkzeug (Engberg und Buchwald 1995, 64–66). In Åsheim Østre, Telemarken in Norwegen, wurde eine kleine ovale Bronzeschelle aus der Wikingerzeit gefunden, zusammen mit einem Schlüssel und einem Topf. Aus dem norwegischen N. Fevang, Sandeherad, ist ebenfalls eine kleine Viehglocke bekannt (Graham-Campbell 1980, No. 11 und Petersen 1951, 56).
Unrechtmäßiges Weiden Wie schon erwähnt, beschäftigen sich die meisten dänischen und schwedischen Rechtstexte mit dem unerlaubten Weiden auf bestellten Feldern. Die Analyse der Problemstellungen dieser Kapitel soll uns erster Linie Einblicke in die damals existierenden Weideverhältnisse geben. Aus diesem Grund ist es nicht notwendig, sämtliche Rechtsbrüche detailliert zu untersuchen. Die grundlegende Problematik der Gesetze liegt in der Bestimmung einer festen Regelung bezüglich der Handhabung der Tiere, die sich trotz Einhegung und Hirten auf den bestellten Äckern verirrt haben. Die Lex Alamannorum (717–19) Kap. 75 schildert ein solches Problem. Hatte sich eine Herde Zugpferde auf Äcker oder Weiden verirrt und dort Schaden angerichtet, mussten sie entfernt werden. Der Schaden musste vom Besitzer besichtigt und von einem Gutachter bemessen werden, worauf der Pferdebesitzer den Schaden ersetzte: Si autem ipsa grex iumentorum damnum fecerit aut in prato aut in messe foris minatur et dicatur domino eius, ut veniat videre quale damnum fecerit, et quantum estimaverint arbitrii aut tu firmare ausus fueris, quod quantum damnum fecissent, tantum dominus iumentorum restituat.
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Leider bleibt unklar, wer das Recht hatte, die verirrten Tiere vom Ackerland zu entfernen. So ist also nicht ersichtlich, ob es eine Kollektiv- oder Individualpflicht war. Interessant ist jedoch, dass dieses frühe Rechtsbuch den Gutachter erwähnt, der die Schäden beurteilen musste. Die irischen Rechtsquellen aus der Mitte des 7. Jahrhunderts enthalten mehrere Beispiele für das unrechtmäßige Weiden von Tieren auf Äckern und Wiesen, die meist mit Pfändungen und Bußgeldern verknüpft sind. An dieser Stelle sollen einige zitiert werden, u.a. aus Senchas Màr: Distress of three days for using thy horse … for unlawfull tying, over-fettering of horses, breaking a fence to let the cows into the grass, breaking it before calves to let them to the cows … (Ancient Laws of Ireland 1865, I, 169). Equal fine for the damage by every beast in grazing (II, 75). In Bretha Comaithchesa gibt es einige Bestimmungen über Bußgelder für Tiere, die unrechtmäßig auf eine Wiese gelangt sind: Let the summer smacht-fines be stated; a sack is charged for every airlim-trespass upon seven animals into a profital meadow; half sack if into after-grass … (IV, 91). Ungewöhnlich ist die Regelung im selben Rechtsbuch über ein Schwein, das einen Acker zerwühlt hatte. Der Schweinebesitzer musste ein anderes Akkergrundstück als Ersatz zur Verfügung stellen, und zwar solange, bis er den zerwühlten Acker wieder hergerichtet hatte: The trespasses of swine. If they eat the grass, they are trespassers like other grazing cattle in general. If they root up land, other land shall be given until the proof of the restoration of the land is completed … (IV, 97). Ines Gesetz (688–94) aus Wessex beschäftigt sich recht ausführlich mit verirrtem Vieh auf den Äckern. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, schreibt Kap. 40 vor, dass das Gehöft winters wie sommers eingehegt sein musste. Sollte der Bauer seine Pflicht vernachlässigen und ein Tier des Nachbarn durch eine Öffnung im Zaun gelangen, die der Bauer selbst hinterlassen hatte, besaß er keinen Anspruch auf das Tier. Er musste es wieder hinaustreiben und auch den eventuell entstandenen Schaden selbst tragen: Ceorles wor¾ig sceal beon wintres, sumeres betyned. Gif he bi¾ untyned, tha rec¾ his neahgebures ceap in on his agen geat, nah he æt ¼am ceape nan wuht: adrife hine ut tha ¾olie ¼one æfwerdlan. In diesem Kapitel ist von der individuellen Zaunpflicht die Rede, die nicht eingehalten wurde, und aus diesem Grund durfte nur der Bauer selbst das verirrte Vieh wieder entfernen. In Kap. 42 des gleichen Rechtstextes finden sich dagegen Aussagen zur gemeinsam bewirtschafteten Dorfflur gemænne/gedalland, bei der alle dazu verpflichtet waren, ihren Teil des gemeinsamen Zaunes zu errichten, damit das Vieh nicht durchbrach und die gemeinsam angebauten Feldfrüchte auffraß. Diejenigen, die diese Pflicht vernachlässigten, mussten den übrigen Dorfbewohnern den entstandenen Schaden ersetzen: etten hiora gemænan æceras o¾¾e gærs, gán ¼a ¼onne ¼e ¾æt geat agan, ¼a gebeten ¼am o¾¾rum ¼e hiora
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d’æl getynedne … In Kap. 49 ist von einem Schwein die Rede, das auf das zur Schweinemast bestimmte Gebiet eines anderen eindringt: Gif mon on his mæstenne unaliefed swín gemete, genime ¼onne VI scill. weor¾ wed. Der Geschädigte durfte in diesem Fall sechs Shilling Pfand fordern. Brach jedoch eine Kuh durch den Zaun, weil ihr Besitzer keine Kontrolle über sie hatte, durfte der Besitzer des betreffenden Ackerlandes die Kuh töten (Kap. 42). Der Kuhbesitzer konnte daraufhin den Kadaver entfernen und musste den Schaden selbst tragen: Gif ¼onne hry¾era hwelc sie ¼e hegas brece, tha ga in gehwær, tha se hit nolde gehealdan se hit o¾¾e ne mæge, nime se hit on his æcere mete tha ófslea, neme se agenfrigea his fel, tha flæsc ¾olie ¼æs o¾res. Ganz so streng waren die dänischen Regeln nicht. VSL berichtet noch immer nichts über das Vieh, während die übrigen Rechtsbücher einige Informationen über verirrte Tiere und unerlaubtes Weiden geben. Prinzipiell war das Einfangen von Vieh, das sich auf die bestellten Äcker verirrte, erlaubt, und sie durften als Pfand behalten werden, bis ihre Besitzer das fällige Bußgeld bezahlten. Es war also sicherlich nicht erwünscht, dass die Haustiere aus eigenem Antrieb die bestellten Felder aufsuchten. Detaillierte Regeln darüber, wie man sich verhalten sollte, wenn das Vieh unrechtmäßig auf die Acker oder Wiesen gelangte, finden sich in SL 168, 169, 170, 179, 181, 182, 183 und 189. Das grasende Vieh richtete erst dann Schäden an, wenn die Feldfrüchte im Wachsen begriffen waren. Daraus folgt logischerweise, dass eine Beweidung der Unkrautäcker oder kleinerer grasbewachsener Flächen zwischen den Feldern gestattet war. SL 189 erwähnt Folgendes: Wollte jemand auf einem oder auf zwei Äckern Roggen anbauen und war das ganze Gewann nicht mit Roggen eingesät, musste der Betreffende die Ackerflächen einzäunen oder auf andere Weise schützen. Kam jetzt fremdes Vieh auf seinen Grund, durfte er es erst nach dem Pfingstabend einfangen: Ær æi ruh sæ¼ um allæn uang, ok annær uil sa en akær ællær twa, brungær¼æ yfir ællær gømæ andre lund, sum han uil, æn fæ annæra man ma han æi ¼ær foræ in tækæ fore pingæzdahæ aftæn (SL 189). Ähnliche Angaben finden wir in SL 179: In der Wachstumssaison vom Pfingstabend bis zum Michaelistag (ca. 1. Juni–29. September) durften Zucht- und Wildpferde nicht auf die Äcker und Wiesen gelassen werden: sua at ¼e kummæ æi i akre ok æi i ængia andra manna fran pingizaftæn ok til mikialmissu aftne. Daraus können wir schließen, dass es sich nicht um Wintersaat handelte, sondern dass auch der Roggen im Frühjahr eingesät wurde. Sonst hätte das Vieh diese späte Aussaat bei der legalen Beweidung in der Zeit bis Pfingsten zerstört. Die Erwähnung der christlichen Feiertage St. Michaelis und Pfingsten als Zeitangabe deuten darauf hin, dass diese Regeln erst nach Einführung des Christentums Gültigkeit hatten.
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Gerieten Tiere während der Wachstumssaison auf die Äcker, durfte der Ackerbesitzer sie also aufnehmen und so lange bei sich behalten, bis der Besitzer sie gegen Pfand wieder auslöste: løsæ hin ær ¼em a, sua mæ¼ uæ¼ium ok mæ¼ gialdum ut sum før ær mælt. Außerhalb der Wachstumssaison durfte man sie aber nicht zurückhalten, SL 179 erlaubte jedoch, sie zu vertreiben, ohne ihnen Schaden zuzufügen: kumma ¼e før ællær si¼æn i akræ ællær i ængia ¼a skal ¼em ska¼aløst af ælta, ok æi in take. Diese Regelung konnte natürlich auch zu Problemen führen, wie sie in SL sehr zahlreich beschrieben werden. So konnte beispielsweise der Ackerbesitzer die Rückgabe der Tiere verweigern (SL 181), oder der Viehbesitzer wollte seine Tiere nicht wieder zurücknehmen (SL 170). Bezüglich der Höhe des von verirrtem Vieh verursachten Schadens bestimmt SL 169 Folgendes: Handelte es sich um weniger als eine Herde (12 Tiere), die auf den Äckern aufgenommen worden waren, sollte der Viehbesitzer den Schaden schätzen lassen und danach das Korn ersetzen und darauf schwören, dass nicht noch weiterer Schaden entstanden war: latæ mælæ akær spial ok gialdæ korngiald mæ¼ en e¼e sinum, at hans fæ gior¼æ æi mær ska¼æ. Der Viehbesitzer durfte den Schaden also selbst schätzen lassen und die Richtigkeit der Schätzung per Eid bestätigen. In der sehr viel älteren Lex Alamannorum findet sich eine ähnliche Situation, in der man jedoch einen Gutachter den Schaden schätzen ließ und nicht einfach den Viehbesitzer, wie SL es vorschreibt. Aus den Kapiteln von SL über die Haustiere geht hervor, dass es sich um die Aufnahme von verirrtem Vieh auf eigenen Äckern oder Wiesen durch eine Einzelperson handelt und nicht um eine kollektive Aufnahme von Vieh auf den Äckern aller. Damit sind diese Kapitel von einem älteren Rechtsstatus geprägt als ESL. Schließlich erwähnt SL, dass diese Regeln über die Aufnahme von Haustieren auch dann Gültigkeit hatten, wenn der Verwalter des Königs oder des Erzbischofs in die Angelegenheit verwickelt war, mit einer Ausnahme: Wohnte der König oder der Erzbischof selbst auf dem betreffenden Hof, wurde der vorsätzliche Vieheinlass auf die Felder mit einem höheren Bußgeld bestraft: Alt sua sum bonde gør ui¼ær annær bonde um innam, sua skal han gøre ui¼ær kunungs brytia, ællær ærkebiscops … (SL 171). In den Kapiteln von Jyske Lov über eindringende Haustiere finden wir grundlegend die gleichen Elemente wie in Skånske Lov, das eindeutig als Vorlage diente, doch erscheint der Rechtsstatus in JL etwas moderner. Als der Tatbestand des Heerwerks eingeführt wurde, der mit einem Bußgeld in Höhe von 40 Mark bestraft wurde, fiel auch das Eindringen von Haustieren darunter. JL III 48 schreibt vor, dass ein Mann, der vorsätzlich mit seiner Schweine-, Pferde- oder Rinderherde auf den Acker eines anderen
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eindringt und die Tiere das Korn auffressen lässt, 40 Mark Strafe zahlen musste, denn dies galt als Heerwerk: Far man mæth hiorth æth mæth stoth æth mæth wrath i annæns mansz akær oc hiarthær hans korn vp mæth wald, tha ær han scylduth at bøtæ hanum thæræ for fivghærtivghæ marc, for thy at thæt ær full hærwærki. So wurde das unerlaubte Eindringen mit Haustieren dem Einbruch ins Haus des Bauern, bei dem u.a. Waffen oder Kleidung gestohlen wurde, und dem Überfall auf den Bauern oder Mitglieder seines Haushaltes gleichgestellt. Das vorsätzliche unerlaubte Weiden wurde also mit recht hohen Bußgeldern bestraft, vermutlich weil es sich um ein häufiges Vergehen handelte, dem man gerne beikommen wollte. Brach das Vieh unabsichtlich, also ohne Wissen des Besitzers, auf fremde Äcker ein, musste nur der Schaden ersetzt werden. Der Besitzer musste jedoch darauf schwören, dass dies ohne Absicht passiert war. Laut JL III 56 musste für aus einem Kornfeld oder einer Wiese aufgenommenes Vieh ein gesetzliches Pfand gegeben werden, über das sich die Besitzer einig geworden waren, als sie den Zaun erstellten. Und so sollte das Pfand auch eingelöst werden, wie man sich vorab geeinigt hatte: For fæ thær wrthær intakæn antugh i korn æth æng scal laghæ wæth for læggæs swo sum eghær wrthæ vm sattæ the timæ thær the læggæ theræ hægnæth, oc swo scal løsæs sum the waræ førræ vm sattæ. Dies deutet auf eine jüngere und handfeste materielle Rechtsordnung hin. Dennoch finden wir bezüglich der Berechnung des Schadensersatzes eine Reminiszenz der alten, formellen Art der Beweisführung im gleichen Kapitel, denn der Viehbesitzer hatte das Recht, nur so viel zu entrichten, wie er wollte, und durfte per Zwölfereid darauf schwören, dass sein Vieh keinen weiteren Schaden mehr anrichtete: æn tho ær hin with logh thær scathæ gørthæ at læggæ wt swo mykæt han wil oc swæræ a mæth tolf mænsz eth, at hans fæ scadd æi meræ. Vielleicht ist diese Formulierung eine Gegenreaktion auf die neuen, strengeren Regeln. Möglicherweise hatten bestimmte Personen aus dem Kreis der Rechtskundigen gefordert, dass es auch weiterhin möglich sein sollte, mit Hilfe der formellen Beweisführung selbst über die Höhe des Schadensersatzes bestimmen zu können. Neu in JL III 49 im Vergleich zu SL ist die Erwähnung der Anzahl Tiere, die eine Herde bildeten. Ein Schaden, der durch eine kleinere Gruppe von Tieren verursacht worden war, galt nicht als Heerwerk. Der Besitzer musste dennoch jeden Schaden, den sein Vieh verursachte, entweder mit Hilfe von Geschlechtsernannten abwehren oder zusätzlich zum Schadensersatz drei Mark Bußgeld bezahlen: tho scall ee for hwært wold giffes anten kyøns næffnd æller bødæ skade giald mz III mark bod.
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Geschlechtsernannte (Eid durch Verwandte) ist ein neuer Rechtsbegriff in JL, der aus den übrigen Rechtsbüchern nicht bekannt ist. Auch in JL spürt man eine gewisse Unsicherheit bei der Verwendung des Begriffes. In manchen Handbüchern werden die Begriffe kiøns edh oder frændær eth verwendet, und bei weitem nicht alle Handschriften erwähnen den Begriff. In der ältesten Handschrift C 37 von 1280 wird der Begriff nicht verwendet, weder in JL III 49 noch in III 48, wo wir den Satz über den vorsätzlichen Schaden auch finden. Die Unsicherheit in den Handschriften ist so deutlich, dass dieses Verfahren bei Schäden durch Vieh der jüngeren Rechtschicht zuzuordnen ist. Im Gegensatz zu den älteren Rechtsbüchern unterschiedet JL auch zwischen Diebstahl und Raub. In JL III 50 wird ein Viehbesitzer als Räuber bezeichnet, wenn er gegen den Willen eines Ackerbesitzers sein Vieh von dessen Acker oder vom Fahrweg entfernte. Heerwerk war es dagegen, wenn er das Vieh aus dem Haus dieses Ackerbesitzers entfernte: Of annæn man takær annæns mansz fæ, i sint korn æth siin æng, oc kummær hin with thær fææt a, antugh i hæghnæth æth a farnæ wægh, tha ma han æi takæ thæt af hanum vtæn hans willi. Æn takær han thæt fra hanum, tha ma han wrthæ raans man theræ for, æn kummær thæt heem til hans hws, thær thet took … tha ma thæt wrthæ hærwærki. Aus JL III 59, das bereits in Verbindung mit den Anbausystemen behandelt wurde, geht hervor, dass man jetzt die Wintersaat (Roggen) kannte, und dass die Wachstumssaison damit wesentlich länger war, denn sie dauerte von Ostern bis Michaelis. In diesem Zeitraum mussten die Tiere von den Äckern ferngehalten werden: Thæn garth thær for rugh sæth ær scal waræ gærth vm paschæ æth førræ, oc thæn thær for warsæth ær vm pingæzdagh oc scal standæ til michæls mis … Aus diesem Abschnitt geht weiter hervor, dass die Zäune für die Frühjahrsaussaat erst an Pfingsten stehen mussten. Sowohl SL 174 als auch JL III 51 bezeichnen es als ungesetzlich, sein Vieh auf dem Acker oder auf der Weide eines anderen anzubinden. Während SL 174 jedoch von Schadensersatz und einem Bußgeld von 2 Öre spricht, ist der Ton im JL III 51 schärfer, denn hier wird der Sachverhalt als Gewalt definiert mit einem Bußgeldbetrag in Höhe von drei Mark: Hwilk man thær ær eghær a markæ, oc tivghær sint fæ a annæns mansz akær æth æng, tha ær thæt wald … Am Ende des Kapitels heißt es im Übrigen, dass man einem reisenden Mann oder Gast das Gras nicht verweigern durfte: æn wægh farænd man æth gæst mughæ mæn æi græs synæ. Man sollte also nicht ungastlich sein. Laut Äldre Västgötalagen Fnb 4 durfte der Pfarrer sein Pferd auf ein eingehegtes Feld stellen, wenn er einen eiligen Auftrag in der Gemeinde zu erledigen hatte, z. B. eine letzte Ölung: Præstær a me¼ laghum en hæst i gar¼i at havæ firi ¼y at han skal i sokn ri¼ æn bra¼likæ kumæ bu¼ bondæ at huslæ allær oliæ. Strafbar war es hingegen, ein gewöhnliches Pferd auf einem fremden Acker
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oder einer fremden Wiese anzubinden, schreibt Yngre Västgötalagen Fnb 26 vor: Later man hest i tiu¼er, ællær annan grip i akær manz æller engh. Auch Östgötalagen Bb 17 und Södermannalagen Bb 9 erlauben dies nicht. Wie auch JL erlaubte Södermannalagen Bb 9,1 einem Durchreisenden, sein Pferd auf einer Wiese grasen zu lassen, wenn er es an einem fünf Fuß langen Strick anbindet und den Pflock mitten auf dem Weg einschlägt: Ri¼er wæghfarande man ginum eng, hawi ¼iu¼er fem famna langt oc slae ni¼er ¼iu¼erstaca i mi¼ium wægh. Schließlich soll untersucht werden, wie das jüngste Rechtsbuch, Eriks Sjællandske Lov, mit dem Sachverhalt des unerlaubten Weidens umgeht. ESL II 74 umfasst sehr detaillierte Regeln über die Beweidung der abgeernteten Stoppelfelder. Auch wenn ein Bauer sein Getreide vor allen anderen eingebracht hatte, durfte er sein Vieh nicht auf das Gewann treiben: … um nokær man far før burghit en annær tha scal han ey thæræ for sit fæ i wang wrakæ. Er durfte es auch nicht auf sein eigenes Land treiben: æn tho at han hauær thet a sit eghit. Weiter heißt es, dass eine frühere Nutzung der abgeernteten Stoppelfelder als Weideland nicht rechtens sein konnte, obwohl der Bauer seine Ernte früher eingebracht hatte. Dabei spielte es keine Rolle, ob von einem oder mehreren Feldern die Rede war. Lag ein solcher Fall vor, durfte sein Vieh eingefangen werden, auch wenn es sich auf seinem eigenen Acker befand: Thet ma ey lagh warthæ at han nøtær afræth førræ fore thy at han war fyrræ burghit, oc tha ma hin hans fæ in nimæ, æn thot thet star uppæ hans eghen akær. Diese Regeln bezüglich der Beweidung von Stoppelfeldern zeigen deutlich eines der charakteristischen Phänomene der voll entwickelten Gewannflurenwirtschaft: Alle Dorfnachbarn mussten die Ernte eingefahren haben, bevor das Vieh auf die abgeernteten Felder gelassen werden durfte. Wir müssen also in diesem Abschnitt über das Weiden des Viehs feststellen, dass einer der entscheidenden Faktoren für den Erfolg der Gewannflurenwirtschaft die Einigkeit über die Weideregeln auf den abgeernteten Äkkern des Gewanns war. Auch die Frage, welche Feldfrüchte auf den einzelnen Gewannen angebaut wurden, spielte eine große Rolle, denn Beweidungszeitpunkt und -rechte hingen davon ab, ob Winter- oder Frühjahrssaat gesät worden war. Hatte ein Dorf früher die Ernte eingefahren als ein anderes Dorf, mussten die Bewohner laut ESL II 74 mit der Beweidung der Stoppelfelder warten, bis auch das andere Dorf seine Ernte sicher eingebracht hatte: tha a han mæth rætæ at gømæ sit fæ af afræth til hin annær far burghit. Die zwischen mehreren Dörfern koordinierte Beweidung der Stoppelfelder, auch vangelag genannt, bestand aus einer gemeinsamen Einhegungsübereinkunft zwischen den Dörfern, welche die Rotation zwischen bestell-
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ten Äckern und Brachen koordinierte, so dass keine Einhegung zwischen Brache und bestelltem Acker notwendig wurde. In ESL II 75 und II 76 ist wie in den anderen Rechtsbüchern ebenfalls die Rede vom Pfand für aufgenommenes verirrtes Vieh und vom Schadensersatz für die durch das Vieh verursachten Schäden. Auch die Höhe des Bußgeldes wird besprochen. Im Gegensatz zur individuellen Aufnahmepflicht auf den eigenen Äckern, die im älteren SL erwähnt ist, zeigt ESL II 74, dass jeder Dorfbewohner Vieh aufnehmen durfte, egal wo es sich befand. Wir haben es hier also mit einer jüngeren, mit der Gewannflurenwirtschaft und der gemeinsamen Zaunpflicht verknüpften Aufnahmepflicht zu tun. Obwohl nirgendwo direkt erwähnt wird, dass die Dorfversammlung die Institution war, welche die Zeitpunkte für die Beweidung der Stoppelfelder, die Einzäunung und die Aufnahme der verirrten Tiere regelte, ist dies eine naheliegende Schlussfolgerung, denn in ESL II 76 heißt es weiter, dass geringfügige Angelegenheiten wie Holzschlag u.Ä. in diesem Forum geklärt wurden: a gatæ stæfnæ ællær kyrki stæfnæ … um thæt ær swa smat ær hwat sum thet ær hældær scoghog ællær annæt. Dieses Straßen- oder Kirchenthing war vermutlich ein Vorläufer der späteren Dorfversammlung, die sich ausschließlich mit kleinen Fällen beschäftigte, aber nicht mit Heerwerk oder Mordfällen mit Bußgeldern in Höhe von 40 Mark. In ESL III 55 erhalten wir weitere Informationen über aufgenommene Haustiere. Hatte jemand Pferde oder Rinder gefunden, durfte er diese Tiere erst nach der Bekanntmachung auf dem Thing aufnehmen. Ein Pferd durfte jedoch erst nach der zweiten Bekanntmachung auf einem Thing gesattelt oder gezäumt werden: Thær ær hittær hors ællær nøt, tha ma han ey thæt up takæ før æn han hauær thet liusd a thingi … oc sithæn han hauær thet liusd, tha ma han thet up takæ, oc tho hwærkin latæ sathlæ ællær silæ um thet ær hors før æn liust ær a thingi annær sinnæ. Das Kapitel berichtet außerdem, dass nicht nur Pferde nicht als Zugtiere benutzt werden durften und dass man eine gefundene Kuh nicht melken durfte, denn jedes Mal, wenn jemand ohne Bekanntmachung des Fundes der Tiere eine aufgenommene Kuh melkte oder einen gefundenen Ochsen einspannte, musste er 2 Öre bezahlen, bis die Summe drei Mark betrug: tha for hwær timæ han okær oxæn ællær han latær molkæ koæn, tha bøtæ twa øræ for e til thet warthær thre marc. Mehrere schwedische Landschaftsrechte enthalten Regeln über das unrechtmäßige Melken einer fremden Kuh: … Takær ma¼ær a andrum dæghi hæst allær slæ¼æ skip stiornfast, molkær ko manz all ¼e æru full fornæmi … Äldre Västgötalagen Fns 3, Yngre Västgötalagen Fnb 15. Upplandslagen Bb 26, Hälsingelagen Bb 21, Södermannalagen Bb 29 und Västmannalagen Bb 26
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berichten außerdem, dass auch Ziegen und Schafe gemolken wurden: Molcar cona far ællær get manz, war¼r bar oc atakin böte III öra. Das Melken fremder Ziegen und Schafe war natürlich ebenfalls nicht erlaubt. Die schwedischen und dänischen Regeln bezüglich der Aufnahme von verirrten Tieren von Äckern und Weiden stimmen überein. Eines der älteren schwedischen Rechtsbücher enthält jedoch eine Regel, die einem Viehbesitzer die Festlegung der Auslösesumme für sein Vieh überlässt: comber han innan folæ fætris sit at lösæ, lösæ me¼ ene¼e sinum, oc læggi fram swa mykit han vil (YVGL Fnb 30). Die anderen schwedischen Rechtsbücher, Östgötalagen Bb 17, Upplandslagen Bb 7, Södermannalagen Bb 6, Dalalagen Bb 39 und Västmannalagen Bb 6 stimmen darin überein, dass der Geschädigte Recht auf Pfand hatte, falls der Viehbesitzer seine Tiere zurückhaben wollte: Nu takær man fæ hans in, ¼a komær hin æftir sum a ok biu¼ær uæ¼ til … ¼a a han egh længær inne halda (ÖGL Bb 17,1). Im Interesse des Allgemeinwohls war man also verpflichtet, die verirrten Haustiere aufzunehmen, aber es war nicht erlaubt, die Tiere eigennützig bei der täglichen Arbeit einzusetzen. Sie sollten ausschließlich als Pfand einbehalten werden, bis der Besitzer sein Bußgeld bezahlt und den entstandenen Schaden ersetzt hatte. Auch im Sachsenspiegel gibt es Regeln über die unrechtmäßige Beweidung der Äcker, doch nur eine dieser Regeln ist in diesem Kontext wirklich interessant: Handelte es sich um ein brünstiges Tier, das nicht zu bändigen war, ein Pferd, einen Eber oder eine Gans, konnten man zwei Männer herbeirufen, die den entstandenen Schaden bezeugten, und das betreffende Tier zum Haus seines Besitzers zurückbringen: Is daz vê so getân, daz men iz nicht în trîben ne mach, alse pherd daz rênsch is, oder gans oder bêr … (SS II 47,3).
Die Haustiere im archäologischen Fundmaterial Neben den Spuren der Boxentrennwände in den Ställen stellen auch die Tierknochen wichtiges Quellenmaterial über die Haustiere dar. Die archäologischen Ausgrabungen bringen sie beispielsweise in Form von Mahlzeitresten zu Tage. Der bodenbedingte Erhaltungszustand führt jedoch zu verschiedenen Ergebnissen, denn aus den großen Siedlungsgrabungen in Westjütland gibt es beispielsweise nur wenige Knochenfunde, weil der Boden dort sehr kalkarm ist. Publiziert sind bisher nur die Knochenfunde aus zwei Siedlungen der Wikingerzeit bzw. aus dem frühen Mittelalter in Dänemark. Dabei handelt es sich um die Ausgrabung St. Pederstræde in Viborg (Møhl 1968) und um Vejleby auf der Insel Lolland (Møhl 1971). Funde aus Trelleborg, Århus
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Søndervold und Ribe (Ausgrabungen aus den Jahren 1970–76) wurden ebenfalls publiziert, die Veröffentlichung des Materials aus dem Dorf Sejlflod in Nordjütland wird mit großem Interesse erwartet. Im Folgenden soll das etwas ältere, sehr umfangreiche und gründlich analysierte Material aus der völkerwanderungszeitlichen Siedlung Sorte Muld auf Bornholm näher untersucht werden (Møhl 1957). Bei der von Ole Klindt-Jensen durchgeführten Ausgrabung der Siedlung Sorte Muld (ca. 300–600 n. Chr.) auf Bornholm wurde umfangreiches Knochenmaterial von Haustieren gefunden und gründlich analysiert (die neueren Haustierknochenuntersuchungen sind eher summarisch dargelegt). Durch den Vergleich mit anderen größeren Haustierknochenfunden konnte Møhl die relative Größe der vorgeschichtlichen Haustiere ermitteln. Anhand der Mittelfußknochen von Pferden, Schafen und Rindern und der Backenzähne von Schweinen konnte Møhl belegen, dass sich die meisten Haustiere von ihrer Wildform in der älteren Steinzeit, als der Größenindex 100 betrug, über Neolithikum, Bronzezeit, Eisen- und Wikingerzeit bis in das frühe Mittelalter größenmäßig zurückentwickelten und im Mittelalter ein absolutes Minimum mit einem Größenindex von 60–80 erreichten (Møhl 1957, 313). Die Pferde von Sorte Muld hatten in der Eisenzeit etwa die Größe von heutigen Islandpferden. Einige Jahrhunderte später sind in Trelleborg die Pferde ca. 10 % größer. Im Gegensatz zu den übrigen Haustieren sehen wir bei den Pferden keine starke Rückläufigkeit bei der Größe seit der Steinzeit, sondern ein konstantes Größenwachstum ab der späteren Eisenzeit/Völkerwanderungszeit bis heute. Møhl erklärt diese Entwicklung zum einen mit der natürlichen Lebensweise als Wildtiere, zum anderen mit dem hohen Status des Pferdes in der damaligen Gesellschaft. Meistens war das Pferd gut genährt und nicht nur „ein einfacher Fleischlieferant, der in Massenhaltung eher Unterernährung und schlechter Behandlung ausgesetzt war“ (Møhl 1957, 294) So wurden Pferde in der Völkerwanderungs- und Wikingerzeit nicht ohne Grund den Fürsten mit ins Grab gelegt. Die Pferdeknochen aus Sorte Muld zeigen überraschenderweise auch Spaltspuren bis ins Mark, was darauf hinweist, dass Pferde auch Bestandteil der menschlichen Ernährung waren. Im Laufe der Wikingerzeit entwickelte sich ein langgliedrigeres, „leichteres“ Pferd (Degerbøl 1948, 246), was spätere Funde wie in Århus belegen. Am häufigsten kommen in Sorte Muld Rinderknochen vor, die eine gewisse größenmäßige Variation zeigen. Die wikingerzeitliche/frühmittelalterliche Kuh war jedoch wesentlich kleiner als die wilde Urform, und erst in der Neuzeit nimmt die Durchschnittsgröße der Kühe wieder merkbar zu. Das Winterhalbjahr war ernährungstechnisch insgesamt eine kritische Zeit für das Vieh, obwohl es teilweise im Stall gefüttert wurde. Da dies gleichzei-
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tig auch die Tragzeit der Tiere war, konnte eine schlechte Futterversorgung die Größe und Gesundheit der kommenden Kälber stark beeinflussen (Møhl 1957, 308 und 310). Auch die größeren Rinderknochen wiesen Spaltspuren auf, und die großen Knochen wurden häufig mit der Axt gespalten, worauf man sich am Knochenmark gütlich tat. Die Ausgrabungen von Vejerslev Mølle bei Silkeborg im mittleren Jütland (datiert 1175–1230) brachten ein komplettes Skelett einer trächtigen Kuh zu Tage. Das Tier hatte ein Stockmaß von 1,20 m und war also nicht größer als ein heutiger Bernhardiner (Fischer 1993, 44). Spätere Untersuchungen aus Ribe deuten an, dass die Kühe vielleicht noch kleiner waren, als Møhl nachweisen konnte (Hatting 1991, 46), obwohl das milde Klima im Marschland vielleicht das Gegenteil erwarten ließe. Das Material aus Århus Søndervold lässt ebenfalls auf sehr kleine Tiere schließen, aber hier ist die Kleinwüchsigkeit in der Zeit vom 10.–12. bis ins 13.–14. Jahrhundert ausgeprägt (Møhl 1971, 324, Taf. II). Insgesamt gesehen war die Wikingerzeit die Periode unserer Vorgeschichte, in der die Kühe am kleinsten waren. Auch Schafe und Ziegen gehörten zum eisenzeitlichen Hof. Nach dem Rind stammten die meisten Knochen in Sorte Muld von Schafen. Die Größe der Schafe, die in erster Linie Wolle für die Kleidung der Menschen und Talg für die Beleuchtung des Hauses lieferten, variierte ebenfalls etwas, doch allgemein waren die Tiere einen Kopf kleiner als heutige Schafe. Die Tiere dienten nicht nur als Wolllieferanten, sondern auch als Schlachttiere, die offenbar in relativ jungem Alter geschlachtet wurden (Møhl 1957, 296 ff.). Schafs- und Ziegenknochen lassen sich nur schwer unterscheiden, aber auch im Material von Sorte Muld fanden sich Ziegenknochen, allerdings erheblich weniger als Schafsknochen. Die Schweine waren ebenfalls recht klein und vermutlich behaarter als die heutigen Exemplare. Die meisten Tiere wurden im Alter von 6–10 Monaten geschlachtet, aber auch ältere Zuchttiere wurden vereinzelt geschlachtet. Wie die Knochen der anderen Gattungen wurden Schweineknochen ebenfalls gespalten, um an das Mark zu kommen. Einige Knochen trugen Spuren von Hundezähnen. Die Schweine der Eisenzeit/Völkerwanderungszeit, der Wikingerzeit und des Mittelalters waren wesentlich kleiner als die neolitischen und bronzezeitlichen Schweine. Laut Møhl stieg die Zahl der gehaltenen Schweine an, aber gleichzeitig verschlechterte sich das Klima, und systematisches Füttern, Pflege oder Zucht war nicht üblich. Im Winter mussten sich die Schweine in der Regel mit dem Futter begnügen, das sie im Eichelwald fanden, was in schlechten Eicheljahren wohl sehr wenig war (Møhl 1957, 292). Schließlich gehörte auch der Hund zu den Haustieren. In vielen wikingerzeitlichen Gräbern wurden Hunde zusammen mit ihrem Herrn bestat-
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tet. Die Hundeknochen und -schädel aus Sorte Muld zeigen große, gut proportionierte Tiere, und Møhl beschreibt anhand erhaltener Schädel den Hund folgendermaßen: Der Körperbau ist frei, kräftig und harmonisch, der Schädel groß, die Stirn breit mit einem gleichmäßigen Fall zur Schnauze hin … es gibt keine ausgeprägte Stirnwulst; die Zähne waren gut entwickelt.
Ähnliche Hundeschädel fand man bei anderen archäologischen Ausgrabungen, z. B. in Vejleby auf Lolland (ältere Eisenzeit), Trelleborg (Wikingerzeit) und Næsholm (1240–1340). Die eisenzeitlichen/völkerwanderungszeitlichen Hunde hatten etwa die Größe einer heutigen Dänischen Dogge. Vermutlich waren sie nicht ganz so hoch, dafür aber kräftiger gebaut (Møhl 1957, 285). Obwohl sich die Tiere wahrscheinlich recht ungehindert paaren konnten und die Variationsmöglichkeiten der Bastarde daher groß war, fand vermutlich eine gewisse Auswahl und Zucht statt, um besondere Jagdhunde, Hütehunde, Wachhunde etc. hervorzubringen, von denen übrigens in den deutschen Rechtsquellen aus dem Zeitraum des 7.–9. Jahrhunderts häufig die Rede ist. Wenn man sich vor Augen hält, wie groß diese Hunde waren, sind die Informationen aus den Rechtsbüchern bezüglich Bissverletzungen und sogar Tötung von Menschen besser verständlich. Die irische Quelle Crith Gabhlach aus der Mitte des 7. Jahrhunderts gibt detaillierte Auskünfte über den Haustierbestand eines Hofes. So hatte ein Kleinbauer 7 Kühe, 7 Schweine und 7 Schafe, ein etwas größerer Bauer besaß 10 und ein mruigfer 20 von jeder Tierart. Laut Kelly entsprachen diese Zahlen wohl nicht der Realität, denn das archäologische Material zeigt eine prozentuale Verteilung von 80 % Rindern, 10 % Schweinen und 10 % Schafen (Kelly 1988, 111). Zu einem Hof konnten laut Sachsenspiegel neben Rindern, Pferden, Hunden, Schweinen, Schafen und Lämmern auch Gänse, Esel, Maultiere, Hühner, Enten und Katzen gehören. Insgesamt gab es 12 verschiedene Bußgeldsätze für diese Tiere, wenn ihnen Schaden zugefügt wurde. Es reichte von einem halben Pfennig für ein Huhn über einen Pfennig für eine Gans oder Katze bis zu 8 Schilling für ein Maultier oder einen Esel: Dat hun gilt man mit enem halven pennige … die gans mit enem pennige … unde die katten … den esel, den mul mit achte schillingen … (SS III 51,1). Von den Haustieren musste laut Sachsenspiegel zudem der Zehnt bezahlt werden, wie von den Felderträgen auch: Iewelkes veis gift man den tegeden sunder hunre (SS II 48,5), ebenso von Bienen, Fohlen, Maultieren, Kälbern, Eseln, Schafen und Schweinen (SS II 48,11–12).
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Der Wert der Haustiere Die Wertfestsetzung der verschiedenen Haustiere hatte wohl keine direkte Bedeutung in der hofeigenen Nutzung der Tiere als Zugkraft und als Lieferant von Milch, Häuten, Fleisch oder Wolle. Wenn aber Diebstahl oder Verkauf zum Verlust des Tieres führte, bekam der Wert eines Tieres natürlich Bedeutung. Und dadurch, dass diese Haustiere einen Handelswert hatten, war es auch möglich, Bußgelder und Schadensersatz festzusetzen, wenn die Tiere behelligt, getötet oder gestohlen wurden. Genau diese Arten von Angelegenheiten sind in den nordwesteuropäischen frühen Rechtsbüchern zahlreich vertreten. Die tägliche Arbeit mit den Tieren im Stall, das Melken, Schlachten oder Scheren der Schafe wird nicht erwähnt. Die tägliche Arbeit bereitete keine Rechtsprobleme, und Informationen über diese Arbeiten geraten deshalb nur zufällig in die Rechtsbücher. Die älteren fränkischen Rechtsquellen berichten über die Wertfestsetzung der verschiedenen Haustiere. Zahlreiche Kapitel in der Lex Salica beschäftigen sich mit den Problemen bei Diebstahl von Schweinen, Rindvieh, Schafen, Ziegen, Hunden, Pferden, Gänsen, Hühnern, Enten, Tauben oder Bienen. Dadurch erhalten wir einerseits Einblick in den Tierbestand der Höfe, andererseits erfahren wir durch die Höhe des Schadensersatzes mehr über den Wert der Tiere. Allein bei Schweinediebstahl gibt es 20 verschiedene Bußgeldsätze (Kap. 2,1–20 und 119,4), je nachdem ob es sich um eine Sau mit Ferkeln Si quis scrovam cum porcellis furaverit, ein Ferkel in einem abgeschlossenen Schweinestall si quis porcellum de sude furaverit qui clavem habet, ein Ferkel im ersten oder mittleren Schweinepferch porcellum lactantem furaverit de chranne prima aut de mediana, oder im dritten Schweinepferch si vero in tertia chranne furaverit, ein Schwein aus einer bewachten Herde si quis porcellum in campo inter porcos ipse porcario custodiente furaverit, oder einen Eber handelt si quis verrum furaverit, etc. Allen Bestimmungen gemeinsam ist die Information, dass sich das Bußgeld nach dem Wert des jeweiligen Haustiers richten sollte, obwohl der eigentliche Geldwert der verschiedenen Schweine nicht direkt mitgeteilt wird. Natürlich wurde der Diebstahl eines Schweins aus einem abgeschlossenen Schweinstall strenger bestraft als aus einem einfachen Pferch (dreimal so hohes Bußgeld), und der Diebstahl einer Sau mit Ferkeln wiegt natürlich schwerer als die Entwendung eines einjährigen Schweins. Rindviehdiebstahl wurde mit höherem Bußgeld belegt als Schweinediebstahl, vermutlich weil es sich um größere Tiere handelte. Die vierzehn Kapitel, die sich mit Viehdiebstahl beschäftigen (Kap. 3,1–14), unterschei-
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den ebenfalls zwischen dem Wert einer Mutterkuh mit Kalb vacca cum vitulo, einem Zugochsen bos, einem Stier taurus und einer Kuh ohne Kalb vacca sine vitulo. Bei den Schafen, die bezüglich des Bußgeldes auf einer Ebene mit Schweinen liegen, wird lediglich zwischen Lämmern agnus lactans und Widdern berbix (Kap. 4,1–5) unterschieden, bei den Ziegen wird weder nach Geschlecht noch Alter unterschieden (Kap. 5,1–2). Ein Hund, vor allem ein trainierter Jagdhund canis siusius war dagegen genau so wertvoll wie ein Rind, teilweise sogar wertvoller, während ein Hütehund canis pastoralis etwas weniger wert war. Der Wert eines Kettenhundes canem custodem domus sive curtis lag ungefähr dazwischen (Kap. 6,1–4). Überraschenderweise war der Wert von Gänsen und Enten genauso hoch wie der eines einjährigen Schweins. Zum Federvieh gehörten auch Habichte (die im Kapitel über den Wald behandelt werden), Hähne, Hühner, zahme Kraniche und Schwäne, Si quis gallum aut gallinam, cicenum aut gruam domesticam furaverit, und schließlich noch Tauben und andere Kleinvögel, die aus Netzen oder Fallen gestohlen werden: si quis turturem de rete alterius aut quemlibet avicolam de quolibet laqueo vel decipula furatus fuerit (Kap. 7,1–7). Auch Bienenvölker waren auf dem fränkischen Gehöft sehr wichtig. Wurde ein Volk aus einem geschlossenen Bienenhaus gestohlen, entsprach das Bußgeld dem eines gestohlenen Stieres: Si quis unum vas apium de intro clavem aut sub tecto furaverit. Wurden die Bienen außerhalb des Bienenhauses gestohlen, waren die Bußgelder laut Kap. 9,1–4 etwas niedriger. Schließlich ist im Rechtsbuch von Pferdediebstahl die Rede, der erwartungsgemäß mit hohen Bußgeldern geahndet wurde (jedoch nicht mit der Todesstrafe, wie wir in anderen Kontexten sehen werden). Die Bußgelder richteten sich jedoch nach Alter und Verwendung des Pferdes (Kap. 40,1–14). Zugpferde Si quis caballum qui carrugam trahit furaverit, Hengste waranion und tragende Stuten equa pregnans waren am teuersten, während ein Wallach caballus spadatus, ein noch nicht entwöhntes Fohlen sequens polledrus und andere Zugtiere iumenta aliena bußgeldmäßig tiefer rangierten. Von den älteren Rechtsbüchern gibt die Lex Salica bei Weitem die meisten Informationen über die verschiedenen Bußgelder für gestohlene Haustiere. Die Lex Ribuaria enthält keine Details bezüglich des Diebstahls von Haustieren, sondern erwähnt lediglich den Diebstahl einer Pferdeherde (12 Stuten und ein Hengst), einer Schweineherde (sechs Sauen und ein Eber) oder einer Kuhherde (12 Kühe und ein Stier). Für den Diebstahl einer solchen Herde galt das gleiche und im Übrigen recht hohe Bußgeld: Si quis ingenuos sonesti, id est XII equas cum amassario, aut VI scruvas cum verre, vel XII vaccas cum tauro furaverit (Kap. 18,1). Dieses Rechtsbuch beurteilt Viehdieb-
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stahl also weniger streng, unterscheidet jedoch zwischen Schweinen, Widdern und Bienen, so wie die Lex Salica zwischen Diebstahl aus abgeschlossenen Pferchen und Bienenhäusern und offenen Pferchen und Bienenhäusern unterscheidet. (In der lateinischen Übersetzung sind diese Paragraphen nicht vorhanden, in der jüngeren englischen Übersetzung von T. H. Rivers dagegen schon, was darauf schließen lässt, dass er verschiedene Handschriften eingesehen haben muss). In Kap. 75 der Übersetzung von Rivers wird der direkte Wert der Haustiere nicht erwähnt, es heißt jedoch, dass die Tiere einen festgelegten Wert hatten, nach dem sich das Bußgeld im Falle von Verletzung, Tötung oder Diebstahl des Tieres richten sollte. Kap. Tit IIII,2 in der Lex Frisionum schreibt vor, dass Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine und sonstige vom Menschen gehaltene Lebewesen bis zum Hund so hoch ersetzt werden sollten, wie ihr Besitzer sie einschätzte: Similiter equi et boves, oves, capre, porci et quicquid mobile in animantibus ad usum hominum pertinet, usque ad canem ita solvantur, prout fuerint a possessore earum adpretiata. Das gleiche Kapitel unterscheidet im Weiteren zwischen dem Wert verschiedener Hundetypen, von denen ein Habicht- bzw. ein kleiner Spürhund, der „Schlossspürhund“ genannt wurde, canem acceptoricium vel braconem parvum, quem barmbraccum vocant, am wertvollsten waren. Danach folgte der canis acceptor und der Wolfshund qui lupum lacerat, während der Hüte- oder Wachhund custos pecorum vel domus am tiefsten rangierte. Im friesischen Rechtsbereich wurde Pferdediebstahl härter bestraft als im Rechtsgebiet der Lex Salica. Add. I,3 verhängt die Todesstrafe, falls der Dieb keinen entsprechenden Gegenwert stellen konnte: Si quis caballum furaverit … capitali sententia puniatur, vel vitam suam pretio redimat. Die gleiche harte Strafe treffen wir in der Lex Saxonum Kap. 29 wieder, das kurz und knapp vorschreibt, dass Pferdediebstahl mit dem Tod bestraft wird: Qui caballum furaverit, capite puniatur. Doch nicht nur Pferdediebstahl wurde so bestraft, auch die Entwendung eines Bienenstockes von einem fremden Hof: Qui alvearium apum infra septa alterius furaverit (Kap. 30) oder die nächtliche Entwendung einer vierjährigen Kuh im Wert von mindestens 2 Solidi: Qui bovem quadrimum, qui II solidos valet, nocte furto abstulerit, capite puniatur (Kap. 34). Kap. 66 dieses Rechtsbuches verzeichnet das Bußgeld für den Diebstahl verschiedener Vieharten: Der Diebstahl eines vierjährigen Ochsen quadrimus bos kostete zwei Solidi, ein paar Pflugochsen boves, quibus arari potest war fünf Solidi wert, ein guter Ochse drei, die Kuh mit Kalb zweieinhalb Solidi vacca cum vitulo und das einjährige Kalb schließlich ein Solidus vitulus anniculus. Ebenfalls einen Solidus kostete das trächtige Schaf mit dem dazugehörigen einjährigen Lamm ovis cum agno et anniculus agnus ei superadiunctus.
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Die Lex Thuringorum Kap. 33 stellt den Diebstahl von Ochsen, Kühen, Schafen und Schweinen dem Diebstahl eines Sklaven gleich. Hier wurde das Bußgeld nicht nach Tierart, sondern nach Anzahl der gestohlenen Tiere erhoben: Hoc de servo, bove, vacca, ove, porco iudicatum est. Sklaven (Unfreie) waren also in eigentumsrechtlicher Hinsicht den Haustieren gleichgestellt. Das letzte der fränkischen Rechtsbücher, die Lex Alamannorum, enthält ebenfalls einzelne Kapitel über den Wert der Haustiere, ob gestohlen oder nicht. So berichtet Kap. 71, 1–5 über Pferdediebstahl, und wir sehen, dass dieses Vergehen nicht mit dem Tode bestraft und dass das Bußgeld nach dem eigentlichen Geldwert des Pferdes bemessen wurde. Reitpferde Si quis alicui caballum immolaverit waren doppelt so viel wert wie Zugpferde iumentum. Ein Pferd, dem sein Besitzer ein Auge ausgeschlagen hatte oder das kastriert war Si aequo … si oculum excusserit aut excurtaverit, war natürlich am wenigsten wert. Laut Kap. 79 wurde der Wert von Zugochsen nach ihrer Leistung beurteilt, wobei es drei Kategorien gab: summus boves … medianus … minor. Das Bußgeld richtete sich nach diesen Kategorien. Keines der fränkischen Gesetze weist darauf hin, dass mit Vieh gehandelt wurde, denn die Wertfestsetzung in den Rechtsbüchern bezieht sich ausschließlich auf die Bußgeldsätze bei Diebstahl. Das heißt jedoch nicht, dass es keinen Tierhandel gab – er wurde nur nicht in den Rechtsbüchern erwähnt. Die Rechtsbücher der englischen Könige geben ebenfalls Auskunft über den Wert der Haustiere, und zwar in zwei Diebstahlfällen, aber im Gegensatz zu den merowingerzeitlichen Rechtsbüchern ist auch der Viehhandel ein Thema. Kap. 35,1 von König Ines Gesetz (688–94) erwähnt in Verbindung mit Viehdiebstahl, dass beim Handel mit Vieh eine dritte Person als Garant und Zeuge hinzugezogen werden konnte: Gif mon to ¼am men feoh geteme, ¾e his ’ær o¾swaren hæfde … Diese Person musste schwören, ob es sich um ein gekauftes oder ein gestohlenes Tier handelte. Verweigerte er diesen Schwur, musste er ein dem Wert des Tieres entsprechendes Bußgeld bezahlen. Kap. 56 beschäftigt sich ausdrücklich mit dem Handel von Haustieren und schildert den Kauf eines Haustieres, bei dem innerhalb von 30 Tagen Mängel festgestellt wurden: Gif mon hwelcne ceap gebyg¾, he ¾onne onfinde him hwelce unhælo on binnan XXX nihta. Der Käufer musste in diesem Falle das Tier zurückgeben, oder der Verkäufer musste schwören, dass er von diesen Mängeln nichts gewusst hatte: ¼onne weorpe ¼one ceap to honda … o¾¾e swerie, ¼æt he him nan facn on nyste, ¼a he hine him sealde. Das Horn eines Ochsen war zehn Pence wert, erfährt man aus Kap. 58 und 59: Oxan horn bi¾ X pæninga weor¾, das Horn einer Kuh nur zwei Pence: Cuuhorn bi¾ twegea pæninga. Auch der Wert von Kuh- oder Ochsen-
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schwänzen oxan tægl sowie Kuhaugen oxan eage wird in diesen Kapiteln mitgeteilt. Zugochsen hatten ebenfalls einen festen Wert. Ein Pächter, der Zugochsen gemietet hatte, musste den Mietzins in Form von Futter bezahlen, heißt es in Kap. 60: Se ceorl se ¾e hæf¾ o¾res geoht ahyrod, gif he hæbbe ealle on fo¾re to agifanne. Auch Viehdiebstahl wird in Ines Gesetz behandelt. Laut Kap. 46 musste jemand, der einen anderen zum Viehdiebstahl angestiftet hatte, einen Eid von 60 „hides“ schwören: Donne mon monnan betyh¾, ¼æt he ceap forstele o¾¾e forstolenne gefeormie, ¼onne sceal he be LX hida onsacan – ohne Zweifel ein sehr gewichtiger Eid, und das Rechtsbuch hält es auch für fraglich, dass der Mann einen solchen Eid wirklich leisten konnte. Leider wird nicht mitgeteilt, was passieren würde, wenn er den Eid nicht leistete. Im Ines Gesetz Kap. 57 ist von einem Bauern die Rede, der ein gestohlenes Tier zu seiner häuslichen Herdstelle getragen hatte, um es dort zu zerlegen: Gif ceorl ceap forstil¾, bire¾ into his ærne. Dafür musste er natürlich bezahlen, und zwar aus dem gemeinsamen Vermögen des Hausstandes. Die Hausfrau war von der Bezahlung ausgenommen, da sie ihrem Mann gehorchen musste. Wenn sie darauf schwören konnte, nicht von dem gestohlenen Fleisch gegessen zu haben, durfte sie ihr Drittel des häuslichen Vermögens behalten. Im zweihundert Jahre jüngeren Gesetz von König Alfred spielt der Wert der Haustiere eine ganz andere Rolle. Laut Kap. 18,1 musste eine verlobte junge Frau, die Ehebruch beging, 60 Shilling Schadensersatz an den Trauzeugen (den Ehebürgen) zahlen, war sie Bäuerin, musste sie diese Summe in Form von lebendigem Vieh bezahlen: ¼æt sie on cwicæhtum feogodum. Rangierte sie gesellschaftlich höher, musste für 100 oder 120 Shilling Vieh gestellt werden. Dem Gesetz nach durften Sklaven in dieser Situation nicht als Zahlungsmittel eingesetzt werden, sondern nur Haustiere. Vieh war anscheinend als Zahlungsmittel beliebter als bares Geld. Auch Diebstahl von Pferden und Bienen stód¾eofe, beo¾eofe (Kap. 9,2) sowie von Kühen mit Kälbern Gif mon eu o¾¾e stodmyran forstele folan o¾¾e cealf ófadrife, forgelde mid scille (Kap. 16) wird in diesem Gesetz erwähnt. Diese Vergehen wurden nicht mit der Todesstrafe, sondern mit Bußgeldzahlungen bestraft, die sich nach dem eigentlichen Wert der Tiere richteten. Tausch und Handel von Vieh durften laut II Æthelstan Kap. 10 nur im Beisein von Zeugen stattfinden, entweder einem Priester, dem Landeigner, dem Amtmann des Königs oder einer anderen vertrauenswürdigen Person: mæssepreostes o¾¾e ¼æs londhlafordes o¾¾e ¼æs horderes o¾¾e o¼res unglelygnes monnes. Vernachlässigte man dies, mussten 30 Shilling Strafe bezahlt werden, und der Landeigner durfte die betreffenden Tiere an sich nehmen. Durch
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diese Regelung wollte man wohl sicherstellen, dass der Zeuge fortan beim Handel mit Tieren nicht vergessen wurde. Auch ein späteres Kapitel erwähnt diese Zeugenregelung bei Viehkauf (II ÆTHL Kap. 24). VI Æthelstan 8,8 beschäftigt sich mit dem Wert von entwendeten oder verschwundenen Tieren. Nachbarn mussten innerhalb von drei Tagen vom Verschwinden der Tiere unterrichtet werden: ¼æt binnan III nihtum he his necheburan gecy¾e, gif he ¼æs ceapgildes biddan wille. Die Suche sollte auch dann weitergeführt werden, wenn die Schadenersatzforderung gestellt worden war. Das Kapitel unterstreicht dies nachdrücklich und fügt in leicht gekränktem Ton hinzu, dass viel zu viele Männer schamlose Ersatzforderungen stellten, die keinerlei Bezug zur Wirklichkeit hätten: mænige men speca¾ gemáhlice spræce. VI Æthelstan Kap. 8 verlangt gleichzeitig, dass die Spuren der verirrten Haustiere so weit wie möglich verfolgt werden sollten: beo seo æsce ¼eah for¾, swa hit ’ær gecweden wæs. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Tiere sich auf fremdem Land oder außerhalb der Landesgrenzen befanden. Unkooperative Vögte, die sich nicht an der Suche beteiligten, mussten dem König Bußgeld zahlen. Den tatsächlichen Wert der einzelnen Tiere berechnet VI Æthelstan Kap. 6, 1–2 folgendermaßen: ein Pferd kostete ein halbes Pfund hors to healfen punde, ein Ochse ein mancus, eine Kuh 20 Pence, ein Schwein 10 Pence und ein Schaf einen Shilling oxan to mancuse, cú to XX, swyn to X, sceap to scll. Das Rechtsbuch verfährt bei dieser Wertfestsetzung der Haustiere sehr genau. Man wollte damit vermutlich nicht die Haustierpreise einfrieren, sondern einigermaßen feste Rahmenbedingungen für den Viehhandel definieren, damit die Preise nicht unangemessen hoch wurden. Ob der König oder seine örtlichen Verwalter und Vögte diese Vorgaben jedoch durchsetzen konnten, bleibt fraglich. In Irland galten Haustiere sehr lange als Zahlungsmittel, auch nach Einführung der Münzwirtschaft zu Beginn des 10. Jahrhunderts und der Wiedereinführung im 13. Jahrhundert. Die Grundeinheit dieser Wirtschaft war in der Regel eine Milchkuh mit Kalb. Diese Einheit finden wir immer wieder, u. a. an den Stellen der Rechtsbücher, wo von Bußgeldern die Rede ist (Kelly 1988, 113). Der Wert eines Haustieres ließ sich jedoch auch in verschiedenen Naturalien festlegen. Der Gegenwert eines Kalbs konnte z.B. zwei Säcke Malz betragen, der eines zwei- bis dreijährigen Schweins drei Säcke Weizen und eine Handvoll Kerzen: A calf of the value of two sacks … two sacks of malt with it of pure malt … a two year old pig to a three year old pig, and three sacks of wheat; and a handful of candles … (Ancient Laws of Ireland 1869, II, 247–49). Vereinzelt enthalten die irischen Rechtsquellen Aussagen über den Viehhandel, beispielsweise in Senchas Màr, wo erwähnt wird, dass
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mehrere Männer Anteil an einer Kuh hatten, die verkauft werden sollte: The cows which are sold between two possessions. [That is, the case of a cow whose body belongs to one man, and her milk to the other; or the body belongs to both … the cows which are subjects of dispute between two persons] (II, 43). Auch der Verkauf einiger Ferkel kommt vor: Every litter of pigs, every reward, every purchase, every sale, every covenant, every contract, every tenancy, every gaillna-security … (II, 283). Auch die dänischen Rechtsbücher stellen Regeln für den Viehhandel auf. Wenn der Vieherwerb Anlass zu Zweifel gab, war es wichtig, mit Hilfe eines Zeugen dokumentieren zu können, dass es sich um einen legalen Handel und nicht um Hehlerei oder Diebstahl handelte. Das jüngste der dänischen Rechtsbücher, Eriks Sjællandske Lov, enthält die detailliertesten Angaben über den Viehhandel. Der Inhalt der Regeln könnte auf eine mögliche Verwandtschaft mit den älteren englischen Rechtsquellen hindeuten. So enthält ESL III 20–25 ausführliche Verhaltensregeln für den Fall, dass Haustiere in fremden Besitz gelangen. Als Ergänzung hierzu finden wir in ESL III 39 die Schilderung einer Situation, in der ein Mann ein Pferd oder Rind im Beisein von Garanten und Zeugen verkauft. Diese Zeugen konnten später hervortreten und die Rechtmäßigkeit des Handels mit dem Zwölfereid beschwören: Kan swa wæræ at nokær man sæl andræ ænti hors ællær nøt, oc hauær hin win til oc witnæ, oc wil hin sithæn sæctæ han um ær han fic af, tha gangæ the samæ men ær oc hin ær hans withær waræ oc witnæ thet at han køptæ thet af hanum, oc hin ær hans win war, gangæ næstæ man hanum at swæriæ mæth tolf men, at thet ær hans køp. Sollten diese Personen inzwischen gestorben sein, mussten die nächsten Verwandten den Kauf bezeugen. Das folgende Kapitel III 40 ergänzt die Informationen über Garanten und Zeugen bei Handelsgeschäften und schreibt vor, dass auch beim Handel mit zugeschnittenem Tuch, geschäftetem Beil und Schwert mit Gehäng ein Garant und Zeugen zugegen sein sollten, wie auch beim Pferde- und Viehhandel: Æn um scapæth clæthæ oc skiæfte øxæ oc fætlæth swærth thær scal alt mæth rætæ win wæræ til oc witne with thet køp, allæ samæ lund ær mælt ær um hors oc um nøt. Schon in SL Kap. 144 ist von Zeugen bei Handelsgeschäften die Rede, doch geht es hier nur um verarbeitete Dinge wie zugeschnittenes Tuch, ein geschäftetes Beil oder ein Schwert mit Schwertriemen: Ilzkæs skapæt klæ¼æ ællær skæft øhse ællær fætlæt suærd kumme ui¼ær køpæ sin ællær uin sin ok wæri mæ¼ tyltær e¼e. Auch JL II 93 nennt die Notwendigkeit von Zeugen bei einem abgeschlossenen Handel, allerdings nicht so umständlich wie ESL III 39–40: Til scapæth klæthæ oc gørth andboth oc til wapnæ, til hæst æth nøøt oc til ant fæ, oc til alt thæt thær særlich mærk a sik hauær sculæ win til hauæ. Win ær thæt witnæ thær
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with waræ at thæt køp køftæs, thær ær æi minnæ æn twa mæn. Es sollten mindestens zwei Zeugen sein, heißt es schließlich in JL II 93. Aus den dänischen Rechtsbüchern geht nicht hervor, welchen sozialen oder rechtlichen Status diese Zeugen haben sollten, so wie es im englischen II Æthelstan der Fall ist. Scheinbar sind die dänischen Zeugenregeln eher mit den Vorschriften aus dem etwas älteren Ines Gesetz 35,1 zu vergleichen, wo nur von einer, nicht näher definierten Person die Rede war. Auch ESL III 23, das die Zeugen beim Viehhandel erwähnt, definiert diese nicht näher. Dafür wird mitgeteilt, dass der anwesende Garant Schadensersatz und drei Mark Bußgeld an den Amtmann des Königs zu zahlen hatte, sollte der Viehbesitz in irgendeiner Form unrechtmäßig sein: oc winin botæ kunungs umbuzman thre marc foræ at han war win at thet fæs houæth ær han gat ey hemælt haldæt. Laut ESL III 25 musste ein Rind, das weniger als eine halbe Mark, aber mehr als 2 Öre wert war, mit dem Sechsereid beschworen werden, wenn zu beweisen war, dass das Tier aus eigener Zucht stammte: Uvarthær thet swa, at fæs houæth warthær ey swa got sum half marc oc ær thet bætræ æn twa øræ, tha weriæ hin fæs houæth mæth siatæ mannæ. Betrug der Wert des Tieres weniger als zwei Öre, reichte ein Dreiereid aus, heißt es weiter. In Dänemark konnte der Viehpreis also recht unterschiedlich sein und war nicht gesetzlich festgelegt wie in England zu Zeiten Königs Æthelstan. Auch die schwedischen Landschaftsrechte verlangen die Anwesenheit von Zeugen bei Viehgeschäften. Yngre Västgötalagen Tjb 56 informiert kurz und knapp darüber, dass der Kauf und Verkauf von Pferden und Rindern im Beisein von Zeugen stattfinden sollten: Hors ok nöt skal me¼ vin oc vitni ba¼i sæliæ ok köpæ, skoren klæ¼i oc skiæpt vapn, hoffæ oc horn fæ skal me¼ vin oc vitni köpæ. Ähnliches berichtet Dalalagen Bb 39 beim Pferdekauf. Södermannalagen Kb 5 verlangte auch Zeugen beim Tausch eines Pferdes und Upplandslagen Kmb 6 bei der Vermietung eines Pferdes: Nu leghir man hæst aff manni … Nu gripær han til lans, sum leght haff¼i, ¼a giffs ¼ær lanswitnum wizor¼, lan a leænde hem bæræs. Laut Äldre Västgötalagen Fnb 5 war es strafbar, Vieh aus einem Dorf mit Rinderpest zu kaufen. In diesem Falle durften die Nachbarn das Tier töten, wenn sie es fanden: Chöpær man fæ af falby, vrakær hem vlowandifz grannum ¼a skal ni¼ær guggæ sum stæ¼ær. Viehdiebstahl findet natürlich auch in den dänischen Rechtsbüchern Erwähnung, aber in diesem Kontext sollen nicht alle Details dieser Angelegenheiten erläutert werden. Das Hauptprinzip beim Verfahren in einer Diebstahlangelegenheit war, dass ein Dieb, der direkt nach der Tat mit dem gestohlenen Tier aufgegriffen wurde, gefesselt auf dem Thing vorgestellt sollte. Die Thingmänner ent-
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schieden dann über sein weiteres Schicksal: Uar¼ær annærs manz fæ stolæt … ok far han ¼æhær æftir ok far takit hin mæ¼, ær stal, sæte a band ok bindi ok føræ han til ¼ings (SL 136). Wenn der Besitzer den Dieb nicht gleich fassen konnte, seine Sachen aber später im Besitz eines anderen erkannte, durfte er den Mann nicht festnehmen, sondern musste die Angelegenheit so weiterverfolgen, wie es das Gesetz vorschrieb: æn far han æi ¼ahær takit ¼iuf mæ¼ kostæ sinum ok kænnær si¼æn kost sin i annærs manz hæf¼um, ¼a ma han æi tækæ man, num takføræ kost sin ok faræ æftir, sum loh æræ. ESL III 21 schildert folgenden Fall: Fand ein Mann sein Vieh im Hause eines anderen, musste derjenige, in dessen Besitz das Vieh jetzt war, seine Hand auf den Hals des Tieres legen, und auf dessen Hand musste ein Dritter seine rechte Hand legen. Der Besitzer des Tieres musste dann folgenden Schwur leisten: Gott solle ihm wohlgesonnen sein und helfen, so wahr er der rechtmäßige Besitzer des Tieres sei … und danach sollte derjenige, dessen Hand er halte, bei Gott schwören, dass er einen wahren Eid geschworen habe. Dann durfte er das Tier an sich nehmen: oc læggiæ hand yuær hals, oc annær man scal gangæ a mot hanum til, oc høgræ hand hans i høgræ hand hins yuær hals læggiæ oc hin scal thet swæriæ ær æghændæ ær, bithæ sich swa guth hiælpæ … Diese merkwürdige Mischung aus Gottesfurcht und altem Schwurrecht wurde als ausreichend betrachtet – eine weitere Untersuchung der Angelegenheit, z.B. mit Hilfe von Zeugen, fand nicht statt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Papst diese Prozedur durch eine handfeste, materielle Beweisführung ersetzen wollte. Hatte jemand etwas im Wert von mehr als einer halben Mark gestohlen, sollten die Thingmänner ihn zum Tode durch den Strick verurteilen. Lag der Wert darunter, konnte er seine Haut oder einen Körperteil verlieren oder aber auch Sklave des Königs werden (SL 151): ¼ingmæn skulu mæ¼ lohum dømæ ¼iuf til hanga fore half mark mun, ok æi fore minnæ. Ein Pferdedieb wurde in Dänemark also genauso zum Tode verurteilt wie ein Pferdedieb im friesischen Rechtsbereich oder im Gebiet der Lex Saxonum. Um Selbstjustiz zu verhindern, schärft JL II 87 ein, dass ein Bauer einen Dieb nicht einfach aus Rache erhängen durfte: Æn bondæ ma æi sialf hængæ siin thiwf for thy at han gøør thæt for hæuænd, num tho at illæ ær withær hanum gørth, tha ma han æi wæræ tho siin eghæn rættær. Laut JL durfte nur der Amtmann des Königs einen Dieb erhängen, denn er tat es für das Recht und die Königsmacht und nicht aus Rache. Das Verfahren bei Diebstahl war in JL und SL im Grunde gleich, obwohl JL im Gegensatz zu SL dem Amtmann überlässt, den Dieb zu henken. Im schonischen Rechtsgebiet gab es Widerstand gegen die Einschaltung des Amtmannes bei Diebstahlfällen. SL 153 gibt eine Diskussion wieder, die sich mit der Rolle des Amtmannes beschäftigt. Einige Männer waren der Mei-
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nung, dass die Thingmänner kein Recht dazu hatten, einen Dieb zum Verlust eines Ohrs oder anderer Körperteile zu verurteilen, und dass dies Sache des königlichen Amtmannes sei. Dies sei aber nicht wahr, heißt es weiter, denn die Thingmänner hatten die Gewalt über den Dieb: Summi mæn uiliæ, at ¼ingmæn skule æi muhu dømæ af ¼iufi øræ ællær andra limmir, utæn kunungs umbuzman latæ ¼æt dømæ af, æn ¼æt er ¼o æi sat, fore ¼y at ¼ingmæn æho ¼iuf uald. An dieser Stelle gibt der Rechtsschreiber den Widerwillen wieder, der im schonischen Rechtsgebiet gegen die Macht des königlichen Amtmannes herrschte. Man wollte lieber die eigenen Thingmänner als Rechtsprecher behalten und begehrte damit gegen den Wunsch des Königs auf, einen starken Amtmann die Macht des Königs und des Rechts repräsentieren zu lassen, so wie wir es später in Jyske Lov sehen. Wie bereits erwähnt, führte JL II 29 einen neuen Heerwerksbegriff in Verbindung mit Viehdiebstahl ein. JL II 44 und II 45 enthalten außerdem eine neue Definition der verschiedenen Formen von Viehraub. So handelte es sich um Hausraub, wenn jemand einen fremden Hof betrat, um dort Vieh zu entwenden: Thæt ær boo raan at man fær i annæns mansz garth oc takær thæræ burt af hans fæ … (JL II 44). Es war Landraub, wenn jemand ein Pferd oder Rind oder anderes Vieh aus dem Pferch eines anderen Mannes auf dem Feld stahl: Hiorth raan ær thæt of man gangær i annæns mansz fald vtæ a mark oc takær hors æth nøøt æth ant fæ … (JL II 45). Während Diebstahl mit dem Tod bestraft wurde, musste bei Raub der Schaden ersetzt und drei Mark Bußgeld an den König bezahlt werden (JL II 46). Diese verhältnismäßig milde Strafe erklärt sich vielleicht damit, dass Diebstahl im Verborgenen stattfand, während Raub „öffentlicher“ war. Auch in Schweden war Viehdiebstahl natürlich strafbar. Die schwedischen Rechtsbücher enthalten ebenso detaillierte Regeln wie die dänischen, was zu tun war, wenn man gestohlene Tiere wieder zurückbekam, wenn ein gestohlenes Pferd fohlte, wenn man seine Tiere in fremdem Besitz wiedererkannte, wenn sie jenseits der Landesgrenzen waren, etc. Da diese vielfältigen Regeln im Großen und Ganzen den dänischen Bestimmungen entsprechen, halte ich eine komplette Aufzählung an dieser Stelle nicht für notwendig. Eine Regel, die weder in den dänischen, noch in den englischen oder deutschen Quellen zu finden ist, soll hier jedoch kurz erwähnt werden. In Östgötalagen Vmb 32 ist von einem Dieb die Rede, der gestohlenes Vieh in eine illegale Schlachthütte (ein Erdloch oder ähnliches) im Wald brachte und sie dort schlachtete: Nu stial man fæ manzs ok hauær gorkætta i skoghe ute i grauum ælla bo¼um, köt ælla hu¼ir ælla liuande fæ ¼æt sum stulit ær. Wurde dieser Dieb mit dem lebenden Tier, dem Fleisch oder der Haut angetroffen, wurde er mit dem Tod am Galgen bestraft.
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Wenn Haustiere töten oder getötet werden Die Haustiere konnten nicht nur dann Schäden verursachen, wenn sie sich auf bestellte Felder verirrten, sondern auch, wenn sie wild oder erschreckt wurden. Wer Tiere belästigte oder tötete, musste selbstverständlich mit Strafe rechnen. Die fränkischen Gesetze erwähnen mehrere Fälle, in denen Tiere Verletzungen verursachten oder verletzt wurden. Laut der Lex Frisionum richtet sich das Bußgeld bei Tötung eines Sklaven nach der Werteinschätzung des Besitzers: Si quis servum alterius occiderit, componat eum iuxta quod a domino eius fuerit aestimatus (Tit. IIII,1). Nach dem gleichen Prinzip errechnet sich das Bußgeld für die Tötung von fremden Pferden, Rindern, Schafen, Ziegen, Schweinen und anderen Haustieren bis zum Hund: Similiter equi et boves, oves, capre, porci et quicquid mobile in animantibus ad usum hominum pertinet, usque ad canem ita solvantur, prout fuerint a possessore earum adpretiata. Verletzt ein Pferd, ein Ochse oder ein anderes Tier einen Menschen, schreibt die Lex Frisionum dem Besitzer ein Bußgeld vor, das sich nach der Art der Verletzung richtet: Si quis caballus aut bos aut quodlibet animal homini vulnus intulerit, dominus eius iuxta qualitatem vulneris in simplo iudicetur (Add. III 68). Die Gleichstellung von Haustieren und Sklaven findet sich auch in Add. Tit. VII,1. Flüchtende Haustiere oder Sklaven, die von einem Fremden eingefangen wurden, konnten als Pfand einbehalten werden, so wie es in den späteren dänischen Rechtsbüchern erläutert wird: Si servus aut ancilla aut equus aut bos aut quodlibet animal, fugiens dominum suum, ab alio fuerit receptum … Die Lex Alamannorum Kap. 88,1 stellt Pferde mit Sklaven gleich: Si quis pignus tulerit contra legem aut servum aut equum, postquam illum in domum suam duxerit … In diesem Fall musste derjenige, der den Sklaven oder das Pferd als Pfand genommen hatte, das Bußgeld für die eventuell entstandenen Schäden bezahlen. Im englischen Gesetz von König Alfred (ca. 690) ist in Kap. 23 von einem Hund die Rede, der einen Mann überfiel oder biss: Gif hund mon toslite o¾¾e abite. Der Hundebesitzer musste beim ersten Mal 6 Shilling Bußgeld zahlen, 12 Shilling beim zweiten und 30 Shilling beim dritten Mal: æt ¾riddan XXX scill. Griff ein Rind eine Person an, musste der Besitzer dem Überfallenen sein Tier überlassen, heißt es in Kap. 24, es sei denn, man konnte sich auf einen Vergleich einigen: Gif neat mon gewundige, weorpe ¼æt neat to honda o¾¾e fore¾ingie. Die dänischen Rechtsbücher umfassen zahlreiche Regeln über von Haustieren verursachte Verletzungen bei Menschen, und auch vorsätzliches
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und unrechtmäßiges Töten von Haustieren ist ein Thema. Schon in Skånske Lov musste der Haustierbesitzer, dessen Pferd, Rind oder Hund einen anderen Mann verletzte, prinzipiell die Arztkosten tragen, aber nicht mehr: Far man sar af annærs fæ hwat thæt hældær hors ællær nøt ællær hund ællær hwat thæt ær, gifi fore frælsæn man lækisgifr ok æi mere (SL 105). Kam ein Mann zu Tode, war das Bußgeld bei einem Freien höher als bei einem Sklaven, bei Körperverletzung war es umgekehrt. Dem freien Mann (frælsæn man) wurden nicht mehr als die Arztkosten zurückerstattet, beim Sklaven mussten sowohl der Tagesverdienst als auch die Arztkosten bezahlt werden: fore anø¼ohan man bæ¼e dahuærkis spial ok lækisgift (SL 105). ASP 72 enthält wie üblich einen recht umständlichen Kommentar zu diesem Thema. Zu SL 105 heißt es zum einen, dass es sich nur um Verletzungen handelte, die von zahmen, vierbeinigen Tieren verursacht worden waren: Si cuiquam dampnum detur a quadrupede mansuete nature. Zum anderen wird erwähnt, dass der Viehbesitzer die Arztkosten übernehmen sollte, und dass dem Herrn auch der Tagesverdienst des Sklaven zu ersetzen war, der aufgrund seiner Verletzung ja nicht arbeiten konnte: precium pro curacione lesi medico dabit ledentis dominus, insuperque precum operarum, que domino deperibant propter mancipii lesionem. Die gleiche Regelung bezüglich des Arzthonorars finden wir in JL III 33, wo jedoch nicht zwischen dem Bußgeld für einen freien Mann und einen Sklaven unterschieden wird: Tha scal bondæ thær fææt attæ, giuæ lækis giauæ. Verursachte ein Haustier sogar den Tod eines Menschen, gab es auch dafür Verhaltensregeln. Die sehr mundgerechte, mit Alliterationen gespickte Formulierung aus SL 102 lautet: Fore allæn handløsæn ua¼æ skal man ællær bøtæ ¼re mark ællær sæliæ tylvtære¼, bæ¼e fore horn ok fore hof ok fore hunz tan ok allæn annæn handløsæn ua¼e. Verursachte ein Tier mit seinen Hörnern, Hufen oder Zähnen „handlosen, unbeabsichtigten Schaden“, musste sowohl dem Bauern als auch dem König drei Mark gezahlt werden. Eine ähnliche Bestimmung findet sich im langobardischen Rechtsbuch Rotharis Edikt (643), die Elsa Sjöholm als Argument für ihre Theorie der nahen Verwandtschaft zwischen den nordischen Landschaftsrechten und dem langobardischen Recht diente (siehe dazu Kap. 5). JL II 34 enthält annähernd die gleiche Regel, wobei das Bußgeld hier 9 Mark betrug. Zusätzlich musste der Bauer darauf schwören, dass er über diese Angewohnheit seines Tieres nichts gewusst hatte: oc giuæ tho thæssæ logh, at han wissæ æi at thæt fæ hafthæ thæs kynnæ. ESL bietet einige neue Einzelheiten. So schreibt ESL II 65 vor, dass ein Mann, der ein Pferd reitet, von dem er weiß, dass es nach hinten ausschlägt, das volle Bußgeld zahlen muss, wenn es jemanden tödlich trifft: rithær han then hæst ær wan ær at sla a bac …. Kam jedoch jemand zu Tode, weil er von
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jemand angefahren wurde, dessen Fahrzügel zerriss, oder riss der Zügel eines Reiters, so dass sein Pferd durchging und dabei jemand zu Tode kam, mussten nur drei Mark Bußgeld geleistet werden, denn es handelte sich um unbeabsichtigte Unfälle: Æn cumær thet swa at hin ær akær at hannum bristær tømæ, ællær hin ær rithær at hanum bristær tyghlæthær, oc wagn løpær ællær hæst rænnær mæth hanum, oc man fár thæræ døth af, tha bøtæs thær ey meræ for æn thre marc, for thy at thet war hinum æm nær warthæ ær ofna sat sum hin ær foræ sat. Die folgenden Kapitel ESL II 66 und 67 beschäftigen sich mit einer Situation, in der ein Mann seinen Hund auf einen Fremden hetzt, der totgebissen wird. Der Hundebesitzer musste in diesem Falle volles Bußgeld zahlen: Hizær man sin hund at annær, oc bitær han i hæl … Handelte es sich um einen Hund, der „nur“ Amok lief und dabei einen Menschen oder ein Tier totbiss, musste nur normales Bußgeld geleistet werden, es sei denn, der Hundebesitzer hatte diese Eigenschaft seines Tieres gekannt und seine Nachbarn nicht gewarnt. Der Hund brauchte aber nicht unbedingt getötet zu werden, wie es im fränkischen Recht der Fall war. Es konnte auch passieren, dass Haustiere ohne Absicht getötet wurden, was natürlich nur mit den geringsten Bußgeldern geahndet wurde. Bei Vorsatz war die Strafe hingegen höher. Wie die fränkischen Rechtsbücher unterscheidet auch SL nicht zwischen Haustieren und Sklaven. Laut SL 115 musste kein Vergleichseid geleistet werden, wenn jemand einen Sklaven oder ein Haustier eines anderen Mannes tötete: Uar¼ær manz ¼ræl dræpin, ¼a scal ey iafna¼æ e¼ føre fore hanum hældær æn fore annat fæ manz, um ¼æt ware dræpit. Aus dem schwedischen Östgötalag Vmb 1 geht hervor, dass Pferde und Sklaven auch bei Handelsgeschäften gleich behandelt wurden, denn in beiden Fällen mussten Zeugen zugegen sein: Nu will bonde ¼ræl sin sælia: han skal mæ¼ uin ok uitni köpa sum hæst. Mit dem Vergleichseid schworen die Verwandten eines Totschlägers bei Bezahlung des Bußgeldes, keine Rache mehr nehmen zu wollen (Tamm und Jørgensen 1978, 37). Dieser Schwur entstand auf kirchliche Veranlassung und sollte zusammen mit dem sogenannten Sicherheitseid der Verwandten des Getöteten das verbreitete Fehdesystem eindämmen, denn eine Fehde wurde oft als der einzige ehrenvolle Ausweg betrachtet. Aus diesem Grund konnte ein solcher Eid natürlich nicht bei Totschlag eines Tieres oder eines Sklaven geleistet werden. Bezüglich der Tötung von Haustieren gibt es in SL zwei Rechtsverfahren, die vermutlich zwei verschiedene Stufen der Rechtsentwicklung widerspiegeln. Ein Mann, der im Verborgenen ein fremdes Haustier getötet hatte und vom Haustierbesitzer schuldig geschworen wurde, musste laut SL 177 seine Unschuld mit der Eisenprobe beweisen, aber nur wenn der Wert des Tieres
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eine halbe Mark überstieg: Huilkæ lund man ¼iuftæs til at dræpæ annærs mans fæ, ok uil hin, ær fæt atæ, ueta hanum asuæru e¼, ær drap skæræ sik mæ¼ næfnd [trugsiarne], um fæ var sua got sum half mark ællær bætre. Die Handschriften variieren an dieser Stelle. In manchen soll die Angelegenheit per Eisenprobe entschieden werden, in anderen mit Geschworenen. Dies lässt darauf schließen, dass die Regel recht spät in Kraft trat, nämlich zu dem Zeitpunkt, als die Eisenprobe als Beweismittel an Gültigkeit verlor. Auch SL 175 beschäftigt sich mit der Tötung von Haustieren. Die Eisenprobe ist hier verschwunden, und stattdessen spielt die von der Kirche eingeführte Trennung zwischen vorsätzlichem und nicht vorsätzlichem Handeln eine Rolle. Wurde ein Haustier absichtlich getötet, musste Schadenersatz geleistet werden, so gering der Wert auch war, wie z. B. bei einer Gans oder einem Schwein. Außerdem wurde die sogenannte „tokkebøde“ (ein Bußgeld, das bei ausgewiesener Geringschätzung gezahlt werden musste) von zwei Öre, also vier Örtug, fällig: Huat fæ sum dræpit uar¼ær i bondæns asyn, ær ¼æt gas ællær gris, ¼a gialdæ hin ¼æt atær, ær ¼æt drap ok tua øræ fore ¼okka, horo litins sum ¼æt ær uært, ær han drap i bondens asyn. Vier Örtug entsprachen 48 Scheffel Korn, ein ansehnlicher Schadenersatz für eine getötete Gans (Aakjær 1936, 202). ESL III 41 und JL III 53 beschäftigen sich ebenfalls mit getöteten Haustieren. Jetzt taucht der Begriff des Schlächterneidings auf, dem wir auch in SL 176 und ASP 110 begegnen. Laut ASP war der Schlächterneiding jemand, der mit einem Speer oder einem anderen spitzen Gegenstand ein Tier im Wert von mindestens einer halben Mark so durchbohrte, dass die Eingeweide in grauenvoller Weise heraushingen: Est et casus, in quo specialitas interfectionis, que gornithings werk lingua patria nominatur, puta quando sic lancea vel quouis alio instrvmento nocendi ad minus dimidiam marcam valens animal perforatur, vt horrende per wlnus viscera emanare cernantur … SL definiert den Schlächterneiding (gornidding) darüber, dass die Eingeweide aus dem Tier kommen: Der Begriff gor bezeichnet den Darminhalt (Skautrup, Den Jyske Lov 1941, 261). In ESL III 41 gibt es diese Bezeichnung nicht. Das Kapitel behandelt den Fall, dass jemand unabsichtlich ein Tier, das weniger als eine halbe Mark wert ist, mit einer Heugabel oder einem Speer durchbohrt oder mit Schwert oder Axt tötet: Æn dræpær man fæ mæth wathæ anti læggær gønum mæth tiughu ællær mæth spiut ællær hoggær mæth swærth ællær mæth øxæ. Nur wenn der Wert des Tieres mehr als eine halbe Mark betrug, musste der Täter nicht nur dem Bauern den Schaden ersetzen, sondern auch drei Mark Bußgeld Strafe und drei Mark an den König bezahlen, da es sich um die Tat eines Schlächterneidings handelte: æn ær thet swa got sum half marc ællær bætræ thet ær han hauær
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swa mæth wapnum wæghit, tha gialdæ bondæn scathæn sum melt ær oc bøtæ ofnæ thre marc oc kuning thre marc, for thy at thær ær giort nithings wærk, oc nithings wærc a with kuning at bøtæs. Die gleiche Regel finden wir auch in JL III 53. Zum Thema Haustiere sollen abschließend die verschiedenen Unfälle, in denen die Haustiere gemäß der Rechtsbücher verwickelt sein konnten, kurz besprochen werden. In VSL und JL findet sich nichts zu dem Thema, wohl aber in Skånske Lov und insbesondere in Eriks Sjællandske Lov. Immer wieder stellten Wasserlöcher, Moorlöcher oder Brunnen Gefahren für das Vieh dar. Fiel ein Tier in einen gemeinsam ausgehobenen Brunnen, Teich oder Graben, wurde auch die Verantwortung gemeinsam getragen. Wenn einer der Brunnenbauer in den Brunnen fiel oder seinem Vieh oder seinen Kinder dies widerfuhr, musste laut ESL II 59 kein Bußgeld geleistet werden: fallær nokær theræ thær i ænti man ællær barn, ær brunnæn a at warthæ, ællær ænnærs theræ fæ, tha bøtæs thet æcki. Herdenpferde oder andere Tiere, die von vielen Männern in einen Dorfteich oder Sumpf getrieben wurden und dort umkamen, mussten ersetzt werden: æltæ marha mæn sto¼hors ællær annæt fæ i kær ællær i dynde, sua at annæt dør af … Der Besitzer der Tiere konnte von den Schuldigen entweder die Eisenprobe verlangen, oder sie mussten ihm Schadensersatz und Bußgeld bezahlen (SL 180). Unfälle konnten auch durch umstürzende Bäume verursacht werden. Dabei war egal, ob Vieh oder Menschen zu Schaden kamen – in beiden Fällen war ein Bußgeld fällig: Fallær thet oc uppæ manz fæ, tha bøtær man oc thær for sum mælt ær uppæ (ESL II 62). Und wenn ein Haus, das man gerade mit Hilfe eines anderen Mannes baute, über einem Haustier zusammenstürzte, musste der Hauseigentümer das entsprechende Bußgeld für das Vieh bezahlen, genauso, als wäre ein Mann zu Schaden gekommen: oc fallær the stund a nokær theræ til døthæ … swa bøtær han oc for annæt fæ æfti the bøtær thær hørær til, sum for man (ESL II 60). Im letztgenannten Fall sind die Bußgelder jedoch höher, denn der Bauer war dazu verpflichtet, das Haus abzustützen, damit keine Unfälle passieren konnten. In beiden Fällen musste aber sowohl für das Vieh als auch für den Menschen bezahlt werden. Ein Haustier konnte auch in einen Fuchsbau fallen und dabei umkommen. Der Bauer, auf dessen Land sich der Fuchsbau befand, musste den Wert des Tieres ersetzen, denn er hatte den Fuchsbau nicht aufgefüllt: Dør bondæ fæ i, gialdæ atær fæ ¼æt, ær ¼ær dør innæn, sua sum uirning ær ofna ¼y fæ (SL 203). Schließlich nennt ESL II 61 Unfälle in Verbindung mit Flechtzäunen. Ein Haustier konnte sich am eingeflochtenen Reisig oder an den Zaunpfählen tödlich verletzen: Cummæ thet oc swa at ænnæt fæ fangær døth af thet rijs i hans gardh ær wndæt, tha botæ æm fult for thet ris sum for storæ stauær. Noch ge-
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fährlicher waren größere, vielleicht sogar angespitzte Zaunpfähle, die übermütige Tiere verletzen oder töten konnten. Die Zäune mussten einerseits natürlich stabil gebaut sein, um das Vieh davon abzuhalten, auf die bestellten Felder zu gelangen, lebensgefährlich durften sie aber nicht sein. Auch schwedisches Vieh war den Gefahren der Sümpfe, Brunnen, Zäune und Überfälle anderer Tiere ausgesetzt. Die Gesetze ähneln den dänischen Landschaftsrechten so sehr, dass an dieser Stelle lediglich auf die große Übereinstimmung hingewiesen werden soll. Vereinzelt finden sich in den schwedischen Rechtsbüchern noch andere Situationen, die hier kurz genannt werden sollen. Östgötalagen Bb 25 nennt beispielsweise Hengste, die Fohlen beißen, Stiere, die Ochsen oder Kälber angreifen, sowie andere Tiere, die Zicklein, Lämmer oder eine alte Gans überfallen, und schließlich Gänschen, die im Graben ertrinken: Nu grauær man diki skær ur gæslinga torwu dör gæslingær i liggi ogildær. Diese Tiere mussten alle ersetzt werden, und selbst wenn sie im Sommer geboren und somit jünger waren als die Tiere vom vorigen Herbst, war das Bußgeld gleich. Södermannalagen Bb 33 beschäftigt sich mit der Tötung von Hunden. Für einen getöteten Hofhund, Eichhörnchenhund, Hütehund oder Jagdhund musste man 12 Öre Bußgeld zahlen, ein Schoßhund kostete drei Mark: Dræpær man hun¾ annærs, böte III öræ, firi gar¾ hun¾, firi icorna hund æller hior¼ hun¾ oc swa firi mio hund, XII öræ, firi kywerne III marker. Im gleichen Kapitel wird im Übrigen die Strafe für die Tötung fremder Hühner, Gänse, Schweine oder Katzen festgelegt.
Zusammenfassung: Weideland und die Viehhaltung Die nordwesteuropäischen Rechtsquellen enthalten viele Informationen über die Viehhaltung in der Wikingerzeit und im Mittelalter. Der Charakter des Quellenmaterials erschwert jedoch die Untersuchung der Viehhaltung in Bezug auf die landschaftlichen Verhältnisse. Das Weideland wird in den dänischen Rechtsbüchern nur selten erwähnt. Unterschieden wird zwischen der festen Gemeinweide, den Weiden und der temporären Gemeinweide auf Brachland und auf den abgeernteten Stoppelfeldern. In diesem Zusammenhang ist eine chronologische Verschiebung erkennbar, denn die älteren Rechtsbücher berichten von der permanenten Gemeinweide, während die jüngeren über das Beweiden der abgeernteten Stoppelfelder, über Rotationsbrachen und Gewanngemeinschaften zwischen den Dörfern berichten. Die jüngeren Rechtsquellen setzen zudem Obergrenzen für die Größe der verschiedenen Haustierherden, ein Versuch, die Nutzung der begrenzten Weideressourcen zu kontrollieren.
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Hinweise auf Hirtenbetrieb mit Hunden finden sich in einem Großteil der Rechtsquellen. Sowohl die dänischen als auch die schwedischen Landschaftsrechte zeigen, dass die Tiere speziell gekennzeichnet sein konnten, was eine Erkennung in der Herde leichter machte. Die dänischen Quellen unterschieden zwischen Flurhütern und Viehhirten. Der Umgang mit dem alles überwiegenden Problem des auf die bestellten Äcker einbrechenden Viehs und der damit verbundenen Schäden ist ein durchgehendes Thema in den nordischen Landschaftsrechten. In den älteren deutschen und englischen Quellen finden sich nur wenige Hinweise auf diese Problematik. Durchgehendes Merkmal ist, dass der Viehbesitzer für den Schaden aufkommen musste, doch an einer Stelle erfahren wir, dass der geschädigte Feldbesitzer ein eindringendes Tier töten durfte. In Dänemark und Schweden durften die eingedrungenen Tiere prinzipiell als Pfand zurückgehalten werden. Der Besitzer konnte dann die Tiere auslösen, indem er Bußgeld bezahlte. Die chronologische Entwicklung in dieser Angelegenheit lässt sich dadurch erkennen, dass die älteren Regeln die Aufnahme von Tieren ausschließlich von den eigenen Äckern zuließen, während die jüngeren Schichten der dänischen Rechtsbücher allen Dorfbewohnern das Recht zuerkannten, Haustiere auf sämtlichen Äckern einzufangen. Ein so eingefangenes Tier durfte nicht gemolken oder als Zugtier eingesetzt werden. Die schwedischen Landschaftsregeln zeigen darüber hinaus, dass auch Schafe und Ziegen gemolken wurden. Informationen über Größe und Aussehen der Haustiere liefern einerseits die Aussagen der Rechtsquellen bezüglich deren Wert und Status, anderseits die archäologischen Ausgrabungen, die ihre tatsächliche Existenz in den Dörfern bestätigen und ein detailliertes Bild über ihre körperliche Erscheinung geben. Die Haustiere der Wikingerzeit und des Mittelalters waren im Allgemeinen kleiner als die heutigen Tiere. Viele Arten erreichten in dieser Zeit ihre absolute Mindestgröße im Vergleich zur früheren und nachfolgenden Jahrhunderten. Rechtsbestimmungen, die sich mit Haustierdiebstahl beschäftigen, liefern umfangreiche Auskünfte über Wert und Status der Tiere, was man an Art und Höhe des fälligen Bußgeldes erkennen kann. So wurde Viehdiebstahl in manchen deutschen und dänischen Rechtsquellen mit dem Tode bestraft. Neben Pferden, Rindern, Schafen, Ziegen, Gänsen und Hühnern enthalten die Rechtsbücher auch detaillierte Vorschriften über den Diebstahl von Hunden, die als Hütehunde, Jagd-, Wach-, Wolfs-, Schoß- und Habichtshunde bezeichnet werden. Bezüglich des Handels mit Haustieren gibt es große Übereinstimmungen zwischen den dänischen, englischen und schwedischen Rechtsquellen. Bei diesen Geschäften mussten immer Zeugen anwesend sein, die später be-
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weisen konnten, dass ein Tier rechtmäßig gekauft und nicht gestohlen war – eine notwendige Maßnahme in einer Zeit ohne schriftliche Belege. Haustiere konnten belästigt oder getötet werden. In diesem Zusammenhang zeigt sich, dass Vieh und Sklaven (Unfreie) gleichgestellt waren. Fränkische, dänische und schwedische Rechtsquellen stellen Haustiere und Unfreie auf eine Stufe. Haustiere konnten sich gegenseitig verletzen oder von Bäumen und zusammenstürzenden Häusern erschlagen werden, sie konnten sich an spitzen Zaunpfählen verletzen oder in Brunnen und Sumpflöcher stürzen. In den dänischen Rechtsbüchern wird bei solchen Fällen durch den Einfluss des kanonischen Rechts nach vorsätzlichem und unabsichtlichem Handeln unterschieden. Nach der Analyse der Rechtsquellen herrscht kein Zweifel, dass die Haustiere einen großen Wert für die einzelnen Dorfbewohner hatten. Der Besitz von schönen Reitpferden, Jagdhunden, zahmen Kranichen und Falken war mit mehr Ansehen verbunden als der Besitz von Schweinen, Ziegen und Schafen.
Der Wald Die Wälder bildeten einen natürlichen Bestandteil der Landwirtschaft, nicht nur als ein Gebiet, das vor der Kultivierung des Bodens gerodet werden musste, sondern auch als wichtiges Ressourcengebiet. Die Rechtsbücher umfassen zahlreiche Kapitel, die sich mit der Nutzung des Waldes beschäftigen, insbesondere SL. Über diese Themen, die wir uns im Folgenden näher anschauen werden, gibt es Auskünfte: 1. 2. 3. 4. 5.
Eigentums- und Nutzungsrecht Aufforstung Bauholz und Holzschlag Tierhaltung im Wald und Laubfütterung Wilde Tiere und Jagd
Wie im Kapitel über die Anbausysteme erwähnt, haben Pollenanalysen gezeigt, dass Dänemark in der frühen Eisenzeit von offenen Graslandschaften geprägt war. Ab der mittleren Eisenzeit eroberte der Wald diese Landschaften wieder zurück, und erst ab dem Hochmittelalter begann der Wald wiederum, der Landwirtschaft zu weichen (S. Th. Andersen u.a. 1985, 189; Aaby 1990, 138; 1992, 232). Diese Haupttendenz weist ein breites Spektrum örtlicher Variationen auf.
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Die Pollenkurven zeigen, dass im Übergang zwischen Wikingerzeit und Mittelalter die Buche dominierend war, während die Eiche weniger häufig vorkam. Das Pollendiagramm des Sees Even Sø bei Præstø wies beispielsweise auch Birke und Hasel auf, aber weit weniger als Buche. Im weitläufigen Waldgebiet am See St. Gribsø im nördlichen Seeland dominierte ebenfalls die Buche. Eiche und Birke waren etwas weniger vertreten, während sich Hasel, Linde, Ulme und Esche in der nachchristlichen Kurve gar nicht nachweisen lassen (Aaby 1992, 215, 220). Die Pollenkurven für das Gebiet Abkær Mose in Südjütland zeigen ungefähr das gleiche Bild. Um das Jahr 1000 dominiert die Buche, aber auch die Erle kommt vor, gefolgt von Hasel, Birke und Eiche (Aaby 1992, 232). Trotz verschiedener regionaler Schwankungen zeigen die Kurven übereinstimmend, dass Buche in den Wäldern um 1000 dominierte, während Eiche seltener vorkam, in der Regel in gleichem Maße wie Birke und Hasel. Die nährstoffarmen, ausgewaschenen Böden der westjütischen Gebiete bei Solsø, Skånsø, Skarrild und Harreskov waren vor allem von Heidekraut dominiert. Der am häufigsten vertretene Baum um das Jahr 1000 bei Solsø und Skånsø war die Birke, es folgten Buche und Eiche und schließlich Ulme, Linde, Hasel und Kiefer (Odgaard 1990, 122, 124). Interessanterweise spiegeln die Pollendiagramme keine nennenswerten landschaftlichen Veränderungen in der expansiven Phase gegen Ende der Wikingerzeit wider (Aaby 1990, 139). Wie Saxo zu berichten wusste, war das Land in der Übergangszeit zwischen Wikingerzeit und frühem Mittelalter von ausgedehnten, „hässlichen“ Wäldern geprägt. Adam von Bremen äußert sich in seiner Beschreibung der nordischen Inseln von ca. 1075 folgendermaßen: Das Land dort ist unfruchtbar und wirkt, abgesehen von den flussnahen Gebieten, wie ein Ödland, ein Salzland und eine große Wüste. So ist jeder Landstrich in Germania von schrecklichen tiefen Wäldern gedeckt, aber Jütland ist der schrecklichste Teil, und man meidet die Region am liebsten, das Land wegen dem Mangel an Korn, das Meer wegen den Seeräubern. Jütland ist fast nirgendwo urbar gemacht, und dort siedeln kann der Mensch fast auch nicht. Ager ibi sterilis; preter loca flumini propinqua omnia fere desertum videntur; terra salsuginis et vastae solitudinis. Porro cum omnis tractus Germaniae profundis horreat saltibus, sola est Iudland ceteris horridior, quae in terra fugitur propter inopiam fructuum, in mari vero propter infestationem pyratarum. Vix invenitur culta in aliquibus locis, vix humanae habitacioni oportuna. (Adam von Bremen, (Ausg.) 1978, 24–25).
Es ist jedoch unklar, ob Adam von Bremen mit saltus auch die großen unbestellten Heideflächen und nicht nur die ausgedehnten Wälder meint. Es ist wahrlich keine positive Beschreibung von Dänemark als Ackerland. Lediglich Schonen gefällt Adam von Bremen, möglicherweise wegen
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der zahlreichen Kirchen. Es ist fraglich, wie groß der geographische Quellenwert der Aufzeichnungen von Adam von Bremen ist, vor allem, wenn man seine furchteinflößende Beschreibung der Einwohner Finnlands liest, der Amazonen, die ihre Kinder durch das Trinken von Wasser zeugten, Wesen mit Hundeköpfen zur Welt brachten und von Menschenfleisch lebten (Adam von Bremen 1978, 38). Die dänischen Pollenkurven haben jedoch gezeigt, dass große Teile von Dänemark um das Jahr 1000 tatsächlich von ausgedehnten Wäldern geprägt waren. Es ist daher interessant zu untersuchen, wie diese großen Waldgebiete genutzt wurden und wie das Nutzungs- und Eigentumsrecht in den älteren und jüngeren Schichten der Landschaftsrechte beschrieben sind.
Waldgrenze und Eigentumsrecht Da die Wälder für die damaligen Bauern wichtige Rohstoffquellen waren, enthalten die Landschaftsrechte logischerweise viele Informationen über das Nutzungs- und Eigentumsrecht dieser Areale. Die Rechtskapitel unterscheiden zwischen privat eingehegten Waldstücken und dem Allmendewald, in dem jedenfalls zu Beginn der Wikingerzeit alle Dorfbewohner Nutzungsrecht hatten. Als Einleitung dieser Analyse wäre es naheliegend zu untersuchen, wo und wie die verschiedenen Waldstücke voneinander und vom Ackerland abgegrenzt wurden. JL I 53 stellt kurz und knapp fest, dass das Eigentumsrecht eines Waldbesitzers so weit reicht, wie die Äste herunterhängen und die Wurzeln verlaufen, es sei denn, es handelt sich um einen Allmendewald, denn in diesem Falle gehört dem König das Land und den Bauern der Wald (vgl. den Abschnitt über den Allmendewald weiter unten): Møtæs ens manz scogh oc annæns mansz mark, tha a hin thær scoghæn a, swo langt sum limmæ lutæ oc root rænnær, utæn af thæt ær almining thæræ a kunung iorth oc bøndær scogh. Diese Grenze war anscheinend leicht zu definieren, und eine Markierung mit Graben, Wall oder Einhegung war daher nicht erforderlich, nur ein deutlicher Waldrand musste da sein. Probleme gab es vermutlich dann, wenn von kleineren Gehölzen oder Hainen mitten auf dem Ackerland die Rede war. Hier war die Grenze nicht genau feststellbar. In JL I 53 ist zweifellos von größeren, zusammenhängenden Waldgebieten die Rede. In manchen Fällen konnten die Grenzen aber auch deutlich markiert sein, was aus folgendem Fall hervorgeht: 1219 musste der Abt Gunner von Øm einen Streit zwischen dem Kloster Vitskøl und dem Kapitel in Viborg untersuchen, bei dem es um die Grenzen zwischen ihren Waldgebieten auf
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der Insel Læsø ging. Nachdem er die Gegebenheiten vor Ort untersucht hatte, entschied er, dass die östliche Grenze des Waldes der Mönche in Furnes mit einem Kreuz an der Küste markiert werden sollte, und dass die übrigen Grenzbäume in dieser Himmelsrichtung des Waldes mit einer Axt entrindet werden sollten, so wie es üblich war: discordiam que inter eos erat uersus orientem in Furnes de finali termino silue monachorum cruce pro limite iuxta litus posita finiuimus, ceteris e regione illius in silua arboribus terminalibus, securi ut assolet decorticatis (Dipl. Dan. 1:5, Nr. 161).
Ein praktischer Grund für die Waldstreitigkeiten auf Læsø war vermutlich auch die umfassende Salzgewinnung, die im Mittelalter auf der Insel stattfand und die enorme Brennholzmengen erforderte. Einige Jahrhunderte später war der Wald fast völlig verschwunden (Vellev 1991, 24). Da es sich hier offenbar um die Grenze zwischen zwei verschiedenen Waldstücken handelte, reichte eine Grenzdefinition, wie sie JL I 53 liefert, nicht aus. Wenn wir den Aussagen des Briefes glauben dürfen, war die Entrindung der Bäume damals gängige Art der Grenzmarkierung. Bei der Angelegenheit auf Læsø handelte es sich um einen Streit zwischen Kirchenleuten, und daher wurde der Abt Gunner vom König beauftragt, das königliche Urteil durchzusetzen. Handelte es sich um das Land oder die Waldgrenzen des gemeinen Volkes, sollten laut JL I 52 zwölf Landbesitzer auf die Grenzen zwischen den bereits behandelten Hofstätten und Dorfplätzen, zwischen Hofstätte und Ackerland und zwischen Ackerland und Wald schwören: Mællæ toftæ oc forta, mællæ toftæ oc akærland oc mællæ scogh (oc akærland) … skulæ tolf eghær mæth theræ eth wittæ. Der Grund für dieses Schwurverfahren lag vermutlich darin, dass Unklarheit über den Verlauf der Grenzen herrschte. Es gab keine deutlich sichtbare Grenze zwischen Ackerland und Wald in Form eines klar definierten Waldrandes, bis zu dem das Eigentumsrecht des Waldbesitzers reichte. In manchen Fällen waren die Verhältnisse wohl derart diffus, dass keine Klärung möglich war. Wenn es keinen Wall oder Graben gab, der die Grenze klar markierte, konnten schnell Zweifel aufkommen. Vielleicht ging es aber auch um eine Einteilung des Landes in verschiedene Kategorien, die sich auf eventuelle Abgaben oder Besteuerungen bezogen, und nicht ausschließlich um Besitzgrenzen. Etliche Kapitel von SL erwähnen den privat eingehegten Wald, hæghnæthæ skoh, in dem andere unrechtmäßig Holz schlugen oder Feuerholz stahlen. Die Kapitel berichten leider nichts über die Art der Einhegung dieser Waldparzellen, und auch Anders Sunesens Paraphrase ist in diesem Zusammenhang nicht sehr hilfreich, da Sunesen den privaten Wald eines
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Mannes konsequent als nemus (Hain) bezeichnet, dabei aber nicht angibt, ob er eingehegt war. Es ist aber auch zweifelhaft, ob diese Waldstücke eingehegt waren, denn in den übrigen Landschaftsrechten ist nie von einer Einhegung die Rede. Auf der Insel Gotland muss es solche Waldeinhegungen jedoch gegeben haben, denn Gutalagens Kap. 63 erwähnt unmittelbar, dass der Wald eines Mannes eingehegt sein konnte, weil es verboten war, im Wald eines anderen innerhalb des Zaunes Bäume zu fällen: Hwar sum haggr j manz scoghum innan staurs. SL beschäftigt sich mit dem privaten, eingehegten Wald, weil das vorsätzliche Eindringen in einen fremden Privatwald eine strafbare Handlung war. Ein eingehegtes Waldstück war für jeden als Privateigentum klar erkennbar. Was die Anzahl und Verbreitung dieser privaten Waldstücke betrifft, so ist nicht klar, ob sie verbreiteter waren als die allgemein zugänglichen Allmendewälder, obwohl SL viele Regeln über Privatwälder umfasst. Es gab wahrscheinlich lediglich mehr Anlass zu Rechtsstreitigkeiten in diesen privaten Wäldern, weshalb auch so viele Rechtsregeln über die Verhältnisse in diesen Wäldern erforderlich waren. Rein quantitativ sagt die Anzahl der Rechtsbestimmungen also nichts über die Anzahl der privateingehegten Wälder aus. Sowohl Meyer (1949, 199) als auch Fritzbøger (1993, 8) haben sich über die Erwähnung der privaten Wälder in SL gewundert, denn in der Folgezeit spielten eher ausgedehnte Gemein- und Allmendewälder eine Rolle. Meyer schreibt: … wenn solche Einhegungen wirklich üblich waren, muss es später in jedem Falle einen Rückgang der Sonderwirtschaft gegeben haben, denn das Quellenmaterial, das uns aus dem 16. Jahrhundert und später zur Verfügung steht, zeigt, dass die meisten Wälder in Schonen ungeteilt waren und gemeinsam von den Dorfbewohnern genutzt wurden (Meyer 1949, 199).
Man kann sich aber auch vorstellen, dass die von SL so häufig erwähnten privateingehegten Wälder bereits zur Zeit der Landschaftsrechte nur wenig verbreitet waren, aufgrund der Rechtsstreitigkeiten aber in den Rechtsbüchern viel Raum einnahmen. Eine andere mögliche Interpretation dieses Problems ist, dass es sich bei den in SL erwähnten privat eingezäunten Wäldern um die aus späteren Zeiten bekannten Gutswälder handeln könnte, die zu den Gutshöfen gehörten. SL spricht von einem privat eingehegten Wald, ohne jedoch den Besitzer des Waldes zu erwähnen. Es spricht also nichts dagegen, dass diese Wälder zu einem frühen Zeitpunkt einem Großgrundbesitzer gehörten und damit bereits zu Zeiten der Landschaftsrechte den Charakter eines Gutswal-
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des hatten. Die Gesellschaft zu jener Zeit war erwiesenermaßen sozial differenziert, und in den Rechtstexten hört man von Bauern, Landsassen, Großbauern, Verwaltern und Gutsherren. Doch erfahren wir selten, wer das Land besaß oder verpachtet hatte. Die privaten Waldstücke könnten also im Besitz der Gutsherren gewesen sein, die sich laut Roskildechronik zu Zeiten von Harald Hen der Wälder bemächtigt hatten. Dieses Thema wird im weiteren Verlauf des Kapitels vertieft werden. Es ist unbestritten, dass die praktische Umsetzung des Rechts in den privat eingehegten Waldstücken schwierig war, wenn es keine sichtbare Abgrenzung gab. Es kann deshalb verwundern, dass JL nicht erwähnt, wie die Grenzen markiert waren, aber vielleicht hatten die Waldbestimmungen aus SL auch in Jütland Gültigkeit. Vielleicht galten entrindete Bäume wie im genannten Fall von Læsø als Grenzbäume. Vermutlich wurde nur ein kleinerer Teil des Baumstammes entrindet, damit eine Markierung eingeschnitzt oder eingeschlagen werden konnte. Vielleicht ist JL I 52 zu einem frühen Zeitpunkt entstanden, als es noch keine privaten Wälder gab, und die zu ziehende Grenze diente mehr zum Schutz der Äcker als zum Schutz der Wälder. Betrachtet man die vielen Landgeschäfte, die in der Zeit der schriftlichen Niederlegung der Gesetze stattfanden, fällt auf, dass sehr oft ein Waldstück zu den betreffenden Besitzungen gehörte. Schon 1090 verschenkte Edel, die Witwe von Knud dem Heiligen, ihren Anteil des belgischen Waldes Harlebecke an das Theodericuskloster: Notum sit … quod ego partem syluæ meæ, quæ iacet in territorio de Harlebec dedi sancto Theoderico … ob animae domini mei regis semedium (Dipl. Dan. 1:2, Nr. 23). Und am 29. Nov. 1135 schenkten Peter Bodilsen und seine Brüder einem Benediktinerkloster in Næstved auf Seeland die Hälfte des Waldes Ladby Ore zur Errettung ihrer Seelen und die der Verwandten: … et silue que Lathbuworæ nuncupatur pro remedio animarum suarum suorumque (Dipl. Dan. 1:2, Nr. 64). Svend Grathe schenkte 1148 aus Dankbarkeit über seine Wahl zum König von Dänemark der Kirche in Ringsted den gesamten Wald von Tislunde: Totum regnum Danorum adeptus, in gratiarum actione plenitudinem syluæ Thislund (Dipl. Dan. 1:2, Nr. 101). Und 1158 verschenkte Valdemar der Große einen Wald namens Villingehoved an die Marienkirche in Esrom. Dieser letzte Brief beschreibt, wie der König dem Bischof Absalon und seinem Verwandten Sune geboten hatte, den Wald zu teilen und „die Grenze abzureiten, wie bei uns Sitte ist“. Die Grenze verlief von Wichinbrot im Osten bis zum Hornbæker See, entlang des Baches Hornbæk, hinunter zum Meer und dann nach Villingebæk: scotaui … siluam … que vocatur Widelinghouit, domnoque Absaloni episcopo Roskeldensi et sononi cognato eius iubendo iniunxi, ut diuisionem et certos terminos de silua illa equitando sicuti moris nostri est facere curarent que et facta est
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de Wichinbrot uersus orientem usque Hornissen et in descensu per riuum qui dicitur Hornisbech usque ad mare, quousque peruenitur ad Widelingbeck (Dipl. Dan. und DRB 1:2, Nr. 128). In Verbindung mit einer anderen Schenkung an das Kloster Esrom unweit des kleinen Dorfes Tømmerup wird die Waldgrenze als Graben beschrieben, „der dort gegraben wurde, wo auch die Grenzmarke ist“: per quam fossa transit, que inibi in signum termini fossa est (Dipl. Dan. 1:2, Nr. 162). Die Grenze des Allmendewaldes im Bezirk Albo in Schonen wird in einem Brief aus der Regierungszeit von Knud VI. (1182–1202) so beschrieben, dass sie nach Osten bis zum Meer verlief und dann bis zu den Waldmarkierungen Fiske Maglesten, Oksenvad, Hvide Træ, Kærligbæk, Gedemose, Høje Blambersbæk, Lerbæk, Langerøds Kilde, Backerydtz Staff, Ørebæk … usw.: øster ind till haffuit paa en side oc siiden ind till skomercke, som effter staar, som er till Fiske Maglesteen, Oxne wadt, Huide tre Kerlige beck, Gede mose, Høge Blambers beck, Lierbeck, Langerødtz kilde, Backerydtz staff, Øre beck … (Dipl. Dan. 1:3, Nr. 109). Im Schenkungsbuch des Klosters Sorø finden wir eine Beschreibung des Klosterbesitzes in Halland, und daraus geht u.a. hervor, wie die Grenze der Wald- und Wiesenbereiche in Tvååker landschaftlich verlief: Doch der Wald und die Wiesen, die südlich von Törle liegen, haben diese Grenzen: Silva uero et prata que sunt sunnen Thyrle habent terminos ad aquilonem ipsum ampnem Thyrle ad meridiem Merkebech qui dividit inter possessiones Mothorp et Toaker usque ad mare, ad orientem viam qua transitur Thyrle et ducit ad terminos Mothorp ad occidentem vero ipsum mare. In silva orientali sunt termini iernmølne per viam que ducit ad Syndre Iernwirke, in Gythewath, et ita transeunt per rivulum Vrangebek qui interfluit possessiones comitis et silvam monasterii et descendit in ampnem Thyrle usque ad terminum qui Thyrleruth nuncupatur: Im Norden der Bach Törle, im Süden Merkebech, das die Besitztümer Morup und Tvååker bis zum Meer trennt, im Osten der Weg, der an Törle vorbeiführt … Im Wald im Osten sind die Grenzen an der Eisenmühle, entlang des Weges, der nach Søndre Jernværk führt, in Gythewath und so verlaufen die Grenzen weiter am Bach Vrangebæk entlang, der zwischen den Besitztümern des Grafen und des Klosters verläuft und in den Bach Törle mündet, bis zur Grenze, genannt Tyllered (Dipl. Dan. und DRB 1:5, Nr. 99).
Diese Grenzbeschreibungen zeigen, dass es oft natürliche Grenzen wie Bäche, Wege, Mühlen und auch ein Eisenwerk gab. Dies konnte der Grund dafür sein, warum JL wenig genaue Angaben zum Grenzverlauf der privaten Wälder liefert. Die natürlichen Grenzen blieben einfach auch die juristischen Grenzen. Ein einziges Mal wird ein Grenzgraben erwähnt, und auch die teilweise entrindeten Bäume sind bekannt. Steinhaufen und Grenzpfähle waren vermutlich auch als Grenzmarkierungen bekannt, aber eigentliche Grenzwälle oder Zäune gab es nicht. Die irische Rechtsquelle Bretha
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Comaithchesa aus der Mitte des 7. Jahrhunderts, die bereits in Verbindung mit einer Aufzählung der zwölf verschiedenen Landmarken zitiert wurde, beschreibt u.a. auch diese Formen der Grenzmarkierung.
Der Allmendewald Laut JL I 53 gehörten dem König das Land und den Bauern die Bäume eines Allmendewaldes: Of thæt ær almining thæræ a kunung iorth oc bøndær scogh. Wie bereits in Verbindung mit Neukultivierungen beschrieben, war die Rechtsregel aus JL bezüglich des königlichen Eigentumsanspruches auf alles Land, das niemandem gehörte – also auch der Allmendewald – zu Zeiten der Landschaftsrechte sehr umstritten. Das Wort almining, altnordisch almenningr, bedeutet so viel wie „was jedem gehört“, ganz gleich, ob es sich um Allmendeland, Allmendewald oder Allmendegut handelte (Nielsen 1989, 27). Laut Roskildechronik und Knytlinga Saga versuchten die dänischen Könige ab dem Ende der Wikingerzeit den Allmendewald zu ersitzen, nach dem Motto, dass das, was keinem gehörte, dem König zufallen musste. Laut der um 1138 verfassten Roskildechronik war es Harald Hen (1076), der die Allmendewaldrechte der Bauern vorgab. Er befahl, dass die Wälder, die sich die Mächtigen angeeignet hatten, Gemeingut sein sollten. Die Bauern sollten das Nutzungsrecht bekommen durch die Formulierung, dass der König dem Volk Anteil an den Wäldern gewährte, während er selbst das Eigentumsrecht erhielt: communes fecit silvas (Gelting 1979, 21 und Jørgensen, P. J. 1939, 186). Mit den Mächtigen waren vermutlich die Gutsherren gemeint. Wenn diese Gesellschaftsgruppe bereits um 1070 versuchte, sich die ungeteilten Allmendewälder anzueignen, musste der König natürlich handeln, denn wenn jemand einen Anspruch auf herrenloses Land im Reich hatte, dann war es der König. Er gewährte den Bauern also das Nutzungsrecht, behielt aber das Eigentumsrecht, und vielleicht war es diese Verfügung, die ihn der Roskildechronik zufolge zum gerechten Herrscher in den Augen der Bevölkerung machte. Sein Nachfolger Knud der Heilige (1080–86) versuchte, diese Regelung im gesamten Land durchzusetzen, was zusammen mit anderen umstrittenen Rechtsinitiativen vielleicht zu seinem Sturz führte. Die Knytlinga Saga (ca. 1250) berichtet über Knud den Heiligen, dass er ermordet wurde, weil er u. a. als König zu hart war und weil ihn das Volk für großmächtig hielt (Ægidius u.a. 1977, 80). Als er nach seiner Wahl zum König um 1080 durch das Land reiste, hielt er u. a. in Schonen ein Thing ab. Laut Knytlinga Saga empfanden ihn die
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Bauern dort als sehr anspruchsvoll in seinen Forderungen und lehnten zunächst ab, was der König verlangte. Laut Saga argumentierte der König dann damit, dass ihn die Bauern über seine eigenen Besitzungen verfügen lassen sollten, ohne dass jemand dagegen Einwände erhob. Alle Teilnehmer des Things waren sich darin einig. Der König soll dann gesagt haben: Jeder hier in Dänemark weiß, was dem König gehört und was den Bauern, dass dem König alles Ödland hier im Lande gehört (Konungr a her audn alla i landi). Wollt ihr dies wohl bestätigen?
Als dies nun bestätigt war, meinte der Köng, Ödland bezeichne auch das Meer und andere unbebaute Gegenden (Ægidius u.a. 1977, 48). Eine Saga kann natürlich nicht als Beweis dafür genommen werden, dass das königliche Regalrecht zu diesem Zeitpunkt so durchgesetzt wurde. Bekker-Nielsen schreibt daher in seiner Einleitung: Dass die meisten Reden in dieser Art Literatur als nicht authentisch und der lebhaften literarischen Rhetorik der Autoren entsprungen betrachtet werden können, stellt für den Leser oder Zuhörer kein Problem dar, jedoch für denjenigen, der den Bericht als historische Quelle im engeren Sinne nutzen wille (Ægidius u. a. 1977, 11).
Eine immer stärker konsolidierte Königsmacht musste unweigerlich die Forderung stellen, dass der Teil des Reichslandes, auf das niemand gesetzlichen Anspruch erhob, dem König gehören musste. Neben den Allmendewäldern, von denen hier die Rede ist, besaß der König auch private Wälder, die möglicherweise mit dem PatrimoniumBegriff aus dem Grundbuch König Valdemars (Kong Valdemars Jordebog) zusammenhängen. Anders Leegaard Knudsen untersuchte die historische Forschung über Ursprung und Unterschied der Begriffe Krongut (kongelev) und Patrimonium im frühen Mittelalter ausgehend von der Krongüterliste in König Valdemars Grundbuch. Er bezieht auch Sagatexte mit ein und kommt wie auch seinerzeit P. J. Jørgensen zu dem Ergebnis, dass der Begriff Patrimonium (private Ländereien des Königs) älter sein muss als der Begriff Krongut (A. L. Knudsen 1988, 221). Obwohl man Saga- und Chroniktexte mit Vorsicht genießen muss, wenn man historische Ereignisse beleuchten möchte, bin ich trotzdem der Meinung, dass wir sowohl Roskildechronik als auch Knytlinga Saga nicht ganz außer Acht lassen sollen, da sich beide mit dem Regalrecht der späten Wikingerzeit bezüglich der Wälder beschäftigen. Die Wälder waren in der damaligen Agrargesellschaft eine derart wichtige Rohstoffquelle, dass der Versuch des Königs, sich diese Wälder anzueignen, einen gewissen gesellschaftlichen Widerhall gegeben haben muss. Und dies wird meines Erachtens in den Saga- und Chroniktexten deutlich.
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Im Übrigen war dieser Gedanke von Knut dem Heiligen außerhalb der Landesgrenzen nicht unbekannt. In Flandern, dem Heimatland von Königin Edel, der Gattin Knuds des Heiligen, gab es zu dieser Zeit ein gräfliches Hoheitsrecht über die Ländereien der Grafschaft, und in England führte König William (1066–87) die Leheneinteilung in bestimmten Landesteilen ein, so dass letztendlich der König den gesamten Boden des Reiches besaß (Fenger 1989, 96 und Young 1979, 5). Die frühesten dänischen Zeugnisse des königlichen Regalrechts finden sich in einem Brief aus der Regierungszeit von Knud VI. (1182–1202). Der König schenkt den Bewohnern der schonischen Bezirke Järrestad und Ingelstad das Nutzungsrecht eines Allmendewaldes im Bezirk Albo. Er schreibt, dass er den Bewohnern die Nutzung überlässt, das Grundstück jedoch ihm gehöre: … saa vnde wy thenom her efftter at nyde skoen thenom till gode, men grunden schall høre osz till (Dipl. Dan. 1:3, Nr. 109). Wir sehen hier ca. 50 Jahre vor der Zementierung des Regalrechts über den Allmendewald in JL einen eindeutigen Versuch des Königs, seinen Eigentumsanspruch auf den schonischen Allmendewald geltend zu machen, obwohl Skånske Lov (1202–16 niedergeschrieben) keine Rechtsgrundlage dafür bot. Die sogenannte englische Waldverordnung von Knud dem Großen, Constitutiones de Foresta, die vermutlich nicht aus seiner Zeit, sondern erst aus der Zeit um 1150 stammt, geht hervor, dass der König besondere Jagd- und Waldrechte besaß, regalis chaceæ. Neben dem Anspruch auf die ganze Jagdbeute im Wald umfasste diese Verordnung auch das Recht auf die Bäume und das Unterholz des Waldes, das niemand ohne Sondererlaubnis seiner Aufsichtsmänner verwenden durfte. Eine Zuwiderhandlung führte zur Anklage werden Kränkung des Regalrechtes: Bosco nec subbosco nostro, sine licentia primariorum forestræ, nemo manum apponat; quod si quis fecerit, reus sit fractionis regalis chaceæ (Thorpe and Price 1840, 183). Die unsichere Datierung der Waldverordnung macht sie bedauerlicherweise weniger interessant, als wenn sie tatsächlich aus der Zeit von Knud dem Großen stammen würde (1017–35). Einige schwedische Landschaftsrechte erwähnen ebenfalls das königliche Regalrecht über den Allmendewald. Laut Östgötalagen (1350) durfte der König die Allmende an die Bauern verkaufen, was voraussetzt, dass er die Eigentumsrechte über diese Allmendebereiche hatte. Der Allmendeverkauf lief so ab, dass die Staller des Königs die Grenzen des betreffenden Gebietes abritten, und der Bauer gleichzeitig den König drei Mahlzeiten lang bewirtete. Dann erhielt er die Kaufbestätigung und später Brief und Siegel: Nu uill kunungær almænning sælia ¼a skal stallare hans ua¼a ri¼a, bonde skal hanum ¼ry bor¼ uppe halda, ok fæst at eghn taha, ok skal han bref taka … (ÖGL Jb 1). In den älteren Rechtsbüchern, als das Regalrecht scheinbar noch nicht gesetzlich verankert war, finden wir diese Regelung nicht. Rechtskräftig für den
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gesamten schwedischen Rechtsbereich wurde sie jedoch zusammen mit dem Landesgesetz von Magnus Eriksson von ca. 1350 (Steenstrup 1874, 364). SL 71 beschreibt, wie bereits erwähnt, folgende Situation: Wollten einige Bewohner eines Dorfes Allmendeland oder -wald urbar machen, hatten alle Hufen des Dorfes ein Anrecht auf einen Teil dieser kultivierten Allmende, obwohl nur einige wenige diesen neuen Boden urbar machen wollten: Bo mæn i by sammæn, ok hafæ allæ sammæn almænning, skoh ællær liung ællær andræ ø¼æ mark, ok uiliæ summe yrkiæ ok bætræ sinæ ior¼, ok summe uiliæ æi … SL 71 erwähnt also den Allmendewald, der den Bauern gehörte, während in JL kein Zweifel darüber herrscht, dass der Allmendewald Eigentum des Königs ist und die Bauern nur das Nutzungsrecht hatten. Wenn wir uns ESL anschauen, das etwas jünger ist als JL, zeigt sich, dass der Allmendewald nirgendwo in den Handschriften erwähnt wird und das königliche Eigentumsrecht folglich nicht thematisiert wird. Stattdessen wird recht eingehend darüber berichtet, wie Waldgrundstücke unter den Bauern verteilt werden mussten. Wie auch in SL, so heißt es in ESL II 56, dass jeder seine ihm zugeteilte Waldparzelle in Besitz nehmen konnte: Æn um scoghæ skiftæ … Then lot hwær fangær i scoghæn ær, tha ma han sin hæfth thær a at kummæ. Ganz ohne Beteiligung der anderen Dorfbewohner ging das natürlich nicht, denn man musste bereit sein, eventuell gewünschte Ausgleichsforderungen zu erfüllen: oc tho til iafnæth wiht annær. ESL beschreibt diesen Ausgleich detaillierter als SL. Die Waldverteilung, also der Waldparzellenausgleich, wurde nicht nach Lage der Hofstätte zur Sonne vorgenommen, heißt es in ESL II 56: Æn um scoghæ skiftæ tha ma thet ey swa gangæ æfti sol fallit sum toft ær … Stattdessen wurden die schlechteste und die beste Waldparzelle zusammengelegt, und dann wurde ein Ausgleich vorgenommen: For thy man takær oftæ then wærstæ scogh oc læggær ofnæ then bæstæ oc gør swa til iafnæth. Dies ist vermutlich so zu verstehen, dass alle Dorfbewohner jeweils einen Teil des guten und einen Teil des schlechten Waldes erhielten. Die Wortwahl bei der Beschreibung der Waldverteilung in den Handschriften deutet darauf hin, dass es sich hier um niedergelegtes Gewohnheitsrecht handelt und nicht um eine neue, unbekannte Regel aus der Zeit der Niederschrift der Landschaftsrechte. So heißt es u.a., dass man „oft“ den schlechtesten Wald nahm: … for thy man takær oftæ then wærstæ scogh, was auf ein bekanntes Verfahren, das man häufig anwendete, hinweist. Auch im schwedischen Östgötalagen Bb 30 ist die Waldverteilung ein Begriff. Hier heißt es, dass im nicht verteilten Wald jeder so viel Holz schlagen durfte, wie er wollte. Waren andere Dorfbewohner jedoch nicht damit einverstanden, dass jemand mit einer kleinen Waldparzelle genauso viel Holz schlug, wie jemand, der größere Parzellen besaß, konnten sie eine Waldverteilung verlangen: Nu ær skoghær oskiptær mællin manna, alle ¼e sum
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¼ær i aghu, ¼er aghu saklöst i hugga … Nu stämnir han ok sökir til skiptis skoghin ¼a a ¼ri¼iu fæmtinne skulu alle ¼er sum i aghu skoghinum til koma ok skipta skoghinum æfte ¼y sum huar a i bynum, ok aghin alle i ¼y bæzssta, ok alli i ¼y uærsta. Die Waldverteilung richtete sich also auch nach der Größe der jeweiligen Dorfparzelle, aber alle sollten gleich große Anteile der guten und schlechten Waldparzellen bekommen, wie in ESL vorgeschrieben. Upplandslagen (1296) Bb 14 entschied in Streitfällen folgendermaßen: Wer die Waldverteilung einforderte, hatte auch das Beweisrecht. In der Regel hatten die Besitzer der großen Parzellen dadurch Vorteile gegenüber den kleineren Waldbesitzern: Nu wilia mæn skoghi skiptæ, ok sumir eghandær wiliæ o skipt hawæ, ¼a giffs ¼öm wald ok wizor¼ sum skiptæ will ok by mal will a bæræ. Wenn man sich diese Verhältnisse in ESL anschaut, stellt sich die Frage, um was für eine Art Wald es sich eigentlich handelte, der auf diese Weise zwischen den Bauern verteilt wurde. Das Verfahren beim Walderwerb schien so zu sein, dass man sich das Eigentums- oder Gebrauchsrecht über diesen Teil des Waldes ersaß, doch verlangte das Gewohnheitsrecht später das Einverständnis zum gerechten Ausgleich der Waldparzellen unter den Dorfbewohnern, damit jeder gleich viel von den guten und schlechten Waldanteilen hatte. Um Anspruch auf die Waldgebiete und damit auch das Beweisrecht über eine Parzelle zu erlangen, musste man diese laut VSL ÆR 204 drei Winter lang unangefochten in seinem Besitz gehabt haben – dies galt für Wald, Wiese und Acker gleichermaßen: Thæt skal man oc vitæ, at hwo sum wit wæræn skal uæræ, at han skal hauæ hæfth thæt thre wintær ær wilzkæt i hans hæftæ, hwat han hauær hældær fangæt akær ællær æng ællær skogh. Die Frage ist, ob es hier nicht vielleicht um die Aufteilung des Allmendewaldes in kleinere „private“ Waldparzellen geht. Der bisher allgemein zugängliche Allmendewald, der seit alters her dem Dorf als Rohstoffquelle gedient hatte, wurde jetzt (gedeutet auf der Grundlage von SL und ESL) in kleinere Parzellen geteilt, die von Einzelpersonen genutzt oder in Besitz genommen wurden. Damit entfiel die eigentliche Bezeichnung Allmendewald und damit auch die Möglichkeit des Königs, Besitzansprüche auf das Waldgebiet zu erheben. Damit stellt sich wiederum die Frage, die bereits in Verbindung mit SL 71 aufgetaucht ist, ob dieser Passus in ESL eine Gegenreaktion auf die Besitzansprüche des Königs auf die Allmendewälder war. Denn wenn der Allmendewald in Parzellen aufgeteilt wurde, konnte man sich dem königlichen Regalrecht widersetzen. Aus diesem Grund verwendet ESL den Begriff Allmendewald auch nicht. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, ist der älteste Teil der Rechtsregel aller Wahrscheinlichkeit nach so alt, dass Knud der Heilige oder sein Nach-
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folger ihre Ansprüche auf diese Waldgebiete nicht mehr erheben konnten, da sie bereits verteilt waren und die Bauern das Gewohnheitsrecht auf ihren jeweiligen Teil des Allmendewaldes erworben hatten. Die Rechtsregel muss spätestens dann entstanden sein, als Knud der Heilige seine unpopulären Forderungen stellte, bevor die Königsmacht mehr Gewicht hinter ihre Ansprüche legen konnte (u.a. durch Herkunftsurkunden). Die Untersuchung der Eigentumsverhältnisse in Bezug auf den Allmendewald konnte zeigen, dass dieses Thema in den Jahrhunderten der Entstehung der Rechtsvorschriften mit großer Unsicherheit behaftet war. Dadurch erscheinen die Rechtsregeln heute recht verwirrend, denn die mittelalterliche Rechtsentwicklung führte dazu, dass alte mündliche Regeln ebenso in die niedergeschriebenen Rechtskapitel aufgenommen wurden wie neue Vorschriften. Als Gegensatz zu diesem unverteilten früheren Allmendewald gab es den ungeteilten Wald, den jeder benutzen konnte, der jedoch keiner benannten Person gehörte. In ESL II 58 finden sich einige Informationen darüber, wie mit einem solchen Wald zu verfahren war. Einer Einzelperson war es nicht gestattet, anderen die Erlaubnis zum Baumfällen oder zum Angeln in Seen oder angelegten Teichen zu geben: swa ma man ey louæ annæn man i u skift scogh at hoggæ, oc ey wan hwat thet ær hældær syo ællær giort wadn tha ma ængin man louæ annæn i at faræ at nytæ … Dazu mussten alle ihre Erlaubnis geben: utæn allæ louæ hannum. In den Handschriften zu ESL wird dieser ungeteilte Wald nie als Allmendewald bezeichnet, aber er muss dennoch als ein solcher betrachtet werden. Ein See oder Teich durfte von Fremden also nicht ohne Erlaubnis von allen Dorfbewohnern zum Fällen oder Fischen genutzt werden. Eine Ausnahme nennt ESL II 58: Dies galt nicht, wenn es innerhalb der privaten Einhegung einer Person stattfand: thys enæ at thet ær hans en wænght. Laut JL I 53 durften alle Bauern den ungeteilten Allmendewald nutzen. Ein dorfeigener Allmendewald durfte jedoch nur eingeschränkt genutzt werden, denn in Verbindung mit Holzschlag und Fischerei mussten alle Dorfbewohner befragt werden. An dieser Stelle wäre es für den König naheliegend gewesen, die Einführung des Regalrechts zu fordern. Da dies jedoch nicht der Fall war, bin ich der Ansicht, dass zur Entstehungszeit der Rechtsregel die Forderung nach dem Regalrecht noch nicht gestellt worden war. Vielleicht war das Regalrecht zu jener Zeit aber auch eine Selbstverständlichkeit und wurde deshalb im Passus über den ungeteilten Wald einfach nicht erwähnt. Die Bedeutung der Angelegenheit und die vielen Streitigkeiten darüber sprechen jedoch dagegen, und so muss man davon ausgehen, dass eine für den Allmendewald geltende Rechtsvorschrift auch in den Regeln zu finden war.
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Wenn wir uns übergeordnet das Nutzungsrecht für den unverteilten Allmendewald anschauen, finden wir in JL I 53 folgende einfache Information: Dem König gehörte das Grundstück, den Bauern den Wald: Thæræ a kunung iorth oc bøndær scogh. Die Bauern konnten den Wald vermutlich nutzen, wie sie wollten – Holz schlagen, das Laub für die Viehfütterung verwenden, die Wiesenabschnitte als Weiden nutzen und Heu mähen, die Eicheln für die Mast nehmen, wilde Tiere und Vögel jagen und schließlich in Seen und Bächen fischen. Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass mehrere der Gesetze verschiedene Vorbehalte gegenüber der Nutzung des Allmendewaldes hatten. Natürlich gab es sehr strenge Regeln darüber, was man im privat eingehegten Waldstück eines anderen Mannes tun durfte. Ein Brief aus der Zeit um 1177 von Valdemar dem Großen an die Bürger im Bezirk Faurås vertieft die Rechte der Mönche im Kloster Esrom, die der Erzbischof von Lund ihnen übertragen hatte. Die Einwohner des Bezirks sollten den Mönchen in jeglicher Hinsicht die gleichen Rechte in ihrem Wald einräumen, die sie selbst hatten: frische und stehende Bäume fällen, das, was alt war und vom Wind auf den Boden geworfen wurde, entfernen, Salz gewinnen, Eichelmast betreiben und den Wald so nutzen wie die Einwohner auch, und alle Erträge aus Wald oder Wasser durfte man mit nach Hause nehmen: … sed omnimodo prefata silua sua eque uobis uti permittatis uidelicet stantia et urientia in ea, succidere ut uos, uetera uento deiecta sus tollere ut uos, sal coquere, glandibus porcos pascere et in omnimodam utilitatem suam ut uos uertere et uertendo tam per mare quam per terras nullo prohibente ad sua loca deducere (Dipl. Dan. und DRB 1:3, Nr. 66). Die Salzgewinnung wird in Verbindung mit der Waldnutzung erwähnt, weil das Eindampfen des Salzwassers zur Gewinnung des Salzes enorme Mengen an Brennholz erforderte. Im Folgenden soll die Rolle der Waldnutzung im bäuerlichen Alltag näher untersucht werden. Um die Darstellung so übersichtlich wie möglich zu gestalten, werden die einzelnen Arbeitsprozesse separat beschrieben, unabhängig von den verschiedenen Eigentumsverhältnissen. Aber es wird selbstverständlich auch erwähnt, wer welche Art von Wald nutzen durfte.
Tierhaltung im Wald Der wichtigsteAspekt der Tierhaltung, mit dem sich die Landschaftsrechte in Verbindung mit der Waldwirtschaft am meisten beschäftigen, ist die Schweinemast in Buchen- und Eichenwäldern. Solange die Wälder ausreichende Ressourcen boten, konnten die Schweine frei im Allmendewald gehalten werden. Es gab keinen Grund, die Schweinehaltung gesetzlich zu regeln. Überstieg sie jedoch die Kapazität
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des Waldes, oder handelte es sich um private Wälder, konnte es leicht zu Streitigkeiten kommen. Mit diesen Problemstellungen beschäftigen sich die Landschaftsrechte. SL 206 regelt den Fall, wenn zwei private Waldparzellen direkt nebeneinander lagen und man sich nicht über eine gemeinsame Schweinehaltung einigen konnte, folgendermaßen: Liggia tua hæhnæ¼æ skohe samman, ok sæms ¼æm æi, ær skoha æho, at suin gangæ samman. Es war in diesem Fall erlaubt, die verirrten Schweine des Nachbarn auf dem eigenen Waldstück aufzunehmen, wie auch andere Tiere auf den Feldern und Wiesen aufgenommen werden konnten, wenn sie sich dort verirrt hatten: Far man mæ¼ suinæ ura¼ i annærs manz hæhnæ¼æ skoh, ¼a ær ¼æt samma loh, sum før ær mælt, um han fore i annærs manz akra ok sæ¼æ hans. Obwohl die privaten Waldparzellen laut SL eingehegt waren, gab es keine Garantie dafür, dass sich die Schweine danach richteten, und so entstanden Probleme mit dem privaten Eigentumsrecht. SL 206 zeigt auch, dass Rechtsbrüche im Wald genauso streng geahndet wurden wie Rechtsbrüche auf dem Ackerland. Die Zahl der weidenden Tiere in der Dorfmark war genau festgelegt, aber SL schreibt nirgends vor, wie viele Schweine in den Mastwäldern erlaubt waren. In der Zeit von SL waren die großen Wälder, von denen Saxo und die ostdänischen Pollenkurven zeugen, scheinbar so umfangreich, dass eine Einschränkung der Schweinehaltung nicht nötig war. Im jütländischen Rechtsgebiet könnte es eine obere Grenze gegeben haben. Die bereits erwähnten Vorschriften in JL III 55 berühren diese indirekt: Wollte jemand den Grund anderer arglistig zerstören, indem er dort seine Pferde weiden ließ, konnten ihn die anderen Grundbesitzer dazu zwingen, nur so viele Pferde dort einzustellen, wie die Weide nach der Goldschätzung vertragen konnte. Außerdem musste sein Anteil, den er an der Gemeinweide stellte, dem Anteil seiner Schweine an der Mast entsprechen: Tha mughæ eghær æftær gulz wirning nøthæ hanum at tælæ swo til sum mark ma tholæ oc læggæ til theræ fælæth swo sum swiin læggæs til aldæn. Diese Andeutung, dass es Regeln über die erlaubte Anzahl Schweine in den Mastwäldern gab, lässt sich vermutlich in die jüngere Rechtsschicht einordnen, da von der Goldschätzung die Rede ist, die im Gegensatz zur älteren Form der Hufenschätzung stand. Es ist durchaus denkbar, dass die Restriktionen in Jyske Lov aufgrund der kleineren Waldflächen in Jütland, die eher Heideflächen waren, entstanden sind. Östgötalagen Bb 41 umfasst ganz klare Regelungen bezüglich der Mastwälder. War ein Wald unter Schutz gestellt und unter den Bauern verteilt, durfte man dort nicht mehr Schweine halten, als man berechtigt war. Kam es dennoch dazu, durften die anderen Bauern diese Schweine konfiszieren
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und untereinander verteilen: Nu urakær man a mera æn laght ær, haui firi urakit sinum suinum, ok skiptin ¼er sum skoghin aghu ¼öm suinum. War jemand so dreist, dass er seine Schweine im Waldstück eines anderen laufen ließ, musste er entweder dieses Vergehen durch einen Zwölfereid leugnen oder drei Mark Bußgeld zahlen. Upplandslagen Bb 8 berichtet ergänzend, wie das entsprechende Mastareal im Wald vermessen werden sollte: Nu will man skipæ swin a skogh sin, ¼æt skal skipæ æptir örum ok örtoghum, swa hwar sum han ær eghandi til. Man richtete sich also nach dem jeweiligen Besitzanteil des Bauern im Dorf. Ließ man seine Schweine in mehreren Wäldern laufen, musste man eventuell entstandene Schäden ersetzen. Västmannalagen Bb 7 enthält die gleiche Regel und verordnet zudem, dass die Eigentümer des Mastwaldes für die Einzäunung und Einhegung des Waldes zuständig waren: Aldin carlar scolo halda om gar¼e, oc gömo om scogh sin. In den schwedischen Landschaftsrechten wird erstaunlicherweise sehr genau zwischen Mastbäumen und sogenannten unfruchtbaren Bäumen unterschieden. So wurde beispielsweise unrechtmäßiges Fällen oder Entrinden eines Mastbaumes mit viel höheren Bußgeldern bestraft als das Fällen eines unfruchtbaren Baumes. Die Eichen und Buchen für die Schweinemast standen hoch im Kurs. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb das englische Gesetz von König Ine Kap. 43 (688–94) eine Geldbuße von 60 Shilling festlegte, wenn jemand einen Baum fällte, unter dem 30 Schweine Platz hatten: Gif mon ¼onne aceorfe an treow, ¼æt mæge XXX swina undergestandan … Ein Mastwald musste laut Södermannalagen Bb 15 so groß sein, dass 10 Schweine darin Nahrung finden konnten, sonst handelte es nicht um einen Wald: ¼en heter gisninga scogher a ma skipa X swin oc ei ¼en minne ær.
Laubfütterung Neben Eicheln und Bucheckern für die Schweinemast lieferte der Wald noch eine weitere entscheidende Futterressource – Laubheu, das im Winterhalbjahr an das eingestallte Vieh verfüttert wurde. Die ältesten Zeugnisse für die Laubheufütterung stammen aus dem schweizerischen Neolithikum aus der Zeit um 3800 v. Chr. (Rasmussen 1989, Haas und Rasmussen 1993). In Verbindung mit der Laubfütterung in der Steinzeit wurde diskutiert, ob der pollenanalytisch dokumentierte Rückgang der Ulme – der sogenannte Ulmenfall – im Übergang zwischen atlantischer und subborealer Zeit (ca. 3800 v. Chr.) mit der Laubfütterung und dem damit verbundenen Kappen der Ulmen zusammenhing (Fægri
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1940; Troels-Smith 1960). Diese Theorie wurde jedoch angefochten, denn die Analysen von Peter Rasmussen, der Stallmist aus der neolithischen Siedlung Weier in der Schweiz untersuchte, ergaben zwar, dass eine Laubheufütterung stattfand, aber nur 3 % des Materials Ulmenlaub war. Das eingestallte Vieh wurde vor allem mit Eschen-, Linden- und Weidenlaub gefüttert, aber auch mit Laub von Erlenbäumen, Efeu, Clematis, Hasel, Eiche etc. In der vorgeschichtlichen und mittelalterlichen Landwirtschaft Dänemarks stellten Überwinterung und Stallfütterung des Viehs eine schwierige Aufgabe dar. Um die Tiere durch den Winter zu bringen, griff man auf verschiedene Futterquellen zurück. Das Abschneiden und Sammeln des Laubs war wohl eine naheliegende Methode, um die Futtermenge zu erhöhen. Verwendete man die ganz dünnen Zweige (unter 1 cm dick) mit Knospen, z.B. von Buchen oder Pappeln, entsprach der Futterwert mindestens dem von Stroh (Jakobsen 1973, 379). Rechnet man mit Futtereinheiten (FE), wobei 4 kg Stroh = 1 FE entspricht, sind 4 kg Zweige = 1 FE. Neuere Untersuchungen schreiben dem Laubfutter noch höhere Futterwerte zu, so werden u.a. Eschen- und Ulmenlaub mit 0,75 FE pro kg Trockenanteil berechnet. Wenn man diese letzten Werte als Ausgangspunkt nimmt und davon ausgeht, dass eine kleine Mittelalterkuh, die sparsam gefüttert wurde, ca. 3,5 FE pro Tag zum Überleben brauchte, würde dies 4–5 kg Laubfutter pro Tag erfordern (eine heutige Hochleistungskuh benötigt zum Vergleich 15 FE) (Rasmussen 1989, 74). Ein im historisch-archäologischen Versuchszentrum im dänischen Lejre durchgeführtes Laubfütterungsexperiment zeigte, dass eine Esche oder Ulme 42 kg Laubfutter liefern konnte. Davon konnte eine Kuh ungefähr 10 Tage leben. Sollte diese Kuh nun 6 Monate lang laubgefüttert werden (von Oktober bis April), benötigte man Laubmenge von 18 Bäumen. Da jeder einzelne Baum nur im vierjährigen Intervall abgeerntet werden konnte, mussten also 4 × 18 = 72 Bäume pro Kuh zu Verfügung stehen. Bei 10 Tieren auf einem Hof entsprach dies 720 Bäumen (Rasmussen 1989, 73–74). Obwohl diese Rechenbeispiele deutlich über dem tatsächlichen Bedarf liegen, da man außer Laubheu auch andere Futterquellen hatte, besteht jedoch kein Zweifel, dass die Futtermengen in Form von Laubheu, die beispielsweise ein ganzes Dorf mit zehn Höfen ernten musste, die Entwicklung und das Aussehen eines Waldes deutlich prägten. Für Bauern ohne eigenen Landbesitz muss es ein Problem gewesen sein, wenn ein Großteil des Waldes in Privatbesitz und deshalb nicht zugänglich war. Mindestens ein Kapitel der Landschaftsrechte beschäftiget sich mit der Laubfütterung. SL 195 beschreibt, dass ein Mann, der unerlaubt im Wald
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eines anderen Futter für sein Vieh sammelte, genauso viel Bußgeld zahlen musste wie für unerlaubtes Holzschlagen oder Entrinden: Hoggær man foræ fæ i hæhnæ¼æ skohe annærs manz, bøte sua sum mælt ær um skohhog ok um skoha flot. Das Kapitel nennt nicht genau, was im Wald eingesammelt wurde. In ASP 114 heißt es ergänzend zu dieser Regel, dass es Bäume waren, die im Wäldchen eines anderen gegen dessen Willen geschlagen und als Viehfutter verwendet wurden. Obwohl diese Bäume nicht wie Brennholz oder Holzrinde auf Wagen wegtransportiert wurden, war die Strafe gleich: Cum extractis corticibus necesse sit, veluti sucisse fuissent, arescentes arbores deperire, de subtraccione corticis et succisione arboris jdem erit iuris judicium obseruandum, vt jacture quantitati juxta capacitatem currum estimate predicto modo respondere pena debeat emendacionis. Idem quoque obseruabitur, si ad pastum animalium alieni nemoris contra domini voluntatem arbores succidantur, licet nullis curribus deferantur. Anders Sunesen lässt also keinen Zweifel daran, dass Laub als Viehfutter verwendet wurde. Geschah dies unrechtmäßig, musste das bestraft werden. Wir können also feststellen, dass die Landschaftsrechte direkte Auskünfte über die Laubfütterung im frühen Mittelalter geben. Dass diese Art der Fütterung nach Ende des Mittelalters nicht mehr gebräuchlich war, lag vermutlich daran, dass es in der nachfolgenden Zeit reichlich Heuwiesen und die voll entwickelte Gewannflurenwirtschaft mit zugehörigen Wiesengebieten gab. Aus dem Rechtsgebiet des Västgötalagen in Schweden finden wir in ÄVGL (1220) Jb 7 folgende Angaben über die Laubfütterung: Besaß man ein Achtel Hufe, hatte man Anspuch auf Laub, Gras und Gehölz: attundæ löter attungz til löf ok lok vndir vi¼ær … Jemand der Laub erntete und es zu Haufen aufschichtete, musste kein Bußgeld zahlen, so Upplandslagen (1296) Bb 14: Nu huggær man löffstak ællr slar höstak … ok ængin bot at. Fötir han bort … böte ¼re markær. Nahm er das Laub jedoch mit nach Hause, musste er drei Mark Bußgeld bezahlen. Eine genaue Beschreibung der Laubernte ist schwierig. Neuere Versuche mit der Laubfütterung z.B. in Norwegen haben gezeigt, dass die laubtragenden Zweige in der Regel von Juli bis August geerntet wurden. Dann wurden sie getrocknet und für den Winter eingelagert. Nur wenige Bäume wurden pro Jahr abgeerntet. Normalerweise wurden die Bäume in einem Intervall von 2–4 Jahren abgeerntet, aber auch längere Intervalle bis zu sieben Jahren sind bekannt (Austad 1985). Aus der älteren Eisenzeit sind krumme Laubmesser erhalten (Steensberg 1939, 290). Aus der Wikingerzeit und dem Mittelalter kennt man solche Messer beispielsweise aus den Ausgrabungen in Gl. Lejre (Sørensen 1981, 39), Tingsted auf Bornholm und aus Veksø, wo das Laubmesser in einer Werkzeugkiste zusammen mit Sensenklingen, Langeisen, Sichelmessern,
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Meißeln, Stemmeisen, Löffelbohrern etc. gefunden wurde (Engberg und Buchwald 1995, 65 und 70). Die Laubfütterung kennt man auch von Freskendarstellungen. Ein Fresko in der Kirche von Elmelunde auf der Insel Møn (ca. 1475) stellt einen Mann hoch oben in einer Linde dar, wo er einige belaubte Nebenäste abschlägt. Aus etwa der gleichen Zeit gibt es eine Szene in der Kirche von Vadum, Nordjütland, in der die mittelalterliche Burg von seitlich gekappten Linden umgeben ist, die alle stilistisch nur mit einem Blatt am Baumwipfel dargestellt sind. Auch die Ortsnamen lassen erkennen, dass die Laubfütterung ein verbreitetes Phänomen war. Die süddänischen Ortsnamen Løvkrog und Løvlund deuten auf das Einsammeln und die Verwendung des Laubs hin. Auch die Vorsilbe „klap“ (Laub schlagen/ernten) deutet darauf hin und ist z.B. in den Namen Klapholt, Klapskov und Klapperis enthalten. Der Ortsname Kvistskov (kvist = Zweig) ist sowohl auf Seeland als auch in Jütland bekannt (Hald 1969, 32). In einem anderen Kapitel aus SL (191) finden sich möglicherweise ebenfalls Hinweise auf die Laubfütterung. Schlug jemand fløhæ las im eingehegten Wald eines anderen, musste er pro Fuhre zwei Öre Bußgeld bezahlen. Außerdem musste das Holz oder Laub dem Waldbesitzer überlassen werden: Hoggær man fløhæ las i hæhnæ¼æ skohe annærs manz, bøtæ tua øræ fore huært las ok latæ ut alt ¼æt han hiog. Kroman und Iuul haben den Anfang des Kapitels folgendermaßen übersetzt: Schlug ein Mann Brennholz im eingehegten Wald eines anderen …, während ASP 114, das Kapitel SL 191 interpretiert, und von unrechtmäßigem Schlagen von Brennholz und von unrechtmäßigem Abschlagen von Zweigen zu Futterzwecken spricht. Es ist nirgendwo belegt, dass fløhæ las ausschließlich Brennholz bezeichnete. Fløhæ kommt vom altschwedischen flaug, „Seil“ oder „binden“. Somit bezeichnet fløhæ las vermutlich eine festgezurrte Wagenladung (freundlicherweise mitgeteilt von Bent Jørgensen, Institut für Namensforschung). Natürlich wurde es strenger bestraft, wenn jemand eine sorgfältig festgezurrte Wagenladung aus einem fremden Wald entwendete, als wenn jemand hastig Holz einsammelte, auf den Wagen warf und dann weiterfuhr. Das Stehlen einer festgezurrten Wagenladung zeugte sehr deutlich von absichtlichem Handeln und musste bestraft werden. In den anderen zeitgenössischen oder auch älteren Quellen kommt fløhæ las nicht vor, sondern der Ausdruck vævl, „festgebunden“ oder „Seil“. Das Kapitel aus SL muss also zu einem Zeitpunkt entstanden sein, als fløhæ noch in der gesprochenen Sprache verwendet wurde. Der neue Ausdruck vævl setzte sich vermutlich erst gegen Ende der Wikingerzeit durch.
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Bei dieser festgezurrten Wagenladung, die man in einem fremden Wald gestohlen hatte, konnte es sich natürlich auch um Brennholz handeln, obwohl in den Handschriften nicht direkt die Rede davon ist. Einzelne Handschriften sprechen dagegen von riislass, einer Ladung Reisig. Natürlich wird nicht näher erläutert, wofür dieses Reisig gedacht war, aber es gab mehrere Möglichkeiten. Die Feld- und Hofstättenzäune waren u. a. aus Reisig – insbesondere aus geflochtenen Weidenzweigen – gefertigt, die z. B. aus archäologischen Ausgrabungen bekannt sind, wie aus der Stadt Ribe aus dem 8. Jahrhundert, wo die Parzellen der verschiedenen Handelsleute und Handwerker durch Weidenzäune abgegrenzt waren. Mittelalterliche Weidenflechtzäune sind in stilisierter Form auf einem Gethsemane-Fresko in der Kirche in Høve auf Seeland abgebildet. Vermutlich gab es auch Zäune mit zwei Pfostenreihen mit 0,5–1 m Abstand, zwischen denen Reisig und kleine Zweigen gefüllt wurde (auf Dänisch „brådgærde“). Vermutlich waren die in einem fremden Wald gestohlenen Wagenladungen Reisig jedoch als Viehfutter gedacht. In Norwegen wurde bis in die Gegenwart mit blattlosem Reisig gefüttert, besonders zum Frühlingsanfang, wo der Futtermangel groß sein konnte. Dabei erntete man blattlose, aber saftige Birken- und Haselzweige, die das spärliche Stallfutter ergänzen konnten. Die steifen Zweige wurden mit kochendem Wasser übergossen, damit sie weicher und für die Tiere leichter zu verdauen waren (Arbo Høeg 1976, 80). Ich bin deshalb der Ansicht, dass die Handschriften zu SL 191 Informationen enthalten, die auf die Laubfütterung hindeuten. Dabei weist der verschwundene Begriff fløhæ las auf eine ältere chronologische Rechtsschicht hin, die sich auf das Gewohnheitsrecht bezieht. Der Wald stellte also in vielerlei Hinsicht eine bedeutende Ressource für die Tierhaltung auf den Höfen dar. Doch er lieferte nicht nur Futter für die Haustiere, sondern bildete auch den Rahmen für die Jagd auf wilde Tiere.
Wilde Tiere und die Jagd Was die Jagd auf wilde Tiere in den Wäldern betrifft, geben die dänischen Landschaftsrechte unmittelbar nur darüber Auskunft, dass jeder jagen durfte. Sie sagen nicht, dass die Jagd im Wald nur dem König oder dem Adel vorbehalten war, wie es z.B. im Sachsenspiegel (1209–33), im schwedischen Östgötalagen (ca. 1350) und in der sogenannten englischen Waldverordnung von Knud dem Großen aus dem 12. Jahrhundert der Fall ist. Erst in den späteren dänischen Handfesten ist das Jagdrecht dem König und den privilegierten Ständen vorbehalten, wie z.B. in den Handfesten des jun-
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gen Königs Valdemar III. von 1326 und von Christian II. von 1513 (P. J. Jørgensen 1939, 392). ÖGL Bb 36 legt ausdrücklich fest, dass die Bauern keine Rehe jagen durften, da diese dem König gehörten. Eine Übertretung des Gesetzes wurde mit 3 Mark Bußgeld bestraft: Nu mughu egh böndær ra taka, utan ¼er hættin ui¼ ¼rim markum ¼y at hon ær kunungx diur. Ein Mann durfte nur auf seinem eigenen Besitz jagen, betont das englische Gesetz von König Knud (1017–35) CS 81. Er konnte aber unter Androhung von Bußgeld gezwungen werden, an der Königsjagd teilzunehmen: forgá ælc man minne huntnoth lochwar ic hit gefrithod wille habbam 8 on minom agenan be fullan wite. Das Gesetz von König Æthelred (978–1016) VI, 22 verbietet die Jagd an Sonntagen. So heißt es, dass der Sonntag sorgfältig und gebührend zu respektieren war, und dass Märkte und Volkstreffen, Jagd und weltliche Angelegenheiten an diesem Tag verpönt seien: Sunnandæges freols healde man georne swa ¼ærto gebyringe; (and) cypinga, (and) folcgemota, (and) hunta¾fara (and) worldlicra weorca on ¼am halgan dæge geswice man georne. Am Ende der angelsächsischen Zeit, kurz vor 1066, gab es also keine ausgeprägten königlichen Exklusivrechte, aber nach dem Einzug der Normannen fand eine merkbare Veränderung hinsichtlich der königlichen Jagdrechte statt (Young 1979, 4). In der Anglo-Saxon Chronicle heißt es, dass jeder, der versuchte, Hirsche zu jagen, sein Augenlicht verlieren sollte, denn nur dem König und seinen Gefolgsleuten war die Hirschjagd erlaubt (Grant 1991, 3 und Young 1979, 2). Die sogenannte Waldverordnung von König Knud (1017–35), die laut Liebermann wohl eher den späteren Jahren der Regierungszeit von Henry II. zuzuordnen ist, ca. 1185, (Liebermann 1903, I, 620), enthält mehrere interessante Informationen über die königliche Jagd. Demnach oblag die Waldund Wildpflege besonders ausgewählten Personen und deren Unfreien (Kap. 1–5). Viermal jährlich mussten gewöhnliche Waldinspektionen abgehalten werden, bei denen Waldnutzungs- und Jagdrechtsübertretungen behandelt wurden: Habeant … quaterque in anno generales forestæ demonstrationes, et viridis et veneris forisfactiones … (Kap. 11). In Kap. 21 werden wir belehrt, dass Jagdvergehen immer schon streng bestraft wurden, und das nicht ohne Grund. Ein Waldnutzungsvergehen war dagegen so unbedeutend (es sei denn, es handelte sich um eine Missachtung des königlichen Waldrechts), dass es kaum von der Verordnung berücksichtigt wurde: nam crimen veneris ab antiquo inter majora et non immerito numerabatur; viridis vero (fractione chaceæ nostræ regalis excepta) ita pusillum et exiguum est, quod vix ea respicit nostra constitutio … Laut Capenterii bezieht sich der Begriff chaceæ sowohl auf die Jagd selbst als auch auf das betreffende Waldgebiet, in dem sich das Wild bis zur Jagd befand (Carpenterii 1842, 13).
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Laut Kap. 22 der Waldverordnung war es strafbar, das Wild zu hetzen, absichlich oder zufällig: Si liber aliquis feram forestæ ad cursum impulerit, sive casu, sive præhabita voluntante, ita ut cursu celeri cogatur fera anhelare. Das ist vermulich so zu verstehen, dass es nicht nur – wie ausdrücklich in Kap. 23 angeführt – strafbar war, das Wild des Königs zu töten, si vero harum aliquot interfecerit, sondern auch die Hatz, z.B. mit Hunden, bei der die Tiere unter Umständen zu Tode gehetzt wurden. Zu den Jagdtieren des Königs gehörten laut Verordnung Rehböcke, Hasen und Kaninchen: capreoli, lepores et cuniculi. Füchse und Wölfe waren kein Jagdwild und durften deshalb auch von anderen gejagt werden: Vulpes et lupi nec forestæ nec veneris habentur, et proinde eorum interfectio nulli emendationi subjacet (Kap. 27). Schließlich heißt es in Kap. 29, dass weder Stechpalme noch anderes Holz, das den wilden Tieren als Nahrung diente, gefällt werden durfte: Si quis vero ilicem aut arborem aliquam, quæ victum feris suppeditat, sciderit, præter fractionem regalis chaceæ. Das königliche Jagdrecht in England umfasste also auch das Recht auf die Bäume des Waldes, die den Jagdtieren als Nahrungsgrundlage dienten. Unklar ist bislang, ob auch die Jagdrechte in Irland in irgendeiner Weise eingeschränkt waren. Das Recht auf die Jagd wilder Tiere in allen Wäldern gehörte den Bauern, heißt es in der Rechtsquelle Di Astud Chirt 7 Dligid: How many things have been established as the inherent rights of every territory, and which are equally due to every person? … the wild animals of each wood (Ancient Laws of Ireland 1901, V, 483). Andere Quellen, die ich nicht einsehen konnte, deuten jedoch an, dass diese Rechte erheblich eingeschränkt waren. So musste u.a. die Erlaubnis des jeweiligen Waldbesitzers vorliegen, wenn jemand Tier- und Vogelfallen aufstellen wollte (Kelly 1988, 106). Die älteren fränkischen Rechtsquellen enthalten nur wenige Informationen über die Jagd in den Wäldern und geben keine Hinweise auf ein besonderes königliches Jagdrecht. In der Lex Salica (507–11), Kap. 33 gibt es einige wenige Vorschriften zum Jagdrecht. Kap. 33,2 legt ein Bußgeld in Höhe von 1800 Denaren fest für den Fall, dass jemand einen zahmen Hirsch, der zur Jagd dienen soll, stiehlt oder tötet. Über eine Bärenjagd berichtet das Kap. 33,5: Wer einen von Hunden gehetzten Bären tötete (harossina), musste 600 Denare bezahlen. Warum es unter Strafe gestellt war, den von Hunden gehetzten Bären zu töten, ist mir unklar, aber wir erfahren hier zumindest, dass Hunde bei der Bärenjagd eingesetzt wurden (Rivers 1986, 77). Laut der Lex Alamannorum (717–19) Kap. 83 wurde der Diebstahl eines „vorne laufenden“ Jagdhundes mit 6 Solidi Bußgeld geahndet, der Diebstahl des zweiten Hundes kostete 3 Solidi: Si quis cursale seusiu qui primus currit, involaverit, VI solidos conponat. Qui secundum, III solidos. In Lex Salica Kap. 33 heißt es, dass jemand, der die Jagdbeute eines anderen stahl
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und versteckte, 1800 Denare Bußgeld zahlen musste: Si quis uero de diversis uenationibus furtum fecerit et celaverit. Die gleiche Bestimmung finden wir in Lex Ribuaria (633–34) Kap. 46,1. Der Sachsenspiegel (1209–33) spricht direkt von drei Gebieten, die dem König für die Jagd vorbehalten waren: die Heide zu Koine, der Harz und die Megetheide: Daz eyne is die heide zu Coyne; die andere die Hart; die dritte die Megetheide. Swer hîr binnen wilt vêht, die sol wedden des kuninges ban, daz sîn sechzich schillinge. Wagten es andere, hier zu jagen, mussten sie dem König 60 Schilling Bußgeld bezahlen (SS II 61,1–5). Ritt jemand durch diese Bannforste, durften seine Armbrust und sein Bogen nicht gespannt sein, sein Köcher musste zugedeckt, seine Jagdhunde angebunden und seine übrigen Hunde zusammengebunden sein: Swer durch den banvorsten rîdit, sîn boge unde sîn armborst sol ungespannes sîn, sîn koker sol bedân sîn, sîne winde unde sîne bracken ûph gevangen, unde sîne hunde gecoppelt (SS II 61,3). Außerhalb dieser königlichen Jagdgebiete gab es keine Jagdrestriktionen, aber es wurde betont, dass niemand nach der Zeit, in der das Korn Halmknoten angesetzt hatte, es bei der Jagd zertrampeln durfte: Niemant ne mût die sâth tredden durch jagen noch durch hitzen, sint der zît daz daz korn ledekin hât (SS II 61,5). Von den dänischen Landschaftsrechten berichtet SL am meisten über die Waldverhältnisse und das Jagen wilder Tiere. In dieser Zeit jagten die Bauern meist auf zwei Arten – mit Fallen und Schlingen oder mit Netzen, und beide Jagdmethoden werden in den Waldkapiteln von SL beschrieben. SL 205 schreibt vor, dass ein Mann, der Schlingen oder Fallen im Wald oder woanders aufstellte, um Vögel und andere Tiere zu fangen, für eventuelle Schäden haften musste. Dabei galt ähnliches Recht wie bei unbeabsichtigten Schäden, die von Haustieren verursacht wurden oder beim Hausbau oder Holzfällen passierten: Snæru allæ ok gildri ¼e ær man gør at diurum ællær at fuhlum innæn skohæ, ællær anær sta¼ ofna marko, skal han uar¼a sua sum andrum handløsum ua¼a. Gildri, die altnorwegische Bezeichnung für eine Einrichtung zum Fangen wilder Tiere, eine Falle, wird in den meisten Handschriften verwendet, aber einige der jüngeren Handschriften verwenden den Ausdruck fall stockæ, der entweder eine überdeckte Fallgrube oder eher kräftige Äste oder Stöcke, die über das Tier einstürzten, bezeichnet. In Tanzens Jagdbuch von 1682 sind solche Fallstöcke abgebildet, die je nach Größe, Länge und Gewicht für Bären, Wölfe oder Hasen gedacht waren. Wolfsgruben waren im Mittelalter in weiten Teilen Europas sehr verbreitet. Die zeitgenössische europäische Jagdliteratur zählte sie jedoch zu den Jagdmethoden der Armen im Gegensatz zur edleren Jagdform mit Hunden oder Jagdfalken. Lex Saxonum, Kap. 56 und 58: Qui laqueum fossamque ad feras capiendas fecerit et haec damnum cuilibet fecerint, qui eas fecit multam solvat …
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Wer also Fallgruben und Schlingen einsetzte, um darin wilde Tiere zu fangen, musste ein Bußgeld zahlen, wenn andere dadurch zu Schaden kamen. Laut Kap. 58 musste der Fallenbesitzer auch Schadensersatz leisten, eine entsprechende Bestimmung umfasst auch Lex Thuringorum Kap. 59. Auch die irischen Rechtsquellen beschäftigen sich mit dem Fallenstellen. Hier heißt es jedoch, dass jemand, der seine Fallen in Berggegenden oder Wäldern aufstellte, nicht für eventuelle Unfälle oder Todesfälle verantwortlich war: The exemption as regards a pit-fall in a mountain or wood … [i.e. the person who makes the pit-fall in the mountain is exempt. Or a wood, i.e. in the great circuit. A pit-fall, i.e. it is a lawful pit-fall; and it is safe to have it in a mountain or a wood, whether there be notice of it or not … Notice of the pit-fall should be sent to the king and to the community …] (Ancient Laws of Ireland 1873, III, 273). Die Wolfsjagd und die damit verbundene Verwendung von Fallen und Fallgruben hatten ein ganz praktisches Ziel – die Gefahr durch umherstreifende Wolfsrudel sollte eliminiert werden. Lex Frisionum (Ca. 740–803) Tit IIII,5 erwähnt im Übrigen, dass die Tötung eines Hundes, der Wölfe tötete, mit 3 Solidi Bußgeld betraft wurde: Eum autem qui lupum occidere solet, tribus solidis. In Dänemark sind mittelalterliche Wolfsgruben nicht mit Sicherheit belegt, aber aus den nachfolgenden Jahrhunderten wurden unweit der Gutshöfe Rugård und Sostrup einige befunde ausgegraben. Es handelt sich dabei um ca. 2 m tiefe Löcher mit einem Durchmesser von 3–4 m. An den Grubenwänden waren kreisförmig Pfähle eingerammt. In der Mitte der Grube stand ein Pfahl, der ein gutes Stück über den Grubenrand emporragte und an dem die Beute festgebunden war. Wenn die hungrigen Wölfe die Beute angriffen, fielen sie durch die dünne Abdeckung in die Grube hinein und konnten sich aufgrund der mit Pfählen oder Steinen verstärkten Wände nicht wieder herausgraben (Laursen 1991, 292). Wolfszäune kommen in einigen schwedischen Rechtsbüchern vor, z. B. in Yngre Västgötalagen (ca. 1290) Fnb 46, dem gemäß alle Einwohner Västergötlands Wolfszäune bauen mussten. Besaß jemand keinen Wald, der das Baumaterial lieferte, mussten Wolfsnetze errichtet werden. Außerdem ließ das Rechtsbuch verlauten, dass zu Ostern, Pfingsten, Michaelistag und Weihnachten eine Treibjagd auf die Wölfe stattfinden sollte. Diejeningen, die weder Netze spannten noch an der Treibjagd teilnahmen, mussten ein Bußgeld zahlen: Allir ¼er i væstræ götlande bo swa at ingin se vndan takin, sculu bygia varghagar¼æ, ¼ær sum til ær fallit, æller haua varghænæt. Auch die jüngeren Rechtsbücher Södermannalagen (1327) und Västmannalagen (1327–40) enthalten ähnliche Regeln. Viele Handschriften der dänischen Rechtsbücher verwenden an Stelle des Wortes snæru (Schlingen) den Ausdruck garn in der Bedeutung großes
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Netz. Die Verwendung von Garn oder Netzen bei der Jagd war im Mittelalter recht verbreitet. Dabei wurde das Netz nicht über das Tier geworfen, sondern war wie eine Art Pferch aufgespannt, in den man die Tiere – Hirsche, Wildschweine, Bären oder Wölfe – hineinjagte und vermutlich mit Speeren tötete (Ahlefeldt 1944, 409). Die Jagdwaffen in der Wikingerzeit und im frühen Mittelalter waren Pfeil und Bogen sowie Wurfspieße. In China war die Armbrust schon ab dem 12. Jahrhundert bekannt, und im Laufe des 13. Jahrhunderts kam die Waffe nach Europa. Das Schrotgewehr wurde erst 1557 erfunden (Ahlefeldt 1944, 664). Die Sjællandske Krønike berichtet 1231, wie der junge König Valdemar ein Jahr nach seiner Krönung bei einer Jagd im Wald bei Røsnæs ums Leben kam, weil er durch einen Armbrustpfeil am Fuss verletzt wurde (Olsen 1981, 93). Jagdszenen kennt man auch von etwas jüngeren Fresken, die u.a. den Gebrauch der Armbrust zeigen. Eine Jagdszene in der Kirche von Bregninge auf der Insel Ærø datiert 1350–1400, stellt einen berittenen und mit Jagdhorn versehenen Jäger dar, der einem Armbrustschützen einen Hirsch in die Arme treibt. Erst ab ca. 1300 wurde es laut Ahlefeldt üblich, Treibjagden abzuhalten. Dabei wurde das Wild mit Pfeil und Bogen erlegt und nicht erst in Netze getrieben. Die Jagd im frühen Mittelalter wurde also hauptsächlich mit Schlingen und Fallen ausgeübt. Darüber hinaus wurden Fangnetze eingesetzt, in die man das Wild hineintrieb und mit Speeren tötete. Diese Jagdform entstand nach römischem Vorbild und wurde von Karl dem Großen übernommen. Sie bestand wie erwähnt aus gespannten Netzen (garn), Pferchen aus geflochtenen Zäunen oder natürlichen Hecken (hag), in welche die Tiere hineingetrieben wurden (Ahlefeldt 1944, 665). Eine solche Jagd fand am 16. April 1357 statt, berichtet Sjællandske Krønike, denn hier wurden Netze zur Wolfsjagd aufgespannt (Olsen 1981, 50). Niemand durfte einen solchen Pferch im eingezäunten Wald eines anderen errichten, berichtet SL 204: Haha ma æi man hoggæ i annærs manz hæhnæ¼æ skohæ utæn hins lof. In den Handschriften finden wir verschiedene Schreibweisen des Ausdrucks haha (Einhegung), hagha, haha, hawe, hawghæ, der mit dem isländischen hagi, Garten oder Jagdeinhegung, verwandt ist (Lund 1877, 53), vgl. die Beschreibung Ahlefeldts von hag als Einhegung zur Jagd mit Netzen. Anders Sunesens Kommentar zu Kapitel SL 204 bestätigt dies, denn er weist ausdrücklich darauf hin, dass niemand Einhegungen für die Jagd im Wald eines anderen bauen durfte und man bei Nichteinhaltung den Schaden ersetzen und ein Bußgeld von 6 Öre zahlen musste oder die Tat durch einen Sechsereid leugnete: Racione indaginis facte de nemore alieno cum estima-
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cione dampni sex horarum emendacio locum habet aut per senum defensio juramentum (ASP 117). Es war also allgemein nicht verboten, Jagdpferche im Wald zu bauen. Dies durfte aber nicht in einem fremden Wald und schon gar nicht ohne Erlaubnis des Waldbesitzers geschehen. In den dänischen Rechtsbüchern werden nur Habichte und Füchse als Jagdtiere erwähnt, während die schwedischen Landschaftsrechte die Jagd von Bären, Wölfen, Füchsen, Hirschen, Hasen, Ottern, Elchen sowie Falken und Habichten nennen. So berichtet Yngre Västgötalagen Ugb 15 mit deutlichen Reimversen über die Jagd von verschiedenen Tieren: ¼en a hæra er hendir, ¼æn ræf ær reser, ¼en vargh er vinder, ¼en biorn er binder, ¼en ælgh er fællir, ¼en a oter vr a drægher. Eine dritte mittelalterliche Jagdform war die Habichts- oder Falkenjagd, die jedoch keine direkte Erwähnung in den Rechtstexten findet. SL beschäftigt sich jedoch recht eingehend mit dem Einfangen von Habichten und Falken im Wald, und da etliche zeitgenössische Quellen die Habichts- und Falkenjagd erwähnen, müssen wir annehmen, dass man die wilden Vögel der Landschaftsrechte zu diesem Zweck einsetzte. Findet jemand im eingehegten Wald eines anderen Habichte oder Falken, durfte er sich ohne Erlaubnis des Besitzers keine Leiter aus einem Baumstamm bauen oder einen Haken verwenden, um an die Vögel zu kommen. Die Vögel durften nur dann mitgenommen werden, wenn der Waldbesitzer dadurch keinen Verlust erlitt, so heißt es in SL 201: Hittir man høkæ i annærs manz hæhnæ¼æ skohæ hogge æi kraka ok æi krok utæn hins uilia, num takæ bort ¼em hannum ska¼æløst … Vereinzelt sprechen die Handschriften von høkæ mit dem Zusatz ællr falkæ, und auch ASP 116 spricht von Habichten und Falken. Es war also erlaubt, die Vögel im Wald eines anderen einzufangen, nur durften an den Bäumen keine Schäden entstehen: æi kraka ok æi krok. SL 201 berichtet weiter: Fand man in privaten Wäldern oder in Allmendewäldern Habichte und markierte den Baum oder band den Vogel am Nest fest, durften sie nicht von anderen mitgenommen werden. Gab jemand einen solchen Diebstahl zu, musste er die Habichte zurückgeben und zwei Öre Bußgeld bezahlen. Bestritt er die Tat, wurde er des Diebstahls bezichtigt, und er musste genau wie bei einem anderen Diebstahl einen Eid schwören. Die Formulierungen in den Rechtsbüchern lassen darauf schließen, dass diese wilden Vögel recht begehrt waren. Bemerkenswerterweise konnte jemand, der Habichte aus einem (markierten) Nest im Allmendewald entfernte, des Diebstahls bezichtigt werden. ASP 116 berichtet etwas ausführlicher: Wenn jemand die Füße der Habichtküken so festgebunden hatte, dass die Vögel nicht aus dem Nest fliegen konnten, und wenn ein anderer diese Küken mit nahm, dann musste er zwei Öre Bußgeld bezahlen, sofern
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er seine Tat offen zugab. Verschwieg er seine Tat, konnte er als Dieb bezeichnet werden. Genau den gleichen Wortlaut verwendet ÄVGL Fnb 7, wo das Bußgeld aber 3 Mal 16 Örtug beträgt: Hitir ma¼ær hökæ a skoghi sinum ællær a almanningi bindær værpplæ vm fötær eig ma annær bort takæ num han sæki sik at ¼rænni sæxtanörtoghum. Die Habichts- und Falkenjagd war vermutlich eine Jagdform für die gesellschaftliche Oberschicht, die eher selten von den normalen Bauern ausgeübt wurde. Bei der Falkenjagd wurden die abgerichteten Vögel, die auf dem Arm des reitenden oder laufenden Falkners saßen, bei Wildsichtung in die Luft geworfen. Hatten die Raubvögel die Beute gesichtet, verfolgten sie diese und stießen auf sie herab, die Falken senkrecht, die Habichte, die nicht ganz so hoch flogen, eher schräg. Habichte eigneten sich am besten für tief fliegende größere Vögel oder Hasen, während Falken besser bei größeren hoch fliegenden Vögeln eingesetzt werden konnten (Ahlefeldt 1944, 240 und Scheel KLNM 4, Sp. 155). Vor der Jagd stülpte man den Vögeln Hauben über, die häufig mit Federn geschmückt waren, damit sie sich ruhig verhielten. Knochenfunde aus schwedischen Fürstengräbern der Völkerwanderungszeit zeigen, dass Falken und Habichte ihren Herren mit ins Grab gelegt wurden. Ein Beispiel ist Grab III aus Vendel (ca. 800 n. Chr.), in dem man in einem 7 m langen, von einem Hügel bedeckten Bootsgrab neben den Knochen von Pferden, Hunden, Schafen und Schweinen auch die Knochen eines (vermutlich zahmen) Kranichs sowie eines isländischen Jagdfalken fand (Stolpe und Arne 1912). Die schwedische Falkenjagd war vermutlich schon im 7. Jahrhundert voll entwickelt (Sten und Vretemark 1988, 150). Ausführliche Regeln bezüglich des Diebstahls von Falken finden sich in der Lex Salica (507–11) Kap. 7: Si quis acceptorem de arbore furaverit et ei fuerit adprobatum, mallobergo ortfocla hoc est. Wer einen Falken von einem Baum stahl, musste 120 Denare Bußgeld zahlen. Bei Diebstahl aus dem Nest waren 600 Denare fällig, aus einem abgeschlossenen Raum, de intro clavem, 800 Denare. Die 50 Falken, die Håkon Jarl dem dänischen König Harald Blåtand schickte, waren höchstwahrscheinlich solche Jagdvögel. Die Edda enthält ausführliche Beschreibungen der Habichtjagd von Gunnar und Högni – wie sie hinausreiten, die Vögel loslassen und die Beute mit Bögen aus Eibenholz erlegen. Auch ein Runenstein aus dem norwegischen Alstad stellt die Falkenjagd dar und zeigt einen Jäger mit einem Jagdfalken, der eine Haube auf dem Kopf trägt. Auch viele schwedische Runensteine weisen dieses Motiv auf. Der Teppich von Bayeux (ca. 1070) zeigt ebenfalls Ritter mit Jagdfalken, und etwa zur gleichen Zeit, 1085, versah König Knud der Heilige seine Schenkungsbriefe mit einem Siegel, dessen Rückseite von einer
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Jagdszene mit dem König und seinem Falken geschmückt war (Fenger 1989, 82). Fresken von ca. 1300 in der Kirche von Skibby zeigen adelige Reiter mit Jagdfalken. Für die normale Bevölkerung spielte die Falken- und Habichtjagd eine etwas andere Rolle. Für sie war das Einfangen und Dressieren der wilden Jagdvögel interessant, und man kann sich vorstellen, dass die Bauern wilde Greifvögel einfingen und an die örtlichen Adelsleute verkauften. Diese Beizjagd mit Greifvögeln war eher ein Prestigevergnügen für die höheren Stände und kaum eine Beschäftigung für die einfachen Bauernfamilien. Sie hatte nur eine indirekte Bedeutung für die Bauern, die durch den Verkauf der eingefangenen Vögel etwas Geld verdienen konnten. Dagegen hatte die frühmittelalterliche Fuchsjagd einen ganz praktischen Hintergrund, wie wir auch aus SL erfahren. Der Fuchs stellte nämlich eine konkrete Gefahr für Federvieh und kleinere Haustiere wie z.B. Lämmer dar. Es war laut SL 202 nicht erlaubt, auf dem Feld eines anderen nach Fuchswelpen zu graben. Konnten die Welpen aber einfach so eingefangen werden ohne zu graben, durften sie mitgenommen werden, ohne dass eine Anklage erfolgte: Ræuæ ungæ ma ængin man up graua af annærs manz marko ok æi af skohe … æn ma han sua taka ¼em, at han grafær æi at ¼æm, ¼a taki han sakløst. Die Fuchsjagd an sich war also nicht strafbar – entscheidend war, dass der Acker oder der Wald eines anderen dabei nicht beschädigt werden durfte. Das anschließende Kapitel in SL berichtet jedoch von einem Mann, dessen Hunde einen Fuchs in den Bau getrieben hatten, der sich im Wald oder auf dem Acker eines anderen befand. Der Mann durfte den Fuchs ausgraben, wenn er den Schaden anschließend behob und das Loch wieder auffüllte: Æltær man ræf i graf mæ¼ hundum, ofna huas marko sum ¼æt ær ællær hæhnæ¼æ skoh, grafi up ræf ok nytæ uæl ok fulli graf. Der Grund für diese Unterscheidung ist schwer nachzuvollziehen. Ich glaube jedoch, dass es sich um eine chronologische Verschiebung zwischen den beiden Kapiteln handelt, die das gleiche Thema behandeln. Allerdings gibt es auch in späteren Rechtsquellen verschiedene Regeln darüber, wann es rechtens war, einen Fuchs auszugraben, wenn dieser sich auf dem Besitz eines anderen befand, was meine Theorie einer chronologischen Verschiebung der beiden Kapitel in SL über die Fuchsjagd möglicherweise schwächen kann (Ahlefeldt 1944, 1093). Es gibt noch eine weitere Unklarheit bezüglich der Fuchsbauten. Derjenige, der den Fuchs ausgräbt, ohne die Grube wieder zuzuschütten, muss den Schaden ersetzen, heißt es in SL 203: Fullær han æi graf, uar¼æ ¼æn ska¼æ, ær ¼ær gørs … Neben dieser Bestimmung gibt es in SL 101 eine Regel, nach der ein Mann, der eine Lehmgrube oder eine solche Fuchsgrube gegraben hatte, drei Mark Bußgeld zahlen musste, wenn ein anderer in dieser Grube
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zu Tode kam. Es wird jedoch hinzugefügt, dass der König sagt, für diese Art Gruben solle kein Bußgeld gezahlt werden: Dør man i lergrafum ællær ræfægrafum, bøtæ ok hin ¼re mark, ær grafæ løt, æn ¼o sihir kunung, at fore ¼æskyns mal ællær grafæ skal man ækki bøtæ. An dieser Stelle ist ausdrücklich von einem älteren und einem jüngeren Rechtsprinzip die Rede. Der König (Valdemar Sejr) versuchte hier, die Regeln in dieser Art Angelegenheit zu lockern, ohne die Landesversammlungen miteinzubeziehen. Die älteren Rechtsregeln waren diesbezüglich etwas strenger (Kroman & Iuul 1948, III, 27). Derjenige, der den Rechtstext niederschrieb, bezog keine Stellung zum Inhalt, sondern schrieb die Diskrepanz mechanisch ab. Dafür führte Anders Sunesen an, indem er diesen königlichen Einspruch konsequent ausließ, dass das geltende Recht bezüglich der Fuchsbauten in Schonen das ältere Rechtsprinzip war, und dass die drei Mark Bußgeld Gültigkeit hatten. In SL finden wir eine ähnliche Problematik. Dabei geht es um die Aufzucht von gefährlichen wilden Tieren, die Menschen Schaden zufügen konnten. Das ältere Recht (SL 103) schreibt vor, das der Besitzer dieser wilden Tiere das komplette Bußgeld zu zahlen hatte, falls diese Tiere einen Menschen töteten, so als hätte er die Tat selbst ausgeführt: Fø¼ær man uild diur ællæ uildæ fuhla, huærkyns sum ¼e æræ … dræpæ ¼e man, bøtæ ok hin, ær ¼em a, fullæ manbøtær, sua sum haf¼i sialfær dræpit man. Hatte jemand einen Bären, einen Wolf oder ein anderes gefährliches Tier großgezogen, und tötete ein solches Tier einen Menschen, musste der Besitzer 9 Mark Bußgeld bezahlen, heißt es dagegen in SL 104: Fø¼ær man biorn ællær ulf ællær annur diur ællær fuhla, ¼e ær af grimmi natura æræ, ok dræpæ ¼e man, bøtæ hin, ær ¼em a, ni mark. An dieser Stelle erklärt ASP 55 ausdrücklich, dass es sich um die neue Verordnung von König Valdemar handelt, die hier aufgeschrieben wurde. Auch in diesem Fall hat der Gesetzesschreiber zwei chronologisch unterschiedliche Kapitel nebeneinander aufgeschrieben. Ob diese neue Verordnung von König Valdemar über gefährliche Tiere auch in JL II 35 aufgenommen wurde, ist fraglich. Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Aufzucht von Wolfs- und Bärenjungen und besagt nur, dass derjenige, der solche Tiere aufzieht und hält, das volle Bußgeld zahlen muss, falls diese Tiere Schäden anrichten: Føthær man willæ dywr vp, swo sum æræ vlue hwælpæ ætj biorn hwælpæ, hwat sum the brytæ, thæræ for bøtæs fullæ bøtær af them thær vp føddæ. Da die Höhe des Bußgeldes nicht näher präzisiert wird, lässt sich nicht entscheiden, ob man sich auf die neue Rechtsregel aus SL bezieht. Da aber nicht vom vollen Bußgeld die Rede ist, deutet dies darauf hin. Bären wurden für so gefährlich gehalten, dass alle dazu verpflichtet waren, sie zu jagen, heißt es im schwedischen Rechtsbuch Östgotalagen (1350) Bb 36: Alle aghu biorn sökia ¼y at han ær uræfle. Da das Bärenfell recht gefragt
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war, regelte das Rechtsbuch die Besitzverhältnisse folgendermaßen: Jeder, der bei der Jagd des lebendigen Bären dabei war (so lange der Bär seinen Fuß rührte), sollte einen Teil des Bärenfelles sein eigen nennen: Alle ¼e i skal koma mæn han rörir fot. Upplandslagen (1296) Bb 15 vertritt den gleichen Standpunkt, und Hälsingelagen (1350) Bb 8 erweitert ihn. Wer Bär, Wolf oder Vielfraß jagte, durfte diese Tiere behalten, und sie sollten nirgendwo Frieden finden: Hafwi ¼æn biorn ok wargh ok iærf sum we¼er, hafwi ¼e fri¼i ængum sta¼. Abschließend sei noch erwähnt, welche Tiere laut SL 104 und ASP 55 als gefährlich galten, „von grausamer Natur waren“: Bären, Wölfe, Wildschweine und Adler, während Hirsche und Habichte als weniger gefährlich galten. Sie fielen nicht unter die oben erwähnten Regeln. Auch Falken schrieb man vermutlich eine „sanftere Natur“ zu.
Holzschlag im Wald Waldressourcen wie Bau- und Brennholz konnten schnell Anlass zu Streitigkeiten geben, besonders dann, wenn sie begrenzt waren oder ein Teil des Waldes nicht für alle Dorfbewohner zugänglich war, weil er in private Parzellen geteilt war. Alle dänischen Landschaftsrechte beschäftigen sich mit Holzschlag in einem fremden Wald. VSL III 23, SL 191 und ESL II 78 beschäftigen sich mit folgender Situation: Schlug jemand unberechtigt Holz im Wald eines anderen und nahm es mit nach Hause, musste er für jede Fuhre Holz 2 Öre Bußgeld bezahlen, es sei denn, er bestritt die Tat mit einem Dreiereid: Æn huggir man j annars skoghe (VSL), Hoggær man fløhæ las i hæghnæ¼æ skohe annærs manz (SL), Hoggær man i annærs scogh (ESL). Diese Fuhre Holz heißt in VSL hwart las, SL spricht von fløhæ las, und die Handschriften des ESL sprechen von weuæ las. Wie früher erwähnt, bezeichnete der alte Ausdruck fløhæ læs in SL eine festgezurrte Ladung, gleiches gilt für weuæ las in ESL, das jedoch eine jüngere Ersetzung des alten Wortes fløhæ in SL ist. Die Handschriften von ESL zeigen bei näherer Betrachtung, dass die Schreibweise dieses neuen Wortes noch nicht ganz klar war: weweles, wænæ las, weffnæ læs, wethelæs, wedhe laas, wouæ læss, waghnæ las sind verschiedene Varianten. Kroman und Iuul übersetzen es mit „svingelæs“, eine Bezeichnung für eine Fuhre Reisig, die während der Fahrt hin und her schwankte, vgl. altnordisch vefja = schwingen. Eine andere Möglichkeit, die mir plausibler scheint, ist, dass weuæ las eine mit einem Seil festgezurrte Ladung bezeichnet, vgl. veuiæ = einwickeln, einhüllen.
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Die Beschreibung der Fuhre als etwas Festgebundenes muss deshalb wichtig gewesen sein, weil eine festgebundene Fuhre ganz klar ein Besitzverhältnis ausdrückte. Es war also nicht einfach lose eingesammeltes Holz, das spontan in den Wagen geworfen wurde, während man im Waldstück eines anderen unterwegs war. Wurde jemand in einem fremden Wald auf frischer Tat neben dem Baumstumpf ertappt, dürfte es schwierig gewesen sein, die Tat per Eid zu leugnen. Laut SL 192 war dies dennoch möglich. Wurde ein Mann tags oder nachts am Baumstumpf angetroffen, musste er ein Pfand geben, damit das Bußgeld nicht verweigert werden konnte. Wenn er dieses Pfand nicht erbrachte und entkam, ohne in die Bußgeldzahlung eingewilligt zu haben, sollte er das Bußgeld mit einem Dreiereid verweigern und den Holzdiebstahl mit einem Sechsereid leugnen: Uar¼ær man takin um dah ællær um nat ui¼ær stufn i annærs manz skohæ … Hauir han æi uæ¼ sat, ok dyl han, si¼ ær han kumbær bort, at han fæstæ æi bøtær, dyli mæ¼ ¼ri¼ia manz e¼, oc scog hog mæth siata mansz eth. Ein besonders grober Rechtsbruch war der sogenannte Großschlag, der mit drei Mark Bußgeld oder einem Zwölfereid geahndet wurde. Es handelte sich um Großschlag, wenn jemand Holz im Wald eines anderen schlug und dann einen 12 Fuhren großen Holzstapel neben dem Baumstumpf aufstapelte: En thz ær withstort ær man huggir j annars mans skoghe oc resir withir stufn tolf las j wethacast (VSL III 23). Der gleiche Wortlaut findet sich in SL 191. Das Vergehen wird jedoch in mehreren Handschriften als ui¼kast bezeichnet, in anderen als withscorth. In ESL II 78 wurde daraus vereinzelt with cast, ansonsten gibt es die Varianten with scor, wistoor, wethækest, wethe gast. Es handelt sich also um ein weiteres Wort, dessen Schreibweise nicht klar war. Da es in den Handschriften häufig entstellt ist oder durch andere Wörter ersetzt wurde, ziehen Kroman und Iuul den Schluss, dass der Begriff schon zum Niederschriftszeitpunkt veraltet war (Kroman 1948, III, 42). Möglicherweise war er schon lange vorher veraltet, denn der Begriff muss lange Zeit mündlich durch das Gewohnheitsrecht überliefert worden sein. Das isländische Wort Vitharköstr bezeichnet einen Haufen zusammengeworfener Zweige (Lund 1877, 166), storth einen jungen Baum. Demnach würde vithstorth gefällte junge Bäume, ggf. auf einem Haufen, bezeichnen (Kroman 1948, III, 116). Wer Großschlag (vedstort) in einem fremden Wald verübte, fällte also vermutlich 12 Fuhren junger Bäume und stapelte sie auf. Obwohl Großschlag ein grobes Vergehen war, kam laut VSL III 22 nie die Eisenprobe zum Einsatz. Niemand konnte sich daran erinnern, dass diese Strafe verhängt wurde, weder bei Land- noch bei Waldraub: En thz skal man wida, at hwerkin fore iortha ran ellir skowghx ran æn thot withstort worthir j giorth tha hawir thz aldrigh warit minni til at ther hawir warit iern geen takit.
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Dieser Hinweis auf die Erinnerung sagt viel über die praktische Funktion des Gewohnheitsrechts aus. Konnte sich jemand aus dem Kreise der Rechtskundigen an frühere Rechtspraxis erinnern, wurde danach gehandelt. Das kollektive Gedächtnis der mündlich überlieferten Regeln war die Voraussetzung für ein funktionierendes Rechtssystem. Jyske Lov entscheidet sehr viel strenger als die anderen Rechtsbücher, wenn es um Holzschlag in fremden Wäldern geht: Far man i annæns mansz scogh thær han a sialf æi lot i oc lathær a siin waghæn … tha delæ with hanum swo sum logh ær, antugh mæth raan æth tiwfnæth, swo ær oc vm korn æth høø (JL II 73). So konnte man nicht nur zu einer Bußgeldstrafe verurteilt, sondern auch wegen Raub oder Diebstahl angeklagt werden, ein Vergehen, für das die Todesstrafe verhängt werden konnte. Ein Grund für diese strenge Strafe könnte sein, dass es zu jener Zeit sehr viel weniger Wald in Nord- und Westjütland gab als in den östlichen Regionen des Landes. Es war also verboten, Holz im Wald eines anderen zu schlagen. Laut SL 210 durfte auch kein Windfall (umgestürzte Bäume) mitgenommen werden, wenn keine Erlaubnis vom Waldbesitzer vorlag: Lih¼u træ ma man aldrih taka i annærs manz hæhnæ¼æ skohe, utæn hins lof, ær skoh a. Hatte man jedoch das Pech, dass eine Wagenachse brach, während man durch einen privaten Wald fuhr, war es erlaubt, an Ort und Stelle eine neue Wagenachse aus dem vorhandenen Holz zu fertigen, aber man durfte nicht mehr Holz mitnehmen, als dafür nötig war. Tat man dies dennoch, wurden 2 Öre Bußgeld fällig: Brytær man ahsul i hæhnæ¼e skohe, hoggæ sæ ahslæ sua marhæ sum han brytær ¼æræ, ok af ¼y træ, han fællær til ahsla, ma han æi mera bort føre, utan han bøtæ fore tua øræ (SL 193). Bei akutem Hunger war auch das Sammeln von Nüssen erlaubt – man durfte sogar eine gewisse Menge im Hut oder in den Handschuhen mitnehmen: Far man gømæn hæhnæ¼æ skoha annærs manz, ¼a ma han sankæ sua marha nytær, sum han bitær ¼ær, ok føre bort hat sin fullæn ællær hanzka sina fulla (SL 207). Strafbar war dagegen, wenn man sein Hemd, seine Hemdschöße oder seine Kappe mit Nüssen füllte und diese mit sich nahm. Das Gleiche galt auch für Eicheln und Bucheckern: Førær han bort i barmæ sinum ællær i kiltu sinni, bøtæ tua øræ, ællær ¼ri¼ia manz e¼. Sua ær ok um akarn ok bok. Die Lex Salica (507–11) nennt verschiedene Beispiele für Rechtsbrüche im Wald. Wer Bäume fällte oder anzündete, musste 600 Denare Bußgeld bezahlen: Si quis in silua matriamen alienum incenderit aut capulaverit (Kap. 29,27). Das Fällen eines jungen Baumes (noch kein Jahr alt) kostete 120 Denare: Si infra annum quis eum capulaverit … (Kap. 29,30). Die Lex Ribuaria (633–34) umfasst ebenfalls eine Bestimmung zum Holzdiebstahl, informiert aber vor allem über die Besitzverhältnisse des Waldes. Kap. 76 behandelt den Diebstahl von geschnittenem Bauholz oder gespaltenem
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Brennholz aus dem Allmendewald, dem königlichen Wald oder von einem privaten Holzstapel: Si quis Ribuarius in silua commune seu reges vel alicuius locadam materiamen vel ligna finata abstulerit … Wir sehen hier also eine deutliche Unterscheidung der Besitzverhältnisse, doch merkwürdigerweise gibt es keinen Unterschied bei der Höhe des Bußgeldes, der Rechtsbruch wurde in allen Fällen mit 15 Solidi Bußgeld bestraft. Die irische Quelle Bretha Comaithchesa aus der Mitte des 7. Jahrhunderts enthält eine Regel über das Fällen von Bäumen und teilt die Baumarten in vier Gruppen ein, nach denen sich das Bußgeld richtet. Die wertvollsten Bäume waren Eiche und Buche sowie Eibe und Esche, die für die Herstellung von Geräten verwendet wurden, außerdem der Apfel als Vorratsbaum. Weniger wertvolle Gewächse wie Heidekraut, Farn und Efeu wurden vermutlich als Tierfutter verwendet. Die wichtigsten Baumarten waren Eiche, Hasel, Stechpalme, Eibe, Esche, Kiefer und Apfel, und das Abschlagen eines Zweiges dieser Bäume wurde streng bestraft – das Bußgeld betrug eine Kuh. In die nächste Gruppe gehörten Erle, Weide, Weißdorn, Eberesche, Birke, Ulme und idha. Fällte man einen dieser Bäume ohne Erlaubnis, war eine Kuh zu zahlen. In die dritte Gruppe gehörten Schlehdorn, Holunder, Pfaffenhütchen, weißer Hasel, Espe, Erdbeerbaum, Testbaum (ein gepfropfter Baum?). Das Fällen eines Baumes aus dieser Gruppe kostete eine Färse. Die vierte Gruppe umfasste u.a. die Dornenbüsche: Farnkraut, Sumpfmyrthe, Stechginster, Wildrose, Heidekraut, Efeu, Besenginster und Stachelbeere. Bußgeld: ein Schaf: Question – What are the man trespasses? Cutting trees, both chieftain trees and common trees, and shrub trees, and bramble trees. The chieftain trees are; oak, hazel, holly, yew, ash, pine, apple. There are five seds for the dire-fine of each; a cow for cutting their trunks … The common trees are; alder, willow, hawthorn, mountain ash, birch, elm, idha. A cow is the dire-fine for each, a dairt heifer for their branches. The shrub trees are; blackthorn, elder, spindle tree, white hazel, aspen, arbutus, test-tree. A dairt-heifer is the dire-fine for each. The bramble trees are: fern, bog-myrtle, furze, briar, heath, ivy, broom, gooseberry. A sheep is the dire-fine for each (Ancient Laws of Ireland 1879, IV, 147–49). Einer anderen irischen Rechtsquelle, Senchas Màr, zufolge wurden Rechtsbrüche im Wald eines anderen Mannes mit unerlaubtem Torfstechen oder der unerlaubten Verwendung eines Dörrofens oder einer Mühle gleichgestellt: Distress of three days for cutting thy wood, for breaking thy land … for drying in thy kiln, for grinding in thy mill … (I, 163). Obwohl nicht genau erläutert wird, um welchen Rechtsbruch es sich handelt, wird das Abholzen eines Waldes u.a. mit dem Brennen von Holzkohle, der Entfernung von Erde, dem Torfstechen oder dem Graben eines Loches in einen Fürstengrabhügel gleichgestellt: … cutting every kind of wood except the sacred wood … burning charcoal, stripping land … cutting turf … cutting a gap in the grave of a
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chief … (V, 475). Diese Rechtsquelle umfasst auch eine Regel, die sich am ehesten als Allmenderecht zur Nutzung der Waldressourcen bezeichnen lässt. Im Wald durfte Lachs gefangen, Knoblauch gesammelt, mit Netzen gefischt, Brennholz für eine Nacht sowie Eicheln und Nüsse gesammelt, Holz für den Wagenbau, für einen Lanzenschaft oder ein Fassband geschlagen und Wildtiere gejagt werden: … How many things have been established as the inherent rights of every territory, and which are equally due to every person? The salmon of every place; wild garlic; … the quick drawing of a net from each stream; the sufficiency for a night of faggots of each wood which has not the tripartite division of trees; cooking-fuel in every wood; the mast [nuts] of each wood; materials for each carridge … a handle for the champion’s spear; … materials for hoops; … the wild animals in each wood … (IV, 483). Einige dieser allgemeinen Rechte zur Nutzung der Waldressourcen finden wir auch in den dänischen Landschaftsrechten. Das gleiche irische Gesetz umfasst noch eine weitere Bestimmung über die legale Nutzung der Bäume im Wald. Demnach war es erlaubt, Holz für das Tragegerüst beim Bau einer Mühle, für eine Kapelle, eine Heiligenkapelle (einen Schrein?) oder für den Bau der Burg eines dun-Königs zu schlagen: There are cuttings also which are not sued before; a cutting for carriage at the construction of a mill, or of an oratory, or of a shrine, or at the building of a kings dun-fort. Leave is asked about them all, for it is an old maxim with the Feini, for every supplication is pleasant; a cutting before bodies, before pilgrims. Let every breach be closed (IV, 155). Diese Bestimmung hat im Gegensatz zu den zuvor erwähnten Regeln keine Entsprechung in den dänischen Landschaftsrechten. Aus den etwa 100 Jahre jüngeren englischen Landschaftsrechten ist eine Rechtsregel bekannt, die sich mit Holzschlag befasst. Das Gesetz von König Alfred Kap. 12 (ca. 890) schreibt vor, dass ein Mann, der die Bäume eines anderen verbrannte oder fällte, 5 Shilling für jeden großen Baum bezahlen musste. Für jeden kleineren Baum kamen 5 Pence hinzu und schließlich noch 30 Shilling Bußgeld: O¾res wudu bærne¾ o¾¾e heawe¾ unaliefedne, forgielde æle great treow mid V scill., si¾¾an æghwylc, sie swa hiora sie, mid V pænigum, XXX scill. to wite. Sämtliche schwedischen Landschaftsrechte beschäftigen sich mit unrechtmäßigem Holzschlag, im Allmendewald wie auch in privaten Wäldern. Schon das älteste Rechtsbuch, Äldre Västgötalagen Jb 7, schränkt die Nutzung des Waldes für kleine Bauerngüter ein. So musste ein Bauer mindestens ein Achtel (otting) Land besitzen, um ein kleines Wäldchen nutzen zu dürfen: Attundæ löter attungz til löf ok lok vndir vi¼ær. In der jüngeren Fassung des gleichen Gesetzes YVGL Jb 19 ist zu lesen, dass man so viel Brennholz im Wäldchen sammeln durfte, wie es die Größe des eigenen Gehöfts erlaubte: Ok taki sin lot huar ligger ba¼i i vn¾ir vi¼u oc aldin vi¼u ¼y ni¼er ær
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fallin. Im Gegensatz zu den dänischen Waldbestimmungen schränken die schwedischen Landschaftsrechte die Nutzung des Waldes ein und machen sie von der Größe des Gehöfts abhängig. Es würde zu weit führen, alle Waldnutzungsbestimmungen detailliert aufzulisten. Allgemein gilt jedoch, dass die schwedischen Landschaftsrechte genauer zwischen den verschiedenen Baumarten sowie zwischen frischen und abgestorbenen Bäumen unterscheiden als die dänischen. So wird beispielsweise das Fällen frischer Eichen-, Hasel- und Apfelbäume mit höheren Bußgeldern bestraft als das Mitnehmen von Brennholz oder abgestorbenen Zweigen und Ästen (UPL Bb 14 und DL Bb 23). War jemand so dreist, dass er ein Viertel des ganzen Dorfwaldes fällte, musste er 10 Mark Bußgeld bezahlen, der halbe Wald kostete 20 Mark, und fällte jemand gar den gesamten Wald, waren 40 Mark Bußgeld fällig: Huggær allæn (aff byæ skoghe) böte mæ¼ fiurætighi markum (UPL Bb 14).
Holzschlag im Allmendewald Laut JL I 53 hatten alle das Recht, die Bäume im Wald zu nutzen, doch auch zu diesem Thema gibt SL genauere Auskünfte. Wenn jemand Bäume im Allendewald fällte, musste er sowohl die Baumspitze als auch das Wurzelwerk abschneiden. Danach durfte der Stamm ca. ein Jahr lang liegengelassen werden, ohne dass jemand anders ihn mitnehmen durfte: Fællær man træ innæn almænnings skohe, skyri af at ba¼um ændum, ¼a a han at hafa træ en dah ok iamlanga (SL 208). Ließ er den Stamm jedoch länger liegen, gehörte er ihm nicht mehr: Liggær træ længær, ¼a ær ¼æt æi hans længær. ASP 120 erläutert diese Regel folgendermaßen: Jeder durfte den gemeinsamen Wald nach seinem Gutdünken nutzen. Wenn jedoch jemand einen Baum fällte und ihn nicht gleich mitnahm oder markierte, konnte ihn jeder mitnehmen: Universis commvni nemore unicuique pro libito suo licet vti. Verum jbi succisam arborem, nisi secum deportet succisor continuo vel consignet, licebit volenti cuilibet deportare. Wenn Anders Sunesens Kommentare zuverlässig sind, gab es also keinerlei Einschränkungen, was den Holzschlag oder die Anzahl der gefällten Bäume betraf. Es wird lediglich erläutert, wie man sich davor schützte, dass ein anderer seine gefällten Bäume stahl. Hatte man das Holz bereits zu Bauholz verarbeitet, durfte es laut SL 209 von niemand anderem entfernt werden, egal wo sich dieses Holz befand. Wer es dennoch tat, wurde wie ein Dieb bestraft: Timær annærs manz, huar sum ¼æt liggær ma ængin man bort taka, num han hete ¼iuf fore ¼æt. Die meisten Handschriften geben keinen zeitlichen Rahmen vor, aber in einigen wurde
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vermutlich irrtümlich der gleiche Passus wie im vorhergehenden Kapitel hinzugefügt, in dem es heißt, dass das Holz nur ein Jahr liegen durfte: æn æffte dag oc jamlanga. Die gleichen Handschriften fügen außerdem hinzu, dass das Bauholz eines Mannes im Allmendewald liegen durfte: bort taka annars mans timbor j almænnings skogh. In den übrigen Handschriften heißt es nur: hwar sum thæt liggær. Laut SL galt ein Mann als Dieb, wenn er das Holz eines anderen entfernte. JL II 45 setzt Holzdiebstahl mit Landraub gleich, also mit der Mitnahme von Pferden oder Rindern aus dem Pferch eines anderen Mannes, oder auch von Heu und anderen Dingen, die eine halbe Mark wert sind: Hiorth raan ær thæt of man gangær i annæns manz fald vtæ a mark oc takær hors æth nøøt æth ant fæ æth korn æth høø æth timbær æth andræ costæ thær half mark pænning gialdær. Da Diebstahl die Todesstrafe bedeuten konnte, während Landraub nur eine Bußgeldstrafe auslöste, die mit 3 Mark jedoch sehr hoch war, war das in Jyske Lov beschriebene Verfahren durchaus milder (und vermutlich auch das jüngere). JL II 43 und II 45 unterscheiden drei verschiedene Formen des Raubes: Handraub, Hausraub oder Landraub. Handraub konnte einen so geringen Wert wie der eines Paars Handschuhe betreffen, da es, wie das Gesetz es ausdrückt, eine größere Schande sei, auf diese Weise beraubt zu werden als auf irgendeine andere Weise. Es handelte sich um Hausraub, wenn jemand auf den Hof eines anderen ging und dort Vieh, Kleider, Waffen oder andre Dinge entfernte, die eine halbe Mark oder mehr wert waren. Landraub war, wie schon erwähnt, die Entwendung von Tieren, Korn oder Holz im Wert von über einer halben Mark von einem fremden Feld. Obwohl ESL und JL ungefähr zeitgleich niedergeschrieben wurden, sollte laut ESL III 42 ein Mann, der das Holz eines anderen aus dem Wald oder vom Feld entfernte, als Dieb behandelt werden: swa ær oc um bondæns tymbær liggær ænti ut i scogh ællær a markæ oc takær thet nokær man oc cummær hin with ær a, tha faræ swa with han sum with thiuf scal faræ. ESL scheint sich also auf die alte Rechtsprozedur aus SL zu beziehen und nicht auf die neuere Regelung aus JL, wo ein Raub von speziellen Raubgeschworenen entschieden wurde. Weder in JL noch in SL finden sich Begrenzungen für den Holzschlag im Allmendewald. Jeder durfte sich den Wald so zunutze machen, wie er wollte. In ESL finden wir einige Restriktionen, denn ein Fremder durfte nicht ohne Erlaubnis im unverteilten Wald Holz schlagen: Swa ma man ey louæ annæn man i u skift scogh at hoggæ … utæn allæ louæ hanum (ESL II 58). ESL II 58 spricht vom ungeteilten Wald und nicht vom Allmendewald und bezeichnet damit einen Wald, in dem Fremde kein Holz schlagen durf-
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ten. Aus diesem Grund versteht Poul Meyer diesen Wald als gemeinsamen Dorfwald, der nicht in Parzellen geteilt, sondern jedem im Dorf zugänglich war. Das Gleiche galt laut Meyer auch für den ungeteilten Allmendewald, den die Bauern SL 71 zufolge unter sich aufteilten (Meyer 1949, 200). Damit operiert Meyer mit drei zeitgleichen Waldbegriffen: 1. Der Allmendewald, der allen gehörte 2. Der nicht verteilte gemeinsame Dorfwald 3. Der eingehegte Wald in Privatbesitz Unter Hinweis auf die zuvor beschriebene Entwicklung des Eigentumsrechts bin ich der Ansicht, dass die verschiedenen Waldbegriffe eine chronologische Entwicklung widerspiegeln. Der Allmendewald, der allen gehörte, wurde vermutlich von alters her von allen im Land frei genutzt. Nach und nach konsolidierte sich die Dorforganisation, und die Zuordnung der Ressourcengebiete zu eigentlichen Grundbesitzergemeinschaften wurde immer deutlicher. Ungeteilte Waldparzellen bildeten einen natürlichen Bestandteil des Ressourcengebietes eines Dorfes, ggf. unter der Bezeichnung Gemeinschaftswald, wie Meyer es nennt. Zu dem Zeitpunkt, wo der König versuchte, seine Ansprüche auf besitzerloses Land geltend zu machen (darunter auch die gemeinsamen Wälder), fühlten sich die Bauern vermutlich dazu gedrängt, ihre Eigentums- oder Nutzungsrechte stärker an die Waldgebiete zu knüpfen, um sie nicht an den König zu verlieren. Zur gleichen Zeit, gegen Ende der Wikingerzeit, expandierten die Dörfer, und Neusiedlungen wurden wie Satelliten rund um die alten Dörfer gegründet. Diese neuen Torpe lagen meistens innerhalb des Gebietes der alten Grundbesitzergemeinschaften, in manchen Teilen des Landes handelte es sich häufig um Wald- oder Gestrüppflächen, die dafür gerodet wurden. Davon zeugen die vielen Ortsnamenendungen -rød, -tved, -holt und -brand (B. Jørgensen, 1982).
Schälen der Rinde am stehenden Baum Die legale oder illegale Abholzung war eine Sache, aber ein anderes ernstes Vergehen war das Entrinden der Bäume im Wald. Die älteste Regel bezüglich der Entrindung finden wir im irischen Senchas Màr aus der Mitte des 7. Jahrhunderts. Demnach war es verboten, einen Baum zu entrinden und ihn damit zum Absterben zu bringen: Dis-
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tress of five days for … causing to wither any kind of tree … [i. e. there is a dire-fine for the common wood, i. e. smacht-fine, with a stay of three days, i. e. for stripping off the bark …] (Ancient Laws of Ireland 1865, I, 185–89). In Dänemark wurde das Fällen und Entrinden eines Baumes gleichermaßen bestraft: Flar man skoh, bøtæ sammæ lund sum hoggit uare, ¼e lund sum mælt ær um skohhog (SL 194). Anders Sunesen (ASP 114) begründet dies damit, dass ein frischer Baum zwangsläufig abstarb, wenn er entrindet wurde, so als würde er gefällt, und aus diesem Grund mussten beide Vergehen nach gleichem Recht bestraft werden: Cum extractis corticibus necesse sit, veluti succise fuissent, arescentes arbores deperire, de subtraccione corticis et succisione arboris jdem erit iuris judicium obseruandum. Auch ESL III 42 beurteilt diesen Rechtsbruch sehr ernst: Ein Mann, der so hinterhältig war, dass er einen stehenden Baum abschälte, sollte, wenn er dabei erwischt wurde, wie ein Dieb behandelt werden gemäß der Höhe des Schadens, den er angerichtet hatte: Gørr nokær man swa undælic at han gar ut i eki oc flar thet sum thet star, cummær nokær oc takær han withær tha faræ han swa with hanum sum with thiuf scal faræ æftær swa mykit sum han hauær scathæ giort. Es war nicht verboten, einen gefällten Baum zu entrinden, doch war es bei einem lebenden Baum eine Straftat. Dies galt nicht nur für Bäume in privat eingehegten Waldstücken, sondern auch für Bäume im gemeinsamen Eichenwald. Für dieses Vergehen, das aus heutiger Sicht nicht so ernsthaft ist, wurde man wie ein Dieb bestraft und konnte zum Tode verurteilt werden. Doch warum wurden die Bäume entrindet? Das Entrinden von Bäumen wurde bereits in Verbindung mit Grenzmarkierungen in privaten Wäldern erwähnt, aber das ist in diesem Kontext wohl kaum gemeint. Aus anderen Quellen weiß man, dass Baumrinde zusammen mit Laub in Norwegen und Schweden als Viehfutter verwendet wurde. Mehreren Rechtsbüchern zufolge war das Entrinden der Bäume in Schweden aber ebenfalls verboten, wenn es sich um Eichen handelte. Entrindete jemand eine eicheltragende Eiche in einem fremden Wald und entfernte dabei drei Fuhren Rinde oder mehr, musste er die Tat mit dem Zwölfereid leugnen, heißt es in ÄVGL Fnb 8 (1220): Flar ma¼ær enæ ek aldinbæræ i skoghe manss, ¼æt ær sæx öra sak … Auch Södermannalagen Bb 16 (1327) und Västmannalagen Bb 14 (1327–40) sprechen von einer Bußgeldangelegenheit, falls jemand die eicheltragenden Bäume entrindete. So musste er den Zwölfereid leisten, obwohl er nicht auf frischer Tat ertappt worden und die Rinde schon zerkleinert war: Ær han stampa¼er, ¼a wæri sic me¾ e¼e XII manna (SML Bb 16). Wenn die Baumrinde noch nicht zerkleinert war und noch einem eicheltragenden Baum zugeordnet werden konnte, mussten pro Eiche 3 Öre gezahlt werden: Ær ei stampa¼er, ¼a le¼e bark til stoks me¾ VI mannum. In Upplandslagen Bb 14
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(1296) finden wir ebenfalls Regeln bezüglich des Entrindens von Bäumen. Hier heißt es in weiser Voraussicht, dass derjenige, der das Bußgeld von drei Mark pro Eiche nicht bezahlen konnte, gefesselt und gegeißelt werden sollte: Han ma bindæ ok huzstrukæ æn han æi botum orkær. Im etwas jüngeren Dalalag Bb 23 (1327–40) gibt es mehrere detaillierte Informationen über dieses Thema. Wurde jemand auf frischer Tat ertappt, wie er in einem fremden skavskov oder Birkenwald Linden oder andere Bäume entrindete, musste er Bußgeld bezahlen: … wari slik samu lagh wm skaf scogh oc wm næwir æn han löpir oluuis a skoghum manna oc vm bast löpning. Skavskov ist ein spezieller schwedischer Begriff, der einen Wald bezeichnet, in dem man die Baumrinde von jungen Bäumen schälte, um sie als Viehfutter zu verwenden, und für die Bastherstellung benötigte man Lindenbaumrinde. Die Baumrinde diente bisweilen auch als menschliche Nahrung. In schlechten Jahren war es üblich, das spärliche Mehl zum Brotbacken damit zu strecken. Ein Lied des Skalden Sigvart Skjald aus der Zeit Knuds des Großen über den dänischen Königssohn Svein Knutssøn und seine Mutter Alfira, die Mätresse von Knud dem Großen, berichtet, dass der Königssohn wie das Vieh gezwungen war, Baumrinde zu essen. In einem schwedischen Grab aus der Wikingerzeit fand man ein Brot, das aus einer Mischung aus Kiefernrinde und Erbsenmehl gebacken war. Einige Jahrhunderte später heißt es in Verbindung mit der Hungersnot 1310 in einer schwedischen Quelle, dass auf Gotland Baumrindenbrot gebacken wurde, um sich über den Winter zu retten (Nordhagen 1954, 270). Rolf Nordhagen zufolge lautet der Name der Ulme in einem Werk von Eugene Polland über Pflanzennamen von 1913 ambre au pauvre homme. In neuerer Zeit ist Ulmenrinde aus mehreren russischen/polnischen Zusammenhängen als Mehlersatz überliefert (Nordhagen 1954, 266). Aus Nordrussland, Lappland und Ostfinnland gibt es sichere Hinweise darauf, dass man Brot, Brei und Suppe aus Kiefernrinde aß, und zwar nicht nur in Notzeiten. Es waren ganz gewöhnliche Gerichte noch bis in die Neuzeit, deren Wurzeln sicherlich weit zurückreichen. So berichtet Lundius über das Volk der Samen im 18. Jahrhundert, dass sie zur Mittsommerzeit die Baumrinde von den Kiefern zogen und ca. zwei Ellen lange Rindenstücke in einer großen Grube vergruben. Direkt neben der Grube wurden große Holzbohlen ein bis vier Tage lange verbrannt, so dass die Flammen die Erde erhitzten, bis die Rinde ganz rot und gar wurde und das Harz herausquoll. Anschließend wurde die Baumrinde getrocknet und zu feinem Mehl gestampft, das im Sommer mit Rentiermilch vermischt wurde (Nordenhagen 1954, 266). Die Baumrinde konnte auch in einem Ofen über Holzkohle geröstet werden, wodurch eine Art Gärungsprozess einsetzte. Dabei schwoll die Rinde an, und das Harz floss heraus. Nach dem Trocknen
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konnte die Rinde gemahlen werden. Bemerkenswert ist, dass Södermannalagen direkt erwähnt, dass die Rinde zerstoßen sein konnte und damit schwer nachzuweisen war; sie war also zu Mehl gemahlen. Wenn man das Mehl verbacken wollte, wurde es zunächst auf einen Heufilter über einen Trog gelegt. Dann wurde kochendes Wasser darüber gegossen, um den schlimmsten Rindengeschmack zu neutralisieren. Anschließend konnte man das Rindenmehl allein zu einem Brot verarbeiten. Hatte man jedoch Roggen- oder Weizenmehl, wurde erst ein Sauerteig hergestellt, dem später das Rindenmehl beigemischt wurde. Die Rindenbrote hatten die Form von Fladen, und es heißt weiter, dass man dem Teig in der jeweiligen Saison auch Waldbeeren beimischen konnte. Interessanterweise war das kleine Baumrindenbrot aus dem schwedischen Grab aus der Wikingerzeit auch fladenförmig, obwohl es etliche Jahrhunderte früher gebacken worden war (Nordhagen 1954, 267). Besonders das Kiefernrindenbrot setze eine robuste Verdauung voraus, da es Koliken und Herzprobleme hervorrufen konnte. Retzius schreibt 1806, Kiefernrindenbrot war eine armselige Kost, von der sie kaum leben können und von der sie nach einiger Zeit meist einen aufgedunsenen Körper, blasse oder schwarzblaue Haut, große und feste Bäuche, Verstopfung bekommen und zuletzt Wassersucht, die dem Elend ein Ende macht (Nordhagen 1954, 277).
Ulmenrinde enthält kein Harz wie z.B. die Rinde von Tanne und Kiefer, und auch der Gerbsäuregehalt war im Vergleich zur Birkenrinde recht niedrig. Aus diesem Grund war Birkenrinde als Menschennahrung nicht geeignet. Nahrungstechnisch gesehen, war Ulmenrinde vorzuziehen, denn die innere Schicht der Ulmenrinde enthält außer Stärke und Eiweißen auch einen pflanzlichen Kleber, der bessere Backeigenschaften hatte (Nordhagen 1954, 282). Neuzeitliche Quellen berichten, dass die 2–3-jährigen Zweige der Ulme am besten geeignet waren, und dass die äußere graubraune Schicht erst mit einem Messer entfernt werden musste. Die abgeschabten Stücke wurden dann kleingehackt und in der Sonne getrocknet und konnten anschließend zu einem rotgelben Mehl gemahlen werden (Nordhagen 1954, 282). Aus Dänemark stammen die frühesten Informationen über den Gebrauch von Baumrinde als menschliche Nahrung, und zwar aus dem Winter 1659–60 in Verbindung mit dem Krieg gegen Schweden. Ein Zeuge berichtet auf dem Bezirksthing Langelands Nørre Herredsting, dass die ausgehungerten Bauern auf der Insel Langeland im Winter 1660 die Rinde von den Bäumen schälten, sie trockneten und in der Mühle zu Mehl mahlen ließen, um daraus Brot zu backen. Die Kommissionsakten der Rente-
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kammer über das Lehen von Tranekær geben die gleiche Beschreibung (Blomberg 1973, 421, 488). Baumrinde hatte noch eine weitere wichtige Bedeutung, denn sie wurde zum Gerben von Tierfellen und -häuten verwendet. Eichen-, Birken- und Erlenrinde waren dabei besonders beliebt. Es gab noch andere Gerbmittel wie Alaun, Fett oder Hirnmasse von Schlachttieren, aber im südlichen und mittleren Skandinavien wurde im Mittelalter vor allem Eichenrinde von Schustern und Gerbern verwendet (Pedersen 1935, 54). Normalerweise wurde die Rinde von stehenden Eichenbäumen abgeschält. Der Gerbsäuregehalt war im Mai am höchsten, wenn die Säfte im Baum aufgestiegen waren und die Bäume noch nicht ausgetrieben hatten. Das Gerben mit Erlenrinde war vor allem bei den Ureinwohnern Nordostasiens verbreitet. Dabei wurde die Rinde gekocht und der Sud über die zu gerbenden Häute gegossen, oder die Rinde wurde in die Häute eingekaut. In Dänemark verwendete man Eichenrinde, die man den Bauern abkaufte. Für die Bauern war das natürlich eine gute Nebeneinkunft. Wer keine eigene Waldparzelle besaß, ging in den Allmendewald oder in den Wald des Nachbarn, um sich Baumrinde zu besorgen, was beides gemäß der Landschaftsrechte verboten war. Aus späteren Beschreibungen können wir das Rindengerbverfahren vom Leder bis zur Schuhherstellung genau verfolgen. Nachdem die Häute im klaren Wasser gereinigt worden waren, wurden sie einige Tage lang eingegraben. Der daraufhin einsetzende Verrottungsprozess erleichterte das Entfernen der Haare, die mit einem Krummeisen abgeschabt wurden. Anschließend wurde die Haut eingefärbt. Dazu wurden die Häute zusammen mit Rindenstückchen eingeweicht und danach gebeizt. Das eigentliche Rindengerben erfolgte in drei Ellen tiefen Wannen, in denen man die Häute glatt auslegte, jeweils mit einer Schicht Rindenstücke dazwischen, und mit Wasser übergoss. Sechs Wochen lang lagen die Häute nun in dieser gerbsäurereichen Flüssigkeit (auf dänisch 1. Rinde genannt), danach wurden sie umgedreht und der Prozess acht Wochen lang fortgesetzt. Sohlenleder erhielt ggf. eine dritte Behandlung, aber dann hielt es auch einige Jahrhundert lang (Pedersen 1935, 275). Aus dem mittelalterlichen Lund in Schweden wurde bei Ausgrabungen in einer Straße, deren Name auf das Leder- und Gerbgewerbe hindeutet, eine eingegrabene Wanne mit 1,5 m hohen Flechtwänden aus dem 12. Jahrhundert gefunden (Liebgott 1989, 251). Der Baumrindenhandel der Bauern ist erst aus den Annalen der Schuhmacher aus Flensburg von 1437 bekannt. Die Annalen berichten, wie Karrenweise Baumrinde in die Stadt gefahren wurde, um sie an die Flensburger Schuster zu verkaufen, denen es nicht erlaubt war, die Rinde direkt bei den
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Bauern auf dem Lande zu verkaufen, sondern nur direkt ab Karren in der Stadt: Vörter so en schal nën schömaker bork køpen, er de waghene myt deme borke komen in dat dör bynnen de stad; wol dar en bonen deyt, de brekt ene tonnen Flensborgher beres (Sejdelin 1865, 456).
Zusammenfassung: Der Wald Viele Kapitel der Landschaftsrechte beschäftigen sich mit der Nutzung des Waldes in der späten Wikingerzeit und im frühen Mittelalter. In vielen dieser Rechtsregeln spürt man eine gewisse Unsicherheit bezüglich der Besitzund Nutzungsrechte der gemeinsamen Allmendewälder. Sowohl Skånske Lov als auch Eriks Sjællandske Lovs deuten darauf hin, dass die Parzellenverteilung des Waldes durch die Bauern ein Versuch war, dem König bezüglich des Besitzanspruchs zuvorzukommen. Als Jyske Lov 1241 geltendes Recht wurde, herrschte der Kampf um das Besitzrecht über den Wald vermutlich schon mehr als 150 Jahre. Schließlich gelang es dem König, das Besitzrecht über den Boden des Allmendewaldes zu gelangen, aber die Bauern behielten den Anspruch auf die Bäume (JL I 53). SL berichtet nicht nur über den Allmendewald und den gemeinsamen verteilten Wald, sondern auch über privat eingehegte Wälder. Vielleicht waren dies die ersten Gutswälder der regionalen Großbauern oder Fürsten, die sich schon vor oder um 1100 ein besonderes Besitzrecht über bestimmte Waldgebiete erkämpft hatten. Den dänischen Schriftquellen zufolge waren die Wälder nicht eingehegt. Als juridische Grenzen galten sichtbare landschaftliche Merkmale wie Wege, Bäche und große Steine, aber auch Gräben oder entrindete Bäume. Mastwälder konnten den schwedischen Rechtsquellen zufolge eingehegt sein. Es wird deutlich zwischen der Nutzung des Allmendewaldes und dem unrechtmäßigen Eindringen in einen Privatwald unterschieden. Bei der Schweinhaltung in Mastwäldern ist eine Entwicklung zu erkennen, von den liberalen Regeln in SL zu den restriktiven Bestimmungen in JL, wo die Anzahl der Schweine begrenzt ist. Nur in SL findet sich ein Hinweis auf die Laubfütterung, aber archäologische Quellen und Kirchenfresken bezeugen die Laubfütterung im frühen Mittelalter. In der Zeit der Landschaftsrechte war die Jagd in Dänemark nicht bestimmten Ständen vorbehalten, wie es z.B. in England oder Deutschland der Fall war. Aber bestimmte Jagdformen wurden vor allem von den höheren Ständen ausgeübt, wie z.B. die Beizjagd mit Falken, während Fuchsjagd und das Jagen mit Schlingen und Fallen Sache der Bauern war. Die aus Mitteleuropa bekannte Jagdform mit gespannten Netzen oder Pferchen aus na-
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türlichen Hecken wird ebenfalls in den dänischen Landschaftsrechten erwähnt. In bestimmten Landesteilen war Holzschlag im Allmendewald besonderen Begrenzungen unterworfen, und das Entrinden stehender Bäume im gemeinsamen Wald wurde als Diebstahl bestraft. Die abgeschälte Baumrinde wurde in Hungerjahren zu Mehl gemahlen und verbacken oder an die städtischen Gerber verkauft. Unrechtmäßiger Holzschlag im fremden Wald war natürlich nicht erlaubt, erlitt man jedoch ein Achsenbruch im Wald, durfte man die Achse vor Ort aus vorhandenem Material reparieren. Im Vergleich zu den älteren norddeutschen Rechtsbüchern berichten die dänischen Rechtsbücher ausführlicher über die Waldangelegenheiten, während die jüngeren schwedischen Rechtsbücher wiederum detaillierter sind als die dänischen.
Straßen und Wege Es erscheint logisch, dass die Rechtsbücher zahlreiche Bestimmungen über das Wegesystem enthalten, denn die Anlage und Wartung der Straßen und Wege war in den meisten Fällen eine kollektive Angelegenheit, die natürlich regelmäßig Anlass für Rechtsstreitigkeiten gab. Sämtliche Rechtsbücher beschäftigen sich mit den Straßen und Wegen, und wie erwartet sind die Kapitel von SL und VSL thematisch eng miteinander verwandt. Die jüngeren Rechtsbücher enthalten die detailliertesten Angaben, so wie es auch schon bei anderen Themen der Fall war. Die Landschaftsrechte beschäftigen sich mit fünf verschiedene Problemstellungen zu diesem Thema: 1. 2. 3. 4. 5.
Anlage und Wartung der Straßen und Wege Zerstörte oder gesperrte Wege Streit über den Wegeverlauf Wegefrieden und Überfälle Unrechtmäßige Feldwege
Die ältesten dänischen Straßenanlagen lassen sich in das Neolithikum datieren (u.a. Rostholm 1977, 190 und M. S. Jørgensen 1988, 159). Da man den Verlauf tendenziell den naturgegebenen Verhältnissen anpasste und insbesondere bestimmte feuchte Niederungen vermied, ist häufig eine lange Kontinuität in der Nutzung der einzelnen Wege erkennbar. Ein Beispiel ist das Wegesystem bei Varpelev, unweit von Køge auf Seeland. Der Übergang über das ehemalige Schmelzwassertal verschiebt sich im Laufe
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der Zeit zwar um 100–200 m, aber die Gesamtlage bleibt grundsätzlich erhalten (Hansen und Nielsen 1979, 99). Im Folgenden sollen der faktische Straßen- und Wegebau sowie die Wartung der Wege untersucht werden. Dabei werden die verschiedenartigen Auskünfte aus den Rechtsbüchern sowie andere Quellen berücksichtigt. Die Fragen, wer welche Rechte und Pflichten bezüglich dieser verschiedenen Wegestrecken hatte und wie Zwistigkeiten rechtlich geregelt wurden, werden ebenfalls behandelt. Am zweckmäßigsten ist es, sich zunächst anzuschauen, welche verschiedenen Wegetypen in den Rechtsbüchern erwähnt und welche Informationen über Bau und der Wartung dieser Wege gegeben werden.
Adelvej (Hauptweg) In VSL finden sich verschiedene Wegebezeichnungen, die sich auf die Wegekapitel von SL zurückführen lassen. VSL ÆR 192 beschäftigt sich mit Wegsperrungen. Wurde ein Weg im Dorf gesperrt, mussten alle Nachbarn mit zwei Zeugen und Zwölfereid beweisen, dass sie den Weg benutzen durften: Fæstær man wægh i by for allæ grænnæ tha aghæ the at witæ thæm til wægh mæth tuiggæ mannæ witnæ, oc tyltær eeth. Konnten sie ihr Recht beweisen, musste der Weg vermutlich wieder geräumt werden. Auch SL 68 enthält diese Regel, doch am Ende des Kapitels finden wir den Zusatz, dass ein solcher Gemeinschaftsweg für alle Nachbarn als Hauptweg bezeichnet wird: uitni til a¼uluæhæ. Die Vorsilbe athæl findet sich in den Rechtsbüchern in mehreren Zusammenhängen als Bezeichnung für das Wichtigste, das Beste, das Hauptsächliche oder Wahre, wie in athælby und athælbondæ (N.Å. Nielsen 1989, 22; Lund 1878, 11). A¼uluæhæ ist also ein besonders wichtiger Weg, ein Hauptweg für alle Nachbarn im Dorf. In späteren schriftlichen Quellen wurde daraus der Ausdruck „alfarvej“ oder „alvej“ (öffentlicher Weg), den auch Kroman und Iuul in ihrer Übersetzung von SL 68 verwenden. In VSL ÆR 195 findet dieser Hauptweg ebenfalls Erwähnung. Zerstörte jemand diesen Weg, indem er einen Graben grub, ihn überpflügte oder gar einen Zaun errichtete, musste er ein Bußgeld bezahlen: Hua sum athæl wægh spillær mæth graf ællær ardaghæ ællær mæth garth tha bøtæ kongh thre mark. Entprechendes finden wir in SL 70, wo der Begriff a¼ul uæh verwendet wird. Interessanterweise verwenden die meisten Handschriften zu VSL und SL für das Pflügen den Begriff ardaghæ, æriæn, ardaghee, arth dragh, ardaga, vgl. das vorgeschichtliche Ackergerät Ard, während einige jüngere Handschriften von pløyning, pløyningh (Pflug) sprechen.
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So muss das Rechtskapitel in VSL, das mit der gleichen Regel in SL verwandt ist, zu einer Zeit entstanden sein, in der das Pflügen noch als ardaghæ bezeichnet wurde, nach der Ard. Seit der ersten Niederschrift des Gesetzes um 1150 wurde das Wort nicht verändert, obwohl der Begriff „Pflug“ schon als Bezeichnung für das neue Gerät bekannt war. Via publica, so bezeichnet Anders Sunesen den Hauptweg (ASP 31), verstanden als ein Allgemeinweg für alle Dorfbewohner. Ich halte es daher nicht für konsequent, dass Kromann und Iuul in ihrer Übersetzung von SL 70 den Begriff „alfarvej“ verwenden, obwohl in den Handschriften der gleiche Begriff wie in SL 68 verwendet wird, a¼uluæhæ. ESL beschäftigt sich nicht mit den Hauptwegen, und in JL gibt es nur an einer Stelle einen Hinweis darauf. Kromann und Iuul haben mehrmals das Wort „alfarvej“ als Übersetzung des Begriffes farnæ wægh verwendet (JL II 75, III 50 og III 67). Das zentrale Kapitel in JL über die Straßen und Wege ist JL I 56, das zahlreiche Auskünfte über die verschiedenen Wegtypen gibt. Es ist ein sehr relativ schwer zu deutendes Kapitel, denn die Unterscheidung der vielen verschiedenen Wegbezeichnungen bereitet bisweilen Probleme. Die Übersetzung von Kromann und Iuul hat es, wie wir später sehen werden, leider nicht einfacher gemacht. Laut JL I 56 musste der Hauptweg 14 Ellen breit sein: Athæl wægh skal wæræ fivghærtan alnæ breth = ca. 8 m. Diese Angabe erscheint recht optimistisch oder vielmehr utopisch, sie ist aber nicht die einzige, wie wir weiter unten sehen können. Der gemeinsame Weg der Dorfnachbarn, der Hauptweg, findet also in drei dänischen Rechtsbüchern Erwähnung, zum einen in Verbindung mit seiner Sperrung oder Zerstörung, zum anderen an dieser Stelle in JL, wo seine Breite definiert ist. Wie der Hauptweg angelegt und gewartet wurde, erwähnen die dänischen Rechtsbücher nicht. Da jedoch alle Dorfnachbarn ihr Wegerecht beweisen mussten, liegt es nahe zu vermuten, dass sie auch für die Wartungsarbeiten verantwortlich und von Beginn an an den Bauarbeiten beteiligt waren. Die Wegbreiten variieren in den schwedischen Landschaftsrechten. Laut Äldre Västgötalagen (1220) Jb 12 musste ein Weg zwischen den Hofstätten sieben Ellen breit sein. Auch in der jüngeren Ausgabe YVGL (1290) Jb 24 ist diese Breite angegeben: Rinder vægher tomptæ mellin, han skal siu alnæ bræ¼er varæ. Laut Östgötalagen Bb 2 und 4 musste der durch das Dorf führende Weg fünfzehn Ellen breit sein, wobei der Dorfplatz (dänisch „forte“, schwedisch „bolstadsrene“) neun Ellen breit sein sollte, damit zwei Wagen ungehindert aneinander vorbei kamen: Nu skal gatu ginum mi¼ian by gæra, hon skal fæmtan
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alna bre¼ uara … Nu skal bolstazs ren til bya liggia niu alna bre¼, tha mauaghn uaghne möta. Im gleichen Gesetz sind die Abmessungen anderer Wege angegeben: 10 Ellen breit waren Thingweg, Volksweg, Knechtweg und Königsweg, während der Viehweg drei Messstangen breit sein musste. Die Länge dieser Stange wird leider nicht angegeben. Schließlich heißt es noch, dass Mühl- und Kirchweg fünf Ellen breit sein mussten: kuærna uæghæe ok kirkiu uægh fæm alna brethær. Die Breite des Allgemeinweges musste laut Hälsingelagen (1320–30) Bb 18 lediglich fünf Ellen betragen, also nur die Hälfte der Angabe in Östgötalagen: Allær broær, ok almannæ wæghær skulu V alnær bre¼æ wæræ. Die Wegbreiten sind also sehr unterschiedlich in den schwedischen Landschaftsrechten, aber tendenziell mussten örtliche Wege wie Kirch- und Mühlenweg sowie Allgemeinwege und Wege zwischen den Hofstätten 5–7 Ellen breit sein. Thingweg, Königsweg und Volksweg mussten 10 Ellen breit sein, und der Weg durch alle Dörfer 15 Ellen breit. Die in JL angegebenen 14 Ellen sind also keine Ausnahme. Möglicherweise galt dies für alle Dörfer, wo es aus verschiedenen Gründen keinen Dorfplatz gab. Die schwedischen Rechtsbücher enthalten auch keine Informationen über den Wegebau. Dalalagen (1327–40) Bb 21 gibt an, dass jeder im Dorf verpflichtet war, Allgemeinwege, Kirchwege und Thingwege instandzuhalten: … almanna wæghum oc kirkiu wæghum oc ¼ings wæghum skulu alli men war¼a oc broa. Wenn sich alle Bauern im Dorf darüber einig waren, einen Weg durch das Dorf zu bauen, konnten sie dies ohne Weiteres tun. Im gleichen Kapitel heißt es, dass jeder für die Wege, Brücken und Zäune verantwortlich war, die an seine Felder grenzten: Var¼i hwar wæghom oc broom, gar¼om oc grindom e mæ¼an hans brosta¼ær ræckir (Västmannalagen (1327–40) Bb 1). Jeder im Dorf musste Brücken bauen und für den Weg roden, auch diejenigen, die nicht so viel Besitz hatten, heißt es in Södermannalagen (1327) Bb 24: Alle agha broa byggiæ oc wægha ry¼iæ, swa ¼en minnæ aghar i by, sum ¼en mera agher. Laut Hälsingelagen (1320–30) Bb 18 musste jeder, der sich nicht am Bau des Allgemeinweges beteiligte, für Weg und Brücke Bußgeld bezahlen: Hwar æy broor lut siin ¼a bötæ … ok rættæ almanna wæghæ … In den deutschen Rechtsquellen finden wir nur selten Hinweise auf Straßen und Wege. Leider wird die Art des Weges nicht näher erläutert, es ist nur vom Allgemeinweg die Rede. Wer den Wegverlauf an einem Fluss sperrte, musste Bußgeld zahlen, heißt es in Lex Frisionum (ca. 740–802) Add. VI,1: Si quis in flumine viam publicam occluserit, XII solidos componat. In den deutschen Rechtsquellen werden die Wege ansonsten nur in Verbindung mit Überfällen erwähnt (siehe dazu den Abschnitt über den Wegefrieden).
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Herredsvej (Bezirksweg) Schon in Valdemars Sjællandske Lov gibt es einen Hinweis auf den Bezirksweg, ein übergeordneter Weg, für den der ganze Bezirk oder Sprengel zuständig war. Wurde ein solcher Weg für die Männer im Bezirk gesperrt, hatten die Männer das Recht, mit zwei Zeugen und dem Zwölfereid zu beweisen, dass er offen bleiben musste, heißt es in VSL ÆR 193: Fæstær man wægh foræ hæræzmæn ællær foræ all bygd tha aghæ hæræzmæn at witæt op mæth tuiggæ mænnæ witnæ oc tyltær eeth the mæn ær wægæn skulæ up uitæ. Eine einzige Handschrift verwendet den Begriff hæretzwey, um diesen Wegtyp zu benennen. Auch SL 69 nennt einen Bezirks- oder Ortsweg, hier wird jedoch hinzugefügt, dass dieser Weg in die Stadt, zum Strand oder in den Wald führt: Hæftis uæh fore hæræz mannum ok andri bygd til køpingæs ællær strandæ ællær til skohs. JL I 56 schreibt vor, dass zu jedem Dorf vier Wege führen sollten, und zwar die Wege, die von alters her, „seit Arilds Zeiten“, dort hingeführt hatten, und diese Wege durfte niemand sperren oder zerstören: Til hwar by a mæth rættæ fivghær wæghæ at gangæ, thær af æræld ær til gangæn, oc thæm ma ængi man menæ æth spillæ. Im gleichen Kapitel heißt es weiter, dass niemand geschworene Wege sperren durfte, die in die Stadt, zum Thing, Strand oder Wald führten: Ængi man ma swornæ wægh lukkæ æth menæ thæt til køping, æth things æth strand æth til scogh ær lauth. Ob die vier Wege „von altersher“ und die geschworenen Wege in die Stadt, zum Thing, Strand oder Wald dieselber Art Weg waren, ist schwer zu entscheiden. Kroman und Abitz haben beide darauf hingewiesen, dass die geschworenen Wege neu angelegte Wege sein mussten im Gegensatz zu den Wegen „aus Arilds Zeiten“, so wie auch die geschworenen Hofstätten in der Dorfmark neu angelegte Hofstätten waren (Kroman 1945 III 150; Abitz 1950, 87). Meiner Ansicht nach bedeutet die Erwähnung der vier geschworenen Wege eher eine Absichtserklärung bezüglich der Wegstrecke zu den betreffenden Zielen und weniger eine Wiedergabe der tatsächlichen Wegeverhältnisse. Auch das älteste schwedische Rechtsbuch, ÄVGL (1220) Jb 8, schreibt vor, dass jeweils vier Wege in jedes Dorf führen sollten: Fiurir væghær af by rinnæ, ok gar¼a ok bror skal attungum skiptæ. Es lässt sich also eine Verwandtschaft der Wegekapitel JL I 56 und SL 69 und auch der Kapitel in ÄVL erahnen. Die vier geschworenen Wege in JL I 56 fielen vermutlich in den Verantwortungsbereich des gesamten Bezirks, weil sie auch außerhalb der jeweiligen Dorfgemeinschaften verliefen. Wurde laut VSL ÆR 193 ein Bezirks- oder Dorfweg gesperrt, sollten zwei Männer als Zeugen darüber aussagen, und es musste ein Zwölfereid geleistet werden: Fæstær man wægh foræ hæræzmæn ællær foræ all bygd, tha aghæ hæræzmæn at witæt op mæth tuiggæ mænnæ witnæ oc tyltær eeth.
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Während VSL ÆR 193 festlegt, dass die beiden Zeugen vom König ernannt oder auf dem Thing gewählt werden sollten, schreibt SL 69 vor, dass die Zeugen aus dem Kreise der Erbbauern gewählt werden sollten, und dass auch der Erzbischof sie ernennen konnte. Auf diese Weise wurden die Kirchenmänner in den Prozess der formellen Beweisführung per Eid miteinbezogen, was laut dem Papst eine Ungeheuerlichkeit war. Es ist wohl kaum ein Zufall, dass JL I 56 diese Rechtsprozedur nicht erwähnt. Hier heißt es lediglich, dass derjenige, der die vier Wege aus Arilds Zeiten sperrte oder zerstörte, drei Mark Bußgeld an den König zu entrichten hatte. Darüber hinaus musste er den Weg wieder passierbar machen. Æn hwa sum thæm menær æth spillær gialdæ konung thre mark oc gøræ tho thæn wægh wal føør. An dieser Stelle scheint sich eine Entwicklung in der Rechtspraxis abzuzeichnen – von VSL, wo berichtet wird, dass die Zeugen vom König oder Thing ernannt wurden, über SL, das sogar die Zeugenernennung durch den Erzbischof erlaubt, bis zu JL, in dem der Eidbeweis völlig abgeschafft ist und dafür Geldbußen und die Wiederherstellung der Wege eingeführt wurden. Nachdem die Kirche diese Rechtspraxis erfolgreich bekämpft hatte, wurde der Eidbeweis aus dem Wegekapitel in JL entfernt. JL I 56 erwähnt auch ausdrücklich den Bezirksweg, äußert sich aber über seine Anlage und nicht über seine Sperrung oder Zerstörung, wie es in VSL und SL der Fall ist. Wenn es sich um den Weg eines ganzen Bezirks handelte, sollte der gesamte Bezirk mithelfen, Brücken zu bauen und den Weg zu warten: Æn ær thæt all hæræthz wægh tha skal alt hæræth hialpæ til at gøræ bro oc haldæ sithæn. Wir sehen, dass dieser Bezirksweg sowohl in älteren als auch in jüngeren Rechtsbüchern bekannt und dass jeder im Bezirk für Bau und Instandhaltung mitverantwortlich war, obwohl die Rechtspraxis unterschiedlich war und der chronologischen Entwicklung hin zum kanonischen Recht folgte. Wurden größere Straßenbauarbeiten geplant, wie beispielsweise Brükken über Sunde oder Flüsse, waren mehrere Bezirke (Hunderte) dazu verpflichtet, sich an der Arbeit zu beteiligen, teilt Upplandslagen (1296) Bb 23 mit: Stockholms bro, Öræsuns bro … ¼öm byggiæ flere hundæri.
Kongevej (Königsweg/Heerstraße) Obwohl es sich heraus gestellt hat, dass JL I 56 in Bezug auf die Bezirkswege eine jüngere Rechtspraxis ohne den alten Eidbeweis vertritt, konnte diese alte Art der Beweisführung interessanterweise in einem anderen Kapitel von JL überleben.
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JL I 52, ein relativ zentrales Kapitel, das in der vorliegenden Arbeit bereits mehrfach behandelt wurde, gibt an, dass zwölf Landbesitzer des Dorfes per Eid auf die verschiedenen Grenzen im Dorf schwören sollten, und es wird auch erwähnt, dass sie die Lage der Heerstraße des Königs bezeugen sollten: Mællæ toftæ oc forta, mællæ toftæ oc akærland oc scogh oc dæld i mællæ oc allæ vphof oc kunnungs hærstrat skulæ tolf eghær mæth theræ eth wittæ. In allen Handschriften, auch in den jüngeren Handschriftengruppen, findet sich übereinstimmend der Begriff konungs hærstrat, hærstrædæ, hærræ stræthæ. Lund zufolge sollte dieses Wort jedoch nicht mit „Heerstraße“ übersetzt werden, sondern eher mit „gewöhnlicher Königsweg, öffentlicher Weg“ (Lund 1877, 67). Kroman und Iuul übersetzten in ihrer Ausgabe von Jyske Lov das Wort mit „Hauptweg des Königs“. Ich bin der Ansicht, dass diese Übersetzung problematisch ist. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der Schwur als Rechtsprozedur abgeschafft war, wenn es um Ackergrenzen und dergleichen ging. Nun wurden diese Grenzen direkt im Gelände von Wahrmännern festgelegt (JL II 21). Der Eidbeweis ist in JL I 52 aber immer noch vorhanden. Auch das jüngere Kapitel JL I 56 spricht von der Heerstraße des Königs. Jeder Grundbesitzer, der auf der Dorfmark wohnte, sollte an der Heerstraße des Königs mitbauen: Yuær hwar by mark skulæ the eghær thær a mark boo kunungs hærstratæ gøræ. In einer Handschrift wurde Kunungs hærstratæ zu biscops hærstratæ, aber in den übrigen Handschriften ist vom Heerweg des Königs die Rede, was von Kroman und Iuul in diesem Zusammenhang mit „öffentlicher Hauptweg“ übersetzt wurde. Es erscheint inkonsequent, wenn der Begriff kunungs hærstratæ in einem Kontext mit „Hauptweg des Königs“, und in einem anderen mit „öffentlicher Hauptweg“ übersetzt wird. Die Wegekapitel in JL sind jedoch nicht leicht zu deuten, was natürlich ein Grund für diese Inkonsequenz ist. Das Wort hærstratæ – Latein: via regia – ändert scheinbar seine Bedeutung. Erstmals erscheint es im englischen Gesetz von König Æthelred (991–1014), später in den jüngeren englischen und dänischen Gesetzen. Im 15.–16. Jahrhundert findet man das Wort als Marktstraßennamen in den dänischen Marktstädten wieder. Die englischen Rechtstexte verwenden sowohl den lateinischen als auch den altdänischen Begriff: via regia und herestrete. König Æthelreds Recht Kap. IV,4 verwendet den Begriff via regia in einer Situation, in der ein Mann einen Unschuldigen überfällt: qui aliquem innocentem affliget in via regia. Dieser Rechtsbruch wurde mit einem Bußgeld geahndet, kam der Täter dabei ums Leben, wurde er in ungeweihter Erde begraben. Das ca. 100 Jahre jüngere Recht von Henry I. verwendet das Wort herestrete in Kapitel X: Omnes herestrete omnio regis sunt …, alle Heerwege gehören
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dem König. Kap. LXXX dieses Gesetzes definiert den Begriff via regia. Es handelt sich dabei um einen stets offenen Weg, der nur vom König selbst gesperrt werden konnte. Er verband Städte, Burgen, Festungen oder königlichen Häfen: Et via regia dicitur quae semper aperta est, quam nemo concludere potest vel avertere cum minis suis, quae ducit in civitatem, vel burgum, vel castrum, vel portum regum. Meiner Ansicht nach muss diese Definition etwas anderes interpretiert werden als Erik Kjersgaard es in seinem Artikel über Königswege im KLNM tut. Er lässt das Wort castrum in seinem Zitat einfach weg und zieht den Schluss, das sich der Begriff via regia auf das Netz von Fernstraßen bezieht, das wichtige Verkehrsknotenpunkte wie Marktstädte, Flecken oder königliche Häfen miteinander verbindet (Kjersgaard KLNM 9, 68). Vermutlich handelte es sich eher um eine militärische Straßenanlage, die königliche Burgen, Festungen, Häfen und Städte verband und scheinbar einer königlichen Friedensregelung unterworfen war. Vermutlich waren diese Wege nicht als Transportstrecken für die Allgemeinheit gedacht. Da sie ausdrücklich zwischen verschiedenen Verteidigungsposten und königlichen Häfen verliefen, wäre die logische Schlussfolgerung, dass sie für militärische Zwecke verwendet wurden, beispielsweise für Truppenbewegungen oder für die ungehinderte Fahrt des Königs und seines Gefolges. Interessanterweise entspricht die Schreibweise des Wortes herestrete im englischen Gesetz von Henry I. von ca. 1100 der des altdänischen Wortes. Es leitet sich ab vom deutschen Wort heerstrasse. Im Altnordischen, Altenglischen und Altgermanischen ist das Wort „Heer“ eigentlich eine Ableitung des Adjektivs „zum Kriege gehörend“, aber sekundär bezeichnet es auch eine Schar von Menschen (N.Å. Nielsen 1989, 197). In seinem Artikel über die Königswege verwendet Kjersgaard das Wort hær als Bezeichnung für eine Menschenschar. Ich glaube nicht, dass es an dieser Stelle korrekt ist, der sekundären Bedeutung des Wortes die größte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, denn die primäre Bedeutung des Wortes knüpft sich an das Kriegswesen. Der Grund für Kjersgaards Deutung in diese allgemeine Richtung war vermutlich der spätere Gebrauch des Wortes hærstratæ, wie es in den Besitzurkunden von Liegenschaften in den Marktstädten aus dem 15./16. Jahrhundert erscheint. In „Gammeldansk Ordbogs Seddelsamling“ (Zettelsammlung zum altdänischen Wörterbuch) finden wir 26 Beispiele für die Verwendung des Wortes hærstratæ aus der Zeit von 1415 bis 1506. Bis auf vier Beispiele stammen sie alle aus Marktstädten: Roskilde, Helsingør, Ålborg, Randers, Viborg, Odense und Kopenhagen. Der Begriff bezeichnet eine Straße innerhalb der Stadtgrenze: … en gardh som ligger i Saltbodher vesten with herstredet (1445, Kopenhagen), … huilcken gaard liggendis er i for’ne Roskild i S. Dionysis
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sogn hos Kongens herstrede udt met gaden (1454, Roskilde), … iordh skal utlegges til Kongens frii herstrede och gardhæ til hielp ath holdæ theres markand och thorff upa (1462, Randers). Viele Heerstraßen waren Markthandelsplätze. In seinem Buch „Torv og Hærstræde“ vertritt Hugo Matthiessen die These, dass sich die Marktplätze der Städte allmählich an den Heerstraßen, an den Haupteinfallstraßen in die Städte, bildeten, und dass eigentliche Marktplätze erst später für diesen Handel angelegt wurden (Matthiessen 1922, 20–43). Diese Verwendung des Wortes hærstratæ als Bezeichnung für die Haupteinfallstraße, die eventuell einem besonderen königlichen Handelsfrieden unterworfen war, gab es nur in den Marktstädten. Die übrigen vier Beispiele scheinen mit Handel nichts zu tun zu haben. In drei Fällen handelt es sich um den Zugang zu einem Gewässer (Mühlenwirtschaft oder Brücke): … at det er en herstrad til vand, og at den fiskegard er en mølle til forfang (1459, Ålborg), … lod N. Juel opkræve 12 selvejere og lod gøre hærstræde over denne mølledam … (1487, Seeland), … at lade giørre en broe offuer det wanløb emellem Kiøge och prambroen på den rette hans mayz. och cronens adelwey och herstrede … almuen och dennum, der frembfarer, till nøtte och gaffn (1493, Køge). Das letzte Zitat zeigt, dass auch das gemeine Volk und alle anderen diese Brücke, die an der Heerstraße lag, benutzen durften. Beim Viborger Kirchspieltreffen (1487) wurde eine Angelegenheit besprochen, in der es um die Heerstraße und die Ackergrenzen am Svnkrog ging … ther er markskel melle for’de Svnkrog oc Kvngens herstrede …. An diesem Ort befand sich ein besonders gekennzeichnetes Feld almynneligh beed, das im Sommer als Weideland benutzt werden konnte. Auf Grundlage dieser jüngeren Quellen bin ich der Ansicht, dass sich der Begriff Heerstraße im Laufe der Zeit radikal verändert hat. Während er in der späten Wikingerzeit bzw. im frühen Mittelalter in den englischen und dänischen Rechtsquellen eine militärstrategische Bedeutung hat, bezeichnet er im 15./16. Jahrhundert eine Marktstraße in den Marktstädten. Es gibt leider kein Quellenmaterial aus den dazwischenliegenden Jahrhunderten, das den Gebrauch des Wortes dokumentiert und das uns konkretere Hinweise auf den Grund und die Zeit des Bedeutungswandels des Wortes hærstratæ geben könnte. Auch im Sachsenspiegel (1209–33) findet der Königsweg Erwähnung. Er sollte so breit sein, dass zwei Wagen aneinander vorbeifahren konnten: Des kuninges strâze sol sîn alsô breit, daz eyn wagen deme anderen rûmen moge (SS II 59,3). Die mittelalterlichen Kommentare zur älteren irischen Rechtsquelle Bretha Comaithchesa nennen in Verbindung mit einer Beschreibung von Grenzmarkierungen in der Landschaft verschiedene Wegekategorien. Es gab einen Weg für den König, einen Weg für das Volk, einen Transport-
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weg oder einen Weg zur Viehtrift: [A way mark; that is a district marked by a road of a king, or a people, or a road of carriage, or a cowroad] (Ancient Laws of Ireland 1879, IV, 145). Leider finden sich keine weiteren Informationen über den Gebrauch dieser Königswege. Wir können jedoch feststellen, dass diese Art Weg an den bestreffenden Orten bekannt war. Die detaillierteste Untersuchung, die in Dänemark zum Thema Königswege durchgeführt wurde, ist die Dissertation von Alex Wittendorff: „Alvej og Kongevej“ (1973). Wittendorff nimmt seinen Ausgangspunkt in der Anlage des königlichen Straßennetzes, das von den Königen Frederik II. (1559–88) und Christian IV. initiiert wurde. Frederik II. veranlasste den Bau der Strecke Kopenhagen-Frederiksborg-Kronborg in Nord-Seeland sowie die Strecke Antvorskov-Ringsted im zentralen Seeland. Christian IV. verband diese königlichen Wegstrecken durch den Bau der Strecke Ringsted-Roskilde-Kopenhagen und verlängerte sie weiter bis nach Korsør. Somit konnte die königliche Familie bequem über ein eigenes Straßennetz von Kronborg bis nach Korsør reisen (Wittendorff 1973, 164). Beim Bau der Königswege wurde eine gerade Streckenführung angestrebt, obwohl so manche Eigentumsverhältnisse und landschaftliche Gegebenheiten dagegen sprachen. Örtliche Lehnsmänner wurden dazu auserkoren, für diese erwünschte Streckenführung zu sorgen (Wittendorff 1973, 176). Aus diesem Grund konnten die Königswege im Gegensatz zu den örtlichen Hauptwegen über die Ackergrenzen der verschiedenen Dörfer führen. Die betroffenen Bauern erhielten als Ausgleich einen Abschlag beim Pachtzins. Es wurde angestrebt, die Königswege auf den königseigenen Ländereien anzulegen, so dass hauptsächlich Pächter der Krone vom Straßenbau betroffen waren. Außerdem wurden diesen Pächtern die gröberen Straßenarbeiten als Fronarbeit aufgezwungen. Sie mussten Baumaterial anfahren und verteilen, während Brückenkonstruktionen, Pforten und Schlagbäume von bezahlten Fachkräften errichtet wurden (Wittendorff 1973, 178). Wenn wir uns mit diesem Wissen über die späteren Königswege nochmals die beiden Kapitel in JL über die Heerstraße des Königs anschauen, sind mehrere Dinge von Interesse. Laut JL I 56 waren die Besitzer der Dorfmark für den Bau des Königsweges zuständig: yuær hwar by mark skulæ the eghær thær a mark boo kunungs hærstratæ gøræ. Wie auch bei den jüngeren Königswegen mussten die Personen, auf deren Land die Straße verlaufen sollte, für ihren Bau sorgen. Wenn es sich bei diesen Personen, wie in den Zeiten von Frederik II., um Pächter handelte, verwundert es, dass JL den Begriff Besitzer verwendet. Schaut man sich die Handschriftenvarianten näher an, wird klar, dass über dieses Wort eghær eine gewisse Uneinigkeit herrschte, denn in manchen
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Handschriften fehlt es ganz, in anderen wurde dafür der Ausdruck mæn verwendet. Diese Diskrepanz ist nicht so massiv, dass man ohne Vorbehalt den Schluss ziehen kann, dass die Bewohner der Dorfmark nicht die Besitzer waren, weil es in vielen Handschriften so geschrieben steht. Bezeichnenderweise gibt es gewisse Zweifel über diesen Begriff, während der Ausdruck konungs hærstratæ in sämtlichen Handschriften identisch ist. Ich möchte damit darauf hinweisen, dass sich eine Verbindung erahnen lässt zwischen den von Wittendorff beschriebenen Königswegen des 16. Jahrhunderts, die auf den Äckern der Bauern angelegt werden und nicht den seit Jahrhunderten genutzten natürlichen Wegverläufen folgen sollten, und den Informationen aus JL I 56 über die konungs hærstratæ, die von den Bauern, welche die Felder bewohnten, gebaut werden mussten. Die Königswege des 16. und 17. Jahrhunderts waren auf bestimmten, schlecht befahrbaren Streckenabschnitten gepflastert. Vermutlich betraf dies aber nicht die gesamte Wegestrecke, die vor allem mit Erdreich, Sand oder Kies und möglicherweise mit einem unterliegenden Steinbelag befestigt war (Wittendorff 1973, 185). Wie Wittendorff aufzeigt, wurden die langen Strecken der Königswege auf Seeland in den Regierungszeiten von Frederik II. und Christian IV. angelegt. Es ist aber durchaus denkbar, dass manche dieser Straßen frühere Vorgänger hatten. Die kunungs hærstratæ der Landschaftsrechte sind meiner Ansicht nach Wegesysteme, die Anfang des Mittelalters vom König angelegt wurden. Im folgenden Abschnitt über den Bau der Brücken soll diese Frage noch näher erläutert werden. Neben diesen Allgemeinwegen und Straßen erwähnen die Rechtsbücher verschiedene mehr oder weniger private Wege, die spezielle Funktionen hatten.
Kirchweg Drei Rechtsbücher sprechen vom Kirchweg. War dieser Weg gesperrt, galten besondere Regeln. Waren sich die Gemeindemitglieder nicht über den Verlauf des Weges einig, sollte der Bischof zwölf Gemeindeleute ernennen, die darauf schwören mussten, wie ihrer Meinung der Weg verlaufen sollte, heißt es in VSL ÆR 194: skil soghnæ mæn om kirkæ wægh tha a byscop at næfnæ til tolf mæn i kirkæ soghn oc the skulæ uitæ thæm til kirkæ wægh the uiliæ. Eine entsprechende Regelung gibt es in SL 70. Sie ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die Männer der Kirche in die formelle Rechtsprozedur miteinbezogen wurden, und in diesem Falle geht es sogar um den Weg zum Gotteshaus. Es
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könnte sich hierbei um ein relativ altes Kapitel handeln, da der Schwur als Beweisform den späteren Kreuzzug der Kirche gegen diese Art der Rechtsprozedur überlebt hat. ESL III 5 erwähnt den Kirchweg an einer einzigen Stelle. Wenn jemand Wasser für den Mühlenbetrieb aufstaute, durften Landstraße, Waldweg oder Kirchweg nicht überschwemmt werden: oc scal han thær at se, at fløthær ey uppæ landz wægh ællær a scogh wægh then theræ grannæ ær ællær tho kyrki wægh. Auch durfte dies auf keinen Fall gegen den Willen der Dorfnachbarn geschehen: tha ma han ey thet gøræ gen theræ wiliæ. Anscheinend gehörten sowohl Landstraße als auch Waldweg allen Dorfnachbarn, oder zumindest galten für diese Wege die gleichen Regeln wie für den Kirchweg. Leider geben die Rechtsbücher nicht genauer darüber Auskunft, wer für den Bau und die Wartung des Kirchweges zuständig war, ein interessanter Aspekt, der zur Diskussion über den Kirchenbau und die Zuständigkeit dafür gehört. Vermutlich war jedoch die gesamte Gemeinde für den Bau der Kirchwege zuständig, nicht nur ein einzelner Großbauer oder lokaler Gutsherr. Die Tatsache, dass zwölf Bauern auf den Wegeverlauf schwören mussten, scheint diese Vermutung zu unterstützen. Der Gutsherr selbst war ja vermutlich nicht am eigentlichen Bau beteiligt, sondern die Bauern der Gemeinde. Die Anlage eines Kirchweges erforderte keine speziellen Fertigkeiten, wie es beim Bau einer Kirche der Fall war, und konnte deswegen von den Bauern selbst ausgeführt werden. Yngre Västgötalagen (1290) Fnb 32 gibt einen Einblick in die schwedischen Verhältnisse zu diesem Thema. Wurden Landstraße, Kirch- und Mühlenweg zerstört, mussten alle Bauern Bußgeld zahlen: Firi ¼essæ væghæ skal bonde laghæ böte bötæ æn vgilder liggiæ, ¼æt æru landz væghæ, æller kirkiu væghær, quærnæuæghær … Der Kirchweg war also eine gemeinsame Angelegenheit, und jeder Dorfbewohner war rechtlich dafür verantwortlich, im Gegensatz zu Ackerwegen und Ackerbrücken, für deren Verfall der einzelne Bauer nicht verantwortlich war, es sei denn, er wurde von einem der Dorfnachbarn verklagt. Wurde ein neues Dorf gegründet, musste der Kirchweg so direkt wie möglich angelegt und dann gepflastert und gebaut werden, heißt es in Östgötalagen (ca. 1350) Bb 5: Byggis byr af nyiu up, ¼a skal læggia kirkiu uægh sum genast nyti broa ok byggia … Auch hier kann man vermuten, dass alle Bauern am Bau des Kirchweges beteiligt waren. Auch durften die Bauern den Verlauf des Kirchweges nicht ohne Zustimmung des Bezirksoberhauptes (herredshøvding) und derjenigen, die den Weg täglich nutzten, verändern. Wie schon erwähnt, oblag die Wartung des Kirchweges jedem Bewohner im Dorf (Dalalagen (1350) Bb 21), das Gleiche galt für Allgemeinwege und Thingwege.
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Kurioserweise schreiben sowohl Äldre Västgötalagen als auch Yngre Västgötalagen vor, dass ein spezieller Leichenweg zur Kirche angelegt werden musste, denn eine Leiche durfte nicht ohne Erlaubnis über das Grundstück eines anderen getragen werden: Ligwægh skal til kirkiu læggiæ, eigh ma lik iuir toft mans faræ olouandis. (ÄVGL Jb 12). Vielleicht war das der ursprüngliche Grund für die schnelle Forderung nach einem speziellen Kirchweg.
Mittelweg ESL ist das einzige Rechtsbuch, das den Begriff Mittelweg, methæn wægh, verwendet. Laut Lund ist das Wort mit dem isländischen Ausdruck mithjan (dazwischenliegend, mittig) verwandt, bezeichnet also einen mittlerer Weg (Lund 1878, 98). Wer über die Lage eines solchen Mittelweges uneinig war, konnte zum Thing gehen und dort die Grundbesitzer einberufen. Zwölf auf dem Thing ernannte Männer mussten dann auf die korrekte Lage des Weges schwören (ESL III 12): Skil men um methæn wægh tha then til things far oc thæræ mæl at wægh oc callæ them til lotæt hauæ tha scal thæræ næfnæ til tolf men oc the sculæ sweriæ thæræ wægh sum a mæth rætæ at liggiæ. Der mittlere Weg war also kein völlig privater Weg, sondern vermutlich ein kleinerer gemeinsamer Weg für die Grundbesitzer, der entweder durch die Dorfmark führte, für die alle Grundbesitzer verantwortlich waren, oder die Dörfer miteinander verband, wie von Kroman und Iuul vorgeschlagen (Kroman 1945, III, 119). In vielen Handschriften fehlt das Wort methæn, an einer Stelle wurde es durch mællem ersetzt. In einer Handschrift wird der Begriff marcke als Vorsilbe verwendet. Prozessrechtlich interessant ist die Tatsache, dass im ersten Teil des Kapitels, in dem es um die Lage des Weges geht, das Schwören als formelle Beweisführung angewendet wird, während im zweiten Teil des Kapitels, der sich mit der Zerstörung des Weges beschäftigt, der Eidbeweis nicht zur Anwendung kommt. Hatte ein Mann den Weg mit Zaun, Wall oder Ähnlichem verschlossen oder versperrt, musste er die Sperre entfernen und drei Mark Bußgeld an den König zahlen, heißt es weiter in ESL III 12: Hauær nokær man luct han ællær mæth gardh ællær mæth diki ællær mæth haghæ, tha scal then up bruti ær thet hauær giort oc bøtæ konung thre marc. ESL beruft sich an dieser Stelle auf die gleiche Prozedur, die auch in VSL ÆR 195 und SL 70 genannt wird, doch ging es in diesen Rechtsbüchern um den Hauptweg (adelvej), der gesperrt war, während ESL den Begriff methæn wægh verwendet.
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Private Wege zu Mühlen oder Hofstätten Neben dem für alle offenen, gemeinsamen Wegenetz gab es natürlich auch etliche Privatwege, über die jeder Grundbesitzer selbst verfügte und die er selbst warten musste. So gab es auch Bestimmungen über Mühlenwege. Baute jemand eine Mühle, reichte es nicht, das Grundstück zu kaufen und einzudämmen. Man musste auch das Einverständnis aller Anlieger, deren Land überschwemmt wurde, einholen und für einen Weg zur Mühle sorgen, heißt es in ESL III 5. Vermutlich bedeutete Letzteres, dass der Mühlenbauer den Verlauf des Weges zur Mühle mit den Nachbarn absprechen musste. Æn cummær swa at nokær man wil gøræ sic mylnæ af ny, tha scal han thet se at han scal bathæ a sit eghit sættie oc a sit eghit dæmmæ, oc scal han thet witæ at han scal hauæ allæ theræ wiliæ, ær wan star ofnæ, oc han scal sic oc wægh fa ut til sin mylnæ. Weiter heißt es in ESL III 6: Ein Mann, der drei Winter lang eine Mühle, einen See oder einen Teich besaß, ohne dass Einspruch erhoben wurde, rechtlichen Anspruch darauf hatte, der später nicht mehr angefochten werden konnte. Dann konnte er beweisen, dass es sein Staudamm war. Auch die Stelle, an der er ohne Einspruch Material entnommen hatte, und der Weg gehörten ihm dann: Æn thol men then man ær the mølnæ hauær ællær syo ællær giort watn u ilzkæth thre wintær, far han thære laghæ hæfth a … Then stath han hauær takæt u ilzkærth iordh oc torf oc swa wægh oc swa alt thet ær hauær før laghæ hæfth hauæt a … Der Mühlenweg wird auch in einigen Handschriften zu ESL III 12 erwähnt, wo er den Waldwegen und Wegen zwischen den Hofstätten gleichgestellt ist, die ebenfalls als Privatwege galten. Die Rechtskundigen, die an der mündlichen Überlieferung von ESL beteiligt waren, hatten offensichtlich Probleme mit den privaten Wegen in ESL III 12. Am Anfang des Kapitels wird der bereits behandelte Mittelweg erwähnt, methæn wægh, dessen genauen Verlauf durch die Dorfmark zwölf auf dem Thing ernannte Männer beschwören mussten, falls Uneinigkeit herrschte. Ging es jedoch um andere Wege, Waldwege oder Hofstättenwege, die den Charakter eines Privatweges hatten, bestand bei den Rechtskundigen Zweifel darüber, wie das geltende Recht eigentlich aussah, so dass sie sich nicht dazu äußern konnten. Im Rechtstext ist wörtlich zu lesen, „zu Waldwegen oder Wegen zwischen Hofstätten werde ich mich erst dann äußern, wenn andere zugegen sind“: Æn um andræ wæghe scogh wægh ællær mællæ toftæ thet wil iac frestæ til fleræ cummæ withær. Wie bereits erwähnt, ist in mehreren Handschriften (insgesamt zehn) in diesem Zusammenhang von Mühlenwegen die Rede, und auch hier
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herrschen Zweifel über das genaue Rechtsverfahren. Es ist durchaus denkbar, dass Angelegenheiten, die mit Privatwegen zu tun hatten, in älterer Zeit nicht zum Gewohnheitsrecht gehörten, da ein privater Weg nicht so häufig Gegenstand von Streitigkeiten war wie ein öffentlich zugänglicher Weg. Es stimmt nachdenklich, dass dieser zweifelnde Satz in direkter Rede die zahlreichen Jahrhunderte und Abschriften des Rechtsbuches überdauert hat. Da ESL III 5 und 6 unanfechtbare Regeln bezüglich Anlage und Rechtslage der privaten Mühlenwege umfassen, müssen wir den Schluss ziehen, dass der oben zitierte Satz über private Wege, darunter Mühlenwege ESL III 12, einer viel älteren Rechtsschicht als ESL III 5 und 6 zuzuordnen ist. Schon in Kap 33,3 der Lex Salica (507–11) wird der Mühlenweg erwähnt. Es heißt jedoch lediglich, dass jemand, der den Mühlenweg sperrte, 600 Denare oder 15 Solidi Bußgeld bezahlen musste: Si quis viam qui ad farinarium ducit clauserit DC denariis qui faciunt solidos XV culpabilis iudicetur. Die älteren schwedischen Rechtsbücher Äldre und Yngre Västgötalagen erwähnen Wege zwischen den Hofstätten. Solche Wege mussten 7 Ellen breit sein, heißt es gleichlautend in ÄVGL (1220) Jb 12 und YVGL Jb 24: Rændær væghær toftæ mælli, han skal siu allnæ bre¼ær varæ. Benötigte jemand einen Weg über eine fremde Hofstätte, weil das Dorf nicht verteilt war und er keinen Zugang zum Hauptweg hatte, konnte der andere Hofstättenbesitzer darüber entscheiden, wo der Weg über sein Grundstück verlaufen durfte. Er konnte jedoch nicht verlangen, dass der Weg durch Schlamm, Gräben oder über Hügel führte: eig i dæk ællær y dy ællær i fiall vp. Die Grundbesitzer mussten sich die Anlage und Wartung der Wege teilen, berichten die schwedischen Regeln zum Schluss: halvæn vægh skal hvar ¼eræ mælli toftæ læggiæ. In dieser Hinsicht ist die dänische Rechtsgebung nicht so sozial. Das geht aus Kapitel II 57 in ESL hervor, wo es um das Einzäunen eines Ackers geht. Es scheint sich hier um ein jüngeres Rechtskapitel zu handeln, das zu seinem Niederschriftzeitpunkt nur wenige Generationen alt war, das jedoch eine Zeit widerspiegelt, in der die Möglichkeiten für private Initiativen in der Dorfmark relativ begrenzt waren. ESL II 57 berichtet von einem Mann, der seinen Acker im gemeinsamen Gewann einzäunen wollte. In diesem Fall musste er einen entsprechend großen Teil seines Hofstättengrundstückes als Weideland zu Verfügung stellen (siehe den Abschnitt Anbausysteme). Hatte er nun die Absicht, auf diesem Acker in der Dorfmark etwas zu bauen, war er dazu verpflichtet, einen Weg dorthin anzulegen, damit er seine Nachbarn nicht störte, wenn er sein Vieh durch das Gewann trieb: Ær nokær man sin akær wil in wænge, tha scal han mæth rætæ af sin houæth toft læggæ til troth æm mykit sum han wængær in til sich til
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ollandis. Æn wil han nokær byggæ utæ a markæ a sin eghin akær ællær a scogh land tho at han hauir ut lagh sin toft til troths tha scal han tho thet se at han hauir a sin eghin wægh ut at faræ æn hans fæ ma han ængæn lund gømæn wang wrækæ. Der Betreffende musste also auf seinen eigenen Äckern einen Weg zu seinem Gebäude auf dem Feld anlegen, da er seine Nachbarn nicht mit diesem Problem behelligen durfte.
Unrechtmäßige Wege Wenn es dort, wo man einen Weg brauchte, keinen gab, und man daher eine Abkürzung über den Acker oder die Wiese eines anderen nahm, musste man dafür ein Bußgeld bezahlen. Erlaubte sich jemand, mit dem Wagen oder mit dem Pferd durch die Aussaat eines anderen zu fahren oder reiten, musste er 2 Öre Bußgeld bezahlen oder einen Dreiereid leisten, heißt es in SL 186: Akær man yfir annærs manz sæ¼, ællær ri¼ær, bøtæ tua øræ, ællær dyli mæ¼ ¼ri¼ia manz e¼. Wurde dabei sogar das Gatter aufgebrochen, waren zusätzlich 2 Öre fällig, oder man musste einen Dreiereid und Schadensersatz leisten: Brytær man up annærs manz gar¼ ¼a gialdæ atær ska¼æn … Ging man gar so weit, einen Weg durch das Korn oder das Gras auf Feld oder Wiese eines anderen zu mähen, musste man diesen Schaden ersetzen, 2 Öre Bußgeld bezahlen oder einen Dreiereid schwören: Skær man sæ uæh yfir annærs manz akær ællær slar gønum hans æng gialde atær ska¼æn, ok ofna tua øræ, ællær dyli mæ¼ ¼ri¼ia manz e¼. Auch SL 187 beschäftigt sich mit dieser Problematik, wobei es hier um ein äußeres Gatter geht, das für Pferd oder Wagen aufgebrochen wurde: Brytær man up utgær¼æ annærs manz fore hæste sinum ællær uahne sinum, ok uar¼ær ska¼æ gør ofna akrum ællær ængium … In JL II 74 geht es in diesem Zusammenhang darum, was zu tun ist, wenn jemand dort über den Acker oder die Wiese eines anderen fährt, wo sich eigentlich kein Weg befindet, und der Ackerbesitzer ihn vertreibt: Uil mæn akæ antugh yuær mansz akær æth æng thær æi ær scyldugh wægh at liggæ, oc wrækær hin hanum burt thær akær a … Wurde dabei der Wagen oder andere Habe hinterlassen, durfte derjenige, der ihn darin gehindert hatte, über Wiese und Getreide zu fahren, nicht aus diesem Anlass zum Räuber werden: … oc latær han thæræ woghæn æth andræ costæ, tha ær han æi thæræ for raans man thær hanum mentæ at faræ yuær hans æng æth korn. Jyske Lov beschäftigt sich also nicht näher mit dem Strafmaß für das unrechtmäßige Befahren, sondern interessiert sich lediglich dafür, was mit dem hinterlassenen Wagen oder anderen Besitztümern geschehen soll.
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In Kapitel III 47 von JL geht es um den Ackerfrieden. Ein durchreisender Mann durfte seinem Pferd eine Garbe geben oder es auf den Stoppeln grasen lasen, ohne sich dadurch als Räuber oder Dieb strafbar zu machen: Æn ær han wægh farænd man oc giuær siin hæst en kiarf æth betær a stubbæ tha ær han hwærki raans man æth thiwf thæræ for. In den meisten Handschriften wird das Wort kiarf (Garbe oder Bündel) benutzt: kiærff, kærf, kyæruff, kærffwe, kiære, in einer jüngeren Handschrift findet man das altdänische und norwegische Wort negh. Laut Östgötalagen (ca. 1350) Bb 4 durfte ein Mann, der einen Weg entlang ritt, der über die Wiese eines anderen führte, sein Pferd mit einer fünf Ellen langen Leine an einem in der Mitte des Weges eingeschlagenen Pfahl festbinden, damit es rechtmäßig grasen konnte. Ri¼ær man at ¼öm uægh sum faldær gyum ængia manna ok ¼orf bet hæsti sinum han skal haua fæm alna tiu¼ær …
Wegekonstruktion In den Rechtstexten finden sich nur wenige Aussagen zur Konstruktion der Wege und Straßen, dafür liefern archäologische Ausgrabungen zahlreiche Details über die Entwicklung des Wegebaus. Da uns sehr umfangreiches archäologisches Material über Straßen- und Brückenanlagen vorliegt, soll aus Gründen der Übersichtlichkeit das Material bis in die ältere Eisenzeit berücksichtigt werden. Viele Wege waren bis ins 20. Jahrhundert einfache, unbefestigte Radspuren. Verlief der Weg jedoch über Feuchtgebiete, Bäche, Moore oder Feuchtwiesen, war eine Befestigung notwendig. Die verschiedenen befestigten Trassen waren in hohem Maße praktisch bedingt, und wenn ein Weg ein Gebiet mit wechselndem Untergrund passierte, konnte auch die Konstruktion entsprechend wechseln, z.B. von Stein- zu Holzbohlenbefestigung (M. S. Jørgensen 1990, 78).
Die einfachsten Wege, die wir in Dänemark kennen, sind Reisigwege aus dem mittleren Neolithikum (z.B. in Tibirke) und aus der Bronzezeit (z.B. Varpelev), aber auch der älteren Eisenzeit (z.B. auf Stevns). Diese einfachen Wege führen quer durch unwegsame Moorgebiete und Niederungen und bestehen aus Reisig, dünnen Zweigen und unbearbeiteten dünnen Holzstämmen, die quer zur Fahrtrichtung verlegt sind. Zweige und Reisig wurden direkt auf den feuchten Boden gelegt und mit einer Sand- oder Kiesschicht abgedeckt. Of wurden Pfähle eingerammt, die den Belag gegen seitliches Abrutschen schützten (M. S. Jørgensen 1991, 101 und 113). Aus
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Deutschland, den Niederlanden und England kennt man Flechtwerkskonstruktionen als Wegebelag, und 1993 konnte auch in Kvorning im Kreis Viborg eine solche Konstruktion aus der jüngeren Bronzezeit dokumentiert werden (ausgegraben vom Stiftsmuseum in Viborg). Diese einfache Wegekonstruktion aus Reisig oder Zweigen hatte keine lange Lebensdauer, und wenn der Weg ausgefahren war, legte man daneben oder darüber einfach einen neuen an. So konnte beispielsweise eine Furt in einem Feuchtgebiet aus einer Reihe von parallelen Wegen bestehen, von denen jeweils nur einer in Gebrauch war. Zwischendurch lagen die Wege auch mehrere Jahrhunderte lang unbenutzt da, so dass der Begriff Kontinuität in manchen Fällen diskutiert werden kann. Reisigwege müssen nicht zwangsläufig so alt sein. In einer größeren Untersuchung vorgeschichtlicher Wege und Furten im Gebiet Stevns schauten sich Vagner Hansen und Helge Nielsen eine 10 km lange Wegstrecke im Tryggevælde Ådal an (Hansen und Nielsen 1979, 72–115). Sie stellten fest, dass es sich dabei um ein weitläufiges System von vorgeschichtlichen Wegen und Furten handelte. So gab es beispielsweise vier parallel verlaufende Wege durch das feuchteste Wiesengebiet von Tryggevælde (V), und der älteste Verlauf konnte in die Zeit 500–700 n. Chr. datiert werden, der jüngste 660–860 n. Chr. (kalib.) (Hansen und Nielsen 1979, 94). Aus der Eisenzeit sind auch solide Bohlenwege bekannt, beispielsweise bei Bolle Vestergård im Kreis Hjørring im nördlichen Jütland oder auch ein größerer Wegekomplex bei Sjellebro im Alling Ådal bei Randers in Nordjütland. Hier gab es ca. 10 verschiedene Wegekonstruktionen aus Zweigen, Bohlen oder Steinen, von denen eine dendrochronologisch in das Jahr 752 datiert werden konnte. In späteren Bauphasen wurde dieses Holz teilweise wiederverwendet (M. S. Jørgensen 1991, 113). Die ersten steingepflasterten Wege gibt es bereits in der vorrömischen Eisenzeit, möglicherweise lassen sie sich sogar bis in die jüngere Bronzezeit zurückverfolgen. Zu den bekanntesten gehört der Tibirkeweg durch das Moorgebiet Ellemosen im Kreis Frederiksborg im nördlichen Seeland, der aus einem steingepflasterten Weg bestand, umgeben von mittelgroßen Kantsteinen und mit einer dicken Schicht Sand oder Kies bedeckt. Eine ähnliche Konstruktion weist auch der Weg bei Risby (Kreis Præstø) auf (M. S. Jørgensen 1991, 113). Häufig fand man bei diesen Ausgrabungen auch Wagenspuren mit relativ gleicher Spurbreite von 1,20 m (M. S. Jørgensen 1991, 101). Bei Broskov, ebenfalls im Kreis Præstø auf Seeland, konnte eine weitere Wegekonstruktion aus der römischen Kaiserzeit nachgewiesen werden. Die Trasse bestand aus säuberlich zusammengefügten flachen Steinen auf einer Schicht von Zweigen, gesäumt von kopfgroßen, regelmäßigen Steinen. Die-
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ser Weg wurde vermutlich von römischen Straßen und Wegen inspiriert. Aus Dänemark ist dieser Wegetyp bis ins Hochmittelalter und in die Neuzeit bekannt (M. S. Jørgensen 1991, 102). Die meisten dieser Wegetypen ließen sich auch an den vielen Übergangsstellen im Tal des Tryggevælde Å nachweisen. Auch die Ausgrabung der Varpelev-Wege im 250 m breiten Flusstal unmittelbar südlich von Varpelev auf Seeland ist unbedingt hervorzuheben. Der älteste Weg in Varpelev (Varpelev III) ist ein gepflasterter Weg vom Typ Tibirke. Das Reisigfundament des Weges datiert in das Jahr 120 n. Chr. ± 100 (kal.). Schätzungsweise wurde der Weg jedoch mehrere Jahrhunderte lang genutzt, denn er wurde an etlichen Stellen ausgebessert. Dieser südlichste der untersuchten Wege scheint in Richtung der Siedlung Varpelev zu führen, die in das 2. Jh. n. Chr. datiert wurde. Die Trasse mit allen Erneuerungen hat an manchen Stellen eine Dicke von über 2 m, und in den vielen dazwischenliegenden Sandschichten konnten etliche Wagenspuren nachgewiesen werden. Nach einigen Jahrhunderten Nutzung mit großem Verschleiß und unzähligen Ausbesserungen wurde der Weg aufgegeben und nur 50 m weiter nördlich ein ganz neuer Weg über das Flusstal gebaut. Einige senkrechte Pfosten, zwischen denen waagerecht Bohlen längs und quer zur Fahrtrichtung gelegt worden waren, konnten dendrochronologisch in die Zeit nach 650 n. Chr. datiert werden. Es stellte sich nämlich heraus, dass ein Teil des Baumaterials wiederverwendete Bohlen aus einem oder mehreren aufgegebenen Gebäuden, vermutlich aus unmittelbarer Nähe, waren (Hansen und Nielsen, 1979, 100–106). Wenn wir heute wissen, dass die Siedlung von Varpelev ähnlich wie Vorbasse eine Wandersiedlung war und im Laufe der Eisenzeit ihre Lage veränderte (Tornbjerg 1990, 92), werden die Wegeanlagen über den Tryggevælde Å noch interessanter. Der älteste und südlichste Teil der drei Wegephasen (III) führt zur älteren Siedlung aus der früheren Steinzeit. Die Siedlungsphase der jüngeren Eisenzeit befindet sich nicht weit davon entfernt. Wegephase II (ca. 650 n. Chr.) führt in die gleiche Richtung. Es muss jedoch hinzugefügt werden, dass der Wegebau im Flusstal viel mehr stärker von den Strömungsverhältnissen und Windungen des Wasserlaufs beeinflusst war als von den angeschlossenen Wegen zu den Dörfern (M. S. Jørgensen 1990, 82). Die jüngste Wegephase (I), zu der auch eine Brücke gehört, ist dagegen etwas anders ausgerichtet als die beiden Vorgänger. Dies hat vermutlich etwas mit der veränderten Lage der Siedlung zu tun, denn diese war im Vergleich zur Siedlung der jüngeren Eisenzeit c. 1 km weiter nach Norden gewandert (Hansen und Nielsen 1979, 100).
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Der Weg Varpelev II von ca. 650 n. Chr. war wie erwähnt steingepflastert, doch gab es darunter ein Bohlenfundament. Diese Bohlen, hauptsächlich aus Eiche, wiesen häufig Verzapfungslöcher auf. Obwohl einige Stücke relativ klein waren, handelte es sich vermutlich um wiederverwendetes Bauholz (Hansen und Nielsen, 1979, 106). Man kann also vermuten, dass ein Teil des Baumaterials der Häuser bei der Verlegung des Dorfes zum Bau der neuen Straße wieder verbaut wurde. Die Ausgrabungen zeigen, dass die letzte Phase der Varpelev-Siedlung um das Jahr 1000 entstand (Tornbjerg 1990, 89) so wie auch die jüngste der Wegetrassen. Die Siedlung lag an der gleichen Stelle, an der sich das heutige Dorf Varpelev befindet. Das archäologische Material zeigt, dass die Entwicklung der Wegekonstruktion nicht einfach chronologisch, also von älteren einfachen Wegen zu jüngeren, gut konstruierten Wegen, verlaufen ist. Vielmehr waren Topographie, Untergrund und vorhandenes Baumaterial für die Konstruktion der jeweiligen Wegetypen entscheidend.
Brücken Varpelev-Weg I war eine ca. 200 m lange und 2,5 m breite Holzbrücke, deren Pfosten nahezu ganz erhalten waren. Die Brücke wurde mehrmals repariert oder verstärkt. Die kalibrierten 14C-Datierungen lauten 970–1170, 892–1050, 888–1046 n. Chr. Die Lage der Proben im Holz deutet darauf hin, dass es erst im 11. Jahrhundert gefällt wurde. Trotz ihrer Länge von 3 m reichten die drei Brückenpfosten nicht bis in den Boden, denn es handelte sich um eine schwimmende Konstruktion, deren Merkmale später näher beschrieben werden sollen. Diese Brücke hielt nicht lange, sondern stürzte schon vor dem Jahr 1100 ein und wurde von einer gepflasterten Straße überlagert (Hansen und Nielsen 1979, 107). Der nachfolgende Weg war nicht so sorgfältig angelegt wie seine Vorgänger. Die Pflasterung bestand aus recht unregelmäßigen, kleineren Feldsteinen, und man hatte sich nicht die Mühe gemacht, sie seitlich mit Randsteinen zu befestigen. Nur an einer Stelle gibt es in den Landschaftsrechten einen Hinweis auf Brücken, und zwar im bereits zitierten Kapitel JL I 56. In den älteren Rechtsbüchern sind Brücken überhaupt nicht erwähnt. Dies kann möglicherweise Zufall sein, denn die Rechtsbücher beschäftigen sich bei weitem nicht mit allen landschaftlichen Verhältnissen. Da die Brückenbauarbeiten jedoch viele Arbeitskräfte erfordert haben müssen, verwundert es doch, dass nichts davon erwähnt wird.
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Sollte eine Wegstrecke durch ein äußerst unwegsames Gebiet mit Moor oder Fluss gebaut werden, musste ggf. die ganze Gemeinde bei den Brükkenbauarbeiten helfen. Handelte es sich um einen Bezirksweg, musste der gesamte Bezirk beim Bau mithelfen und die spätere Instandhaltung gewährleisten, heißt es in JL I 56: Æn ær swo mykæl torfør a, antugh mosæ æth storæ a, tha skal alt kirki sokæn hialpæ til at gøræ bro of thorf, æn ær thæt all hæræthz wægh, tha skal alt hæræth hialpæ til at gøræ bro oc haldæ sithæn. Die Tatsache, dass alle Gemeindemitglieder beim Bau der Brücke mithelfen sollten, zeigt, dass das Kapitel in einer Zeit enstanden ist, in der es bereits Kirchengemeinden gab. Das Wort „bro“ (Brücke) findet sich in vielen Ortsnamen wieder, wie z. B. Ndr. und Sdr. Broby, beides wikingerzeitliche Siedlungen am Odense Å. Am Flüsschen Suså auf Seeland finden wir Broby, in Vendsyssel in Jütland Åbybro. Es ist jedoch symptomatisch, dass in Dänemark „bro“ als Vorsilbe nicht mit vor-wikingerzeitlichen Namensendungen wie -lev, -um oder -inge kombiniert ist (B. Jørgensen 1994). Alle bisher bekannten älteren dänischen Brückenkonstruktionen lassen sich ins ausgehende 10. Jahrhundert datieren, keine von ihnen ist älter. Die Brücke von Bakkendrup über den Halleby Å im Kreis Holbæk, Seeland, wurde ins letzte Viertel des 10. Jahrhunderts 14C-datiert, und die Brücke von Flintinge im Auetal Flintinge bei Maribo auf der Insel Lolland ist vermutlich etwas jünger. Hier fand man eine gepflasterte Straße in Kombination mit einer hölzernen Brücke. Die Holzbrücke bei Risby wurde ins späte 10. Jahrhundert datiert, das Gleiche gilt für die Skindersbro über den Simested Å im Kreis Viborg, Nordjütland, dessen älteste Phasen dendrochronologisch in die Zeit um 990 datiert wurden (M. S. Jørgensen 1991, 113 und Iversen 1987, 300). In den schwedischen Landschaftsrechten bezeichnet das Wort „bro“ nicht nur eine über einen Wasserlauf führende Brücke, sondern auch die Pflasterung oder das Material, aus dem die Tragschicht gemacht war: Wie aus dem Folgenden hervorgeht, bezeichnet „Brücke“ nicht nur einen Überbau über fließendes Wasser, sondern auch die Auffüllung des Weges (Steine, Zweige, Reisig oder Ähnliches), die über ein sumpfiges und damit unwegsames Gebiet verteilt wurde (Östgötalagen p. 235, Anm. 59 und Äldre Västgötalagen p. 148, Holmbäck und Wessén).
In den dänischen Landschaftsrechten wird eine Brücke nur dieses eine Mal in JL I 56 erwähnt, wo es heißt, dass ein Brückenbau dann notwendig sein konnte, wenn der Weg aufgrund eines Moores oder eines kleineren Flüsschens unbefahrbar war: mosæ æth storæ a. Aus dieser kurzen Bestimmung lässt sich nicht ableiten, ob es sich dabei um eine frei stehende
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Brücke handelte oder um aufgefülltes Material im sumpfigen Gebiet, beispielsweise in Form eines Dammes. Es gibt jedoch mehrere Beobachtungen, die Aufschlüsse über die Bedeutung des Begriffes Brücke geben können. Erstens findet sich lediglich im jüngsten dänischen Rechtstext der Begriff Brücke, und zwar in einem Kontext, in dem von der Kirchengemeinde die Rede ist und die ältere formelle Beweisführung nicht erwähnt wird, sondern eine handfeste Prozessform jüngeren Charakters. Das Wort Brücke erscheint also nur in einer Situation mit jüngerer prozessrechtlicher Prägung, die in jedem Fall nach der Entstehung der Kirchengemeinden stattgefunden haben muss. Zweitens sind die ältesten archäologisch nachgewiesenen dänischen Brücken – frei stehende Holzbrücken – nicht älter als von ca. 980. Vor dieser Zeit waren anscheinend Furten in Form von Dämmen oder Trittsteinen üblich, aber keine eigentlichen Brückenkonstruktionen über ein Gewässer. Drittens gibt es keine älteren Ortsnamen mit der Vorsilbe „Bro“, denn keine der Siedlungsnamen mit den Endungen -lev, -um oder -inge haben die Vorsilbe Bro-, sondern nur die jüngeren Namen, die beispielsweise auf -by enden. Erst etliche Jahrzehnte später gab es so viele Rechtsstreitigkeiten über Brücken, dass in JL diesbezügliche Bestimmungen aufgenommen wurden. Meiner Ansicht nach zeigen diese drei Beobachtungen, dass der Begriff Brücke Mitte des 11. Jahrhunderts in Dänemark recht neu war und erst gleichzeitig mit dem Erscheinen tatsächlicher Freier Brückenkonstruktionen in der Kulturlandschaft eingeführt wurde. In diesem Zusammenhang entstanden auch einige Ortsnamen mit „bro“ als Nachsilbe. Die schwedischen Landschaftsrechte liefern sehr viel mehr Informationen über den Brückenbau als die dänischen, aber sie sind auch eine oder zwei Generationen jünger. Es lässt sich auch hier die gleiche Tendenz wie in Dänemark erkennen, dass die jüngsten Rechtsbücher die detailliertesten Angaben zu den Brücken enthalten. Das älteste der Rechtsbücher, Äldre Västgötalagen (1220), erwähnt Brücken nur an einer einzigen Stelle: Alle Dorfnachbarn mussten sich an der Wartung der Brücken beteiligen: Li¼ ok gar¼a ok bror skal attunum skiptæ (ÄVGL Jb 8). Auch im etwas jüngeren YVGL Fnb 32 gibt es Regelungen zu Feldwegen und Brücken, die nicht als Allgemeinwege wie Landstraßen, Kirchwege und Mühlenwege galten. Es muss an dieser Stelle hinzugefügt werden, dass die schwedische Definition einer Brücke wie bereits erwähnt auch eine Wegauffüllung in einem Feuchtgebiet umfasste, also das, was wir auf Dänisch als „brolagt vej“ (steingesetzter, gepflasterter Weg) bezeichnen. Handelte es sich um Feldwege und -brücken, konnte der
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Bauer laut Gesetz nicht für mangelnde Wartung zur Verantwortung gezogen werden: oc æru ¼ön vgild, væri sakløs. Östgötalagen Bb 4 zufolge musste eine vernachlässigte Brücke, die sich auf dem Dorfweg befand, von allen Dorfgenossen gewartet werden. War das Dorf jedoch rechtmäßig verteilt worden, oblag dem Besitzer des Gewässers unter der Brücke oder des Grundstückes die Wartung der Brücke: ær broin bonda mællum skipt, ¼a gialde sua bonde sum byr … Handelte es sich aber um eine so große Brükkenanlage, dass ganze, halbe oder hunderte Siedlungsbezirke für den Bau zuständig waren, oblag die Wartung nicht mehr dem Besitzer des Grundstückes, und er musste kein Bußgeld bezahlen, wenn die Brücke in schlechtem Zustand war. Im gleichen Kapitel finden wir eine weitere interessante Information: Jemand, der eine Brücke für sein Seelenheil baute, war nicht dazu verpflichtet, sie zu warten. Wenn er sich nicht länger verantwortlich fühlte, mussten die Besitzer des Grundstücks unter der Brücke diese Aufgabe übernehmen: Nu æn man gær bro firi sial sina, ¼a a han egh længær uar¼a hænne æn han sialuær will, utan ¼er aghu uar¼a sum ior¼ina aghu undir hanne. Brücken hatten also nicht nur eine verkehrstechnische Bedeutung, sondern auch eine religiöse, da man offenbar der Meinung war, ein guter Platz im Jenseits ließe sich durch den Bau einer Brücke sichern. So war die Kirche indirekt an der Entwicklung des Wegenetzes beteiligt. Aus Schweden kennt man etliche Runensteine aus dem 11. Jahrhundert, die diese gute Tat bestätigen: Nase och hans bröder reste denna sten efter Jarl, sin gode Fader, och de giorde bro till Guds behag (Årby), … Livsten lät göra broarna till själabot för sig och sin hustru Ingerun och för sina söner Jarund och Niklas och Lunden (Näsristningen) (ÖGL, Anm. 44, 235 und M. S. Jørgensen 1992, 49). Auch aus Dänemark sind einige solcher Brückenrunensteine bekannt, das bekannteste Beispiel ist der Stein von Sasserbro, benannt nach seinem edlen Stifter Sasser: „Sasser errichtete den Stein und baute die Brücke“, vermutlich in der späten Wikingerzeit (Jacobsen und Molktes Periode 3.1). In Skåne bei Källstorp steht ein weiterer dänischer Runenstein: „Thorkil, Thords Sohn baute diese Brücke für seinen Bruder Vrage“. Obwohl die Namen eher heidnisch sind, ist auch ein Kreuz auf dem Stein abgebildet. Vermutlich stammt auch dieser Stein aus der späten Wikingerzeit (Periode 2.2) (Jacobsen und Moltke 1942, 238 und 269). In Sandby und Tornborg auf Seeland und vermutlich auch bei Ålebæk auf Fünen gibt es weitere Brükkenrunensteine (Moltke 1976, 333). Bezüglich der schwedischen Gesetzesaussage über Seelenheil und Brükkenbau ist der Hinweis bemerkenswert, dass der Grundstückseigner die Brücke warten musste und nicht derjenige, der die Brücke für seinen Seelenfrieden gebaut hatte.
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Weiter heißt es in ÖGL, dass, der ganze Siedlungsbezirk für Bau und Wartung dieser Brücke zuständig war wenn eine Brücke auf einem Allmendegrund gebaut werden musste wie auch für den zu diesem Zweck geräumte Weg: Nu kræfs almænning at broa ¼a skal hæræ¼e bro uar¼a ok uægh ry¼ia. Nu liggær ¼æn uæghær iuir almænningh sum alt hæræ¼e a broa: ok ær oför bro ælla re¼ bröt: Ri¼ær kunungær at ¼öm uægh oc falzs fær¼ hans ok spillas klæ¼i hans, tha skal hæræ¼ ¼æt atær böta … (ÖGL, Bb 5). War diese Allmendebrücke nicht fachgerecht gewartet worden und trat der unglückliche Fall ein, dass der König aus diesem Grund in seiner Reise behindert wurde oder sogar Schäden an seiner Kleidung erlitt, musste der Siedlungsbezirk hedersbot leisten, ein Bußgeld für Missachtung gegenüber dem König, heißt es weiter im gleichen Kapitel. Mehr Informationen über den Brückenbau in Mittelschweden liefern die Svealaga. So schreibt Upplandslagen (1296) Bb 23 vor, dass diejenigen, die innerhalb des Dorfes eine Brücke benötigten, diese auch bauen sollten, während sich diejenigen, die sie nicht brauchten, sich auch nicht am Bau beteiligen mussten. Teilten sich mehrere Dörfer eine Brücke auf dem Weg zur Marktstadt, zur Kirche oder zum Thing, musste jedes Dorf seinen Teil instandhalten. Wurde dies nicht gemacht, wurde ein Bußgeld fällig: ¼a giffs ¼öm wald ok wizor¼ sum byggiæ will, ok ¼æn böte ¼re öræ sum bro ni¼ær fællir ok byggi si¼æn … Eine Brücke, die nicht von Wasser oder Feuer beschädigt, aber dennoch unbrauchbar war, musste innerhalb von sieben Tagen wiederhergestellt werden, heißt es weiter im gleichen Kapitel: Nu kan bro bort gangæ, mæ¼ offsinnis watn ællr eld, ok ær ¼y o för … siu natæ stæmpnudaghær, ok i ¼öm siu natum, ¼a skulu ¼er ¼a bro byggiæ ællr bötæ … Bei allen nicht privaten Brücken, also Brücken, die auf Allgemeinwegen, Kirch-, Markt-, Thing-, Knechts- oder Königswegen lagen, war der König Kläger, wenn sie gesetzlich bekannt gemacht waren: Alle ¼e broær sum almannæ wæghum liggiæ, kirkiu wæghi ællr kiöpunx, ¼inxwæghær, karls wæghær ællr kununx, ¼a ær kunungær ¼ær malseghandi at … Diese Regelung zeigt, dass sowohl König als auch Kirche stark am Ausbau des Wegenetzes interessiert waren, und sollte einer dieser Brücken nicht gewartet werden, musste dem König oder einem seiner Lehnsmänner Bußgeld bezahlt werden. Laut Dalalagen (1327–40) Bb 21 waren alle Dorfnachbarn dazu verpflichtet, diese Brücken zu warten: almanna wæghum oc kirkiu wæghum oc ¼ings wæghum skulu alli men war¼a oc broa. War eine Brücke durch Feuer oder Wasser zerstört, musste übergangsweise eine Fähre oder ein Floss eingesetzt werden, bis die Brücke wieder repariert war, heißt es in Västmannalagen Bb 23. In Upplandslagen Bb 23 werden einige große Brücken namentlich genannt: die Stockholmer Brücke über den Norrströmmen, die Öresunds-
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brücke über die Öresundå, Östens Brücke über den Sageå sowie die Tilesundsbrücke: Stockholms bro, öræsuns bro, östens bro, ok ¼ilæsunz bro, ¼öm byggiæ flere hundæri. Diese Brücken waren alle so groß, dass ihr Bau die Beteiligung mehrerer (hunderte) Bezirke forderte. Die fehlende Wartung einer solchen Brücke wurde natürlich mit besonders hohen Bußgeldern bestraft. Hälsingelagen (1320–30) nennt die Brücken über die großen Flüsse Ljusnan, Njurundelven, Indalselven und Ångermannaelven, deren Bau die Beteiligung des ganzen Landes erforderte: Lusn, Nyurunz a, Jndalz a, ok angermannæ a, ¼ær skulu landzmæn broær … (HL Bb 18). Wer breitere Wege oder Brücken wollte, hatte die Beweisführung, heißt es in Dalalagen (Bb 21): Hawi ee ¼æn wizord ryma wil wæhgi oc broa (Bb 21). In Kapitel Bb 38 heißt es des Weiteren, dass eine jährliche Brückenbegutachtung durchgeführt werden sollte, nämlich am 17. Juni, am Tag des Heiligen Botulf. Dazu mussten die Gemeindeleute 12 Männer ernennen, die diese Aufgabe durchführten: Broar synar skulu wm botulfs mæssu wæra, soknnamen skulu syn at næmpna tolf men. Waren die Brücken in einem schlechten Zustand, musste königliches Bußgeld an die Brückenprüfer gezahlt werden. Die Brückenbegutachtung fand laut Södermannalagen (1327) zweimal jährlich statt, einmal einen Monat um den Monat Mai, und einmal zwei Wochen um den 29. September, den Michaelistag. Zu den Abmessungen der Brücken äußert sich Södermannalagen Bb 24, wonach eine Brücke am Kirchweg 3 Ellen breit sein musste, eine Brücke am Dorfweg (für das Vieh) 4 Ellen: Kirkiu bro scal wara ¼riggiæ alna bre¼ … byæ bro sum fælæ¼i scal iwir fara at, hon sval wara IIII alna bre¼. Alle Brücken auf Allgemeinwegen mussten 5 Ellen breit sein, heißt es in HL Bb 18: Allær broær, ok almannæ wæghær skulu V alnær bre¼æ wæræ. Auch der Pfarrer musste sich am Brückenbau beteiligen und bei mangelnder Wartung Bußgeld zahlen: Swa skal ok præst broær byggiæ, ok wæghæ rymæ sum bondæ, æller æfptir laghum bötæ. Die Fülle der Informationen in den schwedischen Landschaftsrechten über den Brückenbau und die Wartung deutet darauf hin, dass sowohl freistehende Brücken als auch Straßendämme zum Niederschriftzeitpunkt der Gesetze relativ verbreitet waren. Die Ravning-Brücke im Tal des Vejle Å ist die bekannteste dänische Brückenanlage aus der späten Wikingerzeit. Sie wurde zwischen 1972–82 vom Nationalmuseum Kopenhagen ausgegraben. 1953 wurden bei Drainagearbeiten große, quadratisch zugehauene Eichenpfosten freigelegt, die in regelmäßigen Abständen aus dem Moor ragten. Die späteren Ausgrabungen brachten eine 700 m lange Brückenanlage zutage, die dendrochronologisch in das Jahr 979 oder einige Jahre später datiert wurde (Ramskou 1980,
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25–31). Die Größe der Anlage von Ravning Enge zeugt von beeindruckendem technischen Können, von großen Mengen Baumaterial und enormem Arbeitseinsatz. Insgesamt beträgt die Brückenfläche 3300 m2. Die tragenden Pfosten waren zwischen 4 und 6 m lang und erreichten dennoch nicht den Boden des Flussgrundes. Den Ausgräber zufolge handelte es sich um eine schwimmende Konstruktion. Die Brückenpfosten wurden über den mit Hilfe von Messlatten (Haselruten) markierten Stellen angebracht, wo sie durch ihr Eigengewicht im Moor versanken, „bis der Druck der Torfmassen an den vier Seiten der Pfosten zusammen mit der Tragfähigkeit des Moores ein weiteres Absinken verhinderte“ (Ramskou 1980, 28). Eine im Sommer 1993 durchgeführte Untersuchung der Anlage konnte dieses Verfahren jedoch nicht für die gesamte Konstruktion bestätigen (frdl. Mitteilung M. S. Jørgensen). Eine so gewaltige Brückenkonstruktion war natürlich nicht für den internen Transport einiger Dorfnachbarn gedacht. Die Arbeit wird vom Ausgräber der damaligen Königsmacht zugeschrieben (Harald Blauzahn), die auch die großen Trelleborg-Anlagen im ganzen Land errichten ließ. Es auch ist sicherlich kein Zufall, dass die Brücke von Ravning Enge nach Jelling führt, dem damaligen Zentrum der Macht. Das ansonsten schwer passierbare Flusstal bei Vejle war über diese Brücke für große Heerscharen schnell zu bewältigen – ohne Brücke wäre ein Umweg über viele Kilometer erforderlich gewesen. Allem Anschein nach wurde die Brücke nicht repariert und hatte nur eine Lebensdauer von 50–60 Jahren, vielleicht sogar weniger, bevor die Pfosten verfaulten und die Brücke verfiel (Ramskou 1980, 32). Diese fehlende Wartung sieht man übrigens auch bei den Trelleborg-Anlagen. In Verbindung mit der Ravning-Brücke wurde auch ein (undatiertes) Hohlwegsystem dokumentiert, mit zwei parallel verlaufenden Hohlwegen, einer pro Fahrtrichtung. Um eine zu steile Steigung an den Talhängen zu vermeiden, wurde der Weg in das Talufer hineingeschnitten, um dem Weg eine angemessene Neigung zu geben (Ramskou 1980, 28). Die Brücke wurde nie wieder aufgebaut oder auch nur teilweise wiederverwendet. Erst um 1900 wurde an dieser Stelle wieder eine Brücke errichtet. Warum man eine so aufwändige Konstruktion nicht instandhielt oder wieder aufbaute, ist schwer zu erklären. Vielleicht wurde ähnlich wie bei der Brücke von Varpelev eine neue Brücke nur wenige hundert Meter entfernt gebaut, je nachdem wie sich die Strömungsverhältnisse veränderten. Dies hätte allerdings ebenfalls Spuren in der Landschaft hinterlassen. Eine andere Erklärung könnte eine machtpolitische sein, denn als Roskilde später zum neuen Machtzentrum wurde, verschwand die Bedeutung der Brücke bei Ravning.
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Eine weitere interessante Beobachtung in Verbindung mit der RavningBrücke ist, dass die heutige die Gemeindegrenze zwischen Nørup und Bredsten genau dort verläuft, wo sich der nördliche Brückenverlauf befand. Die Gemeindegrenze ist an dieser Stelle mit einem Deich markiert, der über den Resten der Brücke angelegt wurde. Ramskou kommt deshalb zu dem Schluss, dass diese Gemeindegrenze zu einem Zeitpunkt entstand, als noch Reste von der Brücke zu sehen waren. Sonst wäre die Platzierung einer Gemeindegrenze mitten im unwegsamen Moor, wie es nach dem Verfall der Brücke wieder war, sehr schwer zu erklären. Die Gemeindegrenze muss damit etwas älter als der Entstehungszeitpunkt der Brücke sein, vielleicht auch jünger, doch entstand sie in keinem Fall nach 1050. In den Landschaftsrechten scheint es einen Zusammenhang zwischen solchen Brückenanlagen mit königlichem Bauherrn und königlichen Heerstraßen zu geben. Wenn der König eine hærstratæ bauen lassen wollte, mussten sich alle Bauern, deren Land davon betroffen war, am Bau beteiligen, heißt es in JL 56. Der nächste Satz des Kapitels ist besonders interessant, denn hier wird verlangt, dass sich die gesamte Kirchengemeinde am Bau beteiligen musste, wenn der Weg durch schwer passierbare Moor- oder Flussgebiete führen sollte: Æn ær swo mykæl torfør a, antugh mosæ æth storæ a, tha skal alt kirki sokæn hialpæ til at gøræ bro of thorf … Wenn hier also die Rede von der Teilnahme sämtlicher Gemeindebauern ist, muss dieses Kapitel wie schon erwähnt aus einer Zeit stammen, in der das ganze Land oder große Teile des Landes schon in Gemeinden eingeteilt war. Die Brücke von Ravning war wohl eine königliche Anlage, die hauptsächlich zu militärischen Zwecken erbaut wurde. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um eine Anlage des Typs kunungs hærstratæ, wie sie in Jyske Lov bezeichnet wird: ein Königsweg mit militärischer Funktion.
Wegefrieden Der Wegefrieden hatte eine große Bedeutung, da der Handel zwischen den Dörfern und den Landesteilen davon abhing, dass man sich selbst und seine Waren sicher vom Hof zu Marktplatz oder Hafen transportieren konnte. In der Vorrede zu JL wird dem König die Aufgabe auferlegt, den Frieden seiner Untertanen zu sichern. Waren sie folgsam und gehorchten ihm, musste er ihnen dafür den Frieden garantieren: Oc for thy ær han oc sculdich at gøræ thæm al frith. Natürlich handelt es sich hierbei eher um eine Absichts-
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erklärung und kein wirkliches Versprechen, denn es konnte sich als sehr schwierig für die Königsmacht gestalten, Einfluss auf alle Landesteile zu nehmen. Besonders der Markthandel war stark vom Wegefrieden abhängig. Diese Tatsache spiegelt sich auch in den Rechtsbestimmungen wider: Wer einen anderen auf dem Marktplatz tötete oder verletzte, musste zusätzlich zum normalen Bußgeld auch 40 Mark Bußgeld an den König zahlen, da dieser den Marktfrieden garantierte. Der Wegefrieden wurde aber nicht nur durch den König als Garanten gesichert, auch jeder einzelne Mann sollte sich dafür einsetzen. In mehreren Kapiteln der Landschaftsrechte wird die Kirche erwähnt, die sich aktiv an der Friedenssicherung im Land beteiligte, indem sie energisch gegen Familienfehden kämpfte. Der besondere Gottesfrieden, pax dei oder treuga dei, hatte jedoch nur zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten Gültigkeit, denn zu diesem frühen Zeitpunkt war es schwer für die Königsmacht, überall im Lande im ganzen Jahr den totalen Frieden durchzusetzen (Fenger 1987, 44). JL III 22 nennt zahlreiche Orte, an denen die Tötung eines Menschen zu einem Bußgeld in Höhe von 40 Mark an den König führte: im Leding, bei einer Versammlung, auf dem Thing, auf dem Thingweg, im eigenen Haus, im Siedlungsbezirk, wo sich der König gerade aufhielt, in der Kirche, auf dem Friedhof und in der Marktstadt. Auch der Einsatz eines Messers und die Tötung eines Bauern an seinem Pflug wurde so bestraft: Dræpær man annæn i lething, æth i samnæth, æth a thing, æth a thing wægh, æth i siit eghæt hws, æth i thæt hæræth thær kunung ær i, æth i kirki, æth i kirki garth, æth i køping, æth mæth kniif, æth bondæ thær haldær a hans eghæn plogh, tha bøthær thæn thær draap vtæn rættæ mannæ bøtær e fivghærtivghæ mark … oc swo kunung. Ein Mann auf dem Weg zum Thing hatte Anspruch auf Wegefrieden, und auch sein Heimweg war vom Wegefrieden geschützt, heißt es in ESL II 29: Thet a men oc mæth rætæ, at fran thet man rithær hemæn fran sin eghin ræt wægh, oc til things, tha a han at hauæ frith, oc swa atær af thing oc heem til sin eghin ræt wægh frith at hauæ. Wenn in JL I 56 die Rede von vier Wegen zu jedem Dorf ist, darunter ein Thingweg, dann ist in diesen Kapiteln über den Wegefrieden wohl kaum ein tatsächlicher Weg gemeint, der nur zum Thing führte, sondern es bedeutet vielmehr, dass jeder, der zum Thing wollte, in Frieden reisen können sollte. Wegefrieden mit umgekehrten Vorzeichen ist Thema in SL 97: Ein Mörder durfte weder Wege noch Kirche betreten, auch gemeinsamen Aktivitäten durfte er nicht beiwohnen, bis er alle Bußgelder bezahlt hatte: Æftær bøtær fæstæ, ¼a skal hin, ær drap, rymæ uæh ok kirkiu ok allæ samfyndir, e til bøt
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uar¼ær ok trygd uar¼ær tækin. Man wurde also vom Gemeinschaftsleben ausgeschlossen, indem man die Wege erst dann benutzen durfte, wenn man seine gesetzliche Strafe bezahlt hatte. Anders Sunesen führt an, es sei wohl vernünftig, ein Übel mit einem gegensätzlich wirkenden Mittel zu vertreiben und zu versuchen, durch Demut das zu büßen, was man in Übermut verbrochen habe (ASP 48). Anders ausgedrückt, es war besser, sich seinen Gegnern nicht zu zeigen, denn sie könnten die Gegenwart eines Missetäters als provozierend empfinden, wenn er sich bewusst auf denselben Straßen und Plätzen aufhielt wie sie. JL II 75 beschäftigt sich mit Straßenraub, der nicht wie von Wegelagerern im Verborgenen, sondern öffentlich begangen wird. Überfällt jemand auf einem Allgemeinweg einen anderen und fügt ihm Schaden zu, indem er sein Zugtier wegnimmt oder seinen Wagen umkippt oder ihn am Weiterfahren hindert …, dann ist der Täter als Räuber zu bestrafen: Finnær man annæn a farnæ wægh oc wetær hanum vfyrmd antugh at han takær hans øøk fra hanum æth wæltær hans wæghæn vm och thothær hanum swo at han ma æi burt faræ mæth sinæ costæ … tha ær han e hans rans man … Wenn der Räuber Pferde oder andere Habe des Reisenden zu sich nach Hause bringt, sollte er des Raubes bezichtigt werden, doch wie bereits erwähnt, hatte eine Raubanklage nicht so weitreichende Konsequenzen wie eine Anklage wegen Diebstahls. Wurde jemand in einer Raubangelegenheit schuldig gesprochen, musste er ein Bußgeld bezahlen, das dem Wert des Raubgutes entsprach, außerdem drei Mark und weitere drei Mark an den König (JL II 46). Im Gesetz von William I. (1066–87), Kap. 26, wird der Wegefrieden kurz erwähnt: Überfiel jemand einen anderen Mann auf einem der vier großen Hauptwege, brach er den königlichen Frieden: si enfreint la pais le rei. In Lex Ribuaria (633–34), Kap. 80 heißt es, dass jemand, der mit Waffen einem ribuarischen Freibürger den Weg versperrte, 15 Solidi Bußgeld bezahlen oder einen Sechsereid schwören musste: Si quis Ribuarium de via sua ostaverit, XV solidos culpabilis iudicetur, aut cum VI iurit, quod ei viam suam cum arma numquam contradixisset. Laut Lex Frisionum (ca. 740–802) Add. III, 1 musste ein freier Mann, der einen anderen freien Mann belästigte, ihm gegen das Wegerecht den Weg versperrte oder ihm etwas wegnahm, dreimal vier Solidi Bußgeld bezahlen: Si liber libero in via manus iniecerit et contra legem viam contradixerit aut aliquid tollere voluerit, ter IIII solidos componat. Schließlich erfahren wir aus Lex Alamannorum (717–19) Kap. 59,4, dass wenn jemand auf einem 24 Fuß breiten Allgemeinweg überfallen und so verletzt wurde, dass „Knochensplitter im Schilde klangen“, 6 Solidi Bußgeld fällig wurden: Si autem de capite ossum fractum tullerit de plaga ita ut super publica via lata XXIV pedis sonuerit in scuto illi ossus, cum VI solidis componat.
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In den schwedischen Landschaftsrechten ist der Wegefrieden ebenfalls Thema. Laut Upplandslagen Kgb 7 handelte es sich um Landfriedensbruch, wenn jemand einen anderen auf einem Kirch- oder Thingweg tötete oder verletzte: Sitær man a kirku wægh ællr a ¼ingwægh fore a¼rum, dræpær, sarghær ællr blo¼witi slar, han hawær brutit kununx e¼söræ.
Zusammenfassung: Straßen und Wege Straßen und Wege waren seit vorgeschichtlicher Zeit eine natürliche Voraussetzung für den Warenaustausch und den Transport zwischen Dörfern und Landesteilen, und der Wegefrieden war deshalb von großer Bedeutung. Dem König gelang es jedoch erst mit Hilfe der Kirche, einen teilweise geltenden Wegefrieden einzuführen. Die Landschaftsrechte gewähren uns einen gewissen Einblick in die Verwaltung dieser Wege, ab und zu erfahren wir auch etwas über ihre Anlage und Wartung. In den meisten Fällen werden jedoch die verschiedenen Wegearten aufgezählt, und es wird berichtet, wie sie zerstört werden konnten. Besonders interessant ist dabei der Begriff Heerstraße, der vermutlich einen militärisch genutzten Vorläufer des spätwikingerzeitlichen bzw. frühmittelalterlichen Königsweges darstellt. Mit diesem Begriff verknüpft ist vermutlich auch die Ravning-Brücke und ein zugehöriges Wegesystem aus dem ausgehenden 10. Jahrhundert. Es konnte beobachtet werden, dass Brücken erst im jüngsten Rechtstext erwähnt werden, obwohl archäologische Ausgrabungen schon Brückenkonstruktionen aus dem letzten Viertel des 10. Jahrhunderts nachgewiesen haben. Außerdem gibt es keine Hinweise auf ältere Ortsnamen, die das Wort „bro“ (Brücke) enthalten. Die jüngeren schwedischen Landschaftsrechte enthalten die meisten Informationen über Bau und Instandhaltung von Straßen und Wegen. Auch hier konnte festgestellt werden, dass die jüngsten Rechtsbücher die detailliertesten Angaben enthalten. Brückenkonstruktionen werden weder in schwedischen, noch in englischen oder dänischen Rechtsbüchern näher beschrieben. Lediglich archäologische Ausgrabungen konnten dieses Thema beleuchten und umfangreiche Erkenntnisse liefern. Es besteht kein Zweifel, dass die Anlage und Wartung der Wegenetze sehr arbeitsintensiv waren. Rechtstexte und Runeninschriften zeigen übereinstimmend, dass der Bau einer Brücke als eine große Wohltat betrachtet wurde und man sich dadurch Gottes Gnade erhoffte. Es war nicht möglich, eine chronologische Entwicklung der Wegekonstruktionen für den Zeitraum 900–1250 aufzuzeigen, denn der Wegetyp
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allein war kein chronologisches Merkmal. Entscheidend für die Konstruktion waren die landschaftlichen Gegebenheiten, und dies bedeutet, dass die einfachsten Wegkonstruktionen aus diesem Zeitraum – aus Ästen und Zweigen – nicht zwangsläufig älter sein müssen als eine steingepflasterte Fahrstraße. Die chronologische Abfolge der Wegekapitel in den dänischen Landschaftsrechten lässt sich nur schwer beurteilen, bemerkenswert ist jedoch, dass die ältesten Schichten der Rechtskapitel, die aus dem mündlich überlieferten Gewohnheitsrecht stammen, ebenfalls Informationen über Straßen und Wege enthalten.
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5. Anhang Der Einfluss des kanonischen Rechts auf die Landschaftsrechte Forschungsstand In den vorhergehenden Kapiteln habe ich mich der Annahme angeschlossen, dass die Entstehung der Landschaftsrechte auf einer älteren, mündlichen Rechtstradition basiert, die über Generationen von den Thingmännern in Erinnerung behalten wurde, bis im 11.–12. Jahrhundert die vier Rechtsbücher niedergeschrieben wurden. Aber nicht nur diese älteren Regeln wurden in die Rechtsbücher aufgenommen. Bereits im letzten Jahrhundert der Wikingerzeit hatte die Kirche in Dänemark Fuß gefasst, und dieser Einfluss prägte die Rechtsbildung erheblich. Aus diesem Grund beschäftigt sich das folgende Kapitel mit dem Einfluss der Kirche auf die dänische Rechtsentwicklung. Seit Ende des 19. Jahrhunderts haben dänische Rechtshistoriker bestätigt, dass die dänischen Landschaftsrechte in vielerlei Hinsicht vom kanonischen Recht geprägt sind. Der Jurist Ludvig Holberg veröffentlichte 1891 mehrere Abhandlungen über den Einfluss fremden Rechts auf die dänischen Rechtsquellen unter dem Titel „Dansk og fremmed Ret“ (Dänisches und fremdes Recht). Dabei bezog er sich u. a. auf die Untersuchungen des Bischofs Knud Mikkelsen aus Viborg, der sich in den 1470er Jahren mit dem Verhältnis von Jyske Lov zum römischen und kanonischen Recht beschäftigte. Dieses Wissen war nach der Reformation mehr oder weniger in Vergessenheit geraten (Holberg 1891). Ludvig Holberg konzentrierte sich auf die Vorrede von Jyske Lov und bezog Knud Mikkelsens Glossen als Kommentar zu den Sätzen aus der Vorrede, die von kanonischem Recht inspiriert waren, mit ein (Holberg 1891, 36). Dabei weist er nicht nur auf die Einflüsse von Gratians Dekret (ca. 1140) hin, sondern berührt auch die Vorreden der schwedischen Landschaftsrechte, z. B. Hälsingelagen und Upplandslagen, die laut Holberg ebenfalls vom kanonischen Recht beeinflusst waren (Holberg 1891, 44, 48). Für manche sei es zunächst vielleicht eine enttäuschende Erkenntnis, wie wenig dänisches Recht und wie viele Einflüsse fremden Rechts die Vorrede eigentlich enthalte, formuliert Holberg, aber er fügt hinzu, dass es kaum eine andere zeitgenössische Schrift gebe, die in all ihrer Kürze eine so
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hervorragende Zusammenstellung der geltenden Prinzipien des damaligen europäischen Staatrechts sei: Derjenige, der die Rechtsregeln des Kanonischen Rechts sammelte und zu einem wohlgeordneten Ganzen zusammenstellte, hat sich wie kaum ein anderer mit dem ausgekannt, was zur damaligen Zeit als staatsrechtliche Lehre galt … (Holberg 1891, 64).
Einige Jahre später erschien Henning Matzens kleinere, aber sehr bedeutende Abhandlung „Om Bevisreglerne i den ældste danske Proces“ (Über die Beweisregeln im ältesten dänischen Prozessrecht). Im Gegensatz zu Holberg untersuchte Matzen alle Landschaftsrechte und die Entwicklung der verschiedenen Beweisformen (Matzen 1893). Zu diesem frühen Zeitpunkt erkannte Matzen, dass in den dänischen Landschaftsrechten eine deutliche Entwicklung des Prozessrecht zu verfolgen war – vom Eidbeweis mit Eideshelfern über Sondergeschworene bis zum Urteil mit Wahrmännern, „einer von den Parteien unabhängigen Instanz“ (Matzen 1893, 47, 77, 95). Matzens Arbeit ist nicht ganz so gründlich in Bezug auf die Einflüsse des kanonischen Rechts wie Holbergs Abhandlung, aber sie trägt in hohem Maße zum Verständnis der chronologischen Schichten des Prozessrechtes bei. Matzen geht auch auf den Standpunkt von Kirchenrecht und Papst zu Eidbeweis und Eisenprobe ein (Matzen 1893, 71, 77ff.). Die frühen dänischen rechtshistorischen Arbeiten stehen im Gegensatz zu denen der deutschen Rechtshistoriker wie Carl von Savigny, W. E. Wilda, Konrad Mauer, H. Brunner, Karl von Amira und K. A. Eckhardt, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts und besonders zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Theorie vertraten, es habe ein urgermanisches Volk gegeben, das einem besonderen germanischen Urrecht unterworfen war, welches für alle germanischen, arischen Völker galt (Wåhlin 1974, 167 und Sjöholm 1977, 19). Eine der Hauptthesen der germanistischen Schule lautete, das Recht der skandinavischen Länder wäre ein rein urgermanisches/urskandinavisches, das in keinster Weise von römischem oder kanonischem Recht beeinflusst war. Besonders Karl von Amira vertrat diese Meinung in seinem Werk „Nordgermanisches Obligationsrecht“ (1882–95). Hierbei wurden u.a. die schwedischen Landschaftsrechte unter diesem Aspekt analysiert (Amira 1882–95). In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen bekamen die germanistischen Ideen und Thesen zum urgermanischen „Volksgeist“ besondere ideologische Unterstützung durch die Nazis, denn es wurde eine Bestätigung der Gemeinsamkeiten des arischen Volkes, u. a. in politischer, rechtlicher und historischer Hinsicht, gesucht. Von dieser Art der rechtshistorischen Forschung muss man sich deshalb natürlich distanzieren.
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Birgitte Wåhlin konnte die Thesen der germanistischen Rechtsforschung widerlegen, indem sie aufwies, dass es 1.) keine archäologischen Belege für eine gemeinsame nordeuropäische urgermanische Gesellschaft gibt, 2.) dass diese Forschung zentrale Teile des Materials nicht berücksichtigte, um die aufgestellten Thesen „bestätigen“ zu können, besonders die vielen Unterschiede, die es tatsächlich zwischen den verschiedenen Rechtssystemen gibt. Und 3.) dass die Theorie vom Ursprung eines gemeinsamen Rechtssystems der germanisch sprechenden Völker aus einer urgermanischen Gesellschaft daher eine Fälschung ist (Wåhlin 1974, 171). Erst Mitte des 20. Jahrhunderts (1941, im 700. Jubiläumsjahr von Jyske Lov) griff Niels Knud Andersen in seinem Artikel „Kanonisk Rets Indflydelse på Jyske Lov“ (Einfluss des kanonischen Rechts auf Jyske Lov) die Erkenntnisse von Ludvig Holberg wieder auf. Dabei versuchte er, sich dem Thema von verschiedenen Seiten anzunähern und untersuchte auch das Zusammenspiel von König und Kirche in Bezug auf die Legislative. Er zitiert u. a. die These von Papst Gregor VII. (1073–85), dass jede staatliche Ordnung im kirchlichen Organismus aufgenommen werden soll; der wahre Menschenstaat kann nur die von Gott gegründete Kirche sein, und jede weltliche Herrschaft hat nur als Teil der Kirche Gültigkeit (Andersen 1941, 84–120).
In der gleichen Jubiläumsschrift nimmt Poul Johannes Jørgensen in seinem Artikel „Vidnebeviset i Jyske Lov“ (Zeugenbeweis in Jyske Lov) Ausgangspunkt in Matzens früheren Untersuchungen und zeigt auf, wie sich das alte gewohnheitsrechtliche Prozessverfahren mit formellem Eidbeweis durch den Einfluss des kanonischen Rechts verändert hat. Das kanonische Recht forderte eine wahre, materielle Beweisführung, und die Einführung des Zeugenbeweises spielte dabei eine zentrale Rolle (P. J. Jørgensen 1941, 315–61). In seiner Rechtsgeschichte von 1939 gibt Jørgensen einen Überblick über verschiedene Situationen der Landschaftsrechte, in denen das fremde kanonische Recht das alte schwedische Gewohnheitsrecht beeinflusst hatte, darüber hinaus schrieb er mehrere wichtige Artikel über dieses Thema. Auch zur Festschrift für Kristian Erslev von 1927 trug er einen Artikel bei, der den Titel „Hærværksforbrydelsen i Landskabslovene“ (Das Heerwerksdelikt in den Landschaftsrechten) trug. Er zeigt hier die Entwicklung des Heerwerksdeliktes auf, das in älterer Zeit als ein von mehreren Männern in einer Gruppe ausgeführtes Verbrechen definiert wurde, während es zur Zeit der Niederschrift von JL auch von einer Einzelperson ausgeführt werden konnte. Die Definition hatte Bedeutung für die Art des Strafmaßes, außerdem war das Bußgeld für Heerwerk wesentlich höher (P. J. Jørgensen 1927, 31–60).
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Der gleiche Autor beschäftigt sich in seinem Artikel „Tyveri og Ran i de danske Landskabslove“ (Diebstahl und Raub in den dänischen Landschaftsrechten) in der Festschrift Vinding Kruse mit dem grundlegenden Unterschied dieser beiden Verbrechen. Er weist nach, dass sich die Begriffe und die Höhe des Bußgeldes in den Landschaftsrechten zum Zeitpunkt ihrer Niederschrift ändern (P. J. Jørgensen 1940, 157–203). Kurz vor seinem Tod veröffentlichte P. J. Jørgensen einen Artikel in der rechtwissenschaftlichen dänischen Zeitschrift „Tidsskrift for Retsvidenskab“, in dem er das in Jyske Lov eingeführte Wahrmännersystem und die Berufungsinstanz, die vom Bischof und den besten Dorfmännern gebildet wurde, analysiert. Diese Prozessform war sehr deutlich vom kanonischen Berufungssystem inspiriert (P. J. Jørgensen 1944, 74–131). Im selben Jahrzehnt erschien Stig Iuuls Abhandlung „Fællig og Hovedlod“, die sich im ersten Hauptkapitel mit der vermögensrechtlichen Entwicklung innerhalb der Familie zu Zeiten der Landschaftsrechte beschäftigt und einleitend die ursprüngliche, sogenannte gemeingermanische Ordnung des Familienvermögensrechts darlegt (Iuul 1940). Bei der ersten Sammelausgabe der Landschaftsrechte auf Neudänisch (1945–48) schrieb Iuul in Bad. III eine allgemeine Einführung über die Aussagen der Rechte zu Verfassung und Verwaltung, Vermögensrecht und Strafrecht, in der u.a. die bisherige Prozessrechtforschung und die Verbindung mit kanonischem Recht berührt werden. Bei dieser Einführung, die den Anspruch hatte, auf 51 Seiten alle Aspekte der Landschaftsrechte bezüglich Verwaltungs-, Vermögens- und Strafrecht zu erläutern, handelt es sich natürlich eher um eine Übersicht als um eine detaillierte Beschreibung (Kroman & Iuul 1948, I-LI). Stig Iuul und Jens Ulf Jørgensen trugen mit einer Reihe von Sonderartikeln über rechtswissenschaftliche Themen mit Bezug zu den Landschaftsrechten zur Ausgabe des großen „Kulturhistorisk Leksikon for Nordisk Middelalder“ (KLNM) aus den Jahren 1956–1978 bei. Darin wird immer wieder auf den Einfluss des kanonischen Rechts auf die ersten dänischen Rechtsbücher verwiesen. Einige dieser Artikel wurden später in einer Sammlung rechtshistorischer Artikel unter dem Titel „Med lov skal land bygges og andre retshistoriske afhandlinger“ neu gedruckt (Dübeck u. a., 1989). Nach Iuuls Tod (1969) erschien 1970 eine Monographie mit seinen rechtsgeschichtlichen „Forelæsninger over Hovedlinier i europæisk Retsudvikling fra Romerretten til Nutiden“ (Vorlesungen über die Hauptlinien der europäischen Rechtsentwicklung von der Römerzeit bis zur Neuzeit). Darin werden die Zusammenhänge zwischen dänischem Mittelalterrecht und römischem/kanonischem Recht erläutert, und hier finden sich natürlich et-
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liche Beobachtungen zum Einfluss des fremden Rechts auf die dänische Rechtsentwicklung (Iuul 1970). Ein Jahr später erschien Ole Fengers Abhandlung „Fejde og mandebod“ (Fehde und Mannbuße), die sich mit der Rolle der Familie bei Fehdenangelegenheiten im germanischen und altdänischen Recht beschäftigt. Fenger untersuchte die Kapitel der Rechtsbücher, die sich mit Totschlag beschäftigen, und konnte dabei nachweisen, dass die Kirche für die Einführung zahlreicher Prozessregeln verantwortlich war, die das gewohnheitsrechtliche Fehdesystem eindämmen sollten, wo Rache als einzige Konfliktlösung bei Familienkränkungen galt (Fenger 1971). Nach „Fejde og mandebod“ beschäftigte sich Fenger in vielen Monographien und Artikeln mit der Rechtsentwicklung in der späten Vorgeschichte und im frühen Mittelalter. Zentrale Aspekte waren dabei oft die Einflüsse des römischen und kanonischen Rechts. 1977 erschien „Romerret i Norden“ (Das römische Recht in Skandinavien) mit Schwerpunkt auf der Zeit vor der Reformation, wo Fenger die Einflüsse des römischen Rechts auf sämtliche dänischen Landschaftsrechte analysiert (Fenger 1977) Die nachfolgende Monographie „Gammeldansk ret“ (Altdänisches Recht) bezieht sich auf die Rechtsordnung und Rechtsentwicklung in schriftlosen, „primitiven“ Gesellschaftsformen. Dabei stützt sich Fenger auch auf ethnographische Untersuchungen der Entwicklungsmuster dieser Gesellschaften, wodurch die Grundlage für das beginnende Verständnis der Rechtsentwicklung in Dänemark im Laufe der Eisenzeit vor der Einführung der lateinische Schriftsprache in Dänemark gelegt wurde. Fenger gelingt es gleichzeitig, die dänische Rechtsentwicklung in einen perspektivenreichen Zusammenhang mit der kirchlichen Machtentwicklung in Europa zu stellen, und gibt damit erstmals einen tiefen Einblick in die dänische Rechtsentwicklung der schriftlosen Jahrhunderte vor dem Ende der Wikingerzeit (Fenger 1983a). Da die Verwendung von ethnographischem Material methodisch nicht unproblematisch ist, habe ich dies in der vorliegenden Arbeit nicht berücksichtigt. Einen weiteren Beitrag Fengers finden wir im Buch „I være have“, in dem er zusammen mit Bodil Møller Knudsen und Helle Reinholdt den mittelalterlichen Eigentumsbegriff untersucht. Das Buch entstand als Teil des Projekts „Middelalderbyen“ (Mittelalterstadt), das von der Humanistischen Dänischen Forschungsgemeinschaft (Humanistisk Forskningsråd) initiiert wurde (Fenger u. a. 1982). Artikel wie „Danelagen og Danerloven“ von 1983, „Kildeværdien af normative tekster“ (Der Quellenwert von normativen Texten) von 1987, und „Germansk retsorden med særligt henblik på det 7. årh.“ (Germanische Rechtsordnung unter besonderer Berücksichtigung des 7. Jh.) von 1991 (b)
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zeigen, dass es Fenger gelang, mehrere Wissenschaftszweige zu kombinieren: Rechtswissenschaft, Archäologie, Geschichte und Ethnographie. Er konnte so neues Licht auf die Landschaftsrechte und ihre Entstehungsgeschichte werfen. In „Dansk retshistorie i hovedpunkter“ (Die dänische Rechtsgeschichte in Hauptpunkten) von 1978 geben Ditlev Tamm und Jens Ulf Jørgensen einen Überblick über die Arbeiten früherer Forscher zum kirchlichen und römischen Einfluss auf dänisches Gewohnheitsrecht. Ditlev Tamms Lehrbuch zur Rechtsgeschichte, Bd. 2 „Romerret og europæisk retsudvikling“ (Römisches Recht und die europäische Rechtsentwicklung) (1991) ist mit seiner Einführung in die Prinzipien des römischen Rechts ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der Teile der Landschaftsrechte, die Regeln aus dem klassischen römischen Recht übernahmen, wobei sie das kanonische Recht als Zwischenglied nutzten (Tamm 1991). In ihrem Artikel „Skånske Lov og den europæiske baggrund“ (Skånske Lov und der europäische Hintergrund) diskutiert Inger Dübeck die Frage, inwieweit die Entstehung der dänischen Landschaftsrechte einem kleinen Kreis kirchlicher Rechtsgelehrter, die an europäischen Rechtsschulen studiert hatten, zuzuschreiben ist und nicht, wie bisher angenommen, den örtlichen Thingmännern, die sich auf das Gewohnheitsrecht bezogen. Absalons und Anders Sunesens Ausbildung in Bologna und Paris und ihre umfangreichen Kenntnisse des europäischen Rechts spielten vermutlich eine wichige Rolle für die Ausformung der Landschaftsrechte (Dübeck 1990).
Der erste christliche Einfluss Ab dem beginnenden 9. Jahrhundert, als die Kirche erste Missionierungen in Dänemark durchführte und sich im Laufe der folgenden Jahrhunderte konsolidierte, geschah eine allmähliche, aber stete Beeinflussung des ungeschriebenen Gewohnheitsrechtes. Die kirchliche Hierarchie und Administration wurden in Dänemark schnell ausgebaut, und bereits 948 gab es drei Bischöfe im Land, nämlich in Ribe, Schleswig und Århus: … Liopdago Ripensis ecclesiae episcopo, Oredi Sliewiccensis ecclesiae episcopo, Reginbrando Arhuswensis ecclesiae episcopo … Alle drei nahmen an der großen Synode in Ingelheim teil (7. Juni 948), auf der u. a. die Vertreibung von König Ludwig IV. von Frankreich behandelt wurde (Dipl. Dan. 1:1, Nr. 319). Obwohl keine dänischen Kirchen aus dem 10. Jahrhundert erhalten sind, ist davon auszugehen, dass zu dem Zeitpunkt bereits Kirchen gebaut wurden. Frühe archäologische Zeugnisse dieses frühen Kirchenbaus wurden
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u. a. in Jelling und Hørning in Jütland gefunden. In einer Erklärung von Kaiser Otto I. vom 26. Juni 965 werden die Kirchen in Schleswig, Ribe und Århus erwähnt. Der Kaiser, der die Oberhoheit über die Besitztümer des Bistums Hamburg-Bremen besaß, verzichtete jedoch auf die Machtbefugnis über die Liegenschaften auf dem Gebiet oder in den Königreichen der Dänen, … in marca vel regno Danorum …, die den neu gegründeten, untergeordneten Bistümern (Suffragan) Schleswig, Ribe und Århus gehörten, Sliesuuigensem, Ripensem, Arusensem, und diese mussten weder Steuern noch andere Abgaben an den Hamburger Bischof leisten: censu vel servitio nostri iuris (Dipl. Dan. 1:1, Nr. 330). Ungefähr einhundert Jahre später (1070) berichtet Adam von Bremen, dass es jetzt 300 Kirchen in Schonen gab und 250 auf Seeland und Fünen. Jütland wird nicht erwähnt: Sconia bis tantum habet in spacio quam Seland, hoc est CCC ecclesias, cum Seland dicatur habere dimidium, Funis terciam partem (Adam von Bremen 1978, 31). Die Verwendung der Aussagen Adams von Bremen ist methodisch nicht unproblematisch, aber man kann dennoch annehmen, dass zu diesem Zeitpunkt tatsächlich mehrere hundert Kirchen in Dänemark existierten. Die Institution der Kirche war gekommen um zu bleiben, und mit ihr hielt auch ein neues Rechtssystem seinen Einzug – das kanonische Recht. Ausgehend vom Werk des Kirchenvaters Augustinus „De civitate Dei“ (413–17) war „die theologische Grundlage für die Kirchenherrschaft über den Staat gelegt“, und Friede und Gerechtigkeit, Pax et iustitia, waren die beiden Säulen dieser Lehre (Fenger 1983a, 69) Anfang des 8. Jahrhunderts erschien die Etymologiae des Bischofs Isidor von Sevilla. Er formulierte die Sicht der Kirche auf die weltliche Rechtsbildung und war der Meinung, dass das Recht dem jeweiligen Ort und Land angepasst werden sollte. Diese Formulierung findet sich in der 500 Jahre jüngeren Paraphrase zu Jyske Lov von Anders Sunesen wieder (Fenger 1983 a, 86), und auch die Vorrede von Jyske Lov ist hiervon geprägt (Holberg 1891; Tamm 1991, 227). Ein gerechter König Rex Iustus war laut Kirche ein König, der über Frieden und Gerechtigkeit wachte und in Gottes Namen den Schutz der Kirche, der Witwen und Waisen, der Wehrlosen und des Hausfriedens einforderte, während der ungerechte König Tyran vom Papst aus der Gottesgemeinschaft ausgeschlossen und verbannt werden konnte. Das weltliche Leben, das in Europa von Kleinkönigen und Fürsten repräsentiert wurde, war sicherlich von Interesse für die wachsende kirchliche Macht, doch konnte die Kirche in den nordischen Ländern nur mit Vorsicht und sehr behutsam bei der Einführung der kirchlichen Rechtsregeln in die weltliche Rechtspraxis vorgehen, belehrt von den Erfahrungen der Missionsarbeit in den mitteleuropäischen Gebieten (Fenger 1983a, 56).
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Die Kirche konnte ihre Rechtsforderungen nur langsam vorbringen, in dem Tempo, in dem sich die jeweiligen Völker den neuen Ideen anschließen konnten, aber Das kanonische Recht war in irdischer Hinsicht dem örtlichen, weltlichen Recht weit überlegen: hinsichtlich des Umfangs, der technischen Ausgestaltung und der zentralen, juristischen Prinzipien konnte sich kein mittelalterliches weltliches Rechtssystem mit dem kirchlichen Recht messen (Fenger 1977, 32).
Ein dauerhafter Widerstand gegen diese Regeln war daher prinzipiell zwecklos. Ein wichtiger Schritt dieser Entwicklung war die gemeinsame schriftliche Niederlegung des örtlichen Gewohnheitsrechtes und der neuen kanonischen Rechtsprinzipien, denn es war „die allgemeine Haltung der Kirche, dass das Gesetz verkündet und damit bekannt sein sollte“, da man niemandem eine Übertretung von Vorschriften vorwerfen konnte, die er nicht kannte (Fenger 1983a, 94). Als man die bis dahin mündlichen Regeln aufschrieb, stellte man auch sicher, dass diese nicht verdreht oder vergessen wurden. Die Kunst des Schreibens war fast nur in kirchlichen Kreisen bekannt, und so wurden die Regeln des dänischen Gewohnheitsrechts denn auch von den Männern der Kirche niedergeschrieben (Fenger 1977, 55). Da die erste große schriftliche Niederlegung erst im 12.–13. Jahrhundert stattfand, umfassen die dänischen Rechtsbücher auch zahlreiche Regeln, die in hohem Maße von der kanonischen Lehre geprägt waren: Frieden und Gerechtigkeit, materielle Beweisführung und Zeugenaussagen, persönliche Schuld und Berufungssysteme spielten eine große Rolle. Der Zeitraum 1150–1250 wurde als das juridische Jahrhundert bezeichnet, denn das römische und das kanonische Recht erlebten in ganz Europa eine Blütezeit. Die Universität von Bologna wurde zum rechtswissenschaftlichen Zentrum, nachdem der Mönch Gratian um 1140 eine umfangreiche systematische Sammlung des geltenden kanonischen Rechts ausarbeitete, das sogenannte Dekret Gratians. Auch das Studium des römischen Rechts spielte in Bologna eine große Rolle, wichtig waren in diesem Zusammenhang u.a. die schon 534 aufgeschriebene Corpus Iuris Civilis (die Rechtssammlung des oströmischen Kaisers Justinian) und die sogenannte Vulgata-Handschrift von 1070 der 400 Jahre älteren Digesten, einer Sammlung von 50 Büchern mit Auszügen aus den Werken von ca. 40 damals bekannten Juristen. Im Mittelalter bildete sowohl das Corpus Iuris Civilis als auch die Vulgata-Handschrift die Grundlage für das Feudalrecht (Tamm 1978, 140; Fenger 1983 a, 78; Dübeck 1990, 397). Führende Geistliche, wie die dänischen Erzbischöfe Eskil,
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Absalon und Anders Sunesen, brachten dieses Wissen nach ihren Studien in Paris, Bologna und Oxford mit in die skandinavischen Länder. Das kanonische Recht basierte auf der religiösen, biblischen Weltanschauung, wies aber auch Züge des klassischen römischen Rechts auf. So beruhen der Schuldbegriff und das vorsätzliche Verbrechen u. a. auf römischem Recht, und auch die Wurzeln des Testaments- und Erbrechtes lassen sich darauf zurückverfolgen (Iuul 1970, 60ff. und Tamm 1991, 250ff.). Die dänischen Landschaftsrechte sind demnach vom Wunsch des kanonischen Rechts beeinflusst, statt des Fehdewesens ein Bußgeldsystem einzuführen, Zeugenaussagen und Geschworene an Stelle von Eidbeweis und Eisenprobe, persönliche Schuld statt kollektiver Familienschuld. Außerdem wurde der Begriff des Gottesfriedens eingeführt, und Mittäterschaft sollte bestraft werden. Der eventuelle Einfluss des langobardischen Rechts auf die dänischen Landschaftsrechte ist ebenfalls ein stark diskutiertes Thema. Das langobardische Recht wurde im sogenannten Edikt von König Rothari (um 643 erschienen) in lateinischer Sprache aufgeschrieben. Die 388 Kapitel wurden im 8. Jahrhundert erweitert, und in der Regierungszeit der Karolinger und Ottonen wurden dem langobardischen Recht noch weitere Gesetze hinzugefügt: Capitulare Langobardorum im 10.und 11. Jahrhundert. Diese erschienen zusammen mit dem ursprünglichen Edikt im Liber Legis Langobardorum (Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, Sp. 1701). Die frühere Forschung ging davon aus, dass die Langobarden ursprünglich ein nordisches Volk waren, das im Laufe der Völkerwanderungszeit vom Norden in das nördliche Italien eingewandert war, und aus diesem Grund sei die Niederschrift des Edikts von König Rothari mit dem nordischen Recht verknüpft. Einige dänische Rechtshistoriker zweifeln diese Theorie an und schlagen vorsichtig vor, dass sich die Ursprungsgebiete der Langobarden vielleicht am Niederrhein befunden haben (Tamm 1988, 316 und Fenger 1991 b, 158). Die Schwedin Elsa Sjöholm vertritt in ihrem 1976 erschienenen Werk „Gesetze als Quellen mittelalterlicher Geschichte des Nordens“ die Ansicht, dass das langobardische Recht des 7. Jahrhunderts und die dänischen Landschaftsrechte eng verwandt seien (Sjöholm 1976, 128ff.). Sie verweist u. a. auf das Kapitel 326 im Edikt, das sie mit Kapitel 102 aus Skånske Lov vergleicht. Der Inhalt beider Kapitel stimmt deutlich überein. Ditlev Tamm weist jedoch darauf hin, dass sich der Text in SL Kap. 102 eher auf ein Augustinus-Zitat bezieht, das im Dekret Gratians (1140) wiedergegeben ist, denn der Wortlaut ist in beiden Fällen identisch (Tamm 1988, 317). Da Gratians Dekret auf Augustinus Lehre aus dem 5. Jahrhundert basiert, könnte es ebenfalls als Vorlage für die Bestimmung in Rotharis Edikt gedient haben,
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und damit könnten sowohl diese als auch die Bestimmungen in Skånske Lov über den Angriff von Tieren auf Menschen auf der gleichen Grundlage beruhen. Fenger, der sich mit dem Fehdewesen der dänischen Landschaftsrechte beschäftigte und dabei auch langobardisches Recht mitberücksichtigte, ist der Auffassung, die Fehde sei ein fundamentaler Bestandteil des langobardischen Rechts. Er geht jedoch nicht näher auf die Verwandtschaft beider Rechtssysteme ein (Fenger 1991b, 159). Im Folgenden soll versucht werden, eventuelle Übereinstimmungen zwischen den landwirtschaftlichen Kapiteln aus den dänischen Landschaftsrechten und den etwa 100 Kapiteln des langobardischen Rechts, die sich mit landwirtschaftlichen Verhältnissen beschäftigen, aufzuzeigen. Wie die dänischen und schwedischen landwirtschaftlichen Kapitel geht es auch in den langobardischen um Haustiere und Hirten, Zäune, Mühlen, Brunnen, Hausbau und Holzschlag. Da auch die langobardische Gesellschaft wie die damalige irische, englische und fränkische eine Agrargesellschaft war, finden wir auch hier logischerweise ein Regelwerk für diesen Bereich. Es gibt jedoch auch einleuchtende Unterschiede, wenn z. B. von Rebendiebstahl und toten Almtieren die Rede ist. Vereinzelte Kapitel beschäftigen sich mit genau den gleichen Themen wie die dänischen, z.B. Kap. 138 über Holzschlag, 151 über Mühlen, 306 über Brunnen, 318–19 über Bienenstöcke und 358 über Reisende. Wortlaut und Strafmaß stimmen jedoch nicht ganz überein, und obwohl meiner Ansicht nach eine überzeugende Verwandtschaft zwischen den landwirtschaftlichen Kapiteln in den dänischen Texten und im langobardische Recht nicht nachweisbar ist, wäre eine Verbindung zwischen einzelnen Kapiteln durchaus möglich. Das langobardische Recht – und somit auch die Bestimmungen aus Rotharis Edikt – bildete vermutlich die Grundlage für manche Bereiche der rechtswissenschaftlichen Studien in Bologna im 12. Jahrhundert. Es ist also denkbar, dass Anders Sunesen diese Rechtsregeln kennenlernte, was wiederum dazu geführt haben könnte, dass manche der Regeln aus Skånske Lov, an deren Niederschrift Anders Sunesen vermutlich beteiligt war, davon beeinflusst waren. Da in jeder Agrargesellschaft Bedarf bestand, eigene Rechtsregeln zu erstellen, gibt es meines Erachtens keine Belege dafür, dass sämtliche Rechtsregeln in SL erst nach Vorlage des langobardischen Rechts bei der schriftlichen Niederlegung im 13. Jahrhundert entstanden. Wie Sjöholm halte ich es für einleuchtend, dass Anders Sunesen in seiner Paraphrase zu SL seine Kenntnisse des europäischen Rechts einfließen ließ, um die älteren schwedischen Rechtsregeln zu systematisieren und zu konkretisieren (Sjöholm 1976, 131).
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In ihrem Buch „Sveriges Medeltidslagar“ (Schwedische mittelalterliche Gesetze) von 1988 kommt Sjöholm zu dem Schluss, dass die Landschaftsrechte kein Ergebnis einer langen selbständigen Rechtsentwicklung waren und dass es keine Vorgänger gegeben hat, welche die Grundlage für die im 13. Jahrhundert aufgeschriebenen schwedischen bildeten. Laut Sjöholm gibt es einen älteren Kern in den Gesetzen, der sich mit Tötung und Verwundung, Diebstahl, Hurerei und anderen Sittlichkeitsverbrechen sowie anderen kleineren Verbrechen innerhalb des Dorfes beschäftigt …,
und dieser ältere Kern bezieht sich auf eine zentrale Autorität, vermutlich den Erzbischof von Lund. Vom Gewohnheitsrecht ist keine Rede, und die schwedischen Landschaftsrechte wären somit das Ergebnis einer schriftlichen Rezeption (Sjöholm 1988, 50, 237). Sjöholm Schlussfolgerungen haben auch Folgen für die dänischen Rechtsbücher, denn Das Gesetz Mose ist die Grundlage für jegliches abendländische Recht im Mittelalter …
Dies würde bedeuten, dass alle schwedischen und dänischen Landschaftsrechte auf dem Gesetz Mose beruhen (Sjöholm 1988, 236). Als Argument führt Sjöholm u. a. einige Rechtsregeln aus dem 2. Buch Mose (Kap. 21, 22 und 24) an, deren Inhalt die landwirtschaftlichen Kapitel der schwedischen Rechtstexte beeinflusst haben soll. Nach einer näheren Analyse dieser Kapitel aus dem Buch Mose kann ich mich dieser Auffassung jedoch nicht anschließen. Als Beispiel soll das Kap. 21,28 aus dem 2. Buch Mose herangezogen werden: „Wenn ein Rind einen Mann oder eine Frau stößt, dass sie sterben, so soll man das Rind steinigen und sein Fleisch nicht essen; aber der Besitzer des Rindes soll nicht bestraft werden“. In den nordischen Landschaftsrechten galt dagegen das Prinzip, dass der Besitzer stets für eventuelle Schäden durch sein Haustier verantwortlich war. In Skandinavien wurde die Steinigung nie als Strafe angewendet, und ob das Fleisch eines Schaden verursachenden Tieres gegessen werden durfte oder nicht, wird an keiner Stelle in den nordischen Landschaftsrechten erwähnt. Ich denke, Sjöholm hat die landwirtschaftlichen Hinweise im Buch Mose überinterpretiert, denn der Inhalt der Kapitel liefert keinen Beleg für eine Verwandtschaft zwischen den Büchern Mose und den nordischen Landschaftsrechten. Man kann lediglich feststellen, dass sich die Bücher Mose ebenfalls mit einzelnen landwirtschaftlichen Aspekten beschäftigen.
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Sjöholm verwirft anschließend die allgemein anerkannte Theorie, es habe in den skandinavischen Ländern ein „uraltes heimisches Recht“ gegeben, das seitdem von kanonischem und römischem Recht beeinflusst wurde, und das nordische Rechtsgelehrte von ihren Studien in Bologna um 1100 mit nach Skandinavien gebracht hätten. Sie vertritt die Meinung, die gesamte Rechtsbildung basiere auf der Rezeption ausländischen Rechts (Sjöholm 1988, 237). Meiner Ansicht nach lässt sich jedoch feststellen, dass die dänischen Landschaftsrechte im 12.–13. Jahrhundert schriftlich festgehalten wurde, und dass das Recht bis zu dem Zeitpunkt ein mündlich überliefertes Gewohnheitsrecht war. Aufgeschrieben wurden die Texte von Kirchenleuten, so dass in vielerlei Hinsicht das kanonische Recht natürlich mit einfloss. Trotzdem blieb die lange mündliche Rechtstradition in den Handschriften deutlich erhalten. Die in der vorliegenden Arbeit vorgenommene Einteilung der landwirtschaftlichen Kapitel der Landschaftsrechte in ältere und jüngere Schichten basiert u. a. auf einer Analyse des Prozessrechtes. Es konnte so zwischen dem älteren, mündlich überlieferten Gewohnheitsrecht und einer jüngeren, vom kanonischen Recht beeinflussten Form unterschieden werden. Bisher hat sich die Forschung nicht näher mit dem Einfluss des kanonischen Rechts auf die landwirtschaftlichen Kapitel der Rechtsbücher befasst. Aus diesem Grund soll hier anhand von konkreten Beispielen aufgezeigt werden, wie das kanonische Prozessrecht das Landwirtschaftsrecht der Landschaftsrechte beeinflusste.
Fehderecht und Mannbuße (Wergeld) Als die christliche Kirche erstmals der skandinavischen Kultur gegenüberstand, traf sie eine Gesellschaft an, deren Rechtsgrundlage ein mündlich überliefertes Gewohnheitsrecht war. Die Fehde war die natürliche und einzig würdige Konfliktlösung bei Familienstreitigkeiten, eine Denkweise, die den christlichen Prinzipien Frieden und Gerechtigkeit natürlich überhaupt nicht entsprach. In „Fejde og mandebod“ (Fehde und Mannbuße) untersuchte Ole Fenger die Entwicklung der Familienverantwortung und des Fehdenrechts im älteren germanischen Recht und in den etwas jüngeren dänischen Rechtsquellen. Außerdem zog er ethnographische Untersuchungen über die Familienrache bei sogenannten primitiven Gesellschaften hinzu und versuchte so, die Rolle der familiären Verantwortung im dänischen Gewohnheitsrecht im Laufe der Jahrhunderte bis zur ersten schriftlichen Fixierung der Rechtsbücher zu ergründen (Fenger 1971).
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Laut Fenger stammt diese Familienverantwortung im nordischen Rechtsgebiet aus einer Zeit, in der „sich keine Autorität um Wohl, Weh und Rechtssicherheit des Einzelnen kümmerte“ und die Familie des Einzelnen bei einer eventuellen Friedensverletzung für eventuelle Vergeltungsaktionen zuständig war. Solche Vergeltungsmaßnahmen konnten dazu auch eine vorbeugende Wirkung haben (Fenger 1971, 351). Die Rache war also ein berechtigtes Werkzeug, um z.B. nach einem Mord das gesellschaftliche Gleichgewicht wiederherzustellen. Da die ganze Familie also für die Taten des Einzelnen zu Verantwortung gezogen wurde, konnte bei einer Vergeltungsaktion auch ein anderes Mitglied der Familie getötet werden. Diese Blutrache oder Fehde konnte für eine kleine Siedlung verheerende Auswirkungen haben, wenn mehrere Mitglieder einer Familie aus Rachegründen getötet wurden. Obwohl die frühe mittelalterliche Kirche die Rache ablehnte, entsprach sie eigentlich dem alttestamentarischen Prinzip von Rache als akzeptierter Reaktion z.B. auf Mord, denn die Rache ist auch notwendig, um die verletzte Ehre einer Familie wiederherzustellen (Fenger 1971, 183).
Allerdings konnte Rache auch überhand nehmen, wie aus den Beschreibungen des alten Testaments hervorgeht: Eine Wunde wurde mit einem Mord gerächt, oder ein toter Mann führte zur Ermordung etlicher Personen (Fenger 1971, 184 und Tamm 1978, 34). Aus diesem Grund führte die Kirche das sogenannte Talionsprinzip ein, demzufolge nur Gleiches mit Gleichem vergolten werden durfte – also Auge um Auge, Zahn um Zahn. Doch bereits im 2. Buch Mose gibt es Hinweise auf das Bußgeldprinzip, das bei Tötungsdelikten die Rache ablösen sollte (Fenger 1971, 184). Nach und nach distanzierte sich die Kirche vom mosaischen Racheprinzip. Im Paulus-Brief an die Römer heißt es jetzt, man solle das Gute im Menschen suchen und damit Böses nicht länger mit Bösem vergelten, denn die Strafe läge ausschließlich in Gottes Hand (Fenger 1971, 187). Vor dem Hintergrund der Ablehnung der Blutrache durch die Kirche entstand ein Bußgeldsystem, das einer gekränkten Familie Rehabilitierung zusichern sollte, wobei klar war, dass ein Menschenleben nicht mit Geld aufgewogen werden konnte. Die dänischen Rechtsbücher enthalten eine Mischung aus altem Fehderecht und neuem Bußgeldsystem, denn die Landschaftsrechte ruhen auf einer allgemeinen Familienverantwortung bezüglich der Mannbuße (Fenger 1971, 432).
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Totschlag sollte idealerweise mit dreimal 15 Mark (auf Seeland) oder 18 Mark (in Jütland) gebüßt werden. Dabei mussten die betroffenen Familien mit einem Sicherheits- und Gleichheitseid darauf schwören, dass sie auf Rache verzichteten (SL 85, 92, 113, ESL II 38 und III 27, JL III 21). Problematisch war indes, dass die Familie des Getöteten nicht dazu gezwungen werden konnte, das Bußgeld anzunehmen. So konnte das Recht auf Rache aufrechterhalten werden, es kam auch vor, dass die Worte des Gesetzes einfach ignoriert und Rachemorde weiterhin ausgeübt wurden, obwohl Bußgeld bezahlt worden war (SL 90, VSL III 2, ESL II 5). Das Fehderecht war tief im Bewusstsein der Familien verankert, und Anfang des 13. Jahrhunderts war es noch keine Selbstverständlichkeit, das Gesetz einzuhalten. Auch der König war daran interessiert, dem Fehdewesen ein Ende zu machen, einerseits um den Frieden im Reich zu bewahren, andererseits um die Macht zu zentralisieren, denn das Fehderecht gestand den einzelnen Geschlechtern viel Einfluss zu. Schließlich hatte der König bei der Mannbuße Anspruch auf einen Teil der Bußgeldsumme – eine nicht unbeträchtliche Einnahmequelle. Ein geächteter Rachemörder, der das Bußgeldsystem missachtet hatte, konnte gegen Geld seinen Frieden vom König wiedererlangen – eine weitere Einnahmequelle für den König. In der Schenkungsurkunde von Knud dem Heiligen von 1085 sind erhebliche Summen für diese Arten des Friedenskaufs aufgeführt. Aus den entsprechenden Kapiteln der Landschaftsrechte geht hervor, dass die Kirche versuchte, durch Einführung eines Bußgeldsystems dem Fehdewesen Einhalt zu gebieten. Zum Zeitpunkt der schriftlichen Niederlegung der Rechte war es jedoch immer noch nicht eliminiert. Probleme bereitete auch eine gerechte Verteilung der zu entrichtenden Familienbuße unter den Verwandten. König Knud VI. versuchte 1200, durch die Totschlagverordnung diese Angelegenheit zu klären, denn er machte sich Sorgen über das Wohl und den Frieden seiner Untergebenen in Schonen und hatte durch Klagen erfahren, dass besonders Schonen von Totschlagsverbrechen und Problemen mit der Bußgeldentrichtung betroffen war. Der König betonte zudem, dass ein Mann, der geächtet war, weil er nach dem Erhalt von Bußgeld getötet hatte, nie wieder seinen Frieden haben sollte: Si quis hominem interfecerit suspecta satisfactione, frithløz erit, et omnia ipsius mobilia sunt iure regio confiscanda. Reus eciam non est pacem in perpetuum recepturus.
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Kollektivschuld oder persönliche Verantwortung Ein wesentlicher Grund für die Abneigung der Kirche gegen das Fehdewesen liegt in der Kollektivschuld, die der kirchlichen Haltung zur persönlichen Schuldverantwortung widerspricht, die besagt, dass hinter jedem Verbrechen ein böser Wille steht, der bestraft werden muss. Also jede Person, die in böser Absicht ein Verbrechen begangen hat, muss dafür ihre individuelle Strafe bekommen (Tamm 1978, 35 und Fenger 1977, 101). Die kirchliche Schuldlehre basierte auf den Ausgleichsregelungen des römischen Rechts. Hier wurde deutlich zwischen Unachtsamkeit (negligentia), dem vorsätzlichen Verbrechen (voluntas) und dem unabsichtlichem Schaden (casus) unterschieden (Fenger 1977, 31), Phänomene, die bisher im dänischen Gewohnheitsrecht unbekannt waren. Das römische Schuldprinzip beruhte auf der Lex Aquilia (300 v. Chr. vom römischen Tribun Aquilius vorgetragen) und bekam entscheidende Bedeutung für das Rechtssystem der europäischen Kirche (Iuul 1970, 134 und Tamm 1978, 124). In der Lex Aquilia werden etliche Verbrechen aufgeführt, bei denen Mensch oder Tier zu Schaden kommen konnten, und für die einzelnen Fälle wird diskutiert, wer die Schuld trägt und wer den entstandenen Schaden ersetzen soll. So heißt es beispielsweise in Kap. 3 der Lex Aquilia, dass eine Person, die einem Haustier oder einem Sklaven direkten Schaden zugefügt hat, verklagt werden kann, das Gleiche gilt für vorsätzliches Verbrennen oder Zerstören von Gegenständen (Tamm 1991, 168). Die dänischen Rechtsbücher unterscheiden zwischen vorsätzlichem Verbrechen, „viljesværk“, und unbeabsichtigten Ereignissen, „vådesværk“, und dementsprechend galten verschiedene Bußgeldsätze (Tamm 178, 126 und Fenger 1977, 101). Wie in der Lex Aquilia wird in Angelegenheiten, in denen es um verletzte oder getötete Haustiere geht, streng zwischen unbeabsichtigten Unfällen und vorsätzlichen Verbrechen getrennt. Besonders wichtig war diese Unterscheidung für die Berechnung des Bußgeldes. Auch beim Hausbau war diese Unterscheidung wichtig. Ein Bauer, dessen Haus während der Bauarbeiten einstürzte und dabei den Tod anderer verursachte, konnte der Vorsätzlichkeit bezichtigt werden, denn er hätte das Haus sichern müssen: For thy at thet war han ræt at styrthiæ ther undær oc gøræ at thet waræ hwær man skathæ løst (ESL II 60). Ein Mann, der den Ackerfrieden brach, indem er sein Vieh auf ein fremdes Feld trieb, handelte ebenfalls vorsätzlich: Rithær man annæns mansz korn vp mz wald, æth hiarthær siit fæ thæræ i mz wald (JL II 30). Es gibt aber auch mehrere Regeln, in denen nicht zwischen vorsätzlichen Verbrechen und Unglücksfällen unterschieden wird, obwohl man es erwarten würde. Vermutlich entstanden diese Rechtsregeln zu einem Zeit-
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punkt, als diese Unterscheidung noch nicht im Gewohnheitsrecht eingeführt war. Ein Beispiel ist Kap. 99 in SL, wo mehrere Männer gemeinsam Holz fällten und einer von ihnen von einem umstürzenden Baum erschlagen wurde: Hoggiæ mæn træ sammæn, ok fallær ofna annar thera, sua at han dør af, tha bøtæ the ær mæth hannum hioggo. Aus dieser Stelle geht nicht hervor, ob es sich um Vorsatz oder um einen Unfall handelte, wir erfahren nur, dass die Baumfäller 3 Mark Bußgeld an die Verwandten des Toten zahlen mussten. Einige Kapitel weiter heißt es, dass die durch „håndløs våde“ entstandenen Schäden (ohne Einwirkung von fremder Hand) sowie auch Schäden durch beißende oder gehörnte Haustiere mit 3 Mark Bußgeld geahndet wurden: al annæn handløsæn uathe. „Håndløs våde“ umfasste verschiedene Fälle, z. B. wenn Haustiere Menschen verletzten, Far man sar af annærs fæ (SL 105), wenn jemand in einen ausgehobenen Graben oder einen Fuchsbau fiel, Dør man i lergrafum ællær ræfægrafum (SL 101), oder wenn jemand in einen Brunnen stürzte, Dør man i brunni annærs manz (SL 100). Laut SL 102 waren all diese Angelegenheiten unbeabsichtigte Unfälle: Fore allæn handløsæn uathæ. Um „håndløs våde“ handelte es sich laut ESL II 61 auch, wenn jemand durch das Flechtwerk an einem Zaun verletzt wurde: Stauær sin oc annæt hwat sum hans gærning ær, scal man warthæ for handløsæ wathæ. Vorsätzliche Verbrechen werden auch in SL 175 erwähnt, wo ein Mann absichtlich die Tiere eines anderen tötete, Dræpær man fæ annærs manz i akrum sinum fore iluiliæ, oder in ESL II 14, wo jemand den Hof, die Scheune oder den Stall eines anderen anzündete: Warthær swa at nokær man far til oc sættær eld i bondæns hus mæth wiliæ. SL 174 beschreibt den Fall, dass ein Mann eines seiner Tiere auf einer fremden Wiese anpflockt. Man könnte erwarten, dass auch dies als vorsätzliches Handeln bewertet wird, aber es wird nicht erwähnt, ob es sich um Vorsatz handelt oder nicht: Tiuthrær man i æng ællær akær annærs manz. Einen ähnlichen Fall finden wir in JL III 51, wo das Anpflocken auf einer fremden Weide als vorsätzliche Tat bewertet und deshalb mit drei Mark Bußgeld und Schadensersatz bestraft wird: oc tivghær sint fæ a annæns mansz akær æth æng, tha ær thæt wald. Diese beiden gleichlautenden Streitfälle aus SL und JL werden also sehr verschieden gehandhabt, da der Schuldbegriff des kanonischen Rechts in Form von Vorsatz zum Entstehungszeitpunkt von SL 174 im Gewohnheitsrecht noch nicht bekannt war. Erst später wurde das Prinzip als gültiges Recht anerkannt, und dies muss vor der schriftlichen Niederlegung von JL passiert sein (1241). In VSL III 7 über Ackerzäune und Schweineställe finden wir eine etwas ungewöhnliche Formulierung, die sich schwer einordnen lässt: Jemand
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zündete den Ackerzaun oder Schweinestall eines Bauern an, „dem Bauern zum Hass und Zorn“: bondanum til hat oc til harm. Möglicherweise gehört diese älter erscheinende Formulierung in eine mündliche Tradition, die sich nicht auf das kirchliche Prinzip bezieht. Dennoch scheint das Kapitel vom kanonischen Recht beeinflusst zu sein, denn im weiteren Verlauf geht es um die strafrechtliche Verfolgung von Gefolgschaft und Mittätern.
Gefolge und Mittäterschaft Eine direkte Folge der Einführung des kirchlichen Schuldprinzips war, dass nicht nur der böswillige Täter allein bestraft werden sollte, sondern auch diejenigen, die an der Ausführung des Verbrechens mitbeteiligt waren (Tamm 1978, 40). Die dänischen Landschaftsrechte bezeichnen diese Mittäterschaft als „færd og følge“ (Fahrt und Gefolge), wie im obigen Beispiel aus VSL III 7 bezüglich des Anzündens eines Schweinstalls zu sehen ist. Hier heißt es, dass alle, die „i færd og følge“ dabei waren, drei Mark an den Bauern und drei Mark an den König bezahlen mussten: ok hwar ærj fari okj fylghe mz ær (VSL III 7). Auch SL 87 beschäftigt sich mit der Mittäterschaft. Bei Tötungsdelikten musste der Schuldige natürlich die Mannbuße bezahlen, aber diejenigen, die bei ihm waren, mussten dem König und den Verwandten des Getöteten jeweils drei Mark Bußgeld bezahlen: oc hwær hin, j fylghi war mæth, bøtæ kuningi thre marc oc frændum thre marc. Verschaffte sich ein Mann Zugang zu einem Hof, um dort jemanden zu töten, wurden seine eventuellen Begleiter ebenfalls zur Zahlung von drei Mark Bußgeld verurteilt, auch wenn sie selbst nicht den Hof betreten hatten (ESL II 3): Æræ oc nokræ i far oc fulghæ, ær æy cumæ i garthæn. Wurde ein Mann gegen seinen Willen ins „Waldgefängnis“ gebracht (skoghs haftum) oder an einen anderen Ort, der ihn entehrte (VSL III 11), musste jeder, der daran beteiligt war, drei Mark Bußgeld entrichten: oc hwar ær honum wedir fylghe til. Auch in Verbindung mit Vergewaltigungsdelikten finden wir den Ausdruck „færd og følge“, und jeder Begleiter eines Vergewaltigers musste drei Mark Bußgeld bezahlen: The ær i far oc i fulghæ mæth waræ at hiælpæ hanum til thes undscapr (ESL II 20). Personen, die an der Vorbereitung eines Verbrechens beteiligt waren, machten sich laut SL 112 ebenfalls strafbar. Kam es durch den Ratschlag eines Mannes dazu, dass ein anderer gefesselt wurde, Ra¼ær man bast ok band ofna annær man, oder dass sich ein vornehmer Mann auf einem fremden
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Grundstück Zutritt verschaffte und dort etwas entwendete, sollte der Ratgeber bestraft werden: Ra¼ær man uskilt he¼uarthe man innæn annæns manz ehn. ASP 63 beschreibt den „vornehmen Mann“, he¼uarthe man, als einen reichen und mächtigen Mann, dem man sich nicht widersetzen sollte aufgrund des guten Rufes seiner Familie oder der Würde seines Amtes: cui non esset tutum resistere aut propter generis claritatem aut officii dignitatem, qualem hetwarthre man in lingua patria nominamus. Die Teilnahme an der Planung eines solchen Einbruchs wurde mit drei Mark Bußgeld geahndet. Laut ESL II 31 und SL 111 kostete es neun Mark Bußgeld, wenn ein Mann einen Ratschlag gab, der zum Totschlag führte, fore um han rathær annær man, oder wenn jemand an der Tötung eines anderen durch einen Angriff mit Spitze oder Schneide beteiligt war.
Gottesfrieden Ein Hauptprinzip des kanonischen Rechts war der Gottesfriede. Obwohl dieser Begriff in den dänischen Landschaftsrechten relativ spät auftaucht, reichen seine Wurzeln etliche Jahrhunderte zurück. Die Kirche strebte den irdischen Frieden an, ein Friede, von dem auch Könige und Fürsten profitierten, denn eine friedliche Koexistenz zwischen den Ständen, Familien, Siedlungen, Landesteilen und Fürstentümern waren der Nährboden für eine harmonische Gesellschaft, in der Handel und Austausch friedlich stattfinden konnten. In den Augen der Kirche war Karl der Große (Anfang 9. Jahrhundert) ein idealer Herrscher, denn die beiden Grundpfeiler seines Kaiserreiches waren Frieden und Gerechtigkeit. Als gerechter Fürst herrschte und bestrafte er in Gottes Namen, beschützte die Schwachen und sicherte den Frieden (Fenger 1977, 72 und 1987, 43). Die Kirche unterstützte ihn und sorgte für die erforderlichen Friedens- und Gerechtigkeitsdekrete. Im Laufe des 9. Jahrhundert ging diese friedliche Epoche jedoch langsam zu Ende, obwohl Karls Sohn, Ludwig der Fromme, der 814 das Amt übernommen hatte, in dessen Sinne weiterregierte. Von der Synode von Clermont 1095 stammen die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über den Wunsch des kanonischen Rechts nach besonderen Friedenszeiten, in denen der Gottesfrieden gelten sollte. Obwohl einige Quellen eine gewisse Unsicherheit spüren lassen, scheint festzustehen, dass dieser Frieden von der Adventszeit bis 8 Tage nach dem Dreikönigstag und vom 9. Sonntag vor Ostern bis 8 Tage nach Pfingsten dauern sollte, außerdem in jeder Woche von Mittwochabend bis Montagmorgen (Andersen 1941, 115).
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Auf den Lateransynoden von 1123 und 1179 bestätigte man diese Zeiträume, nur die Friedenszeit zwischen Ostern und Pfingsten wurde wieder abgeschafft. Aus den dänischen Rechtsbüchern wird ersichtlich, dass die kirchliche Regel über eine wöchentliche Zeit des Gottesfriedens nicht eingehalten wurde – vermutlich war es praktisch einfach nicht möglich, in einer noch immer vom Gewohnheitsrecht geprägten Sippengesellschaft eine solche Regel zu befolgen. Einige Jahrhunderte später versuchte der dänische König Knud der Heilige diese Gottesfriedensregelung in seiner kurzen Regierungszeit (1080–86) zu handhaben. Dieser Versuch, vermutlich in Kombination mit etlichen anderen Rechtsinitiativen, trug mit zu seinem Sturz bei. Allerdings wurde Knud, wie auch Karl der Große, nach seinem Tod dafür heilig gesprochen. Die Verstoßung aus dem Reich Gottes, die Ächtung, war die Antwort der Kirche auf das alte Fehdesystem. Hielt man den Gottesfrieden nicht ein, riskierte man die Ächtung, also den Verlust des eigenen Friedens (P. J. Jørgensen 1939, 246). Der Geächtete konnte seinen Frieden gegen hohe Bezahlung vom König zurückkaufen. Diese Einnahmequelle war derart beträchtlich, dass Knud der Heilige einen großen Vorteil darin sah, die Friedensbestrebungen der Kirche zu unterstützen (Fenger 1987, 43). Der Rückkauf des eigenen Friedens war 1085 anscheinend eine relativ neue Prozedur, denn in der Schenkungsurkunde von Knud dem Heiligen werden die Einnahmen aus diesen Geschäften aufgeführt und auch erklärt. Wenn es sich um eine altbekannte Prozedur gehandelt hätte, wäre eine Erläuterung nicht notwendig gewesen. Weder Kirche noch König konnten das 5. Gebot Mose (Du sollst nicht töten) wirklich durchsetzen. Als Kompromisslösung entschied sich die Kirche dafür, bestimmte Zeiten festzulegen, in denen weder getötet noch verwundet werden durfte. So kamen die Feiertage in die dänischen Rechtsbücher. Die schonischen und seeländischen Kirchengesetze, Kap. 9 und 12 sowie JL II 82 legen die genauen Tage für die Erntefeiertage fest: Høst hælh fran olafs mæssu aftæn ok til en dah æftir mikialsmæssu dah, für die Weihnachtsfeiertage: iulæhælh fran thæn timæ, ær hun gar in, ok til atanda dah æftir tolfta dah, und für die Fastenzeit: ok fran ni uku fastu ok til paska uku luks og korsdagene pingiz uku ok kryzi uku. In diesem Zeitraum begangene Verstöße gegen den Feiertagsfrieden (helligbrøde) wurden mit drei Mark Bußgeld geahndet. Der Ausdruck oc lethings hælgh, „Ledingsfeiertag“ in ESL II 49, und auch der Erntefeiertag könnten vielleicht bedeuten, dass der Feiertagsbegriff doch älter ist als bisher angenommen und nicht ausschließlich mit dem Einzug der Kirche in Dänemark zusammenhängt (P. J. Jørgensen 1939, 246). Das Besondere an diesen Feiertagen war, dass auch keine Things über alltägliche Angelegenheiten abgehalten werden durfte, denn
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die Leute sollten während der Feiertage auch nicht belangt werden, und da man auch keinen Eid ablegen durfte, eigneten sich die Feiertage nicht für Gerichtsverfahren und waren tatsächlich wie eine Art Rechtsferien (P. J. Jørgensen 1939, 246).
Ich glaube nicht, dass P. J. Jørgensen hier Recht hat, denn SL 157 erwähnt ausdrücklich, dass weder Fastentage noch andere Feiertage dem Dieb so zugute kommen durften, dass er kein Eisen tragen oder seine Unschuld nicht beweisen musste: Fastu hælh ællær annur hælh ma aldrih duha thiufi til thæs, at han skal æi iarn bæræ ok skæræ sik fore thiufsak. Neben den festgelegten Friedenszeitpunkten kam auch die Forderung nach Orten auf, an denen man durch Verletzung des Friedens „helligbrøde“ beging. Besonders naheliegend sind in diesem Fall natürlich die Kirche und der Friedhof (JL II 85, ESL II), wo kein Mann verletzt oder getötet werden durfte. Die Kirche war laut ESL II 8 das Zuhause eines jeden Christen, und jeder, der einen anderen in der Kirche tötete, sollte mit Ächtung betraft werden: Kyrkiæ scal hwar cristæn manz heem hus wæræ, oc hwilkæn man sum thær warthær i dræpæn … In König Knuds Totschlagsverordnung vom 28. Dezember 1200 (Kap. 6) werden drei Örtlichkeiten erwähnt, an denen ein Mann immer seinen Frieden haben sollte: in seinem Haus, hinter seinem Pflug und dort, wo er sich nach Ablegen seines Speers oder Schildes aufhielt: Si quis alium in domo sua manu impecierit violenta, vel arantem, vel vbi fixa lancea vel posito clipeo se in hospicium constituerit. SL 87 umfasst die gleichen Vorschriften, und in JL III 22 gilt diese Regelung auch für das Töten eines Mannes im Leding, auf dem Thing oder auf dem Thingweg, im Siedlungsbezirk, wo sich der König aufhält, in der Marktstadt, mit einem Messer sowie für einen Bauern, der mit seinem Pflug unterwegs ist: Dræpær man annæn i lething, æth i samnæth, æth a thing, æth a thing wægh, æth i siit eghæt hws, æth i thæt hæræth thær kunung ær i, æth i kirki, æth i kirki garth, æth i køping, æth mæth kniif, æth bondæ thær haldær a hans eghæn plogh. JL II 31 spezifiziert, was man man unter dem Haus eines Mannes zu verstehen hatte. Wo immer jemand wohnte, auch wenn es nur ein Unterstand aus Decken oder Reisig war, war sein Haus. Frieden hatte man auch an Bord eines Schiffes, auf dem man sein Handelsgut lagerte: Hworæ sum man bothæs for, antugh mz tiald æth mæth gryft æth mz risbothæ … Swo oc of mæn ær a skip stathæn thær bygd ær mz faræ costæ. JL II 81 bestimmt des Weiteren, dass Ehefrauen, Bedienstete und Kinder niemals Frieden vor ihrem Mann bzw. Herrn oder Vater haben sollten, denn es war sein gutes Recht, sie mit Stock oder Zweig zu schlagen. Er durfte aber nicht ihre Glieder brechen: for thy at han scal ræfsæ thæm of the brytæ mæth staf æth mæth wand. Umgekehrt begingen eine Ehefrau oder Kinder „helligbrøde“, wenn sie den Hausherrn schlugen.
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Heerwerk Im Zuge der Bestrebungen der Kirche und der Königsmacht, den Frieden in der Agrargesellschaft zu sichern, veränderte sich zu Zeiten der schriftlichen Niederlegung der Landschaftsrechte der Begriff des Heerwerks (dän. hærværk ). In seinem Artikel „Hærværksforbrydelsen i Landskabslovene“ wies P. J. Jørgensen nach, dass sich die Definition des Heerwerksdeliktes und der Strafrahmen deutlich veränderten (P. J. Jørgensen 1927, 31–60). Heerwerk wurde in den älteren Rechtsbüchern als ein von mehreren Männern (meist fünf) gemeinsam ausgeführtes Verbrechen definiert. VSL III 4 teilt mit, dass weniger als fünf Männer kein Heerwerk begehen konnten: at ey mughu ferre men gøra herwirke æn fæm. Außerdem gehörte die sogenannte Volkswaffenausstattung (Speer, Schild und Kesselhut) dazu. Als Heerwerk galt das Einbrechen auf einen fremden Hof und damit verbunden die gewaltsame Entwendung von Gegenständen, die Zerstörung von Haus oder Geräten und ggf. das Verletzen des Bauern oder des Gesindes: ellir the sla hans dør vp … ellir at the bryda hans huus syndir, ellir at the taka mz wold nokit aff hans costum butt mz them. Die gleiche Definition finden wir in ESL II 16. Hier erfahren wir auch, dass der Haupttäter 40 Mark Bußgeld bezahlen musste, die anderen Beteiligten jeweils drei Mark. Die Erwähnung der Mittäter (færd og følge) zeigt, dass die Rechtsregel bezüglich Mittäterschaft und Gefolge zum Entstehungszeitpunkt der Kapitel bereits bekannt war. Auch SL 88 erwähnt ein Bandenverbrechen, ohne jedoch den Begriff „hærværk“ zu verwenden. Ansonsten werden die gleichen Voraussetzungen genannt, abgesehen davon, dass diese Bestimmung fünf Begleiter mit Volkswaffen beschreibt, welche die Tür eines anderen aufbrechen und etwas gewaltsam entwenden: Brytær man up dør annærs manz, oc hauir han fæm laxmæn mæ¼ fæm fulk wapnum … Laut P. J. Jørgensen sind diese drei Rechtsregeln die ältesten, da sie charakteristische Merkmale eines „Bandenverbrechens“ enthalten, die auch aus den etwas älteren germanischen Rechtsbüchern bekannt sind (P. J. Jørgensen 1927, 31f.). In der darauffolgenden Zeit hat sich der Begriff jedoch verändert. In JL II 29 ist die Voraussetzung eines Bandenverbrechens verschwunden, denn auch ein Einzelner konnte des Heerwerks bezichtigt werden, wenn er gewaltsam in das Haus eines anderen eindrang, um dort Vieh, Kleider oder Waffen zu entwenden, Gangær man mæth rathæt raath i annæns mansz hws oc brytær hws oc takær antugh fæ, æth klæthæ, æth wapnæ …, oder wenn er den Bauern und sein Gesinde in deren Haus schlug oder verwundete. Wie schon im Abschnitt über den Gottesfrieden erläutert, war zudem die Definition des eigenen Hauses erweitert worden, so dass die Tat nicht
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unbedingt auf dem Bauernhof begangen worden sein musste, sondern auch in einer Unterkunft aus Decken oder im Lastraum eines Schiffes strafbar war (JL II 31). Auch SL 87 erweiterte den Heerwerksbegriff. Wurde ein Mann auf seinen Feldern oder an der Stelle überfallen, wo er seinen Speer und Schild oder seinen Sattel niedergelegt hatte, handelte es sich ebenfalls um diesen Tatbestand: ællær nokær annar sta¼ a marco, ¼ær sum han hauir saat sit spiut ællær sin skiold ællr sa¼ul sin laghat oc swa takit sit hærbærghæ … Heerwerk konnte jetzt also auch außerhalb des Hauses verübt werden. In der jüngeren Rechtsordnung umfasste die Definition Heerwerk auch die Vergewaltigung von Frauen auf dem Feld, En man ma ok hæruirki gøræ, um han takær kunu ællær mø nøthoha a marko uti (SL 218), das absichtliche Niederreiten von Korn auf dem Feld, Rithær man annæns mansz korn vp mz wald … thæt ær oc hærwærki (JL II 30), eine Schweine- oder Pferdeherde, die man auf dem Feld eines anderen das Getreide auffressen ließ, Far man mæth hiorth æth mæth stoth æth mæth wrath i annæns mansz akær … thær ær full hærwærki (JL III 48), oder das Rauben des Wagens, in dem die Frau des Bauern saß, æn røuær ænnæn man bondæns waghæn thær hans hwsfrø sittir i (JL II 38). P. J. Jørgensen weist sicherlich zu Recht darauf hin, dass solche von Einzelpersonen ausgeübten Verbrechen früher vermutlich Ausnahmefälle waren, die eher etwas mit Hausfriedensbruch zu tun hatten, aber im Zuge der Erweiterung des Heerwerkbegriffes diesem Tatbestand zugeordnet und damit auch mit höheren Bußgeldern geahndet wurden (P. J. Jørgensen 1927, 39, 49). Meiner Ansicht nach erfolgte diese Erweiterung des Heerwerkbegriffes gleichzeitig mit der Einführung des Gottesfriedens. Die Bestrebungen der Kirche, so viele gesellschaftliche Bereiche wie möglich zu befrieden, führten dazu, dass das Heerwerksdelikt, das bereits aus dem Gewohnheitsrecht bekannt war, für diese Zwecke genutzt wurde. Die Definition des Begriffes wurde daher erweitert und umfasste nicht mehr nur ein Bandenverbrechen und einen Bauernhof als Tatort. Die Kirche berief sich somit auf eine altbekannte Rechtsregelung, um ihre eigenen erweiterten Friedensforderungen besser durchsetzen zu können. Schließlich beschäftigt sich P. J. Jørgensen auch mit der Entwicklung der 40-Mark-Buße im Verhältnis zur Ächtung bei Heerwerksdelikten. Er führt an, dass die 40-Mark-Strafe zweifelsohne die ursprüngliche Ächtung ablöste, denn „die ursprüngliche Funktion der 40-Mark-Buße war es, die Ächtungsstrafe zu ersetzen“. Dies ist vielleicht nicht korrekt, denn die Ächtungsstrafe war nicht viel jünger als das Prinzip des Gottesfriedens, das Mitte des 11. Jahrhunderts eingeführt wurde (Iuul 1948, XXXIX). Dagegen hat P. J. Jørgensen vermutlich Recht mit seiner Annahme, dass der höhere Bußgeldsatz in Verbindung mit Heerwerksdelikten darin be-
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gründet ist, dass dieses Verbrechen „vermutlich von Beginn an häufig eine Art Selbstjustiz war“ (P. J. Jørgensen 1927, 56, 58). Vielleicht rächten so die Familienangehörigen auf eigene Initiative eine frühere Kränkung, ohne gleich einen Rachemord zu verüben. In diesem Zusammenhang fügt P. J. Jørgensen noch hinzu, dass die Horden, die Heerwerk verübten, aus einem Mann und seinen Verwandten bestehen konnten oder, wie es in den früher erwähnten schwedischen Landschaftsrechten heißt, aus einer Gruppe von Verwandten.
Somit ist er der Auffassung, dass solche Bandenverbrechen nicht nur von Großbauern oder Adelsleuten mit ihren Männern, sondern auch von einem Bauern mit fünf Verwandten ausgeübt werden konnten (P. J. Jørgensen 1927, 58). Dies ist meines Erachtens ein weiteres ein Indiz dafür, dass Heerwerk in älterer Zeit in vielen Fällen die Selbstjustiz eines gekränkten Mannes und seiner Verwandten für eine frühere Streitigkeit bezeichnete, eine Tat, welche die Kirche in ihren Friedensbestrebungen natürlich zu unterbinden wünschte.
Eisenprobe Ein weiteres Anliegen der Kirche in ihren Bestrebungen zur Schaffung von Frieden und Gerechtigkeit war eine gerechtere Rechtsausübung. Besonders zwei Verhältnisse des überlieferten Gewohnheitsrechts verstießen gegen die Rechtsauffassung der Kirche. Im gesamten europäischen Rechtsbereich waren die sogenannten Gottesurteile ordaler ein Begriff. Die meistverbreitete Form im dänischen Gebiet war die Eisenprobe (Tamm 1978, 70 und Fenger 1983a, 116). Sie galt als formeller Beweis, der einen Angeklagten mit Gottes Hilfe freisprechen konnte, egal ob seine Schuld ansonsten erwiesen war oder nicht. Das Charakteristische an der Eisenprobe war, dass sie als Beweis in keinster Weise mehr Wissen über das verübte Verbrechen zu Tage brachte, um auf diese Weise den Angeklagten zu entlasten. Die Eisenprobe verlief so, dass der Angeklagte ein glühendheißes Stück Eisen in der Hand tragen und entweder von sich werfen (skudsjern) oder in einen Trog werfen (trugsjern) müßte oder die dritte Möglichkeit war über 12 glühende Pflugscharen gehen. Die Eisenprobe wurde bei schweren Vergehen angewandt wie Vergewaltigung einer Frau auf dem Feld oder zuhause auf dem Hof, takær kunu ællær mø (SL 218), bei Kränkung des Marktfriedens durch Tötung eines Mannes, Dræpær man a torghæ (VSL III 16), bei Brandstiftung sædir brand mz willie j an-
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nars mans eghn (VSL III 5), bei Tötung von Haustieren dræpæ annærs mans fæ (SL 177), Diebstahl (SL 145) oder Heerwerk, Brytær man up dør annærs manz (SL 88) etc. Die erste Erwähnung der Eisenprobe stammt von ca. 960, als der Mönch Poppo durch die Eisenprobe den König Harald Blåtand davon überzeugte, dass Christus der Mächtigste aller Götter war. Als der katholische Mönch seine unbeschädigte Hand vorzeigte bekehrte sich der König, er beschloss, Christus allein als Gott zu verehren und seinen Untertanen zu befehlen, die Abgötter abzulehnen …
schreibt Widukind in seiner Sachsenchronik (Sawyer 1988, 234). Beide älteren dänischen Rechtsbücher, VSL und SL, kennen die Eisenprobe, in JL ist sie abgeschafft, und in ESL tritt sie lediglich sporadisch auf. SL 154, 155 und 156 enthalten detaillierte Informationen über die praktische Ausführung. Vor der Eisenprobe musste die Hand gewaschen werden, und man durfte nichts anfassen. Die „skudsjern“-Probe verlangte, dass der Angeklagte neun Schritte mit dem Eisen in der Hand gehen musste, bei der „trugsjern“-Probe waren es 12 Schritte. Danach musste der Angeklagte einen versiegelten Handschuh tragen, der am darauffolgenden Samstag geöffnet wurde. War die Hand unbeschädigt, war der Angeklagte unschuldig. Ein Priester überwachte die Prozedur, und an ihn (als Gottes Vertreter) war eine Geldsumme zu zahlen, falls die Eisenprobe zum Erfolg führte: wrathær thæn schær, ær iarn bar, tha scal han præsti sin ræt vppi halda. Fenger weist darauf hin, dass eine saubere Brandwunde ohne Entzündung vielleicht als Beweis ausreichte. Aus dem ungarischen Rechtsbereich gibt es Aufzeichnungen über die kirchlichen Einnahmen der Eisenprobe, aus denen ersichtlich wird, dass es 130 von 308 Angeklagten gelungen war, sich durch einen positiven Beweis zu entlasten (Fenger 1987, 116). Die Teilnahme der Priester an dieser Prozedur war ein weiterer Grund für den Papst, die Eisenprobe abzuschaffen. 1172 protestiert Papst Alexander III. gegen die geistliche Teilnahme an der Eisenprobe (Tamm 1978, 70; Fenger 1977, 93). Beim 4. Laterankonzil 1215 verbot der Papst allen Geistlichen die Teilnahme an der Eisenprobe. Bischof Anders Sunesen nahm ebenfalls an diesem Konzil teil, und 1216 erschien die königliche Eisenprobenverordnung zusammen mit SL. König Valdemar schreibt darin vor, dass die Anordnung des Papstes zu befolgen sei, und dass zukünftig die Geschworenen auf dem Thing über einen Angeklagten richten sollten: weri sik mz nefnd a hæræthsthingi thesse lund. Die Geschworenen mussten auf die Schuld oder Unschuld des Angeklagten schwören. Auf dieser Grundlage kann davon ausgegangen werden, dass SL und die ausführlichen Beschreibungen zur Eisenprobe vor 1216 zu datieren sind.
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Des Weiteren hatte JL von 1241 das neue Prozessrecht mit den Geschworenen an Stelle der alten Eisenprobe aufgenommen, die wir auch im ca. 100 Jahre älteren VSL finden.
Geschworene Das Geschworenengericht, das die Eisenprobe ablöste, hat seine Wurzeln teilweise in der alten Eidbeweis-Prozedur, kombiniert mit dem neueren und von kanonischem Recht inspirierten Zeugenbeweis (Matzen 1893, 95ff. und Iuul 1948, XVII). In der Zeit zwischen 1131 und 1241 (sog. Valdemarszeit) verbreitete sich das Geschworenenprinzip immer weiter (J. U. Jørgensen KLNM 12, Sp. 448). Die Geschworenen waren wie die Eideshelfer dazu verpflichtet, ihren Eid auf den entsprechenden Fall zu leisten. Sie wurden aber nach einem anderen Verfahren ausgewählt, denn häufig wurden sie von den Thingmännern ernannt und nicht von den beteiligten Parteien. Zudem deutet vieles darauf hin, dass diese Geschworenen nicht nur formell schwören, sondern auch eine gewisse Einsicht in das begangene Verbrechen haben mussten, bevor sie ihren Eid leisteten. Das Seeländische Kirchenrecht von 1171 erwähnt die Geschworenen als Beweisform erstmals im Kapitel 6. Ein Mann, der sich nicht mit der Kirche über die Besitzverhältnisse eines vermessenen Grundstückes einigen konnte, musste sein Besitzrecht mit Geschworenen beweisen können: Æn tækær han af kirkæ repdræghæn iorth alt ællær af tokke ællær æng, oc kallær sek thæt ægæ, tha wæriæ sek mæth næfnd i kirkæ soghn … Kap. 8 des gleichen Gesetzes schreibt bei Uneinigkeit über die Seelengabe einer Person an die Kirche vor, dass die Erben, die sich nach dem Tod dieser Person der Seelengabe widersetzten, mit einer unparteiischen Gruppe von Geschworenen aus der Kirchengemeinde darauf schwören mussten, dass die Seelengabe nicht rechtens sei: Æn of nokær wil giwæ i sotæsiæng, tha ma han æy mer giuæ æn half sin houet lot, æn om hans aruinggæ wiliæ thæt dyliæ eftær han døth … aruingæ dyliæ mæth næfnd i kirkæ soghn, oc tho æy wildæ næfnd … Unparteiische Geschworene bedeutet vermutlich, dass die Gemeindemitglieder, die als Zeugen auftraten, keine nahen Verwandten der Erben sein durften. In Kap. 11, das sich mit Totschlag und Hexerei beschäftigt, sehen wir, dass die Prozedur des Pflugscharenlaufens abgeschafft und durch ein Gericht aus neun Geschworenen ersetzt worden war: Thæt ær ræt um skra, warthær man dræpæn oc gær thær ængæn with, tha a hin thær thæt wil søkæ ni man til næfnd at kumæ … thæt samæ ær logh om troldom oc om forghærningæ.
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Im vermutlich zeitgleichen Schonischen Kirchengesetz, Kap. 7, werden die Geschworenen bei Misshandlung und Totschlag eingesetzt. Die neue Prozedur hat sich scheinbar noch nicht ganz durchgesetzt, denn wollte jemand seine Unschuld in einem Fall beweisen, in dem ein Priester in Anwesenheit von Zeugen misshandelt worden war, konnte er sich auf die Eisenprobe berufen: Æn um mislekin uar¼ær præst, ¼æt skal mæ¼ næfnd dyliæ; æn um asynt ær, ællær asyne uitni i gen, ¼a skal mæ¼ iarne dyliæ. Handelte es sich um Kirchenraub, mussten die Geschworenen von der Gemeinde ernannt werden, war es eine Familienangelegenheit, mussten sie von den Verwandten ernannt werden, heißt es weiter: Sua skal ¼e næfnd uaræ, at um kirkiu ran ær, ¼a skal næfnd uare af kirkiu sokn; æn um kynzimi skal af kyni næfna. Dieses Rechtsbuch erwähnt keine Probleme mit Parteilichkeit. Bereits in den Kirchengesetzen der 1170er Jahre erkennt man die Bestrebungen der Kirche, die Eisenprobe durch Geschworene zu ersetzen, aber ganz abschaffen konnte sie diese Prozedur noch nicht. Vermutlich sind die kirchlichen Bestimmungen ein Kompromiss zwischen dem Bischof und den Bauern. Die Bauern willigten ein, ihren Zehnt an den Bischof zu zahlen, „während die Kirche dafür auf die vollständige Durchsetzung ihrer kanonischen Rechtsforderungen verzichtete“ (Kroman und Iuul 1945, Bd. I, XIII). In den eigentlichen Landschaftsrechten ist das Geschworenenprinzip in Jyske Lov am weitesten entwickelt. Die Eisenprobe ist konsequent abgeschafft, und es gibt sowohl Raubernannte, die bei Handraub, Hausraub, Landraub, Unglücksfällen und Diebstahl (JL II 6, 39, 67) eingesetzt wurden, als auch Bischofsernannte, von denen es in jeder Gemeinde zwei geben sollte, die von den Gemeindeleuten ernannt und vom Amtmann für ein Jahr vereidigt wurden. Die Bischofsernannten kamen bei Verstößen gegen den Feiertagsfrieden (helligbrøde) zum Einsatz: Biscops næfning sculæ wæræ twa oc thæm sculæ kirki mæn til takæ … (JL II 77). Es gab auch Schiffsgeschworene, die in Ledingsangelegenheiten hinzugezogen wurden. Ihr Eid entschied darüber, wie hoch die Ledingsabgaben sein sollten, die der Beklagte zu bezahlen hatte: skyps næfning wittæ mæth theræ eth hwat hin scal wtgøræ thær sæcæth … Laut Matzen waren diese Geschworenen die älteste Institution ihrer Art im jütländischen Rechtsgebiet, denn ihre Funktion war ausschließlich an das Ledingswesen geknüpft (Matzen 1893, 105). Schließlich gab es spezielle Geschworene für Unglücksfälle (JL II 48). In den Kapiteln JL II 39, 41–42 und 50–54 wird die Prozedur der Ernennung von gewöhnlichen Geschworenen beschrieben. Wir sehen u.a., dass man eine Ernennung nicht einfach ablehnen konnte. Die Geschworenen mussten Grundbesitzer sein und in Gottes Namen auf ein Buch schwören. Sie mussten auf dem Thing ihren Eid leisten, nachdem sie sich von den bes-
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ten Männern im Siedlungsbezirk Rat geholt hatten, was sie schwören sollten. Schworen sie nämlich gegen diese Männer, wurden sie mit einer Vermögensbuße bestraft: of the swæræ geen the bæstæ oc the flest hæræsz mæn, tha mughæ the tho theræ boos lot for gøræ (JL II 41). Es ist daher fraglich, ob es sich um eine unabhängige oder unbefangene Geschworeneninstanz handelte, wenn diese nicht gegen die obersten Männer im Bezirk schwören durften. Auch in ESL II 26, 42, 49, 51 begegnen wir den Geschworenen. Hier handelt es sich aber eher um eine Kombination mit dem alten Eidbeweis, weshalb der Unterschied zwischen Geschworenen und Eideshelfern schwer zu erkennen ist. Laut ESL II 26 kamen die Geschworenen entweder bei Heerwerksangelegenheiten oder bei 40-Mark-Bußgeldfällen zum Einsatz: allæ the mal ær men wilæ nafnd hauæ foræ sum anti ær hærværki æller furtiughæ marc. Bei Streitigkeiten über Grenzen und Feldraine in der Dorfmark schreibt ESL II 54 den Einsatz von 12 Älterste vom Bezirksthing vor, die ihren Eid leisten mussten: Tha scal til næfnæ tolf aldungæ af hæræthz thing, oc the sculæ sweriæ mællæ toftæ oc mællæ gatæ … Auch in SL 72 ist von 12 Älterste die Rede, die auf die Feldgrenzen schwören mussten, wenn sich zwei Dörfer nicht einig darüber waren: Skil by ui¼ær annær um markæ skial, ællær ui¼ær ¼orp, ¼a skal næfnæ til tolf mæn ¼e ær aldungæ æræ i bygdin, ok latæ suæriæ markæ skial, ¼ær sum ¼e uilliæ ok ¼e ¼ore fore gu¼i. Älterste als Geschworeneninstanz werden nur in diesen beiden Fällen genannt, in denen es um Feldgrenzen geht. Beide Rechtsbücher benutzen den Ausdruck tha skal næfnæ til tolf mæn the ær aldungæ. Ethymologisch wird das Wort „næfnæ“ in seiner ursprünglichen Bedeutung „jemanden ernennen“ verwendet. Es wurden also einige besondere Männer als Geschworene ernannt, die Zeugnis ablegen oder schwören sollten, im Gegensatz zum älteren bekannten System, bei dem der Angeklagte seine Geschlechtsernannten selbst aussuchen konnte. VSL enthält nur vereinzelte Bestimmungen mit Geschworenen, wobei es in einem Fall um die Forderungen einer Kirche oder eines Klosters bezüglich einer Seelengabe geht. VSL I 51 sieht in diesem Fall vor, dass die Erben Geschworene hinzuziehen sollten und keine Geschlechtsernannten. Es geschieht nicht ohne Grund, dass Kirche und Geschworene in einem Zusammenhang erwähnt werden, da diese Instanz ja erst auf Initiative der Kirche entstanden ist. Eine andere Regel beschäftigt sich mit Streitigkeiten über Ornumland, und auch hier mussten Geschworene die Angelegenheit regeln (VSL ÆR 197). Im vorhergehenden Kapitel wird die Ernennung von zwölf guten Männern aus dem Dorf beschrieben, die mit ihrem Eid schwören sollten: tha a man at næfnæ tolf gothæ mæn, af bygdæn thær til oc the swæriæ … In VSL ÆR 197 sind es zwölf gute Männer, tolf gothæ mæn, die ernannt werden sollten, im Gegensatz zu den 12 Ältesten aus SL und ESL. Die Ge-
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schworeneninstanz ist in diesen drei Fällen jedoch noch so neu, dass man sie eigentlich nicht als Geschworene bezeichnen kann, sondern einfach nur als 12 speziell ernannte Männer aus dem Dorf. In SL werden die Geschworenen u.a. in Verbindung mit der Eisenprobenverordnung von König Valdemar (1216) eingeführt, die besagt, dass nach den Erwägungen von guten Männern beschlossen wurde, dass derjenige, der des Diebstahls bezichtigt wurde, Geschworene auf dem Thing für sich schwören lassen sollte anstatt die Eisenprobe entscheiden zu lassen: … hawum wi thesse logh swa sat, at hwilken som warthir sektir fore thiwfnath, weri sik mz nefnd a hærethsthingi thesse lund … Schließlich wies J. U. Jørgensen darauf hin, dass in JL und ESL die Urteile der Geschworenen nach dem Mehrheitsprinzip entschieden werden sollten, wie man es aus dem kirchlichen Recht kannte. Das alte gewohnheitsrechtliche Prinzip der Einstimmigkeit entfiel damit (J. U. Jørgensen KLNM 12, sp. 448).
Eidbeweis Kommen wir nun zur Beweisführung im gewohnheitsrechtlichen System. Dabei wurden die Rechtsstreitigkeiten den Thingmännern auf dem Thing vorgelegt, aber es gab weder Richter, die ein Urteil sprechen konnten, noch eine Anklageinstanz, welche die Klage erhob und den Fall untersuchte. Das Rechtsprinzip beruhte auf ganz anderen Grundlagen als unser heutiges Rechtssystem. Das mündlich überlieferte Gewohnheitsrecht umfasste Regeln zu verschiedenen Rechtsbrüchen, die nach der gängigen Auffassung der damaligen Gesellschaft strafbar waren. Jede Regel beschrieb außerdem den Prozeßhergang und das Strafmaß, bei dem es sich i.d.R. um einen Reinigungseid, ein Bußgeld oder Schadenersatzpflicht handelte. Damit sich der Angeklagte gegen eine ungerechte oder unbegründete Anklage wehren konnte, hatte er die Möglichkeit, seine Unschuld zu beschwören, mit einem Eid, der von zwei, drei, sechs oder 12 Männern bestätigt werden musste. Manchmal waren sogar bis zu dreimal 12 Eideshelfer erforderlich. Diese Eideshelfer wussten nicht immer genau über den Rechtsbruch Bescheid. Sie legten jedoch einen Eid ab, dass der Angeklagte ihrer Meinung nach das Verbrechen nicht begangen haben konnte. Danach war der Angeklagte frei. Hielt dieser Eidbeweis nicht stand, weil ein oder mehrere Mitschwörer keinen Eid ablegen wollten, wurde der Beklagte für schuldig befunden (Tamm 1978, 68 und Fenger 1983 a, 117).
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Nach unserer heutigen Rechtsauffassung erscheint diese Art der Beweisführung recht einfach, und häufig war sie es wohl auch. Da aber die gesamte Familie kollektiv für die Taten und Untaten eines Familienmitgliedes verantwortlich war, war es nicht immer einfach, 12 Eideshelfer zu finden. Wenn allen bekannt war, dass der Angeklagte den Rechtsbruch begangen hatte, waren auch sie mitverantwortlich und setzten ggf. „das Wohl der ganzen Familie bei der Durchführung einer solchen Angelegenheit aufs Spiel“ (P. J. Jørgensen 1941, 319). Das kasuistisch aufgebaute ältere Gewohnheitsrecht kannte keine festen Eideshelfer. Sie wurden von Mal zu Mal ernannt, und da sie im Prinzip nichts über den Rechtsbruch wussten, war ihr Schwur nur ein formeller Akt. Den Eideshelfern war es in keinem Falle erlaubt, an einer materiellen Beweisführung teilzunehmen, sie durften nur formell ihren Eid leisten. Ein Mann, der beispielsweise im Wald eines anderen Holz schlug und einen 12 Fuhren großen Holzstapel errichtete, musste entweder dem Bauern 3 Mark Bußgeld bezahlen oder die Tat mit einem Zwölfereid (einem Eid von 12 Eideshelfern) bestreiten, heißt es in VSL III 23: ær man huggir j annars mans skoghe … ellir dyli mz tyltir eth. 3 Öre Bußgeld oder einen Sechsereid kostete es, wenn ein Mann, dessen Mühle an die Wiesen eines anderen grenzte und diese zu überschwemmen drohte, sich weigerte, sein Mühlenschütz zu öffnen, wie es eigentlich vereinbart war: Uil han æi at ¼em lahstæfnu dahi sit stibor¼ up taka, bøtæ spial ofna ængium ok ¼ær til siahs øre, ællær siata manz e¼ (SL 214). Kamen Rinder im Wert von 2 Öre in einem Teich oder Graben zu Tode, musste der Teichbesitzer einen Sechsereid auf seine Unschuld schwören lassen: Drucner man i giort watn … tha scal han foræ man oc kunæ ællær barn dyliæ mæth tultær eth (ESL II 63). Eine andere Regel spricht von einer defekten Einhegung. In diesem Falle musste man seine Schuld mit einem persönlichen Eid leugnen. War diese Einhegung Tag und Nacht beschädigt und gelangte Vieh unberechtigterweise hindurch, musste der Beklagte seine Unschuld mit einem Dreiereid schwören lassen: Æn dull han sithæn thet hauær dagh oc nat standet, tha dylæ thet mæth thrithiæ manz eth (ESL II 73). Diese Eidprozedur ist von Fall zu Fall unterschiedlich, und je nach Ernsthaftigkeit der Angelegenheit variierte auch die Zahl der Eideshelfer, die mitschwören mussten. Diese formelle Beweisform widersprach der Auffassung der Kirche von einer gerechten Rechtsprozedur mit sorgfältiger materieller Beweisführung. 1194 und 1196 verbot der Papst den Geistlichen die Teilnahme an einer solchen weltlichen Prozedur bei kirchlichen Angelegenheiten. Einige Jahre später, am 28. Mai 1218, schärfte Papst Honorius III. Erzbischof Anders Sunesen und seinen Bischöfen ein, dass es Geistlichen nicht
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erlaubt war, einen negativen Beweis (Eidbeweis) zu führen: „Es ist also unser Wille, dass diese Pest, die gegen jedes Recht geht, bei der Geistlichkeit völlig ausgerottet werden soll“: Volentes igitur ut hec pestis contraria omni iuri penitus extirpetur a clero; fraternitati uestre per apostolica scripta precipiendo mandamus quatinus in probatione negative dum tamen possit affirmativa probari contra cannonicas sanctiones in foro ecclesiastico neminem audiatis. „So befehlen wir Euch, Brüder, mit diesem apostolischen Schreiben, dass Ihr laut kanonischem Recht vor dem Gericht der Kirche keinen negativen Beweis führen dürft, wenn ein positiver Beweis geführt werden kann“ (Dipl.Dan. 1:5, Nr. 140). Der Papst versuchte also, die formelle, negative Beweisprozedur, die seit Jahrhunderten durch das Gewohnheitsrecht bekannt war, zu bekämpfen. Die Kirche war jedoch dazu verpflichtet, eine geeignete Ersatzlösung zu finden.
Zeugenbeweis Im kirchlichen Rechtsprozess war der Zeugenbeweis der wichtigste Beweis. Durch Zeugenaussagen erhielt man einen wahrheitsgetreueren Eindruck vom Ablauf eines Verbrechens, und der Angeklagte konnte auf einer gerechteren Grundlage verurteilt werden. In der gewohnheitsrechtlichen Rechtspraxis konnte der Zeugenbeweis nicht alleine stehen, denn es gab keine Urteils- oder Klageinstanz, die Zeugenaussagen im Hinblick auf den jeweiligen Fall bewertete und abwog. Aus diesem Grund fiel es der Kirche schwer, den Zeugenbeweis als eigenständigen Prozess im Gewohnheitsrecht einzufügen. Der Zeugenbeweis stand deshalb nie allein da, sondern war immer mit dem formellen Eidbeweis mit Eideshelfern verknüpft. Der Zeugenbeweis in der Form, wie wir ihn in den Landschaftsrechten sehen, entspricht kaum der Zeugenaussage, die wir heute kennen. Die Zeugen waren vermutlich nur in seltenen Fällen wirkliche Zeugen des Vorfalles und konnten kaum eine qualifizierte Aussage machen. In Wahrheit ging es darum, dass die Zeugenaussage den Eidbeweis der Eideshelfer untermauerte, oder dass eine korrekte Rechtsprozedur bezeugt wurde, z. B. bei der Festnahme eines Diebes oder eines Ehebrechers (P. J. Jørgensen 1941, 355). In der älteren rechtsgeschichtlichen Forschung herrschte Zweifel über das Alter des Zeugenbeweises. In seinen Untersuchungen zum Zeugenbeweis in Jyske Lov konnte P. J. Jørgensen jedoch nachweisen, dass es sich um ein relativ junges Phänomen handelt (P. J. Jørgensen 1941, 316, 336). Obwohl Jyske Lov recht jung ist, enthält das Recht nur wenige Beispiele, in denen der Zeugenbeweis vorkommt. Im ostdänischen Rechtsbereich war
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es dagegen relativ verbreitet, das Zeugnis von zwei, drei oder sechs guten Männern mit dem Schwur der Eideshelfer zu kombinieren. VSL spricht 27 mal vom Zeugenbeweis, SL 32 mal, ESL 18 mal und JL 17 mal. In einigen Fällen scheint der Zeugenbeweis ein Beweis der Anklage zu sein, denn meistens war es der Kläger, der seine Klage durch Zeugenaussagen bestätigte. Ein Beispiel hierfür ist VSL III 4 über Heerwerk. Zwei Zeugen konnten die Aussagen des Bauern bestätigen, dass jemand sein Bauholz oder seine Geräte zerschlagen, sein Haus zerstört oder etwas von seinem Hausrat geraubt hatte: ellir hans tømbir ellis hans ambuth ellir at the bryda hans huus syndir ellir at the taka mz wold nokit aff hans costum. Ein anderes Beispiel ist SL 215, wo ein Bauer einen Ehebrecher im Ehebett überraschte und tötete. Nun musste er durch zwei Zeugen beweisen, dass er den Ehebrecher im Ehebett und nicht an anderer Stelle getötet hatte: ok ble mæth tuiggia manna uitni, at han drap ¼æn man i siangu mæ¼ hænnæ. Ob die guten Männer im letztgenannten Fall wirklich Zeugen gewesen war, ist allerdings zweifelhaft. Einige Stellen in JL lassen vermuten, dass es sich auch hier um Zeugen der Anklage handelte. So mussten laut JL II 33 erst sechs gute Männer ein Heerwerksverbrechen bezeugen, bevor Anklage gegen diesen Tatbestand erhoben werden konnte: Hwa sum hærwærki wil delæ, han scal hauæ sæx gothæ mænsz witnæ. Ähnliches finden wir in II 90, wo ein Dieb mit zwei guten Männern als Zeugen aufgegriffen wurde: Æn sithæn thiwf ær fangæn oc bundæn mæth thiwfnæth mæth gothæ mænsz witnæ. Wie bereits erwähnt, stand der Zeugenbeweis selten alleine, doch in JL I 50, wo es um die Vermessung von Dorfland geht, ist die Rede von Thinganhörungen, guten, vertrauenswürdigen Männern, die den gerechten Ablauf überwachen und das Geschehen am Gerichtstag bezeugen sollten. Außerdem mussten sie die Vermessung festlegen: Thing høring gothæ oc sannæ mæn skulæ næfnæs til yuæt at wæræ, oc at wittæ hwat hin thær for sak ær bivthær ræt … æth dømæ thæt at standæ thær thing høring waræ samsattæ vm. Es scheint hier so, als dienten diese Thinganhörungen nicht nur zur Abgabe von Zeugenaussagen, sondern sie hatten auch eine Art Befugnis, Vermessungsstreitigkeiten zu entscheiden. Eigentliche Thingzeugen werden in den Rechtsbüchern nur vereinzelt erwähnt, einmal in VSL, zweimal in SL, achtmal in ESL und fünfmal in JL. JL I 38 beschreibt die Funktion der Thingzeugen folgendermaßen: Thingzeuge bedeutet, dass die guten Männer, die auf dem Thing anwesend waren, bezeugen mussten, was sie gehört und gesehen hatten: Things witnæ ær thæt, at the gothæ mæn thær a thingi waræ witnæ thæt thær the hørthæ oc saghæ … Laut P. J. Jørgensen war diese Instanz ein relativ junges Phänomen, das hauptsächlich bei Landgechäften eingesetzt wurde (P. J. Jørgensen 1941, 350).
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In VSL I 11, SL 18 und ESL I 9, 19, 25 und 32 werden die Thingzeugen jedoch in erbrechtliche Angelegenheiten miteinbezogen, während sie in den übrigen Fällen in Verbindung mit Totschlag und Thingfrieden erwähnt werden. Meistens handelte es sich um zwei Zeugen, die gemeinsam mit den Eideshelfern schwören mussten, seltener waren es sechs Männer. Das kanonische Recht basierte auf den Schriften des Neuen Testaments, in den die Zahl zwei in Anlehnung an das Gesetz Mose eine wichtige Rolle spielte (P. J. Jørgensen 1941, 352). Vereinzelt wird darüber berichtet, dass die guten Männer, die etwas bezeugen sollten, auch rechtskundig sein mussten. So ist z.B. in VSL I 51 von einem Fall die Rede, in der sich die Erben mit Hilfe zweier rechtskundiger Männer gegen Forderungen von Bischof, Kloster oder Kirche wehren mussten: En vm biscop ællir clostir ellir kyrkø callar til, oc dyl thes døtha arwa. Oc hawa the twigge manna witne til laghfasta manna. Die Zeugen mussten sowohl gut als auch wahrheitsliebend sein, heißt es in JL I 50 bezüglich der Thinganhörungen bei Vermessungsangelegenheiten: gothæ oc sannæ mæn skulæ næfnæs til yuær at wæræ, oc at wittæ hwat hin thær for sak ær, bivthær ræt. In den übrigen Texten ist nur von guten Männern die Rede, vermutlich ebenfalls in der Bedeutung „zuverlässig“ verstanden. In den jüngeren Rechtsbüchern JL und ESL kommt der Begriff „Zeugenbeweis“ interessanterweise nur halb so oft vor wie in VSL und SL. Das könnte bedeuten, dass die älteren Rechtsbücher deutlicher vom kanonischen Recht geprägt waren als die jüngeren. P. J. Jørgensen erklärt das Fehlen des Zeugenbeweises in JL damit, dass JL im Großen und Ganzen nur eine Aufzeichnung des schon geltenden Rechts war … was zur Folge hatte, das nicht immer Rücksicht auf neuere Regeln genommen wurde (P. J. Jørgensen 1941, 360).
Meiner Ansicht nach hat Jørgensen damit Unrecht. Die Erklärung muss eher darin liegen, dass Jyske Lov in vielerlei Hinsicht von einem jüngeren, neu eingeführten Prozess geprägt war, der die alte formelle Beweisführung mit Eideshelfern ablöste, wodurch der damit verbundene Zeugenbeweis in den meisten Fällen weggefallen war.
Wahrmänner Als JL die Institution der sogenannten Wahrmänner einführte, kam es zu einem entscheidenden Bruch im Verhältnis zum älteren Gewohnheitsrecht. Die Wahrmänner waren eine feste Gruppe aus zuverlässigen Männern, die auf Lebenszeit vom König ernannt wurden, jeweils acht aus jedem Sied-
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lungsbezirk (herred). Es durften keine Pächter sein, sondern zumindest Verwalter, und sie mussten bei den Rechtsstreitigkeiten, zu denen sie einbestellt wurden, wahrheitsgemäß aussagen. Die Wahrmänner unterschieden sich von den früheren Eideshelfern dadurch, dass sie fest gewählt waren und in vielen Rechtsfällen aussagen mussten, im Gegensatz zu den Eideshelfern, die ad hoc hinzugezogen wurden. Außerdem mussten die Wahrmänner gegebenenfalls bei der Wahrheitsfindung aktiv werden, damit sie in einer konkreten Sache so gerecht wie möglich verfahren konnten (P. J. Jørgensen 1944, 75). JL ist das einzige der Landschaftsrechte, das detaillierte Informationen über die Wahrmänner gibt. Wie erwähnt sollten es aus jedem Bezirk acht sein, die über festen Landbesitz verfügten: Sannænd mæn sculæ wæræ atæ i hwart hæræth … at minstæ fællax bryti oc æi landbo (JL II 1). Sie wurden per Königsbrief eingesetzt, vom Amtmann des Königs vereidigt, und sie konnten nicht abgesetzt werden, es sei denn, sie schworen falsch: Kvnungs bref scal livsæ sannænd i, a thæt hæræthzthing thær the sculæ wæræ sannænd i … ængi man ma thæm oc af takæ, vtæn the for swæræ theræ boos lot (JL II 4 und 1). Geschworen wurde in folgenden Angelegenheiten: Totschlag, Verstümmelung, Vergewaltigung, Heerwerk, Markgrenzen, Verletzungen, Kirchengut und Freiheitsberaubung: Sannænd mæn sculæ swæræ vm mandrap, vm afhog, vm quinnæ tæctæ, vm hærwærki, vm markæ scial, vm saar, vm guthzhws (JL II 2). Ernstere Vergehen wurden beim Landesthing, weniger ernste beim Bezirksthing behandelt, oder aber auch vor Ort, wie im Falle von Feldgrenzen: Vm markæ skiæl i thæn samæ stath thær delæ iorth liggær (JL II 3 und 41). Eine Wahrmännersache dauerte mindestens sechs Wochen, denn es gehörten drei Thingtreffen dazu, die im Abstand von 14 Tagen stattfanden. Wollten die Wahrmänner nicht schwören, verloren sie ihre Vermögensbuße: Sithæn dømd ær tha mughæ the thæt æi for latæ the sculæ swærræ vm, vtæn theræ boos lot liggær with (JL II 6). Es war unmöglich, sich der Bestallung zu entziehen. Die Wahrmänner mussten bei Rechtsangelegenheiten in ihrem eigenen Bezirk schwören, und sie konnten sowohl Bußgelder als auch die Ächtung verhängen (JL II 11 und 12). Wenn es um Feldgrenzen ging, konnten die Wahrmänner die Grenze mit Stöcken oder Steinen markieren und dann vor Ort schwören, dass die Sache nun entschieden sei: Skil mæn vm markæ skial, tah vghæ the sannænd mæn af thæt hæræth, at staplæ antugh mæth stok æth mæth steen, oc swærræ sithæn i thet stath thær skialnæth ær, at the hauæ gørth ræt (JL II 21). Auch die Kirche war an der Bestallung der Wahrmänner interessiert, denn diese sollten auch Fälle in ihrem Bezirk, in denen es um Seelengaben ging, entscheiden: thæn timæ the døthæ oc gauæ nokæt for thæm tha sculæ the sannænd mæn til (JL III 46). Jyske Lov nennt noch weitere Regeln für Wahrmännerprozesse bei Vergewaltigung, Heerwerk, Verstümmelung etc.
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Die Wahrmänner, wie wir sie in Jyske Lov antreffen, waren also eine feste Institution, die in einigen zentralen Punkten vom kanonischem Recht geprägt war, auch wenn einige ältere Rechtshistoriker vom Gegenteil überzeugt waren. Erstens handelte es sich um eine feste, vom König ernannte Gruppe von Männern, wodurch der stetige Wechsel der Eideshelfer verhindert wurde, bei denen schnell der Verdacht der Voreingenommenheit aufkommen konnte. Zweitens waren sie dazu verpflichtet, auf die Sachlage des Falls zu schwören und nicht nur darauf, dass sie den Angeklagten kannten. Diese Entwicklung war hinsichtlich der Forderungen des kanonischen Rechts ein Schritt in die richtige Richtung, weg von der formellen Beweisführung hin zu einer gerechten, materiellen Beweisführung. Außerdem wurden die Wahrmänner per Königsbrief ernannt, eine Prozedur, die an die Kommunikation der Kirche über Papstbriefe erinnert. Die Formulierung major et senior pars, die aus dem kirchlichen Umfeld stammt, führte vielleicht dazu, dass die Wahrmänner als „gute Männer“ bezeichnet wurden (P. J. Jørgensen 1944, 84). Drittens galt das Mehrheitsprinzip aus dem kirchlichen Recht – die Meinung der Mehrheit der Wahrmänner war bei Uneinigkeit entscheidend (JL II 7). Somit wurde das alte gewohnheitsrechtliche Prinzip, das einen Eid für ungültig erklärte, wenn nicht alle positiv schwören konnten, vom Mehrheitsprinzip abgelöst. P. J. Jørgensen weist jedoch darauf hin, dass es möglicherweise in chronologischer Hinsicht ein Zwischenstadium gab, in dem sich das Mehrheitsprinzip noch nicht durchgesetzt hatte (P. J. Jørgensen 1944, 80). In diesem Falle wäre JL II 41 älter als JL II 17. Ein entscheidender Unterschied zwischen der Wahrmännerinstanz und der alten formellen Beweisführung war die Berufung. Gegen das Urteil der Wahrmänner konnte Berufung eingelegt werden, wenn jemand der Meinung war, dass ein Fall ungerecht entschieden worden war. Hatten die Wahrmänner offensichtlichen Meineid geleistet, konnten sie ihre Vermögensbusse verwirken, denn die Wahrheit war immer stärker als ein Eid: for thy at sannænd scal e wæræ rikær oc kærær æn logh. Dieser Satz ist sehr deutlich vom Dekret Gratians beeinflusst. Die Möglichkeit der Berufung zeigt besonders deutlich, wie die Wahrmännerinstanz vom kanonischen Recht beeinflusst war. Die kirchliche Jurisdiktion sah nämlich vor, dass gegen Urteile in einem kirchlichen Fall, die an einem kirchlichen Gericht gefällt wurden, Berufung beim Erzbischof eingelegt werden konnte (Tamm 1978, 64).
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Berufung Die Urteile der Wahrmänner konnten von den acht besten und zuverlässigsten Männern im Dorf aufgehoben werden, wenn zusätzlich auch der Bischof bezeugen konnte, dass sie gegen das Gesetz gehandelt oder Unrecht gesprochen hatten (JL II 7): vtæn at the bæstæ bygdæ mæn oc the sannæst attæ oc biscops witnæ at the hauæ antugh gørth ulogh æth vrææt, æth bathæ. Somit war erstmals eine Berufungsmöglichkeit gegeben. Dies war beispielsweise bei der Eisenprobe nicht möglich, denn bei dieser Prozedur entschied allein Gott über Schuld oder Unschuld, und ein Gottesurteil konnte nie angefochten werden, da sich Gott niemals irrte. Nur in diesem einen Satz erwähnt JL die übergeordnete Berufungsinstanz. In seinem Artikel „Biskop og bedste Bygdemænd“ (Bischof und beste Dorfmänner) beschäftigt sich P. J. Jørgensen mit der Regel und vergleicht sie u. a. mit dem späteren Einsatz vom Berufungssystemen, wie er in Brief- und Gerichtsmaterial überliefert wurde (P. J. Jørgensen 1944, 74–131). Wie Jørgensen ebenfalls anführt, scheint es in JL II 7 darum zu gehen, dass der Bischof und die besten Männer des Dorfes Zeugnis ablegen sollten, falls sich die Wahrmänner nicht einig waren, wenn sie einen Meineid geschworen oder gegen das Gesetz gehandelt hatten. Das Kapitel beschreibt nicht näher, wie die Berufungsprozedur letztendlich ablief. So ist nicht bekannt, ob der Angeklagte sich an den Bischof wandte oder umgekehrt, oder ob es vielleicht die Thingleute waren, die ihn aufsuchten, wie der ältere Rechtshistoriker K. G. Westman vorschlug. Schaut man sich jedoch die sogenannten „Artikel Thords“ zu JL, Kap. 63 (ein Anhang zu Jyske Lov, Ende des 13. Jahrhunderts) näher an, wird deutlich, dass die Partei, die sich ungerecht von den Wahrmännern behandelt fühlte, beim Bischof und seinen acht besten Dorfmännern Berufung einlegen konnte (P. J. Jørgensen 1944, 102). JL II 7 sagt auch nichts darüber aus, wer die acht Männer ernennen sollte. Vermutlich wurden sie vom Bischof selbst ernannt, der Männer aussuchte, die ihm für dieses Amt empfehlenswert erschienen. Dass die streitenden Parteien die Männer ihrer Wünsche beim Bischof anmeldeten, ist weniger wahrscheinlich. Über den Berufungsprozess selbst berichtet JL II 7 lediglich, dass der Bischof und die acht Männer eine eventuelle Handlung gegen das Gesetz oder einen Meineid der Wahrmänner bezeugten. Jørgensen untersuchte die Berufungsinstanz der späteren Jahrhunderte und kam zu dem Schluss, das damals vermutlich die gleichen Prozessregeln galten. So wie bei den Fällen, in denen es um Feldgrenzen ging und die Wahrmänner vor Ort ihr Urteil abgeben und die Markgrenze markieren mussten (JL II 21), sehen wir auch
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in späteren Epochen, dass der Bischof und die acht besten Dorfmänner in Fällen von Rechter Gewere bezüglich Landbesitz vor Ort geladen wurden, um sich einen besseren Eindruck verschaffen zu können (P. J. Jørgensen 1944, 106). Laut „Thords Artikel“ Kap. 21, 22 und 72 mussten der Bischof und seine Männer nicht nur ein formelles Zeugnis ablegen, sondern ein testimonium, das P. J. Jørgensen folgendermaßen beschreibt: Es wurde vorausgesetzt, dass sich die Dorfmänner auf der Grundlage eines Wissens äußerten, über das sie schon vor Aufnahme des Falles verfügten (P. J. Jørgensen 1944, 107).
Erbrecht und Testament Die Kirche regte nicht nur eine Änderung des Gewohnheitsrechtes hin zu einer friedlicheren und gerechteren Rechtspraxis an, sondern hatte auch direkten Einfluss auf die Ausgestaltung des dänischen Erbrechts und die Einführung des Testamentsystems. Die erbrechtlichen Regeln der Landschaftsrechte sind sehr vielfältig und differenziert. Da das Ziel der vorliegenden Arbeit aber eine Beschreibung der landschaftlichen und nicht der familien- und erbrechtlichen Entwicklung ist, wird das Erbrecht nicht näher untersucht. Ich werde mich daher nicht detailliert mit dem Inhalt des Erbrechts beschäftigen, sondern lediglich auf einzelne Fälle hinweisen, in denen der Einfluss des kirchlichen Rechts deutlich wird. Das Erbrecht in den vier dänischen Landschaftsrechten ist von großen regionalen Unterschieden geprägt, die teilweise durch chronologische Verschiebungen zwischen den Rechtsbüchern begründet sind. So sind die jüngsten Rechtsbücher JL und ESL u.a. bezüglich der Regeln zum Erbrecht der Kinder von jüngster Prägung (Iuul KLNM, 1, Sp. 259). Alle Rechtsbücher haben die kirchliche Forderung aufgenommen, dass kein Kind erben konnte, wenn es nicht getauft war. Starb ein Kind als Heidenkind hethit, konnte es nicht erben, heißt es in VSL I 53. SL 3 formuliert es etwas anders: Erhielt ein Kind nicht das Christentum durch den Pfarrer, konnte es nicht erben, denn ein „Hügelmann“ konnte kein Erbe annehmen: æn far ¼æt æi kristindom, ¼a star ¼æt æi arf fore ¼y at høhæ man ma æi aruæ. Ein Kind musste also Christ sein, um erben zu können, und im Gegensatz dazu steht der Hügelmann, was vermutlich eine Person bezeichnet, deren Verwandten in einem Hügelgrab beerdigt waren, was sie laut Kirche
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nicht zum Erben berechtigte. Einige Handschriften ändern den Begriff høhæ man zu hedhæn, hethen, hedensk mandh, damit kein Zweifel darüber herrschte, dass dieser Hügelmann ein Heide war. SL 3 muss also zu einem Zeitpunkt entstanden sein, als die Grabhügelbestattung noch bekannt war. Das archäologische Material deutet darauf hin, dass die gesellschaftliche Oberschicht ab ca. 970 nicht mehr in Grabhügeln bestattete. In diese Zeit datieren nämlich die Grabhügel von Jelling und Mammen, welche die bisher jüngsten bekannten Grabhügel in Dänemark darstellen. JL verwendet auch nicht das Wort „Taufe“, sondern schreibt in JL I 1 vor, dass ein Kind cristnæth (christianisiert) sein musste, um als erbberechtigt zu gelten. Aus diesem Grund erscheint es nicht korrekt, wenn Kroman und Iuul in ihrer Übersetzung des Gesetzes das Wort Taufe verwenden, während sie in einem ähnlichen Passus in VSL dieses Wort nicht verwenden. Einen ähnlichen Fall sehen wir in ESL I 2, wo es heißt, dass ein lebend geborenes Kind einer Frau nur dann erben durfte, wenn es das Christentum erhielt fangær sin cristændom. Stig Iuul vertritt die Ansicht, dass diese Rechtsregel, welche die Taufe für die Erbberechtigung voraussetzte, nicht unbedingt nur dem kirchlichen Einfluss zu verdanken ist, sondern auf einem älteren heidnischen Prinzip beruht, nach dem ein Kind, das noch keinen Namen bekommen hatte, nicht erben konnte, wodurch ein Aussetzen des Kindes verhindert wurde (Iuul KLNM 1, Sp. 259). Dies ist durchaus möglich, aber da der Taufzwang in sämtlichen Rechtsbüchern auftritt, kann kein Zweifel bestehen, dass es sich um eine unabdingbare Forderung der Kirche handelte, die überall ins Gewohnheitsrecht aufgenommen wurde. Wenn zudem noch ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass der heidnische Hügelmann vom Erbrecht ausgeschlossen war, wird deutlich, dass die Kirche ein Druckmittel gegen die heidnischen Familien eingeführt hatte. Laut kanonischem Recht hatten außerehelich geborene Kinder keinerlei Rechte. Heirateten die Eltern jedoch zu einem späteren Zeitpunkt, wurden auch diese Kinder erbberechtigt: Hoor børn takær æftær fathær ækki (JL I 25). Saxo berichtet, dass König Svend Tveskæg (Gabelbart) den dänischen Frauen das Erbrecht schenkte, das sie bis dahin nicht gehabt hatten. Dies geschah als Zeichen der Dankbarkeit für die Treue der Frauen, als der König aus fremder Gefangenschaft freigekauft wurde (Saxo 1898, 397). Die erbrechtliche Situation der Frauen hatte sich in gewissen Punkten verbessert. Iuul konnte nachweisen, dass sich in den im Folgenden näher behandelten Testamentregeln die Rechtsstellung der Frauen durch den Einfluss der Kirche verbesserte, denn in älteren Zeiten waren sie nicht erbberechtigt (Iuul 1940, 200ff.)
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Wenn JL I 39 davon spricht, dass die Frauen ohne die Zustimmung ihrer Ehemänner der Kirche keine Seelengabe vermachen konnten, ist dies anscheinend keine Einschränkung der vermögensrechtlichen Stellung der Frauen, sondern eher ein Fortschritt, denn früher durften sie überhaupt nicht über ihr Vermögen verfügen. Iuul führt außerdem an, dass die Staatsmacht an Einfluss gewann und viele Funktionen übernahm, die früher die Familie innehatte. Im Laufe des 13. Jahrhunderts wurde der Familieneinfluss immer geringer, und die Familie der Frau fing an, eine Rolle zu spielen. So wurde eine Person plötzlich Mitglied von zwei Familien, ursprünglich ein unvorstellbarer Gedanke, wenn man z.B. an das Prinzip der Blutrache denkt (Iuul 1948, XXII). Durch den kirchlichen Einfluss wurde es schließlich möglich, dass das Familienerbe eingeschränkt wurde, und zwar in der Weise, dass jemand vor seinem Tod über einen Teil des Familienerbes verfügen und ihn für fromme Zwecke verwenden konnte, piae causae, um sich somit einen guten Platz im Jenseits zu sichern. Diese Form des Testamentserbes war im älteren dänischen Gewohnheitsrecht unbekannt und wurde von der Kirche eingeführt. So eröffnete sich der stark expandierenden Kirche eine Möglichkeit, Landbesitz übertragen zu bekommen. In den Landschaftsrechten bezieht sich das Testamentserbe ausschließlich auf fromme Zwecke zu Gunsten von Kirchen und Klöstern, aber im römischen Recht aus dem 3.–4. Jahrhundert n. Chr. war das Testament ein Element des weltlichen Rechts zur Sicherstellung, dass das Familienvermögen nicht auf zu viele Hände verteilt wurde, denn das Oberhaupt der Familie konnte testamentarisch über das Vermögen disponieren (Tamm 1991, 200). Die Testamentregelungen der dänischen Landschaftsrechte basierten auf dem kanonischen Recht, das sich wiederum auf Augustinus Lehre (354–430 n. Chr.) bezog (Tamm 1978, 97). Sämtliche Rechtsbücher beschäftigen sich mit Seelengaben an Kirchen oder Klöster, doch auch in diesem Zusammenhang sehen wir unterschiedliche Formulierungen. Es herrscht aber Einigkeit darüber, dass man nur die Hälfte seines Kopfteils für fromme Zwecke an Kirche, Kloster oder Priester vererben konnte (VSL I 50, SL 38, ESL I 52 und JL I 39). Das Testament wurde im Beisein von guten Männern aufgeschrieben, heißt es in JL III 45: æn for hwat sum æi ær scriuæn i mansz tæstamænt mæth gothæ mænsz witnæs byrth. Eine kranke Person, die ins Kloster gehen wollten, musste zuerst dafür sorgen, dass der Hof unter den Verwandten aufgeteilt wurde. Danach konnte die betreffende Person mit ihrem halben Kopfteil ins Kloster gehen (VSL I 49, SL 38, ESL I 31). War man jedoch gesund, durfte das gesamte Vermögen an das Kloster vermacht werden, heißt es in SL 38.
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Ein Mann galt als krank, wenn er nicht zum Thing reiten konnte, um seine Angelegenheiten zu regeln (VSL I 49 und ESL I 31), eine kranke Frau wurde dadurch charakterisiert, dass sie ihre Schlüssel nicht tragen und dem Haushalt nicht vorstehen konnte: æi ma mæth sinæ luklæ gangæ oc for sinæ hionæ rethæ (ESL I 31). Die Ehefrau trug also die Schlüssel des Hauses, eine Sitte, die sich auch in den wikingerzeitlichen Frauenbegräbnissen wiederspiegelt, wo der Schlüssel am Gürtel der Toten hing. Das alte Erbrecht wurde vermutlich in vielen anderen Bereichen vom kanonischen Recht beeinflusst, so konnten beispielsweise weit entfernte Verwandte nicht mehr erben. Gab es bis zum siebten Verwandtschaftsgrad keinen rechtmäßigen Erben, trat der König das Erbe an, so JL I 23: Æn æræ rættæ aruing til in sivndæ mannæ … tha takæ kunung arf. Aus dem römischen Recht stammt vermutlich die Regelung, dass ein anderer an Stelle eines verstorbenen Vaters als Erbe eines anderen Verwandten eintreten konnte (Fenger 1977, 104). Auch eherechtliche Fälle waren vom kanonischen Recht beeinflusst. Die Ehe war ein Sakrament, und alle eherechtlichen Angelegenheiten mussten deshalb auch vor kirchlichen Gerichten behandelt werden (Andesen 1941, 105). So war denn auch das Kirchenrecht zuständig, wenn jemand die Scheidung wollte, heißt es in JL I 24: oc skilliæs the sithæn at for kristændoms logh.
Rechte Gewere Der letzte Punkt, der in Verbindung mit dem Einfluss des kanonischen Rechts auf die Landschaftsrechte behandelt werden soll, ist der Begriff der Rechten Gewere (rechtmäßiger Besitzanspruch), der sich im Laufe der Jahrhunderte, in denen das kirchliche Recht immer mehr Einfluss gewann, veränderte (Andersen 1941, 119). Laut VSL ÆR 204, das inhaltlich mit SL 76 identisch ist, hatte ein Mann erst dann das Beweisrecht auf ein Stück Land, wenn es drei Winter lang unangefochten in seinem Besitz war: han skal hauæ hæfth, thæt thre wintær ær wilzkæt i hans hæftæ. Die Bestimmungen bezüglich Geschäften mit Land sind sehr kompliziert (siehe Kapitel 2 dieser Arbeit). Wir können lediglich feststellen, dass es problematisch war, den rechtmäßigen Besitz eines Grundstücks nachzuweisen, wenn Teile des gesamten Grundbesitzes verkauft werden sollten. VSL ÆR 206 bestätigt die Dreijahresfrist, und in SL 49 finden wir ebenfalls einen Hinweis auf diese Dreijahresfrist in einer Bestimmung, in der es um den unrechtmäßigen Verkauf von Erbland geht: Hatten die Erben (die Kinder) nicht innerhalb von drei Wintern nach Erreichen ihrer Volljährigkeit Klage eingereicht, hatte der Käufer das Beweisrecht und die Rechte
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Gewere über das Land, ok kæræ ækki ofna threm uintrum, sithæn the æræ lahuahsen … Auch in ESL III 1 und 4 ist von den drei Wintern die Rede. Wer eine Mühle baute, erhielt die Rechte Gewere nach drei Wintern, wenn auf dem Thing kein Einspruch erhoben wurde: then mølnæ hauær giort at han hauær hennæ thre wintær u ilzkæth a thing (ESL III 6 und JL I 57). Die Dreijahresfrist ist auch in JL I 41 und 42 enthalten, und auch für den rechtmäßigen Besitz eines Torps galt eine Frist von drei Wintern, the hauæ thriggi wintæt hæfth a theræ byggi (JL I 47), ebenso für den rechtmäßigen Besitz eines Zugangs zum Viehweg und Dorfplatz, wt gang (JL I 52). Bei Streitigkeiten zwischen Kirche und Bauern galten jedoch andere Fristen. Ein Bauer, der Grundstücke der Kirche in seinem Besitz gehabt hatte, erhielt erst nach 40 Wintern das gesetzliche Besitzrecht über dieses Stück Land: hauær bondæ hafth kirkins iorth fiughær tiughæ wintær i hæfth wæræ logh løøs for kirki. Ähnliches galt auch umgekehrt für die Kirche, die erst nach 30 Wintern die Rechte Gewere erhielt, wenn sie ein Stück Land eines Bauern nutzte (JL I 44) (N. K. Andersen 1941, 119). Die Kirche war sehr daran interessiert, die Dreijahresfrist in eine 40- oder 30-Jahresfrist zu ändern. Doch anscheinend traute sich die Kirche nicht, diese Forderung durchzusetzen, denn in Fällen, die Landbesitz, Torpe oder Mühlen betrafen, änderte sich nichts. Lediglich kircheneigene Grundstücke waren diesen langen Fristen unterworfen.
Zusammenfassung: Der Einfluss des kanonischen Rechts Zusammenfassend können wir feststellen, dass auch die landwirtschaftsbezogenen Kapitel der Landschaftsrechte stark vom kanonischen Recht beeinflusst waren. Sowohl die Friedensbestrebungen als auch der Wunsch nach einem gerechteren Prozessverfahren sind in die Rechtsbücher eingeflossen, und die oben angeführten Beispiele für den tatsächlichen Einfluss der übergeordneten Rechtsprinzipien in den verschiedenen Rechtskapiteln beweisen, dass auch ein Teil der landwirtschaftsrechtlichen Kapitel vom kanonischen Recht beeinflusst waren. So war es in der vorliegenden Arbeit möglich, die landwirtschaftsrechtlichen Kapitel der Landschaftsrechte im Hinblick auf ihren chronologischen und praktischen Hintergrund in der physischen Wirklichkeit zu analysieren, u.a. aus dem Blickwinkel des gewohnheitsrechtlichen Inhalts der Rechtskapitel oder aus dem Blickwinkel des vom kanonischen Recht inspirierten Prozesses.
Zusammenfassung
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6. Zusammenfassung und Schlussfolgerung Zusammenfassung Ziel dieser Arbeit war eine Gesamtanalyse der landwirtschaftlichen Kapitel in den dänischen Landschaftsrechten, um damit zu einem besseren Verständnis für die landwirtschaftliche und landschaftliche Entwicklung in Dänemark in der Zeit zwischen 900–1250 beizutragen. Ausgangspunkt der Analyse war der Nachweis der verschiedenen chronologischen Schichten im Landwirtschaftsrecht der Gesetzesbücher. Dabei konnte eine ältere, deutlich vom Gewohnheitsrecht geprägte, und eine jüngere, vom kanonischen Recht stark beeinflusste Schicht nachgewiesen werden. Durch den Vergleich mit ausländischen Rechtsquellen wurde die Entwicklung der verschiedenen Elemente der dänischen Kulturlandschaft – das Dorf mit den einzelnen Höfen, das bestellte Ackerland mit Äckern, Wiesen und Sonderland, das unbestellte Land mit Weiden, Wäldern und Wegen – aufgezeigt.
Die Quellen Die vier dänischen Landschaftsrechte, Valdemars Sjællandske Lov (1150– 1200), Skånske Lov (1202–16), Jyske Lov (1241) und Eriks Sjællandske Lov (ca. 1250) sowie die Paraphrase Anders Sunesens zu Skånske Lov (ca. 1210) dienten als Hauptquellen für diese Untersuchung. Als Vergleichsmaterial wurden acht schwedische Landschaftsrechte aus der Zeit 1220–1350, vierzehn englische Rechtsquellen (597–1100), einige irische Quellen (6–700) sowie fränkische, friesische, sächsische und alemannische Quellen (507–803) und schließlich der Sachsenspiegel (1209–33) herangezogen. Als Ergänzung zu den Angaben des Rechtsmaterials über die landwirtschaftlichen Verhältnisse wurden zeitgenössische dänischen Schriftquellen, Fresken und Flurkarten, archäologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen sowie philologisches Material berücksichtigt. Sprachwissenschaftliche Untersuchungen konnten zeigen, dass die Rechtssprache in hohem Maße von einer mündlichen Rechtstradition beeinflusst ist. Dazu gehören Elemente wie Reime und Merksprüche sowie
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Zusammenfassung und Schlussfolgerung
umgangsprachliche Reminiszenzen aus der Zeit vor der schriftlichen Niederlegung. Die Sprache der älteren Rechtsbücher ist sehr viel stärker von einer mündlichen Rechtstradition geprägt als die jüngeren Quellen. Die in den Rechtsbüchern erkennbaren Reste der Grundprinzipien der Rechtsbildung wurden untersucht um aufzuzeigen, dass die verschiedenen Stadien der Rechtsentwicklung Seite an Seite repräsentiert sind und auch in einem Teil der landwirtschaftlichen Kapitel gleichzeitig auftreten. Veraltete Rechtsregeln wurden überliefert, obwohl sie durch neuere und aktuellere Regeln ersetzt worden waren. Die Analysemethode dieser Arbeit bestand darin, alle landwirtschaftlichen Kapitel aus den dänischen Landschaftsrechten im Hinblick auf ihre prozessrechtlichen und sprachlichen Merkmale zu untersuchen, nach denen die Kapitel älteren und jüngeren Schichten zugeordnet werden können. Als Grundlage diente hierbei die Quellenausgabe von Brøndum Nielsen. Nach einer inhaltlichen Interpretation der Kapitel erfolgte ein Vergleich mit anderen nordwesteuropäischen Rechtsquellen aus der Zeit zwischen 500 und 1300, der bestimmte Entwicklungsmuster deutlicher erkennbar machte. Anschließend wurden andere schriftliche Quellen sowie Ergebnisse aus archäologischen und naturwissenschaftlichen Untersuchungen hinzugezogen, um die meist indirekten Aussagen der Rechtsbücher über die landwirtschaftliche und landschaftliche Entwicklung in der Wikingerzeit und im frühen Mittelalter zu vertiefen.
Der Hof und das Dorf Hofgebäude Die Gebäude der Höfe sind durch archäologische Ausgrabungen gut dokumentiert, aber die Deutung der verschiedenen Spuren der Anlagen kann unter Umständen problematisch sein. Hier können in vielen Fällen Aussagen aus den Rechtsbüchern dazu beitragen, die Einrichtung und die Funktion der einzelnen Gebäude zu verstehen. Laut der Rechtsbücher befanden sich die Hofgebäude innerhalb des Hofzaunes, hinter dem die Familie ihren rechtlichen Frieden genoss. Die Zäune sind archäologisch nachgewiesen, und sie hatten neben ihrer praktischen Funktion also auch eine rechtliche Bedeutung. Das große Wohnhaus, in den Handschriften der Gesetze auch Saalhaus oder Herdstelle genannt, hatte abschließbare Räume, Truhen und Kästchen, eine Herd- oder Feuerstelle, Türen und Türpfosten. Die Bezeichnung Saalhaus stammt vermutlich von den großen Häusern der Wikingerzeit,
Der Hof und das Dorf
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den Trelleborg-Häusern, die einen großen Mittelraum besaßen, den Saal. Die älteren fränkischen und friesischen Rechtsquellen berichten von abschließbaren Häusern mit Lehmböden und ohne Dachböden, vermutlich mit lehmbeworfenen Flechtwänden. Diese Quellen erwähnen ebenfalls Türen, Türpfosten und Innenräume wie auch die irischen und englischen Rechtsquellen, denen zufolge die Hausfrau für abgeschlossene Speiskammern, Truhen und Kästchen zuständig ist. An sonstigen Wohngebäuden erwähnen die dänischen Landschaftsrechte noch Buden und Kotten (kotzæt ), wo die ärmsten Hofbewohner wohnten, die Insten und Unfreien. Diese kleinen Bauten lagen ebenfalls innerhalb der Hofzäune und konnten Gruben- oder Reisighütten sein. In den älteren fränkischen Rechtsquellen sind eingegrabene Webhütten erwähnt, in denen Frauen arbeiteten und die auch abgeschlossen sein konnten. Vermutlich haben wir es hier mit den archäologisch nachgewiesenen Grubenhäusern zu tun. Ob es sich bei den Wohnhäusern der Insten und Unfreien auch um Grubenhäuser handelte, bleibt dahingestellt. In den meisten Grubenhäusern fehlten nämlich Herd- oder Feuerstellen, was diese Deutung problematisch macht. Auch die Ställe, Scheunen, Schweineställe und Viehställe der Hofanlage kommen in den Rechtsbüchern vor. Bis auf die Schweineställe auf dem Feld lagen diese Stallgebäude ebenfalls innerhalb der Zäune. Nur in den Landschaftsrechten findet sich der Begriff fægarth, der sonst in keiner anderen schriftlichen Quellen erwähnt ist. Dabei muss es sich um einen eingezäunten Bereich innerhalb des Hofzaunes handeln, der direkt neben den Stallgebäuden lag. Ein solcher eingezäunter Bereich ist von einem eisenzeitlichen Gehöft bei Hvinningdal und von einem wikingerzeitlichen Hof in Vorbasse bekannt. Der sogenannte lægarth aus den dänischen Rechtsbüchern wird als eingezäunter Bereich neben dem Wohnhaus gedeutet und wurde ebenfalls neben einem spätwikingerzeitlichen Trelleborg-Haus in Vorbasse nachgewiesen. Gestelzte Speicher sind aus verschiedenen fränkischen Quellen bekannt, während die dänischen Rechtsquellen den Hjelm, den überdachten Rutenberg, nennen. Ab dem 6. Jahrhundert erwähnen die fränkischen Quellen Wassermühlen, die ab dem 8. Jahrhundert in den alemannischen Rechtsquellen vorkommen, in den irischen ab Mitte des 7. Jahrhunderts. Die irischen Quellen nennen in dem Zusammenhang auch Getreide-Dörröfen. Die dänischen Mühlenkapitel enthalten recht detaillierte Angaben über Mühlendämme und Teiche, Schütze, Mühlengräben etc. Es wird zwischen Sommer- und Wintermühlen unterschieden. Die Aussagen der Rechtsbücher zeigen, dass Mühlen in Dänemark ab 1100 bekannt waren. Die älteste datierte dänische
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Zusammenfassung und Schlussfolgerung
Vertikalmühle stammt aus dem Jahr 1120. Auf Grundlage der Mühlenbeschreibungen in den frühen ausländischen Rechtsquellen ist davon auszugehen, dass die Mühlentechnologie noch vor dem Mittelalter, vermutlich ab Mitte der Wikingerzeit, in Dänemark eingeführt wurde.
Die Hofstätte Den Landschaftsrechten zufolge hatte die Hofstätte mehrere Funktionen, außerdem verwenden die Rechtsbücher viele verschiedene Toft-Begriffe: hustoft, hovedtoft, gamle toft, højetoft, svorne toft, landbotoft, gårdsædetoft. Die ältesten Rechtsbücher sprechen nur von hustoft, die jüngeren sind sehr viel nuancierter. Dies hängt vermutlich mit den bebauungs- und anbautechnischen Veränderungen in der Landwirtschaft zusammen, die in der Zeit zwischen der Entstehung der verschiedenen Rechtsbücher stattfanden. Hustoft, hovedtoft und gamle toft bezeichneten alle das Gleiche – die Hofstätte, die sich im Hauptdorf befand. Svorne toft und høje toft waren Aussiedlerhöfe, die auf ehemaligem Ackerland gebaut worden waren, das in Verbindung mit der Torpgründung zu Sonderland geschworen wurde. Als im Zuge der Einführung der Gewannflurwirtschaft die Sonnenteilung als regulierte Landvermessung aufkam, richtete man die Äcker nach der Lage der Hofstätte im Dorf aus. Es gibt jedoch keine Belege dafür, dass sich die Grundstücksgröße nach der Breite der Hofstätte richtete, nur die Lage der Hofstätten bildete eine Richtschnur für die Verteilung der Äcker, eine Tatsache, die sich auch in den schwedischen Landschaftsrechten zeigt. Die Hofstätte bildete auch die Berechnungsgrundlage für manche Abgaben an den König. Das lag daran, dass die Hofstätte zu dem Zeitpunkt, als die Abgaben eingeführt wurden, als Sonderland den größten Teil der bestellten Fläche des Hofes ausmachte. Durch Analysen der Hofstättenstruktur von unregelmäßigen Dörfern in Flurbereinigungskarten konnte nachgewiesen werden, dass es Hofstätten mit einer Größe von 1,5–4,5 ha Land ausschließlich in den Hauptdörfern gab, was schwedischen Berechnungen von Carlsson und Widgren zufolge der Standardgröße eines typischen eisenzeitlichen Hofes in Schweden entsprach. Andere Kapitel in den Landschaftsrechten deuten auf recht große Hofstätten hin, auf denen Getreide auf Sonderland angebaut wurde. Spuren davon finden sich in Vorbasse, aber auch in den Hofstättenstrukturen, wie sie im Danelag zu beobachten waren. Im Gegensatz zu diesen individuell bestellten Flächen erwähnen die Landschaftsrechte die sogenannten Außenfelder (utlændejord), auf die ich in Verbindung mit den Anbausystemen zurückkommen werden.
Der Hof und das Dorf
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Die Torpe Nachdem die Siedlungen nach und nach ihre Wanderbewegungen eingestellt und einen festen Standort an der neuerrichteten Dorfkirche gefunden hatten, eröffnete sich auch die Möglichkeit, ein stationäres und kollektives Anbausystem einzuführen. Die hatte jedoch den Nachteil, dass der Dorfkern und die Höfe auf dem Hofstättensonderland fest lagen und sich nicht mehr verlegen ließen, was bei Erbteilungen innerhalb der einzelnen Hufen zu Problemen führen konnte, denn bald ließen sich die Grundstücke nicht mehr teilen. Somit entstand der Bedarf für Aussiedlerdörfer, die Torpe. Die Angaben der Landschaftsrechte zu Hofstätten und Torpe zeigen, dass das Hauptproblem in Verbindung mit den Torp-Gründungen der Bedarf an Hofstättenland für die Gebäude der neu errichteten Hofanlagen war und nicht so sehr der Mangel an Ackerland. Sowohl die dänischen als auch die schwedischen Rechtsbücher konzentrieren sich auf die Einschwörung und Umwandlung des ehemaligen Ackerlandes zu Hofstätten-Sonderland. Natürlich war die Kultivierung von neuem Ackerland ebenfalls erforderlich, doch konnten die Aussiedlerdörfer erst einmal die gleiche Dorfmark nutzen wie das Hauptdorf. Was die Urbarmachung von Ödland oder Außenfeldern betraf, konnte Skånske Lov zeigen, dass auch die noch nicht bestellten Außenfelder von der Landvermessungsprozedur betroffen waren, d.h. auch diese Grundstücke wurden gemeinsam mit dem übrigen Land des Hauptdorfes auf die Hufen verteilt. Einzelpersonen war es daher nicht erlaubt, unbestelltes Akkerland zu bewirtschaften, ohne es vermessen und unter den anderen Hufen des Dorfes verteilen zu lassen. Vielleicht erklärt das, warum die TorpGründungen in den verschiedenen Grundbesitzergemeinschaften nicht zu einer wesentlichen Erhöhung der ursprünglichen Hufenanzahl führte, obwohl die bestellte Ackerfläche insgesamt beträchtlich größer wurde, wie aus der Falsterliste (ein Grundstücksverzeichnis aus Valdemars Jordeborg, einem Grundbuch von König Valdemar, ca. 1250) hervorgeht. Vermutlich entstand die in Skånske Lov enthaltene Regel zur Verteilung der Außenfelder gegen Ende der Wikingerzeit, denn zu dieser Zeit begann sich das königliche Regalrecht, mit dem der König besitzerloses Land für sich beanspruchte, in Dänemark zu entwickeln. Die Dörfer versuchten, sich gegen diese Regel zu wehren, indem sie alle Grundstücke innerhalb der Grundbesitzergemeinschaft vermessen und an die Hufen verteilen ließen, und dazu gehörten eben auch die nicht bestellten Außenfelder.
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Zusammenfassung und Schlussfolgerung
Das bewirtschaftete Land Die Außenfelder (Utlænde) Einige Kapitel der Landschaftsrechte über die Hofstätten verwenden den Begriff utlænde, ein Wort, das aus keinen anderen Schriftquellen bekannt ist und vermutlich vor 1100 aus dem Sprachgebrauch verschwand. In den ostdänischen Rechtsbüchern ist utlænde oder ollande eine Bezeichnung für einen Teil des Ackerlandes, das außerhalb der Hofstätten lag. Anders Sunesen definiert in seiner Paraphrase utlænde als das neben den Hofstätten liegende Land, einzelne Handschriften zu VSL und SL bezeichnen mit utlænde das Land, das sich außerhalb des Hofstättengewanns befand. Ich deute das Wort utlænde als ein Relikt aus einer Zeit, in der das bestellte Land des Dorfes in ein Hofstättengewann geteilt war, das aus einem intensiv bestellten Innenfeld auf dem individuellen Sonderland und einem Außenfeld, utlænde, das man in einer Art Gemeinschaft zu kultivieren begann, bestand. Aus zwei Rechtsregeln erfahren wir, dass utlænde in bis zu drei Felder aufgeteilt sein konnten, die wiederum in Äcker unterteilt waren. Dies kann so gedeutet werden, dass sich im frühen Mittelalter allmählich ein gemeinsames Ackersystem auf den Außenfeldern entwickelte, während auf den Innenfeldern des Hofstättensonderlandes immer noch die individuelle, intensive Beackerung stattfand.
Ornum und Stuf Ornum war eine andere Art Sonderland, das nicht zum vermessenen und hufengeteilten Dorfland gerechnet wurde. Ornum sollte speziell mit Steinen oder Pfosten gekennzeichnet sein, damit keine versehentliche Vermessung stattfand. Ornum musste „seit alters her“ im Besitz der Familie gewesen sein, also durch Generationen hindurch vererbt, und konnte nicht neu geschaffen werden. Schon in den älteren Rechtsbüchern war Ornum ein altbekannter Begriff. Im späteren Mittelalter waren die Ornumgrundstücke spezielle Bereiche von Großgrundbesitz, und dieses Phänomen hängt sicherlich mit der gesellschaftlichen Klasse der reichen Edelleute zusammen, die man aus der jüngeren Eisenzeit von besonders reich ausgestatteten Gräbern kennt. Stufland ist dagegen ein viel jüngeres Phänomen. Die Handschriften zu den Landschaftsrechten sind diesbezüglich von großer Unsicherheit geprägt, und nur das modernisierte Rechtsbuch Jyske Lov verwendet den Begriff Stuf. Die Handschriften verwenden Stuf als Synonym für gekauftes
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Land unter den Bezeichnungen Sonderkaufland, Einzelkaufland, Landkauf oder einfach nur Kauf. Stuf entstand im Gegensatz zu Ornum also bei neuen Landgeschäften oder -übertragungen, u. a. an die Kirche, und musste nicht seit Generationen im Familienbesitz gewesen sein. Die Durchsicht des Urkundenmaterials zeigte, dass das Wort Stuf in Verbindung mit Landgeschäften nicht vor 1230 verwendet wurde. Davor wurde schlicht und einfach von übertragenem Land gesprochen, das eventuell einen festen Wert hatte. Das Erbrecht der Landschaftsrechte unterscheidet deutlich zwischen väterlichem Land und dazugekauftem Land, das unter verschiedenen Bedingungen weitervererbt wurde. Ornumland gehörte dagegen immer zum väterlichen Erbland.
Die Anbausysteme Lange Zeit gab es in der dänischen Agrarforschung eine Wissenslücke, was die Anbausysteme in einem Zeitraum von 800 bis 900 Jahren nach Aufgabe der sogenannten vorzeitlichen Äcker (celtic fields) betraf. So ist aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten über die vorherrschende Ackerstruktur wenig bekannt. Studien der Landschaftsrechte lassen uns natürlich auch nicht so weit zurückblicken, aber trotzdem lassen sich bestimmte chronologische Entwicklungsstufen herausarbeiten, die in der Zeit vor der voll entwickelten Gewannflurensystem in Dänemark vorherrschten. Nach Feststellung der frühesten Bedeutung der Hofstätte als intensiv bestellte Innenfelder im Gegensatz zu den später kultivierten Außenfeldern (utlænde) konnte die vorliegende Arbeit eine chronologische Entwicklung nachweisen. Die älteren Zaunbestimmungen entstanden auf Grundlage einer individuellen Bewirtschaftung des eigenen Lands, das der Bauer durch einen Zaun vor dem Vieh der Nachbarn schützte. Eingedrungene fremde Tiere durfte er nur von seinen eigenen Äckern aufnehmen. Dieses ältere, individuelle Ackersystem ist auch aus englischen und fränkischen Rechtsquellen des 6.–8. Jahrhunderts bekannt sowie aus deutschen Rekonstruktionen von Kartenmaterial, die zeigen, dass die Dörfer im 9. Jahrhundert von einem sehr einfachen Anbausystem mit großen blockartigen Parzellen (Blockfluren) geprägt ist. Schwedische Untersuchungen der fossilen Agrarlandschaften auf der Insel Gotland und vielleicht auch in Östergötland konnten zudem nachweisen, dass es im 3.–5. Jahrhundert n. Chr. individuelle eingehegte Höfe gab, bei denen die bestellten Innenfelder über den ehemaligen celtic fields lagen. In der Erwähnung der Kultivierung der Außenfelder in den Landschaftsrechten kann man die ersten sicheren Anzeichen für die Gewannflurensys-
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Zusammenfassung und Schlussfolgerung
tem als gemeinsames Anbausystem erkennen, auch wenn sie zu dem Zeitpunkt noch nicht sonderlich entwickelt war. Die Rechtsregeln zeigen, dass innerhalb dieser Feldwirtschaft noch Raum für manche individuelle Lösungen vorhanden war, z. B. das Einhegen besonderer Feldfrüchte im gemeinsamen Gewann, was in der entwickelten Gewannflurensystem schwierig war. Das vermutlich früheste Beispiel für ein gemeinsames Anbausystem finden wir in König Ines Gesetz (ca. 690). Auch in den englischen Chartas des 10. Jahrhunderts konnte eine neue Aufteilung der bestellten Äcker beobachtet werden, die eine Art Ackergemeinschaft widerspiegelt (u.a. Hooke). Nur die jüngsten dänischen Rechtsbücher, Jyske Lov und Eriks Sjællandske Lov, enthalten Regeln zur voll entwickelten Gewannflurensystem. Dabei spiegeln die Regeln ausschließlich eine von kanonischem Recht inspirierte Rechtsprozedur wider und nicht mehr das ältere Gewohnheitsrecht. Kennzeichnend für die voll entwickelte Gewannflurensystem waren genaue Zeitfristen für die Einhegungen, eine kollektive Zaunpflicht, die Pflicht zur Aufnahme von verirrtem Vieh, die gemeinsame Beweidung der abgeernteten Stoppelfelder und schließlich die geregelte Landvermessung durch das Sonnenteilungsverfahren.
Das unbestellte Land Weideland und Viehhaltung Nur selten gibt es Weidebestimmungen in den Landschaftsrechten, die sich sehr viel intensiver mit Vieh beschäftigen, das unrechtmäßig auf die Äcker eingedrungen ist. Bei der Analyse der wenigen Regeln ließ sich dennoch eine chronologische Verschiebung beobachten: In Skånske Lov finden wir ein älteres System mit einer scheinbar permanenten Weide, in Jyske Lov sehen wir ein jüngeres System der Rotation zwischen den Gewannen, wobei das Brachland als Gemeinweide genutzt wurde. Eriks Sjællandske Lov erwähnt schließlich die Beweidung der abgeernteten Stoppelfelder und eine gut entwickelte Gewanngemeinschaft zwischen mehreren Dörfern, bei der man einen großen Teil der Einhegungsarbeit sparte. Es lässt sich also eine chronologische Entwicklung hin zu einer immer besser organisierten Weidegemeinschaft beobachten. Außerdem wird im jüngsten Rechtsbuch, JL, im Gegensatz zum älteren SL die Anzahl der Kühe, die jedes Gehöft auf die Weide schicken durfte, reguliert. Um die Tiere des jeweiligen Hofes in der gesamten Dorfherde wiederzuerkennen, mussten alle Tiere markiert werden, berichten die jüngeren
Das unbestellte Land
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dänischen und schwedischen Rechtstexte. Die älteren fränkischen, irischen und englischen sowie die jüngeren dänischen und schwedischen Quellen erwähnen Hirten und Hütehunde, die Rinder, Schafe und Schweine bewachten, und in den dänischen Rechten ist auch von einem speziellen Flurhüter die Rede, der die bestellten Felder gegen eindringendes Vieh schützen sollte. Unrechtmäßiges Weiden war anscheinend ein großes Problem. Prinzipiell schreiben sowohl dänische als auch schwedische Rechte vor, dass das Aufnehmen von Vieh Recht und Pflicht des Bauern war. Man behielt die Tiere als Pfand, bis der Besitzer sie auslöste und sein Bußgeld bezahlte. Dabei ist eine chronologische Verschiebung zu beobachten, denn in den älteren Rechtsbüchern durfte der Bauer nur Vieh auf seinen eigenen Feldern einfangen, mit der aufkommenden Gewannflurenwirtschaft galt auf allen Äckern des Gewanns die Aufnahmepflicht. Die Funktionen der großen Haustiere waren vielfältig. Sie wurden nicht nur als Reit- und Transportmittel eingesetzt, sondern lieferten auch Dünger für die Felder, was wohl ihre wichtigste Aufgabe war. Viehhaltung und Ackerwirtschaft waren eng miteinander verknüpft, denn nach Aufgabe der extensiv bewirtschafteten celtic fields waren die kleineren, aber intensiver bestellten Innenfelder von einer guten Düngung abhängig, um die Erträge zu sichern. Viehhandel ist schon in den älteren ausländischen Rechtsquellen ein Thema. Es konnte eine gewisse Übereinstimmung zwischen den englischen, dänischen und schwedischen Regeln bezüglich der Anwesenheit von Zeugen beim Viehhandel nachgewiesen werden. Der Wert der Haustiere lässt sich in der großen Anzahl von Bestimmungen zum Bußgeld bei Viehdiebstahl ablesen, und wie erwartet sind sich sämtliche Rechtsquellen darin einig, dass vor allem Rinder und Pferde sehr kostbar waren. Haustiere und Sklaven waren in den fränkischen, dänischen und schwedischen Rechtsquellen rechtlich – und häufig auch in ihrem Wert – gleichgestellt.
Der Wald Ein bedeutendes Ressourcengebiet für die Landwirtschaft war der Wald. Er war so wichtig, dass Ende der Wikingerzeit ein regelrechter Kampf um das Eigentums- und Nutzungsrecht stattfand. Die dänischen Landschaftsrechte geben Aufschluss darüber, dass die ostdänischen Bauern den Wald in den gemeinschaftlichen Besitz des Dorfes aufnahmen, um sich dadurch dem Versuch des Königs, sich die Allmendewälder anzueignen, zu widersetzen. Denn auf diese Weise galt das königliche Regalrecht, also der Anspruch des
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Zusammenfassung und Schlussfolgerung
Königs auf besitzerloses Land, für diese Waldgrundstücke nicht. In JL scheint sich das königliche Regalrecht für besitzerlose Allmendewälder durchgesetzt zu haben, nachdem verschiedene Seiten ca. 150 Jahre lang für das Eigentumsrecht über die Allmendewälder gekämpft hatten. Der Wald lieferte Holz, diente aber auch der Fütterung von Vieh und Mastschweinen, er lieferte Laubheu und Jagdbeute. Die dänischen Rechtsbücher sprechen im Gegensatz zu den ausländischen Rechtsquellen nicht von jagdlichen Restriktionen. Sie berichten dafür über die herrschaftliche Falken- und Habichtjagd und über die Wolfs- und Fuchsjagd, die von den Bauern mit Hilfe von Fallen und Schlingen ausgeübt wurde. Die Entrindung von stehenden Bäumen wurde selbst im Allmendewald wie Diebstahl (in manchen Fällen mit dem Tod) bestraft. Arme Leute stellten in Notzeiten aus Baumrinde Mehl her oder verkauften die Rinde an Gerber. Die ausführlichen Rechtsregeln bezüglich des Waldes zeigen, wie wertvoll und wichtig diese Flächen für die damalige Agrargesellschaft waren.
Wege Sowohl die dänischen als auch die schwedischen Landschaftsrechte enthalten viele Informationen über Straßen und Wege. Dabei gilt bezeichnenderweise: Je jünger das Rechtsbuch, desto mehr Angaben umfasst es. Leider berichten die dänischen Rechtstexte nur wenig über Konstruktion und Bau der Wege und Straßen, dafür sind die archäologischen Quellen diesbezüglich sehr aufschlussreich. In den Rechtstexten lässt sich eine Abstufung der verschiedenen Wegearten erkennen. Für örtliche Privatwege war der jeweilige Landbesitzer zuständig, für die Dorfwege die Gemeinde, die Bezirkswege fielen in die Verantwortung des gesamten Siedlungsbezirkes. Dies entspricht in groben Zügen der heutigen Zuständigkeitsverteilung. In Jyske Lov werden Königswege auch hærstratæ genannt, die gleiche Bezeichnung kennt man aus den englischen Rechtsquellen des 11.–12. Jahrhunderts. In England ist dies eine Bezeichnung für einen Weg, der Burgen, Festungen, königliche Häfen und Marktdörfer miteinander verband. Das galt wohl auch für die hærstratæ der dänischen Landschaftsrechte – eine für militärische Zwecke angelegter Weg, die vermutlich aus dem letzten Teil der Wikingerzeit stammt. Der Brückenbau findet nur in Jyske Lov Erwähnung und nicht in den jüngeren Texten. Das mag verwundern, denn archäologisch konnten Brücken bereits ab dem späten 10. Jahrhundert nachgewiesen werden. Brücken konnten auch gebaut werden, um sich einen guten Platz im Jenseits zu sichern, teilen sowohl schwedische Landschaftsrechte als auch zeitgenössi-
Anhang
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sche Runensteine mit. Die große Bedeutung der Wege und Straßen für die ganze Gesellschaft zeigt sich in den vielen Verordnungen, denn eine Zerstörung, Sperrung oder Verlegung der Wege und Strassen war strafbar.
Anhang Die Analyse der Rechtsbücher hinsichtlich des Einflusses des kanonischen Rechts ergab, dass die älteren Rechtsbücher am wenigsten, die jüngeren (vor allem Jyske Lov) am stärksten vom kanonischen Recht geprägt sind. Dies gilt auch für die landwirtschaftsrechtlichen Kapitel. Es konnte ebenfalls beobachtet werden, dass die Bestimmungen zu jüngeren landwirtschaftlichen Phänomenen, z. B. der voll entwickelten Gewannflurenwirtschaft, ausschließlich von kanonischem Recht inspirierte Rechtsprozeduren enthalten und keine älteren aus dem Gewohnheitsrecht. Die Distanzierung von der germanistischen rechtsgeschichtlichen Schule ist einleuchtend, denn sie ging davon aus, dass alle nordwesteuropäischen Rechtsbücher auf einer gemeinsamen „urgermanischen“, demokratischen Grundlage beruhen, die von keinem fremden Recht beeinflusst war (kanonisches oder römisches Recht). Es war jedoch auch notwendig, sich kritisch mit neueren Theorien auseinanderzusetzen, wie z.B. der von Sjöholm, die davon ausgeht, dass sämtliche skandinavische Landschaftsrechte auf fremdem Recht basieren und ausschließlich einer feudalen, schriftlichen Rechtstradition angehören, die keine vorhergehende, mündliche Überlieferung kannte.
Schlussfolgerung Die landwirtschaftlichen Kapitel der Landschaftsrechte entstanden vor dem Hintergrund einer lang andauernden mündlichen und gewohnheitsrechtlichen Tradition, bis sie durch Vermittlung der Kirche schließlich im 12. und 13. Jahrhundert in Form von Rechtsbüchern schriftlich fixiert wurden. Die landwirtschaftsrechtlichen Kapitel der Landwirtschaftsrechte lassen sich chronologisch in eine ältere gewohnheitsrechtliche Schicht und eine jüngere Schicht, deren Prozessrecht vom kanonischen Recht geprägt ist, einteilen. Durch die Analyse dieser chronologisch verschiedenen Regeln zu Landschaftsnutzung und landwirtschaftlichen Verhältnissen sollte ein Überblick über die Aussagen der Landschaftsrechte zur die Nutzung der Kulturlandschaft in den Jahrhunderten bis zur schriftlichen Niederlegung der Rechts-
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Zusammenfassung und Schlussfolgerung
bücher gegeben werden. Die Hauptergebnisse der vorliegenden Untersuchung können wie folgt zusammengefasst werden: Die Bedeutung der verschiedenen Hofstättenbegriffe und ihrer landschaftlichen Platzierung konnten geklärt und in Relation zu den teilweise unklaren Deutungen von Poul Meyer (1949) gesetzt werden. Ausgehend von der Theorie von Henrik Larsen (1918), nach der die Innenfelder der Hofstätten in der späten Wikingerzeit Sonderland waren, habe ich mit Hilfe der Rechtstextanalysen versucht, die Rolle der Hofstätten in der Wikingerzeit neu zu deuten. Die großen unregelmäßigen Sondergrundstücke der unvermessenen Dörfer, die auf den Flurkarten des 18. Jahrhunderts verzeichnet sind, lassen sich in den Landschaftsrechten als bestellte Innenfeldflächen der einzelnen Höfe ablesen. Sie dienten als Berechnungsgrundlage für die Abgaben, die gegen Ende der Wikingerzeit an den König geleistet werden mussten, denn zu diesem Zeitpunkt stellten die Hofstätten den Hauptteil der bewirtschafteten Flächen der einzelnen Höfe dar. Somit konnte widerlegt werden, dass die Abgabenhöhe von der Breite der jeweiligen Hofstätte im Verhältnis zur gesamten Ackerfläche der Dorfmark abhing, so wie bisher angenommen wurde. Zu diesem Schluss waren auch Ole Widding (1949) gekommen, der Material von der dänischen Insel Lolland untersucht hatte, sowie Sölve Göransson (1971 und 1986), der schwedisches Material bearbeitete. Die Hofgebäude lagen auf dem Gelände der Hofstätte. Durch die Analyse der Kapitel der Landschaftsrechte, die Gebäudebezeichnungen enthalten, konnte u.a. nachgewiesen werden, dass die Begriffe lægarth und fægarth mit zwei archäologisch gut dokumentierten Bereichen gleichgesetzt werden können – kleinere eingehegte Bereiche innerhalb der Hofstätte mit verschiedenen Funktionen (nachgewiesen auf einem Hof des 11. Jahrhunderts aus der Siedlung Vorbasse). Bei den in den Landschaftsrechten erwähnten Kleinbauten kotzæt und both handelt es sich vermutlich um die aus archäologischen Ausgrabungen bekannten Grubenhäuser. Auch die Beweggründe, die zur Gründung der Torpe führten, konnten neu gedeutet werden. Aus den Landschaftsrechten geht hervor, dass die neuen Siedlungen nicht ausschließlich aufgrund des Mangels an Ackerland entstanden, sondern auch dann, wenn in den alten Hauptdörfern keine Hofstättenflächen mehr verfügbar waren. Die Analysen der Rechtsbestimmungen zur Hufe haben zu einer Klärung der Hufenzahlfestsetzung in Verbindung mit der Urbarmachung neuer Flächen geführt, wobei die Beobachtungen von Erik Ulsig und Axel Kjær Sørensen (1985) zum Verhältnis der Hufenanzahl und der Abgabenberechnung in der Falsterliste weiter konkretisiert werden konnten. Die Deutung der ältesten Regeln in den Landschaftsrechten, die sich mit der Hufe beschäftigen, bestätigen die Theorien
Schlussfolgerung
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von C .A. Christensen (1983) und Bent Jørgensen (1980), denen zufolge die Hufe eine ursprünglich zusammenhängende Fläche in der Dorfmark war, die durch Erbteilungen zu halben, viertel oder achtel Hufen und anschließend durch Kauf oder Verkauf aufgelöst wurde. Auch die Entwicklung der Anbausysteme im Laufe der Jahrhunderte bis zur Niederschrift der Gesetze konnte in den älteren und jüngeren Schichten der Landschaftsrechte verfolgt werden. Die Hofstätten als große Sonderlandflächen werden in den ältesten Rechtsschichten erwähnt, was die ursprüngliche Entwicklungstheorie von Henrik Larsen (1918) bestätigt. Diese Bereiche waren individuell als Blockfluren eingehegt, und in diesen Bereichen gab es keine kollektive Verpflichtung bezüglich Einhegung, Bewirtschaftung oder Viehhaltung. Die Meinung von Poul Meyer (1949), dass es keinerlei Hinweise auf die Blockflurenwirtschaft in den Landschaftsrechten gibt, kann somit widerlegt werden. Im Gegensatz zum Sonderland der Hofstätten stehen die Außenfelder (utlænde). Sie bildeten die nächste Entwicklungsstufe der Ackersysteme. Vermutlich fing man schon Anfang des Mittelalters damit an, diese Felder zu bewirtschaften. Es handelte sich dabei um eine einfache Form der Gewannflurensystem, die nur einige wenige kollektive Verpflichtungen umfasste und noch immer viel Raum für individuelle Initiativen bot. In den Teilen Dänemarks, in denen sich die klassische Dreifelderwirtschaft durchsetzte, sehen wir diese in den jüngsten Rechtsbestimmungen in ihrer klassischen Form mit Flurzwang, gemeinsamer Einhegung, Sonnenteilung und kollektiver Aufnahmepflicht von fremdem Vieh. Auch hinsichtlich des Nutzungsrechts von Weideland spiegeln die Bestimmungen der Landschaftsrechte eine Entwicklung wieder, von einer recht zwanglosen Weidegemeinschaft auf der festen Weide der Grundbesitzergemeinschaft (Skånske Lov) hin zum Rotationsverfahren der Gewannflurensystem und der damit verbundenen Beweidung des Brachlandes (Jyske Lov). Das jüngste Recht, Eriks Sjællandske Lov, zeigt das jüngste System mit einer gut organisierten Gewanngemeinschaft, bei der auch die Nachbardörfer ihr Vieh auf den brachliegenden Gewannen weiden lassen konnten. Bisher gab es noch keine gründliche Untersuchung zur Entwicklungsgeschichte der Wälder in der Übergangszeit zwischen Wikingerzeit und frühem Mittelalter. In Dänemark wurde hauptsächlich die jüngere Waldgeschichte behandelt (Poul Meyer 1949 und Bo Fritzbøger 1992), und die vorliegende Analyse der landschaftsrechtlichen Kapitel über die Wälder steht damit ziemlich alleine. Das Eigentumsrecht auf die dänischen Wälder erfuhr vom Ende der Wikingerzeit bis zur Zeit der Niederschrift der Landschaftsrechte eine radikale Änderung. Schriftliche Quellen aus dem 12. Jahrhundert (darunter auch Chroniken und Sagamaterial) konnten zusammen
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Zusammenfassung und Schlussfolgerung
mit den Landschaftsrechten belegen, dass die Eigentumsansprüche bezüglich des Waldes viele Jahrhunderte lang stark umkämpft waren. Könige und Großgrundbesitzer versuchten, das Besitzrecht zu bekommen, bis die Königsmacht schließlich Mitte des 12. Jahrhunderts das Regalrecht durchsetzen konnte. Schließlich konnte die vorliegende Untersuchung einen Überblick über die Wegesysteme in der Wikingerzeit und im frühen Mittelalter geben. So ist u. a. der Begriff konungs hærstrat als eine Straßenanlage für militärische Zwecke zu verstehen, eine Deutung, die im Gegensatz zur eher volkstümlichen Auslegung von Erik Kjersgaard (1982) steht. Vergleiche mit den Landschaftsrechten aus anderen Ländern haben gezeigt, dass sich die dänischen landwirtschaftsrechtlichen Kapitel in erster Linie aus dem mündlich überlieferten Gewohnheitsrecht entwickelt haben. Manche Regeln stimmen im Wortlaut mit entsprechenden Bestimmungen aus den älteren englischen, irischen oder auch einigen fränkischen Rechtsquellen überein, dies ist jedoch so selten, dass eine konsequente Beeinflussung nicht nachgewiesen werden kann. Dafür konnte festgestellt werden, dass die Bestimmungen der jüngeren schwedischen und dänischen Landschaftsrechte häufig miteinander verwandt sind, auch wenn die schwedischen Rechtsbücher in der Regel sehr viel detaillierter sind als die dänischen.
The sources
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English Summary Law and landscape. An analysis of agricultural development and landscape history in Denmark, AD 900–1250, on the basis of the provincial laws. The principal aim of this study is, to begin with, to demonstrate that even the agrarian chapters in the Danish provincial laws consist of various chronological layers. Some of this was influenced by Canon Law while other parts have an unmistakably customary character. On this basis, it has then been the aim to describe the development of the elements of the cultural landscape on the basis of the observed chronological discrepancies between the individual laws – the village with its farmsteads; the cultivated land with fields and meadows; the uncultivated land with its pasturage, woods and roads – through the period from the Viking Age down to the writing of the laws around 1150–1250.
1. The sources The principal sources for this investigation are the four Danish provincial laws: Valdemar’s Zealand Law (1150–1200), the Scanian Law (1202–16), the Jutish Law (1241) and Erik’s Zealand Law (c. 1250), together with Anders Sunesen’s Paraphrase of the Scanian Law (c. 1210). For comparison, eight Swedish provincial laws have been used (1220–1350), fourteen English law codes (597–1100), several of the Irish law codes (6–700) and Frankish, Frisian, Saxon and Alamannic codes (507–803) and Sachsenspiegel (1209–33). To supplement the evidence for agricultural conditions gleaned from the laws, contemporary Danish written sources are used, together with wall paintings and cadastral maps, archaeological and vegetational studies, and philological data. From a review of philological studies, it has been possible to see that the language of the Danish provincial laws was highly marked by an oral legal tradition, with for instance rhyme, jingles and reminiscences of colloquialisms in the legal texts, before they came to be written down. The language of the earlier law books is more strongly marked by the oral tradition than that of the later ones.
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English Summary
The evidence of the law books for the basic principles of legislative activity is surveyed in order to show that different stages in the development of law are represented side by side, even in some of the agrarian legislation. The oral legal tradition meant that obsolete laws survived even though they were superseded by new and more relevant laws. The method of analysis in this work consists of a survey of all the agrarian legislation in the Danish provincial laws from Skautrup’s edition of the sources, looking for procedural and linguistic characteristics that identify earlier or later strata amongst the legal chapters. After the actual contents of the agrarian legislation are interpreted, they are compared with other legal sources of north-western Europe from the period ca. 500–1300, from which a pattern of development can more clearly be seen. Finally, written sources, together with archaeological and vegetational studies, are brought into the picture, in order to expand the indirect evidence of the law books for the development of agriculture and the cultural landscape from the Viking Period into the Middle Ages.
2. The farm and the village Farm Buildings Farm buildings are known quite well from archaeological excavations of villages, though it is often difficult to interpret the various structures. In several ways here, the evidence of the law books concerning farm buildings can provide some insight into the organization and practical function of these buildings. The farm buildings are described in the law books as being situated inside the farmyard fence, behind which the family of the farm was ensured its own juridical freedom. These farmyard fences are well known from archaeological excavations and should be interpreted as a juridical boundary as well as having a practical function as barriers. The large dwelling house of the farmyard, the hall or hearth-house as the legal manuscripts designate it, is described in the Danish provincial laws as being provided with separate, lockable rooms, chests and boxes, with a hearth or a hearthstone, and with doors and doorposts. The term hall (salhus) probably has its roots in the Trelleborg-type building of the Viking Age, with its large central room or hall. The earlier Frankish and Frisian codes speak of separate, locked and detached dwelling houses with earthen floors, and possibly claydaubed walls over wattling. Here, too, doors, doorposts and internal rooms are referred to; we find the same in the English and the Irish sources as well, where locked pantries, chests and boxes are in the keeping of the housewife.
The farm and the village
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Of other dwelling houses, the Danish provincial laws mention the booth and the kotzæt, which housed the poor families: the tenants and the slaves. According to the law books, these small buildings were situated inside the farmyard fence and could be dug into the earth and be wattled. The earlier Frankish law codes speak of locked or unlocked sunken weaving sheds, where the women worked. The weaving sheds clearly correspond to the archaeologically familiar Grubenhäuser, but it is a matter of conjecture whe-ther the dwelling of the slave and the tenant was also a sunken hut. The lack of hearths in the excavated sunken huts poses difficulties, however, for this view. The stalls and barns of the farmyard, pig-sties and cattle sheds, are also mentioned in the law books, and, with the exception of the pig-sty in the fields, are described as being situated inside the farmyard fence. The term fægarth, which is not recorded in sources earlier than the Danish provincial laws, may be interpreted as an enclosed area within the farmyard connected to the stalls. This sort of fenced-off area beside the stalls is known from a Iron-age farm at Hvinningdal and from a Viking-age farmstead at Vorbasse. The lægarth of the Danish law books is interpreted as a fenced-off area connected to the farmhouse, and this too can be seen beside the large dwelling house of one the farms at Vorbasse from the late Viking Period. Stack barns are referred to in several versions of the Frankish laws, while the Danish law books speak of the stack shed – a roofed haystack. The watermill is referred to in Frankish laws from the sixth century, in Alamannic and in the Irish laws from the seventh and eighth; corn-drying ovens are also mentioned in connection with the Irish mills. The provisions concerning mills in the Danish law books contain fairly thorough information about dams and millponds, sluice gates and millraces, while a distinction is also drawn between summer and winter mills. The law books provide evidence that mills were used before 1100, while the earliest complete and securely dated horizontal mill complex in Denmark is from 1120. On the strength of the early foreign law codes’ references to mills, the introduction of mill technology to Denmark is thought to have taken place before the Medieval Period, probably in the middle of the Viking Period.
The Croft The croft (toft) of the farmstead had, on the evidence of the law books, several different functions; the law books also testify to several different terms translatable as house-croft, main croft, old croft, high croft, sworn crofts, copyholder crofts and smallholder crofts. The earliest law books only use the term house-croft, while the later ones are far more complicated in this respect, a
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English Summary
fact which must be due to the changes in settlement and cultivation methods that took place in the period between the appearance of the different codes. House-croft, main croft and old croft are terms that all refer to the same thing – the croft that was situated in the primary settlement – while the sworn croft and the high croft were outlying crofts that were sited on formerly cultivated land which had been declared special croft land at the thorp formation. In connection with the introduction of the type of land-division (solskifte) governed by the common-field system, the physical location of the croft in the village came to provide a starting-point for the location of the cultivated areas in the open field. There is, however, no evidence to support the view that the width of the croft was of significance in relation to the size of the associated land in the open field; through their location, the crofts were a guideline for the division of the field, as, indeed, the Swedish provincial laws confirm. The provincial laws further show that the croft was the unit for certain dues to the crown. The reason for the use of the croft as the unit of calculation for dues was that the crofts comprised the majority of the cultivated area of the farm at the time at which the system of dues was introduced. Through analyses of the irregular village croft-structures visible on the cadastral maps, it has been possible to show several examples of crofts comprising about three to nine tønder of land (four to twelve acres), all of them in primary settlements, which, according to Swedish calculations (Carlsson, Widgren), correspond to the typical cultivated infield area of a Swedish Iron-age farm. Other provisions in the provincial laws testify to the presence of fairly large crofts that were cultivated (for corn) as separate units, something that can be seen at Vorbasse and in the croft structure of the Danelaw. In contrast to these individually farmed plots, the provincial laws also mention the so-called alien land, the outfield land, which will be discussed later in the context of the cultivation systems.
The Thorp Gradually, as the shifting of villages came to an end and the village came to be fixed near to the new parish church, the same conditions made a more stationary and collective system of agriculture possible. On the other hand, the heart of the village and its farmsteads thus became fixed immovably to their location upon the croft land, which could then only be further divided with difficulty when such a need arose for the purposes of inheritance within the various farms of the hides.
The cultivated land
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On the evidence of the provincial laws concerning crofts and thorps, it can be shown that it was the need for crofts for the buildings of newly established farms rather than new cultivation that was the main problem underlying the foundation of the thorps. Both the Danish and the Swedish law books focus principally on the swearing of earlier plough land to croft land in connection with thorp-development. Arable cultivation from the thorp could proceed without a break on the same plough land as the primary settlement’s, but new cultivation was of course also necessary. In connection with the new cultivation of wasteland or outfield land, it has been possible to see from the Scanian Law that the uncultivated outfield land was also subjected to equalization by roping: in other words that it was hidated together with the other land of the primary settlement. Thus individuals could not bring new land into cultivation on their own initiative without distributing, using the roping process, the appropriate share of the uncultivated land to the other hides in the village. This must be the explanation of why the foundation of the thorps in the various territories (ejerlaug) did not lead to any significant increase in the orginal number of hides, even though the cultivated area was expanded significantly, as can be read in the mark skyld assessment of the Falster list. The provision in the Scanian Law concerning the distribution of outfield land is probably attributable to no later than the middle of the eleventh century, given that the principle of royal right to all unowned land was being developed in Denmark at that date, with the result that, as a preventive measure, the villages attempted to hidate all the land within the boundaries of their catchment areas including the uncultivated outfield.
3. The cultivated land ‚Alien land‘ On close examination, some of the provisions concerning crofts in the provincial laws prove to include the word utlænde, ‚alien land‘, which is not known from other written sources and which apparently went out of use before the year 1100. Utlænde or ollande is used in the eastern Danish law books as the term for that part of the field that is outside the crofts. Anders Sunesen’s Paraphrase characterizes this land as the land connected to the crofts, and some manuscripts of Valdemar’s Zealand Law and the Scanian Law explain utlænde as the land that lay beyond the croft-field. I interpret the word utlænde as a relict from a period in which the cultivated land of the village was divided into a croft-field, comprising an inten-
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English Summary
sively cultivated infield on each piece of croft land, and an outfield, the utlænde, that was under incipient cultivation, probably in some form of communal way. In two items of legislation, it is stated that utlænde can be divided into one, two or three fields (vange) that were subsequently divided up into parcels (agre). The course of development is suggested to be that outside of the intensively but individually cultivated infield on the croft-lands, the initiative towards a common cultivation system on the alien land beyond was taken from the mid-eleventh century onwards.
Ornum and block land Ornum was another special type of land that was not part of the generally hidated and equalized village land. Ornum land was supposed to be specially marked off with stones or stakes in order that it should not be measured with the village land; it was impossible to establish new ornum land. Its status derived ‚from time immemorial‘ (the days of Arild), passed down through generations. The concept of ornum can be seen from the manuscripts to be well established in the earliest law books and by that time it has the appearance of great antiquity. The ornum lands appear later in the Middle Ages in the form of single-field precincts connected to major farms, and this feature is possibly linked to the higher social class that is reflected in the Later Iron Age and Viking Period in especially richly furnished graves. Block lands (stuf ), however, are a much later phenomenon. The manuscripts of the provincial laws concerning blocks are characterized by great uncertainty over the use of the term, and it is only the updated Jutish Law that uses the word stuf, block land. Stuf is used in the manuscripts as a synonym of bought land under the terms særkøb, special purchase, enkekøb, widow purchase, jordkøb, land purchase or just køb, purchase, and, in contrast to ornum, this was not from time immemorial but was created by recent land deals or by the transference of land, for instance to the Church. Looking at the charter material it has been possible to see that the word stuf is not used in connection with land deals before 1230. Before this the land is simply and fittingly referred to just as transferred land, sometimes given a fixed value. In the inheritance rules of the provincial laws, a clear difference can be seen between heritable family land and purchased land, which are inherited in different ways, something which can be interpreted as a later feature in relation to the ornum land, which was part of the heritable family land.
The cultivated land
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Cultivation systems Danish agrarian history has faced a gap in knowledge concerning a period of eight to nine centuries after the abandonment of the so-called Celtic Fields in the first centuries ad in which the field-systems have been on the whole unknown. Through studies of the provisions of the law books it has of course not been possible to go so far back, but it is nonetheless possible to see certain chronological developments in the period before the fully developed open-field system was a reality in Denmark. After having observed the original role of the croft as an intensively cultivated infield contrasting with the later cultivated alien land, I found it possible to demonstrate a chronological development in the fencing provisions of the provincial laws. The earlier fencing rules derived from the individual cultivation of private land, where the individual farmer fenced out his neighbour’s animals, and only on one’s own land could one impound somebody else’s trespassing animals. This earlier, individual cultivation system is also known from the English and Frankish law codes of the sixth to eighth centuries, and from German cartographic reconstructions where the villages of the ninth century are characterized by a very simple cultivation system with large, block-like parcels (Blockfluren) in the village field. Furthermore, Swedish research into the fossil agricultural landscapes on Gotland and possibly in Östergötland too has shown the presence of individually fenced farmsteads of the third to fifth centuries ad with a cultivated infield lying on top of the earlier Celtic Fields. In the account of the cultivation of alien land given in the provincial laws, the first certain indications of the open-field system as the common system of cultivation can be seen, even though as yet it was quite undeveloped. The legal provisions show that to begin with this system still had room for certain individual solutions such as the enclosure of particular crops in the common field, something that was almost impossible in fully developed open-field agriculture. In the laws of the English King Ine of c. 690 it seems to be possible to detect the earliest example of a common system of agriculture, and in tenth-century English charters Hooke, amongst others, has observed a new division of the cultivated land with some form of common cultivation. Rules for the fully developed open-field system are found only in the later Danish law books, the Jutish Law and Erik’s Zealand Law, and here they are exclusively linked to legal procedures inspired by Canon Law, not to the earlier customary law. The fully developed open-field system is here characterized by the precise specification of fencing seasons, and by collective fencing and impounding duties, common stubble grazing and finally the regulated land-division solskifte.
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English Summary
4. The uncultivated land Pasture Land and Domesticated Animals Rules governing the use of the pasture land make rare appearances in the law books; it is rather the irregular grazing of trespassing animals on fields that falls for consideration. A study of the few provisions that nonetheless can be found concerning the lawful use of pasture land shows a chronological difference between an earlier system in the Scanian Law with, apparently, a permanent common pasture, and a later system in the Jutish Law, with rotation between the fields, and the fallow field designated common pasture. Finally, Erik’s Zealand Law mentions stubble grazing on the harvested fields and well-developed inter-commoning between several villages, where some fencing work was saved by allowing different villages’ animals to graze together. We can thus see a chronological development in the direction of ever more organized common grazing the later the law book is. The Jutish Law, in contrast to the slightly older Scanian Law, also fixed upper limits for how many cattle each farm could place on the common grazing areas. In order to recognize the animals of each particular farm in the common herd of the village, the animals were given ownership marks. This appears from the later of the Danish and Swedish provincial laws. Both the earlier Frankish, Irish and English law codes as well as the later Danish and Swedish speak of herdsmen and their dogs who guarded the cattle, sheep and pigs, and the Danish provincial laws also speak of a special fieldherd, whose job it apparently was to ensure that no animals intruded into the cultivated fields. Irregular grazing of cultivated fields or meadows was, to judge by the provisions of the law books, a frequent problem, and the main rule, in both the Danish and the Swedish provincial laws, was that one had a right and a duty to impound (innamme) the trespassing animal and to hold it forfeit until the owner paid his fine. We can see a chronological difference between the impounding of farm animals under the earlier system, where the individual could only impound animals on his own fields, and the later common-field system’s collective duty of impounding over all of the farms’ holdings in the common field. Beyond the dependency on draught animals and horses for riding, the most important function of the large farm animals was probably to provide dung for the fields. Pastoral farming was thus intimately connected with arable farming, which, after the abandonment of the extensively cultivated Celtic Fields of the early Iron Age, was dependent upon a greater supply of manure to the smaller but more intensively cultivated infields.
The uncultivated land
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Trade in domesticated animals is described as early as in the earlier foreign law codes, and here we can identify a certain agreeement between the English, Danish and Swedish provisions over the presence of witnesses to such transactions. The value of such animals can be seen in the large number of laws in the law books dealing with fines for the theft of farm animals, and, as one would expect, all the codes agree that cattle and riding horses were the most valuable. Farm animals and slaves were legislatively placed side by side in the Frankish, Danish and Swedish sources, and were often treated as of equivalent value too.
The Forest The forest too formed an important resource area for agriculture: so important that at the end of the Viking Period there was a struggle over the rights of ownership and use of the forest. It can be shown, from the provisions for forest use in the Danish provincial laws, that at the end of the Viking Age, in response to the king’s attempts to appropriate the right of possession of the common woods, the farmers in eastern Denmark took forest areas into the property of the villages, after which the king’s royal right to everything that no one owned could not apply to these areas. In the Jutish Law, we see that the royal prerogative to these unowned common woods was put into effect, but the battle over ownership rights to the common woods had probably, prior to this, gone on for more than one and a half centuries. The law books indicate that, as well as woodcutting, the forest was used for the grazing of animals and pigs on the mast, for leaf-fodder and for hunting. The foreign law codes show that there were special restrictions on who was permitted to hunt particular animals in the forests, such as roedeer, but the Danish law books have no provisions for this. On the other hand, the provincial laws give indirect evidence concerning noble hunting with hawk or falcon and farmers’ hunting of wolves and foxes with traps and snares. The debarking of living trees, even in the common forest, was punished like theft, and could entail the death sentence, possibly because it was a very easy offence to commit. This was one way in which the poor could make flour (bark flour), or get money by selling the bark to the tanners. The comprehensive rules governing forest use indicate how important and valuable these areas were to the agrarian community.
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English Summary
The Roads The Danish and Swedish provincial laws contain a certain amount of information on roads, and it is typical of both countries that the later the law book is the more details appear of what sort of roads the landscape contained. Unfortunately there is little evidence in the Danish law books on how the roads were constructed and by whom, only for their presence, but on this point archaeological excavations have provided a lot of information. In the laws, we can see a hierarchy of road-types, following which the responsibility for local, private roads falls upon the landowners; the village roads are the responsibility of the parish; and the district (herred ) roads are the responsibility of the whole district. On the whole this matches what we know from more recent times. Royal roads are also mentioned in the Jutish Law under the term hærstratæ in the manuscripts, and the same term is known in eleventh- and twelfth-century English law codes. In England, this designates a road between castles, fortifications, royal harbours and boroughs. The hærstratæ of the provincial laws can be interpreted as being identical with the English roads: i.e. military roads under the king’s control, probably deriving from the end of the Viking Period. Bridge-building is only mentioned in the Jutish Law, and does not appear in the customary layers of the earlier law books, but archaeological evidence in which bridges are known are already from the decades immediately preceding 1000 ad. The Swedish provincial laws are in agreement with Swedish runestone inscriptions in indicating that one could build bridges for the good of one’s soul – to build a bridge for the salvation of one’s soul in the life to come. The importance of the network of roads to the whole agricultural community can be seen in the relevant provisions of the provincial laws, according to which the destruction, removal or blocking of the public road were punishable offences.
5. Appendix A study of the actual influence of Canon Law on the provisions of the law books reveals the same tendency: the earlier law books are least influenced by Canon Law while the later ones (especially ‚Jyske Lov‘, the Jutish Law) are widely affected by it. The agrarian legislation is no exception. It has also been possible to see that the rules governing certain agricultural phenomena such as fully developed open-field rotation vangebrug only contain legal procedures inspired by Canon Law and have no place for earlier, customary features.
Conclusion
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It has proved rewarding to adopt a stance independent of the Germanistic school of legal history, the basic view of which was that all northwestern European law books stood upon a common ‚urgermanische‘, democratic foundation, free from the influence of foreign laws such as Canon Law and Roman Law. But it has also been necessary to distance oneself from more recent theories (Sjöholm) that all the Scandinavian land laws are based on Mosaic Law and represent without exception a feudal, written legal tradition with no preceding oral tradition of customary law.
Conclusion The agricultural clauses of the agrarian laws were the product of a long oral and customary legal tradition which preceded their writing down in law books after the intervention of the church in the 12th and 13th centuries.The agricultural clauses can, as a result, be divided chronologically into earlier customary strata and later strata in which the legal processes are influenced by Canon Law. Ole Fenger’s view (1977) that the agricultural law in the agrarian laws was not influenced by Canon Law can thus be rejected. By analysing chronologically different rules governing the use of the landscape and the organization of agriculture, an attempt has been made to produce an overview of the information contained within the agrarian laws in respect of the use of the cultural landscape in the centuries leading up to when they were written down. The main results of this study have been as follows: A clarification of the meaning of the different croft (toft) terms and their topographical location, superseding Poul Meyer’s (1949) somewhat uncertain interpretation of this terminology. On the basis of Henrik Larsen’s (1918) orginal theory that the crofts were the farms’ reserved infield land of the late Viking Period, I have, by analysing the laws, been able to offer a new interpretation of the role of the croft in the Viking Period. The large and irregular croft land units which appear in some of the unregulated villages’ enclosure maps of the 18th century can be seen as the cultivated infield land of the farm in the agrarian laws, the duties on which at the end of the Viking Period ought to equal the extent of royal power, as the crofts then constituted the majority of the cultivated land of the farm. This explodes the idea that the primary role of the croft as a basis for calculating renders should be dependent on the size of the croft in relation to the field area in the open field, as indeed Ole Widding (1949) concluded from the evidence from Lolland and Sölve Göransson (1971 and 1986) from the evidence from Sweden. The farm buildings were in the croft, and by examining the provisions of the agrarian laws in which terms for building appear, it has been possible,
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English Summary
amongst other things, to show that the terms lægarth and fægarth can be equated with the two archaeologically well-defined, small, fenced-in areas within the croft fence at a Vorbasse farm of the 11th century. Furthermore the agrarian laws’ kotzæt and both apparently correspond to the sunken huts found in excavated villages. On the basis of a re-analysis of the agrarian laws’ provisions concerning the thorps, a new view of the motives for their establishment has emerged. It was stimulated, inter alia, by the lack of croft lands in the old primary settlements and not simply by a lack of land and consequent pressure for new cultivation. The studies of the agrarian laws’ rules concerning the hide have led to a clarification of the fixing of the number of hides in relation to new cultivation, consolidating Erik Ulsig and Axel Kjær Sørensen’s (1985) observations concerning the relationship between the number of hides in the Falster list and the fixing of the field-due. The interpretation of the earliest provisions in the agrarian laws concerning hides supports C. A. Christensen’s (1983) and Bent Jørgensen’s (1980) views that the hide was originally a physically unitary area in the open field which was gradually broken up through inheritance and partition, and subsequent buying and selling, into half, quarter and eighth hides. The development of the systems of cultivation through the centuries leading up to the writing down of the laws has been revealed from both the earlier and later strata of the laws. The crofts, in the form of large, individually owned infield areas, appear to be the earliest layer in what the agrarian laws reveal of the pattern of cultivation, confirming Henrik Larsen’s (1918) orginal hypothesis of the course of development. These areas were specially fenced in by the individual farm as Blockfluren (substantial unitary parcels) and there were no collective responsibilities in respect of fencing, cultivation or herding. Poul Meyer’s (1949) belief that not a single trace of such fields survives in the agrarian laws thus cannot be maintained. In contrast to the reserved croft lands stands the utlænde land (the ‚alien land‘), which was cultivated as the next phase of development in the systems of cultivation. This probably began as early as the beginning of the Middle Ages in the form of highly developed open-field systems, with certain collective responsibilities, but still a great deal of scope for individual initiative. In those parts of the country which generally adopted a well-established three-field rotational system, this appears in its classical form with cultivation requirements, common fencing, land-division, and collective impounding responsibilities in the latest of the agrarian laws’ provisions. In the rights over grazing land too, the agrarian laws reflect a development from a relatively loosely tied grazing community using the permanent fallow of the catchment area in the Scanian Law down to the later system of
Conclusion
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the Jutish Law with rotation between fields in the system of crop-rotation and grazing on the fallow fields. The grazing provisions of Erik’s Zealand Law reflect the latest system, involving a well-developed intercommoning allowing neighbouring villages to graze on the fallow fields. The development of the woodlands at the transition from the Viking Period to the early Middle Ages has not yet been subjected to thorough analysis as it is principally later woodland history that has been researched in Denmark (Poul Meyer 1949 and Bo Fritzbøger 1992), and the present analysis of the agrarian laws’ woodland clauses thus stands quite on its own. Rights of ownership over Danish woodlands appear to have undergone great changes in the provisions of the agrarian laws from the end of the Viking Period up to the time at which the laws were written down. By including chronicle and saga evidence and other written sources of the 12th century it is possible to conclude that the struggle for rights of ownership over the woodlands probably went on for centuries, with farmers and aristocrats battling for these rights, until the crown finally asserted its royal right to the woodlands in the middle of the 12th century. Finally, the analyses of the laws have produced a synopsis of the organization of the road system in the Viking Period and early Middle Ages, in which, amongst other things, the term konungs hærstrat is interpreted as a road built for military purposes, in disagreement with Erik Kjersgaard’s (1982) view of more popular origins. By comparison with foreign laws, it has been possible to see that the agricultural provisions of the agrarian laws derive primarily from orally preserved customary rights. In certain cases, however, influence from earlier English, Irish and to a degree Frankish laws can be traced, but these are so uncommon they that constitute no consistent influence from these sources. The provisions of the later Swedish agrarian laws are, however, consistently related to the Danish ones, although their agricultural clauses are much more detailed than the Danish. Translated by John Hines
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Gedruckte Quellen
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Die Rechtsquellen Abkürzungen und Jahreszahlen Im Folgenden sind die verwendeten Rechtsquellen aufgeführt mit Kürzel und Datierung der einzelnen Gesetze. Es folgt eine Liste sämtlicher landwirtschaftlich relevanter Kapitel der Rechtsquellen, die in der vorliegenden Arbeit untersucht wurden. Nach den Kapitelnummern folgt eine summarische Inhaltsangabe der häufig recht langen Texte. Die rechte Spalte weist auf die entsprechende Seitenzahl in der vorliegenden Arbeit hin. Dänische Rechtsquellen: VSL Valdemars Sjællandske Lov ÆR = Ältere Fassung YR = Jüngere Fassung SL Skånske Lov ASP Anders Sunesens Paraphrase JL Jyske Lov ESL Eriks Sjællandske Lov Schwedische Rechtsquellen: ÄVGL Äldre Västgötalagen YVGL Yngre Västgötalagen ÖGL Östgötalagen GL Gutalagen UPL Upplandslagen VML Västmannalagen DL Dalalagen SML Södermannalagen HL Hälsingelagen Englische Rechtsquellen: ÆTHL Æthelberht’s Law (Kent) HLO Hlothhere & Eadric’s Law (Kent)
ca. 1150–1200 1202–16 1202–16 1241 ca. 1250 ca. 1220 ca. 1290 ca. 1350 ca. 1220 1296 1327–40 1327–40 1327 1320–30 597–616 673–85
Rechtsbücher, die sich mit landwirtschaftlichen Themen beschäftigen
INE WIT ALF GUT EDW ÆTHS EDM EDG ÆTHR CANUT WIL HEN
Ine’s Law (Wessex) Withred’s Law (Kent) Alfred’s Law (Wessex) Guthrum’s Law Edward’s Law Æthelstan’s Law Edmund’s Law Edgar’s Law Æthelred’s Law Canute’s Law William’s Law Henry I’s Law
688–94 695 892–93 ca. 885 ca. 921 925–39 ca. 942 962–63 991–1014 ca. 1020–27 1066–87 ca. 1100
Irische Rechtsquellen: ALI Ancient Laws of Ireland ca. Hinweis auf Band und Seitenzahl in: Senchas Màr Book of Aicill Bretha Comaithchesa Crith Gabhlach Heptads Di Astud Chirt 7 Dligid Fränkische und deutsche Rechtsquellen: LS Lex Salica LR Lex Ribuaria LA Lex Alamannorum LF Lex Frisionum LSX Lex Saxonum LT Lex Thuringorum SS Sachsenspiegel
6–700
507–11 633–34 717–19 ca. 740–803 782–803 802–3 1209–33
Kapitel aus den Rechtsbüchern, die sich mit landwirtschaftlichen Themen beschäftigen: Die Hofgebäude Dänische Rechtsquellen VSL I 51 Die Frau trägt die Hausschlüssel 52 VSL II 1 Ehebrecher wird im fremden Ehebett erwischt 51 VSL III 1 Totschlag in fægarth, lægarth oder Scheune 60, 63, 66 VSL III 5 Feuer in lægarth, fægarth, Viehstall und Mühle 60, 63, 76 VSL III 7 Feuer im Schweinestall 62 VSL III 8 Zerstörung des Schweinestalls auf dem Feld 62 VSL III 9 Der Bauernhof wird abgerissen
423
424
Gedruckte Quellen und Literatur
VSL YR 86 VSL YR tyv
Sklavenhütte innerhalb des Hofzaunes 57 Durchsuchung von Truhen und Innenräumen 50
SL 12 SL 182 SL 214 SL 215 SL 218 SL 226
Tisch und Tresen 51 Das Korn in die Scheune bringen 65 Eine Mühle bringt anderen Schaden 77 Ehebrecher wird im fremden Ehebett erwischt 51 Vergewaltigung einer Frau im Haus Werkstatt oder Mühle brennt. Insten in den Hofgebäuden 57, 68, 79 Pächter bringt sein Haus weg 58 Landabgabe auf die Herdstelle legen 46 Tisch und Tischtuch im Haus 51
SL 239 SL 241 SL Suppl XIII JL I 26 JL I 27 JL I 55 JL I 57 JL II 29 JL II 31 JL II 58 JL II 97 JL II 98 JL II 99 JL II 105 JL III 16 JL III 17 JL III 60 JL III 62 ESL I 41 ESL II 9 ESL II 14 ESL II 30 ESL II 52 ESL II 60 ESL II 75 ESL III 5 ESL III 6 ESL III 7 ESL III 19 ESL III 26 ESL III 30 ESL III 44
Mann mit Schulden stirbt, seine Nachkommen verweigern das Erbe 53 Friedelfrau verfügt über Schloss und Riegel 53 Abriss eines Rutenberges oder anderer Gebäude 64 Eine neue Mühle bauen, Mühle „von alters her“ 75, 76 Treffen im Hof des Bauern Reisigbude, Grubenhaus 56 Pfandnahme außerhalb des Hofzaunes Scheune, Saalhaus oder andere Gebäude ohne Schloss 45, 65 Truhe, Schließe oder Bude des Insten 50, 56 Truhe oder Kammer des Bauernsohnes (Herberge) 49, 50 Diebstahl aus dem Stall 59 Feldfrüchte in eine Scheune legen 65 Scheunen- oder Saalhausabgaben 45, 65, 66 Haus- oder Scheunengarten einzäunen 64 Truhen als Treibgut 51 Mahlzeiten des Fletfahrers am Tisch 52 Totschlag in lægarth, fægarth, Scheunengarten oder Mühle 60, 63, 66, 79 Feuer in lægarth, Scheune oder Viehstall. Mühle 60, 63, 66, 78, 79 Feuer im Schweinestall auf dem Feld 62 Heim und Herberge haben Haus stürzt über einer Person ein Vieh innerhalb des Hofzaunes Vorkaufsrecht für Verwandte (Mühlen) 76, 77, 78 Dreijahresfrist bei Mühlenerwerb 76 Unrechtmäßige Mühle 77 Räume im Haus, zu denen der Hausherr u. a. Schlüssel haben 50 Pfandnahme innerhalb des Hofzaunes Abgaben auf die Türschwelle legen 46 Truhen verwahren 51
Rechtsbücher, die sich mit landwirtschaftlichen Themen beschäftigen
425
Schwedische Rechtsquellen ÄVGL Tjb 5 Die fünf Hofgebäude, verschlossene Truhen und Kästchen 40, 52 ÄVGL Kvb Mühlenbestimmungen 80 ÄVGL Mb 15 Todesfall unter dem Mühlrad 80 ÄVGL Äb 18 Mühlengeräte im Nachlass 80 YVGL Kb 2 YVGL Tjb 30 YVGL Kvb YVGL Fnb 50
Die vier Gebäudeteile eines Pfarrhofes 40 Viehhaus, Stall und Scheune 59 Mühlenbestimmungen 79 Müller dürfen kein Schwert tragen 81
ÖGL Bb 1 ÖGL Bb 8 ÖGL Bb 9
Ein Müller, der Mühlenzoll nimmt, stirbt 80 Mühlenbestimmungen 80 Die drei Gebäude des Landsassens 40
UPL Kb 2 UPL Bb 22 UPL Bb 25
Die sieben Gebäude des Pfarrhofes 40 Durch Wind- oder Wassermühle entstandene Schäden 80 Eine Mühle anzünden 81
SML Kb 2 SML Bb 20
Die sieben Gebäude des Pfarrhofes 40 Mühlenbestimmungen. Durch Wind- oder Wassermühlen entstandene Schäden 80
VML Kb 2 VML Bb 20 VML Bb 22 VML Bb 25
Die vier Gebäude des Pfarrhofes 40 Der Mühlenbach Mühlenbestimmungen 80 Brände in der Mühle oder in der Feldscheune 67, 81
DL Kb 2 DL Bb 27 DL Bb 45 DL Tjb 14
Pferdestall und Stall im Pfarrhof 59 Mühlenbestimmungen.Todesfall in einer Mühle 81 Brand in einer Mühle 67, 81 Feldscheune für Heu 67
HL Mb 6,2 HL Bb 17
Heuscheune, Strohscheune und Kornscheune 67 Mühlenbestimmungen
Englische Rechtsquellen ÆTHL 32 Hofzäune zerstören HLO 15
Fremder bekommt Mahlzeit von der Herdstelle im Haus
INE 61
Kirchensteuer wird auf Grundlage der Herdstelle berechnet 46
ALF 42,7
Ehefrau hinter abgeschlossener Tür mit anderem Mann 52
426
Gedruckte Quellen und Literatur
CANUT II 75 Seinen Speer an der Tür abstellen 52 CANUT II 76,1 Die Frau bestimmt über Schloss und Schlüssel 52 CANUT II 76,1a Abgeschlossene Speisekammer, Truhe und Schrank 52 Irische Rechtsquellen ALI I 123–25 Hausinventar mit Möbeln, Geräten, Musikinstrumenten, Viehglocken, Spielzeug 53 ALI I 125 Definition der acht Teile einer Mühle 71 ALI I 149 Backtrog und Sieb im Haus ALI I 151–53 Spinn- und Webgeräte 54 ALI I 163–67 Einbruch im Haus mit Braubottich, Kessel, Korb, Bienenstock, unrechtmäßige Verwendung von Mühle oder Ofen 54, 64, 71 ALI II 153 Kinder trocknen Getreide im Ofen oder benutzen eine Handmühle 71 ALI II 373 Inventar verteilen – Farbpflanzen und Spinnflachs ALI II 411 Beschreibung der Frauenarbeit ALI II 415 Inventar verteilen – Webarbeiten ALI III 193 Hinterlassene Gegenstände in der Mühle oder im Ofen 72 ALI III 267 Kessel und Gabel im Haus ALI III 281 Schadensersatz bei Mühlenunfällen 72 ALI III 295 Verwendung des Mühlensteins ALI III 391 Mühlen- oder Ofenkauf 72 ALI III 461 Diebstahl aus dem Haus ALI IV 117 Mühlen und Öfen außerhalb des Zaunes 72 ALI IV 125 Hofrechte ALI IV 143 Mühlenruine als Landmarke ALI IV 217 Rotationsregelung bei der Mühlenwartung (18 Tage) 73 ALI IV 279 Bei Verkauf steigt der Preis eines Mühlengrundstückes ALI IV 305–27 Hausgrößen, Inventar und Abgaben nach Rang 41, 42, 49, 55, 59, 66 ALI V 107 Rauchabzug im Haus 56 ALI V 157 Unfälle mit Hufeisen und Mühlsteinen ALI V 161–67 Brand und Rechtsbrüche in Schmiede, Ofen, Ställen, Dunghaus und Mühle 41, 59, 68 ALI V 239 Weinglas im Haus 56 ALI V 251 Schachspiel und Spielzeug im Haus 56 ALI V 285 Möbeln und Essen fürs Haus einkaufen ALI V 381 Nähzeug und Arbeitstasche einer Frau 56 ALI V 407 Holzbottich, Waage, Spaten u.a. im Haus. 56 ALI V 411 Bronzeschüsseln im Haus 56 ALI V 415 Pferdegeschirr mit Gold und Silber ALI V 475–77 Verwendung von Mühle, Ofen, Schmiede, Schleifstein etc. 68 ALI V 485 Im Fürstenhaus Schach spielen 56 ALI V 487 Dreschboden, Ofen, Bett, Kräuter, Daunendecke 66
Rechtsbücher, die sich mit landwirtschaftlichen Themen beschäftigen
427
Fränkische Rechtsquellen LS 2,3 Schweinediebstahl aus dem verschlossenen Schweinestall 62 LS 12,1–5 Einbruch mit gefälschtem Schlüssel 47 LS 14,1 Einbruch in die Webhütte 68 LS 16,2 Feuer in der Reisighütte 48 LS 18,2 Feuer in der Feldscheune 66 LS 18,3–4 Feuer in Schweinestall, Viehstall, Heuschober, Zaun 58, 62, 63, 64 LS 24,1–3 Einbruch in Mühle, Zerstörung der Schleuse 70 LS 29,25 Einbruch in offene Webhütte LS 29,33–35 Einbruch in verschlossene Webhütte 69 LS 29,37 Aneignung eines fremden Hauses LS 29,38 Ein Haus wegschleppen 48 LS 34,5 Diebstahl vom Hofplatz LS 41,2 Eine Leiche im Brunnen versenken LS 61 Erdreich von den vier Ecken eines Hauses aufnehmen 47 LS Ca,6 Steine durch das Uhlenloch im Dach werfen 47 LS Extr. 31,2 Gesperrter Wassermühlenweg 70 LR 32,4 LR 33,4 LR 46,5 LR 67 LR 73,2
Haustür mit Türschwelle und Türpfosten 48 Haus mit Türpfosten 48 Schafsdiebstahl aus dem Schafstall 59 Ein Mann in seinem Haus töten In einen gegrabenen Brunnen fallen
LF Tit V,1 LF Tit VII,1 LF Add I,1 LF Add I,3
Diebe untergraben Haus. Ein Strohdach anzünden 48 Brandstifter am Haus 49 Ein Mann hat Frieden in seinem Haus. Einbruch in eine Webhütte 69
LSX 31 LSX 32 LSX 33 LSX 38 LSX Cap. 11
Diebstahl aus Räumen im Hof Sich in einem Haus eingraben 48 Aus einer Webhütte stehlen 69 Ein Haus absichtlich in Brand stecken 49 Tiere im Stall 59
LA 82,1 LA 82,2 LA 82,3 LA 82,4 LA 82,5 LA 82,6 LA 84 LA 85,1 LA Pac, III,16
Haupthaus oder Saal anzünden 48 Hofplatz mit Kornlager und Vorratskammer anzünden 40, 66 Einbruch in Badehütte, Schaf- und Schweinestall 59, 62, 69 Sklavenhaus anzünden 58 Sklavenhütte anzünden 58 Eine Feldscheune der Sklaven anzünden 66 Überschwemmung durch Mühlenwasser Eine Mühle bauen 70 Einen Hund über der Haustür aufhängen (9 Fuß über dem Boden) 48
LT 41
Das Haus eines anderen anzünden
428
Gedruckte Quellen und Literatur
Deutsche Rechtsquellen SS II 3,4 Dieb plündert eine Mühle SS II 36,3 Pferde und Vieh im Stall SS II 48,1 Hirtenhütte SS II 49,1 Dachtraufe über Nachbargrundstück, Fenster im Haus 49 SS II 51,1 Backofen, Abort und Schweinestall in Entfernung vom Zaun 46 SS II 51,2–3 Überdeckter Backofen 47 SS III 89,1 Sachen aus der Badstube stehlen, leere Mehlsäcke aus der Mühle, oder Betten, Truhen und Laken stehlen 56, 69, 79
Die Hofstätte Dänische Rechtsquellen VSL ÆR 191 Größenausgleich der Hofstätte VSL ÆR 202 Zur Hofstätte gehörendes Ackerland einschwören 103 VSL ÆR 203 Stud-, Inne- und Ledingsabgaben der Hofstätte 103 VSL ÆR 204 Rechtmäßiger Anspruch auf von der Hofstätte verkauftes Ackerland 103, 105, 106 VSL YR 86 Sklavenhütte innerhalb des Hofzaunes 86 SL 56 SL 67 SL 75 SL 76 SL 187 SL 240
Erbverteilung des Hofstättengrundstücks Größenausgleich der Hofstätte Zur Hofstätte gehörendes Ackerland einschwören 103, 110 Rechtmäßiger Anspruch auf von der Hofstätte verkauftes Ackerland 103, 105 Hofzaun zerstören 98 Pächter baut Roggen auf dem Hofstättenland an 123
ASP 26 ASP 27 ASP 35 ASP 105
Größenausgleich der Hofstätte Eine Hofstätte ist zu klein Zur Hofstätte gehörendes Ackerland einschwören 104 Hofzaun zerstören 98
JL I 51 JL I 52 JL I 55 JL II 58 JL III 57 JL III 60
Alte und geschworene Hofstätten 92, 93, 95 Streitigkeiten über Hofstätten 91 Häuslers- oder Pächterhofstätten verteidigen 95, 100 Pfandnahme innerhalb des Hofzaunes 87 Hofstättenzaun errichten 96, 97 Hofstättengartenzaun 98, 121
ESL II 53 ESL II 54 ESL II 55 ESL II 56 ESL II 57 ESL II 68
Größenausgleich der Hofstätte Streit über die Hofstättengröße 91, 92, 102 Streit über erworbene Hofstätte, Sonnenteilung 100 Haupthofstätte und Sonnenteilung 100, 102 Hoftstättengrundstück wird zu Weideland 110 Einhegung der Aussiedlerhofstätte (højetoft) 92, 98, 99
Rechtsbücher, die sich mit landwirtschaftlichen Themen beschäftigen
ESL II 75 ESL III 12 ESL III 26
429
Vieh innerhalb des Hofzaunes 86 Wege zwischen den Hofstätten Pfandnahme innerhalb des Hofzaunes 86
Schwedische Rechtsquellen ÄVGL Jb 9 An Friedhöfe oder Acker grenzende Hofzäune 99 ÄVGL Jb 11 Von der Hofstätte wegziehen 93 YVGL Jb 18 YVGL Jb 19 YVGL Jb 21 YVGL Jb 23 YVGL Jb 29 YVGL Ugb 3
Rechtmäßige Hofstättengröße (20x10 Ellen) Rechtmäßige Hofstättengröße (1/8 Otting) An Friedhöfe oder Acker angrenzende Hofzäune 99 Aus dem Haus der Hofstätte wegziehen 94 Von der Hofstätte wegziehen Bußgeld für nicht reparierten Hofzaun 99
ÖGL Bb 1 ÖGL Bb 2 ÖGL Bb 6 ÖGL Bb 10 ÖGL Bb 11 ÖGL Bb 13
Landverteilung in Ottinge Hofstätte und Acker stimmen überein Ottinge werden ausgeglichen Aussiedler legen Hofstätte an Von der alten Hofstätte wegziehen 94 Nachbarn müssen jeweils die Hälfte des Hofzauns errichten 99
UPL Bb 1 UPL Bb 2 UPL Bb 2
Die Hofstätte muss nach Dorfmaß ausgerichtet werden Einrichtung der Hofstätte 101 „Die Hofstätte ist die Mutter des Ackers“ 100
SML Bb 11
„Die Hofstätte ist die Mutter des Ackers“ bei Sonnenteilung 100, 101, 102
VML Bb 1 VML Bb 2 VML Bb 3 VML Bb 13
„Hammerskifte“, Hofstätte nach Dorfmaß Hausbau auf der Hofstätte, Ackerlage nach Hofstättenlage, Sonnenteilung 100, 101 Äcker nach Hofstätte verteilen Hopfengarten außerhalb der Hofstätten 122
DL Bb 19 DL Bb 24 DL Bb 40
Nord- und Südhofstätten im Dorf Hopfengarten innerhalb der Hofstätte 121 „Die Hofstätte ist die Mutter des Ackers“ 100, 101
HL Bb 1 HL Bb 2
Landverteilung zwischen Hofstätten und Höfen Hausbau im Hopfengarten 122
Deutsche Rechtsquellen SS II 52,1 Hopfen am Zaun 122
430
Gedruckte Quellen und Literatur
Der Torp (Aussiedlerdorf) Dänische Rechtsquellen VSL ÆR 196 Streitigkeiten über Ackergrenzen zwischen Dörfern 143 VSL ÆR 197 Geschworene entscheiden über Ackergrenzen VSL ÆR 199 Jemand will die Ackergrenze nicht bezeugen SL 71 SL 72 SL 185
Urbarmachung von Ödland 133, 134, 136 Dorf oder Torp streiten über Ackergrenzen 143 Dorfmark grenzt an Dorfmark des Aussiedlerdorfes 143
ASP 32 ASP 33
Urbarmachung von Ödland 135, 136 Grenzen zwischen zwei Dörfern 143
JL I 47 JL I 48 JL I 51 JL I 53 JL II 2 JL II 3 JL II 21
Aussiedlerdorf und Hauptdorf streiten über Ackerland 130, 131 Hauptdorf siedelt in der Dorfmark 130 Geschworene Hofstätte auf Ackerland 131, 140 Der Allmendewald gehört den König 133 Wahrmänner schwören auf Ackergrenzen 144 Ackergrenzen vor Ort beschwören 144 Ackergrenzen mit Stöcken oder Steinen markieren 144
ESL III 8 ESL III 25
Streitigkeiten über eine wüste Siedlung 139, 140 Kleines Aussiedlerdorf mit 1–3 Männern 138
Schwedische Rechtsquellen ÄVGL Jb 15 Streit zwischen Aussiedlerdorf und Hauptdorf 131, 138 ÖGL Bb 10
Aussiedlerdorf gründen, Hofstätten schwören 132
UPL Kb 11
Kleines Aussiedlerdorf ruft Nachbarn zu Hilfe 138
Irische Rechtsquellen ALI IV 145 Grenzmarkierungen in der Landschaft 146
Utlænde, utiorth, ollande (Sondergrundstücke) Dänische Rechtsquellen VSL ÆR 202 Verkauf von utlænde 152 VSL ÆR 203 Utlænde in das Hofstättengrundstück einschwören 151 VSL ÆR 204 Verkauf von utlænde von der Hofstätte 151 VSL III 8 Schweinestall auf dem Feld VSL III 9 Zaun auf dem Grundstück olli wird zerstört 151 SL 56 SL 75 SL 76
Erbteilung von utiorth 152 Utlænde in das Hofstättengrundstück einschwören 151 Verkauf von utlænde von der Hofstätte 151
Rechtsbücher, die sich mit landwirtschaftlichen Themen beschäftigen
ASP 35
Verkauf von zugehörigem Ackerland 151
ESL II 54 ESL II 55 ESL II 56 ESL II 57
Vermessung von Hofstätte und ollande 154 Sonnenteilung von limmæ a marke 154 Sonnenteilung von ollandi 156 Zäunen von ollandis a marke 156
Ornum Dänische Rechtsquellen VSL ÆR 191 Vermessung und Ornum (Überschrift) VSL ÆR 197 Ornumgrenzen einschwören 160 SL 72
Ornumgrenzen einschwören 160
ASP 33
Ornumgrenzen einschwören 161
JL I 46 JL I 55 JL III 53
Ornum „von alters her“ 159, 160, 161 Ornum muss nicht vermessen werden 159 Tötung eines Tieres auf dem Ornumgrundstück 161
Stuf Dänische Rechtsquellen VSL I 18 Vom Vater geerbtes Land und Kaufland VSL ÆR 204 Für ein Öre Land erwerben 163 SL 22 SL 76
Vom Vater geerbtes Land und Kaufland Für ein Öre Land erwerben 163
JL I 6 JL I 49 JL I 55 JL II 21 JL III 57 JL III 58
Kaufland und Erbland Dorfvermessung, Stufausgleich 163, 164 Kirchenstuf und Sonderkauf bei Sonnenteilung 166, 170 Gekauftes Stuf und Ackergrenzen 168, 169 Kein Zaun bei Stuf Gewannzaun und Stuf
Die Anbausysteme Dänische Rechtsquellen VSL ÆR 200 Streitigkeiten innerhalb und zwischen Hufen 210 VSL ÆR 201 Eine Hufe streitet mit dem ganzen Dorf 212 VSL ÆR 202 Verkauf von Land (ein Acker aus jedem Gewann) 197 VSL ÆR 203 Hofstättenabgaben und Vermessung
431
432 VSL ÆR 204
Gedruckte Quellen und Literatur
VSL III 8 VSL III 9
Die Dreijahresfrist (bei Landbesitz und Vermessungsangelegenheiten) Schweinestall auf dem Feld 208 Zaun auf dem Acker zerstören
SL 73 SL 74 SL 75 SL 76 SL 87 SL 168 SL 169 SL 174 SL 175 SL 179 SL 181 SL 184 SL 185 SL 186 SL 187 SL 189 SL 206
Hufenausgleich 210 Eine Hufe streitet mit dem ganzen Dorf 212 Verkauf von Land (ein Acker aus jedem Gewann) 197 Beweisrecht bezüglich Acker Überfall auf einen Mann auf dem Acker Eine Viehherde auf einen fremden Acker führen 207 Vieh auf dem Acker aufnehmen Auf dem fremden Feld Acker anpflocken Vieh auf dem Acker töten Keine Pferde auf dem Acker zwischen Pfingsten und Michaelistag Vieh auf dem Acker aufnehmen Korngarben vom Acker stehlen Dorffluren grenzen aneinander Den Acker eines anderen abernten Außenzaun abreißen 185, 199, 200 Ackerzaun auf dem Gewann 198, 199 Über einen fremden Acker gehen
ASP 35 ASP 102 ASP 103 ASP 105 ASP 106 ASP 108 ASP 109 ASP 113 ASP 119
Verhältnis zwischen Hofstätte und Acker Äcker müssen eingehegt werden Äcker grenzen an Weiden Eingezäunte Acker Garben vom Acker stehlen Eine Herde läuft über einen Acker Vieh auf den Äckern des Königs und des Bischofs Vieh auf den Äckern in der Zeit vor Pfingsten Schweine auf den Feldern
JL I 45 JL I 46 JL I 47 JL I 48 JL I 49 JL I 51 JL I 52 JL I 55 JL I 57 JL II 45 JL II 47 JL II 74 JL III 47 JL III 48
Hufenstreitigkeiten führen zu Vermessung 186, 214 Deld oder Ornum 217 Torp und Hauptdorf bestellen das gleiche Ackerland Sich auf dem Gewann ansiedeln Stuf im Deld 218 Ackerland wird in Hofstättenland umgewandelt 218 Grenzen zwischen Ackerland und Hofstätte 219 Sonnenteilung und Vermessung 216, 217, 221 Mühlenbach verursacht Überschwemmung Ackerpferch 208 Das Feld eines anderen abernten Über fremde Acker fahren Korn vom Acker stehlen Eine Viehherde aufs Feld führen 207
Rechtsbücher, die sich mit landwirtschaftlichen Themen beschäftigen
433
JL III 50 JL III 51 JL III 52 JL III 55 JL III 57 JL III 58 JL III 59
Vieh aus seinem Kornfeld aufnehmen 191, 207 Vieh auf fremdem Acker anpflocken Vieh auf fremdem Acker Herdenpferde auf der Weide Hofzaun nach der Hufenschätzung errichtet 186, 187 Gewannzaun nach der Goldschätzung errichtet 186, 200, 202 Zaunfristen 203
ESL II 54 ESL II 55 ESL II 56 ESL II 57 ESL II 58 ESL II 68 ESL II 70 ESL II 71 ESL II 72 ESL II 73 ESL II 74 ESL II 75 ESL III 41
Hufenstreitigkeiten führen zu Landvermessung 212, 213, 214, 215 Streitigkeiten über Äcker auf dem Gewann Sonnenteilung des Ackerlandes 216, 217 Einzäunung von Äckern, Vieh läuft durch das Gewann 206, 208 Vieh auf fremdem Acker Zaun auf einem fremden Acker errichten Zäune zwischen Dorffluren Pferde aufs Gewann führen Angebundenes Pferd auf einem Acker im Gewann Vieh gelangt durch den Zaun aufs Gewann Stoppelfeldweide aufgeben 191, 207 Vieh vom Gewann aufnehmen Vieh auf dem Gewann töten
Schwedische Rechtsquellen ÄVGL Bb 9 Ein Mann zäunt seinen Acker ein 190 ÖGL Bb 11 ÖGL Bb 13,2 ÖGL Bb 14
Zweifelderwirtschaft 204 Zaun zwischen Hofstätten und Ackerland 190, 204 Haltbarkeit des Zaunes (er muss einen bewaffneteten Mann tragen können) 204, 205
UPL Bb 2 UPL Bb 6 UPL Bb 21
Sonnenteilung im Dorf 221 Ein Mann zäunt seinen Acker ein 190, 201, 204 Bewirtschaftung der Außenfelder 190
GL 26 GL 47 GL 59
Ackerzaun, aus zwei Weiden gefertigt 190, 205 Mehrere Männer teilen sich Ackerland. Acker besäen 201 Keine Obsternte vor der Marienmesse
SML Bb 1 SML Bb 7 SML Bb 11,1 SML Bb 13,1
Äcker vor der Einsaat einzäunen 200, 204 Rechtmäßiger Zaun (musste vor dem Martinstag gezogen werden) 204 Sonnenteilung und keine „hammerskifte“ 222 Bewirtschaftung der Außenfelder 190
VML Bb 1 VML Bb 2 VML Bb 5,5
Dorf wird rechtmäßig vermessen (Sonnenteilung) 221 Dorf wird rechtmäßig vermessen (Sonnenteilung) 221 Zäune um Äcker und Wiesen 204
434
Gedruckte Quellen und Literatur
DL Bb 10 DL Bb 19,2
Bewirtschaftung der Außenfelder 190 Sonnenteilung des Dorfes 221
HL Bb 5
Zäune um Äcker und Wiesen 204, 205
Englische Rechtsquellen ÆTHL 27 Zäune zerstören 188 ÆTHL 29 Durch eingezäunten Bereich gehen INE 40 INE 42 INE 49 INE 64
Ackerland soll winters wie sommers eingehegt sein 188 Allmendeacker oder -weide einzäunen 192 Schweine in der Eichelmast Ackerland verlassen, es aber weiter bestellen
Irische Rechtsquellen ALI I 163 ALI I 169 ALI I 215 ALI II 359 ALI IV 71–77 ALI IV 83 ALI IV 109 ALI IV 113 ALI IV 125 ALI IV 129 ALI IV 143 ALI IV 169 ALI IV 307 ALI V 89 ALI V 271 ALI V 285
Zaununfälle, Pflugland Gemeinsam bestelltes Land 195 Zaun um Kornfeld Land pflügen Gemeinsame Zaunpflicht, Zaunarten 194, 205 Übertretung von Zaunbestimmungen Bußgeld, wenn Vieh durch die Zäune bricht 194 Rechtmäßiger Zaun 205 Hofrecht und Zaunrecht 194 Weigerung, einen Zaun zu errichten Grenzmarkierungen in der Landschaft Vieh bricht durch Zäune auf eine Weide Anteil an Pfluggerät 195 Anteil am Pflügen Sieben Zaunarten Gemeinsam mit dem Vater pflügen 195
Fränkische Rechtsquellen LS 10,1–11 Eingehegte Feldfrüchte zerstören 189 LS 18,4 Zaun brennt ab LS 29,6 Feldfrüchte abgrasen LS 29,14 Lein vom Acker stehlen LS 29,17 Ein fremdes Feld pflügen und bestellen LS 29,27 Einen fremden Zaun umstürzen LS 36 Zerstörte Zäune LR 43 LR 70,3 LR 82,2
Zerstörte Zäune 189 Auf Zäunen aufgespießtes Vieh 189 Von Vieh zerstörte Feldfrüchte 189
LSX Ca. 11
Roggenpreise pro Scheffel
Rechtsbücher, die sich mit landwirtschaftlichen Themen beschäftigen
435
Deutsche Rechtsquellen SS II 28,2 Grenzsteine verlegen abernten SS II 37,4 Einen fremden Acker abernten SS II 39,1 Nachts Korn stehlen 201 SS II 39,2 Reisender isst Korn auf dem Feld SS II 46,1–4 Ein fremdes Feld pflügen und bestellen 201 SS II 47,4 Pfand für auf dem Acker aufgenommenes Vieh 198, 201 SS II 48,1–5 Zehntzahlungen (z.B. von Getreide) SS II 48,7–10 Die Ernte darf erst nach der Zehntzahlung eingefahren werden 201 SS II 50 Grenzbaum oder -stein am Acker SS II 52,1 Hopfen wächst über den Zaun SS III 20,1–3 Ein fremdes Feld pflügen SS III 37,4 Reifes Getreide eines anderen ernten 201
Weideland und Haustiere Dänische Rechtsquellen SL 102 Schäden durch Hörner, Hufe oder Hundezähne 261 SL 105 Verletzungen durch Haustiere, Bezahlung des Arztes 261 SL 115 Tötung eines Unfreien = Tötung eines Haustieres 262 SL 136 Über gestohlenes Vieh sollen Thingmänner entscheiden 258 SL 142 Gestohlene Haustiere wiedererkennen SL 144 Zeugen bei Viehhandel 256 SL 151 Thingmänner verurteilen Dieb 258 SL 153 Der Amtmann verurteilt einen Dieb 258 SL 168 Herde mit Hirte und Hund 234 SL 169 12 Stck. Vieh = eine Herde 235, 240, 241 SL 170 Aufgenommene Tiere werden eingelöst 240, 241 SL 171 Verwalter löst Tiere ein 240, 241 SL 172 Vieh auf den Feldern des Königs SL 173 Der königliche Verwalter klagt über Vieh SL 174 Vieh auf Acker oder Wiese anpflocken 243 SL 175 Vieh auf dem Feld töten 263 SL 176 Schlächterneiding 263 SL 177 Haustierdiebstahl führt zu Eisenprobe 262 SL 179 Zuchtpferde und wilde Pferde auf den Feldern 240, 241 SL 180 Vieh wird in Sumpf getrieben 264 SL 181 Haustiere von den Äckern aufnehmen 240, 241 SL 182 Pfand für aufgenommenes Vieh 240 SL 183 Jemand will sein Vieh nicht einlösen 240 SL 185 Gemeinweide einhegen 227 SL 189 Vieh innerhalb des Zaunes aufnehmen 240 SL 195 Viehfutter beschaffen SL 203 Haustiere kommen in Fuchsgraben um 264
436
Gedruckte Quellen und Literatur
ASP 72 ASP 85 ASP 88 ASP 103 ASP 107 ASP 108 ASP 109 ASP 110 ASP 111 ASP 112 ASP 113 ASP 114 ASP 118
Verletzungen durch vierbeinige, zahme Haustiere, Arztkosten 261 Einen gestohlenen Ochsen wiedererkennen Einen Ochsen im Besitz eines anderen wiederfinden Weideplätze 227 Vieh muss gehütet werden Einlösen von aufgenommenen Tieren 234 Königlicher Verwalter nimmt Tiere auf Haustiere werden getötet, „tokkebod“, Schlächterneiding 263 Aufgenommene Tiere dürfen nicht zurückgehalten werden Vieh einlösen Vieh bewachen Viehfutter beschaffen Vieh fällt in Fuchsbau
JL II 29 JL II 30 JL II 34 JL II 44 JL II 45 JL II 87 JL II 93 JL II 104 JL II 105 JL III 6 JL III 33 JL III 48 JL III 49 JL III 50 JL III 51 JL III 52 JL III 53 JL III 55 JL III 56 JL III 58 JL III 59 JL III 60 JL III 68
Viehdiebstahl ist Heerwerk 259 Vieh in das Korn eines anderen treiben Hornvieh tötet einen Mann 261 Hausraub: Vieh von einem Hof stehlen 259 Landraub: Vieh aus einem Pferch stehlen 259 Ein Bauer darf einen Dieb nicht aufhängen 258 Gekennzeichnetes Vieh, Zeugen beim Handel 230, 256 Kennzeichnung entlaufener Tiere 230 Pferdediebstahl von der Weide Vieh für Ledingsschiff Verletzungen durch Vieh, Arztlohn 261 Viehherde auf fremdem Acker, Hirte 235, 241 12 Stck. Vieh = eine Herde 242 Vieh vom Getreidefeld in Pfand nehmen 243 Vieh auf fremdem Acker anpflocken 243 Flurhüter, Vieh rennt gegen Zaun 235 Schlächterneiding tötet Vieh, Hirte 235, 236, 263, 264 Allmendeweide durch Zuchtpferdherde zerstören, Hirte 228, 236 Pfand für aufgenommenes Vieh 242 Zaun an Gemeinweide 228 Frühjahrssaat einzäunen 243 Apfelgarten vor Vieh schützen Hirte trägt Feuer (auf Weide oder Feld) 236
ESL II 57 ESL II 58 ESL II 59 ESL II 60 ESL II 61 ESL II 62 ESL II 63 ESL II 65 ESL II 66
Haupthofstätte als Grasland auslegen 230 Vieh darf nicht über einen Acker geführt werden Mensch oder Vieh fällt in einen Brunnen 264 Haus stürzt über Vieh ein 264 Vieh verletzt sich an Zaunpfählen 264 Baum fällt auf Vieh 264 Vieh ertrinkt in Graben Hornvieh tötet einen Menschen 261 Hund beißt Vieh 262
Rechtsbücher, die sich mit landwirtschaftlichen Themen beschäftigen
ESL II 67 ESL II 71 ESL II 73 ESL II 74 ESL II 75 ESL II 76 ESL III 20 ESL III 21 ESL III 22 ESL III 23 ESL III 24 ESL III 25 ESL III 39 ESL III 40 ESL III 41 ESL III 55 ESL III 56
437
Hund beißt Mann 262 Tiere auf dem Gewann beaufsichtigen 237 Vieh dringt durch Zaun, Hirte 236 Vieh auf das Gewann treiben 244 Vieh auf dem Gewann aufnehmen 245 Pfand für aufgenommenes Vieh 245 Vieh auf der Gemeinweide 229, 256 Vieh bei einem anderen Mann finden 256, 258 Für Vieh bürgen 256 Garant bei Viehhandel 256, 257 Für Vieh außerhalb des Landes bürgen 256 Wertfeststellung bei Vieh 256, 257 Viehverkauf 256 Garant und Zeugen bei Viehhandel 256 Vieh wird auf dem Gewann getötet 263 Kennzeichnung von Vieh 230, 245 Ein Amtmann nimmt Vieh auf
Schwedische Rechtsquellen ÄVGL Tb 1 Pferd oder Haustier stehlen ÄVGL Tb 8 Gestohlene Haustiere finden ÄVGL Tb 9 Haustiere auf dem Weg finden ÄVGL Tb 10 Gestohlene Haustiere wiedererkennen ÄVGL Tb 12 Haustiere in Dänemark verkaufen ÄVGL Tb 13 Gestohlene Haustiere kaufen ÄVGL Tb 14 Gestohlene Haustiere angebunden vorfinden ÄVGL Tb 15 Ein gestohlenes Pferd bekommt ein Fohlen ÄVGL Tb 19 Verkauf von Huf- oder Klauentieren im Beisein von Zeugen ÄVGL Fns 3 Zugpferd oder Ochse entwenden. Eine Kuh melken 245 ÄVGL Fns 5 Haustiere innerhalb des Zaunes ÄVGL Fns 6 Vieh mit Hirten und Hütehund auf dem Acker ÄVGL Fnb 2 Schwein verwüstet Acker ÄVGL Fnb 4 Pferd des Pfarrers innerhalb des Zauns 243 ÄVGL Fnb 5 Krankes Vieh kaufen 257 ÄVGL Fnb 6 Zu fütterndes Vieh oder geliehenes Vieh ÄVGL Fnb 10 Wilde Tiere töten Vieh, das vom Hirten beaufsichtigt wurde 237 ÄVGL Rtb 8 Pferd oder Kuh töten ÄVGL Rtb 9 Eine Kuh töten mit einem Hirten als Zeugen 237 ÄVGL Jb 15 Eine Viehweide besitzen 230 YVGL Rtb 17 YVGL Rtb 18 YVGL Rtb 20 YVGL Rtb 21 YVGL Rtb 22 YVGL Rtb 23 YVGL Rtb 27
Pferd oder Kuh töten Kuh oder Pferd in der Dorfmark töten Vieh wird auf eigenem Grundstück getötet Vieh verendet im Brunnen Vieh verendet innerhalb einer Einhegung Vieh gegen Zaun hetzen Pferd, Kuh oder Ochse verletzen
438
Gedruckte Quellen und Literatur
YVGL Rtb 28 YVGL Tjb 39 YVGL Tjb 40 YVGL Tjb 42 YVGL Tjb 44 YVGL Tjb 46 YVGL Tjb 47 YVGL Tjb 48 YVGL Tjb 49 YVGL Tjb 50 YVGL Tjb 56 YVGL Fnb 1 YVGL Fnb 2 YVGL Fnb 15 YVGL Fnb 20 YVGL Fnb 21 YVGL Fnb 23 YVGL Fnb 25 YVGL Fnb 26 YVGL Fnb 27 YVGL Fnb 29 YVGL Fnb 30 YVGL Fnb 35
Pferd, Ochse oder Kuh leihen Gestohlenes Haustier finden Gestohlenes Haustier auf dem Weg Gestohlenes Haustier wiedererkennen Haustiere in Pfand nehmen/geben Gestohlenes Haustier nicht wiedererkennen Gestohlenes Haustier in fremdem Land Gestohlenes Haustier bei Dieb antreffen Wer besitzt gestohlenes Haustier Gestohlenes Pferd bekommt Fohlen Zeugen bei Viehhandel 257 Pferd an sich nehmen (unberechtigt) Zugtier an sich nehmen (unberechtigt) Arbeitstier an sich nehmen, Kuh melken 245 Vieh geht durch Zäune Vieh innerhalb des Zaunes Hirte zerstört Zäune 237 Fremdes Vieh auf dem Acker vorfinden Angepflocktes Vieh auf dem Acker 244 Vieh mit Hirte und Hund 237 Angepflocktes Pferd reißt sich los Tiere in Einhegung als Pfand aufnehmen 246 Vieh auf nicht eingezäuntem Feld
ÖGL Vmb 2 ÖGL Vmb 25 ÖGL Vmb 32 ÖGL Kb 1 ÖGL Kb 7 ÖGL Bb 15 ÖGL Bb 17 ÖGL Bb 24 ÖGL Bb 25 ÖGL Bb 26 ÖGL Bb 42 ÖGL Bb 45 ÖGL Bb 50
Ein Haustier tötet ein Schaf Verletzung durch ein fremdes Haustier Fleischdieb, versteckt in Erdhöhle oder Bude 259 Sklave oder Pferd wird verkauft Ein Tier verkaufen, das man selbst gezüchtet hat Vieh auf dem Acker Vieh auf fremdem Acker anpflocken, Pfand 244, 246 Eine Kuh oder einen Hund töten Pferd beißt, Stier greift an, Kitz, Lamm, Gans und Küken gehen ein 265 Haustiere mieten Schweine im Wald Fohlen oder Kalb kaufen Hund wird tollwütig
GL 17 GL 24 GL 41 GL 42 GL 43 GL 44 GL 45 GL 46
Die verschiedenen Tiere des Hofes Viehweide einhegen 230 Gekennzeichnete Schweine kommen frei 231 Schafe kommen frei 231 Nicht angepflockter Widder Nicht angepflockten Widder aufnehmen Nach verschwundenen Ziegen und Böcken fahnden Gekennzeichnetes Vieh wird gestohlen
Rechtsbücher, die sich mit landwirtschaftlichen Themen beschäftigen
439
UPL Kmb 5 UPL Kmb 6 UPL Bb 6 UPL Bb 7 UPL Bb 19 UPL Bb 26 UPL Bb 27 UPL Bb 28 UPL Bb 29
Pferd tauschen, Haustiere unter Zeugen kaufen Pferd mieten 257 Haustier geht durch zerstörte Einhegung Haustiere von Äckern und Wiesen aufnehmen. Pfand 246 Grasland muss markiert sein 230 Fremde Ziege, Schaf oder Kuh melken 245 Lebendige Wesen kennzeichnen Vieh verletzt sich untereinander Fremde Haustiere werden verletzt
VML Kb 7 VML Kb 9 VML Kb 13 VML Bb 5 VML Bb 6 VML Bb 19 VML Bb 26 VML Bb 27 VML Bb 28
Kuh, Ochse oder Pferd im Beisein von Zeugen kaufen Pferd mieten Ein fremdes Reitpferd an sich nehmen Vieh geht durch zerstörte Einhegung Tierd von Äckern aufnehmen. Pfand. Herde mit Hirten 237, 246 Grasland muss markiert sein 230 Schaf, Ziege oder Kuh melken. Markierte Haustiere 231, 245 Vieh verletzt sich untereinander Vieh wird getötet, Hundebiss
SML Bb 6 SML Bb 8 SML Bb 9 SML Bb 28 SML Bb 29
SML Kb 5 SML Kb 7
Vieh von Äckern oder Wiesen aufnehmen. Pfand 246 Zerstörter Zaun, Tiere auf der Wiese Unerlaubtes Anpflocken eines Pferdes auf dem Acker 244 Unrechtmäßiges Eindringen von Schweinen in Mastwald Fremde Ziege, Schaf oder Kuh melken. Kennzeichnung von Tieren 245 Vieh auf fremdes Ackerland stellen Vieh verletzt sich untereinander Vieh verletzen. Hunde, Hühner, Gänse, Schweine oder Katze töten 265 Pferdetausch im Beisein von Zeugen 257 Pferd mieten
DL Bb 29 DL Bb 30 DL Bb 31 DL Bb 34 DL Bb 36 DL Bb 39 DL Bb 46 DL Bb 47 DL Bb 48 DL Bb 49 DL Tb 17
Fremdes Pferd reiten Pferdekauf im Beisein von Zeugen Wilde Kuh oder nicht zugerittenes Pferd kaufen Ausleihe eines Pferdes dauert zu lange Entlaufene Tiere finden Aufgenommenes Vieh auf Äckern oder Wiesen. Hirte 237, 246, 257 Vieh tötet Mann Pferd tötet Pferd Tiere töten oder misshandeln Hund beißt Vieh Einen Hahn und zwei Hühner stehlen
HL Kb 4 HL Bb 5
Pferd mieten Vieh bricht durch zerstörten Zaun
SML Bb 31 SML Bb 32 SML Bb 33
440 HL Bb 21 HL Bb 22 HL Bb 23 HL Bb 24
Gedruckte Quellen und Literatur
Schaf, Ziege oder Kuh melken 245 Kennzeichnung von Vieh Vieh verletzt Haustiere Vieh kommt zu Schaden
Englische Rechtsquellen INE 35,1 Viehhandel garantieren 253 INE 40 Entlaufenes Vieh 239 INE 42 Entlaufenes Vieh in der Allmende 240 INE 46 Haustiere stehlen 254 INE 49 Unrechtmäßige Schweinemast 240 INE 56 Mangehaftes Vieh kaufen 253 INE 57 Haustier stehlen, geschlachtetes Tier zerlegen 254 INE 58 Wert eines Ochsenhorns 253 INE 59 Wert eines Kuhhorns 253 INE 60 Zugochsen mieten 254 INE 70 Kuh als Landpacht ALF 9,2 ALF 16 ALF 18,1 ALF 23 ALF 24
Pferde stehlen 254 Kuh oder Stute stehlen 254 Kuh als Ausgleichszahlung 254 Hund beißt Mann 260 Vieh überfällt Mann 260
ÆTHS II,9 ÆTHS II,10 ÆTHS II,24 ÆTHS V,2 ÆTHS VI,6 ÆTHS VI,8
Haustiere angreifen Zeugen bei Viehhandel 254 Zeugen bei Viehkauf 255 Eine Kuh zu einem fremden Hof verfolgen Wert eines Schweines 255 Wert von gestohlenem Vieh 255
CANUT RSP
Hirtenbestimmungen 233
Irische Rechtsquellen ALI I 105 Schafhirte und Kuhhirte ALI I 123 Verwendung der Haustiere. Eine Kuh bricht durch einen Zaun ALI I 127 Gemeinsames Weideland. Wachhund, Jagdhund, Schoßhund, Hofhund („Misthaufenhund“) 232 ALI I 169 Überfütterung von Pferden, unrechtmäßiges Geschirr 239 ALI I 185 Bußgelder im Zusammenhang mit Vieh ALI I 269 Pferche für Pferde, Stuten, Schweine, Schafe und Ziegen 231 ALI II 43 Milchkuh verkaufen 255 ALI II 75 Vieh zerstört Weideland 239 ALI II 247 Wert der Haustiere 255 ALI II 255 Proportionelle Haustieranzahl ALI II 283 Verkauf von Schweinen 255 ALI II 367 Kälbermast
Rechtsbücher, die sich mit landwirtschaftlichen Themen beschäftigen
ALI II 413 ALI II 419 ALI II 421 ALI III 231 ALI III 243 ALI III 341 ALI III 373 ALI III 411 ALI III 417 ALI III 433 ALI III 441 ALI IV 79 ALI IV 87–91 ALI IV 95 ALI IV 97 ALI IV 101 ALI IV 103 ALI IV 109 ALI IV 121 ALI V 137 ALI V 157 ALI V 267 ALI V 269 ALI V 279 ALI V 401 ALI V 465 ALI V 473
441
Haustierverteilung Verantwortung für die Hirten 233 Schweinemast, Hirtenlohn 233 Stiere greifen andere Tiere an Schwein am Trog oder im Schweinestall Bußgelder im Zusammenhang mit Vieh Wert der Haustiere Verschiedene Arten von Hunden nach dem Gesetz Mundkorb für Hund Rechtsbruch im Zusammenhang mit Bienen Rechtsbruch im Zusammenhang mit Vieh Rechtsbruch auf Weideland 232 Vieh auf Feld oder Wiese 239 Verschiedene Arten von Weideland 231 Schweine zerstören Feld, Tiere in Pferchen, Hirten 233, 239 Gemeinsames Weiden 232 Schweinehirte und Bußgeld Schwein innerhalb eines Zaunes Hund verursacht Unfälle Vieh, Schweine oder Pferde auf Weide, Kornfeld oder in den Stall treiben Durch Hufeisen verursachte Schäden Haustiere ins Haus treiben Kuh als Gottesgabe Pferd für Pflugarbeiten ausleihen Pfand für Haustiere Vieh auf dem Acker eines anderen Bußgeld für Gans, Kranich, Kätzchen, Welpen
Fränkische Rechtsquellen LS 2 Schweinediebstahl, Schweinehirte 232, 250 LS 3 Viehdiebstahl 250 LS 4 Schafe stehlen 251 LS 5 Ziegen stehlen 251 LS 6 Hunde stehlen, Hirtenhunde 232, 251 LS 7 Habichte, Hähne, Hühner, Kraniche, Schwäne oder Tauben stehlen 251 LS 9 Bienen stehlen 251 LS 23 Unerlaubtes Reiten eines Pferdes LS 29,1 Schweineschelle stehlen 238 LS 29,2 Kuhglocke stehlen 238 LS 29,3 Pferdeschelle stehlen 238 LS 29,4 Pferdehilde stehlen LS 29,5 Wenn Pferde verenden LS 39 Haustiere stehlen, Spuren LS 40 Pferdediebstahl 251
442
Gedruckte Quellen und Literatur
LR 18,1 LR 47 LR 72 LR 75
Hirte mit Vieh, Diebstahl 251 Spuren von gestohlenen Haustieren Wert der Haustiere und der Sklaven Bußgeld im Zusammenhang mit Haustieren 252
LF Füg LF Tit IIII,1 LF Tit IIII,2 LF Tit IIII,7 LF Tit VII,1 LF ADD I,3 LF ADD III,68 LF ADD VII,1 LF ADD VIII,1 LF ADD X,1
Pferde, Vieh oder Schafe überfallen Sklave oder Haustiere töten 260 Schätzung von Pferd, Vieh, Schwein oder Schaf 252 Hütehund für eine Viehherde 232 Haustiere oder Sklaven entkommen 260 Pferd oder Vieh stehlen, Todesstrafe 252 Pferd oder Vieh verursacht Verletzungen 260 Pferd, Vieh oder Sklave entkommt 260 Pferd oder Sklave wird gegen Pfand eingelöst Pferd verleihen
LSX Ca.11 LSX 29 LSX 30 LSX 34 LSX 66
Einjährige Schlachtkuh im Stall Pferdediebstahl wird mit dem Tode bestraft 252 Bienenstock vom Hof stehlen 252 Vierjährige Kuh mitnehmen 252 Wert von Rindern und Schafen 252
LA 70,1 LA 71 LA 73 LA 75 LA 76 LA 79 LA 80 LA 88
Pferdediebstahl Zugpferd stehlen 253 Zugpferdegespann stehlen Zugpferde in einer Herde, Hirten auf dem Acker 232, 238 12 Kühe = Herde; Stier stehlen Wert der Zugochsen 253 Schweine- und Schafhirte 233 Entlaufenes Pferd oder Sklave 260
LT 31 LT 32 LT 33 LT 34
Stuten von einer Koppel stehlen Stuten aus einer Koppel heraustreiben Bußgeld für Sklaven, Ochsen, Kühe, Schafe und Schweine 253 6 Sauen und ein Eber = Herde
Deutsche Rechtsquellen SS II 40 Hund, Eber, Pferd oder Ochse töten SS II 40,4 Rinder oder Pferde verursachen Schäden SS II 47,1–5 Tiere zerstören Feldfrüchte 246 SS II 48,1–6 Vieh im Getreidefeld, Hirte 238 SS II 48,3–6 Zehntzahlung von Rindern und Hühnern 249 SS II 48,11–12 Zehntzahlung von Schweinen und Bienen 249 SS II 54,1–6 Haustiere zuhause halten und nicht vom Hirten beaufsichtigen lassen SS II 62,1 Bösartigen Hund, Hirsch, Bären oder Affen halten SS II 68 Reisender füttert sein Pferd mit Getreide
Rechtsbücher, die sich mit landwirtschaftlichen Themen beschäftigen
SS III 47,2 SS III 48,1–12 SS III 51,1–2
443
Singvogel oder Raubvogel, Wind- oder Jagdhund Tiere verletzen oder töten, Hirte Belästigung von Hühnern, Enten, Lockenten, Gänsen, Schweinen, Katzen, Kälbern, Hunden, Rindern, Eseln, Maultieren, Arbeits- oder Reitpferden 249
Der Wald Dänische Rechtsquellen VSL III 11 Jemanden gewaltsam im Wald gefangenhalten VSL III 22 Waldraub erfordert keine Eisenprobe 297 VSL III 23 Feuerholz im fremden Wald schlagen und aufstapeln 296, 297 VSL ÆR 204 Beweisrecht für den Wald 278 SL 69 SL 71 SL 101 SL 103 SL 104 SL 191 SL 192 SL 193 SL 194 SL 195 SL 196 SL 197 SL 198 SL 201 SL 202 SL 203 SL 204 SL 205 SL 206 SL 207 SL 208 SL 209 SL 210
ASP 29 ASP 55
Wege in den Wald Gemeinsamer Wald, den mehrere Leute bewirtschaften wollen 277, 278, 303 Jemand kommt in der Tongrube oder im Fuchsbau zu Tode 294 Bösartige wilde Tiere töten Menschen 295 Bären oder Wolf großziehen, der Menschen tötet 295, 296 fløhælæs im fremden Wald schlagen 285, 286, 296, 297 Auf frischer Tat beim Bäumefällen im fremden Wald erwischt werden 297 Die Wagenachse bricht im privaten Wald 298 Bäume entrinden 304 Im privaten Wald Laub für Tierfutter einsammeln 283, 284 Einem Bienenschwarm in einen privaten Wald folgen Gestohlene Bienen im Wald Bienen im fremden Wald finden Habichte im fremden, eingehegten Wald finden 292 Fuchswelpen dürfen nicht im fremden Wald ausgraben werden 294 Fuchsjagd mit Hunden im Wald 294 Im fremden Wald dürfen keine Jagdeinhegungen (hag) angelegt werden 291 Haftung für Schlingen und Fallen im Wald 289 Aufnahme von Schweinen im privaten Wald 281 Das Sammeln von Nüssen im privaten Wald 298 Holzschlag im Allmendewald 301 Bearbeitetes Bauholz entfernen 301 Windwurf aus einem privaten Wald darf nicht mitgenommen werden 298 Verkehrsweg zu den Wäldern Bösartige Tiere töten Menschen 295, 296
444
Gedruckte Quellen und Literatur
ASP 114–16 ASP 117 ASP 120
Über den Schutz der Wälder 284, 285, 292, 304 Jagdeinhegungen 292 Die Nutzung des gemeinsamen Waldes 301
JL I 52
JL I 56 JL II 35 JL II 45 JL II 73 JL III 40 JL III 55 JL III 67 JL III 68
Grundbesitzer bezeugen Grenze zwischen Wald und Ackerland 270 Das Besitzrecht des Waldeigners. Allmendewald: Dem König gehört das Land, den Bauern die Bäume 269, 274, 279, 280 Geschworener Weg zum Wald darf nicht gesperrt werden Wolfs- oder Bärenjunges aufziehen 295 Bauholz aus Pferch entfernen 302 Holzschlag im fremden Wald 298 Bienen im fremden Wald finden Eichelmast von Schweinen 281 Räuber im Wald Feuer breitet sich im Wald aus
ESL II 18 ESL II 56 ESL II 57 ESL II 58 ESL II 76 ESL II 78 ESL III 5 ESL III 12 ESL III 37 ESL III 42 ESL III 92
Friedlos sucht Schutz im Wald Die Waldverteilung richtet sich nicht nach der Sonne 277 Auf dem Waldgrundstück bauen Im unverteilten Wald Holz schlagen 279, 302 Über Eidbeweis und Holzschlag Holzschlag im fremden Wald 296, 297 Wasser von angestautem Mühlenteich auf dem Waldweg Waldwege – Unsicherheit über Bestimmungen Bienen in einen fremden Wald verfolgen Bauholz entfernen, Bäume entrinden 302, 304 Eichenbäume entrinden, wird wie Diebstahl behandelt
JL I 53
Schwedische Rechtsquellen ÄVGL Jb 7 Recht auf Laubfutter, Falken 284, 300 ÄVGL Jb 19 Recht auf Brennholz aus einem Wäldchen ÄVGL Fnb 7 Hasen, Bären, Elche und Wölfe jagen. Habichte 293 ÄVGL Fnb 8 Eichen und Buchen entrinden 304 ÄVGL Fnb 46 Wolfszäune bauen YVGL Jb 19 YVGL Fnb 7 YVGL Fnb 8 YVGL Fnb 9 YVGL Fnb 10 YVGL Fnb 11 YVGL Fnb 12 YVGL Fnb 13 YVGL Fnb 14 YVGL Fnb 18 YVGL Fnb 33
Recht auf Brennholz aus einem Wäldchen 300 Bezirksinspektion des Waldes Junge Bäume im fremden Wald fällen Mehrere Fuhren junger Bäume fällen Holzschlag im jungen Wald Holzschlag im Wald Holzschlag im unverteilten Wald Unerlaubter Holzschlag Das Recht auf Holzschlag Bauholz aus dem Wald stehlen Über Waldbrände
Rechtsbücher, die sich mit landwirtschaftlichen Themen beschäftigen
445
YVGL Fnb 34 YVGL Fnb 44 YVGL Fnb 46 YVGL Fnb 49 YVGL Ugb 15 YVGL Ugb 16 YVGL Ugb 17 YVGL Ugb 18 YVGL Ugb 19
Über das Kohlebrennen im Wald Eichen und Buchen entrinden Wolfszäune und Wolfsnetze 290 Bast oder Rinde sammeln Fuchs-, Wolfs-, Bären-, Elch- oder Otterjagd 292 Habichte aufspüren Eichen und Buchen entrinden Drei oder mehr Bäume entrinden Eine Fuhre junger Bäume entrinden
ÖGL Jb 1 ÖGL Bb 29 ÖGL Bb 30 ÖGL Bb 31 ÖGL Bb 32 ÖGL Bb 36 ÖGL Bb 41 ÖGL Bb 42
Königliches Regalrecht (Wald) 276 Nutzung eines fremden Waldes Holzschlag im unverteilten Wald 277 Holzschlag im verteilten Wald Waldstück zu Ackerland machen Biber, Elch, Bär und Fuchs jagen. Rehe gehören dem König 287, 295 Schweine im Mastwald 281 Schweine im fremden Wald
GL 25 GL 57 GL 58 GL 63 GL Till A,2 GL Till C,5
Über Waldstreitigkeiten und Beweisführung Jagdzeit für Eichhörnchen Jagdzeit für Eichhörnchen Eingehegter Wald 271 Holzschlag im fremden Wald Fremde Eichen fällen
UPL Bb 8 UPL Bb 14 UPL Bb 15
Schweine im Mastwald 282 Verteilung des Waldes, Laubfutter schichten etc. 278, 284, 301, 305 Fallenjagd 296
VML Bb 7 VML Bb 14 VML Bb 15
Schweinehaltung im Mastwald 282 Unerlaubte Waldnutzung 304 Jagd und Fallen
SML Bb 15 SML Bb 16 SML Bb 17 SML Bb 19 SML Bb 27 SML Bb 28
Größe eines Mastwaldes 282 Entrinden von Eichen 304 Brennholz und Bauholz aus dem Wald Fallenjagd Wolfszäune bauen 290 Einhegung des Mastwaldes
HL Bb 7 HL Bb 8 HL Bb 13
Verteilung des Waldes Fallenjagd 296 Holzschlag im fremden Wald
446 DL Bb 13 DL Bb 23 DL Bb 43 DL Bb 44
Gedruckte Quellen und Literatur
Entrindung im „skavskov“ Abgestorbene Äste im fremden Wald schlagen, Bäume entrinden 301, 305 Einen unvermessenen Wald nutzen Jagd in Winternächten und Sommernächten
Englische Rechtsquellen INE 43 Bäume für 30 Schweine fällen 282 INE 44 Bäume im Wald abbrennen ALF 12 ALF 13
Bäume abbrennen oder fällen 300 Durch Bäumefällen töten
CANUT CdF CANUT CS 81
Knuds Waldverordnung 268 Königliches Jagdrecht 287
ÆTHL VI,22
Jagdverbot an Sonntagen 287
Irische Rechtsquellen ALI I 163 ALI I 185 ALI I 203 ALI III 151 ALI III 273 ALI III 453 ALI III 529 ALI IV 147 ALI IV 155 ALI V 393 ALI V 475 ALI V 483
Bußgeld für Holzschlag 299 Strafe für Baumentrindung 304 Das Zelt eines Jägers Obstdiebstahl Verantwortung für aufgestellte Fallen 290 Unrechtmäßige Jagd Hund hetzt Hirsch Bußgeld für Holzschlag (nach vier verschiedenen Kategorien von Bäumen) 299 Rechtmäßiger Holzschlag von Bauholz für Kapelle, Mühle, etc. 300 Holz für den Pflug schlagen Wald fällen 300 Jedermannsrecht im Wald 288, 300
Fränkische Rechtsquellen LS 7 Habichte stehlen 293 LS 9 Bienen stehlen LS 29,27 Bauholz eines anderen verbrennen LS 29,28 Brennholz stehlen 298 LS 29,29 Jungen Baum fällen 298 LS 33,5 Bären töten 288 LS 35,1 Jagdbeute stehlen 288 LS 35,2–4 Zahmen Hirsch stehlen 288 LS 118 Zahmen Hirsch angreifen LS 119,3 Mit Hunden spielen LR 46 LR 76
Jagdbeute stehlen 289 Bauholz oder Brennholz stehlen 298
Rechtsbücher, die sich mit landwirtschaftlichen Themen beschäftigen
447
LF Tit IIII 5 LF Tit IIII 6 LF Tit IIII 4
Wolfsjagd 290 Einen Wolf abhäuten Bußgeld für Habichts- oder Spürhund
LSX 54 LSX 55 LSX 56 LSX 58
Tötung durch einen gefällten Baum Tötung durch einen brennenden Baum Schlingen- oder Fallenjagd auf wilde Tiere 289 Schadensersatz für durch Schlingen oder Fallen verursachte Verletzungen 289
LA 83,1–5
Diebstahl eines Jagd- oder Hütehundes 269
LT 59
Vieh verletzt sich in Wildfallen 290
Deutsche rechtsquellen SS II 28,1 Holzschlag im fremden Wald SS II 61,1–5 Königliche Jagd in besonderen Wäldern 289
Wege und Brücken Dänische Rechtsquellen VSL ÆR 192 Den Nachbarn einen Weg versperren 310 VSL ÆR 193 Den Bezirksbewohnern einen Weg versperren 313, 314 VSL ÆR 194 Streit über einen Kirchweg 319 VSL ÆR 195 Hauptweg zerstören 310 SL 68 SL 69
SL 187
Den Nachbarn einen Weg versperren 310 Den Bezirkswohnern den Weg in die Markstadt, zum Strand oder zum Wald versperren 313 Streitigkeiten über Kirchen- und Hauptwege 310, 319 Ein Mörder darf die Wege nicht nutzen 336 Eine Wegschneise über den Acker eines anderen schlagen 324 Den Außenzaun für einen Wagen durchbrechen 324
ASP 26 ASP 28 ASP 29 ASP 30 ASP 31 ASP 48
Gemeinsame Wege im Dorf Ein öffentlicher Weg wird versperrt Weg in die Marktstadt, zum Strand oder Wald festlegen Streit über einen Kirchweg Einen öffentlichen Weg zerstören 311 Ein Mörder darf die öffentlichen Wege nicht nutzen 337
JL I 52 JL I 56
12 Grundbesitzer bezeugen den Heerweg des Königs 315 Vier Wege führen zum Dorf. Heerstraße und Brücke 311, 313, 314, 315, 318, 319, 329, 335 Über einen Acker oder eine Wiese fahren, wo kein Weg ist 324
SL 70 SL 97 SL 186
JL II 74
448
Gedruckte Quellen und Literatur
JL II 75 JL III 22 JL III 47 JL III 50 JL III 67
Überfall auf einem öffentlichen Weg 311, 337 Ein Mann wird auf dem Weg zum Thing getötet 336 Reisender lässt sein Pferd grasen 325 Vieh auf dem Weg einfangen 311 Wegelagerer plündert auf öffentlichem Weg 311
ESL II 29 ESL II 57 ESL III 5 ESL III 6 ESL III 12
Frieden auf dem Weg zum Thing 336 Privater Feldweg 323 Anlage eines Wegs zur Mühle, Kirchweg 320, 322 Rechtmäßiger Besitz des Mühlenweges 322 Mittelweg mit dazugehörigem Zaun, Wall oder Hecke zerstören 321, 322
Schwedische Rechtsquellen ÄVGL Jb 8 Vier Wege zum Dorf, Brücken 313, 330 ÄVGL Jb 12 Weg zwischen Hofstätten. Leichenweg 311, 321, 323 YVGL Jb 24 YVGL Jb 25 YVGL Jb 26 YVGL Fnb 32
Weg zwischen Hofstätten muss 7 Ellen breit sein 311, 323 Wege über Hofstättengelände Leichenweg und Feldweg 321 Feldweg und -brücke, Kirchweg, Mühlenweg und Allgemeinweg 320, 330
ÖGL Bb 2 ÖGL Bb 4
ÖGL Bb 6
Einen Weg durch das Dorf anlegen 311 Dorfplatz (bolstadren), Viehpfad, Brücke für die Seele, ein Pferd weiden lassen 311, 325, 331 Brücke auf Allmendegrundstück, Mühlenweg, Kirchweg 320, 332 Dorfplatz (bolstadren)
UPL Bb 23 UPL Kgb 7
Brücken, Königswege, Floß an einer Brücke 314, 332 Tötung auf dem Weg zur Kirche oder zum Thing 338
VML Bb 1 VML Bb 23
Wege durch das Dorf 312 Beschädigte Brücken, Wiederherstellung 332
DL Bb 21 DL Bb 38
Wartung von Kirchweg, Thingweg und Brücken 312, 320, 332, 333 Brückeninspektion 333
SML Bb 24
Brücken und Wegebau 312, 333
HL Bb 18
Allgemeinwege und Brücken 312, 333
ÖGL Bb 5
Englische Rechtsquellen ÆTHR IV,4 Überfall auf dem Königsweg 315
Rechtsbücher, die sich mit landwirtschaftlichen Themen beschäftigen
449
HEN X,2 HEN LXXX
Die Heerstraßen gehören dem König 315 Königsweg zu Burgen, Festungen, Häfen und Marktstädten 315
WIL 26
Königlicher Wegefrieden 337
Irische Rechtsquellen ALI IV 145 Königsweg, öffentlicher Weg, Transportweg, Viehpfad 318 Fränkische Rechtsquellen LS 33,3 Ein Mann versperrt den Mühlenweg 323 LR 80
Ein Weg wird versperrt 337
LF Add III,1 LF Add VI,1
Ein Weg wird versperrt 337 Ein Weg wird durch einen Fluss versperrt 312
LA 59,4
Jemand auf einem 24 Fuß breiten, öffentlichen Weg verwunden 337
Deutsche Rechtsquellen SS II 27,4 Unrechtmäßiger Feldweg SS II 59,3 Breite des Königsweges = zwei Wagenbreiten 317
450
Register
Register Abingdon 178 Abkær Mose 174, 268 Absalon (Erzbischof) 15, 346, 349 Ackergrössen 207 Ackerhirte 234 Ackerbauspuren 180 Ackerwälle 177 Ackerzäune 185 Adam von Bremen 268, 347 Aggersborg Kirche 182, 196 Albo Herreds Almendewald 273, 276 Äldre Västgötalagen 21 Alexander III (Pabst) 364 Alfred’s Law 27 Allerup 96 Allmendewald 132, 274 Allmendeweide 228 Alstad 293 Alte Hofstätte 93 Anbausysteme 173 Ancient Laws of Ireland 31 Anders Sunesen (Erzbischof) 15, 346, 349 Anders Sunesens Paraphrase 9 Ardington 193 Augustin 347, 349, 378 Aussenzaun 185 Aussiedlerhof 92 Aussiedlerhofstätte (Høje toft) 92 Backöfen 46 Badehaus 69 Bakkendrup, Brücke 329 Ballykilleen 73 Basic Cover Karten 176 Bäume entrinden 303 Bayeux 293 Berufung 375 Bett 51
Bettzeug und Laken 51, 56 Bezeugter Haustierhandel 256 Bezirksweg 313 Bienen 251 Bishopton 193 Blockfluren 185 Bodenstein, Mühle 70 Bolle Vestergård 326 Bologna, Universität 348 Borup Ris 96, 181, 196 Brarup 171 Bregninge, Dorf 111 Brennholz sammeln 300 Broskov 326 Brücke 328 Brücke für die Seele 331 Brücken-Runensteine 331 Bude 56 Bulagergård 44 Canute’s Law 29 Celtic Fields 175 Chronik von Roskilde 272, 274 Clermont 358 Clifford Chambers 193 Common-fields 192 Corpus Iuris Civilis 348 Croft, Danelagen 124 Dalalagen 23 Dalem 42 Danevirke 108 Dekrete Gratians 349, 374 Deld 217 Digester 348 Domesday Book 73 Dorfversammlung 245 Dörrofen (für Getreide) 71 Dreifelderwirtschaft 194
451
452 Drenthe 42, 276 Dreschboden (Schweden) 67 Drumard 73 Dunghaus, überdachter Misthaufen 41 Duxford 177 Edgar’s Law 28 Edmund’s Law 28 Edward’s Law 28 Eichelmatsbäume 281 Eidbeweis 368 Eingehegter Wald 271 Einhegung der gemeinsamen Gewannen 202 Eisenprobe 363 Eisenprobeverordnung 17, 364 Elisenhof 61 Englische Rechtsquellen 24 Erbrecht 376 Eriks Sjællandske Lov 13 Eskil (Erzbischof) 348 Even Sø 268 Falkenjagd 292 Falkerslev 171 Fall 216 Falsterliste 137 Familienfehde 352 Feldgrenzen abreiten 169 Feuerhaus 45 Filsø, Äcker 182, 196 Fleischdieb 259 Flintinge, Brücke 329 Flögeln 177 Flurbereinigungskarten 110 Flurgrenzen 143, 168 Flurzwang 202 Folge und Gefolgschaft 357 Forlev 49 Foulum 180 Fränkische Rechtsquellen 31 Freistehende Brücke 330 Friedlos 335 Fuchsjagd 294 Fyrkat 49 Fægarth 60
Register
Gammelbytoft 94 Gänse und Enten 251 Garant und Zeugen bei Handel 256 Gemeindegrenzen 335 Gerberei 307 Germanistische Schule 342 Geschlechtsernannte 243 Geschworene 365 Geschworene Hofstätte 92 Das Gesetz des Moses 351 Gewannflurensystem 192 Gewohnheitsrecht 16 Gl. Hvidding 44, 68 Gl. Lejre 284 Glossen, Knud Mikkelsens 341 Goldschätzung 107, 168 Gotland 178 Gottesfrieden 358 Gratian 349, 374 Grenzgräben 145 Grenzmarkierungen (Irland) 145 Grishøj Krat 177 Grossschlag 297 Grubenhaus 58 Grundverkauf 103 Grydehøj, Lejre 181 Grøntoft 42 Gunderslev 171 Gunner (Bischof) 15 Gutachter schätzt Schaden 238 Gutalagen 22 Guthrum’s Law 28 Gutsherrenwälder 271 Hälsingelagen 23 Hampegård 182 Harald Blåtand (Blauzahn) 108, 293, 364 Harald Hén 16, 133, 272, 274 Harlebecke Wald 272 Harreskov 268 Hauptdorf 130 Hausmühle 79 Haustiere aufnehmen 240 Haustiere und Sklaven 260 Haustiere verursachen Schaden 260 Haustierknochen 246
Register
Heerstrasse 314 Heerwerk 361 Heide, Hügelmann 376 Henry 1.’s Law 29 Herd (Herdstelle) 46 Herredsvej 313 Heuhafen 63 Heuschober 67 Hide 193 Hirten 232 Hirtenlohn 233 Hjelmgård 64, 98 Hlothere und Eadric’s Law 27 Hodde 42 Hofstätte (toft) 86 ff. Hofstätte (Haupt-) 97 Hofstätte (hustoft) 89 Hofstätte „ist die Mutter des Ackers“ 100 Hofstättenabgaben 103 Hofstättenzaun 86 Holmegårds Mose 174 Holzschlag 296 ff. Holzsorten 299 Honorius III (Pabst) 369 Hopfenanbau 122 Horizontalmühle 78 Hufe 196 Hufenanzahl 106, 137 Hufenvermessung 210 Hufenverteilung 209 Hunde 248, 251, 265 Hvinningdal 61 Håkontorp Mark 208 Ine’s Law 27 Inneabgabe 103, 108 Inventar 49 ff. Irische Rechtsquellen 30 Isidor von Sevilla 347 Jagd 286 Jagd in Hagen und mit Netzen 291 Jagdrecht 286 Jelling 334, 377 Jernkær 96 Jyske Lov 11
453
Kanhave, Kanal 108 Kanonisches Recht 341 Karl der Grosse 358 Kaufland 170 Kirchengesetze 14 Kirchenstuff 171 Kirchenweg 319 Kisten, Truhen und Schlüssel 49 ff. Kjærbygård, Mühle 74 Klemmenstrup 43, 46, 61, 67, 142 Knud der Heilige 16, 133, 274, 293, 359 Knud VI 276 Knytlingesaga 274 Kohlgarten 98 Kollektive Verantwortung 355 Kongelev (Krongut) 275 Königsweg 314 Kosel 42, 123 Krongut 275 Kundenmühle 78, 81 Kvorning, Weg 326 Ladby Ore 211, 272 Langobardisches Recht 349 Laubfütterung 282 Laubmesser 285 Ledung 105, 108 Leichenweg (zur Kirche) 321 Lex Alamannorum 34 Lex Aquilia 355 Lex Frisionum 33 Lex Ribuaria 33 Lex Salica 33 Lex Saxonum 34 Lex Thuringorum 34 Lindholm Høje 181 Ljørring, Mühle 73 Lunde, Dorf 111 Lyngbygårds Å 75 Lægarth 63 Læsø 270 Løgumkloster, Mühle 75, 159 Makrofossiluntersuchungen 123 Mammen, Hügelgrab 377 Margrethehåb (Haustyp) 44
454 Mastschweine 280 Mehlsäcke 79 Melken, Kuh, Schaf oder Ziege 245 Mitschwörer 368 Mittelweg 321 Mühle 69 ff. Mühlenachse 70 Mühlenbauer 72 Mühlenbesitzer 72 Mühlenhaus 81 Mühlenkonstruktion 70 Mühlenrad 70 Mühlenschütz 76 Mühlenstein 70 Mühlenteich 76 Mühlenwartung 72 Mühlenweg 299 Mühlenzoll 81 Mühlenzwang 81 Nüsse 298 Næsbyholm Storskov 174 Næsholm 249 Næstved, Mühle 75 Nørre Alslev 171 Nørre Fjand 176 Nørre Snede 42, 88, 96, 127 Obstgarten 98, 121 Odense, Mühle 75, 81 Ollande 153 Omgård 44, 74 Ornum 159 Ornumgrenzen 160 Östgötalagen 21 Oxford 349 Pächterhof 95 Patrimonium 275 Pferdediebstahl 251 Pflugspuren 181 Pine, Mühle 76 Pollenkurven, Ackerland 174 Pollenkurven, Hofstätten 122 Pollenkurven, Wald 268 Poppenroth 190 Poppo 364
Register
Privatwege 322 Ravning, Brücke 108, 333 Rechtmässiger Anspruch, rechte Gewere 379 Rechtsbildung 14 Regalrecht 276 Reitausrüstung (Irland) 55 Ressourcengebiet des Dorfes 137 Rindenbrot 304 Rindengerbung 307 Risby 326, 329 Risen Skov 177 Rotharis Edikt 349 Rutenberg 64, 98 Sachsenspiegel 34 Salhaus 45 Salzkochen 280 Sandby 331 Sasserbro 331 Saxo 8, 174, 377 Schenkungsurkunde Knud des Heiligen 128, 211 Scheune 65 Scheunenhof 66 Schlächterneiding 263 Schlingen und Fallen 289 Schlüssel 52 Schmiede 43, 68 Schwedische Landschaftsrechte 18 Schweine 250 Schweinestall 62 Sigvart Skjalds Lied 305 Sjellebro 326 Sjællandske Krønike 291 Skamby 140 Skarrild 268 Skibby Kirche 294 Skindersbro 329 Skovhavegård 139 Skånske Lov 9 Skånsø 268 Södermannalagen 23 Solsø 268 Sommermühle 76 ff. Sonderkaufland 163
Register
Sonnenteilung 99, 216 Sorte Muld 247 St. Gallen 196 St. Martins Without Worcester 193 Stall 58 Staubkurve 175 Stavad 180 Stora Herrestad 180 Stora Köpinge 180 Store Gribsø 175, 268 Store Tang Bakke 177 Stud 103, 108 Stuff 162 Stuff, Pfarrhaus 170 Stånga Gemeinde 179 Suserup 208 Svend Tveskæg (Gabelbart) 377 Sædding 42, 88, 96 Sønder Vium Kirche 182 Tange 96 Telling, Dorf 111 Teppich von Bayeux 293 Terra in censu 107 Testament 376 Thingmänner 16 Tibirke, Weg bei 325 Tingsted, Bornholm 284 Tisch 51 Tislunde, Wald 272 Todderup 139, 142, 145 Tomarp, Mühle 75 Torf schneiden 299 Torp 127 ff. Torpet, Dorf 211 Torpgrössen 138 Totschlagsverordnung 17, 354 Toustrup, Mühle 75 Tovrup 96 Trabjerg 88, 96, 123 Trelleborg 44, 108, 249, 334 Trelleborghaus 44 Tryggevælde Ådal 326 Türpfosten 48 Tvååker Wald 273 Tødsø 111 Tårnby 120
455
Unbebaute Hofstätte 96 Uphof 220 Upplandslagen 22 Ursprung des Ornums 161 Utiorth 151 Utlænde 151 Valdemars Jordebog, Kong 128, 275 Valdemars Sjællandske Lov 6 Varpelev 44, 96, 127, 145, 325, 327 Västmannalagen 23 Vejerslev, Mühle 75, 248 Vejleby 249 Veksø 284 Vendel, Grab 293 Verpinge, Mühle 75 Vertikalmühle 71 Vester Hæsinge, Dorf 111 Vester Vedsted 120 Via regia 316 Vieh anbinden 243 Viehglocken 238 Viehmarkierungen 230 Viehstall 59 Villingehoved, Wald 272 Vilslev 42 Vindebo Have 208 Vorbasse 42, 44, 61, 68, 88, 96, 120, 127 Vorratskeller 66 Vulgatahandschrift 348 Vålse 171 Wagenachse 298 Wahrmänner 372 Wald 267 ff. Wald, eingehegter 270 Waldgrenzen 269 Waldverteilung 277 Wandersiedlungen 87, 127 Warwickshire 193 Webgeräte, Irland 54 Webhütte 68 Weg durch den Siedlungsbezirk (herredsvej) 313 Wege 309 ff. Wegefrieden 335 Wegekonstruktionen 325
456
Register
Wegeverlauf, unrechtsmässiger 324 Weidegang, unrechtsmässiger 238 Weideland 226 ff. Weiden auf dem Stoppelfeld 229, 244 Weideressourcen 228 Weier 283 Werkstätte 68 Wert der Haustiere 250 William’s Law 29 Wiltshire 193 Windmühle von Høng 75 Wintermühle 76 Withred’s Law 27 Wohnhaus 44 Wölbacker 182 Wolfsjagd 290 Wüstung 139 Wye 73
Yngre Västgötalagen 21 Zaunbestimmungen 204 Zauntermine 204 Zeugenbeweis 370 Æbelholt, Mühle 75 Æthelberht’s Law 27 Æthelred’s Law 28 Æthelstan’s Law 28 Ølby 127 Åby 211 Ålebæk 331 Århus Søndervold 49, 248 Åstrup 44, 182, 196