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1.1.1 Die Aufgabe der Philosophie Vgl. für die Bestimmung der Philosophie auch weiter unten Paragraph 1.2.4 ,Zur Bedeutung der Dialektik für die Philosophie und das Leben in Weisheit' (Nr. 87-98) und Paragraph 2.4.3.3 ,Wissenschaft und Philosophie' (Nr. 415-419). Im übrigen begegnet die im folgenden vor-
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Seneca, Epist. 89,4sq.:
Sapientia perfeeturn bonum est mentis humanae; philosophia sapientiae amor est et adfectatio: haec eo tendit quo illa pervenit. Philosophia unde dicta sit, apparet; ipso enim nomine fatetur quid amet. (5) Sapientiam quidam ita finierunt ut dicerent divinorum et burnanorum scientiam; quidam ita: sapien- 5 tia est nosse divina et humana et horum causas. Supervacua mihi haec videtur adiectio, quia causae divinorum humanorumque pars divinorum sunt. Philosophiam quoque fuerunt qui aliter atque aliter finirent: alii studium illam virtutis esse dixerunt, alii studium corrigendae mentis; a quibusdam dicta to est adpetitio rectae rationis.
tendit m I • quid amel Madvig: quidam et fil I quidam B:om.cpljl
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Fragment
1-2
trennt, wie eini~e von ihnen sagen; vielmehr sind sie engstens miteinander verbunden. Auch im Unterricht verquickte man sie. Andere Stoiker stellen die Logik an die erste, die Physik an die zweite und die Ethik an die dritte Stelle; zu ihnen gehören Zenon (siehe sein Buch ,Über die Vernunft'), Chrysipp, Archedemos und Eudromos. (41) Diogenes v. Ptolemais beginnt allerdings mit der Ethik, und Apollodor setzt die Ethik an die zweite Stelle, während Panaitios und PoseidoDios mit der Physik anfangen, wie Poseidonios' Freund Phainias im ersten Buch seiner ,Poseidonischen Vorlesungen' sagt. Kleanthes hingegen spricht von sechs Teilen: Dialektik, Rhetorik, Ethik, Politik, Physik, Theologie. Andere erklären, es handle sich nicht um Teile der Darstellung, sondern um solche der Philosophie selbst; so etwa Zenon v. Tarsos. Das Gebiet der Logik gliedert sich, wie einige erklären, in zwei Wissenschaften, in Rhetorik und in Dialektik. (Fortsetzwrg unten Nr. 33)
herrschende Definition der Philosophie oder eine Abwandlung dieser Definition auch noch in einer Reihe weiterer Texte, die aber wegen ihrer sonstigen Thematik hier anders eingeordnet sind.
Die Weisheit ist das vollkommene Gut des menschlichen Geistes; die Philosophie ist die Liebe zur Weisheit und das Trachten nach ihr: sie strebt dorthin, wo jene bereits angekommen ist. Aus welchem Grund man die Bezeichnung ,Philosophie' gewählt hat, liegt auf der Hand; denn schon durch ihren Namen bezeugt sie, was sie liebt. (5) Die Weisheit bestimmten einige Leute so, daß sie sagten, sie sei das Wissen um göttliche und menschliche Angelegenheiten; und andere so: Weisheit heißt, um göttliche und menschliche Angelegenheiten sowie um deren Ursachen zu wissen. Diesen Zusatz halte ich für überflüssig, weil die Ursachen göttlicher und menschlicher Angelegenheiten Teil der göttlichen Angelegenheiten sind. Auch die Philosophie hat man bald so und bald so definiert. Die einen erklärten, es handle sich um das aktive Interesse an Tugend, die anderen, um das aktive Interesse am Geist und seiner Korrekturbedürftigkeit; und von manchen wurde erklärt, sie sei das Streben nach dem richtigen Denken. 5
§ 1.1.1
K. RBINHARDT, Poseidonios, München 1921, p. 58, und andere haben diejenige Definition der Philosophie, in der zusätzlich von der Ursachenkenntnis die Rede ist, für Poseidonios v. Apameia beansprucht und mit dieser Definition einen besonderen systematischen Sinn verknüpfen wollen. Beides ist nirgends ausdrücklich belegt. Und was den zweiten Punkt angeht, so widerspricht er
2 A Seneca, Epist. 90,3: Huius (sc. philosophiae) opus unum est de divinis humanisque verum invenire; ... Haec docuit colere divina, humana diligere, et penes deos imperium esse, inter homines consortium.
2B
lsidorus Pelusiota, Epist. V 558 (PG 78 col. 1637):
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Clemens Alex., Stromat. I 5 § 30,1, p. 19 Fr.:
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Klemens nimmt die Definition der Weisheit noch verschiedentlich auf, variiert sie zuweilen auch ein wenig. Vgl. etwa: Stromat. I 6 § 35,3, p. 23; I 27 § 177,1, p. 109; IV 6 § 40,3, p. 266; IV 25
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Clemens Alex., Stromat. VI 7 § 54,1, p. 459 Fr.:
... "tTJV ÖE OOqJLaV ~IJ.:ItEÖOV YVÖ>OLV ß-ELWV "tE xai. aVß-QW:rtLVWV :rtQay!J.a"twv, xa,;6.A.t]'lj!Lv "tLva ßEßai:av oiioav xai. ÜJ.LE'tM"tW"tov, ouvELAtJ<JlUi:av ,;6. "tE Öv'ta xai. "tel :rtaQCf1XtJX6"ta xai. "tel IJ.EAAOV"ta.
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Clemens Alex., Stromat. VII 12 § 70,5, p. 50sq. Fr.:
.E!J.:rtEÖO~ YelQ xai. UIJ.E"taßAtJ"tO~
S 2 tvtsOSsv ( yciQ) Mutsehrnano dubit. in app. crit. I ' tiilv L~. Bekker, Hülser: om. Mutsehrnano coll. supra I. 1 6 3 ao !J.EyclA.q> foLXE, ÖfjA.ov Ö"tL xat}' ÖOO\J~ "tQO:JtO\J~ "tO 5 0\J!J.:ItOOLOV ÖLaA.UE"taL, Xa"ta "tOOOU"tO\J~ "tQO:JtO\J~ "tL~ E'ÖA.6yro~ c'xvaLQEL ~aU"tOV. xai. ycl.Q, W~ <paoL, Xa"ta ~S "tQO:JtO\J~ ÖLaAUE"taL "tO OUIJ.ltOOLOV •...
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Elias, In Porph. Isagog., Proleg. 6, p. 14,15-20:
Ü'Ö IJ.OVO~ ö KA.E61J.ßQO"tO~, aA.A.a xat oi. ~"t(J)LXOL "tOV at"tLOV, "tL ÖE, "ÖL' o-6 "ta :rtclV"ta ~ytvno xat xroQL\; o-6 yf.yovev o-ööf.v" (Jo 1,3) · ,;(va "tE a'Ö "ta j.LEV Ol\; ÖLtlXOV"ta, "ta ÖE Ol\; :rtEQLEXOV"ta, xat "tLVa j.LEV 5 O'UVT)j.Lj.LEVa, "tLVa ÖE ÖLEtEU'(j.LEVa, xat "tLVa "tOiJ"troV ~xaO"tOV ~XEL "tftV ,;af;LV xat i\v öilvaJ.LLV xat i\v AEL"tOUQyi:av ei.ocpEQE"taL ~XaO"tOV. (17,3) ~V Öe a'Ö "tOL\; civi}Q(I):rtLVOL\; "tL "tE a'Ö"t6\; ~O"tLv 6 c'ivi}Qro:rto\; xat ,;i: au,;cp xa"ta cpiloLv -fl :rtaQa cpiloLV
'H '(QQ "tÖ>V VOTJ"tÖ>V '(VÖ>OL\; xat Xa"tclATJ'IjiL\;
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~O"tLV.
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1.1.2 Die Teile der Philosophie und ihr Verhältnis zueinander Vergleiche hierzu aber auch die abweichende Auffassung Aristons: unten Nr. 208-215.
14
[Apuleius], De interpr. p.176, 1-4:
Studium sapientiae, quod philosophiam vocamus, plerisque videtur tres species seu partes habere: naturalem, moralem et de qua nunc dicere proposui rationalem, qua continetur ars disserendi.
13 • lxsw cod.: corr. Sylburg I • aö (~ci auvtxov~a) Mayor dubit. I ,,. ~iva IJ8v - ~~ va at Mayor: xal n vci IJ8v ( ~v llv~cov ltUQtxo~a ftvco11tva, nvci 31;) GUVTji'IJ8va, ~tvci Pohlenz (Stählin). - Ad ftvco1J8va/ GUV111'1'EVa ( = auvam:oiJ8va)/31s~suyiJ8va ( = Sismibm) cf. infra n. 854 I • tv at Reinkens: lv ~E cod. 14 1 quod GC et al.: quam SL et al.
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Aetius, Placita I Prooem. 2 = [Piutarchus], De plac. philos. 874E:
Ot J.LEV o'Öv :I"troLxot ~cpaoav "tftV J.LEV oocpi:av e!vm i}e(rov "tE xat avi}Q(I):rtLV(I)V ~:rtLO"ttlJ.LTJV, "tftV ÖE cpLAOOOcpLaV 60XTJOLV ~:rtL"tTJÖELOU "tEXVTJ\;, ~:rtL "ttlÖELOV Ö' elvaL j.LLQV xat UV(I)"tcl"t(l) ,;ftv ciQE"tt1v, ciQE"ta\; öe "ta\; yevLxro,;a"ta\; "tQEL\;, cpuOLxT)v 'l'!i}LXftV A.oyLxt1v ·ÖL' i\v at"ti:av xat "tQLJ.LEQtl\; ~O"tLV ft cpLA.ooo- 5 cpi:a, ~\; "tO j.LEV cpuOLXOV "tO Ö' -fJi}LXOV "tO Öe A.oyLx6v. xat
12
Fragment
13-15
[Klemens spricht über den Gnostiker:] Denn die feste Kenntnis und Erkenntnis
der intelligiblen Gegenstände muß angemessenerweise als Wissen bezeichnet werden; dessen eine, das Göttliche betreffende Aufgabe besteht darin zu untersuchen, was die erste Ursache ist und was das ist, "wodurch alles geworden und ohne das nichts geworden ist" (Joh 1,3), ferner was das ist, was einesteils gleichsam durchdringend und anderenteils gleichsam umfassend ist, weiterhin was einerseits implikativ verbunden ist und was andererseits Disjunktionen bildet, und endlich, welche Stellung ein jedes davon hat, welche Funktion und welchen Dienst ein jedes einbringt. (17,3) Im Bereich der menschlichen Angelegenheiten besteht die Aufgabe darin zu untersuchen, was der Mensch ist und was für ihn naturgemäß oder wider seine Natur ist.
Das Studium der Weisheit, welches wir ,Philosophie' nennen, hat nach Auffassung der meisten Leute drei Arten oder Teile: den·naturphilosophischen Teil, den ethischen Teil und den, über den ich nun zu reden gedenke, die Vernunftlehre, worin die Dialektik enthalten ist. (Fortsetzung unten Nr. 81)
Die Stoiker sagten, die Weisheit sei das Wissen um Göttliches und Menschliches und die Philosophie sei die Ausübung der dazu geeigneten Kunst (Wissenschaft); geeignet aber sei als einziges und zuhöchst die Tugend, und die obersten Gattungen der Tugend seien diese drei: die natürliche, die sittliche und die denkerische Tugend. Aus diesem Grund ist auch die Philosophie dreiteilig; einer ihrer Teile ist der physikalische, ein zweiter der ethische, der dritte der logische Teil. Der physikalische Teil ist der, wo wir 13
§ 1.1.2
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Philo, Legum allegoriae I§ 57, Vol. 1 p. 75C-W:
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16
Fragment
20
Nachdem er die zweite Gruppe mit ihren heterogenen Auffassungen vorgestellt hat, fährt er fort:
Außerdem scheinen sich diese Leute unvollständig umgetan zu haben. Im Vergleich zu ihnen wurde die Frage befriedigender offenbar von denen erörtert, welche sagen, die Philosophie bestehe aus der Physik, aus der Ethik und aus der Logik. Möglicherweise ist Platon der Wegbereiter dieser Auffassung, da er viele Probleme der Physik, viele Fragen der Ethik und nicht wenige der Logik erörtert hat. Ganz ausdrücklich hingegen findet sich diese Einteilung der Philosophie im Kreise des Xenokrates, bei den Peripatetikern und schließlich bei den Stoikern. (17) Daher vergleichen sie die Philosophie recht einleuchtend mit einem vielfältig fruchtbaren Garten, so daß die Physik dem stattlichen Wuchs der Pflanzen entspricht, die Ethik der Genießbarkeit der Früchte und die Logik der Festigkeit der Mauern. (18) Andere sagen, die Philosophie sei einem Ei ähnlich; und zwar gleiche die Ethik dem Dotter, den manche mit dem Küken identifizieren, die Physik dem Eiweiß, welches für den Dotter Nahrung ist, und die Logik der äußeren Schale. (19) Weil aber die Teile der Philosophie nicht voneinander getrennt werden können, während die Pflanzen als etwas durchaus anderes als die Früchte betrachtet werden und die Mauern von den Pflanzen getrennt sind, verglich PoseidoDios die Philosophie lieber mit einem Lebewesen, und zwar die Physik mit dessen Blut und Fleisch, die Logik mit den Knochen und Nerven und die Ethik mit der Seele. (20) Nachdem die Philosophie also dreiteilig ist, setzen die einen als den ersten Teil die Physik an.... (21) Andere begannen mit der Ethik.... (22) Die Epikureer hingegen starten mit der Logik .... Die Stoiker aber erklären auch selbst ausdrücklich, daß die J.,ogik am Anfang zu stehen habe, die Ethik an zweiter Stelle stehe und die Physik den letzten Platz einnehme. (23) Denn zunächst müsse der Geist zugerüstet werden, um standhaft bewachen zu können, was ihm anvertraut ist; und die Dialektik sei das, was den Verstand festigen könne. An zweiter Stelle habe man die ethische Theorie zur Besserung der Sitten folgen zu lassen; sie könne nämlich ohne Gefahr rezipiert werden, wenn sie auf der zuvor sichergestellten logischen Basis errichtet werde. Als letztes habe man die Naturtheorie anzuschließen; denn sie ist in verstärktem Maße ein göttliches Thema und erfordert gründlichere Aufmerksamkeit. 17
§ 1.1.2
21
Origenes, Comm. in Matth. 21,33-43, Tom. XVII 7, p. 603 Klostermann:
Kai. Öga Et öuvaJ.LEß-a 'tTJV J.LEV xa'tel 'tT)v ß-Ei:av ygaVO~ XaQ:rtOV, 'tOV ÖE Ä.oyLxov 't6:rtov xai. :rtäv 'tO YQclJ.LJ.La 'tij~ ygava xai. 'tOV ev xgu:rt'tcp J.LclÄ.Lo'ta xag:rtov a'Ö'to'Ü.
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Philo, De mutatione nominum § 74sq., Vol. 3 p.170 C-W:
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Fragment
26-27
schreibungen davon, indem etwa dargelegt wird, warum dies ein Beweis ist, was überhaupt ein Beweis ist, was eine Folgebeziehung und was eine Unverträglichkeit ist, was etwas Wahres und was etwas Falsches ist. Demnach ist das dritte Gebiet notwendig wegen des zweiten und das zweite wegen des ersten. Am notwendigsten ist aber das erste Gebiet, und es ist dasjenige, zu dem man hingelangen und wo man zur Ruhe kommen muß. Wir jedoch machen es umgekehrt. Wir verweilen nämlich in dem dritten Gebiet und verwenden darauf unseren ganzen Eifer; um das erste Gebiet hingegen sorgen wir uns überhaupt nicht. Somit lügen wir; und wie bewiesen wird, daß man nicht lügen darf, das ist uns geläufig.
seines Denkens, Beideiberg 1966, p. 53). Andererseits fällt auf, daß die hier referierten Argumentationen der Stoiker einen Logikbegriff zugrunde legen, der höchstens die Dialektik umfaßt und deutlich enger ist als der Logik.begriff, der im vorigen Paragraphen bei der Einteilung der Philosophie anklang. So ergab sich erstens von beiden Parteien her eine etwas verzerrte Diskussionssituation. Und zweitens wäre es interessant zu wissen, wann der Streit angefangen hat und welche Stoiker damit begonnen haben, den Peripatetikern Argumente entgegenzusetzen. Mit Blick auf die Datierungsfragen sei auf Diogenes Laerüus V 28 hingewiesen; die dortige Darstellung der aristotelischen Philosophie legt nämlich noch keinen Wert darauf, der Logik den Teil-Charakter abzustreiten.
Die Abhandlung zur Logik und Syllogistik, welche uns hier vorliegt, ... ist ein Werk der Philosophie, wird aber auch von manchen anderen Wissenschaften und Künsten benutzt, die sie jedoch von der Philosophie übernehmen; diese nämlich spürt das Thema auf, stellt den Traktat zusammen und macht davon denjenigen Gebrauch, der die vornehmsten Gegenstände betrifft. Weil es sich also um ein Werk der Philosophie handelt, scheint sie den einen auch ein Teil der Philosophie zu sein, während die anderen sagen, daß sie kein Teil, sondern ein Instrument ( organon) der Philosophie sei. Die sie als einen Teil bezeichnen, kamen zu dieser Ansicht deshalb, weil es bei diesem Gebiet genauso ist wie bei den anderen Gebieten, die nach allseits übereinstimmender Auffassung Teile der Philosophie sind, mit denen sich die Philosophie nämlich befaßt, indem sie sie aufspürt, ordnet und zusammenstellt und darin zu ihrem Werk macht. Und wenn die Logik 23
§ 1.1.3
'ti'JV, o{c; 'tE ÖLa~ €'tEQa~ 'tE:XVTJ~ fJ ~3tL<J'tllJ.I.TJ~ J.I.EQO~ fJ J.I.ÖQLÖV ~<J'tL. 'tfj~ i.a'tQLXfj~ Ö:Qa 'tE:XVTJ~ 'tO ÖLaL'tTJ'tLXOV J.I.EQO~ ~<J'tL, xal. aÜ'tTJ J.I.ÖVTJ XEXQTJ'taL a'Ö'tcp. (15,1) Ei. 'tOLV\JV xal. iJ cptA.ooocpi:a XEXQTJ'taL 'tfi A.oytxfi, hega öe 'tEXVTJ i\ ~m<J'tllJ.I.TJ 'tau'tn o'Ö 15 XEXQTJ'taL, 'tfj~ ä:ga cptA.ooocpi:a~ J.&EQO~ i\ J.I.ÖQLOV iJ A.oytx"ll. aAAcl J.I.T)V o'Ö J.I.OQLOV.J.I.EQO~ ä.ga. :X:aAÖ>~ ÖE 3tQÖ<JXEL'taL 'tCfl A6y
LAO<JOq>La~. n:äv. 'tO n:goßaAA.ÖJ.I.EVOV 'Ön:6 'tLvo~ J.I.EQO~ ~o'tl. 'tofl n:goßaA.A.ov'tO~· iJ A.oytxi) äga eh~ n:goßA.TJßEi:oa 'Ön:o 'tfj~ q>LAO<JOq>La~ J.I.EQO~ a'Ö'tfj~ ~<J'tL. 'ljJEtJÖT)~ ÖE 30 xal. o'Ü'to~ 6 A.oyo~ xaßEO'tTJXEV · ...
30 • voi'L1;6Vtmv Busse: vol'i~oVtE~ cod. I "''" (ij I'EQO~ - IIEX1!11!'8"'1~)
15,19 add.
cx
In den nicht zitierten Einwänden gegen die stoische Argumentation stützt sich Olympiodor lediglich auf die Argumente, die schon von Ammonios erwähnt wurden; siehe oben Nr. 28.
Busse I " ltQÖI!El'ta\ cod.: corr. Busse I " ~ Busse coll. supra I. 8: ta•lv cod. p.
32
Fragment
30
Unsere Frage ist, ob die Logik ein Teil oder ein Instrument ( organon) der Philosophie ist. Man muß wissen, daß hierüber unterschiedliche Ansichten aufgekommen sind: die Stoiker glauben, die Logik sei ein Teil der Philosophie; die Peripatetiker halten sie für ein Organon; und der göttliche Platon betrachtet sie zugleich als Teil und als Instrument .... (28) Die Stoiker wollten ihre eigene Auffassung durch zwei Argumente glaubhaft machen. Davon läuft das erste folgendermaßen: All das, dessen sich eine Kunst oder Wissenschaft bedient, ist ein Teil oder ein Teilstück eben dieser Disziplin, die sich seiner bedient, sofern es nicht ein Teil oder ein Teilstück einer anderen Kunst oder Wissenschaft ist. Das ersieht man aus Beispielen: Die Lehre von der Diät ist ein Teil der medizinischen Kunst und keineswegs ein Teil oder Teilstück einer anderen Kunst oder Wissenschaft; also ist die Lehre von der Diät ein Teil der medizinischen Kunst, und allein diese bedient sich ihrer. (15,1) Wenn nun auch die Philosophie sich der Logik bedient und wenn keine andere Kunst oder Wissenschaft diese Disziplin gebraucht, dann ist die Logik ein Teil oder ein Teilstück der Philosophie. Nun ist sie aber kein Teilstück, also ein Teil der Philosophie. Die Klausel ,sofern es nicht zu einer anderen Kunst oder Wissenschaft gehört' ist dem Argument richtigerweise wegen der Astronomie beigefügt. Denn da die Steuermannskunst sich ihrer bedient, wie Aratos klarmacht, wenn er über den Großen Wagen sagt: "mittels seiner fahren auch die Sidonier auf See bestens geradeaus" (Phaen. 44), drohte es der Astronomie, ein Teil der Steuermannskunst zu sein, wenn sie nicht schon vorher als Teil der Philosophie existieren würde; sie wird nämlich dem theoretischen Lehrgebiet eingeordnet und das theoretische Lehrgebiet dem mathematischen. Auf diese Weise geht die Entwicklung des Arguments vor sich. Man kann es jedoch schnell und leicht widerlegen ... (23) Das zweite Argument geht folgendermaßen: Die Logik wird von der Philosophie vorgelegt; alles, was von etwas vorgelegt wird, ist Teil dessen, von dem es vorgelegt wird; also ist die Logik, insofern sie von der Philosophie vorgelegt wird, deren Teil. Auch dieses Argument stellt sich als falsch heraus ....
33
§ 1.1.3
31
Anonymus, D~ arte logica disputatio; ap. Olympiodorum, Proleg. et In Categ., Suppl. praefat. p. Xsq.:
'Enei. ÖE f..oyLXTJ!; XQaytJ.a'tELa!; «iQXTJ 'tO XQOXELJ.LEVOV ßtßi..LOV ..• «ivayxai:ov tm~T]'tTJOaL n6'tEQOV J.LEQO!; 1\ ÖQyavov ofJ l..oytxi] 'tTJS XEXQTJ'taL 'tO XQWJ.LEVOV J.LTJ'tE J.LEQOS to'ti.v ID.I..ou nvos J.LTJ'tE J.LOQLOV, t!; «ivayxTJs a'Ö'toü 'toü XQO>tJ.Evou 1\ J.LEQOS to'ti.v 1\ J.LOQLOV • wonEQ xai. ofJ ta'tQLXTJ XQTJ~aL 't(j> ÖLat'tTJ'tLX(j>, ÖXEQ tXELÖTJ älf..ou Oll'tE J.LEQO!; t<J'tLV Oll'tE J.LOQLOV, ÖLU 'tO'Ü'tO J.LEQO!; 1\ J.LOQLOV t<J'tL 't'ij!; ta'tQLX'ij!;, «ii..l..a J.LEQO!; J.LEV 'tO'Ü ß-EQaXEU'tLXO'Ü, J.LOQLOV ÖE 'tO'Ü XQaX'tLXO'Ü. XQOOXEL'taL ÖE 't(j> f..6yq> 'tO "tav txEi:vo J.LTJ'tE J.LEQO!; J.LTJ'tE J.LOQLOV .äi..A.ou to'tf." ÖLa 'tTJV «io'tQOVOJ.Lf.av· XEXQTJ'taL yaQ a'Ö'tfl ofJ xußEQVTJ'tLXTJ, xai. tnELÖTJ fJ.LEV ÖE xai. 'taU'tT]V 'tTJV tmXELQT]OLV ••. In den nicht zitierten Einwänden gegen die stoische Argumentation stützt sich der anonyme Autor wiederum nur auf die Argu3! " aßt'l cod. Laurent. 72,!, ed. Aldina: 1«1i aßt'l cod. Laurent. 7!,3 1 28 dvatQEilmi'EV Busse: dvatQEilOI'EV codd., ed. Aldina
32
Scholia in Arist. Anal. pr. p. 140a45-b22 Brandis:
'EaOL 't'ijc; q>V..oooq>i:ac;o oxo:n~oroJ.LEV ÖE xai. 'tel a'Ö'tci>v €:rtL)(ELQ~J.La'tao ot J.LEV o'Öv l:'troLXOL J.LEQOS a'Ö'tTJV 't'ijc; q>LAOOOq>Lac; ElvaL ßo\JAOf.LEVOL XQ'tQOXE\Jcl!;O\JOLV oihroc;o q>aoi. YelQ Ö'tL Ö llAAt]c; 'tE)(VfJS o'Öu J.LEQoc; o'Öu J.LOQLOV eo'tL, 'tOÜ'to 't'ijc; XQroJ.LEVt]c; i\ J.LEQoc; i\ J.LOQLOV 'Ö:JtclQ)(EL aAAel J.LTJV 'ft AOYLXTJ J.LOQLOV O'ÖX ~O'tLV ( O'Ö'tE YelQ 'Ö:rto 'tO frEroQt]'tLXOV avciyE'tQL O'Ö'tE U:JtO _'tO :ngax'tLx6v)" J.LEQoc; llga ü:nag;ELo A.aJ.LßcivoV'taL ot IIEQL:rta'tfJ'tLxoi. 'tÖ>V l:'troLXÖ>V AEYOV'tEc; Ö'tL xai. a'tEAc; xai. 'ljJE\JÖci>c; :ltQOtjyciynE 'tOV A.Oyov, a'tEAc; J.LEv Ö'tL ~ÖEL EL:ItELV 'ÖJ.Lcic; oihroc; Ö llA.A.t]c; 'tE)(Vt]c; o'Ö'tE J.LEQOS O'Ö'tE J.LOQLOV o'Ö'tE ögyav6v eo'tL, 'tOÜ'to 't'ijc; XQroJ.LEVt]c; i\ J.LEQoc; i\ J.LOQLOV i\ Ögyav6v €O'tLVo aAAel xai. '\jJEUÖc;o Ö'tL J.LEV YelQ J.LOQLOV O'ÖX ~O'tLV 'ÖJ.LELS €ÖEL;a'tE, ÖLO'tL O'Ö'tE 'Ö:rto 'tO frEroQt]'tLXOV O'Ö'tE 'Ö:rto 'tO :ltQQX'tLXOV avciyE'taL aA.A.' o'ÖÖE J.LEQOS €o'tLV, o'Ü'tE YelQ frEroQt]'tLxov o'Ö'tE :ngax'tLx6v eo'tLo AEL:rtE'taL o'Öv ~ug6v 'tL a'Ö'tTJV Elvmo Et o'Öv J.L~'tE J.LEQoc; J.L~'tE J.LOQLOV eo'tLV, ögyavov llga €O'tLVo O'Ö'troc; J.LEV o'Öv OL IIEQL:JtQ'tt]'tLXOL UVQ'tQE:ItO\JOLV 'tO €:JtL)(ELQt]J.La 'tÖ>V l:'troLXÖ>Vo O'ÖX aVE)(OV'tQL ÖE ot l:'troLXOL aAAel ÖELXVUO\JOLV Ö'tL O'ÖÖE ÖQyav6v €O'tLo q>aoi. YelQ Ö'tL O'ÖÖEJ.LLa 'tE)(Vt] 'tO otxEi:ov Ögyavov :rtOLEL :nc; o'Öv AEYE'tE ögyavov ElvaL 't'ijc; q>LA.oooq>i:ac; 'tTJV A.oyLx~v; 'ljJE\JÖEc; YelQ 'tOÜ'tO :rtci>c; YelQ 'tO otXELOV Ögyavov :JtOL~OEL; A.Eyo\JOL ÖE ol IIEQL:Jta'tt]'tLXOi. Ö'tL 'ljJE\lÖTJS 6 A.Oyoc;, :noA.A.ai. YelQ 'tE)(VaL 'tel otxEta ögyava :JtOLOÜOLVO töou YelQ ft )(QAXE\J'tLXTJ 'tO otXELOV ÖQyavov :JtOLEL 'tOV llXJ.LOVao 0
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32 A
Boethius, In Porph. Isagog. ed. sec. I 3, p. 140,13-141,19:
Et quoniam qui sit ortus logicae disciplinae praediximus, reliquum videtur adiungere, an omnino pars quaedam sit philosophiae an ut quibusdam placet, supellex atque instrumentum, per quod philosophia cognitionem rerum naturamque de-
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32-32A
( organon) ist. Die Stoiker argumentieren nämlich für die These, daß sie ein Teil ist, während die Peripatetiker behaupten, sie sei ein Organon, und die Akademiker einen Mittelweg beschreiten, indem sie sagen, daß die Logik sowohl ein Teil als auch ein Instrument der Philosophie ist. Doch wollen wir auch ihre Argumente betrachten. Die Stoiker wollen also, daß die Logik ein Teil der Philosophie ist, und begründen dies folgendermaßen. Sie sagen nämlich, daß das, was weder ein Teil noch ein Teilstück einer anderen Wissenschaft ist, ein Teil oder ein Teilstück der es gebrauchenden Wissenschaft ist; nun ist die Logik aber kein Teilstück (denn sie wird weder unter den theoretischen noch unter den praktischen Teil der Philosophie subsumiert); also muß sie ein Teil sein. Die Peripatetiker greifen die Stoiker an, indem sie sagen: "Ihr habt euer Argument unvollkommen und falsch entwickelt, und zwar unvollkommen deshalb, weil ihr folgendermaßen hättet formulieren müssen: ,Was weder ein Teil noch ein Teilstück noch ein Instrument einer anderen Wissenschaft ist, das ist ein Teil oder ein Teilstück oder ein Instrument der es gebrauchenden Wissenschaft',- und auch falsch deshalb, weil ihr nämlich zwar bewiesen habt, daß die Logik kein Teilstück ist, da sie weder unter die theoretische noch unter die praktische Philosophie subsumiert wird; doch ist sie auch kein Teil, da sie weder der theoretische noch der praktische Teil ist. Es bleibt also nur übrig, daß sie etwas anderes ist. Wenn sie mithin weder ein Teil noch ein Teilstück ist, dann ist sie also ein Instrument." So also kritisieren die Peripatetiker das Argument der Stoiker. Die Stoiker halten sich jedoch nicht zurück, sondern zeigen, daß die Logik auch kein Instrument ist. Sie sagen nämlich: "Keine Wissenschaft schafft ihr eigenes Instrument. Wieso behauptet ihr also, die Logik sei ein Instrument der Philosophie? Das ist nämlich falsch. Denn wie könnte die Philosophie ihr eigenes Instrument schaffen?" Darauf antworten die Peripatetiker: "Das Argument ist falsch. Denn viele Wissenschaften (Künste) schaffen ihre eigenen Instrumente. Beispielsweise schafft nämlich die Schmiedekunst ihr eigenes Instrument, den Amboß."
Da wir nun im vorangehenden dargestellt haben, welches der Ursprung der Logik ist, bleibt offenbar noch übrig hinzuzufügen, ob die Logik überhaupt ein Teil der Philosophie ist oder ob sie, wie das bestimmte Leute meinen, ein Werkzeug und ein Instrument ist, mittels dessen die Philosophie die Erkenntnis der Dinge und ihre Natur festhält. In dieser Sache gibt es 37
§ 1.1.3
prehendat. cuius quidem rei has e contrariovideo esse sententias. hi enim qui partem philosophiae putant logicam considerationem, his fere argumentis utuntur, dicentes philosophiam indubitanter habere partes speculativam atque activam. de hac tertia rationali quaeritur an sit in parte ponenda, sed eam quoque partem esse philosophiae non potest dubitari. nam sicut de naturalibus ceterisque sub speculativa positis solius philosophiae vestigatio est itemque de moralibus ac reliquis quae sub activam partem cadunt, sola philosophia perpendit, ita quoque de hac parte tractatus, id est de his quae logicae . subiecta sunt, sola philosopbia iudicat. quodsi speculativa atque activa idcirco pbilosopbiae partes sunt, quia de bis pbilosopbia sola pertractat, propter eandem causam erit logica pbilosophiae pars, quoniam pbilosophiae soli haec disputandi materia subiecta est. iam vero inquiunt: cum in bis tribus pbilosopbia versetur cumque activam et speculativam considerationem subiecta discernant, quod illa de rerum naturis, haec de moribus quaerit, non dubium est quin logica disciplina a naturali atque morali suae materiae proprietate distincta sit. est enim logicae tractatus de propositionibus atque syllogismis et ceteris huiusmodi, quod neque ea quae non de oratione, sed de rebus speculatur neque activa pars, quae de moribus invigilat, aeque praestare potest. quodsi in bis tribus, id est speculativa, activa atque rationali, philosophia consistit, quae proprio triplicique a se fine disiuncta sunt, cum speculativa et activa pbilosophia partes esse dicuntur, non dubium est quin rationalis quoque pbilosophia parsesse convincatur.
Anschließend entwickelt Boethius das Argument der Gegenseite, wonach das Ziel der Logik auf die Ziele der Ethik und Physik bezogen ist und daher nicht denselben Rang wie diese einnimmt. Nach einem weiteren Hinweis, daß die beiden Parteien noch mel:lr Argumente ausgetauscht haben, ,schlichtet' Boethius den Streit im Sinne der akademischen Tradition: die Logik sei in einer Hinsicht Teil und in anderer Hinsicht Instrument der Philosophie.
32A • rationali CNP, H et S post corr. : rationali vel orationali FEGR, H et S ante corr.: rationali id est logica L, edd. anteriores I 14 traclalus]lraclal FR, E post ras., manus sec. in GLP
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nämlich, wie ich sehe, eben diese einander entgegengesetzten Auffassungen. Denn diejenigen, die die Logik als einen Teil der Philosophie ansehen, bedienen sich etwa der folgenden Argumente, wobei sie erklären, daß die Philosophie zweifellos einen theoretischen und einen praktischen Teil habe. Bezüglich dieses dritten Gebiets, der Logik, ist die Frage, ob sie in den Rang eines Teils zu setzen ist; doch daß auch sie ein Teil der Philosophie ist, kann nicht bezweifelt werden. Denn wie es allein Sache der Philosophie ist, die Dinge der Natur und alles andere zu erforschen, was zum Gebiet der theoretischen [Philosophie] gehört, und wie ebenso allein die Philosophie die ethischen Dinge und alles übrige genau untersucht, was unter die praktische [Philosophie] fällt, so beurteilt auch allein die Philosophie die Untersuchungen in diesem Teil, d.h. [die Untersuchungen] zu den Themen, die zur Logik gehören. Wenn also der theoretische und der praktische [Zweig der Philosophie] deshalb Teile der Philosophie sind, weil allein die Philosophie sie eingehend studiert, dann wird aus demselben Grund die Logik ein Teil der Philosophie sein, da dieser Diskussionsstoff einzig zur Philosophie gehört. Außerdem sagen sie: Da die Philosophie sich in diesen drei Gebieten umtut und da es die Gegenstände sind, die die praktische und die theoretische Betrachtung unterscheiden - denn letztere fragt nach der Natur der Dinge und erstere nach ethischen Angelegenheiten-, steht außer Zweifel, daß die Logik von der Naturphilosophie und der Ethik durch die Eigenart ihres Stoffes unterschieden ist. Denn die Untersuchung der Logik gilt den Propositionen und den Syllogismen sowie den übrigen Gegenständen dieser Art, wofUr weder der Teil angemessen einstehen kann, der nicht über die Rede, sondern über die Dinge in der Realität nachdenkt, noch der praktische Teil, der auf die Sitten bedacht ist. Wenn die Philosophie also in diesen drei Gebieten, d.h. in der theoretischen, praktischen und logischen Philosophie, besteht, die voneinander durch ein eigentümliches dreifaches Ziel geschieden sind, da man von der theoretischen und der praktischen Philosophie ja sagt, sie seien Teile, dann steht außer Zweifel, daß auch die logische Philosophie erwiesenermaßen ein Teil ist. -Im Unterschied zu den im vorangehenden zitierten Autoren sagt Boethius nicht, welche Philosophen die eine oder die andere Position vertreten haben; und er referiert etwas andere Gründe. Daß er trotzdem aus derselben Tradition schöpft wie Ammonios und seine Nachfolger, hat S. BllANDT in den Prolegomena seiner Boethius-Ausgabe genügend deutlich gemacht (p. XII, XXII-XXVI, . LXXVIII-LXXIX).
39
§ 1.2-1.2.0
1.2 Ausgrenzung und nähere Bestimmung der Dialektik Soweit es im folgenden um die Einteilung der Logik geht, sei angemerkt, daß kein Text die Einteilung aus einer vorgängigen Definition der Logik entwickelt. Eine solche Definition hat man offenbar nicht gekannt. Auch Senecas Versuch (unten Nr. 34) schließt diese Lücke nicht, da er die erkenntnistheoretischen Themen außer acht läßt (vgl. auch Nr. 36, 37). -Was dann die Einteilung der Dialektik angeht, werden in der Regel nur zwei Teile genannt. Darüber hinausgehende Hinweise gibt indes Dia-
1.2.0
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33 10' 11 fortasse ij bis ante 7tEQi inserendum esse
consid. v. Amim 1 10 ön6>V ÖLaq>OQUV ev ÖLE!;6öcp A.6yrov xat "tTJV ÖLaAEX"tLXTJV "tOÜ ögßci>c; ÖLaA.eyeoßat JtEQL "tÖ>V ev egro"tTJOEL XUL clJtOXQLOEL A.6yrov. ößev XaL oihroc; a"Ö"tTJV ÖQLl;ov"taL, eJtLO"tTJIJ.TJV clAT]ßci>v xat 'li'E"UÖÖ>V xat o"ÖÖE"tEQroV. Kat "tTJV IJ.EV QTJ"tOQLXTJV a"Ö"tTJV elvm A.eyo"UoL "tQLIJ.EQTJ · "to tJ.EV yug a"Ö"tf)V OTJIJ.ULVOIJ.EV(J)V ELV "tOJtOV
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genes Laertius (unten Nr. 33), und einzig Diokles bemerkt ausdrücklich, daß den beiden sonst bekannten Teilen noch die Erkenntnistheorie vorausging. Diese Bemerkung des Diokles ist hier in den Text von Nr. 33 mit aufgenommen. Seine Dreiteilung gilt nämlich - wie schon bei H. VON AllNIM, Stoicorum veterum fragmenta - als die maßgebliche Einteilung der stoischen Dialektik; und auch die Kapiteleinteilung der vorliegenden Fragmentsammlung ist von ihr bestimmt.
(Anschluß oben Nr. 1)
Das Gebiet der Logik gliedert sich, wie einige erklären, in zwei Wissenschaften, in Rhetorik und in Dialektik; nach manchen außerdem in die Definitionslehre sowie in die Lehre von den Regeln und Kriterien. Noch andere streichen die Definitionslehre ganz heraus. (42) Die Lehre von den Regeln und Kriterien übernehmen sie im Hinblick auf die Wahrheitsfindung; in ihr entwickeln sie nämlich die Regeln zur Unterscheidung unserer Vorstellungen. Ähnlich dient auch die Definitionslehre zur Erkenntnis der Wahrheit; durch die Begriffe werden nämlich die Sachen erfaßt. Von der Rhetorik erklären sie, sie sei die Wissenschaft vom guten Reden bei zusammenhängenden Ausführungen, und von der Dialektik, sie sei die Wissenschaft vom richtigen Diskutieren bei Argumentationen in Form von (Ja/Nein-) Frage und Antwort. Daher definieren sie die Dialektik auch so: sie sei die Wissenschaft von dem, was wahr, von dem, was falsch, und von dem, was keins von beiden ist. Die Rhetorik selbst ist, wie sie sagen, dreiteilig; sie befasse sich nämlich einesteils mit Beratung, anderenteils mit Rechtsprechung und drittens mit Lobpreisung. (43) Ihre Einteilung erfolgt nach den Gesichtspunkten der Findung (von Argumenten), des Ausdrucks, der Anordnung und der lebendigen Präsentation. Der rhetorische Vortrag gliedert sich in Einleitung, Darstellung, Entgegnungen auf die Opponenten und Schlußwort. Die Dialektik gliedert sich nach ihnen in das Gebiet ,Über das Bezeichnete (die Bedeutungen)' und in das ,Über die Stimme (den Laut, das sprachliche Zeichen)'. Das Thema der Bedeutungen wiederum gliedert sich einerseits 41
§ 1.2.0
XQL 'tÖ>V ex 'tOU't(J)V 'ÖqJLOi:Qj'EV(J)V Ä.EX'tÖ>V a;Lrof.tcl't(J)V xal. 25 a'Ö'tO'tt:Ä.Ö>V XQL XQ'tT]')'OQTJfA.cl'troV xal. 'tÖ>V Öj'OL(J)V ÖQi}Ö>v xal. 'Ön'ti:rov xal. yevrov xal. etörov, Öf.to(ro~ öt xal. i..6yrov xal. 'tQ6nrov xal. oui..A.oyLOfA.Ö>V xal. 'tÖ>V naQel 'tTJV cproviJv XQL 'tel 3tQcl')'j'Q'tQ OOCJlLOfA.cl't(J)V. ( 44) d)y eLVQL 'ljlt:UÖOfA.EVOU~ i..6you~ xal. cii..T]i}euov'ta~ xal. cinocpaoxov'ta~ oroQC'ta~ 'tt: 30 xal. 'tOU~ ÖfA.OLOU~ 'tOU'tOL~, eÄ.Ä.L3tEL~ xal. a3t6QOU~ xal. 3tEQQLVOV'ta~ XQL eyxexaÄ.UfA.fA.EVOU~ XEQQ'tLVQ~ 'tE xal. oihLÖa~ xal. i}eQCtov'ta~. Elvm öt 'tTJ~ ÖLaÄ.t:X'tLXTJ~ töLOv 't6nov xal. 'tOV 3tQOELQTJfA.EVOV 3tEQL a'Ö'tfJ~ 'tTJ~ cprovfj~, ev cP ÖeLXVU'taL 1) €')'')'Qclj'- 35 f.ta'to~ cproviJ xal. 'ti:va 'tel 'toii i..6you fA.EQTJ, xal. nt:Ql. OOÄ.OLXLOfA.OU XQL ßaQßaQLOfA.OU XQL 3tOLTJfA.cl't(J)V XQL UfA.CJlLßOÄ.LÖ>V XQL 3tEQL €j'j'EÄ.Oii~ cprovfJ~ XQL 3tEQL fA.OUOLXTJ~ xal. 3tt:Ql. ÖQrov xa'ta 'tLVa~ xal. ÖLaLQtoerov xal. A.t;erov.
(45) E'ÖXQTJO'tO'tcl'tTJV öt cpaoLv elvm 'tfJv 3tt:Ql. 'tÖ>V oui..A.o- 40 ')'LOfA.Ö>V i}eroQ(av· 'tO ')'elQ cinoÖt:LX'tLXOV €j'cpaLVELV, ÖJJ:EQ OUfA.ßclÄ.Ä.t:ai}QL 3tOÄ.U 3tQO~ ÖL6Qi}roOLV 'tÖ>V ÖO')'fA.cl'troV, xal. 'ta;LV xal. fA.VTJfA.TJV 'tO €3tLO'tQ'tLXOV XQ'tclÄ.TJfA.j'Q €j'q>QLVELV. Elvm ÖE 'tOV i..6yov a'Ö'tOV OUO'tT]j'Q ex Ä.TJfA.fA.cl't(J)V xal. emcpoQä~· 'tOV ÖE OUÄ.Ä.O')'LOfA.OV Ä.6')'0V OUÄ.Ä.O')'LO'tLXOV ex 45 'tOU'trov • 'tTJV ö' cin6ÖeL;LV i..6yov ÖLel 'tÖ>V fA.äÄ.Ä.ov xa'taÄ.afA.ßavoj'tvrov 'tO ~'t'tov xa'taÄ.afA.ßav6fA.t:vov 3tt:Qa(vov-,:a.
33 ., d!;,ulll'litrov ( tE) xal propos. Egli I '"127 ad xai tlbv 611otrov - EIMiv cf. supra p. LXXXV sq., item ad xal toil~ 6110iou~ upaivoVta~ (1. 31/32) I •• ailcmJIIU tx l.TJI'I'Iitrov Beier: auatTJI16:trov codd. I ., ltEQUivovta Faber: ltEI!I 111i:Vtrov codd. I,. fj del. v. Arnim
TiJv ÖE cpav'tao(av elvm 'ttJ3t(J)CJLV ev 'IJiuxfi, 'tOU öv6j'a'to~ otxt:Lro~ fA.E'tEVTJVE')'fA.EVOU Q3t0 'tÖ>V 'ttJ3t(J)V 'tÖ>V ev 'tc'j:l XTJQc'j:l 'Öno 'toii öax'tuÄ.(ou ')'LVOfA.EVrov. ( 46) 'tTJ~ öt cpav'tao(a~ 'tTJV 50 fA.EV XQ'tQÄ.T]3t'tLXTJV, 'tTJV ÖE aXQ'tclÄ.TJ3t'tOV. XQ'tQÄ.T]3t'tLXTJV fA.EV, i'Jv XQL'tTJQLOV elvm 'tÖ>V 3tQQ')'j'cl't(J)V cpao(, 'tTJV ')'LVOfA.EVTJV cino 'Ö3tclQXOV'tO~ Xa't' a'Ö'tO 'tO 'Ö3tclQXOV evaneocpQa')'LOfA.EVTJV XQL eva3tOfA.Ej'Q')'j'EVTJV. UXQ'tclÄ.TJ3t'tOV ÖE ij 'tTJV fA.TJ MO 'Ö3tclQXOV'tO~, ij cino 'Ö3tclQXOV'tO~ fA.EV, fA.TJ XQ't' 55 a'Ö'tO ÖE 'tO 'Ö3tclQXOV. 'tTJV fA.TJ 'tQavfJ fA.T]ÖE b'tU3tOV.
42
Fragment
33
in die Lehre von den Vorstellungen und andererseits in die Lehre von den auf diesen beruhenden Lekta, nämlich (in die Lehre) von den Aussagen, den [übrigen] vollständigen [Lekta] und den Prädikaten sowie den darunter befindlichen persönlich aktiven und persönlich passiven Prädikaten, den Gattungen und Arten, ferner von Argumenten, Modusformeln und Syllogismen sowie von den teils durch die Stimme (den sprachlichen Ausdruck) und teils durch die Sachen (Bedeutungen) verursachten Trugschlüssen. (44) Hierzu gehören die ,Lügner'-Argumente, die ,die Wahrheit sagenden' und die ,bestreitenden' Argumente, die Sorites-Schlüsse, und was ihnen an unvollständigen, unlösbaren und schlüssigen Argumenten ähnlich ist, schließlich der ,Verhüllte', der ,Gehörnte', der ,Niemand' und der ,Erntende'. Ein eigenes Gebiet der Dialektik bildet die bereits genannte Lehre von der Stimme (dem Laut, dem sprachlichen Zeichen) selbst. Darin wird der aufschreibbare Laut behandelt und gezeigt, welches die Redeteile sind; des weiteren erörtert man hier den Soloikishlus und den Barbarismus, dichterische Verse, Mehrdeutigkeiten, sprachlichen Wohlklang, Musik und nach einigen auch Definitionen, Einteilungen und den Stil. (45) Äußerst nützlich sei ferner, so sagen sie, die Theorie der Syllogismen. Sie weise nämlich dasjenige auf, was beweisbar ist, - und das trage vieles zur Berichtigung der Lehrmeinungen (-sätze) bei -; außerdem ließen gedankliehe Ordnung und gedächtnismäßige Einprägsamkeit die akkurate Erkenntnis offenbar werden. Das Argument selbst sei ein System aus Prämissen und Konsequenz. Der Syllogismus aber sei ein aus diesen Komponenten bestehendes syllogistisches Argument. Und der Beweis sei ein Argument, welches das weniger Erkannte korrekt aus dem besser Erkannten erschließt. Die Vorstellung ist nach ihnen ein Eindruck in der Seele; diese Bezeichnung ist eine passende Metapher, die von den Eindrücken her genommen wurde, welche der Siegelring im Wachs erzeugt. (46) Die Vorstellung tritt in zwei Arten auf: erkennend und nicht-erkennend. Die erkennende Vorstellung ist, so sagen sie, das Kriterium für die Sachen; sie bildet sich von etwas Existierendem her, hat sich in Übereinstimmung mit eben dieser Grundlage siegelartig in unserem Geist abgedrückt und ist ihm eingeprägt. Die nichterkennende Vorstellung hingegen stammt entweder von etwas Nichtexistierendem; oder sie stammt zwar von etwas Existierendem, hat sich aber nicht in Übereinstimmung mit eben dieser Grundlage gebildet; sie ist weder deutlich noch ein klarer Abdruck. ' Die Dialektik selbst ist nach ihrer Auffassung uneJ;J.tbehrlich und eine Tüch43
§ 1.2.0
Ei:öeL negtexouaav age1:ac; · ,;fJv 1:' angon,;wai:av enta'tfJIJ.TJ'V 'tO'Ü :rt6'tE ÖEL ouyxa'ta'ti:i}eoi}m xat IJ.TJ. 'tTJ'V Ö' a'VELXaL6'tTj'tQ tox.ugov 'A6yov :rtQO: eo L:
om.@
39 ' diodoto F: dioto UB 1 0G: diodoro B1 in marg. 40 ' 11TJ6t Basil., Ps.-Phocylidcs: llTJ~E g, Lucianus: 11TJ6Evi ccteri codd., Aldina
40
Plutarchus, De Stoic. repugn. 8, 1034E-F:
llQO~
'tOV Et:rt6V'ta "J.LTJÖE ÖbCTJV Öucaon~, :rtQLV Ö.J.Lq>Ol J.L'Üt}ov (Ps.-Phocyl. 87) Ö.v't~A.eyev ö Zijvrov 'tOLOU't
c; et !J.TJÖ' 5 'Ö:n:ipcouoe XAT]ß-EI.c; i\ u:n:axoiloac; hEQE'tLOEV). f)'tOL Ö' ci:n:eÖEL;ev i\ O'ÖX a:n:EÖEL;Ev. O'ÖX clXO\JO'tEOV ÜQa 'tO'Ü ÖEU'tEQOU A.eyov'toc;." 'tO'Ü'tov öe 'tov A.6yov tgo>'tijoac; a'Ö'toc; civ'teygmpe IJ.EV :n:goc; 'tTJV ITA.c; :ltEQL't'tOV xai. IJ.cl'taLov. 'tO ö' a'Ö'to xai. :n:egi. 'tÖ>V ooIJ.EVO>V oi!'te. IJ.EL~OV O'Ü't' EAa't'tOV etc; f\v eyro :ltQOTIQTJIJ.aL :n:gay!J.a'tELav, dc; ÖE Xgilot:n::n:oc; xa'taAEAOL:n:E 0\JV'ta;eLc; ÖL't'tac; emygaQLaV ex,oiJoac; clAAQ ÖLaAEX'tLXTJV, 10 d>c; LOaOLV o[ 'tac; ßiJßA.ouc; UVEYVO>XO'tEc;, ... , O'ÖÖE!J.LaV O'Ü't' ci>V avEs6Öou~ Elvat :x:al. ClJtOAL'tEU'tOU~ :x:al. 'ta ö6yJ.La'ta 'tai:~ XQELaL~ ävciQIJ.OO'ta :x:al. 'tai:~ s JtQclSE<JLV.
54 2 ÖTJ~OQ&U&\v X 3 dvz I !tOA\t&Ö&alla' Xgdvz, Aldina Basil.
Fragment
53-54
ker und setzt daher die Wissenschaft [d.h. die Rhetorik] nicht wie die Stoiker auf den Rang einer Tugend.
Chrysipp wiederum schreibt in seiner Abhandlung ,Über Rhetorik', daß der Weise so in der Öffentlichkeit reden und sich in die Politik einschalten werde, wie auch der Reichtum im Guten, im Ansehen und in der Gesundheit bestehe; dadurch gibt er zu, daß die Theorien der Stoiker nicht praktikabel und für das Staatswesen untauglich sind und daß ihre Lehren mit den Anwendungsbedingungen und der Praxis nicht zusammenpassen.
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§ 1.2.3-1.2.3.1
1.2.3 Nähere Bestimmungen der Dialektik 1.2.3.1 Die Definitionen und die Einteilung der Dialektik Neben Nr. 33, 34 vergleiche man für die Definitionen der Dialektik auch Paragraph 1.2.1 (oben Nr. 35-43) sowie unten Nr. 84-und furdie Eintei-
55
Ps.-Andronicus, De passionibus ll 3,2, p. 243 Gl.-Th.:
L ~LaAEX'tLXTJ ÖE bncnfJI.tTJ 'toii EU ÖLaA.tyEcr6-m. La' 'PTJ'tOQLXTJ ÖE enLO'tTJf.LTJ 'tOU EU AEYEL"V.
56
Augustinus, De dialectica I, p. 83 Pinborg:
Dialectica est bene disputandi scientia.
57
Alexander Aphr., In Arist. Topic. p. 1,8-14. (19sq.):
'H~.tciS ÖE XQAWS ~XEL RQOELÖEVQL Ö'tL 'tO 'tfiS ÖLaAEX'tLXfiS
ÖVOf.LU o'Öx eni. 'tO a'Ö'tO OTJf.LULVOf.LEVOV nciV'tES o[ qnA.6ooq>OL q>EQO\JOLV, Ö.ll' o[ f.LEV Ö.no 'tfiS l:'tOciS ÖQLl;6f.LEVOL 'tTJV ÖLaAEX'tLxTJV entO'tTJf.LTJV 'tOU EU AEYEL"V, 'tO ÖE EU AEYELV ev 'ttp 'tQ ö.A.TJßfi xal. 'ta RQOOTJXOV'ta A.tyELV elvm 'tLßEf.LEVOL, 'tOii'to 5 ÖE tÖLOV t')yo\Jf.LEVOL 'tOU q>LA006q>OU XQ'tQ 'tfiS 'tEAELO'tcl'tTJS q>LAOOOq>LUS q>EQO\JOL"V a'Ö't6. xal. ÖLa 'tOU'tO f.LOVOS 6 OOq>OS xa't' a'Ö'tous ÖLaA.EX'tLx6s. ITA.ci'trov ÖE ..• ( 19) 'AQLO'tO'tEATJs ÖE xal. ot ö.n' a'Ö'toii ...
58
Alexander Aphr., In Arist. Topic. p. 3,8sq.; 5,7-10:
Et yaQ t') öLaA.Ex'tLXTJ ö.no 'toii öLaA.EyEot}m, 'to öt ÖLaA.tyEoßaL ev eQW'tt'JOEL 'tE XQL Ö.ROXQLOEL, ••• ~LQq>EQO\JOL ÖE ö.lliJA.rov 'ttp 'tTJV f.LEV ÖLaAEX'tLXTJV REQL ncioav i'JATJV 'tfl öuvcif.LEL XQfJot}aL xal. f.LTJ ÖLEsoöLxous ROLELOßaL 'tOUS A.6yous Ö.AA' ev eQW'tTJOEL 'tE XQL Ö.ROXQLOEL 5 ( ö.no yaQ 'tO\J'tou xal. öA.ov 'tO övof.La a'Ö'tfl) xat xaßoA.LXW'tEQUS XQL XOLVO'tE.QUS 'tCtS Ö.ROq>clVOELS ROLEi:OßaL, 'tTJV ÖE {1TJ'tOQLXTJV ••.
(5,7)
57
7
58
aa.po~ ABd: cp•Ä6·
ap 'd Yolo f) ABd: f) 'Yolo
aa.po~
ap
66
Fragment
55-58
Jung auch unten Nr. 583 und Nr. 639 sowie die obige Vorbemerkung zu Abschnitt 1.2.
10. Die Dialektik ist die Wissenschaft vom guten Sich-unterreden. 11. Die Rhetorik ist die Wissenschaft vom guten Reden.
Die Dialektik ist die Wissenschaft vom guten Disputieren.
Es trifft sich gut, daß wir vorab wissen, daß die Philosophen mit dem Termi:nus "Dialektik" nicht alle dasselbe meinen. Vielmehr: Indem die Vertreter der Stoa die Dialektik als die Wissenschaft vom guten Reden bestimmen, dann vom guten Reden festsetzen, es bestehe darin, das Wahre und das sittlich Verpflichtende zu sagen, und indem sie dies als die spezifische Aufgabe des Philosophen betrachten, beziehen sie den Terminus auf die vollkommenste Philosophie; deshalb ist nach ihnen auch allein der Weise ein Dialektiker. Platon hingegen ... (19) Aristoteles und seine Nachfolger schließlich ...
Denn wenn die Dialektik vom Sich-unterreden her verstanden wird und wenn das Sich-unterreden in Form von (Ja{Nein-)Frage und Antwort geschieht. ... (5,7) Dialektik und Rhetorik unterscheiden sich voneinander dadurch, daß die Dialektik potentiell bei jedweder Materie zur Anwendung kommt, ihre Erörterungen nicht ausführlich gestaltet, sondern in Form von (Ja/Nein-) Frage und Antwort (von daher hat sie nämlich überhaupt ihren Namen) und ebenso sachlich allgemeinere wie allgemeiner akzeptierte Behauptungen aufstellt, während die Rhetorik ...
67
§ 1.2.3.1
59
Gellius, Noctes Atticae XVI 2,1:
Legern esse aiunt disciplinae dialecticae, si de quapiam re quaeratur disputeturque atque ibi quid rogere, ut respondeas, turn ne arnplius quid dicas, quarn id solurn, quod es rogatus, aut aias aut neges; earnque Iegern qui non servent et aut plus aut aliter, quarn sunt rogati respondeant, existumantur indoc- s tique esse disputandique rnorem atque rationern non tenere.
60
Cicero, Acad. pr. 28,91:
Dialecticam inventam esse dicitis veri et falsi quasi disceptatricern et iudicern.
61
Sextos Empiricus, Adv. Math. XI 187:
Kat a'Ö"tot öe "tTJV ÖLaA.ex"tLXTJV ~q>aoav ~:rtLO"tTJJ.LTJV ai..TJ-f}c'i>v u xat 'ljleuöc'i>v xat oiJ-f}negrov · o'Öxoüv :rtQO"Üq>EO"tTJXE "tTJS ÖLaA.EX"tLXTJS "tQAT)t}fj xat 'ljiEUÖi'j xat o'Öi}E"tEQa.
62
Sextos Empiricus, Pyrrh. Hypot. II 94:
Kat etye ~q>Ex"teov :rtEQL "toü Et ~O"tL "tL ciA.TJ-f}es, cix6A.out}6v ~O"tL "tOUS A.eyov"taS S ÖLaAEX"tLXTJ ~O"tLV ~3tLO"tTJJ.LTJ 'ljiEUÖÖ>V xat cii..TJ-f}c'i>v xat O'ÖÖE"tEQWV 3tQ03tE"tEUEO-f}aL.
63
Diocles, ap. Diogenem Laertium VII 62:
L\LaAEX"tLXTJ ÖE ~O"tLV, ÖlS q>TJOL ßOOELÖWVLOS, t:rtLO"t.ofJJ.LTJ cii..TJ-f}c'i>v XaL 'ljiEUÖÖ>V xat oiJ-f}E"tEQWV. "t"UY')(.clVEL Ö' aÜ"tTJ, S ö XgiJoL:rt:rt6S q>TJOL, :rtEQL OTJJ.Lai:vov'ta xat OTJJ.LaLVOJ.LEVa.
64 63
21' ~ - q>l]<Jl
om. F
Suda s.v. Dialektiki, Vol. II p. 62 Adler:
L\LaAEX"tLXTJ ~O"tLV ~3tLO"tTJJ.LTJ cii..TJ-f}c'i>v XaL 'ljiEUÖÖ>V XaL O'ÖÖE"tEQWV. 't"UY')(.clVEL Ö' a'Ö"tTJ ~t OTJJ.LaLVOV"ta xat OTJJ.LaLVO-
68
Fragment
59-64
In der Dialektik, so sagt man, gibt es folgende Vorschrift: Wenn über einen Gegenstand Untersuchungen angestellt und Diskussionen geführt werden und wenn man dabei etwas gefragt wird und eine Antwort zu geben hat, dann soll man nicht mehr sagen als bloß dies, ob man das, wonach man gefragt ist, bejaht oder aber verneint. Und diejenigen, die sich nicht an diese Vorschrift halten und entweder mehr oder anders antworten, als sie gefragt wurden, gelten als Leute, die ungebildet sind und die die Regel und den Sinn der Diskussion nicht einhalten. (Fortsetzung unten Nr. 1246)
Ihr sagt, die Dialektik sei sozusagen als Unterscheiderin und Richterin zwischen Wahrem und Falschem erfunden worden.
Auch sagten sie, die Dialektik sei die Wissenschaft vom Wahren, vom Falschen und von dem, was keins von beiden ist. Also bestanden das Wahre, das Falsche und das, was keins von beiden ist, vor der Dialektik.
Und wenn man sich darüber zurückhalten muß, ob es etwas Wahres gibt, dann ergibt sich als Konsequenz, daß diejenigen voreilig handeln, die erklären, die Dialektik sei die Wissenschaft vom Falschen, vom Wahren und von dem, was keins von beiden ist. (Der Kontext der Stelle unten Nr. 621)
Die Dialektik ist, wie Poseidonios sagt, die Wissenschaft vom Wahren, vom Falschen und von dem, was keins von beiden ist; sie betrifft, wie Chrysipp sagt, das Bezeichnende (das sprachliche Zeichen) und das Bezeichnete (die Bedeutungen). ~
Nr. 63+Nr. 58, cf Nr. 33.
Die Dialektik ist die Wissenschaft vom Wahren, vom Falschen und von dem, was keins von beiden ist. Sie befaßt sich mit dem Bezeichnenden (dem
69
§ 1.2.3.1
JLEVa.... xaAEL'taL ÖE ÖLaAEX'tLXTJ Q3t0 'tO'Ü ÖLaAEYEOß-aL. 'tO ÖE ÖLaAEyEoß-aL tv tQW'tTJOEL 'tE xat Q3tOXQLOEL. Da dieser Text in seinem ersten Teil von Nr. 63 und im zweiten Teil von Nr. 58 abhängig ist, hat er mehr überlieferungsgeschicht-
65
Sextus Empiricus, Pyrrh. Hypot. II 214:
E-öß-ew~ ovv 'tel~ t3tLo'tfJJLa~ 'trov cpuoEL cpaotv dvat, 'trov ß-eoEL öt o'ÖÖaJLro~, xat dx6'tw~. 'I') JLEV YelQ t3tLO'tTJILTJ ~e~aL6v 'tL xat ÖJLE'tWt'tW'tOV 3tQt'iyJLa dvat ß-EAEL, 'tel ÖE ß-EOEL Q~Ö(av fXEL xat E'ÖJLE'tcl3t'tW'tOV 'tTJV JLE'ta~OATJV, 'tat~ tvallayat~ 'tWV ß-EOEWV, at dOLV t..TJvE~ 'tE xat ~ciQ~aQOL, 3tQO~ 'ttP xat tcp' 'I')JLLV dvat 'tel OTJJLaLV6JLEVa ot~ civ ~O'UAO>JLEDa ÖV6JLaOLV (xat) hEQOL~ ciEt ÖTJAO'ÜV 'tE xat OTJJLaLVELv), 3tW~ äv öuva'tov ELTJ ÖLaLQE'tLXTJV ÖV6JLa'tO~ Ei~ OTJJLaLV6JLEVa t3tLO'tTJJLTJV dvat; ij 3tW~ tmO'tTJJLTJ OTJJLQLV6V'tWV 'tE xat OTJJLaLVOJLEVWV, cb~ o[ov'ta( 'tLVE~, 'I') ÖLaAEX'tLXTJ ÖUVQL't' civ 'Ö3tclQXELV;
5
10
Wie der vorangehende § 213 zeigt, argumentiert Sextus hier in der Hauptsache gegen eine eklektische Dialektikdefinition aus späterer Zeit und nur beiläufig gegen die Stoiker. Auch in seinem
66
Sextus Empiricus, Adv. Math. I 76-78:
XciQTJ~ öt .•. cpTJot yQaJLJLa'tLxT)v ~~Lv dvat Q3to 'tEXVTJ~
65 • (xai) add. T (el aemper diversis) 66 1 XllQ11~ G, corruptum pro XalQl~ (cf. schol. in Dionys. Thr. p. 118,10)
ÖLayvwo'tLXTJV 'trov 3taQ' •E>..>..TJOL AEX'tWV xat VOTJ'tWV t3tt 'to ÖXQL~Eo'ta'tov, 3tATJV 'trov 'Ö3t' (L)..)..QL~ 'tEXVaL~ ·... (77) o'ÖÖEvo~ YelQ 'trov b' a'Ö"tat~ döTJOL~ 'I') yQaJLJLa'tLXTJ, ä>..>..el JLEß-oö6~ 't(~ to'tL 'tWV 3taQel 'tau'ta~ hEQWV AEX'tWV 'tE xat VOTJ'tWV, (78) VOTJ'tWV JLEV cb~ Ö'tL 3tLO'UQE~ 'tEOOaQE~ xat ,~ijooaL' xat ,dyxEa' o[ ~ciOLJLOL 't63toL, AEX'tWV öt 'trov :rtEQt 'tel~ ÖLaMX'tO'U~, otov Ö'tL 'tO'Ü'to JLEV ELQTJ'taL .Ö.WQLXW~ 'tO'Ü'tO ö' Ato>..L-
70
5
Fragment
64-66
sprachlichen Zeichen) und mit dem Bezeichneten (den Bedeutungen).... Als ,Dialektik' wird sie vom Sich-unterreden ( dialegesthai) her bezeichnet; und das Sich-unterreden geschieht in Form von (JajNein-)Frage und Antwort. liehe Bedeutung als eigenständigen Quellenwert in bezug auf die Stoa.
Nun behaupten sie [scil. einige Dogmatiker] geradewegs, daß die Wissenschaften von den natürlichen Dingen Bestand und die von den auf Setzung beruhenden Dingen durchaus keinen Bestand haben. Das leuchtet ein. Denn die Wissenschaft beansprucht, etwas Feststehendes und Unveränderliches zu sein, während die auf Setzung beruhenden Dinge leicht und mühelos zu ändern sind, weil sie durch den Wechsel der Konventionen, die von uns abhängen, abgewandelt werden. Nun haben die Wörter ihre Bedeutung durch Setzung und nicht von Natur aus. (Denn sonst verstünden alle Menschen sämtliche Bedeutungen der sprachlichen Zeichen, die Griechen genauso wie die Barbaren; zudem steht es in unserer Macht, die Bedeutungen jederzeit mit von uns gewählten anderen Wörtern klarzumachen und zu bezeichnen.) Wie könnte unter diesen Umständen eine Wissenschaft von der Einteilung des Wortes in seine Bedeutungen Bestand haben? Oder wie könnte die Dialektik wirklich existieren, wenn sie die Wissenschaft vom Bezeichnenden (vom sprachlichen Zeichen) und vom Bezeichneten (von den Bedeutungen) ist, wie einige meinen? Argument mischt er stoisches und nicht-stoisches Gedankengut; denn man vergleiche etwa Nr. 67 und Paragraph 3.4.3 (Nr. 639fT.).
Chairis sagt ... , daß die vollkommene Grammatik die von einer Wissenschaft abgeleitete Fähigkeit ist, auf das genaueste die griechischen Ausdrücke und Gedanken zu unterscheiden, soweit diese nicht von anderen Wissenschaften behandelt werden .... (77) Die Grammatik ist nämlich nicht das Wissen von irgendeinem Gegenstand, der unter die anderen Wissenschaften fällt; vielmehr behandelt sie methodisch die Ausdrücke und ihren Sinn, worauf diese Disziplinen nicht eingehen. (78) Und zwar behandelt sie den Sinn insofern, als etwa pisyres ,vier' besagt und bessai und ankea ,zugängliche Orte' meinen; und sie behandelt die Ausdrücke, insofern sie 71
§ 1.2.3.1-1.2.3.2
Xci>S, xat O'ÖJC. yptEQ o[ ~"tCOLXOL "tO OlJI.&aLV61.&EVOV, V :rtag' tautq> q>roviJv xai. OTJJ.&aLV6!J.EVa xai. :rtQc'iyJ.&ata, Xaß-' &Jv XEitaL ta OT)J.&aLV6!J.EVa, O'Ö :rtQOOX6'\jiEL t!p tÖ>V q>roVÖ>V OOÄ.OLXLO!J.!p, e:rtav tQE'UVÖ>V E'ÖQLO"lJ ta :rtQc'iy!J.ata, xaß-' &>v xeivtm a[ q>rovat:, 'ÖyLfj.
69
Oemens Alex., Stromat. VIII 4 § 13,1, p. 87 Fr.:
OiJ !J.TtV o'ÖÖE to OT)IJ.aLV6J.&EVOV ex toii X'UOU!J.EVOV ÖV6!J.at6~ eotL tcpov, Ö.i..i..' exEtvo !J.EV Ö.Oci">J.&at6v 'tE eotL xai. Ä.EX'tOV xai. :rtQäyJ.&a xai. v6T)J.&a xai. :rtc'ivta ~J.äi..i..ov f\ tq>ov. Es ist dies die einzige Stelle, an der die Bedeutung einer Nominalphrase ausdrücklich als Lekton bezeichnet wird. Wie das systematisch zu bewerten ist, hängt von verschiedenen Gesichtspunkten ab und ist nicht ganz klar; vgl. dazu weiter unten die Vorbemer-· kung zu Paragraph 4.2.2.1. Und was den Quellenwert der Stelle
70
Oemens Alex., Stromat. Vll 11 § 61,4, p. 44 Fr.:
'H!J.Ei~ JI.EV yaQ tfj~ q>rovfj~ Ö.XOUOJI.EV xai. ta Oci">J.&a'ta ß-Ero-
QO'Ü!J.EV, 6 ß-eo~ ÖE to :rtQäy!J.a, Ö.q>' o{, q>EQE'taL to q>rovEiV xai. ßi..f:rtELV, esnc'itEL.
71
Augustinus, De dialectica V, p. 88/90 Pinborg, skizziert eine semantische Theorie mit 4 Konstituenten: verbum, dicibile, dictio, res. Dabei erinnert das dicibile deutlich an das stoische Lekton; und in den Bestimmungen der übrigen Termini klingt ebenfalls viel Stoisches an. Augustins Theorie ist also gewiß von der Auffassung der Stoiker
1.2.3.3 Die Dialektik als reine Formalwissenschaft , enthält nichts zur Topik
72 69
2 Äl!xTov Stählin: ÄllxTtov cod.
70 2 1tl!li"YJ111) ltYSilJ111 Mayor dubit. 72 'o6x dy[u)lki Sudhaus - "haud sci(ens), an mclius Gompcrz in schedula: o6 xdvSd&s"
Pbilodemus, De rbetorica I; Pap. HercuL 1427 col. VI, 7-25; Vol. I p. 10sq. Sudhaus:
WAisL6v 'tE emotfjom, I !J.'tj:rtO'tE o'Öx ö.y[a]ß-a 110 Ä.E'YlJ [t]L~· ci>o:rt[EQ t]tlv I ÖLaÄ.EX'tLXTJV t~XVTJV 'Ö:rtc'iQXELV, oü !J.it[v] I ö.:rte[g]yateoß-at: [t]L xaji}' taut'tjv, Et J.&[TJ] toi:[~] 115 t;ß-Lxoi; xai. q>[u]mxo[i:;JI auvöeß-ELTJ i..6y[~L];, ö[vJI tQ6:rtov
74
Fragment
68-72
Wer bei sich eine Unterscheidung trifft zwischen der Stimme (dem Laut, dem sprachlichen Zeichen), den Bedeutungen und den Dingen, auf die die Bedeutungen bezogen sind, der wird an der Ungrammatikalität der Laute keinen Anstoß nehmen, sobald er nachforscht und die Dinge richtig findet, auf die sich die Laute beziehen.
Die Bedeutung des Ausdrucks "Embryo" ist freilich nicht das Lebewesen; sie ist vielmehr unkörperlich, ein Lekton, eine Sache, ein Gedanke - und alles eher als ein Lebewesen. betrifft, ist zu bedenken, daß K.lemens mit seinen philosophischen Quellen zuweilen eklektisch oder synkretistisch umgeht; der zitierte Text könnte ein Beispiel für Synkretismus sein. Dagegen stellt der nächste eine bloße eklektische Verwendung der semantischen Theorie der Stoiker dar:
Wir nämlich hören zwar die Stimme (den sprachlichen Laut) und sehen die Körper; Gott aber erforscht die Sache, von der das Sprechen und das Sehen hervorgebracht werden. beeinflußt. Doch ist sie mit dieser sicherlich nicht identisch, weil sie nicht mehr den ersten Gliederungsschritt der Dialektik begründet, sondern nur noch auf unverknüpfte Wörter angewendet wird. Näheres oben in der Einleitung des Herausgebers: Seite LXXXVIII-XC.
Es ist auch gut zu wissen, daß auf keinen Fall derjenige recht haben kann, der sagt, so wie die Dialektik als Wissenschaft existiere, ohne doch von sich aus irgendetwas zustandezubringen, wenn sie nicht mit den ethischen und naturphilosophischen Argumenten verknüpft werde - auch manche
75
§ 1.2.3.3
xaL ,;ro[v] ~'troltxrov ~VLOL lhtA.aflov, I oiJ,;ro xaL ,;T)[v] QTJ'tOI 20 QLXTJV 'tEXVTJV 1-f.EV I e{vm, ögaa['t]tlQLOV I Ö' ouÖaJ.tro[~] 'tci>V ~Qiyrov, El 1-f.TJ 'tOL~ :rtOA~'tLXOL~ :ltQclYJ.taO[L)V 125 OU!-f.:rtAaXELTJ.
73
Galenus, De plac. Hippocr. et Plat. ß 3,8-10, p. 110 De Lacy:
TaiJ'tTJ~ ,;fj~ ööoiJ :rtäv ö 'tL :rtEQ liv ~~ro :rtt:Tt'tn, :rtEQL,;,;6v 't' ~a'tL xaL UAAO'tQLOv' xaL 'taiJ'tn ÖLtlVEYXEV ~:rtLO'tTJ!-f.OVLXOV a:rtoÖEL~E(O~ A.fi~-tJ.ta QTJ'tOQLXO'Ü 'tE xaL yuJ.tvaa'tLXO'Ü xaL aocpLO'tLXO'Ü, 'Ö:rtEQ V ~cpE~fj~ ci:rtav,;a 'tel Atl!-f.J.ta'ta xaL :rtOAAclXL~ f)yEL'taL 1-f.EV, d oihro~ huxe, QTJ'tOQLXOV ~:rtLXELQT)J.ta, 'tOU'tq> Ö' ~:rtE'taL yuJ.tvaa,;tx6v 'tE xaL ÖtaA.ex'tLx6v, E{i)' ~~fj~ ~:rtLO'tTJ!-f.OVLx6v, eii)', oiJ,;ro~ El huxev, aocpLO'tLxov oux elö6,;rov cl:J~ 'tel 1-f.EV 10 ~:rtLO'tTJ!-f.OVLXel Atl!-f.!-f.U'ta :ltQO~ 'tTJV ouai:av avacpEQE'taL 'tO'Ü ~TJ'tO'U!-f.EVO'U XaL 'tO'Ü'tOV ~XEL 'tOV OXO:rtOV' (10) 'tci>V Ö' liA.A.rov ci:rtciv,;rov ~~roi)ev öv,;rov, ...
74
73 8 hoxe]l'X,&I M Ald. 74 J oÖIIE-tl (o~t&) Müller I • &!] ij M Ald. I 7 toll >a).i)v ... tov SdlQa>..oyLxfJs i}Erogi:as lxavros yEyuJ.LVaoJ.Lfvous, tv ÖE 'tOLS X.QTJOLJ.LOLS CtY'lJJ.LVU<J'tO'tcl'tO'US 'tE t'iJ.La 20 xai. J.LOX.~QULS ÖÖOLS t:rtL)(.ELQT)J.La'troV tv'tEi}QaJ.LJ.LEVO'US. Genaueres über das Argument zum Sitz des leitenden Seelenteils unten Nr. 450ff.
75
Cicero, Topica 2,6:
Cum omnis ratio diligens disserendi duas habeat partis, unam inveniendi alteram iudicandi, utriusque princeps, ut mihi quidem videtur, Aristoteles fuit. Stoici autem in altera elaboraverunt; iudicandi enim vias diligenter persecuti sunt ea scientia quam öuxA.&x'tutijv appellant, inveniendi artem quae 't07t1XTJ 5 dicitur, quae et ad usum potior erat et ordine naturae certe prior, totam reliquerunt.
Die These dieses und der beiden nächsten Texte hat auch in die Überschrift des gegenwärtigen Paragraphen Eingang gefunden. Doch sollte sie nur mit großer Vorsicht auch zur Interpretation der vorangehenden Texte herangezogen oder für eine Gesamtemschätzung der stoischen Dialektik genutzt werden. Denn von dieser her ließe sich etwa so argumentieren: Insofern die Stoiker in ihrer Dialektik u.a. die Prinzipien der Etymologie behandeln, ebnen sie dort auch die Wege zur Auffindung bestimmter Argumente, nämlich zu den vielgeschmähten etymologischen Argumenten (vgl.
76
74 75
17 fLIX(!OtEQ~ 1
C partis vulg.: artis
1
perfectä B: perfecta E
Cumque duae sint artes, quibus perfecte ratio et oratio compleatur, una inveniendi, altera disserendi, hanc posteriorem et Stoici et Peripatetici, priorem autem illi egregie tradiderunt, hi omnino ne attigerunt quidem. nam e quibus locis quasi thesauris argumenta depromerentur, vestri ne suspicati qui-
Aa 2 76
Cicero, De fm. bon. et mal. IV 4,10:
78
5
Fragment
74-76
(23) Wenn nunjemand gut geübt ist, die Unterschiede zwischen den Prämissen herauszufinden und zu erkennen, braucht meine Gegenrede gegen ihn nicht lang zu sein.... (25) Gegen die Stoiker freilich ist es notwendig, eine umfängliche Argumentation zu entfalten; denn sie sind zwar in den nutzlosen Gebieten der Logik vorzüglich trainierte Leute; in den nützlichen Gebieten aber sind sie ungeübt und haben sie außerdem auch schlechte Argumentationsweisen kultiviert.
Nachdem jede sorgfältige Argumentationslehre zwei Teile hat, von denen der eine die [Argument-]Findung erörtert und der andere die Beurteilung [der Gültigkeit von Argumenten] behandelt, war- jedenfalls meiner Meinung nach- Aristoteles der Begründer beider Disziplinen. Die Stoiker hingegen haben sich nur auf einem Gebiet bemüht; denn sie haben in der Wissenschaft, die sie als Dialektik bezeichnen, sorgfältig die Wege zur Beurteilung [der Gültigkeit von Argumenten] verfolgt, aber die Wissenschaft von der [Argument-]Findung, welche man Topik nennt, ganz vernachlässigt, obwohl deren praktische Bedeutung größer ist und sie nach der Ordnung der Natur sicherlich früher kommt. weiter unten die Paragraphen 3.4.3-3.4.4.2), an denen Cicero freilich weniger interessiert ist. Gleichwohl ist von ihm her zu sagen, daß es zu der ihn interessierenden Fragestellung einfach noch keine einschlägige Literatur gab. Er hat zunächst den Eindruck gewonnen, daß die stoische Dialektik ihm in der Frage einer Argumentfindungslehre (Topik) keine Hilfe sei (siehe Nr. 77); und als er diese Lehre 10 Jahre später entwarf, bemühte er sich, sie an die Tradition des Aristoteles und des Peripatos anzuknüpfen (Nr. 75, 76).
(Anschluß unten Nr. 252)
Und nachdem es zwei Wissenschaften sind, durch welche die Argumentation und die Rede vollkommen erfaßt werden, nämlich die Wissenschaft der [Argument-]Findung [Topik] und die Wissenschaft der Erörterung [Dialektik], haben die Stoiker und die Peripatetiker die letztere, aber nur die Peripatetiker auch die erstere vortrefflich gelehrt, währendjene dieses Feld gänzlich unberührt ließen. Denn von welchen Orten [topoz] her, sozusagen aus welchen Schatzkammern Argumente zu holen sind, davon haben eure Stoiker
79
§ 1.2.3.3-1.2.3.4
dem sunt, superiores autem artifieio et via tradiderunt.
77
Cicero, De oratore II 38,157-159:
Sed ut eo revoeetur unde hue declinavit oratio, ex tribus istis clarissimis philosophis, quos Romam venisse dixisti, videsne Diogenem eum fuisse, qui diceret artem se tradere bene disserendi et vera ae falsa diiudieandi, quam verbo Graeeo lhaA.exnxi)v appellaret? in hae arte, si modo est haee ars, nullum est praeeeptum quo modo verum inveniatur, sed tanturn est quo modo iudieetur. (158) nam et omne quod eloquimur sie, ut id aut esse dieamus aut non esse - et si simpliciter dieturn sit, suscipiunt dialeetiei ut iudicent verurnne sit an falsum, et, si eoniunete sit elaturn et adiuneta sint alia, iudieant reetene adiuneta sint et verane summa sit unius euiusque rationis; et ad extremurn ipsi se eompungunt suis aeuminibus et multa quaerendo reperiunt non modo ea, quae iam non possint ipsi dissolvere; sed etiam quibus ante exorsa et potius detexta prope retexantur. (159) hie nos igitur Stoieus iste nihil adiuvat, quoniam quem ad modum inveniam quid dieam non doeet.
5
10
15
1.2.3.4 Typische Aufgaben der Dialektik Vgl. auch Nr. 206fT., 222fT., 227fT., 416, 1200. 77 7 et codd. : sec!. Emesti et al.: est Wyttenbacb I eloquimur (eloquimur) Pearce I 1 et codd.: id Scbuetz: del. Bake, Sorof I 10 iudicant cod. Abrinc. 238, Harleianus 2736, Erlang. 848: -cent cod. Vatic. 2901, Ottobon. 2057, Palatino-Vatic. 1469, bibl. Univers. Comellianae B 2, Palatino-Vatic. 1470: del. Ellendt
78
Cicero, Tuscul. disput. V 25,72:
Sequitur tertia, quae per omnis partis sapientiae manat et funditur, quae rem definit, genera dispertit, sequentia adiungit, perfeeta eoncludit, vera et falsa diiudicat, disserendi ratio et scientia. ex qua eurn summa utilitas existit ad res ponderandas, turn maxume ingenua deleetatio et digna sapientia.
80
5
Fragment
76-78
keine Ahnung, während ihre Vorgänger darüber mit Geschick und Methode berichtet haben.
Aber um die Rede dahin zurückzubringen, von wo aus sie hierher abgebogen ist, - siehst du, daß von jenen drei berühmtesten Philosophen, die Rom besucht haben, wie du erzählst, Diogenes derjenige war, der behauptete, er lehre die Wissenschaft der guten Erörterung und der Entscheidung zwischen Wahrem und Falschem, welche Wissenschaft er mit dem griechischen Ausdruck ÖtaÄ.EX'ttxi) (Dialektik) bezeichnete? In dieser Wissenschaft- falls es sich in der Tat um eine Wissenschaft handelt - gibt es keine Anweisung dafür, wie man etwas Wahres entdecken soll, sondern nur dafür, wie man es zu prüfen hat. (158) Denn alles, was wir in der Weise aussprechen, daß wir es mit der Behauptung seiner Gültigkeit oder Ungültigkeit versehen, - wenn es eine einfache Behauptung darstellt, machen die Dialektiker sich daran zu prüfen, ob es wahr oder aber falsch ist, und wenn es als Implikation behauptet wird und wenn anderes disjunktiv verknüpft ist, entscheiden sie, ob es richtig disjunktiv verknüpft ist und ob die Konklusion einer jeden einzelnen Argumentation wahr ist; und zu guter Letzt bekämpfen sie sich selbst mit ihren eigenen Spitzfindigkeiten und stoßen durch weitläufige Forschungen nicht nur auf solche Schwierigkeiten, die sie selbst nicht mehr lösen können, sondern auch auf solche, durch die zuvor begonnene oder vielmehr vollendete Gewebe wieder nahezu zunichte gemacht werden. (159) Jener Stoiker ist uns daher an dieser Stelle keine Hilfe, da er ja nicht lehrt, aufwelche Weise ich herausfinden kann, was ich sagen soll.
Es folgt der dritte [Teil der Philosophie], der sich über alle Bereiche der Weisheit ausbreitet und erstreckt, die Definition einer Sache gibt, Gattungen und Arten unterscheidet, Folgerungszusammenhänge knüpft, vollkommene Schlüsse zieht, Wahres und Falsches beurteilt: die Methode und Wissenschaft der Erörterung [die Dialektik]. Sie ist von größtem Nutzen für die Abwägung der Dinge; vor allem aber ist sie eine edle Freude, die der Weisheit angemessen ist. 81
§ 1.2.3.4
79
Arrianus, Epict. Dissert. IV 8,12, p. 375:
ns OU'V ÜÄ.t) "tOiJ qn.i..oo6cpou; J.LTJ "tQLßrov; oü, ai..i..Q 6 i..6yos. "tL "tEÄ.os; J.Ltl "tL q>OQEL'V "tQ(ßrova; o"Ö, cii..i..Q "tO ÖQß-ov ~XEL'V "tO'V i..6yov. nota ß-eroQfJJ.La"ta; J.Ltl "tL "ta :rtEQl. "toil :rtci>S :rtroyrov J.LEyas y(vnm il x6J.L7J ßaß-eta; (oü,) cii..i..a J.Lcii..Ä.ov ä ZfJvrov Ä.EyEL, Y'VW'VaL "ta "tOiJ Ä.6you O"tOL)tELa, :rtot6v "tL ~XaO"tO'V a'Ö"tci>v to"tL xai. :rtci>S ciQJ.LO"t"tE"taL :rtQOS li.Ä.Ä.7JÄ.a xai. öoa "tOU"tOL!; cix6Ä.ouß-ci tO"tL'V. .
S
Dieses Fragment wird hier nur mit Bedenken angeführt. Denn wie sein ursprünglicher Kontext hat es ein durch und durch ethisches Thema. Das einzige, was an die Dialektik erinnert, ist der Ausdruck "ta tou logou stoicheia", der seit Chrysipp normalerweise die Redeteile (Wortarten) bezeichnete (siehe unten Nr. 536541). Wenn auch Zenon ihn schon in diesem oder wenigstens in einem zwar anderen, aber für die Dialektik einschlägigen Sinn verwendet hat, dann bezieht sich der vorliegende Text in seinem Schlußteil zwar von Hause aus auf die Dialektik; aber Epiktet bzw.
80
Gcero, De divinatione II 56,115:
Tuis enim oraclis Chrysippus totum volumen inplevit partim falsis ut ego opinor, partim casu veris ut fit in omni oratione saepissime, partim flexiloquis et obscuris ut interpres egeat interprete et sors ipsa ad sortes referenda sit, partim ambiguis et quae ad dialecticum deferendae sint. s
81
[Apuleius], De interpr. p. 176,3-5. 12-14:
... de qua nunc dicere proposui rationalem, qua continetur ars disserendi. sed cum disseramus oratione, cuius variae species sunt, ... est una inter has ad propositum potissima, quae pronuntiabilis appellatur, absolutam sententiam comprehendens, sola ex omnibus veritati aut falsitati obnoxia.
79 • (ofi) add. codcx Uptoni 80 • deferendae AB, ed.
82
Müller (sei/. sorres): defe· rende V': -dD V'
Nempe fundamenturn dialecticae est, quidquid enuntietur (id 82
acero, Acad. pr. 29,95:
Fragment
79-82
Was also ist der Stoff, mit dem der Philosoph sich befaßt? Etwa die Kutte der schlichten Lebensweise? Nein, sondern die Vernunft. Und was ist das Ziel? Etwa ein schlichtes Gewand zu tragen? Nein, sondern das richtige [Gewand], die Vernunft zu haben. Welche Theoreme? Etwa die Theoreme darüber, wie ein Bart groß und das Haar lang wird? Nein, sondern viel eher die Theoreme, die Zenon nennt: die Elemente der Vernunft (Rede?) erkennen, welcher Art jedes einzelne Element ist, wie sie sich zueinander fUgen und was aus ihnen alles folgt. Arrian hat durch den Verwendungszusammenhang des ZenonWortes dessen Sinn geändert. Wenn Zenon den Ausdruck dagegen erheblich anders verwendet hat und ihm eine ethische Bedeutung gab, ergeben sich die umgekehrten Konsequenzen; das Fragment hat dann nichts mit der Dialektik zu tun. A.C. I'EuRsoN, The Fragments of Zeno and Cleanthes, London 1891 (repr. New York 1973), p. 57/.58, unterstellte ersteres; H. v. ARNIM ist ihm darin gefolgt und rechnete den Text ebenfalls zu den die Logik betreffenden Fragmenten.
Mit deinen Orakeln flillte Chrysipp nämlich einen ganzen Band. Sie sind, wie ich denke, teils falsch, teils zufaJ.lig wahr, wie dies bei jedweder Rede sehr häufig vorkommt; teils sind sie so verschieden wendbar und dunkel, daß der Interpret eines Interpreten bedarf und der Schicksalsspruch selbst auf Schicksalssprüche zurückzubeziehen ist, und teils so mehrdeutig, daß sie einem Dialektiker überantwortet werden müssen. (Anschluß oben Nr. 14)
... den Teil, über den ich nun zu reden gedenke, die Vernunftlehre, worin die Dialektik enthalten ist. Wenn wir aber Erörterungen über die Rede anstellen, die verschiedene Arten hat, ... so gibt es unter diesen Arten doch eine, die flir unser Vorhaben ganz besonders wichtig ist: sie wird als pronuntiabilis (aussagbar) bezeichnet, enthält einen vollständigen Gedanken und ist als einzige von allen Arten mit Wahrheit oder Falschheit verknüpft. (Vgl.for die Auslassung Nr. 901 undfor die Fortsetzung Nr. 686) (Der Kontext der Stelle unten Nr. 1212)
Es ist ja wohl eine Grundlage der Dialektik, daß alles, was ausgesagt wird 83
§ 1.2.3.4
autem appellant esse aut falsum.
83
ci~iC.OJ.lU,
quod est quasi ecfatum) aut verum
Pbilo, De congressu quaerendae eruditionis causa § 18, Vol. 3 p. 75 C-W:
ALUAEX"tLXT) ö~
1t ÖTJ"tOQLXfj~ aöeA.q>i) xai. Ö(Ö"UJ.lO~, ~ eLt6v
"tLVE~, "tOU~ clATJi}Et~ "tÖ>V 'ljlE"UÖÖ>V f..oyO\J~ ÖLQXQLVO\JOQ XUL
"ta~ "tÖ>V OOq>LOJ.lcl"tOlV mi}avO"tTJ"ta~ ~/..tyxo-uaa J.lEYclATJV v6aov 'ljlVXij~, cl:Jtcl"tTJV, clXEOE"tQL.
84
Plutarchus, De Stoic. repugn. 8, 1034E:
••• ~A\JE Ö~ OOq>LOJ.la"ta, xai. "ti)V ÖLaAEX"tLXi)V ~ "tOÜ"tO :JtOLELV Ö\JVQJ.lEVTJV ~XEAE\JE :n:aQaAaJ.lßavELV "tOU~ J.la~"tci~.
85
Cicero, De fato 1,1:
Explicandaque vis est ratioque enuntiationum quae Graeci li~u.OJ.la'ta vocant; quae de re futuraeuro aliquid dicunt deque eo quod possit fieri aut non possit, quam vim habeant, obscura quaestio est quam 7tEQi öuva'tlöv philosophi appellant, totaque est A.oytxi] quam rationem disserendi voco. ·
86
Cicero, De re publica m 8,12:
Nam ab Chrysippo nihil magnum nec magnificum desideravi, qui suo quodam more loquitur, ut omnia verborum momentis, non rerum ponderibus examinet.
82
1
ecfatum Halm: etf-
A1V1B1:elr-A1V1B1
84
Fragment
82-86
(dies bezeichnen sie als axiöma, d.h. soviel wie ecfatum f ,Ausgesagtes'), entweder wahr oder aber falsch ist.
Die Dialektik aber, die Schwester der Rhetorik und sogar deren Zwillingsschwester, wie manche Leute sagen, unterscheidet die wahren Argumente von den falschen und widerlegt die Sophismen samt ihrer Glaubhaftigkeit; dadurch heilt sie von einer großen Krankheit der Seele, vom Trug. (Der Kontext der Stelle oben Nr. 40)
... fuhr Zenon fort, Sophismen aufzulösen und seine Schüler aufzufordern, sich die Dialektik anzueignen, da sie eben dies zu leisten vermöge.
Ferner müssen Funktion und Wesen der enuntiationes (Aussagen) geklärt werden, die bei den Griechen axiömata heißen. Wenn sie von etwas Zukünftigem handeln und etwas über das aussagen, was geschehen kann oder nicht kann, so ist es eine erhellungsbedürftige Frage, welche Funktion sie haben. Die Philosophen nennen dieses Problem ,Über das Mögliche'; es gehört ganz und gar zur logike (Logik), die ich als ratio disserendi bezeichne.
Denn etwas Großes und Bedeutendes [zum Thema der Gerechtigkeit] habe ich nicht von Chrysipp erwartet, der seine bestimmte eigene Art zu reden hat, indem er alles mit der Bedeutung (Gewichtigkeit) der Wörter und nicht mit dem Gewicht der Sachen prüft.
85
§ 1.2.4
1.2.4 Zur Bedeutung der Dialektik für die Philosophie und das Leben in Weisheit Vgl. Abschnitt 2.4.2 (Nr. 369ff.) über die Grade der Zustimmung.
87
Diocles, ap. Diogenem Laertium VII 83:
" ... Kai. "tOLOii"tOL J.LEV tv ,;oi:; i..oyLxoi:; o[ .I"troLxo(, tva J.LaÄLCJ"ta XQQ"tUVWCJL ÖLaÄEX"tLXOV clEL ElvaL "tOV oocp6v. :n:av,;a yaQ ,;a :n:QayJ.La"ta ÖLa •iis tv i..Oym; ß-troQCa; ÖQÖ.Oß-aL, Öoa "tE "tOii qJUCJLXOii "tO:JtOU "tUYXQVEL XQL QU :n:aÄLV Öoa "tOii fJß-Lxoii. Et; J.LEV yaQ "tO ÄoyLXOV - "tL ÖEL ÄEYELV; - s :n:EQL •' övoJ.La•rov öQß-6•TJ•o; - ö:n:ro; the•asav ot v6J.LoL t:n:i. "tOLS ~QYOLS - oux dv ~XELV Et:n:ELV. Öuoi:v Ö' oiJCJaLV CJUVT]ß-ELaLV "tai:v "Ö:n:o:n:L:n:"tOUCJaLV "tfi clQE"tfi, 11 J.LEV "tL ~Xa CJ"tOV to"tL "tWV ÖV"tWV oxo:n:Ei:, 11 ÖE "t( xaÄEi:"taL." xai. roÖE J.LEV aÜ"toi:; i!XEL "tO ÄoyLx6v. 10
88
87
Der Papyrus wurde von H.v. ARNIM zunächst im Zusammenhang einer eingehenderen Besprechung herausgegeben (Hermes 25, 1890, p. 473-495) und dann in den Stoicorum Veterum Fragmenta noch einmal mit stellenweise ab\1\feichender Textgestaltung veröffentlicht (SVF II n. 131, p. 40-42). Sowohl was das Arrangement der Kolumnen und Fragmente des Papyrus betrifft als auch hinsichtlich der Textgestaltung ist diese Edition, obwohl sie nur auf einer Vergleichung der Neapeler und Oxforder Abschriften (,n' und ,Ox') und nicht auf einer neuen Lektüre des Originals beruht, immer noch weitgehend maßgeblich und wird insoweit auch im folgenden zugrundegelegt Allerdings hat M. CAPASSO vor einigen Jahren mit den Vorarbeiten flir eine neue Ausgabe des Papyrus begonnen (vgl. M. CAPASSO, Il saggio infallibile (PHerc. 1020
''2 tva I'· XQnt6vmat
FP: t. I'· XQnt6voucn Cobet: tel. I'· XQnt6vmv B: t. I'· -YOYtE~ dg I 2 dti p: om. JIÖvov B"' I 3 tel. F: om. BP I 4 tt BP: om. F I t6~tou dw co: t6ltou BFP I 5 - 7 EI~ - El~ttiv] EI ,.tv ycl.Q töv :!.oytx6v tt Mi ÄtyE\Y ltEQi ÖYOJIUtWY ÖQII6"t11to~. !tli\~ toi xat' d~!av 6v6J1nta t!tl toi~ fiQym~ oöx liv fil(.Ot El!ttiv; v. Amim dubit. in app. crit. 88 c. IVn "''" auyxata&tnxT) 5/! xatoi ltEQl!ttWGLV v. Amim dubit. in app. crit. 1 12 taxuouaa v. Arnim: -ouaat pap. I 13 livttxtov]livt:!.xtov v. Amim dubit. in app. crit.
Papyrus Hercul. 1020:
u··F:
Col. IVn = Ox Nd: ö["t]L "tTJV [ä]:n:Qo:n:,;rooL[av] I "tLJ.Lö":IJ.L[E]v xai. "ti)v [«lvEL]Ixm6"t[TJ]•a, :n:Qo; ÖE I "ta~ tvav,;i:a; ÖL[a]ßtl5ßÄ'fjJ.LEß-a ÖQß-ro[;). to!"ti. ö' 11 J.L[t)v «l:n:Qo:n:•wloi:a ÖLaß-t[o]LS äouvxal•aß-t"to; :n:Qo xa"tai..'fil'ljltro;, ouvxa,;aß-E"tLI10xi)v xa"ta VEQ ..... aL I cpav,;ao(r,.x xa,;a[i..JTJI:n:,;roL, toxiiouoa ,;' tv I cpav,;aoi:m; xai. livE~x,;ov :n:aQEXO[J.L)ev[TJ] 115 mi:; J.LTJ xa,;ai..TJI:n:•Lxai:;. .:\ti: yaQ I ,;ov ä:n:Q6:n:,;ro,;ov I ä[v]ei..[x]u-
86
Fragment
87-88
(Anschluß unten Nr. 1207)
" ... so steht es bei den Stoikern mit der Logik; dabei heben sie immer wieder sehr nachdrücklich hervor, der eigentliche Dialektiker sei der Weise. Durch die logische Betrachtungsweise würden nämlich alle Sachen einsichtig gemacht, mögen sie nun zur Physik oder auch in das Gebiet der Ethik gehören. Denn zum Bereich der Logik, - was müßte man dazu sagen? - Und über die Richtigkeit der Bezeichnungen - auf welche Weise die Gesetze die Handlungen ordnen-, darüber wüßte man [ohne Dialektik] überhaupt nicht zu reden. Und es sind zwei Übungsgebiete, die sich der Tugend einfügen; auf dem einen erforscht man, was ein jedes Seiende sei, auf dem anderen, als was es bezeichnet wird." [Ende des Dioklesfragments.] So also stellt sich bei ihnen die Logik dar.
col.I), in: La Regione Sotterata da/ Vesuvio, Studie Prospettive. Atti del Convegno Internazionale 11-13 Novembre 1979, Neapel 1982, p. 455-470) und inzwischen einen vorläufigen Text der Kolumnen I und II vorgelegt (ders., Margini ercolanesi, Neapel 1984, p. 65/66). Auch wenn dieser Text noch nicht der endgültige sein sollte, so beruht er doch auf einerneuen Untersuchung des Papyrus selbst und ist sicherlich zuverlässiger als die Textfassung v. ARNIMS. Dessen Ausgabe des Papyrus wird hier also insofern modifiziert, als der Text der Kolumnen I und II nach der neuesten Veröffentlichung CAPASSOS gestaltet ist. In allen anderen Teilen und Hinsichten wird sie beibehalten, obgleich sie entsprechend dem Fortgang von CAPASSOS Arbeiten wohl noch mancher Revisionen bedarf.
Col. IVn=OxNd: [...] weil wir die Freiheit von fehlerhafter Übereilung und die Nüchternheit schätzen, aber die Gegensätze mit Recht hassen. Es ist aber die Freiheit von fehlerhafter Übereilung eine Geistesverfassung, welche vor einer Erkenntnis die Zustimmung zu verweigern vermag, die aber unter Umständen (?) einer erkennenden Vorstellung die Zustimmung zu erteilen weiß, da ihr Festigkeit und Stärke in den Vorstellungen eigen ist und sie es fertig bringt, sich nicht durch nicht-erkennende Vorstellungen hinreißen zu lassen. Wer von fehlerhafter Übereilung frei ist, den darf eine
87
§ 1.2.4
o't6v 'tE E~vm im:o cpav'taoi:a~ 120 ö.xa'talipt'tou xat I toxuELv ~V 'tQL~ cpa~'tQOLaL~ Ö>O'tE !J.TJ ä~XEOÖaL Ö.:n;o cpav'tajoL[ci:lv) ö.xa'taÄ.'I'J:n:'trov 125 xat XQa'tEtv 'tci:lv I ouvxa'taÖeoErov Ö>~'tE !J.TJEÄ..EO'U.TJ IJ.TJ lö.[xo]louö[Etv] cpav['taoi:m~.]
Frgm. In = Ox La: :JtQ6['tEQov] 'tOu[~ 't]OLo~['t]ou~. [ou]öev [~]o'tL :n:Qo[~ I 'to] IJ.TJ [il:n:aQX]'tou~ Elva[L I 'tou]~ [ö.o'tEi:o]u~. äöuv~ 5 'tou [IJ.EV o'Öx] ol!J.[m 'tuy:x.avov]l'tO~ a'Ö['to]ü, öuoxa'ta:n:ojviJ'tO[u ö' äxQ]m~ xaöa:n:EQ I xa[t öuoa:n:o]oELO'tOu· oßl'tm [ö' ELQTJ'taL] Ö'tL 'tij~ [ Ö.QEI 10'tij~ [ÖQci:l'ta- ÖEot] I :n:[Qo:n:a]Qo[LÖ]Ev [äö]TJxav.l [Tci:IL] öe llTJ [ö]o;a~ELv I 'to[v oo]cpo[v :n:Ä.Ei:m] ö.x~lo[uÖE]tv [cpa!J.E]v 'to~ 15 aü't[a· :n:Q]ci:l['to]v !J.EV 'to I IJ.TJ öoxE[tv] a'Ö['t]cp llTJiöev· f) yuQ ö6xTJ[oL]~ ~~['tLV M];[a ö.]xa'taÄ.[TJ:n:]l't[o~· xat] 'to IJ.TJÖ' o'LE~206aL [a'Ö]'tov !J.TJÖev· xat I [yuQ f)] o'LTJ[oL]~ ~o'tLV a'Ö'ti) I [ö]6;a äöLa .. 'tO~ j.Lä~[Ä.)ov [Ö)OXTJOL~ IJ.L ..... I [Ä.)e[y)E'tQL ÖE 't.
Frgm. Iln = Ox Lb: [IJ.TJ'tE 11 ~];[E)leyxEoö[m o:n:ouJiö[aL]rov Elv[m .. !liJ]I'tE IJ.E'ta:n:E[Loöijvm,] I xa'tu 'ta'Ö'tu ö' oil[öe) 15 ~[;]aÄ.Ä.Ii't'tELV a['Ö]'t[6)v, I o'ÖÖEt~ oihE :n:a[Q]axouo~'taL oihE :n:aQavo[iJoEL"] ÖE[t I yuQ] IJ.TJ :n:aQaÖ[EXEOÖm a~'to]v 'ljiE'UÖij ........ 110 •• 'tQ .. VLQV, hL [Ö' ö.JixoÄ.o\JÖro~ 'tOU'tO[ L~ oü)l't' a'Ö'to~ :n:aQa[QL]ÖIJ.[Et] I o[üö'] 'Ö:Jt' ällou{~} :n:aQ[a]Q~i}IJ.EL'taL · xat :n:Qo~ 'to[uJI 15 'toL~ o'Ü'tE :n:aQOQäL o'Ü'tE I [:n:aQ]axouEL oün [xa't' älJilo 'tci:lv atoö[TJ]'tTJQ[i:rov ..] I ..E[Lx]a't ... o.'ta .... I [öEt yu]Q 'tov :n:aQOQci:l[vJI20 'ta, [xa]'tu 'ti)v Ö'ljiLV [Ä.a!J.Jiß[av]ov'ta cpav'ta[oi:av) I 'ljiE'UÖij, 'taU'tTJV :n:a[Qa)]ö[ex)Eo[i}m] x ... o ... 1 ö .. Lxa ... [6.)v~ 25 ;a:n:a'tTJ't[ov] o'ÖÖEvo~ I cv .. c.... ovx .. . Frgm. IIIn ~ Ox Lc: 'ta[;]LV ...... LV. ~cLV .......... LÄ.EL I yuQ 88 f. In •-" versum Hesiodi (Op. et 0. 291) restituit Brinkmann I" to v. Amim: tE pap. f. Iln 10 ••• A.~v n: ~pav tlliJIIOY v. Arnim dubit. in app. crit. 1 1·1 tollto[\~ v. Amim: toute pap. I •• 8\ta.tOV n
............ ·I au'tot~ xa'tu 'tU :n:lc.. l'. EL~ xa[t] :n:ollu~ ['tci:lv] I 'tEXVci:lv oux ä;oumv I xat doaxi)'I'Joov'taL Et~ I 'tau'ta~ · :JtQQOQäV Ö[e) a'Ö~ou~ i\ [6.)'tEXVO'U~ ElvaL 110 o'Ö [Q)TJ'tEOV l .. 'tu~ EqQ[TJIJ.E]va~. ot 'tu~ ····I 't ......... EXEL .... I oil[öe]v .. . [ö.)lla ····I va .. 't ...... o.o ... 115 :JtQOO'UOL ......... I---1---1 ... . vL.......... I a .. ou~ . . . . . . . . . . l20 v .. au........ [f)] I IJ.EV yuQ
88
Fragment
88
nicht-erkennende Vorstellung nämlich nicht hinreißen können; er muß in seinen Vorstellungen fest und stark sein, so daß er [von Erkanntem] nicht durch nicht-erkennende Vorstellungen fortgerissen wird; und er muß Herr seiner Zustimmungen sein, so daß ... er nicht [bloßen] Vorstellungen folgt. Frgm. In=OxLa: [...] eher solche, ist nichts [kein Argument] dagegen, daß es die fein Gebildeten [die Weisen] geben könne; einerseits glaube ich nicht, daß es [das Ideal des Weisen] unmöglich zu realisieren ist, und andererseits [räume ich ein], daß es ebenso nur unter größten Anstrengungen zu verwirklichen ist, wie es sich ja auch nur schwer abschütteln läßt. So heißt es zudem [bei Hesiod, Op. et D. 291], daß die Götter vor die Tugend den Schweiß gesetzt haben. Wir behaupten nun, daß sich daraus, daß der Weise keine Meinungen pflegt, noch mehr ergibt, nämlich folgendes: Erstens ,scheint' ihm nichts; denn die unbegründete Meinung ist eine nicht-erkennende Meinung. Außerdem ,glaubt' er nichts; denn der Glaube ist selbst als ... Meinung mehr eine ... unbegründete Meinung, wird aber bezeichnet .. . Frgm. Iln=OxLb: Satzkonstruktion und Textgestaltung sind am Anfang unsicher. Offenbar geht es um den Weisen, der dank seiner festen Stärke in den Vorstellungen nicht durch Widerlegung oder Überredung ( exelenchesthai, metapeisthinai) irre gemacht werden kann und der aus denselben Gründen seine Auffassungen auch nicht selbst verändert; zudem wird niemand [kein Weiser] je etwas falsch hören oder mißverstehen; er darf nämlich nichts Falsches in sich aufnehmen ... ; weiterhin und als Konsequenz daraus ,verzählt' er sich nicht [bei Geldgeschäften in betrügerischer Weise], noch läßt er es zu, daß sichjemand anderes ihm gegenüber [in betrügerischer Absicht] ,verzählt'; und außerdem versieht er sich weder noch verhört er sich, noch im Bereich eines anderen Sinnesorgans .... Denn es ist zwangslä~fig so, daß derjenige, der sich versieht, indem er mittels des Blicks eine falsche Vorstellung empfängt, diese in sich aufnimmt ... in nichts getäuscht werden kann ... Frgm. IIIn=OxLc: Es geht offenbar noch darum, daß der Weise zwar durch Auge und Ohr falsche Vorstellungen haben kann, daß er diesen dann aber auf jeden Fall seine Zustimmung versagen wird und sich also nicht täuschen läßt. Zur Erläuterung geht der Autor auch auf die Frage der atechnia eiii, d.h. sowohl auf fehlende technische Kenntnisse des Weisen als auch darauf, wie mit einem solchen Defizit in sittlich guter Weise umzugehen ist: ... (und) sie werden viele Künste nicht besitzen und darin eingeflihrt werden [müssen]; aber daß sie falsch sehen oder ungebildet seien,
89
§ 1.2.4
J.t[nan-&c.o-&tx'fJ ~o]l-&tv ö[6]sa ..•.....• 1-&Lxm .. o ........ l Mu[va"tOv] o'ÖÖt •... l25 .'u ....... o~ ..... 1--1 .. 'IJI .... .
Ox Ld (deest in n): ÖE ..... [ä]xoi..o[u~E]t 11TJiöev c'lyvoEtv -&ov oolL ötaMiyE~m. -&ov ö' lxavov I ~v -&ro(t) ÖLai..tyE~m 115 ~:rta~[-&t]QY Elvm xa[i.] I E'ÖEQC.O"tTJ"tLxov xai. I c'l:rtOXQLi:tx6v, o'ÖÖe I -&ou-&c.o[v] ~OOJ.ttvc.ov I xa"tel -&ov
90
Fragment
88
darf man nicht sagen ... Die eine ist nämlich eine veränderliche Meinung ... OxLd (fehlt in n): ... folgt, daß der Weise nichts nicht-weiß [d.h. kein auf Unkenntnis beruhendes Urteil fallt). Daraus ergibt sich noch einiges Ähnliche mehr von dieser Art. Bei dem Besonnenen kann nach dem zuvor Gesagten nicht das vorkommen, was (sittlich) schlecht ist, wohl aber die mittleren Dinge [d.h. die Güter oder Übel, die nicht vom freien Willen abhängen], weil deren Ausbleiben in den vernunftbegabten Lebewesen ohne Verfehlung ist. Denn die Vermutung, das Nicht-Wissen, der Zweifel und was dem verwandt ist, sind (sittlich) schlecht; hingegen [gehören] die Ungebildetheit, das falsche Sehen und der Zählfehler zu den mittleren Dingen ... Col. 1: Daraus folgt nun hauptsächlich, daß die Weisen nicht getäuscht werden können und unfehlbar sind und daß sie ihr Leben in einer dem Wert der Dinge angemessenen Weise führen und in allem gut handeln. Daher [versteht sich], wieso sie sich auch im Bereich der Zustimmungen nicht anders verhalten; doch in Verbindung mit Erkenntnis ist die Aufmerksamkeit größer. Denn erstens ist die Philosophie Ge nach Definition) sowohl das Streben nach Richtigkeit im Denken als auch Wissen oder vor allem die Beschäftigung mit dem Iogos (Vernunft, Rede, Argument). Denn in der Tat, wenn wir mit den Teilen des Iogos und mit ihrer Zusammensetzung (Konstruktion) vertraut sind, können (werden) wir davon kundigen Gebrauch machen. Dabei meine ich mit Iogos diejenige Vernunft, die allen vernunftbegabten Wesen von Natur aus zukommt. Wenn aber die Dialektik unserer Auffassung nach die Wissenschaft vom richtigen Sich-unterreden ist, ... Col. II: Denn es ist nicht glaubhaft, daß jemand, wenn er im Sich-unterreden tüchtig ist, nicht in Frage und Antwort stark ist, in einer Diskussion weder überlegen sein könnte noch in der Lage wäre, den Angriffen des Gegners auszuweichen, und daß andererseits derjenige, der in der Lage ist sich täuschen zu lassen, in einer Diskussion überlegen sein könnte und den Angriffen des Gegners auszuweichen vermöchte. Es ist also notwendig, daß er [der Weise] im Sich-unterreden tüchtig ist. Andererseits muß man den Schluß ziehen, daß, wer im Sich-unterreden tüchtig ist, geschickt zu fragen und zu antworten weiß, wobei es auf der einen Seite so ist, daß diese Eigenschaften sich nicht bei demjenigen finden werden, der sich täuschen läßt, 91
§ 1.2.4
~~[a]:ry;a•cf>l20 j.LEVOV ou[ö' dv au"t]oii I 'ljiEUÖEOL :x:al. :rq~o[:n:E I•Ei:aL~ ÖQihi>~ ä:n:o:X:QL]Ivoj.LEVou, EL "tLVa "tQ~ßiJv j.LEV ~v Myon 125 :n:eoofj~ev au"tov [..] I '~Hfll· "tÖ>v ~A.axi:~"trov t}E(J)Qt]"tL:X:Ö>V ...
88 c. li 20 - 23 oö[ö' liv~ltOXQt]l voJ.Itvou Capasso (ljiEUÖOO"t pap.): oß[-r' iiv aö-roO]I ljiEUÖEO"t xai ltQO· [!te-r< 1..6-yot~ ÖQ3~ dltOXQt]lvoJ.I&vou v. Arnim 1 25 - 27 aö-rov[e:x:ew], I ft ll' lro~ -rillv Ua:x:il-rrov ~ECO QTJ-rt[x..;.]v v. Amim c. IHn 3 Öov v. Arnim : yov pap. I 11 ljiEU~ v. Arnim: ljiEUÖEt pap. I 12 tlttltOQEÖov-ra[t v. Arnim: E1t1.7tECJ .• O'Ovta\ n, E'lt'LtE· O"tTJO"Ov-rat Ox I 24125 O"UV-
xa-ra prius secludi post J. Mansfeld, quia, ut v. Arnim dixit in app. crit., "easdem
syllabas scriba per errorem bis exaravit. u 89 1 ;ttyout Wachsmuth dubit. in app. crit. I 2 oö P: xal F I 4 O"U"Y:X:Q"Iia&at FP: corr. Zeller I • (xa-rd) alt. add. Heeren- "rectius quam ltQO~ quod ipse praetulit" (Wachsmuth) I • weuöt~ Wachsmuth dubit. in app. crit. I 1 1 J.IEmlt" A.eyetv "tL 'ljleiiöo~ •o 'ljleuöeaßm -ö:n:liQX.ELv, äA.A.' ~v •Ii> ÖLa'ljiEUO"tÖ>~ "to 'ljleiiöo~ A.eyetv :x:ai. ~:n:i. ä:n:a"tn "tÖ>V :JtAt]OLOV. Tii> j.LEV"tOL 'ljiEUÖEL :n:O"tE auyxei!OEOßaL VOIJ.LtouOLV a'Ö"tOV :x:a"ta :JtOAAOU~ "tQO:JtOU~ ÖVEU ouy:x:a"taßeaero~ · :x:al. yae :x:a"ta O"tQa"ttJyi:av (:x:a"ta) •wv äv"tt:n:aA.rov :x:al. :X:a"ta "tTJV "tOÜ OUj.LcpEQOV"tO~ :JtQOOQaOLV :x:ai. :x:a"t' liA.A.a~ OL:X:OVOj.LLa~ "tOÜ ßi:ou :n:oA.A.a~. 'Veiiöo~ ö' u:n:oAaj.LßavELV oiJöe:n:o"tE cpaoL "tov oocp6v, oiJöe •o :n:aea:n:av a:x:a"taAfJ:Jt"t(!l "tLVL ouy:x:a"ttt"tLßeoßaL, ÖLa "tO j.Lt]ÖE ÖosatELV a'Ö"t6v, j.Lt]Ö' äyvoetv IJ.tJÖEv. TiJv yaQ ä.yvmav IJ.E"ta:n:'tro"tL:x:iJv ELVaL ouy:x:a"taßEOLV :x:ai. äoßevij. (112) Mt]ÖEv Ö' u:n:oA.aj.LßavELV äat}evÖ>~, aA.A.a j.LÖAAOV CtocpaAÖ>~ :x:al. ßeßai:ro~, öto :x:ai. IJ.tJÖe öosatetv •ov aocp6v. At"t"ta~ yae Elvm ö6sa~, 'tfJv j.LEV Ct:X:a"taAfJ:n:"tq> ouy:x:a"taßEOLV, "tTJV ÖE u:n:6At]'ljiLV äoßevfj · "tau"ta~ (ö') äA.A.o"tQLOU~ elvaL "tfj~ "tOÜ oocpoü Ötaßeoero~. ÖL' Ö :x:ai. "tO :JtQO:JtL:Jt"tELV :ltQO :x:a"taAfJ'IjiEro~ (:x:ai.) ouy:x:a"ta'ti:t}eoßm :x:a"ta "tov :n:eo:n:E"tfj cpaiiA.ov EIVaL :x:ai. IJ.TJ :n:i::n:uw Et~ •ov e'Öcpufj :x:ai. "tEAELOV livöea :x:al.
92
S
10
15
Fragment
88-89
und auf der anderen Seite so, daß er [der Weise] nicht mit falschen Aussagen und vorschnellen Einschätzungen korrekt antworten kann, wenn es zwar für ein gewisses Training in der Dialogführung (im Reden, Argumentieren) angemessenerweise so wäre, daß er [es hat(?)] ... Col. Illn=OxMc: nach Art dessen, der sich täuschen läßt, wenn jemand anderes, insofern er im Sich-unterreden tüchtig ist und als Gegner auftritt, nicht in der Lage wäre, sich als überlegen zu erweisen und seine eigene Unüberwindlichkeit zu erhalten. Denn er wird Wahres sagen und ihnen damit widersprechen, und sie werden sich denen zuwenden, die Falsches sagen. Es gibt aber auch die guten Leute, die unwiderleglich sind und Aussagen selbständig zu begreifen wissen, die gegen das Argument, mit dem sie angegriffen werden, mit einer erfolgreichen Widerlegung auftreten und gegenüber den Gegnern Stärke beweisen. Denn es muß so sein, daß sie von keiner Widerlegung erschüttert werden können und gegenüber den Gegnern [ihren eigenen erkennenden Vorstellungen] {in konzentrierter Weise nachhaltig} zustimmen.
Weiter ist zu sagen, daß der Weise nicht lügt, sondern in allem wahr spricht; denn das Lügen besteht nicht darin, etwas Falsches zu sagen, sondern darin, das Falsche wissentlich und zum Betrug der Nachbarn zu sagen. Ihrer Meinung nach wird er allerdings vom Falschen zuweilen und auf viele verschiedene Arten ohne Zustimmung Gebrauch machen, nämlich aus militärischer Klugheit gegen die Feinde, aus Voraussicht dessen, was sich ereignet, und aus vielen anderen Gründen der Lebensökonomie. Aber niemals, so sagen sie, nimmt der Weise etwas Falsches an, und auf keinen Fall gibt er seine Zustimmung zu etwas Nicht-Erkanntem, da er auch keine Meinungen hat und nichts nicht-weiß. Denn das Nicht-Wissen sei eine veränderliche, schwache Zustimmung. (112) Und er nehme nichts schwach an, sondern vielmehr [alles] sicher und fest, weshalb der Weise eben auch keine Meinungen habe. Die Meinungen seien nämlich von zweifacher Art: die eine Art sei eine Zustimmung zu etwas Nicht-Erkanntem, die andere eine schwache Annahme; doch [beide] seien sie der Verfassung des Weisen fremd; deswegen sei es auch ebenso (sittlich) schlecht, sich einer Erkenntnis gegenüber zu übereilen, wie aufgrund der Übereilung seine Zustimmung zu· geben, und beides stehe dem edlen, vollkommenen und tüchtigen Mann keinesfalls an. Weiterhin entgehe ihm nichts; denn wenn einem etwas verborgen ist, bedeute 93
§ 1.2.4
89 21 d~torpavnxoll FP: corr. Heeren I •• xatci~1) 'I'IV Wachsmutb: 61to~. codd. I " I'EtcilttCDtov FP: corr. Heeren I " tolitmv ollt& Mullach: tolitcp ollt& Meineke: tOÖt(!l l'i!tt FP I K4ovat;&a8al FP: corr. Usencr I •• lha~tacrSal FP: conieoerunt alii aliud, 5&1..scll;tcr8al Wachsmuth dubit. in app. crit. I •• f'l'lv] tiV' Wachsmuth dubit. in app. crit. I ., Moll F: 611oll P I .. {dU'} secl. Mullach I ., syllabam 6& del. Meineke I 37 dxata~ljlttql Wachsmuth: dxatci~1Jittov codd.: dxata~ljllffi)V Mullach I Eiva1 tljl ytvEI) Eivai 'tiVI Usener I 30 'I'EÖ6ou~ FP: corr. Meineke 1 •• (m~) add. Heeren 90 J teneri AR: ne BE I '
quamvis RBE
onouöatov. Oööe A.avthivt:Lv öe a1rt6v 'tL, 'tTJV "fCxQ A.fjow 20 tlvm 'ljltuöou~ \m6A.TJ'IjiLV änoq>av"ttxiJv neaüA.ov f.l.fJ'tt 3tLO'tEUELV. 'EXOf.I.~VO>~ ÖE 'tOU'tO>V O'Ö'tE nA.tOVEX'tELODaL 'tOV ooq>ov oÜ'tt ßouxoA.ti:aDm oÜ'tt Ötm'tö.oDat OÜ'tt naeaetD!J.tLV oil'tt uq>' h~eou naeaetD!J.ti:aDm. 'ta'Ü'ta "(CxQ 3tQV'ta 'tTJV ä3tcl'tT)V 3tEQL~XELV xai. 'tOL~ Xa'ta 'tOV 't03tOV 30 'ljiEUÖEOL ne6aDtOLV. Oilö~va ÖE 'tOOV äo'ttLO>V oüD' Moü ÖLa!J.aQ'tclVELV OÜ't' otxi:a~ O'Ö'tE OX03tO'Ü. (x).).' O'ÖÖE 3tQQOQÖ.V {äA.A.'} O'ÖÖE 3taQaXOUELV VOf.I.L~OUOL 'tOV ooq>6v, (113) O'ÖÖE 'to ouvoA.ov naeanai:ttv xa'ta 'tL 'tv atoDYJ'tfJQtrov, xai. "fO.e 'tOU'tO>V ~XQO'tOV ~XEODaL VOf.I.L~OUOL 'tOOV{Öt} 'ljJEUÖOOV OU"(- 35 xa'taD~otrov. OiJö' unovoti:v ö~ q>aot 'tOV ooq>6v, xai. "(CxQ 'tfJv un6vmav äxa'taA.i)n'tcp dvat 'ttP 'Y~VEL OU"(Xa"taDtmv · o'ÖÖE f.I.E'tQVOELV Ö' unoA.a!J.ßclVOUOL 'tOV VO'ÜV ~XOV'ta, xai. "(CxQ 'tfJv f.I.E'tclVOLaV ~XEODaL 'ljlt:UÖO'Ü~ OU"(XamDeotro~, ( oo~) dv 3tQOÖLa3tt3t'tO>X6'to~. Ü'ÖÖE f.I.E'taßaA.A.EoDm · 'ta'Ü'ta "(CxQ tlvm nav'ta 'tv "toi:~ Ö6"ff.l.aOL J.LE'tamn't6V'trov, Ö3tEQ äA.A.6'tQLOV tLVaL 'tO'Ü VO'ÜV ~XOV'tO~' O'ÖÖE ÖOXELV a'Ö'ttP 'tL q>aoi. 3taQa3tA.TJOLO>~ 'tOL~ dQTJJ.L~VOL~.
90
Cicero, De fin. bon. et mal. ill 21,72:
Ad easque virtutes, de quibus disputatum est, dialecticam etiam adiungunt et physicam, easque ambas virtutum nomine appellant, alteram, quod habeat rationem, ne cui falso adsentiamur neve umquam captiosa probabilitate fallamur, eaque, quae de bonis et malis didicerimus, ut tenere. tuerique possimus. nam sine hac arte quemvis arbitrantur a vero abduci fallique posse. recte igitur, si omnibus in rebus temeritas ignoratioque vitiosa est, ars ea, quae tollit haec, virtus nominata est.
94
5
Fragment
89-90
dies die behauptende Annahme einer falschen Sache. Daraufhin praktiziere er konsequenterweise auch keinen Nicht-Glauben; denn der Nicht-Glaube sei die Annahme von Falschem. Der Glaube hingegen sei (sittlich) gut; denn es handle sich um eine starke Erkenntnis, die das Angenommene befestigt. Entsprechend sei auch das Wissen nicht durch Raisonnement veränderlich; daher sagen sie, daß der Schlechte weder etwas wisse noch glaube. Im Anschluß daran lasse der Weise sich weder übervorteilen noch durch Hoffnungen täuschen noch (durch Schiedssprüche) über sich verfügen; er ,verzähle' sich nicht [bei Geldgeschäften in betrügerischer Weise], noch lasse er es zu, daß sich jemand anderes ihm gegenüber [in betrügerischer Absicht] ,verzählt'. All dies schließe nämlich die Täuschung und ein Beipflichten zu dem in sich, was stellenweise falsch ist. Ferner verfehle von den (sittlich) Gebildeten niemand je einen Weg, ein Haus oder einen Skopus; vielmehr sieht der Weise auch nicht falsch und hört auch nicht falsch, wie sie glauben; (113) und überhaupt begehe er keinerlei Irrtum im Bereich irgendeines Sinnesorgans; denn jedweder Fehler dieser Art käme ihrer Meinung nach den falschen Zustimmungen gleich. Überdies sagen sie, der Weise hege auch keinen Verdacht; denn der Verdacht sei der Gattung nach die Zustimmung zu etwas Nicht-Erkanntem. Weiterhin nehmen sie an, daß derjenige, der Vernunft hat, keine Reue kenne, da die Reue an eine falsche- weil vorausgehende irrige- Zustimmung anschließe. Auf keine Weise schließlich ändere er seine Auffassung oder komme er zu anderen Behauptungen oder irre er sich. Dies alles sei nämlich Sache derer, die mit ihren Lehren umkippen, was aber dem fremd sei, der Vernunft hat. Dem Gesagten ähnlich erklären sie auch, daß etwas ihm nicht ,scheint'. (Fortsetzung unten Nr. 1231)
Sie [die Stoiker] reihen den Tugenden, über die wir gesprochen haben, auch die Dialektik und die Physik an und bezeichnen diese beiden als Tugenden, und zwar die Dialektik deshalb, weil sie eine Methode besitzt, die uns davor bewahrt, etwas Falschem unsere Zustimmung zu geben oder uns durch verfängliche Wahrscheinlichkeit täuschen zu lassen, und die uns in die Lage versetzt, das festzuhalten und zu pflegen, was wir über das Gute und Böse gelernt haben. Sie meinen nämlich, daß ohne diese Wissenschaft jedermann von der Wahrheit abgedrängt und getäuscht werden kann. Wenn also in allen Gebieten Unbesonnenheit undUnkenntnisfehlerhaft sind, dann ist mit Recht diejenige Wissenschaft als Tugend bezeichnet worden, die diese Fehler beseitigt. 95
§ 1.2.4
91
Ps.-Andronicus, De passionibus II 3,1-2, p. 241 Gl.-Th.:
"Ea·n ÖE q>QOVT)O"L~ J.I.EV Ö.QE"tTJ "tO"Ü A.oyLO""tLXO"Ü Xa"taO"XEUaO""tLXTJ "tÖ>V e[~ e'ÖÖaLJ.I.OVLUV O"UV"tELVOV"t(J)V. l:ilJ.I.!iroJ.I.OL öe EtaLV a'Ö"tij~ • e'ÖjiouA.i:a, ciyxi:vma, 3tQ6vma, jiaO"LALXtl, O""tQU"tTJYLXtl, {3tQUYJ.I.U"tLXtl,} 3tOAL"tLXtl, o[XOVOJ.I.LXtl, {1Jihxt1,} ÖLaAEX"tLXtl, QTJ"tOQLXtl, q>UO"LXtl·
92
Clemens Alex., Stromat. I 6 § 33,1-2, p. 21sq. Fr.:
llollel Ö' 'fJ hOLJ.I.O"tT)~ 3tQO~ avÖQLXa. 'tO öe fvi:<prova elvm xai. 'tOxoyA.iJ<pov - xai. yag 'taÖE ÖQÖ> ooL ngoo6v'ta - 'tL J.LEV, avögo~ i'JÖTJ nenrox6'to~ 'tov tHeßogov xai. 'tEAELOll ngo~ aQE'ti)y;
10
XPYl:IIIIIOl:: Nat · J.L6Vq> yoüv 'tO öavEL~ELV RQE1tOL 11v 'tcp ooV 't6xrov ot J.LEV 20 etm 1tQÖ>'toi: 'tLVE~, ot öe öeiJ'tEQOL, xaßaneg a'Ö'tci>v txei:vrov a1t6yovm; ÖQ~~ ÖE ÖiJ xai. 'tOV ouHoyLOJ.LOV oia (jlTJOLV. Et 'tOV ngci>'tov 't6xov A.i)'ljlnm, (A.i)'ljle'tm) xai. 'tov öeiJ'tEQov· aHa J.LTJV 'tOV RQÖ>'tOV ATJ'IjiE'taL, (A.i)'ljiE'tat) Ö.Qa xai. 'tOV ÖEV'tEQOV. 25
Hellebores wird aus dem schwarzen Nieswurz hergestellt und gilt in der Homöopathie noch heute als gutes GehirnmitteL Chrysipp trank offenbar Helleboros, um klarer denken zu können. Schon dies ist wegen des Ansehens, das gerade Chrysipp in der Dialektik genoß, sehr symbolträchtig. Doch war das Medikament in der Antike auch insbesondere als Heilmittel gegen Geisteskrankhei-
98
•• oöv
PI"·"
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suppl. Jacobitz
100
Fragment
98
Käufer: Diese Projekte von dir sind edel und ungemein männlich. Aber ein Geizhals und ein penetranter Zinseneintreiber zu sein - denn wie ich sehe, ist auch das ein Charakterzug von dir -, was sollen wir davon sagen? Daß es die Eigenschaft eines Mannes ist, der schon seinen Helleboros getrunken hat und reif für die Tugend ist? Chrysipp: Ja; allein für den Weisen jedenfalls geziemt es sich, Geld gegen Zinsen zu verleihen. Denn weil das syllogistische Schließen spezifisch seine Aufgabe ist- der zinsbringende Geldverleih und das Berechnen (logizesthai) der Zinsen ist dem syllogistischen Schließen ( syllogizesthai) ja allem Anschein nach benachbart -, deshalb also muß wohl wie dieses letztere, so auch jenes ebenfalls allein die Aufgabe des Tüchtigen sein, und er hat natürlich nicht nur wie die anderen Leute die einfachen Zinsen zu nehmen, sondern auch die Zinseszinsen. Oder ist dir unbekannt, daß die tokoi (Zinsen; und in der Grundbedeutung: das Gebären, das Geborene) teils gewisse erste Zinsen sind und anderenteils zweite Zinsen, also gleichsam eben deren Nachkommen? Sicherlich siehst du auch den Syllogismus, und was er sagt: ,Wenn er den ersten Zins einnehmen wird, wird er auch den zweiten einnehmen. Nun aber wird er den ersten einnehmen; also wird er auch den zweiten einnehmen.' ten /Blödsinn bekannt; und diesen zusätzlichen Aspekt macht Lukian sich bei seinem Spott ebenfalls zunutze. Im übrigen spielt die zweite Hälfte des obigen Textes bereits in die Thematik des späteren Paragraphen 1.3.4.2 herein; vgl. insbesondere den Text Nr. 231.
101
§ 1.3-1.3.1.1
1.3 Zur Herkunft, Entwicklung und Rezeption der stoischen Dialektik 1.3.1 Biographisches Im folgenden werden biographische Zeugnisse über die Stoiker bis zur Generation des Poseidonios (1. Hälfte des 1. Jh. v.Chr.) zusammengestellt. Die Sammlung ist freilich keineswegs vollständig. Selbst die Liste der Eigennamen hat Lücken. Und über die berühmteren Stoiker gibt es weitaus mehr Nachrichten, als hier präsentiert werden können. Bei der unvermeidlichen Auswahl der Fragmente waren die folgenden Gesichtspunkte maßgeblich: Zunächst sollten die nötigsten biographischen Daten angeführt werden: Namen, Lehrer/Schüler-Beziehungen, die Liste der Schulleiter, Zeitangaben. Zweitens sollte deutlich werden, in welcher philosophischen Tradition die Stoa entstand (Zenons Lehrer!) und welche äußeren Auseinandersetzungen (insbesondere mit der Akademie) ihre weitere Entwicklung beeinflußt haben; auch die inneren Auseinanderset-
1.3.1.1 Zenon von Kition
99
99 • XCI'l<mll!1aouJ.iEvou B: Xl!'l<m!l!taCo11tvou FP I " oliv F: yoliv BP
Diogenes Laertius Vll 1-5:
Zijvrov Mvaoeou 'fl ATJJ.I.Eou, KL"tLEUS cbto Kil3tQou, 3tol..i:OJ.I.a"tOS 'Ef..I..T]VLXO'Ü ~OLVLXQS €3tOLXOUS tCJ)(.T]X6"tOS. .. . 'A3tol..l..cl>VLOS ÖE cpTJOLV 6 TiJQLOS Ö"tL ... ~v ... J.I.EAaYXQO>S ... (2) ALTJXOUCJE öE, xath13tEQ 3tQOELQTJ"taL (VI 105, vide infra n. 104), KQcl"tTJ"tOS. El"ta xat l:,;CI..3trovos cixoüoai: cpaoLv s a'Ü"tov xat EEvoxQa"tOus hTJ öexa, d>s TLJ.I.OXQcl"tTJS tv ,;(i> Af:rovL · äl..l..a xat Tiol..eJ.Lrovos. 'Exa,;rov öe cpTJOL xat 'A3tol..l..rovLOS 6 TilQLOS tv 3tQW"tql TIEQL Zijvrovos, XQT]CJ"tT]QLaOaJ.I.EVOU a'Ö"tO'Ü "tL 3tQcl"t"tOlV Ö.QLCJ"ta ßLroCJE"taL, Q3tOXQLVQCJt}QL "tOV t}E6V, El CJUV)(.QOl"ttl;,OL"tO "tOLS VEXQOLS' to öt}Ev ;uvev,;a ,;a ,;ö:Jv ciQxaf:rov civayLvrooxELv. ,;(j> ofiv KQa"tTJ"tL 3taQ€ßaA.E "tO'Ü"tov ,;ov "tQ63tov. 3tOQcpilQav €J.1.3tE3tOQEUJ.I.EVOS ruto "tijS ~OLVLXTJS 3tQOS "t(j> llELQaLEL tvauayT]CJEV. QVEf..t}wv Ö' Els "tCtS 'At}ijvas i'JÖTJ "tQLaXOV"tOU"tTJS txat}LCJE 3taQa "tLVa ßLßAL03tWATJV. QvayLVWCJXOV"tOS Ö' 15 txEi:vou "tO ÖEil"tEQOV ,;ö:Jv EEvocpö:Jv,;os 'A3tOJ.I.VTJJ.I.OVEUJ.La,;rov, t'tot}ELS €3tiJt}no 3tO'Ü ÖLa"tQLßOLEV ot "tOLO'Ü"tOL Ö.VÖQES. (3) E'Öxai:QO>S öe 3taQL6v,;os KQa"tTJ"tOS, 6 ßLßi..Lo3troATJS ÖEC;as a'Ö,;6v cpTJOL, ""toiJ"tq> 3taQaxol..oiJ~oov." tv"tE'Üt}Ev
102
Fragment
99
zungen sind unverkennbar, werden aber erst in Paragraph 1.3.4.1 ausdrücklich thematisiert. Schließlich wurden von den vielen überlieferten Episoden und Aussprüchen nur diejenigen zitiert, die eine lockere Beziehung zur Dialektik erkennen lassen. Wo jede solche Beziehung fehlt, ist der entsprechende Text im Rahmen dieser Fragmentsammlung entbehrlich. Wenn die Beziehung andererseits so eng ist, daß die Anekdote geradezu ein dialektisches Lehrstück darstellt, dann wurde die Geschichte aus dem biographischen Teil herausgenommen und systematisch eingeordnet (vgl. etwa Nr. 381). Im übrigen bilden die biographischen Notizen eine Folie für das, was wir über die Schriften der Stoiker zur Dialektik (siehe Abschnitt 1.3.2) sowie über die Entwicklung der stoischen Dialektik (vgl. Abschnitt 1.3.3) ausmachen können.
(Anschluß unten Nr. 104)
Zenon, Sohn des Mnaseas oder Demeas, stammte aus Kition auf [der Insel] Kypros, einer kleinen griechischen Stadt, die phönizische Ansiedler aufgenommen hatte .... Apollonios aus Tyros sagt, er sei ... von dunkler Hautfarbe gewesen ... (2) Wie schon früher vermerkt [VI 105, s.w.u. Nr. 104], war er Hörer des Krates; danach soll er auch Stilpon und Xenokrates zehn Jahre lang gehört haben, wie Timokrates in seinem ,Dion' mitteilt, dazu auch noch Polemon. Hekaton und Apollonios von Tyros im ersten Buch ,Über Zenon' berichten, er habe das Orakel befragt, was er tun solle, um zu bestmöglicher Lebensgestaltung zu gelangen, und der Gott habe darauf geantwortet, [dies Ziel sei zu erreichen,] wenn er sich in seiner Farbe den Toten angleiche. Er verstand die Bedeutung des Spruchs und studierte daraufhin die Schriften der Alten. Daß er dann an Krates herantrat, kam so: Er führte Purpur aus Phönizien ein und erlitt damit kurz vor Piräus Schiffbruch. Da ging er nach Athen hinauf und setzte sich, schon dreißig Jahre alt, bei einem Buchhändler nieder. Dieser las gerade das zweite Buch von Xenophons ,Memorabilien'. Das freute Zenon so, daß er fragte, wo solche Männer [wie der dort besprochene Sokrates] zu finden seien. (3) Ein glücklicher Zufall wollte es, daß gerade Krates vorbeikam. Der Buchhändler deutete auf ihn hin und sagte: "Schließe dich diesem Mann an." Von da 103
§ 1.3.1.1
fJxovoE 'tOÜ Kga'tT)'tO~, ä.A.A.ro~ IJ.EV Eihovo~ :rtQO~ qnA.ooo- 20 v oxEA.rov QEoiJoT)~, i. Z~vwvos aQLÖTJA.cl 'tE eo,;t xai. {LM!JEva 'Öno 1tOAAci>V, Ö'tL a'Ö'tOV 'ft ~WXQtl'tO\JS anoA.oy(a ex ci>OLVLXTJS i'JyayEv Ets 'tTJV llOLXLATJV.
102
Diogenes Laertius VIT 28:
Tcp yag ÖV'tL nav,;as 'Ö1tEQEß6.A.AE'tO ,;cp ,;' ElÖEL 'tOU'tq> xai. 't'fi OEIJVO'tTJ'tL xal. ÖTJ VTJ ä(a 't'fi !JQXQQLO'tTJ'tL. ÖX'tcO yag 1tQOS 'tOLS evEV~XOV'ta ßtoiJS ~'t'r] XQ'tEO'tQE'IjlEV, ltvooos xai. 'ÖYLTJS ÖLQ'tEAEoas. llEQOQLOS ÖE qJTJOLV 'tai:s 'Hihxai:s ox.oA.ai:s Mo xai. eßÖO!J~XOV'tQ hci>v 'tEAE\l'tTJOaL 5 a'Ö't6v, eA.ß-ti:v Ö' 'Aß-~va~E Mo xai. EtxooLV hci>v'ö Ö' 'AnoA.AcllVL6S qJT]OLV aq>T]y~oaoß-at 'tTJS OX,OATJS a'Ö,;ov hT] Ö\JOLV ÖEOV'ta t~~xov,;a. hEAEU'ta ÖT) o'Ü'tWS. ex 'tTJS OX,OATJS QnLcOV 1tQOOE1t'taLOE xai. 'tOV ÖtlX't\JAOV 1tEQLEQQTJ~E. na(oas ÖE 'tTJV yfJv 't'fi X,ELQL, q>TJOL ,;o ex 'tTJS N t6ßTJS. 10 ~QX.O!JaL. 'tL !J' a'ÖELS; xai. nagax_QfJ!Ja hEAEU'tTJOEV, anonv(~as tau,;6v.
ev
103
102 1 ÖIUQ&Jlci:U.to) -eJla4to Suda (v. frgm. 103,13) I' 'T]ß-Ei:oa llOLXLATJ exA.~ß-TJ. !Jaß-T]'tTJS ÖE 5 ~v KQtl'tTJ'tOS ,;oii Kwtxoii, tha lloAE!JWVOS 'toii 'Aß-'1vai:ou. hEAEU'tTJOE ÖE hci>v G' aq>EÄ.rov txaO'tO'tE 'tTJS 'tQOIJl~S, ~WS Q'tOVL~ ÖLEq>ß-tlQTJ. ex_g~oß-'1 ÖE a'Ö'tcp nuvß-aVO!JEVq> 1tEQL ßtou 0\JYX,QW'tL~Eoß-at 'tOLS VEXQOLS, Ö1tEQ ~V 'tOLS agx_a(OLS Öta 'tOOV ßtßALWV•... 1\X!Ja~EV ent 'Av'tty6VO\J 10 'tOii fova'tä, eni. 'tTJS x' xai. Q' 'OA\J!JnLtlÖOS.... qJLAOOOq>(av XaLVTJV yag O'Ü'tOS eq>LA006q>EL. 'tcp yaQ ÖV'tL 1ttlV'tQS 'ÖnEQEßaA.t,;o ,;cp 'tE Etöu xai. OEIJVO'tTJ'tL xat viJ ä(a !JQXQQLO'tTJ'tL. xai. ÖT) TJ' 1tQOS 'tOLS c;' ßtOUS hT] XQ'tEO'tQE'IjlEV ltvooos xai. ilytiJS öta'tEÄ.Eoas. 15
106
Fragment
101-103
Und was Zenon angeht, ist ganz deutlich und von vielen besungen worden, daß ihn die Apologie des Sokrates aus Phönizien in die bunte Halle geführt hat.
Denn in der Tat übertraf er alle in dieser seiner [scil. enthaltsamen] Art sowie in seinem würdevollen Anstand und, beim Zeus, auch in seinem Glück; denn er starb im Alter von 98 Jahren und hat [dieses lange Leben] frei von Krankheit und bei guter Gesundheit verbracht. Persaios sagt freilich in seinen ethischen Vorträgen, er sei im Alter von 72 Jahren gestorben und als 22jähriger nach Athen gekommen; indes teilt Apollonios mit, er sei 58 Jahre lang Leiter seiner Schule gewesen. Sein Tod erfolgte so: Beim Verlassen der Schule stolperte er und brach sich den Finger. Da schlug er mit der Hand auf die Erde, zitierte dazu aus der ,Niobe' [des Timotheos (Frgm. 787 Page)] den Vers: "Ich komme schon; was rufst du mich?", und alsbald erwürgte er sich und starb.
Zenon, Sohn des Mnaseas oder des Demeas, aus Kition (Kition ist eine Stadt auf Kypros), Philosoph; er gründete die stoische Schule. Mit Beinamen wurde er auch selbst ,der Stoiker' genannt, weil er in Athen in der Stoa (Halle) unterrichtete, die vormals ,Peisianax-Halle' hieß, später ausgemalt worden war und dann ,die bemalte Halle' hieß. Er war ein Schüler des Kynikers Krates, danach des Atheners Polemon. Er starb im Alter von 90 Jahren dadurch, daß er sich dauernd die Nahrung versagte, bis er vor Schwäche entschlief. Als er das Orakel über das Leben befragte, erhielt er die Antwort, er solle sich in seiner Farbe den Toten angleichen, d.h. den Alten durch die Bücher.... Er blühte zur Zeit des Antigonos Gonatas, zur Zeit der 120. Olympiade .... Er entwickelte nämlich eine neuartige Philosophie. Denn in der Tat übertraf er alle in seiner Art sowie in würdevollem Anstand und, beim Zeus, an Glück. Und er starb im Alter von 98 Jahren und hat [dieses lange Leben] frei von Krankheit und bei guter Gesundheit verbracht.
107
§ 1.3.1.1
104
Diogenes Laertius VI 105:
Kai. o'Ü'toL !J.EV ot KvvLxoi: · IJ.E'tL'teov ö' t:n:i. 'toiJ~ I:'troLxoil~, t]OLV 'I:n::n:6ßo't0~. :rtaQ' cP xai. 'tU ÖLaA.EX'tLXU tl;E:rtOV'Y]OEV. i'JÖt] ÖE :ltQOXO:Jt'tOOV etafiEL xai. :n:Qo~ IloA.e!J.rova u:n:' a't'Uq>La~. wo'tE cpaoi. A.eyeLv · txei:vov, "o'Ö A.avi}avEL~, 11> Zf]vrov, 'tai:~ Xt]:n:a(m~ :n:aQELOQEOOV MQm~ xai. 'tU ö6yJ!a'ta xA.E:n:'trov oLVLXLXÖ>~ 10 !J.E'tU!J.q>~EVVil~." xai. :rtQO~ 'tOV öei:l;av'ta ö' a'Ö'tcp ÖLaA.eX'tLxov tv 'tcp i}eQi:tov'tL A.Oyc:p e:n:'tu öLaA.EX'tLxu~ töea~ :n:vi}eoi}m, :n:6oa~ eto:n:Qa't'tE'taL IJ.LOi}oiJ · cixoiloav'ta öe exa't6v, ÖLaxooi:a~ a'Ö'tcp öoilvm. 'tOOO'Ü'tOV i'JoxEL q>LA.oj.L6.i}e LUV. 15
106 1
OL'tfjom, a"Üß-L; ÖE naQa KQtl.'t"l]'tL xuvCom · vuvt ÖE a'Ö'tcp Ä.EÄ.oy(ot}ro Ö'tL xat l:'t(Ä.nrov6; 'tE J.I.E'tEO)tE xat 'tWV Ä.6yrov 'tWV 'HQaXÄ.EL'tELWV. (12) tnEL 'YclQ OUJ.I.IpOL'tWV'tES na- 5 Qcl llOÄ.EJ.LWVL tq>LÄ.O'tLJ.L~ß-"I]OQV Q).).~Ä.OLS, OUJ.13tQQEÄ.aßov Et; 'tTJV 3tQOS clÄ.Ä.~Ä.ou; J.16.XTJV 6 J.I.EV 'HQ6.XÄ.EL'tOV xat l:'t(Ä.nrova Ö.J.La xat KQtl.'tTJ'ta, dlv ilno J.LEV l:'tLÄ.nrovo; tytvt'to J.LaXTJ't~S. ilno öe 'HQaxÄ.tC'tou a'Öo'tTJQ6;, xuvLxo; öe ilno KQtl.'t"l]'tOS · 6 ö' 'AQxtoCÄ.ao; 9t6q>QaO'tov toxtL xat KQ6.v- 10 'tOQa 'tOV llÄ.a'tWVLxov xat AL6ÖroQOV, tha llilQQWVa.
111
Strabo, Geogr. Xlß 1,67; C614:
'Ex ÖE 'tfiS llL'tclVTJS tO'tLV 'AQXEOLÄ.ao;, 6 tx 'tfiS 'AxaÖT)J.LLa;, Z~vrovo; 'tOii Kmfro; ouoxoÄ.aO'tTJS 3tQQcl lloÄ.EJ.LWVL.
110
Fragment
108-111
Sein (Zenons) Drang ging nach der Forschung, und zu allen Themen stellte er scharfsinnige Überlegungen an. Daher sagt denn auch Timon in den ,Sillen' dies über ihn: "Auch eine Phönizierin sah ich, eine verhätschelte alte Frau in schattigem Dunst, die begierig nach allem verlangte; ihre Reuse war aber zu feinmaschig und schwamm ihr davon; sie hatte einen Verstand, der kleiner war als die Bedeutung eines Banjo(ton)s (d.B. von ,skindapsos'?)." (16) Er (Zenon) diskutierte auch sehr sorgfältig mit dem Dialektiker Philon und studierte mit ihm; dieser wurde daher von Zenon als dem jüngeren [von beiden] nicht weniger bewundert als sein Lehrer Diodor.
Zenon, Sohn des Musaios, aus Sidon, stoischer Philosoph, Schüler Diodors, den man ,Kronos' nannte, und auch seinerseits Lehrer Zenons von Kition.
Schüler Polemons waren Arkesilaos und Zenon .... Zenon erwähne ich also, indem ich sage, daß er bei Xenokrates und danach bei Polemon studierte, daß er dagegen bei Krates dem Kynismus nachging; schließlich soll ihm angerechnet werden, daß er auch bei Stilpon teilnahm und sich die Überlegungen Heraklits aneignete. (12) Da sie nämlich während ihres gemeinsamen Studiums bei Polemon sich in einem ehrgeizigen Wettstreit miteinander befanden, gerieten sie untereinander in Streit: Der eine nahm Partei für Heraklit, Stilpon und Krates, indem er durch Stilpon kämpferisch, durch Heraklit streng und durch Krates ein Kyniker wurde; Arkesilaos hingegen hielt es mit Theophrast, mit dem Platoniker Krantor, mit Diodor und schließlich mit Pyrrhon.
Aus Pitane stammt Arkesilaos, der Akademiker und Mitschüler Zenons von Kition bei Polemon. 111
§ 1.3.1.1
112
Cicero, Acad. post. I 9,34sq.:
Iam Polemonem audiverant assidue Zeno et Areesilas. sed Zeno, euro Arcesilam anteiret aetate valdeque subtiliter dissereret et peraeute moveretur, eorrigere eonatus est diseiplinam.
113
Cicero, De fin. bon. et mal. IV 2,3:
... ut non esset eausa Zenoni, euro Polemonem audisset, eur ab eo ipso et a superioribus dissideret.
114
Eusebius, Praep. evang. XIV 6,9-13 (ex Numenio):
aLaO"tclV"tE~ Ö' o-öv EL~ "tO cpaVEQOV ~ßai..A.ov cillt1A.ov~
114 • d1voibv BI : d1voii'l ON 1' 0 tltOi1JV !pLAOOO!pWV, "AE"{EL~," El:n:E, "t:CLA'f}frij. ÖEL j.tEV"tOL xat "tel~ oul..l..aßel~ a'Öt:c:i>v ßQaxda~ Elvm, Et öuvat:6v." ... ÖELV Ö' f!p'f} t:6V
tov xaßijxov ci>vofLaxevm xai. A.Oyov 15 ltEQL a'ÖtO'Ü ltEltOLTJXEVQL.
117
Diogenes Laertius VII 25sq.:
Tm!\; ß' 'Hm6Öo'U crtLJCO'U\; fLEtayQcicpELV oiltw · XELVO\; fLEV ltaVciQLOto\; Ö\; E'Ö ELlt6VtL lttßTJtm, ~crßÄ.o\; ö' a'Ö xäxEtvo\; Ö\; a'Öto\; ltavta voijcrn. (26) XQELttOVa yaQ EtVaL tOV QXO'ÜOQL xaÄ.Ö>\; Ö'UVclfLEVOV to Ä.EYOfLEVov xai. XQijcrßm ailtcp toil ÖL' a'Ötoil to ltä.v O'UVVOijcravtO\;. tcp fLEV yaQ Elvm fLOVOV to O'UVELVaL, tcp Ö' E'Ö ltELOßEVtL ltQOOELVQL XQL tytV ltQÖ.f;LV.
s
Bei Hesiod, Op. et D. 293sq., lauten die Verse: "Der beste von allen ist wohl der, der alles selbst bedenkt; edel ist aber auch der, der gutem Rat folgt."
1.3.1.2 Über die stoische Schultradition
118
Eusebius, Praep. evang. XV 13,6-9:
... fLEtaßTJOOfLEßa xai. ~lti. tytV tÖ>V ~tO>LXÖ>V QLQEOLV. (7) ~O>XQcltO'U\; tOLV'UV QXO'UOtyt\; ~YEVEtO 'AvtLOßEVTJ\;.... (8) tou'to'U öe äxo'Ucrtfts, yeyovE ßLOyEVTJ\; ö Kuwv. . .. toutov KQcitTJ\; ÖLEöE!;ato · KQcitTJ'tO\; ÖE ~yevno Zijvwv ö KmEu\;, ö tij\; tci>v ~tO>Lxci>v cpLÄ.ocr6cpwv ai.QEOEO>\; xatacrta\; äQXTJYO\;. (9) Zijvwva ÖE KÄ.EavßTJ\; ÖLEÖE!;ato, Ki..EavßTJv öt XQuOLltltO\;, toiltov öt Zijvwv hEQO\; xai. oi. xaßE!;ij\;. i..Eyovtm ö' o'ÜtoL ltaVtE\; ÖLacpEQOVtO>\; xai. ßi:o'U OtEQQO'Ü XQL ÖLaÄ.EXtLXij\; ~ltLfLEÄ.TJßijVaL. Was hier den Anschluß der Stoa an die Kyniker angeht, so findet man ihn auch im nächsten Text und in Nr. 121. Er ist schon wegen der vielseitigen Ausbildung Zenons einseitig und mit der gleichzeitig hervorgehobenen Vorliebe der Stoiker flir die Dialektik kaum verträglich (vgl. unten Nr. 138). Doch folgt er (1) im allgemeinen dem Bedürfnis späterer Philosophiegeschichtsschreiber, sämtliche Philosophen geistesgeschichtlich nach dem hellenistischen System der Schulfolgen anzuordnen und entsprechende Diadochenlisten aufzustellen; die erste Liste dieser Art wurde schon um 200 v.Chr. angelegt, ist bei Diegenes Laertios überliefert und wird in Nr. 121 auszugsweise zitiert. Um die Stoiker entsprechend diesem Schema einzuordnen und sie trotz der damit verbundenen Einseitigkeiten in die Tradition der Kyniker zu stellen, gab es (2) spezielle Anhalts-
117 l ll&ivo~) o!ito~ codd. Hcsiodi et scholia ad locum I lt!lhttlll F"P": lt&ilhjtal BF,.P"'I' aöto~ BP: a6tm F: a6tq:, aut aÖti/1 codd. Hesiodi et scholia I voft..EO.vt}TJ~. xat 'tOU'tO'U XQilOL:rt:rto~ QXQOci>J.I.EVO~ 'tTJV 6JA.OLQV äyroyiJv J.I.E'tEATJA'Ut}E. 'tO'Ü ÖE ALoyEVTJ~ 6 Baßu>..rovLo~ äxQoa'tT)~ yEyovro~ 'Av'tL:rtt'i'tQO'U xa~yTJ'tTJ~ yf.yovE. 'tOU'tou ÖE IIooELÖrovLo~ f)xQOä'to.
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120
Strabo, Geogr. XIII 1,57; C610:
'H "Aooo~ .. . tv'tE'Üt}Ev f)v K>..Eav~~. 6 l:'troLxo~ q>LMoocpo~ 6 ÖLaöE;aJ.tEVO~ 'tTJV Zi)vrovo~ 'tO'Ü KL'tLEro~ o:x,o>..i)v, xa'taAL:rtrov ÖE XQuol::rt:rtcp 'tl'p l:o>..EL.
121
Diogenes Laertius I 13-15:
«L>..ooocpl:a~ ÖE Mo yEy6vaoLv äQ:x,ai:, i') 'tE ä:rto 'Ava;L-
J.tt'iVÖQou xal. 'ft ä:rto IIut}ay6Qou· 'to'Ü J.I.EV ea>..o'Ü ÖLaXTJIIut}ay6QO'U ÖE «EQEXUÖTJ~ xa~yi)oa'to. xal. txa>..Et'to 'ft J.I.EV 'IrovLxi), Ö'tL Sa>..i')~ "Irov (bv, ML>..i)OLo~ yt'iQ, xat}TJyiJoa'tO 'Ava;LJ.tt'iVÖQO'U' 'ft ÖE 'haALXTJ ä:rto IIut}ay6Qou, Ö'tL 'tel :rtAELO'ta xa'tel 'tTJV 'l'ta>..i:av tcpLAOo6cpTJOEV. (14) xa'ta>..i)yEL ÖE 'ft J.I.EV Et~ KAEL'tOJ.ta:x.ov xat XQilOL:rt:rtov xal. 9E6cpQao'tov {'ft 'IrovLxi)}' 'ft ÖE 'l'taALXTJ Et~ 'E:rtLXO'UQOV. 9aAO'Ü J.I.EV YelQ 'Ava;LJ.I.QVÖQO~, OU xo6'to~.
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119 1 tOV O"WXI!«tlXOV ABN: corr. Diels 1 2 tjcrcrova Elva1 xataaEtcrtEI!O~ lit B: lcr'o' i')v xataa.tm&l!'o' at A: xataaEiimEI!O~ at del. Diels I ' tT)v vix"I]V AB: et litem N I 5 tT)v) nvn AB I • 6urytvou~ AB 121 • {i) 'lmv•xit} del. Hübner
'AQ:x,f.>..ao~,
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118
oii
Fragment
119-121
Ich glaube aber, daß von den Sokratikern, die doch sehr viele waren, Antisthenes nicht weniger bedeutend als irgend ein anderer war; er hat die kynische Schule ins Leben gerufen. Dessen Anhänger war Diogenes, der ihm hinsichtlich der Lebensgewohnheiten ähnlich geworden ist. Diesen hörte Zenon von Kition, der die stoische Philosophie begründete. Dessen Gedanken übernahm Kleanthes. Bei ihm studierte Chrysipp und folgte der gleichen Spur. Dessen Hörer wiederum war Diogenes von Babylon, der der Lehrer Antipaters war. Und bei diesem studierte Poseidonios.
Assos ... Von dort kam Kleanthes, der stoische Philosoph, der die Schulleitung von Zenon aus Kition übernahm und für Chrysipp aus Soloi hinterließ.
Die Philosophie hat zwei Ausgangspunkte und beginnt einerseits mit Anaximander, andererseits mit Pythagoras; ersterer war ein Schüler des Thales, während Pythagoras seine Ausbildung bei Pherekydes erhalten hatte. Weil Thales, ein Milesier und daher ein Jonier, den Anaximander unterrichtete, hieß die eine Schule die jonische; die andere Schule hieß die italische von Pythagoras her, der während seines philosophischen Wirkens die meiste Zeit in Italien verbrachte. (14) Die erste Schule (die jonische) endigt mit Kleitomachos, Chrysipp und Theophrast, die italische Schule mit Epikur. Denn aufThales folgen nacheinander Anaximander, Anaximenes, Anaxagoras, Archelaos und Sokrates, der die Ethik einführte; auf ihn folgen die übrigen Sokratiker und Platon, der die alte Akademie gründete; auf ihn wiederum folgen Speusipp und Xenokrates, auf diesen Polemon, ... Karneades und schließlich Kleitomachos. So also stellt sich die auf Kleitomachos führende Reihe dar. (15) Die auf Chrysipp endende Sukzession sieht so aus: Auf Sokrates folgt Antisthenes, auf diesen Diogenes der Hund (Kyniker), auf diesen der Thebaner Krates und auf diesen nacheinander Zenon von Kition, Kleanthes und Chrysipp. Die Linie nach Theophrast verläuft so: Auf Platon folgt Aristoteles und auf diesen Theophrast. 119
§ 1.3.1.2
121 A
Suda s.v. Sokratis, Vol. IV p. 403sq. (n. 829) Adler:
ous öe eteyaaa'to (sc. ö l::wxea'tTJS) TIM'twva ... · xai. 'AQLO'tbt:n;ov KueTJvai:ov .. : ~'t'tLOV, KeßT)'tQ 8TJßaiov, rA.ailxwva ,A ihjvaiov, Beilawva 'HeaxAEW'tTJV. Ö!; 'tftV tQLO'tLxftv ÖLaAEX'tLxftv ela~yaye J.&E'ta E-öxA.ei:öou, TJ'Ü;T)aE öe KAELVOJ.taxos, xai. :n:oAA.v ÖL' a'Ö'tij!; tMMV'twv, ~A.TJ;Ev 10 ets· Z~vwva 'tOV KL'tLea · o{i'to!; yae ä:n;' a'Ö'toii l::'twLxi'Jv tx 'toii 't6:n:ou 'tTJV ax.oA.i'Jv rov6J.taae, yeyovros t:n;i. 'tij!; exe' 'OA.uJ.tmaöos · 'tLVES öe Beilawva o'Ö l::wxea'tous, äA.A.' E-öxA.ei:öou äxeoa'ti'Jv yQ6.q>oum · 'toil'tou öe xai. nveewv iJxeoaaa'to, äq>' o-o:n:ee ol nueewveLoL :n:eoaayoeeu6J.&EVOL · 15 'AA.xLßLaÖTJV, KQL't6ßouA.ov, ... Daß in diesem Abschnitt nicht alles seine Richtigkeit hat, erkennt man schon daran, daß das Geburtsdatum Zenans v. Kition offenbar mit dem des Chrysipp verwechselt wird. Gleichwohl ist der Text insbesondere deshalb von Interesse, weil er die Stoa nicht in die Tradition der Kyniker stellt, sondern in die der Megarischen und der Dialektischen Schule; wenn man die beiden Schulen im
122
[Lucianus], Macrob. § 19-21, Vol. I p. 78sq. MacLeod:
Z~vwv öe
ö 'tij!; l::'twLxijs q>LA.oaoq>i:as CtQXTJ'YOS öx'tro xai.
tvEV~XOV'ta' ÖV
121 A J Kl.s\VOIIUXOU A: Kl.swoalillou G I 7 fQ6l.l.ou A: fQ6Uov GI Auaaviou "cgregie Hemstcrhuis" (Adler)
q>aOLV E[OEQX,OJ.&EVOV d!; 'tftV tXXATJOLaV xai. :n:eoa:n;'tai:aav'ta ävaq>ßey;aaßm, "Tl: J.&E ßoQ:s;" xai. 'Ö:n;oO'tQE'Ijlav'ta otxaÖE xai. Ct:JtOOX,6J.tEVOV 'tQOq>ij!; 'tEAE'U'tijOaL 'tOV ßi:ov. KAeavßT)s öe ö Z~vwvos J.taßTJ'tTJS xai. ÖLaöoxos tvvea 5 xai. tvev~xov'ta o{i'to!; yeyovros hTJ q>iiJ.ta ~axev t:n:i. 'tOii X,ELA.ous xai. ... t;eA.L:n:E 'tov ßi:ov. (20) ... Xeilm:n::n:os ~v xai. Öj'ÖO~XOV'ta 'dLOj'EVTJ!; ÖE Ö l::EAE'UXEU!; ä:rto Ti:j'QLO; l::'tOlLXO!; q>LAOOOlpO!; ÖX'tro xai. Öj'ÖO~XOV'ta. lloaELÖWVLO!; 'A:rtaJ.tEU!; 'tijs l::uei:as, v6J.tcp öe 'P6öLos, q>LA6aoq>6S 'tE l'LJ.ta xai. la'to- 10 ei:as auyyeaq>eus 'teaaaea xat öyöo~xov'ta· ... (21) 'Aihjv6öweos l::avöwvos Taeaeus l::'twLx6s, ös xai. ÖLÖaaxaA.os tyevE'to Kai:aaeos l::eßaa'toii ßeoii ..• Mo xat öyöo~xoV'ta
120
Fragment
121 A-122
Zu Philosophen machte er [scil. Sokrates] Platon, ... ferner Aristipp aus Kyrene, ... Phaidon von Elis, ... Antisthenes, der die kynische Schule aufbrachte, Bukleides von Megara, der seinerseits ebenfalls eine eigene Schule gründete, welche von ihm die Megarische genannt wurde und die von dem Bukleides-Schüler Kleinomachos als die Dialektische Schule bezeichnet wurde, Xenophon, der Sohn des Gryllos, Aischines, Sohn des Lysanias aus Sphettos, Kebes von Theben, Glaukon von Athen, Bryson aus Herakleia - er führte mit Bukleides die eristische Dialektik ein, Kleinomachos vermehrte sie, und nachdem viele durch sie [scil. die Dialektische Schule] gegangen waren, endete sie bei Zenon von Kition; der nämlich bezeichnete die von ihm ausgehende Schule von dem Ort her als die Stoische; geboren war er zur Zeit der 125. Olympiade. Einige indes schreiben, Bryson sei nicht Schüler des Sokrates, sondern des Eukleides; den Bryson hörte auch Pyrrhon, von dem her die Pyrrhoneer ihren Namen erhalten haben -, Alkibiades, Kritobulos, ... Licht des modernen Erkenntnisstandes trennen will (vgl. oben S. ·LXVI), werden die Stoiker sogar vornehmlich in der Tradition der Dialektischen Schule gesehen. Welchen Anhaltspunkt es dafür in der Biographie Zenans gibt, zeigen die obigen Texte Nr. 107 und 108. Siehe auch die Bemerkungen zu Nr. 118.
Zenon, der Begründer der stoischen Philosophie, lebte 98 Jahre; man sagt, er sei in die Volksversammlung gekommen, sei dabei gestolpert und habe ausgerufen: "Warum rufst du mich?"; dann sei er nach Hause zurückgekehrt, habe sich der Nahrung enthalten und so sein Leben beendet. Kleanthes, Zenons Schüler und Nachfolger [in der Schulleitung], war 99 Jahre alt, als er ein Geschwür an der Lippe bekam und ... aus dem Leben schied. (20) ... Chrysipp wurde 81 Jahre alt; Diogenes von Seleukia am Tigris, ein stoischer Philosoph, 88 Jahre; Poseidonios aus Apameia in Syrien, durch Gesetz ein Rhodier, Philosoph und Geschichtsschreiber, 84 Jahre; ... (21) Athenodor aus Tarsos, Sohn des Sandon, ein Stoiker, der auch Lehrer des Kaisers Augustus war, .... starb im Alter von 82 Jahren .... Der Stoiker
121
§ 1.3.1.2
hTJ ~Lou~ hei..eu"tTJOEv.... Nto"troQ öe ~"troLxo~ äno TaQooü ÖLÖcioxai..o~ Ka(oaQO~ TL~EQLO'U ~"tTJ öuo xai. tvevijxov,;a.
123
1s
Plutarchus, De Stoic. repugn. 2, 1033C-E:
A'iJ"to~
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